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-- Süddeutsche Zeitung (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=113)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.02.2018 um 17.33
2. Februar 2018, 18:57 Uhr
An Stelle des Wetters
So manche Kapriolen schlägt das Wetter, aber auch dessen Vorhersage kann es in sich haben, so am 13. Januar in der SZ. Eine Leserin freut das. Hermann Unterstöger auch.
Von Hermann Unterstöger *
DIE RECHTSCHREIBREFORM hat es mit sich gebracht, dass an Stelle und anstelle gleichgesetzt werden, wobei der Duden anstelle als Hauptform empfiehlt. Zwar erschließt sich aus dem Zusammenhang in aller Regel, ob dieses anstelle den Sinn von statt oder an jemandes Stelle hat. Bei uns wurde Britta Haßelmann (Grüne) mit folgendem Satz zitiert: "Ich würde anstelle des Parlamentarischen Geschäftsführers der AfD vor Scham im Erdboden versinken." Leser B., der die Segnungen der Getrenntschreibung nicht vergessen hat, hätte in diesem Fall anstelle unbedingt durch an Stelle ersetzt, nicht dass der Eindruck entsteht, Haßelmann wolle Gott behüte statt des AfD-Manns versinken.
APROPOS RECHTSCHREIBREFORM: Es war ein Riesenhallo, als der Duden das Adjektiv spinnefeind als Substantiv präsentierte, und zwar mit dem Zusatz: "nur in jdm. Spinnefeind sein." Der Spinnefeind ist schnell wieder verschwunden, geblieben ist das Adjektiv, das allerdings nie attributiv verwendet wird: Wer dem Alkohol spinnefeind ist, ist noch lange kein dem Alkohol spinnefeinder Mensch. Vergleichsweise exklusiv lebt das Schindluder vor sich hin. Im eigentlichen Sinn ist es ein zum Abdecken vorgesehenes Stück Vieh, in der Sprachpraxis hält es sich in der Wendung mit etwas/jemandem Schindluder treiben. Den Satz "Es gibt viel Schindluder auf diesem Markt" (ebenfalls ein Zitat) hält unsere Leserin T. aus diesem Grund für verfehlt: Es liegen schließlich keine Kadaver auf dem Markt herum. Im Gegensatz zum Spinnefeind schreibt man das Schindluder aber groß.
WETTERVORHERSAGE vom 13. Januar: "Morgens gten zum Vorschein. Verbreitet dichte Wolebietsweise Nebel oder Hochnebel. Später kommt die Sonne im Südwesken bringen Regen ..." Leserin M. freute sich, dass es in der SZ so menschelt. Danke! Erklären lässt sich die Sache allenfalls damit, dass bei uns im Südosken damals über dem Korrekturprogramm dichte Wolebietsweisen hingen.
sueddeutsche.de 2.2.2018
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2015 um 10.54
BVB-Sieg in Stuttgart
Elf Tollpatsche zaubern wieder ...
... im Narrenkleid der sechzehn KMK-Töllpel.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2008 um 17.29
Nobelpreis für Physik
Warum entstand aus der Energie des Urknalls viel mehr Materie als Antimaterie? …
So ist es bis heute ein großes Rätsel, warum die Bausteine des Universums, die so genannten Elementarteilchen, sehr unterschiedliche Massen haben. … Einen Ausweg aus solchen Ungereimtheiten bietet die Theorie der so genannten "spontanen Symmetriebrechung". … Das gelang schließlich, indem man feststellte, dass die bis dahin für elementar gehaltenen Atombausteine, das Proton und das Neutron, ihrerseits aus drei kleineren Partikeln bestehen, den so genannten Quarks. … Die Verunsicherung erreichte in den 1960er-Jahren einen Höhepunkt, als erkannt wurde, dass sogar die sogenannte "CP-Symmetrie" verletzt ist.
Süddeutsche Zeitung 07.10.2008 12:20 Uhr
http://www.sueddeutsche.de/wissen/261/313169/text/
Weiterhin bleibt ebenso rätselhaft, warum durch den Urknall der Kultusminister mehr „Stuss“ als „Antistuss“ entstand.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.11.2007 um 08.37
... über die Maischberger-Diskussion im „Ersten“ aus Anlaß von Dawkins „Gotteswahn“:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/69/142754/print.html
[Küng] "Ich bin ja nicht wegen dem Papst katholisch!"
Ein Seitenhieb auf Johannes Paul II., der nie auf Briefe reagierte, schnelle Hähme gegen "lächerliche atheistische Vertreter von diesen Büchern", ein Kompliment an seinen einstigen Weggefährten Ratzinger, der als Papst trotz aller Differenzen zum Gespräch bereit war.
Als Küng wieder aus der Diskussion ausgeblendet ist, zeigt sich Hermann "stolz", dass er als Erster die Lehrerlaubnis entzogen bekam.
Küngs Ausfall war sicher dem geringeren Erfolg seines im gleichen Satz erwähnten 767-Seiten-Buchs „Existiert Gott?“ (1981) geschuldet („Theologe – ein Experte ohne Ahnung von seinem Forschungsgegenstand“?). Widerstand gegen obrigkeitliche „ss“ ist – mit dem Apostel Paulus – von einem Vertreter der Schweizer Garde wohl weniger zu erwarten. Ein Blick in die neue dickleibige Autobiographie könnte das klären.
P.S.: Eben habe ich beim Aufschlagen in der Buchhandlung ein „muß“ entdeckt. Küng meidet also auch in der Rechtschreibung die Anpasserei – anders als die Amtskirche und ihr Herder-Verlag.
– geändert durch Sigmar Salzburg am 19.11.2007, 13.11 –
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 13.09.2005 um 09.01
Am 13. Sept. in der SZ: Selbstmord in Fesseln
"(...)Pilzsammler hatten die an einen Baum gefesselte Leiche des Mannes am Sonntagmorgen in einem Waldstück bei Ratingen entdeckt. Nach Angaben des Sprechers der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken, hätte der 37-Jährige sich nach den Ermittlungen der Mordkommission die Fesseln selbst anlegen können. "Er wäre aber nicht mehr allein herausgekommen“, sagte Mocken. Der allein stehende 37-jährige Mann aus dem Raum Neuss war von seinen Eltern bereits am vergangenen Donnerstag als vermisst gemeldet worden (...)"
Doch, ein Substantiv 'Jährig' gibt's zwar noch nicht, (und den Bindestrich beim zweiten 'jährig' lassen wir das nächste Mal auch noch weg), aber mit Unterstützung durch den Baum im Rücken ist es zumindest vorstellbar, daß der Mann allein stehend war.
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von Theodor Ickler am 06.01.2005 um 05.00
"Ich kann nicht Geld nehmen, wo andere Not leiden."
Hier ist ganz offensichtlich der gesamte Prädikatsverband "Geld nehmen" im Skopus der Negation.
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Th. Ickler
eingetragen von Fritz Koch am 05.01.2005 um 17.23
ist ganz eindeutig nur das Verb verneint: "nicht nehmen, wo andere geben".
Dagegen bei: "Ich darf kein Geld nehmen, nur Überweisungen einbuchen." ist das Substantiv "Geld" verneint.
(So sehe ich das.)
Übrigens ist es im Bairischen einfacher: "I derf koa Göld net nehm."
eingetragen von Theodor Ickler am 05.01.2005 um 17.09
"Ich kann nicht Geld nehmen, wo andere spenden."
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Th. Ickler
eingetragen von Fritz Koch am 05.01.2005 um 11.26
Im ersten Fall wird das Substantiv "Stellung" verneint, im zweiten Fall das Verb, das als "Stellung nehmen" eine lexikalisierte feste verbale Wortbildungskomposition mit Substantiv darstellt. (Das ist meine Meinung.) Wenn sie schon zu "stellungnehmen" univerbiert wäre, wäre es klarer.
Weitere lexikalisierte feste verbale WBK mit "nehmen":
keine oder nicht Rücksicht nehmen.
Gegenbeispiel: Partei nehmen: Nur "nicht Partei nehmen", aber nicht: "keine Partei nehmen", oder?
Aber nicht bei Gelegenheitskompositionen: Geld nehmen, usw.: Hier nur: "kein Geld nehmen" usw.
eingetragen von Theodor Ickler am 05.01.2005 um 10.57
Wenn das Substantiv mit dem Verb einen Komplex bildet wie zum Beispiel "Stellung nehmen" u.ä., kann das Ganze auch mit "nicht" verneint werden, muß es manchmal sogar.
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Th. Ickler
eingetragen von Fritz Koch am 05.01.2005 um 10.47
Bisher konnten Substantive nicht mit "nicht" verneint werden, sondern nur Adjektive und Adverbien.
Substantive konnten bisher nur mit "kein, keiner, keine", d.h. mit dem verneinten Artikel verneint werden.
Offenbar ist die Unterscheidung der Wortarten nicht mehr wichtig. (Ein Anglizismus?)
Anscheinend soll die Grammatik langsam unterwandert werden, damit sie dem Reformdeutsch nicht mehr im Weg steht.
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 05.01.2005 um 10.11
Danke, Fritz Koch und Karin Pfeiffer-Stolz
für die Erklärungen.
Noch eine Frage habe ich:
Wie kommt ein Thienemann-Verlag zu dem Konstrukt:
"Aber Großmutter ließ sich nicht Bange
machen."
Wie kommt der, die, das Bange zustande?
Es ist ungeheuerlich!
(Aus Ottfried Preußler "Der Räuber Hotzenplotz")
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 05.01.2005 um 09.43
Daß der Superlativ neuerdings groß geschrieben wird, kann man überall beobachten. Ist ja logisch! Seit die Regeln der Reformschreibung bekannt geworden sind, meint man, überall dort groß schreiben zu müssen, wo ein Artikel oder Zahlwort usw. davorsteht. Falschschreibungen kommen u.a. ja gerade dadurch zustande, daß die Satzstruktur nicht durchschaut wird. Schon früher kämpften Lehrer an der Schule gegen „das Schöne Erlebnis“ – „die Besten Läufer“ usw. Seit der Reform bekommen solche Schreibungen kräftig Aufwind.
Es wäre wirklich „am Besten“ und „am Sinnvollsten“, wenn „die Irreführenden“ Regeln bald aus den Büchern verschwinden würden.
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Fritz Koch am 04.01.2005 um 22.07
denn es steht doch ein Begleiter (Artikel) davor, wenn auch versteckt in "am" = "an dem". Absolut logisch, oder? ("Wo ein Artikel davorsteht, ist auch ein Substantiv drin.")
"Verblaßte" Substantive gibt es im Reformdeutsch nicht mehr. Deswegen ist ja das Reformdeutsch so viel logischer. Alles ist jetzt soo viel einfacher.
Aus der früheren Faustregel: "Im Zweifel kleinschreiben!" ist jetzt: "Im Zweifel großschreiben!" geworden, das nennt man die "Substantivitis der Rechtschreibreform".
– geändert durch Fritz Koch am 05.01.2005, 10.57 –
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 04.01.2005 um 21.34
SZ 04.01.05 Die Erschütterten
"Am Ärgerlichsten ist die ...."
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Fritz Koch am 30.12.2004 um 09.43
Süddeutsche Zeitung, Magazin v. 30.12.04, "aufgestellt":
"Vorsicht ist geboten bei einer unüberlegten Verwendung des Wortes im bayerischen Sprachraum: Die Formulierung 'den hats sauba aufgstellt' beschreibt einen zumeist schweren Unfall."
eingetragen von margel am 30.12.2004 um 08.39
Wenn diese SZ-Schreiberlinge tatsächlich den Unterschied zwischen "Handvoll" und "Hand voll" nicht sehen, dann sollten Sie einmal dringend zur Berufsberatung gehen. Den Säugling betreffend kommen sie sich wohl noch besonders feinsinnig vor. Ich möchte jedenfalls mein Neugeborenes nicht als eine "Hand voll Mensch" präsentiert bekommen!
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.12.2004 um 22.16
Aus dem Spiegel-Forum heute:
Ulrich Dillis - 08:23am Dec 29, 2004 CEST (#2524 of 2525)
"Angst vor Existenzkriese bei Goethe-Instituten"
Süddeutsche Zeitung vom 23.12.2004
Beim Barte des Profeten: Halleluja!
Mike Bartlett - 09:12am Dec 29, 2004 CEST (#2525 of 2525)
temporary closed
.....Existenzkriese.....
na warte - denen hab' ich erst vor ein paar Tagen „Eine Hand voll Mensch" um die Ohren gehauen und folgende sowas von blöde Antworten bekommen:
Sehr geehrter Herr Bartlett!
Sie haben völlig Recht, dass die neue Rechtschreibung oft nicht nur albern aussieht, sondern auch ärgerlich ist. Deshalb macht die SZ auch nicht jede Neuerung mit. Im Fall der "Hand voll" hat sich unsere Rechtschreib-Kommission aber auf die neue Rechtschreibung eingelassen. Letztere ist in diesem Fall ja auch gar nicht so absurd - handelt es sich bei einer (alt: ) Handvoll doch tatsächlich um eine (neu: ) Hand voll. Schöne Weihnachtstage ohne Rechtschreib- und anderen Ärger wünscht Ihnen
Dr. Christina Berndt
Süddeutsche Zeitung
Wissenschaftsredaktion
Sehr geehrter Herr Bartlett, danke für Ihren Leserbrief. Rechtschreibung hin oder her, die Überschrift war genau so geplant. Das Baby (morgen zeigt das Panorama unserer Zeitung übrigens ein Bild) passte bei der Geburt in eine Hand, war also eine "Hand voll".
mfg
Christopher Schrader
Süddeutsche Zeitung
Wissenschaftsredaktion
Danke für die neue Munition ;-)
eingetragen von Fritz Koch am 13.11.2004 um 17.28
die Einführung des Instrumental als zusätzlichen Fall von Substantiven, wenn bei der Resubstantivierung durch die neue Getrenntschreibung die Präpostion weggelassen wird: Aus alt "kettenrasselnd" wird neu "Ketten rasselnd" statt "mit Ketten rasselnd". In "Ketten rasselnd" steht "Ketten" im Instrumental.
Das ist die Zurück-Reform der bisherigen analytischen Beugung zu einer früheren synthetischen Beugung, die die gemein-indogermanische Sprache auszeichnete und die in den konservativen slawischen Sprachen überlebt hat (außer im Bulgarischen). Bei der Entdeckung des Hethitischen als der alt-anatolische Zweig der indogermanischen Sprachen war dieses Merkmal entscheidend. (Anatolien war von 1600 v. Chr. bis 1300 n. Chr. von Indogermanen besiedelt.)
eingetragen von Theodor Ickler am 13.11.2004 um 15.33
Wenn Stalnacke Ketten rasselnd mit den Baggern anrückt ... (SZ 13.11.2004)
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 17.07.2004 um 16.44
Außer ihrer "Rückkehr"-Seite hat die SZ heute wieder eine ganze Seite in bewährter Rechtschreibung im Feuilleton und beweist auch durch zahlreiche unfreiwillige Verstöße, daß sie die bewährte Rechtschreibung durchaus noch kennt. Andererseits hapert es mit dem Latein: "Jus prima nocte" ist wirklich nicht genial.
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 24.06.2004 um 18.48
Tatsächlich.
»dass – daß – daß – daß – daß – dass – Fluß – lässt – dass – dass – dass – Fluß – «
Ich werde mal nachfragen.
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Jörg Metes
eingetragen von gestur am 24.06.2004 um 18.28
Zunächst dachte ich auch, daß es in klassischer Rechtschreibung belassen worden sei. Aber "daß" und "dass" stehen bunt gemischt. Schwer zu sagen, ob der Schriftsteller oder der Redakteur dafür verantwortlich ist.
eingetragen von Jörg Metes am 24.06.2004 um 18.22
Ebenfalls in herkömmlicher Rechtschreibung erschienen ist heute der Beitrag des Schriftstellers Martin Mosebach zur Serie »Vom Satzbau« (»Goldstaub: Die indirekte Rede«, SZ Nr.143, Seite 16).
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 22.06.2004 um 07.59
Auch der Beitrag der Schriftstellerin Brigitte Kronauer zur Serie »Vom Satzbau« erschien in herkömmlicher Rechtschreibung: »Der Periodenbau«, SZ Nr. 138, 18.6.04, S. 18.
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Jörg Metes
eingetragen von gestur am 21.06.2004 um 19.43
Feuilleton:
1.) "Immer hinauf auf den Steg" von Elfriede Jelinek, Rede zur Verleihung des Mülheimer Dramatikerpreises 2004 für ihr Stück "Das Werk": In klassischer Rechtschreibung, wohl weil Frau Jelinek es verlangt hat.
2.) "Über alle Krisen erhaben", Der Briefwechsel zwischen Annemarie Seidel und Carl Zuckmayer: Die Zitate aus den Briefen in klassischer Rechtschreibung, der Bericht drumherum in Neuschrieb. Immerhin ein Fortschritt, daß die SZ sich nicht mehr traut, Originale zu verfälschen.
eingetragen von Theodor Ickler am 11.06.2004 um 07.17
Die SZ fährt fort, Bücher zu verhunzen: Schnitzlers "Traumnovelle" ist in extrem fehlerhafter Neuschreibung gedruckt - die Rechte sind erloschen, da darf man das.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 25.05.2004 um 09.10
SZ 22.5.04
Auf die Frage „Wie halten Sie es mit dem Satzbau?“ antwortet zuerst Sibylle Lewitscharoff – in alter RS!)
im übrigen
jeden einzelnen
solange ... wie
Res-pekt
Ihm war es noch vorbehaltlos Ernst.
auseinanderklappt
Felsenverließ
Das erstaunliche war, dass mir alle gesagt haben: Sie haben völlig recht.
wie recht er hatte
vielzitiert
Die Beschreibungen müssen Raum sparend sein ... Das ist platzsparend.
Wochenendtripps ... mit Lippgloss
das gleiche
zuhause
immer Mal wieder
zusammen gewürfelte
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Th. Ickler
eingetragen von gestur am 24.04.2004 um 17.35
Mit Sprühmob könnte man auch die Sprayer-Banden bezeichnen: the spraying mob.
Zaubermob könnte auch ein Schimpfwort der Muggels für die Schüler und Lehrer der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei sein.
eingetragen von Theodor Ickler am 24.04.2004 um 14.51
Die Süddeutsche Zeitung verlost heute einen "Zaubermob" bzw. "Sprühmob". Dieses Bodenreinigungsgerät wurde bisher Mop geschrieben, und die Rechtschreibreform hat daraus Mopp gemacht.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 23.04.2004 um 15.44
Der Verlag Carl Hanser teilt mit, daß die orthographische Umstellung des Romans von Umberto Eco in der SZ-Bibliothek mit dem Lizenzgeber nicht abgesprochen war und der Verlag weitere Eingriffe dieser Art nicht zulassen wird.
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2004 um 08.58
Der Verlag Hoffmann & Campe teilt mit, daß die Ausgabe der "Deutschstunde" von Siegfried Lenz in der SZ-Bibliothek orthographisch unverändert erscheinen wird.
eingetragen von Reinhard Markner am 08.04.2004 um 11.10
Der Suhrkamp-Verlag teilt freundlicherweise mit, »daß die Lizenzausgaben des Suhrkamp Verlags in der SZ Bibliothek in der alten Rechtschreibung erscheinen werden. Sie können dies nach Erscheinen von Allerseelen im Oktober 2004 selbst überprüfen.«
eingetragen von Theodor Ickler am 05.04.2004 um 15.33
Den dritten Band ("Katz und Maus") hat die SZ unversehrt gelassen, weil der Lizenzgeber aufpaßt. Die Süddeutsche Zeitung hält sich am Klappentext schadlos:
Danzig im Zweiten Weltkrieg. Pilenz plagen Gewissensbisse. Es war nicht richtig, was er mit seinem Schulkameraden Joachim Mahlke gemacht hat. Dem wuchs in der Pubertät ein riesiger Adamsapfel, ein wie eine Maus zuckender Knorpel. Einer plötzlichen Eingebung folgend, setzte Pilenz eine umherstreifende Katze auf diese „Maus“ und gab Mahlke damit der Lächerlichkeit preis. Pilenz fühlt sich schuldig und beginnt, quasi als Geste der Widergutmachung, die Lebensgeschichte des Außenseiters nachzuerzählen. Dabei berichtet er von Mahlkes geradezu grotesken Versuchen, seinen Makel zu verbergen...
So kann man es auch im Internet lesen (www.sueddeutsche.de)
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Th. Ickler
eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.03.2004 um 09.51
Der Name der Rose (SZ)
Der „Schlussstein“ (S. 645):
(Seite 615 bis Schluß)
aufrauchen 545 (statt orig. auftauchen! Typischer Scannerfehler!??)
selbstständig 651 (das tat doch nun wirklich nicht „Not"!)
verbliebene ß:
angeblich genoß er 558
gepreßten Rosen 560
gräßlich 565
unermeßlich 665
falsche ss:
weisst du 579, 580, 585
Du weisst ja 615
So weisst du 617
entblösst 666
entblössen 666
bemerkenswertes Nichtkonvertiertes:
Greueltaten 517
Stoffetzen 561
rauher Furche 669
Sonst ca. 80 nichtkonvertierte Wörter und Wendungen der bereits bekannten Art
Insgesamt kann auch hierfür das Wort Williams auf Seite 652 gelten:
„Zuviel Durcheinander hier“
Liste auf Wunsch ram.gis@kielnet.net
Hrn. Ickler und Metes erhalten sie sowieso
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2004 um 18.30
Der Name der Rose (SZ)
(S. 343 – 515)
Das fehlte noch:
... rauhen Gebirgsböen 386, gräßlicher Anblick 477
Das auch:
begrüssten 401
du weisst 492, 500 2x
Weitere gefundene Änderungen (außer ss)
gegen ca. 60 ungeänderte Fälle in diesem Bereich:
mit zu wenig Zähnen 407
von weit her gekommen 468
halb leer 480
heute Nacht 348, 358, 479, gestern Nacht 2x 348
(aber: heute nacht 364, 367)
– geändert durch Sigmar Salzburg am 01.04.2004, 18.10 –
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2004 um 06.10
Das Gesamtbild bleibt unverändert,
neu sind die unkonvertierten „Greuel“ etc.
bei Hanser S. 318: 3x „Lohe“;
in SZ davon 1 Druckfehler S.332: 1x „Lobe“ (Scanner??)
als neu gegenüber Hanser bemerkt:
Dingen, die unserer Erfahrung sehr fern stehen 274
zu einer groß angelegten Offensive 283
zum ersten Mal 312 (aber: jedesmal 312)
alt:
wiederzuerkennen 226
aneinanderklebten 244
eine Zeitlang 252
du hast vielleicht gar nicht so unrecht 261
ebensoviele 262
ineinanderfließen 262
im allgemeinen 267
kennengelernt 272
ebenderselben Art 275
Im Grunde hast du ja recht 279
zu eigen 281
eine Zeitlang 283
im übrigen 283
stehenbleiben 284
im übrigen 288
gestern nacht 290
heute abend 294
zuviel 295
Greuel 307, 312
kennengelernt 307
Greueltaten 310
greuliche 311
gefangennahm 311
Alptraum 312
jedesmal 312
kennenzulernen 312
weder als einzelne 313
mit wieviel mehr Eifer 314
hochgestellter Mitbruder 320
reichbemalten Folianten 322
furchterregenden 322
hohnlachend 323
halboffen gestanden 325
näherzutreten 325
allgemeinverständlicher 327
buntbemalten 329
eines … noch weiterglimmenden Feuers 334
allzusehr 339
allzulang 339
offengeblieben 340
heute morgen 343
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2004 um 08.21
Es ist doch wohl Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins gemeint.
