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-- Reuters (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1000)
eingetragen von Detlef Lindenthal am 02.06.2006 um 16.28
Jede und jeder staatstreue Deutsche, 700.000 Lehrerinnen und Lehrer und 12.000.000 Schülerinnen und Schüler müssen jetzt tief verunsichert und schlechtgewissengebeutelt zusammenzucken: Denn sie alle haben in den vergangenen 10 Jahren ebenso wie ihre Vorgänger unterm Bundeskanzler, Staatsratsvorsitzenden, Alliierten Hochkommissar, Führer, Reichskanzler, Kaiser und Landesfürsten das Anrede-Sie groß geschrieben, und das auch während dieser nun knapp 10 Jahre der Reform. Kein Wunder, daß die Fehlereinsparung nicht vollständig geklappt hat, wenn alle Leute das Sie groß geschrieben haben!
Der Dank des deutschen Vaterlandes muß Reuters gelten, denn nur dank deren Wachheit konnten wir jetzt dieses grobe Vergehen gegenüber der Reform überhaupt bemerken. – Andererseits: Wenn ich Chef bei Reuters wäre, würde ich mich a.) daran erinnern, daß es in Europa Zeiten gab, wo als Nichtkombattanten getarnte feindliche Saboteure, die jenseits der Front für Schäden und Verwirrung sorgten, nach Standrecht ihr Leben auszuhauchen hatten, oder ich würde b.) dafür Sorgen, daß vor allem Redakteure eingestellt werden, die mindestens mittlere Reife haben und nicht bekifft zum Dienst kommen.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Christoph Kukulies am 31.05.2006 um 13.52
Muß man es nicht als erhebliche demokratische Schieflage ansehen, wenn ein Verfassungsgericht urteilt, daß die Rechte des Einzelnen nicht betroffen seien, wenn Staatsorgane an Schulen eine andere als die allgemein übliche Schreibweise einführen können? Hilft da vielleicht nur noch das Europäische Gericht für Menschenrechte?
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Christoph Kukulies
eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.05.2006 um 11.03
Seit zehn Jahren entfaltet die „Rechtschreibreform“ unter Milliardenkosten erhebliche Wirkungen, aber Klagen dagegen waren bisher wegen angeblicher Unerheblichkeit der Reform oder angeblich mangelnder persönlicher Betroffenheit nicht möglich. Selbst die betroffenen Schüler konnten bis zum 1.8.2005, dem Beginn der Verbindlichkeit der fehlerstrotzenden Reform, nicht aussichtreich dagegen klagen, obwohl Reformverweigerer unter ihnen dem ständigen Psychoterror der „überholt“-Markierungen ausgesetzt waren.
Das Bundesverfassungsgericht fällte 1998 eine Entscheidung, im Ergebnis zugunsten der Reform, obwohl die Klage zurückgezogen worden war, weil angeblich ein allgemeines Interesse an einer solchen bestand. Jetzt nahm das Gericht eine Klage nicht an, weil die persönliche Betroffenheit des Klägers für nicht ausreichend erachtet wurde, obwohl natürlich immer noch ein allgemeines Interesse an einer Entscheidung besteht – nämlich gerichtlich festzustellen, daß die nichtsnutzige, traditions- und literaturfeindliche Reform gegen die Interessen des Volkes verstößt und ihm Schaden zufügt.
Seit dem Volksentscheid von 1998 in Schleswig-Holstein und spätestens seit dem offiziellen Eingeständnis des Versagens durch den partiellen Rückzug vom 2. März 2006 sind die Betriebsamkeiten der Kultusminister zur Durchsetzung der Reform kein „Gemeinwohlbelang, durch den die Neuregelung verfassungsrechtlich hinreichend gerechtfertigt ist.“(BVerfGer 1998) Formaljuristisch hat das Verfassungsgericht sicherlich „Recht“, einen scheinbar nicht betroffenen Bürger mit seiner Klage zurückzuweisen. Die der deutschen Sprache und ihrer Rechtschreibung zugestandenen Rechte stehen eben weit hinter dem Naturschutzrecht zurück, in dem auch Nichtbetroffene im Wege der Verbandsklage für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen eintreten können. Dennoch fällt auf, daß die Gerichte bisher ihren vorhandenen Handlungsspielraum nicht zugunsten des Volkes genutzt haben, sondern praktisch kritiklos den Phantasieversprechungen der Ministerien gefolgt sind. Dies verwundert im Hinblick auf die politische Verbandelung der damals leitenden Richter (Limbach, Papier) nicht.
