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-- Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1238)
eingetragen von J.-M. Wagner am 18.10.2004 um 21.19
Zitat:Hier einige Originalzitate dazu:
Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
Zitat:Schauen Sie mal, was Prof. Digeser in seinem Offenen Brief an Marcel Reich-Ranicki schreibt (Nachzulesen hier im Forum und auf rechtschreibkommission.de):
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba Irgendwo habe ich gelesen, möglicherweise bei der vrs.ev., daß die #allgemeine Tendenz zur Zusammenschreibung unterbrochen werden soll#. Das wäre allerdings hochpolitisch...Zitat:Es gibt mehrere Reformer (u.a. Heller), die sich diesbezüglich geäußert haben.
Vieles, was die Experten im Bereich Getrenntschreibung entschieden haben, ist durchaus in Ordnung und hat den modischen Trend, Wortketten durch Zusammenschreibung aneinanderzuhängen (genauso, sogenannt, inderregel), erfolgreich gestoppt.Seit Adelung ist es das Bestreben aller Versuche einer Regulierung des Bereichs der Getrennt- und Zusammenschreibung, einer zunehmenden Tendenz zur Zusammenschreibung behutsam entgegenzuwirken.Mein Kommentar: Ob behutsam oder nicht, offenbar konterkariert dieses Bestreben bewußt die Sprachentwicklung.
(B. Schaeder, Getrennt- und Zusammenschreibung zwischen Wortgruppe und Wort, Grammatik und Lexikon. In: Augst et al. [Hgg.], Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik, Tübingen 1997, S. 157–208; hier S. 203.)
Insgesamt wird der Getrenntschreibung der Vorzug gegenüber der Zusammenschreibung gegeben und damit behutsam der Tendenz zu vermehrter Zusammenschreibung entgegengewirkt.
(Internationaler Arbeitskreis für Orthographie, Deutsche Rechtschreibung. Vorschläge zu ihrer Neuregelung, Tübingen 1992, S. 146.)
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Monika Chinwuba am 15.10.2004 um 00.44
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Zitat:
Nichtfachleuten mit überaus gutem Erfolg möglich war, zwischen Wort und Wörtern zu unterscheiden
Heute in unserem Stadtteilblättchen:
ein tolles Foto von mit den Köpfen nach oben gerichteten Schlangen und darüber geschrieben:
Hoch giftig und schaurig schön.
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Monika Chinwuba
eingetragen von Monika Chinwuba am 15.10.2004 um 00.16
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Georg Zemanek
Algorithmen sind präzise Verfahren. ... Die in einer Sprachgemeinschaft gewachsenen Muster einer Sprache sind im allgemeinen keine Algorithmen.
Zunächst einmal: Sie haben mir ganz schön zu knacken gegeben, indem Sie eine Menge Begriffe in den Ring geworfen haben.
Vereinfacht gesagt ist der Algorithmus wie ein Fadenschiffchen, das sich in einem Webstuhl auf bestimmte Weise präzise bewegt. Aus dem Ergebnis dieser Bewegung entsteht das gewünschte Muster.
Ein Algorithmus kennt definitionsgemäß keine Ausnahmen. Da aber keine Regel der Sprache ohne Ausnahme ist, müssen wir eher von Mustern sprechen
eingetragen von Monika Chinwuba am 13.10.2004 um 11.27
Herr Lindenthal, Herr Zemanek, Sie haben beide wichtige Gesichtspunkte gebracht, auf die ich gerne antworten möchte. Habe allerdings im Augenblick viel zu tun und kann mich dem Thema nur in der Nacht widmen. Bis dahin.
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Monika Chinwuba
eingetragen von Georg Zemanek am 13.10.2004 um 06.22
Algorithmen sind präzise Verfahren, die in Computern z.B. für künstliche Spracherzeugung verwendet weren können. Ein Algorithmus muß zuverlässig zum Ergebnis führen. Fehlerhafte Programme können steckenbleiben oder abstürzen, dies sind dann aber im strengen Sinn des Wortes keine Algorithmen.
Die in einer Sprachgemeinschaft gewachsenen Muster einer Sprache sind im allgemeinen keine Algorithmen. Ein Algorithmus kennt definitionsgemäß keine Ausnahmen. Da aber keine Regel der Sprache ohne Ausnahme ist, müssen wir eher von Mustern sprechen, deren Geltungsbereiche meist diffuse, unscharfe Ränder haben.
Vielleicht gehört das Thema Verb + Verb / neues Wort oder nicht in einen solchen Randbereich mächtigerer, allgemeingültigerer Muster. Jedenfalls sehe ich die zwingende Notwendigkeit eines strukturorganisierenden Mechanismus nicht ein: Muster, die sich in der Sprachgemeinschaft bewährt haben, werden wiederverwendet und - meinetwegen auch in formulierter Reglform - an die jüngere Generation weitergegeben.
Beim Thema Haushalten ist zu sagen, daß es wie probesingen, sackhüpfen, kopfstehen, etc. in die Liste der Zeitwörter gehört, deren Zerlegung noch vor 50 Jahren unzweifelhaft hieß: halte haus, singe probe, hüpfe sack, stehe kopf, fahre rad etc. Noch 1951 empfiehlt das Österr. Wörterbuch, man solle doch besser scheiben: auf dem Kopf stehen, mit dem Rad fahren etc. Man kann auch Verstümmelungen solcher Formulierungen vornehmen und diese dann folgerichtig großschreiben: fahre (mit dem) Rad etc. Ich habe das letzte Beispiel mit besonderer Absicht hinzugefügt: radfahren gehört mit autofahren zu den ersten Wörtern (ca. 1954), bei denen die Getrenntschreibung mit Großbuchstaben begann: fahre Rad, fahre Auto, laufe Ski, etc. Das hat auf den Infinitiv zurückgewirkt: Auto fahren, Rad fahren.
Was die Refomer (früher oft auch der Duden) nicht begreifen: Die Verwendung(shäufigkeit) in der Schriftsprache bestimmt die Regel, nicht umgekehrt!
Ein besonderes Problem sehe ich im Bezug auf die Bedeutung: Wenn Zeitwörter noch in Tunwörter, Tuwörter, Tätigkeitsverb etc. kategorisiert würden, stünde das Problem der präzisen Zuordnung jedes Verbs in die jeweilige Kategorie offen: Wo gehört liegen, bei dem man nichts tut, hin? Hat man nun eine irgendwie formulierte Regel, in der diese Zuordnung ausschlaggebend ist, kann zwischen Schreiber und Leser die Zuordnung schwanken, und die Klarheit der Regel ist dahin. Ich bin daher bestrebt, sprachliche Regeln an syntaktischen Gegebenheiten zu orientieren und möglichst wenig auf die Semantikebene zu beziehen. Das mag aber auch daran liegen, daß ich viel mit formalen Sprachen zutun habe.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.10.2004 um 06.06
Zitat:Mit den sogenannten „Reformern“ habe ich nichts am Hut und möchte mir nicht deren Köpfe zerbrechen.
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba
Leider berücksichtigen die Reformer Ihre Erläuterung nicht, Herr Lindenthal. Wie also weiterkommen?
Zitat:Wieso das? Gibt es in anderen Lebensbereichen jeweils eine „einleuchtende Regel“ ... wann man fahren darf, wann man bremsen muß, wann man arbeiten geht und wann man redet und wann man schweigt? Für manche Entscheidungen sind viele Einflußgrößen zu berücksichtigen.
Es muß eine jedem einleuchtende Regel geben, wann zusammen und wann getrennt geschrieben wird.
eingetragen von Monika Chinwuba am 13.10.2004 um 00.58
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
... das von Ihnen gesuchte Geheimnis verraten: Jedes Wort wird zusammengeschrieben, Wörter hingegen werden getrennt geschrieben.
Gruß,
eingetragen von Georg Zemanek am 12.10.2004 um 21.01
Zitat:
5.2.1. Verbstamm als Erstglied, Komposition aus Verbstamm und Verb
schwingschleifen, trennschleifen, spritzpressen, streckwalzen, preßschweißen, ... (meist Rückbildungen)
Aha, danke. Jetz weiß ich endlich, wie liebhaben entstanden ist ... ;-))
eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.10.2004 um 19.01
Liebe Frau Chinwuba,
nachstehend möchte ich Ihnen das von Ihnen gesuchte Geheimnis verraten: Jedes Wort wird zusammengeschrieben, Wörter hingegen werden getrennt geschrieben. Ob etwas ein Wort ist oder mehrere Wörter sind, dafür gibt es etliche Prüfmerkmale, die viel leichter zu verinnerlichen als aufzuschreiben sind.
Wichtigstes Merkmal ist, daß ein neuer Begriff mit deutlich neuer Bedeutung entstanden ist – ein neues Wort eben; (bei „falscher Hase“ oder „Erste Hilfe“ oder „Wilhelm Grimm“ sind zwar auch deutlich neue Begriffe entstanden, aber aus anderen Gründen werden die beteiligten Wörter nicht verschmolzen).
Auch gibt es eine (allerdings außerordentlich dünne) Grenzzone.
(Die in den vorherigen Beiträgen genannten Merkmale sind ungeeignet.)
Gruß,
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Monika Chinwuba am 12.10.2004 um 17.57
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Fleischer/Barz, Wortbildung:
5.2.2. Infinite Formen als Erstglied
Komposition aus zwei Infinitiven
liegen-, sitzen-, stehen-, steckenbleiben; sitzen-, liegen-, stehen-, steckenlassen; achten-, kennen-, lieben-, schätzenlernen; spazierenfahren, -gehen, -reiten.
eingetragen von Fritz Koch am 12.10.2004 um 16.01
Fleischer/Barz, Wortbildung:
5. Wortbildung des Verbs
5.2. Komposition
5.2.1. Verbstamm als Erstglied, Komposition aus Verbstamm und Verb
schwingschleifen, trennschleifen, spritzpressen, streckwalzen, preßschweißen, ... (meist Rückbildungen)
5.2.2. Infinite Formen als Erstglied
Komposition aus zwei Infinitiven
liegen-, sitzen-, stehen-, steckenbleiben; sitzen-, liegen-, stehen-, steckenlassen; achten-, kennen-, lieben-, schätzenlernen; spazierenfahren, -gehen, -reiten.
Mit Partizipien
gefangenhalten, -nehmen, -setzen; verlorengehen.
eingetragen von Elke Philburn am 12.10.2004 um 12.33
Die Antwort auf so eine Frage läßt sich nur dem Sprachgebrauch entnehmen.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Georg Zemanek am 12.10.2004 um 12.05
Gibt es eine Analyse darüber, welche Verben in der Kombination Verb + Verb zusammengeschrieben überhaupt vorkommen können? Ich kann beliebig Verben kombinieren und dann krampfhaft nach einer Bedeutung suchen: kämpfen fliegen (Kampffliegen?), messen fliegen (Messungen fliegend in der Luft machen?), fliegen messen (Messungen an fliegenden Dingen vornehmen), sprechen bauen (Sätze konstruieren?), beschwichtigen rudern (Rechtschreibreform verteidigen?).
Aber bei keinem dieser Beispiele ist Zusammenscheibung auch nur im entferntesten in Aussicht.
