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eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2023 um 08.24

DEUTSCHE SPRACHWELT – Ausgabe 91 – Frühling 2023

Unter anderem: Thomas Paulwitz: Gendern: Jetzt spricht das Volk (Volksabstimmungen) / Leipziger Buchmesse ohne Genderei! / Otto Thoenißen: Wider die anmacherische Duzerei / „Chat GPT“ – Gespräch mit einem Text-Automaten / Andreas Raffeiner: Gespräch mit Margareth Lun über die deutsche Sprache in Südtirol / Andreas Raffeiner: Bericht aus Bozen: Schützenverein schützt deutsche Ortsnamen / Klaus Däßler: Das Märchen von der Neuronalen Künstlichen Intelligenz / Deutsch – eine Liebeserklärung / Knackpunkte des Genderns aus liberaler Sicht / Hartmut Heuermann: Im Multiversum der Texte / Sprachsünder: Leipziger Buchmesse / Sprachwahrer des Jahres 2022: diskriminierte deutsche Volksgruppe in Polen / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin: „Potz! Blitz!“ Meckerköppe, Firlefanz und Hampelmenschen / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien: Respekt für die Sprache – Respekt für die Menschen / Anti-Gendern-Volksbegehren in Österreich / Josef Kraus: Mit „Meshing“ zum „Schnarrheusser“? / Dagmar Schmauks: „Wir sind Eichhörner!“ / Wolfgang Hildebrandt: Mit Humor geht’s noch (Anglizismenmuffel)

https://deutsche-sprachwelt.de/druckausgaben-2023-91-bis-94/
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.01.2023 um 13.52

Kostprobe aus Seite 3:

Rominte van Thiel
Sprache zur Schnecke gemacht
Wenn Fanatiker, die den Grundkurs Biologie verpaßt haben, das Sprechen bestimmen wollen


... Jahrelang haben Gender-Professorinnen ihre geheimnisvolle Sprach-Alchemie praktiziert, um die Frauen in der Sprache sichtbarzumachen, wurde dem Volk geradezu eingehämmert, daß endlich die sprachliche Gerechtigkeit durchzusetzen ist, aber jetzt sind – im Gegensatz zur ursprünglichen Intention – die vielen anderen angeblich vorhandenen Geschlechter genauso wichtig, wodurch die Frauen sprachlich tatsächlich unsichtbar werden. Oder sollen sie sich in diesem Gekaspere aus Unterstrichen, Sternchen, Partizipien, Großbuchstaben in der Wortmitte oder erfundenen Endungen wiederfinden?

Bürgerlich oder „bürgerinlich“?
Welche Blüten das treibt, zeigte unfreiwillig eine Moderatorin bei „Phoenix“, als sie kürzlich von „Sachverständigen und Sachverständigedeginnen“ sprach, sich laut vergewissernd, daß das eine Pluralform sei. Da müssen die Moderatorinnen noch viel üben, wenn sie eines Tages vielleicht neue Wortlisten beherzigen müssen. Um willkürlich Beispiele zu nennen: Führerschein, Wählerverzeichnis, Bücherwurm, Patientenzufriedenheit, Kundenwünsche, Seebär, Landratte (dazu gehört dann der Landratterich) Putzerfisch, Lastesel, Charakterkopf, Roßtäuscher, Wetterhahn, Hexenmeister, Smutje, Wendehals.

Adjektive, die von einem grammatischen Maskulinum abgeleitet sind, lassen sich nach den bisher geltenden Regeln der deutschen Sprache schlichtweg nicht genderisch verunstalten, zum Beispiel: malerische Landschaft, künstlerisch, zeichnerisch, göttlich, dichterische Freiheit, bürgerliche Tugenden, ärztliche Kunst, kommunistisches oder faschistisches Regime. Diese Wörterliste ließe sich bis ins Unendliche erweitern. Bitte alles geschlechtergerecht umformulieren! Mit der Arbeit sind dann weitere 200 Genderprofessuren gesichert...

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.11.2022 um 16.51

Kostprobe von der Titelseite:

Jetzt kommen die Neopronomen

Der Genderstern war erst der Anfang: „dey“, „nin“ und „xier“ stehen vor der Tür


Von Thomas Paulwitz

... Auch die Deutsche Telekom empfiehlt jetzt Neopronomen. Dafür hat sie sich das Neopronomen „nin“ ausgesucht. Im neuen Transgender-Handbuch des Unternehmens steht als Beispielsatz: „Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition. Nin arbeitet gerne mit nimsem Team zusammen. Raheem zeigt bei der Arbeit gern nimse Persönlichkeit.“

Mitarbeiter der Telekom sollten das Handbuch genau lesen und vorsichtig sein, wenn sie die Neopronomen „nin“, „nimse“, „nimsem“ nicht verwenden wollen. Das Unternehmen hat nämlich einen „Meldeprozess eingerichtet“, bei dem „jegliche Art der Diskriminierung an das Bedrohungsmanagement gemeldet werden“ kann. Es grüßt der Blockwart...

... Pressesprecherin Michaela Schwinge ... „Telekom empfiehlt keine Neopronomen“. Sie empfehle, „Menschen so anzusprechen, wie sie angesprochen werden möchten.“ Ein Kritiker nahm sie daraufhin beim Wort: „Ich möchte gerne mit ,Ihre Durchlaucht‘ angeredet werden!“ Dem kam Schwinge tatsächlich nach und redete den Kunden mit „Ihre Durchlaucht“ an...

Bestellseite für die Druckausgabe (12 Seiten):

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2022 um 12.29

Gegenderte Texte stören laut einer aktuellen Umfrage
93,8 Prozent der Leser der Ostsee-Zeitung.


Deutsche Sprachwelt 10.5.2022 ... Umfrage


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2022 um 06.37

DEUTSCHE SPRACHWELT – Ausgabe 87 – Frühling 2022

Unter anderem:

Thomas Paulwitz: Der Schlüssel zum Frieden / Der „Mohrenkopf“ ist nur der Anfang: Wie die Regierung unsere Sprache und unser Denken „dekolonisieren“ will / ZDF diffamiert Kinderlieder als „rassistisch“ / Deutsche Bahn beleidigt Kunden, der Gendern kritisiert / Kulturpreis Deutsche Sprache unter Druck / Jürgen-Moll-Preis für Michael Andrick / Rominte van Thiel: Wenn „russisch“ zum Schimpfwort wird / Hartmut Heuermann: Begriffsverwirrung um Rasse, Ethnie, Volk, Nation / Thomas Paulwitz: Duden: mit Zeitgeist „geboostert“/ Warum Journalisten gendern / Rettet Grimms Märchenwald! / Berger vor Hallervorden und Heidenreich: die Sprachwahrer des Jahres 2021 / Sprachsünder SPD, CDU, FDP Bremerhaven: Die Umfaller*innen / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin: Rostflecke der Geschichte im Stadtplan / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien: Fingerspitzengefühl und Schnackerldeutsch / Klemens Weilandt: Präsensunterricht im Präsenzunterricht! / Wolfgang Hildebrandt: Sprache im Switsch-Kasten (Anglizismenmuffel)

https://deutsche-sprachwelt.de/druckausgaben-2022-87-bis-90/https://deutsche-sprachwelt.de/druckausgaben-2022-87-bis-90/


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2022 um 16.46

Deutsche Sprachwelt
@Sprachwelt
· 22. Febr. 2022

Alle feierten gestern den Welttag der #Muttersprache. Nur die deutsche Botschaft in Bangkok nicht. Sie feierte den Tag der „Elter-1-Sprache“. Nach Protesten löschte die Botschaft den Eintrag auf Facebook. #Gendern



eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.10.2021 um 10.44

Im Mittelpunkt der Nummer 85 stehen Reden von Josef Kraus und Peter Hahne, die Genderfrage und erste Ergebnisse einer neuen Befragung zur deutschen Sprache. Lesen Sie dazu unter anderem: Thomas Paulwitz: Die Gender-Regierung naht / Josef Kraus: Seid widerspenstig! Laudatio für Reiner Kunze / Rede zur deutschen Sprache von Peter Hahne / Wie denkt Deutschland über die deutsche Sprache? Erste Ergebnisse der repräsentativen INSA-Umfrage zur deutschen Sprache / Kommt „Schwarzfahren“ von jiddisch „shvarts“? / Hartmut Heuermann: Ein verunglückter Zensurversuch / ARD und ZDF beachten ihre eigenen Gender-Umfragen nicht / Zum Buch „Der deutsche Untertan: Vom Denken entwöhnt“ von Josef Kraus / Thomas Paulwitz: Zur politisch korrekten neuen Buchstabiertafel / Pressefreiheit in Gefahr: Facebook zensiert Sprachwelt / Sprachsünder Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Zensur historischer Bezeichnungen / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin: Heimstatt für den bedrohten Sprachschatz der Welt / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien: Die neue sprachliche Apartheid / Thomas Paulwitz: Cathy Hummels, Melinda Gates und die Gender-Kampagne / Wolfgang Hildebrandt: „Schau mir in die Augen, Kleines“ (Anglizismenmuffel)

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.07.2021 um 04.38

Im Mittelpunkt der Nummer 84 stehen Tabuwörter, Gendern und die Bundestagswahl. Lesen Sie dazu unter anderem: Thomas Paulwitz: Freiheit statt Lust am Löschen / Klemens Weilandt: Merkels Doppelgängerinnen / Kanzler(in/nen*)kandidatin / Baerbocks Sprachschnitzer: nur aufgeregt oder doch erkrankt? / ARD pfeift Genderfanatiker zurück: Das Erste beschimpft Zuschauer und muß anschließend um Entschuldigung bitten / Auch die Nachrichtenagenturen unterwerfen sich dem Genderdiktat / Rominte van Thiel: In der Gender-Zwangsjacke / Lena Hoffmann: Bitte hört auf mit dem Genderzwang! Erfahrungen aus der Universität Wien / Guenter Knackfuss: Begegnungen auf der Sprachstraße / Von Menschen und Mensch*innen / „Rasse“ bleibt noch im Grundgesetz / Klage gegen „Audianer_innen“ / Günther Maas: Der tiefere Sinn eines Diktats / Hartmut Heuermann: Studenten oder Studierende? / Sprachsünder Lufthansa / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin: Nejer, Indjaner, Zijeuner / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien: Denken und Sprache / Karin Burkert: Zu viele T-Wörter / Wolfgang Hildebrandt: Die Sprache des Abstiegs (Anglizismenmuffel)

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In seinem Leitartikel beschreibt Thomas Paulwitz, als Parallelerscheinung zum N-Wort-Tabu, wie „Facebook“ im DSW-Auftritt die Diskussion um den Sinn des „Z-Wort-Tabus“ durch Drohungen und Löschungen unmöglich macht, weil „orwelllike“ z.B. das bekannte Wort „Zigeunerleben“ nicht mehr benutzt werden darf – obwohl die Sinti-Allianz Deutschland eine solche Zensur ablehnt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2021 um 12.17

Die neue „Sprachwelt“ steht unter den Sternzeichen des Genderwahns. Chefredakteur Thomas Paulwitz überschreibt seinen Leitartikel mit:

Stoppt den Krieg der Sterne!
„Früher hätte man darüber einfach gelacht. Heute muß man befürchten, daß es morgen im Duden steht.“ So äußerte sich jüngst auf Facebook ein Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT. Mit seiner Feststellung trifft er recht gut die gegenwärtige Gemütslage vieler Sprachfreunde. Gerade die Genderei scheint derzeit außer Rand und Band zu geraten...
Hier nur einige bemerkenswerte Beispiele aus dem Artikel:
Das Corona-Virus hat ungeahnte Auswirkungen auf die Sprache. In Rheinland-Pfalz rief die Landesmutter Marie-Luise Dreyer zum „Home-Schunkeling“ auf. „Wichtige Informationen für Bartträger und Bartträgerinnen“ verbreitete am 13. Jänner – völlig ernsthaft – die österreichische Zeitung „Der Standard“ …
Die Vorschläge zur Verwendung der y-Endung für alle Geschlechter haben wir hier schon erwähnt.
Die Sprachwissenschaft läutet bereits das Totenglöcklein für das generische Maskulinum. So läßt der Deutschlandfunk Heidrun Kämper zu Wort kommen: „Wenn die Entwicklung so weitergeht wie jetzt …, dann wird das generische Maskulinum eine historische Form werden.“ Kämper ist Sprachwissenschaftlerin und „Diversitätsbeauftragte“ am Institut für Deutsche Sprache (IDS). Dessen Direktor Henning Lobin hat im Dudenverlag das Buch „Sprachkampf“ veröffentlicht (siehe Seite 7). Mit martialischen Metaphern versucht er, die Verfechter einer deutschen Sprache, die frei von Genderideologie ist, in die rechte Ecke zu stellen. Er wähnt sich in einem „Sprachkampf“, beschimpft Genderkritiker als „Kampfverbände“ und setzt den Deutschen Bundestag als „Aufmarschgebiet“ herab.

Doch „die deutsche Sprache braucht keine Gleichschaltung des grammatischen mit dem biologischen Geschlecht.“ Das werde die deutsche Sprache ruinieren, meint Ellen Presser in der „Jüdischen Allgemeinen“. Presser leitet das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. „Wenn man von Jüdinnen und Juden, kurz Jüd*innen, sprechen muß, weil Juden als maskuliner Begriff unzulässig geworden ist, dann bekommen Leute wie ich auf neue Weise einen Stern verpaßt …“

https://deutsche-sprachwelt.de/druckausgaben-2021-83-bis-86/
Die „Jüdische Allgemeine“ hatte sich anfänglich auch der perfide erpreßten Rechtschreibreform verweigert, ist dann aber doch der verbreiteten Unterwerfungssucht der Medien gefolgt. Die übrigen Artikel der Deutschen Sprachwelt sind ebenfalls lesenswert, können aber hier aus Zeitmangel vorerst nicht näher besprochen werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.02.2021 um 05.31

Deutsche Sprachwelt
8.2.2021

Den Ortsnamen „Negernbötel“ halten Sprachwissenschaftler wie der Berliner Anglizismen-Freund Anatol Stefanowitsch für rassistisch. Namensforscher Jürgen Udolph stöhnt „Oh je, was für ein Unsinn“ und entwarnt. Der Name des schleswig-holsteinischen Ortes „Negernbötel“ stamme von der Beschreibung „zum näheren Büttel“ (Büttel = Siedlung).

Negernbötel: Kann ein Ortsname rassistisch sein?
http://www.abendblatt.de

Berliner Sprachwissenschaftler befeuert die alte Diskussion über die Frage, ob sich die Gemeinde nicht schleunigst umbenennen sollte.

