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-- Sammlung: Rückumstellungen bei Zeitungen (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1144)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2007 um 16.26

station to station
musik, kultur, termine, kleinanzeigen


Veranstaltungsmagazin
Exerzierplatz 14
24103 Kiel
Redaktion D. Wohlenberg

Erscheint monatlich

80 Seiten im Oktavformat, bester mehrfarbiger Druck,
fast ausnahmslos in reformfreier Schreibung,
z.B. Erholsames im Oktober-Heft:
Schlußstrich, Baß, Faßbiersorten, Alltagsstreß und natürlich „daß“.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 24.10.2004 um 11.04

Wiederherstellung der Einheitlichkeit

Wir brauchen eine Wiederherstellung der Einheitlichkeit in der Orthographie – nicht „Herstellung“, wie es neuerdings fälschlich heißt. Wer so argumentiert, unterschlägt, daß unsere Schriftsprache vor 1998 einheitlich war. Erst der mutwillige und unnötige Eingriff der Reformer hat diese Einheitlichkeit zerstört. (Wir haben 1989 ja auch eine „Wiedervereinigung“ gefeiert, und nicht eine „Vereinigung“ ...)

Der SPIEGEL zum Beispiel hat sich immer um ein hohes sprachliches Niveau bemüht. Logisches Denken basiert auf klaren Sprachregeln – allein klare Sprachregeln wiederum führen zu logischem Denken. Wer diese Sprachregeln auch nur geringfügig ändert, behindert damit auch das systemische Denken. Die Schriftsprache ist nämlich ein eigenes System, das sich durch willkürliche Eingriffe in nicht vorherzusehender Weise ändern kann. (Als Beispiel hierfür sei an die Einführung des EURO erinnert: Der Austausch EURO für DM war vordergründig mit Hilfe der schlichten (gerundeten) mathematischen Formel „eins geteilt durch zwei“ zu bewältigen. Die Einführung des neuen Zahlungsmittels führte jedoch zu gravierenden ökonomischen Verwerfungen, die bis heute nicht kontrollierbar sind ...)

Die Wut in der Bevölkerung
Nicht die Gehaltskürzungen und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einschnitte sind die Hauptursache für zunehmende Politikverdrossenheit. Es ist vielmehr das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Ohnmacht, des Nichtbeachtetwerdens in seinen menschlichen Bedürfnissen. Im Fall „Rechtschreibreform“ sind die von uns gewählten Volksvertreter nicht in der Lage, dem Wählerwillen auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Diese Erfahrung kann man auf andere Bereiche übertragen. Das Volk fühlt sich ignoriert, und – schlimmer noch – verhöhnt. Ohnmachtsgefühle können Zorn oder Gleichgültigkeit erzeugen. Keines von beiden wird unseren Staat voranbringen.

Der „Rat für deutsche Rechtschreibung“
Das Ex-Reformmitglied Eisenberg sagt treffend: „Noch nie hat sich eine Kultursprache selbst so ruiniert.“ Dem ist zuzustimmen. Wenig erfolgsversprechend jedoch ist seine Forderung nach Einrichtung eines „ein kompetenten Gremiums an Sprachwissenschaftlern und Schriftstellern“ zur Lösung des Problems. Das wird nicht funktionieren.
Hilfe für die deutsche Sprache und damit unsere Lese- und Schreibkultur kann nicht von irgendeinem „Rat“ kommen, sondern allein von den Printmedien. Nur wenn die Presse die strukturplanierende „Rüttelmaschine Rechtschreibreform“ endlich abstellt, kann die Schreiblandschaft regenerieren. Um bei diesem Bild zu bleiben: Solange gerüttelt wird, entstehen groteske Formungen, Löcher, Sackgassen, verschüttete Paßstraßen – Verwerfungen wie beim EURO.


Druckerzeugnisse in Reformschreibung machen die Sprache lächerlich
Was soll man von einer Sprache halten, die es zuläßt, daß man in neugedruckten Büchern Sätze bestaunen kann wie folgenden: „Aber Peter hatte längst reis aus genommen.“ (So gesehen in einem Kinderbuch auf der Frankfurter Buchmesse.) Gespannt wartet man auf den nächsten Schritt, der da heißen könnte: „Und Susanne nimmt auch Reis aus.“ Weil Substantive ja groß geschrieben werden: der Reis.