Also: Welche Verben eignen sich überhapt als zweites Verb einer Kombination Verb + Verb mit Zusammenschreibungsoption?
eingetragen von Elke Philburn am 12.10.2004 um 11.39
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Welchem Lehrer hätte überhaupt der Gedanke kommen sollen, daß du mußt im Bett liegen bleiben falsch sei?
eingetragen von margel am 12.10.2004 um 11.33
Aus dem heutigen Lokalteil der Ostfriesischen Nachrichten: Schwerverletzte seien zurückgegangen/ habe versucht, dass Ruder herumzureißen/ den Einspruch... zurück zu ziehen/ würde mir Spass machen/ Meßstellen/ Bußgelder.. fliessen dem Kreis-Haushalt zu/ wie... zu berichten weiss/ tut es ein bisschen leid/ die Polizei hat sich fest gelegt/ auf einen technischen Defekt zurück zu führen/ hatten sich die Richter darauf festgelegt/ von Generation zu Generation weiter gegeben werden... Und so tappen sie Tag für Tag hilf- und führungslos im Irrgarten der reformierten Orthographie herum - auch fünf Jahre nach der Umstellung.
eingetragen von Georg Zemanek am 12.10.2004 um 11.25
Zusammenschreibung führt dazu, daß das einzige vorhandene Verb liegenbleiben die Tätigkeiten beschreibt, es ist schließlich kein anderes Wort da. Dieses liegenbleiben ist eine einzige Tätigkeit. Gäbe es im Deutschen nicht die Angewohnheit, schwach zusammengesetzte Verben in anderen Konjugationsformen zu trennen, wäre folgende Abwandlung korrekt:
Ich | liegenbleibe | im Bett.
Alternativ könnte eine Uhr auf der Bühne stehenbleiben. Abwandlung: Die Uhr | stehenbleibt | auf der Bühne.
Getrenntschreibung führt dazu, daß von den beiden Verben nur eines mit dem Subjekt verbunden ist: bleiben. Das zweite Verb liegen muß einen anderen Bezug haben. Hier kommen nur im Bett oder bleiben in Frage. Das gesamte Objekt des Satzes wäre im ersten Fall: im Bett liegen.
Ich | bleibe | im Bett liegen. Die Uhr | bleibt | auf der Bühne stehen.
Varianten: Ich | bleibe | auf dem Sofa sitzen. Die Uhr | bleibt | in der Werkstatt liegen.
Mit ein bißchen Haareziehen könnte man diese Objekte auch anders, als adverbiale Ergänzungen des Verbs betrachten.
Im zweiten Fall wäre liegen adverbiale Ergänzung zu bleibe, und nur im Bett wäre Objekt.
Ich | bleibe liegen | im Bett. Die Uhr | bleibt stehen | auf der Bühne.
Varianten: Ich | bleibe ruhig | im Bett. Die Uhr | bleibt aufrecht | auf der Bühne.
Nun gibt es im Deutschen die Möglichkeit, daß grammatikalische Einheiten zerrissen werden. Das bedeutet, daß auch die Form Ich bleibe im Bett liegen mit dem zusammengehörigen liegenbleiben interpretiert werden kann. Oder: Die Uhr bleibt auf der Bühne stehen. (In der Theaterwerkstatt hingegen funktioniert das Werk tadellos!)
Hier hilft auch die Betonung nicht mehr weiter! Der Satz schwebt hoffnungslos.
Wer sich unmißverständlich ausdrücken möchte, muß entweder auf die Infinitivkonstruktionen und Partizipien zurückgreifen, die man in der gesprochenen Sprache passend betonen kann und in der Schrift dadurch zum Ausdruck bringen kann, daß man ein Wort (liegenbleiben) oder zwei Wörter (liegen bleiben) schreibt, oder gleich ganz anders formulieren.
Die Rechtschreibreformer scheinen zu argumentieren: Wenn sitzenbleiben, stehenbleiben etc. nicht in allen grammatikalischen Formen zu einer eindeutigen Bedeutung führt, dann können wir gleich ganz darauf verzichten. Beim heutigen Beliebigsprech nur vielleicht ein Argument, jedenfalls eines, das gewachsene Spachvielfalt in der Tiefe ruiniert!
Es gehört für mich zu den faszinierendsten Phänomenen der natürlichen Sprachen im Unterschied zu künstlichen Sprachen (Logik/Programmierung), daß sie trotz oder oft sogar wegen dieser schwebenden Unbestimmtheiten funktionieren, d.h. sinnvoll Bedeutung übermitteln. Auch unsere Intuition ist einmal heraus- oder herangebildet worden, bei mir z.B. auch stark durch fremdsprachlichen Unterricht.
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 12.10.2004 um 11.15
Der alte Duden schreibt vor: du mußt im Bett liegenbleiben, die Brille ist liegengeblieben - im ersten Fall ist Getrenntschreibung natürlich viel besser. Auch die Darstellung bei stehenbleiben ist nicht gerade erhellend: die Uhr oder der Fehler ist stehengeblieben, aber: du sollst bei der Begrüßung stehen bleiben. Es wäre sinnvoll, die Zusammenschreibung auf Fälle mit punktuellem Charakter zu beschränken, wenn also bleiben bzw. lassen nicht mehr seine ursprüngliche Bedeutung hat. MasterProppas Zweifel an unseren feinsinnigen Unterscheidungen sind aber berechtigt. Wenn sogar der Duden unsicher ist, wenn also die Auswertung des Textkorpus nicht zur Klarheit führt, warum sollte man dann von einer "Intuition" der Sprachgemeinschaft sprechen?
Ich kann mich nicht erinnern, daß mir in der Schule solche Fehler überhaupt angestrichen wurden. Es kam oft vor, daß ich in Aufsätzen unsicher war (erstmal wie jedesmal? irgendjemand wie irgendein? laufenlassen?), aber was ich auch schrieb, es kam selten eine Reaktion in Form von roter Tinte. Welchem Lehrer hätte überhaupt der Gedanke kommen sollen, daß du mußt im Bett liegen bleiben falsch sei? Das hätte schon ein profunder Dudenkenner sein müssen, und ein Sadist dazu. Die Problematik ist durch die Rechtschreibreform überhaupt erst bekannt geworden. Darum wäre es wohl psychologisch am günstigsten, wenn die Reform schlicht zurückgenommen wird. Neuerdings achtet ja eine ganze Nation peinlich darauf, alles mögliche getrennt zu schreiben. Es gibt eigentlich keine Ausgabe der Kieler Nachreichten, in der nicht ein übereifriges Leid geprüft oder Macht bewußt vorkommt. Die ganze GZS-Problematik muß ins Unterbewußtsein zurück.
eingetragen von Fritz Koch am 11.10.2004 um 21.58
(aus Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache)
Syntaktische Wortverbindungen sind Wortgruppen und Sätze.
Wortbildungskonstruktionen (WBK) sind Wörter, d.h. ohne strukturinterne Flexion.
Ein Wort kann ein Grundmorphem sein: Haus, oder es enthält neben dem Grundmorphem weitere Grund- oder Wortbildungsmorpheme: Haustürschlüssel, häuslich.
Wortbildungskonstruktionen sind Morphemgefüge.
WBK enstehen durch Komposition (Zusammensetzung) oder Derivation (Ableitung).
Konversion (Umwandlung in eine andere Wortart) von Wortgruppen ist mit Univerbierung (Zusammenschreibung) verbunden.
Unter Wortzerreißung verstehe ich die Umkehrung der Wortbildung: Die Auflösung einer Wortbildungskonstruktion (eines Wortes) in eine syntaktische Wortverbindung (eine Wortgruppe) durch Dekomposition oder strukturelle Destruktion.
Bisher versuchte ich, solche Fachausdrücke zu vermeiden und durch deutsche Wörter zu ersetzen.
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 21.58
Zitat:Ja Kurt, Du hast was Wesentliches übersehen: Die Einbindung des Begriffes in Satzbau und Grammatik und die Tatsache, daß wir einmal die Welt der aktiven Handlung beschreiben und ein anderes Mal die Welt der Erscheinungen. Und nur letztere kann sich (ver)ändern. Denn was getan ist, ist getan. Du siehst hieran, daß jede Sprache auch ihre Philosophie über das Leben hat.
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
„Liegenbleiben“ wird nach alter RS zusammengeschrieben. Was ändert sich denn, wenn ich im Bett „liegenbleibe“? So einfach scheint es doch nicht zu sein, oder habe ich etwas übersehen? Kurt
eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.10.2004 um 20.49
Zitat:Lieber Herr Koch,
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Die Tendenz zur Zusammenschreibung ist kein modischer Trend,
sondern seit langer Zeit belegt, weil die Zusammenschreibung häufig gebrauchter Wortverbindungen das schnelle Lesen erleichtert und weil dadurch unangebrachte Großschreibungen in adverbialen Ergänzungen vermieden werden.
Ich halte vielmehr die neuen Wortzerreißungen für einen modischen Anglizismus.
Modisch heißt kurzlebig.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.10.2004 um 20.33
Lieber Kurt,
habe gerade Deine ersten Beiträge von 2001 gelesen; Du wirst wohl nicht behaupten können, daß sie, rein hormonell, so richtig ausgeglichen und ausgewogen waren.
Hat Dich die Schule mit Sprache derart genervt, daß Du nun froh bist, wenn Spracheunterricht insgesamt abmontiert wird in der Weise, daß sich die Sprachlehrer hunderttausendfach untereinander zoffen, statt, wie damals bei uns, einträchtig die Kinder zu triezen?
Dazu möchte ich aus meinem langen Leben anmerken, daß ich Sprache lieben gelernt habe, obwohl ich Deutschunterricht in der Schule hatte.
Du siehst, als Sozialpädagoge mag ich mich lieber über die Beweggründe und Entwicklungen unterhalten als über vorgeschobene Oberflächenargumente.
Gruß, Detlef
eingetragen von margel am 11.10.2004 um 20.11
Ja, Kurt, ich hatte mir schon gedacht, daß Sie das Amtliche Regelwerk nicht kennen. Vermutlich würden Sie es auch nicht verstehen. (Das ist nicht beleidigend gemeint.) Es ist übrigens durchaus "spannend" - in dem Sinne, daß es Spaß macht, alle Abstrusitäten und Inkonsequenzen aufzuspüren. Richtig ergiebig wird die Lektüre aber erst, wenn man daneben den "Kritischen Kommentar" von Th. Ickler liest. Daß Sie das Regelwerk abschätzig beurteilen, entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik...wo Sie sich doch so sehr für die Reform einsetzen. Sie haben also, wie eigentlich alle Anhänger der Reformschreibung, alles nur aus zweiter Hand oder vom Hörensagen. Und darum sind Sie kein ernstzunehmender Diskussionspartner. Sie werfen einfach diesen und jenen Brocken hin und warten darauf, daß die anderen sich die Gedanken machen, die Sie sich mangels gründlicher Kenntnis des Diskussionsgegenstandes ersparen. - Schade, denn ein solide informierter Reformanhänger wäre in diesem Kreis sehr willkommen.
eingetragen von Elke Philburn am 11.10.2004 um 19.53
Die früheren Einlassungen von Meister Proper sind hier nachlesbar.