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Eine vergleichbare Lautverschiebung zeigt „Dat Ruge Huus“ zu „Das Rauhe Haus“ (nach der Familie Ruge), von „rauh“ (reformkastriert „rau“).

Der inzwischen in Berlin („arm aber sexy“) tätige Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch ist uns auch sonst schon durch Verschrobenheiten aufgefallen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2019 um 12.23

Die „Deutsche Sprachwelt“ bespricht auf mehreren Seiten die Ergebnisse einer repräsentativen INSA-Umfrage zur deutschen Sprache. Wir bringen daraus von Seite 7 die gegenwärtige Bewertung der Rechtschreib„reform“:

Unbeliebte Rechtschreibreform

Der Flurschaden, den mehrere Rechtschreibreformen seit 1996 angerichtet haben, ist immer noch im Bewußtsein der Sprachgemeinschaft. Bei der Frage, welche Aspekte schädlich für die deutsche Sprache sind, kommt die Verunsicherung durch Rechtschreibreformen mit 34 Prozent auf den fünften Platz (siehe Grafik auf Seite 4).

... Das Institut für Demoskopie in Allensbach hat zwischen 1997 und 2008 immer wieder jene Frage gestellt: „Einmal ganz allgemein gefragt: Sind Sie für oder gegen die Rechtschreibreform, oder ist Ihnen das egal?“ In der letzten bekannten Erhebung von 2008 antworteten 55 Prozent „bin dagegen“, 9 Prozent „bin dafür“ und 31 Prozent „ist mir egal“. Wie ist die Stimmung elf Jahre später?

... Im November 2019 wollte das Meinungsforschungsinstitut INSA im Auftrag der Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache (TMS) wissen, wie die Befragten zu der folgenden Aussage stehen: „Die Reform der deutschen Rechtschreibung von 2006 hat viele Vorteile gebracht.“ Die Zahl der Reformgegner hat sich nicht wesentlich verringert: 50 Prozent der Befragten stimmten der These nicht zu (ohne ausländische Wurzeln sind es sogar 55 Prozent). Auch die Zahl der Unsicheren beträgt nach wie vor knapp ein Drittel: 31 Prozent antworteten entweder „weiß nicht“ oder machten keine Angabe. Lediglich 19 Prozent sind der Ansicht, daß die Rechtschreibreform von 2006 viele Vorteile gebracht hat. Rechnet man die Auslandsstämmigen („mit Migrationshintergrund“) heraus, sind es gar nur 16 Prozent. Über die Jahre hinweg hat sich das Verhältnis zur Rechtschreibreform also immer noch nicht verbesser – ein Armutszeugnis.

Besonders spannend ist selbstverständlich der Blick auf die Altersgruppe der 18- bis 29jährigen, die in der Schule fast ausschließlich die Reformschreibung gelernt haben. Immerhin 35 Prozent sind hier von den Vorteilen der Reform überzeugt. 23 Prozent stimmen nicht zu, doch die meisten – 42 Prozent – antworten „weiß nicht“ oder machen keine Angabe. Hier zeigt sich, daß es eben schwierig ist, etwas zu beurteilen, wenn man nicht beide Seiten kennt. (pau)
Wir haben hier entsprechende Umfragen aus 20 Jahren zur Rechtschreib„reform“ aufgelistet. Das Ergebnis ist, daß diese über die Schüler erpreßte Indoktrination nie die Zustimmung des Volkes besessen hat – ein erbärmliches Zeugnis für unsere führenden „demokratischen“ Kräfte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.10.2019 um 03.02

„Tag der Rechtschreibung“
Eine Aktionsgruppe will den 27. September zum Gedenktag erheben


Die Bürger Schleswig-Holsteins erreichten am 27. September 1998 mit Hilfe eines Volksentscheids, daß die bewährte Rechtschreibung zunächst beibehalten wurde. Die Landesregierung setzte sich allerdings knapp ein Jahr später über den Bürgerwillen hinweg, so daß die Reform auch im nördlichsten Bundesland eingeführt wurde. Zum Gedenken an den bürgerlichen Einsatz für die Rechtschreibung 1998 und heute fordern jetzt mehrere Aktivisten, den 27. Septembder zum „Tag der Rechtschreibung“ zu erheben.

Eine Pressemitteilung nennt als treibende Kräfte Sigrid Saxen aus Husum, Thomas Pankauke aus Soest und Dr. Gerd Schrammen aus Göttingen. Sie schreiben: „Vom nördlichsten Bundesland aus erinnern wir seit dem 27. September 2019, dem 21. Jahrestag des Volksentscheides, an den Erfolg und die demokratische Bedeutung des Bürgerwillens. Wir begründen, wie wichtig die (echte) Rechtschreibung für unsere Sprache ist, und rufen Verwender und Anbieter dazu auf, an die Öffentlichkeit zu treten, damit die Rechtschreibung wieder mehr Könner findet. Davon versprechen wir uns ein wachsendes Sprachbewußtsein mit vielfältigen Wirkungen wie der Verwendung deutscher Wörter, regelrechter und zweckmäßiger Ausdrucksweise.

Schreib- und Sprachfertigkeiten ließen nach
Als die Kultusministerkonferenz 1995 die Einführung neuer Schreibregeln an den Schulen zum Schuljahresbeginn Mitte 1996 beschlossen hatte, regte sich jahrelang großer Widerstand. „Denn die Kultusminister hatten etwas in die Welt gesetzt, dessen Auswirkungen wir schnell zu spüren bekamen und heute beklagen: die nachlassende Schreib- und Sprachfertigkeit der Schulabgänger“, heißt es in der Erklärung.

Der Staat besitze höchstens die Macht, in der Schule und der Verwaltung die Schreibregeln festzulegen. Freiwillig sei die Reformschreibung allerdings auch von vielen Buch-, Zeitschriftenverlagen und Unternehmern aller Wirtschaftsbereiche übernommen worden. Die Leistungen im Schulfach Deutsch ließen nach, und die Nachrichtensprecher verlernten ihr Deutsch, wüßten die richtige Betonung nicht mehr, weil zusammengehörende Wörter getrennt geschrieben würden, Kommas fehlten und so weiter.

Reformen der Reformen verwirrten
Der Widerstand der Sprachpraktiker gegen das 1995er Regelwerk der Sprachtheoretiker führte zur Bildung des Rates für deutsche Rechtschreibung, dem fast keine Reformgegner angehören durften. Dieser Rat habe in bisher drei Abschnitten von 2004 bis 2011 viele Schreibregeln der Reform zurückgenommen, aber leider auch Wahlmöglichkeiten zwischen alt und neu gelassen. Das Ergebnis sei eine große Verwirrung, wie richtig zu schreiben ist. Dadurch sei das Lernen wiederum beeinträchtigt worden, und die Verständlichkeit des Geschriebenen habe weiter gelitten.

Vorbereitung auf den „Tag der Rechtschreibung“
Im „Rebellenland“ Schleswig-Holstein schreiben viele Menschen noch nach den traditionellen Regeln. Dies brachte nun im Sommer einige Sprachbewegte auf den Gedanken, an die bedeutenden Vorgänge Ende der 1990er Jahre zu erinnern, besonders an den Widerstand gegen die Reform, und für die richtige Schreibung zu werben. Denn im Unterschied zur Reformschreibung verstehen sie unter Rechtschreibung die besten Regeln zum verständlichen Aufschreiben unserer Sprache. Dies leiste nur das Regelwerk, das nach der Vereinheitlichung der deutschen Schreibweisen 1901 und 1902 – Konrad Duden war daran beteiligt - im 20. Jahrhundert gereift ist. Demgegenüber sei die Reformschreibung des Jahres 1995 samt Nachbesserungen künstlich entwickelt und willkürlich eingeführt worden.

Vorbereitungen im ganzen Sprachgebiet vom Herbst dieses Jahres an sollen dazu führen, im nächsten Jahr am 27. September, dem Tag des gelungenen Volksentscheides im Jahr 1998, erstmals den Tag der Rechtschreibung zu begehen. Dieser Gedenktag für die Rechtschreibung soll das Bewußtsein für unsere hochstehende Sprache mit ihren bewährten Schreibregeln wachhalten.

Die Gruppe um Sigrid Saxen ruft also Kenner und berufliche Anwender dieses guten Deutschs dazu auf, stärker auf sich aufmerksam zu machen, „damit junge Menschen nach dem Ausbildungsende Unterstützung finden, wieder richtiges Deutsch zu lernen.“ Gesucht werden auch Verlage, die nach den bewährten Regeln drucken. Als Erkennungszeichen dieser Rechtschreibung springt das „ß“ in vielen Wörtern ins Auge. Es gehören auch die eindeutige Kommasetzung und richtige Wortbildung wie „schönreden“ neben „schön reden“ dazu.

Die Gruppe um Sigrid Saxen sucht Mitstreiter. Wer sich mit seinen Kenntnissen, Zeit und Verbindungen dieser jungen Bewegung anschließen will, melde sich bitte bei Sigrid Saxen in Husum, Fernruf und -druck 04841/82510. (dsw)

[siehe auch hier und http://www.rechtschreibdienst.de]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2019 um 06.47

„Deutsche Sprachwelt“, Ausgabe 76 Sommer 2019

Hinweise aus der Randleiste:

Flüstervolk
Josef Kraus geht der Frage nach, wie es am 70. Geburtstag des Grundgesetzes um die Meinungsfreiheit bestellt ist.
Seite 3

Vernünftelt oder verstanden?
Thorwald Poschenrieder geht zum zweiten Mal dorthin, wo die Rechtschreibung über den Zahlenformalismus hinausgeht.
Seite 4

Siegener Erklärung
Die Arbeitsgruppe „Schrift in der Schule“ fordert: Jedes Kind muß in der Schule eine verbundene Handschrift lernen!
Seiten 6 und 7

Entgrenzte Sprache
Alexander Glück ruft dazu auf, Wortschatz der Merkeljahre zu sammeln.
Seite 9

https://deutsche-sprachwelt.de/


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.01.2019 um 07.06

In der Winterausgabe der „Deutschen Sprachwelt“ steht neben dem 2. Teil meines Berichtes über Sieg und Unterwerfung der Schleswig-Holsteiner in der Rechtschreibfrage ein Artikel eines Prof. em. Ludwig Zehetner:

Neuregelung ist zum Teil zu begrüßen“.

Er gibt zwar zu, daß mit der Reform „viel Unsinniges aufs Tapet“ gebracht wurde, aber dennoch meint er, drei Punkte der „Reform“ positiv beurteilen zu müssen: 1. Silbentrennung. 2. Das Problem ss/ß. 3. Drei gleiche Konsonanten.

Allgemein ist zu sagen: Eine Reform dient dazu, einen unhaltbaren Zustand zu beseitigen. Das war bei dieser „Reform“ nicht so. Eine Gruppe fanatischer Kleinschreibgermanisten wollte zusammen mit sozialistischen Gesellschaftsveränderern und kapitalistischen Profiteuren ein Einbruchswerkzeug in die traditionelle Rechtschreibung schaffen, um doch noch die von den Kultusministern gescheute Kleinschreibung durchzusetzen. Bis dahin wurde ein Sammelsurium von Nichtigem, aber auch Unsinnigem und Traditionsverachtendem zusammengetragen, um den Anschein von Reformbedürftigkeit zu erzeugen.

Schreiben und Rechtschreiben sind Teil jeder geschichtlichen Überlieferung. Eine lesbare Rückschau soll möglichst lange möglichst jedermann ohne Befremden möglich sein. Es ist das Kennzeichen einer Kulturnation. Die Isländer können heute noch die Texte des 12. Jahrhunderts ohne Schwierigkeiten lesen, obwohl sich die Aussprache leicht gewandelt hat. Außerdem ist es der Stolz jeder Nation, alte Traditionen möglichst beizubehalten. Dafür nimmt man manche Unbequemlichkeiten in Kauf.

Die chinesische Schrift ist wohl tausendmal schwieriger zu erlernen als unsere und trotzdem haben die Chinesen sie beibehalten, wenn auch im Machtbereich Maos einiges daran verhunzt worden ist. Die japanische Rechtschreibung, teilweise ein Abkömmling der chinesischen, ist immer noch hundertmal schwieriger als die deutsche. Alle Bestrebungen, dort die lateinischen Lettern einzuführen, sind am Traditionswillen der Japaner gescheitert.

Englisch ist inzwischen weltweit verbreitet und wird wohl nie reformiert werden, obwohl die Rechtschreibung zwanzigmal regelloser ist als die deutsche. Etwas günstiger stellt sich die französische Orthographie dar, aber auch sie enthält absurde Buchstabenkomplexe.

In Anbetracht dieser hervorragenden Stellung der deutschen Rechtschreibung war es würdelos, „ohne Not“ (EX-KM Zöllner) traditionsfeindliche Änderungen vorzunehmen, die das Schriftbild befremdlich verunstalten. Das betrifft vor allem die ss/ß-Regel nach Heyse (um 1800), die extra für die „Reform“ exhumiert wurde. Sie macht laut Ex-KM‘in Johanna Wanka und eigener Untersuchung bis 95 Prozent der „Reform“ aus. Ihre Durchsetzung ist der Bruch mit einer teilweise 600jährigen Tradition im Deutschen. Vor allem macht sie das Schriftbild „hässlicher“ und unausgeglichener. Das muß jeder traditionsbewußte Deutsche ablehnen.

Trotz allen Deutungskrampfes ist das ß nun noch mehr Sonderling – weil es als ästhetische Schlußligatur entstanden ist und nie am Anfang stehen kann. Daher wird es nie ein gleichwertiger Normalbuchstabe werden. Man kann 30 Gründe gegen diese „Umfunktionierung“ finden.

Für die Greuel der schlecht entzifferbaren Dreifach-s fällt Herrn Zehetner nur die Prinzipienreiterei ein:


Auch das Aufeinandertreffen von dreimal s in Wörtern wie Missstand und Rossschweif ist eine Selbstverständlichkeit.

Da hat der Herr Professor eben einen anderen Sinn von Ästhetik und Lesefreundlichkeit. Für die nichtsnutzige Änderung von „daß“ in „dass“ kann er auch nichts anbieten, außer daß man es den Schülern leichter korrigieren kann – ein reichlich kümmerliches Ergebnis dieser Reform des Kulturbruchs und der Belästigung von 80 Millionen Deutschen.