Unbedarften wird die jetzige Zurückweisung als weiterer Beweis dafür gelten, daß die Gegner der Reform völlig im Abseits sind. Tatsächlich ist es nur ein Zeichen dafür, daß die Justiz nicht für eine Auseinandersetzung mit der Minderheit der orthographischen Gesellschaftsveränderer an den Schalthebeln der Kultusbürokratie gerüstet ist. Das Positive der Nichtannahme der Klage liegt in der nochmaligen Bekräftigung, „Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die reformierte Schreibung zu verwenden; sie sind rechtlich vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ Die jetzt beschlossenen „Umsetzungsakte betreffen unmittelbar Schüler und gegebenenfalls [!] Bedienstete staatlicher Behörden, denn diese sollen dadurch zur Beachtung der von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Rechtschreibregeln verpflichtet werden.“
Damit ist die Frage, wieweit es Rechtens ist, dem Schüler „die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ zu verweigern und ihm beliebige falsche, fragwürdige und nicht allgemein anerkannte Schreibungen anzuerziehen, aber noch nicht geklärt. Dies muß zunächst auf Landesebene vorangetrieben werden. Heiter stimmt die Entscheidung des Gerichts, den jetzt als Präsident des Bundesverfassungsgerichts tätigen Hans-Jürgen Papier nicht als befangen ablehnen zu dürfen.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Christoph Kukulies am 31.05.2006 um 08.37
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
reuters 30.5.2006
Karlsruhe (Reuters) - Die Rechtschreibreform kann wie geplant am 1. August in Kraft treten.
Das Bundesverfassungsgericht wies eine Verfassungsbeschwerde samt Eilantrag gegen den Reform-Beschluss der Kultusminister als unzulässig ab. Außerhalb von Schulen und gegebenenfalls Behörden sei die Reform für niemanden verbindlich, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Beschluss. Der Kläger hatte argumentiert, durch die neuen Regeln in seinem Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung verletzt zu werden. (Az.: 1 BvR 698/06)
Die Kultusminister hatten im März eine erneute Änderung der Reform von 1996 beschlossen. Damit sollten jahrelange Streitigkeiten beseitigt werden, die nach der Reform entbrannt waren. So wurde die Groß- und Kleinschreibung sowie die Trennung von Wörtern geändert, das "Sie" als formale Anrede soll wieder groß geschrieben werden. Ab August sollen die neuen Regeln für alle Schulen in Deutschland verbindlich gelten.
Der Beschwerdeführer sei durch die geänderten Rechtschreibregeln nicht in seinem Persönlichkeitsrecht betroffen, urteilte das Gericht in seinem nur vierseitigen Beschluss. Denn außerhalb von Schulen und gegebenenfalls Behörden müsse sich niemand an die neuen Regeln halten. Daran ändere auch der Appell der Kultusministerkonferenz an alle Verlage und Publikationsorgane nichts, die neuen Regeln anzuwenden.
Ich stelle mal wieder fest, daß dieses Forum das weitaus aktuellere ist. Danke.
Warum erschien diese Meldung nicht so in der Frankfurter Allgemeinen heute morgen? Der Text in der F.A.Z. war derart negativ formuliert, daß er einem schon wieder die Laune für den Rest des Tages verderben konnte. Da hieß es, der Antragsteller habe die Gründe für die Einschränkung seiner Persönlichkeitsrechte nicht dargelegt.
Das ruft wieder mal nach einem Leserbrief.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Norbert Lindenthal am 30.05.2006 um 11.00
reuters 30.5.2006
Karlsruhe (Reuters) - Die Rechtschreibreform kann wie geplant am 1. August in Kraft treten.
Das Bundesverfassungsgericht wies eine Verfassungsbeschwerde samt Eilantrag gegen den Reform-Beschluss der Kultusminister als unzulässig ab. Außerhalb von Schulen und gegebenenfalls Behörden sei die Reform für niemanden verbindlich, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Beschluss. Der Kläger hatte argumentiert, durch die neuen Regeln in seinem Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung verletzt zu werden. (Az.: 1 BvR 698/06)
Die Kultusminister hatten im März eine erneute Änderung der Reform von 1996 beschlossen. Damit sollten jahrelange Streitigkeiten beseitigt werden, die nach der Reform entbrannt waren. So wurde die Groß- und Kleinschreibung sowie die Trennung von Wörtern geändert, das "Sie" als formale Anrede soll wieder groß geschrieben werden. Ab August sollen die neuen Regeln für alle Schulen in Deutschland verbindlich gelten.