Der Rechtschreibfehler, den Meister Proper meint gefunden zu haben, ist übrigens ein interessantes Beispiel dafür, wie Duden und Rechtschreibpraxis z. T. auseinanderklafften. Es wird ja von den Reformbefürwortern gern der Duden als stellvertretend für die Schreibpraxis herangezogen, und dann werden genüßlich irgendwelche Regeln auseinanderklamüsert, die den Schreibenden angeblich das Leben schwergemacht haben sollen.
Wie man sieht, ist so eine Argumentation unsinnig. Die Schreibpraxis hatte ihre eigenen Regeln, und um die zu lernen, mußte man vor allem viel lesen. Klar schrieb man vor der Reform "wohlfühlen" zusammen, es gab aber auch noch die ältere Form in zwei Wörtern "wohl fühlen". Es war ja ein allgemeiner Trend, daß Wörter, die eine neue semantische Einheit bildeten, zusammengeschrieben wurden, und diesem Trend hätte man folgen müssen, um die Rechtschreibung leichter zu machen. Eine vernünftige "Reform" hätte sich also einem Trend in der Sprachentwicklung nicht entgegengestellt, sondern sie wäre ihm gefolgt, und hätte auf diese Weise zu einer Minimierung der Fehlerzahl beitragen können. Denn das, was ein großer Anteil von Schreibenden als richtig empfindet und praktiziert, kann nicht falsch sein.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von MasterProppa am 11.10.2004 um 19.29
1. Haben Sie mitbekommen, wie die Kommission vor nicht langer Zeit die Deutsche Akademie in nicht zu überbietender Überheblichkeit abgebügelt hat?
Ich habe gelesen, dass der Vorschlag der Akademie weder von Reformgegnern noch -befürwortern begrüßt wurde. Dann kann er ja nicht so gut gewesen sein.
2. Warum lehnen Ihrer Meinung nach laut Umfragen 7 Jahre nach der Einführung weiterhin ca. zwei Drittel der Befragten die Reform ab?
Weil sie andere Sorgen haben, als noch mal die Rechtschreibung umzulernen.
Unter Schülern, die die neue RS gelernt haben, würde eine große Mehrheit für die Beibehaltung der neuen RS stimmen, weil die verständlicherweise auch keine Lust haben umzulernen.
Außerdem wüßte ich gern noch, ob und wie gut Sie das Amtliche Regelwerk kennen.
Ich kann mir spannendere Lektüre vorstellen als das Amtliche Regelwerk. Wenn dieses die Grundlage jeder Diskussion hier ist, kann ich wohl tatsächlich nicht mitreden.
Stehenbleiben, sitzenbleiben, hängenbleiben antwortet auf die Frage „was ändert sich jetzt?“
„Liegenbleiben“ wird nach alter RS zusammengeschrieben. Was ändert sich denn, wenn ich im Bett „liegenbleibe“? So einfach scheint es doch nicht zu sein, oder habe ich etwas übersehen?
Genauso gut könnte ich versuchen, einem Blinden die Farbe Rot zu erklären. Aber warum auch ...
Sehr liebenswürdig.
Ich geb's auf – melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihre Muttersprache ordentlich gelernt haben.
Jeder, der die neue RS nicht verteufelt, beherrscht seine Muttersprache nicht. Eine interessante These.
Zu Frau Chinwubas Tip: Ich habe über die Jahre schon des öfteren mit Meister Proppa diskutiert. Es hat wirklich keinen Sinn und ich habe mich diesmal nur darauf eingelassen, weil ich die Hoffnung hegte, er wäre zwischenzeitlich etwas einsichtiger geworden.
Entweder Sie verwechseln mich mit jemandem, oder Sie lügen, um mich persönlich anzugreifen und als unglaubwürdig darzustellen. Jedenfalls habe ich mit Ihnen keinesfalls schon „über die Jahre des öfteren“ diskutiert.
[...] absurde Behauptungen in den Raum zu stellen (siehe z.B. die Ausführungen zu „wohlfühlen“, wo er die unterschiedlichen Betonungen, die es nun einmal de facto gibt (falls man Deutsch als Muttersprache hat) nicht berücksichtigt.
Frau Morin, es heißt „wohl fühlen“. Auseinander geschrieben, in allen Bedeutungen, trotz völlig verschiedener Betonung. Auch nach alter RS – schauen Sie in Ihren verstaubten 1991er Duden. Meine Ausführungen dazu sind keinesfalls absurd, Sie haben sie aber offenbar nicht verstanden.
Mit anderen Worten, er versucht immer mal wieder, den Leuten im Forum ein Bein zu stellen. Dann macht er einen Rückzieher und freut sich darüber, welche Erregung er damit ausgelöst hat.
Jetzt wird's langsam unverschämt! Dies ist das zweite Mal, dass ich in dieses Forum schreibe, von „immer mal wieder“ kann keine Rede sein. Kann es sein, dass es Sie ziemlich frustriert, dass Ihnen die sachlichen Argumente schneller ausgehen als mir? Wenn so etwas passiert, gehen manche Personen über zu persönlichen Angriffen gegen den Diskussionspartner. Ich finde so was niveaulos.
Na ja, ich melde mich dann wieder, wenn ich meine Muttersprache „ordentlich gelernt“ habe.
Bis dahin,
Kurt
eingetragen von 1 am 11.10.2004 um 19.21
Zitat:Sehr geehrte Frau Chimbuwa,
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba
(und falls das hier zweimal als Beitrag kommt, sorry, die Technik....!)
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 18.00
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
Zitat:
Es gibt mehrere Reformer (u.a. Heller), die sich diesbezüglich geäußert haben.
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 17.44
Herr Koch, Herr Bolz,
es war Ickler, der am 5.5.04 in seinem "Sprachwissenschaftlichen Gutachten" (als Anlage zur Petition) folgendes schrieb:
Zitat: Die Reformer haben wiederholt bekundet, ihre Neuregelung solle „der Tendenz der Sprachgemeinschaft zur Zusammenschreibung entgegenwirken“.
Dem warum muß man nachgehen.
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Monika Chinwuba
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 17.27
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Stehenbleiben, sitzenbleiben, hängenbleiben antwortet auf die Frage "was ändert sich jetzt?"
eingetragen von Fritz Koch am 11.10.2004 um 16.36
sondern seit langer Zeit belegt, weil die Zusammenschreibung häufig gebrauchter Wortverbindungen das schnelle Lesen erleichtert und weil dadurch unangebrachte Großschreibungen in adverbialen Ergänzungen vermieden werden.
Ich halte vielmehr die neuen Wortzerreißungen für einen modischen Anglizismus.
Modisch heißt kurzlebig.
eingetragen von Karsten Bolz am 11.10.2004 um 15.43
Zitat:Schauen Sie mal, was Prof. Digeser in seinem Offenen Brief an Marcel Reich-Ranicki schreibt (Nachzulesen hier im Forum und auf rechtschreibkommission.de):
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba Irgendwo habe ich gelesen, möglicherweise bei der vrs.ev., daß die #allgemeine Tendenz zur Zusammenschreibung unterbrochen werden soll#. Das wäre allerdings hochpolitisch...
Zitat:Es gibt mehrere Reformer (u.a. Heller), die sich diesbezüglich geäußert haben.
Vieles, was die Experten im Bereich Getrenntschreibung entschieden haben, ist durchaus in Ordnung und hat den modischen Trend, Wortketten durch Zusammenschreibung aneinanderzuhängen (genauso, sogenannt, inderregel), erfolgreich gestoppt.
eingetragen von Fritz Koch am 11.10.2004 um 14.46
Stehen bleiben, sitzen bleiben, hängen bleiben antwortet auf die Frage "welcher Zustand herrscht jetzt?" und kann ersetzt werden durch die 'westfälische Dauerform' "ich bin am Stehen, Sitzen, Hängen".
Stehenbleiben, sitzenbleiben, hängenbleiben antwortet auf die Frage "was ändert sich jetzt?"
Es stellt sich also immer die Prüffrage:
Herrscht ein Zustand (unvollendete Tätigkeit, imperfektiver Aspekt)
oder ändert sich etwas (vollendete Tätigkeit, perfektiver Aspekt)?
Der Vergleich mit den beiden Aspekten slawischer Verben ist hier sehr hilfreich.
– geändert durch Fritz Koch am 12.10.2004, 00.05 –
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 14.32
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Georg Zemanek
Manchmal werde ich das Gefühl nicht los ...
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 11.10.2004 um 10.27
Nachtrag zu stehen_bleiben: Lieber Kurt, es ist gar nicht so verwirrend. Bei Gebilden mit bleiben und lassen hat man immer wieder diese zwei Bedeutungen: plötzlich stehenlassen (z.B. jemanden plötzlich verlassen), aber: eine Zeitlang stehen lassen. Liegenlassen (=verlieren), aber liegen lassen. Stehenbleiben bedeutet "plötzlich stehen", hängenbleiben "plötzlich (fest)hängen" usw.
eingetragen von Ursula Morin am 11.10.2004 um 10.25
Zu Frau Chinwubas Tip: Ich habe über die Jahre schon des öfteren mit Meister Proppa diskutiert. Es hat wirklich keinen Sinn und ich habe mich diesmal nur darauf eingelassen, weil ich die Hoffnung hegte, er wäre zwischenzeitlich etwas einsichtiger geworden.
Wie Sie merken werden, falls er sich wieder melden sollte, ist er an einer Klärung von Zweifelsfällen gar nicht interessiert, sondern hat es nur darauf abgesehen, absurde Behauptungen in den Raum zu stellen (siehe z.B. die Ausführungen zu "wohlfühlen", wo er die unterschiedlichen Betonungen, die es nun einmal de facto gibt (falls man Deutsch als Muttersprache hat) nicht berücksichtigt. Mit anderen Worten, er versucht immer mal wieder, den Leuten im Forum ein Bein zu stellen. Dann macht er einen Rückzieher und freut sich darüber, welche Erregung er damit ausgelöst hat.
Es bringt wirklich nichts .... glauben Sie mir (aber versuchen Sie gerne, ihn wieder aus der Reserve zu locken. Ich würde mich natürlich über einen Erfolg, d.h. eine tatsächliche Reaktion auf das Gesagte, freuen).
eingetragen von Georg Zemanek am 11.10.2004 um 08.10
Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, daß bei der Verwendung zweiter Verben das zweite den Charakter eines Hilfszeitwortes hat, wenn man getrennt schreibt:
stehen können, sitzen können, sitzen bleiben, essen gehen.
Im Gegensatz dazu ist das zusammengeschriebene Wort ein eigenständiger Begriff sitzenbleiben, bei dem die Tätigkeit oder der Zustand nicht auf dem Zusammenspiel einer Tätigkeit (sitzen, essen) mit einem eigenen Vermögen (können, bleiben, gehen) beruht, das die Tätigkeit erst ermöglicht, die im ersten Verb zum Ausdruck kommt.
Eine strenge Regel ist das natürlich nicht.