Sie haben diese Reformbastelei zwanzig Jahre lang mehrheitlich abgelehnt, waren aber meist beruflich gezwungen, sich der Erpressung durch die Schreibheilspropheten, Politikernieten und Medien-Mafia zu unterwerfen. Ältere, die die „Reform“ zuvor noch bekämpft hatten, vollzogen unter dem Druck mitunter einen Sinneswandel – das bekannte Stockholm-Syndrom. Die indoktrinierte junge Generation kennt es nicht mehr anders – das ganze war und ist ein übles Kulturschurkenstück.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.01.2019 um 20.09

Druckausgabe

Unter anderem: Thomas Paulwitz: Politiker ringen um die Deutungshoheit in der Sprache / Abt Johannes: Deutsch als Heilige Sprache – Orthodoxe Liturgie und Sprachkultur / Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf: Zauberwort „Kopf“ / Kurt Guss: Falsche Freunde / Hartmut Heuermann: Sprachbarrieren sind Kommunikationsbarrieren sind Kulturbarrieren / Sigmar Salzburg: 20 Jahre Rechtschreibreform (2) / Ludwig Zehetner: Neuregelung ist zum Teil zu begrüßen / Verständlichkeit in der Juristensprache / Die wundervollste Sprache der Welt / Georg Bachmann: Die „dudenker“ / Die kleine Sprachwelt (Kinderseite) / Gesucht: Die Sprachwahrer des Jahres 2018 / Sprachsünder-Ecke: Rechtschreibrat – Gender-Schreibreform droht (NRW) / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien / AG Straße der deutschen Sprache in Erlangen / Bless U-2 / Wolfgang Hildebrandt: Wenn die SPD feiert (Anglizismenmuffel)

https://deutsche-sprachwelt.de/druckausgaben/druckausgaben-2018-71-bis-74/

Anmerkung: In meinem Artikel, 2. Teil, haben die Sprachreiniger wieder zugeschlagen. Meine Beschreibung der „Unterminierung des Volkswillens“ durch die Regierung finde ich aber treffender als die eingedeutschte „Untergrabung“. Das erste läßt an unterirdischen Stollenbau am Festungswerk und ans Minenlegen denken, das zweite eher an harmlose Kleingärtnerei.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.11.2018 um 11.40

Druckausgabe

[Unautorisierte Inhaltsangabe] Unter anderem: Thomas Paulwitz: Zurück zur Fibel/ Leserbriefe: u.a. Katarina Barley / Sigmar Salzburg: Als die Schleswig-Holsteiner dagegen stimmten (1)/ dsw: Der deutschen Sprache auf der Spur / Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf: Gemeinsam für Gemeinschaft / Paul-Josef Raue: Luther twittert / dsw: Sapralott! I mog di! / Heide Mende-Kurz, Dr. Albrecht Leuteritz, Timo Brunke: Laßt das geatmete Wort erklingen: Goethes Faust/ Helmut Berschim: Deutsch ist nur noch bedingt Landessprache/ Deutsch ins Grundgesetz / (Josef Kraus) Umerziehung mittels Sprache (dsw) / (Ralf Kamradek) Dem Vergessen entreißen (dsw)/ (Uwe-Karsten Plisch) Was nicht in der Bibel steht, echte Jesusworte (dsw)/ Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf: Sprachpflege im Pflegeberuf / Hartmut Heuermann: Die Last mit der „Belastbarkeit / Astrid Rußmann: 1996: So nett gemeint, Motive eines Rechtschreibreformers / Die kleine Sprachwelt (Kinderseite): Freds Abenteuer in Efvutimboe /Hartmut Heuermann: Datensalat im Netz / MfS: Mielkes schwieriges Erbe / Sprachsünder-Ecke: Schulministerin Yvonne Gebauer, NRW / Georg Bachmann: Machwerk/ Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin / Kurt Guss: Das Ende einer großen Liebe/ „dasselbe“ und „das gleiche“/ Wolfgang Hildebrandt: „Buchstabe-Yolo“ statt Scrabble?

Ausgabe 73 bestellen ...

PS: Die Sprachwahrer haben in meinem Artikel zum Volksentscheid der Schleswig-Holsteiner (Teil 1) mein „negieren“ mit „verneinen“ übersetzt, wo ich lieber „außer acht zu lassen“ gesagt hätte (Duden: bildungssprachlich: als nicht existent betrachten; ignorieren); „i.R.“ bedeutet üblicherweise „im Ruhestand“, obwohl „in Rente“ hier auch nicht falsch ist.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2018 um 10.09

Druckausgabe
Ausgabe 71 bestellen ...

Unter anderem: Thomas Paulwitz: Deutsch ins Grundgesetz! / „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch“ / Streit im Bundestag / Mahdi Akbari: Deutsch ist einfach! Eselsbrücken für Fremdsprachler (2) / Hartmut Heuermann: Wenn Sakkerbörg auf Weinstiehn trifft / Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf: Zauberwort „widmen“ / Paul-Josef Raue: Acht Regeln Luthers für Prediger und Schreiber / Hartmut Heuermann: Was heißt eigentlich „digital“? / Italien stoppt Anglisierung der Hochschulen / Klaus Däßler: Wie Künstliche Intelligenz der Muttersprache nutzen kann (2) / Josef Kraus: Neues Duden-Machwerk „Richtig gendern“ / Ungarische Studentin wird „Auslandsdeutsche des Jahres 2017“ / Die kleine Sprachwelt (Kinderseite) / Sprachwitz gewinnt: Die Sprachwahrer des Jahres 2017 / Sprachsünder-Ecke: Berliner Innensenator Andreas Geisel / Klaus Fischer: Bericht aus Berlin / Dieter Schöfnagel: Wort aus Wien / Georg Bachmann: Lügensau gestern und heute/ Dagmar Schmauks: Teekesselchen / Wolfgang Hildebrandt: Erhaschter Denglisch-Wahn (Anglizismenmuffel)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2018 um 17.36

Wenn schon, denn schon
Zum Vorschlag einer Gleichstellungsbeauftragten der Bundesregierung, im Text der Nationalhymne das Wort „brüderlich“ durch das Wort „couragiert“ zu ersetzen.

Extrem ausgrenzende Wörter wie „brüderlich“ sind zutiefst frauenfeindkich und müssen selbstverständlich getilgt werden. Nur wären dann auch „frauenfeindliche“ Werke wie Schillers „Ode an die Freude“, in der „alle Menschen ... Brüder“ werden, aus dem multikulturellen Gedächtnis zu eliminieren (einschließlich des Schlußchores aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven). Ganz zu schweigen vom frauenfeindlichsten Wort der deutschen Sprache, dem Wort „Verstand“, das es ein für allemal zu löschen gälte, denn nach dem grammatischen Geschlecht ist es ausschließlich männlich.
Reiner Kunze

Siehe auch „Deutsche Wortwelt“ auf Seite 10...
... und bei uns hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2017 um 11.16

Hamed Abdel-Samad 24. März um 08:48

... notiert bei Facebook, daß er gewählt worden sei, lt. Kulturradio des rbb:

Mi 22.03.2017 - "Sprachwahrer" Klose und Abdel-Samad

Der Fußballspieler Miroslav Klose und der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad sind als Sprachwahrer des Jahres 2016 auserkoren worden. Gewählt wurden sie von den Lesern der Zeitschrift "Deutsche Sprachwelt".

Miroslav Klose kam auf den ersten Platz . Er ist Schirmherr der "Miro Deutschen Fußballschulen" in Oberschlesien, seiner Geburtsregion. Die Schulen hätten inzwischen mehr als 300 Kinder in spielerischer Weise für Fußball und die deutsche Sprache begeistert, so die Initiatoren der Auszeichnung. Das Goethe-Institut in Krakau unterstütze dabei, heißt es.

Auf den zweiten Platz kam der aus Ägypten stammende Politikwissenschaftler und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad. "Wegen seines Eifers im Deutschlernen ist er ein leuchtendes Vorbild. Seine klaren Gedanken spiegeln sich in klarer Sprache wider", erklärten die Initiatoren. Sie lobten auch seine "mutige Islamkritik. Für die Freiheit des Wortes erduldet er sogar, sich unter Polizeischutz stellen lassen zu müssen".

kulturradio.de 22.3.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2016 um 11.01

[Bild]

Die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT hatten den nigerianischen Wirt Andrew Onuegbu zu einem der Sprachwahrer des Jahres 2015 gewählt. Nun konnte im Juni dieses Jahres Sprachwelt-Mitarbeiterin Ursula Bomba in Kiel die Urkunde übergeben. Onuegbu betreibt dort das beliebte Gasthaus „Zum Mohrenkopf“. Er unterwirft sich nicht den Vorgaben politisch korrekter Sprache, sondern nennt gerade deswegen sein Gasthaus so, weil er selbst schwarz ist: „Ich bin Mohr. Ich stehe zu meiner schwarzen Hautfarbe.“ Er fände es auch schade, wenn der „Negerkuß“ verschwände. Onuegbu freute sich sehr über die Auszeichnung. Er will die Urkunde gegenüber dem Eingang aufhängen. Onuegbu bezeichnet Nigeria als seine Heimat und Deutschland als sein Zuhause. Die Überschwemmung Deutschlands mit Anglizismen sieht er mit Sorge. (dsw)
http://www.zum-mohrenkopf.de
(DSW 64/Sommer 2016, S.12)

… und eine Meldung aus der Gegen-Welt
Ein langjähriger Mitarbeiter des Reiseveranstalters Thomas Cook orderte in der Kantine einen „Negerkuss“ – er meinte damit die beliebte Schaumzuckernachspeise mit dem Schokoüberzug. Die Mitarbeiterin, die er dafür angesprochen hatte, stammte aus Kamerun. Daraufhin kündigte der Reiseveranstalter dem Beschäftigten fristlos, weil das Unternehmen darin eine Diskriminierung sah...
arbeit-und-arbeitsrecht.de 22.7.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.10.2011 um 10.29

... ist erschienen (in anständiger Rechtschreibung).

Bemerkenswert sind zwei Beiträge von Karin Pfeiffer-Stolz: Eine Sprachglosse „Zum Teufel mit dem Teufel“ (S. 12, mit sprachrichtiger Trennung „tük-kisch“ und „Zeigestök-ke“). Auf Seite drei zum Thema Schreibschrift „Schreiben wie in Holzpantoffeln“ – ein Aufsatz, der hier schon als Dass-Deutsch-Kurzversion der „taz“ zitiert wurde.

Auf Seite 4 ein Artikel „Das Schwedische verteidigen“ von Prof. Frank-Michael Kirsch, der im Norden ähnliche Gefährdungen für die Sprache ausmacht wie bei uns. Schwedischer Oettinger ist der Pole Marian Radetzki, der dort Englisch als Muttersprache einführen will.

Zwei Seiten nimmt die Köthener Rede des Schriftstellers Ota Filip ein „Glanz, Gloria und Elend des Exils“ (ab S.6).

Auf Seite 9 „Gering an Zahl, doch sprachbewußt – Wie das kleine Volk der Lausitzer Sorben seine Sprache bewahrt“.

Dazu kommen kleinere Beiträge und Berichte, z.B. ein Antwortschreiben der Fa. Schlecker zum Werbepruch „FOR YOU. VOR ORT“.


http://www.deutsche-sprachwelt.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2011 um 08.57

Aktion zur "Rettung der Schreibschrift"

Erlangen (ots) - Zum … Tag der deutschen Sprache und anläßlich des Schulbeginns hat die DEUTSCHE SPRACHWELT die Aktion "Rettet die Schreibschrift!" ausgerufen. Die Sprachzeitung ruft dazu auf, die Schreibschrift als ein "Abbild der deutschen Sprache von hoher kultureller Bedeutung" zu erhalten und weiterhin an den Grundschulen zu lehren. Die DEUTSCHE SPRACHWELT hat daher heute gemeinsam mit anderen Vereinen wie der "Aktion Deutsche Sprache" (Hannover) eine Unterschriftenaktion begonnen. Die Unterzeichner fordern die Kultusminister dazu auf, "dafür zu sorgen, daß an den Schulen weiterhin Schreibschrift unterrichtet wird".

Außerdem verteilt die DEUTSCHE SPRACHWELT kostenlos Aufkleber mit der Aufschrift "Schreibschrift ist schön!" (Aufkleberwünsche an bestellung@deutsche-sprachwelt.de). Unterstützer der Aktion können sich auf der neuen Facebook-Seite "Für Schreibschrift" ( http://www.facebook.de/Schreibschrift ) austauschen.
Hintergrund der Aktion ist eine Neuregelung in Hamburg. Dort steht es den Grundschulen seit dem Schuljahr 2011/12 frei, ob sie die bisherige Schreibschrift oder die sogenannte "Grundschrift" unterrichten. Auch in anderen Bundesländern wie in Baden-Württemberg und Bayern erproben einzelne Schulen die "Grundschrift". Gegen diese Entwicklung wenden sich die Sprachschützer.

Mit Blick auf die Erfahrungen aus der Rechtschreibreform warnen sie die Kultusminister vor einem weiteren schulpolitischen Mißgriff. In einer Erklärung der DEUTSCHEN SPRACHWELT heißt es: "Die Grundschrift ist keine Schreibschrift! Wer die Schreibschrift abschafft, gibt nicht nur ein wertvolles Kulturgut auf, sondern behindert auch die geistige Entwicklung der Kinder." Die Schreibschrift fördere nämlich motorische Fähigkeiten, ästhetisches Bewußtsein und fließendes Denken. Wer nur eine Druckschrift lerne, schreibe in der Regel langsamer, wenig leserlich und müsse sich stärker anstrengen.

Die DEUTSCHE SPRACHWELT ließ den kostenlosen Aufkleber in fünfstelliger Auflage drucken. Den Schriftzug "Schreibschrift ist schön!" erstellte Susanne Dorendorff, die Vorsitzende des Vereins "Lesbar schreiben e.V." (Hamburg).

