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-- Personalien (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=111)


eingetragen von Christoph Kukulies am 03.06.2004 um 14.09

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Scheuermann

Das setzt sich fort z.B. in § 73 (Begriff des Arbeitsplatzes): "(1) Arbeitsplätze im Sinne des Teils 2 sind alle Stellen, auf denen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Beamte und Beamtinnen, Richter und Richterinnen sowie Auszubildende und andere zu ihrer beruflichen Bildung Eingestellte beschäftigt werden."

Sind Richter nicht auch Beamte? Einerlei: Für solche feinsinnigen und bedeutungsschweren Differenzierungen muß einfach Zeit sein.

PS: Die Formulierung des SGB IX verdanken wir einer "interfraktionellen Arbeitsgruppe". Herzlichen Dank!

Nur, um Ihre Frage zu beantworten: Richter sind keine Beamten. Aus Neutralitätsgründen, z.B. im Strafprozeß oder wenn der Staat auf der Anklagebank sitzt. Wie gerne würden wir ihn in diesen Tagen dorthinzerren, nicht wahr?

Die Besoldung erfolgt aber nach Beamtenbesoldung, wenn ich micht nicht irre.
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Christoph Kukulies


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.06.2004 um 11.43

Nur nebenbei: Ich frage immer wieder mal meine Studenten, ob es sie stört, wenn ich sie so anspreche (der politisch korrekte Ausdruck ist heute Studierende). Einhellige Antwort jedesmal: Den Unsinn könnte ich mir in der Tat sparen. (Ich müßte sonst wahrscheinlich auch auf den/die Ärztinnenberuf/ung vorbereiten.)
Seit drei Jahren haben wir in Deutschland ein eigenes Rehabilitationsgesetz [Sozialgesetzbuch (SGB) Neuntes Buch (IX) - Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen -], dessen § 1 : "Behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen erhalten Leistungen nach diesem Buch und den für die Rehabilitationsträger geltenden Leistungsgesetzen, um ihre Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. Dabei wird den besonderen Bedürfnissen behinderter und von Behinderung bedrohter Frauen und Kinder Rechnung getragen.", ohne seinen zweiten Satz nicht weniger, sondern mehr aussagen würde.
Das setzt sich fort z.B. in § 73 (Begriff des Arbeitsplatzes): "(1) Arbeitsplätze im Sinne des Teils 2 sind alle Stellen, auf denen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Beamte und Beamtinnen, Richter und Richterinnen sowie Auszubildende und andere zu ihrer beruflichen Bildung Eingestellte beschäftigt werden."

Sind Richter nicht auch Beamte? Einerlei: Für solche feinsinnigen und bedeutungsschweren Differenzierungen muß einfach Zeit sein.

PS: Die Formulierung des SGB IX verdanken wir einer "interfraktionellen Arbeitsgruppe". Herzlichen Dank!

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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Theo Grunden am 03.06.2004 um 10.19

Mag sein, daß Frau Ahnen keine Schwierigkeiten mit der Rechtschreibreform hat. Mit der Rechtschreibung an sich hat sie aber anscheinend sogar „grosse“. Auf der Seite
http://www.mbfj.rlp.de/wirueberuns/index.html
des Ministeriums für Bildung, Frauen und Jugend in Rheinland-Pfalz können sich Ahnenforscher davon überzeugen:

Wir haben grossen Wert darauf gelegt, diese Seiten für möglichst viele Interessentinnen und Interessenten zugänglich zu machen. Daher bemühen wir uns um eine barrierefreie Gestaltung für Menschen mit Einschränkungen der Sehfähigkeit.
Ich wünsche Ihnen eine interessante und informative Lektüre.

Doris Ahnen
Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend


Sehr interessant und informativ!


eingetragen von gestur am 03.06.2004 um 10.10

"Weil", so schließt man messerscharf,
"nicht sein kann, was nicht sein darf".

(geklaut bei Christian Morgenstern)
– geändert durch gestur am 03.06.2004, 18.36 –


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.06.2004 um 09.41

Die derzeitige Präsidentin der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, gleichzeitig Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend des Landes Rheinland-Pfalz, die Politologin und Pädagogin Doris Ahnen (MA), hat sich laut gestriger Zeitungsmeldung in der FAZ mit erstaunlicher Entschiedenheit zur Rechtschreibreform geäußert: Die KMK würde die Rechtschreibreform "auf keinen Fall" zurücknehmen, dies sei den Schülern, die schon die neuen Regeln gelernt hätten, "auf keinen Fall" zuzumuten. Außerdem hätten weder Lehrer noch Schüler mit der Rechtschreibreform Schwierigkeiten.
So stellt jedenfalls die Germanistin Dr. h.c. Heike Schmoll die Aussagen der Ministerin dar.

Zu einer solchen Entschiedenheit kann eine hohe Kompetenz in der Sache ebenso beitragen wie ihr Gegenteil. Man will der Präsidentin eher das letztere wünschen. Weitgehende Inkompetenz ist auch wahrscheinlicher, hat sich Frau Ahnen doch in Sachen Rechtschreibung bislang nicht besonders hervorgetan. Vielmehr hat sie als die letztjährige turnusmäßige Vorsitzende der Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen, -minister, -senatorinnen und -senatoren der Länder (GFMK) ein "Programm zur Umsetzung gender-orientierter Präventionsarbeit gegen Gewalt" angestoßen und sich generell für "Gender Mainstreaming" eingesetzt. In ihrem Aufgabenbereich Bildung hat sie der PISA-Studie für Rheinland-Pfalz erfreuliche Ergebnisse zu entlocken vermocht und setzt ansonsten - wie alle anderen auch - auf vermehrte Qualitätskontrolle (anstelle von Freude und Begeisterung).

Nun also Rechtschreibung. Ist es möglich, daß es dieser (auf ihrem ubiquitären "Dienstphoto" freundlich lächelnden) studierten Frau bis heute wirklich vollständig entgangen ist, daß die KMK mit der Rechtschreibreform einen zu korrigierenden Fehler in Szene gesetzt hat? Der große Teil des Volkes weiß es, aber Doris Ahnen hat keine Ahnung? Es ist schwer zu glauben. Und dennoch, man muß es annehmen, sonst würde Frau Ahnen ja lügen: Weder Lehrer noch Schüler haben mit der Rechtschreibreform Schwierigkeiten?
"Soweit ich das übersehe, schwankt die Stimmung in den Schulen zwischen Resignation und Wut. ... Das Tohuwabohu, also das orthographische Chaos an Schulen, die Resignation von Lehrern und Eltern und so weiter ... - auf die Dauer ... hält das kein Deutscher aus", konstatiert der Schulbuchverleger Michael Klett (FAZ v. 28. Mai) - aber im goldigen Mainz kommt davon gar nichts an?
Es muß wohl so sein.
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Rolf Genzmann am 22.05.2004 um 08.01

Zum Wirken des Ludwig von Friedeburg, zu den hessischen Rahmenrichtlinien wie zur damals populistischen Kleinschreibbewegung findet man gewichtige Gegenstimmen.
„Hier wird vermutlich eine Strategie entwickelt: Wenn es gelänge - es ist eine praxisanregende Utopie -, jeden Text zu einem Augenpulver und jedes Lesen zu einem Rätsellösen, einem Lesepuzzle zu machen, dann würde jede Zeitung ungelesen den Händen entsinken. Und wenn die Lust, die identifikatorische Lust an der Hochsprache richtliniengetreu sänke, so stürzte die Leserei bald nach. ... Hinderlich ist die Literatur. ...
Ich bitte zu glauben, daß Golo Mann recht hat, wenn er sagt: „Die Literatur, versichert man uns, erhalte in den Rahmenrichtlinien nur einen neuen Stellenwert.
Den erhält sie: im Mülleimer“. ...
Vielleicht gelingt einmal die ganz zeitgemäße, die perfekte, geruchlose Bücherverbrennung, die niemand merkt, weil es nicht einmal eine Zensur gegeben hat. Die Bücher bleiben. Der Inhalt ist herausgezaubert. Alle Literatur erlischt dem, dessen geistiges Leseorgan ertaubt.“
(Paul Stöcklein) -
„Golo Mann hat in seiner herben Kritik an den hessischen Rahmenrichtlinien den bedenkenswerten Satz geschrieben: „Wer die schönsten deutschen Gedichte kennen und lieben lernt, besonders auch, wer sie sich selber hersagen kann, der wird freier, unabhängiger; der stärkt die eigene Identität. Der kann, wenn das Praktische, Nützliche nachgewiesen werden muß, Trost finden in allerlei Notlagen, die auch in der emanzipierten Gesellschaft uns früher oder später nicht erspart bleiben.“ Ich bin nicht sicher, ob man Golo Mann auch dann folgen sollte, wenn Gedichte dem Raster des Entlarvungszusammenhangs unterworfen werden: Wenn aus John Maynard der nützliche Idiot wird, der sein Leben wegwirft für die Stabilität des Aktienkurses seiner Schiffartsgesellschaft, während die upper class am Heck des lecken Schiffes überlebt; wenn aus dem alten Ribbeck der zynische Junker wird, der Birnen an Kinder verschenkt, statt enteignet zu werden; wenn Arbeiterdichtung als der zu denunzierende Versuch entlarvt wird, von der industriellen Kapitalverwertung abzulenken.“
(Fritz Holthoff) -
„Wie kommt es, daß in einigen deutschen Ländern sozialdemokratische Kultusminister Lehrpläne für den politischen Unterricht in Kraft setzen, die mit marxistischem Gedankengut in einem Ausmaß durchsetzt sind, daß man fragen muß, worin sich ihr Grundtenor von denen der DDR eigentlich noch unterscheide? So daß es also gar nicht mehr verwundern kann, wenn man hört, daß sie spaltenweise direkt aus den offiziellen Schriften der DDR abgeschrieben sind und auch junge Lehrer aus den Lehrbüchern der DDR ihren politischen Unterricht bestreiten?“
(Hugo Andreae) -
Stöcklein und Andreae in „Klassenkampf und Bildungsreform“, Herder TB 9502, 1974.
Das Internet-Antiquariat ZVAB verzeichnet 6 lieferbare Exemplare. Holthoff, ehemals SPD-Kultusminister NRW, in einem vom VBE 1975 nachgedruckten Vortrag.