Wie soll man mit Büchern umgehen, deren Autoren Niveauvolles zur Rechtschreibung verbreiten, dann aber aus fehlender Sachkenntnis heraus den Lesenden die neue s-Schreibung als „gar nicht so schwierig und vollkommen logisch“ verkaufen wollen mit Regeln wie:
„Merke: Nach kurzem Vokal schreibt man grundsätzlich ss!“ und
„Merke: Nach langem Vokal oder Doppellaut schreibt man grundsätzlich ß!“
(So gelesen im Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“, die SPIEGEL-Zwiebelfisch-Kolumnen, KiWi Verlag) Wann fällt unseren selbsternannten „Volkspädagogen“ endlich auf, daß diese Regeln absoluter Unsinn sind? (Palasst, gesstern, das besste Zeugniss, Terrorrisst / meißtens, Greiß, Hauß, Mooß, außmissten usw. usf.) Haha! Unmöglich? So schreibt doch keiner? Warten wir es ab.
Für uns, die wir die sogenannte „alte“ Rechtschreibung beherrschen, sind obige Schreibungen natürlich absurd. Nicht so für ein Kind. Jährlich wachsen neue Schülerjahrgänge heran, die kaum noch Kontakt haben mit der klassischen – übrigens vollkommen logischen und gar nicht schwierigen – s/ß-Schreibung nach Adelung. Wie Professor Marx mit seinen Untersuchungen bewies, steigen die Fehlerzahlen umso stärker an, je länger das Sprachexperiment fortdauert.

Eine für alle lebensnotwendige Angelegenheit wie die funktionierende Schriftsprache darf nicht zwischen den Fronten der Parteienideologie zerrieben werden. Diese Einsicht muß endlich von den führenden Presseverantwortlichen unseres Landes geteilt werden!
Wann endlich ist es soweit?


Karin Pfeiffer-Stolz
-Autorin-

Oktober 2004

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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 17.08.2004 um 07.30

... führt - Herr Dräger hat unlängst noch einmal darauf verwiesen - auf seiner Site http://www.gutes-deutsch.de eine kategorisierte Liste reformfreier Zeitungen, Zeitschriften und Verlage.
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Detlef Lindenthal am 16.08.2004 um 18.58

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Aber egal, sammeln wir hier einfach alles, was in bewährter Schreibung erscheint.
Prima. Zudem halte ich diesen Angang deshalb für richtig, weil die mutigen Zeitungen, die nie umgestellt haben, ein leuchtendes Beispiel (jedenfalls für mich) abgeben und noch vor den jetzigen Umstellern genannt werden sollten.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von J.-M. Wagner am 16.08.2004 um 18.32

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Was meinen Sie mit „... zwar ... aber ...“; hätten wir die anderen Titel nicht nennen sollen?
Im Prinzip ja. – Ich merke gerade, daß ich in meinem Eröffungsbeitrag nicht klar gesagt habe, daß ich speziell auf die jetzt aktuellen Rückumstellungen und damit auf die Breitenwirkung der Spiegel-und-Springer-Aktion hinauswollte. Möglicherweise habe ich gedacht, ich hätte es geschrieben oder zumindest durch den Verweis auf SZ, Spiegel etc. hinreichend deutlich gemacht; außerdem hatten wir schonmal irgendwo eine Zusammenstellung von Druckerzeugnissen, die die Reformschreibung nie eingeführt haben. – Aber egal, sammeln wir hier einfach alles, was in bewährter Schreibung erscheint.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Detlef Lindenthal am 16.08.2004 um 17.11

„Zum Verlag gehören die Zeitungstitel
– Bild, Bild am Sonntag,
– Welt, Welt am Sonntag,
– Hamburger Abendblatt,
– Berliner Morgenpost,
– B.Z.
sowie Beteiligungen an den
– Lübecker Nachrichten (ca. 54,5%), an der
– Ostsee-Zeitung (ca. 75%), der
– Leipziger Volkszeitung (50%) oder den
– Kieler Nachrichten (ca. 30%). ...
In Polen ist Springers neues Boulevardblatt
– Fakt mit einer Auflage von mehr als 500.000 inzwischen Marktführer. “
http://www.medienmaerkte.de/artikel/print/042702_springer_bilanz.html

„Der Axel Springer Verlag ist das größte Zeitungshaus in Europa. Das Unternehmen erzielte 1999 im Geschäftsbereich Zeitungen Umsatzerlöse in Höhe von 2,90 Mrd. DM. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens von 56 Prozent. In Deutschland erscheinen 78 und im europäischen Ausland weitere elf Zeitungstitel. Der jährliche Verbrauch an Zeitungspapier beträgt ca. 300 000 Tonnen.“
http://www.axelspringer.de/inhalte/pressese/inhalte/presse/unternehmen/224.html