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 11.10.2004 um 07.52
Zu stehen bleiben und dergleichen. Man könnte die sehr häufigen Zusätze von Verben grundsätzlich getrennt schreiben. (Interessanterweise schlägt das Erich Drach in seinem hier schon oft zitiertem Satzlehrebuch vor.) Es gibt jedoch einen Übergangsbereich zwischen solchen Zusätzen, die nie jemand getrennt schreiben würde (z.B. abwaschen, wiederkäuen), und solchen, die niemand zusammenschreiben würde (krankenhausreif schlagen). Und es gibt hier "ungeschriebene Gesetzmäßigkeiten", Intuitionen, auf die selbst Reformbefürworter nicht verzichten wollen. Das merkt man daran, daß diese Befürworter ständig die neuen Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung kritisieren. lahmlegen gilt vielen, obwohl es sich um eine trennbare Fügung handelt, als ein Wort. Allerdings gibt es hier Unterschiede. Ein bißchen kann man das auch anhand der Wortstellung zeigen. Man kann nicht sagen: weil er den Teller ab hätte waschen sollen (nur: weil er den Teller hätte abwaschen sollen), aber man kann vielleicht sagen: weil er ihn hinauf hätte bringen sollen, ganz sicher aber: weil er ihn mit nach Hause hätte nehmen sollen oder kurz und klein hätte schlagen sollen. (Kann der Zusatz in den Beispielen vor hätte stehen?) Das soll jetzt keine Regelformulierung sein! Ich will nur demonstrieren, daß der Zusammenhang zwischen Verb und Zusatz unterschiedlich stark ist. Vielleicht muß man unterscheiden zwischen "echten" Verbzusätzen, die nie im Mittelfeld stehen, und z.B. "Resultativadverbien". Aber eine für Schüler verständliche Regel, die die Schreibintuition richtig erfaßt, wird es wohl nie geben. Die Neuregelung aber ist kontraintuitiv, das wissen inzwischen selbst die Reformer. Die alte Dudendarstellung war es z.T. auch. Zu krank schreiben: Die Steigerbarkeit interessiert überhaupt nicht; krank wird ohnehin selten gesteigert. Man könnte eher fragen, ob jemand vom Schreiben krank wird - indem er sich völlig um den Verstand und ganz krank schreibt. Dann mag er sich krankschreiben oder ganz und gar krank schreiben. Wer etwas rotstreicht, fragt sich doch nicht, ob er es noch roter streichen kann. Ich sehe die Schüler hier mit rauchendem Kopf über ihren Heften.
Es ist auch nicht richtig, daß die Schule in jeder Hinsicht klare Vorgaben braucht. Man muß nicht alles zum Unterrichtsgegenstand machen, und man muß auch nicht alles, was falsch ist, anstreichen.
Zitat Kurt: "Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten."
Blüml weiß ganz genau, daß die Reformer selbst jahrelang vergeblich versucht haben, Korrekturen an ihrem Werk durchzusetzen. Sie scheiterten an den Kultusministern.
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 11.10.2004 um 06.52
Zitat:Wahrscheinlich war du haßt gemeint.
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
... eine Verbesserung der Lesbarkeit und der Markierung des Silben-Endes (außer bei der 3. Person Singular Präsens: er haßt).
eingetragen von Monika Chinwuba am 11.10.2004 um 06.07
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
und wenn Sie weiterhin nicht begreifen...ist Hopfen und Malz verloren.
...melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihre Muttersprache ordentlich gelernt haben.
eingetragen von Ursula Morin am 10.10.2004 um 21.55
Lieber Meister Proppa,
wenn Sie nicht einsehen, daß es eine Schwierigkeit für Lernende darstellt, falls "zurzeit" geschrieben, aber "zur Zeit" gesprochen wird, d.h. wenn eine der Hauptregeln der deutschen Aussprache nicht mehr ihren Ausdruck in der Schriftsprache finden soll ...
und wenn Sie weiterhin nicht begreifen, daß "Mess-Systeme" ungleich häßlicher als "Meßsysteme" ist, ja dann ...
sind Hopfen und Malz verloren.
Genauso gut könnte ich versuchen, einem Blinden die Farbe Rot zu erklären. Aber warum auch ...
Ich geb's auf - melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihre Muttersprache ordentlich gelernt haben.
eingetragen von David am 10.10.2004 um 19.12
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Herr/Frau Margel, der Unterschied zwischen stehenbleiben und stehen bleiben nach alter RS ist mir bekannt. Die Unterscheidung nützt mir beim Lesen überhaupt nichts (aber das habe ich doch schon alles vorher dargelegt).
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Herr Koch, Sie merken etwas Wichtiges an. Man könnte auch festlegen, dass stehen bleiben „weiterhin stehen“ bedeutet, und stehenbleiben „zum Stehen kommen“ bedeutet – sehr verwirrend. Es ist einfacher, die Wörter generell auseinander zu schreiben, beim Lesen wird die entsprechende Bedeutung in Sekundenbruchteilen erfasst.
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Frau Philburn, wer hat das Chaos, das Nebeneinander von zwei Orthographien, denn verursacht? Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten.
eingetragen von Elke Philburn am 10.10.2004 um 17.29
Zu Masta Proppa:
Mit welchen Maßnahmen man Reformkritiker an der Mitsprache gehindert hat, wurde in diesem Forum schon so oft erwähnt, daß ich wenig Lust habe, das nun alles noch einmal aufzurollen. Es wäre auch unsinnig zu behaupten, wenn sich doch nur die Reformkritiker ein wenig mehr angestrengt hätten, daß sie dann das gegenwärtige Chaos hätten vermeiden können. Eine Reform wie diese hätte in jedem Fall dazu geführt, daß zwei Rechtschreibungen nebeneinander existieren. Man hätte also das Durcheinander eh in Kauf genommen. Wenn Sie Icklers Schriften ein wenig kennen, werden Sie wissen, daß man eine Erleichterung in der Orthographie ohne Chaos und mit viel weniger Aufwand hätte haben können. Dann wäre allerdings eine Kommission, die sich über viele Jahre für ihre Tätigkeiten bezahlen läßt, ziemlich überflüssig gewesen.
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von margel am 10.10.2004 um 12.58
Hallo, Kurt, ich vermute, daß Sie über den Verlauf der Diskussion über die Jahre hinweg doch nicht so gut informiert sind wie die meisten der hier Anwesenden. Dazu zwei Fagen:1. Haben Sie mitbekommen, wie die Kommission vor nicht langer Zeit die Deutsche Akademie in nicht zu überbietender Überheblichkeit abgebügelt hat? (Zum Stichwort "Konstruktive Mitarbeit")- 2. Warum lehnen Ihrer Meinung nach laut Umfragen 7 Jahre nach der Einführung weiterhin ca. zwei Drittel der Befragten die Reform ab? - Außerdem wüßte ich gern noch, ob und wie gut Sie das Amtliche Regelwerk kennen. Das nämlich ist die Grundlage aller ernstzunehmenden Diskussion, nicht irgendwelche ausgestreute Zweckpropaganda und persönliche Vorlieben. Es geht in erster Linie um den Rechtschreibunterricht in der Schule und die versetzungs- und abschlußrelevante Benotung der Rechtschreibfähigkeiten der Schüler. Das ist der Prüfstein. Und am 1. August 2005 schlägt die Stunde der Wahrheit. Daß daneben die Reform ein Kulturgut nachhaltig beschädigt hat, steht auf einem anderen Blatt. Haben Sie den Aufsatz von Prof. Munske in der FAZ gelesen oder den Kommentar des Verfassungsrechtlers R. Scholz? Ich frage dies nicht, um Sie als unwissend erscheinen zu lassen, sondern um das Niveau abschätzen zu könne, auf dem man sich eventuell weiter unterhalten könnte.
eingetragen von MasterProppa am 10.10.2004 um 11.47
Frau Chinwuba, dass man krank schreiben jetzt zusammenschreibt, hat wohl nichts mit übertragener oder wörtlicher Bedeutung zu tun. Eher damit, dass man einen Menschen nicht kränker schreiben oder besonders krank schreiben kann. Man kann aber Gemüse klein hacken, oder auch kleiner hacken oder besonders klein hacken. Die neue RS bietet also immerhin ein paar kleine Faustformeln, an denen man sich orientieren kann. Das kann die alte RS nicht bieten, da der Duden jede Schreibung regelunabhängig einzeln festgelegt hat.
Herr Lindenthal, zu den Kommaregeln kann ich leider nicht viel sagen. Ich setze Kommas grundsätzlich „nach Gefühl“. Auf jeden Fall sollten die Kommaregeln in den Schulen samt aller Kann-Regeln gelehrt werden, da gebe ich Ihnen Recht.
Den Kindern war es auch schon bisher verboten, in Diktaten Wörter wie „erstmal“ oder „Oma’s Hühnersuppe“ zu schreiben, obwohl die viel beschworene Sprachgemeinschaft genau diese Schreibweisen bevorzugt. Privat können die Kinder doch Handvoll oder bekanntgeben schreiben, nur muss sich der Deutschunterricht nun mal an irgendwelchen Vorgaben orientieren. Tiefgreifend und hierzulande sind, soweit ich weiß, übrigens immer noch korrekt.
Herr/Frau Margel, der Unterschied zwischen stehenbleiben und stehen bleiben nach alter RS ist mir bekannt. Die Unterscheidung nützt mir beim Lesen überhaupt nichts (aber das habe ich doch schon alles vorher dargelegt).
Herr Koch, Sie merken etwas Wichtiges an. Man könnte auch festlegen, dass stehen bleiben „weiterhin stehen“ bedeutet, und stehenbleiben „zum Stehen kommen“ bedeutet – sehr verwirrend. Es ist einfacher, die Wörter generell auseinander zu schreiben, beim Lesen wird die entsprechende Bedeutung in Sekundenbruchteilen erfasst.
Frau Philburn, wer hat das Chaos, das Nebeneinander von zwei Orthographien, denn verursacht? Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten.
Frau Morin, für die Betonung eines Wortes spielt es keine Rolle, ob es zusammen- oder auseinander geschrieben wird. Kleines Beispiel, das auch nach alter RS gültig ist: Wie wird er sich wohl fühlen? Wird er sich wohl fühlen oder schlecht fühlen? Beides auseinander geschrieben, beides völlig verschieden betont. Zweites Beispiel: auf Grund, aufgrund. Zusammen oder auseinander – egal – beides gleich betont. Zurzeit spricht man genauso wie zur Zeit. Es gibt bei der Betonung auch keinen Unterschied zwischen „weit reichend“ und „weitreichend“ – es wird beides, wenn Sie so wollen, wie das gute alte weitreichend gesprochen.
Was ist denn so tragisch an drei aufeinander folgenden Konsonanten? Und sieht Schifffracht (alte RS) besser aus als Schifffahrt? Wenn ihnen Messsysteme so sehr missfällt, können Sie ja auch Mess-Systeme schreiben.
Herr Malorny, ich stimme Ihnen bei der neuen Untrennbarkeit von ck zu. Das ist genauso dämlich wie das alte „trenne nie st, denn es tut ihm weh“. Eine Fehlentscheidung meines Erachtens, aber vielleicht wird der Rat für deutsche Rechtschreibung das noch ändern.
