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eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.07.2018 um 08.34

Der Autor Akif Pirinçci, aufgrund mißverstandener Äußerungen aus dem Buchvertrieb verbannt, schreibt in ungepflegter Wortwahl, aber gepflegter deutscher Rechtschreibung über ein Projekt meines Lieblings-Anal-fabeten-Magazins von Spiegel Online:

WÖRTERBUCH DES REINEN SCHWACHSINNS

... Schließlich einigte man sich auf den Namen BENTO für das neue Online-Magazin, was aus dem Japanischen stammt und etwa so viel bedeutet wie “japanische Fotze”. Und noch eins wurde damals beschlossen. Die Säufer schworen sich, mindestens die Hälfte des Inhalts dieser Jugend-Verarsche dem Gegen-Rechts-Gedöns zu widmen, da sie völlig richtig davon ausgingen, daß, wer sich als junger Mensch so eine Mega-Scheiße antut, schon einen irreversiblen Hirnschaden haben muß und sogar glauben würde, Angela Merkel sei ein Mensch und nicht das Paarungsendprodukt von Alien und Predator, wie alle normalen Leute längst wissen.

Man richtete auf der Seite sodann ein “AfD-Wörterbuch” ein, mit dem ein Geschwätzwissenschaftler namens Robert Feustel betreut wurde, der bereits den ganzen Duden durchgegangen war und festgestellt hatte, daß jedes deutsche Wort von den Nazis stammt, auch “der”, “die”, “das” und “Mittelohrentzündung”...

Als wir noch Kinder waren, hatten wir einen unschlagbaren Humor. Wir drückten unseren Freunden ständig einen Zettel in die Hand, auf dem geschrieben stand “Wer das liest, ist doof”. Heute in unserer fortgeschrittenen Zeit, braucht man nicht einmal so einen Zettel. Man fordert die jungen Leute einfach auf, die Bento-Seite zu besuchen.

der-kleine-akif.de 12.7.2018
Über „bento” hatte ich mich schon des öfteren ausgelassen, u.a.:
8.10.2015, 19.2.16, 17.8.16, 11.5.17, 16.2.18, 3.4.18.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.05.2013 um 07.28

ABSCHLUSSARBEITEN
Schriftliche Prüfungen für die Haupt- und Realschüler

...Für die drei Prüfungsfächer sind in beiden Schulzweigen fachspezifische Regelungen festgeschrieben. So ist zum Beispiel im Fach Deutsch die Benutzung eines Wörterbuches der deutschen Rechtschreibung auf dem Stand der letzten Rechtschreibreform von 2006 gestattet, die von der Schule in ausreichender Zahl bereitgestellt sein müssen.
buerstaedter-zeitung.de 16.5.13

Ich kann mich nicht erinnern, während meiner Schulzeit jemals die Benutzung eines „Duden“ gesehen oder empfohlen bekommen zu haben. Damals hatte man aber auch noch ein unreformiertes Sprachgefühl, um Erich Kästners „heißersehnte und heiß ersehnte Bratkartoffeln“ richtig erfassen zu können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.07.2012 um 13.09

Der KLUGE weiß Bescheid!
Vollständig umgestellt auf die neue amtliche Orthographie

Kluge, Friedrich
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Bearbeitet von Seebold, Elmar
Verlag : De Gruyter

Mit der 25. Auflage liegt das bewährte Nachschlagewerk jetzt
vollständig auf die neue amtliche Orthographie umgestellt vor.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.07.2012 um 10.04

Herbert Fussy hat wieder das "Österreichische Wörterbuch" aktualisiert.

… Dieses feierte kürzlich sein 60-Jahr-Jubiläum: Anfang 1950 kündigte das Unterrichtsministerium ein Nachschlagewerk an, das "den in Österreich gebräuchlichen Wortschatz enthält und für alle Fragen der Rechtschreibung, die erfahrungsgemäß in Schule, Amt oder Büro auftauchen, die passende Lösung findet". Es kam Ende 1951 heraus…

Die wohl stressintensivste Zeit seines Lebens war für Fussy, den man einen typisch barocken Österreicher nennen kann (im Denken wie in der Erscheinung), als es galt, das ÖWB dem mitunter unlogischen Regelwerk der Rechtschreibreform 2006 zu unterwerfen. Doch die Arbeit geht weiter: Hauptaugenmerk gilt nun der "Wortschatzerweiterung".
derstandard.at 6.7.2012

Nach ’45 wurde ja zunächst wieder „Österreichisch“ oder „Unterrichtssprache“ anstelle von „Deutsch“ an den Schulen gelehrt, weil der Versuch eines Österreichers, Deutschland an das Alpenland anzuschließen, gerade gescheitert war.


eingetragen von rrbth am 18.11.2007 um 18.58

In der mir vorliegenden Auflage vom September 2002 (Wahrig. Universalwörterbuch Rechtschreibung) gibt es diese Wörter (fast) alle (Rot-, Kauderwelsch, Welschkohl, -kraut, welsch (allerdings ohne die Bedeutung fremdländisch).
Welschland fehlt.

Nachtrag:
Ha, in unserem Haushalt steht zur Zeit noch ein Wahrig von 2006 (der mit dem Zehetmair-Vorwort). Dort gibt es zusätzlich noch das Welschkorn (Mais), die Welschschweizer und auch Welschland.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2007 um 13.48

Eine (nachzuprüfende) Bemerkung eines Anonymus „Tenor“ bei Spiegel online Zwiebelfisch:

Da mir öfter hier empfohlen wurde, doch bitte im Wahrig nachzusehen, habe ich mir die anscheinend nutzlose Ausgabe geleistet und den neuesten Wahrig angeschafft. Anscheinend nutzlos, denn dieser kennt weder ein Welsch, noch ein Rotwelsch. Auch kein Welschland oder irgendein damit verbundenes Wort.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2006 um 06.28

Die Verkündung der ausschließlichen Gültigkeit von „Diarrhö“ ist eine Anmaßung der Dummformer von 1996. Das griechische Wort lautet „diar‘roia“. In der Umschrift wird das ‘r als rh dargestellt, das oi als ö und die Endung a wie in „symmetria“ im bläßlichen deutschen Sprachgebrauch als e. Das griechische Original bleibt deutlich erkennbar.

Diarrhöe“ ist die klassische Schreibweise und findet sich sowohl bei Adelung um 1800 als auch bei Konrad Duden ab 1880. In meinem Duden 1961 wurde die Form „Diarrhoe“ hinzugefügt; 1986 steht dann zu „Diarrhö, Diarrhöe“ die Fußnote „In Übereinstimmung mit der Arbeitsgruppe für medizin. Literaturdokumentation in der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation und mit führenden Fachverlagen wurde die Form auf –oe zugunsten der Form auf –ö aufgegeben.

Es kann also nicht die Rede davon sein, daß die Mediziner, die ja immerhin Jahrhunderte hindurch mindestens das kleine Graekum haben mußten, den Gebrauch der Fachwortschreibung „Diarrhöe“ aufgegeben hätten. Für die Zielgruppe der „Rechtschreibreform“, die Wenigschreiber und Frühkläßler, ist es völlig wurscht, wie sie „Diaröh“ schreiben. „Durchfall“ oder „Dauerdurchfall“ wäre die bessere Alternative, wenn sie nicht ohnehin von der „Scheißerei“ sprechen.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.06.2006 um 03.35

Wer keinen „Warmduscher“ braucht, wer die dumme Augst & Zehetmair-Schreibe nicht will, findet beim Versandhaus Manufactum:

Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch.

Rechtschreibung, Grammatik, Stil, Worterklärungen, Aussprache, Geschichte des deutschen Wortschatzes. XLIV, 1219 Seiten, 16 x 23,5 cm, geb. mit Schutzumschlag.