Presseportal 9.10.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.12.2010 um 17.06

An der Rechtschreibreform mitschuldig
Zu den Beiträgen „Kleid oder Haut? Was ist unsere Sprache?“ von Hans Joachim Meyer und „Deshalb sollte Deutsch ins Grundgesetz“ von Peter Müller in DSW 41, Seite 3 und Seite 6 und 7

Über zwei Berichte habe ich mich sehr geärgert. Ausgerechnet Hans Joachim Meyer durfte die Köthener Rede zur deutschen Sprache 2010 halten. Er war es, der als sächsischer Staatsminister maßgeblich zur Verunstaltung unserer Sprache durch die mißlungene Rechtschreibreform beigetragen hat. Damit hat er unsere Identität beschädigt. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß dieser Mann niemals auf seine Vorredner Kunze und Kraus hätte folgen dürfen! Das zweite Ärgernis ist für mich Ministerpräsident Peter Müller, der 1995 als einer der fünf CDU-Wilden (Günther Oettinger, Christoph Böhr, Roland Koch, Christian Wulff und Müller) an Innenminister Kanther mit sehr guten Argumenten appellierte, die sogenannte Rechtschreibreform nicht einzuführen. Wir haben nicht vergessen, daß vier von ihnen (nicht Böhr) als Ministerpräsidenten gegen den Willen der großen Mehrheit der Sprachgemeinschaft die Rechtschreibreform eingeführt haben. Und jetzt diese Töne!? Warum mich das so erregt? Schließlich wurde ich 1997 mit 57 Jahren als Volksschullehrerin in den vorzeitigen Ruhestand gezwungen, als Annette Schavan Kultusministerin in Baden-Württemberg war. Ich konnte es nicht mit meinem Diensteid vereinbaren, meine Viertkläßler Fehler zu lehren. Obwohl ich meine Schüler am Ende ihrer Grundschulzeit anhand der Peilschen Wörterliste mit dem ganzen Ausmaß der Neuschreibung bekanntgemacht habe, wurde mein Rücktritt erzwungen, und das vor dem offiziellen Einführungstermin der Wiener Absichtserklärung (1998).
Hilde Barth, Eningen.

In feinster Orthographie
Zum Beitrag „Kleid oder Haut? Was ist unsere Sprache?“ von Hans Joachim Meyer DSW , Seite 6 und 7

Ich erinnere mich, daß Hans Joachim Meyer, damals noch Kultusminister, Ende der 1990er Jahre erklärte, die Rechtschreibreform sei ein Test für die Reformfähigkeit der Deutschen überhaupt. Nun sehe ich, daß seine Rede in feinster unreformierter und damit undeformierter Orthographie abgedruckt ist, und frage mich natürlich: Ist er vom seither eher größer gewordenen Chaos abgerückt, oder hat er sich nur einverstanden erklärt, daß sein Text in der schönen und bestens funktionierenden klassischen Rechtschreibung in die Öffentlichkeit kommt? So oder so – für die Überwindung, die das eine wie das andere gekostet haben muß, gebührt ihm Achtung, für den Inhalt ohnehin. Daß er mit einem klaren Wort von seiner damaligen Position abgerückt wäre, ist mir nicht bekannt, aber vielleicht wäre das auch etwas zuviel verlangt.
Dr. Wolfgang Zähle, Leipzig

Deutsche Sprachwelt 42, Winter 2010/2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2010 um 10.53

Zehetmair will offenbar doch Vorsitzender des Rechtschreibrats bleiben

Eine öffentliche Diskussion über die Dauerreform scheint unerwünscht

Entgegen der in der Presse zu lesenden Ankündigung, Hans Zehetmair werde seine Amtszeit als Vorsitzender des Rechtschreibrats im Dezember dieses Jahres beenden, wird sich der ehemalige bayerische Kultusminister voraussichtlich nun doch der Wiederwahl stellen. Eine öffentliche Erklärung Zehetmairs wird für die kommenden Wochen erwartet. Das haben Nachforschungen der DEUTSCHEN SPRACHWELT ergeben. Demnach wird die Rechtschreibreform auch im Jahr 2011 unter der Führung von Zehetmair weiter nachgebessert.

„Zehetmair gibt Chefposten im Rechtschreibrat zum Jahresende ab“, hat die Netzausgabe des Münchner Merkurs am 12. Juli gemeldet und Zehetmair mit den Worten zitiert: „Sechs Jahre Opfer reichen.“ Bernd Ernemann, der „Chefredakteur Online“ des Merkurs, bestätigt unserer Zeitschrift: „Stand unserer Information ist und bleibt, daß Herr Zehetmair im Dezember sein Amt niederlegen wird.“

„Sechs Jahre Opfer reichen“ – doch nicht

Dieser Darstellung widersprechen jedoch die Geschäftsführerin des Rechtschreibrats, Kerstin Güthert, und der Pressesprecher der von Zehetmair ebenfalls geleiteten Hanns-Seidl-Stiftung, Hubertus Klingsbögl. Güthert betonte gegenüber der DEUTSCHEN SPRACHWELT, hierbei handele es sich „offenkundig um eine Fehlinformation.“ Klingsbögl antwortet unserer Zeitschrift, „daß Herr Dr. Zehetmair, auch wenn dies in der Presse zu lesen war, keineswegs erklärt hat, daß er für diese Aufgabe nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Vielmehr hat er seine Entscheidung gegenüber den Ratsmitgliedern offen gelassen.“

Bessere Ausstattung des Rechtschreibrats

Vertrauenswürdige Kreise im Rechtschreibrat sind sich allerdings sicher, daß sich Zehetmair der Wiederwahl stellt. Eine überwältigende Mehrheit im Rat habe ihn zum Weitermachen aufgefordert. Daß Zehetmair die Meldung des Münchner Merkurs bislang nicht bestreitet und noch keine offizielle Erklärung über seine Zukunft abgegeben hat, erklären sich Beobachter aus dem Umfeld des Rechtschreibrats damit, daß der Ratsvorsitzende von der Kultusministerkonferenz Zugeständnisse für eine bessere Ausstattung des Rats erreichen will. Der Rechtschreibrat verfügt zum Beispiel über keinerlei finanzielle Mittel und ist auf die Zuarbeit des Instituts für deutsche Sprache und der im Rat vertretenen Wörterbuchverlage angewiesen. Zehetmair werde nach seiner Wiederwahl allerdings keine vollständige Amtsperiode mehr dem Rat vorsitzen, heißt es.

Unerwünschte öffentliche Diskussion über Reform der Reform

Über die 2011 kommende nächste Reform der Rechtschreibreform will die Geschäftsführerin des Rechtschreibrats im übrigen keine tieferen Auskünfte geben. Zur Übermittlung der Änderungsvorschläge an die Kultusminister schreibt Güthert unserer Zeitschrift: „Ein genauer Termin für die Übergabe des Berichts an die staatlichen Stellen in Deutschland und den anderen Teilnehmerstaaten steht noch nicht fest. Sie ist für Ende des Jahres anvisiert.“ Einzelheiten will sie uns jedoch nicht verraten: „Über etwaige Änderungsvorschläge, die der Rat aus seiner Beobachtung zieht, wird wie in der Vergangenheit zu gegebener Zeit und in geeigneter Form berichtet.“ Dies entspricht der seit der letzten Reform von 2006 zu beobachtenden Handhabe, keine öffentliche Diskussion zuzulassen und die Öffentlichkeit über die geplanten weiteren Änderungen an der Reform bis zuletzt nicht zu unterrichten. Die Kultusministerkonferenz, die den Rat für deutsche Rechtschreibung eingesetzt hat, äußert sich schon seit Jahren nicht mehr und verweist bei Fragen auf den Rat. Dieser verzichtet jedoch weitgehend auf Pressekonferenzen und Presseerklärungen. Das hänge „mit der Langfristigkeit der Aufgabe zusammen, die der Rat wahrnimmt“, erklärt Güthert unserer Zeitschrift.

„Vornehmer“ Rechtschreibrat

Das weitere Vorgehen stellt Güthert gegenüber der DEUTSCHEN SPRACHWELT so dar: „Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird sich auf seiner Sitzung am 1. Oktober mit der Fertigstellung seines Berichts befassen. Inhalt des turnusmäßig zu erstellenden Berichts wird eine Darstellung über die Wahrnehmung seiner Aufgaben in den vergangenen viereinhalb Jahren sein, zu dessen vornehmsten die ständige Beobachtung der Schreibentwicklung und die wissenschaftliche Begleitung gehören.“ Wer derart vornehm ist, habe die Verbindung zum Sprachvolk längst verloren, meinen Spötter.

geschrieben von Thomas Paulwitz am 26.07.2010

Deutsche Sprachwelt 26.7.2010


eingetragen von Norbert Lindenthal am 08.06.2009 um 11.16

Deutsche Sprachwelt 5.6.2009

SOK fordert Rechtschreibmoratorium

Die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) ruft die politisch Verantwortlichen in Bund und Kantonen auf, die Rechtschreibreform am 1. August 2009 in den Schulen nicht notenwirksam werden zu lassen. Am 31. Juli 2009 geht die dreijährige Übergangsfrist, während der die herkömmlichen Schreibungen noch toleriert wurden, zu Ende.

In einer an der Frühlingstagung vom 4. Juni 2009 in Zürich einstimmig gutgeheißenen Resolution fordert die SOK ein Moratorium für Schule und Verwaltung. Das amtliche Regelwerk von 2006 und die Lehrmittel seien widersprüchlich und mit Fehlern behaftet. Alle herkömmlichen Schreibungen müßten wieder anerkannt und auf die Bevorzugung von Reformschreibungen müsse verzichtet werden.

Die Unzufriedenheit mit dem mittlerweile dritten amtlichen Regelwerk sei in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung packe die anstehenden Verbesserungen nicht zügig genug an. Zeitungen, Verlage und Verwaltungen gäben sich Hausorthographien mit ganz unterschiedlichen Schreibweisen. 2008 haben die Chefredaktorenkonferenz und der Verband Schweizer Presse beschlossen, sich die Empfehlungen der SOK (www.sok.ch) zu eigen zu machen. Die SOK sei bereit, bei einer Überarbeitung des Regelwerks 2006 für schweizerische Bedürfnisse mitzuwirken.

An der Tagung nahmen neben Sprachwissenschaftern unter anderem Chefredaktoren und Chefkorrektoren, Verleger, Lektoren und Schriftsteller, National-, Kantons- und Gemeinderäte, Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung sowie Gäste aus Deutschland und Österreich teil.

Prof. Rudolf Wachter (Universitäten Basel und Lausanne) wies in seinem Referat nach, wie die Rechtschreibreform langfristige Entwicklungstendenzen in der Groß-/Klein- und der Zusammen-/Getrenntschreibung mutwillig ignoriert oder sogar umzukehren versucht hat.

Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann machte darauf aufmerksam, daß sich die Reformer bei ihrer Argumentation teilweise um 100 Jahre und mehr geirrt hätten. Als Beleg dafür bewies er anhand eines Wörterbuchs aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, daß der Übergang von rören zu röhren nicht, wie von den Reformern behauptet, Mitte des 20., sondern schon rund 100 Jahre früher eingesetzt hat.

In einem Podium unter der Leitung von Kantonsrätin Eva Nietlispach (SG) führte Nationalrätin Kathy Riklin aus, daß ihr 2004 eingereichtes und vom Bundesrat zustimmend beantwortetes Postulat – die Möglichkeit der Bedeutungsdifferenzierung in der Zusammen- und Getrenntschreibung wieder einzuführen – nicht wunschgemäß umgesetzt worden sei. Die Autoren Gisela Widmer und Jürg Amann erzählten von den Schwierigkeiten, die die Variantenflut und die Unsicherheit selbst bei Lektoren und Korrektoren bei der Arbeit mit verschiedenen Verlagen mit sich bringt. Alt-Chefredaktor Gottlieb F. Höpli vom St. Galler Tagblatt und Suzann-Viola Renninger von den Schweizer Monatsheften berichteten von den guten Erfahrungen bei der Umstellung ihrer Medien auf die SOK-Rechtschreibung. Peter Müller von der SDA schließlich kündigte eine Rechtschreibhilfe nach SOK-Empfehlungen für Textverarbeitungsprogramme an.

In der SOK sind Vertreter der Presse, der Literatur und der Sprachwissenschaft vereinigt. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Sprachrichtigkeit und Einheitlichkeit der Rechtschreibung in Presse und Literatur zu fördern.

geschrieben von dsw am 05.06.2009


eingetragen von Norbert Lindenthal am 26.10.2008 um 19.12

Deutsche Sprachwelt 23.10.2008
auch veröffentlicht von lifepr 23.10.2008

Bertelsmann-Wahrig bestreitet Geldzahlungen an Sprachverein

Es sind keine Gelder von Wissen Media/Bertelsmann an den „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) geflossen, um diesen zur Umstellung der VDS-Mitgliederzeitschrift auf die Rechtschreibreform zu bewegen. Das erklärte jetzt Sabine Krome, Leiterin der Wahrig-Redaktion und Mitglied im „Rat für deutsche Rechtschreibung“, der am Freitag eine Sitzung abhält. Der Eindruck eines solchen Geschäfts war entstanden, nachdem aus einem Vorstandsprotokoll des VDS Einzelheiten über Verhandlungen mit Wahrig bekanntgeworden waren. Der VDS ist mit etwa je 15.000 Mitgliedern in Deutschland und im Ausland der mitgliederstärkste deutsche Sprachverein. Das Wahrig-Rechtschreibwörterbuch erscheint im „Wissen Media Verlag“, der zur Bertelsmann AG gehört. Der Bertelsmann-Konzern spielt bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform eine wichtige Rolle. In einem Schreiben an die DEUTSCHE SPRACHWELT betont Ratsmitglied Krome, daß dem VDS von Wahrig auch nicht „für die Zukunft finanzielle Zusagen irgendwelcher Art gemacht worden“ sind.

VDS erhoffte sich „handgreifliche Vorteile“ aus dem Verzicht auf die traditionelle Rechtschreibung

Entsprechende Fragen hatte das Protokoll der VDS-Vorstandssitzung vom 31. Juli dieses Jahres ausgelöst. Dort heißt es unter Punkt „4. Rechtschreibung“: „Die Gespräche mit Wahrig werden fortgeführt. Der Vorstand billigt einstimmig die bisherige Verhandlungsführung der Delegation Baer/Behland/Pogarell. Konsens, dass eine Abkehr der SN [=Sprachnachrichten, VDS-Mitgliederzeitschrift] von der traditionellen Rechtschreibung für den VDS mit handgreiflichen Vorteilen verbunden sein sollte, ansonsten bleibt alles wie es ist. Der Vorstand vertraut seiner Delegation, dass diese hier einiges herausholen wird, läßt [sic!] ihr aber ansonsten freie Hand.“ Und unter Punkt „5. Gestaltung der Sprachnachrichten“ ist zu lesen: „Eventuell Umstellung auf Magazinformat, [...] wenn, dann möglichst in einem Zug mit der Umstellung der Rechtschreibung und mit finanzieller Unterstützung von Wahrig. Dazu aber keine formelle Abstimmung. In der nächsten Nummer wird schon mal die Diskussion zur Rechtschreibung begonnen, quasi als Vorgriff auf die kommende Umstellung. Insbesondere sollen hier auch Gegenstimmen gegen den Standpunkt von Helmut Glück gewissen Raum erhalten.“ Mit Ausgabe 3/2008 stellten dann im September die „Sprachnachrichten“ von der traditionellen Rechtschreibung auf reformierte Schreibweisen um.