Sonntägliche Grüße
Kurt
eingetragen von Monika Chinwuba am 10.10.2004 um 11.24
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Herrenleij heißt hier in Bad Ems ein versteckter wunderbarer Aussichtpunkt, ... Möchte wissen, ob Kindern in der Schule zugemutet wird, den Namen .. öm Leyendecker. auf Leute zurückzuführen, die Dächer decken können. Womit wohl, mit hervorragendem Fels?
eingetragen von Fritz Koch am 09.10.2004 um 23.32
ist mit dem Mittelhochdeutschen ausgestorben, in welchem man die Auslautverhärtung der Konsonanten noch schrieb: Kint, Kinder.
Seitdem wird die Auslautverhärtung nicht mehr geschrieben, sondern nach dem Stammprinzip und entgegen der Aussprache geschrieben: Man spricht [Kint], aber schreibt Kind wegen Kinder.
Entsprechendes gilt für silbenauslautendes s: Man spricht [Hauß], aber schreibt Haus wegen Häuser.
Die phonetische Schreibweise am Silben-Ende ist also seit dem Mittelalter abgeschafft und durch die Stammschreibung ersetzt worden. An diesem Grundsatz der deutschen Sprache hat auch die Rechtschreibreform nichts geändert.
Daß ss am Silben-Ende und vor der Verb-Endung t durch ß ersetzt wurde, ist eine Verbesserung der Lesbarkeit und der Markierung des Silben-Endes (außer bei der 2. und 3. Person Singular und der 2. Pers. Plural Präsens: du haßt, er haßt, ihr haßt).
– geändert durch Fritz Koch am 11.10.2004, 09.43 –
eingetragen von Klaus Malorny am 09.10.2004 um 22.42
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Herr Malorny, die Regeln zur schriftlichen Wiedergabe des s-Lauts sind nicht einfach, das habe ich nie behauptet. Mir ist völlig klar, dass man mit der einfachen Umlerner-Regel „schreibe ss nach kurzem Vokal“ nicht weit kommt (Ergebnis, das …). Die alten Regeln waren keinen Deut einfacher, sondern ein kleines bisschen schwerer.
Die Frage ist also letztendlich, ob man der „Logik“ (Fluss, Flüsse; Fuß, Füße) und Phonetik (Paß – Maß; groß, goß – Fuß, Fluß; das ist nicht sehr phonetisch) oder der Ästhetik einiger weniger Wörter (Mißstand, Nußschale) den Vorzug geben sollte.
eingetragen von Ursula Morin am 09.10.2004 um 21.44
Lieber Kurt, wie Du siehst, werden Deine Erkenntnisse hier gründlich diskutiert. Aber was "fallenlassen" betrifft, war die Handhabung vor der Reform - wie auch überhaupt die gesamte GZS - wesentlich einfacher, da man nur eine "Regel" kennen mußte, nämlich ob man etwas bildlich oder übertragen ausdrücken wollte. Man konnte also sowohl "fallen lassen" (also einen Stuhl fallen lassen) als auch "fallenlassen" (ein Thema fallenlassen)schreiben. Ich möchte dies auch nicht als Regel bezeichnen, sondern eher als Grundprinzip des Deutschen. Wie Herr Dräger schon bemerkt hat, brauchte man, um dies zu erkennen, nicht unbedingt einen Duden.
Notfalls konnte man auch nach der Betonung gehen - fast noch einfacher - zusammen: Betonung auf dem ersten Wort, getrennt: Betonung auf beiden Wörtern.
Es würde mich in diesem Zusammenhang wirklich interessieren, wie die Lehrer neuerdings Diktate sprechen, z.B. zurzeit (Betonung auf der ersten Silbe, da es zusammengeschrieben werden soll - das müßte sich dann wie "Zurrzeit" etwa anhören) - oder "hier zu Lande" (tatsächlich mit Betonung auf jedem Wort, da es ja getrennt geschrieben werden soll?). Für Aufklärung wäre ich dankbar ...
Sollte es so sein, daß zwar "zur Zeit" gesprochen wird, aber "zurzeit" geschrieben werden soll, kann ich die Vereinfachung in diesem Punkt nicht erkennen.
Auch bei den Zusammensetzungen mit "hoch" habe ich mir einmal - ich glaube, es war 1996 oder 1998 - die ganze Liste der zu erzwingenden Schreibungen angesehen und konnte beim besten Willen keine Vereinfachung, und schon gar keinen Sinn, darin erkennen.
Die Reform stellt sich für mich so dar, daß man anstelle einiger weniger Grundprinzipien der deutschen Sprache und Wortbildung nun ganze Listen mit "amtlich zulässigen" Schreibweisen im Kopf haben soll (man kann ja nicht immer mit dem neuesten Duden unter dem Arm herumlaufen).
Natürlich kann man alles lernen, wenn es denn sein muß, aber warum sollte man etwas lernen, das die freie Ausdrucksweise empfindlich beschränkt und eigene Wortschöpfungen verbietet? "Verbietet" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck - besonders perfide ist wohl, daß eventuelle neue Wortschöpfungen nach dem obigen Grundprinzip zwar noch geschrieben, aber bald nicht mehr verstanden werden können. Das zeigt schon Ihre Darstellung zu "weit reichend" und "weitreichend".
Besondere Probleme wirft die RSR in meinem Beruf auf. Ich bin Übersetzerin und habe daher ein Faible für die Semantik. Schreibungen wie "im Übrigen" verursachen mir Übelkeit, da es sich hier um eine Redewendung handelt, bei der "Übrigen" auf keinen Fall ein Substantiv sein kann. Es wird auch in anderen mir einigermaßen geläufigen Sprachen eben als Redewendung und nicht als Hauptwort eines Satzes ausgedrückt (d'ailleurs, besides, förresten ...). Ich verstehe, ehrlich gesagt, überhaupt nicht, wie man Fremdsprachen lernen kann, ohne zu wissen, wo das Hauptwort in einem Satz sitzt (Übersetzen kann man ohne dieses Wissen auf keinen Fall).
Kommen wir noch zum "ß". Ich habe mich vor vielen Jahren tatsächlich ernsthaft mit den neuen Regeln auseinandergesetzt (nunmehr habe ich mich damit sozusagen auseinander gesetzt, d.h. ich habe meine zwei neuen Bertelsmänner und die neuen Duden - da offensichtlich völlig wertlos - in die hinterste Ecke meines Archives verbannt). Es tut mir leid, lieber Kurt, aber "Anerkennung" kann ich der "neuen Regel" nicht zollen. Ich bekomme bei Wörtern wie "Ausschusssitzung", "Kurzschlussschutz" oder "Messspitze" ganz einfach Sehstörungen. Da ich auch an der typographischen Gestaltung der von mir übersetzten Drucksachen beteiligt bin, halte ich diese Regelung für einen absoluten Alptraum. Man hätte unbedingt bedenken müssen, daß es im Deutschen sehr viele Kombinationen mit "ß" und "s" gibt. Die hätten sich natürlich nicht so eingebürgert, wenn es vor fünfzig Jahren schon die RSR gegeben hätte. Wie soll man diese Wörter aber nun wieder "ausbürgern"? Es ist außerordentlich mühsam, lange Pressemitteilungen ohne "daß" zu schreiben (weil man nicht weiß, an welche Zeitschriften die Mitteilung weitergereicht wird), oder einen Katalog für einen Kunden zu übersetzen, der "Messsysteme" herstellt. Meine Kunden sitzen zumeist im Ausland und reagieren ziemlich ungläubig, wenn ich ihnen erzähle, daß man im Deutschen nunmehr drei gleiche Konsonanten aneinanderreiht. Meines Wissens gibt es keine europäische Sprache, in der man dies tut. Aber vielleicht finden Sie ja eine ... wäre interessant davon zu hören.
Auf die Fremdworteindeutschung und die von einem Kommissionsmitglied frei erfundene Herkunft gewisser Wörter (Quäntchen von Quantum!) will ich nun lieber nicht eingehen, das würde zu weit führen.
eingetragen von Elke Philburn am 09.10.2004 um 20.46
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Frau Philburn, Sie irren sich, wenn Sie annehmen, dass in der neuen RS Eszett durch ss ersetzt wird.
eingetragen von Elke Philburn am 09.10.2004 um 20.31
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Als ich zur Zeit der Schleswig-Holsteinischen Volksinitiative eher zufällig an die Unterschriftenstände geraten bin, wurde diese Liste massenweise verteilt. Ich habe sie nie ernstgenommen, weil sie ganz offensichtlich tendenziös war. Mir kamen mehr Fragen als Antworten, zudem fand die unredliche Methodik widerwärtig.
eingetragen von Fritz Koch am 09.10.2004 um 20.20
Aber die Wörter "stehen bleiben" und "stehenbleiben" eignen sich hervorragend, um daran die beiden Aspekte slawischer Verben zu erklären: "stehen bleiben" = weiterhin stehen muß man mit einem slawischen imperfektiven (unvollendeten) Verb übersetzen, und "stehenbleiben" = zum Stehen kommen muß man mit einem perfektiven (vollendeten) Verb übersetzen. Wenn es im Deutschen diese beiden Aspekte gäbe, würde sich der Bedeutungsunterschied zwischen "stehen bleiben" und "stehenbleiben" und die deswegen notwendige unterschiedliche Schreibweise von selbst ergeben. Hier entspricht der Bedeutungsunterschied genau dem unvollendeten und dem vollendeten Aspekt der beiden Verben.
Auch unterschiedliche deutsche Schreibweisen zwischen direkter und übertragener Bedeutung erleichtern und beschleunigen die richtige Übersetzung in Sprachen, in denen dafür ganz unterschiedliche Wörter gewählt werden müssen, wenn dort ein Wort nicht direkte und übertragene Bedeutung haben kann.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.10.2004 um 18.51
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Monika Chinwuba
(wie z. B. 1901 -bei- anstatt vor 1901 -bey-, -lei anstatt -ley usw). Die Nachsilbe -lei wird heute kaum noch gebraucht, weil das -i- für das Auge nicht das auszusagen vermag, was das -y- ehedem auszusagen vermochte.
eingetragen von margel am 09.10.2004 um 17.55
Hallo Kurt, ist Dir der Unterschied zwischen "stehenbleiben" und "stehen bleiben" wirklich nicht klar? Dann stehst du noch ganz am Anfang des Verständnisses einer differenzierenden und hochentwickelten Rechtschreibung. Der Kontext leistet im übrigen von allein gar nichts. Die Arbeit muß immer der Leser aufbringen, wobei es Fehldeutungen geben kann, die durch die Unterscheidungsschreibung von vornherein ausgeschlossen wären. Die Orthographie soll dem Leser dienen - oberster Leitsatz einer aufgeklärten Sichtweise.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.10.2004 um 17.32
Zitat:Lieber Kurt,
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Ich halte die neue [RS] aber für eine kleine Erleichterung für kommende Schülergenerationen.
eingetragen von Monika Chinwuba am 09.10.2004 um 17.17
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
betrachte ich die alte Unterscheidung z. B. von stehen bleiben und stehenbleiben als nutzlos.
eingetragen von MasterProppa am 09.10.2004 um 16.34
Frau Philburn, Sie irren sich, wenn Sie annehmen, dass in der neuen RS Eszett durch ss ersetzt wird. Es ist genau andersherum*, in der alten Rechtschreibung wurde am Silbenschluss ss durch Eszett ersetzt. Und das Ganze nur beim Buchstaben s. Andere Buchstaben können bekanntlich ganz ohne „Verdruß“ am Wortende und vor Konsonanten vorkommen.