Richtig. Ich bitte um Verzeihung, ich kam gerade von einem Tai-Chi-Kurs.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von L.Willms am 29.03.2004 um 07.51
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Milan Kundera
Die unerträgliche Langsamkeit …
Es ist doch wohl Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins gemeint.
MfG,
L. Willms
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Es gibt eine wahre und eine förmliche Orthographie. -- Georg Christoph Lichtenberg (1742 .. 1799)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2004 um 04.03
SZ: Der Name der Rose
S. 101 – S. 232
Entdeckte Neuschreibungen:
immer ss
Trennungen u.a.: beo-bachten 102, di-cke 104, hinü-ber 124, Flo-cken 128, einer geldhe-ckenden Fabrik 170, Bli-cke 184,
zu neg-romantischen Zwecken 212 („g“ bei Hanser n. orig. „negromanzia“ 1. Zauberei, 2. = „necromanzia“ Nekromantie);
neu gegenüber Hanser: aufwändig 127, abhanden gekommen 147, zum ersten Mal 150 (sicher noch öfter), frisch geschlachtete Ziege 162, nicht zu nahe treten 180, nahe stehen 198, nahe gekommen 199, noch heute Nacht 206 (aber: heute nacht 222)
alt:
fertiggestellt 108
verkehrtherum 110
nahegelegt 116
schweratmend 112
heute morgen 118, 164
aneinanderreihten 118
im übrigen 122
allzuoft 122
allzusehr 122
quergestellt 129
gutdünkt 130
kennengelernt 130, 148, 165
im wesentlichen (2x) 130
woandershin 144
kennenlernen 149
verlorengegeangen 153
sogenannte Apostler 159
diese wildgewordenen Büßer 160
Handvoll 167, 186
als einzige 171
allzuviel 200, 207
nahelegen 203
eine Zeitlang 204
hierhergekommen 205
gestern abend 212
ein schreckenerregender Anblick 214
William hatte ganz recht 216
der ineinandergehenden Räume 226
wiederzuerkennen 226
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Jörg Metes am 28.03.2004 um 17.06
Die FDS versucht gerade herauszufinden, wie diese SZ-Bibliothek zustande gekommen ist. Es ist meines Wissens das erste Mal, daß jemand sich bei Lizenzausgaben die Mühe macht, die Orthographie umzustellen (was ja nur Geld kostet). Es fragt sich, von wem dazu eine Einwilligung vorlag und von wem nicht (daß Grass z. B. zugestimmt hat, kann ich mir kaum vorstellen). Vielen Dank, Herr Salzburg, für Ihre Auswertungen. Für unsere Korrespondenz können wir sie gut gebrauchen.
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Jörg Metes
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2004 um 13.36
SZ: Name der Rose
Ein Witz: fast alle wichtigen Neuerungen werden mißachtet,
aber auf Seite 127: „aufwändig“!
Besonders schön auch die (immer neuen) Trennungen:
beo-bachten 102, hinü-ber 124
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2004 um 08.24
Als Band 3 ist in „Süddeutsche Zeitung / Bibliothek" angekündigt „Katz und Maus". Ob sich Günter Grass auch zur „Kompromissschreibung" hat breitschlagen lassen?
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2004 um 06.39
Der Name der Rose
Süddeutsche Zeitung / Bibliothek
bis Seite 100:
ss immer „neu“
neue Trennungen u.a.:
ers-tes 43, eks-tatisch 70, res-pektiert 78, Klos-tern 87
einzige (?) sonstige Abweichungen gegenüber Hanser-Ausgabe:
Wäre ein Fenster offen gestanden … 49
Er ist beiden Perversionen sehr nahe gekommen. 93
im übrigen 11, 43
des öfteren 11
immerwährend 19
sogenannten 21
kennengelernt 28, 87
vom Pferd im allgemeinen 42
nahegebracht 42
Ihr habt recht 50
Noch heute abend 52
schwerfallen 57
Ein letztes noch …57
schwindelerregend 57
lebenspendenden Odem 62
auseinanderzuhalten 62
dem ein Alp auf der Schulter hockte 64
sogenannten Apostlern 69
braungebrannt 69
nahesteht 81
beieinanderliegen 83
allzusehr 88
kennenlernen 91 2x
Das einzige, worüber man …92
du hast recht 93
Stengeln 94
Brennesselwurz 95
Ich sprach von Visionen im allgemeinen 97
kennenlernt 100
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2004 um 05.08
Wie gesagt, habe ich nur „ss" und einmal „di-cke" entdecken können...
– geändert durch Sigmar Salzburg am 27.03.2004, 15.40 –
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2004 um 04.27
Ist bei Eco überhaupt irgend etwas reformiert geschrieben? Vielleicht das ss? Man sollte rechtzeitig feststellen, ob die SZ etwa die gesamte Romanreihe in dieser Weise verunstaltet.
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Th. Ickler
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2004 um 20.55
Milan Kundera
Die unerträgliche Leichtigkeit…
diese Träume waren vielsagend 55
spazierengegangen 135
gefangengenommen 192
hierhergekommen 201
Umberto Eco
Der Name der Rose
sein braungebranntes Fratzengesicht 69
sogenannten Apostlern 69
die zuviel wissen 92
halbtote Deutsche 166
von einer Handvoll verkalkter Ausländer 167
ein schreckenerregender Anblick 214
ein selbsterfundenes Latein 416
beide Süddeutsche Zeitung/ Bibliothek
vermutlich nur ss und Silbentrennungen „neu“;
und wohl ebenso:
Helmut Kohl
sogenannte 241
tiefgreifende Diskussion 454
Es war mir unglaublich schwergefallen 473
Wolfgang Schäuble
Mitten im Leben
Neuschreib, wird für 1 Euro verramscht
Ein aufgeschnappter Satz: „die baden-württembergische Kultusministerin und stellvertretende CDU-Vorsitzende Annette Schavan, Inbegriff bildungspolitischer Kompetenz der CDU…“
eingetragen von Theodor Ickler am 24.03.2004 um 12.14
Vorige Woche verschenkte die SZ den ersten Band ihrer Billig-Roman-Reihe: Milan Kundera, Die unterträgliche Leichtigkeit des Seins. Der Text, ursprünglich bei Hanser, dann auch als Fischer-Taschenbuch, wurde eigens in katastrophal fehlerhafte Reformschreibung umgesetzt. Friedrich Denk, der es entdeckt und untersucht hat, wird bald näher berichten. Wer es fassen kann, der fasse es.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2004 um 08.24
Die Süddeutsche Zeitung ist offenbar fest entschlossen, weiterhin die klügsten ihrer eigenen Redakteure zu desavouieren. So schreibt sie, trotz Thomas Steinfelds vernichtendem Urteil über die Rechtschreibreform, also über die eigene orthographische Praxis (Das deutsche Schreib-Amt, SZ 5.2.04) weiterhin in reformierter Blütensprache, beispielsweise "So wird vieles tot gesendet, weil man es immerfort als Wiederholung sieht" (Helmut Thoma im SZ-Interview, 14./15.2.04, S. 20). In derselben Ausgabe degradiert sie ihren Chefredakteur Joachim Kaiser zum orthographischen Stümper: "Literaten zwischen ganz Links und ganz Rechts..." (Nachruf auf Heinz Friedrich, S. 13).
Einen solchen professionellen und intellektuellen Offenbarungseid hätte noch vor einigen Jahren dem "Flaggschiff" des deutschen Journalismus niemand zugetraut. Möge der Groschen doch endlich fallen!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Karsten Bolz am 05.02.2004 um 17.06
Dieses habe ich soeben als Leserbrief an die SZ gesendet:
Zu "Hüter des verlorenen Satzes" von Thomas Steinfeld vom 28.01. und "Reformdiarrhö" von Thedor Ickler vom 04.02.:
Es stünde der Süddeutschen Zeitung gut zu Gesicht, Teile des vierten Berichts der "Zwischenstaatlichen Kommission" in weiteren Auszügen zu veröffentlichen, der diesem Blatt ja sicherlich in Gänze vorliegt. Erstens würde damit der ganze Unfug, der darin steht, weiteren Kreisen des Volkes bekannt sowie die "Fachexpertise" der Kommission endlich wahrlich öffentlich werden. Zum zweiten würde den Herausgebern dieser Zeitung hoffentlich endlich auch klarwerden, welchen Hemmschuh sie der eigenen Redaktion aufzwangen, als sie ihr die "reformierte" Rechtschreibung - natürlich in eigener Interpretation der Regeln - verpaßten, und welche Flickschusterei noch in den folgenden Jahren zu erwarten ist. Die Rückkehr der Süddeutschen zur bewährten Rechtschreibung wäre sicherlich der Anstoß, auf den derzeit Heerscharen von Redakteuren und Journalisten warten, anders sind die Beiträge auch in anderen Medien aus den letzten Tagen nicht zu deuten.
Vielleicht ist es ja eines Tages wieder möglich, die gesamte Ausgabe dieser Zeitung mit Genuß zu lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing Karsten Bolz
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Karsten Bolz
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2004 um 20.17
An Hans Leyendecker hatte ich auch schon mal gedacht. Skandalös genug ist die Geschichte, allerdings auch sehr langwierig und kompliziert und neuartig. Die Mafia ist nichts dagegen.
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 28.01.2004 um 18.21
Die Überschrift heißt
"Hüter des verlorenen Satzes"
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 28.01.2004 um 18.16
"Hüter des Wortes" (s. Nachrichten RSR-com)
Thomas Steinfeld kommt von der FAZ.
Hochinteresssant und erfreulich, daß er diesen
Vorstoß wagt.
Bei der SZ gibt es doch den ?.(Vorname im Moment
nicht präsent) Leyendecker, der sich des
investigativen Journalismus' rühmt und auch von
anderen dafür gelobt wird. Warum hat er sich noch
nicht auf dem Gebiet gerührt? Oder ist ihm das
Thema zu simpel?
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.01.2004 um 00.22
FEUILLETON:
„Was ihr wisst, dass wisst ihr. ...“ (S. 14, Joachim Kaiser)
...eine Realität ... , vor der man sich manches mal auch fürchten könnte. (S. 16)
Oder war David ... doch Schuld ... ? (S. 16)
LERNEN, S. 18; Annäherung an die Schrift (über sinnvolle „Strategien für den Lesestart“):
Bis zum Übertritt in die Schule können fast alle kleinen Engländer und Franzosen ihren Namen schreiben und ziemlich gut Lesen.
Lesenlernen funktioniert nicht ohne Leseförderung, nicht ohne Sprache. (Steht da wirklich: Ohne Sprache funktioniert Lesenlernen nicht. - Einige Zeilen tiefer fordert jemand „Literacy-Erziehung“ für die Kindergartenkinder.)
Auch den eigenen Namen sollten Kinder im Elementarbereich schreiben lernen. Und Lesenlernen?
... die bisherige Abs-tinenz, was den Umgang mit Buchstaben im Kindergarten angeht, ist nicht hilfreich. (Kann man es schöner formulieren?)
S. 19; Unterschiedliche Lesewelten:
Der 15-Jährige Landshuter liest gerne und viel.
... in der Grundschule bringen ihnen überwiegend Lehrerinnen lesen und schreiben bei.
Wer Jungen erreichen will, muss Literatur anbieten, die sie interessiert. (Aha!)
Schnapp Dir ein Buch! (Leseinitiative von Coca Cola und Stiftung Lesen)
MEDIEN, S. 21:
Die angeregte Ergänzung käme – ohne das dies von Heinen gewollt wäre ...
... ist der Privatsender Pro Sieben ein Peitsche schwingender Sadist ...
„Da werden die Politiker ihre Schlüsse rausziehen müssen“...
... schauten sich den Mitschnitt der Talkshow an, in der Naumann jenes Wort verwand ...
MÜNCHEN, S. 46:
MacKinsey prüft den Tierpark – und gibt alt bekannte Tipps.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.01.2004 um 16.57
(Eine ,ausgleichende Gerechtigkeit‘ habe ich auf
http://rechtschreibreform.de/Forum/showthread.php?threadid=400&pagenumber=1 verzeichnet.)
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Reinhard Markner am 12.01.2004 um 15.38
»Damals fuhren die Mitarbeiter Dienstags zum Kungfu-Training, und jeden zweiten Mittwoch kam ein Masseur.«
Aus Rainer Merkels Erzählung Das Jahr der Wunder (S. Fischer, 2001).
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2004 um 10.35
Gefunden in der Südd. Zeitg. v. 10./11. 1.04, Mobiles Leben, Glück muß man haben:
„Selbst in der leise tretenden niedersächsischen Linie hatte er schlechte Karten,“
(Ich danke unserem unbekannten Gast für dieses Zitat und erlaube mir, es unserer Blüthensammlung einzuverleiben. WL)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2004 um 09.34
In der Wochenendbeilage druckt die SZ eine Erzählung von Reiner Merkel ab. Neben rauhe erfreut auch im nachhinein, aber sonst richtet die Neuschreibung nur Verwirrung an. Er hört nicht auf, der Anwalt von allem Möglichen zu sein. - Was ist gemeint? Merkel selbst leistet sich allerding das Partizip heraufbeschwört. Das Ganze erscheint bei Fischer, wo eh alles wurscht ist.
– geändert durch Theodor Ickler am 12.01.2004, 16.08 –
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.01.2004 um 15.34
SZ, 3./4. Januar 2004, S. 12, Feuilleton:
... der Auslöser für eine viel weiterreichendere Recherche ...
... Stimmt die Aussage von Lorcas Totengräbers ...
S. 48, Bayern:
Selb-
stständige Frauen ...
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 29.12.2003 um 16.04
Lärm geplagter Spanier tötet Straßenmusiker
(SZ 29.12.2003, Seite 12)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 28.12.2003 um 12.40
oder: Der Aufschub des Untergangs
Für Börne selbst aber war es eine „Pflicht“, gutes Deutsch zu schreiben, „sobald man vor dreißig Millionen Menschen spricht“. Zeitungen und Magazine waren für ihn Medien der Erziehung und der Heranbildung eines nationalen Bewusstseins, die eher schadeten als nützten, wenn sich ihr Stil nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe befand. (Sonja Saal, SZ 24./25./26. Dezember)
Heute verwehrt die SZ selbst ihren sprachlich hervorragendsten Autoren, guten Stil und gutes Deutsch zu schreiben: »Mit Trommelwirbeln und Fahnen schwenkend ...«, soll Willibald Sauerländer geschrieben haben (SZ, 16.12.03), und Joachim Kaiser in der SZ vom 24./25./26. 12.: »wie schrecklich Recht Spengler hatte...« oder »Obwohl man als Theaterkritiker dicke Mappen füllen könnte mit Hilfe suchenden Protest-Briefen ... «
Auch die SZ könnte dicke Mappen füllen mit »Hilfe suchenden« Protestbriefen sowohl gegen ihr kontinuierlich absinkendes intellektuelles und kulturelles Niveau generell als auch gegen das erbärmliche Deutsch, das sie tagtäglich ihren Lesern vorsetzt. An wen mag Joachim Kaiser wohl bei den folgenden Worten gedacht haben?: »Ja, als wohlerwogene „Öffnung“ zum Politisch-Gesellschaftlichen setzen auch manche große überregionale Feuilletons ihren Drang zur thematischen Erweiterung durch. Weniger Streichquartett, mehr Irak; weniger Rezensions-Gekrittel, mehr aktueller Biss.«
Worin der »Biss« bestehen soll, bleibt vorerst im Dunklen. Aber was im Verständnis der SZ »Stil« ist, erfährt man in der Wochenendausgabe vom 27./28. Dezember, denn da gibt es DIE STILSEITE. Eine 43jährige Frau, die wegen ihrer an Blindheit grenzenden Kurzsichtigkeit am Leben verzweifeln wollte, ließ sich in Instanbul erfolgreich kurieren. So etwas ist eine »Reise ins Ich«, also Lifestyle. Es muß damit zu tun haben, daß, wie der Vorspann mitteilt, in wenigen Tagen die Gesundheitsreform »in kraft« tritt. Immerhin, DIE STILSEITE ist so und mit Hilfe einer »Fahnen gespickten« Venus fast gefüllt. Den Rest besorgt den Lesern Alexander von Schönburg mit einem, wie könnte es anders sein: humorigen »Leitfaden für stilvolles Verarmen«, auch »Das Nabokov-Prinzip« genannt – weshalb auch immer. Immerhin scheint Herr von Schönburg gelernt zu haben, daß man schreiben muß »dass er recht hat« (und nicht Recht!), aber noch muß er lernen, daß man »das Selbstverständlichste« auch in neuer Rechtschreibung groß schreibt. Ansonsten hat er vermutlich wieder einfach auf den Startknopf seiner Schreibmaschine gedrückt, die kann bei einem beliebigen zeitgeistigen Stichwort einsetzen und wieder aufhören, wenn die restliche Spalte gefüllt ist. Dazwischen stehen weitere Stichworte aus dem Zeitgeist oder der humanistischen Bildung: Wellness, Graf Lambsdorff, Sklaven, Sauna-Garten, Pompeji, Patrizier, Fuschl, die durch andere Wortarten lose miteinander verbunden werden. Eine Aussage ist offenbar nicht beabsichtigt. Zum Seitenthema STIL fällt ihm die Betrachtung ein, es sei unangenehmer, neben Lothar Matthäus im Bad zu stehen, als neben lächelnden Greisen mit eiternden Wunden.
Recht schön ist die erste Seite dieser Wochenendbeilage, auf der Benjamin Henrichs Betrachtungen über »große letzte Kinoaugenblicke« anstellt, was ihm Gelegenheit zu einem kleinen Zischkonzert gibt: »Eine Schluss-Szene nur aus Kuss-Szenen, von denen viele wiederum selber Schluss-Szenen sind.« Tja, Ihr lieben reformtreuen Redakteure, das habt Ihr davon, wenn Ihr von den wundervollen Kußszenen der Vergangenheit nichts mehr wissen wollt, nun wischt Euch mal die Münder ab.
Und hört auf Euren Chefredakteur Joachim Kaiser, den Ihr offenbar in die Hölle der Minderheit verstoßen habt, »... einer nicht unbedeutenden, qualifizierten und passionierten Minderheit! Falls diese Minderheit, weihnachtlich beflügelt, endlich den Entschluss fasste, sich fordernd zu ihrer Überzeugung zu bekennen, statt immer nur leise herumzujammern, dann wäre schon viel gewonnen. Zumindest ein Aufschub des Untergangs.« (SZ, Weihnachten 2003)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 24.12.2003 um 13.49
In seiner eigenen Zeitung muß Joachim Kaiser, weil er nicht aufgepaßt hat, nun schreiben:
wie schrecklich Recht Spengler hatte (24.12.2003)
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 20.12.2003 um 11.14
Die SZ bringt eine ganze Seite von Rainer Stephan über den großen Mystifax Ernst Bloch und schließt so:
Aber seinem Buch 'Atheismus im Christentum' hat der Sozialist Bloch ein Motto des Heiligen Augustinus vorangestellt, dass (!) jenen Ausgangssatz seines Denkens utopisch zu Ende führt: 'Dies septimus nos ipsi erimus': Am letzten Schöpfungstage werden wir endlich wir selbst sein.
Jenen "Ausgangssatz" zitiert Stephan übrigens auch nicht richtig: Ich bin. Aber ich habe nicht. Darum werden wir erst.
Wenn schon Mystik, dann auch gleich richtig!
Derselbe Verfasser schreibt naturgemäß auch Strasse und läßt uns in einem anderen, kürzeren Beitrag über Adalbert Stifter noch einen weiteren Blick in seine Zitierkünste tun:
Eines der schönsten Feste feiert die Kirche im Winter, wo beinahe die längsten Nächte und Tage (!) sind.
Das soll der Anfang von "Bergkristall" sein! Schulrat Stifter war übrigens durchaus gebildet, auch in Naturwissenschaften. (Weshalb er auch nicht nur von den kürzesten Tagen spricht, sondern sogar das "mitten im Winter" noch durch ein gewissenhaftes "fast" mildert.)
– geändert durch Theodor Ickler am 20.12.2003, 15.58 –
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.12.2003 um 00.51
Denn die Kassen arbeiten bereits fieberhaft an einer Art Ersatz für das verloren Gegangene.
Verfasserin: Anke Schmitt
http://www.sueddeutsche.de/sz/muenchen/red-artikel258/
Kommentar: Das muß man schon sehr intelligent, informiert und bemüht sein, um solche kranken Schreibungen zu produzieren. Vor der Reform hat man sie in der SZ nie gesehen.
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2003 um 10.42
Auch die Leseprobe des Nichtraucherbuches, die man im Internet findet, ist in nichtkorrekter (Neu-)Orthographie gehalten. Aber wenn das Buch jemanden vom Rauchen abbringt, wollen wir mal ein Auge zudrücken. Es geht ja auch mehr um den Verlag, der leider auf Abwege geraten ist.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 08.12.2003 um 21.17
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von schoenburg
Ach Gott sind Sie großartig. Und da Sie so eine Koriphäe sind, steht es Ihnen auch gut zu Gesicht, zu entscheiden, was veröffentlicht werden sollte und was nicht. Bevor Sie weiter reglementieren, würde gern mal was von Ihnen lesen. Sie müssen ja Gigantsiches zustande bringen, um von so einem hohen Ross zu diktieren.
Schlecht getarnt, denn einen solchen Stuß in so mieser Orthographie würde Herr von Schönburg gewiß nicht von sich geben.
Ihm traue ich so viel Intelligenz zu, daß er unterscheiden kann zwischen Meinungsäußerung und Reglementierung.
Wer publiziert, muß Kritik ertragen können, und diese hier muß er nicht einmal ertragen, denn er wird sich wohl kaum hierher verirren, wo die SZ so wenig Schmeichelhaftes zu lesen bekommt. Und wenn, traue ich ihm so viel Professionalität zu, daß er souveräner damit umgehen würde und - denn das ist er sich und seinen Lesern als »gut gelaunter« Autor doch schuldig - mit Ironie und Humor.