Der Beschwerdeführer sei durch die geänderten Rechtschreibregeln nicht in seinem Persönlichkeitsrecht betroffen, urteilte das Gericht in seinem nur vierseitigen Beschluss. Denn außerhalb von Schulen und gegebenenfalls Behörden müsse sich niemand an die neuen Regeln halten. Daran ändere auch der Appell der Kultusministerkonferenz an alle Verlage und Publikationsorgane nichts, die neuen Regeln anzuwenden.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 18.08.2004 um 17.27
Autoren fordern "Österreichisch" statt "Deutsch"
Mittwoch 18 August, 2004 17:21 CET
Wien (Reuters) - Für Österreichisch als eigenständige Sprache hat sich am Mittwoch in Wien eine Gruppe von Autoren stark gemacht.
Die in Deutschland umstrittene Rechtschreibreform wollen die Anhänger von Marillen (Aprikosen), Topfen (Quark) und Faschiertem (Hackfleisch) jedoch nicht zurückgenommen sehen. Stattdessen solle sich Österreich künftig gar nicht mehr an Änderungen des deutschen Regelwerks beteiligen, sondern sein eigenes Sprachbewusstsein fördern und entwickeln, forderten sie.
Österreichisches Deutsch sei mehr als nur eine Vokabelsammlung, sagte die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz. Die Autoren sammeln Unterschriften für die Initiative, in der von der österreichischen Regierung gefordert wird, die Sprache der Österreicher auch in der Landesverfassung zu würdigen. "Die Staatssprache ist Österreichisches Deutsch oder Österreichisch in einem europäischen Kontext" solle es künftig heißen. Bislang wird als Landessprache nur Deutsch angegeben.
Der Linguist Rudolf Mohr nannte Australien als Beispiel für eine mögliche Neuregelung. Die Australier hätten bereits festgehalten, dass ihre Landessprache nicht nur englisch, sondern eben australisches Englisch sei, sagte er.
Der Autor Robert Schindel sagte, die österreichische Sprache habe sich mit ihren Besonderheiten über Jahrhunderte entwickelt und solle nicht als Dialektvariante abgetan werden. Österreich solle als souveräner Staat in der Europäischen Union mehr Anerkennung für seine Sprache einfordern - auch gegenüber Deutschland. "Trotz Schnitzler und trotz Kafka hat Deutschland noch nicht verstanden, dass es österreichisches Deutsch gibt", sagte Schindel.
Im Gegensatz zu Deutschland zeichnet sich in Österreich kein breiter Widerstand gegen die neue Rechtschreibung ab. Auch die Schweiz hatte Deutschland gedrängt, die Reform nicht mehr rückgängig zu machen.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 07.08.2004 um 15.54
Westerwelle will für Rücknahme der Rechtschreibreform kämpfen
Samstag 7. August 2004 10:11 CET
Berlin (Reuters) - In dem neu entfachten Streit um die Rechtschreibreform hat sich FDP-Chef Guido Westerwelle auf die Seite der Gegner der neuen Schreibweise gestellt.
"Die neue Rechtschreibung ist so überflüssig wie ein Kropf", sagte Westerwelle in einem vorab veröffentlichten Interview der "Welt am Sonntag". "Die kann und sollte man rückgängig machen", sagte er und fügte hinzu: "Ich werde dafür kämpfen." Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) und Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) sprachen sich dagegen in der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe) für die neue Schreibweise aus. Eine Rücknahme sei auch ein finanzielles Problem, da in den vergangenen Jahren viele Schulbücher gedruckt und verkauft worden seien, sagte Reiche.
Ausgelöst wurde die Debatte mit der Rückkehr des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und des Springer-Verlags zur alten Schreibweise. Grund für die Entscheidung seien die zunehmende Verunsicherung und die mangelnde Akzeptanz des neuen Regelwerks, erklärten die Axel Springer AG und der "Spiegel"-Verlag am Freitag in Berlin. Auch die "Süddeutsche Zeitung" kündigte an, im Grundsatz wieder die alten Regeln anzuwenden.
Der Vorstoß beider Verlage stieß auf ein geteiltesEcho. Der Burda-Verlag, bei dem das Magazin "Focus" und das Gesellschafts- Blatt "Bunte" erscheinen und der "Stern" wollen bei der neuen Rechtschreibung bleiben. Die Lehrergewerkschaft GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) wandten sich ebenfalls gegen eine Rücknahme der Reform.
