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eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.03.2008 um 20.54
Dem Wort folgt die Tat
MEINUNG
Von Walter Fink
Es gäbe vieler historischer Ereignisse zu gedenken in diesem Jahr. Das einschneidendste Datum, jenes, das wir uns ganz besonders in Erinnerung rufen sollten, ist der März 1938, jener 12. März, an dem Österreich untergegangen ist, an dem der Führer "seine Heimat" dem Deutschen Reich und damit dem Nationalsozialismus einverleibt hat, […]
Die Sprache wurde zum Mittel des Kampfes, das Wort zur Waffe. Über Jahre wurde damit sprachlich vorbereitet, was später in die Tat umgesetzt wurde. Gerade am Nationalsozialismus läßt sich das in einer Art nachweisen, die geradezu erschreckend ist. Es begann mit Hitlers "Mein Kampf", in dem eigentlich schon fast alles geschrieben war, was später folgte. […] Wo die Sprache verroht, verrohen die Menschen. Die Sprache macht den Anfang, die Tat folgt. Seien wir also alle wachsam!
* * *
Die Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen.
Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.
Voralberger Nachrichten online 7.3.2008
Jeder der zahlreichen Beiträge des ehemaligen ORF-Kulturchefs trägt diese Fußzeile.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 11.08.2004 um 22.55
Österreich
11.8.2004 19.25Mehrheit will alte Rechtschreibung zurück
In einer im Auftrag der Info-Illustrierten „News“ durchgeführten Gallup-Umfrage sprachen sich 62 Prozent der 400 Befragten für ein Abgehen von der Rechtschreibreform aus.
Die Österreicher sind mehrheitlich für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. 62 Prozent sprachen sich für ein Abgehen von der Rechtschreibreform aus, 32 Prozent wollen die neuen Schreibregeln behalten. Eine knappe Mehrheit für die Reform gibt es aber bei den Unter-30-Jährigen. Unterdessen wird auf den Leserbriefseiten der deutschen Medien das Thema heiß diskutiert. Einen eigenwilligen Beitrag leistet sich die „taz“: Sie erscheint am morgigen Donnerstag komplett in Kleinschreibung.
Bei der Einstellung zur Rechtschreibreform zeigt sich ein deutliches Altersgefälle: Bei den Über-50-Jährigen deklarierten sich 78 Prozent als Gegner, bei den Unter-30-Jährigen überwiegen bereits knapp die Reform-Befürworter (50 zu 46 Prozent).
Komplett nach den neuen Regeln schreiben nur zwölf Prozent der Österreicher. 55 Prozent benützen ausschließlich die alte Rechtschreibung, 32 Prozent „mischen“ die Regeln. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede in den Altersgruppen. Bei den Über-50-Jährigen verwenden nur sechs Prozent die neue Rechtschreibung und weitere 15 Prozent eine Mischform. In der Gruppe der Unter-30-Jährigen haben sich immerhin 17 Prozent komplett umgestellt, weitere 56 Prozent benützen sowohl Elemente der alten als auch der neuen Rechtschreibung.
In der „taz“ werden am Donnerstag nur der Satzanfang und Eigennamen groß geschrieben. „Diese sanfte Vereinfachung ist weltweit bewährt und kann auch uns Deutschen die Konzentration auf das Wesentliche erleichtern: die Inhalte“, erklärte der stellvertretende Chefredakteur Peter Unfried. Die christliche Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ hat am Mittwoch angekündigt, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Man werde nun die weiteren Entscheidungen der Kultusminister von der Position der „einleuchtenderen und anspruchsvolleren klassischen Rechtschreibung aus“ abwarten und den publizistischen Druck auf die notwendigen Reform-Korrekturen erhöhen.
Einen Kompromiss hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vorgeschlagen: Manche Neuerungen sollten beibehalten, einzelne Schreibweisen freigegeben werden. Beliebigkeit fürchtet der Vorsitzende der Sprach- und Rechtschreibkommission der Akademie, Hans-Martin Gauger, nicht: „Wir haben in Deutschland vielleicht zu lange zu sehr auf Einheitlichkeit gedrängt“, meinte der Linguist.
