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-- Die wirkungsvollste aller sprachlichen Handlungsanleitungen ist die Parole (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1084)


eingetragen von Max Nix am 26.12.2004 um 22.30

Gebt den Menschen den einfachen Gedanken, gebt ihnen irgendeine Parole, die zu 50 plus ein Prozent stimmen könnte und widersetzt Euch nicht der möglichen Stimmigkeit, könntet Ihr doch allemal auf der richtigen Seite landen, wiewohl Euer Verdienst um die Sache trotzdem „klein“ geraten würde.


eingetragen von Christian F. Langewische am 08.10.2004 um 03.54

Smile

Mir war bisher vor allem dieses Zitat von Mark Twain aus "A Connecticut Yankee in King Arthur's Court" bekannt:

"Whenever the literary German dives into a sentence, that is the last you are going to see of him till he emerges on the other side of his Atlantic with his verb in his mouth."

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Christian F. Langewische


eingetragen von Fritz Koch am 16.09.2004 um 13.33

ist absolut nicht dasselbe wie "schreiben wie man spricht". Das darf nicht verwechselt werden.

Mark Twain schreibt in "Die schreckliche deutsche Sprache":
"Nach einer kurzen Unterweisung im Alphabet weiß der Schüler schon, wie jedes deutsche Wort ausgesprochen wird, ohne fragen zu müssen, während wir in unserer (englischen) Sprache einem Schüler auf die Frage: "Was bedeutet das Wort b-o-w?" antworten müssen: "Niemand kann sagen, was es heißt, wenn es für sich allein steht; man kann es nur sagen, wenn man es im Textzusammenhang betrachtet und auf diese Weise seine Bedeutung ermittelt - ob es eine Sache ist, mit der man Pfeile abschießt, oder ein Kopfnicken oder das Vorderende eines Bootes."


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 16.09.2004 um 12.34

Mittwochs Live im DRITTEN 15.09.04
Thema: Dumm, dümmer, deutsch!
Deutsches Bildungsniveau "am Arsch"?

In der Runde: Daniel Goeudevert, Manager (Franzose)
Expressis verbis sagte er, daß die deutsche
Rechtschreibung eine der einfachsten sei; man
spreche wie man schreibt. Dagegen solle man sich mal
die französische und auch die englische Schreibung
ansehen. Da solle man mal schreiben wie man spricht - das
größte Kauderwelsch sei die Folge.
Rechtschreibreform - typisch deutsch.
Es leuchtet ein, daß diese eindeutige, klare Aussage
schnell abgeblockt wurde.

Ute Schäfer (NRW-Schulministerin) hielt natürlich
dagegen: "Die neue Rechtschreibung bleibt!"
Es wurde wieder von den immensen Kosten einer
Rückkehr gefaselt.
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Norbert Schäbler am 20.08.2004 um 20.00

... empfinde ich das bornierte Gehabe derjenigen, die eine wohlüberlegte (und nicht etwa nur „wohl überlegte“) Grundsatzentscheidung der Verlage mit billigen Worten und rufschändenden Parolen abtun.

Jutta Limbach, eine Frau, die angesichts ihrer einstigen Stellung beim höchsten bundesdeutschen Gericht entschiedenster Gegner einer Vorverurteilung sein müßte, die angesichts ihrer gegenwärtigen Funktion am Goethe-Institut höchste Sensibilität für die deutsche Sprache entwickeln sollte, leistet sich den Ausspruch: „Das ist Widerstand nach Ladenschluss!“

Bodenlose Unverschämtheit ist das, denn nichts war innerhalb der zurückliegenden acht Jahre derart hart umkämpft wie eben die Rechtschreibreform, und es waren genau jene „Limbachs“, die das Thema unter den Teppich gekehrt haben, ein Gefälligkeitsurteil abgaben, zum Steigbügelhalter der Reformbetreiber avancierten, letztlich die Presse darin bestärkten, den Reformkritikern einen Maulkorb umzuhängen.
Das heißt: Den „Ladenschluß“ haben diese „Limbachs“ selbst verordnet. Frau Limbachs Äußerung ist somit eine Infamie höchster Potenz.