Kritik kam auch von der Präsidentin der Kultusminister- Konferenz und rheinland-pfälzischen Bildungsministerin, Doris Ahnen (SPD) und ihrem Regierungschef Kurt Beck (SPD). Dagegen begrüßte der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) die Bewegung hin zur alten Rechtschreibung. Der bayerische Ministerpräsident Stoiber sagte im ZDF, ein Teil der Regeln werde wieder geändert werden müssen. Er gehe Anfang Oktober ergebnisoffen in die Diskussion der Ministerpräsidenten- Konferenz.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 20.53
Großverlage verabschieden sich von Rechtschreibreform
Freitag 6. August 2004 15:47 CET
Berlin (Reuters) - Sechs Jahre nach Einführung der Rechtschreibreform werden das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die "Bild"-Zeitung wieder zur alten Schreibweise zurückkehren.
Grund für die Entscheidung sei die zunehmende Verunsicherung und die mangelnde Akzeptanz des neuen Regelwerks, erklärten die Axel-Springer AG und der "Spiegel"-Verlag am Freitag in Berlin. Deswegen würden alle Publikationen beider Verlage so schnell wie möglich wieder zu den alten Regeln zurückkehren. Auch die "Süddeutsche Zeitung" kündigte an, im Grundsatz wieder die alte Rechtschreibung anzuwenden. Springer und der "Spiegel" appellierten an andere Verlage und die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, sich ihrem Schritt anzuschließen. Die Nachrichtenagenturen Reuters und Deutsche Presse-Agentur (dpa) erklärten, sie wollten bei den Kunden ein Meinungsbild einholen und sich dann mit den anderen deutschsprachigen Agenturen beraten. Der Aufruf traf auf ein gemischtes Echo. Die Kultusministerkonferenz kritisierte die Entscheidung der beiden Pressehäuser.
AUCH DIE "SÜDDEUTSCHE" WILL ZURÜCK ZU ALTEN REGELN
Die im August 1998 in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeführte Rechtschreibreform war von Anfang an heftig umstritten. Namhafte deutschsprachige Schriftsteller weigerten sich, in der neuen Schreibweise zu veröffentlichen, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kehrte kurz nach Start der Reform wieder zu den alten Regeln zurück. Zuletzt hatten mehrere CDU-Ministerpräsidenten gefordert, die Rechtschreibreform zurückzunehmen.
Die "Süddeutsche Zeitung" erklärte, sie werde im Grundsatz dem Beispiel von Springer und "Spiegel" folgen. Es müssten aber noch einige Detailfragen geklärt werden. Der Hamburger Bauer-Verlag, bei dem unter anderem die Jugendzeitschrift "Bravo" erscheint, begrüßte die Ankündigung von Springer und "Spiegel". "Wir würden mitmachen, wenn dies auf einer breiten Basis geschieht", sagte ein Verlagssprecher. Der Bund Deutscher Zeitungsverleger erklärte, die Entscheidung der Großverlage könne durchaus Signalwirkung haben.
Dagegen wandte sich der Burda-Verlag, bei dem das Magazin "Focus" und das Gesellschafts-Blatt "Bunte" erscheinen, gegen eine Rückkehr zu den alten Regeln. Dies würde insbesondere Jugendliche verunsichern. "Wir möchten nicht, dass der Kampf um die Rechtschreibreform auf dem Rücken der jungen Leser ausgetragen wird", sagte ein Sprecher. Auch der "Stern" will bei der neuen Rechtschreibung bleiben.
KULTUSMINISTERKONFERENZ KRITISIERT WECHSEL ZU ALTEN REGELN
Die Präsidentin der Kultusminister-Konferenz, Doris Ahnen (SPD), kritisierte die Entscheidung der Verlage, wieder zu den alten Regeln zurückzukehren. "Ich habe kein Verständnis für diesen Schritt", sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin der Nachrichtenagentur Reuters. Die Reform habe dazu beigetragen, die Zahl der Regeln zu vermindern und so den Schülern das Erlernen der Rechtschreibung zu erleichtern. Nur würden diese Bemühungen konterkariert. Dagegen begrüßte der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) die Bewegung hin zur alten Rechtschreibung. "Ich sehe mich in meiner Forderung, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, bestätigt", sagte er der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe).
eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 19.10
Großverlage verabschieden sich von Rechtschreibreform
Freitag 6 August, 2004 17:25 CET
Umstrittene Rechtschreibreform: Die "Süddeutsche Zeitung" erklärte, sie werde im Grundsatz dem Beispiel von Springer und "Spiegel", die wieder zur alten Schreibweise zurückkehren wollen, folgen. (Archivfoto: Reuters)
Berlin (Reuters) - Mit der Rückkehr des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und der Zeitungen des Springer-Verlags zur alten Schreibweise ist die Debatte über die Rechtschreibreform voll entbrannt.