Wahrig erläutert die „Philosophie des VDS“ bei der Umsetzung der Rechtschreibreform

Wahrig-Redaktionsleiterin Krome erklärte, es entspreche der „Philosophie des VDS“, nach der sich „die Umsetzung der Rechtschreibregelung am allgemeinen Schreibgebrauch und an Bedeutungsdifferenzierungen orientiert, wie in der WAHRIG-Rechtschreibung“. Diese Philosophie sei „inhaltlich, nicht kommerziell begründet“. Krome zeigte Verständnis dafür, daß der VDS „es für sinnvoll hält, sich an der verbindlichen aktuellen Rechtschreibung zu orientieren“. Dabei ließ sie jedoch außer acht, daß die reformierte Rechtschreibung weder für Presseerzeugnisse noch für Sprachvereine verbindlich ist.

Wie erklärt sich der Widerspruch zwischen den Aussagen von Wahrig und den Aussagen des VDS-Protokolls, in dem die Umstellung der Rechtschreibung mit „finanzieller Unterstützung von Wahrig“ in Verbindung gebracht wird? Tatsache ist, daß es Gespräche zwischen Wahrig und dem VDS gegeben hat. Dabei hatten die Abgesandten des VDS offenbar den Eindruck gewonnen, der VDS könne von Wahrig Gelder erwarten. Vermutlich vorgreifend stellte der VDS dann auf reformierte Rechtschreibung um, ohne dafür Geld erhalten zu haben.

Rechtschreibung als Verhandlungsmasse?

Fragen bleiben also offen, und sie dürfen gestellt werden. Denn wenn sich ein Sprachverein gegenüber einem Verlag, der an der Rechtschreibreform beteiligt ist und daraus Gewinn zieht, zum Gebrauch einer bestimmten Rechtschreibung verpflichtete, womöglich gar als Gegenleistung für finanzielle Zuwendungen, gäbe er seine Unabhängigkeit auf. Zur Zeit werden die Ergebnisse der Gespräche zwischen VDS und Wahrig ausgewertet, so Krome. Es bleibt zu hoffen, daß erstens Wahrig darauf achtet, sich nicht zu fragwürdigen Geschäften verleiten zu lassen. Zweitens sollte der Vorstand des VDS eine Entscheidung treffen, die im Interesse der deutschen Sprache ist und dem Willen seiner Mitglieder entspricht. Rechtschreibung ist keine Verhandlungsmasse, sondern ein Dienst am Leser.
geschrieben von dsw am 23.10.2008


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2008 um 09.27

Die Deutsche Sprachwelt hat einen Offenen Brief von Zabel an Zehetmair veröffentlicht.

http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=527


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.02.2008 um 07.19

„Narrenfreiheit für die Kultusminister“

Am 6. Februar fällte das Verwaltungsgericht Schleswig ein neues Urteil zur Rechtschreibreform, wie die Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“, Schleswig-Holstein, berichtet. Das Gericht wies in erster Instanz die Klage einer Schülerin ab, für Wörter in traditioneller Rechtschreibung keinen Fehler angerechnet zu erhalten. Es interpretierte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1998 so, daß auch fehlerhafte Regelungen der Kultusminister unangreifbar seien. „Narrenfreiheit für die Kultusminister“ kommentierte der Vater der Schülerin das Urteil. Er will in die Revision gehen. (Klage Az.: 9 A 301/05)

Deutsche Sprachwelt 09.02.2008


eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.01.2008 um 21.28

Dies Verfahren, Politiker zu befragen (seien wir ehrlich: zu verhören), halte ich für außerordentlich wichtig und richtig. Übrigens habe ich es etliche Male vorgeschlagen, und alle Drägers und Icklers und Denks haben es nachhaltig abgelehnt.

__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.01.2008 um 19.56

Erlangen, 11. Januar 2008 – Eine große Mehrheit der Bewerber zur bevorstehenden niedersächsischen Landtagswahl will Anglizismen zurückdrängen. […]. Die ADS [Aktion Deutsche Sprache] befragte von November 2007 bis Anfang Januar 2008 insgesamt 380 Kandidaten der vier Landtagsparteien. 105 antworteten, wobei 35 Prozent der FDP-Bewerber teilnahmen. Diese waren damit auskunftsfreudiger als CDU (28%), SPD (26%) und Grüne (23%).
[Hier interessiert vor allem:] Die Rechtschreibung in der überarbeiteten Fassung von 2006 halten nur 20 Prozent der antwortenden Politiker für gelungen, eine Mehrheit lehnt sie ab, am stärksten die FDP-Bewerber (77%). Bei den SPD-Bewerbern trauen sich in dieser Frage 52 Prozent kein Urteil zu.

http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/pm-2008-01-11.shtml


eingetragen von Norbert Lindenthal am 22.06.2007 um 15.01

Deutsche Sprachwelt, 22.6.2007

Rechtschreibreform: Bürgerinitiative appelliert an den Bundespräsidenten

Die Bürgerinitiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ in Schleswig-Holstein hat sich in einem Aufruf an den Bundespräsidenten gewandt und ihn gebeten, mit seinem moralischen Gewicht gegen die Folgen der „Rechtschreibreform“ einzutreten. Deren Durchsetzung über den Hebel der Schulen sei ein Skandal in Kultur, Politik, Finanzwesen, Justiz und Demokratie. Vor allem müsse die Rechtschreibung, in der die Werke der großen deutschsprachigen Schriftsteller seit hundert und mehr Jahren allgemein verbreitet werden, auch an den Schulen wieder als richtig anerkannt werden. Unterzeichner des Aufrufs (s. Anlage) sind unter anderem der Schriftsteller Günter Kunert, die Germanisten Prof. Dr. Heinz-Günter Schmitz, Prof. Dr. Hubertus Menke und der Vorsitzende des Elternvereins Schleswig-Holstein, Dr. Ulrich Kliegis.

Im folgenden geben wir diesen Brief wieder:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrter Herr Dr. Köhler,

am Jahresende 2006 meldeten die Tageszeitungen:
Köhler: Bei Reformen nicht nachlassen.

Das griff Alexander Gauland im Rheinischen Merkur v. 18.1.2007 auf und verwies auf Ihr Ansehen, das Ihrer Forderung nach Reformen Gewicht verleiht, schrieb aber am Ende des Artikels:

„Kein Politiker, nicht Kohl, nicht Schröder oder Merkel, hat dem Reformbegriff mehr geschadet als die Betreiber der Rechtschreibreform. Hier fand statt, was Reformgegner überall vermuten: das sinnlose, hochmütige Beseitigen von Bewährtem ohne Not …“

Wir können nicht glauben, daß Sie mit „Reformen“ Betriebsamkeiten von einer derartigen Überflüssigkeit und Gemeinschädlichkeit gemeint haben könnten. Dennoch nehmen wir dies zum Anlaß, Sie noch einmal auf diesen unsäglichen Eingriff in die deutsche Schreibkultur hinzuweisen und Sie zu bitten, auch Ihren Einfluß geltend zu machen, um dieser sinnlosen Vernichtung des Bewährten Einhalt zu gebieten.

Die „Rechtschreibreform“ wurde nach überwiegender öffentlicher Einschätzung von den Kultusministern der Länder und ihren Zuarbeitern mit Dilettantismus, Traditions- und Demokratieverachtung betrieben, die ihresgleichen suchen.

Ihr Vorvorgänger, Bundespräsident Herzog, nannte diese Reform „überflüssig wie ein Kropf“. Dennoch hat sich der verschworene Haufen der Politiker von seinem Irrweg durch Protest und Volksentscheid nicht abbringen lassen – obwohl sich die Einsicht nach den Worten der KMK-Präsidentin von 2005, Johanna Wanka, durchgesetzt hatte:

„Die Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war. Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.“ („Spiegel“1/06)

Wir kennen die Grenzen Ihrer Einflußmöglichkeit, meinen aber doch, daß Sie das moralische Gewicht Ihres Amtes in die Waagschale werfen sollten, um die deutsche Kultur von diesem „nationalen Unglück“ (Marcel Reich-Ranicki) zu entlasten.

Der Schriftsteller Günter Kunert, der durch die harte Schule der DDR-Unterdrückungen gegangen ist, hat die „Rechtschreibreform“ „eine irrwitzige Narretei“ genannt. Daher lassen Sie uns Ihnen noch einmal die wesentlichen Einwände wiederholen:

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Kulturskandal.
Sie besteht grob aus zwei Teilen: der exhumierten ss-Regelung nach Heyse und einem Sammelsurium von weiteren Dummheiten. Die ss-Regel zerstört eine sechshundertjährige deutsche Tradition. Der Jugend entfremdet sie alle bisherigen klassischen und neueren Texte und erzwingt demnächst Eingriffe in die Werke der Großen der Gegenwart. Sie wirkt zugleich als Einbruchwerkzeug für den zweiten Reformteil, mit dem sprachliche Fehler, hergesuchte Falschmünzereien und Albernheiten der „Reform“ in die Texte geschleust werden. Das ursprüngliche Ziel des leichteren Schreibenlernens wurde dagegen grob verfehlt – wenn dies überhaupt jemals die Absicht der literaturfremden Hauptakteure war.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Politikskandal.
Kein deutsches Parlament hat jemals über die „Rechtschreibreform“ entschieden – außer unqualifiziert bei der Annullierung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein, unter Mißachtung des Bundestagsbeschlusses „Die Sprache gehört dem Volk“ (26. 3. 1998). Der sinnlose Anschlag auf die Kontinuität der deutschen Schreibweisen wurde vorgetragen von einer Institution, der Kultusministerkonferenz, die im Grundgesetz überhaupt nicht vorgesehen ist und der niemand je eine Entscheidungs- oder überhaupt Initiativbefugnis hierzu ausgestellt hat.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Finanzskandal.
Keine Landesregierung hat jemals eine Kosten-Nutzen-Untersuchung vorgelegt. Die tatsächlichen Milliardenkosten, gerade in einer Masterarbeit an der Fachhochschule München nachgewiesen, werden versteckt der Allgemeinheit als „kostenneutral“ untergeschoben – für eine Maßnahme ohne volkswirtschaftlichen Nutzen und einer derartigen allgemeinen und kulturellen Schädlichkeit, daß von einer Verletzung des Amtseids der Verantwortlichen gesprochen werden müßte.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Justizskandal.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes v. 14. 7.1998 unter Vorsitz von Hans-Jürgen Papier (CSU) und der Präsidentin Jutta Limbach (SPD) war nicht unparteiisch: „Nicht nur die dürftige Argumentation, sondern auch die Umstände des Verfahrens zeigen, dass es dem BVerfG nicht um unbefangene Rechtsfindung, sondern darum ging, der KMK beizuspringen“ (Dr. Wolfgang Kopke, Mainz, in Neue Juristische Wochenzeitung 49/2005). Während hier in aller Eile ein Urteil erging, das die Landesregierungen als Freibrief für ihre Rechtschreibreform ausgeben konnten, werden die Eltern von Schülern – und nur sie können klagen, obwohl das ganze Volk betroffen ist – von den Gerichten jahrelang hingehalten.

Die „Rechtschreibreform“ ist ein Demokratieskandal.
Bundesweite Volksbegehren werden den Bürgern vorenthalten – und diejenigen der Länder gewähren keine Rechtsgleichheit und waren in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Berlin begleitet von versuchten und vollendeten Tricks zur Verhinderung direkter Demokratie. Der Gipfel von Mißachtung der Demokratie war die Annullierung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein durch den Landtag.

Daher bitten wir Sie: Setzen Sie sich dafür ein, daß auch die traditionelle Rechtschreibung, in der die Werke unserer großen Schriftsteller wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Heinrich Böll oder Günter Grass u.a. abgefaßt sind, wieder an den Schulen anerkannt und gelehrt wird.
Zumindest dürfen die Schreibweisen der bewährten, klassischen Rechtschreibung an unseren Schulen nicht länger als „falsch“ diffamiert werden. Ein Wort von Ihnen hierzu würde sicher nicht ungehört bleiben.

Günter Kunert
Prof. Dr. Heinz-Günter Schmitz
Dr. Ulrich Kliegis
Dr. Walter T. Rix
Prof. Dr. Hubertus Menke
Dr. Horst P. Pütz
Anneliese Djalili
Ralf Joachimi
Sigmar Salzburg

<< Hauptseite geschrieben von wgr am 22.06.2007


eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.05.2007 um 11.29

Deutsche Sprachwelt 9.5.2007
Allgemeine deutsch-schweizerische Presseagentur

Die Schweiz steigt aus der Rechtschreibreform aus

Die Schweizer Medien steigen weitgehend aus der Rechtschreibreform aus. Das hat die dritte Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) gezeigt, die am 7. Mai in Zürich stattfand. Anwesend waren Vertreter der wichtigsten Schweizer Zeitungen und Presseagenturen (Teilnehmerliste siehe unten). Auffällig war, daß aus Deutschland zwar Teilnehmer von Sprachvereinen, Verlagen und weiteren Institutionen angereist waren, jedoch keine Teilnehmer von Zeitungen oder Presseagenturen.

Nationalrat Filippo Leutenegger (Medienarena) eröffnete die Konferenz und kam gleich zu den seit der letzten Reform der Rechtschreibereform weiterhin bestehenden eklatanten Mängeln. Einige Beispiele, die der Orthographie-Fachmann Stefan Stirnemann anführen werde, seien nicht nur anregend, sondern auch haarstäubend, kündigte er an. Wegen der zahlreichen verschiedenen Entscheidungsträger, welche es bei der Rechtschreibereform gebe, sei es „wichtig, daß nun alle an einem Tisch säßen“.

Anschließend übergab Leutenegger das Wort an Peter Zbinden, den Präsidenten des Sprachkreises Deutsch (SKD). Zbinden ließ zu Beginn seiner Rede ein Bild mit einem Papierkorb erscheinen, in dem ein neuer Rechtschreib-Duden lag. Inzwischen sei es der SOK gelungen, wie angekündigt Wörterlisten zu veröffentlichen, durch welche die größten Mißstände der Rechtschreibreform korrigiert werden könnten.