Die westdeutschen Lehrer wurden demnach durch die Lehrpläne und Richtlinien offenkundig zu Undercoveragenten Margot Honeckers gemacht, der ewigen DDR-Kultusministerin, genannt Miß Bildung.


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Rolf Genzmann


eingetragen von gestur am 21.05.2004 um 10.15

Die Gesamtschulen sind auch heute noch umstritten und, soviel ich weiß, werden keine neuen mehr eingerichtet.
Für Referendare des höheren Lehramts sind sie der absolute pädagogische Härtetest.
Leider werden die Begriffe "Gesamtschule" und "Ganztagsschule" immer wieder verwechselt, zum Nachteil der Ganztagsschulen.


eingetragen von Norbert Schäbler am 21.05.2004 um 09.45

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Jörg Metes
Zitat:
Mit Elan gegen Ungleichheit in der Schule

Frankfurt/Main (AP) Für viele ist der Mann noch immer ein rotes Tuch. Knapp 30 Jahre nach seiner Ablösung gilt Ludwig von Friedeburg, hessischer Kultusminister von 1969 bis 1974, vielen nach wie vor als bildungspolitischer Ideologe. Andere verehren den profilierten Sozialforscher heute als Wegweiser für die Schule der Zukunft. Am (morgigen) Freitag wird Friedeburg 80 Jahre alt.

»
(Yahoo! Nachrichten, Donnerstag 20. Mai 2004, 10:16 Uhr)


Querverbindungen nicht vergessen:

z.B. zum hessischen Kultusminister (1991-1999), Holzapfel, Hartmut.
Am 5. September wird er 60.
Auch ihm gebührt eine Laudatio,
... wie auch den zahlreichen namhaften Wegbegleitern und Vordenkern der Hessen-KuMis.
Frage: War Kanther nicht auch ein Hesse?

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nos


eingetragen von Jörg Metes am 21.05.2004 um 07.06

Zitat:
Mit Elan gegen Ungleichheit in der Schule

Frankfurt/Main (AP) Für viele ist der Mann noch immer ein rotes Tuch. Knapp 30 Jahre nach seiner Ablösung gilt Ludwig von Friedeburg, hessischer Kultusminister von 1969 bis 1974, vielen nach wie vor als bildungspolitischer Ideologe. Andere verehren den profilierten Sozialforscher heute als Wegweiser für die Schule der Zukunft. Am (morgigen) Freitag wird Friedeburg 80 Jahre alt.

Es war die große Zeit der Bildungsreform, als Friedeburg Kultusminister wurde. Ein OECD-Bericht hatte der Bundesrepublik in den 60er Jahren attestiert, als Industrienation deutlich zu wenig junge Menschen mit höheren Schulabschlüssen und akademischer Ausbildung zu produzieren. In dieser Situation schien Friedeburg, der sich seit den 50er Jahren als Forscher mit zahlreichen sozialen und bildungspolitischen Problemen befasst hatte, der richtige Mann für eine Neuausrichtung zu sein.

Mit Elan stürzte sich der damals 45-Jährige in seine Aufgabe. «Mein Ziel war es, die enormen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten beim Zugang zu den Bildungsstätten aufzubrechen», sagt Friedeburg heute rückblickend. Unter seiner Regie entstand 1970 ein Schulentwicklungsplan, der revolutionäre Züge trug. Flächendeckend sollten alle Kinder ab dem 5. Lebensjahr eingeschult werden. Ab 1980 sollte es in Hessen nur noch Gesamtschulen geben.

Zudem wollte der Kultusminister die vordem gymnasiale Oberstufe mit der Berufsschule verschmelzen. Vieles was Friedeburg vor mehr als 30 Jahren im Detail plante, wird unter dem Eindruck des PISA-Schocks heute eingeführt: gezielte Sprachförderung für Kinder aus Problemfamilien, Fremdsprachenunterricht schon in der Grundschule, Orientierung des Unterrichts an Lernzielen sowie die Ganztagsschule.

Anfang der 70er Jahre aber lösten die Reformpläne erheblichen Widerstand aus. Das Missfallen von Teilen der Lehrerschaft, Elternvereinen und CDU-Opposition steigerte sich zum Proteststurm als das Wiesbadener Kultusministerium 1972 neue Rahmenrichtlinien veröffentlichte. Insbesondere die Leitfäden für Deutsch und Gesellschaftslehre brachen vollständig mit jeder Bildungstradition. So erklärten die Richtlinien das Erlernen der deutschen Rechtschreibung für zweitrangig. Auch die Beschäftigung mit Literatur erschien verzichtbar.

«Das ist klar übertrieben worden», räumt Friedeburg heute ein. Man habe Kindern, die zu Hause nicht mit Goethe und Schiller aufgewachsen seien, auch die Chance geben wollen, sich sprachlich zu entwickeln. Faktisch hatte Friedeburg seinen Gegnern mit den Rahmenrichtlinien eine Steilvorlage geliefert. «Marx statt Rechtschreibung» war einer der Slogans der CDU-Opposition.

Während die Rahmenrichtlinien zurück gezogen und überarbeitet wurden, konnte Friedeburg im Bereich der Schulstruktur Erfolge verzeichnen. Nicht zuletzt dank üppiger Finanzmittel wurden zahlreiche neue Gesamtschulen eingerichtet. Bis 1975 stieg ihre Zahl auf landesweit 64, mehr als in jedem anderen Bundesland. Dennoch konnte sich das gegliederte Schulwesen in Hessen bis heute behaupten.

Die Landtagswahl von 1974 brachte der CDU einen Stimmenanteil von 47,3 Prozent. Vor allem aus den Reihen der FDP wurde die radikale Schulpolitik des Ministers für diesen Erfolg der Opposition verantwortlich gemacht. Im Herbst 1974 musste Friedeburg seinen Posten räumen. Der mittlerweile 50-Jährige kehrte ans Frankfurter Institut für Sozialforschung zurück, das er von 1975 bis 2001 leitete.

Die Bildungspolitik nach PISA betrachtet der Sozialforscher mit gemischten Gefühlen. Auch wenn er mit Befriedigung aufnimmt, dass angelehnt an das erfolgreiche finnische Gesamtschulsystem heute viele Ansätze aus den 70er Jahren wieder diskutiert werden, so kritisiert er auch die Verengung der bildungspolitischen Debatte.

Heute konzentriere sich die Frage darauf, wie Schule und Schüler effizienter und leistungsfähiger werden können. «Das ist wirklich ein Jammer, denn das ist ja nicht das Entscheidende», erklärt Friedeburg, «sondern das der eine Mensch eine Chance hat in diesem Leben, ein bisschen selbstständiger und autonomer zu werden.»
(Yahoo! Nachrichten, Donnerstag 20. Mai 2004, 10:16 Uhr)
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 18.05.2004 um 10.21

Wilfried W. Steinert aus Hoppenrade ist mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden des Bundeselternrates (BER) gewählt worden. Heute findet in der Anne-Frank-Schule in Berlin die Amtsübergabe statt. Der 54jährige tritt die Nachfolge von Renate Hendricks aus Bonn an, die aufhört.

Wilfried W. Steinert konnte sich seit zwei Jahren als stellvertretender Vorsitzender auf die neue bildungspolitische Herausforderung einstellen. Er fordert eine vergleichbare Bildungsqualität in allen Regionen Deutschlands, die durch national verbindliche Kern-Lehrpläne und einheitliche Mindeststandards, die jede Schule erreichen muß, gekennzeichnet sind. Ein Wohnortwechsel innerhalb Deutschlands darf für die Familien nicht länger damit bestraft werden, daß die Kinder Schuljahre wiederholen müssen, weil jedes Land auf seiner Bildungshoheit besteht.