Wie Herr Fleischhauer schon richtig sagte, habe ich nicht behauptet, dass die neue ss/ß-Schreibung grandios ist. Sie beseitigt lediglich eine Ausnahmeregel und ist somit eine kleine Schreib-Erleichterung.
Herr Malorny, die Regeln zur schriftlichen Wiedergabe des s-Lauts sind nicht einfach, das habe ich nie behauptet. Mir ist völlig klar, dass man mit der einfachen Umlerner-Regel „schreibe ss nach kurzem Vokal“ nicht weit kommt (Ergebnis, das …). Die alten Regeln waren keinen Deut einfacher, sondern ein kleines bisschen schwerer.
Die Frage ist also letztendlich, ob man der „Logik“ (Fluss, Flüsse; Fuß, Füße) und Phonetik (Paß – Maß; groß, goß – Fuß, Fluß; das ist nicht sehr phonetisch) oder der Ästhetik einiger weniger Wörter (Mißstand, Nußschale) den Vorzug geben sollte.
Ich habe nicht geschrieben, dass ich bei den abgeschafften Unterscheidungsschreibungen dreimal nachlesen musste, um aus dem Kontext das Gemeinte zu erkennen. Es ist in allen mir bisher untergekommenen Fällen sofort klar gewesen. Deshalb betrachte ich die alte Unterscheidung z. B. von stehen bleiben und stehenbleiben als nutzlos. Eine relativ große Schreib-Erleichterung, wenn man noch Ausnahmen wie baden gehen und fallenlassen beachten muss, ohne eine Leseerschwernis in Kauf nehmen zu müssen.
Herr Dräger, ich bewundere, dass sie nie im Wörterbuch nachschlagen müssen. Angesichts unzähliger mir völlig willkürlich vorkommender Schreibweisen (andersherum, verkehrt herum; *das musste ich nachschlagen), ist das eine ernorme Leistung – zu der aber die wenigsten in der Lage sein werden. Ich war – ohne angeben zu wollen – in meiner Klasse in Diktaten immer einer der besten Schüler. Dennoch käme es mir nicht in den Sinn, zu behaupten, die komplizierte Zusammen- und Getrenntschreibung völlig zu beherrschen. Weder die alte noch die neue.
Ich wollte ja auch nur klar machen, dass die neue Rechtschreibung keine Katastrophe ist, wie manche meinen. Sie ist genauso wenig perfekt wie die alte. Ich halte die neue aber für eine kleine Erleichterung für kommende Schülergenerationen. Ob sich der Aufwand dafür allerdings gelohnt hat, wage ich zu bezweifeln.
Viele Grüße
Kurt
(seien Sie bei meinem Nickname nachsichtig; was einem 15-Jährigen halt so einfällt)
eingetragen von Monika Chinwuba am 09.10.2004 um 16.08
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Georg Zemanek
für eine systematische Verhaltensweise, die wir an einem System von außen erkennen (Regel infolge Verhaltens). .. Für die natürliche Sprache kann man so gut wie keine Regel aufstellen, man kann nur ihre Regelhaftigkeit beschreiben.
eingetragen von Klaus Malorny am 09.10.2004 um 15.17
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Daß uns das Heysesche ss besonders "phonetisch" vorkommt, ist kein Wunder. Das Phonetische bei Tüll, schwimm! nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr, weil es völlig normal ist. (Im Englischen ist das ganz anders: to tip, tipping.) An jenes phonetische Prinzip werden wir bei Heyse immer wieder unsanft erinnert. Deshalb sagen wir uns, da kann etwas nicht stimmen, verleugnen alle Phonetik, glauben daß die Adelungsche Schreibung "ursprünglicher" ist. Alles Einbildung!
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2004 um 15.15
As und Plus sind letztlich lateinische Wörter, deren Ungleichbehandlung in der „Reform“ völlig willkürlich ist. Wie so oft in diesem Zusammenhang ist die Unterscheidungsschreibung „Aas“ nun sinnlos und könnte analog wie „Mus“ vereinfacht werden. Man sieht: ein „systematisierender“ Eingriff hier erzeugt Unlogik anderswo.
Im übrigen nervt die fortdauernd aufgewärmte ss-Diskussion. Wem Tradition und Lesefreundlichkeit als Grund für die Beibehaltung der bisherigen Regelung nicht genügen, der läßt sich auch nicht durch andere Gründe beeindrucken – noch nicht einmal durch die geringere Fehleranfälligkeit. Da Herr Fleischhauer offensichtlich kein ihn überzeugendes Argument gegen Heyse gefunden hat, müssen wir wohl annehmen, daß es ein solches nicht gibt und sollten das nicht noch weiter nutzlos breittreten.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von margel am 09.10.2004 um 15.13
Sehr geehrter Herr Zemanek, Sie haben noch einmal in klaren, knappen Worten dargelegt, wie Orthographie entsteht und funktioniert. Vielen Dank! Die fundamentale Verkennung dieser Tatsachen ist der Geburtsfehler der Reform. Darum wird diese auf falschen Voraussetzungen gegründete, dogmatische Glaubenslehre sich auch nicht behaupten können. Wenn nicht mit einem Schlage, wie manche es gehofft hatten, so doch im Laufe der Zeit wird die reformierte Schreibung aufgrund der ihr innewohnenden Sprachwidrigkeit absterben, allen staatlichen Machtspielen zum Trotz. Die Gegner und Kritiker können und müssen also abwarten und natürlich trotzdem den Finger immer wieder in die Wunde legen. Prof. Jochems hat es ja auch noch einmal ausgesprochen. - Vergl.auch die Einleitung zum "Kritischen Kommentar" von Th. Ickler.
eingetragen von Klaus Malorny am 09.10.2004 um 15.05
Zitat:Ja, Sie haben recht. Die neue Regelung ist für Altschreiber genauso einfach zu beherrschen wie die alte. Nur hat sie Nebenwirkungen, sowohl bekannte -- schlechte Lesbarkeit -- als auch neue -- mehr Schreibfehler in der Schule --, wie auch Prof. Marx festgestellt hat.
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer Und: Das neue ß ist sehr leicht zu handhaben, wie wir alle wissen. Es gibt hier keinen, der es nicht beherrscht.
eingetragen von Christoph Kukulies am 09.10.2004 um 14.20
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Daß uns das Heysesche ss besonders "phonetisch" vorkommt, ist kein Wunder. Das Phonetische bei Tüll, schwimm! nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr, weil es völlig normal ist. (Im Englischen ist das ganz anders: to tip, tipping.) An jenes phonetische Prinzip werden wir bei Heyse immer wieder unsanft erinnert. Deshalb sagen wir uns, da kann etwas nicht stimmen, verleugnen alle Phonetik, glauben daß die Adelungsche Schreibung "ursprünglicher" ist. Alles Einbildung!
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 09.10.2004 um 14.07
Das Aß der Wirtschaftswissenschaft erwarte ein Pluß bei der Wirtschaftsentwicklung.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2004 um 14.04
... das Ass der Wirtschaftswissenschaft erwarte ein Pluss bei der Wirtschaftsentwicklung.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 09.10.2004 um 13.58
Daß uns das Heysesche ss besonders "phonetisch" vorkommt, ist kein Wunder. Das Phonetische bei Tüll, schwimm! nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr, weil es völlig normal ist. (Im Englischen ist das ganz anders: to tip, tipping.) An jenes phonetische Prinzip werden wir bei Heyse immer wieder unsanft erinnert. Deshalb sagen wir uns, da kann etwas nicht stimmen, verleugnen alle Phonetik, glauben daß die Adelungsche Schreibung "ursprünglicher" ist. Alles Einbildung!
eingetragen von Georg Zemanek am 09.10.2004 um 13.47
Auch das, was Erwachsene als Intuition oder Sprachgefühl empfinden, wurde erlernt. Es ist keineswegs Zufall, daß man in genau dem gleichen Alter, da man die letzten Fehler beim Konjugieren hinter sich läßt, Sprachstruktur und Rechtschreiben lernt. Im 3. Schuljahr kommen noch Fehler wie laufen - laufte vor. Nach der Korrektur kommt dann gelegentlich raufen - rief. Aber zum Ende des 3. Schuljahres sind alle diese Schwierigkeiten weg. Auch Deklinationen, Diminuitivbildung, Mehrzahlbldung und was wir im Deutschen noch alles an unliebsamen Überraschungen für Ausländer bereithalten, beherrscht der durchschnittliche Grundschulabsolvent.
Das vergleichsweise lächerliche Bißchen Schreibregeln hat man in genau dieser Zeit so gut wie nebenbei erlernt. Und die meisten Regeln, die man solcherart lernt, werden nicht memoriert wie ein Gedicht, sondern internalisiert im neuronalen Netz Gehirn, sie werden quasi Bestandteil der mühelosen Verhaltensschemata - genau wie Nasenbohren, wenn man es sich nicht von Anfang an abgewöhnt.
Die Regeln aus dem Duden und die vielen Eselsbrücken, an die man sich aus der Schulzeit erinnert, ergänzen allenfalls das, was man als Sprachgefühl aus der Kindheit ins Erwachsenenalter rettet. Oder woher sonst weiß man, daß es ein Unterschied ist, ob man das Verkehrsschild umfahren und den Polizisten umgefahren hat oder stattdesen das Verkehrsschild umgefahren und den Polizisten umfahren?
Die Regeln kann kaum einer formulieren, aber (fast) alle verwenden sie richtig. Wenn man das mal richtig abschätzt, dann kann es für die paar Generationen, die jetzt neue Schreibung erlernen mußten, nicht all zu schwer sein, die Regeln der konventionellen Schreibweise systematisch zu integrieren. Es dürfte nicht sehr viele geben, die in reinrassig reformierter Umgebung aufgewachsen sind, und nur die kennen keine Beispiele für konventionelle Schreibung. Unterstützung für solche Fälle zu bieten wäre eine für die Schule typische Aufgabe.
Regeln des Sprachgefühls kann niemand formulieren, weil sie nicht Regeln im Sinne eines Gesetzeswerkes sind. Abstrakt formulierte Regeln, die ein Computer befolgen kann, können recht beeindruckend wirken: wer erinnert sich an Eliza von Joe Weizenbaum? Aber sie können das Sprachgefühl nur näherungsweise simulieren, nicht ersetzen.
Leider verwenden wir das gleiche Wort Regel für eine Vorschrift, nach der z.B. auch ein Computer sein regelhaftes Verhalten richten kann (Regel vor Verhalten), und für eine systematische Verhaltensweise, die wir an einem System von außen erkennen (Regel infolge Verhaltens). Letztere hieße besser Regelhaftigkeit. Für die natürliche Sprache kann man so gut wie keine Regel aufstellen, man kann nur ihre Regelhaftigkeit beschreiben.
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 09.10.2004 um 13.32
MasterProppa hat - im Gegensatz zu vielen, die jetzt lauthals ihr Gewissen beruhigen müssen - nicht behauptet, daß die neue ss-Regelung grandios ist. Er sagt allerdings, daß es keine linguistischen Gründe für das alte ß gibt. Das ist etwas kraß formuliert, doch er hat recht damit, daß es überwiegend um Ästhetik geht. Und: Das neue ß ist sehr leicht zu handhaben, wie wir alle wissen. Es gibt hier keinen, der es nicht beherrscht.
eingetragen von Klaus Eicheler am 09.10.2004 um 11.38
Regeln? Die Anwendung korrekt geschriebener deutscher Sprache ist, bei ausreichender Übung, rein intuitiv. An ein paar Stellen, an denen ein Zweifel aufkommen mag, schaue ich in den Duden. Zum Thema ss/ß kann ich mich nicht erinnern, jemals in den Duden geschaut zu haben, so klar ist mir die Schreibweise.
Als ich in der Führerscheinprüfung war, habe ich vor jeder Handbewegung – sorgsam, fast ängstlich – einen ganzen Regelkatalog Revue passieren lassen. Heute komme ich völlig verkehrsregelkonform an mein Ziel, ohne mich auch nur mit einem einzigen bewußten Gedanken an Verkehrsregeln vom Fahren abzulenken.
Die Vereinfachung von Verkehrsregeln für Fahrschüler bringt dem fließenden Verkehr insgesamt nur Nachteile, sobald der Vorteilsfunke innerhalb der Führerscheinprüfung vorbei ist.
__________________
Klaus Eicheler
eingetragen von Klaus Malorny am 09.10.2004 um 11.22
Sehr geehrter Herr Fleischhauer,
wie offenbar MasterProppa/Kurt auch, sehen die meisten Reformbefürworter in der neuen "SS"-Schreibung DIE Errungenschaft schlechthin. Mich, als Laie, interessiert zutiefst, was daran so grandios sein soll. Es wird ja nicht die Tatsache gemeint sein, daß nach den neuen Regeln ein SS am Wortende oder vor einem Konsonanten innerhalb des Teilwortes nicht mehr zum "ß" mutiert, oder? Ich habe bislang noch niemanden gefunden, der mir mein Rätsel löst. Können SIE es?
Genauso wenig, wie ich die "alten" Regeln anzugeben brauche, braucht MasterProppa/Kurt dies auch nicht zu tun, wenn er der Aussage zuvor (über die angeblich nun ganz einfache Handhabung) nicht zustimmt.
mfg.
Klaus Malorny
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.10.2004 um 10.35
Das braucht er auch nicht.
Stephan Fleischhauer schrieb:
Herr Malorny ist mit Sicherheit nicht dazu in der Lage, die Regeln für die bisherige ß-Schreibung anzugeben.
Das braucht sie auch nicht. Keiner braucht künstliche Regeln zu kennen.
Auch Frau Philburn kennt die Regeln nicht.
[1] Nein, das brauchen wir nicht. An der Intuition ist wichtig, daß sie funktioniert und nicht gestört wird. Es wäre überaus mühsam und außerdem nicht gut, Pferde so umzudressieren, daß sie bei Zügelzug nach rechts sich nach links wenden sollen. Vergleichbares jedoch machen die „Reformer“: Sie haben angefangen, Sprache unlernbar zu machen, indem sie die wichtige, intuitiv erfaßbare Regeln beiseite geschafft haben.
Es geht darum, den Sprachteilhabern ihre eigenen Intuitionen begreifbar zu machen. [1] In unseren vielen Bemühungen, Strategien und Argumentationslisten zu entwickeln, ist dieser Punkt notorisch ausgespart worden. [2]
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 09.10.2004 um 09.28
Ob man nun ß in gewissen Fällen als Einzelbuchstabe betrachtet oder nicht, ist ziemlich unwichtig. Selbst im Ickler herrscht hier Verwirrung (s. § 2(2)). Herr Malorny ist mit Sicherheit nicht dazu in der Lage, die Regeln für die bisherige ß-Schreibung anzugeben. Er sollte sich aber darum bemühen, und die Icklersche Darstellung mag ihm als Hilfe dienen. Die Frage, die er Kurt alias MasterProppa zu stellen beabsichtigt, wird sich dann wohl erübrigen. Auch Frau Philburn kennt die Regeln nicht. Man muß es diesem Forum nachsehen, denn es gab nie eine nennenswerte Aufklärung durch die hiesigen Sprachwissenschaftler. Wäre toll, wenn MasterProppa hier seine reinigende Wirkung entfalten könnte.
Für die meisten Deutschen ist die bisherige Rechtschreibung gleichbedeutend mit ihrer Darstellung im Duden. Wenn Herr Ickler nicht wäre - und wenn er nicht monatelang sein Wörterbuch gegen sehr viel Widerstand von uns verteidigt hätte -, ja, dann könnten wir uns jetzt von dieser Auffassung der dummen Masse gar nicht distanzieren. (Was wären wir eigentlich ohne Ickler? Das würde mich einmal ernsthaft interessieren.) Herr Malorny empfiehlt die Peilsche Wörterliste (eine Gegenüberstellung bisheriger und reformierter Schreibweisen anhand ausgesuchter Beispiele). Als ich zur Zeit der Schleswig-Holsteinischen Volksinitiative eher zufällig an die Unterschriftenstände geraten bin, wurde diese Liste massenweise verteilt. Ich habe sie nie ernstgenommen, weil sie ganz offensichtlich tendenziös war. Mir kamen mehr Fragen als Antworten, zudem fand die unredliche Methodik widerwärtig. Als mir später das Heftchen "Die Rechtschreibreform auf dem Prüfstand" (eine Kurzfassung des Icklerschen Schildbürger-Buchs) in die Hand fiel, war ich wenig später ein erklärter Reformgegner.
Erst durch die Umstellung der Zeitungen sind die Auswirkungen der Reform (in der reduzierten dpa-Version) außerhalb der Schulen wahrnehmbar geworden. Damit wurde die Peilsche Liste überflüssig. Dem feinfühligen Leser muß die neue Groß- und Kleinschreibung als ziemlich grob erscheinen. Es ist aber gar nicht leicht, die eigentliche Funktion der GKS auf den Punkt zu bringen. Ich erinnere nur an die langwierigen Streitereien zum Thema "Textgegenstand". Wenn wir eine Wirkung auf Politiker, Verleger usw. erzielen wollen, müssen wir versuchen, ihnen dieses Prinzip der GKS zu vermitteln. Das ist ungeheuer schwierig und eine echte Herausforderung. Es geht darum, den Sprachteilhabern ihre eigenen Intuitionen begreifbar zu machen. In unseren vielen Bemühungen, Strategien und Argumentationslisten zu entwickeln, ist dieser Punkt notorisch ausgespart worden.
Zur Fremdwortschreibung: Wulff irrt, wenn er meint, daß Ketchup und Restaurant zukünftig als Fehler angestrichen werden muß. Aber auch MasterProppa irrt: Der "Tipp", der uns auf jeder Seite begegnet, ist gemäß Reform das einzig Erlaubte. Auch die viel sinnvollere bisherige Regelung der Groß- und Kleinscheibung von mehrteiligen substantivischen Fremdwörtern ist nicht mehr zulässig. Allerdings macht MasterProppa darauf aufmerksam, daß kein Schulbuch(oder Zeitungs)verleger je dazu gezwungen war, die jeweils dümmste Schreibung des Refrormwerks zu übernehmen. Es gab hier durchaus einen (wenn auch geringen) demokratischen Spielraum.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.10.2004 um 07.53
Zitat:HA HA HA HA HA :-) :-) :-) :-)
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Kurt, falls Du ein Auto hast: Du könntest auch aus einem der Reifen die Luft rauslassen, sogar ganz. Und Du wirst sehen: Dein Auto fährt immer noch!
eingetragen von Matthias Dräger am 09.10.2004 um 07.07
Zitat:Sehr geehrter Kurt,
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Getrennt- und Zusammenschreibung
Dafür braucht man nach alter wie neuer Rechtschreibung einen Duden zur Hand.
eingetragen von Klaus Malorny am 08.10.2004 um 22.31
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Guten Abend!
Zuletzt habe ich im Alter von 15 Jahren in dieses Forum geschrieben und mich darüber gewundert, dass Sie sich so vehement gegen die Rechtschreibreform wehren. Jetzt – 6 Jahre später und sie kämpfen immer noch verbittert – möchte ich mal meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung zum Besten geben – als ehemaliger Schüler, der beide Schreibungen in der Schule kennen gelernt hat und von alt auf neu umlernen musste. Ich hoffe, man darf sich in diesem Forum auch positiv zur Rechtschreibreform äußern.
Zitat:Ah ha. Zuerst möchte ich Sie darauf hinweisen, daß das "ß" auch weiterhin kein eigener Buchstabe ist. Warum sollte er sonst bei reiner Großschreibung in ein SS umgewandelt werden? Das ist doch nicht ganz logisch, oder?
Die neue ss/ß-Regel.
Jeder, der sich ernsthaft mit der neuen Rechtschreibung auseinander gesetzt hat, bringt der neuen Regel Anerkennung entgegen. Das ist verständlich, denn sie beendet die verwirrende Zwitterfunktion des Eszetts. Das Eszett ist jetzt „nur“ noch ein eigener Buchstabe, keine Variante von ss mehr. Die Behauptung, man müsse die alte ss/ß-Regel kennen, um die neue anwenden zu können, ist völliger Blödsinn. Die neue Regel ist nachvollziehbar, wenn man einmal verstanden hat, wie das mit den Doppelkonsonanten funktioniert. Können, kann, konnte, könnte – müssen, muss, musste, müsste.
Ich glaube, kein ernst zu nehmender Linguist wird behaupten, dass irgendetwas sprachwissenschaftlich Begründetes für die alte Regel spricht. Höchstens ästhetische Vorzüge mag sie für den einen oder anderen haben – aber das ist alles Gewöhnungssache.
Zitat:Hmm, mit der Argumentationsweise könnte ich sagen: "Es gibt einige Autofahrer, die nicht blinken. Daher ist es besser, das Blinken abzuschaffen. Es ist mir auch noch nie vorgekommen, daß ich letztendlich nicht gesehen habe, wohin das Auto gefahren ist."
Aufhebung vieler Unterscheidungsschreibungen
Eine der besten Änderungen sind meiner Meinung nach die Aufhebungen der Unterscheidungsschreibungen zwischen wörtlich und im übertragenden Sinn gemeinter Varianten (sitzenbleiben, stehenbleiben). Das hat sowieso nicht funktioniert (baden gehen, fallenlassen), und deshalb ist es nur konsequent diese Differenzierungen fallen zu lassen. Ich lese seit Jahren Bücher, Zeitschriften und die Tageszeitung in neuer Orthographie, und mir ist es noch nie untergekommen, dass aus dem Kontext nicht klar wurde, was genau gemeint war.
Zitat:Wenn Sie sich die Wörterliste von Stephanus Peil auf diesen Seiten anschauen, werden sie erkennen müssen, daß hier absolut nichts intuitiv nachvollziehbar ist. Im Gegenteil werden durch die Reform noch Großschreibungen eingeführt, bei denen das entsprechende Wort weder ein Substantiv ist noch substantivisch verwendet wird.
Vermehrte Großschreibung
Da ich nicht vom Fach bin, kann ich schlecht beurteilen, was man als Substantiv auffassen muss und was nicht. Jedenfalls heißt es schon in alter Rechtschreibung „ein großes Ganzes“, während es in der Wendung „im großen und ganzen“ plötzlich kleingeschrieben werden soll. Wie gesagt, ich bin kein Linguist, aber richtig schreiben sollen auch Nichtlinguisten können, und die neue Groß- und Kleinschreibung ist intuitiv nachvollziehbar.
Zitat:Auch hier sollten Sie mal ganz unvoreingenommen und unaufgeregt in die oben erwähnte Wörterliste und in die Regelwerke schauen. Waren vielleicht die Regeln der alten Rechtschreibung diesbezüglich schwierig, sind sie jetzt absolut undurchschaubar geworden, insbesondere durch die jüngste Pfuscherei.
Getrennt- und Zusammenschreibung
Dafür braucht man nach alter wie neuer Rechtschreibung einen Duden zur Hand. Grundsätzlich halte ich aber den Ansatz, keine unzähligen Einzelfestlegungen zu machen, sondern stattdessen Regeln für die Zusammen- und Getrenntschreibung einzuführen, für richtig.
Viele Änderungen sind auf den ersten Blick sinnvoll (wie viel, gut bezahlt), manche gewöhnungsbedürftig (fertig stellen, selbst gemacht).
Es wurde auf diesem Gebiet zuletzt vieles liberalisiert, was ich sehr begrüße. Ob nun jemand „weit reichend“ oder „weitreichend“ schreibt, ist doch völlig egal. Es ist beides gleich gut verständlich.
Zitat:Sie werden hier im Forum keinen finden, der nicht der Auffassung ist, daß die deutsche Sprache lebt. Es ist aber ein Unterschied, ob man Schreibweisen "legalisiert", die schon über Jahre oder Jahrzehnte in Gebrauch sind, oder ob man, so wie die Reformer, am grünen Tisch Schreibweisen ausdenkt, sie zu bevorzugten Version bestimmt, und, im schlimmsten Fall, die etablierten Schreibweisen dann einfach verbietet. Letzeres ist unerhört und hat mit Sprachpflege und "lebendiger Sprache" absolut nichts zu tun.
Fremdworteindeutschung
Braucht man nicht groß drüber zu diskutieren. Ob der Duden nun Majonäse, Büro, Kautsch, Scheff oder sonst was vorschlägt, oder ob jemand anderes Portmonee, Ketschup und Fantasie vorschlägt – manches wird angenommen und setzt sich durch (Büro, Majonäse, Fantasie) und manches wird eben nach einiger Zeit wieder aus dem Duden gestrichen. Das ist ein guter Weg.
Etymologie, „Volksetymologie“
Die Änderungen auf diesem Gebiet halte ich teilweise für schlecht (schnäuzen, gräulich), teilweise für gut (überschwänglich, Tollpatsch). Dass der Tollpatsch nicht toll ist, ist auch so klar. Das Tollhaus hat auch nichts Tolles an sich.
Zitat:
Vielleicht sollten Sie einfach etwas lockerer mit diesem Thema umgehen. So schlecht ist die neue Rechtschreibung gar nicht.
Zitat:Bescheiden, in der Tat, da Sie keine neuen Argumente vorbringen.
Ich hoffe, dass hier auch ein Nichtlinguist und noch dazu Reformbefürworter seinen bescheidenen Senf dazugeben darf.
Zitat:mfg.
In diesem Sinne, viele Grüße
Kurt
eingetragen von Elke Philburn am 08.10.2004 um 20.41
Wie alle Reformbefürworter irrt Kurt sich mehrfach.
1. Das Eszett war schon immer ein Buchstabe für sich - siehe "daß".
2. Die vermeintliche Leichtigkeit, mit der Erwachsene die neue s-Schreibung erlernen, beruht darauf, daß sie die alte bereits beherrschen - also bereits wissen, wo ein Eszett steht. Dieses wird bei Kurzvokal durch Doppel-s ersetzt, und mehr ist nicht nötig. Es wird aber vergessen, daß ein Kind über dieses Vorwissen nicht verfügt. Die Anwendung der Vokalregel würde beim Neulernen zu Fehlern führen.
3. Wie so viele Reformbefürworter bezieht sich Kurt nicht auf die Schreibpraxis vor der Reform, wenn er die angeblichen "Schwierigkeiten" moniert, sondern auf die Duden-Regeln. Es wird also so getan, als seien Schreibpraxis und Duden-Regeln ein und dasselbe gewesen, was natürlich nicht stimmt.
4. Kurt sitzt dem Irrtum auf, man könne doch einfach ein paar neuerfundene Varianten hineinstreuen, und irgendwann werde sich herausstellen, welche davon angenommen werde und welche nicht. Tatsache ist, wenn die Schulen "Portmonee" lehren, die Zeitungen (auch die "umgestellten") dagegen "Portemonnaie" schreiben, haben wir unterschiedliche Standards. Und die können auf unbegrenzte Zeit nebeneinander existieren. Überhaupt ist das Erfinden von Schreibvarianten ein höchst zweifelhaftes Vorgehen, das durch keinerlei Zweckerfüllung gerechtfertigt ist, dafür aber erheblichen Schaden an der Einheitlichkeit der Orthographie anrichten kann.
– geändert durch Elke Philburn am 09.10.2004, 01.48 –
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 08.10.2004 um 20.03
Dieser Tonfall ist für Herrn Markner ganz normal. Dafür schätzen wir ihn alle. Kurz und schmerzhaft!
Die Argumentation von MasterProppa ist ganz beachtlich. Vielleicht mag es deshalb mit ihm keiner aufnehmen. Gerade zu den beiden Themen, in denen er Zurückhaltung übt (Groß-/Kleischreibung und Zusammen-/Getrenntschreibung) ist natürlich sehr viel zu sagen. Habe leider jetzt keine Zeit. Vielleicht später.
eingetragen von Monika Chinwuba am 08.10.2004 um 19.29
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Wenn Sie in sechs Jahren neue Erkenntnisse haben, können Sie sich dann ja wieder melden. Bis dahin adieu !
eingetragen von Reinhard Markner am 08.10.2004 um 18.20
Wenn Sie in sechs Jahren neue Erkenntnisse haben, können Sie sich dann ja wieder melden. Bis dahin adieu !
eingetragen von MasterProppa am 08.10.2004 um 17.42
Guten Abend!
Zuletzt habe ich im Alter von 15 Jahren in dieses Forum geschrieben und mich darüber gewundert, dass Sie sich so vehement gegen die Rechtschreibreform wehren. Jetzt – 6 Jahre später und sie kämpfen immer noch verbittert – möchte ich mal meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung zum Besten geben – als ehemaliger Schüler, der beide Schreibungen in der Schule kennen gelernt hat und von alt auf neu umlernen musste. Ich hoffe, man darf sich in diesem Forum auch positiv zur Rechtschreibreform äußern.
Die neue ss/ß-Regel.
Jeder, der sich ernsthaft mit der neuen Rechtschreibung auseinander gesetzt hat, bringt der neuen Regel Anerkennung entgegen. Das ist verständlich, denn sie beendet die verwirrende Zwitterfunktion des Eszetts. Das Eszett ist jetzt „nur“ noch ein eigener Buchstabe, keine Variante von ss mehr. Die Behauptung, man müsse die alte ss/ß-Regel kennen, um die neue anwenden zu können, ist völliger Blödsinn. Die neue Regel ist nachvollziehbar, wenn man einmal verstanden hat, wie das mit den Doppelkonsonanten funktioniert. Können, kann, konnte, könnte – müssen, muss, musste, müsste.
Ich glaube, kein ernst zu nehmender Linguist wird behaupten, dass irgendetwas sprachwissenschaftlich Begründetes für die alte Regel spricht. Höchstens ästhetische Vorzüge mag sie für den einen oder anderen haben – aber das ist alles Gewöhnungssache.
Aufhebung vieler Unterscheidungsschreibungen
Eine der besten Änderungen sind meiner Meinung nach die Aufhebungen der Unterscheidungsschreibungen zwischen wörtlich und im übertragenden Sinn gemeinter Varianten (sitzenbleiben, stehenbleiben). Das hat sowieso nicht funktioniert (baden gehen, fallenlassen), und deshalb ist es nur konsequent diese Differenzierungen fallen zu lassen. Ich lese seit Jahren Bücher, Zeitschriften und die Tageszeitung in neuer Orthographie, und mir ist es noch nie untergekommen, dass aus dem Kontext nicht klar wurde, was genau gemeint war.
Vermehrte Großschreibung
Da ich nicht vom Fach bin, kann ich schlecht beurteilen, was man als Substantiv auffassen muss und was nicht. Jedenfalls heißt es schon in alter Rechtschreibung „ein großes Ganzes“, während es in der Wendung „im großen und ganzen“ plötzlich kleingeschrieben werden soll. Wie gesagt, ich bin kein Linguist, aber richtig schreiben sollen auch Nichtlinguisten können, und die neue Groß- und Kleinschreibung ist intuitiv nachvollziehbar.
Getrennt- und Zusammenschreibung
Dafür braucht man nach alter wie neuer Rechtschreibung einen Duden zur Hand. Grundsätzlich halte ich aber den Ansatz, keine unzähligen Einzelfestlegungen zu machen, sondern stattdessen Regeln für die Zusammen- und Getrenntschreibung einzuführen, für richtig.
Viele Änderungen sind auf den ersten Blick sinnvoll (wie viel, gut bezahlt), manche gewöhnungsbedürftig (fertig stellen, selbst gemacht).
Es wurde auf diesem Gebiet zuletzt vieles liberalisiert, was ich sehr begrüße. Ob nun jemand „weit reichend“ oder „weitreichend“ schreibt, ist doch völlig egal. Es ist beides gleich gut verständlich.
Fremdworteindeutschung
Braucht man nicht groß drüber zu diskutieren. Ob der Duden nun Majonäse, Büro, Kautsch, Scheff oder sonst was vorschlägt, oder ob jemand anderes Portmonee, Ketschup und Fantasie vorschlägt – manches wird angenommen und setzt sich durch (Büro, Majonäse, Fantasie) und manches wird eben nach einiger Zeit wieder aus dem Duden gestrichen. Das ist ein guter Weg.
Etymologie, „Volksetymologie“
Die Änderungen auf diesem Gebiet halte ich teilweise für schlecht (schnäuzen, gräulich), teilweise für gut (überschwänglich, Tollpatsch). Dass der Tollpatsch nicht toll ist, ist auch so klar. Das Tollhaus hat auch nichts Tolles an sich.
Vielleicht sollten Sie einfach etwas lockerer mit diesem Thema umgehen. So schlecht ist die neue Rechtschreibung gar nicht.
Ich hoffe, dass hier auch ein Nichtlinguist und noch dazu Reformbefürworter seinen bescheidenen Senf dazugeben darf.
In diesem Sinne, viele Grüße
Kurt
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
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