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-- "Gefolgschaftstreue" - ist es wieder soweit? (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1152)


eingetragen von Fritz Koch am 18.08.2004 um 21.37

Mich verstört das auch immer wieder, aber das lief schon bei der Einführung der Reform so, sonst hätten nicht (fast) alle Zeitungen und Zeitschriften so willig umgestellt. Wenn man nachfragte, warum, lautete die Antwort immer: Wir müssen doch mitmachen, egal, was wir davon halten.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 18.08.2004 um 21.25


David schrieb:
Mein Glauben an diese Demokratie ist jedenfalls schwer in seinen Grundfesten erschüttert.
Jetzt erst?
Meine eigenen Schlüsselerlebnisse mit der Presse und mit Allparteienkoalitionen hatte ich schon früher (z.B. 1998 f.). – Welche Schlußfolgerungen sind möglich?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von David am 18.08.2004 um 21.03

Zunächst mal: Der Titel dieses Themas soll jetzt nicht reißerisch sein, klingt aber vermutlich so. Ich bitte, das zu entschuldigen.
Denn - und damit komme ich direkt zum Punkt - mir fiel einfach nichts Besseres ein, als ich heute im Lokalblättchen „Rhein Sieg Echo - Extra Blatt“ auf der ersten Seite die Stellungnahmen sechs braver Bürger zum Thema „Diskussion um Rechtschreibreform neu entbrannt - Was meint der Bürger?“ las. (Das Ganze steht unter der Überschrift „ ‚Thunfisch‘ oder ‚Tunfisch‘ “.)
Gleich viermal wird da das „Kostenargument“ gekoppelt mit der auf einmal rührend sich breitmachenden Sorge um die Kinder angeführt. Nur einmal heißt es lediglich, eine Rückkehr sei „problematisch“, genauso aber gibt es eine klare Aussprache für eine Rücknahme, denn „sich in punkto deutsche Sprache nach unten zu orientieren, das lehn[t] [die Befragte] ab“.
Was allerdings insgesamt trotzdem erstaunlicherweise durchscheint: Zufrieden ist niemand damit, und man hätte die ganze Chose dann doch nicht machen sollen.

Und dann dennoch kein klares Nein zur Reform??

Ich persönlich - ich rege mich da ja auch immer maßlos drüber auf - hatte direkt ein Schlagwort parat: „Führertreue“.
Und bei Lichte betrachtet ist es das doch auch: Man war - aus welchen Beweggründen auch immer (was ja das wirklich tragische Moment bei dem Ganzen darstellt!!) - einfach mal den „Führern“ treu ergeben, obwohl man doch anscheinend wußte, daß der größte Unfug dabei herauskommt. Und jetzt versucht man sich aus der Affäre zu ziehen, indem man sich mitleiderregend pseudodiplomatisch gibt.

Wenn das, was dort in diesem „Käseblatt“ veröffentlicht wurde, wirklich die Meinung und die Einstellung vieler Menschen in diesem unseren Lande ist - dann gute Nacht!

Was ist das nur für eine Krankheit, die da offenbar noch in vielen Menschen dieses Landes haust, daß man im Zuge einer kurzsichtigen „Gefolgschaftstreue“ einfach sein Hirn aus dem Schädel schmeißt und fleißig mitmarschiert, zwar nicht immer im Stechschritt, aber dann doch in dieselbe Richtung wie die ohnehin äußerst fragwürdigen „Führer“?
Wie kann sich ein Bürger einer Demokratie nur so dermaßen vergackeiern lassen, wie kann er nur dermaßen fest schlafen?
Und selbst wenn das ganz gut möglich ist - wovon ja leider auszugehen ist: warum wehrt er sich nicht vehement gegen diese Unverfrorenheit des Staates, nachdem er aufgewacht ist und seinen Irrtum bemerkt hat?

Vielleicht ist dieser mein Beitrag auch ein wenig fehl am Platze oder überzogen - immerhin produziere ich hier ja nun so gesehen nichts Neues -, aber mir hat die erwähnte Titelseite gründlich den Abend verdorben.

Mein Glauben an diese Demokratie ist jedenfalls schwer in seinen Grundfesten erschüttert. Vom Glauben an die mentalen Fähigkeiten vieler meiner Mitbürger einmal ganz zu schweigen.


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