Stirnemann (ebenfalls Sprachkreis Deutsch, Schweiz) sagte in seinem darauffolgenden Vortrag, daß neue Widerstandsaktionen organisiert werden müßten, und an die Konferenzteilnehmer gerichtet: „Wir sind Spielleute, die versuchen, heillos verstimmte Instrumente zu stimmen, damit sie wieder zusammen spielen können.“

„Warum ist die SOK erst jetzt gegründet worden?“ frug Stirnemann und lieferte die Antwort gleich mit: Man mußte erst die Arbeit des Rechtschreibrates abwarten. Immer wieder sei versprochen worden, die Fehler und Mängel der Rechtschreibereform würden korrigiert. Noch 2005 sei der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair vor die Presse getreten und hätte einige Änderungen und Anpassungen als große Korrektur verkaufen wollen. Er habe „der Öffentlichkeit vorgegaukelt, es wäre etwas verbessert worden, was gar nicht mehr zu verbessern war.“

Daß man die Wörter „Urinstinkt“ und „Sprecherziehung“ nicht mehr „Urin-stinkt“ und „Sprecher-ziehung“ trennen dürfe, sei nicht der angekündigte große Wurf gewesen, andere minimale Flickwerkereien auch nicht. Stirnemann führte aus, der Rechtschreiberat sei bloß eingerichtet worden, um die Öffentlichkeit etwas zu beruhigen: „Der eingesetzte Rat sollte der Öffentlichkeit vorgaukeln, die Probleme seien nun gelöst.“ Seine Rolle habe Zehetmair in Form eines heimeligen Landesvaters auch gut gespielt.

„Doch was haben wir jetzt?“ fragt Stirnemann: „Mehrere Wörterbücher mit unterschiedlichen Auslegungen und etliche sogenannte Hausorthographien. Die Rechtschreibung ist nicht mehr einheitlich.“ Anschließend erläuterte Stirnemann anhand zahlreicher Beispiele, man sei wieder in die Zeit zurückgefallen, bevor Konrad Duden eine einheitliche deutsche Rechtschreibung geschaffen hatte. Der Rechtschreibrat „habe es für gut befunden, Varianten zu häufen.“ Bei anderen neuen Schreibweisen handele es sich nicht bloß um Schreibweisen, sondern um Schreibweisen, die unterschiedliche Bedeutungen haben. So sei „handvoll“ nicht das gleiche wie „Hand voll“, „vielversprechend“ nicht gleich „viel versprechend“. Etliche Wörter, die einen Begriff darstellen, würden durch die willkürliche Getrenntschreibung nicht mehr als Begriff erfaßt werden.

Doch gerade dies sei ein ihr eigenes Merkmal der deutschen Sprache, eine Eigenart der deutschen Sprache, daß in ihr durch Zusammensetzung von Wörtern eigenständige Begriffe gebildet werden können. „Wie kommt man dazu, daß die Grundregel der Getrenntschreibung der Normalfall sein soll, wobei die deutsche Sprache von Zusammenschreibungen lebt?“ fragt Stirnemann und fügt hinzu, dies halte er für „den reinen Wahnsinn“.

Das Reformwerk „steht in Widerspruch zur Rechtschreibung und zur Entwicklung unserer Sprache. Es könne daher kein Regelwerk sein“ führte er weiter aus. Zur Eindeutschung von Fremdwörtern führte er aus: „Die Entwicklung der Eindeutschung von Wörtern ist frei nicht vorhersehbar. Man kann sie nicht regulieren.“

Dann kam Stirnemann auf die aufgrund des angeblichen „Wortstammprinzipes“ ausgetauschten Buchstaben zu sprechen und zeigte eindrücklich anhand etlicher Beispiele auf, daß es nicht sinnvoll sei, die Sprache ihrer Unterscheidungsmöglichkeiten zu berauben. „Die Reformer wollten solche Unterscheidungsmöglichkeiten offenbar aufheben.“ und: „Heutzutage muß man ständig rätseln.“

Dann kam Stirnemann auch auf die Groß- und Kleinschreibung zu sprechen. Es sei besser, jetzt zu korrigieren anstatt zu warten. Konrad Duden habe die unterschiedliche Behandlung von gleichgelagerten Fällen später zu recht kritisiert und vereinheitlicht. Nun empfehlen Wörterbücher wie Duden und Wahrig jedoch in genau gleichgelagerten Fällen etwas anderes.

Das in Kernbereichen unbrauchbare Regelwerk widerspreche der Sprache. Es könne daher nicht als Grundlage dienen. Früher habe man sich im Zweifel nach dem Sprachgefühl richten können und mußte keine willkürlichen Wörterlisten oder an den Haaren herbeigezogene „Regeln“ auswendig lernen, sagte Stirnemann sinngemäß und schloß: „Zur Rechtschreibung gehören Sprachbewußtsein und nicht das Auswendiglernen von Regeln.“

Auszug aus der Teilnehmerliste:

Prof. Dr. Aden, Verein Deutsche Sprache, Vorstandsmitglied; Dr. Max Behland, Verein Deutsche Sprache, Text & Presse; Dr. Dr. Urs Breitenstein, Schwabe AG; Remi Bütler, Schweizer Radio DRS, Journalist; Pieder Caminada, Die Südostschweiz, Stellvertretender Chefredaktor, Beauftragter Rechtschreibung; Jürg Dedial, Neue Zürcher Zeitung, Auslandsredaktor; Dr. Rainer Diedrichs, Zentralbibliothek Zürich, gew. Pressesprecher (Redaktor Librarium, Präsident Gottfried-Keller-Gesellschaft); Stephan Dové, Neue Zürcher Zeitung, Chefkorrektor, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Helmut Eidinger, Blick, Textchef, Koordinator Rechtschreibung Blick-Familie; Inés Flück-Zaugg, Sprach-Art - Korrektorat, Lektorat, Übersetzungen; Peter A. Frei, Sportinformation Si AG, Direktor und Chefredaktor; Alois Grichting, Walliser Bote; Prof. Dr. Hans Haider, Peraugymnasium Villnach, Mitglied Rat für deutsche Rechtschreibung; Gottlieb F. Höpli, St. Galler Tagblatt, Chefredaktor; Arnold Kengelbacher, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Walter Lachenmann, Forschungsgruppe Deutsche Sprache; Rolf Landolt, Bund für vereinfachte Rechtschreibung, Präsident, dipl. geogr., EDV UBS; Peter Lerch; Sportinformation Si SA, Stellvertr. Chefredaktor; Filippo Leutenegger, Medienarena, Verleger und Nationalrat; Reimuth Maßat, für die DEUTSCHE SPRACHWELT; Peter Müller, Schweizerische Depeschenagentur AG, Direktor; Rosmarie Neuhaus, Zürcher Oberländer, Korrektorat; Karin Pfeiffer-Stolz, Stolz-Verlag; Rolf Prévôt, Schweizer Beobachter, Leitung Korrektorat; Dr. Suzann-Viola Renninger, Schweizer Monatshefte, Ko-Herausgeberin; Dr. Kathy-Riklin, Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene, Gymnasiallehrerin und Nationalrätin; Marco Rodehacke, Basler Zeitung, Korrektorat; Stefan Stirnemann, Sprachkreis Deutsch, Gymnasiallehrer; Peter Stolz, Stolz-Verlag; Lea von Brückner, Sprachbox; Roderick von Kauffungen, SDA – Schweizerische Depeschenagentur, Leiter Marketing; Prof. Dr. Dr. Rudolf Wachter, Universität Basel; Peter Zbinden, Sprachkreis Deutsch, Präsident, gew. Schulleiter.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.05.2007 um 19.06

FAZ: Nach dem Einknicken folgt der Sprachpreis

Frank Schirrmacher, Herausgeber und Feuilletonleiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), erhält den „Kulturpreis Deutsche Sprache“. Das teilte der Verein Deutsche Sprache (VDS) Anfang Mai mit. Der Verein verleiht den Preis noch zusammen mit der Eberhard-Schöck-Stiftung. Die Theo-Münch-Stiftung ist bereits vor einiger Zeit ausgestiegen. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von 35.000 Euro auf 30.000 Euro gesenkt.

Die Verleihung an einen FAZ-Herausgeber verblüfft Sprachfreunde, denn sie fällt ausgerechnet in das Jahr, in dem die FAZ wieder in reformierter Rechtschreibung erscheint, nachdem sie unter dem Druck der Kultusminister eingeknickt war und sich gegen die traditionelle Rechtschreibung entschieden hatte. Die Zeitung hatte damit zahlreichen sprachempfindlichen Menschen vor den Kopf gestoßen und unter ihren Lesern heftige Proteste ausgelöst. Die FAZ erwägt außerdem, in diesem Jahr auch die Frakturschrift abzuschaffen und auf der Titelseite Wort zum Teil durch Bild zu ersetzen. Sprachkritische Beiträge werden in der Zeitung im Gegensatz zu früheren Jahren nur noch selten abgedruckt. Warum also erhält ein FAZ-Herausgeber ausgerechnet jetzt diesen Sprachpreis?

Dieses zeitliche Zusammentreffen ist mit Sicherheit kein Zufall und muß im unmittelbaren Zusammenhang mit der Rechtschreibreform gesehen werden. Der Germanist Helmut Glück, der für die Preisverleihung an Schirrmacher verantwortlich ist, gehörte der „Studiengruppe Geschriebene Sprache“ an, einer Vereinigung von Sprachwissenschaftlern, die zwar einzelne Widersprüchlichkeiten der Rechtschreibreform kritisierte, die Reform insgesamt jedoch retten wollte. Neben Glück war auch der Rechtschreibreformer Peter Eisenberg Mitglied dieser Gruppe.

Der Bamberger Germanist Glück ist wahrscheinlich auch für die Verleihung der Ehrendoktorwürde der sprachwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bamberg an den Reformer Eisenberg verantwortlich. Eisenberg nahm diese Auszeichnung am 2. Mai dieses Jahres für seinen „Einsatz für eine brauchbare Rechtschreibung“ entgegen. Eisenberg, der noch heute Mitglied des von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Rechtschreibrates ist, hatte mit einem Kompromißvorschlag geholfen, die Rechtschreibreform zu retten. „Eine Rücknahme der Reform wäre eine kulturpolitische Katastrophe“, hatte Eisenberg gewarnt.

Helmut Glück begründet die Entscheidung für die Preisverleihung an Schirrmacher folgendermaßen: „Die Beiträge von Frank Schirrmacher zeichnen sich aus durch Stilsicherheit, Eleganz und beispielhafte journalistische Qualität“. Der Kulturpreis Deutsche Sprache 2007 solle ein Zeichen dafür setzen, daß die Sprache des Journalismus eine Vorbildfunktion erfülle. Es müsse maßgebliche Zeitungen geben, die unabhängig sind von sprachlichen Moden. Die Redaktionen dieser Medien trügen deshalb eine große Verantwortung. Dieser Verantwortung werde Schirrmacher in vorbildlicher Weise gerecht.

Zumindest für die Verfechter der bewährten Rechtschreibung ist dieser Preis an Schirrmacher und noch vielmehr die Begründung ein Schlag ins Gesicht. Schirrmacher veröffentlichte sein Buch „Minimum“ bereits in einer reformierten Schreibweise, als die FAZ noch an der traditionellen Rechtschreibung festhielt. Nicht nur damit ist er dem Blatt, das er herausgibt, bei der Frage der Orthographie in den Rücken gefallen. Hatte Schirrmacher im August 2004 die Rechtschreibreform unter dem Eindruck des Ausstiegs der Springer-Presse noch als „öffentliches Unglück“ bezeichnet, war er im Februar 2006 der erste der FAZ-Herausgeber, der die geringfügigen Nachbesserungen an der Reform bejubelte und einen Kurswechsel seiner Zeitung ankündigte: „Die FAZ wird sich diesen Vorschlägen anschließen können“, sagte er damals der Frankfurter Rundschau.

Vielleicht hat für Schirrmacher – laut „tageszeitung“ (taz) dürfen ihn seine Freunde „Frankie-Boy“ nennen – bei der Annahme dieses Sprachpreises der Gedanke eine Rolle gespielt, mit diesem vom peinlichen Einknicken der FAZ bei der Rechtschreibung ablenken zu können. Dafür hat er einen bereitwilligen Partner gefunden, der sich vermutlich im Gegenzug wohlwollende Berichterstattung erhofft. Die taz hat darauf hingewiesen, daß im Feuilleton der FAZ „etwa in den Wochen vor Schirrmachers Auftritt in der Gesprächssendung ‚Beckmann‘ keine Zeile und schon gar keine kritische über die ARD-Sendung zu lesen“ war.

Ist Schirrmachers Feuilleton tatsächlich so unabhängig von Mode und Zeitgeist, wie die Begründung für die Preisverleihung vermuten läßt? In den Feuilletondebatten um Walser, Oettinger oder Grass war Schirrmacher jedenfalls immer auf der sicheren Seite. Viele Beobachter sind der Ansicht, daß der FAZ-Herausgeber den Kulturteil stärker dem Zeitgeist verpflichtet hat. Als Schirrmacher im Februar 2001 seine besten Feuilletonredakteure, darunter etwa Thomas Steinfeld oder Franziska Augstein, an die „Süddeutsche Zeitung“ verlor, bedeutete das einen herben Verlust an sprachgewandten Verfassern. Das FAZ-Feuilleton erholte sich nur schwer davon.

Schirrmacher sollte diesen Preis nur annehmen, wenn er gleichzeitig die Rückkehr der FAZ zu den bewährten Rechtschreibregeln erklärt. Alles andere wäre unglaubwürdig.

geschrieben von Thomas Paulwitz am 07.05.2007

http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=440


eingetragen von PL am 13.12.2006 um 11.53

Zitat:
Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde.

Als ob Werner D’Inka all dies bedauern würde! Unerträglich erscheint mir diese Heuchelei. Die beste Reform der Reform wäre ihre vollständige Rücknahme gewesen.

Zitat:
Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Welch’ seltsame Auffassung von Verantwortung – und welche Verlogenheit! Die Journalisten passen sich der „Öffentlichkeit“ an? Die Wahrheit ist, daß sie einen faulen Kompromiß mit den Kulturbürokraten eingehen. Die Journalisten passen sich den Schülern an? – obschon sie wissen, daß die Lehrer sich nach dem Kultusbürokratenkram zu richten haben? Gemäß diesem erzieherischen Verständnis hätten sich die Eltern dem Willen ihrer Kinder zu fügen.

Zitat:
Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

Also nochmals – Werner D’Inka gibt es zu: Die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wurde von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt. Wäre es deshalb nicht höchst notwendig gewesen, sie unverzüglich zurückzunehmen?