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Walter Lachenmann
eingetragen von schoenburg am 08.12.2003 um 20.25
Ach Gott sind Sie großartig. Und da Sie so eine Koriphäe sind, steht es Ihnen auch gut zu Gesicht, zu entscheiden, was veröffentlicht werden sollte und was nicht. Bevor Sie weiter reglementieren, würde gern mal was von Ihnen lesen. Sie müssen ja Gigantsiches zustande bringen, um von so einem hohen Ross zu diktieren.
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.12.2003 um 15.41
Die »Süddeutsche Zeitung am Wochenende« vom 29./30. November präsentiert ihren Lesern auf der ersten Seite ein rußiges Foto, das irgendwie mit Christbäumen zu tun zu haben scheint, und bedient ihre intellektuellen Bedürfnisse mit einem »Aufruf zur Müllvermeidung«. Untertitel: »Sie plagen sich wegen der Weihnachtsgeschenke für Ihre Lieben? Dann lesen Sie mal das hier!«
Über die ganze Seite labert ein Alexander von Schönburg darüber, daß Weihnachtsgeschenke etwas Doofes sind und man das Schenken – eben zur Müllvermeidung – besser sein lassen sollte. Ist das nicht originell? Gegen Ende scherzt er auf höherem Niveau, das er wohl dem Feuilleton schuldig zu sein glaubt: Da beleuchtet er das Thema aus Sicht des Buddhismus, es geht um katholische Askese, Calvinisten, immer unheimlich ironisch natürlich und ja so gescheit, ich habe schon wieder fast alles vergessen. Die Orthographen der SZ allerdings brachte er ins Schleudern:
Vor drei Weihnachten fing ich an, den Geschenkewahn zu torpedieren, in dem ich von Jahr zu Jahr schlechtere Geschenke besorgte.
(Im späteren Verlauf ist selbstverständlich auch vom »Geschenketerror« die Rede, immerhin diese Terminologie der 68er ist auch heute noch feuilletonfähig.)
So leid es mir tut ...
15.000 bratwurstessende Zuschauer ...
nasageprüfte und focusempfindliche Handys ...
literaturbeilagengepriesene und in Wahrheit wahnsinnig langweilige Romane [...], die vom sog. Ficken berichten ...
mikrochipgesteuerte Rasierapparate ...
pfötchengebende Terracottalöwen ...
»Was wünscht Du Dir?« (ja: wünscht!)
Der Beitrag schließt mit dem Hinweis: Vom Autor erschien in diesem Herbst der gut gelaunte Ratgeber: »Der Fröhliche Nichtraucher« im Rowohlt Verlag. Man kann sich gar nicht vorstellen, was da wohl drinstehen mag, aber gut gelaunt ist es sicherlich, ach ja: und auch gescheit natürlich.
Müllvermeidung wäre es, wenn solche Leute das Schreiben bleiben ließen.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.12.2003 um 09.44
Aber anders als bei Hegels Weltgeist und erst Recht anders als bei Marx' Geschichtsteleologie ...
(»Freiheit oder Schicksal« Von Robert Menasse. SZ-Feuilleton, 29./30.11.2003)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Christoph Kukulies am 01.12.2003 um 16.10
In diesem Postwurfblättchen "Supersonntag", das einem hier im Raum Aachen oft sonntags schon die Nachrichten in Schlechtschrieb auftischt, die man dann am Montag noch mal in der FAZ sauber gestochen lesen kann, fand ich am Wochenende die folgende Trennung:
...Grundgeset-
zänderung.
Furchtbar.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.12.2003 um 15.57
»Krakauer positioniert das frühe Mormonentum zu Recht im Umfeld der zweiten Erweckungsbewegung, die [...] sich aber besonders im so genannten „verbrannten Distrikt“ im Staat New York entfaltete, in dem eine Bekehrungswelle der nächsten folgte.
(SZ, 1.12.03, Literaturbeilage, Seite 28)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.11.2003 um 17.21
»Wir sind es Leid, vorgeführt zu werden ...«
SZ, 11.11.2003, S. 12
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.11.2003 um 23.12
»Heute lassen wir uns voll laufen«
Der Drogenkonsum von Jugendlichen beschäftigt den Stadtrat.
SZ 5.11.03, S. 37
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.10.2003 um 19.55
»Zwischendrin steht er Denkmal artig vor der Kulisse der erleuchteten Reichstagskuppel...«
SZ, 15. Oktober 2003, Seite 17
Überschrift: Am Stammeltisch
Paßt!
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Walter Lachenmann
eingetragen von margel am 09.10.2003 um 04.48
Das Problem selbstreferentieller Sätze hätte Herr Müller umgehen können, wenn er gesagt hätte, damit sei seinem Text das Urteil gesprochen. Wir hätten dann keine Zweifel, wie er es gemeint hat, und könnten ihm noch überzeugter beipflichten.
eingetragen von Walter Lachenmann am 08.10.2003 um 23.38
Leserbrief zu »Das Urteil von Frankfurt«
von Lothar Müller, SZ 8.10.2003 (Abdruck ungewiß)
Man muß sich vielleicht in die Lage eines SZ-Redakteurs versetzen, dem die Aufgabe zugewiesen wurde, über den Frankfurter Aufruf der internationalen Autoren zu berichten, die für die »alte« Rechtschreibung plädieren und die »neue« als minderwertig bezeichnen, also diejenige, deren die SZ sich eher schlecht als recht mit immer wieder äußerst kuriosen Stilblüten, für die man jeden Amateurschreiberling auslachen würde, meint befleißigen zu müssen. Was soll er denn schon schreiben? Auf die Kritik der weltberühmten Kollegen sachlich eingehen oder gar Verständnis dafür zeigen, kann er nicht gut, denn er müßte ja sein eigenes tagtägliches Tun in Frage stellen. Da probiert er es mit Ironie, so gut es geht. So kommt er zu der pfiffigen, journalistisch hochseriösen Feststellung, daß man gelegentlich »Plädoyers für die alte in neuer Rechtschreibung, umgekehrt seltener« liest. Warum wohl? Die SZ – und viele andere Redaktionen – ändern bekanntlich jeden Text ohne Einverständnis der Autoren in neue Rechtschreibung um, was eigentlich klar gegen den Anstand, den journalistischen Anstand schon gar, verstößt. In »den Schulbüchern und der Kinder- und Jugendliteratur herrscht nahezu unumschränkt die neue Rechtschreibung ... « - was Wunder! Die Kultusministerien lassen nur noch die neue Rechtschreibung für Schulbücher zu, und die Kinder- und Jugendbuchverlage, die aus ebendiesem Grunde befürchten, ihre Bücher in »alter« Rechtschreibung nicht mehr verkaufen zu können, verlangen von ihren Autoren die »neue« Rechtschreibung, andernfalls die Bücher nicht mehr gedruckt werden. Keine Rede kann davon sein, daß die Rechtschreibreform, die auch nach sieben Jahren noch nicht einmal von den sonst so hochprofessionellen SZ-Journalisten beherrscht wird, sich aus eigener Kraft oder aufgrund ihrer Qualität durchgesetzt hätte! Für Journalisten, die sich der Tradition der beispielhaften Kollegen aus der guten alten, heroischen Journalistenzeit verpflichtet fühlen, die diese Zeitung in einer Artikelserie feiert, müßten diese Tatsachen ebenso unerträglich sein wie der Zwang, sich von klar inkompetenten Ministerialschranzen das ureigenste Handwerkszeug, die Orthographie - und erst noch eine solche -, verordnen zu lassen.
Wenn man dummen Buben sagt, sie seien dumme Buben, dann kann es passieren, daß sie einem die Zunge rausstrecken und trotzig sagen: Jawohl, dann bin ich eben ein dummer Bube. Anders ist der seltsame Schlußsatz, wenn die neuen Regeln minderwertig seien und den präzisen sprachlichen Ausdruck erschwerten, dann sei »damit diesem Text« – also doch wohl Herrn Müllers kleiner launigen Glosse - »das Urteil gesprochen«, kaum zu verstehen. Er meint es witzig, aber er hat ja völlig recht.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.10.2003 um 12.36
Ihr prominenter erstgeborener Sohn und seine vier Geschwister hätten dafür zusammen geworfen, verriet allen Ernstes Schröders Halbbruder Lothar Vosseler...
(SZ vom 4./5. Oktober 2003, Seite 12)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 13.09.2003 um 20.33
Der saarländische Schriftsteller Ludwig Harig hat für die heutige 'SZ am Wochenende' seine Heimat beschrieben. Er hatte Glück. Die 'Süddeutsche' hat den Text kaum beschädigt. Zusammenschreibungen, die in der neuen Rechtschreibung eigentlich verboten sind - langgestreckten, ineinandergegliederte, halbverrottet, übriggeblieben -, wurden stehengelassen, und selbst die neue ss/ß-Schreibung hat man Harig nur sehr halbherzig hineinredigiert: Dass Glasfluß genoß Imbißbuden muß herausläßt lässt muß daß muss muß.
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.08.2003 um 19.20
SZ vom 11. August 2003, Seite 40:
Heiß, heißer, Michaela
Das das wollte keiner so Recht glauben.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 04.08.2003 um 16.33
Der einzige Beitrag in der SZ, der dieser Tage wenigstens einen Bezug zur Rechtschreibreform hatte, war einer über Schreibwerkzeuge und ihre Entwicklung seit dem späten 18. Jahrhundert: »Immer nur schreiben« von Klaus Podak (2.8.03). Der Bezug wurde freilich verschwiegen. Podak verweist zwar ausführlich auf Johann Christoph Adelung, doch die nach Adelung benannte s-Schreibung erwähnt er nicht. Er zitiert lediglich aus Adelungs Wörterbuch - und zwar in heysescher s-Schreibung: »Die Kreide schreibt nicht, wenn sie nass ist«.
(im weiteren Verlauf des Artikels wird dann wieder korrekt zitiert - Nietzsche etwa mit einem »thätig«, oder das Berliner Tagblatt mit einer »Hülfe«)
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 01.08.2003 um 05.53
Wie mir ein Redakteur mitteilt, hat die Redaktionskonferenz der Süddeutschen Zeitung vor drei Tagen beschlossen, nichts Größeres zum fünften Jahrestag der Rechtschreibreform zu bringen.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 19.07.2003 um 11.10
Auch heute wieder hat die SZ eine ganze Seite (von G. de Bruyn) in bewährter Rechtschreibung. So wird den Leser wenigstens an den Wochenenden in Erinnerung gerufen, daß es die bessere Orthographie immer noch gibt. Im übrigen Text kommt mehrmals pleite gehen vor, das sich offenbar immer stärker durchsetzt, weil es intuitiv als richtig empfunden wird.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2003 um 15.20
SZ 5.7.03: schneuzen (Überschrift), Aufrauher, als erstes, das wertvollste, Du (zitierte Anrede), (kein Komma als drittes Satzzeichen: „Italienische?“ fragt Rook), selbstverschuldet, selbstgebackenen Kuchen, zugrundegegangen, eine Handvoll, Gemsen, Ein Team geht Pleite (Titel), Wolfgang Clement hatte völlig Recht.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.07.2003 um 10.12
Schöner Holocaust
Aus der SZ vom 9. Juli 2003, Seite 49: Stillgestanden zum Studenten-Appell
Vor ein paar Jahren wurde ein Student und Oberleutnant verurteilt, weil er den Holocaust schön geredet hat.
Stillgestanden
Richt Euch
Augen gerade aus
... die Frau, die immer die erste war und ist, ...
Rührt Euch
»Soldat (w)« heißt das ... sie wollen nicht »Soldatin« sein. Als Kamerad, weiblich, sehen sie sich.
Abteilung – kehrt! Im Gleichschritt – Marsch.
Gott mit Dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland (wo bleibt hier die Mutter, oder der Vater, [w]?)
Wir sind stolz auf uns.
Stillgestanden.
(Bin ja schon ganz still! Und das Licht ist gerade aus.)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 04.07.2003 um 21.04
Ein langer Artikel von Martin Walser in unreformierter Orthographie findet sich in der Süddeutschen Zeitung von morgen (5.7.): Von der Richtigkeit der weiblichen Untreue
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 15.06.2003 um 06.11
SZ 14.6.03:
Flimm, der sich gegenüber der SZ wortreich und viel sagend ausschwieg
die Geheimnis umraunte Stadt der Geister
Wer es nicht ganz nach oben schafft, ist nicht immer selbst Schuld daran.
auseinanderfallen
im übrigen (mehrmals)
letzteres (mehrmals)
Vom Ergebnis her behielt er recht
am Donnerstag Abend
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2003 um 10.26
Martin Walsers Beitrag ("Aufgeschriebene Zeit") ist eine wunderschöne Liebeserkärung an den Bodensee ... und die Kelten!
In herkömmlicher Orthographie ist er tatsächlich geschrieben, aber nur überwiegend, nicht zur Gänze - das bekommt die Süddeutsche vielleicht nicht mehr hin:
Etliche Wörter sind auseinandergerissen, (z.B. "hingerissen oder ergriffen oder sonst wie mitgenommen", "Villa, die ihm zu nahe getreten ist", usw.), andere haben das "Heyse-s" ("dass", "lässt"), z.T. sind Wörter einfach falsch geschrieben ("Wiederspiegeln", "In eines Krieges Brust"), aber beonders auffällig war mir die Leseerschwernis durch die fehlende ck-Trennung ("Schönheitsdi-ckicht", "De-ckel", "Käferrü-cken").
Ich kenne gebildete Leute, die mir sagen, daß sie "Schussserie" ohne jegliche Zeitverzögerung erkennen und daß sie "Schönheitsdi-ckicht" ohne das geringste Problem vorzulesen vermöchten. Dafür bin ich zu arm im Geiste.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2003 um 13.56
Heute bringt die SZ zwei ganze Seiten von Martin Walser in herkömmlicher Orthographie. Für die eigenen Texte ist ihr die Reformschreibung gut genug.
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 05.06.2003 um 19.52
»Im Mittelpunkt steht Veit, der Aliya liebt, auf seine irre Mutter und seinen Heroin süchtigen Bruder aufpassen muss (...) Am Ende ist Veit tot, Aliya rasiert sich den Schädel, Jabbar liegt im Krankenhaus, und der Heroin süchtige Bruder trägt plötzlich Anzug.«
(schreibt heute in seiner TV-Kritik "Himmel und Hölle": Christopher Keil)
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.05.2003 um 11.07
Mohammed Said el Sahhaf, kurz Mo, ehemaliger Informationsminister des Menschen
verachtenden Regimes im Irak.
...
(SZ 3./4. Mai 2003, Feuilleton, S. 17)
Irgendwann müßte man eine Art Dokumentation ausschließlich über die SZ zusammenstellen, in der dargestellt wird, wie diese Tageszeitung, die über Jahrzehnte beispielhaft für anständigsten Journalismus bester deutscher Tradition stand, in den letzten Jahren diesen Ehrgeiz mehr und mehr fahren läßt und bis zur Lächerlichkeit verkommt. Die paar gescheiten Feuilletontexte, die wie vereinzelte, durch schlechte Orthographie angefaulte Seerosen den muffigen Sumpf der Belanglosigkeit, der billigen Anbiederung und handwerklichen Minderwertigkeit überdecken, wirken in diesem Gesamtbild umso peinlicher, ja sogar traurig.
Dies ist keine verbissene Polemik. In meinem Bekanntenkreis gibt es keinen einzigen Menschen, der von der SZ nicht zutiefst enttäuscht ist, viele haben sie abbestellt und lesen lieber gleich die AZ. Die bekennt sich immerhin zu ihrem Niveau.
Für verbissene Polemik ist die Geschichte auch viel zu ernst .
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 30.04.2003 um 12.53
Es dauerte Jahre, bis die beiden wieder gemeinsam im Caddy sitzen und bereit sind, sich noch einmal über ihren Streit auseinander zu setzen.
(SZ Extra Nr. 99, Seite 9, »Gute Freunde kann nur eine Frau trennen«.)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Henning Upmeyer am 01.04.2003 um 21.35
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Großschreibung lächerlich gemacht werden soll.
eingetragen von K.-H. Valtl am 01.04.2003 um 18.47
Aus der heutigen SZ online:
>Und bei denen, die wir Ross täuscherisch hinters Licht führen wollten.<
Grauenvoll.
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Grüße aus dem schönen Norden
Karl-Heinz Valtl
eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2003 um 16.54
Heute bringt die Süddeutsche Zeitung wieder mal eine ganze Seite in der bewährten Rechtschreibung - einen Text der Schriftstellerin Brigitte Kronauer in der ansonsten langweiligen und überflüssigen Wochenendbeilage. Damit bestätigt sie, daß die Wahl der Orthographie eine Frage der Qualität ist. Namhafte Autoren in einwandfreier Rechtschreibung, Minderwertiges in neuer "Orthografie": so ist es recht.
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.03.2003 um 16.02
SZ 15.03. KOMMENTAR
"Der Treppenwitz der SPD"
"Die SPD muss aufpassen, das
sie beim Umbau des Sozialstaates
nicht unter die Räder kommt"
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Jörg Metes am 13.03.2003 um 23.59
Das Telefon klingelte immer zu, hunderte Faxe, E-Mails und Briefe trafen ein.
(aus den Abschiedsworten der NRW-Ausgabe der SZ vom 14.03.03)
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 08.03.2003 um 06.45
Im Urlaub habe ich mir einige Ausgaben der SZ angetan. Hier ein paar Notizen:
SZ 4.3.03:
dem Zeitgeist ist das nur Recht
wenn derartiges passiert
dass ein jüdisch-christlich-muslimischer Trialog nottut
letzteres
sei selbst seien Schuld
Die Ergebnisse sind viel versprechend.
hat Netto immer weniger in der Tasche
kaputt machen
im übrigen
Sunny-Boy
deplaciert
sie taten Recht daran
nichts wichtiges
selbstgemachte
sogenannte
SZ 5.3.03:
Sie ist gut aussehend
im übrigen
im wesentlichen
zum dritten
zusammen gehört
zusammen gewürfelt
zusammen gesetzt
wieder belebt
Handvoll
SZ 7.3.03:
16jährige, der 80jährige Diplomat
als einziger
blutsaugende Kader
daran ist nicht zuletzt Zhu Rongji Schuld
zuhause
als nächstes
verlustbringende Staatsbetriebe
noch mal
eine Handvoll
kommt es zu Grauen erregenden Attentaten
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 13.02.2003 um 16.01
(In einem langen Artikel anläßlich des Amtsverzichts von Hans Zehetmair schafft es Reinhard J. Brembeck in der heutigen SZ tatsächlich, die Rechtschreibreform mit keinem Wort zu erwähnen:)
»Der Vielgesichtige
Zwischen Renaissance und Erding: Zum Amtsverzicht von Kunstminister Zehetmair
Wenn Hans Zehetmair nach den kommenden bayerischen Landtagswahlen als Kunstminister abtritt, dann wird er, wie schon jetzt, der dienstälteste Kulturminister sein. Am 12. Oktober 1986 berufen, wird er dann 17 Jahre Minister gewesen sein, immer für Kunst, Wissenschaften und Forschung zuständig, bis vor fünf Jahren auch für Unterricht und Kultus. Schon deshalb ist Hans Zehetmair ungewöhnlich. Dass es in dieser langen Karriere nicht nur so spektakuläre Höhepunkte gab wie die von ihm anfangs massiv betriebene, erst ermöglichte Planung und den dann verzögerten Bau der Münchner Pinakothek der Moderne, dass wichtige Projekte wie die Neuordnung der Bayreuther Festspiele letztlich im Sand verliefen, dass es fragwürdige Entscheidungen, Fehler und auch immer wieder Affronts gab, das macht es erst recht unmöglich, Zehetmair als Kulturpolitiker zu kategorisieren. Zum Vergleich taugt nur sein ähnlich lang als Minister waltender Vorgänger Hans Maier, aber es bringt nichts, diese zwei Unikate gegeneinander auszuspielen.
Zehetmair hat einen auf den ersten Blick seltsamen, für einen CSU- Bayern jedoch gar nicht so absonderlichen Spagat hingelegt. Von der Ausbildung her Humanist hat er zehn Jahre lang Deutsch, Latein und Altgriechisch unterrichtet. Er gehört damit zu einer Minderheit: In Bayern lernen nur mehr 3402 Schüler Altgriechisch. Andrerseits hat Zehetmair die klassische Ochsentour durch die Partei gemacht. Junge Union, CSU-Mitglied, Stadt-, Kreis-, Landrat, Landtagsmitglied und zuletzt Minister. Muss man sich einen obersten Kulturvermittler heute so vorstellen? Als Konservativen, der beruflich über den Kreis Freising/Erding/München nicht hinausgekommen ist, als 1860er-Aufsichtrat, als Katholiken, als einen, der (ganz ministerial natürlich) auch zu Hallodritum und den Derbheiten des bayerischen Kulturraums eine Affinität besitzt, als zähen Verfechter der gewachsenen Hochkultur – für andere Formen von Kultur kann er sich offenbar nicht so recht erwärmen. So ist Zehetmair in vielen Extremen daheim und so omnipräsent wie August Everding, mit dem er die Bayerische Theaterakademie und damit ein weiteres Münchner Theater in Betrieb nahm. All diese Facetten bündeln sich bei Zehetmair in einem Zentrum aus humanistischer Weltanschauung und Treue zu Kirche, CSU sowie Tradition. Ein Mann, der die Mitte von vielen Außenstellen her umkreist und sich ihr über seine sinnlich ausgelebten Widersprüche annähert.
Viele Künstler, die aus Räumen jenseits von Bayern kommen, sind verblüfft, dass sie auf einen Politiker stoßen, dem nicht nur Finanzen und Auslastung wichtig sind, sondern der auch interessiert über Kunst und ihre Inhalte spricht. Das schmeichelt ihnen, da fühlen sie sich wieder zuhause in jener alten, längst verlorenen Einheit von Politik und Kunst, wie sie Orlando di Lasso und seine Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. im München des 16. Jahrhunderts vorlebten.
Zehetmair ist umtriebig. Er ist ein Meister im Geißeln der Rot-Grünen Bundesregierung, erst recht, als diese eine zugesagte Etatsteigerung für die Spitzenforschung wieder zurücknahm. Zehetmair steht für eine Reform der Habilitation, ist aber gegen eine einseitige Konzentration auf die Juniorprofessur, er hält einen Bundeskulturminister nur dann für sinnvoll, wenn er sich um die auswärtige Kulturpolitik kümmert und er kann schon mal heftig für ein CSU-Mitglied als Politologie-Professor auftreten, gegen den Willen des betroffenen Instituts.