Unreformiert – undeformiert.
Die Mehrzahl der Lesende und erst recht der Schreibenden verweigert sich der kultusministeriellen Deformierung der deutschen Rechtschreibung. Hier kommt, was sie am dringendsten brauchen: ein großes deutsches Wörterbuch in alter Schreibung. Lutz Mackensen, den man auch den Schatzmeister der deutschen Sprache nannte, hat mehr als vierzig Jahre seiner Arbeit diesem Wörterbuch gewidmet. Die völlig neu bearbeitete Ausgabe von 1986, die wir hier wieder vorlegen, bedeutet den Höhepunkt seines lexikalischen Schaffens. Mit etwa 300 000 Stichwörtern und Redewendungen, einer außergewöhnlichen Informationsfülle und -dichte und einer perfekten nutzerfreundlichen Gestaltung ist das Wörterbuch unentbehrlich für alle, denen privat wie beruflich der verantwortungsvolle Umgang mit ihrer Muttersprache wichtig ist und die deshalb an der bewährten Orthographie festhalten möchten.


Die gute alte Rechtschreibung für 24,80 Euro

http://www.manufactum.de/product/1405019/group/172932/dmc_mb3_search_pi1.pos/1/track_flash/0/Produktdetail.1773.0.html

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Fritz Koch am 15.08.2004 um 11.57

Laut Duden-Herkunftswörterbuch von 1989 kommt "Diwan" über franz. "divan", ital. "divano" aus türk. "divan" und ursprünglich aus persisch. "diwan" und von pers. "dabir" Schreiber, Sammlung beschriebener Blätter. (Aber die Perser schrieben nicht in lateinischen Buchstaben.) Und dann merkwürdigerweise "Letztere Bedeutung wurde bei uns durch Goethes 'Westöstlichen Diwan' (1819) bekannt." Wenn Goethe original "West-östlicher Divan" geschrieben hat, wurde das schon frühzeitig verfälscht, aber wann?


eingetragen von Reinhard Markner am 14.08.2004 um 22.12

West-östlicher Divan / Johann Wolfgang von Goethe. - Stuttgart : Cotta, 1819


eingetragen von Detlef Lindenthal am 14.08.2004 um 21.27

Prüflesen einer Examensarbeit; mir fällt auf:
West-östlicher Divan; schreibt man diese Gedichtesammlung Goethes so?

Also im Duden nachgesehen, 17. Auflage:
Westöstlicher Diwan
Duden, 18. Auflage, die „völlig neu bearbeitete":
ebenso.
Duden, 19., wiederum „völlig neu bearbeitete Auflage“
ebenso.
Duden _20 (schon wieder eine „völlig neu bearbeitete Auflage“):
ebenso.

Duden _21 (1996, auch diesmal „völlig neu bearbeitete Auflage“; die Zeichenfolge neu, Neu oder NEU findet sich 17mal auf dem Einband) nun mit einer äußerst genialen Variante:
................. West-
östlicher Diwan


Duden _22 (diesmal nun „völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage“):
............... Westöst-
licher Diwan


Duden _23 (ja, auch diesmal eine „völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage“):
............... der Westöst-
liche Diwan (Gedichtesammlung Goethes)

– was freilich ganz verunglückt ist, denn wenn es ein Buchtitel ist, wird Der groß geschrieben; andererseits heißt Goethes Buch nicht Der Westöstliche Diwan, sondern ohne Der, dafür mit r


Ickler _1 (2000) : wie Duden _17 ff.
Ickler _4 (2004) : ähnlich wie Duden _23, aber: „Gedichtesammlung v. Goethe“ – muß es nicht heißen: „Gedichtesammlung v. v. Goethe“?

Heyne (1996) hatte für Ickler _4 und Duden _23 die Vorlage geliefert:
Westöstliche Diwan, der, eine goethesche Gedichtesammlung

Bertelsmann (1996): nicht verzeichnet

Duden Schülerlexikon: nicht verzeichnet.

6bändiger Duden (Mannheim 1981):
nicht verzeichnet; dafür steht das Stichwort Westwind früher als das Stichwort Westentasche.

DDR-Duden, 16. Auflage, Leipzig 1974, schon etwas besser:
Westöstlicher Diwan ... (Goethe schrieb: West-östlicher Divan)

Buch.de, Libri.de, Amazon.de:
Dort finde ich 2 Bücher-Angebote
West-östlicher Diwan,
8 Angebote
Westöstlicher Divan,

12 Angebote
West-östlicher Divan.

Aber ich finde kein einziges Buch-Angebot
Westöstlicher Diwan.

Mithin beträgt die Trefferrate der Wörterbücher genau null Prozent; wenn jemand sich für seine Examensarbeit nach einem unserer Wörterbücher richtet, kann es für seine Prüfer so aussehen, als wenn er den West-östlichen Divan / Diwan noch nicht in der Hand gehabt hat; Bildung beweist sich hier in der Unabhängigkeit von Wörterbüchern.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2004 um 03.27

Gestern bei "Weltbild" gesehen: ein funkelnagelneues Rechtschreibwörterbuch, das "wieder sehen" nur getrennt zulassen will. Irgendwelche "Redaktionen" stellen irgendwelche Wörterbücher zusammen, was bei konsequentem Abschreiben in wenigen Tagen erledigt ist, und dann geht es ab in eine bestimmte Art von "Buchhandlungen".
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2004 um 21.00

Heute nachmittag im Bücherramschladen Wohlthat gesehen:
Wörterbuch der Rechtschreibung
Rasch nachschlagen
Richtig schreiben
Problemfälle meistern

Genehmigte Ausgabe 1999 für H+L Verlagsgesellschaft mbH 50667 Köln
320 Seiten

Zwischen „sputen“ und „Stuckateur“ gibt es nur die Wörter: Stahlroß > Stahlross; Stallaterne > Stalllaterne; Stammesbewußtsein> Stammesbewusstsein; steckenbleiben > stecken bleiben; steckenlassen > stecken lassen; Stiefographie > Stiefografie; Streitroß > Streitross; Strichcode > Strichkode; Stukkateur > Stuckateur. Im Duden nimmt das Fehlende das 40 [!] Spalten ein. Ich stolperte über ein fehlendes „stehen“ usw.

Selbst als Sonderposten zu 1,50 € ist das schon Betrug.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2004 um 06.36

Auf Anregung unseres Bildungsministeriums (s. Schreiben von Frau Böhrs) habe ich mir erstmals ein Billiglexikon für die neue Rechtschreibung gekauft:

Schulwörterbuch
2003 Trautwein Edition
genehmigte Sonderausgabe
© Compact Verlag München

Erste Lesefrüchtchen:

Al-Qaida [!]
anders denken
[Andersdenkende gibt es nicht]
auseinander.Beachte: mit Verben immer getrennt! auseinander fallen; sich auseinander setzen
E-cke
E-he
sich etwas zu Eigen machen
er war der Erste, der es wusste
das Erste,was ich mache
fürs Erste ist es genug
mein Erstes war mich hinzulegen
Ich hoffe, dass Sie die Arbeit fertig bringen, ..fertig stellen
Furcht erregend; Furcht einflößend
Grauen erregend, aber: äußerst grauenerregend
ein halb garer Braten; halblang, halb rechts; halblaut, halb tot;
Hand voll
Handbreit, aber das Regal ist eine Hand breit
hart gesotten; hart gekocht
hoch begabt; hochgebildet
Leidtragende
das wird dir leicht fallen
menschenverachtend
Metall verarbeitend
Not leidend
Es wird Not tun
Rad fahren, …Rad schlagen (aber: beratschlagen!)
der Kuchen ist selbst gebacken
jemandem Spinnefeind sein [!]
[vollenden gibt es nicht!]
sich voll laufen lassen
zeitraubend [!]
schwer wiegend auch: schwerwiegend