– BILD am SONNTAG
– Hörzu
– FUNKUHR
– TV neu
– Bildwoche
– BILD der FRAU
– Journal für die Frau
– Familie & Co
– Spielen und Lernen
– Yam!
– POPCORN
– METAL HAMMER
– MUSIKEXPRESS
– Rolling Stone
– Maxim
– AUTO BILD
– Auto Bild Motorsport
– Auto Bild test & tuning
– automobil Test
– SPORT BILD
– COMPUTER BILD
– COMPUTER Bild Spiele
– Euro am Sonntag
– Finanzen
– WELT am SONNTAG
– BILD
– DIE WELT
http://www.mediapilot.de/cda/index.php?cn=1500&np=25&nt=3&v=0

Der Spiegel
Capital?
Manager-Magazin?

Süddeutsche Zeitung
Rheinischer Merkur
...

Was meinen Sie mit „... zwar ... aber ...“; hätten wir die anderen Titel nicht nennen sollen?

Ich habe mal in Pädagogik gelernt, daß man immer zuerst loben soll; meckern kann man später immer noch. (Na ja, loben ist auch nicht meine Stärke.)
Es ist sehr gut, daß Sie dieses Thema aufgebracht haben.

Hier finden Sie ein Verzeichnis aller oder vieler deutscher Zeitungs- und Zeitschriftentitel:
http://ivw.de/auflagen2/web/registriert/heftauflagen/thelist.htm?alpha=NUM
(vorher sich kostenlos registrieren lassen auf
http://ivw.de )
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Detlef Lindenthal


eingetragen von J.-M. Wagner am 16.08.2004 um 15.25

Das ist zwar alles ganz interessant und durchaus des Sammelns wert, ich wollte hier aber ganz speziell Beispiele dafür zusammentragen, welche Kreise die Spiegel-und-Springer-Aktion gezogen hat und dokumentieren, welche Zeitung bzw. Zeitschrift sich gerade jetzt zur Rückumstellung entschlossen hat.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Klaus Eicheler am 16.08.2004 um 12.40

Nie umgestellt hat auch die Zeitschrift „Scouting – unabhängige Zeitschrift für Pfadfinderinnen und Pfadfinder“, die besonders Jugendliche anspricht. „Scouting“ ist die wohl größte unabhängige Pfadfinderzeitschrift, die die über 100.000 Pfadfinder in Deutschland erreicht.
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Klaus Eicheler


eingetragen von Christian Melsa am 16.08.2004 um 02.30

An Zeitschriften, die nie umgestellt haben, fallen mir gerade noch diese vier ansonsten nicht unbedingt besonders ähnlichen ein:

Titanic (monatlich)
idea Spektrum (wöchentlich)
Moviestar (monatlich; bin nicht ganz sicher, ob die tatsächlich nie umgestellt haben, vor ein paar Monaten jedenfalls noch nicht)
Ossietzky (zweiwöchentlich)


eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.08.2004 um 19.46

Nie umgestellt hatten m.W.
– Allgemeine jüdische Wochenzeitung / Jüdische Allgemeine (ab 2002) (wöchentlich)
– Junge Freiheit (wöchentlich?)
– junge Welt (täglich)
(hier in alphabetischer Folge)

– im Ausland erscheinende Zeitungen?
– Zeitschriften?

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Detlef Lindenthal


eingetragen von J.-M. Wagner am 15.08.2004 um 19.40

Aus den Yahoo-Nachrichten:
[...] Man werde zur «klassischen Rechtschreibung» zurückkehren, teilte Chefredakteur Michael Rutz am Mittwoch mit. «Die Rechtschreibreform atmet in Teilen den Geist der Unbildung und enthält, betrachtet man sie im Ganzen, neben einigen sinnvollen Neuerungen zu viel Widersinn, als dass sie unverändert 2005 in Kraft gesetzt werden dürfte», erklärte Rutz.
Deshalb werde man die Ergebnisse der von den Kultusministern angekündigten «Reform der Reform» von der Position der «einleuchtenderen und anspruchsvolleren klassischen Rechtschreibung aus abwarten», hieß es in der Mitteilung. Dies geschehe auch, um den publizistischen Druck auf die notwendigen Reform-Korrekturen zu erhöhen. [...]