Unter dem Motto "Wir sind die Eltern!" will Steinert die Elternarbeit weiter qualifizieren. Ohne Eltern gäbe es keine Schule. Mitwirkung soll sich nicht im Reagieren auf Verordnungen und Gesetze erschöpfen. Steinert will, daß sich Eltern aktiv in die erforderliche Neugestaltung der Bildung in Deutschland einbringen. Eltern sollen Lehrerinnen und Lehrer motivieren und unterstützen, die gesetzlichen Spielräume zum Wohle der Kinder nutzen, um eine zukunftsfähige Bildung zu gestalten. Um die Reformen endlich in Bewegung zu bringen, will Steinert die enge Zusammenarbeit mit der Bundesschüler-Vertretung und den Lehrerverbänden suchen. "Die Zukunft unserer Kinder ist mir zu wichtig, als daß wir sie auf dem Altar der partei- und verbandspolitischen Interessen opfern dürften!", so Steinert.

Als Leiter der Waldhofschule in Templin, einer "Schule für alle" in Trägerschaft der Stephanus-Stiftung, zeigt Steinert mit seinen Lehrerinnen und Lehrern, wie behinderte und nichtbehinderte Kinder in heterogenen Lerngruppen zusammen lernen, leben und aufwachsen können.

-- berichtete die Märkische Allgemeine am 14. 5. 2004. Dem Vernehmen nach ist Frau Hendricks nicht ganz freiwillig aus dem Amt geschieden.


eingetragen von Jörg Metes am 09.03.2004 um 12.58

Der dpa-Bildungskorrespondent Karl-Heinz Reith scheint überhaupt recht kaltschnäuzig Märchen zu verbreiten, wenn sie denn der Sache irgendwelcher Gesinnungsfreunde dienen.

Von einer von ihm verfaßten Meldung vom 14. 11. 02 über zwei deutsche Versuchsschulen in Bielefeld und Wiesbaden haben sich damals der Deutsche Lehrerverband, das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin sowie der Arbeitskreis Gesamtschule in Recklinghausen distanziert, letzterer in Form einer Beschwerde an den Deutschen Presserat, welcher ich diese Informationen entnehme.
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Jörg Metes


eingetragen von Matthias Dräger am 31.12.2003 um 17.23

Bischof Lehmann hat in seiner heutigen Ansprache in Mainz die Deutschen zu mehr Reformbereitschaft aufgerufen. „Man muß allerdings aufpassen, daß die Reformen nicht zu Lasten derer gehen, die sich nicht wehren können.“

Stimmt. Wie bei der Rechtschreibreform. Können sich die Schüler dagegen wehren?

Kann man sich als Bürger dagegen wehren?

Die Staatsrepräsentanten lassen von ihren Sprachpanschern einen überdimensionalen Tauchsieder in das „Aquarium Deutschland“ werfen.
Ob die Fische dann die neue Temperatur des Wassers annehmen möchten oder nicht, steht dann ganz in ihrem eigenem Ermessen - oder? Schließlich leben wir in einem freien Aquarium...


eingetragen von J.-M. Wagner am 21.12.2003 um 13.18

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Irgendwo habe ich geschrieben, Reinhard Olt habe sich nach der Wiener Abschlußkonferenz nicht mehr zur Rechtschreibreform geäußert.
Das war hier (http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=9239).
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 21.12.2003 um 06.09

Irgendwo habe ich geschrieben, Reinhard Olt habe sich nach der Wiene Abschlußkonferenz nicht mehr zur Rechtschreibreform geäußert. Olt weist mich zu Recht darauf hin, daß das nicht stimmt, denn in der FAZ hat er noch folgendes veröffentlicht:

Felix Hurdestanisch. Sprachpolitik in Österreich zwischen Anpassung und Absonderung (8.1.97)

Phonetisch oder etymologisch, und Raumer wider Grimm. Die Orthographie-"Reform" zerrt am Einigungswerk der Jahrhundertwende (19.8.97)

Das Bewußtsein schärfen, den Stil verfeinern. Ein Sprachpfleger legt Rechenschaft über sein Wirken ab (18.12.00)

Von abbusseln bis Zwutschkerl. Fünfzig Jahre Österreichisches Wörterbuch (31.10.01)

Zwei Nationen, eine Sprache. Die Rechtschreib-"Reform" hat die österreichisch-deutsche Einheit gefestigt (06.08.03)

Einigungswerk an der Jahrhundertwende - oder: als Philologen und Politiker den langen Weg zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung ebneten. Hintergründe der umstrittenen Orthographie-"Reform"; in: Fachjournalismus im Gespräch, hgg. von Siegfried Quandt, Nr. 14 (1997), S. 13-22

Wort, Satz, Text, Stil - Berichterstattung und Sprache; in: Wiener Sprachblätter, Zeitschrift für gutes Deutsch (48. Jg.) 1998, Heft 4, S. 124 - 129

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Auf seine Rezension des ÖWB war ich sogar noch in einem Leserbrief eingegangen. Das hatte ich aus irgendeinem Grunde vergessen. Es tut mir leid.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 04.08.2003 um 13.47

Der Kommentar der "Heilbronner Stimme" (1.8.03) zur Rechtschreibreform fällt auf durch die besondere Dreistigkeit, mit der sämtliche durch die Reform entstandenen Probleme ignoriert oder abgestritten werden. Auch wenn er sich so liest, als habe Gerhard Augst persönlich ihn geschrieben, wird von der "Heilbronner Stimme" als Verfasser doch Karl-Heinz Reith angegeben. Im Internet erfährt man über ihn:

Karl-Heinz Reith, Jahrgang 49, ist politischer Korrespondent im Hauptstadtbüro Berlin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildung, Forschung und Innenpolitik.
Karl-Heinz Reith begann seinen beruflichen Werdegang 1967 als Volontär in der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau in Dortmund. Im Jahr 1973 begann er sein Studium der Erziehungswissenschaft, welches er mit dem Abschluß als Diplom-Pädagoge 1978 beendete. Bereits während des Studiums arbeitete er als freier Journalist für den Rundfunk, dpa und die Welt am Sonntag.
Seit 1978 war Karl-Heinz Reith als Korrespondent im dpa-Landesbüro Nordrhein-Westfalen tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte waren Reportagen und Landespolitik.
Die Sparte Politik blieb ihm dann auch als bundespolitischer Korrespondent in Bonn, beziehungsweise seit dem Regierungs- und Parlamentsumzug in Berlin, erhalten. Während dieser Zeit war Karl-Heinz Reith über 15 Jahre verantwortlicher Redakteur des dpa-Dienstes für Kulturpolitik. Wöchentlich poblizierte er Nachrichten für die Bildungs- und Forschungspolitik.
Nebenbei produzierte er regelmäßige Kolumnen in der Deutschen Universitäts-Zeitung und veröffentlichte in diversen Fachblättern seine Berichte über: Bildungsfinanzierung, Familienlastenausgleich, Studienstruktur, Dienst- und Besoldungsrecht. Unter anderem moderierte er zahlreiche Podiumsdiskussionen und bildungspolitische Streitgespräche.
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 09.06.2003 um 04.50

»Joachim Schulz-Hardt 70

Es grenzt an ein Wunder, daß die Kultusministerkonferenz (KMK) nach der Wiedervereinigung eher besser als schlechter zusammengearbeitet hat. Daß die Koordination reibungsloser klappte als erwartet, war in erster Linie das Verdienst des Generalsekretärs der KMK, Joachim Schulz-Hardt, denn der Präsident der Konferenz wechselt jedes Jahr. In seiner Bonner Zeit als Generalsekretär (von 1976 bis 1998) hat Schulz-Hardt, der der CDU angehört, 25 Präsidentinnen und Präsidenten treu gedient: Alle, ob sie nun der Union oder der SPD angehörten, konnten sich gleichermaßen auf den promovierten Juristen verlassen. Mit der deutschen Einheit ging ein Traum des gebürtigen Schlesiers in Erfüllung, dessen Vater im Krieg gefallen war und der auf der Flucht für längere Zeit von der Mutter getrennt wurde. Schleswig-Holstein wurde ihm zur zweiten Heimat. Dort hat er als der zuständige Abteilungsleiter im Kieler Kultusministerium den Aufbau der Universität Lübeck geführt. Nach seiner Pensionierung war er zwei Jahre lang für den Europarat in Rußland als Berater bei der Schul- und Hochschulreform tätig. Die größte Freude bereitet ihm der Kommissionsvorsitz des Leo-Baeck-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte: Die Juden sollen, so sein Votum, in Lehrplänen, Schulbüchern und im Unterricht nicht nur als Verfolgte und Opfer des Holocaust dargestellt werden, sondern auch als Mitgestalter der europäischen Geschichte. Am 9. Juni feiert Schultz-Hardt seinen 70. Geburtstag. (Reu.)«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2003, Nr. 131 / Seite 6)
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Jörg Metes


eingetragen von J.-M. Wagner am 19.05.2003 um 16.46

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (unter „GZS“)
Mir geht es wie Herrn Wrase. Warum soll ich mir den Kopf zerbrechen, wo andere sich den ihren nicht zerbrochen haben? Erst jetzt fällt mir auf, wie lange ich das Regelwerk schon nicht mehr angerührt habe. Es interessiert mich einfach nicht mehr. Die Reformer selbst interessiert es ja auch nicht mehr, sie basteln wahrscheinlich an irgend etwas Neuem, für 2005.
Daß 2005 irgend etwas Neues kommt, hoffe ich sehr – aber was kommt wirklich? Und vor allem: Von wem hängt es jeweils ab, wenn es zum einen um konkrete Vorschläge für Veränderungen geht, zum anderen darum, diese zu beschließen?