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2003 um 17.11

stv.[präs. ik kiek, du kickst/kiekst, he/se kickt/kiekt ... pp. keken/(käken)/kiekt]
kucken
(das soll jetzt Hochdeutsch sein!)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Reinhard Markner am 07.02.2003 um 10.36

Kucken ? Und ich dachte, das heißt kieken bzw. kijken.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2003 um 08.27

Gerade sehe ich im reformierten „neuen Sass" von Dr. Johannes Saß – „Plattdeutsches Wörterbuch" (Wachholtz 2002) – , daß es das Wort „gucken" nicht mehr gibt. Es wird nur noch „kucken" mit Ableitungen aufgeführt. Walter Kempowski will früher schon mitunter „kucken" geschrieben haben. Obwohl hier im Norden immer ein k-Anlaut gesprochen wird, habe ich es schriftlich noch nie gesehen – außer im mutmaßlich von Econ/Knopp („Jahrhundertkrieg") gefälschten Zitat aus einem Text von Oberleutnant Hans Peter Quaatz vom Deutschen Afrika-Korps: „... ich sagte: »Ach kucken Sie mal, da hinten eine Oase...«"

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Christian Melsa am 19.11.2002 um 06.44

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Was unser alter Freund "Florian Kranz" (wohl ein Pseudonym) damals so frohgemut niederschrieb, ist aus heutiger Sicht eine scharfe Verurteilung aller neueren Rechtschreibwörterbücher. Denn wir befinden uns zwar noch in der Übergangszeit, die bisherigen Schreibweisen werden aber fast nirgends mehr angegeben.
Wie meinen Sie das? In den beiden wichtigsten Wörterbüchern, Duden und Bertelsmann-Wahrig, sind auch in der neuesten Ausgabe die alten Schreibweisen offenbar überall noch angegeben. Oder ich habe zufällig nur die Ausnahmen erwischt beim stichprobenhaften Überprüfen.


eingetragen von Walter Wittkopp am 18.11.2002 um 23.10

Lieber Herr Reimers,
natürlich können Sie Ihre Beiträge berichtigen; sogar löschen können Sie sie:
klicken Sie unter Ihrem Beitrag auf „ändern“, das weitere* dürfte verständlich sein.
Zum Löschen klicken Sie ziemlich weit oben das Kästchen „löschen?“ an.



* Ja, ich weiß, lt. Duden _20 und _21 nur: Weitere; wat’n Quatsch!
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Walter Wittkopp


eingetragen von Martin Reimers am 18.11.2002 um 22.53

„Das Wort ist ein Sperling - wenn man es einmal losgelassen hat, kann man es nicht mehr zurückholen.“ (russisches Sprichwort)

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Martin Reimers


eingetragen von Christian Dörner am 18.11.2002 um 22.51

Also Fälle wie rau und dass.
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Christian Dörner


eingetragen von Martin Reimers am 18.11.2002 um 22.43

Vielen Dank, Herr Dörner. Das heißt also für Schüler, die sich, nichts Schlechtes ahnend, in Medienkompetenz üben, in gut zwei Jahren: „Wer so schreibt, kriegt ’ne Fünf.“ Ich denke, wir sollten diesen Umstand öfter ins Feld führen, wann immer wir auf den desolaten Zustand der Reform der Reform der Reform . . . zu sprechen kommen.

Übrigens - was heißt eigentlich LBZ ? Im Netz finde ich zunächst nur "Leitungsbau und Bohrtechnik Zwickau GmbH", später dann auch Landesbildungszentrum.

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Martin Reimers


eingetragen von Christian Dörner am 18.11.2002 um 22.08

Bis auf wenige Ausnahmen korrigiert Word fast nur die neuen LBZ-Vorgaben der Reformorthographie. Dazu noch Einzelfälle wie kennenlernen.
Wörter wie zufriedenstellend, nichtssagend, erfolgversprechend oder besorgniserregend läßt Word unangetastet. Die neue Zeichensetzung sowie die GKS-Regelungen versteht Word ohnehin nicht.
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Christian Dörner


eingetragen von Martin Reimers am 18.11.2002 um 21.50

Danke, Herr Wagner, jetzt weiß ich auf jeden Fall, wie ich das Ding loswerde, wenn mich einmal eine aktuellere Software damit beglücken will.
Was mich allerdings vor allem interessieren würde - welchen Vorgaben folgt Word 2000? Wahrscheinlich immer noch dem Duden von 1996. Nomalerweise erkennt man das ja schnell an unserem lieben "Spinnefeind" und an dem obligatorischen "wieder sehen". Hat jemand das schon einmal ausprobiert?
Vielleicht haben die ja auch eine eigene Not-Orthographie, das wäre dann fast schon eine Rezension wert. Immerhin richten sich Hunderttausende danach.

Übrigens im PR-Jargon gibt es neuerdings schon ein eigenes Wort für die Arbeit an der eigenen Hausorthographie - man nennt das "wording" - ist wirklich kein Witz.
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Martin Reimers


eingetragen von Reinhard Markner am 18.11.2002 um 20.35

Florian Kranz, Schmalenbachstr. 12, 33611 Bielefeld

http://www.ids-mannheim.de/reform/Diskussionsbeitraege_kranz.html

http://www.kershaw.net/nkfd/fans/floriankranz.html

Über die Observations sur la langue françoise (1675) von Gilles Ménage
Bielefeld, Univ., Mag.-Arbeit, 1997


eingetragen von J.-M. Wagner am 18.11.2002 um 19.49

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Martin Reimers
Da ich selbst mit Word 97 arbeite, hatte ich bislang keine Gelegenheit, das entsprechende Rechtschreibprogramm zu untersuchen.
Hat sich hier eigentlich schon einmal jemand genauer damit befaßt?
Kennen Sie "den":

http://www.rechtschreibreform.de/Rueckumstellung/Word/ ?

Wie das mit dem "Benutzerwörterbuch" bei Word genau funktioniert, weiß ich auch nicht; es sieht aber zumindest so aus, als ließe sich prinzipiell einiges machen!
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 18.11.2002 um 19.00

"Mindestens während der Übergangszeit macht ein gutes Rechtschreibwörterbuch den Wechsel von alter zu neuer Rechtschreibung deutlich, man wird also weiter dort fündig, wo man alten Gewohnheiten entsprechend suchen würde."
(Florian Kranz: Eine Schifffahrt mit drei f. Göttingen 1998, S.100)

Was unser alter Freund "Florian Kranz" (wohl ein Pseudonym) damals so frohgemut niederschrieb, ist aus heutiger Sicht eine scharfe Verurteilung aller neueren Rechtschreibwörterbücher. Denn wir befinden uns zwar noch in der Übergangszeit, die bisherigen Schreibweisen werden aber fast nirgends mehr angegeben.
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Th. Ickler


eingetragen von Martin Reimers am 13.11.2002 um 21.39

Als ich kürzlich den Chef einer nicht unbedeutenden PR-Agentur auf mein liebstes Reizthema ansprach, meinte er, sie würden die aktuelle Windows-Version als Maßstab nehmen. Da ich selbst mit Word 97 arbeite, hatte ich bislang keine Gelegenheit, das entsprechende Rechtschreibprogramm zu untersuchen.
Hat sich hier eigentlich schon einmal jemand genauer damit befaßt? Ist es eher an eines der reformierten Wörterbücher angelehnt - oder haben auch die eine hauseigene Not-Orthographie ausgerufen?