Da sind auch andere Grobheiten. So brandmarkte er, der Vorreiter der Aids-Aufklärung an den Schulen, Homosexuelle als „krankhaft“, sprach von „Entartung“. Oder servierte vor einem Jahr Christoph Vitali, Chef im Haus der Kunst, wenig diplomatisch ab, als dessen Bilanzen ins Wackeln gerieten und zumindest ein Mäzen des Hauses den Manager nicht mehr weiter tragen wollte.
Dann argumentierte Zehetmair pro Kruzifixe in Schulzimmern, während er sich unflexibel zeigte in der Schulpolitik. Bayerns Schulen und Hochschulen schnitten 1998 in internationalen Vergleichen nur mit „durchschnittlich“ ab. Das musste ausgerechnet einem Ex-Lehrer passieren. In der CSU regte sich Widerstand, und Stoiber griff zu Disziplinarmaßnahmen. Hatte schon Franz Josef Strauss 1986 das Kultusressort gespalten und somit Zehetmairs Vorgänger Hans Maier aus dem Amt getrieben, so versuchte Stoiber nun ähnliches, hatte aber nicht den gleichen Erfolg. Zehetmair schluckte die Kröte und blieb.
Der Minister kämpft seit der Wiedervereinigung dafür, Bayern als kulturell überlegen vor Berlin zu positionieren Das hat er mit der Münchner Pinakothek der Moderne geschafft, während die stärkere Anbindung des Bayreuther Nobelfestivals an Bayern vorerst auf Eis gelegt ist. Dass sich Zehetmair und Bayreuth-Chef Wolfgang Wagner auf Klaus Schultz als Nachlassverwalter verständigen konnten, ist symptomatisch. Schultz, ein brillanter Dramaturg, leitet seit 1996 eher solide denn strahlend das Münchner Gärtnerplatztheaters, das weder von der Konzeption noch von den Aufführungen her ein Gegengewicht zur Staatsoper bilden kann.
Während die Berufung von Eberhard Witt als Leiter des Staatsschauspiels zu einem Fiasko geriet und Zehetmair mit dessen Nachfolger Dieter Dorn auf eine völlig sichere Nummer setzte, zeigte er zumindest bei zwei Bestallungen innovativen Mut. Da ist einmal Peter Jonas, der seit 1993 die Bayerische Staatsoper leitet. Jonas ist mit Marketing, Auslastung und Einspielung sehr erfolgreich und hat dem Anglo-Pop auf Bayerns Vorzeigebühne etabliert, zum Leidwesen traditioneller Opernfans. Vielleicht hat Zehetmair deshalb mit Jonas-Nachfolger Christoph Albrecht wieder einen Schritt zurück zur Tradition getan. Ein zweiter Glücksgriff war die Verpflichtung Kent Naganos als Musikchef für die Staatsoper, auch wenn das Orchester lieber den konventionelleren Luisi gehabt hätte. Bei der Neubesetzung dieser Posten hat der Minister einen früheren Fehler vermieden: Als Sawallisch abtrat, konnte er mit Jonas zwar einen Intendanten, aber keinen zugkräftigen Dirigenten aufbieten – ein schweres Manko jener Jahre.
Kürzlich hat Zehetmair ein Interview der Nürnberger Zeitung mit den denkwürdigen Worten beschlossen: „Es muss ein Leben nach der Politik geben. Andrerseits höre ich aus Kunst und Wissenschaft immer wieder: es gibt schlimmere Typen als mich.“ Ob er damit seinen möglichen Nachfolger Thomas Goppel gemeint hat, der in Kulturfragen nicht gerade unumstritten ist? Wenn der Vielgesichtige abgetreten ist, werden wir mehr wissen.
REINHARD J.BREMBECK«
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Jörg Metes
eingetragen von meckes am 09.02.2003 um 21.59
Jörg Metes: "Doch wenn es offensichtlich eh nur noch um die symbolische Unterwerfung geht: Würde es dann nicht reichen, pro Text überhaupt nur ein einziges Mal dass statt daß zu schreiben?"
Dies auszuprobieren hätte sicher seinen Reiz. Der Geßler-Hut würde mit der Zeit dermaßen fledderig, daß er bald gänzlich in der Asservatenkammer verschwinden würde.
Marc Eckes
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.02.2003 um 12.20
Gerne würde ich hier noch länger Geheimnis krämen, aber das geht nicht.
Es ist elends schwer zu lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt.
... dass ich diese gehemmten erwachsenen Männer leid habe, ...
(Zitiert aus »Die Handschrift meines Vaters« von Péter Esterhazy, aus dem Ungarischen übersetzt von Christine Rácz, SZ Wochenende, Literatur, S. VI)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 06.02.2003 um 20.31
Besonders schlampig redigiert hat man im Feuilleton der SZ heute einen Artikel des großen Altphilologen Walter Burkert (»Die Götter wollen das Blut«, SZ vom 7.2.03):
Exzeß, auseinanderhalten, isst, dass, lässt, daß, daß, gewiss, überlässt, mußten, sogenannten, dass, gefaßt, dass, umso, daß, daß
- Doch wenn es offensichtlich eh nur noch um die symbolische Unterwerfung geht: Würde es dann nicht reichen, pro Text überhaupt nur ein einziges Mal dass statt daß zu schreiben?
Es wäre ein Kompromiß, mit dem ich leben könnte.
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Jörg Metes
eingetragen von Christian Dörner am 05.02.2003 um 12.27
Liest man den von der SZ-Redaktion bearbeiteten Leserbrief von Herrn Prof. Ickler, so fällt auf, daß die SZ zwar durchgängig die Heysesche ss-Schreibung anwendet, aber das zusammengeschriebene wiedergutzumachen ebensowenig korrigiert wie das ph in Orthographie, obwohl sich die SZ in ihrer »Hausorthografie« gerade in diesem Fall ausdrücklich zur Schreibweise mit f bekannt hat.
Es scheint inzwischen tatsächlich nur noch um den Geßlerhut der Reform – das ss – zu gehen.
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Christian Dörner
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2003 um 21.43
In einer Serie mit diesem Titel ehrt die SZ große Kollegen der Vergangenheit. Und zeigt selbst, welches Vorbild sie heute für ihre Branche zu sein gedenkt mit folgenden sprachlichen Höchstleistungen:
SZ, 3. Februar 2003, Seite 6
Erst bei der Landung, wenn die Raumfähre als Überschall schnelles Segelflugzeug zur Erde donnert, ...
SZ, 21. Januar 2003, Seite 1
»Wir machen uns keine Illusionen über den Menschen verachtenden Charakter des Regimes von Saddam Hussein...«
SZ, 20. Januar 2003, Seite 40
Pianist Jason Moran ... ist so ein Jung-Talent, dem es schwer fällt, sich fest zu legen.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Henning Upmeyer am 14.01.2003 um 10.35
Diese adverbiale Ergänzung zu "gehen" wird als Markenzeichen der Rechtschreibreform in die Geschichte eingehen.
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.01.2003 um 20.13
Undenkbar, dass dereinst wieder jemand wie Julia Roberts in der Stadt auftaucht, behände - Jahre vor unserem Bundeskanzler - in grüne Gummistiefel schlüpft und über den überfluteten Markusplatz planscht, wo sie »Everyone Says I Love You« mit Woody dreht. (SZ, 13.1.2003, Feuilleton S. 14)
Ganz abgesehen davon, daß bisher nichts darüber bekannt wurde, daß unser Bundeskanzler jemals in grünen Gummistiefeln über den überfluteten Markusplatz geplanscht, geschweige in diese Gummistiefel »behände« geschlüpft ist: Dieser bescheuerte Satz ist in seiner journalistischen Selbstgefälligkeit nur noch zu übertrumpfen durch die völlige Absurdität der Nachricht, an der sich sein Autor wie ein verzückter Viagrakonsument abzuarbeiten versucht: »Eine lange Agonie ist zu Ende, der Vorhang hat sich für immer geschlossen im Filmtheater Rossini, und seit Ende voriger Woche hat Venedig kein Kino mehr... «
Fritz Göttler, der Kinoexperte der SZ, stimmt im Feuilleton vom 13. Januar ein Klagelied an, das man - in Analogie zu »behände« - am liebsten als »bemünde« bezeichnen möchte: »Das ist ein Hammer...«, »die denkbar schlechteste Nachricht...«, »noch grausamer als das Lamento...«, »nur dass ein Überleben im kinoleeren Raum ebenso unvorstellbar ist wie eines im luftlosen«, »Die Venezianer sind nun ein Volk von Troglodyten, die hilflos herumtappen in den Gassen und zwischen den Palästen, auf der Suche nach etwas Erleuchtung im kleinen Projektionslicht.« »... ist eine Zukunft denkbar für die renommierten Filmfestspiele in einer Stadt, die das Kino gemeuchelt [immerhin nicht »gemäuchelt«, wie dankbar für jedes unverletzte Wort man inzwischen doch geworden ist!] hat? Kann man ein solches Festival ernst nehmen, das im lichtspielleeren Raum vegetiert?« Undsoweiterundsofort.
Nur daß die Nachricht halt nicht stimmt. Das hat Feuilletonisten eigentlich selten davon abgehalten, Nachweise ihrer Eloquenz zum Besten zu geben. Beim »Rossini« ist von einer Schließung nicht die Rede. Auch gibt es im historischen Kern Venedigs noch ein weiteres Kino, das »Giorgione«. Und ansonsten ist es halt so wie in allen alten Städten: Sie werden größer, und die Einheimischen wohnen immer weniger in deren Zentren, mit ihnen wandern die Kinos in die Außenbereiche. Moderne Großkinos mit mehreren Sälen wären im historischen Kern Venedigs auch kaum zu installieren. Aber zu Venedig gehören auch der Lido und das Festland, also Mestre, und die Stadt verfügt somit über 22 Kinosäle - es ist also alles völlig normal.
Völlig normal ist auch die orthographische Schluderei, die sich beispielhaft im »Schlusssatz« des »hoch karätigen« Feuilletonisten manifestiert: »(Venedig) ..., das reich, wo für immer die Gondeln Trauer tragen.« Oh ja - das reich't!
Trauer ist angesagt, schon wahr: Der »seriöse« Journalismus versinkt wohl eher in seiner Flachheit als Venedig in den flachen Wassern seiner Lagune.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.01.2003 um 13.45
Klar, darauf hatte ich gelauert;
denn im DLF sagen die Nachrichtensprecher nicht ständiges Mitglied, geschrieben wird aber in der DLF-Netzfassung nicht-ständiges Mitglied.
Wieder ein Wörterverbot durch die Hintertür.
nicht ständiges Mitglied*, nicht-ständiges Mitglied: 209 Gugel;
nichtständiges Mitglied: 245 Gugel.
* so auch auf Spiegel.de und NDRInfo.de
eingetragen von K.-H. Valtl am 01.01.2003 um 10.07
SZ-Online vom 02.01.03
"Deutschland ist ab dem 1. Januar für zwei Jahre nicht ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat."
Interessant.
"Nicht staendiges" Mitglied - endlich drin, aber doch nur ab und zu dabei, oder wie?
Vielleicht ganz praktisch, bei der derzeitigen politischen Lage. Wenn es unangenehm wird, einfach mal wegbleiben (weg bleiben?).
Hilsen fra Norge,
K.-H- Valtl
eingetragen von Theodor Ickler am 28.12.2002 um 03.22
SZ vom 28.12.2002:
Zu welcher Tageszeit ist es am Schlimmsten?
wo Ryanair und Easyjet von sich Reden machen
ich war keine Sechzehn
Sie wird erst langsam zu Lachen aufhören
er blieb Zeit seines Lebens ...
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 08.12.2002 um 23.55
Nico Fried in ihrem Artikel "Weicheier im Stahlbad" (Ausgabe vom 10.12.02):
»Das Debakel auf dem Grünen-Parteitag in Hannover lässt einen Konflikt zwischen den Generationen hochkochen.«
(falsch wegen der Steigerungsmöglichkeit "höher kochen")
»Zudem wäre den Befürwortern der Trennung von Amt und Mandat ein schönes Argument in den Schoss gefallen«
(falsch wegen - - - egal. Sie lernen's ja eh nie)
__________________
Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.12.2002 um 11.45
Brönner und Winston traten denn auch immer respektvoll bei Seite, wenn der Schlagzeuger ...
Süddeutsche Zeitung, 5.12.2002, Seite 15
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 25.11.2002 um 18.42
Am vergangenen Donnerstag soll Lüpertz beim Abtransport seiner Aphrodite Passanten als »voll gefressene Hosenscheißer« bezeichnet haben.
SZ, 26.11.02, S. 54
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 23.11.2002 um 00.19
Karl Kraus hat über den Journalismus seiner Tage einmal (sinngemäß) bemerkt, es genüge nicht, keinen Gedanken zu haben - man müsse auch unfähig sein, ihn auszudrücken. In unseren Tagen kommt nun noch die Unkenntnis der Orthographie hinzu, in der man ihn nicht ausdrücken kann.
In einem von Gedanken tatsächlich vollkommen freien Interview in der SZ vom 23.11.02 lesen wir:
So lange man dringend ausgehen muss...
...dass man sich zur Not auch trennen könnte, ohne das es mich zerstören würde
So richtig Zuhause war ich als Kind auf dem Land.
Eine gleich geschaltete Welt wäre unsagbar langweilig.
...dass sie nach dem Anruf Stunden lang vor Lachen nicht mehr arbeiten konnten
...die war damals gerade mit Mick Jagger zusammen gekommen
Die 'Süddeutsche' ist wirklich schon sehr tief gesunken. Das Interview führte Lisa Feldmann mit Helmut Lang.
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 22.11.2002 um 05.22
Aus "jetzt.de" vom 23.11.2002:
Du kannst auch Tagebuch schreiben. Manche Menschen meinen sogar, dass dein Publikum wartet. Allerdings musst du dich erst mit drei Texten bei der Redaktion bewerben. Die Gründe für eine Ablehnung dieser Bewerbung sind eines der best gehüteten Geheimnisse der Redaktion. Einzig durchgesickert ist eine Neigung zur richtigen Rechtschreibung.
... Wortspielstaffette ...
Was übrigens die "Stafette" betrifft, so hatte ich auch schon mal angeregt, ff zu schreiben, wegen Staffellauf. Der Herausgeber der gleichnamigen Jugendzeitschrift gab mir recht, mochte aber noch nichts ändern.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.11.2002 um 18.04
Zitat:Völlig korrekt. Die Urfassung ist noch viel älter und stammt von Heinrich Heine. Klar bewirkt das allenfalls ein beifälliges Kopfnicken einiger Besonnener, aber ist das etwa nichts?
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Nach den dargebotenen Zitatschnipseln zu urteilen, ist der Text Riehl-Heyses nur der leicht veränderte Wiederabdruck eines Artikels, der schon 1953, 1964, 1971, 1986 und zuletzt 1991 an gleicher Stelle erschienen ist. Die Wirkung solcher Diagnosen hält immer nur bis zum Umblättern vor.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 21.11.2002 um 17.34
Nach den dargebotenen Zitatschnipseln zu urteilen, ist der Text Riehl-Heyses nur der leicht veränderte Wiederabdruck eines Artikels, der schon 1953, 1964, 1971, 1986 und zuletzt 1991 an gleicher Stelle erschienen ist. Die Wirkung solcher Diagnosen hält immer nur bis zum Umblättern vor.
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.11.2002 um 14.11
... hätte ein Artikel Herbert Riehl-Heyses in der Beilage »SZ am Wochenende« vom 16./17. November 2002 auch überschrieben sein können, der Titel war aber »Planet der Affen«. Der Notschrei war schon im Untertitel vorweggenommen: Am Ende verblöden wir wenigstens alle gemeinsam.
Denn dieser Verzweiflungsschrei eines von der allgemeinen Verblödung Bedrohten erscholl mitten aus dem Reich der Verblöder, dem intellektuellen und professionellen Armutszeugnis der SZ, eben dieser Beilage, mit der das ehemalige Intelligenzblatt in einer linkischen Grätsche versucht, sowohl ihre kultivierten und anspruchsvollen Stammleser übers Wochenende zu unterhalten als auch für die flockigen Vögel der Spaßgesellschaft, wo man absurderweise ein riesiges Leserpotential zu vermuten scheint, attraktiven content zu providen: d.h. wenig Text, große, möglichst irgendwie erotisch anmutende Bilder usw., die aber nicht wirklich unanständig sein sollen - natürlich ist das so und so nichts Rechtes mehr.
Aus dieser Ödnis heraus erhebt Riehl-Heyse seine Stimme zu einem Klagelied über die Zustände in unserer Medienwelt.
Zitate: »... der Anspruch aber wäre so etwas wie Aufklärung, wäre - wenn das noch erlaubt ist - die Suche nach der Wahrheit.«
»Wer seine eigenen Ansprüche verrät, sägt an dem Ast, auf dem viele noch lange sitzen wollen. Für manipulativen, oberflächlichen Journalismus gibt es dauerhaft keinen Bedarf« [Das walte Gott! WL].
»Es gibt, je verwirrender die Zeiten sind, je mehr die Welt in ihre zehntausend Bestandteile fällt, einen gesellschaftlichen Bedarf nach seriöser, umfassender Information, nach Medien, die im Nebel sich als Leuchttürme und Klammern der Gesellschaft bewähren können.«
Schöne Sätze. Die »Entscheider« bei der SZ scheinen das nicht ganz so eng zu sehen. Der bitterernste Text mußte durch den üblichen Orthographieklamauk entschärft werden, aber, wohl unbeabsichtigt, hat sich so manches aus der orthographischen Friedenszeit hereingeschlichen:
... oder Dominas erst an sich herum spielen zu lassen.
... ein paar traurig drein schauende Star-Fußballer
... und als danach Monate lang versucht wurde, neue Partien zusammen zu stellen, hofften viele, dass dieses mal ein wenig seriöser ...
Nun aber zu einem Zwischenstop ...
Während einige Kommerz-Ruinen noch herum stehen ...
Im übrigen ...
das Öffentlich-Rechtliche System
Er ist ein sogenannter Medienprofessor ...
mit den selben Bildern ...
mit immer den selben Gästen ...
... es müsse immer so weiter gehen wie bisher ...
Wie war das nochmal mit dem Prophet im eigenen Lande?
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 01.11.2002 um 10.25
Ob Reformgegner Martin Walser weiß, was die Süddeutsche Zeitung aus seinem Text über Unseld gemacht hat?
Das ist das, was ein Verleger können muss, ohne dass er wissen muss, dass er es kann.
Allerdings bleibt wenigstens das tut mir leid.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.10.2002 um 22.26
Der 39-Jährige hatte seinem Freund beim Auftauchen geholfen. Als er bei sich Anzeichen der Taucherkrankheit bemerkte, versuchte er eine so genannte »nasse Rekomprimierung« - er tauchte nochmal ab, um langsam wieder hochzukommen. Als dies misslang, fuhr er mit dem Auto zur Berufsfeuerwehr nach Ramersdorf, um sich behandeln zu lassen.
(SZ 16. Oktober, München, Seite 41)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 13.10.2002 um 19.20
Zitat:In ihrer Ausgabe vom 12.10.02 nahm die SZ Stellung zu den jüngsten Berichten über ihre wirtschaftlichen Probleme. Unter der Überschrift Umfangreiches Maßnahmenbündel beschlossen / Eigenständigkeit als vorrangiges Ziel berichteten Hans-Jürgen Jakobs und Nikolaus Piper von einem Katalog weit reichender Maßnahmen und einem neuen Management-Team, mit dem man bereits 2003 in die Gewinnzone zurückkehren wolle. Im Kern der Aktivitäten stehe die SZ, erklärte das Management. Klaus Josef Lutz: "Sie steht in keiner Weise zur Disposition. Der Schutz der redaktionellen Eigenständigkeit der SZ und der Unabhängigkeit steht ganz weit oben, die Qualität der Zeitung muss auf höchstem Niveau gesichert werden."
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (am 1.2.02)
Übrigens hat die SZ keinen Grund, sich über die Einschränkung der Meinungsfreiheit für Springer-Journalisten lustig zu machen. Denen ist bekanntlich schon im Arbeitsvertrag auferlegt, uneingeschränkte Solidarität mit der amerikanischen Politik zu beweisen. Aber die SZ-Journalisten müssen sich der Rechtschreibreform unterwerfen, obwohl sie sie abscheulich finden. Der stille Protest durch heimliches Unterlaufen amüsiert uns zwar, freut uns aber nicht, weil er die unwürdige Situation nur um so deutlicher werden läßt.
- Es steht somit Aussage gegen Aussage: Die Redakteure beteuern Herrn Ickler, zur Reformschreibung gezwungen worden zu sein, das Management dagegen erklärt zu seinem mehr oder weniger höchsten Ziel die redaktionelle Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Redaktion.
Wer sagt nun die Wahrheit?
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 09.10.2002 um 20.12
Einerseits zwar:
müssten die Banken weiter alles daran setzen (Lothar Gries)
Wenn der Staat nicht die dazu gehörenden Strecken herrichtet (Imke Henkel)
Nun will Klatten das Unternehmen gesund schrumpfen ("mbal")
das Aufsehen erregendste Produkt (Philipp Oehmke)
weg zu gehen (Christopher Keil)
die Tatwaffe wurde sicher gestellt ("SZ")
der Maschine stand zu halten (Wolfgang Schlüter)
Andererseits aber auch:
Hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Judith Raupp)
kennenlernen (Christopher Keil)
nunmal (Philipp Oehmke)
- Es ändert sich irgendwie gar nichts bei der SZ, oder?
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.08.2002 um 15.42
Seit ein paar Wochen beleidigt die SZ die intelligenteren ihrer Leser mit einer Beilage »SZ WOCHENENDE«, die sinnfällig vor allem zeigt, was man dort unter dem angesichts der gegebenen Verhältnisse angesagten Sparkurs versteht: Zeilenhonorar sparen durch möglichst wenig Text! Das wird erreicht durch die Wahl BILD-würdiger überdimensionierter Größen der Überschriften und durch riesige Fotos mit einer Flächendeckung von bis zu 50 bis 80 % schätzungsweise. Von den Motiven her sind diese eine solche Großdarstellung wirklich nicht wert: Boris Becker, Ausschnitt der Wasserfläche eines Schwimmbeckens vom Sprungbrett aus, Ausschnitt einer Zwiebackpackung der Marke Brandt (geistreich gemeint zu einem Artikel über den jüngsten Sohn unseres ehemaligen Bundeskanzlers) und, damit der Sex nicht zu kurz kommt, eine knapp gehaltene Version eines Damenschlüpfers, usw.