Das Wort "Widerstand" hat in Deutschland im übrigen keine allzu negative Bedeutung. Wäre dereinst jener „Widerstand“ nicht gewesen, dann stünde das Nachkriegsdeutschland nicht allzu gut da in der Völkergemeinschaft.
„W i d e r s t a n d“
ist nämlich in seiner geschichtlichen Bedeutung
g l e i c h z u s e t z e n
m i t
einem Höchstmaß an
"V e r a n t w o r t u n g“.


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nos


eingetragen von Norbert Schäbler am 18.08.2004 um 21.35

Unter dem Motto, „Die wirkungsvollste aller sprachlichen Handlungsanleitungen ist die Parole“ habe ich diesen Leitfaden begonnen.
Logisch fortzuführen ist der Faden mit dem Motto „Die wirkungsvollste Entgegnung einer Parole ist eine Parole“.

Oben steht eine!
Parolen sind kurz. Die Parole wäre zu verkürzen!

Parolen fußen auf einem realen Hintergrund.
Schauen wir in südliche Länder, wie dort die „Bambinis“ geherzt werden, wie sie andererseits gefördert und gefordert werden.

Dann wird es uns noch einmal bewußt, daß Deutschland mit Kindern nichts anfangen kann, denn in Deutschland nimmt man Kinder in Geiselhaft.

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nos


eingetragen von J.-M. Wagner am 16.08.2004 um 17.11

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Klaus Eicheler
Die Aussage „zurück zur alten Rechtschreibung“ ist falsch. Es geht um einen Neustart auf der Basis der zuletzt als funktionierend bekannten Orthographie.
Das kann nicht oft genug betont werden: Es geht bei der Abkehr von der Reformschreibung eben nicht um eine bloße Rückkehr zur alten Rechtschreibung bzw. zu den alten Regeln, sondern vielmehr um eine (evolutive) Weiterentwicklung der Schriftsprache von ihrem Stand vor der Reform aus.

Außerdem lassen sich manche durch die Formulierung "Rückkehr zur alten Rechtschreibung" zur Annahme verleiten, damit sei eine Rückkehr zum Stand von 1901 gemeint (weil das das Datum der letzten Reform vor der von 1996 ist). Daß sich der Duden (und das nicht nur wegen der Zusammenlegung mit dem Buchdruckerduden) seitdem weiterentwickelt hat, wird dabei komplett ignoriert.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Norbert Schäbler am 11.08.2004 um 10.38

Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach (ehemals Präsidentin des 1. Senats des BverfG), verteidigte die neuen Regeln und kritisierte das Verhalten der Verlage als „Widerstand nach Ladenschluss“.

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nos


eingetragen von Klaus Eicheler am 10.08.2004 um 23.02

Die „neue Rechtschreibung“ konnte ruhig eingeführt werden, da ja angeblich nur wenige Promille der Wörter betroffen gewesen wären. Jetzt kann sie nicht zurückgenommen werden, weil die Schüler „die Rechtschreibung ganz von vorne“ lernen müßten.

Die „neue Rechtschreibung“ ist nur für die Schulen und Behörden verbindlich. Aber es herrscht eine Aufregung sondergleichen, wenn Unternehmen, die weder Schulen noch Behörden sind, zur bewährten Rechtschreibung zurückkehren.

Die „neue Rechtschreibung“ hat überkommene Regeln wieder eingeführt. Aber dennoch werden diejenigen, die bei der moderneren Rechtschreibung geblieben sind oder zu ihr zurückkehren, als „reaktionär“ beschimpft.

Damit bei der Einführung der „neuen Rechtschreibung“ die Kosten für Verlage nicht zu hoch werden, wurde eine Übergangsfrist eingeräumt. Bei der Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung werden diese Kosten auf einen einzigen Stichtag hochgerechnet.