Das Editorial (Michael Rutz):
Klar ist, dass sich etwas ändern muss an den Inhalten der überflüssigerweise angezettelten Rechtschreibreform: Sie enthält neben einigen sinnvollen Neuerungen zu viel blühenden Unsinn, als dass sie unverändert 2005 in Kraft gesetzt werden dürfte.
Im Rheinischen Merkur hatten wir deshalb nur die zwingendsten sprachlichen Neuerungen umgesetzt und so die Provokation für den (nicht nur literarisch, sondern auch altsprachlich) gebildeten Leser begrenzt – unsere Leser haben uns das gedankt. Die Ankündigung anderer wichtiger Publikationen, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, bedeutet zunächst nichts anderes als eine Entscheidung darüber, von welcher Position aus man die anstehenden Reform-Reformen abwartet.
Auch wir werden diesem Prozess vom wesentlich einsichtigeren Fundament der „alten“ Rechtschreibung zusehen, um dann zu beurteilen, wie vernünftig das Residuum ist. Der Kanzler, hören wir, ist für die Durchsetzung der Reform. Das allerdings ist belanglos. Die Sprache gehört ihm nicht.

Aus „Die Notbremse“ (Hans-Joachim Neubauer):
[...] Längst ist aus der Reform eine Reform der Reform geworden. Listen auf Listen mit Wörtern erscheinen, werden revidiert oder variiert; jede neue Auflage der Wörterbücher schafft neue Rätsel: Was gestern richtig war, ist heute falsch und wird morgen zur tolerierten Variante.
So gelang es den Reformern, den Kredit, den sie mit einigen achtenswerten Vorschlägen errangen, zu verspielen. Niemand wird eine permanente, kultusbürokratisch gesteuerte Revolution des Schreibens wollen, keinem kann daran gelegen sein, den orthografischen Graben zwischen den Generationen weiter zu vertiefen. Mit ihrem Boykott streiten die Verlage für verständliche, einheitliche und sinnvolle Regeln.
[...]
Die Verweigerer der neuen Rechtschreibung folgen nicht nur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die im August 2000 nach einem Jahr das orthografische Experiment für sich beendete. Auch die meisten deutschsprachigen Autoren, die Wissenschafts- und Kunstakademien, viele angesehene Literaturverlage und andere Kulturorganisationen verweigern sich seit Jahren vehement den Eingriffen in die alte Orthografie. Sie fordern eine Rückkehr zum Duden von 1991, sie fordern Einheitlichkeit der Schreibverhältnisse, sie fordern – darin sind sie eben Deutsche – den Rückzug des Staates aus der Rechtschreibung. Sie wissen: Die Sprache wächst, und die Normen haben ihr zu folgen. Nicht umgekehrt.
[...]
Die Orthografie gehört den Schreibenden und Lesenden. Deshalb kehrt der Rheinische Merkur, unterstützt vom Wunsch vieler Leser, demnächst zur klassischen Rechtschreibung zurück. Wir verstehen diese Entscheidung als ein Bekenntnis zur literarischen Tradition, aber auch als Schritt in Richtung auf eine sinnvolle und pragmatische Einigung. Die Geschichte der Reform zeigt: Ohne publizistischen Druck ist sie nicht zu reformieren.
Dabei geht es uns nicht um die Tradition um ihrer selbst willen; sinnvolle und behutsame Änderungen schließen wir nicht aus, schließlich ist die Orthografie ein Teil der lebendigen Sprache. Was sich bewährt, werden wir übernehmen – auf der Basis der klassischen Regeln und, wie wir glauben, im Einvernehmen mit unseren Lesern.

(Dies und mehr zu finden im „Brennpunkt Rechschreibdebatte“ unter http://www.merkur.de/aktuell/do04/rsd_index.html.)
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von J.-M. Wagner am 15.08.2004 um 19.13

Gibt es hier eigentlich schon eine Übersicht, welche Zeitungen – neben SZ, SPIEGEL und denen aus dem Hause A. Springer – rückumgestellt bzw. ihre Rückumstellung angekündigt haben? Falls nicht, schlage ich vor, eine solche hier anzulegen, am besten mit Verweisen auf die entsprechenden Verlautbarungen und – vor allem – mit den jeweils angegebenen Begründungen für die Rückumstellung. Falls es eine solche Übersicht schon gibt, bitte einen Verweis darauf eintragen. Danke.
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Jan-Martin Wagner


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

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