Neulich habe ich mit Frau Schipanski ein paar Worte über die Rechtschreibreform gewechselt, und ihr Tenor war, daß sie das Thema am liebsten begraben sehen würde und daß sie sehr froh war, daß in ihrer Amtszeit als KMK-Präsidentin „nichts weiter dazu kam“. Sie meinte auch, daß letztlich die KMK entscheiden müsse, was wird; zurückdrehen würde man die Reform aber nicht können. Sie selber habe sich von dem Thema vollständig zurückgezogen. Für konkrete inhaltliche Aspekte erklärte sie die Rechtschreibkommission für zuständig.

Ich habe den Eindruck, daß es eigentlich genau andersherum sinnvoll wäre: Ich hätte es gern, wenn man mit den Politikern auch über die konkreten Inhalte der Reform sprechen könnte und sie dafür sensibilisiert werden, die Aussagen der Rechtschreibkommission (etwa im 3. Bericht) nicht ungeprüft hinzunehmen (so daß eventuell auch klar wird, was ein „Nichtzurückdrehen“ für Konsequenzen hat), und man umgekehrt mit den Kommissionsmitgliedern auch über die gesamtgesellschaftliche Verantwortung sprechen könnte, so daß die Nachbesserungen nicht „aus politischen Gründen“ o. ä. (vgl. den Kompromißvorschlag der DASD) zweitklassig bleiben.

Also: Mit wem lohnt es sich worüber zu diskutieren, wenn man wirklich etwas erreichen will?
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von J.-M. Wagner am 05.05.2003 um 14.42

Kennen sich eigentlich Herr Dr. Funk (Sekretariat der KMK) und Herr Dr. Heller (Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung) mehr als nur von ihrem Namen und ihrer Funktion her, und wenn ja, wie gut?
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 15.04.2002 um 03.54

Natürlich war dem Austritt von Herrn Munske eine längere Erfahrung mit dem Augst-Kreis vorausgegangen. Munske spielte schon lange eine Außenseiterrolle, er wurde von Augst und den Seinen immer wieder vor abgekartete Beschlüsse gestellt. Aber erst das Pamphlet "Rechtschreibreform - eine Antwort an die Kritiker" von Augst/Schaeder (in zigstausend Exemplaren auf dem Dienstweg an die Schulen verschickt) bzw. das Verhalten dieser Kommissionsmitglieder im Sommer 1997 brachte das Faß zum Überlaufen. Munskes Reaktion in der Süddeutschen Zeitung vom 4.12.1997 zitiere ich in "Regelungsgewalt" S. 111:
"Während eine Arbeitsgruppe der Kommission an einer Revision arbeitet, wird an allen bayerischen Schulen eine Werbeschrift des Kommissionsvorsitzenden verteilt, in der sämtliche Groteskheiten (sc. der Getrennt- und Zusammenschreibung) wortreich verteidigt werden. Hier wird der verbiesterte Wille offenbar, nichts Wesentliches zu ändern, sondern allenfalls ein paar besonders anstößige Fehler wegzuinterpretieren."
Dort wird auch festgestellt, daß dieses Pamphlet polemisch gegen Munske gerichtet ist und nicht nur gegen mich.
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Th. Ickler


eingetragen von J.-M. Wagner am 14.04.2002 um 13.48

Aus der Presseerklärung der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung vom 7. Juni 1997 geht hervor, daß Prof. Munske zu diesem Zeitpunkt noch der Kommission angehörte. Prof. Eisenberg hat der Kommission wegen der negativ verlaufenen Mannheimer Anhörung den Rücken gekehrt. Trifft das auch für Prof. Munske zu?

Weiß man etwas genaueres über die konkreten Aspekte bzw. Probleme, die ihn zu seinem Austritt bewogen haben (und weiß man derartiges auch bei Prof. Eisenberg)? Was war der entscheidende Kritikpunkt? Oder wird man mit einer öffentlichen, nachvollziehbaren Darstellung des Hintergrundes bis zur Veröffentlichung des ersten Kommissionsberichtes warten müssen? (Ich hoffe sehr, daß der bald kommt ...)
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 14.12.2001 um 14.25

Bei den Sitzungen und auch außerhalb des Arbeitskreises ging es, sagen wir mal: menschlich-allzumenschlich zu, d. h. intrigenreich. Das könnte irgendwann mal erzählt werden, wenn die Gebote der Diskretion es zulassen. Protokolle existieren so wenig wie von der Wiener Abschlußkonferenz. Ich habe zwar vom österreichischen Kultusministerium die Erlaubnis, den Mitschnitt anzuschauen, aber dazu muß ich erst mal nach Wien reisen und mir ein paar Tage Zeit nehmen. Im Augenblick ist daran nicht zu denken, und es ist ja auch nicht so wichtig. Fest steht, daß Gerhard Augst die RSR mit Recht als sein Werk betrachtet, nicht was den Inhalt, sondern was die Durchsetzung betrifft. Der Stolz, mit dem er dies lange Zeit verkündet hat, dürfte ihm inzwischen vergangen sein, falls es sich nicht um den Künstlerstolz eines Nero beim Anblick der brennenden Hauptstadt handelt.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 14.12.2001 um 13.04

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Hinter jedem bürokratischen Akt stecken Bürokraten, auch die sind, solange sie nicht regelrechte Verbrechen anstiften, persönlich völlig uninteressant und nicht zur Verantwortung zu ziehen, weil sie nur tun, was sie für ihr problemloses Verbleiben im Dienst für förderlich halten, also was man von ihnen erwartet. Und dieses »man« ist nicht zu packen, und selbst wenn es das wäre, was wäre dann gewonnen? Sie haben ja alle nach eigenem Verständnis etwas völlig Richtiges getan.
Was man, wenn man mehr über die genauen Abläufe wüßte, schon noch tun könnte, wäre: eine Komödie drüber schreiben. Mit einer Komödie wäre dieses »man« vielleicht doch zu packen. Ich wüßte sehr, sehr gerne mehr.

Wenn in der Kommission etwa einzelne Schreibweisen erörtert wurden: Wie mögen die Diskussionen da konkret abgelaufen sein? Wie sind die Reformer zu Entscheidungen gekommen? Wie ist man verfahren, wenn beispielsweise der eine lediglich "aufwändig" einführen wollte, der andere konsequenterweise aber auch "auswändig", "notwändig" etc.? Hat man Gutachten erstellt? Streitschriften verfaßt? Tagelang debattiert? Intrigiert? Sich wegen solcher Fragen gar bitter überworfen?

Und wie groß mag dann erst die Erbitterung gewesen sein, wenn von irgendeinem Kultusminister die mühsam ausgehandelte Lösung aus Ignoranz und Willkür wieder vom Tisch gewischt wurde (Zehetmair und der 'heilige Vater')?

Hätten die Reformer einen halbwegs charismatischen Anführer gehabt, wäre die Diskussion über die Reform ganz anders verlaufen. Sie wäre (in den Massenmedien) geführt worden als Diskussion über diesen Anführer, über seine Glaubwürdigkeit und seine Ausstrahlung. (Wie war das überhaupt? Unter den Reformern gab es ja durchaus Missionare, die von ihrer Sache wirklich überzeugt waren. Warum hat es von diesen Missionaren keiner geschafft, zu einer öffentlichen Figur zu werden? Wollten sie, aber konnten nicht? Oder konnten sie, aber wollten nicht? )

Wieso gibt es im deutschen Fernsehen nicht langsam einmal eine Sitcom, die in einer (der) Rechtschreibkommission spielt? In England hätte es eine Rechtschreibreform überhaupt nur so gegeben: als Grundidee einer komischen Fernsehserie. Als satirische Fiktion, die sich besonders gut eignet als Rahmen für Bürokraten- und Wissenschaftlerscherze. - Ich arbeite fürs Fernsehen, wenn auch leider nur fürs deutsche, und überlege mir immer einmal wieder, ob es nicht doch gelingen könnte, die Rechtschreibreform dem Fernsehen als Komödienstoff schmackhaft zu machen. Für diesen Zweck zum Beispiel wären Personalien und Anekdoten aus der Geschichte der Reform schon ganz hilfreich. Themen, die sich nicht personalisieren lassen, sind für die Massenmedien keine (Kulturberichterstattung findet im Fernsehen praktisch nur noch als Berichterstattung über einzelne Personen statt).
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2001 um 20.09

Mit Stuß habe ich natürlich nicht Ihren Vorstoß gemeint, lieber Herr Wagner, sondern es war die schlagwortartige Fortsetzung des Gedankens, daß man viele einflußreiche Personen für den Rückkehrgedanken gewinnen müsse. Der Slogan steht ja auch schon irgendwo, man könnte ihn sich gut als Bestandteil etwa der FDP-Wahlkämpfe vorstellen.