Gegen eine Rücknahme der Reform hat sich das mit der internationalen Verbreitung der deutschen Sprache betraute Goethe-Institut ausgesprochen. „Aus der Sicht der Deutschschüler des Goethe-Instituts gibt es seit Einführung des neuen Regelwerkes keine Anhaltspunkte, die besondere Schwierigkeiten im Gebrauch belegen“, sagte Institutspräsidentin Jutta Limbach. Gleichzeitig will sie aber verfehlte Regelungen berichtigen: „Aber das ist eine Korrektur, die sachlich vorgenommen werden muss.“ „Man könnte auf die Umlaute verzichten, München künftig mit ’ue’ schreiben. Man könnte auch auf den Unterschied von einfachem und doppeltem ’s’ verzichten und sich mal über die Groß- und Kleinschreibung Gedanken machen“, so Limbach.
Bei jenen deutschen Medien, die die Rückkehr zur alten Rechtschreibung angekündigt haben, versinken die Redaktionen mittlerweile in einer Flut aus Leserbriefen und E-Mails. „Es geht um Kultur, Geschichte und Gesetz. Und um die Sorge um das Wohl der Schüler“, analysiert die „Süddeutsche Zeitung“ in einer ersten Bilanz zu ihren Leserreaktionen. Noch nie habe ein Thema mehr Leser in die Nutzerforen getrieben. Beileidsbekundungen zur „orthographischen Rolle rückwärts“ wechseln ab mit hoffnungsvollen Prognosen im Stile von „Die Vernunft kehrt nach Deutschland zurück“. Der Chefredakteur des bei Axel Springer erscheinenden „Hamburger Abendblatts“, Menso Heyl, schrieb seinen Lesern am Dienstag, man werde sich „Rechtschreibneuerungen, die dann von einer großen Mehrheit befürwortet werden, nicht verweigern wollen“.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 11.08.2004 um 06.54
Jelinek bricht Lanze für alte Rechtschreibung
Wien (APA) - "Das ist der Anfang vom Ende der unsinnigen Rechtschreibreform, die eine Sprachverarmung bedeutet und eine reine Bürokraten-Beschäftigungsaktion ist," begrüßt Elfriede Jelinek gegenüber der APA die Entscheidung deutscher Verlage, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Österreich stur daran festhält, wenn Deutschland zurückwechselt."
Es dürften sich keine Parallel-Sprachwelten ausbilden, so Jelinek: "Letztendlich muss die Vernunft siegen. Ich werde im jedem Fall die alte Schreibung weiter verwenden, wie ich es immer getan habe. Ich persönlich bin nie unter Druck geraten, denn ich hatte immer die Freiheit, mir die Schreibweise auszusuchen."
Als "letztmöglichen Zeitpunkt, die Reform, die immer schon in eine falsche Richtung gegangen ist, zu stoppen" beurteilt Gerhard Ruiss von der IG AutorInnen die Entwicklungen. "Noch sind wir in der Frist, nächstes Jahr wäre es zu spät gewesen." Österreich werde an der Debatte zwangsläufig teilnehmen müssen, "weil die wirtschaftliche Situation verschränkt ist."
Christian Ide Hintze, Autor und Leiter der "schule für dichtung", äußert sich gegensätzlich: "Ich finde, wir sollten in Sachen Rechtschreibreform einen Schlußstrich ziehen, die Dinge so nehmen wie sie nun einmal sind, nicht noch einmal Millionen für neue Schulbücher zum Fenster hinauswerfen. Sollen sich doch die Deutschen den Kopf darüber zerbrechen, was "gutes Deutsch" ist!"
Bundeskanzler Schüssel betonte am Dienstag, dass Österreich bei der Neuregelung bleiben werde. Schließlich sei die reformierte Rechtschreibung in Österreich längst geltendes Recht und stehe in sämtlichen Lehrplänen. Der VP-Obmann wünscht sich zudem ein rasches Ende der Debatte. Vizekanzler Gorbach wäre damit einverstanden, bei der neuen Rechtschreibung zu bleiben.
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