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-- Rat für deutsche Rechtschreibung (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1168)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.07.2023 um 14.20

Rat für deutsche Rechtschreibung gibt keine neuen Empfehlungen

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat bei seiner Sitzung im belgischen Eupen keine neuen Empfehlungen zur Gendersprache abgegeben. Man werde die Entwicklung der Sprache mit Sonderzeichen wie Gender-Stern und Doppelpunkt aber weiter beobachten, zitiert die Nachrichtenagentur KNA die Experten des Gremiums.

Neu aufgenommen wurde in das Regelwerk allerdings ein Passus, in dem es heißt, solche Wortbinnenzeichen gehörten nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. Ihre Verwendung könne zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt seien.

Damit bleibt die Maßgabe des Rates von 2021 gültig...

deutschlandfunk.de 14.7.2023


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2023 um 10.18

[RND] Berlin. Weder Sternchen noch Doppelpunkt: Schreibformen, in denen gegendert wird, sind in vielen Bundesländern an Schulen nicht gern gesehen. Die Länder berufen sich dabei auf den Rat für Deutsche Rechtschreibung. Der will sich allerdings am Freitag neu über „Geschlechtergerechte Schreibung“ beraten und über eine mögliche Beschlussfassung sprechen. „Das Thema wird immer noch kontrovers diskutiert“, sagt Geschäftsführerin Sabine Krome dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Zuletzt war der Rat noch der Meinung, eine geschlechtergerechte Sprache sei eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht durch die Änderung orthografischer Regeln und Änderung der Rechtschreibung gelöst werden könne. Eine Aufnahme von Asterisk, also dem Gendersternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt im Wortinneren wurde deshalb damals nicht empfohlen. Könnte es jetzt die Wende geben? ...

rnd.de 13.7.2023


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.02.2021 um 10.42

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Der 40-Köpfige ist ohne Autorität:

Geschlechtergerechte Sprache im Duden - „So etwas kann man nicht verordnen“

EIN INTERVIEW MIT SABINE KROME am 16. Februar 2021

Der Duden verabschiedet sich vom „generischen Maskulinum“. Eine auf den ersten Blick unscheinbare Änderung, die zu großen Debatten führt. Sabine Krome vom Rat für deutsche Rechtschreibung kritisiert im Interview die Entscheidung des Verlags.


Als wir den Volksentscheid noch vor uns hatten, telefonierte ich mit Frau Dr. Krome. Sie zeichnete für die Redaktion des Wahrig Deutschen Wörterbuchs von 1996.
Nach meiner Einschätzung schwimmt sie mit. Hier sich kritisch zu geben … ich weiß nicht. Die Wahrig-Wörterbuchausgabe hat Bertelsmann 2014 ganz aufgegeben.

Warum können solche Leute nicht an einen erfolgreichen und sehr überzeugenden Volksentscheid erinnern?

__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2021 um 19.25

Der 40-Köpfige ist ohne Autorität:

Geschlechtergerechte Sprache im Duden - „So etwas kann man nicht verordnen“

EIN INTERVIEW MIT SABINE KROME am 16. Februar 2021

Der Duden verabschiedet sich vom „generischen Maskulinum“. Eine auf den ersten Blick unscheinbare Änderung, die zu großen Debatten führt. Sabine Krome vom Rat für deutsche Rechtschreibung kritisiert im Interview die Entscheidung des Verlags.

Der Duden gibt neuerdings als Wortbedeutung von „Mieter“ an, es handele sich um eine „männliche Person, die etwas gemietet hat“. Das Wörterbuch verabschiedet damit das sogenannte „generische Maskulinum“, also die Regel oder Gewohnheit, dass die Benutzung des grammatischen Maskulinums, gerade im Plural, keine Festlegung auf ein biologisches Geschlecht bedeutet. Sprachwissenschaftlerinnen und der Rat für deutsche Rechtschreibung haben das jetzt kritisiert. Fragen an die Leiterin von dessen Geschäftsstelle, Dr. Sabine Krome...

[Weiter hinter der Abonnentenfalle bei cicero.de 16.2.2021]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2021 um 04.54

Obwohl etliche „Neuerungen“ auch nach 25 Jahren immer noch nicht von der deutschen Mehrheit angenommen sind, fühlen sich die verantwortlichen Kultusminister und ihr Rechtschreibrat weiterhin nicht bemüßigt, Korrekturen vorzunehmen. Die talibanartige Amputation des Stammlautes „h“ am „Rauhen“ ruft offensichtlich bei dem „40-Köpfigen“ keine Phantomschmerzen hervor.

Die Google-Suche nach „Rauhnächte“ ergibt:
Ungefähr 1.030.000 Ergebnisse (0,42 Sekunden)

Die Google-Suche nach „Raunächte“ zeigt an:
Ungefähr 161.000 Ergebnisse (0,47 Sekunden)
... mit der Kontrollfrage:
Meintest du: "rauhnächte"
... und informiert:

Dienstag,
5. Januar

Rauhnacht 2021

Rauhnacht – Wikipedia
de.wikipedia.org › wiki › Rauhnacht


Die Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte), zwölf Nächte (auch Zwölfte), Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte sind einige Nächte um den Jahreswechsel...
Das „Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache“ (DWDS), das eigentlich die Gegenwartssprache beobachten sollte und dazu über einen Schatz von Etymologien verfügt, macht sich zum Büttel der dreisten Reformdurchsetzung:
https://www.dwds.de/wb/rauh

rau
Grammatik Adjektiv · Komparativ: rauer · Superlativ: am rauesten/am rausten
Aussprache [ʀaʊ̯]
Ungültige Schreibung rauh
Rechtschreibregeln Einzelfälle
Wortbildung mit ›rau‹ als Erstglied: ↗Raubein
· mit ›rau‹ als Grundform: ↗rauen
Mehrwortausdrücke ↗in rauen Mengen
Für den Gebrauch werden rauhe Mengen an Beispielen gebracht, die man sich aus den Fingern gezogen hat – und nur drei echte aus vorreformatorischer Zeit. Eben prangerte der „Spiegel“ den Umgang der islamistischen Regierung in der Türkei mit dem byzantinischen Erbe an – „Denkmalpflege mit dem Preßlufthammer“. Das gleiche könnte man auch von den Rechtschreibratlingen sagen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.12.2019 um 10.51

Bis 1996 entsprachen die Duden-Vorschläge zur Zusammenschreibung erweiterter Verben im wesentlichen dem natürlichen Sprachgefühl. Dann traten die Wunderheiler mit ihrer völlig überflüssigen „Reform“ auf und jubelten den mit Blindheit oder Ideologie geschlagenen Bildungspolitikern u.a. die „erleichternde“ grundsätzliche Getrenntschreibung unter (nach Wiki):

Nach Meinung der Reformer von 1996 war diese Regelung unübersichtlich, kompliziert und unsystematisch. Die Neuregelung wollte die Getrennt- und Zusammenschreibung nur noch über formalgrammatische Regeln festlegen – Bedeutungs- und Betonungsunterschiede sollten keine unterschiedliche Schreibung mehr begründen und die Getrenntschreibung dabei als Normalfall gelten.

Diese Neuregelung aber war in der Folge heftig umstritten und wurde deshalb noch einmal überarbeitet, wobei man der Semantik und der für die deutsche Sprache charakteristischen Nutzung von Komposita, also dem „Trend zur Zusammenschreibung“, wieder den Vorzug gab. Im Resultat richtet sich die aktuelle Schreibweise nun wieder mehr nach der Bedeutung der Wörter, und damit gelten in dieser Hinsicht auch wieder fast dieselben Regeln wie vor 1996. Seit März 2006 schließlich ist die Getrenntschreibung auch „offiziell“ nicht mehr der Normalfall.

Reform-Reparaturen 1996-2018
Die Reformbastler hatten nie die Absicht, sich dem bewährten Schreibgebrauch anzupassen, sondern wollten ihm „entgegenwirken, manche wohl gar bis zur „klassenlosen“ (phonetischen) Kleinschreibung. Neben Ex-Minister Zehetmair hat nur sein Kollege Jürgen Zöllner (1991-2011) zugegeben, daß die Kultusminister aus Blind- (und Blöd)heit in das Reformabenteuer gestolpert sind.

In den kommenden besinnlichen „Wei- und Raunachtstagen“ könnte man dazu eines anderen Wunderheilers gedenken: Johannes Capistranus. Seine Beschwatzungskunst ließ sogar Krüppel ihre Krücken wegwerfen – die sie dann mühsam wieder zusammensuchen mußten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2019 um 06.20

Theodor Ickler hat ein absonderliches Dokument des Rechtschreibrates Jakob Ossner (2004-2006) ausgegraben, in dem dieser möchte, daß sich die reformabstinenten Schriftsteller der

„nun wieder gefundenen Einheitsschreibung anschließen“,
oder gar
„zu einer Einheitsorthographie zurückzukehren“,
die sie nie verlassen haben,
„nachdem die Öffentlichkeit den Vorschlag des Rats für deutsche Rechtschreibung aus dem vergangenen Jahr angenommen hat.“*
hier und da.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.11.2018 um 10.11

... und die Sternchen-Afferei ist erstmal aufgeschoben:

Rat für deutsche Rechtschreibung
Keine Empfehlung zum Gendersternchen


[Bild: Duden-Reklame: Arne Dedert/picture-alliance/dpa/dpaweb]
Die Duden-Redaktion hatte gehofft, dass der Rat eine Empfehlung zum Gendersternchen ausspricht.


Der Rat für deutsche Rechtschreibung spricht vorerst keine Empfehlung zum Gebrauch des Gendersternchens aus. Die gesellschaftliche "Erprobungsphase verschiedener Bezeichnungen des dritten Geschlechts" solle nicht durch "vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen" des Rats beeinflusst werden, heißt es in einem Beschluss, den der Rechtschreibrat am Freitag an der Universität Passau fällte. Nach einer "sehr langen und sehr kontroversen Diskussion" sei der der Vertagungs-Beschluss des 41-köpfigen Gremiums einstimmig gewesen, sagte Josef Lange, der Vorsitzende des Rats, dem Tagesspiegel.

tagesspiegel.de 16.11.2018
Die „Junge Freiheit“ schreibt – in der noch nicht verbotenen traditionellen Rechtschreibung:
BERLIN. Die Leiterin der Duden-Wörterbuchredaktion, Kathrin Kunkel-Razum, hat sich für die Verwendung des Gendersternchen ausgesprochen, um so eine „geschlechtergerechte“ Schreibweise zu gewährleisten. „Es hat einen großen Vorteil: Es bildet mehr als zwei Geschlechter ab“ [?], sagte die promovierte Germanistin Spiegel Online. Damit sei das Gendersternchen dem Binnen-I überlegen, da dies bloß zwei Geschlechtskategorien enthalte.

„Jeder weiß, wie wichtig Sprache ist: Wir drücken unsere Persönlichkeit darüber aus und unsere Welt“, betonte Kunkel-Razum. Zugleich gehe es bei der Veränderung der Sprache darum, daß Männer Macht abgeben sollen. Im generischen Maskulinum würden Frauen ausgegrenzt und unsichtbar gemacht...

jungefreiheit.de 16.11.2018
Frau Kunkel-Razum ist also militante Feministin.

Das Deutsche hat die Fähigkeit, durch Anhängen einer Silbe an ein Wort das weibliche Geschlecht zu bezeichnen und hervorzuheben. Dieser Vorteil wird durch Frauen vom Typ Runkel-Cazzom nun als Nachteil dargestellt.

Die Engländer können das nicht und brauchen das nicht: „doctor“, „teenager“, und nur im Bedarfsfall verfallen sie auf einen Ausweg: „cat“ > „she-cat; „friend“ > „male friend“. Die Deutschen haben eine „Freundin“, allerdings mit erotischem Beiklang, scheuen sich aber auch nicht, „Tee-nagerin“ zu bilden...

Die Chinesen mit ihrer geschlechtsneutralen Sprache müssen sich ähnlich behelfen: Mann = Mann-Mensch
男人 nánrén, Frau-Mensch 女人 nǚrén (oder 女子 nǚzǐ).

Frau Kunkel-Razum glänzt nicht gerade durch Denkschärfe: Wieso soll die Endung „...*in“ mehr Geschlechter abbilden als „...In“ oder „..._in“? Außerdem übersieht sie: Die staatliche und Duden-mäßige Übernahme des Sternchens u.a. bewirkt auch eine verbotene Sprachveränderung. In politisch korrekten Kreisen wie den Grün*innen liest man das Kürzel schon nicht mehr in der gemeinten Lang-Aussprache, sondern als *-Stop-Zeichen wie bei den reformistischen Wortspaltungen „so genannt“ oder „wie viel“.

Im übrigen kennt sich die Dudlerin in der Reformgeschichte nicht so recht aus: Sie behauptet, der Rechtschreibrat habe die erste Reform der Rechtschreibung seit (95) Jahren vorgenommen. Es war jedoch die aus einem eifernden Privatzirkel hervorgegangene „Zwischenstaatliche Kommission“:
swr.de 18.5.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.08.2018 um 06.49

Wikipedia: Für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung saß er im Rat für deutsche Rechtschreibung. Wegen Meinungsverschiedenheiten (Zitat: „Unsere Orthographiegeschichte ist in den 90er Jahren verunglückt, weil ein Gremium, das in den 50er Jahren gegründet wurde, um die Idee einer Kleinschreibung nach englischem oder dänischem Vorbild zu prüfen, sich, als die Idee zu den Akten gelegt wurde, nicht aufgelöst hat.“) reichte er 2008 seine Austrittserklärung ein – in unreformierter Schreibweise.

Das Schreiben kann hier nachgelesen werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.06.2018 um 04.42

Der eigentlich ohnmächtige „Rat für deutsche Rechtschreibung“ soll wieder seine Existenzberechtigung beweisen! rp-online schreibt:

Streit um Geschlechtergerechtigkeit : Vom Ringen um gerechte Sprache

Düsseldorf Für die einen ist es notwendige Anpassung, für die anderen Sprachzensur: Die Frage nach geschlechtergerechter Sprache spaltet. Gegenstand der Auseinandersetzung ist vor allem das generische Maskulinum.

Von Dorothee Krings

Am Freitag trifft sich in Wien der Rat für deutsche Rechtschreibung zu seiner nächsten Sitzung. Das Gremium, 2004 geschaffen, wurde vom Staat [der eben die Einheitlichkeit zerstört hatte] beauftragt, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu wahren und die Regeln weiterzuentwickeln...

Seit der großen [sogenannten] Rechtschreibreform 1996 hat wohl kein Sprachthema die Öffentlichkeit so gespalten wie nun die Frage nach der angemessenen Vertretung der Geschlechter im Deutschen. Gegenstand der Auseinandersetzung ist vor allem das generische Maskulinum, also Wörter mit männlicher Endung, die je nach Zusammenhang alle Menschen bezeichnen sollen - unabhängig von ihrem Geschlecht. Immer mehr Frauen [durch Ideologinnen aufgeputscht] fühlen sich nicht mehr selbstverständlich mitgemeint, wenn von Kunden, Studenten, Künstlern die Rede ist... [Was für ein Quatsch! Fühlen sich Männer, wenn von „Personen“ (die Person!) die Rede ist, nicht mitgemeint?]

Von Hebammen und Entbindungspflegern

Schon in den 1970er Jahren meldeten sich darum Frauen zu Wort, die nicht mehr als Lehrer oder Arzt angesprochen werden wollten. Und zwar nicht aus linguistischer Spitzfindigkeit, sondern weil Sprache Vorstellungen prägt und ein grammatisches Geschlecht so wirksam sein kann wie soziale Stereotype.

Es gibt [scheinlogische] Experimente, die das belegen. Wenn Menschen etwa Texte vorgelegt werden, in denen von Gästen, Autoren oder Touristen die Rede ist, beschreiben sie anschließend Szenen, in denen Männer aktiv sind. Frauen werden eben nicht selbstverständlich mitgedacht.

Für Begriffe, die es historisch nur in weiblicher Form gibt, wurden hingegen im Zuge des gesellschaftlichen Wandels durchaus männliche Wortneuschöpfungen gefunden.[Nur wo die Diskrepanz zu deutlich wurde, siehe hier!] So gibt es neben der Hebamme den Entbindungspfleger, neben der Krankenschwester den Krankenpfleger. Auch das kann man als Zeichen männlicher Dominanz in der Sprache werten.

Sprache ist eben auch Gewöhnung

Doch wie ist darauf zu reagieren? Zum Teil ist das längst geschehen: So ist es etwa gebräuchlich geworden, wenn möglich neben männlichen auch weibliche Formen in Texte einzustreuen, in Begrüßungen von Sängern und Sängerinnen, Studenten und Studentinnen zu sprechen oder neutrale Verlaufsformen wie Studierende zu verwenden.

Ungenauigkeiten werden in Kauf genommen: Studierende etwa sind streng genommen Menschen, die in einem bestimmten Augenblick studieren, die grammatikalische Form gibt eigentlich keine generellen Bezeichnungen her. Doch ist Sprache eben auch Gewöhnung, und wenn von Studierenden die Rede ist, zucken inzwischen nur noch Puristen zusammen. [Eben: die zwanghafte Volksverblödung durch „Experten“, Polit-Ideologen und Medien ohne Sprachverantwortungsgefühl!]

Schwieriger ist es mit Formen, die nur geschrieben wirklich brauchbar sind, also alle Schräg- und Bindestrichformulierungen sowie das Binnen-I.

Autor*innen oder Autor_innen

Weil Sprache auch gesprochen werden will, haben sich Doppelformen wie Mitarbeiter/-innen im Sprachgebrauch als Gesamtwort etabliert und werden je nach Stellung im Satz auch gebeugt. Das funktioniert jedoch nicht mit Schreibweisen, die nicht nur Männer und Frauen gleichermaßen berücksichtigen wollen, sondern alle biologisch möglichen Geschlechter [nur zwei! Alles übrige ist hormonelle oder cerebrale Fehlschaltung!]. Dafür gibt es die Möglichkeit, ein Asterisk * oder den Unterstrich _ in Wörter einzufügen. Dann heißt es Autor*innen oder Autor_innen, und die Irritation durch die Leerstelle ist durchaus beabsichtigt.

Noch weiter geht ein Gramm[a]tikprojekt, das alle geschlechtlichen Endungen durch x ersetzt. Dabei entstehen unlesbare Sätze wie "einx schlaux Sprachwissenschaftx liebt Bücher". Für die Erfindung dieser geschlechtsneutralen Sprache, die auch Menschen berücksichtigen soll, die sich weder als Mann noch als Frau empfinden, ist Lann Hornscheidt fachlich scharf kritisiert worden. [Was es für skurrile Persönlichkeiten unter den universitären Reformneurotikern gibt!] ...

Sprache als Mittel politischer Auseinandersetzung

Sprache, das zeigt sich auch an der aktuellen Debatte, ist nun mal Teil der Identität des Menschen, und so stoßen Versuche, Sprachsysteme von oben herab zu verändern, stets auf erheblichen Widerstand. Das war bei der Rechtschreibreform so. Das ist in der noch stärker unter Ideologieverdacht stehenden Geschlechterdebatte erst recht so...

"Das Deutsche hat alles, was man zu einer geschlechtergerechten Ausdrucksweise braucht, ob man diese Mittel einsetzt, ist eine persönliche Entscheidung", sagt der Linguist Peter Eisenberg, Verfasser des Standardwerks "Grundriß der deutschen Grammatik". Kritisch wird es für Eisenberg hingegen, wenn Menschen vorgeschrieben werden soll, wie sie Sprache zu benutzen haben. Noch kritischer sieht er den Fall, wenn die Sprache selbst verändert werde, "etwa durch ideologisch motivierte Zeichen wie den Genderstern oder den Unterstrich".

Sprachregelungen sind ein tiefer Eingriff nicht nur in den Alltag...

rp-online.de 6.6.2018
Anmerkungen S.S.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.05.2018 um 14.59

Kommt das Gendersternchen jetzt in den Duden?

... Am 8. Juni will der Rat für deutsche Rechtschreibung, der die amtliche Schreibweise von Worten festlegt, sich bei seiner Sitzung in Wien mit „geschlechtergerechter Schreibung“ befassen. Mit auf der Tagesordnung steht das Gendersternchen.

Es wird bei Personenbezeichnungen zwischen den Wortstamm und der weiblichen Endung eingefügt: „Kolleg*innen“. Damit wollen viele Schreiberinnen und Schreiber auch Frauen sprachlich sichtbar machen. Ursprünglich soll der Stern aber auch auf die Fülle anderer Geschlechter verweisen, ebenso wie der „Gendergap“ (deutsch: „Geschlechterlücke“): „Kolleg_innen“.

Warum befasst sich der Rat für Rechtschreibung mit dem Thema?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Aufgabe, den Schreibgebrauch zu beobachten [„Reformdurchsetzungsforschung“] So geraten auch orthografische Phänomene wie das Gendersternchen in seinen Blick. Sprachpolitisch will der Rat aber nicht wirken, wie Heinz Bouillon, Linguistikprofessor in Louvain und Vorsitzender der zuständigen Arbeitsgruppe des Gremiums, betont.

Vielmehr reagiert der Rat aktuell auf eine Anfrage des Landes Berlin vom April, nämlich der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, genauer: der dort angesiedelten Landesstelle für Gleichbehandlung. Diese hatte um eine Formulierungsempfehlung gebeten: Wie lässt sich angemessen über Personen jenseits der beiden klassischen Geschlechter Mann und Frau schreiben? Gemeint sind einerseits Intersexuelle (also Menschen, deren angeborene Geschlechtsmerkmale, von der herrschenden Norm nicht als „eindeutig“ akzeptiert werden) oder solche Transmenschen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren.

Der Rat hat nach dem Karlsruher Urteil vom November noch weitere Anfragen registriert, bei denen es um die Möglichkeit ging, ein drittes Geschlecht angemessen abzubilden. Das Bundesverfassungsgericht hatte festgestellt, die bisherigen Regelungen des Personenstandsrechts, die bloß „männlich“ oder „weiblich“ sind und keine dritte Möglichkeit zulassen, verstießen gegen das Grundgesetz.

Allerdings sei dieses Thema zuallererst „sprachpolitisch und erst in zweiter Linie orthografisch“, sagt Sabine Krome, die die Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung vertritt und das Positionspapier zur geschlechtergerechten Schreibung für die anstehende Sitzung in Wien vorbereitet. Möglicherweise werde der Rat also abwarten, wie Bund und Länder sich in der Angelegenheit verhalten.

www.tagesspiegel.de 17.5.2018

Es gibt genetisch nur zwei Geschlechter: Frauen mit vollkommenem XX-Chromosomensatz und singulärem X-Satz (0,02 Prozent) und Männer mit XY- sowie weniger gelungene mit XXY-Chromosomen (0,2 Prozent). Es war ein Trick der Gender-Lobby, das Verfassungsgericht zu übertölpeln, ein „drittes Geschlecht“ zu fordern und dafür auch noch die Sprache umzugestalten.

Da es seit langem zulässig ist, Leute mit Identifikationsstörungen ihr Geschlecht selbst definieren zu lassen und sich sogar einer „geschlechtsangleichenden“ Operation zu unterziehen, könnten sich die genetisch Betroffenen mühelos einer der beiden Gruppen anschließen oder einfach Xo oder XXY in ihren Paß eintragen lassen.

Ob die Anrede „Mensch“ o.ä. sich anstelle von „Herr“ oder „Frau“ gegen die überwältigende Mehrheit der Sprachnutzer durchsetzen läßt, ist sehr die Frage. Aber das hat man ja auch bei der Rechtschreib„reform“ kaum glauben können. Der nichtsnutzige „Rat“ ist sicher dankbar, wieder Aufgaben zugewiesen zu bekommen, da er die verbliebenen Albernheiten der „Reform“ nicht abändern darf und will.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.06.2017 um 11.51

Ab sofort gelten neue Rechtschreibregeln

29.06.2017, 12:50 Uhr | dpa

Als der Rat für deutsche Rechtschreibung 2004 antrat, den "Sprachfrieden" herzustellen, herrschte ein wahrer Rechtschreibkrieg. Der ist inzwischen vorbei – nun hat der Rat erneut Änderungen beschlossen.

21 Jahre nach der umstrittenen Rechtschreibreform ist das amtliche Regelwerk erneut an einigen Stellen geändert worden – aber in viel kleinerem Ausmaß. Nun gibt es das Eszett, das "scharfe S", auch offiziell als Großbuchstaben. Es sieht aus wie ein Mittelding zwischen dem bisherigen, klein geschriebenen "ß" und einem groß geschrieben B.

Korrekte Schreibung von Eigennamen

Vor allem für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Pässen und Ausweisen sei dies wichtig, teilte der Rat für deutsche Rechtschreibung mit. Bisher hatten zum Beispiel Menschen mit dem Nachnamen Oßner ein Problem: Wenn in einem Ausweisdokument wegen der Großschreibung der Buchstaben anstelle des "ß" ein Doppel-"S" steht, bleibt unklar, ob sie "Ossner" oder "Oßner" heißen.

Großschreibung einiger Adjektive

Amtlich zulässig ist jetzt auch die Großschreibung des Adjektivs in Fällen wie "Goldene Hochzeit" und "Neues Jahr". Darüber hinaus passte der Rechtschreibrat einzelne Wortschreibungen an den weit überwiegenden Schreibgebrauch an. Er strich zum Beispiel die eingedeutschte Schreibweise "Ketschup", die kaum verwendet wurde – zulässig ist jetzt nur noch Ketchup.

Auch andere ungebräuchliche Varianten fallen weg, müssen also zum Beispiel bei Schuldiktaten als Fehler angestrichen werden. Zum Beispiel "Grislibär" (amtlich erlaubt ist nur noch Grizzlybär), "Yoga" (nur noch: Joga)*), "Komplice" (Komplize), "Roulett" (Roulette), "Varietee" (Varieté), "Wandalismus" (Vandalismus).

Streit seit Rechtschreibreform von 1996

Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu leidenschaftlichen Debatten geführt. Jahrelang tobte ein Streit um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt. Der daraufhin eingesetzte Rechtschreibrat suchte nach Kompromisslösungen und sollte dafür sorgen, dass der "Sprachfrieden" wiederhergestellt wird...

t-online.de 29.6.2017

Hergestellt wurde nur ein Diktatfriede unter Geiselnahme der Schüler und Mithilfe der parteiischen Medien. Das fatale Disziplinierungmittel war die fehlerträchtige ss-Regel, die noch nicht einmal in allen Ländern eingehalten wird und von etlichen „Reformern“ als Fehler betrachtet wird. Ohne sie wäre die „Reform“ mausetot.

*) Wohl ein Irrtum: „Joga“ wird gestrichen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.05.2017 um 06.31

Austausch mit Josef Lange

Achammer trifft neuen Vorsitzenden des Rates für Rechtschreibung


Donnerstag, 25. Mai 2017 | 14:20 Uhr

lpa/Dietmar Pattis

Bozen – Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist als zwischenstaatliches Gremium mit der Aufgabe betraut, die einheitliche Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu gewährleisten und gilt somit als maßgebliche Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung. Dem Rat gehören 18 Vertreter aus Deutschland, jeweils 9 aus Österreich und der Schweiz und jeweils einer aus Südtirol, der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und Liechtenstein an; Luxemburg ist mit einem Beobachter ohne Stimmrecht vertreten. Zuletzt stand etwa die Einführung des Großbuchstabens für “Eszett” (ß) auf der Agenda, welche das Land Südtirol bereits gutgeheißen hat.

Der neue Vorsitzende des Rates, Josef Lange, kam gestern nach Bozen und stattete Bildungs- und Kulturlandesrat Philipp Achammer einen Besuch ab. Am Treffen nahm auch der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, teil, der Südtirol im Rat für Rechtschreibung vertritt.

“Gerade für uns als sprachliche Minderheit ist es wesentlich, die regelmäßigen Kontakte und den ständigen Austausch mit dem großen deutschen Sprachraum aufrecht und lebendig zu erhalten”, erklärt Landesrat Achammer, “Sprachförderung und Sprachpflege sind für uns von zentraler Bedeutung. Daher ist es auch wichtig, dass wir in die Festlegung der gemeinsamen Rechtschreibung, die im gesamten deutschen Sprachraum Gültigkeit hat, mit eingebunden sind.”

Josef Lange ist seit Januar 2017 Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung. Er studierte Katholische Theologie und promovierte in Geschichte und Politische Wissenschaften. Unter anderem war er Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz sowie Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in Berlin, Leiter der Abteilung Ressortkoordinierung in der Thüringer Staatskanzlei und Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie Mitglied verschiedener akademischer Gremien.

suedtirolnews.it 25.5.2017

Ich habe bisher noch kein ansprechend gestaltetes Groß-ß gesehen. Man sieht allen die Notlösung an. Der Bedarf entstand bei der unnötigen Großschreibung von Eigennamen in amtlichen Dokumenten und wurde durch die „Reform“ vestärkt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2016 um 22.34

3. Bericht des Rechtschreibrates:

Wesentlich im Bereich der GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG neu geregelt mit der Reform wurde die Schreibung formaler Substantivierungen, die seitdem einheitlich in Großschreibung angesetzt sind (vgl. auf dem Laufenden, im Großen und Ganzen). Diese Neuerung hat sich durchgesetzt ...
3. Bericht S. 23
... z.B. in der devoten Presse:
Wissenschaftler haben eine Studie zur sich verlangsamenden Rotation der Erde geschrieben - und stützen ihre These auf Tonscherben der Babylonier.
Vor allem die Gezeitenkraft des Mondes bremst die Rotation der Erde. Aber auch alle Massen, die auf der Erde in Bewegung sind, verändern die Drehung - etwa Gletscher, Magma, ja selbst fallendes Laub. Doch der Mond wirkt bei Weitem am stärksten.
spiegel.de 13.12.2016
Nein, nach dem Gravitationsgesetz F = G • M • m / r² wirkt der Mond bei größeren Weiten schwächer und könnte bei weitem nicht die unterstellten Wirkungen hervorrufen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2016 um 16.48

0) Zum Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung

Nach 2006 und 2010 legt der Rat für deutsche Rechtschreibung zu Ende 2016 seinen dritten Bericht vor, der die Jahre 2011 bis 2016 umfasst. Stand der erste Bericht ganz im Zeichen der Findung eines Konsenses zwischen den die Reform befürwortenden und den der Reform kritisch gegenüberstehenden Parteiungen*), so spielten im zweiten Bericht Fragen der Umsetzung eine zentrale Rolle. Der nun vorliegende dritte Bericht ist der Erste, in dem Fragen der Schreibgebrauchsbeobachtung im Vordergrund stehen ...

rechtschreibrat.com

*) Offensichtlich waren neben den Befürwortern und Kritikern die 56 bis 90 Prozent Gegner der „Reform“ in diesen Gremien überhaupt nicht mehr vertreten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2016 um 11.24

Recht schreibt der Rat, nicht gut
Daniel Goldstein / 08. Dez 2016 - Ohne Absicht zeigt der Rat für deutsche Rechtschreibung, wie man buchstäblich schlecht und recht schreiben kann.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung spielt dieses Jahr den leicht verspäteten Sankt Nikolaus: Er beschert Deutschen und Österreichern ein grosses Eszett, also zum ß das ẞ. Zudem hat er bei der Gross- und Kleinschreibung weitere Lockerungen gewährt: «Diese betreffen die Schreibung von Funktionsbezeichnungen (wie z. B. neu der erste/Erste Vorsitzende statt aktuell nur der Erste Vorsitzende) sowie von Benennungen für besondere Anlässe und Kalendertage (wie z. B. neu die goldene/Goldene Hochzeit statt aktuell nur die goldene Hochzeit).»

So weit, so gut, mehr oder weniger. Leicht hat sich der Rat die Arbeit nicht gemacht, und leicht macht er auch nicht die Lektüre seiner Pressemitteilung: «Das nach dem Statut des Rates vorzunehmende Anhörungsverfahren zu diesen Vorschlägen bei Vertretern der Schulen, insbesondere Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden und Vertretern von Einrichtungen, die aufgrund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden, hat eine allgemeine Zustimmung zu diesen Vorschlägen ergeben.» Aber wer will denn da schon meckern: Der Rat muss ja nur recht schreiben, «gut» steht nicht in seinem Statut.

Weiterführende Informationen
Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung
Pressemitteilung dazu

infosperber.ch 10.12.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.08.2016 um 05.27

Gestern erwähnte Th. Ickler eine interessante Beobachtung:

Wenn ich die neueste Liste der Ratsmitglieder durchsehe, finde ich naturgemäß keinen Gegner der Rechtschreibreform, aber auch keinen der alten Reformer mehr; Gallmann gehört noch am ehesten dazu, aber sonst lauter Leute, die mit Rechtschreibung nichts zu tun haben und denen das alles im Grunde gleichgültig ist. Nur die Wörterbuchfraktion (Krome) weiß, was sie will, die anderen nicken dazu. Was sollen sie auch sagen? Zur Sache selbst können sie nichts beitragen, sondern sich nur zu den erwartbaren geschäftlichen oder organisatorischen Folgen einer Änderung äußern.
Die wenigen Sprachwissenschaftler müssen in einem solchen Gremium ziemlich frustriert sein. Ich wundere mich, wie lange sie es aushalten.
Wikipedia weiß:
Der Verlag der Wahrig-Nachschlagewerke, der zu Bertelsmann gehörende Wissen Media Verlag, stellte seine Geschäftstätigkeit im Buchhandel zum 1. Februar 2014 ein. Lediglich die Online-Aktualisierungen verschiedener Werke sollen für Käufer noch ein paar Jahre erhalten bleiben.
Das heißt: Der Rechtschreib„reform“, von Bertelsmann (Krome) zur Verdrängung des Duden stark gefördert, ist damit eins ihrer wichtigsten Ziele abhanden gekommen. Wäre das am Anfang klar gewesen, dann hätte es möglicherweise gar keine „Reform“ gegeben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2016 um 04.53

Nochmal zur NWZ-Meldung v. 2.8. über das Wirken des Rechtschreibrates:

Zehn Jahre nachdem das amtliche Regelwerk – die reformierte Reform – als verbindliche Grundlage für den Unterricht erklärt worden ist, wird sie auch „überwiegend angewandt“. Das ergab eine Studie des deutschen Rechtschreibrates, die jetzt in Mannheim veröffentlicht wurde...

Der Studie zufolge stimmt die Anwendung mit den festgeschriebenen Regeln „im hohen Maße überein“. Dies gelte auch für Normen, die vor einem Jahrzehnt umstritten waren, wie etwa die Großschreibung bei „im Folgenden“ oder „des Öfteren“.
Th. Ickler hat diese Betriebsamkeit des „Rates“ schon vor sechs Jahren (Auszug hier) präzise aufgespießt:
Der Rechtschreibrat verbucht die Durchsetzung der Reform als Erfolg, die Qualität des Durchgesetzten spielt für ihn keine Rolle. Die Sprachwissenschaft hat abgedankt zugunsten einer geschäftsrelevanten Durchsetzungsforschung…
(Ein Beispiel gelungener Durchsetzung hier.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.2016 um 05.45

Reformgegner auch am zehnten Jahrestag kritisch
„Einheitlichkeit verloren“ – Studie mit positivem Ergebnis


Mannheim/Oldenburg Wieder ein Jahrestag zur umstrittenen Rechtschreibreform: Zehn Jahre nachdem das amtliche Regelwerk – die reformierte Reform – als verbindliche Grundlage für den Unterricht erklärt worden ist, wird sie auch „überwiegend angewandt“. Das ergab eine Studie des deutschen Rechtschreibrates, die jetzt in Mannheim veröffentlicht wurde. Die Reformgegner jedoch sind auch nach zehn Jahren nicht verstummt.

Der Studie zufolge stimmt die Anwendung mit den festgeschriebenen Regeln „im hohen Maße überein“. Dies gelte auch für Normen, die vor einem Jahrzehnt umstritten waren, wie etwa die Großschreibung bei „im Folgenden“ oder „des Öfteren“.

Um die Reform wurde seit deren Einführung 1996 heftig gestritten. Zu den Reformgegnern gehört die Oldenburgerin Gabriele Ahrens, die mit ihrem Mann die Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ gegründet hatte. Heute beklagt sie die „verlorene Einheitlichkeit der Orthografie“. Durch zahlreiche parallel geltende Schreibweisen und nicht identische Wörterbücher sei sie der Beliebigkeit preisgegeben.

nwzonline.de 2.8.2016

Der Rechtschreib(un)rat beobachtet die Automatenkorrekturen „des Öfteren“, um die assholistische Rechtschreib„reform“ zu rechtfertigen – welch erbärmliche Manipulation!

Siehe auch noch dies.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.06.2016 um 12.20

Vorsitzender im Rat für deutsche Rechtschreibung

Als der Rat für deutsche Rechtschreibung 2004 antrat, den "Sprachfrieden" herzustellen, herrschte ein wahrer Rechtschreibkrieg. Der ist inzwischen vorbei - nun nimmt "Mr. Rechtschreibung" Hans Zehetmair seinen Hut. Bald wird ein Nachfolger gewählt.


Hannover/München - Der ehemalige niedersächsische Staatssekretär Josef Lange soll den Rat für deutsche Rechtschreibung leiten. Er ist einziger Kandidat für die Nachfolge von Hans Zehetmair an der Spitze des Gremiums, das seit 2004 die maßgebliche Instanz in Fragen der Rechtschreibung ist. Das geht aus der am Mittwoch versandten Einladung zur nächsten Sitzung des Rats am 24. Juni in Vaduz (Liechtenstein) hervor. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des neuen Vorsitzenden.

Die Kultusministerkonferenz und die zuständigen Institutionen der anderen deutschsprachigen Länder, die im Rat vertreten sind, haben sich demnach auf Lange geeinigt. «Ich freue mich über das Vertrauen der staatlichen Stellen im deutschsprachigen Raum und bin gern bereit, diese Funktion zum Wohl der Allgemeinheit wahrzunehmen», teilte Lange mit. Der Historiker und Theologe war von 2003 bis 2013 Staatssekretär im niedersächsischen Wissenschaftsministerium. In den 90er Jahren war er Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz.

Der ehemalige CSU-Politiker Zehetmair steht dem Rechtschreibrat seit der Gründung des Gremiums im Jahr 2004 vor und gilt als"Mr. Rechtschreibung". Zum zehnjährigen Bestehen des Rates 2014 hatte er seinen Rückzug für Ende 2016 angekündigt.

Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu leidenschaftlichen Debatten geführt. Jahrelang tobte ein Streit um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Dampfschifffahrt oder Dampfschiffahrt. Der von den staatlichen Stellen beauftragte Rechtschreibrat sollte den «Sprachfrieden» wiederherstellen. Er hat 40 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

«Damals gab es Leute, die Angst hatten, die Welt bricht zusammen, wenn man ein Wort so oder so schreibt», sagte Zehetmair zum zehnjährigen Bestehen des Rates. "Dabei gibt es längst ganz andere Herausforderungen: Sprache ist verkommen. Sprache ist zu sehr dem Konsum gewichen, der Passivität, und ist zu wenig schöpferisch."

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Josef Lange in der internationalen Wissenschaftsszene zu Hause. Der am 20. Februar 1948 im westfälischen Ahlen geborene Theologe und Historiker gilt wegen seiner zahlreichen früheren und aktiven Ämter auch über die Grenzen Deutschlands hinaus als gut vernetzt.

Lange lebt in Hannover und bezeichnet sich selbst als "Exot", der im Laufe seiner Verwaltungs- und politischen Karriere seine Heimat verließ, um in vielen Orten in Deutschland zu studieren, zu leben und zu arbeiten: "Münster, Regensburg, Bayreuth, das Rheinland, Berlin, Erfurt - überall habe ich die dortigen Menschen sowie ihre Formen der Sprache kennengelernt." Dadurch habe er ein eigenes Verständnis für Sprache entwickelt.

Dies dürfte ihm im Amt als Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung mindestens ebenso helfen wie seine in den unterschiedlichsten Ämtern gesammelten politischen Erfahrungen - sei es als Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, als Mitglied in zahllosen Ausschüssen, Beiräten sowie Arbeitsgruppen oder als Staatssekretär in Wissenschaftsministerien. Von 2000 bis Mitte 2001 hatte er den Posten in Berlin inne, von 2003 bis 2013 in seiner Wahlheimat Niedersachsen.

Zwischenzeitlich beriet Lange auch die serbische Regierung bei der Vorbereitung eines neuen Hochschulgesetzes im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung und arbeitete als Abteilungsleiter in der thüringischen Staatskanzlei.

Eigentlich hatte der zweifache Vater seiner Frau versprochen, im Ruhestand kürzer zu treten. Doch aus seinem Umfeld heißt es, das sei noch nie seine Stärke gewesen. Lange gilt als emsiger, geradliniger, zielorientierter sowie bescheidener Denker und Arbeiter im Hintergrund, der im Schmieden von Kompromissen sehr erfahren ist.

Neue Presse Coburg 2.6.2016

Zu dem seit 20 Jahren öffentlich ablaufenden Kulturschurkenstück Rechtschreib„reform“ fällt einem nichts mehr ein.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2015 um 15.36

Zuletzt hatten wir den Germanisten Uwe Pörksen hier und da erwähnt. Bei der weiteren Suche sind wir auch auf seine aufschlußreiche Austritterklärung aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung gestoßen:

Austrittserklärung

Prof. Dr. Uwe Pörksen
Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

An den Vorsitzenden des Rats für deutsche Rechtschreibung
Herrn Staatsminister a. D.
Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair
Hanns-Seidel-Stiftung e.V.
Lazarettstr. 33
D-80636 München


An die Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung
Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS)
R5, 6-13
D-68161 Mannheim


Freiburg, 4.10.2008


Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Ratsmitglieder,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,

mit diesen Zeilen kündige ich an, daß ich zum Termin der nächsten Sitzung aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung ausscheide.

Die Aufgabe des Rates habe ich zur Zeit meines Beitritts vor etwa drei Jahren so verstanden, daß er die Baustelle Rechtschreibung in den wichtigsten Bauabschnitten einer Revision und einem Rückbau unterzieht. Unsere zunächst sehr zurückhaltende Akademie hat sich daran beteiligt, als der Rat ihrem Vorschlag entgegenkam, Arbeitsgruppen - u.a. zum Thema Zusammen- und Getrenntschreibung - einzurichten, und diese in der Folge überzeugende Vorschläge vorlegten. Im Frühjahr 2006 kam es zum erfolgreichen Abschluß eines ersten Kapitels, zugleich wurde die Weiterarbeit in einer Sitzung, an der ich teilnahm, auf eine nicht unbedenkliche Weise unterbunden bzw. auf ein St. Irgendwann vertagt.

Inzwischen vermag ich kein klares Programm zu erkennen, weder was Inhalt und Gewichtung der noch zu erledigenden Kapitel, noch was den Zeitplan, noch was die einzusetzenden Arbeitsgruppen angeht. Statt dessen scheint mir der Rat dazu überzugehen, sich neuen, weitergehenden Aufgaben zuzuwenden.

Das widerspricht meinem Verständnis seines Auftrags und seiner Möglichkeiten. Ich habe ihn als Aushilfe in einer verfahrenen Situation begriffen. Als Dauereinrichtung halte ich ihn für eine Fehlkonstruktion. Unsere Orthographiegeschichte ist in den 90er Jahren verunglückt, weil ein Gremium, das in den 50er Jahren gegründet wurde, um die Idee einer Kleinschreibung nach englischem oder dänischem Vorbild zu prüfen, sich, als die Idee zu den Akten gelegt wurde, nicht aufgelöst hat.

Die Reaktion bzw. die fehlende Reaktion auf das letzte Schreiben unserer Sprachkommission bestärkt mich in meinem Entschluß. Die Kommission unserer Akademie ist über meine Entscheidung unterrichtet und hat für sie mehr als Verständnis. Ich bitte darum, daß die Gründe meines Austritts in der kommenden Sitzung diskutiert werden. (Sollte es bei dem ursprünglich angekündigten Termin 23. Oktober bleiben, müßte ich mich leider schon um 13h verabschieden).

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
(Uwe Pörksen)

[Anmerkung S.S.: „die Weiterarbeit ... auf eine nicht unbedenkliche Weise unterbunden“. Damit gemeint ist sicher die Verfügung der KMK-Präsidentin Erdsiek-Rave gleich nach ihrer Amtsübernahme 2006, alle weiteren Arbeiten zur Korrektur der „Reform“ einzustellen, um schon im März den „Rechtschreibfrieden“ verkünden zu können.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2015 um 17.37

Zum untenstehenden Artikel von Edmund Jacoby

Wie Autoren schreiben,

bei uns hier eingetragen, gibt es im Börsenblatt eine interessante, von Mißverständnissen und Unkenntnis getragene Kontroverse unter den Lesern, aber bisher keine Verteidigung der Rechtschreib„reform“:


Theodor Ickler 18.06.2015 12:51h

Ich verstehe nicht, warum die Reformer so großen Wert auf den "Rechtschreibfrieden" legen statt darauf, daß wir wieder eine sinnvolle Rechtschreibung bekommen. Aber auch der Ratsvorsitzende Zehetmair redet so, wie ich als ehemaliges Mitglied des Rates noch genau in Erinnerung habe. So wurden denn auch von Anfang an die Kritiker der Neuregelung als Störenfriede gescholten. Nur sehr widerwillig haben die Kultusbehörden anerkannt, daß die zahllosen Einwände sachlich berechtigt waren, und zehn Jahre hat es bis zu den Korrekturen gedauert, die aber bei weitem nicht das Ende sein sollten. Lange Mängellisten liegen noch unbearbeitet in der Schublade.


Lektor 18.06.2015 13:05h

Ein Sechstel der Schreiber hält sich also an die neuen Regeln (sofern man von solchen sprechen kann), das andere Sechstel hält die Reform für Unsinn und zwei Drittel machen, was sie wollen.
Wenn Jacoby behauptet, daß eine "Hausorthographie" ein "weiterer kleiner Schritt zum Rechtschreibfrieden." sei, ist das dreist. Einen weiteren Schritt ins Chaos als Frieden zu bezeichnen, ist nur eine Verschleierung dessen, daß das, was die Reformer bezweckt haben, fast erfüllt ist. Nämlich daß man an der Schreibung nicht mehr die Bildung des Schreibers erkennen können soll.


Journalist 18.06.2015 15:26h
@Theodor Ickler,
Nein Herr Ickler, Sie irren. Wir brauchen keine neue Rechtschreibung. Was Sie und Ihresgleichen gemacht haben, ist pure Anmaßung, weil die deutsche Sprache nicht das Eigentum von Ihnen und Ihresgleichen ist, sie gehört uns allen. Und es gibt keinen Grund, daß Sie und ihre »Mitstreiter« daran herumpfuschten und -pfuschen. Seit 1901 gibt es eine sinnvolle deutsche Schreibung, die hätte gereicht, kein einziger der Vorschläge der Kommission war berechtigt.
Herausgekommen ist Chaos, ein eindeutig durch die Reform begründeter, bis heute anhaltender schlechterer Abverkauf von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften und mehrere Schülergenerationen, die die Regeln, die ihnen in der Schule gelehrt werden, täglich auf das Gröbste verletzt sehen.
Aber wie immer gilt in Deutschland, daß Fehler von den Politikern nicht eingestanden werden. Man strampelt emsig weiter, auch wenn’s dabei bergab geht. Darauf brauchen Sie nicht stolz zu sein.


Theodor Ickler 18.06.2015 18:16h

Aber Herr Journalist! Da haben Sie mich gründlich mißverstanden. Ich gehöre doch gar nicht zu den Reformern, sondern war von Anfang an ihr entschiedenster Gegner, habe fünf Bücher gegen die Reform veröffentlicht und die Volksinitiativen sprachwissenschaftlich beraten. Im Rechtschreibrat habe ich weiter für die Rücknahme der Reform gekämpft, nicht ganz erfolglos, aber als es nicht mehr weiterging, bin ich ausgetreten.


Journalist 19.06.2015 11:18h

Herr Ickler,
es gilt der alte strafrechtliche Grundsatz: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.
Zuerst mitmachen, dann aufgeben und am Ende dagegenwettern ist das, was diese Reform so weit gebracht hat. Am Schluß will es keiner gewesen sein, aber wir alle leiden darunter. Das gilt für Sie, Zehetmair und alle die anderen, die in irgendeiner Form mitgewirkt haben, gleichermaßen.


Frieda 19.06.2015 11:36h

Der mantra-artig beschworene "Frieden" ist der Frieden des Todes: "R.I.P.". Seit "voraus", "nachhinein" und andere Worte von irgendwelchen dahergelaufenen Schlauköppen als Substantive festgelegt wurden, so wie einst die Kirche die Erde als flach und die Sonne um die Erde kreisend festgelegt hatte, ist Rechtschreibung in Deutschland tot. Grammatik, Etymologie, Wortarten sind damit abgeschafft, und die breiige Masse folgt stumpfsinnig den blödsinnigen DUDEN-Empfehlungen ("seit Langem", "von Weitem", "Recht haben", "Leid tun", "weit reichend", "Saxofohn", ...).


Theodor Ickler 19.06.2015 18:18h

Nein, Herr Journalist, Sie irren sich schon wieder. Ich habe zu keiner Zeit "mitgemacht". Aus meiner Feder stammte einer der allerersten Zeitungsartikel gegen die Rechtschreibreform, in der FAZ 1996. Ich habe unter großen Opfern völlig kompromißlos gegen die Reform gekämpft, auch als Gutachter vor dem Bundesverfassungsgericht 1998. In den Rat für deutsche Rechtschreibung wollten die Kultusminister zunächst nur Reformbefürworter aufnehmen, mußten sich dann dem Druck der Kritiker beugen und wenigstens einen Reformgegner dazunehmen. Den "Kompromiß" von 2006 habe ich nicht mitgetragen. Ich habe nur die Rücknahme einzelner Neuerungen bewirkt. Wenn Sie die jahrelange Entwicklung mitverfolgt hätten, wüßten Sie das alles, denn es stand in den Zeitungen, auch mein ausführlicher Bericht "Aus dem Leben eines Rechtschreibrates" über die unsäglichen Verhältnisse im Rat. Noch jetzt diskutieren wir unter "Schrift & Rede" weiter, und dort können Sie ebenfalls an meinen vielen tausend Beiträgen sehen, daß ich niemals mitgemacht habe. Für meinen kompromißlosen Kampf wurde mir 2001 der Deutsche Sprachpreis verliehen. Wollen Sie die Logik wirklich so verdrehen, daß sie von jemandem, der eine Sache bekämpft, behaupten, er habe eben dadurch "mitgemacht"?

boersenblatt.net


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2015 um 12.48

15. Juni 2015 Rat für deutsche Rechtschreibung

Wie Autoren schreiben

Aufwändig oder aufwendig? Wo gehen Autoren mit den amtlichen Regeln der Rechtschreibreform konform und wo nicht? Edmund Jacoby, Verleger im Verlagshaus Jacoby & Stuart, sitzt für den Börsenverein im Rat für deutsche Rechtschreibung - Einblicke aus der letzten Sitzung des Rats: VON EDMUND JACOBY


Jetzt ist sie bald schon zwanzig Jahre her, die große Aufregung um die Rechtschreibreform von 1996. Seit der Rat für deutsche Rechtschreibung im Jahr 2006 ein Regelwerk vorgelegt hat, in dem manche „reformierte“ Schreibweisen abgeschafft und die traditionelle Schreibweise in vielen Fällen wieder zugelassen wurde, herrscht einigermaßen Frieden in deutschen Schreibstuben. Aber die amtliche Schreibung besitzt längst noch nicht wieder die fraglose Autorität, die der Duden und andere Wörterbücher einmal hatten.

Dies wurde in einer ziemlich repräsentativen Umfrage des Interessenverbands österreichischer Autorinnen und Autoren deutlich, die auf der letzten Tagung des Rechtschreibrats vorgestellt wurde: Nur 16% der Befragten bekennen sich uneingeschränkt zur gültigen reformierten Rechtschreibung, während fast ebenso viele an der alten Rechtschreibung von vor 1996 festhalten. Die große Mehrheit gab an, von Fall zu Fall zu entscheiden und eigene Regeln zu befolgen. In den meisten Fällen akzeptieren die Verlage diese individuellen Orthographien.

Und wo gehen die Autoren nun mit den amtlichen Regeln konform und wo nicht?

Das seinerzeitige Hauptärgernis der neuen Rechtschreibung, die vorgeschriebene Auseinanderschreibung zusammengesetzter Wörter, ist dank der Reform der Reform weitgehend beseitigt. Zwar empfiehlt der Wahrig etwa immer noch die Schreibweise „schwer wiegend“, aber 80% der Befragten schreiben „schwerwiegend“, entsprechend der alten Faustregel „nur eine betonte Silbe – ein einziges Wort“. Bei „kennenlernen“ ist das Votum für die Zusammenschreibung noch eindeutiger.

Problematischer ist es mit der Groß- und Kleinschreibung: Ausdrücke wie „auf dem Laufenden“ sollen großgeschrieben werden. Nur scheinbar eindeutig ist in diesem Fall, dass es sich bei „Laufenden“ um ein Substantiv handeln müsse, weil es dazu einen Artikel gibt, und nur 65% der Befragten waren vom Substantivcharakter des Worts überzeugt. (In vergleichbaren Fällen wie „ohne W/weiteres kann auch offiziell wieder kleingeschrieben werden.)

Womit die österreichischen Profischreiber sich auch nicht recht anfreunden können, sind reformierte „ä“-Schreibweisen. „Aufwändig“ wird inzwischen auch von den Wörterbüchern nicht mehr empfohlen, da das Wort nun mal nicht von Wand, sondern von wenden kommt. „Schnäuzen“ statt „schneuzen“ ist dagegen zwar vorgeschrieben, aber dennoch nicht mehrheitsfähig. Wer denkt denn schon beim Sich-Schnäuzen an Schnauze?

Auch außerhalb Österreichs hadern die Schreibenden noch mit einigen Reformschreibungen. So geht vielen das vorgeschriebene „nummerieren“ oder gar „nummerisch“ ebenso gegen den Strich wie „platzieren“. Das eingedeutschte Portmonee statt Portemonnaie wird inzwischen von den Wörterbüchern nicht mehr empfohlen, obwohl die ideologisch vorbelastete Auffassung, dass „Fremdwörter“ eingedeutscht („integriert“) gehören, noch nicht ganz tot ist. Im Fall von „Tollpatsch“ hat sich die „Integration“ des migrantischen, aus dem Ungarischen stammenden, Worts durchgesetzt, weil die meisten Schreibenden wohl vermuten, dass das Wort von „toll“ kommt; bei Nougat dagegen hält sich kaum jemand an die Duden-Empfehlung „Nugat“ …

Woran die österreichischen Autorinnen und Autoren mit gutem Grund erinnert haben, ist dieses: Rechtschreibregeln haben nicht nur den Zweck, Schülern das Schreibenlernen zu erleichtern, sondern auch den, Texte möglichst lesbar zu machen. So plädieren sie für eine möglichst klare Satzgliederung durch Kommata, anders als die Reformrechtschreibung, die versucht hat, die Zahl der Kommata zu reduzieren.

Übrigens: Der österreichische Verband hat jetzt beschlossen, künftig nicht mehr die alten Rechtschreibregeln anzuwenden, sondern eine Hausorthographie auf der Grundlage der geltenden Regeln zu nutzen. Ein weiterer kleiner Schritt zum Rechtschreibfrieden.

boersenblatt.net 15.6.2015

Der letzte Absatz war wohl das, was der Verfasser eigentlich mitteilen wollte: Daß auch der Autorenverband zu Kreuze kriechen will in diesem übelsten Schmierenstück der deutschsprachigen Kulturapparatschiks der letzten hundert Jahre.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.12.2014 um 12.33

"Unsere Sprache verkommt"

Delfin oder Delphin? Die Rechtschreibreform führte zu leidenschaftlichen Debatten. Zehn Jahre danach zieht der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair Bilanz.
[Bild]
Hans Zehetmair (78/CSU) war von 1986 bis 2003 erst als Kultus-, dann als Wissenschaftsminister Mitglied des bayerischen Kabinetts. Im Mai dieses Jahres gab er nach zehn Jahren den Vorsitz der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung ab. Nach dem Ablauf seiner Amtszeit als Rechtschreibrats-Chef will er Ende 2016 auch diesen Posten räumen. Quelle: dpa

Herr Zehetmair, wie fällt Ihre Bilanz nach einem Jahrzehnt Rechtschreibrat aus?

Hans Zehetmair: Rückblickend muss ich sagen, dass es erstaunlich und erfreulich ist, dass das korrigierte Regelwerk nach zwei Jahren stand. Die ersten Sitzungen waren durch sehr viel Abneigung geprägt - hüben wie drüben. Ich musste schauen, dass es keine Sieger und Besiegten gab. Das scheint insgesamt gelungen zu sein, was man auch daran sieht, dass im dritten Jahr Ruhe einkehrte.

Damals war die neue Rechtschreibung ein unglaublich emotional aufgeladenes Thema. Heute fragt man sich manchmal bei allen Verkürzungen, mit denen in der schriftlichen Kommunikation operiert wird, ob die Rechtschreibung überhaupt noch von Bedeutung ist.

Damals gab es Leute, die Angst hatten, die Welt bricht zusammen, wenn man ein Wort so oder so schreibt. Dabei gibt es längst ganz andere Herausforderungen: Sprache ist verkommen. Sprache ist zu sehr dem Konsum gewichen, der Passivität, und ist zu wenig schöpferisch. Dazu kommt dann noch die Verfremdung durch immer mehr Anglizismen, die ich nicht total ablehne, die man aber zumindest immer so einsetzen sollte, dass man auch weiß, was Begriffe wie Recycling bedeuten. Diese durch die Schnelllebigkeit und den Aktionismus herausgeforderte Oberflächlichkeit führt dann zu Wortfetzen wie sie beispielsweise beim Twittern gebraucht werden. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung.
[...]

Wie definieren Sie die Rolle des Rechtschreibrates heute, wo doch das vielzitierte Ziel des „Sprachfriedens“ hergestellt zu sein scheint?

Gemäß unserem Statut haben wir die Aufgabe, die Sprache zu beobachten und darüber zu wachen, dass die Reinheit der Sprache gewahrt wird. Das bedeutet keinen Purismus französischer Auffassung. Natürlich darf es auch Fremdworte geben - aber in der Form, dass man auch weiß, was dahintersteht. Wir brauchen keine Tarnworte, die der Vereinfachung oder leider auch Verdummung dienen

Was sind die wichtigsten Herausforderungen des Rechtschreibrates für das kommende Jahr?

In unserer Arbeitsgruppe Korpora sitzen die zum Teil existenziell gefährdeten Wörterbuch-Verlage. Das liegt wohl an der Entwicklung, am Internet. Aber der unermessliche Wortschatz, der über die Wörterbuchverlage gesammelt wird, ist schon ein ungemeiner Schatz einer lebendigen Sprache. Ich will kein Oberlehrer sein, aber ich will deutlich sagen, dass das gedruckte und das geschriebene Wort ebenso wie das gesprochene weiterhin nicht überflüssig geworden ist, auch nicht in Zeiten der Nanographie.

wiwo 15.12.2014

Rechtschreib-Papst, war der Titel nicht schon vergeben?

Bemerkenswert ist das offengelegte Prinzip staatsbürokratischer „Stussvermehrung“:
Fehlentscheidungen werden nur zur Hälfte zurückgenommen, um „keine Sieger und Besiegten“ zu schaffen.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.10.2014 um 05.50

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg

Eichinger: Also das ist sicher war, …


- - -

… erstaunlich, wie man als Professor herumeiern kann …
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2014 um 20.47

"Eine gewisse Übung wäre wieder gut"

Ludwig Eichinger im Gespräch mit Kate Maleike

Vor zehn Jahren wurde der Rat für deutsche Rechtschreibung gegründet. Die Rechtschreibleistung sei heute nicht viel schlechter, sagt Ratsmitglied Ludwig Eichinger. Allerdings fehle in vielen Bereichen die Übung. Eine grundlegende Rechtschreibreform sei auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.

Kate Maleike:
Heute vor genau zehn Jahren haben die Ministerpräsidenten der Bundesländer zusammengesessen und entschieden, den Rat für deutsche Rechtschreibung zu gründen, und zwar als Antwort sozusagen auf die heftige Kritik, die es in der Öffentlichkeit, speziell in Schulen und in den Medien, nach der Reform der Rechtschreibung gehagelt hatte. Damals hatten viele Neuerungen, die eigentlich als Erleichterung geplant waren, auf Aufschreie gesorgt. Zum Beispiel, dass ein stummes h nicht mehr geschrieben werden muss, bei Spagetti zum Beispiel, oder dass Flussschifffahrt nun mit drei s und drei f geschrieben wird oder das "dass" eben mit doppeltem s und nicht mehr mit Buckel-S. Die Rechtschreibung verwirrt Schüler eher, statt zu helfen, und durch die Reform würden mehr Fehler entstehen - so wird noch bis heute kritisiert. Der Rat für deutsche Rechtschreibung, der aus circa 30 Vertretern besteht aus deutschsprachigen Ländern, hat also nun seit gut zehn Jahren die Aufgabe, den Sprachfrieden wiederherzustellen, vor allem den schulischen Sprachgebrauch zu beobachten. Mit Professor Ludwig Eichinger, einem der Ratsmitglieder, möchten wir jetzt Bilanz ziehen. Herr Eichinger ist auch Direktor des Deutschen Institutes für Deutsche Sprache in Mannheim. Guten Tag!

Ludwig Eichinger: Guten Tag!

Maleike: Wie fällt denn Ihre Bilanz jetzt aus, haben Sie den Sprachfrieden schaffen können?

Eichinger: Wir haben den Sprachfrieden in einem Ausmaß, wie man das schaffen kann, glaube ich, geschafft. Dadurch, dass wir gewisse Dinge, die so stark gegen den Schreibgebrauch und die Üblichkeit gingen, ein bisschen wieder zurückgefahren haben und so die alte Systematik des Schreibens ein bisschen stärker hergestellt haben, haben wir, glaube ich, bis 2006, wo ja der erste Arbeitsschritt des Rates war und wo das letzte Mal dann die Kultusministerkonferenz auch Änderungen am Regelwerk dann akzeptiert hat, haben wir, glaube ich, einen Kompromiss gefunden, von dem man sagen kann, er ist ganz gut akzeptiert worden, weil er auch an manchen Stellen, wo die Sachen wirklich unklar sind, ein bisschen mehr offengelassen hat, sodass dann auch Wahl des Schreibens besteht.

"Die Bedingungen für Rechtschreibung haben sich ja insgesamt geändert"

Maleike: Was sagen Sie denn zu den allgemein geäußerten Kritiken, dass die Rechtschreibung in Deutschland ein Problemfall ist?

Eichinger: Also die Bedingungen für Rechtschreibung haben sich ja insgesamt geändert. Wir schreiben ja viel weniger von Hand und wir schreiben sehr viel häufiger mit dem Computer und auch mit dem Rechtschreibprogramm. Und die Rechtschreibprogramme sind noch immer nicht sehr kontextsensitiv, und dann korrigieren sie uns manchmal was, was wir eigentlich so schreiben möchten und so was Ähnliches, sodass es eine Reihe von Faktoren gibt, die eine erhöhte Verunsicherung machen. Und sicherlich hat auch die Rechtschreibreform, die sicher nicht gut gemanagt war sozusagen, zur Verunsicherung der Menschen beigetragen. Aber tatsächlich, glaube ich, sind die Rechtschreibleistungen nicht viel schlechter. Ich sage ja immer, wenn heutzutage jemand es mit den zwei s und dem ß hat, dann hat er eigentlich die Hauptregel, die man ganz grundsätzlich haben muss, erkannt, und an vielen anderen Stellen kann man ja ein bisschen konservativer und ein bisschen weniger konservativ schreiben, und dann macht man eigentlich kaum Fehler.

Maleike: Also verstehen wir Sie richtig, Sie sagen, es ist gar nicht so schlecht mit der Rechtschreibung in Deutschland, wie das zum Beispiel gerne mal Arbeitgeber sagen über die Lehrlinge, die da kommen, oder aber auch Hochschulprofessoren über die Qualität ihrer Studenten?

Eichinger: Sagen wir mal so, Rechtschreibüben ist vielleicht ein bisschen stärker außer Praxis gekommen, weil wir eben so viel mit dem Computer schreiben, wo uns viel selber korrigiert wird. So gesehen ist es sicher so, dass in vielen Bereichen zur Übung zur Rechtschreibung fehlt, vielleicht auch in der Schule über längere Zeit die Rechtschreibung vielleicht keine so große Rolle gespielt hat. Also so gesehen stimmt das schon, dass eine gewisse Übung in der Rechtschreibung wieder gut wäre und dass es auch sicher eine gewisse Verunsicherung gab, weil durch die Rechtschreibreform die Sachen sich so oft geändert haben. Ich hoffe aber, dass diese Verunsicherung auch allmählich wieder ausläuft.

"Niemand will auch eine Reform um der Reform willen"

Maleike: In einer Pressemitteilung von Ihrem Rat wird ja gefordert auch, dass mehr für den Erwerb der Orthografie in der Schule getan werden kann, weil da zu wenig Zeit eigentlich ist.

Eichinger: Also das ist sicher war, dass insgesamt eben grammatische und Rechtschreibdinge im Unterricht kontinuierlich einen guten Platz bräuchten. Es ist auch so, dass offenkundig ja zum Beispiel nach der sechsten oder siebten Klasse kaum mehr im Lehrplan überhaupt irgendetwas Rechtschreibliches vorkommt, und das heißt, komplexere Dinge, da wo es Schwierigkeiten macht, die man den kleinen Kindern noch gar nicht beibringen kann, werden eigentlich weniger geübt, als sich das gehören würde, sodass wir zweifellos denken, dass so die Kompetenz in Rechtschreibung doch im Unterricht einen gehörigen Platz bekommen sollte.

Maleike: Droht uns eigentlich eine Reform der Reform, also stricken Sie noch mal an einer Rechtschreibreform?

Eichinger: Nein. Also ich glaube, niemand will auch eine Reform um der Reform willen. Es ist ja so, dass der Rat für Rechtschreibung die Aufgabe der Sprachbeobachtung jetzt hat, und es gibt ja wirklich auch ein paar Alternativen manchmal in der Schreibung. Und wenn sich herausstellen sollte, dass bestimmte Alternativen überhaupt nicht mehr gebraucht werden oder so was, dann würden wir vermutlich an einzelnen Stellen den Ratschlag geben, ob man das nicht, eine Alternative mal sozusagen abschafft. Aber eine grundlegende Rechtschreibreform ist ja auf absehbare Zeit und ich denke auf Jahrzehnte, heißt es, nicht zu erwarten.

Maleike: Professor Ludwig Eichinger war das. Er ist Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, dessen Gründung heute vor genau zehn Jahren von den Ministerpräsidenten beschlossen wurde, um Sprachfrieden nach der heiß diskutierten Rechtschreibreform zu schaffen.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

deutschlandfunk.de 8.10.2014

Siehe auch hier und als Kommentar dies.
Aufschlußreich Th. Ickler bei sprachforschung.org.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2014 um 07.46

Rat für deutsche Rechtschreibung in Rietberg

[Bild: Der 40-„Köpfige“ auf acht geschrumpft]

Rietberg. Nicht "Hinz und Kunz" – nein, der Rat für deutsche Rechtschreibung stattete Rietberg einen jetzt Besuch ab. Der Rat befasst sich mit der Beobachtung des gegenwärtigen Sprachgebrauchs und mit der Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung* im deutschen Sprachraum. Jetzt tagte der Rat in Gütersloh [!] und einige Mitglieder erkundeten im Anschluss Rietberg. Denn die Themenführung "Sprichwörtlich gut oder aus dem Nähkästchen geplaudert" ist schließlich genau das Richtige für die Sprachwissenschaftler.

Eingeladen hatte Sabine Krome, Chefredakteurin Wahrig bei Brockhaus. In strahlendem Sonnenlicht präsentierte sich die wunderschöne Fachwerkkulisse der Stadt, die in diesem Jahr 725 Jahre alt wird.

Interessantes aus der Geschichte, Informationen über einzelne Häuser und das Leben in Rietberg, gepaart mit Redewendungen und Sprichwörtern – die Stadtführerin Ingrid Steffens konnte so einige davon "aus dem Ärmel schütteln". Für beste Unterhaltung war gesorgt – "worauf man Gift nehmen kann".

Auch die Weiterentwicklung der Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks gehört zu seinen Aufgaben. Der fachkundige Kreis zeigte sich von der Themenführung begeistert und voll des Lobes. "Sie haben es geschafft, uns in eineinhalb Stunden die volle Breite und Tiefe des schönen Städtchens Rietberg und mit einem kurzweiligen historischen Durchlauf auch die deutsche/ostwestfälische Landschaft der Sprichwörter- und Redewendungen zu erschließen. Alle Teilnehmer waren begeistert", bedankte sich Sabine Krome.

Eine besondere Freude bereitete die Chefredakteurin der Rietberger Stadtführerin mit einem Präsent: dem neuen Wahrig-Buch mit Zitaten und Redewendungen. Viele der bei der Führung zu hörenden Redensarten sind dort wiederzufinden – aufgelistet in übersichtlicher Form ein Buch zum Schmökern...

Neue Westfälische 16.6.2014

Der Gebrauch des deutschen Schluß-ß ist fast so alt wie die Stadt Rietberg. Vielleicht könnte der Rat ja die „Reform“ in Richtung auf die Wiederherstellung dieses alten schönen Brauchs weiterentwickeln. Das wäre dann aber auch fast ihr Ende.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2013 um 21.24

Prominenter Linguist verlässt den Rechtschreib-Rat

Spektakulärer Rücktritt im Rat für Rechtschreibung: Der Linguist Peter Eisenberg kündigt seine Mitarbeit auf. Es gab offenbar Streit um neue Erklärungen zu vereinfachten Kommaregeln.

Von Dankwart Guratzsch

Im Rat für deutsche Rechtschreibung ist es zu einem Eklat gekommen. Der von der Akademie für Sprache und Dichtung entsandte Potsdamer Linguist Peter Eisenberg hat nach "Welt"-Informationen seine Mitarbeit aufgekündigt.

Eisenberg ist bereits der dritte prominente Sprachwissenschaftler, der nach der 1996 in Kraft getretenen Rechtschreibreform zurücktritt. Er war wesentlich an der Straffung und Umformulierung der Regeln in eine verständliche Sprache beteiligt. Die Fortsetzung dieser Arbeit ist nun gefährdet.

Der Rechtschreibrat hat bislang keine Erklärung zu dem Rücktritt herausgegeben. Auf "Welt"-Anfrage sagte Geschäftsführerin Kerstin Güthert lediglich: "Das ist ja nicht der erste Wechsel und deshalb nichts Außergewöhnliches." Im Sekretariat der Kultusministerkonferenz äußerte sich der Leiter der Schulabteilung Tobias Funk überrascht; man sehe aber "keinen Anlass für eine Reaktion".

Instanz für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung

Dabei haben bereits mehrere spektakuläre Austritte auf Auseinandersetzungen in dem Gremium hingedeutet, das als zentrale Instanz für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung sorgen soll. So hatte sich als erster prominenter Linguist schon ein Jahr nach der Reform von 1996 der Erlanger Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske aus der damaligen Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung zurückgezogen.

Sein Schritt galt als aufsehenerregend, weil Munske ursprünglich selbst zu den glühenden Verfechtern einer Rechtschreibreform gehört hatte. Die dann aber beschlossenen Neuerungen betrachtete er als "Überrumpelungsaktion" der Kultusminister der Länder und erklärte schließlich enttäuscht: "Was ich nicht für richtig halte, will ich nicht mitverantworten."

2006 war dann Theodor Ickler als zweiter prominenter Kritiker aus dem Rechtschreibrat ausgestiegen, auch er aus Protest gegen die Reform.

Seit 2003 an Kompromiss gearbeitet

Nun wiegt der Fall Eisenberg besonders schwer: Denn wie Munske hatte er der Kommission schon einmal den Rücken gekehrt und sich 1998 dem Protest von 600 Fachkollegen angeschlossen. Seit 2003 saß der Potsdamer Wissenschaftler dann aber für die Akademie für Sprache und Dichtung an einem Kompromissvorschlag. Und 2005 stellte er sich dem Rechtschreibrat erneut zur Verfügung, wo er dann zu den wichtigsten Überarbeitern der neuen Schreibregeln gehörte. Am ersten Rückbau der Reform 2006, bei dem viele alte Schreibungen wieder zugelassen wurden, hatte Eisenberg wesentlichen Anteil.

Eisenbergs neuerlicher Ausstieg bedeutet für die weitere Arbeit des Rates eine Zäsur. Erst im Oktober hatte das zwischenstaatliche Gremium nämlich öffentlich eingestehen müssen, dass nur noch "22 Prozent der getesteten Schülerinnen und Schüler in der 9. Jahrgangsstufe als kompetente Rechtschreiber angesehen werden" können. 27,2 Prozent erreichen demnach "die in den Standards der deutschen Kultusministerkonferenz formulierten Erwartungen nicht".

Die konkreten Auswirkungen der Rechtschreibreform auf diese Fehlerhäufigkeit wurden in der Stellungnahme zwar nicht explizit erwähnt, ein Zusammenhang also nicht hergestellt. Eine repräsentative Untersuchung dazu hat der Rat aber auch weder selbst erarbeitet noch in Auftrag gegeben. Selbst die oben genannten Vergleichszahlen sind nur im Anhang des Schriftsatzes versteckt. Grundsätzliche Fragen darf sich der Rat seinem Auftrag gemäß nicht stellen: Zwar soll er sich mit der "Weiterentwicklung" der Rechtschreibung befassen, jedoch nur "im unerlässlichen Umfang".

Regelwerk wird für unverständlich gehalten

Das Werk als solches infrage zu stellen, ist ihm also nicht erlaubt. Dabei sehen viele Lehrer und Fachwissenschaftler einen maßgeblichen Grund für die mangelnde Akzeptanz der neuen Rechtschreibung gerade darin, dass das Regelwerk unverständlich und widersprüchlich sei. Peter Eisenberg macht deutlich, was dies in der Schulrealität bedeutet: "Die Lehrer wissen teilweise nicht, warum eine bestimmte Regel gelten soll. Deshalb können sie das Regelwerk den Schülern auch nicht anschaulich vermitteln."

Überdies wird die sperrige Textfassung der Regeln als Ursache dafür angesehen, dass der Duden erstmals seit Jahrzehnten davon absieht, die geltenden Regeln in seinen neuesten Auflagen abzudrucken. Darum hatte der Rat 2010 beschlossen, einen "Paralleltext" zu den amtlichen Regeln zu verfassen, der "halb so lang und doppelt so verständlich" (Eisenberg) wie der des vorliegenden Regelwerks sein sollte. An der Ausarbeitung war Peter Eisenberg maßgeblich beteiligt, der nun berichtet, dass das zentrale Kapitel zur Groß- und Kleinschreibung auch bereits einvernehmlich abgesegnet sei.

Vor Beschlussfassung über den zweiten Komplex, die Vereinfachung der Kommaregeln, aber legten sich laut Eisenberg "Beharrungskräfte" im Rat quer, weil sie eine Aufweichung der Reform im Ganzen befürchteten. Die Arbeit an der Vereinfachung wurde auf Ratsbeschluss eingestellt. Für den Potsdamer Linguisten war damit einer weiteren Zuarbeit der Boden entzogen. Seinerseits stellt sich der Rat nun den Auftrag, erneut zu prüfen, wo die Schwachstellen des amtlichen Regelwerks liegen.

Rücknahme von 17 "Verdeutschungen"

Frühere Prüfungen dieser Art sind langwierig und überwiegend ergebnisarm verlaufen. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Zulassung von drei Neuschreibungen und die Rücknahme von 17 "Verdeutschungen" von Fremdwörtern im Jahr 2010. Dabei wurden ernsthaft Varianten diskutiert, die eher als Scherz empfunden werden mussten: So sollte unter anderem "Fassette", "Kabrio", "Krem", "Scharm", "Schose", "transchieren" geschrieben werden dürfen, ohne dass der Schüler Fehler angestrichen bekam.

Charakteristisch für die Leistungskraft des Rechtschreibrates sind die folgenden Daten. Um in gründlicher "wissenschaftlicher Einschätzung" festzustellen, dass derlei Schreibweisen kaum verwendet werden, brauchten die Hüter der Rechtschreibung in Kommission und Rat von 1996 bis 2010.

Noch ernüchternder ist eine zweite Bilanz: Nach der Stornierung von Eisenbergs "Paralleltext" bleibt die oben genannte Liste der 20 Wörter die einzige vorzeigbare Leistung des Rechtschreibrates in sieben Jahren. Dem steht eine beachtliche Reisebilanz gegenüber, die die Mitglieder unter anderem bis nach Eupen, Wien und Südtirol geführt hat.

Welt.de 13.11.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.05.2013 um 20.41

[Donaukurier:]

"Die Rechtschreibreform ist kein Ruhmesblatt"

Ingolstadt (DK) Der CSU-Politiker Hans Zehetmair gehörte von 1986 bis 2003 als Minister dem Regierungskabinett in Bayern an. Über viele Jahre hinweg verantwortete er das Schulwesen in Bayern. Nach dem Ende seiner aktiven politischen Laufbahn übernahm der heute 77 Jahre alte Erdinger den Vorsitz im Rat für deutsche Rechtschreibung, den die Kultusministerkonferenz nach den Turbulenzen um die Rechtschreibreform 2004 gegründet hatte. Seit neun Jahren ist er auch Vorsitzender der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung.

Herr Zehetmair, als Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung beschäftigen Sie sich mit den Folgen und Nachwirkungen der Rechtschreibreform. Macht das Spaß?

Hans Zehetmair: Spaß? Nein. Diese Aufgabe habe ich mir bestimmt nicht gewünscht. Das ist eher ein Bußgang für mich.

Ein Bußgang?

Hans Zehetmair: Im Rückblick muss man sagen, dass die Rechtschreibreform kein Ruhmesblatt war und ist, weder für die Politik noch für die Wissenschaft. Der Fehler der Politik war, dass wir uns mit dieser Reform nicht befasst haben.

Obwohl Sie als langjähriger bayerischer Kultusminister selbst daran beteiligt waren?

Hans Zehetmair: Ich bin froh, dass Sie diese kritische Frage stellen. Ja, ich schließe mich da nicht aus. Ich habe das Thema genauso wenig geliebt wie die anderen 16 Kultusminister der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb haben wir die Wissenschaftler einfach machen lassen. Als dann die ersten Zwischenberichte vorlagen, habe ich als einsamer Rufer in der Wüste gesagt, dass ich nicht mitmachen werde. Aber insgesamt, diesen Vorwurf muss ich mir heute machen, habe ich mich zu wenig um die Reform gekümmert.

17 Kultusminister [?] scheren sich nicht um eine Jahrhundertreform der deutschen Sprache? Eine abenteuerliche Vorstellung, oder?

Hans Zehetmair: Ich glaube, die Bürger haben das damals auch gespürt. Deshalb waren die ganze Wut und Empörung so groß, die 2002 und 2003 in der Gesellschaft hochkamen. Die Ministerpräsidenten Wulff in Niedersachsen und Stoiber in Bayern haben dann gesagt, dass sie nicht mitmachen und die ganze Reform rückgängig machen würden. Das ging aber nicht, weil die Wörterbücher schon gedruckt waren und weil in den Grundschulen bereits die reformierte Rechtschreibung gelehrt wurde. [???]

Wie ging es weiter?

Hans Zehetmair: Die Kultusminister der Länder baten mich 2004, den Vorsitz zu übernehmen für einen neu zugründenden Rat für deutsche Rechtschreibung. Die Aufgabe war, die Reform zu reformieren. Ich fühlte mich verantwortlich, das Ganze wieder so hinzukriegen, dass auch die gewöhnlichen Sprachnutzer sich wieder mit dem Deutschen identifizieren konnten und wollten. Also habe ich mich daran gemacht. Es war eine mühsame Prozedur. Ich musste bei Beschlüssen zwei Drittel Mehrheit bekommen von 40 Mitgliedern des Rates.

Wie sieht die Arbeit des Rates aus?

Hans Zehetmair: Wir haben uns in den ersten Jahren sechs- bis achtmal im Jahr getroffen, heute kommen wir jedes Jahr zwei oder dreimal zusammen. Wir mussten die Reform so zurückzuschrauben, dass gewöhnliche Leute damit etwas anfangen können. Das war nicht einfach, wenn man als Politiker den hochgebildeten Leuten im Rat sagen muss, dass man auch von der breiten Masse verstanden werden muss und dass man die, die noch schreiben und Bücher oder Zeitungen lesen, nicht missachten darf.

Können Sie Beispiele nennen?

Hans Zehetmair: Nehmen wir das Komma. In der ersten Fassung der Reform waren die Satzzeichen völlig ausgemerzt. Die schwierigste Aufgabe für mich war, im Rat einen Stimmungsumschwung herbeizuführen. Einzugestehen, dass man doch zu weit gegangen ist, fällt nicht nur Politikern schwer, sondern auch Wissenschaftlern.

Umso erstaunlicher ist Ihre Offenheit.

Hans Zehetmair: Es geht nicht anders. Natürlich gibt es ältere Bürger, die einfach keine Lust haben, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. Kaiser Wilhelm hat Anfang des 20. Jahrhunderts auch gesagt, dass er die damals neue Rechtschreibung nicht anwenden werde, und er hat das auch nicht getan. In erster Linie geht es um die jungen Menschen, für die brauchen wir einheitliche Schreibregeln, ob in der Schule, in der Arbeit oder beim Umgang mit Behörden.

Manche Schriftsteller wie Hans Magnus Enzensberger oder Christoph Ransmayr schreiben weiter nach den alten Regeln.

Hans Zehetmair: Das macht nichts. Ich meine, es muss nicht alles uniformiert werden wie etwa in Österreich, wo in der Schule grundsätzlich nur Bücher besprochen werden, die in der neuen Rechtschreibform vorliegen.[!!!] Die Sprache ist ein Gebilde, das lebt und das sich verändert. Streit gibt es heute nur noch um die Fehlerquelle im Gebrauch von „dass“ und „das“. Wir als Bayern können das leicht mit einer Eselsbrücke überbrücken: Wenn man statt das auch des sagen kannst, dann ist es ein einfaches s. Beispiel: I woas, dass des richtig ist.

Haben Sie auch dazu beigetragen, die Zeitungen zu befrieden? Die Frankfurter Allgemeine zum Beispiel hat lange Widerstand geleistet.

Hans Zehetmair: Ich war damals bei den Herausgebern der FAZ und habe rasch bemerkt, dass auch in der Spitze ein Kampf um die Rechtschreibung entbrannt ist. Erst ist der „Spiegel“ eingeschwenkt auf die neuen Regeln, dann sind die anderen gefolgt. [???]

Die „FAZ“ weigert sich aber auch heute noch, Stengel mit ä zu schreiben.

Hans Zehetmair: Zu Recht! Der Stängel gehört zu den Fällen, die wir noch korrigieren müssen. Auch die Kleinschreibung von du und dir in der direkten Anrede war so ein Fall. Ich habe damals im Rat gesagt, das sei ein persönliches Anliegen von mir, dass sie wenigstens durchgehen lassen, in Briefen und vertraulichen Kontakten das Du und Dein weiter großschreiben zu können. Das habe ich Gott sei Dank durchgesetzt.

Was von den Regeln der Rechtschreibreform tut Ihnen heute noch weh?

Hans Zehetmair: Nicht mehr viel. Sogar mit den Trennungsregeln habe ich meinen Frieden gemacht. Dass man Fenster jetzt auch Fens-ter trennen kann, damit kann ich leben. Ebenso, dass man Schifffahrt mit drei f schreibt. Die Lautfärbungen tun mir noch weh, also Stängel oder Gämse. Daran arbeiten wir.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, die Uhr wieder zurückzudrehen: Würden Sie das tun?

Hans Zehetmair: Ich habe mich so lange und so intensiv mit der Reform beschäftigt, dass es mir davor grauen würde, alles wieder auf Null zu stellen.[!!!] Ich würde sagen, 100 Jahre nach der letzten Rechtschreibreform war es an der Zeit, die Orthografie fortzuschreiben. Dass die Politik das Thema an sich gezogen hat, das sollte sich aber nie mehr wiederholen. Das ist nicht Aufgabe der Politik, und dafür ist sie auch nicht kompetent.

Bei zahlreichen Schreibweisen sind zwei Varianten zugelassen. Da fragt man sich, ob solche Konzessionsentscheidungen letztlich der Sprache nicht eher schaden.

Hans Zehetmair: Wir sollten froh sein, dass wir in diesen Fällen die Wahl haben. Es war der einzige Weg, bestimmte Schreibweisen überhaupt durchzubringen. Ich glaube, wir haben die Reform inzwischen ganz gut hinbekommen.[???] Ich sorge mich viel mehr darum, dass die Leute überhaupt noch richtig schreiben und nicht nur Wortfetzen wie beim Twittern benutzen.

Heute haben mitunter selbst promovierte Akademiker Mühe, fünf Sätze nacheinander ohne Kommafehler hinzukriegen. Was läuft da falsch?

Hans Zehetmair: Das ist nicht eine Folge der reformierten Rechtschreibreform, dafür ist die noch zu jung. Ich denke, es liegt daran, dass sich viele Lehrer in der Schule nicht mehr so um eine saubere Orthografie kümmern. Dieses Vernachlässigen der Rechtschreibung, auch schon in der Grundschule, trägt irgendwann schlechte Früchte. Ich habe vor Kurzem selber eine Magisterarbeit korrigiert, als Zweitkorrektor. Die Arbeit hatte so erhebliche Rechtschreibmängel, dass ich sie der jungen Lehrerin zurückgegeben habe. Wo kommen wir da hin, wenn schon die Lehrer nicht mehr wissen, an welche Stelle man ein Komma setzt?

Das Interview führte Gerd Schneider.

donaukurier.de 17.5.2013

[Wegen meiner noch andauernden Schreibbehinderung habe ich mich auf einige Frage- und Ausrufezeichen im Text beschränkt.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2013 um 18.19

Die Pharmaindustrie soll Leitlinien beeinflusst haben

Für Pharmafirmen sind Leitlinien ebenfalls wichtig: Sobald ein neues Medikament darin aufgenommen wird, "sind hohe Umsätze garantiert"…
Ein großes Problem war auch die fehlende Unabhängigkeit der Autoren. Empfehlung des IQWiG [Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen]: "Personen mit bedeutsamen Interessen hinsichtlich der beurteilten Therapien und Methoden sollten aus Leitliniengruppen generell ausgeschlossen werden."
spiegel.de 24.3.2013

Nach dieser Empfehlung müßten die meisten Mitglieder des Rechtschreibrates ausgeschlossen werden. Aber die tun ja sowieso nichts mehr. Sie haben ihr Ziel, die wichtigsten Abtrünnigen heim ins Reich der Reformen zu locken, längst erreicht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.02.2013 um 21.02

Großes Verdienstkreuz mit Stern für Hans Zehetmair
Horst Seehofer überreicht Bundesverdienstkreuz


München (ots) - Bundespräsident Joachim Gauck hat an Staatsminister a.D. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair für dessen langjährige Verdienste in Staat und Gesellschaft das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen…

Originaltext der Laudatio:
Herr Dr. Zehetmair setzt sich seit vielen Jahren in herausragender Weise für Bayern und Deutschland ein. Seit Jahrzehnten ist Herr Dr. Zehetmair in bildungs- und kulturpolitischen Fragen tätig. Dr. Hans Zehetmair wurde 1986 Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, 1989 auch Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. 1990 bis 1998 bekleidete er das Amt des Bayerischen Staatsministers für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst. 1993 bis 1998 hatte er zudem das Amt des Stellvertretenden Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern inne. 1998 bis 2003 war er Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Darüber hinaus hat er sich seit 2004 als langjähriger Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung herausragende Verdienste erworben.

presseportal.de 22.2.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.12.2012 um 17.14

Dabei kann er vom Rechtschreibrat nichts vorweisen, denn der tut nichts, und das Wort „Rechtschreibreform“ darf er nicht in den Mund nehmen, denn das soll aus der öffentlichen Diskussion verschwinden (lt. Abendzeitung):

Rechtschreibrat-Chef Zehetmair: Twitter und SMS schaden der Sprache
Nur noch tippen statt schreiben: Die digitalen Medien zerstören die Sprachkenntnisse der jungen Generation, meint Hans Zehetmair.


Twitter und SMS gefährden nach Meinung des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair das deutsche Sprachgut. „Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt“, beklagte Zehetmair in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Deutsche verarme in den neuen Medien zu einer „Recycling-Sprache“, werde immer mehr verkürzt und vereinfacht und ohne Kreativität wiedergekäut.

Der Sprachverfall betreffe vor allem die junge Generation. Das Vokabular der Jugendlichen sei bei SMS und Twitter generell sehr simpel, die Rechtschreibung fehlerhaft.

[Die institutionelle Verachtung normaler Rechtschreibung gibt es erst seit der „Rechtschreibreform“, die zu verhindern Zehetmair versagt hat.]

„Alles ist super, top, geil, aber nicht mehr authentisch“, kritisierte Zehetmair. „Ich will die moderne Technik nicht verurteilen, aber die Jugend darf sich von der schwindelerregenden Entwicklung nicht vereinnahmen lassen.“

[Vereinnahmt genehmigte er einst als allein richtig den Schwachsinn „Schwindel erregend“ – jetzt soll man seine Warnung vor Vereinnahmung ernst nehmen?]

Ebenso leide die Verständigung unter Mitmenschen, wenn jeder mit seinem Handy in der Ecke sitze und nicht mehr mit anderen spreche, sagte der ehemalige bayerische Kultusminister: „Einer SMS mangelt es an Gefühl und Herzlichkeit.“

[Dann müßte auch der Gebrauch von Herzsymbolen verboten werden.]

Auch die Anglizismen sind ihm ein Dorn im Auge: „Es hat nichts mit einem höheren Bildungsgrad zu tun, wenn man Wörter auf Englisch sagt, die man ebenso auch auf Deutsch formulieren könnte.“

[Schon richtig, aber das müßte von den Schulen ausgehen. Meinem Jungen wurde in der Grundschule schon das Wort „Cleverness“ aufgedrängt, weil es so schön zur neuen ss-Regel paßte.]

I-Pad, Twitter und das Kurzmitteilungsprogramm WhatsApp sollten Kinder daher erst benutzen, wenn sie schon gefestigte Deutsch-Kenntnisse hätten – unter 14 Jahren sind diese Kommunikationsmittel nach Ansicht Zehetmairs entbehrlich. „Wenn man stundenlang vor dem I-Pad sitzt, färbt das eben ab.“

[Unsinn. Ich habe mit 12 Morsen gelernt, und es hat mir auch nicht geschadet.]

Der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung rief dazu auf, gutes Deutsch zu pflegen und wieder lebendig zu machen: „Wir müssen wieder um Worte ringen“, so Zehetmair. „Wenn ein Arzt keine Operationen mehr durchführt, verlernt er sein Handwerk und der Patient leidet. Wenn man nur noch verkürzt kommuniziert, leidet die Sprache.“ Sprache dürfe kein „dürres Gerippe“ sein, sondern müsse „als Schmuckstück gebraucht werden, mit Adjektiven verziert“.

[Wer keine anständigen Bücher in traditioneller Rechtschreibung mehr liest, verlernt auch das klassische Deutsch. Es fängt mit der Ästhetik an: Wer die Missstandsschreibung verinnerlicht, schluckt auch Mismanagement in der Sprache.]

Kinder sollten wieder mehr Gedichte lernen und Bücher lesen, um die Schönheit der Sprache zu erleben, forderte Zehetmair, der auch Vorsitzender der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München ist. Gefragt seien die Eltern als Vorbilder: „Die Eltern müssen ihre Kinder dafür gewinnen, wieder ein Buch zu lesen – dafür müssen sie selber lesen, und ich meine nicht die "Bild"-Zeitung“.

Leserkommentar 12:22 Uhr

Schlechtschreibreform
Kein Wunder, aber der Verfall wurde von der Rechtschreibreform erst ausgelöst!

abendzeitung-muenchen.de 21.12.2012

Nachtrag am 22.12.12:
Leserkommentare bei heise.de zur gleichen Meldung:


Das sagt einer der Dinge wie SchwiMMMeister und muSSt mit verbrochen hat!
Ich lach mich tot!
OPKosh (480 Beiträge seit 11.09.02)

Wenn Du nach "einer" ein Komma gesetzt hättest, hätte ich den Satz
nicht dreimal lesen müssen, um ihn zu verstehen .....
dergl99 (502 Beiträge seit 24.10.02)

Die Einführung der gemäßigten Falschschreibung war schlimmer
Wer solch widersinnige Dinge wie "mithilfe" (klein und zusammen)
verbrochen hat, der sollte sich nicht über kleinere Probleme Anderer
aufregen.
Schily (mehr als 1000 Beiträge seit 14.07.00)

Hättet Ihr P...nasen in den Kultusministerien damals in den 90ern die Finger von
der deutschen Sprache gelassen, als Ihr meintet, mangels anderer
Daseinsberechtigungsnachweise oder überhaupt irgendwelcher sonstiger
sinnvoller Tätigkeiten einfach so mal mehr oder weniger willkürlich
hoheitlich zum Teil völlig absurde Sprachneuregelungen zu erlassen,
würde ich Euch vielleicht ernst nehmen.

Ich bin wirklich froh, daß ich mir damals gerade noch rechtzeitig
eine Ausgabe der 20. Auflage des Rechtschreib-Dudens von 1991 kaufen
konnte, obwohl es bereits die 21. mit der sog. Neuen Rechtschreibung
gab und die Buchhändlerin meinte, mir die gerade noch einmal im Laden
vorhandene alte Auflage verweigern zu müssen und gar nicht mehr
verkaufen zu dürfen

Jay Leno (mehr als 1000 Beiträge seit 13.01.05)

Die Falschschreibreform hat der deutschen Sprache mehr geschadet...
Seitdem ist jeder orthographisch verunsichert. Es gibt keinerlei
Zeitschriften oder Zeitungen mehr, die entweder die alte oder eine
der neuen Rechtschreibungen komplett einhalten. Das wieder ein
bißchen wie zu Goethes Zeiten als jeder mehr oder weniger so
geschrieben hat, wie es ihm gerade paßte.

Dabei wäre gegen eine sinnvolle Reform der Klein- und Großschreibung
usw. nichts einzuwenden gewesen. Aber die Reform ging halt
intellektuell in die Hose ("belämmert", "aufwändig"), hat dadurch
Akzeptanz verloren und wurde dann trotzdem halbherzig durchgedrückt.
Damit hat man die ohnehin kleine Minderheit, der Orthographie nicht
völlig egal ist, auch noch in den Sumpf der allgemeinen Legasthenie
gezogen…
fade0ff (647 Beiträge seit 13.09.03)

Selber an die Nase fassen mit der Schlechtschreibreform.
Das war ja wohl das größte Kulturverbrechen der neueren Jetztzeit.
Absolut Normales Viech (mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.06)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.10.2012 um 08.49

SPRACHNACHRICHTEN 37/ 2008

Frage:


Was könnten sich die Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung bei ihrer Auswahl gedacht haben, als sie offenbar wahllos bei einzelnen Wörtern Veränderungen beschlossen, für die es keinerlei Bedarf gab?

Professor Dr. Helmut Glück:

Der jetzige Rat kann für den Unsinn der „Reform“ von 1996 nicht pauschal verantwortlich gemacht werden, denn ihm gehören einige der Rechtschreib-Rowdys von damals nicht mehr an. Hoffen wir, daß er verantwortungsvoller mit seinen Aufgaben umgeht als sein Vorgänger.

Sprachnachrichten 37/ 2008

Vier Jahre später ist der Rat, der ja nur die reformabtrünnigen Zeitungsverlage wieder in die Zwangsjacke der „Reform“ zurücklocken sollte, zu einem unsichtbaren Nichts geschrumpft. Von der für Anfang Oktober anberaumten Sitzung hat man nichts gehört. Es sollen wohl keine Schlagzeilen mehr über die dem Rat erlaubten Kleinstfurze in die Medien.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.09.2012 um 07.24

Forscher entschlüsseln Geheimnisse des Erbgut-Mülls

Mehr als 90 Prozent des menschlichen Erbguts galten lange als nutzlos, Forscher sprachen sogar von Müll-DNA [Junk-DNA]. Doch eine neue Analyse zeigt: Im größten Teil des vermeintlichen Schrotts stecken wichtige Funktionen …
Spätestens jetzt ist die Bezeichnung überholt: Die Forscher haben sich mit der Schrift im Buch des Lebens vertraut gemacht. Es war ein langwieriger Prozess.
spiegel.de 5.9.2012

Ähnliche Fehleinschätzungen kennen wir von der „Rechtschreibreform“. Dort wurde das Ergebnis der Schreib-Evolution als „Wildwuchs“ bezeichnet. Dabei stecken in Differenzierungen wie „auseinander entwickeln“ und „auseinanderentwickeln“, „zu viel“ und „zuviel“ oder „Quentchen“ statt „Quäntchen“ wichtige Informationen.

Der Rechtschreibrat betätigt sich jedoch nur noch als Hüter des Reformglaubens. „Glaube heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2012 um 15.40

Wilfried Handl ist nicht irgendein Aussteiger aus der Sekte der Scientologen. Er war über 28 Jahre Mitglied und zeitweilig das Oberhaupt der Scientology Österreich… Im Interview mit dem Standard spricht er über die Finanzierung und den Machtanspruch der Sekte sowie über die Wirkung, die die Scientologen nach Außen hin zu verbreiten suchen. hpd 6.7.12

derStandard.at: Die Sprache bei Scientology ist eine ganz eigene. Wortkreationen und Abkürzungen können Außenstehende oft nicht entschlüsseln, manche Begriffe erhalten eine Bedeutungsverschiebung. Was hat es damit auf sich?

Handl: Lesen Sie "1984" von George Orwell, und Sie haben die Antwort. Es ist nichts anderes als Neusprech, dafür gibt Scientology jeweils ein technisches und ein administratives Wörterbuch heraus. Wie "Big Brother" betreibt Scientology auch ein Wahrheitsministerium.

derstandard.at 6.7.12

Das Wahrheitsministerium der Kultusminister ist jetzt der „Rat für die deutsche Rechtschreibung“, der auch acht Jahre nach seiner Gründung behauptet, daß „Quentchen“ falsche Rechtschreibung sei, daß es im „Rauhen“ kein „h“ mehr geben darf und daß 650 Jahre Schluß-ß ein Irrtum war.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2012 um 12.57

Sprachexperte *) geißelt Fetzenliteratur auf Twitter

Der Rechtschreibrats-Chef Hans Zehetmair schlägt Alarm: Twitter, Anglizismen und Abkürzungen wie "HDL" gefährden die Sprachkompetenz ganzer Generationen.

[Bild: Zehetmair beim „krank schreiben“]

"Man sollte schon noch wissen, was die Worte auf Deutsch heißen", Hans Zehetmair (Jg. 1936) über die steigende Anzahl an Anglizismen. Er ist seit 2004 Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung

"Unsere Zeit ist so schnelllebig geworden. Da müssen Sie sich nur die Twitter-Literatur ansehen, in der es keine ganzen Sätze mehr gibt." "Fetzenliteratur" nennt das der frühere bayerische Wissenschaftsminister und CSU-Politiker, der auch Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung in München ist …

Eine Schwierigkeit sei auch die steigende Zahl an Anglizismen, die die deutsche Sprache überflute. "… Ich bin nicht gegen Anglizismen im Allgemeinen, aber man sollte schon noch wissen, was die Worte auf Deutsch heißen."

Das fehlende Hinterfragen sei aber "symptomatisch für eine Gesellschaft, die nicht mehr hinter die Dinge blickt und die Hintergründe nicht mehr beleuchtet", sagte Zehetmair und warnte: "Eine solche Gesellschaft ist anfällig für Manipulation."
[... siehe „Rechtschreibreform“!] ... welt.de 2.1.2012



*) ROFL = rolling on the floor laughing


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2011 um 13.39

Pressemeldung
Verband Bildung und Erziehung, Landesverband Baden-Württemberg


Rechtschreibung ist so wichtig, wie die Gesellschaft es möchte
VBE weist Kritik an der Lehrerschaft zurück


Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg weist die Kritik des Rats für deutsche Rechtschreibung (Mannheim) an den Lehrern in aller Deutlichkeit zurück. Korrektes Schreiben ist ordentlicher Bestandteil aller Bildungspläne, wird aber in der Realität stets nur so viel Gewicht haben, wie die Gesellschaft der Rechtschreibung de facto auch einräumt.

In den 70er-Jahren wurde auch in Folge der Thesen des englischen Soziologen Basil Bernstein zu den schichtspezifischen Ebenen der Sprache ("elaborierter Code" der Ober- und Mittelschicht und "restringierter Code" der Unterschicht) der Wert von Rechtschreibung an sich immer mehr infrage gestellt. Das Gewicht, das in den Schulen auf "korrekte" Sprache und orthographisch richtiges Schreiben gelegt worden war, wurde hinterfragt. Nicht auf das "Vehikel" Schrift komme es an, sondern ausschließlich der Inhalt sei von Bedeutung, hieß es. Das "Mündliche" bekam gegenüber dem "Schriftlichen" ein besonders Gewicht.

In den "Hessischen Rahmenrichtlinien" von 1972 fanden diese Gedanken Niederschlag und provozierten damals – auch im deutschen Blätterwald – heftige Diskussionen. Man machte man sich verstärkt Gedanken darüber, ob richtiges Schreiben durch das häufige Diktieren von Texten, wie es in der Grundschule üblich war ("das wöchentliche Diktat"), wirklich "erlernt" werden könne.

Die Rechtschreibreform zur Jahrhundertwende (1998) ließ die Diskussion über den Wert richtigen Schreibens wieder aufflammen. Auch da ging es in emotional geführten Debatten darum, ob mit einer veränderten Rechtschreibung der Untergang des Abendlandes drohe. "Lehrer halten sich an die Vorgaben der Bildungspläne", weist VBE-Chef Gerhard Brand, die Kritik des Rechtschreibrates an die Adresse der Lehrerschaft zurück. Wenn der Rat etwas verändern wolle, müsse er bei den Lehrplänen ansetzen. Außerdem sei in der Gesellschaft noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, damit richtiges Schreiben nicht nur in der Schule wieder als wertvoll angesehen werde. Zurzeit sei die Rechtschreibung – insbesondere bei Kurznachrichten (SMS), in Chaträumen und Online-Foren – nicht einmal zweitrangig, sondern völlige Nebensache. Erst bei Bewerbungsschreiben greife man dann sicherheitshalber zum Duden.

bildungsklick.de 30.11.2011

Der VBE vermeidet es sichtlich, den Beitrag der Rechtschreibreform zum allgemeinen Verfall der Schreibfertigkeiten zu benennen.

Nachtrag am 6.12.01: Th. Ickler zitiert aus alten Stellungnahmen des VBE.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.11.2011 um 22.58

Ratsvorsitzender Zehetmair besorgt um deutsche Sprache
– gemeinsame Anstrengung gefordert


Der Rat für deutsche Rechtschreibung kam jüngst zu seiner zweiten Sitzung der neuen Amtsperiode zusammen und hat sich im Rahmen seines Beobachtungsauftrages über den aktuellen Zustand der deutschen Rechtschreibung ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass der Sprache und insbesondere ihrer Rechtschreibung hohe Bedeutung beigemessen, aber im Umgang mit ihr nachlässig verfahren wird.

In dieser Haltung ist mit eine Ursache dafür zu sehen, dass ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analphabeten gelten müssen; ein Zustand, der nicht hingenommen werden darf. Erforderlich ist es daher, dass sich die Sicht auf die Rechtschreibung ändern muss: „Rechtschreibung ist kein Gegenstand, der in Diktaten erlernt wird, sondern gemeinsamer Anstrengung bedarf“, so der Vorsitzende Hans Zehetmair. Rechtschreibung muss eine stärkere Rolle in Schule und Lehrerausbildung einnehmen.

Der Rat weiß um die Schwierigkeiten, die bereits in der Vermittlung von Rechtschreibung liegen: Didaktisch an die jeweiligen Jahrgangsstufen angepasste Konzepte sind rar, oftmals wird der betreffende Sachverhalt eins zu eins aus dem amtlichen Regelwerk in die Schulbücher kopiert. Das ist nicht im Sinne der Ersteller des amtlichen Regelwerks: Das amtliche Regelwerk ist von seiner Anlage her mit einem Gesetzestext vergleichbar, der für die einzelnen Benutzergruppen adäquat aufbereitet werden muss.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung unterstützt Bemühungen, die sich für einen bewussten Umgang mit der deutschen Rechtschreibung einsetzen. Er wird die weitere Entwicklung kritisch begleiten und die Diskussion zu befördern versuchen.

gez. Dr. Kerstin Güthert

Rechtschreibrat.pdf 29.11.2011

Etwas dazu auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2011 um 16.59

Reform-Ass Zehetmair

– im Deutschlandfunk:

"Lasst die Finger von einer Rechtschreibreform!"

Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung über den Schaden für die Sprache
Hans Zehetmaier im Gespräch mit Manfred Götzke


Die Rechtschreibung habe unter den Reformen 1996 und 2006 sehr gelitten, sagt Hans Zehetmaier, Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung. Im Internetzeitalter mit Twitter und SMS müsse man froh sein, wenn sich noch jemand um deutsche Sprache in gepflegter Form bemühe.

Manfred Götzke: Sie sollte die deutsche Schriftsprache einfacher, logischer und insgesamt besser machen: die Rechtschreibreform. Nehmen wir mal ein Beispiel, um das zu veranschaulichen: Das Anrede-Fürwort "Ihr" darf ich seit der Rechtschreibreform groß oder klein schreiben. Klingt erst mal einfacher, weil ich es ja schreiben kann, so wie ich will. Wenn, ja wenn da nicht eine kleine Ausnahme wäre: Wenn ich jemanden sieze und dabei das Ihr nutze - "Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 15.07." -, dann muss ich das "Ihr" im Brief groß schreiben. Ein Beispiel von vielen, weshalb auch so mancher Deutschlehrer die neue Rechtschreibung immer noch nicht ganz beherrscht. Eingeführt wurde sie heute vor genau 15 Jahren, am 1. August '96, und vor genau fünf Jahren trat dann die Reform der Rechtschreibreform in Kraft, bei der viele der Neuerungen erst mal wieder zurückgenommen wurden. Hans Zehetmair ist Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung. Herr Zehetmair, vermissen Sie eigentlich manchmal das ß im Dass?

Hans Zehetmair: Das vermisse ich gar nicht, weil ich im Grunde dafür bin, dass man ordentlich spricht. Und nach der Phonetik weiß man dann auch, dass nach kurzem Vokal das Doppel-S sinnvoll ist, auch für die Kinder, sei es nun in der Mitte eines Wortes oder am Ende eines Wortes. Im Übrigen haben wir bis auf das "Dass" ja eh das Meiste wieder korrigiert.

Götzke: Warum haben Sie es eigentlich wieder korrigiert 2006, bei der Reform der Reform?

Zehetmair: Ja, Sie wissen so gut, wie sehr die Verwirrung war Anfang der Tausenderjahre, also 2001, 2002, 2003. Und dann haben die Ministerpräsidenten und die Kultusminister in Deutschland kalte Füße bekommen und gesagt, so kann es nicht bleiben, dass die Menschen ¹) sich auch noch in der Rechtschreibung erregen und beklagen, dass das nicht mehr ihre Rechtschreibung sei. Also, große Verunsicherung im Lande. Da ist man auch zu weit gegangen und hat sich zu sehr vom Schreibgebrauch der Menschen entfernt.

Götzke: Verunsicherung ist das richtige Stichwort: Hat die denn abgenommen mittlerweile?

Zehetmair: Also, auf jeden Fall hat sie deutlich abgenommen bei der Jugend. Also bei der jungen Generation, die gar keine Probleme im Schnitt hat, bis auf die Tatsache, dass es ja immer schon, wie immer die Rechtschreibung war - von 1901 ab beginnend bei Duden, der ja 100 Jahre alt geworden ist, heute übrigens alt wird [Anm. der Onlineredaktion: Konrad Duden ist vor hundert Jahren gestorben] -, dass es immer schon so war, dass einige mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß standen. Aber generell ist es einfacher geworden und hat auch die Verunsicherung abgenommen. Ich kriege auch so gut wie keine Proteste mehr.

Götzke: Das war zu Beginn sicher anders!

Zehetmair: Oh, das war wild!

Götzke: Ja, bei der Jugend ist es ja so, die hat die alte Rechtschreibung ja gar nicht mehr mitbekommen in der Form. Anders bei den Deutschlehrern! Es gab die Reform 1996, dann 2006 wurde ja einiges wieder zurückgedreht. Beherrschen die jetzt die geltende Rechtschreibung?

Zehetmair: Ja, von den Deutschlehrern nehme ich schon an, dass sie es beherrschen. Etwas schwieriger ist es im akademischen Bereich, da gibt es Professoren, die mir ins Gesicht sagen: Wir schreiben wie bisher, wir wollen uns nicht verändern. Meine Antwort ist lakonisch: Macht nichts, eure Sekretärinnen können das ja.

Götzke: Wie sehr hat die Rechtschreibung denn insgesamt unter den Reformen gelitten?

Zehetmair: Sie hat schon gelitten. Es ist ja eh schon ein Problem, die Menschen noch zur geschriebenen Sprache zu führen. Im Internetzeitalter, in einer Zeit, in der man twittert und SMS macht und verkürzt alles schreibt, muss man froh sein, wenn noch jemand um deutsche Sprache in gepflegter Form bemüht ist. Das hat Schaden genommen über die Jahrzehnte, nun schon zehn, 15 Jahre. Und ich hoffe, dass wir jetzt im Laufe der Jahre wieder zu einer Stabilisierung und zu einer Identifizierung der Menschen mit der geschriebenen Sprache kommen.

Götzke: War die Reform dann richtig, wenn sie für mehr Verwirrung und für weniger Beherrschung der Rechtschreibung geführt hat?

Zehetmair: Ich hätte sie nicht vom Zaune gebrochen, ich würde sie auch nicht mehr vom Zaune brechen. Auf jeden Fall gilt die Mahnung: Politiker, lasst die Finger von einer Rechtschreibreform, das ist nicht euer Metier!

Götzke: Hat die Bedeutung von Rechtschreibung insgesamt gelitten in Zeiten von SMS, Steno und Facebook-Chat?

Zehetmair: Die Rechtschreibung hat erstens gelitten unter den Dingen, die Sie genannt haben, und zum Zweiten unter der deutlichen Zunahme von Anglizismen und Verfremdung unserer Sprache. Das ist auch der Grund, warum wir jetzt in der Fortschreibung dieser Eindeutschungen wieder zurücknehmen und wieder bei der authentischen Schreibung bleiben.

Götzke: Herr Zehetmair, danke für das Gespräch!

Zehetmair: Bitte schön!

Götzke: Hans Zehetmair vom Rat für deutsche Rechtschreibung.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

dradio.de 1.8.2011

¹) Nicht der Volkswille, Axel Springer hat es bewirkt!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.04.2011 um 06.46

Brockhaus Wahrig

Das renommierte Standardwerk Wahrig Die deutsche Rechtschreibung setzt neue Maßstäbe: Unter der Dachmarke Brockhaus erscheint der Klassiker in neuem Layout, grundlegend erweitert auf rund 140.000 Einträge und topaktuell – auf der Basis der Beschlüsse des Rats für deutsche Rechtschreibung 2011. …¹)

bildungsklick 14.4.2011

¹) Gemeint ist das vierzigstimmige, „nichts sagende“ Furzkonzert vom 23.04. und 02.07.2010 unter dem Dirigat des Vorzsitzenden Hans Zehetmair.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2011 um 21.39

Der hier schon zitierte dapd/fp-Artikel ist auch in der WELT erschienen. Unerwartet wurden Leserkommentare zugelassen, und die lassen es an Deutlichkeit nicht fehlen. Bis 22:40 Uhr gab es nur Negatives zu lesen – ganz abweichend von Zehetmairs geschwätziger Schönfärberei:

welt.de 30.3.2011

30.03.2011,
14:46 Uhr
Erwin Lottemann sagt:
Mein Name ist Erwin Lindemann, ich hab im Lotto gewonnen und im Herbst mach ich mit dem Pabst eine BUTIKE in Wuppertal auf.
Ich glaubs ja nicht - BUTIKE

14:47 Uhr
RobbiTobbi sagt:
krank schreiben
Genau das ist es geworden.
Schreibe ich, während ich krank bin?
Oder soll der Arzt mich krankschreiben?

15:21 Uhr
Gast sagt:
"Zu den Rechtschreibkenntnissen der deutschen Bevölkerung sagte er, aktuell entsprächen sie „auf einem hohen Niveau der Norm“".
Man schaue sich einfach nur einmal die diversen Kommentarbeiträge hier auf WO an, um den Mann Lügen zu strafen.

15:24 Uhr
auseinander Setzung sagt:
"Die Kenntnisse der deutschen Bevölkerung seien "auf einem hohen Niveau der Norm"."
-----------------------------------------------------------
Hehe, diese Norm würd ich gern mal sehen. Dürfte sich um ein Fünftel der Norm von 1980 handeln.
So muss ich beispielsweise jedesmal, wenn ich bei Messungen mein Messgerät einschalte "Standart" lesen (Airflow PVM 620) und nein, ich habe nichts mit militärischen Fahnen zu tun.
Auch die lieben Journalisten greifen mit der Word-Rechtschreibprüfung regelmäßig ins Klo, denn für Grammatik hat die keinen so gut entwickelten Algorithmus wie für die Orthographie.

15:34 Uhr
Skaska sagt:
Um dem rapiden Niedergang der deutsche Sprache zu begegnen, sollte eine nächste Stufe der Reform eingeleitet werden, wieder nach unten hin. Versteht sich von selbst.
Der Artikel über den Unterschichtenslang, von Sprachforschern als Ausdruck von eigener Persönlichkeit gefeiert, passt sehr gut zu diesem hier.
Ist das Absicht, dass sie nebeneinander stehen?

15:38 Uhr
alfons1249 sagt:
Gott sei Dank habe ich an meinem Office 2003 den "Knopf" noch dran, mit dem ich diese fürchterliche neue deutsche Rechtschreibung abstellen kann.
Die ganze Reform war, ist und bleibt eine Vergewaltigung der schönen Muttersprache der Denker und Dichter.
Deutschland wurde zum Land der Henker und Richter über eine Sprache, mit der Goethe, Schiller und die anderen großen deutschen Dichter so schön gespielt haben, ja, sie lebendig haben werden lassen.
Diese Reformer haben sie geschändet und richten sie systematisch zu Grunde.
Mein Duden hat das Erscheinungsjahr 1985 und der bleibt mein "Leitfaden der deutschen Rechtschreibung, so wie es im Untertitel auch heißt.
Mit den völlig unlogischen Verdrehungen der Stammwörter und Grundlagen, damit die neuen deutschen Begriffe in die Sprache überhaupt hineinpassen (was sie aber nie werden können), sollen mir diese Sprachverbrecher "vom Acker" bleiben.
Einen klassischen Roman in der ndR lesen zu müssen, tut weh und ist strafbarer optischer Mord.

15:38 Uhr
gast sagt:
Rettet dem deutsches Sprak!

15:38 Uhr
Eagleeye sagt:
Das Schlimme an all den Rechtschreib-Reformen war meines Erachtens, daß sie so viel Unsicherheit produziert haben wie selten zuvor. Außerdem haben sich die Reformen in Kleinigkeiten verloren, die ... lassen wir das.
Eine Reform, die den Namen verdient hätte, hätte sich _dem_ Alleinstellungsmerkmal der deutschen Schriftsprache gewidmet - der Großschreibung der Substantive - und das Deutsche an die anderen europäischen Sprachen lateinischer Schrift angepaßt - sprich: die Großschreibung aller Wörter, die keine Eigennamen sind, abgeschafft.
Doch an diesen alten Bart hat sich kein "Reformer" herangetraut ... warum eigentlich nicht? Millionen Schüler, die sich mit der Sustantivierung von Adjektiven und Verben herumplagen, hätten diese Änderung schließlich mit Inbrunst begrüßt ...

16:22 Uhr
Marduk sagt:
Hier in komprimierter Form wesentliche Elemente der von Herrn Zehetmair mitverantworteten und eilig durchgepeitschten neuen Rechtschreibung in der Version von 1998, damals gewissermaßen noch die reine Lehre (Teil 1):
Es tut mir Leid, dass die Aufsehen erregende, aufwändige und im Allgemeinen nicht geliebte so genannte Augst'sche Recht-Schreib-Reform hier zu Lande mithilfe der Kultus-Minister und einer Hand voll weit gehend selbst ernannter Sprach-Reformer mit weit reichenden Folgen vor Längerem im Wesentlichen eingeführt wurde und dies, ohne ein Mal politisch ernsthaft infrage gestellt worden zu sein und ohne dass man sich wirklich mit der nahe liegenden Frage auseinander gesetzt hätte, ob sie uns wohl auch wirtschaftlich wohl tut.

16:27 Uhr
Marduk sagt:
Teil 2: So wenig viel versprechend der bis vor Kurzem geheim gehaltene Beginn war, so viel wohl bedachte Kritik folgte. Ein Ergebnis hoch stehender, hoch entwickelter und wohl überlegter Sprach-Forschung war das nicht und die Vernunft ging dabei Pleite und Konkurs. Man sollte Acht geben, zu wie viel Unsinn diese wichtig tuenden, von einem wohl bekannten Medien-Konzern dirigierten nicht selbstständigen Tollpatsche noch im Stande sind, die sich bei Weitem noch nicht im Klaren darüber sind, welch gräulicher Unsinn da ihren gräulichen Köpfen entsprungen ist. Wird man dem endlich Halt machen oder wird die übereilt fertig gestellte deplatzierte Reform noch eine Zeit lang weiter bestehen? Was für eine Ekel und Furcht erregende Obrigkeits-Gläubigkeit und Beamten-Hörigkeit sich hier zu Lande rechts wie links zurzeit mal wieder zeigt. Deutsch zu schreiben, wird zum Witz.

16:37 Uhr
musiker sagt:
Zehetmair verdrängt offenbar, dass man jetzt schon mehrfach Rückzieher der Regeln machen musste, weil sie nicht angewendet wurden. Gerade das Beispiel krank schreiben, zeigt deutlich, dass er Sprache nicht versteht. Außer dass mit "ss" werden doch kaum neue Regeln wirklich benutzt.

16:38 Uhr
Volkstimme sagt:
Dieser multiple Dr. Zehetmair weiß nicht, wovon er redet, aber er weiß, wie man solche Rederei mit Vorwortschreiberei zu Geld macht. Ebenso sollten die Kultusminister, die sich charakterlos hinter ihrer "Konferenz" verstecken und nicht persönlich vorzeigen, was sie wissen, sich endlich mal klarmachen, wovon sie was verstehen und wovon sie nichts verstehen. Und den Welt-Schreibern sollte klar sein, daß es nicht darum geht, ob "Schreibweisen wie Butike, Kupee oder Scharm wieder abgeschafft werden" sollen, sondern darum, daß diese Reform und ihre Durchsetzung das größte regierungsverordnete Verbrechen an der deutschen Kultur ist seit der Nazi-Aktion zur "entarteten Kunst"! Und das sollten diese Vertreter der vierten Gewalt in einer Demokratie eben auch anzeigen. Das wäre was zum Nutzen aller und nicht nur dem einiger Politiker und Druckunternehmen.

16:41 Uhr
sushi-sushi sagt:
"Die Kenntnisse der deutschen Bevölkerung seien 'auf einem hohen Niveau der Norm'"?
Glaube ich sofort, ist das "Niveau" dieser "Norm" doch nicht mal mehr ebenerdig, sondern unterirdisch.

16:58 Uhr
armes deutschland sagt:
Offensichtlich ist den Propagandamedien hierzulande jede Nachricht wichtig und gut genug von den riesigen eigenen Problemen abzulenken. Vor allem davon wie diese Regierung Deutschland ständig weiter herunterwirtschaftet, Blankoschecks an Banken und Länder verteilt und immer weitere Schichten der Bürger sozial und finanziell gefährdet. Wenn es in Deutschland freie und unabhängige Medien geben würde, dann würden sich diese vor allem mit der Politik der eigenen Regierung und der 5-Parteien-Diktatur-Einheitsfront beschäftigen und nicht ständig nach Themen suchen, die davon ablenken sollen, wie es hier den Bach runtergeht. Aber von gleichgeschalteten und korrumpierten Medien, die nur noch als Hofberichterstatter, Schönredner, Verschleier und Lügner agieren kann man nichts erwarten, was Demokratie, Journalismus und Meinungsfreiheit ausmachen und bedeuten. Die größte Gefahr für die Demokratie sind nach den Politikern die gleichgeschalteten Medien!
Armes Deutschland!

17:08 Uhr
tradewind12 sagt:
Jede deutsche Rechtschreibreform hat mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gebracht. Schon zur Kaiserzeit hat man z.B. das Dehnungs-h aus "Thor" und "Thür" herausgenommen, womit die Vokale eigentlich auch kurz wie in "Tor-te" und "Tür-me" gesprochen werden könnten. Der Unsinn im Dritten Reich, als man im nationalistischen Wahn sämtliche fremden Lehnwörter entfernen wollte, die "Nase" "Gesichtserker" heißen sollte und der "Vierzylindermotor" "Viertopfzerknalltreibling", hätte eigentlich jeden davon überzeugen müssen, daß Politik in Sprache nicht hineinpfuschen darf. Und nun ... ist es doch eigentlich egal, wie man schreibt, denn was sich nach der neuen Rechtschreibung, besonders der Getrenntschreibung, richtet, ist kaum noch lesbar, und wir haben dank dieser stumpfsinnigen Reform jetzt mehr "ss" in unseren Texten, als zu der Zeit, in der es dafür noch eine extra Schreibmaschinentaste gab. Aber vielleicht ist das ja so gewollt. Die Erfinder des "Gesichtserkers" mußten ja von etwas leben.

17:40 Uhr
Marduk sagt:
@ Armes Deutschland: Die Rechtschreibreform ist eher ein weiteres Beispiel dafür, wie schlecht es um Deutschland steht. Statt diese völlig überflüssige Reform zu ignorieren, die rechtlich lediglich für die Schulen verbindlich war, knickten die meisten staatsgläubigen und beamtenhörigen Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Sender, Schulbibliotheken, Universitäten usw. sofort ein und gaben Milliarden von Euro aus, um ihre Redaktionssysteme umzustellen, ihre Mitarbeiter in Kurse zu schicken, Romane, Sach- und Wörterbücher und Lexika umzuarbeiten (übrigens meist falsch) und neuzudrucken, Software anzupassen, ganze Bibliotheksbestände wegzuwerfen usw. Und dies alles, obwohl vielen die Minderwertigkeit der neuen Rechtschreibung durchaus bewusst war. Wenn schon bei derartigen Wünschen der irrelevanten Kultusminister sofort widerstandslos gekuscht wird, sozusagen nach dem alten deutschen Motto "Befehl ist Befehl", was wird erst passieren, wenn mal wieder ein neuer Führer die Kommandos gibt?

17:46 Uhr
Die Nation-Lehrer sagt:
Die Deutschen brauchen weiterhin Leute, die sie am Händchen halten - neue Wege braucht das Land? Aktuell ist es aber so, dass da mehr von Unten kommt als von Oben!

18:36 Uhr
St-Paul sagt:
Wenn man die Kommentare liest, so scheinen sich sehr viele Menschen mit der Rechtschreibreform immer noch nicht abgefunden zu haben. Ich würde mir wünschen, daß diejenigen, die einfach die Reform ignorieren, weiterhin standhaft bleiben. Und daß manch anderer den Mut fassen möge, bewußt zu der alten Schreibweise zurückzukehren.
Zum Glück gibt es ja noch den alten Duden günstig bei Ebay, ansonsten hilft auch der Ickler "Normale deutsche Rechtschreibung" oder das Wörterbuch von Lutz Mackensen (beide weiterhin nach den Regeln vor der Reform.

18:58 Uhr
Herr Pepeh (Rechtswähler) sagt:
Aber bitte, bitte auch "daß" mit ß.
Nur so ist die Regel richtig.
Denn, das "ß" wurde zugunsten des Doppel-S abgeschafft, wenn der Vokal kurz ist. Gut so.
Aber sowohl "das" als auch "daß" werden gleich betont. Man sagt nicht "daas". Folglich muss man beide Worte durch das "ß" unterscheiden.

20:04 Uhr
Welches Problem sagt:
Kennt hier jemand die Analphabetenquote von heute zu, sagen wir mal, 1911 ?

22:25 Uhr
Grausamer Lästerer sagt:
@ Welches Problem:
Analphabeten wird es nicht mehr viele geben, aber die Pisa Studie in einer Industrienation: Die Wahrheit über den Bildungsstand.

22:37 Uhr
Weg mit Zehetmair, sagt:
Dieser Zehetmair ist das wirklich ALLERLETZTE, was wir Bayern als Politdeppen haben.
Meine Jungs mussten eine Drecksschreiberei lernen, und mussten beim Übertritt ins Gymi eine Schrift neu lernen, und schreiben heute fast nur noch Druckschrift.
Diese Druckschrift gehört diesem bayrischen Schwätzer auf die Stirn eingebrannt. Überall haben wir solche Versager von Politpfeifen, bei Mengenlehre angefangen, bis sonstigen Irr- Unsinn aus dem Landtag.
Die grösse Schlappe von Kultusminister aller ZEITEN. Genau wie die seit Jahrkzehnten auf dem Sessel klebende Schawan.
Diese BEIDEN VERSAGER sind für die mieseste Schulpolitik aller ZEITEN verantwortlich.
Und diese BEIDEN Versager laufen noch frei herum und sind der Meinung, daß sie ihr Amt super Ausgefüllt und Ausgeführt haben.
Das ist kein Hochmut mehr, das ist Shizipränieeee und sonst nichts.
Die BEIDEN gehören schon seit lange ins die Altersklappse wegen Demenz im Endstadium.
Weg mit diesen VERSAGERN
Mera soag i net

Nachtrag: Nach sechs Stunden ein (verharmlosender) Pro-Reform-Eintrag:

30.03.2011,
22:42 Uhr
Dr. Gerd Heine sagt:
Nun sind ja Welt-Online-Leser, die sich oft genug durch absonderliche Vorstellungen von erzreaktionärer Politik blamieren, nicht gerade repräsentativ für den durchschnittlich intelligenten und gebildeten Bundesbürger.
Ich finde aber, dass die Rechtschreibreform, wie man anderwo täglich feststellen kann, sich durchgesetzt und vor allem auch bewährt hat, auch, wenn nicht jede und jeder von uns alle Varianten dieser Reform übernommen hat. Sprache entwickelt sich immer weiter. Früher dominierten lateinische Wort-Quellen, heute ist Englisches im Spiel. Was sich davon im Sprachgebrauch über lange Zeit hält, wird letztzendlich zum Bestandteil einer Sprache.
Ich bin für mehr Gelassenheit, weniger Eifer, vor allem Toleranz!
Dann macht Sprache auch Spaß (Ich habe gerade deutsche Märchen auf "Kanackisch" gelesen. Ganz fabelhaft und keineswegs diskriminierend, sondern der Beweis dafür, wie kreativ junge Menschen mit Migrationshintergrund mit Sprache umgehen! Empfehlenswert!

Danach geht es wieder vernichtend kritisch weiter:

31.03.2011,
00:37 Uhr

Antwort sagt:
Nun deuten ja absonderliche Vorstellungen von durchschnittlich intelligenten und gebildeten Bundesbürgern auch nicht unbedingt gerade den demokratischen Geist an, den wir brauchten, um vernünftig und verantwortungsvoll und nicht leichtsinnig und verantwortungslos dahinzuleben. Jeder Welt-Leser, der meint, daß die Rechtschreibreform sich bewährt hat, hat a. nicht Dankwart Guratzschs "Die Rechtschreibreform ist endgültig gescheitert" gelesen und weiß b. sowieso nicht, wovon er redet. Denn wer im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform sagt: "Sprache entwickelt sich immer weiter", hat nicht mal gemerkt, daß es hier nicht um Sprachentwicklung, sondern um Gesetzmäßigkeiten bei der Verschriftung der Sprache geht. Es geht nicht darum, ob ich ein urdeutsches Wort für Exkrement auf einmal ohne Hemmungen aus dem Mund fließen lasse (das wäre Sprachentwicklung), sondern ob ich es mit Eszett oder mit einem oder zwei oder drei "s" schreibe, wie ich unsre Sprache also verschrifte.

00:38 Uhr
Antwort2 sagt:
Bewährt ist die Schreibung, der wir alle im 20. Jahrhundert gefolgt sind (auch die Schweizer, wenn auch die mit einer einfach verständlichen Eigenart). Warum bewährt? Weil ihre Prinzipien von Wissenschaftlern erarbeitet worden waren, die was von sachgerechter Verschriftung verstanden! Wie in "Die Rechtschreibreform ist endgültig gescheitert" (auch online noch zugänglich) richtig steht, wird hier aber großer Unsinn den Rücken der Schulkinder aufgelastet. Unsinn warum? Weil hier Prinzipien zur Verschriftung des Deutschen von kleinen Geistern eingebracht wurden, die alle möglichen politisch nützlichen Voraussetzungen, aber leider nicht viel Wissenschaft dazu mitbrachten. Und weil Politiker und Wirtschaftsunternehmen zum Schaden des Volkes davon profitieren, kann ich eben nicht gelassen bleiben und ach doch lieber vor allem Toleranz üben. Wer etwas von dem versteht, was hier wirklich vor sich geht, tröstet sich eben nicht zum Zeitvertreib mit fabelhaften Märchen dazu.

07:55 Uhr
Tobias sagt:
Seltsam. Hat Herr Zehetmair wirklich nicht bemerkt, daß die hochgelobte "neue" ss/ß-Regel (in Wirklichkeit die Heyse-Schreibweise aus dem 19. Jahrhundert) von niemandem wirklich angewendet werden kann? Studien beweisen, daß in den Schulen erheblich mehr Fehler in diesem Bereich passierern als vor der Reform, und selbst in Qualitätszeitungen und Büchern gibt es reihenweise Fehler. Häufig wird nach einem Komma reflexartig "dass" geschrieben.
Es gab schon einen Grund dafür, diese Schreibweise 1901 zugunsten der Adelung-Schreibweise aufzugeben... Letztere hat sich über 100 Jahre bewährt!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2011 um 18.41

[Zehetmair, verhalten grinsend]
Foto: dapd

Keine weitere Rechtschreibreform in Sicht

Zehetmair setzt auf Kontinuität und lobt Rechtschreibkenntnisse


Berlin (dapd). Der frisch wiedergewählte Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, hat weitgehende Änderungen der Rechtschreibregeln in den kommenden Jahren ausgeschlossen. "Kontinuität und Beständigkeit sind unsere Ziele, die Zeit der Reformen ist vorbei", sagte Zehetmair am Mittwoch in einem dapd-Interview. Die amtliche Regelung habe sich nach Dafürhalten des Rats soweit gut behauptet und sei weithin gut angenommen.

Die letzte größere Reform wurde 2004 durchgeführt. Zehetmair war am Montag bis 2016 in seinem Amt bestätigt worden.

In seiner zweiten Amtszeit wolle er unter anderem dafür sorgen, dass Änderungen, die sich regelhaft im Schreibgebrauch vollzögen, im amtlichen Regelwerk nachgetragen würden. "Darüber hinaus wird sich die Frage stellen, ob die Präsentationsform der amtlichen Regeln und des amtlichen Wörterverzeichnisses zeitgemäß ist. Solche Texte wollen gepflegt werden, wenn sie nicht veralten sollen", sagte der frühere bayerische Kultusminister.

Zu den Rechtschreibkenntnissen der deutschen Bevölkerung sagte er, aktuell entsprächen sie "auf einem hohen Niveau der Norm". Untersuchungen hätten gezeigt, dass es unmittelbar nach Einführung der Reform zu höheren Abweichungen gekommen sei. Diese seien aber nur vorübergehend und auf Gewöhnungseffekte zurückzuführen gewesen.

Zehetmair lobte die Schulen. Sie machten ihre Aufgabe gut, das zeigten zahlreiche Gespräche und auch die Lehrervertreter im Rat bestätigten dies.

Der Rat hat die Aufgabe, die Schreibentwicklung zu beobachten und Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache zu erarbeiten. Die nächste Sitzung, in der über die Inhalte der Arbeit bis 2016 beraten werden soll, ist für den 18. November vorgesehen. dapd

freiepresse.de 30.3.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2011 um 15.40

Kurznachrichten

BADEN-BADEN „Gnomeo und Julia“ auf Platz eins der Kinocharts Der Disney-Film „Gnomeo und Julia – Liebe versetzt Zwerge“ hat sich auf Anhieb an die Spitze der deutschen Kinocharts gesetzt…

Die Komödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ über die erfolgreiche Migrationsgeschichte türkischer Gastarbeiter lag auf Position drei (106 000)….
Lausitzer Rundschau 29.3.2011

Zehetmairs Schmierenkomödie „Rechtschreibreform – Glaube versetzt Zwerge” spielt etwas weiter unten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2011 um 10.38

Nach dem „Eintüten“ der reformabtrünnigen Zeitungsverlage gibt es für den Rechtschreibrat keine nennenswerte Aufgabe – außer der Verhinderung der Rückkehr von Schreibtradition und Schreibvernunft. Wer es im Bericht v. 9.12.2010 überlesen hat, wird nochmals von Thomas Paulwitz in der Deutschen Sprachwelt (Frühjahr 2011, S.9) darauf gestoßen:

Eisenbergs Rückbauversuch scheiterte

Der Versuch des Sprachwissenschaftlers Peter Eisenberg, über eine Neuformulierung der Regeln den Rückbau der Reform fortzusetzen, scheiterte mit Pauken und Trompeten. So heißt es in dem Bericht vorwurfsvoll, Eisenbergs Entwurf sei „an einer entscheidenden Stelle von den geltenden Regeln" abgewichen. Er habe nämlich „Kleinschreibung für einzelne Formen substantivierter Adjektive in erstarrten Verbindungen mit idiomatisierter Bedeutung" vorgesehen. Eisenberg wollte also wieder Schreibungen wie „im allgemeinen" (statt „im Allgemeinen") zulassen.

Das kam bei den übrigen Ratsmitgliedern allerdings schlecht an. Die Rats-„AG Linguisten", in der neben Eisenberg die Altreformer Richard Schrodt und Peter Gallmann sitzen, und die „AG Korpus", die die Wörterbuchverlage umfaßt, zogen die Notbremse und gaben eine gemeinsame Stellungnahme ab. Der Direktor des Instituts für deutsche Sprache (IDS), das den Rechtschreibrat beherbergt, faßte sie so zusammen:

„Die zu erarbeitende Textfassung ... darf keine neuen Schreibungen erzeugen, muss aber sich vollziehende Änderungen in der Schreibgewohnheit aufnehmen können. ... Die Erarbeitung einer solchen Textfassung wird von den Mitgliedern der beiden AGs als mittelfristige Aufgabe verstanden, die ohne äußeren Druck angegangen werden sollte." Das bedeutet, daß das Regelwerk unangetastet bleiben soll und lediglich Varianten gestrichen werden können, allerdings frühestens in fünf Jahren, wenn der Rat seinen dritten Bericht abliefert.

Solange Altreformer und Wörterbuchverlage die Arbeit des Rechtschreibrats bestimmen, wird die Rechtschreibreform weiterhin lediglich im Schneckentempo zurückgebaut.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2011 um 20.33

Zehetmair als Rechtschreibrats-Chef bestätigt

Sprache

Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair ist als Chef des Rates für deutsche Rechtschreibung wiedergewählt worden. "Er ist in geheimer, persönlicher Wahl einstimmig gewählt worden", sagte die Geschäftsführerin des Rechtschreibrates, Kerstin Güthert, am Montag in Mannheim.


[Bild]

Die Wahl war bereits am Freitag. Zehetmair hatte sein weiteres Engagement als Vorsitzender an Bedingungen geknüpft und finanzielle Unterstützung von der Kultusministerkonferenz (KMK) gefordert.
Die KMK gab seinem Drängen nach Angaben des Rechtschreibrates nun nach und bewilligte einen kleinen Etat. Damit können nun auch die Vertreter aus Deutschland Fahrtkosten abrechnen - die anderen Mitglieder hatten das ihren Ratsmitgliedern schon länger ermöglicht.
Eine weitere Amtszeit Zehetmairs dauert sechs Jahre. "Wie lange ich weitermache, weiß ich noch nicht", hatte der 74-Jährige im Dezember vergangenen Jahres gesagt. "Aber ich will Kontinuität und dann irgendwann einen reibungslosen Übergang ermöglichen."
Der Rat für deutsche Rechtschreibung war im Dezember 2004 als Reaktion auf die massive Kritik an der Rechtschreibreform gegründet worden. Er wolle den "Sprachfrieden" wiederherstellen, hatte Zehetmair damals als Ziel ausgegeben.
Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein, Bozen-Südtirol und Belgien gehören dem Rat an. Seine Empfehlungen gelten als verbindlich, die großen deutschen Wörterbücher halten sich daran. dpa

infranken.de 28.3.2011

„Ungeheuer demokratisch“ – Die Reform in der Wortwahl eines Vertreters der Kultusministerien (FAZ 29.1.2004).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2011 um 11.46

Ein um die letzten Dummheiten verkürzter Aufguß des
hier bereits zitierten Interviews:


Sprachfrieden mittlerweile wieder hergestellt

[...] BILD: dpa

VON BRITTA SCHULTEJANS

FRAGE: Herr Dr. Zehetmair, fünf Jahre Reform der Reform …

nwzonline.de 2.3.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.02.2011 um 15.11

Sprache

Reform der Reform: Rechtschreibrat zieht Bilanz

Artikel vom 27.02.2011

Vor fünf Jahren - am 2. März 2006 - akzeptierte die Kultusministerkonferenz die ersten Vorschläge des Rechtschreibrates zu Änderungen an der umstrittenen Rechtschreibreform.

[Bild: Foto: dpa]

München (dpa) - Vor fünf Jahren - am 2. März 2006 - akzeptierte die Kultusministerkonferenz die ersten Vorschläge des Rechtschreibrates zu Änderungen an der umstrittenen Rechtschreibreform.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa in München zieht der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, Bilanz. Er erinnert sich an die schwierigen Anfänge und verrät, was er gegen Ketschap hat.

Herr Dr. Zehetmair, fünf Jahre Reform der Reform - wagen wir einen Rückblick. Die Diskussion um die Neue Rechtschreibung wurde damals unglaublich emotional geführt - warum?

Zehetmair: «Das ist jetzt meine subjektive Erfahrung: Der Ausgangspunkt, eine umfassende Rechtschreibreform im deutschsprachigen Raum auf den Plan zu bringen, war ein ideologischer. Dass die Politik dann versucht hat, par Ordre de Mufti Verordnungen zu bringen, das war meiner Meinung nach ein Fehler. Und ich habe auch immer gesagt, das darf sich nicht wiederholen. Aber die Emotionalität war eben da und es hat seine Zeit gedauert, bis man sich gegenseitig nicht mehr böse Absicht oder geringeres Wissen unterstellt hat.»

Sie sind damals mit dem Ziel angetreten, den «Sprachfrieden» wieder herzustellen. Haben Sie das geschafft?

Zehetmair: «Ja, ich glaube, das kann ich uneingeschränkt sagen. Dass es zu dem ein oder anderen Wort gewisse, anhaltende Diskussionen gibt, das ist in Ordnung, die Sprache ist ja kein logisches Konstrukt. Ich gehöre zu denen, die sagen, Sprache ist ein lebendiges Organ und da kann man sich bemühen, im Nachhinein Regeln zu erkennen und festzuschreiben, die es Kindern leichter machen, die Sprache zu erlernen, weil man ihnen Dinge dann erklären und ihnen die Unsicherheit nehmen kann. Die Rechtschreibung ist ja kein Lieblingskind unserer Kinder.»

Glauben Sie, dass es Kinder in der Schule heute - nach der Reform und nach der Reform der Reform - leichter haben als Kinder, die noch die gute alte Rechtschreibung erlernen mussten?

Zehetmair: «Sie könnten es leichter haben. Einige Dinge sind leichter geworden: Zum Beispiel die Unterscheidung zwischen scharfem s und Doppel-s. Nach kurzem Vokal gibt es ein Doppel-s, nach langem ein scharfes s. Dass viele aus der älteren Generation sagen, sie schreiben weiter wie früher, das finde ich in Ordnung. Für die war die Reform ja nicht gedacht.»

Wie halten Sie selbst es mit der Rechtschreibung?

Zehetmair: «Ich schreibe nach der neuen Rechtschreibung. Das ist mir auch nicht schwer gefallen. Ich war so intensiv mit der Untersuchung befasst, dass ich da sehr tief einsteigen konnte. Man bekommt dann allerdings auch einen gewissen Schlag, wenn man sich über Jahre nur damit befasst. Manchmal muss man aufpassen, dass das nicht zur Psychose wird.»

Was sind denn die wichtigsten Änderungen an der Reform, die der Rechtschreibrat angestoßen hat?

Zehetmair: «Das waren schon die vier Kernpunkte, die wir uns zu Anfang vorgenommen haben. Der erste war die Groß- und Kleinschreibung. Da gab es in der Reformbewegung den Trend, einfach alles groß zu schreiben. Der zweite war die Getrennt- und Zusammenschreibung, weil es einfach einen Sinn-Unterschied macht, ob jemand in den wohlverdienten Ruhestand geht oder in den wohl verdienten mit dem Unterton: Ganz sicher ist man sich nicht, ob er ihn verdient hat. Der dritte Punkt war die Kommatasetzung. Kommata sind für die Lesefreundlichkeit einfach sehr wichtig. Und der letzte Punkt war die Trennung von Wörtern. A-pfel, das ist einfach nicht ästhetisch. Im Übrigen sind Kinder ohnehin klug genug, dass sie einfach auf der nächsten Zeile weiterschreiben, wenn sie sich bei der richtigen Trennung nicht ganz sicher sind. Und dann kam der große Block der Fremdwörter.»

Was war Ihnen da wichtig?

Zehetmair: «Da muss man entscheiden, ob etwas inzwischen eingedeutscht ist - wie beim Frisör - oder nach wie vor ein Spezialbegriff ist wie beim Portemonnaie. Wir haben bislang schon die Erfahrung gemacht, dass die Kinder auch mit Fremdwörtern schon erstaunlich sicher umgehen. Dass sie das Portemonnaie, um das so viel gestritten wurde, nicht in der simplifizierten Vorschlagsform schreiben - mit einfachem e -, sondern dass sie es zu 90 Prozent richtig schreiben - wenn sie es nicht durch Geldbeutel ersetzen. Wir dürfen da nichts verfremden. Ski kann man natürlich auch Schi schreiben, da reg ich mich nicht auf. Ich habe nur was dagegen, wenn man meint, dass man Restaurant mit o schreiben muss. Wer sich das Restaurant leisten kann, kann auch das Wort Restaurant dort lesen. Es kommt nun einmal aus dem Französischen.»

Was ist das blödeste Wort oder die blödeste Schreibweise, die Ihnen untergekommen ist?

Zehetmair: «Ketschap! Das mag ich eh nicht, aber darum geht es ja nicht. Alle kennen es als Ketchup. Wieso soll man das, was auf allen Tuben und Flaschen steht, denn dann ändern? Da wäre das mir ohnehin nicht sonderlich sympathische Ketchup geschmacklich völlig entstellt. Wenn ein Begriff schon jahrelang gebraucht wird und man keinen anderen Begriff hat, dann gibt es irgendwo Grenzen. Wir schreiben Jeans ja auch nicht plötzlich mit i.»

Interview: Britta Schultejans, dpa

news.de 27.2.2011

Zur Ketschap-Psychose u.a. hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2010 um 13.38

Rat für deutsche Rechtschreibung
von: Lyriost – Kategorie: Gedanken

"Der Rat ist die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung ..."

Der Rechtschreibrat, die "maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung", hat unlängst einen Bericht über seine Arbeit von 2006 bis Oktober 2010 herausgegeben. Ich hab den mal kurz überflogen und festgestellt, daß sich der Rat mit der Erstellung von Texten nicht besonders gut auskennt – so sind Wortzwischenräume bei Überschriften uneinheitlich, bei Prozentangaben fehlen sie gänzlich (5%), statt Klammerhierarchien gibt es mehrere runde Klammern hintereinander, Punkte bei Aufzählungen mit römischen Ziffern stehen nicht untereinander, häufig werden Gedankenstriche und Bindestriche verwechselt usw.

Es gibt falsche Silbentrennung ("Zeile-nende" statt "Zeilen-ende", deutsch-er" statt "deut-scher"), Kommata, wo keine hingehören, aber auch schon mal einen Relativsatz ohne Komma, stilistische Merkwürdigkeiten:
"Diese Diskussion ging aus von der erneuten und vertieften Beschäftigung des Rats mit dem im Regelungsvorschlag von 2006 von den vom Rat initiierten Veränderungen nur am Rande berührten Bereich der Groß- und Kleinschreibung."
An diesem Satz kann man sehen, daß sich kein Sprachpraktiker – also Lektor, Korrektor, Schriftsteller – vor der Veröffentlichung mit ihm befaßt hat. Das Sagen im Rechtschreibrat haben in erster Linie beamtete Sprachverwalter und Theoretiker, "in Sonderheit" Pfleger der knisternden Nominalphraseologie.
Im Bericht findet man Redundanzen ("in diesem Bereich ... in diesem Bereich" – "in Sonderheit ... in Sonderheit"), umgangssprachliche Ausdrücke statt standardsprachliche ("von vorneherein" statt "von vornherein"), falsche Schreibung von Wörtern ("daran gegangen" getrennt statt richtig wie von jeher "darangegangen"), die Schreibweise "Orthographie" neben "Orthografie", grammatikalische Fehler (Beispiel: "... das sich auf bestimmten Bereichen bezog ...", "die gebildeten Wörtern", die "Darstellung wurden wiedergegeben", "Eidgenössisches Finanzdepartements" statt "Eidgenössisches Finanzdepartement"). Nichts gegen den Genitiv, aber nicht um jeden Preis(es).

Die Schreibung nach Doppelpunkten, groß oder klein, ist nicht immer regelkonform, und es gibt falsche Pluralbildung (etwa "Nominationsstereotypen" statt, wie es korrekt wäre, "Nominationsstereotype").

In summa: Der Rechtschreibrat wäre gut beraten, sich von einem schriftkundigen Menschen beraten zu lassen, bevor er Texte für die Öffentlichkeit freigibt.

1. Zebulon schreibt am 29.12.2010 um 12:54 Uhr: !!!

2. Lyriost schreibt am 30.12.2010 um 11:30 Uhr: Ja, Zebulon, Ausrufezeichen. Und damit ist noch nichts zum Inhaltlichen des Berichts gesagt, der zum nicht geringen Teil aus hochgradigem Schwachsinn, Naivitäten und Unwahrheiten (Lügen) besteht. Was soll auch dabei herauskommen, wenn ausgerechnet diejenigen zum "Erfolg" der Reform befragt werden, die aus dem Unsinn reichlich PROFIT ziehen.

blogigo.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.12.2010 um 06.57

Theodor Ickler hat bereits eine umfassende Kritik des 2. Berichts des Rates für deutsche Rechtschreibung ins Netz gestellt. Sie ist gewohnt sachlich und präzise:

sprachforschung.org 11.12.2010

Daraus einige Stichworte:

Wir sind an bürokratische Texte und aufgeblasene Gremienprosa gewöhnt, aber was die Geschäftsführerin Kerstin Güthert bietet, übertrifft die Erwartungen…


Der Rat steht vor einem Dilemma: Einerseits glaubt er nichts ändern zu dürfen, andererseits muß er seine Existenz irgendwie rechtfertigen.

Die revidierte Regelung von 2006 hat alle Züge einer Übergangslösung. Hauptgrund ist, daß die Arbeit des Rechtschreibrates mittendrin gestoppt wurde. …

Seither arbeitet der Rechtschreibrat unter der Vorgabe, den Inhalt der Reform nicht mehr antasten zu dürfen. Seine gesamte Tätigkeit ist daher auf folgenlose theoretische Erörterungen und statistische Erhebungen beschränkt, die er satzungsgemäß als „Beobachtung des Schreibgebrauchs“ bezeichnet. …

Die „Beobachtung des Schreibgebrauchs“ litt darunter, daß die Reformschreibung für die Schulen vorgeschrieben und in den Medien durch Verleger oder Herausgeber – nachweislich gegen den Wunsch der Leser und der Bevölkerungsmehrheit – gewaltsam durchgesetzt und der „Schreibgebrauch“ insofern verzerrt ist. Auch Leserbriefe und Zitate aus Schriftstellern in Rezensionen werden von den Zeitungen unerbittlich auf Reformschreibung getrimmt. Von einer Entwicklung kann seither nicht mehr die Rede sein, aber der Rat verleugnet diese schlichte Tatsache in allen seinen Äußerungen. …

Von welcher Art jene Belanglosigkeiten sind, ist Seite um Seite zu erkennen. Der Rat kommt z. B. zu so umwerfenden Ergebnissen wie dem, daß Kammmacher nun fast hundertprozentig mit drei „m“ geschrieben wird, allerdings praktisch nur im Zusammenhang mit Gottfried Keller vorkommt.

Eine Nachprüfung der statistischen Angaben ist im allgemeinen nicht möglich, da die Texte aus dem Medienbereich nur am Institut für deutsche Sprache und die Texte aus der Schüleruntersuchung überhaupt nicht zugänglich sind….

Der Rat versucht sich an einer regelrechten Geschichtsfälschung. Wie schon in anderen Verlautbarungen verschweigt er die Revision von 2004. …

Nur in einer Anmerkung wird angedeutet, daß sich auch 2004 etwas getan hat: „(…) bis auf weiteres, seit kurzem und von weitem (…). Für diese Gruppe ist seit 2004 fakultativ die Großschreibung zulässig.“

Allein diese von Gallmann durchgesetzte Änderung war aber schon ein „Paradigmenwechsel“ von ähnlichem Kaliber wie die beiden erwähnten (abgesehen davon, daß „Paradigmenwechsel“ – von Güthert gleich dreimal benutzt – ohnehin nur ein aufgedonnertes Modewort ist)….


Zu den interessanteren Mitteilungen gehört folgendes:

„(Recherchen des IDS) ergaben, dass das amtliche Wörterverzeichnis in seinem Lemmabestand auf das von Gerhard Augst erarbeitete ‚Lexikon zur Wortbildung. Morpheminventar‘ aus dem Jahre 1975 zurückging, ein Umstand, der bislang nicht bekannt war. Das augstsche Morpheminventar wiederum fußt auf zwei Wörterbüchern aus dem Jahre 1968.“ (sc. Wahrig und Duden)

Bei dieser Gelegenheit erfährt man auch, daß uns 1996 weitere Augstsche Einfälle erspart geblieben sind, z. B. Neglischee. (Welche noch?)

Eine implizite Kritik an Augst (dessen Name in früheren Sitzungen nie erwähnt wurde, obwohl er sich mit einigem Recht als den Vater der Reform betrachtet) kann man in den Ausführungen zur Variantenschreibung erkennen. Hier werden einige Neuschreibungen als „forciert integriert“ bezeichnet, ein ganz neu eingeführter Begriff, …

Nicht unerwartet, aber doch ganz interessant sind einige Einzelergebnisse. So hat der Rat herausgefunden, daß Stengel vor der Reform niemals falsch geschrieben wurde, nach der Reform aber die Neuschreibung Stängel immer häufiger zugunsten von Stengel gemieden, also jedesmal falsch geschrieben wird. … Auch behände wird nach und nach wieder aufgegeben.

In diesem Bereich fällt besonders unangenehm auf, wie der Rat sich über das offenbar Gezwungene der Neuschreibungen hinwegsetzt und die gewaltsame Durchsetzung für eine bloße „Entwicklung“ des Schreibbrauchs zu halten vorgibt. Der Bericht übergeht auch den eigentlichen Kritikpunkt: daß nämlich die meisten „Etymogeleien“ nicht bloß freigegeben, sondern zwingend vorgeschrieben sind. …

Gesamtbeurteilung:

Der Rechtschreibrat verbucht die Durchsetzung der Reform als Erfolg, die Qualität des Durchgesetzten spielt für ihn keine Rolle. Die Sprachwissenschaft hat abgedankt zugunsten einer geschäftsrelevanten Durchsetzungsforschung…

Wie geht es weiter?

Die empfohlenen 20 Änderungen im Wörterverzeichnis sind von demonstrativer Dürftigkeit und Irrelevanz. …

sprachforschung.org 11.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.12.2010 um 08.45

Kommentar von ub, verfaßt am 10.12.2010 um 18.55 Uhr
Adresse: sprachforschung.org

Hier noch der vollständige Text der Stellungnahme, die die FDS heute unter anderem der Nachrichtenagentur dpa zukommen ließ:

„Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt in seinem jetzt vorliegenden 2. Bericht, die Malaise mit der ‚Maläse’ und einigen anderen Zwangseindeutschungen zu beenden, um überhaupt etwas vorweisen zu können. Aber damit bemäntelt er nur die eigene Untätigkeit“, kritisiert die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS). „Die vordringliche Aufgabe einer Revision der reformierten Groß- und Kleinschreibung hat der Rat nicht nur unberücksichtigt gelassen, sondern eine entsprechende, von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung eingebrachte Initiative sogar blockiert, wie aus dem Bericht [S. 8 f.] hervorgeht.“

Der Reformkritiker Prof. Dr. Theodor Ickler (Univ. Erlangen), Mitglied im Beirat der FDS und bis Anfang 2006 selbst Angehöriger des Rates, stellt zu dem Bericht fest: „Über die Auswirkungen der Reform und ihrer Revisionen an den Schulen liegen immer noch keine verwertbaren Untersuchungen vor. Der Rat vertröstet auf später. Die Rechtschreibreform, die sich ja primär auf die Schulorthographie richtete – den einzigen Bereich, für den die Kultusminister „Regelungskompetenz“ beanspruchen –, wurde von Anfang an ohne entsprechende wissenschaftliche Begleitung ins Werk gesetzt. Die läppischen Änderungsvorschläge des Rates, vor allem am amtlichen Wörterverzeichnis, werden die Kultusminister wohl annehmen müssen, um den Rat nicht vollends als Kasperltheater bloßzustellen.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2010 um 21.38

Das Ergebnis der vierjährigen Arbeit von 40 Teilnehmern aus sechs Ländern (S.24):

Da die Variantenschreibungen
Butike, Fassette, Kabrio, Katarr, Krem/Kreme, Kupee, Maffia, Maläse, Mohär, Myrre, Scharm (inkl. scharmant), Schikoree, Schose, Sketsch, Sutane und transchieren
folglich weder im Schreibgebrauch vertreten noch aus regelwerkssystematischen Gründen unerlässlich sind, hat der Rat auf seinen Sitzungen vom 23.04.2010 und 02.07.2010 mehrheitlich den Beschluss gefasst, den staatlichen Stellen ihre Streichung zu empfehlen.

Weiterhin verwendet er sich für die Zulassung von
Caprice, Clementine, Creme und Schmand
als Variantenschreibungen zu den bestehenden Schreibungen
Kaprice/Kaprize (österr.), Klementine, Creme und Schmant.
_________
2. Bericht des Rats (2006-2010)

Die Streichung bedeutet zugleich auch Vermehrung der Fehlerquellen für Schüler u.a.
Man kann sich wieder gut vorstellen, wie die „mehrheitlichen Beschlüsse“ des Rates zustande gekommen sind:
Aus der Arbeit der Kommission

Für dergleichen will Zehetmair auch noch mehr Geld.
Früher machte der Duden so etwas nebenher.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2010 um 11.11

Aus dem Bericht 2010:

Im Berichtszeitraum haben zehn Sitzungen des Gesamtrats stattgefunden, an denen im Schnitt 25 Mitglieder also etwa zwei Drittel der Gesamtzahl, teilgenommen haben.

Es fehlten also meistens etwa um 15 Mitglieder.

Das ist verständlich: Nach wie vor ist die „Rechtschreibreform“ die dümmste und lächerlichste Unternehmung, die die Kultusministerkonferenz jemals in die Wege geleitet hat. Jetzt sollen 40 (vierzig) Leute, die meist Wichtigeres zu tun haben, beobachten, wie alberne Schreibvorschriften wie „belämmert“ und „Tollpatsch“ im allgemeinen Schreibgebrauch angenommen werden, und sie können doch nur vereinzelt erfassen, was die Korrekturautomaten der Zeitungen und Medien geleistet haben.

Eigentlich verbietet es sich nach kurzem Einblick in die Berichte, sich überhaupt weiter mit diesem Humbug zu beschäftigen.

Der volksetümelnde Augst-Schwachsinn heißt jetzt übrigens „Re- und Neumotivierungen“.

Weiter aus dem Bericht 2010:


Re- und Neumotivierungen
Durch die Reform wurde die Schreibung in 15 Einzelfällen geändert, davon sind 8 auf Remotivierung und 7 auf Neumotivierung zurückzuführen. Bei den Remotivierungen handelt es sich um die Fälle Bändel, behände, Gämse, Gräuel/gräulich, schnäuzen, Stängel, überschwänglich, (Schnee)wechte, bei den Neumotivierungen um die Fälle belämmert, ein-/verbläuen, Quäntchen, Ständelwurz, Tollpatsch und Zierrat. Dazu kommen folgende in Variantenschreibung zugelassene Fälle: Albtraum, Albdrücken und Messner neben weiterhin zulässigen Alptraum, Alpdrücken und Mesner/Mesmer.

Entsprechend den unter 2.1.1.1 formulierten Bedingungen mussten von diesen aufgrund niedriger Belegzahlen die Lexeme Ständelwurz, verbläuen und (Schnee)wechte ausgenommen werden. Für die anderen Lexeme wurden Untersuchungen durchgeführt. Dabei ergibt sich bei den Remotivierungen folgender Befund:
•Bändel weist keine Normabweichung auf. Vor der Reform betrug die Abweichung 100%.
•behände zeigt aktuell ansteigende Werte von nichtnormgemäßen Schreibungen. Ihr Anteil liegt im Jahre 2008 in den einzelnen Korpora zwischen 39 und 61%. Vor der Reform betrug die Abweichung bis zu 10%.


Bei den Neumotivierungen (sog. Volksetymologien) ergibt sich ein ähnliches Bild:

•Tollpatsch zeigt aktuell rückläufige Werte an nicht normgemäßen Schreibungen auf. Nach einem Rückgang bis auf 5% im Jahre 2002 zunächst relativer, dann abrupter Wiederanstieg bis auf einen Spitzenwert von 52% im Jahre 2006. 2007/08 Abfall auf 29% und weiter auf 25%. Beim Adjektiv sind die Werte rückläufig. Sie liegen aktuell bei ca. 12% normabweichenden Schreibungen und sind damit signifikant tiefer als vor der Reform mit 44%.

„Reformerfolg“ also: Vorher hätten danach 44% „tollpatschig“ geschrieben (wen hat es gestört?), jetzt schreiben nur noch 12% richtig „tolpatschig“. Für solche „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse verdient der Rat den „IgNobelpreis"!

Und so weiter und so weiter – es wäre einfach nur lächerlich, wenn es nicht Teil des Trauerspiels „deutsche Schreibkultur“ wäre.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2010 um 10.03

Rat für deutsche Rechtschreibung reicht seinen zweiten Bericht ein

Mit Abschluss der ersten Amtszeit legt der Rat für deutsche Rechtschreibung seinen zweiten Bericht vor. Der Vorsitzende des Rats, Herr Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair, und für die Geschäftsstelle Herr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ludwig M. Eichinger übergeben diesen Bericht im Auftrag des Rats am 9. Dezember 2010 offiziell der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Der Bericht wurde zeitgleich den staatlichen Stellen Österreichs, der Schweiz, des Fürstentums Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens vorgelegt.

Der zweite Bericht unterscheidet sich von dem ersten Bericht dahingehend, dass er einen Bericht über die Wahrnehmung der regulären Aufgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung darstellt und daher keine Modifikationen zum amtlichen Regelwerk beinhaltet. Die im zweiten Bericht enthaltenen Empfehlungen sind Adaptionen des amtlichen Wörterverzeichnisses an den beobachteten Schreibgebrauch.

Die Empfehlungen betreffen Schreibungen aus dem Bereich der Laut-Buchstaben-Zuordnungen, bei denen allein zum jetzigen, frühen Zeitpunkt der Beobachtung nach den zweimaligen Normumstellungen in den Jahren 1996 und 2006 valide Aussagen möglich sind. In der Hauptsache handelt es sich dabei um Streichungen von forciert integrierten Fremdwort-Variantenschreibungen wie z. B. Sutane, die im allgemeinen Schreibgebrauch nicht verankert sind. Eine detaillierte Aufstellung findet sich auf der ratseigenen Website in der Rubrik „Rechtschreibung“.

Rechtschreibrat


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2010 um 09.51

Berichte des Rats

Der Rat für deutsche Rechtschreibung erstattet über die Wahrnehmung seiner Aufgaben alle fünf Jahre einen Bericht, in denen er seine Vorschläge für Anpassungen des Regelwerks und die Fortentwicklung der Rechtschreibung unterbreitet und begründet. Bisher hat der Rat zwei Berichte vorgelegt, wobei der erste insofern eine Sonderstellung einnimmt, als in ihm Vorschläge für eine Modifikation des amtlichen Regelwerks zum Zwecke der Herstellung einer konsensuellen Regelung gemacht wurden.
In den Berichten werden die vom Rat vorgeschlagenen Änderungen detailliert beschrieben und begründet. Sie liefern daher wichtige Aufschlüsse zum Verständnis der geltenden Regelung.
Der erste Bericht umfasst den Zeitraum von Dezember 2004 bis Februar 2006, der zweite Bericht knüpft direkt daran an und beschließt mit dem Ende der ersten Amtszeit der jeweils für sechs Jahre berufenen Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung:

1. Bericht des Rats (2004-2006) (PDF-Datei, 662 KB)
2. Bericht des Rats (2006-2010) (PDF-Datei, 394 KB)

http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/rechtschreibung/berichte.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.12.2010 um 22.03

Pressemeldung
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder
FÖDERALISMUS

Ergebnisse der Kultusministerkonferenz am 9. Dezember 2010 in Brüssel
Mehr zu: Auslandsschulen, Duale Ausbildung, Europa, Föderalismus, Internationaler Austausch, Personalia, Qualifikationsrahmen, Rechtschreibung, Spaenle, Schule
Brüssel, 09.12.2010 -
[…]
Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung
Der Rat für Deutsche Rechtschreibung hat am Donnerstag in Brüssel der Kultusministerkonferenz seinen Tätigkeitsbericht für die Amtszeit 2004 bis 2010 übergeben. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Dr. Ludwig Spaenle, dankte dem Vorsitzenden, Staatsminister a. D. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair, und den Ratsmitgliedern für die geleistete Arbeit. Die Kultusministerkonferenz stimmt der Anregung des Rates zu, ihm auf der Grundlage seiner Beobachtungsergebnisse die Entscheidungskompetenz über kleinere Veränderungen des Wörterverzeichnisses zuzuweisen, die in der Vergangenheit der Entscheidung der Wörterbuchverlage überlassen waren. Das Präsidium der Kultusministerkonferenz hatte Herrn Zehetmair sowie seine von deutscher Seite benannten Mitarbeiter bereits im Oktober gebeten, für eine weitere Amtsperiode für die Übernahme des Vorsitzes bzw. für die Mitgliedschaft im Rat für deutsche Rechtschreibung zur Verfügung zu stehen.
[…]
bildungsklick.de 9.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2010 um 07.57

Schweizer Orthographische Konferenz will in den Rechtschreibrat
suedostschweiz.ch 17.11.2010

Putsch in der Rechtschreibe-Branche
tagesanzeiger.ch 17.11.2010

Die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) erhebt Anspruch auf einen Sitz im Rat für deutsche Rechtschreibung. Dafür sollen jene Schweizer Ratsmitglieder, die an der «gescheiterten» Rechtschreibreform beteiligt waren, abtreten.

[Der Hinweis auf die Rechtschreibreform fehlt im Tagesanzeiger]

Bern. – In einem öffentlichen Amt seien auch jene Delegierten nicht länger tragbar, die sich in die Dienste von Verlagen gestellt haben, schreibt die SOK weiter. Die «prekäre Lage» der Rechtschreibung könne «nur mit neuen Kräften bereinigt werden, welche in jeder Beziehung unabhängig sind». Die erste Amtsperiode des Rechtschreibrats endet im Dezember.

Die SOK hat nach eigenen Angaben ihre Forderungen den Erziehungsdirektoren am Dienstag in einem Schreiben mitgeteilt. Anlässlich ihrer Herbsttagung im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel hätten der Basler Erziehungsdirektor Christoph Eymann und sein Nidwaldner Kollege Res Schmid der SOK ihre Unterstützung zugesichert.

Auf der BuchBasel stellte die SOK ihren neuen «Wegweiser zu einer einheitlichen und sprachrichtigen deutschen Rechtschreibung» vor. «Er bietet eine kompakte Einführung in die Empfehlungen der SOK, die von der Chefredaktorenkonferenz und dem Verband Schweizer Presse unterstützt werden», wird er beworben. (sda)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2010 um 13.11



Der (unvollständige) Rat für deutsche Rechtschreibung ...
(Aufnahme wohl nach der Sitzung vom 1.10.2010)

... ein 2004 von den Kultusministern geschaffenes Gremium aus Reformern und Reformförderern, um abtrünnige Zeitungsverlage wieder „ins Boot zu holen“. Von nennenswerten Leistungen hört man seit diesem „Erfolg“ von 2006 nichts mehr. Es gibt sie wohl auch nicht.

Die Aufgaben des „Rates für deutsche Rechtschreibung“ sind, lt. Homepage:


Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum

[… an deren Zerstörung die meisten Mitglieder mitgewirkt haben, ]

Beobachtung der Entwicklung der Sprachpraxis

[… von der sie nur das reformierte Echo der Korrekturautomaten wahrnehmen,… ]

Weiterentwicklung des orthografischen Regelwerks im notwendigen Umfang

[… obwohl sie noch nicht einmal willens und imstande sind, eine Aufhebung des kultusministeriell-kulturbanausischen Verbotes von Wörtern und Wortschreibungen wie Quentchen, rauh, behende, Tolpatsch, belemmert, insonderheit, jedesmal, wieviel, zuviel, soviel, As, daß u.a. zu fordern.]

Die Rechtschreibung ist von den Menschen gemacht und wird von diesen weiterentwickelt. Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird - als die zentrale Instanz in Fragen der Rechtschreibung - die weitere Entwicklung begleiten und Sie über seine Beobachtungen informieren.

München, April 2008
Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair
Staatsminister a.D.
Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung

Rechtschreibrat

Das hölzerne „von den Menschen“ zeigt, wes Geistes Kind diese Reformbewahrertruppe von Gnaden der Kultusminister ist. Außerdem ist seit dem „Eintüten“ der abtrünnigen Zeitungsverlage die versprochene Information ausgeblieben und durch verschwörerhafte, nahezu geheime Sitzungen ersetzt worden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.10.2010 um 10.42

Pressemeldung
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder
DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG
Rechtschreibung muss weiterentwickelt werden – Sprache ist nicht starr
18. Sitzung des Rates für Deutsche Rechtschreibung – KMK-Präsident Spaenle dankt dem Ratsvorsitzenden Dr. h.c. Hans Zehtemair und Ratsmitgliedern für ihre Arbeit


Berlin, 01.10.2010 -

Der Rat für Deutsche Rechtschreibung kam heute unter Vorsitz von Staatsminister a.D. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair am 01.10.2010 zu seiner 18. Sitzung in Berlin zusammen. Schwerpunkt der Beratung ist der turnusmäßig erbetene Bericht über die Arbeit des Rates in den vergangenen Jahren. Der Bericht soll im Anschluss der Kultusministerkonferenz und den zuständigen staatlichen Stellen vorgelegt werden.

Dr. Ludwig Spaenle, Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus und Präsident der Kultusministerkonferenz dankte Zehetmair für seine langjährige Arbeit als Vorsitzender: "Seit 2004 wirken Sie erfolgreich in dieser sicherlich nicht immer einfachen Position. Ich danke Ihnen und dem Rat für deutsche Rechtschreibung ausdrücklich für die intensiven Beratungen sowie die erarbeiteten Vorschläge und freue mich, dass Sie auch bereit sind, weiterhin den Vorsitz übernehmen. Sprache und Rechtschreibung entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter. Sprache war und ist nicht starr", wies Minister Spaenle auf die Entwicklung des Deutschen hin.

"Die Rechtschreibung ist von den Menschen gemacht und wird von diesen weiterentwickelt. Ich freue mich sehr, dass ich an dieser anspruchsvollen Aufgabe weiter mitgestalte", betont Zehetmair.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das vonseiten der staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und veröffentlicht mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung.

Der Rat tritt mindestens zweimal im Jahr zu einer Sitzung zusammen. Sitzungsort ist in der Regel das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, an dem die Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung eingerichtet ist.

bildungsklick.de 1.10.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.07.2010 um 12.07

Zehetmairs Wirken als Kultusminister und Oberschreibrat und seine „Leistungen“ sind hier schon ausgiebig verzeichnet und kommentiert worden.
Eine übersichtliche Zusammenfassung bietet Thomas Paulwitz in der „Jungen Freiheit“:

jungefreiheit.de 17.7.2010

P.S.: Obwohl Google News findig ist und mitunter sogar die JF findet, ist der Blitzsuchdienst in diesem Fall noch immer nicht fündig geworden – völlig absichtslos?.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.07.2010 um 05.13

Persönliche Beobachtungen zur Causa Zehetmair & Co. steuerte ein japanischer Germanistikprofessor, Unterzeichner auch des Frankfurter Appells, auf der Seite der FDS bei:

Kommentar von Y.N., verfaßt am 14.07.2010 um 19.20 Uhr
sprachforschung.org

Wie froh war ich, als ich Herrn Zehetmair im Jahr 2004 vor Sprachwissenschaftlern in der Bayerischen Akademie die RSR scharf kritisieren hörte. Der IDS-Leiter Eichinger, der danach vor den Anwesenden eine Ansprache halten mußte, wagte es da nicht, die RSR zu verteidigen.

Wie enttäuscht war ich ebenso, als ich kurze Zeit später Zehetmair als verständnisvollen Gentleman in einem Fernsehinterview vor seinem Amtsantritt als Ratvorsitzender von nur kleinen Reparaturen sprach.

Wie froh war ich, als ich eine deutsche Linguistin sich in ihrer Diashow auf einer japanischen Linguistentagung perfekter bewährter Rechtschreibung bedienen sah.

Wie enttäuscht war ich ebenso, als ich sie denselben Vortrag später in der perfekten Schlechtschreibung publizierte.

Sie sagte, sie finde die Neuschreibung schlecht. In einem kleinen Kreis schreibe sie deshalb alt, in der Öffentlichkeit aber neu.

Man muß nur froh sein, daß man mindestens heimlich seine Meinungen frei äußern darf.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 13.07.2010 um 18.59

… wurde hier schon mehr geschrieben. Er schrieb hier auch selbst.

Das läßt sich leicht mit folgender Suche aufblättern:

Sprachpapst Christian Stang:
Was er selbst hier schrieb, und was über ihn geschrieben wurde

__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2010 um 17.44

„Herr Duden“
Ein Leben für die Rechtschreibung
Er weiß mehr über Rechtschreibung als mancher Professor, schreibt Bestseller für Duden – und hat nicht einmal Abitur. FOCUS-SCHULE-Redakteurin Anke Helle über die zwei Leben eines Regensburger Postbeamten.

focus.de 13.7.2010

Wird hier vom Focus schon ein Nachfolger für Zehetmair aufgebaut? Wenn es zum Oberpostrat nicht reicht, dann vielleicht zum Oberschreibrat, wobei vielleicht noch ein „sch“ an geeigneter Stelle zu ergänzen wäre..

Woanders wurde er schon zum „Papst“ ernannt:


landes-zeitung.de 4.7.2010


eingetragen von Norbert Lindenthal am 13.07.2010 um 16.19

Zitat:
Zehetmair:
„… so was schaut man sich höchstens an …“

Wenn es für Hans Zehetmair am höchsten ist, ein Dekolletee anzuschauen, könnte er vielleicht jetzt schon gehen …
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2010 um 15.41

Zehetmair gibt Chefposten im Rechtschreibrat zum Jahresende ab

München - Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) will das Amt als Vorsitzender im "Rat für deutsche Rechtschreibung" zum Jahresende abgeben.


Zehetmair steht dem Rat seit Dezember 2004 vor, im Dezember dieses Jahres geht seine sechsjährige Amtszeit zuende. Für eine Verlängerung will er sich nach eigenem Bekunden nicht zur Verfügung stellen: "Sechs Jahre Opfer reichen", sagte der 73-Jährige der Zeitung in Anspielung auf die Kritik, die das Gremium immer wieder einstecken musste. In der noch verbleibenden Zeit als Ratsvorsitzender sagt Zehetmair Eindeutschungen den Kampf an, die bei der Rechtschreibreform 1996 eingeführt wurden, seither aber kaum Anwendung finden.

So ist er dafür, dass deutsche Schreibweisen wie Varietee (für Varieté) und Exposee (für Exposé) aus dem amtlichen Regelwerk "Deutsche Rechtschreibung" gestrichen werden. „Dekolleté mit Doppel-E hinten - so was schaut man sich höchstens an, aber so schreibt doch keiner“, erklärte Zehetmair.

hna.de 12.7.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.07.2010 um 16.35

17. Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung in Vaduz

Vaduz (ots) - Vaduz, 1. Juli (pafl) - Am Freitag, 2. Juli, treffen die Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung in der Hochschule Liechtenstein zu ihrer 17. Sitzung zusammen. Der Rat konstituierte sich am 17. Dezember 2004, um einen Kompromiss zwischen Befürwortern und Kritikern der Rechtschreibreform auszuarbeiten und somit für die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung Sorge zu tragen. Der Rat ist seither die massgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus.

Die Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung sind ehrenamtlich tätig. Sie üben Berufe aus, die sie im besonderen Masse für die Arbeit im Rat für deutsche Rechtschreibung qualifizieren: Neben fachlich ausgewiesenen Wissenschaftlern sind im Rat Sprachpraktiker aus dem Verlagswesen, der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, aus dem pädagogischen sowie aus dem journalistischen und schriftstellerischen Bereich vertreten. Insgesamt gehören dem Rat 40 Mitglieder an: 18 aus Deutschland, je neun aus Österreich und der Schweiz und je eines aus dem Fürstentum Liechtenstein, aus der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Liechtenstein wird durch Renate Gebele Hirschlehner vertreten. Den Vorsitz hat Staatsminister a.D. Hans Zehetmair inne.

Der Rat tagt üblicherweise im Institut für deutsche Sprache in Mannheim, hat im Laufe der letzten sechs Jahre aber auch alle Mitgliedsländer einmal besucht und trifft sich nun auf Einladung des Ressorts Bildung zu seiner 17. Sitzung in Liechtenstein. Für die Mitglieder des Rates gibt es am Vorabend des Sitzungstages die Gelegenheit, auf Schloss Vaduz mit Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein zusammenzutreffen.

Kontakt:
Schulamt
Guido Wolfinger, Leiter
T +423 236 67 50

presseportal.ch 30.6.2010

... um einen Kompromiss zwischen Befürwortern und Kritikern der Rechtschreibreform auszuarbeiten.
Welch eine Frechheit! Im vierzigköpfigen Rat war kein einziger Kritiker anwesend. Prof. Ickler war vorzeitig ausgeschieden, weil er für diesen Schwindel nicht auch noch seinen Namen hergeben wollte!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2010 um 14.33

02.07.2010: Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung

http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/

NB.: Auf der Homepage prangt als Foto-Ausschnitt ein Streifen aus dem „Regelwerk“.
Am deutlichsten ist die bedeutendste Glanzleistung der „Reform“ zu erkennen:
„Dasssatz“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2010 um 15.38

Thomas Paulwitz

Neues zur Rechtschreibreform

Welche Änderungen bringt die nächste Rechtschreibreform? Allmählich zeichnet sich ab, wie sie aussehen werden. Ausnahmsweise ist nämlich die Öffentlichkeit in der vergangenen Woche über die Arbeit des Rechtschreibrates ein wenig unterrichtet worden. Allerdings berichtete so gut wie keine deutsche Zeitung darüber. Am 23. April tagte der Rechtschreibrat in Bern. Bundeskanzlerin Corina Casanova eröffnete sogar höchstpersönlich die Sitzung.

Aus diesem Grunde gab es eine Medienmitteilung der Bundeskanzlei. Die Kultusministerkonferenz, die den Rat eingesetzt hat, hüllt sich hingegen seit Jahren schon in Schweigen. Auf Pressekonferenzen verzichtet der Rat meistens. Das hänge „mit der Langfristigkeit der Aufgabe zusammen, die der Rat wahrnimmt“, heißt es auf Nachfrage. Ohne die Beobachtung durch die Öffentlichkeit und ohne lästige kritische Fragen läßt es sich wohl auch angenehmer arbeiten.

Daß die bundesdeutsche Öffentlichkeit die Sitzungen des Rechtschreibrats nicht wahrnimmt, mag möglicherweise auch damit zusammenhängen, daß diese seit einiger Zeit meist in anderen Staaten stattfinden: 2007 war man in Österreich (Wien), 2008 in Belgien (Eupen), im Oktober 2009 in Südtirol (Bozen), jetzt in der Schweiz (Bern), und im Sommer dieses Jahres geht der Rat nach Liechtenstein (Vaduz).

Die vierte Rechtschreibreform seit 1996

Weitgehend unbeachtet bereitet der Rat also die vierte Rechtschreibreform nach 1996, 2004 und 2006 vor. Obwohl es erst im Juli 2009 Neuauflagen der Rechtschreibwörterbücher Duden und Wahrig gab, werden diese schon bald wieder veraltet sein.

Denn nach seinem Statut muß der Rechtschreibrat mindestens alle fünf Jahre der Kultusministerkonferenz einen Bericht mit „Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks“ vorlegen. Die nächsten Wörterbücher gibt es also allerspätestens Mitte 2011.

Spannend ist dabei die Frage, ob Duden und Wahrig, die sich in ihren Empfehlungen widersprechen, aber seit einem Jahr beide unter dem Dach der Schulbuchverlagsgruppe Cornelsen sind, zu einem Einheitswörterbuch zusammengefaßt werden.

„Streichung bestehender und Zulassung neuer Varianten“

Ende dieses Jahres läuft die Amtszeit des gegenwärtigen Rechtschreibrates ab. Dann übergibt der Rat seine Vorschläge für die nächste Reform. Grundlage dafür sind die Textsammlungen von Duden, Wahrig und dem Institut für deutsche Sprache, wie die Bundeskanzlei mitteilt.

Ob sich in diesen Sammlungen auch genügend Texte in traditioneller Rechtschreibung – so wie etwa dieser hier – befinden, ist zu bezweifeln. Die 2006er-Reform hatte zahlreiche bewährte Schreibungen wieder zugelassen, die reformierten Schreibweisen allerdings daneben weitergelten lassen.

Dies ermöglichte den Wörterbuchmachern, unterschiedliche und willkürliche Empfehlungen zu geben. Von dieser Möglichkeit machten Duden und Wahrig reichlich Gebrauch, was jedoch zu weiterer Verwirrung führte. Zur Zeit beschäftigt sich der Rat also damit, die „Streichung bestehender Varianten und die Zulassung neuer Varianten“ vorzubereiten, wie es heißt.

Keine „Spagetti“ mehr?

Gestrichen werden soll eine Reihe von Fremdwortschreibungen, die die Reformer erfunden hatten: „Die Beobachtung des Schreibgebrauchs hat ergeben, dass verschiedene stark eingedeutschte Schreibungen wie Fassette zu Facette zumindest von den professionell Schreibenden kaum oder gar nicht verwendet werden.“ Es ist anzunehmen, daß diesem weiteren Rückbau der Reform auch die „Spagetti“ und der „Tunfisch“ zum Opfer fallen.

Der Rat stellt außerdem in Aussicht, weitere traditionelle Schreibungen wieder zuzulassen: „In anderen Fällen … werden Schreibungen verwendet, die das amtliche Regelwerk nicht bzw. nicht mehr zuläßt. Hier gilt es zu entscheiden, ob diese gebräuchlichen Schreibungen als Varianten zugelassen werden sollen oder nicht.“ Der Retter der Rechtschreibreform, Peter Eisenberg, hat zudem für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die im Rechtschreibrat vertreten ist, Teile des Regelwerks umformuliert. Das betrifft zum Beispiel die Großschreibung von Hauptwörtern. Eisenberg brachte einen Text ein, „der einige unhaltbare Fehlschreibungen ausschließt“, wie er meint.

Außerdem schlägt Eisenberg vor, den Rat von derzeit fast vierzig auf höchstens neun Mitglieder zu verkleinern, um das mangelhafte Regelwerk schneller weiterreparieren zu können. Daß es ihm glückt, damit die Nutznießer der Dauerreform aus dem Rat zu drängen, dürfen wir bezweifeln. Im Schneckentempo nähert sich die Schulrechtschreibung jedenfalls wieder den traditionellen Schreibweisen an. Wer schlau ist, macht diesen Reformzirkus gar nicht erst mit und wartet, bis die Reform endgültig auf der Müllkippe der Sprachgeschichte angekommen ist.

jungefreiheit.de 27.4.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.04.2010 um 05.30

Aus Bern, dem Tagungsort des Rates für Rechtschreibung, liegen noch keine Meldungen vor.

Offensichtlich hatte die internationale Presse kein großes Interesse an der Frage, wie die Empfehlung des Rates z.B. für die reformierte „Fassette“ aussieht, die der 40köpfige Ausschuß von Schreibexperten erarbeitet hat – die dann noch zur Erlangung von Gültigkeit allein für Deutschland von 16 Kultusministern und 16 Ministerpräsidenten akzeptiert und bestätigt werden müßte.

Auch die unnachahmlichen Statements des Vorsitzenden Zehetmair haben sich die Journalisten anscheinend entgehen lassen. Unvergeßlich sind seine früheren tiefschürfenden Erkenntnisse, etwa zur (gar nicht reformrelevanten) Trennung von „Urinstinkt“, den man nicht hinter „in“ abtrennen sollte.

Die wichtigen multiplen Aktivitäten des Dr. mult. finden anscheinend in anderen Regionen statt, wie das Internet meldet:


München Kompakt
20. April 2010, 04:00 Uhr
Raubüberfall auf Bäckerei ++ Zehetmair bleibt im Amt

Raubüberfall auf Bäckerei
Mit vorgehaltenem Messer hat ein maskierter Mann …

Zehetmair bleibt im Amt
Der frühere bayerische Kultus- und Wissenschaftsminister Hans Zehetmair bleibt Vorsitzender der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung. Gestern wurde Zehetmair einstimmig im Amt bestätigt, …

welt.de Muenchen-Kompakt 20.4.2010

Auch aus Tuntenhausen gibt es Meldungen:

Männerwallfahrt pflegt Verbindung zwischen Kirche und CSU - Tuntenhausen bleibt trotz Kirchenkrise Bastion der Konservativen
Die innige Verbindung zwischen Kirche und Staat war immer ein Hauptanliegen des Männervereins, dem seit kurzem als Nachfolger von Ex-Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) der CSU-Politiker Marcel Huber vorsteht. Auch der studierter Tierarzt, im Hauptberuf Staatssekretär im Kultusministerium, will daran nicht rütteln lassen. …
ad-hoc-news

„Oft muss man nur am Altbewährten lange genug festhalten, um plötzlich wieder hoch aktuell zu sein." Ein beliebter Spruch von Staatsminister a. D. Dr. h. c. mult. Hans Zehetmair, Vorsitzender des Katholischen Männervereines Tuntenhausen. Der Satz zeigt auch, dass es hilfreich ist, eine Meinung zu haben, dahinter zu stehen und sie nach außen zu vertreten. …“

http://www.kmvt.de/

Wenn Zehetmair doch nur immer seinen besseren Einsichten gefolgt wäre!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2010 um 16.30

Zehetmair und die vierzig Räuber

Am Freitag, den 23. April, tritt in Bern der Rat für deutsche Rechtschreibung zusammen – eine absurde Veranstaltung, mit der fast vierzig Leute gehobener Gehaltsklassen sinnlos beschäftigt werden.

Der Rat soll die „Einheit der deutschen Rechtschreibung bewahren“ – die dem Volk zu rauben die meisten Teilnehmer gerade geholfen haben. Es gibt nichts zu bewahren, sondern nur zurückzugeben und wiederherzustellen.

Der Rat soll die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten. Die wenigsten können es und werden es wirklich tun. Und die sehen hauptsächlich nur das Funktionieren geistloser Korrekturautomaten, die bei Verlagen und aktuellen Medien die Reformschreibung dürftig durchsetzen. Daß die Deutschsprechenden durch die „Reform“ zu einem Volk von Schreibstümpern herabgesunken sind, müssen sie nach ihrer Interessenlage verschweigen.

Der Rat soll das orthographische (neue) Regelwerk „im notwendigen Umfang“ weiterentwickeln. Tatsächlich aber gibt es nichts „weiterzuentwickeln“. Die traditionelle Rechtschreibung ist am weitesten entwickelt. Es kann nur darum gehen, die in der „Reform“ exhumierte Uraltschreibung wieder zu beerdigen, vor allem die ss-Regel und die hypertrophe Großschreibung.

Wir brauchen keinen Rat von vierzig nach Gutdünken der Kultusminister handverlesenen Reformanhängern. Der „40-Köpfige“ könnte durch drei beherzte Fachleute ersetzt werden, die in wenigen Stunden den Rückbau organisieren könnten:

1. Abschaffung der Heyse-ss/ß-Regel.
Das würde aber die „Reform“ zusammenbrechen lassen und dürfte keine Zustimmung der gesichtswahrenden Kultusminister finden.

2. Abschaffung des Anwendungszwangs der Augstschen „Volketymologien“
Die kulturbanausischen Wortfälschungen dürfen nicht länger verpflichtend sein. Es muß an den Schulen wieder geschrieben werden dürfen: Quentchen, Tolpatsch, belemmert, rauh …

3. Abschaffung des Dreifachbuchstabenzwangs bei allbekannten, gewöhnlichen Wörten wie: Schiffahrt, Brennessel, Rolladen …

4. Abschaffung der Großschreibung bei „Verdacht auf Substantiv“, etwa bei: des öfteren, als erster, seit langem, …

5. Abschaffung der Reste der Zwangstrennschreibung und der neureformierten Zusammenschreibung, Zulassung von: wieviel, zuviel, jedesmal, leid tun …

6. Abschaffung des Worttrennunfugs am Zeilenende, Abtrennung nur sprachrichtig, also nicht: hi-naus, vol-lenden, fli-cken, Metas-tase (aber nicht Metas-prache lt Duden)

Diese bescheiden wenigen Maßnahmen könnten der deutschen Rechtschreibung wieder Anmut und Würde verleihen. Noch wirksamer wäre: Einfach die alte Rechtschreibung in vollem Umfang in den Schulen und Behörden wieder zuzulassen. Die Medien könnten dann, wie gewohnt, unterwürfig folgen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2010 um 06.38

Deutsche Rechtschreibung

Fachgremium tagt in Bern

Wörterverzeichnis von 1968 soll bereinigt werden.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung tritt am Freitag in Bern zu einer Arbeitssitzung zusammen. Dabei beugt sich das Fachgremium über das Wörterverzeichnis von 1968 [!!?]. Gegründet wurde es 2004 im Gefolge der Querelen rund um die Rechtschreibreform von 1998. Diese Reform wurde weitherum als nicht praktikabel und voller falscher Wortherleitungen angesehen. 2004 wurden teilweise weitreichende Änderungen gutgeheissen, seit August 2009 ist diese revidierte Fassung des amtlichen Regelwerks in der Schweiz in Kraft. Seither herrscht Ruhe an der Rechtschreibefront.

Das Fachgremium folgt einer Einladung der Bundeskanzlei nach Bern, wie diese am Dienstag mitteilte. Es besteht aus 39 Mitgliedern (Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Deutschsprachige Gesellschaft Belgiens, Autonome Provinz Bozen-Südtirol). Sie vertreten öffentliche Verwaltungen, Schulen, Medien, Verlage und Schriftstellervereinigungen.

Der Rat trifft sich zweimal jährlich, üblicherweise an seiner Geschäftsstelle in Mannheim. In den letzten Jahren führte er aber immer eine Sitzung auf Einladung auswärts durch. Nun hat ihn die Bundeskanzlei als Mitglied eingeladen. Der Rat soll die Einheitlichkeit der Rechtschreibung wahren, die Schreibpraxis beobachten und das orthografische Regelwerk weiterentwickeln. Seit der Revision des Regelwerks beobachtet der Rat, ob sich die neuen Schreibweisen bei den professionellen Schreibern durchsetzen oder nicht. Auch die Schulen stehen unter Beobachtung.

An der Sitzung in Bern diskutiert der Rat über die Aktualisierung des Wörterverzeichnisses im amtlichen Regelwerk. Es stammt von 1968 und enthält darum veraltete Ausdrücke wie "Gelichter" und "behufs". Zudem gelten einige Wörter unterdessen als politisch nicht mehr korrekt, etwa "Neger" oder "Kaffer". Modernere Wörter wie "Alufolie" und "bloggen" hingegen fehlen.

Diskutieren will der Rat auch Varianten vor allem bei Fremdwörtern. Stark eingedeutschte Fremdworte wie etwa "Fassette" für "Facette" konnten sich kaum durchsetzen. Darum stellt sich die Frage, ob diese Varianten nicht gestrichen werden sollten. In anderen Fällen werden immer noch Schreibweisen verwendet, die das Regelwerk nicht mehr zulässt. Hier prüft der Rat, ob er sie nicht als Varianten zulassen will. (sda)

20.04.2010

PERSOENLICH.COM
Online-Portal der Schweizer Kommunikationswirtschaft
persoenlich.com

Eine ausführlichere amtliche Mitteilung findet sich hier:
Schweizer Eidgenossenschaft


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2010 um 04.14

Theodor Ickler ist es gelungen, das bisher geheimgehaltene Protokoll der 15. Sitzung der Rechtschreibrates (am 30.10.2009 in Bozen) ans Tageslicht zu befördern:

http://www.fds-sprachforschung.de/ickler/index.php?show=news&id=1280

Die sachliche Kritik dort ist ausreichend, wenn auch nicht erschöpfend.

Angemerkt sei nur:

Erschienen (ohne Zehetmair): 20 Mitglieder, nicht erschienen: 17 Mitglieder - d.h. 46 Prozent.

Rechnet man für die Erschienenen für drei Tage nur Spesen, Aufwandsentschädigungen etc., dann kommt man schon auf über 50.000 Euro. Dafür präsentierten die teilweise multiplen Doktoren ihre vermutlich ergoogelten Erkenntnisse über die angebliche Akzeptanz reformierter Albernheiten wie Tollpatsch, belämmert oder Quäntchen und gaben „Normabweichungen“ von 40-50 Prozent zu (offensichtlich die Mittelwerte von Google und Google News) - und das natürlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Es ist irgendwie verständlich, daß wirkliche Fachleute wie Eisenberg solchem Zirkus fernblieben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.11.2009 um 20.06

Vor einem Monat wurde groß angekündigt:

Am Freitag, den 30. Oktober 2009, werden die fast 40 Mitglieder des Rates in Bozen zusammenkommen. …
Nach der Sitzung am kommenden Freitag, 30. Oktober, wird der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, der ehemalige Staatsminister Hans Zehetmair, um 13 Uhr den Medienvertretern im „Brunnenzimmer“ des Hotel Laurin für etwaige Fragen zur Verfügung stehen.
(jw)
Presseamt Bozen 23.10.09

Seitdem hört man nichts mehr. Selbst der sonst so redselige Ratsvorsitzende hat sich in Schweigen gehüllt. Die Presse hat nichts berichtet. Pressemitteilung und Pressekonferenz sind anscheinend unterblieben. Werden die Bürger wieder als Menschen mit „beschränktem Untertanenverstand“ behandelt?

Was ist geschehen? Ist überhaupt etwas geschehen?

Spekulationen gibt es zuhauf:

1. Man tagt wieder insgeheim, um neue Unruhe zu vermeiden.

2. Die Sitzung ist wegen zahlreicher Abmeldungen abgeblasen worden.

3. Es waren nur wenige Ratsmitglieder erschienen. Diese Peinlichkeit will man nicht an die Öffentlichkeit bringen.

4. Die Kultusminister haben den Rat stillgelegt, da das Ziel, das „Eintüten“ der Zeitungsverlage, erreicht ist.

5. …


eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.10.2009 um 21.11


... so dass die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wiederhergestellt wurde.
Einheitlichkeit der Rechtschreibung? Deutschlands Zeitungen und Verlage schreiben nicht einheitlich. Die Schweiz auch nicht: Zeitungen schreiben mit ss, Verlage mehrheitlich mit ß (weil sie nach Österbergdeutschland und Flachdeutschland verkaufen wollen).

Seither besteht der Rat für Rechtschreibung aus 18 Mitgliedern aus der Bundesrepublik Deutschland, je neun Mitgliedern aus Österreich und der Schweiz und je ein Vertreter aus Südtirol, Liechtenstein und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
Kann es sein, daß Hochdeutsch nicht des Tirolers Stärke ist?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2009 um 18.05

Schule / Kultur | 23.10.2009 | 15:12
Rat für deutsche Rechtschreibung trifft sich am 30. Oktober in Bozen
LPA - Der Rat für deutsche Rechtschreibung hält seine diesjährige Herbstsitzung in Südtirol ab. Am Freitag, den 30. Oktober 2009, werden die fast 40 Mitglieder des Rates in Bozen zusammenkommen. Das Land Südtirol ist seit 2005 im Rat für deutsche Rechtschreibung vertreten und zwar durch den Direktor des Pädagogischen Instituts, Rudi Meraner.

Der Rat für Rechtschreibung wurde 2004 von der deutschen Kultusministerkonferenz, dem österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren eingesetzt. Ein Jahr darauf wurde er auf Antrag des damaligen Bildungslandesrates Otto Saurer durch einen Vertreter Südtirols erweitert. Woraufhin auch das Fürstentum Liechtenstein und die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien denselben Antrag gestellt haben. Seither besteht der Rat für Rechtschreibung aus 18 Mitgliedern aus der Bundesrepublik Deutschland, je neun Mitgliedern aus Österreich und der Schweiz und je ein Vertreter aus Südtirol, Liechtenstein und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
Der Rat für Rechtschreibung hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage der Rechtschreibreform von 1996 weiterzuentwickeln. Mit dem in den Jahren 2005 und 2006 im Rat für Rechtschreibung ausgehandelten Kompromiss konnte der Streit um die Rechtschreibreform im Wesentlichen beendet werden, so dass die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wiederhergestellt wurde. Heute hat er die Aufgabe zu beobachten, wie die Regeln angenommen werden.
Nach der Sitzung am kommenden Freitag, 30. Oktober, wird der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, der ehemalige Staatsminister Hans Zehetmair, um 13 Uhr den Medienvertretern im "Brunnenzimmer" des Hotel Laurin für etwaige Fragen zur Verfügung stehen.
(jw)
Presseamt Bozen 23.10.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.05.2008 um 14.33

Der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ hat eine „Zeitleiste“ der Reformgeschichte seit 1996 veröffentlicht.

Die für ganz Deutschland repräsentative 71prozentige Ablehnung der „Reform“ durch die Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 27.9.1998 kommt darin nicht vor.

http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/download/zeitleiste.pdf
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Norbert Lindenthal am 14.12.2007 um 13.46

ß ist auch Schweizer Buchstabe, mit dem die Schweiz alle Bücher setzt, die nach Deutschland verkauft werden. Die mit Feder geschriebene Schrift ist weitverbreitet. Und also auch ß. Das hat mit Deutschland wenig zu tun, außer daß es das ß auch in den runden Druckschriften wie selbstverständlich gibt.

Nach dem Grund fragte ich mich mal während der arbeitsreichen Zeit zum Volksentscheid. Meine Buchstabenzählerei ergab den Buchstaben s (und S) an 4. bis 6. Häufigkeit überhaupt. Als Anfangsbuchstabe rückt er weiter nach vorne, wie die Register zeigen, die regelmäßig auch Laschen für Sch und St zeigen.

Dazu kommt der große Funktionsumfang, den das s leistet. Da wundert mich das ß nicht. Eher anders: Warum gibt es nicht für sch (Sch) einen Verbundbuchstaben, oder für st (St)?

In Unicode-Zeiten, in denen uns und den Schweizern das Schreiben von allen chinesischen und japanischen Zeichen einfach so möglich wird, gibt es für ß auch Platz. Das Deutsche Institut für Normung möchte sogar um der Klarheit willen einen solchen Großbuchstaben.

Die digitale Welt wird sich Namen von ß-Schlechtredeideologen merken können. Und von wachen Geistern gibt es eigentlich auch eine ganze Menge. Auf diesen Seiten dürfen sie sich zu Hause fühlen.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2007 um 12.36

Die Sprachnachrichten bringen in ihrer Nr. 34/2007 vom Dezember folgende Notiz:

Kommt das Aus für „ß“?

Nachdem die deutsche Rechtschreibung fast hundert Jahre lang eindeutig, wenn auch nicht immer einsichtig geregelt war, haben 1996 – die seither mehrfach geänderten und teilweise wieder aufgehobenen – Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu allgemeiner Verunsicherung geführt. Derzeit wendet kaum ein Verlag die „neuen Regeln“ ohne hausinterne Ausnahmen an. Dadurch ist ein Zustand eingetreten, der etwa der verwirrenden Situation am Ende des 19. Jahrhunderts gleicht. Lehrer, die sich nicht alle seit 1996 erschienenen und voneinander abweichenden Wörterbücher leisten wollen, unterrichten nach verschiedenen Revisionsstufen der neuen Rechtschreibung und tragen zu weiterer Verunsicherung bei. Aus zuverlässig informierter Quelle war zu erfahren, daß inzwischen im Rat für deutsche Rechtschreibung Diskussionen stattgefunden haben, in einer weiteren „Nachbesserung“ den Buchstaben „ß“ auch in Deutschland ganz abzuschaffen. Die derzeit vorliegende Neuregelung der ß-Schreibung hat immerhin dazu geführt, daß alle großen Tageszeitungen von der WELT bis zur taz ebenso überfordert sind wie der SPIEGEL und sich Fehlschreibungen leisten. MB



Kommentar:

Die Abschaffung des „ß“ ist ein altes Ziel der Reformafiosi. Das aber war gegen den Willen der Deutschen aussichtslos. Deshalb nahm man zwei Etappen in Kauf:
1. Stufe: Verminderung der ß durch Einführung der Heyse-Stussschreibung mit der Begründung der angeblich leichten Erlernbarkeit und ihrer extremen Nützlichkeit für die Aussprache.
2. Stufe Abschaffung der Rest-ß: Nun sind vorgenannte Gründe auf einmal völlig unwesentlich.

In der Fernseh-Diskussion bei „Sabine Christiansen“ am 8.8.2004 hat der Reformer Karl Blüml das recht deutlich gesagt:

„Natürlich wäre es möglich gewesen, auf das ß insgesamt zu verzichten. Dies wäre aber gegen den ausdrücklichen Wunsch einer großen Bevölkerungsmehrheit gewesen, weil sie diesen Buchstaben als typisch deutsches Zeichen betrachten.“

Zur Übertölpelung hat man daher dem Volk noch einige „ß“ gelassen, obwohl gerade dies zu einer Fehlervermehrung um bis zu 22 Prozent führt – entgegen den vorgeblichen Zielen der „Reformer“.

Der Wunsch der Bevölkerung war aber, die ß-Regel nicht anzutasten. Am 20.8.1998 hatte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag, um die Bürger von der Harmlosigkeit der „Reform“ zu überzeugen, die ersten Seiten seiner Zeitungen in Reformschreibung gedruckt. Das hervorstechende Merkmal waren die „neuen“ ss. Im Volksentscheid vom 27. September 98 war jedoch im Verbreitungsgebiet der Zeitungen des sh:z keine signifikant erhöhte Zustimmung zur „Reform“ der Regierung zu verzeichnen gewesen.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.06.2007 um 08.41

Der Ratvorsitzende Zehetmair sagte auf der Pressekonferenz v. 22.06.2007:

Für die, die zu sehr im Detail Bescheid wissen oder interessiert sind, ist natürlich auch zur Sprache gekommen, was macht man denn mit den Autoren, die daraufbestehen, wie Enzensberger, Grass und so, daß sie in der alten Schreibweise nur abgedruckt werden? Hier besteht die jedenfalls derzeitige Meinung, wir werden uns hier hüten, irgendwelche
Pressionen zu empfehlen, …


http://www.o-ton.radio-luma.net

Entlarvend ist das Wörtchen „derzeitig“. Politiker sagen oft mehr, als sie verraten wollen. Seinerzeit hatte auch die damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis gesagt, der Volksentscheid müsse „zunächst“ respektiert werden, und viele verstanden es als „vorrangig“. Tatsächlich hatte sie aber gemeint, was sie bei der nächsten Gelegenheit durchsetzte: „vorläufig“.

Der Ratsvorsitzende gibt sich tolerant, aber was er zusammen mit der Reformmafia betreibt, ist die Einkreisung und Einmauerung der renitenten Schriftsteller, besonders innerhalb der Schulbuchwelt und der Flut verlagsbestimmter Übersetzungen. Zehetmair weiß genau, daß es den Schriftstellern nicht um ihr persönliches Heil in ihrer gewohnten Rechtschreibung geht, sondern um Widerstand gegen eine Volksbeglückungsdiktatur, die mit der Entfremdung der künftigen Generationen von der literarischen Tradition auch noch ihre politischen und kommerziellen Geschäfte machen will.

Der Spruch „Politik verdirbt den Charakter“ wird meistens auf die Verhaltensweisen ihrer Vertreter untereinander bezogen. Die „Rechtschreibreform“ hat aber zutage gefördert, daß die Politiker, um ihre kleinlichen Ziele durchzusetzen, auch das Volk bekämpfen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.06.2007 um 17.35

Rat für Rechtschreibung beobachtet Fremdwörter

21.06.2007 16:52 Uhr

Der Rat für deutsche Rechtschreibung tagt wieder. Neue Korrekturvorschläge zur Rechtschreibreform seien aber von dem Treffen am heutigen Freitag in Mainz nicht zu erwarten, sagt Geschäftsführerin Kerstin Güthert. Nachdem die Kultusminister im März 2006 die Vorschläge des Rats akzeptiert und damit einen Schlussstrich unter den seit mehr als zehn Jahren erbittert geführten Streit um die Reform gezogen hatten, geht der Rat seiner neuen Aufgabe nach: der Sprachbeobachtung. Zu den Fragen, mit denen die Experten sich jetzt beschäftigen wollten, gehöre die Fremdwortschreibung. Wenn sich der Sprachgebrauch nachhaltig wandelt, kann das Gremium erneut Änderungsvorschläge machen.

Im vergangenen Jahr hatte der Rat besonders strittige Teile der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und Silbentrennung rückgängig gemacht beziehungsweise Varianten zugelassen. Am 31. Juli dieses Jahres endet die Übergangsfrist für die Schulen: Wer danach nicht die neue Schreibung befolgt, bekommt einen Fehler angerechnet. –ry

http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/;art304,2326199

[Staatliche Zwangsvolksverdummung: Belesene Schüler, die wissen, was ein Quentchen oder ein Tolpatsch ist, werden bestraft.]


eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.09.2006 um 11.41

Merkur-online.de, 23.09.2006:

Rechtschreibrat kritisiert neue Duden-Ausgabe
Gremium will sich Anglizismen widmen

München - Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die neue Duden-Ausgabe kritisiert: "Es ist nicht Intention des Rates, dass vom Rat beschlossene Varianten in den allgemeinen Wörterbüchern durch Empfehlungen nur einer Variante eingeschränkt werden", sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair nach einer Sitzung des Gremiums in München. Im Gegensatz zum Wahrig-Wörterbuch hat sich der neue Duden im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung für bestimmte Varianten ausgesprochen. "Dies hat im Rat Irritationen ausgelöst", so Zehetmair.

Nach jahrelangem erbitterten Streit war die Rechtschreibreform nach erneuten Korrekturen am 1. August im deutschsprachigen Raum in Kraft getreten. Zehetmair betonte, dass sich der Rat bewusst für Varianten bei der Getrennt- und Zusammenschreibung ausgesprochen habe.

  • Als Beispiel nannte er "eine Suppe kalt stellen" im Gegensatz zu "einen Politiker kaltstellen". Trotz seiner Kritik am Duden-Verlag plädierte der Ratsvorsitzende dafür, in die hitzigen Debatten endlich Ruhe einkehren zu lassen.

    Der Rechtschreibrat, der 2004 für sechs Jahre eingesetzt wurde, wird im Juni 2007 wieder tagen. Dabei will sich das Gremium mit den Schreibweisen von Anglizismen wie "Feedback" und Fremdwörtern wie "Spaghetti" beschäftigen. Allerdings wolle der Rat nur eine Diskussion anstoßen, konkrete Empfehlungen werde es nicht geben, betonte Zehetmair. – sha<<

    _______

    Meine Meinung dazu:
    Ich bin durchaus zuversichtlich, daß Hans Zehetmair ein Dutzend Asparagus- und Fragaria-Arten auseinanderhalten kann und daß es ihm gelingen würde, den Betrieb eines Erdbeerhofes erfolgreich zu regeln. Für das Regeln der Sprach- und Rechtschreibausbildung hingegen reicht es bei ihm einwandfrei nicht.
    Bei kalt stellen und kaltstellen handelt es sich nicht um Varianten, sondern um drei eigene Wörter mit jeweils eigener Bedeutung und eigenem Recht; so wie bei Haus und Tür und Haustür.
    Die Varianten-Empfehlungen der Duden-Redakteure hätten „im Rat Irritationen ausgelöst“, sagt Herr Zehetmair. Aber was macht er dann, der hochbezahlte Rechtschreibungsrat? Er verzichtet darauf, Zigmillionen von Kindern, Eltern und Lehrern gegen die Machenschaften der Dudenmacher zu schützen, und klagt halblaut über „Irritationen“. Seinen Professor Ickler, der zu Recht den Duden als für den Schulgebrauch ungeeignet bezeichnet hat, läßt er ebenso im Regen stehen, wie Josef Kraus es tat.

    Nun will er – ist er denn von allen guten Geistern verlassen? – sich auch noch um die Schreibung der englischen Sprache kümmern; feedback ist ein englisches Wort, kein deutsches; im Deutschen kann man 1:1 und immer richtig Rückmeldung sagen.

    Herr Zehetmair will im Rat „nur eine Diskussion anstoßen, konkrete Empfehlungen werde es nicht geben“; o ja, ein wenig Diskutieren, aber keine Verantwortung übernehmen – die Verantwortung müssen dann 200.000 Deutschlehrer tragen, und in der Klasse 5a anders als in der Klasse 6a – oder wollen die Kultusminister dafür noch eine andere Klärungs-Einrichtung schaffen?? Es war ein riesiger Fehler, daß der Münchener „Rat für deutsche Rechtschreibung“ nicht seine Arbeit aufgenommen hat, zu welcher KMK-Präsidentin Ahnen eingeladen hatte!

    Englische Wörter und südeuropäischen Spargel importieren, aber monatlich deutsches Geld auf dem Konto haben wollen, das wird auf die Dauer nicht gutgehen.

    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Norbert Lindenthal am 25.02.2006 um 05.45

    Merkur online

    „Rechtschreibrat bald am Ende“

    Reform-Gegner Ickler rechnet mit Auflösung und verlässt Gremium

    Mehr als ein Jahr kämpfte Theodor Ickler im Rat für deutsche Rechtschreibung für Korrekturen der Reform. Jetzt hat der Erlanger Germanist das Gremium verlassen. „Dieses unfertige Reform-Gebilde trage ich nicht mit“, begründet Ickler seine Entscheidung.

    Was hat Sie zum Austritt bewogen?
    Theodor Ickler: Der Rat stand in den letzten Wochen unter einem extremen Termindruck. Bis zum Treffen der Kultusminister Anfang März sollten unbedingt abschließende Empfehlungen vorliegen, damit die Kultusminister rechtzeitig vor dem neuen Schuljahr eine Entscheidung fällen können. Wegen des künstlich erzeugten Termindrucks wurden große Teile der Reform überhaupt nicht mehr behandelt.

    Zum Beispiel?
    Ickler: Die Regeln zur Laut-Buchstaben-Zuordnung wie „Gräuel/Greuel“ oder die Schreibweisen von Fremdwörtern kamen nicht mehr zur Sprache. Aber auch die Groß- und Kleinschreibung wurde nur zur Hälfte behandelt. Viele schwere Fehler werden dadurch ab Herbst in den Schulen verbindlich. Ich bin nicht bereit, dieses unfertige Gebilde mitzutragen. Mit guten Gewissen kann ich diese unausgegorene Machwerk nicht auf die Schulen loslassen.

    Damit kritisieren Sie aber auch die Arbeit des Ratsvorsitzenden Hans Zehetmair.
    Ickler: Anfangs habe ich Hans Zehetmair stets verteidigt, weil ich ihm einen Vertrauensvorschuss gewährt habe. Aber wie er vor den Kultusministern eingeknickt ist und sich deren Terminplan überstülpen hat lassen _ das hat mich schockiert.

    Sie haben von Anfang an die Zusammensetzung des Rates kritisiert. War dies auch ein Grund für den Austritt?
    Ickler: Die Besetzung des Rates ist grotesk. Außer mir gibt es keinen Reform-Gegner in dem Gremium. Ursprünglich wollte ich daher nicht in den Rat. Dann hatte ich gehofft, mehr zu erreichen. Das wäre auch möglich gewesen, wenn sich der Rat nicht diesem Termindruck gebeugt hätte.

    Wird dem Rat also künftig kein Reform-Gegner mehr angehören?
    Ickler: Der Schriftstellerverband PEN wird einen Nachfolger für mich in den Rat schicken. Es ist auch gut, dass das PEN-Zentrum weiter vertreten ist. Ich persönlich fühle mich auf jeden Fall wieder deutlich unabhängiger.

    Der Rat ist auf sechs Jahre gewählt. Wie geht es jetzt weiter?
    Ickler: Ich schätze, der Rat wird nicht mehr lange durchhalten und bald aufgelöst. Er hat ja jetzt keine Aufgabe mehr. Offiziell soll das Gremium zwar die Entwicklung der Sprache beobachten. Aber dafür fehlen absolut die Instrumente.

    Das Gespräch führte Steffen Habit


    Datum: 24.02.2006 23:20 Uhr


    eingetragen von DS am 24.02.2006 um 20.55

    FAZ vom 25.2.2006 S. 37

    Rechtschreibreform
    Ja, da kann man nur noch gehen
    Von Theodor Ickler


    24. Februar 2006 Als die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung die Zusammenarbeit mit der kompromißbereiten Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verweigerte, wurde sie kurzerhand entlassen und durch den „Rat für deutsche Rechtschreibung” ersetzt. Dessen Zusammensetzung ließ nichts Gutes erwarten, denn es saßen fast nur die bekannten Reformbetreiber darin, darunter sieben von zwölf Mitgliedern der aufgelösten Kommission. Trotzdem folgte ich im Frühjahr 2005 der Bitte des P.E.N.-Zentrums, die Interessen der Schriftsteller zu vertreten. Die dritte Sitzung war die erste richtige Arbeitssitzung und auch für mich die erste.

    München, Hanns-Seidel-Stiftung, 8. April

    Der Rat ist ziemlich vollzählig versammelt, ein Aufpasser der KMK sitzt immer dabei. Als erstes hat der Rat sich für alle Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit verordnet und auch schon von der KMK genehmigen lassen. Damit ist sichergestellt, daß keine Korrektur der neuen Regeln gegen den Willen der Reformbetreiber zustande kommt. Sehr schlau, aber nicht mehr zu ändern.

    Der Altreformer Horst Sitta beantragt die Streichung des Tagesordnungspunktes „Getrennt- und Zusammenschreibung”, da zu wenig Zeit zur Vorbereitung gewesen sei. Verblüfftes Schweigen, denn nur wegen dieses Punktes ist der Rat heute zusammengekommen. Der Vorsitzende Zehetmair versucht die Lage zu retten, die durch Sittas scharfen Ton noch peinlicher geworden ist. Weitere Wortmeldungen in diesem Sinne. Ich selbst weise darauf hin, daß die Zeit zwar knapp, für Fachleute, die sich jahrzehntelang mit der Sache beschäftigt haben, aber ausreichend gewesen sei, außerdem darauf, daß ich für diejenigen, die nicht so mit der Materie vertraut sind, einen Kommentar versandt habe, der die Grundzüge und Hauptfolgen leicht erkennen läßt. Sitta stellt fest, daß bei ihm „Post vom P.E.N. ungelesen in den Papierkorb wandert”. Der Antrag wird abgewiesen, bei einer Gegenstimme.

    „Damit uns nichts Unangenehmes passiert”

    Ein Schulbuchautor berichtet, daß der hessische Ministerialrat Stillemunkes einem Schulbuch die Zulassung verweigert habe, weil darin nicht der Wortlaut der Rechtschreibreform wiedergegeben sei. Dabei beherrscht Stillemunkes die neue Rechtschreibung selbst nicht, wie seine fehlerhafte Broschüre „Rechtschreibung gut erklärt” beweist. Aber die hessische Landesregierung ist das Zentrum der Reformdurchsetzer. Das sieht ja auch der Verband der Schulbuchverleger so, der seine Agitation daher mit großem Erfolg auf Roland Koch und seine Schulministerin konzentriert. In den Rat haben die Schulbuchverleger den Klett-Lektor Michael Banse entsandt, „damit uns allen nichts Unangenehmes passiert”, wie es in einem internen Papier heißt.

    Peter Eisenberg, der Kopf der Arbeitsgruppe Getrennt- und Zusammenschreibung, spricht den selbstverständlichen Grundsatz aus: Orthographie ist in erster Linie eine sprachliche Tatsache, und Tatsachen müssen respektiert werden. Die Reformer sind vom Gegenteil ausgegangen.

    Die Altreformer wie Peter Gallmann wollen bei „eindeutigen” Regeln bleiben, auch wenn sie grammatisch bedenklich sind und vom Sprachgebrauch abweichen. Eisenberg und ich halten dagegen, wirkliche Einfachheit bestehe nicht darin, daß der Lehrer eine Regel einfach formulieren kann, sondern darin, daß der Schreibende sie nach seiner Intuition und Leseerfahrung ohne Zögern anwendet.

    Orientierung am Usus

    Kontrovers ist zwischen Eisenberg und mir die obligatorische Zusammenschreibung von „leidtun” anstelle der absurden Neuschreibung „Leid tun”. Eisenberg argumentiert: Da es für die Wortgruppe „leid tun” keine syntaktische Analyse gibt, muß zusammengeschrieben werden. Wo bleibt da die Orientierung am Usus? Für eine übliche Schreibweise ist es doch gleichgültig, ob Eisenberg sie analysieren kann oder nicht. Wir brechen die Diskussion ab, weil sie einigen Anwesenden zu linguistisch wird.

    Der unmögliche Terminplan kommt zur Sprache; die KMK will ja bis August 2005 Ergebnisse sehen. Viele ahnen immerhin, daß bisher nur ein kleiner Teil der Probleme überhaupt diskutiert worden ist. Zehetmair stellt fest, der Zeitplan liege nicht in der Hand des Rates, sondern sei wie die Rangliste der Themen von der KMK vorgegeben. Im Statut steht davon allerdings kein Wort. In der kurzen Zeit kann die verkorkste Groß- und Kleinschreibung gar nicht mehr behandelt werden. Zehetmair bekennt noch einmal seinen kapitalen Fehler, sich als Politiker vor zehn Jahren an die Sprache herangewagt zu haben; das dürfe nie wieder geschehen.

    Wie einfach könnte alles sein

    Eine Arbeitsgruppe zur Worttrennung und Zeichensetzung wird eingesetzt. Es besteht die Gefahr, daß die bisher positiven Erfahrungen mit dem Rat von den Zeitungen so mißverstanden werden, als sei jetzt alles auf dem besten Wege. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Die Verlautbarungen des Vorsitzenden während der Pressekonferenz sind allerdings Gold wert: fortschreitende Diskreditierung der Reform aus seriösem Munde.

    Wie einfach könnte alles sein! „An den Schulen wird die allgemein übliche Rechtschreibung unterrichtet. Rechtschreibwörterbücher werden wie andere Schulbücher von den Kultusministerien zugelassen.” Das ist mein Vorschlag zur Entstaatlichung, er liegt seit neun Jahren auf dem Tisch, war sogar schon von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gebilligt, bevor Eisenberg sie auf seinen Kompromißkurs brachte, um die Reform zu retten.

    Mannheim, Institut für deutsche Sprache, 3. Juni

    Sechs Mitglieder fehlen. Die Presse ist reichlich anwesend; die Zeitungen sind voll mit unseren Informationen: Die F.A.Z. bringt meinen Aufsatz über die Groß- und Kleinschreibung, die „Süddeutsche” hat ihre ganze zweite Seite dem Thema gewidmet, darunter Texte von Hermann Unterstöger und mir. Banse wirft mir meinen F.A.Z.-Aufsatz vor, kann aber nicht sagen, was daran eigentlich verwerflich sein soll. Das Thema Groß- und Kleinschreibung steht gar nicht auf der Tagesordnung, aber gerade das scheint die Wut der Reformer auszulösen, weil ich eben die verordnete Agenda in Frage stelle. Ludwig Eckinger, der den Beamtenbund, die GEW, die Lehrer und wer weiß wen vertritt, klopft anklagend auf die „Süddeutsche”, die vor ihm liegt. Was kann ich dafür, daß die Reformer keine so freundliche Presse haben wie wir? Sitta will den Spiegel-Artikel, in dem sein rüdes Wort über den PEN zitiert wird, auf die Tagesordnung setzen. Ziemlich komisch das Ganze, kostet aber 75 Minuten sinnlose Diskussion.

    Bei den Reformern fällt die vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber der sprachlichen Richtigkeit auf. Die guten Zeitungen, die ich als Maßstab des Schreibgebrauchs anführe, werden als elitär abgetan. Welch eine Geringschätzung der Schüler! Alle Anträge der Reformer werden überstimmt, die Änderungsvorschläge mit wachsenden Mehrheiten angenommen. Allerdings geht es auch nur darum, die Revision von 2004 auszuformulieren. Altreformer Sitta schließt mit der Bemerkung, daß auf dem nun eingeschlagenen Weg der Rechtschreibfriede nicht wiederhergestellt werden könne. Ich erinnere daran, daß Rechtschreibfriede herrschte, bevor die Reform ihn im Jahre 1996 zerstörte.

    Anschlag auf die Sprache

    Es fällt auf, daß Dudenchef Matthias Wermke noch niemals ein gutes Wort für den Duden eingelegt hat, in dem sich eine funktionierende Rechtschreibung und allgemeinverständliche Regeln fanden, bevor die Reform zuschlug. Wermke desavouiert die jahrzehntelange Arbeit seiner Redaktion, obwohl er genau Bescheid weiß.

    Das Herumsitzen in Gremien zweifelhaftester Zusammensetzung mit dem Zweck, an der Sprache von 100 Millionen Menschen herumzubasteln, oder vielmehr an dem leichtfertigen Anschlag auf diese Sprache, ist grotesk. Warum treten wir das Ganze nicht wirklich in den Müll (wie eine große Zeitung neulich vorschlug) und vergessen es so schnell wie möglich? Sogar verzeihen würden wir es, wenn wir es nur bald los wären.

    Mannheim, 1. Juli

    Der Vorsitzende teilt mit: Im März 2006 werden sich die Ministerpräsidenten nochmals mit der Reform befassen. Stoiber stärkt dem Rat den Rücken, will gemeinsam mit Rüttgers am 14. Juli 2005 einen Vorstoß unternehmen, allerdings sei keine wesentliche Korrektur der Beschlüsse zu erwarten.

    Der Vertreter der Union der Akademien der Wissenschaften stellt mit einiger Schärfe fest, daß er sich wie auf einer Placebo-Veranstaltung vorkomme. Ich mache darauf aufmerksam, daß laut neuer Vereinbarung der Kultusminister vom Juni die Silbentrennung nicht mehr auf dem Programm steht. Niemand scheint diese Vereinbarung und das geänderte Statut zu kennen, auch Zehetmair wirkt überrascht, als ich daraus vorlese. (Die Räte haben das Statut auch später nicht bekommen.) Zahllose Einzelfälle werden auf das spätere Wörterverzeichnis verschoben. Das stellen die Wörterbuchredaktionen in eigener Verantwortung her, der Rat wird nicht mehr dazu Stellung nehmen können.

    Pflicht an der Schriftsprache

    Die alberne Silbentrennung bei Fremdwörtern („Konst-ruktion”, „Diag-nose”) will fast niemand korrigieren. Meine Argumente, auch bildungspolitische, perlen ab wie Regenwasser. Hoffnungslos. Auch die Groß- und Kleinschreibung soll nach dem Willen der meisten nicht mehr geändert werden. Der Reformer Richard Schrodt meint, wenn die Groß- und Kleinschreibung verändert werde, breche die ganze Reform zusammen. Gar nicht mal verkehrt.

    Zehetmair verliest einen Brief von KMK-Generalsekretär Erich Thies: Die KMK hat nicht die Absicht, die Reisekosten der deutschen Mitglieder zu übernehmen, denn es sei davon auszugehen, daß „die im Rat vertretenen Einrichtungen selbst ein originäres Interesse an der Mitwirkung im Rat haben”. Wir sind eingeladen worden, unsere „Pflicht an der Schriftsprache zu tun”, wie Ministerin Wolff es einmal ausdrückte. Dafür zahlen wir natürlich gern.

    Mannheim, 28. Oktober

    Diesmal fehlen schon acht Mitglieder. Zehetmair teilt mit, daß Stoiber, Rüttgers und Wulff dem Rat folgen wollen. Rudolf Hoberg will nichts von Akzeptanzbefunden hören, erklärt „99,9 Prozent” der Bevölkerung für unwissend. Für den Vorsitzer der „Gesellschaft für deutsche Sprache” eine bemerkenswerte Einstellung.

    Die Abtrennung einzelner Buchstaben wird mit großer Mehrheit zurückgenommen, die Nichttrennung von „ck” leider mit noch größerer Mehrheit beibehalten. Die Blockierer sind völlig unempfindlich für den Widerspruch zur Trennung nach Sprechsilben. Immerhin wird ein großer Klumpen von Trennungen wie „Dusche-cke” beseitigt, der ebenso ärgerliche „Da-ckel” bleibt aber.

    Die s-Schreibung soll auf einer Plenarsitzung diskutiert werden. Ich sehe jedoch auch hier keinerlei Änderungsbereitschaft. Angeblich kommen die Schüler problemlos zurecht. Untersuchungen gibt es natürlich nicht. Als ich feststelle, daß wir keine Schulorthographie, sondern eine Orthographie für Qualitätstexte zu machen hätten, höhnen einige Mitglieder gleich wieder, als hätte ich kein Herz für Kinder.

    Mannheim, 25. November 2005

    Diesmal fehlen schon zwölf Mitglieder. Wenn das so weitergeht, kann der Vorsitzende bald allein tagen. Die KMK will am 2. März 2006 über die bis dahin vom Rat korrigierten Teile abstimmen. Hierdurch entsteht ein Termindruck, gegen den Zehetmair die Unabhängigkeit des Rates verteidigt, aber auch er will bis dahin zu einem gewissen Abschluß kommen.

    Die Vorlage zur Worttrennung wird mit kleinen Änderungen angenommen; ich stimme dagegen, wegen der Fremdwörter und wegen „ck”. Die revidierte Zeichensetzung wird mit großer Mehrheit angenommen, ich enthalte mich. Meiner Ansicht nach richtet die Neuregelung hier nun keinen großen Schaden mehr an, ich finde aber die Formulierung rückschrittlich und zu vage. Zehetmair berichtet schmunzelnd, neulich in Peking habe er den „Spiegel” gelesen und dabei ein „dass” entdeckt, worin er ein Signal sieht, daß auch der „Spiegel” allmählich wieder der Reformschreibung folge. Hoberg ist so taktlos, ihm durch den Hinweis, der „Spiegel” habe nie rückumgestellt, die Pointe zu verderben.

    Eisenberg fliegt raus

    Nach längerer Diskussion über einen Formfehler beim letzten Mal wird die AG Groß- und Kleinschreibung eingesetzt. Wie ich jedoch vorausgesehen hatte, wird der Themenbereich von vornherein unzumutbar begrenzt. Ich stimme fast als einziger dagegen.

    Auf Zehetmairs offenbar dringenden Wunsch sage ich, daß ich mich in die neue AG zwar nicht hineindrängen, aber auch nicht verweigern wolle. Da meldet Banse sich plötzlich und verweist auf den Brauch, daß dieselben Mitglieder nicht zweimal in eine AG berufen werden sollen. Von einem solchen Brauch kann zwar keine Rede sein, und in der Geschäftsordnung steht auch nichts davon, aber das Argument reicht, um mich wieder aus der Gruppe herauszuschießen. Unmittelbar danach bittet Uwe Pörksen im Namen der Akademie für Sprache und Dichtung dringend darum, Eisenberg noch dazuzunehmen, und nun applaudieren dieselben Mitglieder, obwohl Eisenberg gerade führendes Mitglied der ersten AG gewesen war! Jetzt wird es Jürgen Hein (dpa) zu bunt; er weist darauf hin, daß der Rat gegen eine Regel verstößt, die er drei Minuten vorher aufgestellt hat. Eisenberg fliegt wieder raus.

    Längere Diskussion darüber, wie man die widerspenstigen Zeitungen an die Kandare nehmen könne. Der Vorschlag, die F.A.Z., Axel Springer Verlag und „Spiegel” jetzt schon in die Entscheidungen einzubeziehen, wird als zu riskant empfunden. Zehetmair meint, damit könne man das Gegenteil bewirken. Es fällt das böse Wort, man dürfe diese „Krawallmacher” nicht noch durch besondere Aufmerksamkeit belohnen. Beifälliges Schmunzeln. Die Bemerkung soll nicht ins Protokoll.

    Es gibt eigentlich wegen der selbstauferlegten Themenbegrenzung nichts mehr zu sagen; das Geplauder wird künstlich in die Länge gezogen. Ich fahre im (selbstbezahlten) ICE nach Hause und frage mich, in welchem Land ich eigentlich lebe.

    Theodor Ickler lehrt Deutsch als Fremdsprache an der Universität Erlangen-Nürnberg.

    Text: F.A.Z., 25.02.2006, Nr. 48 / Seite 37
    Bildmaterial: picture-alliance/ dpa/dpaweb


    eingetragen von DS am 24.02.2006 um 19.37

    Tagesspiegel

    Austritt wegen Großschreibung

    Sprachwissenschaftler Ickler verlässt Rat für deutsche Rechtschreibung

    Von Amory Burchard


    Berlin - Der Erlanger Sprachwissenschaftler Theodor Ickler hat am Freitag seinen Austritt aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung erklärt. Er protestiere damit gegen die Empfehlungen zur Korrektur der Rechtschreibreform, die der Rat am Montag der Kultusministerkonferenz (KMK) übergeben will, sagte der erklärte Reformgegner dem Tagesspiegel. Ickler gehörte dem Rat als Vertreter des Schriftstellerverbandes PEN an. Der PEN will allerdings weiter im Rat mitarbeiten.

    Die Vorschläge zur Groß- und Kleinschreibung hält Ickler für nicht weitgehend genug. So sei es inakzeptabel, dass weiterhin die Großschreibung für Begriffe wie heute Abend und Diät leben gelte. Andere Bereiche seien „aus angeblichem Termindruck“ gar nicht behandelt worden: die Laut-Buchstaben-Zuordnung (Stängel, Gämse) und die Fremdwortschreibung (platzieren, Schikoree).

    Einen Termindruck gab es tatsächlich: Die KMK will die Änderungsvorschläge bei ihrer Sitzung Anfang März behandeln, damit sie zum 1. August in den Schulen eingeführt werden können. Ein erster Teil der Reform wurde schon im August 2005 für die Fehlerkorrektur verbindlich. Bei der KMK geht man davon aus, dass die Länderminister alle Empfehlungen – zur Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Silbentrennung und Kommasetzung – absegnen. Allerdings sei es denkbar, die Änderungen für eine bestimmt Zeit von der Fehlerkorrektur auszunehmen, damit sich die Schüler an die für sie neuen Schreibungen gewöhnen können, hieß es gestern.

    Der Vorsitzende des Rats, Hans Zehetmair, reagierte gelassen auf Icklers Rücktritt. Der Sprachwissenschaftler habe im 39-köpfigen Rat eine Minderheitenposition vertreten und sich als „nicht kompromissfähig“ erwiesen. Alle Empfehlungen seien mindestens mit Zweidrittelmehrheit beschlossen worden. Unterdessen begrüßte der Springer-Verlag die Empfehlungen. Man wolle im Laufe des März prüfen, ob man nun eine „reformkonforme Rechtschreibung“ in den Verlagsprodukten übernehmen könne.


    eingetragen von Norbert Lindenthal am 24.02.2006 um 12.14

    derStandard.at | Kultur | Literatur
    24. Februar 2006 12:20

    Rechtschreibrat minus 1

    Germanist und Reform-Gegner Theodor Ickler steigt aus und prophezeit „enorme Verwirrung“

    Darmstadt/Erlangen - Der Germanist und Rechtschreibreform-Gegner Theodor Ickler steigt aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung aus. „Ich bin der Überzeugung, dass sich dort nichts mehr bewegen lässt“, sagte Ickler, der bisher für den Schriftstellerverband PEN im Rechtschreibrat saß. Die Vorschläge zur Korrektur der Rechtschreibreform, die der Rat am Montag der Kultusministerkonferenz (KMK) übergeben werde, seien völlig unzureichend. „Große Teile der Reform sind überhaupt nicht mehr behandelt worden“, kritisierte Ickler.
    So seien die Regeln zur Laut-Buchstaben-Zuordnung (Gräuel/Greuel) und zur Schreibung von Fremdwörtern überhaupt nicht mehr zur Sprache gekommen. „Die Groß- und Kleinschreibung ist nur etwa zur Hälfte bearbeitet worden“, bemängelte der Erlanger Hochschulprofessor. Die vorgesehene Anhörung zu diesem Thema habe gar nicht stattgefunden.

    „Machwerk“

    „Es ist unvermeidlich, dass jetzt eine enorme Verwirrung ausbricht, weil dieses Machwerk völlig unausgegoren ist“, sagte der Wissenschafter. Viele der beibehaltenen Regeln aus dem Reformwerk seien irreführend und fehlerträchtig. „Zehetmair soll nicht sagen können: Die Schriftsteller haben das mitgetragen und sind dabei“, sagte Ickler mit Blick auf den Ratsvorsitzenden, den früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU). Das PEN-Zentrum werde allerdings weiter im Rat mitarbeiten und möglicherweise einen neuen Vertreter entsenden.

    „Es war einfach der Wunsch der KMK, zum März ein Ergebnis zu haben“, sagte Ickler. Dahinter stünden nicht zuletzt wirtschaftliche Interessen: „Der Druck der Schulbuch- und Wörterbuchlobby ist enorm.“ Besonders die großen Wörterbuchverlage hätten im Rat „eine Funktion übernommen, die ihnen gar nicht zusteht“. So hätten sie die Liste der Einzelfallregelungen allein mit der Geschäftsführerin des Rates, Kerstin Güthert, ausgehandelt. „Der Rat hat dieses Wörterverzeichnis nicht mehr gesehen.“

    Was für Ickler eine „unglaubliche Verfehlung“ ist:

    Besonders verärgert zeigte sich Ickler über die Beibehaltung der umstrittenen Reformen bei der Trennung von Fremdwörtern wie „Di-/agnose“ oder „Bi-/otop“. Diese missachte völlig die Herkunft der Wörter. „Das halte ich für eine unglaubliche Verfehlung und auch für eine Geringschätzung und Verachtung der Schüler, denen man das als gleichwertig vorsetzt.“ Unzureichend nannte Ickler außerdem die Änderungsvorschläge zur Zeichensetzung.

    Entscheidend könnte nach Ansicht Icklers nun die Reaktion reformkritischer Medien wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der Blätter des Springer-Verlags sein. „Am besten wäre es, wenn sich jetzt die Medien zusammenfänden und sagten, wir bleiben einfach bei der alten Rechtschreibung.“ Möglicherweise werde sich auch trotz einer offiziellen Billigung der Vorschläge „in der Praxis eine konservative Schreibung“ durchsetzen. „Das halte ich auch für wahrscheinlich“, sagte Ickler. (APA/dpa)
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    Norbert Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 19.02.2006 um 23.35

    Wenn alle kopf stehen:
    Schreiben neu

    VON MARTINA SALOMON UND REGINA PÖLL (Die Presse) 18.02.2006
    Anfang März entscheiden Kultusminister über eine neuerliche Anpassung der Rechtschreibung - wirklich zufrieden ist niemand.

    WIEN. "Bloß keine weiteren zwölf Stationen im Kreuzweg", lautet die inständige Bitte von Kurt Scholz. Wobei mit der "via dolorosa" die Rechtschreibreform gemeint ist. Der Restitutionsbeauftragte der Stadt Wien ist nebenbei auch Sprecher der österreichischen Gruppe im "Rat für deutsche Rechtschreibung". Und er hofft, dass die am 2. und 3. März tagende Kultusministerkonferenz die in eineinhalb Jahren erarbeiteten Änderungsvorschläge annimmt. Spätestens im Herbst sollen dann die brandneuen Regeln im "Österreichischen Wörterbuch" stehen.

    Die Reform der Reform betrifft im Wesentlichen die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Groß- und Kleinschreibung (Beispiele: siehe Grafik). Manches wirkt sehr gewöhnungsbedürftig - etwa: "kopf stehen".

    Hundertprozentige Zufriedenheit herrscht ohnehin nicht: "Wir sind alle nicht ganz überzeugt, dass es einfacher wird", sagt Rats-Mitglied und Landesschulinspektor Karl Blüml. Einiges wurde liberalisiert. Doch der Wunsch nach noch größerer Schreibfreiheit sei an "starken Verbänden", wie Korrektoren oder Lehrern, gescheitert, die "Gewissheit" einfordern.

    Aus der Sicht von Scholz ist schon vor einem Jahrzehnt eine falsche Weichenstellung passiert, die sich nun nicht mehr revidieren lässt: als man sich tendenziell zur Getrennt- und damit auch zur Großschreibung entschied. Nicht gut findet Scholz auch die Beibehaltung des scharfen "ß", das die Schweiz längst abgeschafft hat.

    Dass viele Verlage auch Neuerscheinungen noch immer nach der (Ur-)Alt-Rechtschreibung drucken, findet Scholz zwar "ärgerlich, aber keine Katastrophe". Das dauere eben. Auch in seiner Kindheit habe er noch Bücher gelesen, wo sich "Thor" und anderes Antiquiertes fand.

    Beim Österreichischen Wörterbuch hat man sich schon darauf eingestellt, die erneut angepassten Rechtschreibregeln "pädagogisch-didaktisch populär umzusetzen", wie Herbert Fussy, Rechtschreib-Experte und Wörterbuch-Lektor, sagt. Großes Interesse an den neuen Regeln erwartet er aber weder bei Lehrern noch bei Schülern und Eltern: Durch das "ewige Hin und Her" des Rechtschreibrates sei der "Sättigungsgrad" bereits erreicht - was die Beschäftigung mit dem betrifft, was die Rechtschreibreform ab 1995 "eigentlich" mit sich hätte bringen sollen: "Eine Hinwendung zu und mehr Interesse an der Beschäftigung mit der Sprache, die durch das Schreiben ja auch ausgedrückt wird", so nennt es Fussy. Inzwischen glaubt er nicht, "dass es noch irgend jemanden gibt, der den Überblick hat". Das Publikum, "speziell die Jugend", habe es schwer. "Keiner weiß mehr, was seit 2004 gültig ist." Es sei zu einer "fatalen Anhäufung von Anpassungen" gekommen.

    Mit den jüngsten Änderungen ist der Rechtschreib-Experte nicht zufrieden. Für besonders schwierig hält er das Getrennt- oder Zusammenschreiben: Hatte man sich zunächst auf die "durchaus einfache" Regel geeinigt, dass man nach allen Eigenschaftswörtern mit der Endung -ig, -isch oder -lich getrennt weiterschreibt (etwa "Glücklich sein"), sei dies nach 2004 erneut in Frage gestellt worden.

    Ab März sollen wieder die "übertragene Bedeutung" des Wortes und die Betonung entscheiden. Das heißt: Während zuletzt "durcheinander reden" korrekt war, muss es künftig ausnahmslos "durcheinanderreden" heißen, weil die Betonung auf "durcheinander" liegt. Bisher wurden "aufeinander", "miteinander" und "durcheinander" vom folgenden Verb getrennt. In den Augen Fussys war das eine "einfache Regelung, die vom Publikum leicht akzeptiert wurde".

    Dass diese nun wieder fallen soll, nachdem sie Schüler seit zehn Jahren angewendet und mit diesem Wissen ihre Ausbildung beendet haben, erscheint dem Wörterbuch-Fachmann nicht ideal. Bei den sogenannten resultativen Verben, die einen Vorgang mit Ergebnis beschreiben wie etwa "blankpolieren", hätten die Schüler "zumindest den Vorteil", dass sie es künftig zusammen oder getrennt schreiben dürfen und dieser Text in beiden Fällen positiv benotet werden muss.

    Dass die Rechtschreibreform hinter den Wunschvorstellungen vieler zurückbleibt, schreibt Fussy auch dem Umstand zu, dass der Rechtschreibrat "politisch" besetzt wurde - mit Experten, die sich "vor allem aufs Entscheidung finden und treffen" verstehen. Fussys Fazit der beinahe endlosen Geschichte: "Ich bin heilfroh, dass es endlich vorbei sein wird."
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.02.2006 um 18.34

    ORTHOGRAFIE / Hans Zehetmair, der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, fordert einen individuelleren Umgang mit den Regeln


    „Die Sprache lebt“

    Mit den Regeln, die der Rat für deutsche Rechtschreibung vorlegt, werden umstrittene Partien der neuen Rechtschreibung obsolet. Wenn die Kultusministerkonferenz das Regelwerk, wie zu erwarten, im März annimmt, wird es mit dem Schuljahr 2006/07 verbindlich. Auch die bislang an der herkömmlichen Schreibung festhaltende „FAZ“ schwenkt um: „Ich halte die Vorschläge des ,Rats für deutsche Rechtschreibung‘ in großen Teilen für vernünftig“, erklärte Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Zeitung, dem Rheinischen Merkur: „Zehetmair hat eine großartige Leistung vollbracht, indem er wiederherstellte, was wirklich untragbar war. Die FAZ wird sich diesen Vorschlägen anschließen können.“ Damit lässt sich ein Ende des orthografischen Streits absehen. hjn

    [Einfügung von Merkur: Inzwischen hat die "FAZ" Ihren Schwenk in Sachen Rechtschreibung dementiert: "15. Februar 2006 Einige Vorschläge, die der vom früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) geleitete Rechtschreibrat unterbreitet hat, stellen die alte Rechtschreibung wieder her, zu der die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon im Jahr 2000 zurückgekehrt war. Nur dafür wurde Hans Zehetmair von F.A.Z.- Mitherausgeber Frank Schirrmacher in einem Gespräch mit der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur” gelobt. Die F.A.Z. wird auch die weiteren Vorschläge des Rats für Rechtschreibung sorgfältig prüfen. Medienberichte, die nach dem Interview einen „Schwenk” der F.A.Z. in Sachen Rechtschreibung unterstellen, entsprechen nicht den Tatsachen." Text: FAZ.NET]

    RHEINISCHER MERKUR: Die Lage der deutschen Rechtschreibung ist chaotisch. Wie konnte es dazu kommen?

    HANS ZEHETMAIR: Die Frage kann ich nur bedingt beantworten, weil ich ja durch die Kultusminister Deutschlands auf meine jetzige Position als Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung gebeten wurde. Der wurde ins Leben gerufen, weil die Kommission für deutsche Rechtschreibung, die Vorgängerin des Rates, sich zu stark vom Sprachgebrauch der Menschen entfernt hatte. Das war kein Ruhmesblatt für die Politik. Die Politik sollte nicht glauben, sie könne oder müsse die Sprachpflege und die Schreibfähigkeit der Menschen reglementieren. Sprache lebt, sie ist ein lebendiger Organismus.


    Warum haben Sie als bayerischer Kultusminister seinerzeit der neuen Orthografie zugestimmt?

    Das kann ich so nicht stehen lassen. Als ich 1986 Minister wurde, war das schon im Gang; ich wurde nicht gefragt, ob ich zustimme. Man wollte meine Zustimmung haben, dass man alles kleinschreiben sollte. Als ich das erste Mal davon erfuhr, war meine spontane Reaktion: Da wird Bayern nicht mitmachen. Ich habe ein Veto eingelegt, das dazu führte, dass sich das Ganze wieder um Jahre verzögerte und schließlich auch nicht weiterverfolgt wurde. Man wollte auch den Heiligen Vater kleinschreiben! So habe ich 1995 gesagt, solange der Katholik Zehetmair Kultusminister in Bayern ist, werdet ihr es nicht hinkriegen, dass der Heilige Vater kleingeschrieben wird und der Schwarze Peter groß.

    Aber Bayern, um das festzuhalten, hat nicht opponiert, ist nicht ausgestiegen aus der Reform, sondern hat mitgemacht.

    Ja. Bayern hat letztlich mitgemacht.

    War das ein Sündenfall der bayerischen Kulturpolitik?

    Ein Sündenfall war es nicht, aber alle Länder stimmten zu, um einen Konsens herbeizuführen und das Kapitel abzuschließen. Es wird keinen geben, der sich je darüber gefreut hat; es gab viele, die es endlich vom Tisch haben wollten.

    Als Sie die Arbeit im Rat aufnahmen, haben Sie von „tätiger Reue“ gesprochen. Wofür fühlten Sie sich schuldig?

    Dafür, dass ich mich überhaupt hineinbegeben habe, dass ich mich habe mittreiben lassen, nolens volens, immer wieder etwas zu erneuern und zu verändern. Ich selber habe mich als einziger Minister, soweit ich feststellen kann, mit der Reform befasst und habe 1995 eine Reihe Korrekturen veranlasst. Ich habe nicht zugelassen, dass die Philosophie mit f geschrieben wurde, dass die Apotheke ihr h verlor.Ich habe gerade bei aus dem Griechischen kommenden Wörtern gesagt:Eine solche Entstellung der Sprache mache ich nicht mit. Da hat man diese 30 Korrekturen, die ich benannt habe, vorgenommen, und damit glaubte ich in etwa, das Wichtigste erledigt zu haben. Ich habe nicht registriert, dass dann Stengel mit ä geschrieben werden sollte, das „Quäntchen Glück“, „gang und gäbe“ und so weiter. Woran wir ja noch heute knabbern.

    Sollten die reformkritischen Medien Ihren Vorschlägen folgen?

    Ich bin ganz sicher, dass es sich letztendlich, auf Jahrzehnte gesehen, kein Printorgan leisten kann, eine völlig andere Rechtschreibung zu handhaben. Daher glaube ich, dass die reformkritischen Printmedien das Interesse haben, dass möglichst viele Korrekturen, die aus ihrer Sicht erforderlich erscheinen, durchgeführt werden. Diese Medien werden jetzt bilanzieren können, dass eine ganze Reihe von Änderungen vorgenommen wird, aber manche werden sich weiter an einigen Regelungen stoßen. Wäre es nur darum gegangen, das umzusetzen, was ich persönlich für richtig und notwendig hielt, hätte ich wesentlich weniger Probleme mit den Gazetten, die sehr stark der alten Rechtschreibung anhängen, als es so der Fall ist. Ich konnte ja nur dann Korrekturen durchbringen, wenn ich eine Zweidrittelmehrheit bekam.

    Angesichts der Besetzung des Rates bedeutet diese Mehrheitsklausel faktisch, dass sich kaum etwas bewegen kann.

    Sie haben Verständnis, dass ich als Vorsitzender des Rates für Rechtschreibung auch positiv in die Zukunft denken muss und daher keine negative Zwischenbilanz abgebe. Es ist ein schwerer Weg, das habe ich immer gesagt. Eine Zweidrittelmehrheit bedeutet natürlich auch manchen Kompromiss, der vielleicht für die Sprache nicht das Beste ist. Aber umgekehrt ist dies auch ein Spiegelbild für das Empfinden der Schweizer, der Österreicher und der Deutschen, um nur die drei größten Staaten zu nennen. Und wenn Sie ein Gremium mit vielen Professoren, mit Sprachwissenschaftlern und Didaktikern haben, ist es sehr schwierig, die in einen Konsens zu bringen und in eine Zweidrittelmehrheit, zumal eine Reihe von Persönlichkeiten dabei ist, die frühere Vorschläge der Kommission, die es jetzt zu korrigieren galt, selber eingebracht hatten.

    Es ist ja im Zusammenhang mit der Arbeit des Rates zu Selbstbegutachtungen durch einige seiner Mitglieder gekommen. Das ist doch ein skandalöser Vorgang.

    Die Zusammensetzung hat uns die Kultusministerkonferenz vorgegeben. Ich kann darüber als Vorsitzender des Rates nicht befinden. Ich kann nur sagen, dass das die Arbeit nicht erleichtert hat. Und ich analysiere mit gewissem Stolz: Bei den personellen Vorgaben, die man uns gemacht hat, bin ich erstaunt, dass ich in so vielen Fällen Mehrheitsbeschlüsse herbeigeführt habe.

    Die Wörterliste wird momentan von Ihrer Geschäftsführerin in Zusammenarbeit mit zwei Wörterbuch-Redaktionen zusammengestellt, um dann als Anhang zu Ihrem Regelwerk der KMKvorgelegt zu werden. Ist es nicht etwas riskant, eine Liste einzureichen, über die der Rat gar nicht befunden hat, gewissermaßen als Katze im Sack?

    Ich hoffe nicht, dass es die Katze im Sack ist, doch Sie verweisen zu Recht auf ein gewisses Risiko. Aber ich hätte sonst sagen müssen, wir schaffen das nicht bis Anfang März. Wir geben die Wortliste zunächst informell an alle Mitglieder des Rates, sodass sie sich noch kurzfristig zu einzelnen Wörtern äußern können. Ich glaube, die beiden Wörterbuchverlage und unsere Geschäftsführerin werden das so korrekt machen, dass man damit leben kann. Aber diese Wortliste kann nichts definitiv Abgeschlossenes sein, sie kann nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Wenn Sie die Geschichte der Reformen verfolgen, dann wissen Sie: Das ist ein ungemein komplexes und mühsames Unterfangen;fast jedes Mal müssen Nachergänzungen vorgenommen werden. Unser Dilemma ist, dass alle meinen, man könne alles durch Regelwerke perfekt lösen. Da lobe ich mir doch den alten Goethe, der selber schon gesagt hat, was kümmere ich mich um die Rechtschreibung, ich schreibe das so, wie ich will.

    Verstehen wir Sie richtig: Sie wollen eine Subjektivierung der Rechtschreibung?

    Eine gewisse Subjektivierung, ja. Ich denke, es sollte nur so sein, dass der Sprachgebrauch in Schrift und Lektüre für uns nicht eine Heterogenität hat als Leitlinie, sondern ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis und damit auch an Vertrautheit des Schriftbildes. Es geht nicht darum, ob irgendein Schriftsteller eine kreative Sprachschöpfung findet, das soll er, sondern es geht darum, dass er nicht provokativ wirkend vom „dass“beginnend bis zum „Leid tun“ et cetera das bewusst anders schreibt, als es gängig ist. Darum haben wir ja auch versucht, diese Korrekturen vorzunehmen.

    Selbst Reformer bestreiten nicht mehr, dass die Rechtschreibsicherheit seit einigen Jahren stark erodiert. Das aber schadet besonders den so genannten „bildungsfernen Schichten“. Wer klare Regeln braucht, wird durch den aktuellen Regelwirrwarr verunsichert und zu fehlerhaften Analogien à la „Strasse“ verleitet. Daran ist doch allein die Dauerreform schuld.

    Es wäre ein unredliches Schönreden, wenn man nicht konstatieren würde, dass dieses endlos wirkende Reformgerede seit den achtziger und neunziger Jahren den Menschen die Sprache und die Rechtschreibung immer leidiger gemacht hat. Was dazu führt, dass manche Erosion stattgefunden hat. Man möge aber bitte im Abstand der Geschichte registrieren, dass auch bei der letzten Reform Anfang des 20. Jahrhunderts die Unsicherheit, die Unzufriedenheit und die Drohung, zu schreiben, wie man will, grassierten. Und dass das nach einem Jahrzehnt in der unverbildeten Welt des Schreibens und des Lesens deutlich abnahm. Da spielen natürlich die Printmedien heute eine ganz große Rolle, da spielt auch die Lektüre eine Rolle. Und wie es nicht geht, dass man sich bewusst anlegt mit der Schreibe der Enzensbergers und Grass' et cetera, so muss man auch sagen, dass es natürlich einige Subjektivierungen geben darf und geben wird.

    Aber das verkennt doch die schulpädagogische Realität! Die Lehrer müssen doch Rechtschreibung lehren. Da muss eine Regel gelten, Varianten, wie Sie sie jetzt vorsehen, verunsichern da doch nur!

    Sie sprechen die Schwierigkeit an, vor der wir im Rat standen. Wir mussten immer wieder und wollten auf die Kinder schauen und sie aus dieser Unsicherheit herausnehmen. Wir mussten aber auch darauf achten, dass nicht ganz evident wird, dass die Nichtschulwelt beliebig anders schreibt als die Schulwelt, die ja dann auch in die Erwachsenenwelt hineinwächst und Verlässlichkeit braucht. Sie sagen, es müssen feste Regeln sein. Antwort: Ja. Aber wir müssen bei dieser Reform auch darauf achten, zumal die Kinder durch dieses Wellental geschickt wurden, dass nicht ein neuer Fehlerteufel erfunden wird, den die Lehrer dann bei den geplagten Schülern anstreichen können. Dass es dabei nicht eine völlige Homogenität zwischen der Schweiz und Schleswig-Holstein geben muss, das muss uns klar sein. Das war immer so.

    Werden Sie auch in den nächsten Jahren der Vorsitzende des Rates bleiben?

    Ich war nie ein Fahnenflüchtiger, und ich habe die Absicht, den Rat in ruhige Fahrwasser zu führen, nachdem es mir gelungen ist, nach den Aufgeregtheiten ein hohes Maß an Konsens herbeizuführen.

    Was raten Sie der KMK? Soll sie das Reformsystem korrigieren?

    Ich habe den Wunsch, dass die Kultusminister sich bewusst sind: Politik sollte sich nie mehr mit Rechtschreibung befassen. Und was die abschließende Beschlussfassung Anfang März betrifft, so wünsche ich den Kultusministern, den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, dass sie dieses heiße Pflaster nicht länger betreten, als es unbedingt zum Abschluss sein muss.

    In Zukunft sollten also nicht Politiker über die Zusammensetzung des Rates befinden?

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihre These sehr viel Tiefgang hat.

    Die Fragen stellten Michael Rutz und Hans-Joachim Neubauer.


    © Rheinischer Merkur Nr. 7, 16.02.2006

    http://www.merkur.de/10719.0.html?&no_cache=1

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    Sigmar Salzburg


    eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.02.2006 um 20.41

    Theodor Ickler hat auf der Seite der FDS Ergebnisse der „Anhörung“ der Verbände zu den Vorlagen des Rates für deutsche Rechtschreibung vom Januar 2006 veröffentlicht.

    Eine Stellungnahme hebt sich in ungewöhnlichem Maße von der allgemeinen Mitläufer- und Anpassermentalität der meisten Verbände ab und verdient weiteste Verbreitung und Beachtung :

    Deutscher Elternverein (Ulrich Kliegis)

    17 Seiten umfassende sehr kritische Analyse der Vorlage und der gesamten Situation. Begrüßt die Korrekturen und fordert weitere. „Der Deutsche Elternverein bittet den Vorsitzenden des Rates für deutsche Rechtschreibung, seiner besonderen Verantwortung für den Erhalt und die Wiederherstellung der Schriftsprachsicherheit und -fähigkeit der Schülerinnen und Schüler weiterhin gerecht zu werden und die Kultusminister mit größtem Nachdruck aufzufordern, alle Schreibweisen der herkömmlichen Rechtschreibung ab sofort wieder als richtig anzuerkennen, also nicht nur nicht als Fehler zu werten, sondern auch auf Anmerkungen wie ‚überholt' und ähnliches zu verzichten. Die Sprachwirklichkeit in Deutschland folgt nicht den Regeln der „Rechtschreibreform“, sondern dem gewachsenen und sich stetig weiterentwickelnden Sprachgebrauch. Unsere Kinder haben einen Anspruch darauf, die gleiche Rechtschreibung zu lernen, wie sie von der weit überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung benutzt wird. Die Lehrinhalte müssen dem angepaßt werden.“


    Die zweite Stellungnahme kommt von der GEW mit dem peinlichen Versuch, auch die freie Presse noch zu erpressen:

    Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Marianne Demmer)
    Tritt für die usprüngliche Reform ein, sieht in der Vorlage keine Verbesserungen.
    „Bereits jetzt können wir darauf hinweisen, dass wir der Kultusministerkonferenz empfehlen werden, Vorschlägen des Rates für deutsche Rechtschreibung nur dann zuzustimmen, wenn vorher von Seiten der maßgeblichen Printmedien verbindlich erklärt wurde, den dann vorhandenen vollständigen Regelstand (also auch die geänderte s-Schreibung) zu übernehmen. (...) Sollten einflussreiche Medien bei ihrem Sonderweg bleiben oder eine neuerliche Umstellung verweigern, werden GEW und DGB der KMK davon abraten, den Empfehlungen des Rates zu folgen.“
    (Die GEW war schon immer dafür, die ungemein fehlerhafte Neuregelung von 1996 unverändert durchzusetzen; Demmer hat auch 1998 vor dem BVerfG uneingeschränkt zugestimmt.)


    Man bedenke: Es war zu Beginn der „Reform“ keineswegs sicher, daß die Presse mitzieht, wenn auch wohl intern schon die Fäden gezogen wurden. Nur der eilfertigen Betriebsamkeit des dpa-Chefs Dr. Wilm Herlyn ist es zu verdanken, daß sich schon 1996, zwei Jahre vor der offiziellen Einführung an den Schulen, die Zeitungen auf die „Reform“ einschwören ließen. Der Volksentscheid S-H 1998, der doch eine einzigartige kostenlose Kundenbefragung war, hätte noch zu einem Umdenken führen können. Es war also im Sinne der GEW ein kaum zu erwartender Glückfall, daß sich zunächst alle großen Zeitungen der „Reform“ unterwarfen.

    Aber reicht man dem Teufel den kleinen Finger, so will er gleich die ganze Hand: Nachdem sich FAZ und Springer dem Zugriff wieder entzogen hatten, stellte er trotz verbriefter Pressefreiheit verklausulierte Ansprüche und stieß Drohungen aus: „Was die Handlungsweise einiger Verlage angeht, äußere ich mich nicht zu dem durchaus vorhandenen Reiz, einmal zu zeigen, dass die Medien die Politik nicht nach Belieben am Nasenring durch die Arena ziehen können.“ (Kultusministerin Karin Wolff). Im Gleichklang hatten schon Mitläufer wie FOCUS unter übelster Verdrehung der Tatsachen am 16.8.2004 (unter dem Titel „Revolte gegen die Schüler“!) geschrieben: „Eins aber haben die Schreibrevoluzzer erreicht: Deutschland ist wieder geteilt.“ Damit waren aber nicht die KMK-Schreibrevoluzzer von 1996 gemeint, sondern die Aussteiger FAZ, Springer und Spiegel.

    Jetzt versuchen GEW und Demmer einen lächerlichen Deal, um die Unbotmäßigen doch wieder ins Boot zu holen, etwa mit folgendem Gedankengang: Wir wissen, daß euch die 96er-Reform nicht gefällt. Der Rat hat nun einige kleine Schönheitspflästerchen aufgeklebt. Jetzt könnt ihr doch ohne großen Gesichtsverlust wieder einsteigen. Wenn ihr das nicht tut, torpedieren wir die Empfehlungen des Rates. Dann bleibt die alte 96er-Regelung, die unserem Niedrigniveau ohnehin besser entspricht, und irgendwann müßt ihr schließlich doch einknicken und die Reform, dann aber unverändert, übernehmen.

    Dabei wird auch deutlich gemacht, daß „die geänderte s-Schreibung“ die eigentliche Reform ist. Alles darf nachlässig gehandhabt werden. Nur darauf muß nun wirklich bestanden werden.

    Es kann einem übel werden.

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    Sigmar Salzburg


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.02.2006 um 13.14

    Orthographie
    Von Rechtschreibfrieden noch keine Spur
    Von Heike Schmoll

    5. Februar 2006 – Wer die Arbeit des Rates für deutsche Rechtschreibung nach einem Jahr bilanziert, wird feststellen müssen, daß die Verwirrung größer ist denn je. Die Idee eines Regelwerks der Orthographie ist faktisch aufgegeben worden, in der kurzen Zeit konnte nicht einmal der Versuch gemacht werden, vom Sprachgebrauch abgeleitete Regeln zu entwickeln, die dann in den Schulen als didaktische Hilfe dienen könnten.

    Klarheit schaffen werden erst die Wörterbuchredaktionen, die zum Beginn des neuen Schuljahrs vollkommen überarbeitete Wörterbücher vorlegen müssen. Erst dann wird sich zeigen, wie viele Varianten es gibt, wie unzählige vom Rat schlicht nicht bearbeitete Probleme gelöst werden, und am Ende wird womöglich das Windows-Programm pragmatisch entscheiden. Wer also glaubte, nach der vorläufig letzten Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung sei der Rechtschreibfrieden eingekehrt, irrt gewaltig.

    Abstimmung unter Mehrzahl von Befürwortern

    Dem Vorsitzenden des Rates, dem früheren bayerischen Wissenschaftsminister Zehetmair (CSU), kann höchstens angelastet werden, daß er wiederholt dem Druck der Kultusminister nachgegeben hat; für die Zusammensetzung des Rates ist er nicht verantwortlich. Seiner geschickten Moderation ist zu verdanken, daß die Reformer zumindest ihre mageren Selbstkorrekturen leisteten.

    Da dem Rat die Aufgabe zugedacht war, die Durchsetzung der Reform zu gewährleisten, wurde er fast ausschließlich mit Reformbefürwortern besetzt, darunter sieben Mitglieder der zwölfköpfigen Zwischenstaatlichen Kommission, die nach deren Auflösung sitzen blieben: alle drei Schweizer, alle drei Österreicher, dazu der Deutsche Hoberg, der jegliche Änderung an der Reform für überflüssig hält. Die übrigen Mitglieder stammen zum Teil aus dem Beirat, den sich die Zwischenstaatliche Kommission selbst gewählt hat. Die Urheber der Rechtschreibreform waren also in der klaren Überzahl.

    „Kompromiß - aber vernünftig und gut”

    Der Duden verfügte über sieben, das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim über zwei Sitze. Es spielte eine wichtige Rolle. Im Statut des Rechtschreibrats war davon nicht die Rede, nur die Geschäftsstelle sollte hier ihren Sitz haben. Der Direktor des IDS übernahm die Leitung aller Arbeitsgruppen, traf Vorentscheidungen über deren Zusammensetzung und stellte ihre Vorschläge im Plenum vor.

    Die Geschäftsführerin, die keine Stimme im Rat hat, erarbeitet nun mit den Wörterbuchverlagen die Wörterliste, die den Kultusministern Anfang März vorliegen soll. Nach Auffassung einiger Ratsmitglieder hat sie allerdings ihre Kompetenzen überschritten, als sie die Arbeit des Rates nicht nur darstellte, sondern auch bewertete („Natürlich sind unsere Vorschläge ein Kompromiß - aber sie sind vernünftig und gut”).

    Gewaltsamer Eingriff, kein Sprachwandel

    Beauftragt worden war der Rat wie die Zwischenstaatliche Kommission laut Statut damit, die Schreibentwicklung und den Sprachwandel zu beobachten und Anpassungen des Regelwerks an diese Veränderungen vorzuschlagen. Beschäftigt war er im wesentlichen damit, die mißratene Neuregelung zumindest vom gröbsten Unfug zu befreien.

    Mit Sprachwandel oder gar Sprachentwicklung hatte das nichts zu tun, denn dieser vollzieht sich im Abstand von mehreren Jahrzehnten und nicht im Takt von sechs bis acht Wochen. Den Sprachwandel zu beobachten hieß eher, zu verfolgen, wie die Sprachgemeinschaft mit dem gewaltsamen Eingriff in die Sprache umgeht.

    Einflußreiche Medien auf dem Sonderweg

    Die Zustimmung zur Rechtschreibreform in der Bevölkerung ist inzwischen auf acht Prozent geschrumpft. Trotzdem werden die Zeitungen, die sich ihr verweigern, von den Reformbefürwortern im Rat weiter als „Krawallmacher” beschimpft. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht noch weiter: Sie macht ihre Zustimmung zur Reform in der Stellungnahme für die Kultusministerkonferenz (KMK) davon abhängig, ob vorher von den „maßgeblichen Printmedien verbindlich erklärt wurde, den dann vorhandenen vollständigen Regelstand (also auch die geänderte s-Schreibung) zu übernehmen”.

    Sollten einflußreiche Medien bei ihrem Sonderweg bleiben oder eine neuerliche Umstellung verweigern, wollten GEW und DGB der KMK davon abraten, den Empfehlungen des Rates zu folgen. Wem gegenüber sollten eigentlich unabhängige Zeitungen solche verbindlichen Erklärungen abgeben? Sie können doch nur erleichtert sein, wenn sie bei der bisherigen Schreibung geblieben sind und damit noch auf der Grundlage eines einigermaßen konsistenten Regelwerks stehen, denn niemand weiß zum jetzigen Zeitpunkt, wie die Reform der Reform eigentlich aussieht. Dazu ist zu vieles ungeklärt, zu wenig systematisch ausgeführt.

    Zu wenig Personal für sprachliche Sachfragen

    In den Ratssitzungen wurden seitenlange Arbeitsvorlagen Satz für Satz abgestimmt, so daß selbst Kenner der Materie am Ende nicht mehr wissen, was sie eigentlich beschlossen haben. Nur vier Sprachwissenschaftler saßen im Rat, dazu die drei Vertreter der Wörterbuchredaktionen (Duden, Bertelsmann, Wahrig). Wirklich beurteilen konnten also nur sieben von 39 Ratsmitgliedern die sprachlichen Sachfragen. Das sind viel zu wenige, auch wenn der Vorsitzende des Rates meint, es seien schon ein paar Professoren zuviel im Rat gewesen.

    Wer fragt, was der Rat geleistet hat, wird um eine negative Bilanz kaum herumkommen. Die weitgehende Wiederherstellung der früheren Getrennt- und Zusammenschreibung war noch von der Zwischenstaatlichen Kommission auf den Weg gebracht worden und fiel deshalb am ausführlichsten aus. Es bleibt der Beschluß, die Abtrennung einzelner Buchstaben wie in A-bend, Dusche-cke und Bi-omüll abgeschafft zu haben. Alle übrigen und durchweg punktuellen Änderungen bemänteln das vollständige Scheitern der Reform, provozieren nicht selten neue Schwierigkeiten oder erschöpfen sich in bloßer Formulierungsakrobatik.

    Korrektur auf absehbare Zeit nicht möglich

    Gewiß sah es aus, als widersetze sich der Rat der festgelegten Agenda der KMK dadurch, daß er die von den Kultusministern voreilig als „unstrittig” erklärte Groß- und Kleinschreibung auch auf die Änderungsliste setzte, sie aber nur teilweise korrigierte. Ungeklärt bleiben die gesamte vielkritisierte Laut-Buchstaben-Zuordnung, die unsäglichen Volksetymologien wie „belämmern” sowie weite Teile der Fremdwortschreibung. Dies gilt in eklatanter Weise für die Wiedergabe eines französischen -e, das zum Teil in ein deutsches -ee übertragen wird, manchmal aber auch nicht.

    Daß dem bayerischen Kultusminister, der schon jetzt ankündigte, die überarbeitete Reform auch in Bayern einzuführen, wirklich klar ist, was da auf Lehrer und Schüler zukommt, ist zu bezweifeln. Und ob bayerische Schüler dann noch das Original der jüngsten Enzyklika des Papstes im Religionsunterricht lesen dürfen, ist nicht auszumachen, denn sie ist in alter Rechtschreibung verfaßt und weist nach dem Maßstab der Rechtschreibreform über 200 Fehler auf. Ist die halbfertige Überarbeitung erst einmal für die Schulen verbindlich, dürfte eine weitere Korrektur auf absehbare Zeit nicht mehr möglich sein. Wer sollte auch dazu bereit sein? Der Rat für deutsche Rechtschreibung wohl kaum.

    Text: F.A.Z., 06.02.2006, Nr. 31 / Seite 10
    http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E51D0A64326324B488B0997C83269126D~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 05.02.2006 um 14.37

    Aus "du" wird in Briefen wieder "Du"
    Rechtschreibrat schließt Arbeit ab - Endgültige Entscheidung liegt bei Kultusministern

    Berlin/Mannheim - Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat empfohlen, bei der umstrittenen Groß- und Kleinschreibung von Wörtern künftig den Wortsinn stärker in den Vordergrund zu stellen und die Schreibweise von der Betonung abzuleiten.


    Anmerkung:
    Und dies ist haargenau (oder jedenfalls recht genau) das Prüfmerkmal dafür, ob etwas ein Wort ist oder ob es mehrere Wörter sind. Schade, daß der RfdR sich bisher noch nicht der Wissenschaft und der freien Rede geöffnet hat! Denn dann hätte er dieses wichtige Wissen schon vor anderthalb Jahren in den Erkenntnisvorgang einfließen lassen können: Dies Merkmal hatte ich 2001 im ersten Sachbeitrag dieses Forums bereits genannt und des öfteren wiederholt, aber das nachmalige RfdR-Mitglied Prof. Ickler hat damals meinen Vortrag nicht gelten lassen wollen; ja, schade.
    Mit diesem Änderungsvorschlag schloß das Gremium am Freitag nachmittag in Mannheim seine Arbeit vorläufig ab.

    Der Vorsitzende des Rats, Bayerns früherer Wissenschaftsminister Hans Zehetmaier (CSU), nannte nach der Sitzung als Beispiel für die neue Regelung das "Schwarze Brett" als Synonym für eine Mitteilungstafel. Die Kleinschreibung sei möglich, wenn allein die Farbe gemeint sei. Gleiches gelte für die "Graue Maus", erläuterte er. Entsprechend solle "ich habe Angst" und "mir ist angst" geschrieben werden. Es gebe einen gleitenden Übergang von Adjektiv und Substantiv, die durchgängige Groß- oder Kleinschreibung der Rechtschreibreform

    „die durchgängige Groß- oder Kleinschreibung der Rechtschreibreform“ ---??? Was, bitte, an der RS„R“ und ihren Schreibungen ist „durchgängig“?
    würde damit beendet. Das "Du" in Briefen soll außerdem wieder groß geschrieben werden.

    In anderen Fällen spricht sich der Expertenrat hingegen für verbindliche, neue Schreibweisen aus. Statt "Pleite gehen" soll künftig "pleitegehen" geschrieben werden, statt "Spitze sein" die Schreibweise "spitze sein" gelten. Auch bei "jenseits von gut und böse" spricht sich der Rat für die künftige Schreibweise "jenseits von Gut und Böse" aus.

    Bereits am Donnerstag hatte das Land Bayern angekündigt, die nachgebesserte Rechtschreibreform nun umsetzen zu wollen. "Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist mit hochqualifizierten Experten besetzt. Daher werde ich den Vorschlägen der Fachleute folgen", sagte Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) der WELT.

    Wird er Herr Schneider für das Verantwortungabwälzen oder aber für das Selbstdenken und Selbstverantworten bezahlt? Zustände wie vor 70 Jahren!
    Im vergangenen August hatten 14 Bundesländer die neue Rechtschreibung für Schulen und Behörden verbindlich eingeführt.

    samt Wörter-Verboten ... allerdings: Was ist eigentlich mit „verbindlich“ gemeint?
    Nur Bayern und Nordrhein-Westfalen ließen daneben auch noch die alte Rechtschreibung gelten, weil sie zunächst die Klärung der noch strittigen Schreibweisen im Rat für deutsche Rechtschreibung abwarten wollten. In Nordrhein-Westfalen zögert man allerdings noch immer mit der verbindlichen Übernahme der nun überarbeiteten Regeln. "Wir werden uns die Sache nun sehr genau anschauen", sagte Kultusministerin Barbara Sommer (CDU) der WELT.

    Anschauen „nun“, aber vorher nicht? Außerdem ist das eine leere Versprechung; denn kein einziger Kultusminister und kein Ministerpräsident hat sich bisher irgend etwas genau angeschaut; kein einziger unterrichtender Deutschlehrer hat sich die angeblich 112 angeblichen Regeln der angeblich „amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung“ (siehe Duden _21 bis _23) ernsthaft angeschaut – alle Reformierereien sind unverantwortbare Experimente mit unseren Kindern und mit unserer Schriftsprache, dem wichtigsten Arbeitswerkzeug am Hochtechnologiestandort Deutschland.
    Die Arbeit des Rechtschreibrates hatten erst vor wenigen Tagen Schweizer Sprachwissenschaftler scharf kritisiert. In einem offenen Brief an den Präsidenten der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) beklagte sich der sogenannte Sprachkreis Deutsch darüber, daß die Reform nur eingeschränkt überarbeitet würde.

    Haben die Schweizer sich jetzt der ß-Schreibung angeschlossen, oder scheren sie darin aus der Reform aus und verweigern die vorgebliche „Eintheitlichkeit“ (ohne daß eine Lehrer- oder KuMi-Schelte erfolgt)?
    70 % der Bücher von Schweizer Verlagen werden, so hört man, mit ß gedruckt. Nur in der Schule darf kein ß unterrichtet werden?!

    Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge bemängelte überdies der Schweizer Lehrerverband, daß der Vorsitzende und die große Ratsmehrheit die anstößigsten Fälle pragmatisch lösten und es unterließen, die Konsequenzen für das gesamte Regelwerk zu untersuchen. Auf diese Weise sei die "verunglückte Lösung zwar von den übelsten Unfugkonstruktionen befreit, gleichzeitig aber systematisch verschlimmbessert worden". Außerdem habe der Rechtschreibrat nicht den Mut gehabt, die neuen Schreibweisen wieder abzuschaffen, sondern habe sie als Varianten erhalten.

    Die KMK will am 2. März über die Empfehlungen beraten. In politischen Kreisen erwartet man, daß die "Reform der Rechtschreibreform" ab dem kommenden Schuljahr von allen 16 Bundesländern umgesetzt wird. Die neuen Schreibweisen würden dann in allen Schulen und auch Behörden als verbindlich gelten.

    Der Rat für deutsche Rechtschreibung mit seinen Mitgliedern aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol und Liechtenstein wird seine Arbeit jedoch fortsetzen. Seine Aufgabe besteht fortan darin, die Sprachpraxis zu beobachten und gegebenenfalls neue Änderungsvorschläge zu erarbeiten. dpa/AP/JoP

    Besser wäre es gewesen, hätte der RfdR in den vergangenen anderthalb Jahren die Sprachpraxis beobachtet und die richtigen und verantwortbaren Schlüsse daraus gezogen.

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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 03.02.2006 um 00.29

    RECHTSCHREIBUNG

    Bayern nun doch reformwillig

    Seit rund fünf Monaten ist die neue Rechtschreibung verbindlich. Nur Bayern und Nordrhein-Westfalen sperrten sich bislang gegen die Reform. Jetzt hat der bayerische Kulturminister Siegfried Schneider eingelenkt. Man werde den Vorschlägen des Rechtschreibrates folgen.

    Fast 19 Jahre ist es her, dass das Bundesinnenministerium und die Kultusministerkonferenz die Modernisierung der Rechtschreibung in Auftrag gaben. 17 Jahre reicht der erste Reformvorschlag zurück [Quatsch; "kleinschreibung“ gab es schon in den 20er Jahren] , zehn Jahre ist die Absegnung der Rechtschreibreform durch die Kultusminister, die Ministerpräsidenten und das Bundeskabinett her. [stimmt auch nicht]

    Im August letzten Jahres traten die neuen Regeln verbindlich in Kraft, ein jahrelanges Reformprojekt schien vollendet. Nur Nordrhein-Westfalen und Bayern haben sich bislang der Neuordnung verweigert. Im Juli letzten Jahres hatte der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) nach Rücksprache mit Ministerpräsident Edmund Stoiber erklärt, man wolle die bis dahin geltende Übergangsfrist, in der neben den neuen auch die alten Schreibweisen galten, "bis auf weiteres verlängern".

    Man wollte den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung nachkommen, der seit Ende 2004 an der Korrektur des Reformwerks arbeitet und bis heute an der Neuregelung bosselt. Siebenmal trat das 39-köpfige Expertengremium bislang zusammen, für morgen ist die nächste Sitzung anberaumt, dann soll es um die Groß- und Kleinschreibung gehen und wie man Teile ihrer fragwürdigen Reformierung wieder rückgängig machen kann.

    Für Bayern ist es nun genug der Revisionsarbeit. Man wolle die Rechtschreibreform einführen , wie Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe) erklärte. Den Vorschlägen des Rechtschreibrates sei Folge zu leisten. "Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist mit hochqualifizierten Experten besetzt", so Schneider. Die Kultusministerkonferenz sei gut beraten, den Vorschlägen zuzustimmen.

    Bislang laufen die Vorschläge des Rats auf einen Rückbau der umstrittenen Reform hinaus. Auch wenn die Neuordnung 30 Gerichtsverfahren, zahlreiche Volksbegehren, einen Volksentscheid und die Anrufung des Bundesverfassungsgerichts überstanden hat: In vielen Fällen - darunter die Komma- und Worttrennungsregeln und die Anredeformen - wurde die alte Form empfohlen. Wird Einsicht am Ende womöglich groß geschrieben bei Deutschlands Reformdebakel?

    dan/dpa, 2. Februar 2006
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,398779,00.html

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    Wenn ich bedenke, daß unser Herr Professor Ickler jetzt die Wörterverbote mit absegnet, so meine ich, daß es hier einen Rechtfertigungsbedarf von seiner Seite gibt: Wie, Herr Professor, rechtfertigen Sie Ihre Beteiligung am Verbot bewährter, schöner deutscher Wörter?


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.01.2006 um 10.00

    F.A.Z., 24. Januar 2006

    Glosse Politik
    Halbherzig

    oll. Auch wenn aus der Schweizer Kritik an der Rechtschreibreform und an der Arbeit des Rechtschreibrates der Unmut über deutsche Bevormundung spricht, trifft sie einen wahren Kern. Bei allen respektablen Entscheidungen des Rechtschreibrates sind viele seiner Vorschläge nicht mehr als faule Kompromisse. Warum konnten als falsch erkannte Schreibweisen nicht abgeschafft, warum mußten sie als Varianten erhalten bleiben? Wieso läßt sich der Vorsitzende des Rates zum wiederholten Male von der Kultusministerkonferenz unter Druck setzen und will bis Anfang März die Ergebnisse der Arbeit vorlegen? Mit der revidierten Getrennt- und Zusammenschreibung hat der Rat richtige Vorschläge gemacht, aber von einer vollständigen Überarbeitung und Korrektur kann nicht die Rede sein. Das Rechtschreibchaos ist inzwischen so groß, daß zu befürchten ist, daß die Verlage der Rechtschreibprogramme das letzte Wort haben und regeln, was der Rechtschreibrat nicht ordnen konnte. Denn wer die ehemaligen Urheber der Rechtschreibreform zur Korrektur ihrer eigenen Arbeit heranzieht, wird nichts anderes erwarten können als halbherzige Lösungen.
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.01.2006 um 09.57

    Neue Zürcher Zeitung, Mittwoch, 25. Januar 2006
    Kritik an Reform der Rechtschreibreform
    Offener Brief an die EDK und Rückweisungsantrag des Lehrerverbands


    Die deutsche Dominanz bei der Nachbesserung der Rechtschreibreform löst in der Schweiz harsche Kritik aus. Der für die Umsetzung der neuen Regeln wichtige Lehrerdachverband fordert die EDK gar auf, die Geschäftsbeziehungen zur Kultusministerkonferenz zu überprüfen.

    hag. Die im deutschen Sprachraum unterschiedlich scharf kritisierte Rechtschreibreform kommt auch in der Phase der offiziellen Nachbesserung nicht aus den Schlagzeilen. Wichtige in den Reformprozess involvierte schweizerische Institutionen wie etwa der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) oder der Sprachkreis Deutsch (SKD) melden in Vernehmlassungsantworten nicht nur bezüglich der Inhalte der Nachbesserung schwere Bedenken an. Sie kritisieren auch die angebliche Arroganz und Dominanz des federführenden Rats für deutsche Rechtschreibung (RfdR), der von der deutschen Kultusministerkonferenz als Koordinationsorgan bei der Überarbeitung der Reform eingesetzt wurde. Im 38-köpfigen Rat sitzen 18 Vertreter aus Deutschland, je 9 aus Österreich und der Schweiz, je einer aus Liechtenstein und Südtirol und demnächst noch ein Mitglied aus Deutsch-Belgien.

    Vernehmlassung nur über Weihnachten

    In seiner Stellungnahme kritisiert der LCH zum einen die viel zu knapp bemessene Vernehmlassungsfrist - sie wurde vom RfdR nur über die Festtage angesetzt - und kritisiert schärfstens, die Schweizer Delegation sei in den bisher 7 Sitzungen vom RfdR-Vorsitzenden häufig gemassregelt worden. Anträge der Delegation bezüglich Strukturierung einer Projektarbeit, die diesen Namen verdient hätte, seien fortgesetzt ignoriert, kleingeredet oder überstimmt worden. Daher und weil die Reformvorschläge des RfdR elementare Erwartungen der Schulen nicht erfüllten, verlangt der LCH, dass die Pflege der Rechtschreibung grundlegend neu und professionell geordnet werde[,] und legt der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) gar nahe, in der Rechtschreibfrage die Geschäftsbeziehungen zur deutschen Kultusministerkonferenz zu überprüfen.

    Diese gegenüber dem ursprünglichen Placet zur Reform jetzt erfolgte Verweigerung des LCH ist brisant, denn letztlich ist die Schule die wichtigste Institution beim Umsetzen neuer Reformänderungen. EDK-Präsident Ulrich Stöckling erhält zudem weitere Post in Form eines offenen Briefes. Absender ist der Sprachkreis Deutsch, zusammen mit Mitunterzeichnern wie Peter Müller, Direktor Marketing & Informatik der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA), Men Haupt, Präsident des Buchhändler- und Verlegerverbandes, oder auch Filippo Leutenegger, Nationalrat und CEO der Jean Frey AG.

    Marschhalt gefordert

    Im Brief wird der EDK-Präsident darauf hingewiesen, die deutschen Kultusminister hätten eingestanden, «dass die Rechtschreibreform falsch war» (Erste Ausgabe 2006 des «Spiegels»). Die Unterzeichner erinnern auch an die verursachten und anstehenden Kosten der Reform und verlangen einen Marschhalt. Sie fordern von der EDK eine längere Vernehmlassung zu den Ratsempfehlungen, die wissenschaftliche Überprüfung des ganzen Regelwerks, die Auswechslung der Schweizer Delegation im RfdR und ein Moratorium, wie es der Kanton Bern verfügt hat. Die Absichtserklärung, die die Schweiz 1996 unterzeichnet habe, verpflichte zu nichts. EDK-Generalsekretär Hans Ambühl, ebenfalls Mitglied der Schweizer Delegation, zeigte gegenüber der NZZ ein gewisses Verständnis für die Kritik. Auch er erachtet die von der Kultusministerkonferenz angesetzte Vernehmlassungsfrist als viel zu kurz und bedauert sehr, dass seit Einsetzung des RfdR die Rechtschreibreform stark verpolitisiert worden sei, was Sachlichkeit erschwere. Er kritisiert auch, dass die nun geplanten Anpassungen vom ursprünglich geplanten vereinfachten Regelwerk wegführten und die Schule zwingen würden, fast nur noch Einzelfälle und Ausnahmen zu lehren.
    Sorge der EDK

    Dass indes kleine Länder wie die Schweiz oder Österreich noch den nötigen Druck auf die deutsche Kultusministerkonferenz aufbauen können, bezweifelt Ambühl. Die Sorge ist begründet. Bereits Anfang März möchte die Kultusministerkonferenz die umstrittene Reform der Reform definitiv verabschieden.
    http://www.nzz.ch/2006/01/25/il/articleDIP11.html

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    Welch ein riesiges Durcheinander!! -- Die Schweizer müssen gerade klagen, was die Abweichung von der Generallinie betrifft: scheren sie doch bereits seit Jahrzehnten aus der gemeinsamen Rechtschreibung aus (siehe die Schreibungen Masse, Strasse).
    Der Schweizer Kritik am RfdR ist zuzustimmen. Es sei denn, daß man sich durchringt, den RfdR (Mannheim) als Kabarettveranstaltung zu sehen. Denn dann ist er überaus wertvoll: Er bricht Denkkrusten auf und veralbert die Kultusminister ebenso wie die Rechtschreibschützer.
    So haben es schon die meisten Kultusbürokraten, Gerichte, Zeitungsredaktionen, Buchverlage gemacht: Wer Macht und Geld hat, aber weder Argumente noch recht, veralbert die anderen.
    Wer allerdings nach diesem Durcheinander als erster wieder auf den Füßen steht und seine Dinge und Argumente ordnet, geht als Sieger aus diesem traurigen Kampf hervor.
    Mindestens sollte daraus ein Lehrstück von Brechtschem Ausmaß entstehen können.
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von 1 am 31.12.2005 um 19.34

    >>Kulturinformationszentrum des Deutschen Kulturrates und der ConBrio Verlagsgesellschaft ...

    Nachricht: Zehetmair sieht sich als Moderator bei der Rechtschreibreform
    Veröffentlicht von: nmz-red/leipzig · Kulturelle Bildung
    Berlin (ddp). Der Präsident des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, versteht sich als «Moderator» der deutschen Sprache. Er wolle die starren Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern der Rechtschreibreform abbauen, sagte Zehetmair der Nachrichtenagentur ddp in Berlin.

    Die Weigerung vieler Zeitungen und Zeitschriften, die neue Rechtschreibung anzuwenden, sowie die traditionellen Lesegewohnheiten der Deutschen hätten einen Kompromiss notwendig gemacht. Nach den Korrekturen an der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung sowie der Interpunktion entscheidet der Rat am 25. Februar über die letzten Veränderungen bei der Groß- und Kleinschreibung. Anfang März werden die Empfehlungen des Rates der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegt. Für die Schulen treten die Korrekturen am 1. August 2006 in Kraft. Insgesamt zieht der ehemalige bayerische CSU-Kultusminister eine positive Bilanz der bisherigen Arbeit des Rates für deutsche Rechtschreibung. Er sei mit dem Ergebnis «sehr zufrieden», sagte Zehetmair ein Jahr nach Bestehen des Gremiums. Für das 2006 hofft er, nicht mehr so unter Zeitdruck zu geraten. «Der Rat soll in ruhigere Gewässer kommen", sagte er. Der Rat plane vorerst nicht, noch weitere Teile der Reform anzugreifen. Fremdwörter würden nicht sofort geändert. Hier werde man abwarten, welche Schreibart sich in der Öffentlichkeit durchsetzt. <<


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 21.12.2005 um 22.18

    Mehr als Detailprobleme
    Der "Änderungsumfang" steht weitgehend fest, doch auch die Vorschläge zur Reform der Rechtschreibreform weisen viele Unstimmigkeiten auf
    VON REINHARD MARKNER

    Welchen "Änderungsumfang" die kommende Revision der Rechtschreibreform haben wird, steht "weitgehend fest". Der Rat für deutsche Rechtschreibung, der dies mitteilt, hofft auf die Zustimmung der Kultusminister, die seine Vorschläge auf ihrer Frühjahrskonferenz begutachten werden.

    Das von Hans Zehetmair geführte Gremium sollte nur drei von sechs Teilen der Amtlichen Regelung überprüfen. Die anderen drei hatte die Kultusministerkonferenz im vergangenen April überraschend für "unstrittig" erklärt. Zu diesen vorgeblich über jede Kritik erhabenen Bereichen zählt das Kapitel über die Laut-Buchstaben-Zuordnung. Der Rat hat sich an die politische Vorgabe gehalten, hier keinerlei Änderungen ins Auge zu fassen. Ein Vorstoß von österreichischer Seite, das ß nach Schweizer Vorbild ganz abzuschaffen, fand keine Mehrheit.

    Die durch die Reform veränderte Verteilung von ss und ß ist bekanntlich ihr Erkennungsmerkmal. Wer, wie nahezu alle Ratsmitglieder, am Überleben der Reform interessiert ist, wird über die Nachteile der Neuregelung (bisschen, Missstand) und die Erosion der Rechtschreibsicherheit, wie sie in irrtümlichen ss-Schreibungen (fleissig, Kenntniss, Strasse) zum Vorschein kommt, gerne hinwegsehen.

    Von hohem Symbolwert sind auch die Drei-Buchstaben-Regel (Flussschifffahrt) und einige auffällige Eindeutschungen wie z. B. Tipp und Potenzial. Erstaunlicherweise hält der Rat darüber hinaus an so erfolglosen Neuschöpfungen wie Krepp (für Crêpe) oder Tunfisch fest. Ihre Existenzberechtigung ist natürlich ebensowenig "unstrittig" wie die der Schreibweisen schnäuzen oder Stängel, die auf eigenwillige Vorstellungen des führenden Reformers Gerhard Augst zurückgehen.

    Der Rat signalisierte frühzeitig, in vielen Fällen der Zusammenschreibung wieder den Vorzug zu geben, was ihm das Wohlwollen der Öffentlichkeit eintrug. Übersehen wurden darüber die Defizite der vorgeschlagenen Revision der Getrennt- und Zusammenschreibung.

    Den umformulierten Regeln gemäß wäre eislaufen und er läuft eis zu schreiben, staubsaugen und er saugt Staub, Rad fahren und er fährt Rad. Eislaufen zählt der Neufassung zufolge zu jenen Fällen, "bei denen die ersten Bestandteile die Eigenschaften selbstständiger Substantive weitgehend verloren haben". Diese Begründung soll auch für die Schreibung leidtun herhalten, obwohl das Adjektiv leid keineswegs mit dem Substantiv Leid identisch ist oder jemals war. Der Rat schreibt hier ein längst erkanntes grammatisches Fehlurteil der Reformer fort und weigert sich wie diese, die herkömmliche Schreibung leid tun anzuerkennen. Aus gut tun, leid tun, not tun, leid sein, not sein machte die Reform gut tun, Leid tun, Not tun, leid sein, Not sein. Der Rat korrigiert nun zu gut tun, leidtun, nottun, leid sein, Not sein.

    An den Details zeigen sich die fundamentalen Probleme

    Während der Rat einerseits nicht wenige Zusammenschreibungen obligatorisch neu einführen möchte, ist er andererseits nicht bereit, alle durch die Reform für obsolet erklärten Wörter - radfahren, spazierengehen, zuviel usw. - zu rehabilitieren. Zum Teil möchte er es beim Nebeneinander beider Formen belassen - hier zu Lande neben hierzulande, mithilfe neben mit Hilfe -, zum Teil sieht er in der Einführung weiterer Alternativen - kennenlernen neben kennen lernen, maßhalten neben Maß halten - bereits die Lösung des Problems. Die heute allgegenwärtigen Übergeneralisierungen - Schreibweisen wie hervor getreten oder heut zu Tage - können so nicht zurückgedrängt werden.

    Mit diesen und anderen Unstimmigkeiten konfrontiert, erklärte der Urheber der Vorlage, der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg, in der Süddeutschen Zeitung, sich mit "so etwas wie fundamentalen Detailproblemen" nicht abgeben zu wollen. Tatsächlich aber zeigen sich an den Details die fundamentalen Probleme der Revision. Einerseits nimmt der Rat, wie schon die von ihm abgelöste Zwischenstaatliche Kommission, wenig Rücksicht auf Sprachgeschichte, Schreibgebrauch und grammatische Richtigkeit. Andererseits schont er die mit der Reform verbundenen politischen und ökonomischen Interessen, indem er es bei minimalinvasiven Eingriffen belassen will.

    Rechtschreibreform
    Auf ihrer Frühjahrstagung werden die Kultusminister über die Vorschläge zur Revision der Rechtschreibreform beraten, die der Rat für deutsche Rechtschreibung inzwischen erarbeitet hat. Reinhard Markner ist Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache und Historiker an der Universität Halle-Wittenberg. chp
    Nicht einmal diskutiert hat der Rat das Kapitel "Schreibung mit Bindestrich". Folglich werden selbst die Behelfsschreibungen Schluss-Strich oder Schiff-Fahrt nicht wieder aus dem Verkehr gezogen, obwohl sie, da noch unbeholfener als Schlussstrich und Schifffahrt, ungebräuchlich sind. Bleiben soll auch der 45-jährige Mann bzw. der 45-Jährige, das 8-Fache usw. Diese fehlerträchtige Vorschrift hält zur Großschreibung von Wortbestandteilen an, denen eine solche Auszeichnung nicht zukommt.

    Mit Ausnahme einiger Randbereiche gilt die reformierte Groß- und Kleinschreibung ebenfalls offiziell als "unstrittig". Der Rat hat auf seiner jüngsten Sitzung dennoch eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die dieses Kapitel überprüfen soll. Darin liegt zwar eine gewisse Unbotmäßigkeit gegenüber der KMK; der Auftrag an die Arbeitsgruppe ist jedoch ausdrücklich auf wenige Punkte beschränkt. Zudem gehören ihr mit Peter Gallmann und Karl Blüml zwei führende Reformer an, die einschneidende Maßnahmen zu verhindern wissen werden.

    Der Rat bleibt zurück hinter den Erkenntnissen des 19. Jahrhunderts

    Voraussichtlich wird man sich auf einige weitere Variantenschreibungen verständigen. Ein Nebeneinander von gelber und Gelber Karte, von die meisten und die Meisten ist bereits seit der ersten Reform der Reform von 2004 vorgesehen. Die Tolerierung der Großschreibung des Du in Briefen wird wohl neu hinzukommen. Die grammatisch falschen Großschreibungen Bankrott bzw. Pleite gehen könnten - wie im Falle von Leid tun - durch die Zusammenschreibungen bankrottgehen und pleitegehen ersetzt werden. An das ähnlich gelagerte Recht haben wird man hingegen kaum rühren wollen.

    Unverändert bleiben sollen auf jeden Fall die ebenso häufigen wie bedenklichen Großschreibungen gestern Morgen, morgen Abend usw. sowie im Allgemeinen, des Weiteren, auf dem Laufenden usw., die allesamt als obligatorisch gelten. Diese Schreibungen wurden bereits von der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts als grammatisch fragwürdig erkannt. Der Rat bleibt hinter diesem Erkenntnisstand zurück.

    Im Bereich der Zeichensetzung hat sich der Rat dazu durchgerungen, das Komma vor erweiterten Infinitivgruppen, die mit um, ohne, statt usw. eingeleitet werden, wieder obligatorisch zu machen. Hingegen soll das Komma vor gleichrangigen Hauptsätzen, die mit und oder oder beginnen, weiterhin ins Belieben der Schreibenden gestellt sein. Die möglichen Folgen illustriert das Regelwerk mit dem Beispielsatz Ich fotografierte die Berge und meine Frau lag in der Sonne. Dort findest sich auch weiterhin der hübsche Satz Er sah den Spazierstock in der Hand tatenlos zu, der von Amts wegen ebenfalls kein Komma benötigt. Eine Beseitigung aller Mängel der reformierten Zeichensetzung findet also nicht statt.

    In das Kapitel Worttrennung am Zeilenende hat man zwar redaktionell stärker eingegriffen, was jedoch nur eine einzige greifbare Konsequenz hat: Die Abtrennung einzelner Vokalbuchstaben (a-ber, Musse-he usw.) soll nicht mehr möglich sein. Weil der Rat andererseits an der Untrennbarkeit von ck festhält, können dann Acker, Ecke usw. überhaupt nicht mehr zerteilt werden.

    Obwohl die Öffentlichkeit ad nauseam mit den Beispielwörtern Analphabet und Urinstinkt traktiert wurde, deren Trennung nach der je zweiten Silbe zu vermeiden sei, bleibt die Trennung Urin-stinkt im Zweifel weiterhin erlaubt, ebenso wie Urins-tinkt. Auch an Trennmöglichkeiten wie hi-nauf, he-rab, Subsk-ription, Ins-tanz findet der Rat nichts auszusetzen. Das ist weder sachlich angemessen noch zeitgemäß bei einer technischen Entwicklung, welche die Schreibenden von den Schwierigkeiten der Silbentrennung fast vollständig entlastet hat.

    Falls die Vorschläge des Rechtschreibrats von den Kultusministern akzeptiert werden, womit zu rechnen ist, wird sich die amtliche Rechtschreibung in gewissem Maße der herkömmlichen annähern. Diese bleibt jedoch auch der ein weiteres Mal reformierten Reformschreibung überlegen. Wer bisher an der gewöhnlichen Orthographie festgehalten hat, darf sich bestätigt sehen.

    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/feuilleton/?cnt=773747&cnt_page=1

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    Lieber Herr Markner,

    nach dem Stand von 1996 ff. hieß es:
    achtmal, 8-mal, das achtfache, das 8fache. Klaus Heller selbst gab mir 1997 die genaue Begründung, warum 8fach keinen Bindestrich bekommen darf. Falls die genannte Schreibung inzwischen geändert wurde, wird die Schreibung 8fach vermutlich nach wie vor reformkonform sein.
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.12.2005 um 16.13

    Zur „Rechtschreibreform“ wird berichtet, es werde dem Bundeselternrat, Bundesschülerrat und der Verwaltung „ein rudimentäres Mitspracherecht eingeräumt“, „es rechne aber auch niemand damit, dass der Rat für eine komplette Rücknahme votiert“ – ein Vorgehen wie in den einstigen „Volksdemokratien“:

    Handverlesene „fortschrittliche Kräfte“ stimmen „demokratisch“ ab, mit Schlußredaktion durch „die Partei“ der Kultusminister.

    In Schleswig-Holstein stimmten 71 Prozent der Wahlberechtigten 1998 gegen diese Reform, und dennoch wenig später die sogenannten Volksvertreter zu 100 Prozent für deren Zwangseinführung – allen voran die Vorkämpfer für Plebiszitär- und Basisdemokratie. Der ablehnende Wille der Eltern und Klassenelternräte verwandelte sich über die Schulelternräte, Landeselternräte bis zum Bundeselternrat auf obskure Weise in kritiklose Zustimmung. Bei den Schülern war es ähnlich.

    Die Schulbuchverlage rechnen diese Gruppierungen sogar zu ihrer Verbändeallianz, mit anderen Worten: zu den „nützlichen Idioten“, die ihnen bei der kapitalistischen Ausbeutung von Schülern und Eltern behilflich sind.

    Schulbücher werden nun nicht mehr über Jahre im Rahmen einer Lernmittelfreiheit ausgeliehen, sondern als leichtverderbliche Reformware alljährlich von den Eltern finanziert, oft über ein „Büchergeld“, das Schüler und Eltern schröpft, ohne daß sie selbst in den Besitz dieser Bücher gelangen.
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    Sigmar Salzburg


    eingetragen von 1 am 14.12.2005 um 23.44

    Sie reformieren immer noch

    Morgen, beim 312. Plenum der Kultusministerkonferenz ist "eine Befassung nicht geplant". Aber früher oder später wird sich auch die Kultusministerkonferenz mit der Rechtschreibreform auseinander setzen müssen. Beziehungsweise mit der Reform der Reform: Vor einem Jahr nahm der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Arbeit auf, die darin besteht, bei von der zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung geschaffenen Problemen "nach Kompromissen" zu suchen.

    Beschäftigt hat er sich schon mit Fragen der Interpunktion und der Großschreibung. Auch die neuen Silbentrennungsregeln wurden diskutiert - "und bestätigt", betont Geschäftsführerin Kerstin Güthert. Also bleibt's beim Zu- cker, der einst Zuk- ker war. Wieder aufgegeben werden soll nach Willen des Rechtschreib-Rates hingegen die verbindliche Getrenntschreibung von Wörtern wie Rat suchend oder allein erziehend. Und auch die Begründung, dass beispielsweise die Gelbe Karte "in Fachsprache" korrekterweise groß, sonst aber klein zu schreiben sei, "wurde oft kritisch erwähnt". Schließlich sei es so leicht gar nicht auszumachen, wo die Fachsprache aufhört, und wo sie beginnt. Der größte Schritt der Reform-Reformer ist allerdings struktureller Natur: Man wagt ansatzweise demokratische Elemente ins Verfahren zu integrieren. So wird Interessenvertretern in besonderem Maße Betroffener ein rudimentäres Mitspracherecht eingeräumt: Bundeselternrat, Bundesschülerrat und die Verwaltung dürfen sich äußern. "Bis Ende Januar" erwarte man die Voten, so Güthert.

    Auf derlei Feedback hatte die Kommission seit 1992 bewusst verzichtet, weil sie bei der seinerzeitigen öffentlichen Anhörung komplett Schiffbruch erlitten hatte. Das damals vorgestellte Vorhaben war die Einführung einer moderaten Kleinschreibung. Aus dem wurde auf relativ rätselhaftem Wege die heute teils verbindliche, teils fakultative Ausweitung der Großschreibung (siehe Gelbe Karte). Aber keine Sorge: Einen "verbindlichen Charakter" haben diese plebiszitären Einwürfe "nicht", klärt Güthert auf. Anderes gilt für die Rats-Empfehlungen. Über die könne sich die KMK, so Generalsekretär Erich Thies, "nicht so einfach hinwegsetzen". Es rechne aber auch niemand damit, dass der Rat für eine komplette Rücknahme votiert. Bis Schuljahrsbeginn soll die Veränderung der neureformierten Reformrechtschreibung in Kraft treten. Danach, so Grüthert, wird sie der Rechtschreibrat nur noch "bei Bedarf dem Sprachgebrauch anpassen". bes

    taz Nord Nr. 7845 vom 14.12.2005, Seite 27, 69 Zeilen (TAZ-Bericht), bes


    eingetragen von 1 am 13.12.2005 um 19.00

    >>Autoren-Sprecher:
    "Schüler und Eltern sind in Geiselhaft"

    VON REGINA PÖLL (Die Presse) 12.12.2005
    Autoren-Sprecher gegen neue Rechtschreibung und PC-Software, für kreatives Schreiben an Schulen.

    Die Presse: Seit drei Monaten ist die neue Rechtschreibung an den Schulen fix. Haben die Schüler damit das richtige Regelwerk an der Hand?

    Gerhard Ruiss: Nein, sondern sie haben ein Zwischenergebnis an der Hand. Der Rechtschreibrat überarbeitet die Rechtschreibreform von 1996 grundlegend. Man könnte sagen, bis auf die ss-Regelung wird wahrscheinlich alles revidiert. Insofern ist das für niemanden von Vorteil gewesen.

    Presse: Was stört Sie am meisten?

    Ruiss: Die Getrennt- und Zusammenschreibung, bei der die Sinnbedeutung komplett verloren geht. Oder Wörter wie belämmert. Bei den Ableitungen vom Stammwort sind Undinge herausgekommen. Auch die Konsonantenvermehrung, Wortkombinationen mit drei e: Zwei Konsonanten sind schon genug. Es fällt schwer zu sagen, was ein besonderer Unsinn an dieser Rechtschreibreform ist, weil sie als gesamtes Unsinn ist.

    Presse: Wie soll die Zukunft für die Schüler aussehen?

    Ruiss: Die Schüler sind, gelinde gesagt, in einer Art Geiselhaft. Und mit ihnen die Eltern, weil Reformumtriebige 1996 in Richtung Steckenpferd gemeint haben: Das wäre doch gut, es so zu machen. Es ist überhaupt nie in größerem Zusammenhang überlegt worden. Es sind bildungspolitisch gravierende Fehler begangen worden, mindestens im vergangenen Jahrzehnt. Vor allem der Fehler, die Notwendigkeit der Sprachkompetenz und der Schreibfähigkeit zu unterschätzen. Man meinte, durch die höhere Technologisierung würden ganz bestimmte Fertigkeiten und Techniken peripher. Es hat sich aber herausgestellt, dass ohne Lesen, ohne die Abstraktion über das Lesen und Schreiben, das Leben nicht mehr entschlüsselbar ist.

    Presse: Von Rechtschreibprogrammen am PC halten Sie nichts?

    Ruiss: Überhaupt nichts. Diese Programme sind nichts anderes als Behelfsmittel, die mir Vertipper anzeigen können. Aber sie können in der Sprachlogik nichts machen. Es gibt diesen Wunderglauben, wir lagern unser ganzes Wissen in die Technik, die macht's für uns.

    Presse: Wie wichtig ist das Mündliche gegenüber dem Schriftlichen?

    Ruiss: Ich glaube, dass das Mündliche gleichrangige Bedeutung hat. Man muss kommunizieren lernen, auf der Ebene der Verbalisation wie auf der schriftlichen Ebene. Ich halte nichts davon, die schriftliche Sprache der phonetischen nachbauen zu wollen. Es gibt auch eine reduzierte verbale Sprache. Dem kann Literatur ausgezeichnet entgegenwirken. Eher nicht die Sachliteratur, wie man geglaubt hat, sondern die so genannte schöne Literatur ist genau das Mittel. Sie schult die Abstraktionsfertigkeit, die Vorstellungskraft.

    Presse: Was aber, wenn die schöne Literatur in alter statt in neuer Rechtschreibung ist wie bei vielen Autoren, verwirrt das nicht die Schüler?

    Ruiss: Gerade Schriftstellern der schönen Literatur geht es doch um Sprachgenauigkeit, nicht um ein nicht anwendbares Regelwerk, das für jede Regel 97 Ausnahmen braucht. Man könnte auch sagen: Vielleicht hätten die Reformer früher auf die intensiven Sprachanwender hören sollen, auf Schriftsteller, Journalisten. Stattdessen ist man eher im pädagogisch-schulmeisterlichen Bereich geblieben.

    Presse: Was wünschen Sie sich nun vom Rechtschreibrat?

    Ruiss: Dass er die Getrennt- und Zusammenschreibung repariert und dort, wo es klare Schreibungen gibt, nicht mehr versucht, falsche Schreibungen als Variantenschreibung zu erhalten. Allerdings: Man kann nicht rund 90 Prozent der Leute zwingen, nach Amtsdeutsch-Regeln zu schreiben.

    Presse: Auch nicht an den Schulen?

    Ruiss: Ich hoffe, die Schüler haben tolerante Lehrer, die das größte Augenmerk nicht darauf lenken, ob richtig oder falsch geschrieben wurde. Übrigens einer der verzopftesten Bildungsansätze überhaupt. Denn das Entscheidende ist nicht das buchstabengetreue Einhalten des Schreibens. Leider heißt es oft noch: Finde einen anderen Ausdruck, oder: sinnstörend, wenn Schüler einen kreativen Umgang mit Sprache haben. Aber genau der wird ihr weiteres Leben bestimmen. <<
    http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=i&id=525578


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.12.2005 um 18.53

    >>Wissen-Media: Rechtschreibprogramme nicht auffrischen

    Der zur Bertelsmann-Gruppe zählende Wissen-Media-Verlag hat in einem Schreiben an seine Kunden eine Aktualisierung der Rechtschreibprogramme angesichts der „etwas verworrenen Sachlage“ bei der Entwicklung der Rechtschreibreform als derzeit nicht empfehlenswert bezeichnet. Das berichtet „Heise Online“. Wissen Media gibt unter anderem die „wissen.de“-Rechtschreib-CD sowie den „Orthograf-Rechtschreibkonverter“ heraus. Da die 1996 und 2004 verfügten Änderungen der Schreibregeln zur Zeit vom Rechtschreibrat erneut nachgebessert werden, rät der Verlag, der selbst im Rat mitarbeitet, zur Zurückhaltung. Der öffentliche Konsens hinsichtlich der korrekten Schreibung im Deutschen sei verloren gegangen.

    Heise kommentiert: „Als bedauerlich können Beobachter dabei möglicherweise den Umstand empfinden, daß Schüler, Lehrer, Journalisten und andere Textschaffende sich bei Bedarf nicht so einfach umfassend updaten lassen, wenn sich die ‚etwas verworrene Sachlage‘ infolge politischer Entscheidungen geklärt haben sollte. Bei ihnen stellt sich die Frage, was als falsch und was als richtig geschrieben gelten soll, nämlich täglich.“
    geschrieben von dsw am 13.12.2005<<


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.12.2005 um 18.49

    >>Rechtschreibreformer geistesgestört? Aufheizung einer Debatte
    Über den Geisteszustand des Rechtschreibreformers Hermann Zabel macht sich Theodor Ickler Gedanken, Mitglied des Rechtschreibrates, der auf der Grundlage der Rechtschreibreform einen Kompromiß ausarbeitet. Zabel hatte von 1980 bis 1996 einer Vorgängerorganisation des Rechtschreibrates angehört, der Kommission für Rechtschreibfragen am Institut für deutsche Sprache. Ickler gibt am 11. Dezember in seinem Netztagebuch unter der Überschrift „Der Fall Zabel“ zwei Leserbriefe an die Süddeutsche Zeitung wieder, die seiner Meinung nach „hinreichend über den Geisteszustand des Herrn Z. Auskunft“ geben. Diese Dokumentation nutzten einige Anhänger Icklers, um in Kommentaren die Entlassung des emeritierten (!) Professors zu fordern. Diese neuerliche Personalisierung und Aufheizung der Auseinandersetzung um die Rechtschreibung könnte darauf hindeuten, daß Ickler, der mit der Arbeit des Rechtschreibrates unzufrieden ist, seinen Rückzug aus diesem Gremium vorbereitet. In einem Leserbrief aus dem Jahre 1997 hatte Zabel den Rechtschreibrebellen Friedrich Denk heftig angegriffen, ihm „Irreführung und Manipulation“ und Geschäftemacherei vorgeworfen und gefordert, die Unterrichtstätigkeit Denks zu prüfen. Ein weiterer SZ-Leserbrief, von Eberhard Dünninger, hatte im Gegenzug Zabels „unsägliche Polemik“ und „Verleumdung“ angekreidet.
    geschrieben von dsw am 13.12.2005<<

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    Von der Psychiatrierung Andersdenkender oder Nichtdenkender halte ich gaaaar nichts.

    Detlef Lindenthal, Diplom-Sozialpädagoge


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.12.2005 um 22.34

    ... denken können.

    >>Rechtschreibung:
    Fehlerfrei schreiben Pflicht
    VON HEDWIG SCHUSS (Die Presse) 12.12.2005
    Rechtschreibung. Schulen bewerten weniger streng - doch im Job gibt es keine Gnade.

    WIEN. Die Schüler können sich freuen: In ihren Aufsätzen wird eine inkorrekte Schreibweise bei weitem nicht mehr so streng geahndet wie etwa noch in den Schulheften ihrer Eltern. Die Verordnung über die Leistungsbeurteilung stellt klar den Inhalt in der Gewichtung einer Arbeit an die erste Stelle, gefolgt von Aufbau, Stil und Sprachrichtigkeit (also Grammatik) vor korrekter Schreibweise.

    In den 50ern beispielsweise seien Rechtschreibfehler noch zu Lasten des Inhalts balanciert worden, wie Kurt Scholz, früherer Präsident des Wiener Stadtschulrates, heute unter anderem Mitglied des Rechtschreibrates (siehe Kasten[??wo?]), kritisiert. Für die sich entfaltende Kreativität von Kindern sei eine Überbetonung der Rechtschreibung fatal. "Zu sagen, schreib lieber eine Seite fehlerfrei als acht, ist nicht gerade förderlich." Obgleich Scholz es für unerlässlich hält, sich stets möglichst präzise auszudrücken, so plädiert er in der Ahndung etwa von Regelungen der Silbentrennung für mehr Toleranz "im Sinne der Kinder".

    Auch wenn sich die Gewichtung in der Beurteilung von Schulaufsätzen geändert hat, "so ist bei der sozialen Einschätzung nichts anders", ist Landesschulinspektor Karl Blüml überzeugt. In der Arbeitswelt wird nach wie vor ein Mensch danach beurteilt, wie sattelfest er in Sachen Rechtschreibung ist. Bis vor kurzem hätten etwa Straßenbahnfahrer vor ihrer Einstellung in Österreich einen Rechtschreibtest absolvieren müssen, berichtet Ulrike Steiner vom Österreichischen Wörterbuch.

    "Es kann auch heute noch passieren, dass sogar ein Mathematiker beruflich nicht weiter kommt [weiterkommt], weil er die Rechtschreibung nicht beherrscht, sein Vorgesetzter darin aber sehr firm ist [immer was Neues – daß firm sich steigern läßt?! ... fertig, sehr fertig, firm, sehr firm ...]."

    Bei der Consultingagentur Boston Consulting sieht man im Recruiting das Thema korrekte Schreibweise gelassen. Ein Bewerber erhalte keinerlei Bonuspunkte, wenn er fehlerfrei schreiben könne. Das werde vielmehr vorausgesetzt [was, bitte schön, ist daran gelassen?]. Bei Bewerbern nicht-deutscher Muttersprache werde über den einen oder anderen orthografischen Fehler auch gerne hinweg gesehen [hinweggesehen], wenn das Gesamtbild stimme.

    Für Germanistikprofessor Richard Schrodt ist die Schreibweise ein Kleid der Sprache. So, wie man unweigerlich auch von der Kleidung eines Menschen Rückschlüsse auf diesen ziehe, so sei es auch mit der Rechtschreibung. Jemand, der seine höchst private Interpretation von deutscher Rechtschreibung an den Tag lege, werde diesen Akt der Aufmüpfigkeit auch von anderen dahingehend interpretiert wissen müssen, dass er sich mit gesellschaftlichen Verhältnissen nicht vorbehaltslos arrangiere.

    Die Aufregung rund um die Rechtschreibreform können die Mitglieder des Mannheimer Rechtschreibrates nicht nachvollziehen. Das Sträuben der Bevölkerung gehört für Blüml zu jeder Reform dazu [also sind Sträuben und Aufregung doch nachvollziehbar, und Herr Blüml hat nicht die Wahrheit gesagt]. In Dänemark habe es 30 Jahre gedauert, bis alle Medien sich durchringen konnten, alle Substantiva klein zu schreiben, wie 1947 verordnet wurde [und, war es nützlich? Die Lesegeschwindigkeit und Verständlichkeit leiden].

    "Das ist eine Generationenfrage", so Blüml. Dass jede Generation eine andere Schreibweise erlerne, sei immer schon so gewesen [Lüge] und kein Problem [doch, denn es ist ein großer Nachteil für die Kinder, wenn ihre Eltern ihnen nicht bei den Schularbeiten helfen können und wenn die Kultusminister einen Keil zwischen Eltern und Kinder schieben, was denn wohl auch der hauptsächliche Sinn der „Reform“übung gewesen sein könnte], da die Rechtschreibung vorrangig für Schüler und behördliche Korrespondenz existiere [nein, Sprache, Schrift und Rechtschreibung sind für den Gedankenaustausch zwischen allen Menschen unerläßlich, insbesondere auch in der Arbeitswelt; nicht nur für Schüler und Behördenleute]. Ob in einem Brief das Du groß geschrieben werde, solle jeder halten, wie er möchte. In Zeiten von Rechtschreibprogrammen trete die Wichtigkeit solcher Fragen ohnedies in den Hintergrund [nein, ganz entschieden nein; ob jemand sich verständlich ausdrücken kann, hängt, zumindest statistisch, durchaus mit seinen Rechtschreibkenntnissen zusammen; Rechtschreibprogramme können keine Zeichensetzung]. Der Rechtschreibrat arbeite auch mit Softwareherstellern zusammen, die an der Entwicklung stets aktueller Hilfestellungen arbeiten [nein, siehe vorige Meldung].

    Ulrike Steiner ist verärgert [wird nicht allerorten für Gelassenheit geworben?] über die Hysterie [wenn viele Milliarden für Schwachsinn ausgegeben werden, so ist der Widerstand dagegen keine Hysterie], mit der anfangs auf die neue Rechtschreibung reagiert wurde. "Die Diskussion ist sinnvoll [eben war Frau Steiner noch verärgert über sie], aber ich würde mir wünschen, dass das nicht emotional diskutiert wird [sehr gut, Frau Steiner, ich lade Sie zu einer sachlichen Erörterung der Rechtschreibfrage ein!]." Vielfach seien auch falsche Informationen kolportiert worden, etwa dass sich alles ändere [Lüge! Dies hat bisher niemand ernsthaft behauptet] und jede Unrichtigkeit als schwerer Fehler gerechnet werde. Positiv sei hingegen, dass das Interesse für Sprachrichtigkeit geweckt [veralbert] wurde. So werde heute in Volksschulen wieder die Getrennt- und Zusammenschreibung unterrichtet. Nicht weil es auf dem Lehrplan steht, sondern weil Interesse daran besteht. <<
    http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=i&id=525581

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    Mit der Bitte um Nachsicht, daß ich dazwischengeschrieben habe.
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.12.2005 um 19.28

    heise.de, 10.12.2005 16:08
    Herausgeber von Rechtschreibsoftware rät derzeit von Updates ab

    Der in Gütersloh und München ansässige Wissen-Media-Verlag, ein Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe, das unter anderem die "wissen.de"-Rechtschreib-CD sowie den Orthograf-Rechtschreibkonverter herausgibt, hat in einem Schreiben an seine Kunden ein Update der Rechtschreibsoftware angesichts der "etwas verworrenen Sachlage" in Bezug auf die Entwicklung der neuen deutschen Rechtschreibung derzeit als nicht empfehlenswert bezeichnet.

    Die 1996 und 2004 beschlossenen Änderungen der Schreibregeln, so der Verlag, stünden gegenwärtig erneut auf dem Prüfstand und würden voraussichtlich bereits 2006 in Teilen ein weiteres Mal korrigiert. Seit geraumer Zeit wird durch den von den Kultusministern der Bundesländer neu eingesetzten "Rat für deutsche Rechtschreibung", an dem auch Reformkritiker beteiligt sind, ein Kompromissvorschlag für die umstrittenen Teile der Rechtschreibreform erarbeitet.

    Der öffentliche Konsens hinsichtlich der korrekten Schreibung im Deutschen sei verloren gegangen – so der Verlag, der in dem genannten Rat auch selbst vertreten ist. Um diesen Konsens wiederherzustellen, sollen die vom Rat zu erarbeitenden Vorschläge dienen. Eine Entscheidung der politisch Verantwortlichen darüber sei nicht vor Frühjahr 2006 zu erwarten.

    Der Verlag hält es für sinnvoll, zunächst den "Abschluss des politischen Entscheidungsprozesses" abzuwarten, bevor man die dann erfolgten Änderungsbeschlüsse in einem umfassenden Softwareupdate umsetzt.

    Als bedauerlich können Beobachter dabei möglicherweise den Umstand empfinden, dass Schüler, Lehrer, Journalisten und andere Textschaffende sich bei Bedarf nicht so einfach umfassend updaten lassen, wenn sich die "etwas verworrene Sachlage" infolge politischer Entscheidungen geklärt haben sollte. Bei ihnen stellt sich die Frage, was als falsch und was als richtig geschrieben gelten soll, nämlich täglich. (psz/c't)

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/67226
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.11.2005 um 10.01

    >>Glosse Politik
    Halbherzig


    27. November 2005 oll. Solange der Rat für deutsche Rechtschreibung sich der Zweidrittelmehrheit der [seiner] Reformbefürworter zu beugen hat, werden die grammatisch und phonetisch falschen Schreibweisen weiterbestehen. Je stärker der von der Kultusministerkonferenz (KMK) abermals ausgeübte Zeitdruck wird - der Rat soll bis Anfang März eine Beschlußvorlage fertigstellen -, desto pragmatischer müssen der Rat und sein Vorsitzender vorgehen. Dies zeigt sich besonders beim leidigen Kapitel der Groß- und Kleinschreibung, die von der KMK als unstrittig deklariert worden war. Ganz gleich, wie umfangreich die Überarbeitung dieses Kapitels ausfallen mag, ist schon jetzt sicher, daß falsche Schreibungen wie "morgen Abend" erhalten bleiben. Denn die KMK hat in einer Schaltkonferenz mit dem Vorsitzenden des Rates, Zehetmair, darum gebeten, die Änderungen in überschaubarem Umfang zu halten. Wer im Rat das Sagen hat, zeigt sich daran, daß Zehetmair jetzt selbst darauf verweist, daß nicht "jedes Faß geöffnet" werden kann. Wenn das nicht jetzt geschieht, wird es auch in Zukunft nicht geschehen, und die Überarbeitung der Reform bleibt halbherzig.

    Text: F.A.Z., 28.11.2005, Nr. 277 / Seite 10
    im Netz: F.A.Z.<<

    >>Lesermeinungen zum Beitrag
    Die sog. Rechtschreibreform ist ein Kropf des Beamtentums

    Rudolf Neuber (r.neuber)
    27.11.2005, 21:43
    Im scheindemokratischen Rat für Rechtschreibung sitzen Zweidrittel Befürworter der Rechtschreibreform und machen den Rechtschreibrat damit zum Handlanger der KMK.

    Bei der Konstituierung des Rechtschreibrats wurde unterstellt, es gäbe strittige und unstrittige Teile der sogenannten Rechtschreibreform, und daß die unstrittigen Teile der sog. Reform gefälligst sofort einzuführen seien.

    Genau das ist erlogen und falsch, denn es gibt überhaupt keine "unstrittigen" Teile der sog. Rechtschreibreform. Die ganze sog. Rechtschreibreform ist strittig. Folglich hätten keine Teile der Rechtschreibreform eingeführt werden dürfen.

    Mit dem Rechtschreibrat hat die sog. Kultusministerkonferenz zusätzlich zu den 250 Beamten des sog. Referats der KMK jetzt noch einmal etliche Köpfe draufgesattelt. Und wieder wird lustig drauflosdebattiert und der scheinbar riesige Einnahmeberg an Steuergeldern abgebaut.

    Die Befürworter der Rechthabereireform finden anscheinend keinen Absprung mehr und suchen ihr Heil im Aufbauschen der Verwalterei.

    Ihnen sei gesagt, daß sie mehr als überflüssig sind und inzwischen einen Millionenschaden angerichtet haben. Die Gegner der sog. Rechtschreibreform, die den Rat für Rechtschreibung zu einem Drittel bevölkern, sollten sich schriftlich bestätigen lassen, daß sie aufgrund ihrer Teilnahme an der Beamtenposse später nicht regreßpflichtig gemacht werden können, wenn irgendwann einmal die Frage nach Schadensersatz für beamteten Unsinn gestellt wird.<<


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 26.11.2005 um 08.50

    „Wenn ... dann ...“-Sätze sind im Alltag zwar oftmals unbeliebt und unbefriedigend, einerseits; andererseits jedoch sind sie häufig sehr lehrreich; Schulunterricht besteht großenteils aus „Wenn ... dann ...“-Sätzen.

    Wenn Herr M. Dräger die Datenbank von der gewohnten Anschrift
        http://rechtschreibreform.de/Forum
    nicht hätte entfernen lassen, dann hätte Herr Prof. Ickler im RfdR an der ihm gewohnten Stelle nachschlagen können, was unter „große Koalition“ in unserem Forum geschrieben wurde; da dieses nun auf
        http://rechtschreibung.com/Forum
    steht, könnte er dort mit
        http://rechtschreibung.com/Forum/Suche.php  >  Beitragstext:  große Koalition
    nachschlagen und würde die bisherige Erörterung finden. Unter
        http://rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?postid=29106#post29106
    hatte ich geschrieben:


    große Koalition / Große Koalition

    Für ein Wörterbuch haben wir vier Möglichkeiten:
    1. Wir nennen diesen Ausdruck nicht.
    2. Wir nennen beide Schreibweisen als möglich.
    3. Wir nennen diesen Ausdruck mit kleinem große.
    4. Wir nennen diesen Ausdruck mit großem Große.

    Ja, um das Eingeschliffensein geht es hier offenbar, und es ist die Frage, ob ein Wörterbuch lenkend eingreifen will und wie weit es durch Berücksichtigung von Regeln eine leicht lernbare Fassung nennen will.
    Gar so weit eingeschliffen sind die Schreibweisen bisher nicht, und es sind bei Google rund zwei Drittel kleine große Koalitionen und ein Drittel große Große Koalitionen eingetragen.

    In den Wörterbüchern und Texten sind verzeichnet:

    der Große Belt (Eigenname, Ostsee zwischen Seeland und Fünen)
    der Kleine Belt (Eigenname, Ostsee zwischen Fünen und Jütland),
    der Große Wagen (Eigenname, Sternbild),
    die Große Mauer (Eigenname, China),
    die Große Strafkammer (Eigenname),
    die Kleinen Antillen (Eigenname),
    die Hohen Tauern (Eigenname)
    der Große Kurfürst, Friedrich der Große, Katharina die Große (geschichtliche Namen),
    die große Manndränke, die Große Manndränke (Naturkatastrophe, 1362; auch 1634).

    Im 6bändigen Duden, Mannheim 1977, S. 1087:
    eine große Koalition,
    das große Geld verdienen,
    große Scheine,
    ein großes G schreiben.
    Eine große Koalition ist kein Eigenname, denn es gab oder gibt sie mehrfach: in Bonn (schwarz/rot) und in Berlin gleich zweimal: rot/rot und schwarz/rot. Sie ist auch kein Neubegriff wie beim Schwarzen Brett (welches bekanntlich oftmals gar nicht schwarz ist), sondern ist eine ganz gewöhnliche Eigenschaftsbestimmung durch ein davorgesetztes Eigenschaftswort.

    Die vom RfdR (Mannheim) angegebene Begründung (laut tagesschau.de): „Geschlossene Begriffe wie "große Koalition" groß ... Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste Bundesliga" oder "Große Kreisstadt" sollen künftig ebenfalls groß geschrieben werden“, erscheint abwegig, denn wie soll ein Schüler entscheiden können, was ein „geschlossener“ oder „feststehender Begriff“ ist und was nicht? Wenn *Große Kreisstadt ein „feststehender Begriff“ ist, wie ist es dann mit dem *Kleinen Kreisstädtchen, mit der großen und der kleinen Anfrage im Parlament, mit der absoluten oder der einfachen Mehrheit oder der *Absoluten oder *Einfachen Mehrheit? Mit einer solchen Einzelfallfestlegung für *Große Koalition kann der RfdR (Mannheim) nicht überzeugen, und eine Fülle von Folgefehlern müssen daraus entstehen.

    Unsere Staatsdiener sollten auf dem Boden bleiben und sollten die Verbindung zur großen vernetzten Denkleistung ihres Volkes behalten, auf welches sie einen Eid geschworen haben. Auch dieses Forum vernetzt Denkleistung.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.11.2005 um 21.06

    Rechtschreibung "wieder mehr nach dem Sinn"
    Die Welt - vor 3 Stunden gefunden
    Änderungen und kein Ende: Der Rat für deutsche Rechtschreibung schlägt neue Regeln vor. Das Ziel sei mehr Lesefreundlichkeit. ...

    Rechtschreibrat will Gross- und Kleinschreibung ändern
    Basler Zeitung - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim. SDA/baz. Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Gross- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie ...

    Geschlossene Begriffe wie "große Koalition" groß
    tagesschau.de - vor 4 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste ...

    Zurück zur "Großen Koalition"
    Spiegel Online - vor 4 Stunden gefunden
    Im wilden Hin und Her der Rechtschreibreform schien wenigstens die Groß- und Kleinschreibung geklärt. Doch der Rat für deutsche ...

    Große Große Verwirrung Neues von der Rechtschreibfront
    n-tv - vor 4 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste ...

    "Du" im Brief bald wohl doch wieder groß
    Rheinische Post - vor 4 Stunden gefunden
    Mannheim (rpo). Nach der neuen Rechtschreibung werden feststehende zusammengesetzte Begriffe wie "große Koalition" oder das "du" im Brief klein geschrieben. ...

    Die große Koalition soll Groß werden
    ZDFheute.de - vor 4 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste ...

    Rechtschreibrat diskutiert Großschreibung
    Wiener Zeitung - vor 8 Stunden gefunden
    Mannheim. Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich am Freitag in seiner letzten Sitzung für dieses Jahr mit der Groß ...

    Anträge an den Rechtschreibrat
    Der Standard - 24. Nov. 2005
    Mannheim - Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich am Freitag in seiner letzten Sitzung für dieses Jahr mit der Groß- und Kleinschreibung sowie ...

    Veröffentlicht von: nmz-red/leipzig
    Neue Musikzeitung - vor 2 Stunden gefunden
    Auf der Plenumssitzungen des Rats für deutsche Rechtschreibung am heutigen Freitag im Institut für Deutsche Sprache Mannheim wurde beschlossen, die Regeln ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Aachener Zeitung - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Baden Online - vor 3 Stunden gefunden
    Feststehende Begriffe wie «Große Koalition» oder «Erste Bundesliga» sollen künftig ebenfalls groß geschrieben werden wie das «Du» im Brief, sagte der ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Harburger - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Rat mahnt weitere Änderungen der Rechtschreibreform an
    Freie Presse - vor 4 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung mahnt überraschend auch eine Korrektur der Rechtschreibreform in dem eigentlich nicht mehr strittigen Bereich der Groß ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Aachener Zeitung - vor 5 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Weniger Verwirrung? Große Koalition soll groß geschrieben werden
    donau.de - vor 4 Stunden gefunden
    Groß statt klein: Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. So sollen feststehende Begriffe ...


    Rechtschreibrat diskutiert über Groß- und Kleinschreibung
    Südtirol Online - 24. Nov. 2005
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich am Freitag in seiner letzten Sitzung für dieses Jahr mit der Groß- und Kleinschreibung sowie der ...

    Rechtschreibrat diskutiert über Groß- und Kleinschreibung
    Südtirol Online - 24. Nov. 2005
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich am Freitag in seiner letzten Sitzung für dieses Jahr mit der Groß- und Kleinschreibung sowie der ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Die Welt - vor 50 Minuten gefunden
    Mannheim - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große ...

    Rechtschreibung "wieder mehr nach dem Sinn"
    Berliner Morgenpost - vor 3 Stunden gefunden
    Änderungen und kein Ende: Der Rat für deutsche Rechtschreibung schlägt neue Regeln vor. Das Ziel sei mehr Lesefreundlichkeit. ...

    Rechtschreibrat packt Groß- und Kleinschreibung an
    Financial Times Deutschland - vor 3 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Damit wird bei der umstrittenen Reform der Rechtschreibung ...

    Experten wollen Rechtschreibung erneut ändern
    N24 - vor 27 Minuten gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    SWR Nachrichten - vor 2 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition", "Erste ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Offenbach Post - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Groß- und Kleinschreibung ändern
    Vorarlberg Online - vor 3 Stunden gefunden
    Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie "Große Koalition" sollen ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Aachener Nachrichten - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Trostberger Tagblatt - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Backnanger Kreiszeitung - vor 3 Stunden gefunden
    Feststehende Begriffe wie «Große Koalition» oder «Erste Bundesliga» sollen künftig ebenfalls groß geschrieben werden wie das «Du» im Brief, sagte der ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    newsclick.de - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...

    Rechtschreibrat will Groß- und Kleinschreibung ändern
    Reutlinger General-Anzeiger (Abonnement) - vor 3 Stunden gefunden
    Mannheim (dpa) - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die Groß- und Kleinschreibung ändern. Feststehende Begriffe wie «Große ...


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 31.10.2005 um 10.41

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/433136/
    >>28.10.2005 · 17:35 Uhr
    Zehetmair sieht Korrektur der Rechtschreibreform als basisdemokratischen Akt
    Der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair (CSU), sieht die geplanten Korrekturen an der Rechtschreibreform als basisdemokratischen Akt.

    Zehetmair räumte am Freitag im Deutschlandfunk ein, dass es sich bei den Entscheidungen des Rats um eine Revision der Rechtschreibreform handelt. Der frühere bayerische Kultusminister begründete die Korrekturvorschläge mit dem "immer weiter gewachsenen Verdruss, der aus der Bevölkerung und aus der Politik geltend gemacht wurde". Es sei "bedrückend, wenn neben der Zerrissenheit Deutschlands insgesamt in schwieriger Situation auch die Sprache noch zur Bruchstelle wird". Ziel müsse es daher sein, in der Frage der Rechtschreibung Schüler und Erwachsene miteinander zu versöhnen und damit die Sprache "insgesamt mit dem Volk".

    Zehetmair zeigte sich zuversichtlich, dass die Kultusministerkonferenz den Empfehlungen des Rats folgen wird. Es gebe "Signale, dass die sich danach richten werden", sagte der CSU-Politiker.<<

    ______________

    In der genannten Sendung eine hörenswerte Auslassung des Ratsvorsitzenden, des ehemaligen bayrischen Kultusministers Hans Zehetmeir:

    ... (über Silbentrennung, Kommasetzung, Großschreibung ... ) ...

    DLF: „Ist das eine ... Revision der Reform?“
    Zehetmair: „Ja, das ist es.“
    DLF: „Und geboren aus welcher Erkenntnis, aus welcher Notwendigkeit?“
    Zehetmair: „Geboren aus dem immer weiter gewachsenen Verdruß, der aus der Bevölkerung, aus der Politik geltend gemacht wurde – es ist bedrückend, wenn neben der Zerrissenheit Deutschlands insgesamt in schwieriger Situation auch die Sprache noch zur Bruchstelle wird. Sie ist doch unser höchstes Kulturgut, und es muß Zielsetzung sein, daß wir die Sprache zwischen Schülerschaft und Erwachsenenschaft wieder versöhnen und damit insgesamt mit dem Volk versöhnen.“
    DLF: „Also eine Art basisdemokratischer Akt?“
    Zehetmair: „Eigentlich schon, ja. Ich lieb das Wort nicht so sehr, aber es ist wieder, um auch ein noch geschwolleneres zu sagen, es ist ein Bottim-ab-Verfahren, in dem wir denken.“

    Die gesamte Sendung hier, 6:30 Minuten, 2,8 MB.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.10.2005 um 05.53

    >>Rechtschreibrat empfiehlt: Wieder mehr Kommas setzen

    Mannheim - Der Rat für deutsche Rechtschreibung will auch bei der Zeichensetzung und Silbentrennung den Sprachgebrauch wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Das Expertengremium sprach sich bei seiner Sitzung am Freitag dafür aus, nicht einzelne Buchstaben oder sinnentstellend zu trennen. Außerdem sollen wieder mehr Kommas gesetzt werden, damit die Leser Sinnzusammenhänge leichter erfassen können. "Immer weniger Menschen schreiben", begründete der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair den Vorschlag. Es war die erste Sitzung des Expertengremiums nach der verbindlichen Einführung von Teilen der Rechtschreibreform. Die unstrittigen Teile der neuen Sprachregeln wie die Groß- und Kleinschreibung sowie die Laut-Buchstaben-Zuordnung waren am 1. August in 14 der 16 Bundesländer verbindlich in Kraft getreten. Nur in Bayern und NRW gilt noch die Übergangsregelung. Alte Schreibweisen werden allein in den Schulen dieser beiden Länder auch jetzt noch nicht als Fehler gewertet. dpa <<
    http://www.welt.de/data/2005/10/29/795532.html

    >>Freitag, 28. Oktober 2005 21:00 Uhr
    Rat für Rechtschreibung empfiehlt Korrektur bei Silbentrennung

    Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat weitere Änderungsvorschläge zur Rechtschreibreform vorgelegt.
    So soll im Bereich der Silbentrennung die Abtrennung von Einzelbuchstaben untersagt werden, sagte Geschäftsführerin Güthert nach einer Sitzung des
    Gremiums in Mannheim. Als Beispiele nannte sie bisher erlaubte Trennungen wie E-sel oder A-bend. Außerdem will der Rat Änderungen bei der
    Zeichensetzung empfehlen.
    Der Vorsitzende des Gremiums, Zehetmair, begründete die Korrekturvorschläge mit dem immer weiter gewachsenen Verdruss an der Rechtschreibreform.
    Im Deutschlandfunk sagte er, Ziel müsse sein, die Sprache mit dem Volk zu versöhnen.<<
    http://www.dradio.de/nachrichten/200510282100/4



    >>Inland: Rechtschreibreform soll wieder reformiert werden
    Mehr Kommas, keine sinnentstellenden Trennungen

    Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat weitere Änderungen zur Korrektur der Rechtschreibreform empfohlen: Es sollen künftig wieder mehr Kommas gesetzt und sinnentstellende Wörtertrennung vermieden werden.

    "Ur-instinkt" statt "Urin-stinkt"

    Der Rat empfahl, die Abtrennung von Einzelbuchstaben - etwa "A-bend", rückgängig zu machen. Außerdem sollten Trennungen wie "Urin-stinkt" oder "Anal-phabet" rückgängig gemacht werden, sagte der Ratsvorsitzende, Bayerns ehemaliger Kultusminister Hans Zehetmair.

    Bei der Trennung von Wörtern mit einem "ck" einigte sich der Rat laut Zehetmair darauf, die in der Rechtschreibreform gefundene Lösung beizubehalten. Es werde damit nicht wie früher eine Trennung in zwei "k" geben, sondern eine Trennung vor dem "ck", also beispielsweise in "Da-ckel". Dies sei "kein großes Problem" und kein "Drama", betonte Zehetmair.

    Wieder mehr Kommas setzen

    Außerdem schlug der Rat vor, künftig wieder mehr Kommas zu setzen, damit "Sinneinheiten leichter durchschaubar werden". So solle etwa bei dem Satz "Der Mann schlug die Orgel, und seine Frau backte Kuchen" nun zwingend das Komma gesetzt werden.

    Der Rat, der zum ersten Mal seit Einführung von Teilen der Rechtschreibreform am 1. August wieder tagte, wird den Angaben zufolge bei seiner Sitzung
    im November auch strittige Fragen der Groß- und Kleinschreibung behandeln.<<
    http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4900016_REF2,00.html


    ________________

    Anmerkung: Es geht nicht nur um den E- sel, sondern auch um die Koche- cke, die Grippee- pidemie, um Euro- pa und Uro- pa, um Uro- ma und Ruma- roma und um den berühmten Elbeu- ferweg.
    Vergessen wurde noch, daß in sämtlichen Duden bein- halten getrennt werden darf. Vielleicht liest der RfdR dies; die folgenden Trennstellen sollten getilgt werden:

    Urin- stinkt
    Nonnenklo- ster
    bein- halten
    Oberpo- lizeimeister
    (Diese 4 Trennfugen wurden von den Technikern und Handwerkern der Dr.-Ing. Rudolf Hell AG in Kiel in meiner Schulzeit in ihren Trennwerkern ausgeschlossen; nur beim Duden ist das nicht angekommen.)

    Für den Rückbau der ck-Nichttrennung gibt es dann noch eine kleine Schamfrist?

    ________

    Natürlich bleibt die „Reform“ insgesamt unangetastet; genauer: Was bleiben wird, ist der i-Punkt (vor der „Reform“: I-Punkt).

    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 28.10.2005 um 04.44

    RECHTSCHREIBREFORM

    Im Land der Wörtermörder
    Von Alexander Smoltczyk

    Seit mehr als 30 Jahren mühen und streiten sich drei Germanistikprofessoren um Kommata, Apostrophe und Silbentrennung. Aus der Fachdebatte ist längst ein Glaubenskampf geworden. Jetzt tritt die Jahrhundertreform zur Rechtschreibung in Kraft - teilweise.


    _______

    Kommentar: Etwas unaufgeregter, aber stärker habe ich seit Jahren denselben Vorgang Wörterverbot genannt. Es ist mir eine Genugtuung, daß der in der Meinungsbildung wesentliche Spiegel diesen Gedanken aufgreift.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von 1 am 28.10.2005 um 04.35

    27.10.2005/ 21:00
    Korrektur der Rechtschreibreform eventuell weitergehend

    Berlin (dpa) - Die Rechtschreibreform wird nach einem Bericht des "Tagesspiegel" möglicherweise weiter zurückgedreht als bisher gedacht. Der Rat für die deutsche Rechtschreibung, der morgen in Mannheim tagt, werde sich voraussichtlich auch mit der Groß- und Kleinschreibung befassen. Das sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair. Damit würde der Rat sein bisheriges Programm erweitern. Er solte eigentlich nur Empfehlungen zur Getrenntschreibung, zur Zeichensetzung und zur Silbentrennung abgeben.

    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10584332/63589/


    eingetragen von 1 am 28.10.2005 um 04.27

    Der Tagesspiegel: Rechtschreibreform: Rat diskutiert auch Groß- und Kleinschreibung

    27.10.2005 - 17:32 Uhr, Der Tagesspiegel [Pressemappe]
    Berlin (ots) - Die Rechtschreibreform wird womöglich noch weiter zurückgedreht, als bisher angenommen. Der Rat für die deutsche Rechtschreibung werde sich voraussichtlich auch mit der Groß- und Kleinschreibung befassen, sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair gestern dem Tagesspiegel (Freitagsausgabe). Damit würde der Rat sein bisheriges, von der Kultusministerkonferenz verordnetes Programm erweitern, Empfehlungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung, zur Interpunktion und zur Silbentrennung abzugeben. Bei der morgigen Sitzung in Mainz will der erklärte Reformgegner Theodor Ickler beantragen, dass der Rat über Reformschreibweisen wie "heute Abend" (vor der Reform: heute abend) und "im Übrigen" (im übrigen) diskutiert. Der Erlanger Sprachwissenschaftler will eine weitgehende Rücknahme der Reform erreichen - auch bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung (Stängel, statt früher Stengel). Auch bei den ss-und ß-Schreibungen sollten wieder die alten Regeln gelten. Wie der Tagesspiegel erfuhr, will Ickler bei der morgigen Sitzung in Mainz zwei neue Arbeitsgruppen zu diesen Themen beantragen. Der Vorsitzende des Rates, der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, unterstützt Ickler. Einige der neuen Schreibweisen bei der Groß- und Kleinschreibung "kann man zu Recht hinterfragen", sagte Zehetmair. Änderungen auch in der Laut-Buchstaben-Zuordnung lehnt Zehetmair dagegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab.

    Für Rückfragen: Dr. Amory Burchard, Telefon 030/26009-643

    Rückfragen bitte an: Der Tagesspiegel, Chef vom Dienst Thomas Wurster, Telefon: 030-260 09-419, Fax: 030-260 09-622, thomas.wurster@tagesspiegel.de

    http://www.presseportal.de/story.htx?nr=742139


    eingetragen von 1 am 28.10.2005 um 04.14

    RECHTSCHREIBREFORM

    Auch Groß- und Kleinschreibung auf dem Prüfstand

    Was bleibt von der Rechtschreibreform? Der Rat für Deutsche Rechtschreibung will sich laut einem Zeitungsbericht nun auch mit der Groß- und Kleinschreibung befassen. Deren Neuregelung galt bislang als unstrittig.

    Berlin - Die seit August geltende Rechtschreibreform wird möglicherweise noch weiter zurückgedreht als bisher angenommen. Der Rat für die deutsche Rechtschreibung werde sich voraussichtlich auch mit der Groß- und Kleinschreibung befassen, sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair dem Berliner "Tagesspiegel". Damit würde der Rat sein bisheriges, von der Kultusministerkonferenz verordnetes Programm erweitern, Empfehlungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung, zur Interpunktion und zur Silbentrennung abzugeben.

    Bei der Rats-Sitzung am Freitag in Mannheim will der Reformgegner Theodor Ickler dem Blatt zufolge beantragen, dass der Rat über Reformschreibweisen wie "heute Abend" (vor der Reform: heute abend) und "im Übrigen" (im übrigen) diskutiert. Der Erlanger Sprachwissenschaftler will eine weitgehende Rücknahme der Reform erreichen - auch bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung (Stengel statt heute Stängel) sowie bei den ss- und ß-Schreibungen sollten wieder die alten Regeln gelten. Der Zeitung zufolge will Ickler zudem zwei neue Arbeitsgruppen zu diesen Themen beantragen.

    Der Vorsitzende des Rates, der ehemalige bayerische Kultusminister Zehetmair, unterstützt offenbar die Bestrebungen Icklers. Einige der neuen Schreibweisen bei der Groß- und Kleinschreibung "kann man zu Recht hinterfragen", sagte Zehetmair laut "Tagesspiegel". Änderungen auch in der Laut-Buchstaben-Zuordnung lehne Zehetmair hingegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab.


    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,382036,00.html


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.10.2005 um 21.33

    >>Freitag – Die Reparaturarbeiten an der überflüssigsten Reform aller Zeiten – der „Schlechtschreib-Reform“ – gehen weiter. In Mannheim befaßt sich der Rat für deutsche Rechtschreibung mit besonders strittigen Fällen der neuen Schreibweise. Wer nichts Besseres zu tun hat ... <<
    http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2005/10/24/wochenvorschau__mueller__vogg/wochenvorschau__vogg__2410__3010.html
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von PL am 23.07.2005 um 20.44

    Der Abgesandte des PEN-Clubs wacht über seine pennenden Clubmitglieder, auf daß sie nicht erwachen.

    Peter Lüber


    eingetragen von Gutenberg am 23.07.2005 um 09.05

    Was ist damit gemeint – Schuljahr 2006/2007, Schuljahr 2005/2006, oder wird es eine Schuljahrsreform geben?
    __________________
    DER GUTE.


    eingetragen von 1 am 23.07.2005 um 05.52

    DLF-Nachrichten, 23. Juli 2005 07:00 Uhr:

    >>"Rat für deutsche Rechtschreibung" will umfangreiche Änderungsvorschläge machen

    Der "Rat für deutsche Rechtschreibung" wird mit seinen Änderungsvorschlägen über den von der Kultusministerkonferenz vorgesehenen Umfang hinausgehen.
    Das kündigte der Vorsitzende des Gremiums, Zehetmair, in der Zeitung BILD AM SONNTAG an. Der Rat werde sich auch mit anderen Bereichen der Rechtschreibreform wie der Groß- und Kleinschreibung beschäftigen, um auch hier evidente Ungereimtheiten zu beseitigen, erklärte Zehetmair. Spätestens mit Beginn des Schuljahrs 2006 werde ein verbindliches Regelwerk vorliege.<<


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 21.06.2005 um 14.34

    Dienstag, 21. Juni 2005

    Getrennt oder zusammen?
    Rechtschreibrat legt neue Empfehlungen vor

    Mannheim (ddp) · Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich in der Debatte um die Rechtschreibreform Anfang Juni auf Änderungsvorschläge bei der Getrennt- und Zusammenschreibung verständigt. Diese Empfehlungen wurden jetzt in schriftlicher Fassung veröffentlicht. kkk

    Dabei geht es vor allem um die Zusammenschreibung von Substantiv und Verb, Verb und Verb, Adjektiv und Verb sowie Verbpartikel und Verb. Die Vorschläge im Überblick.

    "Partikel, Adjektive, Substantive oder Verben können als Verbzusatz mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie nur in den Infinitiven, den Partizipien sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammen."

    Der Rat für Rechtschreibung ist in weiten Teilen für eine Rückkehr zu den alten Schreibweisen. Demnach würde es wieder leidtun und eislaufen statt Leid tun und Eis laufen heißen. Eine Zusammen- oder Getrenntschreibung ist dagegen bei achtgeben und Acht geben sowie haltmachen und Halt machen möglich.

    Verbindungen aus zwei Verben werden den Angaben zufolge getrennt geschrieben. Beispiele: laufen lernen, arbeiten kommen, baden gehen, lesen üben. Bei Verbindungen mit bleiben oder lassen ist der Rat indes auch für eine mögliche Zusammenschreibung – wie bei sitzen bleiben und sitzenbleiben oder stehen lassen und stehenlassen.

    Bei der Kombination Adjektiv und Verb plädiert das Gremium für folgende Schreibweisen: Zusammengeschrieben wird, wenn Adjektiv- und Verbteil zusammen eine neue Gesamtbedeutung bilden – wie in krankschreiben. Eine Getrenntschreibung ist bei komplexen Adjektiven vorgesehen. Beispiele: bewusstlos schlagen, ganz nahe kommen. Eine Getrennt- oder Zusammenschreibung ist möglich, wenn das Adjektiv ein Ergebnis bezeichnet – wie in blank putzen oder blankputzen und klein schneiden oder kleinschneiden.

    Die Beschlüsse des Rates sind Empfehlungen. Änderungen am amtlichen Regelwerk können nur von staatlicher Seite aus erfolgen. Bevor darüber entschieden wird, ist noch eine Anhörung von Verbänden – vor allem aus den Bereichen Schule und Verwaltung – vorgesehen.

    Schweriner Volkszeitung
    http://www.svz.de/newsdw/DWPolitik/21.06.05/1764820/1764820.html
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.04.2005 um 18.28

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller
    Ich habe eine Frage:
    Warum schreitet der PEN-Club nicht
    ein? Warum meldet er sich nicht zumindest
    zu Wort?
    Wo bleibt der Aufschrei der Rechtsprofessoren?

    Liebe Frau Salber-Buchmüller,

    wenn Sie erfahren möchten, was ich dazu an Gründen kenne, so will ich das gerne aufschreiben.
    Doch sollten man vielleicht zunächst die fragen, die vermutlich mehr und Genaueres wissen (ich denke dabei an Herrn Friedrich Denk und Herrn Prof. Theodor Ickler). Die Verbindung zu den Rechtsprofessoren hielt, wenn ich es recht behalten habe, seinerzeit Herr Dr. Johannes Wasmuth in München.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 17.04.2005 um 11.45

    Ich habe eine Frage:
    Warum schreitet der PEN-Club nicht
    ein? Warum meldet er sich nicht zumindest
    zu Wort?
    Wo bleibt der Aufschrei der Rechtsprofessoren?

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Schuster am 13.04.2005 um 21.07

    Eine Zumutung für den Leser:

    "Änderungen in den umstrittenen Teilbereichen können der KMK zufolge auch nach dem 1. August 2005 Grundlage des Unterrichts werden. Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) sagte dazu am Dienstag, in den noch strittigen Fragen müsse zum neuen Schuljahr per Erlass der 16 Kultusminister geregelt werden, was richtig und was falsch sei. Voraussichtlich bis zum Herbst sollten offene Fragen geklärt werden." (dpa v. 13.4.05)

    Kommentar überflüssig!
    __________________
    R.Schuster


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.04.2005 um 10.59

    Zitat:
    Ruth Salber-Buchmüller schrieb:
    Aufgrund des großen allgemeinen Unmuts hätten m.E.
    die KMK und der Rat die GZS auch ohne den Beisitz
    von Prof. Ickler und Peter Eisenberg revidiert.
    Liebe Frau Salber-Buchmüller,

    Ihrer Einschätzung möchte ich mich nicht anschließen; natürlich ist es besser, daß Herren Professores Ickler (Ortsgruppe München und Ortsgruppe Mannheim) und Eisenberg (Ortsgruppe Mannheim) im RfdR sind. Noch besser wäre es, wenn
    a.) mindestens alle verfügbaren Entsendemöglichkeiten der Akademien, Dichter usw. von bewährten Rechtschreibschützern wahrgenommen worden wären und insbesondere auch die Fachleute (Schriftsetzer und Lektoren) dort vertreten wären und
    b.) Strategie („Wie erreichen wir welches Ziel?“), Argumente und Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam erarbeitet würden.
    Daß dies trotz etlichster Vorschläge und Vorstöße nicht geschieht und geschehen darf, sehe ich als Skandal an; insofern möchte ich Ihrer Kritik nicht insgesamt widersprechen.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von rrbth am 13.04.2005 um 08.22

    Servus,

    in der Stuttgarter Zeitung, 12.04.2005, Seite 1/Leitartikel, gibt Tim Schleider
    (zitiert nach http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=237#596)
    u.a. folgende Beispiele für

    „besonders umstrittene[n] Abschnitte[n] der Rechtschreibreform [...] Delfin statt Delphin [...] Bis-tum statt Bi-stum“.

    Wenn ich die Reihenfolge seiner Beispiele richtig interpretiere, stehen zuerst die reformierten, dann die klassischen Schreibweisen. Leider (?) hat er nicht nachgeschaut und zeigt uns, wie kompetent er ist. „Trenne nie ‚st‘, denn es tut ihm gar so weh.“ Als Rechtschreibexperte kennt er das natürlich. Davon weiß er, daß das war vor der RSR gültig war, jetzt aber abgeschafft ist. Also trennte man – glaubt Tim Schleider – klassisch „Bi-stum“ und trennt man reformiert „Bis-tum“.

    Aua, und Ätsch!


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 13.04.2005 um 07.42

    WAZ 13.04.05 1. Seite!
    und Kommentar vom Chefredakteur
    Uwe Knüpfer

    "Neue Schreibregeln gelten ab 1. August
    - aber noch nicht in allen Punkten -"

    "Und sie bewegt sich doch"
    U. Knüpfer schreibt:
    "Im Sommer 2004 formierte sich gar eine große
    Medienkoalition, von Spiegel bis Bild,
    und verkündete die Rückkehr zu den alten Regeln -
    IN ARGER VERKENNUNG DER ROLLE DER PRESSE.
    VIEL WIND UM EIN PAAR KOMATA."

    Aufgrund des großen allgemeinen Unmuts hätten m.E.
    die KMK und der Rat die GZS auch ohne den Beisitz
    von Prof. Ickler und Peter Eisenberg revidiert.
    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.04.2005 um 20.06

    12. Apr 18:55
    Rechtschreibreform: Nur Unstrittiges gültig
    Die seit Jahren umstrittene Rechtschreibreform wird am 1. August nur teilweise für deutsche Schulen und Behörden verbindlich.


    Nur unumstrittene Teile der Rechtschreibreform sollen am 1. August tatsächlich für deutsche Schulen und Behörden verbindlich in Kraft treten. Das teilte die Kultusministerkonferenz (KMK) am Dienstag in Bonn mit und bestätigte damit einen Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

    Strittige Schreibweisen würden erst dann für die Schulen relevant, wenn sie von der KMK beschlossen seien. Darauf hatten sich der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair (CSU), und die Kultusminister laut Zeitungbericht an Montag geeinigt.

    Nach Darstellung der KMK zählen zu den unstrittigen Neuschreibungen die Laut-Buchstaben-Zuordnung (also Doppel s statt ß), das Zusammentreffen dreier Konsonanten (Schifffahrt) und die Fremdwortschreibung. Verbindlich werden sollen auch die neuen Regeln für die Schreibung mit Bindestrich sowie die Groß- und Kleinschreibung.

    Als noch strittig gelten laut KMK die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. Zu diesen Bereichen will der Rat für deutsche Rechtschreibung Änderungsvorschläge vorlegen.

    Zur Getrennt- und Zusammenschreibung will der Rat bereits auf seiner nächsten Sitzung am 3. Juni Vorschläge machen, über die dann die KMK entscheiden muss. Diese will zuvor Verbände, darunter Lehrer- und Elternvertretungen, sowie Behörden anhören.

    Die geänderte Rechtschreibung war 1996* eingeführt worden, zunächst jedoch nicht verbindlich für Schulen und Behörden.** (nz)

    http://www.netzeitung.de/deutschland/333778.html

    _____________________________

    * Ja wie – nicht am 1. 8. 1998?

    ** Herdenmittentrott ist immer verbindlich! In S.-H. war die „Reform“ ab Ende 1996 für Lehrer verbindlich und für alle Schüler, die rote Tinte nicht mögen, natürlich auch. Die Zeit vom 27.9.1998 bis 17.9.1999 gab kein wirkliches Aufatmen, weil der große Herdeninstinkt die Lehrer unser Gesetz unterlaufen ließ.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 12.04.2005 um 17.30

    Bei http://www.web.de steht erstaunlich viel
    darüber. Die Lektüre stimmt trübsinnig.

    Außer der GZS bleibt so gut wie alles.
    Ganz klar bleibt der Missstand, ganz klar
    die Großschreibung, die explosionsartig immer
    mehr gröbsten Unsinn hervorbringt: zu Recht legen,
    auf Recht erhalten usw. Ich frage mich, ob das
    von Prof. Icklers und Eisenbergs Seite nicht
    zur Sprache gebracht worden ist.



    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von rrbth am 12.04.2005 um 16.20

    Servus,
    die KMK schreibt (Hervorhebung von mir) hier
    http://www.kmk.org/aktuell/pm050412.htm:
    „1. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, die 1996 eingeführt wurde, bleibt nach dem Ende der für die Fehlerkorrektur in den Schulen eingeräumten Übergangszeit am 01.08.2005 verpflichtende Grundlage des Unterrichts. Hierzu gehören die Laut-Buchstaben-Zuordnungen (z.B. die s-Schreibung, das Zu-sammentreffen dreier Konsonanten und die Fremdwortschreibung), die Schreibung mit Bindestrich oder die Groß- und Kleinschreibung. Die strittigen Themen machen nur einen relativ geringen Teil des Gesamtumfangs aus.“

    Was von den dreien (Laut-/Buchstabenzuordnung, Bindestrichschreibung, Groß- und Kleinschreibung) wird denn nun verpflichtend?
    Die Getrennt-/Zusammenschreibung jedenfalls wohl nicht.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.04.2005 um 10.20

    Von Frau Sigrid Saxen, Husum, bekam ich diese Zusendung, deren Anhang es sicherlich lohnt, kommentiert zu werden. Ich reiche hier die Zusendung mitsamt den roten Auszeichnungen weiter. -- Wenn jemand mir die betreffende(n) Sendezeit(en) im DLF nennen kann, will ich versuchen, die Sendung(en) hier wiederzugeben.
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    Lieber Detlef,
    im DLF soll ja ein optimistischer Bericht zum Thema gewesen sein. Vielleicht ruft Dich Hans-Peter Heinrich an, wenn er Dich um eine Überspielung bittet. Er entdeckte die Diskrepanz zur Darstellung der FAZ. Also schicke ich sie Dir zum Vergleich, falls Du den Artikel nicht auch am 8./9.4. gelesen hast.
    Gruß von Sigrid



    aus FAZ.net, Fr., 8.4., 17.30 Uhr, für den 9.4.2005

    Rechtschreibreform
    Experten wollen entscheidende Änderungen


    Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat am Freitag in München noch keine Entscheidung über das Kernstück der Getrennt- und Zusammenschreibung gefällt. Vielmehr entspreche es der Verfahrensweise des Rates, erst nach Beratung des gesamten Komplexes abzustimmen, sagte der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerische Wissenschaftsminister Zehetmair (CSU).


    Mit einem Beschluß des Rates über die Getrennt- und Zusammenschreibung ist nicht vor dem 3. Juni zu rechnen. Zehetmair bekräftigte, es gelte zu unterscheiden zwischen gewachsenem Sprachgebrauch und systematischen Regeln. Er rechne jedoch fest damit, daß der Rat am 1. Juli einige entscheidende Änderungen vorlegen kann. Der Rat setzte am Freitag eine neue Arbeitsgruppe zur Silbentrennung am Zeilenende und zur Zeichensetzung ein.

    Änderungen des Statuts geplant

    Der Rat habe die Kultusministerkonferenz um zwei Statutänderungen gebeten, berichtete Zehetmair. Der Rat will seine Beschlüsse künftig nicht einstimmig fassen, sondern mit einer Zweidrittelmehrheit. Außerdem sollen ein Vertreter aus Liechtenstein und Südtirol Sitz und Stimme im Rat bekommen.

    Bis zum 1. August könne der Rat nicht alle Einzelheiten abschließend erörtern, außerdem könnten Schulbücher und Wörterbücher bis zu diesem Zeitpunkt nicht geändert werden, kündigte Zehetmair an und erinnerte daran, daß der Rat für sechs Jahre gewählt sei. Kritisiert hat er die österreichische Entscheidung, die Literatur in der früheren Schreibung nicht mehr zuzulassen. Je mehr sich die Politik aus der Sprachentwicklung heraushalte, desto intensiver könne der Rat die Sprachentwicklung begleiten, sagte Zehetmair. Er rate der Kultusministerkonferenz, sich dem Votum des Rates nicht zu verschließen.

    Kernstück der Reform

    Die am Freitag beratene Getrennt- und Zusammenschreibung gilt als Kernstück der Reform und gleichzeitig als ihr umstrittenster Teil. Eine klare Entscheidung hätte zumindest im Blick auf einen der wichtigsten Paragraphen (34) den Zustand vor der Reform wiederherstellen können. Dieser Paragraph befaßt sich damit, wie Partikel, Adjektive, Substantive oder Verben mit Verben zusammengesetzt werden (drauflosreden, abhandenkommen, kennenlernen).

    Über den ebenso fragwürdigen Paragraphen 36 soll ebenfalls beraten werden. Im Vergleich zur bisherigen Praxis, nur Varianten wieder zuzulassen, ist mit der Verabschiedung der Vorlage eine echte Änderung der Rechtschreibreform verbunden gewesen. Denn in den Wörterbüchern müßten sämtliche Wortlisten neu geschrieben werden, auch in Schulbüchern und in der Software wären umfangreiche Korrekturen vonnöten.

    Scheitern selbst eingestanden

    Beraten wurde über eine Vorlage der Arbeitsgruppe Getrennt- und Zusammenschreibung vom 5. April 2005, die von der Arbeitsgruppe einstimmig verabschiedet wurde. Geleitet wurde die Arbeitsgruppe vom neuen Direktor des Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache, Eichinger. Mitgearbeitet haben außerdem der Schweizer Germanist Gallmann, der österreichische Germanist Schrodt, der Leiter der Duden-Redaktion Wermke, der Vorsitzende des Journalistenverbandes Hein, das österreichische Ratsmitglied Lusser sowie Peter Eisenberg als Externer, der die Reformvorschläge maßgeblich erarbeitet hat.

    Mit ihrem einstimmigen Beschluß hatten die Reformer, die dieser Arbeitsgruppe angehörten, im Grunde selbst eingestanden, daß das Kernstück der Reform gescheitert ist.

    „Spazieren fahren”, aber „spazierengehen”

    Immerhin hat der Rat in seiner Sitzung am Freitag den meisten Änderungsvorschlägen zugestimmt. Der verantwortliche Reformer für diesen Komplex, der Siegener Germanist Burkhard Schaeder, hatte die häufigen Fehler beklagt, die aber nur bei strenger Orientierung am Duden als solche in den Blick traten. Weder Schüler noch Schreibende haben die Getrennt- und Zusammenschreibung jemals von Regeln abgeleitet. Vielmehr gab es unterschiedliche Möglichkeiten wie „ernst nehmen” und „zufriedenstellen”, während der Duden bestrebt war, nur noch eine einzige Schreibweise als richtig durchgehen zu lassen.
    Wegen der Schwierigkeiten, die Getrennt- und Zusammenschreibung zu regeln, war dieser Teil auf der orthographischen Konferenz im Jahr 1901 bewußt ausgeklammert worden.

    Die Arbeitsgruppe des Rechtschreibrats hat sich nicht entscheiden können, das vor der Reform übliche „leid tun” wieder zuzulassen, sondern hielt an „leidtun” fest, was Sprachwissenschaftler gegenüber dem ersten Reformvorschlag mit dem grammatikalisch falschen „Leid tun” als Verbesserung betrachten. Nach der Vorlage der Arbeitsgruppe hätte auch „kennenlernen” wieder in einem Wort geschrieben werden können, wohingegen „laufen lernen”, „baden gehen”, „spazieren fahren” und „schätzen lernen” in zwei Worten geschrieben werden, weil zwei Verben nebeneinander treten. Nach dieser Logik müßte auch spazierengehen auseinandergeschrieben werden. Es handelt sich zwar um zwei Verben, aber um ein und dieselbe Tätigkeit. Dieser Abschnitt ist im Rat äußerst umstritten und muß weiter präzisiert werden.

    Text: oll., Frankfurter Allgemeine Zeitung
    -------------------------------------------------------


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.04.2005 um 20.10

    hoffen wir's, daß es die Wunschvorstellung des
    Focus' ist.
    ss-Beispiel soeben bei RTL/G. Jauch, ca. 20.20 Uhr:

    Was kommt nach aktuellem DUDEN in den Kaffee?

    a Süsstoff b Süssstoff
    c Süss-Stoff d Süßstoff

    Kandidatin (wohl eine Studentin, ich hatte gerade
    eingeschaltet. Immerhin hat sie die vollen 9 Jahre
    diese ss-Sache gelernt).

    An die 5 Minuten qualvolles Überlegen, untermalt
    von der getragenen Friedhofsmusik. Dann
    vage Hellsichtigkeit bei der Kandidatin:
    " ja, nach kurzem Vokal kommt ss
    nach langem ß."
    G.J. versuchte zu helfen, ohne Erfolg.
    Der 50/50 Joker mußte her.
    Aha, es blieben zur Auswahl a und d

    Das Aha-Erlebnis kam: d!





    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 11.04.2005 um 19.27

    Und Prof. Ickler soll sich mit kleinen Änderungen der Reform zufrieden geben? Das ist doch eher eine Wunschvorstellung des Focus, der, wie einige andere auch, sein Gesicht wahren möchte.


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.04.2005 um 18.45

    FOCUS 11.04.05

    "Beide Schreibexperten
    waren nach den Beratungen mit dem
    erreichten Kompromiß zufrieden, hatten
    sie doch einige kleine Änderungen an der
    Neuregelung durchsetzen können."
    Ist das so, daß sich Prof. Ickler und Eisenberg
    jetzt in ihre Sessel zurücklehnen können?


    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.04.2005 um 13.15

    Aller Orten
    liest man von der Getrennt- und
    Zusammenschreibung, die zurückgebaut
    werden soll.

    Die Trennungen am Zeilenende (Urin-
    stinkt) sind schon gräßlich. Man kann jedoch
    am Ende noch darüber lachen.

    Doch was ist mit der SS-Schreibung?
    Das scheint jeder zu scheuen wie der Teufel das
    Weihwasser.

    Was ist im Übrigen mit den unsinnigen Substantivierungen?
    Wie kann man ihnen das
    Übel nehmen?
    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.04.2005 um 15.39

    Zurückgebaut werden wird sicherlich auch der gänzlich unbegründete Sonderbindestrich bei gezifferten Zahlen (z. B. 8-mal [und 8mal gemäß „Reform“ verboten] und [inzwischen] 8-fach [aber 8fach „reform“normal und erlaubt]).

    Bestand haben von der „Reform“ wird allein der i-Punkt, denn hier bestand fürwahr Verbesserungsbedarf.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Karsten Bolz am 10.04.2005 um 11.43

    Jetzt ist die Katze also endlich aus dem Sack: Der Rat für deutsche Rechtschreibung reformiert die Rechtschreibreform. Kein Wort mehr der Reformer von "Präzisierungen" oder "noch eindeutigerer Umsetzung des Regelwerks", sondern offen zugegebene Änderungen, die das gesamte Reformwerk in seine Bestandteile zerlegen. Die Abrißbirne wird mit voller Kraft geschwungen, kein Stein des Werkes bleibt auf dem anderen. Die gesamte Getrennt- und Zusammenschreibung steht als erstes zur Disposition, gefolgt von der Kommasetzung sowie der Trennung am Zeilenende. Grammatische Schnitzer wie "es tut mir Leid" oder "die Firma geht Pleite" sind damit demnächst wieder passé, ebenso "hier zu Lande" statt "hierzulande" oder "eine Hand voll" statt "eine Handvoll" sowie viele weitere Torheiten der Reform.

    Offen wird nun vom Rat eingestanden, daß eine Revision aller Wörter- und Schulbücher erforderlich wird, die eine Einhaltung des Endes der Übergangsfrist zum 1. August 2005 unmöglich macht. Diese Notwendigkeit war von den Reformern in der Vergangenheit immer als ein Kernargument gegen ein Ende der Reform ins Feld geführt worden, wenngleich mit der Zeit zahllose Änderungen, in Wahrheit Rückbauten zur bewährten Rechtschreibung, unterderhand Eingang in die Wörterbücher gefunden haben.

    Alle reformierten Wörterbücher, egal um welche Ausgabe es sich handelt, sind nun mit einem Schlage Makulatur und müssen demnächst überarbeitet werden. Mit dieser Einsicht des Rates ist für die Zukunft wieder alles offen. Es ist nicht einzusehen, warum die Torheiten der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Trennungen am Zeilenende und der Interpunktion beseitigt werden sollen, andere aber, von der Groß- und Kleinschreibung über die Augstschen Etymologien bis zur offensichtlich fehlerträchtigen s-Schreibung beibehalten werden sollen. Vielleicht dämmert es dem Rat und dann auch der Kultusministerkonferenz endlich, daß die Rückkehr zu der normalen deutschen Orthographie nicht mit der Wiederherstellung des alten Dudenprivilegs verbunden sein muß. Die Weichen sind in die richtige Richtung gestellt, der Weg muß jetzt nur noch zielstrebig zu Ende gegangen werden.
    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 20.03.2005 um 18.44

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Es ist hat offenbar keinen Sinn mehr, Mitteilungen aus dem „Rat“ oder Früchte meines Rezensentenfleißes hier unterzubringen. Ich hatte es mit Rücksicht auf verbliebene Mitleser in aller Welt eine Zeitlang noch für geboten gehalten, schließe mich aber nun lieber meinen Freunden an, die es schon länger aufgegeben haben.
    Ich finde es äußerts bedauerlich, daß sich Herr Ickler aus diesem Forum zurückzieht. Leider wurde auch dieses Forum mit vielem Unfug zugemüllt, so daß seine Entscheidung dennoch gut zu verstehen ist.
    Ja, freilich ist es bedauerlich. Doch ist es seine Entscheidung, wie es die Entscheidung der Foristen ist, keine Redaktion zu bilden, die Sacherörterung nicht auf die nötige Höhe zu heben und somit das geistige und außerdem auch stoffliche Aushungern dieser Netzseite und der gesamten Rechtschreibfrage hinzunehmen. Ernsthafte Kulturpolitik und Zivilcourage gehen anders; und das nicht erst seit dieser Woche. Oder?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Karsten Bolz am 20.03.2005 um 13.57

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Es ist hat offenbar keinen Sinn mehr, Mitteilungen aus dem „Rat“ oder Früchte meines Rezensentenfleißes hier unterzubringen. Ich hatte es mit Rücksicht auf verbliebene Mitleser in aller Welt eine Zeitlang noch für geboten gehalten, schließe mich aber nun lieber meinen Freunden an, die es schon länger aufgegeben haben.
    Ich finde es äußerts bedauerlich, daß sich Herr Ickler aus diesem Forum zurückzieht. Leider wurde auch dieses Forum mit vielem Unfug zugemüllt, so daß seine Entscheidung dennoch gut zu verstehen ist.
    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von Florian Agreiter am 20.03.2005 um 13.41

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Doris Ahnen
    ist wohl nichts mehr zu erwarten.
    Wenn auch vom "Rat für neue Rechtschreibung" in Mannheim keine Fehlerkorrekturen kommen, gründet die KMK einfach ein neues Gremium. Wir wissen, wie man das Volk beruhigt und mit Versprechungen hinhält.


    Sie wissen schon, dass Sie widerrechtlich handeln, wenn Sie im Namen von Frau Ahnen schreiben?
    Doris Ahnen könnte jederzeit auf Unterlassung klagen.

    Und zur Information: Doris Ahnen ist nicht mehr KMK-Präsidentin, sondern nur noch dritte Vizepräsidentin.


    eingetragen von Doris Ahnen am 20.03.2005 um 12.46

    ist wohl nichts mehr zu erwarten.
    Wenn auch vom "Rat für neue Rechtschreibung" in Mannheim keine Fehlerkorrekturen kommen, gründet die KMK einfach ein neues Gremium. Wir wissen, wie man das Volk beruhigt und mit Versprechungen hinhält.


    eingetragen von Ulrich Dröppez Kritzner am 14.03.2005 um 23.25

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
    Ferner habe ich Herrn Detlef Lindenthal, den gegenwärtigen Techniker dieser Netzseite, gebeten, die entsprechenden Zugangsdaten für die Seite herauszugeben, da ich im nächsten Schritt einen weiteren Techniker zur Betreuung dieser Seite hinzuziehen möchte.
    Der „gegenwärtige Techniker“? Ist er nicht eher der Mann, dem der Server gehört, dessen Copyright die Skripte tragen und der die Gebühren für alles abdrückt?
    Unter http://droeppez.de/ kann man sich überzeugen, daß ich selbst Programmierer bin; ich von meiner Seite kann nur sagen, daß ich einen Teufel tun würde, meine Skripte und Server einem anderen Techniker zu überlassen.
    Zitat:
    Meiner anwaltlich vorgetragenen Aufforderung wurde seitens Herr Detlef Lindenthal nur dadurch entsprochen, daß er eine Geldforderung für die Herausgabe der Zugangsdaten erhob.

    Wenn mir ein Server gehören würde, würde ich überhaupt niemandem außer zahlenden Kunden einen Zugang legen, geschweige denn die Datenbank auslesen oder gar verändern lassen.
    Wenn Ihnen, Herr Dräger, die Domain gehört, dann gehören Ihnen nicht automagisch Server und Skripte.
    Ich schlage vor, die Daten dieses Forums unter GNU-FDL zu stellen. Aber ich habe darüber nicht zu entscheiden, und ich kann damit leben, daß ich darüber nicht zu entscheiden habe.
    Zitat:
    Das halte ich in Anbetracht dessen, daß diese Seite mit Spendengeldern aufgebaut wurde, für unangemessen.
    Ist das Geld gemeint, welches Herr La. „fehlgeleitet“ hat?
    Zitat:
    Da ich somit de facto keine technische Kontrolle mehr über die Seite habe, lehne ich eine Verantwortung für die gegenwärtigen Zustände - in kurzfristiger Hinsicht! - ab. Mittel- und langfristig muß ich etwas machen ...
    Selbst einen Knoten anmieten?
    __________________
    Ulrich Dröppez Kritzner


    eingetragen von Bernhard Schühly am 14.03.2005 um 21.46

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Calva Dos


    Bei den Beiträgen von „Hans Zehetmair“ bzw. „Doris Ahnen“
    kann es sich nur um Dummschwatz handeln.
    Die beiden o.g. RSR-Fans hätten mit Sicherheit „Verlass“
    bzw. „dass“ geschrieben

    Auf unsere Beamten ...

    ... ist eben Verlaß!

    Hans Zehetmair

    UND

    Danksagung

    Wir hoffen sehr, daß als Folge davon diese Netzseite, die nur Unruhe verbreitet und zu Insubordination auffordert, nun bald geschlossen wird.

    Doris Ahnen

    Calva Dos

    Fällt Euch was auf?
    Gerade eben – 20.43 – also kurz nach dem oben zitierten Hinweis hat „Doris Ahnen“ ihre Nachricht geändert und den „Fehler“ korrigiert. Gut, daß wir noch den „Orignalbeleg“ in der zitierten Kopie haben. Der Hinweis von Margel auf den Namen der Schavan war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht im Netz. Es verspricht also spannend zu werden, ob „Frau Ahnen“ auch das noch korrigiert...
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von margel am 14.03.2005 um 20.51

    Beim Lügen und beim Fälschen muß man bekanntlich besonders penibel sein. "Schawan" statt "Schavan" - und schon hat man verspielt.


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.03.2005 um 19.16

    man soll doch eine Brille
    aufsetzen.
    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Calva Dos am 14.03.2005 um 18.19



    Bei den Beiträgen von "Hans Zehetmair" bzw. "Doris Ahnen"
    kann es sich nur um Dummschwatz handeln.
    Die beiden o.g. RSR-Fans hätten mit Sicherheit "Verlass"
    bzw. "dass" geschrieben



    Auf unsere Beamten ...

    ... ist eben Verlaß!


    Hans Zehetmair

    UND


    Danksagung

    Wir hoffen sehr, daß als Folge davon diese Netzseite, die nur Unruhe verbreitet und zu Insubordination auffordert, nun bald geschlossen wird.

    Doris Ahnen




    Calva Dos


    eingetragen von David am 14.03.2005 um 16.57

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Gabriele Ahrens
    Hätte ich gewußt, was ich mit dem Veröffentlichen des spontanen Ausspruchs meiner Tochter angesichts des plötzlichen Erkennens aller staatsbürgerlicher Ohnmacht hier anrichte, hätte ich es sein gelassen. Aber das konnte ja keiner ahnen...

    Das mit der Ohnmacht geht mir ähnlich. Eher ist es Fassungslosigkeit - hatte auch zunächst nicht glauben wollen, was für Wellen mit Fleiß geschlagen werden können.
    Was mir jetzt Sorgen bereitet, ist der Gedanke, daß sich an dem Zustand dieser Seiten die Vertreter der Reformverteidiger geradezu gierig laben werden. Im höchsten Grade kontraproduktiv das Ganze...


    eingetragen von Matthias Dräger am 14.03.2005 um 15.22

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
    Ich möchte Herrn Ickler ausdrücklich danken für die durchgängig sachlichen, treffenden und angemessenen Informationen auf diesen Seiten. Sollte sein Entschluß, an dieser Stelle nichts mehr zu veröffentlichen, endgültig sein, so wäre das ein Absturz des Forums in die Bedeutungslosigkeit. Vielleicht sollten einige Herren, die dieses Forum um Kopf und Kragen reden, einmal Pause machen.

    Dieser Bitte, endlich einmal eine Pause zu machen, die übrigens im persönlichen Gespräch bereits vor Monaten ausgesprochen wurde, möchte ich mich anschließen. Derzeit ist das ja geradezu eine Detlef-Lindenthal-Seite. Das wäre allerdings wirklich das Ende - jedenfall dann, wenn es dabei bliebe.

    Ferner habe ich Herrn Detlef Lindenthal, den gegenwärtigen Techniker dieser Netzseite, gebeten, die entsprechenden Zugangsdaten für die Seite herauszugeben, da ich im nächsten Schritt einen weiteren Techniker zur Betreuung dieser Seite hinzuziehen möchte.
    Meiner anwaltlich vorgetragenen Aufforderung wurde seitens Herrn Detlef Lindenthal nur dadurch entsprochen, daß er eine Geldforderung für die Herausgabe der Zugangsdaten erhob. Das halte ich in Anbetracht dessen, daß diese Seite mit Spendengeldern aufgebaut wurde, für unangemessen.
    Da ich somit de facto keine technische Kontrolle mehr über die Seite habe, lehne ich eine Verantwortung für die gegenwärtigen Zustände - in kurzfristiger Hinsicht! - ab. Mittel- und langfristig muß ich etwas machen, auch wenn das dazu führt, daß diese Seite, wie bereits durch eigenmächtigen Eingriff des Technikers geschehen, vom Netz verschwindet.

    Mattias Dräger, St. Goar
    Tel. 06741-1720

    ps. Bin nur heute unter dieser Nummer erreichbar, morgen außer Haus.


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.03.2005 um 15.00

    Wo kommt die DANKSAGUNG her?

    Nebenbei: So etwas hätte ich mir
    in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt.
    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Hans Zehetmair am 14.03.2005 um 09.37

    ... ist eben Verlaß!


    __________________
    Hans Zehetmair


    eingetragen von Doris Ahnen am 14.03.2005 um 09.07

    Mit großer Freude haben wir wahr genommen, dass Herr Prof. Ickler keine Beiträge mehr in rechtschreibreform.com schreiben will.

    Wir hoffen sehr, dass als Folge da von diese Netzseite, die nur Unruhe verbreitet und zu Insubordination auffordert, nun bald geschlossen wird.

    Doris Ahnen
    Annette Schawan
    Franz Müntefering
    Roland Koch
    IDS Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
    Dudenverlag
    Verband der Schulbuchverleger
    und viele andere Befürworter der Rechtschreibreform
    ´
    – geändert durch Doris Ahnen am 14.03.2005, 20.43 –


    eingetragen von Gabriele Ahrens am 14.03.2005 um 08.05

    Hätte ich gewußt, was ich mit dem Veröffentlichen des spontanen Ausspruchs meiner Tochter angesichts des plötzlichen Erkennens aller staatsbürgerlicher Ohnmacht hier anrichte, hätte ich es sein gelassen. Aber das konnte ja keiner ahnen...
    __________________
    Gabriele Ahrens


    eingetragen von Klaus Kolbe am 12.03.2005 um 23.28

    Den wenigen, aber trefflichen Zeilen Sigmar Salzburgs ist nichts hinzuzufügen.
    Seiner Meinungsäußerung kann ich mich nur anschließen.


    eingetragen von PL am 12.03.2005 um 21.31

    Sehr geehrter Herr Professor Ickler!

    Sie haben sich aus diesem Forum entfernt, ohne den Grund anzugeben, weshalb. Sie sagen nur, daß es offenbar keinen Sinn mehr hat, Mitteilungen aus dem „Rat“ oder Früchte Ihres Rezensentenfleißes hier unterzubringen. Ich sehe nicht ein, was Ihnen „offenbar“ erscheint. Bitte öffnen Sie mir die Augen. Der Mut in meinem Herzen und die Wut in meinem Bauch befähigen mich, Dinge zur Erhaltung der deutschen Schrift und Sprache zu tun, die ich mir vor der Lektüre Ihrer Dudenrezensionen selbst nicht zugetraut hätte. Jedoch: Ohne Ihre fach- und sachkundige Anleitung würde wahrscheinlich alles, was ich künftig in dieser Herzensangelegenheit zu unternehmen gedenke, fehlgeleitet sein.

    In der Schweiz tut sich kaum noch etwas in der Sache, welche Sie seit Jahren, bis auf den heutigen Tag, mit bewundernswürdigem Ernst und entwaffnendem Humor erfolgreich verfochten haben: Ich meine den Aufstand und Widerstand gegen die unrechtmäßige Rechtschreibreform. Alle hocken hier mit ihrer trägen Körpermasse und warten ab, bis sich in Deutschland etwas regt und bewegt, um dann, „notgedrungen“, ein bißchen nach links oder rechts zu rutschen. Das Wort Gottfried Kellers, daß Schweizer Schweizerbürger und Kulturbürger Deutschlands sind, verstehen sie nicht von selbst. Man muß es ihnen erklären. Es bedeutet Dankbarkeit und Verantwortung. Der Verfall der deutschen Schrift und Sprache steht am Anfang vom Ende der deutschen Kultur.

    Ich lege Wert auf Ihr Wort, Herr Professor Ickler; ich rechne mit Ihnen und zähle auf Sie: nicht als Wortkrämer, sondern als Demokrat, der sich bemüht, so zu sprechen und zu schreiben, daß er verstanden wird.

    Mit freundlichen Grüßen

    Peter Lüber


    eingetragen von Thies am 12.03.2005 um 17.26

    Ich finde diese Seiten auf jeden Fall unterhaltsamer als http://www.sprachforschung.org.


    eingetragen von Walter Wittkopp am 12.03.2005 um 17.14

    Sehr geehrter Herr Lachenmann (oder wer immer sich hinter dem Pseudonym „Thiess“ (mit Doppel-s!) verbirgt),

    Trittbrettfahrer-Namen sind kein guter Einfall und werden von der Redaktion nicht geduldet. Bitte geben Sie mittels Antwort einen deutlich anderen neuen Namen an, die Redaktion ändert ihn dann in der Datenbank.

    Falls Sie wirklich Walter Lachenmann sind, erinnere ich daran, daß Sie hier aus gutem Grund Schreibverbot haben und daß Sie auf unseren Vorwurf, daß Sie sich durch Veruntreuung (von 1850,– Euro) an diesen Rechtschreibseiten vergangen haben, bisher nichts entgegnet haben. Der Vorwurf steht nach wie vor hier im Forum, sobald ich dafür Zeit habe, will ich ihn wieder freischalten.
    __________________
    Walter Wittkopp


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.03.2005 um 17.04

    Nach meiner Meinung sollte eine Forumleser- und -schreiberschaft zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, eine Lagebegutachtung (Manöverkritik) durchzuführen.
    Was ist gewesen? Die Professorentochter Josephine (15) hat gesagt: „Da sollte man vielleicht doch lieber mal ’ne Bombe schmeißen“, und ich als Handwerker, Sozialpädagoge, Gesetzgeber und Demokrat habe ihr einen, wie ich meine, besseren und vertretbaren Weg der politischen Willensbezeugung vorgeschlagen und meinen Vorschlag gegen Bombenbastler-Trittbrettfahrer verteidigt. Wen, bitte, soll nun die Foristen-Verdammnis treffen; Josephine? Mich? Die anderen, die ihre Gedanken beigesteuert haben?

    Nein, andersherum wird ein Schuh daraus: Unsere Forumschreiber sollten in der Lage sein, auf vorgetragene vernünftige oder unvernünftige Gedanken vernünftig und nachdenklich zu antworten. Und da liegt vieles im argen. Zum Beispiel ist seit Monaten zu der Frage, warum unser eigener Rat für deutsche Rechtschreibung nicht mehr arbeitet, einfach nur Sendepause.

    In das hohe Lob auf unsere hohen Akademiker gehört auch ein Wermutstropfen; wenn wache Gedanken von Niedereren beigetragen werden, ist es bei weitem nicht so, daß die Gedanken gerecht beantwortet und gewürdigt werden, siehe etwa den ersten Sachbetrag hier im Forum, von mir verfaßt, postid=11; sowas ist nicht gut für die Ermutigung und Zusammenarbeit.

    Was das Schicksal dieser Rechtschreibseiten betrifft, so können wir sie, meine ich, beenden; sie sind ein Kulturdenkmal über die Denkkultur einer sonderbar kleinen Widerstandsgruppe, können auf CD gezogen werden und als Denkmal und Technikmuseum jenseitig-ewig sein. Das sage ich mit verhältnismäßig wenig Bitternis, weil die entscheidenden Entscheidungen schon viele, viele Monate und Jahre zurückliegen.
    Herr Professor Ickler hat mit Abstand am meisten hier geschrieben: 3493 Beiträge, und wenn das Auf- und Abbruchsignal nun von ihm kommt, so steht ihm das etwas eher zu als mir und anderen Foristen.

    Die entscheidende Trennung verläuft auch durch dieses Forum: zwischen Mitdenkern und Nichtmitdenkern, zwischen Haudraufs und Demokraten, zwischen Amtsinhabern / Amtverteidigern und Amtlosen, zwischen Nomenklatura und Plebs, zwischen Hochakademikern und Handwerk. Für mich als Gesetzgeber waren diese 8 Jahre teils äußerst lehrreich, anderenteils auch traurig-langweilig, und ich selbst mag für die nächsten Jahrfünfte neue Ansatzwinkel und Arbeitsfelder versuchen.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von vermutlich W.L. (war: 'Thiess') am 12.03.2005 um 15.41

    Professor Ickler meldet sich regelmäßig auf der Seite

    http://www.sprachforschung.org

    zu Wort. Einige der qualifizierten Diskutanten, die schon vor einiger Zeit dieser Seite den Rücken gekehrt haben, sind dort ebenfalls anzutreffen. Das Niveau der Beiträge und der Diskussionen ist durchgängig hoch.
    Hoffen wir, daß wir Professor Icklers Mitteilungen künftig dort finden. Ohne naseweises Handwerkergeplapper.
    __________________
    thiess


    eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2005 um 15.14

    Ich möchte Herrn Ickler ausdrücklich danken für die durchgängig sachlichen, treffenden und angemessenen Informationen auf diesen Seiten. Sollte sein Entschluß, an dieser Stelle nichts mehr zu veröffentlichen, endgültig sein, so wäre das ein Absturz des Forums in die Bedeutungslosigkeit. Vielleicht sollten einige Herren, die dieses Forum um Kopf und Kragen reden, einmal Pause machen.
    __________________
    Sigmar Salzburg


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 12.03.2005 um 14.50

    Oh je, oh je!

    Ich habe es schon oft moniert,
    daß streckenweise hier Themen
    breitgetreten werden, die mit
    unserem wichtigen Anliegen nichts
    mehr zu tun haben.
    (Hierbei nehme ich unsere hochkarätigen
    Forumsteilnehmer selbstverständlich aus).

    Die Mühe, die oft darauf verwendet wird,
    könnte wirkungsvoller in schlagkräftiger
    Gemeinschaft eingesetzt werden, z.B. in
    konzertierten Aktionen in Form von Leserbriefen
    an unsere Zeitungen.

    Man muß sich nur einmal vorstellen, ein an
    dem Unsinn der neuen Schreibweise Interessierter
    klickt diese Seiten hier an. Zuweilen wird
    er sich kopfschüttelnd abwenden.

    Der letzte Beitrag auf dem Nachrichtenbrett heißt:
    GEGNER DER RECHTSCHREIBREFORM GEBEN AUF.

    Die letzten Forumsbeiträge stellen auch einen Abgesang
    dar in gewisser Weise.

    Und der VRS als eventuelle Alternative
    ist zur Zeit auch alles andere als einladend.

    Herr Prof. Ickler, Frau Pfeiffer-Stolz, bitte
    erhalten Sie uns Ihre exzellenten Beiträge - auf
    welchem Forum auch immer.

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Fritz Koch am 12.03.2005 um 14.50

    Frau Karin Pfeiffer-Stolz stellt in fds-sprachforschung.de die Tatsache heraus, daß ein Lehrer, der die Meinung der großen Mehrheit der Bevölkerung zur Rechtschreibung vertritt, aus dem Schuldienst entlassen werden kann.

    Das war doch ein wesentliches Merkmal der von der BRD so genannten "sogenannten DDR".


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.03.2005 um 12.53

    Wenn ich die gestrigen und heutigen Beiträge richtig verstanden habe, gab es da keine persönlichen Angriffe, wohl aber eine Erörterung der Vorgehensweise.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Fritz Koch am 12.03.2005 um 12.39

    oder ein dickes Fell, um in diesem Forum mitzumachen. Persönliche Angriffe muß man abschütteln können wie ein richtiger Hund einen Regenguß. Deswegen sagt man in Bayern: Hund samma scho.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.03.2005 um 10.41

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Es ist hat offenbar keinen Sinn mehr, Mitteilungen aus dem "Rat" oder Früchte meines Rezensentenfleißes hier unterzubringen. Ich hatte es mit Rücksicht auf verbliebene Mitleser in aller Welt eine Zeitlang noch für geboten gehalten, schließe mich aber nun lieber meinen Freunden an, die es schon länger aufgegeben haben.
    Lieber Herr Professor Ickler,

    Ihre ausgezeichnete Arbeit sehe ich dann erfolgbelohnt, wenn sie in einen handlungsfähigen Verband eingebunden ist, in den auch die Zuarbeit anderer ausgezeichneter Leute eingebunden werden kann. Bisher sind die Bemühungen der Rechtschreibschützer durch divide et impera unwirksam geworden.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 12.03.2005 um 10.24

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal

    die RS„R“ bleibt deshalb „erfolgreich“, weil die Foristen dieser Seite bisher unfähig sind, einen arbeitsfähigen Verband zu bilden.

  • Das sehe ich auch so.

    Karl-Heinz Isleif


    eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2005 um 10.17

    Es ist hat offenbar keinen Sinn mehr, Mitteilungen aus dem "Rat" oder Früchte meines Rezensentenfleißes hier unterzubringen. Ich hatte es mit Rücksicht auf verbliebene Mitleser in aller Welt eine Zeitlang noch für geboten gehalten, schließe mich aber nun lieber meinen Freunden an, die es schon länger aufgegeben haben.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.03.2005 um 09.57

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    Ich bin für die Gründung einer "extremdemokratischen Partei"

    als Gegenpol zu den sogenannten "demokratischen Parteien".

    Meine Grundeinstellung ist schon immer extremdemokratisch. Nur wußte ich bisher nicht, daß ich damit jetzt ein Extremist bin. Was ist dann ab jetzt "normal"? Untergraben Extremdemokraten die sogenannte FDGO (freie demokratische Grundordnung) und sind sie deshalb Verfassungsfeinde?
    Lieber Herr Koch,

    für die anstehenden Aufgaben benötigen wir keine neue Partei (= negligabler Marginalminorismus) und keine Bombenbastel- und -wurfanleitungen (Grüße an Roland Koch und Josephine Ahrens), und auch Einmannveranstaltungen im Mannheimer RfdR erscheinen mir als vergebliche Liebesmüh; die RS„R“ bleibt deshalb „erfolgreich“, weil die Foristen dieser Seite bisher unfähig sind, einen arbeitsfähigen Verband zu bilden.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Fritz Koch am 12.03.2005 um 09.40

    muß doch von den Kultusministern, die diese Ziele dem Rat vorgegeben haben, aus dem Rat ausgeschlossen werden.


    eingetragen von Fritz Koch am 12.03.2005 um 09.32

    als Gegenpol zu den sogenannten "demokratischen Parteien".

    Meine Grundeinstellung ist schon immer extremdemokratisch. Nur wußte ich bisher nicht, daß ich damit jetzt ein Extremist bin. Was ist dann ab jetzt "normal"? Untergraben Extremdemokraten die sogenannte FDGO (freie demokratische Grundordnung) und sind sie deshalb Verfassungsfeinde?


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.03.2005 um 07.40

    Es sieht also ganz so aus, als wenn es mit Plan B (Klärung der Rechtschreibfrage durch die Mannheimer Ortsgruppe des RfdR) nichts wird; sollte man da nicht Plan A (Klärung durch die Münchener Ortsgruppe des RfdR) wieder aufgreifen? Die Münchener sind doch personell besser besetzt und haben bessere Medien?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2005 um 06.26

    Der Dudenverlag und einige im Rat sitzende Dudenautoren sowie das Stammpersonal aus Österreich und der Schweiz blockieren die Arbeit am neuen Regelwerk, indem sie inhaltliche Änderungen ganz oder weitestgehend ablehnen. Die sprachwissenschaftlich nachgewiesenen Mängel, um derentwillen der Rat eingesetzt wurde, übergehen sie. Wie zur Verhöhnung des Rates, der sich gerade anschickt, die neuen Regeln zu reparieren, schreibt der Dudenverlag auf den Einband des 2005 erschienenen Fremdwörterbuchs: "Darstellung aller Schreib- und Trennvarianten der Fremdwörter nach der ab August 2005 verbindlichen Rechtschreibung". (In dudentypischer Weise wird verschwiegen, für wen die Rechtschreibreform verbindlich ist: nur für die Schüler.) Die Beschwörung der Endgültigkeit soll sich normativ auswirken; je mehr vollendete Tatsachen dieser Art geschaffen werden, desto stärker wird der Rat in seiner auftragsgemäßen Arbeit behindert. Dudenautor Hoberg lehnt jede Arbeit am Inhalt der Reform ab – wie stellt er sich die Mitarbeit in einem Rat vor, der genau diese Arbeit leisten soll? Die Blockierer fordern mehr "Öffentlichkeitsarbeit" (= Propaganda) statt inhaltlicher Korrekturen. Es geht ihnen nur ums Geld, ein bißchen auch noch um die drohende Schande - obwohl kaum noch Reformer aktiv sind, nur noch Reformunternehmer.

    Der Wunsch, alles beim alten zu lassen, kommt besonders in der Tatsache zum Ausdruck, daß sieben von zwölf Mitgliedern der entlassenen Zwischenstaatlichen Kommission gleich sitzen geblieben sind: alle Schweizer und Österreicher sowie Hoberg. Was sagt eigentlich die KMK dazu?
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Bernhard Schühly am 11.03.2005 um 18.29

    Zitat:
    (D. Lindenthal)
    ... ist wohl jemand extrem, der gar mehrere Jahre seines Lebens dafür aufwendet, (mit Erfolg!) einen verfassungsmäßigen Volksentscheid über die Rechtschreibfrage herbeizuführen, und der, nach ebenso erfolgreicher Abwehr der genannten Extremstposition durch eine Allparteienkoalition (SPD, CDU, F.D.P., Grüne, Dänen), gar noch eine Internetseite zur Wachhaltung dieser Frage unterhält?!

    Ich dachte bisher, als extrem bzw. extremistisch gelten besonders diejenigen Personen oder Gruppen, die die Demokratie in Frage stellen oder sie untergraben wollen. Wer bitteschön ist hier also der Extremist?
    Fällt Herr Ickler jetzt (nach neuem Gesetz?) unter die Volksverhetzer, weil er populistisch (=volksnah) für eine mundtot gemachte Mehrheit kämpft und andere aufruft, mitzumachen??
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.03.2005 um 12.09

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Thies
    Zitat:
    Ja, warum mache ich überhaupt so etwas Krasses, daß ich diese extreme Netzseite am Leben erhalte, während die (Nicht-?) Gefährten ständig nur an der Rückseite des gekidnäppten Holzfällerlagers samt Papiermühle und Bücherherstellung herumlungern und sehnsuchtsvoll in die erleuchteten Fenster schauen, hinter denen die Eroberer sich in den warmen Stuben gemütlich eingerichtet haben?
    Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: diese tiefe politische Einsicht oder diese unglaubliche Bescheidenheit.
    Hä? Welche „unglaubliche Bescheidenheit“? – In meiner Blockhütte herrscht Gastfreundschaft, sogar für Langsamdenker, solange sie das Dach auf der Hütte lassen. :-)
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Thies am 11.03.2005 um 11.30

    Zitat:
    Ja, warum mache ich überhaupt so etwas Krasses, daß ich diese extreme Netzseite am Leben erhalte, während die (Nicht-?) Gefährten ständig nur an der Rückseite des gekidnäppten Holzfällerlagers samt Papiermühle und Bücherherstellung herumlungern und sehnsuchtsvoll in die erleuchteten Fenster schauen, hinter denen die Eroberer sich in den warmen Stuben gemütlich eingerichtet haben?
    Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: diese tiefe politische Einsicht oder diese unglaubliche Bescheidenheit.


    eingetragen von Fritz Koch am 11.03.2005 um 09.57

    für die Anhänger der "Vorkriegsqualität", d.h. der Rechtschreibqualität vor dem "großen vaterländischen Rechtschreibkrieg" seit 1996.

    "Konterrevolutionäre" wollen die Rechtschreibrevolution wieder kippen,
    "Revisionisten" wollen die vorherigen Zustände wiederherstellen,
    "Friedensfeinde" stören den Rechtschreibfrieden.

    Wer diese Worte nicht (mehr) kennt: Das war das amtliche Vokabular des "Sozialistischen Friedenslagers" unter Führung der "großen und ruhmreichen Sowjetunion".

    Das neueste "bundesdeutsche" Schimpfwort der Reformanhänger für die Verfechter einer möglichst genauen Rechtschreibung heißt "Rechtschreibextremisten".
    Wer nicht genau hinschaut könnte das "chreib" in der Wortmitte übersehen und nur Wortanfang und Wortende wahrnehmen.
    Dieser Logik zufolge sind ab jetzt alle Qualitätsverfechter "Qualitätsextremisten". Es ist eine (eine?) Made (Wurm) in Deutschland.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.03.2005 um 08.55


    Theodor Ickler schrieb:
    Es ist in der Tat soweit gekommen, daß jemand, der einfach weiter so schreiben will wie bisher (ein auch vom Bundesverfassungsgericht unnötigerweise noch einmal genanntes Recht), als Vertreter einer Extremposition gilt. Dem hat leider die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Vorschub geleistet, indem sie die Reform als eine Tatsache, gleichsam ein nicht zu leugnendes Naturereignis hinnahm, gegen das nur Narren anzukämpfen versuchen. Man müsse sich, so heißt es von allen Seiten, mit dem Unabänderlichen arrangieren. Bedenkt man, was für ein mickriges Häufchen die Reformer eigentlich sind, verachtet selbst von ihren Auftraggebern – und erst jüngst mit entsprechender Geringschätzung behandelt –, greift man sich an den Kopf.
    Zwecks Versuchs des Verstehens:
    Nach intersubjektiven (pseudo-objektiven) Maßstäben ist dann wohl jemand extremer als extrem (mit dem Ruch des Extremistischen, mindestens mit dem Vorwurf, sich nicht an die offenkundigen und gesamtkonsensuellen Spielregeln des Parteien- und Verbändeprimats gehalten zu haben), der gar mehrere Jahre seines Lebens dafür aufwendet, (mit Erfolg!) einen verfassungsmäßigen Volksentscheid über die Rechtschreibfrage herbeizuführen, und der, nach ebenso erfolgreicher Abwehr der genannten Extremstposition durch eine Allparteienkoalition (SPD, CDU, F.D.P., Grüne, Dänen), gar noch eine Internetseite zur Wachhaltung dieser Frage unterhält?!

    Weiterer Versuch des Verstehens, als These:
    Wenn der Ruf erst ruiniert ist, die Maßstäbe in Frage standen und wir uns kollektiv an den Kopf gegriffen haben, ruiniert eine Neusichtung der Frage den Ruf qualitativ nicht weiter, sondern allenfalls graduell. Eine solche Neubewertung könnte ergeben, daß die nächstextreme Extremststeigerung dann kommt, wenn die soweit schon als extrem gebrandmarkte Schar ihre Ziele- und Wegebestimmungen nicht mehr von den Brandmarkern abhängig macht, sondern mittels kollektivem Hausverstand als Strategieaufgabe wie im Dame- oder Mühlespiel begreift und die Zehetmairs und Ahnens ans Spielbrett zurückbittet.

    Strategieversuch daraufhin:
    Nichtmehrzusammenzuckenwollend könnte die verteidigende Schar die Angreifer auf Schwachstellen abklopfen und erkunden, was den Angreifern an Verteidigungsmaßnahmen einfällt, wenn man sie der
        Industrie-Sabotage,
        meineidigen Dienstvergehen,
        Wörterverbote,
        Kinderalsgeiselnahme
    und des groben Unfuges (früher StGB 360, jetzt OWiG 118) zeiht und den verkümmerten Markt mit neuen Medien und Strukturen beschickt.

    Zurücknahme?
    Auch mir als Gernundfreidenker macht es mehr Spaß, nicht immer nur alleine frierend im verschneiten Wald zu stehen, viele Pfade alleine zu treten und Hütten alleine zu bauen, so daß es auch mir schon unterkommen kann, die Extremnis meines Wald- und Weltläufertums zu überdenken. Ja, warum mache ich überhaupt so etwas Krasses, daß ich diese extreme Netzseite am Leben erhalte, während die (Nicht-?) Gefährten ständig nur an der Rückseite des gekidnäppten Holzfällerlagers samt Papiermühle und Bücherherstellung herumlungern und sehnsuchtsvoll in die erleuchteten Fenster schauen, hinter denen die Eroberer sich in den warmen Stuben gemütlich eingerichtet haben?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2005 um 04.38

    Ratsmitglied Richard Schrodt verteidigt aufs heftigste die Reform gegen ihre Kritiker, hält sich aber selbst keineswegs an die Reformschreibung.

    Schrodt, Richard (2004): Althochdeutsche Grammatik II: Syntax. Tübingen: Niemeyer.

    weit gehend durchgesetzt (VIII, sonst meist weitgehend)
    allgemeingültig (11)
    zustandegekommen (passim)
    seit Alters her (22)
    aneinandergereihte (30, ähnlich 102, erst seit der letzten Revision wieder zulässig)
    nichts Anderes als (34, 100)
    Genitivus auctoris (34, Nomen actionis 71, Genus verbi 135 usw., immer klein geschriebene Genitivattribute)
    zugrundeliegende (35, erst seit der letzten Revision wieder zulässig)
    der gleich bedeutende Akkusativ (43, sonst meist zusammengeschrieben)
    gegenüber liegenden (46)
    gleich berechtigte Möglichkeiten (49)
    zustandebringen (59)
    muß (82)
    daß (83, zweimal)
    die Sichtweise ist eine Andere (105)
    bei Weitem (107, erst seit der letzten Revision zulässig)
    im allgemeinen (115)
    (fehlendes Komma nach Korrelat-es 115)
    (Schrodt schreibt immer 3 mal, aber drei Mal.)
    daß (195 zweimal)
    von Vornherein (161)
    (Schrodt schreibt immer selbstständig, verselbstständigt, nur auf S. 195, wo auch das zweimalige daß vorkommt, selbständig und unselbständig; offenbar war das Werk zunächst in herkömmlicher Orthographie geschrieben.)
    Prob-lem (stets so getrennt), kons-tatierend (121) (beides wirkt bei einem Sprachhistoriker befremdend)

    Druckfehler:
    enstehen (7)
    Grechtigkeit (22)
    mit dem geringerem Volk (24)
    menschlische (25)
    duch (26 statt durch)
    rhytmischen (29)
    Inifinitiv (36)
    ihren Erweiterungen (36 statt seinen)
    (falsche Anführungszeichen 50)
    Bezugsgegens-tandes (50)
    Päpositionalphrasen (65)
    ohne dem Subjekt (67)
    habe er er (71)
    Pudentius (73)
    (fehlende Kursivierung 75, 194)
    das Akkusativ (78)
    eigeleitete (79)
    Inifinitv (80)
    in den beiden Belege (82)
    die Stelle eine Adverbialphrase (85 statt einer)
    die Subjektsfähig (95, -keit fehlt)
    so slimo (120 statt sliumo)
    statistisch (121 statt statisch)
    otiosom (130)
    kommen Sie (149 statt sie)
    verallgemeindernden (170)
    Konsekuitivsätze (181)
    Spachgeschichte (188)
    Duchwegs (190)
    uspezifischer (205)
    Inifinitiv (218)
    beizeichnet (224)
    Kolloqiums (230)

    (Die drei Literaturangaben zu Walter Breu 109 fehlen, ebenso Matzel im Literaturverzeichnis.)

    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2005 um 04.12

    Es ist in der Tat soweit gekommen, daß jemand, der einfach weiter so schreiben will wie bisher (ein auch vom Bundesverfassungsgericht unnötigerweise noch einmal genanntes Recht), als Vertreter einer Extremposition gilt. Dem hat leider die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Vorschub geleistet, indem sie die Reform als eine Tatsache, gleichsam ein nicht zu leugnendes Naturereignis hinnahm, gegen das nur Narren anzukämpfen versuchen. Man müsse sich, so heißt es von allen Seiten, mit dem Unabänderlichen arrangieren. Bedenkt man, was für ein mickriges Häufchen die Reformer eigentlich sind, verachtet selbst von ihren Auftraggebern - und erst jüngst mit entsprechender Geringschätzung behandelt -, greift man sich an den Kopf.

    Hand und Fuß bekommt die Sache erst, wenn man die wirtschaftlichen Interessen ins Spiel bringt. Die Agitation des VdS Bildungsmedien ist der Schlüssel, vielleicht auch, aber sehr verborgen, der Bertelsmann-Konzern.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Bernhard Schühly am 10.03.2005 um 22.26

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler

    Während der zweiten Ratssitzung wurde gefordert, daß „die Diskussion ergebnisoffen geführt wird“. Dafür sei es „unabdingbar, Extrempositionen aufzugeben und im Dialog aufeinander zuzugehen“.

    Aber was ist „extrem“? Ist es Extremismus, wenn man es für richtig hält, weiterhin so zu schreiben wie bisher?

    Muß man nicht gerade die „Extremposition“ beibehalten? Haben wir nicht zur Genüge gesehen, was das „Aufeinanderzugehen“ und die „Kompromisse“ gebracht haben?
    Ja, jeder darf jetzt nach seiner Fassong (das schreibt man wohl jetzt so..?) selig schreiben... – und oft noch darüber hinaus.
    Was meinen die mit „Aufeinanderzugehen“? Alternativschreibweisen und -varianten oder kompromißlosen Gehorsam? Womit wir wieder beim anderen „Extrem“ währen...

    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Karl Eichholz am 10.03.2005 um 14.05

    Lieber Herr Ickler,

    wir leben alle in einem wissenschaftlichen Zeitalter.


    Alle?

    Ein kleiner Kreis von Reformbesessenen hat dieser Landpest "Wissenschaft" bisher erfolgreich trotzen können. Sie verschanzen sich hinter einem halbdurchsichtigen Wigwam von Märchen, Behauptungen und willfährigen Meinungserzeugnissen, welche durch die von ihnen mitgesteuerten Medien unters Volk gebracht werden.

    Nun jedoch kommt ein nimmermüder Wissenschaftler und tut nichts anderes, als den windzugewandten Zipfel des Wigwams ein wenig in die Höhe zu halten. Die Natur hat ein Einsehen mit ihm und der Situation, und entsendet einige zusätzliche Luftmoleküle in die ohnehin schon eingeschlagene Richtung.

    Was kommen muß, tritt auch tasächlich ein:

    "die Reformer haben ja gar nichts an" rufen die Kinder von der Straße.



    ----


    Was ich damit sagen möchte:

    Niemand wird es ernsthaft ablehnen können (ohne dabei sein Gesicht zu verlieren), die Reform unter dem Gesichtspunkt der Wissenschaftlichkeit zu untersuchen.

    Ich möchte Ihnen Mut machen, die Wissenschaftlichkeit als für viele Bereiche der Gesellschaft einziges Kriterium auch hier einzufordern und bestehende Untersuchungen offiziell auswerten zu lassen und weiteres Vorgehen von weiteren Untersuchungen abhängigzumachen. Ganz genau so, wie es bei jeder Produktentwicklung unverzichtbar ist.

    Herrn Meyer und Müller wird das Auto stillgelegt, wenn die Bremse nicht funktioniert oder die Lenkung schlackert.

    Wenn ein Atomkraftwerk den Sicherheitsanforderungen nicht genügt, reicht dann ein Umschlag mit nicht näher bestimmtem Inhalt an die zuständige Schaltstelle?

    Und wie bei der Rechtschreibreform?

    Ein lautes Rufen nach Wissenschaftlichkeit wird viele nüchterne Denker aufrütteln.

    Herzlich

    Karl Eichholz



    __________________

    mit herzlichen Grüßen
    Karl Eichholz


    eingetragen von Karl Eichholz am 10.03.2005 um 13.37

    bitte nähere Info zu zitierten Personen liefern

    Lieber Herr Ickler,

    da Ihr Antrag ja offensichtlich mit Seitenblick auf die Öffentlichkeitswirkung erstellt wurde, kann man dies sicherlich noch etwas umfangreicher nutzen, indem man die zitierten Personen wie zB. Munske etwas näher erklärt: "ehedem Mitglied der Kommission, federführend für den Bereich ..., dann unter Protest im Jahre ... ausgetreten". Dies wird für etliche Journalisten eine Unterstützung ihrer heimlichen Aufklärungsintentionen bedeuten.

    mit herzlichen Grüßen

    Karl Eichholz
    __________________

    mit herzlichen Grüßen
    Karl Eichholz


    eingetragen von Fritz Koch am 10.03.2005 um 11.02

    Diesen Satz halte ich für besonders wichtig.

    Was mit den Steuergeldern der Bürger bezahlt wird, darf nicht vor ihnen geheimgehalten werden, wenn das nicht die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder die Sicherheit des Staates gefährdet.

    Aber vielleicht hätten Aufstände und Großdemonstrationen gegen die Rechtschreibreform die Sicherheit der Posten und der Karrieren der Reformer gefährdet.

    Wie sehr diese Sicherheit im Interesse der Verantwortlichen liegt, sieht man z.B. beim derzeitigen Außenminister.


    eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.03.2005 um 09.47

    Zustimmung in jeder Hinsicht. Auch das Mengenverhältnis zwischen der Auflistung der bisherigen Staatsgeheimnistuerei und der schlichten Feststellung zum Schluß "All das hätte vermieden werden können - Rechtschreibung ist kein Staatsgeheimnis" paßt m. E., weil der Ausschluß der Öffentlichkeit nun einmal so umfangreich war und die Schlußfolgerung nun einmal so schlicht und selbstverständlich ist.


    eingetragen von Theodor Ickler am 10.03.2005 um 09.02

    Bevor ich den folgenden Antrag einreiche, möchte ich ihn hier zur Diskussion stellen:


    Antrag
    zum weiteren Verfahren des „Rates für deutsche Rechtschreibung“


    Die Kultusministerkonferenz und die zuständigen Stellen Österreichs und der Schweiz werden gebeten, das Statut des Rates für deutsche Rechtschreibung in folgender Weise zu ändern.

    Bisherige Fassung:

    „3.3 Die Sitzungen des Rates sind in der Regel nicht öffentlich. An den Sitzungen können Vertreter der Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung als Beobachter teilnehmen. Zu den Sitzungen können Sachverständige (z.B. Wissenschaftler, Vertreter von Verlagen) eingeladen werden.“

    Neue Fassung:

    „3.3 Die Sitzungen des Rates sind öffentlich. Zu den Sitzungen können Sachverständige eingeladen werden.“

    In der Geschäftsordnung heißt es infolgedessen künftig:

    㤠5

    (...)

    (4) Die Sitzungen des Rates sind öffentlich.“



    Begründung

    Die Rechtschreibreform ist in der interessierten Öffentlichkeit auch deshalb auf Mißtrauen gestoßen, weil weder die handelnden Personen und Institutionen noch die gedanklichen Grundlagen in der erforderlichen Weise öffentlich bekannt geworden sind. Die Beteiligung ausgewählter Verbände und Interessengruppen an Beratungsgremien ist kein Ersatz für wirkliche Öffentlichkeit. Da es sich bei der Schriftsprache um etwas handelt, was jeden angeht, sollte größtmögliche Durchsichtigkeit der Entscheidungsprozesse selbstverständlich sein.

    Der Mangel an Transparenz ist oft kritisiert worden. Die Reformer selbst behaupten zwar, jedermann habe die Entwicklung der Reform mitverfolgen können. In diesem Zusammenhang wird oft die Anhörung des Jahres 1993 in Bad Godesberg erwähnt, nach Ansicht des damaligen bayerischen Kultusministers „eine der umfangreichsten Anhörungen“ (dpa-Dienst für Kulturpolitik vom 3.11.1997). Besonders der Reformer Hermann Zabel betreibt die Verklärung dieser Veranstaltung, gibt aber zu, daß ihr öffentliches Echo „vergleichsweise bescheiden“ ausfiel („Keine Wüteriche am Werk“. Paderborn 1996, S. 67). Horst H. Munske berichtet:
    „Diese Alibiveranstaltung, an der ich als Vertreter der Rechtschreibkommission teilgenommen habe, war überwiegend geprägt von nichtssagenden inkompetenten Stellungnahmen. Lediglich die Vertreter der Akademien und der Studiengruppe Geschriebene Sprache leisteten begründeten heftigen Widerstand. Sie hatten jedoch keinerlei Chance, ihre eigenen Vorstellungen in die Weiterarbeit einzubringen. Anhörungen sind ein politisches Mittel, ein unverbindliches Meinungsbild zu gewinnen, ohne daß die Handlungsvollmacht in irgendeiner Weise aus der Hand gegeben wird. Von ähnlicher Art war die Anhörung weniger Kritiker im Zusammenhang mit der Urteilsfindung des Bundesverfassungsgerichts.“ („Von der Amtshilfe zum Protest“. In: Germanistische Linguistik in Erlangen – Eine Bilanz nach 50 Jahren. Erlangen 2000)
    Die heutige Rechtschreibreform hat nur wenig Ähnlichkeit mit der 1993 diskutierten Vorlage. Auf die enormen Veränderungen zwischen der Anhörung 1993 und den dritten Wiener Gesprächen 1994 braucht hier nicht eingegangen zu werden. In dieser Zeit mußten die Reformer alle Lieblingsideen aufgeben: die Kleinschreibung der Substantive, die Tilgung der Dehnungszeichen, die Einheitsschreibung das (auch für die Konjunktion; ein „sehr wichtiges“ Ziel laut Wolfgang Mentrup, einem damaligen Wortführer) sowie die radikale Eindeutschung der Fremdwörter. Die Öffentlichkeit erfuhr von alledem nichts. Auf die Frage „Wissen denn die Deutschen in etwa, was auf sie zukommt?“ gab Kultusminister Zehetmair die ebenso treffende wie prophetische Antwort:
    „Nein, überhaupt nicht. Die breite Öffentlichkeit ist so gut wie gar nicht informiert. Deshalb werden viele erschrecken, wenn es nun zu einer Reform kommt, und zwar auch dann, wenn noch einiges geändert wird. Viele haben gar nicht mehr an eine Reform geglaubt, nachdem seit fast hundert Jahren alle Vorschläge gescheitert sind. Man wird uns, die Kultusminister, fragen: Was habt ihr denn da angestellt? Es wird große Aufregung und viel Streit, sogar erbitterten Streit geben, und es würde mich nicht wundern, wenn er mit der Schärfe von Glaubenskämpfen ausgetragen würde.“ („Der Spiegel“ vom 11.9.1995)
    Größere Beteiligung der Öffentlichkeit wurde nach außen hin immer wieder zugesichert und angekündigt:
    „Besser, als einen Privatverlag stillschweigend Einzelfallentscheidungen treffen zu lassen, ist es allemal, wenn von jetzt an eine der Öffentlichkeit Rechenschaft schuldende Expertengruppe systematische Lösungen sucht.“ (Klaus Heller 1997, brieflich)
    „Mit der Einrichtung der in staatlichem Auftrag tätigen Kommission ist ein erheblicher Vorteil für die weitere Entwicklung und Pflege der deutschen Rechtschreibung gewonnen. Anders als Verlagsredaktionen, die ihre orthographischen Entscheidungen nicht mitzuteilen und zu begründen brauchen, muss die Kommission ihre Empfehlungen und Vorschläge öffentlich vorlegen und vertreten. Sie ist damit für die engere wissenschaftliche und die weitere sprachinteressierte Öffentlichkeit kritisierbar.“ (Stellungnahme des IDS für das Bundesverfassungsgericht 10.11.1997)
    Auch Horst H. Munske bedauert, daß nach den Wiener Beschlüssen keine Diskussion mehr geführt und die Vorlaufphase bis 1998 nicht zur Erprobung und Korrektur genutzt wurde; er legt dar, warum die Tragweite verschiedener Neuregelungen der Öffentlichkeit zunächst verborgen bleiben mußte und erst das Erscheinen der neuen Wörterbücher den Protest auslösen konnte (in Eroms/Munske [Hg.]: Rechtschreibreform – Pro und Kontra. Berlin 1997, S. 146).
    Die millionenfache Verbreitung von irreführend vereinfachten Darstellungen (wie im „Sprachreport“ des IDS, in Zeitungsbeilagen oder GEW-Faltblättchen) bestätigt eher den Vorwurf der Desinformation. In den vom IDS vorbereiteten Beilagen der Zeitschriften „Die Woche“ und „Hörzu“ beispielsweise sind gerade die umstrittensten Wortgruppen (mit hoch-, wieder- und wohl-) in äußerst auffälliger Weise weggelassen, ebenso die Auflösung von sogenannt in so genannt! Zur gleichen Zeit begann eine lange Reihe vertraulicher Gespräche zwischen der Kommission und den beiden privilegierten Wörterbuchverlagen, die umfangreiche Listen von Unstimmigkeiten und Problemfällen angefertigt hatten.
    Hiltraud Strunk, eine Schülerin des Reformers Gerhard Augst, kommentiert den geheimnistuerischen Charakter einer Pressemitteilung beim Reformversuch von 1956 so:
    „Der Verzicht auf jegliche inhaltliche Information war nach den bisherigen Erfahrungen sicher richtig.“ (Hildegard Strunk : Die Stuttgarter und Wiesbadener Empfehlungen. Hildesheim 1992, S. 313)
    Diese Lehre haben die Reformer ebensowenig vergessen wie die von Leo Weisgerber ausgesprochene, daß es ohne ein Bündnis mit der Staatsmacht nicht geht. Beides zusammen führte zu der seither befolgten Strategie: Einsatz der staatlichen Zwangsmittel für eine „Überrumpelungsaktion“ (Munske). Die Schüler wurden als Geiseln genommen, ganz wie es der führende Reformer Gerhard Augst einst formuliert hatte:
    „Eine Änderung geltender Konventionen und Normen über den Schüler zu erreichen, ist zwar verlockend und wäre, wenn es gelänge, auch am erfolgversprechendsten, aber sie setzt an am schwächsten Glied in der Kette.“ (Der öffentliche Sprachgebrauch, Band III: Schulen für einen guten Sprachgebrauch, hg. von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Stuttgart 1982, S. 137)
    Seit Herbst 1996 – zwei Jahre vor dem Inkrafttreten der Reform – heißt es nur noch: Es gibt kein Zurück mehr, die Schüler lernen schon nach den neuen Regeln.
    Schon nach dem Scheitern der I. Orthographischen Konferenz von 1876 zog man es vor, „aufgrund der exorbitanten öffentlichen Diskussion (...) eher in den Behörden und unter Ausschluß der Öffentlichkeit (zu) entscheiden.“ (Scheuringer 1996, S. 79) Und die Mannheimer „Kommission für Rechtschreibfragen“ war laut eigenem Bekenntnis vom Jahre 1985 „insgesamt im Sinne einer aktiv-systematischen Öffentlichkeitsarbeit eher zurückhaltend, um nicht durch dauernde Zwischenberichte den Eindruck zu erwecken, daß jeweils morgen eine Reform durchgeführt werde.“ (Die Rechtschreibung des Deutschen und ihre Neuregelung. Hg. v. d. Kommission für Rechtschreibfragen. Düsseldorf 1985, S. 47)
    Der Vorwurf an die Kritiker, sie hätten sich zu spät gerührt, muß auch im Lichte einer Tatsache gesehen werden, auf die Hermann Scheuringer (ein Reformbefürworter) hinweist. Im Februar 1996 schrieb er:
    „Eine endgültige Fassung der neuen Rechtschreibung inkl. Wörterverzeichnis, wie sie ‚mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit‘ bis zum Sommer 1996 von Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Ministerebene ratifiziert und ab 1. August 1998 in Kraft gesetzt werden wird, liegt zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vor.“ (Scheuringer 1996, S. 131)
    Als im Herbst 1995 einige Politiker, darunter der bayerische Kultusminister Zehetmair und Ministerpräsident Stoiber, ihr Mißfallen an dem beschlossenen Regelwerk bekundeten, mußten sie sich von dem Journalisten Hermann Unterstöger fragen lassen „Auch schon wach?“ Unterstöger schrieb u. a.:
    „Was haben die Herrschaften eigentlich getrieben all die Jahre, während derer die Rechtschreibreform mit einem öffentlichen Echo sondergleichen ins Werk gesetzt wurde? (...) Vor sieben Jahren, im September 1988, wurde der Reformvorschlag präsentiert, 236 Seiten dick und 700 Gramm schwer schwer – doch weit und breit kein Stoiber, der sich damals unserer Befindlichkeit angenommen hätte.“ (Süddeutsche Zeitung 28.10.1995)
    In Wirklichkeit war der Entwurf von 1995 ein ganz anderer als der von 1988, und daß „die“ Rechtschreibreform all die Jahre über „ins Werk gesetzt“ worden sei, ist auch reichlich unbestimmt ausgedrückt. Eine Handvoll Reformwilliger bastelte eben seit Jahrzehnten an Reformplänen, aber es gab keinen dringenden Grund für Außenstehende, sich darum zu kümmern.
    Als die Ostberliner Sprachwissenschaftler Fuhrhop, Steinitz und Wurzel einen reformkritischen Beitrag über die erst auszugsweise bekannten Reformpläne von 1994 im Sprachreport des Instituts für deutsche Sprache (IDS) veröffentlichen wollten, wurden sie abgewiesen. (Der Beitrag erschien dann in der Zeitschrift für germanistische Linguistik 23, 1995.) Klaus Heller weigerte sich in seiner Replik, auf den Inhalt einzugehen, denn die Diskussion sei abgeschlossen. Wer das „Angebot“, sich zu den 1992 vorgelegten Vorschlägen zu äußern, nicht wahrgenommen habe, könne jetzt nicht mehr gehört werden. Seit 21 Jahren seien „Forschungsergebnisse, Überlegungen und Vorschläge zu diesem Gegenstand ständig publiziert und zum Teil ausgiebig diskutiert worden“. Heller übergeht, daß der 1994 vorgelegte Entwurf in dieser Form noch nie zuvor veröffentlicht worden war und daher auch nicht diskutiert werden konnte. Aus Hellers Brief geht hervor, daß der Protest nicht erst 1996 zu spät kam, sondern auch zwei Jahre vorher, unmittelbar nach der Dritten Wiener Konferenz, zu spät gekommen wäre, weil eine Diskussion des endgültigen Reformplanes überhaupt nie ins Auge gefaßt worden war. Interessant sind auch die weiteren Angaben: 1974 also hätte man sich in die Reformdiskussion einschalten müssen, lange vor der staatlichen Beauftragung des Internationalen Arbeitskreises.
    Der Reformer Horst Sitta schreibt im Sammelband von Eroms/Munske „Die Rechtschreibreform – Pro und Kontra“ (1997, S. 219), ein Jahr vor dem Inkrafttreten:
    „Ich beteilige mich nicht ohne Zögern an einem Buch, das den Titel trägt: Die Rechtschreibreform – Pro und Kontra. Die Rechtschreibreform ist von den politisch zuständigen Stellen beschlossen; man möge nicht so tun, als könne es noch um pro und kontra gehen. Gehen kann es allenfalls um die Frage, wie die beschlossene Neuregelung realisiert werden kann und wie diese Realisierung wissenschaftlich zu begleiten ist.“
    Zur Überrumpelung gehört auch die Ansetzung scheinbar großzügiger Übergangsfristen. Niemand braucht sich schon 1996 aufzuregen, wenn es erst im Jahre 2005 wirklich ernst wird. In Wirklichkeit entschied sich alles in den ersten Wochen. Der vorgezogene Beginn wurde von den Kultusministern mit dem angeblichen Wunsch der Eltern gerechtfertigt, ihre Kinder sollten doch nicht mehr in der alten Rechtschreibung unterwiesen werden, wenn ohnehin bald eine neue gelernt werden müsse. Ob Eltern dies je gesagt haben, läßt sich kaum noch feststellen. Es wäre auch ohne Belang; denn der Wille der Eltern spielte im weiteren Fortgang der Reform keine Rolle mehr, soweit er nicht vor Gericht durchgesetzt werden konnte.
    Die GEW schreibt in ihrer Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom November 1997:
    „Die GEW begrüßt den frühestmöglichen Vorgriff auf die Reform. Ein Unterrichten von Regeln, die in kurzer Zeit als überholt bezeichnet werden müssten, verstößt gegen die Würde der Lehrenden und der Lernenden.“
    Seither haben die Schüler viele Rechtschreibregeln lernen müssen, die inzwischen „überholt“ sind. Die Schulbücher werden ständig revidiert, weil die unausgegorene Reform mehrmals nachgebessert werden mußte und noch längst nicht fehlerfrei ist. Schon in ihrem ersten Bericht vom Dezember 1997 war die Kommission zu der Einsicht gelangt, Änderungen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung seien „unumgänglich notwendig“. Sie wurden von den Kultsministerien untersagt, und das Regelwerk trat mit allen längst erkannten Fehlern in Kraft.
    Die vier Berichte der Zwischenstaatlichen Kommission wurden gegen deren Willen bekanntgemacht, weil sie jeweils von dritter Seite veröffentlicht worden waren oder, wie im Falle des vierten Berichts, eine Veröffentlichung unmittelbar bevorstand. Der Bundespolitiker, der mir den dritten Bericht zugänglich machte, schrieb dazu:
    „Um Himmels willen! Sagen Sie bloß keinem, wo Sie den Bericht herhaben – ich werde von den eigenen Leuten gesteinigt!“
    Als ich die Beschlußvorlage zum vierten Bericht ins Netz gestellt hatte, herrschte bei der KMK große Aufregung, und die heimlich vorbereitete Ermächtigung der Zwischenstaatlichen Kommission konnte vorerst nicht durchgesetzt werden.
    Der stellvertretende Dudenchef Werner Scholze-Stubenrecht teilt mit:
    „Um eine gewisse Einheitlichkeit in den Wörterbüchern vorzubereiten, wurde vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung eine inoffizielle Liste von ca. 60 Seiten Umfang erstellt, in der die wichtigsten in diesem Punkt zweifelhaften Wörter mit vereinbarten Trennstellen gesammelt sind.“ (Sprachwissenschaft 2/2000)
    Diese Liste ist nach wie vor unveröffentlicht; niemand kann also nachprüfen, wie weit die Silbentrennung in den beiden privilegierten Wörterbüchern den Vorstellungen der Reformer entspricht.
    All diese Kalamitäten, die großen Ärger und große Kosten verursachen, hätten vermieden werden können, wenn die Pläne in aller Öffentlichkeit kritisch diskutiert worden wären. Rechtschreibung ist kein Staatsgeheimnis.

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    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 10.03.2005 um 07.44

    Der Rat für (neue) Rechtschreibung verkündet die Grundsätze seiner Urteilsfindung und Rechtsprechung:
    "Die alte Rechtschreibung bekommt einen fairen Prozeß.
    Und dann wird sie gehängt."
    Wie einst in Dodge City.

    Im von den Spaniern unterdrückten Mexiko kam dann Zorro und befreite die zu Unrecht zum Tode Verurteilten. Im amerikanischen freien Wilden Westen kam er nicht mehr.
    Ja wo leben wir denn? Im deutschen Wilden Westen.


    eingetragen von Theodor Ickler am 10.03.2005 um 05.09

    Einige Mitglieder fordern Zweidrittel- oder sogar Dreiviertelmehrheiten für die Beschlüsse des Rates. Aus der Begründung:

    "Entscheidungen mit womöglich knapper einfacher Mehrheit oder solche, bei denen lediglich die Stimme des Vorsitzenden ausschlaggebend war, können nicht für den von den deutschen Kultusministern angestrebten breiten Konsens stehen und werden zwangsläufig zu Sondervoten führen."

    Selbst einstimmig gefaßte Beschlüsses des Rates haben nichts mit dem Konsens der betroffenen Bevölkerung zu tun. Schon früher fiel auf, daß "demokratische" Mehrheitsentscheidungen innerhalb der eingesetzten Gremien ohne weiteres als "demokratische" Legitimation des gesamten Reformunternehmens interpretiert wurden. Bedenkt man das Verfahren der Rekrutierung solcher Gremien, kann von demokratischer Legitimation keine Rede sein. Es ist daran zu erinnern, daß die gewählten Parlamente nicht beteiligt wurden, und selbst dann stünde noch nicht fest, ob der Staat überhaupt legitimiert ist, die Schriftsprache selbst und nicht nur den Schreibunterricht zu regeln (ungeachtet des auf irrtümlichen Annahmen beruhenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts).

    Während der zweiten Ratssitzung wurde gefordert, daß "die Diskussion ergebnisoffen geführt wird". Dafür sei es "unabdingbar, Extrempositionen aufzugeben und im Dialog aufeinander zuzugehen".

    Aber was ist "extrem"? Ist es Extremismus, wenn man es für richtig hält, weiterhin so zu schreiben wie bisher?

    Die Ergebnisoffenheit ist laut Statut nicht zulässig. Dort ist festgelegt, daß die Neuregelung als Grundlage der Beratungen nicht verlassen werden darf. Der Entwurf der Geschäftsordnung übernimmt diese Bestimmung.

    Hartmut von Hentig kritisiert, daß der ursprünglich angekündigte Auftrag des Rates, die Schreibentwicklung zu beobachten und das Regelwerk an den allgemeinen Sprachwandel anzupassen, von der damaligen KMK-Vorsitzenden Doris Ahnen sogleich umgedeutet wurde: "Der Rat für deutsche Rechtschreibung soll die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im notwendigen Umfang weiterentwickeln." Diese Formulierung ist bekanntlich fast wortgetreu in das Statut aufgenommen worden.

    Hartmut von Hentig kommentiert:
    "Für die Kultusministerkonferenz ist der Ausgangspunkt das umstrittene Regelwerk der Reform, die nun nicht etwa korrigiert, sondern weiter vorangebracht werden soll. Was der Kern der bisherigen Kontroverse war, wird als gelöst vorausgesetzt. Das kann dem Rat für deutsche Rechtschreibung nicht zugemutet werden., genauer: Ein Rat für deutsche Rechtschreibung, dem eine Entscheidung über den Ausgangspunkt entzogen ist, ist den gedachten Mitgliedern nicht zuzumuten." (Hartmut von Hentig: 14 Punkte zur Beendigung des Rechtschreib-Krieges. Göttingen 2005, S. 37)

    Die Beratungen sind also keinesfalls ergebnisoffen. Zusammen mit dem Vorschlag einzelner Mitglieder, Zweidrittel- oder gar Dreiviertelmehrheiten vorzuschreiben, ergibt sich der Wunsch, möglichst wenig oder gar nichts an Veränderungen zuzulassen, damit die Durchsetzung der Reform ungestört weitergehen und lediglich propagandistisch auf die Beteiligung der "Betroffenen", ja sogar einiger Kritiker hingewiesen werden kann.

    Der Rat sollte sich solchen Plänen widersetzen, um nicht in den Geruch einer reinen Alibiveranstaltung zu geraten, wie es den bisherigen Beiräten zu Recht widerfahren ist.


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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 08.03.2005 um 08.29

    Irgend jemand soll die Rechtschreibreform als "menschenverachtendes Massenexperiment" bezeichnet haben. Dagegen haben die Reformer scharf protestiert: es müsse "ein Menschen verachtendes Massenexperiment" heißen - oder so ähnlich, vielleicht habe ich es nicht richtig verstanden.

    In den "Stellungnahmen" der Ratsmitglieder findet man folgende Auslassung eines der schärfsten Reformdurchsetzer:

    "Sollte sich herausstellen, dass die neuen Getrennt- und Zusammenschreibungen auch nach endgültiger allein verbindlicher Einführung keine breite öffentliche Akzeptanz finden, müsste langfristig über einen neuen, grundlegend anderen Ansatz in diesem Bereich nachgedacht werden. Nach dem 1.8.2005 hat der Rat genügend Zeit, ggf. notwendige grundsätzlichere Korrekturen/Umarbeitungen vorzunehmen, die detailliert und ausgewogen mit aller ggf. hinzuziehbaren Sachkenntnis erarbeitet und überprüft werden sollten. Dies könnte auf der Basis von empirischer Beobachtung der Sprachentwicklung (...) geschehen. Auf diese Weise könnten auch langfristig tragbare und konsensstärkende Konzepte entwickelt werden."

    Das heißt: Während 12 Mill. Schüler noten- sowie versetzungsrelevant die "endgültig allein verbindlichen" Neuschreibungen lernen müssen, wissen wir Reformer natürlich die ganze Zeit, daß das Ganze ein Humbug ist. Aber damit das Geschäft weitergeht (der Text ist von einem Wörterbuchverlag), setzen wir es erst einmal durch und besichtigen erst hinterher die Schäden. Dann könnten wir ggf. auch Sachkenntnis einsetzen. WIR haben ja viel Zeit!
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 08.03.2005 um 08.11

    Im Gegensatz zu einigen Presseartikeln läßt das Protokoll der zweiten Sitzung nicht erkennen, daß sich der Rat auf die Reparatur der Getrennt- und Zusammenschreibung beschränken und sonst allenfalls die ziemlich unwichtigen Gebiete der Fremdwortschreibung und Zeichensetzung besprechen will. In der Tat ist zum Beispiel die Groß- und Kleinschreibung ebenso revisionsbedürftig. Ich stelle ein erstes Diskussionspapier für die Agenda hierher:


    Worauf ist bei der Revision der reformierten Groß- und Kleinschreibung zu achten?

    Die Großschreibung hat sich von Luther bis Gottsched zunächst zur Substantivgroßschreibung (also zur Auszeichnung einer Wortart) entwickelt und ist im Laufe der letzten Jahrhunderte zu einer textsemantischen Profilgebung weitergebildet worden: Die sinntragenden Einheiten sind durch große Anfangsbuchstaben auffällig gemacht, das bloße adverbiale und pronominale (v. a. textverweisende) Beiwerk ist durch Kleinschreibung visuell in den Hintergrund gedrängt worden. Die Neuregelung stemmt sich gegen diese Entwicklung, indem sie Kleinschreibung bei Nominationsstereotypen (erste Hilfe) und Großschreibung bei Adverbialien und Pronomina (im Allgemeinen, des Öfteren, bei Weitem; Folgendes, Letzterer) durchzusetzen bzw. wiedereinzuführen versucht. Beides war schon im 19. Jahrhundert bereinigt worden, die Reform ist in hohem Maße rückwärtsgewandt. Im einzelnen ergeben sich folgende Forderungen (Paragraphen nach der Neuregelung von 1996):
    § 55 (3) Die Regel, daß substantivische Bestandteile im Inneren fremdsprachiger Fügungen groß geschrieben werden sollen, stellt außerordentlich hohe Anforderungen an den Schreibenden, der ja die Wortart in der Fremdsprache kennen muß: Herpes Zoster, Dativus Commodi (?) usw. Außerdem ist es widersprüchlich, fremde Substantive groß, fremde Adjektive aber keineswegs klein zu schreiben; konsequent wäre ultima Ratio, dolce Vita usw. Die Neuregelung ist daher zugunsten der sehr einfachen bisherigen Regelung aufzugeben: das erste Wort groß, alles übrige klein: Ultima ratio, Commedia dell'arte usw. (Da bei englischen Entlehnungen, die im Deutschen eine Sonderstellung haben, bisher schon eine große Unsicherheit herrschte, könnte man die Regel hierauf ausdehnen und verallgemeinern: Centre court, Big band, Hot jazz usw.)
    § 55 (6) Die Kleinschreibung der Tageszeiten (heute morgen usw.) ist wiederherzustellen. An der zweiten Stelle solcher Verbindungen kann, wie Peter Gallmann schon 1991 gezeigt hat, kein Substantiv stehen. Es kommt nicht darauf an, ob irgendein Grammatikmodell hier ein „Adverb“ nachweisen kann oder nicht.
    § 56 Die falsche Einstufung einiger Wörter wie leid als ehemalige Substantive ist zu korrigieren. Man kann nicht oft genug an Konrad Dudens klassisch-klare Darlegung erinnern:
    „Bei Ausdrücken wie leid tun, not tun, weh tun, schuld sein, gram sein; mir ist angst, wol, wehe, not ist von selbst klar, daß das zum einfachen Verbum hinzugetretene Element nicht als Substantivum fungiert; (man erkennt) die nicht substantivische Natur jenes Zusatzes am besten durch Hinzufügung einer nähern Bestimmung. Man sagt er (...) hat ganz recht, hat vollständig unrecht u. dgl. Die Anwendung von Adverbien, nicht von Adjektiven, zeigt, daß man einen verbalen Ausdruck, nicht ein Verb mit einem substantivischen Objekt vor sich hat.“ (Die Zukunftsorthographie (usw.). Leipzig 1876, S. 70)

    § 57 ist im Sinne von H. H. Munskes ausführlich begründeter Darstellung zu korrigieren:
    ;Kleinschreibung gilt in weitem Umfang für pronominal gebrauchte „Substantivierungen“ wie das gleiche, jeder einzelne, der erste, der letztere usw.
    ;Ebenso ist die eingebürgerte Kleinschreibung bei phraseologisch gebrauchten „Substantivierungen“ anzuerkennen: im allgemeinen, im voraus, des öfteren usw.
    Großschreibung ist hier – besonders bei Hervorhebung der lexikalischen Bedeutung – nicht falsch, aber längst unüblich geworden. Die ausschließliche Zulassung der Großschreibung läuft der modernen Sprachentwicklung entgegen.
    § 62 Die Verknüpfung von Apostroph und Großschreibung ist eine unnötige Änderung, die gestrichen werden sollte. Der Apostroph hat andere Aufgaben.
    § 63 Diese Regel wird der Sprachwirklichkeit noch weniger gerecht als die bisherige Dudenregelung. Es gibt viele „appellativische Nominationsstereotype“, die man gewöhnlich groß schreibt nach dem Muster von Schwarzes Brett. Hier sollte man eine breite Übergangszone anerkennen, die sich nicht abschließend regeln läßt.
    § 66 Die neu verordnete Kleinschreibung der Briefanrede (du, ihr) ist ein unzulässiger Eingriff des Staates in private Ausdruckskonventionen und daher zurückzunehmen. (Die Presseagenturen haben im Widerspruch zur Neuregelung die Großschreibung sogar noch ausgedehnt, was ebenfalls nicht gutzuheißen ist.)
    Insgesamt sollte bei der Groß- und Kleinschreibung gar nichts neu geregelt werden, ausgenommen die manchmal zu dogmatische Darstellung im Wörterverzeichnis des Duden (im trüben fischen, sein Schäfchen ins trockene bringen).

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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 07.03.2005 um 16.56

    Der "Standard" druckt heute ein Interview mit Ratsmitglied Gerhard Ruiss. Die Antworten unseres Mitstreiters sind auf seinen Wunsch in der herkömmlichen Rechtschreibung wiedergegeben. Wenn nur alle Intellektuellen so konsequent wären ...

    Im "Mannheimer Morgen" wiederum steht heute, der Rat solle der Reform den letzten Schliff geben. Mit dem Schleifen hat es gute Weile, wir sind noch beim Hobeln.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 06.03.2005 um 16.29

    Bei der zweiten Sitzung des Rates scheinen - jedenfalls offiziell - keine Aufpasser anwesend gewesen zu sein. Das schließt nach meinen Erfahrungen (Mannheimer Anhörung) allerdings nicht aus, daß dennoch ein paar herumgesessen haben, die nicht als "Gäste" vorgestellt wurden. Andererseits ist es denkbar, daß Herr Zehtmair es sich verbeten hat, mit Stillemunkes usw. im Hintergrund zu beraten.

    Stillemunkes arbeitet übrigens mit der Gesellschaft für deutsche Sprache zusammen. Hoberg hat außerdem beste Kontakte zur Dudenredaktion, die GfdS gibt ja zusammen mit Duden die Reihe "Thema Deutsch" heraus, und sie sitzen auch sonst im gleichen Boot. Wermke ist im Gesamtvorstand der GfdS. Er und Hoberg haben das gemeinsame Ziel, die Reform möglichst unverändert durchzuboxen. Daher sind auch ihre eingereichten Stellungnahmen völlig gleichsinnig, nur daß Hobergs zwölf Zeilen noch viel weniger Interesse an der Sprache selbst bezeugen. Da er zur Reform nichts beigetragen hat, bleibt die Frage, warum er sich für einen so offenkundigen Unsinn, von dem die Mitglieder der GfdS nichts erfahren dürfen, so energisch ins Zeug legt. Verständlich wäre noch, daß Hoberg der GfdS durch Fügsamkeit gegenüber den Regierungen und durch Verbindung mit dem großen Dudenverlag mehr Gewicht verschaffen will. Aber das erklärt nicht die zynische Verachtung der Grammatik und die Abschottung gegen jede Kritik auch innerhalb der GfdS. Jedenfalls darf die RSR seit meinem "Muttersprache"-Beitrag in der GfdS nicht mehr diskutiert werden. Die Mitglieder werden in Unwissenheit gehalten, andernfalls würden sie größtenteils austreten.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 06.03.2005 um 16.14

    Zweite Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung

    18.2.2005 11-15 Uhr, Mannheim, Vortragssaal des IDS

    Vorsitz: Zehetmair

    Deutschland:

    Banse
    Besch
    Eckinger
    Eichinger
    Hoberg
    Jacoby
    Kaiser
    Krome
    Ossner
    Pasquay
    Tangermann
    Wermke
    Wolf

    Österreich:

    Blüml
    Glöckler
    Haider
    Laher
    Lusser
    Scholz
    Schrodt
    Steiner

    Schweiz:

    Dové
    Feller
    Gallmann
    Hauck
    Lindauer
    Müller
    Siegel (bis 14.15 Uhr)
    Sitta


    Kooptiert: Meraner (Südtirol)


    Gast: Guber

    Entschuldigt: Fürstner (Zeitschriftenverleger), Quaderer, Zilk

    Protokoll:

    Güthert (IDS)





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    Th. Ickler


    eingetragen von J.-M. Wagner am 05.03.2005 um 19.02

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    daß der "Rat" alle noch verbliebenen Probleme (über die sie selbst nicht zu diskutieren imstande war) diskutieren und lösen werde.
    Und was sagt Frau Prof. Wanka dazu?
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    Jan-Martin Wagner


    eingetragen von Theodor Ickler am 05.03.2005 um 17.34

    Wohlweislich sind die Bibliothekare nie gefragt worden. Dabei hätten sie viel eher in den Rat gehört als irgendwelche Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 05.03.2005 um 04.45

    Die Geschäftsführerin hat mich auf meine entsprechende Nachfrage an die KMK verwiesen. In den Unterlagen des Rates finde ich keinen Hinweis auf die Elternvertretung.
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    Th. Ickler


    eingetragen von J.-M. Wagner am 04.03.2005 um 21.17

    Wie kommt es eigentlich, daß dem Rat immer wieder die Mitgliedschaft von Elternvertretern angedichtet wird (siehe etwa die heutige APA/DPA-Meldung von Südtirol online)? Hier scheint noch Aufklärungsarbeit erforderlich zu sein.

    Der einzige mir bekannte offizielle Zusammenhang zwischen dem Rechtschreibrat und Elternvertretern wurde in der KMK-Pressemitteilung vom 27.09.2004 hergestellt, und zwar in folgendem Passus:

    Der Rat für deutsche Rechtschreibung soll, bevor er Vorschläge zur Änderung des Regelwerks vorlegt, Vertreterinnen und Vertretern aus den Schulen, insbesondere aus den Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme geben. In gleicher Weise sollen Vertreterinnen und Vertreter solcher Einrichtungen angehört werden, die auf Grund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder aber voraussichtlich an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden.
    Ob das auf einen expliziten Beschluß der KMK zurückgeht, weiß ich nicht; ich habe nichts weiter dazu gefunden.

    – geändert durch J.-M. Wagner am 05.03.2005, 19.59 –
    __________________
    Jan-Martin Wagner


    eingetragen von Fritz Koch am 04.03.2005 um 17.58

    daß der "Rat" alle noch verbliebenen Probleme (über die sie selbst nicht zu diskutieren imstande war) diskutieren und lösen werde.

    Wenn der "Rat" unfähig oder unwillens ist, die allseits bekannten Probleme zu beheben, ist das Reformprodukt unreparierbar und zu verschrotten. Es kann so nicht in Großserie gehen.


    eingetragen von J.-M. Wagner am 04.03.2005 um 17.10

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Kaum hat sich der Rat konstituiert, beginnen schon die Tricksereien. Wie in der Presse schon zu lesen war, ist bei der KMK eine Änderung der Geschäftsordnung beantragt: Mit Zweidrittelmehrheit soll künftig entschieden werden.
    Heißt das, daß diese Änderung noch nicht beschlossen ist und man also noch einen Gegenantrag einreichen könnte?

    Zitat:
    Das wäre die beste Garantie dafür, daß am Regelwerk nichts mehr geändert wird, und tatsächlich stammt der Antrag von denen, die überhaupt keinen Änderungsbedarf sehen. Die KMK wird natürlich liebend gern zustimmen. Wir werden es nicht verhindern können, aber die Presse soll die abermals betrogene Bevölkerung wenigstens darüber aufklären.
    Dazu eine Idee, wie daraus Kapital geschlagen werden könnte: Wie wäre es, einen Nullbeschluß des Rates (keine Änderungen bis zum gegenwärtig festgesetzten Stichtag) in Pressekommentaren einem Scheitern des Rates gleichzusetzen? Dazu: Als wie hoch ist die öffentliche Erwartungshaltung einzuschätzen, daß der Rat wirklich Vorschläge zustandebringt (so daß das Ausbleiben von Vorschlägen als ein Scheitern des Rates zu interpretieren wäre)? Nach der gescheiterten ZwischKomm dürfte sich die KMK die Blamage eines scheiternden Rates ersparen wollen. Als einen Ausweg, um dem Scheitern des Rates zu entgehen, könnte man auf ein Moratorium drängen.
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    Jan-Martin Wagner


    eingetragen von J.-M. Wagner am 04.03.2005 um 16.23

    Vielen Dank für den Hinweis! Den Beitrag hatte ich schon gelesen, aber gedanklich als dpa-Meldung gespeichert und nicht als FAZ-Artikel.
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    Jan-Martin Wagner


    eingetragen von vermutlich W.L. (war: 'Thiess') am 04.03.2005 um 15.08

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
    Kritiker vor
    Ickler für den P.E.N. im Rechtschreib-Rat

    Einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform, der Schriftstellerverband P.E.N., hat jetzt doch noch seine Mitarbeit im Rat für Deutsche Rechtschreibung angekündigt. Es habe verschiedene Gespräche gegeben, nach denen auch ...

    F.A.Z. vom 04.03.2005

    Ich bin kein Abonnent – ob wohl jemand anderes den vollen Wortlaut im Nachrichtenbrett eintragen kann? Danke!


    Siehe unter:

    http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=214

    Dritter Beitrag.
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    thiess


    eingetragen von J.-M. Wagner am 04.03.2005 um 14.54

    Kritiker vor
    Ickler für den P.E.N. im Rechtschreib-Rat

    Einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform, der Schriftstellerverband P.E.N., hat jetzt doch noch seine Mitarbeit im Rat für Deutsche Rechtschreibung angekündigt. Es habe verschiedene Gespräche gegeben, nach denen auch ...

    F.A.Z. vom 04.03.2005

    Ich bin kein Abonnent – ob wohl jemand anderes den vollen Wortlaut im Nachrichtenbrett eintragen kann? Danke!
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    Jan-Martin Wagner


    eingetragen von Fritz Koch am 04.03.2005 um 11.52

    Frühere Grammatikbücher:
    "Die Hilfsverben 'haben, sein, werden' schreibt man von einem vorhergehenden eng angeschlossenen Wort getrennt, auch wenn sie ihren Eigenton an dieses abgegeben haben.
    'böse sein, fertig sein, krank sein, beisammen sein, beisammen haben, böse werden'.

    Aber bei übertragener Bedeutung schreibt man im Infinitiv und Part. Perf. in einem Wort z.B. 'dasein, dabeigewesen, innehaben, innesein, innegeworden:

    du mußt dasein, wenn ich es sage - ... da sein, wo ich gesagt habe,
    du hast dazusein, wenn ... - ... da zu sein, wo ...,
    du bist dagewesen - ... da gewesen, wo ...' .
    Aber: Wenn du nicht da bist, gehe ich fort."


    eingetragen von Fritz Koch am 04.03.2005 um 09.36

    hießen sie in den Grammatikbüchern "unechte Komposita", im Gegensatz zu den "echten Komposita", die jetzt "untrennbare Verben" heißen. Waren diese Bezeichnungen sinnvoller oder auch nicht?

    In früheren Grammatikbüchern stehen die "unechten" und die "echten Komposita" unter dem Oberbegriff "Verbalkomposita", man müßte sie also genauer "unechte" und "echte Verbalkomposita" nennen.

    Übrigens gab es auch noch die "mittelbaren (Verbal-)Komposita", die nicht aus einem Bestimmungswort und Verb zusammengesetzt, sondern durch Anhängen von "-en" aus zusammengestzten Substantiven entstanden sind. Heute werden sie "(orthographische) Rückbildungen" genannt.
    .


    eingetragen von Theodor Ickler am 04.03.2005 um 05.02

    Worauf ist bei der Revision der refomierten Getrennt- und Zusammenschreibung zu achten?

    Die Zweite Orthographische Konferenz 1901 hatte davon abgesehen, die Getrennt- und Zusammenschreibung zu regeln. Es handelt sich um Übergangsbereiche der Sprachentwicklung, die sich nicht abschließend festlegen lassen.

    Die beiden Hauptbereiche, in denen es zu Zweifelsfällen wegen der Zusammenschreibung kommen kann, sind von ganz unterschiedlicher Art.

    Einerseits handelt es sich um das Zusammenschreiben von Wortgruppen, die aus einem Verb und einem Zusatz bestehen, wobei dieser Zusatz verschiedenen Wortarten angehören kann, in der Verbindung jedoch seine Selbständigkeit mehr oder weniger einbüßt. Eine wirkliche Zusammensetzung entsteht dadurch nicht: aufstehen, zusammenkleben, auseinandersetzen, vorwärtskommen, fertigstellen, stehenbleiben, verlorengehen, wohltun, ernstnehmen, radfahren. Bei passender Konstruktion (Distanzstellung) treten die Bestandteile wieder auseinander: steht ... auf, stellt ... fertig usw., weshalb man auch – ungeschickt genug – von "trennbaren Verben" spricht. Einige Zusammenschreibungen dieser Art hatte der Duden im Laufe der Zeit aufgenommen, andere (noch) nicht. Die Orientierung des Duden am Schreibbrauch ließ zu wünschen übrig. Die Entwicklung war in jedem Falle eindeutig auf zunehmende Zusammenschreibung gerichtet. Für die entgegengesetzte Richtung ist mir kein Beispiel bekannt.

    Die Reformer wollten die Zweifelsfälle (die allerdings durch die Existenz eines amtlichen Rechtschreibwörterbuchs mit zahllosen Einzeltwortfestlegungen erst zum Problem geworden waren) durch einfache Regeln weitgehend beseitigen, also genau jene Festlegung versuchen, auf die man 1901 verzichtet hatte. Sie bekannten sich ausdrücklich zu dem Ziel, der Tendenz der Sprachgemeinschaft zur Zusammenschreibung "entgegenzuwirken". (Augst et al. (Hg.) 1997, S. 203. Vgl. Internationaler Arbeitskreis für Orthographie (Hg.) 1992, S. 146; sinngemäß ebenso schon in den Wiesbadener Empfehlungen von 1958. Weitere Belege in Zabel 1996).
    Die neuen Regeln konnten daher nur den Charakter der Willkür haben. So sollten alle Wörter, die auf -einander oder auf -ig, -lich oder -isch enden, von der Zusammenschreibung ausgeschlossen werden, daher fertig stellen, aber feststellen usw. Auf die Frage, was die Endung des ersten Bestandteils mit der Zusammenschreibung des Ganzen zu tun habe, antwortete der hauptverantwortliche Reformer sinngemäß: "Gar nichts, aber eine willkürliche Regel ist besser als gar keine." Damit wird jedoch der Schriftsprache Gewalt angetan, die quasi-natürliche Entwicklung, um deren Verständnis man sich eigentlich bemühen sollte, gewaltsam abgeschnitten und eine unplausible, der Intuition widersprechende Vorschrift geschaffen, die nur unter ständigem Zwang eine Zeitlang durchgesetzt werden kann. Besonders in der Schule muß sich solche geistlose Willkür schädlich auswirken. Dem Lehrer wird es ja verwehrt, die allgemeine Gesetzmäßigkeit der hochinteressanten Verbzusatzkonstruktionen in ihrer inneren Logik zu erklären. Man erinnere sich an die millionenfach abgedruckte Auskunft des Reformers Klaus Heller, übrig bleiben müsse jetzt getrennt geschrieben werden wie freundlich grüßen!

    Der zweite große Bereich betrifft tatsächlich die Wortbildung, nämlich die Entstehung von Zusammensetzungen nach den Mustern fleischfressend, aufsehenerregend, zufriedenstellend, alleinstehend, braungebrannt, wohlverdient und einigen kleineren Modellen wie hochempfindlich.

    Ausdrücke wie fleischfressend, erdölproduzierend, blutsaugend sind durch Objektinkorporation entstanden und werden meist klassifizierend gebraucht, fleischfressend zum Beispiel als Übersetzung des Fachausdrucks karnivor, fruchttragend für fructifer usw. Dem steht die in vielen Fällen weiterhin mögliche Behandlung als Wortgruppe gegenüber: [rohes] Fleisch fressend usw. Bei gesamthafter Steigerung (noch aufsehenerregender) und prädikativem Gebrauch (die Arbeit ist zufriedenstellend) kommt aus grammatischen Gründen nur die Zusammensetzung in Frage, da das Partizip I nicht prädikativ gebraucht wird (vgl. z. B. Dudengrammatik 2005, S. 363, Autor: Peter Gallmann). Die Reform sah in einem ersten Anlauf vor, diesen ganzen Wortbildungsprozeß zu annullieren; mit zwei oder drei erratischen Ausnahmen im amtlichen Wörterverzeichnis (gewinnbringend) wurden sie alle beseitigt. Nach jahrelangen Ringen sind sie im Juni 2004 sämtlich wiederzugelassen worden, ohne daß allerdings die Gründe für die unterschiedliche Behandlung so deutlich ausgeführt wären, wie es vor der Reform der Fall war. Immerhin sieht man nun im revidierten amtlichen Wörterverzeichnis etwa 90 und im neuesten Duden rund 420 wiederhergestellte Wörter dieser Art als neue "Varianten" – ein eindrucksvolles Eingeständnis früherer Irrtümer.

    Das ganze Kapitel muß jedoch von Grund auf neu durchgearbeitet werden, um den Charakter eines nur widersrebend unter dem Druck der Kritik angefertigten Flickwerkes loszuwerden. Die vieldiskutierten Problemfälle wiederherstellen, hochverdient, vielgeliebt usw. sind ja immer noch nicht wirklich klargestellt und werden daher von reformierten Schulwörterbüchern usw. oft ganz unterdrückt. Am besten wäre es, den in langen Zeiträumen gewachsenen Bereich mit seinen Übergangszonen, aber auch seinen grammatisch gebotenen Beschränkungen so darzustellen, wie er sich in sorgfältig redigierten Texten selbst darbietet. (Ein Versuch in dieser Richtung ist mein eigenes Rechtschreibwörterbuch "Normale deutsche Rechtschreibung".)

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    Th. Ickler


    eingetragen von Peter Müller am 03.03.2005 um 20.06

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    Varianten ohne Erläuterung der Bedeutungsunterschiede vergrößern nur die Verwirrung.
    Stimmt, wobei ich unter Varianten eigentlich nur unterschiedliche Schreibweisen mit identischer Bedeutung (wie aufwendig/aufwändig) verstehe. Dort ist eine Variantenführung erwünscht. Wenn eine unterschiedliche Schreibweise zu einem Bedeutungsunterschied führt, sind das für mich nicht Varianten, sondern eigenständige Wörter/Wortgruppen. Dann muß der Bedeutungsunterschied selbstverständlich erläutert werden. Der Neuschrieb verzichtet nicht auf die Erläuterungen, sondern will diese eigenständigen Wörter/Wortgruppen zu Varianten degradieren, das sieht man an den Duden-Einträgen das frisch gebackene/frischgebackene Brot; ein frisch gebackenes/frischgebackenes Ehepaar oder ein nahe liegendes/naheliegendes Gehöft; ein nahe liegender/naheliegender Gedanke und ein nahe stehendes/nahestehendes Haus; ein mir nahe stehender/nahestehender Mensch usw.
    __________________
    Peter Müller


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 03.03.2005 um 20.00

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Thies
    Ich bin dafür, Herrn Reyer statt Herrn Ickler in den Rat für Rechtschreibung zu entsenden. Ich kenn’ Herrn Reyer zwar nicht und vermute, daß ihn auch sonst keine Sau hier kennt, aber seine besonderen Fähigkeiten wurden von einem (nicht durch Staatsknete am Leben gehaltenen) Handwerker verbürgt.
    Dipl.-Ing. Wasmut Reyer und Prof. Theodor Ickler sollten beide in den „Rat“ entsandt werden. Herr Reyer hat jahrzehntelang Rundfunk-Journalisten darin ausgebildet, wie sie sich von Politikern nicht abbügeln lassen. Er ist der Begründer der Argumentationsanalyse, und wenn einer mit diesem Schwabbelhaufen von Politikern zurecht kommen soll, dann wohl er.


    eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2005 um 15.44

    Konstituierende Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung

    17.12.2004 15-17 Uhr, Mannheim, Vortragssaal des IDS

    Vorsitz: Ahnen

    Deutschland:

    Banse
    Besch
    Eckinger
    Eichinger
    Hoberg
    Jacoby
    Kaiser
    Krome
    Ossner
    Pasquay
    Tangermann
    Wermke
    Willutzki
    Wolf

    Österreich:

    Blüml
    Glöckler
    Haider
    Laher
    Lusser
    Scholz
    Schrodt
    Steiner
    Zilk


    Schweiz:

    Dové
    Feller
    Gallmann
    Hauck
    Lindauer
    Müller
    Siegel
    Sitta

    Kooptiert:

    Meraner (Südtirol)
    Quaderer (Liechtenstein)

    Gäste:

    Claussen, Dr. Horst (BMI)
    Funk (KMK)
    Guber, Dr. Franz (Hanns-Seidel-Stiftung)
    Krimm (KM Bayern)
    Reiß-Jung, Vera (Bundesbildungsministerium)
    Schmitz (?)
    Stillemunkes (KM Hessen)
    Strohmeyer (Österreich. Kultusministerium)
    Thies (KMK)
    Zehetmair (nach seiner Wahl Sitzungsleiter)

    Protokoll:

    Dr. Plewnia (IDS)



    (Ich habe nur die Personen zugeordnet, bei denen das aus der früheren Liste nicht schon bekannt war. Th. I.)

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    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 03.03.2005 um 15.37

    Was mit einfachen Mehrheiten eingeführt werden konnte, soll nur mit Zweidrittelmehrheiten wieder geändert werden können.


    eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2005 um 15.23

    Kaum hat sich der Rat konstituiert, beginnen schon die Tricksereien. Wie in der Presse schon zu lesen war, ist bei der KMK eine Änderung der Geschäftsordnung beantragt: Mit Zweidrittelmehrheit soll künftig entschieden werden. Das wäre die beste Garantie dafür, daß am Regelwerk nichts mehr geändert wird, und tatsächlich stammt der Antrag von denen, die überhaupt keinen Änderungsbedarf sehen. Die KMK wird natürlich liebend gern zustimmen. Wir werden es nicht verhindern können, aber die Presse soll die abermals betrogene Bevölkerung wenigstens darüber aufklären.

    Ich lese gerade die vollständigen Texte der eingereichten Stellungnahmen, kann es aber nur in kleinen Portionen verkraften. Was manche, die sich für Sprachwissenschaftler halten, alles gut und richtig finden, ist unglaublich! Es gibt allerdings auch Lichtblicke.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Bernhard Schühly am 02.03.2005 um 19.35

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    Man wird versuchen, Sach-Argumente mit der Kosten-Keule zu erschlagen.
    Ja, natürlich.
    Aber gibt es da nicht genügend Argumente – ich meine hier auch solche, die mit den spezifisch sprachlichen Fehlern der RSR nichts zu tun haben – um zurückzuschlagen??
    Also z.B.:

    Die verfassungsmäßige Rechtfertigung (mehrheitliche Annahme in der Bevölkerung).

    Die „verschiedenen“ Komplotte der Schul- und Wörterbuchverlage mit den „Reformern“ und ihre großen Gewinne bei der „amtlich“ verordneten Einführung.

    Daß die eigentlich angesetzte Probezeit noch nicht abgelaufen ist und innerhalb dieser bzw. bis zu ihrem Ende eine vollständige Rücknahme gewährleistet sein muß.

    Daß es bald keine einheitliche Schreibung mehr geben wird, wenn jeder sich sein eigenes „Rechtschreibsüppchen“ selber kochen darf – bei den vielen Varianten: Hier die Alte und die Neue, dazu hauseigene Versionen verschiedener Zeitungen, in der Schweiz zwei, dazu die der NZZ, ebenso in Österreich...

    Die Intention der „Reform“, nämlich die Sprache (schreiben und lesen) leichter zu machen und ihr „einschlagender Erfolg“ – siehe Pisa.
    Das Deutsch ist jetzt gerade für Ausländer noch schwieriger geworden, wenn sie sich nämlich in ihrem Heimatland schon auf ihren Aufenthalt hier vorbereiten wollen und daheim bereits lernen aus älteren Büchern, die sie irgenwoher bekommen haben. Kann man denn den dortigen Menschen dort die teure Umstellung auf „neugeschriebene“ deutsche Literatur aufzwingen?
    Das ist doch absolut integrationsfeindlich!!!
    Aber das war auch ein Haupt„argument“ der (sich) sogenannten Reformer.

    Ich denke, Herrn Ickler wird auch noch mehr dazu einfallen.
    In dem Sinn ist es gut, daß jetzt einer dabei ist, der nicht „embedded“ und zum Schweigen verschworen ist, sondern sich den Mund – auch nach außen hin – nicht verbieten läßt. Jetzt heißt es für die guten (?) Leute: Farbe bekennen! – falls sie welche haben...



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    Bernhard Schühly


    eingetragen von Fritz Koch am 02.03.2005 um 17.35


    eingetragen von Fritz Koch am 02.03.2005 um 17.28

    vergrößern nur die Verwirrung.

    Das Kriterium der Steigerbarkeit, z.B. bei "wohl", ist Blödsinn. Damit lernen die Schüler etwas Unsinniges, das nur in der Schule gilt und dort anspruchsvolle Texte verhindert. Klarheit der Bedeutungsunterschiede verträgt sich nicht mit möglichst einfachen Regeln.


    eingetragen von Thies am 02.03.2005 um 16.39

    Ich bin dafür, Herrn Reyer statt Herrn Ickler in den Rat für Rechtschreibung zu entsenden. Ich kenn' Herrn Reyer zwar nicht und vermute, daß ihn auch sonst keine Sau hier kennt, aber seine besonderen Fähigkeiten wurden von einem (nicht durch Staatsknete am Leben gehaltenen) Handwerker verbürgt.


    eingetragen von Christoph Kukulies am 02.03.2005 um 10.42

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.

    In dem Film "Die 12 Geschworenen" geht es um die Verurteilung eines jungen Mannes, der der Ermordung seines Vaters bezichtigt wird. Die Geschworenen ziehen sich zur Beratung zurück, um ihr Urteil zu fällen. Das Urteil muß einstimmig
    ausfallen und bedeutet bei einem Schuldspruch für den Angeklagten die Todesstrafe. Alle bis auf einen sind von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Dieser eine Geschworene hegt Zweifel an der Beweisführung der Anklage und stellt sich der Meinung der elf anderen entgegen. In der sich anschließenden hitzigen Diskussion wird die anfänglich so eindeutige Beweislast nach und nach in Frage gestellt. Während einige der Geschworenen stur auf ihrer Meinung beharren, bekommen immer mehr Geschworene auch Zweifel.

    Anders als in diesem Film (in der Ursprungsfassung übrigens gespielt von Henry Fonda, in einer Neuauflage von Jack Lemmon), in dem auch der Freispruch einstimmig zu erfolgen hatte, würde es ja schon genügen, wenn der P.E.N.-Geschworene nur die Mehrheit auf seine Seite ziehen könnte.


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    Christoph Kukulies


    eingetragen von glasreiniger am 02.03.2005 um 10.11

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    ... Auch nehme ich an, daß etliche skeptische Ratsmitglieder damals durch die überaus routinierten Reformer an die Wand gedrückt worden sind.

    ... Größer kann die Schande nicht sein.


    Fange ich mal beim letzten Satz an: Was nützt die Schande, wenn das Schamgefühl fehlt?

    Zum ersten: Diesmal ist allerdings einer der Raffiniertesten dabei, nämlich der Vorsitzende. Wer sollte dessen Erfahrung im Politklüngel Paroli bieten können? Ich erinnere mich da an einen ähnlichen Fall (Biedenkopf), der vor vielen Jahren bei der Gründung der Universität Bochum im Verfassungsausschuß nicht nur alle anderen Beteiligten an die Wand drückte, sondern auch noch den Grundstein zu seiner späteren Karriere legte.


    eingetragen von Theodor Ickler am 02.03.2005 um 04.16

    Welchen Standpunkt der Präsident des deutschen PEN, Johano Strasser, vertritt, hat er mehrfach sehr deutlich gesagt; es ist auch der meinige.

    Im "Beirat" ist der PEN durch Jens Wonneberger vertreten worden, der, soweit ich es erkennen konnte, das orthographische Herz auch schon auf dem rechten Fleck hatte. Seine Wirkungsmöglichkeit war natürlich begrenzt. Auch nehme ich an, daß etliche skeptische Ratsmitglieder damals durch die überaus routinierten Reformer an die Wand gedrückt worden sind.

    Im übrigen ist das alles nicht so dramatisch zu sehen. Wer nicht viel erwartet, genießt am ehesten die angenehmen Überraschungen, die es ja auch immer wieder mal gibt. Man soll ja nicht undankbar sein. Wissen Sie noch: die FAZ, der Springer-Verlag, zwischendurch der Hochschulverband, der Pour le mérite, das Kursbuch und die Monatshefte? Das waren die kleinen Freuden, die das Leben versüßen. Die unehrenhafte Entlassung der Kommission samt Beiräten ist noch gar nicht richtig gefeiert worden. Und erinnern Sie sich noch, wie Wermke, Augst und andere nach dem schandbaren Urteil von Karlsruhe den Sekt aus ihren Pappbechern schlürften? Und wie stehen sie heute da? Ein bißchen Genugtuung darf man wohl empfinden. Man kann eben einige Leute eine gewisse Zeit, aber nicht alle Leute für alle Zeit zum Narren halten.

    Die KMK teilt auf Anfrage mit, daß die Kommission aufgelöst sei; ein genauer Zeitpunkt ließ sich aber nicht ermitteln. Bevor der Rat seine Tätigkeit aufnahm, heißt es in einem Brief des Generalsekretariats, seien die Mitglieder der Kommission davon in Kenntnis gesetzt worden, daß es die Kommission nicht mehr gibt ... Größer kann die Schande nicht sein.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Peter Müller am 02.03.2005 um 02.46

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.
    Das ist die gute Nachricht des Tages, ein Hammer! Ich hoffe, die "Interessen des P.E.N." sind wie schon bei seiner Schweizer Vertreterin die vollständige Rücknahme der Reform und danach die behutsame Tilgung von Spitzfindigkeiten. Bitte nicht vergessen: Die graphische Industrie wünscht sich eine Variantenführung, um nicht wieder einen Buchdrucker-Duden herausgeben zu müssen.
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    Peter Müller


    eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 02.03.2005 um 01.37

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.

    Das hört sich verdammt gut an! Darf man sagen, die Karten seien neu gemischt worden?

    Karl-Heinz Isleif
    Tokio, Japan


    eingetragen von Agrescha am 01.03.2005 um 20.14

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.

    Manchmal gibt es auch gute Nachrichten. Ohne zu erwarten, daß Prof. Ickler alleine den rollenden Wagen aufhalten kann, wäre es schon unendlich viel, wenn er ihm einen kleinen Drall geben oder etwas Sand in die Achsen streuen könnte. Der konspirative Zirkel wird jedenfalls damit mehr als je zuvor ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, Interessengemauschel wird deutlicher beim Namen genannt werden. Erstmalig werden sich die Reformer im eigenen Kreis mit einem (dem!) hochkompetenten Reformgegner in der Sache auseinandersetzen müssen, statt falsche Fährten legen zu können - wer beim PEN auf diesen Gedanken kam, einen (diesen) Maulwurf in den Reformerklub einzuschleusen, war genial.

    Ich nehme an, daß es für Prof.Ickler keine einfache Sache und keine einfache Position sein wird - man wird versuchen, ihm die Petersilie zu verhageln, wo es nur geht. Ich wünsche ihm von Herzen ein dickes Fell und die nötige Kraft, wenn er sich - jenseits aller fachlichen Auseinandersetzungen - mit den verborgenen Machtstrukturen in diesen Kreisen herumschlagen muß.

    Agrescha


    eingetragen von Fritz Koch am 01.03.2005 um 18.07

    auf ausdrücklichen Wunsch in die normale deutsche Rechtschreibung übersetzt und in dieser gedruckt zu werden.

    Anscheinend werden die Übersetzer ins Deutsche von den Verlagen erpreßt, in Reformschreibung zu übersetzen oder gedruckt zu werden. Oder die Verlage fragen gar nicht erst.

    Es scheint, daß fremdsprachige Autoren und ihre Übersetzer im Rat bisher nicht vertreten werden.


    eingetragen von glasreiniger am 01.03.2005 um 17.18

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.

    Man wüßte schon gerne, welches die Interessen des PEN in diesem Fall wären. Zunächst denke ich da an das Recht, unverändert auch in Schulbüchern abgedruckt zu werden. Dieses Recht hängt an der Durchsetzbarkeit. Das Urheberrecht ist zwar im Prinzip ausreichend, aber würde im Zweifel eben zur Nichtbeachtung des betreffenden Autors führen. Bei Beibehaltung der Reformschreibung wäre es letzlich nur mit besonderer Kennzeichnung als "normal geschrieben" machbar. Prof. Ickler sollte die Kennzeichnungspflicht einfordern, wie bei gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln.
    Hallo Grüne! Aufwachen!


    eingetragen von Theodor Ickler am 01.03.2005 um 15.28

    Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat sich angesichts der jüngsten Entwicklung entschlossen, seinen Sitz im "Rat für deutsche Rechtschreibung" anzunehmen, und mich mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 28.02.2005 um 16.19

    Meine Übersicht über den "Rat" (weiter unten) ist nochmals überarbeitet und an einigen Punkten korrigiert. Einem Hinweis von Herrn Dové folgend, habe ich zwei unzutreffende Bemerkungen über ihn bzw. Herrn Gallmann gestrichen. Hoffentlich stimmt jetzt alles.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Bernhard Schühly am 21.02.2005 um 18.51

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Der Arbeitskreis hat offenbar die Aufgabe, die Tätigkeit der aufgelösten Kommission fortzusetzen.
    (...)
    Was denken sich die Ratsmitglieder eigentlich dabei, wenn sie neun Jahre nach der Einführung der besten Rechtschreibreform aller Zeiten "endlich" die Herstellung einer "diskussionsfähigen Grundlage" in Aussicht stellen?

    Sind diese "Arbeitsgruppen" (wenn sie wirklich was vernünftiges arbeiten täten...) nicht nur ein Trick, die Verantwortung auf möglichst viele und möglichst unbekannte Schultern zu verteilen, damit, falls die ganze Sache doch scheitern sollte - was die anscheinend nicht für unwahrscheinlich halten! - später keiner dafür belangt werden kann?
    Sozusagen, daß nach dem gescheiterten Putschversuch keine "Rebellen" eingesperrt werden können...
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 21.02.2005 um 14.46

    Gehört Herr Zehetmair jetzt zur Orsgruppe München? Wie weit ist die Erörterung zwischen den Ortsgruppen München und Mannheim gediehen?


    eingetragen von Theodor Ickler am 21.02.2005 um 14.09

    Die Arbeitsgruppe, die sich mit der GZS beschäftigen soll, hat folgende Mitglieder: Eichinger, Eisenberg, Wermke, Pasquay, Schrodt, Lusser, Gallmann.

    Man fragt sich natürlich, was mit den anderen fehlerhaften Teilen der Reform geschehen soll.

    Mir ist nicht bekannt, ob Eisenberg damit auch Mitglied des Rates wird - wohl eher nicht. Immerhin gibt es zwei neue Mitglieder: Südtirol und Liechtenstein, seit voriger Woche stimmberechtigt. Sollten DASD und PEN ihre Plätze noch einnehmen, wären es 39 Mitglieder! Auch wenn einige keine eigene Meinung haben (Steiner usw.), bleibt das doch ein Sack Flöhe, den Herr Zehetmair zu hüten hat.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 20.02.2005 um 08.37

    Nachdem ich meinen Lachkrampf überwunden hatte, erinnerte ich mich, daß ich eigentlich das ganze letzte Halbjahr als selbstverständlich angenommen hatte, Peter Eisenberg werde sich in den Rat für deutsche Rechtschreibung drängen. Dann versicherte mir ein Akademie-Mitglied, Eisenberg habe sich im Gegenteil mit Händen und Füßen dagegen gesträubt. Das kam mir sonderbar vor, aber weil die DASD sich ja insgesamt verweigert hat, mußte ich es erst einmal hinnehmen. Nun sehen wir ihn als 37. und damit einziges "externes" Mitglied im Rat auftauchen und natürlich auch gleich in der Arbeitsgruppe, von der sich Herr Zehetmair die Lösung verspricht. Daraus kann nichts werden. Eisenberg hat seine kurzen Gastspiele im Internationalen Arbeitskreis und in der Zwischenstaatlichen Kommission aus verständlichen Gründen abgebrochen. Er kann schlechterdings nicht mit Gallmann, Blüml, Hoberg und ähnlichen Koryphäen zusammenarbeiten. Die einzige interessante Frage ist: Warum tut er sich das an? Sind es dieselben Gründe, die ihn während der Mannheimer Anhörung orakeln ließen, ein Scheitern der Reform wäre eine "kulturpolitische Katastrophe"?

    Hermann Zabel - mit Eisenberg in gegenseitiger Abneigung verbunden - hat schon vor zehn Jahren erkannt, daß Eisenberg und seine Studiengruppe sich selbst "als die eigentlich ausgewiesenen Wissenschaftler empfehlen", und fragt mit Recht, warum die Studiengruppe es in all den Jahren nicht geschafft hat, einen "wissenschaftlich tragfähigen Gegenentwurf" hervorzubringen (Wüteriche 164). Ich bin ja kein großer Zabel-Verehrer, aber wo er recht, hat er recht.

    Eisenberg ist Duden-Autor, zusammen mit Dudenchef Wermke, Gallmann, Sitta, Lindauer (und ...?) ist also diese Fraktion nun noch stärker.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 19.02.2005 um 11.46

    Im Feuilleton.
    Wichtigster Satz daraus:
    "Der überwiegend aus Interessenvertretern und nicht mit Orthografievertretern besetzte Rat wird, so scheint es, das herrschende Durcheinander weiter vergrößern und sich nicht einmal auf eine homogene Darstellung seiner Aufgaben verständigen können."


    eingetragen von glasreiniger am 19.02.2005 um 11.36

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    die Herstellung einer "diskussionsfähigen Grundlage" in Aussicht stellen?


    Die Würze dieser Formulierung ergibt sich vor allem aus der klar erkennbaren Absicht, ebendiese Diskussion *nicht* stattfinden zu lassen.


    eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2005 um 06.57

    Der Arbeitskreis hat offenbar die Aufgabe, die Tätigkeit der aufgelösten Kommission fortzusetzen. Offiziell bleibt es bei der Reform, intern werden weitere Varianten, "Präzisierungen" usw. hinzugefügt. Die Namen werden wir bald erfahren.
    Übrigens wird jetzt überall der Bundeselternrat erwähnt. In der originalen Mitgliederliste (auch unter http://www.kmk.org) findet man ihn nicht.
    Was denken sich die Ratsmitglieder eigentlich dabei, wenn sie neun Jahre nach der Einführung der besten Rechtschreibreform aller Zeiten "endlich" die Herstellung einer "diskussionsfähigen Grundlage" in Aussicht stellen?

    Der Wunsch der Österreicher und Schweizer, auch einmal auf heimischem Boden tagen zu dürfen, scheint sich nicht zu erfüllen.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Karsten Bolz am 18.02.2005 um 18.42

    Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründ' ich einen Arbeitskreis.

    Man darf bei dem vorgegebenen Schweinsgalopp gespannt sein, welch halbgares Zeug uns im April serviert wird. Es wäre nebenbei interessant zu wissen, wer in diesem Arbeitskreis in persona bzw. als Funktionär vertreten ist.
    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von J.-M. Wagner am 18.02.2005 um 17.27

    Rechtschreibrat ohne Vorschläge - Arbeitsgruppe eingesetzt

    Mannheim (dpa) - Ohne konkrete Ergebnisse ist die erste inhaltliche Sitzung des neuen Rates für Deutsche Rechtschreibung am Freitag zu Ende gegangen. Das Expertengremium einigte sich bei seinem Treffen am Freitag in Mannheim lediglich auf eine siebenköpfige Arbeitsgruppe, die Regeln für die besonders strittigen Fälle der Getrennt- und Zusammenschreibung ausarbeiten soll. Unter dem Vorsitz des Leiters des Instituts für Deutsche Sprache, Ludwig Eichinger, sollen bis zur nächsten Konferenz am 8. April in München konkrete Vorschläge für eine Änderung des umstrittenen Reformwerkes vorgelegt werden.

    Das Gremium war Mitte Dezember vergangenen Jahres nach heftiger Kritik an der Rechtschreibreform ins Leben gerufen worden. Es setzt sich zusammen aus Sprachwissenschaftlern, Vertretern von Verlagen, Schriftsteller- und Journalistenverbänden, Lehrerorganisationen sowie des Bundeselternrates. Bis zur verbindlichen Einführung der neuen Schreibweisen in Schulen und Behörden zum 1. August 2005 soll sich die Gruppe mit den drei Komplexen Getrennt- und Zusammenschreibung, der Eindeutschung von Fremdwörtern und der Interpunktion befassen.

    «Kompensiert Fachleute zusammen zu haben, hilft nicht immer», begründete der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU), das Einsetzen der Arbeitsgruppe. Ziel der kleinen Arbeitsgruppe sei, endlich eine diskussionsfähige Grundlage zu schaffen. «Wir müssen die extremen Positionen zu mehr Realitätsnähe zusammenführen.» Die Empfehlungen des Rates werden an die Kultusministerkonferenz sowie die entsprechenden Gremien in Österreich und der Schweiz weitergeleitet.

    «Wir werden es sicherlich nicht schaffen, alle strittigen Fälle zu klären», sagte Eichinger. Bei dem Treffen am Freitag habe aber vor allem der Medienbereich Entgegenkommen signalisiert. Der Rat sprach sich dafür aus, auch Vertretern aus Liechtenstein und Bozen-Südtirol einen Sitz mit Stimmrecht in dem Gremium zu geben. Bislang sind diese nur als kooptierte Mitglieder vorgesehen. Bislang setzt sich der Rat aus 18 Mitgliedern aus Deutschland sowie je 9 aus Österreich und der Schweiz zusammen. Nach dem Treffen im April würden weitere Konferenzen am 3. Juni und 1. Juli jeweils in Mannheim festgelegt.


    eingetragen von Theodor Ickler am 17.02.2005 um 18.31

    Der "Rat für deutsche Rechtschreibung" scheint auch eine Mail-Adresse zu haben: rechtschreibrat@ids-mannheim.de

    Der Internetauftritt des IDS macht allerdings mehr und mehr den Eindruck, als wolle man sich von der buckligen Verwandtschaft distanzieren ...
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 04.02.2005 um 13.45

    In den neuesten VDS-Sprachnachrichten
    gefunden:

    Christina Weiß

    „Ich könnte nicht
    ohne die deutsche Sprache leben!“

    In einem Beitrag des STERN sagt Christina
    Weiß, Staatsministerin für Kultur, über
    sich selbst:

    „Ich bin1953 im Saarland geboren. Wenn man in einem
    Grenzgebiet groß wird, achtet man auf die Wörter. Diese
    frühe Liebe zur Sprache hat mein Leben geprägt, und genau
    diese Liebe hält mich dauerhaft in diesem Land. Ich könnte
    nicht ohne die deutsche Sprache leben!

    Ich bin süchtig nach Sprache. Wenn ich ein deutsches Wort benutze,
    weiß ich, welche Dimension darin steckt. Das fängt bei ‚Heimat’ an
    und hört bei ‚Gemütlichkeit’ auf. Ich interessiere mich für die Sprache
    in ihrer ganzen Vielfalt, wie sie im Wörterbuch steht. Und ich habe eine
    große Leidenschaft: Ich sammele Wörterbücher, ich schlage ständig nach.
    Ich gehe jedem Wort auf den Grund. Meine Heimat ist wirklich die Sprache.
    Ich schaue immer nach, ob ich bei einem Wort etwas nicht bedacht haben könnte.
    Erst dann fühle ich mich zu Hause.“

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2005 um 17.32

    Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahre, ist am IDS noch kein Geschäftsführer des "Rates" bestellt, doch soll das bald geschehen. Dennoch hat man bereits an der Kompilation der eingegangenen, nicht sehr ergiebigen Vorschläge der Ratsmitglieder gearbeitet. Sie sind erwartungsgemäß dreigeteilt: unverändert weitermachen, alles zurücknehmen, Fehler korrigieren. Inhaltlich scheint fast nur die GZS bearbeitet zu werden. Mein in absentia gefertigtes Protokoll der ersten Sitzung, auf der praktisch nur Organisatorisches besprochen worden sei, wird noch einmal als korrekt bestätigt.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 14.01.2005 um 17.23

    sehr lesenswerten Beitrag: "Eine Geschichte von Pannen und Pleiten".
    – geändert durch Fritz Koch am 14.01.2005, 23.04 –


    eingetragen von margel am 14.01.2005 um 14.07

    Lieber Herr Dräger, keinesfalls wollte ich Sie als Verleger mit so großen Verdiensten um die gute Rechtschreibung in einen Topf mit opportunistischen Schulbuch- und Zeitungsverlegern werfen. Meine etwas nachlässige Formulierung wird also in diesem Sinne "präzisiert" - wie es immer so schön heißt...


    eingetragen von Matthias Dräger am 14.01.2005 um 13.21

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    Von der Kommission, über den Beirat zum neuen Rechtschreibrat beobachtet man ein immer stärkeres und deutlicheres Vordringen der wirtschaftlich an der Reform Interessierten. War die Kommission wenigstens noch mit Sprachwissenschaftlern, wenn auch vielleicht nicht besonders fähigen, besetzt, so ist der neue Rat ganz eindeutig ein Gremium der Verleger * , die aufpassen, daß "ihnen nichts Unangenehmes passiert". Es geht eben schon längst nicht mehr um den Inhalt der Reform, sondern nur noch um Geld- und Machtfragen.

    Lieber Herr Margel,
    müßte es an dieser Stelle nicht heißen Schulbuchverleger ?
    Für die übrige schreibende Zunft ist doch die Rechtschreibreform nichts weiter als ein Ärgernis 1. Ordnung.


    eingetragen von margel am 14.01.2005 um 05.35

    Von der Kommission, über den Beirat zum neuen Rechtschreibrat beobachtet man ein immer stärkeres und deutlicheres Vordringen der wirtschaftlich an der Reform Interessierten. War die Kommission wenigstens noch mit Sprachwissenschaftlern, wenn auch vielleicht nicht besonders fähigen, besetzt, so ist der neue Rat ganz eindeutig ein Gremium der Verleger, die aufpassen, daß "ihnen nichts Unangenehmes passiert". Es geht eben schon längst nicht mehr um den Inhalt der Reform, sondern nur noch um Geld- und Machtfragen.


    eingetragen von Bernhard Schühly am 13.01.2005 um 21.57

    Ich habe, nach den Informationen, die ich hier bekommen konnte, immer noch nicht begriffen was jetzt wirklich neu sein soll am sogenannten „Rat“ für deutsche Rechtschreibung gegenüber den vorherigen Gremien.
    Die Personen?
    Ich dachte, die sind mehr oder weniger übernommen worden und damit natürlich auch die Zielrichtung.
    Die Legitimation?
    Ein Rat hat doch nur beratende Funktion, keine gesetzliche Befehlsgewalt. Außerdem sind die verfassungsrechtlichen Fragen über das Vorgehen der früheren Gremien noch ungeklärt.
    Die Vorgehensweise, Strategie?
    Entscheidungen werden auch jetzt noch ohne die Betroffenen und ohne praktische Prüfung und nichtöffentlich gefällt.
    Die Umsetzung?
    Besänftigung der RSR-Gegner durch Doppelzulassung statt Rücknahme gab es auch schon vorher.
    Das Ergebnis?
    Das natürlich am allerwenigsten.

    Ist der „Rat“ nicht einfach nur ein verzweifelter Versuch, in der Bevölkerung den Anschein zu erwecken, endlich näme sich mal eine ausgewählte Gruppe von gebildeten, unpolitischen Experten dieses Themas ausführlich an?

    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Fritz Koch am 31.12.2004 um 13.21

    heißt ein Artikel in der Südd. Zeitg. v. Silvester / Neujahr 2004, Jahresrückblick, S. 19


    eingetragen von Fritz Koch am 30.12.2004 um 14.59

    Zitate aus der Südd. Zeitg. v. 29.12.04, Feuilleton, "Vom Stiefkind zum Musterschüler" Von Mykola Riabchuk, Kiew:
    (Weil sie allgemeingültig sind und auf die deutsche Rechtschreibreform passen)
    "Heute lassen sich all diese Entwicklungen als ein Aufstand der noch jungen Bürgergesellschaft gegen den greisen autoritären Staat verstehen."
    "Der späte autoritäre Sowjetstil hatte sich in merkwürdige Formen lokaler Willkürherrschaft verwandelt."
    "Der Staat führte seine Angriffe auf die Bürgergesellschaft fort."
    "Geschäft und Macht müssen getrennt werden, eine gerechte Justiz muß gesichert werden und die Korruption muß bekämpft werden."

    Paßt genau auf den Bürgeraufstand gegen die autoritäre Willkürherrschaft der Kultusminister und deren Angriffe auf die mündigen Bürger und die Vermischung von Macht und Geschäft in der Rechtschreibkommission und in den Parlamenten und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts.


    eingetragen von Theodor Ickler am 30.12.2004 um 10.34


    Was ist vom „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zu erwarten?

    Nach dem Internationalen Arbeitskreis, der Zwischenstaatlichen Kommission und dem Beirat für deutsche Rechtschreibung ist der „Rat“ das vierte Gremium, das sich mit demselben Gegenstand befassen soll: der Durchsetzung einer Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit, insbesondere fast aller Schriftsteller und Intellektuellen. (Sogar der VdS Bildungsmedien stellt in seinen Mitteilungen vom September 2004 fest: „Die große Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Reform weiterhin ab.“) Die Ministerpräsidenten und Kultusminister versprechen dem widerspenstigen Volk, daß dieses Gremium die Steine des Anstoßes beseitigen und eine allseits akzeptierbare Lösung der von ihnen selbst verursachten Krise finden werde. Der Vorsitzende des Rates will die Gesellschaft „mit der Rechtschreibreform versöhnen“. Was berechtigt zu solcher Erwartung? Dazu muß man sich die Mitglieder im Rat für deutsche Rechtschreibung genauer ansehen:

    Deutschland
    Prof. Dr. Ludwig Eichinger, Institut für Deutsche Sprache
    Prof. Dr. Norbert Richard Wolf, Institut für Deutsche Sprache
    N.N., N.N., Akademie für Sprache und Dichtung
    Dr. Matthias Wermke, Dudenredaktion des Bibliographischen Instituts & F.A. Brockhaus AG
    Frau Dr. Sabine Krome Wissen, Media Verlag/Wahrig-Wörterbuch
    Prof. Dr. Rudolf Hoberg, Gesellschaft für deutsche Sprache
    Prof. Dr. Werner Besch, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
    Prof. Dr. Jacob Ossner, Symposion Deutschdidaktik e.V.
    Fritz Tangermann, Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband
    Dr. Edmund Jacoby, Börsenverein des deutschen Buchhandels
    Michael Banse, VdS Bildungsmedien
    Ulrike Kaiser, Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion
    Jürgen Hein, Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
    Anja Pasquay, Bundesverband deutscher Zeitungsverleger – BDZV
    Wolfgang Fürstner, Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
    N.N., P.E.N.-Zentrum Deutschland
    Dr. Ludwig Eckinger, Deutscher Beamtenbund/Deutscher Gewerkschaftsbund

    Österreich
    Landesschulinspektor Dr. Karl Blüml, Didaktik
    OStR Prof. Günter Lusser, Didaktik
    o.Univ.-Prof. Dr. Richard Schrodt, Wissenschaft
    Mag. Ulrike Steiner, Österreichisches Wörterbuch
    Bundesminister a. D. Dr. Helmut Zilk, Pädagogik
    Obersenatsrat Dr. Kurt Scholz, Pädagogik
    Dr. Hans Haider, Journalismus
    Dir. Georg Glöckler, öbv&hpt
    Dr. Ludwig Laher, Autoren

    Schweiz
    Prof. Dr. Horst Sitta, Fachwissenschaft
    Prof. Dr. Peter Gallmann, Fachwissenschaft
    Prof. Dr. Thomas Lindauer, Fachdidaktik
    Max A. Müller, Lehrerorganisationen
    Dr. Werner Hauck, Öffentliche Verwaltung
    Peter Feller, Schulbuchverlage
    Stephan Dové, Zeitungs- und Zeitschriftenverlegerverband
    Dr. Monique R. Siegel, PEN-Zentrum Schweiz
    1 Sitz vakant

    (Quelle: http://www.kmk.org vom 17.12.2004; Vorname bei Dr. Sabine Krome ergänzt)

    Sieben Mitglieder saßen schon in der nunmehr aufgelösten zwölfköpfigen Zwischenstaatlichen Kommission. Österreich und die Schweiz haben alle bisherigen Kommissionsmitglieder in den neuen Rat entsandt – ein provozierendes Signal, wenn man bedenkt, daß die Kommission wegen Unfähigkeit aufgelöst wurde. Damit machen die Regierungen der beiden Staaten deutlich, was sie von den Revisionsbemühungen der deutschen Kultusminister halten. Aus der gleichen Protesthaltung heraus hatten sie bereits den deutschen „Beirat“ nicht mitgetragen, sondern regierungsnahe eigene Beiräte geschaffen. Von deutscher Seite ist Hoberg geblieben, die anderen wurden durch Personen ersetzt, die für Kontinuität des Kurses bürgen. Fast alle deutschen Mitglieder stammen aus dem aufgelösten Beirat.
    Hier ist zum Vergleich die Besetzung des bisherigen deutschen Beirats:

    P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik Deutschland
    Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien
    Deutscher Journalistenverband
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger e.V.
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
    Börsenverein des Deutschen Buchhandels
    VdS Bildungsmedien e.V.
    Bundeselternrat
    Deutscher Gewerkschaftsbund - Lehrerorganisationen
    Deutscher Beamtenbund - Lehrerorganisationen
    Deutsches Institut für Normung
    Dudenredaktion
    Bertelsmann-Lexikonverlag
    Wahrig-Wörterbuchredaktion
    Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V.
    Ausgeschieden sind einige Vertreter, die auch bisher schon als mehr oder weniger stumme Gäste dabeisaßen bzw. sich entschuldigen ließen wie das Deutsche Institut für Normung oder der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. Den Bundeselternrat rechnet der VdS Bildungsmedien (d. h. der Verband der Schulbuchverleger) ohnehin zu seiner „Verbändeallianz“, vgl. meinen Beitrag „Die Schulbuchverleger und die Rechtschreibreform“. Immerhin verdient festgehalten zu werden, daß im Rat nicht einmal zur Wahrung des Scheins Eltern oder Schüler vertreten sind, wohl aber reichlich Wirtschaftsunternehmen und Berufsverbände. Zur letzten gemeinsamen Aktion der „Verbändeallianz“, einer Pressekonferenz in Berlin am 1.10.2004, waren noch die Vorsitzenden von Bundeselternrat und Bundesschülervertretung eingeladen worden; sie dankten es durch bedingungslose Zustimmung. Der Vorsitzende des Bundeselternrats bezeichnete die Reform als einen „Glücksfall“. – Wahrig ist inzwischen eine Bertelsmann-Marke, so daß auf Renate Wahrig-Burfeind verzichtet werden kann.

    Der „Beirat“ war bereits nach den Wünschen der Zwischenstaatlichen Kommission zusammengestellt, die er beraten oder beaufsichtigen sollte.

    „Der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung wurde 2000 ein Beirat zugeordnet. Dieser Beirat begleitet die Arbeit der Kommission, die sich bis 2005, das heißt bis zur endgültigen Fassung des neuen Regelwerkes, weiter mit der Rechtschreibreform befasst. Den Mitgliedern des Beirats obliegt es, vor dem Hintergrund der Umsetzung der neuen Rechtschreibung als notwendig bzw. wünschenswert erachtete Korrekturen an der Reform vorzubringen und zu diskutieren. Die Mitglieder des Beirats wurden von der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung der Kultusministerkonferenz der Länder vorgeschlagen, die ihrerseits über die Zusammensetzung des Beirats zu entscheiden hatte. Dieser Entscheidung musste im Weiteren die Bundesregierung zustimmen.“ (Verband der freien Lektorinnen und Lektoren)
    Die Kommission selbst wiederum war aus der Gruppe der Reformer hervorgegangen und nach deren Wünschen zusammengesetzt, wie ihr ehemaliges Mitglied Horst H. Munske bestätigt:

    „Als elementaren Fehler erkennt man nachträglich, daß die KMK keinerlei Einfluß auf die Zusammensetzung der Mannheimer Rechtschreibkommission genommen hat.“ (Horst H. Munske: Verfehlte Kulturpolitik. In: Kunst und Kultur 1/1998, S. 23)
    Der „Rat“ ist nach Vorschlägen der Zwischenstaatlichen Kommission besetzt (FAZ 24.8.2004). In dieser personellen Kontinuität setzt sich eine Entwicklung fort, die ein führender Reformer im Rückblick auf die verschiedenen Reformarbeitskreise einmal so kennzeichnete:

    „Der Aufeinanderfolge der Gremien entspricht eine durch persönlich-personelle Verknüpfung gestiftete und gesicherte Tradition auch mehrerer Forschergenerationen über mehr als drei Jahrzehnte hin, die sich als 'Reihendienst' im Sinne Jost Triers oder – im Sinne einer Metapher aus dem Sport – als 'Staffellauf' verstehen läßt.“ (Wolfgang Mentrup in: IDS 25 Jahre, Mannheim 1989, S.102)
    Die ununterbrochene Selbstergänzung unbedingt reformwilliger Arbeitskreise macht diese zu einem von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschnittenen Mikrokosmos, an den Diskussion und Kritik kaum noch heranreichen.

    Der Beirat ist im Laufe der Jahre nur zweimal zu Arbeitssitzungen zusammengetreten, um den dritten und vierten Bericht durchzuwinken; einige Mitglieder sind gar nicht erst erschienen oder haben nur schriftliche Stellungnahmen eingereicht, die aber von dem Gremium nicht berücksichtigt wurden. Es gab – nach persönlicher Auskunft mehrerer Mitglieder – auch durchaus Streit, aber in der abschließenden Stellungnahme zu den Berichten ist davon nichts mehr zu entdecken.

    Seinen Sitz hat der Rat am Institut für deutsche Sprache in Mannheim, dem bisherigen Zentrum der Reformpropaganda. Er hat die Aufgabe, die Durchsetzung der Rechtschreibreform zu begleiten, und zwar so, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen ist. Dabei darf er auch kritische Bemerkungen äußern; eine Rücknahme der Reform kommt auftragsgemäß aber nicht in Betracht.

    Das „Statut“, nach dem der Rat arbeitet, wurde erst am 16.12.2004, also einen Tag vor der konstituierenden Sitzung, von den Regierungen der drei deutschsprachigen Staaten beschlossen und war daher den Mitgliedern nicht bekannt, als sie in Mannheim zusammentrafen; erst während der Sitzung wurde es ausgeteilt. Man darf nach den bisherigen Erfahrungen vermuten, daß dies so beabsichtigt war, denn das Statut stellt die Arbeit des Rates unter unzumutbar restriktive Bedingungen.

    Die Wissenschaft ist im Rat nur in Spuren vertreten, und zwar fast ausschließlich in Gestalt der Reformer und ihrer Freunde. Den Kern des Rates bilden die Schulbuch- und Wörterbuchverlage, also die wirtschaftlich an der weiteren Durchsetzung der Reform besonders Interessierten. Sie beherrschten schon den bisherigen „Beirat“, was andere Mitglieder in ängstlich-vertraulichen Mitteilungen beklagten. Der Dudenverlag hat die jüngsten Änderungsbeschlüsse der KMK wenigstens teilweise bereits in einem Ende August 2004 erschienenen neuen Rechtschreibduden umgesetzt; Bertelsmann hat für den Mai 2005 ein neues Rechtschreibwörterbuch angekündigt. In beiden Fällen hängt daran eine große Menge weiterer Publikationen. Beide Unternehmen sind schon aus diesem Grunde an einer weiteren Durchsetzung der Reform in ihrer aktuellen Version ohne große Veränderungen interessiert. Dafür spricht auch die Terminplanung: Bis zum 31. Juli 2005 müssen die nochmals revidierten neuen Wörterbücher vorliegen; die nächste Sitzung des Rates, auf der erstmals inhaltliche Fragen besprochen werden sollen, findet am 18. Februar 2005 statt – es bleibt also gar keine Zeit für umfangreichere Eingriffe. Zur Stabilisierung der wankenden Reform sponserte der Brockhauskonzern im Mai 2004 eine mehrteilige, von Hape Kerkeling moderierte Sendung von RTL mit dem Titel „Der große Deutsch-Test“. Als Juror war der stellvertretende Duden-Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht anwesend. Der Werbeaufwand war beachtlich.

    Welches besondere Interesse der Bertelsmann-Konzern an der Rechtschreibreform hat, geht aus folgender Mitteilung hervor:

    „Ein Extrageschäft hat dem Konzern die Rechtschreibreform beschert. Von der hauseigenen 'Neuen Rechtschreibung' wurden bereits rund 1,7 Millionen Exemplare verkauft. Das Ziel, in die Domäne des 'Duden' einzubrechen und bei einem Marktpotential von zehn Millionen Bänden einen Anteil von über 25 Prozent zu erhalten, dürfte damit problemlos erreicht werden.“ (Berliner Zeitung, 23.11.1996)
    Auch in einer im Internet verbreiteten „Chronologie“ der Reform läßt der Konzern erkennen, daß er die Rechtschreibreform, durch die er „neben Duden der zweite deutsche Wörterbuchverlag“ wurde, als seine ureigene Sache betrachtet. Um der drohenden Wiederherstellung der Duden-Vormacht entgegenzuwirken, bot der Bertelsmann-Vertrieb am 14.1.1999 allen Buchhandlungen per Fax an, Prof. Götze in einer öffentlichen Vortragsveranstaltung die Vorzüge der von ihm bearbeiteten Bertelsmann-Rechtschreibung darlegen zu lassen.

    Die Schulbuchverleger werden wiederum durch Michael Banse (Klett Leipzig) vertreten, der schon im bisherigen Beirat für deutsche Rechtschreibung saß, vgl. den Jahresbericht des VdS-Vorsitzenden von 2001:

    „Unser Verband wurde Ende 2000 in den Beirat zur Zwischenstaatlichen Kommission berufen, Herr Banse vertritt dort unsere Interessen und wacht darüber, dass uns allen nichts Unangenehmes passiert.“
    Das wird er auch weiterhin tun. Um einen Sitz im Rat hat sich der VdS laut Verbandsmitteilung frühzeitig aktiv beworben („Es besteht kein Zweifel daran, dass unser Verband in diesem Rat mit von der Partie sein will,“ sagte der Vorsitzende im Jahresbericht 2004) und rühmt sich auch sonst, „massiv“ auf die zuständigen Politiker „eingewirkt“ zu haben.

    Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird mit zwei Sitzen geködert. Zwei Sitze bekommt aber auch das Institut für deutsche Sprache (IDS).

    Das IDS hat sich auf Betreiben seines damaligen Direktors Gerhard Stickel jahrelang als Sprachrohr der Reform betätigt und sich beispielsweise in seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht zu der These verstiegen, die Richtigkeit der Schreibweisen sei allenfalls mit der Richtigkeit von Postleitzahlen zu vergleichen – eine im Lichte der Orthographieforschung erstaunlich inkompetente, um nicht zu sagen frivole Behauptung. Protestierende Schriftsteller wurden vom Institut in Pressemitteilungen verhöhnt (vgl. „Was manche Schriftsteller alles nicht wissen“ vom 17.10.1997 sowie den ersten Bericht der Kommission vom Dezember 1997). Das Institut gab jahrelang auch nach dem Erlöschen seines Mandats offiziöse Erklärungen zum weiteren Fortgang der Reform ab. Es kommt schon deshalb für eine ernsthafte Auseinandersetzung über orthographische Fragen nicht in Betracht, auch wenn alle seine Veröffentlichungen auf (fehlerhafte) Reformschreibung umgestellt sind. Unter Sprachwissenschaftlern gilt das IDS ohnehin als nicht besonders effizient:

    „Die mit öffentlichen Geldern geförderte Mammutinstitution [beachtet] die eigentlichen Anliegen und Interessen der Sprachgemeinschaft kaum. So versagte sie an der dringendsten Aufgabe, ein umfassendes Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu erstellen, so daß die Sprachgemeinschaft der Brüder Grimm in diesem Punkte nun weit hinter den europäischen Nachbarn zurücksteht. Stattdessen hat das IdS eine überflüssige Rechtschreibreform betrieben und bis zuletzt verteidigt (s. Sprachreport 16 [2000], 8), die aufgrund ihrer schweren inhaltlichen Mängel mittlerweile die Einheit der deutschen Rechtschreibung – ein hohes Gut der Sprachgemeinschaft – zerstört hat.“ (Heinz-Günther Schmitz in: Vulpis Adolatio. Fs. f. Hubertus Menke. Heidelberg 2001, S. 725)
    Übrigens geht die Besetzung der gescheiterten Zwischenstaatlichen Kommission weitgehend auf das IDS zurück, das hier ein Vorschlagsrecht für fünf der sechs deutschen Vertreter besaß.

    Stickels Nachfolger Ludwig M. Eichinger hält die Rechtschreibreform für „grundsätzlich gelungen“ und lobt insbesondere die neue Zeichensetzung (dpa 31.7.2003). Der neue Mann in der Runde, Norbert Richard Wolf (Professor in Würzburg), empfiehlt sich schon lange durch Polemik gegen die Kritiker der Rechtschreibreform. In seinen „Hinweisen zu einigen Spezialfällen der Rechtschreibreform“ (Internet-Fassung) gibt er zu erkennen, daß ihm grammatisch falsche Schreibweisen wie Not tun, Pleite gehen nichts ausmachen. - Die „Hinweise“ verteidigen die überholte Reformfassung von 1996, Wolf wird aber sicher auch die jüngste Wende mitmachen.
    Während der konstituierenden Sitzung des Rates am 17.12.2004 erfuhren die Mitglieder zu ihrem Erstaunen, daß das IdS bereits die Stelle eines Geschäftsführers für den Rat ausgeschrieben hatte und die Bewebungsfrist eine Woche zuvor abgelaufen war.
    Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat inzwischen ihre Teilnahme abgesagt, jedoch Bedingungen gestellt, über die sich verhandeln läßt. Der Ratsvorsitzende Zehetmair rechnet mit ihrer Rückkehr in die Runde und hat bereits ein Gespräch mit Präsident Reichert für Januar 2005 vereinbart. Sie kann sich ihrer Alibirolle schwer verweigern, weil sie ihr Pulver allzu früh verschossen hat, bot sie doch ungefragt einen „Kompromiß“ an, als dies noch gar nicht nötig war. Während die Zeitungen und Zeitschriften des Axel Springer Verlags, die F.A.Z., die Schweizer Monatshefte und andere Publikationen (laut „Capital“ bis Dezember 2004 rund 300 Zeitschriften und Zeitungen) längst die beste Lösung, also die schlichte Rückkehr zur bewährten Orthographie, vorführen, preist die Akademie immer noch ihre „zweitbeste“ an, einen derart faulen Kompromiß, daß die Zwischenstaatliche Kommission mit Recht jede Diskussion darüber ablehnte. Drei auf Druck der KMK zustandegekommene Treffen verliefen unerfreulich. Doch selbst wenn die Akademie ihre zaghafte Kritik vortragen sollte, wird sie durch das IDS sofort neutralisiert.

    Die Gesellschaft für deutsche Sprache, von ihrem äußerst autoritär auftretenden Vorstand auf Reformkurs gezwungen, wird durch ihren Vorsitzenden Hoberg vertreten, der bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saß. Zur bisherigen Befassung dieses Vereins mit der Rechtschreibreform gebe ich zunächst einen Abschnitt aus meinem Buch „Regelungsgewalt“ wieder:

    „Während der Mitgliederversammlung am 10. Mai 1998 in Wiesbaden beantragte ich, folgendes zu erklären: 'Die Gesellschaft für deutsche Sprache sieht sich zur Zeit außerstande, ein Votum zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung in der Fassung von 1996 abzugeben, da unter den Mitgliedern keine eindeutige Meinung zu diesem Gegenstand festgestellt worden ist.'“ (Damit wollte ich verhindern, daß der Vorsitzende wenige Tage später vor dem Bundesverfassungsgericht die Rechtschreibreform im Namen der GfdS guthieß.) „Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt, ebenso wie zuvor der Antrag von Hildegard Krämer auf eine Mitgliederbefragung zur Reform; doch kam es während der Aussprache zu einer unschönen Szene. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, vertreten durch Helmut Walther (Schriftleiter des „Sprachdienstes“), Gerhard Müller (Schriftleiter der „Muttersprache“) und Uwe Förster, erklärten übereinstimmend, sie hätte in zwei Jahren tagtäglicher Sprachberatung mit der Neuregelung die Einsicht gewonnen, daß die Rechtschreibreform nichts tauge. Daraufhin wurden sie vom Vorstand (Vorsitzer Günther Pflug, Vorstandsmitglied Rudolf Hoberg, Geschäftsführerin Karin Frank-Cyrus) lautstark niedergemacht, ließen sich aber nicht einschüchtern. Bezeichnenderweise gaben sie auf die Frage, warum sie das nicht eher gesagt hätten, die Antwort, sie seien nie gefragt worden – was ein Licht auf das Betriebsklima in der Wiesbadener Geschäftsstelle warf, das besonders durch die Geschäftsführerin nachhaltig gestört sein soll und seither sicher nicht besser geworden ist.“
    Dieser Bericht wird bestätigt durch einen weiteren Zeugen, Prof. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt):
    „Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, hat sich Herr Prof. Pflug in Sachen Rechtschreibreform bei seiner Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht schlicht wahrheitswidrig vehalten, wenn er dabei erklärt hat, die GfdS habe in ihrer Sprachberatung mit den neuen Regeln nur gute Erfahrungen gemacht. Das Gegenteil war nämlich der Fall. Denn es hat auf der Mitgliederversammlung der GfdS 1998 gerade deswegen heftige Auseinandersetzungen gegeben. Die Sprachberater erklärten auf dieser Versammlung in öffentlicher Sitzung, sie seien bisher von niemandem aus dem Vorstand oder der Geschäftsführung nach ihren Erfahrungen mit den neuen Regeln befragt worden; tatsächlich seien sie aber gerade auf Grund ihrer Erfahrungen in der Sprachberatung von anfänglichen Befürwortern der Reform zu Kritikern geworden. Eine positive Stellungnahme der GfdS entbehre also jeder Grundlage. Vorstand und Geschäftsführung reagierten auf diese Erklärung äußerst gereizt und beschimpften die Sprachberater in aller Öffentlichkeit wegen dieser politisch offenbar unerwünschten Äußerungen. Unter der Hand konnte man später erfahren, dass die Sprachberater danach in dieser Frage ein regelrechtes Redeverbot erhielten.“ (Horst Dieter Schlosser in einem Brief an Silke Wiechers vom 10.6.2003, abgedruckt in dies.: Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Frankfurt 2004, S. 327)
    Silke Wiechers, die selbst zeitweise Mitarbeiterin der GfdS war, bemerkt abschließend:

    „Mit dem Wissen um ein derart autoritäres und antidemokratisches Vorgehen, bei dem die Erfahrungen der Sprachberatung im eigenen Haus bewußt nicht einbezogen wurden, kann der GfdS unter dieser Leitung Glaubwürdigkeit und Kompetenz zum Thema 'Rechtschreibreform' kaum noch zugebilligt werden.“ (ebd.)
    Auch Hoberg hat sich verächtlich über die protestierenden Schriftsteller geäußert (z. B. im ZDF am 1.8.2003). Es sei noch erwähnt, daß ein umfangreicher Band „Förderung der Sprachkultur in Deutschland“, herausgegeben von der GfdS und dem IDS, zwar Platz für die skurrile „Deutsche Gesellschaft zur Rettung des Konjunktivs“ und Großunternehmen wie die Bertelsmann-Stiftung hatte, die mit Sprachpflege nichts zu tun haben, nicht aber für Vereine und Initiativen, die gegen die Rechtschreibreform kämpfen, mögen sie auch würdig gewesen sein, vom Bundesverfassungsgericht und vom Bundestag angehört zu werden. Die ebenso einseitige wie oberflächliche Stellungnahme der GfdS für das Bundesverfassungsgericht (18.9.1997) wurde von der baden-württembergischen Kultusministerin sogleich als Beweis dafür interpretiert, „die Sprachwissenschaft“ unterstütze die Rechtschreibreform.

    Die Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen wird durch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vertreten. Wie sich dpa um die Durchsetzung der Rechtschreibreform verdient gemacht hat, ist in meinem Buch „Regelungsgewalt“ dokumentiert. Im zweiten Bericht der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission (2000) heißt es:
    „Ein besonderer Stellenwert aber musste dem Vorhaben der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen zugemessen werden, zum l. August 1999 die neue Schreibung 'weitestgehend und in einem Schritt' einzuführen – eine Entscheidung, die von nicht zu unterschätzender Bedeutung im Hinblick auf die Haltung der Öffentlichkeit sein musste, weil zeitgleich auch der weitaus größte Teil aller Presseorgane die Umstellung mit vollzog.“
    Viele Zeitungen fühlten sich damals von dpa überrumpelt. Die Agenturen pflegen eine fehlerhafte, von dpa ausgearbeitete Hausorthographie und verwirren damit die Schüler zusätzlich. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorstoß des Springer-Verlags hier ein Umdenken bewirkt. Das gilt auch für den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. Er ist zwar zu den Hauptverantwortlichen zu zählen, weil sein abgestimmtes Vorgehen im Sommer 1999 die Durchsetzung der Reform erst möglich gemacht hat, ist aber wenigstens finanziell uninteressiert, wie seine kurze, von Volker Schulze und Anja Pasquay unterzeichnete Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom 8.4.1998 deutlich machte:
    „Unseren Erkenntnissen zufolge bedeutet die Umsetzung der Rechtschreibreform für die Zeitungsbranche ein Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Mark. Dieser Betrag ist, mit Blick auf den Gesamtumsatz unserer Branche, nicht allzu hoch; eine Rücknahme der Reform würde folglich keine bedeutenden Verluste mit sich bringen.“
    Schwer zu verstehen ist, warum neben den Zeitungsverlegern auch noch die Zeitschriftenverleger vertreten sind. Diese Entscheidung verstärkt nur das Stimmgewicht der wirtschaftlichen Interessen; einen inhaltlichen Beitrag kann man von den Verlegerverbänden schwerlich erwarten.

    Ulrike Kaiser hat als Chefredakteurin die Zeitschrift „Journalist“, das Organ des Deutschen Journalistenverbandes, im Jahre 1999 auf Reformschreibung umgestellt.

    Kritische Alibistimmen sind für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und für das PEN-Zentrum Deutschland vorgesehen. Die Akademien haben sich bereits geschlossen für eine Rücknahme der Reform eingesetzt, werden aber problemlos überstimmt werden und brauchen an den Scheinverhandlungen eigentlich gar nicht erst teilzunehmen. Für das PEN-Zentrum gilt dasselbe; es hat sich in einer Resolution gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen (14.5.2004), zuvor im „Beirat“ allerdings die Entscheidungen der schlagkräftigen Mehrheit mitgetragen. Beide Institutionen haben inzwischen erklärt, daß sie nicht mitmachen wollen; die Union der Akademien ließ später wissen, daß sie nur bei ausgewogener Beteiligung weiterer Reformkritiker zur Mitwirkung bereit wäre. Sie benannte für diesen Fall den Bonner Germanisten Werner Besch und als dessen Stellvertreter Manfred Bierwisch. Kurz darauf scherte die Berlin-Brandenburgische Akademie (und damit Bierwisch) wieder aus. Sie plädierte dafür, „auf eine staatliche Regulierung der Rechtschreibung zu verzichten und die gewachsene Struktur und die lebendige Dynamik der deutschen Sprache beizubehalten.“ Anders als die Union sehe sie im Rat nicht die Voraussetzung für einen konstruktiven Dialog gegeben (vgl. Circular 2004). Professor Besch nahm an der konstituierenden Sitzung teil, ohne daß die Bedingung einer ausgewogeneren Zusammensetzung erfüllt worden wäre.

    Die Lehrerverbände und zugleich den Beamtenbund vertritt Ludwig Eckinger, der im Beirat saß und seine Übereinstimmung mit den Kultusministern oft genug zu Protokoll gegeben hat; vgl. etwa VBE Pressedienst 50, 13.12.2001 oder Süddeutsche Zeitung vom 8.7.2000 sowie sein Votum bei der vom VdS organisierten Pressekonferenz am 1.10.2004 in Berlin. Im Beirat saß für den Gewerkschaftsbund noch Reinhard Mayer, über dessen private Geschäfte mit der Rechtschreibreform ich in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“ berichtet habe; er war wohl nicht mehr tragbar. Bemerkenswerterweise ist der Deutsche Philologenverband nicht mehr eingeladen worden.

    Vom Symposion Deutschdidaktik e.V., das seine Unterstützung der Rechtschreibreform u. a. in der F.A.Z. vom 12.10.2004 bestätigte, sind Einwände so wenig zu erwarten wie von den Lehrern im Germanistenverband (nur diese sind eingeladen, nicht die Hochschulgermanisten). Das „Symposion“ zählt übrigens die führenden Rechtschreibreformer Augst und Sitta zu seinen früheren Vorsitzenden; Sitta hat für das „Symposion“ über das von ihm selbst mitverfaßte Reformwerk ein Gutachten geschrieben, das denn auch sehr positiv ausfiel. Jakob Ossner, der das „Symposion“ vertreten wird, lehnt eine Rückkehr ausdrücklich ab:

    „Professor Ossner findet sowohl die alte als auch die neue Orthografie unbefriedigend. Daher halte er nichts davon, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Die Entscheidung der FAZ sei 'im schlechten Sinne reaktionär'. Ohne 'Murren' würden seit einem Jahr die neuen Regeln angewandt.“ (Frankfurter Rundschau 1.8.2000)
    Edmund Jacoby, der den Börsenverein vertritt, ist Leiter des Verlages Gerstenberg („Kleine Raupe Nimmersatt“ usw.) und gibt auch selbst Kinderbücher heraus, selbstverständlich in reformierter Rechtschreibung.

    Auf deutscher Seite ist mithin kein einziger Reformgegner auszumachen, aber auch kein Experte für Orthographie (außer den Wörterbuchredaktionen).

    Die österreichische Regierung hat als Hauptvertreter dieselben drei Personen in den Rat berufen, die bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saßen: Blüml, Schrodt und Steiner. Alle drei gemeinsam haben früh ein einschlägiges Buch verfaßt („Warum neu schreiben?“, Wien 1997). Blüml und Steiner (hauptberuflich) arbeiten am Österreichischen Wörterbuch mit. Für Schrodts Polemik gegen die Reformkritiker mag sein Aufsatz „Diesseits von G/gut und B/böse“ (informationen zur deutschdidaktik 1997/3, 13-17) als bezeichnendes Beispiel genannt sein.
    Der prominente und beliebte Politiker Zilk hat sich einmal kritisch zur übertriebenen Getrenntschreibung geäußert, hält aber nichts von einer Rücknahme der Reform (Der Standard 14.12.2004). Scholz hat eine muntere Glosse über Erlebnisse mit seinem Rechtschreibprogramm geschrieben; er istAnhänger der Kleinschreibung und hofft, daß dieses sich irgendwann durchsetzt (ebd.). Lusser ist Verfasser von Rechtschreib-Schulbüchern („tip top in Rechtschreibung“, öbv&hpt) und wirkt in der „Arbeitsgruppe Grundschule“ im Auftrag des Schulministeriums bei der Durchsetzung der Reform mit. Von dieser Seite sind also keine Einwände gegen die weitere Durchsetzung der Rechtschreibreform zu erwarten. Nur Ludwig Laher ist als Kritiker der Reform hervorgetreten; er hat die reformbedingte Aussonderung und Vernichtung von Büchern in „alter Rechtschreibung“ aus Schulbüchereien ans Licht gebracht.
    Auch die Schweiz schickt alle drei Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission in den Rat: Sitta, Gallmann und Hauck. Dabei ist Hauck, Leiter der Sektion Deutsch der Zentralen Sprachdienste der schweizerischen Bundeskanzlei, noch am ehesten bereit, seiner besseren Einsicht zu folgen. Er hat für die Schweizer Regierung eine eigene Hausorthographie ausgearbeitet, die nicht mit der amtlichen Neuregelung übereinstimmt. In privatem Gespräch gab er schon 1999 zu, daß die ganze Reform mißlungen sei. Sitta und Gallmann sind maßgebende Mitverfasser der Reform. Wie sie als Reformdurchsetzer mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) zusammenarbeiten und dabei auch ihr finanzielles Interesse als Duden-Autoren nicht vergessen, wurde durch einen versehentlich an die Öffentlichkeit gelangten Brief vom 29.9.1996 an den Generalsekretär der EDK, Christian Schmid, deutlich. Er war einer „Stellungnahme zu den Unruhen bezüglich der Umsetzung der neuen Rechtschreibregelung in Deutschland“ beigefügt, worin es u. a. heißt:
    „Auch wenn man alles, was an Vorwürfen gegen die Umsetzung der Reform in den neuen Wörterbüchern zu lesen war, zusammenrechnet, kommt man auf Prozentsätze, die das öffentliche Gegacker nicht wert sind, das da veranstaltet wird. Von geringen Ausnahmen abgesehen, die man getrost als Petitessen oder – dem Zeitgeist entsprechend – als Peanuts abtun kann, ist vorzügliche Arbeit geleistet worden – nicht nur beim Duden, aber auch und vor allem beim Duden.“
    (Näheres zu diesem erstaunlich ungenierten Brief an den „lieben Christian“ in meinem Buch „Die sogenannte Rechtschreibreform“. Sittas Geringschätzung der Schriftsteller kommt in einem Beitrag zum St. Galler Tagblatt vom 5.10.2004 zum Ausdruck, worin er sie mit „Lemmingen“ vergleicht.) Der schönste Erfolg von Sittas Zusammenarbeit mit der EDK ist zweifellos, daß in der Schweiz weiterhin der Duden verbindlich ist: „Der Duden bleibt auch in seiner 21. Auflage massgebendes Referenzwerk für alle Rechtschreibfragen im Schulunterricht.“ (Erklärung der EDK vom 30.5.1996) Dabei hatte die Reform das Ziel, den Duden zu entmachten: „Das Ziel der Reform waren gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“ (Karl Blüml in: Der Standard 31.1.1998)
    Thomas Lindauer ist eng befreundet mit Peter Gallmann und dessen langjähriger Mitarbeiter und Mitverfasser von Schulbüchern und anderen Arbeiten; beide gehören zusammen mit ihrem gemeinsamen Lehrer Sitta zu den erfolgreichsten Vermarktern der Rechtschreibreform, auch als Duden-Autoren. (Der Dudenverlag ist also mindestens fünfmal im Rat vertreten, denn auch Hoberg ist Dudenautor.)
    Peter Feller vertritt die Schulbuchverlage als Direktor des Lehrmittelverlags des Kantons Zürich. Er lehnt aus wirtschaftlichen Gründen jede Revision ab.

    Frau Siegel ist Verfasserin von Werken wie „Vom Lipstick zum Laptop“ (Hörbuch); zur Rechtschreibreform hat sie sich anscheinend bisher nicht öffentlich geäußert, sagt jedoch auf Befragen: „Ich war und bin vehemente Kritikerin. Wenn es sich jedoch als gesichert herausstellt, dass sie nicht rückgängig gemacht werden kann, werde ich das als Pragmatikerin akzeptieren und für die kleinstmögliche Anzahl Änderungen kämpfen.“ (mitgeteilt von Peter Müller, Dezember 2004) Sie hat einen Lehrauftrag an derselben Fachhochschule Aargau, an der auch Lindauer Dozent ist.
    „Dr. Monique R. Siegel hat sich mit ihrer Firma MRS MindRevival Strategies GmbH als Innovationsberaterin international etabliert. Als Bestsellerautorin, Publizistin und Dozentin äußert sich die Zukunftsforscherin an zahlreichen Veranstaltungen sowie in Fernseh- und Radiosendungen kompetent zu Themen wie Unternehmertum, Innovation, Bildung oder Kommunikation.“ (Internet)
    Stephan Dové ist Chefkorrektor der Neuen Zürcher Zeitung. Als solcher ist er zwar von der amtlichen Neuregelung keineswegs überzeugt, lehnt jedoch eine Rückkehr zu bewährten Rechtschreibung ab.
    Der Präsident des Lehrerverbandes, Max A. Müller, hat sich gelegentlich spöttisch über die Rechtschreibreform geäußert:
    „Die deutsche Rechtschreibreform und das neue BL-Bildungsgesetz haben durchaus Gemeinsamkeiten. Beide Unternehmungen wurden unter Begründungen angezettelt, an die sich heute kaum mehr jemand erinnert, in beiden Fällen verlief die Projektphase eher holprig, die Erläuterungsrhetorik war blumig euphorisch, und das Resultat hinterlässt in der Umsetzung zunehmend Ratlosigkeit.“ (Rundschreiben des LVB)
    Wirkliche Reformkritiker sind unter den 32 namentlich bekannten Mitgliedern des „Rates“ mit Ausnahme des Schriftstellers Ludwig Laher bisher nicht auszumachen. Der Auftrag des Rates läßt den schlichten Rückkehrgedanken oder ein grundsätzliches Überdenken der Reform auch gar nicht zu. Daß der Rat im Grunde die bisherigen Reformgremien auch personell fortsetzt, hat auch der VdS Bildungsmedien sofort erkannt: „Die Kommission und die Beiräte werden nach dem Willen der KMK in einen 'Rat für deutsche Rechtschreibung' zusammengefasst.“ (Jahresbericht 2004)
    Um die Aussichtslosigkeit der Lage zu erkennen, muß man einen Blick auf den historischen Zusammenhang werfen. Der Zwischenstaatlichen Kommission war von den Politikern eine unerfüllbare Aufgabe zugewiesen worden:
    „Die Zwischenstaatliche Kommission, die im Zuge der Neuregelung eingerichtet wurde, sollte im Grunde die Funktion übernehmen, die zuvor von der Dudenredaktion wahrgenommen wurde.“ (Beschlußvorlage der KMK für die Amtschefskommission vom 14.1.2004).
    Die Aufgabe der Dudenredaktion besteht bekanntlich in erster Linie darin, Wörterbücher zu machen. Der „Rat“ soll nun die Zwischenstaatliche Kommission ablösen und ersetzen, also wohl ebenfalls die Rolle der Dudenredaktion ausfüllen. Daß ein 37köpfiges ehrenamtlich tätiges Gremium, das ganz überwiegend aus lexikographischen und linguistischen Laien besteht, die deutschsprachige Welt mit einem brauchbaren Wörterbuch versehen könnte, ist eine abenteuerliche Vorstellung. „Wann hätte je eine amtliche, halb- oder dreiviertelamtliche orthographische Konferenz etwas Vernünftiges zuwege gebracht!“ (Friedrich Roemheld: Die Schrift ist nicht zum Schreiben da. Eschwege 1969, S. 23).

    Der Vorsitzende Hans Zehetmair will Arbeitsgruppen beauftragen, sich mit einzelnen Bereichen zu beschäftigen. Sie werden naturgemäß wiederum aus den Mitgliedern der alten Reformergruppe bestehen müssen, weil nur diese über die erforderliche Detailkenntnis verfügen. Doch selbst da hapert es. Der einzige, der orthographische Ideen hat, diese allerdings ohne jeden Respekt vor dem Erfordernis der Kontinuität zu verfechten pflegt, ist Peter Gallmann. Die wenigen Sprachwissenschaftler, die sonst noch zu finden sind, verstehen zu wenig von Orthographie. Kein einziger hat sich mit der Neuregelung in ihren verschiedenen Versionen näher beschäftigt.

    Der „Rat“ wird also genau das tun, was die KMK anstrebt: alle fünf Jahre über die „problemlose“ Durchsetzung und phänomenale Akzeptanz der Reformschreibung berichten. Dabei wird er sich auf „Mehrheiten“ bei seinen internen Abstimmungen berufen und sich als „demokratisch“ zusammengesetzte Vertretung der Betroffenen darstellen. Die KMK-Vorsitzende Doris Ahnen hält ja die Zusammensetzung für sehr ausgewogen: „Ich kann in diesem Rat keine eindeutigen Mehrheitsverhältnisse erkennen.“ (SPIEGEL-Gespräch 22.11.2005) Auch das Statut drückt sich in nahezu parodistischer Anlehnung an Art. 38 GG so aus, als handele es sich um demokratische Repräsentanz durch „unabhängige“ Abgeordnete, „an Aufträge oder Weisungen nicht gebunden“. Demgegenüber haben einzelne Mitglieder persönlich mitgeteilt, daß sie selbstverständlich den Standpunkt ihres Verbandes und nicht ihren eigenen vertreten werden.

    Warum es so kommen mußte, erklärt schlaglichtartig eine Äußerung Hans Zehetmairs Ende November 2004: „Sie wollen keine totale Rücknahme der Reform?“ – Zehetmair: „Nein. Das wäre nicht durchsetzbar.“ – Die Arbeit der Reformer hat schon vor über zehn Jahren die sachbezogene Diskussion aufgegeben und sich nur noch auf die „Durchsetzbarkeit“ beliebiger Änderungen konzentriert. („Die jetzt vorliegenden Vorschläge wurden allgemein als durchsetzbar angesehen,“ heißt es schon in der Vorlage für die Wiener Konferenz 1990 – wohlgemerkt: durchsetzbar gegen den Widerstand der Sprachgemeinschaft, die keine Veränderung des vertrauten Schriftbilds wolle.) Daher ist es nur konsequent, wenn jetzt Unternehmensvertreter und Verbandsfunktionäre in einem Gremium dominieren, das über Eingriffe in die deutsche Sprache berät und in dem solche Interessengruppen normalerweise nichts zu suchen hätten. Im Bundestag haben alle Parteien außer der FDP den Fraktionszwang eingesetzt, um die weitere Durchsetzung der Rechtschreibreform im Sinne der Lobby nicht zu gefährden.

    Statt die Gesellschaft „mit der Rechtschreibreform zu versöhnen“, könnte man versuchen, die Kultusminister mit der bewährten Rechtschreibung zu versöhnen. Solange sie diesen Gedanken nicht an sich herankommen lassen, ist auch vom neuen „Rat“ nichts zu erwarten.


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    Th. Ickler


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.12.2004 um 20.07

    Zitat:
    Ludwig Fischer schrieb:
    Gibt es da eine Ortsgruppe München?
    Oh ja, mit viel Rechtschreibschützer-Prominenz:

    „Zum Vorsitzenden des als Verein gegründeten unabhängigen Rats wurde der Journalist Hans Krieger gewählt, seine Stellvertreter sind der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren in Wien, Gerhard Ruiss, und der Schweizer Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann ... der Weilheimer Deutschlehrer Friedrich Denk ... Erste Ehrenmitglieder sind unter anderem der Sprachwissenschaftler Theodor Ickler und die Schriftsteller Elfriede Jelinek, Wulf Kirsten, Günter Kunert und Reiner Kunze.“ (siehe hier).
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Ludwig Fischer am 29.12.2004 um 19.58

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
    Sie meinen die Ortsgruppe Mannheim, oder die Ortsgruppe München?
    Gibt es da eine Ortsgruppe München?
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    Ludwig Fischer


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.12.2004 um 19.31

    Sie meinen die Ortsgruppe Mannheim, oder die Ortsgruppe München?
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von margel am 29.12.2004 um 18.59

    Wenn noch jemand im Zweifel darüber gewesen sein sollte, daß der als wahrer Wunderheiler ("versöhnen" sollte er das Volk mit der Reform lt. Zehetmair) ins Leben gerufene neue Rechtschreibrat nichts ist als eine Gauklertruppe in einer Schmierenkomödie, so dürfte er anhand des Berichtes über die konstituierende Sitzung eines besseren belehrt worden sein. Das IDS hat auch sofort seine neue Chance erkannt und genutzt. Wer auch sonst sollte die fachliche Arbeit leisten? Etwa die 36 (35) nach dem Prinzip "Wer will noch mal, wer hat noch nicht?" zusammengewürfelten Mitglieder? Während die einen wenigstens genau wissen, was sie wollen, sind andere nur Füllmaterial, um die vielgerühmte "Pluralität" zu gewährleisten. Der Unernst des ganzen Unternehmens könnte nicht schöner als durch das vorliegende Protokoll belegt werden. Und die Reform ist weiterhin in den besten Händen. Bleibt nur noch die spannende Frage, wann der Vorsitzende die Brocken hinschmeißt.


    eingetragen von Theodor Ickler am 29.12.2004 um 04.12

    Konstituierende Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung


    Mannheim, Institut für Deutsche Sprache, 17.12. 2004 nachmittags

    Anwesend sind alle Eingeladenen außer der Vertreterin des Bundesverbandes der Zeitschriftenverleger (die aber auch schon im „Beirat“ zu fehlen pflegte). Einstweilen noch ohne Stimmrecht anwesend ist Rudolf Meraner, der in Südtirol am Pädagogischen Institut für die Durchsetzung der Rechtschreibreform an den Schulen tätig ist.

    Im Hintergrund beobachten einige ungenannte Ministerialbeamte das Geschehen; zu erkennen sind Stillemunkes, Dr. Krimm, anscheinend auch Frau Maria Lüken (die bei der Kulturstaatsministerin Weiss diese Aufgabe von Frau Dr. Palmen-Schrübbers übernommen hat), Dr. Tobias Funk vom KMK-Sekretariat; aus dem österreichischen Bildungsministerium anscheinend Frau Renate Poelzl.

    Begrüßung und Ansprache von KMK-Präsidentin Doris Ahnen.

    (Frau Ahnen soll ihre Sache recht geschickt gemacht und manche damit beeindruckt haben.)

    Hans Zehetmair wird mehrheitlich, aber mit deutlichen Gegenstimmen und Enthaltungen zum Vorsitzenden gewählt. Unmutsäußerungen und Gegenstimmen kommen von österreichischer und Schweizer Seite. Deren Vertreter kritisieren die Bevormundung durch die Deutschen und die mangelhafte Einbeziehung der anderen beiden Staaten in die Vorbereitungen.
    Dr. Klaus Heller, der bisherige Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission, die sich damit auflöst, verabschiedet sich; er geht in den Ruhestand.
    Zur Überraschung der Teilnehmer stellt sich heraus, daß am IDS bereits die Stelle eines Geschäftsführers für den Rat ausgeschrieben worden ist und daß 25 Bewerbungen eingegangen sind. Eigentlich wäre dies eine der ersten Aufgaben des Rates selbst gewesen.
    Der Rat hat Statuten, die von der KMK ausgearbeitet worden sind, aber den Teilnehmern vorher nicht bekannt waren, sondern erst zu Beginn der Sitzung ausgehändigt werden. Es wird bekannt, daß diese Satzung erst am Tag zuvor von den Kultusministerien der drei deutschsprachigen Staaten beschlossen worden ist, damit der Rat überhaupt rechtmäßig mit seiner Tätigkeit beginnen kann.
    Insgesamt geht es ziemlich durcheinander, die Sitzung ist offensichtlich schlecht vorbereitet.
    Die Vertreter der Wörterbuch- und Schulbuchverlage sowie die Lehrerverbandsfunktionäre bekräftigen nachdrücklich ihre Ablehnung jeder weiteren Änderung.
    Zehetmair droht seinen Rücktritt an, falls nicht ernsthaft an der Sache gearbeitet werde.
    Es wird nur über Verfahrensfragen gesprochen, eine Debatte über Grundsatzfragen ist nicht möglich.
    Beschlossen wird: Bis 15. Januar 2005 sollen die Mitglieder die einzelnen Monita zur Rechtschreibreform schriftlich ausarbeiten und beim IDS einreichen, wo sie dann zu einem Diskussionspapier konsolidiert werden. Dies wird den Mitgliedern per Mail zugestellt. Der nächste Termin ist der 18. Februar. Das IDS kann allerdings nicht zusichern, daß das Diskussionspapier rechtzeitig vor dem 18. Februar zugestellt wird, so daß einige Teilnehmer schon jetzt befürchten, daß eine vernünftige Diskussion nicht möglich sein wird. Der Zeitdruck, unter dem gerade über die Weihnachtsferien gearbeitet werden soll, wird von mehreren Teilnehmern beklagt.
    Während Zehetmair zunächst meint, auch bei der nächsten Sitzung mit zwei Nachmittagsstunden auszukommen, wird nach Protesten mehrerer Teilnehmer vereinbart, schon am Vormittag zu beginnen und vier Stunden anzuberaumen.
    Die Österreicher und Schweizer beschweren sich, daß es immer Mannheim sein müsse, aber als sie aufgefordert werden, in Zürich oder Wien kostenlose Infrastruktur bereitzustellen, geben sie klein bei. Immerhin wird ihnen zugesagt, daß die nächste Sitzung zwar nochmals in Mannheim sein werde, danach aber auch ein anderer Ort in Betracht gezogen werden könne. Damit geben sie sich zufrieden.
    Einen Tiefpunkt erreicht die Stimmung wegen der abschließenden Pressekonferenz um 17 Uhr: Ahnen und Zehetmair verschwinden, die Österreicher und Schweizer sind nicht zur Teilnahme eingeladen worden.

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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 27.12.2004 um 11.13

    Werden sich im Rat neue Fronten bilden? Zwar sind sich fast alle in der Hauptsache einig, aber das waren sie in der Zwischenstaatlichen Kommission auch, und trotzdem gab es Feindschaften und Bündnisse. Nerius ist draußen, gegen den z. B. die Schweizer eine tiefe Abneigung hatten. Augst war bei den anderen nicht beliebt, aber die Rücksichtnahme auf ihn verhinderte, daß die Etymogeleien, die alle anderen lächerlich fanden, zurückgenommen wurden. Was wird nun daraus? Die Dudenleute sind durch die Reformer in Existenznot gebracht worden - wie werden sie sich nun arrangieren? Auf welche Seite schlägt sich Bertelsmann?

    Es geht eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung, denn begeisterte Reformer sind überhaupt nicht mehr auszumachen.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Matthias Dräger am 24.12.2004 um 15.30

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    Die Rücknahme der Reform ist angeblich politisch nicht durchsetzbar?

    Na und? Dafür ist die Durchsetzung der Reform praktisch nicht machbar, weil's keiner lernen kann.
    Mal sehen, wer den längeren Atem hat: Die Grammatik oder die Politik.

    Frohe Weihnachten!


    eingetragen von Fritz Koch am 24.12.2004 um 13.58

    etwa 540 v. Chr.: "Alles fließt". "Der Krieg ist der Vater aller Dinge".
    Den Baustoff "Heraklith" hat er nicht erfunden.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.12.2004 um 22.11

    Zitat:
    Fritz Koch schrieb:
    Die Rücknahme der Reform ist angeblich politisch nicht durchsetzbar?
    Die Rücknahme der Berliner Mauer galt in der veröffenlichten Meinung auch lange Zeit als politisch nicht durchsetzbar. (Anschließlich haben diese Nullen von „Politikern“ die Mauer weitestgehend restlos abräumen lassen, ohne ein Anschauungsobjekt für Politik und Geschichte zu belassen* – auch am Reichstag, wo ich im Februar 1990 noch als Mauerspecht geklopft habe; jedenfalls das von mir vergrößerte Loch – auf dessen anderer Seite Vopos mit fröhlichen Gesichtern standen – hätten sie samt gebliebener reichhaltiger Stahlbewährung stehenlassen können.)
    * Ich weiß, an der Bernauer Straße und am Prüfpunkt C, weit weg von den Medien, stehen noch bzw. wieder Reste.
    Zitat:
    Wer regiert also Deutschland:
    Nicht das Volk, sondern die Wirtschaftsverbände!
    Nee, die regieren auch nicht. Denn mit der RS„R“ und allerlei anderen bildungs- und verständigungsschädlichen Maßnahmen schneidet die Wirtschaft sich ins eigene Fleisch. Des, was am beschte gelunge isch in d’Schöpfung, des isch die Dummheit von die Mensche, soll Albert Schweitzer gesagt haben. Statt dieses Zitates habe ich im Netz andere Zitate gefunden:
    „Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ – Matthias Claudius
    „Wenn du kritisiert wirst, dann mußt du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.“ – Bruce Lee
    „Eins manns red ist halbe red / man soll die teyl verhören beed“ – Inschrift im großen Rathaussaal in Nürnberg
    „Die Menschen muß man vor den Kopf stoßen, damit sie lernen, ihn zu gebrauchen.“ – Dieter Hildebrandt, Kabarettist
    „Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat.“ – Winston Churchill
    „Mit leerem Kopf nickt es sich leichter. “ – Zarko Petan
    „Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren.“ – Luther Burbank
    „Die Sklaverei kann man abschaffen. Doch wie schafft man die Sklaven ab?“ – Gabriel Laub
    „Nur tote Fische schwimmen immer mit dem Strom.“ – aus China
    „Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?“ – Stanislaw Jerzy Lec
    „Die Hoffnung auf Wiedervereinigung ist die Lebenslüge der zweiten Republik.“ – Willy Brandt, 1984 und 14.9.1988 (siehe FR 15.9.88)
    „Nun wächst zusammen, was zusammengehört“ – Willy Brandt, 10.11.1989
    „Die Geschichte pflegt die einzuholen, die ihr zu entkommen trachten.“ – Willy Brandt am 20. Juni 1991 im Bundestag
    „Wer Unrecht duldet, stärkt es...“ – Willy Brandt
    „Wenn ein Mann nicht bereit ist, für seine Überzeugungen Risiken einzugehen, dann taugen entweder seine Überzeugungen oder er selbst nichts.“ – Ezra Pand
    „Sapere aude.“ – Horaz, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ – Immanuell Kant
    „Alles ist im Fluß – nichts steht still.“ – Platon
    „Eins, zwei, drei! Im Sauseschritt  läuft die Zeit, wir laufen mit.“ – Wilhelm Busch

    ... und ein zeitgerechtes neues Jahr 2005!
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Helmut Eberwein am 23.12.2004 um 20.51

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Peter Müller
    Zitat:
    Dr. Monique R. Siegel: Es sind keinerlei Äußerungen zur Rechtschreibung zu finden.
    Wir haben eine Äußerung:

    "Ich war und bin vehemente Kritikerin. Wenn es sich jedoch als gesichert herausstellt, dass sie nicht rückgängig gemacht werden kann, werde ich das als Pragmatikerin akzeptieren und für die kleinstmögliche Anzahl Änderungen kämpfen."

    Mindestens ein reformkritisches Mitglied gibt es also...


    Ich denke, man sollte die kritische Haltung von Frau Siegel nicht überbewerten.
    Wenn Sie wirklich eine so vehemente Gegnerin der Reformrechtschreibung wäre, dann müßte Ihre Kritik sicherlich schon früher publik geworden sein - und bis dato hat man ja von ihr in Orthographie-Fragen nicht sehr viel gehört.


    eingetragen von Fritz Koch am 23.12.2004 um 11.26

    Beim Volk wäre die Rücknahme sofort durchsetzbar.
    Bei den Wirtschaftsverbänden, hier den Schul- und Jugendbuchverlagen, ist sie angeblich nicht durchsetzbar.
    Warum?
    Welche verantwortlichen Politiker stehen auf den Gehaltslisten dieser Verbände?
    Würden diese Politiker oder ihre Partei wesentliche Zusatzeinkommen verlieren?
    Drohen die Verbände damit?
    Sind die verantwortlichen Politiker und Parteien gekaufte Marionetten?
    Es handelt sich bei solchen Nebeneinkünften um eine legale Form der Korruption.
    Die Bürger haben ein Recht darauf, zu wissen, welche Interessen ihre Abgeordneten neben dem Mandat noch vertreten.
    Es darf nicht sein, daß Abgeordnete verdeckte Lobbyisten sind.

    Wer regiert also Deutschland:
    Nicht das Volk, sondern die Wirtschaftsverbände!
    Das wurde noch nie so klar sichtbar wie bei der Rechtschreibreform.
    Das ist nur dem Namen nach eine "Demo"-kratie, tatsächlich eine Oikonomiokratie (oder so ähnlich).


    – geändert durch Fritz Koch am 23.12.2004, 19.01 –


    eingetragen von Peter Müller am 23.12.2004 um 05.04

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Woher stammt denn die Äußerung von Frau Siegel? Kann man sie zitieren?
    Ich habe sie nach ihrer Einstellung zur Reform gefragt. Man kann sie zitieren; sie hat es mir ausdrücklich erlaubt.
    __________________
    Peter Müller


    eingetragen von Theodor Ickler am 23.12.2004 um 04.29

    Woher stammt denn die Äußerung von Frau Siegel? Kann man sie zitieren?
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Peter Müller am 23.12.2004 um 00.50

    Zitat:
    Dr. Monique R. Siegel: Es sind keinerlei Äußerungen zur Rechtschreibung zu finden.
    Wir haben eine Äußerung:

    "Ich war und bin vehemente Kritikerin. Wenn es sich jedoch als gesichert herausstellt, dass sie nicht rückgängig gemacht werden kann, werde ich das als Pragmatikerin akzeptieren und für die kleinstmögliche Anzahl Änderungen kämpfen."

    Mindestens ein reformkritisches Mitglied gibt es also...
    __________________
    Peter Müller


    eingetragen von Peter Müller am 23.12.2004 um 00.42

    Zitat:
    Die Parlamentarierin ... werde ich noch fragen, wo sie das Mehr an Systematik [der neuen] und die Unzulänglichkeiten der alten Rechtschreibung sieht.

    Sie hat mir inzwischen äußerst zuvorkommend geantwortet. Das "Mehr an Systematik der neuen und die Unzulänglichkeiten der alten Rechtschreibung" wurden offensichtlich vom Experten, an den sie sich als Nichtspezialistin gewandt habe, redigiert. Sie selbst kann sich darüber kein genaues Bild machen, ist aber für Hinweise dankbar. Ich habe ihr folgendermaßen geantwortet:

    Sehr geehrte Frau Riklin

    Herzlichen Dank für Ihre freundliche Antwort.

    Sie können davon ausgehen, daß die Rechtschreibreform in den andern Bereichen genauso mißraten ist wie in der Zusammen-/Getrenntschreibung.

    Das Mehr an Systematik, das Ihnen in Ihrem Postulatstext vermutlich der von mir sehr geschätzte Herr Hauck untergejubelt hat (der anschließend ja auch die Antwort des Bundesrates redigiert hat...), gibt es nicht oder jedenfalls - nach den zahlreichen Revisionen - nicht mehr. Und die Systematik, die es gab und noch gibt, ist verfehlt, weil nicht am Sprachgebrauch orientiert.

    Dies ist eine Reform, die von allen Seiten von Anfang an großmehrheitlich abgelehnt worden ist: von den Laien (alle Umfragen, z.B. von Allensbach, belegen es), von den Experten (600 Professoren der Sprach- und Literaturwissenschaft unterzeichneten Aufrufe zur Rücknahme) und von den professionellen Anwendern (die bekanntesten Schriftsteller weigern sich, in neuer Orthographie zu schreiben). Man steht fassungslos vor der Tatsache, daß die Reform trotzdem durchgepaukt werden soll, weil eine Rücknahme angeblich politisch nicht durchsetzbar sei.

    Kommt dazu, daß die Reform ihre Ziele (weniger und einfachere Regeln, Reduzierung der Fehler bei den Schreibenden, Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung) nicht nur nicht erreicht, sondern sich von ihnen weit entfernt hat: Statt einfacher sind die Regeln - noch vermehrt nach all den Revisionen - zahlreicher, komplizierter und widersprüchlicher geworden, die Schreibenden machen dadurch statt weniger nachweislich mehr Fehler (v.a. durch Übergeneralisierungen), das Lesen wird erschwert, und die Einheitlichkeit der Rechtschreibung ist wegen der mangelnden Akzeptanz der neuen Regeln statt bewahrt verloren! Spektakulärer kann man gar nicht scheitern, und in der Privatindustrie würde dies den sofortigen Abbruch der Übung bewirken! Hier aber soll sie verbissen durchgezogen werden!

    Die Reform konnte gar nicht anders als scheitern: Sie definierte erst die neuen Regeln auf dem Reißbrett (sie schreckt dabei nicht einmal vor grammatisch Falschem wie Leid tun zurück) und erstellte danach das Wörterverzeichnis. Orthographie funktioniert aber umgekehrt: Aus der Beobachtung des Sprachgebrauchs wird das Wörterverzeichnis erstellt, und aus der üblichen Schreibweise der Wörter versucht man danach Regelmäßigkeiten zu erkennen und in Regeln zu fassen. Daß diese Regeln nicht umfassend logisch sein können, liegt in der Natur der Sache, Beispiel: man kann nicht regeln, alle Fremdwörter mit ph entweder mit f oder mit ph zu schreiben: Telefon kann man nicht (mehr) mit ph vorschreiben, Philosophie (noch) nicht mit f. Es verhält sich wie in andern Gesetzen: sie müssen behutsam der Werteveränderung der Gesellschaft folgen (vor noch nicht allzu langer Zeit war das Konkubinat noch verboten - heute undenkbar...).

    Die Bürgerlichen haben nicht verstanden, daß die Reform ein Kind der linken Systemveränderer und Ideologen ist, die in der Rechtschreibung eine Barriere für den Zugang zur höheren Bildung sozial Schwächerer vermuten und denen das private Monopol des Dudens ein Dorn im Auge war.

    Die Linken haben nicht begriffen, daß die Reform reaktionär ist (gegen die Sprachentwicklung gerichtet, z.B. gegen die Tendenz zur Zusammenschreibung) und antiquiert (Schreibweisen des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts werden wiederbelebt: zu Eigen machen!). Sie glauben deshalb noch immer, die Reform sei ein "linkes" Projekt. Offensichtlich verwirrt sie nicht einmal die Tatsache, daß Elfriede Jelinek eine der glühendsten Kritikerinnen der Reform ist.

    Die Lösung kann eigentlich nur die Rücknahme der Reform sein. Dabei sollten allerdings die Regeln liberaler gedeutet werden (wie im berüchtigten Beispiel radfahren: selbstverständlich sollte auch Rad fahren erlaubt sein). Und wenn politisch nötig, dann halt einige Zugeständnisse, z.B. vonseiten, aufseiten - und bitte auch zurzeit, das in der Schweiz ohnehin zusammengeschrieben wird.

    Notfalls sollte die Schweiz eigentlich auch vor einem Alleingang nicht zurückschrecken: Wir haben ihn ja bereits, wir haben das Eszett abgeschafft und werden, obwohl von der alten und neuen Rechtschreibung vorgeschrieben, niemals Bieler See schreiben.

    Freundliche Grüße
    Peter Müller

    __________________
    Peter Müller


    eingetragen von Theodor Ickler am 21.12.2004 um 11.46

    Am Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist zum 1.1.2005 für die Dauer von zunächst drei Jahren die Stelle

    eines wissenschaftlichen Mitarbeiters
    einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin
    zu besetzen.

    Aufgaben der Stelleninhaberin/des Stelleninhabers sind Forschung im Bereich der Orthografie des Deutschen sowie die Erfüllung von Beratungs-, Koordinations- und Verwaltungsaufgaben, die in diesem Zusammenhang am Institut anfallen. Es ist vorgesehen, dass vom Inhaber/der Inhaberin dieser Stelle die Geschäftsführung des "Rates für deutsche Rechtschreibung" wahrgenommen wird.

    Die Stelle kann je nach Qualifikation des Bewerbers/der Bewerberin nach BAT IIa oder BAT Ib vergütet werden. Mit der Beschäftigung am Institut für Deutsche Sprache sind die im öffentlichen Dienst üblichen sozialen Leistungen verbunden.

    Voraussetzung sind eine Promotion in deutscher Sprachwissenschaft, Vertrautheit mit Fragen der Orthografie und der Orthografieforschung, möglichst Erfahrungen im Bereich von Lehre und/oder Sprachberatung und die Bereitschaft, sich in die gegebenen organisatorischen Abläufe einzuarbeiten.

    Das Institut für Deutsche Sprache ist bemüht, das ausgeglichene Verhältnis von Frauen und Männern, das bei Beschäftigungsverhältnissen am Institut herrscht, beizubehalten. Bewerbungen qualifizierter Wissenschaftlerinnen werden daher besonders begrüßt. Bewerbungen geeigneter schwerbehinderter und ihnen gleichgestellter Personen im Sinne des SGB IX sind ausdrücklich erwünscht.

    Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen richten Sie bitte bis zum 10. Dezember 2004 an folgende Adresse:

    An den
    Direktor
    Institut für Deutsche Sprache
    Postfach 10 16 21
    68016 Mannheim

    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 20.12.2004 um 06.45

    Wer das geglaubt hat, ist spätestens jetzt desillusioniert. Hier geht es nicht um Sprache, sondern um Macht. Und Zehetmair spielt Theater. Na ja, das kann er, als ehemaliger Politiker.
    Das Dumme im Fall RSR ist, daß so viele Menschen hinter die Kulissen schauen können. Bei anderen Politpossen kann viel mehr vertuscht werden.
    Zehetmair, der gesagt hat „Wir hätten das nicht machen sollen“, wird vielleicht nächstes Jahr hinzufügen: „Und ich hätte das auch nicht machen sollen.“
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    Karin Pfeiffer-Stolz


    eingetragen von Theodor Ickler am 20.12.2004 um 04.34

    Inzwischen wurde mir von mehreren Teilnehmern bestätigt, daß der Rat nach Statuten arbeitet, die die KMK vorgegeben hat, die aber vor der konstituierenden Sitzung den Mitgliedern noch nicht vorgelegen hatten. Sie sind erst am 16. Dezember von Deutschland, Österreich und der Schweiz beschlossen worden, damit die Sitzung überhaupt rechtmäßig stattfinden konnte.

    Sobald wir diese Unterlagen haben, werden wir sehen, welche inhaltlichen Beschränkungen den Kombattanten auferlegt sind.

    Überrascht wurden die Teilnehmer auch von der Mitteilung, daß das IDS bzw. die KMK bereits die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben und 25 Bewerbungen erhalten hatte. Normalerweise wird eine solche Ausschreibung vom Auftraggeber - hier als dem Rat für deutsche Rechtschreibung - veranstaltet und nicht von einer dritten Stelle.

    Der bisherige Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission verabschiedete sich artig grüßend in den Ruhestand.

    Wie bei der Mannheimer Anhörung und ähnlichen Veranstaltugnen fand die Sitzung unter Aufsicht namentlich nicht bekannter und nicht vorgestellter Regierungsvertreter statt. Gesichtet wurden Herr Stillemunkes, Herr Krimm und andere, wahrscheinlich auch Frau Lüken vom Kulturstaatsministerium (sie hat ja inzwischen Frau Palmen-Schrübbers abgelöst), aus Österreich eine Ministerialbeamte (wahrscheinlich Frau Renate Pölzl).

    Die Eingeladenen waren erstaunlicherweise alle da, außer der Vertreterin des Bundes der Zeitschriftenverlage, aber das war im Beirat schon genauso.

    Herr Zehetmair dachte, auch die nächste Sitzung in zwei gemütlichen Nachmittagsstunden erledigen zu können, aber einige Teilnehmer, die von der Schwierigkeit der Sache etwas mehr Ahnung haben, rangen ihm vier Stunden ab, so daß also am 18. Februar schon vormittags begonnen werden soll. Allerdings konnte das IDS nicht versprechen, daß die zusammengeführten Statements schon wesentlich früher verschickt werden; ernsthafte Arbeit an der Sache ist also auch in Zukunft kaum möglich. Sie ist aber auch weitgehend unerwünscht, denn insbesondere die Wörterbuchverlage, die Schulbuchverleger und die Lehrerverbandsfunktionäre wünschen möglichst überhaupt keine Änderung und brachten das auch sehr deutlich zum Ausdruck. Darauf kann sich wiederum der Vorsitzende nicht einlassen, der denn auch drohte, wenn nicht ernsthaft gearbeitet werde, dann würde er sein Amt niederlegen. Die Blamage, nichts erreicht zu haben, kann er in der Tat nicht riskieren. Ich glaube, die wesentliche Erkenntnis, die er aus der Sitzung mitgenommen hat, betrifft zunächst einmal das Mächteverhältnis und Ränkespiel auf politischer Ebene, von dem er bisher fast nichts gewußt haben dürfte.

    Und nun arbeiten erstmals Krimm und die anderen Ministerialen ihm nicht mehr zu, sondern sozusagen gegen ihn - von Amts wegen. Eine interessante Konstellation.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Peter Müller am 19.12.2004 um 03.01

    Prof. Sitta, Gallmann, Lindauer

    Horst Sitta (Universität Zürich, emeritiert) und Peter Gallmann (Universität Jena) vertreten die Fachwissenschaft (sie waren Schweizer Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung), Thomas Lindauer (Fachhochschule Aargau) die Fachdidaktik. Sie stehen in einer Linie. Gallmann war Assistent Sittas, Lindauer möglicherweise Assistent Gallmanns. Es gibt zahlreiche gemeinsame Publikationen, nicht nur die bekannten von Sitta/Gallmann, sondern auch Sitta und/oder Gallmann mit Lindauer (z.B. Gallmann/Sitta: "Wort für Wort", Schweizer Schulwörterbuch 2002) und Vorlesungen (z.B. über Generative Grammatik an der Uni Zürich). Sie sind vernetzt, böser: verfilzt. Sie dürften allesamt Hardliner der Reform sein.

    Peter Feller

    Peter Feller vertritt die Schulbuchverlage; er ist Direktor des Lehrmittelverlags des Kantons Zürich. Er ist absoluter Gegner jeder Revision der Reform, ihre komplette Rücknahme schließt er erst recht aus - hauptsächlich aus finanziellen Überlegungen. Er beziffert die Kosten für die neu aufgelegten Schulbücher des Kantons auf rund 250'000 Fr.: Wenn die Reform platzte, "wäre das eine Katastrophe, dann müßte man wohl zu den alten Schreibweisen zurückkehren – vermutlich zu etwa gleichen Kosten. Dabei erkennen die meisten Leute ein Schulbuch in der neuen Rechtschreibung nur daran, weil dies auf der vordersten Seite vermerkt ist." (ZüriWoche, 1997) Die gesamten Rückumstellungskosten für die von seinem Verlag (auch zuhanden anderer Kantone) verlegten Lehrmittel beziffert er auf etwa 8,8 Mio. Fr. (Tages-Anzeiger 2004)

    Dr. Werner Hauck

    Werner Hauck vertritt die öffentliche Verwaltung, er ist Leiter der Sektion Deutsch der Zentralen Sprachdienste der schweizerischen Bundeskanzlei. Er war das dritte Schweizer Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung. Er muß daher als Befürworter der Reform gelten; allerdings dürfte er der Gemäßigste der drei sein. Bekannt ist, daß er den Verlust der Bedeutungsdifferenzierung ("Delexikalisierung") bei der ZGS rückgängig machen möchte. Er dürfte die entsprechende Antwort der Schweizer Regierung auf ein parlamentarisches Postulat redigiert haben; sie bezeichnet eine Änderung des Regelwerks als notwendig, "durch welche die mit der Reform beseitigten Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung wieder eingeführt werden". Weiteres Zitat: "So vielfältig die Kritik an der neuen Rechtschreibung ausfällt, auf ein Problem weisen alle hin: die Getrennt- und Zusammenschreibung. Könnte man den Kritikern wenigstens in diesem Punkt entgegenkommen, würde dies einen breiten Konsens und die rasche Überwindung der Krise ermöglichen." (NZZ 2004)

    Max A. Müller

    Max A. Müller vertritt die Lehrerorganisationen; er ist Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverbands Baselland (LVB). Er dürfte gemäßigt reformerisch, evtl. sogar leicht kritisch sein. Zitat aus einem Editorial des Verbandsorgans: "Die deutsche Rechtschreibreform und das neue Bildungsgesetz haben durchaus Gemeinsamkeiten. Beide Unternehmungen wurden unter Begründungen angezettelt, an die sich heute kaum mehr jemand erinnert, ... und das Resultat hinterläßt in der Umsetzung zunehmend Ratlosigkeit."

    Stephan Dové

    Stephan Dové vertritt den Verband Schweizer Presse VSP; er ist Chefkorrektor der Neuen Zürcher Zeitung NZZ. Als solcher wird er wohl die stark gemilderte Umsetzung der NZZ propagieren http://www.nzz.ch/dossiers/2004/rechtschreibreform/2004.08.14-il-article9S8V9.html. Er spielt die Problematik allerdings herunter: "Es ändert sich fast nichts", lautet sein Fazit. Und was sich ändert, sind nur ganz selten Wörter wie die berühmt gewordene 'Gämse' und vor allem neue Regeln von Groß- und Klein- sowie Getrennt- und Zusammenschreibung." (ZüriWoche 1997) Und er sieht deshalb selbst angesichts der Rücknahme der reformierten Schreibung bei Bild und Spiegel "keinen Bedarf an überstürzten Handlungen. In Absprache mit Chefredaktor Hugo Bütler und Feuilletonchef Martin Meyer" werde man "die Lage beobachten". Man sehe bei der NZZ auch keine Notwendigkeit, sich unter den Verlagen abzusprechen. "Bei der Einführung der Reform saß man auch nicht zusammen.* (Tages-Anzeiger 2004) Die NZZ gibt übrigens auch das Buch "Richtiges Deutsch" des verstorbenen Altmeisters der Schweizer Chefkorrektoren, Walter Heuer, heraus - neu vom Vorgänger Dovés, Max Flückiger, und von ... Peter Gallmann. Es vertritt aber, wie eine kurze Prüfung zeigt (fallenlassen gibt es nicht), nicht die NZZ-, sondern die Reformschreibung. Heuer würde sich dafür wahrscheinlich bedanken, wenn er noch könnte...

    Dr. Monique R. Siegel

    Monique R. Siegel vertritt das PEN-Zentrum Schweiz, also die Autoren. Sie ist in Berlin geboren und aufgewachsen, mit 23 in die USA ausgewandert, hat dort ein Germanistikstudium absolviert und ist erst mit 32 in die Schweiz gekommen. Sie wird als Innovationsberaterin und Zukunfts- und Trendforscherin bezeichnet. Sie ist Dozentin an der Fachhochschule Aargau (wie Prof. Lindauer) und wurde v.a. durch ihr Management-Symposium für Frauen bekannt. Es sind keinerlei Äußerungen zur Rechtschreibung zu finden. Sie hat eine eigene Website: http://www.siegel.ch

    Vakanz

    Die Vakanz überrascht doch einigermaßen. Beim EDK hatte man mir gegenüber bedauert, daß mit nur 9 Mitgliedern nicht alle Anspruchsgruppen berücksichtigt werden können... Man hat mir im übrigen auch beschieden, daß "reformkritisch" kein Kriterium bei der Auswahl gewesen sei, obwohl die KMK ausdrücklich auf die Aufnahme von reformkritischen Mitgliedern hingewiesen hatte. Solche gäbe es ja durchaus in der Schweiz: Stefan Stirnemann, Egon Ammann, Adolf Muschg, Peter von Matt u.v.a.
    __________________
    Peter Müller


    eingetragen von Theodor Ickler am 18.12.2004 um 08.46

    Man kann sich das Grinsen der glorreichen Sieben vorstellen, die sich gerade aus der Zwischenstaatlichen Kommission verabschiedet und sogleich im selben Hause, vermutlich sogar im selben Raum, unter anderem Namen wiedergefunden haben. Daß die Österreicher und die Schweizer den Deutschen damit zeigen wollten, wie wenig sie von der KMK ud von deren Revisionsbemühungen halten, ist offensichtlich. Aus demselben Grunde haben sie ja bereits den Beirat boykottiert, aus dem sich nun neben Hoberg die deutsche Abteilung rekrutiert.

    Ich bin nun dabei, meine Analyse der Ratsbesetzung durch weitere Einzelheiten über die neuerdings bekannt gewordenen Mitglieder zu ergänzen. Wer noch etwas herausfindet, möge es mitteilen.

    Bisher ist ja nur Herr Laher als Kritiker erkennbar, wo die anderen von Frau Ahnen versprochenen "Kritikerinnen und Kritiker" stecken, konnte ich nicht erkennen.

    Die Analyse und Delegitimierung des Rates ist sehr wichtig, weil damit den Zeitungen der letzte Vorwand genommen wird, nicht sofort umzustellen, weil man auf die Ergebnisse der Ratstätigkeit warte.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 18.12.2004 um 08.39

    Mitglieder im Rat für deutsche Rechtschreibung

    Deutschland
    Prof. Dr. Ludwig Eichinger, Institut für Deutsche Sprache
    Prof. Dr. Norbert Richard Wolf, Institut für Deutsche Sprache
    N.N., N.N., Akademie für Sprache und Dichtung
    Dr. Matthias Wermke, Dudenredaktion des Bibliographischen Instituts & F.A. Brockhaus AG
    Frau Dr. Krome Wissen, Media Verlag/Wahrig-Wörterbuch
    Prof. Dr. Rudolf Hoberg, Gesellschaft für deutsche Sprache
    Prof. Dr. Werner Besch, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
    Prof. Dr. Jacob Ossner, Symposion Deutschdidaktik e.V.
    Fritz Tangermann, Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband
    Dr. Edmund Jacoby, Börsenverein des deutschen Buchhandels
    Michael Banse, VdS Bildungsmedien
    Ulrike Kaiser, Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion
    Jürgen Hein, Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
    Anja Pasquay, Bundesverband deutscher Zeitungsverleger – BDZV
    Wolfgang Fürstner, Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V .
    N.N., P.E.N.-Zentrum Deutschland
    Dr. Ludwig Eckinger, Deutscher Beamtenbund/Deutscher Gewerkschaftsbund

    Österreich
    Landesschulinspektor Dr. Karl Blüml, Didaktik
    OStR Prof. Günter Lusser, Didaktik
    o.Univ.-Prof. Dr. Richard Schrodt, Wissenschaft
    Mag. Ulrike Steiner, Österreichisches Wörterbuch
    Bundesminister a. D. Dr. Helmut Zilk, Pädagogik
    Obersenatsrat Dr. Kurt Scholz, Pädagogik
    Dr. Hans Haider, Journalismus
    Dir. Georg Glöckler, öbv&hpt
    Dr. Ludwig Laher, Autoren

    Schweiz
    Prof. Dr. Horst Sitta, Fachwissenschaft
    Prof. Dr. Peter Gallmann, Fachwissenschaft
    Prof. Dr. Thomas Lindauer, Fachdidaktik
    Max A. Müller, Lehrerorganisationen
    Dr. Werner Hauck, Öffentliche Verwaltung
    Peter Feller, Schulbuchverlage
    Stephan Dové, Zeitungs- und Zeitschriftenverlegerverband
    Dr. Monique R. Siegel, PEN-Zentrum Schweiz
    1 Sitz vakant«

    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 17.12.2004 um 17.19

    "Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug!"

    (Um mal nicht nur von Böcken und Gärtner zu reden ...)

    Ein schöner alter Mythos, aber ob man daran glauben kann?

    Doris Ahnen jedenfalls glaubt daran. Sagt sie jedenfalls.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Helmut Eberwein am 16.12.2004 um 17.58

    Morgen wird der Rat zusammenkommen, und kein einziger Mensch weiß, welche denn die "36 Handlanger" ( Zitat FAZ ) sein werden, außer natürlich Blüml & co.

    Dies macht dann also 36 - 9 = 27.

    Ja, wie heißen denn nun die 27 Experten?????


    eingetragen von Klaus Malorny am 16.12.2004 um 10.47

    Ist der "Rat" eigentlich wieder so eine geheime Kommandosache? Oder wird es etwa öffentlich zugängliche Protokolle von den Treffen geben? Nebenbei bemerkt, wenn ich so den Artikel des "Standards" über die österreichische Delegation lese, kann ich mir gut vorstellen, daß Zehetmair irgendwann den Tag, an dem er der Leitung dieses Haufens zugestimmt hat, verfluchen wird, wenn er es nicht schon getan hat...

    mfg.
    Klaus Malorny


    eingetragen von Fritz Koch am 16.12.2004 um 09.25

    der Reform sind durch den Duden-2004 gerade wieder auf den Stand der alten Rechtschreibung zurückgeändert worden. Das haben die Reform-Anhänger noch garnicht gemerkt oder sie wollen es garnicht wahrhaben, weil es ihre Reform-Begründungen zum Einsturz bringt. Mit jedem weiteren neuen Duden wird das noch krasser werden. Es ist jetzt eine Wort-für-Wort-Einzelreparatur im Gange, in der gleichen Weise, wie es die Reform-Anhänger dem alten Duden immer vorgeworfen hatten. Wenn das amtliche Regelwerk dem nicht angepaßt wird, wird es Dauerstreit zwischen Schülern und Lehrern geben, ob das Regelwerk oder der neueste Duden gilt.


    eingetragen von Peter Müller am 16.12.2004 um 01.33

    Nun hat sich auch die schweizerische Regierung (Bundesrat) zur Rechtschreibreform geäußert. In der Antwort Ende November auf ein Postulat hält sie fest, daß eine Änderung des Regelwerks notwendig sei, "durch welche die mit der Reform beseitigten Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung wieder eingeführt werden". Wie genau sie sich dafür einsetzen wird, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, daß ihr Vertreter im Rat, Werner Hauck (der die Antwort des Bundesrates redigiert haben dürfte), damit beauftragt ist.

    Postulat und Antwort zeigen übrigens, daß die oft von den Reformern geäußerte Behauptung, "in der Schweiz ist alles ruhig", nicht stimmt.

    Zusammen mit den Äußerungen von Herrn Zehetmair (auseinander setzen/auseinandersetzen) zeichnet sich doch eigentlich ab, daß der ganze mißratene Bereich Zusammen-/Getrenntschreibung gestrichen wird. Dieser Einbruch eines zentralen Teils müßte die ganze Reform zum Einsturz bringen.

    Die Parlamentarierin (eine hochgebildete, gescheite Frau) werde ich noch fragen, wo sie das Mehr an Systematik und die Unzulänglichkeiten der alten Rechtschreibung sieht.

    Postulat und Antwort im Wortlaut:

    (EDK = kantonale Erziehungsdirektorenkonferenz)

    04.3462 - Postulat
    Deutsche Rechtschreibereform. Konsensfindung
    Eingereicht von Riklin Kathy
    Einreichungsdatum 27.09.2004
    Eingereicht im Nationalrat
    Stand der Beratung Im Plenum noch nicht behandelt

    Eingereichter Text
    Der Bundesrat wird beauftragt, im Einvernehmen mit der EDK zu prüfen, ob den Regierungen der an der Reform der deutschen Rechtschreibung beteiligten Länder mitzuteilen sei, dass die Schweiz ein hohes Interesse an einem breiten Konsens in der Frage der Rechtschreibereform hat. Erreicht werden soll dieser Konsens namentlich durch eine Änderung des neuen Regelwerkes, wodurch die bisher möglichen Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung erhalten bleiben.

    Begründung
    Die sehr emotional geführte Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung kommt nicht zur Ruhe. Im Gegenteil: Durch die Bestrebungen der Ministerpräsidenten einiger deutscher Bundesländer, den Kultusministern die Zuständigkeit in der Sache zu entziehen, und namentlich durch die Ankündigung des "Axel-Springer"-Verlages, des "Spiegel"-Verlages und der "Süddeutschen Zeitung", wieder zur alten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen, hat sie an Brisanz erheblich zugenommen. Es droht eine Entwicklung, die dazu führt, dass das, was man in der Schule lehrt und lernt, nicht dem entspricht, was man ausserhalb der Schule schreibt und liest. Praxis und Schule dürfen sich nicht entzweien. Es ist Aufgabe der Politik, eine solche Entwicklung zu verhindern.

    Das neue Regelwerk hat mehr Systematik in die Rechtschreibung gebracht und unnötige Einzelfallregelungen beseitigt. Es wäre deshalb unsinnig, zur alten Rechtschreibung mit all ihren Unzulänglichkeiten zurückzukehren. Das neue Regelwerk aber ist ganz offensichtlich nicht konsensfähig. Schuld daran ist in erster Linie die Tatsache, dass es bestimmte Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung (z. B. wohlvertraut - wohl vertraut), die nun einmal zum Wesen der deutschen Sprache gehören, nicht mehr zulässt. Sämtliche Kritikerinnen und Kritiker sehen darin einen unzulässigen Eingriff in die Wortbildungsmechanismen und einen Mangel an Respekt gegenüber der Sprachgemeinschaft, die diese Mechanismen herausgebildet hat. Sie beklagen den Verlust einer grossen Zahl von Wörtern und wollen nicht durch eine Reform gezwungen werden, immer wieder gegen ihr Sprachgefühl schreiben zu müssen.

    Die Suche nach einem Konsens muss deshalb bei diesem zentralen Punkt der Kritik ansetzen. Die wichtigsten Kritiker und die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung müssen sich endlich ernsthaft und im Bewusstsein ihrer Verantwortung zusammensetzen und das Regelwerk entsprechend ändern. Die Politik aber sollte ihnen den Weg zum Konsens durch eine klare Zielvorgabe erleichtern. Es ist politisch fragwürdig, wenn jedes der drei deutschsprachigen Länder die notwendige Revision der Reform mit der Begründung blockiert, es sei gegenüber den anderen zwei Ländern gebunden.

    Stellungnahme des Bundesrates 24.11.2004
    Der Bundesrat teilt das Anliegen der Postulantin. Rechtschreibung ist kein Selbstzweck, sie hat vielmehr dazu beizutragen, die Kommunikation zu erleichtern. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass es in einem Sprachraum im Wesentlichen nur eine Rechtschreibung gibt. Da es sich in den letzten Jahren aber gezeigt hat, dass das neue Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung nicht konsensfähig ist, droht eine Entwicklung, die zu einem Auseinanderdriften von Schule und Praxis führt. Der Bundesrat ist bereit, darauf hinzuwirken, dass es nicht zu einer solchen Entwicklung kommt. Er hält grundsätzlich an der Reform fest, zumal diese an den Schulen ohne grössere Probleme eingeführt worden ist. Er teilt aber auch die Ansicht der Postulantin, dass sie unbedingt konsensfähig gemacht werden muss. Notwendig ist namentlich eine Änderung des Regelwerkes, durch welche die mit der Reform beseitigten Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung wieder eingeführt werden. Der Bundesrat wird sich dafür einsetzen, dass diese Änderung abgeschlossen wird, bevor die Übergangsfrist am 31. Juli 2005 zu Ende geht.
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    Peter Müller


    eingetragen von Bernhard Schühly am 15.12.2004 um 22.51

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    Von der Rechtschreibreform wird so wenig übrigbleiben, daß man eine eventuelle Rückkehr der Springer-Zeitungen zur neuen Schreibung gar nicht bemerken wird.
    Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn nämlich jetzt schon, dank Duden'scher Alternativschreibungen, (fast) allen erlaubt ist, so zuschreiben, insbesondere zu trennen, wie ihm der Schnabel bzw. die Feder gewachsen ist, dann werden solche Veränderungen auch nicht mehr bemerkt.
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von margel am 15.12.2004 um 19.05

    Von der Rechtschreibreform wird so wenig übrigbleiben, daß man eine eventuelle Rückkehr der Springer-Zeitungen zur neuen Schreibung gar nicht bemerken wird.


    eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 15.12.2004 um 18.48

    Wahrscheinlich ist er sich seiner Sache deshalb so sicher, weil er ganz und gar „unpolitisch“ an die Angelegenheit herangeht.
    __________________
    Karin Pfeiffer-Stolz


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 15.12.2004 um 17.28

    Aus "Zehetmair gegen Alternativ-
    Schreibweisen"

    Woher bezieht er seine Siegesgewißheit, die
    ihn verlauten läßt, daß er mit der Rückkehr
    der Zeitungen des Axel-Springer-Verlag zur
    neuen Schreibweise rechne?


    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Matthias Draeger am 15.12.2004 um 12.27

    Gelinder Spott aus Vladivostok:

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
    Die Tagesordnung fuer die konstituierende Sitzung des Rates fuer deutsche Rechtschreibung am Freitag, dem 17.12.2004, sieht zunaechst Grussworte vor (Ahnen),

    Ein solches "Grusswort" stelle ich mir folgendermassen vor:

    "Sehr geehrte Mitglieder des RATES FUER DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG!

    Nachdem es den Kultusministern durch die Rechtschreibreform gelungen ist, nun endlich die heiss ersehnte EINHEIT der deutschen Rechtschreibung herzustellen, ergeht nun an dieses Gremium die verantwortungsvolle Aufgabe, diese Einheit auch fuer die Zukunft, insbesondere fuer die deutsche Jugend, zu schuetzen und zu bewahren. Nach Jahrhunderte langem Kampf mit einer unzureichenden Rechtschreibung tritt Deutschland nun zum Beginn des dritten Jahrtausends in eine Zeit ein, in der die Hauptschwierigkeiten der deutschen Rechtschreibung ein fuer alle Mal ausgeraeumt sind und durch das amtliche Regelwerk eine einheitliche Rechtschreibung fuer Schulen und Behoerden verbindlich und unverrueckbar definiert werden konnte.
    Ihre Aufgabe moechte ich mit diesem Grusswort unter unser Motto stellen: Nichts, was je ein deutscher Kultusminister hat verlautbaren lassen, ist falsch, alles bleibt richtig.
    Fuer die Aufgabe des Huetens und Bewahrens der Rechtschreibreform wuensche ich Ihnen im Namen aller Kultusminister Alles Gute - viel Spass!"
    __________________
    Matthias Draeger


    eingetragen von Fritz Koch am 15.12.2004 um 08.01

    machen mir Angst.
    Ich fürchte und verachte sie seit meiner Kindheit.
    Anscheinend werden sie wieder mehr.
    Warum?
    Sie merken auch diesmal nicht, daß sie benutzt werden.
    Dummheit kann es nicht sein.
    Gibt es ein Grundbedürfnis, dem Leitwolf zu folgen?
    Für Rattenfänger ist es das wichtigste Werkzeug.
    Ein psychologisches Thema, von dem ich nichts verstehe.
    Vielleicht kann man es heilen, wenn man die Ursachen kennt.


    eingetragen von Theodor Ickler am 15.12.2004 um 04.23

    Vor allem ärgert mich bei so ungesicherter Rechtslage die wiederholte Formel "wird für Schulen und Hochschulen verbindlich". Es ist nicht einmal klar, ob die Hochschulverwaltung zur reformierten Schreibung gezwungen werden kann. Forscher können ganz gewiß nicht dazu gezwungen werden, am wenigsten Germanisten. Allerdings kuschen die einen wie die anderen ganz von selbst, mit verschwindenden Ausnahmen.
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    Th. Ickler


    eingetragen von margel am 14.12.2004 um 22.10

    Das BVG hat in seinem Urteil seinerzeit ausdrücklich hervorgehoben, daß die reformierte Schreibung nur für die Schule, und zwar als Unterrichtsgegenstand, gilt. Außerhalb der Schule sei jedermann frei, zu schreiben wie bisher.Nur die Art und Weise der Einführung in der Schule war ja auch Gegenstand der Verfassungsbeschwerde und des Urteils. - Es ist eine bis heute nicht eindeutig beantwortete, jedenfalls meines Wissens nicht gerichtlich in einem Musterprozeß entschiedene Frage, ob auch Verwaltungsbeamte zur Anwendung der reformierten Schreibung gezwungen werden können.


    eingetragen von Bernhard Schühly am 14.12.2004 um 22.01

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    Auch dieser "Rat für deutsche Rechtschreibung" hat nichts vorzuschreiben. Seine "Rat"schläge können von den Kultusministern übernommen und für die Schulen verbindlich gemacht werden. Alle anderen, Schriftsteller, Buchverlage, Zeitungen usw., geht das, was dort ausgeheckt wird, nichts an. - Dies muß immer wieder ausgesprochen werden, weil eine Tendenz (auch und gerade in den jüngsten Äußerungen Herrn Zehetmairs) zu erkennen ist, die Beschlüsse dieses Gremiums (eher: bunten Haufens) quasi als letztes Wort und gesetzliche Regelung für alle Schreibenden umzudeuten.
    Wie ist bzw. bleibt das eigentlich mit der Arbeit von anderen Beamten und öffentlichen Institutionen oder Behörden?
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    Bernhard Schühly


    eingetragen von margel am 14.12.2004 um 13.41

    Auch dieser "Rat für deutsche Rechtschreibung" hat nichts vorzuschreiben. Seine "Rat"schläge können von den Kultusministern übernommen und für die Schulen verbindlich gemacht werden. Alle anderen, Schriftsteller, Buchverlage, Zeitungen usw., geht das, was dort ausgeheckt wird, nichts an. - Dies muß immer wieder ausgesprochen werden, weil eine Tendenz (auch und gerade in den jüngsten Äußerungen Herrn Zehetmairs) zu erkennen ist, die Beschlüsse dieses Gremiums (eher: bunten Haufens) quasi als letztes Wort und gesetzliche Regelung für alle Schreibenden umzudeuten.


    eingetragen von Theodor Ickler am 14.12.2004 um 11.37

    Die Tagesordnung für die konstituierende Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung am Freitag, dem 17.12.2004, sieht zunächst Grußworte vor (Ahnen), außerdem soll die künftige Verfahrensweise festgelegt werden. Insgesamt sind nur zwei Stunden vorgesehen!
    Vermutlich wird eine Arbeitsstelle am IDS eingerichtet, das weiterhin eine Rolle spielen möchte (schon damit seine bisherige Rolle nicht so deutlich wird).
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 12.12.2004 um 17.14

    Bierwisch ist ja schon wieder draußen, nachdem die Berlin-Brandenburgische Akademie abgesagt hat.
    Vielleicht erkennen die Schulbuchverleger endlich, daß die bereits beschlossenen Änderungen schädlicher sind als ein Ende mit Schrecken? Oder sie bestehen, wie wir, auf einer "nachhaltigen" Lösung. Das bedeutet Moratorium.
    Wenn man bedenkt, daß ein paar Tage vor der konstituierenden Sitzung noch nicht einmal feststeht, wer überhaupt teilnimmt ... Das Ganze ist ein konfuses Panikunternehmen der Kultusminister.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Karsten Bolz am 12.12.2004 um 15.57

    Ich frage mich nur, ob Herr Zehetmair bei der beschlossenen und verkündeten Zusammensetzung des Rates gegen die dort vertretene Lobby etwas Konstruktives ausrichten kann. Selbst wenn es ihm gelingt, den einen oder anderen Fachmann vom Schlage eines Herrn Besch oder eines Herrn Bierwisch mit Genehmigung der KMK in den Rat zu berufen, wird er sich meiner Meinung nach an den Funktionären der Verbände sowie an den Vertretern von IdS und GfdS wohl die Zähne ausbeißen. In einem dreiviertel Jahr auf Basis des „amtlichen Regelwerks“ etwas auch nur halbwegs brauchbares aus dem Boden zu stampfen, dürfte unter den gegebenen Umständen illusorisch sein. Es erscheint mir nicht realistisch – möglicherweise auch aus unserer Sicht gar nicht erstrebenswert – daß in jeder Hinsicht, ob bei der GZS, der Groß- und Kleinschreibung, in Bezug auf gramattische Aspekte (leid tun, pleite gehen usw.) usw., der Status quo ante wiederhergestellt wird, wobei „reformiert“ nur noch die Heysesche s-Schreibung und Schifffahrt mit drei f übrigbleiben.

    Bei aller Einsicht von Herrn Zehetmair verdient der Karren RSR es nur, richtig gegen die Wand gefahren zu werden. Vielleicht erkennen während dieser Fahrt dann auch endlich Spiegel, SZ und andere den Ernst der Situation und wachen endlich auf.
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    Karsten Bolz


    eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2004 um 16.22

    Herr Zehetmair hat angekündigt, daß der Rat schon bis Jahresende die ersten Korrekturen vorschlagen wird. Das müßte praktisch schon auf der konstituierenden Sitzung geschehen, denn danach bleibt ja gar keine Zeit mehr. Ich nehme aber an, daß zunächst einmal ganz andere Fragen geklärt werden müssen: Wie soll der Rat arbeiten, welche Befugnisse hat er bzw. der Vorsitzende usw.? Wer soll die eigentliche Arbeit denn tun? Wenn dann noch zwischen Tür und Angel einige Änderungen beschlossen werden sollten, kann es nur unbrauchbares Flickwerk sein.

    Und selbst wenn "erste Korrekturen" ausgesprochen werden sollten - was bedeutet denn das für die Verlage, für die Schulen, für uns alle? Das scheint doch alles sehr unbedacht.
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    Th. Ickler


    eingetragen von Theodor Ickler am 10.12.2004 um 19.49

    Was ist vom „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zu erwarten?

    Nach dem Internationalen Arbeitskreis, der Zwischenstaatlichen Kommission und dem Beirat für deutsche Rechtschreibung ist der „Rat“ das vierte Gremium, das sich mit demselben Gegenstand befassen soll: der Durchsetzung einer Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit und fast aller Schriftsteller und Intellektuellen. Die Ministerpräsidenten und Kultusminister versprechen dem widerspenstigen Volk, daß dieses Gremium die Steine des Anstoßes beseitigen und eine allseits akzeptierbare Lösung der von ihnen selbst verursachten Krise finden werde. Was berechtigt zu solcher Erwartung?
    „Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:
    Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
    Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
    Duden-Verlag (1 Sitz)
    Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz)
    Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
    Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
    Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
    VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
    Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
    PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
    Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
    Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
    Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)“

    (Quelle: http://www.kmk.org 27.9.2004)

    Hier ist zum Vergleich die Besetzung des bisherigen „Beirats“:

    P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik Deutschland
    Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien
    Deutscher Journalistenverband
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger e.V.
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
    Börsenverein des Deutschen Buchhandels
    VdS Bildungsmedien e.V.
    Bundeselternrat
    Deutscher Gewerkschaftsbund - Lehrerorganisationen
    Deutscher Beamtenbund - Lehrerorganisationen
    Deutsches Institut für Normung
    Dudenredaktion
    Bertelsmann-Lexikonverlag
    Wahrig-Wörterbuchredaktion
    Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V.

    Der neue „Rat“ besteht, wie man sieht, im wesentlichen aus denselben Mitgliedern wie der bisherige „Beirat“ bzw. die Zwischenstaatliche Kommission. Ausgeschieden sind einige Vertreter, die auch bisher schon als mehr oder weniger stumme Gäste dabeisaßen wie das Deutsche Institut für Normung oder der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. Den Bundeselternrat rechnet der VdS Bildungsmedien (d. h. der Verband der Schulbuchverleger) ohnehin zu seiner „Verbändeallianz“, vgl. meinen Beitrag „Die Schulbuchverleger und die Rechtschreibreform“. Wahrig ist inzwischen eine Bertelsmann-Marke, so daß auf Renate Wahrig-Burfeind verzichtet werden kann.

    Der „Beirat“ war bereits nach den Wünschen der Zwischenstaatlichen Kommission zusammengestellt, die er beraten oder beaufsichtigen sollte.

    „Der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung wurde 2000 ein Beirat zugeordnet. Dieser Beirat begleitet die Arbeit der Kommission, die sich bis 2005, das heißt bis zur endgültigen Fassung des neuen Regelwerkes, weiter mit der Rechtschreibreform befasst. Den Mitgliedern des Beirats obliegt es, vor dem Hintergrund der Umsetzung der neuen Rechtschreibung als notwendig bzw. wünschenswert erachtete Korrekturen an der Reform vorzubringen und zu diskutieren. Die Mitglieder des Beirats wurden von der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung der Kultusministerkonferenz der Länder vorgeschlagen, die ihrerseits über die Zusammensetzung des Beirats zu entscheiden hatte. Dieser Entscheidung musste im Weiteren die Bundesregierung zustimmen.“ (Verband der freien Lektorinnen und Lektoren, Internet)
    Die Kommission selbst wiederum war aus der Gruppe der Reformer hervorgegangen und nach ihren Wünschen zusammengesetzt, wie ihr ehemaliges Mitglied Horst H. Munske bestätigt:

    „Als elementaren Fehler erkennt man nachträglich, daß die KMK keinerlei Einfluß auf die Zusammensetzung der Mannheimer Rechtschreibkommission genommen hat.“ (Horst H. Munske: Verfehlte Kulturpolitik. In: Kunst und Kultur 1998)
    Der Beirat ist im Laufe der Jahre nur zweimal zu Arbeitssitzungen zusammengetreten, um den dritten und vierten Bericht durchzuwinken; einige Mitglieder sind gar nicht erst erschienen oder haben nur schriftliche Stellungnahmen eingereicht, die aber von dem Gremium nicht berücksichtigt wurden. Es gab – nach persönlicher Auskunft mehrerer Mitglieder – auch durchaus Streit, aber in der abschließenden Stellungnahme zu den Berichten ist davon keine Spur mehr zu entdecken.

    Seinen Sitz hat der Rat am Institut für deutsche Sprache in Mannheim, dem bisherigen Zentrum der Reformpropaganda. Er hat die Aufgabe, die Durchsetzung der Rechtschreibreform zu begleiten, und zwar so, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen ist. Dabei darf er auch kritische Bemerkungen äußern, die jedoch nichts am eigentlichen Auftrag ändern werden. Eine Rücknahme der Reform kommt ausdrücklich nicht in Betracht. Der Inhalt der im Fünf-Jahres-Rhythmus zu erstellenden Berichte ist also vorhersagbar.

    Den Kern bilden selbstverständlich die Schulbuch- und Wörterbuchverlage, also die wirtschaftlich an der weiteren Durchsetzung der Reform besonders Interessierten. Sie beherrschten schon den bisherigen „Beirat“, was andere Mitglieder in ängstlich-vertraulichen Mitteilungen beklagten. Der Dudenverlag hat die jüngsten Änderungsbeschlüsse der KMK bereits in einem Ende August 2004 erschienenen neuen Rechtschreibduden umgesetzt; Bertelsmann hat für den Mai 2005 ein neues Rechtschreibwörterbuch angekündigt. Beide Unternehmen sind schon aus diesem Grunde an einer weiteren Durchsetzung der Reform in ihrer aktuellen Version interessiert.

    Welches besondere Interesse der Bertelsmann-Konzern an der Rechtschreibreform hat, geht aus folgender Mitteilung hervor:

    „Ein Extrageschäft hat dem Konzern die Rechtschreibreform beschert. Von der hauseigenen 'Neuen Rechtschreibung' wurden bereits rund 1,7 Millionen Exemplare verkauft. Das Ziel, in die Domäne des 'Duden' einzubrechen und bei einem Marktpotential von zehn Millionen Bänden einen Anteil von über 25 Prozent zu erhalten, dürfte damit problemlos erreicht werden.“ (Berliner Zeitung, 23.11.1996)
    Auch auf einer im Internet verbeiteten „Chronologie“ der Reform läßt der Konzern erkennen, daß er die Rechtschreibreform als seine ureigene Sache betrachtet.

    Die Schulbuchverleger werden wiederum durch Michael Banse (Klett Leipzig) vertreten sein, der schon im bisherigen Beirat für deutsche Rechtschreibung saß, vgl. den Jahresbericht des VdS-Vorsitzenden von 2001:

    „Unser Verband wurde Ende 2000 in den Beirat zur Zwischenstaatlichen Kommission berufen, Herr Banse vertritt dort unsere Interessen und wacht darüber, dass uns allen nichts Unangenehmes passiert.“
    Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird mit zwei Sitzen geködert. Zwei Sitze bekommt aber auch das Institut für deutsche Sprache (IDS). Akademie und IDS vertreten offenbar die Sprachwissenschaft.

    Das IDS hat sich auf Betreiben seines damaligen Direktors Gerhard Stickel jahrelang als Sprachrohr der Reform betätigt und sich beispielsweise in seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht zu Behauptung verstiegen, die Richtigkeit der Schreibweisen sei allenfalls mit der von Postleitzahlen zu vergleichen. Protestierende Schriftsteller wurden vom Institut in Pressemitteilungen verhöhnt. Es kommt schon deshalb für eine ernsthafte Auseinandersetzung über orthographische Fragen nicht in Betracht, auch wenn alle seine Veröffentlichungen zwangsweise auf (fehlerhafte) Reformschreibung umgestellt sind. Unter Sprachwissenschaftlern gilt das IDS ohnehin als nicht besonders effizient:

    "Dieselbe Haltung der Gleichgültigkeit, ja der Ablehnung gegenüber der Sprachloyalität der Sprachgemeinschaft [wie bei IDS-Direktor Stickel früher] zeigt sich neuerdings auch im Umgang des IdS mit dem Verein Deutsche Sprache, wie überhaupt die mit öffentlichen Geldern geförderte Mammutinstitution die eigentlichen Anliegen und Interessen der Sprachgemeinschaft kaum beachtet. So versagte sie an der dringendsten Aufgabe, ein umfassendes Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu erstellen, so daß die Sprachgemeinschaft der Brüder Grimm in diesem Punkte nun weit hinter den europäischen Nachbarn zurücksteht. Stattdessen hat das IdS eine überflüssige Rechtschreibreform betrieben und bis zuletzt verteidigt (s. Sprachreport 16 [2000], 8), die aufgrund ihrer schweren inhaltlichen Mängel mittlerweile die Einheit der deutschen Rechtschreibung - ein hohes Gut der Sprachgemeinschaft - zerstört hat." (Heinz-Günther Schmitz: Anglizismen, Anglizismenkritik und neudeutsche Sprachwissenschaft. In: Vulpis Adolatio. Fs. f. Hubertus Menke. Heidelberg 2001: 702-732; hier 725)
    Die Akademie für Sprache und Dichtung hat inzwischen ihre Teilnahme abgesagt, jedoch Bedingungen gestellt, über die sich verhandeln läßt. Sie kann sich ihrer Alibirolle schwer verweigern, weil sie ihr Pulver allzu früh verschossen hat, bot sie doch auf Betreiben ihres damals neuen Mitglieds Peter Eisenberg (Duden- und Schulbuchautor und zeitweise Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission) ungefragt einen „Kompromiß“ an, als dies noch gar nicht nötig war. Während die großen Zeitungen des Axel Springer Verlags, die F.A.Z., die Schweizer Monatshefte und andere Publikationen längst die beste Lösung, also die schlichte Rückkehr zur bewährten Orthographie, vorführen, preist die Akademie immer noch ihre „zweitbeste“ an, einen derart faulen Kompromiß, daß die Zwischenstaatliche Kommission mit Recht jede Diskussion darüber ablehnte. In der KMK jedenfalls ist, wie vertrauliche Mitteilungen zeigen, die Hoffnung auf Mitwirkung der Akademie noch nicht aufgegeben. Doch selbst wenn die Akademie ihre zaghafte Kritik vortragen sollte, wird sie durch das IDS sofort neutralisiert.

    Die Gesellschaft für deutsche Sprache, von ihrem äußerst autoritär auftretenden Vorstand auf Reformkurs getrimmt, könnte durch ihren Vorsitzenden Hoberg vertreten werden, der bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saß. Vielleicht wird aber gerade deshalb die Geschäftsführerin Eichhoff-Cyrus seine Stelle einnehmen. Zur bisherigen Befassung dieses Vereins mit der Rechtschreibreform gebe ich zunächst einen Abschnitt aus meinem Buch „Regelungsgewalt“ wieder:

    „Während der Mitgliederversammlung am 10. Mai 1998 in Wiesbaden beantragte ich, folgendes zu erklären:
    'Die Gesellschaft für deutsche Sprache sieht sich zur Zeit außerstande, ein Votum zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung in der Fassung von 1996 abzugeben, da unter den Mitgliedern keine eindeutige Meinung zu diesem Gegenstand festgestellt worden ist.'“
    (Damit wollte ich verhindern, daß der Vorsitzende wenige Tage später vor derm Bundesverfassungsgericht die Rechtschreibreform im Namen der GfdS guthieß.)
    „Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt, ebenso wie zuvor der Antrag von Hildegard Krämer auf eine Mitgliederbefragung zur Reform; doch kam es während der Aussprache zu einer unschönen Szene. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, vertreten durch Helmut Walther (Schriftleiter des „Sprachdienstes“), Gerhard Müller (Schriftleiter der „Muttersprache“) und Uwe Förster, erklärten übereinstimmend, sie hätte in zwei Jahren tagtäglicher Sprachberatung mit der Neuregelung die Einsicht gewonnen, daß die Rechtschreibreform nichts tauge. Daraufhin wurden sie vom Vorstand (Vorsitzer Günther Pflug, Vorstandsmitglied Rudolf Hoberg, Geschäftsführerin Karin Frank-Cyrus) lautstark niedergemacht, ließen sich aber nicht einschüchtern. Bezeichnenderweise gaben sie auf die Frage, warum sie das nicht eher gesagt hätten, die Antwort, sie seien nie gefragt worden – was ein Licht auf das Betriebsklima in der Wiesbadener Geschäftsstelle warf, das besonders durch die Geschäftsführerin nachhaltig gestört sein soll und seither sicher nicht besser geworden ist.“
    Dieser Bericht wird bestätigt durch einen weiteren Zeugen, Prof. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt):
    „Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, hat sich Herr Prof. Pflug in Sachen Rechtschreibreform bei seiner Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht schlicht wahrheitswidrig vehalten, wenn er dabei erklärt hat, die GfdS habe in ihrer Sprachberatung mit den neuen Regeln nur gute Erfahrungen gemacht. Das Gegenteil war nämlich der Fall. Denn es hat auf der Mitgliederversammlung der GfdS 1998 gerade deswegen heftige Auseinandersetzungen gegeben. Die Sprachberater erklärten auf dieser Versammlung in öffentlicher Sitzung, sie seien bisher von niemandem aus dem Vorstand oder der Geschäftsführung nach ihren Erfahrungen mit den neuen Regeln befragt worden; tatsächlich seien sie aber gerade auf Grund ihrer Erfahrungen in der Sprachberatung von anfänglichen Befürwortern der Reform zu Kritikern geworden. Eine positive Stellungnahme der GfdS entbehre also jeder Grundlage. Vorstand und Geschäftsführung reagierten auf diese Erklärung äußerst gereizt und beschimpften die Sprachberater in aller Öffentlichkeit wegen dieser politisch offenbar unerwünschten Äußerungen. Unter der Hand konnte man später erfahren, dass die Sprachberater danach in dieser Frage ein regelrechtes Redeverbot erhielten. Damals habe ich mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht wie andere die GfdS verlassen soll.“ (Horst Dieter Schlosser in einem Brief an Silke Wiechers vom 10.6.2003, abgedruckt in dies.: Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Frankfurt 2004, S. 327)

    Silke Wiechers, die selbst zeitweise Mitarbeiterin der GfdS war, bemerkt abschließend:

    „Mit dem Wissen um ein derart autoritäres und antidemokratisches Vorgehen, bei dem die Erfahrungen der Sprachberatung im eigenen Haus bewußt nicht einbezogen wurden, kann der GfdS unter dieser Leitung Glaubwürdigkeit und Kompetenz zum Thema 'Rechtschreibreform' kaum noch zugebiligt werden.“ (ebd.)

    Es sei noch erwähnt, daß ein umfangreicher Band „Förderung der Sprachkultur in Deutschland“, herausgegeben von der GfdS und dem IDS, zwar Platz für die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung des Konjunktivs“ und Großunternehmen wie die Bertelsmann-Stiftung hatte, die mit Sprachpflege nichts zu tun haben, nicht aber für Vereine, die gegen die Rechtschreibreform kämpfen, mögen sie auch würdig gewesen sein, vom Bundesverfassungsgericht und vom Bundestag angehört zu werden.

    Die Arbeitsgemeinschaften der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen wird durch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vertreten. Wie sich dpa um die Durchsetzung der Rechtschreibreform verdient gemacht hat, ist in meinem Buch „Regelungsgewalt“ dokumentiert.

    Kritische Alibistimmen sind für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und für das PEN-Zentrum Deutschland vorgesehen. Die Akademien haben sich bereits geschlossen für eine Rücknahme der Reform eingesetzt, werden aber problemlos überstimmt werden und brauchen an den Scheinverhandlungen eigentlich gar nicht erst teilzunehmen. Für das PEN-Zentrum gilt dasselbe; es hat sich in einer Resolution gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen, zuvor im „Beirat“ allerdings die Entscheidungen der schlagkräftigen Mehrheit mitgetragen. Beide Institutionen haben inzwischen erklärt, daß sie nicht mitmachen wollen; die Union der Akademien ließ kürzlich wissen, daß sie nur bei ausgewogener Beteiligung weiterer Reformkritiker zur Mitwirkung bereit wäre. Sie benannte für diesen Fall den Bonner Germanisten Werner Besch und als dessen Stellvertreter Manfred Bierwisch. Kurz darauf scherte die Berlin-Brandenburgische Akademie (und damit Bierwisch) wieder aus. Sie plädierte dafür, „auf eine staatliche Regulierung der Rechtschreibung zu verzichten und die gewachsene Struktur und die lebendige Dynamik der deutschen Sprache beizubehalten. Anders als die Union sehe sie im Rat «nicht die Voraussetzung für einen konstruktiven Dialog gegeben“.

    Die Lehrerverbände im DGB könnten weiterhin durch Reinhard Mayer vertreten werden, über dessen private Geschäfte mit der Rechtschreibreform ich in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“ berichtet habe. Den Beamtenbund vertritt wie bisher Ludwig Eckinger, der im Beirat saß und seine Übereinstimmung mit den Kultusministern oft genug zu Protokoll gegeben hat; vgl. etwa VBE Pressedienst 50, 13.12.2001 oder Süddeutsche Zeitung vom 8.7.2000

    Vom „Symposion Deutschdidaktik e.V.“, das seine Unterstützung der Rechtschreibreform erst kürzlich bestätigte (vgl. F.A.Z, vom 12.10.2004, Leserbriefe), sind Einwände so wenig zu erwarten wie von den Lehrern im Germanistenverband (nur diese sind eingeladen, nicht die Hochschulgermanisten). Das „Symposion“ zählt übrigens die führenden Rechtschreibreformer Augst und Sitta zu seinen früheren Vorsitzenden; Sitta hat für das Symposion ein Gutachten über das von ihm selbst mitverfaßte Reformwerk geschrieben, das denn auch erwartungsgemäß ausfiel. Näheres unter http://www.symposion-deutschdidaktik.de.

    Die österreichischen Mitglieder des Rates sind:

    Karl Blüml (Vorsitzender der Zwischenstaatlichen Kommission)
    Richard Schrodt (Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission)
    Ulrike Steiner (Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission)
    Helmut Zilk (Altbürgermeister von Wien)
    Kurt Scholz (ehem. Stadtschulratspräsident von Wien)
    Hans Haider (ehem. Kulturredakteur der „Presse“)
    Ludwig Laher (Schriftsteller)
    Georg Glöckler (Geschäftsführer des Schulbuchverlags öbvhpt)
    Günter Lusser (Pädagogischen Akademie Feldkirch)

    Die österreichische Regierung hat als Hauptvertreter erwartungsgemäß dieselben drei Personen in den Rat berufen, die bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saßen. Der prominente und beliebte Politiker Zilk hat sich einmal kritisch zu den vielen Getrenntschreibungen geäußert, Scholz eine Glosse über Erlebnisse mit seinem Rechtschreibprogramm geschrieben. Lusser ist Verfasser von Rechtschreib-Schulbüchern („tip top in Rechtschreibung“, öbvhpt) und arbeitet in der „Arbeitsgruppe Grundschule“ im Auftrag des Schulministeriums bei der Durchsetzung der Reform mit. Von dieser Seite sind also keine wesentlichen Einwände gegen die weitere Durchsetzung der Rechtschreibreform zu erwarten. Die Benennung der bisherigen Kommissionsmitglieder Blüml, Schrodt und Steiner kann auch als Affront gegen die deutschen Kultusminister verstanden werden, zumal wenn man berücksichtigt, daß Österreich schon den bisherigen „Beirat“ nicht gebilligt und nicht mitgetragen hat.
    Die Schweizer Vertreter sind zur Zeit (10.12.2004) noch nicht bekannt.
    Wirkliche Reformgegner sind im „Rat“ nicht vertreten, und dessen Auftrag, wie von KMK-Präsidentin Ahnen formuliert („auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks“), läßt den schlichten Rückkehrgedanken auch gar nicht zu.

    Der Zwischenstaatlichen Kommission war von den Politikern eine unerfüllbare Aufgabe zugewiesen worden:

    „Die Zwischenstaatliche Kommission, die im Zuge der Neuregelung eingerichtet wurde, sollte im Grunde die Funktion übernehmen, die zuvor von der Dudenredaktion wahrgenommen wurde.“ (Beschlußvorlage der KMK für die Amtschefskommission vom 14.1.2004).
    Die Aufgabe der Dudenredaktion besteht bekanntlich in erster Linie darin, Wörterbücher zu machen. Der „Rat“ soll nun die Zwischenstaatliche Kommission ablösen und ersetzen, also wohl ebenfalls die Rolle der Dudenredaktion ausfüllen. Daß ein 36köpfiges ehrenamtlich tätiges Gremium, das ganz überwiegend aus lexikographischen Laien besteht, die deutschsprachige Welt mit einem brauchbaren Wörterbuch versehen könnte, ist eine abenteuerliche Vorstellung. Man erinnert sich auch an den Ausruf des bedeutenden Orthographen Friedrich Roemheld: „Wann hätte je eine amtliche, halb- oder dreiviertelamtliche orthographische Konferenz etwas Vernünftiges zuwege gebracht!“ (Die Schrift ist nicht zum Schreiben da. Eschwege 1969, S. 23).

    Der „Rat“ wird also genau das tun, was die KMK anstrebt: alle fünf Jahre über die „problemlose“ Durchsetzung und phänomenale Akzeptanz der Reformschreibung berichten. Warum es so kommen mußte, erklärt schlaglichtartig eine Äußerung des ehemaligen Kultusministers Zehetmair Ende November 2004: „Sie wollen keine totale Rücknahme der Reform?“ - Zehetmair: „Nein. Das wäre nicht durchsetzbar.“ - Die Arbeit der Reformer hat schon vor über zehn Jahren die sachbezogene Diskussion aufgegeben und sich nur noch auf die „Durchsetzbarkeit“ inhaltlich beliebiger Änderungen konzentriert. Daher ist es nur konsequent, wenn jetzt Lobbyisten wie die rein kommerziell interessierten Schulbuchverleger in einem Gremium sitzen, das über die beste Rechtschreibung berät und in dem solche Verbände normalerweise nichts zu suchen hätten. Im Bundestag wird gar der Fraktionszwang ausgeübt, um bestimmte orthographische Maßnahmen im Sinne der Interessenvertreter zu regeln.




    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 03.12.2004 um 13.58

    Höchstwahrscheinlich wird H. Zehetmair
    die Schreibung so zurechtbasteln, wie
    er sie für sich persönlich bereits zurechtgeschustert
    hat.
    Hier und bei dem ganzen Prozedere, diesem
    schaurigen Schauspiel,kann nur noch - wie im
    griechischen Theater - ein deus ex machina
    helfen.

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Fritz Koch am 03.12.2004 um 09.57

    zeigt er damit, daß er und der amtliche Rat für deutsche Rechtschreibung weiter dem Diktat der Kultusministerkonferenz und damit der Politik unterstehen und es eine Lüge ist, daß die Politik sich angeblich jetzt aus der Rechtschreibung heraushalte.
    Unter der "Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung" verstehen sie zusammen mit Frau Ahnen (und mit der gleichen Dialektik wie früher das "Sozialistische Friedenslager") die bedingungslose Unterwerfung unter das Diktat der Rechtschreibreform.
    Wer auf der "Freiheit für die bessere Rechtschreibung" besteht (wie einige große Zeitungen), stört die Einheit und den Frieden (der "Rechtschreib-Armut für alle", wie sie die SPD-Führung will). Klingt unangenehm vertraut.


    eingetragen von margel am 03.12.2004 um 08.55

    Viele begrüßen jetzt, daß "die Politik" sich zukünftig aus der Regelung der Rechtschreibung heraushalten will. Aber erstens wird sie das, soweit es die Schule angeht, auf keinen Fall tun. Zweitens soll "die Politik" gefälligst selbst den Mist wegräumen, den sie aufgehäuft hat. Der neue Rat für deutsche Rechtschreibung (nach Zehetmair eine Dauereinrichtung) soll vor allem die Unbotmäßigen in Presse und Verlagen "zurück ins Boot" holen. Denn die Reform scheitert daran, daß nicht alle mitmachen. Nicht ihre miserable Qualität macht ihr den Garaus, das hat ja die Wirkungslosigkeit aller bisher von berufener Seite vorgetragenen Argumente gezeigt. (Die "Nachbesserungen" durch die Kommission beweisen nicht das Gegenteil). - Politische Sprache ist die Sprache der Volksverdummung. Frau Ahnen spricht davon, daß die Einheit der Rechtschreibung "bewahrt" werden soll. Genauso erzählt uns der größte Schuldenmacher als Finanzminister, er fahre auf dem Weg der Konsolidierung der Staatsfinanzen fort.
    – geändert durch margel am 03.12.2004, 13.37 –


    eingetragen von Norbert Schäbler am 02.12.2004 um 16.26

    Ich bedaure zutiefst die neuerlichen Entgleisungen auf den hiesigen Internetseiten, bitte allerdings darum, meine Stellungnahme 24 Stunden zu erdulden und erst dann zu löschen.

    Zunächst in eigener Sache: Daß ich ein streitbarer Mensch bin, steht außer Frage. Ansonsten würde ich mich dem Problem „Rechtschreibreform“ nicht mit solcher Intensität zuwenden. Daß hinter meinem Engagement für eine derartige Angelegenheit höhere – und zwar uneigennützige, möglicherweise psychologisch fragwürdige – Motive stehen, muß ich hier nicht erläutern.

    Persönliche Auseinandersetzungen konnte ich seither größtenteils intern lösen, zumal mir kein Sprachrohr zur Verfügung steht.
    Den Ausbruch öffentlicher Streitereien habe ich auch mehrfach versucht, einzudämmen, und ich erinnere in diesem Zusammenhang an eine Auseinandersetzung in diesem Forum, die am 21.06.2004 im Strang „technische Probleme“ um 11:49 Uhr begann und bis zum 29.06.2004, 13:29 Uhr über eine Quote von 879 Einschaltungen verfügte, ehe der Strang gegen 21:29 Uhr endgültig abgeschaltet wurde.
    Die damalige Maßnahme der Forumsverwalter war willkürlich gesetzt.

    Als Willkür bezeichne ich auch Maßnahmen gegen verschiedene Rechtschreibreformgegner, die sich in diesem Forum seit längerer Zeit zurückhalten oder gar ausgeschlossen sind.
    Wiederum in eigener Sache darf ich anmerken, daß ich in verschiedenen Entgegnungen durch die Leitung des Forums mit harten Worten bedient worden bin, daß ich mich gleichwohl für eigene, überzogene Formulierungen entschuldigt habe, ohne Gegenentschuldigung einzufordern.

    Mein hiesig vorletzter Beitrag hat sich an dem Wort „Ruheständlerüberversorgung“ entzündet. Aufgrund privater Mail-Kontakte mit D.L. mußte ich eine derartige Formulierung als Information und als einen persönlichen Angriff zwischen den Zeilen empfinden, denn zu meinem Leidwesen bin ich sogar ein „überversorgter Vorruheständler“.
    Ein derartiger Affront konnte nicht unbeantwortet bleiben.
    Weitergehende Affronts, selbst das „A...“ sind geschenkt.

    Mit den besten Wünschen, daß sich dieses Forum wieder erholt, daß es das wird, was es einmal war, nämlich die Bastion gegen die Rechtschreibreform,
    verabschiede ich mich



    __________________
    nos


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 02.12.2004 um 12.01

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Giesbert Rainhagen
    Bislang habe ich mich hier nur lesend beteiligt. In anderen Foren gibt es eine Hausordnung, und Leute, die meinen, Streit anfangen zu müssen (sabbern u. ä.) werden dort gesperrt. Die Aussagen von Herrn Lindenthal sind zudem sehr klar, insbesondere verstehe ich nicht, warum sein Angebot, den (unseren?) Reformwiderstand effektiv im maßgeblichen RfdR zu vertreten, nicht angenommen wird.
    Auf meine Streitabwehr gegenüber unserem Freund Norbert Schäbler (es geht um platte Beleidigung) erhielt ich Schützenhilfe vom „Neuschreiber“ Giesbert Rainhagen; dieser kommt jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit Deckname daher (die angegebene Netzpostanschrift gibt es nicht, und kein Giesbert Rainhagen hat bisher im Netz (google.de) Spuren hinterlassen).

    Zwar freue ich mich über diese Unterstützung durch unseren Pseudo-Giesbert. Doch frage ich auch: Wie heruntergekommen ist unser Forum, daß a.) die grobe Entgleistung (sabbern) 26 Stunden von niemand beanstandet unser Forum belastet, b.) die Hilfestellung des falschen Herrn Rainhagen (der sicherlich einer unserer Stammleser ist; keine Sorge, ich selbst stecke nicht dahinter) unter Pseudodonym verfaßt werden mußte, weil offenbar nach Herrn Rainhagens Einschätzung der Mobbing-Druck in diesem Forum so groß ist, daß man unter Klarnamen für Gerechtigkeit nicht mehr eintreten kann??!!

    Dazu wünsche ich mir von unseren Seitenschreibern (insbesondere den Stammschreibern) jeweils eine kleine Meinungsäußerung,
    für welche ich im voraus danke.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 02.12.2004 um 10.54

    Die Interviews von Zehetmair sind tatsächlich nicht konsistent. In einem DPA-Interview, wie von der FAZ-NET am 30. 11. wiedergegeben, kommt die verunglückte Formulierung mit dem "auseinander_setzen" vor.


    eingetragen von margel am 02.12.2004 um 10.00

    Wenn ich das Interview mit Zehetmair in merkur-online richtig verstanden habe, so beklagt er doch gerade, daß die Unterscheidung zwischen auseinander setzen und auseinandersetzen verlorengegangen sei und man bei der Reform nicht genug an den Leser gedacht habe. Oder gibt es einander widersprechende Interviews?


    eingetragen von Giesbert Rainhagen am 02.12.2004 um 09.27

    Bislang habe ich mich hier nur lesend beteiligt. In anderen Foren gibt es eine Hausordnung, und Leute, die meinen, Streit anfangen zu müssen (sabbern u. ä.) werden dort gesperrt. Die Aussagen von Herrn Lindenthal sind zudem sehr klar, insbesondere verstehe ich nicht, warum sein Angebot, den (unseren?) Reformwiderstand effektiv im maßgeblichen RfdR zu vertreten, nicht angenommen wird.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 02.12.2004 um 02.24

    Zitat:
    Norbert Schäbler schrieb:
    Geistige Klarheit jedoch läßt der Vorspann von Detlef Lindenthal vermissen, denn wer Wahrhaftigkeit, Treue und Ruheständlerüberversorgung in einen Topf wirft, der sabbert.
    Lieber Norbert,

    auch diesmal schlage ich vor, daß wir das so ähnlich machen wie beim letzten Mal:
    Für Dein beleidigendes „der sabbert“ bezeichne ich Dich als ........(*1), und wenn Du Dich für dies „der sabbert“ entschuldigst und es zurücknimmst, so nehme ich das mit dem ........(*1) zurück und entschuldige mich.

    Auch solltest Du nicht darüber befinden, wieviel geistige Klarheit ich habe.
    Übrigens hatte ich jene Wörter als Beispiele für Dinge (Begriffe) gebracht, die einerseits unanfaßbar (abstrakt) sind, aber trotzdem groß geschrieben werden; denn es ist immer gut, wenn für den Gegenstand der Erörterung auch Beispiele angegeben werden.

    _________________

    (*1) Anmerkung: Aus Rücksichtnahme habe ich meinen Gegenan-Ausdruck wieder gelöscht. Natürlich kann jedes Ding zuerst auch im menschlichen und familiären Zusammenhang gesehen werden; andererseits sollte jemand, der familiär sehr belastet ist, seine Last nicht sachfremd ins Leben anderer Menschen hineintragen.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 01.12.2004 um 16.36

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
    Die Bedeutungsunterscheidung zwischen "etwas auseinandersetzen" und "sich mit etwas auseinandersetzen" braucht nicht durch die Getrennt- oder Zusammenschreibung von "auseinandersetzen" ausgedrückt werden, weil sie schon durch den Unterschied zwischen der transitiven Form mit direkter Bedeutung und der reflexiven Form mit übertragener Bedeutung ausgedrückt wird. In beiden Fällen ist "auseinandersetzen" ein ergebnisorientiertes Verb, bei dem "auseinander" ein Verbzusatz und kein Modaladverb ist. Das ist doch wirklich nicht schwierig.

    Das hat mit reflexiven und transitiven Bedeutungen nichts zu tun. Der Unterschied ist der, ob ich Schüler auseinander setze oder ein Problem auseinandersetze. Offen ist, ob Herr Zehetmair das gemeint hat, das von ihm veröffentlicht wurde. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß er persönlich wirklich fast alles so schreibt, wie es die unselige Kommission vorgeschrieben hat. Vielleicht schreibt er 99,5 % neu (98 % neu = alt, 1,5 % neue ss, den Rest alt oder fehlerhaft?). Auf jeden Fall wirft das Interview mit ihm mehr Fragen auf, als es beantwortet.


    eingetragen von Fritz Koch am 01.12.2004 um 12.56

    Die Bedeutungsunterscheidung zwischen "etwas auseinandersetzen" und "sich mit etwas auseinandersetzen" braucht nicht durch die Getrennt- oder Zusammenschreibung von "auseinandersetzen" ausgedrückt werden, weil sie schon durch den Unterschied zwischen der transitiven Form mit direkter Bedeutung und der reflexiven Form mit übertragener Bedeutung ausgedrückt wird. In beiden Fällen ist "auseinandersetzen" ein ergebnisorientiertes Verb, bei dem "auseinander" ein Verbzusatz und kein Modaladverb ist. Das ist doch wirklich nicht schwierig.

    Daß in "Restaurant" das "au" als "o" gesprochen wird, in "Restaurator" aber als "au", liegt nur daran, daß zwar beide vom lateinischen Wort "restaurare" = wiederherstellen (nicht: wieder herstellen) abstammen, aber der "Restaurator" direkt aus dem Lateinischen kommt, um Gegenstände wiederherzustellen, der "Restaurateur" aber den Umweg über das Französische genommen hat, um Personen durch Nahrung wiederherzustellen, wobei die Vokale "gallisiert" wurden. Das ist auch nicht schwierig zu erkennen.


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 01.12.2004 um 09.51

    Herr Zehetmair schreibt also (fast) ausschließlich
    nach den neuen Regeln.

    Er hat sie für sich persönlich verinnerlicht und
    akzeptiert. Das Ergebnis der großangelegten Beratung wird
    sich also mit seiner aktuellen Orthographieversion decken.
    Jetzt weiß man schlagartig, was wir von ihm zu erwarten haben: nichts.
    Die Ausführung über das "auseinandersetzen" wirft in
    der Fragwürdigkeit seine Schatten voraus.
    Und dann noch die abgewetzte Keule mit dem Untergang des
    Abendlandes -


    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Fritz Koch am 01.12.2004 um 08.09

    In was für einem Staat leben wir eigentlich? In einer Bananenrepublik.
    Warum steht eigentlich in Artikel 20 Grundgesetz:
    "(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
    (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt."
    ???
    Dem Grundgesetz zufolge ist eine Regierung, die den Mehrheitswillen des Volkes nicht durchsetzen kann oder will, nicht legitimiert. Das gilt auch für die Kultusminister.
    Die Bundesregierung und die Kultusminister handeln offensichtlich nach dem alten 68er-Prinzip: "legal, illegal, scheißegal".

    Offensichtlich werden wir nur noch von den Interessenverbänden regiert, entgegen den Absichten des Grundgesetzes.
    Am Demokratieverständnis des Herrn Zehetmair muß daher stark gezweifelt werden.

    Nach allgemeiner Übereinkunft wird ein Staat, der gegen das Volk regiert, um die wirtschaftlichen Interessen Dritter durchzusetzen, als "Bananenrepublik" bezeichnet. "BRD": "Bananen-Republik Deutschland"


    eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2004 um 05.00

    Wenn die Äußerungen von Herrn Zehetmair richtig wiedergegeben sein sollten, zeigen sie, daß er sich noch ganz am Anfang der Rechtschreibdiskussion befindet. Das kann man positiv oder negativ deuten.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Ursula Morin am 01.12.2004 um 00.01

    Man sollte sich die Aussagen von Herrn Zehetmaier genau anschauen. Er meint also, die Differenzschreibung "auseinander setzen" (räumlich) und "auseinandersetzen" sei nicht zu vermitteln, wenn ich das Nachrichtenbrett richtig gelesen habe. Da sehe ich aber schwarz für die Arbeit des Gremiums ...


    eingetragen von Norbert Schäbler am 30.11.2004 um 23.44

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal

    „Groß schreibt man Dinge, die man anfassen kann“, sagte Zehetmair.
    Bedeutet das umgekehrt, daß handferne Dinge wie Verantwortung, Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Logik, Treue, Amtseid, Besoldungsstufe, Ruheständlerüberversorgung usw. (die man bekanntlich nicht so gut anfassen kann) bei Herrn Zehetmair klein geschrieben und, dazu passend, auch kleingeschrieben werden? Herr Zehetmair, wir sollten uns eingehend über den Wert der Rechtschreibung unterhalten.

    Liebe Leser und Schreiber der RS-Seiten, bitte entsendet bzw. entsenden Sie Herrn Reyer und mich in den RfdR! Ich möchte Herrn Zehetmair gegenübersitzen und ihm Fragen stellen dürfen!


    Klares Veto!
    Wer in einem erlesenen und staatlicherseits vorgefertigtem Gremium Fragen stellen will, sollte in aller erster Linie klar sein, damit er klare Fragen stellen kann.

    Geistige Klarheit jedoch läßt der Vorspann von Detlef Lindenthal vermissen, denn wer Wahrhaftigkeit, Treue und Ruheständlerüberversorgung in einen Topf wirft, der sabbert.

    In jenen Rat sollten mindestens genauso viele unabhängige wie abhängige Leute einberufen werden, und selbst dann wäre Herr Zehetmair (er hat tätige Reue versprochen; er hat gesagt, daß die Kultusminister die Rechtschreibreform nicht hätten machen sollen) – selbst dann wäre der Zehetmair noch ein Risiko, weil er – der „Züngler“ – wenn er denn den Vorsitz führte (mit seinem doppelten Stimmrecht) ein weiteres Mal das Zünglein an der Waage wäre.

    Kein Mensch mit Substanz wird sich dem Gremium RfdR freiwillig zuwenden, und wenn es der Zehetmair tut, weiß man endgültig, was man von ihm zu halten hat.




    __________________
    nos


    eingetragen von Bernhard Schühly am 30.11.2004 um 20.59

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
    Bedeutet das umgekehrt, daß handferne Dinge wie Verantwortung, Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Logik, Treue, Amtseid, Besoldungsstufe, Ruheständlerüberversorgung usw. (die man bekanntlich nicht so gut anfassen kann) bei Herrn Zehetmair klein geschrieben und, dazu passend, auch kleingeschrieben werden?
    Nicht vergessen! Es soll manche Leute geben, die können große Sachen nicht nur klein schreiben, sondern auch "klein reden", und mit diesem Verb wären wir schon in medias res...
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 30.11.2004 um 19.56

    Gleichermaßen salopp wie auch sachlich gesagt: Ein Weicheiverein, der stolz darauf ist, keine RS zu benötigen:
    http://kulturrat.de/publik/presse30-11-04.htm
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Fritz Koch am 30.11.2004 um 19.50


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 30.11.2004 um 19.40


    „Groß schreibt man Dinge, die man anfassen kann“, sagte Zehetmair.
    Bedeutet das umgekehrt, daß handferne Dinge wie Verantwortung, Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit, Logik, Treue, Amtseid, Besoldungsstufe, Ruheständlerüberversorgung usw. (die man bekanntlich nicht so gut anfassen kann) bei Herrn Zehetmair klein geschrieben und, dazu passend, auch kleingeschrieben werden? Herr Zehetmair, wir sollten uns eingehend über den Wert der Rechtschreibung unterhalten.

    Liebe Leser und Schreiber der RS-Seiten, bitte entsendet bzw. entsenden Sie Herrn Reyer und mich in den RfdR! Ich möchte Herrn Zehetmair gegenübersitzen und ihm Fragen stellen dürfen!
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Fritz Koch am 11.11.2004 um 16.32

    die deutsche Sprache im Ausland allein zu vertreten, sollte entgegengesetzt werden, daß die Goethe-Institute jetzt nicht mehr die von der Mehrheit der Deutschsprachigen benutzte und auch weiterhin gewünschte gute Rechtschreibung lehren, sondern nur noch eine den Schülern von der Regierung aufgezwungene und nur von einer kleinen Minderheit benutzte schlechte Rechtschreibung, die vor allem nicht die Rechtschreibung in der klassischen und der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur ist. Allerdings sollten auch die zeitgenössischen deutschsprachigen Dichter gegen die Goethe-Institute das Wort ergreifen. Es muß klargestellt werden, daß die Goethe-Institute jetzt nicht mehr die deutsche Sprache und Kultur, sondern nur noch die Interessen der deutschen Regierung vertreten, nach dem Prinzip "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'.".


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.11.2004 um 13.09


    Ruth Salber-Buchmüller schrieb:
    Da ich vom Zuschauen und Abwarten nichts halte,
    frage nun wirklich zum letzten Male,
    warum das Ausland nicht aktiviert wird?
    Liebe Frau Salber-Buchmüller,

    freilich ist es richtig, wenn sich Österreich, Italien, Liechtenstein, die Schweiz, Frankreich, Belgien, Dänemark, Polen, Tschechien, Rumänien um den deutschen Muttersprach- und alle anderen Länder um den deutschen Fremdsprachunterricht bemühen. Doch ist es denn die richtige Reihenfolge, wenn wir uns vorschreibend oder bittend an andere Länder wenden, bevor wir unser eigenes (demokratisches!!!) Land in Ordnung gebracht haben?

    Ich meine nicht, daß unsere Rechtschreibschützer es dabei belassen dürfen, kaumtätig das Bärenfell zu pflegen; ist es denn schon ausgemacht, daß wir es nicht aus eigener Kraft schaffen, unser wichtigstes Verständigungswerkzeug und den Unterricht für ihn zu sichern?

    Ratlos,
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 10.11.2004 um 17.11

    Von der RESOLUTION ist
    keine Rede mehr. Was ist aus ihr geworden,
    in welchem Moor ist sie versenkt?

    Da ich vom Zuschauen und Abwarten nichts halte,
    frage nun wirklich zum letzten Male,
    warum das Ausland nicht aktiviert wird?
    Bisher habe ich auf diese Anregung nicht eine einzige
    Reaktion erfahren, warum bloß?

    Immerhin hat im August die Le Monde (Berliner
    Korrespondent George Marion)
    einen umfassenden Beitrag geschrieben.
    Er steht auf dem Nachrichtenbrett, mit Ausnahme der
    Fortsetzung:
    "ss", "ss", "fff": les subtilites du nouvel allemand,
    tel qu'il ne parvient pas `a ecrire...




    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Fritz Koch am 09.11.2004 um 10.24

    in TELEPOLIS am 9.11.04:
    Ein Gespräch mit Frank Böckelmann über die stille Macht des Medienkonzerns und die Privatisierung der Politik
    Zitat daraus:
    Frank Böckelmann: "Es ist sehr riskant für eine Partei oder einzelne Politiker, sich einseitig auf bestimmte Positionen festzulegen, die dem politischen Gegner die Chance eröffnen, den Volksanwalt zu spielen. Deshalb wächst der Bedarf nach Vorabsprachen zwischen allen Entscheidungsträgern. Diese suchen einen Rahmen-Konsens. Wer da nicht mitmacht, den trifft die 'Populismus'-Keule."

    Weiterer TELEPOLIS-Bericht: "Apparat der Selbsverklärung" Bertelsmann: Hinter den Fassaden des Medienimperiums


    eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 08.11.2004 um 06.24

    Das möchte ich unterstreichen. Man kann davon ausgehen, daß die Feinheiten der Schrift den meisten „Normallesern“ ohnehin verborgen bleiben. Wie die Diskussionen deutlich gezeigt haben, ging es nicht wirklich um Schrift, sondern um Klassenkampf, wobei das Sachliche natürlich dem Ideologischen weichen mußte.
    So wie die Reformer ihren Jugendtraum nur deshalb verwirklichen konnten, weil sie die Debatte um die RSR erfolgreich depolitisiert hatten, müssen wir die Diskussion jetzt auch von der politischen Ebene wieder herunterholen. Wir erreichen mit unserem Verteiler Eltern und Lehrer. Sofern dort der Leidensdruck wächst, haben wir gute Chancen, langfristig sachliche Aufklärung zu plazieren und damit auch gehört zu werden.

    Aufklärung über die Schrift, insbesondere die Funktion von Orthographie und Grammatik, ist jetzt unser Anliegen. Im Rausch des Machbarkeitswahns, der den Menschen im vergangenen Jahrhundert befallen hat, ist offensichtlich das Gefühl dafür abhanden gekommen, daß uns die Welt natürliche Grenzen setzt: die Struktur der Sprache ist etwas Unantastbares. Mutwillige Eingriffe führen zu unvorhersehbaren Verwerfungen, vergleichbar mit der Statik von Gebäuden, deren falsche Berechnung zum Einsturz des Bauwerks führen können.
    In zahlreichen Gesprächen mit Eltern und auch Lehrern (!) habe ich feststellen dürfen, daß Nachdenklichkeit einsetzt, wenn man sich dem Problem von einer unideologischen Seite her nähert, ohne anzuklagen, ohne Aufregung.
    Aufklärung, vor allem für den „Normalverbraucher“ von Sprache, tut jetzt not.
    Nur Geduld, es wird sich alles einrenken. Arbeiten wir weiter, unaufgeregt und unverdrossen.
    __________________
    Karin Pfeiffer-Stolz


    eingetragen von Theodor Ickler am 08.11.2004 um 05.08

    Wahrscheinlich ist es klüger, die Rückumstellung als eine Selbstverständlichkeit zu behandeln und die Springer-Presse auch nicht dazu zu ermutigen, fortwährend Kampagnen gegen die Rechtschreibreform zu veranstalten. Dadurch würde es ja für die Umstellungswilligen aus dem anderen politischen Lager um so schwerer, sich anzuschließen. Lassen wir einfach die Tatsache wirken, daß nun so viele und weitverbreitete Medien wieder in guter Rechtschreibung erscheinen!

    HÖRZU soll einst treibende Kraft gewesen sein, das war auch intern zu hören, und man kann jetzt wirklich nicht verlangen, daß die Niederlage groß gefeiert wird. Die ganze Rechtschreibreform wird am besten wie eine überstandene Krankheit behandelt, an die man nicht mehr gern erinnert wird.
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Bernhard Schühly am 07.11.2004 um 22.51

    Post

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller
    Die HÖRZU Nr. 46 ist tatsächlich
    in normaler Rechtschreibung.
    Mich wundert, daß nirgendwo in
    dem Blatt ein Hinweis darauf zu
    finden ist.

    Die Zeitungen des Springer-Verlages
    sollten von kompetenter Seite mit
    einschlägigen Beiträgen versorgt werden.

    Ich finde eigentlich, man sollte die mutigen Zeitungen, Zeitschriften u.s.w., die zurückgekehrt sind, auch einzeln loben und gerade bei den kleineren nicht einfach denken "Die mußten ja zurück, weil der Großverlag (in dem Fall Springer) es so wollte.".
    1. Sie mußten ja auch genauso bei der ersten Umstellung mitziehen, vielleicht mit weniger Zuspruch seitens der Leser oder der eigenen Redaktion.
    2. Viele Leser wissen gar nicht, das ihre Zeitschrift auch zu Springer gehört, und freuen sich deshalb doppelt, wundern sich aber, das die Rückkehr zur bewährten Schreibung nicht gewürdigt wird.
    3. Es zeugt weit besser von der "Akzeptanz" der RSR im Land, wenn man nicht einfach lobend erwähnt, daß der Springer-Verlag wieder in der bewährten Weise schreibt, sondern wenn man sagt: "Jetzt sind die BILD und die WELT und die HÖRZU und der SPIEGEL und noch diese und jene auch wieder dabei!" Das macht auch mehr Eindruck in der Öffentlichkeit.

    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Christian Dörner am 07.11.2004 um 22.47

    Daß die »Hörzu« jetzt völlig im stillen ohne auch nur eine Erwähnung im Nebensatz zur bewährten Orthographie zurückkehrt, wird nur dann verständlich, wenn man sich die Artikel und Kommentare in der ersten umgestellten Ausgabe dieser Zeitschrift im August 1999 wieder ins Gedächtnis ruft.
    Was damals dort auf mehreren Seiten zu lesen war, geht über das hinaus, was man jetzt in der »taz«, in der »Zeit« und von Frau Rutschky lesen muß. Man schrieb von unflexiblen Nörglern, die zu faul wären, mal etwas Neues auszuprobieren, von Vereinfachungen, deren Umfang sich noch nicht im geringsten absehen ließe, usw.
    Diesen Artikeln hinzugefügt waren vereinfachte Übersichten, die damals vom Dudenverlag herausgegeben wurden und etwa mit der vergleichbar sind, die dem Duden 2000 beilag. Zusätzlich konnte man noch eine Wörterliste bewundern, in der wie immer die Verbindungen mit hoch-, wieder- und wohl- sowie das Wort sogenannt wohlweislich ausgespart waren.
    Obwohl Leser kurze Gedächtnisse haben, hatte man anscheinend zuviel Angst, es könnte sich doch irgend jemand diese Ausgabe aufgehoben haben. Stillschweigende Rückkehr war daher das Mittel der Wahl.
    __________________
    Christian Dörner


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 07.11.2004 um 20.08

    Die HÖRZU Nr. 46 ist tatsächlich
    in normaler Rechtschreibung.
    Mich wundert, daß nirgendwo in
    dem Blatt ein Hinweis darauf zu
    finden ist.

    Die Zeitungen des Springer-Verlages
    sollten von kompetenter Seite mit
    einschlägigen Beiträgen versorgt werden.

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Theodor Ickler am 07.11.2004 um 19.37

    Sie werden gar nicht reagieren und müssen es auch nicht. Schon jetzt behaupten die Kultusminister, der Dudenverlag und alle anderen Reformunternehmer, daß durch die Änderungen nur neue Freiheiten geschaffen, aber keine richtigen Formen zu falschen werden, daß die Schüler weniger Fehler machen usw. Das ist gelogen, aber man wiederholt es unentwegt mit eiserner Stirn. Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite, aber das nützt uns gar nichts. Das Ganze ist eine Machtfrage, wie Bodo Hombach mit erfrischender Klarheit zum Ausdruck gebracht hat. Warum sollten die Schulbuchverleger nach acht Jahren des Lügens plötzlich zu Heiligen werden?
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 07.11.2004 um 16.57

    wenn erst beim Inkraftteten der Reformschreibung die Änderungsvorschläge des amtlichen Rats herauskommen?
    Werden die Kultusminister dann auch "zu spät!" und "erst in fünf Jahren wieder!" rufen?
    Wäre es für die Reformgegner besser, wenn der volle Blödsinn in Kraft treten würde, sodaß es auch die noch Unentschlossenen merken?
    Werden Süddeutsche Zeitung und Spiegel sagen: "Wir warten noch fünf Jahre auf den nächsten Bericht des amtlichen Rats? Oder werden sie einsehen, daß das Blödsinn wäre?


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 07.11.2004 um 16.06

    GESCHICHTE DER AXEL SPRINGER AG
    Auf dieser Seite steht:

    "Am 6. August 2004 kehrte der Springer-Verlag
    gemeinsam mit den Spiegel zur klassischen deutschen
    Rechtschreibung zurück. Dieser Vorgang wird in
    anderen europäischen Ländern kritisch beobachtet".

    Welche ausländischen Zeitungen haben dazu (kritisch)
    Stellung bezogen?

    Bei der Gelegenheit:
    Ich werde nicht müde, immer wieder darauf
    hinzuweisen, daß das Ausland eingebunden werden
    muß, daß das Ausland über den Stand der Dinge
    in unserem Land informiert werden muß.
    Am Ende können die Kanonenschüsse nur noch aus
    dem Ausland kommen?

    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 13.59

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
    Zitat:
    Matthias Dräger: ...durch bloßes Zusehen dauert es aber meistens etwas länger...
    [...] Die Zeit lassen wir derweil nicht ungenutzt verstreichen: Waffenreinigen, Kanonen in Stellung bringen, neu Aufmunitionieren und dabei die Lunten schön trocken halten...
    Es wäre eine gute Vorbereitung, schon mal ein wenig die Tätigkeit eines, um im Bilde zu bleiben, „Artilleristen“ zu üben: für den RfdR eine neue Abteilung zu bevölkern und die dort nötigen Tätigkeiten einzuüben.


    eingetragen von Fritz Koch am 07.11.2004 um 13.58

    ist die Macht über das Denken der Wähler entscheidend. Die Rechtschreibkommission hat sogar die Macht über das Denken der Kultusminister und des Bundeselternrats erreicht. Weil Schriftsteller sich in ihrem Denken nicht bereitwillig zu Untertanen machen lassen, sind sie die gefährlichsten Feinde der Reformer und werden deshalb verächtlichgemacht. Auf die Schüler wird unmittelbare Gewalt ausgeübt, auf die übrigen Gegner moralische.


    eingetragen von Fritz Koch am 07.11.2004 um 13.43

    Vielleicht läßt er sich als Sprachrohr der Reformgegner einbinden. Er muß ja seine Rückkehr-Entscheidung immer wieder rechtfertigen. Dazu muß man ihn mit Material versorgen. Die Kritiker der Springer-Rückkehr halten ja die Diskussion am Kochen. Auch wenn sie keine fachlichen, sondern politische Argumente vorbringen, kann Springer jedesmal mit guten fachlichen zurückschlagen. Dabei muß man ihn unterstützen.


    eingetragen von Astrid Schleicher am 07.11.2004 um 13.35

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    Macht ist die Fähigkeit, seinen Willen gegen den Willen des anderen durchzusetzen. (Aus dem Gedächtnis zitiert)
    Und somit existiert keine Macht außer körperlicher Gewalt. Axxxx xxxxxxxxx Mxxxx, xxx xxxxxx xxxx xxx xxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxx xxx xxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx xxxx xxxxxxx Wxxxxx xxxxx xxx xxx xxxxxx xxx xxxxxxxxxxxxxx Wxx xxxxxx xxx „Mxxxx“ xxxx xxx xxxxxxxx xxx xxx xxxx xxx Mxxxxxxxxx xxxxxx xxxxxx, xxx xxx Dxxxxxxx xxxx xxxx ein Herr Lindenthal, xxxx xxxxxx xxx xxxxxxxxxx xx xxxxx xxxxxxxxxxx, xxxxxxx xxx xxxxxx -- xxx xxxxxxx xxxx xx xxxxx Gxxxxxx xx.
    Liebe Frau Schleicher, weil Ihr Beitrag auch nach mehrmaligem Lesen nicht sicher verständlich war und unangenehm mißverstanden werden könnte, habe ich ihn teilweise gelöscht.
    Gruß, W.W.


    eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 07.11.2004 um 13.27

    Und den möglichen Zeitpunkt, lieber Karsten Bolz, wo "man so
    richtig Rummel machen kann in der
    Presse", den wird der RAT der
    Kultusminister so weit wie möglich
    hinausschieben. Die werden sich hüten,
    in absehbarer Zeit etwas verlauten zu lassen.
    Die wissen genau, daß die SZ,SPIEGEL und Konsorten
    ihre Entscheidungsfindung von den
    angeblichen Änderungen abhängig machen.
    Geschickt, wie bisher immer agiert worden ist,
    wird man am Ende bis in den nächsten Sommer warten, eh
    was rausgerückt wird, und dann ist sowieso alles zu spät.

    Andererseits haben Sie,Herr Bolz, natürlich recht.
    Im Moment verpufft alles in den Medien.
    Aber geschehen muß etwas, das ist klar.


    __________________
    Ruth Salber-Buchmueller


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 13.05

    Lieber Norbert,

    bei Deinem Beitrag „Macht (.!?)“ konnte ich nicht den Zusammenhang zu dem von mir gebrachten Zitat (von Franz Holl oder seiner Arbeitsgruppe) „Macht hat der, der macht“ erkennen. Dein Beitrag kommt mir wie Worteverdrehen und Streitmachen vor; mindestens kann ein Leser aus ihm die (unberechtigte!) Unterstellung vermuten, daß es zwischen Macht und Machtmißbrauch eine große Nähe gäbe, ist doch Macht zunächst wertfrei als Ohnohnmacht aufzufassen.

    Hin und wieder verkündest Du, Du wollest hier nicht mehr schreiben; wäre es nicht ein guter Mittelweg, wenn Du auf meine Beiträge nicht mehr antwortest?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Karsten Bolz am 07.11.2004 um 12.41

    Zitat:
    Matthias Dräger: ...durch bloßes Zusehen dauert es aber meistens etwas länger...
    Lieber Herr Dräger,

    Sie haben natürlich ganz recht, wenn Sie wünschen, daß der Rat von sich aus tätig werden soll. Nur hatten wir in den letzten Wochen und Monaten ein solches Rauschen im Blätterwald, daß das Thema Rechtschreibreform bei den meisten Zeitungen derzeit „abgedroschen“ und damit tabu ist. (Das beste Beispiel stellt die Süddeutsche dar, wo das Thema „von oben her“ als derzeitig erledigt verordnet worden ist.) Es bedarf also erst einmal wieder eines Ereignisses, welches es der Presse angeraten erscheinen läßt, sich erneut dem Thema zu widmen. Geld regiert nun einmal die Welt (und gerade auch die Presse), gedruckt wird nur das, was nach Ansicht der Herausgeber die Kundschaft interessiert. (Nebenbei, ich selbst habe zum Thema RSR zig Leserbriefe an diverse Zeitungen (u. a. Spiegel und Süddeutsche) geschrieben – zu meiner Überraschung hat die Süddeutsche dann tatsächlich auch einen ziemlich langen Brief ungekürzt abgedruckt.) Was immer der Rat zum jetzigen Zeitpunkt von sich gibt wird ungehört verhallen, weil der überwiegende Teil der Presse sozusagen die Ohren derzeit auf Durchzug gestellt hat.

    Lieber Herr Dräger, wie singt doch Georg Kreisler in einem seiner Lieder: „Die Welt ist bekanntlich sehr bös'.“ Dieser Tatsache müssen wir uns alle stellen und sie in unsere Überlegungen für eine Strategie mit einbeziehen. Ich halte es für falsch, jetzt ein lautes Getöse veranstalten zu wollen (was dann doch nur verpufft), statt den richtigen Zeitpunkt abzupassen, wo man richtig Rummel in der Presse machen kann. Dieser Zeitpunkt wird kommen, wenn sich die KMK mal wieder zum Thema des staatlich inthronisierten „Rates“ äußern muß, bzw. wenn dieser selbst (wird er das je tun?) etwas verlauten läßt.

    Zu einer geschickten Strategie der psychologischen Kampfführung (dieses Wort benutze ich an dieser Stelle ziemlich ungern, aber mir fällt gerade nichts besseres ein) gehört manchmal ein ganz entscheidendes Merkmal: Geduld, viel Geduld. Die Zeit lassen wir derweil nicht ungenutzt verstreichen: Waffenreinigen, Kanonen in Stellung bringen, neu Aufmunitionieren und dabei die Lunten schön trocken halten...

    Einen schönen Sonntag
    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von margel am 07.11.2004 um 12.13

    Von der kinetischen Gastheorie war ja bisher nicht die Rede. Das spielt auch gar keine Rolle, denn die Ergebnisse, d h. die meßbaren experimentellen Befunde, die der klassischen Thermodynamik zugrunde liegen (Avogadro, Boyle, Mariotte, Gay-Lussac, Kelvin), müssen natürlich mit denen der kinetischen Theorie (Boltzmann, Clausius, Maxwell) übereinstimmen.


    eingetragen von Norbert Schäbler am 07.11.2004 um 12.08

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
    Noch besser ist es, wenn mehrere dasselbe wollen (weil sie die Zielfrage geklärt haben). Und dann ist Macht (Gutmensch, der ich bin) zuallererst die einfache Umkehrung von Ohnmacht. Gut?

    Fast gut, Detlef, denn das bewegt sich langsam in die Mitte hinein. Irgendwo ist sie zu suchen, zwischen:

    1. „Charles Darwin“
    An seiner Beschreibung der Wirklichkeit kommt keiner vorbei.
    2. „Saulus“
    Das ist der Mann, der sich beim Sturz vom Pferd der Macht scheinbar das Hirn verletzt hat, denn danach kannte er seinen eigenen Namen nicht mehr.

    Und übrigens:
    Es besteht absolut kein Grund, mir öffentlich so über den Mund zu fahren, denn meine Gedanken haben schon irgendwo eine feste Basis.
    Einfach mal absteigen vom hohen Roß, dann klappt das schon mit uns beiden. Man muß ja nicht immer gleich kopfüber herabfallen.

    Mit sonntäglichen Grüßen
    __________________
    nos


    eingetragen von Fritz Koch am 07.11.2004 um 11.26

    Die Gesetze der Wärmelehre lassen sich deshalb auf die der Mechanik zurückführen. (Kinetische Wärmetheorie)

    Der Druck in einem Gas entsteht durch die Bewegungsenergie, d. h. die Geschwindigkeit der Moleküle.

    Die isotherme Zustandsänderung (T = konstant) setzt genügend langsam verlaufende Änderungen von Druck und Volumen voraus.

    Die adiabatische Zustandsänderung (a-dia-batisch = ohne Wärmeübergang an die Umgebung) läßt sich nur bei sehr schnell ablaufenden Zustandsänderungen näherungsweise realisieren.

    Beide nicht realisierbare Prozesse sind die Grenz- oder Sonderfälle der polytropen Zustandsänderung.

    (Aus Kuchling, Taschenbuch der Physik)


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 11.06

    Noch besser ist es, wenn mehrere dasselbe wollen (weil sie die Zielfrage geklärt haben). Und dann ist Macht (Gutmensch, der ich bin) zuallererst die einfache Umkehrung von Ohnmacht. Gut?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von margel am 07.11.2004 um 10.57

    Macht ist die Fähigkeit, seinen Willen gegen den Willen des anderen durchzusetzen. (Aus dem Gedächtnis zitiert)


    eingetragen von margel am 07.11.2004 um 10.43

    Das stimmt schon, lieber Detlef: In den Gleichungen für (mechanische) Arbeit usw. steckt auch die Dimension Zeit. Aber die Thermodynamik selbst hat es nur mit Anfangs- und Endzuständen zu tun und den Energieumsätzen, die damit verbunden sind. Auf welchem Weg und in welcher Zeit diese Zustandsänderungen stattfinden, ist dabei ganz unerheblich. Der Bergsteiger, als bloße physikalische Masse betrachtet, muß also stets die gleiche Arbeit aufwenden, um den Höhenunterschied zu bewältigen.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 07.30

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    ... In den Hauptsätzen der Wärmelehre kommt übrigens die Zeit nicht vor. ...
    Dem möchte ich entgegensetzen, daß die Thermodynamiksätze von Arbeit und Unordnung handeln; und ohne es jetzt nachgerechnet zu haben, vermute ich, daß in viel mehr Zusammenhängen die Zeit vorkommt als daß sie nicht vorkommt, verborgen z.B. in Beschleunigung und Kraft. Lage-Arbeit zetbe ist ohne Kraft nicht denkbar. In welchen Formeln kommt Zeit nicht vor?
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 06.57

    Arbeit = Kraft·Weg
    Kraft = Masse·Beschleunigung = Masse·Geschwindigkeit/Zeit
    Leistung = Arbeit/Zeit = Kraft·Weg/Zeit = Kraft·Geschwindigkeit = Masse·Geschwindigkeit^2/Zeit = Masse·Weg^2/Zeit^3 (wenn ich richtig gerechnet habe)


    Ein Bergsteiger ist allen Gesetzen der Thermodynamik ausgeliefert. Seine Arbeit einer Matterhornbesteigung besteht zwar auch in der Überwindung von einigen Tausend Höhenmetern (Lage-Arbeit), aber auch in der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur (Wärme-Arbeit, die erst mit Untätigkeit und viel Zeit groß wird) und in der Überwindung von allerlei Reibungen, die mit der dritten (oder vierten?) Potenz der Geschwindigkeit wachsen. Zwischen den Extremen „wenige Stunden im Dauerlauf“ und „wochenlang im Schneckentempo“ dürfte bei einem mäßigen Mittelmaß der Energie-(=Arbeits-)aufwand am geringsten sein und die Wirksamkeit am höchsten.

    In Sachen Rechtschreibung bin ich dafür, ruhig und vor allem planvoll voranzuarbeiten.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.11.2004 um 06.44

    Lieber Norbert,

    redens net so gschwulln daher. Machen ist mit Arbeit verbunden, und Deine verwinkelte Einlassungen und die bisherigen Erfahrungen könnten so gedeutet werden, daß Du Arbeit erschweren willst. Das kommt nicht gut. Desgleichen, wenn ein bekennender Staatlichbezahlter gegenüber einem Arbeiter Erwägungen über Machtmißbrauch beginnt – schauder–schüttel–grrrrrr!

    Sonntagsgruß,
    Detlef


    eingetragen von Norbert Schäbler am 06.11.2004 um 21.28

    Mir ist es ein wenig danach, über Macht zu philosophieren, zumal ein bestimmter Moderator hier vor kurzer Zeit geäußert hat: „Macht hat der, der macht.“

    Mir scheint es aber so, daß man die „Macht“ ähnlich schwer beschreiben kann, wie die „Liebe“.
    Da gibt es doch die berühmten Bildchen mit dem Wasserkopfmännchen, wo der kleine Doofi immer sein Spruchbläschen formuliert: „Liebe ist, wenn ...“

    Ähnlich müßten eigentlich die „Machtbildchen“ gemalt werden, wobei der bürokratische Wasserkopf ungleich größere Dimensionen einnehmen müßte als der des liebenswürdigen Liebesmongoloiden.

    Es ist allerdings klarzustellen: Der Satz: „Macht hat der, der macht!“ würde zu keiner Zeit einem geistig behinderten Gehirn entspringen. Macht ist nämlich ausschließlich dann, wenn ein jeder - selbst ein geistig Behinderter - das machen darf, was gesellschaftlich gerade noch verantwortbar ist.

    Jenseits davon beginnt die Kriminalität,
    diesseits davon herrscht Bürokratie.

    Die Macht selbst aber, jener – (der Liebe vergleichbar) – unendlich teilbare Wert ist gar nicht vorhanden. Es gibt weitgehend nur den „Machtmißbrauch“ vergleichbar dem puren Sex.

    Zum Moderatorengedanken ein entschiedener Einspruch: „Eines dreifachen Machtmißbrauchs macht sich der schuldig, der macht,
    ohne anzuhören
    ohne zu überdenken
    ohne mitzufühlen!“

    „Macht ist - (zumindest in dem Moment) - wenn man mit anderen eine Flutkatastrophe übersteht.“
    Nur - wie die Liebe - ist sie vergänglich,
    weil die Flut irgendwann weicht.




    __________________
    nos


    eingetragen von margel am 06.11.2004 um 21.10

    Ihre Volten amüsieren mich natürlich, verehrter Herr Dräger, und mir ist auch klar, daß hier nur von "Arbeit", "Leistung" usw. im Alltagsverstande die Rede sein kann. Trotzdem konnte ich als Naturwissenschaftler Ihre entsprechende Definition nicht stehen lassen. Und der schnelle Bergsteiger braucht für die reine Überwindung des Höhenunterschiedes genausoviel Energie wie der langsame. Aber das wissen sie ja selbst.- In den Hauptsätzen der Wärmelehre kommt übrigens die Zeit nicht vor. Daraus könnte man auch wieder "tiefsinnige" Folgerungen herleiten...


    eingetragen von Matthias Dräger am 06.11.2004 um 19.04

    Fast bin ich überrascht, daß überhaupt noch jemand antwortet. Ich möchte den Dialog gerne fortführen:

    Zu Karsten Bolz:
    Wozu ist der Rat da? (Und ich spreche im folgenden nur vom Münchner Rat) Um die Presse anzufeuern? Dann, so meine ich, gehören unbedingt entsprechende Kostüme für die Ratsmitglieder in Auftrag gegeben, damit sie als Cheerleader bei entsprechenden Anlässen auftreten können. Für diesen Fall ist die Zusammensetzung des Rates auch völlig falsch.
    Oder ist es die Aufgabe des Rates, abzuwarten, was beim staatlichen Rat herauskommt? Das könnte man - vielleicht nicht so effektvoll und elegant, aber immerhin - zur Not auch so, ohne Rat.
    Auch dicke Bretter bekommt man klein - durch bloßes Zusehen dauert es aber meistens etwas länger...

    Ist nicht der Rat in erster Linie dazu da, selbst tätig zu werden, als ein Gremium, dessen Stimme sich zunehmend Respekt und Anerkennung verschafft. Wodurch verschafft man sich Autorität und Anerkennung? Entweder durch Zwang oder durch erstklassige Leistungen.



    Zu Herrn Margel:
    Ich hatte mich verschrieben (danke für den Hinweis), ich meinte natürlich Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit. Die von Ihnen aufgestellte Gleichung Arbeit = Leistung x Zeit ist zwar physikalisch korrekt, aber in unserem Fall schlecht anwendbar, gilt eigentlich auch nicht für die Ersteigung des Matterhorns. Und unabhängig vom Weg ist die Arbeit erst recht nicht. (Das lehrt ein einfacher Versuch: a) Legen Sie einen Bleistift auf Ihren Schreibtisch. b) Gehen Sie zum Beispiel zum Kühlschrank. c) Jetzt gehen Sie zum Bleistift und malen damit einen Kreis. d) Wiederholen Sie c), gehen aber vorher noch in den Keller.
    Daß ein Bergsteiger, der das Matterhorn an einem Tag ersteigt, deutlich weniger Energie verbraucht als ein Kollege, der sich dafür eine ganze Woche Zeit läßt, dürfte ziemlich klar sein. Ein Blick auf den Speiseplan der beiden genügt, um zusehen, daß der langsamere Bergsteiger mehr "Futter" (Energie) verbraucht hat.

    In unserem Fall, bei dem es um die Wiederherstellung einer vernünftigen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum geht, können wir uns nun wirklich nicht auf den Standpunkt stellen, „Zeit spielt keine Rolle“. Bis auf seine Gründung, die allerdings in beachtlichem Tempo erfolgte, hat der Rat nach außen hin noch nichts Greifbares vorzuweisen. Das ist in einer Zeit, in der man - und auch gerade „die“ Presse - die Ohren gespitzt hat, wie es denn jetzt weitergeht, nicht besonders viel. Verlange ich vielleicht zuviel von unserem Rat? Hat man überhaupt beim Rat - wer ist das? - irgendwelche Vorstellungen von Zeitabläufen?

    Wir dürfen uns nicht überschätzen. Natürlich ist die Rechtschreibreform schlecht, spaltet die Orthographie, und die Reformer stehen hilflos da ohne Konzept. Aber wir müssen dreimal besser sein als die anderen. Schließlich leben wir in Deutschland, also in einem Umfeld von Obrigkeitsgläubigkeit, Lethargie, Gleichmut, Resignation. Deutschland, das Land der Dichter und Denker? Das ist lang her, das ist vorbei, das kommt so schnell nicht wieder...


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.11.2004 um 18.57

    Macht hat der, der macht.


    eingetragen von Gutenberg am 06.11.2004 um 18.48

    Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.


    eingetragen von margel am 06.11.2004 um 17.15

    Arbeit ist physikalisch Leistung mal Zeit. Also: Auch bei kleiner Leistung(sfähigkeit) kann etwas Beachtliches herauskommen, wenn man nur Zeit genug hat. Und da die Arbeit unabhängig vom Weg ist, ist oft der Umweg der ergiebigste. Anders ausgedrückt: Ob Du in 1 Stunde oder in einer Woche aufs Matterhorn steigst - Deine Arbeit ist exakt die gleiche.


    eingetragen von Karsten Bolz am 06.11.2004 um 16.44

    Lieber Herr Dräger,

    ich verstehe ja Ihre Ungeduld. Nur manchmal braucht es seine Zeit, bis sich wieder eine Gelegenheit ergibt, die Presse entsprechend anzufeuern. Die Springer-AG hat jetzt umgestellt, und das ist ein nicht unwesentlicher Erfolg. Ich bin mir sicher, daß es beim Spiegel und bei der Süddeutschen nicht so ruhig ist, wie es nach außen scheint. Wir müssen jetzt wohl ein wenig warten, was für ein weiterer Unfug aus dem staatlichen „Rat“ herauskommt, damit es dann noch mal richtig krachen kann. Nur Geduld, auch dicke Bretter bekommt man klein, es ist eben nur manchmal eine Frage der Zeit.

    Das als Anmerkung eines Beobachters ;-)

    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von Matthias Dräger am 06.11.2004 um 15.54

    Was macht eigentlich der Rat für deutsche Rechtschreibung? Ich meine natürlich nicht den Alibi-Verein, den die Kultusminister sich halten wollen, sondern den unabhängigen, den sog. Münchner Rat für deutsche Rechtschreibung.
    Der Rat hat sich gegründet. Gut. Und? Erfährt man etwas über die Modalitäten des weiteren Vorgehens, eine Satzung, Zielrichtung des Rates, Plattform, wo man/frau sich über die Ergebnisse unterrichten kann?
    Daß der Rat es geschafft hat, dank Denk, mehrfach in die Presse zu kommen, ist eine gewisse Leistung. Uns allen sollte aber auch klar sein, daß das für die Zukunft wohl kaum reichen wird.
    Leistung ist bekanntlich: Arbeit pro Zeiteinheit. Wenn die Mitglieder des Rates zu beschäftigt sind mit andereren Aufgaben, dann sollen sie es lieber sagen, dann machen wir lieber einen Laien-Rat als gar keinen. Punkt.

    Ich stelle mir noch mehr Fragen: Wie sieht es mit der Kommunikation der Mitglieder unseres Rates aus? Klappt das, auch wenn Hans Krieger, der Vorsitzende, kein Internet hat?
    Geht das alles auf dem Postweg?

    Ferner: Einige Mitglieder üben noch Kritik am Wörterbuch von Prof. Ickler. Ist es möglich, diese Kritik in eine Form zu bringen, zu bündeln, zu institutionalisieren?

    Wenn der Rat weiterhin so wenig in Erscheinung tritt wie bisher, kann man mir den Rat schenken, auch wenn ich von Rechtschreibung keine Ahnung habe. Ich mache bestimmt nicht weniger.

    Also, was ist? Habe ich etwas verpaßt?


    ps. Beim Einstellen meiner Anfrage sehe ich, daß der letzte Beitrag zum Rat auf dieser Seite vom 12. Oktober 2004 ist - sagt einmal, liebe Leute, was ist denn los?
    Habt Ihr keine Lust mehr?


    Korrektur: Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit (ein Versehen)


    eingetragen von Matthias Dräger am 12.10.2004 um 11.38

    (Applaus)
    107:43

    Denk: Ich wollte eine Minute etwas sagen als Deutschlehrer. Ich hab' also 8 Jahre lang das so'n bißchen unterrichtet an der Schule, das mußten wir ja machen, vor allem korrigiert, und ich habe festgestellt, daß es am Gymnasium in Weilheim -30 Deutschlehrer - keinen einzigen gegeben hat, der die neue Rechtschreibung in allen Feinheiten kannte. Und es ist sehr oft vorgekommen - ich hab das auch bei Referendaren gesehen - also ich habe Lehrer ausgebildet, die haben also Dinge als Fehler angestrichen, die gar nicht falsch waren, und andere Dinge durchgehen lassen, die sowohl nach der sogenannten neuen wie nach der sogenannten alten Rechtschreibung falsch sind. Es heißt, es ist eine totale Verwirrung, die man bloß deshalb nicht merkt, weil die Deutschlehrer jetzt in dieser sogenannten Übergangsfrist beide Schreibungen gelten lassen, und in Wirklichkeit noch mehr Schreibungen gelten lassen. Das ist die einzige Möglichkeit, um nicht verrückt zu werden.
    Denn fast alle Deutschlehrer haben, im Juli oder im August - im Juli war das, im Juli 96 den ersten Bertelsmann gekauft, dann im August 96 den ersten Duden - wenn sie genau hingeschaut haben, haben sie festgestellt, daß da Tausende von Unterschieden sind, dann haben sie sich den zweiten Bertelsmann angetan; dann selbstverständlich den Duden von 2000, und jetzt müssen sie unter allen Umständen den Duden kaufen, denn hier ist zum ersten Mal drin, daß man "zufriedenstellen" wieder zusammen schreiben kann - ist ein wichtiges Wort für Lehrer, denn bei „Betragen“ gibt es die Note "zufriedenstellend". Und wir haben Schulleiter gehabt, die haben ihre Lehrer dazu gezwungen, sämtliche Zeugnisse von Hand noch mal zu schreiben, weil sie es gewagt haben, bei „Betragen“ "zufriedenstellend" als ein Wort hinzuschreiben - was ja grammatikalisch notwendig ist. Sie mußten alles noch mal hinschreiben, zufriedenstellend. Hier ist noch zufriedenstellend, hier ist wieder zufriedenstellend. D. h. jeder Lehrer in Deutschland muß, wenn er, sagen wir mal, eins, zwei, drei Wörterbücher schon gekauft hat, jetzt das vierte Wörterbuch kaufen. Das macht zusammen so etwa 100 Euro. Und dann aber tatsächlich bei allem nachschauen: Denn er kann an keiner einzigen Stelle sicher sein, daß das, was er bisher für Rechtschreibreform gehalten hat, noch gilt. In keinem einzigen Fall, außer beim Doppel s. Und beim Doppel s ist es so, daß die Schüler, genau wie die Zeitungen - da sehen wir’s ja auch - dauernd die Schreibungen vermischen: Die schreiben außer mit Doppel s, die schreiben das Relativpronomen "daß" mit Doppel s, und es hat ja auch Professor ... (Zuruf: Zeugnis!) Zeugnis mit Doppel s am Ende, usw., d.h. die Verwirrung ist groß. Nur die Kultusminister halten daran fest, daß es problemlos sei. Aber auch die amtlichen Schreiben aus den Ministerien strotzen von Fehlern. Das wissen wir.
    Wir werden ja sehen, was die Herrschaften machen. Wir haben jetzt jedenfalls hier noch einmal einen Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform. Ich darf Ihnen wenige Sätze vorlesen.
    Es sind hundert Prominente, Schriftsteller, Verleger ... Professoren - also sagen wir mal Wissenschaftler, und Künstler, die folgende vier Sätze hier unterschrieben haben:
    Seit der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform vom Oktober 1996 - also das Ganze heißt "Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform" - nochmal: Seit der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform vom Oktober 1996 haben sich die Argumente gegen diese staatliche Maßnahme immer deutlicher bewahrheitet. Die Ankündigung mehrerer Zeitungsverlage, zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren und die zahllosen Änderungen im 23. Duden, haben die Kritik von neuem bestätigt. In dieser Situation appellieren die Unterzeichner auf der Frankfurter Buchmesse 2004 noch einmal an die Ministerpräsidenten und die Kultusminister der deutschen Länder, weiteren Schaden von der deutschen Sprache und Literatur abzuwenden, die Kluft zwischen Schule und Literatur zu überwinden, statt sie zu vertiefen, weitere unabsehbare Kosten zu vermeiden und nach 8 Jahren zunehmender Verwirrung das Experiment Rechtschreibreform zu beenden. Die Wiederherstellung der einheitlichen und bewährten Orthographie entspräche dem in sämtlichen Umfragen seit 1996 erkennbaren Willen der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und wäre ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung der demokratischen Kultur. Frankfurt am Main, 6. Oktober 2004: Ilse Aichinger, Wien; Egon Amann, Zürich - bis hin zu Professor Bernhard Zeller, Marbach; Bernd Zimmer, Maler, und Professor Helmut Zöpfel, Pädagogikprofessor. Ich darf Ihnen das verteilen und würde Sie bitten, das weiter, in geeigneter Form weiter zu verbreiten, den Frankfurter Appell. Ich mach es jetzt wie ein Schullehrer. Sie wissen's, in der Klasse verteilt er dann die Schulaufgaben (allgemeine Heiterkeit)...

    Ruiss: ... weitere hundert Unterstützer beizubringen (Heiterkeit)...

    Denk: Am Sonntag machen wir noch eine Pressekonferenz, aber da werden wir am Ende noch drüber sprechen, was wir auf der machen können - bitteschön. Jetzt können wir fragen, ich bin sozusagen am Ende mit meinen Ausführungen.

    Veith: (113:04)
    113:04
    Veith: Mein Name ist Veith. Ich bin Professor in Mainz für Germanistik, und ich bin auch Mitglied des Rates der Kommission, der gebildet worden ist; und ich möchte das unterstützen, was Professor Ickler eben gesagt hat. Es gibt, wenn ich also vielleicht Ihren Kollegen aus Österreich ansprechen darf, es gibt, wie Hofrat Blüml noch am 8. August verkündet hat im Fernsehen, kein einheitliches Wörterbuch. Und Sie haben es ja auch gesagt, Herr Ickler: Es gibt kein Wörterbuch auf das man sich berufen kann. Wir können natürlich auf Grund dieser furchtbaren Situation ohne ein Wörterbuch gar nicht auskommen. Wir haben auch früher ohne ein Rechtschreibwörterbuch nicht auskommen können, und selbst ich, als Professor, mußte also ab und zu nachschauen, ob das so oder so geschrieben wird. Und deswegen meine Bitte an dieses Gremium: „Könnten wir nicht noch einen Zusatz machen, zu dieser Petition, daß wir vielleicht fordern, ein gesamtverbindliches deutsches Wörterbuch zu haben“?
    ..........

    Krieger: Entschuldigen Sie, Herr Professor Veith, eine Petition die unterschrieben ist, kann nicht nachträglich geändert werden. Das ist nicht zu machen. Ich würde jetzt bitten, daß wir den Damen und Herren von der Presse Gelegenheit geben, Fragen zu stellen, ja! Das ist der Sinn der Pressekonferenz.

    Veith: Ja, das ist ja ne Frage. Herr Krieger, könnte man nicht eine zusätzliche Petition noch machen? Wir verlangen, daß wir ein einheitliches Wörterbuch kriegen, evtl. nach dem Vorbild von dem Wörterbuch von Herrn Ickler.

    Krieger: Solange wir uns nicht auf eine einheitliche Orthographie wieder verständigt haben, können wir auch nicht. Und das Wörterbuch, das hat der Herr Ickler gesagt, das wird sich dann ergeben.

    Veith: Das wäre sehr wichtig.

    Ickler: Ich bin ja gewissermaßen auch angesprochen. Ich bin, ich würde das sympathisch finden, wenn z.B. eine Akademie für Sprache und nicht, und wenn wir eine hätten.

    (?): Wie funktioniert wenn Sie (.........)

    Ickler: Ja, das habe ich ein bißchen ironisch gesagt. Wenn er’s machen könnte, dann wäre ich einverstanden. Aber eigentlich neige ich mehr zu einem pluralistischen und liberalen Modell, wie es in anderen Ländern üblich ist: Also, freie Konkurrenz der Wörterbücher mit Genehmigungsverfahren. Das würde der Sache dienen, glaube ich.

    (?): Die Situation ist ja die ......

    Krieger: Entschuldigung, wir sind hier, darf ich daran erinnern, wir sind in einer Pressekonferenz. Wir können solche Diskussionen vielleicht nachher noch führen. Aber ich glaube, der primäre Sinn einer Pressekonferenz ist den Damen und Herren von der Presse, jetzt Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen. Ich glaub an dieses (?.....zedere sollten wir – entschuldigen Sie bitte Herr Professor Veith, daß ich Sie unterbreche, aber im Sinne der Journalisten muß ich das sagen.

    Veith: ................ das ist natürlich dann Ihre Schuld, gell.

    (115:33)
    Krieger: Bitte, bitte um Fragen. Generell zum Thema Rechtschreibreform; zur Frage der Rücknahme; Fragen an einzelne Herren hier auf dem Podium zu Detailfragen.


    Dräger: Herr Professor Ickler, halten Sie es für möglich, die Zeichensetzung und Rechtschreibung noch einfacher darzustellen als auf den Regeltafeln?

    Ickler: Das ist eine tückische Frage. Sie könnten gleich zurückfragen: Warum tun Sie es dann nicht? Herr Dräger spielt auf eine Papptafel an, die dem Wörterbuch beiliegt, und die auch schon längere Zeit im Internet steht, wo die Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung in der kürzestmöglichen Form für Schüler dargestellt sind. So wie das Wörterbuch auch eine doppelte Darstellung der Regeln enthält, eine leichte auf 8 Seiten für Schüler und jedermann, und eine etwas ausführlichere für Profis, die aber immer noch nur ein Viertel der amtlichen Neuregelungen umfaßt und trotzdem vollständig ist, wie ich glaube. Das kann man natürlich didaktisch immer noch verbessern. Verbessern schon, wesentlich kürzer glaube ich eigentlich nicht. Diese Tafel, die ist so nach dem Stil. Es gibt also Papptafeln für Schüler: Latein, Grammatik auf 8 Seiten oder so. In dem Stil ist die auch, aber wirklich sehr sehr kurz. Man muß ja nicht alle Feinheiten, die ein professioneller Gestalter von Texten beherrschen muß, nun auch den Schülern zumuten. Das ist ein Irrtum. Und dieses hin und her zwischen einer Schulorthographie und einer Buchdruckerorthographie hat oft die Köpfe verwirrt; dieses hin und her, daß man einmal so argumentierte und dann wieder so. Ich glaube, das Pensum, was dem Absolventen einer allgemeinbildenden Schule zugemutet werden kann, läßt sich wirklich sehr kurz und knapp darstellen. Das habe ich vor ein paar Jahren versucht und bisher keinen Grund gehabt, das zu verändern.

    117:30 etc. fehlt noch Publikumsfrage,
    Beitrag Krieger
    Fehlt noch hier: Beitrag Ruiss!
    121:48 etc.

    117:30
    Publ.frage: Ich hab ne Frage an Sie, Herr Krieger. Sie haben in der Einleitung gesagt, daß durch die Rechtschreibreform verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten verlorengegangen sind, sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten. Können Sie dafür Beispiele nennen; und genauso auch Beispiele. Sie hatten ja kurz danach gesagt, daß mit der Rechtschreibreform Schreibweisen von vor 200 Jahren wieder eingeführt worden. Vielleicht .............

    Krieger: Also, es sind ja neue Regeln eingeführt worden für die sogenannte Getrennt- oder Zusammenschreibung. Das heißt: Wann schreibe ich etwas als ein Wort, wann auseinander? Dabei u.a. ist eben der Rückgriff in die Vergangenheit erfolgt. Denn viele dieser Wortverbindungen, wie etwa das Wort wiedersehen, was im Anfang mal eine große Rolle gespielt hat. Weil, sowohl der Duden als dem Duden folgend auch Bertelmann sogar das Wort wiedersehen nicht mehr dulden wollte. Das ist nun tatsächlich etwas, was es zur Goethezeit noch nicht gegeben hat. Goethe hat das auch noch getrennt geschrieben. Das hat sich so um 18.....

    : Ne ne ne, in Faust ist’s zusammen.

    Krieger: Doch, wirklich. Es gibt jedenfalls, ich hab’s bei Goethe öfters ..... Es sind, zumindest war die Zusammenschreibung noch nicht generell üblich. Es hat sich alles erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt. Und zwar natürlich aus guten Gründen entwickelt - weil man genauer unterscheiden können wollte zwischen: nach dem der Zug vorbei war, hab ich ihn wieder gesehen, und zwischen: nachdem wir jahrelang getrennt waren, haben wir uns endlich wiedergesehen. Das ist was völlig anderes. Das ist nun inzwischen wieder hergestellt worden. Viele andere Dinge sind nicht wieder hergestellt worden. Eins der geläufigsten Beispiele ist wohlbekannt. Etwas ist wohlbekannt. D.h., so gut wie jeder kennt es. Diese Zusammenschreibung ist nicht mehr erlaubt seit 96. Man muß jetzt schreiben wohl bekannt, was aber ne völlig andere Bedeutung hat, ja. In der Getrenntschreibung heißt es: das ist wohl, also, vermutlich bekannt. Also, es ist ein erheblicher Bedeutungsunterschied. Und so gibt es, gab es Hunderte von Wörtern, wo das erfolgt ist. Davon hat einen großen Teil jetzt allerdings tatsächlich der Duden des Jahres 2004, der 23., der hat die wiederhergestellt. Allerdings auch nur als geduldete Variante, ja, nicht als Regelschreibung. Aber z.B. wohlbekannt hat er nicht wieder zugelassen, viele andere auch: spazierengehen, kennenlernen, sich auseinandersetzen. Dürfen wir weiterhin nicht tun. Man darf auch nicht etwa etwas offen legen in einem Wort. Man darf niemanden heilig sprechen, man spricht ihn heilig, als wäre die Art des Sprechens heilig und nicht das Ergebnis des Sprechens, das jemand als heilig gilt. Wenn auf der anderen Seite plötzlich der Duden daherkommt und führt neue Zusammenschreibungen ein, etwa offengesagt, ja, kann man jetzt in einem Wort schreiben – obwohl ja da jetzt eben nicht die Offenheit das Ergebnis ist, des Sagens. Aber es wird offener gesagt. (?) Während dagegen das Wort offen legen, ja, wo das Resultative, nach dem legen ist dann etwas offen, ist offenlegen, ist weiterhin nicht erlaubt, ja. Gut, aber die Frage war jetzt nicht nach dem Duden, sondern, also, da hauptsächlich sind, sind gewaltige, also wohlbekannt. Es ist wirklich ein massiver Bedeutungsunterschied. In anderen Fällen ist es eine nicht unerhebliche Variante des Ausdrucks oder auch stilistische Variante. Und darin hauptsächlich liegt auch der Rückfall jetzt in die Vergangenheit. Der Rückfall der Vergangenheit liegt auch in dieser neuen ss-Schreibung, denn die stammt auch aus dem 19. Jahrhundert und war lange Zeit in Österreich üblich. Herr Ruiss, Sie können das sicher bestätigen. Karl Kraus hat seine Fackel anfangs in dieser ss-Schreibung gedruckt, bis 1901. Und die wurde in Österreich eben wieder aufgegeben - weil sie sich als äußerst unzweckmäßig erwiesen hat. Habe ich Ihre Frage ausreichend beantwortet? Danke.

    Frage (?): Darf ich eine Frage stellen: „Warum beziehen Sie sich laufend auf den Duden? Der Duden existiert laut dieser Rechtschreibkommission überhaupt nicht mehr. Er ist völlig weg vom Fenster; und deswegen braucht man gar nicht mehr den Duden zu zitieren.“

    Krieger: Das stimmt nicht.
    ......................

    Ruiss: Darf ich da antworten: Also, in Österreich werden Sie mit diesem Argument nicht durchkommen. Weil, wir sind ja, der Widerspruch geht ja viel weiter und es ist ja viel verwirrender. Einerseits sagt der große Reformkommissionsvorsitzende, sagt einerseits, daß das Ziel gewesen sei, eine tolerantere Bewertung der Rechtschreibung zu erzeugen. Und genau deshalb habe man die Reform machen müssen – das argumentiert er jetzt. Es argumentiert die Variantenschreibung. Andererseits wird aber sofort gesagt, von den obersten Bildungshütern in Österreich: "Sie können sich schon entscheiden, ob Sie richtig oder falsch schreiben." Und wir sagen Ihnen, wie Sie richtig schreiben. Und Sie schreiben dann richtig, wenn Sie der jeweils aktuellen Wörterbuchausgabe in Österreich (....), sie sollten ...... ins österreichische Wörterbuch folgen. Und nicht, weil Sie jetzt so viel Schreibfreiheit haben, irgendeinem Wörterbuch zu folgen. Das haben Sie (..........) opportun. Wo haben Sie das argumentiert? Jetzt ist es nicht mehr opportun. Jetzt ist opportun zu sagen: "Sie können sich entscheiden, ob Sie richtig oder falsch schreiben wollen." Und das müssen wir uns, als Schriftsteller und Schriftstellerinnen, via Fernsehen von diesen Leuten sagen lassen. Sie können natürlich schreiben, wie Sie wollen – weil niemand wird zensuriert. Aber, wenn Sie richtig schreiben wollen. Das heißt, ich sitze schon wieder in der Schulbank, gell.

    (Lachen)122:57



    Ickler: Es ist nämlich im Augenblick eine schwierige Situation: Im Juni dieses Jahres haben die Kultusminister zum ersten Mal amtlich Änderungen des Regelwerks und der ganzen Schreibweisen beschlossen. Aber bisher ist noch kein neues amtliches Regelwerk fertiggestellt worden, geschweige denn ein neues amtliches Wörterverzeichnis.
    Der neueste Duden enthält hinten ein Regelwerk, und da steht drüber: das unveränderte amtliche Regelwerk. Aber dieses Regelwerk ist weder unverändert noch ist es amtlich. Es ist tiefgreifend verändert, und zwar im Sinne dieser Revision die jetzt im Juni beschlossen worden ist; es ist aber noch nicht amtlich. Ich habe mich bei der KMK erkundigt und vor wenigen Tagen erst die Auskunft erhalten, die Kommission sitzt noch daran, dieses Regelwerk neu zu fassen. Es ist also gar nicht amtlich, und alle anderen Wörterbücher haben diese Revision überhaupt noch nicht umgesetzt. Bertelsmann hat aufgegeben, hat auf Anfrage bekanntgegeben, daß sie kein neues Wörterbuch machen. Warten erstmal ab, ein Jahr mindestens noch. Das österreichische ist noch nicht neu erschienen, soviel ich weiß. Es gibt also überhaupt keine Quelle im Augenblick für diese Revision, außer diesem Duden. Und der ist nicht zuverlässig, weil er nicht amtlich ist und auch sonst unausgewiesene Schreibungen enthält, wie dieses offen gesagt zusammen und so etwas, vom Himmel gefallen sind. Daß sogenannt wieder zusammen geschrieben werden darf, ist ja schön. Aber, wo steht das sonst noch? Also wir wissen überhaupt nicht, ob das überhaupt stimmt. Der Duden ist also auch im Grunde nicht brauchbar, aber er ist die einzige annäherungsweise zuverlässige Quelle für das, was die Kultusminister im Sinne haben. So ist die Lage. Und trotz Aufhebung des Dudenprivilegs brauchen wir ihn eigentlich, um auch nur zu erahnen, was da jetzt geplant ist.


    Krieger: Vielleicht darf man noch hinzufügen: Also der Duden hat gewissermaßen eine De-facto-Autorität, und weil er diese hat, muß man auch feststellen, daß mit der neuen Ausgabe des Duden im Grunde genommen die Wiener Absichtserklärung von 1996 aufgekündigt worden ist, denn das war ja eine vertragliche Abmachung, und einen Vertrag - den Inhalt eines Vertrages kann man nicht nachträglich ändern. Das gehört zu den elementarsten Dingen der Rechtssprechung. Wenn man das ändern will, muß man neu verhandeln, sich neu zusammensetzen und einen neuen Vertrag abschließen, gell. Und das war auch das Argument der Kultusminister selbst - Augenblick, darf ich zuende sprechen? - das Argument der Kultusminister selbst - Herr Professor Ickler hat es ja schon erwähnt - Ende 97 hat die Kommission, die zwischenstaatliche, Änderungen für unumgänglich notwendig gehalten.
    Das wurde verhindert. Die Kommission wurde gezwungen, diesen Satz aus ihrem Bericht rauszustreichen, der Bericht war dann um diesen Satz verkürzt. Und damals war das Argument der Kultusminister: „Um Gottes willen, wenn wir irgendwas ändern, dann stellen wir, dann gefährden wir das Inkrafttreten der Reform, dann stellen wir die Wiener Absichtserklärung in Frage.“ Dann muß das natürlich erst recht gelten, jetzt bei den sehr viel weitergehenden Änderungen unter der Hand, (die) der Duden aufgrund des letzten Berichtes der Kommission vorgenommen hat.

    Prof. Werner Veith (Publikumsfrage): Darf ich gerade etwas korrigieren, Herr Krieger. Natürlich war das kein Vertrag in dem Sinne, wie Sie’s rechtlich darstellen, sondern es war eine Absichtserklärung,

    Denk: Das war der Trick!

    Veith: ...die Kultusminister beabsichtigen, sonst ist nichts beschlossen worden - gar nichts!


    Krieger: Ja, ja, das ist mir bekannt. Aber genau auf diese Zweideutigkeit kommt es natürlich an. Man kann sich immer wieder darauf zurückziehen: das sei ja kein Vertrag. Aber überall da, wo es opportun ist zu sagen, es sei einer, wird es auch getan. Und es wird auch ständig damit argumentiert, wir dürften ja auch in Deutschland etwa nicht von der Reform weg, weil das ja auch mit den Schweizern und Österreichern vertraglich vereint ist. Das ist genauso zweideutig wie die Zugehörigkeit der CSU zur Union. Sind es zwei Parteien oder ist es eine, ja? Das wird immer so interpretiert, wie man es im Augenblick gerade braucht.

    Claudia Ludwig (Publikumsfrage): Was macht jetzt ein armes Elternteil, oder Eltern, die also ein Kind haben, das gerade eine fünf in Rechtschreibung bekommen hat? Und der Lehrer hat, wie Sie schon richtig geschildert haben, vieles angestrichen, wo die Eltern sagen: Haben wir nachgeguckt im Duden, ist alles richtig, oder im neuesten Duden oder von 1996 oder was auch immer. Früher konnten die Eltern vor den Kadi gehen und dann hat der beschlossen: Also, steht im Duden und das ist richtig und der Lehrer muß seine Zensur korrigieren. Was macht denn so jemand heute, auf welches Werk bezieht sich das denn jetzt?

    Denk: Herr von Schirnding erzählt: Sein Sohn, Askan hat einen Aufsatz komplett neu schreiben müssen, weil er einmal daß mit scharfem s geschrieben hat. Der Lehrer hat ihm gesagt: Du schreibst den Aufsatz noch mal. Ist zwar nicht falsch, aber zur Übung noch mal. Und was hat der Herr von Schirnding gemacht? Nichts. Weil normalerweise die Eltern lieber nichts unternehmen, auch wenn sie der Meinung sind, daß der Lehrer Unrecht hat - machen sie lieber nichts. Es wäre schön, wenn jemand vor den Kadi geht. Allerdings fällt normalerweise niemand wegen einer fünf in Rechtschreibung durch. Das ist das Problem.
    Sie werden also sicher in den nächsten Jahren häufig erleben, daß die Eltern sich fragen: Was hat denn hier der Lehrer angestrichen, ja? Normalerweise glaubt man, daß der Lehrer Recht hat. Aber ich kann Ihnen sagen, daß wirklich sehr viele Lehrer nicht wissen, wie das geht. Alles andere wissen sie. Und es ist ja auch das Allermeiste. Es gibt ja, sage ich immer, es gibt gar keine neue Rechtschreibung. Deswegen ist auch das Argument, daß die Schüler jetzt nicht mehr umlernen können, falsch. Denn 98,5 % der sogenannten neuen Rechtschreibung ist ja die alte, ist identisch mit der alten. Es sind ja bloß die bisherige Rechtschreibung mit ein paar Veränderungen am Rand, und die Hauptsache ist dieses Doppel s. Das lernen die Schüler und meinen dann, sie könnten eine neue Rechtschreibung. Aber die Schwierigkeiten der deutschen Rechtschreibung, wie wir wissen, die Dehnung und die Schwierigkeiten der s-Schreibung, die sind ja völlig unberührt; die sind ja nach wie vor dieselben. Und in Sachen Rechtschreibreform - da weiß fast kein Lehrer Bescheid. Und wenn er jetzt den Duden durchlesen will - das mit "offen gesagt", habe ich auch noch nicht gewußt. Wer von Ihnen wußte das, daß "offen gesagt" zusammen geschrieben werden darf? Das weiß kein Lehrer. Wenn das ein Schüler benützt, streicht er’s ihm garantiert als Fehler an, wenn er das zusammen schreibt. Und sagt: "So en Quatsch, das schreibt man doch nicht zusammen." Und dann kommt womöglich der Schüler daher und sagt: "Hier, Herr Lehrer, sie irren sich."
    Wir erwarten aber den nächsten Duden - es kommt ja sicher bald ein neuer Duden. Und was machen die österreichischen Lehrer?

    Publikumsfrage: Es freut mich zu hören, wenn Sie sagen, das wissen die Lehrer nicht. Ich bin entlastet. Was raten Sie der Presse, was raten Sie den Schulbuchverlagen, wie man mittelfristig vorgehen soll? (Das .......... Rechtschreibung) zuerst Doppel s oder scharfes s und in Klammer fortsetzen, oder soll man es ihnen so erklären: Sie sind sich nicht einig, die Lehrer wissen es nicht. Wie sollen wir Verleger, bzw. wir von der Presse wissen .......

    Krieger: Also der Presse kann man nur raten: Folgen Sie dem Beispiel der FAZ, folgen Sie dem Beispiel der Springer-Zeitungen...

    Frage: Wir z.B. haben für die Schule zu tun.

    Krieger: Das - Schule ist etwas anders, ja, etwas schwieriger. Schulbuchverlage entsprechend.

    Denk: Ich empfehle den Verlegern, daß sie bei der bewährten Schreibung bleiben. Und falls die Kultusminister stur sind- man weiß ja nicht - eventuell hinten in das Buch einen Verweis machen auf einen Link im Internet, in dem die 50 Änderungen drinstehen, die im ganzen Buch von der Rechtschreibreform verlangt würden, abgesehen vom Doppel s. Also abgesehen vom Doppel s sind es pro zwei Seiten etwa eine Änderung. Und das könnte man theoretisch im Internet angeben, so daß man also sagen könnte: Wenn ein Lehrer das Buch in der Schule lesen will, dann sagt man ihm: Hier, du kriegst das Buch und du kannst deinen Schülern sagen, wo durch die Rechtschreibreform eine Änderung nötig wäre. Aber bleiben Sie bei der bewährten Schreibung. Schon allein deshalb, weil Sie sicher kein können, daß der 24. Duden kommt, und der wird neue Änderungen haben. Und dann müssen Sie die Bücher wieder neu verändern, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
    Also, die bewährte Schreibung ist mit Sicherheit stabil und bleibt stabil und ist vernünftig. Und da könnte man so einen kleinen Zusatz machen für die Schulen, damit die Lehrer ein Alibi haben, wenn sie das Buch im Unterricht lesen.

    Publikum: Ihre Einschränkung: das kostet zusätzlich.

    Denk: Nein, das geht verhältnismäßig schnell, das sind nicht viele. Ich sagte, das sind alle drei Seiten - jedenfalls ist es sehr viel billiger, als einen Neusatz zu machen, z.B. von einem Buch neu zu setzen kostet 5.000 Euro, und dieses Ding mache ich Ihnen an einem Nachmittag.

    Gerhard Ruiss: Also die Frage ist, glaube ich, die gewesen nach einem Ausstiegsszenario. Das ist natürlich - da muß ich sagen, das liegt an der politischen Verantwortung, so verstehe ich politische Verantwortung. Also eine verantwortliche Politik müßte spätestens zu einem Zeitpunkt, und das muß man ja wirklich - das ist das Entscheidende. Sie dürfen nicht vergessen, hier sind Reformbefürworter oder Mitwirkende an der Reform ausgestiegen. Also es waren nicht Reformverweigerer von vornherein, wie ich das für die Literatur sagen kann in Österreich oder vielleicht auch in der Schweiz der Fall ist, sondern es waren Mitwirkende an der Reform, die sind jetzt ausgestiegen.
    Spätestens dann müßten bei einer verantwortlichen Politik wirklich alle Alarmglocken läuten, die müßte sagen: Okay, wir brauchen dringend ein Ausstiegsszenario, von mir aus auch möglicherweise mit kosmetischen Begleiterscheinungen, daß wir unser Gesicht nicht verlieren. Aber nicht den Beharrungsbeschluß. Und das höre ich angekündigt. Und das ist ja so entsetzlich: Da wird ein Beharrungsbeschluß gefaßt werden möglicherweise, um das ganze Ding noch weiterzuschleppen, jahrelang weiterzuschleppen, obwohl man weiß: so wird es garantiert nicht bleiben und nicht funktionieren. Das ist es ja, das ist ja bereits einbekannt worden. Das funktionierte so nicht, also haben wir schon modifiziert, und wir kündigen an, wir müssen es weiter modifizieren, anstatt einer sagt, was ich gemeint habe: Stopp, aus, wir haben uns geirrt, zurück zum Start.*


    * beim Wort "Start" endet das Tonband...


    eingetragen von Theodor Ickler am 10.10.2004 um 09.51

    Eigentlich erscheinen seit heute wieder alle wichtigen Sonntagszeitungen in der bewährten Rechtschreibung, und das sollten wir feiern. Was die Bücher usw. betrifft. so müssen wir auch erst einmal abwarten, welche Wirkung die Tatsache "Springer" nun ausübt. Es ist ja eine Dynamik in die Sache gekommen, die auch über das Wagenburg-Gelärme der Ministerpräsidenten hinweggehen wird.

    Man könnte spaßeshalber schon mal den Beschluß formulieren, den die KMK nächste Woche verkünden wird. Wir kennen ja sowohl den Inhalt als auch den Stil, also frisch ans Werk! Wer der tatsächlichen Formulierung am nächsten kommt, erhält einen Buchpreis ("Normale deutsche Rechtschreibung", Leibniz Verlag St. Goar 2004, Halbleinen, beliebter Geschenkartikel!).
    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Fritz Koch am 10.10.2004 um 09.30

    halte ich für eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt.
    Und genau dazu waren die verbliebenen Mitglieder der Rechtschreibkommission nicht fähig, und deswegen haben sie eigene neue Regeln erfunden. Naturwissenschaftler könnten sich so etwas nicht leisten.


    eingetragen von Matthias Dräger am 10.10.2004 um 06.16

    Frankfurter Buchmesse, 6. Oktober, erster Beitrag von Prof. Ickler:

    Ich habe gewissermaßen den schwierigsten Part, weil ich als Sprachwissenschaftler argumentiere, und als solcher habe ich vor knapp zehn Jahren, als die ersten Meldungen von den dritten Wiener Gesprächen an die Öffentlichkeit drangen, erkannt, daß diese Reform, so wie sie damals sich abzeichnete, nicht funktionieren kann; und meine schwierige Aufgabe habe ich darin gesehen, möglichst vielen Menschen zu erklären, daß die Regeln oder Regelmäßigkeiten, die der Sprache immanent sind, genauso unverbrüchlich sind wie die Schwerkraft oder irgendwelche mathematischen Gesetze, und daß es nicht so ist, wie einige maßgebende Reformer behauptet haben, daß die Schreibweise ungefähr wie die Postleitzahlen zu beurteilen sei, also etwas, was man auch mal ändern könnte und was eigentlich nur Menschenwerk ist. Die Sprache ist Menschenwerk, trotzdem hat sie ihre Gesetzmäßigkeiten.

    Ich will beispielsweise nur erwähnen, daß, wenn man eine Substantiv-Großschreibung hat, man eben nicht „Leid tun“ groß schreiben kann. Das sind also Folgerichtigkeiten, die man beachten muß, und da hat’s eben von Anfang an gehapert. Diese Reformer haben dann selbst Ende 1997 schon erkannt, daß dieses Regelwerk korrekturbedürftig ist; es war damals von „unbedingt notwendigen Änderungen“ die Rede, die man einführen oder durchführen müsse. Diese Änderungsvorschläge wurden von den Kultusministern untersagt, und das Reformwerk trat dann also im Sommer 1998 unkorrigiert in Kraft. Das war eigentlich die Keimzelle des Zerfalls auch gleichzeitig. Nachdem Karlsruhe noch seinen Segen dazu gegeben hatte, habe ich damals in einer Zeitung geschrieben, auch um meine Mitstreiter ein bißchen zu trösten: Das Schlimmste, was der Reform passieren konnte, war ihr Inkrafttreten. Denn von da an wurde dann – ein Jahr später haben ja die Zeitungen umgestellt – für jeden sichtbar, daß es nicht geht, während man sonst hätte sagen können: Ja, da haben irgendwelche reaktionären Geister ein an sich vorzügliches Reformwerk zu Fall gebracht. Das war nun aber nicht mehr möglich, nachdem nun, fünf Jahre lang jetzt schon, Tag für Tag dieser Unsinn vor aller Augen lag.
    Es ist dann jetzt, um auf die Wörterbücher zu sprechen zu kommen, die eine ganz entscheidende Rolle gespielt haben neben der Presse – 1996 erschienen ja die ersten reformierten Wörterbücher, der erste reformierte Duden (Bertelsmann ist inzwischen aus der Konkurrenz wieder ausgeschieden) … Vier Jahre später erschien ein sehr stark revidierter Duden, der sich immer noch auf die amtlichen unveränderten Regeln von 1996 berief, in Wirklichkeit aber Hunderte von Änderungen einführte. Damals platzte der FAZ der Kragen, und sie nahm ihre Umstellung wieder zurück, nachdem sie es ein Jahr versucht hatte. Der Auslöser war, wie Sie vielleicht noch in Erinnerung haben, dieser heimlich revidierte Duden.
    Wiederum vier Jahre später erschien jetzt ein weiterer Duden, der erstmals aufgrund einer amtlichen Revision der neuen Regeln reformiert worden ist - Herr Denk hat’s schon gesagt -, ein zum Teil rück-reformierter Duden, der aber eigentlich die Konfusion komplett macht. Das hat auch eine Rolle gespielt bei dem jetzigen Entschluß von Springer und anderen Zeitungen und auch einigen anderen Verlagen, nun wieder [zur bewährten Rechtschreibung] zurückzukehren. Also diese immer wieder veränderten Duden-Auflagen haben eine ganz entscheidende Rolle gespielt bei diesen Rückbau-Vorstößen, die uns jetzt so sehr freuen. Einerseits – andererseits ist es traurig, daß es soweit kommen mußte.

    Ich will jetzt noch ein Wort sagen zur lexikographischen Erfassung der Rechtschreibung überhaupt und da auch mein Wörterbuch erwähnen. Das tue ich also nur mit der Vorbemerkung, daß ich daran nichts verdiene. Dieses Wörterbuch ist jetzt in der 4. Auflage, es ist genau wie alle anderen Auflagen und auch meine übrigen Bücher honorarfrei erstellt; es ist also keine wirtschaftliche Konkurrenz, aus der heraus ich jetzt etwas über den Duden sage oder über Wörterbücher überhaupt, sondern es ist so gewesen, daß ich nach Veröffentlichung oder ungefähr gleichzeitig mit der Veröffentlichung meiner sprachwissenschaftlichen Kommentare zur Neuregelung aufgefordert worden bin von Mitstreitern, einmal an einem eigenen Wörterbuch zu zeigen, wie denn meiner Auffassung nach eine vernünftige Darstellung der bisherigen Rechtschreibung aussehen sollte. Denn mein Punkt war nämlich der: Ich habe auch schon lange vor der Reform am Duden Kritik geübt, und zwar, weil der Duden – wie übrigens die Redakteure dort selbst freimütig zugeben – sich darauf eingelassen hatte, sehr viele, Tausende von … Einzelwortschreibweisen festzulegen, einfach als Antwort auf die vielen Anfragen, die ständig bei der Duden-Redaktion einlaufen, von Sekretärinnen, von Lehrern usw. Die wollen wissen, wie schreibt man das denn, und dann hat der Duden eben gesagt, das schreibt man so: Wir schreiben ernst nehmen getrennt, aber ernstzunehmend schreiben wir zusammen … und solche Sachen, was eigentlich auch der Duden-Freund nicht im Kopf behalten konnte und die meisten Leute gar nicht so genau wissen. Man schlug dann eben nach oder auch nicht, das war dann eigentlich egal.
    Meiner Ansicht nach wäre die erste Arbeit gewesen, die tatsächlich im Deutschen in guten Texten, also seriösen Zeitungen, Fachbüchern usw. praktizierte Rechtschreibung, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hatte, zunächst einmal empirisch zu erfassen und dann in einer geeigneten Weise zu notieren, in einem gut lesbaren Notationssystem ein Wörterbuch zu bringen.
    Mir schwebte damals ein reines Orthographikon vor, also das ohne Bedeutungsangaben, ohne weiteren Firlefanz, ohne Aussprache nur die Schreibweise der Wörter einfach empirisch deskriptiv darstellen sollte. Das habe ich dann auch gemacht und mit Herrn Drägers Hilfe auch veröffentlichen können, in einer ersten vorläufigen Ausgabe, dann auch in einer gebundenen Ausgabe. Inzwischen ist dann noch, auf Wunsch vieler Benutzer, etwas als Zugabe entstanden: Bedeutungsangaben, etwa in dem Umfang, wie sie auch im Duden standen, so daß man dieses Wörterbuch jetzt auch praktisch besser nutzen kann. Aber mein Hauptpunkt, der eigentliche Anlaß war, wie gesagt, gar nicht, ein marktfähiges Wörterbuch zu erstellen, sondern einfach ein weiteres Argument zu liefern, ein anschauliches Argument, wie mit Rechtschreibung umzugehen sei. Daraus ist dann dieses Wörterbuch entstanden.
    Es ist dann gleichzeitig Teil eines Rückkehrplanes geworden, den ich eben auch vor Jahren schon in der Zeitung vorgelegt habe, zum Teil auch unter dem Titel: „Gibt es ein Leben nach dem Duden?“ Also wenn das Duden-Privileg nun abgeschafft ist und auch nicht wiederhergestellt werden kann und soll und wird, wie soll man denn nun überhaupt eine einheitliche Orthographie gewährleisten? Mein Plan sah vor und sieht immer noch vor: Ab sofort wird wieder die bisherige Rechtschreibung an den Schulen unterrichtet. Das kann dieses Wörterbuch sein, das kann irgendein anderes Wörterbuch sein – also Verlage, die sich zutrauen, die bisher übliche Rechtschreibung empirisch fundiert darzustellen; das kann der Duden-Verlag zum Beispiel sehr gut, die Duden-Redaktion hat alle Mittel dazu – das wird dann zugrunde gelegt. Die reformierte Rechtschreibung bleibt noch für einen großzügigen Übergangszeitraum insofern gültig, als sie nicht als fehlerhaft angestrichen wird. Die Schüler müssen da also immer schonend behandelt werden für eine Übergangszeit.
    In Zukunft wird das so gemacht, daß jeder, der es sich zutraut, die übliche Rechtschreibung in Wörterbuchform darstellen kann und daß Rechtschreibwörterbücher genau wie andere Schulbücher einem Schulbuchzulassungsverfahren unterworfen werden, so daß die Kultusminister, die Schulministerien noch die Hand drauf haben und da kein Wildwuchs entsteht, sondern genau wie die Aussprache, die Bedeutung und die Grammatik des Deutschen nicht staatlich erfaßt, aber von staatlichen Stellen für die Schulen zugelassen wird, genauso auch die Rechtschreibung. Warum eigentlich nicht? Das funktioniert in England und anderswo, das können wir auch. In dem Zusammenhang ist also dieses Wörterbuch entstanden als eine Art Argument und Stütze für diesen Rückkehrplan, der meiner Ansicht nach sehr kostengünstig wäre, niemandem auf den Fuß treten würde außer einer Handvoll Reformer, und eigentlich spricht nichts dagegen, das so zu machen. Ich bin jetzt auch glücklich darüber, daß eine doch überwältigende Zahl – vor allem auch von der Auflage her – von Zeitungen wieder in einer vernünftigen Rechtschreibung erscheint. Das ist ja ein richtiger Genuß, wenn man diese Zeitungen liest; heute morgen in der Bahn habe ich mir „Die Welt“ angetan, und das war also sehr schön zu lesen, bis auf einige Kleinigkeiten, die noch nicht so funktionieren, das ist schon wieder sehr ordentlich.

    Das ist meine Einlassung im Augenblick.


    (Tonbandabschrift, erstellt von Frau Luetjohann)


    eingetragen von DS am 08.10.2004 um 15.45

    kalmiert, Gehrer

    Tonband liegt nicht vor, Ickler/Ruiss noch nicht verändert


    eingetragen von Christian F. Langewische am 08.10.2004 um 15.27

    Smile

    „Palmieren“ bezeichnet doch das Verbergen eines Gegenstandes in der Handfläche, wie man es beispielsweise in der Zauberei praktiziert.

    Oder irre ich da?
    __________________
    Christian F. Langewische


    eingetragen von Reinhard Markner am 08.10.2004 um 14.46

    Danke, sehr interessant ! Die betreffende Ministerin heißt Gehrer, nicht Gerhardt. Das betreffende Verb heißt "kalmiert", nicht *palmiert. Und mir scheint, daß bis zum Ende Ruiss spricht, nicht Ickler. (Hinweise können gelöscht werden.)

    Lieber Herr Markner, Sie haben natürlich recht, Gerhard Ruiss spricht bis zum Schluß. Ruiss spricht ein sehr lebhaftes Österreichisch, ist auf der Presskonferenz bestens (inklusive der zugehörigen Handbewegungen), auf dem Tonband aber manchmal schwer zu verstehen.
    Ich war heute auf der Messe, hoffe, den Text heute nacht korrekturhören zu können.

    Es folgen noch am Montag/Dienstag: Die Beiträge von Prof. Ickler, Denk, nochmals Krieger, etc.


    eingetragen von Matthias Dräger am 08.10.2004 um 11.36

    Guten Morgen meine Damen und Herren,
    im Namen des Rates für deutsche Rechtschreibung e.V. und der Forschungsgruppe Deutscher Sprache begrüße ich sie herzlich zu dieser Pressekonferenz über den Stand der Dinge in Sachen Rechtschreibreform. Ich stelle Ihnen zunächst die Teilnehmer hier auf dem Podium vor: Zu meiner Rechten, von Ihnen aus gesehen links, sitzt Herr Gerhard Ruiss aus Österreich, Lyriker, Satiriker, Liedermacher und Vorsitzender der IG-Autoren oder -Autorinnen. Zu meiner Linken Herr Professor Theodor Ickler von der Universität Erlangen/Nürnberg, Sprachwissenschaftler, Inhaber eines Lehrstuhls für deutsch als Fremdsprache, Autor zahlreicher kritischer Analysen über die Rechtschreibreform, Autor vor allem eines neuen Rechtschreibwörterbuches auf der Grundlage der alten vorreformatorischen Schreibung erarbeitet, das diese alte Schreibung neu darstellt. Dieses Wörterbuch ist gerade eben in seiner zweiten Auflage erschienen. Ist es schon da, oder? Ach ja, da ist es, wunderbar. Und ganz links außen von mir gesehen, von Ihnen aus gesehen ganz rechts außen, Herr Friedrich Denk, bis vor kurzem Gymnasiallehrer, Initiator einer einzigartigen und beispielhaften Literaturförderung am Gymnasium, Herausgeber einer Schriftenreihe, Initiator des, soweit ich weiß, einzigen Literaturpreises der von Schülern juriert wird, wo Schüler die Auswahl treffen, und natürlich als Kritiker der Rechtschreibreform seit Jahren, seit der Frankfurter Erklärung von 1996, allgemein bekannt.
    Ich selbst, ich bin Hans Krieger, Vorsitzender des Rates für Deutsche Rechtschreibung e. V., im Beruf Journalist, Kulturjournalist und Lyriker.
    Ja, meine Damen und Herren, haben wir keine anderen Sorgen als ausgerechnet Rechtschreibung? So wird immer wieder gefragt; man kann darauf eigentlich nur mit dem Dichter Reiner Kunze antworten: Eben weil wir andere Sorgen haben, muß die Sprache eine unserer allerersten Sorgen sein. Die Sprache ist die Grundlage und das Medium unserer gesamten Weltorientierung. Von der Differenziertheit der Sprache hängt die Genauigkeit unserer Wahrnehmung ab, die Präzision unseres Denkens, damit auch die Durchdachtheit unserer politischen Auseinandersetzung und des aus dieser Auseinandersetzung hervorgehenden Handelns. Jeder Verlust an Differenziertheit der Sprache ist ein Verlust an politischer Rationalität. Nun hat die 1996 beschlossene Rechtschreibreform ja, wie Sie alle wissen, nicht nur Schreibweisen geändert, sondern die Sprache selber geändert, tief eingeschnitten in die Substanz der Sprache. Und dafür ist es jetzt unerheblich, ob das 2 oder 3 Prozent des Wortschatzes betroffen hat, oder vielleicht 5 oder 8. Die Tatsache als solche, daß die Sprache angetastet wurde, ist entscheidend. Es sind zahllose zusammengesetzte Wörter aus dem Verkehr gezogen worden durch den absurden Zwang zur Getrenntschreibung. Damit sind viele Bedeutungsunterscheidungen verlorengegangen. Es sind Ausdrucksnuancen verlorengegangen, d.,h., wir haben eine Reduzierung der Artikuliertheit der Sprache über uns ergehen lassen, eine Entdifferenzierung der Sprache. Zugleich aber auch ist mit vielen Schreibweisen die Gesetzlichkeit der Grammatik außer Kraft gesetzt worden. Also man muß von einer kulturellen Regression sprechen und das auch ganz im Wortsinne – eine Rückwärtsbewegung –, denn zu weiten Teilen hat die Reform Schreibgepflogenheiten aus der Zeit vor 200 Jahren künstlich restauriert. Es ist also vollkommen absurd, wenn man der Forderung nach Rücknahme der Reform die Binsenweisheit entgegenhält, das Rad der Entwicklung könne und dürfe nicht zurückgedreht werden. Die Reform war das Zurückdrehen des Rades, und die Rücknahme der Reform bringt das Rad wieder dorthin, wo es hingehört, nämlich wieder nach vorne. Dieser massive Eingriff in die Substanz der Sprache hat gerade uns Journalisten, und als Journalist darf ich in diesem Kollektiv von wir/uns reden, hat uns Journalisten ganz unmittelbar und massiv in besonderer Weise betroffen. Es gingen Ausdrucksnuancen verloren, ich hab das schon gesagt, d.h., es ist im Grunde ein massiver Eingriff in die Freiheit der Berufsausübung. Ich habe nie begriffen, daß die Presse mit solcher Gehorsamsbereitschaft sich unter dieses Joch gebeugt hat. Und ich sehe in dem Entschluß der Springerzeitungen, der seit Sonntag gilt, zur bewährten alten Schreibung zurückzukehren, einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der professionellen Autonomie und zur Wahrung des journalistischen Berufsethos. Diese Rückkehr einiger Zeitungen, und eines gewichtigen Teils der deutschen Presse, zur alten Schreibung ist jetzt einer der Gründe, warum die Diskussion um die Rechtschreibung erneut so heftig aufgeflammt ist. Ein anderer Grund ist die soeben neu erschienene neue Dudenauflage. Es ist die 23., in der die Substanz der Neuschreibung noch einmal verändert wird. Dieser neue Duden betreibt unterderhand einen Rückbau der Reform, allerdings einen halbherzigen, einen unvollständigen, einen in sich widersprüchlichen Rückbau. Dieser Rückbau der Reform geht nicht soweit, daß wir wieder zu klaren Verhältnissen kämen, aber er geht immerhin weit genug, daß man von einer Reform der Reform, vielleicht von einer 2. Stufe der Reform sprechen muß, vielleicht sogar von einer neuen abermaligen Rechtschreibreform zu reden hat. Die Folge davon ist, daß alle seit 1996 erschienenen Rechtschreibwörterbücher wertlos sind; daß alle seither gedruckten Schulbücher eigentlich revidiert werden müssen; und daß auf jeden Fall alle, inklusive Schulkinder, noch einmal umzulernen haben. Mit anderen Worten, das, was von einer Rücknahme der Reform befürchtet wird und angeblich eine Rücknahme der Reform unzumutbar macht, nämlich Unbrauchbarwerden von Büchern und Zwang zum abermaligen Umlernen. Alles das haben wir schon mit diesem neuen Duden. Nur, wir haben die Vorteile nicht, die eine wirkliche Rücknahme der Reform brächte. Wir haben nicht den Wiedergewinn der Klarheit der verläßlichen Orientierung, sondern wir haben im Grunde neue Verunsicherung, neues Chaos, weil nach außen hin die Fiktion aufrechterhalten werden soll, als sei mit diesem Duden gar nicht wirklich etwas geändert, als hätten wir weiterhin eine gleichgebliebene und in sich konsistente amtliche Neuregelung der Rechtschreibung, die es im Grunde gar nicht wirklich gibt. Nicht zuletzt ist dieser neue Duden, über den nachher Professor Ickler noch einiges sagen wird, das Eingeständnis, daß die Reform fundamental vermurkst war und in ihrer ursprünglichen Form nicht zu halten ist. Daraus kann es nur eine Konsequenz geben: Anstelle einer heimlichen und halbherzigen Rücknahme verlangen wir die offene und vollständige Rücknahme der Reform. Das wäre ehrlicher, es wäre einfacher, es wäre viel vernünftiger und zweckmäßiger, weil es rasch und sicher zu klaren Verhältnissen führt, und es wäre nicht zuletzt wesentlich billiger. Damit gebe ich das Wort weiter an Gerhard Ruiss, der uns sicher jetzt etwas über die Entwicklung in Österreich sagen kann. Danach wird Professor Ickler Ihnen noch einiges zum neuen Duden und vielleicht auch sonst noch einiges aus sprachwissenschaftlicher Sicht sagen; und danach wird Friedrich Denk den Frankfurter Appell vorstellen, eine neue Initiative von Schriftstellern.

    Herr Ruiss:

    Herzlichen Dank. Zunächst einmal würde ich sagen, das Versagen der Reform ist doch ohnehin schon offen allen bekannt. Also wenn beispielsweise in Österreich die zuständige Fachministerin sagt, es kann kein Zurück geben, sagt sie wiederholt, es kann kein Zurück geben, aber zugleich sagt sie, dieser neue beabsichtige Rat für deutsche Rechtschreibung soll die Unsinnigkeiten, die aufgetreten sind mit der Reform, korrigieren. Das heißt also, die als wunderbar perfekt verkaufte Reform ist korrekturbedürftig, das weiß man jetzt schon, bevor diese neue Kommission ins Amt gehoben werden soll. Na ja, ich würde sagen, damit habe ich einbekannt: die wunderbare Reform ist keine wunderbare Reform, wenn ich vor allem den Hintergrund sehe. Und der ist in Österreich nicht anders als in Deutschland oder der Schweiz. Der Hintergrund dieser Reform ist: Die gesammelte staatliche Macht hatte 8 Jahre Zeit, und zwar in den deutschsprachigen Ländern, um zu überzeugen. Sie hatte alle Schulen mit weisungsgebundenen Lehrern und Lehrerinnen zur Verfügung, und hat es in 8 Jahren nicht geschafft, mit dieser Materie Rechtschreibreform zu überzeugen. Das beweist doch, daß es offenbar hier um etwas geht, was den Leuten nicht näherzubringen ist, was sie sozusagen nur unter Zwang anwenden, so sieht es auch aus, weil nicht einmal in den Ämtern diese Rechtschreibreform umgesetzt wird, wo sie angeblich schon umgesetzt ist. Dort wird Rechtschreibreform geheuchelt. Ich kann Ihnen das in Österreich sagen, allenfalls fällt jemandem einmal ein, wo ein scharfes s zu setzen gewesen wäre, ein Doppel-s zu schreiben. Also mehr ist da nicht mit der Rechtschreibreform. Die Formulare sind sowieso im eigenen Amtsdeutsch verfaßt; da weiß sowieso kein Mensch, was neue oder alte Rechtschreibung ist. Das ist ein eigenes Kapitel. Was mich nebenbei auch immer gewundert hat, warum sind eigentlich privatwirtschaftliche Unternehmen bereit, die Kosten für eine solche Reform, für die es überhaupt keinen zwingenden Grund gab, zu tragen und weiter zu tragen? Offenbar sind das jetzt einige potente, ökonomisch potente deutsche Medien nicht mehr. In Österreich ist die Situation ein bißchen anders. Die österreichischen Presseverlage sind stärker mit der Politik verquickt als das in Deutschland der Fall ist. Sie sind noch stärker mit dem deutschen Markt verquickt, als das umgekehrt für den deutschen Markt der Fall sein wird. Das heißt also, in Deutschland wird man weniger abhängig sein von der Beteiligung von österreichischen Medien, falls es solche gibt. An deutschen Medien ist das umgekehrt der Fall. Also der ökonomische Grund hat mich auch immer gewundert. Aber noch viel mehr hat mich in all diesen Jahren gewundert, warum denn eigentlich Buchverlage da mitziehen wollen, was im übrigen bei den Literaturverlagen nicht der Fall ist. Das heißt, die Literaturverlage sind von Haus aus nicht in diese Reform eingestiegen. Das ist in Österreich ganz deutlich erkennbar. Wer aber der Reform gefolgt ist, das sind natürlich notwendigerweise die Schulbücher und die Kinder- und Jugendliteratur, die natürlich auch der Approbationen bedürfen. Das heißt, sind die nicht in der neuen Rechtschreibung geschrieben, dann werden sie einfach nicht approbiert und für den Unterricht zugelassen. Damit ist der Schulbuchverlag um sein Geschäft gebracht. Wir haben in Österreich zudem noch die besondere Situation, daß Schriftsteller und Schriftstellerinnen nicht gefragt werden müssen, ob sie einverstanden sind, neu geschrieben zu werden mit ihren Texten, obwohl die in der alten Rechtschreibung vorhanden sind oder nachgedruckt werden in Schulbüchern. Wir haben in Österreich ein etwas veraltetes Urheberrechtsgesetz gegenüber dem deutschen Urheberrecht. Das heißt, bei uns konnte man auch über unsere Köpfe hinweg die Texte umschreiben, was man in Deutschland so nicht kann. Die Konsequenz in Deutschland ist, das weiß ich schon, daß viele deutsche Kolleginnen und Kollegen immer weniger, wenn sie darauf beharren, in der alten Schreibung vorzukommen, immer weniger in Schulbüchern Aufnahme finden. Vielleicht interessiert es Sie auch noch, daß es in Österreich insgesamt so gesehen worden ist. Sie haben ja immer bedauerlicherweise Nachrichten vom großen Vorsitzenden der Rechtschreibreformkommission Herrn Karl Blüml vernommen, daß in Österreich alles immer in Ordnung gewesen sein soll. Ich kann Ihnen versichern, in Österreich hat der Streit mindestens so heftig getobt wie hier in Deutschland. Nur haben wir eben eine andere Mediensituation, und es gelingt eben immer nur punktuell, wieder mal die Problematik zu thematisieren, und dann ist schon wieder alles kalmiert. Ich könnte Ihnen viele viele Beispiele in der österreichischen Medienlandschaft sagen, wie rasch das Thema da ist und welch großes Problem es ist, und in der Folge werden Sie sofort Artikel finden, wo alles schon wieder in Ordnung ist. Also das ist auch, wenn ich sage, typisch österreichisch. Wir haben mit nicht vielen Dingen ein Problem. Vielleicht auch, glaube ich, weil wir in der Frage gar nicht so sehr entscheidend sind. Tatsächlich ist es so, die Entscheidungen werden hier in Deutschland fallen; die Entscheidungen werden, das behaupte ich auch, das weiß ich inzwischen auch, werden über die Anwender fallen. Das heißt, wenn diese Reform weiter nicht angenommen werden wird, und das sieht ganz danach aus, wird ganz einfach diese neue Rechtschreibung sich in ihrem Geist nämlich (...) nicht durchsetzen. Und das ist etwas, was uns Schriftsteller und Schriftstellerinnen immer am meisten verblüfft hat, diese plötzliche Wiederkehr, das Wiederkehren solcher Obrigkeitsgläubigkeit, daß plötzlich eine zwischenstaatliche Beamtenkommission sagen soll können, wie jetzt das richtige Schreiben funktioniert. Das hat, wir haben viele Erfahrungen mit dem Beamtenstaat, und wir haben immer mißtraut. Und aus guten Gründen. Nicht weniger unsere Kolleginnen und Kollegen waren auch Schriftsteller und Schriftstellerinnen, vielleicht sogar unsere hervorragendsten, und die haben sozusagen sich auch selber in dieser Doppelfunktion mißtraut. Also wir haben immer diesem Beamtenstaat mißtraut, und jetzt plötzlich kehrt er wieder und sagt: Wir sind die Rechtschreibreform und wir setzen uns auch bis ins endlose fort mit einem Rat für deutsche Rechtschreibung. Also ich denke sozusagen, das ist auch etwas für sich, gegen das wir massiv aufgetreten sind, gegen das wir massiv auftreten sollten und gegen das wir massiv weiter auftreten werden, weil natürlich im Grunde genommen, das, was zu regeln ist, sich immer, ich würde fast sagen, wie von selber geregelt hat, und zwar durch die professionellen Anwendergruppen. Das sind Schriftsteller und Schriftstellerinnen, das sind Journalisten und Journalistinnen, und das sind die Medien. Sozusagen, das sind die Praktiker und Praktikerinnen. Dadurch hat sich die Sprachentwicklung ergeben. Niemand hat eine Rechtschreibreformkommission benötigt, die jetzt für uns sozusagen Worterfindungen machen muß oder Wortgruppenerfindungen machen muß, weil uns vielleicht die Ideen dazu ausgegangen sein könnten. Ich denke, was der Zustand, der vorher der Fall war, es hat sozusagen nicht mehr als die Notwendigkeit des dokumentierenden Begleitens gegeben einer (....) Sprachentwicklung, und nicht mehr wäre jetzt auch notwendig, und nebenbei hätte man von vornherein auf Leute hören sollen, auf die man heute nicht einmal jetzt noch hören will.
    Wir haben zu Beginn der Pressekonferenz überlegt, wir sollten etwas tun. Und ich möchte Ihnen das auch so sagen, damit diese Idee nicht verlorengeht. Wir sollten vielleicht im Anschluß an diese Pressekonferenz so etwas hinterlegen wie, was wir voraussagen, und da alles, was wir voraussagen, für die nächsten paar Jahre festhalten … ist … unternehmen, vielleicht sollten wir dafür sorgen, daß es durchsickert, daß es der eine oder andere in Erfahrung bringt, damit wir in fünf Jahren überprüfen können, was von dieser Rechtschreibreform bleibt, ich behaupte nichts. In dieser Form garantiert nichts. Erstaunlich ist nur, daß es offenbar auch in Deutschland diesen großen Beharrungsgeist gibt, anstatt daß sich die Politiker endlich einmal hinstellen und sagen: Liebe Leute, wir haben uns geirrt, wir haben versagt, es war der falsche Weg. Es wäre überhaupt nichts dabei, ich glaube, die Politik würde schlagartig sehr viel Kredit zurückgewinnen, den Kredit, den sie jetzt wirklich Stück für Stück verliert und weiter verlieren wird, weil diese Reform einfach nicht zu halten ist. Auch wenn sie es noch solange behaupten, jedenfalls in Österreich war es so. Mir hat die Ministerin, Frau Minister Gehrer, Fachministerin, Bildungsministerin in Österreich, im Anschluß an ein Interview bzw. Streitgespräch, das sie mit mir hatte für die Wiener Tageszeitung und den Kurier, offen kurz gesagt, sie sei auch nicht für die Reform, das war 96, aber wenn etwas beschlußreif sei, müsse man es machen. Also sie ist auch nicht für die Reform, aber wenn etwas Beschluß sei, muß man es machen. Das waren die Worte der zuständigen Ministerin. Dieselbe Ministerin steht jetzt da, sagt: Es kann kein Zurück geben, und sagt, aber es wird schon nachgebessert werden müssen. Also, der Politik wäre wirklich zu raten, Farbe zu bekennen und zu sagen, wir haben uns geirrt, es war der falsche Weg, machen wir’s anders, gehen wir zum Ausgangspunkt zurück. Ich hoffe, sie hat die Courage, ich habe immer gedacht, die deutsche Politik könnte diese Courage haben, und von der österreichischen – weil ich Österreichkenner bin – hätte ich das nicht erwartet, also, das heißt, vielleicht werde ich auch hier enttäuscht, ich hoffe nicht.


    eingetragen von Bernhard Schühly am 05.10.2004 um 20.28

    Wäre es jetzt nicht sinnvoll, mal zu beobachten, wieviele Bücher bzw. Verlage es dieses Jahr auf der Buchmesse gibt, die in der bewährten Schreibung veröffentlichen und den Trend zu vergleichen? Ich meine jetzt abgesehen von Lehrmitteln und Kinderbüchern,wobei letztere ja auch nicht zwingend reformgeschrieben sein müßten.
    __________________
    Bernhard Schühly


    eingetragen von Matthias Dräger am 05.10.2004 um 19.53

    Unter dem Thema:

    „Rechtschreibreform - wohin?“

    wird der Rat für deutsche Rechtschreibung auf der Frankfurter Buchmesse eine Pressekonferenz abhalten.

    Halle 4.C
    Raum Consens
    Mittwoch, 6. Oktober, 11.00 Uhr


    Teilnehmer:
    Friedrich Denk, Theodor Ickler, Hans Krieger, Gerhard Ruiss



    eingetragen von margel am 27.09.2004 um 14.10

    Der Geldhahn wird zuerst zugedreht, darin besteht ja der Austritt aus der KMK. Darum auch das Wirksamwerden zum Beginn des nächstmöglichen Haushaltjahres. Möglicherweise arbeiten aber die Damen und Herren allesamt ehrenamtlich im Dienste der guten Sache. Viele haben ein vitales Interesse an diesem Rat. Es sind auch Verleger als Mitglieder vorgesehen, die könnten etwas springen lassen. ("Wohltun trägt Zinsen"). Staatsvertrag hin oder her: Jedenfalls gibt es ein von den zuständigen Ministern, also den Länderregierugen unterzeichnetes Abkommen mit einer schönen Kündigungsklausel, die zugleich der eingebaute selbstzündende Sprengsatz ist. Das liegt in der Natur der Sache: Wenn ein Land austritt, gibt es nichts mehr zu koordinieren. Interessant wird es sein, wo die 250 Leute des Sekretariats untergebracht werden. - Chr. Wulff hat etwas ganz Einfaches getan: Er hat sich den Vertrag angesehen und ihn gekündigt. Ein höchst normaler Vorgang. Daß er dabei einigen auf die Füße getreten hat - tant pis. Heimlich werden sich gewiß manche Landesfürsten und ihre Kultusminister die Hände reiben, daß da einer von ihnen den Mut und die Entschlossenheit aufgebracht hat, dieser sich als Staat im Staate gebärdenden KMK mit einem Schlage die wirklichen Machtverhältnisse aufzuzeigen.


    eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.09.2004 um 13.00

    Der im Juni gegründete freie "Rat für deutsche Rechtschreibung" müßte nun kräftig in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten – sonst könnte sich die Vor-Besetzung des Namens, den sich sicher die Kultusminister vorbehalten wollten, als Rohrkrepierer erweisen.
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    Sigmar Salzburg


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 27.09.2004 um 10.00

    Da läuft doch etwas verkehrt:

    Wie die Presse berichtet hat, wurde der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ von Herren Denk, Dr. Wasmuth, Kunert, Kunze, Enzensberger, Lenz, Reich-Ranicki, Ruiss, Stirnemann, von Bülow, Prof. Ickler und Frau Jelinek (also ausgemachten Rechtschreibschützern, d.h. „Reform“-Gegnern) gegründet bzw. unterstützt – wie kann es sein, daß ebendieser Rat sich von Frau Ahnen (einer Beamtin, die geschworen hat, Schaden von der Sprache zu wenden) ein „Wir-wissen-gar-nicht-wer-wir-sind“-Problem bereiten läßt?

    Wie kann dieser Rat bedauern, daß Frau Ahnen auch noch einige Duden-Leute, Rechtschreibspalter und „Reform“-Funktionäre unterbringen will – die Rechtschreibschützer haben doch nicht etwa Angst vor einer Debatte? Viel Bürgermut und Verteidigungseifer läßt dieser Rat noch nicht erkennen.
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Karsten Bolz am 27.09.2004 um 09.47

    Zitat:
    Ursprünglich eingetragen von margel
    ... Da erhebt sich die Frage, was dann aus dem verwaisten Rat werden soll. Ohne den Auftraggeber kein Auftragnehmer und kein Auftrag mehr...

    Genau diese Frage habe ich mir vor einer Sekunde auch gestellt. Da mit der Auflösung der KMK schließlich auch der Geldhahn geschlossen sein dürfte, stellt sich mir zusätzlich die einfache Frage, wer den Laden "Rat für..." dann noch bezahlt.
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    Karsten Bolz


    eingetragen von margel am 27.09.2004 um 09.32

    Unverdrossen bastelt die KMK, den Endsieg fest im Blick, an ihrer Wunderwaffe Rat für deutsche Rechtschreibung.(Da ein Verein dieses Namens bereits existiert, sind noch pikante rechtliche Auseinandersetzungen zu erwarten). Ich hatte in der Namensliste die Kritiker vergeblich gesucht, bis mir, Prof. Ickler sei Dank, ein Licht aufging.- Nun wird es ja die KMK demnächst nicht mehr geben. Da erhebt sich die Frage, was dann aus dem verwaisten Rat werden soll. Ohne den Auftraggeber kein Auftragnehmer und kein Auftrag mehr. Da die KMK rechtlich ein "Nullum" ist, kann es auch keinen Rechtsnachfolger geben, der in deren Rechte und Pflichte eintreten könnte. Es wird interessant sein, zu sehen, wer in diesen Geisterzug einsteigt.- Frau Ahnen hat die Weichen jedenfalls schon eindeutig gestellt:
    1. Arbeit auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks.

    2. Von den Vorschlägen des Rates abweichende Beschlüsse der staatlichen Organe (dh. der Kultusminister der Länder) nur nach vorheriger erneuter Beratung mit dem Rat.


    eingetragen von Karsten Bolz am 27.09.2004 um 09.08

    Pressemitteilung der KMK vom 27.09.04

    Präsidium der Kultusministerkonferenz legt Entwurf für einen international besetzten "Rat für deutsche Rechtschreibung" vor

    Ein international besetzter "Rat für deutsche Rechtschreibung" soll künftig den Schriftgebrauch der deutschen Sprache beobachten und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Rechtschreibung erarbeiten.

    Das Präsidium der Kultusministerkonferenz schlägt vor, zu diesem Zweck ein hochrangiges Gremium mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einzurichten. Der mit zuständigen Stellen in Österreich und in der Schweiz bereits vorbesprochene Entwurf des Präsidiums soll bei der nächsten Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 14. und 15. Oktober im saarländischen Mettlach offiziell zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

    Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen, unterstrich: "Der neue Rat für deutsche Rechtschreibung soll die Aufgabe haben, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren. Er soll die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im notwendigen Umfang weiterentwickeln. Seine Vorschläge sollen durch Beschluss der zuständigen staatlichen Stellen für die Schulen und Verwaltungen verbindlich werden."

    Der Rat soll die wichtigsten Gruppen aus Wissenschaft und Praxis repräsentieren, die sich mit Fragen der Orthografie beschäftigen oder über besondere Erfahrungen mit der Schreibpraxis und der Anwendung von Schreibregeln verfügen. Nach den Vorstellungen des Präsidiums der Kultusministerkonferenz sollen dem Gremium von deutscher Seite 18 Mitglieder angehören. Neben fachlich ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist die gleichberechtigte Mitgliedschaft von Vertreterinnen und Vertretern aus dem Verlagswesen, der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, aus dem pädagogischen sowie aus dem journalistischen und schriftstellerischen Bereich vorgesehen. Die Auswahl der vorgeschlagenen Institutionen (s. Anlage) macht deutlich, wie wichtig es der Kultusministerkonferenz ist, möglichst viel Kompetenz und möglichst viele Sichtweisen einzubinden. In dem Rat haben ausdrücklich auch Kritikerinnen und Kritiker der reformierten Rechtschreibung einen Platz.

    Die Einsetzung eines Rates für deutsche Rechtschreibung war bereits Bestandteil des Beschlusses der Kultusministerkonferenz vom 03./04.06.2004 zu den Berichten der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und zum Ablauf der Übergangsfrist, um gleichzeitig ein für die Zukunft akzeptiertes Verfahren zur kontinuierlichen Fortschreibung festzulegen.

    Zwischenzeitlich liegen auch aus Österreich und der Schweiz positive Signale zur Einrichtung eines solchen Rates für deutsche Rechtschreibung vor. Die beiden Länder würden nach dem Vorschlag je 9 Vertreterinnen und Vertreter entsenden.

    Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz zeigte sich zuversichtlich, dass es mit diesem Konzept gelingen könne, die Diskussion um die Rechtschreibung weiter zu versachlichen: "Wenn alle Beteiligten ihre Kompetenz einbringen, können hoffentlich in der Zukunft polarisierte Auseinandersetzungen und Verunsicherungen vermieden werden."

    Nach Beschlussfassung in der Kultusministerkonferenz und formeller Abstimmung mit der Bundesregierung sowie den zuständigen Stellen in Österreich und der Schweiz soll der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Arbeit aufnehmen. Für den Vorsitz soll nach dem Vorschlag "eine ausgewiesene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens mit besonderen Bezügen zum Aufgabenfeld des Rates" gewonnen werden.

    Der Rat für deutsche Rechtschreibung soll, bevor er Vorschläge zur Änderung des Regelwerks vorlegt, Vertreterinnen und Vertretern aus den Schulen, insbesondere aus den Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme geben. In gleicher Weise sollen Vertreterinnen und Vertreter solcher Einrichtungen angehört werden, die auf Grund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder aber voraussichtlich an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden.

    Der Rat soll den zuständigen staatlichen Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Regel alle fünf Jahre einen Bericht erstatten. Den Zeitpunkt seines ersten Berichts soll der Rat selbst festlegen; der Termin soll jedoch deutlich vor Ablauf der ersten Fünf-Jahres-Frist liegen. Dieser zeitliche Ablauf macht deutlich, dass auch die kontrovers diskutierten Punkte in einem geregelten Verfahren aufgegriffen werden können.

    Die Bedeutung des Rates wird dadurch unterstrichen, dass Beschlüsse der zuständigen staatlichen Stellen, die von den Vorschlägen des Rates abweichen, nur nach erneuter Beratung mit dem Rat möglich sein sollen.

    "Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium bin ich mir bewusst, dass der neue Rat für deutsche Rechtschreibung eine schwierige und sehr verantwortungsvolle Aufgabe haben wird. Ich appelliere daher an alle, dieses Angebot aufzugreifen, das hohe Kompetenz, vielfältige Erfahrungshintergründe und unterschiedliche Sichtweisen in einem Rat zusammenbringt", so die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen.


    Anlage
    Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:

    Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
    Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
    Duden-Verlag (1 Sitz)
    Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz)
    Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
    Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
    Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
    VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
    Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
    PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
    Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
    Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
    Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)

    __________________
    Karsten Bolz


    eingetragen von Theodor Ickler am 27.09.2004 um 08.14


    Nach dem Internationalen Arbeitskreis, der Zwischenstaatlichen Kommission und dem Beirat für deutsche Rechtschreibung ist der „Rat“ das vierte Gremium, das sich mit demselben Gegenstand befassen soll: der Durchsetzung einer Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerung und fast aller Schriftsteller und Intellektuellen. Die Ministerpräsidenten und Kultusminister versprechen dem widerspenstigen Volk, daß dieses Gremium die Steine des Anstoßes beseitigen und eine allseits akzeptierbare Lösung der von ihnen selbst verursachten Krise finden werde. Was berechtigt zu solcher Erwartung?
    „Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:
    Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
    Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
    Duden-Verlag (1 Sitz)
    Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz)
    Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
    Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
    Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
    VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
    Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
    PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
    Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
    Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
    Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)“

    (Quelle: http://www.kmk.org 27.9.2004)


    Hier ist zum Vergleich die Besetzung des bisherigen „Beirats“:

    P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik Deutschland
    Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien
    Deutscher Journalistenverband
    Bundesverband deutscher Zeitungsverleger e.V.
    Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
    Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
    Börsenverein des Deutschen Buchhandels
    VdS Bildungsmedien e.V.
    Bundeselternrat
    Deutscher Gewerkschaftsbund - Lehrerorganisationen
    Deutscher Beamtenbund - Lehrerorganisationen
    Deutsches Institut für Normung
    Dudenredaktion
    Bertelsmann-Lexikonverlag
    Wahrig-Wörterbuchredaktion
    Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V.

    Der neue „Rat“ besteht, wie man sieht, im wesentlichen aus denselben Mitgliedern wie der bisherige „Beirat“ bzw. die Zwischenstaatliche Kommission. Ausgeschieden sind einige Vertreter, die auch bisher schon als mehr oder weniger stumme Gäste dabeisaßen wie das Deutsche Institut für Normung oder der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. Den Bundeselternrat rechnet der VdS Bildungsmedien (d. h. der Verband der Schulbuchverleger) ohnehin zu seiner „Verbändeallianz“, vgl. meinen Beitrag „Die Schulbuchverleger und die Rechtschreibreform“. Wahrig ist inzwischen eine Bertelsmann-Marke, so daß auf Renate Wahrig-Burfeind verzichtet werden kann.

    Der „Beirat“ war bereits nach den Wünschen der Zwischenstaatlichen Kommission zusammengestellt, die er beraten oder beaufsichtigen sollte.

    „Der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung wurde 2000 ein Beirat zugeordnet. Dieser Beirat begleitet die Arbeit der Kommission, die sich bis 2005, das heißt bis zur endgültigen Fassung des neuen Regelwerkes, weiter mit der Rechtschreibreform befasst. Den Mitgliedern des Beirats obliegt es, vor dem Hintergrund der Umsetzung der neuen Rechtschreibung als notwendig bzw. wünschenswert erachtete Korrekturen an der Reform vorzubringen und zu diskutieren. Die Mitglieder des Beirats wurden von der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung der Kultusministerkonferenz der Länder vorgeschlagen, die ihrerseits über die Zusammensetzung des Beirats zu entscheiden hatte. Dieser Entscheidung musste im Weiteren die Bundesregierung zustimmen.“ (Verband der freien Lektorinnen und Lektoren, Internet)
    Die Kommission selbst wiederum war aus der Gruppe der Reformer hervorgegangen und nach ihren Wünschen zusammengesetzt, wie ihr ehemaliges Mitglied Horst H. Munske bestätigt:

    „Als elementaren Fehler erkennt man nachträglich, daß die KMK keinerlei Einfluß auf die Zusammensetzung der Mannheimer Rechtschreibkommission genommen hat.“ (Horst H. Munske: Verfehlte Kulturpolitik. In: Kunst und Kultur 1998)
    Der Beirat ist im Laufe der Jahre nur zweimal zu Arbeitssitzungen zusammengetreten, um den dritten und vierten Bericht durchzuwinken; einige Mitglieder sind gar nicht erst erschienen oder haben nur schriftliche Stellungnahmen eingereicht, die aber von dem Gremium nicht berücksichtigt wurden. Es gab – nach persönlicher Auskunft mehrerer Mitglieder – auch durchaus Streit, aber in der abschließenden Stellungnahme zu den Berichten ist davon keine Spur mehr zu entdecken.

    Seinen Sitz hat der Rat am Institut für deutsche Sprache in Mannheim, dem bisherigen Zentrum der Reformpropaganda. Er hat die Aufgabe, die Durchsetzung der Rechtschreibreform zu begleiten, und zwar so, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen ist. Dabei darf er auch kritische Bemerkungen äußern, die jedoch nichts am eigentlichen Auftrag ändern werden. Eine Rücknahme der Reform kommt ausdrücklich nicht in Betracht. Der Inhalt der im Fünf-Jahres-Rhythmus zu erstellenden Berichte ist also vorhersagbar.

    Wer könnte bereit sein, in einem solchen Gremium mitzuwirken?

    Den Kern bilden selbstverständlich die Schulbuch- und Wörterbuchverlage, also die wirtschaftlich an der weiteren Durchsetzung der Reform besonders Interessierten. Sie beherrschten schon den bisherigen „Beirat“, was andere Mitglieder in ängstlich-vertraulichen Mitteilungen beklagten. Der Dudenverlag hat die jüngsten Änderungsbeschlüsse der KMK bereits in einem Ende August 2004 erschienenen neuen Rechtschreibduden umgesetzt; Bertelsmann hat für den Mai 2005 ein neues Rechtschreibwörterbuch angekündigt. Beide Unternehmen sind schon aus diesem Grunde an einer weiteren Durchsetzung der Reform in ihrer aktuellen Version interessiert.

    Die Schulbuchverleger werden übrigens wiederum durch Michael Banse (Klett Leipzig) vertreten sein, der schon im bisherigen Beirat für deutsche Rechtschreibung saß, vgl. den Jahresbericht des VdS-Vorsitzenden von 2001:

    „Unser Verband wurde Ende 2000 in den Beirat zur Zwischenstaatlichen Kommission berufen, Herr Banse vertritt dort unsere Interessen und wacht darüber, dass uns allen nichts Unangenehmes passiert.“
    Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird mit zwei Sitzen geködert. Zwei Sitze bekommt aber auch das Institut für deutsche Sprache (IDS). Akademie und IDS vertreten offenbar die Sprachwissenschaft. Das IDS hat sich auf Betreiben seines damaligen Direktors Gerhard Stickel jahrelang als Zentrale der Reformpropaganda betätigt und sich beispielsweise in seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht zu Behauptung verstiegen, die Richtigkeit der Schreibweisen sei allenfalls mit der von Postleitzahlen zu vergleichen. Es kommt also für eine ernsthafte Auseinandersetzung über orthographische Fragen nicht in Betracht, auch wenn alle seine Veröffentlichungen zwangsweise auf (fehlerhafte) Reformschreibung umgestellt sind.

    Die Akademie hat inzwischen ihre Teilnahme abgesagt, jedoch Bedingungen gestellt, über die sich verhandeln läßt. Sie kann sich ihrer Alibirolle schwer verweigern, weil sie ihr Pulver allzu früh verschossen hat, bot sie doch auf Betreiben ihres damals neuen Mitglieds Peter Eisenberg (Duden- und Schulbuchautor und zeitweise Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission) ungefragt einen „Kompromiß“ an, als dies noch gar nicht nötig war. Während die großen Zeitungen des Springer-Verlags, die FAZ, die Schweizer Monatshefte und andere Publikationen längst die beste Lösung, also die schlichte Rückkehr zur bewährten Orthographie, vorführen, preist die Akademie immer noch ihre „zweitbeste“ an, einen derart faulen Kompromiß, daß die Zwischenstaatliche Kommission mit Recht jede Diskussion darüber ablehnte. In der KMK jedenfalls ist, wie vertrauliche Mitteilungen zeigen, die Hoffnung auf Mitwirkung der Akademie noch nicht aufgegeben. Doch selbst wenn die Akademie ihre zaghafte Kritik vortragen sollte, wird sie durch das IDS sofort neutralisiert.

    Die Gesellschaft für deutsche Sprache, von ihrem äußerst autoritär auftretenden Vorstand auf Reformkurs getrimmt, könnte durch ihren Vorsitzenden Hoberg vertreten werden, der bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saß. Vielleicht wird aber gerade deshalb die Geschäftsführerin Eichhoff-Cyrus seine Stelle einnehmen. Zur bisherigen Befassung dieses Vereins mit der Rechtschreibreform gebe ich zunächst einen Abschnitt aus meinem Buch „Regelungsgewalt“ wieder:

    „Während der Mitgliederversammlung am 10. Mai 1998 in Wiesbaden beantragte ich, folgendes zu erklären:
    'Die Gesellschaft für deutsche Sprache sieht sich zur Zeit außerstande, ein Votum zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung in der Fassung von 1996 abzugeben, da unter den Mitgliedern keine eindeutige Meinung zu diesem Gegenstand festgestellt worden ist.'“
    (Damit wollte ich verhindern, daß der Vorsitzende wenige Tage später vor derm Bundesverfassungsgericht die Rechtschreibreform im Namen der GfdS guthieß.)
    „Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt, ebenso wie zuvor der Antrag von Hildegard Krämer auf eine Mitgliederbefragung zur Reform; doch kam es während der Aussprache zu einer unschönen Szene. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, vertreten durch Helmut Walther (Schriftleiter des „Sprachdienstes“), Gerhard Müller (Schriftleiter der „Muttersprache“) und Uwe Förster, erklärten übereinstimmend, sie hätte in zwei Jahren tagtäglicher Sprachberatung mit der Neuregelung die Einsicht gewonnen, daß die Rechtschreibreform nichts tauge. Daraufhin wurden sie vom Vorstand (Vorsitzer Günther Pflug, Vorstandsmitglied Rudolf Hoberg, Geschäftsführerin Karin Frank-Cyrus) lautstark niedergemacht, ließen sich aber nicht einschüchtern. Bezeichnenderweise gaben sie auf die Frage, warum sie das nicht eher gesagt hätten, die Antwort, sie seien nie gefragt worden – was ein Licht auf das Betriebsklima in der Wiesbadener Geschäftsstelle warf, das besonders durch die Geschäftsführerin nachhaltig gestört sein soll und seither sicher nicht besser geworden ist.“
    Dieser Bericht wird bestätigt durch einen weiteren Zeugen, Prof. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt):
    „Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, hat sich Herr Prof. Pflug in Sachen Rechtschreibreform bei seiner Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht schlicht wahrheitswidrig vehalten, wenn er dabei erklärt hat, die GfdS habe in ihrer Sprachberatung mit den neuen Regeln nur gute Erfahrungen gemacht. Das Gegenteil war nämlich der Fall. Denn es hat auf der Mitgliederversammlung der GfdS 1998 gerade deswegen heftige Auseinandersetzungen gegeben. Die Sprachberater erklärten auf dieser Versammlung in öffentlicher Sitzung, sie seien bisher von niemandem aus dem Vorstand oder der Geschäftsführung nach ihren Erfahrungen mit den neuen Regeln befragt worden; tatsächlich seien sie aber gerade auf Grund ihrer Erfahrungen in der Sprachberatung von anfänglichen Befürwortern der Reform zu Kritikern geworden. Eine positive Stellungnahme der GfdS entbehre also jeder Grundlage. Vorstand und Geschäftsführung reagierten auf diese Erklärung äußerst gereizt und beschimpften die Sprachberater in aller Öffentlichkeit wegen dieser politisch offenbar unerwünschten Äußerungen. Unter der Hand konnte man später erfahren, dass die Sprachberater danach in dieser Frage ein regelrechtes Redeverbot erhielten. Damals habe ich mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht wie andere die GfdS verlassen soll.“ (Horst Dieter Schlosser in einem Brief an Silke Wiechers vom 10.6.2003, abgedruckt in dies.: Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Frankfurt 2004, S. 327)

    Silke Wiechers, die selbst zeitweise Mitarbeiterin der GfdS war, bemerkt abschließend:

    „Mit dem Wissen um ein derart autoritäres und antidemokratisches Vorgehen, bei dem die Erfahrungen der Sprachberatung im eigenen Haus bewußt nicht einbezogen wurden, kann der GfdS unter dieser Leitung Glaubwürdigkeit und Kompetenz zum Thema 'Rechtschreibreform' kaum noch zugebiligt werden.“ (ebd.)

    Kritische Alibistimmen sind für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und für das PEN-Zentrum Deutschland vorgesehen. Die Akademien haben sich bereits geschlossen für eine Rücknahme der Reform eingesetzt, werden aber problemlos überstimmt werden und brauchen an den Scheinverhandlungen eigentlich gar nicht erst teilzunehmen. Für das PEN-Zentrum gilt dasselbe; es hat sich in einer Resolution gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen, zuvor im „Beirat“ allerdings die Entscheidungen der schlagkräftigen Mehrheit mitgetragen. Beide Institutionen haben inzwischen erklärt, daß sie nicht mitmachen wollen.

    Die Lehrerverbände im DGB könnten weiterhin durch Reinhard Mayer vertreten werden, über dessen private Geschäfte mit der Rechtschreibreform ich in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“ berichtet habe. Den Beamtenbund vertritt wie bisher Ludwig Eckinger, der im Beirat saß und seine Übereinstimmung mit den Kultusministern oft genug zu Protokoll gegeben hat. Vom „Symposion Deutschdidaktik e.V.“, das seine gleichmütige Hinnahme der Rechtschreibreform erst kürzlich bestätigte (vgl. FAZ vom 12.10.2004, Leserbriefe), sind Einwände so wenig zu erwarten wie von den Lehrern im Germanistenverband (nur diese sind eingeladen, nicht die Hochschulgermanisten). Das „Symposion“ zählt übrigens die führenden Rechtschreibreformer Augst und Sitta zu seinen früheren Vorsitzenden; Sitta hat für das Symposion ein Gutachten über sein eigenes Reformwerk verfaßt, das denn auch erwartungsgemäß ausfiel. Näheres unter http://www.symposion-deutschdidaktik.de.

    Die Regierungen der Schweiz und Österreichs werden dafür sorgen, daß ihre Vertreter, wie schon bisher, keine Schwierigkeiten machen. Wahrscheinlich sind ihre bisherigen Mitglieder aus der Zwischenstaatlichen Kommission wieder dabei – fast alle waren als Dudenautoren bzw. im Rahmen des Österreichischen Wörterbuchs auch im Wörterbuchgeschäft tätig.

    Wirkliche Reformgegner sind im „Rat“ nicht vertreten, und dessen Auftrag, wie von KMK-Präsidentin Ahnen formuliert („auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks“), läßt den schlichten Rückkehrgedanken auch gar nicht zu.

    Der Zwischenstaatlichen Kommission war von den Politikern eine unerfüllbare Aufgabe zugewiesen worden:

    „Die Zwischenstaatliche Kommission, die im Zuge der Neuregelung eingerichtet wurde, sollte im Grunde die Funktion übernehmen, die zuvor von der Dudenredaktion wahrgenommen wurde.“ (Beschlußvorlage der KMK für die Amtschefskommission vom 14.1.2004).
    Die Aufgabe der Dudenredaktion besteht bekanntlich in erster Linie darin, Wörterbücher zu machen. Der „Rat“ soll nun die Zwischenstaatliche Kommission ablösen und ersetzen, also wohl ebenfalls die Rolle der Dudenredaktion ausfüllen. Daß ein 36köpfiges ehrenamtlich tätiges Gremium, das ganz überwiegend aus lexikographischen Laien besteht, die deutschsprachige Welt mit einem brauchbaren Wörterbuch versehen könnte, ist eine abenteuerliche Vorstellung.

    Der „Rat“ wird also genau das tun, was die KMK anstrebt: alle fünf Jahre über die „problemlose“ Durchsetzung und phänomenale Akzeptanz der Reformschreibung berichten.




    __________________
    Th. Ickler


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.08.2004 um 10.37

    >>Rechtschreibung: Treffen der Spitzenbeamten ohne Ergebnis
    Entwurf für Rat wird erarbeitet


    Wien (APA) - Wie erwartet ohne konkretes Ergebnis ist am Montag das Gespräch von Spitzenbeamten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zur Rechtschreibreform in Wien verlaufen.

    Diskutiert habe man den deutschen Vorschlag, als Nachfolger für die im kommenden Jahr auslaufende Zwischenstaatliche Kommission einen Rat für deutsche Rechtschreibung einzurichten, betonte die im Bildungsministerium für die Reform zuständige Sektionschefin Heidrun Strohmeyer nach der Sitzung vor Journalisten. Die Ergebnisse dieses Gesprächs würden in einen Entwurf einfließen, der von deutscher Seite vorgelegt werde. Von den deutschen und Schweizer Vertretern gab es keinen Kommentar.

    Besprochen worden seien die Aufgaben des künftigen Rats und der Geltungsbereich der Rechtschreibregeln in der Schule und der Verwaltung, so Strohmeyer. Gesprächsinhalt sei ferner die Zusammensetzung des Rats gewesen. Über die Zukunft der Rechtschreibreform nach den jüngsten Entwicklungen habe man hingegen nicht gesprochen. Österreich stehe aber weiter zu den neuen Schreibregeln, betonte Strohmeyer: Dazu gebe es eine politische Entscheidung, an der festgehalten werde.

    An der Sitzung nahmen neben Strohmeyer der Generalsekretär der deutschen Kultusministerkonferenz, Erich Thies, der Generalsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, Hans Ambühl, der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Karl Blüml, und der im Bildungsministerium mit der Umsetzung der Reform betraute Beamte Fritz Rosenberger teil.<<
    (Tiroler Nachrichten, http://news.tirol.com/politik/national/artikel_20040823_296736.html ).


    Ach so. Da haben die ungefähr 22 Herrschaften nervös zusammen Kaffee getrunken, geistesabwesend mit blassen Gesichtern zusammenhanglose Sätze gemurmelt, haben ihre Zigaretten ausgedrückt und sind wieder abgereist.

    Ute Endsieg-Rave ist wieder in ihre Ju 52 (oder in ein noch moderneres Modell) geklettert und hat die beschwerliche Luftreise zurück angetreten (München und St. Goar in weitem Abstand umfliegend), um auf ihren nördlichen Vorposten zurückzukehren und den mit dem Mut der Verzweiflung kämpfenden Deutschlehrern tapfer beizustehen.

    Zar Alexander wurde einst auf Fähigkeitsmängel seiner Generale angesprochen; da hat er geantwortet: „Wenn jene Generale es nicht schaffen, so habe ich noch zwei weitere: General Januar und General Februar.“
    Klar sind unsere Strategen unfähig, fahnenflüchtig usw.; doch statt ihrer kämpfen die Generale Fehlerzunahme, Uneinheitlichkeit, Unlernbarkeit. Und die über den Partisanenführer Wörterverbot durchsickernden Greuelgeschichten verbessern auch nicht wirklich das Verteidigungsklima. Immer wieder murren die Mannschaften über „mittelalterliche Waffenausrüstung“ und argumentative Unterversorgung, und oft werden Flugblätter mit Überschriften wie „Kropfschreibung“ und „Schluß mit dem Stuß“ gefunden und hastig eingesammelt.

    Wenn die Ute (die, wie gesagt, zuckersüß lächeln kann) heimlich desertiert und mit weißer Fahne auf meinem Hof erscheint, dann biete ich ihr heißen Kräutertee an und anschließend psychologische Betreuung und politisches Asyl. Danach wird sie mir sicherlich bei der Garten- und Redaktionsarbeit helfen.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Peter Dietrich am 22.08.2004 um 21.28

    Sektion

    Warum gründen wir keine Sektion in Norddeutschland?
    Wer ergreift die Initiative?
    __________________
    Peter Dietrich


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.08.2004 um 15.39


    Der Deutschlandfunk teilte mit (17-Uhr-Nachrichten):
    Aus Protest gegen die Rechtschreib-Reform hat sich in München ein "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet.
    Er will sich für die Wiederherstellung der alten Orthographie einsetzen. Zum Vorsitzenden wurde der Autor und Publizist Hans Krieger gewählt. Auch der Sprachwissenschaftler Ickler gehört dem Rat an. Ehrenmitglieder sind unter anderem die Schriftsteller Elfriede Jelinek und Günter Kunert.
    Morgen wollen sich Fachleute auf Beamtenebene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Wien treffen, um über die Rechtschreibreform zu beraten.


    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Fritz Koch am 22.08.2004 um 15.36

    Beispiel: Die ursprünglichen Gründer der Grünen. Plötzlich hatten die Fundamentalisten die Mehrheit über sie.
    Vor dem gleichen Problem steht der neue Verein für Arbeit und soziale Gerechtigkeit: Wie hält man die Kommunisten draußen.
    Wenn massenweise Reformbefürworter eintreten, bilden die bald die Mehrheit.


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.08.2004 um 15.35


    dpa schrieb::
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung»

    Hamburg (dpa) - Unmittelbar vor offiziellen Vorbereitungen für den zwischenstaatlichen «Rat für deutsche Rechtschreibung» in Wien haben Reformgegner in München ein gleichnamiges Gremium gegründet.

    Der Verein will sich für die Wiederherstellung der Rechtschreibung einsetzen, wie sie vor der Reform üblich war, teilte das Gremium am Sonntag mit. Zum Vorsitzenden wurde der Münchner Autor und Publizist Hans Krieger gewählt. Ehrenmitglieder sind unter anderem die Schriftsteller Elfriede Jelinek, Wulf Kirsten, Günter Kunert und Reiner Kunze.

    Verwaltungsbeamte aus den deutschsprachigen Ländern beraten an diesem Montag in Wien über die Gründung und Zusammensetzung des «Rates für deutsche Rechtschreibung». Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren Ländern begleitete.

    Die Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz würden «ausschließlich über die Zusammensetzung und die Aufgaben des künftigen Rates beraten und unsere Empfehlungen dann den zuständigen Stellen vorlegen», betonte der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz (KMK), Erich Thies. Er leitet die deutsche Delegation. Der Rat, in dem auch Reformkritiker zu Wort kommen sollen, soll die Schreibweisen in der Praxis weiter beobachten und gegebenenfalls nachbessern.

    Die Gründungsversammlung des Kritiker-Rats in München sprach den Kultusministern das Recht ab, «eine weitere Rechtschreibkommission zu berufen, deren einzige Aufgabe es sein kann, das offenkundige Scheitern der Rechtschreibreform hinauszuzögern». Zu den Gründungsmitgliedern zählen auch der als Rechtschreibrebell bekannt gewordene Weilheimer Deutschlehrer Friedrich Denk, der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren in Wien, Gerhard Ruiss, und der Schweizer Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann.

    Bei einer Umfrage unter den Ministerpräsidenten hätten sich nur Niedersachsen, das Saarland und Sachsen-Anhalt gegen die weitere Umsetzung der Reform nach dem bisherigen Plan ausgesprochen, berichtete das Magazin «Focus». Die KMK hatte beschlossen, dass nach sechs Jahren Übergangszeit die neuen Regeln vom 1. August 2005 in Schulen und Ämtern verbindlich gelten.

    Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 7. und 8. Oktober in Berlin zusammenkommen und darüber beraten, ob sie an dem Zeitplan festhalten wollen. Die Kultusminister treffen sich am 14. und 15. Oktober im Saarland. Auch eine Verlängerung der Übergangsfrist ist nach den geltenden Beschlüssen möglich.

    Nach Ansicht des Leipziger Forschers Harald Marx haben die neuen Schreibweisen negative Auswirkungen auf die Rechtschreibleistung. Wie der Professor am Institut für Pädagogische Psychologie der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte, hätten seine Untersuchungen vor und nach der Reform gezeigt, dass es bei «ss» und «ß» teilweise sogar mehr Fehler als vorher gebe. Österreichische Autoren forderten unterdessen einen Ausstieg aus der «Zwischenstaatlichen Kommission». Stattdessen solle Österreich ein eigenes «österreichisches Deutsch» schaffen und für die «deutsche Rechtschreibreform» keinerlei Geld mehr zur Verfügung stellen.

    DPA
    22.08.2004 15:29; aktualisiert: 22.08.2004 15:29

    Mal wieder das übliche dpa-Gelalle: Ickler, Kunert, Krieger , Kunze als „Rechtschreib-Kritiker“ zu verleumden, ist schon ein starker Toback. Nun ja, Johannes Wasmuth ist Doktor der Rechtswissenschaft, da wird er sicherlich eine Gegendarstellung erreichen können. Unterhaltsame Knallfrösche fürs Sommertheater.
    __________________
    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.08.2004 um 15.24

    Nun frage ich alle Mitforisten und auch mich selbst, ob denn die Kultusminister, Schulbuchverleger, Verlagslektoren usw. auch am Rat für deutsche Rechtschreibung beteiligt werden sollten.

    Was spricht dafür, was dagegen?
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    Detlef Lindenthal


    eingetragen von Dominik Schumacher am 22.08.2004 um 14.49

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    Der Küblböck des Kalenders: Brauchen wir den August?
    F.A.Z. - vor 23 Minuten gefunden
    ... (Die naheliegende Vermutung übrigens, die Rechtschreibreform könnte an einem Augusttag ersonnen worden sein, ließ sich nicht erhärten. ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    Allgäuer Zeitung - vor 41 Minuten gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    news.de - vor 56 Minuten gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    Täglicher Anzeiger - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    Schaumburger Nachrichten - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    Potsdamer Neueste Nachrichten - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen «Rat für deutsche Rechtschreibung ...
    Cellesche Zeitung - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Nachrichten - Deutschland und Welt
    Volksstimme - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige «Zwischenstaatliche Kommission» ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    Rechtschreib-Kritiker gründen 'Rat für deutsche Rechtschreibung'
    RTL News - vor 1 Stunde gefunden
    ... Das Gremium soll 2005 die bisherige 'Zwischenstaatliche Kommission' ablösen, die in den vergangenen Jahren die Umsetzung der Rechtschreibreform in ihren ...
    "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet
    SF DRS - vor 1 Stunde gefunden
    MÜNCHEN - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet. Der ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    OVB online (Abonnement) - vor 1 Stunde gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    Protestinitiative gegen Rechtschreibreform gegründet / KMK ...
    Saar-Echo - vor 1 Stunde gefunden
    München. Die umstrittene Rechtschreibreform wird aller Voraussicht nach wie geplant im Oktober endgültig umgesetzt. Die Konferenz ...
    Veröffentlicht von: Webwatch
    Neue Musikzeitung - vor 2 Stunden gefunden
    München (ddp). Die umstrittene Rechtschreibreform wird aller Voraussicht nach wie geplant im Oktober endgültig umgesetzt. Die ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Swiss Info - vor 2 Stunden gefunden
    MÜNCHEN - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. Der ...
    'Rat für deutsche Rechtschreibung' gegründet
    News.ch - vor 2 Stunden gefunden
    München - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein Rat für deutsche Rechtschreibung gegründet. Der Verein ...
    "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet
    Tagesanzeiger - vor 2 Stunden gefunden
    MÜNCHEN - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet. Der ...
    "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet
    Märkische Oderzeitung - vor 2 Stunden gefunden
    München (dpa) Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Allgäuer Zeitung - vor 3 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Backnanger Kreiszeitung - vor 4 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    Neuer Verein „Rat für deutsche Rechtschreibung“ sorgt für ...
    Deutsche Sprachwelt (Pressemitteilung) - vor 4 Stunden gefunden
    ... Ob diese Gründung zu diesem Zeitpunkt die Auflösung der verfahrenen Lage bei der Rechtschreibreform erleichtert, erscheint mehr als fraglich.
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    news.de - vor 4 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Heidelberger Nachrichten - vor 4 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Volksstimme - vor 4 Stunden gefunden
    München - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. Der ...
    'Rat für deutsche Rechtschreibung' gegründet
    RTL News - vor 4 Stunden gefunden
    Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein 'Rat für deutsche Rechtschreibung' gegründet. Der Verein will ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Cellesche Zeitung - vor 4 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Täglicher Anzeiger - vor 4 Stunden gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    Rechtschreibung: Reformgegner gründen unabhängiges Gremium
    Tiroler Tageszeitung - vor 5 Stunden gefunden
    Wien/München (APA) - Kritiker der Rechtschreibreform haben am Wochenende in München einen unabhängigen "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet. ...
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    Telepolis - vor 15 Stunden gefunden
    Nach der Rechtschreibreform, nach Hartz IV und nach Klinsmann I, also der angekündigten Reform des DFB, steht nun eine weitere Reform auf der Agenda, die das ...
    Die Schlacht der Worte
    Welt am Sonntag - vor 20 Stunden gefunden
    ... ist eine Mischung aus Schönfärberei, was die Lage von Deutschland und NRW angeht, mangelnder Lernfähigkeit, was die Rechtschreibreform betrifft, und ...
    Sauber auf den Linien
    Hessische Allgemeine - vor 22 Stunden gefunden
    ... und zwei weiteren Abenden im Domizil des Felsberger Burgvereins am Marktplatz abspielt, ist keinesfalls ein Lehrgang zur heiß umstrittenen Rechtschreibreform. ...
    Veröffentlicht von: Webwatch
    Neue Musikzeitung - vor 23 Stunden gefunden
    München (ddp). Die umstrittene Rechtschreibreform wird aller Voraussicht nach wie geplant im Oktober endgültig umgesetzt. Die ...
    Varianten-Babylon mit Aussprache-CD
    Der Standard - 21. Aug. 2004
    Die Rechtschreibreform ist so überflüssig wie ein Kropf", sagte 1996 der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog. Wir ...
    Mehrheit der Länder weiter für Rechtschreibreform
    news.de - 21. Aug. 2004
    ... Treffen der Ministerpräsidenten hat die Mehrheit der Länder einem Magazinbericht zufolge ihre Zustimmung zur Rechtschreibreform erneut bekräftigt. ...
    "Focus": Rechtschreibreform wird im Oktober umgesetzt / Wulf ...
    Saar-Echo - 21. Aug. 2004
    München. Die umstrittene Rechtschreibreform wird aller Voraussicht nach wie geplant im Oktober endgültig umgesetzt. Die Konferenz ...
    Mehrheit der Länderchefs für neue Rechtschreibung
    Rheinpfalz.de (Abonnement) - 21. Aug. 2004
    Die deutliche Mehrheit der Ministerpräsidenten tritt offenbar für ein Festhalten an der Rechtschreibreform ein. Nach einer Umfrage ...
    Mehrheit der Länderchefs für neue Rechtschreibung
    Yahoo! Nachrichten - 21. Aug. 2004
    München/Osnabrück (AFP) - Die deutliche Mehrheit der Ministerpräsidenten tritt offenbar für ein Festhalten an der Rechtschreibreform ein. ...


    eingetragen von Norbert Lindenthal am 22.08.2004 um 10.39

    Sortiert nach Relevanz   Sortiert nach Datum  

    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Backnanger Kreiszeitung - vor 22 Minuten gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    Neuer Verein „Rat für deutsche Rechtschreibung“ sorgt für ...
    Deutsche Sprachwelt (Pressemitteilung) - vor 25 Minuten gefunden
    ... Ob diese Gründung zu diesem Zeitpunkt die Auflösung der verfahrenen Lage bei der Rechtschreibreform erleichtert, erscheint mehr als fraglich.
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    news.de - vor 26 Minuten gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Heidelberger Nachrichten - vor 27 Minuten gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Volksstimme - vor 28 Minuten gefunden
    München - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. Der ...
    'Rat für deutsche Rechtschreibung' gegründet
    RTL News - vor 31 Minuten gefunden
    Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein 'Rat für deutsche Rechtschreibung' gegründet. Der Verein will ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Cellesche Zeitung - vor 32 Minuten gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet
    Täglicher Anzeiger - vor 36 Minuten gefunden
    München (dpa) - Aus Protest gegen die Rechtschreibreform hat sich in München ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» gegründet. ...
    Rechtschreibung: Reformgegner gründen unabhängiges Gremium
    Tiroler Tageszeitung - vor 1 Stunde gefunden
    Wien/München (APA) - Kritiker der Rechtschreibreform haben am Wochenende in München einen unabhängigen "Rat für deutsche Rechtschreibung" gegründet. ...


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