Überhaupt wollte ich eigentlich nichts GEGEN diesen Personalien-Vorstoß sagen, sondern bloß vor einer Vergeudung von Zeit und Kraft warnen, wo doch - jedenfalls aus meiner Sicht - ganz andere Dinge anstehen. Ich war immer der Meinung, daß die Abrechnung mit den Schuldigen warten kann, sie ist etwas für die abschließende Dokumentation.

Vielleicht liegt es an den vielen Kontakten, die ich pflege und die mich fast überfordern. Ich würde mir schon wünschen, daß viele Mitstreiter sich ebenfalls daran beteiligen, zum Beispiel an Verbandsvertreter und Medienleute herantreten und ihnen die Lage erklären. Es herrscht zuviel Unwissenheit und infolgedessen Verzagtheit.

Übrigens kommen wir ja bei den Personalien auch nicht weiter. Was damals im Ministerium Kanther gelaufen ist, erfahren wir wahrscheinlich nie.
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Th. Ickler


eingetragen von J.-M. Wagner am 11.12.2001 um 19.05

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Im Augenblick scheint es mir nicht vordringlich, die Schuldigen aufzuspüren und anzuprangern.
Nochmal: Das war nie beabsichtigt! Ich stelle mir eine rein sachliche Darstellung vor, frei von (expliziten oder impliziten) Bewertungen und von Polemik.
Zitat:
Viel wichtiger ist es, diejenigen zu finden, die etwas ändern können und wollen.
Ja, Konsens; deshalb dürfte in dieser Übersicht der Name »Ickler« keinesfalls fehlen, aber in dem zugehörigen Eintrag würden eben keine solchen Pressestimmen auftauchen wie im »who is who« des »Bvr«. - Worin läge das Problem, wenn man die Namen derer, die etwas ändern können und wollen, in die Liste aufnähme?
Zitat:
Wir müssen einen Weg aus der Misere zeigen. Damit müssen die zögernden Zeitungen usw. überzeugt werden, daß entgegen dem Augenschein die Reform nur scheinbar blüht und gedeiht. Die Rückkehr zur Vernunft ist möglich und unumgänglich, das ist die Botschaft, mit der wir Tag für Tag durch die Lande ziehen müssen.
Wie könnte dieser Weg aussehen; was sollte als Ziel genannt werden? Wenn ich (im privaten Rahmen) anderen etwas empfehle, dann, die neue Rechtschreibung komplett zu ignorieren, damit klar wird, daß die jetzige Reform der falsche Weg ist. Mein (etwas vereinfachtes) Argument dabei ist, daß man sich in diesem Fall ganz einfach gegen die staatliche Anmaßung wehren kann, indem man sie ignoriert. - Worauf könnte der Weg aus der Misere bauen; ist das Problembewußtsein in der Öffentlichkeit (bzw. bei den zögernden Zeitungen etc.) schon so weit vorhanden? Sicherlich nicht, die Diskussion ist ja weiterhin lebhaft, und es gibt genügend Leute, die sie für unwichtig oder überflüssig halten - weil ja schon alles geregelt sei. Umso wichtiger ist es, frei von Polemik und Ideologie mit Sachargumenten aufwarten zu können, die belegen, was für inhaltliche und konzeptionelle Fehler in den neuen Regeln stecken, und mit welcher Entwicklung zu rechnen ist, wenn diese Regeln nicht geändert werden. An der Stelle kann man einhaken, wenn auf die Kinder in der Schule verwiesen wird, indem man darauf hinweist, daß sie etwas lernen, was von den Erwachsenen so nicht praktiziert wird und daß also die Schule hier eine (zurückhaltend formuliert) höchst fragwürdige Rolle eingenomen hat. Was ich antworten würde, wenn ich von meinem Gesprächspartner dann auf die Reform von 1902 hingewiesen werden würde, deren Regeln ja formal auch nur an den Schulen galten, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht kann man dann etwas vom Thema ablenken und auf die PISA-Resultate zu sprechen kommen...
Zitat:
PISA hat, wie man sieht, die Gemüter wieder für das Thema geöffnet.
Ich fand es sehr bemerkenswert, daß (»plötzlich«) die Lese- gegenüber der Schreibfähigkeit in den Vordergrund gerückt ist. Und wenn das nicht für sich spricht, muß man eben sehr deutlich darauf hinweisen, und auch darauf, daß das »Kontextprinzip« keine so schlaue Idee ist. (A propos PISA: Ist darin irgendwo etwas über die Vergleichbarkeit der Resultate bezüglich der Klassenstärke gesagt worden? In den Berichten in den Medien, die ich bisher mitbekommen habe - ohne bislang selber im Netz nach weiteren Informationen zu suchen -, wurde sofort auf die Kritik des Schulsystems eingegangen, aber kein Wort darüber verloren, wie wichtig es ist, ob ein Lehrer 25 oder 33 Schülern gegenübersteht und wie das in den Ländern jeweils aussieht.)
Zitat:
Schluß mit dem Stuß!
Was genau meinten Sie hier mit »Stuß«, bitte? - Sie haben sicherlich recht damit, daß meine Anregung bezüglich der Personalienübersicht nicht so vordringlich einer Erledigung bedarf wie die Werbung für eine Rückkehr zur Vernunft. Ich versuche gerade, in meinem Bekannten- und Freundeskreis (größtenteils Studenten verschiedener Fachrichtungen kurz vor oder nach dem Diplom bzw. der Promotion) die Aufmerksamkeit auf die mit der neuen Rechtschreibung verbundenen Probleme zu lenken, aber das stößt zum Teil auf sehr taube Ohren. Ich versuche auch, zur selbständigen Beschäftigung mit dem Thema anzuregen und empfehle dazu gern Netzseiten weiter. Die »Rechtschreibreform«-Startseite steht dabei nicht an erster Stelle, nur ausgewählte Dokumente aus dem Archiv bzw. gezielt einzelne Beiträge aus den Diskussionsforen - meistens von Th. Ickler. Und was soll ich jemandem, der diesen Namen noch nie gehört hat, dazu sagen, wer das ist und was er zu sagen hat usw.? So ratlos war ich auch, als ich in diese Diskussion einstieg, und so könnte es auch anderen ergehen. Einem guten Freund (ebenfalls Physiker) zeigte ich einmal den »Schildbürgerstreich«, und er gab ihn mir nach kurzem Überfliegen mit der Bemerkung zurück, die Zwischenüberschriften erschienen ihm zu polemisch; er ging inhaltlich nicht weiter darauf ein. (Mal sehen, wie er in Zukunft reagiert, wenn ihm mit Argumenten komme, die ich mit Ickler-Texten untermauere - aber eigentlich sehe ich da keine Schwierigkeiten.) Ich sage das, um zu unterstreichen, daß ich eine neutrale, sachliche Informationsbasis für wichtig halte.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2001 um 17.12

Im Augenblick scheint es mir nicht vordringlich, die Schuldigen aufzuspüren und anzuprangern. Viel wichtiger ist es, diejenigen zu finden, die etwas ändern können und wollen. Wir müssen einen Weg aus der Misere zeigen. Damit müssen die zögernden Zeitungen usw. überzeugt werden, daß entgegen dem Augenschein die Reform nur scheinbar blüht und gedeiht. Die Rückkehr zur Vernunft ist möglich und unumgänglich, das ist die Botschaft, mit der wir Tag für Tag durch die Lande ziehen müssen. PISA hat, wie man sieht, die Gemüter wieder für das Thema geöffnet. Schluß mit dem Stuß!
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Th. Ickler


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.12.2001 um 16.27

Im Spiegel Nr. 42 vom 14.10.1996
"Schwachsinn Rechtschreibreform
RETTET DIE DEUTSCHE SPRACHE
Der Aufstand der Dichter"

findet man die Meinungen unserer namhaften Dichter.
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von J.-M. Wagner am 11.12.2001 um 15.32

Mit der herauszufilternden Polemik habe ich die auf der zitierten Scriptoria-Seite gemeint; Sie haben es ja nur auf den Punkt gebracht. Und so genau hatte ich mir die übrigen Scriptoria-Seiten noch gar nicht angeschaut; vielen Dank für den Hinweis auf den Satz »Diese Leute müssen gestellt werden« - worauf hat uns Herr Ickler da bloß aufmerksam gemacht?