Seit das süddeutsche Intelligenzblatt tagtäglich vorexerziert, daß diese Bezeichnung nur mit gewissen, sehr bedauerlichen Einschränkungen zutreffend ist, lese ich es eigentlich sowieso nicht mehr. Nur wenn meine Frau ruft: »Aber das mußt du jetzt wirklich einmal lesen« und mir dann wieder eine orthographisch so verballhornte Stelle zeigt, wie sie inzwischen schon Normalität geworden zu sein scheint »hier zu Lande«, mache ich hin und wieder eine Ausnahme. Anfangs habe ich fast täglich die verrücktesten »Blüthen der Thorheit« empört an die SZ-Redaktion gefaxt, teilweise mit hämischen, dann wieder mit um Einsicht werbenden freundlichen Bemerkungen, so könne man als vernünftiger schreibkundiger Mensch die Orthographie nun doch wirklich nicht malträtieren und es würde doch ganz gewiß als Beweis der intellektuellen Höhe der SZ gewertet, wenn auch sie sich von diesem ganzen Humbug ein für allemal distanzieren und wieder normal und wie wir es alle gewöhnt waren schreiben würde. Da reagierte natürlich keiner.
Also jetzt die neue SZ WOCHENENDE. Man kann im Kornhaus in Dessau offenbar recht gut essen in Bauhaus-Atmosphäre. Unter anderem ein Menü namens »Mazdaznan«. Es wird beschrieben, was das ist. Wenn der Gast seinen Teller »leer gegessen« hat, erntet er ein anerkennendes Lächeln der Wirtin (vielleicht ist das klüger als mit Mazdaznan drauf, Seite V).
Ingo Mocek gibt auf Seite VIII eine Unterhaltung mit John Cleese wieder. Der ehemalige Fernsehproduzent konstatiert die völlige Verdummung unserer »Eliten«, hier im besonderen bei den Medien. Er sagt auch: »Was mir auffällt - entschuldigen Sie, falls ich Sie beleidigen sollte -, ist das insgesamt sinkende Niveau von Tageszeitungen.« Nun bezieht er diese Kritik zwar auf die Qualität der Berichterstattungen, aber im Umfeld der neu dahergepeppten SZ WOCHENENDE diesen Satz zu lesen, ist dennoch nicht ohne Pikanterie.
Im allgemeinen Teil auf Seite 7 dieser Wochenendausgabe findet man ein lesenswertes Interview mit dem langjährigen Chefkorrespondenten der SZ Hans Ulrich Kempski. Hat es einen tieferen Sinn, wenn im Layout das Kempski-Zitat »Aller Unfug erledigt sich auch eines Tages« wie ein Sinnspruch hervorgehoben wird? Will der unfreiwillig zu minderwertiger Schreibleistung vergatterte Journalist damit ein Signal geben an seine Leser, sie mögen nicht verzweifeln an ihm, auch der Rechtschreib-Unfug werde sich eines Tages erledigen? Glauben möchte man es schon, und es gibt ja auch nicht wenige Anhaltspunkte dafür, denn auch in der SZ scheinen die Alt-Neu-Konvertierprogramme immer nachlässiger gehandhabt zu werden, manches liest sich wieder ganz normal - bis zum nächsten Orthographie-Schocker, der bleibt nicht aus.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 27.07.2002 um 05.30
SZ 27.7.02:
dass München besonders Mitleid erregend sei
das Konkurs gegangene Kirch-Imperium
besonders Erfolg versprechend
Andererseits:
nichtssagend und feige (Überschrift)
und im Feuilleton wird ständig 16jährig usw. geschrieben.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 27.07.2002 um 05.28
SZ 27.7.02:
dass München besonders Mitleid erregend sei
das Konkurs gegangene Kirch-Imperium
besonders Erfolg versprechend
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 25.07.2002 um 16.49
Statt Berlusconis Medienmacht einzuschränken, erlaubt das Gesetz dem Premier, der zugleich drei Fernsehsender und mehrere Zeitungen besitzt, seine unternehmerischen Aktivitäten weit gehend fort zu führen.
- Schreibt in der Süddeutschen Zeitung vom 25.7.02 auf Seite 4 : Christiane Kohl. Oder war das gar nicht sie? Wird sie vom Lektorat eventuell gemobbt?
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 19.07.2002 um 13.51
Heute hat die SZ wieder einmal eine ganze Seite in der bewährten Rechtschreibung - eine Erzählung von Cees Nooteboom. Darunter liest man:
"Die Beibehaltung der alten Rechtschreibung entspricht den Gepflogenheiten des Suhrkamp Verlags."
Das muß man so verstehen: "Wenn wir dürften, würden wir gern überall die bessere Orthographie des führenden Literaturverlags beibehalten."
Im übrigen bleibt die SZ natürlich ein komisches Blatt. Warum quält sie sich und uns mit Buchen bestandenen Steilhöhen und Metall umsponnenen Bremszügen? (S. V1/1 der heutigen Ausgabe)
– geändert durch Theodor Ickler am 20.07.2002, 19.10 –
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 10.07.2002 um 07.02
(Zur Lage der 'Süddeutschen Zeitung' schreibt heute die FAZ:)
Jetzt? Nie!
Die "SZ" kürzt Stellen und stellt ihre Jugendbeilage ein
Am Dienstagmorgen stand plötzlich ein Mann in der Redaktion der "Süddeutschen Zeitung" und kündigte an, er werde sich hier und jetzt umbringen. Er trug ein Messer bei sich und einen Text mit einer Erklärung. Bevor er überwältigt werden konnte, sagte er, er wolle während der großen Konferenz ein Zeichen setzen - nicht gegen die Entlassung von Redakteuren und das Aus für das "jetzt"-Magazin, wie sich herausstellte, sondern gegen den 11. September und überhaupt. Bei der Katastrophen-Stimmung, die zur Zeit in weiten Teilen der Medienbranche herrscht, hätte einen das andere kaum mehr gewundert.
Am selben Tag beschlossen die fünf Gesellschafter des Süddeutschen Verlages, daß angesichts dramatisch sinkender Anzeigenerlöse auch ihr Haus nicht auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten könne. Zehn Prozent der insgesamt fünftausend Stellen im Konzern sollen abgebaut werden. "Das betrifft alle Teile des Unternehmens, davon gibt es keine Ausnahmen", sagte ein Verlagssprecher. In den nächsten Wochen wollen Chefredaktion und Ressortleiter der "Süddeutschen Zeitung" festlegen, welchen der rund 350 Redakteure gekündigt wird. Die Rede ist von fünfzig bis sechzig Mitarbeitern der Redaktion, die gehen müssen, Sekretärinnen und andere Mitarbeiter eingeschlossen. Um Geld zu sparen, soll auch der Seitenumfang der "Süddeutschen" schrumpfen. Festhalten will der Verlag an seinem Anfang des Jahres mit erheblichem Aufwand gestarteten Regionalteil in Nordrhein-Westfalen.
Die wöchentliche Jugendbeilage "jetzt" hingegen überlebt die Krise nicht: Nach neun Jahren wird sie eingestellt. Die Gesellschafter gewähren der Redaktion immerhin noch die Gelegenheit, sich mit einer besonderen Ausgabe am 22. Juli von ihren Lesern zu verabschieden; das Heft vom kommenden Montag war zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits produziert. Die Beilage schrieb zwar bis zuletzt rote Zahlen - schätzungsweise ein bis zwei Millionen Euro jährlich. Sie galt aber publizistisch als Erfolg, dem es gelang, zu einem authentischen Medium von und für Jugendliche zu werden. Der Verlag selbst preist es (immer noch) auf seiner Internet-Seite als "einzigartiges Magazin auf dem deutschen Printmarkt" an, "das jugendliche Leser anspricht und an die Tageszeitung heranführt". Daß "jetzt" dies gelungen sein könnte, darauf deuten hunderte Einträge im Gästebuch der Homepage hin, in denen Leser und Fans ungehemmt und oft verzweifelt um das geliebte Heft trauern. Andererseits hat das maßgeschneiderte Abonnement ausschließlich der Montagsausgabe der "Süddeutschen" ("jetzt: Lesen: Abo") für vier Euro im Monat nur rund 3000 Abnehmer gefunden. Die Marke "jetzt" will der Verlag jedoch weiterführen, auch der Internet-Auftritt soll erhalten bleiben. Was aus den insgesamt neun festangestellten Mitarbeitern wird, ist noch unklar; Elemente aus dem Heft könnten in der Wochenendbeilage der "SZ" unterkommen.
Der Süddeutsche Verlag geht davon aus, daß er in diesem Jahr erstmals rote Zahlen schreibt. Die Anzeigenumfänge der "Süddeutschen Zeitung" seien in diesem Jahr um 22 Prozent gesunken, allein die Stellenanzeigen um 53 Prozent. In der Redaktion geht die Angst um, daß die jetzt angekündigten Einschnitte noch nicht die letzten waren. Im Herbst, so die Sorge, könnte dann wieder einmal das "SZ-Magazin" zur Disposition stehen, auch die Redaktion der Berlin-Seite sieht sich angesichts des knapper werdenden Platzes unter großem Rechtfertigungsdruck. Die "Frankfurter Rundschau" hat gerade bekanntgegeben, sie werde ihre Berlin-Seite einstellen.
STEFAN NIGGEMEIER
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2002, Nr. 158 / Seite 39)
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.07.2002 um 20.16
Geschlechtlicher Sport
Am gemischt geschlechtlichen Sportunterricht sollten sie nicht teilnehmen. Zölibatäre Weltentrückung gilt aber auch nicht als Gott gefällig.
Bildunterschrift, SZ 5. Juli 2002
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 29.06.2002 um 10.37
SZ 29.6.02:
In gewissen Bereichen ist die bisherige Schreibung ziemlich systematisch wiederhergestellt:
eine Zeitlang
im übrigen
So hätten es die Ärzte abgelehnt anzugeben, ob ein Patient Raucher ist.
zu eigen machen
ein einziger
recht haben
solange, bis
Schlecht ist noch:
Pleite gehen
In anderen Staaten seien die Arbeitslosenzahlen weiterhin Besorgnis erregend hoch.
aufwändig
die Juden seien Schuld
Man fragt sich, was die Süddeutsche Zeitung eigentlich noch hindert, zur Vernunft zurückzukehren.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.06.2002 um 11.09
Tabuschranken
SZ vom 7. Juli 2002, Seite 13, Feuilleton:
»Der Vorwurf des Antisemitismus, gleichviel ob er zurecht oder zu unrecht erhoben wird, ...«
Daß Jürgen Habermas dies so geschrieben hat, ist eher unwahrscheinlich. Der Orthographie-Controller der SZ hat wohl dazwischengefunkt. Hier aber hat er geschlafen:
»Hierzulande haben Organe wie die „Junge Freiheit“ bald den Reizstoff entdeckt, den der Kampfbegriff der „Political Correctness“ enthielt.« (Diesen Kampfbegriff haben wir hier bis vor kurzem ja auch immer wieder hören dürfen.)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2002 um 09.46
Wenn ich nichts übersehen habe, sind in der heutigen Süddeutschen alle Vorkommen von im allgemeinen, im übrigen, im einzelnen klein geschrieben.
Hübsch ist Krebs erregend und Herz schädigend.
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.05.2002 um 17.20
SZ 15.05.02 - Wirtschaft
Springer-Paket
"Nur Hand verlesene Investoren erwünscht"
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Christian Dörner am 03.05.2002 um 15.42
Hinzuzufügen wäre noch, daß der Duden seit der Reform den Zusatz -ste (so noch 1991) hinter übelriechend (neu: übel riechend) gestrichen hat. Den Grund hierfür wird man sich denken können.
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Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 03.05.2002 um 13.42
Heute berichten die SZ und andere Zeitungen vom Aufblühen der übel riechendsten Blume der Welt. Die Neuregelung sieht laut Duden 2000 keine andere Möglichkeit vor. Auch so ein Punkt, auf dessen Weiterentwicklung in der Neuausgabe vom Juni 2002 wir achten sollten.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 03.05.2002 um 03.22
Gestern schrieb die Süddeutsche Zeitung ganz manierlich auseinandersetzen, pleite gegangen, das einzige, leid tun usw. Ab und zu rutscht ein aufwändig durch. Bleibt am Ende nur ss und 19-Jähriger übrig?
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 30.04.2002 um 02.31
unverhohlen fehlt zwar in meinem Wörterbuch (wird nachgetragen), aber verhohlen steht drin, mit einem Hinweis auf das gleichlautende Verb verholen, du verholst.
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Th. Ickler
eingetragen von Johannes Seifried am 29.04.2002 um 23.49
Zitat:Ich hoffe, das ist nicht wirklich eine Frage. Aber trotzdem: Das Wort "verhehlen" bedeutet "verbergen". Demnach ist "unverhohlen" gleichbedeutend mit "unverborgen" und hat mit "holen" nichts zu tun. Ein Hehl ist also ein Verborgenes, ein Geheimnis. Man sagt z.B. "einen Hehl aus etwas machen".
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 7. Februar 2002, Feuilleton, Seite 15-19.
...
Unverhohlen fehlt bei Ickler sowohl mit als auch ohne h, wie kommt das? Duden kennt es alt und neu mit h, hat wohl mit holen nichts zu tun, vielleicht mit Hehl, hehlingen?)
...
eingetragen von Theodor Ickler am 19.04.2002 um 10.41
"Der Botschafter Israels saß nun mit einer Hand voll Leuten in einem Wohnzimmer in Harlaching" (SZ 20.4.2002)
Diese Hand kommt mir seltsam vor, zumal wenn sie voll Leuten ist. Wenn das Herr Riehl-Heyse wüßte! (Er hat den Text geschrieben, aber bestimmt nicht so. Vielleicht liest er ihn gelegentlich.)
Man müßte der SZ mal klarmachen, daß sie sich einer Rechtschreibung bedient, die nur 10 Prozent der Bevölkerung (und wahrscheinlich noch weniger Prozent der Leserschaft) befürworten, genau wie vor der flächendeckenden Durchsetzung der Reform. So wenig Kundenorientiertheit können sich die Zeitungen nur erlauben, weil es eine kartellartige Absprache der Zeitungsverleger gab, geschlossen und gleichzeitig umzustellen. Anstifter war die Deutsche Presse-Agentur.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 13.04.2002 um 03.39
Handvoll, Schluß, recht haben, statt dessen (alls auf einer Seite der Ausgabe vom 13.4.2002)
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 28.03.2002 um 15.30
Die Gretchenfrage ist und bleibt: Wurde die Rechtschreibung durch die Reform vereinfacht, oder wurde sie es nicht? Wenn die Reformer und Reformbefürworter nicht plausibel machen können, daß sie es wurde, war die Reform sinnlos. Offenbar können sie es nicht. Sie geben vielmehr zu, daß - im gerade mal dritten Jahr des Versuchs, die neuen Regeln allgemein anzuwenden - schon wieder Reformbedarf besteht: "Die deutsche Getrenntschreibung ist in der Tat reformbedürftig" (Popp). Sie ziehen sich zurück auf den Standpunkt, "dass die alte Rechtschreibung ebenso inkonsistent war" (Läuter). Sie verwahren sich gegen solche Vereinfachungen, die einen "Bruch mit der Rechtschreibtradition" bedeuten würden (Zabel!). Sie wollen kurz und gut davon, daß es um Vereinfachung und um nichts anderes ging, nichts mehr wissen.
– geändert durch Jörg Metes am 30.03.2002, 01.07 –
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 28.03.2002 um 05.40
Einige Briefe kannte ich schon, weil die SZ sie mir zugesandt hatte, andere sind neu. Ich glaube, daß ich darauf nicht antworten sollte. Die Leser sind ja nicht dumm. Zabel sagt sein Sprüchlein auf, Popp kennen wir auch schon mit ihrem code graphique. Der "Papst" und meine Profilierungssucht - je nun, das ist ja alles viel zu primitiv.
Die Auswahl der Leserbriefe halte ich für einseitig. Der zuständige Redakteur hat mich schon vor Jahren wissen lassen, was er von Reformkritikern hält. Sein Vorgänger war anders und mußte, soweit ich weiß, gerade deshalb gehen.
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 27.03.2002 um 18.27
Ich habe eben ein paar Leserbriefe aus der SZ vom 27.3. auf die Nachrichtenseite gestellt. Möglicherweise sind mir aber noch welche entgangen.
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2002 um 17.37
In der gestrigen SZ sollen acht Leserbriefe zu meinem Beitrag über den dritten Bericht gestanden haben, darunter einer von Zabel und einer von Frau Popp. Hat jemand diese Texte parat? Ich würde gern Herrn Zabel etwas erklären.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.03.2002 um 10.08
Süddeutsche Zeitung, 4. März 2002, Seite 10
LEUTE
Edward war immer wieder wegen seiner Verlust reichen Tätigkeit als Direktor einer TV-Produktions-Gesellschaft gerügt worden.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 28.02.2002 um 16.55
Nach dem Fund von Antibiotikum belastetem Honig ... (SZ vom 1. 3. 2002)
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 17.02.2002 um 16.50
In der SZ wurde in einem Artikel, der mir ohne Datumsangabe zugesandt worden ist, der Historiker Reinhart Koselleck mit den Worten "Ich zweifel daran" zitiert. Es ist gut möglich, daß er es so gesagt hat, allerdings ist ungewöhnlich, diese etwas schnoddrige Aussprache, wie sie z. B. auch BK Schröder pflegt, auch gedruckt zu sehen. Vielleicht wird das Schule machen und dazu führen, daß Zweifel aufgekommen, ob "zweifel" nicht vielleicht ein Substantiv sein könnte, wegen einer möglichen Elision von "hege" oder "habe". Vermutlich wird also die Reformkommission in der 2. Fassung der 37. Revision des Amtlichen Regelwerks in solchen Fällen die Großschreibung "Ich Zweifel daran" zwingend vorschreiben.
eingetragen von Theodor Ickler am 16.02.2002 um 16.01
Der Satz über die behänden Nichtoperierten stammt in Wirklichkeit aus der ZEIT und ist zitiert nach meiner "Kurzen Bilanz der sogenannten Rechtschreibreform". Diese wiederum kann man u. a. nachlesen auf einer Netz-Seite, die ich hiermit der allgemeinen Aufmerksamkeit empfehlen möchte:
http://www.griesbach-daf.de/orthografie.htm
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Th. Ickler
eingetragen von J.-M. Wagner am 16.02.2002 um 13.57
Zitat:Ein noch erstaunlicherer Beleg sowie ein netter Kommentar finden sich beim Leipziger Wortschatz-Lexikon (wo man auch etwas über die Häufigkeit erfahren kann sowie Belege für die "nachreformatorische" Verwendung von behende findet):
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Mit einigen für sein Alter und seine Figur erstaunlich behänden Sprüngen entschwand er über die Straße in die Alma Mater. (SZ von heute) - Ein erstaunlich akrobatischer Professor, der offenbar auf den Händen läuft!
Die Neuschreibungen sind teils unästhetisch (Missstimmung) teils unfreiwillig komisch: wenn die Nichtoperierten ebenso behände laufen und springen wie die Operierten (etwa auf den Händen?!). (Quelle: Welt 1999)
Ach ja: bei Wörtern, wo nicht ganz Belämmerte es noch mit Händen greifen können, soll konsequent die Stammschreibung durchgesetzt werden - was uns behände eine Gämse beschärte (weil bescheren schließlich von Schar kommt?). (Quelle: Stuttgarter Zeitung 1995)
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Theodor Ickler am 15.02.2002 um 19.26
Mit einigen für sein Alter und seine Figur erstaunlich behänden Sprüngen entschwand er über die Straße in die Alma Mater. (SZ von heute) - Ein erstaunlich akrobatischer Professor, der offenbar auf den Händen läuft!
Über die "Heidelberger Druck" erfährt man, daß sie der Welt größte Druckmaschinenhersteller ist.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2002 um 15.37
Im Feuilleton sind ja weiterhin die grammatisch richtigen Schreibweisen vorherrschend, aber in den Nachrichten der SZ liest man doch tatsächlich Die Nutzungsentgelte sind ein Erfolg versprechenderer Weg, als die Besteuerung von Kerosin einzuführen.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.02.2002 um 14.26
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 7. Februar 2002, Feuilleton, Seite 15-19.
Im Dezember trafen sich die beiden noch mal zum Vier-Augen-Gespräch ...
Das Gebäude war mal Sitz der Bezirksregierung ...
Wer zweimal für Baufirmen gearbeitet hat, die monatelang keinen Lohn zahlen, und dann pleite gehen ... (wirklich: pleite!)
sechs Mal wurde sie für den Oscar nominiert, 1971 zum ersten Mal ...
Ein Brief C.F.v. Weizsäckers aus den 40er Jahren wird zitiert: »Es wäre schön, wenn du einmal mit Niels...«
... lernte lustvoll, dass man sich zuerst ein Mal deflorieren lassen musste ...
Keusche Frage an die Experten: Wie viele Male kann man sich eigentlich deflorieren lassen?
Aber was ist dieß?
da kann einem Frau Vogt richtig leid tun ...
die Bedeutungspotentiale von Trakls Dichtung ...
Das ehemals marmorverkleidete Innere ...
So kam der Plan zustande ...
denen eine gewisse Integrität zueigen ist... [???]
Das Haus wurde aufwendig saniert ...
das Projekt ist aufwendig und entsprechend teuer ...
Hitler verfüge schon bald über die Technik zum Baus einer Atombombe ...
Zeugnis von einem harten, letztlich erfolglosen Ringens ...
Heisenberg und Weizsäcker hätten unvermittelt und unverholen ihren Glauben an den deutschen Sieg ausgedrückt...
Unverhohlen fehlt bei Ickler sowohl mit als auch ohne h, wie kommt das? Duden kennt es alt und neu mit h, hat wohl mit holen nichts zu tun, vielleicht mit Hehl, hehlingen?)
Briefzitate aus Heisenberg: »hast Du erklärt, dass Du Dich in den letzten Jahren ... und ziemlich sicher seiest, das es gemacht werden könnte ...«
Nicht im Zitat: die äußerst aufwendige Isotopentrennung ...
derzufolge, sagenumwobene Briefe, sich zugute halten ...
Der 33jährige Aronofsky
Und:
Am Nachmittag geht sie runter vors Haus, sitzt mit anderen allein stehenden Frauen in der Sonne ...
(Nein, jetzt habe ich gelogen: da steht ganz richtig alleinstehenden, eigentlich schade!)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 08.02.2002 um 14.34
Unter LEBEN UND REISEN
"Bahnreisen in China"
(...) denn dem Stinkefuß soll in
chinesischen Zügen der Gar
ausgemacht werden"
"Allzu sorglos nämlich verlassen Zug
fahrende Menschen ihr Gehwerkzeug"
Ist dieses "Gar ausgemacht" ein
Faschingsscherz?