Von „der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“ ist jetzt überall die Rede, überhaupt von „Einheitlichkeit“. Dieser feste Begriff wird sofort brüchig, wenn er im Zusammenhang mit der verhunzten Rechtschreibung gebraucht wird. Nach wie vor stehen Wahrig und Duden gegeneinander, und Hausorthogaphien unterscheiden sich weiterhin von der üblichen Schreibgepflogenheit der Schreibgemeinschaft. Ihr bleibt zum Trost noch der Mackensen übrig.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 13.12.2006 um 08.08

Deutsche Sprachwelt 6.12.2006

FAZ-Herausgeber verteidigt sich

Zahlreiche Protestbriefe erreichen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) für ihre Entscheidung, in der Frage der Rechtschreibreform einzuknicken. Der FAZ-Herausgeber Werner D’Inka verteidigt sich gegenüber den Lesern mit folgenden Worten:

Den Schritt, die Rechtschreibung in der Zeitung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen anzupassen, haben wir haben uns wirklich nicht leicht gemacht. Allerdings sind wir nach sorgsamer Abwägung davon überzeugt, daß wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Was wird sich in der Zeitung ändern? Am sichtbarsten wird die Doppel-S-Schreibung in Wörtern wie „dass“, „muss“ oder „Schluss“ sein. „Mess-Ergebnis“ läßt als Kuppelwort kein Mißverständnis zu, und ich persönlich ziehe es ohnehin vor, von der „Erhaltung des Schlosses“ zu schreiben als von der „Schlosserhaltung“. Zudem werden wir der Regel folgen, daß drei Konsonanten auch in den Fällen geschrieben werden, in denen es bisher zweien blieb (am „helllichten“ Tag) – Regeln also, die eher Konventionen sind. Ich darf darauf hinweisen, daß in den Konstellationen, da ein weiterer Konsonant folgte, wie in „Sauerstoffflasche“ oder „fetttriefend“, auch nach den „alten“ Regeln drei Konsonanten aufeinandertrafen. Wo es aber um Sinn und um Sprachnuancen geht, bleiben wir bei den bewährten Schreibweisen. Deshalb werden wir auch künftig auf dem Unterschied zwischen einem „vielversprechenden“ und einem „viel versprechenden Politiker“ bestehen. Denn nach jahrelangen Auseinandersetzungen haben die Reformgegner erreicht, daß der von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Rat für Rechtschreibung zahlreiche Fehlentscheidungen der Reformer korrigiert hat. Es ist also wieder in vielen, ja sogar in den allermeisten Fällen möglich, die bewährten Schreibweisen anzuwenden. Das ist ein großer Erfolg, und er ist größer, als man nach dem Verlauf der Debatte in den letzten Jahren erhoffen durfte.

Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde. Deshalb scheint uns jetzt, ein halbes Jahr bevor die Übergangsfrist in den Schulen am 31. Juli 2007 abläuft, der Zeitpunkt gekommen, die Rechtschreibung in der Zeitung der Rechtschreibung in den Schulen anzugleichen. Unsinnigen Regeln werden wir freilich auch in Zukunft nicht folgen. Auch künftig wird es also weder „Stängel“ noch „Quäntchen“, sondern nur Stengel und Quentchen in Ihrer Zeitung geben. Desgleichen werden wir an einer Silbentrennung festhalten, die beispielsweise bei Fremd- oder Lehnwörtern deren Herkunft erkennen läßt: „Sub-stanz“, „Inter-esse“. Leute, die der „alten“ Rechtschreibung durchaus gewogen sind, sagen, daß es unter diesen Auspizien – also abgesehen von „ss“ oder „ß“ – beispielsweise im „Spiegel“ nur auf jeder dritten Seite zu einer neuen Schreibweise komme.

Wir wissen, daß viele unserer Leser jeden Kompromiß in dieser Frage strikt ablehnen. Im Privatleben ist eine solche rigorose Haltung möglich, denn privat kann zum Glück nach wie vor jedermann so schreiben, wie er es für richtig hält. Aber für eine Zeitung verhält sich die Sache anders: Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Deshalb hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung sich gemeinsam mit den Redaktionen des „Spiegels“ und der „Süddeutschen Zeitung“ zu diesem Schritt entschlossen. Er entspringt dem Wunsch, endlich einen Schlußpunkt hinter diese überflüssigsten aller Reformen zu setzen. Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

Werner D’Inka
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Herausgeber


geschrieben von dsw am 06.12.2006


eingetragen von Norbert Lindenthal am 31.07.2006 um 17.53

Deutsche Sprachwelt, 31.7.2006

Falsche Angaben der Bundesregierung zur Rechtschreibreform

Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ protestiert gegen falsche Angaben im Netzauftritt der Bundesregierung. Dort wird die Rechtschreibreform zu den „gesetzlichen Neuregelungen zum 1. August“ gezählt und als „für alle verbindlich“ bezeichnet. Dies widerspricht dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 1998. Demnach ist die Regelung auf die Schulen beschränkt: „Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“

geschrieben von dsw am 31.07.2006


eingetragen von Norbert Lindenthal am 20.07.2006 um 08.18

Deutsche Sprachwelt, 20.7.2006

F.A.Z. vertagt offenbar Einführung der Rechtschreibreform

Offenbar ist die F.A.Z. davon abgerückt, ab dem 1. August dieses Jahres reformiert zu schreiben, und hat den neuen Stichtag auf den 1. Januar 2007 verlegt. Das lassen Kreise verlauten, die gewöhnlich gut unterrichtet sind. In den letzten Tagen hatte es zahlreiche Appelle an die F.A.Z. gegeben, nicht den Widerstand gegen die mißglückte Reform aufzugeben. Eine Flut von Abonnementkündigungen war erwartet worden. Heute und morgen erscheinen im Feuilleton der F.A.Z. sorgfältige Besprechungen der neuen Wörterbücher von Bertelsmann und Duden. Verfasser ist der Reformkritiker Theodor Ickler.

geschrieben von dsw am 20.07.2006


eingetragen von Norbert Lindenthal am 15.07.2006 um 17.43

DSW in „medien aktuell“ zur Rechtschreibreform 15.7.2006

medien aktuell 27/06 vom 3. Juli 2006:
„Trotz Reform ist Einheitlichkeit angestrebt“
Wie Springer mit Duden rechtschreiben will

So ganz wohl scheint man sich bei Axel Springer über die Einführung der „reformierten“ Rechtschreibreform zum 1. August 2006 nicht zu fühlen. Bekanntlich war der Verlag, etliche Monate nach der „FAZ“ und deren Tochter „Märkische Allgemeine“, zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt, nachdem man sich zunächst manchem Unsinn der neuen Schreibweise unterworfen hatte. Es mag wie das Pfeifen im Walde klingen, wenn Springer seinen derzeitigen Schritt so begründet: „Trotz der Reform und der vielen erlaubten Schreibvarianten kann es gelingen, die Einheitlichkeit der Schreibung der deutschen Sprache wiederherzustellen.“ Dazu will der Verlag „zukünftig den Schreibempfehlungen des Duden folgen, die dieser in der neuen 24. Auflage enthält“. Wie brüchig die „reformierte Reform“ ist, belegen die verschiedenen zulässigen Schreibvarianten, die laut Duden künftig erlaubt sind. Dudenverlag und Axel Springer sind eine „Technologie-Partnerschaft“ eingegangen, die „insbesondere der Prüfung und Einbindung von Software-Werkzeugen des Dudenverlages zur Rechtschreibprüfung in die IT-Systemlandschaft von Axel Springer“ dienen soll.

Thomas Paulwitz, Chefredakteur der „Deutschen Sprachwelt“, die an der herkömmlichen Schreibweise festhält, betrachtet das Vorhaben von Springer und Duden als die „Quadratur eines Kreises“. Springer werde die Zusammenarbeit mit Duden „viel Geld kosten“. Begründung von Paulwitz: „Die Nachbesserungen an der Reform werden weitergehen, da durch die jüngste Reform der Rechtschreibreform neue Widersprüchlichkeiten ins Regelwerk geraten sind. Es müssen also immer wieder Auffrischungen ('Updates') der Rechtschreibprogramme gekauft werden. Duden hat durch seine Mitarbeit im Rechtschreibrat dafür gesorgt, finanziellen Nutzen daraus zu ziehen. Axel Springer macht sich zur Beute, zur Geisel eines Wörterbuchverlages.“ Zudem unterstütze Springer „die Wiedereinführung des Dudenprivilegs, das durch die Rechtschreibreform aufgehoben werden sollte. „Faktisch“, so Paulwitz, „herrscht derzeit ein Duden-Bertelsmann-Privileg, da nur die beiden Wörterbuchverlage die Vorgaben des Rechtschreibrates interpretieren dürfen.“

geschrieben von dsw am 15.07.2006


eingetragen von Norbert Lindenthal am 14.07.2006 um 20.07

Deutsche Sprachwelt, 14.7.2006

Appelle an die F.A.Z.

Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ wendet sich als Wortführer der Mehrheit der 885.511 Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, die im Volksentscheid die Rechtschreibreform abgelehnt haben, an die Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und bittet sie, bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben, wie sie auch von den großen deutschen Schriftstellern und Literaten verwendet wird. Die versprochenen Erleichterungen des Schreibens durch die „Reform“ seien nicht eingetreten. Spätestens seit dem repräsentativen Volksentscheid in Schleswig-Holstein seien daher die Betriebsamkeiten der Länderregierungen zur Durchsetzung der Rechtschreibreform - einschließlich der Annullierung des Volksentscheids – „verfassungsrechtlich“ nicht „hinreichend gerechtfertigt“ gewesen. Dies würden auch die noch laufenden Gerichtsverfahren erkennen lassen. Nachdrücklich unterstützt wird der Aufruf von Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und Lehrern, unter anderem dem Schriftsteller Günter Kunert, auch als Präsident des PEN-Clubs deutschsprachiger Autoren im Ausland.

geschrieben von dsw am 14.07.2006


eingetragen von Norbert Lindenthal am 20.06.2006 um 09.34

Deutsche Sprachwelt 20.06.2006

Unabhängigkeit weg: Zehetmair wirbt für Bertelsmann

Mit einer Kaufempfehlung für ein Rechtschreibwörterbuch hat Hans Zehetmair, der Vorsitzende des Rechtschreibrates, seine Unabhängigkeit nun offiziell aufgegeben. Im Vorwort zur neuen Auflage des Bertelsmann-Wörterbuches „Wahrig“ schreibt Zehetmair:

„Ich beglückwünsche die WAHRIG-Redaktion, die eine konstruktive, wichtige und engagierte Rolle bei der Neufassung des Regelwerks im Rat für deutsche Rechtschreibung gespielt hat, sehr herzlich zur Neuausgabe von „Wahrig Die neue Rechtschreibung“. Neben Lernenden und Lehrenden bietet dieses Werk allen, die mit Sprache und Schrift zu tun haben, eine verlässliche Orientierungshilfe.“

Die enge Verbindung von Wörterbuchverlagen mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung sahen Kritiker schon seit langem als einen Geburtsfehler, der von der Kultusministerkonferenz gezielt herbeigeführt wurde. Sachfragen mußten sich wirtschaftlichen Interessen unterordnen. Nun sehen sich diejenigen ein weiteres Mal bestätigt, die dem Rechtschreibrat aufgrund fehlender Unabhängigkeit nichts zutrauten.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 26.03.2006 um 06.36

24.3.2006

Hotzenplotz findet Rechtschreibreform „katastrophal“

Der Schauspieler Armin Rohde, der in einem neuen Kinofilm den Räuber Hotzenplotz verkörpert, äußerte sich in diesen Tagen gegenüber dem Nordkurier zur Rechtschreibreform:

Nordkurier: Dieser Waldschrat hat offensichtlich ein ernsthaftes Orthographie-Problem. Was halten Sie generell von der Reform der Rechtschreibung?

Armin Rohde: Katastrophal! Sprache ist etwas so Lebendiges, daß sich kein Club von selbsternannten Sprachregulierern hinsetzen und reformieren kann. Es ist ein schwieriges Feld. Eine meiner Nichten ist Legasthenikerin. Was die unter uninformierten Lehrern zu leiden hat, ist wirklich unglaublich. Es gibt tatsächlich Lehrer, die Legasthenie nicht erkennen und meinen, einen kleinen Menschen vor der Klasse herabwürdigen zu können. Da platzt mir der Kragen.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 11.10.2004 um 14.33

11.10.2004

Rechtschreibreform: Widerstand der Schriftsteller und Verleger wächst

Dem Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform, in dem die „Beendigung des Experiments Rechtschreibreform“ gefordert wird, sind im Verlauf der Frankfurter Buchmesse weitere 150 namhafte Persönlichkeiten des literarischen Lebens beigetreten, unter ihnen die Autoren Volker Braun, Robert Gernhardt, Durs Grünbein, Bodo Kirchhoff, Georg Klein, Alexander Kluge, Martin Mosebach, Sven Regener, Rüdiger Safranski, Urs Widmer und Christa Wolf sowie die Verleger Dr. Hans Dieter und Wolfgang Beck, Matthias Bischoff (Eichborn), Daniel Keel (Diogenes), Michael Klett, Michael Krüger und Klaus Wagenbach.

Der Zuspruch, den der Appell innerhalb weniger Tage gefunden hat, beweist aufs neue, daß die reformierte Rechtschreibung auch über den 1. August 2005 hinaus für das literarische Leben in den deutschsprachigen Staaten keinesfalls „verbindlich“ sein wird.

geschrieben von rdr am 11.10.2004


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.09.2004 um 05.41

20.9.2004

20. September 2004

Die Rechtschreibreform
muß vom Tisch!

Die deutsche Sprache braucht Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit

Von Christian Wulff

Keine Debatte wurde in den vergangenen Jahren über einen so langen Zeitraum so intensiv und auch emotional geführt wie die zur Rechtschreibreform. Befürworter wie Gegner lieferten sich wahre „Wort“-Schlachten, selbst das Bundesverfassungsgericht wurde bemüht. Ergebnis: Die reformierte Schreibung durfte seinerzeit mit all den bekannten Unzulänglichkeiten verkündet werden. Goethe, nicht nur viel- und weitgereist, wußte schon zu seiner Zeit: „Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.“ Fürwahr!