Die Notwendigkeit einer einheitlichen Rechtschreibung wird allerorts betont. Aber gleichzeitig wird argumentiert, nun solle man eine weitere Variante zu der Sammlung hinzufügen. Wenn diese „Supervariante“ die Lösung ist – warum ist man in Jahrzehnten der Reformforscherei noch nicht darauf gekommen?

Niemand will eine Rechtschreibung, die starr für alle Ewigkeit gelten soll. Dieses Phantom wird aber vehement mit Schlagworten wie „Reformunfähigkeit“, „Lernunwille“ und „Altersstarrsinn“ bekämpft. Wer aber verbissen für die „neue Rechtschreibung“ eintritt, ist dagegen fortschrittlich?

Die „neue Rechtschreibung“ wäre notwendig, damit Schüler weniger Fehler machen, wurde argumentiert. Und nach einer „großzügig bemessenen“ Übergangsfrist sollten dann die Fehler fast verschwunden sein. Nachdem die Fehlerraten zumindest nicht rückläufig sind, war die Übergangszeit eben nicht lang genug?

Die „neue Rechtschreibung“ ist eine „behutsame Reform“, wurde gesagt. Nachdem trotz Behutsamkeit offenes Durcheinander herrscht, ist die Reform auf einmal eben nicht weit genug gegangen, weil sie Dinge wie die Kleinschreibung ausgespart hat.

Herzzerreißende Schilderungen über den Leidensweg, die „neue Rechtschreibung“ wenigstens halbwegs zu erlernen, werden vorgebracht. An den einfachsten Schritt, nämlich dem Leiden ein Ende zu setzen – darauf kam anscheinend noch niemand.

Die Aussage „zurück zur alten Rechtschreibung“ ist falsch. Es geht um einen Neustart auf der Basis der zuletzt als funktionierend bekannten Orthographie.

(Auch im SZ-Forum zu finden)
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Klaus Eicheler


eingetragen von Norbert Schäbler am 10.08.2004 um 12.57

(Allons enfants ...)

10. August 1792: Sturm auf die Tuilerien. In der Folge werden 1600 Revolutionsgegner umgebracht; ab Dezember wird auch dem König der Prozeß gemacht.

Das geschichtliche Ereignis birgt Dramatik. In einer Pattsituation gelingt es den Strategen des bürgerlichen Lagers, die Masse zu mobilisieren, so daß sie wie ein wildgewordenes Tierrudel durch die Lande zieht und Schrecken verbreitet. Eine Parole hat dabei den Unterschied zwischen Mensch und Tier weggewischt.

Keinesfalls strebe ich mit der Erinnerung an diesen Tag revolutionäre Verhältnisse an, sondern ich möchte dem Wesen der Parole auf die Spur kommen und diese unselige Allianz von Parole und späterem Erfolg verstehen lernen.
Warum greifen Machthaber selbst im 21. Jahrhundert immer noch zur Parole, um Menschen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren?
Warum gibt es im Zeitalter der grenzenlosen Informationsmöglichkeiten nicht so etwas ähnliches wie einen Ethikrat, der die Faktoren "Lüge" und "Gefahr" aus der Parole herausschält?

In Zusammenhang mit der Rechtschreibreform setzten die Reformbetreiber von allem Anfang an auf die Parole. Wider besseres Wissen wurden Behauptungen in die Welt gesetzt, die trotz eindeutiger Widerlegung, nach wie vor am Leben erhalten werden. Als da sind:
· die Lüge von der Vereinheitlichung
· die Lüge von der Vereinfachung
· die Lüge von der Überalterung eines Systems
· die Lüge von einer Reform im Jahre 1901/02
· die Lüge von der Schreibgewohnheit der Klassiker
· die Lüge von der schlafenden Sprachgemeinschaft
· die Lüge von den armen Kindern
· die Lüge von den Umstellungskosten
· ...

Kann man hierzulande nicht mit Wahrheiten argumentieren?
Scheinbar nicht.
Auch dagegen haben die Reformbetreiber eine Parole entworfen:
„Zu spät!“


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nos


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