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-- Du sollst keine fremden Götter neben mir haben! (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1005)
eingetragen von Fritz Koch am 06.08.2004 um 20.43
König Richard der Dritte, übersetzt von August Wilhem von Schlegel
Erster Aufzug, Erste Szene, Richard, Herzog von Gloster, nachmals König Richard der Dritte, tritt auf:
"Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens
Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks;
Die Wolken all, die unser Haus bedräuten,
Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben.
Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze,
Die schart'gen Waffen hängen als Trophä'n;
Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste,
Aus furchtbarn Märschen holde Tanzmusiken."
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.08.2004 um 20.29
Rechtschreibreformkritiker, oder besser diejenigen, die sich nach der einstigen Rechtschreibung zurücksehnen, vor allem aber jene, die um das Altbewährte kämpfen, als ginge es im Falle einer Niederlage um den Untergang des Abendlandes, erscheinen engstirnig und lernunfähig, sind konservativ, mit Denkschablonen ausgestattet, letztlich fehlgeprägt.
Das sind monotheistisch angehauchte Überbleibsel einer aussterbenden Sippschaft, welche die Weiterentwicklung der lebendigen Sprache blockieren.
Das sind Menschen, die der jungen Generation Steine in den Weg legen, mit ihrem weltfremden Slogan: „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“
Hinterwäldler sind es, denn heutzutage ist Vielfalt angesagt.
Individualität, Freiheit und Liberalität sind das Maß aller Dinge.
Von wegen Mono!
Da wirkt die Umkehr, am heutigen Tag, dem 6. August 2004, recht seltsam. Eine Rückwärtsorientierung, die auf das Regelhafte, das Einheitliche, das Genormte setzt, eine Umkehr, die den Gedanken hegt, daß auch das Konservative etwas Harmonieverströmendes besitzen könnte.
Der 6. August 2004 erscheint als ein Tag des freien Gedankens; und was noch viel mehr wert ist: Es ist ein Tag angekündigter Handlung!
Rückwärtsschauend wundere ich mich ein wenig über die Geschäftigkeit der Reformbetreiber, und ich erinnere die Überrumpelungstaktik der Kultusminister.
Die Rechtschreibreform wurde bereits ab August 1996 (die Kulturlüge datiert den Termin immer erst ab 1998!) in den Schulen gelehrt. Jedoch war der Staatsstreich bereits zwei Jahre verfrüht an den Schulen gelandet!
Ausschließlich das Neue wurde ab dato (1996!) in mindestens 90 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen praktiziert.
Mit einem Male – nach einer sechswöchigen Ferien- und Erholungszeit für die Lehrer – war plötzlich die alte Rechtschreibung passé. Denn:
„Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“
Spät im Schuljahr 1996/97 waren neue Schulbücher da. Alle Neuanschaffungen waren plötzlich in Neuschrieb gehalten. Denn:
„Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“
Die Schulbüchereien wurden entrümpelt. Das in alter Rechtschreibung gehaltene Gedankengut hätte verwirren können. Viel Geld wurde in diese Umstellung investiert, denn:
„Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“
Die Zeitungen stellten 1998 um. Agenturen hatten sich stark gemacht für die Neuschreibung.
Auch da waren Götter am Werke.
Allen konnte es nicht schnell genug gehen, ein Meinungs-, ein Denk-, ein Schreib- und ein Rechtsmonopol zu errichten.
Und bezeichnenderweise hieß der Vorsitzende des BverfG-Senats, der am 14. Juli – am Jahrestag der französischen Revolution – seinen Richterspruch fällte, „Papier“.
Ein bayerischer Gott.
...
Der 6. August 2004 ist kein Tag der Abrechnung. Wer sich seither nicht bewährt hat, der kann sich nachträglich bewähren.
Wer gut war, war gut. Er sollte es bleiben, fertig!
(Deutsche Revolutionen enden ja seit jeher unvollendet, vielleicht aber kann man die Deutsche Rechtschreibung vervollkommnen ...).
Was ich nicht verstehe, ist allerdings die Tatsache, daß in dem Moment, in dem sich das Rad endgültig gedreht hat, daß in einem solchen Moment Menschen auftreten, die immer noch die Axt in der Hand halten, um eine Göttereiche umzunieten, weil sie den Slogan in sich tragen;
„Du sollst keine fremden Götter neben mir haben.“
Deutschland fehlt noch sehr viel an demokratischer Gesinnung!
Als Zeitzeuge kann ich davon berichten, wie schwer es ist, gegen Halbgötter anzukämpfen.
Deren Kampf allerdings war nicht zu gewinnen. Dieses am heutigen Tage faktisch gewordene (acht Jahre ersehnte) Glücksmoment lebte von der unumstößlichen Tatsache, die allen Halbgott-Widersachern stets Hoffnung verliehen hat:
„Sprache läßt sich nicht vergewaltigen!“
Der Triumph der Halbgötter - jener Marionetten am Grünen Tisch - war in dem Moment vorbei, als man den Menschen einfach wieder die freie Entscheidung ließ, ihren persönlichen Gott zu wählen.
Rücktritt ins Glied, Ihr Herren Reformer!
Ihr habt Euch an die falsche Parole angehängt.
Abziehbilder ward Ihr!
Und: Ein weiteres Schandmal Deutscher Geschichte!
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nos
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