Es rächt sich heute, daß die Kultusministerkonferenz (KMK) 1996 nicht die notwendige Einsicht und Kraft hatte, die sogenannte Rechtschreibreform anzuhalten. Auch nach sechs Jahren reformierter Schreibung gibt es Unsicherheit, aber auch Ärger und Unbehagen in breiten Teilen der Bevölkerung. Sie hat bei vielen Menschen eher zur Verwirrung als zu mehr Klarheit beigetragen. Es ist Konfusion und Beliebigkeit im Umgang mit der Orthographie eingetreten. Die Entscheidung der KMK von Anfang Juni bestärkt mich in dieser Auffassung. Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit braucht die deutsche Sprache. Oder soll es wirklich so sein, daß die deutschen Schüler eine andere Rechtschreibung lernen als Günter Grass, Martin Walser und andere sie verwenden? Soll es wirklich so sein, daß im Land der Dichter und Denker die Schülerinnen und Schüler anders schreiben als jene zeitgenössischen Schriftsteller, deren Texte sie in der Schule bearbeiten? Deutschland als Land zweier Schreibungen?

Tatsächlich ist die Beherrschung der Rechtschreibung eine Kernkompetenz, ohne die in vielen Lebenslagen und Wissensgebieten keine wirkliche Verständigung möglich ist. Die Stärkung dieser Kernkompetenz hat für mich eine hohe Vorrangigkeit. Deshalb setze ich mich seit Jahren für die Beibehaltung der klassischen Rechtschreibung ein. Die gegenwärtige Debatte über Zustand und Zukunft der deutschen Sprache sehe ich als Gelegenheit, die Rechtschreibreform noch einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Doch Niedersachsen allein kann diese Reform nicht umkehren. Hierzu wird die Unterstützung aller Bundesländer, der Bundesregierung und der anderen mitunterzeichnenden Staaten benötigt. Nur gemeinsam kann ein solcher Umkehrungsprozeß eingeleitet werden, damit Deutschland gestärkt aus der orthographischen Krise herauskommt und die geschriebene deutsche Sprache wieder eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

„Auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung herrscht augenblicklich ein unerquicklicher und namentlich für die zum Lehren Berufenen unbefriedigender Übergangszustand“ beschreibt Konrad Duden die Lage, als er 1872 versuchte, die Vielfalt der in Schulen, Dienststellen und Verlagen herrschenden Schreibung zu vereinheitlichen. Diesen Gedanken Dudens, nämlich die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren, sollten wir wieder stärker in den Vordergrund stellen und nicht unter seinem Namen die Vielfalt und Beliebigkeit zulassen.

Wenn sich im Oktober die Ministerpräsidentenkonferenz und anschließend im Lichte dieser Beratungen die KMK mit der Rechtschreibreform befassen, täten wir gut daran, endlich den Knoten zu durchschlagen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Politik muß auch in der Lage sein, Fehlentscheidungen zu widerrufen. Hierin zeigt sich wahre Größe. Dann sind Kompromisse und behutsame Veränderungen allemal möglich.

Christian Wulff ist niedersächsischer Ministerpräsident und stellvertretender Vorsitzender der CDU.

erschienen am 20. September 2004 in der 17. Ausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT auf Seite 3


eingetragen von Dominik Schumacher am 30.08.2004 um 12.38

30.8.2004

Mitglieder der Sprachakademie gegen Kompromiß

Der Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zur Rechtschreibreform findet offenbar nicht die Unterstützung der Akademiemitglieder. Nur kurz vor der abermaligen Kompromißvorstellung unter anderem durch den Akademiepräsidenten Klaus Reichert in Berlin haben in Weimar Mitglieder der Akademie und der Berliner Akademie der Künste eine völlige Rücknahme der ihrer Ansicht nach „innerlich verfehlten und sehr viel Geld und Arbeitskraft kostenden Rechtschreibreform“ gefordert. Insgesamt 37 Mitglieder der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Berliner Akademie der Künste unterschrieben eine entsprechende Resolution.

geschrieben von dsw am 30.08.2004


eingetragen von Fritz Koch am 21.08.2004 um 16.40

müssen wohl äußere Erkennungsmerkmale her.
Sie können ja das ß abschaffen und Substantive klein schreiben, aber die Anredepronomen wohl kaum. Vielleicht übernehmen sie auch die Vokal-Diphtongierungen in die Schriftsprache.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.08.2004 um 14.01

21.8.2004

Pläne für eine radikale Weiterführung der Rechtschreibreform werden bekannt

Die Katze ist aus dem Sack. Jetzt sind Pläne bekanntgeworden, die Rechtschreibreform nach ihrem endgültigen Inkrafttreten im nächsten Jahr radikal weiterzuführen. Der Bildungssprecher der SPÖ, Erwin Niederwieser, nennt die bisher reformierte Rechtschreibung in einer Aussendung einen „Kompromiß auf dem richtigen Weg“. Nach 2005 müsse man den Weg weitergehen in Richtung „gemäßigte Kleinschreibung“. Dann dürften nur noch Namen und Satzanfänge groß geschrieben werden. Außerdem soll das „ß“ gänzlich abgeschafft werden: „Das ist in der Schweiz schon seit Jahrzehnten eliminiert, ohne daß unsere Nachbarn in tiefe Verzweiflung gestürzt wären.“ Der Abbau der Verständlichkeit in der deutschen Sprache soll also weitergehen.

geschrieben von dsw am 21.08.2004


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.08.2004 um 09.33

In der Netzsuche hieß es noch:

DUDEN-Verlag liefert wieder Wörterbücher in der klassischen ...
Deutsche Sprachwelt (Pressemitteilung) - 17. Aug. 2004
Immer mehr Zeitungen und Bürger kehren zur bewährten Schreibweise zurück. Der Duden-Verlag hat darauf reagiert. Er liefert wieder ...

Der Verweis bringt dann aber folgende Nachricht:

21.8.2004

Doch keine bewährten Duden mehr: Leiter der Duden-Redaktion droht der DEUTSCHEN SPRACHWELT mit rechtlichen Schritten

Matthias Wermke, der Leiter der Duden-Redaktion, widerspricht energisch der heutigen Meldung der DEUTSCHEN SPRACHWELT, daß der DUDEN-Verlag wieder Wörterbücher in der klassischen Rechtschreibung ausliefere. Wermke droht der DEUTSCHEN SPRACHWELT mit rechtlichen Schritten, falls sie diese „Falschmeldung“ weiter verbreite. Es gebe statt dessen eine Liefersperre für den Rechtschreibduden in bewährter Rechtschreibung.

Damit widerspricht Wermke der Vertriebsabteilung des Bibliographischen Institutes. Diese hatte heute auf eine Kundenanfrage geantwortet: „Unser DUDEN Band 1 (20. Auflage von 1991) ist noch mit der alten Rechtschreibung lieferbar. Sie können das Werk über jede Buchhandlung bestellen (ISBN 3-411-04010, Preis 19,43 €). Weisen Sie aber den Buchhändler darauf hin, dass der Band direkt in Mannheim beim Verlag bestellt werden muss, da der Großhändler ‚vergriffen‘ meldet.“

Der Kunde hatte gefragt: „Derzeit zeichnet sich ab, daß mehr und mehr Verlage und Printmedien wieder zur bewährten Rechtschreibung zurückkehren. Meinerseits besteht daher das Bedürfnis, wieder ein verläßliches Rechtschreibwörterbuch zu erwerben, welches diese klassische Schreibung beschreibt. Wann wird es aus Ihrem Hause ein derartiges Werk geben?“

Offenbar befürchtet die Dudenredaktion ein Desaster mit der neuesten Reform-Auflage, die am 28. August erscheinen soll, und will jeden Eindruck verhindern, man befinde sich bereits auf dem Rückzug. Tatsache ist, daß der neueste Duden kurz nach Erscheinen schon veraltet wäre, falls es zu einem Kompromiß in der Debatte um die Rechtschreibreform oder gar zur völligen Abschaffung der Reform kommt.

Die DEUTSCHE SPRACHWELT hatte gemeldet

DUDEN-Verlag liefert wieder Wörterbücher in der klassischen Rechtschreibung aus

Immer mehr Zeitungen und Bürger kehren zur bewährten Schreibweise zurück. Der Duden-Verlag hat darauf reagiert. Er liefert wieder die letzte Auflage seines Rechtschreibwörterbuches aus, die noch in klassischer Rechtschreibung abgefaßt ist. 1991 ist die 20. Auflage erschienen, der erste gesamtdeutsche Duden nach langer Zeit. Der Duden-Verlag weist darauf hin, daß dieses Wörterbuch nicht beim Großhändler bestellt werden kann, der das Buch als vergriffen führt. Buchhändler sollen unmittelbar beim Verlag in Mannheim bestellen. Das Wörterbuch mit der ISBN 3-411-04010 kostet 19,43 Euro und ist damit günstiger als der zweite nachgebesserte (und bald wieder veraltete) Reform-Duden, der am 28. August als 23. Auflage erscheint.

geschrieben von dsw am 17.08.2004


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 20.08.2004 um 11.52

... als die von Herrn Paulwitz kommentierten "10 gute(n) Gründen für die Rechtschreibreform" der hessischen Landesregierung sind die von derselbigen an nämlicher Stelle veröffentlichten "10 gute(n) Gründe, warum es kein Zurück geben kann".
Da werden reine Behauptungen neben schieren Unsinn gesetzt - und insgesamt wird unsäglich polemisiert, was Kultusministerin Wolff in ihrem Vorwort dieses Pamphlets als "überflüssig" bezeichnete.
Diese Schrift wird ihren eigenen Prinzipien grundsätzlich nicht gerecht. So heißt es bei den "10 gute(n) Gründen, die Getrenntschreibung sei jetzt klar geregelt. Da ist es erhellend, wenn im nächsten Punkt beschrieben wird, alle Tageszeiten nach gestern, heute und morgen würden konsequent großgeschrieben, und im übernächsten, Adjektive in Verbindung mit Substantiven ... würden jetzt immer klein geschrieben.

Koch sei Dank endlich Klarheit!
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Norbert Lindenthal am 20.08.2004 um 08.51

dsw am 20.08.200

Zehn faule Gründe für die Rechtschreibreform

Die hessische Landesregierung hat auf ihrer Netzseite gestern „10 gute Gründe für die Rechtschreibreform“ veröffentlicht. Die DEUTSCHE SPRACHWELT hat sich diese zehn Gründe genauer angesehen und dabei festgestellt, daß es sich nicht um gute, sondern um 10 faule Gründe für die Rechtschreibreform handelt. Punkt für Punkt widerlegt die Sprachzeitung die angeblich guten Gründe. Damit hat sich die hessische Regierung ein klassisches Eigentor geschossen.

geschrieben von dsw am 20.08.2004


eingetragen von Norbert Lindenthal am 12.08.2004 um 15.12

12.8.2004

„Schluß damit!“: Österreichische Kronen-Zeitung denkt über eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung nach

Hans Dichand, der Herausgeber der „Kronen-Zeitung“, der auflagenstärksten österreichischen Tageszeitung, hat sich für ein Ende der Rechtschreibreform ausgesprochen. Dichand, der unter dem Pseudonym „Cato“ schreibt, erklärt in der heutigen Ausgabe der Zeitung, daß die „in überflüssiger bürokratischer Regelungswut“ entstandene Reform ein "großer Fehler" gewesen sei: „Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit, ihn gutzumachen, denn im August nächsten Jahres wird der uns aufgezwungene Irrsinn verbindlich. Auch die meisten Politiker bei uns haben mittlerweile bemerkt, wie sie einmal mehr an der Bevölkerung vorbeiregiert haben; ein guter Grund, auf sie zu hören. Also Schluß damit. So schnell wir können!“

geschrieben von dsw am 12.08.2004


eingetragen von Norbert Lindenthal am 11.08.2004 um 18.39

11.4.2004

Rheinischer Merkur kehrt ebenfalls zur klassischen Schreibweise zurück

Jetzt will auch die Wochenzeitung Rheinischer Merkur seinen Lesern die Rechtschreibreform nicht mehr zumuten. Chefredakteur Michael Rutz teilte heute mit, daß die Zeitung zur klassischen Schreibweise zurückkehren werde: „Die Rechtschreibreform atmet in Teilen den Geist der Unbildung und enthält, betrachtet man sie im Ganzen, neben einigen sinnvollen Neuerungen zu viel Widersinn, als daß sie unverändert 2005 in Kraft gesetzt werden dürfte.“ Man werde die Ergebnisse der von den Kulutusministern angekündigten Reform vom Standpunkt der „einleuchtenderen und anspruchsvolleren klassischen Rechtschreibung aus abwarten“. Damit solle auch der publizistische Druck erhöht werden.

geschrieben von dsw am 11.08.2004


eingetragen von Norbert Lindenthal am 10.08.2004 um 22.10



10.8.2004

Rat für deutsche Rechtschreibung soll rasch seine Aufgaben wahrnehmen

Die KMK teilt mit: Die Kultusministerkonferenz strebt auf Grundlage ihres Beschlusses vom 4. Juni 2004 die zügige Einsetzung eines Rates für deutsche Rechtschreibung an. Der Rat für deutsche Rechtschreibung, in dem auch Kritiker des derzeitigen Regelwerks mitarbeiten sollen, wird durch ein hohes Maß an Pluralität gekennzeichnet sein. Er soll die Entwicklung des Schriftgebrauchs beobachten und das Regelwerk gegebenenfalls dort anpassen, wo es notwendig ist.

Ende August wird dazu in Wien ein Gespräch auf Arbeitsebene zwischen Vertretern Deutschlands, der Schweiz und Österreichs stattfinden, das seit mehreren Wochen geplant ist. Ein abgestimmtes Konzept über die Aufgaben, die Zusammensetzung und die Befugnisse des künftigen Rates für deutsche Rechtschreibung soll im September vorliegen, damit der Rat noch im Herbst dieses Jahres seine Arbeit aufnehmen kann.

Die Kultusministerkonferenz ruft alle Beteiligten zu einer Versachlichung in der öffentlichen Debatte um die Neuregelung der Rechtschreibung auf. Über Jahre hat sie dafür Sorge getragen, unterschiedliche Interessen in die Diskussion um die Neuregelung der Rechtschreibung einzubeziehen und die internationale Abstimmung im deutschsprachigen Raum zu erhalten. Im Beirat für deutsche Rechtschreibung haben die verschiedenen Verbände von Presse, Buchhandel und Schriftstellern den Reformprozeß zustimmend begleitet.

Seit sechs Schuljahren lernen und schreiben Schülerinnen und Schüler nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein nach den neuen Regeln – und das weitgehend problemlos, wie die Erfahrungen aus den Schulen belegen. Im Interesse dieser Schülerinnen und Schüler darf es keine weitere öffentliche Verunsicherung über die Neuregelung der Rechtschreibung geben.

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geschrieben von KMK-Pressemitteilung am 10.08.2004

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