Grund für die Entscheidung seien die zunehmende Verunsicherung und die mangelnde Akzeptanz des neuen Regelwerks, erklärten die Axel Springer AG und der "Spiegel"-Verlag am Freitag in Berlin. Deswegen würden alle Publikationen beider Verlage so schnell wie möglich wieder zu den alten Regeln zurückkehren. Auch die "Süddeutsche Zeitung" kündigte an, im Grundsatz wieder die alten Regeln anzuwenden. Springer und "Spiegel" appellierten an Verlage und die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen, sich ihrem Schritt anzuschließen. Die Nachrichtenagenturen Reuters und Deutsche Presse-Agentur (dpa) erklärten, sie wollten bei den Kunden ein Meinungsbild einholen und sich dann mit den anderen deutschsprachigen Agenturen beraten. Der Vorstoß beider Verlage stieß auf ein unterschiedliches Echo.
AUCH DIE "SÜDDEUTSCHE" WILL ZURÜCK ZU ALTEN REGELN
Die im August 1998 in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeführte Rechtschreibreform war von Anfang an heftig umstritten. Namhafte deutschsprachige Schriftsteller weigerten sich, in der neuen Schreibweise zu veröffentlichen, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kehrte kurz nach Start der Reform wieder zu den alten Regeln zurück. Zuletzt hatten mehrere CDU-Ministerpräsidenten gefordert, die Rechtschreibreform zurückzunehmen.
Die "Süddeutsche Zeitung" erklärte, sie werde im Grundsatz dem Beispiel von Springer und "Spiegel" folgen. Es müssten aber noch einige Detailfragen geklärt werden. Der Hamburger Bauer-Verlag, bei dem unter anderem die Jugendzeitschrift "Bravo" erscheint, begrüßte die Ankündigung von Springer und "Spiegel". "Wir würden mitmachen, wenn dies auf einer breiten Basis geschieht", sagte ein Verlagssprecher. Der Bund Deutscher Zeitungsverleger erklärte, die Entscheidung der Großverlage könne durchaus Signalwirkung haben. Die Rückkehr zu den alten Regeln erwägt nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" auch die FDP-Bundestagsfraktion. Auch der Suhrkamp-Verlag sprach sich gegen die neuen Regeln aus. Verlegerin Ulla Unseld-Berkévicz sagte der "Bild"-Zeitung, die Politik sollte die Reform schnell außer Kraft setzen.
Dagegen wandte sich der Burda-Verlag, bei dem das Magazin "Focus" und das Gesellschafts-Blatt "Bunte" erscheinen, gegen eine Rückkehr zu den alten Regeln. Dies würde insbesondere Jugendliche verunsichern. Auch der "Stern" will bei der neuen Rechtschreibung bleiben.
"Ich rechne mit einer Rückkehr zur alten Rechtschreibung", erklärte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken. Mit der Rückkehr von "Spiegel" und Springer zur alten Schreibweise sei die Reform nicht zu halten.
KULTUSMINISTERKONFERENZ KRITISIERT WECHSEL ZU ALTEN REGELN
Die Präsidentin der Kultusminister-Konferenz, Doris Ahnen (SPD), kritisierte die Entscheidung der Verlage, wieder zu den alten Regeln zurückzukehren. "Ich habe kein Verständnis für diesen Schritt", sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin der Nachrichtenagentur Reuters. Die Reform habe dazu beigetragen, die Zahl der Regeln zu vermindern und so den Schülern das Erlernen der Rechtschreibung zu erleichtern. Ahnens Regierungschef Kurt Beck (SPD) kritisierte die Entscheidung der Verlage ebenfalls. Deren Schritt habe viel mit Kampagne und wenig mit Inhalt zu tun, sage Beck dem Berliner "Tagesspiegel". Ähnlich äußerten sich auch Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Regierungschef Harald Ringstorff und die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU). Für eine Rücknahme der Reform sehe sie weder bei den Regierungschefs noch bei den Kultusministern eine Mehrheit, sagte Schavan.
Dagegen begrüßte der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) die Bewegung hin zur alten Rechtschreibung. "Ich sehe mich in meiner Forderung, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, bestätigt", sagte er der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe). Der bayerische Ministerpräsident Stoiber sagte im ZDF, ein Teil der Regeln werde wieder geändert werden müssen. Er gehe Anfang Oktober ergebnisoffen in die Diskussion der Ministerpräsidenten-Konferenz. Die Akzeptanz der Reform sei außerordentlich schlecht.
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