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Theodor Ickler am 08.02.2002 um 11.31
Ebenfalls in der heutigen SZ steht in einem (oberflächlichen) Bericht über China, daß dort Teigbällchen zu Opladengröße ausgewalzt werden. Ich habe auch schon in China Teig für Jiao-zi (Maultaschen) ausgewalzt, aber so groß wie Opladen sind sie nicht gewesen ...
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 08.02.2002 um 08.14
Rolf Hochhuth ist ein Gegner der Rechtschreibreform. Trotzdem hat die Süddeutsche seine Rede zur Verleihung des Grimm-Preises in Neuschreib konvertiert.
Übrigens spricht die SZ heute von einem Berater Leo Kirchs in Überschrift und Text als "Consogliere". Das soll wohl Italienisch sein, wo allerdings der Berater "consigliere" heißt. Ein Bezug zu Italien ist aber ohnehin nicht erkennbar. Kann man sich vorstellen, daß eine italienische Zeitung von Berlusconi und "il suo berater" (oder gar, mit dem zusätzlichen Fehler, "beroter") spricht? Italienkenner mögen mich belehren.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 06.02.2002 um 14.36
Heute hat es wieder mal Heribert Prantl erwischt:
Der Skandal zeigt exemplarisch und in einem besonders Aufsehen erregenden Fall, wie problematisch der Einsatz von V-Leuten generell ist.
Auch wenn man sich nicht besonders für Rechtschreibung interessiert, kann es einem doch nicht gleichgültig sein, daß der Korrektor einem so eine Narrenkappe aufsetzt, nicht einmal in der Faschingszeit. Sollte man meinen.
In der gleichen Ausgabe: leid tun, fertiggestellt, zu eigen machen, pleite gehen (die letzteren beiden schreibt die SZ wohl nur so; auch am folgenden Tag). Mutig kann ich das aber nicht nennen, es wirkt eher wie ein ohnmächtiger kleiner Streich, den man dem strengen Lehrer spielt.
Heute noch gefunden: wie viel dem Versicherten seine Gesundheit Wert ist, Kassenaufwändungen.
– geändert durch Theodor Ickler am 08.02.2002, 21.09 –
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Th. Ickler
eingetragen von J.-M. Wagner am 04.02.2002 um 19.45
Zitat:Wie, hat denn die ehrbare SZ keine eigene Hausorthographie? Und ich dachte, so etwas gehört inzwischen zum guten Ton!
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Übrigens hat die SZ keinen Grund, sich über die Einschränkung der Meinungsfreiheit für Springer-Journalisten lustig zu machen. Denen ist bekanntlich schon im Arbeitsvertrag auferlegt, uneingeschränkte Solidarität mit der amerikanischen Politik zu beweisen. Aber die SZ-Journalisten müssen sich der Rechtschreibreform unterwerfen, obwohl sie sie abscheulich finden. Der stille Protest durch heimliches Unterlaufen amüsiert uns zwar, freut uns aber nicht, weil er die unwürdige Situation nur um so deutlicher werden läßt.
Warum sollte uns das othographische Chaos bei der SZ nicht freuen? Brauchen wir nicht lebendige Beweise für die Untauglichkeit der Reform? Es ist zwar in gewisser Weise unverantwortlich, so zu denken - aber mir sind insgeheim die Leute lieber, die die Reformschreibung nicht oder inkonsequent oder falsch anwenden. Solange solches Chaos herrscht, wie kann man dann behaupten, die Reformschreibung sei "allgemein akzeptiert"?
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.02.2002 um 17.54
Süddeutsche Zeitung 2./3. Februar 2002, Seite 16, Literatur.
Schwärmer in dunkler Glaubenswüste.
Der orthografisch unsichere Hutmacher...
... seinen berühmten autobiographischen Roman ...
... zu dem gleichgesinnten Hutmacher ...
Zwei neuentdeckte Briefe ...
... die distanzierte Autobiographie ...
... in sehr eigenwilliger Orthographie ...
... in sogenannter kindlicher Einfalt ...
... ihre Prophezeihungen ...
Der sogenannte Quietismusstreit ...
... wesentlich nahegekommen zu sein ...
... von jahrzehntelangem Herumirren ...
... nicht mehr ernst nehmen konnten ...
und schließlich wissen wir jetzt auch, woher der Opferphant kommt, nämlich aus:
Opferphant-
asien.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2002 um 08.04
Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung schreibt man seit längerem ziemlich einheitlich kennenlernen usw. , aber auch manches andere ganz vernünftig, heute zum Beispiel zu eigen machen, gleichbleibendes Interesse, Rauhfasertapete (dreimal), auf deutsch, kennenlernen, pleite gehen, leid tun. Im SZ-Magazin begrüßen wir die Gemsen als alte Bekannte, nur den höchst Respekt gebietenden Himalaya empfinden wir als schwer Ruf schädigend - für den Verfasser, Hermann Unterstöger. Übrigens hat die SZ keinen Grund, sich über die Einschränkung der Meinungsfreiheit für Springer-Journalisten lustig zu machen. Denen ist bekanntlich schon im Arbeitsvertrag auferlegt, uneingeschränkte Solidarität mit der amerikanischen Politik zu beweisen. Aber die SZ-Journalisten müssen sich der Rechtschreibreform unterwerfen, obwohl sie sie abscheulich finden. Der stille Protest durch heimliches Unterlaufen amüsiert uns zwar, freut uns aber nicht, weil er die unwürdige Situation nur um so deutlicher werden läßt.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2002 um 15.36
Die Süddeutsche Zeitung bringt heute im Bayernteil einen großen Artikel über das 1000jährige Erlangen, das von der zweitgrössten Universität Bayerns geprägt sei - so die Unterüberschrift. Im Text erfährt man dann noch einmal, daß die Stadt Dank Siemens und der zweitgrössten Universität die höchste Akademikerdichte hat.
Schön ist noch, daß die SZ auf einer einzigen Seite kennenlernen dreimal falsch, also richtig schreibt. Morgen soll es sehr warm werden, und daran sei das Hoch "Bert" Schuld. Usw., alles sehr abwechslungsreich.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.01.2002 um 12.23
»Er singt, wie nur er singt, und wir sind die halb entsetzten Zeugen«
(Burkhard Müller in der SZ vom 1./2. Dezember 2001)
... (Enkel Frido) Und dass er der Liebling-
senkel von Thomas Mann war...
Nicht nur »die Manns«, sondern auch die SZ können einem auf denselben gehen, und da gibt es keine Lieblinge.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Elke Philburn am 20.01.2002 um 20.31
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
"Peppen" geht wohl auf niederdt.-englisch "pepper" (Pfeffer) zurück. "Aufpeppen" = stärker würzen.
Das kann gut sein. To pepper up heißt ja auch so viel wie to spice things up oder to make things more interesting.
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.01.2002 um 19.05
Das stimmt schon, »aufpeppen« habe ich auch gesehen, aber bei der hier zitierten Schreibweise müßte es ein Lemma »peppen« geben. Stellen Sie sich vor, jemand will das übersetzen und kommt zu dem Wort »peppen«. Er findet es nicht, denn es gibt kein solches Wort, er muß sich mit den Tücken der neuen Rechtschreibung so gut auskennen, daß er das »auf« richtig zuordnen kann, und dann unter »aufpeppen« nachsieht.
Es ist sowieso ziemlich armselig. Bei uns im Württembergischen hätte man in gepflägtem Honoratiorenschwäbisch geschrieben: »Vergässen Sie nicht, eine Briefmarke aufzupäppen«. Das Lemma »päppen« oder »aufpäppen« wird offensichtlich allgemein gemoppt.
Allerdings - »peppen« kommt auch vor, wenn man sagt: »Wir peppen den Kandidaten auf.« Also stimmt meine Argumentation so nicht, das »auf« ist sogar noch weiter weg, noch schwieriger zuzuordnen. Ach, ist das alles schwierig! Und kein Lehrer weit und breit, der einem das erklärt.
– geändert durch Walter Lachenmann am 22.01.2002, 08.20 –
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Walter Lachenmann
eingetragen von Henrik Swaton am 20.01.2002 um 18.44
Im neuesten Duden steht sehrwohl "aufpeppen"!
Auf Seite 185 ganz rechts unten (ugs. einer Sache Pep, Schwung geben)!
eingetragen von Reinhard Markner am 20.01.2002 um 18.40
Tja, ob man mehr an das Böse oder an das Dumme im Menschen glaubt, das bleibt wohl jedem Leser der SZ selbst überlassen. Ich selbst hatte immer den Eindruck, daß das Fernsehprogramm der einzige lesenwerte Teil des Blattes war, aber wenn Times-of-India-Abonnent Th. I. anderer Meinung ist, muß ich mich geirrt haben.
"Peppen" geht wohl auf niederdt.-englisch "pepper" (Pfeffer) zurück. "Aufpeppen" = stärker würzen.
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.01.2002 um 18.33
»Daniel Sanders Charakterbild schwankt«...
Nun, das ist ganz besonders für Charakterbilder charakteristisch.
Hier soll aber von der SZ die Rede sein.
Neulich erhielt ich eine Werbung einer in England ansässigen Firma, die einen Umschlag für die Werbeantwort beilegte und dazu schrieb: »Vergessen Sie nicht, eine Briefmarke auf zu kleben«. Ist ja ganz komisch, aber bei so ohnehin eher bescheuerten Werbeleuten nicht allzu verwunderlich, und dann noch aus England... (isn't it, Elke?)
Von wegen: Die SZ bringt heute unter der Überschrift »Tipps für den dritten Spruch« folgende Herrlichkeit: »... mit leicht abgewandelten Markenartikel-Slogans sich und ihren OB-Kandidaten auf zu peppen«.
Im neuen Duden gibt es Pepmittel, peppig, Peppille (!?) und einen angeblichen Komponisten Pepping (ohne Vornamen), dann den Peppo (m. Vornamen, nie gehört, in Bayern und in Italien gibt es nur den Beppo, auch Ickler, der Kenner, kennt natürlich nur die Pepita), aber das Wort »peppen« kennt selbst der neue Duden nicht. Wie kommt es also zu »auf zu peppen«? Das bringt kein Konverter »zu Stande«. Dahinter steckt entweder ein Rechtschreibtrottel oder aber tatsächlich ein Rechtschreib-Bösewicht. Ich glaube grundsätzlich mehr an Trottel als an Bösewichte.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Henrik Swaton am 19.01.2002 um 13.45
Die damalige Ablehnung Sanders hing wohl auch (vorwiegend) damit zusammen, daß er Jude war.
Wichtiger ist aber: Sanders argumentierte auf der Basis einer anderen Sprachauffassung als die Grimms. Es ist die aufklärerisch-rationalistische Tradition, in der auch Adelung steht und für die semantische Durchsichtigkeit, Exaktheit und Verständlichkeit der Darstellung die leitenden Prinzipien sind.
eingetragen von Manfred Riebe am 19.01.2002 um 12.44
"Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte", sagt Friedrich Schiller im Prolog zu »Wallensteins Lager«. Dieses Wort trifft wohl auch auf Daniel Sanders (Wörterbuch der deutschen Sprache, 1859/1865) zu:
"Jakob und Wilhelm Grimm veröffentlichten 1852 ihr "Deutsches Wörterbuch". Daniel Sanders wollte, daß jeder Bürger seine Sprachfähigkeit verbessern konnte und kritisierte deshalb die Brüder Grimm und warf ihnen u.a. Mittelaltersucht und Verherrlichung germanischer und "teutscher" Eigenschaften vor. Das trug ihm den Ruf eines unverschämten Kritikasters ein. Heute hat die Germanistik im wesentlichen diese Auffassung korrigiert."
http://www.neustrelitz-guide.de/6-10.htm
eingetragen von Henrik Swaton am 19.01.2002 um 10.00
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Herr Swaton hat recht, die von ihm genannten Wörterbücher haben ihre Meriten, der Grimm hingegen ist in viele Bände gegossene Zweitklassigkeit.
Ein so angesehenes und vielzitiertes Werk ist zweitklassig? Das wundert mich aber.
Schon sehr früh wurde Kritik laut an dem Grimmschen Wörterbuch. Sie zielte unter anderem auf die Lemmaauswahl, auf das Quellencorpus, immer wieder auch auf die Eigenheiten der Grimmschen Bedeutungsbeschreibungen. Und in der Tat sind ja auch schnelle Nachschlagehandlungen, wie von Jacob Grimm antizipiert, für den Laien (also für mich und viele andere) meist unmöglich, sei es, was häufig der Fall ist, weil Bedeutungsangaben fehlen, sei es, weil sie durch die Angabe lateinischer Übersetzungsheteronyme ersetzt wurden oder weil sie schlicht im Dickicht der histroisch-etymologischen Angaben untergehen.
Unter den ersten Kritikern spielte Daniel Sanders eine besondere Rolle. Im Zentrum der Kritik stand die mangelnde Logik der Artikelgestaltung, vor allem der Bedeutungsangaben: Das "Deutsche Wörterbuch" lasse "eine genaue, logische Anordnung im Ganzen wie im Einzelnen" vermissen, und die "unlogische Anordnung (oder vielmehr Unordnung)" zerstöre "jede Übersichtlichkeit".
eingetragen von Theodor Ickler am 19.01.2002 um 08.33
Zu den Wörterbüchern demnächst mal mehr. (Ich hatte eigentlich bloß die Thesaurusse nach Grimms Muster aus der Konkurrenz ausscheiden wollen und natürlich nicht an Adelung und solche historischen Großtaten gedacht. Man bedenke aber nur einmal die Lage bei den Wörterbüchern für Lernende, da wird man gleich sehen, daß die Engländer und Franzosen mehr zu bieten haben.)
SZ 19.1.2002:
Nicht korrekt, aber großenteils richtig:
den Angaben zu Folge
bis ins kleinste
Tip
sie war die erste
zuviel Ausländer
kennenzulernen
selbsternannte Propheten
sogenannte (mehrmals)
blasenwerfend
soweit, so gut
zusammen arbeitet
im übrigen
letzteres
aneinandervorbeischlafen
eine Zeitlang
leid tun
des öfteren
zum erstenmal
zigarrenrauchend
rauher Bariton
zufriedengestellt
Korrekt, aber nicht richtig:
Am Ende der vorgeschriebenen Garzeit schmeckte die Suppe nichts sagend.
Die Süddeutsche Zeitung ist, wie ich an der ausnahmsweise gelesenen Wochenendausgabe wieder mal feststellen konnte, viel interessanter als die FAZ. Schade, daß sie sich in stiller Obstruktion genügt und keinen klaren Schnitt wagt, um die qualitätsmindernde Neuschreibung gänzlich abzuschütteln.
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Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 19.01.2002 um 01.07
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Herr Swaton hat recht, die von ihm genannten Wörterbücher haben ihre Meriten, der Grimm hingegen ist in viele Bände gegossene Zweitklassigkeit.
Ein so angesehenes und vielzitiertes Werk ist zweitklassig? Das wundert mich aber.
eingetragen von Reinhard Markner am 18.01.2002 um 18.36
Herr Swaton hat recht, die von ihm genannten Wörterbücher haben ihre Meriten, der Grimm hingegen ist in viele Bände gegossene Zweitklassigkeit.
eingetragen von Henrik Swaton am 18.01.2002 um 16.58
Verehrter Herr Professor Ickler,
warum sehen Sie denn die deutsche Lexikographie so düster?
Welche so sehr überragenden Werke gibt es denn für die englische Sprache - oder gar für die französische?
Immerhin haben deutsche Lexikographen u.a. die folgenden großartigen Wörterbücher (WB) hervorgebracht:
Adelung (WB 1774/86 bzw. 1793/1801)
Trübner (WB 1939/57)
Paul (WB neu 2002)
Sanders (WB 1860/65 - er hat übrigens auch das Grimmsche WB - zu Recht, wie ich meine - kritisch beleuchtet)
Duden (vorreformatorische große WB und Universal-WB)
Küpper (WB 1993)
Könnten Sie den Begriff "Wörterbuchkultur" bitte näher erläutern?
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2002 um 03.24
Das größere Deutsche Wörterbuch von Gerhard Wahrig muß sich jahrzehntelang gut verkauft haben, es erschien auch in Sonderausgaben, wurde aber wohl nicht als Rechtschreibwörterbuch wahrgenommen, sondern als das Bedeutungswörterbuch, das es ja auch ist.
Der kleine Wahrig bei dtv war nach meinen langjährigen Beobachtungen in der Hand aller ausländischen Studenten, ebenfalls wegen der Bedeutungsangaben und grammatischen Hinweise, nicht wegen der Rechtschreibung.
Die deutsche Lexikographie war bisher immer nur zweitklassig, verglichen mit der englischen und französischen. (Das Grimmsche Wörterbuch muß man ausnehmen.) Manche Gebiete, wie die distinktive Synonymik, lagen völlig brach. Die Deutschen haben auch auf der Benutzerseite wenig "Wörterbuchkultur"; das hängt dann wieder unmittelbar mit der gesamten Sprachkultur und mit der Zumutung "Rechtschreibreform" zusammen.
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Th. Ickler
eingetragen von Manfred Riebe am 17.01.2002 um 21.59
Herr Lachenmann, Sie haben nicht genau gelesen: Ich habe nicht von "in Spezialbibliotheken für Germanisten archivierten, dem deutschen Lesevolk also unbekannten und unzugänglichen alternativen Wörterbüchern" gesprochen. Ich sprach von normalen Bibliotheken (die auch ein Normalbürger benutzen kann, wenn er will).
Der »Wahrig« (dtv Wörterbuch der deutschen Sprache) mit einer Gesamtstückzahl von angeblich 342.000 Exemplaren ist schon beachtlich. Es fällt auf, daß dtv von 1978 bis 1995, also in 17 Jahren, in 15 Auflagen, also fast jährlich, immer wieder Verbesserungen brachte oder zumindest den Anschein erweckte. Seit der Reform ist der Wahrig wieder bereits in der 5. Auflage erschienen. Der Normalbürger merkt auch nicht, ob dieses Wörterbuch mangelhaft ist oder nicht. Ickler bemerkt dazu: "Die Rechtschreibreform jedenfalls hat auch dieses schöne Buch verdorben." (IFB 7 (1999), 1/4, S. 770). Sollten gar Redakteure der Süddeutschen Zeitung oder gar Joachim Kaiser ein solches dtv-Wörterbuch benützen?
Billige Taschenbücher, die in kurzen Abständen verbessert aufgelegt und auch künstlich veraltet werden, nützen sich außerdem relativ schnell ab, aber lassen sich deshalb gut verkaufen. Unsere Beobachtungen zeigen obendrein, daß ein Teil der Auflage verramscht oder makuliert wird, so daß solche werbenden Zahlen mit der gebotenen Vorsicht zu betrachten sind. Ich habe daher ein solches Taschenwörterbuch bisher weder in einem Antiquariat noch auf dem Flohmarkt gefunden.
Herr Lachenmann: "Da hätte schon mal eins auch in die Hände eines interessierten Lehrers geraten können." Mich würde interessieren, ob es wirklich einen Lehrer in Deutschland gab, der sich ein solches Taschenwörterbuch zulegte, das, obwohl sich nicht viel änderte, jährlich neu aufgelegt wurde, und das bei häufigem Gebrauch schnell zerfledderte. Für die Schule war es jedenfalls nicht geeignet, zumal es vor dem Jahr 1996 für den Schulgebrauch nicht zugelassen war.
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2002 um 05.25
Um es im Stil Joachim Kaisers zu sagen: Der Bindestrich stellt Kaisers "Eitelkeiten" zu Schau. Dieser Plural von Abstrakta ist eine seit Jahrzehnten gepflegte Stilmarotte des sonst durchaus schätzenswerten Musikschriftstellers; sie hat ein wenig Schule gemacht, ist aber immer noch ein ziemlich sicheres Erkennungszeichens. (Ähnlich übrigens die Ringkompositionen Theo Sommers in der ZEIT; er hat viele hundert Artikel jeweils mit ungefähr denselben Worten eröffnet und auch wieder beendet, so daß auf rein mechanische Art der Eindruck gedanklicher Geschlossenheit erzeugt wurde. Es hat mich immer sehr erheitert.)
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.01.2002 um 23.34
Zu meinem Schrecken muß ich feststellen, daß Herr Metes vermutlich recht hat. Ich habe nämlich - weil ich dies zunächst für unmöglich hielt - einen anderen Text Joachim Kaisers angeschaut, der in einem Buch, nicht in einer reformgeschädigten Zeitung abgedruckt ist, und stelle dort tatsächlich eine auffällige Tendenz zu solchen Koppelwörtern fest. Das ist insofern peinlich, als ich Herrn Kaiser mein Fax an die SZ auch geschickt und dazu einen Brief geschrieben habe, in denen ich u.a. diese Koppelungen beklage, die Schuld aber den SZ-Redakteuren zuweise...
Nun - dafür stehen Fettnäpfchen bekanntlich überall herum. Die außer Kontrolle geratenen ß/ss-Schreibungen sind ja auch noch da. Mal sehen, ob ich Antwort bekomme.
Da an anderer Stelle von den vermeintlich nur in Spezialbibliotheken für Germanisten archivierten, dem deutschen Lesevolk also unbekannten und unzugänglichen alternativen Wörterbüchern die Rede war, kann ich noch eine interessante Zahl nachreichen: Der »Wahrig« (dtv Wörterbuch der deutschen Sprache, DM 22,90) hat von 1978 bis 1995 15 Auflagen erlebt mit einer Gesamtstückzahl von 342.000 Exemplaren. Da hätte schon mal eins auch in die Hände eines interessierten Lehrers geraten können. Wahrig gibt im Gegensatz zu Pekrun die Silbentrennungen an und ist viel ausführlicher als Pekrun und erst recht der Duden, es ist eben kein reines Rechtschreibregelwörterbuch, sondern ein Inventarium des Wortschatzes mit sehr ausführlichen Anwendungsbeispielen. Zum Nachschlagen der Orthographie eignet es sich aber natürlich genauso.
Seit der Reform ist der Wahrig großformatiger und umfangreicher geworden und ist bereits in der 5. Auflage, in neuer Rechtschreibung (DM 29,50, Euro 15,00).
Das sind Meßlatten, Herr Dräger, aber eigentlich auch Chancen!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 16.01.2002 um 15.40
Joachim Kaiser und die Bindestriche. In unserem zweiten Leitfaden zur 'Süddeutschen Zeitung' (im Forum Dokumente) hatten wir das Thema auch schon mal.
Ich habe mir gerade einen Artikel angesehen, den Kaiser in der SZ vom 24.12.01 veröffentlicht hat ("Weihnachtsbitte um Passion"). Ich habe unter anderem gefunden: Familien-Oberhaupt, dialog-unfähig, Kultur-Trächtiges, Fernseh-Rate-Sendungen, Bildungs-Reserven, Bildungs-Misere, Kultur-Politiker, Ausbildungs-Methoden, nach-wachsende und Hingabe-Bereitschaft.