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Martin Reimers


eingetragen von Theodor Ickler am 02.08.2002 um 14.13

Ich will mal die Diskussion, die Herr Wrase auf dem Nachrichtenbrett gerade so erhellend vorangetrieben hat, hier irgendwo im Forum weiterführen.
Durch die CD-ROM zum Duden-Universalwörterbuch werde ich fast täglich auf neue Kuriositäten aufmerksam. Wie schon gesagt, war die völlige Gleichbehandlung von blutsaugend usw. eigentlich nur ein Verzweiflungsschritt der Kommission, nachdem wir nun mal diesen Fall so breit erörtert hatten. Was mehr im Schatten blieb, strotzt weiterhin von Inkonsequenz, zum Beispiel findet man im DUW von 2001 einerseits nur Strom sparend, Arbeit sparend, andererseits nur energiesparend. Das ist natürlich indiskutabel und wird gewiß keinen Bestand haben. Für ganz ausgebuffte Benutzer hat die unterschiedliche Behandlung von Schleim absondernd und noch Sinn, nämlich denselben, der Blut saugend und blutstillend zugrunde lag, bevor es gleichgemacht wurde. Aber insgesamt sind solche Unterscheidungen Quatsch, weil sie gar nichts mit den wirklichen Gründen der Wortbildung zu tun haben, sondern rein mechanisch festgelegt sind, um "Unsicherheiten zu beseitigen". Das wird alles wieder verschwinden und ist zum Teil auch schon verschwunden, wegen Sinnlosigkeit und Unlernbarkeit.

Ich habe schon lange den Verdacht, daß der Bertelsmann-Konzern die Rechtschreibreform nur benutzt, um die Konkurrenz plattzumachen und seine Herrschaft zu festigen. Wie gleichgülitg ihm die Sache inhaltlich ist, konnte man immer schon beobachten. Auf der Internetseite wird seit Jahren eine unveränderte Liste geänderter Wörter dargeboten. Dort liest man immer noch, daß aufsehenerregend zu Aufsehen erregend wird, und ähnliche Sachen. Die Bertelsmannwörterbücher sind längst darüber hinaus, aber wen schert es?
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Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 15.06.2002 um 18.20

Die im Rechtschreib-Duden seit 1915 entwickelte und später mit einer Vielzahl von Sonderregelungen belastete Darstellung wird vor allem dadurch überschaubarer, dass von der Getrenntschreibung als dem Normalfall ausgegangen wird. An die Stelle schwer handhabbarer inhaltlicher Kriterien (Zusammenschreibung "wenn ein neuer Begriff entsteht" oder "wenn die Bedeutung des Substantivs verblasst ist") treten grammatische Proben (Erweiterbarkeit, Steigerbarkeit usw.).
(Dr. Klaus Heller, Sprachreport Extra zum Thema Rechtschreibreform, Dezember 1998)

Welch Ironie des Schicksals ist es doch, daß die der alten Rechtschreibung entgegengebrachten Schmähurteile auf die neue Rechtschreibung noch sehr viel mehr zutreffen. Die Reformer vernichten sich gewissermaßen mit den eigenen Waffen. Im Vergleich der aktuellen Rechtschreibwörterbuch-Ausgaben von Duden und Bertelsmann hier eine weitere Stichprobe: Die Ausführungen zu Verben mit dem Erstglied fest. Was sagen zunächst einmal die Infokästen?
Duden 2000Wahrig 2002
fest
- fes|te Kosten; fes|ter Wohnsitz; fes|tes Gehalt
Schreibung in Verbindung mit Partizipien [^K58]:
- die fest geschnürte [alte Schreibung festgeschnürte] Schlinge; fes|ter geschnürt
- fest angestellte Mitarbeiterinnen, fest besoldete Beamte, eine fest gefügte Meinung, fest umrissene Begriffe usw. [alte Schreibungen festangestellt, festbesoldet usw.]
- aber zum festgesetzten Zeitpunkt


Schreibung in Verbindung mit Verben [^K56]:
- fest stehen (festen Stand haben); aber feststehen (sicher sein, entschieden sein)
- eine Schleife [ganz] fest binden; aber festbinden (anbinden); die Kuh ist festgebunden
vgl. festbeißen, festbleiben, festfahren, festhalten, festheften, festklammern, festlegen, festnageln, festnehmen, festschreiben, festsetzen, festsitzen, festziehen usw.
fest angestellt: Fügungen aus Adjektiv und Verb/Partizip, bei denen das Adjektiv mit wie erfragbar ist, werden getrennt geschrieben: die fest angestellte Mitarbeiterin; substantiviert: die fest Angestellten (neben: die Festangestellten). Ebenso: der fest besoldete Beamte, die fest gefügte Ansicht, die fest verwurzelte Tradition. § 34 E3 (3)
festhalten, festnehmen, festsetzen: Gefüge aus Adjektiv und Verb, in denen das Adjektiv weder steigerbar noch erweiterbar ist (festhalten = schriftlich fixieren, festschreiben = bestimmen, festsetzen = bestimmen), werden zusammengeschrieben: Er hat die Vereinbarung festgehalten.
Die Polizei hat ihn festgenommen
(= verhaftet). Das konnten wir letzte Woche festsetzen. § 34 (2.2)


An den Beispielen unter den Partizipien fällt auf, daß Wahrig entweder bei Duden abguckt (wie das schon bei der Umschlaggestaltung höchst offensichtlich der Fall ist) oder beide auf eine gemeinsame Quelle zurückgreifen.

Bei Duden bleibt im Kasten der Grund ungenannt, aus dem festgesetzt, zusammengeschrieben werden soll. Die Dudenregel, auf die verwiesen wird (K 58), besagt: "Partizipien richten sich generell nach den zugrunde liegenden Verbindungen mit Verben." Bei diesen Grundformen kommt dann die Dudenregel K 56 zum Zuge, die §34 E3 (3) / §34 E4 des amtlichen Regelwerks entspricht, also das Steigerbarkeits-/Erweiterbarkeitskriterium, auf das auch der Infokasten im Wahrig verweist. Dort wird komischerweise ein Kriterium "Adjektiv mit wie erfragbar" genannt. Davon ist im amtlichen Regelwerk keine Rede. Außerdem: Welches Adjektiv soll denn nicht mit wie erfragbar sein?

Also soll es wohl festgesetzt heißen, weil es auch festsetzen heißt. Aber warum dann fest besoldet? Dann müßte ja fest besolden die richtige Schreibung sein. Dieser Infinitiv taucht als Lemma interessanterweise in beiden Wörterbüchern nicht auf. Aber festbesoldet ist ein Zustand, der entweder voll zutrifft oder gar nicht, es gibt da keine graduellen Abstufungen, auf die sich eine Steigerung oder Erweiterung des Erstgliedes beziehen könnte. Ähnlich seltsam ist, daß es zwar fest geschnürt, aber festbinden heißen soll. Wiederum fehlen hier in beiden Wörterbüchern die passenden Pendants fest schnüren bzw. festgebunden, die die Unstimmigkeit noch etwas auffälliger gemacht hätten. Andererseits sind die Partizipien hin und wieder auch in den Beispielsätzen zu den Infinitiv-Stichwörtern zu finden (z.B. bei festfahren im Wahrig, s.u.), und Wahrig hat sogar das Stichwort festwurzeln, das bei Duden fehlt, wohl als Grundlage für fest verwurzelt, obwohl das dann plötzlich wieder getrennt geschrieben werden soll.
Für den umgekehrten Fall, eine bezüglich dem Infokasten unerklärliche Zusammenschreibung, findet sich im Duden u.a. festbleiben. Anscheinend hält man es beim Duden für ausgeschlossen, daß jemand oder etwas auch noch fester bleiben oder ganz fest bleiben könnte. Schaut man beim Stichwort nach, ist dort auch eine spezielle Bedeutungsangabe verzeichnet. Aber sollten die "schwer handhabbaren inhaltlichen Kriterien" nicht von der Reform beseitigt werden? Im folgenden eine Vergleichstabelle der betroffenen Stichworteinträge in Duden und Wahrig (inkl. Bedeutungsangaben):