Aber zum eigentlichen Thema: So, wie Sie es jetzt beschrieben haben, hatte ich mir das vorgestellt: eine Übersicht von Namen wirklich wichtiger Reformer und Kritiker, wo man unmittelbar etwas über ihr bisheriges und aktuelles Wirken in Sachen der und/oder (evtl. nur per Zugriff auf eine separate Seite) Stellungnahmen zur Rechtschreibreform erfahren kann. Das »who is who« des »Bundes für vereinfachte rechtschreibung« (http://www.sprache.org/bvr/biwhois.htm) ist zwar sehr gut sortiert (alphabetisches Verzeichnis, kurze Einträge, Quer- und weitere Verweise), aber eigentlich schon zu umfangreich (keine für sich selber stehende Übersicht mehr in dem Sinn, daß man auch einfach draufloslesen würde), und die Auswahl der rotgedruckten Kommentare scheint mir sehr gezielt einseitig zu sein - das »führt zur Abwertung« (wie es bei der »Stiftung Warentest« heißt) dieser Aufstellung. Über den Text von Herrn Riebe sind wir uns im klaren, bleibt also nur noch, die Sammlung zu beginnen - etwa in dem Stil des Beitrags »Zimmer und Zimmer« von Elke Philburn unter der Rubrik (bzw. dem Leitthema) »Lustgewinn«. Oder man findet so etwas woanders im Netz, oder es gibt Autoren, die - ähnlich wie Birken-Bertsch und Markner zum Geschehen vor und bis 1944 - etwas über die aktuelle Reform schreiben und entsprechende kurze bigraphische Notizen schon vorbereitet haben und bereit wären, diese hier einzustellen.

Was man schon jetzt sehr gut im Netz findet, ist ein - mir recht präzise erscheinender - Abriß der Geschichte der Rechtschreibreform, und zwar unter http://www.schriftdeutsch.de/orth-his.htm. Überhaupt empfehle ich die »Schriftdeutsch«-Seiten sehr gern weiter, weil dort zumeist recht konstruktiv argumentiert wird und man wenig Polemik begegnet. Aber auch dort fehlt eine griffige Übersicht, deren Erstellung in der hiesigen Diskussion angeregt wurde. (Eine mögliche Umgestaltung der »Rechtschreibreform«-Startseite in dieser Hinsicht steht ja auch noch aus, aber wie mir Herr Lindenthal - Redaktion@rechtschreibreform.com - mitteilte, ist dies aus Zeitmangel und wegen anderer technischer Probleme - Umfang des Archivs - zunächst zurückgestellt worden.) Auch für Teile solch einer Übersicht können bereits Vorschläge gesammelt (und diskutiert) werden. Vielleicht frage ich doch mal direkt bei Herrn Melsa nach, ob er mit seinem Entwurf aus dem Kritzelskizzen-Stadium heraus ist...

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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Walter Lachenmann am 10.12.2001 um 20.26

Die vielleicht etwas polemisch ausgefallene Reaktion ist dadurch zu erklären, daß ich auf die genannte Seite (Scriptoria usw.) gegangen bin und dabei zum Beispiel auf folgenden Satz stieß: »Diese Leute müssen gestellt werden« usw.

Die dann folgende Liste kommt mir einigermaßen undifferenziert vor, namhafte Leute wie Zabel usw. stehen neben einer ganzen Reihe von offensichtlich nicht allzu ranghohen Beamten, von denen man noch nie etwas gehört hat, und deren Namen zu kennen sicherlich auch nicht hilfreich ist.

So, wie Sie es jetzt anregen (jedenfalls habe ich es jetzt erst so verstanden), könnte eine sachliche Information über Personen, die bei der Entstehung der Rechtschreibreform und der Auseinandersetzung darum eine wirklich wichtige Rolle gespielt haben bzw. noch spielen, tatsächlich interessant sein. Das sollte aber auch namhafte Gegner einschließen, also z.B. Schriftsteller, deren Äußerungen sonst ziemlich in Vergessenheit geraten könnten, also evtl. mit Auszügen aus deren kritischen Äußerungen, wie dieser Tage im Falle Kempowski geschehen. Das ist auf jeden Fall interessant.

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Walter Lachenmann


eingetragen von J.-M. Wagner am 10.12.2001 um 15.31

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Die Veröffentlichung solcher Namenslisten lenkt vom Problem ab und ist überdies außerordentlich unsympathisch. Soll man diese Leute nun hauen? »WANTED!« - wie im Wilden Westen?


Das von Herrn Lachenmann beschriebene Problem mit dem von mir zitierten Text war mir durchaus nicht entgangen; im Gegenteil, es erschein mir so klar, daß ich nicht weiter darauf eingegangen bin. Ich möchte hier daher unmißverständlich klarstellen, daß ich mich an einer solchen »Hetzkampagne« nicht beteilige und auch nicht zu einer solchen aufrufe. Ein derartiger Eindruck würde sicherlich entstehen, wenn man einen Verweis auf diesen Text unkommentiert weitergibt. Solches habe ich mir bezüglich der Rechtschreibreform ziemlich schnell abgewöhnt, weil es im Netz verschiedene Informationsquellen sehr unterschiedlicher Qualität gibt; meistens muß man einen ziemlichen Anteil Polemik gedanklich herausfiltern. So auch in diesem Fall.

Mein Anliegen war und ist es, eine Möglichkeit zu haben, sich über Personen, deren Namen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Rechtschreibreform auftauchen, informieren zu können, weil ich vermute, daß es weiterhin Leute gibt, die mit Namen wie z. B. Sitta und Gallmann nichts anzufangen wissen, wenn sie darauf stoßen. Wer neu in die Diskussion einsteigt, kann so eine Orientierungshilfe gut gebrauchen. »Sich informieren« heißt für mich, sich selber ein Bild zu machen und nicht bloß eine vorgefertigte Information abzurufen und zu übernehmen. Nur unter diesem Gesichtspunkt würde ich den Text von Herrn Riebe weiterempfehlen, und ich würde mir auch überlegen, wem ich es weiterempfehle. Hier im Diskussionsforum habe ich auf derartige explizite Hinweise verzichtet und lediglich den Vorbehalt einer Anmerkung von Herrn Riebe zur Aktualität seines Textes angedeutet sowie darauf hingewiesen, daß persönliche Kommentare enthalten sind. Das war zu wenig, aber ich hoffe, daß mein Anliegen jetzt klar ist.

Wie Herrn Lachenmann geht es auch mir um das Problem der Degradierung der Sprache durch die Rechtschreibreform und um die Aufklärung darüber. In der Diskussion tauchen Namen, Argumente und Äußerungen von verschiedenen Seiten auf, und ich finde es für eine Einordnung hilfreich, etwas über den Hintergrund der jeweiligen Person zu wissen. Damit meine ich kein schwarz-weiß-malendes Schubladendenken im Sinne von Macher vs. Gegner der Rechtschreibreform, sondern ein Wissen um Fakten: Hat(te) jemand etwas mit der Ausarbeitung der Reform zu tun, oder mit den Auswirkungen der Reform (in der Schule oder in einer Redaktion), oder hat sich jemand mit der Reform unter Aspekten seines Spezialfachs (Germanistik, Geschichte, Jura etc.) auseinandergesetzt, oder einfach aus Interesse (oder Ideologie)? Es soll dabei nicht nur um Personen, sondern auch um Gremien gehen, damit klarer wird, wie die Reform zustandekam - und wie eventuell etwas geändert werden kann; an wen man sich mit welchem Anliegen am besten wenden kann. So hatte ich es zu Beginn dieser Rubrik angeregt.

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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Walter Lachenmann am 10.12.2001 um 09.20

Sind diese Namen wirklich so interessant? Was hilft es, sie zu kennen? Das klingt irgendwie nach hilflosem Rachedurst. Niemand wird sich in der Öffentlichkeit für solche Nick-Knatterton-Kombinierkünste interessieren. Die Gefahr ist eher, daß man sich damit lächerlich macht. Seien wir froh, hier die permanenten Enthüllungs- und Anprangerungsdemonstrationen völlig uninteressanter Details hinter uns zu haben.
Hinter jedem bürokratischen Akt stecken Bürokraten, auch die sind, solange sie nicht regelrechte Verbrechen anstiften, persönlich völlig uninteressant und nicht zur Verantwortung zu ziehen, weil sie nur tun, was sie für ihr problemloses Verbleiben im Dienst für förderlich halten, also was man von ihnen erwartet. Und dieses »man« ist nicht zu packen, und selbst wenn es das wäre, was wäre dann gewonnen? Sie haben ja alle nach eigenem Verständnis etwas völlig Richtiges getan. Auch in der Öffentlichkeit finden viele Leute die Reform richtig. Da findet der Ruf »Haltet den Dieb!« kaum Gehör.
Die Veröffentlichung solcher Namenslisten lenkt vom Problem ab und ist überdies außerordentlich unsympathisch. Soll man diese Leute nun hauen? »WANTED!« - wie im Wilden Westen?
Übler als die Übeltäter ist das Übel, und nur gegen dieses vorzugehen hat einen Sinn. Das besonders Üble an dem Übel ist, daß es von vielen nicht erkannt wird, und wenn man nichts dagegen tut, gewöhnt man sich vielleicht tatsächlich mit der Zeit an diese kulturelle Degradierung.
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Walter Lachenmann