Ich komme jetzt zu dem Schluß, daß die Koppelungen bei Kaiser weder von einem Mißverständnis der Reform herrühren noch als spöttischer Protest gegen sie gemeint sind (speziell mit diesem Artikel ist es Kaiser viel zu ernst. Es ist - nicht zuletzt unter Verweis auf die Pisa-Studie - ein Aufruf, sich mit Kultur und Bildung wieder ernsthaft und leidenschaftlich zu befassen und insbesondere ohne Witzelei, denn durch die wird "die intellektuelle Atmosphäre... vergiftet").
Mir scheint nun: Es handelt sich einfach um eine persönliche Marotte Kaisers, um eine Manieriertheit, die ein ganz besonderes Sprachbewußtsein und -gefühl signalisieren soll. Tatsächlich stellt sie natürlich eher Kaisers Eitelkeit zur Schau.
Wenn Kaiser sich gegen Häme und Witzelei im Umgang mit Kunst und Kultur ausspricht, wendet er sich auch gegen Teile der eigenen Redaktion. Die Koppelungsmanie in mittlerweile allen Ressorts der SZ könnte das Werk einiger besonders spottlustiger Redakteure sein, die sich im Gegenzug einen Spaß daraus machen, den der Welt allmählich entrückten Übervater zu parodieren.
(Journalisten sind so! Die Redaktion der 'Berliner Seiten' der FAZ hatte monatelang Vergnügen daran, in täglich mindestens einer Überschrift eine bestimmte deutsche Popband zu zitieren, so lange, bis die Kollegen vom Feuilleton der - meiner Erinnerung nach - 'Berliner Zeitung' es schließlich entdeckten und voller Anerkennung enthüllten. Journalisten schreiben zuallererst für ihresgleichen).
Mit der Reform hätte das alles dann gar nichts zu tun.
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Jörg Metes
eingetragen von Manfred Riebe am 15.01.2002 um 15.47
Der Artikel steht im Nachrichtenbrett:
Theodor Ickler: Vom Ungeschick der deutschen Satzklammer auf der internationalen Wäscheleine. Wie gut ist unsere Sprache und wie läßt sie sich verbessern? - Eine ketzerische Bestandsaufnahme zum Jahresende. In: Süddeutsche Zeitung vom 31.12.2001
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Bislang stand Professor Theodor Ickler bei der SZ vor verschlossenen Türen. Nicht einen einzigen seiner Artikel druckte sie, im Gegensatz zur FAZ, der WELT usw. Hat der "Deutsche Sprachpreis 2001" die Tür der SZ ein wenig geöffnet?
Bemerkenswert ist, daß die SZ die traditionelle Rechtschreibung des Autors nicht antastete. Dagegen strich sie fast alles, was die Rechtschreibreform betraf. Die Rechtschreibreform ist ein Tabu. Ihre streitige Erörterung durch einen Gegner der Rechtschreibreform verstieße gegen die politische Korrektheit. Wo bleibt die Zivilcourage der Journalisten der SZ?
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 15.01.2002 um 12.28
Wo finde ich auf der Nachrichtenseite
den Artikel in der SZ vom 31.12.01
Bisher hatte ich keinen Erfolg.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2002 um 08.54
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Man muß die Nachlässigkeit der SZ als gewollte Unterminierung und Hintertreibung der RSR verstehen. Bei der WELT ist es genauso.
Wenn das mal kein Wunschdenken ist!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2002 um 03.37
Man muß die Nachlässigkeit der SZ als gewollte Unterminierung und Hintertreibung der RSR verstehen. Bei der WELT ist es genauso.
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 14.01.2002 um 22.54
Es ist nicht zu fassen.
Es ist einfach nicht zu fassen.
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2002 um 22.24
SZ: Professionelle Orthographie im Jahre 4 der Umstellung
Die neue Rechtschreibung macht alles einfacher und einheitlicher, wie bei:
Heulen Sie mit dem Pianisten!
Joachim Kaiser rezensiert »die ultimative Monografie« über Glenn Gould
SZ 5. Dezember 2001
Längere zusammengesetzte Wörter zu lesen traut man dem SZ-Leser nicht mehr zu (man lernt aus PISA), also schreibt man: Musik-Interpret, Klavier-Konzert, Orchester-Zwischenspiele, Konzert-Leben (aber: Rundfunksendungen), Passagen-Kunst (aber: Gemeinschaftsausgabe), Grundsatz-Überlegungen, Interpretations-Problematik, Dramen-Theorie, Schauspiel-Theater, Aufführungs-Praxis, ideal-typische Denkmodelle (!), Konzert-Praxis, Konzert-Hörer, Noten-Text, Tempo-Messungen, Struktur-Erwägungen, Orchester-Werk, Urteilspflicht und Irrtums-Risiko,
Alles Wohlbekannte langweilt, wohllautende Terzen
16tel, 16tel-Triolen
telephonieren, daß, offenzulegen, muß, läßt, Überdruß, Schluß, daß, dass, ernst nimmt, dass, liess, Schluß-Kapitel, gewiß, daß...
Im SZ-Magazin war wiederholt zu lesen, daß Waldemar Hartmann und Beckenbauer und andere Sporthelden sich dutzen.
Weinen Sie mit den Lesern!
(gefaxt an die SZ-Redaktion, die sich damit vermutlich sonstwas abwischt)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 06.01.2002 um 15.01
Auf der Wissenschaftsseite der SZ ist mehrmals von Glimmstengeln die Rede. Weiter so! Die Letzten werden die Ersten sein.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 01.01.2002 um 13.44
Das würde ich nicht sagen. freihalten und steckenbleiben wurden schon immer teils zusammen- und teils getrennt geschrieben, allenfalls beim zweiten Beispiel mit einer leichten Tendenz zur Unterscheidungsschreibung: getrennt - 'weiterhin stecken', zusammen - 'nicht mehr weiterkommen' (auch übertragen).
Der erste Fall gehört zu den "Objektsprädikativen" (Verbzusätze meist mit Resultativbedeutung, bei denen der Schreibgebrauch sehr schwankt und nur mit einem Gewaltakt nach Art der Rechtschreibreform festzulegen wäre - mit fatalen Folgen für die Lernbarkeit, wie man ja nun sieht, und ohne Nutzen für die Lesbarkeit.)
Der zweite Fall betrifft die "Positionsverben" (stehen, liegen, sitzen, kleben und wenige andere), die durch bleiben zu einem Komplex mit bestimmter Aktionsartcharakteristik erweitert werden können.
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 01.01.2002 um 13.31
Die FAZ schreibt am 31.12.01
"die Autobahn (...) frei zu halten"
am 27.12.01
"(...) in der Lunge stecken gebliebene Blutpfropfen"
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Theodor Ickler am 31.12.2001 um 08.08
SZ vom 31. 12. 2001 (kleine Auswahl):
am Schlimmsten sind die gut gelaunten
Der Kunde hat immer recht.
völlig Unrecht haben sie nicht
Bassam Tibi hat völlig Recht
selbst bei Regen stehen sie Stunden lang wie angewurzelt
eine Vergangheit, die ein wenig davon Preis gibt
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 20.12.2001 um 10.24
Die schon vor langer Zeit in der Schweiz erfolgte
Eliminierung des ß soll auf schreibmaschinentechnische
Gründe zurückzuführen sein.Wegen der Vielsprachigkeit
in der Schweiz (auch eben mit französischen Zeichen)
hatte das "ß" auf den Tastaturen keinen Platz mehr.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Theodor Ickler am 18.12.2001 um 04.59
Wer sich regelmässig einer genüsslichen Siesta hingibt, befindet sich in guter Gesellschaft: Jeder fünfte Mitteleuropäer, so hat eine gross angelegte Studie in Deutschland ergeben, macht mindestens zweimal wöchentlich ein Mittagsschläfchen, bei Menschen ab 75 gar jeder zweite.
(SZ 18. 12. 2001)
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.12.2001 um 23.22
SZ 15./16. Dezember 2001, Seite 6, NACHRICHTEN
Sie können nirgendwo hin
»... die Soldaten sollten den Flughafen sichern und Instand setzen«.
»... Wenn wir ihn finden, werden wir das bekannt geben«.
Kanada buhlt um die USA
»... es ist bitterkalt« (nett, aber gemeint ist wohl bitter kalt).
Wenn andere an unserem Fortschritt verzweifeln. Von Johannes Rau
Beim Text des Bundespräsidenten hat man sich ein bißchen am Riemen gerissen
»... die Bedingungen einer Verständigung vorgeben« (warum nicht vor geben wie bekannt geben, s.o.)?
»... Die UN können dann wieder bereitstehen« (warum nicht bereit stehen, s. o.? )
»... Daneben werden wir uns aber auch künftig mit der Frage auseinandersetzen müssen« (warum nicht auseinander setzen, wie das Gesetz es verlangt).
Jetzt was zum Inhalieren für ganz Abgebrühte:
»Respekt vor dem Anderssein und Bemühen um Verständnis für den anders Denkenden.« (¿¿¿)
»... Das ist nicht einfach so dahingesagt« (dahin gesagt?)
»... nicht hinwegtäuschen« (hinweg täuschen?)
»... lang währende Streitigkeiten«
aber:
»... weitreichende Folgen«
und
»... in den zurückliegenden Wochen«
»... Überlegungen, die Buddhafiguren wiederherzustellen«
(Also es geht ja doch noch auch richtig!)
Jetzt aber bitte anschnallen:
Freitag, 14. Dezember 2001, MÜNCHEN, Seite 45:
»Der erste Schnee bedingte schwere Verkehrsunfall passierte am Dienstag in der Cosimastraße. Ein 20-jähriger und eine 16-jährige wurden dabei schwer verletzt.«
Man sieht: Unsere Profis beherrschen die neuen Regeln aus dem ff. Die Schulkinder sicherlich auch. Es gibt keine Probleme bei der Einführung.
Was soll man da noch sagen? Was sagen unsere Medienexperten? Dem verzweifelten SZ-Leser antworten sie auf seine Hilferufe nicht. Sie räsonnieren über PISA, und sind selbst dabei, Sprachkompetenz nachhaltig zu vernichten.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 13.12.2001 um 10.25
In Überschrift und Text schreibt die WAZ hartnäckig:
"Gerhard Tacke hinterlies(!!!) "Die Träumereien ...)"
"Mit 'Genauso war's' hinterlies (!!)er eine Biographie(...)"
Ist ja auch schwer. Was kann man da bloß "hinterlesen"?
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.12.2001 um 19.08
Gräuliche Stadtmenschen
SZ-Feuilleton vom 13. Dezember 2001, Seite 17
Freibier fassen, zackzackzack!
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"Michel Foucault deutete das Feriendorf in seinem Vortrag »Andere Orte« als chronische Heterotopie, als einen besonderen Ort, der in einer bestimmten Zeit verankert ist. »Drei Wochen ursprünglicher und ewiger Nacktheit« dürften gräuliche Stadtmenschen dort verleben. Das genügt ihnen inzwischen längst nicht mehr."
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Der SZ-Leser, mit Michel Foucault natürlich bestens vertraut, denn die Zeitung hat ein gigantisches Niveau, ist selbstverständlich im Bilde, daß es sich hier entweder um die leicht ergrauenden älteren Herrschaften aus deutschen Städten handelt oder aber um das grauenhafte Gesockse, das im Urlaub auf Mallorca den Urschrei probiert. Oder um etwas anderes.
»Ad nauseam«, endet der kluge Beitrag.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 05.12.2001 um 07.17
Bertelsmann / Random House mag schon mal ein Auge zudrücken, wenn einer wie Péter Esterházy in bewährter Rechtschreibung veröffentlicht zu werden wünscht (siehe Leitthema 'Bertelsmann' im Rechtschreibforum) - der 'Süddeutschen Zeitung' ist so viel Toleranz fremd. In der Literatur-Beilage vom 5.12. druckt sie einen Aufsatz von Esterházy gnadenlos in Reformschreibung ab. Wenngleich die Übung wieder mal nicht ganz gelingt: Neben dass und Furcht einflößend finden sich in diesem Aufsatz auch ein recht geben sowie ein dreifach wiederholtes Du hast recht. Mal mit mitten im Satz groß geschriebenem Du, mal mit klein geschriebenem. Doch darf man das eben - und dieser Unterschied ist der SZ wichtig! - nicht als Zeichen von Toleranz verstehen, sondern nur als Zeichen von Unvermögen.
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 04.12.2001 um 03.59
Ja, es ist erstaunlich bei einem Blatt dieses Anspruchs. Vor allem wenn man bedenkt, daß die SZ immerhin einen verdienstvollen "investigativen" Journalismus pflegt, der manchen Mißstand aufdeckte. Wir brauchen eine solche Presse. Aber in Sachen Rechtschreibreform will sie einfach nicht ran, verschließt die Augen vor den korruptionsverdächtigen Tatsachen. Daß die Redaktion die Rechtschreibreform nicht will, ist bekannt, aber sie kann offenbar nichts machen.
Man trennt sich nicht gern von einer Zeitung, die man zwanzig Jahre und mehr gelesen hat, aber für mich gab es im Sommer 1999 kein Zögern.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.12.2001 um 20.11
Denken und lenken.
SZ 4.12.01, Panorama, S. 12
Die Verantwortlichen des Unternehmens haben bereits mit Städteplanern und Sicherheitsexperten gesprochen,
»um sicher zu stellen, dass der Scooter auch auf Bürgersteigen rollen darf.«
Nun, man wird den Scooter sicher stellen müssen, damit er nicht umfällt oder den Leuten auf den Bürgersteigen über die Füße rollt.
Was für ein gnadenloser Blödsinn! Glaubt man in den Redaktionsräumen der SZ tatsächlich, dies könnte jemals die schriftliche Form der deutschen Sprache werden?
Ihren Lesern mutet die SZ schon einiges zu. Nur das Fehlen einer Konkurrenz macht das möglich, sonst würden viele ihrer Leser, die intelligentesten, dieser verlotterten und verantwortungslosen Postille den Rücken kehren.
P.S.: Alle diese aufgespießten »Blüthen der Thorheit« gehen seit bald zwei Jahren als Fax (Standleitung) in unregelmäßigen Abständen an die Redaktion der SZ. Seit langem lese ich die SZ nur noch selten, denn es ist wirklich ein Spießrutenlaufen geworden, so daß man einen Inhalt nur noch schwer wahrnehmen kann vor lauter Rechtschreibstolpereien. Und wenn keine kommen (außer den dußligen Dass's) ist man ihrer ständig gewärtig, so daß eine entspannte Konzentration aufs Lesen völlig unmöglich ist.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.12.2001 um 13.50
Montag 26. November 2001: Interview mit Jan Philipp Reemtsma zur neuen Wehrmachtsausstellung, ein Thema, bei dem man eigentlich ernst bleiben können sollte:
»Die Weigerung, sich an klar kriegs- und völkerrechtswidrigen Handlungen zu beteiligen, wurde anders behandelt als Befehlsverweigerung in anderen Situationen. Schmid allerdings ist darüber hinaus gegangen.«
Nein. Schmid ist nicht gegangen, man hat ihn gar nicht gehen lassen, sondern zum Tode verurteilt, weil er sich nicht allein geweigert hatte, Juden zu erschießen, sondern diese sogar noch in ihrem Widerstand unterstützt hatte.
In solchem Kontext wirkt die neue Rechtschreibdämlichkeit ganz besonders peinlich, nur macht das den feinsinnigen SZ-Journalisten offenbar gar nichts aus. Entsetzlich!
Und so geht's weiter:
»Es gibt keine unkommentierten Fotostre-
cken...«
In München wollten CDU(sic!)-Stadträte »die Ausstellung fern halten«.
Nein: Die CSU-Stadträte wollten die Ausstellung überhaupt nicht halten, auch nicht fern.
»Verständlicherweise möchten viele die Ausstellung erstmal sehen...« - es geht also auch so.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 29.11.2001 um 17.19
„Das ist wie bei einem Tier, dass in einem Hinterhof auf Beutezug ist."
Das soll Rumsfeld laut heutiger SZ über die Jagd auf Bin Laden gesagt haben. Zum Glück auf englisch und nicht auf SZ-deutsch.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2001 um 03.57
Eine interessante Frage! Daß dieses Wort aufzulösen sei, ist einhellige Meinung aller Reformer und Wörterbuchmacher, aber es scheint tatsächlich nirgendwo ausdrücklich so bestimmt worden zu sein. (Bertelsmann/Lycos ist so fehlerhaft, daß es nicht zählt.)
Ich hatte den Fall in meinem "Kritischen Kommentar" schon erörtert und setze die Stelle einmal hierher:
"unterderhand fehlt. Das ist auch deshalb zu bedauern, weil alle neuen Wörterbücher zu wissen glauben, daß künftig getrennt zu schreiben ist: unter der Hand, während das ebenfalls fehlende vorderhand weiterhin zusammengeschrieben wird. Allerdings gibt Duden wie bisher nur die Betonung auf dem letzten Bestandteil an (unter der 'Hand), Bertelsmann führt mit der Neuschreibung auch gleich eine neue Betonung ein (unterderhand > 'unter der Hand), was auf Beseitigung des bisher üblichen Lexems und Erfindung eines neuen hinausläuft. Bünting (Aldi) gibt gar die schwer interpretierbare Betonungsänderung unterder'hand > 'unter 'der 'Hand (weiter oben jedoch 'unter der Hand - womit das Durcheinander komplett ist). - Auf welche Angabe der Neuregelung dies alles sich stützt, bleibt ein Rätsel." (S. 235)
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 27.11.2001 um 23.07
Die 21. Duden-Auflage (die 22. besitze ich nicht) und - wie gesagt - die SZ schreiben: unter der Hand. Das von Bertelsmann und Lycos angebotene Wörterbuch
( http://news.lycos.de/ndr/ge/textidx.asp?Text=/ndr/ndr/ge/ix_U.htm )
spricht sich für unterderhand aus. Im amtlichen Wörterverzeichnis findet sich weder das eine noch das andere. Im Regelwerk entdecke ich keinen Paragraphen, aus dem die Getrenntschreibung abzuleiten wäre. Das Regelwerk und das Wörterverzeichnis trennen zwar - siehe auch die Wörterliste von Stephanus Peil - überhandnehmen zu überhand nehmen, aber eben nicht zu über Hand nehmen.
Woher also kommt unter der Hand? Wie kommt es in den Duden (wenigstens in die 21. Auflage)? Oder wie auch in das Handbuch "Die neue Rechtschreibung" von Prof. Dr. Jürgen Dittmann im STS Verlag (1999)?
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 27.11.2001 um 20.53
Lesetips
(Rubrik-Titel in der heutigen "Süddeutschen")
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 27.11.2001 um 11.51
Bis heute habe ich nicht herausfinden können, ob die Unterscheidung von Haupt- und Nebenvarianten für alle Wörter oder nur für die Fremdwörter gelten soll. Im Kritischen Kommentar habe ich meine Verständnisprobleme offengelegt. Es handelt sich ja um einen Rest der "gezielten Variantenführung", mit der die Reformer viele Jahre lang ihre Absicht begründeten, sanft sprachlenkerisch tätig zu werden. Aber welche Verbindlichkeit das Ganze haben könnte, blieb immer schleierhaft. Viele haben sich ja ausdrücklich für Nebenvarianten wie "Orthografie" entschieden.
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 26.11.2001 um 23.26
Wer hier zu Lande schreibt, muß natürlich auch dort zu Lande schreiben - so, wie die 'Süddeutsche Zeitung' es im 'Streiflicht' der Ausgabe vom 26.11.01 tut. Wie aber steht es mit unter der Hand (im selben 'Streiflicht')? Im Wörterverzeichnis der Reformer ist es nicht aufgeführt, ebensowenig wie die alte Schreibweise unterderhand. Und wie ist das überhaupt? Ist hier zu Lande nun eigentlich Haupt- oder Nebenform? Wenn es (wie mir aus dem Wörterverzeichnis hervorzugehen scheint) nur Nebenform ist - warum wird es in Reformanhängerkreisen aber dann so bevorzugt (wenn nicht gar: ausschließlich) verwendet? Wieso ist neben sozusagen nicht auch so zu sagen erlaubt? Und neben heutzutage nicht auch heut zu Tage (wenngleich Reinhard J. Brembeck es im Feuilleton der SZ vom 29.8.01 trotzdem so schreibt)?
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 07.11.2001 um 16.50
Süddeutsche Zeitung 7.11.2001:
Schöne, neue Literatur
Macht, was ihr wollt! Nur: Wollt auch wirklich etwas!
Antwort auf die Frage: Wie modern muß Literatur sein?
Von Brigitte Kronauer
(usw., der ganze Beitrag von Brigitte Kronauer in anständiger Orthographie)
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Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 03.11.2001 um 13.37
»Ich bin in Wirklichkeit einen Schritt rauf gegangen.«
»...bugsiert dich irgendwo hin...«
»Ich bin derjenige, der wieder gekommen ist.«
»...dass eine gewisse Bescheidenheit mit hinein kommt...«
»...statt auf der Straße herum zu rennen...«
»Damals sind alle Freunde auf mich los gegangen...«
Sechs Getrenntschreibungen, die in der Reformorthographie zwar falsch sind, im Feuilleton der SZ aber trotzdem so stehen. Nämlich in einem Interview, das Christoph Forsthoff mit dem Liedermacher Stephan Sulke geführt hat (SZ vom 27./28.10.01). Wobei die Schreibweise »Liedermacher« bei Forsthoff schon seltsam inkonsequent erscheint, ist Sulke andererseits doch ein »Alltags-Erzähler« mit »schlichtem Gesangs-Stil« und neuem »Doppel-Album«.
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 02.11.2001 um 19.10
Daß alle Verbzusätze (Richtungszusätze) mit -einander vom Verb getrennt geschrieben werden sollen, kann man außerdem nur aus den Beispielen erraten, ausdrücklich gesagt ist es nicht - wie so manches andere.
Die Liste der zusammenzuschreibenden (sehr verschiedenartigen) "Partikeln" ist im amtlichen Regelwerk eine geschlossene Liste (mit sonderbaren Lücken), aber nach der Revision wird sie ganz im Sinne des ersten Berichts (zur Mannheimer Anhörung) zur offenen Liste, ein ungemein folgenreicher Eingriff. Man beachte die drei Pünktchen hinter der Liste im Österreichischen Wörterbuch 2001. Dadurch gerät alles ins Schwimmen, vieles wird wieder möglich, die Sicherheit des formalen Kriteriums und der geschlossenen Listen ist dahin. Eine Folge der Kritik, denn genau dies hatten wir ja angeprangert.