Duden 2000Wahrig 2002
fest s. Kastenfest; fest angestellt; er ist fest besoldet; fest geschnürte Schuhe; fest kochende Kartoffeln; er hat fest umrissene Vorstellungen; sie ist hier fest verwurzelt; fest binden; aber: -> festbinden; fest halten; aber: -> festhalten; fest stehen; aber: -> feststehen
fest angestelltfest angestellt
der/die fest Angestellte, auch Festangestellte-
festbacken (ankleben); der Schnee backt fest, hat festgebackt, festzubackenfestbacken der Schnee backt fest
festbeißen, sich (auch für sich ausdauernd mit etwas beschäftigen); der Hund hat sich festgebissen; wir haben uns an dem Problem festgebissenfestbeißen sich in etwas verbeißen
fest besoldetfest besoldet
der/die fest Besoldete, auch Festbesoldete-
festbinden anbinden); die Kuh ist festgebunden, aber die Schuhe [ganz] fest bindenfestbinden anbinden
festbleiben (nicht nachgeben); er ist in seinem Entschluss festgeblieben-
festfahren sich festfahrenfestfahren eine festgefahrene Diskussion (wieder in Gang bringen)
festfressen, sich; der Kolben hat sich festgefressen-
fest gefügt, fest geschnürtfest geschnürt
festhaken sich festhaken-
festhalten die Aussage wurde [schriftlich] festgehalten; man hat sie zwei Stunden auf der Wache festgehalten; aber das Kind [ganz] fest haltenfesthalten schriftlich fixieren
festheften-
festklammern; sich festklammern-
festkleben; um das Foto festzuklebenfestkleben
festklopfen; (ugs. für festlegen, besiegeln); festknoten; ein festgeknotetes Seil-
fest kochendfest kochend
festlaufen; das Schiff ist festgelaufen-
festlegen; (auch für anordnen); sie hat die Hausordnung festgelegt; sich festlegen (sich binden); sie hat sich mit dieser Äußerung festgelegtfestlegen wir haben die Tagesordnung festgelegt
festliegen; auf einer Sandbank festliegenfestliegen
festmachen; (auch für vereinbaren); um die Taue festzumachenfestmachen befestigen, bindend vereinbaren
festnageln; (ugs. auch für jmd. auf etwas festlegen); ich nag[e]le festfestnageln ich nagele, nagle es fest
festnähen; um einen Knopf festzunähen-
die Festnahme; festnehmen (verhaften)Festnahme / festnehmen vorläufig gefangen nehmen
festrennen, sich; vgl. festbeißen, sich-
festsaugen, sich-
festschnallen, sich festschnallenfestschnallen
-festschrauben
festschreiben; dieser Punkt wurde im Vertrag festgeschrieben; Festschreibungfestschreiben durch eine schriftliche (oder auch mündliche) Vereinbarung vorläufig festlegen
festsetzen (bestimmen, anordnen; gefangen setzen); er wurde nach dieser Straftat festgesetzt; Festsetzungfestsetzen / Festsetzung
festsitzen (ugs. für nicht weiterkommen); sie haben festgesessenfestsitzen
feststecken; sie hat ihre Haare festgestecktfeststecken
feststehen (festgelegt, sicher, gewiss sein); fest steht, dass ... [^K47]; es hat festgestanden, dass ..., aber: [ganz] fest stehen (festen Stand haben); feststehend (festgelegt, sicher, gewiss)feststehen sicher sein, festgelegt, vereinbart sein; fest steht, dass ...; es hat festgestanden, dass ...
feststellbar-
feststellen (ermitteln, [be]merken, nachdrücklich aussprechen)feststellen
festtreten; um das Erdreich festzutreten-
fest umrissen-
fest verwurzeltfest verwurzelt
festverzinslichfestverzinslich
festwachsen; [an der Wand] festgewachsenes Efeufestwachsen
-festwurzeln
festziehen-


Wie man sieht, ist beinahe der gute alte Zustand wiederhergestellt. Nur ein paar Einzelfälle widerstreben dem noch geradezu dickköpfig. Bemerkenswert ist also, daß nicht alle Einträge dem gleichen Prinzip folgen, sondern manche sich eher an die Reformregel halten, bei Steiger- bzw. Erweiterbarkeit des Erstglieds Getrenntschreibung gelten zu lassen, die meisten anderen das aber ignorieren und offenbar das bislang gebräuchliche, bedeutungsorientierte Kriterium bzw. das Schema des Ergebniszusatzes heranziehen. Diese Zuordnung scheint aber rein willkürlich zu sein und läßt sich nur durch Nachschlagen ermitteln (und dann mühsam auswendig lernen, bis zur nächsten Revision). Zwar sind die einzigen Fälle von Getrenntschreibung alle Partizipien, aber da deren Schreibung sich laut Neuregelung nach dem Infinitiv richten soll, dürfte das eigentlich keine Rolle spielen. Die zugrundeliegenden Infinitive müßten also ebenfalls getrennt geschrieben werden, aber da die nicht verzeichnet sind, läßt sich das nicht nachprüfen. Dafür sind bei den Beispielsätzen einiger Stichwörter, etwa eine festgefahrene Diskussion oder ein festgeknotetes Seil, die Partizipien genau wie die Infinitive zusammengeschrieben.

Weder das alte noch das neue Prinzip wird durchgängig befolgt. Vielmehr scheint man zwar zur Einsicht gekommen zu sein, daß das Erweiterbarkeits-/Steigerbarkeitskriterium konsequent durchgeführt dann doch allzu eigenartige Schreibungen verursachen würde und auch nicht der Aussageabsicht entspricht, die man in der Rede durch entsprechend markierende Betonung solcher Wörter ausdrückt. Auf eine ganze Menge zusammengeschriebener Stichwörter ließe es sich nämlich mit derselben Berechtigung anwenden wie auf jene, die getrenntgeschrieben aufgeführt sind. Hätte man von der Anwendung dieses Kriteriums aber völlig abgesehen, wäre ja alles wieder wie gehabt, und das darf natürlich wiederum auch nicht sein. Da läßt man lieber noch eine Prise Getrenntschreibung zu, selbst wenn sie nicht einmal durch das Reformregelwerk in allen Fällen korrekt begründbar ist. Das Resultat: Wie Theodor Ickler schon sagte, nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein irrwitziger Eiertanz, um nur ja die Unbrauchbarkeit des Reformregelwerks nicht absolut offensichtlich werden zu lassen.

– geändert durch Christian Melsa am 17.06.2002, 06.06 –


eingetragen von Christian Melsa am 15.06.2002 um 13.52

(Ich stelle den Beitrag noch einmal an dieser Stelle ins Forum, da nicht nur Bertelsmann betroffen ist; es handelt sich ja eher um einen Blick auf die beiden Marktführer unter den Wörterbuchanbietern.)

In Reformpropaganda wird die alte Rechtschreibung gern damit dämonisiert, zu erzählen, wie sich im Laufe der Zeit lauter Detailvorschriften angesammelt hätten, bis das Gesamtregelwerk völlig unüberschaubar geworden sei.

Wegen der Schwächen der amtlichen Neuregelung hat die neue Rechtschreibung die alte in dieser Hinsicht längst übertroffen. Sowohl Duden als auch Bertelsmann rühmen sich, ihre aktuellen Rechtschreibwörterbücher mit hunderten von Infokästen im Stichwortbereich ausgestattet zu haben. Aus ergonomischer Sicht des Wörterbuchnutzers sind die auch ganz praktisch. Allerdings sind an diesen Stellen lauter Zusatzregeln untergebracht. Sie dienen normalerweise als Begründung für Schreibweisen, die im Wörterbuch anders eingetragen sind als eigentlich aus der echten Neuregelung zu folgern sein müßte. Manchmal sind aber sogar noch auf Basis dieser Ergänzungen Widersprüche zu den Wörterbucheinträgen zu entdecken.

Ein paar Beispiele:

Im brandneuen Wahrig steht auf S. 460 ein Kasten zum Umgang mit dem Zusatz "halb". Wann wird zusammen, wann getrennt geschrieben?

"Zusammensetzungen des Adverbs halb mit einem Adjektiv schreibt man zusammen, wenn halb als bedeutungsmindernd verstanden wird: halbamtlich, halbleinen, halbseiden. §36 (5)
Ansonsten gelten mehrteilige Ausdrücke mit halb als getrennt zu schreibende Wortgruppen (halb leer, halb nackt, halb offen, halb voll) mit der Einschränkung, dass Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich ist, wenn nicht eindeutig erkennbar ist, ob es sich um eine Wortgruppe (halb gar) oder um eine Zusammensetzung handelt (halbgar). §36"


Das geht zwar mit der amtlichen Neuregelung konform, aber trotzdem fragt man sich doch, warum halb bei den nur so angegebenen Lemmata halb nackt, halb verhungert oder halb wach nicht bedeutungsmindernd sein soll. Schließlich ist im Gegensatz zu etwa halb leer bei ihnen nicht gemeint, daß der Zustand genau zur Hälfte zutreffe.

Das mysteriöse Kriterium, das hier zur Geltung kommen könnte, steht dagegen in Dudens Infokasten zum selben Thema auf Seite 446: "Getrenntschreibung, wenn 'halb' als Gegensatz zu 'ganz' aufgefasst wird". Als Beispiele dafür dienen die halb leere Flasche, das halb offene Fenster und ein halb verhungerter Vogel. Das ist also ein bedeutungsorientiertes Kriterium, das in der amtlichen Neuregelung nirgends vorkommt. Mehr noch: Komischerweise gibt der Duden z.B. die Schreibungen halbdunkel, halbbitter und halblaut an, die der eigenen Regelung offensichtlich nicht entsprechen. Daß Zusammenschreibung eintreten soll, wenn halb als bedeutungsschwächender Zusatz aufgefaßt wird, erwähnt der Duden zwar auch, aber natürlich lassen sich die angeführten Beispiele beliebig beiden Fällen zuordnen. Oder anders gesagt, es ist bedeutungsmindernd, wenn halb als Gegensatz zu ganz aufgefaßt wird, was sonst? Wahrscheinlich beruht der "ganz"-Notbehelf auf der Überlegung, daß man zwar schreiben kann das Glas ist ganz leer, im Gegensatz zu das Glas ist *ganzleer, aber genauso kann man natürlich auch schreiben es war ganz dunkel, trotzdem soll nicht halb dunkel die richtige Schreibung sein, sondern halbdunkel. In Zweifelsfällen, schließt daher Dudens Infokasten, sei sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich. Vor dem beschriebenen Hintergrund sind allerdings eigentlich alle Fälle Zweifelsfälle. Als Beispiele für Zweifelsfälle nennt der Duden nur halb_gares Fleisch und halb_links stehen. Warum die freie Wahl ausgerechnet bei diesen Fällen besteht, bei anderen gleichartig gelagerten jedoch nicht, das bleibt ein Geheimnis.

Zur Frage, wann der Zusatz wieder mit dem folgenden Wort zusammen und wann getrennt geschrieben werden soll, bietet der neue Wahrig nur äußerst knappe Ausführungen. Sie haken bei der Unterscheidung zwischen wiederbekommen und wieder bekommen ein:

"Fügungen aus Partikel und Verb in der Bedeutung 'zurück' schreibt man im Infinitiv und den Partizipien zusammen: Sie wollen das Geld wiederbekommen (=zurück).
Aber: In der Bedeutung 'erneut, nochmals' wird das Gefüge getrennt geschrieben (sowohl die Partikel wieder als auch das Verb sind betont): Wir sollen den Preis wieder bekommen (=erneut).
Ebenso: wieder entdecken, wieder erzählen, wieder bekommen (=zum zweiten Mal) usw."


Das ist recht nah am amtlichen Regelwerk, obwohl die "Zusammenschreibung im Nebensatz bei Endstellung des Verbs" (§34 Neuregelung) nicht erwähnt wird, dafür aber schon zaghaft Betonungskriterien. Der Duden führt in dem entsprechenden Infokasten die Betonung eigens unter III. als Kriterium an, also nicht nur als zufällige Begleiterscheinung. Das entspricht zwar den 97er Änderungsvorschlägen der Rechtschreibkommission, aber natürlich wiederum nicht dem tatsächlichen amtlichen Regelwerk. Eigenartig sind beim Duden die unter II. angegebenen angeblichen alten Schreibweisen für angeblich neue Getrenntschreibungen "vor allem dann, wenn 'wieder im Sinne von 'nochmals, erneut' verstanden wird". Bisher sollen folgende Schreibungen demnach richtig gewesen sein:

Sie hat ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Es ist mir alles wiedereingefallen.
Ich werde das nicht wiedertun.


Vor allem die letzten beiden Beispiele sind natürlich völlig unüblich. Die Fakultativität, die Ickler in seinem Wörterbuch angibt, entspricht den wahren Verhältnissen. Das geht auch aus einigen Lemmata im Duden hervor, die nicht farblich hervorgehoben sind, also von der Reform unverändert geblieben sein sollen: z.B. wieder_erkennen, wieder_eröffnen, wieder_vereinigen. Während Duden bei diesen Wörtern sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung undifferenziert nebeneinanderstellt, unterscheidet Wahrig hier nach Betonung (die auf die Bedeutung zurückgeht, ohne diese aber genau auszuführen).

Weiterhin findet man dann sowohl bei Wahrig als auch bei Duden unter den Lemmata doch wieder solche, die den Angaben in den Infokästen widersprechen: wieder herrichten (aber gleich danach wiederherstellen!), wieder gutmachen (Duden: auch wiedergutmachen, ohne Bedeutungsunterscheidung), wieder eingliedern (nur Wahrig), wieder aufnehmen (Duden: auch wiederaufnehmen, ohne Bedeutungsunterscheidung).

Die verzeichneten Schreibweisen werden also nicht einmal von den Ergänzungen des Regelwerks überall stimmig erklärt. Vieles bleibt rätselhaft, trotz Infokästen. Das Ergebnis ist äußerst chaotisch. Natürlich sind die Ergänzungen Notbehelfe, um das Reformregelwerk irgendwie zu retten. Bloße "Präzisierungen", wie die Reformer es gerne nennen, sind es nicht, denn sie fügen dem Regelwerk, da die Ausführungen sich mit ihm nicht decken, offensichtlich zusätzliche Bestimmungen hinzu. Wenn Notbehelfe gebraucht werden, muß ein Notstand vorliegen, und der ist natürlich von der Reform verursacht. Durch die vorgenommenenen Nachbesserungen wird die neue Rechtschreibung immer schwerer durchschaubar. All dieses Kuddelmuddel ist nur loszuwerden, wenn die Reform komplett wieder zurückgenommen wird.


eingetragen von Jörg Metes am 15.04.2002 um 09.42

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (im Gästebuch, 7.5.01, unter der Überschrift 'Hinter dem Mond'):
Soeben ist im Heyne-Verlag als Taschenbuch eine Neuausgabe der "Aktuellen deutschen Rechtschreibung von A-Z" erschienen. (...) Das Wörterbuch kostet 17,90 DM (nicht 16,90 - wie im Katalog angegeben) und ist wie bisher das schlechteste, das es im Zusammenhang mit der Reform gegeben hat (...)
- Es ist noch gar nicht gewürdigt worden, wie bahnbrechend aber der Titel dieses Wörterbuchs ist.

DIE AKTUELLE DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG

- Aktuell: Das sind für gewöhnlich Börsenkurse, Spielstände, Ranglisten und Hitparaden. Dinge also, die sich laufend auch wieder ändern. Hat je ein Wörterbuch so ausdrücklich seine Vorläufigkeit betont? Werden andere nachziehen? Wird es irgendwann neben vorläufigen Wörterbüchern auch solche geben, die in die Zukunft blicken? Einen bertelsmann tomorrow ('heute schon die Rechtschreibung von Morgen')? Oder einen Duden 3000 ('so schreiben wir im jahr 3000')?

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Jörg Metes


eingetragen von J.-M. Wagner am 18.02.2002 um 06.30

Gefunden! Komplett digital abgebildet und im JPEG-Format (in hervorragender Qualität) zum Abruf bereit:

Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart : mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen / von Johann Christoph Adelung. Mit D. W. Soltau's Beyträgen . - Rev. und berichtiget von Franz Xaver Schönberger . - Wien : Hrsg. , 1808 Erschienen: Th. 1 - 4
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von J.-M. Wagner am 21.01.2002 um 17.26

Das Wortschatz-Lexikon der Uni Leipzig bietet (nach eigenen Angaben) Zugriff auf über sechs Millionen Wörter und 15 Millionen Sätze, und zwar in Deutsch, Englisch, Französisch und Holländisch. (Vermutlich ist es die Summe der Wörter aller vier Sprachen, welche die Gesamtzahl von sechs Millionen ergibt.) Es beinhaltet für jedes Wort u. a. Informationen zu Grammatik, Häufigkeit, Sachgebiet, Kollokationen, rechte und linke Nachbarn sowie Assoziationsnetze, und es werden Quellen nachgewiesen, in denen es verwendet wurde.

»Die Daten werden aus sorgfältig ausgewählten öffentlich zugänglichen Quellen automatisch erhoben. Die Beispielsätze werden automatisch ausgewählt [...]« Diese öffentlich zugänglichen Quellen sind zumeist Tageszeitungen. Mit der Rechtschreibung ist das dann so eine Sache; wenn man etwa unter - pardon - "Scheisse" nachschlägt, erfährt man, dies sei die »alte Rechtschreibung von: Scheiße«, und die Grundform sei "Scheis". Das liegt eindeutig an der automatischen Erhebung, denn dadurch werden alle Rechtschreibfehler (bzw. alle Eigenwilligkeiten der Schreibung) übernommen - was auch Vorteile hat, insbesondere im Zusammenhang mit der Häufigkeitsangabe.

Es geht aber noch weiter: Eine Suche nach dem saloppen Ausdruck - pardon - "Scheißeritis" (für Durchfall) führte zu dem überraschenden Ergebnis »negative Bewertung von: Eritis, eritis«, und dies ohne daß die Verwendung belegt wird. "Eritis" ist anklickbar, man sieht dann, daß es nur als Eigenname oder in einem lateinischen Zitat auftaucht (wie auch "eritis"). Modulo dieser selbstgebauten Fallstricke der automatischen Sprachverarbeitung scheinen mir diese Seiten recht informativ und interessant zu sein - aber bezüglich der linguistischen Feinheiten bin ich ein Laie, deshalb möge man meine Einschätzung überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Elke Philburn am 21.01.2002 um 00.24

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Mein Rechtschreibwörterbuch soll bis zum Herbst überarbeitet sein. Ich werde vorher noch Probeseiten hier einrücken, damit jeder etwas dazu sagen kann.


Mein Vorschlag: Geben Sie dem Buch einen schöneren Einband, wenn Sie denn Einfluß darauf haben. Nicht, daß es mich persönlich kratzen würde - ich weiß ja, was ich als Inhalt zu erwarten habe, und insofern ist es mir wurscht.

Das Buch nimmt sich nur neben dem glänzenden und in leuchtenden Farben verpackten Duden ungemein bescheiden aus und verspricht damit weniger, als drinsteckt.


eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2002 um 14.43

Lieber Herr Swaton, zu dem von Ihnen gesuchten Wörterbuchprojekt gehe ich ab und zu auf folgende Adresse:

http://www.bbaw.de/iag/dig_woerterbuch/index.html

Es ist aber lange nichts Neues dort zu lesen gewesen, ich frage mich, ob etwas daraus wird.

Mein Rechtschreibwörterbuch soll bis zum Herbst überarbeitet sein. Ich werde vorher noch Probeseiten hier einrücken, damit jeder etwas dazu sagen kann.

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Th. Ickler


eingetragen von Walter Lachenmann am 20.01.2002 um 10.46

Bei der Beurteilung von Wörterbüchern wird man differenzieren müssen nach dem Anspruch, den sie an sich selber stellen, und nach dem Zweck, den sie erfüllen.
Daß der Wahrig einen so großen Verkaufserfolg hatte und auch in der reformierten Version hat, liegt vermutlich daran, daß er sehr viele Bedürfnisse zu einem günstigen Preis bedient: Erläuterung des Begriffs, sehr ausführliche Anwendungsbeispiele und die Orthographie (ob »amtlich« oder nicht, spielt keine Rolle, da sie sich vom Duden so gut wie nicht unterscheidet). Da bietet der Wahrig mehr als der Duden, außerdem ist er typographisch ansprechender, trotz seiner Dicke handlicher, und auch als Taschenbuch nicht weniger haltbar als der Duden, der zwar einen Pappeinband hat, aber auch nur klebegebunden ist, sich also genauso schnell in Einzelblätter auflöst, wenn man entsprechend unsanft damit umgeht.
Man muß sich also die Frage nach dem Benutzer stellen. Und das waren vor der Reform nicht in erster Linie die Vielschreiber, etwa die Journalisten. Die waren sich ihrer Rechtschreibung so sicher, daß sie so gut wie nie nachschlagen mußten. Für Zweifelsfälle reichte in der Regel ein Uralt-Duden, öfter wird man mal in einem Fremdwörterlexikon nachgeschlagen haben, sofern man im Duden hier nicht fündig wurde. Auch gab es überhaupt keinen Grund, sich jeweils die neuesten Auflagen zu kaufen, es handelte sich ja nicht um ein Gesetzbuch mit laufend veränderter Rechtsprechung.
Nach meiner Beobachtung schreiben z.B. die SZ-Journalisten im privaten Verkehr weiterhin unreformiert - woher sollten sie die neuen Regeln auch kennen (Unterstöger, Burkhardt, Kaiser) - die Umwandlung erfolgt wohl im Hause. Auch das muß man sich einmal vorstellen: Aus Kostengründen wurden erst die hauptberuflichen Korrektoren abgeschafft (das war eine sehr qualifizierte Berufsgruppe, zu deren Handwerkszeug natürlich der Duden gehörte), und jetzt werden seit vier Jahren Arbeitskräfte eigens dafür abgestellt, die eigentlich druckreif abgelieferten Texte im Sinne der Reform abzuändern, also zu verschlechtern! Die Ergebnisse bei der SZ sehen nicht so aus, als würde das nur über einen Word-Konverter eingelesen (selbst das wäre ziemlich aufwÄndig). Um solchen Unsinn zu produzieren, wie er dort alltäglich zu lesen ist, muß sich jemand hinsetzen und in die Texte eingreifen (Koppelwörter, GZS usw.), insofern könnte das Wunschdenken Herrn Icklers, hier würde bewußt übertrieben oder geschludert, vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit enthalten, ich glaub's aber nicht.
Kurzum: Es ist ein Unterschied, ob man von Wörterbüchern spricht, die im Alltag von »Normalverbrauchern« benutzt werden (Schüler, Studenten, Schreibkräfte, Redaktionen usw.) oder von solchen mit wissenschaftlicher Bedeutung, über deren Qualität sich die gelehrten Herren hier austauschen, Adelung, Paul usw., oder der hier so schlecht beleumundete Grimm.
Von diesem gibt es zu berichten, daß er bei dtv seit 1984 insgesamt 28.000mal verkauft worden ist und heute 499 Euro kostet. Das heißt doch, daß er auf jeden Fall für viele Leute so interessant zum Schmökern ist, daß sie sich das Vergnügen 1.000 Mark kosten lassen, egal was die Fachleute von ihm halten. Also ist es mit der Wörterbuchkultur von daher bei uns nicht so übel bestellt. Und es zeigt auch, daß das Wissen »um« die Existenz anderer Wörterbücher als der Duden auch schon vor der Reform weit verbreitet war.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Henrik Swaton am 19.01.2002 um 16.29

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften soll sich vorgenommen haben, ein digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts zu erstellen.

Aufgenommen werden sollen 1 1/2 Millionen Wörter; das Wörterbuch kann ständig ausgebaut werden und soll auch die gesprochene Sprache berücksichtigen.

Weiß jemand mehr über dieses Projekt (Orthographie/Zugang u.ä.)?

Frage an Professor Ickler: Wann erscheint eigentlich die Neuauflage Ihres Rechtschreibwörterbuchs?


eingetragen von Henrik Swaton am 08.01.2002 um 15.25

Der Ladenpreis der 9. Auflage war von 1992 (Jahr des Erscheinens) bis 1999 DM 76,00 und wurde dann auf DM 48,00 (aktueller Preis) reduziert.

Die Neuauflage wird allerdings EUR 56,00 kosten (immerhin eine Erhöhung von 44 %/Begründung: nach 10 Jahren, kompletter Neusatz, deutliche Umfangerweiterung).

Wenn es also nicht die neueste Auflage sein muß - jetzt zugreifen (z.B. über amazon.de)!


eingetragen von Theodor Ickler am 08.01.2002 um 13.58

Dieser Wertschätzung des Paulschen Wörterbuchs schließe ich mich an. Übrigens kann man getrost auch ältere Auflagen erwerben, wenn man sie mal im Antiquariat findet. Es handelt sich um eine wort- und bedeutungsgeschichtliche Darstellung, gut verständlich und hochinteressant zu lesen!
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Th. Ickler


eingetragen von Henrik Swaton am 08.01.2002 um 12.46

Demnächst erscheint die 10. Auflage des "Deutschen Wörterbuchs" von Paul. Wie mir der Niemeyer-Verlag auf meine eMail-Anfrage hin mitteilt, wird die Neuauflage weiterhin in der traditionellen Rechtschreibung gehalten sein.

Ein weiterer Grund für mich, dieses grandiose Wörterbuch zu erwerben und jedem, an guten Wörterbüchern Interessierten weiterzuempfehlen!


eingetragen von Theodor Ickler am 07.01.2002 um 11.10

"Die Neuerungen durch die Rechtschreibreform haben bei der Einarbeitung viel Mühe gemacht. Während bei der ersten und zweiten Auflage im Grundsatz nur Wörter und Komposita, aber keine Ausdrücke aus mehreren Wörtern aufgenommen worden waren, ergab sich die Schwierigkeit, dass in zahlreichen Fällen frühere Zusammensetzungen nun getrennt zu schreiben sind und damit hätten ausgeschieden werden müssen. Aus zwei Gründen sind sie beibehalten worden : Sie werden von vielen Sprachteilhabern nach wie vor als zusammenhängende Ausdrücke angesehen und würden bei Wegfall das Bild bei bestimmten Wortgruppen erheblich verzerren. Zum andern lassen Verlautbarungen aus der Rechtschreibkommission vermuten, dass es in manchen oder vielen Fällen gerade im Bereich der Getrennt- oder Zusammenschreibung zu Nachbesserungen kommen wird. Im übrigen (! Th. I.) ist das Rückläufige Wörterbuch kein Rechtschreibwörterbuch und darf deshalb für Einzelfälle, die dem neuesten Stand nicht entsprechen, um Nachsicht bitten."
(Gustav Muthmann: Rückläufiges deutsches Wörterbuch. 3., überarb. u. erw. Auflage Tübingen: Niemeyer 2001: VII)

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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 16.09

Aufgrund einer schönen Beobachtung von Herrn Wrase möchte ich folgendes anmerken:

Die Partikel "dagegen" steht in der geschlossenen Liste unter § 34, muß folglich immer mit dem Verb zusammengeschrieben werden. Allerdings gibt das amtliche Wörterverzeichnis den etwas verrätselten Hinweis, daß (nur?) in der Bedeutung "vorhalten, erwidern" Zusammenschreibung eintrete, nicht aber in der Bedeutung "gegen die bezeichnete Sache halten". Der Duden folgert: "sie wird dagegenhalten, das sei zu teuer"; aber "ob die Wandfarbe zu den Fliesen passt, sieht man erst, wenn man eine dagegen hält". Also: Argumente dagegenhalten, Fliesen dagegen halten?
Ob diese Auslegung, die ja auf den sonst verpönten Unterschied zwischen konkreter und übertragener Bedeutung hinausläuft, stichhaltig ist, steht dahin; zumnidest wäre es dann sehr irreführend, die Partikel zunächst in die geschlossene Liste aufzunehmen und dann wieder semantisch bestimmte Ausnahmen zuzulassen, die aber im Regelwerk nicht einmal erwähnt sind (anders als das katastrophale "wieder").

Weche Rolle solche Hinweise im Wörterverzeichnis eigentlich spielen, könnte aus dem sehr ähnlichen Fall "festhalten" hervorgehen. Ich setze meinen Kommentar (aus dem Kritischen Kommentar) hierher, weil er ein interessantes Zitat vom IDS einschließt:

fest_binden (anbinden), ...halten (schriftlich fixieren), ...nehmen (verhaften) ... § 34(2.2)
Da der angeführte Paragraph grundsätzlich die Getrenntschreibung von fest halten angibt, muß man zunächst annehmen, daß lediglich die übertragene Bedeutung 'schriftlich fixieren' Zusammenschreibung bewirkt. Das IDS führt in seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom 10.11.1997 jedoch aus:
"An seiner Schreibung hat sich nichts geändert. Auch bisher gab es schon die Unterscheidung fest halten (steigerbar, Betonung auf halten) und festhalten (nicht steigerbar, Betonung auf fest). Das amtliche Wörterverzeichnis enthält beide Schreibungen. Von den verschiedenen Bedeutungen, die festhalten hat, ist im Wörterverzeichnis, das kein Bedeutungswörterbuch ist und nur Identifikationshinweise gibt, eine exemplarisch angeführt." (Anhang S. 13)
Wenn es so gemeint sein sollte, dann wäre allerdings die Angabe der übertragenen Bedeutung als Identifikationshinweis sehr irreführend. Die Wörterbücher sind dementsprechend zu ganz unterschiedlichen Auslegungen gekommen. In den millionenfach verbreiteten, unter Mitwirkung des IDS zustande gekommenen Wortlisten (z. B. in der Beilage der "Woche") wird festhalten schlicht durch fest halten ersetzt.

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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 29.05.2001 um 14.22

Das "Tysk bla ordbok tysk-norsk/norsk-tysk" (Kunnskapforlaget Oslo 1998) von Gerd Paulsen ist auf neue Rechtschreibung umgestellt, aber wie?
Natürlich finden wir erst einmal sechzehn Verben vom Typ "wieder sehen", alle nach der Duden-Fehldeutung von 1996 getrennt geschrieben. Auch sonst hat der Verfasser selbstverständlich nichts von den seither eingetretenen Klarstellungen und Veränderungen mitbekommen, also auch nicht von den halben Zurücknahmen bei "Aufsehen erregend" usw.
"so genannt" ist als Eintrag getrennt geschrieben, aber beim entsprechenden norwegischen Eintrag ("sakalt", mit Kringel) steht wieder "sogenannt". Nach diesem Muster sehr vieles: "sauber machen", "ins Reine bringen" usw. - aber im Teil norsk-tysk dann doch wieder "saubermachen", "ins reine bringen".
Dazu kommen noch ein paar Bonbons wie "mir gegenüber sass ein kleines Mädchen" ("sass" in Blaudruck für Neuschreibung!).
Ein hoffnungsloser Fall.
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Th. Ickler


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