eingetragen von J.-M. Wagner am 09.12.2001 um 23.38

Dank Herrn Icklers Hinweis auf die »Scriptoria«-Seiten (unter der Rubrik »Andere Foren«) bin ich auf die dortige »Liste der Verantwortlichen für die Rechtschreibeform« (sic: ohne »r« nach dem »b«) gestoßen (http://www.scriptoria.de/rs/artikel/verantwortliche.php), welche im wesentlichen aus einer auf Herrn Riebe zurückgehenden (und von ihm kommentierten) Zusammenstellung besteht. Schade, daß hier nicht schon eher darauf verwiesen wurde. Allerdings bleibt unklar, wann dieser Text (eigentlich ein Brief, in dem Herr Riebe aus einem von ihm geschriebenen, aber damals unveröffentlichten Buch zitiert) entstanden ist und inwieweit er noch aktuell ist bzw. einer Aktualisierung bedarf. Über eine entsprechende Anmerkung von Herrn Riebe würde ich mich freuen, ist doch dieser Text - da frei im Netz verfügbar - sehr gut dazu geeignet, an andere weiterempfohlen zu werden. Der Bedarf dafür ist groß; ich kenne beispielsweise relativ viele Studenten, die sämtliche Kritik an der Rechtschreibreform unter »Spitzfindigkeiten« zusammenfassen.

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Jan-Martin Wagner


eingetragen von J.-M. Wagner am 12.11.2001 um 19.03

Zunächst möchte ich mich für die eingetragenen Antworten und Kommentare bedanken, auch wenn die schon etwas länger vorliegen. Der Hinweis von Herrn Peil auf das Archiv unter http://www.sprache.org/bvr/biwhois.htm entsprach genau meinem Interesse.

In einem anderen Punkt möchte ich mich hiermit als Ignorant zu erkennen geben: Wer war alles in der Kommission beteiligt (bzw. hat ihr zugearbeitet), die für das neue Regelwerk zuständig war? Welchen personellen Überlapp gibt es dann - möglicherweise - zu der jetzigen "Zwischenstaalichen Kommission für deutsche Rechtschreibung", welche (u. a.) "die Umsetzung der neuen Rechtschreibung beratend zu begleiten" hat? Ist das bereits diskutiert worden, und wenn ja, wo? Ich war zu faul zum Suchen, deshalb frage ich einfach direkt danach.

A propos Zwischenstaatliche Kommission: Auf deren Webseiten (http://www.rechtschreibkommission.de/; identisch mit http://www.ids-mannheim.de/reform/) erfährt man aber nichts darüber, wie diese Beratung vor sich geht, speziell: wann die Kommission etwas vorlegt. Ich hatte vor kurzem einen intensiven Austausch mit Herrn Dr. Heller (bezgl. der Nichttrennung von "ck"), und er erwähnte den "turnusgemäßen dritten Bericht für die Kultusminister [...]", der derzeit erarbeitet wird. Gibt es diesen Bericht schon, ist/wird er irgendwo einsehbar (sein), sind die beiden vorhergehenden Berichte irgendwo einsehbar? Auch hier frage ich ganz unumwunden aus Unwissenheit.

Herr Melsa hat vorgeschlagen und angekündigt, eine Übersicht zur Kritik an der Reform zusammenzustellen. Ob er diese schon hier veröffentlicht hat, habe ich auch nicht geprüft. Ich habe ebenfalls an eine solche Übersicht gedacht und ein wenig daran gearbeitet. Dazu möchte ich vorschlagen, daß man sich zunächst Gedanken über die Kategorien macht, unter denen die konkreten Argumente zusammengefaßt werden. Mir schwebt bislang folgende Unterteilung vor:
(A) Inhaltliche Kritik an den neuen Regeln:
- konkrete Fehler im Reformwerk (z. B. Verstöße gegen die Grammatik); vgl. auch (B)
- Mehrdeutigkeit als Folge von Vereinfachung (siehe z. B. die drei Bedeutungen des Satzes "Er empfahl dem Lehrer nicht zu widersprechen.")
- Veränderung der Sprache (z. B. durch den Wegfall von Wörtern - und evtl. Begriffen - durch den Wegfall von Schreibungen)
- Eingriff auch in den privaten Bereich, obwohl sie dort nicht gelten (nur im privaten Brief schreibe ich "Du")
- ...
(B) Kritik am Konzept des neuen Regelwerkes:
- "Vereinfachung" durch "Fälschung" bzw. Widersprüche (z. B. Stammschreibung entgegen der Etymologie, Nichttrennung von "ck")
- Wegfall der Eindeutigkeit durch Zulassung von alternativen Schreibungen als regelkonform (aber: gab es vorher jeweils - von wenigen Fremdwörtern abgesehen - nur genau eine Schreibung?)
- "Modernisierung" der Schreibung durch Anwendung alter Ideen (ss/ß; Getrenntschreibung; Konsonantentrennregel)
- Sicht auf die Sprache (nur Instrument zur Vermittlung von Bildungsinhalten) [die Sprache - und insbesondere die Schriftsprache - selber ist also kein Bildungsinhalt?]
- Vorrang der Lautsprache und des Schreibens bei der Konzeption der Regeln [so zumindest erscheint es mir]
- ...
(C) Konsequenzen der Umsetzung:
- Wegfall der einheitlichen Regelung durch "Vorbildcharakter" und nur teilweise Anwendung bei den Zeitungen
- Wegfall der einheitlichen Regelung durch schleichende Änderungen von Einzelfällen
- ...
(D) Politische Aspekte:
(D1) Bildungspolitik
- Mißbrauch der Schulen (Änderung des Bildungsinhaltes statt Vermittlung desselben)
- Vertane Chance zur anderen Handhabung von Schreibschwierigkeiten (nur korrigieren, aber nicht als Fehler zählen, wenn eine genau festgelegte "straffreie" Schreibung statt der richtigen benutzt wird)
- ...
(D2) Innenpolitik
- Mißbrauch der Schulen (Durchsetzung einer Reform der Rechtschreibung insgesamt - ohne Gesetz)
- ...
(E) Juristisches
- Kritik am Urteil des BVerfG (siehe z. B. http://www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/501BVB990501.html)
- ...
Allein die Vielzahl der möglichen Kategorien zeigt, daß es eine echte Aufgabe ist, diese Übersicht wirklich griffig zu gestalten, wie es Herrn Melsa vorschwebt. Ich bin gern bereit, derartige Bemühungen zu unterstützen. In dem Zusammenhang stellt sich mir als letztes die Frage, wie man die Kultusminister davon überzeugen kann, daß es notwendig ist, doch noch weitere Änderungen an dem Regelwerk vorzunehmen. Wie müßte man dazu vorgehen?

Zuletzt möchte ich etwas Redaktionelles anmerken: Ich finde die Struktur der "Rechtschreibreform"-Seiten insofern unübersichtlich, als die Bezeichnung "Rechtschreibforum" doppelt auftritt. Das übergeordnete Rechtschreibforum ist mit der Rubrik "Forum" identisch, welche in dem Kasten am linken Rand auftaucht. Zum aktuellen Rechtschreibforum gelangt man erst, wenn man dieses "Forum" gewählt hat und sich dann für "Rechtschreibforum" entscheidet (aber bitte nicht für das "bisherige Rechtschreibreform-Forum"!). Auf dieser Seite angekommen, liest man im Seitenkopf: "Rechtschreibforum > Rechtschreibforum". Das ist nicht sinnvoll. Ich bitte darum, das erste nur "Forum" zu nennen, in Übereinstimmung mit der Bezeichnung in dem Kasten am linken Seitenrand.
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Ich habe versuchseweise zu „Forum“ gekürzt.
Mfa
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Manfred Riebe am 18.05.2001 um 18.19

Geheimniskrämerei um Personalien oder mehr Transparenz?

Man kann bereits eine Nutzerliste und/oder die jeweilige Kennkarte, die Personenangaben enthalten, anklicken. Es liegt also nur an den Teilnehmern, etwas ausführlichere Angaben über ihre Person zu machen. Da zeigt sich dann entweder eine gewisse Zugeknöpftheit bzw. Zurückhaltung, nähere Angaben zu machen, oder andererseits ist manchmal sogar eine Netzseite (Homepage) angegeben, auf der man weitere Angaben finden kann wie z.B. bei Jan-Martin Wagner.

Man könnte auch auf der Kennkarte die Rubrik "Einige Angaben über mich:" mit personenbezogenen Stichworten bzw. Fragen ergänzen, so daß diejenigen, die sich eintragen, eine Anregung haben, etwas mehr Angaben einzutragen. Die Kennkarte enthält zur Zeit etliche überflüssige Zeilen. Es ist z.B. ärgerlich, wenn es in der Zeile "Jetzige Netzpostanschrift:" nur heißt: "An J.-M. Wagner schreiben", anstatt die Adresse anzugeben, so daß um die Adresse eine Geheimniskrämerei gemacht wird.


eingetragen von Christian Melsa am 17.05.2001 um 17.14

Eine ähnliche Anmerkung wie Herr Lachenmann sie hier machte, bereitete ich auch schon gedanklich vor, zumal im Zusammenhang mit meiner andernorts vorgeschlagenen Lob-Plakette ("Tapferkeitsmedaille"), falls eine solche dann also hierherlinken sollte. Wir brauchen ein Dokument, in dem so kurz und bündig, verständlich und übersichtlich wie möglich all die Kritikpunkte gegen die Reform zusammengefaßt sind. Ich habe in der letzten Zeit schon einmal damit begonnen, so etwas zu basteln, da ich mir selber für etwaige künftige Schreiben an verschiedene Adressaten eine Standardzusammenfassung schaffen wollte, um nicht immer wieder neu formulieren zu müssen. Wenn das über den Kritzelskizzen-Status hinausgekommen ist, werde ich das hier mal hinein und zur Diskussion stellen.


eingetragen von Theodor Ickler am 17.05.2001 um 02.15

Dem Vorschlag von Herrn Lachenmann schließe ich mich nachdrücklich an, auch wenn ich ahne, daß es viel Arbeit macht. Eine zielstrebige Führung durch die Informationen und zu den wirklich interessanten Texten ist sogar viel wichtiger als die Personalien.
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Th. Ickler


eingetragen von Walter Lachenmann am 16.05.2001 um 22.52

Diesem Vorschlag möchte ich einen weiteren hinzufügen.

Wie vermutlich alle hier Versammelten spreche ich mit vielen Menschen, mit denen ich zusammenkomme, über das Thema Rechtschreibreform. Was mir zu meiner Verblüffung auch bei gescheiten Leuten immer wieder begegnet, ist die unreflektierte Unterstellung, die Rechtschreibreform sei doch eine gute und vernünftige Sache, die der Sprache nicht schaden, die wahren Etymologien aufzeigen und die Sprache von jahrhundertealtem Ballast zugunsten unserer Kinder und der Ausländer befreien und sie vereinfachen würde. Spektakulär und vordergründig einleuchtend scheinen die ss/ß-Geschichte und einige vermeintliche Etymologien zu sein.

Da kann man lange reden.

Schließlich gebe ich meinen Gesprächspartnern den Rat, sich doch einmal auf der Seite http://www.rechtschreibreform.com genauer zu informieren. Nur: Wenn ich mich in einen erst mal der Reform gegenüber unkritischen, meinen Belehrungen eher skeptisch gegenüberstehenden Menschen hineinversetze und mir vorstelle, was bei dem passiert, wenn er auf diese Seite kommt, dann denke ich mir, daß man hier von der Regie aus einige wichtige, hauptsächlich optische Verbesserungen machen müßte.

Was interessiert den Neuling am meisten? Die Gründe für die Kritik an der Reform. Eine solche Hauptrubrik sollte an sehr prominenter, an allerprominentester Stelle! ins Auge springen. Hier könnten die wichtigsten Punkte sinnvoll und übersichtlich gegliedert genannt werden, evtl. mit Hinweisen zur Vertiefung der einzelnen Themen auf anderswo zu findende Beiträge bzw. Literatur. Hier muß Erkenntnis, Neugier und Sympathie für die Ablehnung der Reform gewonnen werden, das muß freundlich, gescheit und überzeugend daherkommen.

Was der Besucher jetzt als erstes jetzt antrifft, ist eine nicht sehr aussagekräftige Aneinanderreihung von Stichworten, über deren Interessantheitsgrad der Nichteingeweihte sich kein Bild machen kann. Außerdem sind die meisten hier anzutreffenden Texte relativ alt. Nicht, daß die da nicht stehen sollten, aber was soll ein Neuling sich vorstellen unter »Die Wörterliste von Stephanus Peil«, »Die neue Forentechnik jetzt schon kennenlernen«, »Ickler 2000: wohltemperiert (FAZ vom 11. September 2000), »Die Handschriftensammlung« (seit Monaten nichts neues dazugekommen). Bei allem Respekt vor den Genannten: aber wer Stephanus Peil oder Theodor Ickler ist, weiß der Neuling erstmal nicht, warum sollte er sich für deren Texte interessieren?

Der Hinweis auf die drei Bücher ist sicherlich sehr sinnvoll.
Aber dann ist die Seite auf dem Bildschirm erstmal zu Ende. Erst wenn man auf die Idee kommt, zu scrollen, sieht man, daß da noch mehr kommt. Aber auf diese Idee kommt nur, wer von der Seite in irgendeiner Weise fasziniert ist, der Lust hat, mehr zu sehen. Und dabei kommen dann hier weiter unten erst die eigentlich interessanteren Sachen, allerdings auch nicht sehr appetitanregend gestaltet und wenig aktualisiert.

Auch die linke Spalte muß für Fremde unklar sein. »Aus den Ländern« scheint mir eine eher abgestorbene Rubrik zu sein. »Post-Verteiler« und »Artikel bearbeiten« sind Rubriken wohl nur für Involvierte, und haben für den Gast keine Relevanz, sollten hier besser gar nicht stehen. »Gästebuch«, »Forum«, auch oben schon »Nachrichtenarchiv« sollten m.E. sehr viel deutlicher hervorgehoben werden, da es die Seiten sind, auf denen sich die Diskussionen abspielen und die Aktualität. Sie sollten gleichwertig prominent als Hauptüberschriften dem Besucher entgegenspringen, wenn er auf die Seite kommt.

Damit will ich unserem bewährten Technikus nicht die Leviten lesen. Was er macht, ist gute Arbeit, und an Einsatzbereitschaft und Fleiß fehlt es ihm sicherlich nicht. Was ich hier zu bedenken gebe, ist - wie auch frühere kritische Bemerkungen etwa zu Wörterbuch und dergl., als konstruktive Kritik gemeint.

Es würde mich freuen, wenn sie zu aufgeschlossenen Ohren und Geistern finden würde.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Stephanus Peil am 15.05.2001 um 22.13

Zu Herrn Wagners Vorschlag, eine neue Rubrik einzurichten, in der sowohl etwas über die Biographie als auch etwas über die Standpunkte und Beiträge bzw. Handlungen von Personen in Sachen Rechtschreibreform nachzulesen wäre, ein kleiner Hinweis:

Obwohl ich als Rechtschreibreformgegner wohl kaum die Netzseite http://www.sprache.org vom "Bund für vereinfachte rechtschreibung" empfehlen kann, so enthält sie doch ein recht umfangreiches, dennoch nicht vollständiges und wohl etwas einseitig zusammengestelltes Archiv über Personen, die im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten sind. Dieses Archiv kann nachgelesen werden unter http://www.sprache.org/bvr/biwhois.htm.


eingetragen von J.-M. Wagner am 15.05.2001 um 18.27

Question

Bevor ich von einem Freund auf diese Seiten aufmerksam gemacht worden bin, war ich ein "Abstinenzler" der detaillierten Diskussion über die Rechtschreibreform und konnte daher mit dem Namen "Theodor Ickler" nichts anfangen (das gebe ich ganz unumwunden zu).

Ich möchte nun vorschlagen, daß auf diesen Seiten eine Rubrik "Personalien" eingerichtet wird, unter der z. B. über Herrn Ickler sowie über weitere, im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform wichtige Personen sowohl etwas über ihre Biographie als auch etwas über ihre Standpunkte und Beiträge bzw. Handlungen (etwa bei Politikern: getroffene Entscheidungen) in Sachen Rechtschreibreform nachzulesen wäre. (Zu möglichen Kandidaten siehe auch die im Beitrag "Schulbücher" von Herrn Ickler - unter der Rubrik "Theodor Ickler? Sind sie´s?" - auftauchenden Namen.)

Es geht mir dabei nicht um eine lückenlose Nachzeichnung der bisherigen Diskussion, sondern um einen Überblick für Neueinsteiger, um eine Orientierungshilfe bezüglich der formalen Angelegenheiten (wer hat was zu sagen bzw. zu entscheiden und aus welchem Grund) sowie eventuell um eine Liste von möglichen Ansprechpartnern für bestimmte Aspekte ("Da wenden Sie sich doch am besten an...").

Dieser Vorschlag richtet sich sowohl an die Leute von der "Haustechnik", die die Startseite entsprechend ändern müßten (das ist ein Teil meines Vorschlags, daß diese Rubrik direkt von der Startseite aus erreichbar wäre), als auch an die "Betroffenen", die unter dieser Rubrik aufgeführt werden würden. Über eine allseitige Zustimmung würde ich mich freuen; Herr Dräger fand ihn "ausgezeichnet"...

– geändert durch J.-M. Wagner am 16.05.2001, 20:58 –
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Jan-Martin Wagner


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