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Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 02.11.2001 um 18.53
Gemäß dem Regelwerk im Duden von 1996 werden Verben, die aus Partikel + Verb bestehen, zusammengeschrieben. Solche, die aus Adverb + Verb bestehen, werden auseinandergeschrieben.
Das liegt daran, dass zusammen dummerweise in die Klasse der Partikeln geraten ist, auseinander dagegen in die der Adverbien. Vermutlich versuchte man den Widersinn dadurch zu mildern, dass nun alle Verben mit '-einander-' auseinandergeschrieben werden.
Versteht das einer? Ich nicht.
eingetragen von Jörg Metes am 01.11.2001 um 13.28
Im übernächsten Satz allerdings irrt Frau Dössel. Sie schreibt:
»Allein zehn Tage hat es gedauert, den Zuschauerraum trocken zu legen.«
Denn sie denkt: Verbindungen aus Adjektiv und Verb werden getrennt geschrieben, wenn der erste Bestandteil erweiterbar oder steigerbar ist. Und "trocken" läßt sich ja erweitern! Etwa zu "halb trocken"! Oder zu "staubtrocken"!
- Frau Dössel bedenkt aber nicht, daß die Reformer das nicht bedacht haben. Beziehungsweise: keine absolute Erweiterbarkeit gemeint haben, sondern nur eine Erweiterbarkeit innerhalb der Verbindung. Und es deshalb weiterhin "trockenlegen" heißt und eben nicht "trocken legen". Könnte man einen Raum, der unter Wasser steht, auch halbtrockenlegen, dann schriebe man heute natürlich "halb trocken legen". Aber das kann man eben nicht. Darin besteht ja gerade die Vereinfachung!
Heute weiß das noch nicht einmal jede Theaterkritikerin, in ein paar Jahren aber jedes Kind.
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 01.11.2001 um 12.32
In manchem, das muß man zugeben, ist die neue Rechtschreibung tatsächlich gelungen.
»Jeder einzelne Scheinwerfer - es gibt 600 - mußte auseinander geschraubt, gesäubert, getrocknet und wieder zusammengeschraubt werden.«
schreibt beispielsweise Theaterkritikerin Christine Dössel auf Seite 21 der SZ von heute. Denn: Verben mit "auseinander" schreibt man auseinander, Verben mit "zusammen" zusammen. Logisch!
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 16.10.2001 um 18.39
Timm Klotzek, Redaktionsleiter der wöchentlichen SZ-Jugendbeilage 'jetzt', in einer Besprechung des Jugendbuchs '1979' von Christian Kracht:
»Denn er ist [...] mit '1979' wieder einmal vorausgeeilt [...]. Und wer versuchen wird, Christian Kracht erneut hinterher zu schreiben, der wird es noch viel schwerer haben als vor sechs Jahren.«
('jetzt' Nr. 42 vom 15.10.01)
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.10.2001 um 18.25
Die Süddeutsche Zeitung titelt doch tatsächlich am 15. Oktober 2001 folgendermaßen:
USA: Ein Land mit blank liegenden Nerven
Da liegen sie nun, die Nerven. Wie sehen sie aus, wie sind sie? Sie sind blank. Blink und blitzeblank liegen sie da und funkeln in der Sonne des Weiten Landes. Das Herz ist rein, die Nerven sind blank.
Wie liegen wohl die Nerven der SZ-Redakteure? Ich nehme an, sie liegen krank. Die Nerven der Leser sind den blanken Unsinn verzapfenden Redakteuren der SZ ja wohl offensichtlich gleichgültig.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 08.10.2001 um 20.33
Die Mutigen werden belohnt
In der »SZ am Wochenende« vom 6./7. Oktober, Seite II, also dem Feuilleton dieser Tageszeitung, die sich nach eigenem Verständnis und Bekunden für Geist, Liberalität, intellektuelle Unerschrockenheit und Aufklärung besonders zuständig fühlt, findet sich folgender, nachgerade schon abgedroschener Nachweis für den Niedergang unserer journalistischen Kultur:
»...Man habe die Buchkäufer tief greifend verunsichert, glaubt er: ...«
Die Zwischenüberschrift lautet, die Redakteure denken sich schon gar nichts besonderes mehr dabei: »Die Mutigen werden belohnt«. Hier wird wohl Lohnverzicht geleistet.
Die eigenen Späßchen werden schal, etwa ob man die Buchkäufer dadurch verunsichert hat, weil man ihnen zu tief in die Tasche greift, oder wie man etwa eine Dame mit opulentem Dekolletée tief greifend verunsichern kann usw. Es ist einfach nur noch saudumm, nicht mehr zum Lachen.
Wie lange noch sind diese Beispiele, immer dieselben, überhaupt noch jemandem als der Unsinn zu vermitteln, der sie sind?
Und ewig blubbern die Dorfteiche.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.10.2001 um 10.54
Münchner Kultur (SZ vom 6./7.10.01, Seite 17)
Die neue Offenheit
»Wir müssen in Zukunft verstärkt Fach übergreifend arbeiten«, sagt sie (Lydia Hartl)...
So weit hat es der neue Duden gar nicht treiben wollen, er verschönert die Sprache hingegen mit der Trennvorgabe fachü-bergreifend. Aber da die Trennstelle hier nicht ans Zeilenende geraten wollte, hat sich der alerte Redakteur etwas anderes einfallen lassen, um den Blödsinn der neuen Rechtschreibung zu dokumentieren. Falsches Beispiel, aber hätte ja so sein können.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 15.09.2001 um 13.39
"Man wird den Wert vieler Dinge ab sofort neu bemessen müssen. Erst Recht in einem Ressort wie diesem."
(Süddeutsche Zeitung vom 15.9.2001)
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.07.2001 um 23.36
APO Prost!
Nur weil Sie meinten: «Nun, Sie werden mir nicht im Ernst unterstellen, ich wollte zur Selbstvermarktung irgendwelche Anstrengungen unternehmen.»
Pourquoi pas? Why not? Perché no? Weshalb die Nichte? Lauter Fremdizismen.
Aber die Bibel meint: Man soll seinen Löffel nicht unter die Schicht stellen. Oder wie war das nochmal? Schicht untern Löffel oder so?
Selbstvermarktung! Was anständigen Bauern recht ist, muß anständigen Orthographen billig sein. Billig ist das alles sowieso nicht. Auch der Rosso wird immer teurer. Buena Nutte.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.07.2001 um 21.25
Ich kann ja doch meine Rolle wechseln. Ich bin Lehrer und privater Schreiber. Das Lehren kann ich aber um so besser, je mehr ich privater Schreiber bin, und je mehr ich mich bemühe, etwas mit wenigen und sparsamen Zeichen auszudrücken. Ökonomie in der Sprache ist doch wesentlich! Auch Lesen ist Arbeit!
Niemals vor der Rechtschreibreform habe ich mich um das Problem der Steigerbarkeit gekümmert, und ich habe trotzdem zu über 95 Prozent richtig geschrieben, weil ich viel geschrieben habe.
Oberste Richtschnur war für mich das Merkmal der Betonung, so wie es der Duden empfahl. Daneben gab es irgendein dumpfes Gefühl, das mich manche Wortzusammensetzungen ausschließen ließ - vielleicht war es Geläufigkeit, vielleicht Normgeilheit, vielleicht ein Schuß Kreativität, oder ein gerüttelt Maß an Selbstbewußtsein.
Ist es denn so schwer, zu verstehen, daß ich danach strebe, den kürzestmöglichen Ausdruck zu Papier zu bringen, von dem ich annehmen darf, daß 90 Prozent aller Leser, auf Anhieb verstehen, was ich meine.
Und ist es denn so schwer, zu verstehen, daß ich das, was weit mehr als die Hälfte aller Sprachnutzer als richtig wahrnehmen, lehren möchte.
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nos
eingetragen von Ursula Morin am 06.07.2001 um 21.13
Ich wollte keinesfalls das Rechtschreibwörterbuch von Prof. Ickler kritisieren (offensichtlich habe ich Probleme, mich deutlich auszudrücken, weil ich immer mal wieder mißverstanden werde). Ich bin auch kein Sprachtheoretiker, hoffe aber, daß die Stilmittel, deren ich mich bediene, auch von meinen "Mitsprachlern" verstanden werde (falls nicht, wäre dies ja fatal). Herr Schäbler hat immerhin verstanden, was ich gemeint habe.
Also noch einmal: Ich finde es "voll" in Ordnung, daß im Icklerschen Wörterbuch keine Einzelfestlegungen zu den "zweifelhaften" Verbzusätzen gegeben werden. Ich meine, daß es sich hier um Stilfragen und vor allem Konnotationen handelt, und man die Freiheit haben muß, jeweils zu entscheiden, welche Stilmittel man verwenden möchte. Dies setzt aber voraus, daß diese Stilmittel auch verstanden werden. (Hier liegt der "tot geschlagene" Hund begraben.)
Mein Einwand galt der Anwendung in der besagten Rubrik, die eben so formuliert war, daß ich unwillkürlich auf andere Gedanken kam. Ein guter Stilist sollte verstehen, wie solche Formulierungen bei den Lesern ankommen. Aber man kann von den Zeitungen leider in dieser Hinsicht nichts mehr erwarten. (Gegen "können randvoll laufen" hätte ich nichts gehabt.)
Ich denke, das Mißverständnis hat in diesem Fall damit zu tun, daß "voll" als "alleinstehendes" Wort eben auch noch eine andere Bedeutung hat als es in der Zusammensetzung hätte. Man könnte z.B. sagen, "die Sache ist voll gelaufen". In diesem Fall würde ich natürlich keine Zusammenschreibung verwenden. Man hätte hier auch die Betonung auf beiden Wörtern (oder bin ich dabei, meine Muttersprache zu verlernen?)und außerdem hätte "voll" hier eine andere Bedeutung, nämlich "ganz". Bei "Keller können 'vollaufen'" würde ich auf dem ersten Glied betonen. Wenn dies nicht mehr gilt - oder nicht mehr verstanden wird - wird die Sache allerdings schwierig (ich habe inzwischen bemerkt, daß sich die Betonungen bei den Nachrichtensprechern teilweise schon etwas verschieben). Bei "Keller können voll laufen" entsteht bei mir unwillkürlich der Eindruck, die Keller wären imstande zu laufen. Natürlich erkenne ich (beim zweiten Blick), was gemeint ist. Ich hielte es aber für sehr schade, wenn man in diesen Fällen weder nach Bedeutung noch Betonung gehen könnte. Dann müßte man wohl wirklich "mit dem Duden unter dem Arm" herumlaufen.
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.07.2001 um 20.38
Warum sollte man nicht auch mehrsilbige Verbzusätze zusammenschreiben?
Gleichwohl, mein Sprachgefühl - oder ist das nur eine übergestülpte Norm - läßt mich dazu tendieren, Mammutworte zu meiden.
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nos
eingetragen von Theodor Ickler am 06.07.2001 um 20.19
Doch, lieber Herr Schäbler, damit ist das Problem gelöst. oder vielmehr, es ist gezeigt, daß es hier überhaupt kein Problem gibt. Auf "randvoll" gehen Sie leider nicht ein. Man kann noch Häufigkeiten der einen ode der anderen Schreibweise angeben, aber das würde in Ihren Augen ja auch nichts ändern.
Noch einmal anders: Das Faß war ganz voll gelaufen. Das Faß war ganz vollgelaufen. Das Faß war randvoll gelaufen. Das Faß war voll gelaufen.
Man könnte das auch mit totschlagen exerzieren, wie Heller und ich es schon mal in einem Fernduell gemacht haben.
... als er den Hund tot geschlagen hatte. ...mausetot geschlagen hatte. Usw.
(War er vielleicht selbst tot, als er den Hund schlug?)
Oder so: Er hatte die Wand grün gestrichen/grüngestrichen/ grasgrün gestrichen usw.
Welche Verbzusätze sollen zusammengeschrieben werden? Muß man das für alle Einzelfälle (es sind Tausende) festlegen? Oder genügt es für den Kernbestand (aufsteigen usw.)?
Ich bitte darum, DIESES Problem, das eigentlich keins für den vernünftigen Schreiber ist, einmal gründlich zu durchdenken. Der bedeutungsvolle Hinweis auf die Didaktik nützt nicht viel, wenn die Konsequenzen jeder denkbaren Lösung für den Unterricht nicht einmal klar ausgesprochen werden.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.07.2001 um 20.11
Reichen die Irrungen-Wirrungen und Ab-Irrungen der bestehenden Sprachvereine nicht?
Da wird sich schon ein kompetenter Fachmann finden.
Bloß kein Verein, sonst wird es nichts rechtes (vielleicht eher was Rechtes - war nur ein kleiner, fauler Witz).
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Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.07.2001 um 19.59
oder auch "Stillehre, Stil-Lehre, Still-Lehre"
Zunächst stelle ich ähnlich wie Walter Lachenmann fest, daß der Slogan von Professor Ickler kein schlechter ist. Das ist ein Schritt nach vorne - ein Schub.
Und dann erinnere ich mich, daß ich auch zu den Kritikern gehört habe, wobei ich niemals das Wörterbuch kritisiert habe. Mir ging es immer nur um die Didaktik, um die Vermittlung von richtigem Schriftdeutsch in der richtigen Sprachsituation.
Frühzeitig hat Professor Ickler ausgeklammert, daß sein Wörterbuch ein Ratschlaggeber sei.
Sein Wörterbuch ist eine Aufzeichnung des schriftsprachlichen Gebrauchs.
Nur, damit ist das Problem von Frau Morin nicht gelöst, das übrigens auch meines ist.
Wenn mein Keller voll das Laufen anfängt, kriege ich im Erdgeschoß und vor allem im Erdgeschoss Panik, und das wird vielen anderen so gehen, die sich um den Begriff "Verbzusätze" einen Dreck kümmern, sondern die eine Beziehung zu einer ganz bestimmten Begriffsnotation entwickeln.
"Voll laufen" und "vollaufen" sind für sie verschiedene Lemmata.
Was mir daneben auffällt: Professor Ickler schreibt ein derartig nuancenreiches Deutsch. Er verwendet sämtliche Begriffsnotationen genau so, wie wir sie verwenden würden, und trotzdem bietet er alternative Möglichkeiten an, läßt sie gleichwertig gelten.
Da könnte man in Weißglut geraten.
Was fehlt ist eine "Stil-Lehre". Wann schreibe ich wie?
Das aber kann nicht auch noch die Arbeit des Professors sein! Der hat Unglaubliches geleistet!
Wie wäre es, wenn sich ein Sprachverein der Stillehre annähme?
Oder beherrscht man dort nur die Still-Lehre?
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nos
eingetragen von Theodor Ickler am 06.07.2001 um 17.49
lieber Herr Lachenmann, es freut mich, daß Sie wieder zuhause sind.
Nicht doch! Man kann alles steigern, da irren ja auch die Reformer ganz gewaltig in ihrer Engherzigkeit. Also kein Protest, im Gegenteil.
Nun, Sie werden mir nicht im Ernst unterstellen, ich wollte zur Selbstvermarktung irgendwelche Anstrengungen unternehmen. Ich wollte natürlich nur sagen, daß man den Grundgedanken einmal erfaßt haben muß, und das geht am besten durch Lektüre meiner Regeln und einen Blick auf die Ausführung im Wörterverzeichnis. Gerade heute morgen, bevor Frau Morin ihren Beitrag geliefert hatte, ging mir das wieder im Kopf herum: Da haben Schaeder u. Co. jahrelang den Plan verfolgt, irgendwelche Regeln aufzustellen, nur damit überhaupt Regeln existierten, die ein Schüler lernen und damit "Sicherheit" erwerben könne: Getrenntschreibung bei -ig, -einander usw. - vollkommen gegen die Intuition und zugegebenermaßen sachfremd. Dies zusammen mit der Tradition der Dudenhörigkeit, dem Glauben also, alles und jedes müsse irgendwo genau geregelt sein, wenn man's bloß fände! - das hat das Elend eigentlich verursacht. Und daraus führt mein Ansatz heraus, nicht wahr?
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.07.2001 um 16.00
Komischerweise - und obwohl das einem gottesfürchtigen Christenmenschen als Blasphemie erscheinen muß - fällt mir zum »Ickler« immer wieder die Bibel ein. Weil er ebenso ungelesen irgendwo im Haus herumstehen kann, ohne daß einem was fehlt? Außer in Situationen äußerster Verzweiflung, die allerdings in der Welt der Ortografie (Gartenbeschreibung) neuerdings gar nicht so selten mehr sind? Jetzt ahne ich etwas: »Einmal muß man ihn gelesen haben...«. Aber wer hat jemals die Bibel gelesen, so richtig von vorn bis hinten? Oder ein Gartenbuch?
Nun ja, mag man antworten, ein Gartenbuch oder gar die Bibel! Aber den »Ickler« -einmal muß man ihn gelesen haben . Den schon.
Als Verleger verblasse ich vor Neid, (a) weil ich so einen klasse Autor auch gerne hätte, der mir (b) auch noch die trefflichsten, ja unübertrefflichsten Werbeslogans mitliefert. Der Spruch gehört mit auf die Banderole, auf der mit dem Weimarer Sprachpreis geworben wird.
(Jetzt gibt's wohl wieder eine Kopfnusß, weil man »unübertrefflich« - vermeintlich - nicht steigern kann.)
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 06.07.2001 um 12.46
Obwohl es sich immer wieder um dieselbe Frage handelt, möchte ich - da ich ja auch ein wenig kritisiert worden bin - doch noch einmal antworten: Also, liebe Frau Moribn, ich würde niemals auf den Gedanken kommen, mein Keller sei betrunken und könne mir davonlaufen. Aber der seriöse Kern des Problems besteht darin, daß solche Verbzusätze (bis auf das bekannte Dutzend) noch niemals zuverlässig zusammengeschrieben wurden. Und warum auch? Schon wenn der Zusatz ein bißchen umfangreicher ist, schreibt man ihn ja doch wieder getrennt: "randvoll gelaufen" usw.
Der Duden hat Hunderte von Fällen in der einen Richtung festgelegt, die Neuregelung in der anderen. Beides hat zu unlernbaren Massen von Festlegungen geführt, die der Intuition zuwiderlaufen. Protokolliert man die tatsächlich beobachtete Variabilität und faßt sie in einfachste Regeln (Rechtschreibwörterbuch), so ist das Problem gelöst.
Abschließend: Man muß auch dann einigermaßen "richtig" schreiben können, wenn man überhaupt keine Regeln kennt und kein Wörterbuch besitzt. "Den Duden braucht jeder" - das war einmal. Den "Ickler" braucht keiner - das ist sein größter Vorzug. (Doch - einmal muß man ihn gelesen haben, sonst weiß man ja gar nicht, warum man ihn nicht braucht.)
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Th. Ickler
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.07.2001 um 12.37
Das mit dem "Voll-Laufen" ist ja ein doppeltes Problem, erstens wegen der Getrennt- und Zusammenschreibung und dann noch wegen der Laut-Buchstaben-Zuordnungen.
Da sind ja jetzt wohl vier verschiedene Schreibungen möglich.
"vollaufen"
"voll laufen"
"volllaufen"
"voll-laufen"
Ich finde das total "schade", daß sich die Presse gleich wieder auf eine Schreib-Lizenz festlegt (fest legt). Ausgerechnet der beste aller Multiplikatoren versagt in dem Moment, in dem es darum geht, die Vielseitigkeit der deutschen Sprache kennenzulernen (kennen zu lernen).
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nos
eingetragen von Ursula Morin am 06.07.2001 um 11.31
Rubrik auf der Stammseite von T-online heute:
"Die Keller können voll laufen"
Nun ist ja hier gem. Rechtschreibwörterbuch von Prof. Ickler und Bertelsmann 2000 sowohl Zusammen- als auch Getrenntschreibung zugelassen. Ich würde "vollaufen" aber der Betonung und Bedeutung nach zusammenschreiben. Für mich erweckt die obige Rubrik nämlich sofort die Assoziation, mein Keller wäre "voll" mobil und könnte mir eventuell "weg laufen". Was tun? Kann man sich solche Assoziationen abgewöhnen? Sollte man sich vielleicht eine andere Muttersprache zulegen? Und vor allem: Weshalb wählen die Medien fast immer konsequent die Getrenntschreibung, obwohl "auch" die Zusammenschreibung zulässig wäre? Hier wäre dann allerdings die Schreibung "volllaufen" entstanden .... Kommentare sind erwünscht ...
eingetragen von Theodor Ickler am 06.07.2001 um 09.58
SZ vom 7.7.2001 (Wirtschaft):
Ein Perpetuum mobile zum Geld verdienen
(...)
Mit einer solchen Lizenz zum Geld vermehren buhlt derzeit wohl nur ein geschlossener Immobilienfonds in Deutschland um Kunden, der IBV Fonds Deutschland 3.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 29.06.2001 um 15.43
In der SZ vom 30.6.2001 (SZ am Wochenende) steht ein schöner Aufsatz von Friedemann Bedürftig über den früher viel gelesenen Jugendschriftsteller Erich Kloss ("Sommertage im Försterhaus" usw.). Hat mich an meine eigenen Lesefreuden erinnert. Leider verfälscht die Süddeutsche Zeitung die Originalzitate im Sinne der Neuschreibung:
"Am Grabenrande stehen auf hohen Stängeln unzählige weiße Blütenschirme"
"Die Hornisse zickzackt durch die Stängel"
"Nehmt euch in Acht"
"Mit tiefem Bass fliegt sie davon"
Durch diese Fälschungen soll der Eindruck erweckt werden, als habe man immer schon so geschrieben, wie es jetzt eingeführt werden soll. In Wirklichkeit wurde zum Beispiel "Stengel" tausend Jahre lang mit "e" geschrieben. Zuerst sowieso, und später brachte man es gar nicht mehr mit "Stange" zusammen. Das war erst Gerhard Augst vorbehalten.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 18.05.2001 um 12.55
Heute, am 19. Mai 2001, steht in der SZ ein ausgezeichneter Leitartikel von Heribert Prantl: "Schröders Räterepublik". Der Titel deutet an, worum es geht. Leider kommt zum Schluß eine arger Mißgriff in die orthographische Mottenkiste:
"In der EU ist die demokratische Gesetzgebung Not leidend"
So viel Sachverstand und so wenig Sprachfähigkeit! (Woran natürlich nicht der arme Prantl schuld ist, sondern sein Lohnherr.)
Übrigens hat die Rechtschreibkommission längst erkannt, daß hier Änderungsbedarf besteht, und die Zusammensetzung "notleidend" wieder zugelassen, allerdings mit dem unzulänglichen und irreführenden Hinweis "fachspr.". In der vorigen Auflage der Dudengrammatik wußte man noch, daß auch der prädikative Gebrauch die Zusammensetzung erfordert; zur Zeit verleugnet die Redaktion dieses Wissen.
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Th. Ickler
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage