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eingetragen von Dr.-Ing. Ansgar Matthes am 02.12.2006 um 11.57
Eine der letzten Bastionen kippt nunmehr endgültig um: Die FAZ stellt zum 1.1.2007 auf die sog. „neue Rechtschreibung“ um, um „die Einheitlichkeit der Orthographie“ zu wahren bzw. wiederherzustellen. Das steht heute auf der Titelseite, in DDR-medien-typischer Manier allerdings in wesentlich geringerer Ausführlichkeit, als der Evidenz dieser Entscheidung angemessen ist / wäre. Wie hatte doch diese Zeitung ihre Rückkehr zur bewährten klassischen Orthographie fast seitenweise und mehr als nur einen Tag thematisiert und sich dabei m.E. schon selbst gelobhudelt, ja fast schon gefeiert. Schämt man sich ob dieses fehlenden Rückgrates, zur Korrektur seiner Fehler dauerhaft zu stehen?
Mit diesem erbärmlichen Eiertanz der dreimaligen (!) Orthographieumstellung reiht sich diese überregionale Tageszeitung in die unwürdige Reihe ein, die Axel Springers buntes, PISA-konformes Schund- und Schmutzblatt begonnen hat.
Interessant zu erfahren wäre, wieviele Abbonements und sporadische Leser diese Zeitung allein deshalb verlieren wird, denn welchen Grund gäbe es, von der traditionellen Orthographie abgesehen, ausgerechnet dieses ultrakonservative, tiefschwarze Sprachrohr des Kapitals zu konsumieren. Im Hinblick auf dieses tägliche Pfund Papier ist es ökologisch sicher besser, sich dieses Blatt nicht (mehr) „anzutun“. Bliebe nur noch die „Junge Welt“, die man lesen kann, zumal diese überregionale Tageszeitung wenigstens den Mut aufbringt, die täglichen Verbrechens des Systems „BRD“ beim Namen zu nennen.
Außerdem ist interessant, wieviel vom nunmehr sicher losbrechenden Proteststurm dieses Blatt in die Rubrik „Briefe an die Herausgeber“ durchsickern läßt – sehr wahrscheinlich einen nicht mal ansatzweise repräsentativen Anteil.
– geändert durch Dr.-Ing. Ansgar Matthes am 07.12.2006, 16.30 –
eingetragen von Dr.-Ing. Ansgar Matthes am 25.11.2006 um 10.00
nach dem Löschen des Mülles in diesem Gästebuch.
eingetragen von Gast am 01.06.2005 um 16.56
Ich hatte schon befürchtet, daß das Forum von rechtschreibreform.com mit seinen wertvollen alten Einträgen verloren sei. Jetzt freue ich mich, es wiederentdeckt zu haben. Unerfreulich sind dagegen freilich die Zwistigkeiten, die auch noch öffentlich ausgetragen werden. Kann das nicht außergerichtlich irgendwie beigelegt werden? Man muß sich ja nicht lieben, aber solche Feindseligkeiten untereinander tun der Sache nicht gut.
Thomas Paulwitz
eingetragen von Gast am 01.04.2005 um 01.19
Bedauerlicherweise erahne ich, daß wir (ehemaligen?)"Rechtschreiber" wegen der Übermacht der mittlerweile anscheinend (ich hoffe immer noch: scheinbar) als etabliert geltenden Rechtschreibfehler den Widerstand gegen die "Rechtschreibreform" aufgegeben haben. Ich habe dieses Forum lange Zeit mit großem Interesse beobachtet. Leider wurde es in letzter Zeit vielfach (nicht, wäre aber nach "Reformerwillen" logisch: "viel Fach"!!!) nur noch für allerlei Unfug mißbraucht. Schade, daß in letzter Zeit kaum noch Beiträge zum wirklichen Thema zu lesen waren.
Festzustellen ist, daß die "Rechtschreibreform" - aus welchen Gründen sie auch "nötig" war - dazu geführt hat, daß nicht mehr nur vier, sondern achtzig Millionen Deutsche nicht mehr richtig lesen und schreiben können. Ich gehöre auch dazu:
Es hat mir große Mühe bereitet, das Buch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" von Bastian Sick (Verlag Kiepenheuer "neu: Kiepenhäuer" & Witsch, Köln und SPIEGEL ONLINE GmbH, Hamburg) zu lesen. Hier wurde zwar der Versuch gemacht, es in "neuer" Rechtschreibung zu setzen, nur ist dieser Versuch hoffnungslos gescheitert. So amüsant (und vielfach zutreffend!) das Buch auch inhaltlich geschrieben sein mag, man stolpert beim Lesen ständig über Rechtschreibfehler, egal, welche "Rechtschreibung" beabsichtigt zu sein scheint. Der Autor kritisiert sogar "die Rechtschreibreform", was ihn (oder den Verlagslektor?) nicht daran hindert, eine Seite weiter gerade die beanstandeten Fehler zu machen (bzw. zu setzen).
Fazit:
"Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul."
Wenn mich ein Buch interessiert, blättere ich es kurz durch. Stelle ich auch nur an einer Stelle "ss" an falscher Stelle fest (geht natürlich nur beim Buchhändler), war, ist und bleibt ein Kauf ausgeschlossen!
Interessantes Ergebnis:
Ich könnte mir deswegen weit mehr Bücher kaufen als ich mir leisten kann!
Aufforderung an alle:
Schreibt wieder (oder weiter) richtig!
Gebt Euren Kindern keine Zeitungen, Bücher, Magazine - voll mit "neuen und "alten" Rechtschreibfehlern - in die Hand (sogenannte jugendgefährdende Schriften)!
Eine EU-Studie ergab:
Bis heute ist noch kein Schriftwerk entdeckt worden, das nach "Reformrechtschreibung" fehlerfrei gewesen wäre! Da drohen selbstverständlich selbständige Sanktionen!
Nicht für Verlags- und Politikerinteressen, sondern für das Leben haben wir gelernt!
Verzeihung: Es heißt natürlich "Politikerinneninteressinnen" (= fast so schön wie Misssisssisssipppi).
Wir haben auch nicht für "9live" gelernt:
Frage bei 9live: Schreibt man "nämlich" mit oder ohne "h"?
Anruf? (so dumm müßte man erst mal sein oder werden!) Aber: "Rechtschreibreform lockt die "Verbraucher"!
[Wer "nämlich" mit "h" schreibt, ist ...]:
Lösung: Natürlich schreibt man "nämlich" mit "h", auch ohne "Rechtsschreibreform! Aber eben nur mit ...!
Wie "Pfeiffer" mit 3 "f"! Dieser Gag ist doch mittlerweile über 50 Jahre alt.
Man kann heute wieder Gewinn damit machen. Dank "Rechtschreibreform" (80 Millionen ... s.o.)!
Schön so, das kurbelt die "Wirtschaft" an!
Weiter so!
Wahn giept ess das nächste Reh von vorn?
Verzeihung: "dieh näxte Rehvor'm"? Würde doch Sinn machen!
Aahahh: 2005! Subba! Widda neie Biecha!
Es lebe das Altpapier! Nicht wirklich, oder?
Das kurbelt ... aber das hatten wir doch schon? oder nich?
("nich" = is nuhr Reh vorm Vorschlag ("schreiben wie man schbrichd")
G. Egner
im Mernoch, 56244 Ewighausen
eingetragen von Gast am 04.03.2005 um 10.38
Zitat
Bevor die "trennbaren Verben" erfunden wurden,
hießen sie in den Grammatikbüchern "unechte Komposita", im Gegensatz zu den "echten Komposita", die jetzt "untrennbare
Verben" heißen. Waren diese Bezeichnungen sinnvoller oder auch nicht?
Fritz Koch
04.03.2005 10:36 Rechtschreibforum > Rat für deutsche Rechtschreibung Beitrag einzeln
Ende des Zitats
Waren die Bezeichnungen ''unechte Komposita'' bzw. ''echte Komposita'' sinnvoller?
Zumindest sind diese Bezeichnungen spezifischer! Sie sagen aus, daß es um Zusammensetzungen geht, leider aber nicht,
ob es sich dabei um Verben oder um Substantive handelt. Der Begriff ''trennbares Verb'' läßt an Silbentrennung
am Zeilenende denken.
xxx
xxx
eingetragen von Fritz Koch am 03.03.2005 um 15.28
Die Wüste, die Ver-Wüstung? (Siehe Sahara)
eingetragen von Ernst Haft am 03.03.2005 um 12.57
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
E. Habel / F. Gröbel, Mittellateinisches Glossar (Mittellatein = Latein des Mittelalters, nicht der Klassik):
"postumus": nachgeboren, nach dem Tode folgend, hinterlassen.
"posthum" steht nicht im Mittellateinischen Glossar, es scheint eine neuere Volksetymologie zu sein, möglicherweise, um auszudrücken, daß in "postum" das "um" keine Neutrum-Endung ist (* postus, posta, postum), sondern eine Silbe des Wortstammes.
"posthum" ist eine relativ späte Neubildung wohl wegen der Vermischung mehrerer Quellen - der Verdunklung der ursprünglichen Bedeutung des lateinischen Wortes "postum" (nach, nachher), Änderung, Bedeutungswandlung und Einschränkung zum mittellateinischen "postumus", zusammen mit der pseudogelehrt-'volks'etymologischen Fehlinterpretation "post humus" ('nachdem er von Erde bedeckt wurde') und der wiederum wegfallenden Endung -us
Dieses Wort enthält also in natürlicher Sprachentwicklung all das, was uns die Sprachreformer in einer spekulativen Vorwegnahme einer möglichen zukünftigen Sprachentwicklung potentiell tausend Jahre zeitraffend übergreifend pseudogelehrt-'volks'etymologisch zu einem ungenießbaren Brei zusammengerührt haben.
Ein Wort, wie es nicht besser erfunden werden könnte, um die gegenwärtigen, gerade durch die Schreibreform extrem beschleunigt vorangetriebenen Entwicklungstendenzen und -aussichten des Deutschen zu beschreiben.
Man könnte die Schreibung nach der Rechtschreibreform geradezu als die posthume Verschriftungsform des Deutschen bezeichnen.
eingetragen von Fritz Koch am 03.03.2005 um 11.59
E. Habel / F. Gröbel, Mittellateinisches Glossar (Mittellatein = Latein des Mittelalters, nicht der Klassik):
"pertinere" (mit langem "e"): sich erstrecken, gehören zu, zufallen; "pertinet ad me de aliqua re": etwas geht mich an, kümmert mich.
"Pertinentia": das Vorwerk (das in der Landwirtschaft zu einem Gut gehört)
"postumus": nachgeboren, nach dem Tode folgend, hinterlassen.
"posthum" steht nicht im Mittellateinischen Glossar, es scheint eine neuere Volksetymologie zu sein, möglicherweise, um auszudrücken, daß in "postum" das "um" keine Neutrum-Endung ist (* postus, posta, postum), sondern eine Silbe des Wortstammes.
eingetragen von glasreiniger am 03.03.2005 um 10.20
Zitat:Mehr Meinungsäußerungen im Sinn des ersten Satzes wären hilfreich. Leider macht der letzte Satz alles wieder kaputt. Denn es ist für die Sache völlig unerheblich, ob es Stalinisten sind oder nicht, allenfalls für die Erfolgsaussichten des Widerstands.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Moin, ich als Deutschlehrer habe ständig zu kämpfen. Jetzt muss man tatsächlich bei jeder Schreibweise nachschlagen, und oft ist tatsächlich eine noch so abwegige Version gültig...Die Befürworter der Reform sind Stalinisten, die es als persönliche Niederlage betrachten, wenn sie etwas zurücknehmen müssen. Beton- bzw. Hohlköpfe !!
Ralf Schenstroem
In der Sache haben Sie unrecht, was das Wort "postum" betrifft, denn das wurde schon in der Antike so geschrieben. Ein Enkel des Kaisers Augustus hieß Agrippa Postumus.
Bezüglich der Stimmigkeit der Heyse-Regelung mögen Sie recht haben. Gleichwohl gibt es aber gute Gründe, genau dies für den schlimmsten Teil der "Reform" zu halten, z. B. den, daß der ganze Spuk ohne diese Änderung schon längst vorbei wäre.
eingetragen von glasreiniger am 03.03.2005 um 10.19
Zitat:Mehr Meinungsäußerungen im Sinn des ersten Satzes wären hilfreich. Leider macht der letzte Satz alles wieder kaputt. Denn es für die Sache völlig unerheblich, ob es Stalinisten sind oder nich, allenfalls für die Erfolgsaussicten des Widerstands.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Moin, ich als Deutschlehrer habe ständig zu kämpfen. Jetzt muss man tatsächlich bei jeder Schreibweise nachschlagen, und oft ist tatsächlich eine noch so abwegige Version gültig...Die Befürworter der Reform sind Stalinisten, die es als persönliche Niederlage betrachten, wenn sie etwas zurücknehmen müssen. Beton- bzw. Hohlköpfe !!
Ralf Schenstroem
In der Sache haben Sie unrecht, was das Wort "postum" betrifft, denn das wurde schon in der Antike so geschrieben. Ein Enkel des Kaisers Augustus hieß Agrippa Postumus.
Bezüglich der Stimmigkeit der Heyse-Regelung mögen Sie recht haben. Gleichwohl gibt es aber gute Gründe, genau dies für den schlimmsten Teil der "Reform" zu halten, z. B. den, daß der ganze Spuk ohne diese Änderung schon längst vorbei wäre.
eingetragen von Gast am 03.03.2005 um 08.52
Moin, ich als Deutschlehrer habe ständig zu kämpfen. Jetzt muss man tatsächlich bei jeder Schreibweise nachschlagen, und oft ist tatsächlich eine noch so abwegige Version gültig. Da tötet man ein Wort wie "posthum" und tilgt das h, um dann verschämt beide Versionen zu erlauben. "ss" und "ß"- Regeln sind stimmig und einsichtig. Aber die Getrennt- und Zusammenschreibung eine Folter. Der Schnee konnte den Verkehr "lahm legen". Warum man hier nach der Regel lahm sinnvoll steigern oder erweitern kann, bleibt Geheimnis der Rechtschreibbürokraten. Entweder ist der Verkehr lahmgelegt oder nicht. Aber dunkelblau soll es nur einmal geben, obwohl durchaus Nuancen denkbar sind. Dieses Chaos soll man dann noch als stimmiges Modell den Schülern darbieten, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Befürworter der Reform sind Stalinisten, die es als persönliche Niederlage betrachten, wenn sie etwas zurücknehmen müssen. Beton- bzw. Hohlköpfe !!
Ralf Schenstroem
eingetragen von Gast am 26.02.2005 um 21.52
Mir sind auch ein paar Wörter mit "tz" nach Konsonanten eingefallen:
"Gastzimmer"
"Postzustellung"
"Festzelt"
"Lohnfortzahlung"
"Arztzimmer"
"Kurzzeitgedächtnis"
"Bentzin" (mit freundlichen Güßen nach M-V, DM)
nix für ungut (Altdeutsch)
oder
so long (Neu-Deutsch wegen des Bindestriches)
eingetragen von Fritz Koch am 26.02.2005 um 21.43
"to eidos": Aussehen, Gestalt, Form, äußere Erscheinung, Schönheit, Begriff, Vorstellung, Idee, Urbild, Art, Beschaffenheit, Wesen, Zustand;
Verb "idein": sehen, erblicken, wahrnehmen, einsehen, erkennen,
Medium von "idein": sich zeigen, erscheinen, scheinen, ähnlich sein, gleichen, sich stellen;
Verb "eidenai", Perfekt "oida": (gesehen haben), wissen, erfahren, verstehen, (er-)kennen, können, sich auf etwas verstehen.
eingetragen von Gast am 26.02.2005 um 20.02
Hallo Gegner oder Befürworter der durch FL, CH, A und D beschlossenen, zaghaften "Reform",
anlässlich eines "Die Welt"-Abos fühlte ich mich durch die mich verunsichernde (neue?/alte/uralte?) Schreibweise veranlasst, unten stehendes E-Mail-Anschreiben an "Die Welt" zu senden:
Hallo,
zunächst möchte ich mich bedanken, dass ich jetzt für
vier Wochen die WELT lesen kann. Die Deutsche Bahn hat
es in Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag
ermöglicht. Nochmals Danke an alle Beteiligten!
Ich bin allerdings schockiert (-; (-: )-: , dass -
im Gegensatz zu alledem was meine Kinder (19, 18, 11)
bisher in der Schule gelernt haben - in Ihrer WELT
neben einer Lufthansa-Anzeige, wo z.B. der Satz "Weil
in Russland der Ofen rußt, muss ich mir im Fluss den
Fuß abkühlen" richtig geschrieben worden wäre, im
redaktionellen Teil, und zwar direkt links daneben,
wieder die, u.a. von unserem Landesvater, Herrn Ch.
Wulff, so genannte "bewährte Rechtschreibung" Platz
gegriffen hat. Dort würden Sie obigen Satz wohl "Weil
in Rußland de Ofen rußt, muß ich mir im Fluß den Fuß
abkühlen" schreiben, oder?
Spaß beiseite: Es kann so manche Leser, und hier vor
allem unsere jüngeren Mitbürger, gewiss recht stören,
um nicht zu sagen verunsichern, dass Sie (warum?)
nicht von der veralteten Rechtschreibung ablassen
mögen, diese sogar während des vergangenen
"Sommerlochs" wieder eingeführt haben.
Bitte leiten Sie doch diese E-Mail an diejenigen in
der Redaktion weiter, die dieses Malheur offenbar ohne
Rücksprache mit der m.E. immer noch zuständigen
DUDEN-Redaktion veranlasst haben sollten. Um eine
kurze Antwort - im Sinne einer und in der Hoffnung auf
eine auch bei Presseerzeugnissen des Springer-Verlages
einheitlichen deutschen Sprache - bitte ich Sie
ebenfalls.
Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing. Klaus Peter Krapp (53)
------------ Ende des Schreibens ---------------s
Vielleicht muß ich ja bald wieder meinen in Rußland gerußten Fuß wieder im Fluß kühlen. Igitt...
Klaus Peter Krapp
Plantagenring 5, D-38154 Königslutter am Elm
eingetragen von Detlef Lindenthal am 26.02.2005 um 08.05
kein Norddeutscher würde auf den Gedanken kommen, Sült und Silt zu velwechsern. Sicherlich heißt Du in Wirklichkeit Alois und bist Reusensteller am Oberlauf der Donau.
Angoloid ist glaube ich sowas ähnliches wie mongoloid; ich weiß das nicht so genau, weil ich mir das Wort selbst erst frisch ausgedacht habe. Jedenfalls finde ich, daß es sich eher nach Schwachsinn anhört als jede andere in Frage kommende Bezeichnung.
Das mache ich öfter so, wenn ich ein Schimpfwort für grottentiefen Schwachsinn benötige, daß ich dann ein Fremdwort bastele.
Beim Netzordnen hast Du doch viel Zeit zum Nachdenken; denk Dir doch mal selbst Wörter aus!
Und wenn Du mir zusätzliche Buchstaben spendieren möchtest, bitte so wie in der Unterschrift ...:
Grüße nach Alemannien,
Dethlef
(denn das machen die Leute in Nordfriesland tatsächlich!)
eingetragen von Gast am 25.02.2005 um 21.43
Lieber Onkel Dettleff,
ich komme aus einer armen Handwerkersfamilie, mein Vater war Flaschner, ein Beruf, den heute keiner mehr kennt. Leider fehlt mir deswegen die Bildung um deine schwierigen Texte zu verstehen. Kann man für das Wort angliod auch etwas sagen, was einfache Handwerkerskinder verstehen können.
Fisch Fiete
Silt
eingetragen von Fritz Koch am 21.02.2005 um 11.20
Deshalb ist es ein Zeichen für primitivsten Untertanengeist, wenn die Namen von Leuten, die nicht mehr gefragt werden können, auf neue Rechtschreibung umgestellt werden.
eingetragen von Gast am 21.02.2005 um 11.01
Und es gibt "tz" nach Konsonanten doch!
Hartz IV
(nicht ganz ernstzunehmen!)
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 18.32
Es steht daher wie jeder andere Doppelkonsonant nur nach kurzem Vokal, aber nie nach einem Konsonanten.
eingetragen von Gast am 20.02.2005 um 18.08
Hallo, ich bin auf der Suche nach einer Rechtschreibregel - nach l, m, n, r.....???????? es sollte eine Erklärung dafür sein wann man z statt tz schreibt
Helga Haubitz
Am Föhrenwald 2 9201 Krumpendorf /Kärnten
eingetragen von Gast am 18.02.2005 um 15.25
Zitat:
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Wogegen "wehrt" sich denn die Wikipedia, lieber Glasreiniger?
Bitte sehr: Die Wikipedia ist ein Teil der "creative commons". Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es den Begriff der "tragedy of the
commons". Es handelt sich darum, daß der frühere Gemeinbesitz der Dorfgemeinschaften im Lauf der Entwicklung immer mehr im
Einzelinteresse aus-genutzt wurde, jedoch die Gegenleistungen nicht mehr erbracht wurden.
Damit wurde es erforderlich, den Gemeinbesitz aufzuteilen. Im Fall der deutschen Wikipedia ist nun mal eine "Hausordnung" entstanden, die
man respektieren sollte. Das muß ja nicht heißen, daß man jedes Detail billigt. Nehmen wir mal an, Sie besuchen Verwandte mit Ansichten,
mit denen Sie nicht übereinstimmen. Halten Sie es für gutes Benehmen, mit denen ausgerechnet darüber zu diskutieren?
...
glasreiniger
18.02.2005 15:33 Rechtschreibforum > Andere Foren Beitrag einzeln
Ende des Zitats.
Ich verstehe diese ''Erklärung'' nicht!
Wenn etwas wirklich ''Gemeinbesitz'' war, dann ist es die klassische Rechtschreibung gewesen! Jeder erlernte sie, ob in
der Schule oder privat durch vieles Lesen. Sie war allgegenwärtig! Wenn eine Organisation wie die Wikipedia -- was immer
das sein mag -- sich gegen die klassische Rechtschreibung ausspricht, dann scheint sie ihren eigenen Grundsätzen
zuwiderzuhandeln. Oder wie soll man den Begriff ''Gemeinbesitz'' verstehen?
Eine andere Frage: Kann man sich gegen eine Eintragung in die ''Wikipedia'' wehren, eventuell gerichtlich?
eingetragen von Gast am 18.02.2005 um 07.17
Hallo!
Ich wundere mich nur, daß unsere eigenen Kultusminister und manche Politiker uns für blöd verkaufen.
Nach deren Meinung sind ja offensichtlich alle unsere Kinder immer dümmer geworden, weil sie die alten Regeln
nicht mehr lernen können.
Nun, die habe offensichtlich keine anderen Sorgen und zuviel Zeit. Über eine Reform des Allerheiligsten, unserer
geschriebenen Sprache, die ja sowieso immer mehr durch englische Begriffe versaut wird überhaupt nachzudenken
zeugt doch von Hirnlosigkeit, wenn man sonst nichts zu tun hat.
Es gibt doch wirklich viel ernstere Probleme in diesem Land, als wie Ausländer mit unserer Schreibweise
zurechtkommen. Die sollen sich anpassen. Oder würde vieleicht die Türkei darüber nachdenken, Ihre Rechtschreibung den
deutschen Urlaubern anpassen? Andere Länder lachen doch nur über unser Land, denn dort würde man auch nicht
auf die Idee kommen, faulen oder nicht mal der Landessprche mächtigen Schülern die Sprache anzupassen.
Die Regeln der Rechtschreibung gibt es schliesslich nicht erst seit gestern! Wir haben Sie gerlernt und davor
auch andere Generationen. Wir haben alle überlebt, oder?
Deutscher Schreiber
*
eingetragen von Gast am 17.02.2005 um 10.34
Würde bitte mal jemand erklären, was die Symbole, die den einzelnen Unterpunkten vorangestellt sind, bedeuten sollen?
eingetragen von Gast am 06.02.2005 um 00.24
Vorschlag zur "Reform", neue Trennung bzw. ach so beliebte Bindestrich-Schreibweise:
Staat-Sex-Amen!
Dieses haben die "Reformer" wahrscheinlich mit Bravour bestanden!
Die Rechtsschreibreform betrifft mich persönlich zum Glück überhaupt nicht:
Ich bin Linkshänder!
Link-Shänder
Ober-Sex-Au
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.02.2005 um 08.38
Beim Ölwechsel kann man die unter gehaltene Ölauffangschüssel lediglich dann von unten her halten, wenn das Auto auf einer Hebebühne oder über einer Grube steht. Andernfalls muß man die Wanne unter schieben bzw. unter stellen.
__________________
nos
eingetragen von Fritz Koch am 04.02.2005 um 12.04
"Beim Ölwechsel muß man eine Ölauffangschüssel unter halten."
eingetragen von Fritz Koch am 04.02.2005 um 11.58
Was in der Technik als Fachsprache wegen der Eindeutigkeit nötig und daher erlaubt ist, muß auch in der "normalen" Sprache erlaubt sein.
In Mathe-Schulbüchern muß Fachsprache stehen, in anderen naturwissenschaftlichen Fach-Schulbüchern muß auch Fachsprache erlaubt sein.
Normalsprache nur in Sprach-Fachbüchern?
Diese Unterscheidung zwischen fachsprachlicher erlaubter Genauigkeit und normalsprachlicher vorgeschriebener Ungenauigkeit ist totaler Blödsinn, weil sich das im wirklichen Leben nicht auseinanderhalten läßt.
eingetragen von Gast am 04.02.2005 um 11.11
Über den Tiger, der von Menschen beim Fressen gestört wird, habe ich mich köstlich amüsiert. Die Befürworter der Rechtschreibreform könnten jedoch argumentieren, dass dies lediglich eine Doppeldeutigkeit sei; die gemeinte Bedeutung stecke doch ebenfalls mit drin, man müsse sie lediglich erkennen.
Es gibt jedoch Beispiele, wonach man in der neuen Schreibung Sachverhalte überhaupt nicht mehr ausdrücken kann, die in der alten Schreibung ausdrückbar waren. Damit gibt es nicht nur stilistische Argumente, sondern auch zwingende sachliche Gründe, die Getrenntschreibung wieder abzuschaffen.
Das folgende Beispiel stammt aus der Fachsprache der Mathematik; es sollte jedoch möglich sein, auf anderen Gebieten analoge Beispiele zu finden.
Alte Schreibung: "Die Menge A ist wohlgeordnet".
Neue Schreibung: "Die Menge A ist wohl geordnet" -- ergibt einen falschen Sinn. Nun könnte man die Mehrdeutigkeit (bzw Falschdeutigkeit) dadurch reparieren, dass man schreibt "Die Menge A ist eine Wohlordnung". Zum Glück ist ja die Zusammenschreibung von Substantiven noch nicht verboten worden. Weiterhin ist zum Glück jede mathematische Wohlordnung auch wohlgeordnet im mathematischen Sinne. Im folgenden Beispiel funktioniert aber genau dieser Ausweg nicht mehr:
Alte Schreibung: "Die Formel X ist wohldefiniert".
Neue Schreibung: "Die Formel X ist wohl definiert". -- Naja vielleicht ist sie definiert, vielleicht aber auch nicht -- das ist noch nicht einmal eine mathematische Aussage überhaupt.
Der Reparaturversuch mit "Die Formel X ist eine Wohldefinition" funktioniert jedoch auch nicht, weil eine Formel nicht zwingenderweise eine Definition sein muss. Es gibt Dinge, die definiert sind, obwohl sie keine Definition darstellen. Eine Definition besteht aus Definiens und Definiendum; eine Formel enthält aber normalerweise kein Definiens.
Damit haben wir ein Beispiel, wo sich ein Sachverhalt in der neuen Schreibung überhaupt nicht mehr ausdrücken lässt - oder zumindest nicht mehr auf einfache und intuitive Weise, da komplizierte Umwege und Umschreibungen notwendig werden.
Ich möchte dazu anregen, ähnliche Beispiele auch auf anderen Gebieten zu finden. Damit entfallen alle Streitereien über Stil und guten Geschmack, weil es zwingende sachliche Gründe für die Wiedereinführung der Zusammenschreibung gibt.
Dr. Thomas Schöbel-Theuer
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.02.2005 um 22.58
... „Untenhalten“ (statt „unterhalten“) hat ihren eigenen Pep („Pepp“?).
Ich halte dich unten, damit ich dir oben nicht wehtue.
Ich halte dich unten, damit du nicht nach oben kommst.
Dann wird das ja schon fast wieder eine fachsprachliche Auseinandersetzung:
„Unten halten“ vs. „niederhalten“ – und zur Unterhaltung trägt das ja auch bei.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 03.02.2005 um 21.53
Zum Beispiel über den Satz "Ich muß sieben Kinder und eine Frau unterhalten."
1. mit Gesprächen versorgen,
2. bei guter Laune halten
3. mit Geld versorgen
4. ...
Fritz Koch
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.02.2005 um 21.00
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Fritz Koch
Betonung auf Unterhaltung (resp. Spaßschule);
Vernachlässigung des Werts!
__________________
nos
eingetragen von Gast am 03.02.2005 um 20.33
eingetragen von Gast am 03.02.2005 um 17.29
Zitat Agrescha, 03.02.2005 16:05 Beispielsammlung über Sinn und Unsinn > Unser tägliches Doofdeutsch
Re: Alles richtig, aber...
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Totzdem ist das ganze möglicherweise eines jener Sprachteilgebiete, wo das Falsche allmählich richtig wird, ein Gebiet also des
Sprachwandels
...
Ist das falsch?
Denn man kann andererseits natürlich auch sagen, daß z.B. die Konstruktion "weil" + Hauptsatz grottenfalsch ist, in 50 Jahren aber
höchstwahrscheinlich die einzige noch gebräuchliche sein wird ("weil ich nach Hause wollte" wird eines Tages vermutlich völlig antiquiert
neben dem dann "richtigen" "weil ich wollte nach Hause" stehen.) Demnach gibt es nur den Usus, und so wie dieser ist, "ist" die Sprache
eben, ohne absolute Norm - es gibt demnach keinen "Verfall" von etwas angeblich Vollkommenem zu etwas Minderwertigem in der Sprache,
sondern nur ewige Wandlung.
Oder ist das falsch?
Vielleicht ist beides falsch?
Vermutlich verheddere ich mich hier einfach in den klassischen, überholten Denkkategorien und argumentiere sinnlos normativ - schließlich
sind ja auch Grammatik und Syntax des Mittelhochdeutschen nicht mehr unser heutiger Usus, und der Verfall der Flexionsendungen in der
heutigen Sprache würde Walther von der Vogelweide vermutlich zum Wahnsinn ob solcher Barbarei treiben... Aber wie dem auch sei: "um
zu" bezieht sich als Ausdruck einer Absicht nur auf das vorangehende Subjekt - und Punktum! ;-))
Ende des Zitats
Weshalb wird -- Ihrer Meinung nach -- die Konstruktion ''weil'' * Hauptsatz ''in 50 Jahren aber höchstwahrscheinlich
die einzige noch gebräuchliche'' sein? Durch diese Art von Spekulationen bringen Sie die Diskussion darüber nicht
weiter, es führt aber dazu, daß einige das als die Entwicklungsrichtung, die Tendenz der Sprache mißverstehen. Warum
soll die eine Variante die andere vollständig ersetzen?
Ich sehe auch nicht, weshalb besagte Variante denn heute ''grottenfalsch'' sein soll, wie wäre es mit folgender
Interpretation:
... weil: Ich wollte nach Hause.
Dies scheint mir die einzig korrekte Interpretation dieser sprachlichen Erscheinung zu sein. Im übrigen sehe ich nicht,
warum es nur den Usus, also nur einen einzigen Sprachgebrauch, geben soll. Weshalb sollen Denkkategorien nur deshalb
überholt sein, weil sie ''klassisch'' sind? Ich denke, daß etwas, was wirklich ''klassisch'' ist, nie überholt sein kann.
Deswegen sprechen wir doch auch von der ''klassischen Rechtschreibung'' im Gegensatz zur Deformschreibung!
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 01.02.2005 um 17.59
Da hab ich mich grad gestritten mit meiner Freundin. Ich hab ihr geschrieben, beim Bäcker musste ich am Somntag Morgen schlangestehen und sie meint so schriebt man dass nicht, sondern Schlange stehen. Aber man schreibt ja auch nicht Schuh platteln. Kennt sich da jemand aus?
Kathi
Reitmering
eingetragen von Gast am 01.02.2005 um 14.28
Zitat Kevin Schmidt, 01.02.2005 14:22: Beispielsammlung über Sinn und Unsinn > War die alte Rechtschreibung besser?
Hallo,
ich habe hier nun sehr viel gelesen und bin jetzt irgendwie überzeugt, daß die alte Rechtschreibung doch die bessere war und ist. Ich finde es mitlerweile auch echt zum kotzen, daß man mal die Alte-und mal die Neue Rechtschreibung zu sehen bekommt. Der eine schreibt so der andere so und wieder ein anderer ganz anders. Früher wußte jeder wie man ein Wort zu schreiben hat. Heute herscht nur noch Chaos. Und ich finde auch, daß die Alte Rechtschreibung vom Schriftbild her einfach besser aussieht ( Schloss / Schloß ). Nur muß man als Schüler ja leider die Neue Rechtschreibung benutzen. Tja, nur sieht es ja so aus, als wenn die Neue Rechtschreibung leider Pflicht wird.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Schmidt
Ende des Zitats
Hallo Kevin,
daß wir alle mal die klassische Rechtschreibung, mal die verschiedenen Varianten von Deformschreibung, mal die
verschiedenen Hausorthographien und mal irgendwelche persönlichen Sonderschreibungen sowie oft auch schlichtweg Fehler zu sehen bekommen, daran sind die Kultusminister schuld, die den Schülern die sogenannte Rechtschreibreform verordnet haben. Die Frage, die jeder für sich beantworten muß, ist, ob man sich von diesen etwas vorschreiben lassen will, was
nachweislich schlechter als das Bisherige bzw. sogar grammatisch falsch ist. Selbst als Schüler mußt Du die Deformschreibung nicht benutzen, Du kannst auch bei der klassischen Rechtschreibung bleiben! Wenn es nach der Vorstellung einer Minderheit von Reformlobbyisten geht, wird man das in etwa einem halben Jahr als Fehler angekreidet
bekommen, wenn sich bis dahin der Rat für deutsche Rechtschreibung geeinigt hat. Das könnte sich dann auch auf Deine
Deutschnote auswirken. Wenn aber die Schüler genügend Selbstachtung haben, bei diesem Schwachsinn nicht mitzumachen,
und selbst im Diktat weiterhin die klassische Rechtschreibung anwenden, die sie z. B. aus dem Lesen nichtreformierter
Bücher gelernt haben, dann dürfte der Versuch, über die Schule die Gesellschaft zu ändern, zumindest was die Rechtschreibung angeht, recht bald gescheitert sein. Letztlich sind ja nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer
von der permanenten Reform der Reform verwirrt. Und eines wissen selbst die Reformer: Auf der Basis der Rechtschreibreform ist die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung nicht wieder herstellbar. Das heißt: Eine
kollektive Verweigerung der Schüler hätte gute Chancen auf Erfolg. Mit anderen Worten, in Abwandlung eines bekannten
Spruches: Stell Dir vor, es ist Rechtschreibreform, und keiner macht mit ...
eingetragen von Gast am 01.02.2005 um 09.54
\"Mit heißer Nadel genäht\" ist richtig.
\"Mit heißer Nadel gestrickt\" ist Doofdeutsch.
Bastian Sick
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 21.30
Achtung! Vor Inbetriebnahme der
Tastatur bitte GEHIRN einschalten!
(Obiger Text kann farbig ausgedruckt und in Sichtweite der Tastatur angebracht werden.)
Hier ist immer prima Stimmung!
Heinzi
-
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 13.06
Zitat Fritz Koch:
Schule und Lehrer sind eben eine eigene Welt außerhalb der normalen, wirklichen.
Ein "geschlossenes System" nennen das die Systemanalytiker. Dieses Gefühl hatte ich schon vor 50 Jahren als Schüler, und daran hat sich
offensichtlich nichts geändert.
Der schulische Index für Zeitungen in normaler Rechtschreibung existiert also bereits.
Dagegen ist die normale Rechtschreibung ein "offenes System". Geschlossene Systeme neigen zum Absterben.
Die armen Schüler, die nach der Schule mit dem wirklichen Leben konfrontiert werden, am besten werden sie auch wieder Lehrer.
(Andernfalls Zahnarzt, nach dem Ratschlag in der "Feuerzangenbowle".)
Fritz Koch
31.01.2005 11:20 Dokumente > Verlage Beitrag einzeln
Interessant ist hier die Aussage: ''Geschlossene Systeme neigen zum Absterben.''
Natürlich ist die Schule kein geschlossenes System, sie reflektiert in hohem Maße die Gesellschaft!
So könnte man z. B. argumentieren, daß die Erde ein fast abgeschlossenes System ist. Wirklich? Es kommt
Strahlung (=Energie) rein, durch die Sonneneinstrahlung, und es geht wieder Strahlung raus, durch Reflexion,
durch Wärmeabstrahlung. Trotzdem wird die Erde irgendwann mal absterben, wenn die Sonne zum roten Riesen
wird. Ein wirklich geschlossenes System ist meines Erachtens nur schwer vorstellbar, sowas dürfte es
überhaupt nicht geben. Und wenn es sowas gäbe, dann würden wir es nie erfahren, weil wir es nicht wahrnehmen
können, denn jede Art von Wahrnehmung wäre ein Energieaustausch, d. h. das System wäre offen!
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 12.49
Sehr geehrter Herr Koch,
mit meiner Anmerkung zur Festplatte habe ich nur sagen wollen, daß dieser Begriff auf noch eine andere Art
interpretiert werden kann, also nicht nur computertechnisch! Im Gegensatz zu Ihnen möchte ich nichts anderes
durchsetzen!
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 11.18
Das wäre sogar genauer.
Fritz Koch
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 10.38
Klar, wenn man zum Fest beim Metzger eine kalte Platte bestellt, dann ist das eine Festplatte!
eingetragen von Gast am 31.01.2005 um 10.35
Zitat aus dem Beitrag von Karin Pfeiffer-Stolz vom 31.01.2005, 11:14:
Reaktionen von Schulen
''..., daß es beim Streit um die Reform weniger um die
Schüler, sondern um rein ideologische und politische Betrachtungsweisen geht.
Das nachfolgende Schreiben, das uns per E-Mail zugegangen ist, mag dies exemplarisch beleuchten:
Sehr geehrter Herr Stolz,
ich schreibe an Sie in Ihrer Eigenschaft als Geschäftsführer des Stolz Verlag.
Ihre Einstellung bzgl. der neuen Rechtschreibung (dargelegt in Ifo 45) teile ich ausdrücklich nicht. Wir, als LehrerInnen einer Grund- und
Sprachheilschule, lehren und schreiben in der neuen Rechtschreibung und denken nun auch in dieser Form. Wir sind Ihr ausdrücklicher
Kundenkreis. Ich spreche im Namen meiner KollegInnen: wir fühlen uns missachtet, wenn Sie sich außerhalb Ihres Kundenkreises stellen,
indem Sie mit uns in alter Rechtschreibung kommunizieren.
Ebenso missfällt uns der konservative Redaktionsstil einiger Tageszeitungen, in deren Redaktionsleitung antiquierte Leute sitzen, die an
einer Rechtschreibung hängen, die noch viel unlogischer, aber vertrauter, ist. Artikel dieser Tageszeitungen finden in unserem Unterricht
daher keinen direkten Raum mehr.
Mit freundlichen Grüßen''
Ende des Zitats
Da wundern sich die werten Kolleginnen und fühlen sich mißachtet -- die Originalschreibweise erinnert irgendwie an
'missa' = Messe -- während sie doch selbst bundesverfassungsgerichtlich verbriefte Freiheiten mißachten. Wenn sich jemand
mißverständlich ausdrückt, dann darf er sich nicht wundern, wenn er mißachtet wird! Das lächerlichste aber ist die Aussage,
daß sie nun auch in dieser Form -- der ''neuen Rechtschreibung'' denken. Man beachte weiterhin die sexistische Schreibung
des Wortes ''Kolleginnen''.
eingetragen von Gast am 30.01.2005 um 19.25
Wenn es aber um den Ernst-von-Siemens-Musikpreis geht, dann nur mit dieser Schreibweise, die mir schon in der Grundschule genannt wurde, denn ich ging in Kiel-Wellingdorf zur Theodor-Storm-Schule.
Wie ein Preis genannt und wie er geschrieben wird bestimmt einzig und allein derjenige, der den Preis stiftet.
Manfred Greven
-
eingetragen von Gast am 28.01.2005 um 06.58
Guten Tag, ich könnte von jemandem Hilfe gebrauchen, der sich besonders gut mit der deutschen Sprache auskennt und könnte mir vorstellen, dass es auf diesem Forum einige Leute gibt, die mir einen Rat geben können.
Es geht in einem Streit um die Bedeutung des Wortes Toleranz. Nachdem im Duden geschaut wurde kam meine Gesprächspartnerin zu dem Entschluß, da es ja auch Duldung bedeutet, dass es gleichzeitig heißt, es heißt so viel wie ALLES. Sprich alles dulden, alles tolerieren müssen.
Kann das vielleicht jemand erklären, wiederlegen, b.z.w. ihr halt recht geben?
Ich würde mich über eine Antwort auf meine Mailadresse freuen und bedanke mich recht herzlich.
J.Müller
Jens Müller
eingetragen von Gast am 27.01.2005 um 10.21
Zitat:
Re: Bedeutungsunterschied?
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Kathrin Dörrbecker
Eine Freundin fragte mich neulich, ob zwischen den Begriffen ?Rat? und ?Ratschlag? ein Unterschied läge, oder ob
?Rat? nur eine Verkürzung von ?Ratschlag? sei. Was ich ihr geantwortet habe, verrate ich erstmal noch nicht.
Mich würden zunächst weitere unvoreingenommene Meinungen interessieren.
Jmdm. einen Rat geben, kann unaufgefordert erfolgen im Sinne auch von jmdn. belehren. Einen Ratschlag gibt man eher, wenn man danach
gefragt wird. "Wenn du mich fragst, würde ich dir den Ratschlag geben...".
Der Rat hat eine gewisse Erhabenheit, mehr moralisches Gewicht, der Ratschlag kommt leichter daher, kürzer, knapper. Ein Schlag eben.
Christoph Kukulies
27.01.2005 09:09 Rechtschreibforum > Es gehört nicht hierher, aber dennoch... Beitrag einzeln
Ende des Zitats
Meines Erachtens würde man eher die kürzere Variante wählen: ''Wenn du mich fragst, würde ich dir den Rat geben ...'' oder
''... würde ich dir raten, daß ...''
(Eine kleine Bemerkung am Rande: Nach dem Wort ''geben'' sollte hier ein Leerzeichen stehen, wenn danach drei Auslassungspunkte
folgen, da diese ja für einen darauf folgenden Satzteil stehen. Fehlt dieses Leerzeichen, so könnte man meinen, daß das
Wort ''geben'' noch nicht zu Ende ist, was hier natürlich nicht sein kann.)
Neben den Unterschied, daß ''Rat'' auch einen Menschen, z. B. den Geheimrat, oder eine Gruppe von Menschen, z. B. den
Rat für deutsche Rechtschreibung, bezeichnen kann, ''Ratschlag'' aber nicht, sehe ich keinen Bedeutungsunterschied.
Allerdings könnte man vermuten, daß der Begriff ''Ratschlag'' für einen Rat, also für einen gutgemeinten Hinweis stehen
könnte, der sich dann als doch nicht so gut erweist. Also wie ein unerwarteter Schlag von jemanden, von dem man sowas
nicht erwartet hat, also ein (vermeintlich) gutgemeinter Hinweis, der den so Beratenen enttäuscht oder gar (mental) verletzt.
xxx
xxx
eingetragen von Ernst Haft am 25.01.2005 um 14.03
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
sondern studieren etwas, das ihnen keine Berufsaussichten als industrieller Tagelöhner und Wanderarbeiter bietet. Vor etlichen Jahren dachte ich auch, daß mein Sohn am besten Ingenieur werden sollte. Jetzt bin ich heilfroh, daß er Lehrer geworden ist.
Fritz Koch
Vor 40 Jahren haben 4%-6% eines Jahrgangs studiert, heute sind es 30%-40%. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit hat sich nicht derart erhöht. Weniger als ein Viertel erreichen ein Niveau, das einigermaßen dem früherer Uni-Absolventen entspricht, können also eine klassische Akademikerstelle in Industrie und Wirtschaft gleichwertig ausfüllen.
Nun könnte man meinen, selbst der Einäugige sei König unter den Blinden.
Es geht zumeist andersherum. Die Gescheiten zweifeln an sich. Sie wollen qualifiziert arbeiten, nicht nur mit Idioten parlieren, stürzen sich in qualifizierte Arbeit - und werden schnell als nützliche (Fach-)Idioten betrachtet.
Da Dummköpfe deren Leistung nicht erbringen könnten, erfordert ihre Selbsteinschätzung, deren Leistungssegment geringzuschätzen.
Die Dummen erlangen dieselben Diplome, sind längst in der Mehrheit, erleben deshalb keine Erschütterung ihrer Selbstüberschätzung.
Sie suchen sich ein ihnen gemäßes Aufgabenfeld, merken überhaupt nicht, daß sie inhaltlich nicht mithalten können - und sind bald Vorgesetzte der anderen. Die wenigen Gescheiten, die da noch mithalten können, müssen sich den Dummköpfen anpassen, der eine oder andere wird es bei genügend Selbstverleugnung schaffen, diese unter sich zu lassen.
Die dramatischen Folgen der weiteren Entwicklung sehe ich als einer, der an der Uni "Nebenfächler" ausbildet (i.w. Ingenieure und Betriebswirte).
Schon viele der im Verhältnis noch qualifizierteren Ingenieursstudenten zeigen gravierende Schwächen beginnend bei den elementarsten Fähigkeiten (z.B. in 'Mathematik' beginnend beim Zählen und Kleinen Einmaleins).
Und die Betriebswirtschaftsstudenten?
Viele von denen kennen z.B. "%" nur als magische Taste am Taschenrechner ("was soll denn die 100 in Ihrem Programm bedeuten?! - das allererste Demonstrationsprogramm hatte eine Zahl eingelesen, 3% davon berechnet und ausgegeben und stieß auf völliges Unverständnis wegen der mathematischen Problematik dieser Rechenoperation). Viele hätten früher wegen mangelnder Grundfertigkeiten keinen Lehrherrn für eine kaufmännische Lehre gefunden.
Angehende Journalisten - durchgehend 1.0 als Abiturnote! - sind viel, viel fleißiger - aber dieser Fleiß erstreckt sich nicht darauf, die Lösung "unzumutbar schwieriger" Aufgaben wie linearer Interpolation wenigstens anzuhören.
Die Studentenzahl in den Ingenieurfächern ist 'zu niedrig'?!
Mag sein. Aber drei Viertel können als Absolventen nur zu drei Zwecken dienen:
(1) den vormals hervorragenden Ruf des deutschen Ingenieurs restlos zu ruinieren
(2) als Reservearmee zwecks Lohndumping zur Verfügung zu stehen
(3) sich unter kongenialen Juristen und Betriebswirten im Unternehmensvorstand durchzuschlagen
Da hilft es nicht, daß es auch die besseren Betriebswirtschaftsabsolventen im Beruf schwer haben, wenn ihre Eltern kein Geld und keine Beziehungen haben.
Manche mit einem IQ von 90 (Durchschnitt der Bevölkerung: 100) schaffen das heutige deutsche Abitur. Sie müssen natürlich mangelnde Fähigkeiten durch Fleiß kompensieren. In Fächern ohne intellektuelle Anforderungen sind solche dann klar überrepräsentiert.
Die Politik sorgt dabei in gewohnt dezenter Weise mittels Finanzmittelzuteilung dafür, daß ungeachtet ihrer Fähigkeiten die meisten durchkommen, zusätzlich wird das Lehrpersonal in Fächern, in denen die Anforderungen beim besten Willen nicht hinreichend gesenkt werden kann, wegen pädagogischer Ineffizienz gerüffelt.
Deutschland wird künftig chancenlos sein, wenn es meint, seine Universitäten weiter zu einem guten Teil als Volkshochschulen zur Abhaltung der Jugend vom Arbeitsmarkt und zur Nivellierung der Bezahlung seiner Elite führen zu müssen.
Die geplante Einführung von Studiengebühren ist jedoch geeignet, dies noch zu verschärfen. Denn dadurch wird Geld eine noch wichtigere Voraussetzung für das Durchziehen eines Studiums zukommen, und intellektuelle Fähigkeiten werden noch unbedeutender.
Als Alarmzeichen für die deutsche Volkswirtschaft sollte dienen, daß neue Führer großer Unternehmen ihre Autorität zunehmend durch wirtschaftlich zumeist so sinnlose wie kostspielige Circenses - Umorganisationen um ihrer selbst willen - erlangen, Mechanismen folgend, die geeignet sind, auf Kosten eines vermeintlichen Unternehmensziels die eigene Autorität ins Unermeßliche zu steigern, wie schließlich Gewaltherrscher bis zu Stalin und Pol Pot hinlänglich gezeigt haben.
Übrigens: einige angehende Lehrer haben sich bei mir auch schon Studiennachweise geholt. Nicht ohne dafür mit Hilfe ihrer Studienorganisation die Anforderungen auf ein bis dahin unerreichtes Maß zu drücken - Anwesenheit bei den Übungen ohne Votieren. Daß sie dies für nötig gehalten hatten, ja, daß sie dies überhaupt erwogen hatten, macht mich gruseln.
eingetragen von Ernst Haft am 24.01.2005 um 18.16
di menschn
Wia ana shript
wia ana spipt
is shisegäu
ea isa mänsch
und plipt a mänsch
this is vom mänschn
de dimänschndimänsion
– geändert durch Ernst Haft am 25.01.2005, 10.23 –
eingetragen von Ernst Haft am 24.01.2005 um 17.49
'.. nicht der Auffassung das Wort reden, daß aufwendig von Aufwand abgeleitet sei. .. falls (doch) Volksetymologie'
Je nun, es ist historisch genau das Gegenteil ableitbar, siehe z.B. Etymologie-Duden.
'Aufwand' ist nachgewiesen eine sprachgeschichtlich neue Ableitung von 'aufwenden, wenden'.
Übrigens ähnlich, wie dies für das ältere 'Wand' gilt (auch von 'wenden' - "wändig" und "wänden" wären also geringfügig weniger närrische Schreibungen als "aufwändig" ..).
Das ist ja die Narretei:
Ein Gutteil der in der Rechtscheibreform zu "Stammwörtern" deklarierten Substantive sind erstaunlich späte Ableitungen (oft 16.-18.Jhdt) von den viel, viel älteren "abgeleiteten" Wörtern.
Zudem wurden diese neuen "Stammwörter" in "weiser Beschränkung" rein willkürlich mit dem Narrenbesen hervorgekehrt - hätten die Reformer alle vergleichbaren Bildungen bedacht, hätte man sie wohl unverzüglich ins Irrenhaus gesperrt.
Wenn schon von Pseudoetymologie, so sollte man besser von Hofnarren- oder Geßleretymologie reden.
Fraglich ist jedoch, ob die Ausgeburten der Rechtschreibreform wirklich nur durch Faschingsräusche oder eher durch Karnevalssitzungen zu erklären sind.
Einfacher verständlich wären ihre Grundlagen, wenn die Wörter Aha, Helau, Hano, Narri, Narro etc. schon diesmal zu Stammwörtern erklärt worden wären (Hanover, Helaubank, narriviert, narrogant, Ahachen, narribisch, ..).
Abwarten - kommt alles noch, jedes Jahr gibt's eine närrische Zeit!
Künstler nutzen schließlich seit jeher Provokationen, um ihren Durchbruch zu erreichen - und es gibt sicher noch viele, viele bisher verkannte Künstler unter Kultusbürokraten und Sprachwissenschaftlern!
eingetragen von J.-M. Wagner am 24.01.2005 um 16.29
Zitat:Ich wollte nicht der Auffassung das Wort reden, daß aufwendig von Aufwand abgeleitet sei. Vielmehr wollte ich auf die Konsequenz hinweisen, die sich ergibt, falls man doch dieser Auffassung ist daß nämlich aufwändig dann keine Volksetymologie ist. Um dies klarer erkennbar zu machen, habe ich meinen ursprünglichen Eintrag Volksetymologie – was ist das? geändert.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Aus welchem Grund soll ''aufwendig'' von ''Aufwand'' abgeleitet sein, die Ableitung vom Verb ''aufwenden'' liegt doch näher? Ähnlich ist es meiner Ansicht nach sehr viel wahrscheinlicher, daß ''die Schenke'' vom Verb ''einschenken'' abgeleitet ist, welches wiederum vom Verb ''schenken'' kommt. Warum macht man diesen seltsamen Umweg über die Substantive?
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 21.01.2005 um 09.31
Zitat J. M. Wagner:
Volksetymologie - was ist das?
Um diesen Einzelpunkt näher zu beleuchten, scheint mir die folgende eine wesentliche Frage zu sein: Wie sind die Wörter entstanden, die
gemeinhin als ,,Volksetymologie" bezeichnet werden? Ich kenne mich da zu wenig aus, vermute aber, daß der Entstehungsprozeß Teil der
Definition des Begriffs ,,Volksetymologie" ist. (Ein typisches Beispiel einer echten Volksetymologie sind für mich die Schattenmorellen. -
Hoffentlich irre ich mich darin nicht!)
Ein anderes Kriterium, das mit zur Definition gehört, ist Frau Kerns zufolge, daß es sich bei einer Volksetymologie um eine »etymologisch
eigentlich ,,falsche" Herleitung« handelt. Wie steht es aber damit im Fall des aufwändig? Nach dem, was Frau Kerns dargelegt hat, handelt es
sich dabei ja - entgegen ihrer expliziten Aussage - gerade nicht um eine Volksetymologie, denn die Ableitung von Aufwand ist inhaltlich und
auch etymologisch nicht zu beanstanden (zumindest habe ich ihre Ausführungen so verstanden).
- geändert durch J.-M. Wagner am 21.01.2005, 00.54 -
J.-M. Wagner
20.01.2005 21:21 Beispielsammlung über Sinn und Unsinn > Bei ?aufwändig? könnte ich die Wand hochgehen
Aus welchem Grund soll ''aufwendig'' von ''Aufwand'' abgeleitet sein, die Ableitung vom Verb ''aufwenden''
liegt doch näher? Ähnlich ist es meiner Ansicht nach sehr viel wahrscheinlicher, daß ''die Schenke'' vom
Verb ''einschenken'' abgeleitet ist, welches wiederum vom Verb ''schenken'' kommt. Warum macht man diesen
seltsamen Umweg über die Substantive?
eingetragen von Gast am 20.01.2005 um 16.23
sondern studieren etwas, das ihnen keine Berufsaussichten als industrieller Tagelöhner und Wanderarbeiter bietet. Vor etlichen Jahren dachte ich auch, daß mein Sohn am besten Ingenieur werden sollte. Jetzt bin ich heilfroh, daß er Lehrer geworden ist.
Es ist überhaupt kein Wunder, daß immer weniger Abiturienten Ingenieurwissenschaften studieren, und Frauen kann man diesen Beruf wegen der Arbeitsbedingungen gar nicht empfehlen.
Fritz Koch
eingetragen von Gast am 20.01.2005 um 13.35
Zitat Fritz Koch
Am Wort \"Humankapital\" stört mich das Grundwort \"Kapital\".
\'\'... Manche Firmen glauben, im Bedarfsfall für einen bestimmten Auftrag einfach Fachleute einstellen oder
importieren zu können, um sie danach wieder zu entlassen; sie möchten die Mitarbeiter wie flüssiges Kapital behandeln. Im Bauwesen
könnte das vielleicht funktionieren. In Hochtechnologieprojekten ist es sehr riskant, denn die wirklich guten Leute spielen dieses Leben als
Zeit- und Wanderarbeiter nicht mit. Solche Berufsaussichten schrecken sie auch schon vor dem Studium ab. ...\'\'
Demnach haben die wirklich guten Leute gar nicht studiert!
eingetragen von Gast am 08.01.2005 um 00.11
Das Ergebnis kann doch nur sein:
Ignorieren!
Es gibt genügend Zeitungen und Zeitschriften, die noch Rechtschreibung beherrschen!
Kaufen Sie nur solche, nicht die, die glauben, in vorauseilendem Gehorsam alles mitmachen zu wollen!
Das sollte seit 60 Jahren doch endlich vorbei sein!
Wir sind das Volk! - nicht ein paar Ignoranten.
eingetragen von Gast am 07.01.2005 um 17.33
Der im Jahr 2001 verstorbene Linguist Wolfgang U. Wurzel schreibt zu Hermann Pauls Aufsatz "Zur orthographischen Frage" (1880) wie folgt:
Der Artikel ist geschrieben kurz vor dem Erscheinen von Dudens Vollständigem Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache (ebenfalls 1880). Er liest sich wie ein Beitrag zum aktuellen Orthographiedisput (wobei er sich allerdings von den meisten heutigen Beiträgen durch eine profunde Sachkenntnis unterscheidet).
[...]
Paul befürwortet eine Verbesserung der Rechtschreibung, lehnt aber eine förmliche Orthographiegesetzgebung ab, weil sie "durch die Laune und Willkür einzelner im Augenblick maßgeblicher Persönlichkeiten bestimmt werden kann, ohne der Vernunft und dem allgemeinen Bedürfnis Rechnung zu tragen" (301). Des Weiteren dürfen Verbesserungen nicht "in der Form eines Befehls, sondern immer nur in der Form eines Raths"(317) eingeführt werden.
[...]
Dabei geht es immer nur um synchron vom Sprecher als einheitlich aufgefasste Stämme, nicht um etymologische Zusammenhänge (wie sie von dergegenwärtigen Reform in Fällen wie behände wegen Hand und schnäuzen wegen Schnauze praktiziert werden).
Die Rezension, die in "Zeitschrift für Sprachwissenschaft 20(2001)" enthalten ist, ist zwar im Neuschrieb geschrieben und enthält einen "Fehler" (nahekommen), aber die kritische Einstellung des renommierten Linguisten zur RSR ist eindeutig erkennbar.
Yutaka Nakayama
Nederlinger Str. 1 80638 München
eingetragen von Gast am 02.01.2005 um 18.26
Sehr geehrte Damen und Herren !
Ist jemandem eine Begründung von offizieller Seite bekannt, nunmehr "dass" statt "daß" zu schreiben ?
Oder weiß jemand, wo die offizielle Bergründung dafür zu erfragen ist ?
Ich würde mich über Information darüber freuen. Vielen Dank !
Holger Schwill
eingetragen von Gast am 29.12.2004 um 17.59
Zitat:
Die Tendenz ist die allgemeine Richtung, in die eine Entwicklung geht.
Solche Entwicklungen sind nur über Jahrzehnte oder noch längere Zeiträume
meßbar: Der Wegfall des Dativ-Endungs-e, der Schwund des Genitivs.
Eine ähnliche Entwicklung fand einst im Altfranzösischen statt, wo nur die
Nominativ- und Akkusativ-Endungen übrigblieben (Zwei-Kasus-System), bis noch
später in allen romanischen Sprachen die Kasus-Endungen wegfielen. Diese
Sprachentwicklung ging von synthetischen (endungsgeprägten) Sprachen zu
analytischen (präpositionsgeprägten) Sprachen. Das Deutsche hat von beiden
Systemen etwas, aber die langsame Entwicklungstendenz geht zum mehr
analytischen System. Das ist eine Tendenz.
Die klassisch-lateinischen Grammatiker hatten ihre Hochsprache eingefroren,
trotzdem oder gerade deshalb entwickelte sich parallel dazu das Bürgerlatein
als neue Sprache, die bis heute in den romanischen Sprachen weiterlebt.
Eine Sprache einfrieren macht sie zur toten Sprache.
Fritz Koch
28.12.2004 19:02 Rechtschreibforum > DUDEN 2004 Beitrag einzeln
Sehr geehrter Herr Koch,
Sie geben also zu, daß sich solche Entwicklungen über Jahrzehnte oder noch
längere Zeiträume erstrecken. Genau das war es, auf was ich sie aufmerksam
machen wollte.
Zitat aus Fritz Koch, 27.12.2004, 15:16:
Neue Vorschläge: Mehr Zusammenschreibung!
...
Unter Berufung auf die "Tendenz zur Univerbierung" der deutschen Sprache darf
man mutiger sein, als der alte Duden erlaubte, denn die Sprachentwicklung ist
seit 1995 weitergegangen.
Fritz Koch
27.12.2004 15:16 Volksentscheid > Niedersachsen-Nachrichten
Seit 1995 sind noch nicht mal ein Jahrzehnt vergangen, Sie können daher, wie
sie selber zugeben, noch keine Sprachentwicklung seit diesem Zeitpunkt
zweifelsfrei feststellen.
Über den Wegfall des Dativ-e's wurde schon in www.vrs-ev.de diskutiert,
ich bin der Meinung, das dies in manchen bzw. in vielen Fällen fakultativ
wegfallen kann, aber nicht wegfallen muß. Daher ist es nicht angebracht,
von einem generellen Wegfall dieser Flexionsendung zu sprechen. Ähnliches
gilt für den von ihnen postulierten Schwund des Genitivs. Ich finde, daß
Genitivkonstruktionen geschickter sind als umständliche
Präpositionalkonstruktionen mit Dativ. Allerdings muß man Geschick erst
erwerben, und da hapert es heutzutage: Wenn Kinder keine guten Bücher mehr
lesen, haben sie kaum eine Chance, die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten
ihrer Muttersprache kennenzulernen. Dies darf man dann aber nicht als
Sprachentwicklung oder sprachliche Entwicklungstendenz hinstellen, der man
dann möglichst schnell Eingang in die Hochsprache oder in die Rechtschreibung
verschaffen will.
Zitat:
''Eine ähnliche Entwicklung fand einst im Altfranzösischen statt, wo nur die
Nominativ- und Akkusativ-Endungen übrigblieben (Zwei-Kasus-System), bis noch
später in allen romanischen Sprachen die Kasus-Endungen wegfielen.''
Sind Sie sich wirklich sicher, daß in allen romanischen Sprachen die
Kasusendungen wegfielen? Ich erinnere mich, gerade vor kurzem gelesen zu haben,
daß der Niedergang des Kasussystems nur in den westromanischen Sprachen
stattfand.
Zitat:
''Diese Sprachentwicklung ging von synthetischen (endungsgeprägten) Sprachen
zu analytischen (präpositionsgeprägten) Sprachen. Das Deutsche hat von beiden
Systemen etwas, aber die langsame Entwicklungstendenz geht zum mehr
analytischen System. Das ist eine Tendenz.''
Ich würde synthetisch nicht zwangsläufig mit ''endungsgeprägt'' erklären,
da es auch Sprachen gibt, die einen sehr hohen Gebrauch von Präfixen machen,
z. B. das Deutsche oder das Latein. Es gibt sogar eine umfangreiche Gruppe
von Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien, die in noch viel höherem Maße
Gebrauch von der Synthese machen: die polysynthetischen Sprachen.
Die Synthese in ihren verschiedenen Ausprägungen dürfte in den meisten Sprachen
der Welt mehr oder weniger häufig zur Anwendung kommen. Die von Ihnen
angeführte Sprachentwicklung bezieht sich auf die indogermanischen
Sprachfamilien. (Im Sinne der political correctness müßte man von der
indoeuropäischen Sprachfamilie sprechen! (Wie würde es klingen, wenn Sie im
vorangegangenen Satz das Dativ-e weglassen würden?))
Eine Tendenz kann immer zum Stillstand kommen oder sich sogar wieder umkehren.
Heutzutage kann jeder mit jedem kommunizieren, aber kaum jemand kann mehr
mit dem anderen reden! Man geht z. B. auf Argumente überhaupt nicht mehr ein.
Eine Sprachentwicklung ist nichts Naturgegebenes, menschliche Sprache wird von
Menschen benutzt. Wie sich eine Sprache entwickelt, hängt davon ab, wieviel
Wertschätzung die Sprecher ihrer Sprache entgegenbringen und wie wichtig es
ihnen ist, daß sie über eine Schriftsprache in ihre Vergangenheit schauen oder
ihre Gedanken der Zukunft mitteilen können. Diktatorische Regime sind daran
natürlich kaum interessiert.
Wenn Menschen nicht mehr miteinander reden können, wenn sie ihre Sprache und
deren Möglichkeiten nicht mehr bewußt erleben können und zu schätzen lernen,
wenn Sprache nur noch zu einem möglichst einfach zu gestaltenden technischen
Prozeß wird, dann wird es immer weitere Vereinfachungstendenzen geben.
Auf diese werden dann viele wie Sie, Herr Koch, aufreiten, weil sie denken, daß
das eine natürliche Entwicklung wäre. Sprachpflege heißt auch, zu bestimmten
Möglichkeiten einer Sprache zu stehen und sie erhalten wollen.
Die Sache mit dem Einfrieren würde ich nicht so sehen!
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 28.12.2004 um 17.05
Zu den Beiträgen von Fritz Koch vom 27.12.2004 15:16, von Detlef Lindenthal
vom 27.12.2004 19:22 und von Bernhard Schühly vom 28.12.2004 11:54:
Neue Vorschläge: Mehr Zusammenschreibung!
Ich bin für Zusammenschreibung häufig gebrauchter Wortgruppen: garnicht,
sodaß, und viele andere. Ich bin für mehr Zusammenschreibung
ergebnisorientierter Verben: ernstnehmen, bekanntmachen und andere, besonders
solche mit machen, erst recht wenn dazu auch eine modale Variante denkbar
ist und dann durch Getrenntschreibung unterschieden werden muß.
Unter Berufung auf die "Tendenz zur Univerbierung" der deutschen Sprache darf
man mutiger sein, als der alte Duden erlaubte, denn die Sprachentwicklung ist
seit 1995 weitergegangen.
Fritz Koch
27.12.2004 15:16 Volksentscheid > Niedersachsen-Nachrichten
Lieber Herr Koch,
privat können Sie schreiben, wie Sie wollen, und dienstlich erst recht;
da kräht kein Hahn nach. Vonmiraus könnn Sie soviel zusammenschreiben,
wieSiewolln. Und Sie könnn auch so schraim, wie man schpricht. Bringen Sie
ein entsprechendes Wörterbuch heraus, sammeln Sie Gefährten um sich und
werben Sie für Ihre Lösung. Doch vergessen Sie nicht, nach 10 Jahren zu
schauen, wie weit sich Ihre Schreibart bewährt hat und ob Ihre Anstrengung
zur Lesbarkeit und einheitlichen Rechtschreibung beigetragen hat. Es war
ein fröhlicher Tag in der Grundschule, als wir lernten: Gar nicht wird gar
nicht zusammengeschrieben, und: Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich.
Übrigens habe ich ein Buch aus den 20er Jahren in gemäßigter Kleinschreibung
(jemand hatte in einem Satz einen Wortanfang mit Kugelschreiber groß gemalt,
so daß man den (sonst kaum verständlichen) Satz verstehen konnte). -- Doch
weise ich darauf hin, daß auch jene Schreibart sich nicht durchgesetzt hat.
Lieber Herr Kern,
zu Ihrer Nußsaucenfrage ist meine Meinung: Ich kann auch dann noch ruhig leben,
wenn sie nicht beantwortet wird.
Übrigens ist Dudens SS-Regel nur eine von mehreren Meinungen. Ich weiß, daß
wir für Zeichensätze, die wir 1993 auf Bestellung geliefert haben, auf
gesonderte Anforderung hin extra ein großes ß eingebaut haben (etwas breiter
mit leicht nach links geneigter Unterlänge und unten ordentlicher Öffnung, so
daß man es nicht mit B verwechsele). NUßSOßE finde ich, wenn man denn
Großbuchstaben verlangt, besser lesbar als NUSSSOSSE, NUSSOSSE und NUSZSOSZE.
Grüße,
Detlef Lindenthal
27.12.2004 19:22 Volksentscheid > Niedersachsen-Nachrichten
Re: Neue Vorschläge: Mehr Zusammenschreibung!
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Ich bin für Zusammenschreibung häufig gebrauchter Wortgruppen: garnicht,
sodaß, und viele andere.
Im Prinzip gebe ich Ihnen recht: so daß - sodaß, gar nicht - garnicht, mit
Hilfe - mithilfe sind z.B. einige der wenigen "Wörter" der alten Schreibung,
bei denen ich mir nie so ganz sicher gewesen bin - oder immer gern anders
geschrieben hätte. Im Icklerschen Wörterbuch sind die meisten dieser Formen
meineswissens bereits berücksichtigt worden. Aber zu weit gehen darf man damit
natürlich auch nicht. Wichtiger noch ist aber, daß man, wie auch Hr. Ickler,
der in diesen Fällen oftmals beides erlaubt, es empfiehlt, konsequent bei einer
Form bleibt - also nicht wie der Duden es vorschreibt mal Hüh und mal Hott.
Das nämlich macht das wirklich Irritierende aus!
Bernhard Schühly
28.12.2004 11:54 Volksentscheid > Niedersachsen-Nachrichten
Zu Fritz Koch:
Was verstehen Sie unter Sprachentwicklung?
Tendenz der Univerbierung?
Wenn etwa 0.10% der Bevölkerung Verbrecher sind, und wenn sich im Polizeibericht
des folgenden Jahres diese Zahl auf 0.11% erhöht hat, dann besteht -- so wie
ich Sie verstehe -- in dieser Bevölkerung eine Tendenz zum Verbrechen. Würden
Sie dann unter Berufung auf diese Tendenz öffentlich fordern, daß auch der nicht
verbrecherische Teil der Bevölkerung Verbrechen verüben sollte, eben weil diese
Tendenz besteht?
Was ist eine Tendenz? Ist es wirklich eine Willensbekundung der Spachbenutzer,
wie das Herr Ickler meint? Der Begriff ''Tendenz'' impliziert Bewegung, ein
Immer-weiter-um-sich-Greifen eines bestimmten Sachverhalts. Wie dies zu bewerten
ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das heißt aber, daß eine solche Tendenz sehr klein beginnt, eventuell mit
Fehlern bezüglich des bisherigen Regelwerks, die einzelne gerne als richtig
anerkannt sehen würden, warum auch immer. Das heißt aber auch, daß man mit
der Argumentation, daß eben eine Tendenz bestehe, der man nachgeben müßte,
eben weil sie besteht, etwas völlig Nebensächliches überbewertet. Man sollte
auch den Mut haben, Fehler als Fehler zu behandeln!
Wenn Sie diese Tendenz durch Ihren Aufruf zur Zusammenschreibung verstärken
wollen, so versuchen Sie zu manipulieren. Damit würden Sie ausnutzen, daß
Menschen gerne anscheinend Neues oder Modernes übernehmen wollen, um damit zu
zeigen, daß sie modern sind. Auch die Reformer haben diesen Trick angewandt.
Auch ich würde die Zusammenschreibung von Wörtern wie ''ernst nehmen'' und
''statt dessen'' akzeptieren, aber nur, wenn auch die bisherige
Getrenntschreibung weiter gültig bleibt. Die Zusammen- bzw. Getrenntschreibung
dieser Wörter hängt nämlich -- meines Erachtens -- auch von Rhythmus des Satzes
ab, in dem sie stehen. Damit wäre die Zusammenschreibung hier nicht mit einer
zweifelhaften Tendenz zu begründen, sondern mit satzrhythmischen bzw.
schriftstellerischen Erfordernissen.
Auch wenn ich dafür bin, daß man möglichst keine Variantenschreibung zuläßt,
so muß man hier, wie auch an anderen Stellen, z. B. bei der Kommasetzung im
vorreformtorischen Duden, eingestehen, daß es ''echte Varianten'' gibt, also
solche, bei denen man durch die gegebenen Regeln nicht entscheiden kann,
welche Variante nun die richtige ist. Im vorreformatorischen Duden wurde dann
z. B. die Kommasetzung freigestellt.
Dies sollte aber von ''nutzlosen Varianten'' unterschieden werden, und solche
nutzlosen Varianten sind z. B. die Zusammenschreibung von ''so daß'' und
''zur Zeit''. Dafür kann man wenigstens Gründe angeben, warum sie nicht
zusammengeschrieben werden sollten: Dies wären hier z. B. rhythmische Gründe,
denn bei diesen Zusammenschreibungen habe ich immer das Gefühl, sprachlich ins
Stolpern zu geraten. Bei ''stattdessen'' und ''ernstnehmen'' ist das nicht so.
Es liegt wohl daran, daß hier das ''a'' bzw. das ''e'' der jeweils ersten
Komponente kurz ist. Bei ''so'' und bei ''zur'' liegt aber ein langer Vokal vor.
Aus diesen Gründen bin ich auch der Meinung, daß eine eventuelle Tendenz zur
Zusammenschreibung nie durchgreifend alle ''häufig gebrauchten Wortgruppen''
erfassen wird. Durch Ihre Forderung nehmen Sie eine eventuelle Spachentwicklung
vorweg. Außerdem ist der Terminus ''häufig gebrauchte Wortgruppen'' sehr
unspezifisch. So wäre auch ''ich habe'' eine häufig gebraucht Wortgruppe,
sehr wahrscheinlich noch häufiger gebraucht als ''so daß''. ''Ich habe'' wird
aber allenfalls zu ''ich hab''', d. h. Kürzung des ''a'' und Wegfall des ''e''.
Was verstehen Sie unter einer Sprachentwicklung? Ist eine aufgezwungene
Veränderung oder eine Modeerscheinung für Sie auch eine Entwicklung?
Kann man in Zeiten reformbedingter Sprach- und Rechtschreibverwirrung wirklich
von einer Sprachentwicklung sprechen? Die Schüler werden, weil sie es nicht
anders gelernt haben, wohl eher getrennt schreiben. Sie, Herr Koch, wollen
vermehrte Zusammenschreibung, vielleicht um sich von der reformbedingten
Getrenntschreibung abzusetzen. Man könnte auch zu dem Schluß kommen, daß es
differgierende Entwicklungsrichtungen oder eine Sprachzersetzung gibt.
Wie unterscheiden Sie Modetorheiten von einer länger anhaltenden Entwicklung?
Auf jeden Fall ist es nicht angebracht, nur aufgrund der Feststellung einer
Tendenz eine generelle und durchgreifende Zusammenschreibung zu fordern!
Zu Detlef Lindenthal, vollständige Großschreibung:
Meiner Meinung nach sollte man vollständig Großschreibung möglichst vermeiden,
insbesondere bei längeren Wörtern. Da es für das ß keinen Großbuchstaben gibt,
könnte man es in solchen Wörtern einfach übernehmen, eventuell etwas
modifiziert, wie Detlef Lindenthal es beschrieben hat. Die Unterlänge wäre ein
gutes Gegengewicht zu den Punkten der Umlaute. Es sollte aber klar sein, daß es
damit immer noch ein Kleinbuchstabe ist.
Zu Bernhard Schühly:
In der Schule sollten solche Schreibungen, bei denen man sich nicht sicher
ist, besonders geübt werden. Mag sein, daß das in den letzten Jahrzehnten etwas
nachlässig gehandhabt wurde, um eine Reform notwendig erscheinen zu lassen.
Die unmotivierte Variantenschreibung dagegen irritiert, egal ob sie in einem
Dokument durchgehend verwendet wird oder nicht.
Daß Kinder klare Angaben zur Schreibung brauchen wurde hier schon -- ich glaube
von Frau Pfeiffer-Stolz -- hinreichend begründet.
Es dürfte aber immer noch irritierend sein, wenn man bei unechten Varianten
in einem Dokument die eine und in einem anderen die andere Form sieht. Wenn man
aus der Verwendung der einen oder der anderen Variante die Intention des Autors
ablesen kann, z. B. den Sprachrhythmus, wenn also echte Varianten vorliegen,
dann dürften sich dabei keine Probleme ergeben, dann ist die Verwendung der
jeweiligen Form motiviert, und auch ein Kind wird das schon erkennen können.
Zitat Detlef Lindenthal:
''Es war ein fröhlicher Tag in der Grundschule, als wir lernten: Gar nicht wird
gar nicht zusammengeschrieben, und: Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich.''
Wir sollten darauf achten, daß wir Reformgegner solch schöne Merksätze, ganz im
Sinne von ''Kinder brauchen klare Angaben zur Schreibung'' nicht durch
eingebildete oder an den Haaren herbeigezogene Tendenzen kaputtreformieren.
Es wäre peinlich, wenn wir uns zu Erfüllungsgehilfen der Reformer machen würden.
Rechtschreibung heißt auch, daß man solche Erscheinungen ignoriert, die
Unsicherheit einführen oder das System aufblähen, aber sonst keinen Nutzen
bringen. Es geht nicht um präskriptiv oder deskriptiv, das wäre nur Denken in
Gegensatzpaaren, sondern um einen einmal eingeschlagenen Weg. Dieser Weg wurde
seit über 100 Jahren von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung
akzeptiert, jetzt davon abzugehen, weil eine Minderheit zu einem anderen Weg
tendiert, ist nicht sinnvoll. Wir sollten lieber stolz darauf sein, uns eines
ausgefeilten, traditionsreichen Rechtschreibsystems bedienen zu können.
Ich möchte hier als Beispiel folgenden Vergleich vorschlagen:
Rechtschreibung ist wie ein Obstbaum: Wie der Obstbaum den Zweck hat, Früchte
zu bringen, so hat die Rechtschreibung den Zweck, schriftliche Kommunikation
über Raum und Zeit hinweg zu ermöglichen. Wenn ein Obstbaum seinen Zweck
erfüllen soll, dann muß er möglichst jedes Frühjahr geschnitten werden, sonst
verwildert er und die Äpfel werden kleiner. Es ist also nötig, gewisse Äste
rauszuschneiden: Man muß einen Korb durch die Krone des Baumes durchwerfen
können! In Analogie dazu müssen also auch gewisse Tendenzen gekappt werden,
wenn sie dazu führen, daß das Gesamtsystem nutzlos aufgebläht wird.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 14.12.2004 um 12.50
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Sie über ein Verfahren informieren, das ich persönlich als Gegner der staatlich diktierten Rechtschreibreform unter dem Motto „Aktion traditionelle Rechtschreibung“ seit einiger Zeit anwende und im Kreise meiner Freunde und Bekannten propagiere.
Ich kennzeichne alle meine Schriftsätze, Briefe etc. mit einem < T > für „ Aktion traditionelle Rechtschreibung“.
Mein Ziel ist es, möglichst viele Gleichgesinnte zu gewinnen, die sich ebenso wie ich gegen eine „Reform“ auflehnen, welche aus ideologischen Gründen die Klarheit und den Nuancenreichtum unserer Schriftsprache auf das Niveau des Dümmsten herunterregeln möchte.
Machen Sie mit bei dieser Aktion! Sie befinden sich in bester Gesellschaft namhafter Schriftsteller, Journalisten, seriöser Zeitungen und Zeitschriften. Und Sie beweisen, daß mündige Bürger sich nicht widerspruchslos für Beschäftigungsprogramme von Bürokraten mißbrauchen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
J. Lynen
Aktion < T > Traditionelle Rechtschreibung
Dr. Josef Lynen
Lotzfeldchen 3-5, 52249 Eschweiler
eingetragen von Gast am 10.12.2004 um 22.12
Warum sprechen wir nicht mehr RICHTIG DEUTSCH, haben wir es schon erlernt ??
Es tut manchmal so weh, wenn ich sehe, wie wir unsere Sprache -- die Sprache der unsterblichen Dichter und Denker -- verfälschen und zerstören ! Warum schreiben wir "Trailer" - obwohl wir viel besser Vorschau und Vorfilm sagen könnten...
Wir MÜSSEN die Sprache unserer Vorfahren erhalten- sonst gehen wir zugrunde---das darf nicht sein !
Beste Grüße
Thomas
Thomas F. Guthörle
Heilbronn am Neckar
eingetragen von Gast am 07.12.2004 um 10.55
Halloli,
supergeile Page! Ich mus einen Ausatz schrieben der heist: Was ich des Morgens tue. Also aufstehn, zähneputzen undso. Kann mir jemand einen Tipp gehm? Mir fält einfach nix ein.
Mike
Mike
Winnenden
eingetragen von Gast am 06.12.2004 um 22.23
Man hört und sieht und liest in den sogenannten "PISA-Studien",
daß angeblich deutsche Schüler ach so schlecht seien.
Die "PIESA-Studie" hat es bewiesen:
Die Doitschen sint wirglich de schlechtesdn.
Geena gann mer rischtich läsn un schreibn. Isch ooch nech!
Doitschland is schlecht - wie imma.
Deßwegen hahbn wia jedz e finishes Audo in da Garasch,
unsare Haushaldsgeräd sint olle auss ihsland und so weida.
weil dort gommd ja die Indeligens und alleß gude her -
sagn de von da O-Ä-Zeh-Deh).
Aba Deutschland hat rehaglirt:
"Rechts schreib-reh-vor'm"!
Jetzt heisst das Altpapier "PISSER-STUDIE" -
und schon sind deutsche Schüler besser geworden!
Vorschlag für EU-Verordnung:
Jedem deutschen Schüler "Made in Germany" eintätowieren -
und alles ist wieder gut!
So etwas Ähnliches haben einige "Pisser" doch schon einmal verlangt!
Und alles war gut (und Deutschland schlecht) - oder?
Versuchen die es etwa schon wieder? - Warum nicht?
Vorsichtshalber jetzt gleich:
Danke!
Pisa-Superviseur
Bruxelles
eingetragen von Gast am 02.12.2004 um 17.26
Zitat:
Entwicklung der deutschen Schriftsprache
Hallo!
Wie so viele, muss auch ich einen Aufatz über die Rechtschreibreform schreiben.
Jedoch ist ein weitere Arbeitsauftrag, Informationen über die Entwicklung der
deutschen Schriftsprache sowie Verhältnis von Schrift,Sprache und Grammatik zu suchen.
Leider hab ich nach langem Durchforsten im Web nichts gefunden.
Vielleicht könnte mir von Euch bitte jemand helfen.
Danke mit freundlichen Grüßen
Nemo
Ende des Zitats
Hallo Nemo,
es wäre hilfreich, wenn Du schreiben würdest, in welche Klasse Du gehst. Das Thema Rechtschreibreform ist
ein sehr weites Feld, ebenso die Entwicklung der deutschen Schriftsprache sowie das Verhältnis von Schrift,
Sprache und Grammatik. Es ist unwahrscheinlich, daß Dir ein Lehrer einen solch unspezifischen Aufsatz aufgegeben
hat. Wenn doch, würde ich mich an Deiner Stelle deswegen bei diesem Lehrer beschweren! Es ist ebenso unwahrscheinlich,
daß Du nach langem Durchforsten des Webs dazu nichts gefunden hast. Schließlich hast Du ja diese Seiten hier aufgestöbert.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 01.12.2004 um 19.49
Hallo!
Wie so viele, muss auch ich einen Aufatz über die Rechtschreibreform schreiben.
Jedoch ist ein weitere Arbeitsauftrag, Informationen über die Entwicklung der
deutschen Schriftsprache sowie Verhältnis von Schrift,Sprache und Grammatik zu suchen.
Leider hab ich nach langem Durchforsten im Web nichts gefunden.
Vielleicht könnte mir von Euch bitte jemand helfen.
Danke mit freundlichen Grüßen
Nemo
Nemo
eingetragen von Gast am 23.11.2004 um 19.08
Hallo liebe Leser/innen!
Ich habe die Aufgabe bekommen, in unserem Deutschkurs in der
Schule ein Referat zu halten.
Mich würde daher der politische Hintergrund bezüglich des Entstehens
der Reform und insbesondere die Kosten, die durch Neudrucke von Büchern
usw. entstanden sind, interessieren.
Ich bitte daher alle, die diesen Beitrag lesen und mir helfen können
bis zum 30.11.04 zu antworten (dann muss ich das Referat halten).
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Ein Abiturient
Anonymer Gast
Niedersachsen
eingetragen von Gast am 22.11.2004 um 19.25
Alte oder neue Rechtschreibung - das ist im Prinzip völlig egal. Nicht egal aber ist das Schreib-Chaos in einer Zeit, die eben nicht einfach Konventionen oder Autoritäten folgt. Wie immer es kommt, es ist schwer ersichtlich, wie die Beliebigkeitsschreibweisen wieder verschwinden sollen. Und schließlich: Sollen sie überhaupt oder ist etwas babylonisch nicht auch spannend?
Dr. Goedart Palm
53111 Bonn, Rathausgasse 9, www.goedartpalm.de
eingetragen von Gast am 22.11.2004 um 15.53
Das Wort "Entwicklung" ist zweideutig:
Es kann die ungeplante selbsttätige Entwicklung bedeuten, wie sie in der Natur abläuft,
oder die geplante, zielgerichtete Entwicklung bedeuten, wie sie Ingenieure verstehen.
Was also ist "Sprachentwicklung"?
Die einen verstehen darunter die ungeplante selbsttätige Weiterentwicklung entsprechend den Bedürfnissen der Schreiber und Leser, wobei die Sprache ein natürlicher Organismus ist, der nur beobachtet wird,
die anderen verstehen darunter die geplante, zielgerichtete Entwicklung z.B. zum einfacheren Schreiben für Grund- und Hauptschüler, wobei die Sprache oder zumindest deren Schreibung ein künstliches Gebilde ist, das gestaltet werden kann oder sogar soll.
Ohne erklärende Zusätze des Wortes "Entwicklung", speziell "Sprachentwicklung", reden beide Seiten aneinander vorbei. Daher müssen vor solchen Dikussionen erst einmal die Begriffe geklärt werden.
Fritz Koch
22.11.2004 14:01 Rechtschreibforum > Unsere Politiker und die RSR Beitrag einzeln
Was bedeutet ''Entwicklung''?
Auf die Bedeutung von Entwicklung wurde von mir schon vor Monaten hingewiesen! Nachdem, was ich einmal gehört habe, wurde das Wort ''Entwicklung'' in Analogie zu der sich ''entwickelnden'' Knospe geprägt. Es versteht sich von selbst, daß vor einer Diskussion zuerst einmal die Begriffe geklärt werden müssen, zumindest, wenn die Diskussionsteilnehmer
beabsichtigen, daß sie ihre Diskussion bei der Lösung anstehender Probleme etwas weiterbringt. Das heißt aber auch,
daß, wenn man solche Begriffsklärungen unterläßt bzw. sie übergeht, man nicht an einer klärenden Diskussion interessiert ist. Man fährt nur über anonyme Diskussionsteilnehmer her, besonders, wenn sie durch ihre Einträge zeigen, daß sie an
einer zielgerichteten Diskussion interessiert sind. Im Gegenzug dazu hofiert man sich aggressiv gebärdende andere anonyme Diskussionsteilnehmer, die sich auf niedrigstem Niveau für die Reform aussprechen, offenbar in der Hoffnung,
sie ''bekehrten'' zu können. Da darf man sich dann nicht wundern, wenn die Möglichkeit zum anonymen Einstellen von Beiträgen mißbraucht wird. Die Folge davon ist letztlich, daß -- bis auf das Gästebuch -- keine anonymen Beiträge mehr
zugelassen werden. Und das Gästebuch wird seit einiger Zeit ignoriert!
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 17.11.2004 um 13.37
Muß man in Deutschland um jeden Preis sogenannte Reformen durchboxen, nur um einer Reform willen? Morgen kommt einer auf die Idee, den Verkehr zu reformieren: Linksverkehr, damit da mal eine Reform stattfindet! Ich werde es heute abend auf der A1 in meinem vorauseilenden Gehorsam schon mal üben.
xy
xy
eingetragen von Gast am 11.11.2004 um 13.14
kann man den in Deutschland gar keine Reformen durchbringen, ohne das irgendjemand dagegen protestiert? Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass es in Deutschland zu viele Alte gibt, die nur an sich denken (macht meine Rente nicht kaputt, ich will nicht nochmal die Rechtschreibung lernen, ich will meine Kurbezahlt bekommen etc.). Da fragt man sich als jugendtlicher, ob man nicht schleunigst nach der Schule seine Sachen packen sollte und ins Ausland abhauen sollte, dann können die alten schon sehen wer ihnen alles in den A*sch schiebt.
***
***
eingetragen von Gast am 09.11.2004 um 20.24
Schöne Seite, besucht doch auch mal meine. :-)
die-idee.eurosoog.de (ohne www.)
gast
Deutschland
eingetragen von Gast am 09.11.2004 um 14.21
Re: Verminderte Fähigkeit zu begrifflichem Denken
Zitat:Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
In dem Buch „Der Verlust der Sprachkultur“ von Barry Sanders (S. Fischer Verlag) erfahren wir viel darüber, wie notwendig Sprache ist für das abstrakte Denken. „Für Kinder mit gestörter Sprachentwicklung sind ... räumliche Beziehungen verwirrend. Das heißt, sie haben nicht teil an der reziproken Beziehung zwischen dem, was draußen vor ihnen ist, und dem, was in ihnen ist.“ (s. 100)
Sprechen ist die Voraussetzung für Schreiben. Wenn Kinder nicht genügend im Sprechen geübt sind (Fernsehen etc.), wird es für sie sehr schwierig, das Lesen und Schreiben zu erlernen.
Aber so wie Wörter erst dann zu existieren beginnen, „wenn der gesamte Bestand an gesprochenen Lauten auch niedergeschrieben werden kann“, so beginnt das abstrakte Denken erst mit der Alphabetisierung. Das Wort entsteht durch Lesen, das begriffliche, reflexiv-kritische Denken ebenfalls. Der Rückgang der Literalität sollte uns erschrecken und warnen vor den möglichen Folgen, die wohl keiner der eifrigen Pädagogik-, Gesellschafts- und Sprachreformer je bedacht zu haben scheint.
Einige Anmerkungen stichwortartig:
Lesen und Schreiben sind für viele Kinder wesentliche Austauschmittel und Quellen der Persönlichkeitsbildung; für wesentlicher noch halte ich das Gespräch und das Spiel.
Es gibt wichtige „Sprach“bereiche, die vom Schreibmaschinen-Abc nicht erfaßt werden; so die Dur- und Molltonleitern, die innere Folgung von Akkordkadenzen, die Folge- und Spannungsbögen in einem Musikstück, die Anmut und Eingängigkeit eines Liedes. Auch Analphabeten können großartige Musiker sein. Und auch blinde Nichtleser können wesentliche Denker sein.
Ein weiterer „Sprach“- und Intelligenzbereich, der von Sprache kaum erreicht wird, sind die Freuden, Regungen, Empfindungen und Herzenswünsche eines Menschen – diese „Sprache des Herzens“ ist für ein Menschenleben ungleich einflußreicher als sein abstraktes Denken.
Es geht mir also darum, daß Kinder ganzheitlich ausgebildet werden und in ihrer Gemütsstärke nicht verkümmern.
Detlef Lindenthal
Ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, daß das abstrakte Denken erst mit der Alphabetisierung beginnt. Sprache ist
an sich schon etwas Abstraktes. Auch die Aussage, daß Wörter erst dann zu existieren beginnen, wenn der gesamte
Bestand an gesprochenen Lauten auch niedergeschrieben werden kann, ist meines Erachtens nicht haltbar. Dann müßte man
ja erst das gesamte Alphabet und dann erst die ersten Wörter lernen können. Natürlich lernt man zuerst einige Buchstaben, bildet einfache Wörter mit ihnen, lernt dann neue Buchstaben, usw. Ähnliches gilt für das Erlernen der
Stenographie, nur daß hier noch Kürzel und Silbenzeichen hinzukommen.
Meiner Meinung nach sind die Folgen des Rückgangs der Literalität von den Pädagogik-, Gesellschafts- und
Sprachreformern sehr wohl bedacht, ja sogar bewußt in Kauf genommen worden. Mehr noch, es kommt einem fast so vor,
als ob diese Folgen bewußt herbeigeführt werden sollten. Ein Beleg für diese Aussage ist die Tatsache, daß sowohl von
den Reformern als auch den Kultusministern an der Rechtschreibreform festgehalten wird, obwohl deren negative Folgen
schon seit langem sichtbar sind. Hätte man wirklich das Wohl der Schüler im Auge gehabt, dann wäre man bei einem
so weitreichenden Eingriff, wie ihn eine Rechtschreibreform in eine Gesellschaft darstellt, sehr viel vorsichtiger
und vielleicht sehr viel ''unsicherer'' vorgegangen. Dann würde man, falls sich negative Folgen zeigen sollten, die
Sache sofort zurücknehmen wollen!
Zitat Detlef Lindenthal:
''Menschliche Zusprache, Einbindung und Geborgenheit, wie Familie, Dorf und Verein usw. sie geben, halte ich für wichtig; im Gegensatz zu den Instantmedien lassen sie dem Kind sein eigenes Zeitmaß und Aufmerksamkeitsraster.''
In der Theorie mag das so sein! In der Praxis gibt es für viele Kinder kaum menschliche Zusprache, Einbindung und
Geborgenheit, weder in der Familie, noch im Dorf, Verein, usw. Eltern können aus den verschiedensten Gründen nicht
mit ihren Kindern sprechen, Kinder trauen sich nicht, mit ihren Eltern (über gewisse Probleme, z. B. Terror an den
Schulen) zu sprechen, weil Eltern nicht mit den Kindern sprechen können; in der Schule, im Dorf oder im Verein findet
Mobbing statt und Erwachsene erkennen das nicht, oder nehmen das nicht ernst oder sind selbst mit der Situation
überfordert, gleiches gilt für manche Lehrer -- andere Lehrer widerum gehören zu der Gruppe der Gesellschafts- und
Sprachreformer und reiten die Kinder erst in diese Schwierigkeiten hinein ...
xxx
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eingetragen von Gast am 08.11.2004 um 09.54
Liebe Sina,
zuerst einmal vielen Dank, daß Du Dich für das Thema Rechtschreibreform
interessierst. Ja, da stimme ich Dir gerne zu, hier wird man ziemlich mit
Informationen überschüttet. Deshalb die Anregung an die Verantwortlichen
für diese Seite: Könnte man nicht einen speziellen Thread (Faden, Strang)
nur dafür reservieren, um Anfragen von Schülerinnen und Schülern zu beantworten,
bzw. um ausgewählte Fragestellungen innerhalb des doch sehr komplexen Themas
Rechtschreibung und Rechtschreibreform für diese verständlich darzulegen?
Was Dein Referat angeht, so empfehle ich Dir, Dich auf einen überschaubaren
Teilaspekt der Problematik zu beschränken. Dabei solltest Du einen Teilaspekt
auswählen, von dem anzunehmen ist, daß er auch Deine Mitschüler und auch
Deine Lehrer interessieren wird, z. B. Rechtschreibreform und Naturschutz.
Zu diesem Thema gibt es in www.vrs-ev.de unter Forum, Aktionen, Seite 3 drei
Threads, einen zu Greenpeace, einen zum Bund Naturschutz und einen über
Naturzerstörung durch die Rechtschreibreform. Die Anzahl der dort eingestellten
Beiträge ist relativ gering. Auch hier in www.rechtschreibreform.com gibt es
im Forum die Threads ''Argumente der RS-Reformer'' und ''Argumente der
RS-Schützer''. Schon die Anzahl der Einträge zeigt, daß es für ein kurzes
Referat wohl viel zuviel sein wird.
Die in den genannten Threads gegebenen Informationen kannst Du dann als
Ausgangspunkt für eigene Überlegungen nehmen, die dann leichter vor der Klasse
vorzutragen sind als auswendiggelernte, aber unverstandene Argumentationen
anderer.
Ich hoffe, Dir damit geholfen zu haben!
xxx
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eingetragen von Gast am 05.11.2004 um 22.19
Hallo liebe Kritiker der Rechtschreibreform...
ich hätte eine Bitte bzw. eine Frage und zwar gehts darum, ich bin Schülerin in der Oberstufe und habe als tolles Thema eines Deutsch Referates die Diskussion um die Rechtschreibreform! Nun bin ich auf diese Seite hier gestoßen und muss feststellen, dass man ziemlich mit Informationen überschüttet wird, zumindest ich fühl mich ein wenig überfordert ;) Vielleicht hat ja jemand der das liest, gebündeltere Informationen für mich... dabei kann es auch ruhig bei Kritik bleiben, mein Referat würde auch eher in die kritische Würdigung des ganzen laufen, aber wenn jemand auch die Darstellung beider Parteien hätte, wäre ich ebenfalls nicht abgeneigt! Wäre echt schön wenn mir jemand helfen könnte, soll ja auch n gutes Referat werden mit dem ich alle überzeugen kann, dass es eine Rechtschreibreform garnicht braucht!
Mit freundlichen Grüßen
Sina Thallinger
Sina Thallinger
eingetragen von Gast am 31.10.2004 um 18.09
Sehr Interessante Seite !
Ich habe für Sie eine Möglichkeit geschaffen von zu Hause aus, ohne Risiko, 400.000,- Euro in 7 Monaten zu verdienen, Haupt- oder Nebenberuflich. Lassen Sie die Vergangenheit hinter sich & Erfüllen Sie sich Ihre Träume. Viel Erfolg !
http://www.mit-erfolg-in-die-zukunft.de.vu
Tolsdorf
germany
eingetragen von Gast am 29.10.2004 um 20.07
moin ihr lieben menschen,
ich möchte einen moment der zeit von euch !
bitte gut lesen und handeln sowie es irgentwie geht , wenn möglich auch einfach weiterleiten an menschen die ihr mögt oder die uns helfen können ,
vorab wer ich bin ,
eine sechsfache mama , alleinerziehend . ich befinde mich seit über 1 ½ jahren in psychatrischer behandlung bin 42j alt ja alt , weil ich mich so auch fühle .
total leer karnk und am ende meiner kraft . ich lebe alleine mit meinen kindern , vier im alter von 10 12, 12, 13 sind noch bei mir , sie sind sehr lebhaft und vordern mehr als ich geben kann , so liegen bei mir die nerven blank und ich habe so jeden tag einen neuen kampf mit mir um jeden tag stand zuhalten und opfere mich so jeden tag aufs neue für meine kinder
warum das alles ?
tim ist 10 er ist behindert hyperaktiv, alles was er selber machen muß macht er auch kaput weil er soll ja lernen dinge im leben auch zu bewältigen, er besucht die behinderten schule in fulda,
dennis ist 12, auch er ist hyperaktiv , besucht die hauptschule er hat hin und wieder schübe durch seine neurodermitis , tina ist das gegenstück von dennis , hat keine probleme gott sei dank ! sie besucht die realschule in hünfeld.
Ja und daniel ist überintelikent und besucht das gymnasium in hünfeld. Er will wissen und fragt mich jeden tag aus , alle kinder sind wohl genährt durch meine rundumsorge ja ich bin sehr stolz auf meine kinder !!!
Warum habe ich so viele kinder ? jemand der helfen möchte fragt da nicht lange !
Ich möchte dich um rat bitte um hilfe , bitte kein geld !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ganz wichtig , es sind die keinen dinge die uns helfen , eingentlich auch was für den einen speermüll ist kann für uns wertvoll sein , ja wir gehen auf den speermüll um kleine dinge des lebens zu suchen und uns daran zu erfreuen , mal ist es eine barbie puppe oder ein altes radio das uns erfreut !
Ja wir bekommen sozialhilfe aber jeder weiß wie es darum steht , ich möchte wirglich kein geld haben , ich möchte das ihr einfach nachseht ob noch irgendwas im keller steht was nicht mehr gebraucht wird und wenn es resttapeten sind oder farbe oder ein altes regal ist . wir können daraus unser heim verschönern. Schmeißt es bitte nicht weg sondern hebt es bitte auf und wenn es geht dann schickt es uns
Es gibt doch bestimmt menschen die uns helfen könnten oder jemanden weiß der ein großes warmes herz hat und helfen möchte ?! das einzige was wir geben können ist , unsere freundschaft , gerne von uns aus denn hoffentlich gibt es noch menschen die kinder mögen und einer mama helfen können das leben der kinder schöner zu machen . ich habe auch schon die kirchen angeschrieben . diese email ist keine verarschung . nein das liegt mir fern ! ich möchte um hilfe bitten um aufmerksamkeit hier ist meine telefon nr 0173 4707690 oder sendet mir eine email für weitere auskünfte unserer familie an helfendehaendegesucht@web.de.
p.s. ich selber habe kein internet und schreibe auf pc meiner freundin kann also ab und zu mal nach meinen emails sehen , also bitte schaut mal nach vielleicht findet sich ja noch ein gegenstand der für euch nutzloß ist jedoch für uns die welt bedeutet
ich bedanke mich für eure zeit diese email zu lesen ,
habt danke für alles .
p.schröder
0173 4707690
p.schröder
eingetragen von Gast am 28.10.2004 um 18.39
Hallo!
Sie haben eine wirklich schoene und interessante Homepage!
Hierher kommen wir gerne zurueck.
Wir wuerden uns auch ueber einen Gegenbesuch sehr freuen!
Viele Gruesse
http://www.holger-walker.de
Holger Walker
http://www.holger-walker.de
eingetragen von Gast am 24.10.2004 um 17.58
Im Strang \"Dokumente / Der Deutsche Sprachrat\" fehlt ein Beitrag von Prof. Ickler.
Angezeigt ist er (\"24.10.2004 / 18.43\"), aber wenn man dann auf den Strang klickt, ist er nicht da.
Gast
eingetragen von Gast am 22.10.2004 um 16.14
Da das Nachrichtenbrett nicht funktioniert, hier ein Kommentar zu:
Zitat:
''Die Akademie für Sprache und Dichtung werde jetzt auch ihre Vermittlungsbemühungen aufgeben, da die Politik über Jahre ihre Verbesserungsvorschläge ignoriert
habe, kündigte Eisenberg an. ?Dabei haben wir weit reichende Zugeständnisse gemacht, etwa indem wir die Regelung mit dem ss akzeptierten.? Der Zustand der
deutschen Schreib- und Lesesprache sei inzwischen in einem katastrophalen Zustand. ?Noch nie hat sich eine Kultursprache selbst so ruiniert.? Mit bloßem
Aussitzen könne die fortschreitende Beliebigkeit der Rechtschreibung nicht mehr beseitigt werden. Das Problem müsse ein kompetentes Gremium mit
Sprachwissenschaftlern und Schriftstellern in die Hand nehmen.''
FriOct2217:15:12CEST2004
Zugeständnisse sind bei Fragen der Rechtschreibung, d. h. bei Fragen der Tradition, der Verständlichkeit und
der Lesbarkeit nicht sinnvoll!
Bezeichnend ist aber die Aussage: ''Noch nie hat sich eine Kultursprache selbst so ruiniert.''
Wie kann sich eine Sprache selbst ruinieren? Sprachen werden gesprochen und geschrieben, und es sind Menschen,
die das tun! Und es sind ganz bestimmte Menschen, die sie ruinieren! Das dürfen wir als Reformgegner nie vergessen!
''Das Problem müsse ein kompetentes Gremium mit Sprachwissenschaftlern und Schriftstellern in die Hand nehmen.''
Wirklich? Die Reformerclique ist ein Gremium aus Sprachwissenschaftlern -- Ob Schriftsteller dabei sind, weiß ich nicht,
aber ein Wissenschaftler ist ja notwendig gleichzeitig auch Autor, er muß ja seine Forschungsergebnisse veröffentlichen.
Vermutlich wird es so sein, daß JEDES derartiges Gremium mehr oder weniger die ihm übertragene Macht mißbrauchen wird,
in der einen oder anderen Form. Wenn wir zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren, ohne jede Modifikation, dann gibt
es kein Problem!
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 19.10.2004 um 09.51
Hey, was macht Ihr gegen die langen Winterabende? Schaut doch mal bei www.intimo-versand.de vorbei. Ich denke, da gibt es was für Jeden um die Abende zu versüßen.
Eure Jaenette
Jaenette Jaenette
lg@alo.de
eingetragen von Gast am 18.10.2004 um 06.08
Mein Kind schreibt das Wort Strasse mit doppel SS die Frau Lehrerin besserte es auf "ß" aus jetzt wollte ich wissen welche schreibweise in der neuen rechtschreibordnung richtig ist.Ebenfallst bei dem Wort frisst.
Bitte um dringende Hilfe
Jeitler Beatrix
Felidorf
eingetragen von Gast am 14.10.2004 um 10.57
Die doppelten Bedeutungen vieler deutscher Wörter
Zitat:
''Es ist eine Besonderheit der deutschen Sprache, daß viele Wörter zwei recht verschiedene Bedeutungen haben, z.B. schnell = 1.) in kurzer Zeit, 2.) sofort;
aufbrechen = 1.) gewaltsam öffnen, 2.) weggehen; und noch viele andere.
Dadurch kommt die deutsche Sprache mit viel weniger Wörtern aus als Sprachen, die dafür jeweils eigene Wörter haben. Deswegen kann man vom Deutschen in
solche Sprachen nicht einfach wörtlich übersetzen, sondern muß in der Zielsprache die richtige Wortwahl treffen. Bei 'aufbrechen' hilft aber, wie auch bei anderen
solchen Wörtern, daß 'aufbrechen = öffnen' transitiv ist (ein Akkusativobjekt verlangt) und 'aufbrechen = weggehen' intransitiv ist (kein Objekt verlangt).''
Auch in anderen Sprachen, besonders im Englischen, haben viele Wörter sogar nicht nur zwei, sondern mehrere bzw. viele
recht verschiedene Bedeutungen. Mal bei www.leo.org reinschauen und mal einige willkürlich gewählte Wörter ausprobieren!
Ein recht interessantes Wort ist ''entsinnen'' = erinnern. Wenn man es aus seinen Bestandteilen herleiten wollte, ich
nenne dies ''evaluieren'', dann könnte man darunter ''sinnentleeren'' oder gar ''töten'' verstehen. Deutsch gilt als eine
''durchsichtige'' Sprache, d. h., daß ein derartiger Evaluierungsprozeß in der Regel zur richtigen Bedeutung führt. Dies
ist aber nicht in allen Fällen so.
Man sollte nie wörtlich übersetzen, denn jede Sprache dürfte mehrdeutige Wörter enthalten.
Herr Zemanek sagt es deutlich: Vorsilbe + Verb ist ein neues Wort! Diese doch selbstverständliche Tatsache hat aber
der Duden selbst schon in vorreformatorischer Zeit verwischt, als er das Abspießen bestimmter Vorsilben durch einen
''Bindestrich'' erlaubte. Mir ist bis heute noch nicht klar, warum dies geschah, es wurde meines Wissens dafür auch
keine nachvollziehbare Erklärung gegeben. Damit wurde natürlich das Gefühl für die ''Wortheit'' gezielt gestört.
Kann es sein, daß Einträge im Gästebuch durch ''neue Beiträge T'' nicht mehr angezeigt werden? Warum läßt man das
Gästebuch verkümmern?
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eingetragen von Gast am 13.10.2004 um 16.58
Zitat:
''ist die Rechtschreibreform ein Versuch, die kleine Minderheit der Jüngeren, hier die besonders kleine Minderheit der Schüler, über die große Mehrheit der Älteren
bestimmen zu lassen.''
So klein ist die ''besonders kleine Minderheit der Schüler'' doch gar nicht, immerhin etwa 10 Mio. Menschen!
Es ist auch mitnichten so, daß bei der Rechtschreibreform die Jüngeren über die Älteren bestimmen könnten, wurde diese
Reform doch von einigen wenigen Älteren durchgeführt. Diese wenigen Älteren maßen sich an, über alle anderen bestimmen
zu können. Die Sache ist also noch etwas komplizierter: Es soll so aussehen, als ob die Jüngeren bei der Reform von den
Reformern ernst genommen würden -- etwas, was sonst nur sehr selten der Fall ist -- um die Jüngeren damit auf die Seite
der Reform zu ziehen. Es geht also darum, ob eine kleine Minderheit von Ideologen die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen
gestalten kann. Kommt man mit der Reform durch, und das ist geschehen, wenn man mit nur einer kleinen Änderung durchkommt,
siehe die Kompromißdebatte, dann gibt es etwas in unserer Gesellschaft, das durch obrigkeitsstaatliche Maßnahmen
gestaltbar ist, obwohl es sich bereits auf idealste Weise selbst gestaltet hatte. Das Instrumentalisieren von Schülern,
Legasthenikern, unteren Gesellschaftsschichten ist nur das Mittel, dieses Ziel zu erreichen.
Den Markt für rechtschreibreformierte Produkte hätte man schon von Anfang an austrocknen müssen, d. h. die große Mehrheit
hätte von Anfang an sich den reformierten Printmedien verweigern müssen. Dies ist offenbar nicht geschehen, denn anderenfalls
wären viele Verlage schon nach kurzer Zeit in Absatzschwierigkeiten gekommen.
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eingetragen von Gast am 13.10.2004 um 12.58
Die Seite ist wirklich sehr schön!
Schöne Grüße,
Sylvia
eingetragen von Gast am 12.10.2004 um 09.58
''Dazu gehört es auch, kleine Fehler an die große Glocke zu hängen, sondern als das zu sehen, was sie sind: Fehler, die jeder einmal macht, insbesondere
wenn man in Zeitnot ist.''
Es muß natürlich heißen: ''... kleine Fehler NICHT an die große Glocke zu hängen, ...''.
Gestern war ich in Zweitnot, denn um 19.00 wird abgeschlossen.
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eingetragen von Gast am 11.10.2004 um 17.02
Zum Beitrag von Herrn Wrase vom 02.10.2004 14.10, Richtigstellung und Überlegung
Zitat:
''Wenn nun, warum auch immer, gleich jemand auftritt und händeringend um \\\,,Frieden\\\" bittet, wäre zu wünschen, daß dabei
wenigstens nicht der unfaire Angriff und die notwendige oder zumindest berechtigte Verteidigung in einen Topf geworfen
werden, so als ob es sich um zwei gleich schuldige Streithähne handelt. Die Alternative wäre ja, daß man sich permanent alles
mögliche gefallen lassen muß oder die unmöglichsten Störungen achselzuckend mit ansehen muß, weil Protest automatisch
\\\,,Streit\\\" bedeuten würde. Wenn diese Gleichmacherei von Unfairness und Protest zu schnell einsetzt, bleibt die Sache
unbereinigt, es bleibt ein Schaden zurück.''
''... so als ob es sich um zwei gleich schuldige Streithähne handelt.''
Kann es zwei gleich schuldige ''Streithähne'' geben?
Dann müßte der Streit zum exakt denselben Zeitpunkt von beiden Streitenden begonnen worden sein. Dies ist doch unmöglich!
Es gibt immer einen, der den Streit anfängt! Man schiebt nur gerne beiden den gleichen Anteil an der Schuld zu, um sich
nicht mit den Gegenstand des Streites beschäftigen zu müssen. Darunter leidet das Opfer, der Verteidiger im Streit, denn
dem Angreifer, der ja weiß, daß er die volle Schuld trägt, kann es ja nur recht sein, wenn man seine Schuld halbiert.
Die eben angestellte Überlegung ist allgemeiner Natur, ich möchte damit weder Herrn Marknern noch Herrn Wrase eine
Schuld zuweisen. Ich bringe sie nur, um den üblichen ''Schuldzuweisungsreflex'' bewußt zu machen. Dieser ist sehr belastend
für das Opfer, den Verteidiger, z. B., wenn es um Terror an der Schulden, ''neuhochdeutsch'' bzw. denglisch als
''Mobbing'' bezeichnet.
Herr Wrase, Sie sind auch schon über meine Beiträge ziemlich unfair hergezogen. Sie haben sogar geschrieben, meine
Beiträge nicht mehr lesen zu wollen. Ich habe in meinen Beiträgen nur argumentiert, leider hat Ihnen meine Argumentation
nicht gefallen. Herr Melsa hatte Sie damals sogar darauf aufmerksam gemacht, daß eine meiner Aussagen richtig war.
Sie dagegen sind auf meine Argumentation nie wirklich eingegangen. Das tat mir besonders weh, denn ich habe viele Ihrer
Beiträge gerne gelesen, da sie in vielen Punkten meiner Meinung sind. Gerade wir als Reformgegner sollten doch miteinander
fair umgehen, wenn schon die Reformer und ihre Helfershelfer uns unfair behandeln. Dazu gehört es auch, kleine Fehler
an die große Glocke zu hängen, sondern als das zu sehen, was sie sind: Fehler, die jeder einmal macht, insbesondere,
wenn man in Zeitnot ist.
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eingetragen von Gast am 11.10.2004 um 16.26
Zitiert von Monika Chinwuba,11.10.2004 16:32, Rechtschreibforum > Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung:
''In diesem Zusammenhang komme ich auf die Art und Weise, wie die Neue Rechtschreibung durchgefochten wird, zurück. Irgendwo habe ich gelesen, möglicherweise
bei der vrs.ev., daß die #allgemeine Tendenz zur Zusammenschreibung unterbrochen werden soll#. Das wäre allerdings hochpolitisch. Die gewollte Konditionierung
weg vom Zweck (Friede, Freude, Eierkuchen und das ganze nochmal) hin zum Ziel (globale ziellose Massen zu dirigieren?) beginnt am besten in den Schulen. Die
Substantivierung von Verben ist wohl ein weiterer Weg zum Ziel. Freunde und Gegner der neuen RS sollten sich über die politischen Ziele auch Gedanken machen.''
Aber wenn man das hier tun will, bekommt man die Verbreitung von ''Verschwörungstheorien'' vorgeworfen!
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eingetragen von Gast am 09.10.2004 um 02.55
Der Bereich, in dem die krause Unlogik der in vielem gar nicht so "neuen" Rechtschreibe (irgendwann hat(te) sie 60. Geburtstag)am deutlichsten zutage tritt, ist bekanntlich die Getrenntschreibung, insbesondere was die Kombinationen Adverb+Partizip sowie die klassebildenden Fügungen (meist Substantiv+Partizip angeht. Als jemand, der am Rande bzw. außerhalb des deutschen Sprachbereichs lebt, und selber auch viel in anderen Sprachen schreibt, fällt mir auf, wie hier ein deutscher Sonderfall konstruiert wird, welcher der vorgeblichen Intention der "Reformer", ein paar vermeintlich typisch deutschen Kompliziertheiten den Garaus zu machen zuwiderläuft. Gerade das Englische eignet sich wegen zahlreicher analoger Kompositionsmöglichkeiten besonders gut zum Vergleich.
Der Einfachheit halber gebe ich soweit möglich nur analoge Wortgleichungen unter Außerachtlasung der von von kleineren Abweichungen bei den Bedeutungsnuancen, speziellen Konnotationen usw. Das Ganze soll keine systematische Aufstellung sein, vielmehr eine Anregung, die Rechtschreibreform einmal unter sprachvergleichendem Aspekt zu betrachten.
sogenannt = engl. so-called fr. dit, soi-disant, prétendu it. cosidetto
tiefverwurzelt = engl. deeprooted oder deeply rooted (im Deutschen fehlt der Adverbmarkierer, der im Engl. die Trennung erfordert schwerbewaffnet heavily armed)
tiefliegend (Augen) deep-set
gutinformiert well-informed
wohlbekannt well-known
gutbezahlt well-paid
gutgekleidet well-dressed
guterhalten well-preserved
durchgebraten well-done
gutgebaut (Person) well-built, it. benfatto
hartarbeitend hard-working
hartgekocht hard-boiled
schwerverdient hardearned
schwerverdaulich indigestible, fr. indigeste
wohlangesehen it benvisto
wohlerzogen well-bred
wohlverstanden it beninteso
klassebildungen fachsprachicher art
fleischfressend fr carnivore
krebserregend fr cancerigène
rauchverzehrend fr fumivore
aber
schwerbehindert severely handicapped, disabled fr invalide, infirme civil, grand mutilé
schwerkrank seriously ill fr gravement malade
tiefschürfend penetrating, profound (ein tief schürfender Bagger kann dagegen nie "penetrating" oder "profound" sein)
die Getrenntschreibung hier ist also trotzdem kein Argument gegen die Behandlung als eigenständiges Lemma (Wort),
eben weil schwerkrank oder schwerbehindert, wie die fremdsprachlichen Entsprechungen verdeutlichen, etwas anderes ist als die bloße Summe der einzelnen Formanten. Insofern verführt die Getrenntschreibung hier beim Transponieren in andere Sprachen eher zu störenden Interferenzen, als etwa die Zusammengeschreibung als Worteinheit.
SUBST + PART
herzerbrechend heartbraking
herzerwärmend heartwarming
von Gewissensbissen geplagt conscience-stricken
Und zu guter Letzt: Hat jemand einmal die Kosten beziffert, die durch Getrenntschreibung, zusätzliches Doppel-s entstehen, weil so ja der gleiche Text mehr Raum einnimmt. Wenn das bei einem Buch von 100 Seiten auch nur eine Seitee ausmacht, dann ist das ingesamt doch schon eine gewaltige Menge an zusätzlichem Papier: Jedes Jahr erscheinen ca 60-80000 Buchtitel auf deutsch mit einer Durchschnittsauflage von sicher über 100 Exemplaren, von den zeitungen usw. ganz zu schweigen.
Dr. Ekkehard Bornträger
C.P.133, CH-1701 Fribourg
eingetragen von Gast am 06.10.2004 um 10.56
mein gott, in deutschland gibt es ganz andere probleme als sich sorgen zu machen ob jemand ein komma falsch gesetzt hat oder ein wort mit ss oder ß schreibt!
sagt mal was habt ihr denn alle nix zu tun als euch über sowas aufzuregen?
für mich hat sich das leben seit der rechtschreibreform nicht geändert!
und ich bin schlau genug um die berichte in beiden schreibweisen zu lesen.
sicherlich würden 99% der deutschen euch gar nicht sagen können in welcher rechtschreibnorm ein text geschrieben wurde!
also, tut lieber was zum wohle deutschland und lasst dieses gezanke um nix!
grüsse
prostetnik
ps: wer bezahlt euch den eigentlich für den blödsin?
prostetnik vogon jeltz
planet vogon
eingetragen von Gast am 02.10.2004 um 12.10
Zu der kurzen Auseinandersetzung zwischen Herrn Markner und mir in den vergangenen Tagen
Nachdem Frau Ahrens darum gebeten hatte, diesen \\\"Streit\\\" zu unterlassen, wurde der entsprechende Strang in einen unsichtbaren Bereich verschoben, den ich aufgrund technischer Probleme nicht einsehen kann. Die letzte Antwort von Herrn Markner hatte ich jedoch gestern noch gelesen. Wegen der technischen Probleme kann ich von zu Hause aus, also zum Beispiel jetzt am Wochenende, auch keine Beiträge im Forum schreiben, sondern nur hier im Gästebuch. Ich denke, das ist in Ordnung, weil hier kaum jemand Externes vorbeischaut.
Zuletzt hat Herr Markner mir (nach meiner Erinnerung) \\\"geraten\\\", ich solle Texte von Leuten, die ich als \\\"Nullen\\\" einstufe, einfach nicht lesen, das könnte mir offenbar Ärger ersparen. Weil das meine Aussagen bzw. meine Intention stark verfälscht aufgreift, nehme ich dazu Stellung.
Als ich die Formulierung \\\"diese Nullen\\\" wählte, geschah das innerhalb eines längeren Satzes in Anführungszeichen. Ich versuchte möglichst plastisch wiederzugeben, was mir als Leser in einem einzelnen Moment durch den Kopf gehen kann, wenn ich mit einem irritierenden Rechtschreibfehler konfrontiert werde, den ich gerade bei kompetenten Schreibern überhaupt nicht erwartet hätte. Ich hatte dieses Zitat zuvor ausdrücklich als spontanen Gedanken in dieser Situation bezeichnet. Und auch der Kontext stellte klar, daß es um die spezifische, punktuelle Reaktion des Lesers auf einen \\\"Anfängerfehler\\\" geht; daran schloß ich mich selbst nur als verdeutlichendes Beispiel an.
Der Ausdruck \\\"Nullen\\\" bezog sich also nicht auf die Qualität des Textes insgesamt, also auf das ganze Flugblatt \\\"Sehstörungen\\\" der FDS; auch nicht auf die Verfasser insgesamt als Schreiber; und erst recht nicht auf die Verfasser und/oder Bearbeiter insgesamt als Personen. Die hundert oder tausend spontanen Bewertungen, die wir täglich anhand von winzigen Eindrücken eher erleiden als vornehmen, sind etwas ganz anderes als die bewußte Bewertung etwa eines längeren Textes oder die langfristige Einstellung zu bestimmten Mitmenschen. Die spontanen Bewertungen winziger Eindrücke sind ihrer Natur nach unwillkürlich und ziemlich holzschnittartig, etwa nach dem Muster \\\"gut oder schlecht\\\", \\\"geil oder ätzend\\\", \\\"interessanter Typ oder Depp\\\". Jeder kennt das aus Erfahrung. Ganz anders die differenzierten, hochkomplexen Einstellungen zu Bezugspersonen, die auch bewußt gesteuert und überdacht werden können.
Wie es Herrn Markner gelingt, meine Aussage so gewaltig mißzuverstehen, so als ob ich von meiner gesamten Einstellung zu den Mitgliedern der FDS gesprochen hätte, ist sein Geheimnis. Ich tippe auf eine absichtliche Verzerrung im Dienste seiner Polemik. Vielleicht schließt er aber auch von sich auf mich; bei mir ist es aber nicht so, daß ich allein wegen eines falschen Fragezeichens oder aufgrund eines fehlenden Konjunktivs gleich eine tiefe, sogleich mitteilenswerte Verachtung für den Schreiber empfinde. Ich habe bei dem besprochenen Satzzeichen erst recht keine \\\"Wut\\\" empfunden, wie es Herr Markner mir in seinem Kommentar unterstellt.
Wenn ich davon ausgehe, daß ein Text nichts taugt, versuche ich in der Tat, ihn zu ignorieren. (Dazu brauche ich den Ratschlag von Herrn Markner nicht.) Das gelingt aber nicht immer, zum Beispiel bei dem von mir kritisierten Beitrag von Herrn Markner, in dem Herr Lindenthal als Verfasser von \\\"Doofdeutsch\\\" bloßgestellt werden sollte. Man liest die Überschrift und wer das geschrieben hat, um zu beurteilen, worum es überhaupt geht, und dann überfliegt man mindestens die letzten ein, zwei Zeilen des Textes, weil man das Ende des ggf. zu ignorierenden Beitrags fixiert. Das war aber auch schon der ganze Beitrag von Herrn Markner. Der \\\"Ratschlag\\\" von Herrn Markner, solche Texte zu ignorieren, die Ärger auslösen können, geht also vollkommen ins Leere. Die Lösung kann nur, in diesem Fall, Herr Markner selbst bieten: solche Texte einfach nicht schreiben. Das ist zudem viel einfacher, als daß alle möglichen Gäste bei jedem Beitrag mit zweifelhaftem Erfolg überlegen müssen, ob sie ihn lesen oder auslassen sollen, wenn sie Ärger aus dem Weg gehen wollen.
Damit würde sich natürlich auch das erübrigen, was Frau Ahrens \\\"Streit\\\" nennt (wenn ich mich richtig erinnere). Ich möchte hier noch zu bedenken geben, daß es auch unfair sein kann, vorschnell von \\\"Streit\\\" oder ähnlichem zu reden. Wenn jemand in einer unfairen Weise angegriffen wird, muß er sich zunächst einmal verteidigen können; und/oder jemand muß die Möglichkeit haben, ihn zu verteidigen. Dazu muß natürlich der unfaire Angriff auch benannt und zurückgewiesen werden.
Wenn nun, warum auch immer, gleich jemand auftritt und händeringend um \\\"Frieden\\\" bittet, wäre zu wünschen, daß dabei wenigstens nicht der unfaire Angriff und die notwendige oder zumindest berechtigte Verteidigung in einen Topf geworfen werden, so als ob es sich um zwei gleich schuldige Streithähne handelt. Die Alternative wäre ja, daß man sich permanent alles mögliche gefallen lassen muß oder die unmöglichsten Störungen achselzuckend mit ansehen muß, weil Protest automatisch \\\"Streit\\\" bedeuten würde. Wenn diese Gleichmacherei von Unfairness und Protest zu schnell einsetzt, bleibt die Sache unbereinigt, es bleibt ein Schaden zurück.
Es ist genau dasselbe wie bei der Rechtschreibreform, nur natürlich von anderer Dimension. Erst wird ein Riesenmüll über das deutschsprachige Volk gebracht, und wenn sich einige mit voller Berechtigung, in diesem Fall stellvertretend für die Allgemeinheit, dagegen wehren, kommen ebenso diese Stimmen: \\\"Nun hört doch auf zu streiten! Das bringt doch alles nichts! Das schadet doch nur!\\\" Diese Stimmen kennen Sie sicher auch, Frau Ahrens, bei Ihren Bemühungen um das Volksbegehren. Und sie werden Ihnen alles andere als gut schmecken.
Also, ein bißchen \\\"Streit\\\" muß schon sein, solange etwas nicht bereinigt wurde. In meinem Fall waren es gerade mal zweieinhalb Beiträge hin und her. Wenn das schon zuviel \\\"Streit\\\" ist, könnten wir schon lange, schon seit Jahren das Engagement gegen die Reform bleibenlassen. Dann hätten wir sicherlich mehr Frieden in Deutschland, und unsere Nation würde international besser aussehen. Sollen wir um des Friedens willen Ruhe geben?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 27.09.2004 um 13.13
Der Meinung von Herrn Koch kann ich nur zustimmen. Trotzdem bin ich der Meinung, daß sich Herr Ickler auch und gerade
hier allgemeinverständlich ausdrücken könnte bzw. sollte, anderenfalls könnte man von seiner Allgemeinverständlichkeit
hier auf die seines Rechtschreibwörterbuches schließen.
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eingetragen von Gast am 23.09.2004 um 11.14
@Kathrin Dörrbecker & Fritz Koch
Das Problem mit den unverständlichen lateinischen Fachausdrücken habe ich vor
einiger Zeit schon mal angesprochen.
Dazu ist noch zu sagen, daß sich jede Wissenschaft (und auch jede
Scheinwissenschaft, wie z. B. die Geisteswissenschaften) ihre Teminologie
selbst und vor allem unabhängig von anderen Wissenschaften aus lateinischen
und griechischen, französichen, arabischen usw. sowie heute sehr oft
englischen Wörtern zusammenbastelt. Da kann es schon mal vorkommen, daß in
zwei Wissenschaften für (auf einer gewissen, sehr abstrakten Ebene) ähnliche
Erscheinungen auch ähnliche oder gleiche Fachwörter gebildet werden.
Gegen diese ''Wiederverwendung'' von gleichen Fachbegriffen in unterschiedlichem
Kontext ist prinzipiell auch nichts zu sagen, anderenfalls wäre eine
Verständigung sehr bald überhaupt nicht mehr möglich, da sonst für jedes Blatt
im sich stetig verzweigenden Baum der Wissenschaften ein spezieller,
einzigartiger Begriff gefunden werden müßte, d. h. die Bezeichnungen würden
schnell so lang werden, daß sie nicht mehr handhabbar wären. In der Mathematik
z. B. kann ''x'' aus genau diesem Grund für die verschidensten Sachverhalte
stehen.
Die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Naturwissenschaftlern, d. h.
Wissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern, d. h. Scheinwissenschaftlern,
-- ich weiß, diese Wertungen werden einigen nicht gefallen -- sind also
bestimmt nicht auf die teils gleichlautenden, aber unterschiedliche Bedeutung
tragenden Fachbegriffe zurückzuführen, zumal es ja wirklich sein kann, daß
ein und derselbe Begriff von mehreren Menschen unabhängig voneinander
''erfunden'' wurde. Bei wissenschaftlichen Entdeckungen kommt so etwas ja
zuweilen auch vor.
Naturwissenschaftler beschäftigen sich mit Naturgegebenheiten, welche
-- nach unseren Auffassungen, es gibt auch andere -- kein eigenes Bewußtsein
haben. Geisteswissenschaftler beschäftigen sich mit Menschen, die -- so wollen
wir hoffen -- ein eigenes Bewußtsein haben. Kein Mensch mag gerne
Beobachtungsobjekt oder Versuchskaninchen sein. Niemand mag es gerne, daß
andere in ihn Sachverhalte hineininterpretieren, die von der tatsächlichen
Situation und den damit verbundenen Schwierigkeiten keine Ahnung haben.
Die Diskussionen verlagern sich aber bestimmt nicht wegen der unverständlichen
Fachwörter ins Nachrichtenbrett, sondern, weil sich dort aufgrund der Einträge
und der dazugehörigen Kommentare interessante Themen ergeben, die dann natürlich
auch über ''Ich möchte einen Kommentar zu dieser Meldung schreiben ...'' weiter
kommentiert werden. An sich ist daran nichts auszusetzen, d. h. mir ist nicht
verständlich, warum man solche Diskussionen aus dem Nachrichtenbrett
heraushalten will. Eventuell wäre es wünschenswert, ein spezielles, dem
Nachrichtenbrett zugeordnetes Diskussionsforum zu haben, in das auch ohne
Registrierung Einträge eingestellt werden können, und in das die Diskussionen
aus dem Nachrichtenbrett, die über einen reinen Kommentar hinausgehen,
verschoben werden.
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eingetragen von Gast am 21.09.2004 um 06.08
"Ohne sachkundige Hilfe wird auch der Kundigste oft nicht gleich wissen, wie ein Wort zu schreiben ist. So hilft einem, um von zahllosen Beispielen nur das eine aufzuführen, deutliches Sprechen nicht, etwa für Waagen (zum Wiegen) und Wagen (zum Fahren) die richtige Schreibweise zu finden, wie sie heute allgemein üblich und amtlich geworden ist. Die Neubearbeitung nach den für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln besorgte … Denn die neueste Auflage … hat die ganze Fülle des neuen Sprachgutes … mit gründlicher Prüfung verarbeitet und gibt so eine getreues Bild … der heutigen Sprache im Spiegel der einheitlichen Rechtschreibung.
… das große Wörterverzeichnis, in das zahlreiche gelungene Verdeutschungen von Fremdwörtern neu aufgenommen sind. … das Werk, ohne das kein Deutsch=Schreibender in der ganzen Welt auskommen kann, …"
Aus einem 6-seitigen Werbeblatt für den großen Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. Zehnte Auflage. B I Leipzig. Die Hauptüberschriften sind in Sütterlin-Lettern gesetzt! Interessant ist, daß ausgerechnet das Kapitel über die S=Laute in so einen Werbetext aufgenommen wurde. Es nimmt fast die halbe Seite über dem Bestellzettel in Anspruch.
Anmerkung zum Wort Waage: Durch Bekanntmachung vom 5. Juli 1927 wurde díe Schreibung „Waage“ anstelle des bisherigen „Wage“ zur besseren Unterscheidung von „Wagen“ in die amtliche Rechtschreibung aufgenommen. Es wird dann aufgezählt, welche Ämter diese Sprachregelung beschlossen hätten.
Da ich diesen Werbeprospekt soeben einem Meyer’s von 1930 entnahm, habe ich natürlich gleich in dessen Wörterverzeichnis geschaut: Das Stichwort Wage kommt gar nicht mehr vor, unter dem Stichwort Waagen findet sich die lapidare Anmerkung „(nach neuer Rechtschreibung nicht mehr Wage)“. Hätte nicht gedacht, daß diese Schreibung so jung ist! Die Werbung des Dudens hat aber offenbar sofort reagiert und die amtlichen Regelungen für dieses eine Wort so dargestellt, als wären sie für das gesamte Sprachwerk verbindlich.
Das kommt einem alles so bekannt vor …
Georg Zemanek
Schwäbisch Gmünd
eingetragen von Gast am 19.09.2004 um 14.00
jetzt hamma die reform und es bringt doch nix.
1) noch ne neue soll her,
2) manche verlage schreiben nach der alten
3) die kinder der grundschule lernen die jetzige
4) unsere deutschlehrer meinen dass ist schwach sinn :-) ujnd scheriben die alte
5) die oberstufenschüler schreiben die alte weil sie die neue nicht kennen
6) und alle jugendlichen schrweiben im internet und bei sms Gleich: alles klein und abgekürzt
zB: wie gehz, hdl,ya(nicht ma richtigh englisch!!!)
... und hier das ERGEBNIS:
CHAOS
...danke liebe politiker,dass ihr uns so doll geholfen habt!!!
MFG euer zukünftiger wähler (oder besser:wehler von wehleiden?)
(8.klasse)
Carola Müller
gartenweg 1a Frankfurt
eingetragen von Gast am 17.09.2004 um 23.41
Ich kam auch aus einer Gegend, die sich eingebildet hat "hohdeutsch" zu sprechen, in eine Gegend, die sich einbildete, "hochdeutsch" zu sprechen.
Da bekam ich auch "kompensatorischen Sprachunterricht".
Nur wozu dann "Rechtschreibreform"?
Damit alle "kompensatorisch" nicht mehr richtig schreiben können?
Herzliches Kompensanatorium!
eingetragen von Gast am 16.09.2004 um 14.29
So schrecklich ernst kann es Mark Twain dann nicht mit dem ''schrecklich'' gemeint haben.
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eingetragen von Gast am 16.09.2004 um 14.20
''Das allzusehr Dialekt sprechende Kind darf weder einen Nachteil noch einen kompensatorischen
Sprachunterricht erleiden; es bleibe gruppentreu! (Rahmenrichtlinien).''
Ich mußte damals, in den 70ern, ''kompensatorischen Sportunterricht'' erleiden. Das waren zwei zusätzliche Stunden,
die neben der Belastung durch Hausaufgaben und dem Terror der sog. ''Mitschüler'' an meiner Freizeit nagten und die
auch anstrengend waren, denn damit hatte ich insgesamt vier Stunden Sport pro Woche. Was ''kompensatorisch'' bedeutet,
warum ich in diesen ''kompensatorischen Sportunterricht'' gehen sollte, das hat mir niemand vernünftig erklärt.
(Die mir gegebene Erklärung war sehr fadenscheinig, denn ich glaube nicht, daß man den vorgeschobenen Grund
(Verdacht auf ...) ohne eine ärztliche -- orthopädische -- Untersuchung hätte feststellen können.)
Ich war der einzige meiner Klasse, der da mitmachen mußte. Dadurch wurde ich wieder etwas mehr Außenseiter, denn die
anderen brauchten das nicht.
Am Anfang gab es eine -- aus meiner Sicht ziemlich oberflächliche -- ärztliche Untersuchung, diese wurde aber nicht
gegen Ende (es waren zwei Halbjahre, wenn ich mich noch recht erinnere) wiederholt. (Aus meiner Sicht hätte man eine
Abschlußuntersuchung durchführen müssen, wenn dies eine ernstzunehmende wissenschaftliche Untersuchung gewesen wäre.)
Es war auch keine orthopädische Untersuchung, soweit ich mich erinnern kann.
Nebenbei bemerkt, ich sprach damals reinstes Hochdeutsch und kam aus dem, was die Gesellschaftsideologen als
Unterschicht bezeichnen würden, denn mein Vater war nur Bauarbeiter.
Kann mir bitte jemand erklären, was es mit diesem ''kompensatorischen Sportunterricht'' an einer hessischen Schule
(Gesamtschule) damals in den 70ern auf sich hatte? Nach der Lektüre des von Frau Pfeiffer-Stolz eingestellten Textes muß
ich zu dem Schluß kommen, daß man mich damals damit bewußt zusätzlich belasten wollte -- dies wird auch durch andere
Vorfälle, z. B. mehrfache Bloßstellungen vor der Klasse durch verschiedene Lehrer -- bestätigt.
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eingetragen von Gast am 16.09.2004 um 13.51
Die Süddeutsche Zeitung vom 16.09.2004:
Der Mensch, ein dynamischer Saftsack
Wer sich wohl fühlen will, der muss sich kennen. Wohlfühlen hat viel mit Selbsterkenntnis zu tun. Sich wohl fühlen, so ganz und völlig, das ist – wir ahnen es – keine einfache Sache.
...
Hans-Joachim Schmidt
Weyerstraße 32, 50676 Köln
eingetragen von Gast am 16.09.2004 um 11.49
Die vielen senkrechten Striche machen die Wörter schlechter lesbar -- zum Abgewöhnen!
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eingetragen von Gast am 15.09.2004 um 19.56
Es ist schon schlimm genug, dass (oder daß, welcher Unsinn!) es Leute gibt, die glauben, man müsse die Sprache erneuern und reformieren. Dann sollen Schüler, Lehrer und alle ehemaligen Schüler auch so schreiben.
Aber man stelle sich vor, die "Rechtschreibreform" wurde durchgeführt, Zeitungen, Unternehmen und seit Jahren auch die Schüler schreiben entsprechen.
Dann stellen sich Leute, einschließlich des (sonst recht vernünftigen) niedersächsischen Ministerpräsidenten, hin und meinen, man müsse alles wieder umkehren.
Wie ... muss man sein, um nicht zu begreifen, was das für die Schüler bedeutet und für den Rest der Gesellschaft?
Wer maßt sich denn dann schon wieder an, zu bestimmen, was "richtig" ist? Wer bezahlt denn das, was danach kommt? Etwa diese Gegenreformer?
Die sollten sich lieber um wichtige Dinge und nicht um solchen Unsinn kümmern.
Karsten Göckemeyer
eingetragen von Gast am 15.09.2004 um 14.46
Hallo Experten, Professoren und Studierte!
Es geht um Fremdwörter; Duden Band 5:
Eine Inverse Suche ist mir nicht möglich.
Ich hatte vor einiger Zeit von einem bestimmten Wort die Bedeutung gesucht.
Jetzt bräuchte ich diese Wort wieder - kann mich aber nicht mehr daran erinnern.
Im Duden war es im Wortlaut etwa so definiert:
"Die Wut/Zorn auf etwas oder jmd. an etwas oder jmd. anderen auslassen.
z.B. Er schreit seine Frau an, weil er Ärger mit dem Chef hat"
Kennt jemand dieses Wort?
Danke!
Christian Nold
eingetragen von Gast am 14.09.2004 um 12.05
ich weiß wirklich nicht, was an der deutschen sprache gemäkelt wird. sie ist so wie das volk sie benutzt. wo ist das problem? ergo wird sie auch so geschriem wie man am glauben ist das sie geschrihm wirt.
prost!
Ätzold Perversinger
Geschlossenes Ministerium des deutschen Landes
eingetragen von Gast am 14.09.2004 um 08.35
ia habt aba probleme, wat, is doch voll piepe wie eina schreipt, wa, musses halt nua verstehn, da gibs kein vertun, ne, aba hulle!
Michael Fitzau
Fasanenweg 10 , 42281 Wuppertal
eingetragen von Gast am 13.09.2004 um 05.58
Hey, wenn die Gemse Gämse ist und wendig wändig ist, dann müßte doch auch schmecken schmäcken sein, von Geschmack, oder? (hat mein Sohn, 3. Klasse, richtig erkannt). Wenn schon Reform, dann bitte schön konsequent und nicht nur da, wo es richtig verwirrt.
Ilona Stölken
eingetragen von Gast am 12.09.2004 um 17.06
Egal, ob taubstumm oder stummtaub:
Die "Rechtschreibreform" ist staubdumm!
eingetragen von Fritz Koch am 10.09.2004 um 15.37
muß "Mitttag" natürlich neu mit drei "t" geschrieben werden. Ebenso "dennnoch" neu mit drei "n" und "Drittteil" neu mit drei "t". Bei drei gleichen zusammentreffenden Konsonannten einen wegzulassen, ist doch unlogische alte Rechtschreibung.
Mit der Silbe "ver" statt "fer" bin ich ver-tig.
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.09.2004 um 12.52
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Wenn man "for-dern" trennt, entsteht die Silbe "for" und die schreibt man "vor". Oder so. Oder auch nicht.
Da fallen mir zu den Präfixen „vor-„ und „for-„; „ver- „ (versprechen) und „fer-„ (fertig) doch glatt noch die Vorsilben „mit-„ (mithelfen) und „mitt-„ (Mittwoch) ein.
Wie aber schreibt man denn nun die Mitte des Tages - genau dann, wenn es zwölf Uhr läutet - in einem Wort?
Siehe da: Wieder eine Einzellizenz der Rechtschreibreformbetreiber!
Und nix mit: „Die Ältern (von alt) gähen (von Gang) am Mitttag Spagetti essen.“
__________________
nos
eingetragen von Hans-Joachim Schmidt am 10.09.2004 um 12.30
Zum Beitrag vom 08.08.2004 01.40
„In dieser Atmosphäre der Gegenwindes
müssen auch wir uns wieder Gehör verschaffen."
Ob das gutgeht? Soll „die Deutsche Bevölkerung" „die Leittragenden dieses Skandals" zu dem zurückbringen, „was sich jahrzehntelang bewehrt hat?"
"Leittragende" finde ich bei Google ca. 379 mal.
__________________
themenschmidt
eingetragen von Fritz Koch am 10.09.2004 um 09.44
Wenn man "for-dern" trennt, entsteht die Silbe "for" und die schreibt man "vor". Oder so. Oder auch nicht.
eingetragen von Hans-Joachim Schmidt am 10.09.2004 um 08.41
Florian Pelzl am 07.08.2004: "aber dann hirnrissige Vorderungen wie eine milliardenschwere Rücknahme der Rechschreibreform fordern."
Bei Google finde ich weit über 700 "Vorderungen", wie bei Florian oft in direkter Nachbarschaft zu "fordern". Ist das ein Erfolg der Augstschen Synchron-Etymologie, oder gab es diesen Fehler auch vor der Reform?
– geändert durch Hans-Joachim Schmidt am 10.09.2004, 14.17 –
__________________
themenschmidt
eingetragen von Gast am 09.09.2004 um 14.46
Nun ja, man kann es medizinisch sehen, man könnte es aber auch nur als sowohl taub als auch stumm auffassen.
Dann wäre auch die Vertauschung der beiden Wörter möglich.
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eingetragen von Fritz Koch am 09.09.2004 um 14.42
Das Grundwort wird durch das Bestimmungswort näher bestimmt; das Bestimmungswort steht vereinbarungsgemäß vor dem Grundwort. Die Vereinbarung ist für das Verständnis des Lesers nötig.
"taubstumm": stumm weil taub oder wegen Taubheit ist medizinisch richtig;
"stummtaub": taub weil stumm oder wegen Stummheit wäre medizinisch falsch.
"Blaugrün" ist theoretisch bläuliches Grün; "grünblau" ist theoretisch grünliches Blau; aber genau in der Mitte sind beide gleich.
Wegen der neuen "-ig, - isch, -lich-Regel" müssen "bläulich grün" und "grünlich blau" neu getrennt geschrieben werden.
eingetragen von Gast am 09.09.2004 um 13.18
Eben las ich, daß wir nur aus Gewohnheit ''taubstumm'' und nicht ''stummtaub'' benutzen würden. Ich bin der Ansicht,
daß sich das Wort ''taubstumm'' besser spricht als das Wort ''stummtaub''. Das mag damit zusammenhängen, daß das Teilwort
''taub'' besser zu betonen ist als das Teilwort ''stumm''. Hier ist das u auf jeden Fall kurz. Gibt es schon Forschungen
darüber, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die Zusammensetzung erfolgt, wenn die Teilwörter in ihrer Reihenfolge vertauscht
werden können?
xxx
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.09.2004 um 09.27
... ein „Muß“.
Mich nötigt es meist schon morgens unmittelbar nach dem Aufstehen, und dies obwohl ich mich bereits im Greisenalter befinde. Die Biologie – hier den Bereich des Stoffwechsels – führe ich als Begründung an.
Ein Argument dafür, daß man die Rechtschreibreform verteidigen „muss“, ist mir unbekannt. Wenn überhaupt, dann müßte es wirtschaftlicher oder finanzieller Natur sein (die Ware Rechtschreibung), hätte aber mit Logik und klarem Sachverstand (die wahre Rechtschreibung) herzlich wenig zu tun.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 09.09.2004 um 08.23
Die Rechtschreibeform hat noch viele Schwachpunkte, Vieles darin ist nicht richtig durchdacht oder sieht befremdlich aus: für Jeden, der Schreiben nach den Vorschriften der 1. Rechtschreibreform gelernt hat, also für alle Greisinnen und Greise ;-))
Trotzdem ist die Rechtschreibreform zu verteidigen, auch gegen einen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, der nicht nur keine Ahnung hat, wovon er populistisch redet, sondern ebenso wie seine Mitstreiter viel zu spät kommt, schon wieder.
Mauritz Weisz
eingetragen von Gast am 06.09.2004 um 18.31
Nach langem, langem Lesen der Beiträge:
Das Bemerkenswerteste auf allen Seiten ist, daß die Rechtschreibreform-Rücknahme-Gegner in ihren Beiträgen wesentlich mehr Rechtschreibfehler ("alt" wie "neu"!) machen als die "Ewiggestrigen", die zur deutschen Sprache stehen und deswegen diese "Rechtschreibreform" ablehnen.
Keine bloße Behauptung, sondern für jeden leicht kontrollierbar.
Das ist die Folge dieses (aus finanziellen Interessen notwendigen) Unsinns, genannt "Rechtschreibreform"!
Der neue Slogan heißt nun:
"80 Millionen Deutsche können nicht (mehr) richtig lesen und schreiben!"
q.d.e.
N. Mitko
Regensburg
eingetragen von Gast am 05.09.2004 um 20.32
Hallo Anonymus vom 18.8.04,
genau so einen vorgeschlagenen \"Leserbrief\" habe ich als Anlage der Kündigung meines Zeitungs-Abo beigelegt (Sammlung von Rechtschreibfehlern durch die \"Rechtschreibreform\"). War über 1 kg schwer (über 8000 Fehler laut \"neu\", wo angeblich weniger Fehler gemacht werden!). Meine Zeitung wurde so zu einem wirtschaftlichen Opfer der \"Rechtschreibreform\".
Ich verfüge auch über eine ausführliche Aufstellung von haarsträubenden Sinnveränderungen in der \"neuen Rechtschreibung.
Bitte noch einmal mit Adresse melden.
Helfer für Anonymus
eingetragen von Gast am 03.09.2004 um 16.44
Ich verstehe nicht, was Sie unter ''liberal'' verstehen. Dieser Begriff scheint ein Schlagwort zu sein, das im
konkreten Fall sonstwas bedeuten kann. Die Reformer versuchten ja, die Rechtschreibung zu liberalisieren. Was dabei
rausgekommen ist, erleben wir ja tagtäglich in den Medien. Liberalität ist etwas, was nicht zur Rechtschreibung paßt.
Wenn man schon in Randbereiche der Grammatik eingreift, dann steht zu befürchten, daß, sollte die Reform akzeptiert
werden, bzw. sollte man der Bevölkerung die Reform aufzwingen können, diese Eingriffe im Rahmen der immerwährenden
Reform fortgeführt werden, im Sinne von Sprachplanung. Daher ist es gefährlich, davon auszugehen, daß die Grammatik
im wesentlichen durch Reformen nicht betroffen ist, bzw. daß das, was grundsätzlich immer noch für die Grammatik gilt,
nicht ebenso auch für Wörterbücher gelten soll. Es könnte sein, daß es irgendwann auch nicht mehr für die Grammatik
gilt. Vermutlich wird man dann in kleinen Häppchen auch die Grammatik reformieren! Das erste davon erleben wir schon
bei der ersten Reform.
Ich bezog mich nicht auf die Schule, sondern auf die Rolle des Duden vor der Reform.
Die von Ihnen vorgeschlagene Prüfungsstelle setzt aber eine verbindliche Wortliste voraus, und diese muß erstellt
werden! Wer tut das? Privatleute, Sprachwissenschaftler (Die Reformer sind auch Sprachwissenschaftler), Firmen?
Wenn mehrere Verlage berechtigt sind, verbindliche Wörterbücher herauszugeben, wie sichert man langfristig die
Einheitlichkeit der Orthographie, d. h. die Konsistenz der Wörterbücher untereinander?
Aus meiner Sicht sind die dabei auftretenden Fragen so komplex und die Folgen so weitreichend, daß wir bei dem bleiben
sollten, mit dem wir in den letzten Jahrzehnten gut gefahren sind: Dem Dudenmonopol! Es gibt keine Garantie, wonach die
Rechtschreibreform nicht stattgefunden hätte, wenn es kein Dudenmonopol gegeben hätte.
Gast
***
eingetragen von Gast am 02.09.2004 um 10.11
Die Mauthner Gesellschaft ist seit 1.9.04 wieder Online.
Florian
eingetragen von Fritz Koch am 02.09.2004 um 06.42
wenn die zur alten Rechtschreibung zurückkehrenden Zeitungen diese nicht fehlerfrei schreiben würden. Dann würden sie die Behauptungen der Reformer bestätigen. Deshalb tragen diese Zeitungen eine besondere Verantwortung, die alte Rechtschreibung fehlerfrei anzuwenden. Sie können dann damit zum Vorbild werden.
eingetragen von Gast am 02.09.2004 um 00.42
Und dies nicht nur in den Zeitungen sondern auch im Internet. Die Konfusion greift stetig um sich. Leider bemühen sich viele nicht, ordentlich zu schreiben. Der Wille, die Regeln zu achten - egal wie sie aussehen, oder aussehen werden- ist generell gering. Die Zeitungen, die sich weigern, nach den neuen Regeln zu redigieren zeigt, wohin der Hase läuft: In den Sand! Sandhasen sind indes auch die,l welche das faule Schriftum födern: Sieht man sich Michael Schuhmacher an. Kaum jemand macht sich die Mühe, den Mann ohne "h" zu schreiben- google liefert Tonnen von Fehlschriften. Wie soll bei dem Engagement der User, es überhaupt möglich sein, eine eindeutige Schriftsprache zu etablieren? Macht die Diskussion überhaupt noch Sinn?
Ich glaube Nein. Es wird ein neues Machwerk gegeben, aber es wird sich keiner daran halten. Der Bruch ist da. Der Damm ist gebrochen. MAn hat genug Vorbilder für schlechte Schrift - da macht man es sich eben einnach.
Dr. Jürgen Staute
Krefeld
eingetragen von Gast am 01.09.2004 um 13.57
Es ist eine bekannte Regel, daß sich ein Vernünftiger ohne Noth nie von einer unschädlichen und unschuldigen Gewohnheit
entfernen soll; am wenigsten in der Sprache, wo die Verletzung des Conventionellen selbst in der Orthographie sowohl die Einheit, als (auch) möglichste Klarheit, störet. Neuerungen dieser Art haben, mit dem Qunitilian zu reden, keinen andern Grund, als Insolentiam
quandam & frivolam in parvis jactantiam.
Johann Christoph delung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdetuschen Mundart, Leipzig 1793, Band 4, Spalte 1640
Manfred Jülicher
eingetragen von Fritz Koch am 01.09.2004 um 11.00
Der Schanghai sagt "Schang!", wenn er einen Hai sieht.
eingetragen von Christoph Kukulies am 01.09.2004 um 10.50
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Die FAZ schrieb im FAZ-Reiseblatt am 26.8.2004 einen Bericht über \"Schanghai\", was mich doch etwas irritierte.
Ich hatte \"Schanghai\" als eine Geburt der neuen \"Rechtschreibung\" in Erinnerung, ähnlich Delfin oder Spagetti.
Eigentlich sollte es doch \"Shanghai\" (das ist korrektes Pinyin = Lautschrift für Chinesisch) heißen, und ich denke, so hat man es auch früher geschrieben.
Ist die FAZ also mit \"Schanghai\" von ihrer Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung abgegangen?
Gast
.
Die FAZ hat bezüglich einiger Namensschreibungen schon immer ihre eigene Hausorthographie gehabt. Sie schreibt auch ständig "Bin Ladin".
Auch bei "Albtraum" bleibt sie konsequent, auch wenn das per Rechtschreibreform zur Vorzugsvariante definiert wurde.
Das muß man der FAZ halt zugestehen.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Christoph Kukulies am 01.09.2004 um 10.49
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Die FAZ schrieb im FAZ-Reiseblatt am 26.8.2004 einen Bericht über \"Schanghai\", was mich doch etwas irritierte.
Ich hatte \"Schanghai\" als eine Geburt der neuen \"Rechtschreibung\" in Erinnerung, ähnlich Delfin oder Spagetti.
Eigentlich sollte es doch \"Shanghai\" (das ist korrektes Pinyin = Lautschrift für Chinesisch) heißen, und ich denke, so hat man es auch früher geschrieben.
Ist die FAZ also mit \"Schanghai\" von ihrer Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung abgegangen?
Gast
.
Ich mag mich irren, aber die FAZ hat bezüglich einiger Namensschreibungen schon immer ihre eigene Hausorthographie gehabt. Sie schreibt auch ständig "Bin Ladin".
Auch bei "Albtraum" bleibt sie konsequent, auch wenn das per Rechtschreibreform zur Vorzugsvariante definiert wurde.
Das muß man der FAZ halt zugestehen.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Ernst Haft am 31.08.2004 um 12.12
Während ich behände (-> Hand) aufstähe (-> Aufstand) und in die aufgähende (-> Aufgang) Sonne blinzle, gedänke (-> Gedanke) ich der neuen Stammwortregel stets (stähts?) zu folgen.
Ich läge mir also auf (-> Auflage), dem Stammwortprinzip der Rechtschreibreform zu folgen.
Ich versätze (-> Versatz) mich an meinen Schreibtisch und beginne diesen Aufsatz aufzusätzen(-> Aufsatz).
Während ich dermaßen aufwändig (-> Aufwand) handle, dänke (-> Gedanke) ich, wie offensichtlich fehlerhafte Ableitungen von nachgeborenen Stammworten beseitigt werden können:
- "mahlen" aus dem Stammwort "Mehl" statt der Fehlableitung aus "Mahl"
- welche neuen Umlaute sind einzuführen, damit erkennbar wird, daß z.B. "aufsehen" von "Aufsicht" und "singen" vom Stammwort "Gesang" abgeleitet sind? (Eine echte und lohnende Herausforderung für künftige Reformer!!)
Ich hoffe wohl zu Recht (-> Recht; siehe auch Recht und Richtig), dass meine unaufwändige (->Aufwand) Ställungnahme (-> Stall) ein zutreffendes Bild der künftigen Entwicklung der deutschen Recht- und folglich vom Gesetzgeber zu organisierenden Schreibung gibt.
Meine Aufgabe bezüglich Rechtschreibung ist nun, das wird schon aus dem Wortsinn klar, mein Widerstähen (-> Widerstand) aufzugäben (-> Aufgabe), und ich darf dies selbst und immer tun, also selbstständig.
Im Gegensatz zu Kunstoff. Diese Schreibung muß unbedingt wegen ihrer Häufigkeit als korrekt in den Duden aufgenommen werden (Anm. zu muß: wie bei vielen anderen Wörtern wird der Vokal regional unterschiedlich lang gesprochen, also auch: muss; andere derartige Wörter: Spaß/Spass, Schluss/Schluß, im Rahmen der Rechtschreibreform besonders wichtig: Stuß/Stuss)
Aber natürlich renne ich selbst dabei immer wieder gegen eine aufstähende (-> Aufstand), ja brännende (-> Brand) Aufwand.
– geändert durch Ernst Haft am 01.09.2004, 11.20 –
eingetragen von Gast am 27.08.2004 um 14.28
Die FAZ schrieb im FAZ-Reiseblatt am 26.8.2004 einen Bericht über \"Schanghai\", was mich doch etwas irritierte.
Ich hatte \"Schanghai\" als eine Geburt der neuen \"Rechtschreibung\" in Erinnerung, ähnlich Delfin oder Spagetti.
Eigentlich sollte es doch \"Shanghai\" (das ist korrektes Pinyin = Lautschrift für Chinesisch) heißen, und ich denke, so hat man es auch früher geschrieben.
Ist die FAZ also mit \"Schanghai\" von ihrer Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung abgegangen?
Gast
.
eingetragen von Gast am 27.08.2004 um 09.56
Alles Gerede, jeder "gute" Grund der Reformisten in dieser Sache, geht mir, gelinde gesagt, auf die Nerven! Ich erkenne am eigenen Schreiben, wie die Umstellung unserer Rechtschreibung seltsame Züge trägt. Ich beging den Fehler und achtete nicht auf die erlernte Schreibweise. Immer öfter benutzte ich z. B. das Doppel-s anstatt "ß". Ich gewöhnte mir quasi das Erlernte ab. Manchmal stutze ich und muß überlegen, wie ein bestimmtes Wort geschrieben wird. Das Ende vom Lied ist, daß ich wieder lernen und mich erinnern muß. Ich hatte sicherlich eine gewisse Zeit den Unterricht umsonst besucht, wenn ich heute diesen Reformfirlefanz als meine Sprache akzeptiere. Und DIES wird niemals geschehen! Nein, vollkommen war sie nicht die alte Rechtschreibung, aber logisch jedenfalls. Aber Logik wurde generell aus der Gesellschaft entfernt. Erhalten wir uns Schrift (Fraktur) und Sprache als Kulturgüter, als einen eigenen Teil unseres Lebens! Was sonst macht uns zu Deutschen? Die Anhäufung materieller Güter? Dazu abschließend:
Kai Stepp, Chefredakteur der Geld-Zeitschrift „Capital“, schreibt heute in seinem neuesten „Editorial“:
„Für einen jungen Deutschen im größeren Europa ist gutes Englisch heute viel wichtiger als die Beherrschung des Deutschen nach den Regeln der alten Rechtschreibung.“
Es ist die Geringschätzung der eigenen Sprache, die zu solchen Fehlleistungen führt, wie sie die Rechtschreibreform hervorgebracht hat.
(Deutsche Sprachwelt, 18.08.04)
DAS IST DEUTSCH?
Cordula Mentau
Schwester-Mechthildis-Weg 33, 77887 Bad Sodbrennen
eingetragen von Gast am 24.08.2004 um 10.08
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kann nur bekräftigen, daß ich nahezu alle Argumente der "Reformgegner" nachvollziehen kann, da sie schlüssig sind. Mögen sie sich durchsetzen.
Wie wär's mit ein paar weiteren Anregungen dazu. Aufgabe: Finde man die nach neuer amtlicher Regelung korrekten Schreibweisen und belege man, warum die schlüssiger sind als der andere Stuß.
"gähen" von "Gang"
"sträng" (z.B. er ist ein stränger Vater) von der "Strang"
"sprächen" von "Sprache"
"rächnen" von "Rache"
"aufwänden" von "Aufwand"
"färn" (der Heimat) von "Farn" (Pflanze)
"pünkeln" (Urin) von "Punk" (abgerissener Lungerer)
"fächten" von "Fach"
"gräulich" (Grauen erregend) von "Grau"
das "Quändtchen" von "Quandt" nur BMW-Fahrer (von Familie Quandt)
"läuchten" von "Lauch" (Gemüse) als Präteritopräsentium
"schären, Schäre" von die "Schar"
"behände" von die "Hand"
"spärrig", "spärren" von "Sparren",
"schnäuzen" von die "Schnauze"
der "Ängel" (himmliches Wesen) von "angelus" lat.
"sich wänden" trans. + intrans. von "Wand"
"sänden" von der "Sand"
"einbläuen" von "Blau"
"schäuen" trans. von die "Schau"
"sperlich" (karg, wenig) von "Sperling" (Spatz, kleiner Piepmatz)
"stähen" von "Stand"
das "Bäcken" (med.), "Planschbäcken" von "Bäcker, backen"
das "Geschänk" von "Schanker" (Geschlechtskrankheit, weicher, harter)
der "Hänker" von "Hank" (engl. Vorname)
der "Stängel" von "Stange"
"selbär" wie "Waschbär", "Braunbär"
ebenso "Heidelbärkuchen", "Bärlin"
der "Rättich" (Gemüse) von "Ratte" und "radix" (lat. Wurzel)
die "Mänge" von "Mangel"
"kätzerisch" von "Katze"
die "Änge" von "Angel"
das "Wätter" von "Watt" (das Zeugens am Nordseestrand, entdeckt von James Watt, dem Physiker)
"verränken" von "ranken"
"fräuen" von die "Frau"
"Mäute" von "Maut"
"häute" von die "Haut"
"ungehäuer" von "Hauer" (Zähne des Wildschweins
"morgähn" von "gähnen"
"Ohrtografie" von "Ohr", weil man so schreibt, wie man es glaubt zu hören
"quällen", die "Quälle" von die "Qualle"
"Quallität"
"Karport" (Autounterstellplatz) von "Karfreitag", da das KFZ Freitag bis Montag darunter steht. Auch wegen "Karzinom", da Autoabgase Krebs machen.
"schäußlich" von die "Schau"
"schwäben" von der "Schwabe"
"Bändel" von "Band"
"wäben" von die "Wabe"
"gäben" von die "Gabe"
"mässen", "Mässer" von die "Masse"
"näcken" refl. und trans. von der "Nacken"
"stäuern" von der "Stau"
"täuer" von der "Tau"
Mit freundlichem Gruß
Gast
Gast
irgendwo
eingetragen von Norbert Lindenthal am 22.08.2004 um 21.06
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Tobias Engel
… zuständige Repräsentanten … repräsentative Demokratie … rechtmäßig eine Änderung beschlossen … Reformgegner ohne politisches Mandat diktieren … eindeutig illegitim … einige Haare … Reform von 1901 … eindimensionaler Dummkopf.
Unter den Denkern hier sind auch Leute, die zwei Jahre lang in Schleswig-Holstein einen Volksentscheid herbeigeführt haben. Und natürlich auch viele schleswig-holsteinische Einwohner und Wähler. Der Volksentscheid ist legitim. Ob die Kultusminsterkonferenz besser einer gesetzlichen Grundlage bedarf, bleibt zu klären. Legitim jedenfalls ist sie nicht. Sonst müßte es ja ein Gesetz geben, das die KMK legitimiert. Die Akzeptanz der sogenannten Rechtschreibreform wurde vom Bundesverfassungsgericht 1998 prognostiziert. Die Akzeptanz der Schreibänderung hat sich dennoch nicht erfüllt. Wir haben also immernoch einen Zustand, der die Absichten der Reformer dermaßen erschüttert, daß ich über die Verfassungswidrigkeit der Rechtschreibreform nachdenken muß. Härchen in der Suppe? Das lernt man mit einem ä, oder man lernt es nicht. Wer es lernt, merkt, wie mit wenigen Zeichen eine Schnellleseschrift ermöglicht wird, die den zu tragenden Gedanken nicht so schnell begrenzt. lll hab ich ext-ra mal geschrieben. Kleine Stolpersteine üben das Nervensystem und bringen Schwung in Zeit und Raum. Die Festlegung 1901 auf eine längst bewährte Schreibeinheitlichkeit kann man gut mit der Reform 1996–2004 vergleichen. Die eine entsprach dem Sprachverständnis und verringerte die Kosten, die andere widerspricht dem Sprachverständnis und erhöht die Kosten.
eingetragen von Gast am 22.08.2004 um 17.40
Die Rechtschreibreform gilt nur für die öffentliche Verwaltung und die Schulen. Die zuständigen Repräsentanten (Zur Erinnerung: Deutschland ist eine repräsentative Demokratie) hat rechtmäßig eine Änderung beschlossen.
Selbstverständlich darf der Spiegel und andere Verlage sowie mancher populäre Schriftsteller in ihren Erzeugnissen nach anderen Regeln schreiben. Ich nehme mir ebenfalls die Freiheit heraus, nach meinen Vorstellungen zu schreiben.
Kein Verständnis dafür habe ich, dass Reformgegner ohne politisches Mandat diktieren wollen, wie in der öffentlichen Verwaltung und der Schule geschrieben werden soll. Dieses Verhalten ist eindeutig illegitim.
In der Welt vom 21. August 2004 "Jetzt wird zurückgeschrieben" wurde Frau Maron zitiert. Sie gehört zu den Reformgegnern. Sie nennt hierbei folgendes Beispiel:
... "Egal, was E. sagt, mir tun die Männer Leid" und das war genau das Gegenteil von dem, was ich hatte sagen wollen. Ich wollte sagen, dass ich die Männer bedauere, und nun stand da, dass die Männer mir ein Leid antun ...
Ich verstehe Frau Maron nicht. Ich habe den Satz beim Lesen genau so verstanden, wie es Frau Maron beabsichtigte und nicht als Gegenteil.
mir tun die Männer Leid -> bedauern (ist doch OK!!!!)
mir tun die Männer Leid an -> Gegenteil
mir tun die Männer Leid zufügen -> Gegenteil
Für den "Normalo" muss Frau Maron schon ein Wort wie "an" bzw "zufügen" dazuschreiben.
Fazit: Kein Reformfehler, sondern ein subjektives Problem der Schriftstellerin.
Es mag ja sein, dass die Reform (Menschen sind nie perfekt) einige Haare in der Suppe hat, doch wer, weil nicht in der Lage, differenziert zu argumentieren, pauschal eine Rückkehr zur Reform von 1901 fordert, outet sich als unflexibler, verkalkter, egoistischer, rechthaberischer, eindimensionaler Dummkopf. Insbesondere manch hochgelobter Schriftsteller sollte sich wegen seiner eindimensionalen Argumentation schämen!
TOBIAS ENGEL
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eingetragen von Gast am 21.08.2004 um 02.06
http://www.archive.org/web/web.php
Vor Nachname
eingetragen von Gast am 20.08.2004 um 14.53
Man muß sich nicht unbedingt wissenschaftlich mit der deutschen Sprache beschäftigt haben, um zu erkennen,
daß eine Rechtschreibreform Unsinn ist. Zumindest können Lügen zu Glaubenswahrheiten werden, und wer glaubt,
wird selig! Allerdings leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter, und da sollte es doch ziemlich peinlich
sein, wenn man offensichtliche Lügen propagiert. Leute, die das tun, sind nicht fähig ein öffentliches Amt zu
bekleiden.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 19.08.2004 um 13.31
Diese Rechtschreibreform empfinde ich als völlig überflüssig!!! Eine Reform sollte man nicht einfach machen, nur weil sie nach 100 Jahren mal fällig ist. Das ist doch wieder typisch für unsere Regierung. Meine Meinung ist weg mit diesem SCHEIß
Anno Nym
Anno Nym Straße 44; 88888 AnnonymStadt
eingetragen von Gast am 18.08.2004 um 12.19
Hallo zusammen, kann mir bitte jemand erklären, warum das \\\"Präteritum\\\" in DDR-Schulbüchern \\\"Präterium\\\" genannt wurde?
Barbara Schöneberger
Wiesenweg 11, 02979 Liebstöckl
eingetragen von Gast am 18.08.2004 um 11.44
Werte Teilnehmer!
Als Leser möchte ich meine Zeitungen, neuen Bücher usw. gern wieder in der gewohnten Rechtschreibung sehen und unterstütze deshalb Ihr Anliegen. Den absehbaren Auseinandersetzungen (als Lehrer oder gegenüber Zeitungsredaktionen) bin ich jedoch fachlich nicht gewachsen - ich habe schlicht keine Ahnung mehr von Grammatik, Orthographie usw.
Bezüglich der \"klassischen\" Rechtschreibung werde ich versuchen (z.B. mit dem Wörterbuch von Prof. Ickler), verschüttete Elementarkenntnisse zu reaktivieren. Aber mit den sich wandelnden \"Reform\"regularien bin ich überfordert. (Und als Atheist sollte man Bibel und Kirchengeschichte besser als kennen als der durchschnittliche Gläubige.)
Mir schwebt ein Leserbrief vor, in dem ich
a) Fehler einer aktuellen Zeitungsausgabe mitteile - gegenüber der amtlichen Rechtschreibung,
b) \"richtig\" geschriebene, aber sinnenstellende Wendungen (Grammatikfehler?) vorweise und eventuell
c) verbotene Wörter und
d) einige hanebüchene Beispiele der Neuschreibung (Trennungen, Eindeutschungen) anführe.
Also: keine Theorie oder keine Politik, nur ein paar nackte Ergebnisse.
Aber: Wo finde ich bitte die neuesten amtlichen Rechtschreibregeln, ein amtliches Wörterverzeichnis? Ist der Duden (22. Auflage) dafür brauchbar? Oder gibt es für mein Vorhaben schon gute Beispiele?
Freundliche Grüße
Anonymus
Anonym
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eingetragen von Gast am 14.08.2004 um 15.08
Für eine ähnliche Argumentation bin ich vor einigen Monaten von Herrn Wrase ziemlich runtergemacht worden!
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eingetragen von Reinhard Markner am 14.08.2004 um 11.43
Zitat:Das ist richtig beobachtet.
Alle sind auf der Suche, die einen nach dem verloreren Sprachgefühl, die anderen überhaupt, die Betreiber dieser Seite wohl nach einer Beschäftigung und entsprechenden Sponsoren.
eingetragen von Gast am 14.08.2004 um 11.26
Gibt es nicht schon genug Verbote? Nun soll auch noch das radfahren verboten werden, zukünfig soll es nur noch erlaubt
sein, mit dem Rad auf dem Radweg zu fahren, nicht aber, dort radzufahren. Was müssen wir uns von dieser Regierung noch alles gefallen lassen, frage ich empört. Wie soll meine Oma zukünftig zum Bäcker kommen, welche das radfahren einfach nicht lassen will? Ich denke, ich werde ein Tandem kaufen und mit ihr mit dem Tandem zu Bäcker fahren, denn Tandem fahren kannte sie schon. Wenn ich mal nicht kann, ich meine Tandem fahren, nimmt sie dann eben das Mofa, denn auch Mofa fahren hatte sie schon gelernt, aber darf sie dies nun auf Radwegen, wer hat hier mal einen Rat deswegen?
Hagen Peters
eingetragen von Gast am 14.08.2004 um 11.15
Gibt es nicht schon genug Verbote? Nun soll auch noch das radfahren verboten werden, zukünfig soll es nur noch erlaubt
sein, mit dem Rad auf dem Radweg zu fahren, nicht aber, dort radzufahren. Was müssen wir uns von dieser Regierung noch alles gefallen lassen, frage ich empört. Wie soll meine Oma zukünftig zum Bäcker kommen, welche das radfahren einfach nicht lassen will? Ich denke, ich werde ein Tandem kaufen und mit ihr mit dem Tandem zu Bäcker fahren, denn Tandem fahren kannte sie schon. Wenn ich mal nicht kann, ich meine Tandem fahren, nimmt sie dann eben das Mofa, denn auch Mofa fahren hatte sie schon gelernt, aber darf sie dies nun auf Radwegen, wer hat hier mal einen Rat deswegen?
Hagen Peters
eingetragen von Gast am 14.08.2004 um 11.03
Wann wird es endlich wieder so weit sein, das man in Niedersachsen, wie auch der MP es wünscht, Schifffracht wieder mit zwei ff schreiben kann, das muss ja wohl irgendwann vor der Reform von 1902 gewesen sein. Also so ein heilloses Wirrwar aber auch. Wo hat Herr R.-R. denn eigentlich entdeckt, dass Demok-ratie jetzt so getrennt werden muss, so eine Ka-cke aber auch. Hilfe, das Abendland versinkt im Caos, Babylon war wohl nichts dagegen. Täglich stürzen tausende solcher Wortungetüme wie Flusssand auf mich ein und aus den öfen der Großbäckereien puzeln ständig frisch gebackene Doktoren. Wer soll denn da noch klar kommen. Alle sind auf der Suche, die einen nach dem verloreren Sprachgefühl, die anderen überhaupt, die Betreiber dieser Seite wohl nach einer Beschäftigung und entsprechenden Sponsoren. Nur die ignoranten Schüler scheinen sich hieran wieder einmal nicht zu stören. So ist sie nunmal, diese Jugend, einfach nicht traditionsbewußt genug.
Hagen Peters
eingetragen von Gast am 13.08.2004 um 21.52
Lieber Herr Lindenthal,
selbstverständlich möchte ich ihr Verdienst um die Demokratie nicht schmälern. Sicherlich gehören sie damit auch zur lokalen Prominenz ihres Bundeslandes. Bitte haben sie aber Verständnis, wenn wir in Süddeutschland unter Prominenz nur jene verstehen, die in allen deutschsprachigen Ländern und Staaten bekannt sind. Insbesondere um die senilen Schriftsteller, die angeblich wegen den paar geänderten Rechtschreibregeln nicht mehr schreiben können bzw. sich nicht mehr auszudrücken vermögen. Um Menschen, die den Mauerbau mit der Rechtschreibreform vergleichen (Reiner Kunze). Leute, die noch im Deutschen Reich bzw. im Dritten Reich geboren wurden. Leute, welche die Rechtschreibreform von Anfang dieses Jahrhunderts (diktatorische Kaiserzeit) verteidigen und so tun, als ob diese damalige Reform das Gelbe vom Ei war.
Die jüngste Rechtschreibreform hat viel mehr positive als negative Facetten. Nicht zu fassen, dass man nach kurzen Vokalen ß statt ss schreiben soll. Der Regen ist nass und nicht na:ß. Passwort und nicht Pa:ßwort. Ebenfalls richtig ist das Stammwortprinzip. Da wollen die Senilen doch tatsächlich Bendel statt Bändel (kommt von Band) schreiben. Viele finden es doof, Schifffahrt zu schreiben. Sieht sicherlich doof aus, ist aber richtig. Oder sagen sie Schi:f_fahrt bzw. Schiff_ahrt. Hat man bei alten Rechtsschreibung nicht den Unsinn veranstaltet und einen Unterschied zwischen Auto fahren und radfahren gemacht. Logisch und richtig ist Rad fahren. Der Schikane, vor "und" bzw. "oder" ein Komma zu setzen, habe ich mich schon vor der Reform widersetzt.
Die Rechtschreibreform ist keine schlechte Reform. Blödeleien sind eigentlich nur bei der Worttrennung am Zeilenende und den Fremdwörtern passiert. Zu-cker statt Zuk-ker und warum dürfen Fremdwörter nicht fremd bleiben?
Fazit1: Die Sprache gehört nicht nur den senilen Schriftstellern und Journalisten aus der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, sondern auch den vielen allein erziehenden Eltern, die manch unlogisches Gebilde der kaiserlichen Rechtschreibung nicht mehr erklären müssen.
Fazit2: Die Diskussion um die Rechtschreibreform ist reine Ressourcenverschwendung und geht an den wirklichen Bedürfnissen unserer Gesellschaft vorbei. Vielmehr müssen wir uns darum kümmern, dass die ausufernde Korruption wieder eingedämmt wird (These: je stärker die Volkssouveränität, desto geringer die Korruption). Das Steuersystem ist eine Katastrophe. Beendigung der Abzocke von Selbständigen und Unternehmern (das ineffiziente Pack von IHK und Handwerkskammer gehören schon längst auf den Mond geschossen). Reform und Abspecken der öffentlichen Verwaltung (Wie kann es nur sein, dass die Schweiz mit einem Drittel an Personal viel effizienter ist).
Herr Lindenthal - Deutschland hat andere Probleme!
Albert Müller
Konstanz
eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.08.2004 um 15.56
Lieber Herr Müller,
Sie haben recht, natürlich sind Ressourcenverschwendungen eine Frechheit. Falsche Vorwürfe sind es aber auch.
Matthias Dräger und ich haben in Schleswig-Holstein das bisher einzige erfolgreiche Volksbegehren sowohl hier auf auf Landesebene wie auch in Sachen Rechtschreibung überhaupt begonnen, unser Rechtschreibgesetz wurde am 27.9.1998 mit 56 % der Wählerstimmen angenommen. Wissen ist Macht, nix wissen macht auch nix?
Also, Demokratie steht bei uns durchaus hoch im Kurs, und Sie und ich sollten – etwa hier im Forum – darüber beraten, welche Verbesserungen noch erfolgen können. Dazu möchte ich gerne Ihre Vorschläge und Wünsche erfahren.
Freundlichen Grußes,
Ihr
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 13.08.2004 um 12.33
Gegner der Rechtschreibreform behaupten, dass die Rechtschreibreform undemokratisch zustandegekommen sei. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich prominente Reformgegner für die Stärkung der Volkssouveränität eingesetzt haben. Vielmehr gehören auch Sie zu den Verfechtern der indirekten Demokratie. Das Reformwerk ist auf internationaler, ministerieller und parlamentarischer Ebene verabschiedet worden. Es ist für die staatliche Verwaltung und staatlichen Schulen verbindlich. Die Kultusminister und sonstigen Entscheidungsträger haben damit ihre Kompetenzen nicht überschritten und das geltende Rechtssystem nicht beschädigt.
Die Rechtschreibreform ist nur für die genannten Institutionen verbindlich. Unflexible alte Menschen können selbstverständlich in ihrer gewohnten Form weiterschreiben. Natürlich steht es ihnen frei, mit unkonstruktiver Polemik die unlogischen Fehler der alten Rechtschreibung zu verteidigen.
Ich finde es eine Frechheit, dass so viel Ressourcen verschwendet werden, obwohl uns weit wichtigere Probleme drücken.
Es ist beschämend, dass viele Reformverweigerer, welche die Reform als undemokratisch bezeichnen, mit der Demokratie selbst nichts am Hut haben. Lieber Reformverweigerer, die Rechtschreibreform ist die Quittung für euren mangenlden Einsatz für die Demokratie (Vorbild Schweiz).
Albert Müller
Konstanz
eingetragen von Gast am 12.08.2004 um 12.46
Hallo Leute,
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Chris
ss
eingetragen von Gast am 12.08.2004 um 06.56
Guten Morgen !
Ich habe auf der Suche nach "der/das Virus" dieses Forum entdeckt (ich bin "hierher gegugelt"), habe jedoch keine Antwort gefunden auf die Frage, ob sich das Geschlecht des Virus mit der RSR geändert hat... beim Kauf des Ensslin Schülerkalenders habe ich festgestellt, daß im redaktionellen Teil des Kalenders stets von "dem Virus"/"der Virus" die Rede ist.
... und wo ich gerade hier schreibe, fällt mir eine Zusatzfrage ein: Warum ist durch die RSR nicht entschieden worden, ob es DER Joghurt (hochdeutsch), DAS Joghurt (österreichisch) oder DIE Joghurt (umgangssprachlich) heißen soll- eine Verbindung zur Wortherkunft ("LE" joghurt, als "DER")ist ja nach der RSR regelmäßig ausgeblendet.
Sven-Olof Carlsson
22122 Hamburg
eingetragen von Gast am 11.08.2004 um 21.39
Hallo Odin,
hast Dich wohl verlaufen?
Oder wie schrieben die Germanen?
Thor
Germanischer Götterhimmel
eingetragen von Gast am 11.08.2004 um 19.44
Tach auch,
schaut doch mal bei uns vorbei:
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Odins Klinge
Berlin
eingetragen von Gast am 11.08.2004 um 06.30
Es sagte der Engländer: "Wir schreiben "London" und sagen "Landn".
Der Franzose: "Wir haben es noch viel schwerer: Wir schreiben "Bordeaux" und sagen "Bordoh".
Das sagte der Bayer: "Bei uns ist es ganz einfach: Wir schreiben "wie bitte?" und sagen "Hä?".
Ur-Bayer
Bayern
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 22.41
Welche Meinung vertreten Sie als Schriftstellerin in der allgemeinen Rechtschreibdebatte? werde ich - natürlich (!) - von Lesern gefragt. Hier meine Antwort:
Als anno 1998 die Rechtschreibreform unters Volk gebracht wurde, habe ich neugierig geschaut, was da auf uns zukommt: Je mehr ich von den neuen Regeln und Wortkreationen erfuhr, desto entsetzter war ich: Das sollte eine Vereinfachung sein? Das sollte uns Schreibenden, uns, die wir die Sprache als professionelles Handwerkszeug nutzen, etwas Gutes, ja Besseres bringen?
Gut, die alten Regeln waren nicht durchgängig das Gelbe vom Ei, und die Tatsache, daß man sich an sie gewöhnt hatte, sicher keine Rechtfertigung für deren Festschreibung in alle Ewigkeit. Aber war das Neue wirklich besser? Oder wenigstens gleichgut? Mitnichten.
Meine persönliche Entscheidung stand bald fest: bei der alten Rechtschreibung zu bleiben. Trotzdem setzte ich mich intensiv mit den neuen Regeln auseinander, um mitreden zu können - und, ganz pragmatisch, um notgedrungen auch "Neudeutsch" schreiben zu können, wenn es erforderlich sein sollte. (Zum Beispiel Beiträge in Zeitschriften.)
Meine Bücher erscheinen (bis auf eine ohne Absprache erfolgte "neudeutsch übersetzte" Taschenbuchausgabe der "Detektivin" bei Heyne, die bei der nächsten Auflage aber "rückübersetzt wird") allesamt in alter Rechtschreibung. Auch im Dienst schreibe ich weiter nach den alten Regeln, obwohl wir Beamte aufgefordert wurden, die neuen Regeln anzuwenden. Disziplinarmaßnahmen sind nicht erfolgt, und auch sonst hat mir keiner einen karrierebremsenden Stein ob meiner altmodischen Schreibe in den Weg gelegt, was das oftmals vorgebrachte Argument, Neudeutsch sei in den Amtsstuben vorgeschrieben und deshalb für alle Staatsdiener verpflichtend, als vorauseilenden Gehorsam entlarvt.
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die Neuerungen deshalb ablehnen, weil sie neu sind - und gegen eine Korrektur des einen oder anderen Auswuchses in der alten Rechtschreibung wäre nichts einzuwenden gewesen. Doch was uns diese "Reform" bescherte, übertraf meine schlimmsten Erwartungen: Jeder schrieb, wie es ihm in den Sinn kam: Da stand behende (alt) in Eintracht neben dass (neu), belämmert (neu) neben Strasse und heiss (alt und neu falsch!). Dieses Durcheinander führte dazu, daß ich inzwischen des öfteren nicht mehr weiß, was richtig oder falsch, was neu oder alt ist - der Lerneffekt, den das Lesen von Büchern und Zeitungen früher für die Sprachbildung hatte, verkehrt sich ins Gegenteil.
Aber das ist nicht das einzige Übel. Leider.
Für mich ist Sprache nicht nur ein Handwerkzeug, das es mir ermöglicht, mich präzise auszudrücken, sondern hat auch etwas Ästhetisches, das sich aus der Lautmalerei, aber auch aus der Schreibweise der Wörter ergibt. Wahrscheinlich ging das den Reformern unbewußt auch so, denn welchen Grund sollte es sonst geben, den Philosophen zu lassen wie er ist, während der Paragraf sozusagen von Amts wegen in den Adelsstand erhoben wurde?
Nun mag man zurecht einwenden, daß die Sprache schon immer Änderungen unterworfen war, und keiner würde heute mehr - wie noch zur Jahrhundertwende 19./20. üblich, Bureau schreiben statt Büro. Die Entwicklung von dem einen zum anderen war ein längerer Prozeß, die "deutsche" Schreibweise setzte sich letztlich durch, und heute weiß kaum noch jemand, woher dieses Wort kam, und das Bureau vermißt keiner wirklich. Also alles eine Frage der Zeit? Photographie ist veraltend, Fotografie schon fast eingebürgert. Warum also nicht Filosof? Sollte man nicht Bordo schreiben statt Bordeaux, und müßte der Rhythmus nach der Logik der Reform nicht Rüttmuss heißen? Daß man sich angesichts dieser Wortkreationen wie in einer sprachlichen Geisterbahn fühlt, kommt nicht von ungefähr: Filosof liest sich nun mal nicht klug, sondern doof, und Bordo nimmt einem doch glatt den sinnlichen Genuß an gutem Wein. Änderungen in der Schreibweise eines Wortes sind langsame Entwicklungen, pragmatisch und deshalb letztlich auch allgemein akzeptiert. Im Gegensatz zu dem von den Reformern gepriesenen Motto: Schreib, wie Du sprichst! Wahrscheinlich habe ich deshalb das Gefühl, daß bei Jogurt eine wesentliche Zutat fehlt, und der Tunfisch läßt mich bestenfalls grinsen: Du darfst das nicht tun, Fisch! Alle meine Schreibstifte weigern sich jedenfalls beharrlich, so was aufs Papier zu malen.
Darüber hinaus gibt es Neuregelungen, die schlichtweg Unsinn sind: Wer belemmert (belämmert) ist, hat nichts mit jungen Schafen gemein, und ein greuliches (gräuliches) Verbrechen hinterläßt eher blutrote als gräuliche (=graufarbene) Spuren.
Doch die Reform hat noch mit Üblerem aufzuwarten: Die Abschaffung einer ganzen Palette von Ausdrucksweisen und Wortbedeutungen. Als ich in der dritten Klasse war und Deutschregeln pauken mußte, war es mir gleich, ob ich jemanden wieder sehe (weil er mir zum zweiten oder dritten Mal über den Weg läuft) oder ob ich ihn wiedersehe (ihn bewußt erneut treffe), genausowenig, wie es mich juckte, ob ich meine Lieblingsfeindin bei den anderen schlechtmachte (Übles über sie verbreitete) oder ob ich sie schlecht machte (wie das gehen soll, weiß ich, ehrlich gesagt nicht, denn eigentlich kann man nur eine Aufgabe schlecht machen - oder gut, aber einen Menschen?). Ganz sicher tat sie mir Leid, denn sie verhaute mich in der Pause. Vielleicht tat sie mir auch leid, aber wie hätte ich das im Neuschreib bitte ausdrücken sollen? Jedenfalls kriege ich Pickel bei der bloßen Vorstellung, per Verordnung gezwungen zu sein, meine Heldin statt in der Kirche im Backofen ein "Ja" hauchen zu lassen, damit sie eine orthografisch (warum eigentlich nicht: ortografisch?) korrekte frisch gebackene Ehefrau wird. Und selbst wenn sie das "Ja!" mit voller Inbrunst sagte, müßte ich doch dem Ausrufezeichen noch ein Komma hinterherschicken - doppeltgemoppelter geht´s gar nicht mehr. Dafür darf ich dann den Leser ohne schlechtes Gewissen rätseln lassen, was das junge Brautpaar beim Betreten der Hochzeitssuite für üble Dinge treibt:
Sie machte ihm das Bett im Auge die Lage klar.
Voll krass, was?
Welche mannigfaltigen Ausdrucksmöglichkeiten und Nuancen die deutsche Sprache bietet, ist nicht unbedingt ein Thema, das Schüler (oder Bürger, die mal eben einen Einkaufszettel oder zwei eMails am Tag schreiben) vom Hocker reißt. Verständlich und nachvollziehbar, aber für professionelle Schreiber in etwa so hilfreich wie die Argumentation, Blumen seien für die Milchproduktion unnütz und könnten deshalb bedenkenlos von Wiesen und Weiden entfernt werden. Im übrigen ist das Argument, daß diese verkorksten Regeln nun aber doch seit sechs Jahren verbindlich an den Schulen gelehrt würden und deshalb quasi ein "Bleiberecht" hätten, genausowenig stichhaltig wie das der Reformgegner, sie hätten schon immer "daß" geschrieben, punktum.
Leider bin ich mit meiner Litanei noch nicht am Ende, denn das schlimmste Übel der Reform offenbart sich, wenn man den Ehrgeiz hat, "richtig" zu schreiben. Wie soll man das tun, wenn sich nicht mal die Herausgeber der aktuellen Wörterbücher, ja nicht mal die Herausgeber des gleichen Wörterbuchs einig sind?
Was also bitte IST denn die neue Regelung? Ich kann nur Chaos entdecken, wohin ich schaue, und zwar ein Chaos, das in sechs Jahren nicht kleiner, sondern von Tag zu Tag größer wird. Der "Bild" und dem "Spiegel" anzukreiden, daß sie den jahrelangen Schwelbrand nun - einmal mehr und in aller Deutlichkeit - sichtbar gemacht haben, ist ungefähr genauso angemessen, wie (um ein Beispiel aus meinem Berufsalltag zu nehmen), dem Überbringer einer Todesnachricht eine Ohrfeige zu verpassen. Verständlich ob des Schmerzes, aber objektiv betrachtet ziemlich unfair. Daß mit "gemütsbewegenden" Artikeln sowohl beim Spiegel als auch bei Bild (zwar auf unterschiedlichem Niveau aber nichtsdestotrotz) Meinung und Auflage gemacht wird, steht zum einen auf einem anderen Blatt und beweist zum anderen, daß das Thema Rechtschreibreform die Menschen auch nach sechs Jahren noch bewegt. Eigentlich ein gutes Zeichen, das die Hoffnung schürt, daß viele Menschen erkennen mögen, welchen kulturellen Schatz wir mit unserer Sprache geschaffen haben. Einen Schatz, den es - im besten Sinne! - zu hüten gilt.
Nikola Hahn
www.nikola-hahn.de
Nikola Hahn
www.nikola-hahn.de
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 14.15
oder darf ich noch Axel sagen, denn ich gehe davon aus, daß Du noch zur Schule
gehst. Das würde dann Deine Frage erklären, warum sich erst fünf Jahre nach dem
Beschluß der Reform nun Widerstand formiert. Die Rechtschreibreform wurde
hinter verschlossenen Türen ausgeheckt -- soweit bekannt ist, gibt es noch nicht
einmal ein Protokoll der entsprechenden Sitzungen -- und dann mit einer Art
Überrumpelungstaktik verfrüht an den Schulen eingeführt.
Wenn man einmal von prinzipiellen Erwägungen absieht, z. B., daß Traditionen
-- hier die Schreibtradition -- weitergegeben werden müssen, dann hatte eine
sachbezogene Kritik fairerweise erst dann einsetzen können, nachdem das neue
Regelwerk und eine zugehörige Wörterliste veröffentlicht und auf Stimmigkeit,
Sinnhaftigkeit und Praktikabilitt geprüft worden waren. Dies ist damals auch
geschehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Reform aber schon an den Schulen
eingeführt, zwei Jahre fürher als geplant. Wenn Ihr heute an den Schulen also
Unsinn lernt, dann ist das ganz allein die Schuld der Reformer, die auf diese
Weise die Schulkinder in Geiselhaft für die Umsetzung ihrer Reformpläne
genommen haben.
Die Reform hat viele Verschlechterungen gebracht, von Verbesserungen ist mir
nichts bekannt. Es mag sein, daß, was einem Schüler, der ja vieles noch nicht
überblicken kann, als Vereinfachung oder Verbesserung erscheint, sich bei
genauerem Hinsehen und nach einiger Erfahrung als zu kurz gegriffen oder als
Verschlimmbesserung herausstellt. Vieles wird einem auch erst später klar, wenn
man mehr gelesen und geschrieben hat.
Ich bitte deshalb alle Schüler, die Reformgegner nicht als Menschen zu sehen,
die ihnen zusätzliche Lernarbeit bereiten wollen, da sie auf die Rcknahme der
Reform hinarbeiten. Eine wirkliche Rechtschreibung -- und die Reformschreibung
ist keine wirkliche Rechtschreibung, sie wird von den Reformern nur so genannt
-- lernt man nicht durch Büffeln von Regeln, sondern nur durch vieles Lesen
von Büchern in klassischer Rechtschreibung und durch eigene schriftstellerische
Betätigung. Dann allerdings muß man ab und zu -- eher selten -- nachschlagen.
Also macht Euch keine Sorgen, wenn die Reform zurückgenommen wird, man wird
Verständnis für Eure Probleme haben.
In meiner Schulzeit hat es an der Schule kaum Rechtschreibunterricht gegeben,
die Kinder sollten die Rechtschreibung erst gar nicht verinnerlichen, sondern
viele Fehler machen, damit man eine Reform fordern konnte.
Ihr, die Schüler, solltet Euch auch einmal fragen, warum es Rechtschreibung
überhaupt gibt. Für ein paar kurze Mitteilungen dürfte es sich doch kaum lohnen,
überhaupt ein Regelwerk auszuarbeiten und einzuführen.
Als Kind wird man von den Erwachsenen oft mißverstanden. Das liegt dann
aber meist nicht an der Rechtschreibung. Durch Mißverständnisse kann aber
großer Schaden entstehen, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, die dann
zumeist schriftlich abgewickelt werden.
Eine wirkliche Rechtschreibung ist so konstruiert, daß Mißverständnisse
durch die schriftliche Widergabe gar nicht erst aufkommen können.
Die Reformschreibung steckt aber voller Möglichkeiten für Mißverständnisse
und heimtückischer Fallen, besonders wenn man nicht so genau liest.
Ich will verstanden werden!
Als Kind bzw. generell als Mensch will man verstanden werden. Dafür muß man
seine Muttersprache richtig beherrschen, d. h. sich richtig auszudrücken
lernen. Dies geht am besten durch vieles Lesen von Texten in der klassischen
Rechtschreibung und dadurch, daß man seine Gedanken zu Papier bringt und ein
paar Tage danach erneut liest. Dann kann es sein, daß man selbst gar nicht
mehr weiß, was man damit aussagen wollte. Wie soll das dann ein anderer
verstehen? Und wenn Du etwas mitteilen möchtest, was die Leute in zehn oder
hundert oder mehr Jahren immer noch verstehen sollen?
Wie kann das sein, daß man etwas nicht mehr richtig versteht, was man doch
selbst, vor ein paar Tagen oder Wochen, geschrieben hat? (Ein vergleichbares
Problem tritt beim Programmieren auf!) Das liegt daran, daß man zum späteren
Zeitpunkt den Zusammenhang, den Kontext des Geschriebenen nicht mehr kennt
und dann die fehlenden Kommas oder Gedankenstriche den Text unübersichtlich
und schwer verständlich machen. Wenn man aber etwas nicht sofort versteht,
dann hat man auch keine Lust mehr, sich weiter mit der Sache zu beschäftigen.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 12.33
Die Rechtschreibreform hätten wir eigentlich nicht gebraucht, aber ich verstehe nicht
warum sich erst 5 Jahre nach dem Beschluss der Reform nun Widerstand formiert.Man hat
doch schon vor Jahren gewußt dass die neue RS-reform viele Verbesserungen aber auch
viele Verschlechterungen bringt, sie ist eher was Durchwachsenes, nichts halbes und
nix ganzes und daher ist sie für mich so unötig wie ein Kühlschrankvertreter in
Sibirien. Die Politik sollte lieber was gegen die Arbeitslosen unternehmen, anstatt
solche unausgereiften Reformen zu beschließen, noch dazu wenn die meisten Deutschen
dagegen sind. Wenn es darüber einen Volksentscheid gegeben hätte, wäre dieses leidige
Thema schon längst vom Tisch, da sieht man erst; die Mühlen der Bürokratie mahlen sehr
langsam.
Axel Bruckner
Bamberg
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 12.13
Sehr geehrter Herr Koch,
Werbung richtet sich heute, meiner Erfahrung nach, nicht mehr nach dem Empfinden ihrer Adressaten. Statt dessen ist
das Verärgern der Adressaten angesagt! Das verstehe wer will, aber es ist so. Vielleicht liegt es auch daran, daß
heute die Menschen gegenüber Geschmacklosigkeiten abgestumpft sind und man deshalb immer gröbere Geschmacklosigkeiten
bringen muß, um überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erringen. Angefangen hat dies, soweit ich das verfolgt habe, mit einer
Werbung der Firma Benetton, die das blutverschmierte Hemd eines amerikanischen Soldaten zeigte. Ich finde, eine Firma,
die sich derartige Fehlgriffe leistet, sollte boykottiert werden. Ähnliches gilt auch für Produkte mit reformierten
Aufschriften, oder reformiert schreibende Zeitungen. Die größte Aufmerksamkeit würde man heutzutage doch wohl erreichen,
wenn man wieder geschmackvolle Werbung oder zumindest Werbung, die nicht gegen die guten Sitten verstößt, bringen
würde, denn die würde sich wohltuend von der heutigen werbemäßigen Umwelt- und Gedankenverschmutzung unterscheiden.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 11.39
Ähnliches gilt aber auch für Sie, Herr Brüders, denn Sie sind sich nicht
sicher, ob die RSR in Ihrem privaten als auch beruflichen Umfeld akzeptiert ist,
Sie halten sie nur für voll akzeptiert. Da Sie die Reform -- und damit die
Abkehr vom Gewohnten -- wünschen, ist es zuerst an Ihnen, die Akzeptanz
zweifelsfrei zu belegen. Alles andere ist unfair den Menschen und insbesondere
Herrn Ickler gegenüber.
Desweiteren verkennen Sie, daß wir Menschen sind und keine Computer, bei denen
man nur neue Software installieren muß. Menschen, die jahre- oder jahrzehntelang
die klassiche Rechtschreibung benutzt haben, schreibend wie lesend, für die hat
die "Reform" nicht stattgefunden. Und das ist die überwiegende Mehrheit der
Bevölkerung. Daran ändern auch irgendwelche Seminare nichts.
Daher ist die Rücknahmen der Reform auch keine weitere Reform,
sondern die notwendige Korrektur einer Fehlentwicklung, die den Menschen gegen
ihren Willen und unter Umgehung demokratischer Instanzen aufgezwungen wurde,
von der Fehlerhaftigkeit der Reform ganz zu schweigen!
Soweit mir bekannt ist, haben sich die ehemals so genannten Kultusminister vor
einiger Zeit selbst in ''Kulturminister'' umbenannt. In diesem Sinne ist die
Bezeichnug ''sogenannte Kultusminister'' völlig korrekt, denn diese werden
immer noch so genannt -- nämlich Kultusminister -- aus alter Gewohnheit eben,
siehe oben!
Mit Ihrem Argument pro RSR ist es so wie mit dem Argument, daß man den
Zahnschmerz ertragen müsse, weil der Aufwand, zum Zahnarzt zu gehen, zu hoch
sei!
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 10.08.2004 um 06.27
Auf der Seite http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Rechtschreibung darf man als angemeldeter Benutzer abstimmen, ob die Wikipedia auf alte Rechtschreibung umgestellt werden soll.
Man sollte aber bereits als angemeldeter Benutzer selbst etwas an der Wikipedia mitgearbeitet haben, sonst wird die Stimme als ungültig gewertet.
Wikipedianer
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Rechtschreibung
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 23.10
Neue Rechtschreibung - Alte Rechtschreibung.....
.......mir egal.....ich mache jetzt meine eigene Rechtschreibreform.......
und schreibe wie ich das will!
Ätsch
Alexander Iltgen
Köln
eingetragen von Fritz Koch am 09.08.2004 um 17.07
auch nach der neuen Rechtschreibung. Einfache Regeln gibt es nicht.
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 16.44
Hallo leute. Ich bin 15 Jahre alt und mir wurde bisher nur die neue Rechtschreibung beigebracht. Die alte Rechtschreibung ist überhauptnicht nach zu vollziehen.
z.b. Fluss wird in der Alten mit ß geschrieben... somit müsste das u aber lang gesprochen werden, wird es aber nicht, demnach Schwachsinn.
Ich sehe es nicht ein die alte Rechtschreibung zu aktzeptieren. Ein Volksentscheid wäre hier völlig ungerecht, da die meisten Personen, Schüler, die die neue Rechtschreibung bevorzugen, nicht wählen dürften.
Ozzy
Potsdam
eingetragen von Fritz Koch am 09.08.2004 um 15.59
denn es kommt von shoppen, eingedeutscht schoppen. Geh'n wir einen Schoppen schoppen!
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 15.39
Der Tipp zum Stopp am Kaffee-Shop war ein Flop, kein Hit
„Dieser Shop sieht viel versprechend aus!“, sagte Anna rau, „lass uns einen Stopp einlegen und uns an Spagetti mit Ketschup voll essen, bis wir volltrunken sind. Bei diesem Besorgnis erregenden und jugendgefährdenden Stop-and-Go-Verkehr, wo eine Hand voll Fahrer den Motor nicht nur warm laufen, sondern sogar heißlaufen lassen, wäre es bei aller Fantasie eine Katastrophe, sich im davor liegenden oder dahinter liegenden Lokal zusammenzusetzen. Es ist schon drei viertel acht.“ „Nein“, sagte Bruno viel sagend mit einem Wort, „zum Ersten ist es erst fünf Minuten vor drei Viertel, zum Zweiten wird sich auch der deutsche Bundeskanzler mit seinem Deutschen Schäferhund damit auseinander setzen und in das dazwischenliegende gehen. Des Weiteren wird er bis auf weiteres ohne der westlichen Welt oder dem Nahen Osten Recht zu geben, so Leid es ihm tut auch wenn es wehtut, Rote Beete und Gelbe Rüben im Großen einkaufen“. „Ich bin es leid. Setzen wir uns zu dem Deutsch sprechenden Ausländer oder zum deutsch sprechenden, Händchen haltenden Ehepaar?“ „Nein“, antwortete er kopfschüttelnd und händeringend, „das ist kostendeckend, aber nicht Kosten sparend. Ich war schon 5-mal dort und habe die 3fache Menge gegessen. Soll ich dir die nahe liegende Tür offen halten oder die gegenüberliegende zuhalten? Schau, die Frau mit den hoch gesteckten Haaren hat schon die Stühle hochgestellt.“
„Wollen wir in Straßburg Rad fahren oder in Russland seilspringen?“ „Das ist mir zu schweißtreibend“, meinte der Sport treibende Mann. „Das wird schief gehen, wenn du fremdgehst. Nimm dich in Acht!“ Dabei fühlte sich der frisch gebackene Ehemann, seit er neu vermählt war, wie neugeboren. War doch bei der zurückliegenden Trauung die ganze nahe stehende Verwandtschaft da. Er hatte sich krumm legen müssen, damit sich die Gäste krummlachen konnten.
Wie sollte der hochanständige, hochbetagte, hoch begabte und hoch geehrte, Vertrauen erweckende Mann vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen und nachweisen, ob er Handel treibend oder doch gewerbetreibend sei? War er doch ebenso hocherfreut wie hoch empfindlich. Warum sollte er für etwas geradestehen, wo er gar nicht dahinter stand? Das würden doch nur die Medien hoch schrauben, es hochschaukeln und sich daran hochziehen. „Man muss das zurückschrauben!“, meinte er überschwänglich und fügte unterschwellig hinzu: „Es ist so weit: Auf Grund von anders gearteten und andersfarbigen Erste-Hilfe-Ausrüstungen kann keiner mehr erste Hilfe leisten, wenn zwei sich entgegenkommen und gegeneinander prallen.“ Sollte er dem aufwändig wieder hergerichteten und wiederhergestellten Auto hinterher laufen oder dem Redakteur oder dem Frisör klarmachen, dass der nachlaufen muss? Im Übrigen war das im Großen und Ganzen bei weitem zu zeitaufwendig. Besser wäre es, aus lauter Euphorie würden sich der Delfin und das Känguru zur Ruh begeben. Warum sollte man etwas kaputtmachen, was man nicht wieder gutmachen kann? Er war doch so tierliebend. Seine Freundin vom Roten Planet dagegen war Musik liebend. Sie hatte das große Los gezogen und war in das hohe Haus wieder gewählt worden. Jetzt sang sie das Hohe Lied, das war ja nahe liegend. „Ich lasse mich nicht bloßstellen“, wollte er richtig stellen, „das nationale Potenzial an nichtselbstständigen, Not leidenden Polizisten kann nicht partiell quer schießen und flächendeckend jeden gefangen nehmen bzw. festnehmen.“
„Wenn wir unser Auto stilllegen, werden wir den Verkehr nicht lahm legen“, meinte Anna, „wir werden die Bevölkerung damit nicht wachrütteln sondern ruhig stellen.“
„Sollte die Gültigkeit der Rechtschreibreform immer während werden, werden kleingeschriebene Wörter falsch geschrieben, das müssen wir uns klarmachen“, wollte Bruno mit berücksichtigen. „Aber erst dann wird uns klar werden, wie wir damit klarkommen. Leidtragend sind doch die Rat suchenden Schüler!“
Ein wirrer Text? Inhaltlich ja!
Rechtschreibfehler? Er ist nur laut „Rechtschreibreform“ (Duden, 1999) geschrieben.
Reformierter Schreiber
Deutschland
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 14.56
Beim Stöbern im Gästebuch ist mir eben noch aufgefallen, daß in vielen Beiträgen von "Neuschrieb" die Rede ist, in offenkundiger Anspielung auf orwellesken Züge, die die sog. Rechtschreibreform trägt. Gehe ich recht in der Annahme, daß mit "Neuschrieb" dasselbe gemeint ist, was ich - in der Polemik lutherschem Grobianismus zugeneigt - "Doofschreib" nenne?
Hartwig Molzow
Bordesholm
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 14.40
Das vorweg: der sog. Reform ist durch "Nachbessern" nicht zu helfen, es hilft nur, sie restlos zu makulieren und zum status quo ante zurückzukehren. Der von typisch deutschem Bürokratenperfektionismus getragene Versuch, eine Fülle von denkbaren, nicht in jedem Fall unsinnigen orthographischen Neuerungen in einem großen Verordnungswerk unterzubringen, ist gescheitert. Klug wäre es gewesen, genau das abzuwarten, worauf Frau Ahnen sich nun plötzlich beruft: die Sprachentwicklung, der die "alten" Duden-Wörterbücher ja in den letzten Jahrzehnten durchaus Rechnung getragen haben. Wenn das "ß" denn beim Rechtschreibeunterricht tatsächlich so viele Schwierigkeiten bereitet, hätte man Überzeugungs- und ggf. Lobbyarbeit leisten können, um hier etwas zu ändern. Vor der einen auf der Hand liegenden, haufenweise Fehlerquellen mit einem Schlag erledigenden Reform hat man sich aus Angst vor der eigenen Courage gedrückt. Man ahnte, daß es hier einen Aufschrei in der Öffentlichkeit geben würde, und zuckte zurück; gleichzeitig versuchte man, an allen möglichen Ecken und Enden nicht ganz so auffällige orthographische Schäfchen ins Trockene zu bringen, tummelte sich auf so unterschiedlichen Wiesen wie der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung und der Orthographie der Fremdwörter. Nicht, daß ich unbedingt ein Freund der sog. gemäßigten Kleinschreibung wäre, aber diese hätte wirklich eine begreifbare und leicht vermittelbare Reform ergeben, zumal ihre Regeln selbst Englisch lernenden Hauptschülern aus dem Englischunterricht bekannt sind. Aber zu diesem Lieblingsprojekt der Rechtschreibreformer der 1960/70er Jahre fehlte der Mut, und was soll man denn machen, wenn man den Auftrag hat, für eine Reform zu sorgen, den einen großen Wurf aber nicht wagt oder nicht wagen darf?
Mein Vorschlag also: weg mit der sog. Reform, statt dessen Einführung der gemäßigen Kleinschreibung. Denjenigen, die sich weit aus dem Fenster gehängt und gepredigt haben, es müsse orthographisch unbedingt etwas geschehen, sonst gehe Deutschland an seinen orthographischen Problemen zugrunde (wie offenbar alle angelsächsischen Länder an der ungleich schwierigeren Orthographie des Englischen zugrundegegangen sind), wäre damit ermöglicht, irgendwie auch recht gehabt zu haben und nicht das Gesicht zu verlieren, die Gegner der sog. Reform wären den Wust der Ärgernisse los, den diese ihnen bereitet hat. Da die Regel: "Nur Satzanfänge und Eigennamen werden durch einen Großbuchstaben am Wortanfang hervorgehoben" an Einfachheit kaum zu überbieten ist, würde die Umstellung sowohl für die Alten wie für die Jungen kein nennenswertes Problem bedeuten, dem Gebildeteren ist es ohnehin nicht fremd, deutsche Texte in Kleinschreibung zu lesen. Einen nennenswerten Verlust an sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten kann man nicht ernstlich erwarten; im Zweifelsfall würde das geschriebene Deutsch eher reicher an auf Vieldeutigkeiten beruhenden Sprachspielereien werden, die bislang nur im gesprochenen Deutsch möglich sind.
Hartwig Molzow
Hohenheisch 9, 24582 Bordesholm
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 11.23
Hallo,
die Rechtschreibung in Deutschland war zum Teil früher nicht einfach, aber zumindest unumstritten. Heute haben wir dank einer \"genialen\" Reform, die NICHT nötig war, außer für einige Schulbuchverlage, die kräftig abkassiert haben, ein Chaos sondergleichen. Jeder schreibt wie er will. Ich auch, nämlich überwiegend nach alter Rechtschreibung, obwohl auch schon in meiner Schulzeit der Versuch unternommen wurde, die neue einzuführen. Aber sie wurde von Schülern UND Lehrern ignoriert, nur die armen Deutschlehrer mußten die \"Fehler\" anstreichen, ohne Einfluß auf die Note.
Das Argument, die Rücknahme der Reform wäre teuer, ist wohl absoluter Schwachsinn. Was auf Dauer teuer ist, ist eine Situation, die die deutliche Mehrheit der Bevölkerung als unerträglich empfindet. Wenn ich ein Medikament unter großen Kosten und mit großem Aufwand entwickle, und sich danach herausstellt, daß die Wirkung nicht vorhanden, die Nebenwirkungen aber dramatisch sind, dann kann ich auch nicht sagen: \"Hey Leute, das war so teuer, das nehmt ihr nun auch bitte.\" Wo kommen wir denn hin? Ich kann natürlich verstehen, daß Schüler, die die neue Rechtschreibung gelernt haben, nun nicht wollen, daß sie umlernen müssen. Und daß manche Lehrer auch nicht umstellen wollen, ist auch klar, aber ich denke, daß die Umstellung für einen Erwachsenen doch kein Thema sein sollte. Schon gar nicht für Lehrer mit langen Ferien.
Warum stelle ich mich dann nicht um, wenn das kein Problem ist? Ha! Gute Frage. Weil es mir nicht um den Aufwand geht, der mit einer Umstellung verbunden ist. Es geht darum, ob ich etwas lerne und damit Zeit in etwas investiere, das ich als unlogisch und häßlich empfinde. Natürlich sind manche neuen Regelungen sinnvoll, aber diese Reform reagiert nicht auf die Veränderung von Sprache und Rechtschreibung, sondern versucht sie vorwegzunehmen. Das ist das Problem. Wenn man sich die Anfänge der Reform anschaut, was war da nicht im Gespräch: \"ß\" vollsändig abschaffen, kam nicht durch, also halt ein bißchen dran rumpfuschen, dann \"ph\" abschaffen, naja die Fysiker waren nicht glücklich, gescheitert, und so ging es weiter. Was blieb waren viele Neuregelungen, die im Ansatz logisch gemeint waren, aber im Endeffekt nicht logisch waren und z.T. auch nicht durchkamen. Naja, es gibt in dieser Reform nun Dinge, die einfach schaurig aussehen und inakzeptabel sind, z.B. Delfin, Zu-cker, sodass (ein Wort, da sagt mein \"alter\" Duden noch österreichisch dazu, also nicht deutsch :-)), Tee-nager (kein Nagetier sondern ein Teen-ager): Grauen!!!
Wenn man Portemonnaie nicht schreiben kann, schreibt man halt Geldbörse, da braucht niemand volksverdummende Vereinfachungen.
Max Maximilian
Mainz
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 09.47
Hallo an alle,
ich habe hier ein zugegebenermaßen recht theoretisches Problem. Die weibliche Keimzellen produzierenden Gewebe heißen in der Fachsprache Oogonien. Für pflanzliche Gewebe ist die Vorsilbe Phyto- gebräuchlich; für tierische Zoo-. Mit wie vielen O soll ich also Zoo-Oogonien schreiben, wenn ich nicht mit Bindestrich arbeiten will? Mit vieren oder fünfen? Zoooogonien sieht etwas komisch aus, aber es werden ja alle O explizti gesprochen. Aber es ist wohl meines Wissens korrekt, zumindest kenne ich keine Regel, die das verbietet.
Bernd
Würzburg
eingetragen von Gast am 09.08.2004 um 09.16
Das Schlimme an der "Rechtschreibreform" ist nicht eine "neue Schreibweise", an die man sich gewöhnen müßte. Schlimm ist das Chaos, das diese inhaltlich unsäglich dumme "Reform" ausgelöst hat. (Was ist eigentlich der wirkliche Grund, daß eine "Reform" und keine "Fortschreibung" nötig war?) Es werden von den "Befürwortern" immer nur die Beispiele angeführt, die keine Probleme verursachen. Die Regeln über 2 oder 3 Konsonanten hintereinander oder auch die Vereinheitlichung von "Auto fahren" und "Rad fahren" machen keine Probleme. Anders ist es bei "ß/ss". Hier waren die Regeln früher einfacher als "neu" (vorher 2, jetzt 3 Möglichkeiten an Wortenden). Entsprechend häufen sich die Fehler!
Das Rechtschreibchaos entsteht dadurch, daß die "neue Rechtschreibung" so wirr und unlogisch ist, daß man bei jedem Ausdruck gesondert nachschauen müßte, um ihn richtig schreiben zu können. Das führt dann wiederum dazu, daß Schreiber anfangen, logisch zu denken und damit eine Unmenge an Fehlern zu machen. Man "meint" eben, "neue Rechtschreibung" zu verwenden, praktiziert aber nunmehr weder "alt" noch "neu", sondern ausschließlich "falsche Rechtschreibung".
Ich habe eine gewaltige Menge (über 8.000!) haarsträubende (eben auch "neu" nicht: "Haar sträubende") Rechtschreibfehler in meiner jetzt ehemaligen Tageszeitung gesammelt (Mittelbayerische Zeitung Regensburg) und das Abo wegen Unlesbarkeit, nicht wegen Verwendung der "neuen" Rechtschreibung gekündigt. Ich sehe nicht ein, ein völlig fehlerhaftes Produkt zu beziehen.
Daher ist es nur zu begrüßen, daß sich vernünftige Verlage dazu entschließen, wenigstens zur bisher gewohnten (in etlichen Punkten unzulänglichen) Rechtschreibung zurückzukehren (auch "neu" nicht: "zurück zu kehren") und auf eine vernünftige, logische und nicht sinnentstellende (auch "neu" nicht: "Sinn entstellende") Reform zu warten.
Mitläufer bei Dummheiten zu sein, war auf Dauer noch nie sinnvoll!
Nikolaus Mitko
Regensburg
eingetragen von Gast am 08.08.2004 um 20.05
Die neue Rechtschreibreform ist unbegründet dumm und häßlich anzusehen.
Idiotische Idee der Regierung, für solche Fragen bräuchten wir eine Volksabstimmung!
Frechheit ist das.
Martin
Gießen
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 23.40
...ich habe so oder so noch nie verstanden, wozu dieser Kraftakt überhaupt
nötig gewesen ist. Wir haben weiterhin unser heißgeliebtes "ß" auf der
Computertastatur, die Mehrzahl der Schüler versagt noch immer bei dem Versuch,
einen Satz korrekt zu gliedern, der mehr als zwei Zeilen lang ist, und
Deutsch wird auch in Zukunft eine der am schwersten zu lernenden Fremdsprachen
der Welt sein!
Wie kein zweites Land ächzt Deutschland unter der Geißel der Bürokratie, die
Menschen sehnen sich nach einem durchschaubareren Steuersystem, weniger
Papierkrieg und einem prägnanten Regelwerk für die Rechtschreibung. Was sie
im letzteren Fall bisher bekommen haben, ist ein unausgegorenes Machwerk, das
über den Haufen wirft, was sich jahrzehntelang bewehrt hat, und einführt,
wonach nie jemand verlangt hat! Auf chaotischen Konferenzen und in verstaubten
Amtsstuben wurde verantwortungslos zertrümmert und notdürftig wieder
zusammengeflickt, was die Deutsche Bevölkerung völlig zwanglos, ohne
Streitigkeiten und wie von selbst geschaffen hatte: eine Schriftsprache,
die sich erlernen ließ und die sich ständig weiterentwickelte- immer modern
und zeitgemäß- und immer neuen Tendenzen aufgeschlossen.
Mit den Amerikanismen wären wir fertig geworden, mit den Vereinfachungen und
kleinen Sünden der E-Mail-Süchtigen auch und mit der einen oder anderen
"Schifffahrt" erst recht. Die Rechtschreibreform aber wollte zuviel auf
einmal- plus, sie wurde offentsichtlich von Kulturbanausen und Spinnern
ausgeheckt. Beispiel gefällig?
Die Prostata ist bekanntlich die berüchtigte Vorsteherdrüse, die jeder Mann
sein Eigen nennt, und- selbst für den Laien erkennbar- ein Fremdwort, eins
aus dem Lateinischen, um genauer zu sein. Man kann es sich ja eigentlich
denken, "pro" heißt "vor" und "stata" ist "die, die steht". Wollte ich
dieses Wort trennen, würde ich als gebildeter Mensch wohl das "pro" vom
Rest separieren und nicht das "pros" vom "tata". Tatütata, die Herren
und Damen Kultusminister!!! Geht ja noch weiter, unendlich lange weiter.
Ich habe echt nix gegen Leute, die "Delfine" toll finden, "Frisör" werden
wollen oder sogar ein bischen sprachliche "Fantasie" besitzen, ich werde
aber auch in Zukunft Schrift und Sprache als das ehren, was sie sind: das
Ergebnis jahrtausendelanger kultureller Entwicklung und globaler Kommunika-
tion. Den Tag, an dem ich "Prophet" mit "f", "Philosophie" gar mit zwei "f"s
und "Apokalypse" mit "ü" schreibe, wird die Rechtschreibreform nicht mehr
erleben...
Die Bürger hatten ihre Stimme ja gegen das kostspielige Mammut- und
Prestigeprojekt der offensichtlich unter Langeweile und Beschäftigungsarmut
leidenden "Bildungs"-Politiker erhoben, oft habe ich mich gefragt, warum die
wahren Schutzherren unserer Sprache, die tagtäglich erscheinenden Zeitungen,
die Verlage und auch die Schriftsteller so verdächtig still geblieben waren.
Hatten die etwa Profit gewittert? Wie viele andere habe ich mich dem stillen
Protest gewidmet, vor Toresschluß noch einen alten Duden ergattert und seitdem
so geschrieben, wie alle anderen Menschen um mich herum auch. Die armen
Lehrer, habe ich gedacht, die armen kleinen Grundschüler, die die Leittragen-
den dieses Skandals sein werden. Die "Reform" war eine Katastrophe auf Probe,
die Gesellschaft selten so geeint in der Ablehnung einer politischen Idee,
wie in diesem Fall. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der
Spuk in sich zusammenbricht, die "Bild"-Zeitung alleine hätte ihn jederzeit
implodieren lassen können, und jetzt scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein.
Die Medien sind eine Macht in Deutschland, sie machen Politik, nicht bloß
"Meinung" oder Geld, ich hätte lieber ehrlichere Verbündete im Kampf gegen
die Rechtschreibreform als die "Bild"-Zeitung, Verbündete ohne immense
Kapitalinteressen und Lobby-Gewurschtel-Zwänge, aber dieses Mal muß es wohl
auch so gehen. Dies kann durchaus der Fallstrick sein, über den die
Kultusministerkonferenz stolpert, so viel geballte Macht und so viel Einfluß
hatte die Reform noch nie gegen sich. In dieser Atmosphäre der Gegenwindes
müssen auch wir uns wieder Gehör verschaffen. Die Situation ist festgefahren!
Völlig schmerzlos wird der Umstieg auf eine kleinere, vorsichtigere Reform
oder gar das vollständige Zurückdrehen der betreffenden Uhren sicher nicht
vonstatten gehen, das muß aber in Kauf genommen werden, ansonsten ist es
bald zu spät und Deutschland bleibt auf dieser klapprigen Halb-Lösung sitzen,
die 90% der Bürger voller Inbrunst ignorieren oder gar verachten...
Endlich wieder ein Hauch von Protest und Initiative in diesem stoisch und
zynisch gewordenen Land!!!
Ciao, AR
A. Rohlf
Heidelberg
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 21.31
Ich gehe gerade in die 9.Klasse, lerne daher also schon die neue Rechtschreibung.Ich weiß, für einige ist es,hauptsächliche ältere Leute,schwer zu verstehen, warum es eine Rechtschreibreform gab. Aber ich kann nur sagen, so schlimm ist es auch nicht. Einiges ist logisch, anderes ist natürlich irgendwo schwachsinnig.Aber so ist das Leben!
Ich finde es sieht auch total bescheuert aus, wenn man \"Schifffahrt\" mit drei \"f\" schreiben muss. Aber auf der anderen Seite kann ich es mir auch nicht mehr vorstellen \"Kuss\" oder auch \"Nuss\" oder \"sie muss\" mit \"ß\" zu schreiben.
Also \"SPIEGEL\" und \"BILD\": Stellt euch mal nicht so an! Wenn man die alte Rechtschreibung privat noch gebraucht,okay.
Aber wieder ganz Deutschland damit reinzuziehen, finde ich übertrieben.
Grüße Andrea
Andrea
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 19.13
Die Rechtschreibreform kommt mir vor wie ein kranker Gaul, der von den Befürwortern und Initiatoren krampfhaft über die Ziellinie getragen wird. Ich hoffe nur das "Der Spiegel" und der Axel Springer Verlag, mit ihrer Umkehr zu bewährten Schreibweise, den wohlverdienten Gnadenschuß verpaßt haben. Die Rechtschreibreform ist keine gelebte Wirklichkeit.
Armin Dittmer
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 18.20
Ich bin nun 21 Jahre auf dieser Welt und kenne beide Schreibweisen, da ich nach beiden unterrichtet wurde. Ich muss als \"SCHREIBREFORM ERZOGENER\" jedoch äußern, dass es sich um MEIST sinnvolle Regelungen handelt. Wer kann nachvollziehen das man Kuß mit \"ß\" schreibt, obwohl man doch das U vor dem ß kurz ausspricht. Nach den gelernten Regeln der Ausprache von Geschriebenem muss es rein logisch doch auch mit \"ss\" geschrieben werden, da es ja nicht kuuus heißt! Ich möchte nicht als Spießer der nur für die Regeln steht hingestellt werden, muss jedoch erwähnen, dass ich viele Bekannte welche nicht nach den neuen Regeln schreiben da sie sie nicht kennen. Ich verstehe auch diese Personen. Doch die jetzige Diskussion ist absolut daneben! Es kann nicht die ganze deutsche Nation über die Geldverschwendung des Bundes klagen, aber dann hirnrissige Vorderungen wie eine milliardenschwere Rücknahme der Rechschreibreform fordern. Man muss auch mal an die 12 Millionen Kinder denken, die nie ein \"daß\" gelern haben, sondern es nur noch in alten Büchern als gegebene Tatsache hinnehmen. Ich selbst fast alle Regeln nachvollziehen und erkenne den dahinterstehenden Sinn. Ich habe selbst die Umstellung als Fünftklässler erlebt und erst nach der Reform einige Wörter richtig geschrieben, welche davor für mich eine Katastrophe darstellten. Einzige Ausnahme bleibt für mich der Frisör oder Delfin, solche Regelungen waren unnötig, aber man muss so etwas halt hinnehmen. Im übrigen gibt es aus Österreich und der Schweiz, wo die gleichen Regeln ebenso wie in Deutschland gelten bisher kaum Probleme und kein Verständnis für die neuerliche deutsche Kritik.
Florian Pelzl
Prien am Chiemsee
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 00.55
Aus dem (längeren) Communiqué, in welchem die Christlichdemokratische Volkspartei der Stadt Zürich den Wechsel zur klassischen Orthographie der führenden deutschen Verlage begrüsst:
Was die Schulen brauchen und bräuchten ist vor allem eines: Sicherheit. Und das kann nur gewährt werden, mit etwas, das sicher ist. In der klassischen Rechtschreibung sind die Lehrkäfte sicher. In der klassischen Rechtschreibung ist die Mehrheit aller Bücher geschrieben. Und was sich schon immer geändert hat, waren in jeder Neuauflage des Dudens zwei, drei Wörter. Das ist lebendige Sprachentwicklung, nicht der Krieg der deutschen Kultuisminister mit der sogenannten "Expertenkommission".
ganzer Text unter http://www.cvp-zh.ch/kreis/kreis5/
Etienne Ruedin
8005 Zürich
eingetragen von Gast am 07.08.2004 um 00.47
Sorry, aber diese Reform ist eine Vergewaltigung der deutschen Sprache. Es wurde nichts, absolut gar nichts vereinfacht,stattdessen hat man es vorgezogen, das Geschriebene Wort in einen Buchstabensalat zu verwandeln, der nicht weiter als eine Beleidigung für das Auge darstellt.
Man hätte die Chance für echte Verbesserung und Vereinfachung nutzen können (Groß-/Kleinschreibung z.B.), aber man hat in diesem Punkt schmählich versagt.
Abgesehen davon hat man sie unter Umgehung sämtlicher demokratischer Mittel durchgesetzt, es hat nie eine Abstimmung darüber gegeben und wenn wäre die Reform in ihrer jetzigen Form Geschichte. Aber die Macher dieses Machwerks haben nicht das Rückrad, sich dem zu stellen.
Alexander Lohrmann
eingetragen von Gast am 06.08.2004 um 14.56
Ich bin zurzeit 17 Jahre alt und seit der 4. Klasse wurde bei uns in der Schule die neue Rechtschreibung eingeführt. Ich kann verstehen, dass es für die älteren Menschen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Jedoch finde ich ist die Rechtschreibreform sinnvoll, da Sie alles vereinfacht und dies auch sinngemäß verständlich ist. Bei der alten musste man sich etliche Regeln merken was bei der neuen größtenteils wegfällt. Ich würde sie auch nicht mehr aufgeben, selbst wenn sie wieder abgeschafft werden würde.
Gruß Michael
Michael
eingetragen von Gast am 06.08.2004 um 11.56
Um festzustellen, welche Rechtschreibung für einen persönlich die passende und unterstützenswerte wäre, sollte man überprüfen, nach welcher man selbst die wenigsten Fehler macht.
Hier kann man sich testen:
http://quantenleser.de/altvsneu.php
Quantenleser.de
eingetragen von Gast am 03.08.2004 um 14.05
Moin (ist das heutzutage so richtig geschrieben ?)
In meinen Augen ist die Reform sowieso halbherzig. Ich denke, Deutsch ist die einzige Sprache der Welt, in der es Groß- und Kleinschreibung überhaupt gibt. Ich denke, die Reform sollte alles leichter machen ? Also weg mit Groß und Klein. Ob getrennt oder zusammengeschrieben wird ist egal, und unser schönes "ß" in dem Wörtchen DASS hätte ich auch gern wieder (weil ich es beim besten Willen nicht leichter finden kann, zu wissen, daß ich "daß" mit zwei ss schreiben muß statt früher mit "ß" !!) Was ich einsehe, weil logischer, ist z.B. Schifffahrt oder Brennnessel - dort schreibt man dann halt so, wie's sein müßte, sprich, es fällt eine unlogische Regel weg. Mein Tipp also: Alles noch einmal überdenken und konsequent an die Sache rangehen (oder eben gar nicht), aber nicht SO.
Gruss
Claudia
P.S: Wie man merkt, schüttel ich auch konsequent neu und alt durcheinander ;-) und ich habe nicht mal ein Problem damit, weil's ja jeder versteht.
Claudia
nö - wollte nur meine Meinung sagen, ohne Post und/oder Mails (meist eh nur Spams) zu bekommen
eingetragen von Gast am 01.08.2004 um 10.05
Ich finde Eure Seite informativ. Weiter so. Gruß Brigitte. http://www.xxx.com
Brigitte
redaktionell geixt, der ablenkende Zweck war durchsichtig. NL
eingetragen von Gast am 27.07.2004 um 10.44
Gesegnete Mahlzeit!
Ersteinmal Herzlichen Glückwunsch und Dank an die Urheber dieser Seiten!! Schön in Thema und Machart!
Schon als das Wörtchen \"Tipp\" geboren wurde, kräuselten sich meine Fußnägel. Da sprach man von einer Reform, als war es zwingend notwendig, die deutsche Sprache und Schreibweise zu reformieren. Aber DAS mit DIESEM Wort!?
Fortan interessierten mich Schrift wie Sprache aus deutschem Lande. Als ich dann auf das neue deutsche Wort für ein Mobiltelefon stieß, war der Ofen aus! Man sprach von einem Handy und gab dem Produkt einen anglo-amerikanischen Charakter, obwohl man dieses Substantiv im Englischen vergebens sucht. Man sagt vielleicht \"to get handy\" oder \"to become handy\", das hat aber nichts mit dem Kauf dieses Telefons zu tun. Wer sich mit diesen, ich behaupte einmal, idiotischen Wortkreationen in den deutschen Kulturgutsolymp verfrachten wollte, der verdient unsere Trauer! Trauern ist sowieso gut, denn sehr viele von uns wurden nicht in dieses geistig arme Deutschland geboren! Es war mal anders. Kulturgut wurde noch ohne Eurozeichen geschrieben.
Vielen Dank.
Cordula Mentau
eingetragen von Gast am 26.07.2004 um 13.21
Gerade eben macht mein Sohn (3.Klasse Grundschule) Hausaufgabe:
Wörter trennen.
Wenn ich mich an meine Schulzeit zurück erinnere, dann war das damals
eins der angenehmen Seiten der Rechtschreibung.
Es gab ein paar einfache Regeln und das war\'s.
Aber jetzt:
Allein \"ck\" oder \"tz\" trennen.
Wie soll ich das einem Grundschüler einbläuen.
Der Test über getrennt und Zusammenschreiben hier ist übrigens sehr gut.
Schon komisch, dass ich trotz 20 Fehlern so gut im Leben zurecht komme...
Susanne Hördl
Bayern
eingetragen von Gast am 14.07.2004 um 09.00
Kritik und Lob finde ich sehr gut.
Daher möchte ich hiermit sagen,
dass Ihr eine wirklich schöne Internet-Seite habt.
Vielleicht könnt Ihr noch mehr Bilder zeigen.
Gruß aus dem Norden.
http://www.xxx2000xxx.de
David
eingetragen von Gast am 13.07.2004 um 10.27
Professor Naumann hat den eigentlichen Zweck von Rechtschreibung nicht verstanden. Man sollte ihn vielleicht nochmal
in die erste Klasse schicken!
Seine Definition von Schrift ist eine Zirkeldefinition.
Niemand hat behauptet, daß die Schrift eine Rechtschreibung sei. Wie kommt er dazu, dies durcheinanderzuwerfen und
daraus seinen Zirkelschluß abzuleiten?
Was nutzt es, wenn ich etwas zwar lesen -- eventuell auch schnell lesen kannn --, es aber nicht verstehe, z. B. weil
es von vorneherein sinnlos oder durch die Rechtschreibreform sinnentstellt ist.
Die klassische Rechtschreibung unterstützte das schnelle Verstehen des Textes, indem sie den Sinn klar herausstellte.
Ganz nebenbei konnte man sie auch schnell lesen, viele Leute taten das, wenn sie ein Buch, eine Zeitung, einen Text
"überflogen" haben. Das ist bei rechtschreibdeformierten Texten nicht mehr möglich, wenn man den Sinn des Textes verstehen
will, da, reformbedingt, ein Rekonstruieren des Sinns notwendig ist.
Es verblüfft einen immer wieder, welchen Blödsinn Professoren öffentlich von sich geben, ohne sich dafür zu schämen.
Haben die denn keine Angst, daß man ihnen wegen erwiesener Unfähigkeit die Mittel streicht? -- Wer sollte das tun, schließlich
sind die anderen Reformer -- zumeist auch Professoren -- sowie der zugehörige Verwaltungsapparat doch genauso unfähig!
tut nichts zur Sache
tut nichts zur Sache
eingetragen von Gast am 08.07.2004 um 13.43
Wenn man den Blick über den Tellerrand der Rechtschreibung erhebt und die letzten Jahrzehnte Revue passieren läßt,
dann wird man feststellen, daß es um die Ästhetik schon seit vielen Jahrer schlecht bestellt ist. Ästhetik ist nicht
mehr gefragt. Werbung und Kunst wollen provozieren, und das geht nicht mit eingängiger Ästhetik. Ebenso ist es in
der Sprache. Ich habe einmal einen alten Schwarzweißfilm gesehen, indem ein englischer Lehrer etwa folgenden
Ausspruch tätigte: Bringe ihnen (den Schülern) bei, was ästhetisch ist, dann werden sie gut durch Leben kommen.
Dieser Ausspruch ist so sicher nicht gesagt worden, aber es gibt in etwa den Sinn wieder. Vielleicht erinnert sich
jemand an diesen Film. Der Film spielt vor dem ersten oder zweiten Weltkrieg, der Lehrer war ein Internatslehrer
in einem Jungeninternat, dessen Frau früh gestorben war.
Man sollte einmal recherchieren, inwieweit die Zurückdrängung der Ästhetik auf dem Programm der 68er
Gesellschaftsveränderer gestanden hat bzw. noch steht.
tut nichts zur Sache
tut nichts zur Sache
eingetragen von Gast am 07.07.2004 um 10.38
Warum erscheinen in letzter Zeit so viele Beiträge vollständig in Fettschrift? Fettschrift (bold face) ist dazu
da, einzelne Wörter oder kurze Textpassagen hervorzuheben, ein längerer Beitrag in dieser Schrift ist allerdings
nur sehr schwer zu lesen. Kann man das wieder rückgängig machen?
tut nichts zur Sache
tut nichts zur Sache
eingetragen von Schuster am 29.06.2004 um 22.46
Thema der Talk-Sendung „Im Palais“ : Machen uns die neuen Medien „sprachlos“ Deutsch: mangelhaft (im Fernsehsender „Rundfunk Berlin Brandenburg“- RBB)
Als Gast u.a. Wolf Schneider (ehemaliger Leiter der Hamburger Journalistenschule) der zur neuen Rechtschreibreform sagte:
- RS - Reform ist eine unglaubliche Belästigung derer, die nicht mehr zur Schule gehen. (Beifall)
- Kein Leser auf Erden hat jemals darauf gewartet, daß die ihm vertrauten Schriftbilder sich ändern.
- Für alle Leser der Welt … ist die Reform eine Katastrophe.
- An den Schriftbildern herumzufummeln ist eine unglaubliche Volksbelästigung (Beifall)
- Bei uns gab es eine Clique von unterbeschäftigten Germanisten, (Beifall) die den Gedanken nicht ertragen können, sie könnten ins Grab sinken ohne an der Deutschen Sprache herumgefummelt zu haben.
Wiederholung der Sendung am 1. Juli 2004- 12.00 beim RBB
__________________
R.Schuster
eingetragen von Gast am 28.06.2004 um 02.08
Besucht mal unsere Homepage :
http://www.XXXXXX.de/members73/susibarfuss
In unserer Schule sind fast alle Mädchen barfuß
Sara Klein
XXXstraße XXX
XXXXXX
Unkenntlich gemacht durch die Redaktion.
eingetragen von Gast am 18.06.2004 um 07.08
Hallo Jan Martin,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort - hilft mir sehr weiter, super!
Ich glaube, werde es in Zukunft auch wieder groß schreiben.
Danke nochmal
Marco
Marco
keine
eingetragen von J.-M. Wagner am 17.06.2004 um 14.05
Zitat:Du erwartest eine Antwort auf eine Frage, die Dir keiner wirklich kompetent beantworten kann nur Du selber kannst entscheiden, wie Du Deine persönlichen Briefe schreiben möchtest. Alles andere würde Unfreiheit bedeuten, weil Du dann die Entscheidung anderen überläßt.
Ursprünglich eingetragen von Marco
Danke Reinhard und Rainer,
jetzt weiß ich aber noch immer nicht wie ich meinen Brief nun schreiben soll soll ich nun groß oder klein schreiben?? Wie würdet Ihr schreiben ??
Gruß Marco
Was die Rechtschreibreform an dieser Stelle anordnet, kannst Du getrost vergessen: Die neuen Regeln gelten nur für das, was die Schüler ihrem Lehrer vorlegen. Dein persönlicher Entscheidungsspielraum wird Dir von der Rechtschreibreform nicht genommen, das hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil ausdrücklich bestätigt.
Aber eines kann ich Dir beantworten: Ich würde wegen der beabsichtigten persönlichen Anrede in einem persönlichen Brief immer die großgeschriebene Anrede wählen. Kleinschreibung ist mir zu unpersönlich.
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 16.06.2004 um 07.05
Was mich an der Zeitungsumfrage irritiert, ist die Tatsache, daß man seine Identität beim Abstimmen nicht preisgeben muß. Ist hier nicht der Abstimmungsmanipulation Tür und Tor geöffnet -- natürlich von beiden Seiten?
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Gast am 15.06.2004 um 16.50
Unter www.Böhme-Zeitung.de (Soltauer Zeitung) läuft derzeit eine Umfrage zur Rechtschreibreform!
HF
D
eingetragen von Gast am 15.06.2004 um 13.31
Danke Reinhard und Rainer,
jetzt weiß ich aber noch immer nicht wie ich meinen Brief nun schreiben soll – soll ich nun groß oder klein schreiben?? Wie würdet Ihr schreiben ??
Gruß Marco
Marco
keine
eingetragen von Reinhard Markner am 15.06.2004 um 08.40
Der Widerspruch liegt im amtlichen Regelwerk selbst, wo es heißt, "man" schreibe Du usw. klein. "Man" schreibt es aber nicht klein, wie sich leicht belegen läßt, auch an im übrigen umgestellten Texten.
eingetragen von Gast am 15.06.2004 um 07.28
Muss meinen Vorredner widersprechen - lt. neuer Rechtschreibreform wird du, dir, dein, eure klein geschrieben.
Gruß Markus
Rainer
keine
eingetragen von Reinhard Markner am 14.06.2004 um 12.19
Die Anredepronomina Du und Ihr sowie ihre Flexionsformen (Dein, Euch usw.) werden in Briefen seit jeher groß geschrieben.
eingetragen von Gast am 14.06.2004 um 10.26
Hallo,
wer kann mir erklären, wie das jetzt mit \\\"du, euch, eure\\\" usw. ist. schreibt man das nun groß oder klein in perönlichen Briefen??
bitte um Hilfe - Danke
Marco
Marco
Bonn
eingetragen von gestur am 05.06.2004 um 14.34
schon macht man einen Fehler.
Ich hatte wohl im Unterbewußtsein an eine Analogie zu "Gottes Segen" oder "Gottes Wille" gedacht.
Mit "um Himmels willen" wäre es wohl nicht passiert.
eingetragen von Reinhard Markner am 05.06.2004 um 13.19
Um Gottes willen.
eingetragen von gestur am 05.06.2004 um 12.38
Vor etlichen Jahren, als von einer Rechtschreibreform noch keine Rede war, hat ein ausländischer Deutschlerner zu mir gesagt:
"Werfen Sie um Gottes Willen nicht Ihren alten Duden von 1955 weg, denn der ist ein sehr wertvolles Zeitdokument."
Gut, daß ich auf ihn gehört habe.
eingetragen von Reinhard Markner am 05.06.2004 um 11.08
Nur die bisherige, bewährte und noch immer gültige Rechtschreibung allein bietet Sicherheit für dauerhaft richtig geschriebene Texte. So schrieb es am Donnerstag der Erlanger Sprachwissenschaftler Professor Horst H. Munske, und so gilt es auch am heutigen Samstag noch.
eingetragen von Gast am 05.06.2004 um 09.22
Hat jemand einen guten Tipp, wie ich denn nun richtig schreibe.
Ich oute mich als jemand der das Schreiben vor der Rechtschreibreform gelernt hat
(dachte ich zumindest). Jetzt bin ich etwas verunsichert und schreib vermutlich nach alter
und neuer Rechtschreibung gemischt.
Oder ist die neue Rechtschreibung so zu interpretieren,
dass jedeR schreiben kann wie's gerade passt?
Vielen Dank und viele Grüsse
Thorsten Frank
www.x.de
Thorsten Frank
Jakoberstr. 38, 86152 Augsburg
eingetragen von Gast am 04.06.2004 um 15.31
hy ihr lieben! hab diese seite grade gefunden und bin begeistert, macht bitte so weiter.....
alles liebe...
Sigrid
www.xxxx.at/ss
Naja, dieser Beitrag ist ja wohl mehr in verkappter Absicht geschrieben. Deshalb redaktioneller Eingriff und Löschung ablenkender Angaben.
DS
eingetragen von Gast am 29.05.2004 um 08.42
Was sollte die Untermalung mit dem Deutschland-
lied? Es kam mit vor wie Blasphemie.
Kurze Kameraschwenke in die Hefte enthüllten
Sonderschulschreibweisen. Das konnte nicht wahr
sein.
Geschickterweise kam in dem Text des Diktates
kein Fall von Auseinanderschreibung vor wie
Pestilenz artiger Geruch o.ä. Seltsam!
War es so, daß DER DUDEN von seiner Seite aus
das ganze just zu diesem Zeitpunkt initiiert hat,
um das sinkende Schiff wieder flottzumachen (flott
zu machen)?
Das Volk reagiert mit Sicherheit entsprechend.
War doch ein happening, ein event, 'ne show!
Ruth Salber-Buchmüller
Wittekind-5 Mülheim a.d. Ruhr
eingetragen von Gast am 19.05.2004 um 23.22
Könnte jemand den Hausputz im Gästebuch übernehmen?
Als Beispiel putzwürdiger Klumpen lasse ich mal einen „Beitrag“ stehen.
Falls sich jemand melden möchte, hier eine elektronische Anschrift:
Putzfrau@rechtschreibreform.com
20.5.2004, 9.53 Uhr
Dominik Schumacher
geld verdienen
hi,
schaut mal bei mir auf die seite wenn ihr gutes geld verdienen wollt
http://www.cyberxxxxxs.de/werbefenster.htm
href=mailto:xxx@gmx.de>olli
eingetragen von Gast am 18.05.2004 um 09.06
Es mag sein, daß es für die deutsche Sprache typisch ist, daß MANCHE Wörter, die
sehr oft zusammen verwendet werden, mit der Zeit als ein Wort angesehen und
geschrieben werden. Gälte das generell, so müßte man z. B. den Artikel mit dem
Wort, auf das er sich bezieht, zusammenschreiben, ähnliches gilt für
Personalpronomen und die konjugierte Verbform.
Man kann prinzipiell alles in Frage stellen, es fragt sich nur, ob das sinnvoll
ist. Auf dem Gebiete der Rechtschreibung ist dies nicht sinnvoll, da sie sonst
ihren Zweck nicht mehr erfüllen kann. Dies merkt man zuerst nicht, aber nach
ein paar Jahrzehnten spätestens ist die Grenzlinie gezogen und die dann
nachwachsenden Generationen können nicht mehr das Bisherige verstehen. Die vom
PEN-Club bemängelte Veränderung und Modernisierung klassischer Werke zeigt, daß
diese Gefahr real gegeben und daß der Kompartimentierungsprozeß schon weit
fortgeschritten ist. Daß dabei auch ideologische Faktoren mit eingehen, ist in
diesem Zusammenhang und in diesem Forum ebenfalls schon gezeigt worden.
Ich verlasse mich eher auf mein eigenes Denken, mit den Ideologen vom Fach
sollte man dagegen sehr vorsichtig sein. Die Leute im Elfenbeinturm der
Fachwissenschaft haben oft den Bezug zur Wirklichkeit und zur Praxis verloren.
Auch Beobachter sind nicht objektiv, können es gar nicht sein. Sie nehmen oft
nur das wahr, was ihren Vorstellungen entspricht. Die Reformer sind das beste
Beispiel dafür.
Auch ''vernünftig'' und ''verständlich'' sind relativ, was Ihnen so erscheint,
muß noch lange nicht auch anderen so erscheinen. (So würde ich z. B. ernst
nehmen, je nach Kontext, einmal zusammen und einmal getrennt schreiben.) Dabei
sollten selbstverständlicherweise auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle
spielen.
In Zweifelsfällen hatte man früher im Duden nachgeschaut, anstatt langwierige
Betrachtungen über Beispielklassen zu machen. Ich wüßte auch nicht, was an
diesen Klassen so praktisch ist, denn dafür müßte man erst einmal wissen, zu
welcher Klasse das fragliche Wort gehört. Für Schüler und auch für Menschen,
die nicht tagtäglich mit solchen Fragen umgehen, ist das sicher nicht so
einfach.
Woher nehmen Sie die Sicherheit, daß sich ''die Sprache'' so regelmäßig
''verhält'' und ein durchgängiges Klassenschema aufweist, bzw., daß sich ein
solches auf die Sprache aufdrücken läßt? Auch das ist eine Art Vergewaltigung
der Sprache. Sprache ist eben nicht durch und durch logisch, es gibt Ausnahmen.
Ähnliches gilt für die Rechtschreibung. Ich bin nicht der Meinung, daß sich
die Rechtschreibung immer nach der Sprache zu richten hat. Wer dieser Meinung
ist, der sollte getrost für die Abschaffung von Rechtschreibung eintreten.
Was nutzt mir diese ''Überregel'', wenn ich nicht weiß, was ein Wort ist?
Genau um diese Frage geht es ja! Und daß es sich eben nicht unbedingt aus
der gesprochenen Sprache ergibt, ist ebenfalls klar, denn sonst bräuchten
wir diese Diskussion nicht.
Es gibt eine etwas ältere Theorie, wonach man Sprache als ein Lebewesen
auffaßt. Es mag sein, daß diese Theorie etwas romantisches an sich hat und
daß ihr deswegen viele anhängen. Dies ist aber nicht die einzige Theorie
über das Wesen der Sprache, außerdem bringt sie Probleme mit sich:
Der Zeitpunkt des Beginns eines Lebens ist genau definiert. Können Sie mir
sagen, wann genau die deutsche Sprache entstanden ist? Biologische Veränderungen
laufen nach einem mehr oder weniger festen Schema ab. Die Veränderungen einer
Sprache sind dagegen mehr zufällig und auch manipulierbar. Sie hängen z. B. auch
vom Ausgang von Kriegen ab. Lebewesen müssen nach einer bestimmten Lebenszeit
sterben. Wann muß ihrer Ansicht nach die deutsche Sprache an Altersschwäche
sterben?
Die Gleichsetzung von ''Veränderung'' und ''lebendig'' ist falsch: Auch das
Wetter verändert sich, es ist aber nicht lebendig!
Was ist daran ''flexibel'', wenn ich etwas anders schreiben kann, damit aber
keine weitere Änderung der Bedeutung etc. verbunden ist. Es ist nichts weiter
als eine nutzlose Variante, die aber z. B. die Schüler verunsichert.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 18.50
Klingt doch ganz gut, dieser Vorsatz! Die Leute im Jahre 1933 haben wohl auch unvoreingenommen geprüft, was wohl im
Dritten Reich besser sein könnte. Wieviele vermeintlich bessere Schreibweisen wohl als Köder für die Reform herhalten
mußten? Von Leuten, die auf die uns allen bekannte Art und Weise ihre Ziele verfolgen und uns eine Reform aufnötigten,
von solchen Leuten kann nichts Gutes kommen.
Man könnte auch anders fragen: Hätten Sie, lieber ''gestur'' jemals irgend eine Schreibweise unvoreingenommen geprüft,
wenn nicht die Reform Anlaß dazu gegeben hätte? Jedes eingehen auf die Reformer ist für diese ein Erfolg, denn dann
haben sie etwas ändern können.
Ich finde es auch nicht gut, den Duden schlechtzumachen. Hätten wir an Stelle der Dudenredakteure anders gehandelt?
Auf Argumente wird hier -- wie bei den Reformern -- nicht eingegangen, eine wirkliche Diskussion findet nicht statt.
Die Leute schreiben nur aneinander vorbei. Es macht keinen Spaß mehr, in dieses Forum Einträge zu setzen.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 17.33
Werden diese beiden Wörter wirklich in einem Wort gesprochen? Beim schnellen Sprechen mag das vielleicht so erscheinen.
Aber da werden auch ganz andere Wörter als ein Wort erscheinen, so daß man den ganzen Satz als Wort schreiben könnte.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 13.19
Rechtschreibung heißt letztlich, sich für eine Schreibweise für eine Bedeuteung zu entscheiden und diese allein gelten
zu lassen. Dies bringt viele Vorteile und ist durch diese Vorteile gerechtfertigt.
Das Varianten problematisch sind, ist hier in diesem Forum schon genügend zur Sprache gekommen.
Was Sie vorschlagen, werter ''gestur'', ist letztlich die Abschaffung der Rechtschreibung!
Bitte gehen Sie doch einmal auf meine Argumente ein.
xxx
xxx
eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 13.11
Ich finde, daß es eine solche Debatte nicht geben sollte, aus dem Grund, da man
sonst letztlich jede Schreibung in Frage stellen könnte, mit entsprechender
Debatte, welche letztlich zu nichts führt. Dann geschieht genau das, was ich
schon seit Jahren befürchte und für was das Wörterbuch des Herrn Ickler für mich
steht: Die Reformgegner führen eine eigene Rechtschreibreform durch, anstelle
der Reformer: Kalif sein anstelle des Kalifen!
Ich möchte mit dieser Aussage Herrn Ickler nicht zu nahe treten, er setzt sich
vorbildlich für unsere Sache ein. Trotzdem hat es einen seltsamen Beigeschmack,
wenn er auf diese seltsame Art und Weise um Zustimmung für die Einführung von
Schreibweisen ''wirbt'', die der Reform entgegenkommen.
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eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 12.51
Etwas auf eine Stufe mit etwas Anderem stellen, nur damit es einheitlich
wird, das halte ich für nicht angebracht. Das ist das Vereinfachungsdenken
der Reformer.
Auch ein ''damit'' als zwei Einzelworte gibt es nicht! Man müßte dann
''mit diesem'' o. ä. benutzen.
Alle von ''gestur'' aufgeführten Beispiele sind auf der ersten Silbe
betont, womit sie sich als Zusammensetzungen zu erkennen geben. Die fraglichen
Wörter als Zusammensetzung mit entsprechender Betonung sind aber kaum
aussprechbar.
Herr Lindenthal spricht einen wichtigen Aspekt an: Solche Veränderungen
können -- sollen vielleicht auch -- so mißverstanden werden, als ob das
Bisherige falsch war und nur noch das neue gelten soll. Das Bisherige würde
damit automatisch falsch oder bekäme den Touch von etwas Veraltetem.
Genau das versucht die Rechtschreibreform: Das Bisherige zu veralten, aus
den Köpfen der Menschen zu verbannen. Dies führt zur Kompartimentierung der
Gesellschaft. Ein vorbildliches Wörterbuch sollte so etwas nicht fördern.
Das meinte ich mit der Provokation einer Veränderung und mit der Beeinflussung
der Meßgröße durch den Versuch des Feststellens einer Entwicklung. Dann müßte
man auch noch definieren, wie man eine Entwicklung von bloßen Modeerscheinungen
unterscheidet.
Mir ist nicht bekannt, was in Österreich bevorzugt wird. Dies ist letztlich
auch egal. Es stellt sich aber die Frage, woher bekannt ist, was dort bevorzugt
wird und wie zuverlässig diese Quelle ist.
Bei ''soviel'' stelle man sich den erstaunten Ausruf vor, wenn man das Meer
sieht: Es findet hier kein Vergleich mit einer anderen Menge statt, im Sinne
von ''das Eine so viel wie das Andere''. Ähnlich liegt der Fall bei ''solange'':
''Solange es Menschen gibt'' vs. ''Das Eine ist so lang(e) wie das Andere''.
Ähnlich könnte man auch zwischen ''stattdessen'' und ''statt dessen''
unterscheiden: Ersteres hat mehr den Charakter einer Konjunktion, letzteres
mehr den eines Verweises auf eine bestimmte (vorher im Text erwähnte) Sache
oder eines Sachverhalts. Ähnlich deswegen, weil hier der Charakter eines
Verweises immer gegeben ist, nur eben unterschiedlich stark.
Bei diesen Fällen ist eine Zusammenschreibung motiviert, bei anderen nicht.
Eine Zusammenschreibung führt neues Wortbild und, falls keine unterschiedliche
Bedeutung vorliegen sollte, eine Variantenschreibung ein. Auch wären wir dann
wieder auf dem Niveau der Rechtschreibdeform, bei der wir ja die Einführung von
Varianten bemängeln.
Dann könnte man z. B. auch die Schreibung von Wörtern wie wir, mir, dir mit
''ie'' fordern, weil diese deutlich mit langem i gesprochen werden -- Fehler,
die wir alle irgendwann einmal gemacht haben.
Man sollte nicht im Kernbereich der Rechtschreibung Veränderungen vornehmen!
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eingetragen von Gast am 17.05.2004 um 09.49
Nicht einverstanden
Fehler wurden auch vor der Reform schon gemacht, sie liegen durchaus auf der
Linie der Entwicklung zum richtigen Schreiben -- aber, man muß sie deshalb nicht
gleich ''legalisieren''.
Wer keine Fehler machen darf, der darf auch nichts lernen!
Ich finde diese Zusammenschreibung häßlich, außerdem würde sie die Betonung
des ersten Bestandteils erfordern, so, daß man da eher ein Komma setzen wollte.
Diese Zusammmenschreibung erinnert zu sehr an die Deformschreibung, die wir
doch überwinden wollen.
Auch die Argumentation, daß dies ''durchaus auf der Linie der Entwicklung der
deutschen Sprache'' läge, halte ich für problematisch. Wer legt das denn fest,
was auf dieser Linie liegt? Eine Einzelperson? Die Mitglieder des Forums
www.rechtschreibreform.com? Die KMK? Die Kultusminister? Das Parlament?
Der Innenminister? Und wie wird das festgestellt? Kann man das überhaupt
feststellen? Vielleicht kann man das, aber erst in hundert Jahren?
Außerdem könnte man dann kommen und fordern, daß auch eine ganze Reihe
anderer derartiger Wörter zusammengeschieben werden können sollten. Provozieren
Sie damit nicht gerade die Entwicklung, die sie nachzuzeichen glauben?
In diesem Zusammenhang gäbe es noch viel Klärungsbedarf, z. B., wie ein
Instrumentarium aussehen muß, mit dem man die Entwicklung einer Sprache
feststellen kann oder ob nicht durch dessen Anwendung die Meßgröße selbst
beeinflußt wird, ähnlich der Heisenbergschen Unschärferelation. Ich finde
es jedenfalls problematisch, wenn Sie für solche Änderungen in einer
''Randnotiz'' Zustimmung suchen.
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eingetragen von Gast am 15.05.2004 um 19.32
eingetragen von Gast am 13.05.2004 um 16.46
''... Fakten, die ggf. gar nicht gegeben sind.'' -- köstlich!
Zum ''Nichtproblem'' Autofahren vs. Auto fahren gibt es ja schon Einiges hier
in diesem Forum: Demgemäß waren auch nach den ''klassischen'' Dudenregeln beide
Formen möglich, je nach dem, was man ausdrücken wollte!
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eingetragen von Norbert Schäbler am 12.05.2004 um 21.23
Lieber Herr Lindenthal!
Individualität ist offensichtlich in unserer heutigen Gesellschaft das förderungswürdigste Gut, zugleich aber jene – wenn jemals gewinnbare – Eigenschaft, die sogleich von allen Seiten (offensichtlich auch aus dem Inneren heraus) sofort bekämpft wird.
Ich komme mit dieser Schizophrenie nicht zurecht.
Ihre Frage kann ich nicht beantworten, denn es wäre und ist fatal, puren Individualismus zu offenbaren. Das geht ja auch gar nicht, weil Sozialisation, Integration, Demokratie und Politik ihren Tribut fordern.
Ich wünschte, Menschen würden politisch denken. Statt dessen denkt Politik für Menschen.
Vielleicht sollte man kleine Gedanken hegen, sich am Lob von Kleinen ergötzen und sich an kleinsten Freuden laben ...
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.05.2004 um 11.57
Lieber Herr Schäbler,
das mit der polternden Romantik usw. weise ich vorsorglich zurück, zumal ich nicht weiß, was es bedeuten könnte.
(Auch habe ich nie verstanden, was denn der Unterschied zwischen „materialistischer“ und „idealistischer“ Weltanschauung sein könnte, weil doch jedes Stück Stoff unendlich vielen Geistgesetzen und Wechselwirkungen gehorcht und mir eine Trennung von Geist und Stoff nicht gelingen will. Mir konnte noch kein „Materialist“ beantworten, ob und welche Naturgesetze in den weniger geliebten Geist- und Ursachenbereich oder in den als verläßlicher bevorzugten Stoff- und Wirkungenbereich gehören sollen. Ähnlich könnte ich vermutlich den Unterschied von „Romantik“ und hausverstandgestützter Handwerkskunst sowie Wissenschaft dritterseits nur durch Schwerpunkte und Betrachtungswinkel, aber keinesfalls durch klasseneinteilende Etikettierung nennen. Wo angebliche Wissenschaft den Handwerksregeln nicht gehorcht, wird sie zum Pfusch und Spitzbubentum à la Nerius, Heller und Augst. Auch Romantik und Ästhetik gehören für mich untrennbar zu Handwerk und Wissenschaft; ja, ich möchte sogar so weit gehen, daß ich sie als sich gegenseitig bedingend ansehe (nicht die 70er-Jahre-DDR-Tapete (haben Sie mal den Film „Meier“ gesehen?) ist der Gipfel von Schönheit, sondern vielleicht ein Stück Frühlingswiese oder ein Dürer-Bild davon oder ein Langzeit-Lichtbild des Andromar-Nebels, dessen große Form mit bloßem Auge oder Fernrohr gar nicht erfaßt werden kann).)
Vor diesem Hintergrund nochmals meine Frage von 8 Uhr 28:
„Aber wie geht das nun weiter mit der RS„R“, wenn man sie nach den strategischen [handwerklichen, wissenschaftlichen, ästhetischen ...] Möglichkeiten aufdröselt?“
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.05.2004 um 10.39
Man kann ins Schwärmen geraten über die Nationen im Bereich des Schachspiels.
Alles ist da:
Ökonomie (so kurz wie möglich),
Informationsdichte (welche Figur, tut was, wie, mit welcher Wirkung),
Normierung (gewohnheitsbildende, sicherheitsfördernde und routinemäßige Aufzeichnung),
Ästhetik (z.B.: ":" statt "x")
...
Hier wird Kommunikation ausschließlich mit Zeichen betrieben. Ganze Sätze verbergen sich hinter Kürzeln! Ein Wunder – hervorgebracht durch den Intellekt einiger Schachbestien.
Logischerweise gibt es im Schach auch die Unterscheidungsschreibung. In besonderen Spielstellungen kann nämlich eine bestimmte Endposition durch verschiedene Figuren gleicher Qualität erreicht werden. Das gilt z.B. für zwei farbengleiche Springer, die sich im „L-Abstand“ gegenüberstehen oder für zwei gleichfarbige Türme, die sich auf einer freien Reihe befinden, die nicht durch weitere (eigene) Spielfiguren blockiert ist.
Am häufigsten allerdings trifft dies zu bei den Bauern. Davon gibt es acht, die sämtlich beim diagonalen Schlagen die vertikale Linie verlassen. Deshalb hat man den „Bauernschlag“ insofern genormt, daß man generell – selbst wenn Verwechslungen ausgeschlossen sind – sowohl die Ausgangsvertikale als auch die genaue Endstellung der Figur angibt („ed5:“ bedeutet: Der Bauer der Vertikale e schlägt die Figur auf dem Feld d5).
Ein Wort zur „Schachsatzlehre“.
Wir sind im Satzbau der deutschen Standardsprache gewohnt, Satzglieder nahezu beliebig zu tauschen. Z.B. sagen wir. Es schlägt der Bauer der Vertikale e die Figur auf d5. Das würde folgende Notation ergeben: „:ed5.“
Oder: Bauer e schlägt d5 (e:d5).
Internationale Schachnotation hingegen spricht wie folgt: Bauer e – Figur d5 – schlägt. In Kurzform: ed5:
Letzteres bringt ausschließlich Vorteile.
Dem notierenden Schachspieler wird es feste Gewohnheit und Rhythmik. Wer, wohin, was tut ...
Noch größer ist der Vorteil für den Leser, denn er weiß, daß die Wesentlichkeit des Zuges – das ist doch das, was sich ereignet, das Tun selbst, das Prädikat, die Satzaussage – ganz hinten steht.
„:“ heißt „schlagen“. „+“ heißt „Schach bieten“.
Endpositionierung bringt hier ungeahnte Vorteile, zumal in der Endposition auch noch Wirkungen und Einschätzungen eingebracht werden können.
„!“ bedeutet „ein sehr guter Zug“. „?“ = ein schwacher Zug, „??“ („ein grober Fehler“).
Diese Endpositionierung ist es im übrigen auch, die echte Schachliebhaber veranlaßt, den gegenwärtigen Spielstand nachzubauen und dann stundenlang über Verbesserungen oder mögliche Gegenattacken nachzugrübeln.
Lieber Herr Lindenthal!
Ich weiß, daß Sie mit dieser Auskunft sehr viel anfangen können, denn auch Sie sind ein zum Staunen neigender Funktionalist; außerdem – genau wie ich – ein polternder Romantiker.
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.05.2004 um 06.28
Ich staune über die Wunderwelt der Notation.
Fürs Schlagen, Schlachten, Abknipsen, Wegnehmen sind zwei Zeichen üblich, : oder x , wobei ich den : eleganter finde, weil der dem Schach + und Schachmatt, dargestellt durch # oder Ungleichheitszeichen, nicht die Schau stiehlt.
Offenbar ist es Auffassungssache, ob zuerst geschlagen, dann der Platz eingenommen wird, oder umgekehrt. Der bereits angesprochene Grundsatz, daß keine 2 Spieler auf demselben Feld stehen, spricht für erstere Lösung, und so fand ich es hier in einem Buch.
Was ich noch nicht einsehen konnte, ist, warum von der bisher vermeinten Grundregel und Überregel der Mindestaufzeichnung oder Minimalnotation abgewichen wird, um das schräge Schlagen eines Bauern zu verdeutlichen:
3. ... fe5:
oder
3. ... f:e5
statt
3. ... :e5
Auch K, D, L und S schlagen schräg, und bei denen schreibt man nicht die Herkunftslinie davor; oder habe ich hierbei etwas übersehen? Ich vermeinte, daß die Herkunft nur geschrieben wird, wenn es mehrere Möglichkeiten gibt. – Soweit dies.
Nun zum Spielverlauf. Einen Bereinigungs-Gegenangriff 4. ... Sc6 (für 5. ... S:e5) können Sie mit 5. Sf3 verleiden; damit bekomme ich Ihren Infanteristen von e5 nicht wieder weg, womit gezeigt ist, daß meine Eröffnungsantwort (2. Damebauer auf 1. Königsbauer) nicht gar so glorreich war.
Dies nun einsehend und gelernt habend, hat für mich das Spiel seinen Sinn erfüllt, so daß es zeitökonomisch richtig ist, es an dieser Stelle durch Aufgabe zu beenden. Ich ergebe mich und erhoffe die Beachtung der Genfer Konvention, ersatzweise nichtvergeßliche Geschichtsbücher.
Aber wie geht das nun weiter mit der RS„R“, wenn man sie nach den strategischen Möglichkeiten aufdröselt?
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 08.05.2004 um 23.17
Kleine Korrektur zu letztem Zug: fe5:
4. de5:
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.05.2004 um 12.38
3. ... :e5
eingetragen von Norbert Schäbler am 08.05.2004 um 10.51
Den Nebel lüften, das ist mein Ziel, und um diesem Ziel näherzukommen, habe ich schon manch laienhafte Forschungsarbeit betrieben und Daten zusammengestellt, die den Hochgelehrten und Freie-Presse-Aposteln zumindest Basis für weitergehende Forschung oder Eruierung hätten sein können.
Provoziert und dummgeschwätzt habe ich auch – holzklotzhaft-stiermäßig – und oft genug habe ich mich im eigenen Netz verfangen, denn es war manchmal zu weit „gesponnen“.
Sei’s drum.
„The games must go on!“
So sagte einst der Oberolympionike in München, und die Attentate waren ganz schnell vergessen. Nur im olympischen Dorf lief man noch mit betröppelter Miene herum, und das Weißbier wollte nicht mehr so recht schmecken ...
Lassen wir auch unser Spiel weitergehen:
2.... f6
3. d4
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.05.2004 um 09.43
... ist natürlich starker Tobak, den ich mir vermutlich gleichfalls nicht gegenmaßnahmenfrei gefallen lassen würde.
Ein außerordentlich kostbares Lehrmuster ist, in einer Erörterung nicht gleich zuerst die beste oder erstbeste Erläuterung zu geben, sondern zunächst die mehr oder weniger abwegigen sonstigen Möglichkeiten zu nennen, bis der mitdenkende Zuhörer oftmals von alleine drauf kommt, welches die beste Lösung ist. Auf diese Weise kann ein Lehrer seinen spitzohrigen Schüler eine ganze Handvoll Lösungen durchdenken und vernetzen lassen, ohne jeweils eine neue Aufgabenstellung erarbeiten zu müssen; und der Schüler hat mehr denken gelernt, als wenn er nur gymnasiummäßig die angeblich richtige Lösung auswendig lernt (bzw., noch schwächer, erraten lernt, was der Lehrer hören möchte).
Diese Dorfschullehrerkunst kehrt auch im brain storming wieder sowie in der von mir geschätzten Manöverkritik, und ich finde das auch beim Schach spannend. (Wie würde das denn nach 1.e4 d5; 2. e5 f6 weitergehen?)
Solche und weitere Erörterungsmuster lassen sich auf die anstehenden Strategieaufgaben allerdings erst anwenden, wenn die Strategiepartner ein gemeinsames Ziel haben; welches sich unserer Tage wohl hinter erheblich Wolken von beißendem Havannaqualm und ähnlichem verbirgt.
Oder glauben Sie an Ziele, lieber Herr Schäbler?
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 08.05.2004 um 08.44
Duden übersetzt das Wort mit Reklamerummel und bezeichnet damit eine Effekthascherei, die ein Ereignis zusätzlich aufbauschen soll.
Besonders im Sport ist derartiges schon längst zur Gewohnheit geworden. Man denke dabei an das heutige Fußballbundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayern München und Werder Bremen.
Da gräbt die Presse die letzten Geheimnisse aus, entfacht Grabenkämpfe, setzt der natürlichen Spannung noch einen gefühlsbetonten I-Punkt drauf – und dies eigentlich nur deshalb, damit sich das Stadion füllt und es zu einem Massenauflauf kommt.
Reaktivierung des menschlichen Herdentriebes?
Ein Ballyhoo gibt es in allen Sport-, Spiel- und Lebensbereichen. Jede Sensation kann noch sensationeller gestaltet werden, und manchmal ist es gar so, daß im Vorfeld ein Ereignis derart hochstilisiert und zurechtgezimmert wird, daß mit der späteren Entscheidung die Totalvernichtung des Gegners verbunden ist. Der Gegner wird an seiner Ehre, bei seiner Angst, bei seiner Grundeinstellung gepackt, und wenn er dann unterliegt, ist es auch um seine Weltanschauung geschehen – zumindest für die interessierte Öffentlichkeit.
Das riecht nach Stellvertreterkrieg!
Auf der Ebene des Spiels ist die emotionale Beteiligung gang und gäbe. Parallel zum regelgebundenen Spielablauf entwickelt sich ein kleiner Zusatzwettkampf, den man als ausbluffen bezeichnet. Mit Worten oder Gesten versuchen die Spielpartner den oder die Beteiligten zu verunsichern, kurzfristig abzulenken und so einen kleinen Vorteil zu erzielen. Schach ist z.B. ein solches Spiel, und es gibt sehr viele Anekdoten über geniale Ablenkungsmanöver.
Wortspiele wie: „Ich sehe schwarz für Weiß“, sind da noch als harmlos zu bezeichnen. Die an anderer Stelle wiedergegebene Anekdote von Bobby Fischer hat da schon eine ganz andere Dimension.
Tatsache ist, daß alle großen Schachspieler eine besondere Eigenart entwickelt haben. Von Petrosjan beispielsweise wird berichtet, daß er am Schachtisch immer eine Havanna geraucht hat und seinem Gegner vor dessen Zug stets eine geballte Ladung Rauch ins Gesicht blies.
Vielleicht kann mein Schachgegner, Herr Lindenthal, mit dieser Erklärung etwas anfangen. Die Verletzung seiner Ehre war jedenfalls nicht mein Ziel. Vielmehr gehen meine Angriffe stets in Richtung RSR.
Beim Zusatzgeplänkel bin ich für Herrn Lindenthals Begriffe offensichtlich etwas zu weit gegangen. Die Hintergründe für mein Verhalten habe ich erklärt, will mich aber zusätzlich für einige Fehlformulierungen entschuldigen.
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 07.05.2004 um 22.44
Lieber Herr Lindenthal!
Es war absolut nicht mein Ziel, etwas oder jemanden herabzuwürdigen.
Lassen Sie uns die Partie per eMail durchspielen.
Ich glaube, unsere kleine Show langweilt die anderen Teilnehmer, und meine Witze sind auch nicht immer mütterlich.
Herzlich
Ihr Norbert Schäbler
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 07.05.2004 um 20.28
Lieber Herr Schäbler,
mein Großvater hat nicht gekrümelt oder gehüstelt; es kommt nicht gut, daß Sie sowas über ihn schreiben. Auch steht es Ihnen nicht zu, ihn zu mimen. Daß er kindgerecht Schach unterrichten konnte, sollten Sie nicht dafür benutzen, um Ihn oder mich herabzuwürdigen.
Nützlicher wäre es, seine Schule, ihn und andere fähige Dorfschullehrer zu vergleichen mit der heutigen Schule und unseren heutigen PISA-Lehrern, wie ich als Elternvertreter meiner Kinder sie kennengelernt habe.
Die Schachpartie habe ich aufgenommen, weil, wie nachzulesen ist, Sie das Spiel sehr wünschten. Meine Notationsschwäche und auch Ihre sollten keine entscheidende Hürde sein; pädagogisch ist es, Lernen zuzulassen. Daß Sie zur anschließenden Manöverkritik nicht zur Verfügung stehen, finde ich schade.
Sie schreiben: „Unsere Partie annullieren wir, tun so, als ob sie nie gespielt worden wäre.“ Dies können Sie nicht allein entscheiden.
Freilich spiegelt diese Partie viel von dem wider, was Menschen an den Schulen, Ministerien, Redaktionen, Internetseiten einander antun. Ich meine immer noch, daß wir uns zu mehr Gerechtigkeit durchringen sollten.
Gruß,
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 07.05.2004 um 09.57
Lieber Herr Lindenthal!
Verzeihen Sie, wenn ich bei unserem kleinen Schachwettkampf nicht wie Ihr Großvater hüstelte, krümelte und brummelte. Ich kannte Ihren Großvater nicht, konnte ihn also auch nicht mimen.
Ich kenne dagegen einige Großmeister: Karpow, Kasparow, Aljechin, Petrosjan, Spasski ...; eine ganze Namenslitanei mit Russen.
Lediglich der Bobby Fischer hat diese Phalanx einmal durchbrochen. Ein ganz irrer Typ, der meines Wissens in der „Hoppla“ gelandet ist.
Jener USA-Boy war nicht nur ein Meister des Schachspiels, sondern auch ein Stratege außerhalb des Achterquadrats. Laut Anekdote hat der sich einmal in der Endphase einer Partie einen trefflichen Scherz erlaubt. Per Brief hat er seinen nächsten Zug (!! = ein ausgezeichneter Zug) abgeben lassen und ist dann einfach verschwunden. Danach haben sämtliche Großmeister der UDSSR ihre Köpfe zusammengesteckt, haben gerätselt, einen Gegenzug ausgeheckt, und dann haben sie nach dem Fischer gesucht, der sich irgendwo in Florida am Stand aalte.
Nur einige wenige Sekunden, bevor auf der Schachuhr des Amerikaners die Zeit ablief, ist der dann an den Tisch zurückgekommen, hat spontan seinen Zug getätigt und in der Folge mit seinem burschikosen Auftreten den Gegner zum Blitzschach verlockt. Ganze Zugsalven gingen da innerhalb von nur einer Minute über die Bühne, und den im Nebenzimmer versammelten UDSSR-Großmeistern wurde schwarz vor den Augen, weil ihr Schützling dummerweise ihre Hilfe ausschlug und sich anmaßte, das Computerhirn auf der anderen Seite des Tisches alleine zu besiegen.
Ja, ja, der Fischer wußte noch, wie man die „Russenmafia“ ausschaltet.
Wir, die wir gegen eine andere Mafia – die Rechtschreibmafia – kämpfen, sollten uns ebenfalls einmal eine burschikose Strategie überlegen.
Die alte Strategie, jemanden wie den Zehetmair aus dem KMK-Klüngel herauszulösen und ihn zu spontanem Handeln zu verlocken, ist ja wohl nicht aufgegangen.
Den Corpus als ganzes muß man sich vornehmen, der nach dem Aussortieren des damaligen Vorreiters und zudem einzig Einsichtigen immer tiefer in den Strudel der Dummheit gerät.
Das ist Nachteil und Chance zugleich.
Dummheit bleibt nämlich in alle Ewigkeit konstant.
Sie läßt sich aber auch sehr leicht berechnen.
PS: Lieber Herr Lindenthal!
Unsere Partie annullieren wir, tun so, als ob sie nie gespielt worden wäre.
Falls wir das auf der Ebene der RS“R“ erreichen, sind wir einen Schritt weiter. Selbst für die Bildungsnoblesse wäre das ein riesiger Erfolg. Sie darf sich nämlich dann darüber freuen, daß sie neun Jahre lang den Intellekt genasführt hat.
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nos
eingetragen von Gast am 07.05.2004 um 09.13
Bei uns in der Realschule war es ähnlich: Es wurde zwar in den ersten Jahren
etwas Grammatik gemacht, die allerdings schwer verständlich war, da Fachbegriffe
verwendet wurden. Zumeist ging es um moralisierende Lektüre im Sinne des Gegensatzes
von arm und reich. Außerdem mußten wir Übungsbögen -- ich nenne das jetzt mal so,
wie sie wirklich bezeichnet wurden, weiß ich nicht mehr -- durcharabeiten, auch als
Hausaufgabe. Sie waren in numerierte ''Kacheln'' eingeteilt, und man mußte von
einer zur anderen ''springen'' -- sie waren nicht in der richtigen Reihenfolge
angeordnet. Da kam dann alles auf einmal, so daß es schwierig ist, wirklich
etwas zu behalten.
Menschen lernen doch schon seit vielen Jahrtausenden, und aufgrund dieser
langen Tradition müßten doch genügend Erfahrungen vorhanden sein, wie Kinder am
effektivsten etwas begreifen. Ich habe den Eindruck, daß die Lehrer oder ihr
Dienstherr, der Staat, gar nicht wollen, daß Kinder etwas lernen.
Darf ein Staat das Recht haben, Kindern Wissen über ihre eigene Muttersprache
durch bewußt unzureichende Lehrmethoden vorzuenthalten?
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eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.05.2004 um 21.51
In Ihrer Schachnovelle muß es sicherlich
1. e2-e4; d7-d5; 2. e4-e5; Dd8-Dd5 heißen statt
1. e2-e4; d7-d5; 2. e4-e5; Dd1-Dd5 (die schwarze Dame steht in Zeile 8).
Gemeinsam kann man solche Fehler ausmerzen – was die Reformsünder bis heute nicht schaffen: In Schleswig-Holsteins verfassungswidrig verändertem Landesverwaltungsgesetz auf
http://www.landesregierung-sh.de/landesrecht/20-1fr.htm
steht jetzt schon seit anderthalb Jahren das Wort „gebaucht“, und die anderen hineinreformierten Fehler sind auch nicht ausgebessert worden.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.05.2004 um 21.23
Lieber Herr Schäbler,
mit Ihrer Übertragung meiner kleinen Schachpleite auf andere Verständigungsaufgaben (z.B. RS„R“) bin ich durchaus einverstanden.
Aber wir müssen genauer hinschauen. Natürlich habe ich mich an den Schachregeln versündigt; doch auch Sie tragen daran etwas Verantwortung.
Zur Erläuterung: Meine Schachkenntnisse eignen sich bestens dafür, an langen Winterabenden die Söhne im Aufpassen und auch ein wenig im Planen zu üben. Bezüglich Notation bin ich, ähnlich wie in der Musik, ein Spätzünder und Legastheniker :-( . Fehlerhafterweise habe ich mir Ihre Notationen nicht richtig angeschaut und habe gemeint, daß „Bauer auf Reihe 5“ ganz klar bedeuten müßte, meinen Bauern auf d5 zu schlagen. Was Sie aber nicht getan haben, denn Sie haben Ihren Bauern auf e5 friedfertig neben den meinigen gestellt.
Meinen Bauern auf d5 geschlagen wähnend (daher das Wort Wahn), schlug ich den dort nicht vorhandenen weißen Phantombauern mit meiner Dame Dd5 (nach einem ebenso peinlichen und falschen Versuch, ihn zuvor mittels De5 zu schlagen). Mea extendata culpa, pfundweise Asche auf mein Haupt. – Nun aber zu Ihrer Mitverantwortung. Ich bin überzeugt, daß im Schachspiel nur erlaubte Züge erlaubt sind; unerlaubte Züge werden, das erscheint mir als die einzig mögliche Regelung, berichtigt (ausdrücklich geregelt ist dies m.W. darin, daß ein König nicht in eine Schachbedrohung ziehen darf; tut er es trotzdem, wird dieser regelwidrige Zug berichtigt, und keiner wird bestraft). (Mein lieber Großvater (Dorfschullehrer) hatte die gleiche vornehme Regelung, sich grummelnd räuspernd, zu meinen Gunsten auch auf die Dame ausgedehnt.)
Daher hätten Sie, so meine ich, meine Falschzüge zurückweisen müssen, statt sie mit ?? und ????? zu bemängeln. Auch hat Ihre Halma-Beanstandung mich nicht auf die richtige Idee und den Pfad der Tugend zurückgebracht.
Somit habe ich seit etwa 2 Wochen keinen gültigen Zug gemacht, und die Zeitüberschreitung geht zu meinen Lasten, so daß ich hiermit anbiete, daß wir uns auf meine Niederlage einigen.(*)
Nun noch etwas Manöverkritik. Daß ich zuweilen mit dem Damebauern d5 auf den eröffnenden Königsbauern antworte, ist, nüchtern gesehen, ein strategisch etwas nachteiliger Zug, weil ich unterm Strich ein halbes Tempo verlieren kann; psychologisch gesehen hat er erfahrungsgemäß einige Vorteile: Wegen seiner leichten Nachteiligkeit ist er als Eröffnung eher unbekannt, und der Gegner kann mich mit seinen vielen gelernten Eröffnungsbibeln nicht an die Wand spielen; es entsteht ('tschuldigung!) eine gewisse mir nützliche Verwirrung. Auch ist von Anfang an Bewegung im Spiel, es erstarrt nicht im rechenaufwendigen Stellungskrieg, ich habe Aussicht, nach 40 Minuten wieder die Öfen versorgen usw. zu können.
Nach
1. e4 d5
nun zu Ihrem Zug
2. e5 :
Dieser Zug wollte mir vermutlich deshalb nicht in meinen notationsschwachen Kopf, weil ich ihn als ziemlich nachteilig sehe. Vermutlich würde ich ihn mit 2. ... f6 stoppen, was Sie zu 3. :f6 (3. ... f7-:f6) oder 3. e6 (3. ... L:e6) veranlassen müßte; unterm Strich haben Sie dann Ihren Bauern nach langem Marsch verloren, ich hingegen habe schon einige Züglein für meinen Aufmarsch tun können.
Aber, wie gesagt, das sind Manöverkritiken; meine Stellungnahme steht weiter oben bei (*).
Ihre Übertragung auf die Rechtschreibung halte ich für völlig richtig, aber es steckt noch mehr drin: Die „Reformer“ haben noch viel mehr Regeln verletzt als ich es tat. Doch hat jemand deren Fehlzüge gekennzeichnet und strategisch ausgenutzt? Sollte man an dieser Stelle die Partie fortsetzen?
Nun hoffe ich, daß ich hier nicht wieder arge Notationsfehler eingebaut habe, und bin neugierig auf Ihre Antwort.
(geändert habe ich nochmals Feinheiten der Notation: Zügenummer „3.“, Schlagezeichen „:“ und Wer-ist-am-Ziehen-Anzeiger „3. ...“ .)
– geändert durch Detlef Lindenthal am 07.05.2004, 08.07 –
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.05.2004 um 19.39
Nicht jeder wird es verstehen, wenn sich Herr Lindenthal und ich hier über die Banalität einer Schachpartie erregen; wenn wir hier scheinbar über Sieg und Niederlage eitle Sträuße ausfechten. Das wirkt schon ein wenig idiotisch.
Den Grund, warum ich mich hier auf das Spielchen einlasse, möchte ich verraten.
Der Grund meiner Einlassung heißt: Übertragbarkeit.
Denn, was hier bei diesem Spielchen passiert, ist in sehr ähnlicher Weise bei der Rechtschreibreform geschehen. Hier wie dort hat jemand mutwillig, nichtsahnend oder gar dümmlicherweise ein bewährtes Notationssystem verändert und damit erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten ins Leben gerufen.
Im konkreten Fall geht es um die Form der Aufzeichnung von Schachpartien – eine höchst intelligente, verknappte und ökonomische Protokollierung von einzelnen Spielzügen – die im übrigen in den vergangenen 20 Jahren ebenfalls eine Reform erlebt hat; diese allerdings zum ausschließlichen Vorteil.
Früher gab man bei der Niederschrift von Spielzügen sowohl die Ausgangsstellung der (berührten und geführten) Spielfigur als auch deren Endstellung an. Zog man z.B. bei der Partieeröffnung den Königsbauern (auf dem Schachfeld entspricht dies der Gitterposition e2) auf die Position e4, so schrieb man für den ersten Zug:
1. e2-e4.
Heutzutage schreibt man lediglich die Endposition auf: 1. e4
Im folgenden skizziere ich den Spielverlauf der Partie mit Herrn Lindenthal zunächst nach ehemals üblicher Darstellung.
1. e2-e4; d7-d5; 2. e4-e5; Dd8-Dd5 (“D“ steht für die Spielfigur „Dame“).
In verkürzter Darstellung sieht das wie folgt aus:
1. e4 d5
2. e5 Dd5
Dabei kann man feststellen, daß die Reform der Schachspielnotation sehr deutliche Vorteile mit sich brachte. Sie ist platz- und zeichensparend, und sie ist übersichtlich und korrekturfreundlich.
Es fällt sofort ins Auge, daß auf der Seite der weißen Steine (deren Züge werden immer zuerst genannt) tatsächlich eine Vorwärtsentwicklung stattfindet, während sich auf der Seite der schwarzen Steine offensichtlich zwei Spielfiguren auf dem Feld d5 plazieren.
Derartiges ist gelinde gesagt „zumindest etwas spielfremd!“
Ich möchte nun keinesfalls auf den verehrten Herrn Lindenthal eindreschen (die Kapriole ist ja auch völlig unbedeutend), sondern ich möchte den Bogen spannen hin zur Rechtschreibreform.
Das, was die Herren Reformer geschaffen haben, kommt mir so vor, wie das Spielverhalten meines ehrenwerten Gegners. Da wird einfach eine Spielbrettposition doppelt besetzt, obwohl das nicht nötig ist, und obwohl das laut Statuten sogar verboten ist.
Zum Beispiel denke ich da an das Wort „gräulich“.
Ohne jegliche Not, wider jegliche Vernunft und gegen klare Vorschrift, haben die Herren Reformer die Unterscheidungsschreibung „greulich – gräulich“ aufgehoben und statt dessen die Einheitsschreibung „gräulich“ festgesetzt.
Das ist doch ungefähr das gleiche, als wenn man im Schachspiel zwei Figuren auf ein einziges Schachfeld positioniert. Das darf doch gar nicht sein!
Mit diesen Bemerkungen will ich aber die Diskussion um eine Pippifax-Partie abschließen, zumindest im Gästebuch. Vielleicht schreibe ich irgendwann an anderer Stelle mal eine Schachnovelle.
Und was das Thema „grau“ angeht, erzähle ich demnächst im Strang „Dummschwätzen“ eine schöne Geschichte über mich, meine Frau, den Hairdresser und dessen internationale Kompagnons, den Friseur bzw. Frisör.
Änderungsanlaß: Berechtigte Kritik von Herrn Lindenthal: "Dd8" statt "Dd1".
– geändert durch Norbert Schäbler am 07.05.2004, 10.27 –
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nos
eingetragen von Gast am 06.05.2004 um 15.36
Zum Beitrag von Christoph Kukulies, 06.05.2004, 16:32
In Deutschland war Rechtschreibung noch nie Gesetz! Die Polizei sollte
doch Wichtigeres zu tun haben als den Leuten in ihre Briefe zu schauen!
Wie sprechen Sie das Wort ''Spaß'' aus? -- Manche sprechen es aber auch
anders aus. Also, was ist logisch an der Willkür der Reformschreibung?
Wir wolllen doch unsere Sprache und unsere darin niedergeschriebenen Gedanken
an die nächsten Generationen weitergeben, das ist einer der wichtigsten Gründe
für die klassische Rechtschreibung. Die Reform ist sinnentstellend, d. h.,
für die Schulkinder, die es heute lernen, wird es deshalb in Zukunft ein Problem
sein, gutes Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Damit betrügen wir sie um
das Wichtigste, was wir haben: unsere Muttersprache, und geben sie dem Willen
einer unkontrollierten Obrigkeit preis.
Es gibt weiß Gott Wichtigeres als den Reformern hinterherzulaufen und ihre
neuesten Wahnvorstellungen über Sprache und Rechtschreibung zu kaufen und
einzuüben.
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eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.05.2004 um 15.00
„... die Zeit unterschritten ...“ – wie meinen Sie das?
eingetragen von Gast am 06.05.2004 um 13.21
Folgende Passage Ihres Beitrages verstehe ich nicht:
''Von intelligenten Menschen, die sich anmaßen, in ein Regelsystem wie die
Sprache eingreifen zu wollen, muß man anderes erwarten dürfen. Erwarten kann man
es ja, wenn man mit Enttäuschung und Entsetzen über die Realität fertig wird.''
Ein intelligenter und verantwortungsvoller Mensch wird sich wohl kaum anmaßen,
in ein Regelsystem wie die Sprache eingreifen zu wollen, zumindest nicht auf die destruktive Art,
wie das die Reformer tun.
Was muß man anderes erwarten dürfen? Was kann man erwarten?
In einer Demokratie sollte durch die Parlamente und durch die unterschiedlichen
Sichtweisen der Parteien dieses Prinzip eigentlich weniger zum Tragen kommen.
Deshalb ist der Umgang mit Rechtschreibung ein Indikator für den Zustand unserer
Demokratie.
Etwas übertrieben ausgedrückt könnte man sagen:
Wer die Rechtschreibung ändern kann, kann vieles andere auch ändern.
Wenn wir diese Reform nicht rückgängig machen, wird man höchstwahrscheinlich
noch andere, einschneidendere Reformen in Angriff nehmen.
Der von Ihnen geschilderte Sachverhalt scheint mir daher nur ein Teil des
Gesamtphänomens zu sein. Die Mediengesellschaft probiert aus, inwieweit die
Menschen für Veränderungen überhaupt zugänglich sind bzw. wie man es anstellen
muß, berechtigten Widerstand zu umgehen. Damit umgeht man auch eine
Sachdiskussion, bei der die Reformer unterliegen würden. Dies würde zumindest
die seltsam ignorante Haltung der Reformer erklären.
Die meisten Menschen wollen sich nicht mit Sachargumenten auseinandersetzen,
ihnen genügt es, an etwas zu glauben, man muß es ihnen nur geben. Die Folgen
davon stellen sich erst später ein und sind für diese Art von Menschen nicht
erkennbar. Sie können sich aber akzeptiert fühlen. Darauf setzen die Reformer.
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eingetragen von Norbert Schäbler am 05.05.2004 um 19.53
Zeitüberschreitung zieht regelgemäß im Schach eine Bestrafung dessen nach sich, der die Zeit überschritten hat. Das heißt: Derjenige hat gewonnen, der die Zeit nicht überschritten hat.
Haben Sie nun gewonnen, weil Sie die Zeit unterschritten, oder haben Sie verloren, weil Sie die Zeit überschritten haben?
Schach ist ganz schön knifflig, nicht wahr?
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 05.05.2004 um 14.19
Nein, nein, ich würde allenfalls sagen, daß die Begegnung wegen Zeitüberschreitung beendet wurde.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.05.2004 um 07.06
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
sind Sie damit einverstanden, daß ich unsere Schachbegegnung wegen Zeitüberschreitung für beendet erkläre?
Ihr
Ja, aber nur, wenn Sie nicht anschließend erklären, daß Sie gewonnen haben.
__________________
nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.05.2004 um 21.09
Norbert Schäbler schrieb am 20.4.2004:
Aber wenn es Ihnen was bringt, daß ich Ihren neuerlichen Zug individuell abhake:
Dd5 (?????)
Lieber Herr Schäbler,
sind Sie damit einverstanden, daß ich unsere Schachbegegnung wegen Zeitüberschreitung für beendet erkläre?
Ihr
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 04.05.2004 um 13.33
Beim Wort ''gleichrichten'' ging es mir weniger um einen wie auch immer gearteten ''Beigeschmack'', was mir
nicht gefiel, war die darin enthaltene Bedeutung von ''Richtung geben''. Ich empfinde das Hochdeutsche als eine
neutrale Basis, wohingegen Dialekte oder andere gruppenspezifische Varianten des Deutschen eben eine bestimmte
Gruppenzugehörigkeit implizieren.
Wenn ich meine Texte in den Strang ''Vom Federnlassen der Didaktik'' eintragen soll, ist es denn jetzt wieder
möglich, dort anonym Beiträge einzustellen?
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eingetragen von Norbert Schäbler am 04.05.2004 um 12.01
Lieber Gast!
Hätte ich „gleichschalten“ gemeint, hätte ich „gleichschalten“ geschrieben.
Hingegen war ich auf den Ausdruck „gleichrichten“ regelrecht stolz, denn in den Wortfamilien „recht“ und „gleich“ sind doch eine ganze Menge symbolhafte und gefühlsmäßig anstößige Begriffe versteckt: „Richter“, „rechtmachen“, „ausrichten“, „einrichten“.
„Gleich“ muß im übrigen nicht immer den faden nazideutschen Beigeschmack beinhalten, und es darf doch wohl nicht sein, daß wir Wörter tabuisieren und aus dem Wortschatz streichen, weil man an deren Stammbaum schlechte Seitentriebe festgestellt hat.
Gärtnerisch und übertragen gesprochen handelt es sich doch hierbei um ein „Aufpfropfen“ durch einen Bock, den man zum Gärtner gemacht hatte.
P. Braun widmet in dem von „gestur“ empfohlenen Buch dem geschichtlichen Werdegang des Deutschen mehrere Kapitel. Hier werden insbesondere durch deutsche Sprachwissenschaftler höchst interessante Behauptungen aufgestellt, die sich nicht bewahrheitet haben, denen andererseits von ausländischen Sprachwissenschaftlern auch frühzeitig widersprochen wurde. Darüber wird zu berichten sein.
Lieber Gast, wiederum gebe ich Ihnen recht, wenn Sie behaupten, daß die Sprache „schuldfrei“ ist.
Ich möchte Sie aber bitten, Ihre feinfühligen Argumente im Strang „Vom Federnlassen der Didaktik“ einzubringen. Dazu sind Sie in der Lage. Sie bedürfen keines Aus- und Einrichters.
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nos
eingetragen von Gast am 04.05.2004 um 10.42
Sergeant Peppers lonly hearts club band
Als Schüler braucht man da schon einige Zeit,
um zu verstehen, was damit gemeint ist.
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eingetragen von Gast am 04.05.2004 um 10.35
Zum Beitrag von Norbert Schäbler vom 03.05.2004, 21:47
An den Universitäten hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten immer mehr
die Erkenntnis durchgesetzt, daß es zu einer ''Vernetzung'' von Wissensgebieten
kommen muß, wenn man den zukünfigen Herausforderungen gewachsen sein will.
Diese Erkenntnis war im Jahre 1967 möglicherweise noch nicht vorhanden.
Ist es überhaupt möglich, alles andere zu ignorieren und sich ausschließlich
einem Sachverhalt zuzuwenden? Ich glaube nicht! Und daher muß es eine Kontrolle
durch andere Wissenschaftler oder durch die Gesellschaft geben. Letztlich
bestimmt die Gesellschaft bzw. die Politik, was erforscht wird.
Natürlich dient eine Hochsprache als allgemeines Verständigungsmittel für die
ganze Sprachgemeinschaft. Daher muß es am strengsten geregelt sein und nur
geringe Normabweichungen dulden. Das ist doch auch so klar, für diese Erkenntnis
braucht man kein Lehrbuch! Allerdings gefällt mir der Begriff ''gleichrichten''
in diesem Zusammenhang nicht, er klingt ähnlich wie ''gleichschalten''.
Natürlich spielt die Akzeptanz einer Sprachnorm eine äußerst wichtige Rolle,
aber in einer Mediengesellschaft ist Akzeptanz bis zu einem gewissen Grad durch
die massenpsychologische Bearbeitung der Bevölkerung erzwingbar.
Wenn Sie wollen, können Sie meine Beiträge in einen anderen Strang verschieben.
Zum Beitrag von ''gestur'' vom 03.05.2004, 22:13
Natürlich kann niemand den Gebrauch des Genitivs erzwingen, aber er ist deshalb
nicht falsch, auch wenn ihn die Mehrheit durch Präposition plus Dativ ersetzt.
Es gibt dann eben zwei Möglichkeiten, diesen Sachverhalt auszudrücken, von denen
man sich die situationsbedingt bessere aussuchen kann. Oder die, die einem
lieber ist. Gehobene Sprache wird natürlich den Genitiv aufweisen.
Gerade bei der Schreibung von Fremdwörtern sollte man genau sein und nicht
einfach bestehende Normen unterlaufen, sonst verstehen die Leser eventuell nicht
mehr, was gemeint ist. Sich nicht an Normen halten kann auch Gefahren mit sich
bringen!
Was meinen Sie mit ''Wortbildung''? Es dürfte nur eine begrenzte Anzahl von
Verfahrensweisen geben, nach denen Wörter gebildet werden können, d. h., eine
dauernde Weiterentwicklung dieser Verfahrensweisen ist nicht möglich. Die Anwendung
dieser Verfahrensweisen findet natürlich dauernd statt, um neue Wörter für neue
Sachverhalte zu schöpfen.
Es ist allerdings nicht notwendig, für jedes Fremdwort ein neues deutsches Wort
zu bilden, dies bläht das Lexikon unnötig auf und macht es für Ausländer
scherer, die deutsche Sprache zu lernen. Außerdem: Wenn ein Fremdwort nur lange
genug in der deutschen Sprache benutzt wird, so mag es zwar formal immer noch
ein Fremdwort sein, ich würde es dann aber trotzdem als ein deutsches Wort
ansehen, eben weil es vertraut geworden ist.
Werter gestur, woher nehmen Sie die Sicherheit, daß die Mehrheitsentscheidungen
der Anwender bestimmen, ob sich neue Wortbildungen stabilisieren und schließlich
lexikalisiert werden? Da haben wohl die Redakteure der Verlage auch einen
gewissen Einfluß. Sollte es wirklich immer eine Mehrheitsentscheidung sein?
Was ist, wenn die Mehrheit der Anwender auf die gesamte Bevölkerung bezogen nur
eine Minderheit darstellt? Was ist, wenn die Mehrheit der Anwender fachfremd
ist?
Hat sich wirklich in den vergangenen Jahrzehnten so viel geändert? Mehrstufig
geschachtelte Nebensätze dürften -- ihrer Komplexität wegen -- wohl eher eine
schriftsprachliche Erscheinung sein. Diese war vor über 100 Jahren, so genau
weiß ich das nicht, bei bestimmten Leuten einmal modern, man könnte sagen, sie
war damals in Mode. Unpraktikable Moden halten sich natürlich nicht lange.
Vielleicht weiß jemand anderes mehr zu diesem Thema. Auch heute noch sind
verschachtelte Sätze möglich, syntaktisch korrekt und werden -- wenn sich die
Schachtelungstiefe in Grenzen hält -- verstanden. Letzere Einschränkung dürfte
auch früher gegolten haben.
Das Verb des Hauptsatzes steht im Deutschen an zweiter Satzgliedstelle:
Subjekt-Verb-Objekt (SVO). Sie meinen bestimmt die Verbklammer, wo das Hilfsverb
immer noch an zweiter Stelle steht: Ich bin nach Frankfurt gegangen. Würde man
''gegangen'' vorziehen, so würde man den Satz zwar immer noch verstehen, die
Wortstellung wäre aber falsch. Er würde für einen deutschen Muttersprachler sehr
seltsam klingen. Es mag sein, daß es bestimmte Fälle gibt, in denen das nicht
oder weniger seltsam klingt und die deshalb ''akzeptiert'' werden können, aber
dies bezieht sich nicht auf den gesamten Sprachgebrauch. Natürlich steht das
Verb in Nebensätzen immer noch am Ende. Auch Herr Twain hat ein Recht auf eine
eigene Meinung, mit der man sich natürlich auch blamieren kann.
Als englischen Muttersprachler kann man ihm seine Aussage -- wegen der
Wortstellung im Englischen -- allerdings verzeihen.
Man sollte zur Kenntnis nehmen, daß in vielen Sprachen das Verb im normalen
Aussagesatz an letzter Stelle steht, so z. B. im Türkischen. (Und da steht es
fast immer an letzter Stelle). In anderen Sprachen steht das Verb an erster
Stelle, so z. B. im Gälischen.
Zum Beitrag von Norbert Schäbler vom 03.05.2004, 23:29
Andere Völker stehen selbstverständlich zu ihren Traditionen, ihren Sitten
und Gebräuchen, Regeln und Normen, und diese sind manchmal auch ziemlich
schmerzhaft. Es hat wohl historische Gründe, warum wir als Deutsche heute vieles
aus Amerika übernehmen. Wir sollten aber eines bedenken: Nicht unsere Sprache
hat Schuld auf sich geladen, sondern das deutsche Volk. Wir können diese
Schuld nicht dadurch loswerden, indem wir unsere Sprache verleugnen. Wenn es
eine Lehre aus unserer jüngeren Vergangenheit geben sollte, dann doch die, daß
man Obrigkeiten mißtrauen sollte.
Ja, wir brauchen ein Gegengewicht zur Totalbeeinflussung durch die
elektronischen Medien. Das könnte die Schule sein, oder Bücher!
Kann es eine Sprache ohne Genitiv oder ohne etwas Vergleichbares geben?
Sollte das Unterrichtsfach Deutsch nicht dazu dienen, sich in gutem Hochdeutsch
genau, geschickt und angemessen auszudrücken, auch mit Fremdwörtern, wo diese
sinnvoll sind? Sollte man nicht lernen, sich der vielfältigen Möglichkeiten des
Deutschen zu bedienen? Statt dessen benutzet unser Staat heute die Schulpflicht,
um die eigene Sprache zu zerstören!
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eingetragen von Gast am 03.05.2004 um 10.20
Ich vermute mal, daß Sie, Herr Schäbler, diesen Beitrag eingestellt haben,
weil ''gestur'' dieses Buch erwähnt hat. Ich selber kenne es nicht.
Vermutlich auch, um damit auf meine Beiträge zu reagieren. Allerdings sind
die entsprechenden Zitate etwas aus dem Zusammenhang gerissen, so daß Fragen
offenbleiben:
Zum Zitat on W. Betz:
Was ist hier mit ''moralisch'' gemeint? Habe ich dieses Wort in meinen
Beiträgen verwendet? Was ist ''linguistisch''? Ist das nur ein anderes Wort
für ''sprachwissenschaftlich''? Ausgehend von den Reformern habe ich eher
den Eindruck, daß Linguisten eher Ideologen denn Wissenschaftler sind!
Auch Medizin kann ideologisch angehaucht betrieben werden, genauso wie die
Sprachwissenschaft! Desweiteren ist auch ''Moral'' nicht eindeutig, letztlich
versteht jeder unter diesem Begriff etwas anderes.
Wenn man in einer Mode eine Entwicklungstendenz sehen will, dann ist es eben
eine Entwicklungstendenz. Dies ist auch willkürlich. Gibt es eine objektive
Definition des Begriffs (sprachliche) Entwicklungstendenz?
Man kann auch nach etwas suchen und, weil man es nicht findet, einen gerade
aktuellen Aspeckt der Gegenwartssprache als Entwicklungstendenz
herausstellen und ihn damit wichtiger machen als er ist. Dieses Suchen nach
einer Entwicklungstendenz kann also auch die Sprache selbst beeinflussen:
Man stellt einen bisher nebensächlichen Aspekt als Entwicklungstendenz hin.
Leute, die immer gerne an vorderster Front stehen wollen, greifen diesen Aspekt
auf und beißen sich daran fest. Medien übernehmen das und verbreiten es. Jetzt
behauptet man, die Sprache hätte sich in eine bestimmt Richtung ''entwickelt''.
Ich finde, eine solche Vorgehensweise ist unseriös!
Kann sich eine Sprache wie das Hochdeutsche überhaupt entwickeln?
D. h., wenn man unter einer Entwicklung eine Verbesserung oder Erweiterung
der Ausdrucksmöglichkeiten versteht, kann sich eine Sprache wie das
Hochdeutsche überhaupt noch entwickeln?
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eingetragen von Gast am 03.05.2004 um 08.12
Ich finde die neue Rechtschreibreform war das überflüssigste überhaupt!
Gruß aus dem Saarland
AngelinBlue
http://www.magicvision-design.de
AngelinBlue
Wadgassen
eingetragen von margel am 30.04.2004 um 12.25
"Bildung hat mich schon immer interessiert." (B. Eligmann in einem Interview)
eingetragen von margel am 28.04.2004 um 15.29
Lieber Norbert, das stimmt schon: Die Verursacher sind hier auch die, wenn auch nutzlosen, Reparateure. Davon leben die. Mir fällt wieder der schon einmal zitierte Lehrlingsspruch ein: "Meister, die Arbeit ist fertig, soll ich sie gleich reparieren?"
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.04.2004 um 14.05
Müßte das nicht "Schaden-Verursacher-Team" heißen?
Immerhin nimmt sich die Versicherung der Behebung des Schadens an.
__________________
nos
eingetragen von margel am 28.04.2004 um 14.00
Ein Brief meines Haftpflicht-Versicherers ist unterzeichnet mit "Ihr Schaden-Team". Das wäre doch auch ein treffender Name für die Rechtschreibkommission.
eingetragen von Gast am 27.04.2004 um 16.00
ludmila wolf ist paulo coelho
he
da
eingetragen von Gast am 27.04.2004 um 11.16
Sehr geehrter gestur,
bitte nennen Sie mir die Stellen, auf die Sie sich beziehen. Mir war nicht
klar, warum Sie besagte Fachliteratur angegeben haben. Sie reden von
Sprachveränderungen, ich von Rechtschreibung! Rechtschreibung muß nicht
notwendig Sprachveränderungen nachzeichnen, Sprachveränderungen können auch
dergestalt sein, daß sie die Rechtschreibung nicht tangieren.
Es wäre daher wichtig, nicht pauschal von Sprachveränderungen zu sprechen,
sondern zu sagen, welcher Art die Sprachveränderung ist.
Rechtschreibung ist für den Leser, der Autor gibt dadurch u. a. Informationen,
die in der gesprochenen Sprache durch die Situation bekannt sind oder
nachgefragt werden könnten. Ich lehne Veränderungen der Rechtschreibung ab,
über Sprachveränderungen habe ich keine Aussagen gemacht. Werter gestur,
ich bitte Sie, meine Texte etwas genauer zu lesen.
Übrigens kann man sich auch mißverstehen, wenn man dieselbe Sprache spricht!
Die Aufspaltung der indogermansichen Sprache -- Gab es die als EINE Sprache
überhaupt, oder war die nicht viel mehr nur eine Dialektfamilie? -- war also
gewiß nicht der Anfang ALLER Mißverständnisse. Leider ist das Indogermanische
nur rekonstruiert worden, d. h. niemand weiß, wie es wirklich war. Deshalb
kann man es auch nicht wieder einführen!
Auch müssen Sachverhalte, die als Sprachveränderung angesehen werden, noch
lange nicht neu sein, eventuell gibt es sie schon lange, wurden aber nicht
beachtet. Außerdem ist es immer möglich, zu versuchen, aus der Mode gekommene
Begriffe wieder in die aktuelle Sprache einzuführen:
Aus einem meiner Texte für das Gästebuch des VRS
zur Diskussion über das Thema ''Mit dem Herz'' oder ''mit dem Herzen''
zum Beitrag von Herrn Riebe vom Dienstag, den 25.11.2003, 11:10:
Weglassen von Flexionsendungen
Eine Sprache bietet eine Reihe von Ausdrucksmöglichkeiten, der jeweilige
Sprecher sucht sich situationsbedingt eine davon aus. Andere Sprecher suchen
sich andere aus. Es mag sein, daß bestimmte Möglichkeiten häufiger benutzt
werden als andere, das heißt aber noch lange nicht, daß die anderen
Ausdrucksmöglichkeiten deswegen nicht mehr benutzt oder gar verstanden werden.
Das bedeutet auch noch nicht, daß man daraus schon einen ''Sprachwandel''
ableiten könnte. Man ist da viel zu voreilig!
Eine Sprache ist also eher einem Baukasten vergleichbar, aus dem man
sich passend erscheinende Teile aussucht, um das gewünschte Spielzeug
daraus zusammenzusetzen bzw. die intendierte Bedeutung auszudrücken.
Wenn also bestimmte Bausteine nicht oder nur selten benutzt werden, so
gehören sie doch immer noch zum selben Baukasten! Für den Aufbau eines
neuen Spielzeugs werden sie dafür vielleicht umso dringender benötigt,
je nachdem wie weit der Sprecher in seiner Entwicklung fortgeschritten
ist.
Eine Sprache besteht doch nicht nur aus dem, was aktuell von einer
Mehrheit gesprochen wird, sondern auch noch aus dem, was zwar nicht mehr so
häufig gesprochen, aber trotzdem noch verstanden wird. Letzteres mag zwar
seltsam, sprich ''altertümlich'' klingen, doch auch manches, was heute
''modern'' erscheint, klingt eher seltsam.
Es ist natürlich immer möglich, daß Formen, die für einige Zeit weniger
gebräuchlich waren, wieder ''reaktiviert'' werden, z.B. durch Sendungen
im Fernsehen oder weil Menschen bewußt verhindern wollen, daß solche
Ausdrucksmöglichkeiten aussterben. So hat z.B. eine Mitstudentin das Wort
''alldieweil'' desöfteren benutzt, weil sie damit verhindern wollte, daß
es ausstirbt. Laut meinem Schülerduden bedeutet dieses Wort ''weil'', was
natürlich kürzer und daher sprachökonomischer ist! Dies gilt auch für das
Weglassen von Flexionsendungen, kann dann aber zu Mißverständnissen führen,
oder dazu, daß die Wortstellung die in der Flexionsendung ausgedrückte
Bedeutung mit übernehmen muß. Das führt dann zu einer Verringerung der
Flexibilität der Sprache. Wo also Flexibilität, Ausdruckssicherheit,
Unmißverständlichkeit und ein gewisses Niveau sowie Poesie nötig sind,
wird man auch die klassischen Formen finden.
Man sollte also zwischen der Benutzung einer Sprache im Alltag, in der das
Prinzip der Ökonomie zur Geltung kommt, sowie der Benutzung ein und derselben
Sprache in z.B. der Literatur, in der andere Prinzipien zum Tragen kommen,
unterscheiden. Es ist faszinierend, daß ein und dieselbe Sprache beides
abdecken kann!
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eingetragen von gestur am 27.04.2004 um 10.14
sollte man konsequent in etwas größeren Zeiträumen denken und erkennen, daß die Aufspaltung der vor 5000 Jahren einheitlichen indogermanischen (die englischsprechenden Forscher sagen indoeuropäischen) Sprache der Anfang aller Mißverständnisse war. Wenn man Sprachveränderungen ablehnt, sollte man für die Wiedereinführung der gemein-indoeuropäischen Sprache eintreten, aber dann bitte in ganz Europa und Indien, zumindest in der EU. Allerdings müßten dann für viele seitdem entstandene neue Begriffe indoeuropäische Namen festgelegt werden, und das logischerweise europa-einheitlich. Es gibt viel zu tun, warten wir es ab.
eingetragen von Gast am 27.04.2004 um 10.05
Wer hat denn die Reformer beauftragt?
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eingetragen von Gast am 27.04.2004 um 09.59
Werter gestur,
ich lehne wissenschaftliche Fachliteratur nicht pauschal ab. Ich habe z. B.
ein Fachbuch, Gerhard Wolff, Deutsche Sprachgeschichte, in dem auch etwas über
Sprachveränderungen und Rechtschreibreform steht, nebst einem Beitrag des
Reformers Nerius. Selbst wenn ich glücklicherweise kein Sprachwissenschaftler
bin, so sind in seinem -- wohlgemerkt fachlichen -- Beitrag soviele Dummheiten
und Verdrehungen enthalten, die man mit dem normalen Menschenverstand leicht
als solche erkennen kann, daß man sich fragen muß, worin denn die fachliche
Kompetenz dieses Herrn liegt. Ich habe diese Buch nicht vollständig gelesen,
hatte aber den Eindruck, daß es manipulativ geschrieben war, z. B. wurde ohne
Begründung das Hochdeutsche angegriffen, so als ob es selbstverständlich wäre,
daß das Hochdeutsche schlecht sei. In einem Lehrbuch erwarte ich dafür aber
eine objektive Begründung. (Auch in den hessischen Rahmenrichtlinien Deutsch
aus den 70er Jahren finden sich solche Angriffe gegen das Hochdeutsche.)
Das von Ihnen vorgeschlagene Buch heißt ''Tendenzen in der deutschen
Gegenwartssprache''. Eine Tendenz kann sich ändern, kann sich sogar in ihr
Gegenteil verkehren, Veränderungen müssen nicht zwangsläufig Bestand haben.
Vieles sind nur Moden, die die Sprachwissenschaftler zu wichtig nehmen,
schließlich müssen sie ja mit irgend etwas Geld verdienen. Bei der
Rechtschreibung geht es aber um die Normung von Schreibung, hier ist es nicht
sinnvoll, Moden zu folgen. Gesprochene Sprache und Schriftsprache sollte man
bis zu einem gewissen Grade getrennt voneinander behandeln.
Auch wissenschaftliche Fachliteratur sollte man kritisch hinterfragen, denn
genau das ist Wissenschaft. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der
Wissenschaften, daß diese von Ideologien vereinnahmt werden, siehe z. B. die
Genetik in Rußland vor einigen Jahrzehnten. Von einer unabhängigen Wissenschaft
kann also nicht die Rede sein, auch nicht bei uns.
Ich finde es aber schade, daß Sie sich nicht mehr an der Diskussion
beteiligen wollen, weil andere Diskutanten anderer Meinung sind und diese auch
begründen können. Ähnlich war das vor einiger Zeit auch mit Herrn Wrase.
Als Reformgegner sollten wir uns nicht gegenseitig bekämpfen!
Was ist so schlimm an Traditionen
Auf anderen Gebieten ist man stolz darauf, wenn man mit langer Tradition
werben kann. Es ist schlimm, daß es die Reformer geschafft haben, den Begriff
Tradition mit einem negativen Touch zu belegen.
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eingetragen von Gast am 27.04.2004 um 09.29
Zum Eintrag vom 26.04.2004, 12:21, Worum geht es wirklich?
Was motiviert gewisse Personen, die Reform zu verteidigen?
Einiges dazu habe ich in meinem Eintrag ''Rechtschreibung und Tradition''
vom 26.04.2004, 14:56 schon geschrieben.
Wer lesen gelernt hat, kann gar nicht anders, als zu lesen, wenn ihm ein Text
unter die Augen kommt. Dies gibt denjenigen, die deformiert schreiben, eine
gewisse Macht über den andern. Wird eine Reform staatlich verordnet, so ist dies
gleichbedeutend mit der Legalisierung von optischem Mobbing! Natürlich suchten
diese Peiniger dann nach Gründen, um ihr Tun zu rechtfertigen, und wenn es keine
nachvollziehbaren Gründe gibt, dann benutzt man eben irgendwelchen Schwachsinn.
Wenn in der Schule ein Kind geärgert wird, dann werden die Peiniger ebenso
reagieren. Man muß eben irgend einen Grund nennen. An der Reaktion erkennt der
Peiniger dann, wes Geistes Kind der Lehrer ist. Leider dürfen solche Peiniger
heute nicht mehr bestraft werden. Das ist dann moderne Pädagogik!
Haben wir Reformgegner etwas übersehen?
Zuerst: Es ist wichtig, daß diese Frage gestellt wird!
Es besteht die Gefahr, daß man nach dem, was man übersehen zu haben glaubt,
sucht und sucht und nie zu einem Ende kommt, weil es das Gesuchte nicht gibt.
Hätten wir etwas übersehen, so hätten die Reformbefürworter uns darauf
aufmerksam machen können, aber das haben sie nicht getan. Ihr ganzes Verhalten
ist so, als ob es etwas total Selbstverständliches gäbe, es aber nie
ausgesprochen wird. Dies ist ein psychologischer Trick, er führt zur
Verunsicherung des Gegners, besonders wenn dieser lautere Absichten hegt.
Ich denke, als Grundregel in einer Demokratie sollte gelten, daß die Argumente
auf den Tisch kommen müssen, was nicht gesagt wird, ist irrelevant.
Wir Reformgegner haben argumentiert, die Reformbefürworter haben sich über
unsere Argumente lustig gemacht. Wir haben das Gespräch gesucht -- ich habe
den Eindruck, daß wir hier im Forum mehr Gesprächsbereitschaft gezeigt haben,
als dies der Sache zuträglich war -- wenn es also noch etwas gäbe, was die
Bewertung der Rechtschreibreform durch die Reformgegner relativieren könnte,
hätten das die Befürworter ansprechen müssen.
Muß sich wirklich niemand schämen, wenn er anfangs mit Freude das Reformwerk
begrüßte?
Man hätte sich zuerst einmal fragen müssen, weshalb überhaupt eine Reform
nötig ist bzw. durchgeführt wird. Am Vergleich mit dem Englischen, dessen
Orthographie schon eine 500jährige Tradition aufweist und das heute aktueller
ist denn je, hätte man erkennen können, daß eine Reform der Rechtschreibung,
die ja erst etwa 100 Jahre besteht, gar nicht nötig ist. Aussprache und
Schreibung klaffen im Englischen viel weiter auseinander als im Deutschen,
trotzdem kommen wir Deutschen mit der englischen Schreibung sehr gut klar,
die Omnipräsenz englischer Wörter beweist dies.
Die Beherrschung einer Orthographie ist auch eine Frage der Vertrautheit,
eine Veränderung kann deshalb nie zu einer Verbesserung des Umgangs mit
Rechtschreibung führen.
Wer die Reformvorschläge im Fernsehen und die Art und Weise, wie die
Reformbefürworter dort aufgetreten sind, gesehen hat sowie ihre Artikel in
den Zeitungen gelesen hat, der hätte mißtrauisch werden müssen, ob solche
Leute wirklich die Ziele verfolgen, die sie vorgeben. Man hatte den Eindruck,
daß durch die Reform alles möglich würde, in der Schreibung, aber auch weit
darüber hinaus, z. B. sollten dadurch Legastheniker bessere Chancen erhalten.
Es gab auch genügend Leute, die schon sehr früh vor einer Reform gewarnt
haben.
Die Reform ist sinnentstellend, und dies ist auch leicht zu sehen. Spätestens
wenn man das erkannt hat, müßte man sich gegen die Reform wenden, so man lautere
Absichten hat. Leider hat die nicht jeder!
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eingetragen von margel am 27.04.2004 um 08.07
Da scheint sich schon wieder einer dümmer zu stellen, als er ist. Das ist gar nicht so einfach. Wer "Fassade" und "kommunizieren" richtig schreiben kann, dem nimmt man kaum ein "den" statt "denn" ab... "Neue Rechtschreibreform" trifft den Nagel auf den Kopf. Ist sie doch die uneingestandene Wunschvorstellung der Reformer, die ihren Auftrag ad infinitum verlängert sehen möchten.
eingetragen von Norbert Schäbler am 26.04.2004 um 23.40
Ich habe nie bestritten, daß es in der Deutschdidaktik hervorragende Ansätze gibt, und ich bin für jeden Tip bzgl. Fachliteratur äußerst dankbar.
Allerdings ist es mir ein großes Anliegen, darauf hinzuweisen, daß viele der schöpferischen Gedanken einfach verschwinden, weil sie nicht in die Schablone der vorgefertigten öffentlichen Meinung passen und folgerichtig keinen Niederschlag finden in der Lehre.
Durchforsten wir doch einmal die Lehrpläne nach wertvollem Gedankengut! Dokumente sind doch inzwischen reichlich vorhanden.
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nos
eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 21.05
Ich habe gerade im Internet die Abkürzung a.D. gesucht - ich wußte nicht, ob sie mit oder ohne einem Leerschritt zwischen den Buchstaben geschrieben wird - tja, für Sie alle wahrscheinlich unverständlich, aber ich kann Ihnen versichren - es gibt genügend Menschen, denen die Kommunikation untereinander sehr wichtig ist - wichtiger als die perfekte Rechtschreibung. Wenn ich Ihre schlecht aufbereitete Internetseite und die grafische Gestaltung mit den vielen Schriften sehe, fällt mir der u.a. dumme Spruch ein, den ich auf Ihren (von einem Nutzer) Seiten gesehen habe. Alle die nur die "Alte Rechtschreibung" und sonst nichts anderes mehr im Sinn haben, haben mein Mitgefühl! Ich bin so frei und kann für mich die "Neue Rechtschreibreform" nur positiv sehen, denn keiner hat mehr die Sicherheit - daß er denn so perfekt ist und keine Fehler mehr macht. Die Wichtigkeit ist fort - es gibt auch denen in unserer Gesellschaft
eine Chance frei zu kommunizieren - es wird mehr auf den Inhalt geachtet, als auf die Fassade! Die Kultur ändert sich und paßt sich der Gesellschaft an - wir sind nun mal Multi-Kulti und wenn wir schon im I-Zeitalter sind und kaum noch miteinander Sprechen, sollten wir uns doch offener der E-Mail und SMS Kommunikation zeigen und nicht nur die "Alte Rechtschreibung" als Kultur bezeichen. Kultur ist immer im fluß und bestimmt durch Änderungen!
Orthographie und Interpunktion waren immer das einzige
was ich einigermaßen beherrschte.
Wenn diese beiden Tugenden plötzlich nichts mehr gelten,
stehe ich vor dem Nichts.
Ich kann ja nicht mal ordentlich skilaufen.
Harry Rowohlt
(von Heide Kuhlmann, die auch Fehler macht - die ich aber nicht schlimm finde)
Man beachte das folgende:
Gmäeß eneir Sutide eneir elgneihcsn Uinisterävt, ist es nchit witihcg
in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige
was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der
ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien,
tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht
jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
Lebien Gurß
PS. Ich möchte keine Korrektur meines Beitrages - ich weiß um meine nicht richtige Schreibweise - aber es würde mich freuen, wenn Sie den Inhalt verstanden haben und auch mal kurz über eine andere Sichtweise nachdenken!
Gert Hildebrandt
eingetragen von gestur am 26.04.2004 um 18.43
An einer Diskussion, die wissenschaftliche Fachliteratur pauschal ablehnt und durch Meinungen ersetzt, kann ich mich nicht mehr beteiligen. Das dürfte nicht nur mir so gehen.
eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 17.01
Man kann Veränderungen auch herbeireden bzw. -schreiben. Bedenkt man die Rolle der Linguistik bei
der Rechtschreibreform, so sollte man Arbeiten, die Veränderungen der Sprache zum Inhalt haben, doch sehr
hinterfragen. Offenbar ist Wissenschaft heute, gerade die Sprachwissenschaft, nicht mehr objektiv!
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eingetragen von gestur am 26.04.2004 um 16.49
Standard-Fachliteratur:
Peter Braun, Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache, Verlag W. Kohlhammer, Urban-Taschenbücher, 15,34 €
(Prof. Dr. Peter Braun lehrt Sprachwissenschaft und Sprachpädagogik an der Universität Essen.)
eingetragen von Norbert Schäbler am 26.04.2004 um 14.10
Lieber Gast!
Meine Argumentation ist der Ihren sehr ähnlich, wobei ich zusätzlich über das „Tradieren“ selbst nachdenke. Das Vermitteln und Übermitteln von Bewährtem und Wertvollem ist doch sehr wichtig.
Bei meinen Untersuchungen habe ich allerdings feststellen müssen, daß Schriftsprache – damit meine ich das Geschriebene und das zu Schreibende – in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Wertschätzungsverlust hinnehmen mußte.
Die Rechtschreibreform, auf deren heute vorliegende Ergebnisse (bewiesenermaßen!) jahrzehntelang hingearbeitet wurde, hat Fakten geschaffen, die sowohl die Einstellung zum adressatenbewußten Schreiben massiv beeinträchtigen, als auch das hochwertige Schriftgut der Vergangenheit und Gegenwart entwerten und entstellen.
Es muß uns bewußt sein, daß es sich bei der Rechtschreibreform nicht um ein Zufallsprodukt, sondern um absichtsvolles politisches Kalkül handelt! Die Verursacher sind bekannt.
Daneben habe ich in der zurückliegenden Zeit immer wieder auf die Tatsache hingewiesen, daß sich die Wissenschaft der systematischen Entwertung nahezu widerstandslos beugt. Scheinbar gibt es zu wenige Traditionalisten in der Riege derer, deren Aufgabe es ist, eine Sache angemessen, neutral und objektiv zu untersuchen.
Es wäre höchste Zeit, daß man dort, wo Versuch und Irrtum; dort wo Experimentieren, Verwerfen und Erkennen an der Tagesordnung sind, eine geistige Kehrtwende betreibt.
Es gilt, das ideologische Fahrwasser zu verlassen, die verheerenden Fehler der Vergangenheit offen einzugestehen und wieder stromaufwärts zu rudern!
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nos
eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 12.56
Sehr geehrter gestur,
wie kann Rechtschreibung falsch sein?
Rechtschreibung = die rechte Schreibung = die richtige Schreibung
Die Reformschreibung ist keine Rechtschreibung, sondern eine
Hörigkeitsschreibung! Und eine solche kann der Grammatik widersprechen oder
ihre Regeln Widersprüche enthalten. Das wissen alle ihre Anhänger. (Schüler
kann man nicht als Anhänger der Reform bezeichnen, sie sind ihre Opfer!)
Es ist eben ''cool'' oder ''hip'', sich dem Richtigen zu widersetzen. Und bei
der Rechtschreibung kann man das tun, ohne dafür bestraft zu werden. Man ist
sozusagen gleichzeitig systemkonform und aufmüpfig! Billiger kann man
Widerstand nicht bekommen! (Man beachte, wirklicher politischer Widerstand
trägt auch das Risiko der Verhaftung oder gar des eigenen Todes in sich!) Die
Rechtschreibreform wurde psychologisch sehr geschickt eingeführt, wir sollten
die Reformer nicht unterschätzen!
Offenbar kann die Rechtschreibung (hier besser die gültige Schreibnorm) von
Einzelpersonen, die sich zudem nicht der wissenschaftlichen Diskussion stellen
und Fehler nicht eingestehen wollen, in diktatorischer Weise geändert werden.
Ein Volk entscheidet überhaupt nicht mehrheitlich, wie es ''seine'' Sprache
schreiben will! Das ist eine Illusion! Eine Sprache gehört auch nicht nur
einem Volk, sondern eventuell mehreren Völkern, z. B. Deutschen, Österreichern,
aber auch Menschen, die sprachlich einem anderen Volk zugehörig sind, aber
Deutsch als Fremdsprache gelernt haben. (Die Aussage des Bundestages, wonach
''Sprache dem Volk gehört'', ist etwas zu kurz gegriffen. Auch der Bundestag ist
nicht das Volk!)
Eine Sprache ist kein Ding, sie kann deshalb auch niemandem gehören, auch nicht
einem Volk!
Würde ein Volk mehrheitlich darüber entscheiden können, wie es seine Sprache
schreiben will, so wäre es u. U. möglich, daß es in einer Volksabstimmung eine
Veränderung der Schreibweisen bestimmt -- ganz demokratisch -- und das Ergebnis
ist ein Kompromiß: widersprüchlich, ungrammatisch, willkürlich, mehrdeutig,
usw., der sich letztlich nicht oder nur teilweise durchsetzten wird.
Auch in der Demokratie gibt es einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis!
Ich habe auf diese Probleme schon in anderen Beiträgen hingewiesen, aber
offenbar werden die nicht gelesen oder nicht verstanden.
Sie definieren ''natürlich'' über die Praktiken der Mehrheit? Ist Ihnen noch
nicht aufgefallen, daß auch eine Mehrheit zu ''unnatürlichen'' Praktiken
gezwungen werden kann. Dies geschah im letzten Jahrhundert in Deutschland
auf politischem Gebiete mehrfach, mit den bekannten Folgen!
Beitrag vom 23.04.2004, 23:43, Alles nur Sitten und Gebräuche?
Die Reformer können immer etwas als altmodisch hinstellen, das darf uns aber
nicht dazu verleiten, daraus abzuleiten, daß die Prämisse (Rechtschreibung und
Grammatik sind Gepflogenheiten, Sitten und Gebräuche) falsch ist.
(Natürlich sind Rechtschreibung und Grammatik nicht nur -- aber auch --
Gepflogenheiten, Sitten und Gebräuche, sondern weit mehr, schließlich steht ja
eine Entwicklung, eine Art Evolution dahinter.) Aber das konnte nur stattfinden,
weil es eben tradiert wurde.
Man kann auch bestimmte Menschen schlechtmachen, auch wenn diese gar
nichts getan haben. Sowas ist ein krimineller Akt. Genauso sind die Reformer
Verbrecher, eben weil sie die Rechtschreibung (d. h. die klassische
Rechtschreibung, natürlich nicht die Deformschreibung) schlechtmachen.
Sie lassen sich zu sehr von der Argumentation der Reformer beeinflussen!
Warum soll Tradition altmodisch sein? Tradition kann aber verhindern, daß
man unausgegorenen Ideologien nachläuft. Dem steht nicht entgegen, daß sich
auch Traditionen einmal überlebt haben können.
Die Reformer nutzen -- psychologisch geschickt -- aus, daß Menschen
nicht gerne ''altmodisch'' sein wollen, um sie in ihre Richtung zu manipulieren.
Das ist eben gerade nicht ''natürlich'', es ist die Absicht der Reformer!
Es geht bei der Rechtschreibung nicht darum, was die Reformer oder andere
sagen oder denken, sondern darum, was sich über Jahrhunderte als zweckmäßig und
damit richtig herausgestellt hat.
Wenn Sie erwarten, daß etwas ''absolut'' richtig oder falsch ist, dann gibt es
''richtig'' oder ''falsch'' nicht. Diese Begriffe sind, wie alles, relativ, sie
beziehen sich auf ein Regelwerk oder auf Sachverhalte. Diese können von anderen
Menschen auch anders gesehen oder interpretiert werden. Die Tradition sagt mir,
was andere vor mir schon als richtig erachtet haben, was sich seit Jahrhunderten
als zweckmäßig herausgestellt hat. Wenn ich Kontinuität will, wenn ich will,
daß auch andere von diesen im System verankerten Erkenntnissen profitieren, dann
führe ich die Tradition fort. Das Wichtige ist aber die Kontinuität, alles
andere ist nebensächlich, ist oberflächlich, ist unwesentlich!
Tradition auf dem Gebiet der Rechtschreibung gibt uns die Möglichkeit,
das, was andere viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vor uns geschrieben
haben, lesen und verstehen zu können und daß das, was wir heute schreiben,
auch in Zukunft gelesen und verstanden wird. Das ist wichtiger als alles
demokratische Gehabe bei der Festlegung von Schreibungen. In englischsprachigen
Ländern hat man das begriffen. Solange das Englische so geschrieben wird, wie
es derzeit geschrieben wird und wie es seit ungefähr 500 Jahren geschrieben
wird, wird Englisch -- meines Erachtens -- eine Weltsprache sein. Sobald man
es reformieren wird, wird es diese Stellung verlieren!
Tradition ist der Schlüsselbegriff für die Erkenntnis des Sinnes von
Rechtschreibung.
Tradition ist der Ausweg aus Ihrem Dilemma, wonach für den Fall, daß
Rechtschreibung und Grammatik keine Teilgebiete der Wissenschaft, sondern nur
Untersuchungsobjekte sind, für die es die Begriffe ''richtig'' und ''falsch''
nicht gibt, alles nur Meinung, nur Ansichtssache, ist, über die am Ende die
Politiker entscheiden dürfen und müssen.
Werter gestur, Ihrem Beitrag vom 26.04.2004, 12:18, Schule, Verwaltung und das
richtige Leben, stimme ich zu!
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eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 10.33
Man sollte genau wissen wie man sich verhält man erwartet ja auch von seinen Mitmenschen das sich ordentlich der eigenen Person gegenüber verhalten!!Also man sollte nicht überttreiben aber ein gewisses Benehmen sollte man schon haben!!
Mit freundlichen Grüßen Mandy Hansen
Mandy Hansen
Alsterbogen 18
eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 10.21
Was ich mich schon lange frage ...
Weshalb ist es nicht möglich, mit bestimmten Personenkreisen eine rein sachliche Auseinandersetzung über die inzwischen gut dokumentierten Fehlleistungen der sogenannten Reform zu führen?
Auf meinen ausgedehnten Spaziergängen mit meinem kleinen Hund beschäftigt mich häufig die Frage: Was motiviert gewisse Personen, die Reform so zu verteidigen, als ginge es um Sein oder Nichtsein? Weshalb werden berechtigte Kritikpunkte als Polemik abgetan, Kritiker persönlich verunglimpft? Worum geht es hier wirklich? Wohl kaum allein um die Rechtschreibung!
Da frage ich mich:
Können die Befürworter der Reform ihre Schwachpunkte nicht erkennen? Ist Sprachgefühl etwas, das nur wenige Menschen besitzen?
Oder wollen sie es nicht sehen? Werden hier Standeskämpfe ausgefochten?
Träfe ersteres zu, erfasste mich großes Unbehagen. Schließlich handelt es bei dem Befürworterkreis nicht gerade um „ungebildete“ Personen, eine gewisse Intelligenz müßte man also voraussetzen können. Ist es damit doch nicht so weit her?
Ist zweiteres der Beweggrund, drängen sich Fragen auf wie: Welche Vorteile bringt die Reform, die wir als Kritiker bislang übersehen haben könnten? Wirtschaftliche Vorteile hat sie wohl nur einigen wenigen gebracht. Einen Orden hat sich bislang auch niemand verdient, der sich für die Änderungen eingesetzt hat. Weshalb macht sich ein Politiker für die Reform stark? Oder der Herausgeber einer Apothekerzeitschrift? Oder ein Gewerkschaftsfunktionär?
Wie kommt es, daß in Publikationen renommierter Kinder- und Jugendbuchverlage eine Willfährigkeit gegenüber den Vorschriften der Reform herrscht, die zu haarsträubenden (warum eigentlich reformerisch nicht „Haar sträubenden“?) Schreibweisen führt? In den Redaktionen sitzen doch Personen, die des Deutschen mächtig sind, das haben frühere Publikationen bewiesen!
Noch einmal die Frage: Woher kommt die Willfährigkeit, mit der bis heute selbst Kann-Vorschriften verwirklicht werden? Was bleibt hier auf der Strecke: Der Verstand? Die Zivilcourage? Das eigenständige Denken? Das Verantwortungsbewußtsein? Die Fähigkeit, umzukehren? Weiter um jeden Preis, und wenn es in den Abgrund geht? Alles Alte ist schlecht? Wir irren uns nie?
Hatten wir das alles nicht schon einmal – wenn auch in Dimensionen, gegen welche die „Rechtschreibreform“ geradezu nichtig erscheint? Dennoch: Hat dieses „Spiel“ nicht doch einen gemeinsamer Nenner als Ursache? Eines Tages werden sich alle darüber wundern, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Wann wird das sein? Bei wem werden wir dann die Schuld suchen?
Zugegeben, es dauert etwas länger, bis man merkt, was die Reform wirklich bewirkt und daß sie nicht praxistauglich ist. Inzwischen fängt auch in der Lehrerschaft ein Umdenken an. Niemand muß sich schämen, wenn er anfangs mit Freude das Reformwerk begrüßte und zu verwenden suchte. Wer jedoch heute noch immer stur daran festhält mit dem Einwand, das Experiment sei gelungen, der setzt sich nolens volens dem Verdacht autoritär-kulturverachtenden Denkens beziehungsweise bodenloser Dummheit aus. Gibt es eine dritte Version? Vielleicht bin auch ich auf einem Auge blind – aus Kummer über die Verstümmelung meiner Muttersprache. Denn um eine solche handelt es sich. Nicht allein um die Orthographie geht es, das haben wir ja inzwischen erkannt.
Vielleicht vermag mir jemand mit seinen Gedanken die meinigen klären helfen.
Für den Menschen scheint allgemein eine der schwierigsten Übungen die folgende zu sein: einen Weg in Demut zurückzugehen, der sich als der falsche erwiesen hat. Zu sagen: Ich habe mich geirrt! ist offensichtlich ein unaussprechlicher und vor allem schwer zu schreibender Satz.
Karin Pfeiffer-Stolz
Schneidhausener Weg 52, 52355 Düren
eingetragen von gestur am 26.04.2004 um 10.18
Anscheinend denken Ministerialbeamte nur an Schüler und Beamte und Verwaltungsangestellte als Schreiber.
Schule: Eine ganze Klasse schreibt nur für einen einzigen Leser, den Lehrer, und der muß alle Aufsätze lesen, weil sie benoten muß.
Verwaltung: Beamte und Behördenangestellte schreiben nur für den Empfänger ihrer Bescheide, und der muß den Bescheid lesen, egal wie unverständlich und mißverständlich der ist, weil er eventuell Widerspruch einlegen muß. Von Mißverständnissen leben die Rechtsanwälte.
Das richtige Leben: Ein Schreiber schreibt für möglichst viele unbekannte Leser, und er muß so schreiben, daß die es gerne lesen und leicht verstehen, denn sonst liest es niemand. Im richtigen Leben muß der Schreiber von Anfang an zugleich Leser sein und schon beim Entwurf auf leichte Lesbarkeit und Verständlichkeit und Freiheit von möglichen Mißverständnissen achten.
Deswegen taugt die reformierte Rechtschreibung nicht für das richtige Leben. Und deswegen taugt die in der Schule gelehrte und vorgeschriebene neue Rechtschreibung nicht für das richtige Leben. Non vitae sed scholae discitur.
eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 09.02
Nochwas zum Beitrag von 22.04.2004, 14:16, ... abwimmeln ohne Diskussion
Herr Jacobsen suggeriert in seinem Brief eine Trennung, die ''in freier Wildbahn'' der Schreib- bzw. Lesepraxis
nicht vorhanden ist: Er teilt die Leute in Schreiber und Leser ein! Dabei ist jeder Schreiber gleichzeitig auch Leser,
er liest, was er gerade schreibt bzw. geschrieben hat, korrigiet es eventuell, formuliert um, usw. Diese Suggestion
ist das Gefährliche, so wird Politik gemacht!
Der Sachverhalt, daß jeder Schreiber gleichzeitig auch Leser ist, dieser Sachverhalt ist offenbar so allgemein,
daß er von den Leuten kaum mehr wahrgenommen wird.
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eingetragen von Gast am 26.04.2004 um 08.46
Ob das, was die Süddeutsche Zeitung verlost, etwas mit Mobbing zu tun hat?
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eingetragen von margel am 24.04.2004 um 07.03
Man darf nicht Rechtschreibung und Grammatik als Praktiken ( und diese meinte ich natürlich mit meiner Kennzeichnung als "Gepflogenheiten") mit der wissenschaftlichen Erforschung und Beschreibung dieser Paktiken verwechseln. Im übrigen wollen doch gerade Sie, werter gestur, das Übliche als das Richtige gelten lassen, wenn ich Sie im letzten Teil Ihrer Darlegung recht verstanden habe. Mir scheint Ihre Argumentation in sich ein wenig widersprüchlich zu sein.
eingetragen von gestur am 23.04.2004 um 21.43
Wenn Rechtschreibung und Grammatik nur Gepflogenheiten, Sitten und Gebräuche sind, können sie von den Reformern auch als altmodische Traditionen und die Reformgegner als altmodische Traditionalisten abgewertet werden. Logische Folge: Wer modern und nicht altmodisch sein will und nicht zu denen gerechnet werden möchte, die sagen: "das haben wir immer so gemacht, und das haben wir noch nie so gemacht, und da könnte ja jeder kommen", der zeigt das durch neue Rechtschreibung. Wenn die alte Rechtschreibung nur Folklore ist, schreibe ich auch neu.
Wenn Rechtschreibung und Grammatik keine Teilgebiete der Wissenschaft, sondern nur Untersuchungsobjekte sind, gibt es für sie die Begriffe "richtig" und "falsch" nicht, sondern nur die Bewertungen "üblich" und "unüblich". Dann gibt es nur Meinungen darüber, und alles ist Ansichtssache, und dann dürfen und müssen am Ende die Politiker, z.B. die Kultusminister, darüber entscheiden.
eingetragen von margel am 23.04.2004 um 20.52
1.Rechtschreibung und Grammatik sind selbst keine Wissenschaften, schon gar keine "exakten". Eher sind es Gepflogenheiten, so ähnlich wie Sitten und Gebräuche. Sie können allerdings Gegenstände von Wissenschaften sein.
2.In den Wissenschaften wird über richtig und falsch nicht durch Abstimmungen und Mehrheiten entschieden.
3.Die Frage, ob z. B. durch bloße statistische Erhebung (Google usw.) verbindliche Scheibweisen gefunden und festgelegt werden können, ist hier schon öfter behandelt worden. Zweifelhaft ist dabei allein schon die Quelle. Außerdem kann auch das Falsche häufiger als das Richtige vorkommen. Wenn wir häufiger "Leid tun" als "leid tun" finden sollten, so bleibt es falsch, nicht wegen der "Tradition", sondern wegen Sprachwidrigkeit = Systemfremdheit.
eingetragen von gestur am 23.04.2004 um 17.45
Ich zähle Rechtschreibung und Grammatik (als umkehrbar eindeutige Abbildungen aufeinander) zu den exakten Wissenschaften. In den exakten Wissenschaften ist Tradition kein Wertmaßstab, sondern nur Objekt der Geschichtsschreibung. In den exakten Wissenschaften gelten nur richtig oder falsch und eventuell größere Zweckmäßigkeit als Maßstäbe. Rechtschreibung ist dann falsch, wenn sie der Grammatik widerspricht und ihre Regeln Widersprüche enthalten. Die Sprache gehört dem Volk, folglich auch, wie sie geschrieben wird. Folglich kann die Schreibweise nicht von Einzelpersonen, die sich zudem nicht der wissenschaftlichen Diskussion stellen und Fehler nicht eingestehen wollen, in diktatorischer Weise geändert werden. Weil die Sprache dem Volk gehört, entscheidet es mehrheitlich, wie es seine Sprache schreiben will. Die bisher einfachste, wenn auch nicht fehlerfreie Meßmethode ist die Zählung mittels Google. Jede andere Meßmethode wäre wesentlich aufwendiger. Die Entwicklung der Sprache, wie sie von der Mehrheit des Volkes angewandt wird, halte ich für die natürliche und selbstätige Entwicklung. Dabei muß man immer abwarten, ob eine beobachtete Entwicklung über mindestens fünf Jahre stabil und dauerhaft bleibt.
eingetragen von Gast am 23.04.2004 um 12.06
Zum Beitrag vom 22.04.2004, 14:16, ... abwimmeln ohne Diskussion
Herr Jacobsen vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
in Kiel stellt in seinem Brief vom 19.04.2004 zwei Sichten in bezug auf die
Normung von Schreibung gegenüber, die ''der Tradition der Sprache und aus der
Rolle der Lesenden betrachtet'' sowie die der Schreibenden. Er sagt aus, daß
jede dieser Sichten zwangsläufig zu anderen Ergebnissen kommen muß. Eine
Begründung dafür bleibt er uns schuldig. Von eben jenem Ministerium hätte ich
eine Begründung erwartet. Aber muß man dabei zwangsläufig zu anderen
Ergebnisssen kommen?
Ein Wort ist ein Symbol, wie man es schreibt, ist so ziemlich egal, man darf
eine einmal festgelegte Schreibung nur nicht mehr ändern. Man könnte auch ein
Piktogramm dafür verwenden, so wie es die Chinesen tun.
Wenn man in dieser Sache eine objektive Entscheidung will, muß man sich
überlegen, auf welcher Seite eine Optimierung mehr Erleichterung bringt,
auf der Seite der leichteren Lesbarkeit oder auf der der ''leichteren''
Schreibbarkeit. Diese Frage ist aber eindeutig zu beantworten: Es wird sehr
viel mehr gelesen als geschrieben. Gelesen wird automatisch, wenn man einem
dem Lesen kundigen einen Text vorlegt bzw. wenn er ein Wort oder einen Text
sieht.
Das Problem an diesem Brief ist also nicht der Begriff ''Tradition'',
sondern die Frechheit, mit der ein Herr vom Ministerium für Bildung,
Wissenschaft und Blabla die Augen vor Tatsachen verschließt und sich
wissentlich auf die falsche Seite stellt. Vielleicht sollte man besser
den Namen dieses Ministeriums reformieren: Wahrheitsministerium würde
viel besser passen!
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eingetragen von Gast am 23.04.2004 um 10.17
Zum Eintrag vom 22.04.2004, 15:07, Reformkritiker sind keine Traditionalisten
Sehr geehrter gestur,
wie können Sie die ''natürliche und selbsttätige Sprachentwicklung'' kennen?
Was heißt in diesem Zusammenhang ''natürlich'' und was heißt ''selbsttätig''?
Und was ist daran so beleidigend, wenn man sich auf eine Tradition beruft?
Strenggenommen müßte man jetzt noch definieren, was denn unter dem Begriff
''Tradition'' verstanden werden soll.
Traditionen, die ihre Träger benachteiligen, werden sich wohl kaum lange
halten; wenn sich etwas bewährt, wird es tradiert. In diesem Sinne sind
Traditionen inhärent positiv!
Traditionen sind auch als Maßstab für die Bewertung des Neuen notwendig.
Sollte sich dieses als besser erweisen, so wird es übernommen oder mit dem
Bisherigen in irgend einer Form in Einklang gebracht. Es bestünde sogar
die Möglichkeit, daß es parallel zum Bisherigen besteht. (Im Falle von
Rechtschreibung finde ich diese Möglichkeit aber für nicht wünschenswert und
auch nicht für praktikabel.)
Aber Menschen sind leicht zu beeinflussen, sie könnten auch etwas tradieren,
von dem sie nur glauben, daß es besser ist. Dies ist das Schlupfloch, durch das
die Reformer mit ihrer Reform huschen wollen, darum gehen sie auf sachliche
Argumente gar nicht erst ein.
Wie alles, so können natürlich auch Traditionen pervertiert werden!
Oft sieht das Neue am Anfang verlockend und besser aus, seine Nachteile stellen
sich erst später heraus. Dann ist es gut, auf Traditionen zurückgreifen zu
können. Wir leben in einer Welt, in der die Menschen immer weiter entwurzelt
werden. Diese Entwicklung ist gefährlich, da sie damit anfälliger für Ideologien
werden bzw. leichter politisch verführt werden können. Das Leben einer Tradition
bietet da einen gewissen Halt, eine gewisse Richtschnur. Ich meine, diese
Funktion von Tradition in der heutigen Zeit besonders wichtig.
Ohne Tradition gibt es nur aufeinanderfolgende Moden, modische Torheiten,
letztlich ist dann alles beliebig. Und genau das ist es, was wir Reformgegner
nicht wollen!
Heute haben die Medien einen so großen Einfluß, daß sie (zumindest theoretisch)
in der Lage sein müßten, der Entwicklung der Sprache eine andere Richtung zu
geben. Dies ist dann bestimmt nicht als ''natürlich'' zu werten. Da es viele
Leute, insbesondere jüngere Menschen, als ''hip'' oder ''cool'' empfinden, sich
in wichtigen Angelegenheiten, z. B. in der Rechtschreibung, von anderen Menschen
zu unterscheiden, ist es auch möglich, unter Kenntnis dieses Sachverhalts eine
Veränderung der Richtung der Sprachentwicklung zumindest zu provozieren zu
versuchen.
Aus einem meiner Texte für das Gästebuch des VRS
zur Diskussion über das Thema ''Mit dem Herz'' oder ''mit dem Herzen''
zum Beitrag von Herrn Riebe vom Dienstag, den 25.11.2003, 11:10:
Kinder lernen ihre Muttersprache in hohem Maße auch von ihren Großeltern.
Jede Sprachveränderung in der Elterngeneration wird dadurch relativiert.
Leider wird diese Bewertungsfunktion durch die Großeltern heute zunehmend
geringer, da auch hier das Fernsehen und das Internet immer mehr Einfluß
gewinnen. Langfristig gesehen heißt Sprachpflege betreiben also auch, diesen
Einfluß zurückzudrängen.
Ich habe den Eindruck, daß die Sprachwissenschaftler unter den Reformgegnern
noch immer nicht bemerkt haben, daß alle ihre Theorien über den ''Sprachwandel''
im Zeitalter der elektronischen Medien relativiert werden müssen. Durch diese
Medien ist es möglich, ''Sprachwandel'' zu provozieren oder es zumindest zu
versuchen. Dies wäre z.B. vor 100 Jahren noch kaum möglich gewesen. So besteht
die Gefahr, daß, wenn man den ''tatsächlichen Sprach- bzw. Schreibgebrauch''
zur Grundlage für ein Wörterbuch macht, wie Herr Ickler das befürwortet, man
die Sprachgemeinschaft nur noch einem höheren Manipulationsdruck durch die
Medien aussetzt, weil, wer Sprachmanipulation betreiben will, dann seine
Vorstellungen von Sprache über die Medien den Sprechern aufzwingen muß. Gelingt
ihm das, so wird diese von ihm gewünschte Änderung zur Regel, die Manipulation
hatte Erfolg. Gelingt es nicht, so gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hatte
das Neue überhaupt keinen Einfluß oder der resultierende Effekt entsprach nicht
den Erwartungen. Auf jeden Fall wird man daraus lernen und so seine
Vorgehensweise verbessern.
Dabei ist der Begriff ''Sprachwandel'' selbst mißverständlich, impliziert
dieser doch einen Wandel der Sprache aus der Sprache selbst. Hier geht es
aber um die von außen provozierte Veränderung der Sprache durch Sprach- bzw.
Rechtschreibreformen und Medien, die man mit dem beschönigenden Begriff
''Sprachwandel'' zu kaschieren sucht. Ähnliches gilt auch für den Begriff
''Sprachentwicklung''!
Ich habe desweiteren den Eindruck, daß manche Reformgegner nur allzugerne
auf Moden in der Sprache einzugehen bereit sind, um ihre demokratische Gesinnung
-- im Gegensatz zu der undemokratischen Vorgehensweise der Reformer --
aufzuzeigen.
Sprache ist in dem Sinne demokratisch, daß jeder ihrer Sprecher an ihr
teilnimmt, sogar einen gewissen -- zumeist minimalen -- Einfluß auf sie hat;
Sprache ist in dem Sinne undemokratisch, daß sie ihren Sprechern notwendig
Regeln und Bedeutungsfestlegungen auferlegt, an die sie sich halten müssen,
wenn sie verstanden werden wollen oder wenn sie ältere Texte verstehen wollen.
Auch hier ist es natürlich immer möglich, andere Regeln und Festlegungen
einzuführen, was zu Bildung einer neuen Sprache führen kann. Da diese zumeist
nur auf wenige Sprecher beschränkt bleiben wird, sollte man da eher von einer
Geheimsprache spechen, denn wer macht sich schon die Mühe, etwas zu lernen,
was im normalen Leben keinen Nutzen bringt, es sei denn, er wird dazu gezwungen.
Erwachsene werden unter Zwang kaum etwas lernen, aber Kindern, denen der
Zwang nicht ersichtlich ist, schon. Darauf setzen die Reformer!
Wer etwas zu sagen hat und daher verstanden werden will, benutzt die klassische
Rechtschreibung, wer die Reformschreibung benutzt, hat nichts zu sagen!
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eingetragen von margel am 22.04.2004 um 15.19
"Als Privatverkäufer muß ich jede Gewehrleistung ausschließen." (Ein ebay-Anbieter)
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2004 um 14.52
Findet man bei Euch auch was für die Bildung, oder seid Ihr nur auf Konsum ausgerichtet?
Ich denke bei dieser Gelegenheit an einen weisen Ausspruch von Indira Gandhi, der sinngemäß so lautet:
Wenn Du einen Menschen lieb hast, dann kaufe ihm keine Angel, sondern lehre ihn fischen!
Und was Eure Spende angeht: Setzt was in die Bildung um, dann können sich die Menschen selber helfen. Das Stück Brot, das Ihr gebt, wird nämlich auf der Transportfahrt nach Tiefdunkelafrika trocken und setzt Schimmel an!
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nos
eingetragen von Gast am 21.04.2004 um 13.39
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Tania Hauessler
menzingerstraße 18
Bitte in diesem Forum beim Thema Rechtschreibreform bleiben.
Die Redaktion
Dominik Schumacher
eingetragen von margel am 20.04.2004 um 21.01
Die sogenannte Wiedervereinigung Deutschlands war in Wirklichkeit der Beitritt der DDR zum Bundesgebiet. Grundlage war Art. 23 GG in seiner damaligen Fassung, der anderen Teilen Deutschlands den Beitritt zur BRD ermöglichte. (Heute enthält er Regelungen in bezug auf die EU). Durch diesen "Trick" wurde Art. 146, der eine vom deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossene Verfassung als Ablösung des GG vorsah und immer noch vorsieht, umgangen. Warum wohl?
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.04.2004 um 17.16
Jetzt könnten wir uns natürlich über den Begriff „Fehler“ streiten, was ja hier im Forum schon an anderer Stelle passiert ist. Und dann könnten wir den „Fehler“ als „Verstoß“ oder als „Bockmist“ bezeichnen, was dazu führen würde, daß wir z.B. für den Begriff „Verstoß“ ein drittes Fragezeichen (???) hinzufügen würden und für „Bockmist“ die Fragezeichenkolonie um ein weiteres Teil verlängerten.
Nur: Die Schachspieler haben eine genormte Zeichenlegende. An der vergreift sich so schnell keiner - zumindest kein ehrenhafter Schachspieler zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten. Die Legende ist sozusagen international geschützt, und sie beschränkt sich auf maximal zwei Zeichen pro Spielkommentar.
Z.B. !? (= ein beachtenswerter Zug); !! (= ein ausgezeichneter Zug) ?? (= grober Fehler).
Aber wenn es Ihnen was bringt, daß ich Ihren neuerlichen Zug individuell abhake:
Dd5 (?????)
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nos
eingetragen von Gast am 20.04.2004 um 16.30
Der Wegfall der Weihnachtstage wäre der Verlust!
Irgendwann habe ich mal in Rechtskunde gelernt, daß nach der Wiedervereinigeung eine Abstimmung über
eine gesamtdeutsche Verfassung stattfinden muß. So steht es angeblich im Grundgesetz. Aber Papier ist ja geduldig!
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eingetragen von Detlef Lindenthal am 20.04.2004 um 15.24
Also, also, die Bewertung ?? kann hier gar nicht in Frage kommen, weil De5 natürlich gar kein erlaubter Zug ist, also auch kein mit ?? zu ahndender „grober Fehler“ sein kann. Der von mir gemeinte Zug muß Dd5 lauten, und ich bitte, das Versehen zu entschuldigen.
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.04.2004 um 14.51
De5 ??
Spielen Sie lieber Halma??
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 20.04.2004 um 14.28
De5?!
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.04.2004 um 10.57
Zum einen: Das mit dem Sparen von 1,9 Mrd. Euro verstehe ich auch nicht. „Sparen“ ist nämlich annähernd das Gegenteil von „ausgeben“, was gerade an Feiertagen besonders schwerfällt, weil die meisten Geschäfte geschlossen sind.
Vielleicht ist „verdienen“ oder „steigern des BSP“ gemeint.
Dann könnte man darüber noch einmal nachdenken und letztlich einen Mathematiker bemühen.
Zum anderen: auf d5 (?!) folgt e5
* Teil der Zeichenlegende, die insbesondere von Schachspielern angewendet wird.
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nos
eingetragen von Gast am 20.04.2004 um 08.18
Wie kann man durch Abschaffen eines Feiertages 1,9 Milliarden Euro einsparen? Könnte das mal einer erklären?
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eingetragen von Detlef Lindenthal am 20.04.2004 um 01.02
d5
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2004 um 22.58
... der Gegenzug auf die Eröffnung meiner Schachpartie?
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nos
eingetragen von margel am 19.04.2004 um 18.12
Jawohl, werter gestur, ohne Sein kein Dasein, ohne Dasein kein Geschäft.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 19.04.2004 um 15.12
Und uneigentlich?
eingetragen von gestur am 19.04.2004 um 14.59
Ich habe eigentlich eine tiefschürfende Betrachtung über die existentielle Bedeutung des "sein" als solches erwartet, z.B. "Ich steigere bei Ebay, also bin ich. Die Ware wird versteigert, also ist sie."
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2004 um 14.56
e4
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 19.04.2004 um 14.35
>>...wenn man noch ein Komma setzt<<
Warum nicht gleich so. In der Jugend zuwenig (zu wenig?) Schach gespielt?
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2004 um 13.45
...
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nos
eingetragen von margel am 19.04.2004 um 12.50
...dann gibt es einen möglichen deutschen Satz.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 19.04.2004 um 12.13
Mit welcher Deutung, bitte schön, soll genannter Satz „eigentlich korrekt“ (fehlerfrei) sein?
eingetragen von margel am 18.04.2004 um 14.50
Ein ebay-Anbieter: "Der Artikel wird verkauft sowie er ist."
eingetragen von margel am 18.04.2004 um 05.54
Ich denke mit Hochachtung und oft auch mit Sympathie an die meisten meiner Lehrer, beonders in der gymnasialen Oberstufe, zurück. Vor nun bald 50 Jahren ging es in der Schule keineswegs so autoritär und menschenverachtend zu, wie uns spätere Ideologen gern glauben machen wollen. Es herrschte ein ziviler, wohlwollender Umgang. Die Herren (Damen gab es an unserem "Gymnasium für Jungen" - so hieß das wirklich!- praktisch keine, bis auf "Klara", eine Chemielehrerin) waren in der Mehrzahl echte Persönlichkeiten. Natürlich blieb uns Knaben Entscheidendes verborgen, vor allem die Nazivergangenheit, die sicher in vielen Fällen latent virulent war. Nur ganz wenige zeigten aber, daß sie dem Irrtum ihres Lebens noch weiter anhingen. Die Lehrer von damals führten sich nicht als Pseudokumpel der ihnen anvertrauten Schüler auf, sondern sahen sich wohl doch in der Mehrzahl als Vorbilder. Die heute so oft angemahnte Erziehungsfunktion ergab sich quasi als Nebenprodukt. Ebenso übrigens einfallsreiche, nie bösartige Schülerstreiche, für die heute einfach die Adresse fehlt.
eingetragen von Norbert Schäbler am 18.04.2004 um 00.30
Lieber Margel,
Du weißt ja, wie das damals war. Der Köcher der Lehrer wurde niemals leer. Und der Doofe war immer der Schüler.
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nos
eingetragen von margel am 17.04.2004 um 19.10
Lieber Norbert, wenn´s bei uns in der Oberstufe langweilig wurde, gab es immer ein paar zu harmlosen Scherzen aufgelegte Mitschüler, die für Abwechslung sorgten. Einer z.B. hatte sich einen dicken, roten Pfeil ausgeschnitten, auf dem "Doof" stand. Den drehte er dann in die richtige Richtung...
eingetragen von Gast am 16.04.2004 um 14.02
Sehr geehrter Herr Lindenthal,
das von Ihnen vorgeschlagene Wort habe ich noch nie gehört. Es ist als Ersatz für das Wort ''Parameter'' auch
denkbar ungeeignet, denn dieser Begriff steht bei Programmiersprachen für mindestens zweierlei Sachen:
Formale Parameter und aktuelle Parameter. Letzere könnte man auch als ''Argumente'' bezeichen. Argumente sind
die Werte, die einer Funktion oder Prozedur übergeben werden. Formale Parameter sind Namen, über die dann in
der Funktion oder Prozedur auf die übergebenen Werte, die Argumente, zugegriffen werden kann.
Man spricht von ''Parameterübergabe'', ''gesendet'' in der üblichen Bedeutung dieses Wortes wird dabei
überhaupt nichts.
Ich kenne nicht alle der von Ihnen genannten Programmiersprachen, bezweifle aber, daß der von Ihnen als
Beispiel benutzte Funktionsaufruf in allen von diesen syntaktisch korrekt ist.
Von wegen bewährt, mit Ihren Wortschöpfungen würde man sich an der Uni oder im Beruf bestenfalls blamieren!
Man sollte sich bei Namen von Programmiersprachen etc. an die von den Erfindern vorgegebenen Schreibweisen
halten, das gebietet schon der Respekt und die Forderung nach Eindeutigkeit. Diese Leute werden sich schon
etwas dabei gedacht haben, als Sie Ihr Produkt gerade so und nicht anders benannt haben. Allerdings sollte
man bei der Benennung von Produkten vorsichtig sein, denn langsam sind die überdrehten Wortspiele in der
Werbung nicht mehr originell, sondern nur noch quälend.
Übrigens gibt es auch einen Stern namens Algol.
Ich finde, daß die von Ihnen genannten Fachbegriffe nicht in ein allgemeines Wörterbuch gehören, ansonsten müßte
man auch medizinische Fachbegriffe mit aufnehmen, wegen ihrer Bedeutung für unser aller Leben. Kein Mensch
wird in einem solchen Wörterbuch Fachbegriffe nachschlagen, mit denen er tagtäglich auf dem Computer umgeht,
oder die er leichter in Fachzeitschriften oder im Internet findet. Diese Begriffe würden in einem allgemeinen
Wörterbuch nur wertvollen Platz wegnehmen.
Desweiteren finde ich es nicht gut, für alle Fremdwörter deutsche Begriffe zu suchen. Damit wird das Lexikon
nur unnötig aufgebläht, da man nun völlig unmotiviert zwei oder mehrere Begriffe anstatt eines einzigen, eventuell
so oder ähnlich auch in anderen Sprachen (ev. dort auch als Fremdwort) vorkommenden Begriffs lernen muß.
Das Tolle an Fremdwörtern ist ja gerade, daß sie das Erlernen einer fremden Sprache erleichtern, wenn sie in
der eigenen Sprache schon vorkommen.
xxx
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 11.04.2004 um 13.44
Was wollen uns die Worte sagen?
Vermutlich muß man fischen im trüben, leblosen See, und am Ende hat man einen Schuh am Haken.
Da erzählt uns eine was von „Dialektik“ (Erforschung der Wahrheit durch Aufweisung von Widersprüchen) und Desiderat (etwas Wünschenswertem); spricht von intradisziplinären (innerfachlichen) Problemen und von intergenerativen (alle je gelebt habenden und noch lebenden Generationen betreffenden) Gemeinsamkeiten, und dann läßt sie uns, sich dieser geistigen Diarrhöe entledigt habend, am Heiligen Ostersonntag nach Sinn angeln.
Mir scheint: Die Frau weiß was, aber ich muß gleichwohl annehmen, daß das Wissen oft in den falschen Körperlichkeiten Fleisch wird.
Was aber das Wünschenswerte angeht, so wäre es allmählich an der Zeit, daß die Wissenschaft nach erkennbaren Wahrheiten sucht, ohne an ihnen a priori etwas aussetzen zu müssen, und daß sie danach strebt, den Weg des jeweils geringsten Übels zu gehen.
Daß man das Dümmlichste duldet, so lange, bis man das Dummfreie erfunden hat, kann nicht das Ziel der Wissenschaft sein.
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nos
eingetragen von margel am 11.04.2004 um 10.21
"Die Dialektik der intergenerativen Vermittlung von Wissen und Lernprozessen ist ein intradisziplinäres Desiderat geworden." ( Leserbrief Claudia Niewels, Münster, in der F.A.Z. vom 10.04.)
Also ich würde eher so sagen: Die intergenerative Vermittlung von Wissen und Dialektik ist ein Desiderat intradisziplinärer Lernprozesse geworden.
Oder vielleicht so: Die intradisziplinär-intergenerative Dialektik von Desideraten ist ein Wissen von Lernprozessen geworden.
Wer bietet mehr?
("Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen." (Faust I, Hexenküche)
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.04.2004 um 09.06
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
"Die Sängerin Jeanette tauchte aus Nebelschwaben auf... (?)
multiple Schanze:
A) Anouilh: Jeanne oder die Lerche
B) Brecht: Die Heilige Johanna von den Schlachthöfen
C) CDU: Annette aus dem Land der Gelbfüßler
D) Deutschland sucht den Superstar – oder: vernebelte Sinne
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.04.2004 um 15.09
Ich habe ja so meine eigene Philosophie über das Kartenspiel, insbesondere über Skat.
Die dringt gerade heute durch, an jenem Tag, an dem die Schächer das Gewand des Herrn unter sich ausgewürfelt haben, was mich wiederum erinnert an jene Pokerspieler, die sich über das Fell der Sprache hergemacht haben.
Würfeln und Pokern! Wie primitiv!
„Laßt uns also Skat spielen“ – das ist eine Wiederholung meines Antrags von kürzlich an gestur und margel - denn Skat ist das Königsspiel der Kartenspiele (so wie Schach das selbe der Brettspiele ist).
Herrlich dieses Reizen: 18, 20, 2, 0, 4, 7 ...
Kein Mathematiker der Welt könnte den Fortgang der Zahlenkolonne enträtseln, wüßte er nicht, daß sich da eine willkürliche Zahlenfolge in mehrere arithmetische Reihen hineinschiebt.
Da sind nämlich zunächst die fünf arithmetischen Zahlenfolgen bestimmter Einmaleinsreihen (x9, 10, 11, 12, 24), und dazwischen schiebt sich jene Willkürfolge der Nullen. Sie geht so: 23 (Null), 35 (Null, Hand) , 46 (Null ouvert) , 59 (Null ouvert, Hand) , 92 (Revolution).
Und jetzt hoffe ich natürlich darauf, daß gestur und margel positiv antworten, damit wir endlich eine gepflegte Skatrunde zusammenbringen.
Außerdem bitte ich darum, daß wir uns einigen können und gleich von vorneweg umstrittene Spielvarianten ausschließen ...
Denn, wo kommen wir denn hin,
wenn Nullen eine Revolution machen dürfen!
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nos
eingetragen von margel am 09.04.2004 um 15.08
"Verbraucherberater/in - Vorraussetzungen: Gute deutsch Kenntnisse, Fleiss..."
Die Sängerin Jeanette tauchte aus Nebelschwaben auf... (?)
eingetragen von margel am 08.04.2004 um 19.53
"...dafür hielt sie ihrem verstorbenen Mann den Rücken frei, wenn der in Sachen Fußball unterwegs war." (Aus margels Leibblatt, Sportseite)
eingetragen von Norbert Schäbler am 07.04.2004 um 11.49
Lieber Margel,
mir geht es gerade andersrum wie Dir - mit einer Ausnahme. Mein ganzes Leben war Spiel: VW-Käfer-Fahren, Beatles-Hören, Karten-und-Brettspiele-Betreiben. Lediglich zur Arbeit bin ich 1996 zu spät gekommen. Da waren die KuMis echt sauer, weil man als Lehrer immer pünktlich zu sein hat – wegen der Vorbildwirkung.
Mein Slogan ist: "möglichst lange jung bleiben", weil es die Jungen rein statistisch gesehen seltener erwischt. Allerdings gehe ich auch schon stark auf die 60 zu.
Wie sprach da kürzlich einer auf der Trauerfeier? „Die Einschläge rücken näher!“
Das wollen wir natürlich nicht hoffen, daß es uns in naher Zukunft erwischt, und insbesondere soll unser heutiger Jubilar – der Prof. – noch eine ganze Handvoll runder Geburtstage feiern dürfen.
Auf sein Wohl!
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nos
eingetragen von margel am 07.04.2004 um 11.07
Ich muß gestehen, daß ich manches in meinen jüngeren Jahren leider nicht mitbekommen habe: Kartenspiel, Beatles, Besäufnis, VW-Käfer... Zwar versuche ich auf- und nachzuholen, aber so ganz das Wahre ist es doch nicht. Irgendwie war ich immer ein bißchen spät dran. Darum muß und will ich noch sehr alt werden, wahrscheinlich die wichtigste Bedingung, um es auch wirklich zu werden.
– geändert durch margel am 07.04.2004, 16.36 –
eingetragen von Norbert Schäbler am 07.04.2004 um 10.57
Lieber Margel, liebe/r gestur!
Das, was Ihr so von Euch gebt, ist unheimlich „Reiz voll“, weshalb ich annehme, daß Ihr des Skatspiels kundig und mächtig seid.
Vielleicht sollten wir mal ...
An mein unterfränkisches „Skatplatt“ werdet ihr Euch wohl schnell gewöhnen. Bei uns heißen die großen Spiele „Nullohwehr“ und „Krank“.
Noch ein Wort zum Reizen. Ich hoffe darauf, daß bei Euch der „Grand“ mit 24 Grundpunkten gewertet wird statt mit 20. Ich kann das nämlich nicht leiden, wenn die gehobenen Nullen die besten und sichersten Spiele kaputtmachen.
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nos
eingetragen von margel am 06.04.2004 um 17.36
Die Hektographie ist ein veraltetes Vervielfältigungsverfahren, bei dem eine Vorlage auf eine feuchte Schicht, z. B. Gelatine, und von dort auf Papier übertragen wurde. "Hektographie" deshalb, weil es dabei recht hektisch zuging, denn man mußte aufpassen, daß die Gelatine nicht vorher eintrocknete. Ich habe, auch als schon längst fotokopiert wurde, immer noch gern auf Spritmatrizen geschrieben. Die Schüler schnupperten am Alkoholdunst ihrer Aufgabenblätter und empfanden ihn als belebend und beflügelnd, was sich in signifikant besseren Noten niederschlug. - Über Hexen kann ich wenig beisteuern, zumal ich nicht mehr das nötige Beobachtungsgut zur Verfügung habe. Das Wahrnehmungsvermögen läßt rasch nach, wenn es nicht ständig geschult wird. Bewußt erlebt habe ich auch nur wenige Exemplare, aber vielleicht war ja gerade dieser Mangel an Evidenz schon ein Symptom meines Verhextseins. - Ich habe tatsächlich mal auf einer Klassenreise im Mädchenbau der Jugendherberge nächtigen müssen, natürlich im Einzelzimmer, was aber vielleicht gerade nicht gut war. Morgens mußte ich an der von irgendwelchen rosa Phänomenen bevölkerten Dusche vorbei. Ich hatte dann mehrere Tage Bindehautentzündung und Speichelfluß und bin anschließend auch gleich zur Kur gefahren.
eingetragen von gestur am 06.04.2004 um 15.54
sechsmal abschreiben ist hexographieren, hundertmal abschreiben ist hektographieren.
Ein Hexenschuß besteht aus sechs Schrotkörnern. Das Hexeneinmaleins geht nur bis zum Einmalsechs. Der Hexentanz ist die Erweiterung des Squaredance auf sechs Paare. Im Hexenkessel werden sechs Kräuter gekocht. In der Hexenküche kochen sechs Köche/innen. Der jeweils sechste Samstag ist der Hexensabbat.
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.04.2004 um 15.16
Vermutlich kommt ja die Nacht, in der die Hexen tanzen, von dem weiblichen Vornamen "Walburga", wobei ein Herr Augst das vermutlich etwas anders sehen wird. Für den schweben die Besenhaften über alle erdenkliche Hindernisse (Wälle, Gräben, Wald und Flur ...) hinweg.
Der Margel weiß aber sicherlich mehr über die Hexen und die Hektik.
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nos
eingetragen von Gast am 06.04.2004 um 14.34
Müßte das nicht hektographiert heißen? In der Schule bekamen wir damals auch hektographierte ''Papers''!
Auch im Handbuch meines VZ200 wurde das B anstatt des nicht vorhandenen ß verwendet. Das ist allerdings
schon über 20 Jahre her. Wie schnell die Zeit vergeht!
Gast
xxx
eingetragen von margel am 05.04.2004 um 15.45
Ich freue mich immer, wenn (neue) Straßen nach alten Flurnamen oder anderer Überlieferung benannt werden: Achtert Kipp - Achtert Wulfsdünen- Achtert Thunen - An´t nee Toch - Deepe Delle - Drift - Glupe - Groode Legde - Haasnüst - Hooge Diehl - Ihmelsdarp - Im Hook - Kampefahren - Keersmakerskamp - Krutthun - Lüttje-Holt - Nee Streek - Ol Streek - Olle Kamp - Padkamp - Peerkuhl - Sandhöchte - Seehöchte - Stallingslust - Thiel - Tüschen Thunen - Up Höcht - Upt Gorn - Witsoepe - Wulfshörn - Zum Antjebitt ...
Man hat hier noch viel Sinn für so etwas.
Auch wenn ich nicht Platt kann, finde ich diese Namen soviel anheimelnder als die unsäglichen Erdbeerweg, Pappelweg, Schillerstraße, Bürgermeister XY - Platz...
eingetragen von Gast am 05.04.2004 um 14.18
Betreff: Eingangsbestätigung Ihrer eMail, bitte nicht auf dieseeMail antworten.
Von: autoresponder@bfa.de
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#
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.04.2004 um 14.08
Lieber Margel!
Mache doch bitte ein eigenes Leitthema "Volkes Himmel" auf.
Ich verspreche auch, eifrig mitzurätseln.
Vielleicht wär` ja das Wort "Himmel" durch "Baldachin" (dem Ministranten aus Flurprozessionen bekannt) zu ersetzen.
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nos
eingetragen von margel am 04.04.2004 um 21.05
Danke den Herren Schäbler und gestur für ihre Bemühungen, dem holden Unsinn Sinn abzugewinnen.
1. Es gab ein altes Leica-Modell mit pilzförmigem Auslöser.
2. "Bunte Bentheimer" sind eine alte Schweinerasse.
Dieses vergebliche Ringen ums Wort fesselt mich ganz besonders, nicht, weil ich mich darüber lustig machen will, sondern weil man hier der Sprache sozusagen bei der Arbeit zusehen kann. Was sollen uns Adelung und Heyse? Hier ist des Volkes wahrer Himmel!
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.04.2004 um 17.40
Vermutlich sind das mehrfarbige "Schnürsänkel".
Letzteres kommt von "sinken, sank, gesunken" (weil man sich beim Schuhbinden meist zu den Füßen hinabbückt), wobei sich die Rechtschreibreformer auf Schnürsänkel einigten, denn "Schnürsinkel" und "-sunkel" hätte doch etwas fremdartig geklingt.
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.04.2004 um 17.03
... es ist ein Würstchen, das man normalerweise mit Weißbier herunterspült.
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nos
eingetragen von gestur am 04.04.2004 um 16.31
z.B. Hautpilz
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.04.2004 um 14.51
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Leica mit dem seltenen "Pils Auslöser"... (?)
Uralte (bereits vom Markt verschwundene) Kameramarke - eventuell auch geliehener Photoapparat - die/der an einigen Stellen Schimmel(-pilz) ansetzt.
__________________
nos
eingetragen von margel am 04.04.2004 um 11.06
Leica mit dem seltenen "Pils Auslöser"... (?)
"Bunte Bändtheimer" zu verkaufen...(?)
eingetragen von gestur am 03.04.2004 um 15.42
eingetragen von Gast am 03.04.2004 um 10.40
....... was das ( http://www.cyberthug.de/?id=9196 ) ist, kann mir das jemand sagen?
Peter Kalashnikov
Eigentlich Russland (kannt sich da jemand aus)
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.04.2004 um 07.41
P. ist eine Puppe, die der Rechtschreibreform zum Opfer fiel.
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nos
eingetragen von margel am 03.04.2004 um 06.10
Wer ist eigentlich "Pinoccio"? Ist das der, der sich von "Spagetti" ernährt?
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 21.20
Lieber Gast!
Es hat Spaß gemacht, im Laufe des Tages mit Ihnen zu korrespondieren, wobei am Ende eine mich selbst outende Frage zu beantworten war.
Glücklicherweise verfügte ich über Quellenhaftes, war im Besitz erinnerungsgespeicherter sowie tatsächlich schriftlich festgehaltener Zirkusnummern.
Eine davon trägt die mit blauem Füllfederhalter signierte Unterschrift „Monika Hohlmeier“.
Ich bin der Meinung: Feen lügen doch, aber ich bin vom männlichen Habitus her geneigt, der Weiblichkeit stetig zu verzeihen.
Ist wohl ein weiteres Outing.
Mit Sympathiegehabe hat das Ganze aber absolut nichts zu tun.
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 17.05
Gepetto ist für mich ein nichts Sager, mit all den feinen Nuancen:
Er sagt mir nichts, er hat mir nichts zu sagen – dem Pinoccio schon gar nichts – und ehrlich gesagt: Ich habe keinen blassen Dunst von dem Gepetto, weil ich ihn - äh - nicht kenne.
Ich kann nur vermuten, daß das der oberste Dienstvorgesetzte und Ziehvater von dem Hölzernen ist.
Ausschließlich Vermutung ist auch die Spekulation über die gute Fee.
Meines Wissens hat sie als Gastronomiefachfrau gearbeitet, ist von einem außerordentlich trächtigen Obstbaum gepurzelt und hat am 23. März 2004 ein Rundschreiben an alle Pädagogen des Bayerischen Landes verschickt. Da ging es um Arbeitszeitverlängerung und „Freude im Beruf“, was der Gepetto am heutigen Tage öffentlich kundgetan hat, wobei er bei der Gewerkschaft voll aufgelaufen ist.
Ist aber alles Spekulation!
Rede ich doch lieber über den Nasenmann.
Von dem weiß ich, daß er gar nicht lügen konnte, ohne daß seine Nase wackelte.
Der war so was von autonom, doch vermutlich hat er nun Rheuma oder Gicht, und das geht auf alle Gelenke, Glieder, Knorpel und ... Sie wissen schon!
Schade eigentlich, daß keiner so richtig was weiß, und daß die, die was wissen, so wenig vermögen – wegen der Gicht.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 16.22
Was wohl Gepetto sagen wird, wenn er schief gehend nach Hause kommt? Und wie war das noch mit der Fee und der Nase,
wenn er lügt und das Versprechen von der tätigen Reue nicht einhält?
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 15.58
Aber er wird wohl lebenslang schief gehen müssen, falls das mit der tätigen Reue nichts wird.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 15.52
Dann kann er wenigstens nicht untergehen, wenn einer der Flugversuche schiefgehen sollte!
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 15.44
Der hölzerne Bengel ist Hauptdarsteller und nicht etwa Zuschauer!
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nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 15.35
Klar doch, die fliegenden Fische bringen den Kindern das Fliegen bei. Kann ich schon verstehen, daß Pinoccio lieber
in den Zirkus als in die Schule gehen wollte.
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 15.27
Im Sommerprogramm trärät früh Morgens bis spät Abends das Zooorchester. Jeder Besucher kriegt sein Teeei bzw. sein Ei zum Kaffee.
Und dann gibt`s noch für Verhaltensgestörte das Delfinbegleitschwimmen. Die Lernfilosofie hat nämlich herausgefunden, dass Kinder eher von Fischen als von Pädagogen was lernen könnten.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 14.54
Ob da auch Elephanten, Känguruhs und Kamele auftreten? Wünschenswert wäre es ja, besonders für die Kleinen!
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 14.35
Zitat:Ausgeschrieben ist es als "tätige Reue".
Ursprünglich eingetragen von Gast
Wie wohl das Sommerprogramm des Reformzirkus Zehetcalli lautet?
Gast
xxx
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nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 14.26
Wie wohl das Sommerprogramm des Reformzirkus Zehetcalli lautet?
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 14.17
Die Rechtschreibreformer wollen offenbar auch nicht entscheiden, zumindest jetzt noch nicht, daher die vielen
Variantenschreibungen. Aber das stimmt nicht ganz, sie wollen ihre Ziele verwirklichen, und dafür müssen sie bestimmte
Varinaten erst dann verbieten, wenn ein solches Verbot gesellschaftlich akzeptiert wird. Dies ist umso wahrscheinlicher,
je mehr Varianten existieren, deren Schreibweisen die korrekte Schreibweise überdecken. Wenn sich dann niemand mehr
für die korrekte Schreibweise interessiert, dann kann man diese auch aus den Wörterbüchern verschwinden lassen.
Würde man heute nur die korrekte Schreibweise durch eine andere, reformierte Schreibweise ersetzen, gäbe es zu viel
Widerstand.
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 13.38
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Wie wäre es mit ''abgrundtiefer Egoismus''?
Egoisten sehen sehr wohl über den Tellerrand ...
Gast
xxx
Akzeptiert!
Reden wir also über Lust, Völlerei, Wohlstandsbäuche, römische Orgien und Zirkusspiele.
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nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 12.17
Wie wäre es mit ''abgrundtiefer Egoismus''?
Egoisten sehen sehr wohl über den Tellerrand und erkennen, daß auf Nachbars Teller ein größeres Schnitzel liegt, das
sie gerne haben möchten. Vielleicht nehmen sie es dem Nachbarn weg und essen es, zusätzlich zum eigenen Schnitzel. Das
führt dann häufig zur Magenverstimmung. Dabei hätten sie wissen müssen, daß es nicht gut ist, sich zu überfressen.
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.04.2004 um 11.57
Die Aussagen von „Gast“ sind zu unterstreichen. Sie treffen den Kern, sind umfassend und verständlich. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Die Worte „abgrundtiefer Haß“ sind allerdings zu relativieren.
Ich finde die Worte überzogen, denn es geht den Reformern ja in erster Linie nicht um die Schädigung einer Zielgruppe, sondern es geht ihnen ganz wesentlich um die Selbstdarstellung und die Befriedigung eigener Bedürfnisse. Sie sind genau genommen Narzißten oder Egoisten, denen es nicht gelingt, über den Tellerrand zu schauen; bzw. es sind Menschen, die nicht gewillt sind, anderer Leute Bedürfnisse (sogar gesamtgesellschaftliche Anforderungen) wahrzunehmen, weil diese mit dem eigenen Vorhaben kollidieren.
Sekundär ergibt sich natürlich ein zweites Handlungsmotiv, verursacht jedoch durch die narzißtische Libido. Wer nur sich selbst liebt, steht mit dem Nächsten logischerweise auf Kriegsfuß.
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nos
eingetragen von Gast am 02.04.2004 um 10.05
Genau das ist es, warum man Rechtschreibreformen generell nicht durchführen sollte: Wenn der Zwang wegfällt, dann
werden trotzdem einige bei der aufgezwungenen Schreibweise beleiben. Das führt zur Bildung von ''Rechtschreibgruppen'',
zur Kompartimentierung der Gesellschaft auf dem Gebiete der Rechtschreibung. Dies ist nicht wünschenswert, da damit
die Einheit und die Neutralität der Rechtschreibung aufgehoben wird.
Die Frage ist: Warum bleiben einige bei der aufgezwungenen Schreibweise?
Mögliche Antworten: Besonders jüngere Schüler werden die Doppel-s-Schreibung nicht als aufgezwungen erfahren haben,
da sie es ja so gelernt haben. In glücklicheren vorreformatorischen Tagen empfand man die Schreibung mit scharfem S
ja auch nicht als Zwang. Zwang ist es nur für die, die es bisher anders gelernt hatten. Dies bestätigt die Aussage,
daß Kinder Regeln lernen wollen; Regeln zu lernen ist kein Zwang, sondern etwas, was den Schreibprozeß erleichtert,
was Orientierung bietet, was Probleme zu vermeiden hilft, zumindest wenn die Regeln sinnvoll sind. Dies ist bei der
klassischen Rechtschreibung -- nicht aber bei der Reformschreibung -- der Fall. Das bedeutet aber, daß erst recht
Probleme entstehen müssen, wenn Regeln oder Regelwerke in Konflikt miteinander stehen. Dieser Fall ist durch die den
Menschen aufgezwungene Rechtscheibreform entstanden. Die Kinder, um die es angeblich geht, können diesen Zwang
allerdings noch nicht spüren. Eben gerade um solche Probleme zu vermeiden darf es keine Reform einer einmal eingeführten
und akzeptierten Rechtschreibung geben. Das ist auch einer der Gründe, warum ich von einem abgrundtiefen Haß sprach,
den die Reformer Kindern gegenüber hegen müssen. Herr Wrase hat das leider nicht verstanden. Man kann dies mit dem
sexuellen Mißbrauch von Kindern vergleichen: In beiden Fällen werden Kinder für die Zwecke Erwachsener benutzt, in
beiden Fällen können sie noch nicht absehen, welche Probleme man ihnen damit antut. Es wird immer Menschen geben, die
mit dem Bestehenden aus welchen Gründen auch immer unzufrieden sind. Sie werden dann etwas Neues übernehmen, selbst
dann, wenn es ihnen keine Vorteile bringt und wenn sich die Nachteile in Grenzen halten. Solche Leute sind in der Regel
auch argumentativ nicht zugänglich, da der Grund für ihre Ansichten fachfremder Natur ist. In einer Fachdiskussion
werden sie damit immer unterlegen sein. Hier im Forum findet aber keine Fachdiskussion statt, hier können sie mit
Behauptungen und Scheinargumenten glänzen, sozusagen ihre ideologischen Leimruten auslegen. Schreibung ist leicht für
das Offenlegen der eigenen (Rechtschreib)Ideolgie zu mißbrauchen -- Norwegen macht uns das ja schon seit Jahrzehnten
vor --, da jeder, der einmal Lesen gelernt hat, automatisch liest, wenn ihm Schrift vorgelegt wird. Wenn es diesen
Leuten wirklich um Inhalte gehen würde, wären sie daran interessiert, ihre Inhalte in der bestmöglichen, leicht zu
lesenden und unmißverständlichen Form zu vermitteln. Wenn ihre Inhalt weitestmögliche Verbreitung finden sollen, so
sollten sie eine neutrale Schreibung verwenden, nicht eine ideologisch angehaucht, die von vielen nicht gelesen wird.
In diesem Sinne schaden sich die Reformideologen selbst. Wenn aber die Inhalte fehlen, sondern nur dumpfe
Unzufriedenheit existiert, dann bleiben diese Leute bei ihren Ansichten, selbst wenn sie offensichtlich falsch sind.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 01.04.2004 um 01.29
Hey, super klasse Seite! Bin nur durch google auf euch gekommen! Ich schaue mich noch bissel um. Viele Grüße aus HAmburg.
Saskia von www.kiezbilder.de
saskia
eingetragen von Gast am 26.03.2004 um 17.09
Natürlich könnten sich solche Änderungen auch mit dem Bisherigen überschneiden.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 26.03.2004 um 17.05
Lernen bedeutet, etwas zu verinnerlichen, so daß man die entsprechende Fähigkeit ohne Nachdenken abrufen kann.
Zumindest könnte man so das Ziel eines Lernprozesses beschreiben. Das bedeutet, daß im Gehirn Veränderungen stattfinden
müssen. Inwieweit schon bekannt ist, welcher Art diese Veränderungen sind, das weiß ich nicht. Vielleicht könnte da
mal ein Neurophysiologe etwas dazu einstellen.
Umlernen würde also bedeuten, daß Bestehendes wieder rückgängig gemacht werden muß oder daß neben dem Bisherigen
neue Veränderungen stattfinden. Natürlich könnten sich solche Änderungen auch überschneiden. Es geht hier nicht darum,
die ''Regeln'' der Deformschreibung zu kennen, sondern um die unbewußte, automatische Anwendung von Regeln.
Umlernen führt zur Vermischung, deshalb ist dies eher eine Zerstörung!
Das Ziel von Rechtschreibung sollte aber sein, einen Text ohne viel Nachzudenken -- sozusagen intuitiv -- so zu
Papier bringen zu können, daß er genau und eindeutig die Intention des Schreibers wiedergibt, so daß ein Leser
-- ebenso intuitiv -- die Intuition des Schreibers ebenso genau und eindeutig erfassen kann, ohne erst den Sinn
-- deformschreibbedingt -- rekonstruieren zu müssen.
Umlernen greift also auf einer sehr grundlegenden Ebene in unsere Persönlichkeit ein. Kein Wunder, daß die Reformer
diese Macht auskosten wollen.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 26.03.2004 um 16.40
Ein Zitat gibt eine Aussage Wort für Wort wieder!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 26.03.2004 um 16.31
Da hat also jemand die Schulkinder untersucht, kurz vor und nach der Reform
''und 2001, als keines der Kinder mehr mit der alten Rechtschreibung groß
geworden war.''
Wie lange braucht ein Kind, um groß zu werden? Offenbar nur drei Jahre, von
1998 bis 2001. Und in dieser Zeit sollen die Kinder garantiert nur die
Deformschreibung mitgekriegt haben?
''Sie (die Kinder) werden mit verschiedenen Schreibweisen in Elternhaus und
Schule, in alten und in neuen Büchern konfrontiert.''
Fehler nennt man heute also ''Eigenschreibungen''?
Woher will Herr Marx denn wissen, wie wir Wörter im Gedächtnis aufbewahren
und wie und was wir lernen?
Wenn Erwachsene die Reform ignorieren, dann spielt für sie die Rechtschreibung
noch genau dieselbe Rolle wie vor 20 Jahren, man sollte die Rechtschreibung
nicht mit der Deformschreibung gleichsetzen. Bei den Unmassen an
deformschriftlichen Unsinn, mit dem die Medien uns täglich überfluten, ist es
wohl nicht angebracht, zu behaupten, daß die Reform nur einen kleinen Teil der
Schreibung betrifft. So, die Erwachsenen, die die Reform ignorieren, mißtrauen
also ''ihrer beherrschten Schreibweise'' in reformerischer Absicht. Und deshalb
übergeneralisieren sie, wenn sie sie anwenden sollen oder müssen, im Widerspruch
dazu, daß sie die Reform ignorieren.
Dann hätte man aus ''lernpsychologischen'' Gründen die Reform also überhaupt
nicht machen sollen! Damit bestätigt sich die Tatsache, daß die Reform ein
Mißbrauch von Schülern, von Menschen ist.
Die Reform ist es, die die Verwirrung erst gestiftet hat. Sie abzuschaffen
ist die Grundvoraussetzung für die Beendigung der Verwirrung auf dem Gebiet
der Orthographie.
Man könnte auch, wie bisher, das scharfe S nutzen, um Silben- und Wortenden
anzuzeigen. Wörter sind so besser lesbar als im reformbedingt plattgemachten
Zustand.
Wer die Vokallängen nicht hört, der ist offensichtlich taub! Dem hilft auch
das Visualisieren nicht. Glücklicherweise sind das relativ wenige Leute.
Es hatten sich schon Schreibweisen in der Groß- und Kleinschreibung sowie
in der Getrennt- und Zusammenschreibung durchgesetzt, bis die Reform von oben
durchgesetzt wurde. Das nennen wir in Deutschland Demokratie!
Vor der Reform lernten wir die Rechtschreibung durch vieles Lesen. Wer aber
heute viel reformiert liest, der versteht reformbedingt nur noch bedingt, was
und der Autor sagen wollte. Aber das ist die Schuld des Autors!
Natürlich kann man keine Bilder auswendiglernen, so daß man das Bild
rezitieren könnte. Ein geübter Leser erkennt aber das Wortbild, denn es ist
zum Symbol geworden.
Von den Regeln gibt es Ausnahmen! Die Regeln helfen uns, Sachverhalte zu
verstehen, Ausnahmen ergeben sich, wenn mehrere Konzepte zusammenspielen.
Die Reformer sind Experten, da erwartet man schon, daß sie nicht wichtige
Sachverhalte einfach vergessen. Außerdem hatten sie Jahrzehnte Zeit gehabt,
um ihr Vorhaben vorzubereiten und Qualitätskontrollen und Selbstkritik zu
unterziehen. Es gibt auch sowas wie Psycholinguistik! Schon für das Vordiplom
im Nebenfach Linguistik wird man laut Studienordnung der Universität Frankfurt
mit den Beziehungen zwischen Linguistik, Psychologie, Neurowissenschaften
und computergesteuerter Sprachverarbeitung konfrontiert.
Im Vorfeld der Reform gab es genug Warner, die aber ignoriert wurden.
Die Reform wurde den Leuten aber in Überrumpelungstaktik aufgenötigt.
Im wesentlichen haben die Reformer die Reform gemacht, ohne die Leute
zu fragen, ob sie eine Reform überhaupt wollen und ohne einen demokratisch
legitimierten Auftrag dafür erhalten zu haben.
Die Reformer wußten genau, was sie taten.
Nach dem Artikel ''Erfahren statt regeln'' aus dem Rheinischen Merkur
sollte man den empirischen Untersuchungen des Herrn Marx und seiner
Interpretation der Ergebnisse besser größtes Mißtrauen entgegenbringen.
Es mag sein, daß für den Dekan einer Erziehungswissenschaftlichen Fakultät
Regeln eher hinderlich sind, besonders, wenn er nur Schwachsinn von sich gibt.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 26.03.2004 um 16.21
Zum Beitrag vom 24.03.2004, 19:19 Die ganze Aufregung wäre unnötig, ...
Wir sollten besser von klassischer Rechtschreibung oder von der guten
Rechtschreibung sprechen. Den Begriff ''alt'' könnte man abwertend verstehen
und der Begriff ''neu'' trifft nicht zu.
Wenn ein Schreibanfänger mit Deformschreibung anfängt, wird er es schwerlich
zur Meisterschaft in guter Rechtschreibung bringen. Autofahren lernt man ja
auch -- mit dem Fahrlehrer an der Seite -- im realen Straßenverkehr.
Die Begriffe, die ausdrücken sollen, ob jemand viel oder wenig schreibt,
finde ich diskriminierend. Hat es die vor der Reform auch schon gegeben?
Wenn nicht, müssen wir die Begrifflichkeiten der Reformer übernehmen?
Rechtschreibung ist keine Frage der Mehrheit, sondern eine der Richtigkeit
und der Zweckmäßigkeit. Will man Rechtschreibung demokratisieren, so will man
sie abschaffen!
Zwei Schreibungen nebeneinander kann es nicht geben, schon gar nicht mit
einer Deformschreibung, die das Bemühen der Leute, richtig zu schreiben,
durch übermäßige Varianten, durch unklare und komplizierte Regeln, durch
die Reform der Reform etc. ins Leere laufen läßt. Da blickt am Ende keiner
mehr durch und es kommt zur Durchmischung der Schreibungen, d. h. zur
Abschaffung von Rechtschreibung!
Warum Variantenschreibung nicht wünschenswert ist, wurde hier bereits gezeigt.
Gast
xxx
eingetragen von margel am 26.03.2004 um 11.47
"Optimiert für MS Internet-Explorer und einer Auflösung von..." (Deutsch auf der Homepage der Fachoberschule Aschaffenburg)
eingetragen von Gast am 25.03.2004 um 12.26
in Spiegel Online - 24.3.04
ausführlich in
www.spiegel.de/kultur/gesellschaft
Thema: Mehrzahlbildungen bei Fremdwörtern
Gestur Gesturson
eingetragen von Gast am 24.03.2004 um 18.19
wenn alte und neue Rechtschreibung nebeneinander zugelassen blieben, ohne daß eine als fehlerhaft gilt und ohne daß von Zeitungen und Verlagen Beiträge und Leserbriefe zwangsweise umgestellt würden:
Die neue - angeblich einfachere - Rechtschreibung für Schreibanfänger und Wenigschreiber,
die alte - angeblich schwierigere - Rechtschreibung für Fortgeschrittene und Vielschreiber.
In der Schule könnte die mit der alten Rechtschreibung mögliche treffendere Wohlwahl und größere Ausdrucksgenauigkeit durch zusätzliche Pluspunkte für Wortwahl und Ausdruck belohnt werden.
Im Laufe der Zeit würde sich zeigen, wofür sich die Mehrheit entscheidet. Das würde dann die empfohlene Schreibweise, wobei die der Minderheit nicht als falsch, höchstens als ungenauer bezeichnet und bewertet würde.
Auch beim ß und ss wäre das möglich.
Natürlich ergäbe das zunächst eine Zweiklasseneinteilung der Schreiber, aber die gibt es bei der Wortwahl sowieso. Wenn alle den Ehrgeiz haben, möglichst genau zu schreiben, fällt die Unterscheidbarkeit wieder weg.
Gestur Gesturson
eingetragen von Gast am 22.03.2004 um 10.14
Laut Duden heißt "linken" umgangssprachlich "täuschen".
Laut Ickler-Wörterbuch heißt "linken" betrügen.
Laut Englisch-Lexikon heißt "to link" verketten, verbinden.
Im "Neuhochdeutschen" kann "gelinkt" also "getäuscht" oder "verkettet" bedeuten.
Dazu mein Vorschlag:
Um Verwechslungen des englischen und des deutschen Wortes oder die Verdrängung des deutschen Wortes durch das englische Wort zu vermeiden, sollte das englische Wort als "verlinken" eingedeutscht werden, weil es ja "verketten, verbinden" bedeutet.
"Gelinkt" sollte weiter "betrogen, getäuscht" bedeuten,
im Gegensatz zu "verlinkt" = "verkettet, verbunden".
Eine "gelinkte" Seite ist folglich eine vorgetäuschte Seite.
Gestur Gesturson
eingetragen von Gast am 18.03.2004 um 17.22
Es sollte vielleicht einmal daran erinnert werden, daß sich schon vor Jahren über 500 Professoren öffentlich gegen die
Rechtschreibreform gewandt haben. Allerdings weiß ich nicht, welchen Fachrichtungen die damals alle angehörten.
Gast
xxx
eingetragen von margel am 17.03.2004 um 14.22
In vorösterlicher Zeit ist es besonders wichtig, sich mit den Eierverteilern gutzustellen. So berichtet margels Leibblatt politisch korrekt von "Hasen und Häsinnen", deren Zahl wieder gestiegen sei. Während letztere bekanntlich die Ostereier legen, bauen die männlichen Vertreter der Art Lepus europaeus die Osternestchen, wenn sie nicht gerade durch ihren Zweitjob als sogenannte "Rammler" verhindert sind.
eingetragen von margel am 17.03.2004 um 13.14
Ein Kennzeichen aller Dogmatiker ist ihre Unfähigkeit,Irrtümer zu erkennen, zuzugeben und zu korrigieren. Die "Moral des nächsten Schrittes" ist ihnen nicht verfügbar. Nicht umsonst war "Revisionist" das vernichtendste Urteil unter kommunistischen Diktaturen.
eingetragen von gestur am 17.03.2004 um 10.47
Entscheidend ist vielmehr, ob man einen aus mangelnder Sachkenntnis begangenen Irrtum, der sich später als offensichtlich erweist, zugibt und vielleicht sogar zu beheben sich bemüht oder ob man trotzdem daran festhält. Darin zeigt sich Charakterstärke oder -schwäche. Kein Wunder, daß Politiker ein so schlechtes Ansehen haben.
– geändert durch gestur am 17.03.2004, 14.55 –
eingetragen von margel am 16.03.2004 um 18.30
Wahrscheinlich haben Abgeordnete und Minister wie auch später das Bundesverfassungsgericht selten so wenig von der zu regelnden und rechtlich zu bewertenden Materie verstanden wie im Falle der Rechtschreibreform. Prof. Ickler hat es gerade noch einmal in Erinnerung gerufen am Beispiel des bayrischen Kultusministers und des Landtags.(Parkinson hat etwas Ähnliches in bezug auf Haushaltsbeschlüsse gezeigt:Über Milliardenausgaben wird ganz schnell entschieden, über tausend Euro wird lange debattiert - weil sich die jeder vorstellen kann). Alle starrten auf den Fetisch "Lernerleichterung" für "unsere" Kinder. Wenn ich das schon höre! Meine Kinder sind zum Glück von dem Mist verschont geblieben, mein Sohn hat sich in seiner Diplomarbeit auch in Zeiten der Deformschreibung nicht anpassen müssen. So werden es auch heute noch die meisten Professoren halten, denke ich. - Es war also nicht einfach gewöhnliche Dummheit im Spiel, sondern eine Mischung aus Unkenntnis, guten Absichten und einem Mangel an Vorstellungsvermögen.
eingetragen von Gast am 16.03.2004 um 12.26
Die totale Großschreibung von Wörtern ist schwer lesbar, besonders wenn die Wörter länger sind.
Ich wundere mich, warum man sie in der Produktwerbung verwendet. Man sollte doch meinen, daß es hierbei
darauf ankommt, daß die Produktbezeichnung besonders gut lesbar ist. Mir kommt es manchmal so
vor, als ob man deshalb die totale Großschreibung anwendet, um sich nicht für Doppel-s oder scharfes S
entscheiden zu müssen, also, ob man nun klassisch oder altmodisch (deformiert) schreibt, um nicht
die jeweiligen Kunden zu vergraulen.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 16.03.2004 um 12.03
ß wird bei Schreibung in Großbuchstaben als SS geschrieben. Bei der Rückübertragung in Kleibuchstaben wird es oft als ss rückübertragen. Eigentlich müßte erneut nachgedacht werden, ob aus SS ß oder ss werden muß. Das ist wohl zuviel verlangt. Bei ALDI fällt es mir immer wieder auf: Der Soßenhersteller schreibt den Produktnamen in Großbuchstaben mit SS, aber im aufgedruckten Begleittext in Kleinbuchstaben richtig mit ß. Auf die Plakate wird der Produktname aus Großbuchstaben in Kleinbuchstaben aber in ss übertragen. So passiert es wohl überall. So wird STRASSE zu Strasse, SOSSE zu Sosse usw.
gestur gesturson
eingetragen von gestur am 16.03.2004 um 11.44
dem gibt er auch Verstand."
Oder auch nicht, wenn es um Sachfragen geht.
Aber Ernst beiseite: Es fehlt noch ein Beratervertrag zur Rechtschreibreform. Natürlich international auszuschreiben.
eingetragen von Gast am 16.03.2004 um 09.38
Sollte man nicht besser fragen, ob sich die Kultusminister auf ihre Dummheit berufen können, wegen der sie die
zahlreichen und wiederholten Einwände der übrigen Wissenschaft und zahlreicher sprachinteressierter Bürger nicht
verstanden und daher nicht berücksichtigt haben? Außerdem gab es einige weitere gewichtige Einwände, z.B.
rechtlicher, haushaltsrechtlicher, traditioneller, praktischer usw. Natur.
Wie dumm muß man sein, um jegliche vernünftige Argumentation gegen eine Rechtschreibreform zu ignorieren?
Sollten nicht die Kultusminister so eine Art ''Schulaufsichtsbehörde'' sein, die darauf zu achten hat, daß in den
Schulen die Schüler nicht Unwahres, Ungebräuchliches oder gar offensichtliche Lügen zu büffeln haben?
Aber wenn sie sich auf ihre Dummheit berufen können, wieso konnten sie dann Kultusminister werden? Ist Dummheit
vielleicht sogar eine Grundvoraussetzung für ein Ministeramt?
Gast
xxx
eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.03.2004 um 22.45
Auch Bier brennt.
Es kommt nur auf die Verdunstungs- und Zündtemperaturen an: Gießen Sie es dafür in eine heiße Bratpfanne (aber Vorsicht: nicht in rauchend-heißes oder gar brennendes Fett gießen, sonst ist wegen des augenblicklich verdunstenden Wasseranteiles, der das Öl feintröpfig in die Luft schleudert, eine riesiggroße und riesiggefährliche Stichflamme unvermeidlich!!)
Gruß,
Detlef Lindenthal (Oberfeuerwehrmann, FFW Hattstedt-Wobbenbüll)
eingetragen von margel am 13.03.2004 um 10.59
"Oft allerdings begeht er (i.e.der Staat) dabei zwei Fehler: die Richtung der Reformen für unumkehrbar zu halten....und beim Reformieren ein überstürztes Tempo anzuschlagen. Übereilung hat den Nachteil, der Qualität der Reform nicht dienlich zu sein; manchmal soll binnen zwei Jahren eine Umstülpung vorgenommen werden, der ein vorheriger zwanzigjähriger Großversuch wohl angestanden hätte. ...Ein Beispiel, das wohl nicht zu den gravierendsten gehört, aber die Leute immer wieder heftig bewegt: Wer ein radikale Rechtschreibreform verordnet, bereitet Millionen Schreibenden und Lesenden, die die Schule hinter sich haben, täglich Ärger und Verwirrung über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin, er versetzt der Qualität ihres Lebens einen Tiefschlag - auf einem Feld, wo Eile niemals nottun kann, umso weniger, als im deutschen Sprachraum ein Reform fast unbemerkt pausenlos im Gange ist: In jeder neuen Auflage fixiert der Duden Änderungen, die über hundert Jahre hin das deutsche Schriftbild deutlich verändert haben werden. Aber keinem tun sie weh, und selbstverständlich haben wir hundert Jahre Zeit dafür!" W. Schneider, "Glück-was ist das?", 1978
eingetragen von margel am 12.03.2004 um 11.09
Ja, lieber Herr Wrase, ich war auch erst im Zweifel, ob man mit Likör flambieren könne. Denn Ethanol-Wasser-Mischungen sind eigentlich erst ab 50% brennbar. Aber zum Flambieren genügen 40%. Sie müssen bedenken, daß die Flüssigkeit auf bereits erhitztes Gut gegeben wird, so daß eine Destillation einsetzt mit höher konzentrierter Dampfphase. Gewöhnliche Liköre sind meistens nicht so hochprozentig (z.B. Eierlikör). Aber Cointreau hat 40%, ist also eigentlich schon eine Spirituose. - Schön, daß man hier im Gästebuch sich in den Niederungen des profanen Alltags herumtreiben kann...
– geändert durch margel am 12.03.2004, 17.54 –
eingetragen von Gast am 12.03.2004 um 09.20
Ich glaube, einmal gehört zu haben, daß in Rußland Gleichstrom und nicht Wechselstrom verwendet wurde, auch oder
gerade wegen der größeren Entfernungen. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 12.03.2004 um 09.11
Aber das Gerät muß so konstruiert sein, daß es Abweichungen innerhalb des Toleranzbereiches verträgt!
Offenbar scheinen es doch nur 230 und nicht 235 V zu sein, vielleicht habe ich mich bezüglich des genauen Zahlenwertes
nicht richtig erinnert oder die Zeitungsmeldung damals enthielt schon diese Angabe.
Gast
xxx
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.03.2004 um 03.32
Mit enormem Amüsement sehe ich, daß mein Vergleich der Rechtschreibreform mit einer Reform der Netzspannung zu einer detailreichen Diskussion geführt hat. Ist das vielleicht ein Hinweis darauf, daß überwiegend technisch begabte Menschen erkennen, daß die Rechtschreibreform nicht hinhaut? Dabei gibt es doch aus ästhetischer Sicht ebenso eindrucksvolle Argumente gegen die organisierte Sprachverhunzung. Dies könnte man anhand des Vergleichs mit "Kompromissen" bei der Zubereitung von Speisen veranschaulichen. Ich fürchte übrigens, daß man mit Orangenlikör nicht flambieren kann, weil der Alkoholgehalt nicht ausreicht.
eingetragen von Gast am 11.03.2004 um 20.56
aber man sollte es wissen:
Drehstrom hat jetzt 400 und nicht mehr 380 Volt (230 mal Wurzel aus 3).
"Z"
eingetragen von Gast am 11.03.2004 um 18.58
... jedes Jahr um moderate 5 Volt erhöhen, können sie das in 24 Jahren auf 230 Volt geschafft haben.
So ähnlich wie bei uns mit der Rentenreform.
„Y“
eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.03.2004 um 18.50
Welche technischen oder wirtschaftlichen Gründe haben Sie zu dieser Vermutung geleitet?
Karsten Bolz schrieb:
In den USA gibt es flächendeckend die Nennspannung 110V/60Hz. Ein Grund dürfte in einer, verglichen mit Europa, anderen Infrastruktur des Landes mit sehr viel größeren Entfernungen zu suchen sein.
Meine Anmerkungen:
– Das deutlich größere Rußland ist mit 220 Volt ausgerüstet.
– Große Entfernungen überbrückt man zwecks Vermeidung von Widerstandsverlusten lieber mit höherer Spannung (z.B. 5000 Volt, 220.000 Volt, inzwischen vermutlich 230.000 Volt, denn sonst müßte ja jeder Dörfertrafo ausgewechselt werden.)
– Oder es müssen Tausende von Kraftwerks-Generatoren neue Wicklungen bekommen haben.
– Dann ziehen die Rasenmäher jetzt wohl kräftiger durch, und die Zähler zeigen zu wenig kWh an (denn sie sind in Wirklichkeit Strom-mal-Zeit-Zähler).
– Werden bei solchen Änderungen die Menschen gefragt (ich kann mich nicht an sowas erinnern), oder geht das genauso klammheimlich wie bei der RS„R“, DM-Abschaffung, EU-Erweiterung und Zeitumstellung?
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 11.03.2004 um 18.08
von 220 auf 230 Volt waren 4,5 % Spannungserhöhung, aber 9,3 % Leistungserhöhung für Geräte, in denen die Netzspannung ungeregelt verbraten wird, z. B. in Glühbirnen. Bei noch für 220 V ausgelegten Glühbirnen führte die Erhöhung zu starker Verkürzung der Lebensdauer.
"Z"
eingetragen von Karsten Bolz am 11.03.2004 um 17.16
Ich dachte nicht, daß die Umstellung ein so großes Problem darstellt, daß auf diesen Seiten darüber diskutiert werden muß. Offensichtlich ist es anders, deswegen hier ein kurzer Beitrag, entnommen http://www.soundlight.de/techtips/netzspg.htm
Seit 1987 wird die Netzspannung in Europa "schleichend" auf 230V umgestellt; davon betroffen sind die meisten Länder. In Deutschland erfolgt eine Anhebung von 220V auf 230V, in England eine Absenkung von 240V auf 230V.
Damit während der Umstelluungsphase keine Probleme auftreten, hat man zugleich die Toleranzfenster (bisher 220V +/-10%, nun: 230V +6% -10%) eingeengt. Damit bleiben die Werte für die Mindestspannung und die maximale Spannung, die am Übergabepunkt (Steckdose) zur Verfügung stehen, in etwa erhalten. Bisherige Geräte lassen sich daher ohne besondere Maßnahmen weiter betreiben.
Mittlerweile ist die allgemeine Umstellung auf 230V abgeschlossen. Nun erfolgt -bis zum Jahr 2003- eine Erweiterung der Toleranzgrenzen auf wieder +/-10%, der Wert für die die maximale Spannung wird (für uns) somit angehoben.
Die Erhöhung der Toleranz stellt übrigens für normale Haushaltsgeräte (Glühlampen, Leuchtstoffröhren, Netzteile von Radio und Fernseher usw.) kein echtes Problem dar. Diese sind i.d.R. alle für eine Nennspannung von 210V bis 240V ausgelegt. Moderne Netzteile für Notebooks, Mobiltelefeone, DVD-Spieler usw. verdauen problemlos Nennspannungen von 90V bis 240V bei 50 oder 60Hz.
In den USA gibt es flächendeckend die Nennspannung 110V/60Hz. Ein Grund dürfte in einer, verglichen mit Europa, anderen Infrastruktur des Landes mit sehr viel größeren Entfernungen zu suchen sein.
__________________
Karsten Bolz
eingetragen von margel am 11.03.2004 um 16.25
Da die Frage noch unbeantwortet im Raum steht: Ich habe mich mit einem Elektrotechniker unterhalten. Auch er meint, daß allein eine Angleichung im Zuge der Europäisierung der Grund für die Heraufsetzung dr Netzspannung in Deutschland war. Daß eine Verkürzung der Lebensdauer von z.B. Glühlampen die Folge gewesen sein könnte, sieht er übrigens nicht. In den USA hat man 110 V und 60 Hz. Um die gleiche Leistung zu übertragen, muß dann ein doppelt so großer Strom fließen. Die Leiterquerschnitte müssen doppelt so groß sein. Die Leitungsverluste sind wegen der größeren Ströme entsprechend groß. Also eigentlich nur Nachteile. Die Toleranzen beziehen sich übrigens zunächst einmal auf die Spannung am Übergabepunkt, also an der Steckdose, und nicht auf das Gerät.
eingetragen von Gast am 11.03.2004 um 10.30
Etwas sehr Gutes, etwas weniger Gutes, etwas phantastisch Gutes.
Das betrifft:
Substantivierte Adjektive nach: etwas, viel, wenig, nichts, manches, mancherlei, vielerlei, allerlei, allerhand, alles, nur, bloß, lauter, genug.
"Z"
eingetragen von Gast am 10.03.2004 um 11.52
Geräte sind natürlich auf einen Spannungsbereich hin ausgelegt. Die Netzspannungserhöhung blieb offenbar innerhalb
dieses Toleranzbereichs. (Äquivalent der Metatoleranzregel?) Vermutlich war die Spannungserhöhung zur Anpassung an
gesamteuropäische Verhältnisse nötig. Dann müßte diese Spannung ein Kompromiß zwischen verschiedenen Ländern sein,
sonst wäre sicher keine ungerade Zahl genommen worden. Vielleicht kann jemand mal die wahren Hintergründe dieser
Spannungsumstellung recherchieren. In Amerika hat man -- soweit ich weiß -- eine Netzspannung von 120 V, sicher bin
ich mir über den genauen Zahlenwert der amerikanischen Netzspannung aber nicht.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 10.03.2004 um 11.18
Vor einigen Jahren wurde klammheimlich die Netzspannung von 220 V auf 235 V Wechselspannung erhöht.
Es gab nur eine kleine Zeitungsnotiz!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 09.03.2004 um 22.29
Im Interview mit Dankwart Guratzsch sagte frau Ursula Bredel: Es genügt eine einzige Regel: Großgeschrieben werden erweiterbare Kerne von nominalen Gruppen.
Wörter, die durch einen Artikel (Begleiter) und ein Adjektiv (Eigenschaftswort) erweiterbar sind, sind Substantive, ganz klar.
Aber substantivierte Adjektive (Eigenschaftswörter) können nicht durch ein Adjektiv (Eigenschaftswort) erweitert werden, sondern nur durch ein Adverb, und sind doch Substantive: etwas sehr Gutes, viel ganz Neues usw.
Trotzdem wäre es wunderbar, wenn die alte Rechtschreibung durch weniger und einfachere Regeln beschrieben werden könnte als die neue. Man sollte daran arbeiten.
"Z"
eingetragen von Gast am 09.03.2004 um 09.03
Das bestätigt der Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 9.3.04, Seite 3, über Hauptschüler.
"Z"
eingetragen von Gast am 07.03.2004 um 13.21
Man stolpert über Wörter, die zum Denken anregen. Die Lehre vom Seienden. Aber jetzt: warum muß dasein jetzt getrennt als da sein geschrieben werden, aber dastehen, dasitzen, daliegen zusammen? Das zeigt die Beschränktheit von festen Regeln wie § 35: "Adverbien mit 'sein' werden getrennt geschrieben." Sein ist doch doch nur ein Sammelbegriff für stehen, sitzen, liegen usw. Sein kann Hilfsverb für zusammengesetzte Zeiten, aber auch selbständiges Verb sein, und dann muß es auch so behandelt werden.
"Z"
eingetragen von Katte am 07.03.2004 um 12.46
Immer mehr Lehrer bekennen sich zur altbewährten Rechtschreibung!!
Es passiert ihnen (gewollt! oder ungewollt!), daß sie in Kommentaren unter Kursarbeiten die alte Rechtschreibung verwenden. Wenn sie dann darauf angesprochen werden, geben sie ohne umschweif zu, daß sie eigentlich die komische neue Schreibung nicht wollen.
Dies stimmt doch hoffnungsvoll, oder? Die Kultusminister sollten sich der Meinung ihrer Lehrer doch anschließen und dafür sorgen, daß endlich zur vernünftigen Orthographie zurückgekehrt wird.
Isabel Katte
eingetragen von Gast am 06.03.2004 um 12.22
Meine Enkeltochter, dreieinhalb Jahre alt, spricht sehr gut hochdeutsch und hat einen großen Wortschatz. Aber (?) sie weigert sich konsequent und mit großen Nachdruck, die Beugung der starken Verben zu lernen. Sie besteht ausdrücklich auf der regelmäßigen (schwachen) Beugung. Ich nehme an, daß viele Kinder ihrer Meinung sind. Sie müßten sich organisieren. Leider können sie noch nicht im Internet schreiben, und in der Grundschule werden sie dann umgebogen, wenn nötig mit Gewalt, d.h. mit schlechten Noten. Sie bräuchten also Vertreter, die schreiben können, um als Gruppe ernstgenommen zu werden und ihre Interessen nachdrücklich zu vertreten. Oder haben Kinder noch kein Recht, mitzureden?
"Z"
eingetragen von Gast am 06.03.2004 um 02.18
Dieser Ausschuss wird völlig verschieden von den amerikanischen Ausschüssen aufgestellt. Es ist das urkomische Versuchen, diesen Platz zu befahren. Alle im erbärmlichen Spass.
DisturbedLoner
middle of nowhere
eingetragen von Gast am 05.03.2004 um 13.49
ist sicher die alte Schreibweise von Ausbruch, einer Weinqualität.
Früher schrieb man auch Nürnperk.
"Z"
eingetragen von Gast am 05.03.2004 um 10.28
für diejenigen, die in der Schule zwecks Notengebung vorsingen müssen und gar nicht singen können.
Niemand sollte zum Singen gezwungen werden dürfen, auch nicht aus Not.
WAs ist das kleingeschriebene Wort "not" für eine Wortart?
Als Prädikativum (früher Prädikatsnomen) sind nur Nomen erlaubt, also Substantive und Adjektive: Not oder notwendig, nötig.
"not" kann nur Modaladverb zu "tun" sein: "Singen tut not": Besonders bei der Aufklärung einer Straftat.
Aber "Singen tut Not" stimmt auch, wenn das Singen-Müssen dem Singen-Müssenden eine Not antut: In der Schule und bei der Vernehmung durch die Polizei.
"Z"
eingetragen von Gast am 05.03.2004 um 09.48
Auch der Eintrag ''Hallo'' sollte gelöscht werden, sonst werden wir hier mit automatischen Übersetzungen irgendwelcher
Texte überschüttet.
Es wundert einem aber schon, warum sich ''salz'' hier die Mühe macht und seine Zeit mit dem Verfassen von Einträgen
gegen die ach so unwichtige klassische Rechtschreibung verschwendet, anstatt sich dem Wichtigeren im Leben hinzugeben.
Ansonsten verwechselt er Ursache mit Wirkung: Wenn es heute viele Legastheniker gibt, dann liegt das an der
Deformschreibung.
(Auch dieser Eintrag kann wieder gelöscht werde!)
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 05.03.2004 um 09.13
Zum Eintrag von Herrn Wrase vom 05.03.2004, 02:21
Ausnahmsweise einmal stimme ich Herrn Wrase vollkommen zu!
(Auch wenn dieser Eintrag hier nicht stören will, sondern nur die Meinung eines anderen bestätigen soll,
so können Sie ihn löschen, wenn Sie die von Herrn Wrase genannten Einträge gelöscht haben, da er dann gegenstandslos
geworden ist.)
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 05.03.2004 um 01.17
Hallo
Ich gebrauche einen On-Line-Übersetzer, um zu helfen, dem zu schreiben, weil ich ein Amerikaner bin und ich nicht weiß, wie man spricht (oder übrigens) sehr viel Deutsche schreibt. Und plus hatte ich gerade gedacht, dass es lustig sein würde, auf einem Nachrichtenbrett ausgehängt zu sein, das eine Sprache ich gebraucht, wissen hardley etwas darüber. (Was ich kann sagen, bin ich) Irgendwie hallo von dieser Seite der Welt unheimlich.
DisturbedAmerican
middle of nowhere
eingetragen von Gast am 04.03.2004 um 22.31
"ein Inhaber geführter Kleinbetrieb"
SZ v.4.3.04, Wirtschaft, Mit Zwang erreicht man gar nichts, Norbert Sturm
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.03.2004 um 20.07
Lieber Rumpelstilz!
Ich widme mich an Ihrer "Statt" der Buchstabenstrecke Q (groß Qu) im Duden 1996 (ISBN 3-411-04011-4).
Der Großbuchstabe Q hat daselbst eine Repräsentanz von nach oben gerundeten vier (4) Seiten.
Die gesamte Wörterliste bezeichneten Konstrukts beginnt bei Seite 87 und endet mit Seite 860.
Mithin ist der Anteil der Buchstabenstrecke Q zu beziffern auf 5,1679 Promille.
Das Groß-ß bedarf keiner Protektion. Es ist nicht, es darf nicht, es wird nicht.
Eher wird das Q zu Kw!
__________________
nos
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 18.27
Aber hat sie ein Rückgrat? Interessiert sie ihr Geschwätz von gestern? Ist sie nur ein williger Vollstrecker? Oder gar nur als Mitläufer einzustufen? Hat sie nur mitgemacht, um nach oben zu kommen? Solche Leute braucht Deutschland!
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 16.11
Das wärs!
Außerdem würde man sich dann auch trauen, das große Q mit richtiger Unterlänge zu schreiben. Ein Buchstabe muß den Anfang machen.
Rumpelstiz
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 15.58
Wer gegen den wiederholt erklärten Willen der Bevölkerungsmehrheit die deutsche Sprachkultur durch tätige Mithilfe nachhaltig beschädigt hat, ist nicht würdig und berechtigt, diese Bevölkerung als Staatsoberhaupt zu vertreten. Erst recht nicht die deutsche Kultur im Ausland. Ich rufe alle Reformgegner zum Widerstand auf. Frau Schavan hat sich für dieses Amt selbst disqualifiziert.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß der Bundespräsident vom Volk gewählt werden muß, um in dessen Namen sprechen zu dürfen. Jetzt spricht er nur im Namen der Parteimehrheit, die ihn gewählt hat.
Rumpelstilz
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.03.2004 um 13.04
Auf einem Fußballertrikot sieht ein kastrierter Buchstabe gar nicht so unvollkommen aus, weil die Leute darauf schauen, wie der spielt, der im Trikot steckt.
Im übrigen möchte ich warnen davor, der gewollten Verunsicherung und Hysterie nachzugeben. Das ausschließlich im Wortinneren oder am Wortende auftretende Buckel-S verfügt doch über einzigartige „Leistungsfähigkeit“, so daß man ihm nicht noch zusätzlich einen „(I-)Punkt“ oder ein Schwänzchen anhängen muß.
Für meine Begriffe ist das „ß“ der funktionsgeschwängertste Buchstabe des deutschen Kleinalphabets, und er ist so klein geblieben wie der oben erwähnte Kicker, der trotzdem ein ganz GROßER war.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 11.33
Das ß sieht fast wie ein B aus. Daher verstehe ich nicht, was da im Kontext von totaler Großschreibung lächerlich
aussehen sollte. Würde man es in ebendiesen Kontext mit Unterlänge schreiben, so bildete es ein Gegengewicht zu
den Punkten auf dem Ä, Ö und Ü. Das würde sehr ästethisch aussehen. Im übrigen ist totale Großschreibung schwer zu
lesen, wenn die Wörter länger sind. Ich würde sie daher - bis auf wenige Nischenanwendungen - vermeiden, auch auf
Plakaten!
Vielleicht ist diese Ähnlichkeit zum B auch ein Grund, warum es kein großes ß gibt. Wir sollten uns an
der Einmaligkeit des ß freuen, denn diese macht diesen Buchstaben so interessant. Ein Lehrer sagte mir einmal,
daß das Fehlen eines Großbuchstabens für das ß der Grund sei, warum es bei Kindern so beliebt ist. Das war
kurz nach Einführung der Rechtschreibreform. Das ist auch der Grund, warum ich das ß von Anfang an interessant
gefunden habe und warum ich mich auch jetzt noch so dafür einsetze. Es ist einfach Teil unserer Kultur!
Gast
ßßß
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 11.14
müßte dann wohl auch im Silbengelenk als Doppelkonsonant geschrieben werden wie die anderen stimmlosen Konsonanten. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wir sind ja jetzt trainiert im Umlernen.
(Stimmhafte oder weiche Konsonanten werden nicht verdoppelt.)
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 11.05
Nämlich immer häufiger auf Protest-Plakaten und Demo-Transparenten, auf denen Großbuchstaben besser wirken, z.B.:
"DAS MAß IST VOLL!"
Zwischen lauter Großbuchstaben sieht das Klein-ß ziemlich lächerlich aus.
Fazit: Der Bürgerprotest braucht das Groß-ß, um richtig wirken zu können.
Das Volk oder die Bürger oder die Untertanen brauchen das Groß-ß, um möglichst wirkungsvoll gegen die gegen sie regierende Politik-Klasse demonstrieren zu können. Und deswegen verweigern die Regierenden den Regierten das Groß-ß.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 10.57
Ich habe mir mal meinen Schülerduden genommen und nachgesehen, ob es Wörter gibt, die man mit dem Wort ''daß''
verwechseln könnte. Gibt es also ein anderes Wort mit folgender Merkmalskombination:
Länge: 3 Zeichen, beginnend mit d, also einer Oberlänge, a, und als dritten Buchstaben eine Ober- oder Ganzlänge.
Diese gibt es nicht. Die Kombination d = Oberlänge, a , ß = Ganzlänge bzw. Oberlänge, je nach
Zeichensatz, ist also einzigartig und hat damit einen hohen Wiedererkennungswert, besonders, wenn man einen Text
nur mal schnell überfliegt. Hier gibt das ß sogar einen Hinweis auf die Satzstruktur!
Schreibt man ''daß'' mit Doppel-s, so könnte man dies beim Überfliegen eines Textes, und besonders bei Handschriften,
mit den Wörtern ''den'', ''denn'' oder ''dann'' usw. verwechseln!
Gast
ßßß
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 10.32
Eigenschaften des Zeichens ß:
- Es bezeichnet einen Laut, zu dem es einen ähnlichen anderen Laut gibt.
- Es kommt nicht am Wortanfang vor und hat daher auch keinen Großbuchstaben.
- Es strukturiert durch seine spezielle Form die Wörter, in denen es auftritt,
so daß diese leichter zu lesen sind.
Gibt es in einer anderen (europäischen) Sprache ein dem ß vergleichbares
Zeichen, d.h. ein Zeichen, das ebenfalls einen Laut bezeichnet (nicht notwendig
einen s-Laut), zu dem (eventuell) ein ähnlicher anderer Laut existiert, das es
nur entweder als Klein- oder als Großbuchstaben gibt und das darüber hinaus in
dem entsprechenden Orthographiesystem noch andere Aufgaben hat, z.B. Silbenenden
anzeigt und damit die Lesbarkeit verbessert?
Wenn ja, wie wurde bisher bei einem solchen Zeichen bei der Bildung von
Domainnamen verfahren?
Wird ein solches Sonderzeichen jetzt in der erweiterten Version von Domainnamen
vorkommen dürfen?
Gehen wir Deutschen einen Sonderweg, wenn nicht jedes Zeichen, das wir in
unserem Orthographiesystem haben und das dort wichtige Aufgaben übernimmt, in
Domainnamen auftreten kann, d.h. wenn nicht jedes Zeichen gleichberechtigt
ist?
Es ist nicht einzusehen, warum es das scharfe S nicht auch in Domainnamen
geben sollte, insbesondere wenn nun auch die Sonderzeichen anderer Sprachen
darin vorkommen können. Wenn Änderungen der Software nötig sind, um das zu
erreichen, dann sollten sie jetzt, zur Einführung nationaler Sonderzeichen
in Domainnamen, vorgenommen werden, da solche Änderungen jetzt noch leicht
möglich wären. Das ist besser, als auf unbestimmte Zeit mit solchen
Inkonsistenzen leben zu müssen. Es wäre auch die Aufgabe der Sprachvereine,
darauf zu dringen, daß alle unsere Sonderzeichen auch im Internetbereich
akzeptiert sind und benutzt werden können.
Die Software sollte den Erwartungshaltungen und Lesebedürfnissen der Menschen
und nicht die Menschen den künstlichen Einschränkungen der Software angepaßt
werden.
Das scharfe S ist ein Zeichen, das noch erfunden werden müßte, wenn es nicht
schon existieren würde. Wir sollten es in Ehren halten!
Gast
ßßß
eingetragen von Gast am 03.03.2004 um 08.59
nach englischem Muster
ist nach Ernst Leisi, Das heutige Englisch, 7. Auflage 1985, 29. Der Einfluß auf andere Sprachen,
"keineswegs neu, sondern im Gegenteil älter als die 'korrektere' (vgl.: 'Mein voriger Musen Almanach'; Schiller an Goethe, 23. 7. 1796), doch ist an der Wiederbelebung wohl das Englische mitbeteiligt."
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 22.46
Wenn sie eine andere Bedeutung haben als gleichlautende deutsche Wörter und deren Bedeutung zu verändern drohen:
to control: nicht "inspizieren", sondern "beherrschen",
Technology: nicht "Technologie", sondern "Technik",
to realize: nicht "Verwirklichen", sondern "begreifen",
Garage: nicht "Garage", sondern "Werkstatt",
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 20.45
Eine Sprache bietet eine Reihe von Ausdrucksmöglichkeiten, der jeweilige
Sprecher sucht sich situationsbedingt eine davon aus. Andere Sprecher suchen
sich andere aus. Es mag sein, daß bestimmte Möglichkeiten häufiger benutzt
werden als andere, das heißt aber noch lange nicht, daß die anderen
Ausdrucksmöglichkeiten deswegen nicht mehr benutzt oder gar verstanden werden.
Das bedeutet auch noch nicht, daß man daraus schon einen ''Sprachwandel''
ableiten könnte. Man ist da viel zu voreilig!
Eine Sprache ist also eher einem Baukasten vergleichbar, aus dem man
sich passend erscheinende Teile aussucht, um das gewünschte Spielzeug
daraus zusammenzusetzen bzw. die intendierte Bedeutung auszudrücken.
Wenn also bestimmte Bausteine nicht oder nur selten benutzt werden, so
gehören sie doch immer noch zum selben Baukasten! Für den Aufbau eines
neuen Spielzeugs werden sie dafür vielleicht umso dringender benötigt,
je nachdem wie weit der Sprecher in seiner Entwicklung fortgeschritten
ist.
Eine Sprache besteht doch nicht nur aus dem, was aktuell von einer
Mehrheit gesprochen wird, sondern auch noch aus dem, was zwar nicht mehr so
häufig gesprochen, aber trotzdem noch verstanden wird. Letzteres mag zwar
seltsam, sprich ''altertümlich'' klingen, doch auch manches, was heute
''modern'' erscheint, klingt eher seltsam. Die vielen sinnlosen Anglizismen
sind das beste Beispiel dafür. Gutes Deutsch ohne diese ist immer noch
verständlich, auch für diejenigen, die sie benutzen. Der Fairneß halber muß
hier angemerkt werden, daß es auch einige sinnvolle Anglizismen gibt, so
z. B. aus dem Computer- und Internetbereich. Warum soll ich z.B. ein neues
deutsches Wort für das Internet benutzen, wenn das Wort ''Internet'' bereits
eingeführt und weltweit verständlich ist. Das dafür intentierte deutsche
Wort ist aber nur im deutschsprachigen Raum verständlich und kann auch
mißverstanden werden. Es klingt, als ob es aus einem Fantasy-Roman stammen
könnte. Hier unnötigerweise ein deutsches Wort einzuführen ist auch eine
Verschwendung von Wortressourcen. Man sollte auch bedenken, daß in Deutschland
fast alle Menschen mehr oder weniger gut Englisch sprechen oder verstehen,
so daß es unnatürlich wäre, wenn es im Deutschen keine Anglizismen gäbe oder
wenn man sie künstlich unterdrücken wollte.
Es ist natürlich immer möglich, daß Formen, die für einige Zeit weniger
gebräuchlich waren, wieder ''reaktiviert'' werden, z.B. durch Sendungen
im Fernsehen oder weil Menschen bewußt verhindern wollen, daß solche
Ausdrucksmöglichkeiten aussterben. So hat z.B. eine Mitstudentin das Wort
''alldieweil'' desöfteren benutzt, weil sie damit verhindern wollte, daß
es ausstirbt. Laut meinem Schülerduden bedeutet dieses Wort ''weil'', was
natürlich kürzer und daher sprachökonomischer ist! Dies gilt auch für das
Weglassen von Flexionsendungen, kann dann aber zu Mißverständnissen führen,
oder dazu, daß die Wortstellung die in der Flexionsendung ausgedrückte
Bedeutung mit übernehmen muß. Das führt dann zu einer Verringerung der
Flexibilität der Sprache. Wo also Flexibilität, Ausdruckssicherheit,
Unmißverständlichkeit und ein gewisses Niveau sowie Poesie nötig sind,
wird man auch die klassischen Formen finden.
Man sollte also zwischen der Benutzung einer Sprache im Alltag, in der das
Prinzip der Ökonomie zur Geltung kommt, sowie der Benutzung ein und derselben
Sprache in z.B. der Literatur, in der andere Prinzipien zum Tragen kommen,
unterscheiden. Es ist faszinierend, daß ein und dieselbe Sprache beides abdecken
kann!
Kinder lernen ihre Muttersprache in hohem Maße auch von ihren Großeltern.
Jede Sprachveränderung in der Elterngeneration wird dadurch relativiert.
Leider wird diese Bewertungsfunktion durch die Großeltern heute zunehmend
geringer, da auch hier das Fernsehen und das Internet immer mehr Einfluß
gewinnen. Langfristig gesehen heißt Sprachpflege betreiben also auch, diesen
Einfluß zurückzudrängen.
Die Rechtschreibreform zehrt noch von der bisherigen Güte der deutschen Sprache,
d. h., die Folgen der aufgezwungenen Veränderungen werden nicht sofort sichtbar.
Ihre Sprecher, selbst wenn sie reformiert schreiben und sich einer
mediengerechten Aussprache bedienen, wissen noch, was der andere will, weil sie
noch genug vom Hochdeutschen und von klassischer Rechtschreibung mitbekommen
haben -- auch wenn sie das nicht wahrhaben wollen --, so daß sie die
reformbedingten Sinnentstellungen rekonstruieren können. Hält die jetzige
Situation jedoch noch einige Zeit an, so werden wir uns bald nur noch mit Mühe
verstehen können. Und wer macht sich schon die Mühe, den anderen verstehen zu
wollen?
Ich habe den Eindruck, daß die Sprachwissenschaftler unter den Reformgegnern
noch immer nicht bemerkt haben, daß alle ihre Theorien über den ''Sprachwandel''
im Zeitalter der elektronischen Medien relativiert werden müssen. Durch diese
Medien ist es möglich, ''Sprachwandel'' zu provozieren oder es zumindest zu
versuchen. Dies wäre z.B. vor 100 Jahren noch kaum möglich gewesen. So besteht
die Gefahr, daß, wenn man den ''tatsächlichen Sprach- bzw. Schreibgebrauch''
zur Grundlage für ein Wörterbuch macht, wie Herr Ickler das befürwortet, man
die Sprachgemeinschaft nur noch einem höheren Manipulationsdruck durch die
Medien aussetzt, weil, wer Sprachmanipulation betreiben will, dann seine
Vorstellungen von Sprache über die Medien den Sprechern aufzwingen muß. Gelingt
ihm das, so wird diese von ihm gewünschte Änderung zur Regel, die Manipulation
hatte Erfolg. Gelingt es nicht, so gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hatte
das Neue überhaupt keinen Einfluß oder der resultierende Effekt entsprach nicht
den Erwartungen. Auf jeden Fall wird man daraus lernen und so seine
Vorgehensweise verbessern.
Dabei ist der Begriff ''Sprachwandel'' selbst mißverständlich, impliziert
dieser doch einen Wandel der Sprache aus der Sprache selbst. Hier geht es
aber um die von außen provozierte Veränderung der Sprache durch Sprach- bzw.
Rechtschreibreformen und Medien, die man mit dem beschönigenden Begriff
''Sprachwandel'' zu kaschieren sucht. Ähnliches gilt auch für den Begriff
''Sprachentwicklung''!
Ich habe desweiteren den Eindruck, daß manche Reformgegner nur allzugerne
auf Moden in der Sprache einzugehen bereit sind, um ihre demokratische Gesinnung
-- im Gegensatz zu der undemokratischen Vorgehensweise der Reformer --
aufzuzeigen.
Sprache ist in dem Sinne demokratisch, daß jeder ihrer Sprecher an ihr
teilnimmt, sogar einen gewissen -- zumeist minimalen -- Einfluß auf sie hat;
Sprache ist in dem Sinne undemokratisch, daß sie ihren Sprechern notwendig
Regeln und Bedeutungsfestlegungen auferlegt, an die sie sich halten müssen,
wenn sie verstanden werden wollen oder wenn sie ältere Texte versehen wollen.
Auch hier ist es natürlich immer möglich, andere Regeln und Festlegungen
einzuführen, was zu Bildung einer neuen Sprache führen kann. Da diese zumeist
nur auf wenige Sprecher beschränkt bleiben wird, sollte man da eher von einer
Geheimsprache spechen, denn wer macht sich schon die Mühe, etwas zu lernen,
was im normalen Leben keinen Nutzen bringt, es sei denn, er wird dazu gezwungen.
Erwachsene werden unter Zwang kaum etwas lernen, aber Kindern, denen der
Zwang nicht ersichtlich ist, schon. Darauf setzen die Reformer!
Wer etwas zu sagen hat und daher verstanden werden will, benutzt die klassische
Rechtschreibung, wer die Reformschreibung benutzt, hat nichts zu sagen!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 20.24
Wer garantiert, daß die Leute bei Netnews nicht irgendwann mal anfangen, i. d. R. mit automatischer Rechtschreibprüfung
zu schreiben?
Ich halte es für völlig verfehlt, sich in Fragen der Rechtschreibung von Moden abhängig zu machen, oder die Ergebnisse
einer Suchmaschine als für die Festlegung von Rechtschreibstandards relevant anzusehen. Es mag andere Suchmaschinen
geben, die für ihre Suche andere Strategien benutzen und somit zu anderen Ergebnissen kommen. Wenn z. B. Verlage ein
Interesse daran haben, daß bestimmte Schreibweisen eingeführt werden sollen, dann haben sie auch die Macht und die
Möglichkeiten, genügend Dokumente mit diesen Schreibweisen ins Netz zu stellen, um ein bestimmtes, gewünschtes Ergebnis
bei einer Suche mit einer bestimmten Suchmaschine zu erreichen.
Ich kann nicht verstehen, warum gerade gewisse Reformgegner sich so kritiklos auf die Ergebnisse einer bestimmten
Suchmaschine verlassen.
Wenn man in der Rechtschreibung auf Moden einzugehen bereit ist, dann hat man damit die Rechtschreibung abgeschafft!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 11.41
Gefunden in der Südd. Zeitg. v. 2.3.04, Feuilleton, Sommerferien im Koran
Im Duden von 1955 gibt es das Wort Teenager noch nicht.
Im Duden von 1967: Mädchen im Alter von 13 bis 19 Jahren, gelegentlich auch auf Jungen bezogen.
Im Duden von 1996: Junge oder Mädchen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren.
Zusatzfrage:
Wenn man nicht "elf, zwölf", sondern "einszehn, zweizehn" sagen würde, würden Teenager dann ab 11 Jahren so heißen?
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 11.03
Sollten die Schüler die aktuelle deutsche Sprache aus Googel lernen
oder Meinungen über die deutsche Sprache aus Lehrbüchern?
Grundsätzlich: Dürfen Schüler sich von Googel beeinflussen lassen, oder führt das nur zu angestrichenen Fehlern?
Wird es demnächst außer "Umgangssprache" auch den Begriff "Googelsprache" geben?
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 10.20
Im ersten Schritt wurde das Wort "allgemeinbildend" abgeschafft, und im zweiten Schritt werden jetzt die Gymnasien von "allgemeinbildenden" neunjährigen auf nur noch "allgemein bildende" achtjährige reduziert.
Wenn es das Wort "allgemeinbildend" nicht mehr gibt, kann niemand mehr diese Eigenschaft fordern. Und "allgemein bildend" bleiben die Gymnasien ja.
Die Wörterverbote wirken schon. Aber es erinnert an die früheren staatlichen Sprachregelungen im Ostblock.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 02.03.2004 um 07.38
In den vergangenen Jahrzehnten ist das Dativ-e fast völlig verschwunden.
Jetzt ist das "e" in der Genitiv-Endung "-es" dabei, zu verschwinden.
Es hat wohl mit Sprachökonomie zu tun.
Aus dem gleichen Grund werden ja auch Wortgruppen zu Univerbierungen unter Wegfall von Präpositionen (die bei Wieder-Auflösung durch die Rechtschreibreform nicht wieder hinzugefügt werden).
Interessant wäre, wie schnell sich der mit Googel beobachtete Mehrheitsgebrauch ändert und wie oft deswegen Wörter- und Grammatikbücher überarbeitet werden müssen.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 17.51
Joseph Weizenbaum, Computerwissenschaftler in:
Südd. Zeitg. v. 28.2.04, Wochenende, Die Seite zwei, Fragebogen
SZ: "Warum sollte man Latein lernen?"
Weizenbaum: "Man sollte Latein lernen, um sich mit Lateinamerikanern verständigen zu können."
Find ich klasse.
Rumpulus Stilzus
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 15.12
ist ein wunderbares Muster für einen "falschen Freund":
Zuerst dachte ich auch, daß der Wind in den Segeln jammert, aber das tut er ja nur, wenn das Schiff nicht recht vorankommt, weil Böen von allen Seiten kommen. Das ist es nicht.
Es ist ein rein englisches Wort und müßte korrekt [weind-dschämmer] gesprochen werden und bedeutet, daß der Wind in die Segel drückt, wenn er das Schiff bei voller Fahrt schiebt. "Jammer" kommt nicht von Jammern, sondern von "to jam" [dschäm], und das heißt pressen. "Windjammer" heißt "Windschieber" und bedeutet "vom Wind geschoben".
Rumpelstilz
eingetragen von Norbert Schäbler am 01.03.2004 um 13.43
... ein herrlich neudeutsch Wort, das laut Duden aus der Schweiz stammt und die erforderliche Mindestanzahl von Mitgliedern einer Körperschaft benennt, die zur Beschlußfassung antreten müssen.
Zwei Körperschaften will ich benennen, wobei ich zum einen nicht weiß, ob meine gewählten Beispiele tatsächlich unter den Begriff „Körperschaft“ zu fassen sind, und wobei ich zum anderen den Bestand der „mutmaßlichen“ Körperschaften lediglich schätzen und runden kann.
Als Körperschaft 1 benenne ich den Bayerischen Landtag: 204 Abgeordnete.
Körperschaft 2 sei vertreten durch die Gesamtheit der bayerischen Bürger: derzeit ca. 9 Mio. Einwohner.
Meine erste Frage dazu ist eigentlich mehr mathematischer Natur:
Was bedeutet der Prozentbegriff? (Ist 50% immer mehr als 10%?)
Eine Doppelfrage hinterher:
Muß unsere repräsentative Demokratie handlungsfähig bleiben, oder muß sie das erst noch werden?
__________________
nos
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 13.04
Eben habe ich eine Tüte Kakao gekauft, Marke MUH! Das Erstaunliche an dieser 0,5-Liter-Tüte ist, daß sie
vollkommen ohne englische Aufschriften auskommt. Es gibt nur vier Sprachen: Deutsch, Niederländisch (vermutlich),
Französisch und eine in lateinischen Buchstaben wiedergegebene slavische Sprache.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 11.32
In einer Demokratie sollten die Regierenden auch zum Volk zählen, zumindest nach meinem Demokratieverständnis.
Offenbar ist das leider nicht so!
Man könnte auch sagen, die Gerichte maßen sich an, im Namen des Volkes zu sprechen; sie tun dies, um ihre
(Fehl)Urteile durch durch das Volk gedeckt erscheinen zu lassen. Wenn das Volk dies zuläßt, so muß es sich
zumindest die Fehlurteile vorhalten lassen. Ein Anzeichen für eine funktionierende Demokratie ist, daß das
Volk die Rücknahme von Fehlurteilen erzwingen kann. Dies könnte z.B. über Volksentscheide, d.h. durch
Mehrheitsentscheidung geschehen. Hier geht es aber nur um relativ einfache Entscheidungen wie schuldig oder
nicht schuldig oder das Projekt wird durchgeführt bzw. nicht durchgeführt.
Bei der Rechtschreibung liegt die Sache komplizierter: Vielen ist sie egal, manche wollen die eine Veränderung,
die andere nicht, andere wieder ein anderes Detail geändert wissen. Wie wäre der Fall zu werten, wenn bei einer
Volksabstimmung über eine Rechtschreibänderung weniger als 50 Prozent der Bevölkerung teilnehmen?
Was bedeutet in diesem Zusammenhang der Begriff ''volksnah''?
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 10.54
Wie heißt das Haarwaschmittel für Kinder, das nicht beißt?
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 09.30
Laut Duden von 1996 muß "planschen" neu "plantschen" geschrieben werden.
Dazu steht im Duden-Herkunftswörterbuch von 1989: "planschen", älter auch "plantschen" (18. Jahrhundert).
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 01.03.2004 um 08.55
Die Baden-Württhembergische Kultusministerin hat sich in der Diskussion um die Rechtschreibreform durch besondere Arroganz und Inkompetenz hervorgetan. Auf diesem Gebiet können wir ihre Fähigkeiten beurteilen. Ob sie auf anderen Gebieten anders ist, wissen wir nicht. Aber man muß das Schlimmste befürchten. Im Gegensatz zu den Politikern haben wir Untertanen ein Elefantengedächtnis.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 29.02.2004 um 18.21
hallo wirklich tolle seite guter inhalt weiteso
http://www.swinger-xxx.de
Francis
eingetragen von Gast am 29.02.2004 um 17.11
Wenn es eine Liste derjenigen Verben mit Verbzusatz gäbe, die Rückbildungen aus Substantiven sind, wäre es leichter zu entscheiden, ob deren Infinitive zusammengeschrieben werden sollten:
Das gilt zum Beispiel für viele Sportarten: Hochsprung - hochspringen, Eislauf - eislaufen, Skilauf - skilaufen, Freibad - freibaden, Kopfstand - kopfstehen, Langlauf - langlaufen usw.
Bei technischen Tätigkeiten kommt hinzu, daß die rückgebildeten Verben in den finiten Formen nicht getrennt werden: Sandstrahlen - ich sandstrahle, Hartlöten - ich hartlöte, Punktschweißen - ich punktschweiße, Gasschweißen - ich gasschweiße, Elektroschweißen - ich elektroschweiße usw.
Es ist also in der Liste der rückgebildeten Verben zu unterscheiden, welche Verben in den finiten Formen getrennt werden und welche nicht.
Es ist zwar nützlich, bei Googel die Mehrheitsschreibungen abzufragen, aber das sind dann wieder viele auswendigzulernende Einzelvokabeln. Nützlicher sind Musterfälle (Paradigmata) für Verbgruppen.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 18.04
also die Regiert-Werdenden im Gegensatz zu den Regierenden.
Das sind tatsächlich zwei gegensätzliche Klassen. (Die Politik-Funktionäre sind die "Neue Klasse".)
So verstehe ich hier (und nur hier) diese Vokabeln.
Daß die Wörter Volk und Bürger mißbraucht und dadurch entwertet wurden, steht außer Zweifel.
Vorschläge für bessere Namen für die Regiert-Werdenden werden gerne angenommen.
Rumpelstilz
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.02.2004 um 17.27
Vorab: Ich bin Zyniker – gewordener.
Im Rahmen der zurückliegenden Ereignisse muß ich das als unscheinbarer Bürger wohl kaum erklären.
Als Zweites:
- der Deutsche Bundestag spricht: „Die Sprache gehört dem Volk“.
- das Bundesverfassungsgericht (und jedes andere) verkündet Urteile „im Namen des Volkes“. Dies, ohne sich (in den meisten aller Fälle) in die sog. Volksseele eingefühlt zu haben.
Drittens: Ich trete ein für streitbare Demokratie, wissend, daß Streit etwas Verpöntes ist, und wissend, daß in dieser Demokratie kaum noch einer richtig streiten kann, weil man ihm sowohl den Streit als auch die nachfolgende Versöhnung gründlich abgewöhnt hat. Streit endet in sämtlichen bekannten gegenwärtigen Staatsformen und Urteilen normgerecht versöhnungslos „im Namen des Volkes“.
Wenn ich irgend etwas befürworte, dann das, daß sich Bürger altruistisch fühlend für „ihre“ ureigenen Interessen einsetzen – meinetwegen anonym, und mit dem selbstempfundenen Stolz, stellvertretend für andere etwas Wesentliches gesagt zu haben.
Daß ich Zyniker bin, habe ich oben bereits gesagt.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 17.04
Es geht nicht darum, ob man das Wort \'\'Volk\'\' mag oder nicht. Es geht darum, was zweckdienlich ist.
Das Problem ist auch dann nicht gelöst, wenn man es durch das Wort ''Bürger'' ersetzt.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 16.44
der soll es duch "die Bürger" ersetzen.
Weitere Diskussionen über diese Begriffe führen ins Uferlose und sind hier nicht sinnvoll.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 16.42
Zu Norbert Schäblers Eintrag ''Spieglein, Spieglein ...''
Natürlich muß eine Rechtschreibung akzeptiert werde, das steht außer Frage.
Die klassische Rechtschreibung war akzeptiert und hat sich als nützlich erwiesen.
Davon ging ich aus, das habe ich nicht in Frage gestellt. Inwieweit diese Rechtschreibung
''volksnah'' ist oder inwieweit sie ''volksnäher'' ist als die Deformschreibung,
sei dahingestellt.
Ich habe nur Probleme mit dem Begriff ''Volk'' und wie er von Reformern und Reformgegnern
für ihre jeweiligen Zwecke benutzt wird. Das Wort ''Volk'' wurde schon zu oft mißbraucht,
deshalb sollte man es besser nicht verwenden, wenn es nicht absolut notwendig ist, auch nicht
in Zusammensetzungen.
Wenn Sie also schreiben: ''Volksnahe Regulierungen stellen keinen Zwang dar.''
dann haben Sie entweder nicht verstanden, worum es mir geht oder ich habe nicht
verstanden, was Ihnen an meinem Eintrag mißfällt. Ich verstehe Ihre Kritik nicht,
in der Sie ich in die Nähe von Ideologen rücken.
Ich gehe von den etwa 100 Jahren klassische Rechtschreibung aus und davon, daß die
Normung von Schreibung einen Sinn hat. Wenn ich den Sinn bejahe, stellt sich die Frage
nach der vermeintlichen ''Volksnähe'' erst gar nicht. Im Englischen ist das ähnlich:
Die Schreibweisen haben sich IM WESENTLICHEN seit 500 Jahren nicht geändert, die Aussprache
stimmt heute nicht mehr mit der Schreibung überein. Dies ist die Realität im englischen
Sprachraum. Ist diese Schreibung nun ''volksnah''? Was verstehen Sie darunter? Die englische
Orthographie wird akzeptiert, weltweit!
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.02.2004 um 15.59
Volksnahe Regulierungen stellen keinen Zwang dar. Sie spiegeln sich wider in der Akzeptanz.
Normierungen, Gesetze und Erlasse dagegen müssen sich erst in der Zeit als nützlich erweisen. Sie müssen sich bewähren jenseits des Machtmonopols.
Seltsamerweise hat bereits am 14. Juli 1998 – irgendwo auf dieser Welt ist jener 14.07. ein Nationalfeiertag – der erste Senat des BverfG im Namen des Volkes ein Urteil gesprochen, in dem die Akzeptanz eines Volkes unterstellt wurde, das entweder gar nicht vorhanden ist, oder das seine Beurteilung zwischenzeitlich – wir schreiben das Jahr 2004 –gründlich widerrufen hat.
Ich bitte doch darum, daß wir die Realität betrachten und nicht etwa politischen Rattenfängern und Ideologen auf den Leim gehen.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 15.04
Zum Eintrag von L. Willms vom 27.02.2004, 23:29
Glauben Sie wirklich, daß man bei Google dem Volk aufs Maul schaut -- oder eben auf
die Tastatur?
Und wer oder was ist das Volk? Nur diejenigen, die sich einen Computer leisten können und
einen Internetanschluß haben?
Es dürfte z.B. den Organisationen, die von der Rechtschreibreform profitierten, leicht fallen,
genügend reformierte Texte ins Web zu stellen, so daß das Suchergebnis von Google verfälscht
wird.
''Dem Volk aufs Maul schauen'' ist doch nur eine Redensart, die Volksnähe suggerieren soll.
Ist Volksnähe in der Rechtschreibung überhaupt wünschenswert? Wenn ja, dann könnte man sie
getrost gleich ganz abschaffen, ist es doch offensichtlich schwierig, den Sinn von Normung
an Leute zu vermitteln, die unmittelbar von dieser Normung überhaupt nicht profitieren. Das
ist doch gerade die Schwachstelle, die die Reformer ausntzten, um ihre Reform durchzusetzen.
Rechtschreibung hat den Sinn, Gesprochenes oder Gedachtes so niederzulegen, daß es an
anderen Orten und zu anderen Zeiten möglichst unverfälscht wiedergegeben und verstanden werden kann.
Das steht natürlich in einem gewissen Widerspruch zur nach nur oberflächlicher Betrachtung
wünschenswerten Volksnähe. Man darf nicht erwarten, daß Rechtschreibung beides sein kann,
volksnah und und eindeutig, insbesondere auch, da es ''das Volk'' als homogene Einheit nicht gibt.
''Das Volk'' ist ein Konstrukt, das von Ideologen benutzt wird, um ihre ideologischen Wahnvorstellungen
den Leuten aufzuzwingen. Rechtschreibung entsteht aber aus der Notwendigkeit oder den Wunsch, sich
anderen an anderen Orten zu anderen Zeiten unmißverständlich mitzuteilen, also eben gerade diese Volksnähe
abzuschütteln. Das geht aber nur über einen einmal möglichst eindeutig festgelegten Code, eben einer
Hochsprache und ihrer Rechtschreibung.
Da die Hochsprache eben über all den divergierenden Bestrebungen innerhalb des eben inhomogenen Gebildes
''Volk'' steht, taugt sie als allgemeines Verständigungsmittel für jeden. Volksnähe als ''Qualitätsmerkmal''
ist letztlich nichts anderes als ein Rückfall in die Kleinstaaterei, die wir glücklicherweise bis vor
ein paar Jahren überwunden hatten. Wer ''Volksnähe'' in der Rechtsschreibung will, der sollte konsequenterweise
auch wieder Zollstationen und Mauthäuschen an den Gemarkungsgrenzen aufstellen.
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.02.2004 um 14.21
ist die Einsicht:
- daß wir wieder verstärkt miteinander kommunizieren müssen (redend – schreibend),
- daß wir keinen Keil hineintreiben lassen dürfen zwischen die einzelnen Generationen,
- daß Menschlichkeit keiner Verträge und Zwänge bedarf,
- daß diejenigen als Feinde des humanitären Gedankens anzusehen sind, die den Zwist künstlich schaffen.
- ...
Wir können lernen, das „Du“ wieder groß zu schreiben – sozusagen als Ausdruck der Wertschätzung des jeweiligen Gegenüber(s).
__________________
nos
eingetragen von Gast am 28.02.2004 um 13.44
Viele aus der heutigen Großelterngeneration besuchten in den Fünfzigerjahren die Volksschule und konnten wegen des Schulgeldes und der selbst zu bezahlenden Lehrbücher keine höhere Schule besuchen. Wenn sie heute ihren Enkelkindern bei den Hausaufgaben helfen, ist es immer wieder beeindruckend, wie gut sie die in der Volksschule gelernten Grammatik- und Rechtschreibregeln noch auswendig wissen und hersagen können. Das vergleichsweise wenige, was sie in der Volksschule gelernt haben, sitzt bei ihnen für immer.
Man kommt zwangsläufig zu dem Schluß, daß die Reformer dadurch Chancengleichheit herstellen wollen, daß sie die Regeln ändern, damit allen Schulkindern nicht mehr von ihren Großeltern geholfen werden kann. (Oder sagt man jetzt "daß sie nicht mehr geholfen werden können"?
Aber es ist doch wieder keine Chancengleichheit, weil besserverdienende Eltern Nachhilfelehrer bezahlen können und schlechterverdienende nur die Großeltern haben.
Besonders schlimm ist, daß die Schulkinder in den nächsten Jahren immer wieder geänderte Regeln lernen sollen. Grammatik- und Rechtschreibregeln lernt man nur einmal so, daß sie für immer haften bleiben, und nicht durch dauerndes Umlernen. Am Ende wird nach vielen Jahren ja doch nur die alte Rechtschreibung wieder hergestellt sein. Die Schulkinder dazwischen sind eine "verlorene Generation". Das ist unverantwortlich, und dieses Experiment an lebenden Menschen muß sofort abgebrochen werden.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 27.02.2004 um 22.59
Im Duden von 1967 mit -s,
im Duden von 1996 mit -[s], d.h. - oder -s,
im Bertelsmann von 1996 mit -s,
im kleinen Wahrig von 1997 mit - oder -s,
im großen Wahrig von 2000 mit - oder -s.
Fazit: Vor der Reform mit -s, nach der Reform mit - oder -s.
Rumpelstilzchen
eingetragen von Gast am 27.02.2004 um 09.10
Im Englischen haben nur belebte Substantive ein Genitiv-s mit Apostroph.
Im Deutschen haben Substantive fast immer ein Genitiv-s oder -es.
Die Frage ist, ob im Deutschen ein englisches Wort grammatisch als englisches oder als engedeutschtes Wort behandelt werden muß oder darf.
Die Tendenz der Sprachentwicklung geht in die Richtung, englische Wörter zunächst als solche zu belassen. Das Eindeutschen ist nicht mehr so häufig, geht langsamer als früher, ist nicht mehr zwingend notwendig und nur noch bei sehr häufig im allgemeinen Sprachgebrauch benutzten Wörter üblich. Das Genitiv-s steht für völlige Eindeutschung. Die ist bei seltener benutzten Wörtern noch nicht anzunehmen.
Rumpelstiz
eingetragen von Gast am 26.02.2004 um 07.14
In der Südd. Zeitg. v. 21. 2. 04 standen zur Rechtschtschreibreform nicht nur die beiden Leserbriefe von Kai Worrings und Odilo Gudorf, sondern noch drei weitere von Hartmut Höllein, Hans-Jürgen Grosser und Prof. Ulrich Kraus.
eingetragen von Gast am 25.02.2004 um 14.05
heißt "booten".
In meinem Englisch-Lexikon gibt es das Wort nicht als Verb.
Es ist der gleiche Fall wie bei "brain", das es auch nicht als englisches Verb gibt.
Die Weltsprache ist nicht Englisch, sondern Primitiv-Englisch. Immerhin ist den Engländern klar, daß der Preis für Englisch als Weltsprache die Verhunzung dieser Sprache ist. Gebildete Engländer sprechen und schreiben Standard-Englisch.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 25.02.2004 um 12.28
Er heißt schließlich "-Speicher" und dient folglich auch zum schnellen Abspeichern, bevor das Ergebnis auf die Festplatte geschrieben wird. Er ist eher eine Erweiterung des reinen Arbeitsspeichers.
Beim Vergleich mit einem Mittagsmahl (der "Speisenverarbeitung") ist er der Servierwagen, um dann, wenn nicht alles gleichzeitig auf dem Eßtisch, dem "Arbeits"-Tisch, Platz hat, durch "Sammeltransporte" Wege von und zur Küche einzusparen.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 25.02.2004 um 10.53
Gefunden in der Südd. Zeitg. v. 25. 2. 04, Wirtschaft, Siemens erwartet Durchbruch für UTMS in diesem Jahr:
Lothar Pauly, Bereichsvorstand der Siemens-Mobilfunksparte, erklärte im Gespräch mit der SZ: ...
"Pauly mahnte für Deutschland mehr Optimismus an. Es werde hier zu Lande viel mehr schlecht geredet als etwa in Asien. ..."
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 24.02.2004 um 11.11
Ich halte es für nötig, in den übrigen europäischen Sprachen oder im übrigen europäischen Kulturraum, also im ganzen alten Europa, nachzusehen, wie es mit der Groß- oder Kleinschreibung der Anredeformen üblich ist. Sonst stehen die deutschsprechenden Europäer hinterher als unhöfliche Barbaren da. Wir sollten uns nach der Mehrheit der Europäer richten, denn letztlich wollen wir alle eine gesamteuropäische Kultur.
Rumpelstilzchen
eingetragen von Gast am 23.02.2004 um 12.20
Die Rechtschreibreform ist eine einmalige Gelegenheit, offen sichtbar werden zu lassen, daß das Volk mehr von einer Sache versteht als die verantwortlichen Politiker und daß diese aus politischen Gründen gegen den größeren Sachverstand des Volkes entscheiden. Dieses Unwissen der Verantwortlichen sollte noch viel mehr herausgestellt werden. Warum sollen die Kultusminister besser behandelt werden als z.B. der Bundesverkehrsminister?
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 23.02.2004 um 10.45
Gefunden in Telepolis vom 23.2.04, Über politische Lügen:
"Es ist ein fundamentales Prinzip der Demokratie, daß die Bürger einer Gesellschaft sich ihre Meinung auf Grund richtiger Informationen bilden. ... Demokratie ohne den festen Grund von Fakten unter den Füßen des Wählers wäre eine Scheindemokratie."
Und wie ist das mit den Lügen über die Rechtschreibreform?
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 23.02.2004 um 10.40
wurden am Samstag, den 21.2.04, tatsächlich dort gedruckt. Dieses Wunder sollte auch hier gewürdigt werden. Sonst hat die SZ die sparsamsten Berichte über die Proteste der Wissenschaftler gegen die Reform gedruckt.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 23.02.2004 um 10.34
Nazi-unverdächtige Wörter:
"ss"-
-Verfechter, -Schreiber, -Befürworter, -Liebhaber, -Verteidiger, -Anhänger, -Freunde, -Fans, ...
Streichen Sie das, was als unpassend emfunden wird!
Besomnders traurig finde ich, daß die Runologie (die Wissenschaft von den Runen) mit in Verruf gekommen ist.
Rumpelstilz
eingetragen von Gast am 22.02.2004 um 13.12
Um 1954 war das Niveau der einklassigen Dorfschulen gegenüber den Jahrgangsklassen der Stadtschulen so stark abgesunken, daß Kinder vom Dorf kaum noch Chancen hatten, den damals vorgeschriebenen Probeunterricht an den Gymnasien zu bestehen.
Ein Beispiel: Ein Bekannter von mir fiel zwei Jahre hintereinander durch den Probeunterricht am Gymnasium, weil er in der einklassigen Dorfschule einfach weniger gelernt hatte als die Stadtkinder in den Jahrgangsklassen. Dann ging er in die 6. Klasse der Realschule (ein Jahr Englisch nachlernen!) und nach einem Jahr in die 7. Klasse des Gymnasiums, weil dann dort die zweite Fremdsprache begann. Der Realschulleiter sagte: Kaum habe ich mal einen sehr guten Schüler, geht er schon wieder. Das Gymnasium schaffte der Schüler problemlos und auch das Unistudium in Latein und Geschichte samt Promotion in Geschichte. Heute ist er Oberstudienrat an seiner alten Schule. (Im achtjährigen Gymnasium, wenn die zweite Fremdsprache schon in der 6. Klasse beginnt, hätte er keine Chance mehr.)
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.02.2004 um 20.40
Oh, Margel!
Das nimmt mich total mit. Tut mir echt Leid, was Dir da im Traum zustößt.
Versuch's mal mit den Faschingshymnen:
"Heile, heile Gänsje ..."
"Was kann der Sigismund dafür, daß ..."
Und glaub' mir: "Es wird alles wieder gut!" bzw. "Dess gibbt sisch biss sibschisch!"
(Hoffe, daß Du noch nicht drüber bist - über den Methusal...Hix).
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nos
eingetragen von margel am 21.02.2004 um 17.45
Der Rotwein ist schuld! Was zum Teufel habe ich hier auf der Jahrestagung der DGFS zu suchen?! - Die Tür geht auf, und es erscheint einer von den Zwölfen. Merkwürdigerweise trägt er einen um mindestens zwei Nummern zu großen Anzug und eine Pappnase... Der Vorsitzende begrüßt ihn und gibt bekannt, daß der etwas verhärmt wirkende Gast zum Ehrenmitglied ernannt worden ist. Großer Jubel! Einige steigen auf Stühle und skandieren:"Toll-Pattsch, Toll-Pattsch!" - Später sehe ich den also Geehrten im Gespräch mit einem älteren Herrn. Ich schnappe Satzfetzen auf:"...belemmert nicht von Lamm..." "...bei uns im Sauerland..." - Ein Teilnehmer, er wird später als ein bekannter Reformkritiker identifiziert, wird mit schweren Krämpfen hinausgetragen, sind es Lach- oder Weinkrämpfe? Der Türsteher, ein ehemaliger Kultusminister, läßt die Rettungssanitäter mit der Trage hinaus. - Ich erwache. Mir ist furchtbar schlecht!
eingetragen von Gast am 21.02.2004 um 13.02
tolle site! find ich klasse :) LOB!!!
mfg
[url]http://www.[geldrolle].de
erhard grund
windmüllerstr. 28 in 04860 torgau
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.02.2004 um 12.49
Hat es nun einen Zweck, den gefräßigen und auch trinkfesten Völkern dieseits und jenseits der Alpen Kultur vermitteln zu wollen, oder sollte man sich lieber ins fröhlich-feuchte Rheinland absetzen (zumindest für die bevorstehenden närrischen Tage)?
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nos
eingetragen von margel am 21.02.2004 um 12.22
Im Schweizerdeutschen gibt es auch kein Imperfekt, wohl aber je nach Regionaldialekt besondere, wunderbare Konditionale mit herrlichen starken Beugungsformen.
eingetragen von Gast am 21.02.2004 um 09.57
Es muß richtig heißen: die meistverwendete Vergangenheitsform oder die am meistem verwendete V. "meist" würde "meistens" im Sinne von "oft" bedeuten.
Rumpelstizchen
eingetragen von Gast am 21.02.2004 um 09.52
ist in der süddeutschen Umgangssprache gut zu beobachten. Er wird sehr wahrscheinlich durch das Fehlen dieser Zeitform im Bairischen (Altbairischen) verursacht, wo stattdessen das Perfekt benutzt wird. Ein ähnlicher Vorgang hat vor langer Zeit in den slawischen Sprachen stattgefunden, dort gibt es nur noch die zusammengesetzte Vergangenheitsform mit sein. Unser Imperfekt oder Präteritum stammt aus dem Lateinischen; in den romanischen Sprachen ist es die meist verwendete Vergangenheitsform.
Rumpelstilzchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.02.2004 um 09.09
Margels Beispielsätze erkenne ich an.
Doch will sich mein Kopf entrümpeln.
Er unterscheidet immer noch zwischen Umgangssprache (u.a. gesprochener Sprache) und Hochsprache (u.a.. geschriebener Sprache).
Kann es Ziel und Zweck einer beliebigen Reform sein, die Unterschiede zwischen beiden Formen zu verwischen?
Oder darf es auch Bestrebungen geben, Stil und Erkennungsmerkmale jeweils eigenständiger Sprach- und Schreibsituationen zu tradieren?
Anders gefragt: Sollte es künftig noch erlaubt sein, mit Messer und Gabel zu essen?
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nos
eingetragen von margel am 20.02.2004 um 21.15
Ich erzähle jemandem von einem Theaterstück, das ich kürzlich gesehen habe.
1. Ich will meine Empfindung, die ich nach der Vorstellung auf dem Heimweg hatte, mitteilen:"Ich hatte zwar etwas anderes erwartet, aber es hat mir trotzdem gefallen."
2. Ich will meine Empfindung, die ich während der Vorstellung hatte, mitteilen: "Ich hatte zwar etwas anderes erwartet, aber es gefiel mir trotzdem."
Das sind korrekt gebildete deutsche Sätze.
eingetragen von J.-M. Wagner am 20.02.2004 um 19.59
Zitat:Also: Statt Preis, Preise, Gans, Gänse, Wasser, Fluß, Flüsse, müssen, mußt, Geheimnis, Geheimnisse demnach dann Preis, Preise, Gans, Gänse, Waßßer, Fluß, Flüßße, müßßen, mußt, Geheimniß, Geheimnißße.
Ursprünglich eingetragen von Gast "Stilzchen Rumpel"
und das s zum Buchstaben für das stimmhafte (weiche) s,
mit Ausnahme der Auslautverhärtung des stimmhaften s,
stünde das ß nicht mehr für Doppel-s und würde selbst auch verdoppelt werden in kurzen Silben.
Zitat:Konsequent angewandt, wäre dies insofern sehr ungewohnt, weil sinnvollerweise auch folgende Wörter geändert werden müßten: des, dessen, wes, wessen; analog dann auch das, was, es. Schwierig zu entscheiden wäre es bei aus, plus, und doppeldeutig würde es bei bis.
Das wäre zunächst ungewohnt, würde auf die Dauer aber das Schreiben und das Lesen stark vereinfachen, weil diese Buchstaben dann nur genauso konsequent wie die anderen Konsonanten benutzt würden und keine Sonderbehandlung mehr nötig hätten.
Das zeigt, daß die Ausnahme der Auslautverhärtung weiterhin ein gewisses Problem darstellte. Und wie wäre es außerdem bei lesen, liest, äsen, äste, dösen, gedöst und im Vergleich dazu mit Wortstämmen wie bei Gunst, günstig, zuerst, Pfosten, Husten, bei Genitiven wie Gases, Gesäßes, Lesens, Lebens und bei Steigerungsformen wie schönste, herrlichste, komischste? Was davon würde unter die Auslautverhärtung fallen und weiterhin mit "s" geschrieben werden?
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.02.2004 um 18.06
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
drückt laut "Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, 1988" aus, daß ein Geschehen zeitlich vor einem anderen liegt ("Vorzeitigkeit", "Vorvergangenheit"):
... Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es hat mir trotzdem gefallen.
Den Beispielsatz muß ich anstreichen und nach Grammatik von 1952 wie folgt verbessern:
"Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es gefiel mir trotzdem."
Wir werden zur Lösung des Falles einen Oberschiedsrichter benötigen.
Ich bitte Herrn Ickler zu korrigieren (was ich hier einmal kommalos stehenlasse).
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nos
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 18.02
sind mit Beweisen für die Fehlerhaftigkeit der reformierten Rechtschreibung wenig zu beeindrucken, weil sie selbst nicht viel von der deutschen Sprache verstehen. Es wird ja auch immer mehr Mode, englisch zu reden.
Zu beeindrucken sind sie eher damit, daß die Reformgegner beweisen können, daß die jetzt beschlossenen und die für die nächsten Jahre geplanten Änderungen der reformierten Rechtschreibung immer wieder zu Neuauflagen der Schulbücher und dadurch zu neuen Kosten führen müssen, weil andernfalls Deutschnoten juristisch angreifbar werden.
Zu beeindrucken sind sie, wenn die Bürger ihnen vorwerfen, dadurch Steuergelder und das Geld der Eltern zu verschleudern. Überall soll gespart werden, aber anscheinend nicht bei den Kosten der Rechtschreibreform.
Die Reformgegner müssen betonen, daß die Rücknahme erhebliche und wiederkehrende Kosten ersparen würde.
Die Reformgegner müssen als "Berater für Kosteneinsparungen" auftreten.
Rumpelstilzchen
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 17.42
drückt laut "Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, 1988" aus, daß ein Geschehen zeitlich vor einem anderen liegt ("Vorzeitigkeit", "Vorvergangenheit"):
Sie gab zu, daß sie sich geirrt hatte. Als er endlich kam, waren seine Freunde schon gegangen. Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es hat mir trotzdem gefallen.
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 16.55
und das s zum Buchstaben für das stimmhafte (weiche) s,
mit Ausnahme der Auslautverhärtung des stimmhaften s,
stünde das ß nicht mehr für Doppel-s und würde selbst auch verdoppelt werden in kurzen Silben.
Das wäre zunächst ungewohnt, würde auf die Dauer aber das Schreiben und das Lesen stark vereinfachen, weil diese Buchstaben dann nur genauso konsequent wie die anderen Konsonanten benutzt würden und keine Sonderbehandlung mehr nötig hätten.
Stilzchen Rumpel
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 16.36
wird an höheren Schulen im Gegensatz zur Fremdsprachen-Grammatik nicht sehr geübt und betont. Das erklärt auch, warum die Grammatikfehler der Rechtschreibreform nur bei Wenigen ins Bewußtsein dringen. Aber eigentlich kann man in oder aus Fremdsprachen nicht korrekt schriftlich übersetzen, wenn man nicht auch die Grammatik der deutschen Sprache beherrscht. Jedenfalls gehen einem sonst die Besonderheiten der anderen Sprache gar nicht auf.
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 14.47
Nicht alle Leser dieses Forums sind ausgebildete Lateiniker!
Gast
xxx
eingetragen von J.-M. Wagner am 20.02.2004 um 13.46
Zitat:Dann habe ich nicht verstanden, worum es eigentlich gehen soll. Würden Sie es bitte nochmal erklären?
Ursprünglich eingetragen von Gast "Stilzchen Rumpel"
lernen die Grundschüler, um nicht durch die Auslautverhärtung getäuscht zu werden. Dieses Problem ist gelöst, und darum geht es nicht.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 13.13
Heutzutage spielen die Kinder also in den Schulen. Zu meiner Zeit fing mit der Schule der Ernst des Lebens an.
Wir sollten uns fragen, wann für die heutigen Kinder der Ernst des Lebens anfängt?
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.02.2004 um 12.50
Nicht nur die Mehrzahlprobe, auch die Verkleinerungsformen und andere Formen der Ableitung und Assoziation werden den Grundschulkindern beigebracht.
Außerdem lernen sie den spielerischen Umgang mit Sprache:
Hase - Häschen; Hass und Hässchen ...
der Hahn die Hänne, alt und Ältern, Gedanke und dänken ...
Irgendwie hat es die Rechtschreibreform fertiggebracht, ehemals sinnvolle Methoden zu unterbinden.
Aber was soll's. Beim Spielen darf man ja Fehler machen.
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nos
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 10.52
lernen die Grundschüler, um nicht durch die Auslautverhärtung getäuscht zu werden. Dieses Problem ist gelöst, und darum geht es nicht.
Stilzchen Rumpel
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 10.48
Auszüge aus dem legendären Fernsehgespräch, das Günter Gaus mit Rudi Dutschke im Herbst 1967 führte und das am 27./28.Januar 2001 in der Südd. Zeitg., Feuilleton, abgedruckt wurde:
Dutschke:
Wir haben in unserem Parlament keine Repräsentanten, die die Interessen unserer Bevölkerung - die wirklichen Interessen - ausdrücken.
Es gibt eine totale Trennung zwischen den Repräsentanten im Parlament und dem in Unmündigkeit gehaltenen Volk.
In den Parteien ist ein Apparat vorhanden, der die Interessen der Bevölkerung manipuliert, aber nicht Ausdruck dieser Interessen ist.
Rumpel Stilzchen
eingetragen von J.-M. Wagner am 20.02.2004 um 10.48
Zitat:Das ist nicht die ganze Wahrheit, denn es würde auch neue Probleme schaffen. Es gibt im Deutschen die Auslautverhärtung, die ja nicht nur beim s-Laut, sondern auch bei anderen Konsonanten auftritt. Bei der Bildung eines von der Grundform abgeleiteten Wortes wird diese wieder aufgehoben. Beispiele: Hand (Auslaut hart, vgl. Hantel nicht wie bei Handel), aber Hände (jetzt weicher Inlaut); grob (Laut vgl. Gropius, nicht Grobian), aber gröber (s. o.); analog Gans, Gänse.
Ursprünglich eingetragen von Gast "Stilzchen Rumpel"
Dieses Sch...spiel gibt es in keiner anderen indoeuropäischen Sprache. Es hört erst auf, wenn für stimmhaftes und stimmloses s eigene Buchstaben eingeführt werden. Andere Sprachen haben das oder nur das stimmlose s. Es ist im Deutschen ein Tabu-Thema, aber es würde alle diese Probleme lösen.
Ihr Vorschlag würde darauf hinauslaufen, bei verhärteten Auslauten einen anderen Buchstaben zu verwenden. Das bedeutete einen massiven Eingriff in das Wortbild ein Problem, das bei einer streng lautbezogenen Schreibung unvermeidlich ist. (Man denke auch an den Lautwechsel des ch wie etwa bei schwach, schwächer.) Fazit: Es würden mehr Probleme geschaffen als gelöst werden.
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 20.02.2004 um 08.55
werden den Grundschülern eingetrichtert.
Aber beim scharfen s funktioniert das überhaupt nicht. Im Gegensatz zu den anderen Konsonanten war beim s bisher noch ein zweiter Denkvorgang nötig: Steht das scharfe s am Silben-Ende? Dann wurde ss bisher zu ß. Jetzt ist noch ein dritter Denkvorgang nötig: Ist der vorausgehende Vokal lang oder Kurz? Dann ß oder ss. Dieses Sch...spiel gibt es in keiner anderen indoeuropäischen Sprache. Es hört erst auf, wenn für stimmhaftes und stimmloses s eigene Buchstaben eingeführt werden. Andere Sprachen haben das oder nur das stimmlose s. Es ist im Deutschen ein Tabu-Thema, aber es würde alle diese Probleme lösen.
Ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpel Stilzchen heiß'.
Stilzchen Rumpel
eingetragen von Gast am 19.02.2004 um 15.38
Daß Diphtonghe lang sind, ist Vereinbarungssache, kein Naturgesetz. Diphthonge können im Isländischen durchaus kurz oder lang gesprochen werden, es gelten dieselben Bedingungen wie für Vokale.
Daß anlautendes s stimmhaft (weich) gesprochen wird, ist Vereinbarungssache. Im Isländischen gibt es kein stimmhaftes s, es ist immer stimmlos.
Daß b, d, g stimmhaft sind, ist Vereinbarungssache. Im Isländischen sind sie stimmlos und werden wie p, t, k gesprochen. Dafür werden p, t, k im Silbenanlaut aspiriert (behaucht) gesprochen.
Alle deutschsprachigen Grundschulkinder müßten für eine phonetische Schreibweise erst einmal eine Einheitsaussprache lernen.
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.02.2004 um 15.16
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Beiträge von L e u t e n,
die diese Netzseiten zur kostenlosen Selbstdarstellung benutzen, ohne dafür zu bezahlen, sollten gelöscht werden.
Und zu jeder guten Idee gehört immer auch eine Hand voll Geld.
Normalerweise beginnen festgefahrene Tarifverhandlungen mit Streik, dem die Aussperrung folgt.
Hier ist es umgekehrt.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 19.02.2004 um 12.55
die diese Netzseiten zur kostenlosen Selbstdarstellung benutzen, ohne dafür zu bezahlen, sollten gelöscht werden.
Und zu jeder guten Idee gehört immer auch eine Hand voll Geld.
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.02.2004 um 12.36
Wenn man die Entwicklungen und Verschiebungen im Bereich der Grammatik untersucht, stößt man sicherlich auch auf den Namen "Hans Glinz". Der soll dieser Tage ausgezeichnet werden.
Wofür und warum eigentlich?
__________________
nos
eingetragen von Gast am 19.02.2004 um 11.03
ist das Partizip Perfekt Aktiv zu "sein" und wird in den Perfekt- und Plusquamperfektformen von "sein" und mit "sein" zusammengesetzten Verben verwendet.
Die Beschreibung der Vorzeitigkeit durch "Präsens zu Perfekt, Imperfekt zu Plusquamperfekt" steht so in einer deutschen Schulgrammatik von 1952 und ist möglicherweise heute nach über 50 Jahren völlig veraltet.
Eine Untersuchung der Grammatikentwicklung seit 50 Jahren wäre interessant, obwohl das wohl nicht hierhergehört. Aber vielleicht doch, weil die Rechtschreibreform auch in die Grammatik eingreift und sie zu ändern versucht. Dazu sollte schon klargestellt werden, was bisher galt.
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.02.2004 um 10.09
Richtig:
Nachdem wir aufgestanden waren, fuhren wir in die Stadt.
Falsch?
Nachdem wir aufgestanden waren, sind wir in die Stadt gefahren.
Das reimt sich doch sogar. Kann es dann falsch sein?
__________________
nos
eingetragen von Gast am 19.02.2004 um 08.26
Überschrift in der „Lausitzer Rundschau“ vom 18.2.:
Krebs erregend
Im Text kommt dann eine Warnung vor „krebserregenden Stoffen“, und zwar zwei Zeilen weiter.
Pielenz
Cottbus
eingetragen von Gast am 18.02.2004 um 22.24
ist kein Rechtschreib-, sondern ein Grammatikthema.
Regel: Präsens zu Perfekt, Imperfekt zu Plusquamperfekt.
Es wird keine Zeitstufe, sondern ein Zeitverhältnis bezeichnet.
Die Vorzeitigkeit in der Gegenwart:
Wer nicht bezahlt hat, wird nicht eingelassen.
Wer nicht in der Stadt gewesen ist, kann nichts davon erzählen.
Wer dabeigewesen ist, wird einzeln darüber befragt.
Die Vorzeitigkeit in der Vergangenheit:
Wer nicht bezahlt hatte, wurde nicht eingelassen.
Wer nicht in der Stadt gewesen war, konnte nichts davon erzählen.
Wer dabeigewesen war, wurde einzeln darüber befragt.
eingetragen von Gast am 18.02.2004 um 15.17
wird in http://www.spiegel.de/zwiebelfisch vom 18.2.04 beschrieben.
"X"
eingetragen von Gast am 18.02.2004 um 11.35
gehören nicht hierher, aber sind typisch für "Deutsche Wertarbeit":
In Italien fahren seit ganz vielen Jahren "Pendolino"-Neigezüge auf kurvenreichen Strecken, wo sie schneller durch die Kurven kommen als normale Züge.
Für Deutschland war es unwürdig, italienische Technik einzukaufen. Die Neigetechnik mußte ganz neu erfunden werden und sollte noch besser sein.
Deutsche Neigetechnikzüge funktionieren bis heute nicht zuverlässig. Die Neigefunktion mußte aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Jetzt fahren die teuren neuen Züge genauso langsam wie die alten Züge durch kurvenreiche Strecken.
unwichtiger
Irgendwann meldet sich auch die Zensur. Im Lahntal fahren deutsche Pendolinos schnell und zuverlässig. Sie wurden teuer nachgerüstet. Als Techniker habe ich nicht grenzenlos Geduld. Auf diesen Seiten sind auch Probleme zu lösen. Zum Beispiel das der Finanzen. Melden Sie sich doch mal ganz unwichtig mit einer Spendenzusage, damit Aufgabe und Werdegang wieder zueinanderfinden. Ich sichere Diskretion zu. Dominik Schumacher
eingetragen von David am 18.02.2004 um 10.52
![]()
Nun ja, der schöne Spruch, der so oft in Motorradfahrerkreisen geäußert wird, läßt sich auch problemlos hier anwenden:
"Wenn Biker Gutes tun, erinnert sich niemand, tun Biker Schlechtes, will es keiner vergessen."
Ist es nur momentan in Mode, die Leistungen des "eigenen" Landes nicht sehen zu wollen bzw. schlechtzureden, oder war das schon immer so...??
Und: Warum sind deutsche Züge mit Neigetechnik eine Lachnummer?
Ach ja: Ich schlage vor, Sie unternehmen mal eine kulinarische Reise durch "unser" Land. Ich glaube, Sie werden sich über die Vielfalt wundern.
eingetragen von Gast am 18.02.2004 um 10.33
Neigetechnikzüge
ICE-Pannenzüge
Rechtschreibreform
PKW-Pannenstatistik
Mautsystem Tollcollect
...
Wer zählt noch mehr auf?
Höherwertige Sachen sollten wir lieber importieren.
Was wir gut können: Bratwürste, Bratkartoffeln, Sauerkraut, Bier und ähnliches.
Aber: Am Volk liegts nicht, es muß an der Leitung liegen. (Der Münchner Komiker Weiß Ferdl im Zweiten Weltkrieg)
unwichtiger
eingetragen von margel am 17.02.2004 um 19.10
Der Weg zum rechten Schreiben führt über häufiges Lesen des Richtigen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich daraus ein Sprachgefühl, auch Intuition genannt. Je höher und feiner dieses ausgebildet ist, desto weniger braucht man Rechtschreibregeln. Die Reformer verfolgten das Ziel, jedem Schreiber und Schreiblerner, sozusagen ohne Ansehen der Person, den Zugang zu einer fehlerfreien Rechtschreibung prinzipiell zu eröffnen. Dies sollte über klare, einfache, widerspruchsfreie Regeln geschehen. Sie verkannten dabei, daß Rechtschreibung allein aus Regeln nicht funktioniert. Z.B. wollten Sie den Aspekt der Semantik ganz ausblenden. Orthographie sollte sozusagen rein mechanisch-technisch zu erlernen und zu beherrschen sein. Sie verkannten auch, daß die Regeln der Orthographie nicht von außen kommen, sondern aus der beobachteten Regelmäßigkeit von Schreibbräuchen erschlossen werden. Sie erfanden willkürliche, dazu noch sehr oberflächlich gearbeitete Regeln. Nun muß dauernd repariert werden. Das wird nie ein Ende finden, weil eben das Grundkonzept schon verfehlt war.
– geändert durch margel am 18.02.2004, 08.24 –
eingetragen von Norbert Schäbler am 17.02.2004 um 19.09
Zunächst will ich die Überschrift klären. Der Ausdruck bedeutet einen Zustand in den Vereinigten Staaten von Amerika, der vorhandene Rassenprobleme pervertierte.
(Mehr dazu in Timur Kuran: „Leben in Lüge“)
Als zweites ist der Gedanke des vorhergehenden Beitrags zu korrigieren, denn Ausländerkinder genießen Minderheitenschutz. In schulischer Hinsicht werden sie sowohl im „muttersprachlichen Ergänzungsunterricht“, als auch im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ gesondert geschult.
Selbst bei Abschlußprüfungen haben sie im Gegensatz zu ihren inländischen Schulkollegen einen Bonus. Sie können zwischen Alternativen wählen.
Drittens ist zu betonen, daß wir in einer Leistungsgesellschaft leben, die unbedingt die Wechselfälle des Lebens sowie spezifische Nachteile (schon alleine aus Gründen der Humanität) zu berücksichtigen hat, die sich aber gleichwohl der Bequemlichkeit und der Erschleichung von Positionen erwehren muß. Ansonsten wäre eine Degenerierung die Folge.
Viertens ist aus meiner Eigenerfahrung als Lehrer im Bundesland Bayern dem vorhergehenden Beitrag zu widersprechen.
Unterrichtend in einer „Dorfschule“ mit einem Ausländeranteil von bis zu 25 Prozent konnte ich feststellen, daß Ausländerkinder – insbesondere in den 70er-und 80er-Jahren überaus lernwillig und strebsam waren. Drei Fälle erinnere ich aus dieser Zeit, in denen die jeweils Besten des Abschlußjahrganges Ausländerkinder waren.
Auch schafften zahlreiche Ausländerkinder den Übertritt an das Gymnasium (nach der vierten Klasse) oder die Realschule (nach der sechsten Klasse).
Ein Lehrer, der Ausländerkindern den Erfolg geneidet hätte, ist mir nicht bekannt.
Fünftens gilt es, auf eine Veränderung hinzuweisen, die Ende der 90er-Jahre eintrat. Mehr und mehr Ausländerkinder koppelten sich vom regulären Schulbetrieb ab, bildeten ihre eigenständigen geschlossenen Freundeskreise und fielen u.a. durch zunehmende Leistungsverweigerung oder durch intensive sportliche Betätigung (u.a. Fußball) auf.
Eine Begründung dafür ist mir nicht bekannt.
Gleichwohl nahmen die Spannungen zwischen deutschen und ausländischen Kindern ab dieser Zeit zu.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 17.02.2004 um 16.08
die in der Familie nicht deutsch sprechen dürfen und infolgedessen in der Schule in Deutsch zu viele Fehler machen, ungeeignet für eine höhere Schulbildung und ein Studium?
Die Sprache der Mathematik ist international verständlich. Aber bis zum Mathematikstudium müssen erst die Sprach-Hürden überwunden werden.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 17.02.2004 um 15.48
kann bei Grundschulkindern zu dem Umkehrschluß führen, daß nach kurzgesprochenem Vokal ein Doppelkonsonant geschrieben werden müsse: "offt"
Daß auch Mehrfachkonsonanten - oft, aber eben nicht immer! - die Kürze des vorhergehenden Vokals anzeigen, ist für Grundschüler recht schwierig, weil das nicht immer stimmt: "er rastet - er raste".
Wenn die Mehrfachkonsonanten zu zwei verschiedenen Silben gehören, zeigen sie nicht die Vokalkürze an. Das ist für Grundschulkinder schwierig jedesmal zu prüfen.
Die Erkenntnis daraus: Für das richtige Schreibgefühl müssen Wortbilder eingeprägt werden. Das jedesmalige Überlegen kann zu Fehlschlüssen führen. (Vokabeln prägen sich am tiefsten durch abschreiben ein.)
Deshalb ist es kriminell, jetzt Schulkinder falsche Wortbilder lernen zu lassen.
Also: "In tyrannos!"
unwichtiger
eingetragen von Gast am 16.02.2004 um 14.24
werden ganz offensichtlich nicht von allen Sprechern als lang empfunden.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 16.02.2004 um 10.40
funktioniert nur in relativ kleinen, dialekt-einheitlichen Gebieten, aber nicht in gößeren Staaten.
Italienisch nach der Schrift wird nur im Gebiet um Florenz gesprochen und sonst nur von Leuten mit höherer Schulbildung. Das Lombardische und das Venetische sind gar eigene Sprachen.
Spanisch nach der Schrift wird nur in Kastilien gesprochen, nicht mehr in Andalusien und anderen Regionen.
Das südamerikanische Spanisch wird zwar "Castellano" genannt, ist aber näher mit dem Andalusischen verwandt. Wer den berühmten cubanischen Musikfilm "Buenavista Social Club" (oder so ähnlich) gesehen hat, wird sehr schnell gemerkt haben, daß das darin gesprochene Spanisch zwar typisch für Südamerika, aber sehr verschieden vom Kastilischen, der spanischen Hochsprache, ist. Die Endungen werden meist nicht gesprochen, und nur wer weiß, welche Endungen da von der Wortbildung her sein müssen, kann sie auch richtig schreiben.
Für Leute, die nicht nach der Hochsprache sprechen, bleibt immer nur die Schreibweise nach der Wortbildung.
Eine rein phonetische Schreibweise für alle ist eine Illusion.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 15.02.2004 um 20.08
"Das seit mhd. Zeit bezeugte Verb (mhd. hanteren, spätmhd. hantieren 'Kaufhandel treiben; handeln, verrichten, tun'), das im Sprachgefühl als zu 'Hand' gehörig empfunden wird, beruht auf Entlehnung aus mniederl. (mittelniederländisch) hanteren, hantieren (= niederl. hanteren) 'umgehen mit jmdm.; Handel treiben; verrichten, tun'. Das niederl. Wort selbst geht auf (a)frz. hanter 'umgehen mit; häufig besuchen' zurück, dessen weitere Herkunft unsicher ist."
unwichtiger
eingetragen von Gast am 15.02.2004 um 17.26
Bekanntlich gibt es alle kyrillisch geschriebenen Vokale in jotierter un nichtjotierter Form und Schreibweise.
In den südslawischen Sprachen wird in lateinischer Schrift die Jotierung durch ein vorgestelltes "j" beschrieben. (Dort gibt es die parallelen Schreibweisen in serbischer Kyrillica (c = ts) und kroatischer und slowenischer Latinica (c = ts).
Bei Wörtern, die direkt aus dem Russischen ins Deutsche übertragen werden, wird gemäß der einheitlichen wissenschaftlichen Slavistik-Schreibweise ebenso verfahren. Aber bei russischen Wörtern, die über das Englische ins Deutsche kommen, steht wie im Englischen üblich für den "[j]"-Laut ein "y", weil dieser Laut im Englischen eben so geschrieben wird und weil der Buchstabe "j" im Englischen "[dsch]" gesprochen wird.
Im Deutschen ist aber die Aussprache des Buchstaben "y" uneinheitlich und wirkt bei aus dem Englischen kommenden russischen Wörtern verwirrend.
Daher sollte im Deutschen das englische "y" in russischen Wörtern "j" geschrieben werden, um die jotierte Aussprache des folgenden Vokals richtig wiederzugeben.
unwichtigster
eingetragen von Gast am 15.02.2004 um 17.01
Das Grundprinzip der 1901 vereinheitlichten deutschen Rechtschreibung war bisher die morphologische Schreibung, das heißt die nach der Wortbildung. Bei der neuen ß-Schreibung nach der Aussprache wird dieses Prinzip durchbrochen.
Für die morphologische Schreibweise, also die gemäß der Wortbildung, kommt es nicht auf die genaue und einheitliche hochdeutsche Aussprache an, daher ist sie für alle deutschsprachigen Gegenden geeignet.
Läßt man das phonetische Prinzip zu, also die Schreibung nach der Aussprache, müssen alle Kinder in der ersten Grundschulklasse nicht nur wie schon bisher die hochdeutsche Grammatik und Wortbildung, sondern in Zukunft als erstes die akzentfreie einheitliche hochdeutsche Aussprache lernen. Das ist in ländlichen Gegenden ziemlich schwierig und eine zusätzliche neue Aufgabe für die Grundschullehrer.
Gerade die Vokallängen werden in unterschiedlichen Gegenden trotz hochdeutscher Aussprache unterschiedlich ausgesprochen. Bei einigen berühmten Theaterschauspielern bestand und besteht gerade darin ihre besondere und typische persönliche Note.
Eine Schreibung nach der Aussprache ist nur dort unproblematisch, wo die Vokallänge wiederum an ihrer Schreibweise erkennbar ist, also einerseits als lang bei Doppel- und Mehrfachvokalen und Dehnungszeichen und andererseits als kurz bei Doppel- und Mehrfachkonsonannten mit Ausnahme der Konsonantengruppen, die für einen Einzellaut stehen wie ch und sch.
unwichtigerer
eingetragen von Gast am 15.02.2004 um 10.10
Es wäre schon interessant, wer von diesen die Reform gegen besseres Fachwissen aus formalen Gründen, also "ohne Ermessensspielraum" durchfüheren muß und wer von ihnen mit mangels Einsicht und Fachkenntnissen mit voller Überzeugung dahintersteht.
Das beste Vergleichsbeispiel sind die bayerischen Ausländerbehörden mit ihrer "mangels Ermessensspielraum" gnadenlosen Abschiebepraxis gegen voll integrierte und hier geborene Ausländer mit deutscher Schul- und Berufsausbildung.
Nebenbei: Die Rechtschreibreform hat wesentlich dazu beigetragen, das Wort "Reform" allgemein in Verruf zu bringen und ihm die Bedeutung der "Rückkehr zu früheren Verhältnissen" zu geben. Das gilt unter anderem auch für die Rückentwicklung des "Sozialstates" zum "Frühkapitalismus". Das Präfix "re-" hat im Bewußtsein der Menschen seine ursprüngliche Bedeutung "zurück-" zurückerhalten. Insofern ist eine allgemeine Bewußtseinsveränderung eingetreten.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 14.02.2004 um 19.51
kann man sehr einfach auf unsere Seite ziehen, wenn man ihm, ihr und allen Eltern von Schülern klarmacht, daß bei einer Verlängerung der Zulassung der alten Rechtschreibung neben der neuen auf zunächst unbestimmte Zeit die Schüler weniger Fehler angestrichen bekommen, als wenn nur noch die neue Rechtschreibung zugelassen würde.
Die neuen Varianten verringern die Fehlermöglichkeiten, aber zusammen mit der alten Rechtschreibung wären es noch viel mehr zulässige Varianten und noch viel weniger Fehlermöglichkeiten.
Weil in unserem Wertesystem nur die Note gilt, egal was man für sie lernen mußte und egal was man überhaupt gelernt hat, kann es niemand den Eltern und den Schülern verübeln, daß es ihnen egal ist, ob sie die richtige oder die falsche Rechtschreibung lernen, Hauptsache, sie bekommen die richtige Note dafür.
Wenig Kenntnisse und gute Noten gilt viel mehr als viele Kenntnisse und mittelmäßige Noten.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 13.02.2004 um 15.54
Ich finde, man sollte auf Bindebögen ganz verzichten und es so machen, wie im Duden: die jeweils andere Schreibweise
mit ''auch:'' anfügen, wie dies hier im Forum als Beispiel zu finden ist. Die Scheinlösung mit Bindebogen ist nichts
Halbes und nichts Ganzes. Lesen lernen heißt einprägen von Wortbildern, und da stört dieser Bogen.
''Im Feld'' gibt es nur die eine oder die andere Schreibung, aber keine Bindebögen. Den Bogen zu verwenden heißt,
einen zusätzlichen Analyse- bzw. Interpretationsprozeß einzuschalten, der hier auch mißverstanden oder nicht verstanden
werden kann, z.B., wenn Kinder ein solches Wörterbuch benutzen. (Welches Kind schaut denn nach, was dieser seltsame
Bogen bedeutet?) Man könnte diesen Bogen auch so verstehen, daß er eine Zusammenschreibung andeuten soll, so wie man oft
durch einen untergesetzen Bogen andeutet, daß etwas zusammengeschrieben werden soll.
Herr Prof. Ickler möchte, soweit ich das verstanden habe, ein deskriptives Wörterbuch herausbringen. Wenn dieser Bogen
also eine Tendenz zur Zusammenschreibung andeuten soll, so ist sein Wörterbuch präskriptiv, zumindest in diesem Punkte.
Ich würde hier sogar die These aufstellen, daß es ein deskriptives Wörterbuch gar nicht geben kann, zumindest wenn
es zum Nachschlagen der Richtigkeit einer Schreibweise verwendet werden soll. Denn genau deshalb schlägt man ja nach,
man ist bereit, sich etwas ''vorschreiben'' zu lassen, oder, weniger demutsvoll ausgedrückt, die bestehende
Schreibung als verbindlich zu übernehmen.
Die hier im Forum benutzte Ersatzdarstellung mit dem Unterstrich ''_'' ist ebenfalls abzulehnen. In Programmiersprachen
benutzt man ihn, um bei Bezeichnern (Namen von Konstanten, Typen, Variablen, Prozeduren, Funktionen, ...) ein
Leerzeichen zu ersetzen, da dieses zumeist als Trennzeichen dient. Damit sind aussagekräftigere Bezeichner möglich, ja
ganze Sätze können damit syntaktisch als ein Bezeichner ''ausgezeichnet'' werden.
Ein Werbeplakat der Diagonie zeigt die Aufschrift ''Not lindern'', aber mit Unterstrich. Ich möchte hier diesem
Blödsinn nicht Vorschub leisten, deswegen benutze ich diese Schreibweise auch nicht. Was in Programmiersprachen
gut und sinnvoll ist, wird gedankenlos ins öffentliche Leben übernommen, um Aufmerksamkeit zu ergattern.
Auf mich wirkt das eher abstoßend und sinnentstellend.
Ich vermute, daß Herr Ickler eine Art Erkennungszeichen für sein Wörterbuch, seine Darstellung dieser Wörter,
gesucht hat oder daß dieser Bindebogen nun absichtlich oder unabsichtlich in diese Rolle gedrängt wird.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 13.02.2004 um 08.17
ist das "abgespeckte" Deutsch für das achtstufige Gymnasium. Dort hält es nur unnötig auf, wenn Bedeutungsunterschiede unterschiedliche Schreibweisen verlangen würden.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 12.02.2004 um 20.26
in den Büchern, deren Rückumstellung auf die alte Rechtschreibung angeblich zu teuer ist! Wenn man nachweisen kann, daß diese Bücher mit neuer Rechtschreibung voller Fehler sind, müssen sie sowieso überarbeitet werden. Dazu sollte es wie bei der Stiftung Warentest eine Liste mit denjenigen fehlerhaften Neuschreib-Büchern geben, die man ohne Überarbeitung nicht kaufen sollte. Eine Fehler-Überarbeitung der neuen Rechtschreibung ist in den meisten Fällen aufwendiger (aufwändiger) und teurer als die ganz einfache Rückkehr zur alten.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 12.02.2004 um 17.58
Soweit ich einmal gehört habe, ist die Deutsche Bundespost auf die Dudenredaktion zugegangen mit dem Wunsch,
Telephon mit f zu schreiben. Ob das stimmt, weiß ich nicht, vielleicht kann das jemand recherchieren?
Durch dieses f wird die griechische Herkunft dieses Wortes verwischt. Eine Kulturnation sollte sowas nicht tun.
Daß Telephon mit ph etwas ''altertümlich'' aussieht, ist kommt vielleicht daher, daß eben etwas ''Neues'' eingeführt
wurde. Im Englischen würden wir ja auch nicht sagen, daß telephone oder phone altertümlich aussehen.
Ich glaube aber, auch schon auf alten Dokumenten Schreibweisen ähnlicher Wörter mit f gesehen zu haben. Vielleicht
gab es beide Schreibweisen gleichzeitig und es hat sich in den letzten Jahrzehnten nur die Häufigkeit verschoben.
anonym
#
eingetragen von Gast am 12.02.2004 um 15.42
Ich habe schon lange darauf gewartet, daß irre + Verb getrennt geschrieben wird:
"irre" als Modal-Adverb bedeutet "ganz verrückt" und "ganz toll" im Gegensatz zum Verbzusatz "irre" bei Resultativverben, der "in die Irre" bedeutet.
Es ist beschämend, daß die Schreiber das nicht selbst merken.
unwichtigerer
eingetragen von Gast am 12.02.2004 um 15.36
differieren ist intransitiv, differenzieren ist transitiv, verlangt ein Akkusativobjekt.
Potenzieren ist nicht direkt abgeleitet von potent, sondern hat eine ganz eingeschränkte mathematische Bedeutung.
unwichtiger
eingetragen von Norbert Schäbler am 11.02.2004 um 22.53
In diesem Faden wird immer von Möglichkeiten gesprochen.
Sicher, die Versuchung ist da, dies, oder jenes zu schreiben. Was hindert uns jedoch, uns auf eine Schreibung festzulegen (resp. „fest zu legen“)?
Doch höchstens die Obrigkeit! Wen oder was aber empfinden wir als solche?
An dieser Stelle eine Buchempfehlung: Schriftsteller: „Nikos Kazantzakis“; Buchtitel: siehe Überschrift!
__________________
nos
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 21.33
Die Ähnlichkeit mit "zensieren" verführt dazu, "lizensieren" zu schreiben.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 19.09
Ab dem Zeitpunkt, wo sich der englische Satzbau mit "S.P.O., Subjekt, Prädikat, Objekt" im Deutschen durchgesetzt hat, kann man die Wortart an der Stellung des Wortes im Satz erkennen und braucht die Substantiv-Großschreibung nicht mehr.
Die bis dahin erschienene Literatur kann man aber nicht umschreiben und braucht für diese weiterhin die Substantiv-Großschreibung. Nach den Erfahrungen mit der Rechtschreibreform könnte es trotzdem Verlage geben, die die Literatur tatsächlich umschreiben. Nichts ist unmöglich: Rechtschreibreform!
unwichtiger
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 17.38
Christina Noak: "die in der Schrift kodierte Information für Wortbetonung"
Die habe ich bisher nicht entdecken können, da klafft bei mir eine riesige Bildungslücke. Oder muß man dafür Germanistik studiert haben (hab ich nicht)?
Beate Primus: "In Schriftsystemen, die auf dem modernen römischen Alphabet beruhen, geht man davon aus, dass der Buchstabe die kleinste Beschreibungseinheit darstellt."
Stammen denn das altgriechische und das kyrillische Alphabet vom römischen Alphabet ab? Oder ist bei diesen nicht der Buchstabe die kleinste Beschreibungseinheit? Das griechische und das kyrillische Alphabet haben sogar Einzelbuchstaben, wo bei uns Buchstabengruppen stehen. Das Deutsche hat etliche Laute, die nur durch Buchstabengruppen dargestellt werden können: sch, ch, ng.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 15.26
Laut Herkunftswörterbuch ist italienisch "galleria" das Ursprungswort für französisch "galérie" und von dort zu deutsch "Galerie". Alle bedeuten dasselbe: "langer, bedeckter Säulengang".
Laut Herkunftswörterbuch hat der Wortstamm nichts mit italienisch "galla" = Galle oder "gallo" = Hahn zu tun, sondern "mit "Galiläa", im Gegensatz zu 'Judäa': mit 'Galiläa' bezeichnete man seit dem 10. Jahrh., zunächst in Rom, die Vorhallen von Kirchen, in denen die Heiden, die sogenannten 'Galiläer' herumlungerten."
Die Schreibweise "galleria" ist italienisch, "galeria" spanisch und portugisisch, "galérie" französisch und "Galerie" deutsch. In Deutschland kann man an Geschäften alle Schreibweisen sehen, und dort sind alle korrekt.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 14.27
den ich als Museumsstück aufhebe, steht unter "Telefon" und "Foto": "eindeutschend für" "Telephon" und "Photo".
Unter "Fantasie" steht: "italienisches Musikstück, vergleiche aber: Phantasie".
Im Duden, 16. Auflage 1967, steht unter "Foto": "eindeutschende Schreibung für: Photo",
unter "Telefon" steht: "immer häufiger auftretende eindeutschende Schreibung für: Telephon",
unter "Fantasie" steht: "Musikstück, gelegentlich auch eindeutschend für: Phantasie".
Es ist ein allmählicher Vorgang, und der Duden hat bis 1996 immer nur den Sprachgebrauch beobachtet und wiedergegeben.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 11.02.2004 um 08.23
Hallo!
In diesem und anderen Foren zum Thema Rechtschreibung wird immer wieder mal über die umständliche Bedienung der Foren geklagt. Wenn man das Programm einmal eingerichtet hat, gibt es nichts Angenehmeres zum Diskutieren als das Usenet.
Das Usenet ist ein eigenes Diskussionsnetz, das sich der Internet-Infrastruktur bedient. Man braucht dazu einen Internet-Zugang, einen Usenet-Zugang (kostenlos zu haben beim Deutschen Forschungsnetz, DFN, unter http://www.news.cis.dfn.de/) und ein spezielles Programm, einen sog. Newsreader. Für Windows nimmt man dazu am Besten Forte Free Agent, Informationen unter http://www.paefken.westfalen.de/forteagent/faq28de.htm
Es bietet sich an, bereits bei der Anmeldung ein Pseudonym zu wählen, das aussieht, wie ein tatsächlich existierender Name, also z.B. Bernd Fuhrmann o.ä.
Außerdem sollte man eigens dafür eine GMX- oder andere E-Mail-Adresse wählen, sonst bekommt man unerwünschte Werbepost.
Die einschlägige Diskussionsgruppe ist de.etc.sprache.deutsch. Was und worüber dort Diskutiert wird, kann man herausfinden, wenn man bei Google de.etc.sprache.deutsch eingibt, die Suche startet, und dann auf \"Groups\" umschaltet.
Bernd
Bernd Fuhrmann
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 19.05
auskehren: aus einer Kehre herausfahren
jemanden bekehren: ihm regelmäßig die Wohnung ausfegen
einkehren: den Dreck hineinfegen
etwas umkehren: um etwas herumfegen
verkehren: etwas beim Fegen durcheinanderbringen
Kehrreim: gereimtes Lied der Straßenfeger
Kehraus: Ausfahrt aus einer Kehre
Kehrwert: Wert der Arbeitsleistung des Ausfegens
Kehrmaschine: Straßenbaumaschine für den Bau von Kehren
Kehrseite: Straßenseite, die regelmäßig gefegt wird
Kehrplatz: Platz, der regelmäßig gefegt wird
ganz unwichtiger
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 17.35
Für "leid tun" gibt es die schönsten Begründungen, warum "leid" nicht resultativ, sondern modal-adverbial ist.
Für "gut tun" vs. "guttun" und "wohl tun" vs. "wohltun" ist klar, daß jeweils zwei verschiedene Bedeutungen unterschieden werden.
Es mag ja sein, daß "weh tun" immer getrennt geschrieben wurde, aber wie bei "leid tun" darf man fragen: warum?
"leid tun" ist immer modal-adverbial und nie resultativ, aber wie ist es bei "weh tun"? Ist "weh tun" immer modal-adverbial und müßte die resultative Form ("ein Weh tun") wie die resultative Form "ein Leid tun" groß geschrieben werden? Was sagen die Grammatikregeln dazu?
Kindern sagen zu müssen: "Das ist so und basta!" ist unbefriedigend. Das kauft man nur Politikern wie Gerhard Schröder ab. (c'e basta ist italienisch und heißt "das genügt".)
unwichtiger
eingetragen von J.-M. Wagner am 10.02.2004 um 14.12
Zum Vergleich (zum Unterstrich und zu ,,§ 10" bei Ickler siehe unten):
Duden 1991
(herkömmlich)Duden 2000
(reformiert)Ickler
(deskriptiv)guttun gut tun gut_tun § 10 weh tun wehtun weh tun
wohltun wohl tun wohl_tun § 10 kundtun kundtun kundtun leid tun Leid tun leid tun
Na, alles klar? - Der Unterstrich bedeutet, daß beides möglich ist (Zusammen- oder Getrenntschreibung), und § 10 gibt erläuternde Hinweise dazu:§ 10: Fakultative ZusammenschreibungMein persönliches Fazit: Die herkömmliche Schreibweise ist am besten geeignet, das auszudrücken, was man sagen möchte, wenn man diese Wörter benutzt. Was im reformierten Duden steht, kann man weitgehend in die Tonne treten, hier insbesondere das groß geschriebene Leid.
Zahlreiche Wörter, die ganz verschiedenen Wortarten angehören, werden mehr oder weniger regelmäßig mit Verben zusammengeschrieben. Dabei handelt es sich teils um feste Verbindungen, die meist auch besondere (idiomatische) Bedeutungen haben, teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen.
– geändert durch J.-M. Wagner am 11.02.2004, 11.04 –
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 13.21
Wer kann mir helfen?? Welche Wortart verbirgt sich hinter dem Wörtchen "stets"?
Wäre schön, wenn sich jemand meldet.
Danke
LG Jördis
Jördis
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 11.33
Schreibt man Leid tun zusammen, oder so wie ich´s geschrieben hab?!
Zille
Hochdorf 18, 94469 Deggendorf
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 11.09
Werden guttun, wohltun, wehtun als Resultativverben zusammengeschrieben, um Verwechslungen mit den adverbialen Formen gut tun und wohl tun zu vermeiden und diese Doppeldeutigkeit bei leid tun nicht existiert? Ist leid tun immer adverbial und nie resultativ, also nie doppeldeutig? Wehtun ist wohl immer resultativ und nie adverbial.
Das sollte ein Fachmann mal für alle Nichtfachleute erklären.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 10.02.2004 um 10.40
Was wäre nach klassischer Rechtschreibung im folgenden Satz besser: zugrunde liegend bzw. zugrundeliegend?
Das zugrunde liegende Schaltnetz arbeitet nicht verzögerungsfrei.
Ich habe in einem nichtreformierten Duden nachgeschaut, da ist es im Wörterverzeichnis als "zugrunde liegend"
eingetragen. Nach R209 könnte man es auch zusammenschreiben. Meinem Sprachempfinden nach sollte es hier besser
zusammengeschrieben werden, da es im übertragenen Sinn gebraucht wird.
anonym
#
eingetragen von Gast am 08.02.2004 um 15.03
Hier sollte eine für alle ganz leicht verständliche Anweisung veröffentlicht werden, wegen der bleibenden Gültigkeit mit Hinweis und Zugang von der Willkommenseite, wie man ganz einfach die Reform-Korrekturen ausschalten und die klassische Rechtschreibung einschalten kann. Falls es für die ein Korrekturprogramm im Internet zum Runterladen gibt, wäre ein Hinweis darauf super.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 07.02.2004 um 17.19
Können Sie es verantworten, den Kurden die Reformer auf den Pelz zu jagen? -- Ich nicht!
Gast
xxx
eingetragen von margel am 07.02.2004 um 11.02
Die Wirtschaft, die Unternehmen haben die Reform bisher kaum mitgemacht. Die neue Rechtschreibung interessiert sie herzlich wenig. Meistens beschränkt sich die Befolgung auf -ss- statt -ß-. Ich weiß nicht, ob es hierüber Untersuchungen gibt, lese aber viele Stellenanzeigen unter diesem Aspekt. Einem Stellenbewerber würde ich raten, im Zweifelsfall stets die herkömmliche Orthographie zu verwenden. Er beweist damit Eigenständigkeit und Charakterstärke. In einem Vorstellungsgespräch könnte das ein Thema am Rande sein. Dann könnte der Bewerber seine Fähigkeit zeigen, sich argumentativ mit einer Sache auseinanderzusetzen und das Minderwertige zu erkennen und zu verwerfen.
eingetragen von Gast am 07.02.2004 um 10.00
Kurdistan ist im Begriff, ein eigener Staat zu werden. Dazu benötigt es eine einheitliche Sprache und Schreibweise. Kurdisch ist eine indogermanische Sprache, stark beeinflußt vom Iranischen. Ursprünglisch war es eine indo-iranische Sprache. Die Kurden wären sicher dankbar, wenn Sprachwissenschaftler ihre Sprach-Varianten dokumentieren und helfen würden, daraus eine für alle Kurden verständliche Gemeinsprache zu schaffen. Vor einiger Zeit waren die Slowaken in vergleichbarer Lage.
noch unwichtigerer
eingetragen von Gast am 07.02.2004 um 09.43
weil es einfach nicht bereit ist, jedes Wort - auch die nicht reformierten - sicherheitshalber im Wörterbuch nachzuschlagen. Die Zeitungsschreiber tun es auch nicht. Der Zeitaufwand dafür ist einfach zu schade und total unproduktiv. Auf diese Weise lernen sie auch nicht die neuen Schreibweisen. Das Beste ist, die Rechtschreibreformkommission sucht sich ein lernwilligeres Volk - wenn sie denn überhaupt eines findet, das solchen Quatsch mitmacht. Es könnte nämlich sein, daß das deutsche Volk nicht aus Unfähigkeit, sondern weil es den Unsinn durchschaut hat, nicht mitspielt. Weil es zu intelligent für eine solche Reform ist. Am geeignetsten wäre ein Volk, das noch gar keine Rechtschreibung hat. Sollen wir suchen helfen?
total unwichtiger
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 17.56
Es sind nicht nur Schüler im Sinne von Schulbesuchern betroffen. Soll man sich als aufrechter und mutiger Demokrat beweisen und "alt" schreiben oder sich als anpassungsfähiger Mitarbeiter anbieten und "neu" schreiben? Wer weiß vorher, was honoriert wird? (Außer von Behörden) Die Firmen geben nicht vorher oder auf Anfrage Auskunft, welche Rechtschreibung sie sehen wollen, und Bewerbungsschreiben gehen durch viele Hände. Der beste Rat dürfte sein, sich anfangs anpassungsfähig und erst später selbstbewußt zu zeigen. Aber ob das ohne bleibende Rückratverbiegung geht? So werden Bürger wieder zu Untertanen. Da steckt sicher Absicht dahinter.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 14.11
aus der verfahrenen Situation wäre, alle "alten" Schreibweisen als Varianten zuzulassen. Dann würde sich schnell zeigen, welche Ausdrucksmöglichkeiten sinnvoll sind und gebraucht werden. Die Reformschreibung wäre dann eine vorgeschlagene Variante. Allerdings würde sie nicht lange existieren. Aber zunächst würde man allen Seiten entgegenkommen.
ein sehr unwichtiger
eingetragen von J.-M. Wagner am 06.02.2004 um 13.53
http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=2&Wort_id=3009447
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 13.47
ist ein "Musterbeispiel" für eine Beugungsart (österr. Biegung) (Deklination, Konjugation) weil dort die Beugungsarten in Klassen eingeteilt werden.
Das schließt nicht aus, daß dieses "Musterbeispiel" in anderen Disziplinen für etwas ganz anderes stehen kann.
unwichtiger
eingetragen von margel am 06.02.2004 um 11.09
Paradigma, das - pl.die Paradigmen oder die Paradigmata. Vom griechischen parádeigma - das Beispiel, das Vorbild, das Musterwort; paradigmatisch - musterhaft, beispielhaft. Also mit "Zielvorstellung" hat der Begriff direkt gerade nichts zu tun. Ein Paradigma kann aber als Grundlage weiterer Entwicklungen dienen, "produktiv" werden.
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 10.23
Ich suche ein deutsches Wort für Paradigma. Ich selber würde es vielleicht mit ''Zielprojektion'' übersetzen, also
einer Vorstellung von einem Ziel, die als Leitfaden dient. (Natürlich ist ''Projektion'' ein Fremdwort, aber es ist
so vertraut und wird allgemein verwendet, daß es als deutsches Wort gelten kann.)
Kennt jemand die Herkunft des Wortes ''Paradigma'' und seine Bedeutung?
anonym
#
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 09.35
Die Art und Weise, wie eine kleine unangreifbare Gruppe über die deutsche Sprache bestimmt, ist typisch für Mafia-Strukturen. Man kann Vergleiche mit der italienischen Nachkriegsgeschichte anstellen und wird dieselben Erscheinungen finden. Natürlich findet das in Deutschland auf weiterentwickeltm höherem, nämlich akademisch gebildeten, Niveau statt und mit anderen Mitteln als Maschinenpistolen und Bombenattentate. Aber die Machterhaltungsstrukturen sind die gleichen.
ganz unwichtiger
eingetragen von Gast am 06.02.2004 um 07.10
Die Einführung des Wortes "die Zinke" und "zinken" bestätigt endgültig meine Erkenntnis, daß das Vokabular der Elektrischen Datumsverarbeitung aus der Gaunersprache stammt und daß diejenigen, die damit arbeiten, sich einer Gaunersprache bedienen, um ihr (Herschafts-)Wissen geheimzuhalten.
ein sehr unwichtiger
eingetragen von margel am 05.02.2004 um 18.17
Die Entscheidung über richtig und falsch kann nur anhand eines Wörterbuches getroffen werden. Oder: Was nicht im Wörterbuch steht, entzieht sich der Beurteilung. Nicht das Regelwerk ist maßgebend für die Korrekturpraxis in der Schule. Die Reformer müssen also bis zum Stichtag ein umfassendes Wörterbuch erarbeitet haben. Es ist zu bezweifeln, daß sie dazu fähig sind. Eher werden sie wie bisher die bekannten Wörterbücher als Vehikel benutzen. - Nun gibt es aber doch das Regelwerk. Regeln, besonders wenn sie so diffus und widersprüchlich sind, können ausgelegt werden. Die Auslegung der Reformer muß nicht sakrosankt sein. Es wird die Stunde der Juristen schlagen. Und davor haben die Schulen Angst. Also...
eingetragen von Gast am 05.02.2004 um 17.56
Wenn die jetzt neu zugelassenen "Varianten" von den Schülern benutzt werden dürfen sollen, müssen sie in amtlich zugelassenen Wörterbüchern stehen. Auch wenn niemand gezwungen wird, das neueste Wörterbuch zu kaufen, würde das Nichtkaufen zu einem Zweiklassensystem der Schüler führen: Die mit den neuesten Wörterbüchern können sich leichter und genauer ausdrücken als die mit den bisherigen. (Am leichtesten und genauesten können sich natürlich die ausdrücken, die die bewährten alten Schreibweisen verwenden.) So wird man die Schreiber an ihrem rechtschreibungsvariantenabhängigen Wortschatz unterscheiden können.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 05.02.2004 um 16.21
besteht durchaus und dadurch verursacht auch die Tendenz zum Ablaut für diese Zeitform.
Es gibt nun mal ein Norddeutsches und ein süddeutsches Hochdeutsch. Für Deutsche in den neuen Bundesländern ist das möglicherweise völlig ungewohnt.
ein völlig unwichtiger
eingetragen von Gast am 05.02.2004 um 09.20
Im Bericht von Horst Haider Munske, hier veröffentlicht am 4.2.04, steht :
"Die neueren Forschungen zur Rechtschreibung seit den 60er Jahren hatten bisher keinen Eingang in die Duden-Regeln gefunden."
Gibt es eine Kurz- oder Zusammenfassung dieser Forschungsergebnisse? Sind sie für uns von Bedeutung?
ganz unwichtiger
eingetragen von Gast am 05.02.2004 um 08.22
Da will ich mal so ganz ahnungslos die "Sehstörungen?" angucken - und was entdecke ich da auf Anhieb?
Den Satz: "...brauchen Sie nur dem Rat eines Fachmanns ... folgen." Bekommen Sie da keine Magenkrämpfe?
Ich schon!
Den Rest habe ich mir deshalb auch gleich geschenkt.
Horst-Jörg König
eingetragen von Gast am 04.02.2004 um 18.36
"... in die Einsamkeit seiner Wahlheimat am Luganer See zurückzog (um Bücher zu studieren, statt sich mit Leuten herum zu schlagen, deren Arbeitsweisen und Ansprüche ihm fremd geworden waren)."
gefunden in der Südd. Zeitg. v. 4.2.04, Feuilleton, Ein bisschen grade überm Teppich, Zum Tod des Jahrhundertschauspielers O. W. Fischer
ein noch unwichtigerer
eingetragen von Gast am 04.02.2004 um 16.24
Mein Verbesserungsvorschlag:
1.) In die Formulare zum Eintragen von Beiträgen eine zusätzliche Pflicht-Zeile aufnehmen, in die jeder Schreiber die wichtigsten Stichchwörter seines Beitrags eintragen muß, mindestens eins. Das gibt es anderswo bei Veröffentlichungen auch.
2.) Das Suchprogramm ertüchtigen, nach eingegebenen Stichwörtern Beiträge zu finden, egal in welchem Strang sie stehen.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 04.02.2004 um 14.09
Danke für die Hinweise!
anonym
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eingetragen von margel am 04.02.2004 um 14.00
Schreiben Sie´s ruhig klein. Und stellen Sie sich einen männlichen Knorzi vor.
eingetragen von Gast am 04.02.2004 um 13.04
Herr oder Frau margel hat hier ganz recht. (Wie schreibt man eigentlich einen solchen Namen am Satzanfang,
groß oder klein, schließlich ist ''margel'' hier eher ein Symbol als ein normales Wort und wird auch sonst immer
klein geschrieben?)
Wenn wir statt Rechtschreibung z.B. Architektur oder Technik einsetzen würden, so würde das bedeuten, daß man
diesem Vorschlag zufolge alle paar Jahre alle Gebäude abreißen oder alle technischen Erfindungen zerstören müßte,
um dem jeweiligen ''Volk'' die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Stil oder ihre eigene Technik zu entwickeln.
Das hieße aber, daß wir auf allen Gebieten niemals weiterkommen würden, unsere Gesellschaft würde für immer auf
Steinzeitniveau verbleiben.
anonym
#
eingetragen von margel am 04.02.2004 um 12.22
Man braucht nicht noch einmal bei Null anzufangen, um eine sinnvolle, allgemein akzeptierte Rechtschreibung sich herausbilden zu lassen. Die herkömmliche Rechtschreibung hat sich in einem langen, nie abgeschlossenen, quasi-evolutionären Prozeß entwickelt. Sie ist auf Optimierung angelegt und kann insofern sich selbst, d.h. den Entscheidungen kompetenter Schreiber überlassen werden.
eingetragen von Gast am 04.02.2004 um 09.55
Sehr geehrter Gast,
auch wenn ich Sie sonst sehr schätze, weil Sie den Mut haben, hier anonym
Einträge einzustellen, so kann ich Ihrer Argumentation hier nicht ganz folgen:
Sie wollen also zeitlich befristet alle Regeln bedeutungslos werden lassen, um
dann feststellen zu können, welche Regeln weiterhin befolgt werden?
Ihr Beitrag könnte natürlich auch scherzhaft gemeint sein, aber nehmen wir ihn
mal ernst.
Sie schreiben nicht explizit, daß sich Ihr Beitrag nur auf Rechtschreibregeln
bezieht, obwohl das anzunehmen ist. Stellt Euch vor, es werden alle Regeln
unserer Gesellschaft ungültig, danach ist dann nichts mehr, wie es vorher war,
und ein Zurück zum Vergangenem wird es dann auch nicht mehr geben. Ähnliches
würde dann auch für Rechtschreibregeln gelten.
Es mag vielleicht etwas übrigbleiben, aber wieviel übrig bleibt hängt von der
Dauer der regellosen Zeit ab. Je länger diese besteht, desto weniger werden
sich die Leute an bisherige Regeln halten, schon deshalb, weil Kinder mit der
Regellosigkeit aufwachsen. Was übrig bleibt ist dann vielleicht zu wenig, um
die eindeutige Reproduzierbarkeit der Intention des Autors sicherzustellen.
Sollte nicht auch jedes Kind die Chance haben, in einem sinnvollen und
nützlichen Regelsystem für die Rechtschreibung aufzuwachsen, denn merke:
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr - oder zumindest weit
schwieriger.
Regeln sind implizit durch den Sinn einer Sache gegeben, wenn man Regeln
abschafft, so schafft man auch den Sinn ab und produziert Unsinn. Läßt sich
der Sinn aber nicht abschaffen, so erzieht man die Menschen damit zur
Unterwürfigkeit unter das Trugbild einer regellosen Freiheit, d.h. zur
Unfreiheit. Dies werden Ideologen und Demagogen auszunutzen wissen.
Gerade wir Deutschen sollten der Welt zeigen, daß wir uns nicht mehr von
Demagogen verführen lassen.
Ich finde, Ihr Vorschlag ist unmenschlich!
anonym
#
eingetragen von Gast am 03.02.2004 um 21.28
hätte man viel billiger haben können:
Für eine begrenzte Zeit ausnahmlos alle Regeln außer Kraft setzen und danach schaun, was übrigbleibt. Es bleibt was übrig: Das was die Mehrheit möchte. Und das ist es dann. Eine echte Volksentscheidung.
Aber dafür braucht man keine Kommission, und deshalb geht das so nicht.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 03.02.2004 um 11.38
Wieso ist die klassische Rechtschreibung überholungsbedürfig? Wer sagt das? - Die Reformer, die damit die Notwendigkeit
ihres Reformvorhabens begründen wollen!
Woher wollen Sie wissen, ob alle Reformgegner wirklich eine überarbeitete klassische Rechtschreibung wollen? Nach einer
Rücknahme der Reform sollte dann erst einmal für eine längere Zeit Ruhe herrschen, um erst einmal Abstand zu gewinnen.
Die Reformgegner sollten nicht den Job der Reformer machen wollen. Soweit ich Herrn Ickler verstanden habe, ist der
einzige Punkt, in dem die klassische Rechtschreibung etwas problematisch ist, die Getrennt- und Zusammenschreibung, und
zwar nur bei bestimmten Wörtern, bei denen der Duden Einzelfallfestlegungen vorgenommen hat. Diese Tatsache allein zeigt
schon, daß hier eventuell noch gar keine Aussagen über die ''richtige'' Schreibweise getroffen werden können, weil hier
punktuell die Sprachdifferenzierung noch nicht abgeschlossen ist oder weil hier eventuell wirklich zwei Schreibungen
möglich sind.
Ich selber würde in manchen Fällen ''ernst nehmen'', in anderen Fällen aber ''ernstnehmen'' schreiben, wie es mir im
gerade vorliegenden Zusammenhang besser erscheint. Dies ist vielleicht auch eine Stilfrage. Es wäre also sinnvoll, wenn
in solchen Fällen keine bindenden Vorgaben gemacht würden.
Reformbefürworter können Sie nicht mit einer verbesserten klassischen Rechtschreibung ködern, Reformbefürworter sind
entweder Ideologen und daher Argumenten nicht zugänglich oder Leute, die von der Sache nur wenig Ahnung haben und nur
nachplappern, was man ihnen vorsetzt.
anonym
#
eingetragen von Gast am 03.02.2004 um 11.05
Der Klügere gibt nach, bis er der Dümmere ist!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 03.02.2004 um 10.12
Es wird immer wieder gesagt: "Die Rechtschreibung war sowieso überholungsbedürftig, eine Reform also auf jeden Fall nötig."
Es sollte hier noch einmal (zum wiederholten Male) herausgestellt werden, daß die Reformgegner nicht einfach die alte Rechtschreibung wiederherstellen wollen, sondern eine überarbeitete klassische Rechtschreibung. Wie weit die Überarbeitung gehen soll, hat Prof. Ickler auch schon wiederholt beschrieben. Trotzdem sollte diese "gemäßigte Überarbeitung" noch einmal dargestellt werden. Vermutlich würden viele Befürworter der Reform dann die überarbeitete klassische Rechtschreibung für besser halten, wenn sie genau gesagt bekämen, was sie enthielte.
unwichtiger
eingetragen von margel am 03.02.2004 um 09.52
"Der Klügere gibt nach". Daraus folgt umgekehrt: Wenn man nicht der Klügere ist, darf man um keinen Preis nachgeben. Dies gilt ganz besonders in Glaubensfragen. Von der Katholischen Kirche hätte die Kommission lernen können, daß jedes Zurückweichen vor den Argumenten der Gegner eine Minderung der eigenen Macht und Stärke bedeutet. Wenn die Reformer schrittweise Positionen ihrer Kritiker übernehmen, so erhebt sich schließlich unabweisbar die Frage, wozu dann noch die Reform samt ihren Urhebern nützlich und nötig sein soll. Wozu der Umweg über Nachbesserungen, "Präzisierungen", wenn man sowieso beim Status quo ante landet? - Es war ein schwerer, lebensbedrohlicher Fehler der Reformer, sich hierauf einzulassen. Vermutlich kamen sie sich dabei besonders weise und überlegen vor. Frei nach B. Brecht: Die Klugheit (oder war es doch das Gegenteil?) hat sie so weit gebracht. Beneidenswert, wer frei davon...
– geändert durch margel am 03.02.2004, 20.28 –
eingetragen von margel am 02.02.2004 um 17.40
Die KM wollen offensichtlich die Rechtschreibreform bzw. die Verantwortung dafür unbedingt loswerden. Sie wollen aus der Schußlinie, den Unmut des Schreibvolkes auf die Kommission ableiten. Am einfachsten wäre es, die Reform samt der Kommission zu entsorgen. Dies wäre auch dem Ansehen der KMK in der Öffentlichkeit bei weitem am dienlichsten. - Bliebe die Kommission erhalten, so bestünde ihre "Macht" in Zukunft darin, für ihre abstrusen Spielchen ganz allein und unkontrolliert die Schulen als Versuchsfeld zu mißbrauchen. - Es wird interessant sein, welchen Preis die KM zu zahlen bereit sind.
eingetragen von Gast am 02.02.2004 um 17.20
wenn sie sich zu Erfüllungsgehilfen der Rechtschreib-"Kommission" degradieren würden, dadurch daß sie deren Wörterbuchvorschläge automatisch und ohne externe Prüfung durch wirklich unabhängige und nicht von den Verlagen bezahlte Sachverständige für den Schulgebrauch verbindlich erklären würden.
unwichtiger
eingetragen von Gast am 02.02.2004 um 13.45
Sie weiterhin als "Kommission" zu bezeichnen, ist Irreführung, Täuschung und Orwellscher Neusprech. Wenn es vorsätzlich zum Schaden dritter geschieht, ist es Betrug. Geschädigt werden dann zumindest diejenigen Wissenschaftler, die etwaige Fehlurteile beweisen können, aber kein Einspruchsrecht haben und sich diesen Fehlurteilen unterwerfen müssen. Das geschieht schon jetzt, bisher aber durch politische Entscheidungen der Kultusminister. Später sind es pseudowissenschaftliche Entscheidungen einer Institution, die die Urteile der übrigen Fachwissenschaft ignorieren darf.
unwichtiger
eingetragen von margel am 02.02.2004 um 11.33
Sie haben recht: eine automatische Zulassung darf es nicht mehr geben, zumal hier von "Wissenschaft" wohl kaum die Rede sein kann. Die Reformer haben uns ja nicht neue Erkenntnisse beschert, sondern Dogmen verkündet. Umso mehr müssen in Zukunft auch Wörterbücher einem Zulassungsverfahren unterworfen werden, wie es Prof. Ickler schon gefordert hat. Dem vorausgehen muß die gründliche Prüfung durch unabhängige Fachleute.
eingetragen von Gast am 02.02.2004 um 10.11
bestehen in der automatischen "amtlichen Zulassung für den Schulgebrauch" der von privaten Verlagen herausgegebenen und aufgrund von von diesen Verlagen bezahlten "Wissenschaftlern" erarbeiteten Regeln entstandenen Wörterbücher.
Nirgendwo sonst in der Wissenschaft gibt es das, daß Ergebnisse, noch bevor sie von der übrigen Wissenschaft unkontrolliert werden können, automatisch zu amtlichen Regeln werden. Die von der Rechtschreibkommission in Zukunft erarbeiteten Wörterbücher dürfen nicht automatisch für die Schulen verbindlich werden, sondern müssen zunächst der wissenschaftlichen Kritik der übrigen Fachleute unterworfen werden. Nur in der Politik gibt es vergleichbare unwissenschaftliche Vorgehensweisen. Die Wörterbücher werden in Zukunft zunächst nur die Meinungen einer von den Verlagen bezahlten Gruppe darstellen.
ein unwichtiger
eingetragen von margel am 02.02.2004 um 06.44
Wie die Entwicklung in den kommenden Wochen auch ausgehen mag: das Todesurteil über die Kommission ist gesprochen. Szenario 1: Die KMK verfügt ein Ende mit Schrecken und verabschiedet die Reformer. Szenario 2: Die Kommission wird, wie vorgeschlagen und angestrebt, selbständig. Dann stirbt sie langsam ab. Sie wird zunehmend immer weniger wahr- und ernstgenommen, sie demontiert sich selbst - wie schon bisher, aber jetzt auf eigene Rechnung. Schon der geplante Fünfjahresrhythmus ist ein Signal. Vor allem verliert sie den Nimbus, "amtlich" zu agieren - KMK-Auftrag hin oder her. Dieser "amtliche" Ruch der Reform hat ja so viele bewogen, sich in typisch deutscher Tradition zu unterwerfen. Im übrigen muß man daran erinnern, daß es "nur" um die Schule geht. Die MK können also etwa beschließen, daß für den Rechtschreibunterricht und die Korrekturarbeit der Lehrer in Zukunft die von der Kommission (in welcher Form auch immer) veröffentlichten Regeln maßgebend sind. Das übrige Schreibvolk wird es nicht mehr kümmern. Natürlich ist damit noch nicht die Frage beantwortet, wie der immense durch die Reform angerichtete Schaden repariert werden kann.
– geändert durch margel am 02.02.2004, 12.29 –
eingetragen von Gast am 01.02.2004 um 22.26
darf man in Anlehnung an Orwells "Wahrheitsministerium" in "1984" die Rechtschreibkommission wegen ihrer dauernden Lügen über die angeblich erfolgreiche Durchführung der Reform nennen. Die ihr gläubig ergebenen Kultusminister bilden dazu die entsprechenden "Wahrheitsminister" und ihre Konferenz die "Wahrheitskonferenz".
unwichtiger
eingetragen von Gast am 01.02.2004 um 17.54
der drohenden Dauer-Ermächtigung der Rechtschreibkommission, deren Einberufung schon gegen die Prinzipien der Demokratie und der Wissenschaft verstoßen hat.
Die deutsche Rechtschreibung war angeblich vorher beim Dudenverlag in Privatbesitz und soll jetzt wieder neu in Privatbesitz vergeben werden. Ob es dann mehrere Firmen sind, bleibt in der Wirkung gleich, wie man z.B. an der Pharmaindustrie sieht. Die Rechtschreibung ist aber Volkseigentum, dieses Wort ganz wörtlich genommen. Privatisierung ist Enteignung.
unwichtiger
eingetragen von margel am 01.02.2004 um 17.02
Auch wenn die Rechtschreibkommission auf demokratische Weise eingesetzt worden wäre, würde das nichts an der grundsätzlichen Unzuständigkeit ändern. Die Sprache ist das Reich der Freiheit, was nicht heißt: der Beliebigkeit und Regellosigkeit. Ein Eingriff, gleich von welcher Seite, ist das, was die Juristen einen untauglichen Versuch am untauglichen Objekt mit untauglichen Mitteln nennen. Es fehlt stets an der Legitimation. Genau wie bei sogenannten Ethikkommissionen. Oder: da sind wir alle Experten.
eingetragen von Dominik Schumacher am 01.02.2004 um 12.36
Und wenn Sie sich noch so demokratisch nennen, sehr geehrter Störer, und wenn Sie noch so recht haben, mit Ihren Parolen: Wenn Sie hier weiter schreiben wollen, sollten Sie einen Weg finden, uns als Redaktion Ihre Identität zu offenbaren. Für die weitere Vorgehensweise kann ich anbieten, bei uns ein Postfach zu führen, das einerseits den persönlichen mkontakt zu Ihen erlaubt, andererseits Ihren beruflichen Schutz gewährleistet. Aber mit Tarnkappe werden Sie nur im Gästebuch auftreten, das genau aus diesem Grund schon nicht mehr unter den neuesten Forumsbeiträgen gezeigt wird.
Und noch eine Bitte. Wenn Sie Erfolg haben wollen, sollten Sie auch über eine finanzielle Beteiligung an unserem Aufwand entscheiden. Auch hier können wir Wahrung der Privatsphäre zusagen.
Heute schaltete ich unsere neue Poststelle auf »bezahlt«, sie wird die Ausprobiertextzeile in den elektronischen Briefen nicht mehr haben. Aber dafür muß ich auch noch 578,84 Euro bezahlen. Was brauchen Sie, verehrter Störer, nun: Telefonnummer, Mithilfe-Lastschriftformular, oder was?
__________________
Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 01.02.2004 um 11.04
Da meine Kommentare auf der Nachrichteseite als unerwünscht bezeichnet wurden, also hier:
Dieses Ermächtigungsgesetz ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die ich seit 1949 bewußt miterlebt habe. Sie erinnert mich an die Zeit davor und die im anderen Deutschland.
Die Übertragung der Entscheidungsgewalt über die Rechtschreibung an eine nicht demokratisch gewählte oder wenigstens zustandegekommene Kommission erinnert mich an die Zeit der alliierten Besatzungsmacht mit ihren Hochkommissaren. Aber die sollten von vornherein nur so lange regieren, bis demokratische Gremien in Deutschland gewählt würden und Deutschland seine Souveränit wiedererlangt hätte. Die neue Kommission soll aber zeitlich unbegrenzt über die deutsche Rechtschreibung herrschen.
Es muß dringend geprüft werden, ob das verfassungskonform ist. Denn es bedeutet eine Entmündigung des deutschen Volkes, seiner unabhängigen Wissenschaftler und seiner demokratischen Gremien.
Gegen diesen Abbau demokratischer Grundsätze und Rechte sollte es einen Volksaufstand geben, denn sonst könnte es auf anderen Gebieten so weitergehen.
Die herrschende Politiker-Klasse scheint neue Herrschaftsformen ausprobieren zu wollen, weil das Volk gegenüber allen sogenannten Reformen so widerspenstig und unfolgsam ist.
Wir müssen die Demokratie retten, und zwar die, die 1949 gemeint war.
demokratischer Störer
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 21.45
darf man alles, was von Menschen geschaffen wurde, besonders wenn die Urheber nur wenige und die davon Betroffenen sehr viele sind. In einer echten Demokratie ist das selbstverständlich. Aber haben wir eine echte Demokratie oder nur Orwellschen Neusprech? Zum Beispiel sind die Namen der großen politischen Parteien Orwellscher Neusprech.
Störer
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 15.55
zählt man 11 bis 19 als (wörtlich übersetzt) "einsaufzehn, zweiaufzehn" usw. bis "neunaufzehn".
Störer
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 11.35
verdammte Zeichenabschneidung in der Überschrift!
Störer
eingetragen von margel am 31.01.2004 um 11.34
Werter "Störer", wie Sie bin auch ich der Meinung, daß der vollständige Übergang der "Regelungsgewalt" in einer Art Ermächtigungsgesetz auf die Kommission größere Chancen zum Widerstand, auch und gerade für Lehrpersonen in der Schule, eröffnen würde. Denn während der König, der Papst und auch die Kultusminister bekanntlich nicht irren können (das ist ein Privileg des dummen, unmündigen Volkes), könnte man ein sogenanntes Expertengremium sehr wohl angreifen, und seine Entscheidungen stünden viel stärker auf dem Prüfstand als angesichts der heutigen Abgehobenheit und Quasi-Immunität. Die Reformertruppe könnte sich nicht mehr so leicht hinter der Staatsmacht verstecken, sondern müßte selbst für ihren Bockmist geradestehen.
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 11.32
kommt daher, daß das Zeichen für die Null ein Sanskritzeichen ist. Es wird auch heute so in Hindi geschrieben.
Störer
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 11.19
Die Araber haben die Stellenschreibweise nicht erfunden, sondern von den Indern übernommen und die altindische Schrift durch arabische Zeichen ersetzt. Nur das Zeichen für die Null ist bis heute dasselbe wie im Altindischen geblieben, denn die Null war die große Erfindung der Inder und die Voraussetzung für die Stellenschreibweise. Daher die Vermutung, die Araber hätten auch die Stellenschreibweise selbst erfunden. Aber obwohl im Altindischen, im Sanskrit und heute noch in der indoarischen Sprache Hindi die Wortbuchstaben von links nach rechts geschrieben wurden und werden, werden in dieser Schrift die Zahlzeichen beginnend mit der Einerstelle rechts geschrieben, gelesen aber von links nach rechts wie bei uns, beginnend mit der größten Zahl. In Hindi Zahlen lesen ist ganz einfach, wenn man die Ziffernzeichen kennt, dasselbe System wie bei uns, nur mit anderen Zeichen.
Störer
eingetragen von Gast am 31.01.2004 um 10.15
ist Widerstand gegen die Kommission kein Widerstand gegen die Staatsgewalt mehr und keine Handlung gegen die "Freiheitlich Demokratische Grundordnung (FDGO)". Das gilt dann auch für Beamte gegenüber ihrem Dienstherrn. Die neue Rechtslage sollte geklärt werden. Verbindlich für Schüler und Beamte ist etwas erst, wenn es in den amtlichen Wörterbüchern steht. Aber bevor etwas da hineinkommt, darf es dann offen bekämpft werden.
Störer
eingetragen von Gast am 30.01.2004 um 22.15
hat als Wortwurzel "die Wand". Die Präfixe "auf-, in-, vor-, aus-, ein-" sind Ortsangaben und bezeichnen die Lage zur Wand. Sie werden in Berufen benutzt, in denen an der Wand etwas auf-, in-, vor-, aus-, ein- montiert wird. Mit "wenden" haben sie nichts zu tun, sondern mit "Wänden".
Im übrigen war der Beitrag satirisch gemeint, und sollte nicht tierisch ernst genommen werden. Humor ist oft Glücksache.
Störer
eingetragen von Gast am 30.01.2004 um 17.23
geschieht bei mir als Buchstabenbild, anders könnte ich die vielen Homophone (gleichklingenden Wörter) im Deutschen und in anderen Sprachen und zwischen den Sprachen überhaupt nicht unterscheiden. Ich merke mir Wörter aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Wortfamilie und ihrer Zusammensetzung aus Wortwurzel und Vor- und Nachsilben. Deshalb sind isolierte (dissozierte) Wörter viel schwerer zu merken als verwandte (konsoziierte). Im Deutschen ist letzteres besonders schön ausgeprägt.
Das ist ähnlich wie in Mathematik und Physik, wo man sich auch nicht alle Formeln merken kann, aber viele aus den Grundformeln sich leicht und schnell wieder ableiten kann (sofern man sie verstanden hat).
Störer
eingetragen von Gast am 30.01.2004 um 16.25
sind bekanntlich Fachbegriffe aus der Installationstechnik, und dort bei den Leitungverlegern sollten sie auch bleiben.
Störer
eingetragen von Gast am 30.01.2004 um 16.22
wäre für viele Schreiber eine große Erleichterung. Vielleicht finden wir eins, wenn wir gründlich suchen oder kreativ werden. Natürlich muß es allen gefallen.
Störer
eingetragen von Gast am 30.01.2004 um 07.53
Weil die Rechtschreibkommission jetzt nicht alle Fehler auf einen Schlag beseitigen will, sondern sie nach und nach auf neue Duden-Ausgaben verteilen will und weil für die Schüler nur die gedruckten Wörterbücher und keine Rundschreiben der Kommission rechtsverbindlich sind, müssen nach jeder Rechtschreibänderung der Kommission - auch bei der Neuzulassung von Variantenschreibweisen - die Wörterbucher neu gedruckt werden.
Bei der Rückkehr zur überarbeiteten alten Rechtschreibung brauchen nur ein einziges Mal neue Wörterbücher gedruckt werden und danach auf lange Zeit nicht mehr. Das scheint den Wörterbuchverlagen nicht zu gefallen.
Störer
eingetragen von Gast am 29.01.2004 um 21.56
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,284059,00.html
sehr lesenswert
Störer
eingetragen von Gast am 29.01.2004 um 20.32
Der Tragödie erster Akt hieß: Deutsch, eine Sprache wird beschädigt.
Der Tragödie zweiter Akt heißt: Die Rechtschreibkommission, eine Demokratie wird beschädigt.
Störer
eingetragen von J.-M. Wagner am 29.01.2004 um 14.16
Zitat:Sie meinen gewiß vor 1996, d. h. die Auflage von 1991 und alle vorherigen. Der erste Reformduden (den man getrost in die Tonne treten kann) ist ja bereits 1996 erschienen!
Ursprünglich eingetragen von Störer
Die Verlage wirds freuen, besonders weil das in Zukunft mit alle paar Jahre geänderten Neuauflagen so weitergehen wird. Aber am Ende wird ja doch die alte Rechtschreibung wieder dastehen, höchstens zusätzlich mit vielen "ss". Werfen Sie ihren alten Duden (von vor 1998) noch nicht weg!
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 29.01.2004 um 11.55
Aus der Fürstenfeldbrucker SZ v. 29.1.04, Protest gegen Schulreform:
"Die Elternvertreter wehren sich gegen die geplante flächendeckende Einführung des achtjährigen Gymnasiums in Bayern bereits ab dem Schuljahr 2004/2005.
Betroffen sind vor allem die Eltern der jetzigen Viertklässler.
Bisher habe ein 'Maulkorberlass' vom Schulamt an die Schulleiter die Weitergabe von Informationen in den Grundschulen behindert."
Störer
eingetragen von Gast am 29.01.2004 um 10.16
werden an den Schulen erst gültig, wenn sie im Duden stehen. So haben die Schulaufsichtsbehörden jedenfalls bis jetzt immer entschieden. Es müssen also doch bis zum 1.8.05 neue Dudenausgaben gedruckt werden, und Schüler und Lehrer müssen sie kaufen. Die Verlage wirds freuen, besonders weil das in Zukunft mit alle paar Jahre geänderten Neuauflagen so weitergehen wird. Aber am Ende wird ja doch die alte Rechtschreibung wieder dastehen, höchstens zusätzlich mit vielen "ss". Werfen Sie ihren alten Duden (von vor 1998) noch nicht weg!
Störer
eingetragen von Gast am 29.01.2004 um 08.40
...Pikant ist, dass die zuständige Dezernentin sich für die Flughafen spezifische Arbeit des Umweltamtes wenig zu interessieren scheint...
Gerd-Peter Kossler
eingetragen von Gast am 28.01.2004 um 21.42
Spiegel Online 27. Januar 2004
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,283728,00.html
lesenswert
Störer
eingetragen von Gast am 28.01.2004 um 10.02
Frankfurter Rundschau, 28.1.04:
"Hintergrund:
Streit um Erinnerungskultur
Weil es angeblich Opfer der NS-Zeit und des Stalinismus über einen Kamm schert, ist Sachsens Gedenkstättengesetz umstritten - und soll doch als Vorlage für ein bundesweites Konzept dienen. VON B. HONNIGFORT (DRESDEN)
(Artikelanfang) Rätsel raten in Dresden (...)"
Ich stoße fast täglich auf solche Perlen und würde sie gern in diesem Forum dokumentieren. Wo ist der richtige Platz dafür?
Gerd-Peter Kossler
eingetragen von Gast am 27.01.2004 um 22.11
sind entweder den Reformern unbekannt, oder sie leugnen deren Existenz.
Es gibt eine Reihe von Adverbien mit zwei verschiedenen Bedeutungen:
"allein" kann "alleinig" oder "nur" bedeuten,
"selbst" kann "vom Träger der Handlung" oder "sogar" bedeuten,
"wohl" kann "gut" oder "vermutlich" bedeuten,
(die Mitstreiter seien bitte aufgerufen, weitere derartige Adverbien zu sammeln)
Die jeweilige Bedeutung ist an der Betonung zu erkennen.
In der klassischen Rechtschreibung gab es keine Probleme mit der Bedeutungsunterscheidung, weil die Adverbien mit der ersten Bedeutung als Bestimmungswort mit dem zugehörenden Wort zusammengeschrieben wurden, die Adverbien mit der zweiten Bedeutung jedoch nicht.
Das ist durch die Nur-noch-Getrenntschreibung aufgehoben worden, und dadurch sind diese Adverbien mehrdeutig geworden. Es ist eine völlig unnötige und lächerliche Zweideutigkeit und Undeutlichkeit entstanden.
Durch die freie Wortstellung der deutschen Sprache ist auch die Stellung im Satz nicht bedeutungsanzeigend, das war nur die Zusammen- bzw. die Getrenntschreibung.
Man muß fragen, ob die Reformer aus Dummheit oder mit vorsätzlicher Bösartigkeit handeln.
Störer Störerson
eingetragen von Gast am 27.01.2004 um 14.00
Meiner laienhaften Rechtsauffassung nach haben Schüler ein Menschenrecht auf ein grammatikfehlerfreies Erlernen ihrer Muttersprache in der Schule, und verstößt das Lernenmüssen von Grammatikfehlern gegen dieses Menschenrecht.
Man muß eine Anklage vor dem "Europäischen Gericht zur Einhaltung der Menschenrechte" formulieren.
Störer Störerson
eingetragen von Gast am 27.01.2004 um 12.22
Zum Zwergenaufstand gegen die überstürzte Einführung des achtstufigen Gymnasiums in Bayern:
Aus der Fürstenfeldbrucker SZ v. 27.1.04:
"Weisung vom Schulamt
Elternbeirat wird Infobrief-Verteilung untersagt
Sie wollten nur informieren und ein paar nicht unwesentliche Fragen stellen, doch der Elternbeirat der Ährenfeldschule in Gröbenzell darf einen Infobrief zum achtjärigen Gymnasium (G 8) nicht in der Schule verteilen. Das Schulamt hat etwas dagegen und begründet dies damit, daß "solche Aktionen und Briefe" nicht der Unterrichtung und Erziehung der Schüler dienten.
In dem Brief an die Eltern kommt der Elternbeirat seiner Aufgabe nach, sich um das Wohl der Schule und der Schüler zu kümmern. Dazu zählt die Vorsitzende (Name) auch die Information, daß am 30. Januar in (Fürstenfeld-)Bruck eine Demonstration zum G 8 stattfindet. Dabei lehnen die Mitglieder des Elternbeirates das G 8 nicht ab, wie sie in einer Pressemitteilung versichern, sondern nur die "überstürzte Einführung".
Daß das G 8 schnell und ohne sich lange mit Kritik abzugeben gestartet werden soll, läßt sich auch aus einer Art Maulkorberlaß für Schuldirektoren schließen. Kurz vor Weihnachten bekamen die Direktoren Post von der Kultusministerin. Darin machte ihnen Monika Hohlmeier sinngemäß klar, daß sie ihren Protest nicht in der Schule äußern sollten.
Der Gröbenzeller Elternbeirat empfindet jedenfalls die Maßnahme des Schulamts als "Einschränkung der Meinungsfreiheit" und als "bedauerliche Absage an einen konstruktiven Dialog Eltern-Schule".
Störer Störerson
eingetragen von Gast am 26.01.2004 um 18.23
Jedenfalls wird dieses Wort seitens der Kultusminister zur Disziplinierung der Lehrer eingesetzt:
Zitat aus der Fürstenfeldbrucker SZ v. 26.1.04:
"Ermahnung aus dem (bayerischen) Kultusministerium sorgt für Unmut
Schulleiter lassen sich nicht gängeln
Ungeachtet des Briefs aus München erneuern Direktoren aus dem Landkreis ihre Kritik am achtjährigen Gymnasium
Mit Unverständnis reagieren Gymnasial-Direktoren auf eine Belehrung aus dem Kultusministerium. Dieses hat nämlich mit Blick auf die Empörung über das achtstufige Gymnasium Schulleiterin Bayern zu Mäßigung und Loyalität ermahnt. Die Direktoren im Landkreis zeigen sich unbeeindruckt und kritisieren weiter die Reformpläne. ... Mit Blick auf seine Loyalitätspflicht will der Direktor nicht zu Protestaktionen aufrufen. Wenn Elternbeiräte oder Personalräte das machen, sei das aber 'deren gutes Recht.'"
Störer Störerson
eingetragen von Dominik Schumacher am 26.01.2004 um 15.16
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Störer Störenson
... "Das Kennen Lernen" ist dann die Entsprechung zu "das Schweißen Lernen".
Nur mal nachgefragt. Warum schreiben Sie, Störer, Kennen groß und Lernen groß? Wenn das Das zum Kennen gehört, kann es nicht zum Lernen gehören, dann wird lernen klein geschrieben. Wenn das Das zum Lernen gehört, wie wird dann kennen geschrieben? Warum groß?
Beispiele:
Gestern mußten wir das Kennen lernen.
Heute geht es um das kennen Lernen, es geht heute nicht um das kennen Vergessen. (?)
Dieser Satz von heute ist falsch und war es lange schon. Wenn das Das zum Lernen gehören soll, dann müßte nach meinem Verständnis das Wort kennen an das Wort Lernen angefügt werden und zu einem Wort verschnmelzen, oder es müßte wenigstens mit Bindestrich gekoppelt werden. Als ein Wort oder gekoppelt würde es vorne großgeschrieben, aber nicht auseinander, und wäre dann ein „Verbalsubstantiv“.
Das gleiche gilt für das Schweißen(-L/)lernen, oder?
Ich habe noch nicht verstanden, warum genau an diesem Beispiel durch die nur so genannte Rechtschreibreform solche Irritation auftreten kann. Meine Schwester als Lehrerin machte diesen Fehler, dann sah ich ihn häufiger.
Verstanden habe ich das Ausbleiben von Antworten, wenn Störerstörer Störer stören (durch Fragen).
__________________
Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 26.01.2004 um 13.02
Ich für meinen Teil habe bis heute im wesentlichen die alte Rechtschreibung beibehalten und fühle mich immer wieder vor den Kopf gestoßen, wenn ich seltsam geschriebene Wörter lesen muß, die ich bislang aufgrund meines "photographischen" Gedächtnisses in einer bestimmten Schreibweise erkennen konnte. Im Laufe der Zeit hat auf diese Weise meine Fähigkeit, falsch geschriebene Wörter zu erkennen und das Gefühl, was denn nun richtig ist, stark gelitten.
Einige Texte kann man dank der jetzt getrennten Wörter und der fehlenden Kommata kaum noch lesen.
Mir ist auch aufgefallen, daß die Fehlerrate in Zeitungen oder im Internet seit der Einführung der Rechtschreibreform sehr stark gestiegen ist.
Auch bei meinen Kollegen konnte ich einen starker Verfall der Rechtschreibleistung feststellen.
Wie kraß die Folgen sind, kann man sich in jedem Forum ansehen, wo Kinder schreiben!
Im Endeffekt bleibt wohl nur, daß jeder schreibt, wie er will - ob es dabei lesbar bleibt oder nicht - es ist völlig egal.
Jasper Neumann
Schönauer Friede 78, 52072 Aachen
eingetragen von Gast am 26.01.2004 um 12.12
ist "jedenfalls glatt gelogen".
gefunden in der Südd. Zeitg. v.26. 1. 04, Bayern, "Faltlhauser sagt einfach nicht die Wahrheit"
Es klingt vornehmer, eben politikermäßiger.
Störer Störerson
eingetragen von Gast am 26.01.2004 um 11.42
Je nach Betonung und Bedeutung gibt es in Zukunft wohl zwei verschiedene substantivierte Infinitive. "Das Kennen Lernen" ist dann die Entsprechung zu "das Schweißen Lernen". Aber wer braucht diese Variante mit "Kennen"?
Störer Störerson
eingetragen von Gast am 26.01.2004 um 09.14
"Ich möchte lernen, Sie zu kennen"?
Das Verb "kennenlernen" leitet sich aus dem Substantiv "das Kennenlernen" ab und garantiert in der Zusammenschreibung weiterhin den Erhalt der Betonung auf "kennen"; die getrennte Schreibweise "kennen lernen" dagegen verschiebt nun die Akzente in Richtung "lernen", was eigentlich überhaupt keinen Sinn macht, denn es ist wohl kaum anzunehmen, daß hier jemand etwas lernen möchte, nämlich "lernen, den anderen zu kennen". Und darum geht es dem Schreiber auch gar nicht, sondern es geht ihm um das Kennenlernen, mit der Betonung auf "kennen": um die Erfahrung oder die Gelegenheit, vom anderen mehr über ihn zu erfahren.
Oder sollte hier etwa das Kennen gelernt werden? Dann müßte das zugehörige Substantiv möglicherweise "das Lernen des Kennens" heißen, und "Ich möchte Sie kennen lernen" hieße also eigentlich "Ich möchte lernen, Sie zu kennen"? Dann doch lieber das vertraute "Ich möchte Sie kennenlernen", was schlicht und einfach alles ausdrückt, was ich meine, und sich auch verzögerungsfrei lesen läßt.
Aber wie ist es bei "teilnehmen"? "Teil nehmen" wäre reformkonsequent, aber "teilnehmen" ist das Verb zu "Teilnahme"- schön, daß da die Reform nichts änderte; doch wie ist es denn bei "Anteilnahme" und "Anteil nehmen"? Oder lieber "anteilnehmen"? Spitzfindigkeit kennt kaum Grenzen, wenn man das Ziel rein mental ansteuert und hierbei das innere Sprachgefühl und -empfinden außer acht läßt.
Dietrich Beck
Witzhave
eingetragen von Gast am 25.01.2004 um 14.32
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Störer
... darüber wachen die Aufsichtslehrer...
Damit es nie langweilig wird, gibt es Störer. Wie wär’s, wenn Sie, Störer, die Verantwortung für die Empfangsseite übernähmen? Sie haben eine gute Voraussetzung. Sie haben Zeit und Witz (und langen Atem). Oder bleibt es beim ... ?
Dominik Schumacher
eingetragen von Gast am 25.01.2004 um 13.05
Das erste Staatsexamen können Lehramtsstudenten für Deutsch noch in klassischer Rechtschreibung abwickeln. Aber im Referendariat, das neben den Lehrproben auch tägliche Nachmittags-Seminare enthält (jedenfalls in Hessen), wird ganz intensiv die Reform-Rechtschreibung gedrillt. Dann ist es aus mit der Freiheit, denn dann ist man Beamter auf Widerruf oder so ähnlich. In den Lehrproben muß Reform-Rechtschreibung gelehrt werden, darüber wachen die Aufsichtslehrer genau.
Störer
eingetragen von Gast am 25.01.2004 um 12.15
"Eine Hand voll Spezialisten
Trotz intensiver Handelsbeziehungen und des EU-Beititts im Mai arbeiten in Polen nur wenige Deutsche"
gefunden in der Südd. Zeitg. v. 24./25. 1. 04, Bildung und Beruf
Störer
eingetragen von Dominik Schumacher am 24.01.2004 um 19.23
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
… für den Ton scheint es zweierlei Maß zu geben: Die sogenannten „Verantwortlichen“ erlauben sich öfters einen sehr rüden Ton gegen andere, vertragen selbst aber Kritik (z. B. an der Gestaltung der Empfangsseite) überhaupt nicht …
Meine Telefonnummer ist 02603 2415, ich bin verantwortlich für die Willkommensseite. Falls über Kritik an der Willkommensseite gesprochen werden will, freue ich mich über jeden Anruf.
Es gibt vernichtende Kritik, und es gibt konstruktive Kritik. Wer sich hier als „un-verantwortlicher Gast“ scheut, Roß und Reiter zu nennen, hat offenbar tieferen Einblick in Interna. Deshalb rechne ich nicht damit, daß von der einen auf die andere Seite gewechselt werden will, von der vernichtenden auf die konstruktive. Die Störungen dieser Art haben Methode, seit längerer Zeit schon. Als Folge lasse ich das Gästebuch nicht mehr unter den neuesten Forumsbeiträgen anzeigen.
Rüde soll mit rot, rüde mit rauh zu tun haben. Warum hat rüde nicht mit Rüde zu tun? Rüdes Kleffen. Was macht denn ein Rüde, wenn etwas Unerwartetes passiert, wenn ein Volksentscheid abgehalten wird zum Beispiel? Gewohnheit und ein unangetastetes Revier allein lassen einen Rüden schweigen.
Bei einer entwickelten Menschensprache aber geht es um viel mehr. Manchmal geht es um das Revier, manchmal um alles. Menschen gibt es sone und solche.
Mir geht es bei diesem rechtschreibreform-Forum um mehr, als meinen nackten Finger auf die kritischen Momente der Rechtschreibreform zu richten. „Schaut mal, ich bin deshalb gut, weil dieser Aspekt der Reform schlecht ist“ reicht mir nicht. Ich möchte die Nachholarbeit dessen ermöglichen, was seit der Dudenprivilegierung vernachlässigt wurde. Verschiedene Nöte hatten das große menschliche Bewußtwerden mittels Sprache und der Sprache recht trocken sein lassen. Ich möchte die Kompetenz für die Sprache den Sprechenden selbst wieder ermöglichen. Das Medium Internet ist für diese Nachholarbeit ein Geschenk des Himmels. Bei der Eroberung und Entwicklung der Internettechnik stehen wir alle ganz am Anfang. Weil ich meinen Blick zum einen für zumindest mehr offenhalte und zum zweiten darauf achte, daß wir mit unserem zarten Anfang hier nicht wegen Lächerlichkeiten ganz badengehen, deshalb kann ich auch mit einer Willkommensseite leben, die nicht alle denkbaren Verbesserungen schon eingebaut hat. Sein und Schein sollen hier nah beieinander sein. Demjenigen Gast, der davon zu wissen meint, daß „sogenannte ‚Verantwortliche‘“ Kritik an der Empfangsseite überhören, dem möchte ich sagen, er selbst hat sich bei mir nicht mit konstruktiver Kritik gemeldet. Ich mache seit 1997 einen größeren Teil der Kommunikationsarbeit und erlebe Mitstreiter aus der Situation heraus (mehrere Volksinitiativen und Volksbegehren). Ich konnte mein Gefühl für Echtheit schnell stabilisieren, denn es passierte so wenig Unechtes, daß es nicht nennenswert ist. Der Abteil liegt unter 1 Prozent, eher 1 Promill. Wir sind nun nicht im Terminwettlauf um den Erfolg einer Volsinitiative. Trotzdem halte ich für mich das Zurückhalten des bürgerlichen Namens und die Verhinderung der persönlichen Erreichbarkeit für ein Merkmal der Unstimmigkeit. Man kann hier ohne e-mail-Anschrift oder Telefonnummer operieren, warum nicht? Aber fruchtbar wird dieses Verhalten nicht sein. Soviel Freiheit im Folgern gewähre ich mir.
Denken kann im Kopf zwei unterschiedliche Qualitäten haben. Wiedergabe trainierter Kunststücke ist die eine Qualität. Tonband und Text können Teile davon sehr gut. Tägliche Routine lebt davon. Das Gehirn wiederholt bekannte Muster, weil sie in der Erinnerung nützlich waren. Die zweite Denkqualität unterscheidet sich sehr gründlich. Sie ist nützlich, wenn Wiederholung nicht fruchtet. Kombination bekannter Teile allein reicht ihr nicht aus, sie würde eher das Chaos mehren. Das, was Schiller und van Beethoven Götterfunke nannten, ist das wichtigste Erlebnis dieser Eigenschaft. Es zu ermöglichen und zu erkennen ist heute nicht bedingungsloses Allgemeingut. Man muß schon gewisse Ruhe, ja Stille, aus eigenem Antrieb selbst ermöglichen.
Als zartes Angebot für unsere lebenstüchtige Willkommensseite der Zukunft nenne ich hier zum drittenmal das Nachrichtenbrett, wie wir Techniker es unter allen möglichen Schwierigkeiten bis heute ausgestalteten. Es ist zu erreichen unter der bekannten Anschrift rechtschreibreform.com (mit oder ohne http://www. davor), wenn man noch NB. davorschreibt. Also nb.rechtschreibreform.com. Groß- oder Kleinschreibung ist hier (bis .com oder bis .de) egal. Machen Sie sich ein Lesezeichen. Dieses neue Nachrichtenbrett wird möglicherweise bald wichtiger werden. Immerhin sind hier 3600 Nachrichten mit 3000 Kommentaren wieder da, obwohl sie in der „alten Technik“ ins elektronische Nirwana wegbrachen. Zur Zeit säuselt eine Stimmung, die mich unsicher macht, ob wir den Übergang in die Technik des neuen Nachrichtenbrettes schaffen werden. Vorgenommen hatten wir Verantwortlichen uns, alles bisher hier Zusammengetragene in die neue Forentechnik zu überführen. Aber wir haben fast zwei Jahre länger gebraucht, als wir mal dachten. Seither ist die bequeme vernichtend kritische Haltung nicht unartikuliert geblieben.
Zum Gruß eine kleine Volksetymogelei. Damit auch mal über die zweite Qualität eines Gedankens gedacht und ihr gedankt wird, kurz:
Dänk
eingetragen von Gast am 24.01.2004 um 15.00
Bin zufällig auf Eure Seite gestossen und ich finde sie echt super gelungen!
Macht weiter so! Ich werde sicher öfter mal reinschauen!!!
Würde mich freuen wenn Ihr auch mal bei mir vorbei schaut:
www.grenzenlos-geldverdienen.de ->> lohnt sich!!!
Grüssle und bis bald
Claudi :-)
Claudi
eingetragen von Gast am 24.01.2004 um 12.30
Gefunden in der Südd. Zeitg. v. 24./25. 1.04, Report, Frau Zhu und ihre Bewegung
Offenbar eine Anlehnung an "ein halbes Jahr", aber dann müßte es wohl "ein vierteltes Jahrhundert" heißen, wie die Umgangssprache sagt. Ist "viertel" überhaupt ein Zahl-Adjektiv wie "halb"?
Ist das eine Nebenwirkung (Programmierer sagen "Seiteneffekt", Militärs sagen "Kollateralschaden") der Rechtschreibreform oder nur ein zufälliger Grammatikfehler?
Insgesamt muß man feststellen, daß die durch die Rechtschreibreform ausgelöste Schlamperei bei der Rechtschreibung auch auf die Grammatik übergreift.
nichtverantwortlicher
eingetragen von Gast am 24.01.2004 um 08.37
Statt Arbeitszeit zu verlieren für das Löschen unverantwortlicher Beiträge, frage ich lieber einmal, wer hier in der Runde Papiertexte OCR-lesen kann. Es gibt bald viel Arbeit. Dann wollen wir mal sehen, ob Unverantwortliche doch Verantwortung übernehmen können.
Wer kann A4-Papiertexte scannen und OCR-lesen?
Verantwortlicher (auch für das Gästebuch)
eingetragen von Gast am 24.01.2004 um 08.07
Niemand hat hier etwas gegen sachliche Kritik im Falle eines Irrtums.
Aber für den Ton scheint es zweierlei Maß zu geben: Die sogenannten "Verantwortlichen" erlauben sich öfters einen sehr rüden Ton gegen andere, vertragen selbst aber Kritik (z.B. an der Gestaltung der Empfangsseite) überhaupt nicht und nehen es in Kauf, Diskutanden und ihre Ideen zu verlieren.
"un-verantwortlicher"
eingetragen von Gast am 23.01.2004 um 13.41
Der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht wurden wieder einmal vom Europäischen Gerichtshof zurechtgewiesen, einseitig im Interesse der Bundesregierung geurteilt zu haben. Den kleinen Bürger freut's.
Wenn man es schaffen könnte, das Recht auf eine unbeschädigte Muttersprache, also auf eine nicht von der Regierung (den Kultusministern) durch Wörterverbote und Grammatikfehler beschädigte Muttersprache, als Menschenrecht zu definieren, wäre das damalige Bundesverfassungsgerichtsurteil für die Rechtschreibreform in Straßburg angreifbar. Man muß nachdenken, was man tun kann.
unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 22.01.2004 um 12.39
zu dem heutigen Forum-Beitrag von Jörg Metes:
Umschreibungen sind nicht immer weitschweifig, sondern dienen gelegentlich der Präzisierung; die Formulierung "einen Schreibprozeß eigenverantwortlich gestalten" ist also mehr als nur "Schreiben", weil vielen diese Eigenverantwortung verlorengegangen ist.
Bei "In der mündlichen Äußerung beachten sie wichtige Regeln der Aussprache, in den schriftlichen die der Orthographie und Zeichensetzung" fällt einem allerdings auf, daß hier nun zwischen zwei Prozessen unterschieden wird, die eigentlich eng zusammengehören: Die Regeln der Aussprache sollten sich eigentlich bei dem vorgenannten eigenverantwortlichen Schreibprozeß wiederfinden, weil nur durch logische und konsequente Anwendung der zugehörigen Schreibregeln sichergestellt werden kann, daß der Text beim Zurücklesen auch die gleiche Aussprache und Betonung erfährt wie beim vorangegangenen Sprechen.
Aber hier klaffen inzwischen durch die zerstörerischen Ergebnisse der neuen Rechtschreibung Lücken. Wir sollten uns also eigentlich darauf verständigen, daß wir eine Sprachschrift brauchen, im Sinne von Sprechschrift. Denn die Schrift ist nicht etwas Eigenständiges, sondern kann nur im Zusammenhang ihres Ursprungs "Sprache" gesehen werden. Zuerst muß ich richtig sprechen durch korrekte Betonung und Aussprache etc., denn dann ergibt sich die analoge Schreibweise fast von selbst (die früheren Schreibregeln stellten dies auch weitgehend sicher). Wenn ich aber zuerst nach "sprachfremden" Regeln schreibe, wird sich zwangsläufig die Aussprache und damit die Sprache selbst verändern. Und somit sind wir wieder bei der obengenannten Eigenverantwortung! Und die sollte jeder Sprachsprecher und Schriftschreiber sehr ernst nehmen und nicht irgendwelchen Rechtschreibprogrammen überlassen, welche ja letztlich meist das Ergebnis unzureichender Eigenverantwortung von Dritten implizieren.
Dietrich Beck
Witzhave
eingetragen von Gast am 22.01.2004 um 12.35
Die "Euthanasie" gibt es ab jetzt als "sozialverträgliches Frühableben" (Unwort des Jahres 1998) für die Allerärmsten mittels der Gesundheitsreform, die mit der von Politik und Wirtschaft gewünschten "Mehr Eigenverantwortung" (Orwellscher Neusprech für den Abbau des Solidaritätsprinzips) ärztliche Hilfe und Medikamente für Geringstverdiener unerreichbar macht.
Dies hat nichts mit der Rechtschreibreform zu tun, ist aber ein weiteres Beispiel für die Folgen eines (einer) unfähigen Minister(in), genau wie bei der Rechtschreibreform.
unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 14.28
nenne ich alle diejenigen, die sich ohne äußeren Zwang zu "Mitläufern", das heißt zu Mittätern, bei der Schädigung der deutschen Sprache gemacht haben, indem sie ohne äußeren Zwang das Mitmachen anordneten oder ausführten. Für die schlimmsten Mittäter und Mitschuldigen halte ich die mit dem "vorauseilenden Gehorsam", die behaupten, die Reform sei gesetzlich angeordnet worden.
ein nicht mitmachender
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 11.33
Damit bestätigt sich wieder einmal meine These, daß man mit Wortressourcen sparsam umgehen sollte.
Jedes Wort, jede Silbe, jede Schreibweise ist eine Ressource!
anonym
#
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 11.06
bringt mich auf die Idee, zwei neue Fachbegriffe vorzuschlagen:
"Filiosphie" als die Erforschung der Kinder und "Filiologie" als die Wissenschaft von den Kindern.
Die Wörter "Filosophie" und "Filologie" gibt es schon: im Italienischen sind es als "Filisofia" sowohl die "Philosophie" als auch die Erforschung der Garne (filo = Faden, Garn) und als Filologia sowohl die Sprachwissenschaft als auch die Wissenschaft von den Garnen. Das haben sie von ihrer "fonetischen" Schreibweise.
ein unverantwortlicherer
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 10.50
In der "2., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage von Günther Drosdowski" von 1989 ist der Artikel "groß" noch vorhanden und sogar fast eine Spalte lang.
ein unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 09.12
Dieser Überraschungeffekt muß doch nicht sein.
Überschriftschreiber
eingetragen von Gast am 21.01.2004 um 09.08
Deshalb mußten sie den Laut "[ts]" als "ti" schreiben.
Das c als "[ts]" vor e und i ist eine spätere Entwicklung, ab wann genau, ist noch unklar.
Im klassischen Latein wäre "condicio" als "[condikio]" gesprochen worden, die einzig mögliche Schreibweise für "[conditsio]" war damals "cinditio". Das "z" für "[ts]" ist eine noch spätere Entwicklung, die nur im Italienischen und im Deutschen stattgefunden hat. (In den übrigen europäischen indogermanischen Sprachen wurde "z" ein spezielles Zeichen für stimmhaftes "[s]"].
Latino
eingetragen von Gast am 18.01.2004 um 12.37
Bruno Jonas, "Gebrauchsanweisung für Bayern", 8. Auflage 2003, Piper Verlag münchen, 12,90 €
Über die Abgründe der bayerischen Seele
ein Bruno-Jonas-Fan
eingetragen von Gast am 17.01.2004 um 18.41
(von Norden nach Süden gesehen).
Der offiziell zugelassene süddeutsche Plural "die Wägen" ist nur ein Beispiel.
Bei Handwerksbezeichnungen existieren oft alle drei Varianten.
ein abwägender
eingetragen von Gast am 17.01.2004 um 12.28
Sitzgreif, Stehgreif, Hockergreif, Leitergreig, Klettergreif, Suchgreif usw.
ein zugreifender
eingetragen von Christoph Kukulies am 17.01.2004 um 07.59
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
eineinhalb Tonnen, eine und eine halbe Tonne, nullkommaeins Tonnen, oder auch nullkommaeine Tonne?
ein zählender
nullkommaeine Tonne ist auch so ein Beispiel für die Abkehr von unserer präzisen Sprache. Wie sprechen Sie dann 0,01 t aus?
(Ich hatte hier noch etwas von einem Volk der Dichter, Denker, Physiker und Ingenieure geschrieben, es dann aber wieder gelöscht).
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 16.01.2004 um 17.34
Das ändert nichts daran, daß das ''und'' eine Konjunktion ist und deshalb verbindet. Natürlich kann es auch entfallen.
Das wäre dann eine Abkürzung, die hier aufgrund der üblichen Konventionen möglich ist. Man sagt ja nicht zweiohneeinhalb
Tonnen! Letztlich greift hier das Prinzip der Sprachökonomie.
anonym
#
eingetragen von Gast am 16.01.2004 um 17.10
eineinhalb Tonnen, eine und eine halbe Tonne, nullkommaeins Tonnen, oder auch nullkommaeine Tonne?
ein zählender
eingetragen von Gast am 16.01.2004 um 13.06
Das ''und'' verbindet doch eher die Zahlwörter!
Wie kann eine Konjunktion trennen?
anonym
#
eingetragen von Gast am 16.01.2004 um 11.38
Nach zusammengesetzten Zahlen, die auf "eins" enden, müßte korrekterweise die Einzahl stehen:
Hunderteins Frauen, hundertundeine Frau, was ist richtig(er)? Hier kommt es wohl auf das "und" als zahlwörtertrennendes Element an.
ein zählender
eingetragen von Gast am 16.01.2004 um 10.00
Zur Diskussion um die Reihenfolge von Einern und Zehnern im Forum der Deutschen Sprachwelt
Es ist verwunderlich, mit welchem Blödsinn sich Mathematiker beschäftigen.
Haben die wirklich nichts Wichtigeres zu tun?
Vom Prinzip her gibt es verschiedene Möglichkeiten, Zahlen sprachlich
auszudrücken. Das Englische nutzt eine davon, das Deutsche eine andere.
Interessant ist, welche Sprache welche Möglichkeit vorsieht und wie
wahrscheinlich die eine oder die andere Möglichkeit ist, in einer Sprache
vorgesehen zu sein. Dies entspricht in etwa der Fragestellung, in welcher
Reihenfolge in einer Sprache Subjekt, Objekt und Verb aufeinanderfolgen.
Daß verschiedene Möglichkeiten existieren, zeigt, daß das menschliche Gehirn
nicht auf eine bestimmte davon festgelegt ist, daß es also keine dem Gehirn
besonders entgegenkommende Möglichkeit gibt.
Sprachliche Erscheinungen reformieren zu wollen zeigt daher nur den
Willen zur Machtausübung der jeweiligen Reformer an. Leute, die solche
Reformen freiwillig übernehmen und sich zu eigen machen, zeigen damit
ihren Willen zur Unterwerfung unter die vermeintliche Macht oder unter
vermeintliche Notwendigkeiten an. Wenn es zu viele solcher Leute gibt,
hat die entsprechende Gesellschaft ihre Freiheit verloren.
Man sollte auch bedenken, daß das Zwanzigersystem in südamerikanischen Kulturen
verbreitet ist.
anonym
#
eingetragen von Christoph Kukulies am 16.01.2004 um 09.49
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
weil sie barfuß bis zwanzig zählen konnten. Bei den römischen Zahlen ist die Fünf ganz wichtig, die Zehn wird als zwei Fünfen begriffen. Man konnte damit zählen, aber nicht gut rechnen, das konnten auch die Griechen nicht mit ihren Buchstaben-Zahlen.
...
Da fällt mir das kleine Rätsel ein:
Es schrieb ein Mann an die Wand:
"Zehn Finger hab ich, an jeder Hand,
fünf und zwanzig an Händen und Füßen...
Wer dies nicht rät, soll es büßen!"
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 22.16
weil sie barfuß bis zwanzig zählen konnten. Bei den römischen Zahlen ist die Fünf ganz wichtig, die Zehn wird als zwei Fünfen begriffen. Man konnte damit zählen, aber nicht gut rechnen, das konnten auch die Griechen nicht mit ihren Buchstaben-Zahlen. Die besten Mathematiker waren schon damals die Inder, auf diesem Gebiet damals die Elite unter den Indogermanen, die die Null und die Stellenschreibweise erfanden. Übrigens braucht man dazu kein Zehnersystem, die Entwicklung des Computers hat gezeigt, daß es im Zweier-, Achter-, Sechzehner- und anderen Systemen genau so geht.
ein voll unverantwortlicher
eingetragen von Norbert Schäbler am 15.01.2004 um 19.04
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
stammt nach Harald Haarmann von den Kelten und speziell den Galliern
und nach Prof. Theo Vennemann von den Basken, der Urbevölkerung Westeuropas vor der Einwanderung der Indogermanen. Demnach haben es die Kelten von den Basken übernommen.
ein völlig unverantwortlicher
Das Zwanziger-System wurde nicht durch einen bestimmten Volksstamm erfunden. Laut Menninger entspricht es ureigener Körperlichkeit. Die Zahl zwanzig vertritt den "Ganzmensch": fünf Finger links, fünf Finger rechts, fünf Zehen links, fünf Zehen rechts.
Klingt auch irgendwie einleuchtend, denn damals in der ersten Klasse, haben wir die kleinen Zahlen oftmals an den Händen abgefingert.
Zum Glück allerdings durften und mußten wir seinerzeit nicht die Schuhe ausziehen. Und deshalb waren die Zahlen bis 20 eine Sache der Hausaufgabe.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 16.05
So etwas ist natürlich nur sinnvoll, wenn ein einziger Vokal überwiegend auftritt. Es wäre einmal interessant zu wissen,
wie wahrscheinlich die einzelnen Vokale im Sanskrit sind. Das könnte man dann mit der Wahrscheinlichkeit der deutschen
Vokale vergleichen. Ich vermute, daß die Wahrscheinlichkeit für ''e'' im Deutschen weit geringer ist als die für ''a''
im Sanskrit.
anonym
#
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 15.13
sollten als solche zusätzlich hier und in den Schulen gekennzeichnet werden. Die Lehrer sollten den Mut aufbringen, die durch die amtlich richtige Reformschreibung entstandenen neuen Grammatikfehler bei der Korrektur zu kennzeichnen, vielleicht in einer besonderen Farbe. Dafür besteht dringender Handlungsbedarf, denn durch die amtlichen und die vermeintlichen Reformschreibungen ist die Grammatik im Begriff unterzugehen. Rettet die deutsche Grammatik!
ein grammatikliebender
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 14.59
wurden vor der ersten Rechtschreib-Vereinheitlichung 1902 häufig als "-niß" geschrieben. Es wäre interessant, ob die heutige Schreibweise eine Mehrheitsentscheidung war.
ein noch viel unverantwortlicherer
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 14.55
haben die Sanskrit-Schreiber zum System gemacht: Im Altindischen ist das "a" der häufigste Vokal. Diesen haben sie als Folge-Voreinstellung allen Konsonannten zugeordnet. Der Preis dafür ist aber ein notwendiges Sonderzeichen, falls der Konsonant kein voreingestelltes "a" als Folgevokal hat.
Man könnte das auch auf das Deutsche übertragen, wo das "e" der häufigste Vokal ist, indem man alle Konsonanten mit "e" als Folgevokal voreinstellt. Aber es ist schwierig, jetzt noch ein neues Sonderzeichen für "kein e" durchzusetzen.
Irgendwie scheint sich diese Methode auch nicht bewährt zu haben, weil außer den indo-arischen Sprachen (Hindi, Bengali usw.) keine andere indogermanische Sprache sie übernommen hat.
Die Hethiter hatten ähnliche Probleme mit der Keilschrift, die für indogermanische Sprachen nicht geeignet ist, weil in der Keilschrift die Zeichen Silben darstellen und entweder Konsonant + Vokal oder Konsonant plus Vokal plus Konsonant bedeuten. Ein einzelner Konsonant kann in der Keilschrift nicht zum Ausdruck gebracht werden. (Das lernt man im keilschriftlichen Elementarunterricht.)
ein ganz und gar unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 15.01.2004 um 10.23
ist aus der Sprache der preußischen Junker und Gutsbesitzer und zwar speziell aus der Zeit des Bauernlegens, als in Preußen die bis dahin freien Bauern von den Gutsbesitzern enteignet wurden.
Mit der DDR-Bodenreform, die auch von der BRD nicht widerrufen worden ist, sollte auch "zu Gute kommen" abgeschafft worden sein.
ein absolut unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 14.01.2004 um 18.14
stammt nach Harald Haarmann von den Kelten und speziell den Galliern
und nach Prof. Theo Vennemann von den Basken, der Urbevölkerung Westeuropas vor der Einwanderung der Indogermanen. Demnach haben es die Kelten von den Basken übernommen.
ein völlig unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 13.01.2004 um 22.37
laut "Mittellateinischem Glossar": ausgedient, der Ruhe pflegend, vergangen, glücklich beendet
ein unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 13.01.2004 um 14.29
Das Wort "Minderheit" klingt viel zu zahm, weil es zugleich an den Begriff "schützenswerte kleine Gruppe" erinnert.
Das griechische Wort "Oligarchie" ist viel dramatischer: laut Wörterbüchern "Behrrschung des öffentlichen Lebens durch eine kleine Gruppe", "Herrschaft einer kleinen Gruppe", "Staatsform, bei der die Regierungsgewalt nur von einer kleinen Gruppe ausgeübt wird" (griech. oligarchia = Herrschaft weniger, oligos = wenig, archein = herrschen). Die gewählten Repräsentanten einer repräsentativen Demokratie sollen gerade keine Oligarchen sein. Unter einer "Minderheit" versteht man üblicherweise viel mehr Mitglieder als nur eine kleine Gruppe, z.B. die politische Opposition.
ein unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 11.01.2004 um 13.43
"imzuge" finde ich gut, ganz analog zu "infolge" statt "in Folge" in der Bedeutung "wegen".
Bei "im Zuge der Krankenhausfusion" muß ich zuerst an einen Sanitätszug denken (die gabs im letzten Weltkrieg wirklich).
Schwierig wird es bei "Zug um Zug", aber da muß ich zuerst an die vielen Güterzüge denken, die nachts hier durchrattern.
Die Adverbialisierung häufig gebrauchter adverbialer Ausdrücke ist eine normale Weiterentwicklung unserer Sprache, die bekanntlich als besondere und daher schützenswerte Eigenschaft der deutschen Sprache die Tendenz zur Univerbierung besitzt.
unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 10.01.2004 um 20.52
Gefunden in der Südd. Zeitg. v. 10./11. 1.04, Mobiles Leben, Glück muß man haben:
"Selbst in der leise tretenden niedersächsischen Linie hatte er schlechte Karten,"
Offenbar eine orthographische Rückbildung von "Leisetreter".
Das Wort "leisetreten" oder in Deformschreibung "leise treten" (was ja etwas völlig verschiedenes bedeutet) gibt es weder im Duden, noch im Bertelsmann, noch im kleinen oder großen Wahrig und auch (vielleicht noch) nicht im Ickler-Wörterbuch.
unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 09.01.2004 um 22.32
von "defender" verteidigen
ein noch gänzer unverantwortlicherer
eingetragen von Gast am 09.01.2004 um 22.27
Orthographische Rückbildung von "Bauchlandung",
gefunden in der Südd. Zeitg. v. 9.1.04, München, Mittendrin, Bauchlandung mit offenem Auge:
"Haben wir uns beim Landeanflug auf München nicht schon häufiger ausgemalt, wo und wie man bauchlanden könnte, falls die Maschine streikt?"
Bauchlandet man dann oder landet man bauch oder Bauch?
ein voll unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 09.01.2004 um 17.53
scheint sich im Gegensatz zu der der meisten Zeitungen doch wieder auf den Geschmack der Kunden zurückzubesinnen und einzustellen, damit sie gut ankommt. Es scheint den Werbungschreibern bewußt zu werden, daß sie Kunden, die nicht mehr zur Schule gehen, nicht durch Deformdeutsch ärgern dürfen. Vielleicht werden sich zwei Werbesprachen entwickeln: Deformdeutsch für Schüler-Kunden und klassisches Deutsch für die übrigen Kunden.
ein ganz und gar unverantwortlicher
eingetragen von Christoph Kukulies am 09.01.2004 um 09.21
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
sollten immer dann durch Komma vor "und" getrennt werden, wenn das Subjekt des nachfolgenden Hauptsatzes wegen Formgleichheit von Nominativ und Akkusativ auch Objekt des vorangehenden Hauptsatzes sein könnte. Die von den Rechtschreibdeformern geforderte Sinnerkennung aus dem Satzzusammenhang ist eine unnötige Stolperstelle für das flüssige Lesen. Probe: Jemanden einen solchen Satz unvorbereitet vorlesen lassen.
voll unverantwortlicher
Ich nehme an, das bezieht sich auf meine Replike. Das gebe ich gerne zu. Der Satz läse sich in der Tat besser so:
Suchen Sie mal über die wunderschöne Suchfunktion auf diesen Seiten nach "Deform", und Sie werden neben "Anredeform" auch bereits ermunternde Aufrufe zum Weitermachen im Kampf gegen die "Deform" finden.
Danke für die Korrektur. Besser ein Komma zuviel als eines zu wenig.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 08.01.2004 um 21.32
sollten immer dann durch Komma vor "und" getrennt werden, wenn das Subjekt des nachfolgenden Hauptsatzes wegen Formgleichheit von Nominativ und Akkusativ auch Objekt des vorangehenden Hauptsatzes sein könnte. Die von den Rechtschreibdeformern geforderte Sinnerkennung aus dem Satzzusammenhang ist eine unnötige Stolperstelle für das flüssige Lesen. Probe: Jemanden einen solchen Satz unvorbereitet vorlesen lassen.
voll unverantwortlicher
eingetragen von Christoph Kukulies am 08.01.2004 um 15.47
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Es gibt "deformieren, Deformation" und ähnliches.
Es fehlt bisher das Wort "Deform" analog zu "Reform".
Damit wäre möglich: "Rechtschreibdeform, Rechtschreibdeformgegner" und ähnliches.
ein völlig unverantwortlicher
Gast,
Deform ist bereits "patentiert". Suchen Sie mal über die wunderschöne Suchfunktion auf diesen Seiten nach "Deform" und Sie werden neben "Anredeform" auch bereits ermunternde Aufrufe zum Weitermachen im Kampf gegen die "Deform" finden.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 08.01.2004 um 14.38
Es gibt "deformieren, Deformation" und ähnliches.
Es fehlt bisher das Wort "Deform" analog zu "Reform".
Damit wäre möglich: "Rechtschreibdeform, Rechtschreibdeformgegner" und ähnliches.
ein völlig unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 01.01.2004 um 13.23
Gleich zum Neuen Jahr ein paar praktische Hinweise zum Betrieb der Foren betreffend die Rechtschreibung. Leider sind fast alle einschlägigen Foren äußerst umständlich zu bedienen, ja sie sind geradezu hinderlich. Bitte tut doch endlich was, damit man einen einfachen freien Zugang zu den Foren bekommt. Was die Argumente des Rechtschreiburteils anbelangt, so habe ich mich auf meiner Webseite mit den Gründen des Rechtschreiburteils befaßt. Mit freundlichen Grüßen Friederike Purkl, München http://www.Englisch-Italienisch.de
Friederike Purkl
http://www.Englisch-Italienisch.de
eingetragen von Gast am 31.12.2003 um 20.43
Südd. Zeitg. v. 31.12.03, Bayern: "Nie mehr Ukrainisch aus der Waschmaschine, der umstrittene US-Sender im oberbayerischen Valley stellt nach fünfzig Jahren seinen Betrieb ein":
"Die Bürgerinitiative "Sender Freies Oberland" forderte unterstützt von Politikern der großen Parteien die Einstellung des Sendebetriebs." ... "Auch die Antennen werden bald verschwinden. ... Dort soll bald ein Golfplatz angelegt werden."
Wo wird dann der "Sender Freies Oberland" errichtet? Der wär ja nicht schlecht gegen die Unterdrückung durch die Zentralregierung in München.
ein noch viel unverantwortlicherer
eingetragen von Gast am 29.12.2003 um 13.57
"Als Beleg für die deutsche Sprache, ganze Prozesse in einem einzigen Wort auszudrücken, belegte der Begriff 'Steuerbegünstigungsabbaugesetz' den siebten Platz."
Wörter des Jahres 2003, gewählt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden.
(Gefunden in "Das Parlament", 29. 12.03, S. 20, Notiz, Wörter und Sätze des Jahres)
ein noch unverantwortlicherer
eingetragen von Gast am 28.12.2003 um 19.47
Seit die Arbeitgeber alle über 50 Jahre alten Mitarbeiter in den vorgezogenen Ruhestand abschieben möchten, sind alle Wörter, die die Silbe "alt" enthalten, dem Verdacht ausgesetzt, altersdiskriminierend aufgefaßt werden zu können.
Seit die Rechtschreibreformer die Volksetymologie gesellschaftfähig gemacht haben, sind diesem Vorverdacht auch ausgesetzt:
Alter ego, Alternanz, Alternation, alternativ, Alternative, alternieren, Altigraph, Altimeter, Altokumulus, Altostratus, Altruismus, Altruist.
ein unverantwortlicher
eingetragen von Gast am 25.12.2003 um 10.48
Minivan, Mikrovan, Milovan, Radovan, kupovan ... (Partizip Perfekt Passiv von serbokroatischen Verben auf "-ovati")
eingetragen von Gast am 24.12.2003 um 22.33
Nachdem der ehrwürdige Heilige Nikolaus mit seiner Bischofsmütze und seinem Bischofsstab durch einen alten Weihnachtsmann ersetzt worden ist, würden alle es begrüßen, wenn dieser jetzt endlich in Rente geschickt und durch eine junge und hübsche Weihnachtsfrau ersetzt würde.
eingetragen von Gast am 24.12.2003 um 14.18
DIE ERDE IST FÜR ALLE DA.
RUDI
esslingen
eingetragen von Gast am 23.12.2003 um 19.29
Fluchabwehr, Fluchbetrieb, Fluchblatt, Fluchdatenschreiber, Fluchfunk, Fluchgesellschaft, Fluchlärm, Fluchlehrer, Fluchobjekt, Fluchorgan, Fluchpersonal, Fluchplan, Fluchschein, Fluchschreiber, Fluchschrift, Fluchschüler, Fluchsimulator, Fluchsport, Fluchstunde, Fluchtauglichkeit, Fluchtechnik, Fluchwesen, Fluchzeit, ...
eingetragen von Gast am 23.12.2003 um 09.42
wird zum Allgemeingut und schließlich als Regel befolgt."
Gefunden in www.heise.de vom 23.12.03 in "Die beste Demokratie, die man für Geld haben kann".
eingetragen von Gast am 21.12.2003 um 22.31
Gratulation! Innovative und interessante Website. Freundliche Grüsse aus der Schweiz http://www.kmuinnovation.com
F. Beeler
Aeschi, CH-6410 Goldau
eingetragen von Gast am 19.12.2003 um 19.43
kann auch zur "Remotivation" idiomatisierter Wortbildungskonstruktionen verwendet werden, Beispiel "Hoch-Zeit", und zur Bildung und Unterscheidung von Varianten.
eingetragen von Dominik Schumacher am 17.12.2003 um 06.26
Erstens
stört mich, wenn ich keinen direkten Kontakt herstellen kann, wenn keine Telefonnummer bekannt gegeben wird oder wenn die Netzpostanschrift zurückgehalten wird oder wenn ein Brief nicht beantwortet wird.
Zweitens
stört mich, wenn ein einzelner Gast soviel Präsenz zeigt wie Verantwortliche gemeinsam, aber Verantwortung bewußt umgangen wird.
Gestur,
melden Sie sich doch einfach mal. Es gibt soviel Arbeit, an der Sie sich nützlich machen können.
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 16.12.2003 um 23.21
Ich vermute, den Schritt zu "Tripp" hat die Rechtschreibkommission deshalb nicht gemacht, weil dann das Nomen actionis analog zu "Tipper" gebildet würde, dieses Wort aber im Deutschen schon anderweitig belegt ist. (Im Englischen heißt "tripper" Ausflügler.)
gestur
Island
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.12.2003 um 22.36
Vielleicht könnte man auch eine Art Protektorat einrichten für diejenigen, die nicht anonym schreiben, aber wenn sie schreiben, nicht richtig gelesen werden, weil sie sich aufgrund ihrer Schreibe nahezu den Habitus eines Anonymus aufhalsen.
Der Grat – das Grad – sind schmal.
Darüber sollte man nachdenken!
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nos
eingetragen von Dominik Schumacher am 16.12.2003 um 20.39
!
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von margel am 16.12.2003 um 19.06
Vielleicht könnte man so eine Art Notariat einrichten, bei dem die pseudonym bzw. anonym Auftretenden ihre wahre Identität hinterlegen könnten.
eingetragen von Gast am 15.12.2003 um 08.11
Alle die, die die, die die Verwendung von Decknamen befürworten, verunglimpfen, sollten den heutigen Artikel in www.heise.de "Bestimmen dürfen, wer wann was weiß" lesen.
gestur
Island
eingetragen von Gast am 15.12.2003 um 07.52
ausländische Zeitungen würden über die fehlgeschlagene deutsche Rechtschreibreform berichten, aber nicht im Sinne der deutschen Bundesregierung.
Würde die deutsche Bundesregierung sofort den Abdruck ihrer Gegendarstellung verlangen?
Würden Berichte über solche ausländischen Zeitungsberichte nur über den Filter dpa hereinkommen können?
Würde die deutsche Bevölkerung die Wahrheit über diese Berichte erfahren?
Was tun?
gestur
Island
eingetragen von Gast am 15.12.2003 um 06.50
müssen wohl ausländische Zeitungen die Wahrheit über dieses Land berichten. Das gilt auch in angeblich hochentwickelten Demokratien wie USA, Spanien usw.
gestur
Island
eingetragen von Gast am 14.12.2003 um 18.19
wenn Worte an der Mauer der Macht abprallen?
gestur
Island
eingetragen von Gast am 14.12.2003 um 16.56
Sind anonym gegebene Ideen, die der Wahrheitsfindung oder der Weiterentwicklung von Ideen nützen könnten, weniger wert als solche von bekannten Namen und deshalb zu ignorieren?
gestur
Island
eingetragen von Theodor Ickler am 14.12.2003 um 14.23
Naturwissenschaftler und insbesondere Mediziner veröffentlichen stets unter ihrem eigenen Namen, auch wenn die wirkliche Arbeit von den Assistenten geleistet wurde ... Bei Erfindungen kennt man oft den Erfinder nicht, weil die Patente der Firma gehören.
Die Ruhmsucht des Doppelhelix-Entdeckers Watson ist sprichwörtlich. Er hat daraus so wenig ein Geheimnis gemacht wie Norbert Wiener, der in seiner Autobiographie (I am a mathematician) sehr anschaulich über das Wettrennen der besten Köpfe berichtet. Prioritätsstreitigkeiten sind unter Naturwissenschaftlern besonders üblich, unter Geisteswissenschaftlern fast unbekannt (ja, ich weiß schon, die entdecken sowieso nichts, außer gelegentlich eine Möglichkeit zur Rechtschreibvereinfachung ...). Leibniz gegen Newton, Helmholtz gegen Müller usw., alles voller Streit und Mißgunst und Eitelkeit. Gerade eben wieder tobt eine Kampagne wegen des letzten Nobelpreises für Medizin.
Ich mache diese Anmerkungen wegen des interessanten Gegenstandes, nicht um mich in die fruchtlosen Gästebuchscharmützel einzuschalten.
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Th. Ickler
eingetragen von Gast am 14.12.2003 um 10.50
Kommt es auf den Inhalt eines Beitrags an oder auf den Namen, der daruntersteht?
Ein Naturwissenschaftler und Ingenieur. (In Naturwissenschaft und Technik gibt es jede Menge anonyme große Erfindungen.)
Gestur
Island
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2003 um 20.30
Herr Wrase mag ungenau zitiert, ich mag vorschnell verurteilt haben. Herr Gast mag ein zutiefst schon seit Kinderzeiten gekränkter Mensch sein, der erleben mußte, daß ihm die Mitmenschen jedesmal, wenn er sich wehren wollte, umso derber auf die Finger geklopft haben, sodaß man ihm wohl Mitgefühl schuldet, sofern man menschlich ist.
Aber auch wenn ein unglücklicher Mensch Unvernünftiges von sich gibt, bleibt es unvernünftig und hilft niemandem weiter, ihm selbst schon gar nicht. Warum sollen die für die Reform Verantwortlichen »Kinder abgrundtief hassen«? Da interpretiert Herr Gast sein Gefühl des von Kindesbeinen an immer wieder Gehaßtwerdens in Zusammenhänge hinein, die damit nichts zu tun haben. Die Reformer sind keine Kinderhasser, sondern unfähige Leute, die sich erfolgreich in der Rolle von Pädagogen, Didaktikern und Sprachwissenschaftlern diesem Unterfangen anzudienen wußten. Vermutlich glauben sie sogar selbst daran, daß sie damit für die Kinder etwas Hilfreiches geleistet haben, das glauben inzwischen sogar trotz täglicher Gegenbeweise eine nicht zu fassende Menge(s) von Lehrern und Eltern, was nur bestätigt, daß sie alle miteinander weder zu Pädagogik, Didaktik oder Sprache ein intelligentes und pragmatisches Verhältnis haben, sondern schlicht so dumm sind wie Bohnenstroh bzw. wie Menschen es in der Regel eben sind. Aber das ist noch lange nicht »kinderfeindlich«. Wenn sie ihren Kindern zuliebe die neuen Regeln »pauken«, ist das ein Zeichen, daß sie ihre Kinder lieben und ihnen helfen wollen, so hilflos das in diesem Fall auch sein mag.
Diese Dramatisierung und Übertreibung und Vermengung mit anderweitigen Übelständen, seien es Mobbing oder persönliche Prägungen – einer hielt Rechtschreibreformen gar schon für Strafen Gottes für das Anzetteln von Weltkriegen – zeugen von persönlicher Betroffenheit, die man vielleicht nicht bespötteln sollte, wirken aber auf eine Weise subjektiv, die den Kontrahenten das in solchem Fall gar nicht so unberechtigte billige Argument zuspielt, die Reformgegner argumentierten »emotional«. Auch das Beklagen der »Ideologie« läuft in unseren Tagen ins Leere. Um welche Ideologie sollte es sich denn handeln? Diejenige, die Herr Gast meint, die der »Linken« oder der »68er« ist doch nur noch in Wrackteilen in unserer Gesellschaft verstreut, die von niemandem mehr begriffen, geschweige denn vertreten werden. Die schiebt man jetzt hin und her und hält sie mangels eigener Urteilskraft für sinnvoll, sofern der Lehrplan und das Feuilleton sie auch für sinnvoll halten, oder sonst ein Konsens, aus dem man aus Angst vor Isoliertheit (oder »Mobbing«) nicht herausfallen will.
Was Herr Gast über jugendliches Mobbing schreibt, ist unabhängig davon allerdings sehr nachdenkenswert. Viele Kinder müssen über Jahre, ohne daß es von Erwachsenen bemerkt oder ernstgenommen wird, Qualen und Ungerechtigkeiten erleiden, gegen die sich Erwachsene mit den Mitteln der Gesetzgebung erfolgreich zur Wehr setzen könnten. Das rege Leben unserer Justiz zeigt, daß sie davon auch reichlich Gebrauch machen, wenn es um ihre Empfindlichkeiten geht, oft bei viel geringfügigeren Anlässen, als sie in der Welt der Kinder immer wieder an der Tagesordnung sind. Das sind beklagenswerte Mißstände, aber mit der Kritik an der Rechtschreibreform haben sie in der Unmittelbarkeit, wie Herr Gast sie darstellt, wenig zu tun, und wenn man sie auf diese Weise thematisiert, besteht die Gefahr, daß man von den eigentlichen und offenkundigeren Mängeln der Reform ablenkt und zu Nebenbetrachtungen gerät, die manchem Unvoreingenommenen wenig einleuchten oder gar absurd erscheinen, auch wenn im Kern manches Wahre dran sein mag.
Für die Anonymität unseres Gastes fehlt mir – auch wenn ich den »Knallkopf« in seinem Falle zurücknehme – dennoch das Verständnis. Ein Name ist wie ein Gesicht. Es fällt viel schwerer, jemandem Respektlosigkeiten ins Gesicht zu sagen, als zu einer vermummten Gestalt, der man auch noch übelnimmt, daß sie den Anstand nicht aufbringt, sich zu erkennen zu geben. Man will dann bald auch gar nicht mehr wissen, um wen es sich handelt, und wäre froh, man wäre ihn los. Aber damit ist das unglückliche Kind schon wieder verstoßen worden und gekränkt und so geht das Schicksal unaufhörlich immer weiter. Böse, böse Welt!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 13.12.2003 um 17.04
Ich weiß nicht, was an diesem Beitrag schlecht gewesen sein soll!
Außerdem habe ich es satt, andauernd unverständliche Worthülsen vorgeworfen
zu bekommen!
Ich habe schon mehrfach dargelegt, warum ich anonym bleiben will. Ich habe
es satt, mich permanent wiederholen zu müssen.
Schauen Sie sich die Überschrift des von mir kommentierten Beitrags an.
Mit der Unterüberschrift meines Beitrages beziehe ich mich auf diese.
Da der kommentierte Beitrag von Eltern schulpflichtiger Kinder und damit
von Schule handelt, versteht es sich -- meine ich -- von selbst, daß
sich meine Unterüberschrift auch auf die Schule bezieht. Man könnte es
auch so ausdrücken:
Wer von den Eltern sich bemüht, reformiert schreiben zu lernen,
der will die wahren Probleme an den Schulen nicht verstehen.
Zu den Vorwürfen von Herrn Wrase:
Zu Punkt 1.:
Unter Punkt 1. behaupten Sie, daß ich behauptet hätte:
''Wer neu schreibt ...''. Sie geben mich also falsch wieder!
Dies war eine Unterüberschrift, sie sollte den folgenden Eintrag einleiten,
es ist klar, daß in einer solchen nicht jedes Detail erschöpfend ausgearbeitet
werden kann. Es ist auch klar, daß nicht alle Eltern mit Schulproblemen wie
''Mobbing'' konfrontiert werden, auch nicht alle Schüler! Das ändert aber
nichts daran, daß es diese Probleme gibt. Sie zu lösen sollte die vordringliche
Aufgabe von Eltern und Lehrer sein, auch wenn ihre eigenen Kinder nicht
betroffen sind. Schüler unterliegen der Schulpflicht, sie sind nicht freiwillig
in der Schule. Schüler sind -- meistens -- noch minderjährig! Aus diesen
Gründen sind Lehrer, Eltern und der Staat für alles verantwortlich, was an den
Schulen falschläuft!
Wer sich von den Erwachsenen, die ja die bisherige Rechtschreibung mehr oder
weniger kennen, bemüht, die reformierte Schreibung zu erlernen, der muß sehr
bald merken, daß diese sehr viel schwieriger als die bisherige Rechtschreibung
ist. Er müßte sich also fragen, ob es sinnvoll ist, seine Zeit und die Zeit
der Kinder dadurch zu verschwenden, oder ob man seine Zeit nicht für
Sinnvolleres verwenden sollte, z.B. um mit dem Kind über dessen Probleme zu
sprechen.
Zu Punkt 2.:
Auch hier geben Sie mich nicht korrekt wieder, ich habe geschrieben:
''auch, um ... damit um Hilfe schreien zu können.''. Dieses ''auch''
unterschlagen Sie hier einfach! Natürlich braucht man gutes, flüssiges Deutsch
auch für anderes! Meine Schulzeit liegt schon einige Zeit zurück, damals
gab es das Wort Mobbing noch nicht! Heute kann ein Schüler kommen und sagen:
''Mutter, ich werde von meinem Mitschüler xyz gemobbt!'' Wenn diese Mutter
engagiert ist, wenn sie weiß, was Mobbing ist und welche Folgen das haben kann,
und wenn sie die nötig Zeit hat, dann kann sie versuchen, ihrem Kind zu
helfen. Zu meiner Zeit hatte ich nicht die Möglichkeit, mit diesem aus dem
englischen kommenden Schlagwort auf Probleme, die mir böswilligerweise gemacht
wurden, aufmerksam zu machen. Eltern hätten lange zuhören müssen, hätten
sinnvolle Fragen stellen müssen, um den wahren Sachverhalt zu erkennen. Das
können nur Eltern, die viel Zeit und ein gewisses intellektuelles Niveau
haben. Wenn ihnen mein Satz vom ''abgrundtiefen Haß'' nicht gefällt, so können
Sie ihn gerne durch ''abgrundtiefe Dummheit'', ''abgrundtiefes Unverständnis''
oder dergleichen ersetzen. Die Aussage bleibt richtig! Oder wie würden Sie
es nennen, wenn man es wissentlich zuläßt, daß man Kindern Schaden zufügt?
Wäre es ein körperlicher Schaden, dann würde sich jeder moralisch ''entrüsten'',
aber so geht es ja nur um unsere Muttersprache und um ihre schriftliche
Darstellung. Das ist ja nicht so wichtig!
Zu Punkt 3.
Auch hier gilt: Das mir von Herrn Wrase unter Punkt 3. Vorgeworfene habe ich
in der Form nicht ausgesagt. Die Satzkonstruktion war: ''Wer weiß, ..., der
muß Kinder abgrundtief hassen.'' sowie ''Wer ..., der muß seine
Kinder abgrundtief hassen.'' Beide Sätze drücken eine gewisse Vermutung aus,
keine feste Aussage, so wie sie mir Herr Wrase unterstellt. Es wird außerdem
klar ausgesagt, daß die jeweiligen Personen, von ich vermute, daß sie Kinder
abgrundtief hassen, im Wissen um die qualitative Minderwertigkeit der Reform
handeln. Da fällt mir eine Bibelstelle ein, die ich hier aus dem Gedächtnis
versuche wiederzugeben: Wenn dein Sohn kommt, und um ein Brot bittet, wirst
du ihm dann einen Stein geben? Kein Mensch, der (seine) Kinder liebt, wird
ihnen wissentlich etwas Schlechtes oder Schlechteres geben wollen! Besagte
Eltern sollten sich als besser gegen die Reform engangieren, als sie zu
verbreiten helfen. Oder reagieren Sie, Herr Wrase, deshalb so aufgebracht,
weil Sie wissen, daß besagte Eltern ohnmächtig sind, etwas gegen die Reform
ausrichten zu können, und sie deshalb Verständnis für ihr Handeln haben?
Angeblich leben wir in einem freien Land! Ansonsten gilt das zu Punkt 2.
Gesagte!
Zu Punkt 4.
Siehe das zu Punkt 3. Gesagte!
Zu Punkt 5.
Daß die Reformer das Hochdeutsche angreifen, dürfte unter den Reformgegnern
allgemein bekannt sein. (Siehe u.a. die hessischen Rahmenrichtlinien Deutsch
aus den 70ern!)
Ich wurde, besonders in der Realschule, d.h. 5. bis 10. Klasse, von gewissen
Mitschülern systematisch fertiggemacht. Mehrere Lehrer haben mich mehrfach vor
der Klasse bloßgestellt. Dieses Verhalten der Lehrer bestärkt natürlich diese
Mitschüler in ihrem Tun, denn der Lehrer hat durch sein Verhalten ja
signalisiert, daß er sie nicht von ihrem Tun abhalten wird. Dies war auch so!
Natürlich macht man sich so seine Gedanken, warum das so war. Dabei habe
ich auch die Möglichkeit erwogen, daß es an meiner Sprache liegen könnte, denn
ich sprach reinstes Hochdeutsch. Damals habe ich diesen Gedankengang verworfen,
den Hochdeutsch war ja die Hochsprache, die Verkehrssprache, die allgemein,
d. h. auch in den Medien, in den Nachrichten, gesprochen wurde.
Es wäre naiv, anzunehmen, wenn dazwischen kein Zusammenhang bestünde.
Herr Wrase, ich kenne Sie aus dem Forum bzw. Gästebuch und weiß, daß Sie
auf Argumente bzw. Tatsachen nicht einzugehen bereit sind. (Die Diskussion um
Rom und ROM) Ich habe ihnen damals in einem weiteren Beitrag genau dargelegt,
wie ich meine Aussagen meinte. Wenn Sie nicht bereit sind, einer Argumentation
zu folgen, die ihren Auffassungen zu widersprechen scheint, wenn Sie nicht
bereit sind, genau zu lesen mit dem Wissen im Hinterkopf, daß wir alle aus
unterschiedlichen Lebensumständen kommen und daß deshalb auch Mißverständnisse
auftreten können, dann kann ich ihnen auch nicht helfen. Das gilt auch, in
abgeschwächter Form, für die anderen, die ihnen zustimmten.
Sie sehen, daß Ihre Vorwürfe haltlos bzw. maßlos überzogen sind!
Glauben Sie, daß Leute gerne unter ihren richtigen Namen Einträge einstellen
wollen, wenn sie hier beleidigend, ablehnend und unfair behandelt werden?
Anscheinend mag man hier keine anonymen Beiträge!
Die Betreiber dieses Forums sollten sich erst einmal darüber klarwerden, was
sie wollen:
Wollen Sie ein öffentliches Forum sein, in dem jeder seine Meinung frei
äußern darf? Oder wollen Sie nur solche Beiträge, die Ihren eigenen Ansichten
entsprechen?
Ich versuche hier, Zusammenhänge aufzuzeigen, die man offenbar schon seit
Jahren übersieht. Oder gibt es einen Grund, warum man nicht in diese Richtung
argumentieren darf? Findet eine ''geheime Zensur'' statt? Wenn ich nicht
mehr anonym bin, könnten Sie eventuell gegen mich vorgehen, wenn ich Beiträge
einstelle, die nicht genehm sind. Eventuell könnte man mich auch aussperren!
Ist die Möglichkeit zum anonymen Eintrag von Beiträgen nicht mehr gegeben,
dann findet die Zensur bei den Autoren in den Köpfen statt! Sie würden doch
auch nicht wollen, daß der Wahlleiter hinter Ihnen in der Wahlkabine steht und
zusieht, bei welcher Partei sie Ihr Kreuzchen machen!
An Herrn Lachenmann:
Im Gegensatz zu Ihnen beleidige ich meine Gesprächspartner nicht!
Sie sehen also, es gibt gute Gründe für anonyme Einträge, das hat nichts
mit diversen Kappen zu tun!
All das, was man mir hier vorgeworfen hat, trifft doch eher auf die
Leute zu, die mich permanent kritisieren, ohne wirklich über das nachzudenken,
was ich schreibe. Auch dieses Phänomen ist bekannt.
Ich bestätige keine Vorurteile, ich argumentiere vollkommen rational und
aus Erfahrung! Vermutlich haben Sie solche Erfahrungen nie gemacht! Dann können
Sie sich glücklich schätzen. Dann sollten Sie mir aber keine Steine in den
Weg legen.
Zu J. Langhans:
Ich versuche die Sache eben dadurch weiterzubringen, daß ich versuche,
die üblichen Scheuklappen zu überwinden, die man sich offenbar anlegen muß,
wenn man hier nicht auf Ungnade stoßen will.
Mobbing an den Schulen ist kein Einzelfall, es ist die Regel. Vielleicht
erkennen andere Besucher, wenn sie meine Einträge lesen, daß zwischen
Mobbing an den Schulen und Rechtschreibreform ein gewisser, zugegebenermaßen
nicht unbedingt direkter Zusammenhang besteht. Dann könnten wir sogar
Mitstreiter gewinnen.
Nichts anderes habe ich getan, ich habe eine Pressemitteilung kommentiert!
Was ich schreibe, hängt von meinen Erfahrungen ab, nicht aber von hier
geforderten Einschränkungen, bis auf die, daß ein Bezug zur Reform bestehen
muß. In Kommentaren sind sogar persönliche Meinungen erlaubt!
Wird nur das geschrieben, was einige der Betreiber für korrekt erachten, so
hat diese Nachrichtenseite weder für Presseleute noch für uns selbst einen
Wert, dann drehen wir uns argumentativ im Kreis.
anonym
#
eingetragen von Gast am 12.12.2003 um 11.38
"Autoverkürzen" (von Texten) wurde von Mikrosaft erweitert um "Autoverlängern" (von Texten). Ob sich die Autowerkstätten das gefallenlassen? Schließlich haben die das doch bisher gemacht, jedenfalls bei Autos.
eingetragen von Gast am 12.12.2003 um 09.21
Im Zusammenhang mit dem englischen Wort ''nickname'' und der davon abgeleiteten Abkürzung ''Nick'' möchte
ich noch darauf hinweisen, daß es das Wort ''Nick'' auch als Nachnamen gibt! Ich bitte hiermit jemanden,
herauszufinden, was es etymologisch bedeutet und ob es etwas mit dem englischen ''nickname'' zu tun hat.
Haben diese Wörter nichts miteinander zu tun, dann liegt eine Bedeutungsüberschneidung vor! Schon um diese
zu vermeiden sollte man sehr vorsichtig mit der Übernahme neuer Wörter, auch aus dem Englischen, sein.
Insbesondere sollte man solchen spontanen Abkürzungen nicht mehr Gewicht einräumen, als ihnen zusteht,
indem man dauernd auf ihnen rumreitet und sie so verbreitet. Deshalb gehören sie auch nicht ein ein Wörterbuch,
weder in ein Rechtschreibwörterbuch noch in ein anderes!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 11.12.2003 um 16.29
Natürlich gibt es auch Künstlernamen!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 11.12.2003 um 11.51
Eigentlich fege ich lieber morgens, wenn nicht so viel los ist. Andererseits bin ich von der Sorte, die sich auch mal bißchen Zeit nimmt für das, was wirklich anliegt. Hier in dieser Gästeallee, höre ich, werden Beiträge gesucht. Ganz sicher, der gesuchte Beitrag ist noch da. Ich sah ihn vor einer Viertelstunde. Also geschätzte 30 Einträge zurück. Öm, den Job hier habe ich nur vorübergehend. Es sah düster aus. Da habe ich mich sicherheitshalber nach einer Arbeit umgesehen, für die es schnell Geld gibt. Nun schaue ich hier so’n bißchen hinter die Kulissen. Recht funktional eingerichtet und lebendig. Aber wenn ich solche halben Sätze sehe wie »hier nicht mit Phantasienamen zeichnen«, dann muß ich richtig überlegen. Fege ich das in mein Wägelchen, und weg ist es, oder lasse ich sowas stehen? Also, und dann dazu lauter Adreßzettel, wo ich ohne Brille sehe: Das sind gar keine Adressen. Sucht hinter mir nach genau diesen Zetteln, oder sind viele froh, wenn es bißchen gepflegter aussieht hinter mir? Wie lange ist hier eigentlich nicht gefegt worden? Gleich nebenan sind doch Straßenzüge, da läuft das mit Moderatoren unter Selbstverwaltung. Wenn ich mal bei denen in die Wägelchen schaue: nichts drin. Alles sauber dort. Öm, so sehr lange brauche ich hier nicht mehr fegen. Aber einen Rat hätte ich. Gast xxx sollte hier in dieser Gästeallee mal den Besen nehmen. Neue Besen fegen gut! Und dazu dieser griffige Name. Öm, das lohnt sich sogar. Ich mußte nur meine Elektroanschrift angeben, meinen Namen wollten die gar nicht wissen. Heute abend bekomme ich mein Geld. Mal sehen, wie lange meine gute Laune anhält.
Neuerbesenix
postlagernd, zu Fuß unterwegs
eingetragen von Gast am 11.12.2003 um 08.02
Morphosemantisch motivierte Zusammensetzungen, d.h. solche, bei denen Die Bedeutung des Kompositums aus der Bedeutung seiner Bestandteile erschließbar ist, brauchen nicht ins Wörterbuch.
Idiomatisierte Zusammensetzungen, d.h. solche, bei denen das Kompositum keinen semantischen Zusammenhang (auch nicht metaphorisch) zwischen der Gesamtbedeutung und den Einzelbedeutungen seiner Bestandteile mehr aufweist, müssen ins Wörterbuch.
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 17.37
Um es noch deutlicher auszudrücken: Natürlich erinnert der Begriff ''Pseudonym''
nicht nur mich, sondern alle Leser des Computer Flohmarkts -- und das dürften
mehrere Tausend bis Zehntausend sein -- an ebendieses Magazin (Ich hoffe,
Tausend und Zehntausend wird hier wirklich groß geschrieben). Es gilt auch
nicht nur für das konkrete Beispiel des CF, sondern für alle deutschsprachigen
Personen, daß die mit dem Begriff ''Pseudonym'' verbundenen Assoziationen
von denen mit dem Begriff ''Decknamen'' differieren. Ähnliches gilt für den
Begriff ''Nickname''. Man könnte auch sagen, diese Begriffe bedeuten etwas
anders. So kann z. B. ein Autor ein Pseudonym haben. Zumeist dürfte bekannt
sein, welche Person sich hinter einem solchen Pseudonym verbirgt. Für den Autor
hat dies keine weiteren Konsequenzen. Wäre dagegen statt seines Decknamens die
wahre Identität eines Agenten bekannt, so könnte das für ihn tötliche
Konsequenzen haben.
Natürlich muß es in meinem letzten Beitrag ''mit dem in Kleinschrift
Geschriebenen'' heißen!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 17.26
Was schenkt man einem Computerbesitzer zu einem Fest?
Eine Festfestplatte.
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 17.13
Es ist wirklich erstaunlich, welche Reaktionen mein Beitrag vom
10.12.2003, 10:31 hervorgerufen hat!
Ich habe Herrn Lindenthals Beitrag offenbar noch in der ursprünglichen Version
mit dem in ''Kleinschrift'' geschriebenen gelesen, habe aber nicht verstanden,
was er damit meinte. Ich verstehe auch jetzt noch nicht, was mein Beitrag mit
diesem ''Ver- und Abgleich'' zu tun hätte.
Ich habe sehr wohl mitgedacht, denn Wörter sind Symbole, die Assoziationen
hervorrufen. Deshalb ist Sprache ja fähig, Informationen zu vermitteln!
Mein Beitrag war nur als Hinweis gedacht, daß der Begriff ''Deckname'' zu
bestimmten Assoziationen führt, die in bestimmten Kontexten nicht erwünscht
sind. Als Beispiel habe ich den ''Computer Flohmarkt'' (CF) angeführt, in
dem die Leute unter Pseudonymen und nach Rubriken geordnet Texte und kleine
Zeichnungen veröffentlichen konnten. Hätte man hier den Begriff ''Decknamen''
statt ''Pseudonym'' oder ''Pseudo'' benutzt, so hätte ein außenstehender
Leser sich vielleicht gewundert, was die Agenten heutzutage für seltsame
Nachrichten untereinander austauschen.
(An dieser Stelle noch ein kleines Dankeschön an die Macher des CF für dieses
wirklich großartige Magazin! Leider wurde es vor Jahren eingestellt.)
Agenten wird es auch schon zu Zeiten gegeben haben, als noch keine Schrift
existierte. Natürlich werden diese Agenten auch Decknamen gehabt haben. Dann
wurde die Schrift und die Drucktechnik erfunden, Magazine wurden möglich.
Wenn dort Leute nicht unter ihrem richtigen Namen Inserate einstellen wollten,
dann brauchte man einen anderen -- oft phantasievollen -- Namen, um aufeinander
Bezug nehmen zu können, ohne die erwähnten unerwünschten Assoziationen
auszulösen. Wenn es als Oberbegriff für solche Namen in der eigenen Sprache
keine Bezeichnungen gibt, aber ein entsprechendes Fremdwort existiert, dann
wird man dieses verwenden. Dann kommt das Internet auf und man steht wieder
vor ähnlichen Problemen. Da aber weltweit das Englische als internationale
Sprache verwendet wird und heutzutage jedes Kind Englisch lernt, ist es
naheliegend, wenn auch im internationalen Medium Internet vorwiegend Englisch
benutzt wird. Das färbt natürlich auch auf den privaten Sprachgebrauch ab.
Auf diese Weise entstehen neue Wörter mit ähnlicher, aber nicht gleicher
Bedeutung!
Aus diesem Grund ist ''Deckname'' nicht immer der sachlich richtigere Begriff!
(Vermutlich ist es diese Aussage, die Herrn Lindenthal so aufgeregt hat, da
sie seinen Auffassungen widerspricht. Seiner Auffassung, daß die von einem
Abiturienten erwarteten Begriffe -- ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie er
sich ausgedrückt hat, der Beitrag wurde ja leider entfernt -- in einem
Wörterbuch erscheinen sollten, stimme ich zu!)
Allenfalls könnte man den Begriff ''Deckname'' als Gattungsbezeichnung sehen,
doch auch hier wäre ''Pseudonym'' besser, da es neutraler ist. Ein Deckname ist
auch ein Falschname, aber nicht jeder Falschname ist auch ein Deckname! Der
Begriff ''Falschname'' ist nicht so geläufig und trägt auch negative
Assoziationen!
Ich habe nicht einfach drauflosgeschrieben, mir kam es darauf an, aufzuzeigen,
daß genannte Begriffe nicht gleichwertig sind und daß sie daher alle in einem
Wörterbuch erscheinen sollten, zumindest Deckname und Pseudonym.
Abkürzungen wie Pseudo oder Nick entstehen spontan im entsprechenden Kontext,
wenn sie nicht in einem Wörterbuch aufgeführt werden, entsteht damit kein
Informationsverlust. Es wird aber Platz für wichtigere Einträge gewonnen und
dem Leser irrelevante Information erspart. Wer Quellenstudium betreibt, wird
ohnehin wissen, was mit den Abkürzungen gemeint ist.
Ich finde es allerdings nicht gut, daß Herrn Lindenthals Beitrag entfernt
wurde, sein Beitrag mit dem Titel ''Kulturdarwinismus'' aber nicht.
Für einen unbeteiligten späteren Leser -- ich gehe einmal davon aus, daß die
hier eingetragenen Texte archiviert, später als Buch veröffentlicht oder
sonstwie ausgewertet werden -- ist sonst nicht ersichtlich, wie die Passage
''Lieber Gast xxx, ...'' zu bewerten ist. Diese Passage ist aber wirklich
beleidigend mir gegenüber. Ich bitte Sie daher, zumindest den entfernten
Beitrag von Herrn Lindenthal wieder einzustellen.
Es sind genau solche Beiträge wie die von Herrn Lindenthal, die mich davon
abhalten, unter meinem richtigen Namen Einträge einzustellen.
Wenn der Begriff ''Gästebuch'' durch die Gästebücher in Hotels, öffentlichen
Einrichtungen und dergleichen motiviert sein soll, dann muß die Möglichkeit
gegeben bleiben, anonym seine Meinungen und Auffassungen einzustellen. Sollte
dies nicht gewünscht werden, so sollte man das Gästebuch abschaffen.
Phantasienamen wären schon in Ordnung, wenn keiner unter dem Namen eines
anderen Texte einstellt. Es ist aber eine Frage der Fairneß!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 16.01
Die Zeit zwischen zwei Unterbrechbarkeitsstellen in einem Prozeßrechner-Betriebssystem darf logischerweise nicht länger sein als die Zeit zwischen zwei zu erwartenden Ereignissen. Sonst gehen Ereignismeldungen verloren. Das Thema gehört aber nicht hierher.
Echt
Echterdingen
eingetragen von Christoph Kukulies am 10.12.2003 um 15.49
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Sehr geehrter Herr Metes,
ich habe mir erlaubt, Ihren Beitrag, in dem Sie einen der Teilnehmer wissen lassen, daß an seinen Beiträgen grundsätzlich kein Bedarf mehr bestehe, herauszunehmen.
...
Ich habe zwar den Beitrag von Herrn Metes nicht mehr genau in Erinnerung, aber ein gewisses Verständnis habe ich schon, wenn Herr Metes hier ausgedrückt hat, was einigen Mitlesern vielleicht schon eine Weile auf die Nerven geht, nämlich die Marotte von einem gewissen Gast, hier permanent anonym seine Mätzchen mit allen möglichen Unterschriften zu veranstalten. Wenn man so etwas ein-, zweimal macht, ist das vielleicht lustig, aber durch ständige Wiederholung wird es nicht witziger. Wenn dann noch die finanziell angespannte Situation
und Arbeitsüberlastung hinzukommen, so hat man auch Verständnis, wenn dem einen oder anderen da mal die Pferde durchgehen.
Auch wenn der Ton manchmal rauh ist, ich glaube, es hielt sich alles noch im Rahmen; und wer sich hier nicht zu erkennen gibt, sozusagen mit heruntergeklapptem Visier kämpft, der kann auch mal einen Nasenstüber vertragen.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 15.47
Genau wegen der von Herrn Dräger beschriebenen Möglichkeiten, per E-Mail oder Telefon beschimpft zu werden, sind Phantasienamen zum eigenen Schutz nötig. Jedenfalls hier.
Phantasix
Phantasiten
eingetragen von Matthias Dräger am 10.12.2003 um 15.13
Sehr geehrter Herr Metes,
ich habe mir erlaubt, Ihren Beitrag, in dem Sie einen der Teilnehmer wissen lassen, daß an seinen Beiträgen grundsätzlich kein Bedarf mehr bestehe, herauszunehmen.
Dieses Forum ist nicht dazu da, uns gegenseitig das Wort zu verbieten. Zum Ton der Beiträge möchte ich mich der Bitte von Herrn Wagner anschließen, daß eine gewisse Form des Umgangs gewahrt bleibt.
Wenn sich zwei Teilnehmer unbedingt etwas intensiver beharken wollen, dann bietet sich hierzu der gegenseitige Austausch der E-mail-Anschriften an. Auch das Telephon bietet eine große Bandbreite des Erfahrungs- und Meinungsaustausches. Meine Erfahrung lehrt, daß man mit letzterem Mittel durchaus eine gemeinsame Linie finden kann und ein Verständnis der anderen Position sehr wohl möglich ist.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir auch die Bitte, hier nicht mit Phantasienamen zu zeichnen. Danke.
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 14.58
Der Begriff ''Echtzeit'' in bezug auf Computersysteme bedeutet nur, daß diese innerhalb einer festgesetzten Zeitspanne
sicher auf Ereignisse reagieren müssen. In diesem Sinne liegt also auch dann eine Echtzeitdatenverarbeitung vor,
wenn ein Rechner erst nach zehn Jahren auf ein solches Ereignis reagiert, sofern diese Zeitspanne als Zeitrahmen für die
Reaktion definiert wurde. Würde er -- auf dieses Beispiel bezogen -- erst in zehn Jahren und einer Millisekunde auf das
Ereignis reagieren, so würde kein Echtzeitsystem vorliegen!
Gast
Alien
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 14.38
Unter einer ''Festplatte'' könnte man auch eine kalte Platte verstehen, die anläßlich eines Festes gereicht wird!
Gast
Alien
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 13.58
Wenn das deutsche Wort "Echtzeit" nicht unterstützt wird, wird sich dafür das englische Wort "realtime" durchsetzen. Bei Prozeßrechnern, d.h. überall, wo auf Ereignisse sofort reagiert werden muß, ist die Echtzeit-Datenverarbeitung die wesentliche Eigenschaft.
Das Wort "Festplatte" hat sich in vielen slawischen Sprachen in Form von wörtlichen Lehnübersetzungen eingebürgert.
Echt und Fest
echtes Festland
eingetragen von Jörg Metes am 10.12.2003 um 13.36
*
__________________
Jörg Metes
eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.12.2003 um 12.18
Richtig. Danke!
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 11.51
Ich wollte doch nur an den Spitznamen erinnern. Der fehlt auch noch im Wörterbuch
Friedrich Wienholt
eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.12.2003 um 11.33
>> Ihr Stil fällt gelegentlich unangenehm auf.<<
So ist es; und mir fiel der Beitrag von Gast xxx unangenehm sachfremd auf, und deshalb schreiben wir darüber; morgen bei Bedarf von meiner Seite mehr, heute bin ich unterwegs.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von J.-M. Wagner am 10.12.2003 um 11.19
Sehr geehrter Herr Lindenthal,
daß man sich auf den Schlips getreten fühlt, ist zwar kein schönes Erlebnis, sollte einen aber nicht umgekehrt seine guten Manieren vergessen lassen. Insbesondere bei einem Diskussionsforum im Internet kann man sich die Zeit nehmen, die man braucht, bis der Anflug von Groll verraucht ist und man wieder konzentriert und ruhig arbeiten und argumentieren kann (ich spreche da durchaus aus Erfahrung). Einfach draufloszuschreiben ist in der Tat keine gute Idee es könnte dabei ein Beitrag wie von einem Elefanten in einem Porzellanladen herauskommen. Ich weiß nun nicht, mit wie lockerer Hand Sie Ihren vorausgehenden Beitrag verfaßt haben, aber eine Mäßigung in Ihrer Ausdrucksweise und bei den Unterstellungen erscheint mir durchaus angezeigt. Herr Markner hat völlig recht: Ihr Stil fällt gelegentlich unangenehm auf.
Mit freundlichen Grüßen,
J.-M. Wagner
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.12.2003 um 10.27
Lieber Gast xxx,
meinem Beitrag hatte ich erst noch in Kleinschrift angefügt:Die Kritiker dieses meines Beitrages bitte ich darum, daß sie den allfälligen Herdenmiefvergleich und -abgleich eine Zeitlang zurückstellen und sich zunächst um eine Sacherörterung bemühen.dann jedoch, leider in einem wirklichkeitsfernen Anfall von Gutmenschentum, diese wirklichkeitswahre Vorausverdächtigung wieder getilgt. Gelte diese Bitte nun wieder!
Lieber Gast xxx, Ihr großer Mangel liegt darin, daß Sie nicht zuhören und mitdenken können und/oder wollen; für die Aufgaben eines Wörterbuches hatte ich in meinem Beitrag wesentliche Eckmarken genannt, Sie hingegen meinen, daß Sie darauf nicht Bezug zu nehmen brauchen, sondern einfach drauflosschreiben können:>>Pseudonym erinnert mich an den ''Computer Flohmarkt'' ... Nickname erinnert mich eher an die Terminologie eines englischsprachigen Forums. Es ist also nicht so, daß ''Deckname'' immer der sachlich richtigere Begriff wäre. <<Lieber Gast xxx, es geht in einem Wörterbuch nicht darum, an was der Decknamenträger „Gast xxx“ erinnert wird, sondern darum, wie brauchbare Sprache sein soll.
Die Lage um Kultur und Schöpfung verkennen Sie; Ihre Ansichten über genannte Wörter werden ebenso kaum hörbar glucksend im Abfluß der Weltgeschichte verschwinden wie die anderen nicht zukunftauglichen Teile des Abendlandes und Erdenrundes. Ihr Beitrag erscheint, vorläufig, nicht auf der Vorderseite des Forums, und die Wörterbücher werden – bis auf weiteres – nicht von Ihnen gemacht. So gesehen hat alles seine Ordnung.
Sehen Sie, und diesen meinen Beitrag kann ich sogar mit meinem eigenen Klarnamen vertreten und unterschreiben:
Herzliche Grüße,
Ihr Detlef Lindenthal
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 10.12.2003 um 09.31
Die Begriffe Deckname, Pseudonym und Nick (vermutlich Kurzform für engl. nickname) sind meines Erachtens nicht
gleichwertig. Der Begriff ''Deckname'' läßt an Agenten denken, Pseudonym erinnert mich an den ''Computer Flohmarkt''
einem früheren Magazin, in dem u.a. Hard- und Software angeboten und gesucht wurde. Viele der Inserenten hatten
dort ein Pseudo, unter dem sie ihre Angebote und Gesuche veröffentlichten. Nickname erinnert mich eher an die
Terminologie eines englischsprachigen Forums. Es ist also nicht so, daß ''Deckname'' immer der sachlich richtigere
Begriff wäre. Was richtig ist, hängt vom Kontext ab. Ob man selbst Abkürzungen voreilig in ein Wörterbuch übernehmen
sollte, wage ich zu bezweifeln, anderenfalls überkommt uns noch alle der lallende Wahnsinn!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 09.12.2003 um 22.26
Wenn ich von Gedichtsinterpretationen lese, fällt mir sofort ein, daß im Gymnasium Deutsch aus genau diesem Grunde das Fach war, das ich am wenigsten mochte. Erst sehr viel später habe ich gemerkt, daß man Deutsch auch rein als Sprache untersuchen kann und daß es eine hochinteressante Sprache ist. Die armen Schüler!
Gedichtnix
Gedichtungen
eingetragen von Gast am 08.12.2003 um 16.32
Das Ickler-Wörterbuch ist auch für Nicht-Germanisten geschrieben. Falls darin aber ein Fachausdruck wie "fakultativ" etwas anderes bedeutet als der Laie erwartet und als es in Herkunfts- und Fremdwörterbüchern erklärt wird, also anscheinend nicht das Gegenteil von "obligatorisch" (verpflichtend), sondern einen germanistischen Fachausdruck mit spezieller Bedeutung darstellt, dann wird dadurch der Leser irregeführt, und was besonders heimtückisch ist, ohne daß er es merkt. Verwendete abweichende Spezialbedeutungen üblicher Wörter müssen folglich im Buch unbedingt erklärt werden.
Fakultix
Fakultan
eingetragen von J.-M. Wagner am 07.12.2003 um 23.42
Im Rechtschreibwörterbuch von Herrn Ickler (bzw. hier in leicht modifizierter Form) findet man unter »2. Getrennt- und Zusammenschreibung« zunächst den § 8, der einige grundlegende Aspekte behandelt, darunter die Betonung bei Verbzusätzen und die Unterscheidung zwischen obligatorischer und mehr oder weniger üblicher Zusammenschreibung. Diese wichtige Gegenüberstellung muß man im Kopf behalten, wenn man zu den folgenden Paragraphen 9 und 10 kommt; allein anhand der Überschrift von § 10 (»Fakultative Zusammenschreibung«) erkennt man nicht, wie das genau gedacht ist.
Die Überschrift von § 10 zu ändern, um klarer auszudrücken, daß es sich um nichtobligatorische Zusammenschreibungsfälle handelt, wäre aber nicht sinnvoll, sofern es sich bei fakultativer Zusammenschreibung um einen etablierten Fachbegriff handelt so unglücklich gewählt er einem Laien scheinen mag; ich mag ihn auch nicht und hatte mich deshalb Mitte vorigen Jahres auch schon für die striktere Zusammenschreibung ausgesprochen, mich aber von Herrn Ickler überzeugen lassen, daß seine Regelung sinnvoll ist. Zum Nachlesen bitte hier klicken.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Dominik Schumacher am 07.12.2003 um 18.17
Lieber Herr Pannkoken,
das bevorstehende finanzielle Schlagloch kann dieses Rechtschreibforum aus der Bahn werfen. Falls Sie sich zu den Unterstützern gesellen möchten, würde ich schon behilflich sein. Ansonsten beobachtete ich das Irren der Wildgänse, bevor sie in neu entstehender Ordnung ihr Ziel ansteuern und wegfliegen.
Zu erreichen bin ich unter DS@rechtschreibreform.com
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 07.12.2003 um 18.05
Hat es dieser Beitrag verdient, nicht über "neueste Beiträge, sondern nur über "T" = "Total" = "Alles" aufgerufen werden zu können?
Pankoken
Pankovice
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.12.2003 um 19.39
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Die Herkunft des französischen Wortes Omelette ist nicht feststellbar.
Pankoken
Pankowien
1548 ist der Begriff amelette nachgewiesen, der sich herleitet von alumelle - lamelle - l'amelle, damit wurde der Inhalt des rohen Eis bezeichnet. Amelle in der heißen Pfanne ergab eine amelette, heute eine omelette.
Für einen echten Pankoken sollte derlei zum Grundwissen gehören, auch wenn eine omelette noch lange kein Pfannkuchen ist.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Elke Philburn am 06.12.2003 um 18.08
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Boulette ist auf Deutsch ein Fleischklops.
Wobei der 'Fleischklops' freilich die seltenere Variante ist.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 17.43
heißt es auf Österreichisch. Sie kommt von ungarisch palacsinta. Von Österreich wanderte sie ins Tschechische als die palacinta, mit Hatschek auf dem c, sodaß es tsch gesprochen wird. Es ist kein slawisches Wort. Manche Sudetendeutsche machte daraus den Palatschinken, vielleicht in Anlehnung an Schinken.
Pankoken
Pankovice
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 17.25
Boulette ist auf Deutsch ein Fleischklops.
Pankoken
Pankovice
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 17.15
Was die Ungarn ursprünglich darunter verstanden, könnte nur ein Ungar sagen.
Die Herkunft des französischen Wortes Omelette ist nicht feststellbar.
Pankoken
Pankowien
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 16.15
Wir haben immer ''Palatschinken'' statt ''Omelett'' gesagt, denn meine Eltern
waren Heimatvertriebene aus der Tschechei (heute Tschechien genannt). Für mich
ist deshalb ''Omelett'' (Ich habe es eben zuerst ''Omlett'' geschrieben,
schreibt man das wirklich mit e?) das Fremdwort. Mir war auch zuerst noch nicht
klar, daß Palatschinken und Pfannkuchen dasselbe ist. (Wirklich? - Vielleicht
gibt es da ja Unterschiede bei den Rezepten?)
Der Eintrag des anderen Gastes mit den verschiedenen Bezeichnungen für
Pfannkuchen hat durchaus einen Bezug zur Rechtschreibreform, wenngleich auch
nicht zur deutschen: Auch in einem der Beneluxländer fand etwa zeitgleich
eine Rechtschreibreform statt, ich glaube, es war in den Niederlanden, in dem
die entsprechende Schreibweise für Pfannkuchen von der Einzahl in die Mehrzahl
reformiert wurde, mit der Begründung, daß man diese Spezialität ja auch in
mehreren Pfannen backen könne. (Zumindest habe ich das so im Radio gehört.)
Man stelle sich also vor: Ein Pfannkuchen wird in mehreren Pfannen gebacken!
(Die niederländische Reformer hätte doch wohl besser Pfannekuchebäcker bleiwe
solle!)
Nebenbei bemerkt: Sollte es einem nicht zu denken geben, wenn fast zeitgleich
in vier europäischen Staaten, den Niederlanden, Norwegen, Frankreich und
Deutschland, jeweils Rechtschreibreformen durchgeführt werden, wenngleich mit
unterschiedlichem Erfolg! Drei dieser vier Länder sind europäische Kernländer
mit einem hohen Grad an Industriealisierung, Norwegen ist ein Sonderfall, denn
dort wird ja traditionell dauernd reformiert. (Siehe den Beitrag
''Babel am Polarkreis'' unter der Rubrik Aufsätze, Rechtschreibung im Ausland,
Norwegen. -- Übrigens ein sehr guter Aufsatz, bestens als Argumentationshilfe
gegen Rechtschreibreformen geeignet. Ich habe auch irgendwo schon mal eine
gekürzte Fassung gesehen.)
Die Begründung der niederländischen Reformer zeigt aber, daß sie offenbar
Schwierigkeiten mit der Rechtfertigung ihrer Reform hatten. Dann muß eben
offensichtlicher Blödsinn als Rechtfertigung herhalten.
Zum Beitrag von Walter Lachenmann vom 6.12.2003, 09:54 und in bezug auf
die ''Pfannkuchenreform'':
Eben gerade deswegen finde ich es keine gute Idee, die Gastbeiträge aus den
''neuesten Beiträgen'' herauszulassen. Mein Vorschlag, um nicht themenbezogene
Einträge zu verhindern: Die entsprechenden Einträge werden als nicht
themenbezogen markiert, z. B. blaßrot unterlegt, es wird ein paar Tage die
Gelegenheit gegeben, zu erklären, warum dieser Eintrag eben ''off topic'' ist
(''off topic'', um Wortwiederholung zu vermeiden!) und dann, falls der
Beitrag doch themenbezogen gewesen sein sollte, auf blaßgrün oder blaßviolett
umgestellt oder, falls nicht, gelöscht.
Allerdings impliziert der Begriff ''Gästebuch'' die totale Freiheit
des Gastes bezüglich der darin getätigten Einträge. Eventuell sollte man
von der Bezeichnung ''Gästebuch'' wegkommen, denn letztlich sind wir
alle hier keine Gäste im üblichen Sinn. Ich empfehle Ihnen einmal das
MSX-Affiliates-Forum unter http://msx-boards.fixato.com. Darin ist die
Problematik vorbildlich gelöst. Es gibt kein Gästebuch, die ''Gäste''
können anonym posten (Einträge einstellen), solche ''postings'' erscheinen als
''anonymous'', und nicht themenbezogene Einträge können als ''off topic''
gekennzeichnet werden. Vielleicht gibt es ja auch einige Fans von MSX-Computern
unter den Reformgegnern!
Ich habe gedacht, das ''T'' auf der Willkommensseite stünde für
''Technik'' weil, wenn man es anklickte, man das Gästebuch mit den
''neueste Einträgen mit Technik'' bekam.
Da die Rechtschreibreform alle angeht, sollte es möglichst keine
geschlossenen Foren geben. Man sollte aber erkennen können,
wer der eingetragenen Mitglieder einen Moderatorenstatus besitzt.
Für die Moderatoren könnte es dann einen separaten Strang geben,
der für Gäste und Mitglieder, die keine Moderatoren sind, nicht
zugänglich ist.
Damit wäre auch das Problem des Umschaltens zwischen den regulären
Strängen und dem Gästebuch umgangen.
Bei dieser Gelegenheit sei noch einmal angemerkt, daß ich früher
im ''alten'' VRS-Gästebuch (dem vor der Jahreshauptversammlung 2002)
meine Einträge namentlich eingestellt habe. Das tue ich nun nicht
mehr, da diese Beiträge -- wie auch andere von mir im Zeitungsarchiv --
ziemlich unfair kommentiert wurden. Ich habe immer zur Sache geschrieben,
wenngleich vielleicht etwas weiter ausgeholt. Das ist aber notwendig,
wenn man die wirklichen Zusammenhänge verstehen will. Wenn man dann
aber seltsame Vorwürfe gemacht bekommt, von Leuten, die sich offenbar
bewußt Scheuklappen aufsetzen, oder von einem ''Professor'' runtergemacht
wird, dann dürfen sich die Forumsbetreiber nicht wundern, wenn man
anonym bleiben will.
Zu Herrn Schäbler:
Die Reformer haben die Reform widergut gemacht. Klingt doch irgendwie nach
Neusprech, oder?
Sollte man sich wirklich Wörter patentieren lassen können?
Die Firma Intel hat das mal mit Zahlen versucht, kam damit aber
nicht durch!
Gast
xxx
eingetragen von Elke Philburn am 06.12.2003 um 13.25
Sie meinen so etwas Urdeutsches wie den Hamburger, den man viel treffender als Brötchen mit Boulette bezeichnen könnte - ?
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 12.26
Ein schönes Beispiel, wie ein gutes und aussagekräftiges (motiviertes) deutsches Wort von Fremdwörtern in die Umgangssprache abgedrängt worden ist, weil Fremdwörter eine einfache Sache scheinbar aufwerten. Letzteres gilt für viele gute deutsche Wörter.
Wer traut sich, ein kleinformatiges Speisekarten-Wörterbuch für die ausländischen Namen deutscher Speisen zu machen? Oder gibt es das schon?
Pankoken
Pankow
eingetragen von Elke Philburn am 06.12.2003 um 11.35
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Zitat:
Um den Zugang zum Gästebuch für mit der Seite noch nicht vertraute Gäste zu erleichtern, könnte die hierfür anzuklickende Zeile deutlicher hervorgehoben werden.
Ebenfalls eine gute Idee.
Fundsache zum Thema Pfefferkuchen:
![]()
Zu Weihnachten konnte man die poetische Seite des Berlinertums kennenlernen. Auf braunglasierten Pfefferkuchen leuchteten in weißem Zuckerguß mehr oder weniger gelungene, doch stets typisch berlinische Verse.
Dein Herz ist wie ´ne Leberwurscht´
Wer davon ißt, hat immer Durscht
sang ein begeisterter Liebhaber, und eine merkwürdige Liebesszene, deren Schauplatz eben nur Berlin gewesen sein kann, versinnbildlichten folgende Verse:
Jib mir´n Bussel, kleener Pussel!
Hast woll´n Fussel, oller Dussel?
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 11.02
bedeutet "Total" (= Alles), denn wenn man das anklickt, erscheint unter der Überschrift "Die 20 neuesten Rechtschreibeinträge" die Anordnung sämmtlicher Beiträge, auch der aus dem Gästebuch.
Das "T" sollte daher auf der Willkommen-Seite genauer beschrieben werden, damit neue Leser es sofort verstehen.
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 10.12
Wenn man das dort anklickt, erscheint eine Unter-Seite mit der merkwürdigen Überschrift: "Das neue Gästebuch". Das ist doch Quatsch, oder ist es doch Methode?
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 06.12.2003 um 09.46
Falls das Gästebuch eine Untermenge vom FORUM ist, muß auf der "WILLKOMMEN"-Seite stehen: "Neueste RECHTSCHREIBbeiträge" und nicht "Neueste Forumsbeiträge" wie es jetzt schon in der Überschrift der aufgerufenen Beiträge steht. Dort steht "Neueste RECHTSCHREIBbeiträge", obwohl im Gästebuch auch Rechtschtschreibeinträge vom Gästen stehen. Etwas mehr Logik würde der gemeinsamen Sache nützen.
Pankoken
Pankow
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.12.2003 um 08.54
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Pankoken, Pannkoken, Pfannkuchen sagen nichts über die Zahl der Pfannen aus.
Pannekoken und Pfannekuchen werden in einer einzigen Pfanne,
Pannenkoken und Pfannenkuchen in mehreren Pfannen gebacken.
Pan Pankoken
Pankow
»Tau jeden richtigen Honnigkauken hürt en lütt Beting Peper.« (Reuter)
Gilt auch für Pankoken aus Pankow. Deswegen ist die Idee, Gastbeiträge aus den »neuesten Beiträgen« herauszulassen, sehr zu begrüßen.
Um den Zugang zum Gästebuch für mit der Seite noch nicht vertraute Gäste zu erleichtern, könnte die hierfür anzuklickende Zeile deutlicher hervorgehoben werden.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.12.2003 um 22.51
"Widergutmachen"
Das war die vorgesehene sechste Zeile.
Sollte man sich patentieren lassen!
– geändert durch Norbert Schäbler am 06.12.2003, 11.52 –
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nos
eingetragen von Elke Philburn am 05.12.2003 um 21.50
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Jörg Metes
Wäre es möglich, das Gästebuch aus dem Strang "neueste Beiträge" herauszunehmen? Falls ja, würde ich das sehr begrüßen.
Das halte ich für einen guten Vorschlag, zumal das Gästebuch von der Startseite aus direkt zugänglich ist.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 21.45
Falls nicht, könnte das Forum auch geteilt werden in ein geschlossenes Forum für eingetragene (und zahlende) Mitglieder und ein offenes Forum für nicht eingetragene (und nicht zahlende) Gäste. Die Leser, die sich vollständig informieren wollen, müssen eben hin und her schalten, wenn sie den Beitrag finden wollen, auf den sich ein anderer Beitrag bezieht.
Pankoken
Pankow
eingetragen von Jörg Metes am 05.12.2003 um 18.33
Wäre es möglich, das Gästebuch aus dem Strang "neueste Beiträge" herauszunehmen? Falls ja, würde ich das sehr begrüßen. Schönen Dank.
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Jörg Metes
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 18.19
Ich stimme Ihnen gerne zu, daß die Betonung die Schreibweise festlegen
sollte und umgekehrt. Daß in der Rechtschreibung etwas wahlfrei
ist oder sein sollte, sollte auf ganz wenige Fälle beschränkt bleiben.
Nimmt es überhand, widerspricht es dem Grundgedanken der Normierung und
deren Vorteile werden relativiert.
Eine ''fakultative Getrennt- oder Zusammenschreibung'' kann es daher nur
für eine Übergangszeit geben, solange, bis ein Begriff seine endgültige
Form gefunden hat. Ist dies einmal geschehen, darf diese Form prinzipiell
nicht mehr geändert werden, selbst wenn sich dann einmal die Aussprache
ändern sollte.
Da dieser Prozeß der ''Formfindung'' eventuell einige Zeit dauert, sollte
ein neues Wort nicht sofort in ein Wörterbuch aufgenommen werden.
Ein ''Wörterbuch der Gegenwartssprache'' ist also nicht sinnvoll und sollte
es daher auch nicht geben.
Anders herum wäre es noch besser: Warum soll man etwas irgendwann einmal
anders aussprechen, als es bisher ausgesprochen und geschrieben wurde?
Das ist es, was mich auch bei den Reformgegnern ärgert: Zumindest einige
wollen eine Sprachentwicklung behutsam nachzeichnen! Meiner Meinung kann
es sowas heute nicht mehr geben, zumindest wenn man darunter eine
''natürliche'', also unbeeinflußte Entwicklung aus sich selbst heraus
versteht.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 17.56
Wenn man etwas wiedergutmachen kann, wie wäre es dann mit widergutmachen = schlechtmachen?
Gast
xxx
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.12.2003 um 17.44
wiedergutmachen
wieder gutmachen
wieder gut machen
wiedergut machen
wider gut machen
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nos
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 17.35
möchte ich ersetzen durch "Die Tendenz der Sprachentwicklung geht zu einer umkehrbar eindeutigen Funktion"
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 17.29
werden meist auf dem dazugehörenden Partikel oder Adverb betont und nicht auf dem Verb und tendieren deswegen zur Zusammenschreibung, unabhängig davon, ob es dazu überhaupt eine davon zu unterscheidende modal orientierte Variante gibt.
Modal orientierte Verben werden meist auf dem Verb betont oder zusätzlich auf Partikel oder Adverb und tendieren deswegen zur Getrenntschreibung.
Es besteht eine umkehrbar eindeutige Funktion zwischen der Betonung und ihrer Abbildung durch die Schreibweise, durch die der Leser die richtige Betonung mitgeteilt bekommt. Die Betonung legt die Schreibweise fest und umgekehrt.
Deswegen mag ich den Ausdruck "fakultative Getrennt- oder Zusammenschreibung" nicht.
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 16.57
Es sind vielleicht nicht nur Bedeutungsunterschiede, die eine Zusammenschreibung geraten erscheinen lassen,
sondern vielleicht auch die flüssigere Aussprache, wenn zwischen den beiden Varianten keine Bedeutungsunterschiede
existieren.
Dann wäre es gerechtfertigt, wenn sich der Schreiber die für seine jeweilige Intension günstigere
Variante auswählt. So können in einunddenselben Text von einunddenselben Schreiber beide Varianten
richtig sein, je nach der Intention des Schreibers an der jeweiligen Textstelle. Dann hat aber die
Zusammen- und Getrenntschreibung hier wieder eine Funktion, dann kann man eine Regel aufstellen,
nach der die eine oder andere Variante ausgewählt werden muß.
So trägt sich ein Regelwerk selbst! Irgendwann bekommen auch Varianten eine spezifische Bedeutung!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 14.17
"fakultativ" bedeutet "freigestellt, wahlfrei". Das ist mir im Zusammenhang mit Getrennt- und Zusammenschreibung nicht klar, denn da sollen ja die Bedeutungsunterschiede durch die Schreibweise ausgedrückt werden. Nur in den Fällen, wo es zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung keine Bedeutungsunterschiede und also keine Sinnverwechslungen geben kann, kann die Schreibweise freigestellt oder wahlfrei sein.
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 05.12.2003 um 12.25
Wortschöpfung
Natürlich können neue Wörter auf mehrere Arten neu geschaffen werden, nicht
nur aus bisher nicht mit einer Bedeutung versehenen ''Lautkomplexen''. Eine
im Deutschen wichtige Methode dafür ist die Bildung von zusammengesetzten
Wörtern, etwas, was die Reformer ja einschränken wollen.
Mir geht es aber darum, auf den Wildwuchs an neuen, zumeist aber nichtssagenden
Begriffen aufmerksam zu machen. Für uns Muttersprachler ist das weniger ein
Problem, aber Leuten, die Deutsch als Fremdsprache erlernen wollen, wird mit
der voreiligen Erfindung ''neuer'' Begriffe für mehr oder weniger bedeutungslose
Sachverhalte kein Gefallen getan.
Es gibt Leute -- ich weiß nicht, ob Herr Lindenthal einer davon ist -- die
hängen der Vorstellung von Sprache als Lebewesen an. Wie ich vor ein paar Tagen
gelesen habe, gab es tatsächlich einmal eine entsprechende Theorie in der
Sprachwissenschaft. Es gibt aber auch andere Auffassungen. Da sich Leben
verändert, muß sich natürlich auch die Sprache verändern, wenn sie leben soll.
Also tut man alles, um sie zu verändern, als Rechtschreibreformgegner erfindet
man dann neue Begriffe oder übt sich in sinnloser Eindeutschung internationaler
Begriffe, z. B. solcher aus dem Internetbereich.
Ich habe in einem Gästebuch, ich glaube es war im Gästebuch des VRS vor
über einem Jahr, auch schon die Meinung gelesen, daß man diese Theorie von
der Sprache als Lebewesen aufgeben sollte. Das war in diesem Gästebuch
sehr drastisch formuliert, leider habe ich den genauen Wortlaut vergessen.
Ebendiese Einstellung führt aber zum eben aufgeführten sprachlichen Wildwuchs,
zu sprachlichem Krebs sozusagen, wenn man sich dieses Vergleichs ausnahmsweise
einmal bedienen will. Leben heißt nunmal auch sterben, z. B. an Krebs!
In diesem Sinne ist Kreativität auf sprachlichem Gebiet nicht sinnvoll.
Kasui-y fragt mich, welche Einheit-Bezeichnung ich für
''Anzahl der Fundstellen für dieses Wort am heutigen Tag unter http://google.de''
empfehlen kann. Ich habe das Wort ''Einheit'' nur in Anführungsstrichen benutzt.
Man könnte z.B. sagen:
''Für das Wort xyz gab es am 04.12.2003 bei Google 434 Treffer.''
Für Google könnte auch jede andere Suchmaschine stehen. Eventuell könnte man
auch noch eine Zeitangabe hinzufügen.
Bei assoziativen Speichern spricht man auch von Treffern! Man gibt ein Datum
(Einzahl von Daten) vor, und diese Art von Speicher gibt aus, ob sich dieses
Datum im Speicher befindet. (Übrigens, Wörter wie Singular und Plural sind
nicht so problematisch wie die anderen Beispiele von Herrn Lindenthal.)
Zu Herrn Wrase:
''zu machen'' ist ein ''Infinitiv mit zu'', ''zumachen'' ist ein anderes Wort
für schließen! Man sollte nicht aus rechtschreibdeformierten Texten auf die
Berechtigung der ''fakultativen Zusammenschreibung'' schließen, dies hieße, die
Rechtschreib- und Sprachdeformation anzuerkennen.
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 04.12.2003 um 18.41
kommt von lateinisch creare: erschaffen.
Wortschöpfung: Wörter werden aus Lautkomplexen neu "geschaffen", es entstehen neue Wortwurzeln. Benennungen für verschiedene Arten von Geräuschen und Bewegungen (Onomatopoetica).
pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 04.12.2003 um 18.16
Es geht nicht darum, etwas zu empfehlen, sondern darum, ob ein neuer Begriff
dafür überhaupt sinnvoll ist. Das ist es nach dem in meinem letzten Eintrag
dargelegten aber nicht. Eine solche ''Einheit'' klingt nach etwas
Wissenschaftlichem, nach etwas, das eine definierte Bedeutung hat. Das ist aber
nicht oder bestenfalls nur bedingt der Fall. Eine solche ''Einheit'' wäre
pseudowissenschaftlich, wäre Etikettenschwindel.
Nur zu sagen, daß man sich Gedanken gemacht hätte und daß man etwas auch
weiterhin verwenden möchte, ist zu wenig. Eine Begründung wäre schon
interessant. Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, dieses Wort auch weiterhin
zu verwenden. Es ist nur nicht seriös!
Auch ich wußte nicht, daß dieses Wort eine aus dem lateinischen kommende
Bedeutung hat, wie ein anderer Gast darlegte. Aber es ist sehr wahrscheinlich,
daß heutzutage so ziemlich alle einigermaßen aussprechbaren Buchstabenfolgen
auch irgend eine Bedeutung haben. Deshalb sollte man sich mit der ''Erfindung''
von neuen Begriffen zurückhalten, sonst endet man noch im lallenden Wahnsinn
und wird ''psychatrisiert''!
Natürlich muß es auch neue Wörter geben dürfen, aber man sollte darauf auchten,
daß sie einen gewissen, über die aktuelle Situation hinausgehenden Wert
besitzen. Um mich zu verstehen, stellen Sie sich bitte vor, eine Sprache lernen
zu müssen, deren Wortschatz sich von Tag zu Tag stark verändert. Das heute
gelernte Wort ist morgen veraltet, übermorgen wird es nicht mehr verwendet.
Dafür gibt es eine Reihe neuer Wörter, die spätestens übermorgen wieder
verschwunden sind. Kreativität ist, im Zusammenhang mit Sprache, eher ein
Schimpfwort!
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 04.12.2003 um 17.03
mittellateinisch cuculla: Mönchsgewand, Kutte, Kapuze, Käppchen; cucullus: Kapuze, Kappe; frühneuhochdeutsch Gugel: Kapuze;
Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 04.12.2003 um 15.15
An Gast xxx:
Welche Einheit-Bezeichnung können Sie denn empfehlen für „Anzahl der Fundstellen für dieses Wort am heutigen Tag unter http://google.de“ – vielleicht haben Sie einen viel besseren Ausdruck dafür?
Gast-yyy alias Kasui-y
hier
eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.12.2003 um 14.50
Wer unter Klarnamen schreibt, genießt höhere Freiheiten.
Gast xxx schrieb:
Da man sich anonym offenbar nur noch im Gästebuch zu Wort melden kann ...Nee, diese praktische Einheit habe nicht ich erfunden, aber ich habe sie dankbar übernommen.
... Ihre selbstgemachte ''Einheit'' ... [Gugel]Sie soll auch nur gaaanz wenig aussagen. Das aber soll sie.
Außerdem ist Google nur eine von mehreren Suchmaschinen, bei anderen könnten da andere Ergebnisse herauskommen. Ebenso wenn die Suchanfrage zu einem anderen Zeitpunkt wiederholt wird. Ihre Angabe sagt also nicht viel aus, wenn Sie nicht Google und den Zeitpunkt Ihrer Anfrage mit angeben.Wie Sie wissen, habe ich nicht Gugelhupf geschrieben, sondern Gugel. Ersteres Wort hat vier Buchstaben mehr und etwas mit Kuchenbacken zu tun.
Außerdem gibt es noch das Wort Gugelhupf! Ihre ''Einheit'' überschneidet sich also mit einer anderen Bedeutung.
Über Ihre Eingabe habe ich nachgedacht; das Wort Gugel möchte ich auch weiterhin verwenden.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 04.12.2003 um 11.54
Da man sich anonym offenbar nur noch im Gästebuch zu Wort melden kann, hier
nun ein Hinweis an Detlef Lindenthal:
Offenbar haben Sie für verschiedene Wörter bei Google nachgeschaut, wie oft
diese vorkommen. Dafür benutzen Sie die deutsche Aussprache dieses Namens
als eine Art Einheitenbezeichnung. Für Menschen, die nicht so mit dem Internet
vertraut sind, ist dies aber nicht ersichtlich, Ihre selbstgemachte ''Einheit''
führt da eher zu Verwirrung. Benutzen Sie Ihre ''Einheit'', so könnte man das
als allgemeine ''Einheit'' der Treffer bei Suchanfragen fehlinterpretieren, die
eben -- spaßeshalber? -- vom Namen der speziellen Suchmaschine Google
abgeleitet wurde. Außerdem ist Google nur eine von mehreren Suchmaschinen, bei
anderen könnten da andere Ergebnisse herauskommen. Ebenso wenn die Suchanfrage
zu einem anderen Zeitpunkt wiederholt wird. Ihre Angabe sagt also nicht viel
aus, wenn Sie nicht Google und den Zeitpunkt Ihrer Anfrage mit angeben.
Außerdem gibt es noch das Wort Gugelhupf! Ihre ''Einheit'' überschneidet sich
also mit einer anderen Bedeutung. Auch das könnte zu Mißverständnissen führen.
Das Problem kommt daher, daß Sie versuchen -- vielleicht nur aus Spaß --
einen fremdsprachigen Namen einzudeutschen. Eindeutschungen führen also auch
zu Problemen, gerade, wenn der ursprüngliche Begriff allgemein bekannt ist.
Deshalb sind Eindeutschungen von gut bekannten englischen Begriffen -- wie
z. B. von ''Internet'' -- auch nicht sinnvoll und daher abzulehnen.
Zu den in letzter Zeit immer häufiger in der Öffentlichkeit vorkommenden
Wortspielen ist noch zu sagen, daß sie einem ziemlich auf die Nerven gehen,
insbesondere, wenn sie doch arg an den Haaren herbeigezogen sind. Für mich
wäre das ein Grund, ein so beworbenes Produkt nicht zu kaufen. Dann wäre
dieser Unsinn schnell beendet.
Desweiteren sollte man sich fragen, warum die Werbepsychologen nicht merken,
daß einem diese Wortspielereien auf den Geist gehen. Vielleicht wollen Sie
die Leute ja damit ärgern. Psychologie und besonders Werbepsychologie sind
prinzipiell abzulehnen, Psychologen haben doch selbst einen Dachschaden, sonst
wären sie nicht das geworden, was sie sind. Psychologie heißt auch, Macht über
andere zu haben. Ich will nicht wissen, wieviele Psychologen von den Reformern
in Anspruch genommen wurden, um eine erfolgversprechende Reformstrategie
auszuarbeiten.
Gast
xxx
eingetragen von margel am 02.12.2003 um 17.38
Wie sagte der Lehrer, wenn er sich mal an der Tafel vertan hatte? "Ich wollte nur mal sehen ob Ihr´s merkt!"
eingetragen von Gast am 02.12.2003 um 10.48
Pankoken, Pannkoken, Pfannkuchen sagen nichts über die Zahl der Pfannen aus.
Pannekoken und Pfannekuchen werden in einer einzigen Pfanne,
Pannenkoken und Pfannenkuchen in mehreren Pfannen gebacken.
Pan Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 02.12.2003 um 08.05
Angela Merkel in ihrer Rede auf dem CDU-Parteitag in Leipzig:
... wenn es so *weit* ist, äh, wenn es *so*weit ist - offensichtlich hat man ihr die Rede in deformierter Rechtschreibung geliefert.
Pielenz
Gaglower Str. 37d
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 17.23
gibts bei Googel alles. Es gibt doch norddeutsches, mitteldeutsches und süddeutschen Hochdeutsch.
Pan Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 17.09
sind in den lebenden Sprachgruppen sehr verschieden: Die deutschen, romanischen, englischen und slawischen Vergangenheits- und Zukunftsformen korrespondieren nicht miteinander und müssen für diese Gruppen jeweils besonders gelernt werden, mit eigenen Namen. In den slawischen Sprachen kommt noch die Bedeutung der Aspekte hinzu, die das System inkompatibel zu den deutschen Formen machen.
In österreichischen Sprachlehrbüchern standen bis vor wenigen Jahren nur deutsche Bezeichnungen, nur leider entsprachen sie nicht immer den in Deutschland gebräuchlichen: In österreichischen Lehrbüchern wurde alles "gebogen" statt wie in Deutschland "gebeugt". Jetzt stehen in österreichischen Sprachlehrbüchern nur noch die üblichen lateinischen Bezeichnungen.
Pan Pankoken
Pankow
eingetragen von Christoph Kukulies am 01.12.2003 um 16.05
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Liebe(r) margel,
es betrübt mich nachhaltig, daß ich von Ihnen deutlich zu selten auch mal recht bekomme, wenn ich recht habe.
Freilich sind Imperfekt und Präterium
....
Jede Wette, daß fast kein Berufsschreiber und Sprachnutzer mit den Begriffen Präterium und Imperfekt etwas anfangen kann – nicht einmal Sie haben mir ihren ....
Es heißt übrigens Präteritum (v. lat. praeterire, vergehen, vergangen).
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von margel am 01.12.2003 um 15.53
Hochverehrter Herr Lindenthal, es liegt mir fern, Sie betrüben zu wollen. Auch will ich keineswegs um jeden Preis recht behalten - aus dem Alter bin ich wirklich heraus (obwohl ja oft mit wachsenden Jahren der Drang zur Rechthaberei zunimmt...). In jeder Disziplin gibt es eine Terminologie, derer man sich bedienen muß, wenn man mitreden will. Das ist in allen Wissenschaften so, im Handwerk und anderswo. Das Schöne daran ist, daß der Erwerb dieser Fachsprache jedermann offensteht, wenn er sich nur bemüht.Die Einübung in ein Fach besteht ja in der Regel erst einmal in der Aneignung von dessen Begriffswelt. (In manchen Fächern ist das schon der halbe Inhalt - das ist dann wirklich Fachchinesisch und Imponiersprache). Ihre latente Aversion gegen sogenannte "Gebildete" ist mir bekannt, lieber Herr Lindenthal, leider muß ich es einmal so deutlich sagen. Nun denken Sie einmal an die Rechtschreibreform: Die Gegner wenden sich doch auch und gerade gegen den Bildungsverlust für die Schüler unter dem falschen Etikett der angeblichen Erleichterung des Lernens.- Vielleicht erhalen Sie noch Antwort vom Professor.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.12.2003 um 13.34
Liebe(r) margel,
es betrübt mich nachhaltig, daß ich von Ihnen deutlich zu selten auch mal recht bekomme, wenn ich recht habe.
Freilich sind Imperfekt und Präteritum *
>> seit langem eingeführte Fachausdrücke <<
– allerdings n u r bei den Deutschlehrern und einer winzigen Minderheit von Sprachtheoretikern.
Diese jedoch können den Sprachunterricht niemalen allein schaffen, grenzen sich gleichwohl durch solches Fachchinesisch vom Rest der Sprachgemeinschaft ab; für sie sind solche fragwürdigen Wörter freilich keine Neologismen, wohl aber für alle anderen in unseren Republiken und insbesondere für Millionen Schüler und Eltern, die Jahr um Jahr monatelang genervt werden mit Schwachstrukturwörtern, die kaum verstanden und anschließend wieder vergessen werden.
Jede Wette, daß fast kein Berufsschreiber und Sprachnutzer mit den Begriffen Präteritum und Imperfekt etwas anfangen kann – nicht einmal Sie haben mir ihren Zusammenhang erläutern mögen. Und auf die hier aufgeworfene Frage von kondizional und Konjunktiv war das erläuternde Echo seitens der hiesigen Foristen ausgesprochen mager, nämlich null.
Warum geben Sie mir nicht in diesem Fall mal recht und sagen: Ja, an der vorgetragenen Mängelrüge samt Verbesserungsvorschlag könnte etwas dran sein?
* Danke, Herr Kukulies! (Da sieht man, wie schwierig diese Ausdrücke sind.)
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 01.12.2003 um 12.33
Lieber Herr Lindenthal, das sind erstens keine "Neologismen", sondern seit langem eingeführte Fachausdrücke. Über die Bedeutung der "Zeiten" in der Grammatik findet man zweitens sehr Erhellendes in der genialen Arbeit des jungen Harald Weinrich: Tempus - Besprochene und erzählte Welt, Kohlhammer-Verlag 1964.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.12.2003 um 12.00
Gewiß gibt es Wörter, für die es keine deutsche Entsprechung gibt; das trifft aber gewiß nicht auf die Sprach-Fachbegriffe zu, und es sollte n.m.M. keinesfalls ein Freibrief sein, unter dem Deckmäntelchen der „Fachsprache“ eine Flut von unverständlichen Neologismen einzuführen: Perfekt, Imperfekt, Plusquamperfekt ... wie z.B. würden Sie Eltern, die, PISA-gegenläufig, ihren Kindern beim Spracherwerb helfen wollen, den Zusammenhang von Imperfekt und Präterium erläutern?
margel schrieb:
"Ionen" ... Dafür gibt es keine deutsche Bezeichnung.
Wie einfach verständlich sind dagegen doch unsere eigenen Wörter:
Gegenwart,
Vergangenheit,
Zukunft,
jeweils auch vollendet:
vollendete Gegenwart,
vollendete Vergangenheit,
vollendete Zukunft,
dazu 6 Beispiele, dann ist ein Sprachlehrer in 10 Minuten mit den Zeitformen der Tuwörter durch.
Deutsch ist eine ausgesprochen strukturstarke Sprache: Wenn ein Abiturient die Hälfte unseres Wortschatzes kennen soll, muß er vom 2. bis zum 19. Lebensjahr täglich (115.000/2)/((19-2=17)*365) = 9,2 Wörter täglich lernen, auch sonntags und auch in den Ferien. Nur durch den inneren klaren Aufbau einer Sprache und die Klarheit ihrer Wortbildung kann ein solcher Lernumfang gemeistert werden, und nur so wird Breitenbildung möglich.
Wenn Fachsprachen zu Fachidiotensprachen verkommen, wird Volksbildung unmöglich; PISA läßt grüßen.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 01.12.2003 um 10.54
In Fachsprachen gibt es eigentlich keine Fremdwörter im üblichen Sinne. Ein Beispiel: "Ionen" in der Chemie sind "die Wandernden" aus dem Griechischen. Dafür gibt es keine deutsche Bezeichnung. Wenn man aber statt Fahrkarte "Billet" sagt, so gebraucht man ein (entbehrliches) Fremdwort. In der Deutschschweiz allerdings, wo man stets "Billet" (mit deutscher Aussprache!) sagt, ist es wegen der Mehrsprachigkeit schon nicht mehr so eindeutig.- Über die Berechtigung von Fremdwörtern in Fachsprachen steht einiges in Th.Ickler, "Die Disziplinierung der Sprache. Fachsprachen in unserer Zeit."
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 10.40
Unter http://wikibooks.org/wiki/Traditionsrechtschreibung gibt es jetzt ein offenes Projekt zur Dokumentation und Weiterentwicklung der "alten" Rechtschreibung.
Jeder (!) kann sich daran ohne Anmeldung (!!) beteiligen.
Nemo
http://wikibooks.org/wiki/Traditionsrechtschreibung
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 10.34
Lateinische Fachausdrücke sind manchmal auch verwirrend:
Selbst Tschechischlehrer(innen) verwechseln manchmal "(im)perfekte" Zeitformen und "(im)perfektive" Verben. Das deutsche Wort "(un)vollendete" gilt für Zeitformen und Verben und ist in diesem Fall weniger fehlerträchtig.
Pan Pankoken
Pankow
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 08.46
hallo margel,
ich dachte sowas nennt man Fremdwörter.
Aber jetzt weiss ich immer noch nicht wie der Zusammenhang zwischen konditionel und Konjunktiv ist.
Google freak
.
eingetragen von margel am 01.12.2003 um 08.28
Das sind keine Fremdwörter, sondern Fachausdrücke. Wie in anderen Disziplinen muß ich sie beherrschen, wenn ich mich verständigen will. In der Elektrotechnik hat sich "Bleisammler" z.B. auch nicht gegen "Bleiakku(mulator)" durchgesetzt.
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.12.2003 um 08.19
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Aber ist es wirklich nötig, Fragen wie die nach der Bedeutung grammatikalischer Begriffe wie z.B. Konditional hier zu stellen? ...
Überdies bietet das Forum von http://www.vrs-ev.de eine „Sprachberatung“ an. Auch wer wenig fragt, bekommt dort viel Antwort; wenn einer auch nur ein eher harmloses Anliegen auf dem Herzen hat, kann er damit sogar einen richtiggehenden Gelehrtenstreit auslösen. Die Aussagen der Gelehrten werden kommentiert und gewertet. Das ist sehr lehrreich und dabei auch noch lustig, was der Seite gut bekommt.
Gastfreundschaft ist etwas Schönes, aber in letzter Zeit könnte man über die Ausgelassenheit gewisser Gäste und ihre abwechslungsreichen und immer sehr humorigen Vermummungen die Gastritis kriegen. Was meinen Sie, werter Herr Gastritix?
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 01.12.2003 um 08.14
hallo margel,
warscheinlich bist du selbst ein Lehrer und findest deshalb Fremdwörter besser.
wenn ich eine fremdsprache lernen soll, muss ich erstrecht gut verstehen können was solche Wörter bedeuten.
sind denn jetzt konditional und Konjunktiv das Gleiche? Und immer mit 1 und 2?
google-freak
.
eingetragen von margel am 01.12.2003 um 07.19
In diesem Forum kann ja zum Glück, frei von Zensur, über vieles, auch zunächst abseitig Erscheinendes, diskutiert werden. Aber ist es wirklich nötig, Fragen wie die nach der Bedeutung grammatikalischer Begriffe wie z.B. Konditional hier zu stellen? Da genügt einfaches Nachschlagen in einer deutschen Grammatik oder auch im Duden-Wörtebuch der sprachlichen Zweifelsfälle. Also: Erst mal sich selber bemühen, und wenn dann noch Rat gebraucht wird, können hier immer noch Kundige um Auskunft gebeten werden. - Im übrigen bin ich der Meinung, daß diese "eingedeutschten" Begriffe wie z.B. "Indem-Satz" keineswegs sinnfälliger sind als die traditionellen lateinischen. Spätestens wenn es ans Erlernen einer Fremdsprache geht, müssen sowieso die allgemein üblichen Fachausdrücke beherrscht werden.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 30.11.2003 um 20.30
In meinem Buch von Edith Halwaß, Mehr Erfolg mit gutem Deutsch, wird das folgendermaßen erläutert:
Wirklichkeitsform, Indikativ:
Herr Meier ist zu schnell gefahren.
Möglichkeitsform (wahres Zitat), Konjunktiv 1 ( = Konditional 1?):
Der Sachverständige meinte, Herr Meier sei auf dem Bild genau zu erkennen.
Unmöglichkeitsform (unwahres Zitat), Konjunktiv 2 ( = Konditional 2?):
Doch Herr Meier behauptete, er wäre gar nicht gefahren.
Hiermit nimmt der Sprecher dieses Satzes also Stellung, daß er Herrn Meier nicht glaubt.
Wenn er ihm hingegen glaubt, so schreibt er lieber:
Doch Herr Meier behauptete, er sei gar nicht gefahren.
Irgendwie erinnere auch ich aus meiner Schulzeit schwach, daß die Lehrerin da etwas von Konditional 1 und 2 gemurmelt hat; hier im Buch heißen Konditionalsätze (Wenn-Sätze) so:
Wenn er nicht käme, wäre das schade. (Doch vermutlich kommt er ja.)
Er würde das Haus kaufen, wenn sie mitginge. (Doch leider will sie nicht)
Aber ganz sicher bin ich mir da nicht. :-(
eingetragen von Gast am 30.11.2003 um 19.18
WAS ZUR ***** WAR NOCH MAL KONDITIONAL 1 & 2
oder sag mir zu mindest wo ich infos finde
Genervter Google freak
eingetragen von Gast am 30.11.2003 um 18.56
Wenn man Niederdeutsch ("Plattdeutsch") versteht, merkt man erst, wieviele lateinische Lehnworte darin vorkommen, denn durch die hochdeutsche Lautverschiebung wurden sie dann im Hochdeutschen unkenntlich gemacht. Dort erkennt man sie erst, wenn man die hochdeutsche Lautverschiebung zurückdreht.
Während der Hansezeit sind viele niederdeutsche Wörter in die festland-skandinavischen Sprachen eingewandert, aber nicht mehr ins Isländische, denn das ist Altnorwegisch und wurde nach dem Ende der dänischen Besatzungszeit wieder in dieses zurückverwandelt.
Pankoken
Pankokien
eingetragen von Gast am 30.11.2003 um 16.32
Lieber Pankoken,
sorgfältiges Nachdenken hat mich zur Erkenntnis gebracht, daß die Einwände von Lindenthal und Kasui-y berechtigt waren. Natürlich stammt Deutsch nicht von Latein ab; denn sonst müßte man auch sagen, daß es vom Grönländisch-Eskimoischen (wegen Anorak, Parka und Kajak) oder vom Russischen (wegen Wodka, Datscha undPogrom) abstammt, und das wäre überspannt. Zugegeben, es gibt etliche Lehnwörter (wie Mauer von murus und Fenster von fenestra); aber es sind nicht gar so viele; und die Zahl der deutschen Wortneubildungen übersteigt die Zahl der schwer zu ersetzenden Fremdwörter bei weitem.
> Für die wissenschaftlichen und an den Gymnasien (und den Volkshochschulen) gelehrten Grammatikbegriffe haben sich die Bezeichnungen der Grammatiker des klassischen Lateins durchgesetzt. <
Bei den Fachlehrern möglicherweise, aufgrund des Lehrplanes, aber nicht bei den Schülern und Eltern; Einzahl, Mehrzahl und Indem-Satz können die Schüler leichter lernen und behalten als Singular, Plural und Modalsatz, und mit den richtigen deutschen Wörtern gibt es keinen Sprachbruch zwischen Grundschule, weiterführenden Schulen und Elternhaus (seit PISA wissen wir, daß letzteres die wichtigste Einflußgröße für einen gute Bildungsbeginn ist).
Hach, ich bin ja soo froh, daß ich einfach durch Nachdenken das alles eingesehen habe! :-) :-)
Kasuix
Kasuix
eingetragen von Gast am 30.11.2003 um 14.04
Von dem Latein, das man in der Schule lernt, stammt direkt überhaupt keine Sprache ab.
Die romanischen Sprachen stammen in ihrer grammatischen Struktur vom Vulgär- oder Bürgerlatein ab, und zwar jeweils von dem zur Zeit der römischen Eroberung gesprochenen Wortschatz. Daher die Wortschatzunterschiede zwischen Spanisch (Castellano), Italienisch (Fiorentino) und Französisch (Nordfranzösisch). Das Occitanische ist näher am Lateinischen als das Nordfranzösische. Die Aussprache der romanischen Sprachen wurde durch die einheimische Bevölkerung bestimmt. Der einzige unmittelbare Nachfahre des Vulgärlateins ist das Italienische (Florentinische).
Das Deutsche ist keine rein germanische Sprache mehr, im Gegensatz zum Isländischen. Die lateinischen Lehnwörter, Lehnübersetzungen und Fremdwörter im Deutschen stammen aus den verschiedenen Epochen des Vulgärlateins, des Mittellateins und der wissenschaftlichen lateinischen Neubildungen. Der deutsche Wortschatz ist durchsetzt von lateinischen, französischen (romanischen) und englischen Wörtern, ähnlich wie das Niederländische. So wie man das Englische bezüglich seines Wortschatzes als romanisch-germanische Mischsprache bezeichnet, ist es nur nicht ganz so ausgeprägt auch der deutsche Wortschatz. Für die wissenschaftlichen und an den Gymnasien (und den Volkshochschulen) gelehrten Grammatikbegriffe haben sich die Bezeichnungen der Grammatiker des klassischen Lateins durchgesetzt. Außerhalb der romanischen Sprachen ist keine Sprache so stark vom Lateinischen beeinflußt wie das Deutsche und das Albanische. Die Rechtschreibung ist davon immer wieder in der Frage der Eindeutschung betroffen.
Pankoken
Pankokien
eingetragen von Gast am 30.11.2003 um 05.25
Lieber Gast xxx,
einerseits ehrt es Sie, daß Sie sich für Kasuix einsetzen; andererseits war Lindenthals kleine Antwort über die Nachkommenschaften des Lateinischen und die Vorfahren des Deutschen offenbar nicht soo arg unanständig, daß sie Kasuix gestört hätte, und er hat dazu geschwiegen; daher mein Rat: überlassen Sie es doch Kasuix selbst, sich zu verwahren, wenn er das will.
Und vielleicht wird Kasuix sich für jene Richtigstellung frohen Herzens bedanken? Denn stellen Sie sich vor, nächstens würde er auf einem Sprachkongreß der Kurden oder Tschetschenen verkünden, das Kurdische oder Tschetschenische stamme vom Lateinischen ab, und dann gibt es nonverbale Gegenmaßnahmen in südlicherer Form, und wir müßten seine Enkelkinder trösten. – – –
Und worin besteht eigentlich Ihrer Meinung nach die Unanständigkeit? Daß dem Kasuix widersprochen wurde? Daß Vergleichsfälle genannt wurden, die der geneigte Leser leicht selbst beurteilen kann? Daß des Schreibers Ballhorn-Name weiter verballhornt wurde? (Als bitteren Trost gibt es hierzu ein niederdeutsches Sprichwort: „Wokeen sick utgifft för’n Pannkoken, de ward ok freeten as’n Pannkoken.“) (wokeen = welcheiner = wer)
Nun eine Frage in die Runde:
Hier hupfen gar viele Seltenschreiber mit Neunamen herum, wobei ich offengestanden Schwierigkeiten habe, diese vielen ähnlichen Namen des Strickmusters g...st und ...ix auseinanderzuhalten; sollen wir alle verstärkt unsere Merkfähigkeit einüben, indem jeder sich solch einen schmucken Namen zulegt und wir dann das große Ratespiel haben, wer hier was geschrieben und zu verantworten hat? Ich fang schon mal an:
Gast-yyy alias Kasui-y alias Nix-fuer-Ungux
hier
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 17.49
Künstlernamen werden geduldet. Doch jedenfalls der Redaktion sollte eine elektronische Anschrift bekannt gegeben werden. Redaktioneller Grundsatz ist, Vertraulichkeit zu wahren, wo sie erbeten oder sonst zweckmäßig ist. Kritikfähigkeit ist eine hier gerngesehene Tugend. Wer selbst auch Kritik verträgt, ist hier ebenso gern gelesen. Sprache teilt, Sprache heilt. Sprache versteht, Sprache gesteht. Telefongespräche der vergangenen Tage lassen mich in Erinnerung bringen, daß unsere Gefühle ebenfalls ein volles Recht haben, überhaupt und auch hier sprachlichen Ausdruck zu finden. Hier geht es nah am Thema Rechtschreibreform um Rechtschreibung. In diesem Forum geht es zu wie auf einem Marktplatz. Nicht jeder, der Kommas kaufen oder verkaufen will, hat gerade keine Erkältung. Nach Regenwetter kommt Sonnenwetter und Donnerwetter.
Wer den großen Sprung erleben möchte, hat Geduld und macht sich große wie kleine Gedanken. Wir werden die Technik so verbessern, daß jeder Datensatz einzeln zu steuern ist. Über die Suche wird alles zu finden sein, aber Besucher gelangen nicht gleich dorthin, wo gerade eine Grippe ausgebadet wird. Löschen ist ausgesprochen selten, wird dokumentiert und gehört nicht zum Zukunftsgedanken.
Wer sich mit Namen anmeldet, kann im Forum tagelang noch an seinem Beitrag feilen, die ersten Minuten spurlos, später mit dem Änderungsvermerk und dann, aus Sicherheitsgründen, nur noch mit Rücksprache der Redaktion.
Wer ein Zusammengehörigkeitsgefühl spürt und die Arbeit und gute Laune mittragen möchte, kann die Verbesserung der Spendentransparenz erleben. Speziell für die sehr erfolgreichen Faxaussendungen im zweiten Halbjahr zeigt die Spendenzusagenliste den Verlauf und den Erfolg unseres Aufrufes zur Beteiligung. Danke an alle. Auch an jene, die Bargeld schicken oder Überweisungen schreiben, und alle, die auf vielfältigste Weise das Strampeln nicht lassen. Ohne einen spürbaren starken Sprachzusammenhalt hätten wir Techniker in verschiedenen Momenten aufgeben müssen. Es ist nicht alles so leicht und selbstverständlich, wie es manchmal scheint. Deshalb insbesondere mein Dank an die tragende Sprachstruktur als solche, so wie sie nicht losgekoppelt vom Menschen gewachsen ist, wie sie aber doch den einzelnen Menschen nicht immer braucht. Wer sich für eine Zeit der Ruhe zurückziehen möchte: Danke für zurückliegendes Miteinander!
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 17.21
1.) An den manchmal rüden Umgangston hier muß man sich leider gewöhnen. Wir sind hier nicht unter Ingenieuren (die sind geschult, miteinander rein sachbezogen zu diskutieren, nur Direktoren greifen persönlich an).
2.) TELEPOLIS findet man unter www.heise.de/tp/
3.) Meine Frage an die Englischlehrer war zunächst nur eine sachliche Frage, die mit Ja oder Nein beantwortet werden soll (ob die neue deutsche Getrenntschreibung das Englischlernen erleichtert).
Falls die Antwort Ja ist, muß man fragen, ob die Beschädigung der deutschen Sprache das wirklich wert ist. Den Wortverband als Wort gibt es nur im Englischen, vielleicht noch im Chinesischen. In der indogermanischen Sprachfamilie ist er eine wesensfremde Einzelerscheinung.
Falls die Antwort Nein ist, muß man folgern, daß die neue deutsche Getrenntschreibung nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich ist, weil sie die deutsche Sprache in ihrem Wesen beschädigt.
Frager
Fraghausen
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 16.17
Sehr geehrter Herr Wrase,
einfach nur dieselbe Sprache zu sprechen, ja sogar noch dieselbe
Rechtschreíbung zu benutzen, sogar eine, die einen hohen Qualitätsanspruch
wie die klassische deutsche Rechtschreibung hat, genügt offenbar nicht, um
eine wirkliche Kommunikation zustandekommen zu lassen. Ich wollte Sie nicht
verärgern! Ihre Antwort stammt vom 06.11.2003, 07.22. Bitte lesen Sie
meinen Beitrag vom 05.11.2003, 18.27, vielleicht werden sich da einige
der Mißverständnisse klären.
Sie wissen nichts über mich, und ich weiß nichts über Sie; was Sie für
selbstverständlich halten muß das für mich noch lange nicht sein. Daraus
ergeben sich Mißverständnisse. Ich habe schon mehrfach gesagt, daß ich
kein Sprachwissenschaftler bin. Ich kann mit einigen der von Ihnen benutzten
Wörtern nicht allzuviel anfangen. Ich weiß zwar, daß sie negativ besetzt
sind, mir wurden solche Vorwürfe schon von anderen gemacht, aber ich weiß
nicht, was an meinen Texten so verwerflich ist. Mich wundert nur, daß eine
aus meiner Sicht kristallklare Argumentation von Leuten wie Ihnen nicht
verstanden wird.
Als der Begriff ROM aufkam, wurde auch gleichzeitig eine Erklärung mitgeliefert.
Sie gehen aber nicht darauf ein, daß ROM eben anders gesprochen wird als Rom,
und diese andere Aussprache ist es eben, die verhindern müßte, das man es wie
die italienische Stadt schreibt, der diesbezügliche Eintrag von Christian
Melsa ist also gerechtfertigt.
Der Begriff ''Verdunkelung'' erzeugt Assoziationen zu Krieg und Luftangriff,
ich halte ihn hier für nicht ganz angebracht.
Die Aussage bezüglich der Kinder, die heutzutage nicht mehr wissen, daß Rom
eine Stadt in Italien ist, war natürlich leicht scherzhaft gemeint. Die Kinder
heutzutage gehen tagtäglich mit CDs, CDROMs um, Rom aber liegt ziemlich weit
weg. Die Stadt Pisa wird ihnen eher ein Begriff sein, schon wegen des
PISA-Tests. Dieser Test hat aber nichts mit der Stadt zu tun. Ein Pisa-Test
hingegen ist ein Test über die Stadt Pisa mit Fragen wie: Wo liegt Pisa,
wieviele Einwohner hat diese Stadt, was gibt es für Sehenswüridgkeiten, usw.
Natürlich siegt sehr schnell die Gewohnheit, aber da ich ein anderer Mensch
bin -- Woher will ich wissen, ob ich wirklich ein Mensch bin? Vielleicht bin
ich ja ein Alien in menschlicher Gestalt, dem man seine Erinnerung an sein
früheres Ich genommen hat und der nun auf dieser Welt eine Strafe verbüßt! --
fasse ich Ihre Argumentation auch anders auf, ähnlich wie Sie meine
Argumentation auf eine für mich nicht nachvollziebare Art und Weise auffassen.
(Vielleicht bin ich doch ein Alien, da ich offenbar als Einziger Ihre
Argumentation nicht verstehe!) Eben weil es so ist, daß sehr schnell die
Gewohnheit siegt, habe ich etwas übertrieben und Jahrhunderte und nicht
Jahrzehnte geschrieben. Sowas nennt man -- glaube ich -- Humor!
Eine Verallgemeinerung auf andere Schreibweisen und andere Abkürzungen ist
naheliegend, siehe einen entsprechenden Kommentar im Zeitungsarchiv. Es ist
deshalb naheliegend, weil Abkürzungen dieser Art eben in totaler Großschrift
geschrieben werden müßten, d.h. man müßte sehr oft die Shift-Taste oder
eben Shift-Lock betätigen. Das ist natürlich umständlich, so daß Leute, die
solche Abkürzungen sehr oft schreiben müssen, z.B. Zeitungsredakteure, aus
(verständlicher) Bequemlichkeit die normale Substantivgroßschreibung verwenden,
oder eben die totale Kleinschreibung. (Im letzteren Fall macht man sich noch
bei den Reformern lieb Kind.) Das hat mit einer Veränderung der Sprache als
System überhaupt nichts zu tun.
Die von Ihnen angesprochene ''automatische Tendenz'' ist also nichts anderes
als eine Erscheinungsform der Bequemlichkeit, allenfalls noch Zeitmangel.
An dieser Stelle sollten wir innehalten. Leben wir nicht im Computerzeitalter,
wo man sich in den Textverarbeitungsprogrammen Abkürzungen definieren kann,
die dann automatisch die richtige Schreibweise erzeugen? Wir benutzen modernste
Technik, aber nicht um das Sinnvolle am Bisherigen zu erhalten, sondern einen
Vorwand für dessen Abschaffung zu haben? Meiner Ansicht nach bieten die
heutigen Programme so viele Möglichkeiten, daß diese dann zumeist ungenutzt
bleiben, weil es zu aufwendig ist, sich in ein Programm einzuarbeiten, von dem
man weiß, daß es alsbald durch eine neue, veränderte Version oder ein gänzlich
anderes Programm ersetzt wird. Ähnliches gilt auch für die Rechtschreibung!
Sie gehen mit keinem Wort auf meine Gedanken zur Disziplin in bezug auf die
Schreibung ein. Diese Argumentation ist aber wesentlich!
Wie war das Beispiel mit dem Diebstahl motiviert?
Wenn ich ein Regelwerk habe, dann gibt es da Regeln, logisch! Diese Regeln
haben bestimmte Gründe, z.B. wollen sie Mißverständnisse verhindern oder
leichte Lesbarkeit erzeugen. In bezug auf ein solches Regelwerk sind nicht
durch die Regeln gedeckte Schreibweisen falsch. Wenn das Regelwerk also für
Abkürzungen wie NATO die totale Großschrift fordert -- aus gutem Grund --,
dann ist das Verwenden einer anderen Schreibweise -- zumindest in bezug auf
dieses Regelwerk -- eben falsch.
Wenn ich mich an die klassische Rechtschreibung halten will, dann sollte ich
nicht nach Begründungen suchen, warum ich deren Regeln übergehen kann.
Wir Reformgegner halten uns -- abgesehen von Fehlern, die jeder mal macht --
freiwillig an die Regeln der klassischen Rechtschreibung, wir werden nicht
dazu gezwungen. Wir tun das, weil wir erkannt haben, daß dies besser für uns,
für unsere Sprache und für das Verständnis dessen, was wir sagen wollen, ist!
Wenn ich mich an die Regeln halten will, andere es aber nicht tun, dann kann
ich nicht argumentieren: Ich halte mich zwar an die Regeln, aber dort, wo andere
die Regeln übertreten (weil diese anderen sich eben an andere oder an gar keine
Regeln halten), da übertrete ich die Regeln auch. Wenn ich das tue, dann halte
ich mich nicht an die Regeln.
Ein Ausweg wäre -- wir sind ja in einer Demokratie -- die besagten Regeln des
Regelwerks zu ändern, den Rest aber beizubehalten. Ich habe den Eindruck, daß
viele Reformgegner bereit wären, um der Demokratie willen Schreibweisen der
Mehrheit als richtig zu akzeptieren, selbst wenn diese nach den klassischen
Regeln als falsch anzusehen sind. In meinem Beispiel wollte ich zeigen, daß
dies sehr problematisch ist. Der Sinn und damit die Brauchbarkeit des Regelwerks
leiden darunter.
Ich wollte damit -- durch den Vergleich mit dem Diebstahl -- zeigen, daß es
Konventionen menschlichen Zusammenlebens gibt, z.B. die Rechtschreibung, die
auch von einer Mehrheitsentscheidung nicht abgeschafft werden dürfen. Wenn
also der Diebstahl durch eine Mehrheitsentscheidung nicht mehr als Fehler, als
Straftat gälte, so wäre das eine Entscheidung, die zwar demokratisch erlangt,
aber dennoch unvernünftig wäre. Wird sie beibehalten und konsequent gelebt,
wird daran das entsprechende Gesellschaftssystem zugrundegehen. Die Demokratie
würde sich durch eine solche Entscheidung indirekt selbst abschaffen. Schon
aus Selbsterhaltung dürfen also auch in einer Demokratie nicht alle Regeln
demokratisch geändert werden können.
Ähnliches gilt auch in bezug auf die Rechtschreibung!
Deswegen sehe ich auch Herrn Icklers Vorschlag, den ''tatsächlichen
Sprachgebrauch'' als Grundlage zu nehmen, als problematisch an. Er ist
-- zugegebenermaßen -- demokratisch, es sind dabei aber so viele
Schwierigkeiten zu überwinden, daß er kaum sinnvoll durchzuführen ist.
Die Gegenwart ist jener Hauch, der jeden Punkt der Zeit überstreicht,
das Vergangene vom Zukünftigen trennend.
Das ''gegenwärtig Übliche'' eignet sich also nicht zur Festlegung einer Norm.
Zum Zeitpunkt der Festlegung einer Norm nimmt man möglicherweise das zu diesem
Zeitpunkt Übliche. Dabei sollte man aber vieles beachten, auch seine
Vorgeschichte, seine Vergangenheit. Dann muß man entscheiden, was davon in die
offizielle Norm übernommen werden soll. Diese Entscheidung sollte überlegt
und klug getroffen werden. Natürlich muß eine Norm so gestaltet sein,
daß sie zukünfige Erweiterungen ermöglicht. Man sollte vorher möglichst
allgemeingültige Kriterien dafür festlegen, die nach bestem Ermessen möglichst
lange Gültigkeit haben werden. Das erspart spätere Nachbesserungen. Es ist klar,
daß man dafür mit dem entsprechenden Gegenstand der Untersuchung sehr gut
vertraut sein muß.
Für die deutsch Rechtschreibung ist der Zeitpunkt der Festlegung der Norm
schon seit über 100 Jahren vorbei. Davor war Zeit zum Experimentieren, danach
beginnt die Tradition. In dieser Phase sind nur noch Erweiterungen möglich!
Ich spreche hier von Erweiterungen, nicht von Veränderungen! Wenn die
Veränderungen der Sprache bzw. der Rechtschreibung bereits genormte Bereiche
betreffen, dann sind es, in bezug auf die Norm, eben Fehler. Will man sie
nicht als Fehler ansehen, so muß man die Norm abschaffen und durch eine andere
ersetzen. Dann sollte man aber keinen Etikettenschwindel betreiben, dann
braucht diese neue Norm einen neuen Namen. (ASCII ist immer ASCII, man kann
ASCII nicht so reformieren, daß dieser Code wie EBCDIC aussieht,
aber noch ASCII ist!)
Erweiterungen finden immer auf Basis des Bestehenden statt, ohne es
in Frage zu stellen. In diesem Forum wird aber immer nur von ''Veränderungen''
gesprochen, nie von ''Erweiterungen''. So erweitern neue Wörter die Sprache,
ohne bestehende Wörter abzuschaffen. Sie können sie allenfalls verdrängen. Man
kann sich aber immer auch ohne diese Erweiterungen ausdrücken, vielleicht nur
etwas umständlicher.
In meinem Beitrag vom 05.11.2003 habe ich, um Mißverständnisse auszuschließen,
dargelegt, daß ich gewisse Trivialveränderungen nicht als Veränderungen der
Sprache auffasse. Wenn Sie sich die Fingernägel schneiden, dann hat sich Ihr
Körper dadurch auch verändert, Sie würden aber bestimmt nicht behaupten, daß
Sie sich geändert hätten, eben weil solche Veränderungen immer wieder
stattfinden (müssen), damit Sie so bleiben, wie Sie sich selber gewohnt sind.
Nur wenn Sie Ihre Fingernägel längere Zeit nicht schneiden, wird jeder sehen,
daß Sie sich verändert haben!
Ich habe also überhaupt nichts dementiert! Ich habe sogar sehr
präzise und klar argumentiert. Ich habe nur keine Lust, dauernd Sachverhalte
aufzuzeigen, die sich jeder leicht selbst überlegen könnte.
Gast
Alien?
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 15.38
Zum Eintrag von Gast vom 29.11.2003, 15:05
Indogermanistik
Gibt es besagten Artikel auch im Internet? Wenn ja, würden Sie dann bitte
hier einen Verweis darauf veröffentlichen.
Zum Eintrag von Gast vom 29.11.2003, 15:17
Getrenntschreibung und Englischlernen
Ich bin der Ansicht, daß die Reformer langfristig gesehen das Deutsche
zerstören und durchs Englische ersetzen wollen. Deshalb versuchen sie, die
Verwendung der Wortgruppe als Wort durchzusetzen. Ich finde, solche Wortgruppen
sind sehr schwierig zu verstehen. So habe ich z.B. sehr lange gebraucht, um
zu erkennen, was ''Seargent Peppers lonely hearts club band'' (Ich hoffe, ich
habe das jetzt richtig geschrieben!) meint.
Wir sollten nicht eine vermeintlich bessere Erlernbarkeit des Englischen
als Rechtfertigung für eine Reform unserer bewährten Rechtschreibung
heranziehen. Es dürfte wohl eher so sein, daß ein Mensch erst einmal seine
eigene Muttersprache richtig beherrschen muß, um beim Erlernen einer
Fremdsprache Erfolg zu haben. Ob die Englischlehrer eine wahrheitsgemäße
Antwort geben dürfen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Was mich aber wundert, ist, daß die ''Kids'', die sonst so gerne gegen
das von den Erwachsenen Vorgeschriebene aufbegehren, sich in Sachen
Rechtschreibreform etwas Minderwertiges von ebendiesen aufzwingen lassen.
Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig!
Die Rechtschreibreform bestätigt damit wieder einmal, daß die Reformer und
die Kultusminister kinderfeindlich sind. Sie handeln nach dem Motto:
''Für unsere Kids nur das Schlechteste!''
Sollten diese nicht von Berufs wegen den Kindern das Beste angedeihen
lassen?
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 15.05
Zum Eintrag von Detlef Lindenthal vom 28.11.2003, 22:01
Ist es nicht möglich, die Leute hier anständig auf einen Fehler aufmerksam
zu machen?
Gast
xxx
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 14.17
Die Rechtschreibreformer versuchen, die Verwendung der Wortgruppe als Wort durchzusetzen.
Im Englichen gibt es schon lange die Verwendung des Wortverbandes als Wort.
Man sollte jetzt die Englischlehrer fragen, ob die Schüler, die nur mit der neuen deutschen Getrenntschreibung aufgewachsen sind, leichter und mit weniger Fehlern Englisch lernen.
Fräger
Fräghausen
eingetragen von Gast am 29.11.2003 um 14.05
sollte sich den Artikel in TELEPOLIS vom 29.11.03 "Das Urvolk aus Anatolien" von Katja Seefeld "Die Ursprünge der indoeuropäischen Sprachfamilie" durchlesen.
Indogermanix
Indogermanien
eingetragen von Detlef Lindenthal am 28.11.2003 um 21.01
Klar, auch Griechisch, Friesisch und Suaheli stammen vom Lateinischen ab. Die Gebärdensprache sowieso. >:-(
Kenntnix schrieb:
... das Lateinische und dessen Nachkommen Deutsch ...
Mich haben die lateinischen Grammatik-„Fachausdrücke“ nie überzeugt; Werfall, Wesfall, Wemfall, Wenfall, Weilsatz, Warumsatz, Wannsatz, ... Einzahl, Mehrzahl, ... sind klar, unmittelbar zu merken, zu verstehen und anzuwenden; weiß jeder der hier Schreibenden, was ein Konditional-, ein Final-, ein Modal-, ein Konzessiv- und ein Konsekutivsatz und der Unterschied zwischen Deklination und Konjugation sind und zu welchem Zweck letztere überhaupt unterschieden werden? (Ich nicht.)
Auch heute kommen mir die Pseudolateinausdrücke undeutlich, unzweckmäßig und wichtigtuerisch vor; anders als bei den botanischen Namen, mit denen ich meine Gartenlebewesen gerne mehrsprachig anrede.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Gast am 28.11.2003 um 12.51
Die Herleitung der Kasusnamen gilt zweifelsfrei für das Lateinische und dessen Nachkommen Deutsch und die romanische Sprachfamilie.
Im Altgriechischen ist der Genitiv auch Objektkasus wie der Akkusativ.
In der slawischen Sprachfamilie haben diese Fälle andere Namen und zum Teil andere Bedeutungen.
Richtig kompliziert wird es, wenn Fälle von Präpositionen regiert werden, besonders in den slawischen Sprachen.
Kasuix
Kassel
eingetragen von Gast am 26.11.2003 um 15.36
Ich glaube, das nennt man eine Contradictio in Adiekto = einen Widerspruch im Beiwort, eine widersprechende Begriffsverknüpfung. Jedenfalls wäre dieser Ausdruck der deutschen Sprache unwürdig.
Rollstuhlfahrer sollten es sich unbedigt verbitten, als allein stehend bezeichnet zu werden.
Alleinix
Alleinigen
eingetragen von J.-M. Wagner am 25.11.2003 um 23.07
Zitat:Hallo Lars! Danke für den einladenden Wunsch auf www.beeem.de:
Ursprünglich eingetragen von Lars (ein Gast)
www.beeem.de
Lars
Beeem.de wünscht Dir viel Spass !...aber warum geizt Du mit dem ß? Spass ist out, Spaß ist in!
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 25.11.2003 um 22.28
Beim Albtraum drückt einem die Schwäbische Alb auf die Brust, und beim Alptraum drücken die Alpen.
Drücker
Drückstadt
eingetragen von Gast am 25.11.2003 um 16.41
hallo
ich wollte euch nur kurz zu dieser seite beglückwünschen
ich bin gespannt wie sich die seite weiterentwickeln wird
gruß Lars
www.beeem.de
Lars
eingetragen von Gast am 25.11.2003 um 13.23
Das Bundesverfassungsgericht hat die Aussage des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger so ausgewertet wie ein Dorfpolizist, der bei einer Vernehmung nur auf einen einzigen Satz lauert, an dem er seine Anzeige aufhängen kann, egal was der Betreffende sonst noch erzählt. Vielleicht tun das alle Juristen so und denken nicht wie normale Menschen.
Juranix
Jura
eingetragen von Gast am 24.11.2003 um 17.13
FÜr die Leser, denen der Begriff nicht geläufig ist: Idiomatisiert heißt: Die Wortbildungskonstruktionen sind lediglich in ihrer äußeren Struktur als komplexe Bildungen zu erkennen, weisen aber keinen semantischen (bedeutungsmäßigen) Zusammenhang mehr - auch nicht metaphorisch - zwischen der Gesamtbedeutung und den Einzelbedeutungen ihrer Bestandteile auf, daraus ergibt sich Nichtanalysierbarkeit (in semantischer Hinsicht).
Abgeschrieben aus Fleischer/Barz
Idiomatix
Idiomatingen
eingetragen von Gast am 24.11.2003 um 08.49
Wer kein Gewissen hat, hat ein Ungewissen.
Wisser
Wissenhausen
eingetragen von Gast am 24.11.2003 um 08.46
müssen bei jedem Einsatz einer Säge stets genau unterschieden werden.
Säger
Sägewerk
eingetragen von Gast am 24.11.2003 um 08.38
Alle Substantivierungen von klar wecken sofort Assoziationen zu Schnaps.
Hix
Hixdorf
eingetragen von Gast am 24.11.2003 um 00.02
»Nach L N R, das merke ja, stehn nie T Z und nie C K!
Bildest die Mehrzahl du vom Wort, dann hörst die Endung du sofort!
Nimm die Regel mit ins Bett: Nach Doppellaut kommt nie T Z!
Und merke: Trenne nie S T, denn es tut den beiden weh!«
Dieter
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.11.2003 um 13.38
Ich habe mich geirrt. Der Text des Grundgesetzes, den ich kürzlich einstellte, stammt aus dem Jahre 1993.
"Verstehnix" hat die neuere Fassung aus dem Jahre 1997 eingestellt.
Entschuldigung!
__________________
nos
eingetragen von Gast am 23.11.2003 um 12.46
Nach meiner Meinung ist der einzige Weg, die Sache weiterzubringen, der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, gemäß dem öffentlichen tschechischen Wahlspruch "pravda vitezi", "die Wahrheit siegt". Eine Seite muß lügen. Die Akademiepräsidenten lügen bestimmt nicht, denn sie sind finanziell und persönlich von der Reform unabhängig. Folglich muß die Aussage der Rechtschreibkommission falsch sein, umgangssprachlich: sie lügt. Weil die staatlichen Ministerialbeamten die Aussage der Kommission nachplappern, sagen sie ebenfalls die Unwahrheit, umgangssprachlich: sie lügen ebenfalls. Wer das Volk belügt, handelt unehrenhaft und verdient keinen Respekt. Das gilt auch für Politiker, z.B. für die Kultusminister. Für Lügner und Lügen muß immer gelten: "Es wird böse ausgehen." Das deutsche Volk ist schon viel zu oft belogen worden, und jedesmal ist es sehr böse ausgegangen.
Unsere Aufgabe ist es, der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen.
Lügnix
Lügnixhausen
eingetragen von Gast am 23.11.2003 um 10.10
Anscheinend muß man sich das Grundgesetz alle paar Jahre neu kaufen, weil es dauernd geändert wird.
Den von Herrn Schäbler eingesetzten Text von Artikel 72 habe ich so wörtlich in meinen Ausgaben "Stand 1.Oktober 1985" und "Stand 1. Oktober 1993" gefunden. Der von mir eingesetzte Text von Artikel 72 steht so wörtlich in meiner Ausgabe "Stand 20. Oktober 1997". Vermutlich ist das auch nicht mehr der aktuelle Text.
Verstehnix
Verstehnixingen
eingetragen von Gast am 23.11.2003 um 09.47
Nämlich die deutsche Sprache.
"Fast 79 Prozent bevorzugen prinzipiell Face-to-Face-Gespräche, 24
Prozent Mobiltelefonate."
"Die Netzbetreiber waren im Sample entsprechend ihrem Marktanteil
vertreten."
http://www.heise.de/newsticker/data/tol-23.11.03-000/
PWK
eingetragen von Norbert Schäbler am 22.11.2003 um 22.49
Lieber Verstehnix!
Ich habe aus dem GG, Stand November 1997, zitiert.
Nach dem julianischen Kalender kommt der November nach dem Oktober.
Mir liegen vier verschiedene Verfassungen vor. Die Ihrige trägt in Bayern den Vermerk "Stand 1. Dez. 1994".
Dort findet sich genau der Text, den Sie unten eingegeben haben.
Vorrätig habe ich:
GG: 1. Mai 1983
GG: 1. April 1993
GG: 1. Dezember 1994
GG: 1. November 1997
Die neueste Ausgabe werde ich mir besorgen
__________________
nos
eingetragen von Gast am 22.11.2003 um 22.11
Im hier interessierenden Bereich wurden Artikel 72 und 76 wesentlich geändert.
Art. 72 lautet seit 1997: [Konkurrierende Gesetzgebung]
(1) Im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung haben die Länder die Befugnis zur Gesetzgebung, solange und soweit der Bund von seiner Gesetzgebungszuständigkeit nicht durch Gesetz Gebrauch gemacht hat.
(2) Der Bund hat in diesem Bereich das Gesetzgebungsrecht, wenn und soweit die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Interesse eine bundesgesetzliche Regelung erforderlich macht.
(3) Durch Bundesgesetz kann bestimmt werden, daß eine bundesgesetzliche Regelung, für die eine Erforderlichkeit im Sinne des Absatzes 2 nicht mehr besteht, durch Landesrecht ersetzt werden kann.
Verstehnix
Verstehnixingen
eingetragen von Gast am 22.11.2003 um 21.11
Jedenfalls bei mir.
Word aufgemacht und mich durchgeklickt:
Extras --> Optionen --> Rechtschreibung und Grammatik
Danach einfach das unscheinbare und doch so unselige
Häkchen vor "Neue deutsche Rechtschreibung" entfernt.
Außerdem werde ich niemals im Leben wieder einen Duden kaufen,
selbst dann nicht, wenn dieser Wahnsinn rückgängig gemacht
werden sollte. Dann lieber einen Wahrig.
Der Duden-Verlag wird jedenfalls keinen Cent mehr
von mir sehen, so unglaublich wie er sich in dieser Sache
verhalten hat. Die sind bei mir durch.
Andreas.
Andreas
eingetragen von Gast am 22.11.2003 um 18.08
Es gibt derzeit einige bedeutende Beispiele dafür, daß auch sogenannte frei gewählte repräsentative parlamentarische Demokratien mit Hilfe der Presse gegen der Mehrheitswillen des Volkes und gegen den wissenschaftlichen Sachverstand regieren können, wenn diese von der Presse totgeschwiegen werden. Die angeblich freie Presse, die in Wirklichkeit im Geheimen ferngesteuert wird, ist das eigentliche Problem.
Ich persönlich gehe so weit zu glauben, daß auch unsere Regierung von wirtschaftlichen Interessenverbänden ferngesteuert wird und Parteitage und ähnliches nur Scheinveranstaltungen sind, die nur vorgegen, die Meinung der Basis anzuhören.
Demokratix
Demokratien
eingetragen von Gast am 22.11.2003 um 15.17
Prof. Helmut Jochems sagt das, trotzdem Einspruch Euer Ehren!
Sind die die Unterschicht, die nicht am PC schreiben? Oder die, die sich in Rechtschreibung ganz auf den PC verlassen? Wer aber kreativ schreiben will, muß das dauernde Korrigiert-Werden durch den PC ganz abschalten, sogar die Großschreibung am Satzanfang, damit man in Tabellenfeldern mit Kleinbuchstaben beginnen kann. Professionelles Schreiben heißt nicht nur Massenproduktion durch Journalisten. Wer sich gut in deutscher Grammatik auskennt, stolpert täglich über merkwürdige Großschreibungen und Worttrennungen und Satzergänzungen mit fehlenden Präpositionen. Die Gefahr liegt darin, daß "normale" Deutsch-Anwender auch die Grammatik für reformiert halten. Diese indirekte "Grammatikreform", nämlich Grammatikverfälschung, durch die Reformschreibung ist die eigentliche Gefahr für die deutsche Sprache.
Wenn die Verantwortlichen jetzt wieder nicht auf den Einspruch der Wissenschaft reagieren, dokumentieren sie eindeutig, daß die Rechtschreibreform überhaupt nichts mit Wissenschaft, sondern nur mit Politik zu tun hat. Das seinerzeit sehr bekannte Buch des Jugoslawen Milovan Djilas "Die neue Klasse" scheint wieder aktuell zu werden. Es sollte neu aufgelegt werden.
Grammatix
Gramhofen
eingetragen von Gast am 22.11.2003 um 10.14
Was die Akademiepräsidenten damit meinen, kann man in "Ernst Leisi, Das heutige Englisch" in den Kapiteln "Der Wortverband als Wort" und "Das Amerikanische" nachlesen. Weil der Begriff "Wortverband" in der Germanistik nicht gebräuchlich ist, ist er wohl nur Anglisten bekannt. Die Zurückauflösung von deutschen Wortbildungskonstruktionen (Univerbierungen) in Wortverbände ist erst von den Rechtschreibreformern erfunden worden und in der deutschen Linguistik noch nicht beschrieben. Vermutlich wird sie in der Sprachgeschichte später als Irrweg bezeichnet werden, der der natürlichen Entwicklungstendenz der deutschen Sprache zuwiderlief.
Wenn ich Zeit dazu finde, kann ich die wesentlichen Merkmale des englischen Wortverbandes hier darstellen. Sagen Sie es, wenn es unerwünscht ist!
Anglix
Angeln
eingetragen von Gast am 21.11.2003 um 14.26
ob die für die Rechtschreibreform und die für deren Durchsetzung Verantwortlichen sich trauen, die Akademie-Präsidenten in gleicher Weise und mit ähnlichen Beleidigungen abzukanzeln, wie sie es gegen die großen deutschsprachigen Schriftsteller und die übrigen Reformgegner gemacht haben, und ob sie auch diesmal nur ihre Lakaien antworten lassen.
Reformnix
Nixdorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 21.11.2003 um 13.34
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Hallo
Ich finde Ihre Seite sehr interessant.
Wenn Sie möchten können sie hier viele interessante Dinge über Gesundheit erfahren.
Auf http://www.gesundheit-erfolg.de sehen sie die Warheit in einem Video.
Matthias
.
Wenn es nicht so traurig wäre, mit welcher Rechtschreibung manche den Erfolg suchen, müßte ich bei so etwas manchmal laut losprusten.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 21.11.2003 um 11.47
Hallo
Ich finde Ihre Seite sehr interessant.
Wenn Sie möchten können sie hier viele interessante Dinge über Gesundheit erfahren.
Auf www.gesundheit-erfolg.de sehen sie die Warheit in einem Video.
Matthias
.
eingetragen von Gast am 21.11.2003 um 09.05
Es sollten viele Leserbriefe an die Süddeutsche Zeitung und die Welt geschickt werden mit der Forderung, ihre Aussage "Mehrere" Kunst- und Wissenschaftsakademien genauer zu erläutern: "welche alle?" und ihre Aussage "zur Umkehr" zu erläutern: "wie im Einzelnen genau?"
Weil der Text im Internet steht (unter www.rechtschreibreform.de) und nicht alle Leser dazu Zugang haben, aber alle Leser das Recht auf genaue Information durch ihre Zeitung haben und alle Bürger davon betroffen sind, sind die Zeitungen verpflichtet, den genauen und vollständigen Wortlaut zu veröffentlichen.
Leser
Lesendorf
eingetragen von Gast am 20.11.2003 um 10.18
Wenn so etwas in einer Montageanweisung im Stahlhochbau passiert, gibt es eine Katastrophe.
Monteur
Montabaur
eingetragen von Gast am 19.11.2003 um 20.10
Die Prinzipien der industriellen Produktion lehren, daß ein Produkt nach einer psychologisch richtig gewählten Zahl von Jahren durch ein völlig neues ersetzt werden muß. Das neue Produkt muß das alte richtig alt aussehen lassen, damit es von allen gekauft wird.
Im Jahre 2005 ist die Reformrechtschreibung seit 1996 schon neun! Jahre alt und total veraltet. Was liegt näher, als sie durch ein völlig neues und viel besseres Produkt zu ersetzen. Das neue und viel bessere Produkt ist die "völlig neu überarbeitete und fehlerkorrigierte" Rechtschreibung von 1995, die sich ja vorher schon seit 1902 bestens bewährt hatte. Der große Vorteil des neuen Produktes und das entscheidende Werbeargument ist, daß man mit ihm die deutschen Klassiker und die größten zeitgenössischen deutschen Dichter wieder problemlos lesen und verstehen kann.
Bevor das neue Wörterbuch von Prof. Ickler und seinen Mitarbeitern das große Geschäft alleine macht, werden ganz sicher Duden und Bertelsmann einsteigen und eigene Wörterbücher mit der "völlig neu überarbeiteten und fehlerkorrigierten" Rechtschreibung von 1995 anbieten. Um der Wirtschaft einen neuen und starken Impuls zu geben, wird die Bundesregierung dieses Projekt ganz sicher befürworten und den Kauf der neuen Rechtschreibwörterbücher steuerlich begünstigen.
So macht man Wirtschaftspolitik (drum sitz ich hier)!
Wirtschaftspolitix
Wirtschaft zur neuen Geschäftsidee
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.11.2003 um 00.33
... so geben wir denn unsere Freiheiten ab und verdrängen wir den Gedanken, daß irgendwer Nutznießer unserer selbstauferlegten Zwänge werden könnte.
__________________
nos
eingetragen von Gast am 18.11.2003 um 22.49
Was lernt man aus diesen Beispielen: Wegen der freien Wortstellung im Deutschen ist die Unterscheidung von Substantiv und Adjektiv nur durch Groß- und Kleinsnschreibung möglich. Kleinschreibung der Substantive wäre verwechslungsfrei nur mit Hilfe der strengen englischen Wortstellung möglich.
Die, die die Kleinschreibung verlangen, haben die Sache überhaupt nicht durchgedacht.
Großschreiber
Schreiberhau
eingetragen von Norbert Schäbler am 18.11.2003 um 21.54
...
Er hatte in Moskau liebe genossen.
In der kurzwarenabteilung sah er eisen und stahl.
__________________
nos
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2003 um 21.19
…gegen die gemäßigte Kleinschreibung:
Kommentar in den Kieler Nachrichten v.7.11.03
zu EKD-Chef Wolfgang Huber:
Einer, der Laut geben muss.
… in „gemäßigter“ Kleinschreibung:
Einer, der laut geben muss.
Überschrift in der FAZ v. 23.10.03
zum Pariser Theaterherbst:
Wo die Bösen Trompeten blasen
… in „gemäßigter“ Kleinschreibung:
Wo die bösen trompeten blasen
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 15.11.2003 um 17.06
Etwas 'ganz frei räumen' heißt, daß man in der Art, wie man das macht, ganz frei ist. Vergleiche 'etwas freizeichnen' und 'etwas frei zeichnen'. 'Freizeichnen' steht auch nicht im Ickler-Wörterbuch, aber es ist Fachsprache.
Räumnix
Freyung
eingetragen von Gast am 15.11.2003 um 16.14
schreibt die Südd. Zeitg. am 15.11.03. Natürlich ist 'freiräumen' durch 'ganz' erweiterbar. Etwas 'ganz freiräumen' ist aber etwas Anderes als 'etwas ganz frei räumen'. Im ersten Fall ist als Ergebnis der Platz ganz frei, im zweiten Fall geschieht das Räumen auf ganz freiwillige Weise und ganz ohne Zwang. Da haben wir wieder die zwei bedeutungsunterscheidenden Schreibweisen.
Weil 'freiräumen' nicht im neuen Duden steht, ist die SZ entschuldigt, denn "was nicht im Duden steht, gibt es nicht".
Im Ickler- Wörterbuch steht es auch nicht. Es sollte aber hinein, mit beiden Schreibweisen und Bedeutungen.
Räumnix
Freyung
eingetragen von J.-M. Wagner am 14.11.2003 um 17.56
Dauerpräsens das ist das andauernde Präsens, d. h. eine spezielle Tempusfom, nicht wahr? Aber weiß jemand, wie die gebildet wird? Nun sage mir bitte keiner, durch Dauerpräsenz...
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 14.11.2003 um 17.35
würde man im Englischen einen "Malapropism" nennen nach Mrs. Malaprop (einer Figur in Sheridans Komödie "The Rivals" aus dem Jahre 1775); Malapropisms sind eine unerschöpfliche Quelle der Komik und ein stehendes Attribut zahlreicher komischer Figuren der englischen Literatur. Schon Shakespeare gibt sie vielen seiner Clowns mit.
(abgeschrieben aus: Ernst Leisi, Das heutige Englisch)
Englix
Angeln
eingetragen von Gast am 14.11.2003 um 11.34
Bei 'beinhalten' muß ich immer an ein schönes Bein denken. Ich schäme mich öffentlich.
Haltnix
Haltern
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 21.47
funktioniert beim Gästebuch nicht, weil man dort nicht angemeldet und eingewählt ist. Diese Beiträge sind nicht änderbar. Dasselbe gilt für Kommentare im Nachrichtenbrett, aus den gleichen Gründen. Da könnte ja jeder kommen und fremde Beiträge ändern.
Anmeldnix Einwählnix
Nixdorf
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 18.08
heißt bei den Installateuren diejenige Stelle einer Leitung, die 'aus der Wand austritt'. Oft wird hier ein besonderes Formstück montiert.
Installix
Mauern
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 17.55
Folgendes gefunden in der Südd. Zeitg. v. 13.11.03, Föjetong, \"Schlag nach bei McDuden\":
\"Wenn es das pejorative Präfix \'Mc\' bis in die offiziellen Wörterbücher schafft: seit kurzem nachzulesen in der neuesten Ausgabe des amerikanischen Merriam-Webster\'s Collegiate Dictionary. ... Als der Schriftsteller Douglas Coupland den Begriff vor zwölf Jahren erfand, definierte er ihn als Symbol für eine \'beschissen bezahlte, miserabel angesehene, unwürdige, nutzlose Sache ohne jede Perspektive\'.\"
Meine Meinung: Das pejorative Präfix \'Mc\' paßt genau vor die Rechtschreibreform.
Mcnix
Meiningen
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 17.32
kommt aus der Heizungs-, Sanitär- und Elektro-Installateur-Fachsprache: 'Inwändig' bedeutet Installation 'in der Wand', 'aufwändig' bedeutet Installation 'auf der Wand'. So einfach ist das.
Installix
Mauern
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 12.15
Oft zeigt die Rück-Übersetzungsprobe die Fehlerhaftigkeit einer Her-Übersetzung auf:
Her-Übersetzung: 'E-Mail' ergibt 'elektronische Post, Elektronikpost' (vulgo 'elektrische Post, Elektropost';
Rück-Übersetzung: 'Netzpost' ergäbe 'Net Post'.
Man kann lustige Wortspiele mit solchen Pseudo-(Falsch-)übersetzungen machen.
Linguix
Lingen
eingetragen von mklemm am 13.11.2003 um 11.04
Grundsätzlich gefällt es mir sehr, daß im Netzangebot von rechtschreibreform.com bewußt versucht wird, mischsprachliche Kunstwortbildungen zu vermeiden. Meiner Meinung nach hat jede Sprache das Recht, in ihrem Kontext gesprochen und verstanden zu werden.
Zudem ergeben sich durch die unterschiedlichen Ausspracheregeln beispielsweise von Englisch und Deutsch schon rein praktische Probleme in der gesprochenen Sprache, die mir persönlich täglich das Sprechen erschweren. Wer kann im Ernst behaupten, das Wort "downgeloadet" entspräche den Aussprachregeln nur einer der Sprachen, aus denen es gebildet ist?
Dennoch finde ich die Wortwahl auf rechtschreibreform.com an einigen Stellen problematisch, da sich einige Begriffe bereits in anderem Zusammenhang in der Umgangssprache manifestiert haben und im Kontext dieses Netzangebots meiner Meinung nach nicht den angestrebten Wiedererkennungseffekt haben. Mir geht es hier besonders um die Worte "angemeldet" und "eingewählt". Auch der Sinn von "Tütteln" ist mir nicht ganz klar.
"Eingewählt" ist im informationstechnischen Kontext bereits als Beschreibung für den Vorgang der Herstellung einer Netzwerkverbindung über eine Fernsprechleitung belegt. Im Zusammenhang von rechtscheibreform.com wird es allerdings für den Vorgang des sich-Ausweisens des Benutzers gebraucht - ein Sachverhalt, der in anderen informationstechnischen Systemen meist mit "Anmeldung" umschrieben wird.
"Anmeldung" bedeutet bei rechtschreibreform.com jedoch die erstmalige Einrichtung einer Zugangsberechtigung.
Die Umdefinition bereits in eingeführtem Zusammenhang bekannter Worte kann nur zu Verwirrung führen. Daher schlage ich vor, "Anmeldung" für den Vorgang des sich-Ausweisens eines Benutzers zu erhalten, für die erstmalige Einrichtung einer Zugangsberechtigung würde ich ebendiese Umschreibung oder das gut eingeführte Fremdwort "Registrierung" wählen.
Ich finde es problematisch, auf Kosten der Lesbarkeit und Verständlichkeit "Sprachreinhaltung" betreiben zu wollen, zumal sie hier an einigen Stellen auch inkonsequent umgesetzt ist (Warum wird engl. "password" nicht mit "Kennwort" übersetzt?). Und warum muß unbedingt ein dedizierter Begriff für einen Gegenstand oder einen Schverhalt gefunden werden, wenn eine - möglicherweise aus mehreren Worten bestehende - Umschreibung oder ein gut integriertes Fremdwort besser eingeführt und bekannt ist?
Für mich gilt bei solchen Fragen das Primat der Lesbarkeit und des Ausspracheflusses. Deshalb unterstütze ich den Ersatz von "eingelogged", "downgeloadet", "Internetseite" usw. durch entsprechende Begriffe, aber nicht den Ersatz von "E-Mail" durch "Netzpost".
eingetragen von Gast am 13.11.2003 um 10.23
Frau Grunert hat in ihrem Beitrag vom 13.11.03 dankenswerterweise eine Beispielsammlung dafür gebracht, daß das neue Kriterium der Steigerbarkeit (und nicht mehr der tatsächlichen Steigerung wie vorher) des Adjektivs oder Adverbs für die neue Getrenntschreibung die Vernichtung des Unterschieds zwischen das Ergebnis der Handlung beschreibenden Verbzusätzen und die Art und Weise der Durchführung der Handlung beschreibenden Adverbien und damit die massenhafte Wörtervernichtung bewirkt. Dabei gibt es trotzdem weiter Unlogigkeiten wie 'breittreten', aber 'platt machen', als ob etwas zwar 'platter gemacht', aber nicht 'breiter getreten' oder 'breiter geschlagen', wenn man die direkte technische Bedeutung aus dem Schmiedehandwerk nimmt, werden könnte. Ich möchte zur Erweiterung der Beispielsammlung der Unlogigkeiten ermuntern, weil man nur damit den dauernd wiederholten Allgemeinplätzen der Reformbefürworter, die neue Schreibweise sei einsichtiger und logischer, entgegentreten kann. Je mehr Beispiele, desto hinfälliger die Behauptung von den nur ganz wenigen verbleibenden Ausnahmefällen.
Ein bisher unbeachteter Gesichtspunkt: Angeblich sind Fachsprachen von der Reform ausgenommen. Aber welches sind die anerkannten Fachsprachen? Kann jeder sagen, seine Schreibweise sei seine persönliche Fachsprache? Oder kann jeder sagen, er schreibe eben in technischer Fachsprache? Darf sein Text dann korrigiert werden?
Reformnix
Hintertupfing
eingetragen von Gast am 12.11.2003 um 14.04
Es wäre Zeit (bairischer Irrealis) für eine Todesanzeige und Gedenktafel. Vorschlag als Denkmodell:
"Zum ewigen Andenken an die hochdeutsche Schriftsprache, 1902 - 1996, von hinten ermordet von den deutschen Kultusministern." (Vielleicht kann man das Jennerwein-Lied oder eine Ballade aus der Sturm- und Drangzeit (Titel z.B. "Hans heißt die Kanaille") dafür umdichten.
Alois Hingerl
z.Z. Hofbräuhaus
eingetragen von Gast am 12.11.2003 um 12.45
ist italienisch die Mehrzahl von limosina. Bei Betonung auf der zweiten Silbe bedetet es Almosen, bei Betonung auf der vorletzten Silbe bedeutet es geschlossene Autos. (Ursprünglich war ein geschlossenes Auto der Wind- und Regenmantel der Fuhrleute aus dem Limousin, einer Landschaft in Frankreich.)
Karlchen Schlauberger
Bergstadt
eingetragen von Gast am 11.11.2003 um 22.39
Falls 'super' ein deutsches oder eingedeutschtes Wort ist, gehört es zu den flexionslosen Adjektiven, weil es immer öfter auch attributiv verwendet wird. Außer das sind Rechtschreibfehler, weil es eigentlich Substantive nach dem Muster von 'Superbenzin' sind: eine 'Supermaschine' statt eine 'super Maschine'.
Heini Besserwisser
Ochsendorf
eingetragen von margel am 11.11.2003 um 16.23
Zu erwähnen wären noch die schönen Wörter "Ortgang" aus der Dachdeckersprache und "Ortstein" aus der Geologie. - Was mir persönlich nicht so gut gefällt, ist das modische "verorten". Aber das ist nur eine Geschmacksfrage...
eingetragen von Gast am 11.11.2003 um 11.01
Für die, die kein Herkunftswörterbuch haben oder zu bequem sind, darin zu suchen:
Aus Duden-Herkunftswörterbuch:
"Ort: Mittelhochdeutsch, althochdeutsch ort Spitze (besonders einer Waffe oder eines Werkzeugs); äußerstes Ende, Punkt; Ecke, Rand; Stück; Gegend, Stelle, Platz, niederländisch 'oort' Gegend, Landstück; Stelle, Platz, altenglisch ord Spitze; Speer; äußerstes Ende, schwedisch 'udd' Spitze, Stachel beruhen auf germanisch *uzda-' Spitze, das wahrscheinlich mit albanisch 'usht' Ähre und litauisch 'usmis' Distel verwandt ist.
- Die ursprüngliche Bedeutung 'Spitze' spiegelt im heutigen Sprachgebrauch noch die Verwendung von Ort im Sinne von Ahle, Pfriem wider. Die Bedeutungen Spitze, äußerstes Ende, Ecke sind bewahrt in geographischen Namen, beachte z.B. 'Darßer Ort, Ruhrort', und in der Bergmannssprache, in der 'Ort' im Sinne von 'Ende einer Strecke, Abbaustelle' verwendet wird, Vgl. die Fügung 'vor Ort', die heute auch übertragen im Sinne von unmittelbar am Ort des Geschehens gebräuchlich ist, und 'örtern' bergmännisch für 'an der Schichtstrecke Örter anschlagen' (s. auch den Artikel 'erörtern')."
Schlaumeier
Kuhdorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 10.11.2003 um 19.34
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Sich selbstständig machen, ohne großes Risiko!!
Die meisten Menschen denken die Selbständigkeit besteht aus einem großen Risiko und ist mit sehr hohen Kosten verbunden!!
DAS STIMMT NICHT!
Denn mit dem so genannten INTERNETMARKETING ist es kinderleicht
Einfach mal die auf
http://www.das-goldene-internet.istcool.de
gehen und weiter lesen!
...und es regnet doch Geld vom Himmel!!
Marcus Mandel
Wer selbst ständig selbständig mal so, mal so schreibt, disqualifiziert sich selbst ständig.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 10.11.2003 um 18.09
Sich selbstständig machen, ohne großes Risiko!!
Die meisten Menschen denken die Selbständigkeit besteht aus einem großen Risiko und ist mit sehr hohen Kosten verbunden!!
DAS STIMMT NICHT!
Denn mit dem so genannten INTERNETMARKETING ist es kinderleicht
Einfach mal die auf
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gehen und weiter lesen!
...und es regnet doch Geld vom Himmel!!
Marcus Mandel
eingetragen von Gast am 31.10.2003 um 17.32
Das ist ja wohl unglaublich.
PD Dr. rer. nat. habil. Dr. phil. Christiane Mohr
eingetragen von Gast am 21.10.2003 um 05.00
Blue Night die Mobile Discothek aus Düsseldorf mit DJ Ecki, für Veranstaltungen jeglicher Art...
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Michael Stridde
Kronprinzenstr.28 40217-Düsseldorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 19.10.2003 um 15.29
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Betrifft einem doch im Alltag gar nicht, mir fallen als jemand, der sehr viel liest und schribt nur ein: Tipp, aufwändig, immer drei Konsonanten bei zusammengesetzrne Wörtern wie Schifffahrt.
Und dass statt daß .Ich weiss nicht mal, ob diese Beispiele zutreffend sind.
Ärgerlich an der Reform ist nur, dass es keine wahr. Da darf man natürlich keine Germansitikprofessoren ranlassen.
Unglaublich ist, dass dieses blöde überflüssigen Zeichen ß (und die Umlaute) erhalten geblieben sind. Bin jetzt 28 Jahre in der Datenverarbeitung und immer Ärger mit den blöden Runen.
Derzeit wieder verstärkt in Kombination mit Doublebyte-Codepages (Japan, China).
Da sind in der gleichen Codepage nur die normalen lateinischen Schriftzichen drin und keine treudeutsche Runen.
Wer braucht ß?
Beiden Umlauten gibt es immerhin das Argument des Umgewöhnens. Oboe und Autoersatzteil (AutÖrsatzteil) sind keine Argumente
Dieter Wank
Sehr geehrter Dieter Wank,
Sie machen auf mich nicht den Eindruck wie einer, der viel liest und schreibt - außer Assembler und Codepages vielleicht. Dafür reichen vielleicht Ihre Fähigkeiten. Aber das, was Sie da abgeliefert haben, läßt nicht gerade auf besonderen Qualitätsanspruch an Geschriebenes schließen. Ich habe meine Zweifel, ob man das von Ihnen vorgebrachte überhaupt ernstnehmen soll.
Ich pflege sonst über kleine Unebenheiten hinwegzulesen und Rechtschreibung meiner Gegenüber nicht zu kritisieren, aber in Ihrem Falle habe ich mir mal erlaubt, den Rotstift zu verwenden, weil ich mir vorstellen kann, daß die Qualität Ihrer Schreiberzeugnisse durch jedwede Art von Reform nicht besser wird.
Umlaute und ß sind übrigens keine Runen.
Im übrigen scheinen Sie nach 28 Jahren EDV (eine ähnlich lange Zeit bin ich übrigens auch schon dabei) den Fehler zu machen, daß Sie meinen, die Sprache müsse sich den Maschinen anpassen. Umgekehrt sollte es sein, die Maschinen (Computer) haben sich dem Menschen anzupassen.
Einen ähnlichen Fehler scheinen auch die „Reformer” begangen zu haben, indem sie meinten, durch Senkung des Niveaus die Fehlerzahlen verringern zu können.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 18.10.2003 um 19.00
Betrifft einem doch im Alltag gar nicht, mir fallen als jemand, der sehr viel liest und schribt nur ein: Tipp, aufwändig, immer drei Konsonanten bei zusammengesetzrne Wörtern wie Schifffahrt.
Und dass statt daß .Ich weiss nicht mal, ob diese Beispiele zutreffend sind.
Ärgerlich an der Reform ist nur, dass es keine wahr. Da darf man natürlich keine Germansitikprofessoren ranlassen.
Unglaublich ist, dass dieses blöde überflüssigen Zeichen ß (und die Umlaute) erhalten geblieben sind. Bin jetzt 28 Jahre in der Datenverarbeitung und immer Ärger mit den blöden Runen.
Derzeit wieder verstärkt in Kombination mit Doublebyte-Codepages (Japan, China).
Da sind in der gleichen Codepage nur die normalen lateinischen Schriftzichen drin und keine treudeutsche Runen.
Wer braucht ß?
Beiden Umlauten gibt es immerhin das Argument des Umgewöhnens. Oboe und Autoersatzteil (AutÖrsatzteil) sind keine Argumente
Dieter Wank
eingetragen von margel am 10.10.2003 um 21.30
Verehrte Frau Dr. Menges, damit man Ihnen richtig antworten kann und Ihnen gerecht wird, bitte ich Sie um eine knappe Zusammenfassung Ihrer derzeitigen Ansicht zur Rechtschreibreform. Ich habe den Eindruck, daß Sie zunehmend kritischer werden und vieles zumindest innerlich ablehnen. - Es ist sicher richtig: Die KM sind seit ihrem Gewaltstreich eigentlich weder in der einen, noch in der anderen Richtung aktiv. Deswegen sprach ich ja auch von "Lähmung" und Selbstfesselung. Sie werden erst handeln, wenn es ihnen politisch opportun erscheint. Dann wird auch die "Gesichtswahrung" keine Rolle mehr spielen. Es wird sich schon eine Sprachregelung finden lassen, die uns den Rückzug als Pioniertat wird erscheinen lassen.
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.10.2003 um 17.32
Lieber Margel,
ich bin eine treue Seele. Mich bestürzt nichts so schnell. Ich werde unverdrossen im "schwarzen" Kanal weiterschreiben. Die KuMis "drücken" doch schon lange nicht mehr, nun sind es eigentlich die Verlage. Alles ist fix und fertig für den Unterricht in neuer Rechtschreibung hergestellt. Ja, lieber Margel, so schaut die Wirklichkeit heute aus. Ich hatte schon Beispiele gebracht:
Tee-Ernte
Schiff-Fahrt
Frage-Satz
Schwimm-Meister
Schluss-Strich
Schluss-Satz
See-Elefant
Fett-Tropfen
Grislibär
Openair, Potenzial, Portemonee
usw.
Dagegen gibt es wirklich nur die eigenen Initiativen.
__________________
RenateMariaMenges
eingetragen von margel am 10.10.2003 um 16.15
Nein, liebe Frau Dr.Menges, die Kultusminister versuchen ja weiterhin, "ihre" Reform auf Deubel komm raus durchzudrücken. Die Einführung war ja nur der Sündenfall, nach dem es nur noch abwärtsgehen konnte. Schlimmer noch: Sie sind in der Falle gefangen, in die sie sich haben locken lassen, und wie gelähmt. (Übrigens schön, daß Sie sich wieder zu Wort melden. Schon Ihre guten Manieren und Ihr Umgangston sind eine Wohltat...)
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.10.2003 um 16.04
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Haben denn die Kultusminister noch nicht erkannt, daß hier etwas völlig unwichtiges gemacht wird?
Gemacht wurde, lieber Herr Pohl. Das war 1996 - nun ist es fraglich, ob der Umkehrschluss richtig wäre.
__________________
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 10.10.2003 um 14.16
Immer öfter versuchen die Betreiber der Rechtschreibreform, unliebsamen Widerspruch damit abzuwiegeln, daß sie sagen: "Nun hört doch endlich auf zu debattieren, es gibt Wichtigeres in unserer Zeit."
Nun sehe ich die Sache gern von der anderen Seite: Wenn es denn so unwichtig ist, die Reform voranzubringen, warum lassen dann die Betreiber nicht davon ab, um sich den wichtigeren Dingen zuzuwenden? Für unwichtige Dinge haben wir doch wohl in unserem Lande weder Zeit noch Geld.
Haben denn die Kultusminister noch nicht erkannt, daß hier etwas völlig Unwichtiges gemacht wird?
Dr. Manfred Pohl
Robert-Koch-Str. 5, 14547 Beelitz
eingetragen von Gast am 29.09.2003 um 23.09
Letzter Beitrag von mir bezieht sich auf den Beitrag "Vereinfachungsmöglichkeiten der Rechtschreibung" in der Rubrik "Von den Reizen der neuen Rechtschreibung", dort eingetragen am 29.09. um 20:52.
Sollte erwähnt werden.
David
s.u.
eingetragen von Gast am 29.09.2003 um 23.05
Die Lautverschiebung "stammt" - im wahrhaft weitesten Sinne des Wortes! - zwar aus dem Oberdeutschen, das Neuhochdeutsche entwickelte sich aber aus einem mitteldeutschen, nicht aus einem oberdeutschen Dialekt. Insofern stellt sich dann doch die Frage, warum zum Geier man ausgerechnet das Bairische zur Zweitsprache kiesen sollte. Viel sinnvoller wäre es doch, das sogenannte Ruhrdeutsch zu nehmen, allein schon aus dem Grunde, weil das Ruhrgebiet doch der größte Ballungsraum unseres Landes ist und obendrein ein sehr altes Kulturgebiet. Abgesehen davon wird auch das Ruhrdeutsch über die Medien verbreitet ("Alles Atze"), erreicht auf diesem Wege auch die Altersgruppen unterhalb der der 105jährigen, und nicht zuletzt ist diese Mundart unzertrennbar mit der ganz besonderen mentalen Raffinesse seiner Sprecher verbunden, die durch ihren bundesweiten Gebrauch in alle Regionen des Landes vordringen könnte, was zumindest den offensichtlich stark eingeschränkten geistigen Horizont wohl sehr vieler Bewohner gerade des bairischen Sprachraumes (Namen müssen nicht genannt werden...) doch eher positiv beeinflussen würde.
Nur so meine Gedanken dazu....
;)))
David
Im ripuarischen Sprachraum
eingetragen von Gast am 29.09.2003 um 11.58
Der Sprachrat sprach zum Sprachrat: "Sprache spricht der Sprachrat nur, wenn Sprachratssprecher
Sprachkultur und Sprachgebrauch der deutschen Sprache bessern wollen. Der deutschen Sprache
mangelt's Sprechenden, die nach Sprachratsregeln Sprache sprechen. Drum lasst den Sprachrat uns die Sprache
richtig sprechen, dass alle Sprechenden der deutschen Sprache Rat beim Sprachrat finden."
Als Nichtsprachrat kann ich als Sprechender nur sprechen: "Lasst den Sprachrat Sprache nicht verraten!"( bruder-tucks)
Wer soll denn das noch verstehen?
Mit internetten Grüßen
mauerblümchen
Hannelore Lüdtke
Mauerstr. 15 47809 Krefeld
eingetragen von Gast am 28.09.2003 um 21.11
MENSCHENFRESSER waren unsere Vorfahren vor 50 000 Jahren. Nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus bitterer Not. In jeder Generation gab es irgendwann eine Situation, in der die Familie nur überleben konnte, indem sie die Oma totschlugen und auffraßen. Wann so etwas geschehen durfte und wann nicht, wurde nicht mit dem Verstand entschieden, sondern mit angeborenen Instinkten. Die HÖLLENBIBEL beweist, dass die Menschen diese Kannibalen-Instinkte heute immer noch haben. Diese Instinkte sind die Ursache von Krieg, Religion und Hexenverbrennung. Ein gläubiger Christ darf die HÖLLENBIBEL nicht lesen, denn dafür kommt er in die Hölle. Die HÖLLENBIBEL ist eine echte religiöse Offenbarung, kostet nur 10,00 Euro und kommt direkt vom Teufel.
http://www.hoellen-bibel.demon.nl
Luzifer
http://www.hoellen-bibel.demon.nl
eingetragen von Gast am 22.09.2003 um 22.07
was ist die Definition von "Pfütze".Ich finde nichts!!!!!
Poetschke
Dietrichstraße 18, 54290 Treir
eingetragen von Nerling am 19.09.2003 um 21.38
Zitat:
Ja, eben; genau darauf wollte Frau Nerling doch hinaus
Die Formulierung "Der Bezug muss auf den Plural zielen" ist zwar nicht druckreif,
Halleluja, danke, so meinte ich das. Die nicht druckreife Formulierung ist in der Tat avantgardistisch, ich hoffe, es ist die grammatophänomenologische Poesie der Zukunft darin angedeutet, denn sie ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber doch korrekt.
eingetragen von J.-M. Wagner am 19.09.2003 um 15.31
R.M.: Besser wäre : »Er war einer der letzten, die diese Konstruktion beherrsch(t)en.«
Ja, eben; genau darauf wollte Frau Nerling doch hinaus jedenfalls habe ich ihren Beitrag so verstanden. Die Formulierung "Der Bezug muss auf den Plural zielen" ist zwar nicht druckreif, aber zusammen mit der Beschreibung "Er ist schließlich einer aus der Menge [derer], die..." ist die Sache doch klar, oder?
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Reinhard Markner am 19.09.2003 um 13.03
Besser wäre : »Er war einer der letzten, die diese Konstruktion beherrsch(t)en.«
eingetragen von Nerling am 19.09.2003 um 11.23
Haben Sie ihn auch schon bemerkt? Und wenn ja: Was können wir tun?
Wie ich schon früher ausführte, ist der Relativsatz in Gefahr: "Er war einer der letzten, der diese Konstruktion beherrschte". Arrrgh! Der Bezug muss auf den Plural zielen! Er ist schließlich einer aus der Menge, die...
Retten wir also den Relativsatz und kümmern uns weniger um Partizip-Konstruktionen, die vom Englischen unterwandert werden (Ich liebe das Englische, aber dann schon sortenrein). Und würgen wir alle, die Kommata wie folgt setzen:
Das, sorgfältig gebügelte, Leinen kommt in den Schrank.
Hilfe! Dies und obiger Relativsatz sind Viren und verbreiten sich mit rasender Schnelle!
eingetragen von Nerling am 19.09.2003 um 11.21
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
würden als eigene Wörter mit Verwendung als Adjektive öfters gebraucht werden. "Die teilgenommen Habenden" und \\\"die geschlagen Werdenden" klingen nicht nur scheußlich, sondern sind vielleicht in Deutschaufsätzen nicht einmal zulässig. Aber die Verkürzung von Nebensätzen zu Partizipien wie im Englischen ist die gegenwärtige Entwicklung. (Vermutlich färbt der englische Satzbau auf den deutschen ab wie schon klar ersichtlich beim Wegfall der deutschen grammatischen Kommasetzung analog zum englischen Satzbau).
Also: Gesucht werden ein deutsches Partizip Perfekt Aktiv und Partizip Präsens Passiv, die auch als Adjektive verwendbar sind.
guest
Unterdorf
die einstigen Teilnehmer
die zu schlagenden
und im Übrigen: warum muss man denn diesem Trend nachgeben?
Es ist nicht ganz genau dieselbe Bedeutung, aber da müsste man den Gesamtzusammenhang sehen, um die richtige Formulierung zu wählen.
eingetragen von Gast am 18.09.2003 um 08.59
Erotik Shop mit riesiger Auswahl an prickelnden Erotikartikeln, Videos, Präparaten und Dessous von A bis Z. Absolut diskreter Versand
Marc
eingetragen von Gast am 16.09.2003 um 14.12
Hallo ich wollte um Hilfe beten und zwar:\"Wie erfolgt die Trennung eines Wortes mit den aufeinandern folgenden Konsunanten \"tz\" veröäuft und warum das so ist!\"
Danke
Gast2003
gmx
eingetragen von Gast am 14.09.2003 um 12.34
würden als eigene Wörter mit Verwendung als Adjektive öfters gebraucht werden. "Die teilgenommen Habenden" und \\\"die geschlagen Werdenden" klingen nicht nur scheußlich, sondern sind vielleicht in Deutschaufsätzen nicht einmal zulässig. Aber die Verkürzung von Nebensätzen zu Partizipien wie im Englischen ist die gegenwärtige Entwicklung. (Vermutlich färbt der englische Satzbau auf den deutschen ab wie schon klar ersichtlich beim Wegfall der deutschen grammatischen Kommasetzung analog zum englischen Satzbau).
Also: Gesucht werden ein deutsches Partizip Perfekt Aktiv und Partizip Präsens Passiv, die auch als Adjektive verwendbar sind.
guest
Unterdorf
eingetragen von Gast am 12.09.2003 um 15.25
FREUNDE, TUT WAS! DUNKLE KRÄFTE STEIGEN AUF!
Freunde, sehr schockiert war ich, als ich im netz über die seite einer Hamburger Shock-Rock Band stiess: www.philiae.com Da missbrauchen die nicht nur den christlichen Begriff der Nächstenliebe als Bandnamen, nein auch sonst versuchen sie eine Art heiligen Krieg gegen uns junge Christen anzuzetteln! Tut was! Beschwert euch bei denen im Gästebuch! Protestiert! Wenn wir mit Christus in unseren Herzen kämpfen, werden wir siegen!
www.philiae.com
Christian
der Verzweiflung
eingetragen von Gast am 11.09.2003 um 19.59
ja
Kann ich auch dummschwätzen?
Aha, Dummschwätzerei wird für Gäste ins Gästebuch geschrieben, womit der Gast nicht rechnen kann. Das wußte ich so noch gar nicht . Warum nicht? Darum? Aha
mfa
eingetragen von Christian Stang am 13.07.2003 um 11.04
Mentrup, Wolfgang: Stationen der jüngeren Geschichte der Orthographie und ihrer Reform.
Unter Mitarb. v. Kerstin Steiger. 2003. 520 S.. Kartoniert.
ISBN: 3-8233-6026-4, KNO-NR: 12 11 09 64
-NARR-
88.00 EUR - 143.50 sFr
Der Titel erscheint laut Verlag Oktober 2003.
eingetragen von Gast am 10.07.2003 um 15.13
Alle, die beruflich mit Rechtschreibung zu tun haben, also ganz besonders Sekretärinnen und ähnlich Berufstätige, sollten von uns ermuntert werden, hier oder in einem extra einzurichtenden Forum ihre Erfahrungen und ehrlichen Meinungen zur reformierten Rechtschreibung zu sagen. Aktiv im Schuldienst Tätige sind dabei zunächst als meinungsunfrei zu betrachten, bis sie das Gegenteil beweisen. Schüler sind zunächst als noch nicht beruflich mit der Rechtschreibung Befaßte zu betrachten. Am wertvollsten sind Erfahrungen und Meinungen von kreativ schriftlich Tätigen, egal aus welcher Branche.
eingetragen von J.-M. Wagner am 10.07.2003 um 10.56
Zitat:Das ist m. E. einer der Knackpunkte Gehör zu finden. Dazu muß überlegt werden, wer bei wem womit Gehör finden soll, um dann einen Weg zu suchen, wie das gehen kann.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Es gibt auch bei der Generation der etwa Dreißigjährigen genügend Leute, die das, was ihren Kindern oder Geschwisterkindern angetan wird, für gemeingefährlich halten. Die muß man ermutigen und ihnen Gehör verschaffen. Vielleicht muß man für solche Aktionen einen Fachmann gewinnen, der kein Beamter ist.
Klar ist, was momentan nicht geht oder schwierig ist:
Zeitungen, die in hausorthographisierter Reformschreibung erscheinen, würden sich tendenziell selber ad absurdum führen, wenn sie Reformkritiker im Detail bzw. massiv zu Wort kommen lassen.
Die Kultusminister sind auf rechtschreiblicher Tauchstation bzw. senden Bleib-weg-Signale aus, wenn man mit diesem Thema kommt. Professor Gallmann hat es gestern in seiner Vorlesung so gesagt: Die Politik will (momentan) von Rechtschreibung nichts hören; das ist das Signal, das die Kommission von dort bekommen hat.
Was nun?
Wie läßt sich verhindern, daß nichts passiert?
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Gast am 10.07.2003 um 10.14
Die Antwort wurde hier schon des öfteren gegeben:
Die Sprache gehört dem Volk.
Beweise:
Die Abgeordneten haben sich selbst als uninteressiert bezeichnet.
Die Kultusminister haben sich als unwissend erwiesen.
Die meisten Sachverständigen haben sich als nicht unabhängig erwiesen.
Das ist in Deutschland auch in sehr vielen anderen Sachgebieten der Normalfall.
Der Bundes-Elternverband vertritt nicht die mehrheitliche Meinung der Eltern.
Die Schüler sehen nur ihren Vorteil in großzügigerer Beurteilung durch verunsicherte Lehrer.
Die Lehrer trauen sich nicht, ihre wirkliche Meinung zu sagen, um nicht negativ aufzufallen.
Nur das Volk selbst ist unabhängig, das hat Allensbach bewiesen.
Die hervorragenden und leicht verständlichen Formulierungen aus dem Buch "Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt" müssen als Schlagworte unters Volk gebracht und zu dessen Allgemeinwissen gemacht werden.
Der Aufstand kann nur von unten gelingen. (Rudi Dutschke: "Wer die Verhältnisse ändern will, muß zuerst das Bewußtsein der Menschen ändern.")
Es gibt auch bei der Generation der etwa Dreißigjährigen genügend Leute, die das, was ihren Kindern oder Geschwisterkindern angetan wird, für gemeingefährlich halten. Die muß man ermutigen und ihnen Gehör verschaffen.
Vielleicht muß man für solche Aktionen einen Fachmann gewinnen, der kein Beamter ist.
eingetragen von Gast am 09.07.2003 um 19.31
Das Adverbiale und das Prädikatsnomen sind abgeschaffte Begriffe.
Das Prädikatsnomen wurde anscheinend deswegen abgeschafft, weil es Substantiv und unflektiertes Adjektiv sein kann und Nomen in der deutschen Grammatik jetzt nur noch Substantiv bedeuten soll, während es zur Verwirrung der Schüler in der lateinischen Grammatik weiterhin Substantiv und Adjektiv bedeutet. So wandelt sich auch die Grammatik (oder wird gewandelt). Das scheint still und heimlich vor sich zu gehen. Wer wohl im Hintergrund darüber bestimmt?
Xenofohn Grammatikos
eingetragen von Gerd Thieme am 07.07.2003 um 04.57
Peter Schubert schreibt:
„Ist das f nicht im Auslaut, also doofe, elfe, fünfe, zwölfe, spricht jeder, nicht nur norddeutsche Sprecher, ein w.“
Augenscheinlich ein Beobachtungsfehler. Hier (in Süddeutschland) ist das F in den aufgeführten Wörtern ffon geradezu ffeuchter Stimmlosigkeit.
eingetragen von margel am 04.07.2003 um 11.32
Heute in der OZ:"Peters-Rücktritt" auf der Tiltelseite.
Im Wirtschaftsteil dann "Peters Rücktritt".
Nur "Peters´ Rücktritt" schaffen sie nicht mehr -
wahrscheinlich zu geziert...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.2003 um 09.57
Robert Gernhardt
Lieblingsplural
»Hunderttausende KriegsgegnerInnen marschierten ...« ... taz vom 9.9.88 ...
... sowie
»Fünf Plünderer erschossen« –
Was soll taz? Wieso nicht »BirmanerInnen, DemonstrantInnen, MitarbeiterInnen« und »PlündererInnen«? Wobei ich gerne bereit bin, die ersten drei Plurale für den vierten zu opfern. Auf dem freilich muß ich bestehen. Den will ich lesen, bevor ich in die Grube fahre...
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 04.07.2003 um 07.23
Wurde bekannt durch den Prager Rabbi Löw, der angeblich den Golem erfand, einen sehr starken lebenden Roboter zum Schutz der Prager Juden, der außer Kontrolle geriet, als die Frau des Rabbi ihn als Haushaltshilfe zum Einkaufen auf den Markt schickte, von wo er den ganzen Obststand samt der Marktfrau nach Hause trug. Danach nahm Der Rabbi ihm wieder das Leben. Rabbi Löw wurde in Worms geboren, wirkte einige Zeit in Mähren, kam dann nach Prag und später nach Posen. Später rief Kaiser Rudolf der Zweite (1576-1612) ihn auf Dauer nach Prag, wo er der oberste Rabbiner wurde und das Amt bis zu seinem Tod behielt. Sein Grabmal steht auf dem Prager Jüdischen Friedhof. Es müßte geprüft werden, ob der Rabbi schon in Worms Löw hieß oder erst in Angleichung an das tschechische Wort lev für Löwe.
eingetragen von Gast am 04.07.2003 um 06.57
Ist er ein Dover oder ein Doverer?
eingetragen von Norbert Lindenthal am 04.07.2003 um 04.41
PKW usw.
sind doch deutsche Wörter, oder nicht?
eingetragen von margel am 03.07.2003 um 21.12
Neulich traf ich einen Doofen. "Hallo, Doofer,"
sagte ich, "wohin des Wegs?"
"Sie sprechen aber außerordentlich geziert,"
antwortete er, "außerdem verwechseln Sie mich anscheinend.
Ich bin nämlich ein Doower!"
"Oh - ´tschuldigung - und nichts für ungut.Tschüß!"
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 20.24
Das w war ursprünglich ein Halbvokal (auch das j). Schon im Mittelhochdeutschen verschwanden beide im Auslaut. Als reiner stimmhafter f-Laut wurde das w erst später gesprochen. Deshalb gibt es in rein deutschen Wörtern kein w und kein j im Auslaut.
eingetragen von Peter Schubert am 03.07.2003 um 16.21
Rein deutsche Wörter mit w am Ende gibt es wohl nicht. Aber es gibt deutsche Wörter mit diesem Labialkonsonanten, der im Auslaut verhärtet, d. h. stimmlos, wird; eben die erwähnten Wörter doof, elf, fünf, zwölf. Ist das f nicht im Auslaut, also doofe, elfe, fünfe, zwölfe, spricht jeder, nicht nur norddeutsche Sprecher, ein w. Ein 5-Cent-Stück ist natürlich ein Fünfer, gesprochen Fünwer. Wer hier zweimal ein stimmloses f spricht, verhält sich zwar gemäß dem Duden-Aussprachewörterbuch, wirkt aber außerordentlich geziert. Das gilt erst recht für "doof", ein Wort, das sowieso mehr der Umgangssprache angehört. Leute, die "doofe" mit stimmlosem f sagen, sind richtig doowe Leute.
Der einschlägige "Siebs, Deutsche Aussprache" äußert sich nicht zu diesem Thema. Er erwähnt aber die romanischen Fremdwörter auf -v (brav, naiv, Vesuv und alle Wörter mit der Endung -tiv) und spricht hier von Auslautverhärtung (Siebs. 19. Aufl. S. 91).
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 15.42
Bis zum Nachweis des Irrtums halte ich die Aussprache-Erweichung des f in diesen Wörtern für mundartliche Einflüsse des Niederdeutschen ("binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung").
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 15.29
Hallo
suche dringend gutes Material für meinen Deutschunterricht.
Einen Gegen-Tip für Geschichtslehrer www.weltgeschichte-online.de/carthago/
Schönen Tag an Alle
Heidi
Eleonore
eingetragen von margel am 03.07.2003 um 12.40
tanta
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 11.35
Gibt es welche? (Namen auf -ow sind nicht gemeint, weil slawischer Herkunft)
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 11.18
die Eltern - der und die Elt oder Elter
die Ferien - der oder die Ferie
die Geschwister - der und die Geschwist
die Kosten - der Kost (die Kost gibt es schon)
die Leute - der und die Leut
die Masern - der oder die Maser
die Ränke - der Rank
die Unkosten - der oder die Unkost
die Trümmer - der oder die Trum (das Trumm gibt es schon)
die Alpen - die Alp (den Alp gibt es schon)
die Karpaten - die Karpat
die Pyrenäen - die Pyrenäe
weitere Vorschläge erbeten
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 03.07.2003 um 11.18
W unterliegt nicht der
Auslautverhärtung??
(Erinnere mich noch an einen Mitstreiter namens Löw.)
Eigentlich wäre es doch sinnvoll, "fünw", "elw", "zwölw" und "doow" zu schreiben.
eingetragen von Gast am 03.07.2003 um 10.26
Im Auslaut werden die stimmhaften Laute b, d, g und s verhärtet, d. h. scharf und hart gesprochen wie p, t, k und ß. Geschrieben werden sie jedoch nicht entsprechend der Aussprache; vielmehr sind Aussprache und Schreibung der verlängerten Formen auch für die Schreibung der Grundform maßgebend.
Im Auslaut wird jedes stimmhafte s stimmlos.
Stimmloses s im Inlaut und Auslaut, nie im Anlaut.
Stimmhafte Laute, die nicht der Auslautverhärtung unterliegen, sind w und j.
(Das kann man in jeder Grammatik nachlesen.)
eingetragen von Gast am 02.07.2003 um 20.35
Schwache Verben haben nur einen Stamm.
Starke Verben haben zwei oder drei unterschiedliche Stämme.
Substantive mit Pluralbildung durch Ablaut haben zwei Stämme.
Das Stammprinzip kann daher nur im Gültigkeitsbereich des jeweiligen Stammes gelten.
Eigentlich ist das selbstverständlich.
eingetragen von margel am 02.07.2003 um 14.58
Beiträge von Schülern als einer Gruppe von Hauptbetroffenen
wären sehr erwünscht. Ich glaube, da kann ich guten Gewissens für alle sprechen, die hier zum Stammpersonal gehören.
Man müßte Schüler nur darauf hinweisen, was hier so läuft.
"Niedergemacht" würde hier ganz bestimmt keiner, am
allerwenigsten junge Menschen.
Also, lieber Gast, tun Sie etwas in dieser Richtung. Der Dank des Forums ist Ihnen gewiß.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.2003 um 11.26
Zur Erinnerung aus dem SPIEGEL-Artikel:
Kuss und Känguru
[...]
Ohnehin wird die Reform die Rechtschreibung erleichtern. Die Zahl der Schreibregeln wird von 212 auf 112 reduziert. Von den mehreren hunderttausend deutschen Wörtern ändern sich nur ein paar hundert. So soll in Zukunft
> mehr getrennt als zusammen, mehr groß als klein geschrieben werden;
> ein Komma freier gesetzt werden;
> ß nach kurzem Vokal durch ss ersetzt werden (etwa dass statt daß);
> s-t wie s-p getrennt werden;
> immer so getrennt werden, wie die Silben gesprochen werden, etwa Zu-cker [!] statt Zuk-ker (Fremdwörter können auch wie bisher getrennt werden).
Tests in Gymnasien haben schon gezeigt, daß es die Schüler in Zukunft einfacher haben. Den Jugendlichen unterliefen bis zu 40 Prozent weniger Fehler bei Diktaten als früher.
[...]
(Aus: DER SPIEGEL 28/1996)
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 02.07.2003 um 10.31
Bei der Aussprache des Doppel-l kann man so richtig seine Bildung heraushängenlassen.
eingetragen von Gast am 02.07.2003 um 07.36
Während der Einführungsphase der Reformschreibung las man hier oft Beiträge von Schülern, die die Schreiberleichterung und die Aussicht auf bessere Benotung lobten. Jetzt findet man kaum noch welche. Daraus schließe ich, daß es Vorschußlorbeeren waren und die Erwartungen sich nicht erfüllt haben. Es könnte aber auch sein, daß solche Meinungen hier zu unfreundlich niedergemacht wurden. Es wäre aber sehr interessant, neuere Erfahrungsberichte von Schülern zu lesen. Deswegen sollten reformbefürwortende Schülermeinungen behutsam und sehr sachlich kritisiert werden, damit sie nicht abschreckt werden. Schüler sind noch keine Schreibprofis und brauchen daher schonendere Behandlung auch bei anderen Meinungen. Jeder muß erst abgehärtet werden gegen öffentlich-niedergemacht-werden.
eingetragen von margel am 01.07.2003 um 16.58
Und schreib auf diesen Seiten niemals "Tipp".
Es besteht die große Gefahr, daß Dein PC beim nächsten
Besuch vom sogenannten Augst-Wurm befallen wird, einer
unheilbaren, chronisch verlaufenden Infektionskrankheit, die
in völliger Desorthographitis endet - und zwar bei
vollem Bewußtsein!
eingetragen von margel am 01.07.2003 um 16.38
Margel hat beim neuen Auktionshaus reingeschaut.
Es ist nach eigenem Bekunden noch "jungfreulich", aber das
könne sich noch ändern...
eingetragen von Gast am 01.07.2003 um 15.00
Hallo Leute, ...
---Texte, die nichts mit dem Thema Rechtschreibung oder Rechtschreibreform zu tun haben, müssen wir manchmal einfach löschen---
Redaktion www.rechtschreibreform.com
eingetragen von margel am 01.07.2003 um 14.29
Ich bin ziemlich sicher in der Rechtschreibung, aber an
Regeln denke ich eigentlich nie beim Schreiben.
Alles ist Erinnerung ans Gelesene und schon einmal Geschriebene, dazu kommt das Sprachgefühl, die berühmte Intuition. Regeln sind interessant, um die innewohnende Systematik zu beschreiben. Für die Praxis sind sie weitgehend entbehrlich. Sapienti sat...
eingetragen von Gast am 01.07.2003 um 14.20
Weißt du den Weg? Dann weist du ihn mir bitte!
Das Stammprinzip darf man nicht vergessen.
eingetragen von Gast am 01.07.2003 um 11.35
Den Reformgegnern wird immer wieder vorgeworfen, sie seien zu faul oder zu alt zum Umlernen. Ich glaube, daß durch jahrzehntelange Wiederholung tief eingeprägte Schriftbilder eine ungeheuer große Hemmschwelle gegen Neuerungen bilden. Das ist aber durch die Art der Speicherung im Hirn vorgegeben und berechtigt nicht zur Verächtlichmachung. Die bildhafte Speicherung dient z.B. der schnellen Orientierung in der Umwelt. Sie beweist die Verwandtschaft des Menschen mit den Tieren und ist daher uralt. Sie ist der Grund für die Resistenz der englischen Sprache gegen Rechtschreibänderungen, denn englische Wörter müssen als Schriftbild gelernt werden, weil es so viele gleichlautende, aber total bedeutungsverschiedene Wörter und kaum Wortfamilien gibt. Deshalb setzen sich die vereinfachten und germanisierten amerikanischen Schreibweisen kaum oder nur äußerst langsam in England durch. Eher wird die Aussprache wieder an alte Schreibweisen zurück-angepaßt, z.B. bei Ortsnamen.
Man muß also als Tatsache anerkennen, daß Leute, die oft Bücher lesen, besonders resistent gegen Rechtschreibänderungen sind und sehr große natürliche innere Widerstände überwinden müssen. Sie sind höchstens dann zu Änderungen bereit, wenn sie es als ganz offensichtliche Verbesserung einsehen.
Weil aber die vorhandene Literatur nicht in zwei verschiedenen Schreibweisen, eine für die älteren und eine für die jungen Leute, gedruckt und gehandelt werden kann, sind Rechtschreibänderungen nur ganz behutsam durchführbar. Dieses Problem gibt es in jeder Sprache und ist dort nachlesbar.
Weil die bildhafte Speicherung das große Hindernis ist, wollen die Reformer sie abschaffen und ganz durch das Lernen von Regeln ersetzen, denn von Paragraphen ist man gewöhnt, daß sie oft geändert werden, krasse Beispiele sind die Steuer- und die Sozialgesetze. Dort kennen sich nur Fachleute aus, aber die Rechtschreibregeln soll jeder beherrschen.
eingetragen von Gast am 30.06.2003 um 13.18
In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, daß die in der Schule gelernten Rechtschreib-Regeln bei Leuten, die "nur" Grund- und Hauptschule, aber keine "höhere" Schule besucht haben, nach Jahrzehnten besser im Gedächtnis abrufbar sind als bei Leuten, die Gymnasium oder gar Universität besucht haben.
Viele Leute erinnern sich aber weniger an Regeln, als vielmehr an Schriftbilder nach dem Prinzip "das sieht aber merkwürdig und falsch aus".
Will sagen: Als Schriftbild ist die Unterscheidung zwischen s und ß leichter einzuprägen und zu erinnern als zwischen s und ss. Beispiel: Das Mus, das Muß ist als Bild leichter unterscheidbar als das Mus und das Muss. Ebenso hast du und haßt du gegenüber hast du und hasst du. Ergebnis und Ergebniß sind als Schriftbilder leichter als richtig und falsch unterscheidbar als Ergebnis und Ergebniss. Vermutlich kommen daher jetzt die vielen Verwechslungen von das und dass, viel mehr als früher bei das und daß. Diese längst bekannten Tatsachen sind von der Reform ganz bewußt ausgeschaltet worden. Die leichtere und praxisnähere Abspeicherung und Unterscheidung von Schriftbildern ist vom schierigeren und theoretischeren Regeln-Lernen ins Abseits gedrängt worden. Mehr praktisch und weniger theoretisch begabten Leuten wurde das Lernen dadurch erschwert. Theorie ist nicht für alle geeignet und fördert Klassenunterschiede.
eingetragen von Gast am 29.06.2003 um 21.10
Auf der Burg Karlstein in Böhmen kann man deutsche Bildaufschriften aus dem 14. Jahrhundert bewundern. (Die waren damals anscheinend als Bild-Erklärungen üblich.) Man kann sie gut lesen und verstehen. Das frappierende an ihnen sind die ungeheuer vielen "Rechtschreibfehler" (nach heutigen Maßstäben), besonders Verwechslungen von 'das' und 'dass' (in Frakturschrift) und bei der Groß- und Kleinschreibung. Das dortige Chaos hat ganz verblüffende Ähnlichkeit mit dem heutigen Zeitungsdeutsch.
(Die entsprechenden tschechischen Bildaufschriften aus dem 14. Jahrhundert sind in der "polnischen" Schreibweise, die vor Jan Hus' Schriftreform üblich war.)
eingetragen von margel am 28.06.2003 um 14.58
Lieber Herr Schäbler,
finde ich ganz toll. Über die Gefahren, die von -hm-
gewissen runden Körperteilen ausgehen, müßten sie als ehemaliger Ministrant ja bestens Bescheid wissen.
Eigentlich sollten wir beide hier eine eigene Plauderecke
bekommen. Meine erste und bisher einzige Bekanntschaft mit Bajuwaren beschränkt sich bisher auf Kloster Andechs und die dortigen Umgangsformen, an dem Trauma leide ich noch heute.. - Das Interessante an M.G. ist, daß sie auch den Schulbetrieb von innen kennt.
Ihr Buch "Das Leben als letzte Gelegenheit - Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit" habe ich ebenfalls mit Gewinn gelesen. Eine gescheite Frau.
Grüße aus dem Flachland
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.06.2003 um 13.14
Lieber Margel!
Ich habe mir das Buch „Lernen mit beschränkter Haftung“ (Marianne Gronemeyer) gekauft und bin am Lesen.
Mir scheint, daß auch in anderen Brüsten (selbst in weiblich geformten) ein Feind sitzt.
Über das Buch wird noch zu berichten sein, genauso wie über das Wahre, Gute und Schöne, das mir, je weiter ich lektüriere, luftblasengleich hinwegdriften will.
__________________
nos
eingetragen von margel am 27.06.2003 um 07.03
Lieber Herr Schäbler, ich schätze an Ihnen ganz besonders
Ihr temperamentvolles, unerschrockenes Eintreten für das
Wahre, Gute, Schöne.
Aus Ihren Andeutungen über Ihre Biografie kann ich erahnen,
wo die Wurzeln Ihres Furors liegen.
So hat eben jeder sein Päckchen zu tragen. Oft schlagen wir die Schlachten von gestern - immer wieder, wobei uns der
Gegner längst abhandengekommen ist. Meistens versteckt er sich in der eigenen Brust.
Ich halte es da mit Goethe:"Willst Du Dir ein hübsch Leben
zimmern..." - hat mich aber auch viel gekostet.
So - genug des coming out, gehört ja nur sehr entfernt hierher.
Noch einen schönen Spruch ins Stammbuch der Reformer:
"Je höher der Affe steigt, desto mehr sieht man von seinem Hintern." (indisch)
eingetragen von Norbert Schäbler am 26.06.2003 um 19.57
Apologeten:
Sie haben mir verderbliche Eier ins Hirn gelegt – haben in meinen sieben Jahren Internatszeit eine nach der anderen Martyrergeschichten bei mir abgelaicht.
Historiker:
Sie haben mich mit Andreas Hofer, Wilhelm Tell, Gandhi … vertraut gemacht. Ich durfte wertschätzen lernen.
Kultusminister:
Sie haben mich ausschließlich irritiert. Sie sind Eigendenkmalbauer.
__________________
nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 26.06.2003 um 18.18
Ich rate dem jungen Mann, nicht allzu viel zu fragen, denn wer lange fragt, geht lang irr.
Zu Echtheit rate ich ihm, und was meine soundsovielen Scheidewege angeht, da will ich lieber nur Andeutungen machen.
Ich denke, daß es die Fügung gut mit mir meint, und ich kann ihr danken für alles.
__________________
nos
eingetragen von margel am 26.06.2003 um 17.29
Sie haben natürlich im Prinzip vollkommen recht,lieber Herr Schäbler, und ich rede ganz bestimmt nicht einem Duckmäusertum das Wort. Aber was raten Sie dem jungen Mann?
Wie weit seine Anpassung und Unterwerfung zu inneren Schäden
führen muß, können wir nicht beurteilen.
Manchmal muß man um höherer Ziele willen ein gehöriges Maß an Selbstverleugnung aufbringen - wir hatten die Diskussion schon im Hinblick auf Beamtengehorsam.
Ich plädierte und plädiere für die "emanzipatorische Variante" des Gehorsams, d.h. ein rein formales, äußerliches Befolgen des als falsch und unsinnig Erkannten. Das Leben
zwingt uns oft, auf das Absolute, die reine Lehre zu verzichten, nicht zuletzt im Dienste einer - höheren
Menschlichkeit. Falls Sie, lieber Herr Schäbler, noch nie in einer solchen Lage waren, beneide ich Sie - nein, eigentlich
doch nicht.
eingetragen von Norbert Schäbler am 26.06.2003 um 16.58
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Ich bin Lehramtsstudent. In - mehr oder minder - absehbarer Zeit werde auch ich im Rahmen des Staatsexamens in diverse Prüfungen müssen. Eine Frage drängt sich mir diesbezüglich auf: Müssen die Klausuren in "reformierter" Schreibweise abgeliefert werden, oder wird gnädigerweise die herkömmliche Schreibweise toleriert (was für die Qualität des Staatsexamens spräche... nur so eine Bemerkung...)?
Über Antworten - auch per Email - würde ich mich sehr freuen!
avidWeiers@web.de>David Weiers
Königswinter
Fragen zurück:
Kann man jemanden, der uns in wesentlichen Teilen nicht akzeptiert, als gnädig bezeichnen?
Kann man einen Ausbilder ernstnehmen, der uns das Ziel vorgibt, andernorts Mündigkeit erzeugen zu müssen …
kann man jenen, oder jene Institution ernstnehmen, wenn wir gleichzeitig erkennen müssen, daß er/sie uns in Sachen Mündigkeit beschneidet und kastriert?
Die entscheidende Frage ist wohl die, ob die herkömmliche Rechtschreibung für uns/unseren „Gast“ etwas Wesentliches ist.
Wenn ja, dann ist bei Zuwiderhandlung mit erheblichen innerpersönlichen Folgeschäden zu rechnen. Dann nämlich wird jeder Spiegel zum Indikator des eigenen Duckmäusertums.
__________________
nos
eingetragen von Christoph Kukulies am 26.06.2003 um 15.02
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Es muß nicht immer genau dasselbe bedeuten. Die erste Form kann auch bedeuten 'wenn wir essen'; die zweite Form bedeutet 'das Essen steht auf dem Tisch'. Aber die Verbalformen 'mittagessen', 'abendessen' - möglicherweise Orthographische Rückbildungen aus gedachten Verbalsubstantiven analog zu 'Essen' als Gegenstand und Verbalsubstantiv - sind wohl bisher nur Umgangssprache, aber über die mündliche Sprache wohl auf dem Weg in die schriftliche Hochsprache.
Man kann seinen eigenen Beitrag übrigens auch nachträglich ändern (editieren)
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Christoph Kukulies am 26.06.2003 um 14.49
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Ich bin Lehramtsstudent. In - mehr oder minder - absehbarer Zeit werde auch ich im Rahmen des Staatsexamens in diverse Prüfungen müssen. Eine Frage drängt sich mir diesbezüglich auf: Müssen die Klausuren in "reformierter" Schreibweise abgeliefert werden, oder wird gnädigerweise die herkömmliche Schreibweise toleriert (was für die Qualität des Staatsexamens spräche... nur so eine Bemerkung...)?
Über Antworten - auch per Email - würde ich mich sehr freuen!
David Weiers
Königswinter
Da auch ich nicht weiß, ob Ihnen bereits jemand geantwortet hat, möchte ich Ihnen eine Antwort von dem Benutzer 'margel' auf ebendiese Ihre Frage nicht vorenthalten, falls Sie, vielleicht wie andere Gästebuchleser auch, nicht allüberall in den Gesprächsfäden der Foren hier mitlesen:
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel:
Vor kurzem fragte hier ein Lehramtskandidat, wie er es in seinen Klausuren mit der Orthographie halten solle und ob er auf die Reformschreibung verpflichtet werden könne. Ich weiß nicht, ob er schon aus diesem Kreise ein Antwort erhalten hat.
Mein Rat:
Zwar hat das BVerfG festgestellt, daß die reformierte Schreibung nur im Schulunterricht verbindlich
gemacht werden könne.
Trotzdem wäre es natürlich von jemandem, der genau in dieses
Berufsfeld strebt, höchst unklug, sich hier auf einen Rechtsstandpunkt versteifen zu wollen.
Also: Es schadet auf keinen Fall, verehrter Herr Student,
mindestens den Schein zu wahren. Vor allem immer schön -ss-
schreiben statt -ß- nach kurzem, betontem Vokal. Das ist schon die halbe Miete. Im übrigen brauchen Sie nicht besonders gewissenhaft bei der Umsetzung zu sein.
Sie dürfen als sicher annehmen, daß die Prüfer selber die
neue Schreibung auf keinen Fall beherrschen und auch Wichtigeres zu tun haben. Ab und zu mal trennen, was zusammengehört. Im Referendariat treffen Sie dann möglicherweise auf 150%ige...
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 26.06.2003 um 13.35
laptoppen - gelaptop(p)t - lapgetop(p)t?
klapprechne(r)n - klappgerechne(r)t - geklapprechne(r)t?
eingetragen von Gast am 26.06.2003 um 13.29
Das muß ich jetzt laptoppen! Habe ich es dann lapgetoppt oder gelaptoppt? Oder geklapprechne(r)t oder klappgerechne(r)t?
eingetragen von Gast am 26.06.2003 um 12.46
Es muß nicht immer genau dasselbe bedeuten. Die erste Form kann auch bedeuten 'wenn wir essen'; die zweite Form bedeutet 'das Essen steht auf dem Tisch'. Aber die Verbalformen 'mittagessen', 'abendessen' - möglicherweise Orthographische Rückbildungen aus gedachten Verbalsubstantiven analog zu 'Essen' als Gegenstand und Verbalsubstantiv - sind wohl bisher nur Umgangssprache, aber über die mündliche Sprache wohl auf dem Weg in die schriftliche Hochsprache.
eingetragen von Gast am 26.06.2003 um 11.15
Googeln wir mal, dann sehn wir schon!
eingetragen von Gast am 25.06.2003 um 10.45
Anlaß:
Südd. Zeitg. v. 24.6.03, Medien, Salam Pax schreibt wieder: "Salam Pax gab sonst nichts Preis."
Laut Duden-Herkunftswörterbuch hat 'preisgeben' überhaupt nichts mit 'Preis' zu tun:
'preisgeben':
Das seit dem 16. Jh. bezeugte, lange Zeit getrennt geschriebene, zusammengesetzte Verb enthält als Vorderglied das aus dem Frz. entlehnte und eingedeutschte Substantiv 'die Prise'. Quelle dieses Wortes ist in allen Bedeutungen frz. 'la prise', eigentlich das Genommene, das substantivierte Partizip Perfekt Passiv von frz. 'prendre', nehmen, ergreifen, das auf lat. 'prehendere', fassen, ergreifen, zurückgeht.
'preisgeben' übersetzt frz. 'donner (en) prise' und bedeutet eigentlich 'zum Nehmen, zur Beute hingeben'.
'Der Preis'
(mhd. 'pris', seit dem 12. Jh. belegt) ist entlehnt aus altfranzösisch 'pris' (neufranzösisch 'le prix') und geht auf lat. 'pretium', Wert, Preis, Kaufpreis, zurück und bedeutet Ruhm, Lob, Belohnung, Wert, seit dem 16. Jh. auch Geldwert, Kaufwert.
'preisen' (mhd. 'prisen') ist aus afrz. 'preisier' (nfrz. 'priser') entlehnt und geht auf spätlat. 'pretiare', im Wert abschätzen, hochschätzen, zurück.
Schuld an der verwechselbar gleichen Schreibweise ist die 'Frühneuhochdeutsche Diphtongierung' langer Vokale.
Aber wie soll ein Reformrechtschreibkorrekturprogramm das wissen?
Ergänzung:
Nicht zu verwechseln mit 'Preiß', bairisch für 'Preuße', und mit Preiselbeere', die stammt von russ.-kirchenslaw. '(o)brusiti', abstreifen ab, weil die Beere sich leicht abstreifen läßt.
Herkunftswörterbücher sind eine interessante Lektüre, man kann sie wirklich durchlesen.
eingetragen von Gast am 24.06.2003 um 13.23
ihr seid alle wack,niggas
tim jerzina
heyerstr.28 44627 herne
eingetragen von Gast am 23.06.2003 um 21.14
Ich bin Lehramtsstudent. In - mehr oder minder - absehbarer Zeit werde auch ich im Rahmen des Staatsexamens in diverse Prüfungen müssen. Eine Frage drängt sich mir diesbezüglich auf: Müssen die Klausuren in "reformierter" Schreibweise abgeliefert werden, oder wird gnädigerweise die herkömmliche Schreibweise toleriert (was für die Qualität des Staatsexamens spräche... nur so eine Bemerkung...)?
Über Antworten - auch per Email - würde ich mich sehr freuen!
David Weiers
Königswinter
eingetragen von Gast am 23.06.2003 um 09.29
Da stelle mer uns janz dumm:
1 stehe für h, 0 stehe für nicht-h:
00: Die Ortografie ist die ortsansässige gräfliche Mischpoke, die Ortsgrafen.
10: Die Orthografie sind alle wirklichen Grafen.
01: Die Ortographie ist die Beschreibung von Orten, die Orts- und Ortebeschreibung.
11: Die Orthographie ist die zum Erstellungszeitpunkt richtige Schreibweise.
Is doch janz einfach.
eingetragen von Gast am 20.06.2003 um 16.37
Meine Enkeltochter hat in der zweiten Grundschulklasse privat Englisch gelernt und in der dritten Grundschulklasse in der Schule. Sie ist begeistert, daß sie mit ihren Eltern (deutschsprachige Deutsche) schon fast mithalten kann. Sie lernt nur sprechen, noch nichts schreiben, denn die englische Rechtschreibung würde jetzt die deutsche verwirren, und auch nur die germanischen Wörter, aber die sind ja die häufigsten der mündlichen Alltagssprache. Nur die jüngere Enkeltochter (drei Jahre) mag das gar nicht, weil sie dann nichts versteht. Sie wird dann richtig sauer, weil sie sich jetzt soviel Mühe gibt, richtig deutsch sprechen zu lernen.
eingetragen von Gast am 19.06.2003 um 17.44
Es scheint eine Sprachentwicklung der Konversion von Adverbien zu Adjektiven zu geben:
Zuerst Adverb, dann zunächst nur prädikativ gebraucht und zuletzt auch attributiver Gebrauch, d.h. vollwertiges Adjektiv. Früher als umgangssprachlich verpönt, heute auch in der Hochsprache üblich:
kaputt: Das Auto geht kaputt, das Auto ist kaputt, ein kaputtes Auto;
Adverbien + ig: die hiesige, die dortige Bevölkerung;
Substantiv + weise: Die Ausbesserung der Straße erfolgte nur teilweise, eine teilweise Ausbesserung. Die Lieferung erfolgt stückweise, eine stückweise Lieferung.
eingetragen von Gast am 17.06.2003 um 14.43
Pierre Brachin (emeritierter ordentlicher Prof. für niederländische Sprache und Literatur an der Sorbonne), Die niederländische Sprache (Originaltitel: La langue neerlandaise, Bruxelles 1977, aus dem Französischen von Christian Zinsser), Buske Verlag 1987; Seiten 201 - 218: Anhang, Das Afrikaans (18 Buchseiten) Aus dem Inhaltsverzeichnis:
Die doppelte "afrikaanse Bewegung" S.201 - Charakteristika des Afrikaans S.204 - An welche niederländische Dialekte knüpft es an? S.206 - Unter welchen Einflüssen ist es entstanden? S.208 - Schluß S.217
Auf Wunsch Abdruck hier (Zitate und Auszüge wären immer eine Wertung des Zitierers)
Aber vermutlich interessiert es nicht allgemein.
eingetragen von Gast am 17.06.2003 um 09.45
Ich lehne die Rechtschreibreform ab und bleibe bei der traditionellen Schreibweise.
Michael Krämer, Lenggries
http://www.Kandidat.beep.de
eingetragen von Reinhard Markner am 17.06.2003 um 09.17
Zitat:
Beispiel einer extremen Sprachvereinfachung:
Das Afrikaans ist extrem vereinfachtes Niederländisch, weil dieses für die Mehrheit zur Fremdsprache geworden war und dem Englischen zu unterliegen drohte und die Buren ihre Sprache dagegensetzten.
Das ist nicht richtig.
Vgl. http://www.ned.univie.ac.at/afrikaans/afrikaansa/wazzit.htm
»Is Afrikaans ´n kreooltaal van Nederlands?
Aan die einde van die 19de eeu, toe die navorsing oor Afrikaans meestal nie gebaseer was op empiriese, historiese en etomologiese ondersoeke nie, maar eerder op die persoonlike opinies van bekende taalakademici, is Afrikaans beskou as ´n kreooltaal van Nederlands. Tydens die vroeë 20ste eeu het verskillende Nederlandse, Duitse, Engelse en Suid-Afrikaanse wetenskaplikes egter baie jare daaraan bestee om vroeë manuskripte, Nederlandse dialekte en moderne linguistiese teorieë te bestudeer. So slaag hulle daarin om te bewys dat Afrikaans inderdaad geen kreool is nie, maar ´n volwaardige taal in eie reg.
´n Paar van die beter en meer waardevolle akademiese werke oor hierdie onderwerp is in Nederlands en in Afrikaans gepubliseer, terwyl boeke wat minder gunstige menings oor Afrikaans daarop nahou, meer dikwels in Engels versprei is. En omdat Engels algemener is as Nederlands, het veel meer mense die Engelse boeke oor Afrikaans gelees wat die mening toegedaan is dat Afrikaans ´n kreooltaal is. Só het die wêreldwye misverstand dat Afrikaans ´n kreooltaal sou wees, ontstaan.
Is Afrikaans nie slegs ´n vereenvoudigde afkooksel van Nederlands nie?
As u hierdie mening toegedaan is, kan u ewe goed glo dat Frans ´n vereenvoudigde vorm van Latyn is. Terwyl dit waar is dat Afrikaans by ´n eerste kennismaking na ´n afgewaterde Nederlands mag lyk en klink, spog Afrikaans met baie linguistiese kenmerke wat in Nederlands nêrens opgespoor kan word nie. Dit sou nader aan die waarheid wees om te sê dat moderne Nederlands en moderne Afrikaans altwee dialekte is van laatmiddeleeuse Nederlands.
Dit is ´n bekende grappie dat Nederlanders Afrikaans "´n kind se Nederlands" noem, terwyl Afrikaners Nederlands beskryf as "die oumense se Afrikaans". Dit is pas eers wanneer hulle mekaar se tale begin bestudeer, dat dit vir hulle duidelik word dat die twee tale in feite heel verskillend is. Hoe dit ook al sy, Afrikaans- en Nederlandstaliges kan mekaar in die sosiale omgang sonder veel probleme begryp.«
eingetragen von margel am 16.06.2003 um 18.42
Werter Gast, vielen Dank für Ihre lehrreichen Beiträge.
Ich hoffe noch mehr von Ihnen zu lesen.
Kleine Bemerkung am Rande: Ich würde trotzdem
"Du Idiot" schreiben - sonst nimmt der mich am Ende nicht ernst oder denkt umgekehrt, ich nähme ihn als Idioten
nicht für voll.
eingetragen von Gast am 16.06.2003 um 17.01
Umkehrbar eindeutige und sachlich falsche Codierung:
Geschriebene Sprache ist die Codierung der gesprochenen. Die Codierung muß umkehrbar eindeutig sein, d.h. die gesprochene Sprache muß aus der geschriebenen eindeutig wiederherstellbar sein, nicht nur der Laut, sondern das Wort selbst samt seiner Wortbedeutung, sonst ist die Codiermethode sachlich falsch.
Daher ist die neue Getrenntschreibung in sehr vielen Fällen sachlich falsch: "wiedererkennen" oder "wieder erkennen" usw. Daher verbietet sich für das Deutsche auch eine rein phonetische Schreibweise.
Notwendigkeiten des ß:
Zwischen zwei Vokalen Kennzeichnung des stimmlosen (scharfen) s nach langem Einfachvokal.
Hier kennzeichnet Doppel-s die Kürze des vorhergehenden Einfachvokals.
ß statt ss am Silben-Ende kennzeichnet die Sprechpause und erleichtert dadurch das schnelle Lesen.
Das neue Dreifach-s ist die mit großem Abstand häufigste Dreifachkombination gleicher Buchstaben und daher besonders auffällig.
ch und sch:
Sie stehen für einen einzelnen Konsonanten. Weil sie nicht verdoppelt werden, bezeichnen sie zwischen zwei Vokalen nicht umkehrbar eindeutig die Länge oder Kürze des vorhergehenden Vokals: die Lache (von lachen) - die Lache (Pfütze, von Lake), Sache, sicher, Suche; Tasche, mischen, Dusche.
Die Du-anrede in Briefen:
Auch im Schwedischen wird in Briefen das Du und Dein häufig großgeschrieben: "Du" und "Din".
Kompromißvorschlag für das Deutsche: In schriftlichen Beschimpfungen, d.h. unehrerbietig, wird das "du" kleingeschrieben: du Idiot u.ä.
Silbentrennung auf schwedisch:
1. ähnlich wie im Deutschen nach Sprechsilben, so daß ein einzelner Konsonant auf die nächste Zeile kommt, bei mehreren Konsonanten der letzte: ve-ta, si-ta, poj-ke, frans-ka
2. ähnlich wie im Englischen nach Bildungssilben, so daß Zusammensetzungen getrennt, Vorsilben, Endungen usw. abgetrennt werden: för-ord-et, be-kant-skaps-krets-en
Wenn Buchstabengruppen für einen Laut stehen, dürfen sie nicht getrennt werden: ng: tung-a; ck: tack-a
x kann nie auf die nächste Zeile: väx-er
Scherzartikel:
"beinhaltend" (der Zirkus), "antierbaulich" (die Tierzucht)
Substantiv-Großschreibung:
Wegen der freien Wortstellung wäre sonst diese Wortart nicht immer erkennbar. Konversionen oder Nullableitungen sind nur in Sprachen mit fester Worstellung wie im Englischen problemlos, weil die Stellung im Satz die Wortart eindeutig kennzeichnet.
Vergangenheitsbildung englischer Lehnverben mit englischen Verbzusätzen:
downgeloadet oder gedownloadet, forgewardet oder geforwardet, upgedatet oder geupdatet: panta rhei, alles fließt.
Die Slawisierung der deutschen Sprache:
Südd. Zeitg. v. 14.6.03: "Faser verstärkte Gummibänder": Faser ohne Präposition ist hier Instrumentalis.
morgens - morgendlich, morgend:
siehe Südd. Zeitg v. 14.6.03, Wochenende: "D wie falscher Dampfer" (sollte hier in den Nachrichtenteil)
Beispiel einer extremen Sprachvereinfachung:
Das Afrikaans ist extrem vereinfachtes Niederländisch, weil dieses für die Mehrheit zur Fremdsprache geworden war und dem Englischen zu unterliegen drohte und die Buren ihre Sprache dagegensetzten.
eingetragen von Gast am 15.06.2003 um 09.14
eingetragen von Gast am 15.06.2003 um 09.13
b
c
d
eingetragen von Christoph Kukulies am 09.06.2003 um 20.33
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Weiß jemand von Ihnen, ob es ein Konvertierungsprogramm gibt, das "neu"(!)
nach "alt"(!) konvertiert? Ich interessiere mich für ein Programm, das
einen Text einliest und diesen in einem Rutsch komplett konvertiert,
ohne mich bei jedem potthäßlichen "dass" blöd' zu fragen, ob ich
konvertieren wolle. Oder gibt es sogar ein Zusatzprogramm für Browser,
das jede aufgerufene deutsche Webseite automatisch in vernünftigem
Deutsch anzeigt? Ein solches Programm wär' natürlich ein Knüller.
Leo Kraft
München
Nun, wir arbeiten dran. http://normalfilter.de. Auch an einem Einschubmodul (Plugin, Addon) für gängige Brauser (Netscape, Mozilla, MSIE) wird gearbeitet. Haben Sie etwas Nachsicht, wenn es dort im Moment etwas nach Baustelle aussieht, aber http://www.rechtschreibreform und normalfilter.de erholen sich gerade von einem mittleren GAU.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 09.06.2003 um 18.41
Weiß jemand von Ihnen, ob es ein Konvertierungsprogramm gibt, das "neu"(!)
nach "alt"(!) konvertiert? Ich interessiere mich für ein Programm, das
einen Text einliest und diesen in einem Rutsch komplett konvertiert,
ohne mich bei jedem potthäßlichen "dass" blöd' zu fragen, ob ich
konvertieren wolle. Oder gibt es sogar ein Zusatzprogramm für Browser,
das jede aufgerufene deutsche Webseite automatisch in vernünftigem
Deutsch anzeigt? Ein solches Programm wär' natürlich ein Knüller.
Leo Kraft
München
eingetragen von Gast am 02.06.2003 um 19.24
Ich benutze den Duden von 1973. Der war für mein Abitur gut genug. Oder habe ich damals
etwa falsches Deutsch gelernt?
Leo Kraft
eingetragen von Peter Schubert am 22.05.2003 um 09.44
Sehr geehrte Frau Seebach,
was für Ihr Problem als Lösung korrekt ist, dafür gibt es keine Regel. Jedesmal sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu verwenden, bläht den Text, wie Sie schreiben, unnötig auf. Die von Ihnen genannten Varianten wie PädagogIn haben alle den Nachteil, dass man sie nicht aussprechen kann; sie sind also eigentlich keine Sprache, sondern nur eine Schreibe. Mein Tipp: Blättern Sie doch einmal im Grundgesetz von 1949. Dort ist die Rede von dem Bundespräsident, dem Bundeskanzler und den Bundesministern, den Richtern, von dem Präsidenten, von dem Deutschen (Art. 116), von jedem und von jedermann. Dass das alles auch Damen sein können, war schon 1949 so selbstverständlich, dass niemand ein Wort darüber verloren hat.
__________________
Peter Schubert
eingetragen von Gast am 22.05.2003 um 08.58
Als Studienseminar erstellen wir viele Aussendungen und Publikationen. Um die Texte nicht unnötig aufzublähen, müssen wir verschiedene Begriffe, z. B. Konfirmanden und Konfirmandinnen, Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, abkürzen.
Es gibt verschiedene Varianten für die Schreibweise: TeilnehmerInnen, Teilnehmer/innen, Teilnehmer/-innen oder Sozialpädagogen/innen, Sozialpädagogen/-innen, SozialpädagogInnen, Sozialpädagog/-innen.
Wir möchten dafür eine einheitliche Regelung finden und danken für jede Unterstützung.
Sylvia Seebach
Religionspädagogisches Studienzentrum Schönberg, Im Brühl 30, 61476 Kronberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.05.2003 um 20.09
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) treten für den Rechtschreibkompromiß der Deutschen Akademie ein, und die FDS bekommt hier ein solches Forum! So gehört der FDS-Beirat Gustav Korlén der Rechtschreibkommission an, die den Kompromißvorschlag erarbeitet hat. Die Front der Rechtschreibreformgegner scheint tatsächlich zu bröckeln.
Theo Durst
Im Vorwort Christian Meiers zu dem Büchlein »Zur Reform der deutschen Rechtschreibung«, also dem Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, heißt es tatsächlich, dieser sei, ebenso wie die Wörterliste, »Gegenstand längerer eingehender Beratungen der Rechtschreibkommission der Akademie gewesen und [stelle] das Ergebnis gemeinsamer Arbeit dar.«
Die Aussage ist unzutreffend. Die Rechtschreibkommission der Akademie ist vor Jahren gebildet worden, als man dort die Reform vehement bekämpfte und keineswegs zu irgendwelchen Kompromissen bereit war. Ob diese Rechtschreibkommission an dem Kompromißwerk überhaupt beteiligt wurde, darf bezweifelt werden. Die Beiräte der FDS jedenfalls waren an dessen Zustandekommen nicht beteiligt und heißen es auch nicht gut.
Die FDS tritt keinesweg für diesen Rechtschreibkompromiß ein, der wegen seiner zahlreichen Unzulänglichkeiten bereits einer gründlichen Nachbesserung unterzogen werden soll.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.05.2003 um 19.34
Mir scheint, hier wird gebröckelt!
__________________
nos
eingetragen von Gast am 21.05.2003 um 19.23
Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) treten für den Rechtschreibkompromiß der Deutschen Akademie ein, und die FDS bekommt hier ein solches Forum! So gehört der FDS-Beirat Gustav Korlén der Rechtschreibkommission an, die den Kompromißvorschlag erarbeitet hat. Die Front der Rechtschreibreformgegner scheint tatsächlich zu bröckeln.
Theo Durst
eingetragen von Gast am 20.05.2003 um 19.34
Zu dieser sog. Rechtschreibreform habe ich eine Frage:
Wer hat sich eigentlich solch einen Blödsinn ausgedacht?
Das ist doch reine Verarschung!
Gustav aus Duisburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 20.05.2003 um 19.30
scheint hier die neue Steigerung zu "gut" zu sein. Die vielen neuen Schreibweisen eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, sich auszudrücken.
eingetragen von Gast am 20.05.2003 um 18.49
Als Gast möchte ich mir erlauben, einen kleinen Beitrag zu leisten und einen Werbespruch zitieren, wie er auf einem Banner vor einer Bonner Sparkassenfiliale zu bewundern ist.
Dort steht:
"... viel vorhaben, viel gut haben."
Ich bin überzeugt, nicht nur ich hatte zunächst erhebliche Schwierigkeiten, den Sinn zu erkennen. Wenn das Banner nicht vor einer Sparkasse angebracht gewesen wäre, ich hätte den Verfasser für verrückt erklärt.
Wenigstens ist die Rechtschreibreform immer für ein paar Lacher gut. Obwohl alles eigentlich viel zu traurig ist...
David W.
Königswinter
eingetragen von Gast am 20.05.2003 um 18.48
Als Gast möchte ich mir erlauben, einen kleinen Beitrag zu leisten und einen Werbespruch zitieren, wie er auf einem Banner vor einer Bonner Sparkassenfiliale zu bewundern ist.
Dort steht:
"... viel vorhaben, viel gut haben."
Ich bin überzeugt, nicht nur ich hatte zunächst erhebliche Schwierigkeiten, den Sinn zu erkennen. Wenn das Banner nicht vor einer Sparkasse angebracht gewesen wäre, ich hätte den Verfasser für verrückt erklärt.
Wenigstens ist die Rechtschreibreform immer für ein paar Lacher gut. Obwohl alles eigentlich viel zu traurig ist...
David W.
eingetragen von margel am 14.05.2003 um 18.25
Sei´s drum, Herr Schäbler: "Handle stets so, daß die Anzahl Deiner Wahlmöglichkeiten größer wird." (Heinz von Foerster).
Oder: Wenn Du eine Tür verschlossen vorfindest, versuch es bei einer anderen.(margel)
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.05.2003 um 17.13
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Was ich klarzumachen versuchte und womit ich teilweise heftigen Widerspruch erntete: Vergeßt nie, was reale Macht in dieser Welt bedeutet und wer sie innehat. Es ist die erste Stufe der Weltklugheit. Die zweite ist, zu erkennen, wo das Interesse des anderen liegt. Man könnte auch sagen:
seine Werteskala richtig zu taxieren; falls ich etwas erreichen und nicht nur folgenlose Bekenntnisse ablegen will oder mich mit Jammern über die Schlechtigkeit der Welt begnüge.
Waren - und sind - nicht aller guten Dinge drei?
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nos
eingetragen von margel am 13.05.2003 um 14.18
Was ich klarzumachen versuchte und womit ich teilweise heftigen Widerspruch erntete: Vergeßt nie, was reale Macht in dieser Welt bedeutet und wer sie innehat. Es ist die erste Stufe der Weltklugheit. Die zweite ist, zu erkennen, wo das Interesse des anderen liegt. Man könnte auch sagen:
seine Werteskala richtig zu taxieren; falls ich etwas erreichen und nicht nur folgenlose Bekenntnisse ablegen will oder mich mit Jammern über die Schlechtigkeit der Welt begnüge.
eingetragen von Christian Dörner am 13.05.2003 um 12.50
Zitat:Selbst wenn man damit durchkäme: Meinen Sie nicht, daß dann die Note auch dementsprechend ausfallen würde? Wer riskiert schon so etwas, wenn es um die eigene Zukunft geht?
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Dörner
Zitat:Ohne die Namen nennen zu wollen, kann ich leider bestätigen, daß im Wintersemester 2002/2003 bereits zwei Drittel der Professoren der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, an der ich studiert habe, Arbeiten in bewährter Rechtschreibung ausdrücklich nicht mehr annahmen, und jedes Semester kamen bisher (und das wird sich auch wohl so fortsetzen) ca. 2 bis 3 neue Professoren hinzu, die sich diesem Brauch anschlossen.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Den Professor nennen Sie hier bitte mal, der eine in bewährter Rechtschreibung verfaßte Arbeit eines Studenten wegen Nichtkonformität mit dem Regelwerk zurückweist.
Also, niemand (außer unseren Schulkindern) kann derzeit gezwungen werden, die neuen Regeln anzuwenden.
Ich frage mich, was passiert, wenn man versuchte, die Annahme zu erzwingen. Welches Gesetz erlaubt es den Professoren, das zu verlangen? Wie entscheiden Sie a priori, ob etwas in bewährter Rechtschreibung oder in Neuschrieb verfaßt ist? Dazu müßten sie die Arbeiten doch erst mal korrigieren. Es ist doch nicht so, daß die herkömmliche Rechtschreibung ungültig ist.
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Christian Dörner
eingetragen von Christoph Kukulies am 13.05.2003 um 12.40
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Dörner
Zitat:Ohne die Namen nennen zu wollen, kann ich leider bestätigen, daß im Wintersemester 2002/2003 bereits zwei Drittel der Professoren der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, an der ich studiert habe, Arbeiten in bewährter Rechtschreibung ausdrücklich nicht mehr annahmen, und jedes Semester kamen bisher (und das wird sich auch wohl so fortsetzen) ca. 2 bis 3 neue Professoren hinzu, die sich diesem Brauch anschlossen.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Den Professor nennen Sie hier bitte mal, der eine in bewährter Rechtschreibung verfaßte Arbeit eines Studenten wegen Nichtkonformität mit dem Regelwerk zurückweist.
Also, niemand (außer unseren Schulkindern) kann derzeit gezwungen werden, die neuen Regeln anzuwenden.
Ich frage mich, was passiert, wenn man versuchte, die Annahme zu erzwingen. Welches Gesetz erlaubt es den Professoren, das zu verlangen? Wie entscheiden Sie a priori, ob etwas in bewährter Rechtschreibung oder in Neuschrieb verfaßt ist? Dazu müßten sie die Arbeiten doch erst mal korrigieren. Es ist doch nicht so, daß die herkömmliche Rechtschreibung ungültig ist.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Henning Upmeyer am 13.05.2003 um 12.29
Es scheint so zu sein wie im wirklichen Leben, daß die Germanistikprofessoren, also die Leute, die sich auskennen, noch bis 2005 beide Rechtschreibungen anerkennen, und die anderen, die sich auf diesem Gebiet nicht auskennen, in vorauseilendem Gehorsam oder weil sie glauben, daß es "Gesetz" sei, jetzt schon nur noch die neue zulassen. So erlebt man es ja auch überall außerhalb der Unis. Interessant wäre, wie es die Profs halten, die an der Reform mitgewirkt haben.
eingetragen von Christian Dörner am 13.05.2003 um 11.18
Zitat:Ohne die Namen nennen zu wollen, kann ich leider bestätigen, daß im Wintersemester 2002/2003 bereits zwei Drittel der Professoren der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, an der ich studiert habe, Arbeiten in bewährter Rechtschreibung ausdrücklich nicht mehr annahmen, und jedes Semester kamen bisher (und das wird sich auch wohl so fortsetzen) ca. 2 bis 3 neue Professoren hinzu, die sich diesem Brauch anschlossen.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Den Professor nennen Sie hier bitte mal, der eine in bewährter Rechtschreibung verfaßte Arbeit eines Studenten wegen Nichtkonformität mit dem Regelwerk zurückweist.
Also, niemand (außer unseren Schulkindern) kann derzeit gezwungen werden, die neuen Regeln anzuwenden.
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Christian Dörner
eingetragen von Christoph Kukulies am 13.05.2003 um 10.59
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Ist diese merkwürdige Rechtschreibreform auch für Studenten an Universitäten verbindlich?
Im voraus vielen Dank!
Leo Kraft
München
Nein, nein und nochmals nein! Verbindlich ist nur, daß sie an Schulen gelehrt wird. Aber es sollte jedem klar sein, daß an den Schulen das Regelwerk von 1996 gelehrt werden muß. Dort wird aber nachweislich falsches gelehrt, grammatikalischer Unsinn, wie ihn die Rechtschreibreform produziert hat.
Unterdessen finden die Schüler bereits in der Wirklichkeit eine davon vielfach abweichende und in den Wörterbüchern widersprüchlich wiedergegebene Rechtschreibung vor, abgesehen von den unterschiedlichen Hausorthographien der Zeitungen, ganz zu schweigen von dem Stammschatz an in bewährter Rechtschreibung verfaßtem deutschen Schriftgut.
Den Professor nennen Sie hier bitte mal, der eine in bewährter Rechtschreibung verfaßte Arbeit eines Studenten wegen Nichtkonformität mit dem Regelwerk zurückweist.
Also, niemand (außer unseren Schulkindern) kann derzeit gezwungen werden, die neuen Regeln anzuwenden.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 12.05.2003 um 20.23
Ist diese merkwürdige Rechtschreibreform auch für Studenten an Universitäten verbindlich?
Im voraus vielen Dank!
Leo Kraft
München
eingetragen von Gast am 12.05.2003 um 09.29
Interessante Seite habt Ihr hier.
Weiter hin viel erfolg.
Ich schau mal wiederrein
denkt auch mal an mich
http://www.fettweg24.de
Bis bald
Euer Steffen
Steffen
Rathenow
eingetragen von Gast am 12.05.2003 um 08.40
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Studentin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und gebe in wenigen Tagen meine Magisterarbeit zu dem Thema "Divergenzen bei der Umsetzung der Orthographiereform" bei Professor Veith in Mainz ab. Ich habe die Hausorthographien einiger Zeitungen untersucht und stelle in meinen Ergebnissen eine Tabelle dar, in der ich auch einzelne Beispiele vergleiche.
Nun ergibt sich noch ein Problem: Im Bereich "Getrennt- und Zusammenschreibung" - was ist die neue Hauptform von "vielversprechend"? Im Duden ist "vielversprechend" zuerst eingetragen, danach folgt "viel versprechend". Doch laut amtlichem Regeltext müßte doch eigentlich die getrennte Variante die Hauptform sein. Die Duden-Beratung habe ich schon kontaktiert, dort sagte man mir, die ungetrennte Schreibung sei die "empfohlene Variante". Aber ist diese dann auch die Hauptform laut amtlichem Regelwerk?
Denn Unterschiede in den Schreibungen einzelner Zeitungen lassen sich nur vergleichen, wenn man sich bei Haupt- und Nebenform der amtlichen Schreibung ganz sicher ist.
Für Hinweise und Hilfe bin ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Hannappel
Anja Hannappel
Homburg / Saar
eingetragen von Gast am 04.05.2003 um 17.16
Dr.R.Menges schrieb an einen Herrn Wagner mit Kopie an mich unter anderem:
> Muss Heinz Kohl freigeschalten werden? Seine Beiträge sind auf Spiegel
nachzulesen- er ist ein Verfechter der alten Rechtschreibung und er hat
immerhin Stil, den ich hier ja manchmal vermisse.
Ich antwortete ihr, und sie findet nun:
> Lieber Heinz,
> schreib ihn (Anm.: den Text) doch lieber selber im Gästebuch ein.
> Das wäre nett.
Na gut, da ist meine Mail:
Bin ich ein Verfechter der alten Rechtschreibung?
Eigentlich nicht.
Ich bin nur der Meinung, daß die Idee einer Rechtschreibung an sich schon irgendwie berechtigt ist.
Es sollte also eine Rechtschreibung geben.
Leider wurde die "alte" in einer kritischen Zeit abgeschafft - in einer Zeit, in der sich nur noch wenige um Rechtschreibung bemüht haben. Von diesen wenigen wurden die meisten auf Dauer zu Schreibern gemacht, die von anderen zwar nicht zurecht, aber - in völlig unangemessenem Anspruch - zu Recht als fehlerhaft Schreibende angesehen werden können und werden.
Gut, diese Veränderung gerade zu dieser Zeit war ja gerade durch diese Situation begründet.
Je nun - die alte Schreibung hätte dann auch ersetzt werden müssen durch etwas, von dem mit gewisser Berechtigung anzunehmen hätte sein können, daß es geeignet wäre, mehr Leuten zugänglich zu sein. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, wäre jedoch nötig gewesen:
* deutliche(!!) Vereinfachung
* Einhaltung eines sinnvollen Abstands zur alten
* Abweichungen in verständlicher und systematischer Weise gebildet
* keine Veränderungen um der bloßen Veränderung willen
* keine windelweichen Kompromisse zwischen einander widerstrebenden Ansätzen
* vernünftige Einführung - dazu gehören u.a. Regeln, die mindestens überwiegend anwendbar sind
* VOR ALLEM ABER: begründete Erwartung, daß durch diese Änderung der Kreis derer, die auf Rechtschreibung achten, zumindest auf Dauer nicht kleiner wird
Nichts davon wurde beachtet.
Die Folgen sind klar ablesbar: KEIN Presseorgan ("Organ" in diesem Sinn mag ein Austriazismus sein ;-) ) hat auch nur sein Rechtschreibniveau, das nicht erheblich unter dem vor der "Reform" lag; die Zahl der Rechtschreibfehler liegt bei den Zeitungen und Zeitschriften, bei denen ich das abschätzen zu können meine, ganz grob geschätzt um einen Faktor zehn höher als vor der Reform. Wobei ich, wohlgemerkt, vor der Reform Verstöße gegen die alte Rechtschreibung rechne, danach nur Verstöße gegen beide dieser Normen. Bei Verdacht auf Verstöße gegen die neue Rechtschreibung schaue ich übrigens prinzipiell nach, da ich mir bis heute kein verläßliches Urteil zutraue und auch immer wieder noch auf Überraschendes stoße.
Willkürliche Beispiele aus der deutschen Presselandschaft im April 2003, unfairerweise beginnend beim SPIEGEL (eine der ganz wenigen deutschsprachigen Zeitschriften, denen die Rechtschreibung nicht mehr oder weniger schnuppe ist):
dass / das -Fehler: notiere ich nicht mehr, da allzu häufig und selbst dort immer wieder zu finden, wo daß/das Fehler extrem rar waren, etwa im SPIEGEL.
Wachs- und Fieberglasfigurenkabinett (Spiegel #18/2003, S.184)
Einer zu viel (#16/03, S.139 - habe ich nicht nachgesehen, könnte und dürfte also korrektes Neuschreib sein)
Aus Beiträgen der Leonberger Kreiszeitung (Stuttgarter Zeitungsverbund, vergleichbar oder gleich also z.B. in Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung):
Zwei Tonnen Plastikgranulat übersähen die Fahrbahn (2.4.03, -7-)
Nur wenn der Aufwand für eine Ausschriebung höher ist, als die Vergabesumme, sollte darauf verzichtet werden, empfiehlt die Gemeinderüfungsanstalt. Vor allem Kleinreperaturen ... bestimmt die Gemeinde stets Gewertreibende ... (11.4.03, -8-)
Bischoff ... mit liberalter Haltung ... (LKZ, April, Ausgabe nicht notiert; Bischoff stand in der Überschrift, aus dem Inhalt ging hervor, daß ein katholischer Bischof gemeint war)
Aus einer Informationsbroschüre zu Magnetresonanztomographie:
... leichte allergische Reaktionen (z.B. Haurötungen) ... bei Schwangschaft ist Vorsicht geboten ...
Mein Fazit:
Mit all dem, was in der Schreibung verändert wurde, erreicht man allenfalls jene, die man mit solcherlei so willkürlichen wie unerheblichen Änderungen lediglich unnötigerweise belästigt bis verstört. Für alle anderen, insbesondere für die, für die diese Reform gedacht war, handelt es sich um eine rein akademische Diskussion.
Es wäre nötig, endlich an eine Rechtschreibreform zu denken. Leider ist dieser Terminus in den letzten Jahren in Mißkredit geraten. Wegen der so genannten, so also nur genannten und nicht wirklichen, Rechtschreibreform. Es wird sich also kaum jemand finden, der einerseits kompetent für ihre Vorbereitung und Umsetzung und andererseits bereit dazu wäre. Fände sich so einer jedoch, würde die Reform schon allein aufgrund dieses ungünstigen Umstands ins Leere laufen.
Meine Schwiegermutter hat eine Putzfrau mit deutscher Muttersprache. Diese kennt immerhin die Bezeichnung "Vogel", Begriffe wie "Amsel" oder "Spatz" sind ihr fremd.
Meine Frau hat die Tage neben der Hausarbeit einen typischen Hausfrauenquiz mitgehört. Eine der Preisfragen: Welcher der folgenden fünf Begriffe bezeichnet einen Baum: Fähe, Fähre, Föhre, ... (es folgten 2 Kunstworte). Einer der Kandidaten erriet das gesuchte Wort und gab als Grund dafür an, daß er zufällig eine Sendung gehört habe, in der das Wort "Fähre" vorgekommen sei, er meine, das Wort "Föhre" schon einmal gehört zu haben, die übrigen Wörter habe er weggelassen, da er sie nicht kenne.
Es kommt mir so vor, als ob die Rechtschreibreformer eine Reform für so ein Publikum gemacht hätten, ihr vorrangiges Mittel dazu sei es gewesen, die botanische und zoologische Namensgebung zu verändern unter Einschluß von Verballhornungen.
> Ist Logik eigentlich messbar oder ist Logik übersetzbar mit Möglichkeiten, wie geschickt man durch das Leben kommt?
Mit Hilfe der Logik kann man eventuell Maße bilden, mit diesen Logik zu messen wäre vergleichbar dazu, ein Maß mit sich selbst messen zu wollen.
> Intelligenz ist messbar, aber Logik?
So, Intelligenz ist meßbar.
Weiß ich.
Dazu gibt es Intelligenztests.
Was messen Intelligenztests?
Intelligenz.
Was ist also Intelligenz?
Klar, genau das, was Intelligenztests messen!
(Das ist übrigens keine Außenseitermeinung. Es handelt sich um den einzigen wirklich substantiellen und zielführenden Schluß, zu dem hochintelligente IQ-Testentwickler, etwa die der "Mensa"-Aufnahmetests, letztlich bei der Bewertung all dieser Tests, folglich auch ihrer eigenen, gekommen sind).
> Seien Sie ein wenig vorsichtiger, Herr Wagner.
> Die Logistik des Lebens verlangt das manchmal!
Seien wir also froh, daß die Logistik letztlich hauptsächlich dem Namen nach mit Logik zu tun hat, ansonsten wäre es wirklich zum Verzweifeln ;-)
Grüße,
Heinz Kohl
Heinz Kohl
eingetragen von Gast am 03.04.2003 um 11.25
Es ist völlig egal, ob die bisherige oder die neue s/ss/ß-Schreibung besser ist.
Neue und alte Rechtschreibung sind diesbezüglich und auch insgesamt ziemlich gleich schlecht, und einander auch sonst sehr ähnlich.
Kein Weitwurf, sondern einer, der auf den eigenen Zehen gelandet ist.
Natürlich kann, soll und wird man marginale Anpassungen eines Schreibstandards machen, wenn sich die tatsächlich anzutreffende Schreibung in einer abweichenden Form konsolidiert hat.
So etwas kann man jedoch durch laufende Korrekturen erledigen, wie das auch der Duden lange getan hat, wenn auch manchem nicht schnell genug.
Die neuen Regeln gelten noch in weit höherem Maß als die alten; dies gilt insbesondere für die Frage der s/ss/ß-Schreibung, die skurrilerweise auf eine Frage ss/ß-Schreibung verkürzt wurde.
Die Länge gesprochener Vokale ist nun oft und oft regional unterschiedlich, absolut und relativ. Bei s/ss/ß kann man sie grob in 3 Kategorien einteilen - kurz, mittel und lang.
Dazu kommt, daß, teilweise korreliert zur Vokallänge, s/ss/ß selbst verschiedenen gesprochen werden (grob: scharf, mittel, weich).
Die Schreibung orientierte sich vor der Reform in gewissem, geringem Maß an der Aussprache, und sie orientiert sich nach der Reform in gewissem, geringen Maß an der Aussprache, wenn auch etwas anders.
Zudem wird dadurch, während gleichzeitig behauptet wird, daß die Rechtschreibreform überhaupt nichts mit einer Änderung der Sprache zu tun hat, ja, damit gar nichts zu tun haben kann,
etwas in dieser Explizität Neues in die Rechtschreibung eingeführt, der Anspruch einer genormten Aussprachedauer.
Nicht nur in diesem Punkt wurde, so unnötig wie ärgerlich, die Einführung der Rechtschreibreform durch eine Geisteshaltung zwischen ideologisch reduziertem Blick und Heuchelei begleitet.
Das sogenannte Stammwortprinzip stellt weitere, tolldreiste bis harlekineske Beispiele dazu.
So wurden etliche Worte zum Wortstamm erklärt, die z.B. im 17. bis 19. Jahrhundert neu aus dem eigentlichen, oft uralten Wortstamm mit verändertem Vokal hervorgingen,
und dadurch z.T. Schreibungen erzeugt, die für die eigentlichen Stammwörter nie verwendet wurden.
Bei all den Wörtern mit "Wortstammanpassung" auf "ä", habe ich bisher keines gefunden, bei dem diese Begründung auch nur halbwegs stichhaltig gewesen wäre.
Bei immerhin etwa der Hälfte gab es immerhin neben(!) möglichen Stammwörtern mit "e" auch solche, die irgendwann mit "a" oder "ä" geschrieben wurden ...
... dazu gehört allerdings auch "Stängel" (ahd stengil !); selbst bei "Gämse" gibt es neben "Gams" etwa gleichviel ältere Wörter, die mit "e" geschrieben wurden.
Hätten die Rechtschreibreformer ihre Wortstammspielerei auch nur halbwegs konsequent umgesetzt, hieße es jetzt u.a. "das Sprächen", und trivialerweise "die Ältern".
Die einzige konsistente Schreibreform wäre hier gewesen, das "ä" als offensichtlich unnötig und lediglich fehlerprovozierend abzuschaffen.
Harlekineske Beispiele, als "Volksetymologie" (v)erklärt, kennt jeder:
Tollpatsch (von Tolpas - vom Ursprung her weder toll noch patsch!);
Quäntchen (von Quent / quintus);
einbläuen (von Pleuel wie in Pleuelstange. So blauäugig, daß er dies von blau ableitet, ist neben manchem Ignoranten offenbar manch "kompetenter" Sprachreformer)
Art pour l'Art nennt man das - und alle müssen mitmachen.
Welch ein Gefühl an Macht geht gerade davon aus, die Leute zu solch absurden Purzelbäumen zu zwingen!
Von Systematik sollte man bei diesem Pfusch gar nicht zu reden anfangen:
"aufwändig", aber "aufwenden" (ersteres abgeleitet von der vergleichsweise neuen Bildung "Aufwand", nicht vom deutlich älteren wenden)
Ich empfehle in kongenialer Weise, statt "Menge" künftig "Mänge" zu schreiben, da von (Bildungs-)"Mangel" abgeleitet ;-) .
Es handelt sich bei allen neuen Regeln um solche, die ungefähr so aussagekräftig sind wie
"kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist".
Schon der früher erhobene Anspruch, das Deutsche würde genauso geschrieben wie gesprochenen, erwies sich bei Analyse von außen als reine Selbsttäuschung der Deutschen.
Hat sich an der allzu engen Sicht der einschlägigen Fachleute durch diese Erkenntnis ausländischer Fachleute wirklich etwas geändert?
Heinz Kohl
eingetragen von margel am 25.03.2003 um 18.40
Na, also - Alm-Öhi! Aber den Euro stifte ich trotzdem.
Margel muß ich leider aufgeben, wird nämlich schon für eine
Punk(!)-Website genutzt. Das denn doch lieber nicht...
eingetragen von Gast am 25.03.2003 um 16.25
Ob das Zeug bei Stuttgart nicht doch in Wirklichkeit Mergel heißt? Und unser Bergtüfeli sich in der Gegend von Tschingelalmi, Schwandenallmi, Gibelacher und Schwanden-Sagi herumtreibt?
Alm-Öhi
Stockhorn
eingetragen von Gast am 24.03.2003 um 15.50
Margel, chut!
Murgel
Gorges des Richards
eingetragen von Gast am 21.03.2003 um 21.27
als schreibWAISE der zufällig auf diese seite gestossen ist, frage ich mich angesichts der zunehmend
stärker werdenden chatkultur, warum man nicht gleich nägel mit köpfen gemacht hat, gross- und kleinschreibung
aufgehoben und generell statt ß automatisch ss und auch im selben zuge die umlaute abgeschafft hat...
aufgrund halber an der öffentlichkeit vorbeigemachten "reformen", habe ich mich entschlossen, heftigste
rechtschreibreformfehler zu machen und werde, sobald ich ein wenig mehr zeit habe, einbuchohneleerzeichenschreibenweilichglaubedassdieseinvollkommenneueslesegefühlergibt
BankDirektor
www.bankleere.de
eingetragen von Gast am 19.03.2003 um 09.22
Frage: wenn es korrekt jetzt ist Teen- ager als "Tee- nager" zu trennen, müßten wir dann nicht der neuen Logig folgend nun auch Schul- alltag als "Schu- lalltag" trennen? Ach wäre das herrlich, wenn wir tatsächlich in der übrigen "noch" nicht reformierten Sprachschrift eine neue Konsequenz "ein führen" würden ... neuer Stoff für die Kabaretts ...
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Gast am 14.03.2003 um 14.15
Bei der Beschreibung der Montage von Kunststoff-Profilen fiel mir das Wort \"einklipsen\" ein. Weil ich unsicher war, ob man es mit einem oder zwei \"p\" schreibt, wollte ich es im Duden suchen. Es steht nirgends. Nicht im Duden, Bertelsmann, Wahrig, Ickler. Ebensowenig \"einclipsen, klipsen, clipsen\". Gibt es das Wort garnicht? Ist es nur Techniker-Fachsprache oder nicht einmal das? Ich glaube, daß es auch im Hausgebrauch oft verwendet wird. Es ist viel lautmalerischer und genauer als \"einrasten\" oder ähnliches. Oder gibt es dafür ein wirklich besseres rein deutsches Wort? Ich glaube, es ist nur ein Beispiel für viele Verb-Schöpfungen aus englischen Substantiven. Oder muß man es es mit zwei \"p\" schleiben, weil es mit \"der Klipp\" (von englisch \"the clip\") oder mit \"die Klippe\" (englisch \"the cliff\") zusammenhängt? Falls es das Wort doch gibt, sollte es wohl in das Ickler-Wörterbuch aufgenommen werden.
Henning Upmeyer
O-Dorf
eingetragen von Gast am 05.03.2003 um 18.54
Sehr geehrter Herr Upmeyer,
langsam kehrt wieder ein Heimatgefühl auf dem neuen Netzknoten ein. Wie Sie sehen, kann ein Gast ohne Forumsanmeldung hier im Gästebuch schreiben, wie ich es hier mache. Ein Skriptfehler wurde instandgesetzt. Geschrieben wird dennoch in der datenbankgestützten Forentechnik, so daß über die erweiterte Suche auch diese Gästebucheinträge gefunden werden. Dem Ziel, alles an einer Stelle durchsuchen zu können, sind wir durch Ihren Hinweis ein Stück näher gekommen. Übrigens sind ältere Gästebuicheinträge in die neue Forentechnik übertragen worden.
Die früheren Gästebücher sind offen, ich reparierte einen Verweis.
Ihr
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Henning Upmeyer am 05.03.2003 um 10.19
Testeintrag
eingetragen von Mädchenfüralles am 12.02.2003 um 14.32
From: Kryjanovskaia Larissa
To: "'post@rechtschreibreform.com'"
Subject: Rechtsschreibreform Logo
Date: Thu, 13 Feb 2003 15:11:18 +0100
<>
Guten Tag, Herr Drägger,
Das Logo, was ich meine, ist unten rechts zu sehen.
Helfen Sie mir bitte das Logo zu bekommen
> Mit freundlichen Grüßen
>
Dr. Larissa Kryjanovskaia
Senior AE-Consultant
Software Engineering
AE-Service
ITELLIUM
Systems & Services GmbH
Hanauer Landstraße 523
60386 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-9002-2312
Fax: +49-69-9002-3919
mailto:larissa.kryjanovskaia@itellium.com
__________________
Dominik Schumacher
eingetragen von Mädchenfüralles am 12.02.2003 um 14.15
From: Kryjanovskaia Larissa
To: "'post@rechtschreibreform.com'"
Subject: RV Rechtschreibreform Logo
Date: Thu, 13 Feb 2003 13:23:20 +0100
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bitte ich Sie herzlich mir
RV Rechtschreibreform Logo zu
schicken oder einen Link, wo ich es finden könnte
> Mit freundlichen Grüßen
>
Dr. Larissa Kryjanovskaia
Senior AE-Consultant
Software Engineering
AE-Service
ITELLIUM
Systems & Services GmbH
Hanauer Landstraße 523
60386 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-9002-2312
Fax: +49-69-9002-3919
mailto:larissa.kryjanovskaia@itellium.com
Weiß jemand genaueres?
__________________
Dominik Schumacher
eingetragen von Christian Melsa am 01.12.2002 um 05.29
![]()
Wer wird auf der Veranstaltung in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste am 3. Dezember anwesend sein und kann mir schöne Fotos (gern auch Photos) von diesem coolen Event liefern? Es ist ein Bericht auf der VRS-Webseite geplant, dafür könnte ich Bildmaterial sehr gut gebrauchen.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 16.07.2002 um 12.59
... Bräzzelen!
Es paßt schon alles zusammen: Als letzteres pries bei der letzten "Heidelberger Schlossbeleuchtung" (großes Feuerwerk an Neckar und Schloß - nächster Termin: 7.9.) lautstark ein offenbar welschländischer Verkäufer seine Brezeln an. Da passen die Gläseren doch gut dazu!
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Reinhard Markner am 16.07.2002 um 11.27
Im Deutschen wird der pränominale Genitiv auch "der sächsische Genitiv" genannt. Beispiel : des Königs Gefolge. Es gibt ihn also, wenn auch eher selten. Natürlich schreibt man ihn ohne Apostroph. Dessen mißbräuchliche Setzung wiederum kommt uns ein bißchen "angelsächsisch" vor, daher wohl die Verwechslung.
eingetragen von Gast am 16.07.2002 um 07.14
Ich habe bei eBay eine Spülmaschine gesucht und folgendes entdeckt (Text gekürzt):
Gläserspülmaschine ...gestattet das Waschen von Teller`n und Gläser`n bis zu einer Höhe von 210 mm / besonder`s gut für herkömmliche Gläser und kleinen Teller`n im Bistrobereich ...Preis plus Mwst. und Versand 25€ nur innerhalb Deutschland`s
Ich konnte es mir nicht verkneifen, an den Verkäufer folgendes zu schreiben:
Bi der Suche nach einer Spülmaschine bin ich auf Ihre Versteigerung gestoßen. Das "`s" aus
dem Englischen z.B. bei "Peter`s Kneipe" oder "Petra`s Kinderladen" hat sich ja
eingebürgert obwohl es im Deutschen einen "Sächsischen Genitiv" nicht gibt. Aber die
Schreibweise von "Teller`n" und "Gläser`n" und auch die von "besonder`s" habe ich noch nie
gesehen. Laut Duden und auch nach der neuen deutschen Rechtschreibreform ist sie auch
falsch.
und bekam die Antwort:
wird bei uns teilweise so gemacht . Das (e) wird durch ein Strich ersetzt .
Zum anderen interessiert mich die Rechtschreibreform herzlich wenig.
Nicht für ungut.
Ich bin mit der Rechtschreibreform auch nicht in allen Punkten einvertanden aber diese Einstellung zur Deutschen Sprache spricht doch für sich.
Gerhard Heller
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.07.2002 um 08.20
![]()
1. Zur Frage Freiheit und Korrumpierbarkeit von Wissenschaftler vgl. als unkorrumpierbares Beispiel
Th. Ickler, ein M.m.E., zahlreiche Belege
2. Zu Klimaschutz und Wärmedämmung: ein interessanter geistiger Link.
eingetragen von Gast am 09.07.2002 um 18.56
1. Zur Frage Freiheit und Korrumpierbarkeit von Wissenschaftler vgl.
R.Musil,Der M.o.E. Teil 1,Kap.13,Anfang
2. Zu Klimaschutz und Wärmedämmung: Aufsatz Prof. G.Tetzlaff
"Ein utopischer Wunschtraum in Pharm.Ztg. Nr. 43/2000 S. 68 ff.
Reinhard Ickler
Dünenweg 27,26605 Aurich
eingetragen von Gast am 12.06.2002 um 17.54
[335] Sigi Müller, Schongau
12.06.02
Mit dem verbissenen Festhalten an der sogenannten alten Rechtschreibung dokumentiert sich eine seltsame, hartnäckige Unbeweglichkeit, wie sie auf vielen Ebenen immer wieder zu Tage tritt.
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[334] J. Koller, Bonn
11.06.02
Am Benutzen der sog. neuen Rechtschreibung dokumentiert sich ein Untertanengeist, wie er nur selten in der Öffentlichkeit zutage tritt.
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Quelle: http://bin.mayn.de/gaeste/?rsr
Forenschnüffler
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.05.2002 um 07.03
die kirche hat einen guten magen, hat ganze länder aufgefressen und doch nie sich übergessen; die kirch' allein, meine lieben frauen, kann ungerechtes gut verdauen.
...kann Ungerechtes gut verdauen?
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 26.05.2002 um 13.38
Man sollte endlich die kleinschreibung einführen.
Die rechtschreib und komma regeln absolut minimieren.
Vor den brüdern Grimm gab es auch keine festen regeln und man verstand sich doch.
Unnutze sprachregeln sind im hohen masse vergeudetes volkseinkommen
und blocken die inteligenz die sonst für andere dinge frei wäre.
Schröder
Wiesbaden
eingetragen von Gast am 23.05.2002 um 11.13
Wie Heinrich Heine den Namen geschrieben hat, weiß ich nicht. Sein Gedicht beruht aber auf einem biblischen Stoff (Daniel 5). In der Luther-Bibel wird der Name "Belsazar" geschrieben, in der Zürcher Bibel eigenartigerweise "Belsazzar". Mit tz habe ich den Namen noch nie gesehen.
Schubert
Berlin
eingetragen von Gast am 23.05.2002 um 02.34
Belsatzar oder Belsazar?
Google fand bei
Seiten aus D 138 mal, bei Seiten auf D 193 mal und weltweit 298 mal den Titel Belsatzar „platziert“.
Ist dieser Titel von Heinrich Heine oder kommt er aus Pisa?
Für Belsazar sprachen insgesamt 3508 Googles.
Weiß jemand, wie Heine den Titel tatsächlich schrieb?
Für eine Antwort bin ich sehr dankbar
genzmann@tiscalinet.de
Rolf Genzmann
Hausdorffstraße 233, 53129 Bonn
eingetragen von Gast am 20.05.2002 um 15.34
Der untenstehende Beitrag von mir bedeutet nicht eine Empfehlung zur Abschaffung der Deutschen Sprache, sondern vielmehr ein resignierendes Bedauern darüber, daß selbst die Abschaffung der Deutschen Sprache zugunsten eines höheren Zwecks (= Europäische Einheitssprache)unseren obersten Herrschaften, die wir alle so lieben, möglich wäre, wenn sie dies denn ernsthaft ins Auge faßten.
Thomas Schonhardt
eingetragen von Gast am 20.05.2002 um 04.29
Die Durchsetzung der sogenannten Rechtschreibreform ist nur deshalb möglich geworden, weil die Medien fast ausnahmslos mitgespielt haben; hätten die Medien nicht mitgemacht, würden wir heute noch überall schönes klassisches Deutsch lesen. Dies beweist für mich, daß, wenn Regierung und Medien zusammenspielen, alles möglich ist. Geht man aufs Ganze und denkt die Rechtschreibreform einen Schritt weiter, gelangt man zur Sprachreform. Ich bin gerade dabei, meine Englischkenntnisse wieder rundum zu erneuern. Dies geschieht zwar aus eigenem Antrieb heraus, jedoch finde ich immer wieder von verschiedenen Seiten Bestätigung dazu. So erklärte vor einigen Tagen eine Rechtsanwaltsgehilfin, daß auch im juristischen Bereich in Deutschland Englisch immer wichtiger würde. Allgemein sieht man, daß auch in der Welt des Internets und in anderen wichtigen Welten die englische Sprache die herausragende verbindende Rolle spielt. Werden wir nun alle Englisch lernen? Oder ist die Einführung einer anderen übernationalen europäischen Sprache denkbar? Um die europäische Integration zu vollenden, wird sich sicherlich irgendetwas in dieser Richtung tun müssen. Denn ein Europa mit x verschiedenen Sprachen ist wohl keine echte Union. Ist die Einführung einer Einheitssprache überhaupt möglich? Wird es nicht Proteste vieler "Rückständiger" geben, die an ihrer Volkssprache und nationalen Identität hängen? Wenn man die Erfahrungen aus der Rechtschreibreform zu Rate zieht, mag es gewiß Proteste geben; aber wenn Regierungen und Medien zusammenspielen, ist alles möglich.
Thomas Schonhardt
eingetragen von Christian Melsa am 16.05.2002 um 20.25
Unermäßlich, nicht schlecht. Zumal es ja genaugenommen dann schon unermässlich heißen müßte...
eingetragen von Gast am 16.05.2002 um 14.56
Unter www.brasil.de/ziele/amazonas/info.htm (--> hier Amazonasgebiet anklicken), fand ich ganz zum Schluß des Textes folgenden Satz:
"Dieser Tier- und Pflanzenreichtum ist so unermäßlich, dass ...".
Das Adjektiv "unermäßlich" war mir bislang nur als "unermeßlich" bekannt. Wahrscheinlich wird es - genauso wie aufwändig von Aufwand - von Maß abgeleitet, statt wie bisher von messen. Wird messen jetzt auch zu mässen? Oder die Messe zur Mässe?
Thomas Schonhardt
eingetragen von Gast am 29.04.2002 um 07.06
Hallo Leute
kommt uns besuchen auf www.fern-beziehung.de
hier könnt ihr eure erfahrungen austauschen und einfach spaß haben z.B. im chat
würde mich freuen euch dort begrüßen zu können
also www.fern-beziehung.de
Gruß Jessi
Jessi
/
eingetragen von Gast am 25.04.2002 um 12.19
Eine Frage von möglicherweise allgemeinem Interesse an Herrn Prof. Ickler: (Falls das Thema bereits früher einmal abgehandelt worden ist, ist die Sache erledigt.)
Vermutlich ist Ihnen das Buch Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, bekannt. Es ist für den Hochschulunterricht und als Handbuch gedacht. Es ist 1990 in der 1. Auflage und 1995 in der 2. Auflage erschienen, muß also den Reformern vorher bekannt gewesen sein.
Die Ausführungen in Kap. 3, Wortbildung des Adjektivs, Grundsätzliches, Kompositionen mit substantivischem Erstglied ("bombensicher") und mit partizipialem Zweitglied ("kräftezehrend", "wohlbedacht") und in Kap. 5, Wortbildung des Verbs, Kompositionen aus Verbstamm und Verb ("trennschleifen"), aus zwei Infinitiven ("verlorengehen"), mit Substantiv als Erstglied ("kopfstehen"), mit Adjektiv als Erstglied ("fertigbekommen"), mit Adverb als Erstglied ("wiederbringen") und die ausdrückliche Betonung der bedeutungsunterscheidenden Schreibweisen als Getrennt- und Zusammenschreibung sind völlig entgegengesetzt zu den Aussagen der Rechtschreibreform.
Falls die darin enthaltenen Aussagen wissenschaftliche Tatsachen und nicht nur persönliche Meinungen der Verfasser sind, drängt sich die Frage auf, ob die Reformer wissenschaftliche Tatsachen der Wortbildung einfach abschaffen können oder ob dieses Buch im Falle des Erfolgs der Reform als Irrlehre aus dem Verkehr gezogen oder inhaltlich völlig neu bearbeitet ("verbrannt oder widerrufen") werden muß. Eine Umstellung nur der Rechtschreibung würde den Inhalt unverständlich und unglaubhaft machen. Es scheint, daß jetzt Lehramtsstudenten etwas Entgegengesetztes lernen als sie später unterrichten müssen. Das dürften ihre Hochschullehrer eigentlich nicht einfach so hinnehmen.
Oder sehe ich das alles falsch?
Henning Upmeyer
Olching
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 21.02
Substantive darf man beliebig zusammenfügen (ab mehr als vier wird es etwas unübersichtlich), Adjektive mindestens paarweise (das hat uns Herr Homer so schön vorgemacht, und die deutschen Klassiker haben es wiederentdeckt), warum also nicht auch Verben? Verbote darf es nicht geben, wo bliebe sonst die dichterische Freiheit der Wortschöpfung? Dann wird sich zeigen, ob auch andere davon Gebrauch machen und ein neuer Begriff sich durchsetzt. Das ist das wirklich Einmalige und Schöne an der deutschen Sprache. (Nur die Festlandskandinavier können es fast genauso.)
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Elke Philburn am 20.04.2002 um 19.33
Ich hatte eben nach Absenden, wie so oft, diese Meldung:
Fatal error: Maximum execution time of 30 seconds exceeded in /usr/local/plesk/apache/vhosts/rechtschreibreform.de/httpdocs/Forum/global.php on line 540
Soo dramatisch ist das nicht, weil bisher alle Beiträge ankamen.
Was ein wenig nervt, ist, daß man den Namen und das Paßwort vor jedem Absenden oder jeder Änderung wieder neu eintragen muß. Das ist erst seit kurzem so.
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 19.28
Ich hatte keine Fehlermeldung bekommen!
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 19.27
Hallo, mein Name ist Dominik Schumacher. Ich fühle mich verantwortlich für die Technik. Jetzt wähle ich mich hier als Gast ein. Technisch läuft das ab, wie wenn mein Name »Gast« wäre und meine Anmeldung ein öffentlich nicht zu sehendes Paßwort selbsttätig verwendet. Wüßte ich dieses Paßwort, könnte ich ohne Unterschied zu anderen Gästen auch deren Gastbeiträge ändern oder sogar löschen. Es versteht sich von selbst, daß ich darüber hinaus über administrative Paßwörter verfüge, womit ich an alles herankomme, auch ohne daß es technische Spuren hinterläßt. So ist es nun einmal in der Internettechnik. Hin und wieder will ich jedoch deutlich mitteilen, daß wir als Redakteure von diesen Möglichkeiten nur soweit Gebrauch mache, wie es hier bekannt ist; genau gesagt sehr, sehr selten: fast nie! Mein Anliegen ist es, die Technik fehlerfrei zu installieren. Wenn ich jetzt also den beschriebenen Fehler als Gast erlebe, kann ich ihm nachspüren und berichtigen. Für nachvollziehbare Beobachtungen, wie sie Herr Kukulies hier aufschreibt, bin ich sehr dankbar. Das Leitthema Rechtschreibreform und Gruppendynamik hatte Unruhe mit sich gezogen, in deren Verlauf es auch zum Löschen von Beiträgen von Herrn Riebe gekommen ist. Meine Frage an Herrn Metes, ob er „sein“ Leitthema nicht selbst moderieren, das heißt im Extremfall auch durch Löschen begleiten will, beantwortete er mit „Gerne“. Also wurde aus dem Leitthema ein moderierbares eigenes Forum. Dieses neue Gästebuch könnte auch einen eigenen Moderator haben. Herr Schubert aus Berlin könnte – Anmeldung vorausgesetzt – hier moderieren. Ich habe mich noch nicht mit Herrn Dräger besprochen, aber auf diesem Wege könnten wir dem unterschwelligen Gefühl, hier könne die eigene Meinung nicht unsenziert geäußert werden, die entgegengesetzte Richtung geben. Sprache und das Lernen von Rechtschreibung lebt von Rede und Widerrede.
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Christoph Kukulies am 20.04.2002 um 18.33
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Melsa
Bei Einträgen ins Gästebuch kommt übrigens auch immer eine Fehlermeldung ("Fatal error: Maximum execution time of 30 seconds exceeded in /usr/local/plesk/apache/vhosts/rechtschreibreform.de/httpdocs/Forum/global.php on line 540"), obwohl das Eintragen trotzdem funktioniert hat. So ist es jedenfalls bei mir.
Herr Netzmeister (Dominik Schumacher), diesen Effekt hatte ich Ihnen auch schon beschrieben. Wir haben einen zweiten Datenpunkt. Ich bin nicht der Einzige, der diesen Fehler beobachtet hat.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Christian Melsa am 20.04.2002 um 18.14
Zitat:Sehr schade. Versuchen Sie's doch noch mal, wenn der Frust sich gesetzt hat. Ich bin sehr neugierig auf Ihre Antwort. Längere Texte wie meinen letzten Beitrag schreibe ich auch meistens nicht im Browser, sondern erstmal in Wordpad, wo ich regelmäßig zwischendurch speichern kann. Bei mir stürzt eher der Browser ab, als daß die Servertechnik etwas nicht schlucken will. Kann natürlich auch passieren, daß man nur auf "Vorschau" geklickt und vergessen hat, den Beitrag final abzuschicken. Bei Einträgen ins Gästebuch kommt übrigens auch immer eine Fehlermeldung ("Fatal error: Maximum execution time of 30 seconds exceeded in /usr/local/plesk/apache/vhosts/rechtschreibreform.de/httpdocs/Forum/global.php on line 540"), obwohl das Eintragen trotzdem funktioniert hat. So ist es jedenfalls bei mir.
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert
Herr Melsa, auf Ihren ausführlichen Beitrag habe ich fast ebenso ausführlich eine Antwort verfasst. Als ich auf "Beitrag abschicken" klickte, war meine Antwort gelöscht. Als ich das Ganze wiederholte, ging es ebenso. Ein drittes Mal mache ich das nicht. Entweder ist mir eine technische Ungeschicklichkeit unterlaufen, oder ich bin beim Webmaster missliebig geworden, so wie der manchmal zu nachdenkliche Prof. Ickler oder der Vielschreiber Riebe. Dann eben nicht.
Schubert
Bln
eingetragen von Elke Philburn am 20.04.2002 um 16.09
Zitat:
oder ich bin beim Webmaster missliebig geworden, so wie der manchmal zu nachdenkliche Prof. Ickler oder der Vielschreiber Riebe.
Ganz sicher nicht. Das ist vermutlich die Technik, die auch mir nicht immer gewogen ist.
eingetragen von Martin Dauth am 20.04.2002 um 16.02
Nur ist eben häufig auch der Lesegenuß getrübt, wenn man gezwungen ist, bei nach Metzgerart zerhackten Wörtern zu überlegen, was der Schreiber mit seinem Text wohl sagen will.
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 16.02
Herr Melsa, auf Ihren ausführlichen Beitrag habe ich fast ebenso ausführlich eine Antwort verfasst. Als ich auf "Beitrag abschicken" klickte, war meine Antwort gelöscht. Als ich das Ganze wiederholte, ging es ebenso. Ein drittes Mal mache ich das nicht. Entweder ist mir eine technische Ungeschicklichkeit unterlaufen, oder ich bin beim Webmaster missliebig geworden, so wie der manchmal zu nachdenkliche Prof. Ickler oder der Vielschreiber Riebe. Dann eben nicht.
Schubert
Bln
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 15.46
Herr Reimers, in diesem Forum ist es üblich, wenn jemand ein Beispiel oder einen Vergleich bringt, ohne Begründung zu schreiben: Der Vergleich hinkt. Bei Ihrem Vergleich lässt sich das aber begründen: Wenn bei einer Schubert-Sinfonie ein einziges Mal ein falsches Vorzeichen kommt, entsteht ein Missklang, das den Kunstgenuss zunichte macht. Wenn aber in einem Schriftstück eine Normabweichung vorkommt, die selbst der Mehrheit der Anhänger der alten Norm als harmlos erscheint, bleibt das Schriftstück noch genießbar.
Schubert
Bln
eingetragen von Gast am 20.04.2002 um 14.24
Nichts
Heidi
Bonn
eingetragen von Martin Reimers am 20.04.2002 um 09.12
Sehr geehrter Herr Schubert,
Das Argument, daß sich die Reform zu 90% nur auf die S-Schreibung auswirke, taucht in der Diskussion immer wieder auf – vor allem dann, wenn die Urheber und die wenigen Apologeten des Experiments sich händeringend um den Beweis bemühen, daß sich doch eigentlich gar nichts geändert hätte.
Nun taugen solche quantitativen Überlegungen zur Beurteilung einer Sprachsituation ausgesprochen wenig. Vielleicht hilft hier ein Vergleich weiter: stellen Sie sich eine Sinfonie (etwa eine Ihres berühmten Namensvetters) vor, bei der den Orchestermusikern die Beachtung der Vorzeichen in 0,5 % der Fälle, freigestellt wäre. Ob dies eine Erleichterung für Normal- und Wenigspieler bedeutet, lasse ich einmal dahingestellt. Die Begeisterung im Publikum läge jedoch mit Sicherheit unter den von Allensbach dieser Tage in ähnlichem Zusammenhang ermittelten 10%.
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Martin Reimers
eingetragen von Christian Melsa am 20.04.2002 um 01.31
Ursprünglich eingetragen von Herrn S. aus der V. in B.:
Für eine Antwort auf Herrn Melsas Frage muss ich etwas ausholen und ins Detail gehen. Wenn eine Sprache wie das Englische nie eine Schreibreform erlebt hat, droht das, was Frau Philburn so treffend als Verlotterung bezeichnet hat. Die jetzige Reform bringt deshalb in Einzelfällen eine Anpassung der Schriftgestalt an die Aussprache (Delfin, Katarr, platzieren, nummerieren).
Weil es Einzelfälle sind, muß man sie auch einzeln kennen. Die puren Reformregeln der Laut-Buchstaben-Zuordnung würden auch die bisherigen Schreibweisen zulassen, und die könnte man dann genausogut einzeln kennen. Einige spezielle Schreibweisen wurden aber dennoch geändert, die Auswahl ist allerdings ziemlich willkürlich. Das wäre ja noch hinnehmbar, wenn in allen Fällen die bisherigen Formen als Varianten gültig blieben, aber selbst bei der Variantenführung ist kein roter Faden zu erkennen. Betrachten wir einmal anhand einiger Beispiele die Kategorie von Wörtern, die Sie anführen, also eingedeutschte Fremdwörter (HV=Hauptvariante, NV=Nebenvariante).
Hauptform neu:
HV Sketsch, NV Sketch
HV Ketschup, NV Ketchup
HV Potenzial, NV Potential
Nebenform neu:
HV Delphin, NV Delfin
HV Panther, NV Panter
HV Kattarh, NV Katarr
HV Trekking, NV Trecking
Keine Variantenpräferenz:
Shrimp, Schrimp
Keine Varianten:
Stuckateur (Stukkateur gestrichen)
Känguru (Känguruh gestrichen)
Karamell (Karamel gestrichen)
Tipp (Tip gestrichen)
Shop (wieso nicht auch *Schopp?)
Metapher (wieso nicht auch *Metafer?)
Wo soll da das System sein? Die Regeln geben keine Hilfe, einen Einzelfall zu entscheiden, man muß im Wörterbuch nachschlagen. Von dort dann die bisherige Schreibweise zu übernehmen ist auch nicht schwieriger, als das mit der neuen zu tun. Vor der Reform konnte man wenigstens sicher sein, daß man nichts falsch macht, wenn man solche Wörter so schreibt, wie man sie aus Büchern kennt (sofern sie nicht älter als 100 Jahre, also jedenfalls zu eigenen Lebzeiten erschienen sind). Doch wer weiß schon genau, welche neuen Schreibweisen die Reform in diesem Bereich variantenlos eingeführt hat, welche man also nur in neuer Form schreiben dürfen soll?
Die obigen Beispiele sind alles Substantive. Integrierte Fremdwörter unter den Verben sind nur in vier Fällen geändert worden (jedenfalls stehen nur diese vier im Wörterverzeichnis der amtlichen Neuregelung):
Hauptform neu:
HV puschen, NV pushen
Keine Varianten:
frittieren
nummerieren
platzieren
Wieso hat ausgerechnet puschen eine Variante spendiert bekommen, die anderen Verben hingegen nicht? Ob es eine geheime Sonderbehandlung für englischstämmige Wörter gibt? Aber warum dann nur Tipp oder, bei den Adjektiven, nur kross - ohne Variante cross? Wobei es witzigerweise Motocross heißen soll, aber man darf auch wie bisher Moto-Cross schreiben, im Gegensatz zu beispielsweise Peepshow, da ist *Peep-Show nicht erlaubt, genau wie bei Personalityshow oder Quickstepp, was wiederum anders gehandhabt wird bei Publicrelations, das alternativ nicht *Public-Relations geschrieben werden darf, sondern nur Public Relations ...
Von dieser ganzen Problematik abgesehen hat es im Deutschen auch keine lautliche Entwicklung weg von der Schriftform gegeben, wie das beim Englischen der Fall ist. Es gibt keine Anzeichen dafür, daß der Klang gesprochenenen Deutschs sich seit 1901 irgendwie verändert hätte, in dieser Hinsicht besteht also überhaupt kein Aktualisierungsbedarf für die Schreibung. Und durch den Gebrauch von Tonaufzeichnung, wie er mittlerweile in Massen üblich ist, wird die Aussprache künftig wohl eher konserviert werden als daß sie sich wandelt. Zu erwarten ist höchstens wegen der modernen Kommunikationsmittel eine stärkere Wechselwirkung von Dialekten aufeinander, aber bei der Rechtschreibung geht man ja ohnehin von einer Standardsprache aus.
Wenn man sich entschlossen hat, bei der Großschreibung der Substantive zu bleiben, war es logisch und für Lernende nützlich, konsequenter als bisher Substantive großzuschreiben (Rad fahren, Auto fahren). Zugegebenermaßen ist die Reform dabei in wenigen Einzelfällen zu weit gegangen (Leid tun, zu Stande bringen); das wird sich korrigieren lassen. Bei "zu Stande" lässt der aktuelle Duden auch beide Schreibweisen zu.
Wieder das gleiche Problem: Wenn man Rad fahren schreiben soll und radfahren nicht mal als Variante mehr erlaubt ist, wieso dann nicht auch *Berg steigen? Genau wie bei bergsteigen der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht (auf den Berg steigen), kann man auch radfahren so betrachten (mit dem Rad fahren). Bisher war es so, daß solche Zusammensetzungen sich einfach aus dem Sprachgebrauch heraus gebildet haben, während andere, die theoretisch genauso konstruiert werden könnten, einfach weniger üblich waren. Die Reform hat nichts daran geändert, daß man die Einzelfälle irgendwie kennen muß, weil die nackten Regeln ohne Beispiele keine eindeutigen Schlüsse zulassen.
Das gilt auch für andere Bereiche der Groß-/Kleinschreibung:
Unter anderem geht es um Folgendes.
Das ist beileibe nicht das Einzige, das eine oder andere ist im Einzelnen noch verwirrender als Letzteres.
Des Näheren möchte ich mich nicht äußern und das bleibt auch bis auf weiteres dabei.
Im Wesentlichen ist das auf das schärfste zu kritisieren.
Auf dem schwarzen Brett wurde der Besuch des Ersten Bürgermeisters angekündigt.
Wird man von einer Schwarzen Witwe gebissen, ist schleunigst erste Hilfe erforderlich.
Sofern man die Regeln und vor allem die Fülle dazugehöriger Beispiele nicht sehr genau kennt, wird man wohl kaum wissen können, wo die Großschreibung nun erlaubt sein soll und wo nicht. Nun, der Abschnitt zur Groß-/Kleinschreibung erstreckt sich in der Neuregelung über 14 Paragraphen, im alten Duden sind es 24 - bei Ickler andererseits nur 3! Der Duden hat die Kennziffern also sehr eng gesetzt. Aussagekräftiger für den zu bewältigenden Lernumfang ist die Länge der Abschnitte in den verschiedenen Regelwerken: bei den Reformregeln rund 5400 Wörter, beim alten Duden rund 2300 und bei Ickler rund 1600.
Gut finde ich auch, dass die Reform die Tendenz des Deutschen zum Zusammenschreiben gebremst hat (Eis laufen statt eislaufen). Die Zusammenschreibe-Tendenz führt zu unübersichtlichen und schwer erlernbaren Wörtern.
Wenn die Zusammenschreibungstendenz so problematisch sein soll, wie erklären Sie sich dann die Motivation, die zu dieser Tendenz überhaupt erst führte? Der Grund, Wörter zusammenzuschreiben ist doch die semantische Markierung. Die Wörter, die die Zusammensetzung ausmachen, haben in dieser Form eine besondere Bedeutung, die eine andere wäre, wenn die Wörter voneinander getrennt stehen würden. Sprache ist dafür gedacht, Inhalte zu vermitteln. Die Reformänderungen in dem Bereich Getrennt-/Zusammenschreibung ergeben in dieser Hinsicht überhaupt keinen Sinn.
Zum Beispiel: Ich ging in den Zoo um mir Fleisch fressende Tiere anzusehen.
Sollen da Tiere dabei beobachtet werden, Fleisch zu fressen, oder sollen nur Karnivoren beschaut werden, egal bei welcher Tätigkeit? Natürlich kann man solche Sätze auch anders formulieren, um der reformverschuldeten Unschärfe aus dem Weg zu gehen, doch bei nachträglich umgestellter Literatur ist das nicht so einfach. Außerdem führen die Reformveränderungen der orthographischen Mechanismen an dieser Stelle ja eindeutig zu weniger Präzision. Die dafür verantwortliche Regel §36 (1.2) orientiert sich an sinnlosen, rein formalen Kriterien. Den Leser interessiert es nicht, ob es im Infinitiv Fleisch fressen oder fleischfressen heißt, im Partizip fungiert das Verb als Adjektiv. Oder was soll es, daß man zwar per Zusammenschreibung zwischen zusammenziehen und zusammen ziehen differenzieren darf, weil zusammen- in der Partikelliste aus §34(1) steht, aber nicht zwischen auseinanderbringen und auseinander bringen, weil auseinander- aus unerfindlichen Gründen auf dieser Liste fehlt? Derlei Merkwürdigkeiten sind gerade in diesem Teil der Neuregelung nicht wenige. Die Regelneuerungen entbehren aber nicht nur jedes sprachlichen Sinnes, sondern sind auch noch ungemein kompliziert. Dazu auch hier ein Umfangvergleich: Während die entsprechenden Teilbereiche der Regelwerke im alten Duden und von Ickler mit rund 1100 und 1200 Wörtern ungefähr gleichgroß sind, umfaßt derselbe Bereich in der Neuregelung fast 2900 Wörter.
Dass, wenn bei Zusammensetzungen drei Konsonanten aufeinandertreffen, alle drei geschrieben werden, hinde ich einfach logisch. Zwei plus eins ist nunmal drei. Warum soll bei "Eisschnelllauf" oder "Geschirrrückgabe" eigentlich ein Konsonant ausfallen? Wenn drei gleiche Vokale zusammentreffen, sollte man immer einen Bindestrich setzen (Tee-Ei). Schreiber, die wollen, dass ihr Text vom Leser leicht verstanden wird (nicht jeder Schreiber will das), sollten, wenn das zweite Teil des Kompositums mit Vokal anfängt, großzügig mit Bindestrichen umgehen (Lese-Erleichterung).
Ich bin nicht der einzige, der zu viele Bindestriche in Texten eher als schwerfällig und störend empfindet.
Zu den drei aufeinanderfolgenden gleichen Konsonanten hat gerade Herr Stirnemann fast alles gesagt, was sich dazu sagen läßt.
Besser sind die neuen Trennungsregeln (s-t; -ck; inte-ressant, anta-gonistisch). Leider erlaubt die Reform auch einige äußerst hässliche Trennungen (A-bend, o-der, Mag-net, Dip-lom); so darf man, muss man aber nicht trennen. Nachdem heutzutage das meiste, was geschrieben wird, nicht mehr auf Setz- oder Schreibmaschinen, sondern auf Computern geschrieben wird, braucht man nicht mehr so oft zu trennen. Das Abtrennen eines einzelnen Vokals (A-bend) ist nie erforderlich.
Erklären Sie mir eines: Warum schafft man erst Trennregeln, von deren Anwendung eigentlich gleich wieder abzuraten ist? Man kann auf Worttrennung schließlich auch ganz und gar verzichten. Wenn ein Text aber doch mit Trennungen gesetzt werden soll, dann sollte es Richtlinien geben, die dem flüssigen Lesen am besten dienlich sind. So ein Quatsch wie Tee-nager folgt derartigen Erwägungen ganz offensichtlich nicht. Und was soll erst hi-nauf, he-ran, vol-lenden, Klei-nod? Klar, man kann auch immer noch sinnvoll hin-auf, her-an, voll-enden und Klein-od trennen, aber wieso läßt die Neuregelung den anderen Unsinn überhaupt zu?
Und daß man jetzt st trennen darf - meinetwegen. Das war wirklich fällig. Aber wieso zum Ku-ckuck wird dann die Nichttrennbarkeit von ck eingeführt?!? Man kommt nicht umhin zu glauben, es sei den Reformern nur darum gegangen, möglichst überall irgendwas zu ändern, egal ob es Sinn ergibt.
Eindeutig besser ist die neue ss/ß-Regelung. Wenn man bedenkt, dass sie über 90 % aller Änderungen eines Textes ausmacht, spricht der Saldo für die Reform.
Was man systematisch gesehen für die bislang übliche ss/ß-Schreibung zusätzlich zu den "neuen" Regeln lernen muß, läßt sich in einem einzigen kurzen Satz zusammenfassen: ß statt ss am Silbenende und vor t. Diese simple Ergänzung verhindert solche Fälle wie Missstand, Schlussstrich, Gussstahl, Basssolo usw., die sehr leseunfreundlich und unästhetisch sind. Das ß als markantes Zeichen (Oberlänge) gliedert zusammengesetzte Wörter fürs Auge besser.
Da ein scharfer s-Laut in deutschen Wörtern meistens am Silbenende sitzt, gibt es bei der bewährten Regelung meistens auch nur zwei Möglichkeiten, wie er geschrieben werden kann: entweder mit s oder mit ß. Die Reformregeln führen zu drei Möglichkeiten: s, ß und ss. Für jemanden, der die Regeln nicht in allen Einzelheiten kennt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Glückstreffers also wesentlich geringer.
Die Regeln sind für Grundschulkinder schwer zu begreifen. Vor allem dort, wo nicht hochdeutsch gesprochen wird, ist es für sie extrem schwierig, die vorausgesetzte Länge von Vokalen zu (er)kennen. Weiterhin kommt es ja noch darauf an, ob der Vokal, hinter dem der fragliche s-Laut sich befindet, betont ist und ob in der Grundform des Wortes wieder ein Vokal folgt oder ein Konsonant. Das ist den meisten Schulkindern offenbar zu komplex, jedenfalls zeigt die Studie von Prof. Marx ja eine signifikante Fehlervermehrung in dem Bereich ss/ß-Schreibung nach Einführung der Reform.
Wie bei allen Reformbereichen ist hier wohl in erster Linie das Problem, daß nicht nur die Schulkinder im Alltag ständig unterschiedlichen Orthographien ausgesetzt sind, so daß sich die richtigen Schreibweisen nicht so einfach per Gewöhnung erlernen lassen - zumal selbst dort, wo man versucht, die Reform umzusetzen, ziemlich viele Fehler gemacht werden.
Soweit mein Standpunkt. Sie sehen also, dass mir auch nicht alles zu 100 % gefällt. Aber wenn man grundsätzlich für eine Reform ist (siehe oben), darf man nicht erwarten, dass restlos alles nach dem eigenen Geschmack geht.
Wenn Sie dermaßen grundsätzlich für eine Reform sind, daß Sie alles hinnehmen, solange es nur "Reform" genannt wird, kann man Sie ja theoretisch von jeder Maßnahme überzeugen. Und wenn übrigens nur 10 % der Betroffenen eine Maßnahme gefällt, sollte man eigentlich erwarten, daß es dann nicht nach dem Geschmack dieser kleinen Minderheit geht. In einer echten Demokratie müßte die Sache damit doch geklärt sein (erst recht, wenn es sogar zu einem handfesten Volksentscheid kommt). Sie sind doch wahrscheinlich auch Demokrat, oder?
Aber immerhin sind Ihnen ja einige Macken der Rechtschreibreform bereits aufgefallen. Ich hoffe, meine obigen Ausführungen haben Ihnen gezeigt, daß eigentlich überall der Wurm drinsteckt. Die Reformer hatten ja ursprünglich ganz andere Pläne. Wenn man grundlegende Bereiche der Orthographie praktisch noch einmal ganz neu erfinden würde, wie es einige von ihnen ja durchaus vorhatten, dann könnte man natürlich viel konsistentere Regeln aufstellen. Aber was dabei herauskäme, wäre derart anders, daß alles bisher Geschriebene vor allem für spätere Generationen so gut wie unlesbar würde (man bedenke, was für Probleme vielen heute schon Frakturschrift bereitet). Die jetzige "Reform" ist natürlich kein Umsturz, sondern eine einzige Flickschusterei, die erwiesenermaßen die Schwierigkeiten der Rechtschreibung noch erheblich verschlimmert, angerichtet von Leuten, die sich nun einmal in den Kopf gesetzt hatten, die Rechtschreibung irgendwie zu verändern. Sie hatten sich in den Glauben hineingesteigert, auf diese Weise würden sich die Gesellschaftsverhältnisse verbessern lassen. Wie verbohrte Kommunisten. Falls sie mittlerweile ihre Fehleinschätzung erkannt haben, ist es ihnen natürlich peinlich, das zuzugeben. Das gilt ebenso für all ihre Erfüllungsgehilfen, vom Kultusminister bis zum Chefredakteur. Obwohl auch in solchen Reihen Einsicht und Reue immer offenbarer werden.
Ihre Hinweise, Herr Melsa, auf stets folgsame Duden-Beachtung sind wieder Argumenta ad hominem. Kein Kommentar dazu.
Das kann man mit einem gewissen Tunnelblick so sehen. Oder bin ich es, dem etwas entgangen ist? Was ist denn an meinen Argumenten geschummelt gewesen? Gerade beim Duden dürfte die erwähnte Reue übrigens am größten sein.
Ihr C.M. aus der V. in H.
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P.S.: Herr P.S., was mich noch interessieren würde:
Schade, dass Sie den im Internet angemessenen Ton nicht ganz getroffen haben.
- Worauf beziehen Sie sich da denn? War jemand zu frech oder beleidigend? Oder was ist gemeint?
eingetragen von Gast am 19.04.2002 um 22.13
Schlagen wir vielleicht den falschen Sack?
Falls die Zeitungsredakteure ihre Artikel weiter in bisheriger Rechtschreibung verfassen und die Artikel danach von einem Rechtschreibumwandlungsprogramm auf "neue" Rechtschreibung umgesetzt werden, könnte es auch sein, daß einige Redakteure von dem Ergebnis so angewidert sind, daß sie es gar nicht mehr korrekturlesen und einfach so drucken lassen. Sie müssen die neuen Regeln auch gar nicht beherrschen, sondern dürfen sich auf das Umsetzprogramm verlassen.
Anscheined durchsuchen diese Programme den Text nach Wortteilen, die irgendwie nach Substantiven aussehen, trennen sie ab und schreiben sie mit großen Anfangsbuchstaben. Alle Wortteile, die nach Adjektiven aussieht, trennen sie ab.
Das, was die Rechtschreibreformer ausdrücklich von den Lesern verlangen, nämlich den gemeinten Sinn aus dem Satzzusammenhang zu erkennen, können die Umsetzprogramme aber überhaupt nicht. Entweder ist das gar nicht programmierbar, oder die unfähigen Programmierer sind die Schuldigen. Da Microsoft nie den Quellcode herausgibt, ist nicht nachprüfbar, wo die Fehler liegen. Vermutlich müssen wir als Schuldigen an dem schrecklichen Zeitungs- und Buchdeutsch die Fa. Microsoft erkennen. In der Praxis schauen die wenigsten Schreiber dauernd im Duden nach, sondern verlassen sich auf ihr Computer-Rechtschreibprogramm. Da aber die Rechtschreibprogramme der bisherigen Rechtschreibung sehr gut arbeiten, muß man ganz einfach feststellen: Was bestens funktioniert, ändert man nicht; wenn die neuen Rechtschreibprogramme nicht funktionieren, muß man bei den funktionierenden alten bleiben.
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Elke Philburn am 19.04.2002 um 16.01
Zitat:
Die Zusammenschreibe-Tendenz führt zu unübersichtlichen und schwer erlernbaren Wörtern.
Wir müssen aber nicht davon ausgehen, daß das mehr als Spekulation ist?
eingetragen von Elke Philburn am 19.04.2002 um 15.36
Das mit der Verlotterung der englischen Orthographie war natürlich nicht ganz ernst gemeint.
Mir wären auch keine Anzeichen bekannt, wonach die deutsche Orthographie und die Aussprache mehr und mehr auseinandergedriftet wären, wie es im Englischen geschehen ist.
Deshalb kann die Entwicklung der englischen Orthographie, wie man sie auch beurteilen mag, nicht als Beleg für die Notwendigkeit der Rechtschreibreform herhalten.
(Hierbei kann man natürlich einwenden, daß das Heyse-s zu einer größeren Übereinstimmung in der Schreibung von finalem /s/ und der vorangehenden Vokallänge geführt hat. Diesen durchschlagenden Triumph dürfen die Reformverfechter über alle Maßen feiern.)
eingetragen von Gast am 19.04.2002 um 15.00
Schade, dass Sie den im Internet angemessenen Ton nicht ganz getroffen haben.
S
B
eingetragen von Christoph Kukulies am 19.04.2002 um 14.34
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
Für eine Antwort auf Herrn Melsas Frage muss ich etwas ausholen und ins Detail gehen. Wenn eine Sprache wie das Englische nie eine Schreibreform erlebt hat, droht das, was Frau Philburn so treffend als Verlotterung bezeichnet hat. Die jetzige Reform bringt deshalb in Einzelfällen eine Anpassung der Schriftgestalt an die Aussprache (Delfin, Katarr, platzieren, nummerieren).
Wenn man sich entschlossen hat, bei der Großschreibung der Substantive zu bleiben, war es logisch und für Lernende nützlich, konsequenter als bisher Substantive großzuschreiben (Rad fahren, Auto fahren). Zugegebenermaßen ist die Reform dabei in wenigen Einzelfällen zu weit gegangen (Leid tun, zu Stande bringen); das wird sich korrigieren lassen. Bei "zu Stande" lässt der aktuelle Duden auch beide Schreibweisen zu.
Gut finde ich auch, dass die Reform die Tendenz des Deutschen zum Zusammenschreiben gebremst hat (Eis laufen statt eislaufen). Die Zusammenschreibe-Tendenz führt zu unübersichtlichen und schwer erlernbaren Wörtern.
Dass, wenn bei Zusammensetzungen drei Konsonanten aufeinandertreffen, alle drei geschrieben werden, hinde ich einfach logisch. Zwei plus eins ist nunmal drei. Warum soll bei "Eisschnelllauf" oder "Geschirrrückgabe" eigentlich ein Konsonant ausfallen? Wenn drei gleiche Vokale zusammentreffen, sollte man immer einen Bindestrich setzen (Tee-Ei). Schreiber, die wollen, dass ihr Text vom Leser leicht verstanden wird (nicht jeder Schreiber will das), sollten, wenn das zweite Teil des Kompositums mit Vokal anfängt, großzügig mit Bindestrichen umgehen (Lese-Erleichterung).
Besser sind die neuen Trennungsregeln (s-t; -ck; inte-ressant, anta-gonistisch). Leider erlaubt die Reform auch einige äußerst hässliche Trennungen (A-bend, o-der, Mag-net, Dip-lom); so darf man, muss man aber nicht trennen. Nachdem heutzutage das meiste, was geschrieben wird, nicht mehr auf Setz- oder Schreibmaschinen, sondern auf Computern geschrieben wird, braucht man nicht mehr so oft zu trennen. Das Abtrennen eines einzelnen Vokals (A-bend) ist nie erforderlich.
Eindeutig besser ist die neue ss/ß-Regelung. Wenn man bedenkt, dass sie über 90 % aller Änderungen eines Textes ausmacht, spricht der Saldo für die Reform.
Soweit mein Standpunkt. Sie sehen also, dass mir auch nicht alles zu 100 % gefällt. Aber wenn man grundsätzlich für eine Reform ist (siehe oben), darf man nicht erwarten, dass restlos alles nach dem eigenen Geschmack geht.
Ihre Hinweise, Herr Melsa, auf stets folgsame Duden-Beachtung sind wieder Argumenta ad hominem. Kein Kommentar dazu.
P. Schubert
Berlin
Herr S. aus B.,
daß zur Zeit die Verlotterung der deutschen Sprache gerade durch die sogenannte Rechtschreibreform stattfindet, scheinen Sie bei all Ihrer Sorge um das Englische wohl zu übersehen. Und das soll Ihre Begründung für Ihre Annahme der Reform sein?
Ich glaube gerade, was heute Herr Stirnemann über die Antiquiertheit der Dreikonsonantenschreibweise hier in den
Artikelseiten geschrieben hat, dürfte erst einmal reichen,
um Sie mit Ihren Ansichten ins 18. Jahrhundert zu befördern.
Und dann zur Schwererlernbarkeit von Zusammenschreibungen: Da unterschätzen Sie aber die Lernfähigkeit des menschlichen
Gehirns - Ihres muß ich ja dabei wohl ausnehmen - bei weitem.
Man lernt nicht Wörter sondern man lernt Lesen, und man lernt auch, so wie man das Zahlensystem lernt, aus einzelnen Zeichen andere Zeichen zusammenzusetzen.
Die Zusammenschreibung ist ein ganz wichtiges Element bei der Neubildung von Wörtern in einer Sprache.
Wir erleben es täglich, auch auf diesen Seiten.
(prüfgelesen von Christoph Kukulies)
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Stephanus Peil am 18.04.2002 um 16.31
Herr O. Heinrich fragt besonders nach der Trennungsmöglichkeit von "ische" in dem Wort "räuberische". Wenn man nach der lautlichen Silbentrennung das Wort in seine Einzelteile zerlegt, dann dürften nach meinem Sprachgefühl auch folgende Trennungsmöglichkeiten möglich sein:
räu- be- ri- sche
räu- be- ri- schen
räu- be- ri- schem
räu- be- ri- scher
räu- be- ri- sches
eingetragen von Phil Mannix am 18.04.2002 um 15.47
räu-be-risch; -ste (Duden 1973)
räu-be-risch (Duden 2000)
------------------------------------------
"räu-ber-i-sche" ist also falsch!
Ich schriebe zum Beispiel:
"Der räu-be-rische Hauptmann kam zuletzt."
eingetragen von Christian Melsa am 18.04.2002 um 13.50
Ich wiederum habe mit Sie ist berggestiegen weniger Probleme.
Eher ungewöhnlich ist das ja alles irgendwie. Aber gegen die Zusammenschreibung ist doch sachlich eigentlich nichts einzuwenden, oder?
eingetragen von Elke Philburn am 18.04.2002 um 12.47
So wird nach dem Duden (1996) getrennt. Daran sollte auch eine Flektionsendung nichts ändern.
Zu Herrn Upmeyer:
Ich hätte mit
Er hat kopfgestanden oder Wir haben schlangegestanden
keine Probleme. Im Gegensatz zu
Sie hat (ist?) berggestiegen.
eingetragen von Gast am 18.04.2002 um 12.07
Sehr geehrte Damen und Herren,
unsere Tochte besucht zur Zeit die 3. Klasse. Ein Teil ihrer Hausaufgabe besteht aus dem Trennen von
Wörtern.
Unter anderem soll das Wort "räuberische" getrennt werden. Räuber zu trennen wäre ja noch einfach, aber
wie wird "ische" getrennt?
Unsere Tochte trennt es Räu-ber-i-sche. Unserer Meinung nach wird "ische" nicht getrennt.
Wer hat recht bzw. was ist richtig?
Vielen Dank für eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Heinrich
Oliver Heinrich
Herbisrieder Str. 5, 87730 Bad Grönenbach
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2002 um 11.34
wieso eigentlich finden Sie den Eingang ins Forum nicht ? Wäre doch praktischer, Ihre Beiträge dort zu lesen.
eingetragen von Gast am 18.04.2002 um 11.32
Falls "bergsteigen" ein unvollständiges oder defektes Verb ist, das nur im Infinitiv existiert, dann lautet die einfache Vergangenheit: ich war bergsteigen, die vollendete V.: ich bin b. gewesen, die unmittelbare Zukunft: ich gehe bergsteigen, die entferntere Zukunft: ich werde b., die vollendete Z.: ich werde b. gewesen sein.
Aber wie lautet die Gegenwart auf die Frage: Was machts Du jetzt hier? Etwa: ich bin jetzt hier bergsteigen? Eigentlich ist "ich bin bergsteigen" eine Verabschiedung.
Bei ähnlichen Verben wie eislaufen, kopfstehen, schlangestehen usw. kann man auch nur in den Vergangenheits- und Zukunftsformen mit sein + Infinitiv finite Formen vermeiden, aber in der Gegenwart nicht. Oder?
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Elke Philburn am 17.04.2002 um 21.41
Wenn man mit Deutsch als Fremdsprache zu tun hat, kommt man um den Begriff des trennbaren Verbs wohl nicht herum. Im Grunde ist er für Lerner ganz praktisch, weil eine klare Abgrenzung zwischen den beiden Arten von Verben besteht. In englisch-deutschen Wörterbüchern findet man z. B. den Hinweis sep. für separable.
eingetragen von Gast am 17.04.2002 um 21.11
Diesen Begriff sollte man hier lieber nicht verwenden, weil ihn Herr Prof. Ickler in seinen Büchern "Die sogenannte Rechtschreibreform" und "Kritischer Kommentar" jeweils in den Besprechungen von § 33 und 34 als Irrtum widerlegt hat.
Der Begriff ist allerdings auch in den alten Duden-Grammatiken enthalten und wird vermutlich deswegen in den Schulen gelehrt.
Ich habe in meinen Grammatiken keine Angabe gefunden, daß manche Verben keine finiten Formen haben können.
Man kann diese aber mit der "westfälischen Verlaufsform" umgehen: Wir sind am Bergsteigen, aber das ist dann das Verbalsubstantiv davon.
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Elke Philburn am 17.04.2002 um 18.39
Zitat:
Die neue s-Schreibung führt nur dann zu neuen Fehlern, wenn man den Kindern sagt: "Nach kurzem Selbstlaut ss, nach langem Selbstlaut ."
Mit anderen Worten, die neue s-Schreibung erspart den Kindern: nichts.
Der Vorteil der größeren Laut-Buchstaben-Übereinstimmung wird durch den Nachteil der schlechteren Lesbarkeit aufgehoben.
Bleibt unterm Strich: nichts.
Daß Sekretärinnen jetzt viel mehr nachschlagen müssen, wie Frau Ludwig schreibt, glaube ich wohl. Von denen erwartet man ja, daß sie die Rechtschreibung ernstnehmen, und das dürfte mühselig sein.
eingetragen von Gast am 17.04.2002 um 15.26
Die Entwicklung einer Substantiv-Verb-Verbindung zu einem feststehenden Bezeichnung ist mit der Zusammenschreibung der infiniten Formen noch nicht abgeschlossen, am Ende der Entwicklung steht die Zusammenschreibung der finiten Formen: Das Sandstrahlen, das Stück muß ich sandstrahlen, das Stück sandstrahle ich. Niemand sagt: ich strahle das Stück Sand oder sand. Die technischen Bezeichnungen sind aber keine Sonderfälle, sondern geben die Entwicklungsrichtung an. Das ärgert mich am meisten, daß die Reformer das leugnen und für Bezeichnungen des tägichen Lebens nicht zulassen wollen. Es heißt doch wohl richtig: Das Bergsteigen, ich werde bergsteigen, ich bergsteige, und nicht: ich steige berg. Ist Bergsteigen Fachsprache oder "Normalsprache"?
Bei Adjektiv-Verb-Verbindungen ist das Ende der Entwicklung wohl nicht die Zusammenschreibung der finiten Formen: Das Hartlöten, das Stück muß ich hartlöten, das Stück löte ich hart. Ich glaube nicht, daß man zuletzt sagen wird: Das Stück hartlöte ich.
Aber was sind in "spritzgießen" und "prüflesen" "spritz" und"prüf" für Wortarten? Da man vermutlich sagen wird: Das Stück spritzgießen wir, das Buch prüflese ich, und nicht: Das Stück gießen wir spritz, das Buch lese ich prüf, gehören sie wohl zu den berühmten "verblaßten Substantiven".
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Gast am 17.04.2002 um 14.44
In Zeile 3 Fehlt ein ß.
Schubert
Bln
eingetragen von Gast am 17.04.2002 um 14.41
Die neue s-Schreibung führt nur dann zu neuen Fehlern, wenn man den Kindern sagt: "Nach kurzem Selbstlaut ss, nach langem Selbstlaut ." Dieser Satz hilft Erwachsenen, die schon schreiben können, aber nicht Kindern, die es erst lernen sollen. Man kann den Schulkindern ja auch nicht sagen "Nach kurzem Selbstlaut ll, nach langem Selbstlaut l" ("Wall" und "Wal"). Dann schreiben sie eben auch "Gewallt". Ohne Hinweis auf das Stammsilbenprinzip kann man Kinder nicht in deutscher Rechtschreibung unterrichten.
Schubert
Bln
eingetragen von Claudia Ludwig am 17.04.2002 um 12.24
Warum gibt es eigentlich die "Rechtschreibreform"???
Die Veränderungen der Schreibweisen sind doch vor allem vorgenommen worden, um das Erlernen des Schreibens für Kinder zu erleichtern und nicht, um Herrn Schubert oder anderen einen Gefallen zu tun, oder um die Rechtschreibung "logischer" zu machen (Rechtschreibung ist nie logisch - weder die "alte" noch die "neue"!).
Wenn aber die "Reform" für die Kinder gar keine Erleichterungen bringt, dann ist sie doch gescheitert!? Gerade die neue "s"-Schreibung führt zu unglaublich vielen neuen Fehlern und verwirrt die Kinder zunehmend, weil diese Regeln überhaupt nicht logisch sind!
Nach "neuer" Rechtschreibung gibt es für ein "scharfes/stimmloses" "s" am Ende eines Wortes oder einer Silbe drei Möglichkeiten der Schreibung: "s, ss, ß"; nach "alter" Rechtschreibung gibt es zwei: "s, ß". Das ergibt eine Trefferquote von 33% bei "neuer" - und 50% bei "alter" Rechtschreibung. Eine klare Verschlechterung!
Merkwürdigerweise werden auch die Fehler in den Tageszeitungen nicht weniger - im Gegenteil: es gibt immer wieder neue - trotz bester Korrekturprogramme.
Und Sekretärinnen, die die "alte" Rechtschreibung sicher beherrschten, können trotz mehrerer Kurse in "neuer" überhaupt nicht mehr richtig schreiben, ohne im Wörterbuch nachzuschlagen - eine Zeitverschwendung, die kostet!
Das alles als Verbesserung zu verkaufen, ist wirklich richtig witzig!
__________________
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 17.04.2002 um 09.45
Ohne Gänsefüßchen finde ich \"Ich fahre das Auto Probe\" und \"ich lese das Buch Korrektur\" schlechter aussehend als \"Ich fahre das Auto probe\" und \"ich lese das Buch korrektur\". Für die Großschreibung von \"Probe\" und \"Korrektur\" fehlen wieder die Präpositionen \"zur Probe\" und \"zur Korrektur\" und für die Kleinschreibung fehlen die adverbialen Suffixe \"probeweise\" und \"korrekturmäßig\". Soviel gutes Deutsch sollte sein. Ich bewundere da immer die Italiener, die an alles \"-mente\" anhängen können, damit der adverbiale Gebrauch klar ist.
Henning Upmeyer
A-Dorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.04.2002 um 21.06
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich fordere Sie hiermit nochmals auf, hier keine weiteren Kommentare/Beiträge mehr einzustellen. Falls Sie Fragen hierzu haben, rufen Sie mich bitte an.
MfG
M. Dräger
Sehr geehrter Herr Dräger!
Ich habe in Erinnerung an die jüngere Vergangenheit überhaupt kein Verständnis für Ihre Zensur. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen.
Ich soll Sie anrufen? An den Inhalt von Telefongesprächen erinnert sich hinterher niemand so genau. Wie ich Ihnen gezeigt habe, trügt Sie Ihr Gedächtnis. Daher, und weil Sie sich öffentlich geäußert haben, hätte ich Ihre Gründe gern hier schriftlich, um einer Legendenbildung vorzubeugen.
MfG
M. Riebe
– geändert durch Manfred Riebe am 18.04.2002, 15.55 –
eingetragen von Gast am 16.04.2002 um 08.42
Für eine Antwort auf Herrn Melsas Frage muss ich etwas ausholen und ins Detail gehen. Wenn eine Sprache wie das Englische nie eine Schreibreform erlebt hat, droht das, was Frau Philburn so treffend als Verlotterung bezeichnet hat. Die jetzige Reform bringt deshalb in Einzelfällen eine Anpassung der Schriftgestalt an die Aussprache (Delfin, Katarr, platzieren, nummerieren).
Wenn man sich entschlossen hat, bei der Großschreibung der Substantive zu bleiben, war es logisch und für Lernende nützlich, konsequenter als bisher Substantive großzuschreiben (Rad fahren, Auto fahren). Zugegebenermaßen ist die Reform dabei in wenigen Einzelfällen zu weit gegangen (Leid tun, zu Stande bringen); das wird sich korrigieren lassen. Bei "zu Stande" lässt der aktuelle Duden auch beide Schreibweisen zu.
Gut finde ich auch, dass die Reform die Tendenz des Deutschen zum Zusammenschreiben gebremst hat (Eis laufen statt eislaufen). Die Zusammenschreibe-Tendenz führt zu unübersichtlichen und schwer erlernbaren Wörtern.
Dass, wenn bei Zusammensetzungen drei Konsonanten aufeinandertreffen, alle drei geschrieben werden, hinde ich einfach logisch. Zwei plus eins ist nunmal drei. Warum soll bei "Eisschnelllauf" oder "Geschirrrückgabe" eigentlich ein Konsonant ausfallen? Wenn drei gleiche Vokale zusammentreffen, sollte man immer einen Bindestrich setzen (Tee-Ei). Schreiber, die wollen, dass ihr Text vom Leser leicht verstanden wird (nicht jeder Schreiber will das), sollten, wenn das zweite Teil des Kompositums mit Vokal anfängt, großzügig mit Bindestrichen umgehen (Lese-Erleichterung).
Besser sind die neuen Trennungsregeln (s-t; -ck; inte-ressant, anta-gonistisch). Leider erlaubt die Reform auch einige äußerst hässliche Trennungen (A-bend, o-der, Mag-net, Dip-lom); so darf man, muss man aber nicht trennen. Nachdem heutzutage das meiste, was geschrieben wird, nicht mehr auf Setz- oder Schreibmaschinen, sondern auf Computern geschrieben wird, braucht man nicht mehr so oft zu trennen. Das Abtrennen eines einzelnen Vokals (A-bend) ist nie erforderlich.
Eindeutig besser ist die neue ss/ß-Regelung. Wenn man bedenkt, dass sie über 90 % aller Änderungen eines Textes ausmacht, spricht der Saldo für die Reform.
Soweit mein Standpunkt. Sie sehen also, dass mir auch nicht alles zu 100 % gefällt. Aber wenn man grundsätzlich für eine Reform ist (siehe oben), darf man nicht erwarten, dass restlos alles nach dem eigenen Geschmack geht.
Ihre Hinweise, Herr Melsa, auf stets folgsame Duden-Beachtung sind wieder Argumenta ad hominem. Kein Kommentar dazu.
P. Schubert
Berlin
eingetragen von Christian Melsa am 16.04.2002 um 04.08
Zitat:Was im aktuellen Duden steht, ist doch gerade das, was bemängelt wird. Die stets brave Befolgung der jeweils aktuellen Halbgarheiten einer verkorksten Rechtschreibreform setzt die Qualität der Schriftsprache herab. Wie schlimm, darüber kann man streiten, aber daß sie jedenfalls nicht gesteigert wird, das steht fest (vielfach nachgewiesene Leseerschwernisse, Bedeutungsunschärfen, Grammatikwidersprüche; ansonsten bin ich gespannt auf den Gegenbeweis). Das Nachschlagen ist auch nicht immer ganz so simpel. In den Bereichen Groß-/Kleinschreibung und Getrennt-/Zusammenschreibung, von denen wir nun gerade sprachen, muß man schon gewisse Zusammenhänge begreifen, um zu wissen, wie geschrieben werden soll. Und da hat die Konfusion durch die Reform zweifellos zugenommen. Daher waren auch früher die Zweifelsfälle selbstverständlich nicht so zahlreich; man konnte sich normalerweise auf das Gewohnte verlassen, das auch einen einleuchtenden sprachlichen Sinn hatte. Sogar die Reformer selbst schlagen sich ja mit Zweifelsfällen herum!
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert
Man kommt ganz gut zurecht, wenn man sich nach dem aktuellen Duden richtet und bei Zweifelsfällen nachschlägt. Früher musste man das ja auch.
Herr Schubert, mich würde einmal Ihre Antwort auf die Frage interessieren, warum Sie nicht einfach bei der herkömmlichen Rechtschreibung geblieben sind. Es geht nicht darum, welche Nachteile alte und neue Rechtschreibung gemeinsam haben mögen, sondern welche klaren Vorteile es geben soll, die für die Entscheidung zugunsten der neuen ausschlaggebend sind. Wenn man etwas ändert, macht man das doch nicht ohne Grund.
eingetragen von Elke Philburn am 15.04.2002 um 10.56
Man käme natürlich noch besser zurecht, wenn man gar nicht erst genötigt wäre, sich auf eine Schreibung einzustellen, die gegenüber der früheren keine Vorteile aufzuweisen hat.
(Ganz zu schweigen von den vielen Nachteilen, die hier immer wieder klar herausgearbeitet wurden.)
eingetragen von Gast am 15.04.2002 um 09.28
So groß sind die Probleme mit den neuen Regeln nun auch wieder nicht. Man kommt ganz gut zurecht, wenn man sich nach dem aktuellen Duden richtet und bei Zweifelsfällen nachschlägt. Früher musste man das ja auch.
Schubert
Bln
eingetragen von Christian Melsa am 15.04.2002 um 02.10
Zitat:Und hat sich das durch die Reform zum Guten gewendet? Ganz offensichtlich nicht. Die betreffenden Regeln sind umfangreicher und komplizierter geworden. Nicht einmal eindeutig sind sie; die Rechtschreibkommission muß noch sechs Jahre nach dem Erscheinen der ersten umgestellten Wörterbuchausgaben mit deren Machern begrübeln, wie das eigene Regelwerk denn nun auszulegen ist (wohlgemerkt, man hat mit der Schuleinführung der Reform nicht abgewartet, bis solche Fragen abschließend geklärt waren). Dabei kommen dann sogar Ergebnisse zustande, die sich nur über weitere Regelergänzungen mit dem Reformregelwerk in Einklang bringen ließen. Von den Regeln allein auszugehen funktioniert also nicht - die Wörterlisten, an die man sich stattdessen wenden könnte, sind aber ständigem willkürlichem Korrekturwandel unterworfen. Nicht einmal die Wörterliste der amtlichen Neuregelung selbst kann man nach Aussagen des dritten Kommissionsberichts noch als verläßliche Grundlage ansehen. Man kann auch nicht wissen, ob die Schreibweisen, die man tagtäglich so liest, die Reform "richtig" umsetzen, und an dem bisherigen Gebrauch kann man sich ebenfalls nicht orientieren, weil es ja nun gerade die Änderungen sind, nach denen man fragt. All diese Probleme gab es vor der Reform nicht. Und mehr noch, gleichzeitig sind die neuen Regeln schlechter geeignet, sprachliche Botschaften abzubilden, als das mit den gebräuchlichen Mitteln in diesen Bereichen möglich ist, wie sie der herkömmlichen Rechtschreibung entsprechen. Ich habe keine Idee, wie ein Reformversuch eindeutiger scheitern könnte.
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert
Nun ist es ja nicht so, dass die bisherige, traditionelle, bewährte, wundervolle Rechtschreibung nicht ihre Probleme gehabt hätte. Groß- und Kleinschreibung, Zusammen- und Getrenntschreibung waren immer das zentrale Problem der deutschen Orthografie, mit dem Ergebnis, dass kaum jemand von sich behauptete, ohne Nachschlagen alles richtig schreiben zu können.
Also, zusammenfassend: Es mag ja sein, daß die herkömmliche Rechtschreibung "auch ihre Probleme" hat. Doch sind diese Probleme von der Reform nicht gelöst, sondern noch verschlimmert worden, nebenbei hat sie zudem welche ganz neuer Kategorie aufgeworfen.
eingetragen von Elke Philburn am 14.04.2002 um 23.45
Die Reform wird ja, wie es scheint, oft als eine Maßnahme angesehen, die zwar nicht unbedingt angenehm, aber unvermeidlich war, um das Rechtschreibsystem nicht der Verlotterung anheimzugeben. (M. Popp z. B. weist immer wieder auf das negative Beispiel der englischen Orthographie hin, bei der das geschehen ist.) Naja, und so wie man bei einem zusammengeflickten Patienten keine Wunder hinsichtlich der Wiedergesundung erwartet, vertrauen wohl viele Leute darauf, daß sich ganz langsam und allmählich doch noch ein positiver Effekt der Reform einstellt. Immer hoffend, daß guter Wille und Disziplin irgendwann einmal zum Erfolg führen.
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2002 um 19.02
Zitat:
Ich kenne übrigens jemand, der den Neuschrieb oder Neuschreib perfekt beherrscht: Herrn Wrase.
Das ist vermutlich eine richtige Vermutung. Ebenso zutreffend dürfte die Ergänzung Elke Philburns sein. Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen. Da könnte es doch nachdenklich stimmen, daß die wenigen Personen, die sich in der Reformorthographie auskennen, diese vehement ablehnen. In diesem Diskussionsforum, dem einzigen wohl, auf dem das Thema ernsthaft erörtert wird, könnten sich doch auch einmal diejenigen melden, die an der Entstehung der Reform beteiligt waren, und ihr Werk verteidigen. Obgleich sie die Diskussion hier mit großer Sicherheit verfolgen - dafür gibt es Anhaltspunkte - und sei es, um daraus zu lernen, was sie falsch gemacht haben, ergreifen sie nie das Wort, um ihr Werk zu verteidigen oder deren Vorzüge zu preisen. Auch das ist bemerkenswert. Wäre ich Schöpfer eines Werks, von dessen Qualität ich überzeugt wäre, würde ich mich deren Kritikern mit Freuden stellen, um ihnen darzulegen, wo diese sich irren, wenn sie dieses kritisieren. Das tun diese Helden nicht, weil sie selber wissen, daß sie gegenüber ihren Kritikern nicht bestehen können. Wobei die beiden genannten Experten zwar hilfreich und unwiderlegbar sind, aber auch unsereins, wir Laien, können überzeugend kundtun, daß wir von diesem Reformwerk nichts halten und weshalb - das ist eigentlich so auf der Hand liegend, daß es jedes einigermaßen am Thema interessierte Schulkind können könnte, wenn es dürfte.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 17.44
Jetzt wird's persönlich. Ich schlage vor, die Sache zu vertagen.
Schubert
Bln
eingetragen von Elke Philburn am 14.04.2002 um 17.02
Zitat:
Ich habe doch wohl schon heute morgen zu erkennen gegeben, dass mir bekannt ist, wo vor und nach der Reform die Hauptprobleme liegen.
Mein Eindruck ist vielmehr, daß Sie gewisse Dinge nicht wahrnehmen wollen. Aber auch das ist keineswegs untypisch.
Zitat:
Ich kenne übrigens jemand, der den Neuschrieb oder Neuschreib perfekt beherrscht: Herrn Wrase.
Zählen Sie Herrn Ickler dazu, dann sind es schon zwei! Damit hätten Sie aber immer noch keinen, der auch fehlerfreies Neuschreib produziert!
Zitat:
P.S.: "Eine Handvoll" hätte ich aber auch schon nach den alten Regeln mit großem H geschrieben.
Nun ja, wenn wir schon am Fehler-Vorhalten sind: Sie hätten weiter unten 'das Eine' auch kleinschreiben müssen. (Aber dafür dürfen Sie die Einzelnen, die Einzigen und der Erste großschreiben. Schön, nicht?)
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 15.07
Ich habe doch wohl schon heute morgen zu erkennen gegeben, dass mir bekannt ist, wo vor und nach der Reform die Hauptprobleme liegen.
Ich kenne übrigens jemand, der den Neuschrieb oder Neuschreib perfekt beherrscht: Herrn Wrase.
P.S.: "Eine Handvoll" hätte ich aber auch schon nach den alten Regeln mit großem H geschrieben.
Schubert
Bln
eingetragen von Elke Philburn am 14.04.2002 um 14.42
Ich glaube, Herr Schubert ist ein typisches Beispiel für jemanden, der glaubt, die Rechtschreibreform bestehe nur aus der neuen s-Schreibung und einer handvoll Einzelwortfestlegungen. Also Neuerungen, die man sich in wenigen Tagen aneignen könnte.
In Wirklichkeit ist es doch so, daß jeder, der korrektes Neuschreib produzieren will, entweder nach kurzer Zeit die Flinte ins Korn werfen oder die Sache als Spielerei ansehen muß, in der er eben das übernimmt, was ihm paßt und der Rest ist eh egal. Anders funktioniert's nicht.
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2002 um 13.56
Es gibt dazu eine Untersuchung von Herrn Wrase, der je eine Wochenendausgabe der SZ vor und nach dem August 1999 genauestens überprüft hat. Die Ergebnisse, die auf dieser Seite nachzulesen sind, sprechen eine deutliche Sprache.
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 13.15
Natürlich habe ich das verstanden. Aber Ihre Behauptung ist ja etwas kühn. In der von mir abonnierten Tageszeitung finde ich nicht mehr Fehler als vor der Reform. Die F.A.Z. kam in dem einen Jahr, indem sie Neuschrieb verwendete, einwandfrei damit zurecht.
Schubert
Bln
eingetragen von Elke Philburn am 14.04.2002 um 12.14
Es K A N N sie aber kaum jemand, Herr Schubert, verstehen Sie das nicht?
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 09.46
Nicht die Kenntnis, sondern die Fähigkeit, die Kenntnis zu vermittelm.
Schubert
Bln
eingetragen von Elke Philburn am 14.04.2002 um 09.28
Komisch, daß Sie jetzt die Kenntnis der neuen Rechtschreibung auf Lehrer einschränken. Meine Mutter (keine Akademikerin) konnte noch - wie viele andere Mütter auch - bei den Hausaufgaben helfen und zumindest erkennen, wenn etwas falsch geschrieben war. Heute dürften sich nur noch sehr wenige Eltern darin sicher fühlen.
Und was den Sachverstand zur Rechtfertigung von 'Konventionen' betrifft:
Ist Ihnen schonmal aufgefallen, daß man nie geprüft hat, wie weit die neue Rechtschreibung z. B. von Lehrern wirklich beherrscht wird? Die Illusion, man könne die neuen Regeln, rührt doch nur daher, daß in Wirklichkeit keiner sie genau kennt. Und das nicht, weil die Leute zu doof sind, sie zu begreifen, sondern weil sie viel zu schwierig ist! Eine mit Sachverstand durchgeführte Reform hätte aber genau das Gegenteil bewirkt, nämlich, daß jetzt mehr Leute als vorher mit der Rechtschreibung zurechtkommen!
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 08.46
Nachtrag: in Zeile 2 soll es natürlich "bewährte" heißen. Gäste dieses Forums können ihre Beiträge nicht korrigieren. Wenn sie es versuchen, werden sie ziemlich barsch zurechtgewiesen.
Schubert
Bln
eingetragen von Gast am 14.04.2002 um 08.41
Nun ist es ja nicht so, dass die bisherige, traditionelle, gewährte, wundervolle Rechtschreibung nicht ihre Probleme gehabt hätte. Groß- und Kleinschreibung, Zusammen- und Getrenntschreibung waren immer das zentrale Problem der deutschen Orthografie, mit dem Ergebnis, dass kaum jemand von sich behauptete, ohne Nachschlagen alles richtig schreiben zu können. Auch ich, obwohl am Thema interessiert, musste auch beim Altschrieb öfter nachschlagen.
Nein, Frau Philburn, ich kann Schülern weder die alte noch die neue Rechtschreibung vermitteln. Ich bin kein Lehrer, habe das nicht gelernt, und ich versuche mich auch nicht auf Gebieten, die die Fachleute besser beherrschen.
"Konvention" ist nicht nur das, was von allen akzeptiert wird, es muss nicht einmal unbedingt die Mehrheit sein, Sachverstand spielt auch eine Rolle.
Zur Demokratie: Wenn man, wofür es gute Gründe gibt, dem Staat das Recht abspricht, die Rechtschreibung seiner Bürger zu regeln, muss man auch einräumen, dass die Rechtschreibung kein geeignetes Thema für Volksabstimmungen ist, weder für die Frage Altschrieb oder Neuschrieb noch für Einzelfragen. Wer aufmerksam durch die Stadt läuft und die Schilder liest, sieht doch, dass bei Volksabstimmungen über orthografische Einzelfragen die folgende Regel Gesetzeskraft erhalten würde: Alle Wörter, die mit s aufhören, müssen mit Apostroph geschrieben werden (In den Radio's nicht's Neue's). Vielleicht wäre die Mehrheit auch für den Accent grave.
Herr Melsa, Ihre Behauptungen in Ihrem Beitrag vom 14.4. will ich nicht widerlegen. Ich habe ihnen in meinem Beitrag vom 14.4. ja sogar zugestimmt. Nur habe ich daraus Folgerungen gezogen.
Schubert
Berlin
eingetragen von Elke Philburn am 13.04.2002 um 21.57
Schubert:
Zitat:
Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist dass Sie von der nächsten Generation etwas belächelt werden.
Aber Herr Schubert, der nächsten Generation würde das Lächeln ganz schnell vergehen, wenn man mit der Rechtschreibreform ernstmachen würde. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß weder irgendjemand die Reformschreibung völlig ernstnimmt, noch irgendwer die Regeln einwandfrei beherrscht? Verstehen Sie denn - mal als Beispiel - den ganzen Regelkram, der im neuen Duden steht? Könnten Sie Ihren Kindern bei der neuen Rechtschreibung helfen, wenn es darauf ankäme?
Zitat:
Beides sind keine Rechtsnormen, sondern Konvention.
Na, da haben Sie aber den Begriff 'Konvention' arg frei ausgelegt, wenn Sie ihn nicht gerade im Sinn von einem formalen, völkerrechtlichen Übereinkommen benutzen. 'Konventionen' werden für mich immer noch von einer Gemeinschaft bestimmt, nicht von einigen wenige Leuten, die sich als 'Spezialisten' verstehen.
eingetragen von Christian Melsa am 13.04.2002 um 18.31
Übrigens, da ich noch keine dreißig Lenze zähle, habe ich mich ohnehin nicht angesprochen gefühlt von "alte Männer" (obwohl manche Leute sich heutzutage ja schon in der Nähe der Dreißig erschreckend alt vorkommen). Ich meinte auch eigentlich, daß ich mich nicht gerade zu den Prinzipkonservativen zähle. Ich halte Konservativismus als Pauschalideologie für genauso unsinnig wie Progressivismus. Manche Dinge sind schon zufriedenstellend so, wie sie sind, andere sind es nicht. Ändern um des Ändern willen ist zumildest Energieverschwendung.
eingetragen von Christian Melsa am 13.04.2002 um 18.03
Hinzuzufügen ist, daß natürlich auch die Presse zunächst einmal meist ohnehin nicht exakt dieselbe Rechtschreibung anwendet wie die, die in der Schule unterrichtet wird. Außerdem ist auch dort, wie fast überall, die Fehlerhaftigkeit der Neuschriebanwendung beträchtlich. Wie soll man da auch noch durchblicken, wenn die Neuregelung durch die "Präzisierungen" der Rechtschreibkommission je nach Einzelfall mal so, mal so ausgelegt wird, daher kein Wörterverzeichnis mehr als absolut zuverlässig gelten kann und die Regeln ohnehin entweder nicht eindeutig oder unglaublich kompliziert oder beides auf einmal sind?
Die Medienbereiche, in denen am weitesten umgestellt wurde, sind auch gleichzeitig die schnellebigsten. Im Falle ihrer Rücknahme wäre von der Reform also schon bald keine Spur mehr zu sehen. Zeitungen und Zeitschriften quellen am laufenden Band in neuen Ausgaben hervor, die alten verschwinden überwiegend im Müll und werden nur zu winzigen Teilen in Archiven aufbewahrt, wo sie dann als Zeugnisse einer seltsamen Zeitspanne dienen dürfen (die Beseitigung der Berliner Mauer war schließlich weitaus schwerer vorstellbar, und von der ist ja nun auch nicht viel übriggeblieben). Das gilt um so mehr für Behördenunterlagen und Werbung, auch Schulbücher haben nur eine sehr begrenzte Einsatzdauer. Was nicht so schnell verschwindet, sind die Riesenmengen von Literatur in herkömmlicher Rechtschreibung, die in unzähligen Bibliotheken herumstehen und in Gebrauch sind.
Etwas Negatives hinnehmen, nur weil es nun einmal jetzt da ist, ist eigentlich ziemlich widersinnig, denn das Beklagenswerte ist ja gerade, daß es da ist, und durch diese Tatsache entsteht ja erst das Bedürfnis, es zu beseitigen. Und die Neuerungen der Reform sind nicht nur negativ, weil ungewohnte Schreibweisen einfach für sich genommen lästig sein mögen, sondern auch, weil sie funktional extrem mangelhaft sind.
Man kann den Inhalt der Reform in zwei Hälften teilen: Die eine Hälfte ist eindeutig linguistisch gesehen unpraktischer als die bisherige Handhabung (Paradebeispiele: Getrennt-/Zusammenschreibung, Groß-/Kleinschreibung) - ohne aber wenigstens didaktisch eine Verbesserung zu bringen -, die andere Hälfte ist einfach nur überflüssig und verwirrt durch wahllos mal hier, mal da gewandelte Schreibweisen ohne jeden Nutzen (Delfin, Katarr, Gräuel, aufwändig usw.). Dann lassen sich natürlich noch die grammatischen und etymologischen Fehler nennen, die in beiden Hälften vorhanden sind.
Ein Anklagepunkt anderer Ebene ist dann die Demokratiewidrigkeit. Undemokratischer als die Rechtschreibreform kann ein Staat eine Maßnahme ja gar nicht durchsetzen. Wenn man so etwas einfach hinnimmt, werden sich derartige Fälle künftig immer mehr häufen. "Haben wir doch daundda auch so gemacht." Ich erinnere mich, daß auf dieser Seite einmal jemand von einer Podiumsdiskussion erzählte, die das Thema Rechtschreibreform behandelte. Ein Politiker, auf den Demokratiebruch hingewiesen, entgegnete dem Vorwurf, daß man bei der Einführung des Euros ja schließlich auch bewußt gegen den mehrheitlichen Volkswillen gehandelt habe. Es ist kaum zu fassen, wie achselzuckend Politiker mittlerweile die elementarsten Prinzipien der Staatsverfassung ignorieren. Während die Mängel des Euros mehr auf Spekulation beruhen und nicht so eindeutig nachweisbar sind wie die der Rechtschreibreform, läßt sich letztere auch viel einfacher wieder zurücknehmen. Ein Grund, das zu fordern, wäre also auch, damit zum Ausdruck zu bringen, daß langsam einmal Schluß sein muß mit der Volksentmachtung, daß man diese Entdemokratisierung nicht weiter dulden und auch in Sachen obrigkeitliche Sprachlenkung keinen Präzedenzfall zulassen sollte.
Ach ja, was die Widerlegungen betrifft: Sie dürfen ruhig auch meine Behauptungen zu widerlegen versuchen, Herr Schubert, Sie müssen sich nicht auf meine Folgerungen beschränken.
– geändert durch Christian Melsa am 15.04.2002, 00.16 –
eingetragen von Theodor Ickler am 13.04.2002 um 11.02
Viele, nicht alle Behörden haben auf die eine oder andere Schreibweise umgestellt, die sie für die neue halten. Ich habe noch kein DIN-A4-Blatt irgendeiner Behörde gesehen, das fehlerfrei wäre. Das gilt sogar für Wahlunterlagen. Heute bin ich an neuen Informationstafeln vorbeigeradelt, die vorletzte Woche in Erlangen zur Renaturierung der Schwabach aufgestellt worden sind: alles in gepflegter "Altschreibung". Aus dem Inneren der bayerischen Staatsregierung ist mir mehrfach zugetragen worden, daß man durchweg höchst unzufrieden mit der Neuschreibung ist. Anderswo dürfte das nicht anders sein. Ich kenne mehrere Journalisten, die nur in der bewährten Rechtschreibung schreiben, die Umstellung überlassen sie anderen, genau wie die leitenden Angestellten anderer Firmen, sofern sie nicht überhaupt diktieren.
Es ist theoretisch möglich, daß nach vielen Reparaturen eine Einheitsorthographie auf der Grundlage der Neuregelung erreicht wird. Außer dem ss und vielleicht einigen Silbentrennungen (s-t) dürfte daran aber nichts Neues mehr festzustellen sein, und es würde nach den bisherigen Erfahrungen viele Jahre, eher Jahrzehnte dauern. Die bisher übliche Rechtschreibung hat für sich, daß sie bereits seit langer Zeit ungeheuer verbreitet und allgemein bekannt und dokumentiert ist. Sie hat auch ihre Konsensfähigkeit bewiesen, während das für jede Neuschreibung fraglich ist.
Daß der Vergleich mit der Sommerzeit hinkt, braucht nicht näher erklärt zu werden.
Man darf sich die Korrekturbedürftigkeit der Neuregelung nicht zu gering vorstellen. (Grundfehler vieler Leute)
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Th. Ickler
eingetragen von Gast am 13.04.2002 um 10.34
Herr Melsa, nachdem Sie in Ihrem ausführlichen Beitrag mehrfach mich angesprochen haben, möchte ich mich doch noch einmal einschalten. Vorab möchte ich betonen, dass ich mit den "alten Männern, die die Welt nicht mehr verstehen," nicht Sie gemeint habe.
Ich will auch nicht Ihre Folgerungen widerlegen, ich will nur aus Ihren Behauptungen Folgerungen ziehen.
Das hat aber nur Sinn, wenn wir uns wenigstens über das Eine einig sind: Es gibt ein gewisses Interesse an einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung. Wenn darüber Einigkeit besteht muss man überlegen, wie die Einheit wiederhergestellt werden kann.
Wenn mit der Umstellung der Nachrichtenagenturen "widerstandslos der Großteil der Presse" mitgemacht hat, wenn zur gleichen Zeit die meisten, inzwischen alle, Behörden umgestellt haben, wenn "in fast jedem Zeitungsartikel und vielen anderen aktuellen Schriftstücken" dem Bürger die neuen Schreibweisen entgegenwehen, wenn man sich der Reform nicht entziehen kann, wenn seit fünf Jahren in allen Schulen den Kindern die neue Rechtschreibung beigebracht wird, wenn, wie Sie schreiben, die Leute aufgeben und die Gewöhnung einsetzen wird, wenn es sich um eine "Massenströmung" handelt,
dann gibt es doch wohl keinen Weg zurück mehr. Eine einheitliche deutsche Rechtschreibung ist nur noch über die neuen Regeln, vielleicht vollständig, vielleicht modifiziert, erreichbar.
Dann spielt es keine Rolle, ob die Leute, die umgestellt haben, dies aus vorauseilendem Gehorsam, aus Herdentrieb, aus Dumpfheit, aus Angst, unmodern zu erscheinen, getan haben, oder ob sie die Umstellung sinnvoll und vernünftig fanden.
Ich bin in diesem Forum durch meine unorthodoxen Beispiele aufgefallen. Noch eins: Am Ostermorgen habe ich alle meine Uhren auf Sommerzeit umgestellt, obwohl ich von der Sommerzeit nicht viel halte. Damit bin ich voll meinem Herdentrieb gefolgt, habe voraus- und nacheilenden Gehorsam gezeigt und mich als Massenmensch geoutet. Sehr verächtlich, aber trotzdem hatte ich meine Gründe. Ich könnte mir denken, dass sogar Sie es ebenso gemacht haben.
Schubert
Veltheimstraße
eingetragen von Christian Melsa am 13.04.2002 um 02.08
Herr Wrase, da haben Sie noch einmal sehr schön und anschaulich die ganze Problematik zusammengefaßt. Ich habe zuvor leider den Fehler gemacht, zu vergessen, daß ein Andersdenkender meine Worte garantiert in einem Ton aufnehmen wird, der von mir gar nicht beabsichtigt war. Der plauderhafte Stil, in dem ich meinen letzten Beitrag abgefaßt habe, kann ja leicht auch nach einem Gefühlsausbruch klingen. Meine Worte waren, wenn schon nicht gerade "unkontrolliert", so doch eher unbedacht gewählt in Hinsicht auf die mögliche Wirkung beim Empfänger, aber an der Bedeutung gibt es nichts auszusetzen. Herr Schubert, in Anbetracht ihres Pro-Reform-Standpunkts kann ich es natürlich verstehen, daß Sie meine besonders direkten Worte herausgreifen und aufreihen; so aus dem Zusammenhang gerissen wirkt mein Urteil natürlich übertrieben, gerade auf jemanden, der die Rechtschreibänderungen doch so herrlich harmlos findet. Ich will noch einmal ausdrücklich anmerken, daß meine Anspielungen aufs Dritte Reich nicht als "Holocaustkeule" zu verstehen sind, also entsprechend der Kritik Walsers, die ich weitgehend teile. Natürlich sind Holocaust und Krieg Katastrophen einer völlig anderen Kategorie und Dimension, ich wäre ja geistesgestört, wenn ich das nicht selber wüßte. Doch die Mechanismen, daß sich Menschenmassen einer Strömung beugen, weil es sich eben um Massenströmungen handelt (oder sie sie auch nur für solche halten) oder irgendwas nun einmal beschlossen und von oben angeordnet wurde und man sich dem dann halt zu fügen habe, sind nun einmal bestürzend ähnlich damals und heute. Sie haben doch bestimmt schon einmal vom "vorauseilenden Gehorsam" gehört. Davon auszugehen, die Leute in der Presse (oder anderswo) hätten "schon ihre Gründe" zur Umstellung gehabt, und das nicht weiter zu hinterfragen, läßt auf ein blindes Vertrauen zu solchen Institutionen schließen, das schwer zu rechtfertigen ist. Die Medien haben vor einiger Zeit auch den Hype genährt, der zur maßlosen Überbewertung der sogenannten New Economy führte; dies als nur ein bekanntes Beispiel für die Herdendynamik der "Vierten Gewalt". Dieses blinde Vertrauen ist doch gerade das Fatale, das weitaus schlimmere Sachen als die Rechtschreibreform ermöglichen kann.
Viele Zeitungen haben schon seit einer Weile mit Auflagenrückgängen zu kämpfen, sie bangen um ihr Bestehen gegen die neue Konkurrenz des Internets. Man kann seit Jahren beobachten, wie Zeitungen krampfhaft versuchen, sich einen besonders "modernen" Anstrich zu geben, bloß nicht veraltet zu wirken. Ein gutes Beispiel dafür ist die ZEIT, der diese Neurose immer noch deutlich abzuspüren ist (und fast schon eine Parodie von besonderer Groteskheit ist FAZ.net). Ein perfekter Nährboden für eine Rechtschreibreform. Mit dem Etikett der "pädagogischen Korrektheit" daherkommend, sich als Erlösung für die armen geplagten kleinen Schulkinder preisend, machte das Unternehmen einen ganz besonders progressiven Eindruck. Die fehlende Popularität ließ sich dann so erklären, daß es seiner Zeit so weit voraus sei, daß der Masse eben die Fähigkeit abginge, die Elemente zu würdigen, die sie und zumal kommende Generationen - wie verantwortungsvoll! - einmal in die schöne neue Rechtschreibwelt führen würden. Man müßte natürlich gegen die Macht der Gewohnheit ankämpfen, also logisch, daß viele dagegen sein werden. Schon ist die Voreingenommenheit gegenüber jedwedem Einwand da, es handele sich bestimmt nur um konservativ motivierte, letztlich irrationale Aufstände der Ewiggestrigen, "die die Welt nicht mehr verstehen". (Wenn Sie mich kennen würden, Herr Schubert, würden sie wissen, daß zumindest ich ganz bestimmt nicht zu dieser Sorte gehöre.) Da sich das Unternehmen auch noch auf die elementare Substanz eines Schriftmediums bezog, war es für die Presse also vorzüglich geeignet, um aller Welt zu zeigen, wie unheimlich zukunftsorientiert man doch sei. Hinzu kam natürlich die Angst, nachwachsende Käuferschichten zu verlieren, die in der Schule eine andere Rechtschreibung beigebracht bekämen, andere Schreibweisen in Zeitungen als befremdlich empfunden und letztere mit Kaufweigerung grausam gestraft hätten. Von der Jugend verschmäht, welch eine Schande das wäre! (Der Woche übrigens haben diese Erwägungen anscheinend nicht viel genützt.) Und nicht zuletzt war das Schlüsselereignis die Umstellung der Nachrichtenagenturen, denen man den Schwarzen Peter zuschieben konnte, wenn man sich zu rechtfertigen hatte. Ab diesem Zeitpunkt setzte endgültig die Herdendynamik ein. Wenn es eines ganz bestimmt nicht sein kann, das die entscheidenden Pressemenschen von der Reform überzeugt hat, so ist es eine gründliche Überprüfung des Nutzwerts, der sich aus den Rechtschreibänderungen ergibt. Wie Herr Wrase klar darlegt, wäre dabei herausgekommen, daß fast nur Nachteile zu erwarten sind, die die minimalen Vorteile nicht im entferntesten aufzuwiegen vermögen.
Dem Bürger weht die dreiste Demokratiemißachtung durch die Schreibweisen in fast jedem Zeitungsartikel und vielen anderen aktuellen Schriftstücken entgegen. Schrift ist überall im Alltag, man kann sich der Reform nicht entziehen (auch wenn man, welche Gnade, privat unbefristet weiter so schreiben darf, wie man will). Bei so einer Dauerbehandlung sinkt natürlich der Widerstandswille, Resignation macht sich breit, die berüchtigte Politikverdrossenheit greift um sich. Ich könnte jetzt "Psychoterror" schreiben, aber das beschreibt die Sachlage wohl wieder zu direkt für jemanden, den Tucholsky in seiner Rede an das "hochverehrte Publikum" einen "Grießbreiesser" genannt hätte. Eltern müssen mit ansehen, wie ihre Kinder in der Schule etwas anderes lernen als sie für richtig halten, als die Mehrheit des Volkes für richtig hält. Wer mag noch an Demokratie glauben, wenn solche omnipräsenten Maßnahmen Erfolg haben? Die Wahlbeteiligung sinkt, viele von den etablierten Parteien enttäuschte Bürger lassen sich zum "Protestwählen" dubioser Parteien verleiten, Extremistenminderheiten gewinnen bei der verringerten Wahlbeteiligung an Stärke.
Die Schriftsprache ist ein enormer kultureller Wert. Wenn der Staat so rücksichtslos und inkompetent mit ihm verfährt, dann ist das ein sehr, sehr schlechtes Zeichen.
Ich lade Sie ein, meine Folgerungen zu widerlegen, Herr Schubert.
eingetragen von wrase am 12.04.2002 um 21.08
Als sporadisch teilnehmender Diskutant auf diesen Seiten möchte ich an dieser Stelle meine Beurteilung zusammenfassen.
Die Sichtweise, es handele sich um eine Konvention, die insofern harmlos sei, als man sich ihr "privat" nicht beugen müsse, ist schon auffällig oberflächlich. Was haben die Millionen Beamten, in schreibenden Berufen Tätigen, Lehrer, Studenten, Schüler usw. davon, wenn sie beruflich bzw. in der Ausbildung "neu" lernen und schreiben müssen, aber privat "alt" schreiben dürfen? Allein hier zeigt sich doch die Verlogenheit der scheinbaren Liberalität.
Weiter wird dabei übersehen, daß die Konvention Rechtschreibung, das heißt der Konsens, die weitgehende Einigkeit einer Sprachgemeinschaft, wie man bestimmte Wörter und Satzstrukturen schreibt, ja nur in dem Maße funktioniert, wie tatsächlich Einigkeit herrscht. Es ist nun einmal schwieriger, als Schreibender und als Lesender mit verschiedenen Schreibsystemen leben zu müssen, als wenn man es mit einem weithin einheitlichen, anerkannten System zu tun hat. Wichtig ist dabei nicht nur, was irgendwo als Regel oder Wörterbucheintrag steht, sondern was davon in den Druckerzeugnissen tatsächlich umgesetzt wird und was in den Köpfen aller Schreibenden verankert ist. Wenn man all dies berücksichtigt, hat man keineswegs einfach eine "neue Konvention", sondern auf Jahrzehnte einen Flickenteppich aus klassischen und verschiedensten neuen Schreibweisen, Regeln und Programmen: Das neue Regelwerk konkurriert nicht nur mit dem sogenannten alten, sondern wird seinerseits permanent verändert, was verschiedenste Interpretationen in den Wörterbüchern zur Folge hat, die Zeitungen handhaben es wieder anders - keineswegs untereinander einheitlich -, die Buchlandschaft ist geteilt in alt und neu, ebenso die eigentlich Betroffenen: die Millionen Schreibenden, die am längsten zur Umstellung brauchen und am wenigsten von den neuen Regeln verstehen. Also jahrzehntelang Kuddelmuddel: Das ist keine neue Konvention, sondern nur das Mogeletikett dafür, daß die bewährte Konvention (= Einheitlichkeit) im Umfang der Reform nicht erneuert, sondern sehr lange zerstört wird.
Um zu einer so oberflächlichen Einschätzung zu kommen - "Ist doch egal, wenn ein bißchen was sich ändert" -, muß man nach meinem Eindruck auf die unangemessene, leider verbreitete Perspektive hereingefallen sein, daß man ein einzelnes Wort als Beispiel betrachtet und von da aus auf die Qualiät des Ganzen schließt. Man prüft, ob es schlimm ist, Känguru statt Känguruh schreiben zu sollen, kommt zu dem Schluß, daß das nicht schlimm ist, und verallgemeinert flugs: "Das ist doch alles höchst unerheblich." Dabei vergißt man, daß es sich nicht nur um einen einzelnen Schreibvorgang handelt, sondern daß allein schon das Känguru(h), obwohl kein Gegenstand des Alltags, in deutschen Landen millionenfach geschrieben und noch öfter gelesen wird. Es wurden aber noch tausend andere Begriffe geändert, die viel häufiger sind. Somit kommt man auf eine Relevanz von vielen Milliarden betroffenen Schreib- und Lesevorgängen pro Jahr. Bei jedem dieser Schreibvorgänge soll sich nun ein Mitglied der Sprachgemeinschaft den Kopf zerbrechen, wie jeweils geschrieben wird! Da kommt also ein geradezu gigantischer geistiger Aufwand zusammen. In Wirklichkeit kommt es aber noch besser, denn man ahnt als Normalbürger ja gar nicht, was sich alles geändert hat, so daß nicht nur die vielen tatsächlichen Änderungen Gegenstand des Kopfzerbrechens bzw. des Zweifels werden, sondern ein Großteil aller Schreibarbeit ist betroffen: Solange man das Neue noch nicht gelernt hat - also sehr, sehr lange; in vielerlei Hinsicht auf Dauer -, resultieren zum Beispiel entsprechend mehr Fehler, also das genaue Gegenteil des ursprünglichen Zwecks.
Dabei wäre dieser Aufwand nur zu rechtfertigen, wenn er von den Betroffenen selber gewollt wäre und wenn er der Gemeinschaft einen deutlichen Vorteil verschafft. Beides ist nicht der Fall. Alle Umfragen haben jahrelang eine Ablehnung von durchschnittlich 80 Prozent ergeben, bis heute gibt es keine Umfrage, die eine mehrheitliche Zustimmung zur Rechtschreibreform erbracht hätte. (Und die rund 20 Prozent Befürworter gingen ja irrtümlich davon aus, daß die Reform Vorteile bringe oder gar nötig sei, so daß der Grad der Ablehnung bei einer ordentlichen Aufklärung über das Thema noch viel größer wäre oder gewesen wäre.)
Daß die Rechtschreibreform dennoch durchgesetzt wurde, ist also das Gegenteil von Demokratie, und das ist nun einmal "Diktatur", wenn auch das Wort meist im Zusammenhang mit einer militärischen Komponente verwendet wird, also vielleicht nicht optimal geeignet, wenngleich zutreffend ist. Jedenfalls handelt es sich um einen Skandal, tun doch sonst alle Parteien beständig so, als sei für sie der Wille der Bürger der oberste Maßstab ihres Tuns. Die Rechtschreibreform beweist, daß das eine Lüge ist, und zwar bei allen Parteien.
Was die Vorteile betrifft: Es mag minimale Vorteile in winzigen Ausschnitten geben, ich schätze sie auf ein Prozent gegenüber 99 Prozent Nachteilen. Ein Beispiel ist "stattdessen" als neue Norm. Aber selbst dies - und das ist typisch für diese "Vorteile" - hätte besser geregelt werden können: durch einen sanften Übergang, indem "stattdessen" zunächst zugelassen wird und erst dann als Norm festgelegt wird, wenn die Zusammenschreibung sich überwältigend durchgesetzt hat, so daß man die neue Norm mit Berechtigung hätte feststellen können. Ein solcher Vorgang wäre einfach und beschreibend gewesen und hätte keiner weiteren Rechtfertigung bedurft - ganz anders als zum Beispiel das "Känguru", geschweige denn die große Masse der Änderungen, von denen sich nachweisen läßt, daß sie willkürlich, nachteilig, unlogisch sind und/oder bei denen absehbar ist, daß sie auf Dauer nicht überleben können, weil sie auf beständige Ablehnung stoßen und/oder weil sie gegen elementare Grundsätze verstoßen (wie "Leid tun" mit grammatisch falscher substantivischer Auffassung).
Beim Känguru(h) - als Beispiel - hätte man fragen können und müssen: Wollt ihr diese Änderung? Man hätte die Argumente austauschen können und müssen - eine breite gesellschaftliche Diskussion. Die Befürworter hätten gesagt: "Känguruh ist unlogisch oder jedenfalls unsystematisch, weil andere Tiernamen auf -u kein -h haben: Marabu, Gnu, Kakadu und einige andere." Die Gegner hätten gesagt: "Känguruh ist keine Schwierigkeit. Das Englische hat tausendmal mehr solche Probleme, und alle Welt lernt Englisch. Außerdem ist es nicht einzusehen, daß ausgerechnet Känguruh geändert werden soll, aber vieles andere von dieser Qualität genau bleiben soll wie bisher - die Willkür dieser einzelnen Änderung ist viel unlogischer als die winzige Ausnahme -h. Jede Änderung bedeutet Aufwand - denken wir hier an die Tafeln im Zoo - und eine sehr lange Uneinheitlichkeit bis zur Umstellung der ganzen Sprachgemeinschaft. Dazu ist der Vorteil in diesem Fall viel zu gering. Laßt uns jedenfalls alle abstimmen! Die Änderung ist nur sinnvoll, wenn eine (deutliche) Mehrheit sie will, sonst bekommen wir nur Streit und Differenzen." Dann hätte die Allgemeinheit abgestimmt - zum Beispiel durch repräsentative Umfragen -, und die überwältigende Mehrheit hätte natürlich bestimmt, daß man die Änderung nicht will. So einfach hätte es sein können, und das wäre Demokratie gewesen, gemäß der Selbstverständlichkeit "Die Sprache gehört dem Volk". Wir hätten uns den ganzen Ärger erspart, die Fehlerquote bei "Känguruh" wäre so minimal geblieben wie eh und je (während wir jetzt jede Menge Fehler bekommen), die Wörterbücher hätten nicht geändert werden müssen, Milliardenkosten hätten gespart werden können usw.
Es gibt nachweislich unter dem Strich keine Vorteile der Reform, sondern der ganze Aufwand ist, vorsichtig gesagt, umsonst - und realistisch gesagt: Wir bekommen für den ganzen Aufwand verschiedene große Nachteile. Die Aushebelung der Demokratie - besonders kraß in Schleswig-Holstein -, die Mißachtung der Betroffenen, die großen finanziellen Aufwendungen, die Preisgabe der Einheitlichkeit, die Zunahme der Fehlerzahlen, die Verkomplizierung der Regeln - wer all dies ignoriert und sagt: "Ist doch so was von harmlos, ob ein paar Wörter jetzt anders geschrieben werden sollen, zumal privat niemand zu etwas gezwungen wird", muß schon Scheuklappen tragen oder eben eine sehr oberflächliche, unangemessene Betrachtung zugrunde legen. Selbst wenn einem persönlich die Rechtschreibreform egal ist oder man sich als Befürworter versteht, müßte man als Demokrat die Mehrheit für wichtiger halten als die persönliche Vorliebe. Wer es unternimmt, für die Reform einzutreten, obwohl er weiß, daß die Mehrheit sie nicht will, ist in dieser Hinsicht ganz einfach kein Demokrat; davon abgesehen, daß es ihm an Verständnis dafür mangelt, daß auch ihm selbst "seine" Rechtschreibung erst dann wirklich Vorteile bringen kann, wenn eben auch die anderen sie gut finden und anwenden, die breite Mehrheit.
Ich wähle folgenden Vergleich: Wir haben hierzulande die "Konvention" - weithin durchgesetzt und anerkannt -, daß der Verbraucherstrom die Spannung 220 Volt hat. Nun kommen ein paar Reformer und denken sich, die ideale Spannung des Verbraucherstroms betrage 150 Volt. Es gelingt ihnen, die entsprechende Umstellung durchzusetzen, obwohl 80 Prozent der Bevölkerung dagegen sind (und die anderen 20 Prozent auf falsche Versprechen hereingefallen sind). Dabei machen aber nicht alle mit, sondern jahrzehntelang haben die einen 150 Volt, die anderen 220 Volt, wobei es noch viele gibt, die einen Kompromiß am besten finden und Bereiche mit 180 oder 200 Volt durchsetzen. Also werden alle möglichen Adapter für diese verschiedenen Spannungen gekauft, viele Millionen an der Zahl, auch werden die neu produzierten Haushaltsgeräte und die Glühbirnen in verschiedenen Versionen je nach gewünschter Spannung ausgelegt, und der Käufer muß aufpassen, daß er das richtige Gerät anschafft. Bei einem Umzug hat er vielleicht Pech gehabt, und ein erhöhter Aufwand ist nötig, wenn man ein Gerät von zu Hause mal in der Firma oder in einem anderen Haushalt anschließen will.
Ist es nun klug, wenn einige Kommentatoren sagen: "Jeder hat doch in seinen vier Wänden mit Hilfe der Adapter die Möglichkeit, jene Geräte zu verwenden, deren Spannung er am besten findet, ist doch alles kein Problem"? Oder wenn jemand sagt: "Ist doch mir schnuppe, ob eine Glühbirne mit 150 Volt oder mit 220 Volt funktionieren soll - Hauptsache, sie brennt!" - dann hat er wohl kaum verstanden, was da vor sich geht. Genauso ist es mit der Rechtschreibreform.
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Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 12.04.2002 um 20.38
Davon dürfen Sie gern Gebrauch machen.
Schubert
Berlin
eingetragen von Reinhard Markner am 12.04.2002 um 19.42
Beiträge, die den Autoren selbst peinlich sind, können in diesem Forum nachträglich noch geändert oder gelöscht werden.
eingetragen von Gast am 12.04.2002 um 15.28
Ach, Herr Markner, Sie sind nun mal ein Pechvogel. Wann auch immer Sie sich an Ihren Schreibcomputer setzen, nie kommt Sprache raus, immer nur Gebell.
Schubert
Berlin
eingetragen von Reinhard Markner am 12.04.2002 um 15.04
Wenn dem so wäre, hätte sich das Problem erledigt. Der bestehende, durchaus bedeutsame Unterschied müßte aber selbst für Volljuristen leicht zu erkennen sein.
eingetragen von Gast am 12.04.2002 um 14.19
Die Kleiderordnung für Fußballstadien und die Rechtschreibung haben eines gemeinsam: Beides sind keine Rechtsnormen, sondern Konvention. Wer dagegen verstößt, setzt sich keinen rechtlichen, sondern sozialen Sanktionen aus. So naiv ist der Vergleich also gar nicht. Wenn der Chefredakteur einer großen Tageszeitung das nicht wusste, ist das bedauerlich, tut aber nichts zur Sache. Vielleicht war es ihm einfach leid, sich immer wieder für seine Orthografie rechtfertigen zu müssen.
Schubert
V-Straße, Berlin
eingetragen von Theodor Ickler am 12.04.2002 um 13.31
Kann man unerwähnt lassen, welche Zwänge zur Scheinblüte der Reform geführt haben und weiterhin führen? Selbst wenn sie (oder was davon übrig ist) flächendeckend herrschen sollte, ist sie nicht von den Bürgern gewollt, auch nicht mehrheitlich von den Lehrern und Journalisten. Das ist ja gerade das Interessante.
Die Reformer wußten übrigens genau, wo sie den Hebel ansetzen mußten, damit dieser zwanglose Zwang seine Wirkung entfalten konnte.
Der Fall sei zum Studium empfohlen, man kann für die Zukunft etwas daraus lernen.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 12.04.2002 um 13.20
Orthographische Prozesse lassen sich mit Modeentwicklungen vergleichen, aber nicht so naiv wie hier vorgeführt. Es hat nie eine öffentlich vorgeschriebene Kleiderordnung für Fußballstadien gegeben, hier haben sich also die Verhältnisse ganz ungezwungen geändert. Die Rechtschreibregelung hingegen zielt eingestandenermaßen (s. Einleitung zum Regelwerk) auch auf die »private« und öffentliche (nicht-staatliche) Schreibpraxis ab. Wenn der Chefredakteur einer großen deutschen Tageszeitung an reformkritische Leser einen Brief verschickt, in dem er bedauernd feststellt, daß er keine »Rechtsnormen« beugen wolle, so zeigt sich, wie wirkungsvoll die Suggestion des »Amtlichen« ist, Verfassungsgerichtsurteil hin oder her. Die Welt besteht eben nicht nur aus Volljuristen, und auch Volljuristen erliegen der genannten Suggestion.
eingetragen von Gast am 12.04.2002 um 11.51
Herr Melsa, wenn man unter "Explosion" versteht, dass auf einen Schlag alles rauskommt, was drin ist, und zwar unkontrolliert, dann passt der Ausdruck nicht nur auf Ihren vorigen, sondern auf Ihren jetzigen Beitrag: "Diktatorisches Obrigkeitsgehabe, treu fügsame Presse, idiotische Schreibweise, Idiotie, Horrorszenario, Füh... äh, der Staat; banausenhafte Diktatur; Demokratie-Aushöhlung; gehen Freiheit, Kultur und Demokratie zugrunde."
Es ist so, wie Sie es ironisierend beschreiben: Der Staat kann nur seinen Behörden vorschreiben, wie sie zu schreiben haben, und seinen von ihm bezahlten Lehrern, wie sie zu unterrichten haben. Mehr haben die deutschen Staaten, auch die schweizerischen, der österreichische und der liechtensteinsche Staat und die Vertreter der Staaten, in denen eine Minderheit deutsch spricht, auch nicht getan. Wenn dann die Presse dem folgt, hat sie ihre Gründe dafür, vielleicht auch den, dass sie die neuen Schreibweisen für besser als die alten hält; dann ist sie nicht "treu fügsam". Und dass immer mehr Bücher in der neuen Rechtschreibung geschrieben werden - der Prozess läuft langsamer als bei der Presse - hat auch seine Ursachen und Wirkungen. Bald ist es nicht mehr eine Mehrheit der Bürger, die die Reform ablehnt, und unter den Schriftstellern, die sie ablehnen, sind auch einige alte Männer, die die Welt nicht mehr verstehen.
In den 50er Jahren ging die Mehrheit der Fußballfreunde sonntags mit weißem Hemd, Krawatte, Jackett und Hut ins Fußballstadion. Wer will, kann das auch jetzt noch tun. Kein Haar wird ihm gekrümmt. Die gesellschaftlichen Sanktionen über die Übertretung einer Konvention sind andere, zum Beispiel Grinsen.
Mit Grüßen aus der Veltheimstraße in die Veltheimstraße.
Schubert
V-Straße, Berlin
eingetragen von Christian Melsa am 12.04.2002 um 07.37
Zitat:Grad ist mir aufgefallen, daß ich darauf noch gar nicht, wie ich mich zu erinnern meinte, geantwortet habe.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Ja, Herr Melsa, aber eines haben Sie bei Ihrer Explosion vergessen: Sie und alle Altschriebler dürfen unbefristet, über 2005 hinaus, so schreiben wie Sie wollen. Der Staat wird Ihnen kein Haar krümmen. Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist dass Sie von der nächsten Generation etwas belächelt werden.
Peter Schubert
Veltheimstraße, Berlin
Also, zunächst war mein voriger Beitrag keine Explosion. Explosion klingt so nach Wutausbruch, nach Emotionalität statt Rationalität. Doch da frage ich, was an meinen Beobachtungen unvernünftig sein soll.
Zum Thema: Wie immer schon, kann man natürlich privat so schreiben wie man will, ob man sich da an irgendwelchen Normen orientiert oder sich seine eigene schafft oder es völlig wild sprudeln läßt. Aber daß man in kaum eine Zeitung schauen kann, ohne daß einem die Früchte eines diktatorischen Obrigkeitsgehabes und, schlimmer noch, einer treu fügsamen Presse, ins Auge springen, kann einem schon auf den Magen schlagen. Und dann stößt man in vielen Büchern, die man sonst ruhig und ungestört hätte lesen können, andauernd auf idiotische Schreibweisen, die vom Inhalt ablenken.
Es ist einfach bedenklich, wie widerstandslos der Großteil der Presse obrigkeitliche Eingriffe in das Schriftsprachsystem, ihr eigenes Kommunikationsmedium!, hinnimmt und sogar selber umsetzt. Wenn eine derartige Idiotie so direkt in die Substanz der Presse eindringen kann, was ist dann von ihrer Unabhängigkeit zu halten? Wo ist da der kritische Journalismus geblieben? Ist die FAZ das einzige größere Organ, bei dem das Immunsystem noch funktioniert?
Aber zurück zum Ausgangspunkt: Privat darf jeder schreiben wie er will, und das sogar unbefristet, das ist wirklich erstaunlich gütig, gell? Da haben die lieben Kultusminister doch ein weiches Herz gehabt. Wenn nun als nächstes einige Wortbedeutungen geändert würden, was dann? Nicht so schlimm, das gälte nur für Schule und Behörden, die befinden sich sowieso in ihrem ganz eigenen Kosmos und sollen ruhig ihre eigenen kruden Gültigkeiten brauen - Bildung, Staatsverwaltung, was soll's, ist doch egal -, privat darf jeder noch die alten Wortbedeutungen benutzen, auch wenn man in der Presse ebenfalls mittlerweile zu einer eigenen Version der neuen Wortbedeutungen übergegangen ist und eigentlich auch niemand sie so ganz richtig anwendet. Egal egal, privat muß das alles ja keiner mitmachen, jeder hat schließlich das Recht, den Zug der Zeit an sich vorbeifahren zu lassen, nicht wahr? Unbefristet! Daß er dann falsch verstanden wird, ist ja sein Problem, er hätte ja auch mitmachen können. Spekulation, Horrorszenario? Nein, Moment, die Rechtschreibreform hat Wortbedeutungen geändert, und zwar in der Getrennt- und Zusammenschreibung. Was einmal ein Wort mit durchaus eigener Bedeutung war, das darf es jetzt oft nur noch getrennt geben, auch wenn es dann auch etwas anderes bedeuten kann. Wie man dies nun auch abwiegelnd relativieren mag, es handelt sich eindeutig um einen Rückschritt in der Sprachentwicklung, denn nützliche Sprachelemente, die bereits geboren und reibungslos etabliert waren, dürfen nun in der Schule nicht mehr unterrichtet werden. Was ist von einer Bildungspolitik zu halten, die solche destruktiven Maßnahmen durchsetzt?
Das heißt, die Freiheit, eine Schreibnorm zu wählen, gilt nicht für Lehrer und soll auch für Schüler ab 2005 nicht mehr gelten (in der Praxis oft entgegen der offiziellen Anordnung schon jetzt nicht mehr). Ebenso ist es in Behörden sowie der Presse und anderen Medien: Man hat sich an der Rechtschreibung zu orientieren, die der Füh... äh, der Staat angeordnet hat. Auch vor der Reform gab es eine Norm, die an diesen Stellen zu befolgen war, doch da bestand über sie ein breiter Konsens. Die reformierte Rechtschreibung jedoch wird von der Mehrheit der Bürger und so gut wie allen prominenten Schriftstellern ausdrücklich abgelehnt. Wenn ein Staat so etwas trotzdem mit aller Kraft durchsetzt, kann es sich nur um eine banausenhafte Diktatur handeln, mit welcher Bezeichnung sie sich auch immer gerne schmückt.
Das kann man sich doch wohl nicht gefallen lassen! Aber man gewöhnt sich ja an alles. Also ist die Zeit bald reif für den nächsten Schritt der Demokratieaushöhlung. Da werden dann vielleicht auch wieder die Leute maulen und wettern, aber nur eine Weile. Wenn sie mit ihrem Protest keinen Erfolg haben, werden sie aufgeben und die Gewöhnung wird einsetzen, beim einen früher, beim anderen später. Unsichtbar wie die Bewegung eines Stundenzeigers gehen Freiheit, Kultur und Demokratie zugrunde. Und irgendwann wird man sich wundern, wie spät es auf einmal schon ist.
Christian Melsa
Veltheimstraße, Hamburg
eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2002 um 17.11
Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich Herrn Riebe.
eingetragen von Thomas Paulwitz am 07.04.2002 um 16.10
Ist für Sie die "Rechtschreibreform" etwa eine Reform, Herr Markner?!?
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2002 um 16.00
Zitat:Natürlich, wir alle kennen und schätzen ja Theodor Ickler als Reformer, der mit den anderen Reformern in Siegen und sonstwo gemeinsame Sache macht, wo auch immer sich die Gelegenheit bietet. Die Formulierung läßt allerdings die Frage offen, ob Riebe Munske wie Ickler für Reformer hält oder aber Riebe und Munske Ickler.
Ursprünglich eingetragen von Manfred Riebe
Daß ich Herrn Professor Ickler dagegen, ähnlich wie Professor Munske und andere, für einen Reformer halte, ist etwas anderes.
eingetragen von Manfred Riebe am 07.04.2002 um 15.24
Zu Herrn Paulwitz: Ich äußere mich zur Verleihung des Deutschen Sprachpreises nur, damit es keine Legenden- und Gerüchtebildung gibt. Reinhard Markner verbreitete z.B. das Gerücht: "Er (Manfred Riebe) hatte nicht nur mit der Vergabe des Preises nichts zu tun, er hätte sie vermutlich sogar verhindert, wäre es ihm möglich gewesen." Auch dies ist eine der üblen Nachreden des Herrn Markner, die auf ihn zurückfallen.
Richtig ist: Ich brauchte nicht für Herrn Professor Ickler zu werben, denn seine Leistungen sprechen selbstverständlich für sich. Als Professor Walter Krämer den Deutschen Sprachpreis 1999 erhielt, hatte ich die Idee, für den wesentlich verdienstvolleren Theodor Ickler ebenfalls die Verleihung des Deutschen Sprachpreises zu erreichen. Ich stellte daher als Vorsitzender des VRS mit Schreiben vom 15.09.1999 an die Henning-Kaufmann-Stiftung den Antrag, ihm den Deutschen Sprachpreis zu verleihen. Das wußte Professor Ickler, aber das konnte Professor Jochems nicht wissen. Es wäre aber möglich, daß dadurch auch andere angeregt wurden, ebenfalls einen Antrag zu stellen. Das weiß ich aber nicht.
Herr Markner, ich kann mich nicht erinnern, Herrn Professor Ickler jemals als einen "verkappten" Reformer bezeichnet zu haben. Verwechseln Sie mich nicht mit einem Sprachwissenschaftler? Sie haben in letzter Zeit allerhand Falsches behauptet und meinen nun wohl, es komme dann auf ein bißchen mehr nicht an. Bitte treten Sie den Beweis an und nennen Sie mir doch die Textstelle, in der das geschehen sein soll. Daß ich Herrn Professor Ickler dagegen, ähnlich wie Professor Munske und andere, für einen Reformer halte, ist etwas anderes. Das habe ich ihm schon mehrmals schriftlich mitgeteilt.
eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2002 um 14.46
Der Unterschied besteht bekanntlich darin, daß Herr Ickler die Darstellung der bewährten Orthographie des Deutschen verändert hat (vgl. den Untertitel seines Wörterbuchs), nicht hingegen die Orthographie selbst. Es ist bekannt, daß dies so mancher nicht verstanden hat, und Herr Riebe befindet sich da in der Gesellschaft diverser Verfechter der sog. Rechtschreibreform (Kürschner, Schoebe usw.). Es kann aber ausgeschlossen werden, daß Herrn Munske entgangen ist, worum es geht.
Übrigens sollte sich Herr Wrase nicht wundern, wenn auch er in den universalen Verschwörungszusammenhang hineinpaßt, den Herr Riebe entwickelt. Man muß sich das so vorstellen wie bei einem Leuchtturm : Nicht alles ist gleichzeitig im Licht, aber irgendwann wird alles von ihm erfaßt.
eingetragen von Thomas Paulwitz am 07.04.2002 um 13.09
"Icklers Wörterbuch, verglichen mit dem Duden von 1991, ist ein echtes Reformwerk – allerdings eines, das keiner bürokratischen Durchsetzung bedarf."
Das schrieb Professor Horst Haider Munske, der einst aus der Rechtschreibkommission unter Protest ausgetreten ist, in der 4. Ausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT, 20. Juni 2001, Seite 9. Wenn Sie so wollen, lieber Herr Markner, ist auch für Prof. Munske der Prof. Ickler ein "verkappter Reformer".
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Thomas Paulwitz am 07.04.2002 um 12.59
Die Henning-Kaufmann-Stiftung wußte es wohl richtig einzuordnen, wie Äußerungen von Professor Schmitz belegen.
Und was mich angeht: Ich habe mich schon mit vielen wieder vertragen, mit denen ich zuvor eine sachliche Auseinandersetzung hatte.
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Thomas Paulwitz
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eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2002 um 12.52
das unter anderem darin besteht, Herrn Ickler bei vermeintlich passender Gelegenheit als »verkappten Reformer« zu bezeichnen. Ich kann mich erinnern, daß Herr Paulwitz von derlei Heuchelei auch schon einmal die Nase gestrichen voll hatte.
eingetragen von Thomas Paulwitz am 07.04.2002 um 12.19
Professor Jochems hätte bei der Aufzählung der Verdienste Manfred Riebes außerdem darauf hinweisen können, daß vor allem das stete Werben Manfred Riebes dazu geführt hat, daß Professor Theodor Ickler im vergangenen Jahr von der "Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache" mit dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet worden ist. Deswegen war Manfred Riebe der geeignete Mann für die DSW-Lobrede auf Prof. Ickler, den die Leser der Deutschen Sprachwelt zum "Sprachwahrer des Jahres" (Rechtschreibung) bestimmten.
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von wrase am 07.04.2002 um 10.35
Lieber Herr Riebe,
zunächst einmal Entschuldigung, daß meine Antwort gleich dreimal erschien. Ich bekam auf dem Bildschirm die Botschaft "Fatal error - time expired" oder so ähnlich, also ahnte ich nicht, daß der Beitrag jeweils angekommen war.
Ich eine graue Eminenz im Hintergrund? Was soll ich dazu sagen? Wir hatten doch gestern ein sehr freundschaftliches Gespräch, was soll ich mit diesem Titel anfangen? Es ist doch nicht so, daß Sie überall nur noch graue Eminenzen im Hintergrund wirken sehen, oder? Sogar mich als eine solche, obwohl ich mich doch gerade mit Ihnen zum selben Thema angenehm ausgetauscht hatte und hier gerade ausführlich dargelegt hatte, welchen Anteil ich mit welcher Überlegung an der Maßnahme von Herrn Schumacher möglicherweise hatte?
Im Hintergrund halte ich mich schon, ich habe das ja auch gerade noch einmal begründet - eben weil ich eigentlich gar keine Lust mehr habe, ständig solche Erklärungen abgeben zu müssen, nur weil die Verdächtigungen, die Beleidigungen, die Streitlust nicht aufhören.
Wir sollten uns wirklich auf produktive Arbeit konzentrieren, das wollen alle Teilnehmer, Sie und mich eigeschlossen. Warum muß ich schon wieder antworten? Weil Sie sagten, ich hätte wütende Proteste gegen den offenen Brief von Professor Jochems löschen und damit unterdrücken wollen (wenn ich das richtig verstehe). Das waren aber keine Reaktionen auf diesen Beitrag von Professor Jochems, sondern auf den vorhergehenden Zeitungsartikel, die sich nur in der Reihenfolge noch an den Brief von Professor Jochems anschlossen. Daher ist Ihre Schlußfolgerung nicht richtig, es hätten sich noch mehr Leute so wie Sie über den Brief von Professor Jochems empört. Das meine ich hier klarstellen zu müssen.
Wo soll das alles hinführen? Wir sollten hier über die Rechtschreibreform aufklären, über diesen gigantischen Blödsinn, an dem man tausendfach Kritik im einzelnen üben kann und muß, weil darüber die Allgemeinheit zu wenig Bescheid weiß. Wir sollten das unterstützen. Ich habe mich kurzfristig wieder ein wenig aktiver beteiligt, weil ich von Herrn Schumacher erfahren habe, daß ganz dringend Spenden gebraucht werden, sonst ist der ganze Internetauftritt gefährdet. Damit sind eine Reihe von Fragen verbunden, die damit zu tun haben, wie wir diesen Spendenbedarf am besten den eigenen Nutzern dieser Seiten klarmachen können. So kam ich vor kurzem mit Herrn Schumacher ausführlicher in Kontakt und habe bei dieser Gelegenheit erfahren, daß sich verschiedene Leute fürchterlich über den neu aufgeflammten Streit aufgeregt haben, an dem Sie beteiligt waren. Ich habe deshalb auch hier versucht, dabei mitzuhelfen, die Wogen zu glätten, damit die sachliche Arbeit wiederaufgenommen werden kann, insbesondere, wie gesagt, auf der Informationsseite mit den Zeitungsartikeln. Wollen Sie mich nun verdächtigen, im Hintergrund verschwörerisch tätig zu sein? Ich hoffe nicht, denn ich lege ja gerade dar, was ich gestern und vorgestern getan habe und warum.
Sehen Sie, wie ich zuletzt und auch jetzt wieder gesagt habe: Ich halte das nicht aus, diese ganzen regelmäßig wiederkehrenden Streitereien, Verdächtigungen, Beleidigungen. Ich will deshalb eigentlich überhaupt mehr nicht aktiv mitmachen, nach wie vor. Wenn ich nun, nachdem ich nach langer Zeit versucht habe, mich zum Wohl dieser Seiten ein wenig zu engagieren, gleich wieder angegriffen werde, ich hätte irgendwelche wertvolle empörte Kritik unterdrückt oder einen wesentlichen Rechtsgrundsatz mißachtet - was soll das? Es bestätigt mich darin, mich in Zukunft weiterhin aus diesen Seiten herauszuhalten, auch wenn ich natürlich hoffe, daß die ideologischen und persönlichen Kämpfe, die mich von der Teilnahme abschrecken, irgendwann aufhören mögen; möglichst durch persönliche Zurückhaltung der Beteiligten, wie sie zuletzt Professor Jochems freundschaftlich angeraten hat. Ich kann diesen Vorschlag nur gutheißen, ich bin ja selber zu dieser Konsequenz gekommen.
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Wolfgang Wrase
eingetragen von wrase am 07.04.2002 um 09.58
Lieber Herr Riebe,
ich hatte gestern Herrn Schumacher vorsichtig gebeten, die letzten Beiträge, die nach dem "offenen Brief" von Herrn Jochems noch kamen, zu löschen. Und zwar nahmen ja seit einigen Tagen wieder alle möglichen hitzigen Gefechte, Verdächtigungen, Beleidigungen überhand. Der allgemeine Wunsch bestand und besteht darin, daß diese Internetseiten der sachlichen Information und Auseinandersetzung dienen. Es wird von den meisten Nutzern als unglaublich mühsam und lästig empfunden, daß diese Funktion des Angebots von rechtschreibreform.com immer wieder durch Streitereien und ausgiebige persönliche Beleidigungen und Unterstellungen beeinträchtigt wird.
Sie selbst kündigen deshalb regelmäßig an, sich daran nicht mehr beteiligen zu wollen, um der gemeinsamen Arbeit nicht zu schaden: "Ich bin bereit, das Kriegsbeil zu begraben." Das ist sehr lobenswert und vorbildlich. Auch andere Teilnehmer erkannten gestern die Übertreibung der persönlichen Angriffe und nahmen sich zurück: Detlef Lindenthal ersetzte eine scharfe polemische Herausforderung durch eine maßvolle Erklärung und löschte dann sogar diese abgeschwächte Variante, was mich ganz einfach freute. Daran anschließend nahm sich auch Herr Markner zurück, den jener Beitrag auf die Palme gebracht hatte.
Insbesondere sollte ja das Nachrichten(!)brett von polemischen Gefechten befreit bleiben. Daher hatte ich den Eindruck, es sei gut, wenn sich an den überaus klugen und warmherzigen offenen Brief von Professor Jochems nicht gleich wieder blutrünstige Einwürfe als "Kommentar" anschließen würden: "Schädel einschlagen" usw. (Es genügt doch - wenn man das Bedürfnis hat, Flüche zu lesen -, wenn man den letzten Eintrag dieser Sorte immer noch goutieren kann, direkt vor dem Beitrag von Professor Jochems, der da lautet: "Linksschwanger - Quatschkopf - dämliches Gefasel." Oder ist das noch nicht genug Kampf der Giganten im Nachrichtenbereich?)
Also, wie schon gesagt, ich bat darum, die restlichen Kommentare von dieser Qualität ausnahmsweise zu löschen, der allgemeinen Tendenz dieses Tages zur Zurücknahme entsprechend, damit wir einen sachlichen und freundlicheren Neuanfang versuchen können. Herr Schumacher entsprach dem, wobei er hinzufügte, daß er eigentlich grundsätzlich nicht löschen wolle. Das tat er dann ja auch nicht, sondern er verwendete viel Mühe, um das Zitat mit dem "Ich schlage dir den Kopf ein" aus dem Nachrichtenbereich zu verschieben. Natürlich funktioniert dann die Verweistechnik nicht.
Nun kommen Sie leider wieder mit einer Verschwörungstheorie, verwenden viel Mühe darauf, diese zu formulieren und den Kampf gegen vermeintliche Unterdrückungsbemühungen fortzusetzen, fordern wiederum mich zu der Mühe heraus, eine Erklärung dazu abzugeben. Das alles setzt den beklagenswerten Zustand der in der Tat sinnlosen Vergeudung der Kräfte für Vorwürfe und Gegenvorwürfe fort, den doch auch Sie beendet sehen wollen.
Ich habe mich weitestgehend, wie angekündigt, aus diesen Seiten herausgehalten, weil mich in diese dauernden destruktiven Beiträge und Kämpfe nicht mehr verwickelt sehen und fühlen wollte. Ich bitte Sie ganz herzlich, nicht in dieser Weise fortzufahren. Sie hätten doch zum Beispiel, anstatt mit Vorwürfen und Verdächtigungen vorzupreschen, fragen können: "Warum wurde dieser Beitrag verschoben?" Und ich hätte Ihnen geantwortet, genauso wie sicherlich auch Herr Schumacher.
Mit herzlichem Gruß und Dank für das gestrige Gespräch - Ihr
__________________
Wolfgang Wrase
eingetragen von wrase am 07.04.2002 um 09.58
Lieber Herr Riebe,
ich hatte gestern Herrn Schumacher vorsichtig gebeten, die letzten Beiträge, die nach dem "offenen Brief" von Herrn Jochems noch kamen, zu löschen. Und zwar nahmen ja seit einigen Tagen wieder alle möglichen hitzigen Gefechte, Verdächtigungen, Beleidigungen überhand. Der allgemeine Wunsch bestand und besteht darin, daß diese Internetseiten der sachlichen Information und Auseinandersetzung dienen. Es wird von den meisten Nutzern als unglaublich mühsam und lästig empfunden, daß diese Funktion des Angebots von rechtschreibreform.com immer wieder durch Streitereien und ausgiebige persönliche Beleidigungen und Unterstellungen beeinträchtigt wird.
Sie selbst kündigen deshalb regelmäßig an, sich daran nicht mehr beteiligen zu wollen, um der gemeinsamen Arbeit nicht zu schaden: "Ich bin bereit, das Kriegsbeil zu begraben." Das ist sehr lobenswert und vorbildlich. Auch andere Teilnehmer erkannten gestern die Übertreibung der persönlichen Angriffe und nahmen sich zurück: Detlef Lindenthal ersetzte eine scharfe polemische Herausforderung durch eine maßvolle Erklärung und löschte dann sogar diese abgeschwächte Variante, was mich ganz einfach freute. Daran anschließend nahm sich auch Herr Markner zurück, den jener Beitrag auf die Palme gebracht hatte.
Insbesondere sollte ja das Nachrichten(!)brett von polemischen Gefechten befreit bleiben. Daher hatte ich den Eindruck, es sei gut, wenn sich an den überaus klugen und warmherzigen offenen Brief von Professor Jochems nicht gleich wieder blutrünstige Einwürfe als "Kommentar" anschließen würden: "Schädel einschlagen" usw. (Es genügt doch - wenn man das Bedürfnis hat, Flüche zu lesen -, wenn man den letzten Eintrag dieser Sorte immer noch goutieren kann, direkt vor dem Beitrag von Professor Jochems, der da lautet: "Linksschwanger - Quatschkopf - dämliches Gefasel." Oder ist das noch nicht genug Kampf der Giganten im Nachrichtenbereich?)
Also, wie schon gesagt, ich bat darum, die restlichen Kommentare von dieser Qualität ausnahmsweise zu löschen, der allgemeinen Tendenz dieses Tages zur Zurücknahme entsprechend, damit wir einen sachlichen und freundlicheren Neuanfang versuchen können. Herr Schumacher entsprach dem, wobei er hinzufügte, daß er eigentlich grundsätzlich nicht löschen wolle. Das tat er dann ja auch nicht, sondern er verwendete viel Mühe, um das Zitat mit dem "Ich schlage dir den Kopf ein" aus dem Nachrichtenbereich zu verschieben. Natürlich funktioniert dann die Verweistechnik nicht.
Nun kommen Sie leider wieder mit einer Verschwörungstheorie, verwenden viel Mühe darauf, diese zu formulieren und den Kampf gegen vermeintliche Unterdrückungsbemühungen fortzusetzen, fordern wiederum mich zu der Mühe heraus, eine Erklärung dazu abzugeben. Das alles setzt den beklagenswerten Zustand der in der Tat sinnlosen Vergeudung der Kräfte für Vorwürfe und Gegenvorwürfe fort, den doch auch Sie beendet sehen wollen.
Ich habe mich weitestgehend, wie angekündigt, aus diesen Seiten herausgehalten, weil mich in diese dauernden destruktiven Beiträge und Kämpfe nicht mehr verwickelt sehen und fühlen wollte. Ich bitte Sie ganz herzlich, nicht in dieser Weise fortzufahren. Sie hätten doch zum Beispiel, anstatt mit Vorwürfen und Verdächtigungen vorzupreschen, fragen können: "Warum wurde dieser Beitrag verschoben?" Und ich hätte Ihnen geantwortet, genauso wie sicherlich auch Herr Schumacher.
Mit herzlichem Gruß und Dank für das gestrige Gespräch - Ihr
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Wolfgang Wrase
eingetragen von Manfred Riebe am 07.04.2002 um 09.56
Herr Wrase, sind Sie eine graue Eminenz im Hintergrund? Sie hatten gebeten, "die letzten Beiträge, die nach dem "offenen Brief" von Herrn Jochems noch kamen, zu löschen". Also hatten somit mehrere Leute ebenso empört reagiert wie ich. Ich hatte mich aber zurückgehalten und Herrn Professor Jochems meine Empörung nur privat mitgeteilt. Ich empfinde den Ihrer Meinung nach "überaus klugen und warmherzigen offenen Brief von Professor Jochems" nicht als solchen, weil er Halbwahrheiten und unbewiesene falsche Behauptungen enthält. Ich kenne das Geschehen als Beteiligter besser als Professor Jochems, der es sicher gut gemeint hat. Wie man sieht, hat sein Brief entsprechende Reaktionen hervorgerufen, die aber jemand nicht ins Konzept gepaßt haben. Im Nürnberger Rathaus steht an der Wand der Rechtsgrundsatz: "Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede. Man muß hören alle beede!"
eingetragen von wrase am 07.04.2002 um 09.35
Lieber Herr Riebe,
ich hatte Herrn Schumacher gebeten, die letzten Beiträge, die nach dem "offenen Brief" von Herrn Jochems noch kamen, zu löschen. Und zwar nahmen ja seit einigen Tagen wieder alle möglichen hitzigen Gefechte, Verdächtigungen, Beleidigungen überhand. Der allgemeine Wunsch bestand und besteht darin, daß diese Internetseiten der sachlichen Aufklärung und Auseinandersetzung dienen. Es wird von den meisten Nutzern als unglaublich mühsam und lästig empfunden, daß diese Funktion des Angebots von rechtschreibreform.com immer wieder durch Streitereien und persönliche Angriffe beeinträchtigt wird.
Sie selbst kündigen deshalb regelmäßig an, sich daran nicht mehr beteiligen zu wollen, um der gemeinsamen Arbeit nicht zu schaden: "Ich bin bereit, das Kriegsbeil zu begraben." Das ist sehr lobenswert und vorbildlich. Auch andere Teilnehmer erkannten die Übertreibung der persönlichen Angriffe und nahmen sich zurück: Detlef Lindenthal ersetzte eine scharfe polemische Herausforderung durch eine maßvolle Erklärung und löschte dann sogar diese abgeschwächte Variante. Daran anschließend nahm sich auch Herr Markner zurück, den jener Beitrag auf die Palme gebracht hatte. Insbesondere sollte ja das Nachrichten(!!)brett von polemischen Gefechten befreit bleiben. Daher hatte ich den Eindruck, es sei gut, wenn sich an den überaus klugen und warmherzigen offenen Brief von Professor Jochems nicht gleich wieder blutrünstige Einwürfe als "Kommentar" anschließen würden: "Schädel einschlagen" usw.
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Wolfgang Wrase
eingetragen von Manfred Riebe am 07.04.2002 um 08.04
Forum > Fragen und Antworten rund um die Technik der Rechtschreibseiten
Neueste Beiträge aufrufen
Dominik Schumacher
07.04.2002 22.34
Löschen?
Ich habe ohne große Beratung das Leitthema VRS aus dem Neueste-Beiträge-Aufrufen-Skript herausgenommen. Der Strang ist aber unverändert über den Haupteingang des Forums erreichbar. Zustimmung oder Diskussion bitte vorweg einmal in Ruhe überdenken. Vielleicht läßt sich die aufzubringende Zeit in Beiträge mit mehr Nutzen umwandeln. (...) Allerdings, das muß auch erwähnt werden, ist Internettechnik bei aller Freude über die Möglichkeiten mit unvorstellbarer Kleinarbeit verbunden.
eingetragen von Manfred Riebe am 07.04.2002 um 07.39
Zur Erläuterung:
Auf dem Offenen Brief von Professor Jochems in http://www.rechtschreibreform.com steht unten: "KOMMENTAR: In eigener Sache".
Aber wenn man draufklickt, erscheint dieser nicht.
Vermutlich stand dort ursprünglich der Kommentar von Dr. E. Tscheu, der zitierte: "Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich Dir den Schädel ein." Dieser Vers soll an die Losung der französischen Jakobiner anknüpfen: "La fraternité ou la mort!"
Dieser oppositionelle Spruch gefiel auf der Nachrichtenseite womöglich aus Gründen der "politischen Korrektheit" nicht. Vermutlich deshalb übertrug ihn Dominik Schumacher in mühevoller Arbeit in das neue Gästebuch mit den Worten:
"Mit viel Arbeit wurde dieser Kommentar vom
Nachrichtenbrett hier ins Forum gestellt. Wir
wollen nicht mehr löschen. Aber hier im Forum
ist der bessere Platz für schnelle Gedanken. Bitte
helfen Sie mit, die Technik zu verbessern, damit
solche Pflegearbeiten nicht mehr so viel sinnlose
Zeit verschlingt.
Dominik Schumacher"
So, aus dem Zusammenhang gerissen, versteht natürlich niemand den Beitrag von Dr. E. Tscheu.
Was bedeutet eigentlich "sinnlose Zeit"? Ist vielleicht "sinnlose Pflegearbeit" gemeint? Man will ja nicht mehr löschen. Auch das Ausbauen der eingebauten Filter würde "sinnlose Zeit" kosten. Da ist guter Rat nicht teuer: Keine Zensur mehr ausüben.
eingetragen von Reinhard Markner am 06.04.2002 um 17.06
Fragt sich, wo da der Gedanke war ?
eingetragen von Gast am 06.04.2002 um 16.52
Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag’ ich Dir den Schädel ein
Hier wird doch nur zum Ausdruck gebracht, daß alles, was nicht ultralinks ist, schlecht und böse ist. Was hat das mit der Rechtschreibung zu tun?
Das Wort „deutsch“ abschaffen ! 7.4.2002
KOMMENTAR
Mit viel Arbeit wurde dieser Kommentar vom Nachrichtenbrett hier ins Forum gestellt. Wir wollen nicht mehr löschen. Aber hier im Forum ist der bessere Platz für schnelle Gedanken. Bitte helfen Sie mit, die Technik zu verbessern, damit solche Pflegearbeiten nicht mehr so viel sinnlose Zeit verschlingt.
Dominik Schumacher
Dr. E. Tscheu
unbekannt
eingetragen von Gast am 06.04.2002 um 14.29
Ja, Herr Melsa, aber eines haben Sie bei Ihrer Explosion vergessen: Sie und alle Altschriebler dürfen unbefristet, über 2005 hinaus, so schreiben wie Sie wollen. Der Staat wird Ihnen kein Haar krümmen. Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist dass Sie von der nächsten Generation etwas belächelt werden.
Peter Schubert
Veltheimstraße, Berlin
eingetragen von Christian Melsa am 06.04.2002 um 13.29
Ja aber, mein werter Herr, Sie sollten dann auch wirklich erst einmal den Gedanken nachvollziehen, in dessen Rahmen das Dritte Reich genannt wurde. Ich habe außerdem erklärt, daß mir eben wegen dieser Assoziation das Lachen im Halse stecken bleibt. Es ging ums gedankenlose Mitmachen, weil die anderen dies und jenes ja auch jetzt soundso machen. Das kann sich im Harmlosen zeigen und im Katastrophalen enden, deswegen ist es so brisant. Natürlich würde ich niemals behaupten, daß die Rechtschreibreform genauso oder auch nur annähernd so schlimm sei wie das Dritte Reich. Ich habe geschrieben, ich hätte das Dritte Reich für abschreckend genug gehalten. Für eine so brutale Lektion, daß man auch die nachfolgenden Generationen gewissenhaft darauf sensibilisieren würde, sich bloß nicht vom Sog des Herdentriebs beeinflussen zu lassen.
Aber was ist denn der Grund, aus dem diejenigen den Neuschrieb übernehmen, die es tun? Weil sie genau sagen können, daß und warum diese Orthographie besser ist als die bisher gebrauchte? Weil sie etwa aus eigener Anschauung und so kritischer wie gründlicher Prüfung zu diesem Urteil gelangt wären? Dabei würde man unweigerlich auf Fakten stoßen, die die Reform so miserabel zeigen, wie sie hinter dem Blendwerk eben nun einmal ist. Die Mitmacher machen aber nun eben mit, was (in den Medien hauptsächlich) als neuer Trend propagiert wird: Das macht "man" jetzt so. Wer nicht mitmacht, ist veraltet, anachronistisch, ewiggestrig, erzkonservativ, lernunfähig, unflexibel, fortschrittsverweigernd. Oha. Wer will das schon sein? Womöglich machen sich die Leute dann über einen lustig, wäre ja doch unangenehm irgendwie. Wenn sich Menschen schon zu einer unsinnigen Rechtschreibveränderung so leicht überreden lassen (zu deren Durchsetzung immerhin auf eklatanteste Weise die Demokratie verraten wurde, Sprachlenkung gegen den Volkswillen, so eine Lappalie ist das nun auch wieder nicht), dann ist es doch nicht abwegig, davon an Zeiten erinnert zu werden, in denen es eben "in" wurde, den "deutschen Gruß" zu zeigen, Hakenkreuzflaggen zu schwenken, einem "Führer" zuzujubeln usw. (Man konnte da ja noch nicht wissen, auf was für unglaubliche Greuel das alles später hinauslaufen würde.) Meinetwegen hänge ich noch ein harmloseres Beispiel an: Ist es nicht unglaublich, wie Scharen von Jugendlichen auf Kommando irgendwelche ganz offen künstlich zusammengebauten RTL2-Popgruppen toll finden und fleißig deren CDs und Fantinnef kaufen? Genauso bedenklich, aber hier handelt es sich nur um Kommerz, während die Rechtschreibreform ein Politikum ist, dessen Tragweite leider oft unterschätzt wird. Man muß sich vergegenwärtigen, was da überhaupt passiert ist, autoritär den "Untertanen" aufgezwungene künstliche Sprachlenkung, so etwas hat man sich nicht einmal zu Zeiten Kaiser Wilhelms erlaubt. Und heute, heißt es doch zumindest, ist Deutschland doch ein demokratischer Bundesstaat. Wie wenig er das in Wirklichkeit ist, wird an Vorgängen wie der Rechtschreibreform offenbar, und ich finde schon, daß einen das alarmieren sollte.
eingetragen von Willhelm I am 06.04.2002 um 10.53
Recht so, mein Herr.
Den letzten Eintrag betreffend, erinnere ich an Martin Walsers Aussage bezüglich der Instrumentalisierung des Holocousts. Müssen wir das Dritte Reich wirklich bei jeder Diskussion als Totschlagargument verwenden???
Ich halte es für verfehlt, stumpfsinnig, einfallslos und zynisch die Rechtschreibreform, wie im letzten Beitrag geschehen, mit 1933-1945 zu vergleichen. Vielleicht flechten wir noch Kreuzzüge, Hexenverbrennung und Judenvergasung in dieses Forum mit ein um auch wirklich alles abzudecken?
Der letzte Eintrag hat mich empört, denn auf einen Spaß mit dem Dritten Reich zu antworten, das ist schlicht und einfach bodenlos.
eingetragen von Christian Melsa am 06.04.2002 um 00.32
Normalerweise könnte ich nett lachen über solch sarkastische Scherzereien, wie sie Gast Wilhelm (I.) hier betreibt, aber die Depression über die Oberflächlichkeit, die jemanden die neue Rechtschreibung einfach deswegen für einen Fortschritt halten läßt, weil sie halt neu ist, ist dann doch zu stark. Wirklich bestürzend sind ja nicht einmal so sehr die "reformierten" Schreibweisen, die in normalen Texten meist in noch einigermaßen erträglicher Dosis auf einen einhageln, bestürzend ist, daß ein dermaßen blöder Scheiß so erfolgreich sein kann; daß das MITMACHEN so eine gewaltige Kraft ist. Ich hatte das Dritte Reich für abschreckend genug gehalten.
eingetragen von Reinhard Markner am 05.04.2002 um 22.57
sehen bereits heute all jene aus, die noch nach den Vorgaben der ersten Generation der auf Neuschrieb umgestellten Wörterbücher schreiben. Weitere Revisionen der Reform werden dies noch deutlicher machen. Tut uns allerdings überhaupt nicht leid (wie man dann wieder wird schreiben »dürfen«).
eingetragen von Gast am 05.04.2002 um 22.41
Unsere Durchlaucht, Wir, B. aus E. lehnen die neuhe Rehtschreib-
Reform ab.
Denn es plaisieret uns nicht, nach dero neumodischer Weisz die
Feder zu fuehren.
Es bieliebet Uns, zur alt-teutschen Schreibung zurücke zu kehren.
Da selbige uns so lieb war. Uns dünket, Wir thäten lieber in aller Seelenruh
durch teutsche Thäler schweifen und den hitzigen Mist des neuen
oublieren.
Eure gottlegithimierte Herscherschaft,
Majestaet B. von E.
P.S.
Zudem lehnen wir Euro, Airbag und elektrisches Licht ab
Willhelm I
schlossplatz 1 berlin
eingetragen von Gast am 27.03.2002 um 14.57
Es wäre mir lieb, wenn jetzt mein Name und die Ausrufezeichen aus den Beiträgen verschwänden. Ich habe mich - in ein Nachbar-Forum - nur einmal eingeschaltet, weil ein Gast eine Rechtsfrage gestellt hatte, die dann allerdings von zwei Diskussionsteilnehmern nicht als Rechtsfrage erkannt wurde. Nachdem die Sache durch meine Mitteilung der richtigen Paragrafen erledigt ist, brauchen Sie jetzt nicht jedes Mal Ihre Beiträge an mich zu adressieren.
Schubert
V-Str. 12, 13467 Bln
eingetragen von Manfred Riebe am 26.03.2002 um 23.01
Sehr geehrter Herr Schubert!
Sie schreiben: "In den fünf, sechs Jahren seitdem (seit 1996/97, MR) hat sich die Aufregung aber schon stark gelegt."
Das ist keineswegs so. Noch 1999 liefen Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform in Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Volksbegehren in Berlin wurde vom Senat stark behindert. Am Tag der Europawahl durfte damals z.B. nicht abgestimmt werden. Es zeigte sich, daß nicht nur für Bürgerinitiativen, sondern auch für Parteien die Hürden der Volksbegehren in fast allen Bundesländern zu hoch sind, wenn in einer solchen Situation Bürgerinitiativen von den Medien nicht ausreichend unterstützt, sondern bundesweit totgeschwiegen werden. Man hat daher seit Herbst 1999 von weiteren spektakulären Volksbegehren Abstand genommen.
Als dann am 1. August 1999 die meisten Zeitungen umstellten und skrupellos Leserbriefe gegen den Neuschrieb unterdrückten oder in den Neuschrieb umfälschten, gründeten die Reformkritiker die DEUTSCHE SPRACHWELT und gingen ins Internet. Welche Wirkung die Aktivitäten im Internet allein von http://www.rechtschreibreform.com/ und http://www.deutsche-sprachwelt.de haben, hat der Träger des Konrad-Duden-Preises, Professor Hans-Werner Eroms, in seinem Vortrag in Mannheim am 13. März beschrieben:
"Die Internetdebatten lassen sich durchaus mit den großen geistesgeschichtlichen Debatten früherer Jahrhunderte vergleichen. (...) erst beim Debattieren über die Eingriffe in den Regelbestand zeigte sich, wie kompliziert die Rechtschreibregeln im Grunde sind: Sie gehorchen im Deutschen einer Vielzahl von Prinzipien. (...) Die Schwierigkeit, eine alte oder neue Rechtschreibregel zu verstehen, merkt man im Grunde erst, wenn man sich selber bei Verstößen ertappt. (...) Aber eben das Aufdecken, was überhaupt eine Regel ist, dieser Lernprozess war ein ganz wichtiges Nebenergebnis der Rechtschreibdiskussion. (...) Jedenfalls war die öffentlich geführte Debatte um die Rechtschreibreform ein Lehrstück für das Engagement der Bürger und Bürgerinnen für ihre Sprache - und die von den Fachleuten erteilten Belehrungen, dass es doch nur um die Schrift ginge und Sprache und Schrift verschiedene Dinge seien, waren im Grunde etwas besserwisserisch."
Die Aufregung äußert sich folglich nun über neue, modernere, wirkungsvollere Wege. Die wachsende Verbreitung des Internets verstärkt zunehmend die Möglichkeiten der Reformkritiker, die Desinformationskampagne der Kultusminister, Reformer und Medienkonzerne zu durchkreuzen und unabhängig von den Medien in der Öffentlichkeit präsent zu sein.
Die FAZ führt inzwischen in http://www.gutes-deutsch.de rund 300 Zeitungen und Zeitschriften an, die nicht auf den Neuschrieb umgestellt haben oder mit der FAZ von der neuen Beliebigkeitsschreibung zur bewährten herkömmlichen einheitlichen Rechtschreibung zurückgekehrt sind.
Frohe Ostern! Mal sehen, welche Ostereier der Osterhase den Reformbefürwortern bringen wird.
________________________________
Ceterum censeo, reformationem ad peius scribendi delendam esse... Auf deutsch: Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Schlechtschreibreform zerstört werden muß...
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
eingetragen von Reinhard Markner am 26.03.2002 um 22.44
Es gab erst vor wenigen Monaten eine Repräsentativumfrage in Österreich, die wiederum ein sehr klares Ergebnis hatte. Im übrigen heißt es ja : Man gewöhnt sich an allem, auch am Dativ. Das ist aber keine politische Erkenntnis. Mißstände müssen erkannt, benannt und abgestellt werden. Darum geht es, also um Argumente, nicht um Aufregung, Abregung, Resignation.
eingetragen von Gast am 26.03.2002 um 16.26
Ja, Herr Riebe, die Umfragen waren von 1996 und 1997. In den fünf, sechs Jahren seitdem hat sich die Aufregung aber schon stark gelegt.
Frohe Ostern allen Kämpfern für den Altschrieb!
Schubert
V-Str. 12, 13467 Bln
eingetragen von Gast am 26.03.2002 um 15.55
Gerade gefunden auf einer Seite des BMBF:
http://www.kompetenznetze.de/bildung/index.php3?aufl=1&sprache=1&zugang=1&gebiet=37
....
7. Publikationen
Eyerer, P.; Krause, D.: TheoPrax - Handbuch
(lose Blattsammlung)
....
Ich dachte immer, die Blätter seien lose und nicht
die Sammlung.
Dasselbe noch einmal zu finden auf
http://www.theo-prax.de/buecher.htm
Das Reformdeutsch zersetzt offenbar nicht nur
Wörter, sondern auch die Denkfähigkeit.
Wenn Kinder etwas fürchterlich Dummes sagen, lacht
man spontan darüber. Am besten, man verfährt
genauso mit reformdeutsch schreibenden Erwachsenen
(insbesondere solchen aus Ministerien). Die
Alternative wäre nämlich nur noch eine große
Depression über das geistige Niveau dieses Landes.
Gast
Deutschland
eingetragen von Manfred Riebe am 26.03.2002 um 12.55
Sehr geehrter Herr Schubert!
Die erste größere Übersicht über 9 Umfragen über die Zustimmung oder Ablehnung der Rechtschreibreform enthält:
Ickler, Theodor: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, mit Beiträgen von Reiner Kunze, Stephanus Peil u.a., hrsg. von Alexander Siegner, Pullach, April 1997, S. 8 f.
Nur zwei Zahlen liegen bei 75 Prozent Ablehnung, sieben andere liegen zwischen 89 und 99 Prozent.
Dr. Edgar Piel, der Leiter der Presseabteilung des Instituts für Demoskopie Allensbach, hatte ferner in einem Aufsatz sehr detailliert und kenntnisreich die IfD-Umfrage vom Oktober 1996 erläutert.
Piel, Edgar: Fast niemand will die Rechtschreibreform. Bericht über eine demoskopische Sondierung. In: Eroms, Hans Werner / Munske, Horst Haider (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 165-172.
Seit 1997 erfolgten immer wieder Umfragen. Das wichtigste Ergebnis aber war der Volksentscheid in Schleswig-Holstein am 27. September 1998, der trotz der dritten selbst manche Akademiker irreführenden Abstimmungsalternative: "Ich lehne den Gesetzentwurf der Volksinitiative und die Vorlage des Schleswig-Holsteinischen Landtages ab" sehr deutlich gegen die Rechtschreibreform ausfiel.
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"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
eingetragen von Elke Philburn am 24.03.2002 um 00.11
Ach wissen Sie, so anders ist der Ton hier gar nicht.
Herr Ickler hat Ihnen eine sachliche Antwort auf Ihre Frage gegeben, mit der Sie, wie Sie selber zugeben werden, auch ein klein wenig provozieren wollten.
Herr Riebe und ich haben versucht, das Mißverständnis mit dem 'Milchmädchen' zu klären, und auch Herr Melsa hat Ihnen freundlich geantwortet.
Ansonsten kann hier jeder seine Meinung äußern und zur Diskussion stellen. Diese Freiheit finden Sie schon nicht mehr in jedem anderen Forum zur deutschen Sprache.
eingetragen von Gast am 23.03.2002 um 19.21
Bemerkenswert, wie sich der Ton ändert, wenn ausnahmsweise mal ein anders Denkender sich einschaltet und eine der gemeinsamen Glaubensgewissheiten dieser Seiten in Zweifel zieht, zum Beispiel den Glauben an die 80 Prozent. Dann kommen "freundliche Aufforderungen zum Nachdenken" und Invektiven wie Milchmädchen, Milchmädchenrechnung (für die Behauptung, 70 Prozent seien weniger als 80 Prozent), Mimose und Neuschriebler. Ich klicke mich besser wieder aus. Tschüss, nein: Tschüß, ihr Altschriebler.
Peter Schubert
eingetragen von Reinhard Markner am 23.03.2002 um 16.55
Freundlichen Aufforderungen zum Nachdenken sind noch die wenigsten Neuschriebler an dieser Stelle gefolgt.
eingetragen von Gast am 23.03.2002 um 15.20
Wenn Herr Ickler und Herr Markner ihre Überschriften auf sich selbst beziehen, ist ja alles o.k.
Peter Schubert
eingetragen von Christian Melsa am 23.03.2002 um 15.20
Zitat:Zufälle gibt's. Es gibt, soweit ich weiß, in ganz Deutschland nur zwei Veltheimstraßen (eine in Hamburg, eine in Berlin). Und da schreibt doch auf dieser Seite tatsächlich jemand, der, wie ich, in einer solchen wohnt.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Peter Schubert
Veltheimstraße 12, 13467 Berlin![]()
eingetragen von Manfred Riebe am 23.03.2002 um 13.30
Ich glaube, daß die Technik Herrn Professor Ickler einen Streich gespielt hat; denn "Milchmädchen" paßt überhaupt nicht. Eher würde man "Milchmädchenrechnung" sagen, wobei die Technik den zweiten Teil des Wortes: "-rechnung" abgeschnitten hat. Ich vermute dies, weil mir die Technik hier solche Streiche sehr häufig spielt; so daß Überschriften ganz oder teilweise verschwinden. Da ich dies kontrolliere, habe ich diesen Fehler schon sehr oft ausbessern müssen, können oder dürfen.
eingetragen von Elke Philburn am 23.03.2002 um 13.11
Ich glaube, Herr Schubert hat Herrn Icklers Überschrift auf sich bezogen und damit schlichtweg mißverstanden.
eingetragen von Reinhard Markner am 23.03.2002 um 12.52
Herr Schubert, vielleicht denken Sie erst einmal über die Funktion von Überschriften nach.
Es sei noch angemerkt, daß mehr als 100000 Berliner Wahlberechtigte seinerzeit die wenigen »Auslegestellen« aufsuchten. In der Schweiz, die bekanntlich größer ist als Berlin und mehr auf plebiszitäre Demokratie hält, wäre dies ausreichend gewesen.
eingetragen von Gast am 23.03.2002 um 10.30
Herr Professor, ich schlage vor, dass Sie sich für das "Milchmädchen" entschuldigen.
Peter Schubert
Veltheimstraße 12
eingetragen von Theodor Ickler am 22.03.2002 um 19.11
Es gab zahlreiche Umfragen mit unterschiedlichen Ergebnissen, 80 Prozent ist ein eher niedrig gegriffener Durchschnittswert. Mit Quoren kann man da offensichtlich nicht argumentieren, denn es ist zweierlei, die RSR abzulehnen und sich zu einem konkreten Schritt aufzuraffen.
Eine offizielle Volksbefragung zur RSR wurde wohlweislich nicht durchgeführt.
In Schleswig-Holstein kam eine deutliche Mehrheit gegen die RSR zusammen, obwohl die Regierung mit betrügerischen Mitteln arbeitete. Die Fragen waren so formuliert, daß den Bürgern die lediglich verordnete Rechtschreibung als die "übliche" verkauft werden sollte, und wer beide Vorlagen ablehnte, glaubte (wie Stichproben zeigten) damit für die bisherige Rechtschreibregelung zu stimmen (= nichts zu ändern), während er in Wirklichkeit für die Neuregelung stimmte.
Diese Dinge nötigten den Landeswahlleiter, im letzen Augenblick der Anbringung von erklärenden Plakaten im Wahlraum zuzustimmen, aber auch hier wurde vielfach festgestellt, daß es unterblieben war. Eine Anfechtung wurde daher erwogen, unterblieb aber dann weil die Ablehnung so eindeutig ausgefallen war. Sieger klagen ja gewöhnlich nicht. Man weiß, was die politische Klasse (einstimmig!) daraus gemacht hat.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Gast am 22.03.2002 um 16.35
Woher stammt eigentlich die Zahl 80 %, die angeblich die Rechtschreibreform ablehnen? Eine Abstimmung gab es nur in Schleswig-Holstein; dabei kamen die Ablehnenden und die, denen es egal war, zusammen auf weniger als 70 %; die Befürwortenden waren 29 %.
In Berlin gab es auch eine Volksinitiative. Den meisten Berlinern war es egal. Die Reformgegner erreichten nicht einmal das Quorum.
Peter Schubert
Veltheimstraße 12, 13467 Berlin
eingetragen von Manfred Riebe am 21.03.2002 um 11.00
Sehr geehrter Herr Richter!
Grundsätzlich sollten Sie sich entscheiden, ob Sie - wie mehr als 80 Prozent der Bevölkerung - die bewährte herkömmliche Rechtschreibung beibehalten oder sich auf das Glatteis der neuen Beliebigkeitsschreibung begeben wollen, die niemand beherrscht. Deshalb gibt es eine Vielzahl verschiedener Hausorthographien der Zeitungen und Verlage und viele Fehler in den Zeitungen. Auch Ihre Schreibweise "Komma´s" gehört zur Beliebigkeitsschreibung. Richtig ist die Schreibweise "Kommas".
1. Neue Rechtschreibung im Duden 2000
§ 74 Nebensätze grenzt man mit Komma ab; (...)
§ 75 Bei formelhaften Nebensätzen kann man das Komma weglassen. Beispiele:
Wie bereits gesagt(,) verhält sich die Sache anders. Ich komme(,) wenn nötig(,) bei dir noch vorbei.
Sie können das selber kontrollieren; denn Sie finden die sogenannte "Amtliche Regung der deutschen Rechtschreibung" im Duden 2000 auf S. 1113 ff.
2. Traditionelle Rechtschreibung im Duden von 1991
Duden-Regel R 111: Das Komma steht zwischen Haupt- und Nebensatz (Gliedsatz).
§ 74 der neuen Rechtschreibung stimmt folglich grundsätzlich mit der herkömmlichen Rechtschreibung überein.
Die Presse, die zum Teil eine Hausorthographie der Agenturen übernommen hat, blieb z.B. bei der herkömmlichen Zeichensetzung, weil es sich gezeigt hat, daß das Weglassen von Kommas das Leseverständnis erschwert. Es ist zu raten, bei der herkömmlichen Zeichensetzung zu bleiben.
Weil die neue Rechtschreibung insgesamt eine erhebliche Verschlechterung ist und zu mehr Rechtschreibfehlern führt, rät der VRS, bei der herkömmlichen Rechtschreibung zu bleiben. Ihre Bezeichnung "alte Rechtschreibung" ist falsch, weil die herkömmliche Rechtschreibung moderner und gebräuchlicher ist als die neue Beliebigkeitsschreibung. Die sogenannte "Amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung" gilt laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Juli 1998 nur für die Schulen. Alle anderen Bürger können so weiterschreiben wie bisher, auch über das Jahr 2005 hinaus. Vergleiche Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 59. Deshalb ist die Bezeichnung "amtliche Regelung" eine Irreführung der Bürger.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts finden Sie über die Netzverweisliste (Linkliste) des VRS http://www.vrs-ev.de.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe, OStR i.R.
__________________________________
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
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Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
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eingetragen von Christian Melsa am 21.03.2002 um 09.22
Daß man die Kommas nach den neuen Regeln völlig frei nach Schnauze setzen könne, ist so natürlich nicht richtig. Da hat wohl irgendwer etwas mißverstanden, allerdings ist das angesichts der vielen Mythen, die über die Reform im Umlauf sind, nicht so ungewöhnlich. Im Grunde sind die neuen Kommaregeln nicht weniger kompliziert als die bisherigen. Bestimmte Kommas darf man aber nun auch weglassen, wenn man will. Natürlich muß man immer noch wissen, welche denn, und wenn man das so weit begriffen hat, könnte man sie natürlich auch gleich wieder setzen. Das wäre nämlich zu empfehlen, denn dem Leseverständnis eines Satzes ist das in den allermeisten Fällen sehr dienlich. Witzigerweise ist im Reformregelwerk sogar ein neuer Fall von verpflichtend zu setzendem Komma eingeführt worden, und zwar nach wörtlicher Rede hinter dem abschließenden Anführungszeichen.
Es heißt zwar immer, gerade der Regelbereich für Kommasetzung sei bei der Reform so heftig zusammengekürzt worden, der Umfang dieser Regeln hat sich dabei aber praktisch überhaupt nicht verändert, nur die numerische Aufteilung der Regeln.
Man kann auf jeden Fall nicht viel falsch machen, wenn man die Kommas so setzt, wie sie nach der alten Rechtschreibung auch gesetzt werden müssen. Nur das erwähnte Komma nach wörtlicher Rede dürfte man dann nicht vergessen.
Im Einstellungstest würde ich übrigens außerdem auch lieber auf das Häkchen vorm s in der Mehrzahlform verzichten, denn das ist wirklich extrem falsch. Eigentlich ist der Apostroph ein Auslassungszeichen, er steht also nur dort, wo Buchstaben in einer abgeschliffenen Form wegfallen (z.B. fällt bei wie geht's statt wie geht es das e weg). Einige Komma's ist also genauso falsch wie etwa einige Waschmaschine'n.
Beeindruckend gebildet wirkt es freilich, wenn man vielmehr von einigen Kommata spricht.
eingetragen von Gast am 21.03.2002 um 07.30
Hallo ich habe da mal eine Frage:
Ich muss in der nächsten Zeit zu einem Einstellungstest und werde dort ein Diktat schreiben.
Mich interressiert, ob die alte Kommaregelung noch gültig ist oder ob überhaupt noch Kommas gesetzt
werden müssen. Ich habe gehört dies sei nicht mehr der Fall und ich kann die Komma´s willkürlich setzen,
also so wie man spricht.
stimmt das jetzt oder muss ich die Komma´s richtig setzen?
Danke Marcel
Marcel Richter
eingetragen von Manfred Riebe am 20.03.2002 um 22.22
(Im Gästebuch funktioniert die Korrektur von Schreibfehlern über "ändern" nicht, obwohl ich eingetragener Nutzer bin. Also lasse ich Fehler stehen.)
Noch ein Nachtrag nach einer Internet-Suche über http://www.kultusministerkonferenz.de.
Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf
Bereich Schule
Tel.: 0211/896-03
Fax: 0211/896-3220
http://www.mswwf.nrw.de/
Das kleine Rechtschreib-abc
Was sich ändert, was bleibt, ein Leitfaden.
Neue Regeln für die deutsche Rechtschreibung
Die am 1. Juli 1996 in Wien unterzeichnete Absichtserklärung schafft die Voraussetzung für eine Neuregelung der Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum. Die Neuregelung ist die erste systematische Bearbeitung des gegenwärtig gültigen Regelwerks von 1901/02 und verfolgt das Ziel, die Grundregeln zu stärken, Ausnahmen abzubauen und Widersprüche zu beseitigen. Dadurch werden die deutschen Rechtschreibregeln übersichtlicher und für Lernende ein wenig leichter.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Ministerin
Inkrafttreten 1998, Übergangsfrist bis 2005
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
Vorwort
Neue Regeln für die deutsche Rechtschreibung
Am 1.8.1998 ist die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung an allen Schulen in Nordrhein-Westfalen in Kraft getreten. Auch die Behörden und Einrichtungen der Landesverwaltung wenden das neue Regelwerk seit Anfang August an. Die Neuregelung stärkt die Grundregeln, baut Widersprüche, Ausnahmeregeln und Ausnahmen von der Ausnahme ab. Auf der Grundlage der neuen Regeln lässt sich die deutsche Rechtschreibung leichter erlernen.
Bis zum Ende des Schuljahres 2004/2005 werden bisherige Schreibweisen nicht als Fehler gewertet, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt.
Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Neuregelung wurden vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe durch ein Urteil vom 14.7.1998 ausgeräumt. Das höchste deutsche Gericht wies die Verfassungsbeschwerde eines Elternpaars aus Schleswig-Holstein einstimmig zurück.
Die Tatsache, dass die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung durch einen Volksentscheid für Schleswig-Holstein außer Kraft gesetzt wurde, kann die Umsetzung des neuen Regelwerks in den übrigen Ländern der Bundesrepublik Deutschland sowie im gesamten deutschen Sprachraum nicht hemmen. Es ist vielmehr zu hoffen, dass sich auch Schleswig-Holstein innerhalb der Übergangszeit den für alle deutschsprachigen Länder gültigen Absprachen anschließen kann.
Das amtliche Regelwerk ist nur für die Schulen und die öffentliche Verwaltung verbindlich. Darüber hinaus hat es zur Sicherung einer einheitlichen Rechtschreibung Vorbildcharakter für alle, die sich an einer allgemein gültigen Rechtschreibung orientieren möchten. Eine international besetzte "Zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung" beim Institut für deutsche Sprache in Mannheim begleitet die Einführung der Neuregelung und gibt in Zweifelsfällen Empfehlungen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Sprachwandel.
Gabriele Behler
Ministerin für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
Inkrafttreten 1998
Übergangsfrist bis 2005
Für die Einführung des neuen Regelwerks an den Schulen haben die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland folgendes beschlossen:
Die Neuregelung tritt am 1. 8. 1998 in Kraft.
Bis zum Ablauf des Schuljahrs 2004/05 werden bisherige Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt.
Dieser Termin soll sicherstellen, daß Schulbücher in dem ohnehin üblichen Turnus ausgetauscht und auf diese Weise besondere Kosten möglichst vermieden werden. Sollte sich herausstellen, daß die Übergangszeit zu großzügig oder zu eng bemessen ist, behält sich die Kultusministerkonferenz eine Veränderung der Frist vor.
In Zweifelsfällen der Rechtschreibung werden ab dem 1. 8. 1998 Wörterbücher zugrunde gelegt, die nach Erklärung des jeweiligen Verlages der Neuregelung in vollem Umfang entsprechen. Schulbücher, die das neue Regelwerk beachten, können bereits vor dem 1. 8. 1998 genehmigt werden. Weitere Übergangsregelungen für die Zeit bis zum 1. 8. 1998 treffen die Länder in eigener Zuständigkeit.
Fürsind folgende Übergangsregelungen getroffen worden:
Schulen können die Neuregelung nach einem entsprechenden Beschluß der Schulkonferenz schon vor dem 1. 8. 1998 dem Unterricht zugrunde legen.
Eine vorgezogene Einführung empfiehlt sich wegen des geringen Änderungsumfangs und zur Vermeidung von Umlernprozessen insbesondere in der Primarstufe und dort vor allem in den Einschulungsjahrgängen. In der Primarstufe sind es nämlich im Wesentlichen nur vier Bereiche, die von der Neuregelung erfaßt werden: die Schreibung von "ß" und "ss", die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede, die Silbentrennung, insbesondere bei "st" und "ck", und die Anredeform in Briefen (vgl. "So lernen Kinder Rechtschreiben", hrsg. vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, DruckVerlag Kettler GmbH, Bönen 1995, S. 143-146).
Die Schulen Informieren im 1. Halbjahr des Schuljahres 1996/97 Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler, aber auch die Partner der Berufsausbildung (Ausbildungsbetriebe, Kammern usw.) in geeigneter Form über die Neuregelung und das geplante Einführungsverfahren.
Vom 2. Halbjahr des Schuljahres 1996/97 an werden die mit der Neuregelung eingeführten Schreibweisen generell nicht mehr als Fehler angestrichen und bewertet.
Zur Vorbereitung der generellen Umstellung zum 01.108.1998 sollen schulinterne pädagogische Konferenzen durchgeführt werden, die auch Fragen des Erwerbs der Rechtschreibsicherheit thematisieren.
Der Beschluß stammt aus dem Jahr 1996 und ist in der damals gültigen Rechtschreibung abgefasst.
Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ist mit dem Runderlass vom 02.07.1996 (GABl.NW.I S.155) für Nordrhein-Westfalen in Kraft gesetzt worden.
Quelle: http://www.mswwf.nrw.de/
Im Menü "Schule" fand ich nichts zum Thema "Rechtschreibreform". Informationsbroschüren des Ministeriums finden Sie im Menüpunkt "Service" unter Publikationen. Dort finden Sie unter "Sonstiges": Das kleine Rechtschreib-ABC. Die neuen Regeln für die deutsche Rechtschreibung. (1998)
______________________________
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
eingetragen von Gast am 20.03.2002 um 20.16
Sehr geehrte(r) Herr/Frau Brandt!
Für die Einführung der Neuregelung an den Schulen des Landes NRW gilt folgendes:
1. Die Neuregelung tritt am 1.8.1998 für alle Klassen und Jahrgangsstufen in Kraft. ...
4.1. Schulen können die Neuregelung nach einem entsprechenden Beschluß der Schulkonferenz schon vor dem 1.8.1998 dem Unterricht zugrunde legen. Eine vorgezogene Einführung empfiehlt sich wegen des geringen Änderungsumfangs und zur Vermeidung von Umlernprozessen insbesondere in der Primarstufe und dort vor allem in den Einschulungsjahrgängen.
4.2. Vom12. Halbjahr des Schuljahres 1996/97 an werden mit der Neuregelung eingeführte Schreibweisen generell nicht mehr als Fehler angestrichen und gewertet.
4.3 Bis zum Ende des Schuljahres 2004/2005 werden bisherige Schreibweisen in den Fächern nicht als Fehler, gewertet, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt. ...\"
OVG Münster, Beschluß vom 11. November 1997, - 19 B 2436/97 -
http://jura.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/rwg/muenster.html
Vgl. www.vrs-ev.de. Dort finden Sie in der Linkliste des VRS und weitere Gerichtsurteile
Wenn falsch korrigiert wurde, können Sie schriftlich Widerspruch beim Direktor des Gymnasiums, dem Ministerialbeauftragten für Gymnasien und dem Kultusministerium erheben. Bei abschlägigem Widerspruchsbescheid kann Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben werden.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe, Oberstudienrat i.R.
PS: Sie haben eine merkwürdige E-Mail-Adresse angegeben. Existieren Sie wirklich unter diesem Namen? Oder wollen Sie anonym bleiben?
___________________________________
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Manfred Riebe
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http://www.vrs-ev.de
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 20.03.2002 um 18.03
... so sollte die Überschrift des vorigen Eintrags eigentlich lauten
W. Brandt
---
eingetragen von Gast am 20.03.2002 um 18.00
Am 25.01.2002 hatte ich eine Anfrage hier eingetragen, ob es denn
rechtens sei, daß meinen Kindern im Gymnasium konventionelle
Schreibungen wie "daß" als Fehler angestrichen werden. Es gab zwei
Antworten darauf, daß es wohl nicht zulässig sei - besten Dank
hierfür -, aber leider keine klaren Beweise oder Unterlagen, mit
denen ich mich im Gymnasium beschweren könnte. In dem Artikel von
Munske am 19.3. in der FAZ wird wiederum behauptet: "Alle Lehrer
müssen die neue Rechtschreibung unterrichten. Allerdings werden
Fehler bis zum Ende der Übergangszeit im Jahre 2005 nicht bewertet."
Wer kennt Beweise hierfür? Die Praxis ist definitiv anders. Nach
zwischenzeitlichen Erkundigungen meinerseits werden auch in andere
Gynmnasien so konventionelle Schreibungen flächendeckend von allen
Deutschlehrern als Fehler angestrichen.
W. Brandt
---
eingetragen von Manfred Riebe am 10.03.2002 um 13.59
Sehr geehrte(r) Herr/Frau Oujdia!
Nur ganz kurz: Es gibt entsprechend der Anzahl der deutschen Bundesländer 16 Kultusminister und 16 Wissenschaftsminister (In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg werden sie Senatoren genannt). Aus diesen 32 Ministern setzt sich die Kultusministerkonferenz zusammen.
Vgl. http://www.kultusministerkonferenz.de
Hinzu kommen Internetseiten der Kultus- und Wissenschaftsministerien, z.B. die des Bayerischen Kultusministeriums: http://www.stmukwk.bayern.de/
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
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Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
eingetragen von Manfred Riebe am 10.03.2002 um 13.55
Eintrag gelöscht, da doppelt!
eingetragen von Gast am 10.03.2002 um 13.33
Hallo an Alle,
wer kann mir die folgende Frage beantworten:
Wieviele Kultusminister gibt es in Deutschland??
Was ist die Kultusministerkonferenz?
MfG
Oujdia
P.S.: Ich hoffe, dass mir jemand die Fragen in den nächsten Tagen beantworten kann.
Oujdia
eingetragen von Gast am 09.03.2002 um 05.18
erstmalig auf dieser Homepage stöbernd bin ich hoch erfreut, wieviel Geist dem "aristokratischen" Kulturputsch Rechtschreibreform entgegengesetzt wird. Offensichtlich haben die Kulturbeamten nicht mitbekommen, daß 1918 in Deutschland die Monarchie abgeschafft wurde. So dienen die übriggebliebenen Hofschranzen dem gemeinen Volk eine Reform an, die so keiner gewollt hat. Aber so etwas passiert in Deutschland ständig, wenn Beamten nicht ausgelastet sind. Das Volk soll notfalls gegen seinen Willen geschützt oder gerettet werden! Verteidigen wir durch "zivilen Ungehorsam" weiterhin unseren fast verblaßten Ruf als Volk der Dichter und Denker gegen die übereifrigen Sprachvergewaltiger.
Konrad Will
Arenberger Straße 8, 56077 Koblenz
eingetragen von Gast am 01.03.2002 um 17.03
Das ist es, was ich persönlich diesen Damen und Herren gegenüber empfinde, die die Zerstörung der deutschen Rechtschreibung verbrochen haben. Die Mißachtung der Volksbegehren, das hochmütige Ignorieren aller Einwände derer, die die gute alte Rechtschreibung lieben, stößt in mir ganz besonders widerwärtig auf. Dies war das erste Mal, daß ich tatsächlich ernste Zweifel ob unserer vielgepriesenen Demokratie bekam, in der das Volk das entscheidende Wort sprechen soll und nicht eine kleine Bande von Sprachverbrechern.
Die Rechtschreibung ist nicht einfach nur ein Aneinanderreihen von Buchstaben. Die Wörter, die man schreibt, bewirken etwas in der Seele. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem, was ich denke und dem, was ich schreibe. Ich weiß, daß es bei mir so ist, ohne es psychologisch oder mit wissenschaftlichen Worten erklären zu können. Deswegen hasse ich die aufgezwungene Schreibung so sehr.
Entschuldigt bitte meine vielleicht etwas sentimentalen Äußerungen, aber ich sage das aus ganzem Herzen und voller Überzeugung.
Thomas Schonhardt
eingetragen von Manfred Riebe am 25.02.2002 um 21.15
Sehr geehrter Herr Maier!
Ich stelle meine Antwort in das Rechtschreibforum in den Strang "VRS" ein. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) ist der einzige Sprachpflegeverein, der sich voll gegen die Rechtschreibreform eingesetzt hat. Nur: Wer wagt es, einem Revoluzzerverein beizutreten?
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 25.02.2002 um 20.30
Wenn Sie etwas Spaß haben wollen, empfehle ich Ihnen den Test des "Duden Korrektors" unter www.duden.de! Achtung, der Test geht wohl nur an ca. fünf Beispielen, dann tritt offenbar eine Sperre in kraft, die man am besten damit umgeht, indem man eine andere E-Mail-Adresse angibt. Auf mein freches Beispiel erhalte ich folgende E-Mail:
.....
Es folgen die Ergebnisse Ihrer Anfrage an die Online-Demo des Duden Korrektors.
Ihre Eingabe:
Der Kern gesunde Vater empfahl dem Lehrer nicht zu wiedersprechen sondern ein zu schlafen.
Korrektur:
Der Kern gesunde Vater empfahl dem Lehrer nicht zu wiedersprechen sondern ein zu schlafen[1].
Legende:
[1] "schlafen"
Groß- und Kleinschreibung überprüfen. Wenn dieser Infinitiv als Substantiv gebraucht wird, muss er großgeschrieben werden. Korrekturvorschläge: Schlafen
Diese Mail wurde automatisch generiert und dient ausschließlich zur Demonstration der linguistischen Leistungsfähigkeit des Duden Korrektors. Das Programm selbst verfügt über seine Integration in Word über eine
weit größere Funktionsvielfalt. ...
.....
Um Gottes Willen! - Man beachte übrigens die Schreibweise von "Duden Korrektor" und "Online-Demo". Was fällt auf? Tja, und dann korrigiert der Duden Korrektor noch immer "sogenannt" in "so genannt". Aber das ist doch seit dem 3. Bericht der Rechtschreibkommission gar nicht mehr "in", oder?
Gruß aus dem Süden.
J. Langhans
Karlsruhe
eingetragen von Gast am 25.02.2002 um 15.00
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich vor eineinhalb Jahren die verschiedensten
Kommentare, Erläuterungen, Stellungnahmen und Diskussionen in der F.A.Z. gelesen
und bin froh, daß es im deutschsprachigen Raum seither zumindest wieder eine
sprachkompetente und seriöse Zeitung gibt, welche die hochproblematischen Fehler
der Reform erkannt hat und nach einjähriger Erfahrung beschlossen hat, zur
bewährten konventionellen Schreibweise zurückzukehren. Insbesondere auch,
da es die Redakteure der F.A.Z. für nicht hinnehmbar hielten, sich Worte wie
weiterhelfen, wiedersehen, u.ä. verbieten zu lassen.
Das ausführlich dargelegte Ergebnis der Studie von Herrn Wrase habe ich mit großer
Aufmerksamkeit gelesen, wobei ich mit dem Ergebnis (wenn auch nicht in
diesem Ausmaß) gerechnet habe.
Da ich mich sehr viel mit Literatur beschäftige und auf eine präzise Sprache
angewiesen bin, kann ich die durch die Reform entstandene Demontage ebenfalls
nicht akzeptieren.
=> Im Interesse aller ist es nun notwendig die Reform zurückzunehmen!
Inzwischen lassen sich (wie an den Erfahrungen der F.A.Z., an den von Herrn Wrase
durchgeführten Vergleichen der Fehlerhäufigkeit in der S.Z. und an anderen noch
vereinzelten aber inzwischen gelegentlich bekannt werdenden Studien deutlich wird)
die Folgen jener kontraproduktiven (und ganz nebenbei antidemokratischen) Reform
erkennen. Auch ist klar (wie auf Ihren Seiten ebenfalls erwähnt), daß es gerade
Wenigschreibern, Sprachanfängern und Schulkindern, solange die Reform in Kraft
ist, keineswegs leichter gemacht wird, richtig zu schreiben, sondern im Gegenteil
(wie der Vergleich bei der sprachlich hochkompetenten S.Z. zeigt) nahezu unmöglich
gemacht wird, ihre Muttersprache richtig anzuwenden.
Auch mir ist, da ich auf die von Herrn Wrase untersuchten Fehler seit Bestehen der
Reform besonderes Augenmerk gelegt habe, aufgefallen, daß sich seit Bestehen der
Reform in der gesamten schreibenden Bevölkerung eine Legasthenie breitmacht,
welche noch vor Jahren undenkbar gewesen wäre. Löbliche Ausnahme bilden hierbei
jene Wenigen, wie z.B. sprachlich bewanderte Schriftsteller, Juristen, die
Redakteure der F.A.Z. und andere, welche jeweils gute Gründe dafür anführen,
weshalb sie die Regeln der reformierten Rechtschreibung nicht anwenden.
Hierbei kann man z.B. Günter Grass sicherlich nicht vorwerfen konservativ zu
sein. Vielmehr ist davon auszugehen, daß wenn jemand wie er sich kritisch mit
einzelnen Regeln der Reform auseinandersetzt und dann aus der Notwendigkeit
einer ausdrucksreichen, eindeutigen und nicht um etliche hundert Wörter
reduzierten Sprache heraus die Anwendung der konventionellen Regeln vorzieht,
hierbei sprachliche Argumente entscheidend sind. Dies sollte zu denken geben.
Was mir wichtig ist:
Über oben genanntes herrscht wohl weitgehend Konsens, auch ist die breite Mehrheit
der Bevölkerung, erst recht die erdrückende Merheit derjenigen, die schreiben und
auf eine präzise und eindeutige Schriftsprache angewiesen sind, bekanntlich für
eine baldige Rücknahme der Reform.
DIES ERFORDERT ABER POLITISCHE MASZNAHMEN!
Freilich steht es jedem frei (und sei jedem empfohlen), die bewährten Regeln
anzuwenden, aber zum einen hat sich gezeigt, daß sich leider ein großer Teil
der Deutschsprachigen die Schreibweise von einem Gremium mit fragwürdiger
Legitimation, sowie von Konvertierungsroutinen ihrer Textverarbeitungen
vorschreiben läßt. Zum anderen läßt es sich, solange die Reform besteht, nicht
vermeiden, daß Kinder bereits ab der Grundschule mit mindestens zwei Schreib-
weisen konfrontiert werden (von den verunsichernden Fehlern ihrer Eltern, bzw.
des außerhalb der Schule Geschriebenen -vgl. weisse Schokolade, Strasse, u.ä. -
ganz zu schweigen). Insofern ist eine amtliche Revision notwendig.
Daher meine Frage, bzw. Bitte:
Gibt es bereits Maßnahmen, wie z.B. Volksbegehren, Petitionen, Aufrufe an die
(Bundes-)Vorstände der Parteien, oder dergleichen? Ggf., was wird getan, um
hiermit tatsächlich alle Interessierten zu erreichen (jeder kennt das Gefühl,
eine Sache unbedingt unterstützen zu wollen, aber erst im nachhinein davon zu
erfahren) HIER IST EINE GROSZE MEDIENPRÄSENZ UNVERZICHTBAR (Diese muß auch auf
jeden Fall rechtzeitig erfolgen)!!!
Wenn ja: Wie kann ich solche Vorhaben unterstützen?
Wenn nein: Es wird höchste Zeit!
Es geht schließlich nicht darum, aus Bequemlichkeit oder Reaktionismus eine
Neuerung zu verhindern, sondern einen gewaltigen Schaden von unser aller Kultur
abzuwenden und aus den gemachten Fehlern zu lernen (statt sie durch Untätigkeit
zu forcieren).
Mir ist die Revision der Rechtschribreform aus genannten Gründen ein elementares
Anliegen, ich wäre daher für ausführliche Informationen und evtl. gemeinsame
künftige Aktionen sehr dankbar.
Mit herzlichen Grüßen
Thobias Maier
Thobias Maier
Rheinallee 37; 53173 Bonn
eingetragen von Christian Melsa am 03.02.2002 um 14.59
Zitat:Ich bin selber noch gar nicht so alt und auch oft in Chats zugange, weiß also sehr genau, was in der Welt da draußen so los ist. Ich selber schreibe beim Chatten übrigens immer nur klein, weil es schneller geht. Der Chat ist aber eine ziemlich außergewöhnliche Form der Schriftsprache, nämlich die einzige, bei der zeitlich unmittelbare Kommunikation, also direkter Dialog stattfindet. Das kann man nicht zum Maßstab für Anschauungen machen, die der Schriftsprache in ihrer mächtigen Gesamtheit gerecht werden sollen. Geschriebenes zeichnet sich normalerweise nämlich dadurch aus, daß man ein Dokument anlegt, das meist erst mit einiger Zeitverzögerung gelesen wird, bei der der Empfänger also nicht einfach gleich nachfragen kann, wenn irgendwas unklar ist.
Ursprünglich eingetragen von Gast
Ihr Orthografiwunder gebt einfach keine Ruhe.
Da ihr Dank vorhandener Restintelligenz das Internet und damit Verbundenes für Euch
erschlossen habt forder ich euch auf : Seht in die Chat's, -sprecht mit "Eueren" Kindern, entfernt Eure
Scheuklappen und erkennt : Niemand auser Euch selbsternannten Rettern der Rechtschreibung
kann auch nur absatzweise begreifen um was es Euch geht.
Den Menschen ist der Inhalt von Geschriebenem einfach wichtiger.
Zitat:Der Inhalt und die Form sind in der Sprache nicht so einfach voneinander zu trennen. Die Sprache benutzt doch Formen gerade, um Inhalte auszudrücken.
Den Menschen ist der Inhalt von Geschriebenem einfach wichtiger.
Zitat:Rechtschreibung erleichtert die Kommunikation. Je weiter man sich von einer üblichen Norm entfernt, desto schwerer ist die Verständigung. Das ist wie bei jemandem, der so stark nuschelt, daß man kaum verstehen kann, was er redet. In der Reformregelung sind zwar, oberflächlich gesehen, nur ein paar Kleinigkeiten verändert worden, doch stellen diese leider keinen funktionalen Gewinn dar, im Gegenteil. Natürlich kann man die intensive Beschäftigung mit diesen Kleinigkeiten als übertrieben empfinden, aber dann hat man die Gedanken, die hier angestellt werden, wahrscheinlich noch nicht sehr weit nachvollzogen. Denn dieses unausgegorene veränderte System wird immerhin gegen den Willen der Volksmehrheit in die Lehrpläne der Schulen gepflanzt. Das hat schon eine ziemliche gesellschaftspolitische Brisanz.
Übrigens: Das mit der Restintelligenz meine ich (fast)ernst, viel kann für lebenswichtige Gedanken ja nicht
übrig bleiben wenn man seine Zeit damit verplempert Rechtschreibung zu lernen.
Zitat:Es ist gar nicht so unwichtig. Lesen Sie mal eine Lutherbibel in Originalorthographie, also mit genau den Schreibweisen, die Luther damals benutzt hat, zu einer Zeit, in der die deutsche Sprache in geschriebener Form noch eine seltene Ausnahmeerscheinung war. Den Text zu lesen und dessen Sinn zu erfassen, ist wesentlich anstrengender als in der Rechtschreibung, die vor etwa hundert Jahren in der deutschen Sprache erstmals im allgemeinen Gebrauch einheitlich wurde - bis die "Reform" kam.
Übrigens : Wissen Sie wie unwichtig Rechtscheibung für das verstehen von Goethe, der Bibel einem
Fachbuch über Genomforschung, oder Brecht lieben ist ? Nein, sonst würden Sie über sich selbst lachen.
Zitat:Gleichfalls.
Schönen Tag noch
Frank Jackenkroll
Polenztalstraße 89
eingetragen von Gast am 03.02.2002 um 01.22
Ihr Orthografiwunder gebt einfach keine Ruhe.
Da ihr Dank vorhandener Restintelligenz das Internet und damit Verbundenes für Euch
erschlossen habt forder ich euch auf : Seht in die Chat's, -sprecht mit "Eueren" Kindern, entfernt Eure
Scheuklappen und erkennt : Niemand auser Euch selbsternannten Rettern der Rechtschreibung
kann auch nur absatzweise begreifen um was es Euch geht.
Den Menschen ist der Inhalt von Geschriebenem einfach wichtiger.
Übrigens: Das mit der Restintelligenz meine ich (fast)ernst, viel kann für lebenswichtige Gedanken ja nicht
übrig bleiben wenn man seine Zeit damit verplempert Rechtschreibung zu lernen.
Übrigens : Wissen Sie wie unwichtig Rechtscheibung für das verstehen von Goethe, der Bibel einem
Fachbuch über Genomforschung, oder Brecht lieben ist ? Nein, sonst würden Sie über sich selbst lachen.
Schönen Tag noch
Frank Jackenkroll
Polenztalstraße 89
eingetragen von Gast am 29.01.2002 um 01.40
Ich habe soeben folgenden Leserbrief bei www.wuerzburg.de eingetragen:
\"Wieso kommt \'belemmert\' von \'Lamm\'? Wo haben Sie denn diesen Blödsinn her?
Und der Holocaust war nicht gräulich (grau), sondern greulich (Greuel).\"
Ich bin gespannt, wie lange dieser Eintrag bestehen bleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Ronald Man
eingetragen von Gast am 25.01.2002 um 07.33
Fucker
Fucker
Fucker
eingetragen von Elke Philburn am 24.01.2002 um 18.16
Danke für die Richtigstellung, Herr Melsa.
Ich gebe Ihnen recht: Das sollte man sich nicht ohne weiteres gefallen lassen. Vor allem dann nicht, wenn es zu einer Senkung der Note führt.
eingetragen von Christian Melsa am 24.01.2002 um 15.39
Zitat:Doch, das ist schon richtig. Der Erlaß, aus dem Sie zitieren, ist derjenige, der dem Volksentscheid gefolgt ist, durch den der Unterricht der Reformrechtschreibung an den schleswig-holsteinischen Schulen vorübergehend ausgesetzt wurde. Interessant an diesem Erlaß ist übrigens, daß er für zwei Jahre geplant war - der Landtag in Kiel wartete nicht einmal diese Frist ab, den Volksentscheid zu kippen. Nicht, daß es dann weniger unmoralisch gewesen wäre, aber trotzdem ein kurioses Detail.
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
(Ich bin sicher, daß der letzte Satz einen Tippfehler enthält. Es soll wohl heißen "die der alten Rechtschreibung folgen".)
Das Herunterstufen einer Note wegen "alter" Schreibweisen in einer Schularbeit ist auf jeden Fall unzulässig. Bis 2005 sollen diese Schreibweisen nicht als Fehler gewertet werden, so hat es die KMK entschieden. Wenn der betreffende Lehrer behauptet, hier einen eigenen Ermessensspielraum zu haben, so soll er erklären, worauf sich diese Handhabung gründet. Kann sein, daß auf irgendeiner Ebene (z.B. im Fachlehrerkollegium der betreffenden Schule) heimliche Praxisregeln ausgehandelt wurden, die aber natürlich rechtlich anfechtbar sein dürften. Ich würde da mal ein wenig bohren.
eingetragen von Elke Philburn am 24.01.2002 um 12.49
Meiner Einschätzung nach sollte das bis 2005 nicht zulässig sein. (Sicher weiß der eine oder andere Teilnehmer genaueres darüber.)
Hier jedenfalls ein Link zum Thema Schulrecht:
Insbesondere werden bei schriftlichen Leistungsnachweisen nur solche Schreibungen als Fehler gewertet, die auch nach der Neuregelung nicht zulässig sind. Die Lehrkräfte korrigieren Schreibweisen, die der neuen Rechtschreibung folgen, werten diese aber nicht als Fehler.
(Ich bin sicher, daß der letzte Satz einen Tippfehler enthält. Es soll wohl heißen "die der alten Rechtschreibung folgen".)
eingetragen von Gast am 24.01.2002 um 12.37
Mein Sohn besucht ein Gymnasium in NRW. Letztens wurden ihm in
einer Deutschklassenarbeit mehrere \"daß\" und andere
Hochdeutschschreibungen als Fehler angestrichen, und im Endeffekt
wurde deswegen die Note um 0.3 Punkte gesenkt. Eine Rückfrage ergab, daß
die Deutschlehrer beschlossen hätten, so zu verfahren (angeblich
liegt es in ihrem Ermessen).
Ist das tatsächlich legal?
W. Brandt
---
eingetragen von Elke Philburn am 24.01.2002 um 12.11
Das wird ja richtig unanständig hier!
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 24.01.2002 um 12.01
Hat noch niemand heute ins Gästebuch geschaut?
Ich bitte dringend um sofortige Löschung der letzten
(Erotik-) Einträge!
__________________
Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Gast am 10.01.2002 um 13.29
Die Rechtschreibreform vermeidet bekanntlich nicht nur alte Fehler, indem sie sie kurzerhand zur Regel erklärt, sie
produziert vor allem auch neue Fehler. Ein typisches Beispiel sind Doppel-s und ß, die Markenzeichen der
beiden Lager im Orthographie-Streit:
So liest man neuerdings von "grossen" Dingen und besten "Grüssen" etc.
Manchmal treffen solche Schreibkünstler damit den Nagel auf den Kopf:
Die im Rheinland bekannte Fernsehzeitschrift "prisma" (liegt den Tageszeitungen kostenlos bei) schreibt in Ihrer aktuellen Ausgabe 1/2002, Seite 4, unter der Überschrift "Aufbruch in die verlorene Zeit" im Untertitel: "Bloss keine Exprimente ..."
Wie recht sie doch hat!
Weitere solche Fälle finden sich auf meiner Website "www.schriftdeutsch.de" in der "Fehlergalerie". Weitere Beispiele nehme ich gerne zur Veröffentlichung entgegen!
Gruß an alle Rechtschreiber!
Hans-Jürgen Martin
Vockerter Straße 59
eingetragen von Manfred Riebe am 09.01.2002 um 17.49
Die schwarzen Brüder
von Lisa Tetzner
'Die schwarzen Brüder', so nannten sich die Tessiner Jungen, die als Kaminfegerbuben in Mailand arbeiten mußten. In ihrem Bund hielten sie zusammen, wehrten sich gegen Not und Elend und verstrickten sich in Kämpfe mit der Bande der Mailänder Straßenjungen. Einigen von ihnen gelang sogar die Flucht zurück in die Schweiz. Lisa Tetzner erfuhr beim Durchblättern alter Chroniken von den Mailänder Kaminfegerbuben. Sie erzählt die Geschichte des kleinen Giorgio, eines der Bergbauernjungen aus dem Verzascatal, der von seinen Eltern an den 'Mann mit der Narbe' verkauft wurde. Dieser brachte Giorgio und seine Schicksalsgenossen nach Mailand und verdingte sie an die Kaminfegermeister. In ihrer einfühlsamen und ergreifenden Erzählweise erinnert Lisa Tetzner an die bewegenden Jugendromane von Charles Dickens und Mark Twain.
CARLSEN Verlag, Hamburg
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Katrin Hogrebe
Tel. 040 / 39 804 273, E-mail: katrin.hogrebe@carlsen.de
Erhältlich auch im Taschenbuchformat
Union Sansibar und Sauerländer Verlag
Biographie
Lisa Tetzner wurde am 10. November 1894 in Zittau/Lausitz geboren, sie starb am 2. Juli 1963 in Carona (Schweiz).
Lisa Tetzner war Tochter eines Arztes. Sie wuchs in behüteten, bürgerlichen Verhältnissen auf. Seit ihrer Jugend war sie zeitweilig an den Rollstuhl gefesselt. Gegen den Willen des Vaters besuchte sie die "Soziale Frauenschule" in Berlin und nahm schließlich drei Jahre lang Unterricht an der Schauspielschule Max Reinhardts.
Sie schloß sich der Jugendbewegung an. Nach einer Ausbildung in Sprecherziehung und Stimmbildung wanderte Lisa Tetzner seit 1918 mit Unterstützung des Verlegers Eugen Diederichs als Märchenerzählerin durch Thüringen, Schwaben und das Rheinland. Ihr von Anfang an von labiler Gesundheitszustand zwang sie immer wieder zu Pausen und Zeiten der Ruhe.
1924 heiratete sie den Kinderbuchautor Kurt Held (d.i. Kurt Kläber), der seine Bücher unter dem Decknamen ‚Held' (der Mädchenname von Lisa Tetzners Mutter) veröffentlichte.
Das Reisen und die Kontakte zu kraftvollen Menschen brachten Lisa Tetzner dazu, Märchen zu sammeln, und die Erfahrungen mit jungen und jüngsten Zuhörern ermunterten sie, 1924 die Kinderstunde des Berliner Rundfunks zu begründen. 1927 übernahm sie die Leitung der Kinderstunde.
In Berlin schrieb und veröffentlichte sie Bücher und Märchensammlungen. So wurde Tetzner bereits in den 20er Jahren bekannt durch ihre Märchenausgaben und das proletarische Märchen "Hans Urian. Die Geschichte einer Weltreise" (1929). Damit trug sie entscheidend zur Wiederbelebung der Märchentradition in Deutschland bei.
Von den Nationalsozialisten verfolgt, floh sie 1933 zusammen mit ihrem Mann in die Schweiz, wohin schon verwandtschaftliche Verbindungen durch ihre Mutter bestanden. 1948 erhielt sie die Schweizer Staatsbürgerschaft. In der Schweiz entstand (teils in Zusammenarbeit mit ihrem Mann) eine Vielzahl von realistischen, sozialkritischen Büchern. Das bekannteste davon wird das neunbändige Werk "Die Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67", das in Berlin spielt.
Die noch in Berlin begonnene und in der Schweiz abgeschlossene neunbändige Kinderodyssee "Die Kinder aus Nr. 67" (1933-1949) gilt als das wichtigste deutschsprachige Kinderbuch des Exils, in dem das Ende der Weimarer Republik und der Beginn des Nationalsozialismus in Deutschland dargestellt werden. 1979 wurden die ersten beiden Bände verfilmt. Dieses umfangreiche Werk (ca. 1600 Seiten) umfaßt den Zeitraum von 1931 bis 1946 und stellt das Leben einer Kindergruppe in einer Berliner Mietskaserne dar. Der Kreis der Hauptfiguren
wird dabei allmählich erweitert. Handelt der erste Band ausschließlich von der Freundschaft zwischen Erwin und Paul, so wird im zweiten Band mit Mirjam die dritte Bewohnerin aus der Nr. 67 eingeführt, bis sich am Schluß
zehn junge Menschen, die durch mannigfaltige Beziehungen miteinander verbunden sind, in der Schweiz treffen (Bd. 9). Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten werden sie voneinander getrennt; ihre Fluchtwege führen sie über Frankreich nach Schweden, Südamerika, USA, Kanada und zurück in die Schweiz. Der letzte Band, der sich durch seinen utopischen Charakter auszeichnet, wurde seit der zweiten Auflage weggelassen und ist erst seit der Neuauflage von 1990 wieder im Buchhandel erhältlich. Mittlerweile liegen Übersetzungen in zwölf Sprachen vor.
Quelle: Lexikon Deutsch: Kinder- und Jugendliteratur ; Autorenportraits und literarische Begriffe / Hrsg. Jörg Knobloch u.a. - Freising: Stark Verlagsgesellschaft mbH, 1998. ISBN: 3-89449-054-3)
Sekundärliteratur
Gisela Bolius (Lehrerin an der Lisa-Tetzner-Grundschule Neukölln): Lisa Tetzner. Leben und Werk. Taschenbuch - dipa-Verlag, Frankfurt am Main, (1997) ISBN: 3763803807, Preis: DM 42,00 EUR 21,47
Heinrich Kaulen/ Hartmut Steinke: Neue Materialien zu Leben und Werk von Lisa Tetzner. In: Der Deutschunterricht 46(1994), S. 82-88
Susanne Koppe: Lisa Tetzner. In: Jugendliteratur 1(1994), S. 25-28.
http://www.goethe.de/os/hon/naz/detetz.htm#werk
Weitere Fragen an M. & M. Hohn: Hohn@Lisa-Tetzner.de
http://www.lisa-tetzner.de/
____________________________________________
Zusammengetragen von
Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Beisitzer des VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Netzbrief: Manfred.Riebe@raytec.de
Netzseiten: http://www.vrs-ev.de
http://www.deutsche-sprachwelt.de
http://Gutes-Deutsch.de/
http://www.rechtschreibreform.com
http://www.raytec.de/rechtschreibreform/
http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/VsRSR.htm
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
– geändert durch Manfred Riebe am 10.01.2002, 23.38 –
eingetragen von Gast am 09.01.2002 um 07.48
Hat jemand informationen über Lisa Tetzner und ihr
Buch die schwarzen Brüder dann schreibt mir
Leonie
Schubertstr 22 69245 bammental
eingetragen von Reinhard Markner am 20.12.2001 um 13.17
BMI Bonn, den 7. Juni 1999
O 1 - 131 212 - 1/10 Hausruf: 3657/3429
AGM:Ref.:Sb: RD'n PetersRR'n SawinskyOAR Knaack L:\Rechtschreibref\Rundschreiben070401Bra.Docc
1) Kopfbogen
Organisationsreferate
der Bundesregierung
Deutscher Bundestag
Bundesrat
Bundesrechnungshof
Betr.: Einführung der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
Anlg.: - 2 -
1. Das Bundesministerium des Innern und das Bundesministerium der Justiz informieren über die am 27. Januar 1999 durch das Bundeskabinett getroffenen Festlegungen:
1.1 Der Bund führt zum 1. August 1999 die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung in der im Bundesanzeiger veröffentlichten Fassung in den amtlichen Schriftverkehr ein (Bundesanzeiger vom 31. Oktober 1996 Nr. 205a). Es gilt eine Übergangsfrist bis zum 31. Juli 2005.
[. . .]
1.4 Die Anwendung der in der Neuregelung vorgesehenen Varianten (alternative Schreibweisen) wird entsprechend der Wiener Absichtserklärung freigestellt. Innerhalb eines Textes ist jedoch dieselbe Schreibweise zu wählen.
1.5 [. . .] Im Bereich der Rechtsetzung ist eine einheitliche Schreibweise wünschenswert. Anders als im amtlichen Schriftverkehr wird deshalb in der Normsprache die Verwendung der Varianten festgelegt. Wenn nach der Neuregelung mehrere Schreibweisen eines Wortes zulässig sind, sind in Gesetzen und Verordnungen die bisher
gebräuchlichen Varianten zu verwenden. Dies kann aber nicht als eine starre Regelung verstanden werden. Wenn sich im Bereich einer bestimmten Fachsprache, die von den Adressaten eines Gesetzes oder einer Verordnung verwendet wird, eine bestimmte Schreibweise eines Wortes herausgebildet hat oder herausbildet, ist es gerechtfertigt, sich der Schreibweise dieser Fachsprache zu bedienen, um den Erwartungen der Normadressaten zu genügen. Allerdings ist es erforderlich, innerhalb eines Rechtsbereiches die Schreibweise einheitlich zu gebrauchen.
eingetragen von Reinhard Markner am 20.12.2001 um 13.09
Die Schreibweise "aufwändig" sollte eigentlich in Gesetzestexten schon deshalb nicht auftauchen, da die Bundesbehörden gehalten sind, im Zweifel die traditionelle Variante zu wählen. Die entsprechende Richtlinie müßte hier im Forum unter "Dokumente" zu finden sein.
eingetragen von Gast am 20.12.2001 um 12.20
Folgende Notiz habe ich heute an das Bundesjustizministerium verschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit Bestürzung nehme ich das Bundesgesetzblatt I Nr. 66 dieses Jahres zur Hand. Im "Gesetz zur Reform des Risikostrukturausgleichs in der gesetzlichen Krankenversicherung" (S. 3465)finde ich die neu gefaßten §§ 269 SGB V und 28a Risikostruktur-Ausgleichsverordnung. Die Überschriften der Paragraphen lauten:
Solidarische Finanzierung aufwändiger Leistungsfälle (Risikopool)
Solidarische Finanzierung für aufwändige Leistungsfälle (Risikopool)
Meine Entrüstung setzt bei der Schreibweise "aufwändig" ein. Mit Verlaub, aber diese Schreibweise ist zum "auf die Wände steigen". Der Duden nach neuer Rechtschreibung (21. Auflage 2000) läßt in vielen Fällen zwei Schreibweisen zu. Hier "aufwendig" und "aufwändig".
Beim ZPO-RG haben Sie sich noch nicht entscheiden können, wie Sie aufwendig schreiben wollen. Auf Seite 2020 "aufwendig" und auf Seite 1898 (§ 538 ZPO) "aufwändig".
Sinn dieser Notiz ist nicht, Sinn und Unsinn der neuen Rechtschreibung zu diskutieren. Es geht mir nur um das Wahlrecht der BGBl.-Redaktion (und natürlich auch anderer Amtsblätter). Und es geht auch nicht um "aufwendig" allein, sondern um alle Wahlmöglichkeiten nach neuer Rechtschreibung. Ich finde, daß Ihr Haus in Bezug auf Gesetzgebung insoweit Farbe bekennen muß, und sich für eine einheitliche Rechtssprache entscheiden muß. Daher sollten Sie Weisungen für die Anwendung der neuen Rechtschreibung in laufender Arbeit haben, die solche Fälle regelt. Geht man von der Überlegung aus, daß "aufwendig" nicht von "Aufwand" herkommt ("Aufwand" ist selbst der abgeleitete Begriff), sondern von "aufwenden", berücksichtigt man, daß für Juristen der Begriff "Aufwendungen" in verschiedenen Zusammensetzungen häufiger verwenden als "Aufwand", dann müßten Sie eigentlich zu dem Ergebnis kommen, daß für die juristische Zunft "aufwendig" die bessere Variante sei.
Für uns als Verlag mit zahllosen Textausgaben ist es natürlich ein Problem, wie wir die Richtigkeit sicherstellen sollen, wenn im BGBl schon an der Quelle Willkür herrscht.
Verlag C.H. Beck, München
Hans-Dieter Burneleit
21.12.2001
Hans-Dieter Burneleit
Dompfaffgasse 2, 85551 Kirchheim
eingetragen von Gast am 16.12.2001 um 20.24
http://www.beepworld.de/members16/livre
http://web.de/2285642
http://www.allesklar.de/j?jump=718662
Stefan Pump
eingetragen von Gast am 20.11.2001 um 21.27
Lieber Herr Dräger,
als Anlage finden Sie die eingescannte Briefmarke „Für Dich“ der Post, die zeigt, daß diese ganz klar dem § 66 der „Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ nicht folgt, der da lautet:
„Die Anredepronomen du und ihr, die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer sowie das Reflexivpronomen sich schreibt man klein ...“
Ich weiß nicht, wie man eine solche Bild-Datei in die Sammlung einbringen kann.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Fritz Neubauer
Fritz Neubauer
eingetragen von Elke Philburn am 15.11.2001 um 21.02
Ich bin sicher, Sie haben das alles einwandfrei im Griff.
eingetragen von Reinhard Markner am 15.11.2001 um 00.25
Weiß nich, was bei den genannten Trennungen nich klappen soll, bei mir klappen die imma. So wie in Li-rum-La-rum-Löffelstiel. Das würd ich auch nich Lir-um-La-rum-Löffelstiel trennen. Aba ich bin ja auch kein Phonozoologe, kenn mich auf dem Gebiet nur mäßig aus.
eingetragen von Elke Philburn am 14.11.2001 um 21.39
Mit der Aussprache ist es nicht sehr anders als mit der Grammatik: Phonologische Regeln werden eingehalten, ohne daß man sie explizit kennen muß.
Die Trennung 'he-rauf' und 'hi-nauf' funktioniert zumindest in meiner Aussprache nicht, weil /e/ und /i/ im Silbenauslaut ganz andere Eigenschaften annehmen. Ich schätze, bei Ihnen ist es ähnlich.
Bei 'da-rum' dagegen klappt es einwandfrei.
eingetragen von Reinhard Markner am 14.11.2001 um 21.23
Was Sie über die Aussprache sagen, ist mindestens so sehr Spezialwissen wie die Kenntnis von Vorsilben. Außerdem beziehen Sie sich auf die Standardaussprache, die längst nicht alle Sprecher beherrschen. Wo soll die Vereinfachung sein ? Da ist es doch klar und simpel, wenn man mit dar- und her- genauso verfährt wie mit von- und ver- und allen anderen Vorsilben. Es geht im übrigen ums Prinzip, nicht um Quantität, aber alle Wörter, von denen hier die Rede ist, sind keineswegs selten.
eingetragen von Elke Philburn am 14.11.2001 um 19.54
Zitat:
Außerdem sind "rauf" und "runter" im gehobenen Sprachgebrauch weiterhin nicht geduldet, und "nauf" und "nunter" (wer an *da-rauf denkt, muß auch *he- rauf und *hi-nauf im Blick haben - sie sprachen doch mal von Würmern, die aus Pandoras Büchse kriechen, oder so ähnlich . . .) finden sich überhaupt nur in süddeutschen
Dialekten, "rin" wiederum nur in norddeutschen (*da-rin).
Bei 'herauf' und 'hinauf' sind /r/ und /n/ weiterhin in der ersten Silbe vorhanden. Eine Trennung in her-auf oder hin-auf ist deshalb einleuchtender als dar-in. Wenn man nach Sprechsilben trennen wollte, müßte es 'her-rauf' und 'hin-nauf' heißen. Da findet sich also keine ideale Lösung.
Meinen Sie denn, es gibt so viele Wörter, die quasi vom Sprecher morphologisch 'falsch' interpretiert werden, daß mit einer entsprechenden Silbentrennung allgemeines Chaos gestiftet werden könnte?
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Martin Dauth am 14.11.2001 um 17.59
In der Wörterliste der "amtlichen Regelung" (www.ids-mannheim.de/reform/) findet sich folgender Eintrag:
...
selbständig, selbstständig
selbstständig*, selbständig
...
Also darf man "amtlicherseits" beide Schreibweisen verwenden.
eingetragen von Gast am 14.11.2001 um 15.56
Hallo! Ich hab eine ganz rießengroße Bitte an euch! Ich hab nämlich mit meinem Deutschlehrer gewettet:
Es geht darum: Er war der Meinung, man schreibe nach der neuen Rechtschreibregel das Wort "selbständig" so,
ich war der Meinung, man schreibe es nach der neuen R.-regel so: "selbstständig".
Ich brauche wirklich dringend Hilfe! Es geht sozusagen um Leben und Tod! Danke!
Claudia
Claudia Krumm
eingetragen von Reinhard Markner am 14.11.2001 um 01.30
Was heißt hier schon Sprachgeschichte ? Die Vorsilbe »dar« ist nicht mehr produktiv, aber es ist kaum unvorstellbar, daß die mit ihr gebildeten Wörter allesamt aussterben könnten : Das Nebeneinander von darum und darstellen ist Sprachgegenwart. Außerdem sind »rauf« und »runter« im gehobenen Sprachgebrauch weiterhin nicht geduldet, und »nauf« und »nunter« (wer an *da-rauf denkt, muß auch *he- rauf und *hi-nauf im Blick haben – sie sprachen doch mal von Würmern, die aus Pandoras Büchse kriechen, oder so ähnlich . . .) finden sich überhaupt nur in süddeutschen Dialekten, »rin« wiederum nur in norddeutschen (*da-rin). Alles Stand 2001.
Und was wollen Sie eigentlich nie wieder tun ?
eingetragen von Elke Philburn am 13.11.2001 um 19.57
Die Aussprache ist schon früher erwähnt worden, Herr Markner.
Die Phonetik ist für die Grammatik gar nicht so unerheblich.
So wie der Knacklaut als Grenzsignal dienen kann, tun das viele andere Laute auch, die im Silbenanlaut anders artikuliert werden als im Auslaut. In dem Moment, wo das Wort auch noch isoliert gebraucht wird, z. B. 'raus' oder 'rüber', meine ich, daß eine entsprechende Trennung angebracht ist. Pfeif auf sprachgeschichtliche Aspekte.
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Reinhard Markner am 13.11.2001 um 10.09
Sie wechseln ein bißchen unvermittelt die Argumentationsebene, von der Aussprache war eben noch gar nicht die Rede. Das [r] wird im übrigen doch in verschiedenen Teilen des deutschen Sprachraums ganz unterschiedlich ausgesprochen.
Aus dem, was die Leute sich so über die Sprache, die sie sprechen, zusammenreimen, lassen sich keine Kriterien für die richtige Schreibung gewinnen, ebensowenig aus der Aussprache.
Von Darling ließe sich sagen, daß die meisten es wohl als Entlehnung aus dem Englischen erkennen und nicht unmittelbar neben Darlehen stellen würden, aber wie gesagt besagt das sehr wenig.
eingetragen von Elke Philburn am 13.11.2001 um 01.19
Aber sicher ist das ein Kriterium, Herr Markner. Das hören Sie doch schon an der Aussprache: Bei den von Ihnen genannten Verben ist das /r/ am Ende des Präfixes oft schon fast verschwunden, vokalisiert. In den zuvor genannten Partikeln steht es ordentlich artikuliert am Silbenanfang.
Daß das z. B. mit 'Darlehen' verwandt ist, aber nicht mit 'Darling', ist nun wirklich nicht offensichtlich.
Oder?
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Reinhard Markner am 13.11.2001 um 00.34
. . . ist eben kein Kriterium. Ein zweiter Blick darf es schon sein, und der fällt dann auf dar-bringen, dar-legen, dar-stellen usw.
Wirklich heikel ist war-um, aber wa-ren.
eingetragen von Elke Philburn am 12.11.2001 um 23.27
Ein interessanter Artikel.
Bei Kurzformen wie 'rauf', 'runter', 'rein', 'raus', 'rüber' ist es tatsächlich schwierig, weil eine Trennung nach Sprechsilben meist nicht möglich ist. Beim Sprechen würde man 'herein' in 'her' und 'rein' trennen. Bei 'wa-rum' und 'da-rum' dagegen funktioniert die Trennung nach Sprechsilben wegen des Langvokals. Möglicherweise gibt's da keine ideale Lösung. Daß es 'dar-um' sein müßte, leuchtet zumindest auf den ersten Blick nicht ein.
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Reinhard Markner am 12.11.2001 um 17.45
Kann mir schon vorstellen, daß so manchem z. B. die Trennung »he-raus« einleuchten könnte, nicht nur wegen der Aussprache, sondern auch wegen »raus«. Aber was folgt schon da-raus ? Um so grausiger finden es die Leute, die es besser wissen.
Vergleiche auch die fabelhaften Spekulationen, die Herr Augst zum Sprachempfinden des Volkes angestellt hat :
http://www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/964IcklerLaie.html
eingetragen von Elke Philburn am 12.11.2001 um 16.51
Ich denke nicht, daß Grenzsignale wie der Knacklaut in jedem Fall als Hinweise dienen können, wie man Wörter trennen sollte. Bei Schularbeiten z. B. fällt er oft aus, was m. A. n. eher damit zusammenhängt, daß der Knacklaut in unbetonter Silbe schwächer artikuliert wird als in betonter und sich /l/ hier zur Bindung anbietet. Eine Unterteilung in die Sprechsilben (Schu-lar-bei-ten) fände ich ausgesprochen unglücklich. Ebenso ei-nander.
Anders als bei manchen Wörtern lateinischer oder griechischer Herkunft denke ich, daß die Morphemgrenzen den Sprechern überwiegend bewußt sind, auch wenn sie nicht immer phonetisch markiert werden.
– geändert durch Elke Philburn am 14.11.2001, 02.04 –
__________________
http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Reinhard Markner am 12.11.2001 um 16.23
Zum Kontext des von Frau Philburn »empfohlenen« Artikels muß man wissen, daß die Autorin grundsätzlich alles mit ihrem Haß überzieht und sich damit einen Namen gemacht hat. Insofern muß man sich also nicht wundern, wenn sie sich über deutsche Touristen lustig macht, obwohl die im allgemeinen nicht schlimmer sind als die krebsrot gebackenen Tommies, die an den einschlägigen Orten rund um das Mittelmeer eine auch nicht unbedingt glänzende Reputation haben (was in England wohl auch jeder weiß).
Schlimmer fand ich während eines längeren London-Aufenthalts, daß man seinerzeit, in den turbulenten Tagen 1989/90, nur in der FT wohlinformierte Berichte aus Deutschland lesen konnte. (Der damalige Korrespondent ist dann auch hierzulande ziemlich bekannt geworden, u. a. mit einem Buch über die Bundesbank.)
eingetragen von Theodor Ickler am 12.11.2001 um 15.33
Schon recht, aber es ist trotzdem eine Eigenart des Deutschen. Aber das bringt mich noch einmal auf die umgekehrte Erscheinung, nämlich die gebundene Aussprache, besondes im Süddeutschen und in der Schweiz. Sehr verbreitete ist ja ei-nander, weshalb die Reformer diese Trennung vorgeschlagen haben, aber wie steht es mit Ve-rein usw.?
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 12.11.2001 um 00.56
Das ist halb so wild, Herr Ickler. Was der Hörer als Stimmunterbrechung wahrnimmt, wird durch die akustischen und artikulatorischen Merkmale kaum bestätigt: In gebundener Rede ist dieser 'Knacklaut' wenig mehr als eine Änderung der Phonationsart, die sich als Unregelmäßigkeit im Grundton und Verringerung der Lautstärke manifestiert. Jeder stimmlose Verschlußlaut bringt mehr Unterbrechung und 'Abgehacktheit' mit sich.
Allerdings treibt der 'Knacklaut' im Englischen sein Unwesen umso exzessiver, und zwar als Schwundstufe von /t/: der glo'al stop. Was in den Lehrbüchern oft als Merkmal der Londoner Mundart bezeichnet wird, ist schon längst in alle Varianten des britischen Englisch vorgedrungen.
(Im Deutschen wurde diese Schwundform der Verschlußlaute übrigens auch schon entdeckt, und zwar von Klaus Kohler, dem großen deutschen Phonetiker, der 1994 zum ersten Mal in Phonetica darüber schrieb. Sie hält sich aber bislang noch so weit im Verborgenen, daß sie von den wenigsten Menschen bemerkt wird. Ein faszinierendes Thema...)
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Theodor Ickler am 11.11.2001 um 19.28
Daß Deutsch einen harschen Eindruck macht, dürfte phonetisch nicht ganz so abwegig sein, liebe Frau Philburn. Die meisten Nachbarsprachen binden die Wörter, während wir den vokalischen Anlaut mit einem Knacklaut kennzeichnen, was denn doch wohl ein bißchen abgehackt wirkt. Ich liebe zwar die deutsche Sprache, das werden Sie mir ohne weiteres glauben, aber die Liebe macht mich nicht blind bzw. taub.
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Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 11.11.2001 um 17.35
Hallo Sandra,
ich würde es an Deiner Stelle weiterhin klein schreiben. Das im Netz zugängliche Regelwerk scheint diesen Bereich der adverbialen Wendungen tatsächlich auszusparen. Da heißt es einmal für's Erste (Par.57.1), aber auch die einen kommen, die anderen gehen (Par. 58.5.)
(Beim Nachlesen in Icklers Regelwerk übrigens wußte ich innerhalb weniger Minuten Bescheid. Der große Umfang des reformierten Regelwerks macht die Sache zeitaufwendiger, dabei aber keineswegs klarer.)
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Gast am 11.11.2001 um 15.05
ich meinte "... finde ich.... gut...."
Sandra M
eingetragen von Gast am 11.11.2001 um 14.44
Hilfee!Kann mir einer von euch Spezialisten sagen, ob ich nach der neuen deutschen Rechtschreibung folgendes schreiben darf?
" Zum Einen finde ich sein Verhalten für gut, zum Anderen missfällt mir jedoch eine Kleinigkeit..." ( es geht um die großschreibung der wörter einen und anderen).
Sandra M.
eingetragen von Elke Philburn am 10.11.2001 um 20.21
Im verlinkten Artikel des vorangehenden Beitrags ging es u. a. um die schwindende Popularität des Deutschen als Fremdsprache.
Fremdprachen haben hier in England eh nicht denselben Status wie in anderen europäischen Ländern. Daß aber immer weniger Leute Deutsch lernen wollen, hat meiner Einschätzung nach auch damit zu tun, wie man mit den Deutschen in den Medien umgeht.
Um zu verdeutlichen, was ich meine, hier eine Leseprobe aus dem Guardian vom September dieses Jahres, ein zugegebenermaßen recht krasses Beispiel:
http://www.guardian.co.uk/Archive/Article/0,4273,4261038,00.html
Wer keine Lust hat, sich das auf Englisch anzutun: Es geht um nichts als altbekannte Klischees, die wenig Gutes an den Deutschen und ihrer Sprache lassen. Fairerweise sollte man aber erwähnen, daß es in der Druckversion des Guardian etliche kritische Leserbriefe dazu gab.
Daß die Briten 'unseren Fjuhrer' mit Stechschritt und aufgeklebtem Bärtchen als Witzfigur geradezu lieben und mit dem Thema völlig unbefangen umgehen, empfinde ich grundsätzlich nicht negativ, so wie man überhaupt nur selten Deutschenhaß erfährt. (Der obige Artikel ist eines der wenigen Beispiele.)
Mir sind allerdings Zweifel gekommen, ob das ständige Herumreiten auf den Nazi-Stereotypen, und sei es auch in keiner Weise böse oder diskriminierend, sondern nur belustigend gemeint, nicht doch auf das Image der Deutschen abfärbt. Die Vorstellung, Deutsch sei eine besonders harsche und umständlich zu artikulierende Sprache (phonetisch gesehen völliger Unsinn), ist recht verbreitet und hat möglicherweise mit der Verballhornung deutscher Namen und Ausdrücke in solchen Nazi-Comedies zu tun.
Üblicherweise reicht schon ein mehrwöchiger Schulaustausch, um das Deutschlandbild der Schüler geradezurücken. Der kommt allerdings in der Regel reichlich spät, nämlich wenn die Schüler ihre A-Level Fächer bereits gewählt haben.
eingetragen von Gast am 10.11.2001 um 18.04
Da das FORUM der DSW nicht erreichbar ist, hier auf dieser
Seite ein Lesetip:
Wams vom 11.11.01 unter www.wams.de / KULTUR:
"Wir sind keine Grande Nation" von Hilmar Hoffmann
Ruth Salber-Buchmüller
eingetragen von Gast am 22.10.2001 um 10.14
Vielleicht will der Schreiber Sie ganz persönlich betroffen
machen?
"Denk mal, geschützten Kirchen droht Verfall!"
Und das vor Ablauf des Verfallsdatums!
Martin Dauth
eingetragen von Christoph Kukulies am 10.09.2001 um 10.42
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Na ja, also auf Juist kann man sich wirklich gut erholen, deshalb fahren wir auch jedes Jahr wieder hin, obwohl mir die bestürzenden Erkenntnisse eines Erlanger Kollegen von der Abteilung Psychologie nicht unbekannt sind, wonach der Urlaub an sich eine verblödende Wirkung hat. Ich füge noch hinzu, daß diese fühlbare Wirkung durch den starken Wind auf den Inseln noch gefördert wird. Das war ja auch an meinem einfältigen Gruß erkennbar. Eigentlich handelte es sich jedoch nur darum, im Internetraum der Kurverwaltung (eine Viertelstunde Gratissurfen) der lieben Schwiegermutter vorzuführen, was das Internet ist und wie eine Maus funktioniert. Der berühmte Otto soll übrigens auch mal auf Juist gewirkt haben, als Lehrling bei einem ortsansässigen Fotografen.
Nun wieder im strengeren Erlangen, möchte ich, um es irgendwo loszuwerden, folgende Bemerkung zu verstreuten Äußerungen der Diskutanten machen:
Die Heysesche s-Schreibung ...
Als Ihr Gruß hier ankam, habe ich spontan meiner Schwägerin,Deutschlehrerin an einem Internat in Oberbayern, die mit Ihrer Familie zur gleichen Zeit Urlaub auf Juist machte, eine Nachricht auf ihr Mobiltelephon gesprochen:"Ickler auf Juist. Vielleicht triffst du ihn und wappnest dich mal für den Kampf gegen die RSR an deiner Schule." Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, kamen mir Zweifel, ob ich nicht vielleicht doch einem Ostfriesenscherz aufgesessen war.
Als ich sie vor 10 Tagen, an jenem schwarzen Tag für die deutsche Elf, in Bayern wiedertraf, fragte ich sie, ob sie Ickler getroffen habe oder etwa meine Nachricht nicht bekommen hätte. Nein, von Ickler auf Juist wüßte sie nichts. - Die Mobilfunk Nummer war veraltet.
Soviel zu dem Eindruck und den Folgen, die Ihr Gruß hier bei mir ausgelöst hat.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 10.09.2001 um 02.29
Na ja, also auf Juist kann man sich wirklich gut erholen, deshalb fahren wir auch jedes Jahr wieder hin, obwohl mir die bestürzenden Erkenntnisse eines Erlanger Kollegen von der Abteilung Psychologie nicht unbekannt sind, wonach der Urlaub an sich eine verblödende Wirkung hat. Ich füge noch hinzu, daß diese fühlbare Wirkung durch den starken Wind auf den Inseln noch gefördert wird. Das war ja auch an meinem einfältigen Gruß erkennbar. Eigentlich handelte es sich jedoch nur darum, im Internetraum der Kurverwaltung (eine Viertelstunde Gratissurfen) der lieben Schwiegermutter vorzuführen, was das Internet ist und wie eine Maus funktioniert. Der berühmte Otto soll übrigens auch mal auf Juist gewirkt haben, als Lehrling bei einem ortsansässigen Fotografen.
Nun wieder im strengeren Erlangen, möchte ich, um es irgendwo loszuwerden, folgende Bemerkung zu verstreuten Äußerungen der Diskutanten machen:
Die Heysesche s-Schreibung läßt sich meiner Ansicht nach gut vertreten, sie ist nicht schlechter durchdacht als die Adelungsche. Nur eben erfahrungsgemäß sehr fehlerträchtig, also schwieriger. Das spricht gegen sie, und sonst außer der Unüblichkeit eigentlich nichts.
Die Dreibuchstabenschreibung (Stillleben, Schlusssatz) ist logisch, natürlich - niemand war je so einfältig, das zu leugnen. Auch nicht die Bayern, die sie vor hundert Jahren gänzlich abgeschafft hatten. Sie ist (mit J. Grimm) pedantisch, unästhetisch, schwerer lesbar. Alles nur ein kleines bißchen, aber ausreichend, um liebenswürdigerweise ein wenig unlogisch zu vereinfachen. Aber darüber läßt sich reden. Kein Handlungsbedarf, würde ich sagen.
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Th. Ickler
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 30.08.2001 um 22.04
"UWE" schreibt:
"Zugegebenermaßen habe ich nur geringe Kenntnisse von den Rechtschreibregeln der englischen Sprache. Aber sie erscheinen mir um ein vielfaches (sic!) einfacher als unser Regelwerk."
Ich sage analog dazu:
"Vor mir liegen zwei Bücher. Das eine habe ich gelesen, doch das zweite so gut wie nicht. Dennoch behaupte ich, daß das zweite Buch um ein Vielfaches besser ist als das von mir gelesene.
Ich frage mich die ganze Zeit, welches defizitäre Merkmal bei dem Schreiber (und Schreier) das andere übertrifft.
Was hält UWE überhaupt von der an Einfachheit alles übertreffenden LAUTSCHRIFT?
Ruth Salber-Buchmüller
Er möge es England/Amerika und Frankreich vorschlagen.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von uwe am 28.08.2001 um 10.15
wenn Sie die Beiträge von Prof. Ickler als Ostfriesenwitze deklarieren. So gut wie ein Ostfriesenwitz sind seine Beiträge längst nicht immer.
Uwe
eingetragen von Reinhard Markner am 28.08.2001 um 10.00
Des einen Beiträge erinnern an Ostfriesenwitze, des andern nicht.
eingetragen von uwe am 27.08.2001 um 20.13
Sie werden es nicht glauben, aber wenn Sie auf Juist sind, sind wir nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Die beiden erfahrenen Nutzer dieses Forums (so unser Status) befinden sich in Ostfrieland. Toll, oder ???
Uwe
eingetragen von Gast am 27.08.2001 um 14.22
von der Insel Juist
Theodor Ickler
Juist
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 21.08.2001 um 18.49
"Gast" vom 17.08.2001
Seit 5 Tagen stört mich beim Überfliegen des
neuen Gästebuches dieses "Tipp".
Sollte es der "Gast" nicht wissen:
"Tip" ist ein englisches Wort genau wie
strip, flop, trip, pep, pop, step usw.
Kann ich davon ausgehen, daß der Gast auch
stripp, flopp, tripp, pepp, popp, stepp usw. schreibt?
Immer schön konsequent sein. Das wollten doch die
"Reformer".
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 20.08.2001 um 10.43
Vorzüge der Neuen Rechtschreibung von "UWE" am 20.08.01
"Sommerpause"
Uwe muß noch hart an sich arbeiten!
"Genieße zur Zeit die pure Sonne".
"zur Zeit" gibt es doch nicht mehr!
Also: ab jetzt gilt für UWE immer: "zurzeit".
Die "logisch-konsequente Abkürzung" dafür ist leider
immer noch z. Zt.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Gast am 16.08.2001 um 13.57
...für die rasche Hilfe und die nützlichen Tipps!
Markus G.
eingetragen von Manfred Riebe am 16.08.2001 um 13.49
Solche Anfragen können Sie auch in das Forum von http://www.deutsche-sprachwelt.de in die Rubrik "Rechtschreibung" hineinsetzen. Dort erfolgt in der Regel eine kostenlose Sprachberatung durch Mitglieder des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS).
In der neuen Beliebigkeitsschreibung, die nur für die Schulen gilt, werden die Höflichkeitsanrede "Sie" und das entsprechende Possessivpronomen "Ihr" wie in der herkömmlichen Duden-Rechtschreibung immer groß geschrieben (§ 65). Dagegen werden die vertraulichen Anredepronomen "du" und "ihr" und die entsprechenden Possessivpronomen "dein" und "euer" kleingeschrieben (§ 66). Schüler dürfen bis zum Jahre 2005 auch die herkömmliche einheitliche Rechtschreibung der 20. Auflage des Duden von 1991 verwenden.
Unser Rat:
Weil die Rechtschreibreform mangelhaft ist und ständig zurückgebaut wird, ist es für den Schulbereich überhaupt nicht sicher, welche Regeln im Jahre 2005 gelten werden. Der Duden, 22. Auflage, 2000, näherte sich der herkömmlichen Rechtschreibung wieder etwas an. Dennoch wird an den Schulen immer noch nach den überholten miserablen neuen Regeln von 1996 unterrichtet.
Wenn Sie Schüler sind, dann bleiben Sie daher bei der herkömmlichen Rechtschreibung, die erheblich einfacher ist. Denn außerhalb der Schule kann jeder Bürger laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Juli 1998 auch über das Jahr 2005 weiter so schreiben wie bisher.
Lediglich die Zeitungen waren so töricht und obrigkeitshörig, sich von den Nachrichtenagenturen (Albrecht Nürnberger, dpa) gleichschalten zu lassen, obwohl die Mängel der sogenannten Rechtschreibreform längst bekannt waren. Sichtbares Resultat ist die heutige Beliebigkeitsschreibung in den Zeitungen, jene chaotische Mischung aus Neuschrieb, herkömmlicher Rechtschreibung und eigenen Schreibweisen. Eine Ausnahme sind die reformfreien Medien, vgl. die Liste der reformfreien Zeitungen und Zeitschriften: http://Gutes-Deutsch.de/.
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel.: am Tag: (0911) 50 08 25, Fax: 506 74 23
Tel.: abends: (0911) 506 74 22
Netzpost: Manfred.Riebe@raytec.de
Weltnetz: http://www.deutsche-sprachwelt.de
http://Gutes-Deutsch.de/
http://www.rechtschreibreform.com
http://www.raytec.de/rechtschreibreform/
http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/VsRSR.htm
eingetragen von Gast am 16.08.2001 um 12.41
... wird nach der neuen Rechtschreibung die Anrede "Sie", z.B. im Satz "Wie Sie helfen können..." eigentlich immernoch gross geschrieben? Oder muss das in Zukunft klein geschrieben werden? oder darf man sowas gar nicht mehr schreiben? Ich muss sagen ich finde diese Reform mehr als verwirrend.
Markus G.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 16.08.2001 um 10.59
Jetzt habe ich mir diese Seite mal zufällig mit meinem Notebook angesehen und dabei festgestellt, daß die Cassenschen Bildchen "belebt" sind. Auf meinem »normalen« PC werden solche Spielchen nicht dargestellt und ich sehe dann tatsächlich zwei sich andauernd böse anstarrende Lilaknöpfchen.
Mein Kommentar bezog sich also auf etwas, was möglicherweise viele andere so gar nicht vor Augen hatten. Dennoch: Humor? Naja.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Manfred Riebe am 12.08.2001 um 21.24
Ein witzig sein wollender anonymer Frauenfeind unterstellt Verona Feldbusch, folgende Sätze geschrieben zu haben: "Ist aber ohnehin sch...egal, ob ich dass statt daß schreibe. Davon werde ich auch nicht blöder."
Solche außergewöhnlichen "Scherze" dienen dazu, das Niveau dieser Seiten zu heben. So kann man sich auch die Maskierung des Scherzboldes erklären.
eingetragen von Gast am 12.08.2001 um 19.08
Wer hätte Ihnen denn eine solche Auffassungsgabe zugetraut ?
Verona
eingetragen von Manfred Riebe am 09.08.2001 um 10.27
Klickt man auf "Verona", so erscheint die E-Mail-Adresse: VeronaF@bohlen.de, was wohl Verona Feldbusch, ehemalige verehelichte Bohlen heißen soll. Da hat sich vermutlich ein Anonymus einen "Scherz" mit Verona erlaubt.
eingetragen von Gast am 03.08.2001 um 19.15
Sind das hier die Internet-Seiten der Reform-Befürworter oder der Reformgegner ? Im Rechtschreibforum finden sich an oberster Stelle die Themen "Für die Reform" und "Vorzüge der neuen Rechtschreibung". Ansonsten deutet einiges auf Reformgegner hin. Ist aber ohnehin sch...egal, ob ich dass statt daß schreibe. Davon werde ich auch nicht blöder.
Verona
Verona
eingetragen von Manfred Riebe am 23.07.2001 um 19.22
"Vorsicht, das geht nach hinten los!"???
Diese Befürchtung von Uwe Cassens erinnert mich an manche Journalisten, die aus lauter Angst die Hosen voll haben: "‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren!", so formulierte es der Journalist Ulrich Schacht. Was er über die Rechtschreibreform des Dritten Reiches schrieb, finden Interessierte in dem betreffenden Strang.
eingetragen von uwe am 23.07.2001 um 14.56
Wer anfängt, die Rechtschreibreform mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen, wird - außer in diesem Forum - starken Widerspruch erfahren. Und das ist auch gut so.
Uwe
eingetragen von Gast am 23.07.2001 um 11.22
Liebe Gleichgesinnte,
eben eröffnete ich im gutbesuchten jugendlichen Forum "Fritzboard" http://www.fritz.de/cgi-bin/fritzboard.pl? eine Diskussion um die RSR. Titel: "treudoofe Obrigkeitsgläubigkeit der Deutschen"
Bitte helfen Sie mit! Geben Sie Ihren "Senf" dazu! Opfern Sie 5 Minuten Ihrer Zeit!
Je länger der "Antworten-Schwanz" in diesem Forum ist, um so interessanter wird das Thema an sich. Das Interesse muß nur geweckt werden!
Aus dem Studium der jugendlichen Antworten können Sie zudem interessante Rückschlüsse ziehen.
Danke im Vorraus!
Jan F.
Jan F.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 21.07.2001 um 10.25
ist mir unbekannt. In ihrem Regelwerk haben sie ihn gut versteckt. (War sardonisches Lachen ihr Ziel?)
Gefallen hat mir dagegen, wie ein Rabbi klagte: "Großer Gott, hatte ich doch einen schönen, einen gehorsamen, einen gesetzestreuen, einen wunderbaren Sohn! Und nun ... ist er Christ geworden! Was soll ich tun?"
Antwortet Gott: "Mach es wie ich: Schreib ein Neues Testament!"
Was mir zugleich einen kleinen Querverweis auf das alte Gästebuch ermöglicht - weil heute Sonntag ist!
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von uwe am 18.07.2001 um 05.56
das Lachen vergangen ?
Das haben die Reformer aber nicht gewollt.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 17.07.2001 um 18.42
"Da begegnet ein lila Kugelkopf einem zweiten, und beide zeigen einander die Zähne. Der eine ist sprachlos. Der andere ist auch sprachlos. Und so geht das immer so weiter!"
"Ist ja großartig! Den kannte ich noch nicht! Wahnsinnig gut! Ich werde in einer Weile vor Lachen möglicherweise kaum mehr weiterreden können - ich muß nur noch abwarten, bis der Witz wirkt!"
"Genau! So ging es mir gestern auch! Das ist die wahrhaft feinsinnige Art von Humor, die wir Gebildeten so schätzen! Nicht, daß man so plebejerhaft losplatzt. Sondern, daß man erst nach ein, zwei Stunden lacht, wenn überhaupt - und daß man dann längst vergessen hat, weshalb. Worüber lachen Sie denn auf einmal?"
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von uwe am 17.07.2001 um 15.00
Ist der nicht gut ?
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 17.07.2001 um 13.12
Die Gebildeten verteidigen ihre letzte Domäne?
Das sollte natürlich ein geistreicher Scherz sein!
Jeder scherzt auf seine Weise.
Das Gästebuch ist daran ganz schuldlos und steht nach wie vor jedem offen, besonders gern natürlich all jenen, die etwas trockenen Humor* bevorzugen!
(*Da muß man dann nicht ständig mit dem Wischfeudel hinterhersein!)
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von uwe am 15.07.2001 um 05.58
Namhafte Gegner der Rechtschreibreform vertreten die These, dass nur die Gebildeten die deutsche Rechtschreibung beherrschen müssen (siehe Diskussionsforum/Rechtschreibforum: Vorzüge der neuen Rechtschreibung). Warum muss der Pöbel schreiben können ???
Na dann ist ja alles klar. Die Gebildeten verteidigen ihre letzte Domäne.
Uwe
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.07.2001 um 17.26
Lieber Herr Volz,
Sie schreiben so friedfertig, daß mir meine unfreundliche Kritik schon wieder leid tut. Bei so viel Fähigkeit zur Erkenntnis von Irrtümern, besteht Anlaß zur Hoffnung, daß wir alle bald zu weiteren Erkenntnissen kommen werden. Zu den Ligaturen nochmals: Mit Platzersparnis oder Umbruchvermeidung haben Ligaturen nichts zu tun, es geht nur um Formales: Der »Schweif« des f oder des langen s hat die Tendenz, über den folgenden Buchstaben hinüberzuragen. Bleisatzlettern hatten unter diesem Schweif in manchen Schriften tatsächlich kein »Fleisch«, d.h. die Schweife ragten frei über den Bleikegel hinaus, was immer wieder zu beschädigten Buchstaben geführt hat (insbesondere bei Kursivschriften, da ragten sie auch nach hinten hinaus!) Da bei ff fi ffi fl usw. bei den folgenden Buchstaben (wegen der Oberlängen) kein Platz für das Drüberragen vorhanden ist, mußten Ligaturen gebildet werden, die die Zeichenverbindung als Gesamtgebilde darstellten. Gute Satzprogramme machen das heute rechnerisch, man nennt das dann Kernel (eine Festlegung der Abstände, die zwischen den unterschiedlichsten Buchstabenverbindungen jeweils gegeben sein müssen, damit ein harmonisches Schriftbild entsteht, aber das gehört nicht mehr hierher.)
Die neuen Worttrennungen, nicht allein bei s-t, sind doch besonders ärgerlich, da sie Wortbestandteile auseinanderreißen (Subs-tanz, Lust-ration und all die bekannten Beispiele, die oft zu erheiternden Ergebnissen führen). Dabei war das nun wirklich nicht schwierig, denn eine einfachere Regel als »st wird nicht getrennt« kann man sich kaum vorstellen, und dabei kann man diese auch noch begründen, falls sie jemandem nicht einleuchten will. Im Englischen gibt es solche befremdlichen Trennungen allerdings auch, ich erinnere mich an den »photog-raver«, der mit einem Raver nichts zu tun hat. Den Engländern scheint diese Schwäche aber bewußt zu sein. So ergeht von englischen Autoren, sofern ich mit ihnen zu tun hatte, immer die Order, auf die erlaubten Trennmöglichkeiten zu verzichten und tunlichst überhaupt nicht zu trennen! Das geht im Englischen einigermaßen, da viele kurze Wörter vorkommen. Aber manchmal geht es nicht anders, und dann ist »photo-graver« sogar falsch, wie man mir beschied.
Wenn es um die reine Schreiberleichterung geht, könnte man ja sagen, daß einfach dann getrennt wird, wenn die Zeile voll ist, egal wo im Wort! Jetzt, wo Einzelbuchstaben sowohl vorne als auch hinten an der Zeile erlaubt sind, könnte man doch diesen Schritt zur konsequenten Schreiberleichterung auch noch gehen. Ein Setzer lernt aber, daß man nach lesefreundlichen und wortästhetischen Gesichtspunkten (was weitgehend dasselbe ist) zu trennen hat: zum Beispiel sollen mindestens drei Buchstaben auf die folgende Zeile kommen, egal, was die Rechtschreibregeln dazu sagen, und man soll keine Wörter unter 5 Buchstaben Länge trennen. Also niemals Kirchengemein-de oder Industriebautei-le oder ei-ne al-te En-te, obwohl das alles »richtig« wäre. Und jetzt gar A-gentur usw. Das ist orthographisch vorgegebene Textverstümmelung, ein reiner Schaden für die Schreib- und Satzkultur und fürs Lesen ärgerlich.
Im Flur finden übrigens oft die intensivsten Gespräche statt, jedenfalls ist das meine Beobachtung. Wenn bei einem Besuch im Wohnzimmer beim besten Willen keine Unterhaltung in Gang kommen mag: kaum geht man auf den Flur, um sich zu verabschieden, geht es los, und jedem fällt noch wahnsinnig viel ein und man findet kein Ende mehr.
Aber Sie sollen ja nicht gehen, sondern hereinkommen.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Volz am 12.07.2001 um 16.07
(Dass ich Urlaub habe, heißt nicht, dass ich nicht ab und zu hier vorbeischaue. In Zukunft werde ich aber nicht mehr im "Gästebuch" antworten, sondern in den entsprechenden anderen Foren dieser Seite. Wenn ich bei jemand zu Besuch bin, halte ich mich ja auch nicht die ganze Zeit im Hausflur auf...)
Lieber Herr Lachenmann,
was den Zusammenhang zwischen Bleisatz, Ligaturen und Trennungen betrifft, bin ich wohl einem Irrtum aufgesessen. Was ich über Typografie weiß, stammt von meinem Großvater, der ein gelernter Schriftsetzer der alten Schule war und mir zumindest ein Interesse an Typografie, Drucktechnik und eine Begeisterung für alten Bleisatz vermittelte. Ein Experte bin ich allerdings nicht, sondern jemand, der als Quereinsteiger über Mediävistik und Korpuslinguistik zur Mediengestaltung gekommen ist. Warum also soll ich mich mit jemandem streiten, der offensichtlich über fundiertere Kenntnisse des Buchwesens verfügt?
Meine Überlegung war, dass z.B. das "st" als Ligatur denselben Platz beansprucht wie ein einzelner Buchstabe. Da Ligaturen zwar auch aus ästhetischen, zum größten Teil jedoch aus ökonomischen Gründen (Umbruchvermeidung) hervorgebracht wurden, so mein Gedanke, scheute man sich, das "st" zu trennen, da dies keine Platzersparnis gebracht hätte, sondern im Gegenteil den Austausch des schmalen, langen "s" (hier nicht darstellbar) durch das "normale" Schluss-s bedingt hätte. Im Nachhinein ist mir aber selbst klar geworden, dass z.B. die Trennung des "ck" (das im Fraktursatz auch als Ligatur gesetzt wurde) als "k-k" meiner eigenen Argumentation zuwiderläuft.
Irren ist menschlich. Und nur weil ich am IDS arbeite, bin ich noch lange nicht unfehlbar.
Herr Seifried, Ihren Beitrag beantworte ich ein andermal, und wie gesagt, nicht mehr hier im Gästebuch.
Mit freundlichen Grüßen
__________________
Norbert Volz
Ludwigshafen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 12.07.2001 um 15.05
Zu den Klausurleistungen (an der mit Heidelberg lediglich verbundenen Hochschuleinrichtung*):
Ich hatte mich bei der kleinen Auswahl auf Muttersprachler beschränkt; hätte ich Zitate ausländischer Studenten hinzugefügt, wäre es Ihnen (bei einigen) so ergangen wie mir auch: Sie hätten teilweise gar nicht mehr verstanden, wovon überhaupt die Rede sein soll. (Man tut m.E. solchen ausländischen Studenten keinen Gefallen, wenn man sie bei diesem Stand ihrer Deutschkenntnisse überhaupt zu einem Aufbaustudiengang zuläßt - das aber nur am Rande.)
Erschreckend sind ja nicht nur die orthographischen Schwächen - m.E. zeigt sich an diesen Zitaten auch eine mangelnde Bemühung (und/oder Fähigkeit bzw. Fertigkeit) um klares, folgerichtiges Denken (was viel schlimmer ist!).
Ich hatte einmal zusammen mit einem Kollegen aus Bayern einen wissenschaftlichen Texte zu verfassen, und es fiel mir auf, daß er dabei deutlich schneller war als ich. Die von ihm verfaßten Teile lasen sich zunächst auch ganz "rund". Erst dann stutzte ich und fragte: "Herr X, mit diesem Satz wollen Sie »Aussage Y« zum Ausdruck bringen, nicht wahr?", was er bestätigte. Auf mein: "Geschrieben haben Sie aber genau das Gegenteil!" folgte ein ungläubiges: "Das kann nicht sein!", und schließlich ein etwas kleinlautes: "Sie haben recht, wie konnte mir das passieren?"
Leider war ihm das immer wieder "passiert"; man merkte es nur, wenn man seine Texte wirklich genau las, und so waren wir beide zusammen schließlich nicht schneller mit unserer Aufgabe fertig (wie wir es erhofft hatten), sondern ganz erheblich langsamer.
Warum ich das hier im Gästebuch ausbreite: Richtiges Schreiben setzt richtiges Denken voraus, und das fällt einem (in der Regel) nicht zu, es ist im Gegenteil mühsam. Die schriftliche Formulierung sinnvoller Sätze fällt nach entsprechender Überlegung natürlich erheblich leichter, aber dazu brauche ich dann auch wieder ein adäquates Handwerkszeug.
Und hier kommt die Rechtschreibreform ins Spiel: Warum sollte ausgerechnet die Rechtschreibung vereinfacht werden - man vereinfacht doch sonst auch nichts! Werden die Grundrechenarten vereinfacht oder die Prozent- oder die Infinitesimalrechnung? Wird das Periodensystem entrümpelt, die Physik wieder auf Newton zurückgeführt oder die Genetik auf Mendel?
Das Gegenteil ist der Fall: Die uns umgebende Welt wird ständig komplizierter, und wir brauchen eine Sprache, die in ihrer Differenzierungsmöglichkeit mithalten kann.
Warum - das ist die ewige Frage der Wissenschaft - gibt es dann eine derartig ausgeprägte Bemühung, die Differenzierungsmöglichkeiten der deutschen Sprache zu beschneiden?
Soll den Menschen ein Instrument vorenthalten werden, das sie brauchten, um über komplexe Sachverhalte mitreden zu können?
Warum sitzen im Nationalen Ethikrat fast nur Wissenschaftler und (z.B.) keine Handwerker? Sind für Handwerker schwierige Menschheitsfragen zu hoch? Oder sind es nicht vielmehr Wissenschaftler, die "abheben" und die Bedeutung realer Probleme nicht mehr einzuschätzen vermögen?
Das Deutsche ist - z.B. verglichen mit dem Litauischen - weiß Gott keine schwierige Sprache, aber, wer einmal gesehen hat, mit welchem Enthusiasmus dort in Litauen die Muttersprache gelehrt (und gelernt!) wird, und welch hervorragende Kenntnisse darin schon die 12jährigen erworben haben, könnte neidisch werden!
Wenn Herr Augst dagegen gegenüber Herrn Ickler bekundet, mit grammatisch falschen Schreibungen auf Grund seiner Reform könne er leben, dann hat er damit nicht nur den Boden wissenschaftlichen Handelns verlassen - er bekennt sich geradezu schuldig des gezielten Versuchs, Millionen von Menschen für dumm zu verkaufen (bzw., die Schüler zu verdummen).
Entschuldigung für diese "Eruption", aber es "geschah mir" einfach.
*Ich habe das irgendwie aus Gründen der Schonung unserer schönen Alma Mater betont; muß aber gestehen, daß ich annähernd ähnliche Zitate auch in Heidelberger Klausuren hätte finden können.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.07.2001 um 09.48
Herr Norbert Volz, derzeit im sorgenfreien Urlaub, ist nach eigenem Bekunden »Mitarbeiter der Publikationsstelle des IDS«. Das gibt seinen Beiträgen eine gewisse Autorität und Glaubwürdigkeit, denn wer dort tätig ist, muß wohl etwas von den Dingen verstehen, von denen hier die Rede ist.
Er argumentiert: »Viele Regeln der Silbentrennung, u.a. das Nichttrennen von "st", stammten noch aus der Zeit des Bleisatzes mit all seinen Ligaturen...«
Das ist völlig falsch. Die Regeln der Silbentrennung haben mit den Buchstaben im Setzkasten oder mit den Ligaturen nicht das Geringste zu tun. Ligaturen sind Verbindungen von zwei oder auch drei Buchstaben auf einem »Kegel«, also auf einem gemeinsamen Bleisockel (es geht hier um den alten Blei-Handsatz). Als Ligaturen wurden solche Buchstabenfolgen zusammengefaßt, die die Tendenz haben, ineinander überzugehen oder einen zu großen Abstand zueinander hätten, wenn man sie einzeln setzen würde. Viele Ligaturen entstanden in den Frakturschriften und wurden in ähnlicher Weise auch in den Antiquaschriften gestaltet. Die klassischen Ligaturen sind ff fi ffi fl ffl ft ch ck und - (mit langem s!) si ss ssi st ß, aber auch Qu Te usw je nach Schriftgestaltung. Mit Orthographie hat das nichts zu tun, und die Rechtschreibregeln haben sich sicherlich nie nach den Setzern gerichtet, sondern umgekehrt. So wurde selbstverständlich keine Ligatur st gesetzt bei Wörtern wie Glastür oder Volkstum, auch wurde hier am Zeilenende zwischen s und t getrennt.
Es ist bedauerlich, wie die historisch gewachsene Form unserer Sprache und Schrift auch von Leuten, die darüber bei ein bißchen Interesse für die Materie Genaueres wissen könnten, völlig ignoriert und wie mit solchen aus der Ignoranz entstandenen Vermutungen auch noch argumentiert wird. Die ganze Reform ist von solcher Ignoranz auf vermeintlich wissenschaftlicher Höhe gekennzeichnet.
Die Ignoranz feiert leider auch bei anderen Buch- und Schriftexperten fröhliche Urstände. So wurde beim Wettbewerb der Schönsten deutschen Bücher ein Buch prämiiert mit dem Titel »Barocke Inszenierung. Akten des Internationalen Forschungscolloquiums an der Technischen Universität Berlin, 20. - 22. Juni 1996«. Hier wurde in geradezu lächerlicher Weise »historisiert«, man wollte Barock nachstellen. So wurden die zahlreichen und umfangreichen Fußnoten als auch noch rot gedruckte Marginalien gestaltet, verkennend, daß Marginalien etwas anderes sind als Fußnoten. Das führte dazu, daß der eigentliche Textblock rings umgeben ist von riesigen Flächen mit klitzekleinen, rot gedruckten und deshalb erst recht kaum noch lesbaren Texten, deren Abfolge und Bezug zum Haupttext gar nicht mehr aufzufinden ist. Auch orthographisch wollte man besonders barock sein und fand eine Schrift, die das lange s enthält, das man aber nicht verwendete, sondern aus dem man für das ß die Zeichenfolge langes s + s konstruierte. Auch eine originelle Ligatur hat man dort gefunden, nämlich kleines s + t, wobei das s mit dem t durch einen hübschen Schnörkel verbunden wird. Diese Ligaturen hat es in schönen alten Schriften durchaus gegeben, aber man sollte damit umgehen können. Bei zusammengesetzten Wörtern wie Glas-tür usw. darf man sie nicht verwenden - unsere Buchkünstler tun es dennoch und werden dafür preisgekrönt.
Bei einer Jury, die auch den neuen Duden prämiiert, ist das kein Wunder. Dilettantismus bis in die höchsten Gremien, das scheint ein Merkmal unserer Kultur zu sein.
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Walter Lachenmann
eingetragen von uwe am 12.07.2001 um 07.12
Ich habe im Diskussionsforum (Rechtschreibforum) ein neues Leitthema mit der Bezeichnung "Vorzüge der neuen Rechtschreibung" begonnen. Hier kann jeder nach Herzenslust eintragen, was ihr/ihm an der neuen Rechtschreibung besser gefällt.
Ich freue mich auf viele Antworten.
Uwe
eingetragen von Theodor Ickler am 12.07.2001 um 03.36
Es ist leider noch nicht gelungen, den Gedanken einer staatsfreien Orthographie so zu verbreiten, daß darüber nicht mehr diskutiert zu werden braucht. Zwar kann der Staat durchaus gewisse Aufgaben delegieren (wird nicht auch die Verkehrssicherheit von Autos von nichtstaatlichen Stellen im Auftrag überprüft? Ich bin kein Autofahrer, habe aber mal was vom "TÜV" gehört), und insofern war an der Duden-Privilegierung nichts Bedenkliches. Aber gerade die Reform hat die Schwächen dieser Konstruktion aufgedeckt. Der Duden war im wesentlichen deskriptiv, allerdings nicht frei von Mängeln.
Mein Vorschlag seit Jahren: Wie alle anderen Bereiche der Sprache wird auch die Orthographie entstaatlicht. Der Staat kann und muß wahrscheinlich orthographische Literatur genau wie alle anderen Schulbücher einem Zulassungsverfahren unterwerfen. Für außerschulische Bereiche hält man sich an Werke von anerkannter Qualität - genau wie in England usw.
Die Aufgabe, die deutsche Rechtschreibung allererst zu vereinheitlichen, ist seit hundert Jahren gelöst, erfordert also heute kein staatliches Eingreifen mehr.
Das Allerwichtigste wäre, zwischen der gewachsenen Orthographie und ihrer Dudendarstellung zu unterscheiden.
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Th. Ickler
eingetragen von Johannes Seifried am 12.07.2001 um 00.48
Zum Abschied in Ihren Urlaub möchte ich Ihnen noch folgendes zu bedenken geben.
"Aber mir ist einfach nicht ganz wohl bei der Sache, wenn die "Oberaufsicht" über die Rechtschreibung, und damit über einen bedeutenden Teil des Sprachgebrauchs, von einem Unternehmen ausgeübt wird, dessen Zweck es ist, durch den Verkauf dieses Regelwerks Geld zu verdienen."
In Zeiten der zunehmenden Privatisierungen wirkt die Verstaatlichung der Rechtschreibung anachronistisch. Dies läßt sich nur dadurch erklären, daß die Monopolstellung des Duden durch diesen Schachzug gebrochen werden sollte. Und um die Karten (vor allem zu Gunsten des Bertelsmann-Verlages) neu zu mischen, mußte eine einschneidende Rechtschreibreform her. Inzwischen ist klar, daß sich am Wörterbuchmarkt nichts Entscheidendes geändert hat. Der Duden wird nach wie vor als das Standardwerk angesehen. Nur mit dem Nachteil, daß wir jetzt alle mit einer total verkorksten Rechtschreibung leben müssen. Noch dazu hatte die "Oberaufsicht" durch den Duden einen rein deskriptiven Charakter, was man von der Rechtschreibreform nicht behaupten kann. Da wird nämlich Ungebräuchliches ziemlich willkürlich per staatlicher Gewalt als geltend festgelegt. Insofern stimme ich Herrn Reinhard Markner zu, daß Rechtschreibung keiner Regelung von oben bedarf.
"Inhaltliche Argumente für eine Reform liegen ja auch vor. Z.B. verwirrend unterschiedliche Schreibweisen desselben Wortes: in bezug auf/mit Bezug auf (bisher hat es noch niemand geschafft, mir den Unterschied zwischen den beiden Bezügen zu erklären. "Ist halt Ausnahme, muss man wissen.") Viele Regeln der Silbentrennung, u.a. das Nichttrennen von "st", stammten noch aus der Zeit des Bleisatzes mit all seinen Ligaturen... inhaltliche Gründe für eine Reform gibt es genug. Außerdem ist allein der Wunsch nach Vereinfachung der Schreibweise Grund genug für eine reformierte Orthografie. Es soll ja Leute geben, die eine solche Vereinfachung für sinnvoll halten."
Es ist keine Frage, daß auch die bewährte Rechtschreibung an manchen Stellen unlogisch ist. Aber wollen Sie im Ernst behaupten, die neue Rechtschreibung habe im Hinblick auf die Beseitigung von unlogischen Schreibweisen Fortschritte erzielt? Das genaue Gegenteil ist doch der Fall. Beispiele dafür finden Sie hier in genügender Anzahl. Der Hauptfehler der Rechtschreibreform besteht darin, dem Schreiben den Vorrang vor dem Lesen zu geben. Denn der Zweck des Schreibens ist nun mal das Gelesenwerden.
"Wie bereits gesagt, man hätte ja beide Versionen zulassen können. Aber warum sich einer Reform unbedingt total verschließen, wenn sie im Ansatz gut gedacht und verbesserungsfähig ist?"
Nach kritischer Überprüfung komme ich zu einer anderen Ansicht. Die Rechtschreibreform ist vom Ansatz her schon unsinnig (siehe meine obige Bemerkung über den Zweck der Rechtschreibung) und damit nicht verbesserungsfähig. Die bewährte Rechtschreibung wäre verbesserungsfähig. Mit kleinen Änderungen könnte man gewisse Ungereimtheiten beseitigen. Und das fände ich auch ganz in Ordnung.
"Dass ich auch nach 4 Jahren Praxis mit der neuen Rechtschreibung (und den diversen Anpassungen und Änderungen) noch nicht ganz ohne Nachschlagen auskomme, dazu stehe ich. Allerdings arbeite ich auch erst seit 1997 in meiner jetzigen Tätigkeit in der Schriftleitung, vorher habe ich insgesamt weniger zum Wörterbuch greifen müssen, zumindest fiel es mir nicht so auf."
Anpassungen und Änderungen werden Ihnen wahrscheinlich noch öfters begegnen. Zudem ist die Rechtschreibung in den Medien inzwischen sehr uneinheitlich, ganz entgegen der ursprünglichen Intention. Auch das zeigt, wie unausgegoren die Rechtschreibreform ist.
"Das liegt m.E. wohl daran, dass der Beruf des Korrektors zunehmend wegrationalisiert wurde, und die meisten Redakteure ihre Texte direkt in das Layout tippen. Dies ging einher mit der Umstellung von traditionellem Fotosatz auf Digitalsatz, die in den letzten Jahren (zeitgleich mit der Einführung der neuen Rechtschreibung) in vielen Verlagen stattfand. Dass die Qualität der Rechtschreibung in den Zeitungen in den letzten Jahren insgesamt nachließ, konnte ich schon vor 1998 feststellen. (Wenn Sie die kürzlich in dieses Forum eingestellten Originalzitate aus Universitätsklausuren durchlesen, verwundert das nicht sonderlich. Offenbar ist die Beherrschung des Deutschen in Wort und Schrift heutzutage keine Voraussetzung mehr für das Abitur... Traurig, traurig.)"
Leider beruhen jedoch viele Fehler in der Rechtschreibung offensichtlich nur auf der Verunsicherung, die die Rechtschreibreform bei der schreibenden Zunft hinterlassen hat. Beispiele dazu finden Sie ebenfalls hier.
Zur Heidelberger Universitätsklausur (eingestellt von Wolfgang Scheuermann unter Rechtschreibreform / Wissenschaftliche Texte): Ich vermute, sie wurde nicht von einem Muttersprachler entworfen. Dann würde auch dieses Zitat belegen, wie verwirrend sich die Rechtschreibreform für Ausländer darstellt.
"So, jetzt ist es aber doch reichlich spät geworden. Es gibt auch noch ein Leben nach der Reform. In diesem Sinne werde ich nun ein kühles Pils aufmachen und meinen Urlaub feiern, den ich morgen anzutreten gedenke."
Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub und bin schon sehr gespannt auf Ihre Erwiderung.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Seifried
eingetragen von Reinhard Markner am 11.07.2001 um 22.05
Johannes Seifried schrieb : »Ob die Rechtschreibung von einem kommerziellen Verlag oder durch eine länderübergreifende Kommission geregelt wird, ist doch zunächst völlig egal. Auf den Inhalt kommt es an.«
Das ist, wie das »zunächst« vielleicht schon einräumt, eine falsche Alternative. Zum einen bedarf die Rechtschreibung keiner »Regelung« in dem hier gemeinten Sinne. Zum andern ist es keinesfalls egal, wie politische Entscheidungen zustandekommen oder wer sich hoheitliche Rechte anmaßt.
eingetragen von uwe am 11.07.2001 um 10.14
eingetragen von Gast am 11.07.2001 um 07.35
Es handelt sich um einen Telepolis-Beitrag von Ernst Corinth.
http://heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/9056/1.html
Ganz lustig. Es geht zwar um das Apostroph,
aber eine Ursache für das Chaos in der Rechtschreibung kennen wir ja ...
Er sagt außerdem, daß die Redakteure und Redakteurinnen auf den
rechten Gebrauch der Grammatik und der Rechtschreibung achten. :-)
Diskussionsmöglichkeit vorhanden.
Carsten Zander
04838 Eilenburg
eingetragen von Norbert Volz am 10.07.2001 um 22.07
Guten Abend, lieber Herr Seifried,
ich glaube, mit Ihnen lässt sich ganz gut streiten.
"Ob die Rechtschreibung von einem
kommerziellen Verlag oder durch eine länderübergreifende
Kommission geregelt wird, ist doch zunächst völlig egal."
Auf den Inhalt kommt es an."
Das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Aber mir ist einfach nicht ganz wohl bei der Sache, wenn die "Oberaufsicht" über die Rechtschreibung, und damit über einen bedeutenden Teil des Sprachgebrauchs, von einem Unternehmen ausgeübt wird, dessen Zweck es ist, durch den Verkauf dieses Regelwerks Geld zu verdienen. Das wäre ungefähr genauso, als wolle man die Polizei in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Dass auch ein kommerzielles Wörterbuch fachlich ausgezeichnet sein kann, ist ebenso richtig wie banal.
"Das Alter der letzten
Reform von 1901 als Argument für eine neue Reform
anzuführen, ist oberflächlich. Wenn es Argumente für eine
neue Reform geben kann, dann doch nur inhaltliche."
Inhaltliche Argumente für eine Reform liegen ja auch vor. Z.B. verwirrend unterschiedliche Schreibweisen desselben Wortes: in bezug auf/mit Bezug auf (bisher hat es noch niemand geschafft, mir den Unterschied zwischen den beiden Bezügen zu erklären. "Ist halt Ausnahme, muss man wissen.") Viele Regeln der Silbentrennung, u.a. das Nichttrennen von "st", stammten noch aus der Zeit des Bleisatzes mit all seinen Ligaturen... inhaltliche Gründe für eine Reform gibt es genug. Außerdem ist allein der Wunsch nach Vereinfachung der Schreibweise Grund genug für eine reformierte Orthografie. Es soll ja Leute geben, die eine solche Vereinfachung für sinnvoll halten.
Wie bereits gesagt, man hätte ja beide Versionen zulassen können. Aber warum sich einer Reform unbedingt total verschließen, wenn sie im Ansatz gut gedacht und verbesserungsfähig ist?
Dass ich auch nach 4 Jahren Praxis mit der neuen Rechtschreibung (und den diversen Anpassungen und Änderungen) noch nicht ganz ohne Nachschlagen auskomme, dazu stehe ich. Allerdings arbeite ich auch erst seit 1997 in meiner jetzigen Tätigkeit in der Schriftleitung, vorher habe ich insgesamt weniger zum Wörterbuch greifen müssen, zumindest fiel es mir nicht so auf.
Dass ich dann ausgerechnet den Duden benutze, auch wenn mein Kollege Dr. Heller das Vorwort zum Bertelsmann schrieb - 1:0 für Sie!! So viel Freiheit lässt uns armen IDS-Knechten unser Direktor gerade noch. Aber im Ernst: von der Anordnung und vom Layout her ist der Duden für die tägliche Praxis am besten geeignet. Der Bertelsmann ist unübersichtlicher, und die Aldi- und Tchibo-Lizenzausgaben sind zu nebulös.
"Es läßt sich sehr wohl sagen, daß heutzutage weit mehr
Rechtschreibfehler in umgestellten Zeitungen und
Zeitschriften zu finden sind als früher"
Das liegt m.E. wohl daran, dass der Beruf des Korrektors zunehmend wegrationalisiert wurde, und die meisten Redakteure ihre Texte direkt in das Layout tippen. Dies ging einher mit der Umstellung von traditionellem Fotosatz auf Digitalsatz, die in den letzten Jahren (zeitgleich mit der Einführung der neuen Rechtschreibung) in vielen Verlagen stattfand. Dass die Qualität der Rechtschreibung in den Zeitungen in den letzten Jahren insgesamt nachließ, konnte ich schon vor 1998 feststellen. (Wenn Sie die kürzlich in dieses Forum eingestellten Originalzitate aus Universitätsklausuren durchlesen, verwundert das nicht sonderlich. Offenbar ist die Beherrschung des Deutschen in Wort und Schrift heutzutage keine Voraussetzung mehr für das Abitur... Traurig, traurig.)
So, jetzt ist es aber doch reichlich spät geworden. Es gibt auch noch ein Leben nach der Reform. In diesem Sinne werde ich nun ein kühles Pils aufmachen und meinen Urlaub feiern, den ich morgen anzutreten gedenke.
Mit den besten Grüßen,
Norbert Volz
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Norbert Volz
Ludwigshafen
eingetragen von Johannes Seifried am 10.07.2001 um 20.53
Lieber Herr Volz!
Zu Ihren Bemerkungen möchte ich wie folgt antworten.
"Aber ich muss der Reform zugestehen, dass sie manche Fehlerquellen beseitigt hat, z.B. bei der s-t-Trennung und bei der ss/ß-Schreibung."
Die Reform von 1996 erhebt das Schreiben zum Selbstzweck und verkennt, daß geschrieben wird, um gelesen zu werden. Deswegen wurden viele vermeintlich schreibfreundliche, jedoch sicherlich leseunfreundliche Neuerungen eingeführt. Eine dieser leseunfreundlichen Neuregelungen ist die ss/ß-Schreibung. Sie führt nicht einmal zu weniger Fehlern, wie Untersuchungen, die hier nachzulesen sind, festgestellt haben.
"Immerhin ist dieses "Oben" nicht mehr ein kommerzieller Verlag (Duden), sondern eine länderübergreifende Kommission. Das letzte amtliche Regelwerk stammte von 1901 (auch "von oben" diktiert), so dass mir schon einleuchtet, dass eine Aktualisierung, die u.a. durch zwei Kriege verhindert wurde, notwendig erschien."
Im Gegensatz zur Reform von 1996 wurde mit der Reform 1901 nur bereits Gebräuchliches vereinheitlicht und festgeschrieben. Ob die Rechtschreibung von einem kommerziellen Verlag oder durch eine länderübergreifende Kommission geregelt wird, ist doch zunächst völlig egal. Auf den Inhalt kommt es an. Und inhaltlich gesehen ist die Reform von 1996 eine Katastrophe. Das Alter der letzten Reform von 1901 als Argument für eine neue Reform anzuführen, ist oberflächlich. Wenn es Argumente für eine neue Reform geben kann, dann doch nur inhaltliche.
"Schließlich hatte ich über 30 Jahre Zeit, die "alte" Schreibung zu erlernen, aber nur 4 Jahre für die "neue", ..."
Wenn die Rechtschreibreform von Ihnen nach vier Jahren immer noch ein häufigeres Nachschlagen im Duden erfordert, dann ist mein Argument vielleicht doch nicht so hinkend, wie Sie es wohl gerne hätten. Immerhin zählen Sie zu den Gebildeten im Lande. Leichter scheint die neue Rechtschreibung demnach also nicht geworden zu sein. Übrigens: Was hat sich jetzt für Sie dadurch geändert, daß die Rechtschreibung durch eine länderübergreifende Kommission und nicht mehr vom kommerziellen Duden-Verlag geregelt wird? Sie schlagen doch noch immer im Duden nach.
"Das lässt sich so noch nicht sagen, dazu ist die Reform zu "neu"."
Es läßt sich sehr wohl sagen, daß heutzutage weit mehr Rechtschreibfehler in umgestellten Zeitungen und Zeitschriften zu finden sind als früher. Nach drei Jahren sollte die Presse eigentlich in der Lage sein, ähnlich fehlerfrei zu schreiben wie vor der Umstellung. Die Realität zeigt das Gegenteil. Daraus schließe ich, daß die Beherrschung des Deutschen durch die Reform bestimmt nicht gefördert wurde. Zudem wird von den Reformern auch noch behauptet, die neue Rechtschreibung sei leichter. Ein Witz!
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Seifried
eingetragen von uwe am 10.07.2001 um 10.32
Vielleicht treffen sich ja noch mehr Reformbefürworter hier, so dass die Diskussionen nicht mehr ganz so einseitig werden.
Gruß an alle!
Uwe
eingetragen von Norbert Volz am 10.07.2001 um 09.49
Lieber Herr Seifried,
danke für Ihre ausführlichen Zeilen. Mittlerweile habe ich mich hier "in der Höhle des Löwen" angemeldet :-), so dass ich Ihnen direkt antworten kann.
"Sie sind also ein Parteigänger der "Orthografie in der jeweils geltenden Form"."
Ich bin kein "Parteigänger", sondern würde mich als "kritischen Anwender" bezeichnen. Ich bin weit davon entfernt, alles gutzuheißen, was im Namen der Reform mit der deutschen Rechtschreibung geschieht. Z.B. werden solch scheußliche Trennungen wie "O-fen" usw. nie meine Zustimmung finden. Aber ich muss der Reform zugestehen, dass sie manche Fehlerquellen beseitigt hat, z.B. bei der s-t-Trennung und bei der ss/ß-Schreibung.
"Bisher wurde deskriptiv das Gebräuchliche als "geltende" Rechtschreibung bezeichnet. Mit der Rechtschreibreform wird jedoch "von oben" diktiert, was "geltend" zu sein hat."
Immerhin ist dieses "Oben" nicht mehr ein kommerzieller Verlag (Duden), sondern eine länderübergreifende Kommission. Das letzte amtliche Regelwerk stammte von 1901 (auch "von oben" diktiert), so dass mir schon einleuchtet, dass eine Aktualisierung, die u.a. durch zwei Kriege verhindert wurde, notwendig erschien. Mir persönlich geht die Reform sogar nicht weit genug, ich hätte mir eher zwei wahlweise zulässige Varianten (bewährt vs. reformiert) gewünscht (also eine Art norwegische Lösung), wobei die reformierte Variante u.a. noch stärker als in der vorliegenden Form eine phonetische Schreibung (Filosofie, Ortografie...) hätte erlauben sollen. Didaktisch erscheint mir ein Nebeneinander dieser beiden Varianten nicht allzu problematisch, siehe Britisches/Amerikanisches Englisch im Unterricht. das derzeitige "Reförmchen" ist mit seinen vielen Zugeständnissen leider eine eher unglückliche Lösung, man hätte mehr daraus machen können und müssen. Insofern bin ich gar nicht der glühende Verfechter der Reformorthografie in ihrer gegenwärtigen Form, als den mich viele hier darstellen wollen.
"Sie geben es ja selbst zu. Vorher war es einfacher. Sie beherrschen inzwischen auch die neue Rechtschreibung, jedoch mit dem Nachteil, daß Sie jetzt öfters im Duden nachschauen müssen. Das gibt doch Zweifel auf, ob die neue Rechtschreibung wirklich "lern- und beherrschbar" ist."
Da hinkt aber Ihre Argumentation. Wenn ich eine Fremdsprache lerne, beherrsche ich sie auch nicht gleich nach den ersten Lektionen. Schließlich hatte ich über 30 Jahre Zeit, die "alte" Schreibung zu erlernen, aber nur 4 Jahre für die "neue", in denen von mir zudem eine gewisse Arbeitsleistung abverlangt wird. Ähnlich wird es einem Techniker ergehen, dessen Normen sich auf Grund irgendeiner neuen ISO-Verordnung geändert haben. Der wird die erste Zeit auch öfter in seinem Tabellenbuch nachschlagen müssen als zuvor. Ich bin mir sicher, dass ich in den kommenden Jahren zunehmend routinierter mit den neuen Schreibungen umgehen werde.
"Und die Rechtschreibreform soll jetzt den entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben, der "unzureichenden Beherrschung des Deutschen" Abhilfe zu schaffen? Leider wird sie genau das Gegenteil leisten."
Das lässt sich so noch nicht sagen, dazu ist die Reform zu "neu". Wir sind ja alle mit der "alten" Schreibung aufgewachsen, es ist naturgemäß schwerer, sich umzustellen, als etwas von Anfang an neu zu lernen. Ich denke, den Schulkindern wird es am wenigsten Probleme bereiten.
"Diese Toleranz der Rechtschreibreformer hätte ich mir auch gewünscht. Die Realität sieht leider anders aus."
Leider, ja. Genauso, wie es falsch ist, die Anwender der "alten" Schreibung als halsstarrig und verbohrt und ewiggestrig zu bezeichnen, ist es verfehlt, Reformschreibende als "ungebildet" zu titulieren, wie es aus den Werken von Prof. Ickler anklingt.
Vielleicht können wir uns darüber einig sein, dass wir uns nicht einig sind - eben weil uns unsere Sprache nicht gleichgültig ist, egal, welche Schreibung wir bevorzugen.
Mit freundlichen Grüßen,
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Norbert Volz
Ludwigshafen
eingetragen von Johannes Seifried am 09.07.2001 um 23.55
Sie schreiben: "Meine Gründe, weshalb ich mir die neue Rechtschreibung angeeignet habe, liegen in meiner Tätigkeit begründet, zu der die Beherrschung der deutschen Orthografie in der jeweils geltenden Form gehört."
Sie sind also ein Parteigänger der "Orthografie in der jeweils geltenden Form". Wer legt denn fest, was geltend ist? Da hat sich sich doch wohl ein Wandel vollzogen. Bisher wurde deskriptiv das Gebräuchliche als "geltende" Rechtschreibung bezeichnet. Mit der Rechtschreibreform wird jedoch "von oben" diktiert, was "geltend" zu sein hat.
Sie schreiben: "Jedenfalls habe ich festgestellt, dass die neuen Regeln tatsächlich lern- und beherrschbar sind, selbst wenn ich in nächster Zeit etwas öfter zum Duden greifen muss als bisher."
Sie geben es ja selbst zu. Vorher war es einfacher. Sie beherrschen inzwischen auch die neue Rechtschreibung, jedoch mit dem Nachteil, daß Sie jetzt öfters im Duden nachschauen müssen. Das gibt doch Zweifel auf, ob die neue Rechtschreibung wirklich "lern- und beherrschbar" ist.
Sie schreiben: "Was meine persönliche Einstellung zur Rechtschreibreform betrifft, finde ich, dass das eigentliche Problem doch ein ganz anderes ist, nämlich die unzureichende Beherrschung des Deutschen in weiten Kreisen der Bevölkerung - ganz gleich, welche Rechtschreibung angewandt wird."
Und die Rechtschreibreform soll jetzt den entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben, der "unzureichenden Beherrschung des Deutschen" Abhilfe zu schaffen? Leider wird sie genau das Gegenteil leisten.
Sie schreiben: "Warum erklärt man nicht beide wahlweise für offiziell und gültig und richtet sein Augenmerk auf die Beherrschung mindestens einer Variante?"
Diese Toleranz der Rechtschreibreformer hätte ich mir auch gewünscht. Die Realität sieht leider anders aus. Unerklärlich bleibt für mich immer noch, warum der größte Teil der Presse zu den Richtlinien der dpa übergelaufen ist.
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 15.13
Wenn man sich im Forum anmeldet, wird man gefragt, ob die "Netzpostanschrift versteckt" werden soll. Ich habe dort "nein" angekreuzt. Dennoch, wenn ich versuche, "an Krino Hoogestraat (zu) schreiben", öffnet sich statt des Emailprogramms ein Browserfenster, wo ich meine Nachricht eintippen kann, ohne jedoch die Emailadresse zu erfahren. Muß das so sein? Man sollte doch eigentlich Nutzer, die erklärtermaßen nichts dagegen haben, auch direkt per Email anschreiben können.
Noch was: Öffne ich meine Karteikarte, so stehe ich dort als "junger Nutzer". Ich habe aber gestern meinen 52. Geburtstag gefeiert. Mein erster Beitrag war eine Reaktion auf einen Beitrag einer jungen Nutzerin. Hat es damit zu tun?
Krino.Hoogestraat@t-online.de
Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3 - 26723 Emden
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 13.44
Achtung !
Finger weg von diesem Gästebuch !
Kritische Kommentare sind nicht erwünscht und werden mit arroganten und beleidigenden Antworten abgestraft.
Tschüß!
Uwe
eingetragen von Reinhard Markner am 09.07.2001 um 12.34
Er darf das, so wie auch Sie hier alle anderen mit Ihren vollständig uninteressanten Wortmeldungen langweilen dürfen, bis es Ihnen dann selbst zu öde wird.
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 10.07
Jeder Beitrag hier wird von ihm mit einer höchst arroganten Antwort abgestraft.
Darf der das ???
Uwe
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 09.32
Es trifft zu, dass ich Mitarbeiter der Publikationsstelle des IDS bin und auch ein Buch zusammen mit Prof. Stickel verfasst habe. Die meiste Zeit beschäftige ich mich aber mit der technischen Redaktion und Druckfertigstellung von Manuskripten für die Publikationsreihen des IDS.
Wenn ich meinen Eintrag in das Gästebuch dieser Seite als Privatmann - und deshalb auch ganz bewusst unter meiner Privatadresse - verfasst habe, dann u.a. deswegen, weil ich mir sicher war, dass mir meine Tätigkeit am IDS von Herrn Ickler pauschal zum Vorwurf gemacht wird, ohne dass er Näheres über meine Einstellung zur Rechtschreibreform weiß. Mir hätte aber eigentlich klar sein sollen, dass hier auf meiner IDS-Tätigkeit herumgeritten werden wird, mit der bekannten Gehässigkeit, die dem IDS von Seiten der Reformgegner generell widerfährt.
Meine Gründe, weshalb ich mir die neue Rechtschreibung angeeignet habe, liegen in meiner Tätigkeit begründet, zu der die Beherrschung der deutschen Orthografie in der jeweils geltenden Form gehört. Ähnlich wie ein Korrektor bei der FAZ kann ich nicht selbst entscheiden, welche Schreibkonventionen ich bei der Bearbeitung von Manuskripten anwende. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass die neuen Regeln tatsächlich lern- und beherrschbar sind, selbst wenn ich in nächster Zeit etwas öfter zum Duden greifen muss als bisher. Dies alles habe ich auch in einer E-Post an Herrn Riebe erörtert, dem ich an dieser Stelle nochmals recht herzlich für seine schnelle und ausführliche, und vor allem sachliche Antwort danken möchte.
Was meine persönliche Einstellung zur Rechtschreibreform betrifft, finde ich, dass das eigentliche Problem doch ein ganz anderes ist, nämlich die unzureichende Beherrschung des Deutschen in weiten Kreisen der Bevölkerung - ganz gleich, welche Rechtschreibung angewandt wird. Der "Deppen-Apostroph" ist nur die Spitze des Eisbergs. (Ich schätze, 30% derer, die ich spontan auf der Straße frage, würden hier "des Eisberg's" schreiben. Das meinte ich mit der - zugegebenermaßen polemischen - Äußerung, ob es sinnvoll sei, die Geschicke der deutschen Rechtschreibung in die Hände des Plebs zu legen.)
Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke schon irgendwo diskutiert wurde: Zu Beginn meines Anglistik-Studiums musste ich mich zwischen Britischem und Amerikanischem Englisch entscheiden, beides Varianten mit jeweils eigener Orthografie, Interpunktion und teilweise Grammatik. Also vergleichbar der "alten" bzw. "neuen" Variante der deutschen Rechtschreibung. Warum erklärt man nicht beide wahlweise für offiziell und gültig und richtet sein Augenmerk auf die Beherrschung mindestens einer Variante? Dies ließe sich auch in den Schulen durchführen. Schließlich werden im Englischunterricht ja auch Werke amerikanischer und britischer Autoren gelesen, wobei auf die jeweiligen Unterschiede der Schreibung eingegangen wird. Ähnlich könnten sich Firmen, Institute, Verlage usw. für eine Variante entscheiden, und diese dann konsequent (und hoffentlich möglichst fehlerfrei) benutzen. Insofern gebe ich Ihnen mit der "Beliebigkeitsschreibung" Recht. Aber die ist nicht unmittelbar die Schuld der Reform.
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: DIES IST NICHT DIE OFFIZIELLE MEINUNG DES IDS, sondern eines Privatmannes, der zufällig am IDS seine Brötchen verdient und aus berufsbedingten Gründen auf die neue Rechtschreibung umgestiegen ist.
Mit freundlichen Grüßen,
Norbert Volz
Norbert Volz
Ludwigshafen
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 09.21
Der Weihnachtsmann putzt grad seine Stiefel und das ist auch gut so denn zur Weihnachtszeit muss er ja wieder sauber sein und von dem scheiß Trip runter kommen.Und weils so gute Gurken gibt ist das Faultier auf seinem Baum auch glücklich únd zufrieden.Ausserdem hat der Fuchs jetz seinen Führerschein und seine sauren Gurken jetzt selber kaufen und muss nicht extra den Versand informieren.Wenn sie nicht gestorben dann sind sind auch heute noch stone und auf der Suche nach der ultimativen sauren Gurke.
Der Weinachtsmann
Südpol@aol.de
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 09.09
Ich binn also... net der Böckler... aber ich find den ächt cool.
net der Böckler
Net beim Boeckler
eingetragen von Gast am 09.07.2001 um 05.26
Vielen Dank für die Literaturempfehlungen. Wie ich aber bereits mehrfach deutlich gemacht habe, interessiert mich das Thema nicht sonderlich.
Ich werde mich von meinem Gast-Spiel hier verabschieden, da kritische Kommentare offenbar nicht erwünscht sind. Wie von Herrn Ickler empfohlen, werde ich mich in ein UFO-Forum begeben.
Blauäugig ? Wer ist hier blauäugig ?
Da kann doch wohl nur derjenige gemeint sein, der die Auswirkungen der Rechtschreibreform mit dem dritten Reich vergleicht. Nach wie vor, unglaublich !!!
Uwe
eingetragen von Theodor Ickler am 08.07.2001 um 18.43
Uwe Cassens scheint sich noch nicht lange mit Orthographie beschäftigt zu haben. Zur Einführung kann durchaus auch ein Werk von Reformerseite empfohlen werden, zum Beispiel die Neubearbeitung des Standardwerks von Dieter Nerius (Deutsche Orthographie, Dudenverlag). Dann werden ihm die Zusammenhänge von Schulnorm und allgemeiner Norm deutlicher, und wir brauchen hier nicht wieder bei Adam und Eva anzufangen. Später kann dann das Handbuch Rechtschreiben der Schweizer Reformer Gallmann/Sitta folgen und als Abrundung vielleicht mein Kritischer Kommentar.
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Th. Ickler
eingetragen von Karl Eichholz am 08.07.2001 um 16.48
![]()
> Wie jeder einzelne schreibt, sollte ihm überlassen werden.
nun, dieser Meinung bin ich auch.
Fragen Sie mal einen Lehrer, einen Beamten, einen Journalisten, ob er so schreiben darf, wie er es gerne möchte (d.h., wahrscheinlich so, wie er es gelernt hat. Und wahrscheinlich so, wie die meisten Leute neben ihm schon seit langer langer Zeit schreiben)
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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 08.07.2001 um 13.50
Ich gehöre nicht zu den "Reformern" der Rechtschreibung. Verspreche es!
Sicher, man kann sich auch mit unwichtigen Themen beschäftigen. Ich gebe ja auch nur meinen Kommentar dazu ab.
Aber, die Sache so hoch aufzuhängen, dass man sich in der Zukunft dafür verantworten muss, nicht dagegen angegangen zu sein, halte ich für maßlos übertrieben. Vom Vergleich mit dem Dritten Reich ganz zu schweigen. Unglaublich!
Sprache und Schrift sind etwas lebendiges und müssen daher auch anpassungsfähig sein. Das war in der Vergangenheit immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. Und für den Schulbetrieb einen einheitlichen Standard festzulegen, halte ich für legitim. Wie jeder einzelne schreibt, sollte ihm überlassen werden.
Uwe
Uwe
eingetragen von Theodor Ickler am 08.07.2001 um 13.19
Zum Gemeinplatz "Es gibt Wichtigeres als die Rechtschreibreform" lege ich gerade eine Zitatsammlung an. Die Reformer benutzten diese Phrase, um sich freien Raum für ihre Geschäfte zu verschaffen.
Man fragt sich, warum jemand, der andere Themen für wichtiger hält, nicht in entsprechende andere Internetforen wechselt, um sich dort zu betätigen. Ich würde mich ja auch nicht in Foren begeben, die zum Beispiel UFOs diskutieren, und dort ständig einwerfen, es gebe Wichtigeres. Manche Leute sind ziemlich komisch.
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Th. Ickler
eingetragen von Gast am 08.07.2001 um 12.37
Unglaublich...
die Rechtschreibreform mit dem 3. Reich zu vergleichen.
Dieser Beitrag zeigt, welchem Starrsinn die Reformgegner unterlegen sind. Leider!
Für die Folgegeneration wird dieses "Reförmchen" ganz bestimmt kein Thema sein. Bereits jetzt ist diese Reform für die große Mehrheit der Bevölkerung längst kein Thema mehr.
Unglaublich ...
Uwe
Uwe
eingetragen von Karl Eichholz am 08.07.2001 um 12.21
Die Folgegeneration wird uns löchern, nicht nur, warum wir den Volksentscheid verteidigt haben, warum wir für das Volk gekämpft haben.
Irgendwann KOMMT die Frage auf den Tisch: Wie war das alles nur so möglich?
Wieso konnte die Presse als geschlossene Front ohne jede Gegenwehr das Volk vergewaltigen?
Wirklich ohne?
Wenn denn das Pendel in die andere Richtung umschlägt, dann gibt es niemanden mehr, der überhaupt nur entfernt DAFÜR gewesen sein will.
Ganz genauso, wie wir heute unsere Eltern (Großeltern) fragen: wie war das dritte Reich nur möglich?
Ich lese gerade in den Werken von Theodor Storm (sehr empfehlenswert)
Dieser Nuancenreichtum, diese Kreativität mit dem Umgang der Sprache, die Schöpfung neuer Begriffe (= uralter Begriffe), der Umgang mit der indirekten Rede, der Gebrauch von Beugungen, die wir heute nicht mehr kennen („...ich frug ihn ..“) ist ein großes, großes Vermächtnis, das wir nicht achtlos wegwerfen sollten.
Wir werfen ja auch nicht unsere Füße weg. Oder unser Herz. (wirklich nicht?) Oder unser Hirn. (Hää??)
DASS wir existieren und WIE wir existieren, gründet sich selbstverständlich auch auf unsere Vergangenheit. Wir sollten in adäquater Weise mit ihr umgehen, und uns entsprechend auch Gedanken über die Zukunft machen, die in der übernächsten Generation auch wiederum schon Vergangenheit ist.
Wär doch ein Vorschlag, oder?
Selber war ich auch ein junger Schnösel, der mit altem nichts zu tun haben wollte. Alte Gemäuer haben mich angeekelt.
Nur ist es mit Sprache und Schrift etwas anders. Die ist ja nicht nur alt, sie ist zugleich JETZT, sie ist zugleich unsere Zukunft. Ewig erneuerbar und ewig ein Spiegelbild des Lebens.
So gesehen sollte es uns SEHR nachdenklich stimmen; denn an den Buchstaben um uns herum können wir wunder„schön“ nachweisen, daß wir an großem Reichtum eingebüßt haben.
Ob es so weitergeht, ob wir auch bei den Buchstaben eine MC.Donalds-Gesellschaft werden oder uns auf Shakespeare und Goethe und Schiller zurückbesinnen, (ob wir vielleicht selber ein kleiner Shakespeare werden?) das liegt an unserer Entscheidung.
Heute.
Hier.
Jetzt.
Jede Zehntelsekunde, jeden Augenblick.
__________________
mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
eingetragen von Ralf Berger am 08.07.2001 um 10.42
Langsam wirds.
Und von Kindern werden wir auch gefragt werden, warum wir den Volksentscheid verteidigt haben.
Deshalb können wir hier meinetwegen Diskussion (und Debatte) beenden, die Sammlung und die Findemöglichkeit von Fakten allerdings eher noch weiter verbessern. Für mich von größtem Interesse ist das „ach so demokratische“ Zustandekommen der Entscheidung der Zeitungsredaktionen zur Umstellung. Nach dem Volksentscheid hat es meines Wissens keine neue Mitgliederbefragung gegeben. Und vorher nur eine, und die vor dem Erscheinen der Wörterbücher. Und der Begleitbrief zur Umfrage war suggestiv, die Beteiligung nicht gerade hoch.
Ich schicke mal zwei grüne Scheine an die Redaktion. Vielleicht läßt sich mal ein Formular für Abbuchungserlaubnis installieren. Dann würde die finanzielle Beteiligung dem Internetzeitalter etwas näherrücken.
__________________
Ralf Berger
eingetragen von Gast am 08.07.2001 um 05.41
Langsam wirds interessant hier.
"Dass, das, daß = egal" war natürlich ein wenig provozierend gemeint. Aber kann es ernsthaft das Ziel sein,
zu den "altdeutschen" Rechtschreibregeln zurück zu kehren. Unsere Kinder würden uns eines Tages
für verrückt erklären.
Eine sinnvolle Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung im Sinne von weiteren Vereinfachungen und mehr
Freizuügigkeit halte ich für richtig. Im Zeitalter des Internets und der weltweiten Kommunikation wird ohnehin
weniger Wert auf eine korrekte Schreibweise gelegt werden. Und dem weine ich keine Träne nach.
Also: Beendet diese unnütze Anti-Rechtschreibreform-Diskussion. Es gibt wirklich wichtigere Themen, über die
man debattieren sollte.
Uwe
Uwe
eingetragen von Theodor Ickler am 06.07.2001 um 17.53
Als enger Mitarbeiter und Ko-Autor von IDS-Direktor Gerhard Stickel ist Norbert Volz ein besonderer Fall. Er ist gewissermaßen Teil der Propagandamaschinerie, die mit der Staatsmacht im Rücken den Widerstand gegen die Reform unterdrücken soll.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Gast am 06.07.2001 um 11.14
Brächte Arroganz schrille Geräusche hervor,
würde Herr Volz unaufhörlich quieken.
Dr. Manfred Pohl
eingetragen von Karl Eichholz am 05.07.2001 um 16.26
![]()
Version 1
Mama, darf das das?
Ja, das darf das.
Mama, daß das das darf!?
Version 2
Mama, darf das das?
Ja, das darf das.
Mama, das das das darf!?
Version 3
Mama, darf dass dass?
Ja, dass darf dass.
Mama, dass dass dass darf!?
__________________
mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 05.07.2001 um 12.20
Wenn ich mir gewisse Einträge in diesem Gästebuch, aber auch andere sprachliche Leistungen (z.B. die Dokumentation des "Deppen-Apostroph-s" auf http://members.aol.com/apostrophs) so anschaue, frage ich mich, ob man die Entscheidung über so etwas Tiefgreifendes/tief Greifendes :-) wie die deutsche Rechtschreibung WIRKLICH per Volksabstimmung dem Plebs überlassen sollte...
N. Volz
eingetragen von Gast am 05.07.2001 um 06.07
Gibt es nichts wichtigeres, Herr Markner ???
Ist es nicht völlig egal, ob ich das "dass" mit "ss", "s" oder "ß" schreiben. Auf den Inhalt kommt es an.
Keep cool!
Uwe
eingetragen von Gast am 04.07.2001 um 19.57
Ob es ein unangemeldeter Gast einfacher hat mit einem Eintrag?
Als angemeldeter Nutzer jedenfalls verhält sich das neue Gästebuch nicht wie gewohnt, es hat ja jetzt auch stolze 1800 Einträge, alle durchsuchbar (mit dem bald verfügbaren Suchformular).
Dominik Schumacher
Bad Ems.
--
Ja, einfacher hat er es, der unangemeldete Gast
eingetragen von Mädchenfüralles am 04.07.2001 um 19.52
Gegen unsere Erwartung lassen sich die hinten eingefüllten Datensätze aus dem ?alten? Gästebuch nicht editieren. Woran liegt es?
Dieser Eintrag soll untersucht werden, ob er als vorne erstelltes Original wohl bearbeitbar ist.
--
Er ist!
--
und Nochmal .
HTEL
--
Dann fehlt also nur die Benachrichtigung auf dem Bildschirm
__________________
Dominik Schumacher
eingetragen von Reinhard Markner am 04.07.2001 um 14.13
»dass altbewährte zurück zu fordern« - ein schöneres Beispiel für den in Deutschland herrschenden Analphabetismus (verbunden mit unkritischem Fortschrittsglauben) hätte man nicht erfinden können. Danke !
eingetragen von Gast am 04.07.2001 um 12.55
Die Rechtschreibreform ist doch schon längst gegessen und kein Thema mehr.
Mich wundert die Akribie, mit denen einige Menschen noch dabei sind, dass altbewährte zurück zu fordern.
Gibt es nichts wichtigeres ???
Uwe
eingetragen von Gast am 03.07.2001 um 17.37
Worin unterscheidet sich dieser einzeln geschriebene Datensatz von den in Mengen geladenen Gästebucheinträgen?
DS
BE
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.2001 um 07.22
Der Gemeinderat von Saßnitz auf Rügen beschloß schon vor zwei Jahren, den Ortsnamen in „Sassnitz" umzuändern. Eine letztjährige Fahrt dorthin erinnerte mich an Orwell: Auf allen Straßenschildern, Wegweisern, Prospekten, Leuchtreklamen, an Autobahnabfahrten bis hundert Kilometer Entfernung hatte es anscheinend nie einen anderen als den „kostenneutral" reformierten Namen gegeben. – Nur gestern in den ARD-Nachrichten wurde wegen des Fährunglücks noch der Untertitel „Saßnitz" eingeblendet.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 30.06.2001 um 22.00
Obwohl auch nach der neuen Rechtschreibung nach § 36 Zusammenschreibung vorgeschrieben ist, schreibt die Süddeutsche Zeitung in eigenen Beiträgen Zusammensetzungen aus Substantiv + Adjektiv dann getrennt, wenn das Substantiv keine Endungsveränderung zeigt, auch wenn das Adjektiv nicht aus einem Partizip entstanden ist:Butter weich, Finger breit, Hitze beständig, Seitenwind empfindlich, Meter hoch, Wasser dicht, Jahre lang, Sieg gewohnt, Richtung weisend, Seiten richtig, Hände reibend, Ruhe bedürftig, Bündnis treu, Fett reich usw. Es ist unwahrscheinlich, daß ein Rechtschreibprogramm so blöd ist. Ob hier eigene Neuerungen durch dauernde Anwendung durchgesetzt werden sollen? Die SZ als deutsche allgemeine Verunsicherung? Gesetzlose Zeit, kreatives Chaos oder Wildwest? Erlaubt scheint, was gefällt. Gute Chancen für neue Ideen. Nur Spielverderber fragen, was “richtig³ oder “falsch³ ist. Beabsichtigtes Ende von Rechtschreibnoten?
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.06.2001 um 22.00
Genau das habe ich auch immer gesagt. Die Neuregelung der Schriftsprache ist ein Sammelsurium von Beliebigkeitsschreibungen, die nicht nachvollziehbar und vermittelbar sind.
Deshalb habe ich mich auch, statt Zwist unter den Generationen zu säen um die Versöhnung der Generationen bemüht und habe die altbewährte Rechtschreibung gelehrt - selbstverständlich im synoptischen Vergleich zur verordneten Schlechtschreibung.
Meine Schüler, die ich zwischen 1997 und 2000 betreuen durfte, waren noch viel cleverer als ihre Alterskollegen. Sie haben nicht ihren meist einfachen Eltern, sondern den hoch geschätzten Kultusministern und hohen Herren der Schulbehörde eine Nase gedreht.
Daß sie dafür keine Auszeichnungen und Orden bekamen, ist verständlich. Nasendreher ehrt man nicht!
Sie waren aber auch so zufrieden, denn sie erhielten Bildung statt Verordnung und hatten allen Grund schadenfroh zu sein.
Norbert Schäbler
Hösbach&
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.06.2001 um 22.00
Genau das habe ich auch immer gesagt. Die Neuregelung der Schriftsprache ist ein Sammelsurium von Beliebigkeitsschreibungen, die nicht nachvollziehbar und vermittelbar sind.
Deshalb habe ich mich auch, statt Zwist unter den Generationen zu säen um die Versöhnung der Generationen bemüht und habe die altbewährte Rechtschreibung gelehrt - selbstverständlich im synoptischen Vergleich zur verordneten Schlechtschreibung.
Meine Schüler, die ich zwischen 1997 und 2000 betreuen durfte, waren noch viel cleverer als ihre Alterskollegen. Sie haben nicht ihren meist einfachen Eltern, sondern den hoch geschätzten Kultusministern und hohen Herren der Schulbehörde eine Nase gedreht.
Daß sie dafür keine Auszeichnungen und Orden bekamen, ist verständlich. Nasendreher ehrt man nicht!
Sie waren aber auch so zufrieden, denn sie erhielten Bildung statt Verordnung und hatten allen Grund schadenfroh zu sein.
Norbert Schäbler
Hösbach&
eingetragen von Gast am 28.06.2001 um 22.00
Ich finde es bemerkenswert, dass Ickler dem Inhalt von Schöbes Rezension offenbar nicht widersprechen wollte; stattdessen diese lockere Betrachtung von oben (den muss man nicht ernst nehmen). Auf diese Bemeerkung wird er das wahrscheinlich wiederholen (Das ist so überflüssig; ich habe alles oft genug erklärt usw.). Nun, ich fand die Rezension gut, weil sie vieles von dem benennt, was mich auch gestört hatte.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 28.06.2001 um 22.00
Auf den Inhalt der Rezension bin ich nicht eingegangen, weil ich sie nicht gelesen habe. (Noch von oben herabber geht es kaum, nicht wahr?)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 28.06.2001 um 22.00
Bei der täglichen Arbeit bin ich wieder einmal darauf gestoßen, welche schikanösen Einzelheiten die Neuregelung bereithält. Darunter eine ganz typische Figur: Was bisher richtig war, wird nicht etwa durch liberale Möglichkeiten ergänzt, die der Schreibwirklichkeit besser gerecht werden, sondern es wird kurzerhand für falsch erklärt, und statt dessen werden zwei (!) neue Möglichkeiten zur Wahl gestellt. Das ist so bei der Getrenntschriebung:
von seiten war bisher üblich, ist aber jetzt gar nicht mehr zulässig, man kann aber wählen zwischen vonseiten und von Seiten!
Ebenso bei der Silbentrennung:
Magi-strat galt bisher, ist aber jetzt falsch, und dafür können wir zwischen Magis-trat und Magist-rat wählen.
Das bisher Übliche für falsch zu erklären ist besonders infam, paßt aber zu der oft mit Genugtuung vorgetragenen Parole: Die Schulkinder sollen auch einmal ihren Lehrern und Eltern, die das Falsche gelernt haben, eine Nase drehen können.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 28.06.2001 um 22.00
Ich finde es bemerkenswert, dass Ickler dem Inhalt von Schöbes Rezension offenbar nicht widersprechen wollte; stattdessen diese lockere Betrachtung von oben (den muss man nicht ernst nehmen). Auf diese Bemeerkung wird er das wahrscheinlich wiederholen (Das ist so überflüssig; ich habe alles oft genug erklärt usw.). Nun, ich fand die Rezension gut, weil sie vieles von dem benennt, was mich auch gestört hatte.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 28.06.2001 um 22.00
Auf den Inhalt der Rezension bin ich nicht eingegangen, weil ich sie nicht gelesen habe. (Noch von oben herabber geht es kaum, nicht wahr?)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 28.06.2001 um 22.00
Bei der täglichen Arbeit bin ich wieder einmal darauf gestoßen, welche schikanösen Einzelheiten die Neuregelung bereithält. Darunter eine ganz typische Figur: Was bisher richtig war, wird nicht etwa durch liberale Möglichkeiten ergänzt, die der Schreibwirklichkeit besser gerecht werden, sondern es wird kurzerhand für falsch erklärt, und statt dessen werden zwei (!) neue Möglichkeiten zur Wahl gestellt. Das ist so bei der Getrenntschriebung:
von seiten war bisher üblich, ist aber jetzt gar nicht mehr zulässig, man kann aber wählen zwischen vonseiten und von Seiten!
Ebenso bei der Silbentrennung:
Magi-strat galt bisher, ist aber jetzt falsch, und dafür können wir zwischen Magis-trat und Magist-rat wählen.
Das bisher Übliche für falsch zu erklären ist besonders infam, paßt aber zu der oft mit Genugtuung vorgetragenen Parole: Die Schulkinder sollen auch einmal ihren Lehrern und Eltern, die das Falsche gelernt haben, eine Nase drehen können.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Karl Eichholz am 27.06.2001 um 22.00
Leerschlag stammt offensichtlich aus dem Büro oder vom Setzer. Und wurde ganz offensichtlich nicht aus dem englischen blank abgeleitet. Ich vermute, daß es uns allen keine grauen Haare beschert, wenn bei den Ausdücken die Vielfalt ausdrücklich bereichert wird. Wir tun ja auch gelegentlich etwas Salz an die Suppe. Und Sonntags sogar eine Prise Pfeffer?
Herzliche Grüße
Karl Eichholz
eingetragen von Christoph Kukulies am 27.06.2001 um 22.00
In der Aachener Zeitung von heute:
Allergen freie Katzen
schweiß-treibend
Christoph Kukulies
eingetragen von Dominik Schumacher am 27.06.2001 um 22.00
Etliche Zeichen werden während des Eintragungsvorganges gefiltert. Mag sein, daß der Filter nicht in allen Eventualitäten zu einem brauchbaren Ergebnis führt.
Die Filteridee kam auf, weil sehr viele falsche Zeichen verwendet werden, oft zum Schmunzeln auffordernde Kombinationen wie beispielsweise zwei Kommata als Ersatz für die richtige Anführung.
Hier ein Test zum Auslasszeichen (Hochkomma):
Das wärs. (Hochkomma in Form einer hohen kleinen 9)
Das wärs. (Minutenzeichen in Form eines kleinen senkrechten hohen Striches, soll zu Hochkomma gefiltert werden)
Das wär´s. (Café-Akzent, soll zu Hochkomma gefiltert werden)
Problematisch sind alle Zeichen im Zeichensatz auf den Plätzen über 128, denn die sind auf verschiedenen Systemen unterschiedlich. Um sie trotzdem in html umzuformen, werden in den browsern regelmäßig Filter eingesetzt, die allerdings leider wieder vom Nutzer verkehrt vorgewält sein können. Zudem sind oft Unsicherheiten zu beobachten, anfangs das richtige Zeichen zu setzen.
Dominik Schumacher
eingetragen von Gast am 27.06.2001 um 22.00
Also, hier einmal für alle Nicht-Jünger der Schwarzen Kunst (d. h. Setzer oder Drucker):
Bei den Setzern heißt es immer noch weder Leerzeichen noch Leerschlag sondern Wortzwischenraum, was ja wohl auch die zutreffendste Bezeichnung dessen ist, was man bezeichnen möchte.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Dominik Schumacher am 27.06.2001 um 22.00
Etliche Zeichen werden während des Eintragungsvorganges gefiltert. Mag sein, daß der Filter nicht in allen Eventualitäten zu einem brauchbaren Ergebnis führt.
Die Filteridee kam auf, weil sehr viele falsche Zeichen verwendet werden, oft zum Schmunzeln auffordernde Kombinationen wie beispielsweise zwei Kommata als Ersatz für die richtige Anführung.
Hier ein Test zum Auslasszeichen (Hochkomma):
Das wärs. (Hochkomma in Form einer hohen kleinen 9)
Das wärs. (Minutenzeichen in Form eines kleinen senkrechten hohen Striches, soll zu Hochkomma gefiltert werden)
Das wär´s. (Café-Akzent, soll zu Hochkomma gefiltert werden)
Problematisch sind alle Zeichen im Zeichensatz auf den Plätzen über 128, denn die sind auf verschiedenen Systemen unterschiedlich. Um sie trotzdem in html umzuformen, werden in den browsern regelmäßig Filter eingesetzt, die allerdings leider wieder vom Nutzer verkehrt vorgewält sein können. Zudem sind oft Unsicherheiten zu beobachten, anfangs das richtige Zeichen zu setzen.
Dominik Schumacher
eingetragen von Gast am 27.06.2001 um 22.00
Also, hier einmal für alle Nicht-Jünger der Schwarzen Kunst (d. h. Setzer oder Drucker):
Bei den Setzern heißt es immer noch weder Leerzeichen noch Leerschlag sondern Wortzwischenraum, was ja wohl auch die zutreffendste Bezeichnung dessen ist, was man bezeichnen möchte.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Karl Eichholz am 27.06.2001 um 22.00
Leerschlag stammt offensichtlich aus dem Büro oder vom Setzer. Und wurde ganz offensichtlich nicht aus dem englischen blank abgeleitet. Ich vermute, daß es uns allen keine grauen Haare beschert, wenn bei den Ausdücken die Vielfalt ausdrücklich bereichert wird. Wir tun ja auch gelegentlich etwas Salz an die Suppe. Und Sonntags sogar eine Prise Pfeffer?
Herzliche Grüße
Karl Eichholz
eingetragen von Christoph Kukulies am 27.06.2001 um 22.00
In der Aachener Zeitung von heute:
Allergen freie Katzen
schweiß-treibend
Christoph Kukulies
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.06.2001 um 22.00
Scheint so, als könne das Verhalten von Herrn Schoebe unter dem Begriff Kadavergehorsam zusammengefaßt werden ... !
Und solche Leute haben was zu sagen ... ??? Oh Mann!
Monitor ruft ... !
Hm, ich überleg mir gerad, mit welchem Wort Herrn Jansens Verhalten am besten beschrieben werden kann ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.06.2001 um 22.00
Wie kann man verhindern, daß das Auslassungszeichen (146) nicht in ein Komma verwandelt wird? Blöd!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Dominik Schumacher am 26.06.2001 um 22.00
Technische Fehlerquelle ist in diesem Fall ein von uns eingebauter Filter, der in seltenen Fällen falsch vorgeht. So auch bei Ihrem Text. (Dafür sind die Anführungszeichen allermeistens richtig, obwohl sie in nur seltenen Fällen richtig eingefügt werden).
Wenn Sie statt » ' « >>> » & # 146; « schreiben (ohne Leehrschläge) so wie die html-Marke nun einmal lautet dann greift der Filter nicht fälschend ein.
Wir wollten uns bisher den falschen Zeichen, wie sie vom PC kommen und wie sie auf einem PC nicht einfach richtig zu setzen sind selbst wenn man wollte , nicht beugen.
Im neuen Forum gibt es dazu das Leitthema Schreibmaschinentüttel oder Anführungen.
Es scheint auf dem PC unmöglich zu sein, ohne Programm die richtigen Zeichen zu setzen. Oder weiß jemand das Geheimnis zu lüften?
eingetragen von Johannes Seifried am 26.06.2001 um 22.00
Die Bezeichnung Leerschlag für engl. blank ist in der deutschen
Informatik-Fachliteratur sehr ungebräuchlich.
Wie wäre es mit dem gebräuchlicheren Leerzeichen?
Johannes Seifried
eingetragen von Johannes Seifried am 26.06.2001 um 22.00
Die Bezeichnung Leerschlag für engl. blank ist in der deutschen
Informatik-Fachliteratur sehr ungebräuchlich.
Wie wäre es mit dem gebräuchlicheren Leerzeichen?
Johannes Seifried
eingetragen von Dominik Schumacher am 26.06.2001 um 22.00
Technische Fehlerquelle ist in diesem Fall ein von uns eingebauter Filter, der in seltenen Fällen falsch vorgeht. So auch bei Ihrem Text. (Dafür sind die Anführungszeichen allermeistens richtig, obwohl sie in nur seltenen Fällen richtig eingefügt werden).
Wenn Sie statt » ' « >>> » & # 146; « schreiben (ohne Leehrschläge) so wie die html-Marke nun einmal lautet dann greift der Filter nicht fälschend ein.
Wir wollten uns bisher den falschen Zeichen, wie sie vom PC kommen und wie sie auf einem PC nicht einfach richtig zu setzen sind selbst wenn man wollte , nicht beugen.
Im neuen Forum gibt es dazu das Leitthema Schreibmaschinentüttel oder Anführungen.
Es scheint auf dem PC unmöglich zu sein, ohne Programm die richtigen Zeichen zu setzen. Oder weiß jemand das Geheimnis zu lüften?
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.06.2001 um 22.00
Wie kann man verhindern, daß das Auslassungszeichen (146) nicht in ein Komma verwandelt wird? Blöd!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.06.2001 um 22.00
Scheint so, als könne das Verhalten von Herrn Schoebe unter dem Begriff Kadavergehorsam zusammengefaßt werden ... !
Und solche Leute haben was zu sagen ... ??? Oh Mann!
Monitor ruft ... !
Hm, ich überleg mir gerad, mit welchem Wort Herrn Jansens Verhalten am besten beschrieben werden kann ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Gast am 25.06.2001 um 22.00
Ich finde es köstlich, wie hier gewisse Leute die Argumentation ZURZEIT umdrehen (sie drehen sie nicht zur Zeit um). Zurzeit ist ein deiktischer Ausdruck, d.h. er erhält seine Bedeutung durch den Bezug des Äußerungszeitpunktes. Das ist bei zur Zeit (...) gerade nicht der Fall. Ich bin entsetzt, welche sprachliche Verflachung die Leute haben müssen, die dies nicht unterscheiden. Und noch einmal: Zurzeit ist keine Schreibweise, die durch die Neuregelung entstanden ist.
Die Rezension zur Ickler-Rechtschreibung (im neuen SPRACHREPORT http://www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr01-2.pdf ) stellt u.a. diese Fähnchen-nach-dem-Wind-Problematik auch fest (der Streit um Beliebigkeitsschreibung wird aufgegriffen).
Zu zuhause: Ich stimme Ickler völlig zu. Ich hoffe, dass die Revision zu Hause auch zuhause als ganz normale Variante zulassen wird.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Dörner am 25.06.2001 um 22.00
Zu Herrn Riebe:
In meinem Beitrag bezog ich mich gar nicht auf die Neuschreibung zurzeit, sondern darauf, in welchen Fällen weiterhin getrennt geschrieben wird. Damit meinte ich sowohl den Eintrag im amtlichen Wörterverzeichnis als auch die Hinweise auf Seite 1104 im neuen Duden.
Des weiteren bemängelte ich den fehlenden Hinweis aus Seite 1112, daß die Abkürzung z. Zt. nur noch im Sinne von zur Zeit von gebraucht werden darf. Daß die Abkürzung z. Zt. in diesem Falle völlig ungebräuchlich ist, vergrößert die Notwendigkeit einer entsprechenden Bemerkung auf Seite 1112. Diese sucht man aber vergebens.
Zu Herrn Prof. Ickler:
Sind Sie sicher, daß zuhause früher in Österreich zugelassen war? Der Duden von 1991 (S. 823) kennt nur die Getrenntschreibung. Meines Erachtens ist die Schreibung zuhause auch für Österreich und die Schweiz neu. Bisher galt für beide Länder wie auch für Deutschland zu Hause. (Oder war es im alten ÖWB anders festgelegt?)
Etwas ganz anderes: Widerspricht der Eintrag die Zuhausegebliebenen nicht der Grammatik? Ein solches Substantiv würde die Schreibung die zuhausegebliebenen Menschen voraussetzen. Da es das Wort zuhausegeblieben jedoch nicht gibt, müßte es nicht die zu Hause Gebliebenen vgl. R 65 (Duden (1991)) und Ihren Kritischen Kommentar heißen?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Henning Upmeyer am 25.06.2001 um 22.00
Die Verwachsung von häufig gebrauchten Wortgruppen aus Präposition + Substantiv zu Adverbien wird von Fleischer/Barz in Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 2. Auflage 1995, unter: Wortbildung des Adverbs, Konversion, Substantivische Wortgruppen, Präposition + Substantiv, beschrieben. Neue Bildungen bedeuten, daß die Sprache lebt und sich weiterentwickelt.
Das bekannteste Beispiel, die Weiterentwicklung einer Sprache anzuhalten, war das klassische Latein, was zu einer toten amtlichen und einer sehr lebendigen nichtamtlichen Sprache führte, die später zur amtlichen wurde und noch immer weiterlebt. (Aus: Marcello Durante, Geschichte der italienischen Sprache, Dal latino all italiano moderno).
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Ach so? Ich habe mich einfach auf das reformierte ÖWB verlassen, das zuhause nicht als Neuschreibung kennzeichnet. Die vorige Auflage habe ich nicht zur Hand.
Die Substantivierung ergibt regulär: die zu Hause Gebliebenen. Das Kompositum Zuhausegebliebene müßte anders entstanden sein, ableitbar ist es nicht. Dasselbe gilt ja für etwas noch nie da Gewesenes - wo noch verschärfend hinzukommt, daß mit sein in allen seinen Formen keine Komposita gebildet werden dürfen. Der Reformduden hat gleichwohl Dagewesenes und verweist auf K 72 (vorher R 47), wo aber keinerlei Begründung geliefert wird. Wahrscheinlich ist es aus den erratischen Ratsuchenden extrapoliert, die ja im amtlichen Wörterverzeichnis ohne jede Begründung angeführt sind. Vielleicht haben sich die Reformer damit ein Schlupfloch geschaffen, um aus den absehbaren Kalamitäten wieder herauszukommen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 25.06.2001 um 22.00
Ich weiß nicht, was der Codex Ickleranus sagt; Bertelsmann 99 schreibt u.a.: Dasein, Vorhandensein, Nichtsein;
Sind das alles Fehler, die dem Regelwerk nicht entsprechen? Wohl kaum! Vielleicht mit § 35 verwechselt? Doch der steht im Abschnitt Verb und regelt logischerweise keine Substantive.
Die Reformer sind alles Dilettanten!.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Zu Jansens Hinweis auf Gerhard Schoebes Besprechung meines Rechtschreibwörterbuchs:
Schoebe gehört als Schulbuchverfasser zu den Vermarktern der Rechtschreibreform. Er beliefert die Schulen mit ziemlich fehlerhaften Deutschbüchern. Ich habe ihm vor Jahren geholfen, einige dieser Fehler aus Büchern, die er mir vorgelegt hatte, auszumerzen. In einem Brief kritisierte er durchaus einige Mängel der Rechtschreibreform, schloß dann aber mit den denkwürdigen Worten: Ich werde der Norm gehorchen, weil sie die Norm ist. Das war im Februar 1997; ich habe den Briefwechsel dann abgebrochen. (Zufällig benutzt die Klasse meiner Tochter zur Zeit ein Schoebe-Deutschbuch, allerdings ein vorreformatorisches.)
Die Geschäftsführerin der GfdS, Karin Frank-Cyrus, griff auf den gehorsamen Schoebe zurück, als sie mein Schildbürgerbuch besprechen lassen wollte (in dem ich das Schoebewort vom Gehorchen ja zitiere, dezenterweise ohne Nennung des Urhebers). Es hat dem Buch aber entgegen der Absicht nicht geschadet. Bezeichnenderweise hat auch Hermann Zabel als Geleitwortschreiber für sein Pamphlet Widerworte keinen anderen als Schoebe gebeten. Schoebe ist sozusagen das letzte Aufgebot der Reformer. Wer sonst gehorcht der Norm, weil sie die Norm ist?
Neulich sagte ich halb scherzhaft zu einem Kollegen: Die GfdS wird bestimmt Herrn Schoebe bitten, mein Rechtschreibwörterbuch zu rezensieren. Daß sich aber das IDS so weit herablassen würde, konnte ich nicht ahnen. Man lernt aber dazu. Nun steht Regelungsgewalt zur Besprechung an. Frisch ans Werk! Schoebe wartet schon.
Und nun ein Auszug aus jenem Geleitwort zu Zabels Widerworte:
Offener Brief an die Mitglieder des Deutschen Bundestages
(...)
Die Überarbeitung der Rechtschreibung beseitigt Ungereimtheiten und schneidet einige Zöpfe ab. (Wissen Sie zum Beispiel, daß Sie nach den noch geltenden Regeln schreiben müßten Die Abgeordnete hatte mit ihrer Äßerung recht?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
stellen Sie sich bitte nicht dümmer, als Sie sind! Es ist doch klar, daß ich von Verben gesprochen und die Zusammensetzung (nach meiner Auffassung Zusammenschreibung) dasein, dagewesen gemeint habe, von der Dasein, Dagewesenes die Substantivierung wäre. Daher meine These, daß dieser Weg versperrt und Dasein usw. zwar möglich, aber gerade nicht auf diesem Wege ableitbar sind.
Im übrigen freut es mich, daß der fehlerhafte Ableitungsweg (Konversion), den das Regelwerk nahelegt, bereits von den Schweizer Reformern Gallmann und Sitta zurückgewiesen worden ist. Nachweise im Kritischen Kommentar.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
In meinem Schoebe-Beitrag muß es am Ende natürlich heißen
Die Überarbeitung der Rechtschreibung beseitigt Ungereimtheiten und schneidet einige Zöpfe ab. (Wissen Sie zum Beispiel, daß Sie nach den noch geltenden Regeln schreiben müßten Die Abgeordnete hatte mit ihrer Äußerung recht?
Was Schoebe hier den Abgeordneten unterstellt, ist ein starkes Stück, finden Sie nicht? Bei der Vorstellung des Zabel-Pamphlets im Presseclub (oder war`s im Bundestagsrestaurant?) soll allerdings fast niemand zugegen gewesen sein. Die Vorstellung soll der Grünen-Abgeordnete Lippelt übernommen haben, der auch im Plenum des Bundestages schon für die Reform eingetreten war und keinen sehr informierten Eindruck hinterlassen hatte.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Auszug aus der Chronik der Rechtschreibreform von der Internetseite des Bertlesmann-Konzerns:
(1996)
September: In einer gemeinsamen Aktion von bbv und Bertelsmann werden 40.000 Exemplare des neuen Wörterbuchs von Bertelsmann Lexikon: Die neue deutsche Rechtschreibung an alle allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen geschickt.
In der Folge wird Bertelsmann neben Duden der zweite deutsche Wörterbuchverlag
Oktober: Endergebnis: Bekanntmachung der Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Bundesanzeiger Jg. 48, Nr. 205a.
Dezember: Dokumentation der öffentlichen Diskussion von 1992-1996 in: Herrman Zabel (Hg.): Keine Wüteriche am Werk (Padligur-Verlag).
1997
März: Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung nimmt ihre Arbeit auf.
September: In einer gemeinsamen Aktion überreichen die Verlage Shaker (Aachen) und AOL (Lichtenau.Baden) allen 672 Bundestagsabgeordneten die Chronik der Rechtschreibreform (Widerworte. Lieber Herr Grass, Ihre Aufregung ist unbegründet! Antworten an Gegner und Kritik der der Rechtschreibreform). Die Chronik wird eingeleitet durch den offenen Brief von Dr. Gerhard Schoebe an die Mitglieder des Deutschen Bundestages.
September: In einer gemeinsamen Aktion von bbv und Bertelsmann werden 19.000 Exemplare des neuen Schüler-Bertelsmann an alle weiterführenden Schulen geschickt.
Damit steht den Schülern das erste Werk zur Verfügung, das alle Wörter nur in der neuen Rechtschreibung enthält.
Oktober: Am 1. Oktober wird das Buch von Hermann Zabel im Rahmen einer Pressekonferenz von Dr. Helmut Lippelt, MdB, in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt.
eingetragen von langhans am 25.06.2001 um 22.00
Ab sofort sind unter der URL www.rechtschreibreform-neindanke.de Aufkleber und
Postkarten gegen die Rechtschreibreform erhältlich. Gleichzeitig darf ich auf
mein Büchlein Wir schreiben für die, die lesen - Kritisch-satirischer Aufsatz
gegen die Rechtschreibreform hinweisen, welches jeder gute Buchhändler mittels
der ISBN 3-8311-0735-1 (12,80 DM) besorgt. Online-Bestellungen sind
beispielsweise über amazon.de möglich.
Viel Spaß und nicht verzagen!
Dr. Jürgen Langhans
Hörgelstraße 17, 76228 Karlsruhe
eingetragen von Manfred Riebe am 25.06.2001 um 22.00
Durch einen Zufall fand ich in www.rechtschreibreform.com folgenden Eintrag:
Rechtschreibforum: Umgeleitete Beiträge
Matthias Dräger
27.06.2001 16:12
Maulkorb für Persönliches?
Beitrag von Manfred Riebe vom 27. 6.
(Nachrichtenbrett): Ein heißes Eisen: die Tabu-Zone Persönlichkeitsrecht
Diese Umleitung bzw. Herausnahme meines Beitrages aus dem Zusammenhang der anderen Beiträge kommentierte Matthias Dräger wie folgt:
Die Redaktion der Nachrichtenseite http://www.rechtschreibreform.com hat kein Interesse an einer Diskussion, wer von uns möglicherweise Legastheniker ist oder nicht und welche Latein-Zensuren wir früher bekommen haben.
Was allein zählt, ist das hier und jetzt, und natürlich auch noch alle Taten und Handlungen, die im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform begangen oder unterlassen wurden.
Damit der Platz im Nachrichtenbrett für wichtigere Nachrichten freigehalten wird haben wir uns erlaubt, den
entsprechenden Beitrag von Manfred Riebe hier einzustellen.
Das soll auch für die Zukunft gelten, d. h. Beiträge, die nach Ansicht der Redaktion eher nicht auf das Interesse der Leserschaft dieser Seite stoßen, werden in die Rubrik Umgeleitete Beiträge eingestellt (auf Wunsch des Autors ggf. dann auch gelöscht).
Wir danken allen Beteiligten für ihr Verständnis.
Ihre Redaktion http://www.rechtschreibreform.com
_________________________________________
Ich habe für diese Vorgehensweise überhaupt kein Verständnis und betrachte sie als einen Affront. Die Argumente sind erkennbar Ausreden.
1. Es geht gar nicht - wie unterstellt - um eine Diskussion, wer von uns möglicherweise Legastheniker ist oder nicht und welche Latein-Zensuren wir früher bekommen haben. Das ist eine faule Ausrede.
2. Das Argument, der Platz im Nachrichtenbrett müsse für wichtigere Nachrichten freigehalten werden, erinnert an die Ausreden der Zeitungen bei nicht abgedruckten Leserbriefen.
3. Allein entscheidend ist die Ansicht der Redaktion: Beiträge, die nach Ansicht der Redaktion eher nicht auf das Interesse der Leserschaft dieser Seite stoßen, werden entfernt.
4. Man hat mich nicht gefragt, ob ich mit einer Herausnahme meines Beitrages einverstanden bin, sondern hat mich bevormundet.
5. Es kommt einer Art Zensur gleich, wenn man eine unerwünschte Person gewissermaßen aus der guten Stube in ein Hinterzimmer mit dem Schild Umgeleitete Beiträge verfrachtet, wo sie niemand sucht.
6. Man reißt eine Antwort aus dem Zusammenhang, so daß der Leser nicht weiß, worum es eigentlich geht.
7. Man beläßt zwei mich diskreditierende Beiträge auf dem Nachrichtenbrett.
Insgesamt gesehen ist dies eine üble mich herabsetzende Maßnahme. Ich ziehe mich daher von der Seite www.rechtschreibreform.com zurück und setze meine Beiträge in www.deutsche-sprachwelt.de.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 25.06.2001 um 22.00
Ich finde es köstlich, wie hier gewisse Leute die Argumentation ZURZEIT umdrehen (sie drehen sie nicht zur Zeit um). Zurzeit ist ein deiktischer Ausdruck, d.h. er erhält seine Bedeutung durch den Bezug des Äußerungszeitpunktes. Das ist bei zur Zeit (...) gerade nicht der Fall. Ich bin entsetzt, welche sprachliche Verflachung die Leute haben müssen, die dies nicht unterscheiden. Und noch einmal: Zurzeit ist keine Schreibweise, die durch die Neuregelung entstanden ist.
Die Rezension zur Ickler-Rechtschreibung (im neuen SPRACHREPORT http://www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr01-2.pdf ) stellt u.a. diese Fähnchen-nach-dem-Wind-Problematik auch fest (der Streit um Beliebigkeitsschreibung wird aufgegriffen).
Zu zuhause: Ich stimme Ickler völlig zu. Ich hoffe, dass die Revision zu Hause auch zuhause als ganz normale Variante zulassen wird.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Dörner am 25.06.2001 um 22.00
Zu Herrn Riebe:
In meinem Beitrag bezog ich mich gar nicht auf die Neuschreibung zurzeit, sondern darauf, in welchen Fällen weiterhin getrennt geschrieben wird. Damit meinte ich sowohl den Eintrag im amtlichen Wörterverzeichnis als auch die Hinweise auf Seite 1104 im neuen Duden.
Des weiteren bemängelte ich den fehlenden Hinweis aus Seite 1112, daß die Abkürzung z. Zt. nur noch im Sinne von zur Zeit von gebraucht werden darf. Daß die Abkürzung z. Zt. in diesem Falle völlig ungebräuchlich ist, vergrößert die Notwendigkeit einer entsprechenden Bemerkung auf Seite 1112. Diese sucht man aber vergebens.
Zu Herrn Prof. Ickler:
Sind Sie sicher, daß zuhause früher in Österreich zugelassen war? Der Duden von 1991 (S. 823) kennt nur die Getrenntschreibung. Meines Erachtens ist die Schreibung zuhause auch für Österreich und die Schweiz neu. Bisher galt für beide Länder wie auch für Deutschland zu Hause. (Oder war es im alten ÖWB anders festgelegt?)
Etwas ganz anderes: Widerspricht der Eintrag die Zuhausegebliebenen nicht der Grammatik? Ein solches Substantiv würde die Schreibung die zuhausegebliebenen Menschen voraussetzen. Da es das Wort zuhausegeblieben jedoch nicht gibt, müßte es nicht die zu Hause Gebliebenen vgl. R 65 (Duden (1991)) und Ihren Kritischen Kommentar heißen?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 25.06.2001 um 22.00
Durch einen Zufall fand ich in www.rechtschreibreform.com folgenden Eintrag:
Rechtschreibforum: Umgeleitete Beiträge
Matthias Dräger
27.06.2001 16:12
Maulkorb für Persönliches?
Beitrag von Manfred Riebe vom 27. 6.
(Nachrichtenbrett): Ein heißes Eisen: die Tabu-Zone Persönlichkeitsrecht
Diese Umleitung bzw. Herausnahme meines Beitrages aus dem Zusammenhang der anderen Beiträge kommentierte Matthias Dräger wie folgt:
Die Redaktion der Nachrichtenseite http://www.rechtschreibreform.com hat kein Interesse an einer Diskussion, wer von uns möglicherweise Legastheniker ist oder nicht und welche Latein-Zensuren wir früher bekommen haben.
Was allein zählt, ist das hier und jetzt, und natürlich auch noch alle Taten und Handlungen, die im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform begangen oder unterlassen wurden.
Damit der Platz im Nachrichtenbrett für wichtigere Nachrichten freigehalten wird haben wir uns erlaubt, den
entsprechenden Beitrag von Manfred Riebe hier einzustellen.
Das soll auch für die Zukunft gelten, d. h. Beiträge, die nach Ansicht der Redaktion eher nicht auf das Interesse der Leserschaft dieser Seite stoßen, werden in die Rubrik Umgeleitete Beiträge eingestellt (auf Wunsch des Autors ggf. dann auch gelöscht).
Wir danken allen Beteiligten für ihr Verständnis.
Ihre Redaktion http://www.rechtschreibreform.com
_________________________________________
Ich habe für diese Vorgehensweise überhaupt kein Verständnis und betrachte sie als einen Affront. Die Argumente sind erkennbar Ausreden.
1. Es geht gar nicht - wie unterstellt - um eine Diskussion, wer von uns möglicherweise Legastheniker ist oder nicht und welche Latein-Zensuren wir früher bekommen haben. Das ist eine faule Ausrede.
2. Das Argument, der Platz im Nachrichtenbrett müsse für wichtigere Nachrichten freigehalten werden, erinnert an die Ausreden der Zeitungen bei nicht abgedruckten Leserbriefen.
3. Allein entscheidend ist die Ansicht der Redaktion: Beiträge, die nach Ansicht der Redaktion eher nicht auf das Interesse der Leserschaft dieser Seite stoßen, werden entfernt.
4. Man hat mich nicht gefragt, ob ich mit einer Herausnahme meines Beitrages einverstanden bin, sondern hat mich bevormundet.
5. Es kommt einer Art Zensur gleich, wenn man eine unerwünschte Person gewissermaßen aus der guten Stube in ein Hinterzimmer mit dem Schild Umgeleitete Beiträge verfrachtet, wo sie niemand sucht.
6. Man reißt eine Antwort aus dem Zusammenhang, so daß der Leser nicht weiß, worum es eigentlich geht.
7. Man beläßt zwei mich diskreditierende Beiträge auf dem Nachrichtenbrett.
Insgesamt gesehen ist dies eine üble mich herabsetzende Maßnahme. Ich ziehe mich daher von der Seite www.rechtschreibreform.com zurück und setze meine Beiträge in www.deutsche-sprachwelt.de.
Manfred Riebe
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Dr. Jürgen Langhans
Hörgelstraße 17, 76228 Karlsruhe
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Auszug aus der Chronik der Rechtschreibreform von der Internetseite des Bertlesmann-Konzerns:
(1996)
September: In einer gemeinsamen Aktion von bbv und Bertelsmann werden 40.000 Exemplare des neuen Wörterbuchs von Bertelsmann Lexikon: Die neue deutsche Rechtschreibung an alle allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen geschickt.
In der Folge wird Bertelsmann neben Duden der zweite deutsche Wörterbuchverlag
Oktober: Endergebnis: Bekanntmachung der Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Bundesanzeiger Jg. 48, Nr. 205a.
Dezember: Dokumentation der öffentlichen Diskussion von 1992-1996 in: Herrman Zabel (Hg.): Keine Wüteriche am Werk (Padligur-Verlag).
1997
März: Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung nimmt ihre Arbeit auf.
September: In einer gemeinsamen Aktion überreichen die Verlage Shaker (Aachen) und AOL (Lichtenau.Baden) allen 672 Bundestagsabgeordneten die Chronik der Rechtschreibreform (Widerworte. Lieber Herr Grass, Ihre Aufregung ist unbegründet! Antworten an Gegner und Kritik der der Rechtschreibreform). Die Chronik wird eingeleitet durch den offenen Brief von Dr. Gerhard Schoebe an die Mitglieder des Deutschen Bundestages.
September: In einer gemeinsamen Aktion von bbv und Bertelsmann werden 19.000 Exemplare des neuen Schüler-Bertelsmann an alle weiterführenden Schulen geschickt.
Damit steht den Schülern das erste Werk zur Verfügung, das alle Wörter nur in der neuen Rechtschreibung enthält.
Oktober: Am 1. Oktober wird das Buch von Hermann Zabel im Rahmen einer Pressekonferenz von Dr. Helmut Lippelt, MdB, in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt.
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Zu Jansens Hinweis auf Gerhard Schoebes Besprechung meines Rechtschreibwörterbuchs:
Schoebe gehört als Schulbuchverfasser zu den Vermarktern der Rechtschreibreform. Er beliefert die Schulen mit ziemlich fehlerhaften Deutschbüchern. Ich habe ihm vor Jahren geholfen, einige dieser Fehler aus Büchern, die er mir vorgelegt hatte, auszumerzen. In einem Brief kritisierte er durchaus einige Mängel der Rechtschreibreform, schloß dann aber mit den denkwürdigen Worten: Ich werde der Norm gehorchen, weil sie die Norm ist. Das war im Februar 1997; ich habe den Briefwechsel dann abgebrochen. (Zufällig benutzt die Klasse meiner Tochter zur Zeit ein Schoebe-Deutschbuch, allerdings ein vorreformatorisches.)
Die Geschäftsführerin der GfdS, Karin Frank-Cyrus, griff auf den gehorsamen Schoebe zurück, als sie mein Schildbürgerbuch besprechen lassen wollte (in dem ich das Schoebewort vom Gehorchen ja zitiere, dezenterweise ohne Nennung des Urhebers). Es hat dem Buch aber entgegen der Absicht nicht geschadet. Bezeichnenderweise hat auch Hermann Zabel als Geleitwortschreiber für sein Pamphlet Widerworte keinen anderen als Schoebe gebeten. Schoebe ist sozusagen das letzte Aufgebot der Reformer. Wer sonst gehorcht der Norm, weil sie die Norm ist?
Neulich sagte ich halb scherzhaft zu einem Kollegen: Die GfdS wird bestimmt Herrn Schoebe bitten, mein Rechtschreibwörterbuch zu rezensieren. Daß sich aber das IDS so weit herablassen würde, konnte ich nicht ahnen. Man lernt aber dazu. Nun steht Regelungsgewalt zur Besprechung an. Frisch ans Werk! Schoebe wartet schon.
Und nun ein Auszug aus jenem Geleitwort zu Zabels Widerworte:
Offener Brief an die Mitglieder des Deutschen Bundestages
(...)
Die Überarbeitung der Rechtschreibung beseitigt Ungereimtheiten und schneidet einige Zöpfe ab. (Wissen Sie zum Beispiel, daß Sie nach den noch geltenden Regeln schreiben müßten Die Abgeordnete hatte mit ihrer Äßerung recht?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
stellen Sie sich bitte nicht dümmer, als Sie sind! Es ist doch klar, daß ich von Verben gesprochen und die Zusammensetzung (nach meiner Auffassung Zusammenschreibung) dasein, dagewesen gemeint habe, von der Dasein, Dagewesenes die Substantivierung wäre. Daher meine These, daß dieser Weg versperrt und Dasein usw. zwar möglich, aber gerade nicht auf diesem Wege ableitbar sind.
Im übrigen freut es mich, daß der fehlerhafte Ableitungsweg (Konversion), den das Regelwerk nahelegt, bereits von den Schweizer Reformern Gallmann und Sitta zurückgewiesen worden ist. Nachweise im Kritischen Kommentar.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
In meinem Schoebe-Beitrag muß es am Ende natürlich heißen
Die Überarbeitung der Rechtschreibung beseitigt Ungereimtheiten und schneidet einige Zöpfe ab. (Wissen Sie zum Beispiel, daß Sie nach den noch geltenden Regeln schreiben müßten Die Abgeordnete hatte mit ihrer Äußerung recht?
Was Schoebe hier den Abgeordneten unterstellt, ist ein starkes Stück, finden Sie nicht? Bei der Vorstellung des Zabel-Pamphlets im Presseclub (oder war`s im Bundestagsrestaurant?) soll allerdings fast niemand zugegen gewesen sein. Die Vorstellung soll der Grünen-Abgeordnete Lippelt übernommen haben, der auch im Plenum des Bundestages schon für die Reform eingetreten war und keinen sehr informierten Eindruck hinterlassen hatte.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 25.06.2001 um 22.00
Ich weiß nicht, was der Codex Ickleranus sagt; Bertelsmann 99 schreibt u.a.: Dasein, Vorhandensein, Nichtsein;
Sind das alles Fehler, die dem Regelwerk nicht entsprechen? Wohl kaum! Vielleicht mit § 35 verwechselt? Doch der steht im Abschnitt Verb und regelt logischerweise keine Substantive.
Die Reformer sind alles Dilettanten!.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 25.06.2001 um 22.00
Ach so? Ich habe mich einfach auf das reformierte ÖWB verlassen, das zuhause nicht als Neuschreibung kennzeichnet. Die vorige Auflage habe ich nicht zur Hand.
Die Substantivierung ergibt regulär: die zu Hause Gebliebenen. Das Kompositum Zuhausegebliebene müßte anders entstanden sein, ableitbar ist es nicht. Dasselbe gilt ja für etwas noch nie da Gewesenes - wo noch verschärfend hinzukommt, daß mit sein in allen seinen Formen keine Komposita gebildet werden dürfen. Der Reformduden hat gleichwohl Dagewesenes und verweist auf K 72 (vorher R 47), wo aber keinerlei Begründung geliefert wird. Wahrscheinlich ist es aus den erratischen Ratsuchenden extrapoliert, die ja im amtlichen Wörterverzeichnis ohne jede Begründung angeführt sind. Vielleicht haben sich die Reformer damit ein Schlupfloch geschaffen, um aus den absehbaren Kalamitäten wieder herauszukommen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Henning Upmeyer am 25.06.2001 um 22.00
Die Verwachsung von häufig gebrauchten Wortgruppen aus Präposition + Substantiv zu Adverbien wird von Fleischer/Barz in Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 2. Auflage 1995, unter: Wortbildung des Adverbs, Konversion, Substantivische Wortgruppen, Präposition + Substantiv, beschrieben. Neue Bildungen bedeuten, daß die Sprache lebt und sich weiterentwickelt.
Das bekannteste Beispiel, die Weiterentwicklung einer Sprache anzuhalten, war das klassische Latein, was zu einer toten amtlichen und einer sehr lebendigen nichtamtlichen Sprache führte, die später zur amtlichen wurde und noch immer weiterlebt. (Aus: Marcello Durante, Geschichte der italienischen Sprache, Dal latino all italiano moderno).
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 24.06.2001 um 22.00
Ein Sternchen erhalten doch die Schreibweisen, die weder im ÖWB oder im alten Duden standen, dachte ich. Die amtliche Regelung ist auch für Österreich, daher ist zurzeit ohne Sternchen korrekt. Ich gebe zu, dass dann wegen der Schweiz alle für Nicht-Schweizer neuen ss-Schreibungen auch ohne Sternchen sein müssten (in dieser Hinsicht ist das Sternchen-Prinzip also nicht einheitlich; ß hat aber nun einmal einen Sonderstatus).Ich meine mich auch zu erinnern, dass schon der 96er Duden die Abkürzung zz. hatte (hab ihn aber jetzt nicht vorliegen). Ich persönlich benutze weder die eine noch die andere Abkürzung. Kurze Wörter wie jetzt, gleich, zurzeit usw. brauchen eigentlich keine Abkürzung (fast nie).
Ich find das alles so durchsichtig: Ich weiß doch genau, wie hier alle meckern würden, wenn die Neuregelung aus Gründen der Einheitlichkeit zurzeit und zur Zeit zusammengelegt hätte (rein fiktiv, ich wüsste hierzu keine Analogie). Das mit dem Verlust an Differenzierungen ist dann unglaubwürdig, wenn gewonnene Differenzierungen wie diese nicht zur Kenntnis genommen werden.
Zur Zeit hab ich Ideen, zum Raum nicht. Zurzeit hab ich... ; die Sprache wird besser abgebildet.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 24.06.2001 um 22.00
nimmt der Duden wirklich die wohlwollende Deutung in Anspruch, die Jansen ihm angedeihen läßt. Dann wäre dei Darstellung allerdings sehr irreführend. Scjließlich steht z. Z., z. Zt., als letzter Eintrag überhaupt, an deselben Stelle, wo es (also in anderer Bedeutung) schon immer stand, und sogar der Hinweis auf Zeit ist getilgt, wo jetzt ein roter Kasten angebracht ist.
Übrigens steht im Vorwort der amtlichen Neuregelung:
Schreibungen, die sich durch die Neuregelung geändert haben, sind durch ein Sternchen markiert.
Und in der Zeichenerklärung zum Wörterverzeichnis:
Ein Sternchen kennzeichnet eine Änderung gegenüber der alten Schreibung.
Folglich müßte zurzeit ein Sternchen bekommen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 24.06.2001 um 22.00
Ich bin nicht sicher, ob eine »gewonnene Differenzierung« den Kern der Sache trifft. Es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige Ausnahmesätze, in denen das neue »zurzeit« in Abhebung von zur Zeit eine zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeit schafft.
Zur Zeit steht meines Erachtens für den Ausdruck zu (diese)r Zeit und sollte demzufolge auch in der Schreibweise zur Zeit erlaubt sein.
Und wie würde sich ein Differenzierungsgewinn der ebenfalls neuartigen Verwachsung »mithilfe« (anstatt mit Hilfe) erklären?
Ich weiß nicht genau, ob »mithilfe« nun amtlich oder gar als einzige Ausdrucksmöglichkeit vorgeschrieben ist, stelle aber angewidert fest, daß dieses Wort in letzter Zeit an vielen Orten unkontrolliert zu wuchern beginnt ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 24.06.2001 um 22.00
Keine Ahnung, wie die zustande (nicht etwa: »zu Stande«) gekommen ist ... !
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Christian Dörner am 24.06.2001 um 22.00
Der neueste Duden enthält nach wie vor sowohl das getrennt geschriebene zur Zeit als auch die gewöhnliche Abkürzung z. Zt.. Jedoch ist beides nur im Sinne von zur Zeit/z. Zt. Goethes usw. erlaubt. Trotzdem fehlt unter dem Eintrag zur Zeit ein entsprechender Anwendungshinweis, und des weiteren muß man beachten, daß die Abkürzung z. Zt. in der Bedeutung zur Zeit von praktisch nie vorkam. In solchen Fällen wurde zur Zeit konsequent ausgeschrieben.
Welchen Sinn die neue Zusammenschreibung haben soll, ist völlig unklar. Aus einer unproblematischen Schreibung wurde eine fehlerträchtige. Das ist alles. Vielleicht handelt es sich aber auch (wie bei sodass, umso usw.) um ein Zugeständnis an Österreich. Man weiß es nicht.
Daß im amtlichen Wörterverzeichnis Sternchen fehlen, ist nichts Neues. Herr Jansen kann uns allerdings gerne erklären, warum nach dem Eintrag wehtun das Sternchen fehlt. Ich bin mir sicher, daß es auch dafür eine passende Erklärung gibt.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 24.06.2001 um 22.00
Es steht doch etwas anders im Duden, Herr Dörner:
Der letzte Eintrag im Duden, 22. Auflage, Seite 1112, Spalte 3, ist: z.Z., z.Zt. = zur Zeit.
Auf Seite 1104, Spalte 1, heißt es rotgedruckt zurzeit [alte Schreibung zur Zeit] (Abk. zz., zzt.): sie ist zurzeit krank, aber sie lebte zur Zeit Karls des Großen
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 24.06.2001 um 22.00
Die Einträge im Duden sind sehr verwirrend. Auch ich wollte schon die Frage aufwerfen, wann man das andere zur Zeit (Karls des Großen) überhaupt je abgekürzt hat. Das letzte von Jansen vorgeführte zur Zeit (fällt mir nichts ein, zum Raum schon) natürlich nur ein Scherz war, was bei der Kniffligkeit der Frage nicht jedem klar geworden sein mag.
Im übrigen halte ich es für einen vernünftigen Grundsatz, Schreibweisen, die in Österreich allgemein üblich sind, als Varianten zuzulassen, denn es gibt ja keine scharfe Grenze zwischen den Kommunikationsräumen. Deshalb war es unsinnig, zuhause weiterhin auf Österreich zu beschränken. Soviel ich weiß, wurde dies von den Ministerialbeamten gegen den Wunsch der Reformer erzwungen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 24.06.2001 um 22.00
Ein Sternchen erhalten doch die Schreibweisen, die weder im ÖWB oder im alten Duden standen, dachte ich. Die amtliche Regelung ist auch für Österreich, daher ist zurzeit ohne Sternchen korrekt. Ich gebe zu, dass dann wegen der Schweiz alle für Nicht-Schweizer neuen ss-Schreibungen auch ohne Sternchen sein müssten (in dieser Hinsicht ist das Sternchen-Prinzip also nicht einheitlich; ß hat aber nun einmal einen Sonderstatus).Ich meine mich auch zu erinnern, dass schon der 96er Duden die Abkürzung zz. hatte (hab ihn aber jetzt nicht vorliegen). Ich persönlich benutze weder die eine noch die andere Abkürzung. Kurze Wörter wie jetzt, gleich, zurzeit usw. brauchen eigentlich keine Abkürzung (fast nie).
Ich find das alles so durchsichtig: Ich weiß doch genau, wie hier alle meckern würden, wenn die Neuregelung aus Gründen der Einheitlichkeit zurzeit und zur Zeit zusammengelegt hätte (rein fiktiv, ich wüsste hierzu keine Analogie). Das mit dem Verlust an Differenzierungen ist dann unglaubwürdig, wenn gewonnene Differenzierungen wie diese nicht zur Kenntnis genommen werden.
Zur Zeit hab ich Ideen, zum Raum nicht. Zurzeit hab ich... ; die Sprache wird besser abgebildet.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 24.06.2001 um 22.00
nimmt der Duden wirklich die wohlwollende Deutung in Anspruch, die Jansen ihm angedeihen läßt. Dann wäre dei Darstellung allerdings sehr irreführend. Scjließlich steht z. Z., z. Zt., als letzter Eintrag überhaupt, an deselben Stelle, wo es (also in anderer Bedeutung) schon immer stand, und sogar der Hinweis auf Zeit ist getilgt, wo jetzt ein roter Kasten angebracht ist.
Übrigens steht im Vorwort der amtlichen Neuregelung:
Schreibungen, die sich durch die Neuregelung geändert haben, sind durch ein Sternchen markiert.
Und in der Zeichenerklärung zum Wörterverzeichnis:
Ein Sternchen kennzeichnet eine Änderung gegenüber der alten Schreibung.
Folglich müßte zurzeit ein Sternchen bekommen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 24.06.2001 um 22.00
Ich bin nicht sicher, ob eine »gewonnene Differenzierung« den Kern der Sache trifft. Es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige Ausnahmesätze, in denen das neue »zurzeit« in Abhebung von zur Zeit eine zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeit schafft.
Zur Zeit steht meines Erachtens für den Ausdruck zu (diese)r Zeit und sollte demzufolge auch in der Schreibweise zur Zeit erlaubt sein.
Und wie würde sich ein Differenzierungsgewinn der ebenfalls neuartigen Verwachsung »mithilfe« (anstatt mit Hilfe) erklären?
Ich weiß nicht genau, ob »mithilfe« nun amtlich oder gar als einzige Ausdrucksmöglichkeit vorgeschrieben ist, stelle aber angewidert fest, daß dieses Wort in letzter Zeit an vielen Orten unkontrolliert zu wuchern beginnt ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 24.06.2001 um 22.00
Keine Ahnung, wie die zustande (nicht etwa: »zu Stande«) gekommen ist ... !
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Christian Dörner am 24.06.2001 um 22.00
Der neueste Duden enthält nach wie vor sowohl das getrennt geschriebene zur Zeit als auch die gewöhnliche Abkürzung z. Zt.. Jedoch ist beides nur im Sinne von zur Zeit/z. Zt. Goethes usw. erlaubt. Trotzdem fehlt unter dem Eintrag zur Zeit ein entsprechender Anwendungshinweis, und des weiteren muß man beachten, daß die Abkürzung z. Zt. in der Bedeutung zur Zeit von praktisch nie vorkam. In solchen Fällen wurde zur Zeit konsequent ausgeschrieben.
Welchen Sinn die neue Zusammenschreibung haben soll, ist völlig unklar. Aus einer unproblematischen Schreibung wurde eine fehlerträchtige. Das ist alles. Vielleicht handelt es sich aber auch (wie bei sodass, umso usw.) um ein Zugeständnis an Österreich. Man weiß es nicht.
Daß im amtlichen Wörterverzeichnis Sternchen fehlen, ist nichts Neues. Herr Jansen kann uns allerdings gerne erklären, warum nach dem Eintrag wehtun das Sternchen fehlt. Ich bin mir sicher, daß es auch dafür eine passende Erklärung gibt.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 24.06.2001 um 22.00
Es steht doch etwas anders im Duden, Herr Dörner:
Der letzte Eintrag im Duden, 22. Auflage, Seite 1112, Spalte 3, ist: z.Z., z.Zt. = zur Zeit.
Auf Seite 1104, Spalte 1, heißt es rotgedruckt zurzeit [alte Schreibung zur Zeit] (Abk. zz., zzt.): sie ist zurzeit krank, aber sie lebte zur Zeit Karls des Großen
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 24.06.2001 um 22.00
Die Einträge im Duden sind sehr verwirrend. Auch ich wollte schon die Frage aufwerfen, wann man das andere zur Zeit (Karls des Großen) überhaupt je abgekürzt hat. Das letzte von Jansen vorgeführte zur Zeit (fällt mir nichts ein, zum Raum schon) natürlich nur ein Scherz war, was bei der Kniffligkeit der Frage nicht jedem klar geworden sein mag.
Im übrigen halte ich es für einen vernünftigen Grundsatz, Schreibweisen, die in Österreich allgemein üblich sind, als Varianten zuzulassen, denn es gibt ja keine scharfe Grenze zwischen den Kommunikationsräumen. Deshalb war es unsinnig, zuhause weiterhin auf Österreich zu beschränken. Soviel ich weiß, wurde dies von den Ministerialbeamten gegen den Wunsch der Reformer erzwungen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 23.06.2001 um 22.00
Immer häufiger lese ich den Ausdruck »zurzeit« (vormals zur Zeit). Wie erklärt sich denn eine so überaus dämliche Wortverwachsung? Zur Zeit heißt doch soviel wie zu dieser Zeit bzw. zu diesem Zeitpunkt.
Also, warum nun klein und zusammen? Ich sehe darin keinen Sinn.
Hat jemand in diesem Gästebuch das Verwachsungsphänomen von zur Zeit verstanden?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Johannes Seifried am 23.06.2001 um 22.00
Das heutzutage häufige Auftreten dieser Wortverwachsung rührt zunächst nur von der Rechtschreibreform her. Vorher war diese Wortverwachsung nur regional - m.W. nur in Österreich - gebräuchlich.
Johannes Seifried
eingetragen von Theodor Ickler am 23.06.2001 um 22.00
Die Verwachsung (Univerbierung) zurzeit wurde bisher als schweizer. meist u. österr. gekennzeichnet, hätte also im amtlichen Wörterverzeichnis jetzt mit einem Sternchen versehen werden müssen. Solche Gebilde liegen zwar durchaus auf der Linie der Schreibentwicklung, aber warum soll zuzeit jetzt für Deutschland zwingend vorgeschrieben werden, wo es bisher ziemlich selten war? Bei dieser Gelegenheit entdecke ich, daß sogar in der jüngsten Neubearbeitung des Duden die Abkürzung weiterhin z. Z., z. Zt. heißen soll. Und was steht dahinter? = zur Zeit! Werde dies gleich mal der Dudenredaktion mailen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 23.06.2001 um 22.00
Immer häufiger lese ich den Ausdruck »zurzeit« (vormals zur Zeit). Wie erklärt sich denn eine so überaus dämliche Wortverwachsung? Zur Zeit heißt doch soviel wie zu dieser Zeit bzw. zu diesem Zeitpunkt.
Also, warum nun klein und zusammen? Ich sehe darin keinen Sinn.
Hat jemand in diesem Gästebuch das Verwachsungsphänomen von zur Zeit verstanden?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Johannes Seifried am 23.06.2001 um 22.00
Das heutzutage häufige Auftreten dieser Wortverwachsung rührt zunächst nur von der Rechtschreibreform her. Vorher war diese Wortverwachsung nur regional - m.W. nur in Österreich - gebräuchlich.
Johannes Seifried
eingetragen von Theodor Ickler am 23.06.2001 um 22.00
Die Verwachsung (Univerbierung) zurzeit wurde bisher als schweizer. meist u. österr. gekennzeichnet, hätte also im amtlichen Wörterverzeichnis jetzt mit einem Sternchen versehen werden müssen. Solche Gebilde liegen zwar durchaus auf der Linie der Schreibentwicklung, aber warum soll zuzeit jetzt für Deutschland zwingend vorgeschrieben werden, wo es bisher ziemlich selten war? Bei dieser Gelegenheit entdecke ich, daß sogar in der jüngsten Neubearbeitung des Duden die Abkürzung weiterhin z. Z., z. Zt. heißen soll. Und was steht dahinter? = zur Zeit! Werde dies gleich mal der Dudenredaktion mailen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Peter W. Forster am 22.06.2001 um 22.00
Peter W. Forster, StD
Zu Hans-Peter Meidinger und zur Trennung komme ich vielleicht später noch.
Eine dringende Bitte:
In Bayerischen Rundfunk Bayern 2" kam heute, 24. Juni 200, um 19.30 - 19.40 Uhr, ein Kommentar von Hans Krieger (Die Ermordung einer Hundertjährigen) über die Auswirkungen der Rechtschreibreform. Ich habe diesen Kommentar im Autoradio gehört und dabei die Ausfahrt nach Landshut übersehen.
Hans Krieger, ein offensichtlich sehr engagierter - wie soll man zu jemanden sagen, den man nicht kennt, den man noch nie gehört hat und über den man nach anfänglicher Skepsis nur staunen kann? Ich sage einfach: - Sprachphilosoph, faßte all das zusammen, was wir wohl alle empfinden, aber in dieser Schärfe und Logik wohl kaum in der Öffentlichkeit so jemals gehört haben?
Wer kann das Skript dieser Sendung besorgen und hier veröffentlichen?
Im übrigen könnte ich mir keinen besseren Laudator bei der Preisverleihung für Prof. Th. Ickler vorstellen.
Peter W. Forster
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsiburg
eingetragen von Manfred Riebe am 22.06.2001 um 22.00
Das Skript der Sendung können Sie am einfachsten bei Verfasser besorgen:
Hans Krieger, Oberländerstr. 31, 81371 München, Tel. (089) 77 51 55, Fax: 76 72 94 13, freier Journalist, war bis Juli 1998 Ressortleiter Kultur der Bayerischen Staatszeitung. Er ist Präsident der Stiftung zur Förderung des Schrifttums e.V., München, die den Friedrich-Merker-Preis und den Silbergriffel vergibt. Hans Krieger vertrat am 23. Januar 1998 bei der Anhörung der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung in Mannheim den Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) - Initiative gegen die Rechtschreibreform.
Literatur
Krieger, Hans: Der Rechtschreib-Schwindel. Zwischenrufe zu einem absurden Reformtheater, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1998,
sowie zahlreiche Aufsätze in der Bayerischen Staatszeitung und in der Süddeutschen Zeitung
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 22.06.2001 um 22.00
Das Skript der Sendung können Sie am einfachsten bei Verfasser besorgen:
Hans Krieger, Oberländerstr. 31, 81371 München, Tel. (089) 77 51 55, Fax: 76 72 94 13, freier Journalist, war bis Juli 1998 Ressortleiter Kultur der Bayerischen Staatszeitung. Er ist Präsident der Stiftung zur Förderung des Schrifttums e.V., München, die den Friedrich-Merker-Preis und den Silbergriffel vergibt. Hans Krieger vertrat am 23. Januar 1998 bei der Anhörung der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung in Mannheim den Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) - Initiative gegen die Rechtschreibreform.
Literatur
Krieger, Hans: Der Rechtschreib-Schwindel. Zwischenrufe zu einem absurden Reformtheater, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1998,
sowie zahlreiche Aufsätze in der Bayerischen Staatszeitung und in der Süddeutschen Zeitung
Manfred Riebe
eingetragen von Peter W. Forster am 22.06.2001 um 22.00
Peter W. Forster, StD
Zu Hans-Peter Meidinger und zur Trennung komme ich vielleicht später noch.
Eine dringende Bitte:
In Bayerischen Rundfunk Bayern 2" kam heute, 24. Juni 200, um 19.30 - 19.40 Uhr, ein Kommentar von Hans Krieger (Die Ermordung einer Hundertjährigen) über die Auswirkungen der Rechtschreibreform. Ich habe diesen Kommentar im Autoradio gehört und dabei die Ausfahrt nach Landshut übersehen.
Hans Krieger, ein offensichtlich sehr engagierter - wie soll man zu jemanden sagen, den man nicht kennt, den man noch nie gehört hat und über den man nach anfänglicher Skepsis nur staunen kann? Ich sage einfach: - Sprachphilosoph, faßte all das zusammen, was wir wohl alle empfinden, aber in dieser Schärfe und Logik wohl kaum in der Öffentlichkeit so jemals gehört haben?
Wer kann das Skript dieser Sendung besorgen und hier veröffentlichen?
Im übrigen könnte ich mir keinen besseren Laudator bei der Preisverleihung für Prof. Th. Ickler vorstellen.
Peter W. Forster
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsiburg
eingetragen von Gast am 21.06.2001 um 22.00
Peter W. Forster schrieb am, 21.6.2001
> Norbert Lindenthal (Bad Ems Norbert@Lindenthal.com) schrieb
> vor acht Tagen an dieser Stelle von st, das in einigen
> Landstrichen als scht (Kasch-ten) gesprochen werde.
> Das stimmt insofern nicht ganz, als man das st wenigstens
> im Schwäbischen als schd ausspricht und nie Kasch-da
> trennen würde.
Man sollte nicht verkennen, daß auch die alte Rechtschreibung ihre Macken hatte. Über das Trenne nie st, dem Blei tut es sonst weh wurde neulich schon berichtet. Von den üblichen Verbundbuchstaben des Fraktursatzes galten einige als Einheit, andere wiederum nicht. Einige wiederum trennte man beim Satz, andere aber nicht.
Die sog. Zwangsverbünde, nämlich ch, tz und ck sperrte man nicht, wiewohl ich in meinem Bücherregal einen F a u st stehen habe, dessen st bei der Sperrung auch nicht getrennt ist - dafür steht dann aber ein rundes s im Titel auf dem Vorsatzblatt. ch trennte man nicht, aus ck wurde k und k, und tz trennte man normal.
Man sollte dem Dogmatisieren immer entgegentreten, wo man es auch findet.
Der Kaschda spricht sich natürlich in zwei Silben, nämlich (nemmlich) Kasch und da - und wenn man das Wort gültig schriebe (was bei Dialekt immer so eine Sache ist) würde nur ein formal Gebildeter die Silbengrenze an einer anderen Stelle sehen als dargestellt.
Obwohl harter Altschreibler, zähle ich das st-Trennverbot zu den alten Zöpfen.
Eine ganz andere Geschichte allerdings sind Neutrennungen wie Res-pekt oder Dis-tanz, bei denen der Kotau vor der staatlichen Gültigkeit zur Verwischung der Silben führt. Ich darf diese allerdings der Dummheit zuschreiben, mit der so mancher heute so gern kokettiert. Früher verblüfften einen Trennstellen wie Chir-urg oder Heliko-pter - heute setzt die Verblüffung halt eine Ebene tiefer bereits ein, Ganzheitsmethode sei Dank.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 21.06.2001 um 22.00
Zu den Trennungen könnte ich noch ergänzen, daß ja durch die Trennprogramme eine ganz neue Situation entstanden ist, die den gesamten Bereich entschärft. Außerdem: Die st-Regel ist zwar ein alter Zopf, aber wie lange braucht man, um sie dauerhaft zu lernen? Schätzungsweise vier Sekunden.
Zu den humanistischen Trennungen fällt mir noch ein: Es war seltsamerweise eines der Vorstandsmitglieder des Bayerischen Philologenverbandes, Hans-Peter Meidinger, der mir sowohl in der Verbandszeitschrift als auch in einer Kurzfassung, die er bei amazon.de unterbrachte, die anspruchsvollen konservativen Trennungen lateinischer und griechischer Fremdwörter vorwarf. Dabei müssen Schüler gar nicht trennen. Für jeden erwachsenen Gymnasialabsolventen, auch wenn er kein Griechisch hatte, sind die neuen Trennungen peinlich - wobei ich noch davon absehe, daß sie ja, wie gesagt, nicht annähernd konsequent durchgeführt sind. (Dies würde Meidinger wahrsdheinlich selbst bemängeln und überall die Metzgerart des Trennens einführen wollen, weil er eben ganz ud gar ein Schulmann ist, aber kein guter (sonst würde er an die Welt außerhalb der Schule denken und nicht an die Zeugnisnoten wie seine schwächeren Schüler).
In meinem Rechtschreibwörterbuch habe ich, um auch das noch zu sagen, seltenere Namen aus dem Suaheli bewußt nach deutscher Art getrennt, weil es mir manieriert vorgekommen wäre, die (mir durchaus bekannte) Silbenstruktur dieser Sprache zu beachten. Das letzte Wort darüber ist aber noch nicht gesprochen; Stellungnahmen wären erwünscht.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 21.06.2001 um 22.00
Peter W. Forster schrieb am, 21.6.2001
> Norbert Lindenthal (Bad Ems Norbert@Lindenthal.com) schrieb
> vor acht Tagen an dieser Stelle von st, das in einigen
> Landstrichen als scht (Kasch-ten) gesprochen werde.
> Das stimmt insofern nicht ganz, als man das st wenigstens
> im Schwäbischen als schd ausspricht und nie Kasch-da
> trennen würde.
Man sollte nicht verkennen, daß auch die alte Rechtschreibung ihre Macken hatte. Über das Trenne nie st, dem Blei tut es sonst weh wurde neulich schon berichtet. Von den üblichen Verbundbuchstaben des Fraktursatzes galten einige als Einheit, andere wiederum nicht. Einige wiederum trennte man beim Satz, andere aber nicht.
Die sog. Zwangsverbünde, nämlich ch, tz und ck sperrte man nicht, wiewohl ich in meinem Bücherregal einen F a u st stehen habe, dessen st bei der Sperrung auch nicht getrennt ist - dafür steht dann aber ein rundes s im Titel auf dem Vorsatzblatt. ch trennte man nicht, aus ck wurde k und k, und tz trennte man normal.
Man sollte dem Dogmatisieren immer entgegentreten, wo man es auch findet.
Der Kaschda spricht sich natürlich in zwei Silben, nämlich (nemmlich) Kasch und da - und wenn man das Wort gültig schriebe (was bei Dialekt immer so eine Sache ist) würde nur ein formal Gebildeter die Silbengrenze an einer anderen Stelle sehen als dargestellt.
Obwohl harter Altschreibler, zähle ich das st-Trennverbot zu den alten Zöpfen.
Eine ganz andere Geschichte allerdings sind Neutrennungen wie Res-pekt oder Dis-tanz, bei denen der Kotau vor der staatlichen Gültigkeit zur Verwischung der Silben führt. Ich darf diese allerdings der Dummheit zuschreiben, mit der so mancher heute so gern kokettiert. Früher verblüfften einen Trennstellen wie Chir-urg oder Heliko-pter - heute setzt die Verblüffung halt eine Ebene tiefer bereits ein, Ganzheitsmethode sei Dank.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 21.06.2001 um 22.00
Zu den Trennungen könnte ich noch ergänzen, daß ja durch die Trennprogramme eine ganz neue Situation entstanden ist, die den gesamten Bereich entschärft. Außerdem: Die st-Regel ist zwar ein alter Zopf, aber wie lange braucht man, um sie dauerhaft zu lernen? Schätzungsweise vier Sekunden.
Zu den humanistischen Trennungen fällt mir noch ein: Es war seltsamerweise eines der Vorstandsmitglieder des Bayerischen Philologenverbandes, Hans-Peter Meidinger, der mir sowohl in der Verbandszeitschrift als auch in einer Kurzfassung, die er bei amazon.de unterbrachte, die anspruchsvollen konservativen Trennungen lateinischer und griechischer Fremdwörter vorwarf. Dabei müssen Schüler gar nicht trennen. Für jeden erwachsenen Gymnasialabsolventen, auch wenn er kein Griechisch hatte, sind die neuen Trennungen peinlich - wobei ich noch davon absehe, daß sie ja, wie gesagt, nicht annähernd konsequent durchgeführt sind. (Dies würde Meidinger wahrsdheinlich selbst bemängeln und überall die Metzgerart des Trennens einführen wollen, weil er eben ganz ud gar ein Schulmann ist, aber kein guter (sonst würde er an die Welt außerhalb der Schule denken und nicht an die Zeugnisnoten wie seine schwächeren Schüler).
In meinem Rechtschreibwörterbuch habe ich, um auch das noch zu sagen, seltenere Namen aus dem Suaheli bewußt nach deutscher Art getrennt, weil es mir manieriert vorgekommen wäre, die (mir durchaus bekannte) Silbenstruktur dieser Sprache zu beachten. Das letzte Wort darüber ist aber noch nicht gesprochen; Stellungnahmen wären erwünscht.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 20.06.2001 um 22.00
Der Hinweis auf st im Lateinischen und Italienischen war interessant. Besonders lustig war Dis-tanz (beim Tanz in der Disco) mit vollem Res-pekt (Sache-brust, d.h. aus voller Brust) und Res-te (Sache-dich!). Ich befürchte nur, hinter dem Wortwitz steht eine ernst gemeinte Forderung. Von der lateinischen Sprache ausgehend... ist mir daher nicht eindeutig genug. Wenn man es so meint, soll man doch klar und deutlich sagen Da es im Lateinischen so und so ist, muss auch im Deutschen gelten.... Allgemeine deutsche Rechtschreibung: Da kosten von constare kommt, und ein Lateinkundiger das Morphem -stare als Einheit empfindet, darf man nicht kos-ten trennen. Bei solch falsch verstandener Bildung sehe ich sofort eine Komödie à la Moliere vor mir. Mit gebildeter Italiener und gebildeter Deutscher verrennt man sich hier sowieso. Soll der Deutsche dem Italiener erklären, dass Philologe gebildeter ist als Filologe? Der Italiener lacht sich kaputt. ... daß die sog. Rechtschreibreform keine Rücksicht nehmen will auf überlieferte Kultur, Stammprinzip und schon gar nicht auf Ausländer. Wie wäre es denn, wenn in Goethe-Instituten in den USA / UK etc. und in Frankreich Philologe gelehrt wird, und in anderen Ländern Filologe; so würd man doch auf die Ausländer Rücksicht nehmen, richtig?
Wie ist denn der Begriff s impura zu verstehen, was ist daran unrein?.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 20.06.2001 um 22.00
Gegen die reformierte Silbentrennung bei griechisch- und lateinischstämmigen Fremdwörtern ist einzuwenden, daß zwar grundsätzlich die morphologische Trennung beibehalten, in einer sehr großen Zahl von völlig unvorhersehbaren Fällen jedoch aufgegeben ist. So sind die Präpositionen re-, pro-, epi- usw. zwar grundsätzlich bewahrt, aber in vielen Fällen eben auch wieder nicht. (Einzelheiten in meinen Besprechungen.) Da das amtliche Regelwerk sich darüber ausschweigt und das amtliche Wörterverzeichnis überhaupt keine Trennungen angibt, kam es zu dem letzte Coup der Reformerclique: Die Kommission hat zusammen mit Duden und Bertelsmann eine sechzig Seiten starke Liste von Trennstellen vereinbart und dann mit einiger Konsequenz in die den neuesten Wörterbüchern umgesetzt. Die Konkurrenz weiß nichts davon, die Liste ist Eigentum der beiden Verlage. Wir haben nur durch den Bericht von Dudenredakteur Scholze-Stubenrecht davon erfahren. Zumindest eine Teil der Rechtschreibung wird also in einem bisher nicht gekannten Ausmaß Geheimwissen weniger Eingeweihter. Die morphologische Trennung konnte sich jeder bei einigem guten Willen noch erarbeiten, das neue Geheimwissen nicht mehr. Ich überlasse es jedem einzelnen, diese unglaublichen Vorgänge, die allerdings nur zu gut zu den mafiaähnlichen Verhältnissen passen, zu beurteilen.
Theodor Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 20.06.2001 um 22.00
Gegen die reformierte Silbentrennung bei griechisch- und lateinischstämmigen Fremdwörtern ist einzuwenden, daß zwar grundsätzlich die morphologische Trennung beibehalten, in einer sehr großen Zahl von völlig unvorhersehbaren Fällen jedoch aufgegeben ist. So sind die Präpositionen re-, pro-, epi- usw. zwar grundsätzlich bewahrt, aber in vielen Fällen eben auch wieder nicht. (Einzelheiten in meinen Besprechungen.) Da das amtliche Regelwerk sich darüber ausschweigt und das amtliche Wörterverzeichnis überhaupt keine Trennungen angibt, kam es zu dem letzte Coup der Reformerclique: Die Kommission hat zusammen mit Duden und Bertelsmann eine sechzig Seiten starke Liste von Trennstellen vereinbart und dann mit einiger Konsequenz in die den neuesten Wörterbüchern umgesetzt. Die Konkurrenz weiß nichts davon, die Liste ist Eigentum der beiden Verlage. Wir haben nur durch den Bericht von Dudenredakteur Scholze-Stubenrecht davon erfahren. Zumindest eine Teil der Rechtschreibung wird also in einem bisher nicht gekannten Ausmaß Geheimwissen weniger Eingeweihter. Die morphologische Trennung konnte sich jeder bei einigem guten Willen noch erarbeiten, das neue Geheimwissen nicht mehr. Ich überlasse es jedem einzelnen, diese unglaublichen Vorgänge, die allerdings nur zu gut zu den mafiaähnlichen Verhältnissen passen, zu beurteilen.
Theodor Ickler
eingetragen von Gast am 20.06.2001 um 22.00
Der Hinweis auf st im Lateinischen und Italienischen war interessant. Besonders lustig war Dis-tanz (beim Tanz in der Disco) mit vollem Res-pekt (Sache-brust, d.h. aus voller Brust) und Res-te (Sache-dich!). Ich befürchte nur, hinter dem Wortwitz steht eine ernst gemeinte Forderung. Von der lateinischen Sprache ausgehend... ist mir daher nicht eindeutig genug. Wenn man es so meint, soll man doch klar und deutlich sagen Da es im Lateinischen so und so ist, muss auch im Deutschen gelten.... Allgemeine deutsche Rechtschreibung: Da kosten von constare kommt, und ein Lateinkundiger das Morphem -stare als Einheit empfindet, darf man nicht kos-ten trennen. Bei solch falsch verstandener Bildung sehe ich sofort eine Komödie à la Moliere vor mir. Mit gebildeter Italiener und gebildeter Deutscher verrennt man sich hier sowieso. Soll der Deutsche dem Italiener erklären, dass Philologe gebildeter ist als Filologe? Der Italiener lacht sich kaputt. ... daß die sog. Rechtschreibreform keine Rücksicht nehmen will auf überlieferte Kultur, Stammprinzip und schon gar nicht auf Ausländer. Wie wäre es denn, wenn in Goethe-Instituten in den USA / UK etc. und in Frankreich Philologe gelehrt wird, und in anderen Ländern Filologe; so würd man doch auf die Ausländer Rücksicht nehmen, richtig?
Wie ist denn der Begriff s impura zu verstehen, was ist daran unrein?.
Michael Jansen
eingetragen von Thomas Rhaire am 19.06.2001 um 22.00
Die Frage-und-Antwort-Technik finde sehr geeignet, weil es ja darum geht, Sachverhalte präzise, aber nicht stocksteif oder staubtrocken, sondern aufgelockert und anregend darzustellen (siehe Langer, Schulz v. Thun, Tausch: »Sich verständlich ausdrücken«, Ernst Reinhardt Verlag, München, Basel, 6. Auflage 1999).
Und: es sollte meiner Meinung nach auch die ganze Ungeheuerlichkeit dieses Reformvorgangs erkennbar werden!
Auf jeden Fall finde es sehr klasse, daß in diesem Forum endlich Aktivitäten gegen diese hirnkalte »Recht«schreibung unternommen werden!
Es ist ein krasses Mißverhältnis, daß der inzwischen auf vielerlei Unzulänglichkeiten und Grobgeistigkeiten beruhende Duden sich selbstgefällig in den Regalen der Buchhandlungen räkelt, während das »Rechtschreibwörterbuch« und die »Regelungsgewalt« nicht einmal beim Großhändler vorrätig sind und also nur über den Verlag bestellt werden können!
Das stellt die zugrunde liegende Realität vollkommen auf den Kopf und sollte von niemandem, der das erkennt, hingenommen werden!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Peter W. Forster am 19.06.2001 um 22.00
Norbert Lindenthal (Bad Ems Norbert@Lindenthal.com) schrieb vor acht Tagen an dieser Stelle von st, das in einigen Landstrichen als scht (Kasch-ten) gesprochen werde. Das stimmt insofern nicht ganz, als man das st wenigstens im Schwäbischen als schd ausspricht und nie Kasch-da trennen würde. Auf alle Fälle eine gute Anregung.
Von der lateinischen Sprache ausgehend ist die st- (und auch sp-)Trennung besonders sinnstörend. Die vielen mit stare (sistere), sternere, stringere und struere zusammengesetzten Komposita werden in unserer Sprache als Fremd- und Lehnwörter gebraucht (kosten von con-stare).
Im Italienischen bildet s mit dem t als folgendem Konsonanten die Einheit st (genannt s impura), die nicht abgetrennt werden darf: re-sto, der Rest. Wenn der zur Rechtschreibreform gezwungene Deutschlehrer am Goethe-Institut den Plural von Rest bei der Trennung als Res-te einem Italiener als richtig verkaufen muß, dann wird sich gerade der gebildete Italiener nicht so sehr wundern, daß die Deutschen nicht mehr Latein lernen und Reste von re-stare herleiten können, sondern er wird, wenn er einen noch normalen Deutschlehrer vor sich hat, von diesem erfahren, daß die sog. Rechtschreibreform keine Rücksicht nehmen will auf überlieferte Kultur, Stammprinzip und schon gar nicht auf Ausländer.
So hatte z.B. Herr H. Z. aus dem Kultusministerium in Bayern mitsamt seiner Staatssekretärin M.H. damals wichtigere Dinge zu tun als sich um die Kultur der Sprache zu kümmern. Bin ich schon wieder bei der Polemik? Nein. H. Zehetmair ist nicht der Vater von Frau Hohlmeier, der war Franz Strauß, und auch nicht der Taufpate eines ihrer Kinder. Taufpate, das wissen wir aus einem Zeitungsinterview von Frau M.H. selbst, ist der jetzige Bayerische Ministerpräsident, der ihr jetzt den Bayerischen Verdienstorden umgehängt hat, so wie deren Vater vor Jahren ihm, dem jetzigen Bayerischen Minis-ter-päsidenten (ein Maxi dem dreimal Mini?), damals den Orden umgehängt hat. H.Z. ist auch nicht der Schwiegervater einer Bertelsmanntochter. Warum nur hat der Altphilologe als alter Filou die Sprache so verraten und besonders alle Altphilologen so sehr vorgeführt und beleidigt?
Wir hören immer wieder, wir hätten keine neuen Argumente gegen die sog. Rechtschreibreform. Das stimmt genauso, wie es stimmt, daß es keine vernünftigen Argumente für die sog. Rechtschreibreform gibt und gab. So gesehen müssen wir die Argumente immer wiederholen. Auch wenn das Glas voll ist, müssen wir immer nachschenken. Wir werden also so lange H. Z. nachschenken und an die verschleuderten Milliarden und die von ihm versenkten Kulturgüter erinnern müssen, bis nur noch sein Kopf aus dem Sektgewässer herausschaut und er endlich vor aller Öffentlichkeit bekennt, die sog. Rechtschreibreform sei die größte Dummheit seines Lebens gewesen. Wir werden in sein noch immer grinsendes Gesicht aus kurzer Dis-tanz (beim Tanz in der Disco) mit vollem Res-pekt (Sache-brust, d.h. aus voller Brust) für die philologische Meis-terleis-tung ein paar Gläser Sekt schütten müssen. Die Res-te (Sache-dich!) der Flasche kann er sich dann selbst über die Hose schütten.
Entschuldigung, ich bin schon wieder zu weit weg vom st, bin bei s impura. Ein anständiger Ausländer, auch wenn sein Italiano, muß eben lernen Deutsch so, wie sein aben gewollt das Gudusminister und sdudiertes Altfilologe, auch wenn es sein sehr aufwändig und impura, unanständig gegen ausländisches Abendlander also.
Peter W. Forster, StD pw.forster@t-online.de
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Peter W. Forster am 19.06.2001 um 22.00
Norbert Lindenthal (Bad Ems Norbert@Lindenthal.com) schrieb vor acht Tagen an dieser Stelle von st, das in einigen Landstrichen als scht (Kasch-ten) gesprochen werde. Das stimmt insofern nicht ganz, als man das st wenigstens im Schwäbischen als schd ausspricht und nie Kasch-da trennen würde. Auf alle Fälle eine gute Anregung.
Von der lateinischen Sprache ausgehend ist die st- (und auch sp-)Trennung besonders sinnstörend. Die vielen mit stare (sistere), sternere, stringere und struere zusammengesetzten Komposita werden in unserer Sprache als Fremd- und Lehnwörter gebraucht (kosten von con-stare).
Im Italienischen bildet s mit dem t als folgendem Konsonanten die Einheit st (genannt s impura), die nicht abgetrennt werden darf: re-sto, der Rest. Wenn der zur Rechtschreibreform gezwungene Deutschlehrer am Goethe-Institut den Plural von Rest bei der Trennung als Res-te einem Italiener als richtig verkaufen muß, dann wird sich gerade der gebildete Italiener nicht so sehr wundern, daß die Deutschen nicht mehr Latein lernen und Reste von re-stare herleiten können, sondern er wird, wenn er einen noch normalen Deutschlehrer vor sich hat, von diesem erfahren, daß die sog. Rechtschreibreform keine Rücksicht nehmen will auf überlieferte Kultur, Stammprinzip und schon gar nicht auf Ausländer.
So hatte z.B. Herr H. Z. aus dem Kultusministerium in Bayern mitsamt seiner Staatssekretärin M.H. damals wichtigere Dinge zu tun als sich um die Kultur der Sprache zu kümmern. Bin ich schon wieder bei der Polemik? Nein. H. Zehetmair ist nicht der Vater von Frau Hohlmeier, der war Franz Strauß, und auch nicht der Taufpate eines ihrer Kinder. Taufpate, das wissen wir aus einem Zeitungsinterview von Frau M.H. selbst, ist der jetzige Bayerische Ministerpräsident, der ihr jetzt den Bayerischen Verdienstorden umgehängt hat, so wie deren Vater vor Jahren ihm, dem jetzigen Bayerischen Minis-ter-päsidenten (ein Maxi dem dreimal Mini?), damals den Orden umgehängt hat. H.Z. ist auch nicht der Schwiegervater einer Bertelsmanntochter. Warum nur hat der Altphilologe als alter Filou die Sprache so verraten und besonders alle Altphilologen so sehr vorgeführt und beleidigt?
Wir hören immer wieder, wir hätten keine neuen Argumente gegen die sog. Rechtschreibreform. Das stimmt genauso, wie es stimmt, daß es keine vernünftigen Argumente für die sog. Rechtschreibreform gibt und gab. So gesehen müssen wir die Argumente immer wiederholen. Auch wenn das Glas voll ist, müssen wir immer nachschenken. Wir werden also so lange H. Z. nachschenken und an die verschleuderten Milliarden und die von ihm versenkten Kulturgüter erinnern müssen, bis nur noch sein Kopf aus dem Sektgewässer herausschaut und er endlich vor aller Öffentlichkeit bekennt, die sog. Rechtschreibreform sei die größte Dummheit seines Lebens gewesen. Wir werden in sein noch immer grinsendes Gesicht aus kurzer Dis-tanz (beim Tanz in der Disco) mit vollem Res-pekt (Sache-brust, d.h. aus voller Brust) für die philologische Meis-terleis-tung ein paar Gläser Sekt schütten müssen. Die Res-te (Sache-dich!) der Flasche kann er sich dann selbst über die Hose schütten.
Entschuldigung, ich bin schon wieder zu weit weg vom st, bin bei s impura. Ein anständiger Ausländer, auch wenn sein Italiano, muß eben lernen Deutsch so, wie sein aben gewollt das Gudusminister und sdudiertes Altfilologe, auch wenn es sein sehr aufwändig und impura, unanständig gegen ausländisches Abendlander also.
Peter W. Forster, StD pw.forster@t-online.de
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 19.06.2001 um 22.00
Die Frage-und-Antwort-Technik finde sehr geeignet, weil es ja darum geht, Sachverhalte präzise, aber nicht stocksteif oder staubtrocken, sondern aufgelockert und anregend darzustellen (siehe Langer, Schulz v. Thun, Tausch: »Sich verständlich ausdrücken«, Ernst Reinhardt Verlag, München, Basel, 6. Auflage 1999).
Und: es sollte meiner Meinung nach auch die ganze Ungeheuerlichkeit dieses Reformvorgangs erkennbar werden!
Auf jeden Fall finde es sehr klasse, daß in diesem Forum endlich Aktivitäten gegen diese hirnkalte »Recht«schreibung unternommen werden!
Es ist ein krasses Mißverhältnis, daß der inzwischen auf vielerlei Unzulänglichkeiten und Grobgeistigkeiten beruhende Duden sich selbstgefällig in den Regalen der Buchhandlungen räkelt, während das »Rechtschreibwörterbuch« und die »Regelungsgewalt« nicht einmal beim Großhändler vorrätig sind und also nur über den Verlag bestellt werden können!
Das stellt die zugrunde liegende Realität vollkommen auf den Kopf und sollte von niemandem, der das erkennt, hingenommen werden!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Reinhard Markner am 18.06.2001 um 22.00
Die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« finde ich ausgezeichnet -- Journalisten lesen für gewöhnlich keine dicken Bücher. Der Sprachpreis bietet einen geeigneten »Aufhänger« -- was treibt dieser Ickler eigentlich ? Als Adressaten kämen alle Redaktionen in Frage, die sich mit kulturellen und politischen Themen befassen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 18.06.2001 um 22.00
Dann würde ich die Frage-und-Antwort-Form vorschlagen, in der der erste Teil gehalten ist (mit kürzeren Antworten natürlich). Aus dem übrigen könnte man das Wesentliche herausziehen und in dieselbe Form der FAQ bringen (unter Auswertung unserer Erfahrungen aus vielen Diskussionen). Leider bin ich gerade in Zeitdruck, aber vielleicht schaffe ich es bald.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 18.06.2001 um 22.00
Dann würde ich die Frage-und-Antwort-Form vorschlagen, in der der erste Teil gehalten ist (mit kürzeren Antworten natürlich). Aus dem übrigen könnte man das Wesentliche herausziehen und in dieselbe Form der FAQ bringen (unter Auswertung unserer Erfahrungen aus vielen Diskussionen). Leider bin ich gerade in Zeitdruck, aber vielleicht schaffe ich es bald.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 18.06.2001 um 22.00
Die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« finde ich ausgezeichnet -- Journalisten lesen für gewöhnlich keine dicken Bücher. Der Sprachpreis bietet einen geeigneten »Aufhänger« -- was treibt dieser Ickler eigentlich ? Als Adressaten kämen alle Redaktionen in Frage, die sich mit kulturellen und politischen Themen befassen.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 17.06.2001 um 22.00
Es ist ohne Zweifel richtig, sich immer wieder zu fragen, was im Sinne der Zielerreichung besonders effizient ist.
Das setzt aber voraus, daß man sein Ziel klar kennt. Die Reformer haben es da relativ leicht: Sie möchten möglichst viel von dem erhalten wissen, was sie als ihren persönlichen Eintrag in die Geschichtsbücher ansehen. Die Reformgegner wollen dagegen nicht einfach auf den Status ex ante zurück. Einige wollen das vielleicht, einige sehen darin eher ein taktisches Zwischenziel, wieder andere sind der Überzeugung, daß man einen vernünftigen Kompromiß finden müsse.
Die Diskussionen auf dieser Seite - auch scheinbar unproduktive Auseinandersetzungen - verhelfen dazu, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, was vernünftig ist.
Wenn daneben auch mehr Überlegungen treten, wie man die sich entwickelnden Ansätze dann wirkungsvoll voranbringt, ist das natürlich mehr als richtig.
Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 17.06.2001 um 22.00
Es ist ohne Zweifel richtig, sich immer wieder zu fragen, was im Sinne der Zielerreichung besonders effizient ist.
Das setzt aber voraus, daß man sein Ziel klar kennt. Die Reformer haben es da relativ leicht: Sie möchten möglichst viel von dem erhalten wissen, was sie als ihren persönlichen Eintrag in die Geschichtsbücher ansehen. Die Reformgegner wollen dagegen nicht einfach auf den Status ex ante zurück. Einige wollen das vielleicht, einige sehen darin eher ein taktisches Zwischenziel, wieder andere sind der Überzeugung, daß man einen vernünftigen Kompromiß finden müsse.
Die Diskussionen auf dieser Seite - auch scheinbar unproduktive Auseinandersetzungen - verhelfen dazu, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, was vernünftig ist.
Wenn daneben auch mehr Überlegungen treten, wie man die sich entwickelnden Ansätze dann wirkungsvoll voranbringt, ist das natürlich mehr als richtig.
Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 15.06.2001 um 22.00
Lange habe ich das Gästebuch nicht gelesen, hatte also einiges nachzuholen. Nun muß ich eine Anmerkung machen: während sich die Rechtschreibreformgegner endlos über diese und jene schriftsprachliche Erscheinung auslassen und zu allem Überfluß mit einem Herrn Jansen diskutieren (was völlig nutzlos ist!), machens die Reformer klug.
Sie besuchen wichtige Menschen, setzen mit deren Hilfe ihren Unsinn durch, starten Werbekampagnen, in denen sie Reformgegner diffamieren, lassen sich selbst in eine kontrollierende Kommission einsetzen und werden immer wieder mit denselben Sätzen (Immer mehr Menschen schreiben neu, Kinder lernen neue Rechtschreibung besser, Lehrer sind zufrieden usw., usw) in den Medien zitiert, während die Reformgegner...siehe oben!
Ich finde, es sollte einmal darüber nachgedacht werden, wie die guten Argumente der versammelten Rechtschreibreform-Gegnerschaft an die Öffentlichkeit, sprich: in die Medien gelangen können.
Jede andere Reform wird endlos diskutiert, das Für und Wider abgewogen, Kritisches veröffentlicht. Im Falle der Rechtschreibreform stehen nicht einmal die kritischen Bücher in den Regalen, Leserbriefe werden weiterhin unterdrückt. Da muß etwas geschehen!
Ist das nicht wichtiger als Herrn Jansen, der sich sowieso nicht überzeugen läßt (Wie war das noch mit den Perlen???), mit Gegenargumenten und Erklärungen aufzuwarten?
Claudia Ludwig
eingetragen von Thomas Rhaire am 15.06.2001 um 22.00
!!!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 15.06.2001 um 22.00
Ich stimme Frau Ludwig vollkommen zu!!!
Weshalb kostbare Zeit mit bockbeinigen Gästebuchbesuchern verschwenden, die sehr viel sinnvoller für Aktivitäten gegen die sogenannte »Recht«schreibreform eingesetzt werden könnte?!
Schon seit einiger Zeit geistert mir die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« im Kopf herum, die man zum Beispiel an das Fernsehmagazin »Monitor« weiterleiten könnte ...
Wie wärs damit?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 15.06.2001 um 22.00
Ich stimme Frau Ludwig vollkommen zu!!!
Weshalb kostbare Zeit mit bockbeinigen Gästebuchbesuchern verschwenden, die sehr viel sinnvoller für Aktivitäten gegen die sogenannte »Recht«schreibreform eingesetzt werden könnte?!
Schon seit einiger Zeit geistert mir die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« im Kopf herum, die man zum Beispiel an das Fernsehmagazin »Monitor« weiterleiten könnte ...
Wie wärs damit?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Gast am 15.06.2001 um 22.00
Lange habe ich das Gästebuch nicht gelesen, hatte also einiges nachzuholen. Nun muß ich eine Anmerkung machen: während sich die Rechtschreibreformgegner endlos über diese und jene schriftsprachliche Erscheinung auslassen und zu allem Überfluß mit einem Herrn Jansen diskutieren (was völlig nutzlos ist!), machens die Reformer klug.
Sie besuchen wichtige Menschen, setzen mit deren Hilfe ihren Unsinn durch, starten Werbekampagnen, in denen sie Reformgegner diffamieren, lassen sich selbst in eine kontrollierende Kommission einsetzen und werden immer wieder mit denselben Sätzen (Immer mehr Menschen schreiben neu, Kinder lernen neue Rechtschreibung besser, Lehrer sind zufrieden usw., usw) in den Medien zitiert, während die Reformgegner...siehe oben!
Ich finde, es sollte einmal darüber nachgedacht werden, wie die guten Argumente der versammelten Rechtschreibreform-Gegnerschaft an die Öffentlichkeit, sprich: in die Medien gelangen können.
Jede andere Reform wird endlos diskutiert, das Für und Wider abgewogen, Kritisches veröffentlicht. Im Falle der Rechtschreibreform stehen nicht einmal die kritischen Bücher in den Regalen, Leserbriefe werden weiterhin unterdrückt. Da muß etwas geschehen!
Ist das nicht wichtiger als Herrn Jansen, der sich sowieso nicht überzeugen läßt (Wie war das noch mit den Perlen???), mit Gegenargumenten und Erklärungen aufzuwarten?
Claudia Ludwig
eingetragen von Thomas Rhaire am 15.06.2001 um 22.00
!!!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Gast am 14.06.2001 um 22.00
Dieser Grundsatz darf natürlich nicht nur für die Rechtschreibung gelten. Er muß gelten für alle Schulfächer, für alle Prüfungen (man sollte sie eigentlich abschaffen, da sie Ungleichheit hervorrufen), für alle Dinge des Lebens.
Dann werden alle Menschen gleich und glücklich sein. Sie werden wie gute Brüder und Schwestern sein. Es wird keine Verbrechen mehr geben, keinen Streit, keine Mißverständnisse, keinen Neid und keinen Haß. Wir werden im Paradies leben!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Thomas Rhaire am 14.06.2001 um 22.00
Vielen Dank für die Antworten auf die Frage nach dem st!
Offenbar gibt es einige praktische Gründe, die für eine Nichttrennung von st sprechen bzw. deren Entstehung erklären. Natürlich ist der Reim mit dem Wehtun nur eine Eselsbrücke zur leichteren Einprägung dieser Regel, die seit der Durchsetzung der sogenannten »Recht«schreibreform ja nun nicht mehr amtlich ist. Ob die Neuregelung allerdings eine praxisgerechte ist, wird sich wohl erst noch zeigen.
In keinem Fall erhöht sie jedoch den sittlichen Nährwert einer sogenannten »Recht«schreibreform, die zwar den Gesetzgeber irgendwie übertölpelt zu haben scheint, die aber mit recht im Sinne von richtig absolut nichts zu tun hat.
Und aus diesem Grund vermag ich Herrn Jansens Eifer für eine so unrechte Sache, wie sie durch die sogenannte »Recht«schreibreform repräsentiert wird, in keiner Weise nachzuvollziehen. Auch wenn er sich auf die Fahne schreibt, die sogenannte Neuregelung in einigen Punkten verbessern zu wollen, so erscheint mir dieses Bemühen als dasjenige eines Unentwegten, der eine auf Treibsand gebaute Hütte durch allerlei zusätzliche Lehmaufschüttungen und -umschüttungen vor dem unvermeidbaren Untergang zu bewahren versucht.
Man könnte diese Technik auch als Regressionsoptimierung bezeichnen, also als einen Versuch, dem durch die Reform entstandenen Schaden mit allerlei kosmetischen Wundpflästerchen entgegenzuwirken (»Set-Decoration«).
Allerdings erkenne ich nicht den Sinn eines solchen Tuns, weil diese Sprache in der vormals gültigen Schreibweise ja ein sehr brauchbares Ausdrucksinstrument zur Verfügung hatte und immer noch hat.
Ich sehe nicht ein, warum etwas Gutes gegen etwas sehr viel Schlechteres eingetauscht werden sollte! Es ist töricht, in einer Welt, die sich immer weiter differenziert, die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten einer Kultur zu reduzieren! Die Evolution hat jedenfalls einen genau entgegengesetzten Entwicklungsverlauf genommen!
Auf der anderen Seite haben die Einwürfe von Herrn Jansen - so sie denn als ernstgemeint erkennbar sind - auch die Funktion eines virtuellen Schleifsteins, an dem alle Gegner der sogenannten »Recht«schreibreform sich die argumentative Klinge schärfen können. Oder, um es in den Worten des bekannten Fastenarztes Otto Buchinger zu sagen:
»Nie wird eine Position gehalten,
die keine Opposition mehr duldet,
an welcher ihre Berechtigung und
Stärke sich beweist.«
(aus der Aphorismensammlung »Unterwegs« von Otto Buchinger, Verlag Leonhard Friedrich, Bad Pyrmont 1946, S. 26 )
Abschließend noch ein Kurzkommentar zum Beitrag »Toll!« vom 15.6.2001:
Na, auf die Art von Verständigung bin ich ja echt gespannt! Vielleicht sollte man bald damit anfangen, die steinzeitlichen Grunzlaute von damals wiederzubeleben ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 14.06.2001 um 22.00
Man sollte vermuten, daß Menschen wie Theodor Pelster es im Grunde gut meinen mit ihren Vorschlägen. Doch seinem Ansatz wohnt eine fatale Naivität inne. Fatal, weil sie die wahren Gegebenheiten so unglaublich simplifiziert, daß die optierte Methode das genaue Gegenteil des Zieles bewirken würde, auf das eigentlich angepeilt wird. Wie in einigen der letzten Beiträge an dieser Stelle wiederholt erwähnt wurde, wird Sprache zunächst intuitiv angewandt. Das menschliche Gehirn besitzt ein Sprachzentrum, das für die unbewußte Synthese und Analyse sprachlich kodierter Information zuständig ist. Die Sprache, die ein Individuum spricht (also Deutsch, Englisch, Koreanisch, Suaheli usw.) ist aber ganz offensichtlich nicht genetisch bedingt. Ein Mensch lernt die Sprache der Umgebung, in der er aufwächst, in der er lebt. Sprache ist das Produkt eines größeren sozialen Gefüges (eines Sprachvolks) bzw. ihrer Untermengen (Dialektgruppen), die sich auf gewissen Ebenen auch mit anderen Übergruppen überschneiden können (Fachtermini), innerhalb dessen sich semantische Codes, grammatische Traktoren und syntaktische Strukturen herausgebildet haben. Die Maschine, die diese herstellt, ist die Praxis der Kommunikation. Ein kleines Gremium kann eine Sprache nur dann praxistauglich regeln, wenn es den absoluten Grundsatz befolgt, den Gegebenheiten des vorliegenden Zustands zu folgen; jeder normative Versuch ist ein Wagnis und birgt das Risiko der Sprachschädigung. Die Praxis der Kommunikation ergibt sich natürlich bei Menschen auch aus den Gegebenheiten der Signalverarbeitung im menschlichen Gehirn. Ähnlich dem Muskelgewebe findet sich dort die Fähigkeit, sich an oft wiederholende Anforderungen anzupassen. Anfangs noch bewußte Abläufe werden allmählich automatisiert und ins Unterbewußtsein verlagert. So lernt man Fahrradfahren genau wie Klavierspielen und Fremdsprachen. So kann man natürlich auch neue Orthographiekonzepte lernen. Jedoch wird mit jeder Veränderung, wie sie Pelster vorschlägt, wieder neue Anpassung, neuer Lernaufwand fällig werden. Da die Sprache und mit ihr die Rechtschreibung ein komplexes, universelles Instrument ist, das sämtliche konkrete wie geistige Welt zu fassen in der Lage sein sollte, sind den Vereinfachungsbestrebungen natürliche Grenzen gesetzt. Ob diese Grenzen bei Normierungsbestrebungen unbedingt berücksichtigt werden, darf man angesichts der aktuellen Reform zwar schon bezweifeln, jedoch wird jede Änderung des Systems zwangsläufig neue Lernanstrengungen für alle Sprachteilnehmer bedeuten, deren Lebensalter ein wenig über dem geplanten Erneuerungszyklus liegt. Die Komplexität der Materie bringt es mit sich, daß auch die Änderungen umfassend immer nur mit hohen Anstrengungen zu lernen sind (die momentan amtliche Neuregelung der deutschen Rechtschreibung stellt bei alledem ja übrigens noch nicht einmal als Erstlehre eine Erleichterung dar, das ist Pelster wohl auch noch nicht aufgefallen). Unbewußte Abläufe der Sprachformung müssen wieder in die bewußte Sphäre emporgehievt und mühsam durch neue ersetzt werden. Ersetzung der alten Gewöhnung durch neue Gewöhnung - der Aufwand ist offensichtlich, doch wo ist der Ertrag? Denn wenn der Überlegene keine Basis mehr für seine Überlegenheit gegenüber dem Unterlegenen haben soll, dann muß die Qualität der Sprache insgesamt herabgesetzt werden, und zwar entlang des Maßstabs, anhand dem der gegenwärtigen Unterschied zwischen beiden festzustellen ist. Das läuft natürlich auf einen Zwang der Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus. Die Unterlegenen werden während dieser Entwicklung aber trotzdem benachteiligt sein, da sie ihr wegen der dauernden Umgewöhnung und des Umlernens nicht so gut folgen können wie die Überlegenen. Die gegenwärtige Überlegenheit geht ja in Zeiten allgemeiner Schulpflicht normalerweise gerade aus einer besseren Lernfähigkeit bezüglich des sprachlichen Systems hervor. Pelsters Pläne würden die von ihm festgestellten gesellschaftlichen Mißstände also noch verschärfen. Wenn anderes als Begabung die Ursache ist, liegen die Probleme nicht im Lernstoff, sondern im Lehrsystem und den realen Begleitumständen. Ein Zyklus einer Normierung, die sich nicht aus Praxis, sondern aus Simplifizierungsideologie nährt, wird zudem die Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Generationen erschweren, da die Menschen, je älter sie sind, von jeder neuen Umformung verwirrter sein werden. Doch die Verwirrung wird ohnehin darüber hinaus auch allgemeiner Natur sein, denn gerade im Bereich der Rechtschreibung ist das Objekt der Übung ja die alltägliche Lektüre, die sich aus Schrifterzeugnissen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen Stufen der Entwicklung stammen (im Idealfall zumindest). Aufgrund der derzeit beobachtbaren Folgen der 1996er Reform läßt sich recht gut abschätzen, was auf die Kulturtechnik der Rechtschreibung zukäme, wenn man ihre Regeln, ihr System, in jedem Jahrzehnt neu ändern würde. Vom Sinn der Rechtschreibung würde nichts übrigbleiben, die Schriftsprache würde starke Abstumpfung des Ausdrucks, der Präzision, ihrer allgemeinen Leistungsfähigkeit erfahren. Solche Ergebnisse pflegt man Kulturverfall zu nennen. Das Mittelalter war in Europa nach den kulturellen Blüten der Antike ein Beispiel für so etwas. Es wäre schön, wenn man Lernanstrengungen lieber in lehrreiche Geschichtsbetrachtungen investieren würde anstatt in sinnlose, ja, sinnwidrige Umbauten des Sprachsystems.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 14.06.2001 um 22.00
Man sollte vermuten, daß Menschen wie Theodor Pelster es im Grunde gut meinen mit ihren Vorschlägen. Doch seinem Ansatz wohnt eine fatale Naivität inne. Fatal, weil sie die wahren Gegebenheiten so unglaublich simplifiziert, daß die optierte Methode das genaue Gegenteil des Zieles bewirken würde, auf das eigentlich angepeilt wird. Wie in einigen der letzten Beiträge an dieser Stelle wiederholt erwähnt wurde, wird Sprache zunächst intuitiv angewandt. Das menschliche Gehirn besitzt ein Sprachzentrum, das für die unbewußte Synthese und Analyse sprachlich kodierter Information zuständig ist. Die Sprache, die ein Individuum spricht (also Deutsch, Englisch, Koreanisch, Suaheli usw.) ist aber ganz offensichtlich nicht genetisch bedingt. Ein Mensch lernt die Sprache der Umgebung, in der er aufwächst, in der er lebt. Sprache ist das Produkt eines größeren sozialen Gefüges (eines Sprachvolks) bzw. ihrer Untermengen (Dialektgruppen), die sich auf gewissen Ebenen auch mit anderen Übergruppen überschneiden können (Fachtermini), innerhalb dessen sich semantische Codes, grammatische Traktoren und syntaktische Strukturen herausgebildet haben. Die Maschine, die diese herstellt, ist die Praxis der Kommunikation. Ein kleines Gremium kann eine Sprache nur dann praxistauglich regeln, wenn es den absoluten Grundsatz befolgt, den Gegebenheiten des vorliegenden Zustands zu folgen; jeder normative Versuch ist ein Wagnis und birgt das Risiko der Sprachschädigung. Die Praxis der Kommunikation ergibt sich natürlich bei Menschen auch aus den Gegebenheiten der Signalverarbeitung im menschlichen Gehirn. Ähnlich dem Muskelgewebe findet sich dort die Fähigkeit, sich an oft wiederholende Anforderungen anzupassen. Anfangs noch bewußte Abläufe werden allmählich automatisiert und ins Unterbewußtsein verlagert. So lernt man Fahrradfahren genau wie Klavierspielen und Fremdsprachen. So kann man natürlich auch neue Orthographiekonzepte lernen. Jedoch wird mit jeder Veränderung, wie sie Pelster vorschlägt, wieder neue Anpassung, neuer Lernaufwand fällig werden. Da die Sprache und mit ihr die Rechtschreibung ein komplexes, universelles Instrument ist, das sämtliche konkrete wie geistige Welt zu fassen in der Lage sein sollte, sind den Vereinfachungsbestrebungen natürliche Grenzen gesetzt. Ob diese Grenzen bei Normierungsbestrebungen unbedingt berücksichtigt werden, darf man angesichts der aktuellen Reform zwar schon bezweifeln, jedoch wird jede Änderung des Systems zwangsläufig neue Lernanstrengungen für alle Sprachteilnehmer bedeuten, deren Lebensalter ein wenig über dem geplanten Erneuerungszyklus liegt. Die Komplexität der Materie bringt es mit sich, daß auch die Änderungen umfassend immer nur mit hohen Anstrengungen zu lernen sind (die momentan amtliche Neuregelung der deutschen Rechtschreibung stellt bei alledem ja übrigens noch nicht einmal als Erstlehre eine Erleichterung dar, das ist Pelster wohl auch noch nicht aufgefallen). Unbewußte Abläufe der Sprachformung müssen wieder in die bewußte Sphäre emporgehievt und mühsam durch neue ersetzt werden. Ersetzung der alten Gewöhnung durch neue Gewöhnung - der Aufwand ist offensichtlich, doch wo ist der Ertrag? Denn wenn der Überlegene keine Basis mehr für seine Überlegenheit gegenüber dem Unterlegenen haben soll, dann muß die Qualität der Sprache insgesamt herabgesetzt werden, und zwar entlang des Maßstabs, anhand dem der gegenwärtigen Unterschied zwischen beiden festzustellen ist. Das läuft natürlich auf einen Zwang der Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus. Die Unterlegenen werden während dieser Entwicklung aber trotzdem benachteiligt sein, da sie ihr wegen der dauernden Umgewöhnung und des Umlernens nicht so gut folgen können wie die Überlegenen. Die gegenwärtige Überlegenheit geht ja in Zeiten allgemeiner Schulpflicht normalerweise gerade aus einer besseren Lernfähigkeit bezüglich des sprachlichen Systems hervor. Pelsters Pläne würden die von ihm festgestellten gesellschaftlichen Mißstände also noch verschärfen. Wenn anderes als Begabung die Ursache ist, liegen die Probleme nicht im Lernstoff, sondern im Lehrsystem und den realen Begleitumständen. Ein Zyklus einer Normierung, die sich nicht aus Praxis, sondern aus Simplifizierungsideologie nährt, wird zudem die Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Generationen erschweren, da die Menschen, je älter sie sind, von jeder neuen Umformung verwirrter sein werden. Doch die Verwirrung wird ohnehin darüber hinaus auch allgemeiner Natur sein, denn gerade im Bereich der Rechtschreibung ist das Objekt der Übung ja die alltägliche Lektüre, die sich aus Schrifterzeugnissen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen Stufen der Entwicklung stammen (im Idealfall zumindest). Aufgrund der derzeit beobachtbaren Folgen der 1996er Reform läßt sich recht gut abschätzen, was auf die Kulturtechnik der Rechtschreibung zukäme, wenn man ihre Regeln, ihr System, in jedem Jahrzehnt neu ändern würde. Vom Sinn der Rechtschreibung würde nichts übrigbleiben, die Schriftsprache würde starke Abstumpfung des Ausdrucks, der Präzision, ihrer allgemeinen Leistungsfähigkeit erfahren. Solche Ergebnisse pflegt man Kulturverfall zu nennen. Das Mittelalter war in Europa nach den kulturellen Blüten der Antike ein Beispiel für so etwas. Es wäre schön, wenn man Lernanstrengungen lieber in lehrreiche Geschichtsbetrachtungen investieren würde anstatt in sinnlose, ja, sinnwidrige Umbauten des Sprachsystems.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 14.06.2001 um 22.00
Vielen Dank für die Antworten auf die Frage nach dem st!
Offenbar gibt es einige praktische Gründe, die für eine Nichttrennung von st sprechen bzw. deren Entstehung erklären. Natürlich ist der Reim mit dem Wehtun nur eine Eselsbrücke zur leichteren Einprägung dieser Regel, die seit der Durchsetzung der sogenannten »Recht«schreibreform ja nun nicht mehr amtlich ist. Ob die Neuregelung allerdings eine praxisgerechte ist, wird sich wohl erst noch zeigen.
In keinem Fall erhöht sie jedoch den sittlichen Nährwert einer sogenannten »Recht«schreibreform, die zwar den Gesetzgeber irgendwie übertölpelt zu haben scheint, die aber mit recht im Sinne von richtig absolut nichts zu tun hat.
Und aus diesem Grund vermag ich Herrn Jansens Eifer für eine so unrechte Sache, wie sie durch die sogenannte »Recht«schreibreform repräsentiert wird, in keiner Weise nachzuvollziehen. Auch wenn er sich auf die Fahne schreibt, die sogenannte Neuregelung in einigen Punkten verbessern zu wollen, so erscheint mir dieses Bemühen als dasjenige eines Unentwegten, der eine auf Treibsand gebaute Hütte durch allerlei zusätzliche Lehmaufschüttungen und -umschüttungen vor dem unvermeidbaren Untergang zu bewahren versucht.
Man könnte diese Technik auch als Regressionsoptimierung bezeichnen, also als einen Versuch, dem durch die Reform entstandenen Schaden mit allerlei kosmetischen Wundpflästerchen entgegenzuwirken (»Set-Decoration«).
Allerdings erkenne ich nicht den Sinn eines solchen Tuns, weil diese Sprache in der vormals gültigen Schreibweise ja ein sehr brauchbares Ausdrucksinstrument zur Verfügung hatte und immer noch hat.
Ich sehe nicht ein, warum etwas Gutes gegen etwas sehr viel Schlechteres eingetauscht werden sollte! Es ist töricht, in einer Welt, die sich immer weiter differenziert, die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten einer Kultur zu reduzieren! Die Evolution hat jedenfalls einen genau entgegengesetzten Entwicklungsverlauf genommen!
Auf der anderen Seite haben die Einwürfe von Herrn Jansen - so sie denn als ernstgemeint erkennbar sind - auch die Funktion eines virtuellen Schleifsteins, an dem alle Gegner der sogenannten »Recht«schreibreform sich die argumentative Klinge schärfen können. Oder, um es in den Worten des bekannten Fastenarztes Otto Buchinger zu sagen:
»Nie wird eine Position gehalten,
die keine Opposition mehr duldet,
an welcher ihre Berechtigung und
Stärke sich beweist.«
(aus der Aphorismensammlung »Unterwegs« von Otto Buchinger, Verlag Leonhard Friedrich, Bad Pyrmont 1946, S. 26 )
Abschließend noch ein Kurzkommentar zum Beitrag »Toll!« vom 15.6.2001:
Na, auf die Art von Verständigung bin ich ja echt gespannt! Vielleicht sollte man bald damit anfangen, die steinzeitlichen Grunzlaute von damals wiederzubeleben ...
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Gast am 14.06.2001 um 22.00
Dieser Grundsatz darf natürlich nicht nur für die Rechtschreibung gelten. Er muß gelten für alle Schulfächer, für alle Prüfungen (man sollte sie eigentlich abschaffen, da sie Ungleichheit hervorrufen), für alle Dinge des Lebens.
Dann werden alle Menschen gleich und glücklich sein. Sie werden wie gute Brüder und Schwestern sein. Es wird keine Verbrechen mehr geben, keinen Streit, keine Mißverständnisse, keinen Neid und keinen Haß. Wir werden im Paradies leben!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 13.06.2001 um 22.00
Den Vorschlag von Herrn Lindenthal aufgreifend, habe ich als ersten Schritt in ein neues Leitthema hineinkopiert, was Stephanus Peil zu dieser Frage in der Wörterliste geschrieben hat.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 22.00
Da nicht jeder meinen Kritischen Kommentar zur Hand haben kann, erlaube ich mir, den Abschnitt über das Problem Handvoll hierherzusetzen (ohne Kursive):
E2 (1) schreibt vor: eine Zeit lang. Im Wörterverzeichnis wird dies als Neuerung gekennzeichnet, was sachlich unrichtig ist, denn eine solche Konstruktion war nach der deutschen Grammatik immer möglich. Neu ist hingegen die Tilgung des Substantivs Zeitlang, und sie ist unzulässig. Wie schon im Grimmschen Wörterbuch nachzulesen ist, handelt es sich bei Zeitlang um ein echtes Substantiv; das beweisen Fügungen wie auf eine Zeitlang. Ebenso verhält es sich mit Handvoll, Mundvoll. Natürlich kann man sagen eine Hand voll oder zwei Hände voll Kirschen essen; man kann aber auch sagen eine Handvoll, zwei Handvoll Kirschen essen; das Pferd fraß noch zwei Handvoll Heu, ein paar Handvoll Erbsen, mit einigen Handvoll schönen Grases. So steht es im Grimmschen Wörterbuch, nebst weiteren lehrreichen Bemerkungen, auch zum Englischen: two hands full und two handfuls. Dabei ist von stilistischen Problemen noch ganz abgesehen, man vergleiche aber: Oft stehen sie noch im Regal, lange nachdem derjenige, der sie geschrieben hat, zu einer Handvoll Staub zerfallen ist. (F.A.Z. 10.2.1996) 1990 trat er mit einer Handvoll Kollegen für Preisgelder ein. (F.A.Z. 2.1.1996) - Hier und in den meisten der rund 250 Beispiele, die sich pro Jahrgang der Tageszeitung finden, ist die Auflösung untunlich. Bei Grimm findet man auch die mundartlichen Varianten hapfel, haffel, hämpfeli, die ebenso wie Hampfel den Übergang zum Kompositum beweisen. - Die Beseitigung des Substantivs Handvoll war in der Fassung von 1995 noch nicht vorgesehen. Bei Arm und Mund finden sich auch 1996 keine entsprechenden Einträge. Duden löst Armvoll und Mundvoll auf, Bertelsmann zunächst nur Mundvoll, in der 10. Ausgabe auch Armvoll. - Gegen die Tilgung spricht auch hier u. a. die Existenz mundartlicher Formen wie Mumpfel, Mümpfele (= Mundvoll), Arfel, Ärfele (= Armvoll). Die Auflösung wäre oft verfehlt: einen Mundvoll Blut (F.A.Z. 9.3.1996); (Der Pavian) biß hinein und riß ein größeres Stück Fleisch und Haut aus dem Körper. Nach einigen weiteren Mundvoll folgte er der Herde (Grzimeks Tierleben Bd. 10, S. 416).
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 22.00
Aus der Sicht der Schule ist zunächst wichtig, daß überhaupt ein erster Schritt getan wird. Der zweite Schritt wird dann folgen. Zu wünschen wäre eine permanente Reform etwa im Zehnjahresrhythmus. (...) Jede Vereinfachung des Systems wird die Distanz zwischen den Überlegenen und den Unterlegenen verringern und dadurch schon die Möglichkeit der Verständigung verbessern.
(Der Deutschdidaktiker Theodor Pelster über Die Rechtschreibreform in der Schule, in Sprachdienst 1993, S. 136)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 22.00
Da nicht jeder meinen Kritischen Kommentar zur Hand haben kann, erlaube ich mir, den Abschnitt über das Problem Handvoll hierherzusetzen (ohne Kursive):
E2 (1) schreibt vor: eine Zeit lang. Im Wörterverzeichnis wird dies als Neuerung gekennzeichnet, was sachlich unrichtig ist, denn eine solche Konstruktion war nach der deutschen Grammatik immer möglich. Neu ist hingegen die Tilgung des Substantivs Zeitlang, und sie ist unzulässig. Wie schon im Grimmschen Wörterbuch nachzulesen ist, handelt es sich bei Zeitlang um ein echtes Substantiv; das beweisen Fügungen wie auf eine Zeitlang. Ebenso verhält es sich mit Handvoll, Mundvoll. Natürlich kann man sagen eine Hand voll oder zwei Hände voll Kirschen essen; man kann aber auch sagen eine Handvoll, zwei Handvoll Kirschen essen; das Pferd fraß noch zwei Handvoll Heu, ein paar Handvoll Erbsen, mit einigen Handvoll schönen Grases. So steht es im Grimmschen Wörterbuch, nebst weiteren lehrreichen Bemerkungen, auch zum Englischen: two hands full und two handfuls. Dabei ist von stilistischen Problemen noch ganz abgesehen, man vergleiche aber: Oft stehen sie noch im Regal, lange nachdem derjenige, der sie geschrieben hat, zu einer Handvoll Staub zerfallen ist. (F.A.Z. 10.2.1996) 1990 trat er mit einer Handvoll Kollegen für Preisgelder ein. (F.A.Z. 2.1.1996) - Hier und in den meisten der rund 250 Beispiele, die sich pro Jahrgang der Tageszeitung finden, ist die Auflösung untunlich. Bei Grimm findet man auch die mundartlichen Varianten hapfel, haffel, hämpfeli, die ebenso wie Hampfel den Übergang zum Kompositum beweisen. - Die Beseitigung des Substantivs Handvoll war in der Fassung von 1995 noch nicht vorgesehen. Bei Arm und Mund finden sich auch 1996 keine entsprechenden Einträge. Duden löst Armvoll und Mundvoll auf, Bertelsmann zunächst nur Mundvoll, in der 10. Ausgabe auch Armvoll. - Gegen die Tilgung spricht auch hier u. a. die Existenz mundartlicher Formen wie Mumpfel, Mümpfele (= Mundvoll), Arfel, Ärfele (= Armvoll). Die Auflösung wäre oft verfehlt: einen Mundvoll Blut (F.A.Z. 9.3.1996); (Der Pavian) biß hinein und riß ein größeres Stück Fleisch und Haut aus dem Körper. Nach einigen weiteren Mundvoll folgte er der Herde (Grzimeks Tierleben Bd. 10, S. 416).
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 22.00
Aus der Sicht der Schule ist zunächst wichtig, daß überhaupt ein erster Schritt getan wird. Der zweite Schritt wird dann folgen. Zu wünschen wäre eine permanente Reform etwa im Zehnjahresrhythmus. (...) Jede Vereinfachung des Systems wird die Distanz zwischen den Überlegenen und den Unterlegenen verringern und dadurch schon die Möglichkeit der Verständigung verbessern.
(Der Deutschdidaktiker Theodor Pelster über Die Rechtschreibreform in der Schule, in Sprachdienst 1993, S. 136)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 13.06.2001 um 22.00
Den Vorschlag von Herrn Lindenthal aufgreifend, habe ich als ersten Schritt in ein neues Leitthema hineinkopiert, was Stephanus Peil zu dieser Frage in der Wörterliste geschrieben hat.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Thomas Rhaire am 12.06.2001 um 22.00
In meiner Schulzeit hieß es noch:
»Trenne nie st,
denn es tut ihm weh!«
Tja, und nun wird durch die sogenannte »Recht«schreibreform eine solche Art von Wortquälerei (die eigentlich eine Buchstabenquälerei ist)salonfähig gemacht! Weshalb das?
Auch von mir eine Frage an die Experten:
Aus welchem Grund verzichtete die alte Rechtschreibung auf eine Trennung von st, und warum wird diese durch die sogenannte neue »Recht«schreibung (die sich in sehr vielen Fällen als Falschschreibung erwiesen hat)nunmehr vorgeschrieben?
Tut eine Trennung dem st jetzt nicht mehr weh?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 12.06.2001 um 22.00
Also, die etwas absonderlichen Formatierungen in meinem Beitrag gehen tatsächlich nicht auf mein Konto, sondern sind Eigentümlichkeiten dieses Gästebuchs. Nun denn.
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Die Nichttrennung von st soll auf eine Eigentümlichkeit der Druckerei zurückgehen, die s und t auf einem einzigen Block hatte. Ich weiß aber nicht, ob diese Darstellung richtig ist, man kann sie jedenfalls überall lesen.
Vom Grundsatz der Trennung nach Sprechsilben her wäre gegen die Trennung nichts einzuwenden. Allerdings lohnt es keine Rechtschreibreform, nur um diese kleine Unregelmäßigkeit, die niemandem schwerfiel, auszubügeln.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Wie ein Fähnlein im Winde dreht Ickler seine sonstige Argumentation um. Normalerweise klagt er Verstöße der Rechtschreibung gegen die Sprache an. Bei der falschen Untrennbarkeit von st gibt er zu, dass die Sprache die Trennbarkeit eigentlich fordert, suggeriert aber, dass man das doch trotzdem problemlos befolgen konnte.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Schon in meinen allerersten Stellungnahmen zur Rechtschreibreform Ende 1994 und dann bei vielen Gelegenheiten habe ich mich in diesem Sinne geäußert; Herr Jansen merkt es aber erst jetzt. Bei sonst großer Systematik enthält die deutsche rechtschreibung, wie wohl jedes historisch gewachsene Gebilde, ein paar harmlose Schnörkel (so habe ich es immer genannt), mit denen man sich abfinden oder die man bei Gelegenheit beseitigen kann. Im übrigen ist die Silbentrennung ein eher technisches Problem und ein Randgebiet der eigentlichen Orthographie. Und die Slbengrenze liegt oft gar nciht eindeutig fest (zum Beispiel in Karpfen u.ä.). Mir kam es immer darauf an, daß ich wegen dieser Änderung - der einzigen, die ich auf die Frage nach Verbesserungen angeben konnte - keine Reform (mit Neudruck usw.) für sinnvoll halte.
Mein Kritischer Kommentar enthält über 200 Seiten mehr oder weniger gewichtige Einwände gegen die Reform. Ich empfehle Herrn Jansen die Beschäftigung damit und nicht mit der allbekannten Ausnahme bei der Silbentrennung. Diese Grundschulweisheit ist einfach zu trivial für eine ernsthafte Diskussion.
Wie kam es zum Beispiel zu der ausdrücklich vorgeschriebenen Zusammenschreibung von irrewerden, und wie kam es dann auch wieder zum Verschwinden dieses Wortes im Bericht vom Dezember 1997? (Vergeblich, wie wir wissen, so daß nun in den allerneuesten Wörterbüchern weiterhin irrewerden, irrwerden prangen: daß er daran irrwird usw.) - Welche Überlegungen liegen dem zugrunde? Und warum wurden sie wieder aufgegeben?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Karl Eichholz am 12.06.2001 um 22.00
Das st des Bleisatzes war ja nicht nur einfach s und t hintereindander, sondern, in Wörtern wie stehen war es eine Ligatur, also ein zusammengegossener Doppelbuchstabe, geformt aus Lang-s, welches unserem f ein wenig ähnlich sieht, und t.
Ähnlich, wie auch heute noch in qualitativ hochwertigem Schriftsatz die Verbindung fi als Sonderzeichen zusammengezogen wird, damit unserem Auge keine unschönen und leseunfreundlichen Überschneidungen zugemutet werden, so wurde auch damals die Form des zusammengesetzten Lang-s-mit-t besonders für die Lesefreundlichkeit angepaßt.
Das st kommt ja ungleich viel öfter vor, als fi oder dergleichen. Damit man einen bleigesetzten Text problemlos neu umbrechen konnte, war es nötig, die Ligatur st als solche zu belassen, denn sie hätte sonst umständlich durch zwei einzelne Lettern ausgetauscht werden müssen.
Wohlgemerkt gilt das trenne nie st, denn es tut ihm weh ja auch nur für die Fälle, wo das s nicht am WortstammENDE steht.
Das s am Wortstammende hingegen war ja als rund-s ohnehin ein vom t getrennt gesetzter Buchstabe und durfte folglich auch getrennt werden.
Beispiele für st untrennbar:
aufstehen
Kiste
ängstigen
feststellen
bürsten
rüsten
Meister
Kosten
Beispiel für st trennbar:
alltagstauglich
Abgasturbine
Entwicklungstheorie
aber wie steht es mit sie liebkosten einander
da liebkosen der Wortstamm ist, ist das st dann trennbar?
Zumindest hat es nicht mit kosten zu tun, weder als Verb noch als Substantiv.
Hier ist der Fachmann gefordert.
Karl Eichholz
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Weil ich es gerade erwähnt habe: Unter Dokumente habe soeben den Text eingestellt, den ich im Dezember 1994 verfaßt und in Umlauf gebracht habe. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen. Auch vom st ist darin die Rede. Natürlich konnte ich damals nicht ahnen, was für ein langwieriger Kampf sich entwickeln würde. Andererseits war die ungewöhnliche Fehlerhaftigkeit der Reform schon gut zu erkennen, auch für einen Laien wie mich.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Auf unseren Seiten lassen wir die BesucherInnen darueber abstimmen, welcher Art von Rechtschreibung wir verwenden sollen.
Einfach vorbeikommen bei http://www.gutenmorgenbuchladen.de/!
Joachim Mueller
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 12.06.2001 um 22.00
Ich bitte um aller Nachsicht, aber ich möchte doch noch einmal auf das Phänomen Jansen und Rechtschreibregeln eingehen, weil es mir so unbegreiflich scheint. Aus der Aufklärung solcher Phänomene kann man oft etwas lernen, und das ist in meinen Augen einen solchen Versuch wert (selbst auf die Gefahr hin, daß man u.U. über das Niveau eines hanebüchenen Geplänkels nicht hinauskommt).
Ich habe es immer - auch schon als Schüler - als unerträglich empfunden, wenn man Regeln über die Sprache stellte (und ich hätte auch meine nicht überragenden - aber sehr hilfreichen - Fremdsprachenkenntnisse nie und nimmer über das Studium von Regelwerken erwerben können - da sträubt sich in mir einfach alles). In meinem - von Fachkenntnissen weitestgehend ungetrübten - Laienverständnis bilden die Sprachen sich ihre Regeln selbst und Sprachwissenschaftler können versuchen, sie ihnen mehr oder minder zutreffend abzulauschen. (Natürlich können diese abgelauschten Regeln dann ihrerseits Einfluß auf die weitere Sprachentwicklung ausüben; aber das werden sie dauerhaft nur dann können, wenn sie der inneren Struktur, dem Charakter der Sprache, aber auch ihrer spezifischen Dynamik, nicht entgegenstehen.)
Von diesem Verständnis von Sprache ausgehend erscheint es mir wirklich als phänomenal, auf einen Menschen zu treffen, der von sich behauptet, genau umgekehrt vorzugehen: Er geht von einem Regelwerk aus und nimmt es in sich auf in einer Vollkommenheit (Herr Dräger hat sein Erstaunen darüber hier schon zum Ausdruck gebracht), daß er damit die Urheber der Regeln und alle ihre Interpreten in Wörterbuchredaktionen etc. weit in den Schatten stellt: Er erklärt einige Interpretationen der Urheber der Regeln für glatt falsch! Ich halte das für ungeheuer spannend: Um so überhaupt auch nur ansatzweise denken zu können, muß man dem Regelwerk in meinen Augen eine schon geradezu überirdische Bedeutung beimessen. Ich war bislang unfähig, es auch nur ein einziges Mal in seiner Gänze zu lesen, aber unbeeindruckt war ich davon nicht: § 716 a) aber mit E1, wenn nicht E4, dann E3, bis auf die Fälle X, Y, Z, dann immer E4 - in Zweifelsfällen siehe Wörterliste! Grandios!
Ich betrachte einfach die Auswirkungen: Die von mir hier zitierten, in höchstem Maße pathologischen masochistischen Neigungen (das Zermörsern der eigenen Hand - aber immerhin mit Salbei!) hatte Wolfram Siebeck vor der Rechtschreibreform nie - nicht ein einziges Mal! Es ist ein klares Resultat der RSR, es steht heute in allen Wörterbüchern, und dieses Resultat ist .... (denke sich hier jeder das drastischste Wort der Ablehnung aus, das sein Feingefühl gerade noch zuläßt - genau das wollte ich hier schreiben!)! Solche Resultate, die beim Lesen Schmerzen verursachen, produziert die RSR zuhauf! Sie sind ein Resultat der Regeln, deren verbesserter Interpretation Herr Jansen so ungeheuer viel zutraut.
Der Wortschrott, der seit der Rechtschreibreform überall drastisch vermehrt hervorquillt, wird eingedämmt durch verbesserte Interpretation der Regeln, die ihn ausgelöst haben?! Viel eher, sehr geehrter Herr Jansen, und viel schneller, als sie dem mit Neuinterpretationen begegnen könnten, (zer)stört diese RSR das Wertvollste, das es in meinen Augen im Umgang mit Sprachen gibt: das Gefühl, in ihnen zu Hause zu sein, selbst darauf lauschen zu können, was geht - und was nicht! Und solange in den Wörterbüchern dieser hanebüchene Unsinn steht, der zu der Hand voll 20-jähriger Soldaten führt, die als 30-Jährige mit unzureichenden Absch(l)usssalden überhand nehmen und daraufhin Mitfühlenden Leid tun, muß die Ursache solchen Mißstandes bekämpft werden und nicht einfach ihre Interpretation!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 12.06.2001 um 22.00
... als Sie dem ... - Entschuldigung!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Ickler,
Sie haben vollkommen recht mit Ihrer Vermutung. Die Schriftgießereien haben bestimmte Buchstabenkombinationen in einem Guß hergestellt. Das hat aber einen ganz handfesten praktischen Hintergrund. Nehmen wir nur einmal f+i in einer Antiquaschrift. Das f ragt mit seiner Oberlänge über den folgenden Buchstaben hinaus. Folgt dem f ein Buchstabe ohne Oberlänge, wie z. B. ein a, gibt es kein Problem, folgt aber ein Buchstabe mit Oberlänge, wie das i, dann würde, wenn der Kegel des f so breit wie das f wäre, das folgende i einen zu großen Abstand vom vorhergehenden f haben. Das stört natürlich ganz erheblich den Lesefluß, d. h., die Laufweite der Buchstaben zueinander stimmt nicht mehr. Wäre der Kegel schmaler, würden die beiden Oberlängen sich im Weg stehen und abbrechen. Um dem aus dem Weg zu gehen, wurden solche Buchstabenkombinationen auf einen Kegel gegossen.
Beim s+t tritt dieses Problem in der Frakturschrift, die ja vor der Antiqua die gängige Schrift war, auf. Hier finden wir, im Gegensatz zur Antiqua, die Besonderheit des Lang-s und des Rund-s. Wenn von s und Ligatur in einer Frakturschrift die Rede ist, dann ist immer das Lang-s gemeint. In der Fraktur gibt es aber außer der Ligatur s+t noch andere Buchstabenkombinationen (natürlich auch in der Antiqua), die auf einem Kegel gegossen sind.
Man kann sich über das Kapitel S-Laute im Fraktursatz im Duden (z. B. 20. Auflage, Seite 74) informieren.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Norbert Lindenthal am 12.06.2001 um 22.00
Vor dreieinhalb Jahren suchte ich für mich selbst nach einer Erklärung. Ich ging mit der Frage in meine Zählerei, was könnte die Sprachexperten früherer Zeiten dazu veranlaßt haben, das s vom t meist nicht zu trennen. Meine durchgezählten Texte zeigten das s nach e, n, i, r an fünfthäufigster Stelle; das st als Zweierkombination nach en, er und ei an vierter Stelle; als Zweierkombination von Mitlauten an erster Stelle. Dabei hat das s oft bei der Wörterzusammensetzung eine Bindeaufgabe (Kuckucksei). Wortanfänge mit s sind häufiger als mit e oder a (Man denke an die Karteikästen, wo das s in zusätzlich st und sch geteilt wurde). Nicht nur st war auf einem einzigen Bleikegel, sondern auch ss (Wasser), das trotzdem getrennt wurde. Die höchste Steigerungsform wird meist mit ste gebildet. st wird seltener als s-t gesprochen (s-pitzer S-tein, wie man die aus dem hohen Norden gern auf den Arm nimmt), öfter aber als scht (Strecke, Stolperstein, stöpseln). Nicht zu überhören sind die Landstriche, wo das Binnen-st wie scht gesprochen wird (Kasch-ten, meisch-tens). Selbst die Trennung von sech-stens (man verinnerliche sich die schwäbische Aussprache) ist begründet, wenn man die Reihen (sech-stens, sieb-tens, ach-tens / sech-zig, sieb-zig, acht-zig) ansieht. Ich vermute die Nichttrennung des s vom t vielschichtig begründet. Die Eselsbegründung aus der Schule ( denn es tut den beiden weh) dagegen ist unpassend.
Die st-Trennung/Nichttrennung ist eine eigene Diskussion im Forum wert. Wer trägt dort einmal bisherige Beiträge zusammen?
Norbert Lindenthal
Bad Ems
eingetragen von Norbert Lindenthal am 12.06.2001 um 22.00
Vor dreieinhalb Jahren suchte ich für mich selbst nach einer Erklärung. Ich ging mit der Frage in meine Zählerei, was könnte die Sprachexperten früherer Zeiten dazu veranlaßt haben, das s vom t meist nicht zu trennen. Meine durchgezählten Texte zeigten das s nach e, n, i, r an fünfthäufigster Stelle; das st als Zweierkombination nach en, er und ei an vierter Stelle; als Zweierkombination von Mitlauten an erster Stelle. Dabei hat das s oft bei der Wörterzusammensetzung eine Bindeaufgabe (Kuckucksei). Wortanfänge mit s sind häufiger als mit e oder a (Man denke an die Karteikästen, wo das s in zusätzlich st und sch geteilt wurde). Nicht nur st war auf einem einzigen Bleikegel, sondern auch ss (Wasser), das trotzdem getrennt wurde. Die höchste Steigerungsform wird meist mit ste gebildet. st wird seltener als s-t gesprochen (s-pitzer S-tein, wie man die aus dem hohen Norden gern auf den Arm nimmt), öfter aber als scht (Strecke, Stolperstein, stöpseln). Nicht zu überhören sind die Landstriche, wo das Binnen-st wie scht gesprochen wird (Kasch-ten, meisch-tens). Selbst die Trennung von sech-stens (man verinnerliche sich die schwäbische Aussprache) ist begründet, wenn man die Reihen (sech-stens, sieb-tens, ach-tens / sech-zig, sieb-zig, acht-zig) ansieht. Ich vermute die Nichttrennung des s vom t vielschichtig begründet. Die Eselsbegründung aus der Schule ( denn es tut den beiden weh) dagegen ist unpassend.
Die st-Trennung/Nichttrennung ist eine eigene Diskussion im Forum wert. Wer trägt dort einmal bisherige Beiträge zusammen?
Norbert Lindenthal
Bad Ems
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Ickler,
Sie haben vollkommen recht mit Ihrer Vermutung. Die Schriftgießereien haben bestimmte Buchstabenkombinationen in einem Guß hergestellt. Das hat aber einen ganz handfesten praktischen Hintergrund. Nehmen wir nur einmal f+i in einer Antiquaschrift. Das f ragt mit seiner Oberlänge über den folgenden Buchstaben hinaus. Folgt dem f ein Buchstabe ohne Oberlänge, wie z. B. ein a, gibt es kein Problem, folgt aber ein Buchstabe mit Oberlänge, wie das i, dann würde, wenn der Kegel des f so breit wie das f wäre, das folgende i einen zu großen Abstand vom vorhergehenden f haben. Das stört natürlich ganz erheblich den Lesefluß, d. h., die Laufweite der Buchstaben zueinander stimmt nicht mehr. Wäre der Kegel schmaler, würden die beiden Oberlängen sich im Weg stehen und abbrechen. Um dem aus dem Weg zu gehen, wurden solche Buchstabenkombinationen auf einen Kegel gegossen.
Beim s+t tritt dieses Problem in der Frakturschrift, die ja vor der Antiqua die gängige Schrift war, auf. Hier finden wir, im Gegensatz zur Antiqua, die Besonderheit des Lang-s und des Rund-s. Wenn von s und Ligatur in einer Frakturschrift die Rede ist, dann ist immer das Lang-s gemeint. In der Fraktur gibt es aber außer der Ligatur s+t noch andere Buchstabenkombinationen (natürlich auch in der Antiqua), die auf einem Kegel gegossen sind.
Man kann sich über das Kapitel S-Laute im Fraktursatz im Duden (z. B. 20. Auflage, Seite 74) informieren.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Schon in meinen allerersten Stellungnahmen zur Rechtschreibreform Ende 1994 und dann bei vielen Gelegenheiten habe ich mich in diesem Sinne geäußert; Herr Jansen merkt es aber erst jetzt. Bei sonst großer Systematik enthält die deutsche rechtschreibung, wie wohl jedes historisch gewachsene Gebilde, ein paar harmlose Schnörkel (so habe ich es immer genannt), mit denen man sich abfinden oder die man bei Gelegenheit beseitigen kann. Im übrigen ist die Silbentrennung ein eher technisches Problem und ein Randgebiet der eigentlichen Orthographie. Und die Slbengrenze liegt oft gar nciht eindeutig fest (zum Beispiel in Karpfen u.ä.). Mir kam es immer darauf an, daß ich wegen dieser Änderung - der einzigen, die ich auf die Frage nach Verbesserungen angeben konnte - keine Reform (mit Neudruck usw.) für sinnvoll halte.
Mein Kritischer Kommentar enthält über 200 Seiten mehr oder weniger gewichtige Einwände gegen die Reform. Ich empfehle Herrn Jansen die Beschäftigung damit und nicht mit der allbekannten Ausnahme bei der Silbentrennung. Diese Grundschulweisheit ist einfach zu trivial für eine ernsthafte Diskussion.
Wie kam es zum Beispiel zu der ausdrücklich vorgeschriebenen Zusammenschreibung von irrewerden, und wie kam es dann auch wieder zum Verschwinden dieses Wortes im Bericht vom Dezember 1997? (Vergeblich, wie wir wissen, so daß nun in den allerneuesten Wörterbüchern weiterhin irrewerden, irrwerden prangen: daß er daran irrwird usw.) - Welche Überlegungen liegen dem zugrunde? Und warum wurden sie wieder aufgegeben?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Karl Eichholz am 12.06.2001 um 22.00
Das st des Bleisatzes war ja nicht nur einfach s und t hintereindander, sondern, in Wörtern wie stehen war es eine Ligatur, also ein zusammengegossener Doppelbuchstabe, geformt aus Lang-s, welches unserem f ein wenig ähnlich sieht, und t.
Ähnlich, wie auch heute noch in qualitativ hochwertigem Schriftsatz die Verbindung fi als Sonderzeichen zusammengezogen wird, damit unserem Auge keine unschönen und leseunfreundlichen Überschneidungen zugemutet werden, so wurde auch damals die Form des zusammengesetzten Lang-s-mit-t besonders für die Lesefreundlichkeit angepaßt.
Das st kommt ja ungleich viel öfter vor, als fi oder dergleichen. Damit man einen bleigesetzten Text problemlos neu umbrechen konnte, war es nötig, die Ligatur st als solche zu belassen, denn sie hätte sonst umständlich durch zwei einzelne Lettern ausgetauscht werden müssen.
Wohlgemerkt gilt das trenne nie st, denn es tut ihm weh ja auch nur für die Fälle, wo das s nicht am WortstammENDE steht.
Das s am Wortstammende hingegen war ja als rund-s ohnehin ein vom t getrennt gesetzter Buchstabe und durfte folglich auch getrennt werden.
Beispiele für st untrennbar:
aufstehen
Kiste
ängstigen
feststellen
bürsten
rüsten
Meister
Kosten
Beispiel für st trennbar:
alltagstauglich
Abgasturbine
Entwicklungstheorie
aber wie steht es mit sie liebkosten einander
da liebkosen der Wortstamm ist, ist das st dann trennbar?
Zumindest hat es nicht mit kosten zu tun, weder als Verb noch als Substantiv.
Hier ist der Fachmann gefordert.
Karl Eichholz
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Weil ich es gerade erwähnt habe: Unter Dokumente habe soeben den Text eingestellt, den ich im Dezember 1994 verfaßt und in Umlauf gebracht habe. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen. Auch vom st ist darin die Rede. Natürlich konnte ich damals nicht ahnen, was für ein langwieriger Kampf sich entwickeln würde. Andererseits war die ungewöhnliche Fehlerhaftigkeit der Reform schon gut zu erkennen, auch für einen Laien wie mich.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Auf unseren Seiten lassen wir die BesucherInnen darueber abstimmen, welcher Art von Rechtschreibung wir verwenden sollen.
Einfach vorbeikommen bei http://www.gutenmorgenbuchladen.de/!
Joachim Mueller
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 12.06.2001 um 22.00
Ich bitte um aller Nachsicht, aber ich möchte doch noch einmal auf das Phänomen Jansen und Rechtschreibregeln eingehen, weil es mir so unbegreiflich scheint. Aus der Aufklärung solcher Phänomene kann man oft etwas lernen, und das ist in meinen Augen einen solchen Versuch wert (selbst auf die Gefahr hin, daß man u.U. über das Niveau eines hanebüchenen Geplänkels nicht hinauskommt).
Ich habe es immer - auch schon als Schüler - als unerträglich empfunden, wenn man Regeln über die Sprache stellte (und ich hätte auch meine nicht überragenden - aber sehr hilfreichen - Fremdsprachenkenntnisse nie und nimmer über das Studium von Regelwerken erwerben können - da sträubt sich in mir einfach alles). In meinem - von Fachkenntnissen weitestgehend ungetrübten - Laienverständnis bilden die Sprachen sich ihre Regeln selbst und Sprachwissenschaftler können versuchen, sie ihnen mehr oder minder zutreffend abzulauschen. (Natürlich können diese abgelauschten Regeln dann ihrerseits Einfluß auf die weitere Sprachentwicklung ausüben; aber das werden sie dauerhaft nur dann können, wenn sie der inneren Struktur, dem Charakter der Sprache, aber auch ihrer spezifischen Dynamik, nicht entgegenstehen.)
Von diesem Verständnis von Sprache ausgehend erscheint es mir wirklich als phänomenal, auf einen Menschen zu treffen, der von sich behauptet, genau umgekehrt vorzugehen: Er geht von einem Regelwerk aus und nimmt es in sich auf in einer Vollkommenheit (Herr Dräger hat sein Erstaunen darüber hier schon zum Ausdruck gebracht), daß er damit die Urheber der Regeln und alle ihre Interpreten in Wörterbuchredaktionen etc. weit in den Schatten stellt: Er erklärt einige Interpretationen der Urheber der Regeln für glatt falsch! Ich halte das für ungeheuer spannend: Um so überhaupt auch nur ansatzweise denken zu können, muß man dem Regelwerk in meinen Augen eine schon geradezu überirdische Bedeutung beimessen. Ich war bislang unfähig, es auch nur ein einziges Mal in seiner Gänze zu lesen, aber unbeeindruckt war ich davon nicht: § 716 a) aber mit E1, wenn nicht E4, dann E3, bis auf die Fälle X, Y, Z, dann immer E4 - in Zweifelsfällen siehe Wörterliste! Grandios!
Ich betrachte einfach die Auswirkungen: Die von mir hier zitierten, in höchstem Maße pathologischen masochistischen Neigungen (das Zermörsern der eigenen Hand - aber immerhin mit Salbei!) hatte Wolfram Siebeck vor der Rechtschreibreform nie - nicht ein einziges Mal! Es ist ein klares Resultat der RSR, es steht heute in allen Wörterbüchern, und dieses Resultat ist .... (denke sich hier jeder das drastischste Wort der Ablehnung aus, das sein Feingefühl gerade noch zuläßt - genau das wollte ich hier schreiben!)! Solche Resultate, die beim Lesen Schmerzen verursachen, produziert die RSR zuhauf! Sie sind ein Resultat der Regeln, deren verbesserter Interpretation Herr Jansen so ungeheuer viel zutraut.
Der Wortschrott, der seit der Rechtschreibreform überall drastisch vermehrt hervorquillt, wird eingedämmt durch verbesserte Interpretation der Regeln, die ihn ausgelöst haben?! Viel eher, sehr geehrter Herr Jansen, und viel schneller, als sie dem mit Neuinterpretationen begegnen könnten, (zer)stört diese RSR das Wertvollste, das es in meinen Augen im Umgang mit Sprachen gibt: das Gefühl, in ihnen zu Hause zu sein, selbst darauf lauschen zu können, was geht - und was nicht! Und solange in den Wörterbüchern dieser hanebüchene Unsinn steht, der zu der Hand voll 20-jähriger Soldaten führt, die als 30-Jährige mit unzureichenden Absch(l)usssalden überhand nehmen und daraufhin Mitfühlenden Leid tun, muß die Ursache solchen Mißstandes bekämpft werden und nicht einfach ihre Interpretation!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 12.06.2001 um 22.00
... als Sie dem ... - Entschuldigung!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 12.06.2001 um 22.00
Wie ein Fähnlein im Winde dreht Ickler seine sonstige Argumentation um. Normalerweise klagt er Verstöße der Rechtschreibung gegen die Sprache an. Bei der falschen Untrennbarkeit von st gibt er zu, dass die Sprache die Trennbarkeit eigentlich fordert, suggeriert aber, dass man das doch trotzdem problemlos befolgen konnte.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2001 um 22.00
Die Nichttrennung von st soll auf eine Eigentümlichkeit der Druckerei zurückgehen, die s und t auf einem einzigen Block hatte. Ich weiß aber nicht, ob diese Darstellung richtig ist, man kann sie jedenfalls überall lesen.
Vom Grundsatz der Trennung nach Sprechsilben her wäre gegen die Trennung nichts einzuwenden. Allerdings lohnt es keine Rechtschreibreform, nur um diese kleine Unregelmäßigkeit, die niemandem schwerfiel, auszubügeln.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 12.06.2001 um 22.00
In meiner Schulzeit hieß es noch:
»Trenne nie st,
denn es tut ihm weh!«
Tja, und nun wird durch die sogenannte »Recht«schreibreform eine solche Art von Wortquälerei (die eigentlich eine Buchstabenquälerei ist)salonfähig gemacht! Weshalb das?
Auch von mir eine Frage an die Experten:
Aus welchem Grund verzichtete die alte Rechtschreibung auf eine Trennung von st, und warum wird diese durch die sogenannte neue »Recht«schreibung (die sich in sehr vielen Fällen als Falschschreibung erwiesen hat)nunmehr vorgeschrieben?
Tut eine Trennung dem st jetzt nicht mehr weh?
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 12.06.2001 um 22.00
Also, die etwas absonderlichen Formatierungen in meinem Beitrag gehen tatsächlich nicht auf mein Konto, sondern sind Eigentümlichkeiten dieses Gästebuchs. Nun denn.
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Gast am 10.06.2001 um 22.00
zu Ihrer Frage:
natürlich § 37 (2)! Mit § 38 müssen Sie sich vertan haben, der hat nämlich mit der Sache nichts zu tun.
§ 37 Substantive, Adjektive, Verbstämme, Pronomen oder Partikeln können mit Substantiven Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie ebenso wie mehrteilige Substantivierungen zusammen.
[...]
(2) Substantivisch gebrauchte Zusammensetzungen, bei denen der letzte Bestandteil kein Substantiv ist, zum Beispiel:
Übrigens lässt sich auch eine Hand breit von eine Handbreit differenzieren. So steht es bei Bertelsmann 99 und nicht im Wörterverzeichnis. Ein weiterer Indiz dafür, dass sich auch Handvoll aus dem Regelwerk ableiten lässt (s.o.; Ist Hand kein Substantiv, ist voll kein Adjektiv?).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Damit dieses hanebüchene Geplänkel nicht ewig weitergeht, folgende Bemerkung: Bisher gab es die Hand voll Kirschen (die Hand voller Kirschen) und eine Handvoll Kirschen (unbestimmte kleinere Menge), einige Zeit lang und eine Zeitlang usw. Die Reformer wollten die jeweils zweite Möglichkeit (eine alte deutsche Wortbildung mit Parallelen im Englischen usw.) zugunsten der ersten beseitigen, daher die Sternchen im Wörterverzeichnis und die entsprechenden Angaben im Regelwerk. Jansen bestreitet diese Absicht, obwohl die Reformer sie ihrerseits nciht bestritten haben. Jansen müßte klären, was die Sternchen dann bedeuten.
Ich habe allerdings nicht die Absicht, mich an dem absurden Spiel zu beteiligen: Wie kann man die neuen Regeln gegen ihre Urheber so auslegen, daß möglichst viel von der bisherigen Rechtschreibung erhalten bleibt?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 10.06.2001 um 22.00
Da Herr Ickler sich schon seit langem an der Fragestellung nicht beteiligen möchte, an andere die Frage:
Wo außer bei Hand voll* steht denn das Sternchen in vergleichbaren Fällen? Im Übrigen kann es ja auch bei der Verteilung der Sternchen Fehler geben.
Ich habe eben NICHT betritten, dass es evtl. Absicht war, Handvoll und andere Fälle aus der Rechtschreibung zu beseitigen. Ich gehe davon aus, dass Sternchen neu gegenüber altem Duden oder ÖWB bedeutet.
Ich teile die Ansicht, dass es ein absurdes Spiel wäre, nach dem Motto vorzugehen Wie kann man die neuen Regeln gegen ihre Urheber so auslegen, daß möglichst viel von der bisherigen Rechtschreibung erhalten bleibt?.
Der erste Kommissionsbericht und die noch nicht ganz offizielle Korrektur der Fälle aufsehenerregend und andere zeigen, dass es Veränderungen gegenüber der Fassung von 1996 geben kann. Herr Ickler beschränkt sich darauf, in Sachen Neuregelng draufzuhauen, konstruktiv will er seine Kritik nie verstehen, er will halt die Neuregelung nicht verbessern. Das unterscheidet ihn von mir und zeigt sich konkret an dem Fall Hand voll/Handvoll.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Da muß ich Herrn Jansen ausnahmsweise mal recht geben: Verbessern will ich die Neuregelung gewiß nicht. Sie ist insgesamt so verfehlt, daß es ein Versuch am untauglichen Objekt wäre. Eher will ich die alte Regelung verbessern, genauer gesagt: die bisherige Schreibpraxis so darstellen und darbieten, daß keine Verbesserung erforderlich ist. Daran habe ich seit sechs Jahren nie den geringsten Zweifel gelassen.
Interessant ist noch, daß zum Beispiel die Schweizer Reformer und Kommissionsmitglieder oft gesagt und geschrieben haben, es sei NICHT die Aufgabe der Kommission, die Neuregelung zu korrigieren. Die unterschiedlichen Vorstellungen über die Aufgaben der Kommission haben wesentlich zum Bruch beigetragen, abgesehen von persönlichen Spannungen zum Beispiel zwischen Sitta und Nerius.
Das Sternchen steht bei Hand voll und Zeit lang, und es ist unbezweifelbar, daß Armvoll, Mundvoll usw. ebenfalls beseitigt werden sollten. Warum soll man hier konstruktiv wiederherstellen, was sinnloserweise getilgt worden ist? Man kann dann ganze Kapitel streichen, die ebenso sinnlos sind. Und genau dies geschieht ja zur Zeit. Es ist aber nicht konstruktiv, sondern destruktiv. Die nächstliegende Folge: Alle nun schon zum zweiten Mal umgestellten Wörterbücher werden in Kürze ein drittes Mal umgestellt. Usw. - Übrigbleiben wird vielleicht die altmodische Heysesche s-Schreibung - bis eine neue Generation von Reformern aufsteht und um der Kinder willen diese Fehlerquelle zu stopfen versucht.
Abschließend: Warum soll man zu retten versuchen, was an einer derart unausgegorenen Neuregelung vielleicht zu retten ist? Wir hatten doch und haben noch eine funktionierende Rechtschreibung. Alle Einwände beziehen sich immer nur auf ihre Darstellung im Duden, nicht auf die Schreibpraxis selbst. Aber wer verpflichtet uns auf den alten Duden mit seinen bekannten Haarspaltereien? Diesen Gedanken wagt fast niemand zu denken oder auch nur zu kommentieren, wenn ihn vorlegt. Vielleicht weil die Deutschen es nicht ertragen, daß Rechtschreibung auch ohne Vater Staat funktionieren könnte ...
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.06.2001 um 22.00
Eine Frage an die Experten: Ist die heutige ss/ß-Reformschreibung (als Heysesche?) früher jemals praktisch in Gebrauch gewesen? Ich finde in meinen älteren Büchern nur die reine ss-Schreibung oder die Reformversuche mit ss/sz.
S. Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Die Heysesche s-Schreibung war einige Jahre in Österreich in Gebrauch, wurde aber im Zusammenhang mit der Einigung 1902 abgeschafft.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 10.06.2001 um 22.00
zu Ihrer Frage:
natürlich § 37 (2)! Mit § 38 müssen Sie sich vertan haben, der hat nämlich mit der Sache nichts zu tun.
§ 37 Substantive, Adjektive, Verbstämme, Pronomen oder Partikeln können mit Substantiven Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie ebenso wie mehrteilige Substantivierungen zusammen.
[...]
(2) Substantivisch gebrauchte Zusammensetzungen, bei denen der letzte Bestandteil kein Substantiv ist, zum Beispiel:
Übrigens lässt sich auch eine Hand breit von eine Handbreit differenzieren. So steht es bei Bertelsmann 99 und nicht im Wörterverzeichnis. Ein weiterer Indiz dafür, dass sich auch Handvoll aus dem Regelwerk ableiten lässt (s.o.; Ist Hand kein Substantiv, ist voll kein Adjektiv?).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Damit dieses hanebüchene Geplänkel nicht ewig weitergeht, folgende Bemerkung: Bisher gab es die Hand voll Kirschen (die Hand voller Kirschen) und eine Handvoll Kirschen (unbestimmte kleinere Menge), einige Zeit lang und eine Zeitlang usw. Die Reformer wollten die jeweils zweite Möglichkeit (eine alte deutsche Wortbildung mit Parallelen im Englischen usw.) zugunsten der ersten beseitigen, daher die Sternchen im Wörterverzeichnis und die entsprechenden Angaben im Regelwerk. Jansen bestreitet diese Absicht, obwohl die Reformer sie ihrerseits nciht bestritten haben. Jansen müßte klären, was die Sternchen dann bedeuten.
Ich habe allerdings nicht die Absicht, mich an dem absurden Spiel zu beteiligen: Wie kann man die neuen Regeln gegen ihre Urheber so auslegen, daß möglichst viel von der bisherigen Rechtschreibung erhalten bleibt?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 10.06.2001 um 22.00
Da Herr Ickler sich schon seit langem an der Fragestellung nicht beteiligen möchte, an andere die Frage:
Wo außer bei Hand voll* steht denn das Sternchen in vergleichbaren Fällen? Im Übrigen kann es ja auch bei der Verteilung der Sternchen Fehler geben.
Ich habe eben NICHT betritten, dass es evtl. Absicht war, Handvoll und andere Fälle aus der Rechtschreibung zu beseitigen. Ich gehe davon aus, dass Sternchen neu gegenüber altem Duden oder ÖWB bedeutet.
Ich teile die Ansicht, dass es ein absurdes Spiel wäre, nach dem Motto vorzugehen Wie kann man die neuen Regeln gegen ihre Urheber so auslegen, daß möglichst viel von der bisherigen Rechtschreibung erhalten bleibt?.
Der erste Kommissionsbericht und die noch nicht ganz offizielle Korrektur der Fälle aufsehenerregend und andere zeigen, dass es Veränderungen gegenüber der Fassung von 1996 geben kann. Herr Ickler beschränkt sich darauf, in Sachen Neuregelng draufzuhauen, konstruktiv will er seine Kritik nie verstehen, er will halt die Neuregelung nicht verbessern. Das unterscheidet ihn von mir und zeigt sich konkret an dem Fall Hand voll/Handvoll.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Da muß ich Herrn Jansen ausnahmsweise mal recht geben: Verbessern will ich die Neuregelung gewiß nicht. Sie ist insgesamt so verfehlt, daß es ein Versuch am untauglichen Objekt wäre. Eher will ich die alte Regelung verbessern, genauer gesagt: die bisherige Schreibpraxis so darstellen und darbieten, daß keine Verbesserung erforderlich ist. Daran habe ich seit sechs Jahren nie den geringsten Zweifel gelassen.
Interessant ist noch, daß zum Beispiel die Schweizer Reformer und Kommissionsmitglieder oft gesagt und geschrieben haben, es sei NICHT die Aufgabe der Kommission, die Neuregelung zu korrigieren. Die unterschiedlichen Vorstellungen über die Aufgaben der Kommission haben wesentlich zum Bruch beigetragen, abgesehen von persönlichen Spannungen zum Beispiel zwischen Sitta und Nerius.
Das Sternchen steht bei Hand voll und Zeit lang, und es ist unbezweifelbar, daß Armvoll, Mundvoll usw. ebenfalls beseitigt werden sollten. Warum soll man hier konstruktiv wiederherstellen, was sinnloserweise getilgt worden ist? Man kann dann ganze Kapitel streichen, die ebenso sinnlos sind. Und genau dies geschieht ja zur Zeit. Es ist aber nicht konstruktiv, sondern destruktiv. Die nächstliegende Folge: Alle nun schon zum zweiten Mal umgestellten Wörterbücher werden in Kürze ein drittes Mal umgestellt. Usw. - Übrigbleiben wird vielleicht die altmodische Heysesche s-Schreibung - bis eine neue Generation von Reformern aufsteht und um der Kinder willen diese Fehlerquelle zu stopfen versucht.
Abschließend: Warum soll man zu retten versuchen, was an einer derart unausgegorenen Neuregelung vielleicht zu retten ist? Wir hatten doch und haben noch eine funktionierende Rechtschreibung. Alle Einwände beziehen sich immer nur auf ihre Darstellung im Duden, nicht auf die Schreibpraxis selbst. Aber wer verpflichtet uns auf den alten Duden mit seinen bekannten Haarspaltereien? Diesen Gedanken wagt fast niemand zu denken oder auch nur zu kommentieren, wenn ihn vorlegt. Vielleicht weil die Deutschen es nicht ertragen, daß Rechtschreibung auch ohne Vater Staat funktionieren könnte ...
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.06.2001 um 22.00
Eine Frage an die Experten: Ist die heutige ss/ß-Reformschreibung (als Heysesche?) früher jemals praktisch in Gebrauch gewesen? Ich finde in meinen älteren Büchern nur die reine ss-Schreibung oder die Reformversuche mit ss/sz.
S. Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2001 um 22.00
Die Heysesche s-Schreibung war einige Jahre in Österreich in Gebrauch, wurde aber im Zusammenhang mit der Einigung 1902 abgeschafft.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 09.06.2001 um 22.00
Es mag sein, dass die Reformer selbst nie bestritten haben, dass Handvoll zu Hand voll werden solle. Entscheidend für mich ist, dass sie nie bestreiten werden, dass man die Regeln anwenden soll, und dass dabei auch Schreibweisen herauskommen können, die nicht im Wörterverzeichnis stehen. Es ist natürlich ungewöhnlich, dass ich diese Ableitung mache, wenn (vermutlich) der Wille der Reformer ein anderer war. Was meinen Sie, für wie viele Leute es ungewöhnlich ist, dass übliche Rechtschreibung vom alten Duden abweichen kann. Ob etwas plausibel oder richtig ist, das zählt, nicht ob es zunächst kurios erscheint. Ich habe schon vor der offiziellen Änderung den Standpunkt vertreten, dass auch besorgniserregend zusammengeschrieben werden müsste (wegen sehr und Steigerung). Die Wörterbuchredaktion bei Bertelsmann hatte mir noch gesagt, dass das zwar plausibel wäre, dass es aber nicht offiziell sei. Warten wir es also ab, Rechtschreibung kann sich ändern.
Es geht mir natürlich nicht darum, wie Ickler es polemisch formuliert, generell die Regeln gegen den Willen ihrer Verfasser so zu interpretieren, dass alle alten Schreibweisen weiterhin gültig bleiben. Das ist kein Ziel. Es kann aber wie bei Handvoll herauskommen, dass die Zusammenschreibung, eine sinnvolle Differenzierung von der Getrenntschreibung, sich ebenfalls aus dem Regelwerk ergibt. Herr Ickler hatte auch mal behauptet, autofahren und Rad fahren sei auch alte Rechtschreibung (so oder ähnlich).
...die Neuregelung habe überhaupt nichts geändert! Ohne Satire geht es nicht? Das ist für mich sehr befriedigend. Kann man objektiv wirklich nichts gegen die Regelinterpretation sagen. Wenn das unwidersprochen...
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
Ich verfüge keineswegs über Herrn Jansens wahrhaft bewunderungswürdige Begabung, die neuen Regeln so inkorporiert zu haben, daß er sie beim Verfertigen der Gedanken im Schreiben automatisch mitdenkt. Mich bringen sie viel eher ins Grübeln. Es muß also nicht viel heißen, wenn ich mir vorstellen kann, daß Handvoll durch § 37(2) begründet sein könnte.
Allerdings gibt es direkt dahinter, in § 38, eine wirklich unzweifelhafte Regel:
In Zweifelsfällen siehe das Wörterverzeichnis.
Das würde Wolfram Siebeck, den bekanntermaßen blutrünstigsten aller Restaurantkritiker und Hobbyköche, dann weiterhin zwingen, In einem Mörser zerstoße ich ... eine Hand voll frischer Salbeiblätter. zu schreiben. Ich stelle mir das fürchterlich schmerzhaft vor.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 09.06.2001 um 22.00
...und genau deswegen ist die Zusammenschreibung in diesem Satz (s.u.)die richtige Lösung. Eine Zeit lang ist strukturell anders als eine Handvoll. Dennoch: Die Bäuerin hatte eine Hand voll Salbeiblätter. In der anderen hielt sie ihr Messer. Diese Getrenntschreibung gab es auch vor 1996. Also was soll das alles...
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
Herr Jansen - nehmen Sie also den § 37 (2)? Und warum den § 38 nicht? Oder gibt es - ich frage Sie als einen ausgewiesenen Connaisseur der Neuregelung - hier anzuwendende Paragraphen, die ich mangels Sachkunde und Überblick übersehen habe?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Karl Eichholz am 09.06.2001 um 22.00
da wird man ja schon vom Angucken der Zahlen besoffen.
Herzlichen Glückwunsch! In diesen Minuten wird der 117777te Besucher (seit 3.3.1999) sein Stelldichein geben.
Wir heißen ihn herrlich herzlich willkommen.
11.6.2001 19.11Uhr
Karl Eichholz
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
... fuchst mich das immer ganz fürchterlich, wenn man hier Sachen ins Gästebuch schreibt, dann sieht, daß sie grammatisch (Ich verfüge keineswegs über Herrn Jansens wahrhaft bewunderungswürdige Begabung, die neuen Regeln so inkorporiert zu haben, daß er sie beim Verfertigen der Gedanken im Schreiben automatisch mitdenkt.) oder orthographisch falsch sind - und sie dann nicht korrigieren kann.
Ebenfalls übrigens: Wie stehts denn nun, Herr Jansen?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Karl Eichholz am 09.06.2001 um 22.00
Dies ist nur einer der Aspekte, die für die NEUE Forumtechnik sprechen. Dort kann man ja seine eigenen Beiträge auch im Nachhinein verbessern
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 09.06.2001 um 22.00
da wird man ja schon vom Angucken der Zahlen besoffen.
Herzlichen Glückwunsch! In diesen Minuten wird der 117777te Besucher (seit 3.3.1999) sein Stelldichein geben.
Wir heißen ihn herrlich herzlich willkommen.
11.6.2001 19.11Uhr
Karl Eichholz
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
... fuchst mich das immer ganz fürchterlich, wenn man hier Sachen ins Gästebuch schreibt, dann sieht, daß sie grammatisch (Ich verfüge keineswegs über Herrn Jansens wahrhaft bewunderungswürdige Begabung, die neuen Regeln so inkorporiert zu haben, daß er sie beim Verfertigen der Gedanken im Schreiben automatisch mitdenkt.) oder orthographisch falsch sind - und sie dann nicht korrigieren kann.
Ebenfalls übrigens: Wie stehts denn nun, Herr Jansen?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Karl Eichholz am 09.06.2001 um 22.00
Dies ist nur einer der Aspekte, die für die NEUE Forumtechnik sprechen. Dort kann man ja seine eigenen Beiträge auch im Nachhinein verbessern
Karl Eichholz
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
Ich verfüge keineswegs über Herrn Jansens wahrhaft bewunderungswürdige Begabung, die neuen Regeln so inkorporiert zu haben, daß er sie beim Verfertigen der Gedanken im Schreiben automatisch mitdenkt. Mich bringen sie viel eher ins Grübeln. Es muß also nicht viel heißen, wenn ich mir vorstellen kann, daß Handvoll durch § 37(2) begründet sein könnte.
Allerdings gibt es direkt dahinter, in § 38, eine wirklich unzweifelhafte Regel:
In Zweifelsfällen siehe das Wörterverzeichnis.
Das würde Wolfram Siebeck, den bekanntermaßen blutrünstigsten aller Restaurantkritiker und Hobbyköche, dann weiterhin zwingen, In einem Mörser zerstoße ich ... eine Hand voll frischer Salbeiblätter. zu schreiben. Ich stelle mir das fürchterlich schmerzhaft vor.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 09.06.2001 um 22.00
...und genau deswegen ist die Zusammenschreibung in diesem Satz (s.u.)die richtige Lösung. Eine Zeit lang ist strukturell anders als eine Handvoll. Dennoch: Die Bäuerin hatte eine Hand voll Salbeiblätter. In der anderen hielt sie ihr Messer. Diese Getrenntschreibung gab es auch vor 1996. Also was soll das alles...
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 22.00
Herr Jansen - nehmen Sie also den § 37 (2)? Und warum den § 38 nicht? Oder gibt es - ich frage Sie als einen ausgewiesenen Connaisseur der Neuregelung - hier anzuwendende Paragraphen, die ich mangels Sachkunde und Überblick übersehen habe?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 09.06.2001 um 22.00
Es mag sein, dass die Reformer selbst nie bestritten haben, dass Handvoll zu Hand voll werden solle. Entscheidend für mich ist, dass sie nie bestreiten werden, dass man die Regeln anwenden soll, und dass dabei auch Schreibweisen herauskommen können, die nicht im Wörterverzeichnis stehen. Es ist natürlich ungewöhnlich, dass ich diese Ableitung mache, wenn (vermutlich) der Wille der Reformer ein anderer war. Was meinen Sie, für wie viele Leute es ungewöhnlich ist, dass übliche Rechtschreibung vom alten Duden abweichen kann. Ob etwas plausibel oder richtig ist, das zählt, nicht ob es zunächst kurios erscheint. Ich habe schon vor der offiziellen Änderung den Standpunkt vertreten, dass auch besorgniserregend zusammengeschrieben werden müsste (wegen sehr und Steigerung). Die Wörterbuchredaktion bei Bertelsmann hatte mir noch gesagt, dass das zwar plausibel wäre, dass es aber nicht offiziell sei. Warten wir es also ab, Rechtschreibung kann sich ändern.
Es geht mir natürlich nicht darum, wie Ickler es polemisch formuliert, generell die Regeln gegen den Willen ihrer Verfasser so zu interpretieren, dass alle alten Schreibweisen weiterhin gültig bleiben. Das ist kein Ziel. Es kann aber wie bei Handvoll herauskommen, dass die Zusammenschreibung, eine sinnvolle Differenzierung von der Getrenntschreibung, sich ebenfalls aus dem Regelwerk ergibt. Herr Ickler hatte auch mal behauptet, autofahren und Rad fahren sei auch alte Rechtschreibung (so oder ähnlich).
...die Neuregelung habe überhaupt nichts geändert! Ohne Satire geht es nicht? Das ist für mich sehr befriedigend. Kann man objektiv wirklich nichts gegen die Regelinterpretation sagen. Wenn das unwidersprochen...
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 08.06.2001 um 22.00
Aus dem aktuellen Produktkatalog Langenscheidt, unter www.langenscheidt.de/deutsch/index.html:
Langenscheidts Handwörterbücher
Umfassende Nachschlagewerke für den praktischen Gebrauch in Handel und Industrie, für Lehrer und Studenten. Lieferbar in Einzelbänden (ausser Chinesisch) und für die Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch auch in Komplettbänden (Fremdsprache-Deutsch /Deutsch-Fremdsprache).
_________________________________________
Englisch
Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch. Der Grosse Muret-Sanders
Hrsg. v. Springer, Otto
Der Grosse Muret-Sanders ist das umfassendste englisch-deutsche /deutsch-englische Wörterbuch der Gegenwart. Das Amerikanische Englisch wird ebensogründlich behandelt wie das Britische Englisch.
Teil I: Englisch Deutsch
1. Band AM, 40 + 883 Seiten
Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch Englisch
Der Große Muret-Sanders
O. Springer (Hg.)
Dieses größte zweisprachige Wörterbuch umfasst: ...
Offensichtlich viel Versprechendes. Um den »Muret-Sanders«, Flaggschiff (ehemaligen) Langenscheidt-Ruhms, einem epochalen Werk, das mit 1392 DM ja auch nicht gerade zum Taschenbuch-Preis angeboten wird, ist es wirklich schade, wenn er so beworben wird.
(Ein »ebensogründlicher« Missssgriff wie der Muret-Sanders umfassend ist? Ein 1. Versuch »ausser« Konkurrenz? Wenn das man gut geht!)
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 08.06.2001 um 22.00
Aus dem aktuellen Produktkatalog Langenscheidt, unter www.langenscheidt.de/deutsch/index.html:
Langenscheidts Handwörterbücher
Umfassende Nachschlagewerke für den praktischen Gebrauch in Handel und Industrie, für Lehrer und Studenten. Lieferbar in Einzelbänden (ausser Chinesisch) und für die Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch auch in Komplettbänden (Fremdsprache-Deutsch /Deutsch-Fremdsprache).
_________________________________________
Englisch
Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch. Der Grosse Muret-Sanders
Hrsg. v. Springer, Otto
Der Grosse Muret-Sanders ist das umfassendste englisch-deutsche /deutsch-englische Wörterbuch der Gegenwart. Das Amerikanische Englisch wird ebensogründlich behandelt wie das Britische Englisch.
Teil I: Englisch Deutsch
1. Band AM, 40 + 883 Seiten
Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch Englisch
Der Große Muret-Sanders
O. Springer (Hg.)
Dieses größte zweisprachige Wörterbuch umfasst: ...
Offensichtlich viel Versprechendes. Um den »Muret-Sanders«, Flaggschiff (ehemaligen) Langenscheidt-Ruhms, einem epochalen Werk, das mit 1392 DM ja auch nicht gerade zum Taschenbuch-Preis angeboten wird, ist es wirklich schade, wenn er so beworben wird.
(Ein »ebensogründlicher« Missssgriff wie der Muret-Sanders umfassend ist? Ein 1. Versuch »ausser« Konkurrenz? Wenn das man gut geht!)
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Dominik Schumacher am 07.06.2001 um 22.00
Die Texte sind wieder da, die Auszeichnungen blieben dabei auf der Strecke. Jeder kennt seine Beiträge am besten. Falls wichtig, mache ich noch jede gewünschte Änderung
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Bei Somerset Maugham lese ich gerade: The first shovelful of earth rattled on the coffin. (The painted veil, Kap. 68) Also nicht a shovel full of earth, denn man schmeißt ja nicht gleich die ganze Schaufel ins Grad.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
ins Grab
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Es ist die Borniertheit dieser Gemeinde, dass sie nicht wahrhaben will, dass sich auch eine Handvoll aus dem Regelwerk ableiten lässt, wie ich vor ein paar Wochen gezeigt habe. Sie klammern sich dann immer alle an die Reformer wollten es aber anders, die Kommission sieht es anders, die Wörterbücher sehen es anders; es ist Ihnen ein Bedürfnis, einen lieb gewonnenen Kritikpunkt nicht aus dem Katalog streichen zu müssen. Dass eine sinnvolle Rechtschreibung von der bisherigen Duden-Rechtschreibung abweichen kann, gehört zu Ihrem Glaubensbekenntnis, umgekehrt wird das Gleiche der Neuregelung nicht zugestanden; die wollten ja alles festzurren, also sind andere Regelwerkauslegungen nicht zulässig. So ein Unsinn! Das Regelwerk ist dazu da, ausgelegt zu werden, das ist der Wille der Reformer. Dass sie, und nun die Kommission, eine offizielle Auslegung vorgeben, ist doch nur sinnvoll. Dass eine Handvoll nicht im Wörterverzeichnis auftaucht, heißt dennoch nicht, dass es nicht dem Regelwerk entspricht.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Diese Schreibung entdeckte ich neulich auf einem Prospekt für eine Tageszeitung.
Sofort schaue ich im neuen Duden nach, und in der Tat, man soll jetzt schreiben: Probe fahren, Probe laufen, Probe singen usw.
Frage an Herrn Jansen:
Warum nicht wie bisher (leserfreundlicher!) probelesen, probefahren, probelaufen, probesingen usw.?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Amtliches Regelwerk und Wörterverzeichnis bestimmen, daß statt Zeitlang, Handvoll usw. nunmehr Zeit lang, Hand voll usw. zu schreiben sei. Die Reformer selbst haben das nie bestritten. Auch wurden während der Mannheimer Anhörung (und in der Vorlage dazu) ausdrücklich Änderungen an verschiedenen Stellen der Neuregelung vorgeschlagen. Herr Jansen ist der einzige mir bekannte Mensch, der die Regeln gegen den Willen ihrer Verfasser so zu interpretieren versucht, daß die abgeschafften Schreibweisen weiterhin gültig bleiben und daß die Änderungen gar keine Änderungen sind. Es läge auf der Linie seiner höchst originellen Argumentation, wenn er eines Tages behauptete, die Neuregelung habe überhaupt nichts geändert! Wenn dies unwidersprochen richtig ist, sind wir alle im Bilde und können zur Tagesordnung übergehen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Auch die alte ß-Schreibung läßt sich aus dem neuen Regelwerk ableiten:
fließen, Floß, also Fluß, er floß
genießen, also Genuß, er genoß
er weiß, also er wußte ... und viele viele andere Beispiele.
Daß man hin und wieder ss schreibt, darf sich ein selbständig denkender Interpret des neuen Regelwerkes als Ausnahme gestatten. In besonderen Stellungen kennzeichnen wir eben die Kürze. Aber das ist kein Verstoß gegen das neue Regelwerk. Denn wir richten uns nicht nach dem Buchstaben des neuen Gesetzes, sondern nach dem Geist. Der neue Geist ist aber der Geist der Stammschreibung! Und gerade wegen der Stammschreibung erlauben wir uns mehr ß als im Wörterverzeichnis oder im neuen Duden vorgesehen!
beißen - also: bißfeste Nudeln!
Von dieser Argumentation beißt und biß die Maus keinen Faden ab, Herr Jansen!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Da der erste Bericht der Kommission noch nicht veröffentlicht ist, könnte der folgende Auszug manchen interessieren:
Die Auswertung aller eingegangenen kritischen Hinweise und die Analyse des Wörterbuchvergleichs und anderer Korpora machen nach Ansicht der Kommission die Notwendigkeit eines Eingriffs in den Regeltext dieser beiden Paragraphen [sc. 34 und 36] unumgänglich. Bei der Ausarbeitung des Vorschlags wurde jedoch stets darauf geachtet, dass keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Wörterbücher entstehen. Alle vorliegenden Wörterbücher behalten ihre Gültigkeit, da die neuen Schreibungen in der Regel bestehen bleiben.
(Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission vom Dezember 1997; S. III)
Anmerkung von Th. I.: Die neuen Schreibungen bleiben zwar gültig, da jedoch auch frühere Schreibungen wiederhergestellt werden und seither in den Wörterbüchern wieder aufzufinden sind, ergeben sich sehr wohl Auswirkungen, nämlich für die Korrektur- und Bewertungsarbeit der Lehrer.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Es ist die Borniertheit dieser Gemeinde, dass sie nicht wahrhaben will, dass sich auch eine Handvoll aus dem Regelwerk ableiten lässt, wie ich vor ein paar Wochen gezeigt habe. Sie klammern sich dann immer alle an die Reformer wollten es aber anders, die Kommission sieht es anders, die Wörterbücher sehen es anders; es ist Ihnen ein Bedürfnis, einen lieb gewonnenen Kritikpunkt nicht aus dem Katalog streichen zu müssen. Dass eine sinnvolle Rechtschreibung von der bisherigen Duden-Rechtschreibung abweichen kann, gehört zu Ihrem Glaubensbekenntnis, umgekehrt wird das Gleiche der Neuregelung nicht zugestanden; die wollten ja alles festzurren, also sind andere Regelwerkauslegungen nicht zulässig. So ein Unsinn! Das Regelwerk ist dazu da, ausgelegt zu werden, das ist der Wille der Reformer. Dass sie, und nun die Kommission, eine offizielle Auslegung vorgeben, ist doch nur sinnvoll. Dass eine Handvoll nicht im Wörterverzeichnis auftaucht, heißt dennoch nicht, dass es nicht dem Regelwerk entspricht.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Diese Schreibung entdeckte ich neulich auf einem Prospekt für eine Tageszeitung.
Sofort schaue ich im neuen Duden nach, und in der Tat, man soll jetzt schreiben: Probe fahren, Probe laufen, Probe singen usw.
Frage an Herrn Jansen:
Warum nicht wie bisher (leserfreundlicher!) probelesen, probefahren, probelaufen, probesingen usw.?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Amtliches Regelwerk und Wörterverzeichnis bestimmen, daß statt Zeitlang, Handvoll usw. nunmehr Zeit lang, Hand voll usw. zu schreiben sei. Die Reformer selbst haben das nie bestritten. Auch wurden während der Mannheimer Anhörung (und in der Vorlage dazu) ausdrücklich Änderungen an verschiedenen Stellen der Neuregelung vorgeschlagen. Herr Jansen ist der einzige mir bekannte Mensch, der die Regeln gegen den Willen ihrer Verfasser so zu interpretieren versucht, daß die abgeschafften Schreibweisen weiterhin gültig bleiben und daß die Änderungen gar keine Änderungen sind. Es läge auf der Linie seiner höchst originellen Argumentation, wenn er eines Tages behauptete, die Neuregelung habe überhaupt nichts geändert! Wenn dies unwidersprochen richtig ist, sind wir alle im Bilde und können zur Tagesordnung übergehen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 07.06.2001 um 22.00
Auch die alte ß-Schreibung läßt sich aus dem neuen Regelwerk ableiten:
fließen, Floß, also Fluß, er floß
genießen, also Genuß, er genoß
er weiß, also er wußte ... und viele viele andere Beispiele.
Daß man hin und wieder ss schreibt, darf sich ein selbständig denkender Interpret des neuen Regelwerkes als Ausnahme gestatten. In besonderen Stellungen kennzeichnen wir eben die Kürze. Aber das ist kein Verstoß gegen das neue Regelwerk. Denn wir richten uns nicht nach dem Buchstaben des neuen Gesetzes, sondern nach dem Geist. Der neue Geist ist aber der Geist der Stammschreibung! Und gerade wegen der Stammschreibung erlauben wir uns mehr ß als im Wörterverzeichnis oder im neuen Duden vorgesehen!
beißen - also: bißfeste Nudeln!
Von dieser Argumentation beißt und biß die Maus keinen Faden ab, Herr Jansen!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Da der erste Bericht der Kommission noch nicht veröffentlicht ist, könnte der folgende Auszug manchen interessieren:
Die Auswertung aller eingegangenen kritischen Hinweise und die Analyse des Wörterbuchvergleichs und anderer Korpora machen nach Ansicht der Kommission die Notwendigkeit eines Eingriffs in den Regeltext dieser beiden Paragraphen [sc. 34 und 36] unumgänglich. Bei der Ausarbeitung des Vorschlags wurde jedoch stets darauf geachtet, dass keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Wörterbücher entstehen. Alle vorliegenden Wörterbücher behalten ihre Gültigkeit, da die neuen Schreibungen in der Regel bestehen bleiben.
(Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission vom Dezember 1997; S. III)
Anmerkung von Th. I.: Die neuen Schreibungen bleiben zwar gültig, da jedoch auch frühere Schreibungen wiederhergestellt werden und seither in den Wörterbüchern wieder aufzufinden sind, ergeben sich sehr wohl Auswirkungen, nämlich für die Korrektur- und Bewertungsarbeit der Lehrer.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Dominik Schumacher am 07.06.2001 um 22.00
Die Texte sind wieder da, die Auszeichnungen blieben dabei auf der Strecke. Jeder kennt seine Beiträge am besten. Falls wichtig, mache ich noch jede gewünschte Änderung
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
Bei Somerset Maugham lese ich gerade: The first shovelful of earth rattled on the coffin. (The painted veil, Kap. 68) Also nicht a shovel full of earth, denn man schmeißt ja nicht gleich die ganze Schaufel ins Grad.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2001 um 22.00
ins Grab
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 06.06.2001 um 22.00
Sie halten also Wass tatsächlich für einen Rechtschreib- und nicht für einen Tippfehler, nun auch noch für einen klassischen. Sie meinen obendrein, sich damit nicht lächerlich zu machen? Nun gut... dann hab ich keine weiteren Fragen.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Es handelt sich natürlich um eine Petitesse: Ein einziger Buchstabe ist überzählig! Trotzdem kann das allerhand bedeuten, wie Herr Dräger mit seinem abgewandelten Latein-Zitat sehr schön zeigt: Ein r zuviel - und schon stellt er Assoziationen her zu Errare humanum est - wo er doch vordergründig nur eine altbekannte Formel für mathematische Beweise zitierte. Herr Dörner und Herr Dräger haben unterschiedliche Perspektiven angedeutet, die durchaus noch ein paar weitere Gedanken wert sind. Herr Jansen sagt natürlich in seiner Sicht aus vollem Recht:
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Er sieht in dem wass also einen reinen Zufall, und das ist ja auch naheliegend. Wahrscheinlichkeitstheoretisch kann man leicht abschätzen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß Zufall genau diesen Fehler erzeugt, extrem klein ist. Einem Psychologen wird das ausreichen, sich zu fragen, ob es einen Grund geben könnte, daß unter der schier unendlichen Zahl möglicher Fehler gerade dieser aufgetreten ist. Ein Verhaltenspsychologe würde feststellen, daß die Buchstabenfolge ass von Herrn Jansen in den letzten Jahren mit großem Eifer eingeübt worden ist, daß sie ihm von daher leicht von der Hand geht. Ein Psychiater könnte die Verdachtsdiagnose einer neurotischen Fixierung auf diese Buchstabengruppe stellen, da Herr Jansen die Verteidigung von ass schon lange Zeit mit großer Energie betreibt. Ein Psychoanalytiker würde auf eine frühe Phase der Kindheitsentwicklung abheben (ass), ein Psychosomatiker würde ihm eine Erschöpfungsreaktion zubilligen. Vertreter der tiefenpsychologischen Traumanalyse würden Assoziatioen zu ass ausdeuten, von denen ich hier nur auf Acetylsalicylsäure hinzuweisen wage. Ein Gesprächspsychotherapeut würde die linguistischen Neigungen von Herrn Jansen aufdecken und fragen: Wass wegen Wasser - das liegt doch ganz auf Ihrer Linie, Herr Jansen! Vertreten Sie das offensiv! Ein Zufall kann nach alledem als nahezu ausgeschlossen gelten.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Ich selbst habe offenkundig Probleme mit HTML. Was das tiefenpsychologisch bedeuten mag?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Das Jansen-Wass - ein Zufall?
Es handelt sich natürlich um eine Petitesse: Ein einziger Buchstabe ist überzählig! Trotzdem kann das allerhand bedeuten, wie Herr Dräger mit seinem abgewandelten Latein-Zitat sehr schön zeigt: Ein r zuviel - und schon stellt er Assoziationen her zu Errare humanum est - wo er doch vordergründig nur eine altbekannte Formel für mathematische Beweise zitierte. Herr Dörner und Herr Dräger haben unterschiedliche Perspektiven angedeutet, die durchaus noch ein paar weitere Gedanken wert sind. Herr Jansen sagt natürlich in seiner Sicht aus vollem Recht:
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Er sieht in dem wass also einen reinen Zufall, und das ist ja auch naheliegend. Wahrscheinlichkeitstheoretisch kann man leicht abschätzen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß Zufall genau diesen Fehler erzeugt, extrem klein ist. Einem Psychologen wird das ausreichen, sich zu fragen, ob es einen Grund geben könnte, daß unter der schier unendlichen Zahl möglicher Fehler gerade dieser aufgetreten ist. Ein Verhaltenspsychologe würde feststellen, daß die Buchstabenfolge ass von Herrn Jansen in den letzten Jahren mit großem Eifer eingeübt worden ist, daß sie ihm von daher leicht von der Hand geht. Ein Psychiater könnte die Verdachtsdiagnose einer neurotischen Fixierung auf diese Buchstabengruppe stellen, da Herr Jansen die Verteidigung von ass schon lange Zeit mit großer Energie betreibt. Ein Psychoanalytiker würde auf eine frühe Phase der Kindheitsentwicklung abheben (ass), ein Psychosomatiker würde ihm eine Erschöpfungsreaktion zubilligen. Vertreter der tiefenpsychologischen Traumanalyse würden Assoziatioen zu ass ausdeuten, von denen ich hier nur auf Acetylsalicylsäure hinzuweisen wage. Ein Gesprächspsychotherapeut würde die linguistischen Neigungen von Herrn Jansen aufdecken und fragen: Wass wegen Wasser - das liegt doch ganz auf Ihrer Linie, Herr Jansen!? Vertreten Sie das offensiv! Ein Zufall kann nach alledem als nahezu ausgeschlossen gelten.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Entschuldigung! Das mußte ich mir gerade einmal beweisen!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Peter Gerloff am 06.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibreform ist gelaufen, so oder so, man mag sie lieben oder nicht. Das Grundrecht jedes/r Deutschen, so zu schreiben, wie er/sie will und kann, bleibt davon bekanntlich unberührt (außer in den Schulen). Wer es einmal ganz anders probieren will, den lade ich ein, folgende Seiten aufzuschlagen: www.people.freenet.de/phonetisch-schreiben.
Peter Gerloff
Peter Gerloff
Mühlenstr. 23, 31134 Hildesheim
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibreform ist nicht gelaufen, sie versucht bloß zu laufen - und läuft ihren Erzeugern davon.
Wer die Revision seit 1998 nicht zur Kenntnis nimmt, sieht die Sache eben falsch.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Ursula Morin am 06.06.2001 um 22.00
Hier im süddeutschen Raum ist der Unterschied zwischen das und daß schon sehr deutlich an der Aussprache zu erkennen, d.h. die mehr oder weniger normale Bevölkerung, von der ich hier umgeben bin, und zu der ich mich auch zähle, hat überhaupt keine Probleme damit, zwischen der Konjunktion daß und dem Relativpronomen das zu unterscheiden (es wäre mir sonst bei Gesprächen sofort aufgefallen).
Vielleicht könnte Herr Janssen mitteilen, wo seine Normalbevölkerung angesiedelt ist. Herr Janssen und Herr Augst scheinen da einiges gemeinsam zu haben. Auch bei Herrn Augst ist nur schwer zu erkennnen, wo der von ihm als Beweis für seine Volksetymologien herhaltende Volksstamm angesiedelt ist (hier auf die Friesen zu verweisen, wäre wohl eher ein schlechter Scherz).
Ursula Morin
Paulinenstr. 32, 71093 Weil im Schönbuch
eingetragen von anonymer Gast am 06.06.2001 um 22.00
Frage in die Runde:
Die WWW-Seiten der FAZ (http://www.faz.de) erschienen doch ursprünglich in Reformdeutsch, damals angeblich wegen, wenn ich mich recht erinnere, nicht ganz glaubhafter technischer Probleme. Heute kam ich zufällig auf diese Seiten und war überrascht, daß scheinbar alles auf Hochdeutsch geschrieben war. Wann und mit welcher Begründung ist denn dort das Dummdeutsch abgeschafft worden?
Seltener Gast
eingetragen von Matthias Dräger am 06.06.2001 um 22.00
Durch die ss-Regelung erzeugte Schreibfehler sind uns nichts neues. So schrieb sogar Prof. Ickler, ein zweifellos sehr geübter Schreiber, dem zumindest gewisse Grundkenntnisse in Sachen Rechtschreibung Sie, sehr geehrter Herr Jansen, doch kaum werden absprechen wollen, neulich die Konjunktion daß als dass - auch ein Tippfehler?
Richtig interessant, sehr geehrter Herr Jansen, wird erst Ihre Reaktion auf meine Ausführungen - daß es sich bei Ihrem wass wohl um einen klassischen Schreibfehler handele - und Ihre Reaktion erlaubt mir einen kleinen Einblick in die Frage, inwiefern Sie einer Ansicht, die nicht von Ihnen vorgetragen wird, zu folgen bereit sind oder wenigstens die Möglichkeit der Richtigkeit einer solchen Hypothese in Ihre Überlegungen mit einbeziehen können: Sie beharren darauf, daß Ihr wass gefälligst nur ein x-beliebiger Tipp- und kein aufschlußreicher Schreibfehler zu sein habe - und das ausgerechnet in einem Satz, der die ss-Regelung zum alleinigen Inhalt hat!
Verstehen Sie, was ich meine?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Manfred Riebe am 06.06.2001 um 22.00
Pardon! Juni natürlich. Warum wurden die Beiträge vom 4. bis 8. Juni im alten Gästebuch gelöscht?
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, das hat sicher mit den berichteten Angriffen auf den Server zu tun, auf dem rechtschreibreform.com liegt. Von innerhalb wurde sicher nichts gelöscht. (Wäre angesichts der hier versammelten Brillanz doch auch ganz unverständlich, oder nicht?)
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Peter Gerloff am 06.06.2001 um 22.00
Wer Interesse hat, neben bzw. nach der Diskussion um die offizielle Rechtschreibung noch ein bisschen zu experimentieren, den lade ich ein auf die Seite www.people.freenet.de/phonetisch-schreiben.
Peter Gerloff
Mühlenstraße 23, 31134 Hildesheim
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Der erste Bericht der Rechtschreibkommission vom Dezember 1997, zugleich Vorlage für die Mannheimer Anhörung, ist unveröffentlicht und trägt den Vermerk nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Wir wollen ihn jedoch bald veröffentlichen, gerade weil die ganze Mannheimer Anhörung sogar in den Reformchroniken von Bertelsmann und IDS verschwiegen wird. Der Bericht hat den Untertitel: Vorschläge zur Präzisierung und Weiterentwicklung aufgrund der kritischen Stellungnahmen zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Der wesentliche Inhalt läßt sich aus meinem ausführlichen Kommentar (hier und als Anhang zum Kritischen Kommentar, 2. Auflage) erschließen. Damit etwas bekannter wird, wozu die Reformer damals schon bereit waren, will ich hier eine Kleinigkeit zitieren: Bei der Groß- und Kleinschreibung sollte § 56 (1) durch folgende Nummer ergänzt werden:
E1: Bei den Wörtern Leid, Not, Pleite, Feind ist in den folgenden Fügungen Groß- oder Kleinschreibung möglich: Leid tun / leid tun, Not tun / not tun, Pleite gehen / pleite gehen, Feind sein / feind sein.
Dazu ist anzumerken: Zwar ist hier die Großschreibung immer noch falsch, aber die Wiederzulassung der Kleinschreibung bedeutet doch eine Rücknahme der falschen Behauptungen, die der Neuregelung zugrunde liegen. Alle dies wurde aber dann zusammen mit den unumgänglich notwendigen Korrekturen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung von den Politikern verboten, die wahrscheinlich unter Einfluß handelten, denn kurz zuvor hatten sie die Korrekturen ja ausdrücklich begrüßt. Wenn man das alles im Zusammenhang kennt, kommt es einem besonders komisch vor, daß manche immer noch etwas mit Klauen und Zähnen festhalten, was die Urheber längst aufgeben wollten.
Natürlich werden die von den Reformern selbst gewünschten Korrekturen dennoch kommen, und dann wird der ganze Troß der Zeitungen usw. in die neue Marschrichtung einschwenken. Die Deutsche Presse-Agentur hat mir auch gerade geschrieben und ihre Uneinsichtigkeit bekräftigt.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Zum vorigen Beitrag: Man sieht hier auch, wie verlogen die ganze Rede von den Präzisierungen ist, wo es in Wirklichkeit um Korrekturen geht. Wenn ich amtlich vorschreibe Pleite gehen und dann präzisiere, auch pleite gehen sei möglich, so ist das eindeutig keine Präzisierung, sondern ein Korrektur. Dasselbe gilt für die Hunderte von Änderungen, die im neuen Duden usw. vorgenommen worden sind. Die Kommission lügt, wie sie schon immer gelogen hat.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Der erste Bericht der Rechtschreibkommission vom Dezember 1997, zugleich Vorlage für die Mannheimer Anhörung, ist unveröffentlicht und trägt den Vermerk nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Wir wollen ihn jedoch bald veröffentlichen, gerade weil die ganze Mannheimer Anhörung sogar in den Reformchroniken von Bertelsmann und IDS verschwiegen wird. Der Bericht hat den Untertitel: Vorschläge zur Präzisierung und Weiterentwicklung aufgrund der kritischen Stellungnahmen zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Der wesentliche Inhalt läßt sich aus meinem ausführlichen Kommentar (hier und als Anhang zum Kritischen Kommentar, 2. Auflage) erschließen. Damit etwas bekannter wird, wozu die Reformer damals schon bereit waren, will ich hier eine Kleinigkeit zitieren: Bei der Groß- und Kleinschreibung sollte § 56 (1) durch folgende Nummer ergänzt werden:
E1: Bei den Wörtern Leid, Not, Pleite, Feind ist in den folgenden Fügungen Groß- oder Kleinschreibung möglich: Leid tun / leid tun, Not tun / not tun, Pleite gehen / pleite gehen, Feind sein / feind sein.
Dazu ist anzumerken: Zwar ist hier die Großschreibung immer noch falsch, aber die Wiederzulassung der Kleinschreibung bedeutet doch eine Rücknahme der falschen Behauptungen, die der Neuregelung zugrunde liegen. Alle dies wurde aber dann zusammen mit den unumgänglich notwendigen Korrekturen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung von den Politikern verboten, die wahrscheinlich unter Einfluß handelten, denn kurz zuvor hatten sie die Korrekturen ja ausdrücklich begrüßt. Wenn man das alles im Zusammenhang kennt, kommt es einem besonders komisch vor, daß manche immer noch etwas mit Klauen und Zähnen festhalten, was die Urheber längst aufgeben wollten.
Natürlich werden die von den Reformern selbst gewünschten Korrekturen dennoch kommen, und dann wird der ganze Troß der Zeitungen usw. in die neue Marschrichtung einschwenken. Die Deutsche Presse-Agentur hat mir auch gerade geschrieben und ihre Uneinsichtigkeit bekräftigt.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Zum vorigen Beitrag: Man sieht hier auch, wie verlogen die ganze Rede von den Präzisierungen ist, wo es in Wirklichkeit um Korrekturen geht. Wenn ich amtlich vorschreibe Pleite gehen und dann präzisiere, auch pleite gehen sei möglich, so ist das eindeutig keine Präzisierung, sondern ein Korrektur. Dasselbe gilt für die Hunderte von Änderungen, die im neuen Duden usw. vorgenommen worden sind. Die Kommission lügt, wie sie schon immer gelogen hat.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, das hat sicher mit den berichteten Angriffen auf den Server zu tun, auf dem rechtschreibreform.com liegt. Von innerhalb wurde sicher nichts gelöscht. (Wäre angesichts der hier versammelten Brillanz doch auch ganz unverständlich, oder nicht?)
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Peter Gerloff am 06.06.2001 um 22.00
Wer Interesse hat, neben bzw. nach der Diskussion um die offizielle Rechtschreibung noch ein bisschen zu experimentieren, den lade ich ein auf die Seite www.people.freenet.de/phonetisch-schreiben.
Peter Gerloff
Mühlenstraße 23, 31134 Hildesheim
eingetragen von anonymer Gast am 06.06.2001 um 22.00
Frage in die Runde:
Die WWW-Seiten der FAZ (http://www.faz.de) erschienen doch ursprünglich in Reformdeutsch, damals angeblich wegen, wenn ich mich recht erinnere, nicht ganz glaubhafter technischer Probleme. Heute kam ich zufällig auf diese Seiten und war überrascht, daß scheinbar alles auf Hochdeutsch geschrieben war. Wann und mit welcher Begründung ist denn dort das Dummdeutsch abgeschafft worden?
Seltener Gast
eingetragen von Matthias Dräger am 06.06.2001 um 22.00
Durch die ss-Regelung erzeugte Schreibfehler sind uns nichts neues. So schrieb sogar Prof. Ickler, ein zweifellos sehr geübter Schreiber, dem zumindest gewisse Grundkenntnisse in Sachen Rechtschreibung Sie, sehr geehrter Herr Jansen, doch kaum werden absprechen wollen, neulich die Konjunktion daß als dass - auch ein Tippfehler?
Richtig interessant, sehr geehrter Herr Jansen, wird erst Ihre Reaktion auf meine Ausführungen - daß es sich bei Ihrem wass wohl um einen klassischen Schreibfehler handele - und Ihre Reaktion erlaubt mir einen kleinen Einblick in die Frage, inwiefern Sie einer Ansicht, die nicht von Ihnen vorgetragen wird, zu folgen bereit sind oder wenigstens die Möglichkeit der Richtigkeit einer solchen Hypothese in Ihre Überlegungen mit einbeziehen können: Sie beharren darauf, daß Ihr wass gefälligst nur ein x-beliebiger Tipp- und kein aufschlußreicher Schreibfehler zu sein habe - und das ausgerechnet in einem Satz, der die ss-Regelung zum alleinigen Inhalt hat!
Verstehen Sie, was ich meine?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Manfred Riebe am 06.06.2001 um 22.00
Pardon! Juni natürlich. Warum wurden die Beiträge vom 4. bis 8. Juni im alten Gästebuch gelöscht?
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Das Jansen-Wass - ein Zufall?
Es handelt sich natürlich um eine Petitesse: Ein einziger Buchstabe ist überzählig! Trotzdem kann das allerhand bedeuten, wie Herr Dräger mit seinem abgewandelten Latein-Zitat sehr schön zeigt: Ein r zuviel - und schon stellt er Assoziationen her zu Errare humanum est - wo er doch vordergründig nur eine altbekannte Formel für mathematische Beweise zitierte. Herr Dörner und Herr Dräger haben unterschiedliche Perspektiven angedeutet, die durchaus noch ein paar weitere Gedanken wert sind. Herr Jansen sagt natürlich in seiner Sicht aus vollem Recht:
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Er sieht in dem wass also einen reinen Zufall, und das ist ja auch naheliegend. Wahrscheinlichkeitstheoretisch kann man leicht abschätzen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß Zufall genau diesen Fehler erzeugt, extrem klein ist. Einem Psychologen wird das ausreichen, sich zu fragen, ob es einen Grund geben könnte, daß unter der schier unendlichen Zahl möglicher Fehler gerade dieser aufgetreten ist. Ein Verhaltenspsychologe würde feststellen, daß die Buchstabenfolge ass von Herrn Jansen in den letzten Jahren mit großem Eifer eingeübt worden ist, daß sie ihm von daher leicht von der Hand geht. Ein Psychiater könnte die Verdachtsdiagnose einer neurotischen Fixierung auf diese Buchstabengruppe stellen, da Herr Jansen die Verteidigung von ass schon lange Zeit mit großer Energie betreibt. Ein Psychoanalytiker würde auf eine frühe Phase der Kindheitsentwicklung abheben (ass), ein Psychosomatiker würde ihm eine Erschöpfungsreaktion zubilligen. Vertreter der tiefenpsychologischen Traumanalyse würden Assoziatioen zu ass ausdeuten, von denen ich hier nur auf Acetylsalicylsäure hinzuweisen wage. Ein Gesprächspsychotherapeut würde die linguistischen Neigungen von Herrn Jansen aufdecken und fragen: Wass wegen Wasser - das liegt doch ganz auf Ihrer Linie, Herr Jansen!? Vertreten Sie das offensiv! Ein Zufall kann nach alledem als nahezu ausgeschlossen gelten.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Entschuldigung! Das mußte ich mir gerade einmal beweisen!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Peter Gerloff am 06.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibreform ist gelaufen, so oder so, man mag sie lieben oder nicht. Das Grundrecht jedes/r Deutschen, so zu schreiben, wie er/sie will und kann, bleibt davon bekanntlich unberührt (außer in den Schulen). Wer es einmal ganz anders probieren will, den lade ich ein, folgende Seiten aufzuschlagen: www.people.freenet.de/phonetisch-schreiben.
Peter Gerloff
Peter Gerloff
Mühlenstr. 23, 31134 Hildesheim
eingetragen von Theodor Ickler am 06.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibreform ist nicht gelaufen, sie versucht bloß zu laufen - und läuft ihren Erzeugern davon.
Wer die Revision seit 1998 nicht zur Kenntnis nimmt, sieht die Sache eben falsch.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Ursula Morin am 06.06.2001 um 22.00
Hier im süddeutschen Raum ist der Unterschied zwischen das und daß schon sehr deutlich an der Aussprache zu erkennen, d.h. die mehr oder weniger normale Bevölkerung, von der ich hier umgeben bin, und zu der ich mich auch zähle, hat überhaupt keine Probleme damit, zwischen der Konjunktion daß und dem Relativpronomen das zu unterscheiden (es wäre mir sonst bei Gesprächen sofort aufgefallen).
Vielleicht könnte Herr Janssen mitteilen, wo seine Normalbevölkerung angesiedelt ist. Herr Janssen und Herr Augst scheinen da einiges gemeinsam zu haben. Auch bei Herrn Augst ist nur schwer zu erkennnen, wo der von ihm als Beweis für seine Volksetymologien herhaltende Volksstamm angesiedelt ist (hier auf die Friesen zu verweisen, wäre wohl eher ein schlechter Scherz).
Ursula Morin
Paulinenstr. 32, 71093 Weil im Schönbuch
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Es handelt sich natürlich um eine Petitesse: Ein einziger Buchstabe ist überzählig! Trotzdem kann das allerhand bedeuten, wie Herr Dräger mit seinem abgewandelten Latein-Zitat sehr schön zeigt: Ein r zuviel - und schon stellt er Assoziationen her zu Errare humanum est - wo er doch vordergründig nur eine altbekannte Formel für mathematische Beweise zitierte. Herr Dörner und Herr Dräger haben unterschiedliche Perspektiven angedeutet, die durchaus noch ein paar weitere Gedanken wert sind. Herr Jansen sagt natürlich in seiner Sicht aus vollem Recht:
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Er sieht in dem wass also einen reinen Zufall, und das ist ja auch naheliegend. Wahrscheinlichkeitstheoretisch kann man leicht abschätzen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß Zufall genau diesen Fehler erzeugt, extrem klein ist. Einem Psychologen wird das ausreichen, sich zu fragen, ob es einen Grund geben könnte, daß unter der schier unendlichen Zahl möglicher Fehler gerade dieser aufgetreten ist. Ein Verhaltenspsychologe würde feststellen, daß die Buchstabenfolge ass von Herrn Jansen in den letzten Jahren mit großem Eifer eingeübt worden ist, daß sie ihm von daher leicht von der Hand geht. Ein Psychiater könnte die Verdachtsdiagnose einer neurotischen Fixierung auf diese Buchstabengruppe stellen, da Herr Jansen die Verteidigung von ass schon lange Zeit mit großer Energie betreibt. Ein Psychoanalytiker würde auf eine frühe Phase der Kindheitsentwicklung abheben (ass), ein Psychosomatiker würde ihm eine Erschöpfungsreaktion zubilligen. Vertreter der tiefenpsychologischen Traumanalyse würden Assoziatioen zu ass ausdeuten, von denen ich hier nur auf Acetylsalicylsäure hinzuweisen wage. Ein Gesprächspsychotherapeut würde die linguistischen Neigungen von Herrn Jansen aufdecken und fragen: Wass wegen Wasser - das liegt doch ganz auf Ihrer Linie, Herr Jansen! Vertreten Sie das offensiv! Ein Zufall kann nach alledem als nahezu ausgeschlossen gelten.
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.06.2001 um 22.00
Ich selbst habe offenkundig Probleme mit HTML. Was das tiefenpsychologisch bedeuten mag?
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 06.06.2001 um 22.00
Sie halten also Wass tatsächlich für einen Rechtschreib- und nicht für einen Tippfehler, nun auch noch für einen klassischen. Sie meinen obendrein, sich damit nicht lächerlich zu machen? Nun gut... dann hab ich keine weiteren Fragen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
die leidigen ss und immer wieder die Getrenntschreibung
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Grossstadtrevier / N3 20.15 am 06.06.01
Beim Einschalten eines Fernsehsenders zeigt ein unten auf dem Bildschirm erscheinender Balken den Namen des gerade laufenden Programms auf . Hier kennt kein Sender mehr ein ß, sei es das 1., 2., 3. oder Phoenix u.a. Es heißt stets das grosse ... Gestern abend., 06.06.01 um 20.15 Uhr auf N3 Grossstadtrevier! Aufgrund der sss besonders erfrischend.
Meine Tageszeitung, die WAZ, schreibt: Bahn will Züge flott machen. In einem Leserbrief habe ich sie gefragt, ob die Bahn die Anzahl erhöhen wolle, oder aber eher die (bestehenden) auf Vordermann bringen wolle. Ferner: (...), was in den Verträgen fest geschrieben wurde, (...) Wurde dies mit manuellem Druck geschrieben? Wie wird dies in der Juristerei gehandhabt?
stromsparende Prozessoren, zum anderen dann Blut saugende Parasiten. Eben immer das gleiche Lied!
Ruth Salber-Buchmueller
45470 Mülheim-Ruhr
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 05.06.2001 um 22.00
Oder ist unerschrocken ein besserer Ausdruck? Ich soll Ihnen, lieber Herr Jansen, jetzt noch einmal ausführen, was Herr Melsa Ihnen umständlichst auseinandergesetzt hat? Ich habe mir schon das neue Buch von Hubert Schleichert besorgt und erhoffe mir daraus Hinweise, wie man mit derlei Dingen umgeht. Auf Ihre Argumente bezüglich ss/ß wird nicht eingegangen? Auf Ihren Kommentar Ärgerniß vom 28.3. d.J. haben Sie doch eine ausgezeichnete Erläuterung durch Professor Ickler erfahren!? Und Ihre jüngste Trouvaille aus alten DDR-Duden? Das mag sein, daß Sie da etwas mehr Kommentar erhofft hätten. Nun will ich mit Herrn Ickler wirklich nicht in Konkurrenz treten, aber vielleicht soviel: Wenn ich Sie richtig verstehe, wollten Sie betonen, daß einige Neuregelungen anknüpften an frühere Regelungen, also nicht als Erfindung der Neuregler bezeichnet werden dürften. Da haben Sie recht! Sehr weniges ist wirklich neu; die meisten Neuregelungen haben ihre, z.T. sehr antiquierten, Vorläufer. Ich halte es für interessant, daß solche Anknüpfungen gerade im DDR-Duden zu finden waren (u. ß als Buchstabe sogar im ersten Wiedervereinigungs-Duden). Das entspricht doch ganz dem, was man erwarten würde, meinen Sie nicht? Andererseits ist es m.E. auch kein schlimmer Fehler, eine Wiederentdeckung eine Erfindung zu nennen. Für den Neu-Entdecker mag es sich ja genau so darstellen! Dafür gibt es in der Geschichte von Wissenschaft und Technik Beispiele zuhauf. Abschließend: Ein neues Argument für die Heysesche s-Schreibung habe ich in Ihren Ausführungen bei allem Bemühen nicht entdecken können. Das Gewicht der vorgebrachten Argumente pro und kontra Heyse scheint mir so bei ca. 1 zu 6 zu liegen; Sie müssen da ein vollkommen anderes Gewichtungssystem anlegen, aber - in Gottes Namen - machen Sie halt so weiter!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Wie man aus Bahn will Züge flott machen etwas mit Anzahl erhöhen verstehen kann, ist völlig konstruiert. Die Satzstellung wäre dann Bahn will flott Züge machen, was aus stilistischen Gründen dennoch unwahrscheinlich ist.
(...), was in den Verträgen fest geschrieben wurde, (...) ist schlichtweg ein Fehler; es muss zusammengeschrieben werden, weil das fest nicht relativ gemeint ist, wie es der 2000er Duden ausdrückt (nicht steiger- oder erweiterbar). Soll hier suggeriert werden, die Getrenntschreibung sei neue Rechtschreibung?
Die Differenzierung zwischen stromsparende Prozessoren, und Blut saugende Parasiten ist grammatisch sinnvoll. Das erste kann man steigern und erweitern; für sehr blutsaugende... gibt es meiner Meinung nach keinen Bedarf. Ich persönlich finde, die steiger- und erweiterbaren könnte man immer zusammenschreiben (die Getrenntschreibung darf deshalb noch nicht als falsch gelten).
Übrigens: Jeder Grafiker kann doch, wenn er will, auf das ß verzichten. Da sind ja noch ganz andere Freiheiten möglich. Zweitens rechne ich auch damit, dass oft das ß weggelassen wird, weil sich jemand nicht über die Neuregelung informiert hat, oder nur unzureichend. Drittens kann das noch mangelnde Routine sein, weil jemand die an sich einfache Regelung noch nicht wirklich begriffen hat.
Michael Jansen
eingetragen von Matthias Dräger am 05.06.2001 um 22.00
Falls jemand, wie offensichtlich Herr Jansen, die an sich einfache Regelung wirklich begriffen haben sollte, kommt es unweigerlich zu so köstlichen Fehlleistungen wie:
Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren. (Herr Jansen, Gästebuch vom 6. Juni)
Spätestens nach der grundlegenden Studie von Prof. Marx zu Rechtschreibleistungen bei Grundschülern vor und nach der Rechtschreibreform dürfte das Thema doch eigentlich durch sein. Eine Neuregelung sollte zumindestens eindeutige Vorteile haben gegenüber dem gegenwärtigen Zustand. Hat sie das nicht, kann es nur eine Devise geben: Finger weg von verunsichernden Experimenten, zumal mit Heranwachsenden!
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Zu Blut saugend usw. ist seit Jahren alles gesagt. Inzwischen haben sich Kommission und Duden von ihren ursprünglichen Kriterien verabschiedet, ein köstliches Schauspiel.
Man kann natürlich Steigerbarkeit des Erstgliedes, Steigerbarkeit des Ganzen, Erweiterbarkeit des Erstgliedes usw. als Kriterien heranziehen und damit den Schülern gewiß eine große Freude machen, denn wer liebt nicht Denksportaufgaben! Der kleine Haken dabei ist, daß dies alles mit Sprache nichts zu tun hat. Die allmählich aufgekommene Zusammenschreibung, d.h. die Bildung echter Zusammensetzungen mit inkorporiertem Objekt, beruht einzig und allein auf der semantischen Operation des Übergangs zu klassifizierenden Adjektiven. Daher behandelt die Sprachgemeinschaft blutsaugend, energiesparend, eisenverarbeitend usw. alle gleich. Das Kriterium der Steigerbarkeit benutzen wir Linguisten, um einige Reformschreibungen als grammatisch unmöglich nachzuweisen; dem wortbildenden Sprachteilhaber ist es aber ganz fremd.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Zu Ickler:
Für die normale Bevölkerung ist die Unterscheidung das/dass genauso eine Zumutung wie Blut saugend / stromsparend, vieles aus der Stammschreibung, nahezu die komplette Kommansetzung usw. Und wenn man dann erst mit Grammatik ähnlich argumentieren würde...
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Die Unterscheidung von dass und das (besonders als Relativpronomen) ist sehr wesentlich für die Lesbarkeit von Texten und auch sehr leicht zu befolgen. Vor der Reform wurden hier - wenn man von Schulkindern absieht - fast nie Fehler gemacht. Über die Wichtigkeit der Unterscheidung hat Horst H. Munske alles Nötige gesagt. (Jetzt in Orthographie als Sprachkultur, einem Buch, ohne dessen Kenntnis man in solchen Fragen überhaupt nicht mitreden kann.) Die reformfreudige Ministerialbürokratie hat hier mit Recht die Notbremse gezogen, aber auch die Reformer selbst sind von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgerückt, den Unterschied zugunsten von das einzuebnen. Das war anerkanntermaßen nur eine Schnapsidee vom Anfang der siebziger Jahre.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Es versteht sich, daß ich die Heysesche Schreibung dass weiterhin ablehne, ich habe im letzten Beitrag nur um der Argumentation willen Jansens Beispiel unverändert gelassen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 05.06.2001 um 22.00
Daß die Fehlerhäufigkeit auf diesem Gebiet nach der Reform stark zugenommen hat, läßt sich zunächst nur mit der Verlagerung der Konzentration beim Rechtschreiben auf ganz andere Dinge (z. B. neue GZS, neue GKS usw.) erklären, so daß die nichtgeänderten Bereiche der Rechtschreibung gewissermaßen vernachlässigt werden. Herr Wrase hat dies in seiner Untersuchung kurz angesprochen.
Aber vielleicht steckt noch etwas ganz anderes dahinter. Ich habe gelesen, daß »daß« und »das« aufgrund unterschiedlicher Buchstaben am Wortende psychologisch als verschiedene Wörter aufgefaßt werden, während statt dessen »dass« und »das« aufgrund der bloßen Konsonantenverdoppelung eher wie unterschiedliche Schreibungen ein und desselben Wortes wirken.
Ich habe wenig Ahnung von Psychologie, aber ganz abwegig klingt es nicht, zumal in Zeitungen nun Fehler auftreten, die bisher undenkbar waren. In der Wraseschen Untersuchung findet sich in der SZ von 1998 kein derartiger Fehler, während in der Reformausgabe von 2000 dreimal »dass« statt korrekt »das« geschrieben wurde. Wenn man Dinge wie »ein Weihnachtsgeschenk, dass bestimmt Freude machen wird« (Bild und Funk) oder »im Schuljahr [...] war das Ohm-Gymnasium Erlangen das einzige, dass Französisch als erste Fremdsprache anbot« (Erlanger Nachrichten) liest, dann sieht es doch in der Tat so aus, als hätte die Reform einen deutlich negativen Einfluß auf die Fähigkeit, die Konjunktion »daß« richtig zu erkennen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Matthias Dräger am 05.06.2001 um 22.00
Ich leiste mir den Luxus, bei neu erscheinenden Titeln in meinem Verlag den Satz selbst zu gestalten. So habe ich in den letzten Tagen gerade zwei Texte mittleren Umfangs am Wickel gehabt und hatte dabei das Vergnügen, im Satz jedes der beiden Bücher über eintausend Tipp- und Schreibfehler herauszuholen, die zuvor von den Argusaugen der Lektorin darin entdeckt worden waren. Von daher kenne ich mich mit dieser Materie ganz gut aus. Tippfehler lassen sich durchweg in drei Kategorien einordnen:
1) Ausgelassener Buchstabe (Anschlag).
2) Nicht exakt getroffene Taste - also ein zusätzlicher falscher Buchstabe, ggf. sogar zwei falsche Buchstaben.
3) Sogenannte Dreher, d. h. entweder ein Finger der linken oder rechten Hand tippt früher, als er sollte. In diese Kategorie fallen auch noch Zwischenräume innerhalb von Wörtern, d. h. versehentliche Betätigung der Leerschaltaste oder zu frühe oder zu späte Betätigung der Großschalttaste.
Andere Tippfehler kenne ich nicht - an einen versehentlich doppelt angeschlagenen Buchstaben kann ich mich bei allen ausgeführten Korrekturen der letzten Tage beim besten Willen nicht erinnern. (Ein Buchstabe wird natürlich auch mehrfach angezeigt, wenn eine Taste gedrückt gehalten wird; auch das kommt bei einem Schreiber, der einigermaßen flüssig schreibt, in der Praxis nicht mehr vor.)
Die von Ihnen produzierte Schreibung wass fällt für mich klar in die Kategorie der S c h r e i b f e h l e r, d. h. der Fehlschreibung liegt ein wie immer gearteter D e n k f e h l e r zugrunde. Das ist etwas grundsätzlich anderes als ein Fehler in der Motorik der Finger. Sie hatten früher einmal angegeben, sehr geehrter Herr Jansen, Sie würden sich beim Schreiben an Schreibregeln orientieren.* Abgesehen davon, daß ich der Ansicht bin, daß Sie sich mit dieser Aussage selber etwas vormachen - beim fraglichen Satz wird es tatsächlich zutreffen: Beim schreiben von:
Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren.
denken Sie offensichtlich tatsächlich an die ss-ß Regel - und prompt produzieren Sie nicht einen Tipp-, sondern einen klassischen Schreibfehler. Quod errat demonstrandum(was zu beweisen war).
Sehr geehrter Herr Jansen, Sie dürfen sich jetzt gerne darüber amüsieren, daß ich einem einzigen Schreibfehler von Ihnen eine derartige Aufmerksamkeit schenke. Aber ich möchte wenigstens ansatzweise verstehen lernen, was bei Fehlschreibungen dieser und ähnlicher Art in den Köpfen der Schreibenden vor sich geht. Ich schreibe diesen Text daher auch in erster Linie für die Besucher dieser Seite und für mich selbst, keinesfalls mehr, um Sie in irgendeiner Weise zu überzeugen - die Zeiten sind vorbei. Sie können also weiterhin ganz beruhigt in Ihren ss-Gewässern segeln...
* Sie sagen in einem Beitrag vom 27. 3. 2001 sogar: Ich nehme für mich in Anspruch, nach dem Regelwerk zu schreiben, nicht nach dem Wörterverzeichnis oder gar einem Wörterbuch. Sie wollen damit ausdrücken, daß es Ihnen möglich sei, das amtliche Regelwerk - sogar w ä h r e n d des Schreibens! - in sich schlüssig auszulegen? Das wäre eine Leistung, zu der erfahrene Wörterbuchredaktionen, übrigens o h n e Ablenkung der Aufmerksamkeit auf einen anderen Gedankengang - nämlich den, den Sie beim Schreiben ja doch hoffentlich gerade entwickeln wollen - in zig Arbeitssitzungen nicht in der Lage waren. Selbst ein doch so intelligenter Mann wie Prof. Augst beherrscht, wie Ickler jüngst nachgewiesen hat, noch nicht einmal vollständig die Zeichensetzung der Neuregelung!
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Die Zunahme der Fehler gerade bei der ss-Schreibung ist sehr leicht nachzuweisen. So findet man in der Süddeutschen Zeitung 1999 nach dem 1. August nicht weniger als 17 Belege für aussen, während solche Fehler vorher praktisch unbekannt waren. Dasselbe trifft für heiss zu. (Vorsicht bei der automatischen Suche! Man muß sich alle Stellen ansehen, damit nicht der häufige Eigenname Heiss mitgezählt wird!) Übrigens habe ich zu heiss neulich noch eine Beobachtung gemacht. Beim Suchen nach heiss im Internet bin ich besonders häufig auf pornographische Seiten gestoßen. Ich habe dann von der T-online-Startseite aus unter Lifestyle - Erotik nachgesehen und tatsächlich gefunden, daß heisse Girls usw. besonders häufig angeboten werden. In dieser Branche scheint man die falsche Schreibweise besonders heiss zu finden, was ich schrift-physiognomisch ein bißchen nachvollziehen kann. Dem Buchstabe ß hat man zwar auch schon eine gewisse erotische Qualität nachgesagt, aber sie scheint zu stark ins Mütterliche zu gehen, besonders heiss ist sie wohl nicht ...
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Matthias Dräger am 05.06.2001 um 22.00
Ich leiste mir den Luxus, bei neu erscheinenden Titeln in meinem Verlag den Satz selbst zu gestalten. So habe ich in den letzten Tagen gerade zwei Texte mittleren Umfangs am Wickel gehabt und hatte dabei das Vergnügen, im Satz jedes der beiden Bücher über eintausend Tipp- und Schreibfehler herauszuholen, die zuvor von den Argusaugen der Lektorin darin entdeckt worden waren. Von daher kenne ich mich mit dieser Materie ganz gut aus. Tippfehler lassen sich durchweg in drei Kategorien einordnen:
1) Ausgelassener Buchstabe (Anschlag).
2) Nicht exakt getroffene Taste - also ein zusätzlicher falscher Buchstabe, ggf. sogar zwei falsche Buchstaben.
3) Sogenannte Dreher, d. h. entweder ein Finger der linken oder rechten Hand tippt früher, als er sollte. In diese Kategorie fallen auch noch Zwischenräume innerhalb von Wörtern, d. h. versehentliche Betätigung der Leerschaltaste oder zu frühe oder zu späte Betätigung der Großschalttaste.
Andere Tippfehler kenne ich nicht - an einen versehentlich doppelt angeschlagenen Buchstaben kann ich mich bei allen ausgeführten Korrekturen der letzten Tage beim besten Willen nicht erinnern. (Ein Buchstabe wird natürlich auch mehrfach angezeigt, wenn eine Taste gedrückt gehalten wird; auch das kommt bei einem Schreiber, der einigermaßen flüssig schreibt, in der Praxis nicht mehr vor.)
Die von Ihnen produzierte Schreibung wass fällt für mich klar in die Kategorie der S c h r e i b f e h l e r, d. h. der Fehlschreibung liegt ein wie immer gearteter D e n k f e h l e r zugrunde. Das ist etwas grundsätzlich anderes als ein Fehler in der Motorik der Finger. Sie hatten früher einmal angegeben, sehr geehrter Herr Jansen, Sie würden sich beim Schreiben an Schreibregeln orientieren.* Abgesehen davon, daß ich der Ansicht bin, daß Sie sich mit dieser Aussage selber etwas vormachen - beim fraglichen Satz wird es tatsächlich zutreffen: Beim schreiben von:
Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren.
denken Sie offensichtlich tatsächlich an die ss-ß Regel - und prompt produzieren Sie nicht einen Tipp-, sondern einen klassischen Schreibfehler. Quod errat demonstrandum(was zu beweisen war).
Sehr geehrter Herr Jansen, Sie dürfen sich jetzt gerne darüber amüsieren, daß ich einem einzigen Schreibfehler von Ihnen eine derartige Aufmerksamkeit schenke. Aber ich möchte wenigstens ansatzweise verstehen lernen, was bei Fehlschreibungen dieser und ähnlicher Art in den Köpfen der Schreibenden vor sich geht. Ich schreibe diesen Text daher auch in erster Linie für die Besucher dieser Seite und für mich selbst, keinesfalls mehr, um Sie in irgendeiner Weise zu überzeugen - die Zeiten sind vorbei. Sie können also weiterhin ganz beruhigt in Ihren ss-Gewässern segeln...
* Sie sagen in einem Beitrag vom 27. 3. 2001 sogar: Ich nehme für mich in Anspruch, nach dem Regelwerk zu schreiben, nicht nach dem Wörterverzeichnis oder gar einem Wörterbuch. Sie wollen damit ausdrücken, daß es Ihnen möglich sei, das amtliche Regelwerk - sogar w ä h r e n d des Schreibens! - in sich schlüssig auszulegen? Das wäre eine Leistung, zu der erfahrene Wörterbuchredaktionen, übrigens o h n e Ablenkung der Aufmerksamkeit auf einen anderen Gedankengang - nämlich den, den Sie beim Schreiben ja doch hoffentlich gerade entwickeln wollen - in zig Arbeitssitzungen nicht in der Lage waren. Selbst ein doch so intelligenter Mann wie Prof. Augst beherrscht, wie Ickler jüngst nachgewiesen hat, noch nicht einmal vollständig die Zeichensetzung der Neuregelung!
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Die Zunahme der Fehler gerade bei der ss-Schreibung ist sehr leicht nachzuweisen. So findet man in der Süddeutschen Zeitung 1999 nach dem 1. August nicht weniger als 17 Belege für aussen, während solche Fehler vorher praktisch unbekannt waren. Dasselbe trifft für heiss zu. (Vorsicht bei der automatischen Suche! Man muß sich alle Stellen ansehen, damit nicht der häufige Eigenname Heiss mitgezählt wird!) Übrigens habe ich zu heiss neulich noch eine Beobachtung gemacht. Beim Suchen nach heiss im Internet bin ich besonders häufig auf pornographische Seiten gestoßen. Ich habe dann von der T-online-Startseite aus unter Lifestyle - Erotik nachgesehen und tatsächlich gefunden, daß heisse Girls usw. besonders häufig angeboten werden. In dieser Branche scheint man die falsche Schreibweise besonders heiss zu finden, was ich schrift-physiognomisch ein bißchen nachvollziehen kann. Dem Buchstabe ß hat man zwar auch schon eine gewisse erotische Qualität nachgesagt, aber sie scheint zu stark ins Mütterliche zu gehen, besonders heiss ist sie wohl nicht ...
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 05.06.2001 um 22.00
Daß die Fehlerhäufigkeit auf diesem Gebiet nach der Reform stark zugenommen hat, läßt sich zunächst nur mit der Verlagerung der Konzentration beim Rechtschreiben auf ganz andere Dinge (z. B. neue GZS, neue GKS usw.) erklären, so daß die nichtgeänderten Bereiche der Rechtschreibung gewissermaßen vernachlässigt werden. Herr Wrase hat dies in seiner Untersuchung kurz angesprochen.
Aber vielleicht steckt noch etwas ganz anderes dahinter. Ich habe gelesen, daß »daß« und »das« aufgrund unterschiedlicher Buchstaben am Wortende psychologisch als verschiedene Wörter aufgefaßt werden, während statt dessen »dass« und »das« aufgrund der bloßen Konsonantenverdoppelung eher wie unterschiedliche Schreibungen ein und desselben Wortes wirken.
Ich habe wenig Ahnung von Psychologie, aber ganz abwegig klingt es nicht, zumal in Zeitungen nun Fehler auftreten, die bisher undenkbar waren. In der Wraseschen Untersuchung findet sich in der SZ von 1998 kein derartiger Fehler, während in der Reformausgabe von 2000 dreimal »dass« statt korrekt »das« geschrieben wurde. Wenn man Dinge wie »ein Weihnachtsgeschenk, dass bestimmt Freude machen wird« (Bild und Funk) oder »im Schuljahr [...] war das Ohm-Gymnasium Erlangen das einzige, dass Französisch als erste Fremdsprache anbot« (Erlanger Nachrichten) liest, dann sieht es doch in der Tat so aus, als hätte die Reform einen deutlich negativen Einfluß auf die Fähigkeit, die Konjunktion »daß« richtig zu erkennen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Herr Dräger, Sie sind köstlich: Einen Vertipper wie wass wollen Sie argumentativ ausschlachten? Oh je...
Schreiben Sie diesen Niveauverlust auch der Neuregelung zu?
Zu Ickler:
Für die normale Bevölkerung ist die Unterscheidung das/dass genauso eine Zumutung wie Blut saugend / stromsparend, vieles aus der Stammschreibung, nahezu die komplette Kommansetzung usw. Und wenn man dann erst mit Grammatik ähnlich argumentieren würde...
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Die Unterscheidung von dass und das (besonders als Relativpronomen) ist sehr wesentlich für die Lesbarkeit von Texten und auch sehr leicht zu befolgen. Vor der Reform wurden hier - wenn man von Schulkindern absieht - fast nie Fehler gemacht. Über die Wichtigkeit der Unterscheidung hat Horst H. Munske alles Nötige gesagt. (Jetzt in Orthographie als Sprachkultur, einem Buch, ohne dessen Kenntnis man in solchen Fragen überhaupt nicht mitreden kann.) Die reformfreudige Ministerialbürokratie hat hier mit Recht die Notbremse gezogen, aber auch die Reformer selbst sind von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgerückt, den Unterschied zugunsten von das einzuebnen. Das war anerkanntermaßen nur eine Schnapsidee vom Anfang der siebziger Jahre.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Es versteht sich, daß ich die Heysesche Schreibung dass weiterhin ablehne, ich habe im letzten Beitrag nur um der Argumentation willen Jansens Beispiel unverändert gelassen.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 05.06.2001 um 22.00
Zu Blut saugend usw. ist seit Jahren alles gesagt. Inzwischen haben sich Kommission und Duden von ihren ursprünglichen Kriterien verabschiedet, ein köstliches Schauspiel.
Man kann natürlich Steigerbarkeit des Erstgliedes, Steigerbarkeit des Ganzen, Erweiterbarkeit des Erstgliedes usw. als Kriterien heranziehen und damit den Schülern gewiß eine große Freude machen, denn wer liebt nicht Denksportaufgaben! Der kleine Haken dabei ist, daß dies alles mit Sprache nichts zu tun hat. Die allmählich aufgekommene Zusammenschreibung, d.h. die Bildung echter Zusammensetzungen mit inkorporiertem Objekt, beruht einzig und allein auf der semantischen Operation des Übergangs zu klassifizierenden Adjektiven. Daher behandelt die Sprachgemeinschaft blutsaugend, energiesparend, eisenverarbeitend usw. alle gleich. Das Kriterium der Steigerbarkeit benutzen wir Linguisten, um einige Reformschreibungen als grammatisch unmöglich nachzuweisen; dem wortbildenden Sprachteilhaber ist es aber ganz fremd.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Wie man aus Bahn will Züge flott machen etwas mit Anzahl erhöhen verstehen kann, ist völlig konstruiert. Die Satzstellung wäre dann Bahn will flott Züge machen, was aus stilistischen Gründen dennoch unwahrscheinlich ist.
(...), was in den Verträgen fest geschrieben wurde, (...) ist schlichtweg ein Fehler; es muss zusammengeschrieben werden, weil das fest nicht relativ gemeint ist, wie es der 2000er Duden ausdrückt (nicht steiger- oder erweiterbar). Soll hier suggeriert werden, die Getrenntschreibung sei neue Rechtschreibung?
Die Differenzierung zwischen stromsparende Prozessoren, und Blut saugende Parasiten ist grammatisch sinnvoll. Das erste kann man steigern und erweitern; für sehr blutsaugende... gibt es meiner Meinung nach keinen Bedarf. Ich persönlich finde, die steiger- und erweiterbaren könnte man immer zusammenschreiben (die Getrenntschreibung darf deshalb noch nicht als falsch gelten).
Übrigens: Jeder Grafiker kann doch, wenn er will, auf das ß verzichten. Da sind ja noch ganz andere Freiheiten möglich. Zweitens rechne ich auch damit, dass oft das ß weggelassen wird, weil sich jemand nicht über die Neuregelung informiert hat, oder nur unzureichend. Drittens kann das noch mangelnde Routine sein, weil jemand die an sich einfache Regelung noch nicht wirklich begriffen hat.
Michael Jansen
eingetragen von Matthias Dräger am 05.06.2001 um 22.00
Falls jemand, wie offensichtlich Herr Jansen, die an sich einfache Regelung wirklich begriffen haben sollte, kommt es unweigerlich zu so köstlichen Fehlleistungen wie:
Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren. (Herr Jansen, Gästebuch vom 6. Juni)
Spätestens nach der grundlegenden Studie von Prof. Marx zu Rechtschreibleistungen bei Grundschülern vor und nach der Rechtschreibreform dürfte das Thema doch eigentlich durch sein. Eine Neuregelung sollte zumindestens eindeutige Vorteile haben gegenüber dem gegenwärtigen Zustand. Hat sie das nicht, kann es nur eine Devise geben: Finger weg von verunsichernden Experimenten, zumal mit Heranwachsenden!
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 05.06.2001 um 22.00
Oder ist unerschrocken ein besserer Ausdruck? Ich soll Ihnen, lieber Herr Jansen, jetzt noch einmal ausführen, was Herr Melsa Ihnen umständlichst auseinandergesetzt hat? Ich habe mir schon das neue Buch von Hubert Schleichert besorgt und erhoffe mir daraus Hinweise, wie man mit derlei Dingen umgeht. Auf Ihre Argumente bezüglich ss/ß wird nicht eingegangen? Auf Ihren Kommentar Ärgerniß vom 28.3. d.J. haben Sie doch eine ausgezeichnete Erläuterung durch Professor Ickler erfahren!? Und Ihre jüngste Trouvaille aus alten DDR-Duden? Das mag sein, daß Sie da etwas mehr Kommentar erhofft hätten. Nun will ich mit Herrn Ickler wirklich nicht in Konkurrenz treten, aber vielleicht soviel: Wenn ich Sie richtig verstehe, wollten Sie betonen, daß einige Neuregelungen anknüpften an frühere Regelungen, also nicht als Erfindung der Neuregler bezeichnet werden dürften. Da haben Sie recht! Sehr weniges ist wirklich neu; die meisten Neuregelungen haben ihre, z.T. sehr antiquierten, Vorläufer. Ich halte es für interessant, daß solche Anknüpfungen gerade im DDR-Duden zu finden waren (u. ß als Buchstabe sogar im ersten Wiedervereinigungs-Duden). Das entspricht doch ganz dem, was man erwarten würde, meinen Sie nicht? Andererseits ist es m.E. auch kein schlimmer Fehler, eine Wiederentdeckung eine Erfindung zu nennen. Für den Neu-Entdecker mag es sich ja genau so darstellen! Dafür gibt es in der Geschichte von Wissenschaft und Technik Beispiele zuhauf. Abschließend: Ein neues Argument für die Heysesche s-Schreibung habe ich in Ihren Ausführungen bei allem Bemühen nicht entdecken können. Das Gewicht der vorgebrachten Argumente pro und kontra Heyse scheint mir so bei ca. 1 zu 6 zu liegen; Sie müssen da ein vollkommen anderes Gewichtungssystem anlegen, aber - in Gottes Namen - machen Sie halt so weiter!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
die leidigen ss und immer wieder die Getrenntschreibung
eingetragen von Gast am 05.06.2001 um 22.00
Grossstadtrevier / N3 20.15 am 06.06.01
Beim Einschalten eines Fernsehsenders zeigt ein unten auf dem Bildschirm erscheinender Balken den Namen des gerade laufenden Programms auf . Hier kennt kein Sender mehr ein ß, sei es das 1., 2., 3. oder Phoenix u.a. Es heißt stets das grosse ... Gestern abend., 06.06.01 um 20.15 Uhr auf N3 Grossstadtrevier! Aufgrund der sss besonders erfrischend.
Meine Tageszeitung, die WAZ, schreibt: Bahn will Züge flott machen. In einem Leserbrief habe ich sie gefragt, ob die Bahn die Anzahl erhöhen wolle, oder aber eher die (bestehenden) auf Vordermann bringen wolle. Ferner: (...), was in den Verträgen fest geschrieben wurde, (...) Wurde dies mit manuellem Druck geschrieben? Wie wird dies in der Juristerei gehandhabt?
stromsparende Prozessoren, zum anderen dann Blut saugende Parasiten. Eben immer das gleiche Lied!
Ruth Salber-Buchmueller
45470 Mülheim-Ruhr
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.06.2001 um 22.00
Schwierig ist das alles eigentlich auch wieder nicht.
Warum es passiert, daß man gelegentlich »tausende Beispiele« schreibt, habe ich inzwischen auch ohne fremde Hilfe herausgefunden. Weil es nämlich richtig wäre, »tausend Beispiele« zu schreiben. Das verwechselt man dann. Aber eine Verwechslung ist ein Fehler und dabei sollte es auch bleiben.
Bei »dutzende« ist das anders, deshalb ist für diese Schreibweise eigentlich kein Verständnis aufzubringen, die Statistik gibt offensichtlich auch nicht allzuviel für sie her. Bei Millionen macht den Fehler keiner.
Das A und O scheint zu sein, daß man über die Strukturen der Sprache einiges weiß oder ein Sensorium dafür hat, letzteres kann einen im Stich lassen, aber das ist nicht schlimm, sofern man Falsches als falsch definiert - solange es eben falsch ist.
Grammatikregeln (also dutzende, tausende klein) aufzuheben macht die Grammatik nicht einfacher sondern schwieriger. Bei den Verkehrsregeln wäre es wohl ähnlich. Der Vergleich ist schlecht, denn den Verkehr muß man regeln, die Grammatik ist geregelt, die Regeln bilden sie nur ab, das vermute ich jedenfalls in meinem Laienverstand - oder hat sich das jemand ausgedacht, um die Verständigung zu ermöglichen?)
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 04.06.2001 um 22.00
Auch ich habe nicht behauptet, dass Herr Ickler behauptet hätte... Ich fand seine Darstellung verkürzt und suggestiv (früher groß, jetzt klein), das wollte ich kritisieren. Ich gehe auch in diesem Fall davon aus, dass sich der Datenbefund des Icklerschen Korpus nicht mit dem deckt, was in der Bevölkerung geschrieben wird. Ich halte dutzende, tausende usw. nach wie vor für die Bevölkerungsschreibweise (Vermutung, gebe ich zu). Es ist eben etwas anderes, ob man in der Rhetorik den Anwalt der Bevölkerung spielt, oder ob man ein deskriptives Wörterbuch auf die Schreibweisen von zwei Zeitungsredaktionen aufbaut.
Frage an Herrn Scheuermann: Wo hatte ich mich denn in Bezug auf fertiggestellter Richtigstellung geirrt? Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren. Wenn jemand auf meine Argumente nicht eingeht, wie zuletzt auf der Nachrichtenseite (ss/ß), wieso soll ich dann noch längst erklärte Meinungen von mir wiederholen?
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 04.06.2001 um 22.00
Da sieht man den schädlichen Einfluß der neuen ss-Regelung: Jansen schreibt schon Wass statt Was.
N.N.
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Der Hauptgrund für die Änderung an dieser Stelle dürfte wohl die Tatsache sein, daß Schreibanfänger auf diesem Gebiet überdurchschnittlich viele Fehler machen. Die Kommission sah den einzigen Ausweg in der generellen Zulassung sowohl der Groß- als auch der Kleinschreibung in allen Fällen. Weshalb die Presse jetzt vermehrt die Neuschreibungen verwendet, ist nicht nachvollziehbar, aber seltsamerweise schreiben ja auch alle Zeitungen auf Grund und an Stelle, was ja schon bisher zulässig war und die durch die Reform sogar zur Nebenvarianten degradiert wurden. Hauptsache anders! heißt die Devise.
Natürlich haben die grammatisch falschen Schreibungen viele Tausend Bücher und hunderte von Menschen ebensowenig eine Daseinsberechtigung wie jmd. Leid tun, Recht haben usw. Diese Schreibungen werden bald wieder verschwinden. Andererseits läßt die Reform in einer Fügung wie mit Zwanzig/zwanzig ist man noch jung und gesund nur noch die Kleinschreibung zu. Welcher Vereinfachungseffekt dadurch erzielt werden soll bzw. kann, ist völlig schleierhaft.
Bei Tausende und aber Tausende von Menschen läßt die Kommission nur noch die österreichische Schreibung Tausende und Abertausende von Menschen zu - natürlich neben der falschen optionalen Kleinschreibung. Dies wird jedoch im Duden 2000 in stolzem Schwarzdruck präsentiert. Dem Benutzer soll offenbar die (unsinnige) Änderung an dieser Stelle verschwiegen werden. Eine Freigabe der Schreibung, wie man sie im Rechtschreibwörterbuch von Prof. Ickler findet, wäre sinnvoll gewesen. Auch sonst findet man in der Neuregelung erstaunlich viele Zugeständnisse an Österreich: zurzeit, umso mehr usw. Nur zu umsomehr bzw. umsoweniger, was bisher ebenfalls für Österreich zugelassen war, konnte sich die Kommission nicht durchringen.
Sehr seltsam steht es um die Schreibung von fünf von Hundert/Tausend - so die bisherige Regelung. Der Duden 2000 kennt nur noch fünf von hundert/tausend und druckt dies ebenfalls schwarz. Unter v. H. und v. T. bleibt es jedoch bei der Großschreibung: fünf vom Hundert, fünf vom Tausend.
Welche Verbesserung bzw. Vereinfachung bringt dieses Durcheinander mit sich?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.06.2001 um 22.00
Aha, jetzt haben wir sogar einen Terminus technicus für die Oma-Schulze-Orthographie, auf die sich Herr Jans(s)en zu beziehen pflegt, wenn er mit seiner A.R.-Exegese an hermeneutische Grenzen stößt. Neben die Volksetymologie tritt die »Bevölkerungsschreibweise«. Der Wechsel vom Volk zur Bevölkerung ist übrigens immer noch zeitgemäß, auch wenn diese terminologische Verschiebung schon in den sechziger Jahren eingesetzt hat. Wir Vernünftigen sollten das respektieren und die Rechtschreibreform inskünftig als einen Akt der Bevölkerungsverdummung bezeichnen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 04.06.2001 um 22.00
Falls es eine Bevölkerungsschreibweise nach Jansen gibt, findet man sie wohl am ehesten auf den Chat-Seiten des Internet. Aber sie in Regeln oder ein Wörterbuch zu fassen dürfte schwer sein. Und wozu auch? Wer nicht orthographisch schreiben kann oder will, wird ohnehin nicht nachschlagen. Bevor man darüber lästert, daß zwei Zeitungsredaktionen als Quelle benutzt werden (es waren übrigens noch andere Quellen, aber das soll hier auf sich beruhen), sollte man sich überlegen, was man da eigentlich sagt. Es genügt einfach nicht, irgend etwas daherzuplappern, ohne sich ernsthaft mit Korpus-Fragen zu beschäftigen. Allenfalls bei der Jansenschen Bevölkerung kann man damit Eindruck machen.
Übrigens, lieber Herr Dörner, vielleicht haben Sie da einen Tippfehler gemacht: viele Tausend kommt nach dem Duden in Betracht, wenn es sich um Tausenderpackungen usw. handelt (wie viele Faß Bier usw.); viele tausend dagegen ist schlichtes Zahladjektiv.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Prof. Ickler,
daß es die Großschreibung viele Tausend im alten Duden gibt, hielt ich wohlgemerkt in diesem Zusammenhang nicht für erwähnenswert, da die Großschreibung eine ganz andere Bedeutung hat, und ich meinte daher, auf einen expliziten Hinweis darauf verzichten zu können. Mit grammatisch falsch bezeichnete ich die falsche Großschreibung des Zahladjektivs tausend; deswegen sollte auch das Beispiel viele tausend Bücher die Fehldeutung eigentlich ausschließen, denn in Tausenderpackungen o. ä. werden Bücher normalerweise eigentlich nicht versendet, oder? Die Großschreibung im alten Duden bezieht sich m. E. nur auf Dinge meist Massenware , die in abgezählten Tausenderpackungen vorhanden sind.
Nachtrag: Hat es irgendeine besondere Bedeutung, daß das Rechtschreibwörterbuch wie die Neuregelung nur noch mit siebzig usw. erlaubt, während im alten Duden die Großschreibung (sogar als Hauptschreibweise) ausdrücklich zugelassen ist? Ich tendiere selbst eher zur Schreibung mit Siebzig usw.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 04.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Dörner, natürlich haben Sie ganz recht mit den Gebinden zu tausend Stück usw.
Das mit den Altersangaben (mit achtzig) muß ich mir noch einmal überlegen, aber die angegebene elliptische Deutung spricht für Kleinschreibung. Ich weiß aber, daß Großschreibung häufig vorkommt. Zahlwörter sind überhaupt schwierig, auch grammatisch, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil alte partitive Konstruktionen nicht mehr verstanden und in appositive umgedeutet werden (wie bei anderen Mengenangaben auch: ein Glas Wein[es] > ein Glas Wein).
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Bevor es jemand anderer tut, möchte ich mich besser selbst korrigieren, denn bei fünf von Tausend liegt im Duden von 1991 wahrscheinlich ein Druckfehler vor. Die Großschreibungen bei fünf vom Hundert/Tausend sind ohnehin unproblematisch, da es sich in diesen Fällen eindeutig um Substantive handeln muß. Bei fünf von hundert/tausend sieht die Sache ganz anders aus. Unter dem Stichwort tausend verzeichnet der alte Duden zu diesem Thema gar nichts, während er unter Tausend die Schreibung fünf von Tausend fordert; meines Erachtens ein Druckfehler. Entweder muß es tausend oder was wahrscheinlicher ist vom Tausend heißen. Im übrigen fordert der alte Duden auch fünf von hundert, was die Vermutung, daß es sich auf Seite 707 um einen Fehler handelt, um so wahrscheinlicher macht. Ich bitte meinen Irrtum zu entschuldigen. An dieser Stelle hatte ich die Neuregelung zu Unrecht kritisiert, denn sie entspricht hier ja genau der bisherigen Norm.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Prof. Ickler,
daß es die Großschreibung viele Tausend im alten Duden gibt, hielt ich wohlgemerkt in diesem Zusammenhang nicht für erwähnenswert, da die Großschreibung eine ganz andere Bedeutung hat, und ich meinte daher, auf einen expliziten Hinweis darauf verzichten zu können. Mit grammatisch falsch bezeichnete ich die falsche Großschreibung des Zahladjektivs tausend; deswegen sollte auch das Beispiel viele tausend Bücher die Fehldeutung eigentlich ausschließen, denn in Tausenderpackungen o. ä. werden Bücher normalerweise eigentlich nicht versendet, oder? Die Großschreibung im alten Duden bezieht sich m. E. nur auf Dinge meist Massenware , die in abgezählten Tausenderpackungen vorhanden sind.
Nachtrag: Hat es irgendeine besondere Bedeutung, daß das Rechtschreibwörterbuch wie die Neuregelung nur noch mit siebzig usw. erlaubt, während im alten Duden die Großschreibung (sogar als Hauptschreibweise) ausdrücklich zugelassen ist? Ich tendiere selbst eher zur Schreibung mit Siebzig usw.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 04.06.2001 um 22.00
Lieber Herr Dörner, natürlich haben Sie ganz recht mit den Gebinden zu tausend Stück usw.
Das mit den Altersangaben (mit achtzig) muß ich mir noch einmal überlegen, aber die angegebene elliptische Deutung spricht für Kleinschreibung. Ich weiß aber, daß Großschreibung häufig vorkommt. Zahlwörter sind überhaupt schwierig, auch grammatisch, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil alte partitive Konstruktionen nicht mehr verstanden und in appositive umgedeutet werden (wie bei anderen Mengenangaben auch: ein Glas Wein[es] > ein Glas Wein).
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Bevor es jemand anderer tut, möchte ich mich besser selbst korrigieren, denn bei fünf von Tausend liegt im Duden von 1991 wahrscheinlich ein Druckfehler vor. Die Großschreibungen bei fünf vom Hundert/Tausend sind ohnehin unproblematisch, da es sich in diesen Fällen eindeutig um Substantive handeln muß. Bei fünf von hundert/tausend sieht die Sache ganz anders aus. Unter dem Stichwort tausend verzeichnet der alte Duden zu diesem Thema gar nichts, während er unter Tausend die Schreibung fünf von Tausend fordert; meines Erachtens ein Druckfehler. Entweder muß es tausend oder was wahrscheinlicher ist vom Tausend heißen. Im übrigen fordert der alte Duden auch fünf von hundert, was die Vermutung, daß es sich auf Seite 707 um einen Fehler handelt, um so wahrscheinlicher macht. Ich bitte meinen Irrtum zu entschuldigen. An dieser Stelle hatte ich die Neuregelung zu Unrecht kritisiert, denn sie entspricht hier ja genau der bisherigen Norm.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.06.2001 um 22.00
Aha, jetzt haben wir sogar einen Terminus technicus für die Oma-Schulze-Orthographie, auf die sich Herr Jans(s)en zu beziehen pflegt, wenn er mit seiner A.R.-Exegese an hermeneutische Grenzen stößt. Neben die Volksetymologie tritt die »Bevölkerungsschreibweise«. Der Wechsel vom Volk zur Bevölkerung ist übrigens immer noch zeitgemäß, auch wenn diese terminologische Verschiebung schon in den sechziger Jahren eingesetzt hat. Wir Vernünftigen sollten das respektieren und die Rechtschreibreform inskünftig als einen Akt der Bevölkerungsverdummung bezeichnen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 04.06.2001 um 22.00
Falls es eine Bevölkerungsschreibweise nach Jansen gibt, findet man sie wohl am ehesten auf den Chat-Seiten des Internet. Aber sie in Regeln oder ein Wörterbuch zu fassen dürfte schwer sein. Und wozu auch? Wer nicht orthographisch schreiben kann oder will, wird ohnehin nicht nachschlagen. Bevor man darüber lästert, daß zwei Zeitungsredaktionen als Quelle benutzt werden (es waren übrigens noch andere Quellen, aber das soll hier auf sich beruhen), sollte man sich überlegen, was man da eigentlich sagt. Es genügt einfach nicht, irgend etwas daherzuplappern, ohne sich ernsthaft mit Korpus-Fragen zu beschäftigen. Allenfalls bei der Jansenschen Bevölkerung kann man damit Eindruck machen.
Übrigens, lieber Herr Dörner, vielleicht haben Sie da einen Tippfehler gemacht: viele Tausend kommt nach dem Duden in Betracht, wenn es sich um Tausenderpackungen usw. handelt (wie viele Faß Bier usw.); viele tausend dagegen ist schlichtes Zahladjektiv.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 04.06.2001 um 22.00
Der Hauptgrund für die Änderung an dieser Stelle dürfte wohl die Tatsache sein, daß Schreibanfänger auf diesem Gebiet überdurchschnittlich viele Fehler machen. Die Kommission sah den einzigen Ausweg in der generellen Zulassung sowohl der Groß- als auch der Kleinschreibung in allen Fällen. Weshalb die Presse jetzt vermehrt die Neuschreibungen verwendet, ist nicht nachvollziehbar, aber seltsamerweise schreiben ja auch alle Zeitungen auf Grund und an Stelle, was ja schon bisher zulässig war und die durch die Reform sogar zur Nebenvarianten degradiert wurden. Hauptsache anders! heißt die Devise.
Natürlich haben die grammatisch falschen Schreibungen viele Tausend Bücher und hunderte von Menschen ebensowenig eine Daseinsberechtigung wie jmd. Leid tun, Recht haben usw. Diese Schreibungen werden bald wieder verschwinden. Andererseits läßt die Reform in einer Fügung wie mit Zwanzig/zwanzig ist man noch jung und gesund nur noch die Kleinschreibung zu. Welcher Vereinfachungseffekt dadurch erzielt werden soll bzw. kann, ist völlig schleierhaft.
Bei Tausende und aber Tausende von Menschen läßt die Kommission nur noch die österreichische Schreibung Tausende und Abertausende von Menschen zu - natürlich neben der falschen optionalen Kleinschreibung. Dies wird jedoch im Duden 2000 in stolzem Schwarzdruck präsentiert. Dem Benutzer soll offenbar die (unsinnige) Änderung an dieser Stelle verschwiegen werden. Eine Freigabe der Schreibung, wie man sie im Rechtschreibwörterbuch von Prof. Ickler findet, wäre sinnvoll gewesen. Auch sonst findet man in der Neuregelung erstaunlich viele Zugeständnisse an Österreich: zurzeit, umso mehr usw. Nur zu umsomehr bzw. umsoweniger, was bisher ebenfalls für Österreich zugelassen war, konnte sich die Kommission nicht durchringen.
Sehr seltsam steht es um die Schreibung von fünf von Hundert/Tausend - so die bisherige Regelung. Der Duden 2000 kennt nur noch fünf von hundert/tausend und druckt dies ebenfalls schwarz. Unter v. H. und v. T. bleibt es jedoch bei der Großschreibung: fünf vom Hundert, fünf vom Tausend.
Welche Verbesserung bzw. Vereinfachung bringt dieses Durcheinander mit sich?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.06.2001 um 22.00
Schwierig ist das alles eigentlich auch wieder nicht.
Warum es passiert, daß man gelegentlich »tausende Beispiele« schreibt, habe ich inzwischen auch ohne fremde Hilfe herausgefunden. Weil es nämlich richtig wäre, »tausend Beispiele« zu schreiben. Das verwechselt man dann. Aber eine Verwechslung ist ein Fehler und dabei sollte es auch bleiben.
Bei »dutzende« ist das anders, deshalb ist für diese Schreibweise eigentlich kein Verständnis aufzubringen, die Statistik gibt offensichtlich auch nicht allzuviel für sie her. Bei Millionen macht den Fehler keiner.
Das A und O scheint zu sein, daß man über die Strukturen der Sprache einiges weiß oder ein Sensorium dafür hat, letzteres kann einen im Stich lassen, aber das ist nicht schlimm, sofern man Falsches als falsch definiert - solange es eben falsch ist.
Grammatikregeln (also dutzende, tausende klein) aufzuheben macht die Grammatik nicht einfacher sondern schwieriger. Bei den Verkehrsregeln wäre es wohl ähnlich. Der Vergleich ist schlecht, denn den Verkehr muß man regeln, die Grammatik ist geregelt, die Regeln bilden sie nur ab, das vermute ich jedenfalls in meinem Laienverstand - oder hat sich das jemand ausgedacht, um die Verständigung zu ermöglichen?)
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 04.06.2001 um 22.00
Auch ich habe nicht behauptet, dass Herr Ickler behauptet hätte... Ich fand seine Darstellung verkürzt und suggestiv (früher groß, jetzt klein), das wollte ich kritisieren. Ich gehe auch in diesem Fall davon aus, dass sich der Datenbefund des Icklerschen Korpus nicht mit dem deckt, was in der Bevölkerung geschrieben wird. Ich halte dutzende, tausende usw. nach wie vor für die Bevölkerungsschreibweise (Vermutung, gebe ich zu). Es ist eben etwas anderes, ob man in der Rhetorik den Anwalt der Bevölkerung spielt, oder ob man ein deskriptives Wörterbuch auf die Schreibweisen von zwei Zeitungsredaktionen aufbaut.
Frage an Herrn Scheuermann: Wo hatte ich mich denn in Bezug auf fertiggestellter Richtigstellung geirrt? Wass ss/ß betrifft, habe ich ganz einfach keine Lust mehr, über so alte Kamellen zu diskutieren. Wenn jemand auf meine Argumente nicht eingeht, wie zuletzt auf der Nachrichtenseite (ss/ß), wieso soll ich dann noch längst erklärte Meinungen von mir wiederholen?
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 04.06.2001 um 22.00
Da sieht man den schädlichen Einfluß der neuen ss-Regelung: Jansen schreibt schon Wass statt Was.
N.N.
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Diese Titelzeile aus der heutigen Welt entspricht der reformierten Rechtschreibung. Nach der bewährten Erwachsenenorthographie wurde Zehntausende natürlich groß geschrieben, weil ja aus der ganzen Konstruktion (mit dem Genitivattribut) eindeutig hervorgeht, daß es sich um ein Substantiv handelt. Es ist unerfindlich, warum man hier geändert hat. Aber der Duden preist auch dutzende von Reklamationen und hunderte von Menschen in stolzem Rotdruck als Errungenschaft der Reform an. Solche Willkür und Sprachwidrigkeit trägt zum Eindruck der sprachlichen Verwahrlosung unserer Zeitungen bei.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
Ich unterstelle, dass Sie, Herr Ickler, wissen, dass auch nach der Neuregelung Zehntausende weiterhin großgeschrieben wird bzw. werden kann (beides). Warum stellen Sie die Dinge anders da? Haben Sie doch gar nicht nötig. Ich bin mir sicher, dass dies auch in der Bevölkerung nicht als Substantiv eingestuft wird und entsprechend kleingeschrieben wird. Überprüfen Sie es doch mal, da sind Sie doch geübt, Herr Ickler.
Michael Jansen
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.06.2001 um 22.00
Tausende, Hunderte, Dutzende usw. sind aber Substantive. Ich habe mich selbst als Altschreiben dabei ertappt, hier klein geschrieben zu haben. Warum nur? Weil das schon vor der Reform wohl uneinheitlich praktiziert und gesehen worden ist. Also - ab wann ist es nicht falsch, diese eindeutigen Substantive klein zu schreiben? Nach meiner Überzeugung ist das i m m e r falsch.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
als »Altschreiber« natürlich. Blöd daß man hier nicht korrigieren kann.
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
blöd, (!)
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.06.2001 um 22.00
Schön, daß es sie wieder gibt, aber Sie haben in der Zwischenzeit vielleicht vergessen, daß Sie Herrn Melsas fertiggestellter Richtigstellung noch den fälligen Tribut schulden: Sie hatten sich schlicht geirrt (wie es ja jedem gelegentlich unterläuft). Schade ist, daß Sie sich weiter der Einsicht entgegenstemmen, für die bisherige ss/ß-Regelung sprächen nicht weit mehr gute Gründe als für die Heyse-Regelung. (Dies, obwohl Sie so gerade mal nur ein halbes Argument für gefunden haben: Kuss wegen Küsse.) Ihre vorstehende Kritik an Herrn Icklers Hinweis meinen Sie wirklich so, wie sie da steht? Herr Ickler stelle falsch dar, man dürfe Zehntausend nach der Rechtschreibreform nicht mehr groß schreiben? Das hat er überhaupt nicht geschrieben! Was er gegeißelt hat, ist, daß eindeutige Substantive eindeutig die Großschreibúng fordern, daß der Duden (und vielleicht in seinem Gefolge die Welt) aber anders verfahren.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Wie Herr Scheuermann bereits gesagt hat: Ich habe keineswegs behauptet, Hunderte usw. müsse neuerdings klein geschrieben werden. Ich hatte ja die Stellen vor mir, als ich die Zitate aus dem neuen Duden hersetzte, und außerdem ist die Sache klar genug und wird überdies in meinem Kritischen Kommentar (zu &§ 58) ausführlich dargestellt, mit Hinweis auf Gallmanns Nominalitätsmerkmale. Die Großschreibung des flektierten Substantivs Hunderte ist auf jeden Fall besser, ja, nach Gallmann das einzig Richtige. Das spürt aber auch ein Laie, wenn er die zitierte Überschrift liest. Jansens Argumentation ist - gerade aus seinem Munde - ziemlich überraschend. Vielleicht versucht er es aber noch einmal auf der Grundlage der amtlichen Regeln, die er uns bisher immer so kunstreich ausgelegt hat?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Falls sich jemand für statistische Verteilungen interessiert:
Im Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung kommt Dutzende (nur diese Form wurde untersucht) rund 260mal vor (in 254 Beiträgen), dutzende nur fünfmal, und zwar nur ein einziges Mal mit dem Genitivattribut (dutzende verschiedener Identitäten). Zweimal heißt es dutzende Male, außerdem kommt vor steht es für dutzende (= viele) und dutzende Radiosender. Das ist alles. Die Schlußfolgerung ist klar. Wir werden stets Verständnis für die Kleinschreibung haben, zumal die Zahlwörter notorisch schwierig sind, aber für die Änderung der Normen gabe es gerade hier keinen vernünftigen Grund. Warum sollte man hier die Wahl haben, wo niemand danach fragt, während man andererseits bei Stängel, nochmal, im Allgemeinen usw. keine Wahl hat? (Immer unter der Voraussetzung der Verbindlichkeit, versteht sich.)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Diese Titelzeile aus der heutigen Welt entspricht der reformierten Rechtschreibung. Nach der bewährten Erwachsenenorthographie wurde Zehntausende natürlich groß geschrieben, weil ja aus der ganzen Konstruktion (mit dem Genitivattribut) eindeutig hervorgeht, daß es sich um ein Substantiv handelt. Es ist unerfindlich, warum man hier geändert hat. Aber der Duden preist auch dutzende von Reklamationen und hunderte von Menschen in stolzem Rotdruck als Errungenschaft der Reform an. Solche Willkür und Sprachwidrigkeit trägt zum Eindruck der sprachlichen Verwahrlosung unserer Zeitungen bei.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
Ich unterstelle, dass Sie, Herr Ickler, wissen, dass auch nach der Neuregelung Zehntausende weiterhin großgeschrieben wird bzw. werden kann (beides). Warum stellen Sie die Dinge anders da? Haben Sie doch gar nicht nötig. Ich bin mir sicher, dass dies auch in der Bevölkerung nicht als Substantiv eingestuft wird und entsprechend kleingeschrieben wird. Überprüfen Sie es doch mal, da sind Sie doch geübt, Herr Ickler.
Michael Jansen
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.06.2001 um 22.00
Tausende, Hunderte, Dutzende usw. sind aber Substantive. Ich habe mich selbst als Altschreiben dabei ertappt, hier klein geschrieben zu haben. Warum nur? Weil das schon vor der Reform wohl uneinheitlich praktiziert und gesehen worden ist. Also - ab wann ist es nicht falsch, diese eindeutigen Substantive klein zu schreiben? Nach meiner Überzeugung ist das i m m e r falsch.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
als »Altschreiber« natürlich. Blöd daß man hier nicht korrigieren kann.
eingetragen von Gast am 03.06.2001 um 22.00
blöd, (!)
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.06.2001 um 22.00
Schön, daß es sie wieder gibt, aber Sie haben in der Zwischenzeit vielleicht vergessen, daß Sie Herrn Melsas fertiggestellter Richtigstellung noch den fälligen Tribut schulden: Sie hatten sich schlicht geirrt (wie es ja jedem gelegentlich unterläuft). Schade ist, daß Sie sich weiter der Einsicht entgegenstemmen, für die bisherige ss/ß-Regelung sprächen nicht weit mehr gute Gründe als für die Heyse-Regelung. (Dies, obwohl Sie so gerade mal nur ein halbes Argument für gefunden haben: Kuss wegen Küsse.) Ihre vorstehende Kritik an Herrn Icklers Hinweis meinen Sie wirklich so, wie sie da steht? Herr Ickler stelle falsch dar, man dürfe Zehntausend nach der Rechtschreibreform nicht mehr groß schreiben? Das hat er überhaupt nicht geschrieben! Was er gegeißelt hat, ist, daß eindeutige Substantive eindeutig die Großschreibúng fordern, daß der Duden (und vielleicht in seinem Gefolge die Welt) aber anders verfahren.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Wie Herr Scheuermann bereits gesagt hat: Ich habe keineswegs behauptet, Hunderte usw. müsse neuerdings klein geschrieben werden. Ich hatte ja die Stellen vor mir, als ich die Zitate aus dem neuen Duden hersetzte, und außerdem ist die Sache klar genug und wird überdies in meinem Kritischen Kommentar (zu &§ 58) ausführlich dargestellt, mit Hinweis auf Gallmanns Nominalitätsmerkmale. Die Großschreibung des flektierten Substantivs Hunderte ist auf jeden Fall besser, ja, nach Gallmann das einzig Richtige. Das spürt aber auch ein Laie, wenn er die zitierte Überschrift liest. Jansens Argumentation ist - gerade aus seinem Munde - ziemlich überraschend. Vielleicht versucht er es aber noch einmal auf der Grundlage der amtlichen Regeln, die er uns bisher immer so kunstreich ausgelegt hat?
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 22.00
Falls sich jemand für statistische Verteilungen interessiert:
Im Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung kommt Dutzende (nur diese Form wurde untersucht) rund 260mal vor (in 254 Beiträgen), dutzende nur fünfmal, und zwar nur ein einziges Mal mit dem Genitivattribut (dutzende verschiedener Identitäten). Zweimal heißt es dutzende Male, außerdem kommt vor steht es für dutzende (= viele) und dutzende Radiosender. Das ist alles. Die Schlußfolgerung ist klar. Wir werden stets Verständnis für die Kleinschreibung haben, zumal die Zahlwörter notorisch schwierig sind, aber für die Änderung der Normen gabe es gerade hier keinen vernünftigen Grund. Warum sollte man hier die Wahl haben, wo niemand danach fragt, während man andererseits bei Stängel, nochmal, im Allgemeinen usw. keine Wahl hat? (Immer unter der Voraussetzung der Verbindlichkeit, versteht sich.)
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibkommission hat oft über den Duden gespottet, weil er aufgrund der schlecht formulierten Angaben in § 34 des amtlichen Regelwerks zu dem falschen Schluß gelangt war, wiedersehen werde nun getrennt geschrieben. Man darf aber nicht vergessen, daß zum Beispiel der Schülerduden Rechtschreibung und Wortkunde (1997), der dasselbe lehrt, unter Mitwirkung von Peter Gallmann und Thomas Lindauer erarbeitet wurde, also gewissermaßen den Segen einiger Reformer hatte.
Auf einem anderen Blatt steht natürlich, daß die Dudenredaktion sich niemals dazu hätte hergeben dürfen, solche Sprachverhunzungen millionenfach zu verbreiten. Daß alle anderen ihr darin gefolgt sind, macht die Sache eher schlimmer. Immerhin hat es den Vorteil, daß nun fast alle Menschen deutscher Zunge sich die Augen reiben und die Frage stellen, was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 02.06.2001 um 22.00
Kürzlich war in der Tagesschau als Hintergrundbeschriftung einer Meldung zu lesen, Staatsoberhaupt X sei »wieder gewählt » worden! Ich schätze mal, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß X in seinem Amt bestätigt und für eine weitere Amtsperiode eingesetzt worden sei.
Die Getrenntschreibung allerdings sagt für mein Empfinden nichts darüber aus, ob X vor der Wahl bereits im Amt gewesen war oder nicht - die Meldung jedenfalls läßt auch folgende Interpretation zu: »nachdem sein Konkurrent Y vier Jahre regiert hatte, wurde X im Jahr 2001 wieder zum Staatsoberhaupt gewählt.«
Im Klartext: »wiedergewählt« heißt für mich »im Amt bestätigt«, die Person WAR, IST und BLEIBT im Amt; »wieder gewählt« hingegen bedeutet nur »erneut gewählt«, wobei offen bleibt, ob die betreffende Person vor der Wahl bereits regiert hat oder nicht.
Ein eindeutiger, präziser Begriff wird durch einen schwammigen, mehrere Verständnismöglichkeiten zulassenden eingetauscht! Was soll denn das? Das ist doch nicht der Sinn einer Sprache! Eine brauchbare Analogie wäre vielleicht, daß jemand mit einem ausgezeichneten Sehvermögen gezwungen wird, sich eine Brille aufzusetzen, mit der er seine Umwelt nur noch verschwommen wahrnehmen kann! Hirnrissig! Auch die seriöse Tagesschau trägt nun zur allgemeinen Sprachverblödung bei!
Ich wünsche mir in der Tat nichts sehnlicher, als daß alle Menschen, die es angeht, sich intensiv die Augen reiben und sich klarmachen, »was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist«. Word!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 02.06.2001 um 22.00
Die Überschrift meines Beitrags sollte natürlich »wiedergewählt« heißen. Sorry!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2001 um 22.00
Der Duden und die anderen Wörterbücher sind inzwischen zwar, was wiedersehen und einige andere Wörter dieser Art betrifft, korrigiert worden, aber trotz der engen (geradezu konspirativen) Zusammenarbeit mit der Rechtschreibkommission ist es nicht gelungen, dieses ganze Kapitel befriedigend abzuschließen. Teils ist die Zusammenschreibung wieder an die Stelle der fälschlich angesetzten Getrenntschreibung getreten (wiedersehen), teils zusätzlich zur Getrenntschreibung, aber undifferenziert wiedereingeführt (wieder entdecken, auch wiederentdecken), teils ist aber auch gar nichts verändert worden, so bei wieder aufnehmen, wieder aufsuchen, wieder einfallen, wieder einsetzen, wieder gutmachen und wieder herrichten. Zugrunde liegt die Deutung nach § 34: Getrenntschreibung, wenn wieder im Sinne von erneut, nochmals zu verstehen ist. Das trifft aber gar nicht den Sinn der betreffenen Verbzusatzkonstruktionen. Sie bedeuten allesamt: durch die Verbalhandlung einen früheren Zustand wiederherstellen. wiedereinfallen heißt also nicht, daß einem etwas schon einmal eingefallen ist und nun nochmals einfällt, sondern es bedeutet, daß man etwas schon einmal gewußt hat und dieser Zustand durch das Einfallen wiederhergestellt wird. Damit lassen sich diese Konstruktionen einheitlich erklären, und die drei verschiedenen Behandlungen duch die revidierte Reformorthographie sind nichtig. Hinzuzufügen ist nur noch, daß alle Zusammenschreibungen mehr oder weniger fakultativ sind. Es gilt, wie immer: Zusammenschreibung deutet klar auf den Verbzusatz hin, Getrenntschreibung ist neutral, läßt also sowohl diese Deutung als auch die adverbiale zu.
Der Fall zeigt exemplarisch, daß die Reformer in einem höchstfrequenten Zentralbereich der deutschen Sprache außerstande waren, elementare grammatische und semantische Tatsachen zu erkennen. Und mit den Einfällen einer derart ignoranten Truppe schlagen und ärgern sich jetzt zigtausend Journalisten, Lehrer und andere Staatsbürger herum!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2001 um 22.00
Der Duden und die anderen Wörterbücher sind inzwischen zwar, was wiedersehen und einige andere Wörter dieser Art betrifft, korrigiert worden, aber trotz der engen (geradezu konspirativen) Zusammenarbeit mit der Rechtschreibkommission ist es nicht gelungen, dieses ganze Kapitel befriedigend abzuschließen. Teils ist die Zusammenschreibung wieder an die Stelle der fälschlich angesetzten Getrenntschreibung getreten (wiedersehen), teils zusätzlich zur Getrenntschreibung, aber undifferenziert wiedereingeführt (wieder entdecken, auch wiederentdecken), teils ist aber auch gar nichts verändert worden, so bei wieder aufnehmen, wieder aufsuchen, wieder einfallen, wieder einsetzen, wieder gutmachen und wieder herrichten. Zugrunde liegt die Deutung nach § 34: Getrenntschreibung, wenn wieder im Sinne von erneut, nochmals zu verstehen ist. Das trifft aber gar nicht den Sinn der betreffenen Verbzusatzkonstruktionen. Sie bedeuten allesamt: durch die Verbalhandlung einen früheren Zustand wiederherstellen. wiedereinfallen heißt also nicht, daß einem etwas schon einmal eingefallen ist und nun nochmals einfällt, sondern es bedeutet, daß man etwas schon einmal gewußt hat und dieser Zustand durch das Einfallen wiederhergestellt wird. Damit lassen sich diese Konstruktionen einheitlich erklären, und die drei verschiedenen Behandlungen duch die revidierte Reformorthographie sind nichtig. Hinzuzufügen ist nur noch, daß alle Zusammenschreibungen mehr oder weniger fakultativ sind. Es gilt, wie immer: Zusammenschreibung deutet klar auf den Verbzusatz hin, Getrenntschreibung ist neutral, läßt also sowohl diese Deutung als auch die adverbiale zu.
Der Fall zeigt exemplarisch, daß die Reformer in einem höchstfrequenten Zentralbereich der deutschen Sprache außerstande waren, elementare grammatische und semantische Tatsachen zu erkennen. Und mit den Einfällen einer derart ignoranten Truppe schlagen und ärgern sich jetzt zigtausend Journalisten, Lehrer und andere Staatsbürger herum!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 02.06.2001 um 22.00
Kürzlich war in der Tagesschau als Hintergrundbeschriftung einer Meldung zu lesen, Staatsoberhaupt X sei »wieder gewählt » worden! Ich schätze mal, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß X in seinem Amt bestätigt und für eine weitere Amtsperiode eingesetzt worden sei.
Die Getrenntschreibung allerdings sagt für mein Empfinden nichts darüber aus, ob X vor der Wahl bereits im Amt gewesen war oder nicht - die Meldung jedenfalls läßt auch folgende Interpretation zu: »nachdem sein Konkurrent Y vier Jahre regiert hatte, wurde X im Jahr 2001 wieder zum Staatsoberhaupt gewählt.«
Im Klartext: »wiedergewählt« heißt für mich »im Amt bestätigt«, die Person WAR, IST und BLEIBT im Amt; »wieder gewählt« hingegen bedeutet nur »erneut gewählt«, wobei offen bleibt, ob die betreffende Person vor der Wahl bereits regiert hat oder nicht.
Ein eindeutiger, präziser Begriff wird durch einen schwammigen, mehrere Verständnismöglichkeiten zulassenden eingetauscht! Was soll denn das? Das ist doch nicht der Sinn einer Sprache! Eine brauchbare Analogie wäre vielleicht, daß jemand mit einem ausgezeichneten Sehvermögen gezwungen wird, sich eine Brille aufzusetzen, mit der er seine Umwelt nur noch verschwommen wahrnehmen kann! Hirnrissig! Auch die seriöse Tagesschau trägt nun zur allgemeinen Sprachverblödung bei!
Ich wünsche mir in der Tat nichts sehnlicher, als daß alle Menschen, die es angeht, sich intensiv die Augen reiben und sich klarmachen, »was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist«. Word!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 02.06.2001 um 22.00
Die Überschrift meines Beitrags sollte natürlich »wiedergewählt« heißen. Sorry!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2001 um 22.00
Die Rechtschreibkommission hat oft über den Duden gespottet, weil er aufgrund der schlecht formulierten Angaben in § 34 des amtlichen Regelwerks zu dem falschen Schluß gelangt war, wiedersehen werde nun getrennt geschrieben. Man darf aber nicht vergessen, daß zum Beispiel der Schülerduden Rechtschreibung und Wortkunde (1997), der dasselbe lehrt, unter Mitwirkung von Peter Gallmann und Thomas Lindauer erarbeitet wurde, also gewissermaßen den Segen einiger Reformer hatte.
Auf einem anderen Blatt steht natürlich, daß die Dudenredaktion sich niemals dazu hätte hergeben dürfen, solche Sprachverhunzungen millionenfach zu verbreiten. Daß alle anderen ihr darin gefolgt sind, macht die Sache eher schlimmer. Immerhin hat es den Vorteil, daß nun fast alle Menschen deutscher Zunge sich die Augen reiben und die Frage stellen, was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 01.06.2001 um 22.00
Es gibt Himmel außen und innen. So liest man im Juni-Programm des Jazzclubs Unterfahrt in München, Nina Plotzki sei der neue Stern am deutschen Jazzsänger-innenhimmel. Immerhin verschont uns das Programm vor dem unsäglichen Saxofon. Da unsere Sprachforscher herausgefunden haben, daß man Gräuel schreiben muß, weil das Volk angeblich meint, das käme von Grau, und daß man aufwändig schreiben muß, weil das Wort sich von Aufwand ableitet (umgekehrt wäre es richtig), muß man damit rechnen, daß dieselbe Forschung zu der Erkenntnis kommt, das Saxofon käme aus Sachsen und müsse demzufolge Sachsofon geschrieben werden.
Angesichts solcher Gräuel kann man sich von dieser Sprachverschandelung nur voll Gräusen abwänden.
Beate Buchberger
eingetragen von anonymer Gast am 01.06.2001 um 22.00
Verirrte Schafe fallen Fleisch- und Reißwölfen besonders leicht zum Opfer.
Drum sollten sie möglichst rasch wieder zur Wreide zurückkehren, aber nicht Schäferhund spielen wollen.
Ein verwirrtes Schaf
eingetragen von Gast am 01.06.2001 um 22.00
Es gibt Himmel außen und innen. So liest man im Juni-Programm des Jazzclubs Unterfahrt in München, Nina Plotzki sei der neue Stern am deutschen Jazzsänger-innenhimmel. Immerhin verschont uns das Programm vor dem unsäglichen Saxofon. Da unsere Sprachforscher herausgefunden haben, daß man Gräuel schreiben muß, weil das Volk angeblich meint, das käme von Grau, und daß man aufwändig schreiben muß, weil das Wort sich von Aufwand ableitet (umgekehrt wäre es richtig), muß man damit rechnen, daß dieselbe Forschung zu der Erkenntnis kommt, das Saxofon käme aus Sachsen und müsse demzufolge Sachsofon geschrieben werden.
Angesichts solcher Gräuel kann man sich von dieser Sprachverschandelung nur voll Gräusen abwänden.
Beate Buchberger
eingetragen von anonymer Gast am 01.06.2001 um 22.00
Verirrte Schafe fallen Fleisch- und Reißwölfen besonders leicht zum Opfer.
Drum sollten sie möglichst rasch wieder zur Wreide zurückkehren, aber nicht Schäferhund spielen wollen.
Ein verwirrtes Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig. (Serbisches Sprichwort/SS)
SS-Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
wie weis schwarze Schafe sind.
ein schwarzes Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da herrschte ein mächtiger Herrscher über das deutsche Sprachreich. Er trug den schönen Namen Konrad Duden. Mit seinen Buchverlagen hatte er ein großes Vermögen erworben, so daß er sehr reich war und viele Neider hatte. Seine Frau war die deutsche Sprache.
Seine Konkurrenten waren einige Wölfe im Schafspelz, die ebenfalls Verlage besaßen. Sie hatten Konrad schon immer um seine Macht, seinen Besitz und seine Marktbeherrschung beneidet. Jetzt erschien ihnen die Gelegenheit günstig, und sie wollten sein Monopol unter sich aufteilen. Unter Führung des Wolfes Bertelsmann setzten sie sich heimlich zusammen und berieten, was zu tun sei. Ihr Vorbild war der Wolf Al Capone. Der hatte mit Tankstellenbesitzern Verträge geschlossen und ihnen versprochen, ihren Umsatz zu steigern. Sein Lohn sollten 10 Prozent des Umsatzes sein. Daraufhin schickte er seine Bande mit dem Befehl los, die Reifen aller Autos aufzustechen. Künstlich Bedarf zu schaffen und damit den Umsatz zu steigern, das wollte auch der Wolf Bertelsmann. So wurde beschlossen, Konrad Duden seiner Sprache zu berauben. Zu diesem Zweck hatten die Konkurrenten eine eigene Rechtschreibung erfunden und wollten nun ständig Rechtschreibreformen durchführen, um laufend weltweit bessere Geschäfte machen zu können.
Konrad Duden hatte aber eine Enkelin, der die Großeltern bereits einen seiner Verlage vererbt hatten. Man hatte dem kleinen Mädchen wegen seiner schönen roten Haare den Beinamen Rotkäppchen gegeben. Es war Waise und durfte daher seine Großmutter täglich besuchen, um bei ihr seine Hausaufgaben zu machen. So fügte es sich, daß Rotkäppchen an einem schönen Sommertag durch den Wald ging, um seine Großmutter in ihrem Sommerhaus zu aufzusuchen.
Da begegnete ihr der gräuliche böse Wolf Bertelsmann, der ihr gefolgt war. Er hatte sich ein Schafsfell übergezogen, damit das Kind seine Absichten nicht bemerkte. Rotkäppchen ahnte tatsächlich nichts Böses und glaubte, ein ganz gewöhnliches deutsches treues Schaf vor sich zu haben, das, gehorsam, wie Schafe nun mal sind, die neue Rechtschreibung erfolglos übte; denn es hieß damals, die neue Rechtschreibung geschähe nur zum Wohl der Kinder.
Grüß Gott, du liebes Mädchen, wo gehst Du denn hin? fragte der Wolf. Ich besuche meine Großmutter, antwortete das Mädchen. Der Wolf lobte die deutsche Sprache und die neue Rechtschreibung in den höchsten Tönen und sagte, daß er die Großmutter irgendwann auch einmal besuchen wolle, um seine Sprache zu verbessern.
Nachdem der Wolf sich von Rotkäppchen verabschiedet hatte, eilte er schnurstracks zum Haus der Großmutter, fraß die Großmutter auf, zog ihre Kleider an, setzte ihre Brille auf und legte sich ins Bett. Der Wolf hatte natürlich vor, die gesamte Duden-Sippe und insbesondere den viel versprechenden Nachwuchs zu fressen.
Als bald darauf Rotkäppchen eintrat, glaubte es, seine Oma vor sich zu haben und sagte artig: Guten Tag, liebe Oma, wie geht es dir? Der Wolf versuchte, die Stimme der Großmutter nachzuahmen und sagte gekünstelt: Ach, mein liebes Kind, früher, als wir noch selbstständig waren, ging es uns hier zu Lande gut, heute geht es uns wohl wieder ein wenig besser; es wäre aber besser, wenn es uns wieder gut ginge! Da sagte Rotkäppchen erstaunt: Aber Oma, warum sprichst Du heute nicht so wie sonst?- Weißt Du, liebes Kind, wenn ich fernsehe, dann höre ich, wie die Fernsehsprecher sich jetzt nach der neuen Rechtschreibung richten. Das habe ich mir wohl schon ein wenig angewöhnt, erwiderte der Wolf. - Aber Oma, was hast du für große Ohren? - Damit ich besser hören kann, ob du auch schon nach der neuen Rechtschreibung sprichst. - Was hast du für große Augen? - Damit ich besser sehen kann, ob du deine Hausaufgaben in der alten oder in der neuen Rechtschreibung machst. - Oma, was hast du für eine große Nase? - Damit ich besser riechen kann, ob du auch immer die Wahrheit sagst. - Was hast du für ein großes Maul? - Damit ich alle, die die alte Rechtschreibung weiterschreiben, besser fressen kann, schrie der Wolf Bertelsmann grimmig und verschlang das Rotkäppchen. Dann legte er sich zu Bett, schlief sofort ein und schnarchte ganz fürchterlich.
Da ging draußen der Rechtschreibreform-Jäger Theodor vorbei und dachte: Nanu, warum schnarcht denn die Großmutter so grauenhaft? Er schaute nach und fand den Wolf Bertelsmann im Bett der Großmutter. Er griff zu seiner Flinte und erschoß den Wolf. Danach schlitzte er ihm den Bauch auf und fand die Großmutter und das Rotkäppchen noch lebend vor.
War das eine Freude! Rotkäppchen, die deutsche Sprache und damit auch Konrad Duden waren gerettet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch!
Schlußbemerkung: Dem Wolf zog man das Fell über die Ohren. Man stopfte ihn aus und stellte ihn als Warnung für seine Kumpane in einem Museum aus. Das Fleisch aber drehte man durch den Wolf. Seitdem spricht man vom Fleischwolf
Ein verirrtes Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da herrschte ein mächtiger Herrscher über das deutsche Sprachreich. Er trug den schönen Namen Konrad Duden. Mit seinen Buchverlagen hatte er ein großes Vermögen erworben, so daß er sehr reich war und viele Neider hatte. Seine Frau war die deutsche Sprache.
Seine Konkurrenten waren einige Wölfe im Schafspelz, die ebenfalls Verlage besaßen. Sie hatten Konrad schon immer um seine Macht, seinen Besitz und seine Marktbeherrschung beneidet. Jetzt erschien ihnen die Gelegenheit günstig, und sie wollten sein Monopol unter sich aufteilen. Unter Führung des Wolfes Bertelsmann setzten sie sich heimlich zusammen und berieten, was zu tun sei. Ihr Vorbild war der Wolf Al Capone. Der hatte mit Tankstellenbesitzern Verträge geschlossen und ihnen versprochen, ihren Umsatz zu steigern. Sein Lohn sollten 10 Prozent des Umsatzes sein. Daraufhin schickte er seine Bande mit dem Befehl los, die Reifen aller Autos aufzustechen. Künstlich Bedarf zu schaffen und damit den Umsatz zu steigern, das wollte auch der Wolf Bertelsmann. So wurde beschlossen, Konrad Duden seiner Sprache zu berauben. Zu diesem Zweck hatten die Konkurrenten eine eigene Rechtschreibung erfunden und wollten nun ständig Rechtschreibreformen durchführen, um laufend weltweit bessere Geschäfte machen zu können.
Konrad Duden hatte aber eine Enkelin, der die Großeltern bereits einen seiner Verlage vererbt hatten. Man hatte dem kleinen Mädchen wegen seiner schönen roten Haare den Beinamen Rotkäppchen gegeben. Es war Waise und durfte daher seine Großmutter täglich besuchen, um bei ihr seine Hausaufgaben zu machen. So fügte es sich, daß Rotkäppchen an einem schönen Sommertag durch den Wald ging, um seine Großmutter in ihrem Sommerhaus zu aufzusuchen.
Da begegnete ihr der gräuliche böse Wolf Bertelsmann, der ihr gefolgt war. Er hatte sich ein Schafsfell übergezogen, damit das Kind seine Absichten nicht bemerkte. Rotkäppchen ahnte tatsächlich nichts Böses und glaubte, ein ganz gewöhnliches deutsches treues Schaf vor sich zu haben, das, gehorsam, wie Schafe nun mal sind, die neue Rechtschreibung erfolglos übte; denn es hieß damals, die neue Rechtschreibung geschähe nur zum Wohl der Kinder.
Grüß Gott, du liebes Mädchen, wo gehst Du denn hin? fragte der Wolf. Ich besuche meine Großmutter, antwortete das Mädchen. Der Wolf lobte die deutsche Sprache und die neue Rechtschreibung in den höchsten Tönen und sagte, daß er die Großmutter irgendwann auch einmal besuchen wolle, um seine Sprache zu verbessern.
Nachdem der Wolf sich von Rotkäppchen verabschiedet hatte, eilte er schnurstracks zum Haus der Großmutter, fraß die Großmutter auf, zog ihre Kleider an, setzte ihre Brille auf und legte sich ins Bett. Der Wolf hatte natürlich vor, die gesamte Duden-Sippe und insbesondere den viel versprechenden Nachwuchs zu fressen.
Als bald darauf Rotkäppchen eintrat, glaubte es, seine Oma vor sich zu haben und sagte artig: Guten Tag, liebe Oma, wie geht es dir? Der Wolf versuchte, die Stimme der Großmutter nachzuahmen und sagte gekünstelt: Ach, mein liebes Kind, früher, als wir noch selbstständig waren, ging es uns hier zu Lande gut, heute geht es uns wohl wieder ein wenig besser; es wäre aber besser, wenn es uns wieder gut ginge! Da sagte Rotkäppchen erstaunt: Aber Oma, warum sprichst Du heute nicht so wie sonst?- Weißt Du, liebes Kind, wenn ich fernsehe, dann höre ich, wie die Fernsehsprecher sich jetzt nach der neuen Rechtschreibung richten. Das habe ich mir wohl schon ein wenig angewöhnt, erwiderte der Wolf. - Aber Oma, was hast du für große Ohren? - Damit ich besser hören kann, ob du auch schon nach der neuen Rechtschreibung sprichst. - Was hast du für große Augen? - Damit ich besser sehen kann, ob du deine Hausaufgaben in der alten oder in der neuen Rechtschreibung machst. - Oma, was hast du für eine große Nase? - Damit ich besser riechen kann, ob du auch immer die Wahrheit sagst. - Was hast du für ein großes Maul? - Damit ich alle, die die alte Rechtschreibung weiterschreiben, besser fressen kann, schrie der Wolf Bertelsmann grimmig und verschlang das Rotkäppchen. Dann legte er sich zu Bett, schlief sofort ein und schnarchte ganz fürchterlich.
Da ging draußen der Rechtschreibreform-Jäger Theodor vorbei und dachte: Nanu, warum schnarcht denn die Großmutter so grauenhaft? Er schaute nach und fand den Wolf Bertelsmann im Bett der Großmutter. Er griff zu seiner Flinte und erschoß den Wolf. Danach schlitzte er ihm den Bauch auf und fand die Großmutter und das Rotkäppchen noch lebend vor.
War das eine Freude! Rotkäppchen, die deutsche Sprache und damit auch Konrad Duden waren gerettet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch!
Schlußbemerkung: Dem Wolf zog man das Fell über die Ohren. Man stopfte ihn aus und stellte ihn als Warnung für seine Kumpane in einem Museum aus. Das Fleisch aber drehte man durch den Wolf. Seitdem spricht man vom Fleischwolf
Ein verirrtes Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig. (Serbisches Sprichwort/SS)
SS-Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 31.05.2001 um 22.00
wie weis schwarze Schafe sind.
ein schwarzes Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Zum Schäfer, der seine Schafe weidet
Ein merkenswertes Wort ist die Schafsgeduld. So spricht der Journalist Hans Krieger von der Schafsgeduld der Journalisten, die sich die sogenannte Rechtschreibreform aufzwingen lassen und somit widerstandslos gegen die Grammatik verstoßen oder eine Vermeidungssprache verwenden. Vgl. Hans Krieger: Mehr als eine Hand voll Fehler, Die Rechtschreibreform hat den Praxis-Test in der Presse nicht bestanden, Bayerische Staatszeitung vom 9. Juni 2000, Seite 3. Daraus ergibt sich die Frage: Wird die sogenannte Rechtschreibreform von Schafen gemacht oder nicht?
Ein Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Neben dem sog. »Hoax« gibt es auch den sog. »Horx«, das ist für die Trendlinguistik etwas ähnliches wie der sog. »Augst« für die Etymologieforschung, in der man neuerdings auch von »Augstizismus« spricht, ein Begriff der auch in die Augenmedizin Einzug nimmt, denn wenn man seinen Augen nicht mehr traut, kann man auch zum Augenarzt gehen, das hängt volksetymologisch und trendmäßig alles eng zusammen.
Noch ein Schaf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
An Schafe habe ich die ganzen Jahre immer wieder denken müssen, sobald ich auf die Form selbstständig gestoßen bin. Zwar ist darüber hier schon mal diskutiert worden, aber ich will es doch noch einmal aufgreifen.
Mich stört, wohlgemerkt, keineswegs diese Form selbst, im Gegenteil, ich habe mich schon früher darüber lustig gemacht, daß der Duden (Band 9) so selbstherrlich verkündete:
Das Adjektiv selbständig ist mit dem Stamm des Pronomens selbst, also mit selb- gebildet. Die heute allein gültige Schreibweise des Wortes ist daher die mit EINEM -st-.
Das ist ja lustig! Wer bestimmt denn die alleinige Gültigkeit dieser Form? Im Grimmschen Wörterbuch (1905, der Band ist von Moriz Heyne) findet man die ganze heftige Diskussion, die seltsamerweise dazu geführt hat, daß kein mir bekanntes Wörterbuch die ebenfalls schon jahrhunderte alte, aber etwas neuere, ganz propere Bildung selbstständig auch nur anführte, es sei denn mit dem warnenden Hinweis, sie sei falsch. Das Wort ist regelrecht gemeuchelt worden, von einer Lexikographenmafia, die es also auch damals schon gab. Das Grimmsche Wörterbuch verteidigt sie noch, aber vergeblich.
Nun zu den Schafen! Ist es schon merkwürdig, daß diese Tiere glauben, im Zuge der Rechtschreibreform sei die Schreibweise mit zwei -st- (wieder) eingeführt worden, obwohl es doch gar nicht um Schreibweisen, sondern um verschiedene Wortbildungen geht und die Sache folglich mit der Orthographiereform überhaupt nichts zu tun hat, so beeindruckt mich noch viel mehr die Schafsgeduld, mit der man VOR der Reform geglaubt hat, das gute alte Wort selbstständig überhaupt nicht benutzen zu dürfen. Es ist daher in den Geruch der Ungebildetheit geraten (und ich verwende es deshalb auch nicht und kann es jetzt auch gar nicht mehr, um nicht in ein schiefes Licht zu geraten; aber in meinem Wörterbuch steht es natürlich). Trotzdem ist das Ganze aber beschämend, weil darin die schafsdumme Grundgesinnung des deutschen Herdenmenschen zum Ausdruck kommt, der die Souveränität des Muttersprachlers an irgendeinen hergelaufenen Schwarm von Rechtschreibböcken abtritt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Schafe lassen sich leicht täuschen, nicht aber ein guter Hirte! Wenn man genau hinschaut, sieht man, daß sich gräuliche Wölfe in Schafskleidern in die Herde geschlichen haben. Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafspelzen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.
Ein guter Hirte
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Tröstlich mag für die klügeren Schafe sein, daß sowohl Bertelsmann- als auch Duden-Schafswörterbücher in vermutlich mindestens sechsstelliger Größenordnung dem Reißwolf zum Opfer gefallen sind.
Schuld daran geben die geschädigten Geschäftsleute (hier z.B. ein Buchbindereizulieferer, der mich als oberdämliche Heidschnucke ganz übel blöde findet) nicht den Reformern, sondern den Reformgegnern, weil auf deren Betreiben die mißratenen Erstausgaben so nicht in den Verkehr genommen werden konnten. Hier gab der Geschädigte ganz speziell Herrn Zehetmaier die Schuld, weil angeblich dessen Weigerung, den kleingeschriebenen heiligen Vater hinzunehmen, zur Vernichtung von 100.000 halbfertigen Duden (Mz. neudeutsch Düden) geführt haben soll.
Heidschnucke
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
Mit der Vernichtung einer zwar unbekannten, jedenfalls aber sehr großen (weit über 100.000 hinausgehenden) Zahl von Dudenbänden hat es seine Richtigkeit. Alleiniger Grund war die Beanstandung von drei Dutzend Neuschreibungen durch das bayerische Kultusministerium, nachdem Beamte desselben Ministeriums an der Vorbereitung der Reform beteiligt gewesen waren. Der Dudenverlag ist durch diesen Coup zum erstenmal an den Rand des Ruins getrieben worden. Ein Jahr später zögerte er daher mit der Herausgabe der neugestalteten Fassung, so daß Bertelsmann sieben Wochen früher (am Tag nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung, die aber gegen alle Bedenken nur unterzeichnet wurde, weil eine anwesende Person sagte: Bertelsmann hat doch schon gedruckt!) in den Buchläden lag. Inzwischen hat Duden wieder die Marktführung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Um so tiefer ist nun der zweite Sturz, bewirkt durch die ständigen Änderungen am Reformwerk. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Vernichtung des Dudenverlags der eigentliche Zweck des ganzen Reformunternehmens ist. Es gibt von einigen Reformern gehässige Äußerungen über den Duden; auch eine alte Rivalität zwischen dem Hause Duden und dem IDS, der eigentlichen Brutstätte der Reform, ist in Erinnerung. Irgendwo kommt auch immer der Nervus rerum ins Spiel.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
Wer es vergessen oder nie gekannt hat, sei noch einmal auf das Interview des führenden österreichischen Reformers Karl Blüml hingewiesen. Darin stehen die denkwürdigen Sätze:
Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen. (Standard 31.1.1998)
Das muß man sich in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit einmal klarmachen! Nicht die Änderungen selbst, von denen doch die Propagandaphrasen ebenso handeln wie die kritischen Kommentare, waren das Ziel, sondern die Entmachtung des Dudens! Sind je die Völker deutscher Zunge schamloser mißbraucht, die Schüler rücksichtsloser zu Instrumenten wirtschaftlicher Interessen gemacht worden? (Blüml ist am Österreichischen Wörterbuch beteiligt. Er hat noch andere aufschlußreiche Sachen gesagt, die in meinem Buch Regelungsgewalt angeführt sind.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Schon als Erstklässler weiß Rolf:
Der Duden kommt in den Reißwolf
Rolf Lämmmle
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
Mit der Vernichtung einer zwar unbekannten, jedenfalls aber sehr großen (weit über 100.000 hinausgehenden) Zahl von Dudenbänden hat es seine Richtigkeit. Alleiniger Grund war die Beanstandung von drei Dutzend Neuschreibungen durch das bayerische Kultusministerium, nachdem Beamte desselben Ministeriums an der Vorbereitung der Reform beteiligt gewesen waren. Der Dudenverlag ist durch diesen Coup zum erstenmal an den Rand des Ruins getrieben worden. Ein Jahr später zögerte er daher mit der Herausgabe der neugestalteten Fassung, so daß Bertelsmann sieben Wochen früher (am Tag nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung, die aber gegen alle Bedenken nur unterzeichnet wurde, weil eine anwesende Person sagte: Bertelsmann hat doch schon gedruckt!) in den Buchläden lag. Inzwischen hat Duden wieder die Marktführung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Um so tiefer ist nun der zweite Sturz, bewirkt durch die ständigen Änderungen am Reformwerk. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Vernichtung des Dudenverlags der eigentliche Zweck des ganzen Reformunternehmens ist. Es gibt von einigen Reformern gehässige Äußerungen über den Duden; auch eine alte Rivalität zwischen dem Hause Duden und dem IDS, der eigentlichen Brutstätte der Reform, ist in Erinnerung. Irgendwo kommt auch immer der Nervus rerum ins Spiel.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
Wer es vergessen oder nie gekannt hat, sei noch einmal auf das Interview des führenden österreichischen Reformers Karl Blüml hingewiesen. Darin stehen die denkwürdigen Sätze:
Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen. (Standard 31.1.1998)
Das muß man sich in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit einmal klarmachen! Nicht die Änderungen selbst, von denen doch die Propagandaphrasen ebenso handeln wie die kritischen Kommentare, waren das Ziel, sondern die Entmachtung des Dudens! Sind je die Völker deutscher Zunge schamloser mißbraucht, die Schüler rücksichtsloser zu Instrumenten wirtschaftlicher Interessen gemacht worden? (Blüml ist am Österreichischen Wörterbuch beteiligt. Er hat noch andere aufschlußreiche Sachen gesagt, die in meinem Buch Regelungsgewalt angeführt sind.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Schon als Erstklässler weiß Rolf:
Der Duden kommt in den Reißwolf
Rolf Lämmmle
eingetragen von Theodor Ickler am 30.05.2001 um 22.00
An Schafe habe ich die ganzen Jahre immer wieder denken müssen, sobald ich auf die Form selbstständig gestoßen bin. Zwar ist darüber hier schon mal diskutiert worden, aber ich will es doch noch einmal aufgreifen.
Mich stört, wohlgemerkt, keineswegs diese Form selbst, im Gegenteil, ich habe mich schon früher darüber lustig gemacht, daß der Duden (Band 9) so selbstherrlich verkündete:
Das Adjektiv selbständig ist mit dem Stamm des Pronomens selbst, also mit selb- gebildet. Die heute allein gültige Schreibweise des Wortes ist daher die mit EINEM -st-.
Das ist ja lustig! Wer bestimmt denn die alleinige Gültigkeit dieser Form? Im Grimmschen Wörterbuch (1905, der Band ist von Moriz Heyne) findet man die ganze heftige Diskussion, die seltsamerweise dazu geführt hat, daß kein mir bekanntes Wörterbuch die ebenfalls schon jahrhunderte alte, aber etwas neuere, ganz propere Bildung selbstständig auch nur anführte, es sei denn mit dem warnenden Hinweis, sie sei falsch. Das Wort ist regelrecht gemeuchelt worden, von einer Lexikographenmafia, die es also auch damals schon gab. Das Grimmsche Wörterbuch verteidigt sie noch, aber vergeblich.
Nun zu den Schafen! Ist es schon merkwürdig, daß diese Tiere glauben, im Zuge der Rechtschreibreform sei die Schreibweise mit zwei -st- (wieder) eingeführt worden, obwohl es doch gar nicht um Schreibweisen, sondern um verschiedene Wortbildungen geht und die Sache folglich mit der Orthographiereform überhaupt nichts zu tun hat, so beeindruckt mich noch viel mehr die Schafsgeduld, mit der man VOR der Reform geglaubt hat, das gute alte Wort selbstständig überhaupt nicht benutzen zu dürfen. Es ist daher in den Geruch der Ungebildetheit geraten (und ich verwende es deshalb auch nicht und kann es jetzt auch gar nicht mehr, um nicht in ein schiefes Licht zu geraten; aber in meinem Wörterbuch steht es natürlich). Trotzdem ist das Ganze aber beschämend, weil darin die schafsdumme Grundgesinnung des deutschen Herdenmenschen zum Ausdruck kommt, der die Souveränität des Muttersprachlers an irgendeinen hergelaufenen Schwarm von Rechtschreibböcken abtritt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Schafe lassen sich leicht täuschen, nicht aber ein guter Hirte! Wenn man genau hinschaut, sieht man, daß sich gräuliche Wölfe in Schafskleidern in die Herde geschlichen haben. Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafspelzen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.
Ein guter Hirte
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Tröstlich mag für die klügeren Schafe sein, daß sowohl Bertelsmann- als auch Duden-Schafswörterbücher in vermutlich mindestens sechsstelliger Größenordnung dem Reißwolf zum Opfer gefallen sind.
Schuld daran geben die geschädigten Geschäftsleute (hier z.B. ein Buchbindereizulieferer, der mich als oberdämliche Heidschnucke ganz übel blöde findet) nicht den Reformern, sondern den Reformgegnern, weil auf deren Betreiben die mißratenen Erstausgaben so nicht in den Verkehr genommen werden konnten. Hier gab der Geschädigte ganz speziell Herrn Zehetmaier die Schuld, weil angeblich dessen Weigerung, den kleingeschriebenen heiligen Vater hinzunehmen, zur Vernichtung von 100.000 halbfertigen Duden (Mz. neudeutsch Düden) geführt haben soll.
Heidschnucke
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Neben dem sog. »Hoax« gibt es auch den sog. »Horx«, das ist für die Trendlinguistik etwas ähnliches wie der sog. »Augst« für die Etymologieforschung, in der man neuerdings auch von »Augstizismus« spricht, ein Begriff der auch in die Augenmedizin Einzug nimmt, denn wenn man seinen Augen nicht mehr traut, kann man auch zum Augenarzt gehen, das hängt volksetymologisch und trendmäßig alles eng zusammen.
Noch ein Schaf
eingetragen von anonymer Gast am 30.05.2001 um 22.00
Zum Schäfer, der seine Schafe weidet
Ein merkenswertes Wort ist die Schafsgeduld. So spricht der Journalist Hans Krieger von der Schafsgeduld der Journalisten, die sich die sogenannte Rechtschreibreform aufzwingen lassen und somit widerstandslos gegen die Grammatik verstoßen oder eine Vermeidungssprache verwenden. Vgl. Hans Krieger: Mehr als eine Hand voll Fehler, Die Rechtschreibreform hat den Praxis-Test in der Presse nicht bestanden, Bayerische Staatszeitung vom 9. Juni 2000, Seite 3. Daraus ergibt sich die Frage: Wird die sogenannte Rechtschreibreform von Schafen gemacht oder nicht?
Ein Schaf
eingetragen von Henning Upmeyer am 29.05.2001 um 22.00
Die Bundesregierung hat ein neues Wort geschaffen: den Ethikrat, der mit Hilfe der neuen Trennungsregeln als ein Ethik-rat oder ein Ethi-krat geschrieben und verstanden werden kann. Dabei ist Ethi wohl die Mehrzahl von Ethos, die alt- und neugriechisch ethoi geschrieben und neugriechisch ethi gesprochen wird. Ein Ethi-krat ist demnach wohl ein multikultureller Herrscher in einer Ethi-kratie, also in einer multikulturellen Herrschaftsform. Entspricht vielleicht nicht dem, was die Bundesregierung gemeint hatte, aber genau der Wirklichkeit.
Die neuen Trennungsregeln haben eine sprudelnde Quelle für neue sich widersprechende Wort- und Bedeutungsschöpfungen und dadurch ganz neue Möglichkeiten für sprachlichen Humor erschlossen. Früher mußten Wortspiele mühsam durch falsche Betonungen erzeugt werden, jetzt geht das mit den neuen Trennungsregeln von ganz alleine. Schade, daß es für Heinz Erhardt und seine Wortspiele keinen ebenso genialen Nachfolger gibt, der jetzt die neuen Möglichkeiten richtig ausschöpft. Ein Wettbewerb wäre nicht schlecht, um alle Möglichkeiten aufzuzeigen.
Ernsten Sprachwissenschaftlern dreht sich dabei vielleicht der Magen um, aber für Sprachbenutzer ist das auch lustig und anregend, nach dem Motto: Ein bißchen Spaß muß sein, sogar bei der Rechtschreibung. Vielleicht war der gar nicht beabsichtigt? Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts. Schließlich haben wir eine Spaßgesellschaft.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 29.05.2001 um 22.00
Ein dickes Kompliment gebührt allen, die die Um- und Neugestaltung von rechtschreibreform.com vorgeschlagen und initiiert und natürlich besonders allen, die sie durchgeführt haben! Eine Großbaustelle zu betreiben, bei der der laufende Verkehr fast ungehindert weiterläuft und nur eine einzige nennenswerte kurzfristige Umleitung nehmen muß - das verdient hohe Anerkennung! Vielen Dank!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Christoph Kukulies am 29.05.2001 um 22.00
Aus einem Artikel über Heinsberger Spargel und dessen maschinelle
Verarbeitung in der Aachener Zeitung vom 31.5.2001:
....in der Maschine [ed.: Foto nebenstehend] wird der
Spargel gerade geschnitten.
[gemeint war: geradegeschnitten]
Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 29.05.2001 um 22.00
Das einschlägige Wort heißt alt- und neugriechisch to ethos (mit langem e), der Plural dieses Neutrums also ta ethe (zweimal langes e, neugr. i gesprochen). Im übrigen ist die Einrichtung solcher Räte, besonders wenn sie die Moral expertisieren, gewiß sehr bedenklich. Der beste Kommentar stand neulich in der Süddeutschen (19. Mai) und war von Heribert Prantl. Leider hat ihm der Korrektor gegen Ende einen üblen grammatischen Schnitzer reingesemmelt, damit der Zehetmairschen Rechtschreibung Genüge getan werde - typisch für die pseudokritische Süddeutsche Zeitung: In der EU ist die demokratische Gesetzgebung Not leidend.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.05.2001 um 22.00
Besser Not leitend als Not leidend.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 29.05.2001 um 22.00
Dem Lob von Herrn Scheuermann schließe ich mich an. Was ich noch gut fände, wäre eine sehr prominent angebrachte Rubrik mit den wichtigsten und triftigsten Gründen, weshalb die Reform abzulehnen ist. Ich erlebe immer wieder die Argumentation, die Sprache sei doch nun mal einem Wandel unterworfen, und da könne man doch nicht darauf beharren, daß sich da nichts verändern dürfe. Diese Leute sind schwer davon zu überzeugen, daß die Reform diesen natürlichen Wandel nun gerade nicht nachvollzieht, sondern ihn nachhaltig stört und verdirbt.
Jetzt eine Viruswarnung. Ich weiß, daß diese oft selbst ein Virus oder ein Störmanöver sein können. Aber hier wird man darauf aufmerksam gemacht, daß man möglicherweise eine Datei namens
sulfnbk.exe
auf dem Rechner haben kann und diese wohl so eine Art Zeitbombe ist, die am 1. Juni 2001 - also morgen - großen Schaden anrichten kann. Ich habe diese Datei unter C:/WINDOWS/COMMAND bei mir gefunden, datiert von 1998. Davor ein bedrohlich aussehendes schwarzes Symbol, das mit einiger Phantasie wie ein Sprengstoffpaket aussieht. Ich habe diese Datei nun sicherheitshalber per »Ausschneiden« auf eine Diskette gezogen - also nicht per »Löschen« in den Papierkorb verfrachtet, wo sie ja immer noch auf dem Rechner wäre - und lege allen hier Versammelten nahe, dasselbe zu tun.
Vielleicht weiß unser Technikus mehr darüber.
Walter Lachenmann
eingetragen von Johannes Seifried am 29.05.2001 um 22.00
Bei dieser Viruswarnung handelt es sich um einen sog. Hoax, also um besagtes Störmanöver.
Siehe dazu die (englischsprachigen) Hinweise unter folgendem URL:
http://www.symantec.com/avcenter/venc/data/sulfnbk.exe.warning.html
Deswegen die Datei C:WINDOWSCOMMANDSULFNBK.EXE nicht löschen oder verschieben. Sie gehört zum normalen Bestand von Windows und dient zur Wiederherstellung von langen Dateinamen.
Wenn dies bereits geschehen ist, so findet man unter obigem URL auch Anleitungen, um diese Datei wiederherzustellen.
Übrigens: Alle Objekte im Papierkorb können durch Papierkorb leeren unwiederbringlich vom Rechner entfernt werden.
Johannes Seifried
eingetragen von Christoph Kukulies am 29.05.2001 um 22.00
Aus einem Artikel über Heinsberger Spargel und dessen maschinelle
Verarbeitung in der Aachener Zeitung vom 31.5.2001:
....in der Maschine [ed.: Foto nebenstehend] wird der
Spargel gerade geschnitten.
[gemeint war: geradegeschnitten]
Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 29.05.2001 um 22.00
Das einschlägige Wort heißt alt- und neugriechisch to ethos (mit langem e), der Plural dieses Neutrums also ta ethe (zweimal langes e, neugr. i gesprochen). Im übrigen ist die Einrichtung solcher Räte, besonders wenn sie die Moral expertisieren, gewiß sehr bedenklich. Der beste Kommentar stand neulich in der Süddeutschen (19. Mai) und war von Heribert Prantl. Leider hat ihm der Korrektor gegen Ende einen üblen grammatischen Schnitzer reingesemmelt, damit der Zehetmairschen Rechtschreibung Genüge getan werde - typisch für die pseudokritische Süddeutsche Zeitung: In der EU ist die demokratische Gesetzgebung Not leidend.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.05.2001 um 22.00
Besser Not leitend als Not leidend.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 29.05.2001 um 22.00
Dem Lob von Herrn Scheuermann schließe ich mich an. Was ich noch gut fände, wäre eine sehr prominent angebrachte Rubrik mit den wichtigsten und triftigsten Gründen, weshalb die Reform abzulehnen ist. Ich erlebe immer wieder die Argumentation, die Sprache sei doch nun mal einem Wandel unterworfen, und da könne man doch nicht darauf beharren, daß sich da nichts verändern dürfe. Diese Leute sind schwer davon zu überzeugen, daß die Reform diesen natürlichen Wandel nun gerade nicht nachvollzieht, sondern ihn nachhaltig stört und verdirbt.
Jetzt eine Viruswarnung. Ich weiß, daß diese oft selbst ein Virus oder ein Störmanöver sein können. Aber hier wird man darauf aufmerksam gemacht, daß man möglicherweise eine Datei namens
sulfnbk.exe
auf dem Rechner haben kann und diese wohl so eine Art Zeitbombe ist, die am 1. Juni 2001 - also morgen - großen Schaden anrichten kann. Ich habe diese Datei unter C:/WINDOWS/COMMAND bei mir gefunden, datiert von 1998. Davor ein bedrohlich aussehendes schwarzes Symbol, das mit einiger Phantasie wie ein Sprengstoffpaket aussieht. Ich habe diese Datei nun sicherheitshalber per »Ausschneiden« auf eine Diskette gezogen - also nicht per »Löschen« in den Papierkorb verfrachtet, wo sie ja immer noch auf dem Rechner wäre - und lege allen hier Versammelten nahe, dasselbe zu tun.
Vielleicht weiß unser Technikus mehr darüber.
Walter Lachenmann
eingetragen von Johannes Seifried am 29.05.2001 um 22.00
Bei dieser Viruswarnung handelt es sich um einen sog. Hoax, also um besagtes Störmanöver.
Siehe dazu die (englischsprachigen) Hinweise unter folgendem URL:
http://www.symantec.com/avcenter/venc/data/sulfnbk.exe.warning.html
Deswegen die Datei C:WINDOWSCOMMANDSULFNBK.EXE nicht löschen oder verschieben. Sie gehört zum normalen Bestand von Windows und dient zur Wiederherstellung von langen Dateinamen.
Wenn dies bereits geschehen ist, so findet man unter obigem URL auch Anleitungen, um diese Datei wiederherzustellen.
Übrigens: Alle Objekte im Papierkorb können durch Papierkorb leeren unwiederbringlich vom Rechner entfernt werden.
Johannes Seifried
eingetragen von Henning Upmeyer am 29.05.2001 um 22.00
Die Bundesregierung hat ein neues Wort geschaffen: den Ethikrat, der mit Hilfe der neuen Trennungsregeln als ein Ethik-rat oder ein Ethi-krat geschrieben und verstanden werden kann. Dabei ist Ethi wohl die Mehrzahl von Ethos, die alt- und neugriechisch ethoi geschrieben und neugriechisch ethi gesprochen wird. Ein Ethi-krat ist demnach wohl ein multikultureller Herrscher in einer Ethi-kratie, also in einer multikulturellen Herrschaftsform. Entspricht vielleicht nicht dem, was die Bundesregierung gemeint hatte, aber genau der Wirklichkeit.
Die neuen Trennungsregeln haben eine sprudelnde Quelle für neue sich widersprechende Wort- und Bedeutungsschöpfungen und dadurch ganz neue Möglichkeiten für sprachlichen Humor erschlossen. Früher mußten Wortspiele mühsam durch falsche Betonungen erzeugt werden, jetzt geht das mit den neuen Trennungsregeln von ganz alleine. Schade, daß es für Heinz Erhardt und seine Wortspiele keinen ebenso genialen Nachfolger gibt, der jetzt die neuen Möglichkeiten richtig ausschöpft. Ein Wettbewerb wäre nicht schlecht, um alle Möglichkeiten aufzuzeigen.
Ernsten Sprachwissenschaftlern dreht sich dabei vielleicht der Magen um, aber für Sprachbenutzer ist das auch lustig und anregend, nach dem Motto: Ein bißchen Spaß muß sein, sogar bei der Rechtschreibung. Vielleicht war der gar nicht beabsichtigt? Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts. Schließlich haben wir eine Spaßgesellschaft.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 29.05.2001 um 22.00
Ein dickes Kompliment gebührt allen, die die Um- und Neugestaltung von rechtschreibreform.com vorgeschlagen und initiiert und natürlich besonders allen, die sie durchgeführt haben! Eine Großbaustelle zu betreiben, bei der der laufende Verkehr fast ungehindert weiterläuft und nur eine einzige nennenswerte kurzfristige Umleitung nehmen muß - das verdient hohe Anerkennung! Vielen Dank!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Peter W. Forster am 28.05.2001 um 22.00
Denglisch, Engleutsch - Schweindeutsch:
Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung
Nicht nur die deutsche Sprache wird durch die sogenannte Rechtschreibreform verhunzt, sondern auch das gute Englisch (vgl. z.B. die Trennung bei Pul-lover und Wes-tover). Das wissen alle, die hier schreiben und diskutieren.
Der Sinn der sog. Rechtschreibreform kann nach all den Diskussionen und Erkenntnissen darin gesehen werden, ganz bewußt ein Chaos zu provozieren, an dessen Ende nicht nur der Zusammensturz der Sprache, sondern auch aller ethischen Werte steht.
Die Krankheit Rechtschreibreform, ausgelöst durch einen Virus zunächst der Ignoranz (Stichwort: Prof. Augst), der Arroganz (Stichwort: H. Zehetmair) und schließlich der offenkundigen Dummheit (Stichwort: Presse, FAZ und wenige andere ausgenommen), wurde den Kindern eingeimpft von Pädagogen, die, vor-vergewaltigt von den Kultusministern, sich nicht genügend zur Wehr gesetzt haben. Die Kinder wurden infiziert und werden jetzt als Schutzschild der kultusministeriellen Dummheit mißbraucht, um ... usw. Wir wissen Bescheid.
Der Mißbrauch geht weiter. Unsere Jugend soll, da die Sprache offensichtlich kein Kulturgut mehr darstellt, zu einer neuen Ausdrucksweise auf unterste Ebene, wenn auch nicht gerade dazu angehalten, so doch in keiner Weise davor geschützt werden. Eigentlich wollte ich hier darüber nicht berichten, um dem Jugendmagazin JETZT nicht noch mehr Beachtung zu schenken.
Jetzt aber, da die deprimierenden Stellungnahmen des Deutschen Presserates und des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vorliegen, möchte ich doch diesem Forum hier einige Teile zur Kenntnis bringen.
Die Süddeutsche Zeitung bringt am Montag als Beilage das Magazin JETZT, in dem besonders die Jugend (welche?) angesprochen werden soll. Das Magazin biedert sich immer mehr mit seichten und niveauloser Sprache unserer Jugend an. Das ging in dem u.g. Fall so weit, daß ich mir überlegte, Strafanzeige gegen die Süddeutsche Zeitung zu stellen.
Zunächst beschwerte ich mich bei den beiden Chefredakteure Kilz und Dr. Sittner (sz-online@sueddeutsche.de) in einem Brief, der neben zwei weiteren Beschwerden (u.a. unangemessenes Foto von Frau Hohlmeier) das Jugendmagazin JETZT betraf.
Wörtliche Wiedergabe des Punktes III:
III. FOTZE in Gottes Namen!
Jugendmagazin jetzt 02.04. 2001, Jan Staate, Iris Gleichen,
Sex#1 Worte finden Nur für Jungs: S 16; nur für Mädchen: S 17
Dass nicht einmal wir Mädchen selbst genau wissen, wie wir zur Körpermitte sagen sollen ( wie feige - zu unserer FOTZE in Gottes Namen!), ein echtes Problem... Wir üben: Ich mag meine Fotze; meine Fotze ist schön...
Wenn Jan Staate bei den Jungs im Zweifelsfall für schlichte Begriffe wie Schwanz und Eier plädiert, dann kann man diese auch im sonstigen Sprachgebrauch verwendeten Wörter noch irgendwie als natürlich bezeichnen. Wenn allerdings eine Frau selbst ganz bewußt dazu auffordert, das abfälligste und die Frauen und Mädchen erniedrigende Wort F. zu gebrauchen, dann ist dies zugleich eine zur Selbstverstümmelung des weiblichen Wesens.
Die verbale Entgleisung ist nur dann zu entschuldigen, wenn wir unsere Mädchen, Töchter und Schülerinnen bewußt zu Nutten und nicht zu liebevollen Menschen und Müttern erziehen wollen.
Der Verlust der Scham ist der Beginn der Verblödung. Freuds Satz trifft hier hoffentlich nur für I.G. zu, die in ihrer absoluten Blödheit vergißt, daß die Beseitigung von Tabus sich erbarmungslos auf die Geschöpfe auswirken wird, die nicht als Frucht des Leibes, sondern als Abfall geboren werden sollen.
FOTZE in Gottes Namen! Das ist sicher keine ungewollte Verbindung, sondern Ergebnis einer wie auch immer gearteten Perversion, die die Vernichtung der Natürlichkeit, aber auch der mit der Zeugung verbundenen Lust herbeiwünscht, damit das Gebilde entstehen kann, das auf dem Foto S. 16 für unsere Jungs und Mädchen das aus dem blaugrünen Himmel schwebende Kunstprodukt aus Plastik als Lösung, Erlösung und Wunder der Schöpfung hinstellt.
Der Imam sollte sich abwenden nicht nur vom Charme des Augenblicks der Frau H., sondern vor allem vom Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung. Hier geht es nicht mehr um die besorgniserregende Anbiederung an die Jugend, sondern um brutale Verhöhnung der menschlichen Würde und religiöser Gefühle.
Mit freundlichen Grüßen, Vilsbiburg, 05. März 2001
Peter W. Forster, StD
---
Ein Antwort oder gar einen Entschuldigungsversuch auf diesen Brief habe ich bis heute nicht erhalten.
Eigentlich folgerichtig kamen auf diese Artikel Nur für Jungs und Nur für Mädchen im Magazin JETZT am 28.05.01 Hinweise zur Abtreibung (treffender vielleicht: Embryozid). Immerhin kleines Bedauern, aber Bescheid wissen sollten auch die auf den Seiten 5 bis 7 abgebildeten und angesprochenen ca. 12-jährigen Buben und Mädchen. Man kann auch nach einer Abtreibung noch eine Tochter bekommen, die supersüß ist.
Das Virus muß frühzeitig eingeimpft werden.
Beim Deutschen Presserat habe ich Beschwerde eingelegt gegen den Artikel vom 02.04.2001.
In der Stellungnahme des Deutschen Presserates (Gerhard-von-Arestraße 8, 534111 Bonn unter dem Zeichen Wy/vq E 179/01) vom 23.05.2001 ist die Vorsitzende des Beschwerdeausschusses, Frau Ursula Ernst-Feldkamp der Auffassung, daß ein Verstoß gegen den Pressekodex nicht vorliege.
Wörtlich:
... Grundlage unserer Prüfung war in diesem Zusammenhang die Ziffer 10 Pressekodex, in der es heißt, dass Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren sind.
Auch nach unserer Ansicht ist die in dem Beitrag verwendete Sprache zwar provokativ, letztendlich richtet sich das Magazin JETZT jedoch an eine junge Lesergruppe, der ein anderes Sprachgefühl eigen ist. Dass die Redaktion sich der Sprache der Jugend bedient bzw. sich intensiv mit den diversen Ausdrücken für die weiblichen Geschlechtsorgane beschäftigt, kann nach unserer Meinung nicht kritisiert werden. Zudem bleibt es letztendlich natürlich der Autorin überlassen, zu welchem Schluß sie bei ihren Überlegungen kommt. Dass der Beitrag ihre Persönliche Meinung wiedergibt, ist unbestritten. Daher muß akzeptiert werden, wenn sie ihre Überlegungen an dies Leser weitergibt.
Insgesamt konnten wir eine Verletzung publizistischer Grundsätze nicht feststellen. Ihr Beschwerde war somit unbegründet.
Mit freundlichen Grüßen
(Arno H. Weyand) Referent des Beschwerdeausschusses
Provokativ? Wer soll provoziert werden?
Sprachgefühl der jungen Lesergruppe? Werden nicht gerade die Gefühle junger Leute bewußt in die Kloake geworfen?
Sprache der Jugend? Wirklich?
Ein kleines Beispiel dazu: Mit Fäusten ging ein Schüler auf einen Mitschüler los. Ich konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, weiter einzuschlagen auf den Mitschüler. Was war geschehen? Der Mitschüler hatte gesagt, seine Mutter sei eine Nutte. Er hätte sicher auch zugeschlagen, wenn er gesagt hätte, er entstamme der F. seiner Mutter. Der Schüler hat nur das auf ganz selbstverständlich natürliche Weise verteidigt, was die Süddeutsche Zeitung der Jugend in ihrer Sprache als Fortschritt anbietet, was der Deutsche Presserat als anderes Sprachgefühl bezeichnet und was das Bayerische Kultusministerium in der kritischen Differenzierung und begründeten Wertung ... als wichtiges Ziel der Medienerziehung ansieht.
Die Süddeutsche Zeitung schickte den Gymnasien das Magazin JETZT in Stößen zum Verteilen zu. Ich schrieb deshalb an das Bayerische Kultusministerium, daß das Versenden und Verteilen des Magazins JETZT in Schulen aufgrund des o.g. Vorfalls verboten werden solle, da weder einem Schulleiter noch dem KM zugemutet werden könne, jede Zeitschrift vorher zu lesen.
Die Antwort vom 23.05.2001 (III/1-O4101/1-6/56 992) ist an § 125 Abs. 1 der Gymnasialen Schulordnung (GSO) angelehnt:
... (1) Druckschriften dürfen in der Schulanlage an Schüler nur verteilt werden, wenn sie für Erziehung und Unterricht förderlich sind und keine kommerzielle oder politische Werbung enthalten. Über die Verteilung entscheidet der Schulleiter...
Nach der besonderen Verpflichtung des Schulleiters, die umfangreichen Voraussetzungen zu prüfen, heißt es dort:
So kann kein Zweifel bestehen, daß etwa das Projekt Zeitung in der Schule, bei dem ganze Klassen über Wochen kostenfrei mit einer überregionalen Tageszeitung versorgt werden, die schulische Medienerziehung wirksam unterstützt. Auch in diesem Fall ist es ganz selbstverständlich, dass einzelne Ausdrücke, die eine bestimmte politische Meinung oder auch eine Abbildung abgelehnt werden - in der kritischen Differenzierung und begründeten Wertung liegt ja gerade ein wichtiges Ziel der Medienerziehung. Den Jugendlichen ist jedenfalls nicht damit geholfen, dass man sie im Schonraum Schule möglichst lange von der gesellschaftlichen Realität fernhält, sondern Schule muss zur Auseinandersetzung mit ihr befähigen. Dagegen, dass Jugendliche das besagte Jugendmagazin lesen, ist meines Erachtens nichts einzuwenden.
Anders zu beurteilen ist die Frage, ob man den genannten Artikel im Unterricht einsetzen sollte. Die Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung fordern dazu eindeutig: Die religiösen Empfindungen des Persönlichkeitsrechts des Individuums, insbesondere der schutzwürdige Intimbereich des einzelnen Schülers, seiner Eltern und des Lehrers sind zu achten. Familien- und Sexualerziehung fordert objektive, ausgewogene und entwicklungs- und altersgemäße Darstellung sowie eine dem Bildungsauftrag der Schule angemessene Ausdrucksweise. Die Behandlung des o.g. Artikels im Rahmen des Unterrichts wäre daher abzulehnen.
Im vorliegenden Fall wurde das Jugendmagazin an der Schule lediglich verteilt. Außerdem liegt der Vorgang in der Vergangenheit und ist bereits abgeschlossen. Ein Einschreiten des Kultusministeriums im Nachhinein kann die Kenntnisnahme durch Schülerinnen und Schüler nicht mehr verhindern...
Im Übrigen soll mit der schulordnungsrechtlichen Bestimmungen über die Entscheidungskompetenz des Schulleiters die Eigenverantwortung der Schulen gestärkt werden. Es wäre entgegen dieser Deregulierung, wenn das Kultusministerium intervenieren und ein bestimmtes Magazin generell verbieten würde.
Mit freundliche Grüßen
Kiesl, Ministerialrat
Das war es also: Kein eindeutiger Verstoß gegen die GSO, trotz der kommerziellen Werbung, trotz der Verletzung der Persönlichkeitsrechte usw. (Unser Schulleiter läßt im übrigen das Magazin JETZT nicht verteilen.)
Wenn etwas bereits abgeschlossen ist, kann nicht mehr eingeschritten werden. Unsere Gefängnisse machen ihre Tore bereits weit auf. Wiederholungstäter gibt es nicht.
Der Schwarze Peter wird weitergegeben. Kein Protest an die Süddeutsche Zeitung. Persönlich bedanke ich mich ganz herzlich für die wirklich interessanten Informationen des Kultusministeriums.
Nur noch ein letzter Gedanke:
Entscheidungskompetenz? Wie wäre es, wenn ein Schulleiter, wie gefordert, aus Eigenverantwortung zur richtigen Rechtschreibung zurückkehren würde?
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von anonymer Gast am 28.05.2001 um 22.00
Der Schäfer weidet seine Schafe;
den Seinen gibts der Herr im Schlafe.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen,
die sich als keiserlich bekennen.
Humor - trotz schrägen Schreibern - ist,
meint liebevoll, mit Witz und List,
wenn man trotzdem lachen kann,
Verleger Walter Lachenmann.
Ein Schäfer
eingetragen von Peter W. Forster am 28.05.2001 um 22.00
Denglisch, Engleutsch - Schweindeutsch:
Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung
Nicht nur die deutsche Sprache wird durch die sogenannte Rechtschreibreform verhunzt, sondern auch das gute Englisch (vgl. z.B. die Trennung bei Pul-lover und Wes-tover). Das wissen alle, die hier schreiben und diskutieren.
Der Sinn der sog. Rechtschreibreform kann nach all den Diskussionen und Erkenntnissen darin gesehen werden, ganz bewußt ein Chaos zu provozieren, an dessen Ende nicht nur der Zusammensturz der Sprache, sondern auch aller ethischen Werte steht.
Die Krankheit Rechtschreibreform, ausgelöst durch einen Virus zunächst der Ignoranz (Stichwort: Prof. Augst), der Arroganz (Stichwort: H. Zehetmair) und schließlich der offenkundigen Dummheit (Stichwort: Presse, FAZ und wenige andere ausgenommen), wurde den Kindern eingeimpft von Pädagogen, die, vor-vergewaltigt von den Kultusministern, sich nicht genügend zur Wehr gesetzt haben. Die Kinder wurden infiziert und werden jetzt als Schutzschild der kultusministeriellen Dummheit mißbraucht, um ... usw. Wir wissen Bescheid.
Der Mißbrauch geht weiter. Unsere Jugend soll, da die Sprache offensichtlich kein Kulturgut mehr darstellt, zu einer neuen Ausdrucksweise auf unterste Ebene, wenn auch nicht gerade dazu angehalten, so doch in keiner Weise davor geschützt werden. Eigentlich wollte ich hier darüber nicht berichten, um dem Jugendmagazin JETZT nicht noch mehr Beachtung zu schenken.
Jetzt aber, da die deprimierenden Stellungnahmen des Deutschen Presserates und des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vorliegen, möchte ich doch diesem Forum hier einige Teile zur Kenntnis bringen.
Die Süddeutsche Zeitung bringt am Montag als Beilage das Magazin JETZT, in dem besonders die Jugend (welche?) angesprochen werden soll. Das Magazin biedert sich immer mehr mit seichten und niveauloser Sprache unserer Jugend an. Das ging in dem u.g. Fall so weit, daß ich mir überlegte, Strafanzeige gegen die Süddeutsche Zeitung zu stellen.
Zunächst beschwerte ich mich bei den beiden Chefredakteure Kilz und Dr. Sittner (sz-online@sueddeutsche.de) in einem Brief, der neben zwei weiteren Beschwerden (u.a. unangemessenes Foto von Frau Hohlmeier) das Jugendmagazin JETZT betraf.
Wörtliche Wiedergabe des Punktes III:
III. FOTZE in Gottes Namen!
Jugendmagazin jetzt 02.04. 2001, Jan Staate, Iris Gleichen,
Sex#1 Worte finden Nur für Jungs: S 16; nur für Mädchen: S 17
Dass nicht einmal wir Mädchen selbst genau wissen, wie wir zur Körpermitte sagen sollen ( wie feige - zu unserer FOTZE in Gottes Namen!), ein echtes Problem... Wir üben: Ich mag meine Fotze; meine Fotze ist schön...
Wenn Jan Staate bei den Jungs im Zweifelsfall für schlichte Begriffe wie Schwanz und Eier plädiert, dann kann man diese auch im sonstigen Sprachgebrauch verwendeten Wörter noch irgendwie als natürlich bezeichnen. Wenn allerdings eine Frau selbst ganz bewußt dazu auffordert, das abfälligste und die Frauen und Mädchen erniedrigende Wort F. zu gebrauchen, dann ist dies zugleich eine zur Selbstverstümmelung des weiblichen Wesens.
Die verbale Entgleisung ist nur dann zu entschuldigen, wenn wir unsere Mädchen, Töchter und Schülerinnen bewußt zu Nutten und nicht zu liebevollen Menschen und Müttern erziehen wollen.
Der Verlust der Scham ist der Beginn der Verblödung. Freuds Satz trifft hier hoffentlich nur für I.G. zu, die in ihrer absoluten Blödheit vergißt, daß die Beseitigung von Tabus sich erbarmungslos auf die Geschöpfe auswirken wird, die nicht als Frucht des Leibes, sondern als Abfall geboren werden sollen.
FOTZE in Gottes Namen! Das ist sicher keine ungewollte Verbindung, sondern Ergebnis einer wie auch immer gearteten Perversion, die die Vernichtung der Natürlichkeit, aber auch der mit der Zeugung verbundenen Lust herbeiwünscht, damit das Gebilde entstehen kann, das auf dem Foto S. 16 für unsere Jungs und Mädchen das aus dem blaugrünen Himmel schwebende Kunstprodukt aus Plastik als Lösung, Erlösung und Wunder der Schöpfung hinstellt.
Der Imam sollte sich abwenden nicht nur vom Charme des Augenblicks der Frau H., sondern vor allem vom Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung. Hier geht es nicht mehr um die besorgniserregende Anbiederung an die Jugend, sondern um brutale Verhöhnung der menschlichen Würde und religiöser Gefühle.
Mit freundlichen Grüßen, Vilsbiburg, 05. März 2001
Peter W. Forster, StD
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Ein Antwort oder gar einen Entschuldigungsversuch auf diesen Brief habe ich bis heute nicht erhalten.
Eigentlich folgerichtig kamen auf diese Artikel Nur für Jungs und Nur für Mädchen im Magazin JETZT am 28.05.01 Hinweise zur Abtreibung (treffender vielleicht: Embryozid). Immerhin kleines Bedauern, aber Bescheid wissen sollten auch die auf den Seiten 5 bis 7 abgebildeten und angesprochenen ca. 12-jährigen Buben und Mädchen. Man kann auch nach einer Abtreibung noch eine Tochter bekommen, die supersüß ist.
Das Virus muß frühzeitig eingeimpft werden.
Beim Deutschen Presserat habe ich Beschwerde eingelegt gegen den Artikel vom 02.04.2001.
In der Stellungnahme des Deutschen Presserates (Gerhard-von-Arestraße 8, 534111 Bonn unter dem Zeichen Wy/vq E 179/01) vom 23.05.2001 ist die Vorsitzende des Beschwerdeausschusses, Frau Ursula Ernst-Feldkamp der Auffassung, daß ein Verstoß gegen den Pressekodex nicht vorliege.
Wörtlich:
... Grundlage unserer Prüfung war in diesem Zusammenhang die Ziffer 10 Pressekodex, in der es heißt, dass Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren sind.
Auch nach unserer Ansicht ist die in dem Beitrag verwendete Sprache zwar provokativ, letztendlich richtet sich das Magazin JETZT jedoch an eine junge Lesergruppe, der ein anderes Sprachgefühl eigen ist. Dass die Redaktion sich der Sprache der Jugend bedient bzw. sich intensiv mit den diversen Ausdrücken für die weiblichen Geschlechtsorgane beschäftigt, kann nach unserer Meinung nicht kritisiert werden. Zudem bleibt es letztendlich natürlich der Autorin überlassen, zu welchem Schluß sie bei ihren Überlegungen kommt. Dass der Beitrag ihre Persönliche Meinung wiedergibt, ist unbestritten. Daher muß akzeptiert werden, wenn sie ihre Überlegungen an dies Leser weitergibt.
Insgesamt konnten wir eine Verletzung publizistischer Grundsätze nicht feststellen. Ihr Beschwerde war somit unbegründet.
Mit freundlichen Grüßen
(Arno H. Weyand) Referent des Beschwerdeausschusses
Provokativ? Wer soll provoziert werden?
Sprachgefühl der jungen Lesergruppe? Werden nicht gerade die Gefühle junger Leute bewußt in die Kloake geworfen?
Sprache der Jugend? Wirklich?
Ein kleines Beispiel dazu: Mit Fäusten ging ein Schüler auf einen Mitschüler los. Ich konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, weiter einzuschlagen auf den Mitschüler. Was war geschehen? Der Mitschüler hatte gesagt, seine Mutter sei eine Nutte. Er hätte sicher auch zugeschlagen, wenn er gesagt hätte, er entstamme der F. seiner Mutter. Der Schüler hat nur das auf ganz selbstverständlich natürliche Weise verteidigt, was die Süddeutsche Zeitung der Jugend in ihrer Sprache als Fortschritt anbietet, was der Deutsche Presserat als anderes Sprachgefühl bezeichnet und was das Bayerische Kultusministerium in der kritischen Differenzierung und begründeten Wertung ... als wichtiges Ziel der Medienerziehung ansieht.
Die Süddeutsche Zeitung schickte den Gymnasien das Magazin JETZT in Stößen zum Verteilen zu. Ich schrieb deshalb an das Bayerische Kultusministerium, daß das Versenden und Verteilen des Magazins JETZT in Schulen aufgrund des o.g. Vorfalls verboten werden solle, da weder einem Schulleiter noch dem KM zugemutet werden könne, jede Zeitschrift vorher zu lesen.
Die Antwort vom 23.05.2001 (III/1-O4101/1-6/56 992) ist an § 125 Abs. 1 der Gymnasialen Schulordnung (GSO) angelehnt:
... (1) Druckschriften dürfen in der Schulanlage an Schüler nur verteilt werden, wenn sie für Erziehung und Unterricht förderlich sind und keine kommerzielle oder politische Werbung enthalten. Über die Verteilung entscheidet der Schulleiter...
Nach der besonderen Verpflichtung des Schulleiters, die umfangreichen Voraussetzungen zu prüfen, heißt es dort:
So kann kein Zweifel bestehen, daß etwa das Projekt Zeitung in der Schule, bei dem ganze Klassen über Wochen kostenfrei mit einer überregionalen Tageszeitung versorgt werden, die schulische Medienerziehung wirksam unterstützt. Auch in diesem Fall ist es ganz selbstverständlich, dass einzelne Ausdrücke, die eine bestimmte politische Meinung oder auch eine Abbildung abgelehnt werden - in der kritischen Differenzierung und begründeten Wertung liegt ja gerade ein wichtiges Ziel der Medienerziehung. Den Jugendlichen ist jedenfalls nicht damit geholfen, dass man sie im Schonraum Schule möglichst lange von der gesellschaftlichen Realität fernhält, sondern Schule muss zur Auseinandersetzung mit ihr befähigen. Dagegen, dass Jugendliche das besagte Jugendmagazin lesen, ist meines Erachtens nichts einzuwenden.
Anders zu beurteilen ist die Frage, ob man den genannten Artikel im Unterricht einsetzen sollte. Die Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung fordern dazu eindeutig: Die religiösen Empfindungen des Persönlichkeitsrechts des Individuums, insbesondere der schutzwürdige Intimbereich des einzelnen Schülers, seiner Eltern und des Lehrers sind zu achten. Familien- und Sexualerziehung fordert objektive, ausgewogene und entwicklungs- und altersgemäße Darstellung sowie eine dem Bildungsauftrag der Schule angemessene Ausdrucksweise. Die Behandlung des o.g. Artikels im Rahmen des Unterrichts wäre daher abzulehnen.
Im vorliegenden Fall wurde das Jugendmagazin an der Schule lediglich verteilt. Außerdem liegt der Vorgang in der Vergangenheit und ist bereits abgeschlossen. Ein Einschreiten des Kultusministeriums im Nachhinein kann die Kenntnisnahme durch Schülerinnen und Schüler nicht mehr verhindern...
Im Übrigen soll mit der schulordnungsrechtlichen Bestimmungen über die Entscheidungskompetenz des Schulleiters die Eigenverantwortung der Schulen gestärkt werden. Es wäre entgegen dieser Deregulierung, wenn das Kultusministerium intervenieren und ein bestimmtes Magazin generell verbieten würde.
Mit freundliche Grüßen
Kiesl, Ministerialrat
Das war es also: Kein eindeutiger Verstoß gegen die GSO, trotz der kommerziellen Werbung, trotz der Verletzung der Persönlichkeitsrechte usw. (Unser Schulleiter läßt im übrigen das Magazin JETZT nicht verteilen.)
Wenn etwas bereits abgeschlossen ist, kann nicht mehr eingeschritten werden. Unsere Gefängnisse machen ihre Tore bereits weit auf. Wiederholungstäter gibt es nicht.
Der Schwarze Peter wird weitergegeben. Kein Protest an die Süddeutsche Zeitung. Persönlich bedanke ich mich ganz herzlich für die wirklich interessanten Informationen des Kultusministeriums.
Nur noch ein letzter Gedanke:
Entscheidungskompetenz? Wie wäre es, wenn ein Schulleiter, wie gefordert, aus Eigenverantwortung zur richtigen Rechtschreibung zurückkehren würde?
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von anonymer Gast am 28.05.2001 um 22.00
Der Schäfer weidet seine Schafe;
den Seinen gibts der Herr im Schlafe.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen,
die sich als keiserlich bekennen.
Humor - trotz schrägen Schreibern - ist,
meint liebevoll, mit Witz und List,
wenn man trotzdem lachen kann,
Verleger Walter Lachenmann.
Ein Schäfer
eingetragen von Manfred Riebe am 27.05.2001 um 22.00
Der ungehinderte Zugang zu einem Gästebuch dient der Informations- und Meinungsäußerungsfreiheit. Es ist insofern interessant zu beobachten, daß man ausgerechnet mir, der sich für den ungehinderten Zugang zum Gästebuch einsetzt, einen Vergleich mit dem Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform geradezu verbieten will. Man erklärt diesen Vergleich für tabu, indem man den Berliner politisch Verantwortlichen unlautere Motive unterstellt. Daß beim Berliner Volksbegehren der vorgegebene rechtliche Rahmen, finanzielle Hindernisse und/oder technische Probleme eine erhebliche Rolle spielten und den Handlungsspielraum der politisch Verantwortlichen von vornherein einengten, wird überhaupt nicht bedacht.
Die Initiatoren des Berliner Volksbegehrens hatten zwar gegen die Bedingungen des Volksbegehrens geklagt, hatten aber das Gerichtsverfahren verloren. Wer hat das Urteil und dessen Begründung studiert? Mehr Demokratie e.V. hat sich schon lange darüber Gedanken gemacht, welcher rechtliche Rahmen und welcher personelle und finanzielle Einsatz nötig wäre, ein Volksbegehren erfolgreich zu gestalten. Auf Grund verschiedener Volksinitiativen und Volksbegehren gibt es inzwischen genügend negative Erfahrungen, die die evtl. doch noch vorhandenen Illusionen über personelle und finanzielle Bedingungen eigentlich zunichte gemacht haben müßten. Hans Herbert von Arnim kommt schon allein auf Grund der unterschiedlichsten ungenügenden gesetzlichen Grundlagen von Volksbegehren in den 16 Bundesländern zu dem Schluß, daß es den Initiatoren solcher Regelungen um die Verhinderung erfolgreicher direktdemokratischer Aktivitäten ging (Arnim, Hans Herbert von: Vom schönen Schein der Demokratie. München. Droemer 2000, S. 211). Die Volksbegehrensgesetze sind somit die eigentlichen Schikanen.
Sowohl auf der Seite der Reformbefürworter als auch auf der Seite der Reformgegner werden manche unangenehmen Vergleiche von manchen Leuten geradezu für tabu erklärt. Herausragende Beispiele sind die Rechtschreibreform des Dritten Reiches und neuerdings das Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform. Das Problem ist in beiden Fällen, daß man dem Vergleichenden gewissermaßen sein Grundrecht auf Meinungsfreiheit abspricht, indem man ihm unlautere Motive unterstellt. So geschah es ausgerechnet auch mit Professor Christian Meier, der für Information und Aufklärung eintrat.
Das Unterstellen von Motiven kennen wir schon zur Genüge von den Kultusministern. Ich nenne nur das Stichwort Glaubenskrieg. Auf diese spekulative, irrationale, nichtwissenschaftliche politische Ebene sollten sich Leute, die informieren und aufklären wollen, nicht begeben.
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 27.05.2001 um 22.00
Sollten wir von der Fakultät der Reformkritiker uns nicht vielleicht doch einmal obligatorisch zusammen_setzen?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 27.05.2001 um 22.00
Hier begegnet man immer wieder reformkritikerinternen Rangeleien, an denen ich leider auch schon beteiligt gewesen bin, und die kaugummiartig sich seit Monaten über das ganze Gästebuch ziehen, was ein so unappetitliches Bild ist, wie es die Tatsache auch ist.
Verschiedentlich wurde schon darauf hingewiesen, daß dies hier ein »Gästebuch« ist, in dem sich Gäste, die auf diese Seite stoßen, mit einem mehr oder weniger freundlichen Sprüchlein verewigen können/sollen, so daß sich die Gastgeber darüber freuen können oder auch nicht, jedenfalls eine bleibende Erinnerung an den Besuch des Gastes haben.
Stattdessen verkleben die Gastgeber die schönen Gästebuchseiten mit giftspeichelhaltigem Kaugummi.
Einmal abgesehen von dieser Zweckentfremdung: Immer wieder kommt, das »Grundrecht auf Meinungsfreiheit« wolle man einander absprechen oder beschneiden, von »Maulkorb« ist die Rede usw. Das ist doch ziemlich absurd. Daß hier jeder seine Meinung unumwunden kundtut, zeigt doch, daß hier Meinungsfreiheit besteht. Die Zeiten der Löschaktionen scheinen überwunden zu sein, also sollte man mit diesem Vorwurf eigentlich nicht mehr kommen. Daß man auf die Meinung eine Gegenmeinung bekommt und die einem nicht gefällt, das ist doch etwas anderes als »Zensur« - auch davon war hier schon die Rede, ebenso absurd.
Meine Frage: Sollten sich die Reformgegner nicht tatsächlich zusammen_setzen und sich dabei zusammen_nehmen?
Aber was soll dabei herauskommen? Eine Petition von 46 Reformgegnern beim Bundespräsidenten? Das würde wirken!!
Walter Lachenmann
eingetragen von anonymer Gast am 27.05.2001 um 22.00
Wanderers Lachtnied
Beim Surfen durch die Cyberwelt
betrat ich manches Wyberzelt.
Die Wyber, die dort im Frust lagen,
die wollte ich nach der Lust fragen.
Doch denen machte mein Wunsch nur Pein,
sie boten mir statt Punsch nur Wein.
Doch will ichs in Euren Räumen treiben,
kann ich mir die Hände beim Träumen reiben.
Hier weilen die, die wegen Schreibe,
entsagen jedem schrägen Weibe,
die schon seit frühen Jugendtagen,
voll Eifer nach der Tugend jagen.
Auf Ihnen mag Gottes Segen liegen,
Sie mögen - noch eh Sie sich legen - siegen!
PS: Wenn der keiser die Hand ihm in Liebe reicht,
dann hat es auch Herr Riebe leicht.
Ein Gast
eingetragen von Walter Lachenmann am 27.05.2001 um 22.00
Hier begegnet man immer wieder reformkritikerinternen Rangeleien, an denen ich leider auch schon beteiligt gewesen bin, und die kaugummiartig sich seit Monaten über das ganze Gästebuch ziehen, was ein so unappetitliches Bild ist, wie es die Tatsache auch ist.
Verschiedentlich wurde schon darauf hingewiesen, daß dies hier ein »Gästebuch« ist, in dem sich Gäste, die auf diese Seite stoßen, mit einem mehr oder weniger freundlichen Sprüchlein verewigen können/sollen, so daß sich die Gastgeber darüber freuen können oder auch nicht, jedenfalls eine bleibende Erinnerung an den Besuch des Gastes haben.
Stattdessen verkleben die Gastgeber die schönen Gästebuchseiten mit giftspeichelhaltigem Kaugummi.
Einmal abgesehen von dieser Zweckentfremdung: Immer wieder kommt, das »Grundrecht auf Meinungsfreiheit« wolle man einander absprechen oder beschneiden, von »Maulkorb« ist die Rede usw. Das ist doch ziemlich absurd. Daß hier jeder seine Meinung unumwunden kundtut, zeigt doch, daß hier Meinungsfreiheit besteht. Die Zeiten der Löschaktionen scheinen überwunden zu sein, also sollte man mit diesem Vorwurf eigentlich nicht mehr kommen. Daß man auf die Meinung eine Gegenmeinung bekommt und die einem nicht gefällt, das ist doch etwas anderes als »Zensur« - auch davon war hier schon die Rede, ebenso absurd.
Meine Frage: Sollten sich die Reformgegner nicht tatsächlich zusammen_setzen und sich dabei zusammen_nehmen?
Aber was soll dabei herauskommen? Eine Petition von 46 Reformgegnern beim Bundespräsidenten? Das würde wirken!!
Walter Lachenmann
eingetragen von anonymer Gast am 27.05.2001 um 22.00
Wanderers Lachtnied
Beim Surfen durch die Cyberwelt
betrat ich manches Wyberzelt.
Die Wyber, die dort im Frust lagen,
die wollte ich nach der Lust fragen.
Doch denen machte mein Wunsch nur Pein,
sie boten mir statt Punsch nur Wein.
Doch will ichs in Euren Räumen treiben,
kann ich mir die Hände beim Träumen reiben.
Hier weilen die, die wegen Schreibe,
entsagen jedem schrägen Weibe,
die schon seit frühen Jugendtagen,
voll Eifer nach der Tugend jagen.
Auf Ihnen mag Gottes Segen liegen,
Sie mögen - noch eh Sie sich legen - siegen!
PS: Wenn der keiser die Hand ihm in Liebe reicht,
dann hat es auch Herr Riebe leicht.
Ein Gast
eingetragen von Manfred Riebe am 27.05.2001 um 22.00
Der ungehinderte Zugang zu einem Gästebuch dient der Informations- und Meinungsäußerungsfreiheit. Es ist insofern interessant zu beobachten, daß man ausgerechnet mir, der sich für den ungehinderten Zugang zum Gästebuch einsetzt, einen Vergleich mit dem Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform geradezu verbieten will. Man erklärt diesen Vergleich für tabu, indem man den Berliner politisch Verantwortlichen unlautere Motive unterstellt. Daß beim Berliner Volksbegehren der vorgegebene rechtliche Rahmen, finanzielle Hindernisse und/oder technische Probleme eine erhebliche Rolle spielten und den Handlungsspielraum der politisch Verantwortlichen von vornherein einengten, wird überhaupt nicht bedacht.
Die Initiatoren des Berliner Volksbegehrens hatten zwar gegen die Bedingungen des Volksbegehrens geklagt, hatten aber das Gerichtsverfahren verloren. Wer hat das Urteil und dessen Begründung studiert? Mehr Demokratie e.V. hat sich schon lange darüber Gedanken gemacht, welcher rechtliche Rahmen und welcher personelle und finanzielle Einsatz nötig wäre, ein Volksbegehren erfolgreich zu gestalten. Auf Grund verschiedener Volksinitiativen und Volksbegehren gibt es inzwischen genügend negative Erfahrungen, die die evtl. doch noch vorhandenen Illusionen über personelle und finanzielle Bedingungen eigentlich zunichte gemacht haben müßten. Hans Herbert von Arnim kommt schon allein auf Grund der unterschiedlichsten ungenügenden gesetzlichen Grundlagen von Volksbegehren in den 16 Bundesländern zu dem Schluß, daß es den Initiatoren solcher Regelungen um die Verhinderung erfolgreicher direktdemokratischer Aktivitäten ging (Arnim, Hans Herbert von: Vom schönen Schein der Demokratie. München. Droemer 2000, S. 211). Die Volksbegehrensgesetze sind somit die eigentlichen Schikanen.
Sowohl auf der Seite der Reformbefürworter als auch auf der Seite der Reformgegner werden manche unangenehmen Vergleiche von manchen Leuten geradezu für tabu erklärt. Herausragende Beispiele sind die Rechtschreibreform des Dritten Reiches und neuerdings das Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform. Das Problem ist in beiden Fällen, daß man dem Vergleichenden gewissermaßen sein Grundrecht auf Meinungsfreiheit abspricht, indem man ihm unlautere Motive unterstellt. So geschah es ausgerechnet auch mit Professor Christian Meier, der für Information und Aufklärung eintrat.
Das Unterstellen von Motiven kennen wir schon zur Genüge von den Kultusministern. Ich nenne nur das Stichwort Glaubenskrieg. Auf diese spekulative, irrationale, nichtwissenschaftliche politische Ebene sollten sich Leute, die informieren und aufklären wollen, nicht begeben.
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 27.05.2001 um 22.00
Sollten wir von der Fakultät der Reformkritiker uns nicht vielleicht doch einmal obligatorisch zusammen_setzen?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Ich stimme der Kritik der Herren Dörner und Markner tendenziell zu. Wenn man sich bisher auf der Startseite befand und auf Gästebuch klickte, dann war man gleich im alten Gästebuch und konnte dort sofort ohne Anmeldung einen Beitrag schreiben. Viele Gäste scheuen sich davor, sich für einen Eintrag im neuen Gästebuch anmelden und ihre E-Mail-Adresse bekanntgeben zu müssen.
Wie sieht die von der Redaktion beabsichtigte Verbesserung aus? Klickt man auf Gästebucht erscheint nicht das Gästebuch, sondern das neue Forum. Nun muß man erst einmal suchen, ob irgendwo auch Gästebuch steht. Hat man das Gästebuch gefunden, dann ist aber noch in das neue und das bisherige Gästebuch (schreiben ohne Anmeldung) aufgeteilt. Im alten Gästebuch ist - entgegen der Meinung von Herrn Dörner - zwar nach wie vor keine Anmeldung für neue Gäste nötig, aber der direkte Weg dorthin ist zu einem Umweg geworden, den neue Gäste nicht so leicht finden. Ein Gästebuch, das nicht in der guten Stube des Hauses liegt, sondern in irgendeinem anderen Zimmer in irgendeiner Schublade, erfüllt seinen Informations- und Werbezweck nicht. Jetzt hat man Hürden aufgebaut, die mich an das Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform erinnern, wo die Unterschriftenstellen oft sehr versteckt lagen. Warum baut man jetzt Schikanen auf dem Weg zum Gästebuch ein? Wenn man öffentlichkeitsscheue und/oder anonyme Schreiber abschrecken will, dann kann man das alte Gästebuch gleich ganz schließen. Die übliche Schwellenangst, die gute Stube eines Hauses zu betreten, ist schon ein großes Hemmnis. Man sollte deshalb nicht noch weitere Hürden bzw. Schikanen aufbauen.
Kann man wirklich von ungeheuerlichem zeitlichem Aufwand bei der Suche in alten Gästebüchern reden? War im Gästebuch Suchen wirklich nahezu unmöglich?
Das Suchen in alten Gästebüchern ist heute sogar sehr viel leichter. Nachdem man ein altes Gästebuch im Archiv aufgerufen hat, klickt man auf das Menü Bearbeiten und dann auf den Befehl Seite durchsuchen. Dann taucht ein Fenster Suchen nach auf, in das man den einschlägigen Suchbegriff eingibt. So arbeits- und zeitsparend geht es in historischen Archiven nicht zu. Aber heute erleichtern im Netz gespeicherte Texte die Suche ganz erheblich.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Ich finde die neue Gestaltung schon recht gelungen, die Eingangsseite ist übersichtlicher und ansprechender. Gewiß ist noch weiterer Fortschritt denkbar und wird sicherlich erfolgen, aber ich würde keinesfalls bei harmlosen Kinderkrankheiten von eingebauten Schikanen sprechen wollen und fühle mich auch ganz und gar nicht an die heimtückische Verhinderung von Beteiligung nach Art des Berliner Senats erinnert. Schließlich geht es hier gewissermaßen darum, das berühmte Schiff auf hoher See umzubauen, d. h. bei laufendem Betrieb etwas so Anspruchsvolles wie die Rechtschreibseiten umzu gestalten. Dank und Anerkennung für die Heidenarbeit!
Was mich stört, ist verständlicherweise die allzu starke Gegenwart meiner eigenen Wenigkeit. Das habe ich natürlich nicht gewollt, aber wenn diese Sachen nun mal großenteils aus meiner Feder stammen, ist es wohl nicht zu vermeiden. Ich wollte ja nciht einmal meinen Namen auf dem Rechtschreibwörterbuch sehen, aber das ging wohl nicht anders ... Ich fasse es nicht nur als Ehre auf, sondern auch als Verpflichtung, der Gemeinschaft der Reformgegner möglichst keine Schande zu machen. (Jetzt rede ich schon fast wie ein Politiker, darum schnell Schluß damit!)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.05.2001 um 22.00
Mit Verwunderung mußte ich jüngst feststellen, daß auf der Startseite sowohl der Link Forum als auch der Link Gästebuch auf das Forum verweist. Offiziell scheint das Gästebuch also abgeschafft und durch das Forum ersetzt worden zu sein.
Und wahrscheinlich wird es vielen Nichteingeweihten (zu denen ich mich durchaus zähle) so vorkommen, als sei man bei der Arbeit um eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen und Implikationen der sogenannten »Recht«schreibreform nun in den Untergrund gegangen, als betreibe man irgendwelche verschwörerischen Heimlichtuereien, als sei man gar ein wenig lichtscheu geworden.
Ich stimme Herrn Riebe zu, der behauptet, ein Eintrag im Gästebuch sei nun mit allerlei Widrigkeiten verbunden. Meiner Meinung nach hat ein Gästebuch tatsächlich eine andere Funktion als ein Forum, indem es einem sich in den unauslotbaren Tiefen des Internets herumtreibenden Wanderer, der an diesem Punkt des Universums Einkehr hält, die Möglichkeit bietet, sich unbekümmert und mühelos im Gästebuch verewigen zu können. Das ist meiner Ansicht nach der Sinn eines Gästebuchs!
Ich weiß bis heute nicht, wie ich auf »normalem« Weg zu selbigem navigiert werde; lediglich die History-Funktion meines Browsers hat mir diese Möglichkeit eröffnet. Nicht alle haben diese Möglichkeit!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Es geht hier weder um Kinderkrankheiten noch um Heimtücke, sondern um eingebaute Hürden bzw. Schikanen auf dem Weg zum Gästebuch, d.h. eingebaute Schwierigkeiten.
Schikanen auf einer Wegstrecke kennt man z.B. auch bei Autorennstrecken oder in verkehrsberuhigten Zonen zum Zweck der Geschwindigkeitssenkung.
In diesem Sinne habe ich auch meinen Vergleich mit dem Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform gesehen. Von einer heimtückischen Verhinderung von Beteiligung nach Art des Berliner Senats zu sprechen, halte ich dagegen für einen nicht verifizierbaren unhaltbaren Vorwurf.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Ob Heimtücke oder bloße Tücke - die Eintragung zum Berliner Begehren wurde, wenn ich mich nicht ganz falsch erinnere, durch schikanöses Verstecken der Eintragungsstellen behindert. Das war böse Absicht. Dies den Betreibern der zweifellos sehr arbeitsaufwendigen Rechtschreibseiten zu unterstellen oder sich öffentlich daran erinnert zu fühlen ist nicht fair.
Allerdings wäre zu überlegen, die Einteilung der Seite so zu ändern, daß das Gästebuch nicht erst als Unterpunkt des Forums zugänglich wird, sondern unmittelbar. Solche Verbesserungsvorschläge lassen sich in gemäßigtem Ton vortragen und ohne fiese Vergleiche mit den Tricks unserer ärgsten Feinde. Die Verbündeten so zu kritisieren, daß sie nur zerknirscht ihre Schuld eingestehen können, wirkt verständnislos und müßte wenigstens aus taktischen Erwägungen, wenn schon nicht aus Manierlichkeit, unterbleiben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Noch eine semantische Anmerkung: Herr Riebe hat offenbar im Duden nachgeschlagen, was Schikane eigentlich heißt, um seinen Vorwurf nachträglich zu entschärfen. Dabei stieß er auf die sportsprachliche Sonderbedeutung eingebaute Schwierigkeit in einer Autorennstrecke. Die gewöhnliche Bedeutung ist aber die vom Duden zuerst angegebene: Bosheit, böswillig bereitete Schwierigkeit. Genau dies war es, was meinen Widerspruch hervorrief.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Ich stelle fest, daß ich nicht - wie mir unterstellt wird - die Einzahl Schikane, sondern die Mehrzahl Schikanen gebraucht habe. Die semantische Begutachtung dieses in der Mehrzahl verwendeten Wortes Schikanen führt zu dem von mir erläuterten Ergebnis. Außerdem wird ein sorgfältiger Beobachter bemerken, daß ich das Wort Hürden mehrmals synonym für Schikanen verwendete. Bei einer unvoreingenommenen Textanalyse sollte daher ein Irrtum eigentlich ausgeschlossen sein.
Im übrigen bin ich sehr für Manierlichkeit und gemäßigten Ton, die ich hier manchmal sehr vermisse.
Manfred Riebe
eingetragen von Matthias Dräger am 26.05.2001 um 22.00
Nachdem ich seit Sonntag nicht mehr ins Gästebuch gelangen konnte (allerdings auch ohne es lange probiert zu haben), stelle ich heute etwas verwundert fest, daß nicht nur einige längst vor mir einen Weg gefunden haben, sondern sich auch Anfänge abzeichnen einer Diskussion über die möglichen Motive und Gewichtung der von uns errichteten Schikanen - was denn sonst? - auf dem Weg zum Gästebuch.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich der Bitte von Herrn Riebe nach gemäßigtem Ton anschließen und bin dankbar, daß ausgerechnet Herr Riebe diesen Wunsch ausgesprochen hat. So erscheint es z. B. auch mir etwas überzogen, bei diesem Problem der Technik gleich die Verhältnisse beim Berliner Volksbegehren als Vergleich heranzuziehen, wie dies einer der Teilnehmer der bisherigen Diskussion für möglich gehalten hat.
Ihr leider, wie immer, voreingenommener, dafür aber zerknirschter
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34
eingetragen von Thomas Rhaire am 26.05.2001 um 22.00
Mit Verwunderung mußte ich jüngst feststellen, daß auf der Startseite sowohl der Link Forum als auch der Link Gästebuch auf das Forum verweist. Offiziell scheint das Gästebuch also abgeschafft und durch das Forum ersetzt worden zu sein.
Und wahrscheinlich wird es vielen Nichteingeweihten (zu denen ich mich durchaus zähle) so vorkommen, als sei man bei der Arbeit um eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen und Implikationen der sogenannten »Recht«schreibreform nun in den Untergrund gegangen, als betreibe man irgendwelche verschwörerischen Heimlichtuereien, als sei man gar ein wenig lichtscheu geworden.
Ich stimme Herrn Riebe zu, der behauptet, ein Eintrag im Gästebuch sei nun mit allerlei Widrigkeiten verbunden. Meiner Meinung nach hat ein Gästebuch tatsächlich eine andere Funktion als ein Forum, indem es einem sich in den unauslotbaren Tiefen des Internets herumtreibenden Wanderer, der an diesem Punkt des Universums Einkehr hält, die Möglichkeit bietet, sich unbekümmert und mühelos im Gästebuch verewigen zu können. Das ist meiner Ansicht nach der Sinn eines Gästebuchs!
Ich weiß bis heute nicht, wie ich auf »normalem« Weg zu selbigem navigiert werde; lediglich die History-Funktion meines Browsers hat mir diese Möglichkeit eröffnet. Nicht alle haben diese Möglichkeit!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Es geht hier weder um Kinderkrankheiten noch um Heimtücke, sondern um eingebaute Hürden bzw. Schikanen auf dem Weg zum Gästebuch, d.h. eingebaute Schwierigkeiten.
Schikanen auf einer Wegstrecke kennt man z.B. auch bei Autorennstrecken oder in verkehrsberuhigten Zonen zum Zweck der Geschwindigkeitssenkung.
In diesem Sinne habe ich auch meinen Vergleich mit dem Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform gesehen. Von einer heimtückischen Verhinderung von Beteiligung nach Art des Berliner Senats zu sprechen, halte ich dagegen für einen nicht verifizierbaren unhaltbaren Vorwurf.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Ob Heimtücke oder bloße Tücke - die Eintragung zum Berliner Begehren wurde, wenn ich mich nicht ganz falsch erinnere, durch schikanöses Verstecken der Eintragungsstellen behindert. Das war böse Absicht. Dies den Betreibern der zweifellos sehr arbeitsaufwendigen Rechtschreibseiten zu unterstellen oder sich öffentlich daran erinnert zu fühlen ist nicht fair.
Allerdings wäre zu überlegen, die Einteilung der Seite so zu ändern, daß das Gästebuch nicht erst als Unterpunkt des Forums zugänglich wird, sondern unmittelbar. Solche Verbesserungsvorschläge lassen sich in gemäßigtem Ton vortragen und ohne fiese Vergleiche mit den Tricks unserer ärgsten Feinde. Die Verbündeten so zu kritisieren, daß sie nur zerknirscht ihre Schuld eingestehen können, wirkt verständnislos und müßte wenigstens aus taktischen Erwägungen, wenn schon nicht aus Manierlichkeit, unterbleiben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Noch eine semantische Anmerkung: Herr Riebe hat offenbar im Duden nachgeschlagen, was Schikane eigentlich heißt, um seinen Vorwurf nachträglich zu entschärfen. Dabei stieß er auf die sportsprachliche Sonderbedeutung eingebaute Schwierigkeit in einer Autorennstrecke. Die gewöhnliche Bedeutung ist aber die vom Duden zuerst angegebene: Bosheit, böswillig bereitete Schwierigkeit. Genau dies war es, was meinen Widerspruch hervorrief.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Ich stelle fest, daß ich nicht - wie mir unterstellt wird - die Einzahl Schikane, sondern die Mehrzahl Schikanen gebraucht habe. Die semantische Begutachtung dieses in der Mehrzahl verwendeten Wortes Schikanen führt zu dem von mir erläuterten Ergebnis. Außerdem wird ein sorgfältiger Beobachter bemerken, daß ich das Wort Hürden mehrmals synonym für Schikanen verwendete. Bei einer unvoreingenommenen Textanalyse sollte daher ein Irrtum eigentlich ausgeschlossen sein.
Im übrigen bin ich sehr für Manierlichkeit und gemäßigten Ton, die ich hier manchmal sehr vermisse.
Manfred Riebe
eingetragen von Matthias Dräger am 26.05.2001 um 22.00
Nachdem ich seit Sonntag nicht mehr ins Gästebuch gelangen konnte (allerdings auch ohne es lange probiert zu haben), stelle ich heute etwas verwundert fest, daß nicht nur einige längst vor mir einen Weg gefunden haben, sondern sich auch Anfänge abzeichnen einer Diskussion über die möglichen Motive und Gewichtung der von uns errichteten Schikanen - was denn sonst? - auf dem Weg zum Gästebuch.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich der Bitte von Herrn Riebe nach gemäßigtem Ton anschließen und bin dankbar, daß ausgerechnet Herr Riebe diesen Wunsch ausgesprochen hat. So erscheint es z. B. auch mir etwas überzogen, bei diesem Problem der Technik gleich die Verhältnisse beim Berliner Volksbegehren als Vergleich heranzuziehen, wie dies einer der Teilnehmer der bisherigen Diskussion für möglich gehalten hat.
Ihr leider, wie immer, voreingenommener, dafür aber zerknirschter
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34
eingetragen von Manfred Riebe am 26.05.2001 um 22.00
Ich stimme der Kritik der Herren Dörner und Markner tendenziell zu. Wenn man sich bisher auf der Startseite befand und auf Gästebuch klickte, dann war man gleich im alten Gästebuch und konnte dort sofort ohne Anmeldung einen Beitrag schreiben. Viele Gäste scheuen sich davor, sich für einen Eintrag im neuen Gästebuch anmelden und ihre E-Mail-Adresse bekanntgeben zu müssen.
Wie sieht die von der Redaktion beabsichtigte Verbesserung aus? Klickt man auf Gästebucht erscheint nicht das Gästebuch, sondern das neue Forum. Nun muß man erst einmal suchen, ob irgendwo auch Gästebuch steht. Hat man das Gästebuch gefunden, dann ist aber noch in das neue und das bisherige Gästebuch (schreiben ohne Anmeldung) aufgeteilt. Im alten Gästebuch ist - entgegen der Meinung von Herrn Dörner - zwar nach wie vor keine Anmeldung für neue Gäste nötig, aber der direkte Weg dorthin ist zu einem Umweg geworden, den neue Gäste nicht so leicht finden. Ein Gästebuch, das nicht in der guten Stube des Hauses liegt, sondern in irgendeinem anderen Zimmer in irgendeiner Schublade, erfüllt seinen Informations- und Werbezweck nicht. Jetzt hat man Hürden aufgebaut, die mich an das Berliner Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform erinnern, wo die Unterschriftenstellen oft sehr versteckt lagen. Warum baut man jetzt Schikanen auf dem Weg zum Gästebuch ein? Wenn man öffentlichkeitsscheue und/oder anonyme Schreiber abschrecken will, dann kann man das alte Gästebuch gleich ganz schließen. Die übliche Schwellenangst, die gute Stube eines Hauses zu betreten, ist schon ein großes Hemmnis. Man sollte deshalb nicht noch weitere Hürden bzw. Schikanen aufbauen.
Kann man wirklich von ungeheuerlichem zeitlichem Aufwand bei der Suche in alten Gästebüchern reden? War im Gästebuch Suchen wirklich nahezu unmöglich?
Das Suchen in alten Gästebüchern ist heute sogar sehr viel leichter. Nachdem man ein altes Gästebuch im Archiv aufgerufen hat, klickt man auf das Menü Bearbeiten und dann auf den Befehl Seite durchsuchen. Dann taucht ein Fenster Suchen nach auf, in das man den einschlägigen Suchbegriff eingibt. So arbeits- und zeitsparend geht es in historischen Archiven nicht zu. Aber heute erleichtern im Netz gespeicherte Texte die Suche ganz erheblich.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 22.00
Ich finde die neue Gestaltung schon recht gelungen, die Eingangsseite ist übersichtlicher und ansprechender. Gewiß ist noch weiterer Fortschritt denkbar und wird sicherlich erfolgen, aber ich würde keinesfalls bei harmlosen Kinderkrankheiten von eingebauten Schikanen sprechen wollen und fühle mich auch ganz und gar nicht an die heimtückische Verhinderung von Beteiligung nach Art des Berliner Senats erinnert. Schließlich geht es hier gewissermaßen darum, das berühmte Schiff auf hoher See umzubauen, d. h. bei laufendem Betrieb etwas so Anspruchsvolles wie die Rechtschreibseiten umzu gestalten. Dank und Anerkennung für die Heidenarbeit!
Was mich stört, ist verständlicherweise die allzu starke Gegenwart meiner eigenen Wenigkeit. Das habe ich natürlich nicht gewollt, aber wenn diese Sachen nun mal großenteils aus meiner Feder stammen, ist es wohl nicht zu vermeiden. Ich wollte ja nciht einmal meinen Namen auf dem Rechtschreibwörterbuch sehen, aber das ging wohl nicht anders ... Ich fasse es nicht nur als Ehre auf, sondern auch als Verpflichtung, der Gemeinschaft der Reformgegner möglichst keine Schande zu machen. (Jetzt rede ich schon fast wie ein Politiker, darum schnell Schluß damit!)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.05.2001 um 22.00
Vor mir liegt ein Vergilkommentar (zur Äneis) aus dem Jahr 1887. Hier läßt sich der Übergang von Tod bringend zu todbringend schön beobachten Erstes Bild. Die Gestalten der Tod bringenden Lebensmühen... (Seite 96)
Auf derselben Seite (jetzt als Adverb gebraucht): Beide (luctus und ultrices curae) nagen todbringend am Herzen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 25.05.2001 um 22.00
So in meinem Vergilkommentar auf Seite 97: Die Trojaner erreichten ein Land, wo sie Halt machen konnten.
Eigentlich nicht unschön! Aber warum verbietet der neue Duden die modernere Schreibung haltmachen? Warum nicht beides?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 25.05.2001 um 22.00
Wenn man sich die Mühe macht, den heutigen Gebrauch zu überprüfen, findet man, daß die Dinge einzig in meinem Rechtschreibwörterbuch angemessen dargestellt sind. Tod bringend habe ich in mehreren Zeitungsjahrgängen überhaupt nicht mehr gefunden, dafür aber über 100 Belege für todbringend. Bei haltmachen ist die Sache komplizierter, der Ausschluß der einen oder anderen Schreibweise aber - weder nach dem Vorgehen des alten noch nach dem neuen Duden - nicht zu rechtfertigen. Jedenfalls freue ich mich, daß meine deskriptivistischen Anstrengungen immer mehr Bestätigung finden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 25.05.2001 um 22.00
H A L L O !! Tolle Homepage! Gefällt mir sehr gut! Würde mich freuen, wenn auf meiner Page auch wer reinschauen würde!
--> www.Abnehmen.istcool.de
Erich
eingetragen von anonymer Gast am 25.05.2001 um 22.00
H A L L O !! Tolle Homepage! Gefällt mir sehr gut! Würde mich freuen, wenn auf meiner Page auch wer reinschauen würde!
--> www.Abnehmen.istcool.de
Erich
eingetragen von Theodor Ickler am 25.05.2001 um 22.00
Wenn man sich die Mühe macht, den heutigen Gebrauch zu überprüfen, findet man, daß die Dinge einzig in meinem Rechtschreibwörterbuch angemessen dargestellt sind. Tod bringend habe ich in mehreren Zeitungsjahrgängen überhaupt nicht mehr gefunden, dafür aber über 100 Belege für todbringend. Bei haltmachen ist die Sache komplizierter, der Ausschluß der einen oder anderen Schreibweise aber - weder nach dem Vorgehen des alten noch nach dem neuen Duden - nicht zu rechtfertigen. Jedenfalls freue ich mich, daß meine deskriptivistischen Anstrengungen immer mehr Bestätigung finden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.05.2001 um 22.00
Vor mir liegt ein Vergilkommentar (zur Äneis) aus dem Jahr 1887. Hier läßt sich der Übergang von Tod bringend zu todbringend schön beobachten Erstes Bild. Die Gestalten der Tod bringenden Lebensmühen... (Seite 96)
Auf derselben Seite (jetzt als Adverb gebraucht): Beide (luctus und ultrices curae) nagen todbringend am Herzen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 25.05.2001 um 22.00
So in meinem Vergilkommentar auf Seite 97: Die Trojaner erreichten ein Land, wo sie Halt machen konnten.
Eigentlich nicht unschön! Aber warum verbietet der neue Duden die modernere Schreibung haltmachen? Warum nicht beides?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 24.05.2001 um 22.00
An dieses Märchen glauben sehr viele Leute, sogar Reformgegner.
Ein winziges Gegenbeispiel: früher schrieb man notleidend und todbringend. Jetzt schreibt man todbringend und Not leidend.
Warum eigentlich? Weil man nur sagen kann den Tod bringen, nicht Tod bringen, und weil es heißt Not leiden, nicht die Not leiden?
Wie soll man solche diffizilsten Unterschiede und die jeweiligen Konsequenzen für die Schreibung einem Schüler erklären?
Warum eigentlich nicht notleidend und Tod bringend? Hier nähert sich die neue Rechtschreibung einer absurden höheren Mathematik!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Reinhard Markner am 24.05.2001 um 22.00
. . . gibt es in der Sprache zuhauf, und wie die Lehrer damit zurechtkommen, ist ganz zweitrangig. Den Unterschied zwischen todbringend und Not leidend gibt es allerdings nur als Erfindung der Mannheimer Orthographieautokraten. Das ist das Problem.
Davon, daß man früher notleidend und todbringend geschrieben habe, man aber jetzt todbringend und Not leidend schreibe, kann aber glücklicherweise keine Rede sein. Außer ein paar Fanatikern und den Korrekturprogrammen schreibt so niemand. Allenfalls ließe sich konstatieren, daß die altertümlichen Varianten Not leidend und Tod bringend jetzt wieder häufiger begegnen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 24.05.2001 um 22.00
Die Erfinder der Rechtschreibreform waren offenbar sehr zufrieden, als sie ein rein formales Kriterium der Getrennt- und Zusammenschreibung entdeckt hatten:
Erweiter- oder Steigerbarkeit des ersten Bestandteils. Dabei war ihnen allerdings entgangen, welche fatalen Folgen das für die Grammatik hat. Neben der Steigerbarkeit des Ganzen (Aufsehen erregendste) gibt es ja noch weitere Gründe, die in vielen Fällen gegen die Getrenntschreibung sprechen, so daß im Zuge der Revision nun auch die Zusammenschreibung wieder zugelassen werden mußte - wie bereits anläßlich der Mannheimer Anhörung vorgeschlagen. Dieser klägliche Rückzug darf aber nicht den viel tiefer sitzenden Irrtum überdecken: Ob bei einer solchen Fügung der Artikel gesetzt wird oder nicht, hat mit der Getrennt- und Zusammenschreibung überhaupt nichts zu tun. Wir haben seit je insektenfressend ebenso gebildet wie eisenverarbeitend, schweißtreibend, blutreinigend, aufsehenerregend und menschenverachtend. Bei eisenverarbeitend steht in der entsprechenden Wortgruppe (die es ja nach wie vor auch noch gibt) kein Artikel, weil Eisen ein kontinuatives Stoffsubstantiv ist. Bei insektenfressend wegen des Plurals (Nullartikel sagen manche auch - es ist sozusagen die Pluralform des unbestimmten Artikels). Bei blutreinigend deutet der bestimmte Artikel (reinigt das Blut) Zugehörigkeit an, vgl. diese Maschine reinigt Blut - also Blut jedweder Art, nicht bloß das in Frage stehende Blut des Patienten).
Also: Die Reformer haben zwar ein formales Kriterium gefunden, aber es ist vollkommen unangemessen, hat mit der Sache nichts zu tun und führt daher auf Abwege, von denen man jetzt mühsam und in kleinen Schritten wieder herunterzukommen versucht. Zum Beispiel ist - um auf Hern Illauers Beispiel zu kommen - notleidend zwar wiederhergestellt, aber nur fachspr.: notleidende Kredite. Aus der Diskussion mit Klaus Heller weiß ich noch, daß er diesen Ausdruck aus dem Finanzwesen ursprünglich gar nicht kannte, was man ihm als ehemaligem DDR-Insassen gewiß nicht vorwerfen kann. Aber solche Ad-hoc-Reparaturen machen die Sache natürlich nicht besser und vor allem nicht einfacher.
Mit dem Vermerk fachspr. versuchen die Reformer das Gesicht zu wahren, denn die Fachsprachen sollen ja von der Reform nicht betroffen sein - was allerdings nicht stimmt, und an anderen Stellen pfuschen die Reformer kräftig in die Fachsprachen hinein, so daß jetzt zum Beispiel in den Biologiebüchern alle Stengel und insektenfressenden, freilebenden Tiere geändert werden. An dieser Front wird noch lange gekämpft werden, jeweils mit schlimmen Folgen für die gerade erst geänderten Bücher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.05.2001 um 22.00
Die Erfinder der Rechtschreibreform waren offenbar sehr zufrieden, als sie ein rein formales Kriterium der Getrennt- und Zusammenschreibung entdeckt hatten:
Erweiter- oder Steigerbarkeit des ersten Bestandteils. Dabei war ihnen allerdings entgangen, welche fatalen Folgen das für die Grammatik hat. Neben der Steigerbarkeit des Ganzen (Aufsehen erregendste) gibt es ja noch weitere Gründe, die in vielen Fällen gegen die Getrenntschreibung sprechen, so daß im Zuge der Revision nun auch die Zusammenschreibung wieder zugelassen werden mußte - wie bereits anläßlich der Mannheimer Anhörung vorgeschlagen. Dieser klägliche Rückzug darf aber nicht den viel tiefer sitzenden Irrtum überdecken: Ob bei einer solchen Fügung der Artikel gesetzt wird oder nicht, hat mit der Getrennt- und Zusammenschreibung überhaupt nichts zu tun. Wir haben seit je insektenfressend ebenso gebildet wie eisenverarbeitend, schweißtreibend, blutreinigend, aufsehenerregend und menschenverachtend. Bei eisenverarbeitend steht in der entsprechenden Wortgruppe (die es ja nach wie vor auch noch gibt) kein Artikel, weil Eisen ein kontinuatives Stoffsubstantiv ist. Bei insektenfressend wegen des Plurals (Nullartikel sagen manche auch - es ist sozusagen die Pluralform des unbestimmten Artikels). Bei blutreinigend deutet der bestimmte Artikel (reinigt das Blut) Zugehörigkeit an, vgl. diese Maschine reinigt Blut - also Blut jedweder Art, nicht bloß das in Frage stehende Blut des Patienten).
Also: Die Reformer haben zwar ein formales Kriterium gefunden, aber es ist vollkommen unangemessen, hat mit der Sache nichts zu tun und führt daher auf Abwege, von denen man jetzt mühsam und in kleinen Schritten wieder herunterzukommen versucht. Zum Beispiel ist - um auf Hern Illauers Beispiel zu kommen - notleidend zwar wiederhergestellt, aber nur fachspr.: notleidende Kredite. Aus der Diskussion mit Klaus Heller weiß ich noch, daß er diesen Ausdruck aus dem Finanzwesen ursprünglich gar nicht kannte, was man ihm als ehemaligem DDR-Insassen gewiß nicht vorwerfen kann. Aber solche Ad-hoc-Reparaturen machen die Sache natürlich nicht besser und vor allem nicht einfacher.
Mit dem Vermerk fachspr. versuchen die Reformer das Gesicht zu wahren, denn die Fachsprachen sollen ja von der Reform nicht betroffen sein - was allerdings nicht stimmt, und an anderen Stellen pfuschen die Reformer kräftig in die Fachsprachen hinein, so daß jetzt zum Beispiel in den Biologiebüchern alle Stengel und insektenfressenden, freilebenden Tiere geändert werden. An dieser Front wird noch lange gekämpft werden, jeweils mit schlimmen Folgen für die gerade erst geänderten Bücher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 24.05.2001 um 22.00
An dieses Märchen glauben sehr viele Leute, sogar Reformgegner.
Ein winziges Gegenbeispiel: früher schrieb man notleidend und todbringend. Jetzt schreibt man todbringend und Not leidend.
Warum eigentlich? Weil man nur sagen kann den Tod bringen, nicht Tod bringen, und weil es heißt Not leiden, nicht die Not leiden?
Wie soll man solche diffizilsten Unterschiede und die jeweiligen Konsequenzen für die Schreibung einem Schüler erklären?
Warum eigentlich nicht notleidend und Tod bringend? Hier nähert sich die neue Rechtschreibung einer absurden höheren Mathematik!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Reinhard Markner am 24.05.2001 um 22.00
. . . gibt es in der Sprache zuhauf, und wie die Lehrer damit zurechtkommen, ist ganz zweitrangig. Den Unterschied zwischen todbringend und Not leidend gibt es allerdings nur als Erfindung der Mannheimer Orthographieautokraten. Das ist das Problem.
Davon, daß man früher notleidend und todbringend geschrieben habe, man aber jetzt todbringend und Not leidend schreibe, kann aber glücklicherweise keine Rede sein. Außer ein paar Fanatikern und den Korrekturprogrammen schreibt so niemand. Allenfalls ließe sich konstatieren, daß die altertümlichen Varianten Not leidend und Tod bringend jetzt wieder häufiger begegnen.
Reinhard Markner
eingetragen von Thomas Rhaire am 23.05.2001 um 22.00
Natürlich ist es ein ziemlicher Fake, wenn Rudolf Hoberg den Sprachverfall mit der Anzahl der geschriebenen Wörter in einem Text widerlegen will. Meiner Ansicht nach gilt immer noch der Grundsatz »Klasse statt Masse«. Ob der »reichere Wortschatz« auch Anglizismen miteinbezieht,
geht aus dem Text allerdings nicht klar hervor.
Ich behaupte, eine Sprache, in der man sich nicht mehr präzise ausdrücken kann, hat keine echte Überlebenschance!
Otto Schumann führt aus:
»Freilich, um ausdrücken zu können, was Sie innerlich bewegt, müssen Sie über die entsprechenden, ich wiederhole: die entsprechenden Worte verfügen, das will sagen, diejenigen Sprachwendungen, die dem von Ihnen Erschauten, Erdachten, Durchdachten, Erlebten, Verarbeiteten in jeder noch so winzigen Einzelheit so nahekommen wie nur irgend möglich. Wenn Sie nur ungefähr das sagen, was Sie bewegt, was das Geschehen verlangt, was die Umwelt erfordert, was die Personen kennzeichnet, dann gleichen Sie einem Übersetzer, dem die erforderliche Kenntnis der Sprache und sogar ein gutes Wörterbuch abgehen.«
(SCHUMANN, O. [Hrsg.] (1995): Grundlagen und Techniken der Schreibkunst. Wilhelmshaven: Noetzel, S. 31 f.)
WORD! So ist es. Der Mann hat recht!
Welchen sittlichen Nährwert hat eine Reform, die es dem oder der Schreibenden UNTERSAGT (!), sich in dieser Sprache präzise auszudrücken? Wenn der Vorgesetzte sagt: »Sie müssen das aber nach den neuen Regeln verfassen«, dann steht man vor dem Problem, daß man zwar noch weiß, wie man sich präzise ausdrücken KANN, es aber aufgrund des Erlasses nicht mehr DARF!
Irgendwann wird die präzise Ausdrucksweise verlernt, wenn man es versäumt, die richtigen Schreibweisen zu kultivieren, und dann stehen wir alle vor dem Dilemma, aus Dummheit und Kurzsichtigkeit einiger Zeitbürger das bereits erwähnte Skalpell gegen besagte Keule eingetauscht zu haben.
Wenn ich mich im Englischen präziser ausdrücken kann als im Deutschen, dann werde das definitiv tun, anstatt den potentiellen Leser mit Wahrscheinlichkeiten (»Wie hat er das gemeint?«) operieren zu lassen, die insbesondere durch die neuartige Getrenntschreibung mancher Wörter etabliert werden.
Ich bin ebenfalls dafür, daß man sich in seiner Sprache auch ohne Fremdbegrifflichkeiten ausdrücken können sollte, aber wenn man auch diese beherrscht, steht es einem frei, virtuos auf der Sprachklaviatur zu improvisieren, so es einem selbst und dem Publikum gefällt. Hauptsache, das, was man sagen will, kommt punktgenau rüber! Meine Meinung.
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 23.05.2001 um 22.00
Natürlich ist es ein ziemlicher Fake, wenn Rudolf Hoberg den Sprachverfall mit der Anzahl der geschriebenen Wörter in einem Text widerlegen will. Meiner Ansicht nach gilt immer noch der Grundsatz »Klasse statt Masse«. Ob der »reichere Wortschatz« auch Anglizismen miteinbezieht,
geht aus dem Text allerdings nicht klar hervor.
Ich behaupte, eine Sprache, in der man sich nicht mehr präzise ausdrücken kann, hat keine echte Überlebenschance!
Otto Schumann führt aus:
»Freilich, um ausdrücken zu können, was Sie innerlich bewegt, müssen Sie über die entsprechenden, ich wiederhole: die entsprechenden Worte verfügen, das will sagen, diejenigen Sprachwendungen, die dem von Ihnen Erschauten, Erdachten, Durchdachten, Erlebten, Verarbeiteten in jeder noch so winzigen Einzelheit so nahekommen wie nur irgend möglich. Wenn Sie nur ungefähr das sagen, was Sie bewegt, was das Geschehen verlangt, was die Umwelt erfordert, was die Personen kennzeichnet, dann gleichen Sie einem Übersetzer, dem die erforderliche Kenntnis der Sprache und sogar ein gutes Wörterbuch abgehen.«
(SCHUMANN, O. [Hrsg.] (1995): Grundlagen und Techniken der Schreibkunst. Wilhelmshaven: Noetzel, S. 31 f.)
WORD! So ist es. Der Mann hat recht!
Welchen sittlichen Nährwert hat eine Reform, die es dem oder der Schreibenden UNTERSAGT (!), sich in dieser Sprache präzise auszudrücken? Wenn der Vorgesetzte sagt: »Sie müssen das aber nach den neuen Regeln verfassen«, dann steht man vor dem Problem, daß man zwar noch weiß, wie man sich präzise ausdrücken KANN, es aber aufgrund des Erlasses nicht mehr DARF!
Irgendwann wird die präzise Ausdrucksweise verlernt, wenn man es versäumt, die richtigen Schreibweisen zu kultivieren, und dann stehen wir alle vor dem Dilemma, aus Dummheit und Kurzsichtigkeit einiger Zeitbürger das bereits erwähnte Skalpell gegen besagte Keule eingetauscht zu haben.
Wenn ich mich im Englischen präziser ausdrücken kann als im Deutschen, dann werde das definitiv tun, anstatt den potentiellen Leser mit Wahrscheinlichkeiten (»Wie hat er das gemeint?«) operieren zu lassen, die insbesondere durch die neuartige Getrenntschreibung mancher Wörter etabliert werden.
Ich bin ebenfalls dafür, daß man sich in seiner Sprache auch ohne Fremdbegrifflichkeiten ausdrücken können sollte, aber wenn man auch diese beherrscht, steht es einem frei, virtuos auf der Sprachklaviatur zu improvisieren, so es einem selbst und dem Publikum gefällt. Hauptsache, das, was man sagen will, kommt punktgenau rüber! Meine Meinung.
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 22.05.2001 um 22.00
Wenn »Recht«schreibung ein anderes Wort für »Richtig«schreibung ist,
dann haben wir derzeit keine Rechtschreibung, jedenfalls keine
funktionierende!
Dieses Volk hat zugelassen, daß das Skalpell der Sprache, mit
dem sich allerfeinste Bedeutungsunterschiede herausstellen lassen,
in die steinzeitliche Keule eines Neandertalers verwandelt wird!
Was sagt das aus?
Und es sind möglicherweise dieselben Personen, die die sogenannte
»Recht«schreibreform weiland mit Kußhand empfingen, die sich
heute über eine »unerträgliche« Zunahme von Anglizismen im
deutschen Sprachraum aufregen!
Was soll der Quatsch? Wo kommen wir da hin?
Bitte lesen Sie, wie der Autor Matthias Horx erklärt, warum so viele
neue Wortschöpfungen ihre Ursprünge im Angelsächsischen haben:
»Zunächst liegt es an der Eleganz. Im Englischen bekommt man
vieles schneller und ungleich melodiöser auf den Punkt. Man
versuche nur einmal Cocooning ins Deutsche zu übertragen!
Gerade da, wo Sprache prozessuale Dinge ausdrückt - und
Trends sind immer fließend, prozeßhaft - erweist sich die
englische Sprache als überlegen. Sie ist lautmalerischer,
poetischer, kürzer, lapidarer, witziger, weil sie im Wesen eine
kosmopolitische Sprache ist. Der Hang des deutschen Sprachraums
zur linearen Präzision, zur hölzernen Verwissenschaftlichung, zum
Wortungetüm ist ihr nicht zu eigen. Sie weist eine Grundemotionalität
auf - einer der Gründe, der sie zur Weltsprache befähigt. Sie ist in
ihrem Wesen demokratisch, weil sie sowohl einfach als auch diffizil zu
gebrauchen ist. Im Deutschen oder auch Französischen dagegen ergibt
sich immer eine gewisse Sperrigkeit, wenn man das Einfache und das
Subtile zugleich ausdrücken will.«
[HORX, M. (1994): Lexikon der Trendwörter. Düsseldorf: Econ.]
Ob der Mann nun recht hat oder nicht - darüber mag man angeregt
diskutieren. Wichtig ist, daß diese Worte VOR der Einführung der
sogenannten »Recht«schreibreform ausgesprochen wurden.
Wie aber fiele wohl ein solcher Sprachvergleich jetzt, NACH
ihrer Einführung aus?
Ich für meinen Teil habe keine Probleme mit der wachsenden Zahl
von Anglizismen in meiner durch diese Schwachsinnsreform so derbe
verstümmelten Muttersprache und möchte mein längst überfälliges
Schlußwort Herrn Professor Ickler widmen: Thankz a lot, Man!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 22.05.2001 um 22.00
Ist ja n fieser Zeilenumbruch hier! ;-)
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 22.05.2001 um 22.00
Die deutsche Sprache scheint doch nicht vom Aussterben bedroht zu sein. Ein wissenschaftlicher Vergleich von Abituraufsätzen aus sieben Jahrzehnten nämlich deutet aufs Gegenteil hin: Die jüngeren Texte sind länger und ihr Wortschatz ist reicher. (Die Woche 25.5.2001, S. 31 - Wochenspiegel)
Das ist der WOCHE-Extrakt aus einem Vortrag, den Rudolf Hoberg seit Jahren hält, um die These vom Sprachverfall zu widerlegen. Man fragt sich natürlich, was die Länge eines Textes mit dem Sprachverfall und mit dem Aussterben einer Sprache (was ja nicht dasselbe ist) zu tun haben. Ausgestorbene Sprachen sind sicher nicht deshalb ausgestorben, weil die Schüler immer kürzere Aufsätze geschrieben haben. Und was ist das Gegenteil des Aussterbens? Sollte das Deutsche an Boden gewinnen, weil die Aufsätze deutscher Schüler immer länger werden?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.05.2001 um 22.00
Man hat schon erwogen, daß die englische Sprache gerade dadurch gewonnen hat, daß sie im Munde so vieler Nicht-Briten gesprochen wird. Dadurch könnte es zu einer Verschlankung und in gewissem Sinne auch Vereinfachung gekommen sein (wobei ich natürlich nicht übersehe, daß auch die englische Sprache, wie jede andere, ihre schwierigen und geradezu unbeherrschbaren Seiten hat).
Dem Deutschen gereicht es zum Nachteil, daß es jahrhundertelang keinen MIttelpunkt hatte, an dem sich eine elegante Ausdrucksweise ausbilden konnte. Stattdessen bildeten lateingeschulte Humanisten, Juristen, Theologen usw. das Schriftdeutsch aus, daher eine gewisse Schwerfälligkeit.
In dem Zitat von Horx und kürzlich im Newsletter der Dudenredaktion wird irrigerweise angenommen, es gehe um die Übersetzung englischer oder anderer Fremdwörter. Da steht man dann oft vor lauter unmöglichen Möglichkeiten, zum Beispiel der Newsletter vor der selbstgestellten Aufgabe, ein deutsches Wort für brisant zu finden. In Wirklichkeit kann es aber nur darum gehen, den auszudrückenden Gedanken in deutsche Wörter zu fassen. Dabei wird man oft merken, daß der Gedanke dürftig genug ist. Was heißt denn schon brisante Angelegenheit? Jeder Gedanke, der wirklich diesen Namen verdient, läßt sich fremdwortfrei ausdrücken, falls man das will. Ich bin nicht unbedingt dafür, aber daß es geht, möchte ich schon vertreten. Der berühmt-berüchtigte Eduard Engel hat seine umfangreiche Deutsche Stilkunst so gut wie Fremdwortfrei verfaßt, und man hat nie das Gefühl, es fehle irgend etwas; sie liest sich sehr angenehm.
Übrigens muß es in meinem vorigen Text heißen zu tun hat; ist ja klar.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.05.2001 um 22.00
Man hat schon erwogen, daß die englische Sprache gerade dadurch gewonnen hat, daß sie im Munde so vieler Nicht-Briten gesprochen wird. Dadurch könnte es zu einer Verschlankung und in gewissem Sinne auch Vereinfachung gekommen sein (wobei ich natürlich nicht übersehe, daß auch die englische Sprache, wie jede andere, ihre schwierigen und geradezu unbeherrschbaren Seiten hat).
Dem Deutschen gereicht es zum Nachteil, daß es jahrhundertelang keinen MIttelpunkt hatte, an dem sich eine elegante Ausdrucksweise ausbilden konnte. Stattdessen bildeten lateingeschulte Humanisten, Juristen, Theologen usw. das Schriftdeutsch aus, daher eine gewisse Schwerfälligkeit.
In dem Zitat von Horx und kürzlich im Newsletter der Dudenredaktion wird irrigerweise angenommen, es gehe um die Übersetzung englischer oder anderer Fremdwörter. Da steht man dann oft vor lauter unmöglichen Möglichkeiten, zum Beispiel der Newsletter vor der selbstgestellten Aufgabe, ein deutsches Wort für brisant zu finden. In Wirklichkeit kann es aber nur darum gehen, den auszudrückenden Gedanken in deutsche Wörter zu fassen. Dabei wird man oft merken, daß der Gedanke dürftig genug ist. Was heißt denn schon brisante Angelegenheit? Jeder Gedanke, der wirklich diesen Namen verdient, läßt sich fremdwortfrei ausdrücken, falls man das will. Ich bin nicht unbedingt dafür, aber daß es geht, möchte ich schon vertreten. Der berühmt-berüchtigte Eduard Engel hat seine umfangreiche Deutsche Stilkunst so gut wie Fremdwortfrei verfaßt, und man hat nie das Gefühl, es fehle irgend etwas; sie liest sich sehr angenehm.
Übrigens muß es in meinem vorigen Text heißen zu tun hat; ist ja klar.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.05.2001 um 22.00
Die deutsche Sprache scheint doch nicht vom Aussterben bedroht zu sein. Ein wissenschaftlicher Vergleich von Abituraufsätzen aus sieben Jahrzehnten nämlich deutet aufs Gegenteil hin: Die jüngeren Texte sind länger und ihr Wortschatz ist reicher. (Die Woche 25.5.2001, S. 31 - Wochenspiegel)
Das ist der WOCHE-Extrakt aus einem Vortrag, den Rudolf Hoberg seit Jahren hält, um die These vom Sprachverfall zu widerlegen. Man fragt sich natürlich, was die Länge eines Textes mit dem Sprachverfall und mit dem Aussterben einer Sprache (was ja nicht dasselbe ist) zu tun haben. Ausgestorbene Sprachen sind sicher nicht deshalb ausgestorben, weil die Schüler immer kürzere Aufsätze geschrieben haben. Und was ist das Gegenteil des Aussterbens? Sollte das Deutsche an Boden gewinnen, weil die Aufsätze deutscher Schüler immer länger werden?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Thomas Rhaire am 22.05.2001 um 22.00
Ist ja n fieser Zeilenumbruch hier! ;-)
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Thomas Rhaire am 22.05.2001 um 22.00
Wenn »Recht«schreibung ein anderes Wort für »Richtig«schreibung ist,
dann haben wir derzeit keine Rechtschreibung, jedenfalls keine
funktionierende!
Dieses Volk hat zugelassen, daß das Skalpell der Sprache, mit
dem sich allerfeinste Bedeutungsunterschiede herausstellen lassen,
in die steinzeitliche Keule eines Neandertalers verwandelt wird!
Was sagt das aus?
Und es sind möglicherweise dieselben Personen, die die sogenannte
»Recht«schreibreform weiland mit Kußhand empfingen, die sich
heute über eine »unerträgliche« Zunahme von Anglizismen im
deutschen Sprachraum aufregen!
Was soll der Quatsch? Wo kommen wir da hin?
Bitte lesen Sie, wie der Autor Matthias Horx erklärt, warum so viele
neue Wortschöpfungen ihre Ursprünge im Angelsächsischen haben:
»Zunächst liegt es an der Eleganz. Im Englischen bekommt man
vieles schneller und ungleich melodiöser auf den Punkt. Man
versuche nur einmal Cocooning ins Deutsche zu übertragen!
Gerade da, wo Sprache prozessuale Dinge ausdrückt - und
Trends sind immer fließend, prozeßhaft - erweist sich die
englische Sprache als überlegen. Sie ist lautmalerischer,
poetischer, kürzer, lapidarer, witziger, weil sie im Wesen eine
kosmopolitische Sprache ist. Der Hang des deutschen Sprachraums
zur linearen Präzision, zur hölzernen Verwissenschaftlichung, zum
Wortungetüm ist ihr nicht zu eigen. Sie weist eine Grundemotionalität
auf - einer der Gründe, der sie zur Weltsprache befähigt. Sie ist in
ihrem Wesen demokratisch, weil sie sowohl einfach als auch diffizil zu
gebrauchen ist. Im Deutschen oder auch Französischen dagegen ergibt
sich immer eine gewisse Sperrigkeit, wenn man das Einfache und das
Subtile zugleich ausdrücken will.«
[HORX, M. (1994): Lexikon der Trendwörter. Düsseldorf: Econ.]
Ob der Mann nun recht hat oder nicht - darüber mag man angeregt
diskutieren. Wichtig ist, daß diese Worte VOR der Einführung der
sogenannten »Recht«schreibreform ausgesprochen wurden.
Wie aber fiele wohl ein solcher Sprachvergleich jetzt, NACH
ihrer Einführung aus?
Ich für meinen Teil habe keine Probleme mit der wachsenden Zahl
von Anglizismen in meiner durch diese Schwachsinnsreform so derbe
verstümmelten Muttersprache und möchte mein längst überfälliges
Schlußwort Herrn Professor Ickler widmen: Thankz a lot, Man!
Thomas Rhaire
Hamburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 21.05.2001 um 22.00
Es hat mich immer wieder gewundert, daß die Reformgegner nur an den neuen Dreifach-s Anstoß nehmen, nicht aber an den übrigen neuen Dreifachbuchstaben. Dann habe ich möglichst alle Wörter mit Dreifachbuchstaben gesammelt (180). Davon sind 60 wirklich gebräuchlich. Sieht man von der Ungewohntheit ab, daß es bisher nur ganz wenige Wörter mit Schlß-Doppel-s gab, so ergibt sich die Tatsache, daß die Wörter mit Dreifach-s sowohl an Anzahl (64 von 180) als auch und vor allem an Gebrauchshäufigkeit (39 von 60) mit Abstand die größte Teilmenge in der Gesamtmenge der Wörter mit Dreifachbuchstaben bilden. Es würde also wirklich viel zur Erleichterung und Beschleunigung des Lesens bringen, wenn das Schluß-Doppel-s wieder durch das bisherige ß ersetzt würde.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Manfred Riebe am 21.05.2001 um 22.00
Ich habe in meinem Buch über die Rechtschreibreform mit dem Titel:
Das Herzstück der Rechtschreibreform, Zur Problematik der ß/ss-Schreibung als Füllmaterial der Rechtschreibreform
u.a. auch eine Sammlung von Wörtern mit Dreifach-s angelegt. Inzwischen sind es 270 Wörter. Davon sind schätzungsweise ca. 150 Wörter häufiger gebräuchlich. Bei den Anfangsbuchstaben O, X und X fand ich kein Wort mit Dreifach-s. Ich glaube nicht, daß ich alle Wörter erfaßt habe; denn bei der Zeitungslektüre kommen immer wieder neue Wörter hinzu. Wollte ich systematisch vorgehen, müßte ich mit dem Computer Wörterbücher auf CD-ROMs auswerten.
Interessant wäre auch festzustellen, wie häufig solche Wörter verwendet und vermieden werden, d.h. wegen ihrer Häßlichkeit durch eine Vermeidungsschreibung umgangen und durch andere Wörter ersetzt werden. Die FAZ brachte nicht von ungefähr einige Male eine ganzseitige Anzeige nur mit einem einzigen Wort: Missstand. Es könnte das am häufigsten verwendete und vermiedene Unwort sein.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 21.05.2001 um 22.00
Ein Herr Christian Melsa zitiert aus dem Klappentext meines Buches (Als der Mensch das Denken verlernte ...), hat aber offensichtlich das Buch nicht gelesen. Denn all die Fragen (wie zum Beispiel was Leben sei, was Denken sei ... usw.), die ihn quälen, bilden einen Hauptgegenstand des Buches. Im übrigen handelt das Buch auch nicht von den dämlichen PCs, die auf unseren Schreibtischen stehen und die wohl steuerbar sind, sondern von der Globalmaschine, die, wie dort nachgewiesen, aufgrund ihrer Technoevolution absolut nicht steuernar ist.
Viele Grüße. Kazem Sadegh-Zadeh, Universität Münster, 23.5.01
K. Sadegh-zadeh
Uni Münster
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 21.05.2001 um 22.00
Sind Sie eigentlich inzwischen hinreichend in sich gegangen und zum modernen Gebrach des ß zurückgekehrt? Und wollen das nur noch nicht so richtig eingestehen und halten sich deshalb in den letzten Tagen etwas zurück?
Diese Zurückhaltung ehrt Sie - aber man wird Sie hier mit Ehrenbezeigungen überhäufen, wenn Sie sich outen: Wer überzeugenderen Argumenten nachzugeben vermag, gewinnt an Achtung.
Außerdem meinten Sie doch: Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren... Ich habe dem zwar widersprochen, aber das galt nur, bis die Grundsätze eben stimmen.
In diesem Zusammenhang steht doch noch ein zweites Bekenntnis von Ihnen aus: Herr Melsa hat mit seiner fertigestellten Richtigstellung doch recht!?
Na, dann sind wir doch tatsächlich einen großen Schritt vorangekommen! Sie müßtens halt grad noch bestätigen! Und dann können wir ja weitergehen.
Freundliche Grüße nach Berlin!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Gast am 21.05.2001 um 22.00
eingetragen von Christian Melsa am 21.05.2001 um 22.00
...ich habe Ihr Buch tatsächlich nicht gelesen , das habe ich aber auch nicht behauptet. Ich bezog mich auf ein Zitat von Frau Menges. Sehr gerne würde ich mich auch das originale Buch vertiefen, da die Themen mich ziemlich interessieren.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 21.05.2001 um 22.00
Ich habe in meinem Buch über die Rechtschreibreform mit dem Titel:
Das Herzstück der Rechtschreibreform, Zur Problematik der ß/ss-Schreibung als Füllmaterial der Rechtschreibreform
u.a. auch eine Sammlung von Wörtern mit Dreifach-s angelegt. Inzwischen sind es 270 Wörter. Davon sind schätzungsweise ca. 150 Wörter häufiger gebräuchlich. Bei den Anfangsbuchstaben O, X und X fand ich kein Wort mit Dreifach-s. Ich glaube nicht, daß ich alle Wörter erfaßt habe; denn bei der Zeitungslektüre kommen immer wieder neue Wörter hinzu. Wollte ich systematisch vorgehen, müßte ich mit dem Computer Wörterbücher auf CD-ROMs auswerten.
Interessant wäre auch festzustellen, wie häufig solche Wörter verwendet und vermieden werden, d.h. wegen ihrer Häßlichkeit durch eine Vermeidungsschreibung umgangen und durch andere Wörter ersetzt werden. Die FAZ brachte nicht von ungefähr einige Male eine ganzseitige Anzeige nur mit einem einzigen Wort: Missstand. Es könnte das am häufigsten verwendete und vermiedene Unwort sein.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 21.05.2001 um 22.00
Ein Herr Christian Melsa zitiert aus dem Klappentext meines Buches (Als der Mensch das Denken verlernte ...), hat aber offensichtlich das Buch nicht gelesen. Denn all die Fragen (wie zum Beispiel was Leben sei, was Denken sei ... usw.), die ihn quälen, bilden einen Hauptgegenstand des Buches. Im übrigen handelt das Buch auch nicht von den dämlichen PCs, die auf unseren Schreibtischen stehen und die wohl steuerbar sind, sondern von der Globalmaschine, die, wie dort nachgewiesen, aufgrund ihrer Technoevolution absolut nicht steuernar ist.
Viele Grüße. Kazem Sadegh-Zadeh, Universität Münster, 23.5.01
K. Sadegh-zadeh
Uni Münster
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 21.05.2001 um 22.00
Sind Sie eigentlich inzwischen hinreichend in sich gegangen und zum modernen Gebrach des ß zurückgekehrt? Und wollen das nur noch nicht so richtig eingestehen und halten sich deshalb in den letzten Tagen etwas zurück?
Diese Zurückhaltung ehrt Sie - aber man wird Sie hier mit Ehrenbezeigungen überhäufen, wenn Sie sich outen: Wer überzeugenderen Argumenten nachzugeben vermag, gewinnt an Achtung.
Außerdem meinten Sie doch: Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren... Ich habe dem zwar widersprochen, aber das galt nur, bis die Grundsätze eben stimmen.
In diesem Zusammenhang steht doch noch ein zweites Bekenntnis von Ihnen aus: Herr Melsa hat mit seiner fertigestellten Richtigstellung doch recht!?
Na, dann sind wir doch tatsächlich einen großen Schritt vorangekommen! Sie müßtens halt grad noch bestätigen! Und dann können wir ja weitergehen.
Freundliche Grüße nach Berlin!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Gast am 21.05.2001 um 22.00
eingetragen von Christian Melsa am 21.05.2001 um 22.00
...ich habe Ihr Buch tatsächlich nicht gelesen , das habe ich aber auch nicht behauptet. Ich bezog mich auf ein Zitat von Frau Menges. Sehr gerne würde ich mich auch das originale Buch vertiefen, da die Themen mich ziemlich interessieren.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 21.05.2001 um 22.00
Es hat mich immer wieder gewundert, daß die Reformgegner nur an den neuen Dreifach-s Anstoß nehmen, nicht aber an den übrigen neuen Dreifachbuchstaben. Dann habe ich möglichst alle Wörter mit Dreifachbuchstaben gesammelt (180). Davon sind 60 wirklich gebräuchlich. Sieht man von der Ungewohntheit ab, daß es bisher nur ganz wenige Wörter mit Schlß-Doppel-s gab, so ergibt sich die Tatsache, daß die Wörter mit Dreifach-s sowohl an Anzahl (64 von 180) als auch und vor allem an Gebrauchshäufigkeit (39 von 60) mit Abstand die größte Teilmenge in der Gesamtmenge der Wörter mit Dreifachbuchstaben bilden. Es würde also wirklich viel zur Erleichterung und Beschleunigung des Lesens bringen, wenn das Schluß-Doppel-s wieder durch das bisherige ß ersetzt würde.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
wäre das denkbar, und wir denken ja schon längere Zeit daran. Die nächste Bearbeitung wird ergänzt um Hinweise zum Sprachgebrauch (Untertitel). Wir sind nur noch im Zweifel, wie weit wir damit gehen wollen. Zur Zeit werden Bedeutungshinweise eingearbeitet. Das reine Orthographikon gebe ich damit auf, aber wenn damit die Wünsche der Benutzer getroffen werden, dann schadet es ja nicht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
... das finde ich ja ganz wunderbar. Und damit das Icklersche Prinzip dabei nicht verwässert oder nicht mehr klar erkennbar wird, würde ich empfehlen, die Anwendungsempfehlungen typographisch sehr deutlich abzuheben von der reinen Schreibweisennennung, etwa durch eine kleinere Schrift oder eine andere Schrifttype. Etwa so: Worteintrag mit Schreibvarianten Helvetica/Univers/Frutiger, Anwendungsempfehlungen (Stil) Garamond/Sabon o.ä.
Denn es wäre schade um den interessanten orthographietheoretischen Ansatz, daß in der Sprache (fast) nichts falsch sein kann, wenn es in unübersehbarer Größenordnung nun einmal vorhanden ist.
Laut Manufactum-Hausbrief kommt allerdings neuerlich das s immer häufiger und an den verrücktesten Stellen vor, das geht bis zu Mehrzahlbildungen (Tolle Infos, coole Links, heisse Tipps) bis zu bedrohlich Existentialistischem (das Nichts). Beispiele aus dem Manufactum-Brief: Die Studiengemeinschaft Darmstadt wirbt dem Spruch Wissen ist Macht, nichts wissen Wissen macht aber auch nichts!. Daß dies nicht gewollte Satire ist, mag man so wenig glauben wie bei den folgenden Beispielen für eine rasante Apo-Katas-trophe: Bauernn-Hof, Spielzeug von Damals, Weihnachts-Baum.. Nun - das Pfanderl ist bei uns in Bayern vertraut, was das »Auslassungszeichen« hier ausläßt, habe ich mich schon lange gefragt.
Also - kann sowas Wörterbuchreife bekommen? Ist es eine Frage der Zeit, der Häufigkeit? Sollte man nicht doch versuchen, gewisse Steuerungsvorkehrungen zu treffen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Vor lauter Apos-trofen hab ich mich verhaut und die Zitiergenauigkeit damit vernachlässigt:
Die Studiengemeinschaft Darmstadt wirbt dem Spruch Wissen ist Macht, nichts wissen macht aber auch nichts!
Bauern-Hof, Spielzeug von Damals, Weihnachts-Baum.
Und die heissen Tipps habe ich dazugedichtet. Das muß gesagt werden, damit ich von Herrn Riebe keine Kopfnuss bekomme wegen Schludrigkeit oder gar Fälschens beim Zitieren.
Zu ergänzen wäre noch, daß lt. Manufactum-Hausnachrichten Sommer 2001 die Suchmaschine Google im Mai 2001 im Internet 2.690 »Nichtse« gefunden hat. Reicht das für ein Lemma?
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 20.05.2001 um 22.00
Warum sind die Apostrophe jetzt plötzlich unten?
eingetragen von Manfred Riebe am 20.05.2001 um 22.00
Sie bekommen von mir eine Kopfnuß wegen Ihrer Kopfnuss!
Manfred Riebe
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Diese Kopfnuss muß man mit ss schreiben! Es ist die allein erziehende Kopfnuss von Frau Wagner! (Zitiergenauigkeit!)
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
Natürlich kann sich die Verwendung des Apostrophs ändern, es wäre nicht das erstemal. Aber noch ist es nicht so weit (man beachte hier die Getrenntschreibung!).
Das Misssverständnis (muß hier mit drei s geschrieben werden, weil es so misss ist), ich wollte oder müßte jeden Quark aufnehmen, wenn er nur breit genug getreten ist, scheint immer noch herumzugeistern.
Mehr will ich dazu aber wirklich nicht sagen, ich habe Wichtigeres zu tun.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Die Freude, die Geschichte waren doch gut und ernst gemeint, auch die Fragestellungen, denn das Kriterium, wann Quark kein Quark mehr ist, wäre doch interessant zu wissen. Auch die Frage hinsichtlich wünschenswerter Steuerungsprozesse war keine Ungezogenheit eines ewig Begriffsstutzigen. Darüber sollte man doch einmal nachdenken können.
»Wichtigeres«? Woher kennen wir denn dieses »Argument«?
WL
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
Lieber Herr Lachenmann, gönnen Sie einem armen Schlucker doch auch mal eine kleine Anspielung.
Aber zur Sache: Rechnen Sie im Ernst damit, daß es ein allgemeines Kriterium dafür gibt, wann etwas ins Wörterbuch aufgenommen werden könnte oder sollte? Daß es die schiere Häufigkeit nicht ist (worauf Sie doch wieder hinauswollten, wenn auch nur als provozierende rhetorische Frage), habe ich oft und oft gesagt, und es steht auch im Vorwort. Ich wähle aus, nach eigenem Gutdünken, und überlasse es der Konkurrenz, es besser zu machen usw. Das war und ist meine Position, gar nix Neues, daher meine leise Ungeduld. (Übrigens steht nix in meinem Wörterbuch, ohne Hinweis auf ugs. oder so. Ich will es nur sagen, bevor es ein anderer sagt.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
da muß ich irgendwann geschlafen haben. Und Vorwörter lese ich grundsätzlich nie.
Denn: Am Anfang war das Wort. Also kann es so etwas wie ein Vorwort gar nicht geben, also gibt es da auch nichts zu lesen. Logisch?
WL
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Diese Kopfnuss muß man mit ss schreiben! Es ist die allein erziehende Kopfnuss von Frau Wagner! (Zitiergenauigkeit!)
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
Natürlich kann sich die Verwendung des Apostrophs ändern, es wäre nicht das erstemal. Aber noch ist es nicht so weit (man beachte hier die Getrenntschreibung!).
Das Misssverständnis (muß hier mit drei s geschrieben werden, weil es so misss ist), ich wollte oder müßte jeden Quark aufnehmen, wenn er nur breit genug getreten ist, scheint immer noch herumzugeistern.
Mehr will ich dazu aber wirklich nicht sagen, ich habe Wichtigeres zu tun.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 20.05.2001 um 22.00
Sie bekommen von mir eine Kopfnuß wegen Ihrer Kopfnuss!
Manfred Riebe
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Vor lauter Apos-trofen hab ich mich verhaut und die Zitiergenauigkeit damit vernachlässigt:
Die Studiengemeinschaft Darmstadt wirbt dem Spruch Wissen ist Macht, nichts wissen macht aber auch nichts!
Bauern-Hof, Spielzeug von Damals, Weihnachts-Baum.
Und die heissen Tipps habe ich dazugedichtet. Das muß gesagt werden, damit ich von Herrn Riebe keine Kopfnuss bekomme wegen Schludrigkeit oder gar Fälschens beim Zitieren.
Zu ergänzen wäre noch, daß lt. Manufactum-Hausnachrichten Sommer 2001 die Suchmaschine Google im Mai 2001 im Internet 2.690 »Nichtse« gefunden hat. Reicht das für ein Lemma?
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 20.05.2001 um 22.00
Warum sind die Apostrophe jetzt plötzlich unten?
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
wäre das denkbar, und wir denken ja schon längere Zeit daran. Die nächste Bearbeitung wird ergänzt um Hinweise zum Sprachgebrauch (Untertitel). Wir sind nur noch im Zweifel, wie weit wir damit gehen wollen. Zur Zeit werden Bedeutungshinweise eingearbeitet. Das reine Orthographikon gebe ich damit auf, aber wenn damit die Wünsche der Benutzer getroffen werden, dann schadet es ja nicht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
... das finde ich ja ganz wunderbar. Und damit das Icklersche Prinzip dabei nicht verwässert oder nicht mehr klar erkennbar wird, würde ich empfehlen, die Anwendungsempfehlungen typographisch sehr deutlich abzuheben von der reinen Schreibweisennennung, etwa durch eine kleinere Schrift oder eine andere Schrifttype. Etwa so: Worteintrag mit Schreibvarianten Helvetica/Univers/Frutiger, Anwendungsempfehlungen (Stil) Garamond/Sabon o.ä.
Denn es wäre schade um den interessanten orthographietheoretischen Ansatz, daß in der Sprache (fast) nichts falsch sein kann, wenn es in unübersehbarer Größenordnung nun einmal vorhanden ist.
Laut Manufactum-Hausbrief kommt allerdings neuerlich das s immer häufiger und an den verrücktesten Stellen vor, das geht bis zu Mehrzahlbildungen (Tolle Infos, coole Links, heisse Tipps) bis zu bedrohlich Existentialistischem (das Nichts). Beispiele aus dem Manufactum-Brief: Die Studiengemeinschaft Darmstadt wirbt dem Spruch Wissen ist Macht, nichts wissen Wissen macht aber auch nichts!. Daß dies nicht gewollte Satire ist, mag man so wenig glauben wie bei den folgenden Beispielen für eine rasante Apo-Katas-trophe: Bauernn-Hof, Spielzeug von Damals, Weihnachts-Baum.. Nun - das Pfanderl ist bei uns in Bayern vertraut, was das »Auslassungszeichen« hier ausläßt, habe ich mich schon lange gefragt.
Also - kann sowas Wörterbuchreife bekommen? Ist es eine Frage der Zeit, der Häufigkeit? Sollte man nicht doch versuchen, gewisse Steuerungsvorkehrungen zu treffen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
Die Freude, die Geschichte waren doch gut und ernst gemeint, auch die Fragestellungen, denn das Kriterium, wann Quark kein Quark mehr ist, wäre doch interessant zu wissen. Auch die Frage hinsichtlich wünschenswerter Steuerungsprozesse war keine Ungezogenheit eines ewig Begriffsstutzigen. Darüber sollte man doch einmal nachdenken können.
»Wichtigeres«? Woher kennen wir denn dieses »Argument«?
WL
eingetragen von Theodor Ickler am 20.05.2001 um 22.00
Lieber Herr Lachenmann, gönnen Sie einem armen Schlucker doch auch mal eine kleine Anspielung.
Aber zur Sache: Rechnen Sie im Ernst damit, daß es ein allgemeines Kriterium dafür gibt, wann etwas ins Wörterbuch aufgenommen werden könnte oder sollte? Daß es die schiere Häufigkeit nicht ist (worauf Sie doch wieder hinauswollten, wenn auch nur als provozierende rhetorische Frage), habe ich oft und oft gesagt, und es steht auch im Vorwort. Ich wähle aus, nach eigenem Gutdünken, und überlasse es der Konkurrenz, es besser zu machen usw. Das war und ist meine Position, gar nix Neues, daher meine leise Ungeduld. (Übrigens steht nix in meinem Wörterbuch, ohne Hinweis auf ugs. oder so. Ich will es nur sagen, bevor es ein anderer sagt.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.05.2001 um 22.00
da muß ich irgendwann geschlafen haben. Und Vorwörter lese ich grundsätzlich nie.
Denn: Am Anfang war das Wort. Also kann es so etwas wie ein Vorwort gar nicht geben, also gibt es da auch nichts zu lesen. Logisch?
WL
eingetragen von Theodor Ickler am 19.05.2001 um 22.00
Inzwischen habe ich mir mal den Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung vorgenommen. Es gibt etwas über 65 Belege für alles mögliche/Mögliche. Ein Beleg scheidet aus, weil es sich um den Leserbrief von Herrn Illauer vom 15.9.1995 handelt, worin er seine Ansicht schon einmal dargelegt hat. Soweit ich sehe, wird der Ausdruck fast ausschließlich redensartlich gebraucht, bis auf folgendes Beispiel: die entgegen ihren Zusagen nicht alles Mögliche für die Freilassung unternehmen (12.12.)
Von den übrigen Belegen zeigen immerhin 14 die Großschreibung. Man kann also wirklich nur von einem gewissen Grad an Üblichkeit der Kleinschreibung sprechen. Autoren und Leser der SZ sind ja nicht so dumm, daß sie die Bedeutungsunterschiede nicht bemerken würden; die Schreibweise ist ihnen offenbar nicht aufgefallen. Anders gesagt: Die Gedanken von Herrn Illauer verraten viel Scharfsinn und Sprachgefühl, aber es muß doch immer wieder daran erinnert werden, daß die Subtilitäten auf seiten des Schreibenden vergeblich sind, wenn sie beim Leser nicht ankommen. Vorschriften lassen sich daraus gewiß nicht ableiten, jedenfalls nicht zu einem vernünftigen Preis. Der Umfang der Darlegungen, die Herr Illauer für erforderlich hält, um sprachgeübte Erwachsene zu überzeugen, beweist ja eigentlich schon, daß so etwas nicht Inhalt einer Regel, sondern allenfalls ein stilistischer Ratschlag werden kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 19.05.2001 um 22.00
Das Problem liegt ja wohl darin, daß der reformtreue Herr Dové (ein echtes Sprachgenie, das schweizerische Pendant zu Dieter E. Zimmer) die Schreibweise alles Mögliche für die einzig legitime hält. So wie er den Autoren seiner Zeitung zum Beispiel auch die Schreibung im Übrigen in die Texte hineinredigiert.
Reinhard Markner
eingetragen von Karsten Bolz am 19.05.2001 um 22.00
Diesen Hinweis fand ich bei http://www.wuerzburg.de/rechtschreibreform/index.html
selbstständig ist das einzige Wort der Rechtschreibreform, dessen Aussprache sich ändert.
Aha, nicht nur die Schrift, nein, auch die Aussprache ändert sich!
Karsten Bolz
Talstr. 55, 65719 Hofheim
eingetragen von Gast am 19.05.2001 um 22.00
Das Verhalten des Schülers war im Allgemeinen zufrieden stellend.
Frage: Und wie war es im Besonderen?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 19.05.2001 um 22.00
im allgemeinen / im Allgemeinen - im übrigen / im Übrigen - alles mögliche / alles Mögliche ....
Sollte der Rechtschreibgesetzgeber (ein weiser, erfahrener Mann) klare Vorschriften und Anweisungen geben, hinschauend auf das Wohl des Lesers, mit ordnender Hand eingreifend in die chaotische Realität?
Oder sollte er sagen: Schreib, wie du willst, denn in der Rechtschreibrealität gibt es alle Schreibungen! ?
Einwand gegen die erste Möglichkeit: Werden denn die Leute die Anweisungen des Gesetzgebers beachten?
Antwort: Schaden werden die Vorschriften auf keinen Fall, wenn sie wirklich weise und vernünftig, in der Sache und in der Grammatik begründet sind, wenn sie hilfreiche Differenzierungen bieten.
Vielleicht werden sie von klugen Schreibern akzeptiert, von klugen Lesern geschätzt? Vielleicht werden die guten Anweisungen von immer mehr Leuten befolgt?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 19.05.2001 um 22.00
Anweisungen und Vorschriften, lieber Herr Illauer? Mögen sie noch so weise sein (worüber sicher Streit ausbrechen wird) - sie komplizieren und verschärfen die Lage unnötigerweise. Mein Gegenvorschlag: Wir nehmen die Rechtschreibung so, wie sie tatsächlich ist, und dann kann jeder noch weise Ratschläge geben, in einer Stilistik. Falsch ist die Unterstellung, eine Orientierung am üblichen Schreibbrauch führe zur Beliebigkeit. Das ist nun schon sehr oft nachgewiesen worden, und man könnte auch Gerhard Augst als Kronzeugen anführen, der immer wieder betont hat, die Rechtschreibung sei keineswegs chaotisch. Wo der Mann recht hat, hat er recht. Empirische Orthographieforschung hat hier sehr erhellend gewirkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.05.2001 um 22.00
ein Wörterbuch denkbar, das die Zustandsbeschreibung des deutschen Wortschatzes (Ickler) mit Anwendungsempfehlungen, also Stilistik (Illauer) verbindet? Wäre damit nicht allen geholfen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.05.2001 um 22.00
ein Wörterbuch denkbar, das die Zustandsbeschreibung des deutschen Wortschatzes (Ickler) mit Anwendungsempfehlungen, also Stilistik (Illauer) verbindet? Wäre damit nicht allen geholfen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 19.05.2001 um 22.00
im allgemeinen / im Allgemeinen - im übrigen / im Übrigen - alles mögliche / alles Mögliche ....
Sollte der Rechtschreibgesetzgeber (ein weiser, erfahrener Mann) klare Vorschriften und Anweisungen geben, hinschauend auf das Wohl des Lesers, mit ordnender Hand eingreifend in die chaotische Realität?
Oder sollte er sagen: Schreib, wie du willst, denn in der Rechtschreibrealität gibt es alle Schreibungen! ?
Einwand gegen die erste Möglichkeit: Werden denn die Leute die Anweisungen des Gesetzgebers beachten?
Antwort: Schaden werden die Vorschriften auf keinen Fall, wenn sie wirklich weise und vernünftig, in der Sache und in der Grammatik begründet sind, wenn sie hilfreiche Differenzierungen bieten.
Vielleicht werden sie von klugen Schreibern akzeptiert, von klugen Lesern geschätzt? Vielleicht werden die guten Anweisungen von immer mehr Leuten befolgt?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 19.05.2001 um 22.00
Anweisungen und Vorschriften, lieber Herr Illauer? Mögen sie noch so weise sein (worüber sicher Streit ausbrechen wird) - sie komplizieren und verschärfen die Lage unnötigerweise. Mein Gegenvorschlag: Wir nehmen die Rechtschreibung so, wie sie tatsächlich ist, und dann kann jeder noch weise Ratschläge geben, in einer Stilistik. Falsch ist die Unterstellung, eine Orientierung am üblichen Schreibbrauch führe zur Beliebigkeit. Das ist nun schon sehr oft nachgewiesen worden, und man könnte auch Gerhard Augst als Kronzeugen anführen, der immer wieder betont hat, die Rechtschreibung sei keineswegs chaotisch. Wo der Mann recht hat, hat er recht. Empirische Orthographieforschung hat hier sehr erhellend gewirkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.05.2001 um 22.00
Inzwischen habe ich mir mal den Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung vorgenommen. Es gibt etwas über 65 Belege für alles mögliche/Mögliche. Ein Beleg scheidet aus, weil es sich um den Leserbrief von Herrn Illauer vom 15.9.1995 handelt, worin er seine Ansicht schon einmal dargelegt hat. Soweit ich sehe, wird der Ausdruck fast ausschließlich redensartlich gebraucht, bis auf folgendes Beispiel: die entgegen ihren Zusagen nicht alles Mögliche für die Freilassung unternehmen (12.12.)
Von den übrigen Belegen zeigen immerhin 14 die Großschreibung. Man kann also wirklich nur von einem gewissen Grad an Üblichkeit der Kleinschreibung sprechen. Autoren und Leser der SZ sind ja nicht so dumm, daß sie die Bedeutungsunterschiede nicht bemerken würden; die Schreibweise ist ihnen offenbar nicht aufgefallen. Anders gesagt: Die Gedanken von Herrn Illauer verraten viel Scharfsinn und Sprachgefühl, aber es muß doch immer wieder daran erinnert werden, daß die Subtilitäten auf seiten des Schreibenden vergeblich sind, wenn sie beim Leser nicht ankommen. Vorschriften lassen sich daraus gewiß nicht ableiten, jedenfalls nicht zu einem vernünftigen Preis. Der Umfang der Darlegungen, die Herr Illauer für erforderlich hält, um sprachgeübte Erwachsene zu überzeugen, beweist ja eigentlich schon, daß so etwas nicht Inhalt einer Regel, sondern allenfalls ein stilistischer Ratschlag werden kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 19.05.2001 um 22.00
Das Problem liegt ja wohl darin, daß der reformtreue Herr Dové (ein echtes Sprachgenie, das schweizerische Pendant zu Dieter E. Zimmer) die Schreibweise alles Mögliche für die einzig legitime hält. So wie er den Autoren seiner Zeitung zum Beispiel auch die Schreibung im Übrigen in die Texte hineinredigiert.
Reinhard Markner
eingetragen von Karsten Bolz am 19.05.2001 um 22.00
Diesen Hinweis fand ich bei http://www.wuerzburg.de/rechtschreibreform/index.html
selbstständig ist das einzige Wort der Rechtschreibreform, dessen Aussprache sich ändert.
Aha, nicht nur die Schrift, nein, auch die Aussprache ändert sich!
Karsten Bolz
Talstr. 55, 65719 Hofheim
eingetragen von Gast am 19.05.2001 um 22.00
Das Verhalten des Schülers war im Allgemeinen zufrieden stellend.
Frage: Und wie war es im Besonderen?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Sollte man alles mögliche / alles Mögliche weiter differenzieren?
Ich hatte einen Briefwechsel mit einem Redakteur der NZZ, der diese Unterscheidung für unnötig und pedantisch hält. Ich selber habe mich allerdings für die Beibehaltung dieser Unterscheidung eingesetzt. Es können Zweideutigkeiten vermieden werden.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Reinhard Markner am 18.05.2001 um 22.00
Darf man fragen, welcher Redaktor (!) der NZZ ? Stephan Dové, der Chefkorrektor ?
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Es war Stephan Dové.
Seine Unterscheidung: alles mögliche = allerlei / alles Mögliche = viele Möglichkeiten. Differenzierung durch Groß- und Kleinschreibung lohne sich nicht.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Wolfgang Illauer Westheim, den 13. August 2000
Von-Richthofen-Straße 20
86356 Neusäß-Westheim
An die NZZ (zu Händen Herrn Stephan Dové)
Betrifft: die Schreibung alles mögliche / alles Mögliche
Sehr geehrter Herr Dové!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 31. Juli. Gestatten Sie mir eine kurze Entgegnung.
Ich bin äußerst erstaunt über Ihre Unterscheidung (alles mögliche = allerlei / alles Mögliche = viele Möglichkeiten). Denn mein eigenes Sprachverständnis (unterstützt von meinem Wahrig / Deutsches Wörterbuch, 1994) unterscheidet anders!
Alles mögliche = verschiedenes, allerlei, vielerlei (das ist richtig).
alles Mögliche = alles, was möglich ist, alle Möglichkeiten (nicht: so vieles wie möglich oder viele Möglichkeiten).
Beispiele:
Er hat alles mögliche dahergeschwätzt. Sie hat alles mögliche eingekauft. (Hier bedeutet alles mögliche: vieles, verschiedenes, allerlei, vielerlei).
Aber: Ich habe (in einer bestimmten Situation, etwa bei einer Ersten Hilfe) alles Mögliche getan. (Hier bedeutet alles Mögliche wirklich und in der Tat: alles, was mir in dieser Situation möglich war, alles, was ich in dieser Situation und mit meinen Mitteln machen konnte. Das Wort alles hat seine volle Bedeutung, sein volles Gewicht).
Der Bedeutungsunterschied ist also groß!
Nun zu meinem Beispielsatz aus der SZ: Im nun eröffneten Nietzschejahr wird es an Versuchen nicht fehlen, den Philosophen in den Kronzeugenstand für alles Mögliche zu rufen.
Sie, sehr geehrter Herr Dové, deuten alles Mögliche mit viel, allerlei, viele Möglichkeiten. Diese Deutung ist denkbar, aber kaum richtig. Der ganze Text, so glaube ich mich zu erinnern, aber ich weiß es nicht mehr sicher, scheint eher die andere Deutung nahezulegen: Nietzsche soll Kronzeuge für alles Machbare sein. Leider habe ich den Text nicht aufbewahrt, deshalb kann ich Ihnen die meiner Meinung nach bessere Deutung nicht beweisen.
Aber eines ist doch wohl sicher: Gälte noch die alte differenzierende Rechtschreibung, wäre die Sache klar! Die optische Unterscheidung wäre sehr hilfreich. Man kann auf diese Unterscheidung nicht, wie Sie schreiben, problemlos verzichten.
Vergessen Sie bitte nicht, dass in der Aussprache sehr deutlich unterschieden wird.
In meinem ersten Beispielsatz (er hat alles mögliche dahergeschwätzt) wird alles mögliche eher unbetont und beiläufig gesprochen. In meinem zweiten Beispielsatz (Ich habe bei meiner Rettungsaktion alles Mögliche getan) werden beide Wörter intensiv betont und langsam gesprochen!
Darf ich Sie noch auf einen Fehler in Ihrer Argumentation hinweisen, auf die große Schwachstelle (bitte, seien Sie mir nicht böse) Ihres Briefes?
Mit alle Möglichkeiten sei nie gemeint, wirklich alle Möglichkeiten zu bedenken.
Wie das? Ich traue meinen Augen nicht! Es kann doch in bestimmten Situationen tatsächlich nur zwei oder drei oder vier Handlungsmöglichkeiten geben. Und die kann ich selbstverständlich alle bedenken. Wenn ich mich beispielsweise in einem Wald verirrt habe, kann ich alles Mögliche (alles, was mir in meiner Lage möglich ist und was das Gelände erlaubt) bedenken und tun, um wieder herauszufinden. Und wenn ich mich vor einer bestimmten Krankheit schützen will, kann ich ebenfalls alles Mögliche tun, um sie nicht zu bekommen. Und wenn ich die Willenskraft nicht besitze, alles Mögliche zu tun, so kann ich wenigstens alles Mögliche bedenken und mir vornehmen.
Sie interpretieren den Unterschied weg, um die neue, nicht mehr differenzierende Schreibung zu verteidigen. Aber den Unterschied gibt es. Da beißt die Maus keinen Faden ab!
Nachtrag: Im alten Duden wurde noch unterschieden zwischen das mögliche = alles und das Mögliche = das Mögliche im Gegensatz zum Unmöglichen. Diese Unterscheidung ist überaus fein und spitzfindig. Man kann darauf verzichten.
Bitte, überdenken Sie das Problem noch einmal. Es ist nicht weltbewegend. Glücklich, wer keine anderen Sorgen hat! Aber die differenzierende Schreibung kann für den Leser bisweilen eine wertvolle Verständnishilfe sein. Warum sie ihm verweigern? In der Rechtschreibung geht es nun mal um viele Kleinigkeiten. Und manche Kleinigkeiten können nützlich sein.
Mit freundlichen Grüßen!
Anmerkung: Auf diesen Brief bekam ich keine Antwort mehr!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Reinhard Markner am 18.05.2001 um 22.00
Ein Landsmann Dovés, Ferdinand de Saussure, hat vor über hundert Jahren in seinen sprachwissenschaftlichen Vorlesungen den Gedanken entwickelt, daß die Sprache ein System von Differenzen sei. Die Sprache ist, man verzeihe mir diese sehr verkürzende und nicht ganz ernstgemeinte Darstellung dieser Doktrin der modernen Sprachwissenschaft, gewissermaßen eine einzige Spitzfindigkeit. Viele Unterscheidungen, die uns selbstverständlich erscheinen, sind nicht unbedingt zur Kommunikation erforderlich. Warum zwischen Tier und Hund unterscheiden, wo doch das Nahuatl, die Sprache der Azteken, ohne diese pedantische Unterscheidung auskommt ?
Es steht Herrn Dové natürlich frei, die Unterscheidung zwischen alles mögliche und alles Mögliche für irrelevant zu halten. Das Problem liegt darin, daß er den Autoren der NZZ vorschreibt, seiner Ansicht zu folgen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 18.05.2001 um 22.00
Mehr als eine Tendenz ist die Unterscheidung von alles mögliche/Mögliche nicht. Das liegt in der Natur der Sache, denn zwischen dem buchstäblich gemeinten Möglichen und einem verstärkten alles/allerlei läßt sich gar nicht immer unterscheiden. Der Ausdruck gehört ja der Alltagssprache an, wo der Möglichkeitsbegriff keine logische Vereindeutigung erfahren hat. Übrigens unterscheiden wir bei ziemlich gleichbedeutendem alles Erdenkliche ja auch nicht. Wenn man hier Vorschriften erläßt, braucht man ellenlange Erklärungen, Beispiellisten usw., und trotzdem wird die Sache immer schwierig bleiben. Für mich gibt es hier allerdings überhaupt keine Schwierigkeit, denn ich weise im Anschluß an den tatsächlichen Sprachgebrauch nur auf die Üblichkeit hin. Wo soll da ein Problem auftreten?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 18.05.2001 um 22.00
Ein Landsmann Dovés, Ferdinand de Saussure, hat vor über hundert Jahren in seinen sprachwissenschaftlichen Vorlesungen den Gedanken entwickelt, daß die Sprache ein System von Differenzen sei. Die Sprache ist, man verzeihe mir diese sehr verkürzende und nicht ganz ernstgemeinte Darstellung dieser Doktrin der modernen Sprachwissenschaft, gewissermaßen eine einzige Spitzfindigkeit. Viele Unterscheidungen, die uns selbstverständlich erscheinen, sind nicht unbedingt zur Kommunikation erforderlich. Warum zwischen Tier und Hund unterscheiden, wo doch das Nahuatl, die Sprache der Azteken, ohne diese pedantische Unterscheidung auskommt ?
Es steht Herrn Dové natürlich frei, die Unterscheidung zwischen alles mögliche und alles Mögliche für irrelevant zu halten. Das Problem liegt darin, daß er den Autoren der NZZ vorschreibt, seiner Ansicht zu folgen.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 18.05.2001 um 22.00
Mehr als eine Tendenz ist die Unterscheidung von alles mögliche/Mögliche nicht. Das liegt in der Natur der Sache, denn zwischen dem buchstäblich gemeinten Möglichen und einem verstärkten alles/allerlei läßt sich gar nicht immer unterscheiden. Der Ausdruck gehört ja der Alltagssprache an, wo der Möglichkeitsbegriff keine logische Vereindeutigung erfahren hat. Übrigens unterscheiden wir bei ziemlich gleichbedeutendem alles Erdenkliche ja auch nicht. Wenn man hier Vorschriften erläßt, braucht man ellenlange Erklärungen, Beispiellisten usw., und trotzdem wird die Sache immer schwierig bleiben. Für mich gibt es hier allerdings überhaupt keine Schwierigkeit, denn ich weise im Anschluß an den tatsächlichen Sprachgebrauch nur auf die Üblichkeit hin. Wo soll da ein Problem auftreten?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Wolfgang Illauer Westheim, den 13. August 2000
Von-Richthofen-Straße 20
86356 Neusäß-Westheim
An die NZZ (zu Händen Herrn Stephan Dové)
Betrifft: die Schreibung alles mögliche / alles Mögliche
Sehr geehrter Herr Dové!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 31. Juli. Gestatten Sie mir eine kurze Entgegnung.
Ich bin äußerst erstaunt über Ihre Unterscheidung (alles mögliche = allerlei / alles Mögliche = viele Möglichkeiten). Denn mein eigenes Sprachverständnis (unterstützt von meinem Wahrig / Deutsches Wörterbuch, 1994) unterscheidet anders!
Alles mögliche = verschiedenes, allerlei, vielerlei (das ist richtig).
alles Mögliche = alles, was möglich ist, alle Möglichkeiten (nicht: so vieles wie möglich oder viele Möglichkeiten).
Beispiele:
Er hat alles mögliche dahergeschwätzt. Sie hat alles mögliche eingekauft. (Hier bedeutet alles mögliche: vieles, verschiedenes, allerlei, vielerlei).
Aber: Ich habe (in einer bestimmten Situation, etwa bei einer Ersten Hilfe) alles Mögliche getan. (Hier bedeutet alles Mögliche wirklich und in der Tat: alles, was mir in dieser Situation möglich war, alles, was ich in dieser Situation und mit meinen Mitteln machen konnte. Das Wort alles hat seine volle Bedeutung, sein volles Gewicht).
Der Bedeutungsunterschied ist also groß!
Nun zu meinem Beispielsatz aus der SZ: Im nun eröffneten Nietzschejahr wird es an Versuchen nicht fehlen, den Philosophen in den Kronzeugenstand für alles Mögliche zu rufen.
Sie, sehr geehrter Herr Dové, deuten alles Mögliche mit viel, allerlei, viele Möglichkeiten. Diese Deutung ist denkbar, aber kaum richtig. Der ganze Text, so glaube ich mich zu erinnern, aber ich weiß es nicht mehr sicher, scheint eher die andere Deutung nahezulegen: Nietzsche soll Kronzeuge für alles Machbare sein. Leider habe ich den Text nicht aufbewahrt, deshalb kann ich Ihnen die meiner Meinung nach bessere Deutung nicht beweisen.
Aber eines ist doch wohl sicher: Gälte noch die alte differenzierende Rechtschreibung, wäre die Sache klar! Die optische Unterscheidung wäre sehr hilfreich. Man kann auf diese Unterscheidung nicht, wie Sie schreiben, problemlos verzichten.
Vergessen Sie bitte nicht, dass in der Aussprache sehr deutlich unterschieden wird.
In meinem ersten Beispielsatz (er hat alles mögliche dahergeschwätzt) wird alles mögliche eher unbetont und beiläufig gesprochen. In meinem zweiten Beispielsatz (Ich habe bei meiner Rettungsaktion alles Mögliche getan) werden beide Wörter intensiv betont und langsam gesprochen!
Darf ich Sie noch auf einen Fehler in Ihrer Argumentation hinweisen, auf die große Schwachstelle (bitte, seien Sie mir nicht böse) Ihres Briefes?
Mit alle Möglichkeiten sei nie gemeint, wirklich alle Möglichkeiten zu bedenken.
Wie das? Ich traue meinen Augen nicht! Es kann doch in bestimmten Situationen tatsächlich nur zwei oder drei oder vier Handlungsmöglichkeiten geben. Und die kann ich selbstverständlich alle bedenken. Wenn ich mich beispielsweise in einem Wald verirrt habe, kann ich alles Mögliche (alles, was mir in meiner Lage möglich ist und was das Gelände erlaubt) bedenken und tun, um wieder herauszufinden. Und wenn ich mich vor einer bestimmten Krankheit schützen will, kann ich ebenfalls alles Mögliche tun, um sie nicht zu bekommen. Und wenn ich die Willenskraft nicht besitze, alles Mögliche zu tun, so kann ich wenigstens alles Mögliche bedenken und mir vornehmen.
Sie interpretieren den Unterschied weg, um die neue, nicht mehr differenzierende Schreibung zu verteidigen. Aber den Unterschied gibt es. Da beißt die Maus keinen Faden ab!
Nachtrag: Im alten Duden wurde noch unterschieden zwischen das mögliche = alles und das Mögliche = das Mögliche im Gegensatz zum Unmöglichen. Diese Unterscheidung ist überaus fein und spitzfindig. Man kann darauf verzichten.
Bitte, überdenken Sie das Problem noch einmal. Es ist nicht weltbewegend. Glücklich, wer keine anderen Sorgen hat! Aber die differenzierende Schreibung kann für den Leser bisweilen eine wertvolle Verständnishilfe sein. Warum sie ihm verweigern? In der Rechtschreibung geht es nun mal um viele Kleinigkeiten. Und manche Kleinigkeiten können nützlich sein.
Mit freundlichen Grüßen!
Anmerkung: Auf diesen Brief bekam ich keine Antwort mehr!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Sollte man alles mögliche / alles Mögliche weiter differenzieren?
Ich hatte einen Briefwechsel mit einem Redakteur der NZZ, der diese Unterscheidung für unnötig und pedantisch hält. Ich selber habe mich allerdings für die Beibehaltung dieser Unterscheidung eingesetzt. Es können Zweideutigkeiten vermieden werden.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Reinhard Markner am 18.05.2001 um 22.00
Darf man fragen, welcher Redaktor (!) der NZZ ? Stephan Dové, der Chefkorrektor ?
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 18.05.2001 um 22.00
Es war Stephan Dové.
Seine Unterscheidung: alles mögliche = allerlei / alles Mögliche = viele Möglichkeiten. Differenzierung durch Groß- und Kleinschreibung lohne sich nicht.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
In der schulischen Praxis habe ich bislang keinen Vorteil erkennen können, der sich aus der Rechtschreibreform ergibt oder ergeben wird. Allenfalls ließe sich die Regel zur ss/ß-Schreibung anführen. Abgesehen davon, daß es schon vor Dudens Zeiten hier keine Einheitlichkeit gegeben hat, fällt mir auf, daß ich mich selbst an diese Regel leicht gewöhnen kann, weil sie einsichtig ist. Das gilt übrigens auch für die schon bei Thomas Mann übliche Schreibung des Genitiv mit Apostroph bei Eigennamen.
Weit gravierender aber sind die sattsam bekannten Mängel der Reform. Vor allem die Getrenntschreibung von Wörtern, die wir als Komposita verstehen und sprechen, ist unsinnig: Sie erschwert eben sowohl das Verstehen als auch das Sprechen, weil veränderte Bedeutungen und die Betonung erst kontextuell verstanden und erschlossen werden müssen. Wer mit Kindern arbeitet, die in den Bereichen der Orthographie, der Aussprache, der Grammatik und des sinnentnehmenden Lesens erhebliche Defizite haben (und das sind erschreckend viele, auch Kinder muttersprachlich deutscher Herkunft), der weiß, daß dies ein gravierender Nachteil der Reform ist.
Vor allem aber ist das Argument, die Reform erleichtere das Erlernen von Rechtschreibregeln, gänzlich unrealistisch: Das schulische Problem besteht in der Mehrheit der Fälle nicht darin, daß die alten Regeln nicht verstanden werden, sondern darin, daß generell Regeln nicht verstanden werden. Da macht es keinen relevanten Unterschied, welche Regeln nicht gelernt werden. Wer die Kinder in ihrem Schriftspracherwerb fördern will, muß an anderen Stellen ansetzen. Das beginnt bei der schon in der Grundschule zu erlernenden Schrift (die Vereinfachte Ausgangsschrift scheint mir mit Blick auf rechtschreibschwache Kinder gravierende Nachteile zu haben), geht über die Lernmethodik (die eben nicht falsche Schreibungen in der Grundschule akzeptieren sollte, weil einmal angelegte Gedächtnisspuren nur schwer überlagert werden können) und reicht bis zur Einsicht, daß das Schreiben auch im Zeitalter der Computer eine grundlegende Kulturtechnik bleibt, die nur durch Übung beherrscht werden kann.
Dr. Joachim Wittkowski
Mont-Cenis-Gesamtschule, Mont-Cenis-Straße 180, 44627 Herne
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
Nach langem Lesen Ihrer Texte traut man sich kaum noch einen Beitrag zu leisten.
Jedes Wort wird zerpflückt. Zum Beispiel nimmt ein Kommentator auf einen Fehler (ich laß für ich lese) Bezug, dieses offenbar falsch geschriebene Wort taucht dabei in dem in Rede stehenden Beitrag nirgends auf
Zweitens enthält, wenn man es objektiv betrachtet, die alten Regelungen viel mehr unlogische Komponenten, Beispiel: autofahren und Rad fahren oder eben umgekehrt.
Wie man zum Beispiel wiederinbetriebnehmen schreibt, ist mir nach der von den Reformgegnern erzeugten Sprachverwirrungen schon gar nicht mehr geläufig.
Die hohe Ablehnungsquote bei den Zeitunglesern lässt sich zu weiten Teilen mit der Anti-Reform-Propaganda der Zeitungen selbst erklären. Niemand fragt nach, warum die Journalisten, die sich jetzt als Hüter der deutschen Sprache aufspielen, mindestens drei Jahre geschlafen haben, bevor sie sich - was ihr Recht ist - in dieser Sache zu Wort meldeten.
Im Übrigen habe ich dieses Hickhack ohnehin satt, eigentlich hätte ich auch nicht die Zeit mich mit dem Sinn und Unsinn dieser Spitzfindigkeiten zum Thema Rechtschreibreform zu befassen, aber die Diskussion ist so einseitig und emotional geworden, dass wir auf die sachliche Ebene zurückkehren sollten.
Bitte verzeiht mir, wenn nicht alle meine Schreibweisen in die selbe Reform hineinpassen, ich lerne noch.
Als früher sehr guter Schüler in Sachen Rechtschreibung sind mir erst durch die Reformdiskussion einige Ungereimtheiten der (alten) Rechtschreibung bewusst geworden, welche ich alle intuitiv so geschrieben hätte, wie sie seit der Reform auch richtig sind.
Beispiele: zu viel, Rad fahren, schwer verständlich, Schifffahrt. Die meisten Neuregelungen sind logisch und sinnvoll.
Also: Ich will eine Reform oder eben keine Reform, aber keine Reformreform und keine Doch-Nicht-Reform.
Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
In meinem Beitrag ist mir ein Fehler unterlaufen:
Zweitens enthält (hier muss es heißen: enthalten) ... die neuen Regelungen ...
Mit der Bitte um Entschuldigung.
Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin
eingetragen von Theodor Ickler am 16.05.2001 um 22.00
Herr Skobowsky hat völlig recht: Die alte Regelung, also der Duden, hatte durchaus Mängel, die man auch als Unlogik bezeichnen kann. Das gilt allerdings nicht für die alte Rechtschreibung selbst. Eine übliche Schreibweise ist, wie sie ist, genau wie Tischsitten oder sonstige Verhaltenskonventionen. Wenn es eine schon vor der Dudenherrschaft aufgekommene Gewohnheit war, radfahren und Auto fahren zu schreiben, so war das nicht unlogisch, sondern allenfalls erklärungsbedürftig. Unlogisch können nur Aussagen ÜBER die Sprache sein, nicht die Sprache selbst. Die Beschreibung der Schreibweisen durch Regeln kann man verbessern (ich habe es versucht). Wenn man die Schreibweisen selbst verändern will, muß man gute Gründe haben. Zumindest sollte man sich zuvor an der Verbesserung der Beschreibung versucht haben. Sonst weiß man ja gar nicht recht, woran man Hand anlegt.
Konkret: Falsch war es, wenn der Duden aus einer richtigen Beobachtung, daß nämlich AUCH radfahren geschrieben wurde, eine dogmatische Norm machte, wonach NUR noch so geschrieben werden durfte. Usw., wie hier schon oft dargestellt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.05.2001 um 22.00
Nur falls Herr Skobowsky es noch nicht wissen sollte: Auch die Kritiker der Reform wollen (und betreiben) keine Reformreform. Das tun vielmehr die Reformer selbst, indem sie ständig ändern, was sie gerade erst beschlossen haben. Deshalb ist zum Beispiel jetzt die erste Auflage des reformierten Bertelsmannwörterbuches und kurz danach die entsprechende Auflage des Rechtschreibdudens verramscht und durch eine Neubearbeitung ersetzt worden, die den Änderungen seit 1998 gerecht wird. Die nächste Reformreform(reform) steht bevor. Davon halten wir Kritiker selbstverständlich überhaupt nichts. Wir finden die bisherige Rechtschreibung, wie sie von den meisten Buchverlagen noch praktiziert wird, in Ordnung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.05.2001 um 22.00
Nur falls Herr Skobowsky es noch nicht wissen sollte: Auch die Kritiker der Reform wollen (und betreiben) keine Reformreform. Das tun vielmehr die Reformer selbst, indem sie ständig ändern, was sie gerade erst beschlossen haben. Deshalb ist zum Beispiel jetzt die erste Auflage des reformierten Bertelsmannwörterbuches und kurz danach die entsprechende Auflage des Rechtschreibdudens verramscht und durch eine Neubearbeitung ersetzt worden, die den Änderungen seit 1998 gerecht wird. Die nächste Reformreform(reform) steht bevor. Davon halten wir Kritiker selbstverständlich überhaupt nichts. Wir finden die bisherige Rechtschreibung, wie sie von den meisten Buchverlagen noch praktiziert wird, in Ordnung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.05.2001 um 22.00
Herr Skobowsky hat völlig recht: Die alte Regelung, also der Duden, hatte durchaus Mängel, die man auch als Unlogik bezeichnen kann. Das gilt allerdings nicht für die alte Rechtschreibung selbst. Eine übliche Schreibweise ist, wie sie ist, genau wie Tischsitten oder sonstige Verhaltenskonventionen. Wenn es eine schon vor der Dudenherrschaft aufgekommene Gewohnheit war, radfahren und Auto fahren zu schreiben, so war das nicht unlogisch, sondern allenfalls erklärungsbedürftig. Unlogisch können nur Aussagen ÜBER die Sprache sein, nicht die Sprache selbst. Die Beschreibung der Schreibweisen durch Regeln kann man verbessern (ich habe es versucht). Wenn man die Schreibweisen selbst verändern will, muß man gute Gründe haben. Zumindest sollte man sich zuvor an der Verbesserung der Beschreibung versucht haben. Sonst weiß man ja gar nicht recht, woran man Hand anlegt.
Konkret: Falsch war es, wenn der Duden aus einer richtigen Beobachtung, daß nämlich AUCH radfahren geschrieben wurde, eine dogmatische Norm machte, wonach NUR noch so geschrieben werden durfte. Usw., wie hier schon oft dargestellt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
Nach langem Lesen Ihrer Texte traut man sich kaum noch einen Beitrag zu leisten.
Jedes Wort wird zerpflückt. Zum Beispiel nimmt ein Kommentator auf einen Fehler (ich laß für ich lese) Bezug, dieses offenbar falsch geschriebene Wort taucht dabei in dem in Rede stehenden Beitrag nirgends auf
Zweitens enthält, wenn man es objektiv betrachtet, die alten Regelungen viel mehr unlogische Komponenten, Beispiel: autofahren und Rad fahren oder eben umgekehrt.
Wie man zum Beispiel wiederinbetriebnehmen schreibt, ist mir nach der von den Reformgegnern erzeugten Sprachverwirrungen schon gar nicht mehr geläufig.
Die hohe Ablehnungsquote bei den Zeitunglesern lässt sich zu weiten Teilen mit der Anti-Reform-Propaganda der Zeitungen selbst erklären. Niemand fragt nach, warum die Journalisten, die sich jetzt als Hüter der deutschen Sprache aufspielen, mindestens drei Jahre geschlafen haben, bevor sie sich - was ihr Recht ist - in dieser Sache zu Wort meldeten.
Im Übrigen habe ich dieses Hickhack ohnehin satt, eigentlich hätte ich auch nicht die Zeit mich mit dem Sinn und Unsinn dieser Spitzfindigkeiten zum Thema Rechtschreibreform zu befassen, aber die Diskussion ist so einseitig und emotional geworden, dass wir auf die sachliche Ebene zurückkehren sollten.
Bitte verzeiht mir, wenn nicht alle meine Schreibweisen in die selbe Reform hineinpassen, ich lerne noch.
Als früher sehr guter Schüler in Sachen Rechtschreibung sind mir erst durch die Reformdiskussion einige Ungereimtheiten der (alten) Rechtschreibung bewusst geworden, welche ich alle intuitiv so geschrieben hätte, wie sie seit der Reform auch richtig sind.
Beispiele: zu viel, Rad fahren, schwer verständlich, Schifffahrt. Die meisten Neuregelungen sind logisch und sinnvoll.
Also: Ich will eine Reform oder eben keine Reform, aber keine Reformreform und keine Doch-Nicht-Reform.
Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
In meinem Beitrag ist mir ein Fehler unterlaufen:
Zweitens enthält (hier muss es heißen: enthalten) ... die neuen Regelungen ...
Mit der Bitte um Entschuldigung.
Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin
eingetragen von Gast am 16.05.2001 um 22.00
In der schulischen Praxis habe ich bislang keinen Vorteil erkennen können, der sich aus der Rechtschreibreform ergibt oder ergeben wird. Allenfalls ließe sich die Regel zur ss/ß-Schreibung anführen. Abgesehen davon, daß es schon vor Dudens Zeiten hier keine Einheitlichkeit gegeben hat, fällt mir auf, daß ich mich selbst an diese Regel leicht gewöhnen kann, weil sie einsichtig ist. Das gilt übrigens auch für die schon bei Thomas Mann übliche Schreibung des Genitiv mit Apostroph bei Eigennamen.
Weit gravierender aber sind die sattsam bekannten Mängel der Reform. Vor allem die Getrenntschreibung von Wörtern, die wir als Komposita verstehen und sprechen, ist unsinnig: Sie erschwert eben sowohl das Verstehen als auch das Sprechen, weil veränderte Bedeutungen und die Betonung erst kontextuell verstanden und erschlossen werden müssen. Wer mit Kindern arbeitet, die in den Bereichen der Orthographie, der Aussprache, der Grammatik und des sinnentnehmenden Lesens erhebliche Defizite haben (und das sind erschreckend viele, auch Kinder muttersprachlich deutscher Herkunft), der weiß, daß dies ein gravierender Nachteil der Reform ist.
Vor allem aber ist das Argument, die Reform erleichtere das Erlernen von Rechtschreibregeln, gänzlich unrealistisch: Das schulische Problem besteht in der Mehrheit der Fälle nicht darin, daß die alten Regeln nicht verstanden werden, sondern darin, daß generell Regeln nicht verstanden werden. Da macht es keinen relevanten Unterschied, welche Regeln nicht gelernt werden. Wer die Kinder in ihrem Schriftspracherwerb fördern will, muß an anderen Stellen ansetzen. Das beginnt bei der schon in der Grundschule zu erlernenden Schrift (die Vereinfachte Ausgangsschrift scheint mir mit Blick auf rechtschreibschwache Kinder gravierende Nachteile zu haben), geht über die Lernmethodik (die eben nicht falsche Schreibungen in der Grundschule akzeptieren sollte, weil einmal angelegte Gedächtnisspuren nur schwer überlagert werden können) und reicht bis zur Einsicht, daß das Schreiben auch im Zeitalter der Computer eine grundlegende Kulturtechnik bleibt, die nur durch Übung beherrscht werden kann.
Dr. Joachim Wittkowski
Mont-Cenis-Gesamtschule, Mont-Cenis-Straße 180, 44627 Herne
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
... soll jetzt für Sie gelten: Keine Antwort ist auch eine Antwort? Sie schreiben, wie man sehen kann, weiter das Kotau-gemäße ss - ohne jeden Grund?
Oder haben Sie sich einstweilen nur über die vermeintliche Fehlinterpretation Ihrer Formulierung in ein und derselben Firma so entsetzt, daß Sie erst einmal dieses schwerwiegendere Problem auflösen wollten?
Dann wäre ja noch alles offen und eine Klärung zu erhoffen: Demnächst schreibt Herr Jansen hier wieder daß oder er legt dar, warum er es eben nicht tut. Alles wird gut!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2001 um 22.00
Vor 1900 wurde das ß in Antiqua meist in zwei Lettern als Lang-s und Kurz-s gedruckt. Sonst war auch die reine ss-Schreibung im Gebrauch, z.B. in Österreich und Bayern bis in die Nazizeit (z.B. in fortschrittlichen Nazischriften, wie auch Hitlers Verbotserlaß für die Fraktur vom 3.1.1941). Die Grimmsche Schule verwendete sz. Das ß war auch in anderen europäischen Ländern bekannt und wurde früher z.B im Italienischen unregelmäßig als Ligatur für ss verwendet.
Für Konrad Duden war sicher ein wichtiger Grund für die Beibehaltung des ß, daß es als Schlußligatur ein unverzichtbarer Bestandteil der Ästhetik der Frakturschrift ist. Um 1928 erschien noch über die Hälfte der Druckerzeugnisse in Fraktur (lt. Brockhaus 1928). Die eindeutige Umwandlung von einer in die andere Schriftart wurde durch diese Regelung zwanglos sichergestellt. Andere Vorzüge der höherentwickelten Fraktur z.B. die Ligaturen für sch, ch, die der Schrift quasi die fehlenden Buchstaben für diese deutschen Laute wiedergaben entfielen allerdings.
Dies scheint den Machern der Jahrhundertreform aus mangelnder Bildung oder aus Nachlässigkeit nicht gegenwärtig gewesen zu sein, wenn nicht die bewußte Absicht einer Zerstörung der Tradition dahintersteckt. Diese kommt noch zu den bekannten Nachteilen der ss-Regelung hinzu.
Die ss-Regelung (die Scheiß-Stuss-Regel) der Reform ist die Reform. Bei der Durchsicht einer Ausgabe einer Lokalzeitung (Schleswiger Nachrichten v.11.5.01) ist außer einigen Tipps und s-t-Trennungen sonst nichts von der Reform zu bemerken. Das mag aber an der schlichten Journalistensprache liegen und daran, daß von Gräueln nicht berichtet wurde. Im Internetverkehr dagegen sieht man häufiger die Vermeidung auch der Restbestände an ß und sogar die Umlautschreibungen ae, oe, ue, um Konfusionen mit ausländischen Browsern zu vermeiden.
Außer den Profiteuren hat also die Reform niemandem genützt.
Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 15.05.2001 um 22.00
Wissen Sie, wo sich Konrad Duden zu der Problematik ss/ß geäußert hat? Würd mich mal interessieren.
Zu Herrn Scheuermann:
Ich hab mich schon ausführlich dazu geäußert, warum ich gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s bin. Soll ich Ihnen da mal was zuschicken? Ich denke, die Texte habe ich noch. Aber wollen Sie es denn wirklich wissen? Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren...
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
... ich bin durchaus gespannt darauf, dem ersten realen Argument für diese Regelung zu begegnen. (Wenn aber alles schon im Gästebuch gestanden hat und hier nur unverändert wiederholt würde, wäre es vielleicht besser, sehr geehrter Herr Jansen, Sie schickten Ihre Erläuterungen direkt an mich.) Wenn Sie als Antwort andeuten, daß Sie gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s seien, will ich dem aber gleich anfügen, daß es jedenfalls durch das ß nicht zu einer solchen Ausnahme kommen kann, da es ja nur ein anderes typographisches Zeichen für das nicht-trennbare ss ist. (Dann können Sie ggfs. gleich darauf erwidern.)
Herrn Salzburg bin ich nochmals für den Hinweis auf den historischen Hintergrund dankbar. Wenn ich Genussschein schnell zu lesen versuche, entsteht in meiner Vorstellung etwas wie Genuschschein, wenn ich Schussserie lese (gerade habe ich dazu eine methodische Anfrage aus unserer Rechtsmedizin bekommen), ist die erste Vorstellung Schusserie, mit Betonung auf der letzten Silbe. Das ist auch keine persönliche Eigenart von mir, das ging bisher jedem so, der solche Wörter von mir gezeigt bekam. (Eine wahre Genussschein-Orgie von Bertelsmann habe ich heute ins Nachrichtenarchiv zu setzen gewagt.) Historie, Ästhetik und Praktikabilität gehen hier Hand in Hand.
Man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren? Man muß es sogar - bis sie stimmen!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Christian Melsa am 15.05.2001 um 22.00
Herr Jansen, man kann sich für jeden Bereich der Rechtschreibung irgendwelche Proben einfallen lassen. Sie werfen die völlig unterschiedlichen Phänomene der Zusammenschreibung und der Stammschreibung, in diesem Fall der gleichbleibenden Konsonantenhärte im Schriftbild sowohl bei Singular als auch bei Plural, einfach in einen Topf. Man kann doch erkennen, daß auch mit der neuen Regelung der GZS versucht wurde, ein Modell zu erstellen, das dem bisherigen Gebrauch in den meisten Fällen gleicht. Doch die innere Konstruktion hat an bestimmten Stellen eben überhaupt nichts mit dem eigentlich Grund zu tun, aus dem es in der Sprachgeschichte zur Zusammenschreibung gekommen ist. Das Motiv zur Zusammenschreibung war doch niemals das, weil der erste Bestandteil nicht steigerbar ist. Der Grund zur Entstehung von Komposita ist und war immer eine semantische bzw. strukturell-funktionale Eigenständigkeit, deswegen läßt man den Zwischenraum weg, der sonst jedes Wort vom nächsten trennt, um eben auszudrücken, daß diese verschmolzene Einheit nicht das gleiche ist wie die Bestandteile einzeln. Wieso sollte da ein -ig, -isch-, -lich eine Rolle spielen oder die Frage der Erweiter- und Steigerbarkeit? Das sind gänzlich andere, eben rein grammatisch-formale Kriterien, die die Sprache in ein Korsett zwängen, das genau das Gegenteil von Fortschrittlichkeit bedeutet. Weil die Schreibweisenänderungen im Vergleich zum Gewohnten zuerst wie erlaubte Fehler erscheinen, wird die Reform von vielen Leuten wohl für besonders liberal gehalten, aber sie ist ja in Wahrheit das genaue Gegenteil davon. Die jungen Triebe des uralten Gewächses Sprache werden mutwillig abgekappt von einer verschwindend geringen Minderheit Sprachnutzer. Das ist einfach mit modernen Gesellschaftsparadigmen nicht in Einklang zu bringen, das gleicht dem Verhalten der Katholischen Kirche des Mittelalters, das mit gutem Grund die wahren Reformatoren wie Wiclif, Luther, Calvin usw. zu ihrem Wirken anstachelte.
Was Sie zur Rettung von fertigstellen und richtigstellen im Kontext der Neuregelung anführen, ist einfach falsch. Ich will Ihnen das noch einmal genau darlegen, und ich bleibe dabei ganz dicht am Regeltext, indem ich ihn hier einfach zitiere:
An der Regeladresse §34 E3 findet man die Aussage:
In den Fällen, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt. Siehe auch §34 E4.
Wir greifen also mal kurz voraus und schauen, was unter §34 E4 steht:
Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.
Sie lesen das anscheinend so:
Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) eine eindeutig klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er diese Regeln ignorieren und die Fälle von diesen unabhängig als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.
Denn die Fälle fertigstellen und richtigstellen sind durch die genannten Regeln eindeutig abgedeckt. Betrachten wir dazu die hier relevanten näheren Ausführungsbestimmungen des eingangs genannten §34 E3 für Adjektiv + Verb:
(3) Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz, zum Beispiel:
bekannt machen (etwas noch bekannter machen, etwas ganz bekannt machen), fern liegen (ferner liegen, sehr fern liegen), fest halten, frei sprechen (= ohne Manuskript sprechen), genau nehmen, gut gehen, gut schreiben (=lesbar, verständlich schreiben), hell strahlen, kurz treten, langsam arbeiten, laut reden, leicht fallen, locker sitzen, nahe bringen, sauber schreiben, schlecht gehen, schnell laufen, schwer nehmen, zufrieden stellen
Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist, zum Beispiel:
lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern
Hier ist zunächst einmal anzumerken, daß wir beide trotz eingängiger Beschäftigung mit dem Regelwerk die Endungen -ig, -isch, -lich mit -ig, -lich, -lisch verwechselt haben, es müßte statt -lisch also eigentlich -isch heißen. Wie gut, daß das keine verwirrende und schwer einprägbare Regel ist (Ironie!)...
Kann man nun in Hinblick auf §34 E3 (3) die Adjektive fertig und richtig nun steigern, wenigstens durch sehr"oder ganz, ja oder nein? Hören diese Wörter mit -ig auf, ja oder nein? Sind diese Fälle also in Hinblick auf §34 E4 zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) klar geregelt, ja oder nein?
Es widerspricht nun einmal klipp und klar dem Regelwerk, fertigstellen und richtigstellen zusammenzuschreiben, da können Sie sich auf den Kopf stellen. Wenn Sie das Regelwerk an dieser Stelle ignorieren wollen, bitteschön. Doch dann sollten Sie das auch offen zugeben und nicht versuchen, Dinge dort hineinzulegen, die einfach nicht darin sind. Sie haben sich ja bisher trotz Nachfrage nicht zu Ihrem Beruf geäußert, ich kann nur inständig hoffen, daß Sie nicht Richter sind.
Interessant ist ja nun, daß Sie aus irgendeinem Grund es doch für vernünftig halten, diese Wörter zusammenzuschreiben. Das reformierte Regelwerk läßt sich dazu nicht heranziehen, quod erat demonstrandum. Überlegen Sie doch einmal, was Sie dazu bewegt, diese Wörter zusammenschreiben zu wollen - selbst wenn Sie immer noch glauben mögen, diese Freiheit durch §34 E4 gestattet zu bekommen, muß es ja einen Grund haben, daß Sie sie sich nehmen. Hat das irgend etwas mit der Steiger- oder Erweiterbarkeit des ersten Bestandteils zu tun? Wahrscheinlich doch nicht, oder?
Portmonee geht zwar nicht zwingend aus einer Regel hervor, aber es widerspricht auch keiner zwingenden Regel, was die behandelten Fälle demgegenüber tun. Es handelt sich hier zudem freilich wieder um ein ganz anderes Feld, nämlich die Fremdworteindeutschung, die tatsächlich weniger von der traditionellen Sprachentwicklung abweicht als andere Bereiche der Reform. Eingedeutsche Fremdwörter müssen natürlich, wenn es ordnungsgemäß zugeht, zunächst immer erst nur als Nebenvariante angeboten werden, um zu testen, ob sich die Schreibweise im Gebrauch bewähren kann und so durchsetzt. Der Bestand hat gegenüber der Veränderung in der Rechtschreibung, in der gesamten Sprache, immer den Vorrang, solange keine neuen semantischen Inhalte eingeführt werden. Das hat nichts mit Konservativismus im Sinne von verkrusteter Besitzstandswahrung zu tun, sondern mit der Pflege von Sprachfunktionalität, wo Begriffe so gut es geht sowohl wiedererkennbar als auch eindeutig bleiben sollen und jede Verwirrung zu vermeiden ist. Dabei kann man nicht mit Gewalt die Zustände auf diejenigen längst vergangener Zeiten zurückdrehen, denn somit würde vom gegenwärtigen Zeitpunkt aus gesehen wieder Verwirrung entstehen. Die sogenannte alte Rechtschreibung ist aber noch lange nicht Teil der Vergangenheit, sondern sie ist sogar lebendiger als die neue - nur nicht in der Scheinrealität, mit der uns die Medien einlullen wollen, um unsere Meinungen steuern zu können, um uns berechenbar zu halten, uns Zügel anzulegen, immer fleißig die Produkte der Werbekunden zu kaufen.
Übrigens, zu Ihrem letzten Beitrag, inn dem Sie die bissherige ss/ß-Regelung für eine Ausnahme der Konnsonantenverdoppelung hallten...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
inzwischen habe ich in Gästebuch 13 Ihre Ausführungen zu ss/ß nachgelesen. Sie müssen Sie also nicht mehr heraussuchen. Sie sind ja doch auf das Stammprinzip zurückgekommen: Kuss schreibe man wegen des Kusses so. Das ist überzeugend? Die Begründung Vereinheitlichung der Konsonantenverdoppelung ist nur bei höchst vordergründiger Betrachtung zutreffend, im eigentlichen Sinne ist sie, wie schon von mir vermutet, falsch.
Immerhin bin ich auf der Suche nach Ihren Ausführungen auf den Beitrag von Herrn Professor Ickler vom 6. Jenner gestoßen, in dem ein tatsächlicher Vorteil der Neuregelung benannt ist: Ausländer können dadurch leichter auf die richtige Aussprache zurückschließen!
Vielleicht machen Sie sich in Zukunft diese Begründung zu eigen!?
Ich will abschließend nur noch einmal daran erinnern, daß die Neuregelung eine Erleichterung des Schreibens mit sich bringen sollte. Gerade darin scheitert die neue ss/ß-Regelung kläglich: Außer an dem von Ihnen bevorzugt besuchten Imbiss gab es die Wortendung ss in deutschen Wörtern nicht. (Aber vielleicht hat der eine oder andere Schildermaler gar nicht gemerkt, daß es sich um ein deutsches Wort handelt: Fight the Stress in my Imbiss! - so muß es gewesen sein!)
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Theodor Ickler am 15.05.2001 um 22.00
Bisher hat sich die Universität Erlangen-Nürnberg im großen und ganzen standhaft geweigert, ihre Öffentlichkeitsarbeit durch reformierte Orthographie zu verunzieren. Nun hat aber eine neue Leiterin der Pressestelle (sie ist auch SPD-Stadträtin) ihren Dienst angetreten, und das erste, was sie veranlaßte, war die Umstellung auf die Reformschreibung. Nach eigenem Bekunden tat sie dies ohne Rücksprache mit irgend jemandem. So ist es übrigens auch bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gelaufen: Man überläßt die hochpolitische Entscheidung irgendwelchen untergeordneten Leuten von der Pressestelle.
Selbstverständlich lehnen die Hochschullehrer die Neuregelung weiterhin mit großer Mehrheit ab. Das nützt ihnen aber gar nichts, es wird einfach umgestellt - ein typisches Beispiel für die Eigenmächtigkeit des Verwaltungsapparates, der die Wissenschaft erstickt. Man kann sich denken, was dabei herauskommt: Unser Unikurier aktuell, soeben erschienen, wimmelt von Fehlern. Gleich in der dritten Zeile geht es los mit anstossen, und dann immer so weiter, abschliessen (aber Entschluß) - es ist eine Schande. Man schämt sich, durch derart verwahrloste Texte nach außen repräsentiert zu werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 15.05.2001 um 22.00
Herr Jansen, man kann sich für jeden Bereich der Rechtschreibung irgendwelche Proben einfallen lassen. Sie werfen die völlig unterschiedlichen Phänomene der Zusammenschreibung und der Stammschreibung, in diesem Fall der gleichbleibenden Konsonantenhärte im Schriftbild sowohl bei Singular als auch bei Plural, einfach in einen Topf. Man kann doch erkennen, daß auch mit der neuen Regelung der GZS versucht wurde, ein Modell zu erstellen, das dem bisherigen Gebrauch in den meisten Fällen gleicht. Doch die innere Konstruktion hat an bestimmten Stellen eben überhaupt nichts mit dem eigentlich Grund zu tun, aus dem es in der Sprachgeschichte zur Zusammenschreibung gekommen ist. Das Motiv zur Zusammenschreibung war doch niemals das, weil der erste Bestandteil nicht steigerbar ist. Der Grund zur Entstehung von Komposita ist und war immer eine semantische bzw. strukturell-funktionale Eigenständigkeit, deswegen läßt man den Zwischenraum weg, der sonst jedes Wort vom nächsten trennt, um eben auszudrücken, daß diese verschmolzene Einheit nicht das gleiche ist wie die Bestandteile einzeln. Wieso sollte da ein -ig, -isch-, -lich eine Rolle spielen oder die Frage der Erweiter- und Steigerbarkeit? Das sind gänzlich andere, eben rein grammatisch-formale Kriterien, die die Sprache in ein Korsett zwängen, das genau das Gegenteil von Fortschrittlichkeit bedeutet. Weil die Schreibweisenänderungen im Vergleich zum Gewohnten zuerst wie erlaubte Fehler erscheinen, wird die Reform von vielen Leuten wohl für besonders liberal gehalten, aber sie ist ja in Wahrheit das genaue Gegenteil davon. Die jungen Triebe des uralten Gewächses Sprache werden mutwillig abgekappt von einer verschwindend geringen Minderheit Sprachnutzer. Das ist einfach mit modernen Gesellschaftsparadigmen nicht in Einklang zu bringen, das gleicht dem Verhalten der Katholischen Kirche des Mittelalters, das mit gutem Grund die wahren Reformatoren wie Wiclif, Luther, Calvin usw. zu ihrem Wirken anstachelte.
Was Sie zur Rettung von fertigstellen und richtigstellen im Kontext der Neuregelung anführen, ist einfach falsch. Ich will Ihnen das noch einmal genau darlegen, und ich bleibe dabei ganz dicht am Regeltext, indem ich ihn hier einfach zitiere:
An der Regeladresse §34 E3 findet man die Aussage:
In den Fällen, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt. Siehe auch §34 E4.
Wir greifen also mal kurz voraus und schauen, was unter §34 E4 steht:
Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.
Sie lesen das anscheinend so:
Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) eine eindeutig klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er diese Regeln ignorieren und die Fälle von diesen unabhängig als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.
Denn die Fälle fertigstellen und richtigstellen sind durch die genannten Regeln eindeutig abgedeckt. Betrachten wir dazu die hier relevanten näheren Ausführungsbestimmungen des eingangs genannten §34 E3 für Adjektiv + Verb:
(3) Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz, zum Beispiel:
bekannt machen (etwas noch bekannter machen, etwas ganz bekannt machen), fern liegen (ferner liegen, sehr fern liegen), fest halten, frei sprechen (= ohne Manuskript sprechen), genau nehmen, gut gehen, gut schreiben (=lesbar, verständlich schreiben), hell strahlen, kurz treten, langsam arbeiten, laut reden, leicht fallen, locker sitzen, nahe bringen, sauber schreiben, schlecht gehen, schnell laufen, schwer nehmen, zufrieden stellen
Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist, zum Beispiel:
lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern
Hier ist zunächst einmal anzumerken, daß wir beide trotz eingängiger Beschäftigung mit dem Regelwerk die Endungen -ig, -isch, -lich mit -ig, -lich, -lisch verwechselt haben, es müßte statt -lisch also eigentlich -isch heißen. Wie gut, daß das keine verwirrende und schwer einprägbare Regel ist (Ironie!)...
Kann man nun in Hinblick auf §34 E3 (3) die Adjektive fertig und richtig nun steigern, wenigstens durch sehr"oder ganz, ja oder nein? Hören diese Wörter mit -ig auf, ja oder nein? Sind diese Fälle also in Hinblick auf §34 E4 zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) klar geregelt, ja oder nein?
Es widerspricht nun einmal klipp und klar dem Regelwerk, fertigstellen und richtigstellen zusammenzuschreiben, da können Sie sich auf den Kopf stellen. Wenn Sie das Regelwerk an dieser Stelle ignorieren wollen, bitteschön. Doch dann sollten Sie das auch offen zugeben und nicht versuchen, Dinge dort hineinzulegen, die einfach nicht darin sind. Sie haben sich ja bisher trotz Nachfrage nicht zu Ihrem Beruf geäußert, ich kann nur inständig hoffen, daß Sie nicht Richter sind.
Interessant ist ja nun, daß Sie aus irgendeinem Grund es doch für vernünftig halten, diese Wörter zusammenzuschreiben. Das reformierte Regelwerk läßt sich dazu nicht heranziehen, quod erat demonstrandum. Überlegen Sie doch einmal, was Sie dazu bewegt, diese Wörter zusammenschreiben zu wollen - selbst wenn Sie immer noch glauben mögen, diese Freiheit durch §34 E4 gestattet zu bekommen, muß es ja einen Grund haben, daß Sie sie sich nehmen. Hat das irgend etwas mit der Steiger- oder Erweiterbarkeit des ersten Bestandteils zu tun? Wahrscheinlich doch nicht, oder?
Portmonee geht zwar nicht zwingend aus einer Regel hervor, aber es widerspricht auch keiner zwingenden Regel, was die behandelten Fälle demgegenüber tun. Es handelt sich hier zudem freilich wieder um ein ganz anderes Feld, nämlich die Fremdworteindeutschung, die tatsächlich weniger von der traditionellen Sprachentwicklung abweicht als andere Bereiche der Reform. Eingedeutsche Fremdwörter müssen natürlich, wenn es ordnungsgemäß zugeht, zunächst immer erst nur als Nebenvariante angeboten werden, um zu testen, ob sich die Schreibweise im Gebrauch bewähren kann und so durchsetzt. Der Bestand hat gegenüber der Veränderung in der Rechtschreibung, in der gesamten Sprache, immer den Vorrang, solange keine neuen semantischen Inhalte eingeführt werden. Das hat nichts mit Konservativismus im Sinne von verkrusteter Besitzstandswahrung zu tun, sondern mit der Pflege von Sprachfunktionalität, wo Begriffe so gut es geht sowohl wiedererkennbar als auch eindeutig bleiben sollen und jede Verwirrung zu vermeiden ist. Dabei kann man nicht mit Gewalt die Zustände auf diejenigen längst vergangener Zeiten zurückdrehen, denn somit würde vom gegenwärtigen Zeitpunkt aus gesehen wieder Verwirrung entstehen. Die sogenannte alte Rechtschreibung ist aber noch lange nicht Teil der Vergangenheit, sondern sie ist sogar lebendiger als die neue - nur nicht in der Scheinrealität, mit der uns die Medien einlullen wollen, um unsere Meinungen steuern zu können, um uns berechenbar zu halten, uns Zügel anzulegen, immer fleißig die Produkte der Werbekunden zu kaufen.
Übrigens, zu Ihrem letzten Beitrag, inn dem Sie die bissherige ss/ß-Regelung für eine Ausnahme der Konnsonantenverdoppelung hallten...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
inzwischen habe ich in Gästebuch 13 Ihre Ausführungen zu ss/ß nachgelesen. Sie müssen Sie also nicht mehr heraussuchen. Sie sind ja doch auf das Stammprinzip zurückgekommen: Kuss schreibe man wegen des Kusses so. Das ist überzeugend? Die Begründung Vereinheitlichung der Konsonantenverdoppelung ist nur bei höchst vordergründiger Betrachtung zutreffend, im eigentlichen Sinne ist sie, wie schon von mir vermutet, falsch.
Immerhin bin ich auf der Suche nach Ihren Ausführungen auf den Beitrag von Herrn Professor Ickler vom 6. Jenner gestoßen, in dem ein tatsächlicher Vorteil der Neuregelung benannt ist: Ausländer können dadurch leichter auf die richtige Aussprache zurückschließen!
Vielleicht machen Sie sich in Zukunft diese Begründung zu eigen!?
Ich will abschließend nur noch einmal daran erinnern, daß die Neuregelung eine Erleichterung des Schreibens mit sich bringen sollte. Gerade darin scheitert die neue ss/ß-Regelung kläglich: Außer an dem von Ihnen bevorzugt besuchten Imbiss gab es die Wortendung ss in deutschen Wörtern nicht. (Aber vielleicht hat der eine oder andere Schildermaler gar nicht gemerkt, daß es sich um ein deutsches Wort handelt: Fight the Stress in my Imbiss! - so muß es gewesen sein!)
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Theodor Ickler am 15.05.2001 um 22.00
Bisher hat sich die Universität Erlangen-Nürnberg im großen und ganzen standhaft geweigert, ihre Öffentlichkeitsarbeit durch reformierte Orthographie zu verunzieren. Nun hat aber eine neue Leiterin der Pressestelle (sie ist auch SPD-Stadträtin) ihren Dienst angetreten, und das erste, was sie veranlaßte, war die Umstellung auf die Reformschreibung. Nach eigenem Bekunden tat sie dies ohne Rücksprache mit irgend jemandem. So ist es übrigens auch bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gelaufen: Man überläßt die hochpolitische Entscheidung irgendwelchen untergeordneten Leuten von der Pressestelle.
Selbstverständlich lehnen die Hochschullehrer die Neuregelung weiterhin mit großer Mehrheit ab. Das nützt ihnen aber gar nichts, es wird einfach umgestellt - ein typisches Beispiel für die Eigenmächtigkeit des Verwaltungsapparates, der die Wissenschaft erstickt. Man kann sich denken, was dabei herauskommt: Unser Unikurier aktuell, soeben erschienen, wimmelt von Fehlern. Gleich in der dritten Zeile geht es los mit anstossen, und dann immer so weiter, abschliessen (aber Entschluß) - es ist eine Schande. Man schämt sich, durch derart verwahrloste Texte nach außen repräsentiert zu werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
... ich bin durchaus gespannt darauf, dem ersten realen Argument für diese Regelung zu begegnen. (Wenn aber alles schon im Gästebuch gestanden hat und hier nur unverändert wiederholt würde, wäre es vielleicht besser, sehr geehrter Herr Jansen, Sie schickten Ihre Erläuterungen direkt an mich.) Wenn Sie als Antwort andeuten, daß Sie gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s seien, will ich dem aber gleich anfügen, daß es jedenfalls durch das ß nicht zu einer solchen Ausnahme kommen kann, da es ja nur ein anderes typographisches Zeichen für das nicht-trennbare ss ist. (Dann können Sie ggfs. gleich darauf erwidern.)
Herrn Salzburg bin ich nochmals für den Hinweis auf den historischen Hintergrund dankbar. Wenn ich Genussschein schnell zu lesen versuche, entsteht in meiner Vorstellung etwas wie Genuschschein, wenn ich Schussserie lese (gerade habe ich dazu eine methodische Anfrage aus unserer Rechtsmedizin bekommen), ist die erste Vorstellung Schusserie, mit Betonung auf der letzten Silbe. Das ist auch keine persönliche Eigenart von mir, das ging bisher jedem so, der solche Wörter von mir gezeigt bekam. (Eine wahre Genussschein-Orgie von Bertelsmann habe ich heute ins Nachrichtenarchiv zu setzen gewagt.) Historie, Ästhetik und Praktikabilität gehen hier Hand in Hand.
Man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren? Man muß es sogar - bis sie stimmen!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Gast am 15.05.2001 um 22.00
Wissen Sie, wo sich Konrad Duden zu der Problematik ss/ß geäußert hat? Würd mich mal interessieren.
Zu Herrn Scheuermann:
Ich hab mich schon ausführlich dazu geäußert, warum ich gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s bin. Soll ich Ihnen da mal was zuschicken? Ich denke, die Texte habe ich noch. Aber wollen Sie es denn wirklich wissen? Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren...
Michael Jansen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2001 um 22.00
Vor 1900 wurde das ß in Antiqua meist in zwei Lettern als Lang-s und Kurz-s gedruckt. Sonst war auch die reine ss-Schreibung im Gebrauch, z.B. in Österreich und Bayern bis in die Nazizeit (z.B. in fortschrittlichen Nazischriften, wie auch Hitlers Verbotserlaß für die Fraktur vom 3.1.1941). Die Grimmsche Schule verwendete sz. Das ß war auch in anderen europäischen Ländern bekannt und wurde früher z.B im Italienischen unregelmäßig als Ligatur für ss verwendet.
Für Konrad Duden war sicher ein wichtiger Grund für die Beibehaltung des ß, daß es als Schlußligatur ein unverzichtbarer Bestandteil der Ästhetik der Frakturschrift ist. Um 1928 erschien noch über die Hälfte der Druckerzeugnisse in Fraktur (lt. Brockhaus 1928). Die eindeutige Umwandlung von einer in die andere Schriftart wurde durch diese Regelung zwanglos sichergestellt. Andere Vorzüge der höherentwickelten Fraktur z.B. die Ligaturen für sch, ch, die der Schrift quasi die fehlenden Buchstaben für diese deutschen Laute wiedergaben entfielen allerdings.
Dies scheint den Machern der Jahrhundertreform aus mangelnder Bildung oder aus Nachlässigkeit nicht gegenwärtig gewesen zu sein, wenn nicht die bewußte Absicht einer Zerstörung der Tradition dahintersteckt. Diese kommt noch zu den bekannten Nachteilen der ss-Regelung hinzu.
Die ss-Regelung (die Scheiß-Stuss-Regel) der Reform ist die Reform. Bei der Durchsicht einer Ausgabe einer Lokalzeitung (Schleswiger Nachrichten v.11.5.01) ist außer einigen Tipps und s-t-Trennungen sonst nichts von der Reform zu bemerken. Das mag aber an der schlichten Journalistensprache liegen und daran, daß von Gräueln nicht berichtet wurde. Im Internetverkehr dagegen sieht man häufiger die Vermeidung auch der Restbestände an ß und sogar die Umlautschreibungen ae, oe, ue, um Konfusionen mit ausländischen Browsern zu vermeiden.
Außer den Profiteuren hat also die Reform niemandem genützt.
Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 15.05.2001 um 22.00
... soll jetzt für Sie gelten: Keine Antwort ist auch eine Antwort? Sie schreiben, wie man sehen kann, weiter das Kotau-gemäße ss - ohne jeden Grund?
Oder haben Sie sich einstweilen nur über die vermeintliche Fehlinterpretation Ihrer Formulierung in ein und derselben Firma so entsetzt, daß Sie erst einmal dieses schwerwiegendere Problem auflösen wollten?
Dann wäre ja noch alles offen und eine Klärung zu erhoffen: Demnächst schreibt Herr Jansen hier wieder daß oder er legt dar, warum er es eben nicht tut. Alles wird gut!
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Reinhard Markner am 14.05.2001 um 22.00
Die RWE AG, Essen, bedient sich in ihren Drucksachen des Neuschriebs, die Gegenanträge zur Hauptversammlung am 7. 6. läßt sie jedoch gnädigerweise orthographisch ungeschoren. Ergebnis : 1 Gegenantrag in Neuschrieb, 4 (darunter der des Dachverbands kritischer Aktionäre) in bewährter Rechtschreibung, 2 unentscheidbar.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 14.05.2001 um 22.00
Ist ja wirklich erstaunlich, dass in einem Obrigkeitsstaat (nach dem KMK-Putsch) nicht alle Menschen gleichzeitig ihre Schreibweisen der Neuregelung anpassen. Da muss man doch tatsächlich mit ansehen, dass in ein und derselben Firma Menschen unterschiedlich schreiben. Die brauchen doch einen Dolmetscher.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 14.05.2001 um 22.00
So ein richtiger Obrigkeitsstaat sind wir nicht, das meint weder der sich in mildem Spott ergehende Herr Jansen noch sonst ein Besucher dieser Seite - so ein Staat würde ganz andere Machtmittel einsetzen. Wir haben aber eine bemerkenswerte obrigkeitsstaatliche Tradition (cuius regio - eius religio = der Landesherr legt die Religionszugehörigkeit seiner Untertanen fest: Das muß man sich einmal so richtig vorzustellen versuchen!) - und die wirkt wahrscheinlich noch lange nach.
Der quantitativ vorherrschende Eingriff der Rechtschreibreform ist der in die ß/ss-Regel. Nun haben Ickler u.v.a. dargestellt, emprisch untersucht und den Nachweis erbracht, daß die Neuregelung ohne erkennbaren Sinn ist. Man hätte vielleicht das ß (kein Buchstabe, eine typographische Variante zu ss, klar) ganz streichen können oder zulassen können (aus Nachsicht für verzeihliche Konzentrationsschwäche?), daß Schüler es nicht als Fehler angerechnet bekommen, wenn sie das anstelle von daß/dass schreiben (oder vielleicht auch mal umgekehrt?) Beides (vor allem wohl das letztere) hätte die Fehlerzahl in Schüleraufsätzen reduziert.
Ich bitte um Verzeihung, dies hier zu wiederholen, aber m.E. wurde FÜR die Neuregelung in diesem Bereich noch nie ein stichhaltiges Argument vorgebracht. (Im Gegenteil spricht fast alles, was man finden kann, dagegen: Bertelsmann pendelt in seiner Homepage zwischen Genussschein und Genußschein - was erkennt man leichter? - Herrn Peil verdanken wir die Beispiele Kongresssaal, Schussserie und Basssänger, die Neuregelung ist auch ahistorisch, weil sie den gewachsenen Sinn des ß - diese beiden s dürfen oder können nicht getrennt werden, deshalb sind sie zu EINEM typographischen Zeichen verschmolzen - offenkundig verkennt.) Auch das sogenannte Stammprinzip wird doch kaum jemand ernsthaft vorzubringen wagen (schießen/Schuss???). Der einzige Vorteil der Neuregelung scheint zu sein, daß man sie sich leicht merken kann - so führt sie dann vom Verständniss zum Ärgerniss.
Nun einmal angenommen, wir wären nicht mehr obrigkeitsstaatlich geprägt, sondern Mitglieder einer offenen Gesellschaft, würde dann einer einen solchen Regelungsvorschlag übernehmen? Vielleicht der eine oder andere, der darin doch einen Sinn zu sehen vermöchte, aber ich würde ihn wahrscheinlich um eine Erläuterung bitten. Wenn er diese nicht geben könnte, warum schriebe er dann dennoch brav zwar fließen aber Fluss?
Konkret, Herr Jansen, fühlen Sie sich als Bürger einer freien Gesellschaft? Dann wären Sie doch auch frei, zum ß zurückzukehren, wie es sich im Deutschen nun einmal bewährt hat (und zumindest hier in Heidelberg, die Plakate weiter dominiert), u.a. auch, weil es lesefreundlicher ist (s.o.). Wenn Sie keine überzeugenden Argumente im Köcher hätten, aber weiter bei dass usw. blieben - dann müßte ich noch einmal nachdenken, wie ich Sie einstufen sollte.
Professor Ickler hat dieses ss gelegentlich als Unterwerfungsgeste interpretiert - so wird es auch hier an der Heidelberger Universität oft verstanden. Bitte, Herr Jansen, verstehen Sie dies nicht als persönlichen Angriff - ich bin völlig offen für jede Erwiderung. Allerdings, wenn Sie das dass tatsächlich wieder aufgeben würden (weil es z.B. der hinreichenden Begründung ermangelte), dann könnte die weitere Diskussionen weiter nur noch darum gehen, was besonders sinnvoll, treffend (und natürlich zuvörderst auch empirisch nachweisbar!) ist. So wohlwollend, wie Sie oft die neuen Regeln im Sinne der deutschen Sprache zu interpretieren versuchen, kämen wir dann einer einheitlicheren Rechtschreibung leichter wieder näher.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Theodor Ickler am 14.05.2001 um 22.00
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat in ihrem bekannten Kompromißvorschlag über die Heysesche ss-Schreibung folgendes gesagt:
Wer sie akzeptiert, gibt zu erkennen, daß er die Neuregelung nicht grundsätzlich bekämpft. Das Umgekehrte gilt ebenfalls.
Das ist kurz und treffend. Sonderbarerweise scheint die Akademie dennoch oder gerade deshalb bereit zu sein, sich mit dem ss abzufinden. Das ist weder aus systematischen Gründen (wie die Akademie selbst darlegt) noch gar aus pädagogischen Gründen zu rechtfertigen. Insofern das Kompromißpapier auf eine weitere Reform hinausliefe, ist es jedoch im Sinne einer Reductio ad absurdum nicht unwillkommen. Verwirklicht wird es ja sowieso nicht. (Ausführlicher Kommentar in Regelungsgewalt.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 14.05.2001 um 22.00
Aktionäre sind nicht Angestellte der Firma, an der sie Anteile halten. Dies zur Information für Herrn Jans(s)en, dem der Sachverhalt, wie so manche andere auch, nicht klar zu sein scheint.
Ein kritischer Aktionär
Essen
eingetragen von Matthias Dräger am 14.05.2001 um 22.00
Die ss-ß Regelung der Rechtschreibreform ist die unsinnigste aller Schreibänderungen, da
- sie schon längst da war, aber verworfen wurde
- sie fehlerträchtiger ist als die bewährte Regelung
- sie das Lesen eher erschwert als erleichtert
- sie überhaupt eine Änderung ist
- sie die meisten Schreibänderungen versursacht.
Die ss-ß-Regelung ist das Herzstück bzw. der Silikonbusen der Reform (Riebe). Nicht umsonst habe ich bereits 1995 in einem Schreiben an alle Ministerpräsidenten der Länder diesem Bereich eine ganze Seite gewidmet (Der Stille Protest, S. 51). Leute vom Fach, wie ein Peter Eisenberg, haben das natürlich viel früher schon gemerkt und mit ihrer Ansicht auch nicht hinterm Berg gehalten: Die geplante ss-Regelung ist die schlechteste aller denkbaren Lösungen (Eisenberg, 1993).
Die ss-ß-Regelung ist etwas, mit dem die Reformer dank ihrer Überrumpelung eine Chance haben, durchzukommen. Das ist auch der Grund, warum kaum über diesen Bereich gesprochen wird, natürlich auch nicht in Zeitungen. Wo ist denn z. B. die Marxsche Untersuchung mal gebracht worden? Augst hielt sie für so gefährlich, daß er sich sogar zu einem Sätzchen dagegen hinreißen ließ.
Wenn diese Regelung weiter in der Presse praktiziert wird, wird es zu einer langfristigen Spaltung unserer Orthographie kommen - ohne jeden Vorteil für den Schreibenden, aber mit einem Büschel von Nachteilen für die Gesellschaft, angefangen von Leseschwierigkeiten, Schreibschwierigkeiten, da die Normierung durch einheitliche Lektüre gestört ist, Störung von Suchfunktionen, Kosten für den Neusatz von Büchern, usw., usw., usw.
Ich halte die Reformer nicht für so bösartig, daß sie absichtlich die Zersetzung der deutschen Orthographie betreiben. Was ich aber mittlerweile nicht mehr ausschließen möchte: Daß Leute im Hintergrund, von denen die Pseudo-Reformer protegiert werden, genau dieses im Schilde führen.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Gast am 14.05.2001 um 22.00
Wer sich mit Aktien auskennt, kann auch lesen, nehme ich an. Wer sprach davon, dass Aktionäre Angestellte der Firma sind?
Michael Jansen
eingetragen von Matthias Dräger am 14.05.2001 um 22.00
Die ss-ß Regelung der Rechtschreibreform ist die unsinnigste aller Schreibänderungen, da
- sie schon längst da war, aber verworfen wurde
- sie fehlerträchtiger ist als die bewährte Regelung
- sie das Lesen eher erschwert als erleichtert
- sie überhaupt eine Änderung ist
- sie die meisten Schreibänderungen versursacht.
Die ss-ß-Regelung ist das Herzstück bzw. der Silikonbusen der Reform (Riebe). Nicht umsonst habe ich bereits 1995 in einem Schreiben an alle Ministerpräsidenten der Länder diesem Bereich eine ganze Seite gewidmet (Der Stille Protest, S. 51). Leute vom Fach, wie ein Peter Eisenberg, haben das natürlich viel früher schon gemerkt und mit ihrer Ansicht auch nicht hinterm Berg gehalten: Die geplante ss-Regelung ist die schlechteste aller denkbaren Lösungen (Eisenberg, 1993).
Die ss-ß-Regelung ist etwas, mit dem die Reformer dank ihrer Überrumpelung eine Chance haben, durchzukommen. Das ist auch der Grund, warum kaum über diesen Bereich gesprochen wird, natürlich auch nicht in Zeitungen. Wo ist denn z. B. die Marxsche Untersuchung mal gebracht worden? Augst hielt sie für so gefährlich, daß er sich sogar zu einem Sätzchen dagegen hinreißen ließ.
Wenn diese Regelung weiter in der Presse praktiziert wird, wird es zu einer langfristigen Spaltung unserer Orthographie kommen - ohne jeden Vorteil für den Schreibenden, aber mit einem Büschel von Nachteilen für die Gesellschaft, angefangen von Leseschwierigkeiten, Schreibschwierigkeiten, da die Normierung durch einheitliche Lektüre gestört ist, Störung von Suchfunktionen, Kosten für den Neusatz von Büchern, usw., usw., usw.
Ich halte die Reformer nicht für so bösartig, daß sie absichtlich die Zersetzung der deutschen Orthographie betreiben. Was ich aber mittlerweile nicht mehr ausschließen möchte: Daß Leute im Hintergrund, von denen die Pseudo-Reformer protegiert werden, genau dieses im Schilde führen.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Gast am 14.05.2001 um 22.00
Wer sich mit Aktien auskennt, kann auch lesen, nehme ich an. Wer sprach davon, dass Aktionäre Angestellte der Firma sind?
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 14.05.2001 um 22.00
Aktionäre sind nicht Angestellte der Firma, an der sie Anteile halten. Dies zur Information für Herrn Jans(s)en, dem der Sachverhalt, wie so manche andere auch, nicht klar zu sein scheint.
Ein kritischer Aktionär
Essen
eingetragen von Theodor Ickler am 14.05.2001 um 22.00
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat in ihrem bekannten Kompromißvorschlag über die Heysesche ss-Schreibung folgendes gesagt:
Wer sie akzeptiert, gibt zu erkennen, daß er die Neuregelung nicht grundsätzlich bekämpft. Das Umgekehrte gilt ebenfalls.
Das ist kurz und treffend. Sonderbarerweise scheint die Akademie dennoch oder gerade deshalb bereit zu sein, sich mit dem ss abzufinden. Das ist weder aus systematischen Gründen (wie die Akademie selbst darlegt) noch gar aus pädagogischen Gründen zu rechtfertigen. Insofern das Kompromißpapier auf eine weitere Reform hinausliefe, ist es jedoch im Sinne einer Reductio ad absurdum nicht unwillkommen. Verwirklicht wird es ja sowieso nicht. (Ausführlicher Kommentar in Regelungsgewalt.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 14.05.2001 um 22.00
So ein richtiger Obrigkeitsstaat sind wir nicht, das meint weder der sich in mildem Spott ergehende Herr Jansen noch sonst ein Besucher dieser Seite - so ein Staat würde ganz andere Machtmittel einsetzen. Wir haben aber eine bemerkenswerte obrigkeitsstaatliche Tradition (cuius regio - eius religio = der Landesherr legt die Religionszugehörigkeit seiner Untertanen fest: Das muß man sich einmal so richtig vorzustellen versuchen!) - und die wirkt wahrscheinlich noch lange nach.
Der quantitativ vorherrschende Eingriff der Rechtschreibreform ist der in die ß/ss-Regel. Nun haben Ickler u.v.a. dargestellt, emprisch untersucht und den Nachweis erbracht, daß die Neuregelung ohne erkennbaren Sinn ist. Man hätte vielleicht das ß (kein Buchstabe, eine typographische Variante zu ss, klar) ganz streichen können oder zulassen können (aus Nachsicht für verzeihliche Konzentrationsschwäche?), daß Schüler es nicht als Fehler angerechnet bekommen, wenn sie das anstelle von daß/dass schreiben (oder vielleicht auch mal umgekehrt?) Beides (vor allem wohl das letztere) hätte die Fehlerzahl in Schüleraufsätzen reduziert.
Ich bitte um Verzeihung, dies hier zu wiederholen, aber m.E. wurde FÜR die Neuregelung in diesem Bereich noch nie ein stichhaltiges Argument vorgebracht. (Im Gegenteil spricht fast alles, was man finden kann, dagegen: Bertelsmann pendelt in seiner Homepage zwischen Genussschein und Genußschein - was erkennt man leichter? - Herrn Peil verdanken wir die Beispiele Kongresssaal, Schussserie und Basssänger, die Neuregelung ist auch ahistorisch, weil sie den gewachsenen Sinn des ß - diese beiden s dürfen oder können nicht getrennt werden, deshalb sind sie zu EINEM typographischen Zeichen verschmolzen - offenkundig verkennt.) Auch das sogenannte Stammprinzip wird doch kaum jemand ernsthaft vorzubringen wagen (schießen/Schuss???). Der einzige Vorteil der Neuregelung scheint zu sein, daß man sie sich leicht merken kann - so führt sie dann vom Verständniss zum Ärgerniss.
Nun einmal angenommen, wir wären nicht mehr obrigkeitsstaatlich geprägt, sondern Mitglieder einer offenen Gesellschaft, würde dann einer einen solchen Regelungsvorschlag übernehmen? Vielleicht der eine oder andere, der darin doch einen Sinn zu sehen vermöchte, aber ich würde ihn wahrscheinlich um eine Erläuterung bitten. Wenn er diese nicht geben könnte, warum schriebe er dann dennoch brav zwar fließen aber Fluss?
Konkret, Herr Jansen, fühlen Sie sich als Bürger einer freien Gesellschaft? Dann wären Sie doch auch frei, zum ß zurückzukehren, wie es sich im Deutschen nun einmal bewährt hat (und zumindest hier in Heidelberg, die Plakate weiter dominiert), u.a. auch, weil es lesefreundlicher ist (s.o.). Wenn Sie keine überzeugenden Argumente im Köcher hätten, aber weiter bei dass usw. blieben - dann müßte ich noch einmal nachdenken, wie ich Sie einstufen sollte.
Professor Ickler hat dieses ss gelegentlich als Unterwerfungsgeste interpretiert - so wird es auch hier an der Heidelberger Universität oft verstanden. Bitte, Herr Jansen, verstehen Sie dies nicht als persönlichen Angriff - ich bin völlig offen für jede Erwiderung. Allerdings, wenn Sie das dass tatsächlich wieder aufgeben würden (weil es z.B. der hinreichenden Begründung ermangelte), dann könnte die weitere Diskussionen weiter nur noch darum gehen, was besonders sinnvoll, treffend (und natürlich zuvörderst auch empirisch nachweisbar!) ist. So wohlwollend, wie Sie oft die neuen Regeln im Sinne der deutschen Sprache zu interpretieren versuchen, kämen wir dann einer einheitlicheren Rechtschreibung leichter wieder näher.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Gast am 14.05.2001 um 22.00
Ist ja wirklich erstaunlich, dass in einem Obrigkeitsstaat (nach dem KMK-Putsch) nicht alle Menschen gleichzeitig ihre Schreibweisen der Neuregelung anpassen. Da muss man doch tatsächlich mit ansehen, dass in ein und derselben Firma Menschen unterschiedlich schreiben. Die brauchen doch einen Dolmetscher.
Michael Jansen
eingetragen von Reinhard Markner am 14.05.2001 um 22.00
Die RWE AG, Essen, bedient sich in ihren Drucksachen des Neuschriebs, die Gegenanträge zur Hauptversammlung am 7. 6. läßt sie jedoch gnädigerweise orthographisch ungeschoren. Ergebnis : 1 Gegenantrag in Neuschrieb, 4 (darunter der des Dachverbands kritischer Aktionäre) in bewährter Rechtschreibung, 2 unentscheidbar.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ich würde natürlich schreiben: ganz lahmlegen. Ich wollte mit dieser Frage nur Herrn Jansen zum Nachdenken bringen.
Abenteuerlich ist der Paragraph 34 E3 (3) des neuen Regelwerkes. Da stehen doch tatsächlich, gleichwertig (!!!), die folgenden Getrenntschreibungen nebeneinander: nahe bringen, langsam arbeiten, zufrieden stellen, hell strahlen, kurz treten...
In dieser Reihe sind doch drei Begriffe enthalten, die man (schon wegen der Betonung) unbedingt zusammenschreiben muß!
Begründung für diesen Blödsinn: Erweiterbarkeit oder Steigerbarkeit des ersten Bestandteils, wenigstens durch sehr oder ganz.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Obwohl das Thema schon mehrfach und ziemlich erschöpfend abgehandelt worden ist, möchte ich für Herrn Illauer, der später dazugekommen ist, folgendes in Erinnerung rufen: Weder Betonung noch begriffliche Einheit sind ein zwingender Grund für Zusammenschreibung, sie sind lediglich als Hinweise auf eine gewisse Tendenz zur Zusammenschreibung zu betrachten. Davon bleibt unberührt, daß § 34 (3) des amtlichen Regelwerks - wie die ganze GZS - tatsächlich ein beschämender Blödsinn sind und gerade deshalb seit der Mannheimer Anhörung zur Disposition stehen.
Mit apodiktischen, nicht auf empirischer Arbeit beruhenden Urteilen, daß etwas unbedingt so oder so geschrieben werden müsse oder auf gar keinen Fall so oder so geschrieben werden dürfe, beschwört man unnötigerweise die höhnischen und durchaus nicht unberechtigten Retourkutschen herauf, die uns allen bekannt sind. Weder die Schreibwirklichkeit noch die inkonsistente alte Dudennorm rechtfertigen solche Urteile. Ich rate davon ab.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ich möchte Ihnen, sehr geehrter Herr Ickler, nicht zur Last fallen, und ich gebe zu, daß ich zu apodiktisch formuliert habe. Ein Diktator darf jemand, der ein Rechtschreibwörterbuch macht, nicht sein. Er muß sich zuerst an der Wirklichkeit orientieren.
Ich gestatte mir aber noch eine Frage (vielleicht blamiere ich mich, weil sie schon längst beantwortet ist):
Wie müssen die empirischen Ergebnisse prozentual ausfallen, damit Getrennt- bzw. Zusammenschreibung verpflichtend ist? Beispiel: 90 Prozent Zusammenschreibungen bei lahmlegen? Würde das ausreichen, damit die Zusammenschreibung verpflichtend wird?
Ihr Wörterbuch besitze ich noch nicht. Ich möchte mir die nächste Auflage kaufen, natürlich auch ein Exemplar für unsere Gymnasialbibliothek. Ich werde den Schülern dann nicht den Duden empfehlen, sondern Ihr Werk.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Wie gesagt, lieber Herr Illauer, darüber gibt es hier schon eine umfangreiche Diskussion, in der alle Argumente hin und her geschoben worden sind. Ganz kurz: Die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen ist, wenn man von den einfachen Präpositionen (ab-steigen usw.) absieht, noch nicht so sehr alt, und noch vor ein paar Jahrzehnten wurde kennen lernen (finde ich gerade in einem Band von Karl Voßler von 1960 durchgehend so)und manches andere noch ungemein häufig getrennt geschrieben, so daß sich Aussagen über die Blödsinnigkeit solcher Getrenntschreibungen eigentlich verbieten. Es geht aber nicht nur um Prozentzahlen (obwohl ich das tatsächliche Vorkommen mit großem Fleiß untersucht und für meine Praxis ausgewertet habe), sondern hinzu kommen ein systematischer und ein pädagogischer Gesichtspunkt: Wenn man die obligatorische Zusammenschreibung auf eine Handvoll Verbzusätze beschränkt und alles übrige in eine fakultative Zusammenschreibung (mit wechselnder Häufigkeit, die vielleicht in Zukunft genauer berücksichtigt werden könnte, auch darüber haben wir gesprochen) zu fassen versucht, dann wird man erstens den Tatsachen gerecht, erfaßt zweitens eine systematische Tendenz des Deutschen und erzielt drittens einen ganz enormen Vereinfachungsgewinn sowohl gegenüber der Reform als auch gegenüber den haarspalterischen und wirklichkeitsfremden Einzelwortfestlegungen des alten Duden, der hier - auch nach Ansicht der Dudenmannschaft, wie ich aus jahrelangen Erfahrungen sagen kann - ziemlich viele Mängel aufwies, die mit dazu beigetragen haben, den Reformgedanken aufkommen zu lassen. In meinem Wörterbuch wird all dies mit einem untergesetzten Bogen ausgedrückt, den Sie zum beispiel bei kennen_lernen, ernst_nehmen usw. finden. (Duden wollte hier im ersten Fall nur Zusammenschreibung, im zweiten nur Getrenntschreibung zulassen, beides ist systemwidrig und wirklichkeitsfern.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Selbstverständlich sind Formulierungen wie dies gilt für Wörter wie nicht unproblematisch. Nur, ein Regelwerk ist kein Wörterbuch, es kann nur Parallelen skizzieren, nicht aber erschöpfend sein. Sagen Sie doch mal, an welcher Stelle Sie konkret welches Problem sehen. Darüber kann man dann diskutieren.
Was Sie in Bezug auf die Steiger- und Erweiterbarkeit sagen, ist ziemlich richtig. Das Problem bezieht sich das auf das erste Wort oder auf den Ausdruck als Ganzen? ist die Krux der Grenzfälle von Getrennt- und Zusammenschreibung. Man sollte das in der nächsten Version auch ausformulieren in den Wahlparagrafen.
Woher wissen Sie, wie die Kommission die Regeln auslegt? Doch nur indirekt durch den neuen Duden oder?
Ich bin anderer Meinung als Sie: Für mich wird mit der Zeit immer deutlicher, dass das Kriterium der Steiger- und Erweiterbarkeit ein tatsächliches sprachliches Phänomen abbildet. Ich sehe es immer mehr parallel zur Stammschreibung; dort macht man auch eine entsprechende Probe (Hand und nicht Hant wegen Hände). Mit der Übung lernt man bestimmte Begriffe, ohne jedes Mal die Probe machen zu müssen. Was ist nun ein tatsächliches sprachliches Phänomen?. Ist es nur das gesprochene t in Hand, oder ist es auch die durch die Stammschreibung abgebildete Zugehörigkeit zu Hände? Alles nicht so einfach!
Mir scheint es bisher allein Ihre Interpretation zu sein, dass sich nur die deutschen Mitglieder der zwischenstaatlichen Kommission [vom Beirat] reinreden lassen wollen. Ich hab das so in Erinnerung, dass die Schweiz und Österreich so einen Beirat nicht für nötig hielten. Ist aber auch Interpretation, geb ich zu.
Was die Fälle mit -ig/-lich/-lisch betrifft, habe ich vor einiger Zeit geäußert, dass ich eine noch konsequentere Auslegung des Regelwerks sinnvoll fände. Die derzeit offizielle Auslegung macht hieraus quasi eine Regel: Wann immer eine Kombination aus Adjektiv oder Adverb mit -ig/-lich/-lisch vor einem Verb auftritt, schreibt man sie immer vom Verb getrennt. Das steht so nicht im Regelwerk. Lesen Sie es einfach, und dicht am Text bleiben! Die offizielle Auslegung bringt zwar Systematisierung, sie schneidet aber die Geltung der Grundregel der Erweiter- und Steigerbarkeit. Die Schreibweise von fertig_stellen und richtig_stellen, die meiner Meinung nach dem Regelwerk am ehesten entspricht, habe ich schon erläutert. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.
Mir war schon immer klar, dass etwas richtig finden keine übertragene Bedeutung hat. Das finden alleine ist meiner Meinung nach auch keine übertragene Bedeutung oder allenfalls historisch.
Zu LRS meinte ich nur, dass die Neuregelung die Probleme dieser Menschen nicht lösen kann, weil sie viel grundsätzlicher sind. Da es aber zugleich erwiesen ist, dass schwere Rechtschreibungen den Legasthenikern das Lesen und Schreiben noch schwieriger machen, ist die Sache doch klar. Nach der Neuregelung ist die deutsche Rechtschreibung etwas leichter.
Das Wörterverzeichnis ist aus meiner Sicht einigermaßen nebensächlich. Auch Ickler sieht ja eher in den alten Duden-Regeln die deutsche Rechtschreibung und nicht so sehr im alten Wörterbuch. Die Zehetmair-Geschichten betrafen nun einmal keine Regel, sondern Einzelwortfestlegungen. Die haben im Wörterverzeichnis logischerweise einen anderen Status als die bloße Anwendung einer Regel. Portmonee ergibt sich aus keiner Regel des Regelwerks, wenngleich es eine konsequente Eindeutschung ist, nichts anderes als Renommee, Allee und was es da schon alles gab. Natürlich wollte der Duden die Auflage mit Alfabet, Apoteke, Asfalt usw., die zentrale Wörter nicht amtlich schrieb, nicht vermarkten. Die Revisionen werden heute genauso ohne Öffentlichkeit vollzogen wie vor 1996. Ist doch logisch, dass es nicht immer so zugehen kann wie 1996-97.
Michael Jansen
eingetragen von Henning Upmeyer am 11.05.2001 um 22.00
Nur im Zusammenhang mit Bahnschienen und Bahngleisen gibt es als Art und Weise der Tätigkeit (modal) lahm legen = müde oder langsam legen, wobei sich lahm auf das Subjekt bezieht, und als Ergebnis der Tätigkeit (resultativ) lahmlegen = blockieren, wobei sich lahm auf das Objekt bezieht.
Subjektbezogen modal: Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahm gelegt = Sie haben sehr langsam gearbeitet. Die Steigerbarkeit bezieht sich auf die Tätigkeit und das Subjekt: Gestern haben sie die Schienen noch lahmer gelegt, d.h. noch langsamer gearbeitet. Die Arbeiter waren lahmer, d.h. langsamer. Unvollendete Aktionsart.
Objektbezogen resultativ: Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahmgelegt = Sie haben sie mit ihrer Arbeit völlig blockiert. Die Steigerbarkeit bezieht sich auf das Ergebnis der Tätigkeit und das Objekt: Gestern hatten sie die Schienen noch stärker lahmgelegt, d.h. die Blockade war noch größer. Vollendete Aktionsart.
Steigerbarkeit als Kriterium ist also untauglich.
Subjektbezogen modal oder objektbezogen resultativ ist ein besseres Kriterium.
Bei mehrdeutigen Adjektiven ist Sinn-Unterscheidbarkeit durch die Schreibweise nötig.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.05.2001 um 22.00
könnten Sie uns - oder mir - einmal erklären, warum man nicht in Sachen Rechtschreibung einfach weiter alles so hätte belassen sollen, wie bisher?
Meinetwegen mit nach außen hin unauffälligen Aktualisierungen des Dudens oder sonstiger maßgeblicher Nachschlagewerke nach inzwischen je eingetretener Praktiken? Zu Normen mutierter ehemaliger »Fehler? (z.B.: »ich brauche nicht wissen, was man wie schreibt«, statt: »ich brauche nicht zu wissen...« - oder solche Sachen, meinetwegen sogar »lohnenswert«, wo es heißen müßte »lohnend« (furchtbar, greulich, gräulich ist das allerdings schon). Aber wer hat, vor der Reform, jemals daran gedacht Sachen wie »Ständelwurz« oder »aufwändig« zu schreiben?)
Kein Mensch - außerhalb irgendwelcher Wörterbuchredaktionen - hat sich den Kopf über derartige Probleme zerbrochen, wie sie sich seit der Reform jeder Schreibkraft und jedem irgend mit Schreiben zu tun habendem Menschen tagtäglich stellen.
Es gibt im Zusammenhang mit der Rechtschreibung sicherlich interessante Fragen, die Diskussion hier zeigt das, und ich persönlich schätze Ihre Beiträge nicht so gering ein, wie das hier unter den Wissenden »in« ist, aber: überflüssig wie ein Kropf, noch viel überflüssiger, schädlich für die Sprach- und Schreibkultur, kostenträchtig, dumm und in sich widersprüchlich, das alles ist die Reform auf jeden Fall.
Und daß ein kultivierter Mensch, wie Sie es zweifellos sind, sich für diesen kulturell ruiniösen Unsinn auch noch engagieren kann, das ist mir ein riesiges Rätsel, aber zugleich eine interessante Beobachtung.
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Auf die Auslegungskunst von Herrn Jansen, mit der er bestimmte neue Regeln gegen ausnahmslos alle ihre Urheber interpretiert, will ich nicht noch einmal eingehen. Aber wenn er mir unterstellt, ich hätte eher in den Regeln als im Wörterverzeichnis die Rechtschreibung gesehen, dann hat er mich mißverstanden. Für mich ist die Reihenfolge so: Wir haben erstens die Rechtschreibung selbst (den Usus), zweitens ihre Erfassung in Wörterverzeichnissen und drittens die Verallgemeinerung oder Theorie dazu im Regelwerk. Sollte je eine meiner Darstellungen in diesem Punkt Zweifel gelassen haben, so will ich es hiermit ausdrücklich geklärt haben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ihre Erwiderung ist das, was ich insgesamt schon so von Ihrem Orthografie-Ansatz verstanden haben. Ich bezog mich auf eine Äußerung von Ihnen, mit der Sie sagten, dass die Regeln im alten Duden viel liberaler waren als die teilweise mangelhaften Wortschreibungen. Wenn ich das richtig verstehe, weicht Ihr Wörterbuch teilweise zwar vom alten Duden-Wörterbuch ab, nicht aber von den Regeln (stimmt das?). In dieser Hinsicht wäre die Konstante eher der Regelteil; so war es gemeint, OK?
Frage: Gibt es in den alten Duden-Regeln Bereiche, die mit einigen der Wortschreibungen in Ihrem Wörterbuch nicht vereinbar sind?
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Nein, so war es nicht gemeint. Meine Regeln formulieren in verallgemeinerter Form den Befund. Der Duden interessiert mich nicht (jedenfalls soweit es meine selbständige Erfassung des Schreibbrauchs betrifft). Mein Wörterverzeichnis ist - um das noch einmal klar zu sagen - keine Anwendung meiner Regeln auf den Wortschatz, sondern das Verhältnis ist gerade umgekehrt. Wer schreibt schon nach Regeln? Sie interessieren nur ein paar Feinschmecker, darunter viele Sprachwissenschaftler.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Nein, so war es nicht gemeint. Meine Regeln formulieren in verallgemeinerter Form den Befund. Der Duden interessiert mich nicht (jedenfalls soweit es meine selbständige Erfassung des Schreibbrauchs betrifft). Mein Wörterverzeichnis ist - um das noch einmal klar zu sagen - keine Anwendung meiner Regeln auf den Wortschatz, sondern das Verhältnis ist gerade umgekehrt. Wer schreibt schon nach Regeln? Sie interessieren nur ein paar Feinschmecker, darunter viele Sprachwissenschaftler.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ihre Erwiderung ist das, was ich insgesamt schon so von Ihrem Orthografie-Ansatz verstanden haben. Ich bezog mich auf eine Äußerung von Ihnen, mit der Sie sagten, dass die Regeln im alten Duden viel liberaler waren als die teilweise mangelhaften Wortschreibungen. Wenn ich das richtig verstehe, weicht Ihr Wörterbuch teilweise zwar vom alten Duden-Wörterbuch ab, nicht aber von den Regeln (stimmt das?). In dieser Hinsicht wäre die Konstante eher der Regelteil; so war es gemeint, OK?
Frage: Gibt es in den alten Duden-Regeln Bereiche, die mit einigen der Wortschreibungen in Ihrem Wörterbuch nicht vereinbar sind?
Michael Jansen
eingetragen von Henning Upmeyer am 11.05.2001 um 22.00
Nur im Zusammenhang mit Bahnschienen und Bahngleisen gibt es als Art und Weise der Tätigkeit (modal) lahm legen = müde oder langsam legen, wobei sich lahm auf das Subjekt bezieht, und als Ergebnis der Tätigkeit (resultativ) lahmlegen = blockieren, wobei sich lahm auf das Objekt bezieht.
Subjektbezogen modal: Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahm gelegt = Sie haben sehr langsam gearbeitet. Die Steigerbarkeit bezieht sich auf die Tätigkeit und das Subjekt: Gestern haben sie die Schienen noch lahmer gelegt, d.h. noch langsamer gearbeitet. Die Arbeiter waren lahmer, d.h. langsamer. Unvollendete Aktionsart.
Objektbezogen resultativ: Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahmgelegt = Sie haben sie mit ihrer Arbeit völlig blockiert. Die Steigerbarkeit bezieht sich auf das Ergebnis der Tätigkeit und das Objekt: Gestern hatten sie die Schienen noch stärker lahmgelegt, d.h. die Blockade war noch größer. Vollendete Aktionsart.
Steigerbarkeit als Kriterium ist also untauglich.
Subjektbezogen modal oder objektbezogen resultativ ist ein besseres Kriterium.
Bei mehrdeutigen Adjektiven ist Sinn-Unterscheidbarkeit durch die Schreibweise nötig.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.05.2001 um 22.00
könnten Sie uns - oder mir - einmal erklären, warum man nicht in Sachen Rechtschreibung einfach weiter alles so hätte belassen sollen, wie bisher?
Meinetwegen mit nach außen hin unauffälligen Aktualisierungen des Dudens oder sonstiger maßgeblicher Nachschlagewerke nach inzwischen je eingetretener Praktiken? Zu Normen mutierter ehemaliger »Fehler? (z.B.: »ich brauche nicht wissen, was man wie schreibt«, statt: »ich brauche nicht zu wissen...« - oder solche Sachen, meinetwegen sogar »lohnenswert«, wo es heißen müßte »lohnend« (furchtbar, greulich, gräulich ist das allerdings schon). Aber wer hat, vor der Reform, jemals daran gedacht Sachen wie »Ständelwurz« oder »aufwändig« zu schreiben?)
Kein Mensch - außerhalb irgendwelcher Wörterbuchredaktionen - hat sich den Kopf über derartige Probleme zerbrochen, wie sie sich seit der Reform jeder Schreibkraft und jedem irgend mit Schreiben zu tun habendem Menschen tagtäglich stellen.
Es gibt im Zusammenhang mit der Rechtschreibung sicherlich interessante Fragen, die Diskussion hier zeigt das, und ich persönlich schätze Ihre Beiträge nicht so gering ein, wie das hier unter den Wissenden »in« ist, aber: überflüssig wie ein Kropf, noch viel überflüssiger, schädlich für die Sprach- und Schreibkultur, kostenträchtig, dumm und in sich widersprüchlich, das alles ist die Reform auf jeden Fall.
Und daß ein kultivierter Mensch, wie Sie es zweifellos sind, sich für diesen kulturell ruiniösen Unsinn auch noch engagieren kann, das ist mir ein riesiges Rätsel, aber zugleich eine interessante Beobachtung.
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Auf die Auslegungskunst von Herrn Jansen, mit der er bestimmte neue Regeln gegen ausnahmslos alle ihre Urheber interpretiert, will ich nicht noch einmal eingehen. Aber wenn er mir unterstellt, ich hätte eher in den Regeln als im Wörterverzeichnis die Rechtschreibung gesehen, dann hat er mich mißverstanden. Für mich ist die Reihenfolge so: Wir haben erstens die Rechtschreibung selbst (den Usus), zweitens ihre Erfassung in Wörterverzeichnissen und drittens die Verallgemeinerung oder Theorie dazu im Regelwerk. Sollte je eine meiner Darstellungen in diesem Punkt Zweifel gelassen haben, so will ich es hiermit ausdrücklich geklärt haben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Selbstverständlich sind Formulierungen wie dies gilt für Wörter wie nicht unproblematisch. Nur, ein Regelwerk ist kein Wörterbuch, es kann nur Parallelen skizzieren, nicht aber erschöpfend sein. Sagen Sie doch mal, an welcher Stelle Sie konkret welches Problem sehen. Darüber kann man dann diskutieren.
Was Sie in Bezug auf die Steiger- und Erweiterbarkeit sagen, ist ziemlich richtig. Das Problem bezieht sich das auf das erste Wort oder auf den Ausdruck als Ganzen? ist die Krux der Grenzfälle von Getrennt- und Zusammenschreibung. Man sollte das in der nächsten Version auch ausformulieren in den Wahlparagrafen.
Woher wissen Sie, wie die Kommission die Regeln auslegt? Doch nur indirekt durch den neuen Duden oder?
Ich bin anderer Meinung als Sie: Für mich wird mit der Zeit immer deutlicher, dass das Kriterium der Steiger- und Erweiterbarkeit ein tatsächliches sprachliches Phänomen abbildet. Ich sehe es immer mehr parallel zur Stammschreibung; dort macht man auch eine entsprechende Probe (Hand und nicht Hant wegen Hände). Mit der Übung lernt man bestimmte Begriffe, ohne jedes Mal die Probe machen zu müssen. Was ist nun ein tatsächliches sprachliches Phänomen?. Ist es nur das gesprochene t in Hand, oder ist es auch die durch die Stammschreibung abgebildete Zugehörigkeit zu Hände? Alles nicht so einfach!
Mir scheint es bisher allein Ihre Interpretation zu sein, dass sich nur die deutschen Mitglieder der zwischenstaatlichen Kommission [vom Beirat] reinreden lassen wollen. Ich hab das so in Erinnerung, dass die Schweiz und Österreich so einen Beirat nicht für nötig hielten. Ist aber auch Interpretation, geb ich zu.
Was die Fälle mit -ig/-lich/-lisch betrifft, habe ich vor einiger Zeit geäußert, dass ich eine noch konsequentere Auslegung des Regelwerks sinnvoll fände. Die derzeit offizielle Auslegung macht hieraus quasi eine Regel: Wann immer eine Kombination aus Adjektiv oder Adverb mit -ig/-lich/-lisch vor einem Verb auftritt, schreibt man sie immer vom Verb getrennt. Das steht so nicht im Regelwerk. Lesen Sie es einfach, und dicht am Text bleiben! Die offizielle Auslegung bringt zwar Systematisierung, sie schneidet aber die Geltung der Grundregel der Erweiter- und Steigerbarkeit. Die Schreibweise von fertig_stellen und richtig_stellen, die meiner Meinung nach dem Regelwerk am ehesten entspricht, habe ich schon erläutert. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.
Mir war schon immer klar, dass etwas richtig finden keine übertragene Bedeutung hat. Das finden alleine ist meiner Meinung nach auch keine übertragene Bedeutung oder allenfalls historisch.
Zu LRS meinte ich nur, dass die Neuregelung die Probleme dieser Menschen nicht lösen kann, weil sie viel grundsätzlicher sind. Da es aber zugleich erwiesen ist, dass schwere Rechtschreibungen den Legasthenikern das Lesen und Schreiben noch schwieriger machen, ist die Sache doch klar. Nach der Neuregelung ist die deutsche Rechtschreibung etwas leichter.
Das Wörterverzeichnis ist aus meiner Sicht einigermaßen nebensächlich. Auch Ickler sieht ja eher in den alten Duden-Regeln die deutsche Rechtschreibung und nicht so sehr im alten Wörterbuch. Die Zehetmair-Geschichten betrafen nun einmal keine Regel, sondern Einzelwortfestlegungen. Die haben im Wörterverzeichnis logischerweise einen anderen Status als die bloße Anwendung einer Regel. Portmonee ergibt sich aus keiner Regel des Regelwerks, wenngleich es eine konsequente Eindeutschung ist, nichts anderes als Renommee, Allee und was es da schon alles gab. Natürlich wollte der Duden die Auflage mit Alfabet, Apoteke, Asfalt usw., die zentrale Wörter nicht amtlich schrieb, nicht vermarkten. Die Revisionen werden heute genauso ohne Öffentlichkeit vollzogen wie vor 1996. Ist doch logisch, dass es nicht immer so zugehen kann wie 1996-97.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Obwohl das Thema schon mehrfach und ziemlich erschöpfend abgehandelt worden ist, möchte ich für Herrn Illauer, der später dazugekommen ist, folgendes in Erinnerung rufen: Weder Betonung noch begriffliche Einheit sind ein zwingender Grund für Zusammenschreibung, sie sind lediglich als Hinweise auf eine gewisse Tendenz zur Zusammenschreibung zu betrachten. Davon bleibt unberührt, daß § 34 (3) des amtlichen Regelwerks - wie die ganze GZS - tatsächlich ein beschämender Blödsinn sind und gerade deshalb seit der Mannheimer Anhörung zur Disposition stehen.
Mit apodiktischen, nicht auf empirischer Arbeit beruhenden Urteilen, daß etwas unbedingt so oder so geschrieben werden müsse oder auf gar keinen Fall so oder so geschrieben werden dürfe, beschwört man unnötigerweise die höhnischen und durchaus nicht unberechtigten Retourkutschen herauf, die uns allen bekannt sind. Weder die Schreibwirklichkeit noch die inkonsistente alte Dudennorm rechtfertigen solche Urteile. Ich rate davon ab.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ich möchte Ihnen, sehr geehrter Herr Ickler, nicht zur Last fallen, und ich gebe zu, daß ich zu apodiktisch formuliert habe. Ein Diktator darf jemand, der ein Rechtschreibwörterbuch macht, nicht sein. Er muß sich zuerst an der Wirklichkeit orientieren.
Ich gestatte mir aber noch eine Frage (vielleicht blamiere ich mich, weil sie schon längst beantwortet ist):
Wie müssen die empirischen Ergebnisse prozentual ausfallen, damit Getrennt- bzw. Zusammenschreibung verpflichtend ist? Beispiel: 90 Prozent Zusammenschreibungen bei lahmlegen? Würde das ausreichen, damit die Zusammenschreibung verpflichtend wird?
Ihr Wörterbuch besitze ich noch nicht. Ich möchte mir die nächste Auflage kaufen, natürlich auch ein Exemplar für unsere Gymnasialbibliothek. Ich werde den Schülern dann nicht den Duden empfehlen, sondern Ihr Werk.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 11.05.2001 um 22.00
Wie gesagt, lieber Herr Illauer, darüber gibt es hier schon eine umfangreiche Diskussion, in der alle Argumente hin und her geschoben worden sind. Ganz kurz: Die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen ist, wenn man von den einfachen Präpositionen (ab-steigen usw.) absieht, noch nicht so sehr alt, und noch vor ein paar Jahrzehnten wurde kennen lernen (finde ich gerade in einem Band von Karl Voßler von 1960 durchgehend so)und manches andere noch ungemein häufig getrennt geschrieben, so daß sich Aussagen über die Blödsinnigkeit solcher Getrenntschreibungen eigentlich verbieten. Es geht aber nicht nur um Prozentzahlen (obwohl ich das tatsächliche Vorkommen mit großem Fleiß untersucht und für meine Praxis ausgewertet habe), sondern hinzu kommen ein systematischer und ein pädagogischer Gesichtspunkt: Wenn man die obligatorische Zusammenschreibung auf eine Handvoll Verbzusätze beschränkt und alles übrige in eine fakultative Zusammenschreibung (mit wechselnder Häufigkeit, die vielleicht in Zukunft genauer berücksichtigt werden könnte, auch darüber haben wir gesprochen) zu fassen versucht, dann wird man erstens den Tatsachen gerecht, erfaßt zweitens eine systematische Tendenz des Deutschen und erzielt drittens einen ganz enormen Vereinfachungsgewinn sowohl gegenüber der Reform als auch gegenüber den haarspalterischen und wirklichkeitsfremden Einzelwortfestlegungen des alten Duden, der hier - auch nach Ansicht der Dudenmannschaft, wie ich aus jahrelangen Erfahrungen sagen kann - ziemlich viele Mängel aufwies, die mit dazu beigetragen haben, den Reformgedanken aufkommen zu lassen. In meinem Wörterbuch wird all dies mit einem untergesetzten Bogen ausgedrückt, den Sie zum beispiel bei kennen_lernen, ernst_nehmen usw. finden. (Duden wollte hier im ersten Fall nur Zusammenschreibung, im zweiten nur Getrenntschreibung zulassen, beides ist systemwidrig und wirklichkeitsfern.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.05.2001 um 22.00
Ich würde natürlich schreiben: ganz lahmlegen. Ich wollte mit dieser Frage nur Herrn Jansen zum Nachdenken bringen.
Abenteuerlich ist der Paragraph 34 E3 (3) des neuen Regelwerkes. Da stehen doch tatsächlich, gleichwertig (!!!), die folgenden Getrenntschreibungen nebeneinander: nahe bringen, langsam arbeiten, zufrieden stellen, hell strahlen, kurz treten...
In dieser Reihe sind doch drei Begriffe enthalten, die man (schon wegen der Betonung) unbedingt zusammenschreiben muß!
Begründung für diesen Blödsinn: Erweiterbarkeit oder Steigerbarkeit des ersten Bestandteils, wenigstens durch sehr oder ganz.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 10.05.2001 um 22.00
eingetragen von Gast am 10.05.2001 um 22.00
Herr Illauer, wollen Sie nun den Verkehr (gesteigert) nun ganz lahm legen oder ganz lahmlegen? Mir war nicht ganz klar, für welche Schreibweise Sie sich nun einsetzen. Ich bleibe dabei, daß es den Begriff lahm legen m.E. nicht gibt, er wirkt absurd wie weitere unlogische Getrenntschreibungen der Reform, siehe hierzu meinen letzten Beitrag.
Mit freundlichem Gruß
Dietrich Beck
eingetragen von Reinhard Markner am 10.05.2001 um 22.00
Wolfgang Illauer schrieb : Die neue Getrenntschreibung von lahmlegen ist deshalb abzulehnen. Herr Beck, überlassen Sie doch die Rolle der Nervensäge Herrn Jansen, der kann das besser.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 10.05.2001 um 22.00
eingetragen von Gast am 10.05.2001 um 22.00
Herr Illauer, wollen Sie nun den Verkehr (gesteigert) nun ganz lahm legen oder ganz lahmlegen? Mir war nicht ganz klar, für welche Schreibweise Sie sich nun einsetzen. Ich bleibe dabei, daß es den Begriff lahm legen m.E. nicht gibt, er wirkt absurd wie weitere unlogische Getrenntschreibungen der Reform, siehe hierzu meinen letzten Beitrag.
Mit freundlichem Gruß
Dietrich Beck
eingetragen von Reinhard Markner am 10.05.2001 um 22.00
Wolfgang Illauer schrieb : Die neue Getrenntschreibung von lahmlegen ist deshalb abzulehnen. Herr Beck, überlassen Sie doch die Rolle der Nervensäge Herrn Jansen, der kann das besser.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Melsa am 08.05.2001 um 22.00
Ich kann Michael Jansens Gedankengang insofern nachvollziehen, als daß die Reformer ihre anfängliche Wörterliste ja selber verworfen haben, wie sich an den Angleichungen der neuen Wörterbücher zeigt. Damit haben sie allerdings gleichzeitig auch die ganze Grundkonzeption der Neuregelung verworfen, da die Regeln immer noch dieselben sind, aber immer mehr an Gültigkeit verlieren, sofern man sich an den Einzelschreibweisen orientiert - was einem aber auch gar nicht anders übrigbleibt. Dies zumindest in Grenzfällen, in denen die Regeln zu schwammig formuliert sind, wie etwa die typische Floskel dies gilt für Wörter wie:, in denen ein paar Beispiele genannt werden, jedoch ziemlich unklar bleibt, wie diese Reihe nun im genauen fortzusetzen sein soll. Ein ähnlicher Fall ist das Steiger- und Erweiterbarkeitskriterium in der GZS. Man könnte einerseits davon ausgehen, daß es sich letztendlich auf die Möglichkeit der Steiger- und Erweiterbarkeit im Kontext des Gesamtgebildes beziehen soll, andererseits wäre es auch gut so zu verstehen, daß nur der erste Bestandteil für sich gemeint ist. Für beides gibt es entsprechende Beispiele sowohl in der ursprünglichen Wörterliste wie auch dem aktuellen Zustand der offiziellen Auslegung der Regeln durch die Kommission. Davon unabhängig ist natürlich immer noch anzumerken, daß das ganze Kriterium nicht sehr brauchbar ist, da es in keinem Fall das tatsächliche Sprachphänomen abbildet, sondern eine künstliche Behelfskonstruktion ist.
Entweder man hält die Interpretierbarkeit der Neuregelung für so biegsam, daß man sich fragen muß, wozu man sie überhaupt kreiert hat, denn in Wahrheit handelt es sich ja vielfach nicht wirklich um Ausnutzung von Freiräumen (die dann immer noch den Vorwurf der Einebnung von sprachlichen Differenzierungen gestatten würden), sondern um schlichtes Ignorieren ihrer Zwänge - doch das hätte man dann auch in bezug auf die alten Regeln so machen können, ohne den Aufwand, der für die Entwicklung der Neuregelung betrieben wurde. Das wäre sogar noch viel eher denkbar gewesen, da die alten Regeln, zumal im Bereich GZS, ohnehin nicht so präzise und allgemeingültig waren, wie es die Neuregelung beansprucht (genau das wurde ja gerade als gewünschter Fortschritt durch eine Reform angepriesen). Oder man anerkennt gewissermaßen die tatsächlichen Umstände, hält die neuen Regeln gleich für unwichtig und klammert sich allein an die (jeweils gerade aktuellen) Einzelwortfestlegungen der Reformer bzw. der Rechtschreibkommission, was aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in letzterer keinen besonderen Unterschied ausmacht. Zwar hat man die Kommission nun mit dem Lendenschurz des Beirats bemäntelt, mit dem sich nun unter reduziertem Gesichtsverlust die Revisionen begründen lassen, an denen ohnehin schon seit Jahren gewerkelt wird. Das Grundproblem der Rechtschreibreform, ihre fehlende Legitimation, bleibt damit allerdings erhalten, und ein Haupthindernis zur besseren Lernbarkeit, die vergrößerte Verwirrung wegen immer neuer Schreibweisen, sowieso. Dies um so mehr, da vom Beirat sich ja nur die deutschen Mitglieder der zwischenstaatlichen Kommission reinreden lassen wollen. Ein weiterer Schritt zurück in die Zustände vor 1901.
Dazu ist noch anzumerken, daß natürlich die Gefahr besteht, daß nach Verkündung der vorgenommenen Änderungen am Regelwerk die Reformbetreiber den Gegnern entgegenschleudern werden, sie seien doch so milde gewesen, sich auf einen Kompromiß einzulassen (obwohl ja das ursprüngliche Regelwerk schon als solches bezeichnet wurde, als bescheiden, behutsam und so weiter). Gerade die besonders hartnäckig verdrängenden Medien, wie z.B. der Springer-Verlag, werden dieses Argument fleißig unter die Leute zu bringen versuchen.
Solange man in bestimmten Bereichen aber nicht vernünftigerweise gleich auf die Linie der alten Regeln zurückkehrt, wäre das Grundproblem wie gesagt nicht gelöst. Ließen sie sich konsequent auf diese Kritik ein, wird es den Reformbetreibern jedoch niemals möglich sein können, sich für eine Reform, die diesen Namen auch verdient, auf die Schulter klopfen zu können. Es ist ein ähnliches Phänomen wie mit Bushs Lieblingskind NMD. Auch wenn dieses System niemals erfolgreich wird funktionieren können, da es mit simplen Tricks zu umgehen ist, denen man aus naturgesetzlichen Zwängen durch die Methode einer solchen Raketenbekämpfung im Weltall nun einmal nicht beikommen kann, sieht es so aus, als ob die amerikanische Regierung sich fest dazu entschlossen hat, es dickköpfig durchzudrücken (im militärischen Bereich kann man immerhin problemlos mit dem Ausweichargument der strikten Geheimhaltung von Details operieren, während die Geheimhaltungspraxis der Rechtschreibkommission ihrerseits geheimgehalten werden muß). Auch hier gibt es natürlich Leute wie Michael Jansen, Daniela Kopsch und Co bezüglich RSR, die nicht glauben wollen, daß solche Vorgänge sich nur ereignen, weil sie durch schlichten Lobbyismus mächtiger Wirtschaftszweige gedeckt sind und Politiker äußerst ungern zugeben, sich geirrt bzw. einer Illusion angehangen zu haben.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 08.05.2001 um 22.00
Zweiter Absatz: sondern um schlichtes Ignorieren ihrer Zwänge - gemeint sind nicht die sogenannten Freiräume, sondern die Regeln.
Dritter Absatz: obwohl ja das ursprüngliche Regelwerk schon als solcheR [als Kompromiß] bezeichnet wurde
Christian Melsa
eingetragen von Christian Melsa am 08.05.2001 um 22.00
Zweiter Absatz: sondern um schlichtes Ignorieren ihrer Zwänge - gemeint sind nicht die sogenannten Freiräume, sondern die Regeln.
Dritter Absatz: obwohl ja das ursprüngliche Regelwerk schon als solcheR [als Kompromiß] bezeichnet wurde
Christian Melsa
eingetragen von Christian Melsa am 08.05.2001 um 22.00
Ich kann Michael Jansens Gedankengang insofern nachvollziehen, als daß die Reformer ihre anfängliche Wörterliste ja selber verworfen haben, wie sich an den Angleichungen der neuen Wörterbücher zeigt. Damit haben sie allerdings gleichzeitig auch die ganze Grundkonzeption der Neuregelung verworfen, da die Regeln immer noch dieselben sind, aber immer mehr an Gültigkeit verlieren, sofern man sich an den Einzelschreibweisen orientiert - was einem aber auch gar nicht anders übrigbleibt. Dies zumindest in Grenzfällen, in denen die Regeln zu schwammig formuliert sind, wie etwa die typische Floskel dies gilt für Wörter wie:, in denen ein paar Beispiele genannt werden, jedoch ziemlich unklar bleibt, wie diese Reihe nun im genauen fortzusetzen sein soll. Ein ähnlicher Fall ist das Steiger- und Erweiterbarkeitskriterium in der GZS. Man könnte einerseits davon ausgehen, daß es sich letztendlich auf die Möglichkeit der Steiger- und Erweiterbarkeit im Kontext des Gesamtgebildes beziehen soll, andererseits wäre es auch gut so zu verstehen, daß nur der erste Bestandteil für sich gemeint ist. Für beides gibt es entsprechende Beispiele sowohl in der ursprünglichen Wörterliste wie auch dem aktuellen Zustand der offiziellen Auslegung der Regeln durch die Kommission. Davon unabhängig ist natürlich immer noch anzumerken, daß das ganze Kriterium nicht sehr brauchbar ist, da es in keinem Fall das tatsächliche Sprachphänomen abbildet, sondern eine künstliche Behelfskonstruktion ist.
Entweder man hält die Interpretierbarkeit der Neuregelung für so biegsam, daß man sich fragen muß, wozu man sie überhaupt kreiert hat, denn in Wahrheit handelt es sich ja vielfach nicht wirklich um Ausnutzung von Freiräumen (die dann immer noch den Vorwurf der Einebnung von sprachlichen Differenzierungen gestatten würden), sondern um schlichtes Ignorieren ihrer Zwänge - doch das hätte man dann auch in bezug auf die alten Regeln so machen können, ohne den Aufwand, der für die Entwicklung der Neuregelung betrieben wurde. Das wäre sogar noch viel eher denkbar gewesen, da die alten Regeln, zumal im Bereich GZS, ohnehin nicht so präzise und allgemeingültig waren, wie es die Neuregelung beansprucht (genau das wurde ja gerade als gewünschter Fortschritt durch eine Reform angepriesen). Oder man anerkennt gewissermaßen die tatsächlichen Umstände, hält die neuen Regeln gleich für unwichtig und klammert sich allein an die (jeweils gerade aktuellen) Einzelwortfestlegungen der Reformer bzw. der Rechtschreibkommission, was aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in letzterer keinen besonderen Unterschied ausmacht. Zwar hat man die Kommission nun mit dem Lendenschurz des Beirats bemäntelt, mit dem sich nun unter reduziertem Gesichtsverlust die Revisionen begründen lassen, an denen ohnehin schon seit Jahren gewerkelt wird. Das Grundproblem der Rechtschreibreform, ihre fehlende Legitimation, bleibt damit allerdings erhalten, und ein Haupthindernis zur besseren Lernbarkeit, die vergrößerte Verwirrung wegen immer neuer Schreibweisen, sowieso. Dies um so mehr, da vom Beirat sich ja nur die deutschen Mitglieder der zwischenstaatlichen Kommission reinreden lassen wollen. Ein weiterer Schritt zurück in die Zustände vor 1901.
Dazu ist noch anzumerken, daß natürlich die Gefahr besteht, daß nach Verkündung der vorgenommenen Änderungen am Regelwerk die Reformbetreiber den Gegnern entgegenschleudern werden, sie seien doch so milde gewesen, sich auf einen Kompromiß einzulassen (obwohl ja das ursprüngliche Regelwerk schon als solches bezeichnet wurde, als bescheiden, behutsam und so weiter). Gerade die besonders hartnäckig verdrängenden Medien, wie z.B. der Springer-Verlag, werden dieses Argument fleißig unter die Leute zu bringen versuchen.
Solange man in bestimmten Bereichen aber nicht vernünftigerweise gleich auf die Linie der alten Regeln zurückkehrt, wäre das Grundproblem wie gesagt nicht gelöst. Ließen sie sich konsequent auf diese Kritik ein, wird es den Reformbetreibern jedoch niemals möglich sein können, sich für eine Reform, die diesen Namen auch verdient, auf die Schulter klopfen zu können. Es ist ein ähnliches Phänomen wie mit Bushs Lieblingskind NMD. Auch wenn dieses System niemals erfolgreich wird funktionieren können, da es mit simplen Tricks zu umgehen ist, denen man aus naturgesetzlichen Zwängen durch die Methode einer solchen Raketenbekämpfung im Weltall nun einmal nicht beikommen kann, sieht es so aus, als ob die amerikanische Regierung sich fest dazu entschlossen hat, es dickköpfig durchzudrücken (im militärischen Bereich kann man immerhin problemlos mit dem Ausweichargument der strikten Geheimhaltung von Details operieren, während die Geheimhaltungspraxis der Rechtschreibkommission ihrerseits geheimgehalten werden muß). Auch hier gibt es natürlich Leute wie Michael Jansen, Daniela Kopsch und Co bezüglich RSR, die nicht glauben wollen, daß solche Vorgänge sich nur ereignen, weil sie durch schlichten Lobbyismus mächtiger Wirtschaftszweige gedeckt sind und Politiker äußerst ungern zugeben, sich geirrt bzw. einer Illusion angehangen zu haben.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 07.05.2001 um 22.00
Es ist gut, daß Bairisch hier mit hervorragenden Beispielen angeführt wurde. Bairisch, Alemannisch und Niederdeutsch sind selbständige deutsche Sprachen mit eigenem Wortschatz, eigener Grammatik und eigener Rechtschreibung. (Dagegen sind im Mitteldeutschen nur Dialekte vorhanden, denn aus ihm wurde das Hochdeutsche weiterentwickelt.) Ihre Rechtschreibungen sind das genaue Gegenteil der hochdeutschen, nämlich rein phonetisch. Während man aus hochdeutschem Geschrieben beim Lesen sofort die Wörter erkennt, ihre Aussprache aber extra lernen muß, ist aus bairisch, alemannisch oder niederdeutsch Geschriebenem die Aussprache sofort ersichtlich, die Wörter sind aber erst aus der Aussprache erkennbar. Bei hochdeutschen Diktaten muß man für jedes Wort die Schreibweise wissen, man kann nicht nach der Aussprache schreiben; bei Diktaten in Bairisch, Alemannisch oder Niederdeutsch schreibt man einfach so, wie man spricht, wenn man das System begriffen hat. Anhänger einer phonetischen Schreibweise können das z.B. an Ludwig Thomas Bauerngeschichten oder Fritz Reuters Erzählungen studieren, bei zugleich großem Unterhaltungswert. Man liest sich leicht ein, wenn man laut mitspricht. Wenn sie das so gut finden, können sie sich ja für eine dieser Sprachen als zusätzliche oder neue Hochsprache einsetzen. Es wäre sowieso sehr schade, wenn sie untergingen, und Kenntnisse in Ober- und Niederdeutsch sollten zur besseren Allgemeinbildung gehören. Charakteristisch für die bairische Grammatik sind die mehrfachen Negationen (Ludwig Thoma: Was verneint werden soll, kann nicht oft genug verneint werden.), die analytische (zusammengesetzte) Vergangenheit statt der synthetischen und der häufige Gebrauch des Irrealis anstelle des Realis (worüber Bruno Jonas mit seiner Beschreibung des Niederbayern aufgeklärt hat). Mit dem Niederdeutschen lernt man das Zurückdrehen der hochdeutschen Lautverschiebung und findet sich im germanischen Wortschatz wieder. Wenn man dann noch lernt, die germanische Lautverschiebung zurückzudrehen, ist man dicht an der indogermanischen Ursprache. Dann stellt sich die Frage: Sind Lautverschiebungen Modeerscheinungen oder Naturereignisse, und sind indoeuropäische Sprachen ohne Lautverschiebung direkte Nachkommen der Ursprache? Das ist mindestens so interessant wie das Erforschen alter Knochen und Scherben.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Reinhard Markner am 07.05.2001 um 22.00
Herr Upmeyer ? Soll man den Hinweis auf Bruno Jonas so verstehen, daß Sie uns hier ein linguistisches Kabarett aufführen wollen ?
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Melsa am 07.05.2001 um 22.00
Gut, ich habe mit meinem Sarkasmus dieses Urteil provoziert, wie Sie durch Ihren Beitrag zuvor meinen Sarkasmus provoziert haben, so sind wir also quitt. Mein Beitrag war jedoch nicht Spott pur, es waren auch ernsthafte Argumente darin. Man darf eben, wie beim Dingen, die mit Reform bezeichnet werden, nicht immer gleich von der Verpackung auf den Inhalt schließen. Nur weil Humor oft eine Ablenkungsstrategie ist, muß das nicht immer der Fall sein. Nur weil planmäßige Veränderungen oft eine Verbesserung bewirken, muß das nicht immer der Fall sein.
Wenn Sie schon von Systematisierung sprechen, dann können Sie mir ja gleich einmal erklären, was an der -ig/-lich/-lisch-Regel systematisierend sein soll. Wenn überhaupt, wird hier ein Pseudosystem errichtet, das mit dem betroffenen Gegenstand sachlich gar nichts zu tun hat. Wörter mit solchen Endungen können in entscheidenden Aspekten vollkommen unterschiedlicher Natur sein, daher ist es nichts als Nonsens, sie so pauschal zu behandeln. Allerdings ist das ja auch eine Regel, die Sie ziemlich erfolgreich zu verdrängen scheinen.
Zur Zusammenschreibung richtigfinden: Nicht der gesamte Ausdruck ist übertragen gemeint, sondern nur das finden einzeln. Aber das wurde ja schon genügend erklärt.
Eine interessante Mathematik, nach dem Schema a plus b gleich c, aber c minus a ungleich b, steckt wohl hinter der Argumentation, die Reform sei für rechtschreibschwache Schüler ohne Nutzen, ohne die Reform würde für sie jedoch ein Schaden vorgelegen haben. Das müssen Sie noch einmal genauer spezifizieren, wo da der Schaden hätte liegen sollen. Es ist doch bereits erwiesen, daß trotz Reform die Fehlerquoten nicht abnehmen. Vielleicht meinen Sie damit, daß den rechtschreibschwachen Schülern eine gewisse Solidarität bescheinigt wird mit der Demonstration eines gewaltigen Staatsvorhabens mit einem Motiv zu ihren Gunsten? Was aber tatsächlich an solcher psychologischer Wirkung bei den Adressaten ankommt, ist wohl eher das, was auch die meßbare Wirkung ist: Vergrößertes Durcheinander. Von Übergeneralisierung (dank des auch von Ihnen wieder bestätigten Eindrucks der Regelstärkung) bis zum resignierenden oder aufatmenden Ist doch jetzt eh alles egal.
Das Wörterverzeichnis soll also nun angeblich eine reine Nebensache der Reform gewesen sein? Wie paßt das mit dem Ereignis zusammen, an das sich der Dudenverlag sicher nur mit Grausen zurückerinnert, als wegen einiger Punkte der Wörterliste dem Minister Zehetmaier eine winzige, aber folgenschwere Abwandlung in letzter Minute genehm war? Heutzutage werden Revisionen daher nur noch ganz still und heimlich eingebaut und der Öffentlichkeit mit geduldiger Dreistigkeit vorgebetet, es würden gar keine Änderungen vorgenommen worden sein, das seien doch alles nur Falschmeldungen - obwohl jeder sich mit ein wenig Nachforschung leicht vom Gegenteil überzeugen kann. Nun gut Herr Jansen, jetzt sind Sie also wieder der Ansicht, die Regeln und ihr stringentes Befolgen seien als das eigentlich Omnipotente der Reform anzusehen; was im Wörterverzeichnis der Reformer höchstpersönlich steht, ist nicht so wichtig. Wozu mag es wohl überhaupt gedacht gewesen sein? In diesem Zusammenhang dürfen Sie mir gerne noch einmal die reformgemäße Richtigkeit von fertigstellen und richtigstellen erläutern.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 07.05.2001 um 22.00
Gut, ich habe mit meinem Sarkasmus dieses Urteil provoziert, wie Sie durch Ihren Beitrag zuvor meinen Sarkasmus provoziert haben, so sind wir also quitt. Mein Beitrag war jedoch nicht Spott pur, es waren auch ernsthafte Argumente darin. Man darf eben, wie beim Dingen, die mit Reform bezeichnet werden, nicht immer gleich von der Verpackung auf den Inhalt schließen. Nur weil Humor oft eine Ablenkungsstrategie ist, muß das nicht immer der Fall sein. Nur weil planmäßige Veränderungen oft eine Verbesserung bewirken, muß das nicht immer der Fall sein.
Wenn Sie schon von Systematisierung sprechen, dann können Sie mir ja gleich einmal erklären, was an der -ig/-lich/-lisch-Regel systematisierend sein soll. Wenn überhaupt, wird hier ein Pseudosystem errichtet, das mit dem betroffenen Gegenstand sachlich gar nichts zu tun hat. Wörter mit solchen Endungen können in entscheidenden Aspekten vollkommen unterschiedlicher Natur sein, daher ist es nichts als Nonsens, sie so pauschal zu behandeln. Allerdings ist das ja auch eine Regel, die Sie ziemlich erfolgreich zu verdrängen scheinen.
Zur Zusammenschreibung richtigfinden: Nicht der gesamte Ausdruck ist übertragen gemeint, sondern nur das finden einzeln. Aber das wurde ja schon genügend erklärt.
Eine interessante Mathematik, nach dem Schema a plus b gleich c, aber c minus a ungleich b, steckt wohl hinter der Argumentation, die Reform sei für rechtschreibschwache Schüler ohne Nutzen, ohne die Reform würde für sie jedoch ein Schaden vorgelegen haben. Das müssen Sie noch einmal genauer spezifizieren, wo da der Schaden hätte liegen sollen. Es ist doch bereits erwiesen, daß trotz Reform die Fehlerquoten nicht abnehmen. Vielleicht meinen Sie damit, daß den rechtschreibschwachen Schülern eine gewisse Solidarität bescheinigt wird mit der Demonstration eines gewaltigen Staatsvorhabens mit einem Motiv zu ihren Gunsten? Was aber tatsächlich an solcher psychologischer Wirkung bei den Adressaten ankommt, ist wohl eher das, was auch die meßbare Wirkung ist: Vergrößertes Durcheinander. Von Übergeneralisierung (dank des auch von Ihnen wieder bestätigten Eindrucks der Regelstärkung) bis zum resignierenden oder aufatmenden Ist doch jetzt eh alles egal.
Das Wörterverzeichnis soll also nun angeblich eine reine Nebensache der Reform gewesen sein? Wie paßt das mit dem Ereignis zusammen, an das sich der Dudenverlag sicher nur mit Grausen zurückerinnert, als wegen einiger Punkte der Wörterliste dem Minister Zehetmaier eine winzige, aber folgenschwere Abwandlung in letzter Minute genehm war? Heutzutage werden Revisionen daher nur noch ganz still und heimlich eingebaut und der Öffentlichkeit mit geduldiger Dreistigkeit vorgebetet, es würden gar keine Änderungen vorgenommen worden sein, das seien doch alles nur Falschmeldungen - obwohl jeder sich mit ein wenig Nachforschung leicht vom Gegenteil überzeugen kann. Nun gut Herr Jansen, jetzt sind Sie also wieder der Ansicht, die Regeln und ihr stringentes Befolgen seien als das eigentlich Omnipotente der Reform anzusehen; was im Wörterverzeichnis der Reformer höchstpersönlich steht, ist nicht so wichtig. Wozu mag es wohl überhaupt gedacht gewesen sein? In diesem Zusammenhang dürfen Sie mir gerne noch einmal die reformgemäße Richtigkeit von fertigstellen und richtigstellen erläutern.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Henning Upmeyer am 07.05.2001 um 22.00
Es ist gut, daß Bairisch hier mit hervorragenden Beispielen angeführt wurde. Bairisch, Alemannisch und Niederdeutsch sind selbständige deutsche Sprachen mit eigenem Wortschatz, eigener Grammatik und eigener Rechtschreibung. (Dagegen sind im Mitteldeutschen nur Dialekte vorhanden, denn aus ihm wurde das Hochdeutsche weiterentwickelt.) Ihre Rechtschreibungen sind das genaue Gegenteil der hochdeutschen, nämlich rein phonetisch. Während man aus hochdeutschem Geschrieben beim Lesen sofort die Wörter erkennt, ihre Aussprache aber extra lernen muß, ist aus bairisch, alemannisch oder niederdeutsch Geschriebenem die Aussprache sofort ersichtlich, die Wörter sind aber erst aus der Aussprache erkennbar. Bei hochdeutschen Diktaten muß man für jedes Wort die Schreibweise wissen, man kann nicht nach der Aussprache schreiben; bei Diktaten in Bairisch, Alemannisch oder Niederdeutsch schreibt man einfach so, wie man spricht, wenn man das System begriffen hat. Anhänger einer phonetischen Schreibweise können das z.B. an Ludwig Thomas Bauerngeschichten oder Fritz Reuters Erzählungen studieren, bei zugleich großem Unterhaltungswert. Man liest sich leicht ein, wenn man laut mitspricht. Wenn sie das so gut finden, können sie sich ja für eine dieser Sprachen als zusätzliche oder neue Hochsprache einsetzen. Es wäre sowieso sehr schade, wenn sie untergingen, und Kenntnisse in Ober- und Niederdeutsch sollten zur besseren Allgemeinbildung gehören. Charakteristisch für die bairische Grammatik sind die mehrfachen Negationen (Ludwig Thoma: Was verneint werden soll, kann nicht oft genug verneint werden.), die analytische (zusammengesetzte) Vergangenheit statt der synthetischen und der häufige Gebrauch des Irrealis anstelle des Realis (worüber Bruno Jonas mit seiner Beschreibung des Niederbayern aufgeklärt hat). Mit dem Niederdeutschen lernt man das Zurückdrehen der hochdeutschen Lautverschiebung und findet sich im germanischen Wortschatz wieder. Wenn man dann noch lernt, die germanische Lautverschiebung zurückzudrehen, ist man dicht an der indogermanischen Ursprache. Dann stellt sich die Frage: Sind Lautverschiebungen Modeerscheinungen oder Naturereignisse, und sind indoeuropäische Sprachen ohne Lautverschiebung direkte Nachkommen der Ursprache? Das ist mindestens so interessant wie das Erforschen alter Knochen und Scherben.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Reinhard Markner am 07.05.2001 um 22.00
Herr Upmeyer ? Soll man den Hinweis auf Bruno Jonas so verstehen, daß Sie uns hier ein linguistisches Kabarett aufführen wollen ?
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Antwort an Herrn Melsa:
Es ist nicht Ziel der Neuregelung gewesen, zu anderen Schreibweisen zu kommen. Ziel ist Systematisierung, Stärkung der Regeln und damit Zurückdrängen der Ausnahmen. Sie scheinen Reformargumentationen nur dort zu erwarten und offenbar auch nur dort zu verstehen, wo eine andere Schreibweise als die bisherige rauskommt. Ist natürlich Unsinn. Ihre Wahrnehmung, dass ich die Reform dafür lobe, an bestimmten Schreibungen angeblich gar nichts geändert zu haben, ist dadurch gefiltert. Seien Sie davon überzeugt, dass ich nahezu alle Veränderungen der Reform richtig finde (müsste man nach altem Duden nicht richtigfinden schreiben, weil ein neuer Begriff entsteht, von wegen Differenzierung zu richtig finden?). Was die rechtschreibschwachen Schulkinder betrifft, so glaube ich, ist die Reform ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Hauptproblem dieser Schüler lässt sich gar nicht reformieren. Es lässt sich aber durch das Auslassen von Reformen verstärken (siehe neulich Zeitungsbericht). Sie wissen vielleicht, dass das Wörterverzeichnis nicht ansatzweise so langen Verhandlungen unterzogen war wie das Regelwerk an sich. Es ist u.a. auch aus diesem Grund völlig sinnvoll, einer Regelauslegung eine andere Bedeutung beizumessen als der Regel selber. Dass auch Sie, wie Herr Dräger, mich daran erinnern, dass lahm legen im Wörterverzeichnis getrennt steht, kann für mich nur bedeuten, dass Sie das Stärken der Regeln nicht verstanden haben oder nicht akzeptieren wollen. Sie scheinen naiverweise zu meinen, dass ich kein Wörterverzeichnis besitze. Auf die anderen Dinge, die Sie nicht ernt meinen, gehe ich sinnvollerweise nicht ein. Ich verzeihe Ihnen also den Spott, denn ich gehe in der Tat davon aus, dass Sie nicht anders können. Jeder auf dieser Website will sich so kompetent wie möglich zeigen; das unterstelle ich auch Ihnen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Richtig finden ist kein neuer Begriff, so wie Brot kaufen kein neuer Begriff ist! Brot kaufen, Wurst kaufen, eine Hose kaufen usw. usw.
richtig finden, schön finden, unpassend finden, gut finden, praktisch finden usw.
geradestehen für... ist hingegen ein neuer Begriff. Denn man kann nicht schief stehen für, krumm stehen für usw.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
richtig finden ist kein Begriff, lahmlegen (= unwirksam machen)ist dagegen ein Begriff.
Warum ist richtig finden kein Begriff? Weil man etwas nicht nur richtig finden kann, sondern auch schön, schlecht, taktlos und vieles andere.... Es sind also zwei Wörter wie bei Milch trinken, Wasser trinken usw.
Warum ist lahmlegen ein Begriff? Weil man das lahm bei lahmlegen nicht (je nach Zusammenhang und Aussageabsicht) beliebig auswechseln kann wie das richtig bei richtig finden.
Gäbe es neben lahmlegen eine größere Anzahl entsprechender Ausdrücke, ebenfalls im übertragenen Sinn - etwas xxx legen, etwas yyy legen, etwas zzz legen... - dann wäre Getrenntschreibung sinnvoll, nur dann.
Die neue Getrenntschreibung von lahmlegen ist deshalb abzulehnen. Sie vernichtet ein Wort. Die Getrenntschreibung von richtig finden ist dagegen sinnvoll und notwendig.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Es war eine rhetorische Frage, weil nur allzu oft mit dieser Formel argumentiert wird, dass man ja das eine orthografisch vom anderen unterscheiden müsse (richtig finden = einverstanden sein; richtig finden = etwa tatsächlich finden, wenn auch ungewöhnlich). Wie fanden Sie Ihr Schnitzel? - Ach, es lag unter dem Salatblatt!. Ich sehs ja genauso: richtig finden sollte man in beiden Fällen getrennt schreiben. Wird dadurch das Wort in der Bedeutung einverstanden sein irgendwie gestört? Nein, und Das wird mir nicht schwer fallen funktioniert genauso. Herr Illauer, nach Ihrer Argumentation ist es doch nur ein Katzensprung um festzustellen, dass sich lahmlegen (zusammen) wirklich aus dem neuen Regelwerk ergibt, es lässt sich nicht steigern und erweitern. Ich habe Hoffnung, dass Sie mir darin zustimmen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Die dem gesprochenen Sinn entsprechende Schreibweise kann sich m.E. nur dann ergeben, wenn die gewünschte Betonung erhalten bleibt: Soll sie auf richtig liegen, muß ich richtigfinden zusammenschreiben, liegt sie aber auf finden, wirds auseinander geschrieben.
Den Ausdruck lahm legen gibt es eigentlich kaum in einem sinnvollen Zusammenhang, es sei denn, ich will ausdrücken, daß ich mich beim Ausführen des Legens in einem lahmen Zustand befinde (?)! An solchen Feinheiten kann man ermessen, wie außerordentlich wichtig die der Betonung folgende Schreibweise ist. Deshalb brachte ich auch in meinem letzten Beitrag das Beispiel mit dem bayrischen Dialekt (wobei ich das Wort Dialekt hier als Bezeichnung für die Sprechweise in in einer bestimmten Landschaft benutze, Herr Huber, also nicht in dieskriminierender Absicht!), denn der Autor hat ja so geschrieben, daß beim Lesen diese Sprechweise wieder akustisch hörbar wird. Und analog sollte dies doch auch für die allgemeine hochdeutsche Sprache gelten bzw. für die deutsche Sprache allgemein.
Dietrich Beck
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Das Kriterium darf nicht die Steiger- bzw. Erweiterbarkeit sein (dieses Kriterium ist zu äußerlich, ein bloßes Akzidens), sondern die Überlegung, ob ein neuer Begriff entstanden ist.
Bei der eigentlichen, ursprünglichen Bedeutung ist kein neuer Begriff entstanden, wohl aber bei der übertragenen Bedeutung. (Vgl. mein Beispiel unten). Deshalb ist es sinnvoll, die wörtliche Bedeutung getrennt zu schreiben (hier sind es immer zwei Wörter), dagegen die neue, übertragene zusammen (denn hier sind die beiden Wörter zu e i n e m Begriff verschmolzen). Ich halte es für völlig falsch, mit dem neuen Regelwerk kurztreten deshalb getrennt zu schreiben, weil es kürzertreten gibt. Kurztreten ist ein Wort, trotz der Existenz von kürzertreten.
Übrigens: Warum soll ich bei lahmlegen nicht steigern können? Den Verkehr ganz lahm legen!
Beispiel für wörtliche Bedeutung: schön reden. Das ist kein Begriff. Das sind zwei Wörter. Man kann auch gut reden, schlecht reden, gewandt reden, lautstark reden, stockend reden usw. usw. Also getrennt.
Aber: etwas schönreden (= beschönigen). Hier liegt ein richtiger Begriff vor. Also zusammen. Oder intransitiv: schönreden = schmeicheln. Auch das ist ein Begriff mit entsprechender Betonung. Also zusammen!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 05.05.2001 um 22.00
Soeben ist im Heyne-Verlag als Taschenbuch eine Neuausgabe der Aktuellen deutschen Rechtschreibung von A-Z erschienen. Es handelt sich um das gleichnamige Wörterbuch vom Verlag Naumann & Göbel, zuvor als Eduscho-Wörterbuch vertrieben und auch schon als Heyne-Taschenbuch in Kaufhäusern verramscht. Verfaßt ist es von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Friedemann Bedürftig, der sich inzwischen in einem großen Beitrag der Süddeutschen Zeitung heftig von der Reform distanziert hat. Das Impressum enthält weiterhin den Vermerk Schlussredaktion: Prof. Dr. Christian Stetter.
Das Wörterbuch kostet 17,90 DM (nicht 16,90 - wie im Katalog angegeben) und ist wie bisher das schlechteste, das es im Zusammenhang mit der Reform gegeben hat - falls man diesen Ruhm nicht der ersten Ausgabe von Lutz Götzes Bertelsmann zuerkennen will. Schon der Titel weckt Bedenken, denn von A-Z war und ist unzulässig; im Wörterverzeichnis liest man dazu, die Möglichkeit des Strichs entfalle, wenn ein von vorausgeht; dann müsse bis ausgeschrieben werden. Die neuen Regeln sind von Klaus Heller zusammengefaßt und enthalten ebenfalls orthographische Fehler. Das ganze Wörterbuch ist so unsäglich doof, daß ihm mit Recht das kongeniale Geleitwort von Hermann Zabel vorangestellt ist. Es ist ebenfalls orthographisch fehlerhaft und schließt mit den Worten: ... ist das Wörterbuch nicht nur ein ausgezeichneter Ratgeber in allen Fragen der alten und der neuen Orthographie, sondern ebenso ein wertvolles Kompendium zu allen Fragen der deutschen Sprache. Übrigens sagte mir Zabel vor einigen Jahren, er habe seinerzeit nicht einmal gewußt, wer das Wörterbuch verfaßt hat, und wegen einer Israelreise auch nur einen flüchtigen Blick hineingeworfen ...
Das eigentlich Interessante aber ist etwas anderes: In dieser seitenidentischen Neuauflage des Wörterbuchs von Naumann & Göbel ist die inzwischen erfolgte Revision der Reform mit keiner Silbe berücksichtigt. Die Kommission hat bekanntlich ihre Korrekturen ausschließlich den befreundeten (Geschäfts-)Partnern von Bertelsmann und Duden mitgeteilt. Das Wörterbuch ist daher hoffnungslos überholt. Daß so etwas im Mai 2001 dennoch auf den Markt geworfen werden kann, ist erstaunlich. Zusätzlich zum Vermerk Von Pädagogen empfohlen trägt der Einband einen Aufkleber: Sachbuch des Monats ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 05.05.2001 um 22.00
Soeben ist im Heyne-Verlag als Taschenbuch eine Neuausgabe der Aktuellen deutschen Rechtschreibung von A-Z erschienen. Es handelt sich um das gleichnamige Wörterbuch vom Verlag Naumann & Göbel, zuvor als Eduscho-Wörterbuch vertrieben und auch schon als Heyne-Taschenbuch in Kaufhäusern verramscht. Verfaßt ist es von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Friedemann Bedürftig, der sich inzwischen in einem großen Beitrag der Süddeutschen Zeitung heftig von der Reform distanziert hat. Das Impressum enthält weiterhin den Vermerk Schlussredaktion: Prof. Dr. Christian Stetter.
Das Wörterbuch kostet 17,90 DM (nicht 16,90 - wie im Katalog angegeben) und ist wie bisher das schlechteste, das es im Zusammenhang mit der Reform gegeben hat - falls man diesen Ruhm nicht der ersten Ausgabe von Lutz Götzes Bertelsmann zuerkennen will. Schon der Titel weckt Bedenken, denn von A-Z war und ist unzulässig; im Wörterverzeichnis liest man dazu, die Möglichkeit des Strichs entfalle, wenn ein von vorausgeht; dann müsse bis ausgeschrieben werden. Die neuen Regeln sind von Klaus Heller zusammengefaßt und enthalten ebenfalls orthographische Fehler. Das ganze Wörterbuch ist so unsäglich doof, daß ihm mit Recht das kongeniale Geleitwort von Hermann Zabel vorangestellt ist. Es ist ebenfalls orthographisch fehlerhaft und schließt mit den Worten: ... ist das Wörterbuch nicht nur ein ausgezeichneter Ratgeber in allen Fragen der alten und der neuen Orthographie, sondern ebenso ein wertvolles Kompendium zu allen Fragen der deutschen Sprache. Übrigens sagte mir Zabel vor einigen Jahren, er habe seinerzeit nicht einmal gewußt, wer das Wörterbuch verfaßt hat, und wegen einer Israelreise auch nur einen flüchtigen Blick hineingeworfen ...
Das eigentlich Interessante aber ist etwas anderes: In dieser seitenidentischen Neuauflage des Wörterbuchs von Naumann & Göbel ist die inzwischen erfolgte Revision der Reform mit keiner Silbe berücksichtigt. Die Kommission hat bekanntlich ihre Korrekturen ausschließlich den befreundeten (Geschäfts-)Partnern von Bertelsmann und Duden mitgeteilt. Das Wörterbuch ist daher hoffnungslos überholt. Daß so etwas im Mai 2001 dennoch auf den Markt geworfen werden kann, ist erstaunlich. Zusätzlich zum Vermerk Von Pädagogen empfohlen trägt der Einband einen Aufkleber: Sachbuch des Monats ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Die dem gesprochenen Sinn entsprechende Schreibweise kann sich m.E. nur dann ergeben, wenn die gewünschte Betonung erhalten bleibt: Soll sie auf richtig liegen, muß ich richtigfinden zusammenschreiben, liegt sie aber auf finden, wirds auseinander geschrieben.
Den Ausdruck lahm legen gibt es eigentlich kaum in einem sinnvollen Zusammenhang, es sei denn, ich will ausdrücken, daß ich mich beim Ausführen des Legens in einem lahmen Zustand befinde (?)! An solchen Feinheiten kann man ermessen, wie außerordentlich wichtig die der Betonung folgende Schreibweise ist. Deshalb brachte ich auch in meinem letzten Beitrag das Beispiel mit dem bayrischen Dialekt (wobei ich das Wort Dialekt hier als Bezeichnung für die Sprechweise in in einer bestimmten Landschaft benutze, Herr Huber, also nicht in dieskriminierender Absicht!), denn der Autor hat ja so geschrieben, daß beim Lesen diese Sprechweise wieder akustisch hörbar wird. Und analog sollte dies doch auch für die allgemeine hochdeutsche Sprache gelten bzw. für die deutsche Sprache allgemein.
Dietrich Beck
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Das Kriterium darf nicht die Steiger- bzw. Erweiterbarkeit sein (dieses Kriterium ist zu äußerlich, ein bloßes Akzidens), sondern die Überlegung, ob ein neuer Begriff entstanden ist.
Bei der eigentlichen, ursprünglichen Bedeutung ist kein neuer Begriff entstanden, wohl aber bei der übertragenen Bedeutung. (Vgl. mein Beispiel unten). Deshalb ist es sinnvoll, die wörtliche Bedeutung getrennt zu schreiben (hier sind es immer zwei Wörter), dagegen die neue, übertragene zusammen (denn hier sind die beiden Wörter zu e i n e m Begriff verschmolzen). Ich halte es für völlig falsch, mit dem neuen Regelwerk kurztreten deshalb getrennt zu schreiben, weil es kürzertreten gibt. Kurztreten ist ein Wort, trotz der Existenz von kürzertreten.
Übrigens: Warum soll ich bei lahmlegen nicht steigern können? Den Verkehr ganz lahm legen!
Beispiel für wörtliche Bedeutung: schön reden. Das ist kein Begriff. Das sind zwei Wörter. Man kann auch gut reden, schlecht reden, gewandt reden, lautstark reden, stockend reden usw. usw. Also getrennt.
Aber: etwas schönreden (= beschönigen). Hier liegt ein richtiger Begriff vor. Also zusammen. Oder intransitiv: schönreden = schmeicheln. Auch das ist ein Begriff mit entsprechender Betonung. Also zusammen!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Antwort an Herrn Melsa:
Es ist nicht Ziel der Neuregelung gewesen, zu anderen Schreibweisen zu kommen. Ziel ist Systematisierung, Stärkung der Regeln und damit Zurückdrängen der Ausnahmen. Sie scheinen Reformargumentationen nur dort zu erwarten und offenbar auch nur dort zu verstehen, wo eine andere Schreibweise als die bisherige rauskommt. Ist natürlich Unsinn. Ihre Wahrnehmung, dass ich die Reform dafür lobe, an bestimmten Schreibungen angeblich gar nichts geändert zu haben, ist dadurch gefiltert. Seien Sie davon überzeugt, dass ich nahezu alle Veränderungen der Reform richtig finde (müsste man nach altem Duden nicht richtigfinden schreiben, weil ein neuer Begriff entsteht, von wegen Differenzierung zu richtig finden?). Was die rechtschreibschwachen Schulkinder betrifft, so glaube ich, ist die Reform ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Hauptproblem dieser Schüler lässt sich gar nicht reformieren. Es lässt sich aber durch das Auslassen von Reformen verstärken (siehe neulich Zeitungsbericht). Sie wissen vielleicht, dass das Wörterverzeichnis nicht ansatzweise so langen Verhandlungen unterzogen war wie das Regelwerk an sich. Es ist u.a. auch aus diesem Grund völlig sinnvoll, einer Regelauslegung eine andere Bedeutung beizumessen als der Regel selber. Dass auch Sie, wie Herr Dräger, mich daran erinnern, dass lahm legen im Wörterverzeichnis getrennt steht, kann für mich nur bedeuten, dass Sie das Stärken der Regeln nicht verstanden haben oder nicht akzeptieren wollen. Sie scheinen naiverweise zu meinen, dass ich kein Wörterverzeichnis besitze. Auf die anderen Dinge, die Sie nicht ernt meinen, gehe ich sinnvollerweise nicht ein. Ich verzeihe Ihnen also den Spott, denn ich gehe in der Tat davon aus, dass Sie nicht anders können. Jeder auf dieser Website will sich so kompetent wie möglich zeigen; das unterstelle ich auch Ihnen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Richtig finden ist kein neuer Begriff, so wie Brot kaufen kein neuer Begriff ist! Brot kaufen, Wurst kaufen, eine Hose kaufen usw. usw.
richtig finden, schön finden, unpassend finden, gut finden, praktisch finden usw.
geradestehen für... ist hingegen ein neuer Begriff. Denn man kann nicht schief stehen für, krumm stehen für usw.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
richtig finden ist kein Begriff, lahmlegen (= unwirksam machen)ist dagegen ein Begriff.
Warum ist richtig finden kein Begriff? Weil man etwas nicht nur richtig finden kann, sondern auch schön, schlecht, taktlos und vieles andere.... Es sind also zwei Wörter wie bei Milch trinken, Wasser trinken usw.
Warum ist lahmlegen ein Begriff? Weil man das lahm bei lahmlegen nicht (je nach Zusammenhang und Aussageabsicht) beliebig auswechseln kann wie das richtig bei richtig finden.
Gäbe es neben lahmlegen eine größere Anzahl entsprechender Ausdrücke, ebenfalls im übertragenen Sinn - etwas xxx legen, etwas yyy legen, etwas zzz legen... - dann wäre Getrenntschreibung sinnvoll, nur dann.
Die neue Getrenntschreibung von lahmlegen ist deshalb abzulehnen. Sie vernichtet ein Wort. Die Getrenntschreibung von richtig finden ist dagegen sinnvoll und notwendig.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.05.2001 um 22.00
Es war eine rhetorische Frage, weil nur allzu oft mit dieser Formel argumentiert wird, dass man ja das eine orthografisch vom anderen unterscheiden müsse (richtig finden = einverstanden sein; richtig finden = etwa tatsächlich finden, wenn auch ungewöhnlich). Wie fanden Sie Ihr Schnitzel? - Ach, es lag unter dem Salatblatt!. Ich sehs ja genauso: richtig finden sollte man in beiden Fällen getrennt schreiben. Wird dadurch das Wort in der Bedeutung einverstanden sein irgendwie gestört? Nein, und Das wird mir nicht schwer fallen funktioniert genauso. Herr Illauer, nach Ihrer Argumentation ist es doch nur ein Katzensprung um festzustellen, dass sich lahmlegen (zusammen) wirklich aus dem neuen Regelwerk ergibt, es lässt sich nicht steigern und erweitern. Ich habe Hoffnung, dass Sie mir darin zustimmen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 04.05.2001 um 22.00
Vielleicht war es manchem aufgefallen, daß ich mich sowohl im Nachrichtenarchiv als auch im Gästebuch immer seltener äußerte; und was ich nun nach längerer Abwesenheit (es macht immer weniger Freude, darin zu lesen, seit der Anteil der herunterziehenden Beiträge steigt) mal wieder reinsah, fühlte ich mich bestätigt. Die sehr guten und konstruktiv durchdachten Beiträge des Herrn Wrase herunterzumachen ist schlicht primitiv und spiegelt das geistige Niveau und den mangelnden Sachverstand z.B. eines Herr Lachenmann wider. Kein Wunder, daß durch solche Lästermäuler der gute Wille so manchen Reformgegners zerstört wird, sodaß er sich nicht gerade ermutigt fühlt, hier sich weiterhin und ebenfalls mit Zivilcourage mutig zu äußern und für eine gute Sache einzusetzen.
Wie ich an anderer Stelle bereits einmal anführte, ist es oft ein letztes - aber leider meist wirkungsvolles - Mittel des Gegners, sich Gehör zu verschaffen, indem er den anderen ins Lächerliche zieht.
Kritik sollte stets konstruktiv sein, ansonsten ist sie nämlich schlicht Meckerei, und der Betreffende sollte lieber schweigen oder sich zumindest zurückhalten; doch da mangelt es scheinbar an der nötigen Selbstdisziplin.
Wir sollten wieder zu dem Hauptanliegen zurückfinden, indem wir uns darauf besinnen, wozu Schrift eigentlich da ist: Sie soll das gesprochene Wort so niederlegen, daß es auch korrekt und sinngemäß reproduziert,also zurückgelesen werden kann. Wie wichtig dieser Zusammenhang ist, kann man an den jüngsten Beiträgen in bayrischem Dialekt eines sog. Schorsch ersehen; sie sind zwar albern und wenig sachdienlich, beweisen aber, daß das Gewünschte nur richtig nach- oder ausgesprochen werden kann und wird, wenn es entsprechend korrekt und analog aufgeschrieben wurde. Dies erfordert aber 3 Schritte:
1.) Ich muß korrekt sprechen!
2.) Ich muß korrekt schreiben!
3.) Ich muß korrekt lesen!
Wer nicht bereit ist, alle diese drei Punkte zu erfüllen, sollte überdenken, ob er eígentlich weiß, wovon er redet. Sprache und Schrift spiegeln ein hohes Kulturgut wider und entsprechen dem jeweiligen Bewußtseinszustand eines Volkes. Wo befinden wir uns? Und in welche Richtung bewegen wir uns eigentlich?
Wenn hier künftig nicht mehr differenziert und die Vernunft und Selbstdisziplin und Eigenverantwortung stärker eingesetzt werden, dürfte dieses Forum noch weitere Mitstreiter verlieren, die einmal bereit waren konstruktiv mitzuwirken, nun aber desillusioniert und entmutigt werden.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 04.05.2001 um 22.00
Lieber Herr Beck,
was Sie sagen, ist natürlich richtig, aber wenn ich recht sehe, haben die Kämpfer von einst längst einen Weg gefunden, einander entweder aus dem Weg zu gehen oder ihre Händel weniger grob auszutragen, so daß es eigentlich nicht nötig ist, aufs neue Salz in diese Wunde zu streuen. Deshalb möchte ich hier alle Genannten und Ungenannten herzlich bitten, sich nicht wieder dazu zu äußern, auch wenn sie sich zu Recht gekränkt fühlen sollten. Wir stehen im Augenblick vor interessanten neuen Entwicklungen und sollten unsere Kräfte jetzt darauf konzentrieren. Natürlich will ich niemanden bevormunden oder mundtot machen, das kann ich auch gar nicht, aber ich fände es ausgesprochen unklug, nach den letzten, friedlich verlaufenen Tagen nun schon wieder Beziehungsprobleme aufzuwärmen. Wie wärs mit einem entschlossenen Schwamm drüber?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 04.05.2001 um 22.00
Verehrter Herr Beck,
es gibt das Bundesland Bayern. Die Gesamteinwohnerschaft bezeichnet man ebenfalls als Bayern. Sie unterteilt sich aber wiederum in drei Stämme: Baiern, Franken und Schwaben. Die Baiern sprechen bairisch, die Franken fränkisch und die Schwaben schwäbisch.
Ein bayrischer Dialekt, wie sie schreiben, existiert nicht.
Schreiben Sie künftig lieber nicht mehr über Bayern und seine Bewohner. Ihre Ignoranz bezüglich dieses Themas tritt sonst zu deutlich zutage.
Franz Huber
Bund Bayrischer Patrioten, Rosenheim
eingetragen von Gast am 04.05.2001 um 22.00
Verehrter Herr Huber,
man sollte nicht kritisieren, wenn man den Hintergrund nicht kennt, denn es wird dann peinlich, wenn sich der Kritiker geirrt hat. Also zu Ihrer Information: ich bin ein Bayer (d.h. Nordbayern), geboren in der Hauptstadt von Unterfranken (Würzburg) 100 Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (nun mal schnell rechnen ...) an einem Sonntag. Ich liebe meine Heimat, vor allem Würzburg. Durch die Seeschiffahrt verschlug es mich und meine zwei Brüder nach Norden und in die weite Welt. dies zu Ihrem preußischen Ignoranten. Darf ich Sie dann dennoch als einen bayerischen Rüpel (ich zitiere Sie nur) bezeichnen, denn Ihre Reaktion beweist doch eigentlich, daß ich mit meinem Beitrag recht hatte. Hosd mi? Also Schwamm drüber nach dem Motto: rauh aber herzlich ...
Lieber Herr Ickler,
ich stimme Ihnen zu, aber das mußte dennoch einmal gesagt werden, wenn ein Mann wie Herr Wrase sich gute Gedanken macht und konstruktiv diese weitergibt, aber die Mehrzahl der Reaktionen eher niedermachend erscheinen, auch wenn es vielleicht nicht so hart gemeint war. Dies konnte mein (leider?) starker Gerechtigkeitsinn nicht so stehen lassen (stehenlassen diesmal zur besseren Betonung auseinander).
Als auch hier noch einmal Schwamm drüber, OK?
Mit besten Grüßen vom bayrischen Preußen (ich meine mich).
Dietrich Beck
eingetragen von anonymer Gast am 04.05.2001 um 22.00
Denn es gibt keinen bayrischen Dialekt, auch wenn Sie in Würzburg geboren sind. Im Gegenteil! Es macht die Sache für Sie peinlicher, daß ein Franke das nicht weiß.
Aber es gilt eben weiter der Spruch:
Man muß Gott für alles danken,
sogar für Ober-, Unter-, Mittelfranken.
Franz Huber
Bund Bayrischer Patrioten (Sektion Chiemgau), Rosenheim
eingetragen von Gast am 04.05.2001 um 22.00
Verehrter Herr Huber,
man sollte nicht kritisieren, wenn man den Hintergrund nicht kennt, denn es wird dann peinlich, wenn sich der Kritiker geirrt hat. Also zu Ihrer Information: ich bin ein Bayer (d.h. Nordbayern), geboren in der Hauptstadt von Unterfranken (Würzburg) 100 Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (nun mal schnell rechnen ...) an einem Sonntag. Ich liebe meine Heimat, vor allem Würzburg. Durch die Seeschiffahrt verschlug es mich und meine zwei Brüder nach Norden und in die weite Welt. dies zu Ihrem preußischen Ignoranten. Darf ich Sie dann dennoch als einen bayerischen Rüpel (ich zitiere Sie nur) bezeichnen, denn Ihre Reaktion beweist doch eigentlich, daß ich mit meinem Beitrag recht hatte. Hosd mi? Also Schwamm drüber nach dem Motto: rauh aber herzlich ...
Lieber Herr Ickler,
ich stimme Ihnen zu, aber das mußte dennoch einmal gesagt werden, wenn ein Mann wie Herr Wrase sich gute Gedanken macht und konstruktiv diese weitergibt, aber die Mehrzahl der Reaktionen eher niedermachend erscheinen, auch wenn es vielleicht nicht so hart gemeint war. Dies konnte mein (leider?) starker Gerechtigkeitsinn nicht so stehen lassen (stehenlassen diesmal zur besseren Betonung auseinander).
Als auch hier noch einmal Schwamm drüber, OK?
Mit besten Grüßen vom bayrischen Preußen (ich meine mich).
Dietrich Beck
eingetragen von anonymer Gast am 04.05.2001 um 22.00
Denn es gibt keinen bayrischen Dialekt, auch wenn Sie in Würzburg geboren sind. Im Gegenteil! Es macht die Sache für Sie peinlicher, daß ein Franke das nicht weiß.
Aber es gilt eben weiter der Spruch:
Man muß Gott für alles danken,
sogar für Ober-, Unter-, Mittelfranken.
Franz Huber
Bund Bayrischer Patrioten (Sektion Chiemgau), Rosenheim
eingetragen von anonymer Gast am 04.05.2001 um 22.00
Verehrter Herr Beck,
es gibt das Bundesland Bayern. Die Gesamteinwohnerschaft bezeichnet man ebenfalls als Bayern. Sie unterteilt sich aber wiederum in drei Stämme: Baiern, Franken und Schwaben. Die Baiern sprechen bairisch, die Franken fränkisch und die Schwaben schwäbisch.
Ein bayrischer Dialekt, wie sie schreiben, existiert nicht.
Schreiben Sie künftig lieber nicht mehr über Bayern und seine Bewohner. Ihre Ignoranz bezüglich dieses Themas tritt sonst zu deutlich zutage.
Franz Huber
Bund Bayrischer Patrioten, Rosenheim
eingetragen von Gast am 04.05.2001 um 22.00
Vielleicht war es manchem aufgefallen, daß ich mich sowohl im Nachrichtenarchiv als auch im Gästebuch immer seltener äußerte; und was ich nun nach längerer Abwesenheit (es macht immer weniger Freude, darin zu lesen, seit der Anteil der herunterziehenden Beiträge steigt) mal wieder reinsah, fühlte ich mich bestätigt. Die sehr guten und konstruktiv durchdachten Beiträge des Herrn Wrase herunterzumachen ist schlicht primitiv und spiegelt das geistige Niveau und den mangelnden Sachverstand z.B. eines Herr Lachenmann wider. Kein Wunder, daß durch solche Lästermäuler der gute Wille so manchen Reformgegners zerstört wird, sodaß er sich nicht gerade ermutigt fühlt, hier sich weiterhin und ebenfalls mit Zivilcourage mutig zu äußern und für eine gute Sache einzusetzen.
Wie ich an anderer Stelle bereits einmal anführte, ist es oft ein letztes - aber leider meist wirkungsvolles - Mittel des Gegners, sich Gehör zu verschaffen, indem er den anderen ins Lächerliche zieht.
Kritik sollte stets konstruktiv sein, ansonsten ist sie nämlich schlicht Meckerei, und der Betreffende sollte lieber schweigen oder sich zumindest zurückhalten; doch da mangelt es scheinbar an der nötigen Selbstdisziplin.
Wir sollten wieder zu dem Hauptanliegen zurückfinden, indem wir uns darauf besinnen, wozu Schrift eigentlich da ist: Sie soll das gesprochene Wort so niederlegen, daß es auch korrekt und sinngemäß reproduziert,also zurückgelesen werden kann. Wie wichtig dieser Zusammenhang ist, kann man an den jüngsten Beiträgen in bayrischem Dialekt eines sog. Schorsch ersehen; sie sind zwar albern und wenig sachdienlich, beweisen aber, daß das Gewünschte nur richtig nach- oder ausgesprochen werden kann und wird, wenn es entsprechend korrekt und analog aufgeschrieben wurde. Dies erfordert aber 3 Schritte:
1.) Ich muß korrekt sprechen!
2.) Ich muß korrekt schreiben!
3.) Ich muß korrekt lesen!
Wer nicht bereit ist, alle diese drei Punkte zu erfüllen, sollte überdenken, ob er eígentlich weiß, wovon er redet. Sprache und Schrift spiegeln ein hohes Kulturgut wider und entsprechen dem jeweiligen Bewußtseinszustand eines Volkes. Wo befinden wir uns? Und in welche Richtung bewegen wir uns eigentlich?
Wenn hier künftig nicht mehr differenziert und die Vernunft und Selbstdisziplin und Eigenverantwortung stärker eingesetzt werden, dürfte dieses Forum noch weitere Mitstreiter verlieren, die einmal bereit waren konstruktiv mitzuwirken, nun aber desillusioniert und entmutigt werden.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 04.05.2001 um 22.00
Lieber Herr Beck,
was Sie sagen, ist natürlich richtig, aber wenn ich recht sehe, haben die Kämpfer von einst längst einen Weg gefunden, einander entweder aus dem Weg zu gehen oder ihre Händel weniger grob auszutragen, so daß es eigentlich nicht nötig ist, aufs neue Salz in diese Wunde zu streuen. Deshalb möchte ich hier alle Genannten und Ungenannten herzlich bitten, sich nicht wieder dazu zu äußern, auch wenn sie sich zu Recht gekränkt fühlen sollten. Wir stehen im Augenblick vor interessanten neuen Entwicklungen und sollten unsere Kräfte jetzt darauf konzentrieren. Natürlich will ich niemanden bevormunden oder mundtot machen, das kann ich auch gar nicht, aber ich fände es ausgesprochen unklug, nach den letzten, friedlich verlaufenen Tagen nun schon wieder Beziehungsprobleme aufzuwärmen. Wie wärs mit einem entschlossenen Schwamm drüber?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.05.2001 um 22.00
Griasdi nachad, Schorschi,
woaßd wos mia passierd is, Du megsdas need glam: Do hod mir doch glatt oana dPlattn zammghaun, do warn auf oimoi so a Schwadn im Zimma und grod gschnackld hohds und wer des woar, des mechad i scho wißn, der wanni derwisch, der hohd nix zum Lacha, wersdscho segn. Des wird scho so a Saupreiß gwen sei, so a greißlicha, woaßdscho.
Iezt kohni Dir goar koa Antwort ned gehm wegn dem Jagerwirt und sowieso bin i jetzt fir a bordog ned dahoam, weil i mi firchdn dua wegn dem Saupreiß, daß mir der need aufd Stubn kimmt und no an Schwadn hischoaßt, woaßdes jo nia bei dene Bazi.
Aba uf Goaßa kimmi hi, do konnsdi draff verlossn, weil do geh i sowieso gern hi, do gibds zwoa Wirtschaftn, dia i kenn, und dia guat san, di oane is unt wos hoaßd Mühle, do gibds an sauguadn Schweinsbrodn, und dia andere, des is da Zachschuster, do is aa schee und kochn deans do scho rechd guad und a sauberne Bedienung homs a. Beim Jagerwirt moani bini oamoi gwen zum Piesln, do hods auf der Speiskardn Scampi und Pommes mit Mayo ghoaßn, do bin i schnell weidagroasd, und gschdunga hodsdo aufm Haisel, megsdas ned glam. Und do vakeasdu? Oda dös woar a anderne Wirtschaft. Oiso, I kimm hi, aba schbehda amoi, pfiadi Gohd aa derwei.
Da Krottenthaler Schwarzkinstla
eingetragen von Manfred Riebe am 03.05.2001 um 22.00
Der freie Journalist Heinz-Werner Stürzer verwendete in seinem Journalist-Artikel: Rechtschreib-Prüfung als Quelle die empirischen Erhebungen zweier hervorragender Kämpfer gegen die Rechtschreibreform. Er nennt sie jedoch nicht mit Namen, sondern schreibt nur von einer Schar gut präparierter Lehrer im Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) aus Schwaig bei Nürnberg, die sich zwischen dem 1. August 1999 und dem 25. Juni 2000 mit dem Rotstift über Zeitungen und Magazine hermachten. Die Namen sind auf Grund ihrer Veröffentlichungen kein Geheimnis. Die Ehre, namentlich genannt zu werden, hätte eigentlich auf Grund ihrer immensen Arbeit dem Münchner Lektor Wolfgang Wrase und dem Lehrer Stephanus Peil gebührt.
1. Wolfgang Wrase: Eine Fehleranalyse am Beispiel des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL (38/1999). In: www.rechtschreibreform.com/
2. Wolfgang Wrase: Veränderung der Fehlerzahlen durch die Rechtschreibreform. Empirische Untersuchung am Beispiel der Süddeutschen Zeitung. In: www.rechtschreibreform.com/
3. Stephanus Peil: Presse-Orthographie nach der Umstellung auf die Neuregelung ab 1.8.1999. 2. Auflage, St. Goar: Leibniz-Verlag, 2000, 59 Seiten, ISBN 3-931155-13-7
Vgl. Heinz-Werner Stürzer: Rechtschreib-Prüfung, Die Rechtschreibreform hat zu Ungereimtheiten und zu unterschiedlichem Sprachgebrauch in den Redaktionen geführt. Korrekturprogramme helfen da auch nicht viel weiter. In: Journalist Nr. 5, Mai 2001, S. 10 - 14
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 03.05.2001 um 22.00
Griasdi nachad, Schorschi,
woaßd wos mia passierd is, Du megsdas need glam: Do hod mir doch glatt oana dPlattn zammghaun, do warn auf oimoi so a Schwadn im Zimma und grod gschnackld hohds und wer des woar, des mechad i scho wißn, der wanni derwisch, der hohd nix zum Lacha, wersdscho segn. Des wird scho so a Saupreiß gwen sei, so a greißlicha, woaßdscho.
Iezt kohni Dir goar koa Antwort ned gehm wegn dem Jagerwirt und sowieso bin i jetzt fir a bordog ned dahoam, weil i mi firchdn dua wegn dem Saupreiß, daß mir der need aufd Stubn kimmt und no an Schwadn hischoaßt, woaßdes jo nia bei dene Bazi.
Aba uf Goaßa kimmi hi, do konnsdi draff verlossn, weil do geh i sowieso gern hi, do gibds zwoa Wirtschaftn, dia i kenn, und dia guat san, di oane is unt wos hoaßd Mühle, do gibds an sauguadn Schweinsbrodn, und dia andere, des is da Zachschuster, do is aa schee und kochn deans do scho rechd guad und a sauberne Bedienung homs a. Beim Jagerwirt moani bini oamoi gwen zum Piesln, do hods auf der Speiskardn Scampi und Pommes mit Mayo ghoaßn, do bin i schnell weidagroasd, und gschdunga hodsdo aufm Haisel, megsdas ned glam. Und do vakeasdu? Oda dös woar a anderne Wirtschaft. Oiso, I kimm hi, aba schbehda amoi, pfiadi Gohd aa derwei.
Da Krottenthaler Schwarzkinstla
eingetragen von Manfred Riebe am 03.05.2001 um 22.00
Der freie Journalist Heinz-Werner Stürzer verwendete in seinem Journalist-Artikel: Rechtschreib-Prüfung als Quelle die empirischen Erhebungen zweier hervorragender Kämpfer gegen die Rechtschreibreform. Er nennt sie jedoch nicht mit Namen, sondern schreibt nur von einer Schar gut präparierter Lehrer im Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) aus Schwaig bei Nürnberg, die sich zwischen dem 1. August 1999 und dem 25. Juni 2000 mit dem Rotstift über Zeitungen und Magazine hermachten. Die Namen sind auf Grund ihrer Veröffentlichungen kein Geheimnis. Die Ehre, namentlich genannt zu werden, hätte eigentlich auf Grund ihrer immensen Arbeit dem Münchner Lektor Wolfgang Wrase und dem Lehrer Stephanus Peil gebührt.
1. Wolfgang Wrase: Eine Fehleranalyse am Beispiel des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL (38/1999). In: www.rechtschreibreform.com/
2. Wolfgang Wrase: Veränderung der Fehlerzahlen durch die Rechtschreibreform. Empirische Untersuchung am Beispiel der Süddeutschen Zeitung. In: www.rechtschreibreform.com/
3. Stephanus Peil: Presse-Orthographie nach der Umstellung auf die Neuregelung ab 1.8.1999. 2. Auflage, St. Goar: Leibniz-Verlag, 2000, 59 Seiten, ISBN 3-931155-13-7
Vgl. Heinz-Werner Stürzer: Rechtschreib-Prüfung, Die Rechtschreibreform hat zu Ungereimtheiten und zu unterschiedlichem Sprachgebrauch in den Redaktionen geführt. Korrekturprogramme helfen da auch nicht viel weiter. In: Journalist Nr. 5, Mai 2001, S. 10 - 14
Manfred Riebe
eingetragen von Henning Upmeyer am 01.05.2001 um 22.00
Die Süddeutsche Zeitung behauptet, die neue Rechtschreibung anzuwenden, verstößt aber dauernd elementar dagegen. Auch eine einheitliche Haus-Rechtschreibung ist nicht erkennbar. Zuerst schien es, daß sie die Leser durch absichtliche Übertreibung aufschrecken wollte, aber allmählich sieht es nach Willkür und Unfähigkeit aus. Das berechtigt zu der Frage, ob die frühere Rechtschreibung der SZ wirklich vorbildlich richtig war und als einer der Maßstäbe verwendet werden darf, die Herr Prof. Ickler benutzt. Jeder Ingenieur weiß, daß vor einer Messung die Meßvorrichtung geicht werden oder als geeicht anerkannt sein muß.
Die Rechtschreibreformer möchten ihre Einfachrechtschreibung für Hauptschüler als für alle verbindlich erklären, die Schreibprofis brauchen aber viel genauere und erweiterte Ausdrucksmöglichkeiten. So entgegengesetzte Anfordeungen sind mit einem einzigen Produkt nicht abdeckbar. So wie es die Elementarmathematik und die Höhere Mathematik, das Latinum und das Große Latinum, das Graecum und das Abiturfach Griechisch gibt, sollte es das Elementardeutsch als Untermenge und das Höhere Deutsch als Obermenge geben, wobei jede Regel dieser echten Teilmenge in der Obermenge enthalten ist. Mit den Bögen in seinem Wörterbuch als zulässige Möglichkeiten beschreitet Herr Prof. Ickler den richtigen Weg. Aus der Praxis: Ein Handwerksmeister braucht für seine Aufgaben einfache, aber zugelassene Berechnungsformeln, ein Ingenieur oder Wissenschaftler braucht umfangreichere, aber ebenfalls als richtig anerkannte Rechenmethoden, wobei die Formeln des Handwerkers nur ein vereinfachter Teil der Methoden des Ingenieurs sind. Offen erkennbare Fehler müssen aus der neuen Rechtschreibung herausgestrichen werden. Was nicht direkt falsch oder unsinnig ist, könnte als Elementardeutsch-Schreibung zugelassen werden, aber eben nicht als allein verbindlich, sondern als Teilmenge eines offenen Systems, das eine lebende Sprache eben ist. Das ist dann kein Zweiklassendeutsch, sondern für jeden Anwender die Teilmenge, die er für seine Zwecke braucht, wie im richtigen Leben.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 01.05.2001 um 22.00
Die Überzeugung Schreibprofis brauchen aber viel genauere und erweiterte Ausdrucksmöglichkeiten war meiner Erinnerung nach der Ausgangspunkt für den Streit um die Icklerschen Bögen. Das hat Herr Uppmeyer in seinem Text unproblematisiert gelassen (darf er ja auch, ich wollts nur ergänzen). Der Kontext scheint aber zu suggerieren, dass er einen Zusammenhang sieht zwischen Elementardeutsch sowie Höheres Deutsch und dem Gebrauch der Bögen bei Ickler. Das hätte ich allerdings gerne konkreter ausformuliert (wenn Herr Uppmeyer denn einen solchen Zusammenhang sieht). Die Vorstellung, dass ein Schreibprofi mit einer anderen Rechtschreibung als der aktuellen erweiterte Ausdruckmöglichkeiten hätte, scheint mir grundsätzlich falsch zu sein; von einigen wenigen Ausnahmen lasse ich mich gerne überzeugen.
Michael Jansen
eingetragen von Henning Upmeyer am 01.05.2001 um 22.00
Die Süddeutsche Zeitung behauptet, die neue Rechtschreibung anzuwenden, verstößt aber dauernd elementar dagegen. Auch eine einheitliche Haus-Rechtschreibung ist nicht erkennbar. Zuerst schien es, daß sie die Leser durch absichtliche Übertreibung aufschrecken wollte, aber allmählich sieht es nach Willkür und Unfähigkeit aus. Das berechtigt zu der Frage, ob die frühere Rechtschreibung der SZ wirklich vorbildlich richtig war und als einer der Maßstäbe verwendet werden darf, die Herr Prof. Ickler benutzt. Jeder Ingenieur weiß, daß vor einer Messung die Meßvorrichtung geicht werden oder als geeicht anerkannt sein muß.
Die Rechtschreibreformer möchten ihre Einfachrechtschreibung für Hauptschüler als für alle verbindlich erklären, die Schreibprofis brauchen aber viel genauere und erweiterte Ausdrucksmöglichkeiten. So entgegengesetzte Anfordeungen sind mit einem einzigen Produkt nicht abdeckbar. So wie es die Elementarmathematik und die Höhere Mathematik, das Latinum und das Große Latinum, das Graecum und das Abiturfach Griechisch gibt, sollte es das Elementardeutsch als Untermenge und das Höhere Deutsch als Obermenge geben, wobei jede Regel dieser echten Teilmenge in der Obermenge enthalten ist. Mit den Bögen in seinem Wörterbuch als zulässige Möglichkeiten beschreitet Herr Prof. Ickler den richtigen Weg. Aus der Praxis: Ein Handwerksmeister braucht für seine Aufgaben einfache, aber zugelassene Berechnungsformeln, ein Ingenieur oder Wissenschaftler braucht umfangreichere, aber ebenfalls als richtig anerkannte Rechenmethoden, wobei die Formeln des Handwerkers nur ein vereinfachter Teil der Methoden des Ingenieurs sind. Offen erkennbare Fehler müssen aus der neuen Rechtschreibung herausgestrichen werden. Was nicht direkt falsch oder unsinnig ist, könnte als Elementardeutsch-Schreibung zugelassen werden, aber eben nicht als allein verbindlich, sondern als Teilmenge eines offenen Systems, das eine lebende Sprache eben ist. Das ist dann kein Zweiklassendeutsch, sondern für jeden Anwender die Teilmenge, die er für seine Zwecke braucht, wie im richtigen Leben.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 01.05.2001 um 22.00
Die Überzeugung Schreibprofis brauchen aber viel genauere und erweiterte Ausdrucksmöglichkeiten war meiner Erinnerung nach der Ausgangspunkt für den Streit um die Icklerschen Bögen. Das hat Herr Uppmeyer in seinem Text unproblematisiert gelassen (darf er ja auch, ich wollts nur ergänzen). Der Kontext scheint aber zu suggerieren, dass er einen Zusammenhang sieht zwischen Elementardeutsch sowie Höheres Deutsch und dem Gebrauch der Bögen bei Ickler. Das hätte ich allerdings gerne konkreter ausformuliert (wenn Herr Uppmeyer denn einen solchen Zusammenhang sieht). Die Vorstellung, dass ein Schreibprofi mit einer anderen Rechtschreibung als der aktuellen erweiterte Ausdruckmöglichkeiten hätte, scheint mir grundsätzlich falsch zu sein; von einigen wenigen Ausnahmen lasse ich mich gerne überzeugen.
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 30.04.2001 um 22.00
Daß de Deiza Gaissacher schreim, is gor ned so vakeat. Ganz friara hot ma nämlich Gaissach, Diessen, Peissenberg und so weida gschriem. De Oidn schreims heit no so. Des is erst andersta woan, wia de Preißn s Sogn kriagt ham in Baiern. Sogar Bayern kummt vo de Preißn. Des hot uns da Ludwig I. aufdruckt, der Preiß der pfäizische.
Awa woaßt, du Waakirchena Schwarzkinstla, i red und schreib boarisch, und wia de Preißn schreim, is mia wuascht!
Aiso, pfiat Di nachat, und wennst zum Jagerwirt kummst, frogst hoit amoi nocham Resch.
Schorsch
Goaßa
eingetragen von Reinhard Markner am 30.04.2001 um 22.00
Stand vom 1. Januar 2070, 1:00 Uhr -- dies die neueste Meldung auf Frielinghausens Heimstatt.
R. M.
eingetragen von anonymer Gast am 30.04.2001 um 22.00
Daß de Deiza Gaissacher schreim, is gor ned so vakeat. Ganz friara hot ma nämlich Gaissach, Diessen, Peissenberg und so weida gschriem. De Oidn schreims heit no so. Des is erst andersta woan, wia de Preißn s Sogn kriagt ham in Baiern. Sogar Bayern kummt vo de Preißn. Des hot uns da Ludwig I. aufdruckt, der Preiß der pfäizische.
Awa woaßt, du Waakirchena Schwarzkinstla, i red und schreib boarisch, und wia de Preißn schreim, is mia wuascht!
Aiso, pfiat Di nachat, und wennst zum Jagerwirt kummst, frogst hoit amoi nocham Resch.
Schorsch
Goaßa
eingetragen von Reinhard Markner am 30.04.2001 um 22.00
Stand vom 1. Januar 2070, 1:00 Uhr -- dies die neueste Meldung auf Frielinghausens Heimstatt.
R. M.
eingetragen von Manfred Riebe am 29.04.2001 um 22.00
Über Effektivität und Effizienz des Kampfes gegen die Rechtschreibreform, d.h. die Wirksamkeit bzw. Durchschlagskraft, ließe sich sehr viel sagen, auch Nachdenkenswertes wie: Wer nichts macht, macht nichts falsch! oder Es ist nicht schwer, das Gute zu erkennen, aber wohl, es in die Tat umzusetzen: (Konfuzius, Schu-king, 3, 8, 2, 11).
Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist - wie Volksbegehren und repräsentative Umfragen es zeigen - aus verschiedensten Gründen gegen die Rechtschreibreform. Deshalb wird meist privat über die Rechtschreibreform geschimpft. Aber die Bereitschaft, sich öffentlich gegen die Rechtschreibreform zur Wehr zu setzen, ist gering. Dieses unzureichende politische Engagement zeigt ganz allgemein, daß es in unserer streitbaren Demokratie noch zu wenig mündige Staatsbürger gibt, die bereit sind, demokratische und kulturelle Werte unter Aufopferung privater Interessen und Vorteile zu verteidigen. Erich Kästner sagt: An allem Unfug, der passiert, sind nicht nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.
Warum beteiligen sich hier nicht mehr Lehrer, Hochschullehrer und andere beruflich Betroffene? In allen Berufsgruppen regiert hinsichtlich des Kampfes gegen die Kultusministererlasse und die Anordnungen der Innenminister die Angst davor, sich weithin sichtbar zu exponieren und damit anzuecken. Die meisten Berufstätigen bis hinauf zu den Germanisten haben Angst, weil sie in einem öffentlichen Dienstverhältnis oder privaten Arbeitsverhältnis stehen und damit von ihrem Dienstherrn oder Arbeitgeber abhängig sind. Ähnlich wie in der ehemaligen DDR befürchtet man berufliche und damit finanzielle Nachteile, z.B. durch Disziplinarmaßnahmen bis hin zu Mobbing, durch eine schlechte dienstliche Beurteilung, durch Nichtberücksichtigung beim beruflichen Aufstieg, usw. Die Öffentlichkeit merkt kaum, welchen Pressionen die Reformkritiker ausgesetzt sind und daß es einiger Zivilcourage bedarf, trotzdem etwas gegen die Verschandelung der Schriftsprache und den Verfassungsbruch der Kultusminister zu unternehmen.
Hinsichtlich mancher unnötiger Streiterei hat Dr. med. Wolfgang Scheuermann recht. Streitereien kommen aber auch in den besten Familien vor. Sie kosten aber oft unnötig Zeit und Kraft. Auf dieser Netzseite äußern sich einerseits hochqualifizierte Germanisten, aber andererseits auch Lehrer und Nichtgermanisten als einfache Sprachbenutzer und Sprachpraktiker. Deshalb können Meinungsverschiedenheiten nicht ausbleiben. Aber man sollte sie objektiv als verkleinertes Abbild des Marktgeschehens oder hin und wieder auch als wissenschaftlichen Streit betrachten und tolerieren und nicht subjektiv als persönliche Herabsetzung der Gegenseite werten und deshalb der Gegenseite keine Vorwürfe machen.
Wer kämpft, kann verlieren! Wer nicht kämpft, hat schon verloren! (Bertolt Brecht). Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Von wem stammt dieser Spruch?) Das aber können einzelne Bürger, die ihr eigenes Interesse nur privat verfolgen, nicht bewirken. Einzelkämpfer haben nicht das nötige Gewicht. Es genügt auch nicht, von Bürgern Unterschriften einzuholen oder Dichter und Denker zum Jagen zu tragen, die ansonsten nur zugeschaut und privat geschimpft hätten; denn das persönliche Engagement läßt sich nicht ersetzen. Um die größtmögliche politische Schlagkraft zu erzielen, bedarf es zuerst einmal einer Solidarisierung vieler Bürger in einer organisierten Interessengruppe.
Deshalb lädt der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) als Initiative gegen die Rechtschreibreform dazu ein, Mitglied im VRS zu werden. Das wäre der erste Schritt zur gewünschten größeren Effektivität und Effizienz.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 29.04.2001 um 22.00
stammt von Erich Kästner.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Manfred Riebe am 29.04.2001 um 22.00
Über Effektivität und Effizienz des Kampfes gegen die Rechtschreibreform, d.h. die Wirksamkeit bzw. Durchschlagskraft, ließe sich sehr viel sagen, auch Nachdenkenswertes wie: Wer nichts macht, macht nichts falsch! oder Es ist nicht schwer, das Gute zu erkennen, aber wohl, es in die Tat umzusetzen: (Konfuzius, Schu-king, 3, 8, 2, 11).
Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist - wie Volksbegehren und repräsentative Umfragen es zeigen - aus verschiedensten Gründen gegen die Rechtschreibreform. Deshalb wird meist privat über die Rechtschreibreform geschimpft. Aber die Bereitschaft, sich öffentlich gegen die Rechtschreibreform zur Wehr zu setzen, ist gering. Dieses unzureichende politische Engagement zeigt ganz allgemein, daß es in unserer streitbaren Demokratie noch zu wenig mündige Staatsbürger gibt, die bereit sind, demokratische und kulturelle Werte unter Aufopferung privater Interessen und Vorteile zu verteidigen. Erich Kästner sagt: An allem Unfug, der passiert, sind nicht nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.
Warum beteiligen sich hier nicht mehr Lehrer, Hochschullehrer und andere beruflich Betroffene? In allen Berufsgruppen regiert hinsichtlich des Kampfes gegen die Kultusministererlasse und die Anordnungen der Innenminister die Angst davor, sich weithin sichtbar zu exponieren und damit anzuecken. Die meisten Berufstätigen bis hinauf zu den Germanisten haben Angst, weil sie in einem öffentlichen Dienstverhältnis oder privaten Arbeitsverhältnis stehen und damit von ihrem Dienstherrn oder Arbeitgeber abhängig sind. Ähnlich wie in der ehemaligen DDR befürchtet man berufliche und damit finanzielle Nachteile, z.B. durch Disziplinarmaßnahmen bis hin zu Mobbing, durch eine schlechte dienstliche Beurteilung, durch Nichtberücksichtigung beim beruflichen Aufstieg, usw. Die Öffentlichkeit merkt kaum, welchen Pressionen die Reformkritiker ausgesetzt sind und daß es einiger Zivilcourage bedarf, trotzdem etwas gegen die Verschandelung der Schriftsprache und den Verfassungsbruch der Kultusminister zu unternehmen.
Hinsichtlich mancher unnötiger Streiterei hat Dr. med. Wolfgang Scheuermann recht. Streitereien kommen aber auch in den besten Familien vor. Sie kosten aber oft unnötig Zeit und Kraft. Auf dieser Netzseite äußern sich einerseits hochqualifizierte Germanisten, aber andererseits auch Lehrer und Nichtgermanisten als einfache Sprachbenutzer und Sprachpraktiker. Deshalb können Meinungsverschiedenheiten nicht ausbleiben. Aber man sollte sie objektiv als verkleinertes Abbild des Marktgeschehens oder hin und wieder auch als wissenschaftlichen Streit betrachten und tolerieren und nicht subjektiv als persönliche Herabsetzung der Gegenseite werten und deshalb der Gegenseite keine Vorwürfe machen.
Wer kämpft, kann verlieren! Wer nicht kämpft, hat schon verloren! (Bertolt Brecht). Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Von wem stammt dieser Spruch?) Das aber können einzelne Bürger, die ihr eigenes Interesse nur privat verfolgen, nicht bewirken. Einzelkämpfer haben nicht das nötige Gewicht. Es genügt auch nicht, von Bürgern Unterschriften einzuholen oder Dichter und Denker zum Jagen zu tragen, die ansonsten nur zugeschaut und privat geschimpft hätten; denn das persönliche Engagement läßt sich nicht ersetzen. Um die größtmögliche politische Schlagkraft zu erzielen, bedarf es zuerst einmal einer Solidarisierung vieler Bürger in einer organisierten Interessengruppe.
Deshalb lädt der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) als Initiative gegen die Rechtschreibreform dazu ein, Mitglied im VRS zu werden. Das wäre der erste Schritt zur gewünschten größeren Effektivität und Effizienz.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 29.04.2001 um 22.00
stammt von Erich Kästner.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Walter Lachenmann am 28.04.2001 um 22.00
oba wissn mechatma scho, wer nocha der Goaßara ihs.
Findst ibahaabt no hi nach Goaßa?
Wo zDeiz scho dSchdroßenschuidl umgschriem homm:
Gaissacher Strasse!
Do kennsti nimma aus, host mi?
Waakirchner Dreigesang
eingetragen von Gast am 28.04.2001 um 22.00
Liebe Mitstreiter,
was ich hier eigentlich vermisse, sind die zustimmenden Bekundungen all derer, die sich, wenn vielleicht auch nicht in der äußeren Form, so doch aber im Inhalt dessen, was Wolfgang Wrase hier auf diesen Seiten geschrieben hat, verbunden fühlen. Statt dessen hat es den Anschein, als ob er quasi als lästiger Störenfried hier rausgemobbt werden soll, womit man ihm bitter unrecht tut.
Schade eigentlich!
Das - und nicht mehr - zu diesem Thema!
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von anonymer Gast am 28.04.2001 um 22.00
Daß mia des wuascht is, wia de blädn Deiza eanane Stroßnschuidln schreim, des deafst ma glam.
Ins Doaf aufi find i oweino hi, wei i oafach nochm Wirt seim Bia riach.
Awa jetz muaß i scho amoi frogn, obts es Waakirchena bloß no mit Öl hoatzts und koane Hoizscheitln mehr fia so freche Saupreißn zum Davojogn hobts?
Pfiats eich, Waakirchena Dreigsang
Da Schorsch
vo Goaßa
eingetragen von Walter Lachenmann am 28.04.2001 um 22.00
Hier ist nun doch eine öffentliche Klarstellung - und Selbstdarstellung - geboten:
Ich bin zwar böse, das konnte man hier lesen, aber ich bin nicht der Goaßara. Ich weiß auch nicht, wer der Goaßara ist. Ich kann zum Goaßara nur soviel vermutend sagen: Der Goaßara kommt - und er klingt echt, so schönes Goaßaraboarisch kriegte ich niemals hin - mit größter Wahrscheinlichkeit aus Gaißach, das ist ein entzückendes Dorf gleich bei Bad Tölz, eigentlich eine Ansammlung von kleinen Weilern mit schönen alten Bauernhöfen, die man teilweise aus »Der Bulle von Tölz« kennt. Die Goaßara Fuizn ist ein Moorgebiet dortselbsten. Und Bad Tölz (Deiz) und Gaißach liegen hier bei Waakirchen gleich um die Ecke, wir gucken auf denselben Berg, den Rechelkopf, nur jeder von einer andern Seite. Und drum kennt der Schorsch auch den Waakirchner Löwen (der bin auch nicht ich, sondern das ist ein Bronze- oder Gußeisendenkmal für die Sendlinger Bauernschlacht, wo heute noch die Gebirgsschützen sich einmal im Jahr versammeln, das Bayerntum und ihren Herrgott loben und sich hinterher besaufen.)
Es könnte nämlich vermutet werden, daß ich den Thread, der sich zu einem wahren Threat entwickelt hat, im Lodengewand als Wilddieb verkleidet hier weiterführen will. Wirklich nicht, so böse bin ich auch wieder nicht, außerdem bin ich überhaupt ein gutmütiger, etwas einfältiger Schwabe und will und wollte wirklich niemanden ärgern. Aber der Wilddieb aus Goaßa sollte sich eigentlich mal melden, wo bleibt denn da der bayerische Bekennerstolz?
Brachsdi need vaschdegga, oida Hirsch! Oda drausdi need? Kimm umi, saffma a Hoebe midnand!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Oberbayern)
eingetragen von Manfred Riebe am 28.04.2001 um 22.00
Der Waakirchner Dreigesang weist auf das umgeschriebene Straßenschild Gaissacher Strasse hin (richtig wohl: Gaißacher Straße?). Für solch einen Unsinn werden wir Steuerzahler geschröpft!
Für Interessenten: Über die Themen Geographische Namen und Orts- und Straßennamen nicht ändern haben kürzlich Theodor Ickler und der VRS am 18.04 und 22.04.2001 im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de/ informiert und aufgeklärt.
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 28.04.2001 um 22.00
Die teilweise ein wenig unersprießlich gewordenen Äußerungen auf diesen Seiten haben mich an das (angebliche oder tatsächliche) Adenauer-Zitat erinnert: Man muß die Menschen nehmen, (hier mit oder ohne Komma?) wie sie sind. Andere gibt es nicht.
Das gilt natürlich besonders für die kleine Gruppe aktiver Rechtschreibreform-Gegner. Jeder davon ist, ich will es mal so ausdrücken, so kostbar, daß er einfach unverzichtbar ist. Eine Schwächung dadurch, daß der eine oder andere verstimmt verstummt, mindert die Aussicht, die durch die Rechtschreibreform erzeugte Not zu wenden. Statt so die Effektivität zu mindern, muß man darüber nachdenken, wie man die Basis verbreitern könnte. Tausende von potentiellen Mitstreitern haben sich während der Zeitungsaktion im letzten Jahr mit Namen, Anschrift und Unterschrift zu ihrer Gegnerschaft zur RSR bekannt. Aus ihnen könnten neue Aktive zu werben sein. (Wie man das macht, kann und soll an anderer Stelle diskutiert werden.)
Der Ausdruck Not wenden hat noch eine zweite Implikation: Wenn hier ein Beitrag im Gästebuch erscheint, hat er eine Wirkung schon alleine dadurch, daß es so ist. Jeder Leser wird den Beitrag für sich bewerten. Der Effekt kann sein, daß er sich mit Grausen abwendet. Das ist Effektivität im negativen Sinne. Notwendig können die Beiträge sein, die zum Mitstreiten ermutigen. In besonderer Weise notwendig sind die Beiträge, die einen Gast zum Mitstreiten AUSSERHALB von rechtschreibreform.com motivieren. Nur so kann man m.E. hoffen, zur notwendigen Effizienz zu kommen. Es gibt ungeheuer viel zu tun: Verlage ermutigen, bei der modernen Gegenwartsorthographie zu bleiben! Die CMA, Miele und Lukullus u.a. beglückwünschen, daß sie (z.T. nur z.T.) dazu zurückgekehrt sind! Andere darauf hinweisen, wo die Anwendung der pseudologischen neuen Regeln zu unerträglichen Kompromissen zwingt, usw., usw.
So etwas schafft man nicht ohne Wraseschen Zorn, Riebesche Hingabe und Icklersche Sachkenntnis!
Jetzt merke ich, mich von Adenauer ein bißchen in Richtung von Augustinus bekanntem Aufruf bewegt zu haben, der so schön endet: ... und, ach, alle lieben!
(Und um niemanden effizienzmindernd vor den Kopf zu stoßen: Ist dieses ach nicht ein wunderschön modulationsfähiger Laut, für den in anderen Sprachen nur schwer eine Entsprechung zu finden ist?)
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 28.04.2001 um 22.00
Die teilweise ein wenig unersprießlich gewordenen Äußerungen auf diesen Seiten haben mich an das (angebliche oder tatsächliche) Adenauer-Zitat erinnert: Man muß die Menschen nehmen, (hier mit oder ohne Komma?) wie sie sind. Andere gibt es nicht.
Das gilt natürlich besonders für die kleine Gruppe aktiver Rechtschreibreform-Gegner. Jeder davon ist, ich will es mal so ausdrücken, so kostbar, daß er einfach unverzichtbar ist. Eine Schwächung dadurch, daß der eine oder andere verstimmt verstummt, mindert die Aussicht, die durch die Rechtschreibreform erzeugte Not zu wenden. Statt so die Effektivität zu mindern, muß man darüber nachdenken, wie man die Basis verbreitern könnte. Tausende von potentiellen Mitstreitern haben sich während der Zeitungsaktion im letzten Jahr mit Namen, Anschrift und Unterschrift zu ihrer Gegnerschaft zur RSR bekannt. Aus ihnen könnten neue Aktive zu werben sein. (Wie man das macht, kann und soll an anderer Stelle diskutiert werden.)
Der Ausdruck Not wenden hat noch eine zweite Implikation: Wenn hier ein Beitrag im Gästebuch erscheint, hat er eine Wirkung schon alleine dadurch, daß es so ist. Jeder Leser wird den Beitrag für sich bewerten. Der Effekt kann sein, daß er sich mit Grausen abwendet. Das ist Effektivität im negativen Sinne. Notwendig können die Beiträge sein, die zum Mitstreiten ermutigen. In besonderer Weise notwendig sind die Beiträge, die einen Gast zum Mitstreiten AUSSERHALB von rechtschreibreform.com motivieren. Nur so kann man m.E. hoffen, zur notwendigen Effizienz zu kommen. Es gibt ungeheuer viel zu tun: Verlage ermutigen, bei der modernen Gegenwartsorthographie zu bleiben! Die CMA, Miele und Lukullus u.a. beglückwünschen, daß sie (z.T. nur z.T.) dazu zurückgekehrt sind! Andere darauf hinweisen, wo die Anwendung der pseudologischen neuen Regeln zu unerträglichen Kompromissen zwingt, usw., usw.
So etwas schafft man nicht ohne Wraseschen Zorn, Riebesche Hingabe und Icklersche Sachkenntnis!
Jetzt merke ich, mich von Adenauer ein bißchen in Richtung von Augustinus bekanntem Aufruf bewegt zu haben, der so schön endet: ... und, ach, alle lieben!
(Und um niemanden effizienzmindernd vor den Kopf zu stoßen: Ist dieses ach nicht ein wunderschön modulationsfähiger Laut, für den in anderen Sprachen nur schwer eine Entsprechung zu finden ist?)
Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 28.04.2001 um 22.00
oba wissn mechatma scho, wer nocha der Goaßara ihs.
Findst ibahaabt no hi nach Goaßa?
Wo zDeiz scho dSchdroßenschuidl umgschriem homm:
Gaissacher Strasse!
Do kennsti nimma aus, host mi?
Waakirchner Dreigesang
eingetragen von Gast am 28.04.2001 um 22.00
Liebe Mitstreiter,
was ich hier eigentlich vermisse, sind die zustimmenden Bekundungen all derer, die sich, wenn vielleicht auch nicht in der äußeren Form, so doch aber im Inhalt dessen, was Wolfgang Wrase hier auf diesen Seiten geschrieben hat, verbunden fühlen. Statt dessen hat es den Anschein, als ob er quasi als lästiger Störenfried hier rausgemobbt werden soll, womit man ihm bitter unrecht tut.
Schade eigentlich!
Das - und nicht mehr - zu diesem Thema!
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von anonymer Gast am 28.04.2001 um 22.00
Daß mia des wuascht is, wia de blädn Deiza eanane Stroßnschuidln schreim, des deafst ma glam.
Ins Doaf aufi find i oweino hi, wei i oafach nochm Wirt seim Bia riach.
Awa jetz muaß i scho amoi frogn, obts es Waakirchena bloß no mit Öl hoatzts und koane Hoizscheitln mehr fia so freche Saupreißn zum Davojogn hobts?
Pfiats eich, Waakirchena Dreigsang
Da Schorsch
vo Goaßa
eingetragen von Walter Lachenmann am 28.04.2001 um 22.00
Hier ist nun doch eine öffentliche Klarstellung - und Selbstdarstellung - geboten:
Ich bin zwar böse, das konnte man hier lesen, aber ich bin nicht der Goaßara. Ich weiß auch nicht, wer der Goaßara ist. Ich kann zum Goaßara nur soviel vermutend sagen: Der Goaßara kommt - und er klingt echt, so schönes Goaßaraboarisch kriegte ich niemals hin - mit größter Wahrscheinlichkeit aus Gaißach, das ist ein entzückendes Dorf gleich bei Bad Tölz, eigentlich eine Ansammlung von kleinen Weilern mit schönen alten Bauernhöfen, die man teilweise aus »Der Bulle von Tölz« kennt. Die Goaßara Fuizn ist ein Moorgebiet dortselbsten. Und Bad Tölz (Deiz) und Gaißach liegen hier bei Waakirchen gleich um die Ecke, wir gucken auf denselben Berg, den Rechelkopf, nur jeder von einer andern Seite. Und drum kennt der Schorsch auch den Waakirchner Löwen (der bin auch nicht ich, sondern das ist ein Bronze- oder Gußeisendenkmal für die Sendlinger Bauernschlacht, wo heute noch die Gebirgsschützen sich einmal im Jahr versammeln, das Bayerntum und ihren Herrgott loben und sich hinterher besaufen.)
Es könnte nämlich vermutet werden, daß ich den Thread, der sich zu einem wahren Threat entwickelt hat, im Lodengewand als Wilddieb verkleidet hier weiterführen will. Wirklich nicht, so böse bin ich auch wieder nicht, außerdem bin ich überhaupt ein gutmütiger, etwas einfältiger Schwabe und will und wollte wirklich niemanden ärgern. Aber der Wilddieb aus Goaßa sollte sich eigentlich mal melden, wo bleibt denn da der bayerische Bekennerstolz?
Brachsdi need vaschdegga, oida Hirsch! Oda drausdi need? Kimm umi, saffma a Hoebe midnand!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Oberbayern)
eingetragen von Manfred Riebe am 28.04.2001 um 22.00
Der Waakirchner Dreigesang weist auf das umgeschriebene Straßenschild Gaissacher Strasse hin (richtig wohl: Gaißacher Straße?). Für solch einen Unsinn werden wir Steuerzahler geschröpft!
Für Interessenten: Über die Themen Geographische Namen und Orts- und Straßennamen nicht ändern haben kürzlich Theodor Ickler und der VRS am 18.04 und 22.04.2001 im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de/ informiert und aufgeklärt.
Manfred Riebe
eingetragen von Christian Melsa am 27.04.2001 um 22.00
Oha! Diese Aufrechnung von Herrn Wrase stellt ja sogar einen Riebe weitaus in den Schatten, Respekt... Ich muß dazu eines loswerden: Gerade vor kurzem, im meiner Korrespondenz mit Peter Meyer, mußte ich feststellen, daß der Versuch, eine Diskussion mit ein paar humorigen Worten aufzulockern, leicht auch ganz schön nach hinten losgehen kann. Der von mir dort eingebrachte Sarkasmus mag, wenn die von Herrn Ickler gerade erwähnte These zutrifft (was ich nach einigem Überlegen auch annehme), wegen meiner Neigung zur Nachtmenschenexistenz ebenfalls etwas zu spitzzüngig gewesen sein. Im Falle von Herrn Lachenmann kann ich mir allerdings nicht vorstellen, daß dieser seine Witzeleien böse gemeint haben könnte, wie ich das in meinem Dialog mit Herrn Meyer ja eigentlich auch nicht tat.
Der Film Dogma, aus dem mein zuletzt genanntes Zitat stammt, wurde übrigens von einem gläubigen Katholiken gedreht (und unter der vulgären, albernen Oberfläche des Streifens sind auch eine Reihe ernsthafter theologischer Gedanken zu erkennen), der sich dann aber mit heftigsten (teilweise auch wieder verständlichen) Protesten anderer Katholiken konfrontiert sah, die bis zu Morddrohungen reichten. Der ewige Zwiespalt der Satire.
Was das Komma vor wie betrifft, so habe ich über diese Phänomen auch schon gelegentlich gegrübelt, bin dabei jedoch noch zu keinem absoluten Schluß gekommen. Hier zunächst nur ein spontaner Gedanke: Will man mit dem wie (oder als) einen Vergleich ausdrücken, so setzt man kein Komma. Bei wie ich finde handelt es sich dagegen ja eher um eine Paraphrase des Zusatzes finde ich.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 27.04.2001 um 22.00
Zu Christian Melsa: Gefährlicher Humor: Ein Vergleich zwischen meinen Beiträgen und denen von Wolfgang Wrase hinkt; denn die Beiträge sind quantitativ und qualitativ grundverschieden. Nur ein Beispiel: In meinen Texten mache ich genaue Quellenangaben, damit sie überprüfbar sind und somit diesbezüglich ein Schatten nach Möglichkeit nicht entstehen kann.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 27.04.2001 um 22.00
Es is scho a Schand, daß dea freche Saupreiß Wrase sei Mei so weit aufreißn deaf, ohne daß de Waakirchena wos dagegn dean.
So oan hättn mia Goaßara scho längst außagscheitelt aus unserm scheena Baiernland.
Werat Zeit, daß se de Waakirchena wieda drauf bsinna, wos der Leew auf iham Denkmoi zbedeidn hot.
Hobts mi!
A Goaßara
aus da Goaßara Gmoa
eingetragen von Matthias Dräger am 27.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, ich bin ganz Ihrer Meinung: Ihre Beiträge und die von Herrn Wrase sind wirklich sowohl quantitativ als vor allem auch qualitativ grundverschieden. Ich habe das übrigens noch nie bezweifelt.
Ferner: Ich habe noch eine sehr leistungsfähige Ölpumpe abzugeben, die ich praktisch nicht mehr brauche; ich habe mir jetzt ein kleineres Modell zugelegt, das für meine Bedürfnisse vollkommen ausreicht. Haben Sie Interesse?
Matthias Dräger
eingetragen von Christian Melsa am 27.04.2001 um 22.00
Oha! Diese Aufrechnung von Herrn Wrase stellt ja sogar einen Riebe weitaus in den Schatten, Respekt... Ich muß dazu eines loswerden: Gerade vor kurzem, im meiner Korrespondenz mit Peter Meyer, mußte ich feststellen, daß der Versuch, eine Diskussion mit ein paar humorigen Worten aufzulockern, leicht auch ganz schön nach hinten losgehen kann. Der von mir dort eingebrachte Sarkasmus mag, wenn die von Herrn Ickler gerade erwähnte These zutrifft (was ich nach einigem Überlegen auch annehme), wegen meiner Neigung zur Nachtmenschenexistenz ebenfalls etwas zu spitzzüngig gewesen sein. Im Falle von Herrn Lachenmann kann ich mir allerdings nicht vorstellen, daß dieser seine Witzeleien böse gemeint haben könnte, wie ich das in meinem Dialog mit Herrn Meyer ja eigentlich auch nicht tat.
Der Film Dogma, aus dem mein zuletzt genanntes Zitat stammt, wurde übrigens von einem gläubigen Katholiken gedreht (und unter der vulgären, albernen Oberfläche des Streifens sind auch eine Reihe ernsthafter theologischer Gedanken zu erkennen), der sich dann aber mit heftigsten (teilweise auch wieder verständlichen) Protesten anderer Katholiken konfrontiert sah, die bis zu Morddrohungen reichten. Der ewige Zwiespalt der Satire.
Was das Komma vor wie betrifft, so habe ich über diese Phänomen auch schon gelegentlich gegrübelt, bin dabei jedoch noch zu keinem absoluten Schluß gekommen. Hier zunächst nur ein spontaner Gedanke: Will man mit dem wie (oder als) einen Vergleich ausdrücken, so setzt man kein Komma. Bei wie ich finde handelt es sich dagegen ja eher um eine Paraphrase des Zusatzes finde ich.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 27.04.2001 um 22.00
Zu Christian Melsa: Gefährlicher Humor: Ein Vergleich zwischen meinen Beiträgen und denen von Wolfgang Wrase hinkt; denn die Beiträge sind quantitativ und qualitativ grundverschieden. Nur ein Beispiel: In meinen Texten mache ich genaue Quellenangaben, damit sie überprüfbar sind und somit diesbezüglich ein Schatten nach Möglichkeit nicht entstehen kann.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 27.04.2001 um 22.00
Es is scho a Schand, daß dea freche Saupreiß Wrase sei Mei so weit aufreißn deaf, ohne daß de Waakirchena wos dagegn dean.
So oan hättn mia Goaßara scho längst außagscheitelt aus unserm scheena Baiernland.
Werat Zeit, daß se de Waakirchena wieda drauf bsinna, wos der Leew auf iham Denkmoi zbedeidn hot.
Hobts mi!
A Goaßara
aus da Goaßara Gmoa
eingetragen von Matthias Dräger am 27.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, ich bin ganz Ihrer Meinung: Ihre Beiträge und die von Herrn Wrase sind wirklich sowohl quantitativ als vor allem auch qualitativ grundverschieden. Ich habe das übrigens noch nie bezweifelt.
Ferner: Ich habe noch eine sehr leistungsfähige Ölpumpe abzugeben, die ich praktisch nicht mehr brauche; ich habe mir jetzt ein kleineres Modell zugelegt, das für meine Bedürfnisse vollkommen ausreicht. Haben Sie Interesse?
Matthias Dräger
eingetragen von Walter Lachenmann am 26.04.2001 um 22.00
... zitiert nach unserem Nesthäkchen litebloo - Kindermund tut Wahrheit kund.
Und jetzt soll gelten:
Taten statt Mori-Taten
N.B.: Schade, daß bei den Rechtschreibophilen so gut wie keine Jazzophile sind. Im Mai erscheinen in fünf Jazz-Zeitschriften, außerdem im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und im BUCHMARKT (monatliche Branchenfachzeitschrift) 1/2seitige Anzeigen mit den neuen Jazzbüchern des Oreos Verlags und mit einer nicht zu übersehenden Zusatzzeile:
»Aus Liebe zur Sprache erscheinen OREOS BÜCHER in der guten alten Orthographie«.
Gesamtauflage dieser Zeitschriften ca. 50.000 Exemplare.
Ein entsprechender Satz steht auch beim Impressum der neuen Bücher und natürlich auf der Webseite des Verlags.
Das bewirkt vielleicht nicht viel, ich will damit auch nicht prahlen.
Aber es setzt möglicherweise kleine Zeichen und tröstet über die vermutliche Fruchtlosigkeit unserer Gästebuchdiskussionen ein bißchen hinweg.
Und den Gästebuchmitdiskutanten will ich damit doch auch zu verstehen geben, daß ich nicht nur alberne Sprüche mache.
Schönen Sonntag noch, und Friede, Freude, Eierkuchen - wie Herr Melsa schon sagte.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.04.2001 um 22.00
Walter Lachenmann ist der Hauptgrund, warum ich an diesem Forum nicht mehr teilnehmen will. Anfangs fand ich ihn ganz amüsant und ernsthaft, aber je länger ich seine aufdringlichen, vor Selbstverliebtheit und teilweise Unverschämtheit strotzenden Texte lesen mußte, desto mehr schwand meine Sympathie und verwandelte sich langsam, aber sicher in das Gegenteil. Mir der Zeit ging mir Walter Lachenmann nur noch auf die Nerven. Es paßt ins Bild, daß ausgerechnet er, der hier hemmungslos mit seiner Selbstdarstellung beschäftigt war, mich nur noch verteufelt oder scheinbar souverän bemitleidet (als wadenlos, hochemotional oder zuletzt als viel zu sensibel) und sich als Retter der Seriosität dieses Forums aufspielen will.
Ich weiß aus Rückmeldungen, daß nicht nur ich das Geschwätz von Walter Lachenmann mittlerweile ziemlich unerträglich und destruktiv finde. Wenn man davon ausgeht, daß solche Rückmeldungen stellvertretend für noch mehr Gäste stehen, die dasselbe ähnlich empfinden, aber nicht gleich schreiben, stehe ich damit also nicht alleine da. Ich kann diejenigen nur bewundern, die imstande sind, hier die Diskussion auf hohem Niveau zu halten und.
Als abschreckendes Beispiel und um mein Motiv zu verdeutlichen, warum ich absolut keine Lust mehr habe, weitere Texte von Lachenmannscher Machart zu lesen, habe ich hier eine Sammlung von Texten zusammengestellt, die Walter Lachenmann allein in diesem Jahr verfaßt hat. Wer Lust hat, kann sie sich ansehen und sich fragen, ob das aktuelle Selbstlob von Herrn Lachenmann angebracht ist.
Gleich zu Beginn des Jahres weist Herr Lachenmann einen weiblichen Gast zurecht. Die Dame hat nach Herrn Lachenmanns Geschmack nur geschwätzt und damit schlechte Manieren an den Tag gelegt:
-> Es gibt genug Internetseiten mit Chat und Schwätzmöglichkeiten, bei denen man auch die von Ihnen an den Tag gelegten schlechten Manieren ausleben kann. Vielleicht suchen Sie sich eine solche für Ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung.
Kein Geschwätz ist hingegen folgendes:
-> Oder fangen wir an, Gespenster zu sehen? Sind wir auf dem Weg nach Transsylvanien, zu Nosferatu, Dracula, Graf Orlok und Knock? Zinieren wir schon hallu? Es ist Mitternacht, Dr. Ickler!
Walter Lachenmann Krottenthal, der augenblicklichen Kälte nach in Transsibirien
Dieses vorbildlich seriöse Auftreten im Gästebuch - da kann es Herr Lachenmann kaum erwarten, bis er seinen Text gleich selber fortsetzt:
-> Guten Morgen, lieber Herr Ickler! Die Nacht liegt hinter uns, die Geisterstunde ist verflogen und mit ihr die Vampire ab nach Transsylvanien, es wird wieder heller (Gottseibeiuns!!!).
Zur selben Zeit schreibt Herr Lachenmann auch unermüdlich relativ seriöse Texte, deren Inhalt sich im wesentlichen so zusammenfassen läßt: Professor Ickler soll endlich einsehen, daß sein Wörterbuch nichts taugt. Dabei nimmt Herr Lachenmann den Mund voll und behauptet, er selber würde ein viel besseres Wörterbuch machen können, er habe nur leider keine Zeit dazu:
-> Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mir tatsächlich gerne die Arbeit machen, und Ihr gesamtes Wörterbuch wie ein Verlagslektor nacharbeiten. Ich bin ziemlich sicher, daß wir dann das Wörterbuch hätten, das alle Ihre verzweifelten Freunde gerne möchten.
Wenn Professor Ickler endlich zu begreifen und einzusehen beginnt, daß er das Lachenmannsche Konzept zu befolgen habe, ergeht sich Herr Lachenmann in Selbstlob und scheut nicht vor schwülstigem Pathos zurück:
-> Gebs Gott! ... dann will ich Ihnen glücklich und tränenüberströmt in die bis dahin hoffentlich wieder beide gesunden und schmerzlosen Arme und nie wieder ins Wort fallen. Und Sie dürfen Ihr Wörterbuch machen, wie Sie wollen. Dürfen Sie aber sowieso. Ich gebe ja nur meine guten Ratschläge, sonst keine. Allerdings bin ich da sehr, sehr skeptisch.
Das ist doch sehr großzügig, nicht? Aber natürlich muß Herr Lachenmann sehr, sehr skeptisch bleiben, ob Professor Ickler auch wirklich zur Befolgung der guten Ratschläge fähig ist. Doch mit dieser unverschämten Haltung nicht genug, Herr Lachenmann muß auch zeigen, wie toll er lustig sein kann:
(16.1.) -> Was will Stephan Fleischhauer uns damit sagen? Daß es bei ihm zuhause nichts zu essen gibt? Warum geht er einerseits selten aber dann doch schon wieder in das besagte Lokal? Was hilft alles besagen, wenn es bei McDonald neuerdings Döner gibt? Woher weiß er, daß wir alle sehr oft in unserem Leben nach Hause gehen? Manch einer von uns hat gar keines, wie viele trauen sich gar nicht mehr nach Hause. Warum sollen wir dann nicht doch nochmals nach Hause gehen? Dort gibt es wenigstens keine BigDöner! (Gruß an Herrn Dörner).
Krottenthaler Gerüchteküche88988Dienstag,16.1.2001
Tags darauf verbündet sich Herr Lachenmann wieder einmal mit Herrn Riebe und lobt als lexikographischer Oberschiedsrichter dessen Kritik am Icklerschen Wörterbuch. Wieder wird Professor Ickler als begriffsstutzig dargestellt und kurzerhand aufgefordert, sich ein bißchen Mühe zu geben:
-> Lieber Herr Riebe, sie punkten! Auf der Ebene kann ich zwar nicht mitreden, aber was Sie schreiben, erscheint mir plausibler als Herrn Icklers liberale Häkchen. ... Die Vorschläge, denen Herr Ickler sich (noch?) verschließt, waren doch teilweise ganz vernünftig ... Allez, Monsieur Icklér, un petit effort...
Nachdem Professor Icklers Wörterbuch unzählige Male von Herrn Riebe und Herrn Lachenmann als verfehlt kritisiert worden ist, fordert er nochmals dazu auf, einen Gegenentwurf wenigstens andeutungsweise und auszugsweise vorzulegen:
(Ickler:) Brauchbares Produkt
Jetzt will ich es aber wissen. Wie sieht das brauchbare Produkt aus? Wer zeigt es mir wenigestens an einem Buchstaben. Vorher läßt es sich schlechterdings nicht weiterdiskutieren.
Nach seiner vollmundigen Ankündigung, er könne es besser machen, ist Herr Lachenmann niemals auf eine solche Aufforderung eingegangen. Er weiß es immer nur besser, zeigt aber nicht, wie das aussehen soll. Vielleicht ist ihm ja auch mehr an seinen vermeintlich genialen Blödeleien gelegen:
-> Gassi Gassi
Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht! Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt? Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wärs? Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ - oder einen Hundekackusativ?
Waldi Lachenmann Hundham bei Miesbach wau@gassi.de 26.1.2001
Solche Texte wechseln sich munter ab mit der Aufforderung, Professor Ickler solle endlich seine Hausaufgaben machen:
-> Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) - nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... - Na, jetzt hab ichs kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!
Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...
Ganz stolz ist Herr Lachenmann, wenn Professor Ickler sich einsichtig zu zeigen scheint:
-> Die Schubladen werden aufgeräumt
»Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen.« (Ickler, 27.1.2001) Na, Herr Fleischhauer, ist der Vergleich mit meinen beiden bockigen Töchtern wirklich so albern?
Ich weiß jetzt nur nicht, ob auch ich zu denen gehöre, denen Herr Ickler seinen Dank ausspricht. Ich jedenfalls danke ihm.
Sehr schön also, daß Professor Ickler sich den Dank von Herrn Lachenmann verdient hat, der sich so bescheiden zeigt, unter Umständen seinerseits auf den Dank von Professor Ickler zu verzichten. Da paßt es sehr schön, wenn Herr Lachenmann seine gänzliche Unkenntnis der Rechtschreibregeln behauptet:
-> ... wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn - wie gesagt - ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.
Mit dieser eigenen Kindlichkeit kokettiert Herr Lachenmann gern. Er preist die Möglichkeit, im neuen Forum herumzublödeln:
-> Noch einen Vorteil hat die neue Wohnung. Die Erwachsenen haben ihre eigenen Zimmer, wo sie ernsthaft über die Dinge reden können, für die manche noch zu klein sind, und für uns Kleinchen gibt es so eine Art Sandkasten zum Spielen und Rumkalbern. So stört man sich nicht gegenseitig, aber man darf einander schon auch zuhören und auch mal was sagen.
Währenddessen lobt er wieder Herrn Riebe und hofft, daß Professor Ickler der gemeinsamen Dauerkritik eigentlich zustimmt, ja sich sogar schon danach richtet und es nur noch nicht zugeben will:
-> Und irgendwann merkt man vielleicht, daß man dasselbe gemeint hat und die vermeintlichen Unterschiede nicht in der Sache lagen, sondern in unterschiedlichen Mentalitäten. Und besonders nett ist es, wenn der »Gegner« permanent widerspricht, aber dann in der Praxis doch so oder ähnlich agiert, wie man es ihm eigentlich nahelegen wollte.
Also: die Rosinante manchmal am Zügel reißen, sonst sind hinterher das schöne Roß und die schöne Windmühle kaputt. Und lassen Sie doch die Kindlein Verstecken spielen! ...
Wenn das neue Forum nicht funktioniert, dann würde ein normaler Mensch schreiben: Warum geht das neue Forum nicht? oder etwas ähnliches. Walter Lachenmann ist kein Thema zu harmlos, um sich nicht als Formulierungskünstler in Szene zu setzen:
-> Hello Polly! Da scheint momentan ein Meteorit eingeschlagen haben. Man kommt nicht rein. Oder man braucht eine Sesamsemmel, dann öffnet sich die Tür vielleicht. Mein Heiligenschein reicht als Ausweis jedenfalls nicht.
Mit diesem Stil legt er im neuen Forum so richtig los. Auf eine ernsthafte Antwort von Professor Ickler reagiert er mit einer absoluten Unverschämtheit:
-> Kopfnuß
Thema verfehlt, Ickler, setzen! Darum ging es ja gar nicht.
Man erinnere sich, wie sich Herr Lachenmann pathetisch darüber beschwert hat, daß ich mich wie kein anderer Unverschämtheiten herausgenommen hätte. Wie macht er es selbt? Wir sollen wohl bei jedem albernen Beitrag denken: Eigentlich ist er ja ernsthaft und bei jeder Unverschämtheit: Er ist ja nur albern. Dafür wird reichlich Material angehäuft:
-> Vom Fettnäpfchen zum Teekesselchen
Ich habe in aller Zerknirschung auch noch ein kleines Beispiel: ... Naja, heute ist wohl wirklich ein schwerer Donnerschlag, Schmarrn: Donnerstag. Wenn Sie wüßten, wie es hier in Krottenthal heute aussieht! Krottenthaler
Dazu kommentiert sich Herr Lachenmann gleich selbst:
-> Albern schützt vor Torheit nicht, wollte ich noch hinzufügen. Niemand weiß dies besser als ich. Sie sollten sich aber heute mal Krottenthal anschauen, dann wüßten Sie, was los ist. Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg. Hier ist aber alles zugeschneit.
WL Donnerstag, 22.2.2001
Herr Lachenmann vermißt es, daß darauf endlich jemand eingeht. Deshalb setzt er die Interpretation persönlich fort:
-> Lachenmayer fällt nichts mehr ein... Der letzte Eintrag von Lachenmayer - o Gott - war am 22. Februar - dem Schwerdonnerstag.
Viel eingefallen ist ihm da - außer einem schlecht plazierten und nicht von allen richtig verstanden wordenen Zirbelsprüchlein - tatsächlich nicht. Hat da jemand schon Entzugserscheinungen?
Merdagaria--- (ital. für Sapperlot)
Weinmüller Totenkral W@lt.er Sonnabend, 24.2.2001
Ist jetzt endlich Schluß mit dem Schwachsinn? Nein, die Problematik, daß Herrn Lachenmann nicht genug einfällt, wird fortgesetzt:
-> Unser Zeitgeist verlangt Einfalt
Nachdem es Herrn Lachenmayer die Sprache verschlagen hat, Frau Dr.RenateMariaMenges aber das Gespräch wünscht und Herrn Melsa für den qualifizierteren Gesprächspartner (vermutlich und wohl zu Recht auch den mit den besseren mnestischen* Prozessen) erachtet, ergeht der Wunsch an Herrn Melsa, hier für Herrn Lachenmayer einzuspringen, der alle Hände voll zu tun hat, den heruntergefallenen Zirbelholzwandspruch wieder in seiner butzenscheibigen Wohnküche zu befestigen, damit der Haussegen nicht dauerhaft schief hängt. Sonst tritt nämlich anstelle des bewährten Haussegens ein Fluch in Kraft. Der neue Hausfluch (dann im Hausflur) lautet, kryptisch, wie wir es gerne mögen: Segne Mair am Etaner
Sage keiner, dies sie zikkiger kwatsch. Dies ist wie das dreierles-ß und der spruch »merdagaria« (dieser zwar eine mnestische fehlleistung) ein rest der schrift aus frueheren zeiten. Aus frueheren zeiten wollen wir keine reste mehr haben soviel muss klar sein. Sonst verpassen wir den zeitgeist und der hatte schon immer ewichkeizwert.
*Zwischendurch: Für jemanden, der sich über die Schwierigkeiten in der deutschen Sprache beklagt, ist die Verwendung solcher Begriffe wie »mnestisch« naheliegend. Besonders die im Zentrum unserer Thematik stehende Clientel der SoPädInnen wird sofort begreifen, worum es geht. Alles muß einfacher werden, und die SoPädInnen wollen es uns vorleben, wie. ...
Ich widerspreche Herrn Ickler immer besonders gern, weil er nämlich so oft recht hat, daß es nervt. Ich habe ihm also auch im derzeit abhanden gekommenen Forum widersprochen, als er vermutete, Frau dr.gerdamariamenges sei eine »fiktive Person«. Vielleicht war ich damit schon wieder auf dem falschen Dampfer und er auf dem richtigen. Aber wer sollte fraudrgerdamariamenges fingieren?
Nein, ihre Argumente wirken ehrlich, wenn auch seltsam unbekümmert. Wie kommt sie nur auf die Schreibweise »Ein Zurück wirkt deplaziert«? Wo sie sich »stärkere Zuwendung« nicht für ihre Person wünscht, die erbringen wir ja mit Freude, sondern »zum Stammprinzip«! Und wo deplatziert doch viel, viel weniger schwierig und neuerdings sogar »richtig« wäre? Vielleicht hatte sie Sorge, daß bei so dämlicher Schreibweise selbst ihr der Kragen deplatziert? Dann ist sie noch kein hoffnungsloser Fall, und wir sollten ihr die weitere Zuwendung nicht versagen.
Jetzt bitte Sie, Herr Melsa, mir glaubt sie ja doch nichts.
Herr Lachenmayer Sonnabend, 24.2.2001
Soweit im Januar und Februar. Anfang März antwortet Herr Lachenmann Professor Ickler im neuen Forum wie folgt:
-> Nur Genies haben immer recht! Nein! Ich! Sie werden es nicht wagen, zu widersprechen! Sonst kommen Sie wie Frau Gerda unter die kalte Dusche. Oder halten Sie sich etwa auch für ein Genie? Du sollst keine andern Genies neben mir haben... spricht der HErr HErr!
Tags darauf:
-> »Wer sich zur Gemeinde Jesu Christi zählt, der kann nicht anders, als sich offen zu seinem Glauben zu bekennen, falsche Gerüchte zurückzuweisen, sich vor den abgekanzelten Kollegen zu stellen.« Dies war das Wort zum Sonntag. ... Andrerseits, und damit wären wir beim »Wort zum Sonntag«, kann man sich auch aufeinander einschießen und damit nicht aufhören wollen, auch wenn man inzwischen selbst gemerkt haben muß (denn im hier angesprochenen Falle handelt es sich doch um 2 - in Worten zwei - intelligente Menschen - Ruhe jetzt, Ihr beiden; doch, der andere ist auch ganz intelligent!), die im Grunde fast dasselbe sagen, nur in Details, die aufs Ganze gesehen gar nicht so wichtig sind, unterschiedliche Ansichten haben. Mir fallen hier wieder meine beiden bockigen Töchter ein, die Älteren unter uns wissen noch, wovon ich rede. Die eine sagt: »die X tut sich immer so dicke«, die andere sagt: »die Y ist immer so frech und haut mich immer«. Die eine sagt: »X will einfach nicht kapieren, was ich meine, und dreht mir das Wort im Munde herum«, die andere sagt:« Y will mich mobben, ich bin ein abgekanzelter Kollege, ich bekenne mich zu meinem Glauben, und ein rechter Christ muß sich vor mich stellen.«
Kinder, Kinder!
Ich kann es nur wiederholen. Wenn ich als Laie das Anliegen sowohl der einen als auch der anderen Seite verstehe, dann müßte es doch den beiden Kontrahenten, die sicherlich in der Sache kompetenter sind als ich, mit etwas gutem Willen möglich sein, so miteinander so reden, daß die Positionen ohne persönliche Verletzungen deutlich werden. Dann könnte auch deutlich werden, wo die Meinungsunterschiede bleiben, damit kann man unter vernünftigen Leuten ja leben, und wo man sich ohnehin soweit einig ist, daß es nur um die Formulierung oder die praktische Umsetzung geht.
Und wenn man das nicht kann, dann ist es das beste, man geht sich für eine Weile aus dem Weg, damit man sich wieder vertragen kann, wenn es darum geht, die doofen Jungs aus der Mannheimer Straße zu verprügeln.
Also zwischen der ganzen bodenlosen Blödelei immer wieder die Aufforderung an Professor Ickler, er solle doch die Lachenmannschen Gedanken endlich nachvollziehen können. Und zugleich die Betätigung als Gruppenführer, der uns Gegner der Rechtschreibreform wieder zu eine zweckmäßigen Zusammenarbeit bringen will. - Zur selben Zeit wird Professor Ickler folgendermaßen angesprochen:
-> Lieber Herr Ickler,
mit Ihnen zu diskutieren bereitet ein eigentümliches Vergnügen. Sie bringen es fertig, in einen einzigen Atemzug vernichtendsten Widerspruch und beglückendste Bestätigung unterzubringen. Das muß man nur merken. Als Wunderknabe merke ich es natürlich, im Gegensatz vielleicht zu anderen. Bessere Fragen sind: Wie gebraucht man das? Wo kommt das her? Was ist der Unterschied? (Quelle est la différence - die klassische Frage der Synonymik!) Usw. - und die typische Reaktion muß werden: Wie interessant! - statt Wie denn nun?)
Sie haben gespickt! Das wollte ich als nächstes sagen. Das haben Sie bei mir abgeschrieben! Ich könnte Ihnen den Zettel noch zeigen, wenn er nicht weg wäre. Also, nichts wie ran: Aber bei selbstständig vs. selbständig finde ich so eine Frage nicht beantwortet.
Oder so:
-> Aus einem Rechtschreibwörterbuch wird man nie besonders viel lernen können. (Hier wird Professor Ickler zitiert.) Kopfnuss! - schon eher aus einem Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. Ein solches plane ich ja ebenfalls ... (Wieder Zitat.) Hurra! Oder, in der Sprache der Linguisten: HOURRA s.a. HURRAH - quelle est la différence? Das eine tun, das andere nicht lassen. Und immer noch hat mir keiner gesagt, was an »Sie wartete eine Viertel Stunde« falsch ist. So langsam geht der Rosso aus.
Im neuen Forum macht Herr Lachenmann, der sich für einen vorbildlich solidarischen Streiter gegen die Rechtschreibreform hält, eigens einen Diskussionsstrang auf mit dem Titel Mein Kleintierzoo, um die anderen lächerlich zu machen, an erster Stelle natürlich Professor Ickler:
->Mein Zeintierklo
Mein Kleintierzoo
Ickler, Vorführkarnickel, auch schon als Zickler nachgewiesen, seit seinem neuesten Outing »fertig ist der kleine Klaus« auch Fickler. Der Mann baut sich eine wunderschöne Sandburg und dann pinkelt er drüber und wundert sich, daß die Burg putt ist. Was machste da? Rette mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden komme ich allein klar, hat mal ein bedeutender Mensch gesagt.
Ich kenne inzwischen mehrere Rechtschreib- bzw. Schulpolitik-Märtyrer mit gravierenden psychischen und echt pathischen Befunden:
Wrase: Leidet unter dem Zwang, Sprachkrampfiges so hinkorrigieren zu müssen, daß es sprachkrampfig ist, was seiner ästhetischen Sprachseele Leiden zufügt, die existenzielle Konflikte nach sich ziehen. Ist nur über aktive Seelsorge einigermaßen über Wasser zu halten.
Schäbler: Hat sich vom Schuldienst mit ärztlichem Befund dispensieren lassen, könnte noch über ein Jahrzehnt die Kinder mit seiner liebevollen und klugen Lebensweisheit und seinem Wissen ins Leben führen, als leidenschaftlicher Pädagoge. Er bringt es nicht mehr hin, hockt zuhause und labert mit seinem PC und mir herum, teilweise absoluten Stuß, aber mit Herzblut und unerschöpflichem Gestaltungswillen.
Forster: Geht immerhin noch in die Schule, was phantastisch ist, denn es geht ja um die Kinder, die die besten Lehrer verdienen, die wir haben, und der Peter ist so einer (auch wenn er mir das Du verweigert hat, der Blödmann), muß das aber nicht mehr lange, vielleicht kann er es deshalb ertragen. Schreibt sich die Tastaturen kaputt mit wahrhaft paulinischen Sendschreiben an völlig doofe und desinteressierte Adressaten in Schulämtern und Ministerien, die eigentlich umgenannt werden sollten in Finisterien.
Genzmann: Ein ganz besonders interessanter Fall, hat mich zu Tränen gerührt. Ich weiß noch zu wenig über ihn. Er hockt deprimiert zuhause, ist unheimlich klug und sensibel, hat Humor und eine Marotte: er zählt Buchstaben! Den mag ich besonders! Könnte noch einige Jahre dem Staate was bieten für das Geld, das er als Frühpensionierter von ihm kriegt, und die Kinder Weisheiten lehren, von denen Eure Schulweisheit nicht träumt.
Peil: Ein Neuzugang in meiner kleinen butzenscheibigen Zirbelholzwohnküche. Ein Mann mit Leidenschaft fürs Anständige, der es ebenfalls nicht fertigzubringen scheint, den Kindern nicht nur obrigkeitsstaatlich verordnetes Dummdeutsch sondern zugleich auch die damit verordnete obrigkeitsstaatliche Anpassungsgesinnung zu vermitteln. Ist Frühpensionär, ist Klein-LKW-Fahrer geworden, auch für Sozialdienste. Schade, daß die Kinder auf ihn verzichten müssen.
Kuddel: Weiß zu wenig über ihn. Ist jedenfalls gegen die Neuen. Hat viel Humor, spinnt irgendwie mit Atlantis herum, bringt mich immer wieder zu beglückendem Lachen. Die Gitarre und das Meer haben ihn geprägt. Kriegt immer gern einen Steifen georg.
Hab ich einen ausgelassen? Ich bin gerührt. Ich habe mit Lehrern nix zu tun, war als Schulkind deren Opfer und natürlicher Gegner. Und nun lieben mich so viele von ihnen - wessen die Jugend entbehrt, dessen hat das Alter die Fülle, so irgendwie gibt es einen Speibelbruch.
Menschenskinder! Fast hätte ich mein Paulchen vergessen! Einer meiner ganz frühen Pfreunde. Der hat es auch mit der Gitarre. Paulchen habe ich ins Herz geschlossen. Er läuft noch ein bißchen neben der Spur, dort wo es zu braun ist, aber das kann noch werden, für einen richtigen Repp ist er nicht bescheuert genug. Ein tragisches Rechtschreibschicksal scheint er bislang nicht zu haben, es könnte ihm aber ein Rechtsschreibschicksal blühen, wenn er nicht bald zur Räson kommt.
Was ganz anderes. Ich schreibe schon immer und spreche so und bestehe darauf: brilliant. Nicht etwa weil mein Paulchen brilliant wäre, komme ich darauf, sondern wegen der Räson. Da wollte ich schon Raison schreiben, kam dann aber zur Räson. Das nur nebenbei. (Beitrag Ende)
Nach diesem Beitrag, erst dann, hatte ich mich über Herrn Lachenmann erstmals wirklich geärgert und ihn gefragt, was das solle. Natürlich versicherte er dann, daß er uns alle sehr liebe und wertschätze, was in diesen Zeilen Ausdruck habe finden sollen. - Natürlich, dazu gehört ja zum Beispiel die Erwähnung, daß jemand Frühpensionär ist.
Herr Lachenmann beschreibt sich auch gerne selbst:
-> Nun ja, meine liebe Frau Menges, so ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Erkenntnisse. Wenn Sie den Spruch am Ende Ihres Eintrags auch noch auf Deutsch abgeben könnten, würde auch ich ihn verstehen. Ich verfüge nämlich leider nicht über Ihre humanistische Bildung, nur bis zur Mittleren Reife hat es gerade so mit Ach und Krach geklappt. Und warum solche Sprünge? Von der minderwertigen deutschen Orthographie gleich ins Latein der Hochgebildeten! Da allerdings haben Sie mich auf meinen Platz auf der hinteren Bank verwiesen. Zur Strafe werde ich von dort aus mit Papierschnitzelchen auf Sie schießen. Ihr Verlegener
Walter Lachenmann
Zur selben Zeit überflutet Herr Lachenmann unser Forum mit einer Unmenge von Schüttelreimen, zum Beispiel:
-> Es wird sowieso alles ganz anders kommen, denn:
Bald werden sich die Wogen legen,
allein der Philologen wegen.
Die Lachenmannsche Selbstinszenierung bemüht immer wieder auch die Gruppendynamik, die um ihn herum entstehe, insbesondere das vermutete psychodynamische Wechselspiel zwischen Professor Ickler und ihm, Walter Lachenmann:
-> Afro dies & jenes
Auf Ihr Schmunzel*-E-Mail, liebe Frau RenateMariaMenges, freue ich mich natürlich! Plappermäulchen und Schmunzelmailchen erfreuen die Herzen alternder Casanovas immer. Es muß doch etwa Aphrodisiakisches um mich sein! Da muß Herr Ickler ja eifersüchtig werden, welcher Hirsch würde da nicht platzen! Hoffentlich schubst er mich nicht von seinem Karren. Oder vom Kahn. Denn:
Kleft zu laut es beim keiser im bot,
liegt gar bald der beiser im kot.
Jetzt aber nichts wie weg nach Silencien,
Palermeremo più tardi!
Bardi!
Walter Lachenmann ab jetzt erst mal weg oreos@t-online.de Mittwoch, 21.3.2001
Nachdem er in dieser Weise sich selbst und seine Mitstreiter ausgiebigst ins Lächerliche gezogen hat, ringt er ganz unschuldig die Hände und wundert sich, daß da keine schwergewichtigen Gegner der Reform sich seinem heldenhaften Kampf anschließen:
-> Und was ich hier vermisse, das sind die vielen, vielen anderen Reformgegner, auch die Journalisten, Redakteure, Verleger, meine Kollegen (Sie, Herr Wrase, sind ja einer), aber wo bleibt die breite Diskussion? Es sieht tatsächlich eher nach einem versprengten Trüppchen leicht angeschlagener Märtyrer aus, die sich anbetungsvoll um ihren keiser scharen und dem mehr huldigen, als ihm genehm sein mag, bis hin zur Proskynese. Da tut ein wohlwollender Stänkerer zwischendurch vielleicht ganz erfrischende Wirkung. So jedenfalls sollte es verstanden werden. Und weil Herr Ickler einen Schüttelreim von mir bestellt hat, kommt er hier. Ich gehe auf meine Gesprächspartner ja immer liebevoll ein, von Menges bis Ickler.
Der Schüttelreim bezieht sich auf Herrn Wrases Zornesepistel im Kleintierzoo und will dessen Messitsch zusammenfassen. Er ist in der Satzmelodie etwas eierig, aber das gehört zur künstlerischen Grundintention, weil er den eierigen Seegang des keiserlichen bots bzw. conteiners versinnbildlichen will.
Big Brother Wrases You!
Freund Lachenmann, hier mag Deinen Stänker-Ton keiner,
Drum schleich Dich, verschwinde aus unsrem Con teiner.
Na, was sagen Sie jetzt!
Eine angeblich ernsthafte Diskussionsrunde leitet Herr Lachenmann im neuen Forum so ein:
-> Nachdem Schnäbler den Rosenmontagstest bravourabel bestanden hat, Zickler bei der Aufnahmeprüfung zur Förderschule sich einen Hexenschuß zugezogen hat und seither nicht mehr gesehen wurde, so daß man über seine weitere schulische Laufbahn sich Sorgen machen muß, fordere ich die Runde zu einem Aschermittwochstest heraus. Frau Rektorin darf auch teilnehmen, es sei denn, sie hält dies für ein politisches Problem und will es den Herren überlassen, weil sie der vernünftigen Ansicht ist, Frauen hätten in der Politik nichts zu suchen.
Norbert Schäbler geht darauf ein und erhält folgende Reaktion:
-> Mangelhaft! Schnäbler, das war nix. Du mußt jetzt zurstrafe (wird jetzt so geschrieben wie zurzeit) 563mal in neuer Rechtschreibung an die Tafel schreiben: Schnäfler ist ein döfer Schwäfler ...
Dabei soll die von ihm aufgeworfene Sachfrage natürlich erörtert werden, meint Herr Lachenmann, und fährt fort:
-> ... Für die andern möchte ich die Frage erweitern. ... Was ist richtig, was ist falsch? Bitte mit ernsthafter satzanalytischer Begründung. Wo sind unsere Vorgreifer? Unsere Semantiker? Auf welcher linguistischen Ebene haben die sich wieder verlaufen? Oder haben wir Angst vor der Domina?
Von seiner Urlaubsreise zurück, begrüßt uns Herr Lachenmann mit einem langen Gedicht aus Schüttelreimen, das uns offenbar Respekt abverlangen soll. Es fängt so an:
-> Das sizilianische vesper
Ein keiser tat, in der sunnen hitzen,
im bot mit seinen hunnen sitzen.
Es schwollen, denns war warm, die dürste,
es schrumpelten im darm die würste.
Bald waren sie vor huenger darmlos,
so wurde auch ihr duenger harmlos. ...
Solche Orgien hindern den kaleidoskopischen Herrn Lachenmann nicht daran, sich in seinen seriösen Beiträgen zum Oberschiedsrichter über verschiedene Personen aufzuwerfen. Zum Beispiel macht er Herrn Jansen lächerlich (den er kurz darauf für seine Seriosität und Ernsthaftigkeit wieder loben wird):
-> Orhtopietismus
Was Herr Prof. D. lic. theol. Theodor Ickler österlich über Orthotheographie schreibt ist an Inspiriertheit kaum zu übertreffen. Als demutsvoller Schwabe möchte ich aber doch noch den Gedanken des Orthographiepietismus daran anschließen, dem man ja in Journalistenkreisen in einem Ausmaße begegnet, daß die letzten übriggebliebenen Schäflein unserer schwäbischen Brüdergemeinen vor Neid ersterben müßten, wäre Neid nicht etwas, was sie in ihrer Frömmigkeit gar nicht kennen können. Wie die Pietisten das Evangelium im Übereifer der Gottesnähe in einer buchstabengetreuen, übertriebenen und teilweise ziemlich törichten Weise auslegen und darnach zu leben sich bemühen, so bemühen sich ja auch unsere vorzüglichsten Journalisten um eine Verwirklichung der orthographischen Ratschlüsse unserer Reformapostel oft in einer Weise, die zu deren Verdruß immer wieder zu nicht zu übersehenden Albernheiten führen.
So wieder heute in meiner lieben SZ: »Für die 540 Millionen Mark Verluste der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) müssen nicht nur Bayerns Steuerzahler gerade stehen.« Herr Jansen, auch wenn Sie gerade sitzen oder sich geradesetzen: Sie müssen aufstehen, und zwar ordentlich aufrecht, denn auch Sie als Nordlicht werden zur Kasse gebeten! Oder Sie müssen sich nur schön gerade hinstellen und müssen dann gar nichts bezahlen, wer weiß? ...
D. theo. Walter Lachenmann Freitag, 13.4.2001
Darin wurde deutlich ausgesprochen, daß die Schreibweise für etwas gerade stehen ganz und gar lächerlich sei, nämlich eine nicht zu übersehende Albernheit. Auch wenn Herr Lachenmann das in diesem Fall nicht im Sinn hatte, bedeutet das natürlich, daß Herr Lachenmann die Angabe im Icklerschen Wörterbuch, daß für diese Bedeutung auch diese Schreibweise vorkomme und zulässig sei, scharf kritisiert. Das steht in einer länglichen Tradition von Bemerkungen Herrn Lachenmanns, der sich ganz gewiß ist, daß Professor Ickler Schreibweisen zuläßt, die er, Herr Lachenmann, mit seinem vermeintlich hervorragenden Stilgefühl empört zurückweist. Ich schrieb deshalb:
(Wrase:) Was soll das, Herr Lachenmann?
Sie mokieren sich höhnisch über die Schreibung für etwas gerade stehen in der Süddeutschen Zeitung und damit zugleich über den entsprechenden Eintrag (Getrenntschreibung ist möglich und durchaus üblich) im Icklerschen Wörterbuch. Wollen Sie weiterhin Herrn Riebe hier ersetzen, indem Sie die Schreibrealität vor 1996 als Beliebigkeitsschreibung angreifen und die willkürlichen Duden-Festlegungen so wie Herr Jansen als allgemeinverbindliche Norm verstehen? Es ist Ihnen wohl auch entgangen, daß die Neuregelung an der Differenzierung von gerade_stehen im Ergebnis nichts geändert hat. Mit Ihrer Polemik landen Sie also keinen Treffer gegen die Neuregelung, sondern gegen Professor Icklers Wörterbuch - aber es ist ja nichts Neues, daß Sie viel besser wissen als der Verfasser, wie dieses Wörterbuch auszusehen habe, daß nämlich eine Veränderung der Bogeneinträge nach Duden-Muster vorzunehmen sei, zum Beispiel: geradestehen: Zusammenschreibung bei der Bedeutung verantwortlich sein.
Es war dies erst das zweite Mal, daß ich über Herrn Lachenmann zornig wurde. Der Anlaß war geringfügig, der eigentliche Grund ist in der ganzen Vorgeschichte zu sehen, die ich (chronologisch, ab Jahresanfang) hier skizziere. - In seiner Reaktion beschwert sich Herr Lachenmann darüber, daß ich ihm eine Kritik am Wörterbuch von Professor Ickler unterschieben wolle, und bezeichnet die Unterstellungen als völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen niemals zugetraut hätte. Zugleich bestätigt Herr Lachenmann aber genau diese Kritik an der Zulässigkeit der Getrenntschreibung, ohne daß ihn das weiter zu stören scheint:
-> Ein Aufsehen erregender Beitrag,
ist der von Herrn Wrase fürwahr. Da feiern wir friedlich Kindergeburtstag und Pasqua mit gemeinsamen Litaneien und Lobgesängen, von Pitza und Pièçza ganz zu schweigen, und plötzlich donnert der wieder daher. ...Geradestehen! Der Gedanke, daß der Eintrag dieses Lemmas in Icklers Wörterbuch und dieses somit insgesamt kritisiert worden sei, ist auf Ihrer Miste gewachsen, lieber Herr Wrase, nicht auf meiner. Ihre Unterstellungen mir gegenüber in diesem Zusammenhang sind völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen ehrlich gesagt niemals zugetraut hätte. Und wenn wir künftig in Rechtschreibfragen bei Google nachsehen sollen, kann Herr Ickler die Arbeit an seinem Wörterbuch gleich einstellen, und wir brauchen uns überhaupt über nichts mehr zu unterhalten, denn einen Internetanschluß hat heute ja jedes Kind. Dann tippen wir das gesuchte Wort ein, schauen uns die Trefferquoten an, und der Fall ist klar: die Mehrheit ist richtig, so wie auch die höheren Einschaltquoten über die Qualität unserer kulturellen Leistungen Auskunft geben.
Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Wie kann man darüber auch nur eine Sekunde lang räsonnieren? Natürlich ist »geradestehen« die nicht nur übliche, sondern auch die eindeutigere und gescheitere Schreibweise, wenn man meint »für etwas aufkommen«. Warum soll man diese deutlichen Differenzierungen über Bord werfen?
Hier wird auch deutlich, wo die Probleme mit dem deskriptiven Ansatz liegen, über den man ja mit entlauster Leber in aller Ruhe reden können sollte. ...
Ich sage ja nicht, daß der deskriptive Ansatz falsch ist! Im Gegenteil! Aber er bringt Probleme mit sich. Diese Probleme werden nach meiner Ansicht hier viel zu oberflächlich behandelt, bzw. gar nicht. Oder man wird, wenn man darauf zu sprechen kommt, als ideologischer Feind behandelt, weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt. Wie in alten Juso-Zeiten: Wer die ideologisch gerade angesagte Tagesmeinung in Frage stellt, ist »reaktionär« - hier »Duden-Verteidiger« (auch wenn nichts in dieser Richtung geäußert worden ist von dem Beschuldigten), und das ist in den Augen mancher Sprachfexe offenbar nicht weniger schlimm. Und da haut der leidenschaftliche, wenn auch wankelmütige Apostel Petrus drauf, das erspart ihm das Nachdenken darüber, ob an dem anderen Gedanken vielleicht doch was dran sein könnte.
Mal sehen, was geschieht, ehe der Hahn dreimal kräht...
Auch im nächsten Beitrag wiederholt Herr Lachenmann seine Kritik an der Zulässigkeit von für etwas gerade stehen, wie sie das Wörterbuch von Professor Ickler verzeichnet:
-> gerade_stehen
Ich gebe zu, nicht überprüft zu haben, ob ich bei meiner Kritik an dem SZschen »gerade stehen« mich gegen Icklers Neues Testament versündigt habe. Ich habe dort nicht nachgesehen. Daß man sowohl »gerade stehen« als auch »geradestehen« schreiben kann, ist mir schon vor 1996 bekannt gewesen, daran dürfte sich grundsätzlich auch nichts geändert haben, nur daß es sich bei den verschiedenen Schreibweisen um verschiedene Aussagen handelt. Das ist so banal, daß es fast weh tut, darüber zu reden.
Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten! Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden. Dieses Schicksal erleben die Reformer durch übereifrige Journalisten (gerade stehen), und ich befürchte, auch unser lieber Herr Ickler würde manchmal gerne die Bremse ziehen, wenn er so gewisse Interpretationen verfolgt.
Jedenfalls will ich es auch hier so halten wie beim richtigen Evangelium, daß ich mir lieber die Originalbotschaft anschaue als die Auslegungen.
Natürlich: Professor Ickler würde die Interpretation, daß es richtig ist, was in seinem Wörterbuch steht, sicherlich energisch zurückweisen. Wo wir doch den Stilpapst Walter Lachenmann haben, vor dem, genau wie bei Herrn Riebe, so schnell kein Journalist Gnade findet. Ich forderte Herrn Lachenmann nun auf, einmal die Wortsippe um gerade... so darzustellen, wie sie seiner Meinung nach aussehen müßte:
(Wrase:) gerade_stehen
Also bitte, die Herren, wie soll der Eintrag in Ihrem persönlichen idealen Wörterbuch aussehen? ...
Ständig an Professor Ickler herumkritisieren, direkt und indirekt, aber wie sieht es nun damit aus, daß Herr Lachenmann wenigstens bei einer Wortfamilie seine lexikographische Überlegenheit demonstrieren möge? Darauf antwortet er ausweichend und schnippisch:
-> Auch die wiederholte Aufforderung, man möge doch selber ein Wörterbuch machen, wenn einem das Icklersche nicht gefiele (was ja so überhaupt nicht geäußert wurde: wäre die grundsätzliche Zustimmung nicht da, würde man sich nicht die Mühe machen, darüber zu diskutieren), ist so intelligent, wie wenn mir meine Autofabrik sagt, ich solle mein Auto doch selber bauen, wenn mir gewisse Bedienungselemente nicht hundertprozentig gefallen. Wie das - auch bei einem einzigen Eintrag - dann aussieht? Dafür haben wir ja unsere Experten. Ich werde mich auch hüten, meinem Bäcker anhand nur einer einzigen Brezel darstellen zu wollen, wie ich mir die als Württemberger richtig gut vorstelle (nicht so knochentrocken und verschrumpelt, wie man sie hier in Oberbayern kriegt).
Ist das nicht feige und setzt die ganze unermüdliche Kritik von Herrn Lachenmann an Professor Ickler ins Lächerliche, ja ins Unverschämte? Professor Ickler sei der Experte, also habe er die Lachenmannschen Vorstellungen zu verwirklichen. Auch nach der Klarstellung, der Wiederholung, daß die Aufforderung nur den Fällen um gerade... galt, hat sich Herr Lachenmann gehütet, seine höhere Weisheit auch nur an einem minimalen Ausschnitt zu beweisen.
Soweit der Querschnitt durch die große Besserwisser-, Laber- und Psycho-Show von Walter Lachenmann. Jeder möge sich seinen Teil denken. Vielleicht kann man jetzt besser nachvollziehen, warum ich absolut keine Lust mehr habe, mich mit solchen Mitstreitern wie Walter Lachenmann auseinandersetzen zu müssen, und daß er mich dermaßen anwidert, daß ich mich hier verabschiede (jedenfalls vorerst und weitestgehend).
Weil ich hier eine ganze Weile dabei war und ein etwas anderes Niveau einzuhalten versucht habe, möchte ich auch darum bitten, diese Dokumentation nicht zu löschen. Wie gesagt, als warnendes Beispiel für Unverschämtheit und hemmungslose Selbstinszenierung. Ich finde, auf Herrn Lachenmann trifft genau zu, was Professor Jochems anmerkte: daß um Professor Ickler herum einige inkompetente Wichtigtuer im Internet auftauchen, die unter dem Strich nichts anderes als geschmackloses Geschwätz hervorbringen. Früher war der hochgelehrte und wahrhaft seriöse Professor Jochems ein wertvoller Teilnehmer auf diesen Seiten - vielleicht erkennt mancher ja nun einen möglichen Grund für sein Schweigen.
Auch Herr Lachenmann sollte nicht gegen den Spiegel protestieren, den ich ihm vorhalte. Wer das Maul so weit aufreißt wie er, hat keine Schonung verdient. Ich finde jedenfalls, niemand hat auch nur annähernd das hohe Niveau der Diskussion derart in den Dreck gezogen wie Walter Lachenmann, niemand hat sich so aufdringlich in den Vordergrund gespielt - am wenigsten Professor Ickler, der permanent attackiert wurde und der dennoch stets sachlich und engagiert geblieben ist. Vielleicht empfindet das nicht jeder so, aber ich möchte dies als meinen Gesamteindruck festhalten.
Zum Schluß noch wenige weitere Gedanken zur Seriosität. Was ich in hohem Maße unangebracht und eben unseriös finde, ist der Zustand, daß sich hier einige drittklassige Kenner der Rechtschreibreform damit hervortun, den besten Experten, der wir überhaupt haben der uns hier die Ehre gibt, unermüdlich zu kritisieren, so daß er gezwungen ist, sich vor seinen eigenen Mitstreitern zu rechtfertigen. Das ist das eine.
Das andere betrifft, daß man mich als unseriös eingestuft hat, weil ich mich zornig gezeigt habe. Dazu möchte ich bemerken, daß ein zorniges Auftreten bei gegebenem Anlaß (oder langfristigem Hintergrund) anderswo durchaus als mit Seriosität vereinbar gilt. So halten wir viele unserer Politiker für seriös, auch wenn sie im Bundestag gelegentlich einmal wütend und polemisch auftreten und sich zum Beispiel über die Unverfrorenheit eines Gegners wortmächtig empören können. Wenn ein solcher Politiker jedoch à la Lachenmann herumblödeln würde, wäre er nach kürzester Zeit erledigt - niemand würde ihn mehr ernst nehmen. Man wäre auch entsetzt, welchen Imageschaden er seiner Partei zufügt.
Stellen wir uns doch irgendeinen seriösen Kontext vor, eine Situation, wo man Anstand und Zurückhaltung erwartet, zum Beispiel ein Arztgespräch oder eine Beratung bei der Sparkasse oder was auch immer. Wenn zum Beispiel der Arzt, nur um seinen Sprachwitz hervorzukehren, nicht Trauma sagt, sondern Traumatatata, so wie das Herr Lachenmann tut: Wer würde sich bei ihm noch gut aufgehoben fühlen? Wer würde ihn ernst nehmen? Würde man so jemanden nicht fluchtartig verlassen und strikt meiden?
Zuletzt sei deshalb auf die Homepage von Walter Lachenmann verwiesen. Da werden ganz seriös und ordentlich seine Produkte vorgestellt. Also frage ich: Wieso macht Herr Lachenmann nicht bei seiner ureigenen Homepage, wo er sich selbst vorstellt, eine Blödelecke auf, um dort seine Schüttelreime zum Besten zu geben? Und wieso macht er nicht irgendeinen (oder jeden) seiner Autoren lächerlich, so wie er hier Professor Ickler zwanghaft aufzieht? Es ist doch völlig klar: Sofort würden die Verlage und die Autoren protestieren, und kein Gast würde Herrn Lachenmann noch ernst nehmen. Deshalb wird er in seinem eigenen Zuhause zum Beispiel Herr Müller sagen und nicht, so wie hier, zum Beispiel faseln: Professor Dr. lic. theol. oder wie auch immer Müller, auch genannt Knüller, nach seinem letzten von mir verlegten Werk über den Jazz auch genannt Brüller ...
Unsere Seiten sind für Herrn Lachenmann gerade gut genug, um sich in einer unverfrorenen, infantilen und manchmal geradezu pathologischen Weise auszutoben. Daß das alles andere als nützlich ist - was kümmert ihn das?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 26.04.2001 um 22.00
Donnerlüttchen ! Herr Ickler fragte vor einigen Wochen anläßlich Ihrer ersten, noch etwas kürzeren Eruption, was Sie sich so aufregten, er rege sich doch auch nicht auf, zumal das angeblich ungesund sei. Ich meinerseits habe mich heute schon über die Sekretärin an meinem Institut aufgeregt, die nicht in der Lage ist, mir anstandslos eine Briefsendung zukommen zu lassen, wenn sie darum gebeten wird. Das reicht für heute.
Also in aller Gelassenheit nur ein paar Anmerkungen.
Herrn Lachenmanns Zurückhaltung, Herrn Ickler konkrete Vorschläge zu machen, ist gar nicht zu beanstanden. Max Frisch hat in einem der Gespräche, die in diesen Wochen donnerstagabends auf 3sat zu sehen sind, die Ausgangs- und Problemlage der Architekten beschrieben : Die Experten entwerfen, aber die Laien machen die Vorgaben. Die Ausgangs- und Problemlage eines Lexikographen ist damit durchaus vergleichbar. Herr Lachenmann ist im übrigen zwar nur Freizeitreimer und Laienprediger, aber er ist immerhin ein Schreibprofi, mithin einer von denen, an deren Praxis sich Herr Ickler erklärtermaßen orientiert. Er zählt wie ich zu den Leuten, die praktisch nie in den Duden sehen, weil sie es nicht nötig haben, und die, wenn sie es einmal tun, sich wundern, was da so alles drinsteht (z. B. »räsonieren« mit »ä« und einem »n«, was Herr Lachenmann zu seinem Glück nicht weiß, oder »er lehrte sie Autofahren«, wie ich jüngst erfuhr). Er zählt wie ich zu den Leuten, die gewisse Vorstellungen von sprachlicher Richtigkeit haben (nota bene : Herr Ickler gehört auch dazu, sonst würde er nicht immer wieder betonen, daß manche von den Reformern ersonnene Schreibungen »grammatisch falsch« seien). Ohne diese Vorstellungen gäbe es keinen Usus, den ein deskriptiv verfahrender Lexikograph beschreiben kann.
Letzter Punkt : Herr Lachenmann ist ein grundsätzlich solidarischer Kritiker des »Wrase/Ickler« (in der Reihenfolge der Lautstärke), der sehr wohl weiß, daß Schüttelreime allein die Rechtschreibreform nicht zu Fall bringen werden.
Also : Wenn Ihnen die Reimereien und Scherze von Herrn Lachenmann nicht gefallen, so sollten Sie sie einfach ignorieren. Es gibt hier und im neuen Forum genügend Platz und Gelegenheit, sich ernsthaften Fragen zu widmen. Ich nenne mal ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit :
Ist »selbstständig« eine (obsolete) orthographische Variante oder ein eigenes Wort ? (Markner)
Soll man lo-yal oder loy-al trennen ? (Ickler)
Muß es »Auto fahrend« oder »autofahrend« heißen ? (Dörner, Markner mißverstehend)
Wird »geradestehen« nur im übertragenen Sinne zusammengeschrieben ? (Lachenmann)
Hat die F.A.Z. eine Hausorthographie ? (Jansen)
Sie haben sich in den genannten Fällen leider nur einmal geäußert weil Sie sich von Herrn Lachenmann dazu herausgefordert sahen. So überflüssig und schädlich kann seine Teilnahme auf diesen Seiten also wohl nichts sein.
Schönen Gruß (weitgehend unbekannterweise)
Reinhard Markner
Berlin
eingetragen von Theodor Ickler am 26.04.2001 um 22.00
Die Aktion von Herrn Lachenmann in Anzeigen und Büchern kann durchaus eine Wirkung haben, wenn sie in die richtigen Hände gerät, und ist daher sehr
schätzenswert. Es könnte sich ja jemand zur Nachahmung ermuntert fühlen, und wichtig ist auch, daß die Resignation überhaupt irgendwo aufgebrochen wird.
Was die Fortsetzung des Geplänkels auf dieser Seite betrifft, so finde ich sie recht unersprießlich. Jeder hat ein Zipfelchen der Wahrheit erfaßt, hält es aber für das
Ganze, das scheint mir das Grundübel zu sein. Ich neige selbst ja auch ein bißchen zur Rechthaberei (vor allem, weil ich ja wirklich immer recht habe, nicht wahr?),
aber irgendwann sehe ich ein, daß es einfach nicht weitergeht, und dann kann ich auch mal stillhalten und manches offensichtlich Falsche einfach unkommentiert
lassen (hier mehrmals mit Jansens Einlassungen geschehen). Herrn Lachenmanns Stil und Wesen scheint bei Herrn Wrase eine empfindliche Stelle getroffen zu haben,
woran er (L.) naturgemäß nur halb schuld ist. Ich schlage vor, daß beide einander aus dem Weg gehen. Es gibt ja genug Gelegenheit, Gutes zu tun. Noch manches
könnte man dazu sagen, aber vorsichtshalber breche ich lieber ab, zumal ich mit der salomonischen Gleichverteilung von Recht und Unrecht wahrscheinlich schon
wieder gezündelt habe ...
Interessante Frage am Wegrand: Rudolf Bilz hat in einem seiner famosen Bücher mal geschrieben, daß in tiefer Nacht abgefaßte Briefe usw. oft aggressiver ausfallen
als bei Tageslicht geschriebene, und das führt er auf einen archaischen Zug zurück, eine erhöhte Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft gegen feindliches Getier
... Nach meiner Beobachtung ist da was dran. Ich zum Beispiel bin ein Frühschläfer und Frühaufsteher, und wenn ich jetzt, gut ausgeschlafen, wie ich bin, um fünf
Uhr morgens in den Frühlingsregen hinauslausche, wo trotz der Dunkelheit die Amsel genau dieselbe Melodie singt wie seit Jahren (ich habe ihr, weil es wegen der
TV-Schüssel des Nachbarn sein mußte, die Fichtenspitze, worin sie immer nistete, sozusagen unterm Hintern weggesägt, aber sie hat es nicht krumm genommen,
sondern daneben ein Nest gebaut), dann kann ich einfach nicht so giftig sein. Sogar wenn ich an die Texte denke, die ich gestern im neuen Gästebuch unter
Dokumente eingestellt habe (Schweiz und Dudenpropaganda; schauen Sie doch mal rein!), kommt mir eher ein mildes Lächeln über das
menschlich-allzumenschliche Treiben als wirklicher Zorn. Jetzt aber schnell Schluß damit, sonst ändert sich das vielleicht wieder!
Übrigens: Eben habe ich geschrieben gut ausgeschlafen, wie ich bin, mit Komma. Dazu habe ich eine eigene Sammlung und Untersuchung in der Schublade, hätte
aber gern noch mehr Beispiele für die Konstruktion, die ich vorläufig Appositivsatz nenne. Maschinell lassen sich Beispiele kaum suchen. Das Komma wird teils
gesetzt, teils auch nicht, aber die genaue Begründung der einen oder der anderen Tendenz ist noch nicht aufgeklärt. Wahrscheinlich spielt die Stellung eine Rolle:
Müde wie er ist ... Ferner kommt der logische Sinn in Betracht: ist es kausal oder bloß charakterisierend gemeint? Außerdem der Umfang der Phrase: Von allen
Menschen verlassen, wie er war ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.04.2001 um 22.00
Die Aktion von Herrn Lachenmann in Anzeigen und Büchern kann durchaus eine Wirkung haben, wenn sie in die richtigen Hände gerät, und ist daher sehr
schätzenswert. Es könnte sich ja jemand zur Nachahmung ermuntert fühlen, und wichtig ist auch, daß die Resignation überhaupt irgendwo aufgebrochen wird.
Was die Fortsetzung des Geplänkels auf dieser Seite betrifft, so finde ich sie recht unersprießlich. Jeder hat ein Zipfelchen der Wahrheit erfaßt, hält es aber für das
Ganze, das scheint mir das Grundübel zu sein. Ich neige selbst ja auch ein bißchen zur Rechthaberei (vor allem, weil ich ja wirklich immer recht habe, nicht wahr?),
aber irgendwann sehe ich ein, daß es einfach nicht weitergeht, und dann kann ich auch mal stillhalten und manches offensichtlich Falsche einfach unkommentiert
lassen (hier mehrmals mit Jansens Einlassungen geschehen). Herrn Lachenmanns Stil und Wesen scheint bei Herrn Wrase eine empfindliche Stelle getroffen zu haben,
woran er (L.) naturgemäß nur halb schuld ist. Ich schlage vor, daß beide einander aus dem Weg gehen. Es gibt ja genug Gelegenheit, Gutes zu tun. Noch manches
könnte man dazu sagen, aber vorsichtshalber breche ich lieber ab, zumal ich mit der salomonischen Gleichverteilung von Recht und Unrecht wahrscheinlich schon
wieder gezündelt habe ...
Interessante Frage am Wegrand: Rudolf Bilz hat in einem seiner famosen Bücher mal geschrieben, daß in tiefer Nacht abgefaßte Briefe usw. oft aggressiver ausfallen
als bei Tageslicht geschriebene, und das führt er auf einen archaischen Zug zurück, eine erhöhte Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft gegen feindliches Getier
... Nach meiner Beobachtung ist da was dran. Ich zum Beispiel bin ein Frühschläfer und Frühaufsteher, und wenn ich jetzt, gut ausgeschlafen, wie ich bin, um fünf
Uhr morgens in den Frühlingsregen hinauslausche, wo trotz der Dunkelheit die Amsel genau dieselbe Melodie singt wie seit Jahren (ich habe ihr, weil es wegen der
TV-Schüssel des Nachbarn sein mußte, die Fichtenspitze, worin sie immer nistete, sozusagen unterm Hintern weggesägt, aber sie hat es nicht krumm genommen,
sondern daneben ein Nest gebaut), dann kann ich einfach nicht so giftig sein. Sogar wenn ich an die Texte denke, die ich gestern im neuen Gästebuch unter
Dokumente eingestellt habe (Schweiz und Dudenpropaganda; schauen Sie doch mal rein!), kommt mir eher ein mildes Lächeln über das
menschlich-allzumenschliche Treiben als wirklicher Zorn. Jetzt aber schnell Schluß damit, sonst ändert sich das vielleicht wieder!
Übrigens: Eben habe ich geschrieben gut ausgeschlafen, wie ich bin, mit Komma. Dazu habe ich eine eigene Sammlung und Untersuchung in der Schublade, hätte
aber gern noch mehr Beispiele für die Konstruktion, die ich vorläufig Appositivsatz nenne. Maschinell lassen sich Beispiele kaum suchen. Das Komma wird teils
gesetzt, teils auch nicht, aber die genaue Begründung der einen oder der anderen Tendenz ist noch nicht aufgeklärt. Wahrscheinlich spielt die Stellung eine Rolle:
Müde wie er ist ... Ferner kommt der logische Sinn in Betracht: ist es kausal oder bloß charakterisierend gemeint? Außerdem der Umfang der Phrase: Von allen
Menschen verlassen, wie er war ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 26.04.2001 um 22.00
Donnerlüttchen ! Herr Ickler fragte vor einigen Wochen anläßlich Ihrer ersten, noch etwas kürzeren Eruption, was Sie sich so aufregten, er rege sich doch auch nicht auf, zumal das angeblich ungesund sei. Ich meinerseits habe mich heute schon über die Sekretärin an meinem Institut aufgeregt, die nicht in der Lage ist, mir anstandslos eine Briefsendung zukommen zu lassen, wenn sie darum gebeten wird. Das reicht für heute.
Also in aller Gelassenheit nur ein paar Anmerkungen.
Herrn Lachenmanns Zurückhaltung, Herrn Ickler konkrete Vorschläge zu machen, ist gar nicht zu beanstanden. Max Frisch hat in einem der Gespräche, die in diesen Wochen donnerstagabends auf 3sat zu sehen sind, die Ausgangs- und Problemlage der Architekten beschrieben : Die Experten entwerfen, aber die Laien machen die Vorgaben. Die Ausgangs- und Problemlage eines Lexikographen ist damit durchaus vergleichbar. Herr Lachenmann ist im übrigen zwar nur Freizeitreimer und Laienprediger, aber er ist immerhin ein Schreibprofi, mithin einer von denen, an deren Praxis sich Herr Ickler erklärtermaßen orientiert. Er zählt wie ich zu den Leuten, die praktisch nie in den Duden sehen, weil sie es nicht nötig haben, und die, wenn sie es einmal tun, sich wundern, was da so alles drinsteht (z. B. »räsonieren« mit »ä« und einem »n«, was Herr Lachenmann zu seinem Glück nicht weiß, oder »er lehrte sie Autofahren«, wie ich jüngst erfuhr). Er zählt wie ich zu den Leuten, die gewisse Vorstellungen von sprachlicher Richtigkeit haben (nota bene : Herr Ickler gehört auch dazu, sonst würde er nicht immer wieder betonen, daß manche von den Reformern ersonnene Schreibungen »grammatisch falsch« seien). Ohne diese Vorstellungen gäbe es keinen Usus, den ein deskriptiv verfahrender Lexikograph beschreiben kann.
Letzter Punkt : Herr Lachenmann ist ein grundsätzlich solidarischer Kritiker des »Wrase/Ickler« (in der Reihenfolge der Lautstärke), der sehr wohl weiß, daß Schüttelreime allein die Rechtschreibreform nicht zu Fall bringen werden.
Also : Wenn Ihnen die Reimereien und Scherze von Herrn Lachenmann nicht gefallen, so sollten Sie sie einfach ignorieren. Es gibt hier und im neuen Forum genügend Platz und Gelegenheit, sich ernsthaften Fragen zu widmen. Ich nenne mal ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit :
Ist »selbstständig« eine (obsolete) orthographische Variante oder ein eigenes Wort ? (Markner)
Soll man lo-yal oder loy-al trennen ? (Ickler)
Muß es »Auto fahrend« oder »autofahrend« heißen ? (Dörner, Markner mißverstehend)
Wird »geradestehen« nur im übertragenen Sinne zusammengeschrieben ? (Lachenmann)
Hat die F.A.Z. eine Hausorthographie ? (Jansen)
Sie haben sich in den genannten Fällen leider nur einmal geäußert weil Sie sich von Herrn Lachenmann dazu herausgefordert sahen. So überflüssig und schädlich kann seine Teilnahme auf diesen Seiten also wohl nichts sein.
Schönen Gruß (weitgehend unbekannterweise)
Reinhard Markner
Berlin
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.04.2001 um 22.00
Walter Lachenmann ist der Hauptgrund, warum ich an diesem Forum nicht mehr teilnehmen will. Anfangs fand ich ihn ganz amüsant und ernsthaft, aber je länger ich seine aufdringlichen, vor Selbstverliebtheit und teilweise Unverschämtheit strotzenden Texte lesen mußte, desto mehr schwand meine Sympathie und verwandelte sich langsam, aber sicher in das Gegenteil. Mir der Zeit ging mir Walter Lachenmann nur noch auf die Nerven. Es paßt ins Bild, daß ausgerechnet er, der hier hemmungslos mit seiner Selbstdarstellung beschäftigt war, mich nur noch verteufelt oder scheinbar souverän bemitleidet (als wadenlos, hochemotional oder zuletzt als viel zu sensibel) und sich als Retter der Seriosität dieses Forums aufspielen will.
Ich weiß aus Rückmeldungen, daß nicht nur ich das Geschwätz von Walter Lachenmann mittlerweile ziemlich unerträglich und destruktiv finde. Wenn man davon ausgeht, daß solche Rückmeldungen stellvertretend für noch mehr Gäste stehen, die dasselbe ähnlich empfinden, aber nicht gleich schreiben, stehe ich damit also nicht alleine da. Ich kann diejenigen nur bewundern, die imstande sind, hier die Diskussion auf hohem Niveau zu halten und.
Als abschreckendes Beispiel und um mein Motiv zu verdeutlichen, warum ich absolut keine Lust mehr habe, weitere Texte von Lachenmannscher Machart zu lesen, habe ich hier eine Sammlung von Texten zusammengestellt, die Walter Lachenmann allein in diesem Jahr verfaßt hat. Wer Lust hat, kann sie sich ansehen und sich fragen, ob das aktuelle Selbstlob von Herrn Lachenmann angebracht ist.
Gleich zu Beginn des Jahres weist Herr Lachenmann einen weiblichen Gast zurecht. Die Dame hat nach Herrn Lachenmanns Geschmack nur geschwätzt und damit schlechte Manieren an den Tag gelegt:
-> Es gibt genug Internetseiten mit Chat und Schwätzmöglichkeiten, bei denen man auch die von Ihnen an den Tag gelegten schlechten Manieren ausleben kann. Vielleicht suchen Sie sich eine solche für Ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung.
Kein Geschwätz ist hingegen folgendes:
-> Oder fangen wir an, Gespenster zu sehen? Sind wir auf dem Weg nach Transsylvanien, zu Nosferatu, Dracula, Graf Orlok und Knock? Zinieren wir schon hallu? Es ist Mitternacht, Dr. Ickler!
Walter Lachenmann Krottenthal, der augenblicklichen Kälte nach in Transsibirien
Dieses vorbildlich seriöse Auftreten im Gästebuch - da kann es Herr Lachenmann kaum erwarten, bis er seinen Text gleich selber fortsetzt:
-> Guten Morgen, lieber Herr Ickler! Die Nacht liegt hinter uns, die Geisterstunde ist verflogen und mit ihr die Vampire ab nach Transsylvanien, es wird wieder heller (Gottseibeiuns!!!).
Zur selben Zeit schreibt Herr Lachenmann auch unermüdlich relativ seriöse Texte, deren Inhalt sich im wesentlichen so zusammenfassen läßt: Professor Ickler soll endlich einsehen, daß sein Wörterbuch nichts taugt. Dabei nimmt Herr Lachenmann den Mund voll und behauptet, er selber würde ein viel besseres Wörterbuch machen können, er habe nur leider keine Zeit dazu:
-> Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mir tatsächlich gerne die Arbeit machen, und Ihr gesamtes Wörterbuch wie ein Verlagslektor nacharbeiten. Ich bin ziemlich sicher, daß wir dann das Wörterbuch hätten, das alle Ihre verzweifelten Freunde gerne möchten.
Wenn Professor Ickler endlich zu begreifen und einzusehen beginnt, daß er das Lachenmannsche Konzept zu befolgen habe, ergeht sich Herr Lachenmann in Selbstlob und scheut nicht vor schwülstigem Pathos zurück:
-> Gebs Gott! ... dann will ich Ihnen glücklich und tränenüberströmt in die bis dahin hoffentlich wieder beide gesunden und schmerzlosen Arme und nie wieder ins Wort fallen. Und Sie dürfen Ihr Wörterbuch machen, wie Sie wollen. Dürfen Sie aber sowieso. Ich gebe ja nur meine guten Ratschläge, sonst keine. Allerdings bin ich da sehr, sehr skeptisch.
Das ist doch sehr großzügig, nicht? Aber natürlich muß Herr Lachenmann sehr, sehr skeptisch bleiben, ob Professor Ickler auch wirklich zur Befolgung der guten Ratschläge fähig ist. Doch mit dieser unverschämten Haltung nicht genug, Herr Lachenmann muß auch zeigen, wie toll er lustig sein kann:
(16.1.) -> Was will Stephan Fleischhauer uns damit sagen? Daß es bei ihm zuhause nichts zu essen gibt? Warum geht er einerseits selten aber dann doch schon wieder in das besagte Lokal? Was hilft alles besagen, wenn es bei McDonald neuerdings Döner gibt? Woher weiß er, daß wir alle sehr oft in unserem Leben nach Hause gehen? Manch einer von uns hat gar keines, wie viele trauen sich gar nicht mehr nach Hause. Warum sollen wir dann nicht doch nochmals nach Hause gehen? Dort gibt es wenigstens keine BigDöner! (Gruß an Herrn Dörner).
Krottenthaler Gerüchteküche88988Dienstag,16.1.2001
Tags darauf verbündet sich Herr Lachenmann wieder einmal mit Herrn Riebe und lobt als lexikographischer Oberschiedsrichter dessen Kritik am Icklerschen Wörterbuch. Wieder wird Professor Ickler als begriffsstutzig dargestellt und kurzerhand aufgefordert, sich ein bißchen Mühe zu geben:
-> Lieber Herr Riebe, sie punkten! Auf der Ebene kann ich zwar nicht mitreden, aber was Sie schreiben, erscheint mir plausibler als Herrn Icklers liberale Häkchen. ... Die Vorschläge, denen Herr Ickler sich (noch?) verschließt, waren doch teilweise ganz vernünftig ... Allez, Monsieur Icklér, un petit effort...
Nachdem Professor Icklers Wörterbuch unzählige Male von Herrn Riebe und Herrn Lachenmann als verfehlt kritisiert worden ist, fordert er nochmals dazu auf, einen Gegenentwurf wenigstens andeutungsweise und auszugsweise vorzulegen:
(Ickler:) Brauchbares Produkt
Jetzt will ich es aber wissen. Wie sieht das brauchbare Produkt aus? Wer zeigt es mir wenigestens an einem Buchstaben. Vorher läßt es sich schlechterdings nicht weiterdiskutieren.
Nach seiner vollmundigen Ankündigung, er könne es besser machen, ist Herr Lachenmann niemals auf eine solche Aufforderung eingegangen. Er weiß es immer nur besser, zeigt aber nicht, wie das aussehen soll. Vielleicht ist ihm ja auch mehr an seinen vermeintlich genialen Blödeleien gelegen:
-> Gassi Gassi
Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht! Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt? Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wärs? Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ - oder einen Hundekackusativ?
Waldi Lachenmann Hundham bei Miesbach wau@gassi.de 26.1.2001
Solche Texte wechseln sich munter ab mit der Aufforderung, Professor Ickler solle endlich seine Hausaufgaben machen:
-> Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) - nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... - Na, jetzt hab ichs kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!
Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...
Ganz stolz ist Herr Lachenmann, wenn Professor Ickler sich einsichtig zu zeigen scheint:
-> Die Schubladen werden aufgeräumt
»Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen.« (Ickler, 27.1.2001) Na, Herr Fleischhauer, ist der Vergleich mit meinen beiden bockigen Töchtern wirklich so albern?
Ich weiß jetzt nur nicht, ob auch ich zu denen gehöre, denen Herr Ickler seinen Dank ausspricht. Ich jedenfalls danke ihm.
Sehr schön also, daß Professor Ickler sich den Dank von Herrn Lachenmann verdient hat, der sich so bescheiden zeigt, unter Umständen seinerseits auf den Dank von Professor Ickler zu verzichten. Da paßt es sehr schön, wenn Herr Lachenmann seine gänzliche Unkenntnis der Rechtschreibregeln behauptet:
-> ... wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn - wie gesagt - ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.
Mit dieser eigenen Kindlichkeit kokettiert Herr Lachenmann gern. Er preist die Möglichkeit, im neuen Forum herumzublödeln:
-> Noch einen Vorteil hat die neue Wohnung. Die Erwachsenen haben ihre eigenen Zimmer, wo sie ernsthaft über die Dinge reden können, für die manche noch zu klein sind, und für uns Kleinchen gibt es so eine Art Sandkasten zum Spielen und Rumkalbern. So stört man sich nicht gegenseitig, aber man darf einander schon auch zuhören und auch mal was sagen.
Währenddessen lobt er wieder Herrn Riebe und hofft, daß Professor Ickler der gemeinsamen Dauerkritik eigentlich zustimmt, ja sich sogar schon danach richtet und es nur noch nicht zugeben will:
-> Und irgendwann merkt man vielleicht, daß man dasselbe gemeint hat und die vermeintlichen Unterschiede nicht in der Sache lagen, sondern in unterschiedlichen Mentalitäten. Und besonders nett ist es, wenn der »Gegner« permanent widerspricht, aber dann in der Praxis doch so oder ähnlich agiert, wie man es ihm eigentlich nahelegen wollte.
Also: die Rosinante manchmal am Zügel reißen, sonst sind hinterher das schöne Roß und die schöne Windmühle kaputt. Und lassen Sie doch die Kindlein Verstecken spielen! ...
Wenn das neue Forum nicht funktioniert, dann würde ein normaler Mensch schreiben: Warum geht das neue Forum nicht? oder etwas ähnliches. Walter Lachenmann ist kein Thema zu harmlos, um sich nicht als Formulierungskünstler in Szene zu setzen:
-> Hello Polly! Da scheint momentan ein Meteorit eingeschlagen haben. Man kommt nicht rein. Oder man braucht eine Sesamsemmel, dann öffnet sich die Tür vielleicht. Mein Heiligenschein reicht als Ausweis jedenfalls nicht.
Mit diesem Stil legt er im neuen Forum so richtig los. Auf eine ernsthafte Antwort von Professor Ickler reagiert er mit einer absoluten Unverschämtheit:
-> Kopfnuß
Thema verfehlt, Ickler, setzen! Darum ging es ja gar nicht.
Man erinnere sich, wie sich Herr Lachenmann pathetisch darüber beschwert hat, daß ich mich wie kein anderer Unverschämtheiten herausgenommen hätte. Wie macht er es selbt? Wir sollen wohl bei jedem albernen Beitrag denken: Eigentlich ist er ja ernsthaft und bei jeder Unverschämtheit: Er ist ja nur albern. Dafür wird reichlich Material angehäuft:
-> Vom Fettnäpfchen zum Teekesselchen
Ich habe in aller Zerknirschung auch noch ein kleines Beispiel: ... Naja, heute ist wohl wirklich ein schwerer Donnerschlag, Schmarrn: Donnerstag. Wenn Sie wüßten, wie es hier in Krottenthal heute aussieht! Krottenthaler
Dazu kommentiert sich Herr Lachenmann gleich selbst:
-> Albern schützt vor Torheit nicht, wollte ich noch hinzufügen. Niemand weiß dies besser als ich. Sie sollten sich aber heute mal Krottenthal anschauen, dann wüßten Sie, was los ist. Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg. Hier ist aber alles zugeschneit.
WL Donnerstag, 22.2.2001
Herr Lachenmann vermißt es, daß darauf endlich jemand eingeht. Deshalb setzt er die Interpretation persönlich fort:
-> Lachenmayer fällt nichts mehr ein... Der letzte Eintrag von Lachenmayer - o Gott - war am 22. Februar - dem Schwerdonnerstag.
Viel eingefallen ist ihm da - außer einem schlecht plazierten und nicht von allen richtig verstanden wordenen Zirbelsprüchlein - tatsächlich nicht. Hat da jemand schon Entzugserscheinungen?
Merdagaria--- (ital. für Sapperlot)
Weinmüller Totenkral W@lt.er Sonnabend, 24.2.2001
Ist jetzt endlich Schluß mit dem Schwachsinn? Nein, die Problematik, daß Herrn Lachenmann nicht genug einfällt, wird fortgesetzt:
-> Unser Zeitgeist verlangt Einfalt
Nachdem es Herrn Lachenmayer die Sprache verschlagen hat, Frau Dr.RenateMariaMenges aber das Gespräch wünscht und Herrn Melsa für den qualifizierteren Gesprächspartner (vermutlich und wohl zu Recht auch den mit den besseren mnestischen* Prozessen) erachtet, ergeht der Wunsch an Herrn Melsa, hier für Herrn Lachenmayer einzuspringen, der alle Hände voll zu tun hat, den heruntergefallenen Zirbelholzwandspruch wieder in seiner butzenscheibigen Wohnküche zu befestigen, damit der Haussegen nicht dauerhaft schief hängt. Sonst tritt nämlich anstelle des bewährten Haussegens ein Fluch in Kraft. Der neue Hausfluch (dann im Hausflur) lautet, kryptisch, wie wir es gerne mögen: Segne Mair am Etaner
Sage keiner, dies sie zikkiger kwatsch. Dies ist wie das dreierles-ß und der spruch »merdagaria« (dieser zwar eine mnestische fehlleistung) ein rest der schrift aus frueheren zeiten. Aus frueheren zeiten wollen wir keine reste mehr haben soviel muss klar sein. Sonst verpassen wir den zeitgeist und der hatte schon immer ewichkeizwert.
*Zwischendurch: Für jemanden, der sich über die Schwierigkeiten in der deutschen Sprache beklagt, ist die Verwendung solcher Begriffe wie »mnestisch« naheliegend. Besonders die im Zentrum unserer Thematik stehende Clientel der SoPädInnen wird sofort begreifen, worum es geht. Alles muß einfacher werden, und die SoPädInnen wollen es uns vorleben, wie. ...
Ich widerspreche Herrn Ickler immer besonders gern, weil er nämlich so oft recht hat, daß es nervt. Ich habe ihm also auch im derzeit abhanden gekommenen Forum widersprochen, als er vermutete, Frau dr.gerdamariamenges sei eine »fiktive Person«. Vielleicht war ich damit schon wieder auf dem falschen Dampfer und er auf dem richtigen. Aber wer sollte fraudrgerdamariamenges fingieren?
Nein, ihre Argumente wirken ehrlich, wenn auch seltsam unbekümmert. Wie kommt sie nur auf die Schreibweise »Ein Zurück wirkt deplaziert«? Wo sie sich »stärkere Zuwendung« nicht für ihre Person wünscht, die erbringen wir ja mit Freude, sondern »zum Stammprinzip«! Und wo deplatziert doch viel, viel weniger schwierig und neuerdings sogar »richtig« wäre? Vielleicht hatte sie Sorge, daß bei so dämlicher Schreibweise selbst ihr der Kragen deplatziert? Dann ist sie noch kein hoffnungsloser Fall, und wir sollten ihr die weitere Zuwendung nicht versagen.
Jetzt bitte Sie, Herr Melsa, mir glaubt sie ja doch nichts.
Herr Lachenmayer Sonnabend, 24.2.2001
Soweit im Januar und Februar. Anfang März antwortet Herr Lachenmann Professor Ickler im neuen Forum wie folgt:
-> Nur Genies haben immer recht! Nein! Ich! Sie werden es nicht wagen, zu widersprechen! Sonst kommen Sie wie Frau Gerda unter die kalte Dusche. Oder halten Sie sich etwa auch für ein Genie? Du sollst keine andern Genies neben mir haben... spricht der HErr HErr!
Tags darauf:
-> »Wer sich zur Gemeinde Jesu Christi zählt, der kann nicht anders, als sich offen zu seinem Glauben zu bekennen, falsche Gerüchte zurückzuweisen, sich vor den abgekanzelten Kollegen zu stellen.« Dies war das Wort zum Sonntag. ... Andrerseits, und damit wären wir beim »Wort zum Sonntag«, kann man sich auch aufeinander einschießen und damit nicht aufhören wollen, auch wenn man inzwischen selbst gemerkt haben muß (denn im hier angesprochenen Falle handelt es sich doch um 2 - in Worten zwei - intelligente Menschen - Ruhe jetzt, Ihr beiden; doch, der andere ist auch ganz intelligent!), die im Grunde fast dasselbe sagen, nur in Details, die aufs Ganze gesehen gar nicht so wichtig sind, unterschiedliche Ansichten haben. Mir fallen hier wieder meine beiden bockigen Töchter ein, die Älteren unter uns wissen noch, wovon ich rede. Die eine sagt: »die X tut sich immer so dicke«, die andere sagt: »die Y ist immer so frech und haut mich immer«. Die eine sagt: »X will einfach nicht kapieren, was ich meine, und dreht mir das Wort im Munde herum«, die andere sagt:« Y will mich mobben, ich bin ein abgekanzelter Kollege, ich bekenne mich zu meinem Glauben, und ein rechter Christ muß sich vor mich stellen.«
Kinder, Kinder!
Ich kann es nur wiederholen. Wenn ich als Laie das Anliegen sowohl der einen als auch der anderen Seite verstehe, dann müßte es doch den beiden Kontrahenten, die sicherlich in der Sache kompetenter sind als ich, mit etwas gutem Willen möglich sein, so miteinander so reden, daß die Positionen ohne persönliche Verletzungen deutlich werden. Dann könnte auch deutlich werden, wo die Meinungsunterschiede bleiben, damit kann man unter vernünftigen Leuten ja leben, und wo man sich ohnehin soweit einig ist, daß es nur um die Formulierung oder die praktische Umsetzung geht.
Und wenn man das nicht kann, dann ist es das beste, man geht sich für eine Weile aus dem Weg, damit man sich wieder vertragen kann, wenn es darum geht, die doofen Jungs aus der Mannheimer Straße zu verprügeln.
Also zwischen der ganzen bodenlosen Blödelei immer wieder die Aufforderung an Professor Ickler, er solle doch die Lachenmannschen Gedanken endlich nachvollziehen können. Und zugleich die Betätigung als Gruppenführer, der uns Gegner der Rechtschreibreform wieder zu eine zweckmäßigen Zusammenarbeit bringen will. - Zur selben Zeit wird Professor Ickler folgendermaßen angesprochen:
-> Lieber Herr Ickler,
mit Ihnen zu diskutieren bereitet ein eigentümliches Vergnügen. Sie bringen es fertig, in einen einzigen Atemzug vernichtendsten Widerspruch und beglückendste Bestätigung unterzubringen. Das muß man nur merken. Als Wunderknabe merke ich es natürlich, im Gegensatz vielleicht zu anderen. Bessere Fragen sind: Wie gebraucht man das? Wo kommt das her? Was ist der Unterschied? (Quelle est la différence - die klassische Frage der Synonymik!) Usw. - und die typische Reaktion muß werden: Wie interessant! - statt Wie denn nun?)
Sie haben gespickt! Das wollte ich als nächstes sagen. Das haben Sie bei mir abgeschrieben! Ich könnte Ihnen den Zettel noch zeigen, wenn er nicht weg wäre. Also, nichts wie ran: Aber bei selbstständig vs. selbständig finde ich so eine Frage nicht beantwortet.
Oder so:
-> Aus einem Rechtschreibwörterbuch wird man nie besonders viel lernen können. (Hier wird Professor Ickler zitiert.) Kopfnuss! - schon eher aus einem Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten. Ein solches plane ich ja ebenfalls ... (Wieder Zitat.) Hurra! Oder, in der Sprache der Linguisten: HOURRA s.a. HURRAH - quelle est la différence? Das eine tun, das andere nicht lassen. Und immer noch hat mir keiner gesagt, was an »Sie wartete eine Viertel Stunde« falsch ist. So langsam geht der Rosso aus.
Im neuen Forum macht Herr Lachenmann, der sich für einen vorbildlich solidarischen Streiter gegen die Rechtschreibreform hält, eigens einen Diskussionsstrang auf mit dem Titel Mein Kleintierzoo, um die anderen lächerlich zu machen, an erster Stelle natürlich Professor Ickler:
->Mein Zeintierklo
Mein Kleintierzoo
Ickler, Vorführkarnickel, auch schon als Zickler nachgewiesen, seit seinem neuesten Outing »fertig ist der kleine Klaus« auch Fickler. Der Mann baut sich eine wunderschöne Sandburg und dann pinkelt er drüber und wundert sich, daß die Burg putt ist. Was machste da? Rette mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden komme ich allein klar, hat mal ein bedeutender Mensch gesagt.
Ich kenne inzwischen mehrere Rechtschreib- bzw. Schulpolitik-Märtyrer mit gravierenden psychischen und echt pathischen Befunden:
Wrase: Leidet unter dem Zwang, Sprachkrampfiges so hinkorrigieren zu müssen, daß es sprachkrampfig ist, was seiner ästhetischen Sprachseele Leiden zufügt, die existenzielle Konflikte nach sich ziehen. Ist nur über aktive Seelsorge einigermaßen über Wasser zu halten.
Schäbler: Hat sich vom Schuldienst mit ärztlichem Befund dispensieren lassen, könnte noch über ein Jahrzehnt die Kinder mit seiner liebevollen und klugen Lebensweisheit und seinem Wissen ins Leben führen, als leidenschaftlicher Pädagoge. Er bringt es nicht mehr hin, hockt zuhause und labert mit seinem PC und mir herum, teilweise absoluten Stuß, aber mit Herzblut und unerschöpflichem Gestaltungswillen.
Forster: Geht immerhin noch in die Schule, was phantastisch ist, denn es geht ja um die Kinder, die die besten Lehrer verdienen, die wir haben, und der Peter ist so einer (auch wenn er mir das Du verweigert hat, der Blödmann), muß das aber nicht mehr lange, vielleicht kann er es deshalb ertragen. Schreibt sich die Tastaturen kaputt mit wahrhaft paulinischen Sendschreiben an völlig doofe und desinteressierte Adressaten in Schulämtern und Ministerien, die eigentlich umgenannt werden sollten in Finisterien.
Genzmann: Ein ganz besonders interessanter Fall, hat mich zu Tränen gerührt. Ich weiß noch zu wenig über ihn. Er hockt deprimiert zuhause, ist unheimlich klug und sensibel, hat Humor und eine Marotte: er zählt Buchstaben! Den mag ich besonders! Könnte noch einige Jahre dem Staate was bieten für das Geld, das er als Frühpensionierter von ihm kriegt, und die Kinder Weisheiten lehren, von denen Eure Schulweisheit nicht träumt.
Peil: Ein Neuzugang in meiner kleinen butzenscheibigen Zirbelholzwohnküche. Ein Mann mit Leidenschaft fürs Anständige, der es ebenfalls nicht fertigzubringen scheint, den Kindern nicht nur obrigkeitsstaatlich verordnetes Dummdeutsch sondern zugleich auch die damit verordnete obrigkeitsstaatliche Anpassungsgesinnung zu vermitteln. Ist Frühpensionär, ist Klein-LKW-Fahrer geworden, auch für Sozialdienste. Schade, daß die Kinder auf ihn verzichten müssen.
Kuddel: Weiß zu wenig über ihn. Ist jedenfalls gegen die Neuen. Hat viel Humor, spinnt irgendwie mit Atlantis herum, bringt mich immer wieder zu beglückendem Lachen. Die Gitarre und das Meer haben ihn geprägt. Kriegt immer gern einen Steifen georg.
Hab ich einen ausgelassen? Ich bin gerührt. Ich habe mit Lehrern nix zu tun, war als Schulkind deren Opfer und natürlicher Gegner. Und nun lieben mich so viele von ihnen - wessen die Jugend entbehrt, dessen hat das Alter die Fülle, so irgendwie gibt es einen Speibelbruch.
Menschenskinder! Fast hätte ich mein Paulchen vergessen! Einer meiner ganz frühen Pfreunde. Der hat es auch mit der Gitarre. Paulchen habe ich ins Herz geschlossen. Er läuft noch ein bißchen neben der Spur, dort wo es zu braun ist, aber das kann noch werden, für einen richtigen Repp ist er nicht bescheuert genug. Ein tragisches Rechtschreibschicksal scheint er bislang nicht zu haben, es könnte ihm aber ein Rechtsschreibschicksal blühen, wenn er nicht bald zur Räson kommt.
Was ganz anderes. Ich schreibe schon immer und spreche so und bestehe darauf: brilliant. Nicht etwa weil mein Paulchen brilliant wäre, komme ich darauf, sondern wegen der Räson. Da wollte ich schon Raison schreiben, kam dann aber zur Räson. Das nur nebenbei. (Beitrag Ende)
Nach diesem Beitrag, erst dann, hatte ich mich über Herrn Lachenmann erstmals wirklich geärgert und ihn gefragt, was das solle. Natürlich versicherte er dann, daß er uns alle sehr liebe und wertschätze, was in diesen Zeilen Ausdruck habe finden sollen. - Natürlich, dazu gehört ja zum Beispiel die Erwähnung, daß jemand Frühpensionär ist.
Herr Lachenmann beschreibt sich auch gerne selbst:
-> Nun ja, meine liebe Frau Menges, so ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Erkenntnisse. Wenn Sie den Spruch am Ende Ihres Eintrags auch noch auf Deutsch abgeben könnten, würde auch ich ihn verstehen. Ich verfüge nämlich leider nicht über Ihre humanistische Bildung, nur bis zur Mittleren Reife hat es gerade so mit Ach und Krach geklappt. Und warum solche Sprünge? Von der minderwertigen deutschen Orthographie gleich ins Latein der Hochgebildeten! Da allerdings haben Sie mich auf meinen Platz auf der hinteren Bank verwiesen. Zur Strafe werde ich von dort aus mit Papierschnitzelchen auf Sie schießen. Ihr Verlegener
Walter Lachenmann
Zur selben Zeit überflutet Herr Lachenmann unser Forum mit einer Unmenge von Schüttelreimen, zum Beispiel:
-> Es wird sowieso alles ganz anders kommen, denn:
Bald werden sich die Wogen legen,
allein der Philologen wegen.
Die Lachenmannsche Selbstinszenierung bemüht immer wieder auch die Gruppendynamik, die um ihn herum entstehe, insbesondere das vermutete psychodynamische Wechselspiel zwischen Professor Ickler und ihm, Walter Lachenmann:
-> Afro dies & jenes
Auf Ihr Schmunzel*-E-Mail, liebe Frau RenateMariaMenges, freue ich mich natürlich! Plappermäulchen und Schmunzelmailchen erfreuen die Herzen alternder Casanovas immer. Es muß doch etwa Aphrodisiakisches um mich sein! Da muß Herr Ickler ja eifersüchtig werden, welcher Hirsch würde da nicht platzen! Hoffentlich schubst er mich nicht von seinem Karren. Oder vom Kahn. Denn:
Kleft zu laut es beim keiser im bot,
liegt gar bald der beiser im kot.
Jetzt aber nichts wie weg nach Silencien,
Palermeremo più tardi!
Bardi!
Walter Lachenmann ab jetzt erst mal weg oreos@t-online.de Mittwoch, 21.3.2001
Nachdem er in dieser Weise sich selbst und seine Mitstreiter ausgiebigst ins Lächerliche gezogen hat, ringt er ganz unschuldig die Hände und wundert sich, daß da keine schwergewichtigen Gegner der Reform sich seinem heldenhaften Kampf anschließen:
-> Und was ich hier vermisse, das sind die vielen, vielen anderen Reformgegner, auch die Journalisten, Redakteure, Verleger, meine Kollegen (Sie, Herr Wrase, sind ja einer), aber wo bleibt die breite Diskussion? Es sieht tatsächlich eher nach einem versprengten Trüppchen leicht angeschlagener Märtyrer aus, die sich anbetungsvoll um ihren keiser scharen und dem mehr huldigen, als ihm genehm sein mag, bis hin zur Proskynese. Da tut ein wohlwollender Stänkerer zwischendurch vielleicht ganz erfrischende Wirkung. So jedenfalls sollte es verstanden werden. Und weil Herr Ickler einen Schüttelreim von mir bestellt hat, kommt er hier. Ich gehe auf meine Gesprächspartner ja immer liebevoll ein, von Menges bis Ickler.
Der Schüttelreim bezieht sich auf Herrn Wrases Zornesepistel im Kleintierzoo und will dessen Messitsch zusammenfassen. Er ist in der Satzmelodie etwas eierig, aber das gehört zur künstlerischen Grundintention, weil er den eierigen Seegang des keiserlichen bots bzw. conteiners versinnbildlichen will.
Big Brother Wrases You!
Freund Lachenmann, hier mag Deinen Stänker-Ton keiner,
Drum schleich Dich, verschwinde aus unsrem Con teiner.
Na, was sagen Sie jetzt!
Eine angeblich ernsthafte Diskussionsrunde leitet Herr Lachenmann im neuen Forum so ein:
-> Nachdem Schnäbler den Rosenmontagstest bravourabel bestanden hat, Zickler bei der Aufnahmeprüfung zur Förderschule sich einen Hexenschuß zugezogen hat und seither nicht mehr gesehen wurde, so daß man über seine weitere schulische Laufbahn sich Sorgen machen muß, fordere ich die Runde zu einem Aschermittwochstest heraus. Frau Rektorin darf auch teilnehmen, es sei denn, sie hält dies für ein politisches Problem und will es den Herren überlassen, weil sie der vernünftigen Ansicht ist, Frauen hätten in der Politik nichts zu suchen.
Norbert Schäbler geht darauf ein und erhält folgende Reaktion:
-> Mangelhaft! Schnäbler, das war nix. Du mußt jetzt zurstrafe (wird jetzt so geschrieben wie zurzeit) 563mal in neuer Rechtschreibung an die Tafel schreiben: Schnäfler ist ein döfer Schwäfler ...
Dabei soll die von ihm aufgeworfene Sachfrage natürlich erörtert werden, meint Herr Lachenmann, und fährt fort:
-> ... Für die andern möchte ich die Frage erweitern. ... Was ist richtig, was ist falsch? Bitte mit ernsthafter satzanalytischer Begründung. Wo sind unsere Vorgreifer? Unsere Semantiker? Auf welcher linguistischen Ebene haben die sich wieder verlaufen? Oder haben wir Angst vor der Domina?
Von seiner Urlaubsreise zurück, begrüßt uns Herr Lachenmann mit einem langen Gedicht aus Schüttelreimen, das uns offenbar Respekt abverlangen soll. Es fängt so an:
-> Das sizilianische vesper
Ein keiser tat, in der sunnen hitzen,
im bot mit seinen hunnen sitzen.
Es schwollen, denns war warm, die dürste,
es schrumpelten im darm die würste.
Bald waren sie vor huenger darmlos,
so wurde auch ihr duenger harmlos. ...
Solche Orgien hindern den kaleidoskopischen Herrn Lachenmann nicht daran, sich in seinen seriösen Beiträgen zum Oberschiedsrichter über verschiedene Personen aufzuwerfen. Zum Beispiel macht er Herrn Jansen lächerlich (den er kurz darauf für seine Seriosität und Ernsthaftigkeit wieder loben wird):
-> Orhtopietismus
Was Herr Prof. D. lic. theol. Theodor Ickler österlich über Orthotheographie schreibt ist an Inspiriertheit kaum zu übertreffen. Als demutsvoller Schwabe möchte ich aber doch noch den Gedanken des Orthographiepietismus daran anschließen, dem man ja in Journalistenkreisen in einem Ausmaße begegnet, daß die letzten übriggebliebenen Schäflein unserer schwäbischen Brüdergemeinen vor Neid ersterben müßten, wäre Neid nicht etwas, was sie in ihrer Frömmigkeit gar nicht kennen können. Wie die Pietisten das Evangelium im Übereifer der Gottesnähe in einer buchstabengetreuen, übertriebenen und teilweise ziemlich törichten Weise auslegen und darnach zu leben sich bemühen, so bemühen sich ja auch unsere vorzüglichsten Journalisten um eine Verwirklichung der orthographischen Ratschlüsse unserer Reformapostel oft in einer Weise, die zu deren Verdruß immer wieder zu nicht zu übersehenden Albernheiten führen.
So wieder heute in meiner lieben SZ: »Für die 540 Millionen Mark Verluste der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) müssen nicht nur Bayerns Steuerzahler gerade stehen.« Herr Jansen, auch wenn Sie gerade sitzen oder sich geradesetzen: Sie müssen aufstehen, und zwar ordentlich aufrecht, denn auch Sie als Nordlicht werden zur Kasse gebeten! Oder Sie müssen sich nur schön gerade hinstellen und müssen dann gar nichts bezahlen, wer weiß? ...
D. theo. Walter Lachenmann Freitag, 13.4.2001
Darin wurde deutlich ausgesprochen, daß die Schreibweise für etwas gerade stehen ganz und gar lächerlich sei, nämlich eine nicht zu übersehende Albernheit. Auch wenn Herr Lachenmann das in diesem Fall nicht im Sinn hatte, bedeutet das natürlich, daß Herr Lachenmann die Angabe im Icklerschen Wörterbuch, daß für diese Bedeutung auch diese Schreibweise vorkomme und zulässig sei, scharf kritisiert. Das steht in einer länglichen Tradition von Bemerkungen Herrn Lachenmanns, der sich ganz gewiß ist, daß Professor Ickler Schreibweisen zuläßt, die er, Herr Lachenmann, mit seinem vermeintlich hervorragenden Stilgefühl empört zurückweist. Ich schrieb deshalb:
(Wrase:) Was soll das, Herr Lachenmann?
Sie mokieren sich höhnisch über die Schreibung für etwas gerade stehen in der Süddeutschen Zeitung und damit zugleich über den entsprechenden Eintrag (Getrenntschreibung ist möglich und durchaus üblich) im Icklerschen Wörterbuch. Wollen Sie weiterhin Herrn Riebe hier ersetzen, indem Sie die Schreibrealität vor 1996 als Beliebigkeitsschreibung angreifen und die willkürlichen Duden-Festlegungen so wie Herr Jansen als allgemeinverbindliche Norm verstehen? Es ist Ihnen wohl auch entgangen, daß die Neuregelung an der Differenzierung von gerade_stehen im Ergebnis nichts geändert hat. Mit Ihrer Polemik landen Sie also keinen Treffer gegen die Neuregelung, sondern gegen Professor Icklers Wörterbuch - aber es ist ja nichts Neues, daß Sie viel besser wissen als der Verfasser, wie dieses Wörterbuch auszusehen habe, daß nämlich eine Veränderung der Bogeneinträge nach Duden-Muster vorzunehmen sei, zum Beispiel: geradestehen: Zusammenschreibung bei der Bedeutung verantwortlich sein.
Es war dies erst das zweite Mal, daß ich über Herrn Lachenmann zornig wurde. Der Anlaß war geringfügig, der eigentliche Grund ist in der ganzen Vorgeschichte zu sehen, die ich (chronologisch, ab Jahresanfang) hier skizziere. - In seiner Reaktion beschwert sich Herr Lachenmann darüber, daß ich ihm eine Kritik am Wörterbuch von Professor Ickler unterschieben wolle, und bezeichnet die Unterstellungen als völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen niemals zugetraut hätte. Zugleich bestätigt Herr Lachenmann aber genau diese Kritik an der Zulässigkeit der Getrenntschreibung, ohne daß ihn das weiter zu stören scheint:
-> Ein Aufsehen erregender Beitrag,
ist der von Herrn Wrase fürwahr. Da feiern wir friedlich Kindergeburtstag und Pasqua mit gemeinsamen Litaneien und Lobgesängen, von Pitza und Pièçza ganz zu schweigen, und plötzlich donnert der wieder daher. ...Geradestehen! Der Gedanke, daß der Eintrag dieses Lemmas in Icklers Wörterbuch und dieses somit insgesamt kritisiert worden sei, ist auf Ihrer Miste gewachsen, lieber Herr Wrase, nicht auf meiner. Ihre Unterstellungen mir gegenüber in diesem Zusammenhang sind völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen ehrlich gesagt niemals zugetraut hätte. Und wenn wir künftig in Rechtschreibfragen bei Google nachsehen sollen, kann Herr Ickler die Arbeit an seinem Wörterbuch gleich einstellen, und wir brauchen uns überhaupt über nichts mehr zu unterhalten, denn einen Internetanschluß hat heute ja jedes Kind. Dann tippen wir das gesuchte Wort ein, schauen uns die Trefferquoten an, und der Fall ist klar: die Mehrheit ist richtig, so wie auch die höheren Einschaltquoten über die Qualität unserer kulturellen Leistungen Auskunft geben.
Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Wie kann man darüber auch nur eine Sekunde lang räsonnieren? Natürlich ist »geradestehen« die nicht nur übliche, sondern auch die eindeutigere und gescheitere Schreibweise, wenn man meint »für etwas aufkommen«. Warum soll man diese deutlichen Differenzierungen über Bord werfen?
Hier wird auch deutlich, wo die Probleme mit dem deskriptiven Ansatz liegen, über den man ja mit entlauster Leber in aller Ruhe reden können sollte. ...
Ich sage ja nicht, daß der deskriptive Ansatz falsch ist! Im Gegenteil! Aber er bringt Probleme mit sich. Diese Probleme werden nach meiner Ansicht hier viel zu oberflächlich behandelt, bzw. gar nicht. Oder man wird, wenn man darauf zu sprechen kommt, als ideologischer Feind behandelt, weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt. Wie in alten Juso-Zeiten: Wer die ideologisch gerade angesagte Tagesmeinung in Frage stellt, ist »reaktionär« - hier »Duden-Verteidiger« (auch wenn nichts in dieser Richtung geäußert worden ist von dem Beschuldigten), und das ist in den Augen mancher Sprachfexe offenbar nicht weniger schlimm. Und da haut der leidenschaftliche, wenn auch wankelmütige Apostel Petrus drauf, das erspart ihm das Nachdenken darüber, ob an dem anderen Gedanken vielleicht doch was dran sein könnte.
Mal sehen, was geschieht, ehe der Hahn dreimal kräht...
Auch im nächsten Beitrag wiederholt Herr Lachenmann seine Kritik an der Zulässigkeit von für etwas gerade stehen, wie sie das Wörterbuch von Professor Ickler verzeichnet:
-> gerade_stehen
Ich gebe zu, nicht überprüft zu haben, ob ich bei meiner Kritik an dem SZschen »gerade stehen« mich gegen Icklers Neues Testament versündigt habe. Ich habe dort nicht nachgesehen. Daß man sowohl »gerade stehen« als auch »geradestehen« schreiben kann, ist mir schon vor 1996 bekannt gewesen, daran dürfte sich grundsätzlich auch nichts geändert haben, nur daß es sich bei den verschiedenen Schreibweisen um verschiedene Aussagen handelt. Das ist so banal, daß es fast weh tut, darüber zu reden.
Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten! Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden. Dieses Schicksal erleben die Reformer durch übereifrige Journalisten (gerade stehen), und ich befürchte, auch unser lieber Herr Ickler würde manchmal gerne die Bremse ziehen, wenn er so gewisse Interpretationen verfolgt.
Jedenfalls will ich es auch hier so halten wie beim richtigen Evangelium, daß ich mir lieber die Originalbotschaft anschaue als die Auslegungen.
Natürlich: Professor Ickler würde die Interpretation, daß es richtig ist, was in seinem Wörterbuch steht, sicherlich energisch zurückweisen. Wo wir doch den Stilpapst Walter Lachenmann haben, vor dem, genau wie bei Herrn Riebe, so schnell kein Journalist Gnade findet. Ich forderte Herrn Lachenmann nun auf, einmal die Wortsippe um gerade... so darzustellen, wie sie seiner Meinung nach aussehen müßte:
(Wrase:) gerade_stehen
Also bitte, die Herren, wie soll der Eintrag in Ihrem persönlichen idealen Wörterbuch aussehen? ...
Ständig an Professor Ickler herumkritisieren, direkt und indirekt, aber wie sieht es nun damit aus, daß Herr Lachenmann wenigstens bei einer Wortfamilie seine lexikographische Überlegenheit demonstrieren möge? Darauf antwortet er ausweichend und schnippisch:
-> Auch die wiederholte Aufforderung, man möge doch selber ein Wörterbuch machen, wenn einem das Icklersche nicht gefiele (was ja so überhaupt nicht geäußert wurde: wäre die grundsätzliche Zustimmung nicht da, würde man sich nicht die Mühe machen, darüber zu diskutieren), ist so intelligent, wie wenn mir meine Autofabrik sagt, ich solle mein Auto doch selber bauen, wenn mir gewisse Bedienungselemente nicht hundertprozentig gefallen. Wie das - auch bei einem einzigen Eintrag - dann aussieht? Dafür haben wir ja unsere Experten. Ich werde mich auch hüten, meinem Bäcker anhand nur einer einzigen Brezel darstellen zu wollen, wie ich mir die als Württemberger richtig gut vorstelle (nicht so knochentrocken und verschrumpelt, wie man sie hier in Oberbayern kriegt).
Ist das nicht feige und setzt die ganze unermüdliche Kritik von Herrn Lachenmann an Professor Ickler ins Lächerliche, ja ins Unverschämte? Professor Ickler sei der Experte, also habe er die Lachenmannschen Vorstellungen zu verwirklichen. Auch nach der Klarstellung, der Wiederholung, daß die Aufforderung nur den Fällen um gerade... galt, hat sich Herr Lachenmann gehütet, seine höhere Weisheit auch nur an einem minimalen Ausschnitt zu beweisen.
Soweit der Querschnitt durch die große Besserwisser-, Laber- und Psycho-Show von Walter Lachenmann. Jeder möge sich seinen Teil denken. Vielleicht kann man jetzt besser nachvollziehen, warum ich absolut keine Lust mehr habe, mich mit solchen Mitstreitern wie Walter Lachenmann auseinandersetzen zu müssen, und daß er mich dermaßen anwidert, daß ich mich hier verabschiede (jedenfalls vorerst und weitestgehend).
Weil ich hier eine ganze Weile dabei war und ein etwas anderes Niveau einzuhalten versucht habe, möchte ich auch darum bitten, diese Dokumentation nicht zu löschen. Wie gesagt, als warnendes Beispiel für Unverschämtheit und hemmungslose Selbstinszenierung. Ich finde, auf Herrn Lachenmann trifft genau zu, was Professor Jochems anmerkte: daß um Professor Ickler herum einige inkompetente Wichtigtuer im Internet auftauchen, die unter dem Strich nichts anderes als geschmackloses Geschwätz hervorbringen. Früher war der hochgelehrte und wahrhaft seriöse Professor Jochems ein wertvoller Teilnehmer auf diesen Seiten - vielleicht erkennt mancher ja nun einen möglichen Grund für sein Schweigen.
Auch Herr Lachenmann sollte nicht gegen den Spiegel protestieren, den ich ihm vorhalte. Wer das Maul so weit aufreißt wie er, hat keine Schonung verdient. Ich finde jedenfalls, niemand hat auch nur annähernd das hohe Niveau der Diskussion derart in den Dreck gezogen wie Walter Lachenmann, niemand hat sich so aufdringlich in den Vordergrund gespielt - am wenigsten Professor Ickler, der permanent attackiert wurde und der dennoch stets sachlich und engagiert geblieben ist. Vielleicht empfindet das nicht jeder so, aber ich möchte dies als meinen Gesamteindruck festhalten.
Zum Schluß noch wenige weitere Gedanken zur Seriosität. Was ich in hohem Maße unangebracht und eben unseriös finde, ist der Zustand, daß sich hier einige drittklassige Kenner der Rechtschreibreform damit hervortun, den besten Experten, der wir überhaupt haben der uns hier die Ehre gibt, unermüdlich zu kritisieren, so daß er gezwungen ist, sich vor seinen eigenen Mitstreitern zu rechtfertigen. Das ist das eine.
Das andere betrifft, daß man mich als unseriös eingestuft hat, weil ich mich zornig gezeigt habe. Dazu möchte ich bemerken, daß ein zorniges Auftreten bei gegebenem Anlaß (oder langfristigem Hintergrund) anderswo durchaus als mit Seriosität vereinbar gilt. So halten wir viele unserer Politiker für seriös, auch wenn sie im Bundestag gelegentlich einmal wütend und polemisch auftreten und sich zum Beispiel über die Unverfrorenheit eines Gegners wortmächtig empören können. Wenn ein solcher Politiker jedoch à la Lachenmann herumblödeln würde, wäre er nach kürzester Zeit erledigt - niemand würde ihn mehr ernst nehmen. Man wäre auch entsetzt, welchen Imageschaden er seiner Partei zufügt.
Stellen wir uns doch irgendeinen seriösen Kontext vor, eine Situation, wo man Anstand und Zurückhaltung erwartet, zum Beispiel ein Arztgespräch oder eine Beratung bei der Sparkasse oder was auch immer. Wenn zum Beispiel der Arzt, nur um seinen Sprachwitz hervorzukehren, nicht Trauma sagt, sondern Traumatatata, so wie das Herr Lachenmann tut: Wer würde sich bei ihm noch gut aufgehoben fühlen? Wer würde ihn ernst nehmen? Würde man so jemanden nicht fluchtartig verlassen und strikt meiden?
Zuletzt sei deshalb auf die Homepage von Walter Lachenmann verwiesen. Da werden ganz seriös und ordentlich seine Produkte vorgestellt. Also frage ich: Wieso macht Herr Lachenmann nicht bei seiner ureigenen Homepage, wo er sich selbst vorstellt, eine Blödelecke auf, um dort seine Schüttelreime zum Besten zu geben? Und wieso macht er nicht irgendeinen (oder jeden) seiner Autoren lächerlich, so wie er hier Professor Ickler zwanghaft aufzieht? Es ist doch völlig klar: Sofort würden die Verlage und die Autoren protestieren, und kein Gast würde Herrn Lachenmann noch ernst nehmen. Deshalb wird er in seinem eigenen Zuhause zum Beispiel Herr Müller sagen und nicht, so wie hier, zum Beispiel faseln: Professor Dr. lic. theol. oder wie auch immer Müller, auch genannt Knüller, nach seinem letzten von mir verlegten Werk über den Jazz auch genannt Brüller ...
Unsere Seiten sind für Herrn Lachenmann gerade gut genug, um sich in einer unverfrorenen, infantilen und manchmal geradezu pathologischen Weise auszutoben. Daß das alles andere als nützlich ist - was kümmert ihn das?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 26.04.2001 um 22.00
... zitiert nach unserem Nesthäkchen litebloo - Kindermund tut Wahrheit kund.
Und jetzt soll gelten:
Taten statt Mori-Taten
N.B.: Schade, daß bei den Rechtschreibophilen so gut wie keine Jazzophile sind. Im Mai erscheinen in fünf Jazz-Zeitschriften, außerdem im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und im BUCHMARKT (monatliche Branchenfachzeitschrift) 1/2seitige Anzeigen mit den neuen Jazzbüchern des Oreos Verlags und mit einer nicht zu übersehenden Zusatzzeile:
»Aus Liebe zur Sprache erscheinen OREOS BÜCHER in der guten alten Orthographie«.
Gesamtauflage dieser Zeitschriften ca. 50.000 Exemplare.
Ein entsprechender Satz steht auch beim Impressum der neuen Bücher und natürlich auf der Webseite des Verlags.
Das bewirkt vielleicht nicht viel, ich will damit auch nicht prahlen.
Aber es setzt möglicherweise kleine Zeichen und tröstet über die vermutliche Fruchtlosigkeit unserer Gästebuchdiskussionen ein bißchen hinweg.
Und den Gästebuchmitdiskutanten will ich damit doch auch zu verstehen geben, daß ich nicht nur alberne Sprüche mache.
Schönen Sonntag noch, und Friede, Freude, Eierkuchen - wie Herr Melsa schon sagte.
Walter Lachenmann
eingetragen von Christian Melsa am 25.04.2001 um 22.00
Nun, ein Zitat aus einem jungen Kulturprodukt lautet ja sinngemäß: Gott hat Humor, man betrachte nur einmal die Tatsache, daß er das Schnabeltier erschuf. Und damit sollte keinem Schnabeltier-Liebhaber zu nahe getreten werden...
Herr Lachenmann, da Sie eines der Hauptopfer der Wraseschen Wutdetonationen waren, ist Ihr Urteil verständlich und diesbezüglich auch richtig. Die Komponente, die Sie da erwähnen, war natürlich nicht die, die ich mit Sachlichkeit meinte.
Und nun kehre wieder Friede, Freude, Eierkuchen ein.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 25.04.2001 um 22.00
Nun, ein Zitat aus einem jungen Kulturprodukt lautet ja sinngemäß: Gott hat Humor, man betrachte nur einmal die Tatsache, daß er das Schnabeltier erschuf. Und damit sollte keinem Schnabeltier-Liebhaber zu nahe getreten werden...
Herr Lachenmann, da Sie eines der Hauptopfer der Wraseschen Wutdetonationen waren, ist Ihr Urteil verständlich und diesbezüglich auch richtig. Die Komponente, die Sie da erwähnen, war natürlich nicht die, die ich mit Sachlichkeit meinte.
Und nun kehre wieder Friede, Freude, Eierkuchen ein.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
Es ist interessant, was man alles in meine paar Zeilen hineininterpretieren kann, wenn man es denn unbedingt will. Ich weiß diese Ehre durchaus zu schätzen. Es ist auch interessant, wer sich alles angesprochen fühlt. Und wie.
Ein Frömmler zu sein ist etwas anderes, als fromm zu sein. Das kann natürlich nicht jeder wissen, und deshalb will ich mal keine böswillige Wortverdreherei unterstellen oder gar, daß das der Stil ist, in dem man hier miteinander umzugehen pflegt.
Vielleicht sollte ich bei Herrn Riebe-Riebe* noch Abbitte leisten für mein sträfliches Unterlassen regelmäßiger Diskussionsbeiträge auf dieser Seite. Aber wo Schulmeister ihren weisen Zeigefinger hochhalten, kann ich sowieso nicht mithalten. Da verläßt mich regelmäßig der Mut. Und dann als Frau!
Zum Schluß noch ein Wort von Helmut Quatlinger:
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.
Ich weiß auch nicht, wieso mir das gerade jetzt einfällt.
* Nach der Riebeschen Nachnamenreform wird ab sofort der Ehename dem Geburtsnamen, sofern erinnerlich, vorangestellt.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Manfred Riebe am 24.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Kolbe! Gabriele Ahrens hat bewiesen, daß sie sich selber verteidigen kann. Es trifft nicht zu, daß man Frau Ahrens ihr Recht auf freie Meinungsäußerung verwehrt. Ich informierte über den Wertekatalog, der für bayerische Schulen gilt. Erst auf Bestreiten des darin enthaltenen Verfassungsgebotes Ehrfurcht vor Gott informierte ich, daß dieses zu den Arbeitsbedingungen für Lehrer in Bayern gehört. Die von Norbert Schäbler verwendete Bezeichnung Frömmler für Leute, die diese Arbeitsbedingung einhalten, paßt deswegen nicht. Ich betrachte mich diesbezüglich lediglich als konservativ.
Wenn Sie durch eine neutrale Brille schauen könnten, würden Sie auch an den verschiedenen Reaktionen sehen, daß Gabriele Ahrens mit ihren Thesen und Forderungen nach Inhalt und Form völlig danebenlag. Wenn sich eine Richterin über Grundwerte des Glaubens ihrer Mitmenschen abfällig äußert, kann man sie selbstverständlich wegen ihrer Intoleranz als befangen ablehnen. Jemandem, der lediglich sachlich pointiert informiert, braucht man nicht Gelassenheit zu empfehlen. Niemand sollte sich ein Urteil anmaßen, daß jemand groß sei oder menschliche Größe besitze und alle übrigen somit klein seien, wie Sie es tun; denn jeder Mensch hat auch Fehler und Schwächen.
Der Glaube oder Nichtglaube hat schon immer die Menschen getrennt. Seit der Wiedervereinigung hat sich diese Problematik noch verstärkt. Um die fehlgeleitete Diskussion auf die nüchterne sachliche Ebene zurückzuholen, zitierte ich den alten Fritz: Jeder soll nach seiner Façon selig werden und den Art. 4 GG.
Wenn Beamte vereidigt werden, können sie es mit oder ohne die Formel So wahr mir Gott helfe tun. So ist das auch in Bayern. Die meisten Mitglieder der jetzigen Bundesregierung legten den Amtseid ohne religiöse Beteuerung ab.
Im übrigen hat Walter Lachenmann recht: Beim Rechtschreiben geht es schließlich um Sprache, um das Wort. Und am Anfang war das Wort ... Damit hatte sich bereits Dr. jur. Thomas Vogtherr in seinem Aufsatz Die Auswirkungen der Rechtschreibreform auf Bibel und Gesangbuch in der Dokumentation Der stille Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit befaßt.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 24.04.2001 um 22.00
Sie hätten wissen müssen, daß es im Gästebuch bedenklich ist, wenn sich gelegentlich Gäste äußern. Unbedenklich ist dagegen das Moralpredigen in jedweder Form sowie das Zitieren aus vermeintlich kanonischen Texten, insbesondere dann, wenn kein erkennbarer Bezug zum hier vorgegebenen Thema besteht. So sind nun einmal hier die Spielregeln.
Schönen Gruß
R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Thomas Paulwitz am 24.04.2001 um 22.00
Wird jetzt die Rechtschreibreform auch am Dreißigjährigen Krieg schuld haben?
Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
wie recht Sie doch haben - aber eben nicht in allem!
Niemand hier, Herr Riebe, versucht doch, irgend jemanden seines Glaubens wegen zu diffamieren oder in Mißkredit zu bringen. Mir scheint, Sie haben nicht viel von dem, was ich ausdrücken wollte, verstanden. Sie sollten wirklich etwas mehr Gelassenheit walten lassen. Ich wiederhole hier noch einmal: Herr Peil hat meiner Auffassung nach in bewundernswerter Weise reagiert und damit hoffentlich allen, die hier mitdiskutieren, gezeigt, wie man auch antworten kann, aber das scheint wohl nicht jedermanns Sache zu sein! Manch einem wäre zu wünschen, daß auch ihm dieses gelänge. Herr Riebe, wenn dieses Hin und Her nun so weitergeht, laufen wir Gefahr, den Boden der Sachlichkeit zu verlassen. Das aber wiederum liegt absolut nicht in meinem Interesse. Mit diesen Zeilen habe ich noch einmal meinen Standpunkt klargemacht, Sie haben Ihre Meinung allen kundgetan, und ich denke, wir sollten es jetzt dabei bewenden lassen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Christian Melsa am 24.04.2001 um 22.00
Diese Vokabeln kommen mir irgendwie so bekannt vor. Sie spielen nicht erst seit der Debatte über Gottesgläubigkeit hier eine Rolle. Emotional zu reagieren, das ist eine der Standardphrasen, die man Reformgegnern von Befürworterseite zuwirft, vor allem, wenn es sich um öffentliche Verlautbarungen handelt. Ich wundere mich immer (wie Herr Lachenmann offenbar auch), ob damit gesagt werden soll, daß Emotionen etwas Schlechtes sind, denn so scheint die Intention zu sein. Emotionalität und Sachlichkeit sind doch keine Dinge, die unbedingt einander ausschließen. Wenn es den Anschein hat, als würde es anders gesehen, werden der Emotionalität wohl immer nur solche Gefühle wie Wut usw. zugerechnet und zudem davon ausgegangen, diese wären mit Sachlichkeit völlig unvereinbar. Das Gegenteil hat Herr Wrase bewiesen, dessen letzte Beiträge ziemlich offensichtlich einigermaßen wütend niedergelegt wurden, trotzdem waren sie selten ohne sachlichen Inhalt. Weniger Wut wäre natürlich auf jeden Fall schöner gewesen (was Wolfgang Wrase sicher selber auch so sieht), aber ein Gegensatz zu Sachlichkeit besteht nicht wirklich.
Noch viel merkwürdiger finde ich aber den etwas abwertenden Begriff Moralpredigt. Mir ist zwar auch schon aufgefallen, daß Moral heutzutage oft schon wie eine Art Schimpfwort gebraucht wird, aber ist nicht unser Anliegen, der Ärger über die Rechtschreibreform, ebenso zu einem großen Teil moralische Entrüstung? Sind wir nicht alle auch sauer über die mangelnde Moral in Politik und Exekutive, wo man Wahrheit und redlicher Umgang im Dialog mit dem Diskussionsgegner nicht gerade sehr gepflegt sind?
Ich will hier keinen Streit aufwärmen oder gar vom Zaun brechen, ich will niemandem Vorwürfe machen, mein Eindruck ist aber, so manche Äußerung ist leider hier schon fälschlich so aufgefaßt worden, deswegen erwähne ich es ausdrücklich. Ich möchte nichts weiter, als ein paar Gedanken äußern. So trifft es wohl auch auf andere zu. Gelassenheit schon Verdauung, Nerven und macht schönere Haut. Allein deswegen ist sie schon eine gute Sache.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 24.04.2001 um 22.00
Die mangelnde Moral in der Presse hab ich gerade ganz vergessen. Ausgerechnet! Und am Ende sollte es natürlich schont statt schon heißen...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.04.2001 um 22.00
mit got fir keiser und faterland.
grotentaler firstbisoff
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
und der seisgalender sdimd augst nit.
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.04.2001 um 22.00
...daß hier die Geschichte mit Herrn Wrase wieder angesprochen wird. Seine Beiträge waren sicherlich in hohem Grade emotional und hatten, wenn man so will, auch »sachlichen« Inhalt, da sie u.a. auch von einer »Sache« handelten, aber sie waren in erster Linie insofern völlig unsachlich, als sie von falschen Sachen ausgingen, nämlich völlig absurden und an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen, deren Herleitung ich mir bei dem bis dahin mir gegennüber immer ausgesprochen freundschaftlichen Herrn Wrase bis heute nicht erklären kann.
Ich will das bei Gott nicht wieder aufrollen, sondern komme nur darauf zurück, weil das Beispiel, das Herr Melsa hier anführt, ein etwas schiefes Bild von der Berechtigung von Emotionalität in einer Sachdiskussion vermitteln könnte. Ansonsten stimme ich seinem Beitrag völlig zu.
Und noch ein Appell an die Gottesstreiter: Seid nicht schneller beleidigt als der liebe Gott selber - der hält viel aus, eindeutig auch mehr als unsere sensiblen Mitstreiter, ob sie nun Wrase heißen oder Riebe (auch wenn es eine »blasfemi« sein mag, ihre beiden Namen in einem Atemzug hier zu nennen).
Mögen sie es mir verzeihen - Gott liebt uns doch alle, Guildo tut das auch und sogar Mielke - was wollen wir mehr.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.04.2001 um 22.00
...daß hier die Geschichte mit Herrn Wrase wieder angesprochen wird. Seine Beiträge waren sicherlich in hohem Grade emotional und hatten, wenn man so will, auch »sachlichen« Inhalt, da sie u.a. auch von einer »Sache« handelten, aber sie waren in erster Linie insofern völlig unsachlich, als sie von falschen Sachen ausgingen, nämlich völlig absurden und an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen, deren Herleitung ich mir bei dem bis dahin mir gegennüber immer ausgesprochen freundschaftlichen Herrn Wrase bis heute nicht erklären kann.
Ich will das bei Gott nicht wieder aufrollen, sondern komme nur darauf zurück, weil das Beispiel, das Herr Melsa hier anführt, ein etwas schiefes Bild von der Berechtigung von Emotionalität in einer Sachdiskussion vermitteln könnte. Ansonsten stimme ich seinem Beitrag völlig zu.
Und noch ein Appell an die Gottesstreiter: Seid nicht schneller beleidigt als der liebe Gott selber - der hält viel aus, eindeutig auch mehr als unsere sensiblen Mitstreiter, ob sie nun Wrase heißen oder Riebe (auch wenn es eine »blasfemi« sein mag, ihre beiden Namen in einem Atemzug hier zu nennen).
Mögen sie es mir verzeihen - Gott liebt uns doch alle, Guildo tut das auch und sogar Mielke - was wollen wir mehr.
Walter Lachenmann
eingetragen von Christian Melsa am 24.04.2001 um 22.00
Diese Vokabeln kommen mir irgendwie so bekannt vor. Sie spielen nicht erst seit der Debatte über Gottesgläubigkeit hier eine Rolle. Emotional zu reagieren, das ist eine der Standardphrasen, die man Reformgegnern von Befürworterseite zuwirft, vor allem, wenn es sich um öffentliche Verlautbarungen handelt. Ich wundere mich immer (wie Herr Lachenmann offenbar auch), ob damit gesagt werden soll, daß Emotionen etwas Schlechtes sind, denn so scheint die Intention zu sein. Emotionalität und Sachlichkeit sind doch keine Dinge, die unbedingt einander ausschließen. Wenn es den Anschein hat, als würde es anders gesehen, werden der Emotionalität wohl immer nur solche Gefühle wie Wut usw. zugerechnet und zudem davon ausgegangen, diese wären mit Sachlichkeit völlig unvereinbar. Das Gegenteil hat Herr Wrase bewiesen, dessen letzte Beiträge ziemlich offensichtlich einigermaßen wütend niedergelegt wurden, trotzdem waren sie selten ohne sachlichen Inhalt. Weniger Wut wäre natürlich auf jeden Fall schöner gewesen (was Wolfgang Wrase sicher selber auch so sieht), aber ein Gegensatz zu Sachlichkeit besteht nicht wirklich.
Noch viel merkwürdiger finde ich aber den etwas abwertenden Begriff Moralpredigt. Mir ist zwar auch schon aufgefallen, daß Moral heutzutage oft schon wie eine Art Schimpfwort gebraucht wird, aber ist nicht unser Anliegen, der Ärger über die Rechtschreibreform, ebenso zu einem großen Teil moralische Entrüstung? Sind wir nicht alle auch sauer über die mangelnde Moral in Politik und Exekutive, wo man Wahrheit und redlicher Umgang im Dialog mit dem Diskussionsgegner nicht gerade sehr gepflegt sind?
Ich will hier keinen Streit aufwärmen oder gar vom Zaun brechen, ich will niemandem Vorwürfe machen, mein Eindruck ist aber, so manche Äußerung ist leider hier schon fälschlich so aufgefaßt worden, deswegen erwähne ich es ausdrücklich. Ich möchte nichts weiter, als ein paar Gedanken äußern. So trifft es wohl auch auf andere zu. Gelassenheit schon Verdauung, Nerven und macht schönere Haut. Allein deswegen ist sie schon eine gute Sache.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 24.04.2001 um 22.00
Die mangelnde Moral in der Presse hab ich gerade ganz vergessen. Ausgerechnet! Und am Ende sollte es natürlich schont statt schon heißen...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.04.2001 um 22.00
mit got fir keiser und faterland.
grotentaler firstbisoff
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
und der seisgalender sdimd augst nit.
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
wie recht Sie doch haben - aber eben nicht in allem!
Niemand hier, Herr Riebe, versucht doch, irgend jemanden seines Glaubens wegen zu diffamieren oder in Mißkredit zu bringen. Mir scheint, Sie haben nicht viel von dem, was ich ausdrücken wollte, verstanden. Sie sollten wirklich etwas mehr Gelassenheit walten lassen. Ich wiederhole hier noch einmal: Herr Peil hat meiner Auffassung nach in bewundernswerter Weise reagiert und damit hoffentlich allen, die hier mitdiskutieren, gezeigt, wie man auch antworten kann, aber das scheint wohl nicht jedermanns Sache zu sein! Manch einem wäre zu wünschen, daß auch ihm dieses gelänge. Herr Riebe, wenn dieses Hin und Her nun so weitergeht, laufen wir Gefahr, den Boden der Sachlichkeit zu verlassen. Das aber wiederum liegt absolut nicht in meinem Interesse. Mit diesen Zeilen habe ich noch einmal meinen Standpunkt klargemacht, Sie haben Ihre Meinung allen kundgetan, und ich denke, wir sollten es jetzt dabei bewenden lassen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Manfred Riebe am 24.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Kolbe! Gabriele Ahrens hat bewiesen, daß sie sich selber verteidigen kann. Es trifft nicht zu, daß man Frau Ahrens ihr Recht auf freie Meinungsäußerung verwehrt. Ich informierte über den Wertekatalog, der für bayerische Schulen gilt. Erst auf Bestreiten des darin enthaltenen Verfassungsgebotes Ehrfurcht vor Gott informierte ich, daß dieses zu den Arbeitsbedingungen für Lehrer in Bayern gehört. Die von Norbert Schäbler verwendete Bezeichnung Frömmler für Leute, die diese Arbeitsbedingung einhalten, paßt deswegen nicht. Ich betrachte mich diesbezüglich lediglich als konservativ.
Wenn Sie durch eine neutrale Brille schauen könnten, würden Sie auch an den verschiedenen Reaktionen sehen, daß Gabriele Ahrens mit ihren Thesen und Forderungen nach Inhalt und Form völlig danebenlag. Wenn sich eine Richterin über Grundwerte des Glaubens ihrer Mitmenschen abfällig äußert, kann man sie selbstverständlich wegen ihrer Intoleranz als befangen ablehnen. Jemandem, der lediglich sachlich pointiert informiert, braucht man nicht Gelassenheit zu empfehlen. Niemand sollte sich ein Urteil anmaßen, daß jemand groß sei oder menschliche Größe besitze und alle übrigen somit klein seien, wie Sie es tun; denn jeder Mensch hat auch Fehler und Schwächen.
Der Glaube oder Nichtglaube hat schon immer die Menschen getrennt. Seit der Wiedervereinigung hat sich diese Problematik noch verstärkt. Um die fehlgeleitete Diskussion auf die nüchterne sachliche Ebene zurückzuholen, zitierte ich den alten Fritz: Jeder soll nach seiner Façon selig werden und den Art. 4 GG.
Wenn Beamte vereidigt werden, können sie es mit oder ohne die Formel So wahr mir Gott helfe tun. So ist das auch in Bayern. Die meisten Mitglieder der jetzigen Bundesregierung legten den Amtseid ohne religiöse Beteuerung ab.
Im übrigen hat Walter Lachenmann recht: Beim Rechtschreiben geht es schließlich um Sprache, um das Wort. Und am Anfang war das Wort ... Damit hatte sich bereits Dr. jur. Thomas Vogtherr in seinem Aufsatz Die Auswirkungen der Rechtschreibreform auf Bibel und Gesangbuch in der Dokumentation Der stille Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit befaßt.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 24.04.2001 um 22.00
Sie hätten wissen müssen, daß es im Gästebuch bedenklich ist, wenn sich gelegentlich Gäste äußern. Unbedenklich ist dagegen das Moralpredigen in jedweder Form sowie das Zitieren aus vermeintlich kanonischen Texten, insbesondere dann, wenn kein erkennbarer Bezug zum hier vorgegebenen Thema besteht. So sind nun einmal hier die Spielregeln.
Schönen Gruß
R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Thomas Paulwitz am 24.04.2001 um 22.00
Wird jetzt die Rechtschreibreform auch am Dreißigjährigen Krieg schuld haben?
Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Gast am 24.04.2001 um 22.00
Es ist interessant, was man alles in meine paar Zeilen hineininterpretieren kann, wenn man es denn unbedingt will. Ich weiß diese Ehre durchaus zu schätzen. Es ist auch interessant, wer sich alles angesprochen fühlt. Und wie.
Ein Frömmler zu sein ist etwas anderes, als fromm zu sein. Das kann natürlich nicht jeder wissen, und deshalb will ich mal keine böswillige Wortverdreherei unterstellen oder gar, daß das der Stil ist, in dem man hier miteinander umzugehen pflegt.
Vielleicht sollte ich bei Herrn Riebe-Riebe* noch Abbitte leisten für mein sträfliches Unterlassen regelmäßiger Diskussionsbeiträge auf dieser Seite. Aber wo Schulmeister ihren weisen Zeigefinger hochhalten, kann ich sowieso nicht mithalten. Da verläßt mich regelmäßig der Mut. Und dann als Frau!
Zum Schluß noch ein Wort von Helmut Quatlinger:
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.
Ich weiß auch nicht, wieso mir das gerade jetzt einfällt.
* Nach der Riebeschen Nachnamenreform wird ab sofort der Ehename dem Geburtsnamen, sofern erinnerlich, vorangestellt.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Manfred Riebe am 23.04.2001 um 22.00
Gabriele Ahrens-Ruta, Elsfleth, nicht zu verwechseln mit Petra Ahrens, Bremen, meldet sich unerwartet unter der Überschrift Aufräumen! zu Wort. Angst oder Schrecken, die Frau Ahrens empfand, sind Emotionen und somit gewöhnlich schlechte Ratgeber. Gabriele Ahrens-Ruta stellt wie eine öffentliche Anklägerin folgende Thesen auf:
1. These: Im Gästebuch hätten Reformgegner versucht, mit Begriffen wie Gottesehrfurcht handfeste Probleme zu lösen.
2. These: Im Gästebuch sei religiöser Fanatismus zu beobachten, der nur destruktiv wirke.
3. These: Im Gästebuch behaupte man, alle Reformgegner, die nicht ständig betonten, ihr Leben auf Gott zu gründen, seien unglaubwürdig!
Dies sind unhaltbare Thesen, die jeder Grundlage entbehren und daher nicht verifizierbar sind. Es handelt sich daher um Totschlagargumente. Es ist bedenklich, wenn jemand plötzlich eingreift, der lange nicht ins Gästebuch geschaut hat und auch keine Diskussionsbeiträge leistete. Es gibt ja inzwischen immerhin 20 Gästebücher, von denen 19 wegen zu langer Ladezeiten abgeschnitten und ausgelagert wurden, in denen man aber nachlesen kann. Nirgendwo ist religiöser Fanatismus zu beobachten. Vielmehr wurde hier um Toleranz der Atheisten gegenüber gläubigen Menschen gebeten, denen die Ehrfurcht vor Gott noch etwas bedeutet.
Zustimmen kann ich Frau Gabriele Ahrens-Ruta nur darin, daß man das bayerische Verfassungsgebot Ehrfurcht vor Gott grundlos aus Art. 131 BV herausgriff und emotional und unsachlich ähnliche nicht verifizierbare antireligiöse Thesen aufstellte wie Frau Ahrens.
Gabriele Ahrens-Ruta fordert gewissermaßen als Oberschiedsrichterin: Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt. Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Diese von Gabriele Ahrens-Ruta geforderte Aufräumaktion bedeutet Löschaktionen, d.h. eine Zensur im Rahmen einer politischen Korrektheit, wie sie leider häufig vorkommt.
Gabriele Ahrens-Ruta tritt zugleich als Anklägerin, Verteidigerin und Richterin auf. Auch ihre unglaublichen Thesen und ihre unglaublichen Forderung zeigen, daß sie in höchstem Maße befangen ist. Ich lehne sie daher wegen Befangenheit ab.
Diese Seiten waren bisher ein gutes Aushängeschild, weil es politische Korrektheit bisher kaum gab, man offen seine Meinung sagen konnte und Löschaktionen hier die Ausnahme von der Regel waren.
Wer leicht schreckhaft und emotional reagiert, sollte sich ein Beispiel an Professor Ickler nehmen, der, wie er schreibt, die Gelassenheit in Person ist.
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.04.2001 um 22.00
Sehr geehrte Frau Ahrens!
Respekt vor religiöser Überzeugung ist etwas, was man nicht lernen kann, sondern etwas, was man erfahren muß. Das ist die höchste - die affektive Lernzielstufe.
Sie wollen sich nicht näher einlassen auf diese Stufe, das zeigt schon Ihr Sprachverhalten. Sie sprechen von dem Begriff Gottesfurcht. Wir Frömmler sprechen von der Ehrfurcht selbst - empfinden diese als Ersatzwort für Respekt (und nicht für Angst) - und wir behaupten, daß man mit Ehrfurcht vor Gott sehr wohl Standfestigkeit, Charakterstärke und auch ein bißchen Ruhe und Erleuchtung beziehen kann. Das hilft sehr wohl bei der Problemlösung.
In Ihrem Beitrag Aufräumen, den Sie ebensowohl mit der Überschrift Spinner raus hätten unterschreiben können, vermisse ich den Respekt, den Sie mimen, klagen Sie doch beinahe die Anerkennung für herausragende menschliche Leistungen ein, und unterstellen, daß wir anderen Menschen nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen würden.
Liebe Frau Ahrens!
Das Gegenteil ist der Fall. Wir alle sind stolz auf die Leistungen, derer, die an vorderster Front gekämpft haben. Das waren u.a.: Sie, Ihr Mann, Herr Denk ...
Wir vermissen Sie alle, weil Sie herausragende Leistungen gebracht haben, die diesen weltlichen Machtpopanz kurz zum Wanken, aber nie zum Fallen brachten.
Beantworten Sie uns doch bitte einmal die Frage, warum Sie nicht mehr dabeisind, und denken Sie doch bitte einmal darüber nach, warum wir Frömmler noch dabeisind?
Und entschuldigen Sie bitte meine despektierliche Überschrift. Selbstverständlich landen Sie nicht in der Putzkolonne, wenn Sie wieder zurückkommen, doch fand ich den Appell Aufräumen! etwas platt und obrigkeitsstaatlich.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Versteht noch jemand, was Herr Jansen eigentlich meint? Wovon, bitte sehr, sollte denn ausgerechnet die FAZ überzeugt werden, die doch bekanntlich die primäre Quelle meines Rechtschreibwörterbuchs war? Vom Vorstand erhielt ich gratis die sehr teure erste Jahrgangs-CD-ROM und habe sie eifrig ausgewertet. Ständig hatte ich Kontakt mit der Redaktion und wußte seit März 2000 von den Umstellungsabsichten. Daß die Zeitung mit meiner Art der Rückkehr zu ihrer eigenen Rechtschreibung einverstanden ist, versteht sich unter diesen Umständen von selbst, da gibt es nichts zu missionieren.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 23.04.2001 um 22.00
Ich verstehe icklers Antwort so, dass man die Frage, ob die FAZ ein prestigereicher Absatz des Ickler ist, derzeit verneinen muss. Ich hatte nichts anderes erwartet; im anderen Fall hätte man sich wahrscheinlich viel mehr gebrüstet. FAZ-Redakteure schlagen also nicht im Ickler nach (?). Liegt das wirklich daran, dass dies angeblich ein Zirkelschluss wäre? Dass sie also nachlagen würden, wie sie ohnehin schreiben, ist doch nur Theorie. Auch ein FAZler will und muss mal nachschlagen. Nimmt man dies zum Modell kann man sich wieder fragen: Wozu wurde der Ickler denn dann geschrieben, nur als wissenschaftliches Buch (Deskriptionsstudie) mit zukünftigem Sammlerwert, Buch für Exoten?
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Was will Jansen denn immer mit seinem Absatz? Ziel und Zweck meines Wörterbuchs sind klar zu erkennen; Absatz bei der FAZ gehört sicher nicht dazu. Die FAZ-Leute schlagen wahrscheinlich im alten Duden nach, soweit sie nicht ihre eigenen Richtlinien und Programme haben. Gegen das Nachschlagen im Duden ist nichts einzuwenden, denn die dort angegebenen Schreibweisen sind richtig.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Für Neuankömmlinge auf diesen Seiten ist es vielleicht nicht unnütz, den folgenden Text noch einmal anzuführen, den ich im vorigen Herbst aus akutellem Anlaß geschrieben habe. Im übrigen sei an das Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch erinnert, wo ausdrücklich davon die Rede ist, daß eine neue Fassung der Regeln zur Diskussion gestellt wird und daß das ganze Werk ein Vorschlag zum sprachgerechten und vor allem leserfreundlichen Schreiben sei. Die abschließende Einladung an die benutzt, an der weiteren Verbesserung mitzuarbeiten, ist gut aufgenommen worden. Dies alles ist offensichtlich ziemlich weit von den Mutmaßungen des Herrn Jansen entfernt. Nun der besagte Text:
Wie man schreibt
(Antwort auf Wilfried Kürschner, Vechta)
Das Rechtschreibwörterbuch, das ich im Sommer 2000 veröffentlicht habe, ist grundsätzlich deskriptiv angelegt, d. h. es stellt die bis zur sogenannten Rechtschreibreform übliche Schreibweise des Deutschen dar. Wegen ihrer besonderen Bedeutung und Verbreitung sind hauptsächlich Zeitungstexte zugrunde gelegt, vor allem die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung auf Jahrgangs-CD-ROMs, daneben aber auch andere Texte unterschiedlicher Art.
Bei der Untersuchung hat sich bestätigt, daß der alte Duden im Laufe der Zeit mit Einzelfestlegungen überfrachtet worden war, die wohl auf unzählige Anfragen von Sekretärinnen und Lehrern zurückgehen. Solche professionell mit Schreiben und Korrigieren befaßten Personen sind an eindeutigen Regelungen interessiert. Diesem Bedürfnis kommt der Duden entgegen, allerdings um einen hohen Preis. Denn wenn die Zahl der zwar eindeutigen, aber kaum vorhersehbaren Einzelfestlegungen steigt, wächst das Lernpensum ins Unermeßliche. Das gilt besonders dann, wenn die vorgeschriebenen Schreibweisen gegen die Intuitionen der Sprachgemeinschaft verstoßen oder wenn sie einen Bereich betreffen, der zur Zeit überhaupt nicht festlegbar ist.
Nehmen wir einige konkrete Fälle. Wie in mehreren Untersuchungen nachgewiesen wurde, ist die Neigung, Nominationsstereotype (feste Begriffe) wie Erste Hilfe und Schneller Brüter groß zu schreiben, weit verbreiteter, als der alten Duden anzuerkennen bereit war. Die Erste Hilfe schrieb er vor, den Schnellen Brüter verbot er. Die Neuregelung will hier bekanntlich überhaupt keine Großschreibung mehr zulassen außer auf dem Gebiet der biologischen Nomenklaturen (so restriktiv legen Kommission und Wörterbuchverfasser jedenfalls die neue Regel aus). Mein Rechtschreibwörterbuch erkennt die Schreibwirklichkeit mit ihren durchaus nachvollziehbaren Großschreibungen an.
Ein anderes Beispiel aus dem Vorwort ist das Adverb nochmal. Der alte Duden untersagte die Zusammenschreibung, die Neuregelung schreibt sie vor. Die Schreibwirklichkeit kennt beides (zum Beispiel in der SZ von 1998: 474 Fälle von Zusammenschreibung) und muß hingenommen werden.
Der alte Duden schreibt Zusammenschreibung von verlorengehen vor, die Neuregelung untersagt sie. Im Jahrgang 1998 der SZ finden wir 38mal verlorengeht und 33mal verloren geht, 179mal verlorengegangen und 63mal verloren gegangen. Im selben Jahrgang steht hundertmal zugrundeliegen bzw. -legen und hundertmal zugrunde liegen bzw. legen. Kein Leser dürfte hier etwas bemerkt haben; auch die Reformer Augst und Schaeder haben die freilich etwas seltsam klingende Beobachtung gemacht, daß die Deutschen in diesem Bereich ständig Fehler machen, ohne daß es überhaupt bemerkt wird! Wenn man sich einmal von der Vorstellung befreit hat, daß der Duden per definitionem mit der richtigen Schreibung identisch ist, dann kann man hier natürlich überhaupt nicht mehr von Fehlern sprechen, sondern nur noch von natürlicher Varianz. Das Rechtschreibwörterbuch wird dem gerecht, indem es dort, wo Varianzen dieser Art in nennenswertem Maße zu beobachten sind, beide Schreibweisen freigibt, d. h. dem Schreibenden anheimstellt. Natürlich trifft das Wörterbuch dabei eine vernünftige Auswahl, verzeichnet also keineswegs alles, was irgendwann einmal geschrieben wurde. Zum Beispiel wird bei zartfühlend keine Getrenntschreibung angegeben, weil diese, mag sie auch irgendwo vorkommen, weder häufig genug noch besonders sinnvoll ist. Auch zu Grunde ist so selten, d. h. veraltet, daß es nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen nicht wiedereingeführt zu werden braucht. Und wenn jemand doch so schreibt? Dann schreibt er nach der von mir vertretenen Grundauffassung nicht falsch, sondern unüblich, und genau dies teilt ihm das Wörterbuch mit. Denn rechtschreiben heißt: schreiben wie die anderen; schreiben, wie es üblich ist.
Natürlich erkläre ich manches für richtig, was bisher als falsch galt. Das liegt an meinem veränderten Maßstab: Was üblich ist, kann nicht falsch sein. Das müßten eigentlich gerade diejenigen anerkennen, die den konventionellen Charakter der Orthographie so sehr hervorkehren.
Aus dieser neuartigen, eigentlich aber auf die ursprüngliche Konzeption des Dudenschen Werks zurückgehende Anlage des Rechtschreibwörterbuchs folgt, daß jemand, der sich danach richtet, genau solche Texte hervorbringt, wie sie in Millionen deutscher Druckwerke und nun auch wieder in der FAZ zu finden sind, also orthographisch vollkommen unauffällige Texte. Gleichzeitig ist aber der orthographische Lernstoff gegenüber dem Duden erheblich reduziert. Die Rechtschreibregelung ist also wesentlich leichter geworden, ohne daß sich an der Regelungsmaterie das Geringste geändert hätte. Man kann die Probe darauf machen. Wenn dieses Ergebnis das Werk eines verkappten Radikalreformers ist, will ich mir diese Kennzeichnung gern als Ehrentitel zu eigen machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Für Neuankömmlinge auf diesen Seiten ist es vielleicht nicht unnütz, den folgenden Text noch
einmal anzuführen, den ich im vorigen Herbst aus aktuellem Anlaß geschrieben habe. Im
übrigen sei an das Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch erinnert, wo ausdrücklich davon die
Rede ist, daß eine neue Fassung der Regeln zur Diskussion gestellt wird und daß das ganze
Werk ein Vorschlag zum sprachgerechten und vor allem leserfreundlichen Schreiben sei. Die
abschließende Einladung an die Benutzer, an der weiteren Verbesserung mitzuarbeiten, ist gut
aufgenommen worden. Dies alles ist offensichtlich ziemlich weit von den Mutmaßungen des
Herrn Jansen entfernt.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.04.2001 um 22.00
Wir Frömmler und Ehrfürchtigen jeglicher confessio sitzen in oekumenischer Geselligkeit und gottgegebener Gelassenheit am abendlichen Waldesrand und wollen jetzt gemeinsam unser Losungsbüchlein aufschagen.
Was finden wir da?
Die Losung von einem Hirsch:
Der Hirsch sprach zu seinem Geweih leise:
Ich trage dich leider nur leihweise.
Das ist aber eine traurige Geschichte!
Gute Nacht alle miteinander, und morgen - oder schon heute nacht - können wir wieder darüber meditieren, wer glaubt, den richtigen Glauben zu haben, in der Theo- wie der Orthographie.
Krottenthaler Rechtschreibordinariat
eingetragen von Stephanus Peil am 23.04.2001 um 22.00
Da ist wohl das Stoßgebet des Krottenthaler Laien-Pastoralreferenten nicht beim Mann im zweiten Stock angekommen: Ich glaubte, die Gemüter hätten sich beruhigt, die Wogen wären wieder geglättet, und die Diskussion würde auf der sprachlichen Ebene weitergehen. Aber wenn Frau Ahrens das Thema Religion noch einmal aufgreift, dann sei mir ebenso noch ein Wort zum Mittwoch gestattet (auch wenn ich schon ein Nicht schon wieder! höre):
So sehr ich mich freue, von Ihnen, verehrte Frau Ahrens, hier auf rsr.com mal wieder etwas zu lesen, so sehr bedauere ich den verächtlichen Unterton Ihrer Ausführungen gegenüber den hier abgegebenen Bekenntnissen von Mitstreitern, die zu ihrem christlichen Glauben stehen.
Ich hoffe, Frau Ahrens, daß Sie den Frömmlern Herrn Riebe, Schäbler und mir nicht den Vorwurf machen können, wir hätten nicht alles in unseren Kräften Stehende getan, um der Rechtschreibreform ein Beinchen zu stellen. Und wenn es zur Zeit noch handfeste Probleme zu lösen gäbe (die müßten Sie aber bitte beim Namen nennen - vielleicht reden wir uns ja gerade in Ermangelung eben solcher die Köpfe heiß), wäre ich der letzte, der nicht dabeiwäre. Ich bin nun kein Frömmler, der bei jeder Gelegenheit Gott erwähnt (das werden Sie sicher aus unseren persönlichen Gesprächen bestätigen), aber wenn das Thema - herbeigeführt durch provokative Nebenbemerkungen - nun schon mal angesprochen wurde, warum soll ich bei dieser Gelegenheit nicht freimütig bekennen dürfen, daß mein Leben (und damit auch mein Kampf gegen die RSR) auf Gott fußt? Wie Christian Melsa es beispielhaft formuliert hat, so beziehe auch ich meine Kraft, für Wahrhaftigkeit einzutreten, in entscheidendem Maße aus meinem christlichen Glauben. Auch wenn es nicht modern sein sollte, dieses Bekenntnis auszusprechen, und auch auf die Gefahr hin, als religiöser Spinner verspottet zu werden - es wird ja wohl nicht gleich gegen das Grundgesetz verstoßen! Und eine Präambel zu dieser Internetseite Wir kämpfen gegen die RSR - aber ohne Gott existiert meines Wissens auch nicht. Darf man auf dieser Seite nicht mehr für seine Überzeugung eintreten?
Alle, die sich gegen den Unfug der Schreibreform und deren undemokratische Durchsetzung auflehnen, sollten an einem Strick ziehen und in ihrem Bemühen nicht lockerlassen - egal welcher politischen Richtung oder Religion bzw. Nichtreligion sie angehören. Sitzen wir nicht alle im gleichen Boot?
Peinlich finde ich es demnach nicht, wenn sich hier einige Mitstreiter zu ihrem Glauben bekennen, peinlich fände ich es, wenn wir uns wegen des Themas Religion zerstritten. Das darf nicht sein. Und so möge der Schlachtruf weiterhin erschallen: Getrennt marschieren, vereint schlagen!
Stephanus Peil
56457 Westerburg
eingetragen von Gast am 23.04.2001 um 22.00
Auch Ihnen, Herr Riebe, würde ein bißchen mehr Gelassenheit, wie Sie es so treffend bei Prof. Ickler feststellen, gut zu Gesicht stehen. Ihre Reaktion auf Frau Ahrens` Beitrag zeugt nicht unbedingt davon.
Da wir ja alle, wie Sie es gerade auch für sich in Anspruch nehmen, unsere Meinung hier frei äußern können, sollte dieses denn wohl auch für Frau Ahrens Gültigkeit haben.
Mag sein, wir Nordlichter (ohne ein Nord-Süd-Gefälle hier hineinbringen zu wollen) haben es nicht so sehr mit der Gläubikeit - sie deshalb aber wegen Befangenheit abzulehnen, das halte ich denn doch wohl für überzogen. Was hat sie denn so Schlimmes geschrieben, was bei Ihnen so eine Reaktion hervorruft?
Was sie anmahnt, ist lediglich, die Religion hier nicht mit ins Spiel zu bringen - mit anderen Worten: bei den sachlichen Argumenten zu bleiben, nur damit können wir überzeugen.
Andererseits denke auch ich, würde den kirchlichen Würdenträgern kein Zacken aus der Krone fallen, sich hier oder woanders mit dem Volk gemeinsam - aber bitte in aller Öffentlichkeit - gegen diese uns aufgezwungene Rechtschreibreform zu kämpfen!
Sehen Sie, Herr Riebe, Herrn Peils Antwort zum Beispiel finde ich sehr gelungen, das zeugt von menschlicher Größe und Gelassenheit. Gleichzeitig bringt er das, was bei Frau Ahrens zwischen den Zeilen zu lesen war, bei allen wieder in Erinnerung, nämlich die Überzeugung, daß wir nur gemeinsam stark sind. Das sollte jeder beherzigen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.04.2001 um 22.00
Zum Beitrag von Frau Ahrens einige Gedanken aus dem südlichsten Punkt des Nord-Süd-Gefälles:
Frau Ahrens: Ich habe den Eindruck, mit dieser völlig unangebracht emotional geführten Diskussion soll nur von anderen Emotionen abgelenkt werden. Kann es sein, daß auf dieser Seite Leute ihre Beiträge abliefern, die anderen nicht das Schwarze unterm Nagel gönnen? Zum Beispiel, ein gutes Wörterbuch abgeliefert zu haben und dafür Beifall zu ernten?
Diese Aussage ist schrecklich schwammig, läßt irgendwie nichts Gutes ahnen, aber man weiß überhaupt nicht, was gemeint sein mag. Welche Emotionen sollen (mit welcher finsteren Absicht) von welchen anderen Emotionen ablenken? Was ist überhaupt gegen Emotionen zu sagen? Sind Frau Ahrens und ihr Beitrag hier etwa emotionslos? Knallhart, klar und streng sachlich? Au weia! Oder meint sie, Herr Riebe sei auf Herrn Ickler neidisch, weil er selber nicht so ein schönes Wörterbuch geschrieben hat? Naja, also kindisch mag einem ja manches hier vorkommen, aber so kindisch ist doch wohl keiner von uns Streithanseln.
Wer gönnt hier wem nicht das Schwarze unterm Nagel? Was hat Icklers Wörterbuch mit schmutzigen Fingernägeln zu tun? Rätselhaft. Das würde ich mir an seiner Stelle jedenfalls nicht gefallen lassen.
Im Gegenteil: Wir alle mögen hier weder schmutzige Fingernägel noch schmutzige Wäsche. Und deshalb wird diese hier gewaschen, und zwar gründlich, mit Meister Propper, wenns denn sein muß.
Frau Ahrens: Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt.
Nach meinem Sprachgefühl stimmt hier etwas nicht, und somit sorgt Frau Ahrens selbst dafür, daß ihre Aussage Wahrheitsgehalt bekommt, die da lautet:
Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Ansonsten wäre dieser Aussage nämlich durchaus lebhaft zu widersprechen. Hier wird doch allerhand geboten, und die Ausflüge in andere Bereiche wie etwa neuerlich der Religion bestätigen doch sehr schön, wie alles mit allem zusammenhängt. Und überhaupt: Beim Rechtschreiben geht es schließlich um Sprache, um das Wort.
Und am Anfang war das Wort...
(...hier also dieses zum Donnerstag)
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.04.2001 um 22.00
Zum Beitrag von Frau Ahrens einige Gedanken aus dem südlichsten Punkt des Nord-Süd-Gefälles:
Frau Ahrens: Ich habe den Eindruck, mit dieser völlig unangebracht emotional geführten Diskussion soll nur von anderen Emotionen abgelenkt werden. Kann es sein, daß auf dieser Seite Leute ihre Beiträge abliefern, die anderen nicht das Schwarze unterm Nagel gönnen? Zum Beispiel, ein gutes Wörterbuch abgeliefert zu haben und dafür Beifall zu ernten?
Diese Aussage ist schrecklich schwammig, läßt irgendwie nichts Gutes ahnen, aber man weiß überhaupt nicht, was gemeint sein mag. Welche Emotionen sollen (mit welcher finsteren Absicht) von welchen anderen Emotionen ablenken? Was ist überhaupt gegen Emotionen zu sagen? Sind Frau Ahrens und ihr Beitrag hier etwa emotionslos? Knallhart, klar und streng sachlich? Au weia! Oder meint sie, Herr Riebe sei auf Herrn Ickler neidisch, weil er selber nicht so ein schönes Wörterbuch geschrieben hat? Naja, also kindisch mag einem ja manches hier vorkommen, aber so kindisch ist doch wohl keiner von uns Streithanseln.
Wer gönnt hier wem nicht das Schwarze unterm Nagel? Was hat Icklers Wörterbuch mit schmutzigen Fingernägeln zu tun? Rätselhaft. Das würde ich mir an seiner Stelle jedenfalls nicht gefallen lassen.
Im Gegenteil: Wir alle mögen hier weder schmutzige Fingernägel noch schmutzige Wäsche. Und deshalb wird diese hier gewaschen, und zwar gründlich, mit Meister Propper, wenns denn sein muß.
Frau Ahrens: Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt.
Nach meinem Sprachgefühl stimmt hier etwas nicht, und somit sorgt Frau Ahrens selbst dafür, daß ihre Aussage Wahrheitsgehalt bekommt, die da lautet:
Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Ansonsten wäre dieser Aussage nämlich durchaus lebhaft zu widersprechen. Hier wird doch allerhand geboten, und die Ausflüge in andere Bereiche wie etwa neuerlich der Religion bestätigen doch sehr schön, wie alles mit allem zusammenhängt. Und überhaupt: Beim Rechtschreiben geht es schließlich um Sprache, um das Wort.
Und am Anfang war das Wort...
(...hier also dieses zum Donnerstag)
Walter Lachenmann
eingetragen von Stephanus Peil am 23.04.2001 um 22.00
Da ist wohl das Stoßgebet des Krottenthaler Laien-Pastoralreferenten nicht beim Mann im zweiten Stock angekommen: Ich glaubte, die Gemüter hätten sich beruhigt, die Wogen wären wieder geglättet, und die Diskussion würde auf der sprachlichen Ebene weitergehen. Aber wenn Frau Ahrens das Thema Religion noch einmal aufgreift, dann sei mir ebenso noch ein Wort zum Mittwoch gestattet (auch wenn ich schon ein Nicht schon wieder! höre):
So sehr ich mich freue, von Ihnen, verehrte Frau Ahrens, hier auf rsr.com mal wieder etwas zu lesen, so sehr bedauere ich den verächtlichen Unterton Ihrer Ausführungen gegenüber den hier abgegebenen Bekenntnissen von Mitstreitern, die zu ihrem christlichen Glauben stehen.
Ich hoffe, Frau Ahrens, daß Sie den Frömmlern Herrn Riebe, Schäbler und mir nicht den Vorwurf machen können, wir hätten nicht alles in unseren Kräften Stehende getan, um der Rechtschreibreform ein Beinchen zu stellen. Und wenn es zur Zeit noch handfeste Probleme zu lösen gäbe (die müßten Sie aber bitte beim Namen nennen - vielleicht reden wir uns ja gerade in Ermangelung eben solcher die Köpfe heiß), wäre ich der letzte, der nicht dabeiwäre. Ich bin nun kein Frömmler, der bei jeder Gelegenheit Gott erwähnt (das werden Sie sicher aus unseren persönlichen Gesprächen bestätigen), aber wenn das Thema - herbeigeführt durch provokative Nebenbemerkungen - nun schon mal angesprochen wurde, warum soll ich bei dieser Gelegenheit nicht freimütig bekennen dürfen, daß mein Leben (und damit auch mein Kampf gegen die RSR) auf Gott fußt? Wie Christian Melsa es beispielhaft formuliert hat, so beziehe auch ich meine Kraft, für Wahrhaftigkeit einzutreten, in entscheidendem Maße aus meinem christlichen Glauben. Auch wenn es nicht modern sein sollte, dieses Bekenntnis auszusprechen, und auch auf die Gefahr hin, als religiöser Spinner verspottet zu werden - es wird ja wohl nicht gleich gegen das Grundgesetz verstoßen! Und eine Präambel zu dieser Internetseite Wir kämpfen gegen die RSR - aber ohne Gott existiert meines Wissens auch nicht. Darf man auf dieser Seite nicht mehr für seine Überzeugung eintreten?
Alle, die sich gegen den Unfug der Schreibreform und deren undemokratische Durchsetzung auflehnen, sollten an einem Strick ziehen und in ihrem Bemühen nicht lockerlassen - egal welcher politischen Richtung oder Religion bzw. Nichtreligion sie angehören. Sitzen wir nicht alle im gleichen Boot?
Peinlich finde ich es demnach nicht, wenn sich hier einige Mitstreiter zu ihrem Glauben bekennen, peinlich fände ich es, wenn wir uns wegen des Themas Religion zerstritten. Das darf nicht sein. Und so möge der Schlachtruf weiterhin erschallen: Getrennt marschieren, vereint schlagen!
Stephanus Peil
56457 Westerburg
eingetragen von Gast am 23.04.2001 um 22.00
Auch Ihnen, Herr Riebe, würde ein bißchen mehr Gelassenheit, wie Sie es so treffend bei Prof. Ickler feststellen, gut zu Gesicht stehen. Ihre Reaktion auf Frau Ahrens` Beitrag zeugt nicht unbedingt davon.
Da wir ja alle, wie Sie es gerade auch für sich in Anspruch nehmen, unsere Meinung hier frei äußern können, sollte dieses denn wohl auch für Frau Ahrens Gültigkeit haben.
Mag sein, wir Nordlichter (ohne ein Nord-Süd-Gefälle hier hineinbringen zu wollen) haben es nicht so sehr mit der Gläubikeit - sie deshalb aber wegen Befangenheit abzulehnen, das halte ich denn doch wohl für überzogen. Was hat sie denn so Schlimmes geschrieben, was bei Ihnen so eine Reaktion hervorruft?
Was sie anmahnt, ist lediglich, die Religion hier nicht mit ins Spiel zu bringen - mit anderen Worten: bei den sachlichen Argumenten zu bleiben, nur damit können wir überzeugen.
Andererseits denke auch ich, würde den kirchlichen Würdenträgern kein Zacken aus der Krone fallen, sich hier oder woanders mit dem Volk gemeinsam - aber bitte in aller Öffentlichkeit - gegen diese uns aufgezwungene Rechtschreibreform zu kämpfen!
Sehen Sie, Herr Riebe, Herrn Peils Antwort zum Beispiel finde ich sehr gelungen, das zeugt von menschlicher Größe und Gelassenheit. Gleichzeitig bringt er das, was bei Frau Ahrens zwischen den Zeilen zu lesen war, bei allen wieder in Erinnerung, nämlich die Überzeugung, daß wir nur gemeinsam stark sind. Das sollte jeder beherzigen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Manfred Riebe am 23.04.2001 um 22.00
Gabriele Ahrens-Ruta, Elsfleth, nicht zu verwechseln mit Petra Ahrens, Bremen, meldet sich unerwartet unter der Überschrift Aufräumen! zu Wort. Angst oder Schrecken, die Frau Ahrens empfand, sind Emotionen und somit gewöhnlich schlechte Ratgeber. Gabriele Ahrens-Ruta stellt wie eine öffentliche Anklägerin folgende Thesen auf:
1. These: Im Gästebuch hätten Reformgegner versucht, mit Begriffen wie Gottesehrfurcht handfeste Probleme zu lösen.
2. These: Im Gästebuch sei religiöser Fanatismus zu beobachten, der nur destruktiv wirke.
3. These: Im Gästebuch behaupte man, alle Reformgegner, die nicht ständig betonten, ihr Leben auf Gott zu gründen, seien unglaubwürdig!
Dies sind unhaltbare Thesen, die jeder Grundlage entbehren und daher nicht verifizierbar sind. Es handelt sich daher um Totschlagargumente. Es ist bedenklich, wenn jemand plötzlich eingreift, der lange nicht ins Gästebuch geschaut hat und auch keine Diskussionsbeiträge leistete. Es gibt ja inzwischen immerhin 20 Gästebücher, von denen 19 wegen zu langer Ladezeiten abgeschnitten und ausgelagert wurden, in denen man aber nachlesen kann. Nirgendwo ist religiöser Fanatismus zu beobachten. Vielmehr wurde hier um Toleranz der Atheisten gegenüber gläubigen Menschen gebeten, denen die Ehrfurcht vor Gott noch etwas bedeutet.
Zustimmen kann ich Frau Gabriele Ahrens-Ruta nur darin, daß man das bayerische Verfassungsgebot Ehrfurcht vor Gott grundlos aus Art. 131 BV herausgriff und emotional und unsachlich ähnliche nicht verifizierbare antireligiöse Thesen aufstellte wie Frau Ahrens.
Gabriele Ahrens-Ruta fordert gewissermaßen als Oberschiedsrichterin: Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt. Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Diese von Gabriele Ahrens-Ruta geforderte Aufräumaktion bedeutet Löschaktionen, d.h. eine Zensur im Rahmen einer politischen Korrektheit, wie sie leider häufig vorkommt.
Gabriele Ahrens-Ruta tritt zugleich als Anklägerin, Verteidigerin und Richterin auf. Auch ihre unglaublichen Thesen und ihre unglaublichen Forderung zeigen, daß sie in höchstem Maße befangen ist. Ich lehne sie daher wegen Befangenheit ab.
Diese Seiten waren bisher ein gutes Aushängeschild, weil es politische Korrektheit bisher kaum gab, man offen seine Meinung sagen konnte und Löschaktionen hier die Ausnahme von der Regel waren.
Wer leicht schreckhaft und emotional reagiert, sollte sich ein Beispiel an Professor Ickler nehmen, der, wie er schreibt, die Gelassenheit in Person ist.
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.04.2001 um 22.00
Sehr geehrte Frau Ahrens!
Respekt vor religiöser Überzeugung ist etwas, was man nicht lernen kann, sondern etwas, was man erfahren muß. Das ist die höchste - die affektive Lernzielstufe.
Sie wollen sich nicht näher einlassen auf diese Stufe, das zeigt schon Ihr Sprachverhalten. Sie sprechen von dem Begriff Gottesfurcht. Wir Frömmler sprechen von der Ehrfurcht selbst - empfinden diese als Ersatzwort für Respekt (und nicht für Angst) - und wir behaupten, daß man mit Ehrfurcht vor Gott sehr wohl Standfestigkeit, Charakterstärke und auch ein bißchen Ruhe und Erleuchtung beziehen kann. Das hilft sehr wohl bei der Problemlösung.
In Ihrem Beitrag Aufräumen, den Sie ebensowohl mit der Überschrift Spinner raus hätten unterschreiben können, vermisse ich den Respekt, den Sie mimen, klagen Sie doch beinahe die Anerkennung für herausragende menschliche Leistungen ein, und unterstellen, daß wir anderen Menschen nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen würden.
Liebe Frau Ahrens!
Das Gegenteil ist der Fall. Wir alle sind stolz auf die Leistungen, derer, die an vorderster Front gekämpft haben. Das waren u.a.: Sie, Ihr Mann, Herr Denk ...
Wir vermissen Sie alle, weil Sie herausragende Leistungen gebracht haben, die diesen weltlichen Machtpopanz kurz zum Wanken, aber nie zum Fallen brachten.
Beantworten Sie uns doch bitte einmal die Frage, warum Sie nicht mehr dabeisind, und denken Sie doch bitte einmal darüber nach, warum wir Frömmler noch dabeisind?
Und entschuldigen Sie bitte meine despektierliche Überschrift. Selbstverständlich landen Sie nicht in der Putzkolonne, wenn Sie wieder zurückkommen, doch fand ich den Appell Aufräumen! etwas platt und obrigkeitsstaatlich.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Versteht noch jemand, was Herr Jansen eigentlich meint? Wovon, bitte sehr, sollte denn ausgerechnet die FAZ überzeugt werden, die doch bekanntlich die primäre Quelle meines Rechtschreibwörterbuchs war? Vom Vorstand erhielt ich gratis die sehr teure erste Jahrgangs-CD-ROM und habe sie eifrig ausgewertet. Ständig hatte ich Kontakt mit der Redaktion und wußte seit März 2000 von den Umstellungsabsichten. Daß die Zeitung mit meiner Art der Rückkehr zu ihrer eigenen Rechtschreibung einverstanden ist, versteht sich unter diesen Umständen von selbst, da gibt es nichts zu missionieren.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 23.04.2001 um 22.00
Ich verstehe icklers Antwort so, dass man die Frage, ob die FAZ ein prestigereicher Absatz des Ickler ist, derzeit verneinen muss. Ich hatte nichts anderes erwartet; im anderen Fall hätte man sich wahrscheinlich viel mehr gebrüstet. FAZ-Redakteure schlagen also nicht im Ickler nach (?). Liegt das wirklich daran, dass dies angeblich ein Zirkelschluss wäre? Dass sie also nachlagen würden, wie sie ohnehin schreiben, ist doch nur Theorie. Auch ein FAZler will und muss mal nachschlagen. Nimmt man dies zum Modell kann man sich wieder fragen: Wozu wurde der Ickler denn dann geschrieben, nur als wissenschaftliches Buch (Deskriptionsstudie) mit zukünftigem Sammlerwert, Buch für Exoten?
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Was will Jansen denn immer mit seinem Absatz? Ziel und Zweck meines Wörterbuchs sind klar zu erkennen; Absatz bei der FAZ gehört sicher nicht dazu. Die FAZ-Leute schlagen wahrscheinlich im alten Duden nach, soweit sie nicht ihre eigenen Richtlinien und Programme haben. Gegen das Nachschlagen im Duden ist nichts einzuwenden, denn die dort angegebenen Schreibweisen sind richtig.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Für Neuankömmlinge auf diesen Seiten ist es vielleicht nicht unnütz, den folgenden Text noch
einmal anzuführen, den ich im vorigen Herbst aus aktuellem Anlaß geschrieben habe. Im
übrigen sei an das Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch erinnert, wo ausdrücklich davon die
Rede ist, daß eine neue Fassung der Regeln zur Diskussion gestellt wird und daß das ganze
Werk ein Vorschlag zum sprachgerechten und vor allem leserfreundlichen Schreiben sei. Die
abschließende Einladung an die Benutzer, an der weiteren Verbesserung mitzuarbeiten, ist gut
aufgenommen worden. Dies alles ist offensichtlich ziemlich weit von den Mutmaßungen des
Herrn Jansen entfernt.
Theodor Ickler
Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.04.2001 um 22.00
Wir Frömmler und Ehrfürchtigen jeglicher confessio sitzen in oekumenischer Geselligkeit und gottgegebener Gelassenheit am abendlichen Waldesrand und wollen jetzt gemeinsam unser Losungsbüchlein aufschagen.
Was finden wir da?
Die Losung von einem Hirsch:
Der Hirsch sprach zu seinem Geweih leise:
Ich trage dich leider nur leihweise.
Das ist aber eine traurige Geschichte!
Gute Nacht alle miteinander, und morgen - oder schon heute nacht - können wir wieder darüber meditieren, wer glaubt, den richtigen Glauben zu haben, in der Theo- wie der Orthographie.
Krottenthaler Rechtschreibordinariat
eingetragen von Theodor Ickler am 23.04.2001 um 22.00
Für Neuankömmlinge auf diesen Seiten ist es vielleicht nicht unnütz, den folgenden Text noch einmal anzuführen, den ich im vorigen Herbst aus akutellem Anlaß geschrieben habe. Im übrigen sei an das Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch erinnert, wo ausdrücklich davon die Rede ist, daß eine neue Fassung der Regeln zur Diskussion gestellt wird und daß das ganze Werk ein Vorschlag zum sprachgerechten und vor allem leserfreundlichen Schreiben sei. Die abschließende Einladung an die benutzt, an der weiteren Verbesserung mitzuarbeiten, ist gut aufgenommen worden. Dies alles ist offensichtlich ziemlich weit von den Mutmaßungen des Herrn Jansen entfernt. Nun der besagte Text:
Wie man schreibt
(Antwort auf Wilfried Kürschner, Vechta)
Das Rechtschreibwörterbuch, das ich im Sommer 2000 veröffentlicht habe, ist grundsätzlich deskriptiv angelegt, d. h. es stellt die bis zur sogenannten Rechtschreibreform übliche Schreibweise des Deutschen dar. Wegen ihrer besonderen Bedeutung und Verbreitung sind hauptsächlich Zeitungstexte zugrunde gelegt, vor allem die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung auf Jahrgangs-CD-ROMs, daneben aber auch andere Texte unterschiedlicher Art.
Bei der Untersuchung hat sich bestätigt, daß der alte Duden im Laufe der Zeit mit Einzelfestlegungen überfrachtet worden war, die wohl auf unzählige Anfragen von Sekretärinnen und Lehrern zurückgehen. Solche professionell mit Schreiben und Korrigieren befaßten Personen sind an eindeutigen Regelungen interessiert. Diesem Bedürfnis kommt der Duden entgegen, allerdings um einen hohen Preis. Denn wenn die Zahl der zwar eindeutigen, aber kaum vorhersehbaren Einzelfestlegungen steigt, wächst das Lernpensum ins Unermeßliche. Das gilt besonders dann, wenn die vorgeschriebenen Schreibweisen gegen die Intuitionen der Sprachgemeinschaft verstoßen oder wenn sie einen Bereich betreffen, der zur Zeit überhaupt nicht festlegbar ist.
Nehmen wir einige konkrete Fälle. Wie in mehreren Untersuchungen nachgewiesen wurde, ist die Neigung, Nominationsstereotype (feste Begriffe) wie Erste Hilfe und Schneller Brüter groß zu schreiben, weit verbreiteter, als der alten Duden anzuerkennen bereit war. Die Erste Hilfe schrieb er vor, den Schnellen Brüter verbot er. Die Neuregelung will hier bekanntlich überhaupt keine Großschreibung mehr zulassen außer auf dem Gebiet der biologischen Nomenklaturen (so restriktiv legen Kommission und Wörterbuchverfasser jedenfalls die neue Regel aus). Mein Rechtschreibwörterbuch erkennt die Schreibwirklichkeit mit ihren durchaus nachvollziehbaren Großschreibungen an.
Ein anderes Beispiel aus dem Vorwort ist das Adverb nochmal. Der alte Duden untersagte die Zusammenschreibung, die Neuregelung schreibt sie vor. Die Schreibwirklichkeit kennt beides (zum Beispiel in der SZ von 1998: 474 Fälle von Zusammenschreibung) und muß hingenommen werden.
Der alte Duden schreibt Zusammenschreibung von verlorengehen vor, die Neuregelung untersagt sie. Im Jahrgang 1998 der SZ finden wir 38mal verlorengeht und 33mal verloren geht, 179mal verlorengegangen und 63mal verloren gegangen. Im selben Jahrgang steht hundertmal zugrundeliegen bzw. -legen und hundertmal zugrunde liegen bzw. legen. Kein Leser dürfte hier etwas bemerkt haben; auch die Reformer Augst und Schaeder haben die freilich etwas seltsam klingende Beobachtung gemacht, daß die Deutschen in diesem Bereich ständig Fehler machen, ohne daß es überhaupt bemerkt wird! Wenn man sich einmal von der Vorstellung befreit hat, daß der Duden per definitionem mit der richtigen Schreibung identisch ist, dann kann man hier natürlich überhaupt nicht mehr von Fehlern sprechen, sondern nur noch von natürlicher Varianz. Das Rechtschreibwörterbuch wird dem gerecht, indem es dort, wo Varianzen dieser Art in nennenswertem Maße zu beobachten sind, beide Schreibweisen freigibt, d. h. dem Schreibenden anheimstellt. Natürlich trifft das Wörterbuch dabei eine vernünftige Auswahl, verzeichnet also keineswegs alles, was irgendwann einmal geschrieben wurde. Zum Beispiel wird bei zartfühlend keine Getrenntschreibung angegeben, weil diese, mag sie auch irgendwo vorkommen, weder häufig genug noch besonders sinnvoll ist. Auch zu Grunde ist so selten, d. h. veraltet, daß es nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen nicht wiedereingeführt zu werden braucht. Und wenn jemand doch so schreibt? Dann schreibt er nach der von mir vertretenen Grundauffassung nicht falsch, sondern unüblich, und genau dies teilt ihm das Wörterbuch mit. Denn rechtschreiben heißt: schreiben wie die anderen; schreiben, wie es üblich ist.
Natürlich erkläre ich manches für richtig, was bisher als falsch galt. Das liegt an meinem veränderten Maßstab: Was üblich ist, kann nicht falsch sein. Das müßten eigentlich gerade diejenigen anerkennen, die den konventionellen Charakter der Orthographie so sehr hervorkehren.
Aus dieser neuartigen, eigentlich aber auf die ursprüngliche Konzeption des Dudenschen Werks zurückgehende Anlage des Rechtschreibwörterbuchs folgt, daß jemand, der sich danach richtet, genau solche Texte hervorbringt, wie sie in Millionen deutscher Druckwerke und nun auch wieder in der FAZ zu finden sind, also orthographisch vollkommen unauffällige Texte. Gleichzeitig ist aber der orthographische Lernstoff gegenüber dem Duden erheblich reduziert. Die Rechtschreibregelung ist also wesentlich leichter geworden, ohne daß sich an der Regelungsmaterie das Geringste geändert hätte. Man kann die Probe darauf machen. Wenn dieses Ergebnis das Werk eines verkappten Radikalreformers ist, will ich mir diese Kennzeichnung gern als Ehrentitel zu eigen machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.04.2001 um 22.00
Schon recht, lieber Herr Melsa, niemand hat etwas dagegen, am allerwenigsten ich, der ich doch die Gelassenheit in Person bin. Ich meine bloß, daß dies nicht der richtige Ort dafür ist. Und auf Sachfragen mit Bekenntnissen zu antworten, das ist schon ziemlich deplatziert. Aber nun genug davon, jedenfalls was mich betrifft.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 22.04.2001 um 22.00
Was war der Stein des Anstoßes? Unter der Überschrift: Halbwahrheiten führen zu Legenden schrieb ich am 22.4.2001: Ich habe als Schulmeister immer versucht, mich nach Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern zu richten. Darin heißt es u.a.: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne (...)
Vor diesem Hintergrund sollten Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit. Ich schrieb ausdrücklich versucht, weil niemand von sich behaupten kann, ein Heiliger oder fehlerfrei zu sein.
Ich hatte Jahrhunderte nach Friedrich dem Großen (Jeder soll nach seiner Façon selig werden) nicht erwartet, daß bei Atheisten trotz des Art. 4 GG keinerlei Toleranz gegenüber einem Verfassungsgebot Ehrfurcht vor Gott vorhanden sein könne. Aus dem in Art. 131 BV enthaltenen Wertekatalog pickte man sich aber ausgerechnet die Ehrfurcht vor Gott als Stein des Anstoßes heraus, obwohl ich den Begriff des Wahren als gemeinsamen Nenner genannt hatte, auf den man sich einigen kann, damit Halbwahrheiten eben nicht zu Legenden führen. Aber ich hatte den Eindruck, man wollte die Kirche absolut nicht im Dorf lassen. Jedenfalls behauptete Reinhard Markner ausdrücklich als protestantischer Atheist, bei Herrn Frielinghaus habe er schon dergleichen gelesen, Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern sei zweifellos grundgesetzwidrig, also nichtig.
Die unterschiedlichen Landesverfassungen der 16 Bundesländer gehören zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen Lehrer und andere Beamte ihren Dienst versehen und auch die Rechtschreibreform vollziehen müssen. Deswegen wollte Verleger Matthias Dräger die bayerische Verfassung mittels eines Volksbegehrens gegen die Rechtschreibreform ändern. Insofern war diese verfassungsrechtliche Diskussion keineswegs eine Abweichung vom Thema Rechtschreibreform. Der von mir zitierte Art. 131 BV und der ihm entsprechende Art. 1 BayEUG sind jedenfalls Rechtsvorschriften, die für alle Lehrer und Schüler in Bayern gelten. Deswegen hielt ich es für notwendig, das Wissensdefizit Reinhard Markners über die Gültigkeit der Bayerischen Landesverfassung zu beheben.
Insgesamt habe ich den Eindruck, daß Herr Professor Ickler den religiösen Bezug der Verfassung dazu verwendete, beabsichtigte Missionierungsversuche (Predigerton, inbrünstige Glaubensbekenntnisse) zu unterstellen und dadurch von der Sache abzulenken, daß Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben sollten: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit. Es entstand die unsachgemäße Polarisierung Wissenschaft contra Glauben, wie Norbert Schäbler feststellte. Theodor Icklers Behauptung: Eine alte Benimmregel sagt, daß Religion unter wohlerzogenen Menschen kein Thema ist, ist unwahr. Toleranz und Achtung vor religiöser Überzeugung anderer ist besonders bei Wissenschaftlern notwendig.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Könnte es sein, dass die empfundene Verletzung angesichts der sog. Rechtschreibreform mehr mit der Verletzung religiöser Gefühle gemeinsam hat, als es zunächst thematisch erscheint? Bestehen nicht tatsächlich mentale Gemeinsamkeiten, sozusagen Denkmuster und Grundüberzeugungen, die beiden Themen gemeinsam sind? Die Zerstörung der Einheitsschreibung wäre in dieser Perspektive ein katholisches Leiden an der Reformation und dem Pluralismus (Sekten gleich Hausorthografien, Regelverzeichnis/Wörterbuch gleich Kathechismus usw.). Man könnte hierüber sehr ausgiebig philosophieren. Ein orthografischer Diskurs ist dies natürlich nicht. Doch dass auf diesen Seiten immer wieder andere Themen ins Rollen kommen, legt die Frage nach Gemeinsamkeiten nahe. Wenn Leute miteinander streiten, ist nicht nur der Inhalt das Thema, sondern das Streiten an sich ist immer auch ein Thema, mitunter nur latent; letzte Woche allerdings in vollem metakommunikativen Ausmaß.
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 22.04.2001 um 22.00
Nach all den vorangegangenen christlichen Bekenntnissen soll es wieder etwas profaner und profunder werden, so der Wunsch derer, die Handfestes und Verifizierbares bevorzugen.
Daß man aber auch über nicht näher begründbare Vertrauensseligkeit streiten kann, hat sich bewiesen. Peinlich waren die vorliegenden eindeutigen Bekenntnisse in keinem Fall. Eher war es Ungezogenheit, die Dimensionen Vertrauen und Glauben als Naivität und Infantilismus abzutun (das schimmerte aus einigen Diskussionsbeiträgen durch), denn Urvertrauen (Geborgenheit) ist eine immens wichtige An- und Grundlage menschlichen Handelns.
Ist es nicht gerade eine Vertrauenskrise, die für den Diskussionswirbel der zurückliegenden Tage in diesem Gästebuch gesorgt hat. Steckt nicht hinter vielen Äußerungen ein vielfach geäußerter Zweifel, teilweise Gefolgschaftsverweigerung - und das auf der absolut weltlichen und zwischenmenschlichen Ebene. Man glaubt einfach nicht mehr das, was gesagt wird. Nicht einmal der greifbare Glaube - das ich glaube Dir/an Dich/Deine Aussage/diese Wahrheit - ist vorhanden.
Liegt es daran, daß in der Karwoche der Meister fehlte?
Was das Konzept Theodor Icklers angeht, so halte ich dieses für einen ausgezeichneten Gegenentwurf zur Rechtschreibreform. Das habe ich auch an vielen Stellen dieses Gästebuches bekannt, und wenn ich versuchte, Kritik einzubringen, dann sollte diese der Stärkung dienen. Wiederholt fragte ich nach Übertragungsmöglichkeiten auf die schulische Ebene. Krücken und Geländer wollten Stephanus Peil und ich eingebaut wissen, für unsere schulpraktische Tätigkeit. Es ging uns zudem um deutlichere Abgrenzung obligatorischer und fakultativer Getrennt- und Zusammenschreibung, um das Hervorheben von Sprachnuancen, um Leitfäden und Analogiebildungen, um Sprachästhetik und -ökonomie. Viele haben sich ähnlich geäußert. Sie haben sich den Kopf eingerannt.
Um so erstaunlicher ist die Bemerkung in den Erlanger Nachrichten, daß die Neuauflage des Icklerschen Wörterbuches um Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt werde.
Warum, um alles in der Welt, muß man aus der Zeitung erfahren, daß die vielfache Kritik Gnade gefunden hat?
Hat das vielleicht auch etwas mit Vertrauen zu tun?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Da die FAZ nur zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt ist, und soweit ich weiß nicht zum alten Duden, stellt sich mir die Frage, ob Herr Dräger denn dort einen prominenten Absatzmarkt für den Ickler gefunden hat. Stehen hier schon irgendwo Informationen dazu? Ich kann mir nicht denken, dass es Herr Dräger bzw. Herr Ickler nicht versucht hat. Wie sieht das aus?
Michael Jansen
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Die Fehler des alten Dudens zu erkennen ist wichtig für die Arbeit am Wörterbuch, sie zu benennen nützlich für die Erläuterung von dessen Ansatz. Um den Eingriff der Reform in die Sprache wirklich zu verstehen, muß man wissen, wie die deutsche Orthographie vorher »verwaltet« wurde. Die Situation ist zudem eine unwiderruflich andere als 1997. Der Artikel in den Erlanger Nachrichten weist daher in die richtige Richtung. Deshalb war es auch so bezeichnend, daß sich Herr Riebe über den Bericht (seine Tendenz, nicht seine Fehler) so sehr echauffiert hat, als habe es sich um eine Lobpreisung der Reform gehandelt.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
ist zur eigenen Auslegung des Dudens zurückgekehrt, einige Marotten inbegriffen (Albtraum, Mogadiscio u. dgl.). Da haben Sie mal wieder nicht richtig aufgepaßt, Herr Jansen.
R. M.
eingetragen von anonymer Gast am 22.04.2001 um 22.00
Was heißt denn eigene Auslegung? Im Falle der Neuregelung würde man so etwas schon als Hausorthografie abstempeln. Wenn ich richtig aufgepasst habe, hat die FAZ so etwas gerade gegeißelt. Ist das O-Ton FAZ, eigene Auslegung? Warum nur konnte man die FAZ nicht davon überzeugen, dass der Ickler orthografisch höherwertig ist?
Weshalb ist Albtraum eine Marotte? Auch Mogadiscio verfolgt doch das edle Ziel, so zu schreiben wie in der Herkunftssprache (Italienisch). Da hab ich schon wieder nicht richtig aufgepasst.
Übrigens: Hab ich das denn wenigstens richtig mitbekommen, dass die F.D.P. nun offiziell die FDP sein will, also die alte Abkürzungstradition verlässt? Wenn ich FAZ und nicht F.A.Z. schreibe, ist das nur aus Bequemlichkeit; ich hoffe, kein Niveau-Verlust.
J.M.
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Bei den hauseigenen Marotten ist die F.A.Z. (so schreibt sie sich selbst) sehr konsequent, in der Präferierung bestimmter vom Duden zugelassener Varianten schon weniger, neben Grafik findet sich auch schon einmal graphisch. Eigene Auslegung war mein Begriff, spontan gewählt, nicht unbedingt glücklich, da es um Entscheidungen geht, nicht um Interpretationen. Was ich mit Marotte meine, könnte man auch liebenswürdige Idiosynkrasie nennen. Man kann diese Praxis durchaus Hausorthographie nennen, der Begriff ist aber eigentlich zu pompös dafür. Auf Dieter E. Zimmers Kreation hingegen paßt er genau. Es handelt sich um einen graduellen Unterschied, Herr Jansen, aber spürbar ist er.
Es ist von seiten der Herausgeber keine Entscheidung gegen den Ickler gefallen, man hat ganz einfach auf das alte Textverarbeitungssystem zurückgegriffen.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Nachzutragen ist noch, daß die F.A.Z.-eigene Schreibung sich ausschließlich auf Einzelwortschreibungen beschränkt, während z. B. die Zeit-Orthographie, wenn ich mich recht entsinne, auch Abweichungen vom Reform-Regelwerk vorsieht.
R. M.
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Lange hatte ich nicht ins Gästebuch geschaut. Nichtahnend schlug rief ich es gestern wieder einmal auf, weil ich wissen wollte, was es Neues in Sachen Rechtschreibreform gibt. Nachdem ich mich nun vom Schrecken erholt habe, schlage ich folgendes vor:
Da man schon mal beim Thema ist (z.B. Kruzifixe in Schulräumen), wird hier ab jetzt auch die Stellung der Frau in der katholischen Kirche diskutiert, die Abtreibungsfrage, der Zölibat, die Ökumene, die Frage der Empfängnisverhütung und dergleichen mehr, was sich die Kirche auf ihre Fahnen geschrieben hat. Vielleicht beteiligen sich dann ja auch einmal kirchliche Würdenträger am Gespräch, die bislang in Fragen der Rechtschreibreform eisern geschwiegen haben, oder, noch schlimmer, willig dem Neuschrieb Tür und Tor öffneten.
Den frommen Mitstreitern möchte ich aber zu bedenken geben, daß man mit Begriffen wie Gottesehrfurcht etc. keine handfesten Probleme lösen kann. Sollen uns die Reformer etwa vorwerfen, die Reformkritiker glauben, daß die Rechtschreibreform Mist ist? So wird es doch böswillig interpretiert! Bei allem Respekt vor dem Glauben anderer Leute, aber was sich hier abspielt, erinnert mich an den fehlgeleiteten Fanatismus anderer Religionen, der aller Erfahrung nach nur destruktiv wirkt. Man kann doch nicht allen Ernstes unterstellen, jemand, der sich mit aller Energie jahrelang für eine Sache einsetzt, dabei aber nicht ständig betont, sein Leben auf Gott zu gründen, sei unglaubwürdig!
Ich habe den Eindruck, mit dieser völlig unangebracht emotional geführten Diskussion soll nur von anderen Emotionen abgelenkt werden. Kann es sein, daß auf dieser Seite Leute ihre Beiträge abliefern, die anderen nicht das Schwarze unterm Nagel gönnen? Zum Beispiel, ein gutes Wörterbuch abgeliefert zu haben und dafür Beifall zu ernten?
Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt. Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Bei den hauseigenen Marotten ist die F.A.Z. (so schreibt sie sich selbst) sehr konsequent, in der Präferierung bestimmter vom Duden zugelassener Varianten schon weniger, neben Grafik findet sich auch schon einmal graphisch. Eigene Auslegung war mein Begriff, spontan gewählt, nicht unbedingt glücklich, da es um Entscheidungen geht, nicht um Interpretationen. Was ich mit Marotte meine, könnte man auch liebenswürdige Idiosynkrasie nennen. Man kann diese Praxis durchaus Hausorthographie nennen, der Begriff ist aber eigentlich zu pompös dafür. Auf Dieter E. Zimmers Kreation hingegen paßt er genau. Es handelt sich um einen graduellen Unterschied, Herr Jansen, aber spürbar ist er.
Es ist von seiten der Herausgeber keine Entscheidung gegen den Ickler gefallen, man hat ganz einfach auf das alte Textverarbeitungssystem zurückgegriffen.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Nachzutragen ist noch, daß die F.A.Z.-eigene Schreibung sich ausschließlich auf Einzelwortschreibungen beschränkt, während z. B. die Zeit-Orthographie, wenn ich mich recht entsinne, auch Abweichungen vom Reform-Regelwerk vorsieht.
R. M.
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Lange hatte ich nicht ins Gästebuch geschaut. Nichtahnend schlug rief ich es gestern wieder einmal auf, weil ich wissen wollte, was es Neues in Sachen Rechtschreibreform gibt. Nachdem ich mich nun vom Schrecken erholt habe, schlage ich folgendes vor:
Da man schon mal beim Thema ist (z.B. Kruzifixe in Schulräumen), wird hier ab jetzt auch die Stellung der Frau in der katholischen Kirche diskutiert, die Abtreibungsfrage, der Zölibat, die Ökumene, die Frage der Empfängnisverhütung und dergleichen mehr, was sich die Kirche auf ihre Fahnen geschrieben hat. Vielleicht beteiligen sich dann ja auch einmal kirchliche Würdenträger am Gespräch, die bislang in Fragen der Rechtschreibreform eisern geschwiegen haben, oder, noch schlimmer, willig dem Neuschrieb Tür und Tor öffneten.
Den frommen Mitstreitern möchte ich aber zu bedenken geben, daß man mit Begriffen wie Gottesehrfurcht etc. keine handfesten Probleme lösen kann. Sollen uns die Reformer etwa vorwerfen, die Reformkritiker glauben, daß die Rechtschreibreform Mist ist? So wird es doch böswillig interpretiert! Bei allem Respekt vor dem Glauben anderer Leute, aber was sich hier abspielt, erinnert mich an den fehlgeleiteten Fanatismus anderer Religionen, der aller Erfahrung nach nur destruktiv wirkt. Man kann doch nicht allen Ernstes unterstellen, jemand, der sich mit aller Energie jahrelang für eine Sache einsetzt, dabei aber nicht ständig betont, sein Leben auf Gott zu gründen, sei unglaubwürdig!
Ich habe den Eindruck, mit dieser völlig unangebracht emotional geführten Diskussion soll nur von anderen Emotionen abgelenkt werden. Kann es sein, daß auf dieser Seite Leute ihre Beiträge abliefern, die anderen nicht das Schwarze unterm Nagel gönnen? Zum Beispiel, ein gutes Wörterbuch abgeliefert zu haben und dafür Beifall zu ernten?
Es wäre schön, wenn hier mal jemand aufräumt. Das Gästebuch dieser Web-Seite ist wahrlich kein gutes Aushängeschild für unsere Sache.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Norbert Schäbler am 22.04.2001 um 22.00
Nach all den vorangegangenen christlichen Bekenntnissen soll es wieder etwas profaner und profunder werden, so der Wunsch derer, die Handfestes und Verifizierbares bevorzugen.
Daß man aber auch über nicht näher begründbare Vertrauensseligkeit streiten kann, hat sich bewiesen. Peinlich waren die vorliegenden eindeutigen Bekenntnisse in keinem Fall. Eher war es Ungezogenheit, die Dimensionen Vertrauen und Glauben als Naivität und Infantilismus abzutun (das schimmerte aus einigen Diskussionsbeiträgen durch), denn Urvertrauen (Geborgenheit) ist eine immens wichtige An- und Grundlage menschlichen Handelns.
Ist es nicht gerade eine Vertrauenskrise, die für den Diskussionswirbel der zurückliegenden Tage in diesem Gästebuch gesorgt hat. Steckt nicht hinter vielen Äußerungen ein vielfach geäußerter Zweifel, teilweise Gefolgschaftsverweigerung - und das auf der absolut weltlichen und zwischenmenschlichen Ebene. Man glaubt einfach nicht mehr das, was gesagt wird. Nicht einmal der greifbare Glaube - das ich glaube Dir/an Dich/Deine Aussage/diese Wahrheit - ist vorhanden.
Liegt es daran, daß in der Karwoche der Meister fehlte?
Was das Konzept Theodor Icklers angeht, so halte ich dieses für einen ausgezeichneten Gegenentwurf zur Rechtschreibreform. Das habe ich auch an vielen Stellen dieses Gästebuches bekannt, und wenn ich versuchte, Kritik einzubringen, dann sollte diese der Stärkung dienen. Wiederholt fragte ich nach Übertragungsmöglichkeiten auf die schulische Ebene. Krücken und Geländer wollten Stephanus Peil und ich eingebaut wissen, für unsere schulpraktische Tätigkeit. Es ging uns zudem um deutlichere Abgrenzung obligatorischer und fakultativer Getrennt- und Zusammenschreibung, um das Hervorheben von Sprachnuancen, um Leitfäden und Analogiebildungen, um Sprachästhetik und -ökonomie. Viele haben sich ähnlich geäußert. Sie haben sich den Kopf eingerannt.
Um so erstaunlicher ist die Bemerkung in den Erlanger Nachrichten, daß die Neuauflage des Icklerschen Wörterbuches um Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt werde.
Warum, um alles in der Welt, muß man aus der Zeitung erfahren, daß die vielfache Kritik Gnade gefunden hat?
Hat das vielleicht auch etwas mit Vertrauen zu tun?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Da die FAZ nur zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt ist, und soweit ich weiß nicht zum alten Duden, stellt sich mir die Frage, ob Herr Dräger denn dort einen prominenten Absatzmarkt für den Ickler gefunden hat. Stehen hier schon irgendwo Informationen dazu? Ich kann mir nicht denken, dass es Herr Dräger bzw. Herr Ickler nicht versucht hat. Wie sieht das aus?
Michael Jansen
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
Die Fehler des alten Dudens zu erkennen ist wichtig für die Arbeit am Wörterbuch, sie zu benennen nützlich für die Erläuterung von dessen Ansatz. Um den Eingriff der Reform in die Sprache wirklich zu verstehen, muß man wissen, wie die deutsche Orthographie vorher »verwaltet« wurde. Die Situation ist zudem eine unwiderruflich andere als 1997. Der Artikel in den Erlanger Nachrichten weist daher in die richtige Richtung. Deshalb war es auch so bezeichnend, daß sich Herr Riebe über den Bericht (seine Tendenz, nicht seine Fehler) so sehr echauffiert hat, als habe es sich um eine Lobpreisung der Reform gehandelt.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 22.04.2001 um 22.00
ist zur eigenen Auslegung des Dudens zurückgekehrt, einige Marotten inbegriffen (Albtraum, Mogadiscio u. dgl.). Da haben Sie mal wieder nicht richtig aufgepaßt, Herr Jansen.
R. M.
eingetragen von anonymer Gast am 22.04.2001 um 22.00
Was heißt denn eigene Auslegung? Im Falle der Neuregelung würde man so etwas schon als Hausorthografie abstempeln. Wenn ich richtig aufgepasst habe, hat die FAZ so etwas gerade gegeißelt. Ist das O-Ton FAZ, eigene Auslegung? Warum nur konnte man die FAZ nicht davon überzeugen, dass der Ickler orthografisch höherwertig ist?
Weshalb ist Albtraum eine Marotte? Auch Mogadiscio verfolgt doch das edle Ziel, so zu schreiben wie in der Herkunftssprache (Italienisch). Da hab ich schon wieder nicht richtig aufgepasst.
Übrigens: Hab ich das denn wenigstens richtig mitbekommen, dass die F.D.P. nun offiziell die FDP sein will, also die alte Abkürzungstradition verlässt? Wenn ich FAZ und nicht F.A.Z. schreibe, ist das nur aus Bequemlichkeit; ich hoffe, kein Niveau-Verlust.
J.M.
eingetragen von Theodor Ickler am 22.04.2001 um 22.00
Schon recht, lieber Herr Melsa, niemand hat etwas dagegen, am allerwenigsten ich, der ich doch die Gelassenheit in Person bin. Ich meine bloß, daß dies nicht der richtige Ort dafür ist. Und auf Sachfragen mit Bekenntnissen zu antworten, das ist schon ziemlich deplatziert. Aber nun genug davon, jedenfalls was mich betrifft.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 22.04.2001 um 22.00
Was war der Stein des Anstoßes? Unter der Überschrift: Halbwahrheiten führen zu Legenden schrieb ich am 22.4.2001: Ich habe als Schulmeister immer versucht, mich nach Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern zu richten. Darin heißt es u.a.: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne (...)
Vor diesem Hintergrund sollten Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit. Ich schrieb ausdrücklich versucht, weil niemand von sich behaupten kann, ein Heiliger oder fehlerfrei zu sein.
Ich hatte Jahrhunderte nach Friedrich dem Großen (Jeder soll nach seiner Façon selig werden) nicht erwartet, daß bei Atheisten trotz des Art. 4 GG keinerlei Toleranz gegenüber einem Verfassungsgebot Ehrfurcht vor Gott vorhanden sein könne. Aus dem in Art. 131 BV enthaltenen Wertekatalog pickte man sich aber ausgerechnet die Ehrfurcht vor Gott als Stein des Anstoßes heraus, obwohl ich den Begriff des Wahren als gemeinsamen Nenner genannt hatte, auf den man sich einigen kann, damit Halbwahrheiten eben nicht zu Legenden führen. Aber ich hatte den Eindruck, man wollte die Kirche absolut nicht im Dorf lassen. Jedenfalls behauptete Reinhard Markner ausdrücklich als protestantischer Atheist, bei Herrn Frielinghaus habe er schon dergleichen gelesen, Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern sei zweifellos grundgesetzwidrig, also nichtig.
Die unterschiedlichen Landesverfassungen der 16 Bundesländer gehören zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen Lehrer und andere Beamte ihren Dienst versehen und auch die Rechtschreibreform vollziehen müssen. Deswegen wollte Verleger Matthias Dräger die bayerische Verfassung mittels eines Volksbegehrens gegen die Rechtschreibreform ändern. Insofern war diese verfassungsrechtliche Diskussion keineswegs eine Abweichung vom Thema Rechtschreibreform. Der von mir zitierte Art. 131 BV und der ihm entsprechende Art. 1 BayEUG sind jedenfalls Rechtsvorschriften, die für alle Lehrer und Schüler in Bayern gelten. Deswegen hielt ich es für notwendig, das Wissensdefizit Reinhard Markners über die Gültigkeit der Bayerischen Landesverfassung zu beheben.
Insgesamt habe ich den Eindruck, daß Herr Professor Ickler den religiösen Bezug der Verfassung dazu verwendete, beabsichtigte Missionierungsversuche (Predigerton, inbrünstige Glaubensbekenntnisse) zu unterstellen und dadurch von der Sache abzulenken, daß Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben sollten: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit. Es entstand die unsachgemäße Polarisierung Wissenschaft contra Glauben, wie Norbert Schäbler feststellte. Theodor Icklers Behauptung: Eine alte Benimmregel sagt, daß Religion unter wohlerzogenen Menschen kein Thema ist, ist unwahr. Toleranz und Achtung vor religiöser Überzeugung anderer ist besonders bei Wissenschaftlern notwendig.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 22.04.2001 um 22.00
Könnte es sein, dass die empfundene Verletzung angesichts der sog. Rechtschreibreform mehr mit der Verletzung religiöser Gefühle gemeinsam hat, als es zunächst thematisch erscheint? Bestehen nicht tatsächlich mentale Gemeinsamkeiten, sozusagen Denkmuster und Grundüberzeugungen, die beiden Themen gemeinsam sind? Die Zerstörung der Einheitsschreibung wäre in dieser Perspektive ein katholisches Leiden an der Reformation und dem Pluralismus (Sekten gleich Hausorthografien, Regelverzeichnis/Wörterbuch gleich Kathechismus usw.). Man könnte hierüber sehr ausgiebig philosophieren. Ein orthografischer Diskurs ist dies natürlich nicht. Doch dass auf diesen Seiten immer wieder andere Themen ins Rollen kommen, legt die Frage nach Gemeinsamkeiten nahe. Wenn Leute miteinander streiten, ist nicht nur der Inhalt das Thema, sondern das Streiten an sich ist immer auch ein Thema, mitunter nur latent; letzte Woche allerdings in vollem metakommunikativen Ausmaß.
Michael Jansen
eingetragen von Manfred Riebe am 21.04.2001 um 22.00
In der Präambel der bayerischen Verfassung heißt es: Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat, ....
Und die Präambel des Grundgesetzes beginnt mit den Worten: Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, ....
Die »Ehrfurcht vor Gott« steht daher nicht im Gegensatz zum Grundgesetz. Und weil dies so ist, hat der bayerische Gesetzgeber den Art. 131 der bayerischen Verfassung zusätzlich als Art. 1 in das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) eingefügt.
Zusätzlich meinen Sie, Kruzifixe in Schulräumen seien ebenfalls nicht grundgesetzkonform. Aber nach wie vor hängen in Bayern trotz des Kruzifixurteils des Bundesverfassungsgerichts Kruzifixe in der Schulräumen, auf Friedhöfen, und auch die Gipfelkreuze stehen noch. Ich meine, weil wir in einer Demokratie leben und in Bayern und anderswo nun einmal der christliche Glaube gelebt wird, haben nichtchristliche Minderheitsreligionen dies zu respektieren. Umgekehrt erwarten Minderheitsreligionen ja auch, daß man die Freiheit ihrer Religionsausübung achtet (Art. 4 GG).
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Als Katholik und Bayerischer Staatsbürger will ich mit allem Nachdruck Art. 131 der Bayerischen Verfassung unterstreichen. Ich gebe zu bedenken, daß diese Verfassung existent ist, und daß Verfassungen die obersten Leitlinien demokratischer Staaten sind. Inwieweit Bürokraten religiöse Grundsätze zum Maßstab ihres Handelns machen, inwieweit Atheisten nebst eines Gottesbildes auch ethische und moralische Handlungsweisen in Frage stellen, steht auf einem anderen Blatt. Demokratischer wäre es in jedem Fall, sich der Verfassung zu unterwerfen, die für alle Staatsbürger gilt und deren verbriefte Rechte sichert. Würden auf der anderen Seite die staatsbürgerlichen Pflichten nicht allzu grob vernachlässigt, wäre das Leben ein gutes Stück lebenswerter.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Reinhard Markner am 21.04.2001 um 22.00
Ich werde das Thema nicht weiter vertiefen, weil es nicht hierher gehört. An dieser Stelle zählen Argumente und nicht Verfassungsparagraphen, die vulgärtheologisches Geschwafel enthalten und zu nichts nutze sind.
Wie wäre es damit, nun endlich Beispiele für die überlegene Deskription des Dudens oder Widersprüche zwischen Programm und Umsetzung des »Icklers« aufzuzeigen versuchte ?
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 21.04.2001 um 22.00
fehlt, gemeint ist mit »man« hier natürlich Herr Riebe.
R. M.
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Die Sendung Radio Maria entbehrt nicht einiger blasphemischer Gedanken. Auch die zwischenmenschliche Wertschätzung läßt zu wünschen übrig. Da es kaum tiefer geht, gibt es auch nichts zu vertiefen.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 21.04.2001 um 22.00
Unterwerfen sollte man sich freiwillig niemals!
Sepp
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Hans Zehetmairs prophetisches Wort vom Glaubenskrieg scheint sich hier in überraschend wörtlichem Sinne zu erfüllen. Höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen. Oder im neuen Gästebuch eine Gebetsecke einzurichten. Sonst werden das hier die Seiten für Rechtgläubigkeit.
Weil doch noch ein Restchen von allgemeinerem Interesse daranhängt, will ich eine Kleinigkeit aus dem letzthinnigen Geplänkel etwas genauer unter die Lupe nehmen. In den Erlanger Nachrichten war darüber berichtet worden, daß ich die Widerherstellung der bisherigen Rechtschreibung betreibe. Da lag natürlich für jeden Leser die Frage nahe, ob es auf ein Abschreiben des alten Duden hinausläuft. Dem beugt die Verfasserin vor, indem sie zutreffend schreibt:
Dabei schreibt er nicht etwa ein altes Duden-Wörterbuch ab, sondern schaut sprichwörtlich dem Volk aufs Maul.
Der gottesfürchtige Kritiker kommentiert:
Falsch ist, daß nicht von einem Wörterbuch abgeschrieben wurde. Dazu schrieb Professor Ickler im alten Gästebuch am 18.1.2001 in seinem Beitrag Einfach?: Mein Wörterbuch ist (selbstverständlich) so entstanden, daß ich mir eine Wörterliste aus anderen Wörterbüchern habe abtippen lassen, die ich dann wieder und wieder nach meinen eigenen Grundsätzen bearbeitet habe.
Was sagt der Leibhaftige zu seiner Verteidigung? Nun, es wurde kein altes Duden-Wörterbuch abgeschrieben. Davon kann sich jeder durch einen vergleichenden Blick auf mein Wörterbuch und die des Dudenverlags überzeugen. Bei der Erstellung der STICHWORT-Liste wurde natürlich auf andere Wörterbücher zurückgegriffen (übrigens gerade nicht den Rechtschreibduden, aber das nur nebenbei, es ist absolut irrelevant). Anders geht es gar nicht, wenn man nicht Unzähliges auslassen will. Die Stichwörter sind aber gar nicht der eigentliche Inhalt eines Wörterbuchs. Das ist vielmehr - in diesem Fall - die orthographische Information dazu. Die Stichwörter sind auch hier, wie in anderen Büchern, gleichsam nur das Inhaltsverzeichnis in alphabetischer Folge. Selbst wenn ich alle Stichwörter des Rechtschreibdudens getreulich übernommen hätte, wäre es kein abgeschriebenes Wörterbuch, weil die eigentliche Information, also das, was ich zu den Stichwörtern zu sagen habe, meine eigene Sache sind. Deshalb kann eine solche Liste auch von Hilfskräften gemacht oder eingescannt werden, das eigentliche Wörterbuch aber nicht.
Daraus kann man lernen, daß die Ehrfurcht vor Gott nicht unbedingt der Geistesschärfe förderlich ist. Anders gesagt: Wenn man als Reformkritiker kein dringlicheres Ziel zu kennen scheint, als den Gegenentwurf Rechtschreibwörterbuch auf jede nur erdenkliche Weise herunterzumachen, braucht man sich nicht zu wundern, Beifall von den Reformbefürwortern zu ernten. Vielleicht wächst hier zusammen, was zusammengehört?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Mein letzter Beitrag enthält wieder ein paar Tippfehler. Ich habe noch etwas Schwierigkeiten mit den Augen und bitte um Nachsicht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Vielleicht ist unterwerfen nicht der bestgewählte Ausdruck, auch wenn er eine sehr bildhafte Darstellung einer aktiven, fast arschkriechenden Handlung ist. Als in Geschichte belesener Mensch sollte man allerdings akzeptieren, daß Unterwerfung oftmals die einzige Chance des Überlebens und ggf. auch der möglichen Vergeltung darstellt. Daß Stolz, Mut oder Glaube, den Grad der Unterwerfung variabel gestalten können, sei ebenfalls erwähnt.
Nichts sagend (resp. nichtssagend) ist die These, daß Ehrfurcht vor Gott der Geistesschärfe nicht förderlich sei. Diese These wird im Beitrag von T. Ickler weder logisch entwickelt, noch scheint sie lebenspraktisch erprobt oder widerlegt.
Andererseits gibt es viele Beispiele eines erfüllten und gemeinschaftsdienlichen Lebens durch und im Glauben.
Die Wissenschaft kann und darf es sich nicht anmaßen, das, was sie nicht versteht, der Lächerlichkeit und Beliebigkeit preiszugeben. Hier sind die Grenzen der Toleranz erreicht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von anonymer Gast am 21.04.2001 um 22.00
Der Mann aus Hösbach
ist heut aber bös - hach!
Satananas
eingetragen von Manfred Riebe am 21.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner! Sie schrieben heute im Stichwort Radio Maria: Wie wäre es damit, wenn man nun endlich Beispiele für die überlegene Deskription des Dudens oder Widersprüche zwischen Programm und Umsetzung des »Icklers« aufzuzeigen versuchte?
Wenn Information und Aufklärung notwendig sind, werde ich mich wieder zu Wort melden. Auf Grund der Ereignisse habe ich zur Zeit keine Lust, mich zu äußern. Ich habe als Nichtgermanist hier bereits in der Vergangenheit verschiedene Male meine Meinung geäußert und wurde dafür mehrmals unfair, zum Teil mobbingartig attackiert. Man kann das nachlesen. An den neuerlichen heftigen Reaktionen sehen Sie, daß meine Informationen über Fehler im Kommentar von Caroline Mißbach: Den Menschen aufs Maul geschaut in den Erlanger Nachrichten vom 18. April nur über den Reform-Duden, aber nicht über das Icklersche Rechtschreibwörterbuch erwünscht sind. Auf die darin von mir gestellten Fragen wurde bisher nicht geantwortet. An den völlig neben der Sache liegenden Formulierungen Glaubenskrieg, gottesfürchtiger Kritiker, Gebetsecke und daß die Ehrfurcht vor Gott nicht unbedingt der Geistesschärfe förderlich ist, die an die Totschlagsargumente der Kultusminister erinnern, kann man eine gewisse Befangenheit erkennen. Durch eine solche Stimmungmache eines Professors und Richters in eigener Sache werden kritische Meinungsäußerungen unterbunden. Vielleicht gibt es aber dennoch Teilnehmer, die hier unbefangen und objektiv auf die von Ihnen gestellten brisanten Fragen antworten.
Manfred Riebe
eingetragen von Stephanus Peil am 21.04.2001 um 22.00
Auch auf die Gefahr hin, daß die Redaktion dieser Seite nicht sehr glücklich ist über die Abweichung vom Thema RSR, kann ich meine Meinung zum aktuellen Verlauf der Diskussion nicht hinter dem Berg halten:
Bei allem Respekt vor den linguistischen Leistungen unserer beiden Sprachwissenschaftler - aber wie sie sich hier in abfälligen Nebenbemerkungen gegenüber Mitstreitern äußern, die ihr Leben (und damit auch ihren Kampf gegen die RSR) auf Gott gründen und sich zu ihm als den Mittelpunkt ihres Lebens bekennen (ich möchte mich ausdrücklich zu ihnen zählen), das schlägt doch fast dem Faß den Boden aus. Ich kann deshalb Herrn Riebe und Herrn Schäbler gut verstehen, wenn sie tief verärgert darüber sind, daß deren (und meine) Glaubensüberzeugungen der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Da kann auch die Besänftigung eines Satananas nichts ausrichten.
Nun könnte man ja (im Sinne von Satananas) beschwichtigen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen: im Eifer des Gefechts (und durch aufgestaute Wut) können derartige Entgleisungen schon mal vorkommen. Auf der anderen Seite könnte ich mir lebhaft vorstellen, welch ein Geschrei sich wohl erhoben hätte, wenn aus dem Lager der Kritiker des deskriptiven Wörterbuchansatzes derartige Gedanken der Verunglimpfung Anders- oder Nichtgläubiger vorgetragen worden wären.
Zu Herrn Markners abfälliger Bemerkung über die Kruzifixe in den Schulen möchte ich sagen: Hätte ich während meiner Dienstzeit kein Kreuz in meinem Klassenraum vorgefunden, dann hätte ich dort eines aufgehängt. Denn ich glaube, daß Gott uns Menschen (übrigens auch einen Herrn Markner) liebt, das hat er in ungeheurer Weise am Kreuz bewiesen. Darüber bin ich froh. Warum sollte ich die Ursache meiner Freude und meiner Hoffnung verleugnen? Ich werde doch meinen Namenspatron nicht vergessen!
P. S.: Herr Frielinghaus kann übrigens im Moment nicht auf die Äußerung Herrn Markners reagieren, er hätte eine feierliche Einlassung auch in der Liste der reformfreien Erzeugnisse entdeckt. Jürgen Frielinghaus befindet sich für eine Woche in Urlaub.
Stephanus Peil
56457 Westerburg
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Wer hat denn angefangen mit dem Predigerton? Gab es irgendeine Notwendigkeit, diese Seiten mit inbrünstigen Glaubensbekenntnissen zu füllen? Eine alte Benimmregel sagt, daß Religion unter wohlerzogenen Menschen kein Thema ist. Wie begründet diese Regel gerade unter nach der europäischen Erfahrung ist, erleben wir aufs neue. Das Ganze ist überflüssig und peinlich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 21.04.2001 um 22.00
Stimmt, das Thema Religion ist nicht das, worum es hier geht. Aber bedenken Sie, lieber Herr Ickler, daß man auch oft genug die Auffassung antrifft, man unterhalte sich unter erwachsenen Menschen nicht über solche Nebensächlichkeiten wie Rechtschreibung. Nicht wenige finden es peinlich und überflüssig, wie erwachsene Menschen wegen ein paar Buchstaben so ein Aufhebens machen, wie wir es hier tun. Das liegt an fehlendem Verständnis. Und fehlendes Verstehen ist auch der Grund für Skepsis vor ehrlichem Gottesglauben. Was mich betrifft, so ziehe ich meine Energie, für Wahrhaftigkeit einzutreten, in entscheidendem Maße aus meinem christlichen Glauben. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich genauso gleichgültig wie all jene, die die Rechtschreibreform als Lappalie mißdeuten.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Zu einem früheren Beitrag von Herrn Markner (Mehr Inkonsequenz): Völlig richtig gesehen! Der Sinne meines programmatischen Artikels in der FAZ in der damaligen dramatischen Situation war natürlich u. a. der, für eine gewisse Beruhigung zu sorgen. Wie sich mehrmals zeigte, lag das Mißverständnis Schon wieder eine Reform! nahe, und gegen den Entwurf der Akademie, wie er später veröffentlicht wurde, bestand diese Besorgnis auch zu Recht. Wie überhaupt gegen jeden Reparaturversuch; man sieht es ja an den jüngsten Veränderungen. Der Vorsatz, die bisherigen Dudenschreibweisen samt und sonders weitergelten zu lassen, war und ist dagegen äußerst ansprechend, und er verträgt sich auch weitestgehend mit dem, wass ich schließlich gemacht habe. Was beim Duden über die rein orthographische Information hinausgeht, zum Beispiel die abenteuerlichen Betonungangaben, ist hier unbeachtlich. Aber im übrigen dürfte es kaum Schreibweisen geben, die man nun abschaffen müßte, weil sie zum Beispiel gegen grammatische Regeln verstoßen. In meinem Rechtschreibwörterbuch tritt an genau definierten Stellen eine aus der Schreibwirklichkeit gewonnene Liberalisierung ein, und zum Teil werden im Regelwerk andere Zusammenhänge hergestellt als im nach und nach zusammengestoppelten Regelapparat des Duden. Meine Aufgabe war ja ein Spagat zwischen Rekonstruktion der wirklichen Schreibweisen und Verwirklichung einer vollkommen kostenlosen Gegenreform. Ich glaube nach wie vor, daß die Grundidee dieses Projektes richtig und die Ausführung auch nicht ganz verkehrt ist. Die Einzelfragen, die zu Beginn der Arbeit ja unmöglich alle schon erkennbar sein können, lassen sich lösen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.04.2001 um 22.00
Im Gegensatz zu unseren linguistischen Halbgöttern und im Gegensatz zu den Fans dieser Halbgötter und seinen eigenen Fans hält es Gott ziemlich gelassen aus, wenn man ihn ein bißchen hänselt. Weil er nämlich Größe hat. Und weil ihm Gelassenheit in Glaubensfragen sogar gefällt. Wer Gott lange genug beobachtet hat - und obwohl er sich ja bekanntlich jeglicher Erkenntnis verschließt, kann man ihn dennoch sehr gut beobachten - kommt zu dieser Erkenntnis. Wie sollte er es sonst aushalten, daß man ihn auf der ganzen Welt in den absonderlichsten Formen verehrt, daß jeder Verehrer für sich in Anspruch nimmt, seine Verehrung sei die einzig richtige und jegliche andere Verehrungweise sei Teufelszeug und Gotteslästerung? Da müßte ja jeder lachen! Obwohl es nicht zum Lachen ist. Aber das liegt an den Menschen, nicht an Gott.
Ähnlich wird es schon sein mit den Halb- oder Abgöttern der deskriptiven Methode und dem lieben Gott: die Jünger regen sich schneller und lebhafter auf als der Gottvater.
Krottenthaler Laien-Pastoralreferat
Satt Ananas
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Zu einem früheren Beitrag von Herrn Markner (Mehr Inkonsequenz): Völlig richtig gesehen! Der Sinne meines programmatischen Artikels in der FAZ in der damaligen dramatischen Situation war natürlich u. a. der, für eine gewisse Beruhigung zu sorgen. Wie sich mehrmals zeigte, lag das Mißverständnis Schon wieder eine Reform! nahe, und gegen den Entwurf der Akademie, wie er später veröffentlicht wurde, bestand diese Besorgnis auch zu Recht. Wie überhaupt gegen jeden Reparaturversuch; man sieht es ja an den jüngsten Veränderungen. Der Vorsatz, die bisherigen Dudenschreibweisen samt und sonders weitergelten zu lassen, war und ist dagegen äußerst ansprechend, und er verträgt sich auch weitestgehend mit dem, wass ich schließlich gemacht habe. Was beim Duden über die rein orthographische Information hinausgeht, zum Beispiel die abenteuerlichen Betonungangaben, ist hier unbeachtlich. Aber im übrigen dürfte es kaum Schreibweisen geben, die man nun abschaffen müßte, weil sie zum Beispiel gegen grammatische Regeln verstoßen. In meinem Rechtschreibwörterbuch tritt an genau definierten Stellen eine aus der Schreibwirklichkeit gewonnene Liberalisierung ein, und zum Teil werden im Regelwerk andere Zusammenhänge hergestellt als im nach und nach zusammengestoppelten Regelapparat des Duden. Meine Aufgabe war ja ein Spagat zwischen Rekonstruktion der wirklichen Schreibweisen und Verwirklichung einer vollkommen kostenlosen Gegenreform. Ich glaube nach wie vor, daß die Grundidee dieses Projektes richtig und die Ausführung auch nicht ganz verkehrt ist. Die Einzelfragen, die zu Beginn der Arbeit ja unmöglich alle schon erkennbar sein können, lassen sich lösen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.04.2001 um 22.00
Im Gegensatz zu unseren linguistischen Halbgöttern und im Gegensatz zu den Fans dieser Halbgötter und seinen eigenen Fans hält es Gott ziemlich gelassen aus, wenn man ihn ein bißchen hänselt. Weil er nämlich Größe hat. Und weil ihm Gelassenheit in Glaubensfragen sogar gefällt. Wer Gott lange genug beobachtet hat - und obwohl er sich ja bekanntlich jeglicher Erkenntnis verschließt, kann man ihn dennoch sehr gut beobachten - kommt zu dieser Erkenntnis. Wie sollte er es sonst aushalten, daß man ihn auf der ganzen Welt in den absonderlichsten Formen verehrt, daß jeder Verehrer für sich in Anspruch nimmt, seine Verehrung sei die einzig richtige und jegliche andere Verehrungweise sei Teufelszeug und Gotteslästerung? Da müßte ja jeder lachen! Obwohl es nicht zum Lachen ist. Aber das liegt an den Menschen, nicht an Gott.
Ähnlich wird es schon sein mit den Halb- oder Abgöttern der deskriptiven Methode und dem lieben Gott: die Jünger regen sich schneller und lebhafter auf als der Gottvater.
Krottenthaler Laien-Pastoralreferat
Satt Ananas
eingetragen von Manfred Riebe am 21.04.2001 um 22.00
In der Präambel der bayerischen Verfassung heißt es: Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat, ....
Und die Präambel des Grundgesetzes beginnt mit den Worten: Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, ....
Die »Ehrfurcht vor Gott« steht daher nicht im Gegensatz zum Grundgesetz. Und weil dies so ist, hat der bayerische Gesetzgeber den Art. 131 der bayerischen Verfassung zusätzlich als Art. 1 in das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) eingefügt.
Zusätzlich meinen Sie, Kruzifixe in Schulräumen seien ebenfalls nicht grundgesetzkonform. Aber nach wie vor hängen in Bayern trotz des Kruzifixurteils des Bundesverfassungsgerichts Kruzifixe in der Schulräumen, auf Friedhöfen, und auch die Gipfelkreuze stehen noch. Ich meine, weil wir in einer Demokratie leben und in Bayern und anderswo nun einmal der christliche Glaube gelebt wird, haben nichtchristliche Minderheitsreligionen dies zu respektieren. Umgekehrt erwarten Minderheitsreligionen ja auch, daß man die Freiheit ihrer Religionsausübung achtet (Art. 4 GG).
Manfred Riebe
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Als Katholik und Bayerischer Staatsbürger will ich mit allem Nachdruck Art. 131 der Bayerischen Verfassung unterstreichen. Ich gebe zu bedenken, daß diese Verfassung existent ist, und daß Verfassungen die obersten Leitlinien demokratischer Staaten sind. Inwieweit Bürokraten religiöse Grundsätze zum Maßstab ihres Handelns machen, inwieweit Atheisten nebst eines Gottesbildes auch ethische und moralische Handlungsweisen in Frage stellen, steht auf einem anderen Blatt. Demokratischer wäre es in jedem Fall, sich der Verfassung zu unterwerfen, die für alle Staatsbürger gilt und deren verbriefte Rechte sichert. Würden auf der anderen Seite die staatsbürgerlichen Pflichten nicht allzu grob vernachlässigt, wäre das Leben ein gutes Stück lebenswerter.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Reinhard Markner am 21.04.2001 um 22.00
Ich werde das Thema nicht weiter vertiefen, weil es nicht hierher gehört. An dieser Stelle zählen Argumente und nicht Verfassungsparagraphen, die vulgärtheologisches Geschwafel enthalten und zu nichts nutze sind.
Wie wäre es damit, nun endlich Beispiele für die überlegene Deskription des Dudens oder Widersprüche zwischen Programm und Umsetzung des »Icklers« aufzuzeigen versuchte ?
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 21.04.2001 um 22.00
fehlt, gemeint ist mit »man« hier natürlich Herr Riebe.
R. M.
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Die Sendung Radio Maria entbehrt nicht einiger blasphemischer Gedanken. Auch die zwischenmenschliche Wertschätzung läßt zu wünschen übrig. Da es kaum tiefer geht, gibt es auch nichts zu vertiefen.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 21.04.2001 um 22.00
Unterwerfen sollte man sich freiwillig niemals!
Sepp
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Hans Zehetmairs prophetisches Wort vom Glaubenskrieg scheint sich hier in überraschend wörtlichem Sinne zu erfüllen. Höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen. Oder im neuen Gästebuch eine Gebetsecke einzurichten. Sonst werden das hier die Seiten für Rechtgläubigkeit.
Weil doch noch ein Restchen von allgemeinerem Interesse daranhängt, will ich eine Kleinigkeit aus dem letzthinnigen Geplänkel etwas genauer unter die Lupe nehmen. In den Erlanger Nachrichten war darüber berichtet worden, daß ich die Widerherstellung der bisherigen Rechtschreibung betreibe. Da lag natürlich für jeden Leser die Frage nahe, ob es auf ein Abschreiben des alten Duden hinausläuft. Dem beugt die Verfasserin vor, indem sie zutreffend schreibt:
Dabei schreibt er nicht etwa ein altes Duden-Wörterbuch ab, sondern schaut sprichwörtlich dem Volk aufs Maul.
Der gottesfürchtige Kritiker kommentiert:
Falsch ist, daß nicht von einem Wörterbuch abgeschrieben wurde. Dazu schrieb Professor Ickler im alten Gästebuch am 18.1.2001 in seinem Beitrag Einfach?: Mein Wörterbuch ist (selbstverständlich) so entstanden, daß ich mir eine Wörterliste aus anderen Wörterbüchern habe abtippen lassen, die ich dann wieder und wieder nach meinen eigenen Grundsätzen bearbeitet habe.
Was sagt der Leibhaftige zu seiner Verteidigung? Nun, es wurde kein altes Duden-Wörterbuch abgeschrieben. Davon kann sich jeder durch einen vergleichenden Blick auf mein Wörterbuch und die des Dudenverlags überzeugen. Bei der Erstellung der STICHWORT-Liste wurde natürlich auf andere Wörterbücher zurückgegriffen (übrigens gerade nicht den Rechtschreibduden, aber das nur nebenbei, es ist absolut irrelevant). Anders geht es gar nicht, wenn man nicht Unzähliges auslassen will. Die Stichwörter sind aber gar nicht der eigentliche Inhalt eines Wörterbuchs. Das ist vielmehr - in diesem Fall - die orthographische Information dazu. Die Stichwörter sind auch hier, wie in anderen Büchern, gleichsam nur das Inhaltsverzeichnis in alphabetischer Folge. Selbst wenn ich alle Stichwörter des Rechtschreibdudens getreulich übernommen hätte, wäre es kein abgeschriebenes Wörterbuch, weil die eigentliche Information, also das, was ich zu den Stichwörtern zu sagen habe, meine eigene Sache sind. Deshalb kann eine solche Liste auch von Hilfskräften gemacht oder eingescannt werden, das eigentliche Wörterbuch aber nicht.
Daraus kann man lernen, daß die Ehrfurcht vor Gott nicht unbedingt der Geistesschärfe förderlich ist. Anders gesagt: Wenn man als Reformkritiker kein dringlicheres Ziel zu kennen scheint, als den Gegenentwurf Rechtschreibwörterbuch auf jede nur erdenkliche Weise herunterzumachen, braucht man sich nicht zu wundern, Beifall von den Reformbefürwortern zu ernten. Vielleicht wächst hier zusammen, was zusammengehört?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Mein letzter Beitrag enthält wieder ein paar Tippfehler. Ich habe noch etwas Schwierigkeiten mit den Augen und bitte um Nachsicht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 21.04.2001 um 22.00
Vielleicht ist unterwerfen nicht der bestgewählte Ausdruck, auch wenn er eine sehr bildhafte Darstellung einer aktiven, fast arschkriechenden Handlung ist. Als in Geschichte belesener Mensch sollte man allerdings akzeptieren, daß Unterwerfung oftmals die einzige Chance des Überlebens und ggf. auch der möglichen Vergeltung darstellt. Daß Stolz, Mut oder Glaube, den Grad der Unterwerfung variabel gestalten können, sei ebenfalls erwähnt.
Nichts sagend (resp. nichtssagend) ist die These, daß Ehrfurcht vor Gott der Geistesschärfe nicht förderlich sei. Diese These wird im Beitrag von T. Ickler weder logisch entwickelt, noch scheint sie lebenspraktisch erprobt oder widerlegt.
Andererseits gibt es viele Beispiele eines erfüllten und gemeinschaftsdienlichen Lebens durch und im Glauben.
Die Wissenschaft kann und darf es sich nicht anmaßen, das, was sie nicht versteht, der Lächerlichkeit und Beliebigkeit preiszugeben. Hier sind die Grenzen der Toleranz erreicht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von anonymer Gast am 21.04.2001 um 22.00
Der Mann aus Hösbach
ist heut aber bös - hach!
Satananas
eingetragen von Manfred Riebe am 21.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner! Sie schrieben heute im Stichwort Radio Maria: Wie wäre es damit, wenn man nun endlich Beispiele für die überlegene Deskription des Dudens oder Widersprüche zwischen Programm und Umsetzung des »Icklers« aufzuzeigen versuchte?
Wenn Information und Aufklärung notwendig sind, werde ich mich wieder zu Wort melden. Auf Grund der Ereignisse habe ich zur Zeit keine Lust, mich zu äußern. Ich habe als Nichtgermanist hier bereits in der Vergangenheit verschiedene Male meine Meinung geäußert und wurde dafür mehrmals unfair, zum Teil mobbingartig attackiert. Man kann das nachlesen. An den neuerlichen heftigen Reaktionen sehen Sie, daß meine Informationen über Fehler im Kommentar von Caroline Mißbach: Den Menschen aufs Maul geschaut in den Erlanger Nachrichten vom 18. April nur über den Reform-Duden, aber nicht über das Icklersche Rechtschreibwörterbuch erwünscht sind. Auf die darin von mir gestellten Fragen wurde bisher nicht geantwortet. An den völlig neben der Sache liegenden Formulierungen Glaubenskrieg, gottesfürchtiger Kritiker, Gebetsecke und daß die Ehrfurcht vor Gott nicht unbedingt der Geistesschärfe förderlich ist, die an die Totschlagsargumente der Kultusminister erinnern, kann man eine gewisse Befangenheit erkennen. Durch eine solche Stimmungmache eines Professors und Richters in eigener Sache werden kritische Meinungsäußerungen unterbunden. Vielleicht gibt es aber dennoch Teilnehmer, die hier unbefangen und objektiv auf die von Ihnen gestellten brisanten Fragen antworten.
Manfred Riebe
eingetragen von Stephanus Peil am 21.04.2001 um 22.00
Auch auf die Gefahr hin, daß die Redaktion dieser Seite nicht sehr glücklich ist über die Abweichung vom Thema RSR, kann ich meine Meinung zum aktuellen Verlauf der Diskussion nicht hinter dem Berg halten:
Bei allem Respekt vor den linguistischen Leistungen unserer beiden Sprachwissenschaftler - aber wie sie sich hier in abfälligen Nebenbemerkungen gegenüber Mitstreitern äußern, die ihr Leben (und damit auch ihren Kampf gegen die RSR) auf Gott gründen und sich zu ihm als den Mittelpunkt ihres Lebens bekennen (ich möchte mich ausdrücklich zu ihnen zählen), das schlägt doch fast dem Faß den Boden aus. Ich kann deshalb Herrn Riebe und Herrn Schäbler gut verstehen, wenn sie tief verärgert darüber sind, daß deren (und meine) Glaubensüberzeugungen der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Da kann auch die Besänftigung eines Satananas nichts ausrichten.
Nun könnte man ja (im Sinne von Satananas) beschwichtigen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen: im Eifer des Gefechts (und durch aufgestaute Wut) können derartige Entgleisungen schon mal vorkommen. Auf der anderen Seite könnte ich mir lebhaft vorstellen, welch ein Geschrei sich wohl erhoben hätte, wenn aus dem Lager der Kritiker des deskriptiven Wörterbuchansatzes derartige Gedanken der Verunglimpfung Anders- oder Nichtgläubiger vorgetragen worden wären.
Zu Herrn Markners abfälliger Bemerkung über die Kruzifixe in den Schulen möchte ich sagen: Hätte ich während meiner Dienstzeit kein Kreuz in meinem Klassenraum vorgefunden, dann hätte ich dort eines aufgehängt. Denn ich glaube, daß Gott uns Menschen (übrigens auch einen Herrn Markner) liebt, das hat er in ungeheurer Weise am Kreuz bewiesen. Darüber bin ich froh. Warum sollte ich die Ursache meiner Freude und meiner Hoffnung verleugnen? Ich werde doch meinen Namenspatron nicht vergessen!
P. S.: Herr Frielinghaus kann übrigens im Moment nicht auf die Äußerung Herrn Markners reagieren, er hätte eine feierliche Einlassung auch in der Liste der reformfreien Erzeugnisse entdeckt. Jürgen Frielinghaus befindet sich für eine Woche in Urlaub.
Stephanus Peil
56457 Westerburg
eingetragen von Theodor Ickler am 21.04.2001 um 22.00
Wer hat denn angefangen mit dem Predigerton? Gab es irgendeine Notwendigkeit, diese Seiten mit inbrünstigen Glaubensbekenntnissen zu füllen? Eine alte Benimmregel sagt, daß Religion unter wohlerzogenen Menschen kein Thema ist. Wie begründet diese Regel gerade unter nach der europäischen Erfahrung ist, erleben wir aufs neue. Das Ganze ist überflüssig und peinlich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 21.04.2001 um 22.00
Stimmt, das Thema Religion ist nicht das, worum es hier geht. Aber bedenken Sie, lieber Herr Ickler, daß man auch oft genug die Auffassung antrifft, man unterhalte sich unter erwachsenen Menschen nicht über solche Nebensächlichkeiten wie Rechtschreibung. Nicht wenige finden es peinlich und überflüssig, wie erwachsene Menschen wegen ein paar Buchstaben so ein Aufhebens machen, wie wir es hier tun. Das liegt an fehlendem Verständnis. Und fehlendes Verstehen ist auch der Grund für Skepsis vor ehrlichem Gottesglauben. Was mich betrifft, so ziehe ich meine Energie, für Wahrhaftigkeit einzutreten, in entscheidendem Maße aus meinem christlichen Glauben. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich genauso gleichgültig wie all jene, die die Rechtschreibreform als Lappalie mißdeuten.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen!
Die von Ihnen genannten Personen wissen durchaus, worum es geht. Ich erinnere an den Beitrag von Theodor Ickler: Duden und ich vom 6.2.2001:
Liebe Kombattanten, da die Diskussion über Grundsatzfragen und mein Wörterbuch immer noch weiterzugehen scheint, möchte ich hier noch einmal meinen programmatischen Artikel abdrucken, der am 14.11.1997, also zu Beginn meiner Wörterbucharbeit, in der F.A.Z. erschienen ist. Vielleicht ist es neben dem Vorwort die deutlichste Erklärung dessen, was ich eigentlich gewollt habe.
Diesen Aufsatz Icklers zitierte ich daher nicht von ungefähr. Wenn Herr Ickler nun meint, meine Antwort sei für ihn wenig brauchbar, widerspricht er sich selbst.
Als weiteres Beispiel unter mehreren nenne ich einen Beitrag von Wolfgang Wrase: Wovon die Rede ist vom 6.2.2001. Ich zitiere daraus nur die sachlichen Abschnitte und lasse die polemischen Passagen weg.
(...) Es ist nicht so, daß ich das Anliegen von Herr Riebe (zuviel Liberalität) unberechtigt fände - das habe ich ihm auch geschrieben. Ich hatte ja auch die Meinung hier im Forum zum Ausdruck gebracht, daß das Wörterbuch grundsätzlich schon verkompliziert werden könnte. Also mehr als bisher Differenzierung, Präzisierung. So ließe sich das undifferenzierte "auch an nicht wenigen Stellen durch ein präziseres meist, überwiegend, seltener o. ä. ersetzen. (...)
Ich gebe aber Herrn Riebe insoweit recht, als es ein verbreitetes Bedürfnis gibt, möglichst wenig undifferenzierte
Varianten angeboten zu bekommen - nämlich dann, wenn man schon nachschlägt, oder auch dann, wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß zwei Varianten kaum je vollkommen austauschbar sind, was ja oft auch zutrifft. (...)
Ich denke, daß künftig ein Kompromiß möglich sein wird, der einerseits dem Bedürfnis nach Präzision und Differenzierung mehr Rechnung trägt, andererseits aber dem Benutzer, wie eben auch jetzt schon, zumuten muß, zur Kenntnis zu nehmen, daß es in vielen Fällen mehrere verbreitete und berechtigte Varianten gibt, bei denen eine erschöpfende Differenzierung unter dem Strich zu viele Nachteile hätte, wenn sie nicht sogar unmöglich ist.
Womöglich arbeitet Professor Ickler bereits an der Lösung, wenn man dem Glauben schenken darf, was in dem fehlerhaften Artikel Caroline Mißbach auf der Nachrichtenseite steht:
Die dritte Auflage von Icklers Wörterbuch wird um Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt. Daran arbeitet er derzeit unter anderem im Internet auf der Seite www.rechtschreibreform.com.
(Caroline Mißbach: Den Menschen aufs Maul geschaut. Erlanger Sprachwissenschaftler veröffentlichte ein eigenes Rechtschreibwörterbuch. In: Erlanger Nachrichten die 18.4.2001).
Das wäre, wenn es zuträfe, sicherlich ein Fortschritt in Richtung auf eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs. Es fragt sich nur, in welcher Weise und in welchem Umfang Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt werden.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
Ihre Antwort war für mich wenig brauchbar, weil ich nicht erkennen konnte, welchen der vielen Punkte Sie für einschlägig halten. Meine Frage, in welchen Fällen Sie meine Darstellung für deskriptiv schlechter halten als die des Duden, ist bisher unbeantwortet geblieben, obwohl der pauschale Vorwurf weiterhin dasteht. Und ist es denn wirklich so schwer zu verstehen, daß ich zunächst ein reines Orthographikon entworfen und auch tatsächlich gemacht habe, jetzt aber als Konzession an die Benutzer einige ergänzende Hinweise einbaue? Ob zusätzlich Präferenzregeln in die Variantenschreibung eingefügt werden sollen, ist eine Frage, die wir auf diesen Seiten gerade erörtern. Aber ich muß gestehen, daß ich von dieser rechthaberischen, vollkommen unfruchtbaren Art Diskussion, wo ständig aufgerechnet wird, was einer mal irgendwo gesagt hat oder gemeint haben könnte usw., jetzt erst mal wieder genug habe und mich lieber den konkreten Aufgaben zuwende. Dank an alle, die mir konkrete Hinweise zukommen lassen!
Der Beitrag von Frau Mißbach in den Erlanger Nachrichten geht auf ein Gespräch der freien Mitarbeiterin vor einigen Wochen zurück und zeigt die typischen Verkürzungen und Mißverständnisse (leider konnte ich den Beitrag vor dem Druck nicht mehr sehen), ist aber trotzdem hier in der Region gut aufgenommen worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 20.04.2001 um 22.00
Inzwischen hat Herr Riebe auch auf der Nachrichtenseite sein Donnerwort erschallen lassen. Wie es auf andere wirkt, weiß ich nicht, ich selbst lese allerlei darin und ziehe meine persönlichen Konsequenzen.
Der Beitrag in den Erlanger Nachrichten, auf den ich keinen Einfluß mehr nehmen konnte, zeigt trotz der landläufigen, durchweg harmlosen kleinen Versehen und Verwechslungen (wen interessiert schon, ob die Dudenredaktion, die halbierte Kommission oder das IDS aktiv wird? - es ist doch alles eins!) sehr schön, daß auf den Duden kein Verlaß mehr ist und alles sich im Fluß befindet. Nur darauf kommt es zur Zeit an. Es ist schwierig, mit reformbezogenen Artikeln in die Zeitungen zu kommen, man sollte es aber immer wieder versuchen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Herr Professor Ickler! Ob Versehen und Verwechslungen in der Wissenschaft und im Journalismus harmlos sind, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich habe darüber meine ganz persönliche Meinung. Die Wahrheit wird nicht immer gern gehört. Verschweigen und Halbwahrheiten führen zu Legenden.
Habe den Mut zur Wahrheit! Das kostet dich viele der Freunde; aber es zeigt dir zugleich, was du an ihnen verlorst. - Leuthold, Distichen, 14.
Ich habe als Schulmeister immer versucht, mich nach Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern zu richten. Darin heißt es u.a.: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne (...)
Vor diesem Hintergrund sollten Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
Ich kann nicht erkennen, worin der von Herrn Riebe insinuierte Unterschied zwischen der Theorie des F.A.Z.-Artikels und der Praxis des Wörterbuchs liegen soll. Im Gegenteil scheint es mir eine (nicht allzu gravierende und leicht zu behebende) Schwäche seines Wörterbuchs zu sein, daß Herr Ickler sehr strikt an dem von ihm aufgestellten Grundsatz festgehalten hat, im Duden verzeichnete Schreibweisen blieben weiterhin gültig. Für mindestens 99,99% aller Einträge ist dies natürlich richtig, aber in einigen Fällen erscheinen mir (und nicht nur mir, das ist der springende Punkt) die vom Duden (auch) angebotenen Schreibweisen schlicht als falsch. Falsch, weil sie so vollständig ungebräuchlich sind, daß ihre Verwendung den Schreibenden der Gefahr aussetzt, als jemand angesehen zu werden, der anfallsweise mit der Legasthenie zu kämpfen hat. (Und um nichts anderes geht es, wenn in orthographischen Fragen von »falsch« und »richtig« die Rede ist. Normativisten wie Herr Jansen werden das natürlich nie begreifen.)Daher mein mehrmals wiederholter Ratschlag, obsolete Eindeutschungen wie »scharmant« zu tilgen.
P.S.
Was die jüngste feierliche Einlassung bedeuten soll, bleibt mir, dem protestantischen Atheisten, ebenfalls verborgen. Ich erinnere mich aber, bei Herrn Frielinghaus auch schon dergleichen gelesen zu haben.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern ist zweifellos grundgesetzwidrig, also nichtig, da Bundesrecht Landesrecht bricht.
R. M.
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner! Weil es schon spät ist, möchte ich Ihnen nur ganz kurz einen Zahn ziehen: Meinen Sie wirklich, daß der Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern insgesamt nichtig ist, der das Schulwesen Bayerns betrifft? Auf dem Gebiet der Kulturhoheit der Länder gilt der Grundsatz Bundesrecht bricht Landesrecht nicht.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
lieber Herr Riebe, nicht insgesamt, aber die »Ehrfurcht vor Gott« ist ein Bildungsziel, das genausowenig grundgesetzkonform ist wie Kruzifixe in Schulräumen. (Wobei letztere natürlich noch problematischer sind, weil sie zum Glauben an einen ganz bestimmten Gott ermahnen.)
Übrigens ist die Rechtschreibreform auch nicht mit dem hehren Geschwafel der bayerischen Landesverfassung zu vereinbaren, da sie weder wahr noch gut noch schön ist.
R. M.
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
lieber Herr Riebe, nicht insgesamt, aber die »Ehrfurcht vor Gott« ist ein Bildungsziel, das genausowenig grundgesetzkonform ist wie Kruzifixe in Schulräumen. (Wobei letztere natürlich noch problematischer sind, weil sie zum Glauben an einen ganz bestimmten Gott ermahnen.)
Übrigens ist die Rechtschreibreform auch nicht mit dem hehren Geschwafel der bayerischen Landesverfassung zu vereinbaren, da sie weder wahr noch gut noch schön ist.
R. M.
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Herr Professor Ickler! Ob Versehen und Verwechslungen in der Wissenschaft und im Journalismus harmlos sind, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich habe darüber meine ganz persönliche Meinung. Die Wahrheit wird nicht immer gern gehört. Verschweigen und Halbwahrheiten führen zu Legenden.
Habe den Mut zur Wahrheit! Das kostet dich viele der Freunde; aber es zeigt dir zugleich, was du an ihnen verlorst. - Leuthold, Distichen, 14.
Ich habe als Schulmeister immer versucht, mich nach Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern zu richten. Darin heißt es u.a.: Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne (...)
Vor diesem Hintergrund sollten Wissenschaft, Forschung, Lehre und Journalismus zumindest eines gemeinsam haben: Wahrheit, Sorgfalt, Informations- und Meinungsfreiheit.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
Ich kann nicht erkennen, worin der von Herrn Riebe insinuierte Unterschied zwischen der Theorie des F.A.Z.-Artikels und der Praxis des Wörterbuchs liegen soll. Im Gegenteil scheint es mir eine (nicht allzu gravierende und leicht zu behebende) Schwäche seines Wörterbuchs zu sein, daß Herr Ickler sehr strikt an dem von ihm aufgestellten Grundsatz festgehalten hat, im Duden verzeichnete Schreibweisen blieben weiterhin gültig. Für mindestens 99,99% aller Einträge ist dies natürlich richtig, aber in einigen Fällen erscheinen mir (und nicht nur mir, das ist der springende Punkt) die vom Duden (auch) angebotenen Schreibweisen schlicht als falsch. Falsch, weil sie so vollständig ungebräuchlich sind, daß ihre Verwendung den Schreibenden der Gefahr aussetzt, als jemand angesehen zu werden, der anfallsweise mit der Legasthenie zu kämpfen hat. (Und um nichts anderes geht es, wenn in orthographischen Fragen von »falsch« und »richtig« die Rede ist. Normativisten wie Herr Jansen werden das natürlich nie begreifen.)Daher mein mehrmals wiederholter Ratschlag, obsolete Eindeutschungen wie »scharmant« zu tilgen.
P.S.
Was die jüngste feierliche Einlassung bedeuten soll, bleibt mir, dem protestantischen Atheisten, ebenfalls verborgen. Ich erinnere mich aber, bei Herrn Frielinghaus auch schon dergleichen gelesen zu haben.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 20.04.2001 um 22.00
Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern ist zweifellos grundgesetzwidrig, also nichtig, da Bundesrecht Landesrecht bricht.
R. M.
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner! Weil es schon spät ist, möchte ich Ihnen nur ganz kurz einen Zahn ziehen: Meinen Sie wirklich, daß der Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern insgesamt nichtig ist, der das Schulwesen Bayerns betrifft? Auf dem Gebiet der Kulturhoheit der Länder gilt der Grundsatz Bundesrecht bricht Landesrecht nicht.
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen!
Die von Ihnen genannten Personen wissen durchaus, worum es geht. Ich erinnere an den Beitrag von Theodor Ickler: Duden und ich vom 6.2.2001:
Liebe Kombattanten, da die Diskussion über Grundsatzfragen und mein Wörterbuch immer noch weiterzugehen scheint, möchte ich hier noch einmal meinen programmatischen Artikel abdrucken, der am 14.11.1997, also zu Beginn meiner Wörterbucharbeit, in der F.A.Z. erschienen ist. Vielleicht ist es neben dem Vorwort die deutlichste Erklärung dessen, was ich eigentlich gewollt habe.
Diesen Aufsatz Icklers zitierte ich daher nicht von ungefähr. Wenn Herr Ickler nun meint, meine Antwort sei für ihn wenig brauchbar, widerspricht er sich selbst.
Als weiteres Beispiel unter mehreren nenne ich einen Beitrag von Wolfgang Wrase: Wovon die Rede ist vom 6.2.2001. Ich zitiere daraus nur die sachlichen Abschnitte und lasse die polemischen Passagen weg.
(...) Es ist nicht so, daß ich das Anliegen von Herr Riebe (zuviel Liberalität) unberechtigt fände - das habe ich ihm auch geschrieben. Ich hatte ja auch die Meinung hier im Forum zum Ausdruck gebracht, daß das Wörterbuch grundsätzlich schon verkompliziert werden könnte. Also mehr als bisher Differenzierung, Präzisierung. So ließe sich das undifferenzierte "auch an nicht wenigen Stellen durch ein präziseres meist, überwiegend, seltener o. ä. ersetzen. (...)
Ich gebe aber Herrn Riebe insoweit recht, als es ein verbreitetes Bedürfnis gibt, möglichst wenig undifferenzierte
Varianten angeboten zu bekommen - nämlich dann, wenn man schon nachschlägt, oder auch dann, wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß zwei Varianten kaum je vollkommen austauschbar sind, was ja oft auch zutrifft. (...)
Ich denke, daß künftig ein Kompromiß möglich sein wird, der einerseits dem Bedürfnis nach Präzision und Differenzierung mehr Rechnung trägt, andererseits aber dem Benutzer, wie eben auch jetzt schon, zumuten muß, zur Kenntnis zu nehmen, daß es in vielen Fällen mehrere verbreitete und berechtigte Varianten gibt, bei denen eine erschöpfende Differenzierung unter dem Strich zu viele Nachteile hätte, wenn sie nicht sogar unmöglich ist.
Womöglich arbeitet Professor Ickler bereits an der Lösung, wenn man dem Glauben schenken darf, was in dem fehlerhaften Artikel Caroline Mißbach auf der Nachrichtenseite steht:
Die dritte Auflage von Icklers Wörterbuch wird um Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt. Daran arbeitet er derzeit unter anderem im Internet auf der Seite www.rechtschreibreform.com.
(Caroline Mißbach: Den Menschen aufs Maul geschaut. Erlanger Sprachwissenschaftler veröffentlichte ein eigenes Rechtschreibwörterbuch. In: Erlanger Nachrichten die 18.4.2001).
Das wäre, wenn es zuträfe, sicherlich ein Fortschritt in Richtung auf eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs. Es fragt sich nur, in welcher Weise und in welchem Umfang Bedeutungsangaben der Wörter ergänzt werden.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 20.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
Ihre Antwort war für mich wenig brauchbar, weil ich nicht erkennen konnte, welchen der vielen Punkte Sie für einschlägig halten. Meine Frage, in welchen Fällen Sie meine Darstellung für deskriptiv schlechter halten als die des Duden, ist bisher unbeantwortet geblieben, obwohl der pauschale Vorwurf weiterhin dasteht. Und ist es denn wirklich so schwer zu verstehen, daß ich zunächst ein reines Orthographikon entworfen und auch tatsächlich gemacht habe, jetzt aber als Konzession an die Benutzer einige ergänzende Hinweise einbaue? Ob zusätzlich Präferenzregeln in die Variantenschreibung eingefügt werden sollen, ist eine Frage, die wir auf diesen Seiten gerade erörtern. Aber ich muß gestehen, daß ich von dieser rechthaberischen, vollkommen unfruchtbaren Art Diskussion, wo ständig aufgerechnet wird, was einer mal irgendwo gesagt hat oder gemeint haben könnte usw., jetzt erst mal wieder genug habe und mich lieber den konkreten Aufgaben zuwende. Dank an alle, die mir konkrete Hinweise zukommen lassen!
Der Beitrag von Frau Mißbach in den Erlanger Nachrichten geht auf ein Gespräch der freien Mitarbeiterin vor einigen Wochen zurück und zeigt die typischen Verkürzungen und Mißverständnisse (leider konnte ich den Beitrag vor dem Druck nicht mehr sehen), ist aber trotzdem hier in der Region gut aufgenommen worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 20.04.2001 um 22.00
Inzwischen hat Herr Riebe auch auf der Nachrichtenseite sein Donnerwort erschallen lassen. Wie es auf andere wirkt, weiß ich nicht, ich selbst lese allerlei darin und ziehe meine persönlichen Konsequenzen.
Der Beitrag in den Erlanger Nachrichten, auf den ich keinen Einfluß mehr nehmen konnte, zeigt trotz der landläufigen, durchweg harmlosen kleinen Versehen und Verwechslungen (wen interessiert schon, ob die Dudenredaktion, die halbierte Kommission oder das IDS aktiv wird? - es ist doch alles eins!) sehr schön, daß auf den Duden kein Verlaß mehr ist und alles sich im Fluß befindet. Nur darauf kommt es zur Zeit an. Es ist schwierig, mit reformbezogenen Artikeln in die Zeitungen zu kommen, man sollte es aber immer wieder versuchen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.04.2001 um 22.00
Da das neue Forum für das Schreiben und insbesondere das Korrigieren wesentlich vorteilhafter ist als das beliebte alte Gästebuch, habe ich meine Entgegnung dort abgeliefert.
Unter die Turbulenzen der vergangenen Tage hoffe ich damit einen SCHLUSSSTRICH gezogen und die Gedanken in eine andere Richtung gelenkt zu haben.
Also, wen es interessiert: Unter »Rechtschreibreform...« die Unterrubrik: Sinn der Reformkritik, Sinn der Sprache.
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2001 um 22.00
HALLO NOBBY ICH BIN DA
NOBBI
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2001 um 22.00
Entschuldige Dich, aber sofort!
Wie kannst Du mich als Retter der Rechtschreibreform bezeichnen?!
Nobby
Joch
eingetragen von anonymer Gast am 19.04.2001 um 22.00
Whos who?
Waus wau?
WauWauWau.Rechtschreibreform.Geh!!!
eingetragen von anonymer Gast am 19.04.2001 um 22.00
Das muß so heißen:
wauwauwau.rechtschreibreform.komm
bzw.
wrauwrauwrau.rechtschreibreform.geh
WWW.Gnadenlos.k_o
eingetragen von Gast am 19.04.2001 um 22.00
Ich habe eine Vermutung, worin das Anneinandervorbeirreden zwischen Wrase/Ickler und Riebe besteht. Es geht natürlich um die zentrale Äußerung, die differenzierte Darstellung des Schreibusus sei gegenüber dem alten Duden im Ickler erst ansatzweise erreicht. Ickler und Wrase nehmen für sich in Anspruch, den Schreibusus differenzierter darzustellen als der alte Duden. Damit meinen sie: Die Schreibrealität war natürlich nicht so eindeutig bzw. einheitlich, wie es im Duden dargestellt wurde; es gab viel mehr Variation. Wer einen größeren Teil dieser Variation im Wörterbuch darstellt, ist differenzierter, würde ich auch meinen. Herr Riebe hingegen scheint zu meinen: Diese Variation allein zu konstatieren, sei vor allem immer dann unbefriedigend, wenn eine eindeutige Zuordnung von unterschiedlichen Schreibweisen zu bestimmten Bedeutungen nicht gemacht wird. Diesen Schritt aber eine differenzierte(re) Darstellung zu nennen, ist zumindest missverständlich, denn man unterschlägt damit den normativen Eingriff. Die Formulierung tut so, als bestehe diese eindeutige Zuordnung schon ohne das eigene Zutun und man müsse sie nur noch darstellen. Herr Riebe ist vermutlich nur einer von vielen, die immer noch dem Wunsch anhängen, dass dies doch idealerweise das Gleiche sein sollte, so hat man es ja auch all die Jahrzehnte in Bezug auf den Duden glauben wollen. Es war der Traum von der Einheit, die zugleich frei und dennoch regelkonform und damit geordnet ist. Riebes Wunsch ist verständlich und legitim und vor allem nicht neu. Er will aber das, was er fordert, offenbar nicht beim Namen nennen: Bringt bitte Ordnung in die Variation!. Der Duden hat selber systematisch durch Formulierungen immer unterstellt, dass er nur konstatieren würde (... wird meist groß geschrieben...). Es galt offenbar ein Tabu zu verschleiern. Vielleicht ist das auch nur eine stilistische Frage, dass nämlich die normative Textsorte einfach gerne als deskriptiv erscheint. Ickler macht meiner Meinung nach umgekehrt den Fehler, die Schreibrealität Rechtschreibung zu nennen. Ich meine, Rechtschreibung heißt die kodifizierte Norm. Ende aus!
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.04.2001 um 22.00
Unter Sprachwissenschaftlern ist unstrittig, daß es sowohl kodifizierte als auch inhärente Normen gibt. Dies nur, damit kein Streit um Worte entsteht. Kodifizierte Normen wiederum können Versuche sein, die inhärenten Normen auszuformulieren (das ist mein Ansatz); oder sie sind extern gesetzt (wie jetzt teilweise durch die Reformer geschehen).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.04.2001 um 22.00
Ich habe eine Vermutung, worin das Anneinandervorbeirreden zwischen Wrase/Ickler und Riebe besteht. Es geht natürlich um die zentrale Äußerung, die differenzierte Darstellung des Schreibusus sei gegenüber dem alten Duden im Ickler erst ansatzweise erreicht. Ickler und Wrase nehmen für sich in Anspruch, den Schreibusus differenzierter darzustellen als der alte Duden. Damit meinen sie: Die Schreibrealität war natürlich nicht so eindeutig bzw. einheitlich, wie es im Duden dargestellt wurde; es gab viel mehr Variation. Wer einen größeren Teil dieser Variation im Wörterbuch darstellt, ist differenzierter, würde ich auch meinen. Herr Riebe hingegen scheint zu meinen: Diese Variation allein zu konstatieren, sei vor allem immer dann unbefriedigend, wenn eine eindeutige Zuordnung von unterschiedlichen Schreibweisen zu bestimmten Bedeutungen nicht gemacht wird. Diesen Schritt aber eine differenzierte(re) Darstellung zu nennen, ist zumindest missverständlich, denn man unterschlägt damit den normativen Eingriff. Die Formulierung tut so, als bestehe diese eindeutige Zuordnung schon ohne das eigene Zutun und man müsse sie nur noch darstellen. Herr Riebe ist vermutlich nur einer von vielen, die immer noch dem Wunsch anhängen, dass dies doch idealerweise das Gleiche sein sollte, so hat man es ja auch all die Jahrzehnte in Bezug auf den Duden glauben wollen. Es war der Traum von der Einheit, die zugleich frei und dennoch regelkonform und damit geordnet ist. Riebes Wunsch ist verständlich und legitim und vor allem nicht neu. Er will aber das, was er fordert, offenbar nicht beim Namen nennen: Bringt bitte Ordnung in die Variation!. Der Duden hat selber systematisch durch Formulierungen immer unterstellt, dass er nur konstatieren würde (... wird meist groß geschrieben...). Es galt offenbar ein Tabu zu verschleiern. Vielleicht ist das auch nur eine stilistische Frage, dass nämlich die normative Textsorte einfach gerne als deskriptiv erscheint. Ickler macht meiner Meinung nach umgekehrt den Fehler, die Schreibrealität Rechtschreibung zu nennen. Ich meine, Rechtschreibung heißt die kodifizierte Norm. Ende aus!
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.04.2001 um 22.00
Unter Sprachwissenschaftlern ist unstrittig, daß es sowohl kodifizierte als auch inhärente Normen gibt. Dies nur, damit kein Streit um Worte entsteht. Kodifizierte Normen wiederum können Versuche sein, die inhärenten Normen auszuformulieren (das ist mein Ansatz); oder sie sind extern gesetzt (wie jetzt teilweise durch die Reformer geschehen).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 19.04.2001 um 22.00
Whos who?
Waus wau?
WauWauWau.Rechtschreibreform.Geh!!!
eingetragen von anonymer Gast am 19.04.2001 um 22.00
Das muß so heißen:
wauwauwau.rechtschreibreform.komm
bzw.
wrauwrauwrau.rechtschreibreform.geh
WWW.Gnadenlos.k_o
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.04.2001 um 22.00
Da das neue Forum für das Schreiben und insbesondere das Korrigieren wesentlich vorteilhafter ist als das beliebte alte Gästebuch, habe ich meine Entgegnung dort abgeliefert.
Unter die Turbulenzen der vergangenen Tage hoffe ich damit einen SCHLUSSSTRICH gezogen und die Gedanken in eine andere Richtung gelenkt zu haben.
Also, wen es interessiert: Unter »Rechtschreibreform...« die Unterrubrik: Sinn der Reformkritik, Sinn der Sprache.
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2001 um 22.00
HALLO NOBBY ICH BIN DA
NOBBI
eingetragen von Norbert Schäbler am 19.04.2001 um 22.00
Entschuldige Dich, aber sofort!
Wie kannst Du mich als Retter der Rechtschreibreform bezeichnen?!
Nobby
Joch
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Herr Riebe hat mich gebeten, meine Äußerungen vom 17. 4. noch einmal zu erläutern. Hier ein Versuch.
Der Duden mußte nicht von den Regeln abweichen, um Normen zu setzen, es genügte, wenn er dort, wo die Regeln von 1901 Freiräume gelassen hatten (wie bei der GKS und der Zeichensetzung), Regelungen »fand«. Vor allem: Durch die Privilegierung seitens der KMK wurde alles automatisch zur Norm.
Das Spiel mit Haupt- und Nebenvarianten fand dort statt, wo eine Eliminierung von Doppelschreibungen noch nicht gewagt wurde.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
Herr Ickler hat das Prinzip der GZS (zwar im Zusammenhang mit den trennbaren Verben, aber in einer Weise, daß es auf die GZS insgesamt zutrifft) in seinem Buch Die sogenannte Rechtschreibreform (Seite 51 oben) so formuliert: Die Schreibenden deuten damit (= mit dem Zusammenschreiben) gewisse strukturelle und semantische Beziehungen an, die dem Leser einen wichtigen Hinweis auf die richtige Betonung und Interpretation des Geschriebenen geben.
Dieses Prinzip kann von allen Reformgegnern uneingeschränkt akzeptiert werden.
Die Reformer haben es aufgegeben und durch absurde Kriterien ersetzt.
Wenn wir Reformgegner verschiedener Meinung sind, dann geht es eigentlich nur um die folgenden Fragen:
Wann ist der Hinweis so wichtig, daß die Zusammenschreibung im Interesse des Lesers verpflichtend vorgeschrieben werden sollte? (vielleicht sogar dann, wage ich zu fragen, wenn in der Praxis des öfteren getrennt geschrieben wurde?)
Wann ist der Hinweis weniger wichtig, so daß es dem Schreibenden freigestellt werden kann, wie er schreiben will?
Darüber können wir uns sachlich und ruhig unterhalten. Denn wir sind im selben Lager, im Lager derjenigen, die durch Zusammenschreibung wichtige Hinweise geben wollen, und nicht im Lager derer, die sich bei der Erfindung ihrer Kriterien Karl Valentin zum Vorbild genommen haben. Von den Reformern trennen uns Welten.
Wir können natürlich darüber streiten, ob man zum Beispiel die Zusammenschreibung von geradestehen = für etwas die Verantwortung übernehmen verpflichtend vorschreiben soll oder nicht.
Ich selber neigte dazu, wäre ich Verfasser eines Rechtschreibwörterbuchs, eben diese Zusammenschreibung vorzuschreiben oder wenigstens dringend zu empfehlen. Denn ich empfinde geradestehen (für etwas) als ein richtiges Wort. Es steht fast in jedem Lexikon. Wir wollen uns ja nicht beteiligen an der Wortvernichtung. Wir wollen die Gegenwartssprache abbilden.
Daß auch die Reformer geradestehen erhalten wollen, hat einen lustigen Zufallsgrund: gerade sei in diesem Fall nicht erweiter- oder steigerbar.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.04.2001 um 22.00
machen mich zornig. Das betraf aus verschiedenen Gründen und in verschiedenem Maße zuletzt Herrn Lachenmann (seit kurzem, aber mit einem bestimmten längerfristigen Hintergrund), Herrn Riebe (schon länger) und Herrn Jansen (schon immer). Ich will das hier nicht über Gebühr ausbreiten, weil ich selbst kein Interesse an sachfremden Diskussionen habe.
Für meine Entscheidung, ob ich hier weiter teilnehmen möchte, ist es allerdings wesentlich, daß wenigstens ein Teil davon geklärt wird. Ich zitiere Herrn Riebe:
-> Mit Worten läßt sich trefflich streiten, wenn man die Worte eines anderen - wie Herr Wrase es tut - aus dem Zusammenhang reißt, ein wenig anders interpretiert, umformuliert und als vielfaches Echo immer wieder vorträgt, so wie man es eben für einen Streit braucht, und indem man außerdem erläuternde Beispiele einfach wegläßt. Die vielfachen Echos Wrasescher Herkunft stimmen mit dem Originalton nicht überein. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Vervielfachung und Verfälschung fremder Kritik steckt. Manch einer traut sich eben nicht, seine revoluzzerhaft kritischen Gedanken selber gegenüber dem Meister klar auszusprechen. Also braucht solch ein Advocatus diaboli einen Sündenbock oder Einfaltspinsel, der nicht alle Tassen im Schrank hat (Wrase), dem er dann seine eigene Kritik entsprechend scharf und zugespitzt in den Mund legen kann.
Stimmen die Vorwürfe von Herrn Riebe, und/oder stimmt es, was ich über ihn geschrieben habe? Wenn die Stellungnahme von Herrn Riebe unkommentiert so hingenommen wird, werde ich mich hier verabschieden.
Zu Herrn Riebes Rechtfertigung könnte ich viel antworten, möchte mich aber auf einen Punkt beschränken: Herr Riebe selbst versteckt sich feige hinter einem Sündenbock, nämlich hinter Professor Ickler, wenn er bei seinem Dementi (seriöse Aufklärungsarbeit nennt er das) behauptet, er habe den Vorwurf der Beliebigkeit nur von Professor Ickler übernommen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.04.2001 um 22.00
Wer hier weiterhin mit solchen Begriffen »diskutieren« will, sollte die Diskussion tatsächlich so schnell wie möglich verlassen - Expertentum hin oder her.
Das ist jedenfalls meine unmaßgebliche Meinung. Jedesmal wenn hier wieder einigermaßen Frieden einkehren will, legt der Mann wieder los.
Ich kann nur wiederholen: wenn Wrase im Fachlichen so objektiv und sachlich operiert wie in der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung, mag man dem Wert seiner Leistungen für »unser
Wörterbuch« nicht allzuviel Bedeutung zutrauen. Nun ist bzw. wird es gottseidank nicht »seins«.
Leider erscheinen seine intellektuellen Leistungen hier in unserer Diskussion ungefiltert.
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Die werthen Mit-Streitern seien daran erinnert, daß die Seite www.rechtschreibreform.com heißt, nicht www.diskussionsstil.de oder www.argumentationsweise.de.
R. M.
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
Was hat Karl Valentin mit der neuen GZS zu tun?
Ich kann mich erinnern, daß Valentin einmal zum Thema Verkehrsregelung, göttlich blödelnd, sinngemäß solche Vorschläge gemacht hat: Von ein Uhr bis zwei Uhr fahren alle Radfahrer, von zwei Uhr bis drei Uhr fahren alle Mopedfahrer, von drei Uhr bis vier Uhr fahren alle Autofahrer mit Vornamen Anton usw...
Ganz ähnlich sind die neuen Regelungen zur GZS - allerdings nicht herrlich blödelnd, sondern schildbürgermäßig ernstgemeint: wenn man ganz oder sehr vorne hinsetzen kann, schreiben wir getrennt, wenn nicht, dann zusammen..., weil man sagen kann besser bekannt, schreiben wir wohlbekannt getrennt..., wenn hoch relativ gebraucht wird, schreiben wir getrennt: eine hoch stehende Persönlichkeit, wenn hoch als Richtungsangabe gebraucht wird, schreiben wir zusammen: an der Mauer hochspringen... wenn hoch rein intensivierend gebraucht wird, schreiben wir auch zusammen: hochbetagt, hochanständig (aber kann ich nicht steigern: höchst anständig??? Warum nicht doch getrennt???)... Das alles könnte, wie gesagt, göttlicher Blödsinn sein, wenn es von Karl Valentin stammte!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Nach einer Woche aus der Bundeshauptstadt zurück, überfliege ich die enorme Produktion auf diesen Seiten und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß etwas mehr Turbulenzen zu verzeichnen sind, als wenn ich dabeigewesen wäre. Hoffentlich wirken meine Beiträge nicht als Schlafmittel. Ich will aber doch versuchen, wieder ein bißchen mäßigend zu wirken. Außerdem können Fragem die mein Wörterbuch betreffen, jetzt auch wieder unmittelbar an mich gerichtet werden.
In Berlin habe ich mich übrigens wieder einmal vom beklagenswerten Zustand der Berliner Zeitungen überzeugen können. Ob Tagesspiegel oder Springer-Blätter - es ist erbärmlich!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
weil es eine allgemein interessierende Frage ist und weil es das Wörterbuchunternehmen fördern könnte, möchte ich Sie folgendes fragen:
Sie erwecken in einem Ihrer letzten Beiträge den Eindruck, im Duden von 1991 sei die Beschreibung des Schreibgebrauchs (deskriptiver Ansatz) weitgehend gelungen, in meinem Wörterbuch dagegen nur ansatzweise. Das kann ja nur heißen, daß meine Beschreibung schlechter ist als die durch den alten Duden. Natürlich trifft mich das bis ins Mark, denn meine ganze Bemühung war ja darauf gerichtet, die Beschreibung besser als der Duden zu machen, und ich habe auch an Hunderten von Beispielee gezeigt, daß mir das gelungen ist. Könnten Sie denn Ihrerseits nun mal ein paar Beispiel bringen? Ich meine aber natürlich nicht Fälle, in denen der alte Duden dichter an seinen eigenen Regeln (also Präskriptionen) bleibt als ich. (Diese Klausel füge ich ein, weil ich von Ihnen bisher keine Bezugnahme auf den tatsächliche Gebrauch habe feststellen können, sondern Sie immer nur die alte Norm gegen meine Beschreibungen gehalten haben.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.04.2001 um 22.00
...brauchts ja nun auch wieder nicht, denn einschläfern wollen wir ja denn doch keines unserer aufgeregten und bissigen Streicheltierchen.
Ich hatte schon mal zu Baldrian geraten. Leider vergeblich.
Bitte lassen Sie uns nie mehr allein, es war entsetzlich!
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
diesen Beitrag schreibe ich für Sie, Herrn Riebe und alle, die sich angesprochen fühlen: Damit wir uns nicht mißverstehen, Herr Lachenmann, mein voriger Beitrag sollte keine Einmischung in Ihren persönlichen Disput mit Herrn Wrase sein. Es sollte sich nur jeder, der hier mitdiskutiert, überlegen, konstruktive Kritik zu üben, statt sich hier in Detailfragen festzubeißen und seine Sicht der Dinge mit einer Verbissenheit immer und immer wieder zu verteidigen, obwohl von Herrn Ickler oft genug und mit Engelsgeduld widerlegt.
Das führt dann dazu, daß ein Dritter, derjenige, der eigentlich mit seinen Worten nur wiederholt, was Herr Ickler schon ausgeführt hat, dabei aber nicht so eine Geduld wie dieser an den Tag legt, plötzlich als Gegner ausgemacht wird.
Vielleicht haben bei Herrn Wrase die Emotionen manchmal höhere Wellen schlagen lassen, als es bei einem anderen der Fall gewesen wäre - obwohl ich ihm hier nicht das Wort reden will, menschlich in vielen Fällen, denke ich, nachvollziehbar. Wenn Herr Wrase sich hier nun zurückziehen sollte, würde ich das persönlich als Verlust empfinden und sehr bedauern, denn eines kann man Herrn Wrase bestimmt nicht nachsagen, nämlich kein Engagement für unsere Sache zu erbringen; und an seiner fachlichen Kompetenz, zwar nicht auf der Ebene eines Prof. Dr. Ickler (hat er auch nie behauptet, und wer von uns kann sich dessen schon rühmen?) kann wohl ernsthaft ebenfalls niemand zweifeln!
Daß er bei den Beiträgen eines L. K. seinen Empfindungen freien Lauf gelassen hat, findet meine vollste Unterstützung, Herr Lachenmann.
Was ich von den Beiträgen eines Herrn Jansen halte, habe ich in einem früheren Beitrag schon einmal kundgetan. Ich kann es hier sinngemäß gern wiederholen: eitle Selbstdarstellung und/oder Beschäftigungstherapie für Reformgegner - tut mir leid, Herr Lachenmann, anders sehe ich es nun mal nicht. Sie mögen anders darüber denken, das bleit Ihr gutes Recht.
Falls die Diskussionen aber weiterhin so geführt werden, wie hier in letzter Zeit zu sehen war, kann das eigentlich die Reformer nur jubeln lassen.
Mir scheint, der Streit um Detailfragen, so wichtig er manchmal auch sein mag, wird hier zum alles beherrschenden Thema hochstilisiert. Dabei sollte aber das eigentliche Ziel aller Reformgegner sein und bleiben, diese Schwachsinns-Reform zu kippen bzw. die Rücknahme der Regeln zu erwirken! Das muß oberste Maxime bleiben!
Unser Streben kann daher doch nur sein: alte Regeln ja, Dudenauslegung derselben mit seinen Spitzfindigkeiten und nicht regelkonformen Einzelfallauslegungen nein. Und das wiederum führt zwangsläufig in Herrn Icklers Richtung.
Daß auch ich, wie vielleicht viele andere auch, mir ein Wörterbuch mit den Erklärungen zu den Stichworteinträgen, wie sie der Duden bringt, gewünscht hätte, muß ich hier ja nicht wiederholen. Die Tatsache aber, daß es zu keiner Zeit Herrn Icklers Absicht war, über ein reines Wörterbuch hinauszugehen (er hat es oft genug hier kundgetan), veranlaßt mich nun aber nicht dazu, dieses immer wieder und in welcher Forma auch immer von Herrn Ickler einzufordern.
Als Verleger (hoffentlich irre ich mich da jetzt nicht), Herr Lachenmann, muß Ihnen bestimmt keiner sagen, wieviel Arbeit nötig ist, von quasi Null auf so ein Wörterbuch zu kommen. Daß Herr Ickler nicht über die über Jahre gewachsenen einschlägigen Datenbänke wie Duden verfügt, sein hier nur am Rande vermerkt. Entscheidend ist doch erst einmal, den Reformern und Kultusministern zu beweisen, daß das, was die Reformer (übrigens über einen ungleich längeren Zeitraum) an Regeln und deren Auslegung zustande gebracht haben, drittklassige Arbeit ist. Das jedenfalls ist Herrn Ickler hervorragend gelungen, und Erfolge hat es ja nachweislich auch schon gebracht. Nur so kann man dieser verschworenen Gemeinschaft von drittklassigen Reformern, selbstherrlichen Kultusministern und deren Unterstützer beikommen. Seien wir doch mal ehrlich (ohne hier die Leistungen von z. B. Herrn Peil und anderen schmälern zu wollen): Wer von uns wäre denn in der Lage, etwas Vergleichbares überhaupt zu erbringen, wie Herr Ickler dieses getan hat. Es kann ihm also gar nicht hoch genug angerechnet werden, was er für unsere, ich hoffe doch immer noch gemeinsame Sache schon geleistet hat und immer noch leistet. Ich denke, das stellt hier aber auch niemand ernsthaft in Abrede. Wenn ich richtig informiert bin, wird die überarbeitete Ausgabe seines Rechtschreibwörterbuches, das in Arbeit ist, schon etwas ausführlicher sein als die Erstausgabe. Warten wir es also erst einmal ab. Zu konstruktiver Kritik ist danach immer noch Zeit - für eine evtl. Neubearbeitung und/oder vielleicht auch Erweiterung? Diese Frage jedoch kann nur Herr Ickler selbst beantworten.
So, nun hoffe ich, daß dieser Beitrag nicht als Aufforderung zu einem unendlichen Hin und Her an Rechthaberei und Schuldzuweisung mißverstanden wird.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Manfred Riebe am 18.04.2001 um 22.00
Wolfgang Wrase verwendet wieder den Ausdruck Beliebigkeit. Schon am 19.04.2001 behauptete er in seiner Antwort zu Herrn Riebe: Keiner hat öfter Beliebigkeitsschreibung! gerufen als Sie selbst, Herr Riebe.
Nun bittet er das Publikum um Kommentare, andernfalls werde er sich hier verabschieden. Bereits in seinem Eintrag Lieber Herr Lachenmann! schrieb Herr Wrase am 19.04.: Wissen Sie, mich kotzt das alles dermaßen an, ich erwäge, ob ich dieses Affentheater nicht einfach verlasse.
Es gibt einen einfachen Test, den Wahrheitsgehalt der Wraseschen Behauptung festzustellen: Man wähle das Menü Bearbeiten und klicke auf Rahmen durchsuchen und gebe das gesuchte Wort Beliebigkeitsschreibung ein. Könnte es sein, daß im Zusammenhang mit dem Ickler-Wörterbuch Herr Wrase der fleißigste Rufer des Wortes Beliebigkeitsschreibung war?
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich wollte den alten Brei nicht breittreten, tue es aber auf Ihren ausdrücklichen Wunsch hin.
Bei Ihrer Frage kommt es darauf an, was man unter Deskription versteht. Hierfür erhielt ich eine Anregung von Reinhard Markner in seiner Auseinandersetzung mit Herrn Wrase. Herr Markner schrieb am 15.04.2001 im Gästebuch:
Soweit ich weiß (und ich weiß es sehr genau), ist auch Herr Ickler der Meinung, sein Wörterbuch sei verbesserungsfähig. Eine genauere Deskription des Usus würde im Fall von »gerade_stehen« ungefähr so aussehen: Zusammenschreibung (nur) bei Gebrauch in übertragener Bedeutung gängig. Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird.
Dies ergänzte Herr Markner in seinem Beitrag Ad Wrase am 15.04.2001:
(...) Warum sollte ein Irrtum der Duden-Redaktion etwas gegen meinen Vorschlag einer differenzierten Beschreibung des Usus besagen ? Natürlich stellt sich die Frage, bei welchen Einträgen eine solche differenzierte Beschreibung nötig ist. Sie ist aber ohnehin nicht zu umgehen. Ich würde in diesem Fall sagen : ja, sie ist sinnvoll, so wie sie zum Beispiel bei bekannt_machen auch sinnvoll ist. Eine Einzelfallprüfung ist nötig, Einzelfallfestlegungen folgen daraus aber nicht zwangsläufig, zumal Formulierungen wie meist oder üblich ja allenfalls Empfehlungen andeuten.
Ich stimmte Herrn Markner in meinem Beitrag Präskription oder Deskription? vom 15.04.2001 zu, daß nähere Explikationen nötig seien:
(...) Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise. Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Es handelt sich also um die bereits bekannte unterschiedliche Auffassung, wie genau und differenziert die Beschreibung des Sprachgebrauchs sein sollte, die Sie ja seit Dezember 1999 / Januar 2000 kennen. Andere Diskussionsteilnehmer drückten es sinngemäß ganz ähnlich aus. Da Herr Wrase darüber bestens informiert ist, wunderte ich mich, daß er in der ihm eigenen Weise überreagierte. Ich habe immer Ihren Artikel Fetisch oder Norm im Sinn. Darin schrieben Sie:
Das Rechtschreibwörterbuch aber hat den Usus (Sprachgebrauch) zu beschreiben. Was es den beobachtbaren Tatsachen an Begründungen, Erklärungen, ja auch nur an Regeln hinzufügt, ist Theorie und kann falsch sein. Damit wird es unbeachtlich. Denn falsche Theorien kann nicht einmal eine Kultusministerkonferenz verbindlich machen. Aus diesen Überlegungen geht nebenbei auch hervor, daß das Wörterverzeichnis und nicht das Regelwerk der Kern der Orthographie ist und daß es eine Zumutung war, der Öffentlichkeit jahrelang nur ein neues Regelwerk ohne Wörterbuch zu präsentieren. (...)
Was die Grammatik erlaubt, kann die Orthographie nicht verbieten. Das ist der Kernsatz einer richtigen Dudenexegese.( ...) Einmal aufmerksam geworden, entdeckt man, daß fast alle Dudenregeln Kann-Bestimmungen sind, Spielräume eröffnen (...)
Fast alle Bedenken, die man gegen Widersprüche und Haarspaltereien des Duden vorgebracht hat, lassen sich nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation beseitigen. Daraus ergibt sich von selbst, wie zu verfahren ist, wenn man die von den Kultusministern leichtfertig zerstörte Einheit der deutsche Orthographie wiederherstellen will: Die gewohnten Schreibweisen bleiben gültig, ihre Kodifikation wird - nach dem unwiderruflichen Ende des Dudenprivilegs - auf eine andere, weder kommerziell interessierte noch politisch gebundene Instanz übertragen, damit die Schulen etwas haben, woran sie sich halten können. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hätte hier im übrigen eine verdienstvolle Aufgabe (...)
Da es nur um eine Rekonstruktion, das heißt um die Erfassung und Beschreibung des Usus geht und nicht um eine Neukonstruktion, hält die Arbeit sich sehr in Grenzen. Bei der Neufassung der Regeln sollten folgende drei Grundsätze gelten: Erstens bleiben alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, richtig. Zweitens sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen. Und drittens kann keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, orthographisch als falsch gelten. Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen. Was bisher für die sogenannte Rechtschreibreform ausgegeben wurde, ist so oder so verlorenes Geld. Die Wiederherstellung normaler Zustände jedenfalls ist kostenlos zu haben. Man muß sie nur wollen.
(Ickler, Theodor: Fetisch oder Norm. Ein Weg aus der Rechtschreibkrise. In: FAZ 14.11.97, S. 41).
Stehen Sie noch zu Ihrem Artikel?
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
ich lasse mich ja gerne von Ihnen in extenso zitieren und stehe auch zu meinen Aussagen, aber das Ergebnis der Diskussion um gerade_stehen war, daß der Eintrag im Ickler grundsätzlich richtig, aber präzisierungsfähig oder -bedürftig, der Eintrag im Duden hingegen teilweise falsch ist. Dieses Beispiel kann also nicht als Beleg für Ihre These dienen, daß die Deskription des Sprachgebrauchs im Duden zutreffender war als sie es im Ickler ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Was Herr Riebe als Antwort auf meine kleine Anfrage vorlegt, ist für mich wenig brauchbar. Er verlegt sich - nicht zum erstenmal - auf die Methode, mir ein Zitat aus einer früheren Arbeit vorzulegen, das so umfangreich ist, daß ich gar nicht mehr erkennen kann, wo eigentlich der entscheidende Punkt ist. Mit meinem FAZ-Beitrag damals habe ich nicht nur erstmals das Programm einer deskriptiven Darstellung der deutschen Rechtschreibung vorgelegt, sondern auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zum Jagen tragen wollen - leider vergeblich, wie man weiß. Ich könnte jetzt natürlich die einzelnen Thesen von damals aufs neue begründen, aber wozu? Sie sind kalr genug, und ichstehe natürlich dazu, was aber hier ganz irrelevant ist, denn inzwischen habe ich das Wörterbuch ja gemacht, das mir damals vorschwebte, und in bezug darauf habe ich die wohl nicht unbillige Frage gestellt, in welcher Hinsicht meine Deskription den Tatsachen weniger gerecht wird als die des alten Duden. Über die Verbesserungsbedürftigkeit des Buches zu reden erübrigt sich, da ich ja von Anfang ausdrücklich unter dieser Voraussetzung gearbeitet habe und die Revision im Gange ist. Sie wird übrigens, was das Orthographische betrifft, nichts Wesentliches betreffen.
Herrn Wrase verdanke ich außerordentlich viel und sehe ihm daher seine Ungeduld gern nach; daß er sich über die Absurditäten, die ihm im Beruf täglich begegnen, aufregt und sich ab und zu abreagieren muß, kann ich gut verstehen. Gerade kommt mir der Buchprospekt Fischer Lesezeichen in die Finger. Es ist unglaublich, womit große Verlage ihr Publikum traktieren. Und daß die Werbewirtschaft mit ihren viel versprechenden Angeboten glaubt, modern zu sein, das ist wirklich zum Haare ausraufen (um mal denselben Stil zu pflegen).
Übrigens: Daß die Reformer sich über hier gelegentlich tobenden Streit amüsieren, glaube ich nicht. Nicht einmal ein Augst, der ja wirklich zu beinahe allem bereit ist, kann stolz darauf sein, Urheber dieser Reform zu sein, deren Mißlungenheit ja nun geradezu sprichwörtlich ist. Ein offenes Diskussionsforum wie dieses kann nur Gegenstand des Neides und der Beschämung für die letzten Endes doch erfolglosen Mafiosi sein. Im Gegensatz zu ihnen haben wir bisher keinen Schaden angerichtet, sondern nur Gutes bewirkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Was Herr Riebe als Antwort auf meine kleine Anfrage vorlegt, ist für mich wenig brauchbar. Er verlegt sich - nicht zum erstenmal - auf die Methode, mir ein Zitat aus einer früheren Arbeit vorzulegen, das so umfangreich ist, daß ich gar nicht mehr erkennen kann, wo eigentlich der entscheidende Punkt ist. Mit meinem FAZ-Beitrag damals habe ich nicht nur erstmals das Programm einer deskriptiven Darstellung der deutschen Rechtschreibung vorgelegt, sondern auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zum Jagen tragen wollen - leider vergeblich, wie man weiß. Ich könnte jetzt natürlich die einzelnen Thesen von damals aufs neue begründen, aber wozu? Sie sind kalr genug, und ichstehe natürlich dazu, was aber hier ganz irrelevant ist, denn inzwischen habe ich das Wörterbuch ja gemacht, das mir damals vorschwebte, und in bezug darauf habe ich die wohl nicht unbillige Frage gestellt, in welcher Hinsicht meine Deskription den Tatsachen weniger gerecht wird als die des alten Duden. Über die Verbesserungsbedürftigkeit des Buches zu reden erübrigt sich, da ich ja von Anfang ausdrücklich unter dieser Voraussetzung gearbeitet habe und die Revision im Gange ist. Sie wird übrigens, was das Orthographische betrifft, nichts Wesentliches betreffen.
Herrn Wrase verdanke ich außerordentlich viel und sehe ihm daher seine Ungeduld gern nach; daß er sich über die Absurditäten, die ihm im Beruf täglich begegnen, aufregt und sich ab und zu abreagieren muß, kann ich gut verstehen. Gerade kommt mir der Buchprospekt Fischer Lesezeichen in die Finger. Es ist unglaublich, womit große Verlage ihr Publikum traktieren. Und daß die Werbewirtschaft mit ihren viel versprechenden Angeboten glaubt, modern zu sein, das ist wirklich zum Haare ausraufen (um mal denselben Stil zu pflegen).
Übrigens: Daß die Reformer sich über hier gelegentlich tobenden Streit amüsieren, glaube ich nicht. Nicht einmal ein Augst, der ja wirklich zu beinahe allem bereit ist, kann stolz darauf sein, Urheber dieser Reform zu sein, deren Mißlungenheit ja nun geradezu sprichwörtlich ist. Ein offenes Diskussionsforum wie dieses kann nur Gegenstand des Neides und der Beschämung für die letzten Endes doch erfolglosen Mafiosi sein. Im Gegensatz zu ihnen haben wir bisher keinen Schaden angerichtet, sondern nur Gutes bewirkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
ich lasse mich ja gerne von Ihnen in extenso zitieren und stehe auch zu meinen Aussagen, aber das Ergebnis der Diskussion um gerade_stehen war, daß der Eintrag im Ickler grundsätzlich richtig, aber präzisierungsfähig oder -bedürftig, der Eintrag im Duden hingegen teilweise falsch ist. Dieses Beispiel kann also nicht als Beleg für Ihre These dienen, daß die Deskription des Sprachgebrauchs im Duden zutreffender war als sie es im Ickler ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich wollte den alten Brei nicht breittreten, tue es aber auf Ihren ausdrücklichen Wunsch hin.
Bei Ihrer Frage kommt es darauf an, was man unter Deskription versteht. Hierfür erhielt ich eine Anregung von Reinhard Markner in seiner Auseinandersetzung mit Herrn Wrase. Herr Markner schrieb am 15.04.2001 im Gästebuch:
Soweit ich weiß (und ich weiß es sehr genau), ist auch Herr Ickler der Meinung, sein Wörterbuch sei verbesserungsfähig. Eine genauere Deskription des Usus würde im Fall von »gerade_stehen« ungefähr so aussehen: Zusammenschreibung (nur) bei Gebrauch in übertragener Bedeutung gängig. Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird.
Dies ergänzte Herr Markner in seinem Beitrag Ad Wrase am 15.04.2001:
(...) Warum sollte ein Irrtum der Duden-Redaktion etwas gegen meinen Vorschlag einer differenzierten Beschreibung des Usus besagen ? Natürlich stellt sich die Frage, bei welchen Einträgen eine solche differenzierte Beschreibung nötig ist. Sie ist aber ohnehin nicht zu umgehen. Ich würde in diesem Fall sagen : ja, sie ist sinnvoll, so wie sie zum Beispiel bei bekannt_machen auch sinnvoll ist. Eine Einzelfallprüfung ist nötig, Einzelfallfestlegungen folgen daraus aber nicht zwangsläufig, zumal Formulierungen wie meist oder üblich ja allenfalls Empfehlungen andeuten.
Ich stimmte Herrn Markner in meinem Beitrag Präskription oder Deskription? vom 15.04.2001 zu, daß nähere Explikationen nötig seien:
(...) Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise. Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Es handelt sich also um die bereits bekannte unterschiedliche Auffassung, wie genau und differenziert die Beschreibung des Sprachgebrauchs sein sollte, die Sie ja seit Dezember 1999 / Januar 2000 kennen. Andere Diskussionsteilnehmer drückten es sinngemäß ganz ähnlich aus. Da Herr Wrase darüber bestens informiert ist, wunderte ich mich, daß er in der ihm eigenen Weise überreagierte. Ich habe immer Ihren Artikel Fetisch oder Norm im Sinn. Darin schrieben Sie:
Das Rechtschreibwörterbuch aber hat den Usus (Sprachgebrauch) zu beschreiben. Was es den beobachtbaren Tatsachen an Begründungen, Erklärungen, ja auch nur an Regeln hinzufügt, ist Theorie und kann falsch sein. Damit wird es unbeachtlich. Denn falsche Theorien kann nicht einmal eine Kultusministerkonferenz verbindlich machen. Aus diesen Überlegungen geht nebenbei auch hervor, daß das Wörterverzeichnis und nicht das Regelwerk der Kern der Orthographie ist und daß es eine Zumutung war, der Öffentlichkeit jahrelang nur ein neues Regelwerk ohne Wörterbuch zu präsentieren. (...)
Was die Grammatik erlaubt, kann die Orthographie nicht verbieten. Das ist der Kernsatz einer richtigen Dudenexegese.( ...) Einmal aufmerksam geworden, entdeckt man, daß fast alle Dudenregeln Kann-Bestimmungen sind, Spielräume eröffnen (...)
Fast alle Bedenken, die man gegen Widersprüche und Haarspaltereien des Duden vorgebracht hat, lassen sich nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation beseitigen. Daraus ergibt sich von selbst, wie zu verfahren ist, wenn man die von den Kultusministern leichtfertig zerstörte Einheit der deutsche Orthographie wiederherstellen will: Die gewohnten Schreibweisen bleiben gültig, ihre Kodifikation wird - nach dem unwiderruflichen Ende des Dudenprivilegs - auf eine andere, weder kommerziell interessierte noch politisch gebundene Instanz übertragen, damit die Schulen etwas haben, woran sie sich halten können. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hätte hier im übrigen eine verdienstvolle Aufgabe (...)
Da es nur um eine Rekonstruktion, das heißt um die Erfassung und Beschreibung des Usus geht und nicht um eine Neukonstruktion, hält die Arbeit sich sehr in Grenzen. Bei der Neufassung der Regeln sollten folgende drei Grundsätze gelten: Erstens bleiben alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, richtig. Zweitens sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen. Und drittens kann keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, orthographisch als falsch gelten. Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen. Was bisher für die sogenannte Rechtschreibreform ausgegeben wurde, ist so oder so verlorenes Geld. Die Wiederherstellung normaler Zustände jedenfalls ist kostenlos zu haben. Man muß sie nur wollen.
(Ickler, Theodor: Fetisch oder Norm. Ein Weg aus der Rechtschreibkrise. In: FAZ 14.11.97, S. 41).
Stehen Sie noch zu Ihrem Artikel?
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
diesen Beitrag schreibe ich für Sie, Herrn Riebe und alle, die sich angesprochen fühlen: Damit wir uns nicht mißverstehen, Herr Lachenmann, mein voriger Beitrag sollte keine Einmischung in Ihren persönlichen Disput mit Herrn Wrase sein. Es sollte sich nur jeder, der hier mitdiskutiert, überlegen, konstruktive Kritik zu üben, statt sich hier in Detailfragen festzubeißen und seine Sicht der Dinge mit einer Verbissenheit immer und immer wieder zu verteidigen, obwohl von Herrn Ickler oft genug und mit Engelsgeduld widerlegt.
Das führt dann dazu, daß ein Dritter, derjenige, der eigentlich mit seinen Worten nur wiederholt, was Herr Ickler schon ausgeführt hat, dabei aber nicht so eine Geduld wie dieser an den Tag legt, plötzlich als Gegner ausgemacht wird.
Vielleicht haben bei Herrn Wrase die Emotionen manchmal höhere Wellen schlagen lassen, als es bei einem anderen der Fall gewesen wäre - obwohl ich ihm hier nicht das Wort reden will, menschlich in vielen Fällen, denke ich, nachvollziehbar. Wenn Herr Wrase sich hier nun zurückziehen sollte, würde ich das persönlich als Verlust empfinden und sehr bedauern, denn eines kann man Herrn Wrase bestimmt nicht nachsagen, nämlich kein Engagement für unsere Sache zu erbringen; und an seiner fachlichen Kompetenz, zwar nicht auf der Ebene eines Prof. Dr. Ickler (hat er auch nie behauptet, und wer von uns kann sich dessen schon rühmen?) kann wohl ernsthaft ebenfalls niemand zweifeln!
Daß er bei den Beiträgen eines L. K. seinen Empfindungen freien Lauf gelassen hat, findet meine vollste Unterstützung, Herr Lachenmann.
Was ich von den Beiträgen eines Herrn Jansen halte, habe ich in einem früheren Beitrag schon einmal kundgetan. Ich kann es hier sinngemäß gern wiederholen: eitle Selbstdarstellung und/oder Beschäftigungstherapie für Reformgegner - tut mir leid, Herr Lachenmann, anders sehe ich es nun mal nicht. Sie mögen anders darüber denken, das bleit Ihr gutes Recht.
Falls die Diskussionen aber weiterhin so geführt werden, wie hier in letzter Zeit zu sehen war, kann das eigentlich die Reformer nur jubeln lassen.
Mir scheint, der Streit um Detailfragen, so wichtig er manchmal auch sein mag, wird hier zum alles beherrschenden Thema hochstilisiert. Dabei sollte aber das eigentliche Ziel aller Reformgegner sein und bleiben, diese Schwachsinns-Reform zu kippen bzw. die Rücknahme der Regeln zu erwirken! Das muß oberste Maxime bleiben!
Unser Streben kann daher doch nur sein: alte Regeln ja, Dudenauslegung derselben mit seinen Spitzfindigkeiten und nicht regelkonformen Einzelfallauslegungen nein. Und das wiederum führt zwangsläufig in Herrn Icklers Richtung.
Daß auch ich, wie vielleicht viele andere auch, mir ein Wörterbuch mit den Erklärungen zu den Stichworteinträgen, wie sie der Duden bringt, gewünscht hätte, muß ich hier ja nicht wiederholen. Die Tatsache aber, daß es zu keiner Zeit Herrn Icklers Absicht war, über ein reines Wörterbuch hinauszugehen (er hat es oft genug hier kundgetan), veranlaßt mich nun aber nicht dazu, dieses immer wieder und in welcher Forma auch immer von Herrn Ickler einzufordern.
Als Verleger (hoffentlich irre ich mich da jetzt nicht), Herr Lachenmann, muß Ihnen bestimmt keiner sagen, wieviel Arbeit nötig ist, von quasi Null auf so ein Wörterbuch zu kommen. Daß Herr Ickler nicht über die über Jahre gewachsenen einschlägigen Datenbänke wie Duden verfügt, sein hier nur am Rande vermerkt. Entscheidend ist doch erst einmal, den Reformern und Kultusministern zu beweisen, daß das, was die Reformer (übrigens über einen ungleich längeren Zeitraum) an Regeln und deren Auslegung zustande gebracht haben, drittklassige Arbeit ist. Das jedenfalls ist Herrn Ickler hervorragend gelungen, und Erfolge hat es ja nachweislich auch schon gebracht. Nur so kann man dieser verschworenen Gemeinschaft von drittklassigen Reformern, selbstherrlichen Kultusministern und deren Unterstützer beikommen. Seien wir doch mal ehrlich (ohne hier die Leistungen von z. B. Herrn Peil und anderen schmälern zu wollen): Wer von uns wäre denn in der Lage, etwas Vergleichbares überhaupt zu erbringen, wie Herr Ickler dieses getan hat. Es kann ihm also gar nicht hoch genug angerechnet werden, was er für unsere, ich hoffe doch immer noch gemeinsame Sache schon geleistet hat und immer noch leistet. Ich denke, das stellt hier aber auch niemand ernsthaft in Abrede. Wenn ich richtig informiert bin, wird die überarbeitete Ausgabe seines Rechtschreibwörterbuches, das in Arbeit ist, schon etwas ausführlicher sein als die Erstausgabe. Warten wir es also erst einmal ab. Zu konstruktiver Kritik ist danach immer noch Zeit - für eine evtl. Neubearbeitung und/oder vielleicht auch Erweiterung? Diese Frage jedoch kann nur Herr Ickler selbst beantworten.
So, nun hoffe ich, daß dieser Beitrag nicht als Aufforderung zu einem unendlichen Hin und Her an Rechthaberei und Schuldzuweisung mißverstanden wird.
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Manfred Riebe am 18.04.2001 um 22.00
Wolfgang Wrase verwendet wieder den Ausdruck Beliebigkeit. Schon am 19.04.2001 behauptete er in seiner Antwort zu Herrn Riebe: Keiner hat öfter Beliebigkeitsschreibung! gerufen als Sie selbst, Herr Riebe.
Nun bittet er das Publikum um Kommentare, andernfalls werde er sich hier verabschieden. Bereits in seinem Eintrag Lieber Herr Lachenmann! schrieb Herr Wrase am 19.04.: Wissen Sie, mich kotzt das alles dermaßen an, ich erwäge, ob ich dieses Affentheater nicht einfach verlasse.
Es gibt einen einfachen Test, den Wahrheitsgehalt der Wraseschen Behauptung festzustellen: Man wähle das Menü Bearbeiten und klicke auf Rahmen durchsuchen und gebe das gesuchte Wort Beliebigkeitsschreibung ein. Könnte es sein, daß im Zusammenhang mit dem Ickler-Wörterbuch Herr Wrase der fleißigste Rufer des Wortes Beliebigkeitsschreibung war?
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe,
weil es eine allgemein interessierende Frage ist und weil es das Wörterbuchunternehmen fördern könnte, möchte ich Sie folgendes fragen:
Sie erwecken in einem Ihrer letzten Beiträge den Eindruck, im Duden von 1991 sei die Beschreibung des Schreibgebrauchs (deskriptiver Ansatz) weitgehend gelungen, in meinem Wörterbuch dagegen nur ansatzweise. Das kann ja nur heißen, daß meine Beschreibung schlechter ist als die durch den alten Duden. Natürlich trifft mich das bis ins Mark, denn meine ganze Bemühung war ja darauf gerichtet, die Beschreibung besser als der Duden zu machen, und ich habe auch an Hunderten von Beispielee gezeigt, daß mir das gelungen ist. Könnten Sie denn Ihrerseits nun mal ein paar Beispiel bringen? Ich meine aber natürlich nicht Fälle, in denen der alte Duden dichter an seinen eigenen Regeln (also Präskriptionen) bleibt als ich. (Diese Klausel füge ich ein, weil ich von Ihnen bisher keine Bezugnahme auf den tatsächliche Gebrauch habe feststellen können, sondern Sie immer nur die alte Norm gegen meine Beschreibungen gehalten haben.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.04.2001 um 22.00
...brauchts ja nun auch wieder nicht, denn einschläfern wollen wir ja denn doch keines unserer aufgeregten und bissigen Streicheltierchen.
Ich hatte schon mal zu Baldrian geraten. Leider vergeblich.
Bitte lassen Sie uns nie mehr allein, es war entsetzlich!
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.04.2001 um 22.00
machen mich zornig. Das betraf aus verschiedenen Gründen und in verschiedenem Maße zuletzt Herrn Lachenmann (seit kurzem, aber mit einem bestimmten längerfristigen Hintergrund), Herrn Riebe (schon länger) und Herrn Jansen (schon immer). Ich will das hier nicht über Gebühr ausbreiten, weil ich selbst kein Interesse an sachfremden Diskussionen habe.
Für meine Entscheidung, ob ich hier weiter teilnehmen möchte, ist es allerdings wesentlich, daß wenigstens ein Teil davon geklärt wird. Ich zitiere Herrn Riebe:
-> Mit Worten läßt sich trefflich streiten, wenn man die Worte eines anderen - wie Herr Wrase es tut - aus dem Zusammenhang reißt, ein wenig anders interpretiert, umformuliert und als vielfaches Echo immer wieder vorträgt, so wie man es eben für einen Streit braucht, und indem man außerdem erläuternde Beispiele einfach wegläßt. Die vielfachen Echos Wrasescher Herkunft stimmen mit dem Originalton nicht überein. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Vervielfachung und Verfälschung fremder Kritik steckt. Manch einer traut sich eben nicht, seine revoluzzerhaft kritischen Gedanken selber gegenüber dem Meister klar auszusprechen. Also braucht solch ein Advocatus diaboli einen Sündenbock oder Einfaltspinsel, der nicht alle Tassen im Schrank hat (Wrase), dem er dann seine eigene Kritik entsprechend scharf und zugespitzt in den Mund legen kann.
Stimmen die Vorwürfe von Herrn Riebe, und/oder stimmt es, was ich über ihn geschrieben habe? Wenn die Stellungnahme von Herrn Riebe unkommentiert so hingenommen wird, werde ich mich hier verabschieden.
Zu Herrn Riebes Rechtfertigung könnte ich viel antworten, möchte mich aber auf einen Punkt beschränken: Herr Riebe selbst versteckt sich feige hinter einem Sündenbock, nämlich hinter Professor Ickler, wenn er bei seinem Dementi (seriöse Aufklärungsarbeit nennt er das) behauptet, er habe den Vorwurf der Beliebigkeit nur von Professor Ickler übernommen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.04.2001 um 22.00
Wer hier weiterhin mit solchen Begriffen »diskutieren« will, sollte die Diskussion tatsächlich so schnell wie möglich verlassen - Expertentum hin oder her.
Das ist jedenfalls meine unmaßgebliche Meinung. Jedesmal wenn hier wieder einigermaßen Frieden einkehren will, legt der Mann wieder los.
Ich kann nur wiederholen: wenn Wrase im Fachlichen so objektiv und sachlich operiert wie in der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung, mag man dem Wert seiner Leistungen für »unser
Wörterbuch« nicht allzuviel Bedeutung zutrauen. Nun ist bzw. wird es gottseidank nicht »seins«.
Leider erscheinen seine intellektuellen Leistungen hier in unserer Diskussion ungefiltert.
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Die werthen Mit-Streitern seien daran erinnert, daß die Seite www.rechtschreibreform.com heißt, nicht www.diskussionsstil.de oder www.argumentationsweise.de.
R. M.
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
Was hat Karl Valentin mit der neuen GZS zu tun?
Ich kann mich erinnern, daß Valentin einmal zum Thema Verkehrsregelung, göttlich blödelnd, sinngemäß solche Vorschläge gemacht hat: Von ein Uhr bis zwei Uhr fahren alle Radfahrer, von zwei Uhr bis drei Uhr fahren alle Mopedfahrer, von drei Uhr bis vier Uhr fahren alle Autofahrer mit Vornamen Anton usw...
Ganz ähnlich sind die neuen Regelungen zur GZS - allerdings nicht herrlich blödelnd, sondern schildbürgermäßig ernstgemeint: wenn man ganz oder sehr vorne hinsetzen kann, schreiben wir getrennt, wenn nicht, dann zusammen..., weil man sagen kann besser bekannt, schreiben wir wohlbekannt getrennt..., wenn hoch relativ gebraucht wird, schreiben wir getrennt: eine hoch stehende Persönlichkeit, wenn hoch als Richtungsangabe gebraucht wird, schreiben wir zusammen: an der Mauer hochspringen... wenn hoch rein intensivierend gebraucht wird, schreiben wir auch zusammen: hochbetagt, hochanständig (aber kann ich nicht steigern: höchst anständig??? Warum nicht doch getrennt???)... Das alles könnte, wie gesagt, göttlicher Blödsinn sein, wenn es von Karl Valentin stammte!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 18.04.2001 um 22.00
Nach einer Woche aus der Bundeshauptstadt zurück, überfliege ich die enorme Produktion auf diesen Seiten und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß etwas mehr Turbulenzen zu verzeichnen sind, als wenn ich dabeigewesen wäre. Hoffentlich wirken meine Beiträge nicht als Schlafmittel. Ich will aber doch versuchen, wieder ein bißchen mäßigend zu wirken. Außerdem können Fragem die mein Wörterbuch betreffen, jetzt auch wieder unmittelbar an mich gerichtet werden.
In Berlin habe ich mich übrigens wieder einmal vom beklagenswerten Zustand der Berliner Zeitungen überzeugen können. Ob Tagesspiegel oder Springer-Blätter - es ist erbärmlich!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2001 um 22.00
Herr Riebe hat mich gebeten, meine Äußerungen vom 17. 4. noch einmal zu erläutern. Hier ein Versuch.
Der Duden mußte nicht von den Regeln abweichen, um Normen zu setzen, es genügte, wenn er dort, wo die Regeln von 1901 Freiräume gelassen hatten (wie bei der GKS und der Zeichensetzung), Regelungen »fand«. Vor allem: Durch die Privilegierung seitens der KMK wurde alles automatisch zur Norm.
Das Spiel mit Haupt- und Nebenvarianten fand dort statt, wo eine Eliminierung von Doppelschreibungen noch nicht gewagt wurde.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 18.04.2001 um 22.00
Herr Ickler hat das Prinzip der GZS (zwar im Zusammenhang mit den trennbaren Verben, aber in einer Weise, daß es auf die GZS insgesamt zutrifft) in seinem Buch Die sogenannte Rechtschreibreform (Seite 51 oben) so formuliert: Die Schreibenden deuten damit (= mit dem Zusammenschreiben) gewisse strukturelle und semantische Beziehungen an, die dem Leser einen wichtigen Hinweis auf die richtige Betonung und Interpretation des Geschriebenen geben.
Dieses Prinzip kann von allen Reformgegnern uneingeschränkt akzeptiert werden.
Die Reformer haben es aufgegeben und durch absurde Kriterien ersetzt.
Wenn wir Reformgegner verschiedener Meinung sind, dann geht es eigentlich nur um die folgenden Fragen:
Wann ist der Hinweis so wichtig, daß die Zusammenschreibung im Interesse des Lesers verpflichtend vorgeschrieben werden sollte? (vielleicht sogar dann, wage ich zu fragen, wenn in der Praxis des öfteren getrennt geschrieben wurde?)
Wann ist der Hinweis weniger wichtig, so daß es dem Schreibenden freigestellt werden kann, wie er schreiben will?
Darüber können wir uns sachlich und ruhig unterhalten. Denn wir sind im selben Lager, im Lager derjenigen, die durch Zusammenschreibung wichtige Hinweise geben wollen, und nicht im Lager derer, die sich bei der Erfindung ihrer Kriterien Karl Valentin zum Vorbild genommen haben. Von den Reformern trennen uns Welten.
Wir können natürlich darüber streiten, ob man zum Beispiel die Zusammenschreibung von geradestehen = für etwas die Verantwortung übernehmen verpflichtend vorschreiben soll oder nicht.
Ich selber neigte dazu, wäre ich Verfasser eines Rechtschreibwörterbuchs, eben diese Zusammenschreibung vorzuschreiben oder wenigstens dringend zu empfehlen. Denn ich empfinde geradestehen (für etwas) als ein richtiges Wort. Es steht fast in jedem Lexikon. Wir wollen uns ja nicht beteiligen an der Wortvernichtung. Wir wollen die Gegenwartssprache abbilden.
Daß auch die Reformer geradestehen erhalten wollen, hat einen lustigen Zufallsgrund: gerade sei in diesem Fall nicht erweiter- oder steigerbar.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Henning Upmeyer am 17.04.2001 um 22.00
Zum Satz von Herrn Markner vom 16.4.01, daß Sprache zwar eine Kulturtechnik, aber eben doch nicht das Ergebnis von Ingenieurkunst ist:
Natürlich gehört die deutsche Sprache rechtmäßig dem ganzen Volk und nicht allein den Kultusministern, im Gegensatz zur französischen, die der Academie Francaise gehört. Die deutsche Sprache ist ein wirklicher volkseigener Betrieb.
Aber technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen gehören zur Ingenieurkunst und damit auch die dafür als Werkzeug verwendete Sprache. Entsprechend gehört die Sprache der Gesetze zur Juristenkunst und die Sprache der Verträge zur Kaufmannskunst. Wenn vermieden werden soll, daß diese ihre eigenen genaueren Sprachvarianten entwickeln müssen, weil die offizielle Sprache jetzt ungenau zu werden droht, müssen deren Anforderungen an das Werkzeug Sprache berücksichtigt werden. Wirtschaftlicher Erfolg hängt nicht nur von besseren Produkten, sondern auch von besseren Beschreibungen und Bedienungsanleitungen ab, weil sie ein Teil des Produktes sind. Für technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen, die auch für Nichtfachleute verständlich und von nichtdeutschen Übersetzern ohne entsprechende technische Spezialkenntnisse ohne Mißverständnisse in ihre Muttersprache übersetzbar sein sollen, müssen die Wörter aus sich selbst eindeutig sein und dürfen ihren Sinn nicht erst aus dem Textzusammenhang erhalten, weil das wegen der freien Wortstellung unzuverlässig ist. Mehrdeutige Wörter sind dafür ganz unbrauchbar und gefährlich und können zu Übersetzungs- und Bedienungsfehlern und teuren Schäden führen, weil für die unterschiedlichen Bedeutungen eines deutschen Wortes in Sprachen mit weniger konsoziiertem Wortschatz ganz verschiedene Wörter existieren. Rückfragen des Übersetzers bei Mehrdeutigkeiten und eine Kontroll-Rückübersetzng sind nicht üblich.
Auch in Gesetzes- und Vertragstexten müssen die einzelnen Wörter aus sich selbst eindeutig sein und Mehrdeutigkeiten unbedingt ausschließen.
Deshalb ist es eine Katastrophe für die deutsche Sprache, daß durch die Rechtschreibreform gerade diese genauen Unterscheidungsmöglichkeiten und diese Freiheit für neue Wortbildungen als die charakteristische Eigenschaft des stark konsoziierten deutschen Wortschatzes abgeschafft werden sollen. Gezwungenermaßen entsteht dann eine inoffizielle zweite eindeutige Schreibweise, und es ist seht bedauerlich, daß in der übrigen deutschen Sprache die Mehrdeutigkeiten bleiben sollen und sogar neue geschaffen werden.
Ingenieure sind gewohnt, auch kreativ neue Begriffe zu schaffen, eben weil die bisherige deutsche Sprache diese Möglichkeit bietet. Für technische und kaufmännische Tätigkeiten können sich daher jederzeit neue feste Verbzusammensetzungen bilden. Es wird nicht durchsetzbar sein, das für die übrigen Bereiche zu verbieten.
Es ist beim Schreiben unzumutbar, fast jede Verbzusammensetzung im amtlichen Wörterbuch nachsehen zu müssen oder gar alle auswengizulernen. Man will seinen Verstand benutzen dürfen und unbekannte Verbzusammensetzungen so schreiben wie ähnliche oder gegenteilige bekannte. Soviel Logik muß erlaubt sein. Richtig gefährlich für die beschriebenen Gebiete sind Rechtschreibprogramme.
Bei daher, dahin, daran, darein hilft die Trennbarketsprobe:
Modal: daherkommen, dahingehen, darangehen, dareinsetzen. Ortsangabe: daher kommen, dahin gehen, daran gehen, darein setzen, weil trennbar in: da herkommen, da hingehen, da rangehen, da reinsetzen.
Beispiele für nicht hinnehmbare neue Sin-Verwechselbarkeiten zwischen Modus und Ergebnis:
Er hätte sich besser gestellt.
Er will das ganz bewußt machen.
Er hat ihn völlig blau gehauen.
Der Neue hat sich ganz fein gemacht.
Sie wird das Kleid ganz fertig bekommen.
Er will den Vertrag ganz fix machen.
Er kann das Geld ganz flüssig machen.
Er will die Farben ganz frisch machen.
Er will die Standuhr gerade stellen.
Er will den Draht ganz geradebiegen (den ganzen Draht) - ganz gerade biegen (möglichst gerade).
Er kann das Brett glatt hobeln.
Er muß den Boden ganz hart klopfen.
Er konnte ihnganz knapp halten.
Er will den Hund ganz kurz halten.
Er wird die Haare ganz kurz schneiden und ganz kurz treten.
Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahm gelegt.
Er kann ihm die Aufgabe ganz leicht, ganz schwer machen.
Sie haben sich ganz naß gespritzt.
Der Polizist hat ihn ganz ruhig gestellt.
Der Schreiner hat den Tisch ganz sauber gemacht.
Die Plastik ist dem Künstler sehr schwergefallen (sie war zu schwierig) - sehr schwer gefallen ( sie war zu schwer und ist runtergefallen).
Er hat seine Arbeit nicht schlecht gemacht.
Er will das für alle sichtbar machen.
Das Auto hat die Schlaglöcher nicht übel genommen.
Sie hat den Socken voll gestopft.
Sie ist wohl versorgt.
Er hat ihn ganz zufrieden gestellt.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
... ist zu sagen: Herr Riebe behauptet neuerdings mit einiger Hartnäckigkeit, daß der Duden vorbildliche deskriptive Arbeit geleistet habe und damit dem Wörterbuch von Professor Ickler weit voraus sein bei der realitätsnahen Beschreibung des allgemein Üblichen vor der Reform. Professor Ickler habe diese deskriptive Qualität erst ansatzweise erreicht und müsse daher dem Duden insoweit nacheifern.
Darauf meinte ich in der Tat nicht anders als mit beißendem Spott reagieren zu können. Ich habe ja erlebt, wie die vielleicht hundert Erklärungen von Professor Ickler, an Herrn Riebe gerichtet, sowie sonstige zur Erhellung des Gegenstandes geeignete Beiträge nutzlos an Herrn Riebe abgeprallt sind, damals unter anderem an dessen Parole Beliebigkeitsschreibung!. Wenn nun Herr Riebe neuerdings allen Ernstes behauptet, der Duden habe im Gegensatz zu unserem Wörterbuch vorbildliche deskriptive Qualität, dann ist das so absurd, daß ich, wenn denn Satire in den Augen des Multitalents, neuerdings auch des Seriositäts-Fixsterns Walter Lachenmann einen schlechten Eindruck auf die Außenwelt macht, nun im Klartext rede: Herr Riebe hat nicht alle Tassen im Schrank.
Ist das so nun besser? Oder soll man gar nichts sagen, wenn man diese Ansicht hat? Ich meine, daß Herr Riebe, angeblich unser Mitstreiter, unsere Diskussionen der vollendeten Lächerlichkeit preisgibt, wenn er solche Dinge wie oben zitiert äußert. Wie sollen wir denn irgendwelche Reformbefürworter oder sonstige Gäste von irgend etwas überzeugen, wenn nicht einmal die allerselbstverständlichsten Dinge unter uns selbst klar geworden sind?
An Ihrem Beitrag fällt ferner auf, Herr Lachenmann, daß Sie zum Thema überhaupt keinen Bezug herstellen, sonders ausschließlich wieder einmal als Gruppentherapeut tätig werden zu müssen meinen. Da erscheint dann eine Auseinandersetzung nur noch als Wadlbeißerei zweier Leute, die sich nicht mögen. Ich würde Sie gerne auffordern, Herr Lachenmann: Schreiben Sie erst einmal selber seriöse Beiträge, bevor Sie die Ernsthaftigkeit dieses Forums retten wollen. Sie bringen es doch nicht fertig, auch nur ein paar Absätze ohne alberne Blödeleien und/oder pathetische Aufrufe und/oder erbauliche Predigten und vor allem ohne Ihre Selbstverwirklichung als Wort- und Silbenjongleur zu verfassen. Würden wir alle so formulieren wie Sie, würde man uns nur noch für verrückt halten - sage ich im Ernst.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Upmeyer,
ich bin sehr froh darüber, daß Sie dazu beigetragen haben, daß hier endlich wieder sachlich über die mit der Reform für Nichtlinguisten einhergehenden Probleme diskutiert wird. Man sollte den privaten Messerstechereien hier das Wasser abgraben, diese sind nun wirklich nicht des Pudels Kern. Die Sprachexperten sind leider, das zeigen Wrases und Icklers Beiträge immer wieder, viel zu sehr mit den sprachinternen wissenschaftlichen Aspekten befaßt und vergessen ganz, daß unsereins in der Alltagspraxis mit Orthographie umgehen muß, sei es in Ihrem Beruf des Technikers oder im Beruf des Lehrers oder im verlegerischen Alltag. Auch die Juristen haben ja Probleme, ob ihre Texte noch eindeutig sind, wenn man sie auf Neuschrieb umstellt. Und wenn bei Google noch so oft unterschiedliche Schreibweisen für ein und dieselbe sprachliche Form auftreten: Für die Praxis sollten unterschiedliche Schreibweisen wenigstens dann auch unterschiedliche Bedeutungen darstellen, wenn man das bisher so gewohnt war und wenn es dem Verständnis nützt (Ihre Beispiele sind dafür sehr anschaulich). Was soll das heißen: aus dem Zusammenhang heraus kann es kein Mißverständnis geben. Kann es eben oft doch, wenn der Text etwa übersetzt werden muß, das haben Sie sehr schön deutlich gemacht.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Wie man in das Wadl hineinbeißt...
Wadl Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Herr Upmeyer wendet sich mit vielen solchen Beispielen gegen die Neuregelung - völlig zu Recht. Herr Lachenmann schlachtet das gleich gegen die Beliebigkeit in unserem Wörterbuch aus, wenn ich ihn richtig verstehe. Dazu ist zu sagen, daß die GZS-Bögen definitionsgemäß einfach nur beschreibend sind. Sie zwingen ja nicht, wie die Neuregelung, zu einer Schreibweise, die man nicht will oder die nicht sachgerecht ist. Anders der Duden, der in vielen Fällen die Zusammenschreibung vorgeschrieben hat, obwohl sie die Schreiber oft, mehrheitlich (oder sogar fast immer) nicht wollten oder obwohl sie nicht sachgerecht war. Sogar im Regelteil fehlte beim Duden die Beschreibung der verschiedenen Möglichkeiten. Ich habe zufällig vor kurzem in einer Antwort an Herrn Dörner dazu Stellung genommen. Dagegen ist es bei Ickler selbstverständlich, daß es beide Möglichkeiten geben muß: zusammen oder getrennt.
Übrigens sind einige Beispiele von Herrn Upmeyer eher falsch als sinnvoll: darangehen oder daran gehen - es hat noch (fast) nie jemanden gestört, es ist fast nie jemandem aufgefallen, ob das nun getrennt oder zusammen geschrieben war. Es trifft nicht zu, daß hier die Option, die realistisch im Bogen wiedergegeben wird, zu nicht hinnehmbarer Uneindeutigkeit führen würde. Ein solches Muster der Parallelisierung, wie es Herr Upmeyer in seinen Listen verwendet, leuchtet zwar im Rahmen dieser Präsentation ein, entspricht aber nicht der Gestalt realer Texte (sondrn nur teilweise) und beschreibt keine Notwendigkeit, die dem Schreiber vorgegeben wäre. Das ist eben das Problem des Duden gewesen: alles schön regelmäßig auseinanderdefiniert und zusammengelegt, sieht sehr logisch aus - und ist, wenn man sich gewissenhaft ans Vergleichen macht, kraß unlogisch und von Widersprüchen durchsetzt. Solche Pseudo-Regelungen, das heißt scheinbar alles klärenden Regeln (auch bei der Peilschen Liste und bei Herrn Illauers Listen) sind allein auf Regelebene erdacht, an willkürlich gewählter Kategorien aufgezogen und anhand willkürlich ausgewählter Beispiele durchdekliniert. Ich dachte, es wäre hier schon oft gezeigt worden, welche Nachteile ein solches Vorgehen hat, egal ob nun nach altem Duden oder (sehr ausschnittsweise) von Herrn Illauer, Herrn Peil, Herrn Upmeyer oder sonstwem vorgestellt; und es wäre gezeigt worden, welche Vorzüge die deskriptive Methode im Vergleich dazu hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 17.04.2001 um 22.00
Zu Herrn Lachenmann:
Der VRS bemüht sich, zu informieren und aufzuklären. Zu diesem rationalen Zweck gebe ich meist Quellen an, damit man in den Quellen Einzelheiten nachlesen kann. Es wird z.B. von Verlegern und Lehrern meist nicht beachtet und nicht berücksichtigt, daß es seit 1901 amtliche Rechtschreibregeln gab. Diese Aufklärungsarbeit hat mit Wadlbeißerei nichts zu tun.
Die Aufforderung an Herrn Lachenmann sich nicht mit respektlosen und nur bedingt geistreichen Beiträgen gegen Theodor Icker zu versündigen, halte ich für eine unzulässige Maulkorbpolitik.
Zu Herrn Wrase:
Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe vorbildliche deskriptive Qualität geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln bezeichnet. (vgl. Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich. 1997, S. 67; sowie Ickler: Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, 2. Auflage, 1999, S. 55 und S. 77). Diesen Maßstab wandte ich dann auch auf die Presse-Orthographie an, die ich als Beliebigkeitsschreibung bezeichnete.
Herr Wrase liest, wenn er wütend ist, leider nicht immer sorgfältig, zitiert daher nicht immer richtig, sondern einseitig in seinem Sinne zuspitzend und fällt dann obendrein bedauerlicherweise häufig abfällige Urteile. Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Wenn man die Auseinandersetzung der letzten Tage hochrechnet, so könnte dies Folgendes bedeuten: Vor der Reform musste man sich dem Spannungsverhältnis zwischen Deskription und Päskription nicht stellen. Dass man den Duden einerseits für ein Abbild der Schreibwirklichkeit hielt, und man zugleich wusste, dass es eine sehr strenge Norm war, dass ging scheinbar völlig problemlos beides gleichzeitig. Es waren ja alles nur Trockenschwimmübungen. Wenn man aber die konkreten Ergebnisse sieht, muss man sich den Tatsachen stellen und kann nicht mehr rein ideologisch argumentieren. Das tut teilweise weh, wie man hier beobachten kann. Dass deskriptive Schreibwirklichkeit immer Variantenvielfalt bedeutet, stellt man erst fest, wenn man tatsächlich deskriptiv arbeitet. Die Deskription von Herrn Ickler ist, und das hat er ja auch immer eingeräumt, allerdings nur die Aufnahme dessen, wie die Duden-Norm umgesetzt wird/wurde. Niemand wird bestreiten, dass alle Zeitungen, die sein Korpus bilden, bemüht waren, die Duden-Rechtschreibung anzuwenden. Das ist etwas völlig anderes als Deskrition als Vorstufe zu einer Norm. Dies ist im Deutschen seit über 100 Jahren nicht mehr möglich.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Herr Riebe schrieb zuletzt: (1) Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe vorbildliche deskriptive Qualität geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
(2) Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln bezeichnet.
Zu (2): Keiner hat öfter Beliebigkeitsschreibung! gerufen als Sie selbst, Herr Riebe. Es ist deshalb völlig unerheblich, von wem Sie das vielleicht einmal übernommen haben könnten. Es ist grotesk, daß Sie sich damit rechtfertigen, Sie hätten diesen Vorwurf der Beliebigkeit von Professor Ickler übernommen, nachdem Sie ihn oft genug auf Professor Icklers Wörterbuch angewendet haben, so als müßte sich Professor Ickler selbst ständig diesen Vorwurf machen. Wenn man Beliebigkeit verordnet (Beliebigkeitsklauseln im Regelwerk), die man nicht will, ist das etwas ganz anderes, als wenn man feststellt, daß in weiten Bereichen des realen Schreibens verschiedene Schreibweisen verwendet werden (Beliebigkeitsschreibung), die man verzeichnen muß, wenn man ein deskriptives Wörterbuch macht und unter Norm (in erster Linie oder vollständig) das Übliche versteht.
Zu (1) zitiere ich Ihre diesbezüglichen Äußerungen:
-> Reinhard Markner schrieb am 16.04.2001: Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt. Ich meine, grundsätzlich doch, nur ausnahmsweise nicht.
Das habe ich so wiedergegeben: Der Duden hat laut Herrn Riebe weitestgehend deskriptiv gearbeitet. Was soll der Unterschied sein?
-> Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise.
Nichts anderes habe ich mit meinen Formulierungen wiedergegeben. Ich sage es nochmals in einer anderen Formulierung: Bei der beschreibenden Darstellung der Rechtschreibung ist der Duden Professor Ickler meilenweit voraus. Das haben Sie ja wohl geschrieben.
-> Schlug aber wirklich jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative um? Ich meine, nur in einigen Randbereichen, in denen der Duden von den amtlichen Regeln abwich und der Duden selber Normen setzte.
Also nochmals: Nur in wenigen Randbereichen war der Duden laut Herrn Riebe nicht deskriptiv, sondern nur da, wo er selber Normen setzte. Nur in wenigen Randbereichen, nur ganz ausnahmsweise nicht deskriptiv - das wird man doch als vorbildlich deskriptiv verstehen müssen, ohne irgend etwas verallgemeinert zu haben. Hingegegen bei Ickler: erst ansatzweise. Dieses Hinterherhinken von Professor Ickler gegenüber dem weitgehend, bis auf wenige Ausnahmen usw. deskriptiven Duden wird auch in Ihrer folgenden Formulierung deutlich:
-> Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Also hier: Professor Ickler muß es so machen wie der Duden, das sei unumgänglich, in dieser Hinsicht ist das Wörterbuch verbesserungsbedürftig.
Ich habe nichts, aber auch gar nichts an Ihren Aussagen verfälscht, sondern lediglich ein wenig anders formuliert - ohne den Sinn zu verändern. Daher ist auch das salbungsvolle Selbstlob Ihrer Aufkläungsarbeit zurückzuweisen:
-> Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.
War das nun mobbingartige Polemik? Ich stelle nochmals fest: Das einzige Ziel, das Professor Ickler mit seinem Wörterbuch verfolgt, ist es, die Rechtschreibung vor der Reform so darzustellen, wie sie real praktiziert wurde. Wir haben dagegen unzählige Beispiele dafür zitiert oder könnten sie zitieren, die belegen, daß der Duden etwas vorschrieb, was der Schreibwirklichkeit überhaupt nicht entsprochen hat - obwohl man sich im Prinzip bemüht hat, nach dem Duden zu schreiben! (Dies auch als Antwort auf die belanglose Anmerkung von Michael Jansen.) Es ist daher nicht möglich, daß der Duden deskriptiver als unser Wörterbuch war, gar noch in der Art einer diametralen Entgegensetzung (Duden bis auf wenige Ausnahmen deskriptiv, Ickler erst ansatzweise deskriptiv), wie Sie sie mit Ihrer Aufklärungsarbeit suggerieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Wer deskriptiv arbeitet, muss dennoch so etwas wie ein Korpus definieren. Nimmt man die Schreibpraxis von ganz normalen Leuten, so wird man feststellen, dass die Neuregelung davon sehr, wirklich sehr vieles wiedergibt. Nein, das ist keine Propaganda; natürlich setzt die Neuregelung auch an einigen Stellen aus Gründen der Systematik eine Norm, die diesen deskriptiven Rückhalt nicht im Einzelfall hat. Aber ewig zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist pauschal und falsch. Ich nehme mein einfaches Lieblingsbeispiel: Substantivierungen schreibt man groß. Diese Regel wurde weder von den Reformern erfunden, noch wurden es Schreibweisen wie im Wesentlichen und im Allgemeinen. Wenn man sein Korpus natürlich auf große Zeitungen stützt, ist man in Relation dazu in der Tat nur ansatzweise deskriptiv. Wie hält es die Icklerschule eigentlich mit der Kommasetzung? Das Pendant zum Bogen kann da doch nur fakultative Kommasetzung sein?
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Es mag sein - oder: es ist so -, daß die Reform an manchen Stellen (ob zufällig oder gewollt, ist egal) die vor der Reform üblichen Schreibungen besser als der alte Duden als Norm beschreibt. Weit überwiegend ist es jedoch so, daß die Reform neue Schreibweisen einführt, die es bisher gar nicht gegeben hat. (Rechtfertigung von Herrn Jansen: aus Gründen der Systematik.)
Tatsache ist: Das mit Abstand deskriptivste Wörterbuch/Regelwerk (bezogen auf die üblichen Schreibungen vor der Reform) ist von den hier zur Diskussion stehenden Arbeiten unser Wörterbuch, dann folgt mit großem Abstand der alte Duden und dann mit riesigem Abstand das neue Regelwerk. Es ist geradezu pervers, wenn ein Reformbefürworter die Reform mit dem Argument lobt, Schreibweisen vor der Reform seien im neuen Regelwerk besser beschrieben worden als zuvor im Duden. Und dann auch noch darauf hinweist, daß man sich nach dem alten Duden zu schreiben bemüht habe (!!), was natürlich (in Grenzen) richtig ist, aber nur bedeuten kann, daß die Verordnung von neuen Schreibweisen, die man dann, falls man dazu gezwungen ist, natürlich ebenfalls anzuwenden versucht, die bisherige reale (weitgehende) Einheitsschreibung zerstört!
Faßt man die perverse Logik von Michael Jansen zusammen, so ergibt sich: (1) Die Reform ist zu loben, weil sie manchen Schreibweisen vor der Reform besser erfaßt als der alte Duden, also der Schreibwirklichkeit vor der Reform besser gerecht wird. (2) Die Leute bemühen sich, nach dem jeweils für sie verbindlichen Regelwerk zu schreiben. (3) Wenn die Bevölkerung nun die (von Herrn Jansen angepriesene) Neuregelung anzuwenden verpflichtet wird, entstehen real jede Menge neue (vor der Reform unbekannte oder höchst seltene) Schreibweisen als neue reale Norm, genau so wie sie das neue Regelwerk vorschreibt. (4) Fazit: Die vor der Reform unbekannten neuen Schreibweisen werden der Schreibwirklichkeit vor der Reform am besten gerecht. (5) Bewertung: Deshalb ist die Reform sinnvoll.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Zitat: Aber ewig zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist pauschal und falsch.
Pauschal und falsch. Also falsch. Ewig kann man weglassen. Das ergibt:
Zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist falsch.
Aha. Deswegen ist die Reform ja auch so sinnvoll und wird der Schreibwirklichkeit vor der Reform so hervorragend gerecht, daß sich niemand umstellen muß! Warum werden da bloß Fortbildungen veranstaltet? Sind wir alle verrückt?
Diese zutiefst unehrliche, geradezu perverse Art der Argumentation ist sicher etwas für Herrn Lachenmann, der in Herrn Jansen ein Vorbild an Seriosität und Wohlüberlegtheit anpreist, während ich ja nur meine Traumata triebhaft abreagiere, Wadln beiße und sinnlose Spiegelfechtereien veranstalte, nicht wahr? Drum sagte ich ja auch Herrn Lachenmann: Verbünden Sie sich doch lieber mit Herrn Jansen, da gehören Sie hin! Und dann können Sie beide Professor Ickler beibringen, wie man richtig deskriptiv arbeitet! Vielleicht einigen Sie sich ja auch einen Kompromiß zwischen Ickler, den Sie so sehr schätzen Herr Lachenmann, und der Neuregelung, die Herr Jansen liebt: nämlich auf den alten Duden, so wie es Herrn Riebe vorschwebt, und dann sind Sie ein starkes Trio.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Wolfgang Wrase: »Herr Lachenmann schlachtet das gleich gegen die Beliebigkeit in unserem Wörterbuch aus, wenn ich ihn richtig verstehe.«. Wieder liegen Sie daneben, lieber Freund. Sie sollten nur das lesen, was dasteht. Sie haben sich auf ein paar Feindbilder eingeschossen, und können davon offenbar nicht ablassen. Das nimmt Ihnen sichtlich immer wieder jeglichen Blick auf das eigentlich Gemeinte. Wenn Sie bei der Arbeit an »unserem Wörterbuch« genau so oberflächlich und schludrig arbeiten wie Sie die Texte hier rezipieren und replizieren, können wir uns ja auf was Tolles gefaßt machen, sollte Ihre Mitwirkung tatsächlich von größerer Relevanz sein.
Von mir haben Sie das Wort »Beliebigkeitsschreibung« vermutlich überhaupt noch nie gelesen, auch habe ich wieder einmal kein Wort gegen »unser Wörterbuch« geäußert oder gegen dessen Autor(en?).
Ich habe lediglich geäußert, daß Herr Upmeyer endlich wieder bei einem Thema angelangt ist, das uns Nichtlinguisten, die aber eng mit der Sprache und ihrer Schreibung zu tun haben, betrifft und lebhaft interessiert. Wir erwarten nun einmal von einem Wörterbuch, daß es nicht nur aufzeigt, welche Schreibmöglichkeiten in der Wirklichkeit praktiziert werden, sondern welche jeweils für welche Anwendungen üblich sind, wie oft muß das wiederholt werden? Daß dies keine sprachphilosophische Frage ist, sondern ein praktische, hat Herr Upmeyer sehr schön dargestellt. Und diese Erwartung ist doch nichts Böses? Wenn aber »unser Wörterbuch« dies nicht leisten will, nun dann eben nicht. Dafür mag es ja Gründe geben, aber uns hilft das wenig, dann enttäuschen Sie uns eben und wir bleiben vorläufig beim alten Duden, ohne diesen deshalb so zu verherrlichen, wie Sie das unterstellen und womit wir für Sie ja richtige kleine Satane sein müssen.
Warum wir dann aber überhaupt auf diesen Seiten über unsere Probleme mit der Rechtschreibreform diskutieren, muß man sich schon fragen. Zu verfolgen, wie Icklers Wörterbuch mit Ihrer Mitwirkung entsteht, ist nur mäßig spannend, da es offensichtlich nicht für uns Einfaltspinsel, die »nicht alle Tassen im Schrank haben«, gedacht ist. Aber genau diese Leute, bzw. solche, die wesentlich weniger sprachsicherer sind als wir alle hier (von wegen »Rechtschreibmündigkeit« - das ist doch Philosophie und keine Sprachwirklichkeit!) und die jetzt nichts anderes haben, als den unseligen neuen Duden, bräuchten ein Wörterbuch, das ihnen ihre schlichten und naiven Fragen beantwortet.
Sie haben es doch selbst schon zu erkennen geben, daß Sie die Problematik sehr genau sehen. Und ich kann mir gut vorstellen, daß es sehr schwierig und aufwendig ist, ein Wörterbuch zu erstellen, das die Sprachwirklichkeit nicht nur mittels Bögchen, also eher andeutungsweise, darstellen will, sondern so differenziert, daß man die unterschiedlichen, auch widersprüchlichen, unlogischen Praktiken wiederfindet. Das hat der Duden, soweit ich es weiß, weitgehend geleistet. Inwiefern das nun im einzelnen anfechtbar war, ist eine andere Frage. Dann muß man es eben besser machen. Und wenn man es nicht kann oder nicht will oder nicht für sinnvoll hält, dann eben nicht. Dann muß man aber wissen, daß man am Bedarf und am Interesse vieler engagierter Reformgegner vorbeiproduziert.
Wichtig wären erläuternde Hinweise in einem Wörterbuch auch deshalb, weil offenbar auch Wörterbuchmacher bzw. Mitarbeiter zum Beispiel die Bedeutung der Begriffe »Satire« und »Flegelei« durcheinanderbringen. Andrerseits: Sagt man oft genug das eine und meint dabei das andere, wird das andere zu dem einen. Verlassen wir uns auf Google. (Erklären Sie mir jetzt bitte nicht, daß das wieder eine ganz andere Thematik ist, es paßt schon.)
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Sehen Sie, lieber Herr Wrase, genau das habe ich gemeint mit Diskussionskultur:
»Diese zutiefst unehrliche, geradezu perverse Art der Argumentation ist sicher etwas für Herrn Lachenmann, der in Herrn Jansen ein Vorbild an Seriosität und Wohlüberlegtheit anpreist, während ich ja nur meine Traumata triebhaft abreagiere, Wadln beiße und sinnlose Spiegelfechtereien veranstalte, nicht wahr? Drum sagte ich ja auch Herrn Lachenmann: Verbünden Sie sich doch lieber mit Herrn Jansen, da gehören Sie hin! Und dann können Sie beide Professor Ickler beibringen, wie man richtig deskriptiv arbeitet! Vielleicht einigen Sie sich ja auch einen Kompromiß zwischen Ickler, den Sie so sehr schätzen Herr Lachenmann, und der Neuregelung, die Herr Jansen liebt: nämlich auf den alten Duden, so wie es Herrn Riebe vorschwebt, und dann sind Sie ein starkes Trio.«
Ich weiß, daß Sie meinen Diskussionsstil auch nicht mögen, aber so unverschämt, ausfällig, geschmacklos und flegelhaft bin ich nun wirklich noch niemals gewesen. Sie schaffen es noch, die Diskussion total gegen die Wand zu fahren, denn es hat ja offenbar nicht den geringsten Sinn, mit Ihnen etwas zu erörtern, das Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
Fangen Sie Ihre Laus, gehen Sie duschen, doch:
Wer dem Wrase den Weg zum Bade weist,
muß dulden, daß ihn der in die Wade beißt.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Theodor Ickler: »Mir hat sich die Frage immer (so) gestellt... Das praktische Problem wäre also, beide Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, also dem einen zu sagen So wirds gemacht und nicht anders! und dem anderen Argumente zu liefern, die ihn zu einer sachkundigen Entscheidung (postum/posthum) befähigen.«
Na also. Warum haben wir dann alle keine Tassen im Schrank?
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Wissen Sie, was ich pervers und hoffnungslos finde? Zum Beispiel wenn alle jetzt miteinander darin wetteifern, die beste Art der Deskription der vorreformatorischen Schreibweisen zu definieren, und der eine wirbt dabei für den alten Duden und der andere für die Rechtschreibreform; beide und noch andere aber wollen Professor Ickler beibringen, wie er sein Wörterbuch verändern müsse. Besonders pervers finde ich es, wenn ein Reformbefürworter sagt: Die Behauptung, die Reformer hätten neue Schreibungen und Regeln erfunden, sei falsch. Und hoffnungslos finde ich es, wenn so jemand als seriöser Gesprächspartner bezeichnet wird. Ich finde es geradezu feige, wenn man mich als jemanden darstellt, der hingegen nur emotional durchgedreht sei und geschmacklose Flegeleien von sich gebe, so wie Sie und Herr Riebe das nun tun. So als ob Sie der Hüter der Seriosität sein könnten, ausgerechnet Sie! Ja, es ist feige, wenn man jemanden, der angesichts dieser perversen Verhältnisse und der überaus unehrlichen Diskussionsmuster, die man hier vorfindet, wirklich zornig wird, nicht unterstützt, sondern dann sind alle auf einmal ganz bürgerlich. Oh - eine Emotion: wie peinlich! Der überaus seriöse Herr Lachenmann: ja, so sollten wir alle sein, zum Beispiel Herrn Jansen sehr schätzen, der ja auch so seriös ist, und sonst gemütlich in der Sofaecke balgen, Schüttelreime und sonstigen Nonsens erfinden und regelmäßig beteuern, daß die Rechtschreibreform ganz schlecht ist. Wissen Sie, mich kotzt das alles dermaßen an, ich erwäge, ob ich dieses Affentheater nicht einfach verlasse. Mir sind allmählich meine Arbeitskollegen lieber, denen das Thema einfach egal ist. Professor Ickler weiß mehr als ich und kann das alles auch viel besser formulieren, also sollte mich niemand vermissen.
Wolfgang Wrase
münchen
eingetragen von Manfred Riebe am 17.04.2001 um 22.00
Mit Worten läßt sich trefflich streiten, wenn man die Worte eines anderen - wie Herr Wrase es tut - aus dem Zusammenhang reißt, ein wenig anders interpretiert, umformuliert und als vielfaches Echo immer wieder vorträgt, so wie man es eben für einen Streit braucht, und indem man außerdem erläuternde Beispiele einfach wegläßt.
Die vielfachen Echos Wrasescher Herkunft stimmen mit dem Originalton nicht überein. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Vervielfachung und Verfälschung fremder Kritik steckt. Manch einer traut sich eben nicht, seine revoluzzerhaft kritischen Gedanken selber gegenüber dem Meister klar auszusprechen. Also braucht solch ein Advocatus diaboli einen Sündenbock oder Einfaltspinsel, der nicht alle Tassen im Schrank hat (Wrase), dem er dann seine eigene Kritik entsprechend scharf und zugespitzt in den Mund legen kann.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Mir scheint, die Diskussion hier in diesem Gästebuch läuft total aus dem Ruder.
Vor etlichen Tagen habe ich schon einmal darauf hingewiesen, den geistigen Ergüssen des Herrn Jansen (wie auch vorher L. K.) keine weitere Beachtung zu schenken. Daß sich hier aber nun andere, angeblich doch Gegner der Reform, in diesem Forum derart bekriegen, daß man bei einigen meint, nicht mehr zu wissen, auf welcher Seite sie überhaupt noch stehen, ist schon ein Trauerspiel.
Meine Meinung dazu ist:
a) In der Gegnerschaft der Rechtschreibreform sollten wir uns alle einig sein;
b) Den Zustand, wie wir ihn vor der Refom hatten, werden wir wohl so nicht mehr bekommen. Daraus resultierend: Wenn man es besser machen will als die Reformer, muß man ein Gegenstück schaffen, das die Ziele, mit denen die Reformer angetreten sind, nämlich u. a. die Fehlerquote bei den Schreibenden zu senken, erfüllt. Ich meine, Prof. Icklers Werk erfüllt diese Ziele, so, wie er es gemacht hat, sogar um Längen besser als die Reformer. Mir als Korrektor wäre natürlich auch ein Werk lieber, das in Richtung eines Universalwörterbuches geht, also nicht nur bloße Worteintragungen, sondern auch Erklärungen dazu. Daß dieses aber nicht Herrn Icklers Ziel war und ist, hat er doch wohl zur Genüge in diesem Forum bekanntgegeben. Man muß sich halt dran gewöhnen, dann kommt man auch damit sehr gut zurecht; andererseit steht es doch jedem frei, ein Werk nach seiner Fasson zu schaffen, nämlich so, wie er es gern möchte. Kritiker findet man immer zuhauf, aber Mitarbeiter, die ihre Freizeit opfern, um daran mitzuwirken, ganz wenige - und dazu zähle ich Herrn Wrase, ob es hier einigen Leuten paßt oder nicht, ist mir egal! Ich weiß gar nicht, ob die vielen Kritiker sich überhaupt vorstellen können, welch immense Fleißarbeit es ist, solch ein Werk, wie Herr Ickler es quasi aus dem Nicht heraus erschaffen hat, zur Druckreife zu bringen. Dieser Mann hat doch wahrhaft anderes zu tun, als hier fast jede Woche ein paarmal sich immer wieder erklären (wiederholen) zu müssen. Das sollte doch wohl auch der Naivste unter den Kritikern einsehen.
So, nun kann man auch mir unterstellen, daß Herr Ickler, nur weil dieses hier ganz einfach mal gesagt werden mußte, mein Herr und Meister ist, wie man dieses Herrn Wrase ganz massiv unterstellt - eine Frechheit, wie ich finde!!
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
eine Versachlichung wäre tatsächlich geboten. Aber dann müssen wir auch ernsthaft sachlich sein, sonst geht es genau so weiter.
1. Sie nennen Herrn Jansens Beiträge »geistige Ergüsse«, denen man ebenso wie den Klamaukbeiträgen des L.K. keine Beachtung schenken sollte. Auch auf die Gefahr hin, daß mich der scharfsinnige Analyst wieder als Parteigänger Herrn Jansens entlarvt: Zwischen dem Klamauk des L.K. und den mir zwar nicht nachvollziehbaren, aber eindeutig mit Ernsthaftigkeit und Anstand vorgetragenen Gedanken des Herrn Jansen sollte man als ernstgenommen werden wollender Diskutant doch unterscheiden können. Sie auf eine Ebene zu stellen, ist auch eine Frechheit.
2. Die aus dem Ruder gelaufene Diskussion betraf in Wahrheit von Anfang an gar nicht Icklers Wörterbuch, wer sie verfolgt hat, wird das bestätigen. Wrase hat eine in eine völlig andere Richtung gehende Überlegung jedoch aus unerfindlichen Gründen als eine Kritik an diesem Wörterbuch und insbesondere an Herrn Ickler interpretiert und sich nicht davon überzeugen lassen wollen, daß er damit auf dem falschen Dampfer war. Daß er dabei so in Rage geraten ist, ist tatsächlich seltsam.
3. Auch wenn es bei dieser an die Wand gefahrenen Diskussion wie gesagt darum ursprünglich gar nicht ging: Herr Ickler diskutiert auf diesen Seiten in erfreulicher Bereitschaft und Offenheit darüber, wie er sein Wörterbuch macht. Es ist schon wahr, daß er immer wieder erläutert, daß es kein Aufguß des alten Duden sein wird, daß es deskriptiv sein soll - das alles begreifen vermutlich alle, auch wenn das manchem unvorstellbar sein mag, daß es auch von anderen begriffen wird. Man sollte sich aber doch nicht wundern oder gar sich darüber empören, daß immer wieder die Sprache auch darauf kommt, worin die Probleme dieser Konzeption liegen. Über diese Probleme habe ich noch keine wirkliche Erörterung hier gelesen. Sehr wohl aber klingt immer wieder an, daß auch Ickler (und auch Wrase hat sich schon in dieser Richtung geäußert, aber auf ihn kommt es hier weniger an) die Problematik sieht - wenn er es auch mit uns Laien offenbar nicht erörtern mag - und sich Gedanken darüber macht, dieser Problematik in einer Weise gerecht zu werden, daß seine grundsätzliche Konzeption im wesentlichen dadurch nicht verfälscht wird. Und genau das würde uns eben auch interessieren, wie das aussehen soll, denn es ist ein echtes Anliegen. Und im übrigen kann und soll er selbstverständlich dieses Wörterbuch so machen, wie er es für am besten hält. Ob es sich bewähren wird, werden wir dann ja sehen. Nur: Der Appell, jeder soll sich halt selber eines machen, wenn das Icklersche ihm nicht paßt, wird nicht gescheiter durch regelmäßiges Wiederholen.
4. Über die Definition von »Frechheit« sollten sich Korrektoren eigentlich im klaren sein. Und nach dem, was Kollege Wrase hier temperamentvoll den verschiedensten Diskutanten verabreicht hat, ist er umgekehrt doch recht glimpflich weggekommen mit dem Schüttelreim und dem »Herr und Meister« (was eh keiner gesagt hat, und was eher eine Anerkennung wäre, denn Herrn Ickler als Herrn und Meister zu haben, ist doch im Gegenteil etwas sehr ehrenhaftes.) Aber weil Herr Wrase ja so leidenschaftlich und hingebungsvoll für die Sache, nämlich »unser Wörterbuch« kämpft, hat er für jegliches Danebenbenehmen alle denkbaren Freibriefe. Denkt er wohl. Und wundert sich, wenn dann solche unguten Diskussionen entstehen.
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 17.04.2001 um 22.00
Geradezu flehentlich hat Herr Jansen neuerdings um die Anerkennung der Tatsache gebeten, daß die Neuregelung in einigen Teilbereichen auf Deskription beruht. Weil ich ein Herz für Sophisten habe, erkläre ich hiermit : Herr Jansen hat natürlich recht. Die Reformer haben an Schulen erhobene Fehlerstatistiken herangezogen und manche der häufigsten Fehler schlicht zur neuen Norm erklärt. Dazu lassen sich ein paar Bemerkungen machen.
1. Der Icklersche Ansatz, den Usus der Schreibprofis zu beschreiben, ist der einzig vernünftige. Das Schreiben ist ein Handwerk und sogar eine Kunst. Will man seine Techniken erlernen, orientiert man sich sinnvollerweise an den ausgebildeten Experten. Das Gekrakel von Oma Schulze (Volksschulabschluß, beginnende Altersdemenz) und Klein-Kevin (I-Dötzchen, Deutsch 4) sind nicht das Maß des guten und richtigen Schreibens. Auch deskriptive Orthographie ist notwendig elitär.
2. Die Reformbestimmungen ergeben sich natürlich nicht konsequent aus der Orientierung am Usus der Schreiblaien. Es könnte sonst zum Beispiel ein Bißchen heißen, keinesfalls aber ein bisschen. Und die schönsten Blüthen der Thorheit, so genannt etwa oder Schlossstraße, sind selbst den verbohrtesten Legasthenikern nur höchst selten aus der Feder geflossen (nicht umsonst heißt es im Karstadt Berlin-Steglitz Schloßstrasse). Ginge es nach Klein-Kevin, müßte man alle Kommata weglassen dürfen (Dicktate sind eh scheise!).
3. Der Usus der Schreibprofis war natürlich von der geltenden Norm stark beeinflußt. Wer hätte das je bestritten ? Gleichwohl sind die Abweichungen signifikant. Darum geht es. Wo die Norm anstandslos befolgt wurde, war sie offenbar akzeptiert. Ergo kein Änderungsbedarf (Ickler). Der Usus der Schreibprofis war ferner sehr differenziert, was im Ickler nicht in allen Einzelheiten abgebildet wird, und zwar im Vertrauen auf die orthographische Intuition der Schreibenden. Die hier fehlende Differenzierung wurde, nicht selten fälschlich (vgl. geradestehen in wörtlicher Bedeutung), immer aber mit normativem Anspruch, vom Duden angeboten.
4. Das Verhältnis von präskriptivem und deskriptivem Anspruch des Dudens war keineswegs unproblematisch. Hier irren Jansen und auch Riebe (letzterer hat meine Bemerkung über das zwangsläufige Umschlagen ins Normative leider überhaupt nicht verstanden). Die Problematik war Experten, nicht zuletzt den Bearbeitern selbst, auch durchaus bewußt. Sie war aber zum einen nicht lösbar, solange der Duden-Beschluß der KMK in Kraft war, zum anderen war sie nicht von allgemeinem öffentlichen Interesse, weil die Rechtschreibung des Deutschen ein im großen und ganzen reibungslos funktionierendes System darstellte. Dies räumt Jansen bemerkenswerterweise indirekt ein. Erst die Reform hat die Problematik unermeßlich verschlimmert und dadurch für jedermann sichtbar gemacht.
5. Auch Frau Menges hat recht, und dieser seltene Umstand sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Jawohl, die Rechtschreibreform beruht nicht zuletzt auf einer Marktstrategie. Das ist allerdings ihren Gegnern immer schon klar gewesen. Wirklich interessant ist nur die Frage, ob die Strategie aufgegangen ist.
6. Es gibt, lieber Herr Wrase, bestimmt Wechselwirkungen zwischen der Schreibung von Verben und Substantiven, aber ich werde hier nicht den Beweis liefern, wann, wo und wie stark. Das könnte Thema einer linguistischen Dissertation sein, die ich aber nicht zu schreiben gedenke. Ihre Überlegungen zur Semantik sind interessant, stehen aber nicht im Widerspruch zu meiner Annahme, die im übrigen auch von Herrn Ickler nicht zurückgewiesen worden ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Melsa am 17.04.2001 um 22.00
Schade, daß Wolfgang Wrase sich so leicht zu cholerischer Stimmung verleiten läßt; schade wäre auch, wenn er die Runde verließe, denn inmitten der Schwaden von Wutschnaub lassen sich ja stets sachlich interessante Punkte entdecken. Nicht mal vom versöhnlichen Humor eines Lachenmann läßt er sich zähmen, heißt ihn Nonsens, unangebrachte Albernheit - dabei triefen seine eigenen Beiträge doch nur so von (waden)beißender Ironie und Sarkasmus. Allerdings befürchte ich, daß sich Reformbefürworter von dem Bild eines solch polternden Gegners leicht verschrecken lassen - vielleicht will er das ja, wer weiß? Würde ich aber auch wieder schade finden, denn wie langweilig wären die Diskussionen hier ohne die Beiträge von Reformbefürwortern? Es macht doch immer wieder Spaß, sie zu widerlegen. Der Dialog sollte nicht zerschimpft werden. Wenn alle Reformbefürworter eines Tages bekehrt sein werden, wird die Reform zwangsläufig zurückgenommen werden, da sie keine Unterstützer mehr hat, das ist doch prima! Jedenfalls muß ich sagen, daß der Konsum dieses Gästebuches gewissermaßen so etwas von einer sog. Reality-Show atmet, bei der Kandidaten in Container gesperrt werden und man sie dann bei angeregten Diskussionen beobachten kann, nur daß dies halt etwas bescheidener statt Big Brother der kleine Streichelzoo ist, wie man inzwischen weiß. Die Gesichter der Kandidaten nicht zu kennen, macht die Sache noch viel spannender als im Fernsehen, das gleicht dem Lesen eines Buches. Eine vortreffliche Zerstreuung m.E.
Ein paar Zeilen hätte ich noch zum wiederaufgeflammten Gespräch um die schwere Greifbarkeit der gängigen GZS.
Sehr ausführlich wurde an diesem Ort schon erörtert, daß es bei dem Phänomen der deutschen GZS nach allgemein anerkanntem Muster verschiedene Motive gibt, die zu einer Verschmelzung der Bestandteile führen können. Um diese Informationsvielfalt in die eine binäre Methode von einem Bit Breite zu kodieren, müßte man schon zaubern können. Denn genau zwei Möglichkeiten bietet die Methode GZS: getrennt oder zusammen. Da die getrennte Schreibweise sozusagen die normale ist, wird der gebundenen gewöhnlich eine besondere semantische Bedeutung beigemessen. Das ist der Grund, warum man überhaupt zusammenschreibt. Die Kriterien, die die Reform in dieses Gebiet gebaut hat, sind also nicht nur künstlich, sondern auch völlig nutzlos. Sie sind reine Selbstzweckbestimmungen, nichts weiter. Wirkliche Information ist in der Zusammenschreibung bei ihr nicht mehr gespeichert, höchstens darüber, ob z.B. der erste Bestandteil steigerbar ist oder nicht. Wen interessiert das? Was trägt das zum Textinhalt bei? Im bisher üblichen und auch sinnvollen Gebrauch, der sich eben wegen seines Sinns auch ergeben hat, haben die einzelnen Wörter in Einzelfällen unterschiedlich denkbare Motive, die zur Zusammenschreibung anspornen könnten. Deshalb ist es unsinnig, eine grobe Form über diese Individualitäten zu stülpen, und damit die semantisch bedingten Besonderheiten abzuschneiden. Und deshalb ist es völlig folgerichtig, daß Wörter mit verschiedenen Bedeutungen auch verschiedene Gesetzmäßigkeiten zur Frage der Zusammenschreibung aufweisen, schließlich kann pro Wort(bedeutung) nur eines der möglichen Motive dasjenige sein, welches der Grund für eine Univerbierung ist. Die Sprache ist einfach zu komplex, um das auf so einfache Regeln bringen zu können, daß diese etwa hilfreicher sein sollten als die reine Gewöhnung an die Textrealität und Vertrauen auf die Sprachintuition, die solche Feinheiten in der Rede doch auch durch Betonung auszudrücken weiß.
Die Textrealität wird in einem Wörterbuch verzeichnet, wie es unser verehrter Professor Ickler hervorgebracht hat. Regeln, wo und inwieweit Regeln in der Realität zu beobachten sind, sind dort ebenfalls zu finden. Insofern hat man damit als Normalverbraucher eigentlich alles, was man zum orthographisch korrekten Schreiben braucht. Die fakultativen Zusammenschreibungen alle getrennt zu schreiben, ist zwar einigermaßen sonderbar, wäre aber nicht wirklich falsch, da auch sonst beizeiten anzutreffen. Einziger Haken ist bisher noch, daß man natürlich auch noch erklären müßte, in welchen Fällen bei all den Wörtern Zusammenschreibung eigentlich überhaupt nur auftreten darf. Aber daran wird ja offensichtlich schon gearbeitet. Wer mehr über die Wörter wissen will, nun, der soll sich halt ein richtiges Wörterbuch dazukaufen, mit Etymologie, Stilschicht usw., aber das sind eben noch andere Themen als Rechtschreibung, und das Rechtschreibwörterbuch ist eben ein Rechtschreibwörterbuch.
Man vernimmt auch immer wieder den Einwand, zuviel Einzelfallfestlegung in der GZS wäre eine unzumutbare Lernhürde. Das gilt aber nur zum Teil. Den Grund, das Motiv, aus dem normalerweise Zusammenschreibung eintreten sollte, für jedes Wort, das man in seinem Wortschatz hat, zu kennen, ist kein Problem. Wie gesagt, in der Betonung beim Sprechen drücken sich meist die gleichen Differenzierungen aus wie in der GZS, auch wenn man nicht auf eine allgemeingültige Fomel bringen kann, welche Betonungsmuster nun der Zusammenschreibung entsprechen. Jeder, der diese nicht unwichtigen Ausdrucksformen der deutschen Sprache kennt, die ja nicht erst in der Schriftsprache auftauchen, kann auch mit ihrer Kodifizierung in der Schreibung zurechtkommen. Da es sich bei den zusammengeschriebenen Versionen meist um leicht bis schwer eigene Bedeutungen handelt (die oft weit mehr als nur eine Nuance ausmachen), werden sie normalerweise auch als ganze Wörter memoriert, die man als solche im Wörterbuch nachschlagen könnte - was ja bisher auch der Fall war. Die Annahme, ein der deutschen Sprache Mächtiger würde nicht begreifen, daß sogenannt mehr als ein zufälliges Partizip von so nennen ist, kann man wohl getrost als extrem realitätsfremd bezeichnen. Das gleiche gilt für andere Fälle von üblicher Zusammenschreibung, so wird auch kennenlernen sicherlich von den allermeisten Sprachteilhabern bzw. -nehmern als eigenständiges Verb mit natürlich eigenständiger Bedeutung empfunden, richtig so. Es ist eigentlich wirklich kurios; ich verstehe kaum, was manche Menschen so toll daran finden, vieles davon nur noch getrennt schreiben zu dürfen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Sehen Sie, lieber Herr Wrase, genau das habe ich gemeint mit Diskussionskultur:
»Diese zutiefst unehrliche, geradezu perverse Art der Argumentation ist sicher etwas für Herrn Lachenmann, der in Herrn Jansen ein Vorbild an Seriosität und Wohlüberlegtheit anpreist, während ich ja nur meine Traumata triebhaft abreagiere, Wadln beiße und sinnlose Spiegelfechtereien veranstalte, nicht wahr? Drum sagte ich ja auch Herrn Lachenmann: Verbünden Sie sich doch lieber mit Herrn Jansen, da gehören Sie hin! Und dann können Sie beide Professor Ickler beibringen, wie man richtig deskriptiv arbeitet! Vielleicht einigen Sie sich ja auch einen Kompromiß zwischen Ickler, den Sie so sehr schätzen Herr Lachenmann, und der Neuregelung, die Herr Jansen liebt: nämlich auf den alten Duden, so wie es Herrn Riebe vorschwebt, und dann sind Sie ein starkes Trio.«
Ich weiß, daß Sie meinen Diskussionsstil auch nicht mögen, aber so unverschämt, ausfällig, geschmacklos und flegelhaft bin ich nun wirklich noch niemals gewesen. Sie schaffen es noch, die Diskussion total gegen die Wand zu fahren, denn es hat ja offenbar nicht den geringsten Sinn, mit Ihnen etwas zu erörtern, das Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
Fangen Sie Ihre Laus, gehen Sie duschen, doch:
Wer dem Wrase den Weg zum Bade weist,
muß dulden, daß ihn der in die Wade beißt.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Theodor Ickler: »Mir hat sich die Frage immer (so) gestellt... Das praktische Problem wäre also, beide Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, also dem einen zu sagen So wirds gemacht und nicht anders! und dem anderen Argumente zu liefern, die ihn zu einer sachkundigen Entscheidung (postum/posthum) befähigen.«
Na also. Warum haben wir dann alle keine Tassen im Schrank?
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Wissen Sie, was ich pervers und hoffnungslos finde? Zum Beispiel wenn alle jetzt miteinander darin wetteifern, die beste Art der Deskription der vorreformatorischen Schreibweisen zu definieren, und der eine wirbt dabei für den alten Duden und der andere für die Rechtschreibreform; beide und noch andere aber wollen Professor Ickler beibringen, wie er sein Wörterbuch verändern müsse. Besonders pervers finde ich es, wenn ein Reformbefürworter sagt: Die Behauptung, die Reformer hätten neue Schreibungen und Regeln erfunden, sei falsch. Und hoffnungslos finde ich es, wenn so jemand als seriöser Gesprächspartner bezeichnet wird. Ich finde es geradezu feige, wenn man mich als jemanden darstellt, der hingegen nur emotional durchgedreht sei und geschmacklose Flegeleien von sich gebe, so wie Sie und Herr Riebe das nun tun. So als ob Sie der Hüter der Seriosität sein könnten, ausgerechnet Sie! Ja, es ist feige, wenn man jemanden, der angesichts dieser perversen Verhältnisse und der überaus unehrlichen Diskussionsmuster, die man hier vorfindet, wirklich zornig wird, nicht unterstützt, sondern dann sind alle auf einmal ganz bürgerlich. Oh - eine Emotion: wie peinlich! Der überaus seriöse Herr Lachenmann: ja, so sollten wir alle sein, zum Beispiel Herrn Jansen sehr schätzen, der ja auch so seriös ist, und sonst gemütlich in der Sofaecke balgen, Schüttelreime und sonstigen Nonsens erfinden und regelmäßig beteuern, daß die Rechtschreibreform ganz schlecht ist. Wissen Sie, mich kotzt das alles dermaßen an, ich erwäge, ob ich dieses Affentheater nicht einfach verlasse. Mir sind allmählich meine Arbeitskollegen lieber, denen das Thema einfach egal ist. Professor Ickler weiß mehr als ich und kann das alles auch viel besser formulieren, also sollte mich niemand vermissen.
Wolfgang Wrase
münchen
eingetragen von Christian Melsa am 17.04.2001 um 22.00
Schade, daß Wolfgang Wrase sich so leicht zu cholerischer Stimmung verleiten läßt; schade wäre auch, wenn er die Runde verließe, denn inmitten der Schwaden von Wutschnaub lassen sich ja stets sachlich interessante Punkte entdecken. Nicht mal vom versöhnlichen Humor eines Lachenmann läßt er sich zähmen, heißt ihn Nonsens, unangebrachte Albernheit - dabei triefen seine eigenen Beiträge doch nur so von (waden)beißender Ironie und Sarkasmus. Allerdings befürchte ich, daß sich Reformbefürworter von dem Bild eines solch polternden Gegners leicht verschrecken lassen - vielleicht will er das ja, wer weiß? Würde ich aber auch wieder schade finden, denn wie langweilig wären die Diskussionen hier ohne die Beiträge von Reformbefürwortern? Es macht doch immer wieder Spaß, sie zu widerlegen. Der Dialog sollte nicht zerschimpft werden. Wenn alle Reformbefürworter eines Tages bekehrt sein werden, wird die Reform zwangsläufig zurückgenommen werden, da sie keine Unterstützer mehr hat, das ist doch prima! Jedenfalls muß ich sagen, daß der Konsum dieses Gästebuches gewissermaßen so etwas von einer sog. Reality-Show atmet, bei der Kandidaten in Container gesperrt werden und man sie dann bei angeregten Diskussionen beobachten kann, nur daß dies halt etwas bescheidener statt Big Brother der kleine Streichelzoo ist, wie man inzwischen weiß. Die Gesichter der Kandidaten nicht zu kennen, macht die Sache noch viel spannender als im Fernsehen, das gleicht dem Lesen eines Buches. Eine vortreffliche Zerstreuung m.E.
Ein paar Zeilen hätte ich noch zum wiederaufgeflammten Gespräch um die schwere Greifbarkeit der gängigen GZS.
Sehr ausführlich wurde an diesem Ort schon erörtert, daß es bei dem Phänomen der deutschen GZS nach allgemein anerkanntem Muster verschiedene Motive gibt, die zu einer Verschmelzung der Bestandteile führen können. Um diese Informationsvielfalt in die eine binäre Methode von einem Bit Breite zu kodieren, müßte man schon zaubern können. Denn genau zwei Möglichkeiten bietet die Methode GZS: getrennt oder zusammen. Da die getrennte Schreibweise sozusagen die normale ist, wird der gebundenen gewöhnlich eine besondere semantische Bedeutung beigemessen. Das ist der Grund, warum man überhaupt zusammenschreibt. Die Kriterien, die die Reform in dieses Gebiet gebaut hat, sind also nicht nur künstlich, sondern auch völlig nutzlos. Sie sind reine Selbstzweckbestimmungen, nichts weiter. Wirkliche Information ist in der Zusammenschreibung bei ihr nicht mehr gespeichert, höchstens darüber, ob z.B. der erste Bestandteil steigerbar ist oder nicht. Wen interessiert das? Was trägt das zum Textinhalt bei? Im bisher üblichen und auch sinnvollen Gebrauch, der sich eben wegen seines Sinns auch ergeben hat, haben die einzelnen Wörter in Einzelfällen unterschiedlich denkbare Motive, die zur Zusammenschreibung anspornen könnten. Deshalb ist es unsinnig, eine grobe Form über diese Individualitäten zu stülpen, und damit die semantisch bedingten Besonderheiten abzuschneiden. Und deshalb ist es völlig folgerichtig, daß Wörter mit verschiedenen Bedeutungen auch verschiedene Gesetzmäßigkeiten zur Frage der Zusammenschreibung aufweisen, schließlich kann pro Wort(bedeutung) nur eines der möglichen Motive dasjenige sein, welches der Grund für eine Univerbierung ist. Die Sprache ist einfach zu komplex, um das auf so einfache Regeln bringen zu können, daß diese etwa hilfreicher sein sollten als die reine Gewöhnung an die Textrealität und Vertrauen auf die Sprachintuition, die solche Feinheiten in der Rede doch auch durch Betonung auszudrücken weiß.
Die Textrealität wird in einem Wörterbuch verzeichnet, wie es unser verehrter Professor Ickler hervorgebracht hat. Regeln, wo und inwieweit Regeln in der Realität zu beobachten sind, sind dort ebenfalls zu finden. Insofern hat man damit als Normalverbraucher eigentlich alles, was man zum orthographisch korrekten Schreiben braucht. Die fakultativen Zusammenschreibungen alle getrennt zu schreiben, ist zwar einigermaßen sonderbar, wäre aber nicht wirklich falsch, da auch sonst beizeiten anzutreffen. Einziger Haken ist bisher noch, daß man natürlich auch noch erklären müßte, in welchen Fällen bei all den Wörtern Zusammenschreibung eigentlich überhaupt nur auftreten darf. Aber daran wird ja offensichtlich schon gearbeitet. Wer mehr über die Wörter wissen will, nun, der soll sich halt ein richtiges Wörterbuch dazukaufen, mit Etymologie, Stilschicht usw., aber das sind eben noch andere Themen als Rechtschreibung, und das Rechtschreibwörterbuch ist eben ein Rechtschreibwörterbuch.
Man vernimmt auch immer wieder den Einwand, zuviel Einzelfallfestlegung in der GZS wäre eine unzumutbare Lernhürde. Das gilt aber nur zum Teil. Den Grund, das Motiv, aus dem normalerweise Zusammenschreibung eintreten sollte, für jedes Wort, das man in seinem Wortschatz hat, zu kennen, ist kein Problem. Wie gesagt, in der Betonung beim Sprechen drücken sich meist die gleichen Differenzierungen aus wie in der GZS, auch wenn man nicht auf eine allgemeingültige Fomel bringen kann, welche Betonungsmuster nun der Zusammenschreibung entsprechen. Jeder, der diese nicht unwichtigen Ausdrucksformen der deutschen Sprache kennt, die ja nicht erst in der Schriftsprache auftauchen, kann auch mit ihrer Kodifizierung in der Schreibung zurechtkommen. Da es sich bei den zusammengeschriebenen Versionen meist um leicht bis schwer eigene Bedeutungen handelt (die oft weit mehr als nur eine Nuance ausmachen), werden sie normalerweise auch als ganze Wörter memoriert, die man als solche im Wörterbuch nachschlagen könnte - was ja bisher auch der Fall war. Die Annahme, ein der deutschen Sprache Mächtiger würde nicht begreifen, daß sogenannt mehr als ein zufälliges Partizip von so nennen ist, kann man wohl getrost als extrem realitätsfremd bezeichnen. Das gleiche gilt für andere Fälle von üblicher Zusammenschreibung, so wird auch kennenlernen sicherlich von den allermeisten Sprachteilhabern bzw. -nehmern als eigenständiges Verb mit natürlich eigenständiger Bedeutung empfunden, richtig so. Es ist eigentlich wirklich kurios; ich verstehe kaum, was manche Menschen so toll daran finden, vieles davon nur noch getrennt schreiben zu dürfen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Reinhard Markner am 17.04.2001 um 22.00
Geradezu flehentlich hat Herr Jansen neuerdings um die Anerkennung der Tatsache gebeten, daß die Neuregelung in einigen Teilbereichen auf Deskription beruht. Weil ich ein Herz für Sophisten habe, erkläre ich hiermit : Herr Jansen hat natürlich recht. Die Reformer haben an Schulen erhobene Fehlerstatistiken herangezogen und manche der häufigsten Fehler schlicht zur neuen Norm erklärt. Dazu lassen sich ein paar Bemerkungen machen.
1. Der Icklersche Ansatz, den Usus der Schreibprofis zu beschreiben, ist der einzig vernünftige. Das Schreiben ist ein Handwerk und sogar eine Kunst. Will man seine Techniken erlernen, orientiert man sich sinnvollerweise an den ausgebildeten Experten. Das Gekrakel von Oma Schulze (Volksschulabschluß, beginnende Altersdemenz) und Klein-Kevin (I-Dötzchen, Deutsch 4) sind nicht das Maß des guten und richtigen Schreibens. Auch deskriptive Orthographie ist notwendig elitär.
2. Die Reformbestimmungen ergeben sich natürlich nicht konsequent aus der Orientierung am Usus der Schreiblaien. Es könnte sonst zum Beispiel ein Bißchen heißen, keinesfalls aber ein bisschen. Und die schönsten Blüthen der Thorheit, so genannt etwa oder Schlossstraße, sind selbst den verbohrtesten Legasthenikern nur höchst selten aus der Feder geflossen (nicht umsonst heißt es im Karstadt Berlin-Steglitz Schloßstrasse). Ginge es nach Klein-Kevin, müßte man alle Kommata weglassen dürfen (Dicktate sind eh scheise!).
3. Der Usus der Schreibprofis war natürlich von der geltenden Norm stark beeinflußt. Wer hätte das je bestritten ? Gleichwohl sind die Abweichungen signifikant. Darum geht es. Wo die Norm anstandslos befolgt wurde, war sie offenbar akzeptiert. Ergo kein Änderungsbedarf (Ickler). Der Usus der Schreibprofis war ferner sehr differenziert, was im Ickler nicht in allen Einzelheiten abgebildet wird, und zwar im Vertrauen auf die orthographische Intuition der Schreibenden. Die hier fehlende Differenzierung wurde, nicht selten fälschlich (vgl. geradestehen in wörtlicher Bedeutung), immer aber mit normativem Anspruch, vom Duden angeboten.
4. Das Verhältnis von präskriptivem und deskriptivem Anspruch des Dudens war keineswegs unproblematisch. Hier irren Jansen und auch Riebe (letzterer hat meine Bemerkung über das zwangsläufige Umschlagen ins Normative leider überhaupt nicht verstanden). Die Problematik war Experten, nicht zuletzt den Bearbeitern selbst, auch durchaus bewußt. Sie war aber zum einen nicht lösbar, solange der Duden-Beschluß der KMK in Kraft war, zum anderen war sie nicht von allgemeinem öffentlichen Interesse, weil die Rechtschreibung des Deutschen ein im großen und ganzen reibungslos funktionierendes System darstellte. Dies räumt Jansen bemerkenswerterweise indirekt ein. Erst die Reform hat die Problematik unermeßlich verschlimmert und dadurch für jedermann sichtbar gemacht.
5. Auch Frau Menges hat recht, und dieser seltene Umstand sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Jawohl, die Rechtschreibreform beruht nicht zuletzt auf einer Marktstrategie. Das ist allerdings ihren Gegnern immer schon klar gewesen. Wirklich interessant ist nur die Frage, ob die Strategie aufgegangen ist.
6. Es gibt, lieber Herr Wrase, bestimmt Wechselwirkungen zwischen der Schreibung von Verben und Substantiven, aber ich werde hier nicht den Beweis liefern, wann, wo und wie stark. Das könnte Thema einer linguistischen Dissertation sein, die ich aber nicht zu schreiben gedenke. Ihre Überlegungen zur Semantik sind interessant, stehen aber nicht im Widerspruch zu meiner Annahme, die im übrigen auch von Herrn Ickler nicht zurückgewiesen worden ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
eine Versachlichung wäre tatsächlich geboten. Aber dann müssen wir auch ernsthaft sachlich sein, sonst geht es genau so weiter.
1. Sie nennen Herrn Jansens Beiträge »geistige Ergüsse«, denen man ebenso wie den Klamaukbeiträgen des L.K. keine Beachtung schenken sollte. Auch auf die Gefahr hin, daß mich der scharfsinnige Analyst wieder als Parteigänger Herrn Jansens entlarvt: Zwischen dem Klamauk des L.K. und den mir zwar nicht nachvollziehbaren, aber eindeutig mit Ernsthaftigkeit und Anstand vorgetragenen Gedanken des Herrn Jansen sollte man als ernstgenommen werden wollender Diskutant doch unterscheiden können. Sie auf eine Ebene zu stellen, ist auch eine Frechheit.
2. Die aus dem Ruder gelaufene Diskussion betraf in Wahrheit von Anfang an gar nicht Icklers Wörterbuch, wer sie verfolgt hat, wird das bestätigen. Wrase hat eine in eine völlig andere Richtung gehende Überlegung jedoch aus unerfindlichen Gründen als eine Kritik an diesem Wörterbuch und insbesondere an Herrn Ickler interpretiert und sich nicht davon überzeugen lassen wollen, daß er damit auf dem falschen Dampfer war. Daß er dabei so in Rage geraten ist, ist tatsächlich seltsam.
3. Auch wenn es bei dieser an die Wand gefahrenen Diskussion wie gesagt darum ursprünglich gar nicht ging: Herr Ickler diskutiert auf diesen Seiten in erfreulicher Bereitschaft und Offenheit darüber, wie er sein Wörterbuch macht. Es ist schon wahr, daß er immer wieder erläutert, daß es kein Aufguß des alten Duden sein wird, daß es deskriptiv sein soll - das alles begreifen vermutlich alle, auch wenn das manchem unvorstellbar sein mag, daß es auch von anderen begriffen wird. Man sollte sich aber doch nicht wundern oder gar sich darüber empören, daß immer wieder die Sprache auch darauf kommt, worin die Probleme dieser Konzeption liegen. Über diese Probleme habe ich noch keine wirkliche Erörterung hier gelesen. Sehr wohl aber klingt immer wieder an, daß auch Ickler (und auch Wrase hat sich schon in dieser Richtung geäußert, aber auf ihn kommt es hier weniger an) die Problematik sieht - wenn er es auch mit uns Laien offenbar nicht erörtern mag - und sich Gedanken darüber macht, dieser Problematik in einer Weise gerecht zu werden, daß seine grundsätzliche Konzeption im wesentlichen dadurch nicht verfälscht wird. Und genau das würde uns eben auch interessieren, wie das aussehen soll, denn es ist ein echtes Anliegen. Und im übrigen kann und soll er selbstverständlich dieses Wörterbuch so machen, wie er es für am besten hält. Ob es sich bewähren wird, werden wir dann ja sehen. Nur: Der Appell, jeder soll sich halt selber eines machen, wenn das Icklersche ihm nicht paßt, wird nicht gescheiter durch regelmäßiges Wiederholen.
4. Über die Definition von »Frechheit« sollten sich Korrektoren eigentlich im klaren sein. Und nach dem, was Kollege Wrase hier temperamentvoll den verschiedensten Diskutanten verabreicht hat, ist er umgekehrt doch recht glimpflich weggekommen mit dem Schüttelreim und dem »Herr und Meister« (was eh keiner gesagt hat, und was eher eine Anerkennung wäre, denn Herrn Ickler als Herrn und Meister zu haben, ist doch im Gegenteil etwas sehr ehrenhaftes.) Aber weil Herr Wrase ja so leidenschaftlich und hingebungsvoll für die Sache, nämlich »unser Wörterbuch« kämpft, hat er für jegliches Danebenbenehmen alle denkbaren Freibriefe. Denkt er wohl. Und wundert sich, wenn dann solche unguten Diskussionen entstehen.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Mir scheint, die Diskussion hier in diesem Gästebuch läuft total aus dem Ruder.
Vor etlichen Tagen habe ich schon einmal darauf hingewiesen, den geistigen Ergüssen des Herrn Jansen (wie auch vorher L. K.) keine weitere Beachtung zu schenken. Daß sich hier aber nun andere, angeblich doch Gegner der Reform, in diesem Forum derart bekriegen, daß man bei einigen meint, nicht mehr zu wissen, auf welcher Seite sie überhaupt noch stehen, ist schon ein Trauerspiel.
Meine Meinung dazu ist:
a) In der Gegnerschaft der Rechtschreibreform sollten wir uns alle einig sein;
b) Den Zustand, wie wir ihn vor der Refom hatten, werden wir wohl so nicht mehr bekommen. Daraus resultierend: Wenn man es besser machen will als die Reformer, muß man ein Gegenstück schaffen, das die Ziele, mit denen die Reformer angetreten sind, nämlich u. a. die Fehlerquote bei den Schreibenden zu senken, erfüllt. Ich meine, Prof. Icklers Werk erfüllt diese Ziele, so, wie er es gemacht hat, sogar um Längen besser als die Reformer. Mir als Korrektor wäre natürlich auch ein Werk lieber, das in Richtung eines Universalwörterbuches geht, also nicht nur bloße Worteintragungen, sondern auch Erklärungen dazu. Daß dieses aber nicht Herrn Icklers Ziel war und ist, hat er doch wohl zur Genüge in diesem Forum bekanntgegeben. Man muß sich halt dran gewöhnen, dann kommt man auch damit sehr gut zurecht; andererseit steht es doch jedem frei, ein Werk nach seiner Fasson zu schaffen, nämlich so, wie er es gern möchte. Kritiker findet man immer zuhauf, aber Mitarbeiter, die ihre Freizeit opfern, um daran mitzuwirken, ganz wenige - und dazu zähle ich Herrn Wrase, ob es hier einigen Leuten paßt oder nicht, ist mir egal! Ich weiß gar nicht, ob die vielen Kritiker sich überhaupt vorstellen können, welch immense Fleißarbeit es ist, solch ein Werk, wie Herr Ickler es quasi aus dem Nicht heraus erschaffen hat, zur Druckreife zu bringen. Dieser Mann hat doch wahrhaft anderes zu tun, als hier fast jede Woche ein paarmal sich immer wieder erklären (wiederholen) zu müssen. Das sollte doch wohl auch der Naivste unter den Kritikern einsehen.
So, nun kann man auch mir unterstellen, daß Herr Ickler, nur weil dieses hier ganz einfach mal gesagt werden mußte, mein Herr und Meister ist, wie man dieses Herrn Wrase ganz massiv unterstellt - eine Frechheit, wie ich finde!!
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Manfred Riebe am 17.04.2001 um 22.00
Mit Worten läßt sich trefflich streiten, wenn man die Worte eines anderen - wie Herr Wrase es tut - aus dem Zusammenhang reißt, ein wenig anders interpretiert, umformuliert und als vielfaches Echo immer wieder vorträgt, so wie man es eben für einen Streit braucht, und indem man außerdem erläuternde Beispiele einfach wegläßt.
Die vielfachen Echos Wrasescher Herkunft stimmen mit dem Originalton nicht überein. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Vervielfachung und Verfälschung fremder Kritik steckt. Manch einer traut sich eben nicht, seine revoluzzerhaft kritischen Gedanken selber gegenüber dem Meister klar auszusprechen. Also braucht solch ein Advocatus diaboli einen Sündenbock oder Einfaltspinsel, der nicht alle Tassen im Schrank hat (Wrase), dem er dann seine eigene Kritik entsprechend scharf und zugespitzt in den Mund legen kann.
Manfred Riebe
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Wolfgang Wrase: »Herr Lachenmann schlachtet das gleich gegen die Beliebigkeit in unserem Wörterbuch aus, wenn ich ihn richtig verstehe.«. Wieder liegen Sie daneben, lieber Freund. Sie sollten nur das lesen, was dasteht. Sie haben sich auf ein paar Feindbilder eingeschossen, und können davon offenbar nicht ablassen. Das nimmt Ihnen sichtlich immer wieder jeglichen Blick auf das eigentlich Gemeinte. Wenn Sie bei der Arbeit an »unserem Wörterbuch« genau so oberflächlich und schludrig arbeiten wie Sie die Texte hier rezipieren und replizieren, können wir uns ja auf was Tolles gefaßt machen, sollte Ihre Mitwirkung tatsächlich von größerer Relevanz sein.
Von mir haben Sie das Wort »Beliebigkeitsschreibung« vermutlich überhaupt noch nie gelesen, auch habe ich wieder einmal kein Wort gegen »unser Wörterbuch« geäußert oder gegen dessen Autor(en?).
Ich habe lediglich geäußert, daß Herr Upmeyer endlich wieder bei einem Thema angelangt ist, das uns Nichtlinguisten, die aber eng mit der Sprache und ihrer Schreibung zu tun haben, betrifft und lebhaft interessiert. Wir erwarten nun einmal von einem Wörterbuch, daß es nicht nur aufzeigt, welche Schreibmöglichkeiten in der Wirklichkeit praktiziert werden, sondern welche jeweils für welche Anwendungen üblich sind, wie oft muß das wiederholt werden? Daß dies keine sprachphilosophische Frage ist, sondern ein praktische, hat Herr Upmeyer sehr schön dargestellt. Und diese Erwartung ist doch nichts Böses? Wenn aber »unser Wörterbuch« dies nicht leisten will, nun dann eben nicht. Dafür mag es ja Gründe geben, aber uns hilft das wenig, dann enttäuschen Sie uns eben und wir bleiben vorläufig beim alten Duden, ohne diesen deshalb so zu verherrlichen, wie Sie das unterstellen und womit wir für Sie ja richtige kleine Satane sein müssen.
Warum wir dann aber überhaupt auf diesen Seiten über unsere Probleme mit der Rechtschreibreform diskutieren, muß man sich schon fragen. Zu verfolgen, wie Icklers Wörterbuch mit Ihrer Mitwirkung entsteht, ist nur mäßig spannend, da es offensichtlich nicht für uns Einfaltspinsel, die »nicht alle Tassen im Schrank haben«, gedacht ist. Aber genau diese Leute, bzw. solche, die wesentlich weniger sprachsicherer sind als wir alle hier (von wegen »Rechtschreibmündigkeit« - das ist doch Philosophie und keine Sprachwirklichkeit!) und die jetzt nichts anderes haben, als den unseligen neuen Duden, bräuchten ein Wörterbuch, das ihnen ihre schlichten und naiven Fragen beantwortet.
Sie haben es doch selbst schon zu erkennen geben, daß Sie die Problematik sehr genau sehen. Und ich kann mir gut vorstellen, daß es sehr schwierig und aufwendig ist, ein Wörterbuch zu erstellen, das die Sprachwirklichkeit nicht nur mittels Bögchen, also eher andeutungsweise, darstellen will, sondern so differenziert, daß man die unterschiedlichen, auch widersprüchlichen, unlogischen Praktiken wiederfindet. Das hat der Duden, soweit ich es weiß, weitgehend geleistet. Inwiefern das nun im einzelnen anfechtbar war, ist eine andere Frage. Dann muß man es eben besser machen. Und wenn man es nicht kann oder nicht will oder nicht für sinnvoll hält, dann eben nicht. Dann muß man aber wissen, daß man am Bedarf und am Interesse vieler engagierter Reformgegner vorbeiproduziert.
Wichtig wären erläuternde Hinweise in einem Wörterbuch auch deshalb, weil offenbar auch Wörterbuchmacher bzw. Mitarbeiter zum Beispiel die Bedeutung der Begriffe »Satire« und »Flegelei« durcheinanderbringen. Andrerseits: Sagt man oft genug das eine und meint dabei das andere, wird das andere zu dem einen. Verlassen wir uns auf Google. (Erklären Sie mir jetzt bitte nicht, daß das wieder eine ganz andere Thematik ist, es paßt schon.)
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Zitat: Aber ewig zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist pauschal und falsch.
Pauschal und falsch. Also falsch. Ewig kann man weglassen. Das ergibt:
Zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist falsch.
Aha. Deswegen ist die Reform ja auch so sinnvoll und wird der Schreibwirklichkeit vor der Reform so hervorragend gerecht, daß sich niemand umstellen muß! Warum werden da bloß Fortbildungen veranstaltet? Sind wir alle verrückt?
Diese zutiefst unehrliche, geradezu perverse Art der Argumentation ist sicher etwas für Herrn Lachenmann, der in Herrn Jansen ein Vorbild an Seriosität und Wohlüberlegtheit anpreist, während ich ja nur meine Traumata triebhaft abreagiere, Wadln beiße und sinnlose Spiegelfechtereien veranstalte, nicht wahr? Drum sagte ich ja auch Herrn Lachenmann: Verbünden Sie sich doch lieber mit Herrn Jansen, da gehören Sie hin! Und dann können Sie beide Professor Ickler beibringen, wie man richtig deskriptiv arbeitet! Vielleicht einigen Sie sich ja auch einen Kompromiß zwischen Ickler, den Sie so sehr schätzen Herr Lachenmann, und der Neuregelung, die Herr Jansen liebt: nämlich auf den alten Duden, so wie es Herrn Riebe vorschwebt, und dann sind Sie ein starkes Trio.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Wer deskriptiv arbeitet, muss dennoch so etwas wie ein Korpus definieren. Nimmt man die Schreibpraxis von ganz normalen Leuten, so wird man feststellen, dass die Neuregelung davon sehr, wirklich sehr vieles wiedergibt. Nein, das ist keine Propaganda; natürlich setzt die Neuregelung auch an einigen Stellen aus Gründen der Systematik eine Norm, die diesen deskriptiven Rückhalt nicht im Einzelfall hat. Aber ewig zu behaupten, die Reformer hätten sich neue Schreibweisen oder neue Regeln ausgedacht, ist pauschal und falsch. Ich nehme mein einfaches Lieblingsbeispiel: Substantivierungen schreibt man groß. Diese Regel wurde weder von den Reformern erfunden, noch wurden es Schreibweisen wie im Wesentlichen und im Allgemeinen. Wenn man sein Korpus natürlich auf große Zeitungen stützt, ist man in Relation dazu in der Tat nur ansatzweise deskriptiv. Wie hält es die Icklerschule eigentlich mit der Kommasetzung? Das Pendant zum Bogen kann da doch nur fakultative Kommasetzung sein?
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Es mag sein - oder: es ist so -, daß die Reform an manchen Stellen (ob zufällig oder gewollt, ist egal) die vor der Reform üblichen Schreibungen besser als der alte Duden als Norm beschreibt. Weit überwiegend ist es jedoch so, daß die Reform neue Schreibweisen einführt, die es bisher gar nicht gegeben hat. (Rechtfertigung von Herrn Jansen: aus Gründen der Systematik.)
Tatsache ist: Das mit Abstand deskriptivste Wörterbuch/Regelwerk (bezogen auf die üblichen Schreibungen vor der Reform) ist von den hier zur Diskussion stehenden Arbeiten unser Wörterbuch, dann folgt mit großem Abstand der alte Duden und dann mit riesigem Abstand das neue Regelwerk. Es ist geradezu pervers, wenn ein Reformbefürworter die Reform mit dem Argument lobt, Schreibweisen vor der Reform seien im neuen Regelwerk besser beschrieben worden als zuvor im Duden. Und dann auch noch darauf hinweist, daß man sich nach dem alten Duden zu schreiben bemüht habe (!!), was natürlich (in Grenzen) richtig ist, aber nur bedeuten kann, daß die Verordnung von neuen Schreibweisen, die man dann, falls man dazu gezwungen ist, natürlich ebenfalls anzuwenden versucht, die bisherige reale (weitgehende) Einheitsschreibung zerstört!
Faßt man die perverse Logik von Michael Jansen zusammen, so ergibt sich: (1) Die Reform ist zu loben, weil sie manchen Schreibweisen vor der Reform besser erfaßt als der alte Duden, also der Schreibwirklichkeit vor der Reform besser gerecht wird. (2) Die Leute bemühen sich, nach dem jeweils für sie verbindlichen Regelwerk zu schreiben. (3) Wenn die Bevölkerung nun die (von Herrn Jansen angepriesene) Neuregelung anzuwenden verpflichtet wird, entstehen real jede Menge neue (vor der Reform unbekannte oder höchst seltene) Schreibweisen als neue reale Norm, genau so wie sie das neue Regelwerk vorschreibt. (4) Fazit: Die vor der Reform unbekannten neuen Schreibweisen werden der Schreibwirklichkeit vor der Reform am besten gerecht. (5) Bewertung: Deshalb ist die Reform sinnvoll.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Herr Riebe schrieb zuletzt: (1) Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe vorbildliche deskriptive Qualität geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
(2) Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln bezeichnet.
Zu (2): Keiner hat öfter Beliebigkeitsschreibung! gerufen als Sie selbst, Herr Riebe. Es ist deshalb völlig unerheblich, von wem Sie das vielleicht einmal übernommen haben könnten. Es ist grotesk, daß Sie sich damit rechtfertigen, Sie hätten diesen Vorwurf der Beliebigkeit von Professor Ickler übernommen, nachdem Sie ihn oft genug auf Professor Icklers Wörterbuch angewendet haben, so als müßte sich Professor Ickler selbst ständig diesen Vorwurf machen. Wenn man Beliebigkeit verordnet (Beliebigkeitsklauseln im Regelwerk), die man nicht will, ist das etwas ganz anderes, als wenn man feststellt, daß in weiten Bereichen des realen Schreibens verschiedene Schreibweisen verwendet werden (Beliebigkeitsschreibung), die man verzeichnen muß, wenn man ein deskriptives Wörterbuch macht und unter Norm (in erster Linie oder vollständig) das Übliche versteht.
Zu (1) zitiere ich Ihre diesbezüglichen Äußerungen:
-> Reinhard Markner schrieb am 16.04.2001: Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt. Ich meine, grundsätzlich doch, nur ausnahmsweise nicht.
Das habe ich so wiedergegeben: Der Duden hat laut Herrn Riebe weitestgehend deskriptiv gearbeitet. Was soll der Unterschied sein?
-> Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise.
Nichts anderes habe ich mit meinen Formulierungen wiedergegeben. Ich sage es nochmals in einer anderen Formulierung: Bei der beschreibenden Darstellung der Rechtschreibung ist der Duden Professor Ickler meilenweit voraus. Das haben Sie ja wohl geschrieben.
-> Schlug aber wirklich jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative um? Ich meine, nur in einigen Randbereichen, in denen der Duden von den amtlichen Regeln abwich und der Duden selber Normen setzte.
Also nochmals: Nur in wenigen Randbereichen war der Duden laut Herrn Riebe nicht deskriptiv, sondern nur da, wo er selber Normen setzte. Nur in wenigen Randbereichen, nur ganz ausnahmsweise nicht deskriptiv - das wird man doch als vorbildlich deskriptiv verstehen müssen, ohne irgend etwas verallgemeinert zu haben. Hingegegen bei Ickler: erst ansatzweise. Dieses Hinterherhinken von Professor Ickler gegenüber dem weitgehend, bis auf wenige Ausnahmen usw. deskriptiven Duden wird auch in Ihrer folgenden Formulierung deutlich:
-> Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Also hier: Professor Ickler muß es so machen wie der Duden, das sei unumgänglich, in dieser Hinsicht ist das Wörterbuch verbesserungsbedürftig.
Ich habe nichts, aber auch gar nichts an Ihren Aussagen verfälscht, sondern lediglich ein wenig anders formuliert - ohne den Sinn zu verändern. Daher ist auch das salbungsvolle Selbstlob Ihrer Aufkläungsarbeit zurückzuweisen:
-> Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.
War das nun mobbingartige Polemik? Ich stelle nochmals fest: Das einzige Ziel, das Professor Ickler mit seinem Wörterbuch verfolgt, ist es, die Rechtschreibung vor der Reform so darzustellen, wie sie real praktiziert wurde. Wir haben dagegen unzählige Beispiele dafür zitiert oder könnten sie zitieren, die belegen, daß der Duden etwas vorschrieb, was der Schreibwirklichkeit überhaupt nicht entsprochen hat - obwohl man sich im Prinzip bemüht hat, nach dem Duden zu schreiben! (Dies auch als Antwort auf die belanglose Anmerkung von Michael Jansen.) Es ist daher nicht möglich, daß der Duden deskriptiver als unser Wörterbuch war, gar noch in der Art einer diametralen Entgegensetzung (Duden bis auf wenige Ausnahmen deskriptiv, Ickler erst ansatzweise deskriptiv), wie Sie sie mit Ihrer Aufklärungsarbeit suggerieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 17.04.2001 um 22.00
Wenn man die Auseinandersetzung der letzten Tage hochrechnet, so könnte dies Folgendes bedeuten: Vor der Reform musste man sich dem Spannungsverhältnis zwischen Deskription und Päskription nicht stellen. Dass man den Duden einerseits für ein Abbild der Schreibwirklichkeit hielt, und man zugleich wusste, dass es eine sehr strenge Norm war, dass ging scheinbar völlig problemlos beides gleichzeitig. Es waren ja alles nur Trockenschwimmübungen. Wenn man aber die konkreten Ergebnisse sieht, muss man sich den Tatsachen stellen und kann nicht mehr rein ideologisch argumentieren. Das tut teilweise weh, wie man hier beobachten kann. Dass deskriptive Schreibwirklichkeit immer Variantenvielfalt bedeutet, stellt man erst fest, wenn man tatsächlich deskriptiv arbeitet. Die Deskription von Herrn Ickler ist, und das hat er ja auch immer eingeräumt, allerdings nur die Aufnahme dessen, wie die Duden-Norm umgesetzt wird/wurde. Niemand wird bestreiten, dass alle Zeitungen, die sein Korpus bilden, bemüht waren, die Duden-Rechtschreibung anzuwenden. Das ist etwas völlig anderes als Deskrition als Vorstufe zu einer Norm. Dies ist im Deutschen seit über 100 Jahren nicht mehr möglich.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
Herr Upmeyer wendet sich mit vielen solchen Beispielen gegen die Neuregelung - völlig zu Recht. Herr Lachenmann schlachtet das gleich gegen die Beliebigkeit in unserem Wörterbuch aus, wenn ich ihn richtig verstehe. Dazu ist zu sagen, daß die GZS-Bögen definitionsgemäß einfach nur beschreibend sind. Sie zwingen ja nicht, wie die Neuregelung, zu einer Schreibweise, die man nicht will oder die nicht sachgerecht ist. Anders der Duden, der in vielen Fällen die Zusammenschreibung vorgeschrieben hat, obwohl sie die Schreiber oft, mehrheitlich (oder sogar fast immer) nicht wollten oder obwohl sie nicht sachgerecht war. Sogar im Regelteil fehlte beim Duden die Beschreibung der verschiedenen Möglichkeiten. Ich habe zufällig vor kurzem in einer Antwort an Herrn Dörner dazu Stellung genommen. Dagegen ist es bei Ickler selbstverständlich, daß es beide Möglichkeiten geben muß: zusammen oder getrennt.
Übrigens sind einige Beispiele von Herrn Upmeyer eher falsch als sinnvoll: darangehen oder daran gehen - es hat noch (fast) nie jemanden gestört, es ist fast nie jemandem aufgefallen, ob das nun getrennt oder zusammen geschrieben war. Es trifft nicht zu, daß hier die Option, die realistisch im Bogen wiedergegeben wird, zu nicht hinnehmbarer Uneindeutigkeit führen würde. Ein solches Muster der Parallelisierung, wie es Herr Upmeyer in seinen Listen verwendet, leuchtet zwar im Rahmen dieser Präsentation ein, entspricht aber nicht der Gestalt realer Texte (sondrn nur teilweise) und beschreibt keine Notwendigkeit, die dem Schreiber vorgegeben wäre. Das ist eben das Problem des Duden gewesen: alles schön regelmäßig auseinanderdefiniert und zusammengelegt, sieht sehr logisch aus - und ist, wenn man sich gewissenhaft ans Vergleichen macht, kraß unlogisch und von Widersprüchen durchsetzt. Solche Pseudo-Regelungen, das heißt scheinbar alles klärenden Regeln (auch bei der Peilschen Liste und bei Herrn Illauers Listen) sind allein auf Regelebene erdacht, an willkürlich gewählter Kategorien aufgezogen und anhand willkürlich ausgewählter Beispiele durchdekliniert. Ich dachte, es wäre hier schon oft gezeigt worden, welche Nachteile ein solches Vorgehen hat, egal ob nun nach altem Duden oder (sehr ausschnittsweise) von Herrn Illauer, Herrn Peil, Herrn Upmeyer oder sonstwem vorgestellt; und es wäre gezeigt worden, welche Vorzüge die deskriptive Methode im Vergleich dazu hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 17.04.2001 um 22.00
Zu Herrn Lachenmann:
Der VRS bemüht sich, zu informieren und aufzuklären. Zu diesem rationalen Zweck gebe ich meist Quellen an, damit man in den Quellen Einzelheiten nachlesen kann. Es wird z.B. von Verlegern und Lehrern meist nicht beachtet und nicht berücksichtigt, daß es seit 1901 amtliche Rechtschreibregeln gab. Diese Aufklärungsarbeit hat mit Wadlbeißerei nichts zu tun.
Die Aufforderung an Herrn Lachenmann sich nicht mit respektlosen und nur bedingt geistreichen Beiträgen gegen Theodor Icker zu versündigen, halte ich für eine unzulässige Maulkorbpolitik.
Zu Herrn Wrase:
Ich habe nirgends behauptet, der Duden von 1991 habe vorbildliche deskriptive Qualität geleistet. Solche verallgemeinernden Behauptungen wären unseriös.
Ein anderes Beispiel: Die Kritik an der Beliebigkeitsschreibung der Reformer stammt nicht von mir, vielmehr habe ich sie von Professor Theodor Ickler übernommen, der u.a. E4 als eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln bezeichnet. (vgl. Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich. 1997, S. 67; sowie Ickler: Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, 2. Auflage, 1999, S. 55 und S. 77). Diesen Maßstab wandte ich dann auch auf die Presse-Orthographie an, die ich als Beliebigkeitsschreibung bezeichnete.
Herr Wrase liest, wenn er wütend ist, leider nicht immer sorgfältig, zitiert daher nicht immer richtig, sondern einseitig in seinem Sinne zuspitzend und fällt dann obendrein bedauerlicherweise häufig abfällige Urteile. Informations- und Aufklärungsarbeit kann jedoch nicht auf einer irrational-emotionalen Ebene stattfinden. Von allen Versuchen, unsere Aufklärungsarbeit durch fortwährende mobbingartige Polemik zu diskreditieren, distanziere ich mich.
Manfred Riebe
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Wie man in das Wadl hineinbeißt...
Wadl Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Upmeyer,
ich bin sehr froh darüber, daß Sie dazu beigetragen haben, daß hier endlich wieder sachlich über die mit der Reform für Nichtlinguisten einhergehenden Probleme diskutiert wird. Man sollte den privaten Messerstechereien hier das Wasser abgraben, diese sind nun wirklich nicht des Pudels Kern. Die Sprachexperten sind leider, das zeigen Wrases und Icklers Beiträge immer wieder, viel zu sehr mit den sprachinternen wissenschaftlichen Aspekten befaßt und vergessen ganz, daß unsereins in der Alltagspraxis mit Orthographie umgehen muß, sei es in Ihrem Beruf des Technikers oder im Beruf des Lehrers oder im verlegerischen Alltag. Auch die Juristen haben ja Probleme, ob ihre Texte noch eindeutig sind, wenn man sie auf Neuschrieb umstellt. Und wenn bei Google noch so oft unterschiedliche Schreibweisen für ein und dieselbe sprachliche Form auftreten: Für die Praxis sollten unterschiedliche Schreibweisen wenigstens dann auch unterschiedliche Bedeutungen darstellen, wenn man das bisher so gewohnt war und wenn es dem Verständnis nützt (Ihre Beispiele sind dafür sehr anschaulich). Was soll das heißen: aus dem Zusammenhang heraus kann es kein Mißverständnis geben. Kann es eben oft doch, wenn der Text etwa übersetzt werden muß, das haben Sie sehr schön deutlich gemacht.
Walter Lachenmann
eingetragen von Henning Upmeyer am 17.04.2001 um 22.00
Zum Satz von Herrn Markner vom 16.4.01, daß Sprache zwar eine Kulturtechnik, aber eben doch nicht das Ergebnis von Ingenieurkunst ist:
Natürlich gehört die deutsche Sprache rechtmäßig dem ganzen Volk und nicht allein den Kultusministern, im Gegensatz zur französischen, die der Academie Francaise gehört. Die deutsche Sprache ist ein wirklicher volkseigener Betrieb.
Aber technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen gehören zur Ingenieurkunst und damit auch die dafür als Werkzeug verwendete Sprache. Entsprechend gehört die Sprache der Gesetze zur Juristenkunst und die Sprache der Verträge zur Kaufmannskunst. Wenn vermieden werden soll, daß diese ihre eigenen genaueren Sprachvarianten entwickeln müssen, weil die offizielle Sprache jetzt ungenau zu werden droht, müssen deren Anforderungen an das Werkzeug Sprache berücksichtigt werden. Wirtschaftlicher Erfolg hängt nicht nur von besseren Produkten, sondern auch von besseren Beschreibungen und Bedienungsanleitungen ab, weil sie ein Teil des Produktes sind. Für technische Beschreibungen und Bedienungsanleitungen, die auch für Nichtfachleute verständlich und von nichtdeutschen Übersetzern ohne entsprechende technische Spezialkenntnisse ohne Mißverständnisse in ihre Muttersprache übersetzbar sein sollen, müssen die Wörter aus sich selbst eindeutig sein und dürfen ihren Sinn nicht erst aus dem Textzusammenhang erhalten, weil das wegen der freien Wortstellung unzuverlässig ist. Mehrdeutige Wörter sind dafür ganz unbrauchbar und gefährlich und können zu Übersetzungs- und Bedienungsfehlern und teuren Schäden führen, weil für die unterschiedlichen Bedeutungen eines deutschen Wortes in Sprachen mit weniger konsoziiertem Wortschatz ganz verschiedene Wörter existieren. Rückfragen des Übersetzers bei Mehrdeutigkeiten und eine Kontroll-Rückübersetzng sind nicht üblich.
Auch in Gesetzes- und Vertragstexten müssen die einzelnen Wörter aus sich selbst eindeutig sein und Mehrdeutigkeiten unbedingt ausschließen.
Deshalb ist es eine Katastrophe für die deutsche Sprache, daß durch die Rechtschreibreform gerade diese genauen Unterscheidungsmöglichkeiten und diese Freiheit für neue Wortbildungen als die charakteristische Eigenschaft des stark konsoziierten deutschen Wortschatzes abgeschafft werden sollen. Gezwungenermaßen entsteht dann eine inoffizielle zweite eindeutige Schreibweise, und es ist seht bedauerlich, daß in der übrigen deutschen Sprache die Mehrdeutigkeiten bleiben sollen und sogar neue geschaffen werden.
Ingenieure sind gewohnt, auch kreativ neue Begriffe zu schaffen, eben weil die bisherige deutsche Sprache diese Möglichkeit bietet. Für technische und kaufmännische Tätigkeiten können sich daher jederzeit neue feste Verbzusammensetzungen bilden. Es wird nicht durchsetzbar sein, das für die übrigen Bereiche zu verbieten.
Es ist beim Schreiben unzumutbar, fast jede Verbzusammensetzung im amtlichen Wörterbuch nachsehen zu müssen oder gar alle auswengizulernen. Man will seinen Verstand benutzen dürfen und unbekannte Verbzusammensetzungen so schreiben wie ähnliche oder gegenteilige bekannte. Soviel Logik muß erlaubt sein. Richtig gefährlich für die beschriebenen Gebiete sind Rechtschreibprogramme.
Bei daher, dahin, daran, darein hilft die Trennbarketsprobe:
Modal: daherkommen, dahingehen, darangehen, dareinsetzen. Ortsangabe: daher kommen, dahin gehen, daran gehen, darein setzen, weil trennbar in: da herkommen, da hingehen, da rangehen, da reinsetzen.
Beispiele für nicht hinnehmbare neue Sin-Verwechselbarkeiten zwischen Modus und Ergebnis:
Er hätte sich besser gestellt.
Er will das ganz bewußt machen.
Er hat ihn völlig blau gehauen.
Der Neue hat sich ganz fein gemacht.
Sie wird das Kleid ganz fertig bekommen.
Er will den Vertrag ganz fix machen.
Er kann das Geld ganz flüssig machen.
Er will die Farben ganz frisch machen.
Er will die Standuhr gerade stellen.
Er will den Draht ganz geradebiegen (den ganzen Draht) - ganz gerade biegen (möglichst gerade).
Er kann das Brett glatt hobeln.
Er muß den Boden ganz hart klopfen.
Er konnte ihnganz knapp halten.
Er will den Hund ganz kurz halten.
Er wird die Haare ganz kurz schneiden und ganz kurz treten.
Die Arbeiter haben die Schienen ganz lahm gelegt.
Er kann ihm die Aufgabe ganz leicht, ganz schwer machen.
Sie haben sich ganz naß gespritzt.
Der Polizist hat ihn ganz ruhig gestellt.
Der Schreiner hat den Tisch ganz sauber gemacht.
Die Plastik ist dem Künstler sehr schwergefallen (sie war zu schwierig) - sehr schwer gefallen ( sie war zu schwer und ist runtergefallen).
Er hat seine Arbeit nicht schlecht gemacht.
Er will das für alle sichtbar machen.
Das Auto hat die Schlaglöcher nicht übel genommen.
Sie hat den Socken voll gestopft.
Sie ist wohl versorgt.
Er hat ihn ganz zufrieden gestellt.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.04.2001 um 22.00
... ist zu sagen: Herr Riebe behauptet neuerdings mit einiger Hartnäckigkeit, daß der Duden vorbildliche deskriptive Arbeit geleistet habe und damit dem Wörterbuch von Professor Ickler weit voraus sein bei der realitätsnahen Beschreibung des allgemein Üblichen vor der Reform. Professor Ickler habe diese deskriptive Qualität erst ansatzweise erreicht und müsse daher dem Duden insoweit nacheifern.
Darauf meinte ich in der Tat nicht anders als mit beißendem Spott reagieren zu können. Ich habe ja erlebt, wie die vielleicht hundert Erklärungen von Professor Ickler, an Herrn Riebe gerichtet, sowie sonstige zur Erhellung des Gegenstandes geeignete Beiträge nutzlos an Herrn Riebe abgeprallt sind, damals unter anderem an dessen Parole Beliebigkeitsschreibung!. Wenn nun Herr Riebe neuerdings allen Ernstes behauptet, der Duden habe im Gegensatz zu unserem Wörterbuch vorbildliche deskriptive Qualität, dann ist das so absurd, daß ich, wenn denn Satire in den Augen des Multitalents, neuerdings auch des Seriositäts-Fixsterns Walter Lachenmann einen schlechten Eindruck auf die Außenwelt macht, nun im Klartext rede: Herr Riebe hat nicht alle Tassen im Schrank.
Ist das so nun besser? Oder soll man gar nichts sagen, wenn man diese Ansicht hat? Ich meine, daß Herr Riebe, angeblich unser Mitstreiter, unsere Diskussionen der vollendeten Lächerlichkeit preisgibt, wenn er solche Dinge wie oben zitiert äußert. Wie sollen wir denn irgendwelche Reformbefürworter oder sonstige Gäste von irgend etwas überzeugen, wenn nicht einmal die allerselbstverständlichsten Dinge unter uns selbst klar geworden sind?
An Ihrem Beitrag fällt ferner auf, Herr Lachenmann, daß Sie zum Thema überhaupt keinen Bezug herstellen, sonders ausschließlich wieder einmal als Gruppentherapeut tätig werden zu müssen meinen. Da erscheint dann eine Auseinandersetzung nur noch als Wadlbeißerei zweier Leute, die sich nicht mögen. Ich würde Sie gerne auffordern, Herr Lachenmann: Schreiben Sie erst einmal selber seriöse Beiträge, bevor Sie die Ernsthaftigkeit dieses Forums retten wollen. Sie bringen es doch nicht fertig, auch nur ein paar Absätze ohne alberne Blödeleien und/oder pathetische Aufrufe und/oder erbauliche Predigten und vor allem ohne Ihre Selbstverwirklichung als Wort- und Silbenjongleur zu verfassen. Würden wir alle so formulieren wie Sie, würde man uns nur noch für verrückt halten - sage ich im Ernst.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.04.2001 um 22.00
Zu Herrn Riebe: Wenn sich der Duden bei seiner Normierung bis auf wenige Ausnahmen am üblichen Schreibgebrauch orientiert hat, dann muß man ganz schnell Professor Ickler ausrichten, daß seine Arbeit überflüssig ist. (Wenige Ausnahmen würden doch kaum stören.) Wenn sein Wörterbuch aber sehr viele Differenzen zum Duden (von 1991) ausweist, dann er offenbar willkürlich Schreibweisen erfunden oder sonstwie falsch gearbeitet ...
Zu Herrn Markner: Ich glaube, mit Ihrer hilfsweisen Herleitung der GZS von Verbzusätzen aus bekannten oder üblichen oder einleuchtenden Substantivierungen und Substantiven wie Bekanntmachung befinden Sie sich auf dem Holzweg. Substantive können nun mal nicht getrennt geschrieben werden, etwa *Bekannt Machung oder *das Bekannt werden/*das bekannt Werden. Gerade bei machen ergäbe sich bei dieser Parallelisierung sehr oft eine Falle, weil sich Adjektiv + machen zwanglos im Sinne einer Ergebnisbeschreibung kombinieren lassen, so daß die Auffassung des Adjektivs als Verbzusatz/Ergebniszusatz gar nicht nötig ist. Vergleiche: sich schön_machen, sich frisch_machen und ähnliche: Auch bei Getrenntschreibung erhält man die Beschreibung von Handlung plus Ergebnis. Dasselbe gilt mehr oder weniger auch für werden, bleiben, lassen, zum Teil auch halten (im Sinn von den Zustand erhalten, z. B. sauber_halten, frei_halten) und einige weitere. Diese Verben durchbrechen bei fast allen (vorangestellten) Adjektiven das starke Motiv der Zusammenschreibung, das mit sonstigen (kurzen) Verben entsteht, vgl. freischlagen, freigeben (Hauptvarianten), aber ohne weiteres frei machen, frei halten.
Daher war nicht nur die Duden-Norm geradestehen (für aufrecht stehen) fast hundertprozentig falsch (= im Widerspruch zur Wirklichkeit), sondern ebenso auch gerademachen (Ergebnis + machen!, siehe oben), natürlich auch geradesitzen. Ich nehme an, Duden hat das so festgelegt, damit die Regelung innerhalb von gerade... schön einheitlich aussieht (Methode Peil/Illauer), also analog den häufigeren Fällen des typischen Ergebniszusatzes geradebiegen, geraderichten usw., wo man sich nun mal - auf Regelebene sehr einleuchtend! - für die Abgrenzung von gerade (= momentan) + Verb entschieden hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 16.04.2001 um 22.00
Sie, Herr Wrase, schrieben am 16.04. an Christian Dörner: Ich habe mich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden beschäftigt, weil ich mich fast nur noch mit der Neuregelung auseinanderzusetzen hatte; danach brauchte ich den alten Duden kaum noch, und schon vergesse ich Details aus dem Regelwerk.
Wie kommen Sie denn dann auf die Idee, zu sagen, man müsse ganz schnell Professor Ickler ausrichten, daß seine Arbeit überflüssig sei? Wie wollen Sie das denn beweisen und beurteilen, wenn Sie sich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden von 1991 beschäftigt haben? Ihre These: Wenn sein Wörterbuch aber sehr viele Differenzen zum Duden (von 1991) ausweist, dann (hat) er offenbar willkürlich Schreibweisen erfunden oder sonstwie falsch gearbeitet ... erscheint deshalb als reine Spekulation.
Ich habe daher etwas gegen Ihre Pauschalfrage: Ist unser Wörterbuch überflüssig, Herr Riebe?, und ich habe auch etwas gegen Pauschalurteile. Aber wir können ja einmal einen Einzelfall betrachten, in dem Professor Ickler sogar ausdrücklich um eine Beurteilung bat, aber bisher merkwürdigerweise nur eine einzige Antwort erhielt.
Im neuen Rechtschreibforum schrieb Professor Ickler am 12.04.2001 in der Rubrik Ickler Wörterbuch unter dem Stichwort Silbentrennung:
______________________
In meinem Rechtschreibwörterbuch habe ich stillschweigend die Trennung lo-yal, Lo-ya-li-tät eingeführt. Der alte Duden schrieb vor : loy-al, Loya-li-tät. Im Reformduden wurde daraus: lo-yal, Lo-ya-li-tät (ohne Rotdruck für die Neuerung und ohne Regelverweis, obwohl bei der neuen Trennung von st zum Beispiel stets Rotdruck verwendet wird). Die Neufassung Duden 2000 hat: lo-y-al, Lo-y-a-li-tät (mit Rotdruck für die neue Trennstelle).
Wie ist das alles zu beurteilen? Mir scheint, daß die alte Trennung sich nur schwer rechtfertigen läßt, weil wir ja im Deutschen nicht morphologisch trennen und weil die Aussprache doch schon sehr oft das französische oa bzw. wa nicht mehr berücksichtigt; man sagt einfach lojal, Lojalität, nicht wahr? Wenn dann noch das Selbstmißverständnis der Einbuchstabenregel
hinzukommt, das ich im Vorwort bespreche, dann kommt es zur Nichttrennung der beiden ersten Silben bei Loya-li-tät, und das ist doch ziemlich sinnlos.
__________________
Th. Ickler
__________________
Wer Französisch gelernt hat, weiß, daß der Duden von 1991 die richtige Aussprache (loajal) und davon abhängig die richtige Silbentrennung verwendet hat: loy-al, Loya-li-tät. Warum soll man also die richtige französische durch eine falsche deutsche Aussprache ersetzen? Man fühlt sich ein wenig an das Kapitel der Eindeutschung von Fremdwörtern erinnert. Wenn man diese Vorgehensweise auf deutsche Wörter übertragen würde, dann könnte man auch gleich an die Stelle der deutschen Hochsprache die deutsche Umgangsaussprache setzen.
Theodor Ickler hatte geschrieben: habe ich stillschweigend ... eingeführt. Klingt das nicht nach Neuerung, willkürlicher Festlegung, Normung bzw. Präskription? Ist diese Veränderung der Silbentrennung nicht genauso überflüssig wie die der Reformer?
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, Sie haben mich zu der Erkenntnis geführt, daß ich den alten Duden und das Icklersche Wörterbuch nicht auswendig kenne und daher nicht beurteilen kann, wie viele Unterschiede dazwischen bestehen. Sicherlich weiß es Professor Ickler auch nicht, denn er ist ja damit beschäftigt, willkürliche Änderungen durchzusetzen, anstatt sich am Sprachgebrauch zu orientieren, wie es der Duden getan hat. Er sollte sich wirklich schnell überlegen, ob das nicht völlig überflüssig ist, was er da verbricht, anstatt noch tausend Stunden in die Verhunzung des deskriptiven Duden zu investieren.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.04.2001 um 22.00
Soll diese Seite eigentlich zu einer Wrestling- (oder Wrasling-) Tribüne verkommen, wo sich W.W. Wadenlos mit inzwischen langweilig gewordener Leidenschaft immer von neuem darin gefällt, Herrn Riebe in die Wadln zu beißen? Oder meinetwegen auch umgekehrt? (Als neutraler Beobachter scheint mir bei Herrn Riebe die Beharrlichkeit jedoch stärker ausgeprägt als die unbeherrschte Leidenschaft; was er vorträgt, mag anfechtbar sein, aber allein die besonnenere Tonlage spricht für ihn.) Wobei man sich als nicht allzu sehr mit der Materie im einzelnen Lemma vertrauter, aber dennoch am Thema allgemein sehr interessierter Gast schon gar nicht mehr orientieren kann, inwiefern und weshalb wer eigentlich dem andern bzw. wem und über welche Argumentation auch immer klarmachen will, daß der jeweils andere, auf jeden Fall völlig daneben liegt bzw. nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, daß logischerweise also alle beide Parteien total im Unrecht sind. Was reden die dann hier überhaupt noch mit? Solche individualpsychologischen Statthalterkämpfe, mit denen vielleicht Urtraumatatata ausgelebt aber kaum Erkenntnisse gewonnen werden können, wird »unser Thema«, insbesondere auch die Plausibilität der Ablehnung der Rechtschreibreform, Außenstehenden so richtig schmackhaft machen.
Immerhin steckt mir noch eine Ermahnung in den Knochen, ich solle mich hier doch nicht allzu selbstgefällig in respektlosen und nur bedingt geistreichen Beiträgen gegen unser aller Herr und Meister, Herrn Prof. Dr. wie auch immer Theodor Icker (der sehr gut weiß, daß es mir an Respekt ihm gegenüber nicht im geringsten mangelt) versündigen, das könne dem Anliegen nach außen schaden, denn mehr und mehr würde diese Rechtschreibreformseite auch von außen wahrgenommen, und da müsse man einen ordentlichen Eindruck machen, damit »die Sache« nicht in Mißkredit gerät.
Ich hatte einmal im neuen Gästebuch eine Rubrik »Riebes Sofaecke« aufmachen wollen. Die gibt es noch. Aber Herrn Riebe mag ich nun wirklich nicht zumuten, sich mit WWr auf seinem Sofa herumzubalgen. Wie wäre es mit einem Wrestling-Forum? Dann könnte hier wieder eine sachliche, freundliche, um Erkenntnisse in der Sache bemühte Diskussion stattfinden, anstatt dieser unsympathischen und rechthaberischen Kläffereien, deren Substanz, sollte eine da sein, von Außenstehenden nicht mehr wahrnehmbar ist. Hier geht es deutlich um persönliche Animositäten, die sind aber für »die Sache« völlig uninteressant, ihr eher abträglich.
Man wünscht sich richtig den freundlichen, ruhigen, wenn auch leider in falscher Angelegenheit engagierten Herrn Jansen zurück. Sollte ich ihn jemals geärgert haben, leiste ich hiermit Abbitte.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.04.2001 um 22.00
Zu Herrn Riebe: Wenn sich der Duden bei seiner Normierung bis auf wenige Ausnahmen am üblichen Schreibgebrauch orientiert hat, dann muß man ganz schnell Professor Ickler ausrichten, daß seine Arbeit überflüssig ist. (Wenige Ausnahmen würden doch kaum stören.) Wenn sein Wörterbuch aber sehr viele Differenzen zum Duden (von 1991) ausweist, dann er offenbar willkürlich Schreibweisen erfunden oder sonstwie falsch gearbeitet ...
Zu Herrn Markner: Ich glaube, mit Ihrer hilfsweisen Herleitung der GZS von Verbzusätzen aus bekannten oder üblichen oder einleuchtenden Substantivierungen und Substantiven wie Bekanntmachung befinden Sie sich auf dem Holzweg. Substantive können nun mal nicht getrennt geschrieben werden, etwa *Bekannt Machung oder *das Bekannt werden/*das bekannt Werden. Gerade bei machen ergäbe sich bei dieser Parallelisierung sehr oft eine Falle, weil sich Adjektiv + machen zwanglos im Sinne einer Ergebnisbeschreibung kombinieren lassen, so daß die Auffassung des Adjektivs als Verbzusatz/Ergebniszusatz gar nicht nötig ist. Vergleiche: sich schön_machen, sich frisch_machen und ähnliche: Auch bei Getrenntschreibung erhält man die Beschreibung von Handlung plus Ergebnis. Dasselbe gilt mehr oder weniger auch für werden, bleiben, lassen, zum Teil auch halten (im Sinn von den Zustand erhalten, z. B. sauber_halten, frei_halten) und einige weitere. Diese Verben durchbrechen bei fast allen (vorangestellten) Adjektiven das starke Motiv der Zusammenschreibung, das mit sonstigen (kurzen) Verben entsteht, vgl. freischlagen, freigeben (Hauptvarianten), aber ohne weiteres frei machen, frei halten.
Daher war nicht nur die Duden-Norm geradestehen (für aufrecht stehen) fast hundertprozentig falsch (= im Widerspruch zur Wirklichkeit), sondern ebenso auch gerademachen (Ergebnis + machen!, siehe oben), natürlich auch geradesitzen. Ich nehme an, Duden hat das so festgelegt, damit die Regelung innerhalb von gerade... schön einheitlich aussieht (Methode Peil/Illauer), also analog den häufigeren Fällen des typischen Ergebniszusatzes geradebiegen, geraderichten usw., wo man sich nun mal - auf Regelebene sehr einleuchtend! - für die Abgrenzung von gerade (= momentan) + Verb entschieden hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 16.04.2001 um 22.00
Sie, Herr Wrase, schrieben am 16.04. an Christian Dörner: Ich habe mich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden beschäftigt, weil ich mich fast nur noch mit der Neuregelung auseinanderzusetzen hatte; danach brauchte ich den alten Duden kaum noch, und schon vergesse ich Details aus dem Regelwerk.
Wie kommen Sie denn dann auf die Idee, zu sagen, man müsse ganz schnell Professor Ickler ausrichten, daß seine Arbeit überflüssig sei? Wie wollen Sie das denn beweisen und beurteilen, wenn Sie sich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden von 1991 beschäftigt haben? Ihre These: Wenn sein Wörterbuch aber sehr viele Differenzen zum Duden (von 1991) ausweist, dann (hat) er offenbar willkürlich Schreibweisen erfunden oder sonstwie falsch gearbeitet ... erscheint deshalb als reine Spekulation.
Ich habe daher etwas gegen Ihre Pauschalfrage: Ist unser Wörterbuch überflüssig, Herr Riebe?, und ich habe auch etwas gegen Pauschalurteile. Aber wir können ja einmal einen Einzelfall betrachten, in dem Professor Ickler sogar ausdrücklich um eine Beurteilung bat, aber bisher merkwürdigerweise nur eine einzige Antwort erhielt.
Im neuen Rechtschreibforum schrieb Professor Ickler am 12.04.2001 in der Rubrik Ickler Wörterbuch unter dem Stichwort Silbentrennung:
______________________
In meinem Rechtschreibwörterbuch habe ich stillschweigend die Trennung lo-yal, Lo-ya-li-tät eingeführt. Der alte Duden schrieb vor : loy-al, Loya-li-tät. Im Reformduden wurde daraus: lo-yal, Lo-ya-li-tät (ohne Rotdruck für die Neuerung und ohne Regelverweis, obwohl bei der neuen Trennung von st zum Beispiel stets Rotdruck verwendet wird). Die Neufassung Duden 2000 hat: lo-y-al, Lo-y-a-li-tät (mit Rotdruck für die neue Trennstelle).
Wie ist das alles zu beurteilen? Mir scheint, daß die alte Trennung sich nur schwer rechtfertigen läßt, weil wir ja im Deutschen nicht morphologisch trennen und weil die Aussprache doch schon sehr oft das französische oa bzw. wa nicht mehr berücksichtigt; man sagt einfach lojal, Lojalität, nicht wahr? Wenn dann noch das Selbstmißverständnis der Einbuchstabenregel
hinzukommt, das ich im Vorwort bespreche, dann kommt es zur Nichttrennung der beiden ersten Silben bei Loya-li-tät, und das ist doch ziemlich sinnlos.
__________________
Th. Ickler
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Wer Französisch gelernt hat, weiß, daß der Duden von 1991 die richtige Aussprache (loajal) und davon abhängig die richtige Silbentrennung verwendet hat: loy-al, Loya-li-tät. Warum soll man also die richtige französische durch eine falsche deutsche Aussprache ersetzen? Man fühlt sich ein wenig an das Kapitel der Eindeutschung von Fremdwörtern erinnert. Wenn man diese Vorgehensweise auf deutsche Wörter übertragen würde, dann könnte man auch gleich an die Stelle der deutschen Hochsprache die deutsche Umgangsaussprache setzen.
Theodor Ickler hatte geschrieben: habe ich stillschweigend ... eingeführt. Klingt das nicht nach Neuerung, willkürlicher Festlegung, Normung bzw. Präskription? Ist diese Veränderung der Silbentrennung nicht genauso überflüssig wie die der Reformer?
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, Sie haben mich zu der Erkenntnis geführt, daß ich den alten Duden und das Icklersche Wörterbuch nicht auswendig kenne und daher nicht beurteilen kann, wie viele Unterschiede dazwischen bestehen. Sicherlich weiß es Professor Ickler auch nicht, denn er ist ja damit beschäftigt, willkürliche Änderungen durchzusetzen, anstatt sich am Sprachgebrauch zu orientieren, wie es der Duden getan hat. Er sollte sich wirklich schnell überlegen, ob das nicht völlig überflüssig ist, was er da verbricht, anstatt noch tausend Stunden in die Verhunzung des deskriptiven Duden zu investieren.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.04.2001 um 22.00
Soll diese Seite eigentlich zu einer Wrestling- (oder Wrasling-) Tribüne verkommen, wo sich W.W. Wadenlos mit inzwischen langweilig gewordener Leidenschaft immer von neuem darin gefällt, Herrn Riebe in die Wadln zu beißen? Oder meinetwegen auch umgekehrt? (Als neutraler Beobachter scheint mir bei Herrn Riebe die Beharrlichkeit jedoch stärker ausgeprägt als die unbeherrschte Leidenschaft; was er vorträgt, mag anfechtbar sein, aber allein die besonnenere Tonlage spricht für ihn.) Wobei man sich als nicht allzu sehr mit der Materie im einzelnen Lemma vertrauter, aber dennoch am Thema allgemein sehr interessierter Gast schon gar nicht mehr orientieren kann, inwiefern und weshalb wer eigentlich dem andern bzw. wem und über welche Argumentation auch immer klarmachen will, daß der jeweils andere, auf jeden Fall völlig daneben liegt bzw. nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, daß logischerweise also alle beide Parteien total im Unrecht sind. Was reden die dann hier überhaupt noch mit? Solche individualpsychologischen Statthalterkämpfe, mit denen vielleicht Urtraumatatata ausgelebt aber kaum Erkenntnisse gewonnen werden können, wird »unser Thema«, insbesondere auch die Plausibilität der Ablehnung der Rechtschreibreform, Außenstehenden so richtig schmackhaft machen.
Immerhin steckt mir noch eine Ermahnung in den Knochen, ich solle mich hier doch nicht allzu selbstgefällig in respektlosen und nur bedingt geistreichen Beiträgen gegen unser aller Herr und Meister, Herrn Prof. Dr. wie auch immer Theodor Icker (der sehr gut weiß, daß es mir an Respekt ihm gegenüber nicht im geringsten mangelt) versündigen, das könne dem Anliegen nach außen schaden, denn mehr und mehr würde diese Rechtschreibreformseite auch von außen wahrgenommen, und da müsse man einen ordentlichen Eindruck machen, damit »die Sache« nicht in Mißkredit gerät.
Ich hatte einmal im neuen Gästebuch eine Rubrik »Riebes Sofaecke« aufmachen wollen. Die gibt es noch. Aber Herrn Riebe mag ich nun wirklich nicht zumuten, sich mit WWr auf seinem Sofa herumzubalgen. Wie wäre es mit einem Wrestling-Forum? Dann könnte hier wieder eine sachliche, freundliche, um Erkenntnisse in der Sache bemühte Diskussion stattfinden, anstatt dieser unsympathischen und rechthaberischen Kläffereien, deren Substanz, sollte eine da sein, von Außenstehenden nicht mehr wahrnehmbar ist. Hier geht es deutlich um persönliche Animositäten, die sind aber für »die Sache« völlig uninteressant, ihr eher abträglich.
Man wünscht sich richtig den freundlichen, ruhigen, wenn auch leider in falscher Angelegenheit engagierten Herrn Jansen zurück. Sollte ich ihn jemals geärgert haben, leiste ich hiermit Abbitte.
Walter Lachenmann
eingetragen von Manfred Riebe am 15.04.2001 um 22.00
Reinhard Markner schrieb am 16.04.2001: Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt.
Ich meine, grundsätzlich doch, nur ausnahmsweise nicht. Weil das so ist, vertraute auch Theodor Ickler grundsätzlich dem Duden und schrieb:
Drei Grundsätze gelten: Erstens bleiben alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, richtig. Zweitens sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen. Und drittens kann keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, orthographisch als falsch gelten. Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen. (Ickler: Fetisch der Norm. In: FAZ 14.11.97, S. 41).
Ein Kenner der Materie, Professor Wolfgang Ullrich Wurzel, der im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR in einer Orthographie-Arbeitsgruppe tätig war, bestätigt die Duden-Deskription:
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung sei der Duden bis zur 20. Auflage von 1991 grundsätzlich weder ein Sprach- noch ein Orthographienormer gewesen. Der Duden sei kein Sprachnormer, weil er nicht in die Sprachentwicklung eingriff, sondern nur die sich vollziehenden Sprachveränderungen registrierte, wenn sie sich durchgesetzt hatten. Auch die Regeln der Rechtschreibung wurden nicht vom Duden gemacht. Der Duden kommentierte lediglich die amtlich festgelegten Rechtschreibregeln (vgl. Wurzel, Wolfgang Ullrich: Konrad Duden, 2. Auflage, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1985, S. 107 f.).
Schon 1880 habe sich Konrad Duden bei der orthographischen Bearbeitung der einzelnen Wörter nach den vorgegebenen Regeln gerichtet. Trotz der Regeln sei aber immer noch ein große Zahl von Zweifelsfällen geblieben, bei denen Duden über die Schreibung von Wörtern nach eigenem Ermessen entscheiden mußte (Wurzel: Konrad Duden, S. 69 ff.).
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, wenn die Duden-Redaktion(en), wie Sie sagen, grundsätzlich einen deskriptivistischen Ansatz verfolgt haben, »ausnahmsweise« aber nicht, so war dieser deskriptivistische Ansatz eben nicht »konsequent«. Insofern besteht kein Widerspruch zwischen unseren Aussagen.
Ich glaube aber nicht, daß man davon sprechen kann, es sei nur »ausnahmsweise« vom Pfad der linguistischen Tugend abgewichen worden. Solange der Duden-Beschluß der KMK Gültigkeit hatte, mußte im Grunde jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative umschlagen.
Ferner hat die Mannheimer Duden-Redaktion mittels einer Klassifikation in Haupt- und Nebenvarianten versucht, einen lenkenden Einfluß auf die Sprachentwicklung zu nehmen. Das mochte durchaus angehen, aber »konsequent deskriptivistisch« war es nicht.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner,
man muß natürlich die Verteilung von getrennt und zusammen bei der Bedeutung aufrecht stehen prüfen. Das habe ich jetzt bei Google gemacht. Von den ersten 200 Ergebnissen zu geradestehen hatte nur eines diese Bedeutung, und zwar den Gefangenen-Appell Geradestehen!. Das ist eine Spezialität, so ähnlich wie Stillgestanden!, und der Aspekt der näheren Bestimmbarkeit (mehr ode weniger gerade stehen) fällt weg. Dieses Geradestehen ist sozusagen ein eigener Begriff. Also ein Fall oder gar kein Fall pro 200, je nach Deutung. Von den ersten 100 Ergebnissen zu gerade stehen hatten 20 die wörtliche Bedeutung - dann sparte ich mir den Rest (101 bis 200).
Verwenden wir das doch gleich für die Behauptung von Herrn Riebe, der Duden habe weitgehend deskriptiv gearbeitet, viel besser als Professor Ickler. Das ist totaler Unsinn, wie sich hier wieder zeigt: Duden verordnete obligatorisch Zusammenschreibung, dabei kommt, wie sie richtig vermuteten, praktisch ausschließlich Getrenntschreibung vor. Man kann davon ausgehen, daß das vor der Reform nicht wesentlich anders war, das müßte aber Professor Ickler oder jemand mit CDs von vor der Reform prüfen. (Mir fiel es bei der ersten Suche nicht gleich auf, weil mich die Verteilung für die Bedeutung verantwortlich sein interessierte.) Ergebnis: Professor Ickler könnte für die wörtliche Bedeutung meist zusammen notieren (oder sogar fast immer), für die übertragene Bedeutung überwiegend zusammen (oder meist; aber das würde ich vielleicht eher für die krasseren Verteilungen reservieren, so ab 1:10, was hier nicht ganz erreicht wird, jedenfalls bei Google).
PS: Die Substantivierung das Geradestehen kommt (allein für die wörtliche Bedeutung) immerhin 4 von 200 mal vor, gegenüber hochgerechnet 40mal Grundform. 1:10 - das ist ein normales Verhältnis von Verb und Substantivierung. Die Substantivierung kommt also in der freien Wildbahn schon vor.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 15.04.2001 um 22.00
Ergebnis: Professor Ickler könnte für die wörtliche Bedeutung meist getrennt notieren (oder sogar fast immer) ...
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.04.2001 um 22.00
Ich sehe im Duden ( auf der Grundlage der neuen amtlichen Regeln) eine Marktstrategie, die auf der Hand liegt. Wer würde sich den Duden sonst kaufen? Wir hätten keine Veranlassung dazu. Das Geschäft ging sprunghaft in die Höhe, denn jeder musste sich mehr oder weniger informieren. Ich selbst erwarte mit Spannung Erneuerungen der amtlichen Regeln, falls es sie wirklich geben sollte. Natürlich wird dann aber wieder Duden den Absatz machen, also dient alles einer Marktstrategie. Duden verfährt damit auch mit jeder Neureglung wieder gut.
RenateMariaMenges
eingetragen von Reinhard Markner am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase, Ihre Ergebnisse zeigen wieder einmal, daß man vom Gefühl her ungefähr richtig liegen kann, aber eben nicht genau. Wir könnten uns aber wohl darauf einigen, daß das Substantiv Geradestehen trotzdem nicht so bedeutend ist wie Bekanntmachung.
Mir fiel heute nacht noch ein, daß die Entscheidung der Duden-Redaktion vielleicht auf einer Analogisierung mit strammstehen beruht haben könnte. Aber das ist natürlich nur Spekulation.
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 15.04.2001 um 22.00
Reinhard Markner hat insofern recht, als man die Entwicklung genauer und kritischer darstellen sollte. Ich hatte nicht berücksichtigt, daß Wolfgang Ullrich Wurzels Duden-Biographie noch zu DDR-Zeiten entstand, daß die Autorität der Akademie der Wissenschaften in Berlin kritische Diskussionen abbremste und daß der Verlag des Büchleins der volkseigene Duden-Verlag VEB Bibliographisches Institut in Leipzig war. Es ist daher etwas mehr Kritik erforderlich, als damals unter diesen historischen Umständen möglich war.
Dagegen ist die bekannte Dissertation Wolfgang Kopkes ohne staatliche Einflußnahme entstanden: Wolfgang Kopke: Rechtschreibreform und Verfassungsrecht. Schulrechtliche, persönlichkeitsrechtliche und kulturverfassungsrechtliche Aspekte einer Reform der deutschen Orthographie. Tübingen 1995.
Kopke durchleuchtet die Duden-Praxis sehr viel kritischer und vor allen Dingen auch unter rechtlichen Aspekten. Kopke weist darauf hin, daß der Duden z.B. im Bereich der Fremdwörter die Freiräume der amtlichen Regeln von 1901 und 1944 ausgemerzt habe.
Ursache für die Schreibnormierung des Duden in Randbereichen - in Abweichung von den amtlichen Regeln - war schon 1911 das Ziel der Vereinheitlichung durch Abschaffung von Doppelformen bei Fremdwörtern. Im Buchdruckerduden wurden Doppelschreibungen weitgehend stillschweigend eliminiert oder in Fußnoten verbannt. Die 2. Auflage des Buchdruckerdudens wurde in die 9. Auflage des Duden von 1915 eingearbeitet. In der 14. Auflage von 1954 wurden sogar diese Fußnoten weggelassen, um die deutsche Einheitsschreibung zu fördern. Normierend wurde der Duden auch dadurch tätig, daß er 1915 erstmals Regeln für die Zeichensetzung einführte, die 1901 nicht amtlich geregelt worden waren (Kopke, S. 52 f.).
Der von Reinhard Markner erwähnte Beschluß der Kultusministerkonferenz von 1955 privilegierte den Duden. Er lautet:
Die in der Rechtschreibreform von 1901 und den späteren Verfügungen festgelegten Schreibweisen und Regeln für die Rechtschreibung sind auch heute noch verbindlich für die deutsche Rechtschreibung. Bis zu einer etwaigen Neuregelung sind diese Regeln die Grundlage für den Unterricht in allen Schulen. In Zweifelsfällen sind die im Duden gebrauchten Schreibweisen und Regeln verbindlich. (Beschluß der Kultusministerkonferenz. In: Bundesanzeiger Nr. 242 vom 15. Dezember 1955, S. 4; vgl. Kopke, S. 46)
Die Kultusminister sicherten mit ihrem Beschluß von 1955 jeder Neuauflage des Duden den Absatz, da in Zweifelsfällen nun der Duden maßgeblich war (Kopke, S. 59). Seitdem fand in der westdeutschen Ausgabe des Duden aus wirtschaftlichen Interessen eine ständige Ausdifferenzierung bzw. Verfeinerung von Regeln und eine Vergrößerung des Wörterverzeichnisses statt, um möglichst viele neue Auflagen vermarkten zu können (Kopke, S. 56 f.). Das Kernproblem bestand darin, daß der Duden die amtlichen Regeln überspielen konnten, so daß eine Ausweitung der orthographischen Normierung ohne jede demokratische Kontrolle stattfand (S. 59). Kopke betont jedoch, daß die Diskrepanzen zwischen den Regeln von 1901, denen von 1944 und denen des Duden ziemlich gering sind, was die Schreibung der Wörter angeht (Kopke, S. 64).
Schlug aber wirklich jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative um? Ich meine, nur in einigen Randbereichen, in denen der Duden von den amtlichen Regeln abwich und der Duden selber Normen setzte. Ob die Behauptung, der Duden habe eine Klassifikation in Haupt- und Nebenvarianten eingeführt, stimmt, bezweifle ich angesichts der Eliminierung von Doppelschreibungen bis zur 20. Auflage von 1991.
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Markner,
man muß natürlich die Verteilung von getrennt und zusammen bei der Bedeutung aufrecht stehen prüfen. Das habe ich jetzt bei Google gemacht. Von den ersten 200 Ergebnissen zu geradestehen hatte nur eines diese Bedeutung, und zwar den Gefangenen-Appell Geradestehen!. Das ist eine Spezialität, so ähnlich wie Stillgestanden!, und der Aspekt der näheren Bestimmbarkeit (mehr ode weniger gerade stehen) fällt weg. Dieses Geradestehen ist sozusagen ein eigener Begriff. Also ein Fall oder gar kein Fall pro 200, je nach Deutung. Von den ersten 100 Ergebnissen zu gerade stehen hatten 20 die wörtliche Bedeutung - dann sparte ich mir den Rest (101 bis 200).
Verwenden wir das doch gleich für die Behauptung von Herrn Riebe, der Duden habe weitgehend deskriptiv gearbeitet, viel besser als Professor Ickler. Das ist totaler Unsinn, wie sich hier wieder zeigt: Duden verordnete obligatorisch Zusammenschreibung, dabei kommt, wie sie richtig vermuteten, praktisch ausschließlich Getrenntschreibung vor. Man kann davon ausgehen, daß das vor der Reform nicht wesentlich anders war, das müßte aber Professor Ickler oder jemand mit CDs von vor der Reform prüfen. (Mir fiel es bei der ersten Suche nicht gleich auf, weil mich die Verteilung für die Bedeutung verantwortlich sein interessierte.) Ergebnis: Professor Ickler könnte für die wörtliche Bedeutung meist zusammen notieren (oder sogar fast immer), für die übertragene Bedeutung überwiegend zusammen (oder meist; aber das würde ich vielleicht eher für die krasseren Verteilungen reservieren, so ab 1:10, was hier nicht ganz erreicht wird, jedenfalls bei Google).
PS: Die Substantivierung das Geradestehen kommt (allein für die wörtliche Bedeutung) immerhin 4 von 200 mal vor, gegenüber hochgerechnet 40mal Grundform. 1:10 - das ist ein normales Verhältnis von Verb und Substantivierung. Die Substantivierung kommt also in der freien Wildbahn schon vor.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 15.04.2001 um 22.00
Ergebnis: Professor Ickler könnte für die wörtliche Bedeutung meist getrennt notieren (oder sogar fast immer) ...
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.04.2001 um 22.00
Ich sehe im Duden ( auf der Grundlage der neuen amtlichen Regeln) eine Marktstrategie, die auf der Hand liegt. Wer würde sich den Duden sonst kaufen? Wir hätten keine Veranlassung dazu. Das Geschäft ging sprunghaft in die Höhe, denn jeder musste sich mehr oder weniger informieren. Ich selbst erwarte mit Spannung Erneuerungen der amtlichen Regeln, falls es sie wirklich geben sollte. Natürlich wird dann aber wieder Duden den Absatz machen, also dient alles einer Marktstrategie. Duden verfährt damit auch mit jeder Neureglung wieder gut.
RenateMariaMenges
eingetragen von Reinhard Markner am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Riebe, wenn die Duden-Redaktion(en), wie Sie sagen, grundsätzlich einen deskriptivistischen Ansatz verfolgt haben, »ausnahmsweise« aber nicht, so war dieser deskriptivistische Ansatz eben nicht »konsequent«. Insofern besteht kein Widerspruch zwischen unseren Aussagen.
Ich glaube aber nicht, daß man davon sprechen kann, es sei nur »ausnahmsweise« vom Pfad der linguistischen Tugend abgewichen worden. Solange der Duden-Beschluß der KMK Gültigkeit hatte, mußte im Grunde jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative umschlagen.
Ferner hat die Mannheimer Duden-Redaktion mittels einer Klassifikation in Haupt- und Nebenvarianten versucht, einen lenkenden Einfluß auf die Sprachentwicklung zu nehmen. Das mochte durchaus angehen, aber »konsequent deskriptivistisch« war es nicht.
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 15.04.2001 um 22.00
Reinhard Markner schrieb am 16.04.2001: Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt.
Ich meine, grundsätzlich doch, nur ausnahmsweise nicht. Weil das so ist, vertraute auch Theodor Ickler grundsätzlich dem Duden und schrieb:
Drei Grundsätze gelten: Erstens bleiben alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, richtig. Zweitens sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen. Und drittens kann keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, orthographisch als falsch gelten. Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen. (Ickler: Fetisch der Norm. In: FAZ 14.11.97, S. 41).
Ein Kenner der Materie, Professor Wolfgang Ullrich Wurzel, der im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR in einer Orthographie-Arbeitsgruppe tätig war, bestätigt die Duden-Deskription:
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung sei der Duden bis zur 20. Auflage von 1991 grundsätzlich weder ein Sprach- noch ein Orthographienormer gewesen. Der Duden sei kein Sprachnormer, weil er nicht in die Sprachentwicklung eingriff, sondern nur die sich vollziehenden Sprachveränderungen registrierte, wenn sie sich durchgesetzt hatten. Auch die Regeln der Rechtschreibung wurden nicht vom Duden gemacht. Der Duden kommentierte lediglich die amtlich festgelegten Rechtschreibregeln (vgl. Wurzel, Wolfgang Ullrich: Konrad Duden, 2. Auflage, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1985, S. 107 f.).
Schon 1880 habe sich Konrad Duden bei der orthographischen Bearbeitung der einzelnen Wörter nach den vorgegebenen Regeln gerichtet. Trotz der Regeln sei aber immer noch ein große Zahl von Zweifelsfällen geblieben, bei denen Duden über die Schreibung von Wörtern nach eigenem Ermessen entscheiden mußte (Wurzel: Konrad Duden, S. 69 ff.).
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 15.04.2001 um 22.00
Reinhard Markner hat insofern recht, als man die Entwicklung genauer und kritischer darstellen sollte. Ich hatte nicht berücksichtigt, daß Wolfgang Ullrich Wurzels Duden-Biographie noch zu DDR-Zeiten entstand, daß die Autorität der Akademie der Wissenschaften in Berlin kritische Diskussionen abbremste und daß der Verlag des Büchleins der volkseigene Duden-Verlag VEB Bibliographisches Institut in Leipzig war. Es ist daher etwas mehr Kritik erforderlich, als damals unter diesen historischen Umständen möglich war.
Dagegen ist die bekannte Dissertation Wolfgang Kopkes ohne staatliche Einflußnahme entstanden: Wolfgang Kopke: Rechtschreibreform und Verfassungsrecht. Schulrechtliche, persönlichkeitsrechtliche und kulturverfassungsrechtliche Aspekte einer Reform der deutschen Orthographie. Tübingen 1995.
Kopke durchleuchtet die Duden-Praxis sehr viel kritischer und vor allen Dingen auch unter rechtlichen Aspekten. Kopke weist darauf hin, daß der Duden z.B. im Bereich der Fremdwörter die Freiräume der amtlichen Regeln von 1901 und 1944 ausgemerzt habe.
Ursache für die Schreibnormierung des Duden in Randbereichen - in Abweichung von den amtlichen Regeln - war schon 1911 das Ziel der Vereinheitlichung durch Abschaffung von Doppelformen bei Fremdwörtern. Im Buchdruckerduden wurden Doppelschreibungen weitgehend stillschweigend eliminiert oder in Fußnoten verbannt. Die 2. Auflage des Buchdruckerdudens wurde in die 9. Auflage des Duden von 1915 eingearbeitet. In der 14. Auflage von 1954 wurden sogar diese Fußnoten weggelassen, um die deutsche Einheitsschreibung zu fördern. Normierend wurde der Duden auch dadurch tätig, daß er 1915 erstmals Regeln für die Zeichensetzung einführte, die 1901 nicht amtlich geregelt worden waren (Kopke, S. 52 f.).
Der von Reinhard Markner erwähnte Beschluß der Kultusministerkonferenz von 1955 privilegierte den Duden. Er lautet:
Die in der Rechtschreibreform von 1901 und den späteren Verfügungen festgelegten Schreibweisen und Regeln für die Rechtschreibung sind auch heute noch verbindlich für die deutsche Rechtschreibung. Bis zu einer etwaigen Neuregelung sind diese Regeln die Grundlage für den Unterricht in allen Schulen. In Zweifelsfällen sind die im Duden gebrauchten Schreibweisen und Regeln verbindlich. (Beschluß der Kultusministerkonferenz. In: Bundesanzeiger Nr. 242 vom 15. Dezember 1955, S. 4; vgl. Kopke, S. 46)
Die Kultusminister sicherten mit ihrem Beschluß von 1955 jeder Neuauflage des Duden den Absatz, da in Zweifelsfällen nun der Duden maßgeblich war (Kopke, S. 59). Seitdem fand in der westdeutschen Ausgabe des Duden aus wirtschaftlichen Interessen eine ständige Ausdifferenzierung bzw. Verfeinerung von Regeln und eine Vergrößerung des Wörterverzeichnisses statt, um möglichst viele neue Auflagen vermarkten zu können (Kopke, S. 56 f.). Das Kernproblem bestand darin, daß der Duden die amtlichen Regeln überspielen konnten, so daß eine Ausweitung der orthographischen Normierung ohne jede demokratische Kontrolle stattfand (S. 59). Kopke betont jedoch, daß die Diskrepanzen zwischen den Regeln von 1901, denen von 1944 und denen des Duden ziemlich gering sind, was die Schreibung der Wörter angeht (Kopke, S. 64).
Schlug aber wirklich jede aus der Beobachtung der Sprachentwicklung abgeleitete Entscheidung der Duden-Redaktion ins Normative um? Ich meine, nur in einigen Randbereichen, in denen der Duden von den amtlichen Regeln abwich und der Duden selber Normen setzte. Ob die Behauptung, der Duden habe eine Klassifikation in Haupt- und Nebenvarianten eingeführt, stimmt, bezweifle ich angesichts der Eliminierung von Doppelschreibungen bis zur 20. Auflage von 1991.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 15.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase, Ihre Ergebnisse zeigen wieder einmal, daß man vom Gefühl her ungefähr richtig liegen kann, aber eben nicht genau. Wir könnten uns aber wohl darauf einigen, daß das Substantiv Geradestehen trotzdem nicht so bedeutend ist wie Bekanntmachung.
Mir fiel heute nacht noch ein, daß die Entscheidung der Duden-Redaktion vielleicht auf einer Analogisierung mit strammstehen beruht haben könnte. Aber das ist natürlich nur Spekulation.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 14.04.2001 um 22.00
Ich sah ihn dort zufällig gerade stehen.
Ich muß dafür geradestehen.
Er riet mir, die Frage ruhig zu stellen.
Es ist nötig, den Patienten ruhigzustellen.
Der alte Mann ist gestern wegen der Straßenglätte schwer gefallen.
Es ist mir schwergefallen, das zu glauben.
Und so weiter...!
Was ist das Gebot der Schreibfreundlichkeit, gleichzeitig das Gebot der Lesefreundlichkeit?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 14.04.2001 um 22.00
Martin Luther war ein Revoluzzer, die Leute hatten auch Angst vor ihm- er schaute den Menschen nicht nur auf den Mund( z.B. als er 1518 aus Augsburg zurück kam, hatten Sie Angst vor ihm, weil man ja nicht wusste, was dieses Gespräch in Augsburg nach sich ziehen könnte). Er befestigte daraufhin seine Thesen an der Kirchentür.
Nach Peter Ustinov müsste Gott heute erst mal eine Kreditkarte haben, die ihm aber niemand geben würde, weil er kein geregeltes Einkommen hat (Hinweis auf die Arbeit und das Geldverdienen).
Langer Rede - kurzer Sinn: Was Illauer schreibt ist beim Lesen gleichwertig. Worin sollte man den Unterschied erkennen?
Herr Illauer, auch wenn ich mir wieder ihren gesamten Zorn zuziehen sollte, ich sehe es so und nicht anders.
Ickler und sein Wörterbuch ist o.k., weil es in sich stimmig ist, aber was hilft es mir, wenn man nach den amtlichen Regeln schreiben muss? Insgesamt sind mir persönlich in sich stimmige Urteile von Richtern, in sich stimmige Bücher etc. weitaus lieber, als alles andere.
Ich stehe weder so noch so als Zinnsoldat gerne gerade, wenn ich es anders erkannt habe. Aber der Erkennerblick scheint mir bei Illauers Definition noch etwas zu fehlen. Ich hoffe nur, dass es nicht nur Konservatismus ist, was ihn bewegt.
Was werden wir ändern können? Wie stehen Sie zur Kleinschreibung?
Was wird sich automatisch verändern? 4 Jahre neue Rechtschreibung sind kein Pappenstil und es hat sich auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 14.04.2001 um 22.00
Gerade habe ich noch die bildhafte Sprache in der Argumentation von Wrase gelesen. Das ist durchaus richtig, was Sie da schreiben. Die bildhafte Sprache entspricht unserer Zeit, ob zusammen- oder auseinandergeschrieben. Diese Nuancen werden irgendwann niemand mehr interessieren. Ehrlich- wir verstehen und lesen die Sprache halt mit dem Kopf der alten Rechtschreibung. Das ist wirklich so- wir können aus unserer Haltung nicht so einfach heraus, besonders wenn wir über mangelnde Auslandserfahrung verfügen. Dies steht sowohl für mich als auch für alle Diskutanten der rechtschreibreform.com. Leider, würde ich mal sagen! Einen schönen Feiertag wünscht
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Mit Herrn Wrase weiterzudiskutieren sollte man vielleicht so lange zurückstellen, bis dieser die Laus auf seiner Leber erwischt und abgemurkst hat, das wird möglicherweise auch bewirken, daß er von seiner persönlichen Hatz auf seine Intimfeinde, zu denen Herr Riebe und Herr Jansen schon lange gehören und zu denen neuerdings offenbar auch ich mich zählen darf, abläßt.
Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein. Nur disqualifiziert man sich schon ganz gewaltig, wenn man die Vertreter einer Gegenmeinung schlichtweg als unbelehrbare Dummköpfe bezeichnet (gleichzeitig bei diesen aber Mäßigung in der Ausdrucksweise anmahnt!). Auch die wiederholte Aufforderung, man möge doch selber ein Wörterbuch machen, wenn einem das Icklersche nicht gefiele (was ja so überhaupt nicht geäußert wurde: wäre die grundsätzliche Zustimmung nicht da, würde man sich nicht die Mühe machen, darüber zu diskutieren), ist so intelligent, wie wenn mir meine Autofabrik sagt, ich solle mein Auto doch selber bauen, wenn mir gewisse Bedienungselemente nicht hundertprozentig gefallen.
Und daß man hier schon als Sonderling auffällt, wenn man »geradestehen« für »geradestehen« richtig oder besser findet und »gerade stehen« für »gerade stehen«, oder wenn die Beispiele Herrn Illauers als abwegig und nicht nachvollziehbar empfunden werden, bedeutet doch, daß der durch die Reform angerichtete Flurschaden so beträchtlich ist, daß er auch vermeintlich gesunden Boden schon infiziert hat.
Nein, Herr Wrase: Herr Riebe ist nun wahrhaftig kein Trottel, auch Herr Jansen nicht und auch ich bin keiner. So einfach ist das nicht. Es gibt bei dem deskriptiven Ansatz, der - jedenfalls von mir - keineswegs abgelehnt wird, Probleme, über die man unter gebildeten Leuten vernünftig diskutieren können sollte, erst recht auf einer Diskussionsseite mit dem Thema Rechtschreibung. Und wer die hier mit Interesse und Wohlwollen vorgetragenen Bedenken einfach nicht ernstnimmt und als inkompetentes Dilettantengeschwätz abtun will, tut seiner Sache fürwahr einen schlechten Dienst, denn er wird dann seinerseits von Leuten, denen es mit der Sache ernst ist, auch nicht mehr für voll genommen. »So ist das nun einmal«, würde unser Herr Ickler da sagen.
Übrigens: Baldrian soll beruhigend wirken, versuchen Sie es doch mal damit. Meinetwegen brauchen Sie sich auch nicht für Ihr ungeschicktes Benehmen zu entschuldigen, jeder hat mal schlechte Laune, das versteht man ja. Aber nun reicht es auch.
Walter Lachenmann
eingetragen von Henning Upmeyer am 14.04.2001 um 22.00
Endlich ist die Diskussion zum Kern der Sache vorgedrungen, den ich seit über einem Jahr mehrfach Herrn Prof. Ickler vorgetragen habe, nämlich ob in Zweifelsfällen die Logik eingeschaltet und nach vergleichbaren bekannten Fällen entschieden oder ob in jedem Einzelfall im Wörterbuch die Meinung der Mehrheit nachgeschlagen werden soll. Eigentlich ist die Sprachentwicklung ein zutiefst demokratischer Vorgang, aber Mehrheitsentscheidungen können bekanntlich nur dann als Maßstab gelten, wenn die Schreiber in ihrer Schreibweise völlig frei und unabhängig sind, was später oft nicht nachweisbar ist. Für mich als Ingenieur bedeutet Deskription Beobachten der Erscheinungen, Suchen nach den dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten und Finden der Berechnungsformeln durch Vergleich mit vergleichbarem Bekannten. Auch das berühmte Sprachgefühl entwickelt sich unbewußt durch Logik und Vergleich mit Bekanntem. Unlogik ist das größte Hindernis beim Erlernen einer Sprache, auch der eigenen. Die Rechtschreibreform hat sich selbst disqualifiziert, nicht weil sie Regeln aufgestellt hat, sondern weil die Regeln willkürlich und frei erfunden sind und der Logik widersprechen und die dem entgegenstehende Wirklichkeit einfach als falsch bezeichnen. Wenn Ingenieure so handeln würden, würden ihre Maschinen nicht funktionieren und ihre Bauten einstürzen.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Falls es einigen Leuten noch nicht aufgefallen sein sollte, obwohl weit über hundertmal gesagt und erklärt und erläutert: Professor Ickler will ein deskriptives Wörterbuch machen, er hat es getan, und er arbeitet weiter daran. Wer das noch nicht begriffen hat, obwohl er hier schon seit Jahr und Tag dabei ist, ist schlicht ein Trottel. Finde ich jedenfalls. Und wenn man ein deskriptives Wörterbuch macht, dann wird man zu dem Bogen-Ergebnis bei gerade_stehen kommen, und zwar auch für die Bedeutung verantwortlich sein. Genau so steht es im Wörterbuch. Getrennt- und Zusammenschreibung sind beide vorhanden, sind beide möglich (sonst würden sie nicht beide nennenswert vorkommen), ganz wie bei verwandten Verbzusatzkonstruktionen; und zwar ist Zusammenschreibung oft besser. Was sollte daran nicht in Ordnung sein? Genau so verhält es sich.
Zur Erinnerung: Ich hatte kritisiert, daß Herrn Lachenmanns Spott über die Getrenntschreibung in der Süddeutschen Zeitung sind nicht gegen die Neuregelung richten kann, wie er vermeinte, weil diese an der Zusammenschreibung von geradestehen = verantwortlich sein nichts geändert hat. Höchstens sehr indirekt, indem man vermuten könnte, daß die Redakteure etwas häufiger als früher getrennt schreiben, weil sie, angeregt durch die vielen krassen Getrenntschreibungen, auch bei gerade_stehen häufiger die Getrenntschreibung wählen. Vielmehr richtet sich eine solches Aufspießen von vermeintlich unmöglichen, lächerlichen, leser- oder schreiberfeindlichen Schreibungen natürlich gegen den deskriptiven Ansatz von Professor Ickler, weil dieser sie definitionsgemäß mitverzeichnet hat und gelten läßt.
Zu Herrn Lachenmann: Ich habe Sie keineswegs dazu aufgefordert, daß Sie ein ganzes Lexikon nach Ihren Vorstellungen machen sollen, sondern, deutlich genug, nur dazu, den fraglichen Eintrag im Icklerschen Wörterbuch nach Ihren Vorstellungen zu ändern. Dann kann man weitersehen. Es bringt einfach nichts, hartnäckig pauschale Kritik zu äußern, aber vor jeder einzelnen konkreten Entscheidung zurückzuschrecken. Wenn das Deskriptive so fürchterlich nachteilig sein soll - bitte sehr, dann führen Sie uns doch einmal vor, wie Sie gerade_stehen in einem guten Lexikon sehen wollen. Bedenken Sie aber, daß Professor Ickler seine Entscheidung im Prinzip getroffen hat: deskriptiv; und ich finde es auf Dauer ein bißchen vertrottelt bis unverschämt, wenn man jetzt immer noch versucht, ihn davon abzubringen, nachdem er sich zum wer-weiß-wievielten Male ausführlichst dazu erklärt hat.
Auf den ersten Blick sind die Beispiele von Herrn Illauer natürlich einleuchtend:
Ich sah ihn dort zufällig gerade stehen.
Ich muß dafür geradestehen.
Er riet mir, die Frage ruhig zu stellen.
Es ist nötig, den Patienten ruhigzustellen.
Der alte Mann ist gestern wegen der Straßenglätte schwer gefallen.
Es ist mir schwergefallen, das zu glauben.
Und so weiter...!
Was geschieht hier? Genau wie in der Peilschen Liste (und weitgehend im Duden) werden hier Fälle für die Unterscheidungsschreibung direkt nebeneinandergestellt. Und damit wird suggeriert: Das kann doch unmöglich gleich geschrieben werden! (Nach dieser Logik hätte ich schreiben müssen: gleichgeschrieben, denn sonst droht ja laut Illauer das Mißverständnis bzw. die Leser-Falle unverzüglich geschrieben werden.) Wie das gerade genannte (hoffentlich versteht hier keiner unverkrümmt genannte ...) und das gleich angefügte (hoffentlich versteht hier keiner (identisch angefügte ...) Beispiel zeigen, ist dieses Herholen von theoretisch denkbaren Verwechslungsmöglichkeiten oft eine künstliche Operation, die mit der Schreibwirklichkeit wenig zu tun hat. Eine Unsitte, daß auf der Ebene des Wörterverzeichnisses irgendein willkürlich herausgegriffenes Kriterium - bei Herrn Illauer nach dem Muster der Unterscheidungsschreibungen, teils semantisch, teils von der Betonung hergeleitet - bemüht wird, um eine schön anzusehende Ordnung in die als ärgerlich empfundene Beliebigkeitsschreibung zu bringen.
Wir könnten doch auch mit Herrn Upmeyer einmal die Logik der Illauerschen bzw. Duden-Zusammenschreibungen prüfen, zum Beispiel anhand folgender Gegenüberstellungen:
Weil es mir schwerfiel.
Weil es mir sehr schwer fiel.
Er hat den Stab wieder gerade gebogen.
Er hat den Stabe wieder ganz gerade gebogen.
Ruhigstellen muß man mich mit Baldrian.
Ruhig stellt man Lektoren am besten mit Baldrian.
Ich will heute radfahren.
Ich will heute Fahrrad fahren.
Und so weiter!
Also, wo ist jetzt da die Logik, Herr Illauer??
Das geht so nicht, daß man sein Lieblingskriterium heraussucht und dann sagt: So ist es ideal, das muß man verallgemeinern und allen vorschreiben. Beziehungsweise können Sie das natürlich tun, aber das ist nun einmal nicht das, was Professor Ickler machen will und macht. Man muß Sie daher fragen: Sind Sie für den Duden von 1991, ist das für Sie Rechtschreibung (dann unterstützen Sie am besten konsequenterweise Herrn Jansen, der unter Rechtschreibung vor der Reform den Duden von 1991 versteht und nicht die vor der Reform allgemein üblichen Schreibungen wie Professor Ickler) - und/oder was bedeutet denn nun Ihre Liste für Ihr Verhältnis zum Icklerschen Wörterbuch? Was bedeutet für Sie meine Argumentation?
Herrn Lachenmann möchte ich noch folgenden Eindruck mitteilen: Nicht die Nachteile des deskriptiven Ansatzes sind, wie Sie und Herr Riebe behaupten, noch gar nicht erkannt - vielmehr geht nicht nur Herr Riebe wie auf Knopfdruck auf jeden Bogen im Rechtschreibwörterbuch los, auch Sie und Herr Illauer plädieren ja anhand Ihrer Beispiele im Prinzip für eine Lösung nach Duden-Muster. Es ist umgekehrt: Obwohl wir das hier schon oft besprochen haben, sind die gewaltigen Vorteile des deskriptiven Ansatzes noch kaum erkannt: sehr viel einfacher, sehr viel weniger Lernaufwand, realistisches Verhältnis von Regeln zur Schreibwirklichkeit und deshalb weniger Fehler, viel übersichtlicheres Wörterverzeichnis. Und spiegelbildlich sind die Nachteile der Einzelfallfestlegung noch kaum erkannt worden, nicht einmal in den eigenen Reihen. Und deshalb wurde ich auch sauer auf Sie, Herr Lachenmann (genau derselbe Fall wie zuletzt bei Lars Kerner): Während Sie mit geistreichen Formulierungen und vermeintlich scharfer Beobachtung die Neuregelung lächerlich zu machen glaubten, machten Sie in Wirklichkeit Professor Icklers Wörterverzeichnis und letztlich seinen deskriptiven Ansatz lächerlich, so wie jetzt wieder Herr Illauer (Enthält lese- und schreibfeindliche Einträge!). Logischer wäre es da, Sie verbündeten sich mit Herrn Jansen.
Zu gerade_stehen noch zwei Hinweise. Ist es nicht interessant, daß Herr Markner sich die Zusammenschreibung für die Bedeutung aufrecht stehen kaum vorstellen kann und daß ebendiese Zusammenschreibung vom Duden 1991 vorgeschrieben war? Nicht ohne Grund, diese Entscheidung des Duden: Es kann bei bestimmten Fällen (wie hier wieder von Herrn Illauer konstruiert) die Verwechslung mit momentan stehen drohen, also muß es die Zusammenschreibung für aufrecht stehen zumindest geben. Und weil der Duden nun mal möglichst alles vereinheitlicht, den Riebes zuliebe, muß er also für aufrecht stehen die Zusammenschreibung vorschreiben. So einfach ist das. Nur leider hat das nichts mit der Schreibwirklichkeit zu tun, und auch nicht mit Logik:
aufrecht = gerade (bei stehen) -> ergo:
aufrecht stehen = geradestehen -> prima!
Und wenn man erst einmal den Wortschatz nach solchen Prinzipien festgelegt hat und dann querbeet vergleicht, bekommt man den reinsten Ameisenhaufen an Widersprüchen. Viel besser als der Duden kann man nämlich keine Einzelwortfestlegungen treffen; sie sind ja alle im Sinne von Herrn Illauer und Stephanus Peil plausibel, wenn man die Entscheidung mit einer solchen direkten Nebeneinanderstellung erläutert.
Der zweite Hinweis bezieht sich noch einmal auf die Gleichung aufrecht (stehen) = gerade (stehen). Wenn man diese beiden nebeneinanderstellt, kann man sich, wie Herr Markner spontan, die Zusammenschreibung kaum vorstellen. Das liegt daran, daß in dieser Kombination gerade eigentlich ein ganz normales Adverb ist, so wie aufrecht (Frage: auf welche Weise stehen?). Daher käme hier die Zusammenschreibung nach dem Muster der Verbzusätze eigentlich gar nicht in Frage; wir schreiben ja auch nicht zusammen: geradeverlaufen, sich aufrechtbewegen, schnellgehen, leisesprechen usw. Nur durch die zufällige Konkurrenz von gerade = soeben, gerade dies = ebendies, nicht gerade = wohl kaum entsteht oft - aber nicht immer!! - ein starkes Motiv - für sensible, gewissenhafte Schreiber wohl ein Zwang - zur Zusammenschreibung. Anders liegt der Fall etwa bei Ihrem ursprünglichen Beispiel sich gerade_setzen, wo das gerade (eher oder zumindest auch) ein Ergebniszusatz ist, der als solcher für fakultative Zusammenschreibung taugt.
So, und nun bringen Sie mal bitte schön die Gruppe gerade + Verb auf einen deskriptiven Eintrag im Wörterbuch, aber natürlich besser als Professor Ickler, denn sonst muß man Sie schon fragen: Was soll dieses ständige Kritisieren, wenn Sie es nicht besser können? Vielleicht führt die Übung ja auch zu einem Einsehen, das die Beschwerde darüber erübrigt, daß ich Ihnen das Kritisieren verbieten wolle.
Mir geht es eher um folgendes: Stephanus Peil hat nach langer Zeit entdeckt, daß ihm der Mangel an Festlegung im Icklerschen Wörterbuch doch nicht zusagt, und hat sich dafür entschieden, persönlich den Duden von 1991 vorzuziehen. Das war zwar ein bißchen spät, aber es hat mir imponiert, um so mehr im Vergleich zu dieser Pseudo-Unterstützung, die Professor Ickler hier bekommt. Es sollten sich die Diskutanten überlegen, ob sie sich nicht genauso entscheiden wollen, wenn sie es partout nicht wahrhaben oder als Norm (als das Übliche, als Wirklichkeit) verstehen wollen, daß man zum Beispiel (mit gutem Grund, wenn auch oft nicht ideal) gerade biegen oder für etwas gerade stehen schreiben kann, ohne daß das als Fehler oder miserable Schreibweise behandelt wird. Das Verhältnis zum deskriptiven Prinzip samt dessen zwangsläufiger Folge von sehr vielen ungeklärten doppelten Möglichkeiten (entsprechend den breiten Übergangsbereichen in der Sprache selbst) ist für mich die Kernfrage, des Pudels Kern unserer Diskussion.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Zunächst eine Korrektur. In meiner Gegenüberstellung hätte es statt
-> Er hat den Stab wieder gerade gebogen.
-> Er hat den Stabe wieder ganz gerade gebogen.
natürlich heißen müssen:
-> Er hat den Stab wieder geradegebogen.
-> Er hat den Stab wieder ganz gerade gebogen.
Damit sich der Beitrag lohnt, noch ein warnendes Exempel für das Prinzip Illauer/Duden. Wenn man sich die Duden-Einträge (1991) für die Verbzusatzkonstruktionen mit dahin... ansieht - nämlich:
dahindämmern, dahineilen, dahinfahren, dahinfallen (schweiz.), dahinfliegen, dahingehen, dahingestellt, dahinleben, dahinplätschern, dahinraffen, dahinschleppen, dahinschwinden, dahinsegeln, dahinsiechen, dahinstehen, dahinsterben -,
so fällt auf, daß alle diese regelmäßig auf der zweiten Silbe von dahin betont werden. Das scheint diese Gruppe sehr schön von den adverbialen Konstruktionen mit dahin = dorthin abzugrenzen, die normalerweise auf der ersten Silbe von dahin betont werden, und/oder, je nach Geschmack und Kontext, eventuell auf der Stammsilbe des Verbs bzw. Partizips: dáhin (ge)fahren oder dahin (ge)fáhren oder dáhin (ge)fáhren. Als Kompromiß wählt Duden zwei Betonungen: dáhin fáhren.
So, und nun stellt Duden fest, daß dáhin géhend auf zwei Silben betont wird; jedenfalls wird es auf der ersten Silbe betont - dáhin gehend - und nicht wie dahíndämmern usw. auf der zweiten. Nach dem Muster der Illauerschen Parallelisierung bzw. Unterscheidungsschreibung gehört also dáhin géhend (oder dáhin gehend) in die getrennt zu schreibende Sippe.
Ich zitiere, die Besucher des Forums wissen es, diese Entdeckung von Professor Ickler, um zu zeigen, wohin diese Zuordnungen nach vermeintlich treffsicheren Unterscheidungskriterien führen können. Hier führt die Zuordnung völlig stimmig zur Getrenntschreibung, also war die Duden-Angabe logisch und sinnvoll. In Wirklichkeit wird dahin_gehend sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben, und zwar (laut vielen tausend Belegen bei google) ungefähr zwanzigmal öfter zusammen als getrennt.
Welcher Zugang ist nun sinnvoll, Herr Illauer, Ihrer oder der von Professor Ickler? Bei einem Zahlenverhältnis von eins zu zwanzig könnte man doch ruhigen Gewissens die seltene Variante ganz streichen, wenn einem an Eindeutigkeit gelegen ist - und das wäre die getrennt geschriebene Variante. Aber gerade diese wäre nach Ihrer Systematik die einzig zulässige! Dieses Beispiel untermauert noch einmal eindrucksvoll, daß allein das Herausgreifen eines plausiblen Kriteriums noch nicht zu realistischen Ergebnissen führt, sondern daß es nur die Erfinder der Regelung befriedigen kann.
Damit bewegt man sich auf genau derselben Ebene wie Michael Jansen, der ausschließlich auf Regelebene arguementiert. Und zwar so unübertrefflich stur, daß er bei jeder Entgegnung wieder Rechtschreibung und Regelwerk gleichsetzt, auch wenn man hundertmal klargestellt hat, daß man unter Rechtschreibung die üblichen Schreibweisen (und deren inhärente Systematik) versteht und nicht irgendwelche staatlichen oder sonstigen präskriptiven Regeln. Das führt natürlich zu Diskussionen von kafkaesker oder Ionesco-artiger Sinnlosigkeit, wobei dies nicht das einzige Übel an Herrn Jansens krankhaften Pseudoargumentationen darstellt.
Deshalb sollten sich diejenigen, die Professor Icklers Bogen-Einträge zugunsten eindeutiger Kriterien beseitigt sehen wollen, noch einmal fragen, was ihre Vorschläge überhaupt mit Deskription, also mit dem Vorhaben von Professor Ickler zu tun haben sollen. So hatte Herr Riebe mit mehr als zäher Ausdauer versucht, die Getrennt-/Zusammenschreibung soweit wie möglich (oder so weit wie möglich) mit Hilfe des Betonungskriteriums zu regeln, was sich als undurchführbar bzw. als Irrweg erwies, zum Beispiel anhand von zusammen_schreiben. (Hierher, zur Betonung als Kriterium, gehört auch das obige Beispiel: dahin_gehend). Was soll eine solche willkürliche Selektion der Schreibweisen noch mit Deskription, mit Professor Ickler zu tun haben?
Herr Beck (wenn ich mich nicht täusche) wiederum schlug wiederholt eine grammatische Substantivierungsprobe vor, die bei gerade_biegen zu folgenden Ergebnissen führen würde:
gerade_stehen (momentan stehen), das Geradestehen: geht nicht/geht schlecht, also getrennt: gerade stehen
gerade_stehen (aufrecht stehen), das Geradestehen: geht, also zusammen: geradestehen
für etwas gerade_stehen, das Geradestehen für etwas: geht, also zusammen: für etwas geradestehen
Man sieht, daß man mit dieser Probe zwar auch Kopfzerbrechen bekommt, aber sie scheint immerhin zu einigermaßen plausiblen Ergebnissen zu führen. Die Frage ist aber nicht nur, ob das nicht eine ganz unnötige Erschwernis für alle Schreiber wäre, die sie sich kaum zumuten würden (wozu eigentlich?), sondern auch, ob die Ergebnisse wirklich sinnvoll und realistisch sind. Es würde zum Beispiel zwar nichts schaden, geradestehen = aufrecht stehen immer zusammenzuschreiben, aber was haben wir von dieser Regel, wenn die Schreiber sich nicht danach richten und in diesem Fall, oft ohne jeden Nachteil für den Leser, auch getrennt schreiben können? Wir bekommen also unter anderem viel mehr Fehler, genau wie bei der Reform mit ihrer unglaublich mühsamen Steigerbarkeit/Erweiterbarkeit-Regel.
Die entscheidende Schlußfolgerung ist hier aber: Wenn sich Professor Ickler aus vielen guten Gründen für das deskriptive Prinzip entschieden hat, dann ist er ganz einfach nicht der richtige Adressat für solche Normierungsvorschläge, denn er versteht Norm als das, was üblich ist, auch wenn er im Textfundus mehrere Schreibweisen für denselben Begriff vorfindet. Mit diesem Ergebnis der empirischen Arbeit muß man sich also von vornherein abfinden (wenn man nicht anders kann, als dies als Nachteil zu verstehen), anstatt immer wieder über das Wörterbuch zu urteilen, daß die Vielzahl der als fakultativ festgestellten und deshalb als fakultativ angebotenen Schreibungen nicht hinnehmbar sei.
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daß eine durchgehende Differenzierung der Varianten nach anderen Gesichtspunkten als nach der Häufigkeit - also im weitesten Sinn nach systematischen Kriterien oder nach subjektiv empfundener Qualität, so wie bei für etwas gerade stehen = unmöglich/häßlich/unsystematisch - im Prinzip zu derselben tausendfältigen Inkonsequenz im Wörterverzeichnis und zu allen Nachteilen führen würde, die wir im Duden von 1991 hatten. (Herr Riebe kennt natürlich nur wenige Probleme.) Als einzige Möglichkeit, die Getrenntschreibung bei unserem Beispiel herunterzustufen, erscheint mir, ich bleibe dabei, eine Kommentierung des diskutierten Falls mit maximal meist zusammengeschrieben. Daß dies höchstens psychologisch einen gewissen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Eintrag darstellt, nicht aber inhaltlich, habe ich bereits zu zeigen versucht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christian Dörner am 14.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase,
da ich gerade Ihre Gegenüberstellung der GZS-Festlegungen des Duden bei Steigerungen von Verbzusatzkonstruktionen durch Gradadverbien lese, möchte ich Ihnen eine Frage stellen, die mich schon länger beschäftigt.
Der Duden legt z. B. schwerfallen, aber sehr schwer fallen fest. Das steht ausdrücklich so im Wörterverzeichnis. Auch bei Konstruktionen mit leicht ist der Hinweis zu finden, daß bei Steigerung getrennt zu schreiben sei. Sonst findet man zu diesem Thema aber wenige Hinweise im alten Duden.
Schreibt der Duden (1991) nun sehr übelnehmen oder sehr übel nehmen, sehr liebhaben oder sehr lieb haben, es ist mir so gutgegangen oder es ist mir so gut gegangen vor? Selbst bei bessergehen schreibt er ja die Zusammenschreibung vor. Leider konnte ich die Antwort auf meine Frage nicht aus dem Duden entnehmen. Können Sie hier weiterhelfen?
Ach ja, vorhin habe ich noch Ihre Ausführungen zu den Trennungen bei Vokalen gelesen. Daß der alte Duden parteii-sche und breii-ge vorschrieb, stimmt so nicht. In R 180 heißt es ausdrücklich, daß brei-ige und partei-ische getrennt werden muß, da i und i zusammentreffen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
1. Fangen Sie erst mal Ihre Laus, lieber Herr Wrase, dann werden Unterhaltungen ersprießlicher, als wenn Sie Ihre Gesprächspartner weiterhin meinen als Trottel apostrophieren zu müssen. Würde man den rhetorischen Folgerungen, die Sie am Ende Ihrer fleißigen Arbeit hier darstellen, folgen wollen, müßte man Sie auf die Nachbarseite schicken, wo sich Freunde wie Alois, Sepp oder ähnliche Geister über unser Thema unterhalten, wobei ich denen hier sogar Unrecht tue, denn solche Flegeleien habe ich dort tatsächlich niemals gelesen. Aber bei RTL2 wären Sie vermutlich gut untergebracht, da pöbelt man sich gegenseitig an, daß die Schwarte kracht.
2. Nicht nur Sie, lieber Herr Wrase, haben begriffen, daß Herr Ickler ein deskriptives Wörterbuch machen will. Darüber reden wir ja gerade.
3. Bei meinem Spott über die Getrenntschreibung von »gerade stehen« hatte ich weder an Ickler noch an Duden noch an sonst eine linguistische Grundidee gedacht, sondern daran, daß diese Schreibweise ein Produkt dessen ist, daß unsere Journalisten die neue Rechtschreibung mit solchem Übereifer zu verwirklichen sich bemühen, daß sie weit über das hinausschießen, was die Reform bzw. der neue Duden vorgeben. Im neuen Duden steht nämlich nach wie vor das gute alte »geradestehen« für diesen Fall. Also Ihre ganzen Unterstellungen, ich wolle damit in Wahrheit Ickler treffen usw., sind so absurd und dumm, wie ich es Ihnen schon einmal gesagt habe. Man kann im Zusammenhang mit der Rechtschreibung auch an anderes denken, als daran, wie Sie meinen, daß Herr Ickler sein Wörterbuch wohl machen werde, und daß es da doch tatsächlich solche Ignoranten wie mich und andere gibt, die das einfach nicht richtig kapieren können und dann auch kritische Bemerkungen dazu machen.
4. Überlassen Sie es Herrn Peil, Herrn Upmeyer, Herrn Illauer, Herrn Riebe, mir und wem Sie sonst noch jegliches Verständnis für die wahren Erkenntnisse im Zusammenhang mit Rechtschreibung im allgemeinen und mit Wörterbuchmachen im besonderen absprechen, ob sich der jeweilige als Dudenianer verstehen möchte, was für Sie ja offensichtlich sowas Schreckliches sein muß wie ein Freimaurer für einen Pietisten. Versuchen Sie sich vorzustellen, daß alle die, die hier mitdiskutieren, ein sehr enges und nicht minder emotionales Verhältnis zur Sprache haben wie Sie, das in vielen Fällen nicht weniger von einer jahrelangen Sprachpraxis geprägt sein mag, wie das Ihre. Und daß es deshalb das Mindeste an Respekt sein sollte, diese Dinge, die hier von den verschiedenen Leuten vorgebracht werden (sofern es nicht beamtenbedingtes Referieren von Neuregelungen ist) ernstzunehmen. Denn wer die Sprachwirklichkeit darstellen will, sollte eben auch diese im Ernst und ohne jegliche Trottelhaftigkeit vorgetragenen Gedanken von Leuten, die der Sprache eng verbunden sind, dabei berücksichtigen, auch wenn das beim Wörterbuchmachen zu sehr differenzierten Aussagen führt, die teilweise so widersprüchlich sein mögen, wie die Sprachwirklichkeit es eben auch ist. Wie das - auch bei einem einzigen Eintrag - dann aussieht? Dafür haben wir ja unsere Experten. Ich werde mich auch hüten, meinem Bäcker anhand nur einer einzigen Brezel darstellen zu wollen, wie ich mir die als Württemberger richtig gut vorstelle (nicht so knochentrocken und verschrumpelt, wie man sie hier in Oberbayern kriegt).
5. Und jetzt fangen Sie erst mal Ihre Laus.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
vielen Dank für Ihren Hinweis zu partei-ische! Da haben Sie mich erwischt, ich bin richtig erschrocken. Komisch, daß mich Professor Ickler nicht gleich korrigiert hat; ich nehme an, er wollte sich nicht als Oberlehrer betätigen. Ich habe mich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden beschäftigt, weil ich mich fast nur noch mit der Neuregelung auseinanderzusetzen hatte; danach brauchte ich den alten Duden kaum noch, und schon vergesse ich Details aus dem Regelwerk. Merkwürdig ist auch, daß Professor Ickler diese bereits bestehende Ausnahme nicht für die Rechtfertigung seiner Verallgemeinerung herangezogen hat, sondern nur die Freiheit in R 180 erwähnt hat (das betrifft wohl das besser im Punkt darüber: ... bleiben, wenn das möglich ist, besser ungetrennt).
Zu Ihrer Frage fällt mir nur das Ende von R 209 als einschlägig auf: Getrennt schreibt man dagegen, wenn eine nähere Bestimmung hinzutritt, sowie der Punkt darüber, der (in bestimmten Fällen, die also nicht definiert, sondern nur durch Beispiele konkretisiert werden) Freiheiten einräumt, wobei die Betonung als Unterscheidungsmerkmal erwähnt wird, zum Beispiel leíchtverdaulich/leícht verdaúlich.
Das ergibt wohl einen Ansatzpunkt für den folgenden Abschnitt: Bei diesem letzten Punkt von R 209 müßte es eigentlich heißen eine nähere Bestimmung zum ersten Glied hinzutritt, wie die Beispiele zeigen, etwa die besonders schwer verständliche Sprache. Denn natürlich kann man auch die besonders schwerverständliche Sprache schreiben, wenn man den Gesamtbegriff schwerverständlich durch besonders näher bestimmen will. Das verschweigt der Duden an dieser Stelle - meiner Ansicht nach ein glattes Versäumnis, genau wie schon das Fehlen der Angabe: zum ersten Glied.
Wenn man diese doppelten Möglichkeiten hat, wäre es natürlich sehr unübersichtlich, sie jedesmal im Wörterverzeichnis durchzuspielen, zumal es da eben nichts festzulegen gibt und der Benutzer sowieso nichts falsch machen kann. (Vielleicht hat der Duden auch sein Versäumnis in R 209 nicht im Wörterverzeichnis zum Vorschein bringen wollen? Man weiß es nicht.) Jedenfalls ist das Schweigen im Wörterverzeichnis meiner Meinung nach in Ordnung - wer sucht schon, wenn man problemlos schreiben kann? Die vereinzelten differenzierenden Angaben zu schwerfallen und leichtfallen erkläre ich mir mit zwei Motiven: Erstens ist die Zusammenschreibung hier ziemlich locker - tatsächlich kommt auch Getrenntschreibung sehr häufig vor (Vorteil Ickler). Zweitens bezieht man ein sehr wohl eher auf schwer bzw. leicht als auf den Gesamtbegriff schwerfallen bzw. leichtfallen; vgl. zum Beispiel das Zusammenbleiben der Gruppe in Es fällt mir sehr schwer, Sehr schwer fällt ihm das. (Eine schwache Tendenz, aber immerhin.) Beides zusammen ergibt vermutlich weit überwiegend die Getrenntschreibung, so daß der normierende Duden sie hier normiert hat - was aber grammatisch gesehen einfach nicht berechtigt ist. Ich vermute, daß es hierzu auch mehr Anfragen gegeben hat, schon zum einfachen schwer_fallen bzw. leicht_fallen, so daß der Duden sich hier eher zu einer - normierenden - Auskunft verpflichtet fühlte als zum Beispiel bei (sehr) übel_nehmen.
Die gänzlich unrealistische Festlegung bessergehen ist einfach ein Pendant zur gänzlich unrealistischen Festlegung gutgehen. Ein schönes Beispiel für die Methode von Herrn Illauer/Duden:
Ich kann in den Schuhen gut gehen.
Ich wünsche, daß es Ihnen gutgehen möge.
Ich hoffe, daß das Experiment gutgeht.
Sieht so ganz plausibel aus und befriedigt den Normierer, hat aber mit der Schreibwirklichkeit nichts zu tun (außer natürlich gut gehen können in den Schuhen und auch nichts mit Logik, wenn man über den Tellerrand der Wortkombination ein wenig hinausblickt:
Ich wünsche, daß es Ihnen hervorragend geht.
Ich wünsche, daß es Ihnen gutgeht.
Ich hoffe, daß das Experiment gut ausgeht.
Ich hoffe, daß das Experiment gut verläuft.
Ich hoffe, daß das Experiment gutgeht.
Ist das logisch? Ist das realistisch? Es spricht schon einiges für Zusammenschreibung im letzten Fall; noch sehr viel mehr spricht jedoch dafür, die Getrenntschreibung auch hier nicht als falsch anzusehen, sondern allenfalls die Zusammenschreibung als oft eine Spur besser. Die denkbar einfachste Lösung hat demnach Professor Ickler: gut_gehen. Eine Differenzierung mit überwiegend oder meist wäre wohl möglich, je nach Statistik, und dann angebracht, wenn in einem Fall die Waagschale sehr eindeutig in eine Richtung geht. Ob das so ist, weiß ich nicht.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
ich habe nicht behauptet, daß Sie Professor Ickler (sein Wörterbuch, das deskriptive Prinzip) lächerlich machen wollten, sondern ich habe gesagt, daß Sie die Neuregelung lächerlich machen wollten, daß Ihr Spott sich aber im Effekt nur auf Professor Icklers Wörterbuch und letztlich auf den deskriptiven Ansatz bezieht (wobei Sie das eben nicht wollten). Ist doch klar; wieso drehen Sie mir das im Mund herum? Und woher wollen Sie denn wissen, wie die Getrenntschreibung von für etwas gerade stehen zustande kam? Das ist Spekulation - dazu habe ich ebenfalls schon Stellung bezogen -, denn es könnte doch sehr gut sein, daß der Redakteur einfach nach seinem Gefühl geschrieben hat, daß er nicht versucht hat, nach der präskriptiven Norm zu schreiben. Wenn es das nicht gäbe, würde Professor Ickler bei seiner Auswertung der SZ und der FAZ nur die (vielleicht nicht ganz perfekte) Anwendung des Duden finden! Statt dessen findet er teilweise mit über zehnfacher Häufigkeit Schreibweisen, die der angeblich befolgten Norm widersprechen!
Wenn Sie sich jedenfalls über eine Schreibweise lustig machen oder sie einfach kritisieren, die Professor Ickler empirisch als vorkommend registriert und daher in sein Wörterbuch aufnimmt - wozu soll denn das gut sein? Sie sagen ja nicht einmal, was er konkret ändern soll. Soll er anmerken: Die Zusammenschreibung wird von einigen Mitgliedern der Sprachgemeinschaft als häßlich empfunden? Sie sparen doch nicht mit Verachtung für die sprachliche Degeneration der Journalisten! Also wenn das Ihr Anliegen ist, muß man doch wieder fragen: Was hat eine solches Bedürfnis mit Professor Icklers Wörterbuch zu tun? Was soll Ihre zwar nicht hier, aber doch an anderen Stellen ausführlichst vorgebrachte Kritik dieser Art an dem Wörterbuch eigentlich bewirken? Professor Ickler hat doch oft genug gesagt, daß er ein deskriptives Wörterbuch machen will, sogar ein rein deskriptives - was hat also der Geschmack einiger sehr, sehr sensibler Schreiber da zu suchen? Er hat doch geschrieben, daß solche Fragen in eine Lehre zur Stilistik hineingehören und nicht in sein empirisches Wörterbuch.
Und belanglos ist die Frage keineswegs, ob man das Vorgehen des Duden schätzt oder nicht - wegen der fundamentalen Unterschiede, die es in der Methode, in den Ergebnissen und in den damit verbundenen Konsequenzen (Vorteilen und Nachteilen) gibt. Wo steht im Duden ein Bogen oder etwas Vergleichbares? Sind nicht unzählige Beispiele, zuletzt auch wieder von mir, für die vielfältigen Probleme des alten Duden hier erörtert worden, die der Anlaß für die Neuregelung waren? Hat nicht Professor Ickler Herrn Riebe und Herrn Peil dafür gedankt, sich wenigstens konsequent für den Duden entschieden zu haben, anstatt immer wieder von ihm zu verlangen, daß er sich an Methode und Inhalt des Duden halten solle? Wenn Sie es als unverschämt empfinden, wie ich hier die Fronten zu klären versuche oder mit welchen Worten, so entgegne ich nochmals, daß ich es meinerseits für eine gewisse Unverschämtheit halte, zum x-ten Mal etwas von Professor Ickler zu erwarten, wozu er schon zum x-ten Mal erklärt hat, daß es nicht seine Sache und sein Anliegen ist. Oder etwas an seinen Ergebnissen zu kritisieren, was gar nicht anders aussehen kann, wenn man das deskriptive Programm als seine Methode zur Kenntnis nimmt.
Ich schreibe doch niemandem vor, ob er Dudenianer sein soll oder nicht, wie gut oder teilweise gut er den Duden findet - wo soll ich denn das geäußert haben? Ich habe nur gesagt, dieses dauernde Kritisieren an zu beliebigen oder unschönen Ergebnissen der empirischen, deskriptiven Arbeit ist doch völlig sinnlos, wenn man nach zehn oder fünfzig oder hundert Klarstellungen vielleicht einmal erkannt hat, daß Professor Ickler nun eben grundsätzlich empirisch vorgeht! Ist es nicht irgendwo wirklich entweder dumm oder aber ziemlich unhöflich, wenn man einfach nicht anerkennt, was ein Wörterbuchmacher tun will, auch wenn man das mit kaum zu übertreffender Geduld immer wieder erläutert bekommen hat? Ich sage doch nur, es wäre besser, anstatt sinnlos zu kritisieren, daß man sich überlegen möge, ob man mit dem deskriptiven Ansatz, den Professor Ickler nun einmal gewählt hat und von dem er nicht abweichen wird, eigentlich einverstanden ist oder nicht. Wenn man damit einverstanden ist, so verstehe ich nicht, wie man für etwas gerade stehen als lächerliche Schreibweise einstufen kann bzw. was das Ernstnehmen dieser Kritik eigentlich bringen soll. Schließlich hüten Sie sich davor, dies auszuführen. Da hatte Herr Riebe mehr Mut bzw. Konsequenz als Sie. (Ich sage es noch einmal: Ich weiß, daß Sie die diskutierte Schreibweise aufs Korn genommen haben, ohne an unser Wörterbuch zu denken. Drum sagte ich ja: Erst denken, dann schreiben. War unhöflich, aber immerhin deutlich.) Vielleicht versteht wenigstens Herr Illauer meine Frage an ihn, was seine Liste wünschenswerter Schreibungen, die dem Duden entspricht, aber nicht dem Wörterbuch von Professor Ickler, eigentlich für seine Entscheidung zwischen Ickler und Duden bedeutet. Als salomonische Lösung schlage ich vor: Vielleicht würde Professor Ickler in einer Stilkunde teilweise zu ähnlichen Vorschlägen kommen. Sind Sie damit einverstanden?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
Ad Lachenmann :
Das »marodieren«-Beispiel ist hübsch, aber es steht nicht zu befürchten, daß in absehbarer Zeit alle Welt »marodieren« im Sinne von »krank durch die Gegend reisen« verwenden wird. Die Sache mit dem »ficken« ist hingegen echter Sprachwandel. Im Englischen scheuen sich die Leute immer mehr, von »cock« (Gockel) zu reden. Das hat ähnliche Gründe.
Übrigens erfaßt Google nicht hauptsächlich journalistische Texte. Insofern können die Ergebnisse der Suchmaschine auch dazu dienen, die der von Herrn Ickler herangezogenen Zeitungs-CD-Roms zu überprüfen.
Ad Riebe :
Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt. Der hätte nämlich den Status des Dudens als einzig maßgebliches orthographisches Werk untergraben.
Ad Upmeyer :
Das »Suchen nach den dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten« bringt auch in der Sprache so etwas wie eine »Logik« hervor, diese geht aber selten völlig auf, weil Sprache zwar eine Kulturtechnik, aber eben doch nicht das Ergebnis von Ingenieurskunst ist.
Ad Wrase :
Der Unterschied zwischen unseren Auffassungen ist sehr geringfügig, aber das scheint Ihnen irgendwie nicht zu gefallen (?).
Was mir wiederum absolut nicht gefällt, sind Ihre Unterstellungen. Herr Lachenmann hat längst klar_gestellt, daß er nicht den »Ickler« aufs Korn nehmen wollte. Es spricht viel für die auch von Ihnen angestellte Vermutung, daß der betreffende Journalist zu der Getrenntschreibung »gerade stehen« durch sein sprachliches Umfeld angestiftet worden ist. Wir konnten schon viele derartige Fälle beobachten, und es ist gelegentlich sinnvoll, darauf hinzuweisen. (S. dazu auch Herrn Lachenmanns jüngsten Beitrag.)
Völlig grundlos ist auch Ihre Unterstellung, ich könne mir die Zusammenschreibung von »geradestehen« im Sinne von »aufrecht stehen« nicht »vorstellen«. Ich kann mir sehr vieles vorstellen, aber um meine Einbildungskraft geht es nicht. Ich behaupte, daß Herrn Lachenmanns Sprachgefühl nicht trügt und die Zusammenschreibung nur beim Gebrauch der Wendung in übertragener Bedeutung gängig ist. Sie könnten versuchen, den Gegenbeweis anzutreten, aber soviel ich sehe, wollen Sie das gar nicht, weil Sie nämlich wissen, daß meine Behauptung richtig ist.
Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Auffassung besteht also lediglich darin, daß Sie keine genauere Beschreibung des Usus in diesem Falle wünschen. Weil ich diesen Unterschied mittels meiner überdurchschnittlichen Auffassungsgabe rasch erkannt habe, verwies ich kurzerhand auf das Lemma »bekannt_machen«. Wollen Sie bei nächster Gelegenheit Herrn Ickler dazu auffordern, die dort gegebene Explikation wieder zu streichen, weil sie zu genau ist ?
NB :
Aus urheberrechtlichen Erwägungen weise ich abschließend noch darauf hin, daß ich an dieser Stelle als erster auf die Bedeutung von Substantivierungen auf die GKS hingewiesen habe. Ich tat dies seinerzeit, weil immer nur von Betonungen und Bedeutungen die Rede war. Der Zusammenhang ist belangreich, aber nicht regelhaft.
Nachtrag :
»Eine Differenzierung mit überwiegend oder meist wäre wohl möglich, je nach Statistik, und dann angebracht, wenn in einem Fall die Waagschale sehr eindeutig in eine Richtung geht.« (W. Wrase) So ist es (im Falle von »gerade_stehen«).
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Nein, Herr Wrase, Ihre Meinung, »daß Sie« - also ich - »die Neuregelung lächerlich machen wollten,« ist auch falsch. Sie haben nicht ordentlich gelesen. Ich wollte - und das habe ich jetzt fast schon so oft gesagt, wie Sie es erklärt haben, daß Icklers Wörterbuch deskriptiv gedacht ist - darauf hinweisen, wie man in journalistischen Texten jetzt immer wieder Schreibweisen begegnet, die mit großer Wahrscheinlichkeit so gewählt worden sind, weil der Schreiber (oder Korrektor, was weiß ich, wie diese Texte schließlich zustande kommen) meinte, nach den neuen Regeln sei das nun so geboten, selbst wenn der neue Duden das gar nicht vorgibt. Dafür gibt es unendlich viele Beispiele. Das ist ein ganz anderes Thema als das des deskriptiven Ansatzes bei Ickler und wie man zu dem steht. Ich behaupte immer noch, daß dieser Ansatz zwar etwas Faszinierendes und Überzeugendes hat, aber mit Sicherheit auch viele Probleme mit sich bringt. Und die Diskussion ist der Beweis dafür. Und konstruktiv könnte es sein, diese Diskussion konstruktiv und mit Bereitschaft, auf die Bedenken einzugehen, die vorgetragen werden, zu führen. Nicht alle Diskutanten hier haben Ihr differenziertes Expertenwissen, da aber die Sprache dem Volk gehört, sollte man von Experten erwarten, daß sie da gut hinhören, was aus dem Volke kommt, sofern es keine Trottel sind, die sich da äußern.
Ich betrachte diesen Ausdruck, auf alle die hier diskutieren, als von Ihnen mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen. Immerhin habe ich Sie als Mensch von guten Manieren und feinem Geiste kennengelernt, und bei diesem Bild möchte ich auch bleiben.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Nein, Herr Wrase, Ihre Meinung, »daß Sie« - also ich - »die Neuregelung lächerlich machen wollten,« ist auch falsch. Sie haben nicht ordentlich gelesen. Ich wollte - und das habe ich jetzt fast schon so oft gesagt, wie Sie es erklärt haben, daß Icklers Wörterbuch deskriptiv gedacht ist - darauf hinweisen, wie man in journalistischen Texten jetzt immer wieder Schreibweisen begegnet, die mit großer Wahrscheinlichkeit so gewählt worden sind, weil der Schreiber (oder Korrektor, was weiß ich, wie diese Texte schließlich zustande kommen) meinte, nach den neuen Regeln sei das nun so geboten, selbst wenn der neue Duden das gar nicht vorgibt. Dafür gibt es unendlich viele Beispiele. Das ist ein ganz anderes Thema als das des deskriptiven Ansatzes bei Ickler und wie man zu dem steht. Ich behaupte immer noch, daß dieser Ansatz zwar etwas Faszinierendes und Überzeugendes hat, aber mit Sicherheit auch viele Probleme mit sich bringt. Und die Diskussion ist der Beweis dafür. Und konstruktiv könnte es sein, diese Diskussion konstruktiv und mit Bereitschaft, auf die Bedenken einzugehen, die vorgetragen werden, zu führen. Nicht alle Diskutanten hier haben Ihr differenziertes Expertenwissen, da aber die Sprache dem Volk gehört, sollte man von Experten erwarten, daß sie da gut hinhören, was aus dem Volke kommt, sofern es keine Trottel sind, die sich da äußern.
Ich betrachte diesen Ausdruck, auf alle die hier diskutieren, als von Ihnen mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen. Immerhin habe ich Sie als Mensch von guten Manieren und feinem Geiste kennengelernt, und bei diesem Bild möchte ich auch bleiben.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
hier meine Antwort.
-> Der Unterschied zwischen unseren Auffassungen ist sehr geringfügig, aber das scheint Ihnen irgendwie nicht zu gefallen (?).
Das trifft nicht zu; im Gegenteil.
-> Was mir wiederum absolut nicht gefällt, sind Ihre Unterstellungen. Herr Lachenmann hat längst klar_gestellt, daß er nicht den »Ickler« aufs Korn nehmen wollte.
Ich habe das inzwischen ebenfalls klar_gestellt, daß ich das nicht behauptet habe. Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte, aber in Wirklichkeit dessen Äußerungen bestätigte: unter anderem daß viele Einträge in unserem Wörterbuch aus verschiedenen Gründen zurückzuweisen seien, daß Professor Ickler und seine Mitstreiter sich alles andere als einig seien und daß Professor Ickler hinter den Stand von 1996 (= Duden von 1991) zurückfalle (der von denen verteidigt wird, die gewisse Entscheidungen des Duden für besser halten als die Angaben bei Professor Ickler). Ich möchte das aber hier der Übersichtlichkeit halber nicht auch noch ausführen.
-> Völlig grundlos ist auch Ihre Unterstellung, ich könne mir die Zusammenschreibung von »geradestehen« im Sinne von »aufrecht stehen« nicht »vorstellen«. Ich kann mir sehr vieles vorstellen, aber um meine Einbildungskraft geht es nicht. Ich behaupte, daß Herrn Lachenmanns Sprachgefühl nicht trügt und die Zusammenschreibung nur beim Gebrauch der Wendung in übertragener Bedeutung gängig ist. Sie könnten versuchen, den Gegenbeweis anzutreten, aber soviel ich sehe, wollen Sie das gar nicht, weil Sie nämlich wissen, daß meine Behauptung richtig ist.
Ich wäre sehr dankbar, wenn wir diesen Fall statistisch klären könnten. Ich habe versucht, fast eine Stunde lang, mir beim Überfliegen der Ergebnisse von google einen Überblick zu verschaffen, aber es gelang mir nicht, weil die Listen mit dem häufigsten Fall gerade = soeben überschwemmt waren. Ich habe Ihre Formulierung wohl falsch verstanden, das wollte ich natürlich nicht. Im Gegensatz zu Ihnen vermute ich, daß geradestehen für aufrecht stehen einigermaßen gleichberechtigt mit der Getrenntschreibung vorkommt, eben weil gerade = soeben (und ähnliches) unglaublich häufig ist, so daß es Fälle geben muß, wo der Schreiber geradestehen = aufrecht stehen schon der Betonung halber abgrenzen wird. So ganz daneben kann die Duden-Norm meiner Meinung nach nicht gewesen sein. Das müßte man klären. Jedenfalls ist es hier ganz und gar nicht so, daß ich grundsätzlich anderer Meinung sein wollte als Sie oder an einer Überprüfung nicht interessiert wäre. Mir ging es darum, die verschiedenen, komplexen Motive der GZS bei gerade_stehen zu erläutern, die eine realistische Differenzierung der Einträge schwierig und kompliziert machen. Insoweit trifft Ihre Fortsetzung nicht zu:
-> Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Auffassung besteht also lediglich darin, daß Sie keine genauere Beschreibung des Usus in diesem Falle wünschen. Weil ich diesen Unterschied mittels meiner überdurchschnittlichen Auffassungsgabe rasch erkannt habe, verwies ich kurzerhand auf das Lemma »bekannt_machen«. Wollen Sie bei nächster Gelegenheit Herrn Ickler dazu auffordern, die dort gegebene Explikation wieder zu streichen, weil sie zu genau ist ?
Natürlich nicht. Wenn Sie darauf hinweisen, ist der Unterschied zu meinen Ausführungen, daß ich mich beispielhaft dagegen gewandt habe, bestimmte Schreibweisen im Icklerschen Wörterbuch als häßlich, unlogisch, lächerlich oder ähnliches zu kritisieren. (Das hat zwar Herr Lachenmann im aktuellen Fall nicht absichtlich getan, aber im Effekt schon, und vor allem gab und gibt es ja jede Menge vergleichbare Kritik, gerade von Herrn Lachenmann, an der Offenheit oder Liberalität des Wörterbuchs, so daß es kaum eine Rolle spielt, daß ich hier einen Aufhänger verwendet habe, der zufällig nicht als solche Kritik intendiert war.) Diese Frage - Ist die Schreibweise abzulehnen? - stellt sich ja gar nicht bei dem ähnlichen Fall bekannt_machen, auf den Sie verwiesen haben. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß die Schreibung bekanntmachen so und nicht anders in demselben amtlichen Kontext vorgesehen ist (bzw. war), auf den sie sich bezieht, also gewissermaßen tatsächlich normiert ist (bzw. so normiert war), auch wenn anderere Schreiber das teilweise nicht nachvollzogen haben. Das muß natürlich berücksichtigt werden, ebenso wie typische fachsprachliche Normen, so daß wir nicht ganz so frei sind, nur nach der Statistik zu entscheiden. Wenn Professor Ickler dennoch vorsichtig nur von üblich spricht, so ist das gewissermaßen eine ähnliche Zurückhaltung wie bei einem schlicht als fakultativ verzeichneten für etwas gerade_stehen. Finde ich jedenfalls. Ich habe ja auch gar nichts gegen eine statistische Erläuterung von für etwas gerade_stehen, das habe ich doch mehrfach deutlich gemacht.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Herr Wrase schreibt an Herrn Markner: »Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte..«
Nein, Herr Wrase!!! Ich habe an Herrn Jansen so wenig gedacht wie an Ickler, Duden, Wrase oder wras auch immer, sondern nur an das, was ich geschrieben habe! Ist das so schwierig?
Es gibt auch Gedanken ohne Hintergedanken.
Walter Lachenmann, leicht entnervt...
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
also gut, Sie und Herr Markner haben recht: Ich muß mich a) entschuldigen für alles mögliche an unangemessener Emotion und Formulierung, b) zugeben, daß ich nicht nur Herrn Markner, sondern auch Sie falsch verstanden habe. Ich hoffe, daß die Diskussion trotz der von mir beigesteuerten unschönen Aspekte auch einiges klären konnte. (Man kann ja auch interessante Dinge äußern, auch wenn man zunächst ausfällig ist oder aneinander vorbeiredet.)
Ich denke, Sie wissen, daß auch ich die Nachteile des deskriptiven Ansatzes kenne und ernst nehme, insbesondere, daß unsere Mitmenschen (nicht nur wir selber) die unentschiedenen Angaben in einem Wörterbuch spontant einfach nicht mögen. Sie wissen, daß ich verschiedentlich eine moderierende Haltung eingenommen und bei Professor Ickler für Differenzierung geworben habe (vielleicht eine Größenordnung weniger, als Sie es für sinnvoll halten, aber immerhin; bei einem Telefonat mit Professor Ickler vor wenigen Wochen habe ich noch einmal spontan dazu geraten, er möge bei einer differenzierenden Ausschmückung des Wörterbuchs zurückhaltend vorgehen, weil er sonst vom Arbeitsaufwand wie auch von der Systematik her in Teufels Küche kommen könnte). Nach meinem letzten entsprechenden Beitrag im Forum kam als Entgegnung die Enzyklika Totaliter aliter (= Ganz anders!), wo Professor Ickler den moderierenden Versuch beiseite wischte und als sein Prinzip noch einmal das Dogma der Deskriptivität benannte. Nach dem ich meine Moderation, die ich für ziemlich gut gehalten hatte, so barsch abgefertigt sah, kam ich schließlich auch zu der Frage: Was sollen eigentlich alle diese unermüdlichen Mäkeleien an dem Ergebnis der deskriptiven Arbeit, die vielen hundert praktisch fruchtlos geschriebenen Erklärungen des Verfassers? Wichtiger und die Diskussion sehr entlastend wäre doch die eigene Klarheit, ob man sich mit dem Ansatz und ergo mit den Ergebnissen einverstanden erklärt oder nicht.
In diesem Sinne will ich Sie schon noch einmal fragen: Wenn Professor Ickler die deskriptive Methode zur Grundlage seines Wörterbuchs macht: dann mag es gewichtige Nachteile und Widerstände, unschöne Ergebnisse und dergleichen mehr geben, aber was nützt es dann eigentlich, diese ernstzunehmende Kritik von ernstzunehmenden, gewissenhaften und wohlwollenden Mitstreitern zu bedenken? Entweder müßte man etwas an dem Konzept ändern, oder die Erörterung der Nachteile ist im Prinzip nur von theoretischem Interesse. Die Diskussion über Grenzfälle und strittige Einträge ist ja immer sinnvoll und willkommen, auch interessant, aber ich sehe hier schon die Notwendigkeit, eine persönliche Entscheidung zu treffen, ob man nicht nur mit dem Prinzip, sondern auch mit dem Ergebnis der deskriptiven Arbeit einverstanden ist oder nicht. (Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie sich im Prinzip damit einverstanden erklären.)
Jedoch habe ich den Eindruck, daß Professor Ickler teilweise bis zum Umfallen damit beschäftigt war, sein Vorgehen zu rechtfertigen, nur weil diejenigen, die Einwände gegen ihn vorbrachten, nicht verstanden/und oder nicht akzeptiert haben, daß aus diesem Vorgehen eine ganz andere Darstellung der Rechtschreibung (in wesentlichen Bereichen) resultiert, als wir sie vom Duden gewöhnt waren und die ihre Nachteile hat, jedenfalls was die spontane Akzeptanz betrifft. Oder wie war das zum Beispiel mit Stephanus Peil: Ist es nicht merkwürdig, daß da einige Dutzend Wortwechsel allein zwischen ihm und Professor Ickler stattfanden, von den vielen hundert sonstigen hier zu lesenden Beiträgen abgesehen, bis Stephanus zu dem Ergebnis kam, der Duden sei ihm im Prinzip oder unter dem Strich doch lieber?
Ich hoffe, Sie können jedenfalls neben meiner Bärbeißigkeit auch den sachlichen Gehalt meiner Äußerungen als solchen erkennen und sehen insofern auch etwas Konstruktives in meinen Beiträgen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Jetzt habe ich gerade nochmals den Beitrag gelesen, da war tatsächlich auch von Herrn Jansen die Rede. Meinetwegen, ich habe also wohl doch auch an ihn gedacht.
Aber die Intention ging nicht gegen ihn, sondern gegen die übereifrigen Journalisten, die die neuen Regeln in einem derart vorauseilenden Gehorsam vertreten, daß sie über das hinausschießen, was die neuen Regeln tatsächlich vorgeben.
Herr Jansen hat damit eigentlich wenig zu tun. Nur insofern, als ich in ihm einen Menschen gesehen habe, der seine intellektuelle Aufgabe, so wie es aussieht, darin zu sehen scheint, sich für von oben Verordnetes mit allen seinen intellektuellen und sprachlichen Gaben zu engagieren, so wie es bei vielen Theologen anzutreffen ist. Das war der Ausgangspunkt und ist wieder ein ganz anderer Aspekt. Ich traue ihm ausreichende Kenntnisse der neuen Regeln zu, daß er den von mir kritisierten Journalistenunsinn nicht nachvollziehen würde und ihn ebenso verfehlt findet. Das kann nicht die Absicht der Reformer gewesen sein.
Walter Lachenmann, vom Aneinandervorbeireden recht matt und nicht mehr lustig zu weiteren Klarstellungen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Das fragt mich Walter Lachenmann:
-> Herr Wrase schreibt an Herrn Markner: »Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte..«
Nein, Herr Wrase!!! Ich habe an Herrn Jansen so wenig gedacht wie an Ickler, Duden, Wrase oder wras auch immer, sondern nur an das, was ich geschrieben habe! Ist das so schwierig?
Es gibt auch Gedanken ohne Hintergedanken.
Also, Herr Lachenmann, lesen Sie doch bitte Ihren Beitrag, in dem das mit der SZ vorkommt, noch einmal durch. Er beschäftigt sich fast durchgehend mit Herr Jansen, zuerst indirekt, indem Sie Professor Icklers Antwort zu Herrn Jansen (Inspiration) fortsetzen, danach ausdrücklich. Sie reden darin Herrn Jansen mehrfach an und beschäftigen sich ausführlich mit der verkorksten Mentalität, für die er ein Beispiel sei (Orthopietismus). Sie können doch nicht ernsthaft abstreiten, daß Ihr Beitrag eine Entgegnung genüber Herrn Jansen ist. Das habe ich geschrieben. Ich finde, darauf kommt es doch auch gar nicht an.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Die Diskussionsbeiträge überschlagen sich und überschneiden sich. Worauf es ankommt, dürfte inzwischen zu unterscheiden sein von dem, worauf es nicht ankommt.
Der letzte Beitrag von Herrn Wrase, in dem er von seinen eigenen Problemen mit Herrn Icklers Wörterbuchkonzeption spricht, ist als Zwischenergebnis nicht nur versöhnlich, sondern auch hochinteressant und gibt reichlich zu denken.
Für meinen Teil will ich das jetzt tun.
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
Der Ausdruck »geradestehen« kam in dieser Form (Infinitiv, zusammengeschrieben) in der Wiener Presse (www.diepresse.at/archiv.taf) seit Anfang 1997 45mal vor. Ich hatte ein paar technische Probleme beim Zugriff auf die Ergebnisse, aber es scheint, daß der Ausdruck von den Autoren ausnahmslos im übertragenen Sinne gebraucht wurde. (Die Suche nach der Schreibung »gerade stehen« ist nicht möglich.)
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
ich freue mich, daß Sie und Herr Lachenmann die Wasserpistolen wieder eingesteckt haben. Da ich wie üblich sehr spät zu Bett gehe, kann ich für die heutige Runde das letzte Wort haben. Wahrscheinlich wird der Herr Professor dann ab 5:45 Uhr zurückschießen (nachdem er sich gehörig amüsiert hat über das, was wir hier so anstellen).
Ich hatte, weil Sie die Festlegung des »Dudens« für »sehr unrealistisch« erklärten, angenommen, Sie stimmten mit mir in der Annahme überein, daß die Zusammenschreibung nur bei Gebrauch in übertragener Verwendung üblich sei. Da habe ich mich getäuscht, aber ich nehme nicht an, daß ich mich in der Sache täusche. Es wird Ihnen, so glaube ich weiterhin, sehr schwer_fallen, Belege für die Zusammenschreibung im Sinne von »aufrecht stehen« zu finden. Ich will natürlich nicht behaupten, daß mit meiner kleinen Stöberei im Volltextarchiv der Presse die Sache schon erledigt wäre. Suchen Sie mal ruhig weiter, vielleicht finden Sie ja ein paar Belege in Artikel über Haltungsschäden.
Einen Gefallen kann ich Ihnen nicht tun. Sie fordern »Klarheit, ob man sich mit dem Ansatz und ergo mit den Ergebnissen einverstanden erklärt oder nicht«. Die können Sie nicht kriegen. Und zwar deshalb nicht, weil ein deskriptives Verfahren nicht notwendig genau die Ergebnisse zutage fördert, welche die 1. Auflage des »Icklers« präsentiert. Wir wollen hier nicht von der Dudenhörigkeit stracks zur Icklergläubigkeit übergehen, das hatten Sie wohl auch nicht vor.
Was Sie über die Verhältnisse bei »bekannt_machen« sagen, ist interessant, die zusätzliche amtliche Normierung würde ich aber nicht für allzu wichtig erachten. Ich sehe jedoch, um darauf noch einmal zurückzukommen, bei diesem Wort eine starke Ausstrahlung des Substantivs »Bekanntmachung«. »Das Geradestehen« läßt sich demgegenüber zwar konstruieren, dürfte aber in freier Wildbahn kaum anzutreffen sein.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
Der Ausdruck »geradestehen« kam in dieser Form (Infinitiv, zusammengeschrieben) in der Wiener Presse (www.diepresse.at/archiv.taf) seit Anfang 1997 45mal vor. Ich hatte ein paar technische Probleme beim Zugriff auf die Ergebnisse, aber es scheint, daß der Ausdruck von den Autoren ausnahmslos im übertragenen Sinne gebraucht wurde. (Die Suche nach der Schreibung »gerade stehen« ist nicht möglich.)
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
ich freue mich, daß Sie und Herr Lachenmann die Wasserpistolen wieder eingesteckt haben. Da ich wie üblich sehr spät zu Bett gehe, kann ich für die heutige Runde das letzte Wort haben. Wahrscheinlich wird der Herr Professor dann ab 5:45 Uhr zurückschießen (nachdem er sich gehörig amüsiert hat über das, was wir hier so anstellen).
Ich hatte, weil Sie die Festlegung des »Dudens« für »sehr unrealistisch« erklärten, angenommen, Sie stimmten mit mir in der Annahme überein, daß die Zusammenschreibung nur bei Gebrauch in übertragener Verwendung üblich sei. Da habe ich mich getäuscht, aber ich nehme nicht an, daß ich mich in der Sache täusche. Es wird Ihnen, so glaube ich weiterhin, sehr schwer_fallen, Belege für die Zusammenschreibung im Sinne von »aufrecht stehen« zu finden. Ich will natürlich nicht behaupten, daß mit meiner kleinen Stöberei im Volltextarchiv der Presse die Sache schon erledigt wäre. Suchen Sie mal ruhig weiter, vielleicht finden Sie ja ein paar Belege in Artikel über Haltungsschäden.
Einen Gefallen kann ich Ihnen nicht tun. Sie fordern »Klarheit, ob man sich mit dem Ansatz und ergo mit den Ergebnissen einverstanden erklärt oder nicht«. Die können Sie nicht kriegen. Und zwar deshalb nicht, weil ein deskriptives Verfahren nicht notwendig genau die Ergebnisse zutage fördert, welche die 1. Auflage des »Icklers« präsentiert. Wir wollen hier nicht von der Dudenhörigkeit stracks zur Icklergläubigkeit übergehen, das hatten Sie wohl auch nicht vor.
Was Sie über die Verhältnisse bei »bekannt_machen« sagen, ist interessant, die zusätzliche amtliche Normierung würde ich aber nicht für allzu wichtig erachten. Ich sehe jedoch, um darauf noch einmal zurückzukommen, bei diesem Wort eine starke Ausstrahlung des Substantivs »Bekanntmachung«. »Das Geradestehen« läßt sich demgegenüber zwar konstruieren, dürfte aber in freier Wildbahn kaum anzutreffen sein.
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Die Diskussionsbeiträge überschlagen sich und überschneiden sich. Worauf es ankommt, dürfte inzwischen zu unterscheiden sein von dem, worauf es nicht ankommt.
Der letzte Beitrag von Herrn Wrase, in dem er von seinen eigenen Problemen mit Herrn Icklers Wörterbuchkonzeption spricht, ist als Zwischenergebnis nicht nur versöhnlich, sondern auch hochinteressant und gibt reichlich zu denken.
Für meinen Teil will ich das jetzt tun.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Das fragt mich Walter Lachenmann:
-> Herr Wrase schreibt an Herrn Markner: »Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte..«
Nein, Herr Wrase!!! Ich habe an Herrn Jansen so wenig gedacht wie an Ickler, Duden, Wrase oder wras auch immer, sondern nur an das, was ich geschrieben habe! Ist das so schwierig?
Es gibt auch Gedanken ohne Hintergedanken.
Also, Herr Lachenmann, lesen Sie doch bitte Ihren Beitrag, in dem das mit der SZ vorkommt, noch einmal durch. Er beschäftigt sich fast durchgehend mit Herr Jansen, zuerst indirekt, indem Sie Professor Icklers Antwort zu Herrn Jansen (Inspiration) fortsetzen, danach ausdrücklich. Sie reden darin Herrn Jansen mehrfach an und beschäftigen sich ausführlich mit der verkorksten Mentalität, für die er ein Beispiel sei (Orthopietismus). Sie können doch nicht ernsthaft abstreiten, daß Ihr Beitrag eine Entgegnung genüber Herrn Jansen ist. Das habe ich geschrieben. Ich finde, darauf kommt es doch auch gar nicht an.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Jetzt habe ich gerade nochmals den Beitrag gelesen, da war tatsächlich auch von Herrn Jansen die Rede. Meinetwegen, ich habe also wohl doch auch an ihn gedacht.
Aber die Intention ging nicht gegen ihn, sondern gegen die übereifrigen Journalisten, die die neuen Regeln in einem derart vorauseilenden Gehorsam vertreten, daß sie über das hinausschießen, was die neuen Regeln tatsächlich vorgeben.
Herr Jansen hat damit eigentlich wenig zu tun. Nur insofern, als ich in ihm einen Menschen gesehen habe, der seine intellektuelle Aufgabe, so wie es aussieht, darin zu sehen scheint, sich für von oben Verordnetes mit allen seinen intellektuellen und sprachlichen Gaben zu engagieren, so wie es bei vielen Theologen anzutreffen ist. Das war der Ausgangspunkt und ist wieder ein ganz anderer Aspekt. Ich traue ihm ausreichende Kenntnisse der neuen Regeln zu, daß er den von mir kritisierten Journalistenunsinn nicht nachvollziehen würde und ihn ebenso verfehlt findet. Das kann nicht die Absicht der Reformer gewesen sein.
Walter Lachenmann, vom Aneinandervorbeireden recht matt und nicht mehr lustig zu weiteren Klarstellungen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
also gut, Sie und Herr Markner haben recht: Ich muß mich a) entschuldigen für alles mögliche an unangemessener Emotion und Formulierung, b) zugeben, daß ich nicht nur Herrn Markner, sondern auch Sie falsch verstanden habe. Ich hoffe, daß die Diskussion trotz der von mir beigesteuerten unschönen Aspekte auch einiges klären konnte. (Man kann ja auch interessante Dinge äußern, auch wenn man zunächst ausfällig ist oder aneinander vorbeiredet.)
Ich denke, Sie wissen, daß auch ich die Nachteile des deskriptiven Ansatzes kenne und ernst nehme, insbesondere, daß unsere Mitmenschen (nicht nur wir selber) die unentschiedenen Angaben in einem Wörterbuch spontant einfach nicht mögen. Sie wissen, daß ich verschiedentlich eine moderierende Haltung eingenommen und bei Professor Ickler für Differenzierung geworben habe (vielleicht eine Größenordnung weniger, als Sie es für sinnvoll halten, aber immerhin; bei einem Telefonat mit Professor Ickler vor wenigen Wochen habe ich noch einmal spontan dazu geraten, er möge bei einer differenzierenden Ausschmückung des Wörterbuchs zurückhaltend vorgehen, weil er sonst vom Arbeitsaufwand wie auch von der Systematik her in Teufels Küche kommen könnte). Nach meinem letzten entsprechenden Beitrag im Forum kam als Entgegnung die Enzyklika Totaliter aliter (= Ganz anders!), wo Professor Ickler den moderierenden Versuch beiseite wischte und als sein Prinzip noch einmal das Dogma der Deskriptivität benannte. Nach dem ich meine Moderation, die ich für ziemlich gut gehalten hatte, so barsch abgefertigt sah, kam ich schließlich auch zu der Frage: Was sollen eigentlich alle diese unermüdlichen Mäkeleien an dem Ergebnis der deskriptiven Arbeit, die vielen hundert praktisch fruchtlos geschriebenen Erklärungen des Verfassers? Wichtiger und die Diskussion sehr entlastend wäre doch die eigene Klarheit, ob man sich mit dem Ansatz und ergo mit den Ergebnissen einverstanden erklärt oder nicht.
In diesem Sinne will ich Sie schon noch einmal fragen: Wenn Professor Ickler die deskriptive Methode zur Grundlage seines Wörterbuchs macht: dann mag es gewichtige Nachteile und Widerstände, unschöne Ergebnisse und dergleichen mehr geben, aber was nützt es dann eigentlich, diese ernstzunehmende Kritik von ernstzunehmenden, gewissenhaften und wohlwollenden Mitstreitern zu bedenken? Entweder müßte man etwas an dem Konzept ändern, oder die Erörterung der Nachteile ist im Prinzip nur von theoretischem Interesse. Die Diskussion über Grenzfälle und strittige Einträge ist ja immer sinnvoll und willkommen, auch interessant, aber ich sehe hier schon die Notwendigkeit, eine persönliche Entscheidung zu treffen, ob man nicht nur mit dem Prinzip, sondern auch mit dem Ergebnis der deskriptiven Arbeit einverstanden ist oder nicht. (Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie sich im Prinzip damit einverstanden erklären.)
Jedoch habe ich den Eindruck, daß Professor Ickler teilweise bis zum Umfallen damit beschäftigt war, sein Vorgehen zu rechtfertigen, nur weil diejenigen, die Einwände gegen ihn vorbrachten, nicht verstanden/und oder nicht akzeptiert haben, daß aus diesem Vorgehen eine ganz andere Darstellung der Rechtschreibung (in wesentlichen Bereichen) resultiert, als wir sie vom Duden gewöhnt waren und die ihre Nachteile hat, jedenfalls was die spontane Akzeptanz betrifft. Oder wie war das zum Beispiel mit Stephanus Peil: Ist es nicht merkwürdig, daß da einige Dutzend Wortwechsel allein zwischen ihm und Professor Ickler stattfanden, von den vielen hundert sonstigen hier zu lesenden Beiträgen abgesehen, bis Stephanus zu dem Ergebnis kam, der Duden sei ihm im Prinzip oder unter dem Strich doch lieber?
Ich hoffe, Sie können jedenfalls neben meiner Bärbeißigkeit auch den sachlichen Gehalt meiner Äußerungen als solchen erkennen und sehen insofern auch etwas Konstruktives in meinen Beiträgen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Nein, Herr Wrase, Ihre Meinung, »daß Sie« - also ich - »die Neuregelung lächerlich machen wollten,« ist auch falsch. Sie haben nicht ordentlich gelesen. Ich wollte - und das habe ich jetzt fast schon so oft gesagt, wie Sie es erklärt haben, daß Icklers Wörterbuch deskriptiv gedacht ist - darauf hinweisen, wie man in journalistischen Texten jetzt immer wieder Schreibweisen begegnet, die mit großer Wahrscheinlichkeit so gewählt worden sind, weil der Schreiber (oder Korrektor, was weiß ich, wie diese Texte schließlich zustande kommen) meinte, nach den neuen Regeln sei das nun so geboten, selbst wenn der neue Duden das gar nicht vorgibt. Dafür gibt es unendlich viele Beispiele. Das ist ein ganz anderes Thema als das des deskriptiven Ansatzes bei Ickler und wie man zu dem steht. Ich behaupte immer noch, daß dieser Ansatz zwar etwas Faszinierendes und Überzeugendes hat, aber mit Sicherheit auch viele Probleme mit sich bringt. Und die Diskussion ist der Beweis dafür. Und konstruktiv könnte es sein, diese Diskussion konstruktiv und mit Bereitschaft, auf die Bedenken einzugehen, die vorgetragen werden, zu führen. Nicht alle Diskutanten hier haben Ihr differenziertes Expertenwissen, da aber die Sprache dem Volk gehört, sollte man von Experten erwarten, daß sie da gut hinhören, was aus dem Volke kommt, sofern es keine Trottel sind, die sich da äußern.
Ich betrachte diesen Ausdruck, auf alle die hier diskutieren, als von Ihnen mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen. Immerhin habe ich Sie als Mensch von guten Manieren und feinem Geiste kennengelernt, und bei diesem Bild möchte ich auch bleiben.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Nein, Herr Wrase, Ihre Meinung, »daß Sie« - also ich - »die Neuregelung lächerlich machen wollten,« ist auch falsch. Sie haben nicht ordentlich gelesen. Ich wollte - und das habe ich jetzt fast schon so oft gesagt, wie Sie es erklärt haben, daß Icklers Wörterbuch deskriptiv gedacht ist - darauf hinweisen, wie man in journalistischen Texten jetzt immer wieder Schreibweisen begegnet, die mit großer Wahrscheinlichkeit so gewählt worden sind, weil der Schreiber (oder Korrektor, was weiß ich, wie diese Texte schließlich zustande kommen) meinte, nach den neuen Regeln sei das nun so geboten, selbst wenn der neue Duden das gar nicht vorgibt. Dafür gibt es unendlich viele Beispiele. Das ist ein ganz anderes Thema als das des deskriptiven Ansatzes bei Ickler und wie man zu dem steht. Ich behaupte immer noch, daß dieser Ansatz zwar etwas Faszinierendes und Überzeugendes hat, aber mit Sicherheit auch viele Probleme mit sich bringt. Und die Diskussion ist der Beweis dafür. Und konstruktiv könnte es sein, diese Diskussion konstruktiv und mit Bereitschaft, auf die Bedenken einzugehen, die vorgetragen werden, zu führen. Nicht alle Diskutanten hier haben Ihr differenziertes Expertenwissen, da aber die Sprache dem Volk gehört, sollte man von Experten erwarten, daß sie da gut hinhören, was aus dem Volke kommt, sofern es keine Trottel sind, die sich da äußern.
Ich betrachte diesen Ausdruck, auf alle die hier diskutieren, als von Ihnen mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen. Immerhin habe ich Sie als Mensch von guten Manieren und feinem Geiste kennengelernt, und bei diesem Bild möchte ich auch bleiben.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
ich habe nicht behauptet, daß Sie Professor Ickler (sein Wörterbuch, das deskriptive Prinzip) lächerlich machen wollten, sondern ich habe gesagt, daß Sie die Neuregelung lächerlich machen wollten, daß Ihr Spott sich aber im Effekt nur auf Professor Icklers Wörterbuch und letztlich auf den deskriptiven Ansatz bezieht (wobei Sie das eben nicht wollten). Ist doch klar; wieso drehen Sie mir das im Mund herum? Und woher wollen Sie denn wissen, wie die Getrenntschreibung von für etwas gerade stehen zustande kam? Das ist Spekulation - dazu habe ich ebenfalls schon Stellung bezogen -, denn es könnte doch sehr gut sein, daß der Redakteur einfach nach seinem Gefühl geschrieben hat, daß er nicht versucht hat, nach der präskriptiven Norm zu schreiben. Wenn es das nicht gäbe, würde Professor Ickler bei seiner Auswertung der SZ und der FAZ nur die (vielleicht nicht ganz perfekte) Anwendung des Duden finden! Statt dessen findet er teilweise mit über zehnfacher Häufigkeit Schreibweisen, die der angeblich befolgten Norm widersprechen!
Wenn Sie sich jedenfalls über eine Schreibweise lustig machen oder sie einfach kritisieren, die Professor Ickler empirisch als vorkommend registriert und daher in sein Wörterbuch aufnimmt - wozu soll denn das gut sein? Sie sagen ja nicht einmal, was er konkret ändern soll. Soll er anmerken: Die Zusammenschreibung wird von einigen Mitgliedern der Sprachgemeinschaft als häßlich empfunden? Sie sparen doch nicht mit Verachtung für die sprachliche Degeneration der Journalisten! Also wenn das Ihr Anliegen ist, muß man doch wieder fragen: Was hat eine solches Bedürfnis mit Professor Icklers Wörterbuch zu tun? Was soll Ihre zwar nicht hier, aber doch an anderen Stellen ausführlichst vorgebrachte Kritik dieser Art an dem Wörterbuch eigentlich bewirken? Professor Ickler hat doch oft genug gesagt, daß er ein deskriptives Wörterbuch machen will, sogar ein rein deskriptives - was hat also der Geschmack einiger sehr, sehr sensibler Schreiber da zu suchen? Er hat doch geschrieben, daß solche Fragen in eine Lehre zur Stilistik hineingehören und nicht in sein empirisches Wörterbuch.
Und belanglos ist die Frage keineswegs, ob man das Vorgehen des Duden schätzt oder nicht - wegen der fundamentalen Unterschiede, die es in der Methode, in den Ergebnissen und in den damit verbundenen Konsequenzen (Vorteilen und Nachteilen) gibt. Wo steht im Duden ein Bogen oder etwas Vergleichbares? Sind nicht unzählige Beispiele, zuletzt auch wieder von mir, für die vielfältigen Probleme des alten Duden hier erörtert worden, die der Anlaß für die Neuregelung waren? Hat nicht Professor Ickler Herrn Riebe und Herrn Peil dafür gedankt, sich wenigstens konsequent für den Duden entschieden zu haben, anstatt immer wieder von ihm zu verlangen, daß er sich an Methode und Inhalt des Duden halten solle? Wenn Sie es als unverschämt empfinden, wie ich hier die Fronten zu klären versuche oder mit welchen Worten, so entgegne ich nochmals, daß ich es meinerseits für eine gewisse Unverschämtheit halte, zum x-ten Mal etwas von Professor Ickler zu erwarten, wozu er schon zum x-ten Mal erklärt hat, daß es nicht seine Sache und sein Anliegen ist. Oder etwas an seinen Ergebnissen zu kritisieren, was gar nicht anders aussehen kann, wenn man das deskriptive Programm als seine Methode zur Kenntnis nimmt.
Ich schreibe doch niemandem vor, ob er Dudenianer sein soll oder nicht, wie gut oder teilweise gut er den Duden findet - wo soll ich denn das geäußert haben? Ich habe nur gesagt, dieses dauernde Kritisieren an zu beliebigen oder unschönen Ergebnissen der empirischen, deskriptiven Arbeit ist doch völlig sinnlos, wenn man nach zehn oder fünfzig oder hundert Klarstellungen vielleicht einmal erkannt hat, daß Professor Ickler nun eben grundsätzlich empirisch vorgeht! Ist es nicht irgendwo wirklich entweder dumm oder aber ziemlich unhöflich, wenn man einfach nicht anerkennt, was ein Wörterbuchmacher tun will, auch wenn man das mit kaum zu übertreffender Geduld immer wieder erläutert bekommen hat? Ich sage doch nur, es wäre besser, anstatt sinnlos zu kritisieren, daß man sich überlegen möge, ob man mit dem deskriptiven Ansatz, den Professor Ickler nun einmal gewählt hat und von dem er nicht abweichen wird, eigentlich einverstanden ist oder nicht. Wenn man damit einverstanden ist, so verstehe ich nicht, wie man für etwas gerade stehen als lächerliche Schreibweise einstufen kann bzw. was das Ernstnehmen dieser Kritik eigentlich bringen soll. Schließlich hüten Sie sich davor, dies auszuführen. Da hatte Herr Riebe mehr Mut bzw. Konsequenz als Sie. (Ich sage es noch einmal: Ich weiß, daß Sie die diskutierte Schreibweise aufs Korn genommen haben, ohne an unser Wörterbuch zu denken. Drum sagte ich ja: Erst denken, dann schreiben. War unhöflich, aber immerhin deutlich.) Vielleicht versteht wenigstens Herr Illauer meine Frage an ihn, was seine Liste wünschenswerter Schreibungen, die dem Duden entspricht, aber nicht dem Wörterbuch von Professor Ickler, eigentlich für seine Entscheidung zwischen Ickler und Duden bedeutet. Als salomonische Lösung schlage ich vor: Vielleicht würde Professor Ickler in einer Stilkunde teilweise zu ähnlichen Vorschlägen kommen. Sind Sie damit einverstanden?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 14.04.2001 um 22.00
Ad Lachenmann :
Das »marodieren«-Beispiel ist hübsch, aber es steht nicht zu befürchten, daß in absehbarer Zeit alle Welt »marodieren« im Sinne von »krank durch die Gegend reisen« verwenden wird. Die Sache mit dem »ficken« ist hingegen echter Sprachwandel. Im Englischen scheuen sich die Leute immer mehr, von »cock« (Gockel) zu reden. Das hat ähnliche Gründe.
Übrigens erfaßt Google nicht hauptsächlich journalistische Texte. Insofern können die Ergebnisse der Suchmaschine auch dazu dienen, die der von Herrn Ickler herangezogenen Zeitungs-CD-Roms zu überprüfen.
Ad Riebe :
Die Duden-Redaktion hat nie einen konsequent deskriptivistischen Ansatz verfolgt. Der hätte nämlich den Status des Dudens als einzig maßgebliches orthographisches Werk untergraben.
Ad Upmeyer :
Das »Suchen nach den dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten« bringt auch in der Sprache so etwas wie eine »Logik« hervor, diese geht aber selten völlig auf, weil Sprache zwar eine Kulturtechnik, aber eben doch nicht das Ergebnis von Ingenieurskunst ist.
Ad Wrase :
Der Unterschied zwischen unseren Auffassungen ist sehr geringfügig, aber das scheint Ihnen irgendwie nicht zu gefallen (?).
Was mir wiederum absolut nicht gefällt, sind Ihre Unterstellungen. Herr Lachenmann hat längst klar_gestellt, daß er nicht den »Ickler« aufs Korn nehmen wollte. Es spricht viel für die auch von Ihnen angestellte Vermutung, daß der betreffende Journalist zu der Getrenntschreibung »gerade stehen« durch sein sprachliches Umfeld angestiftet worden ist. Wir konnten schon viele derartige Fälle beobachten, und es ist gelegentlich sinnvoll, darauf hinzuweisen. (S. dazu auch Herrn Lachenmanns jüngsten Beitrag.)
Völlig grundlos ist auch Ihre Unterstellung, ich könne mir die Zusammenschreibung von »geradestehen« im Sinne von »aufrecht stehen« nicht »vorstellen«. Ich kann mir sehr vieles vorstellen, aber um meine Einbildungskraft geht es nicht. Ich behaupte, daß Herrn Lachenmanns Sprachgefühl nicht trügt und die Zusammenschreibung nur beim Gebrauch der Wendung in übertragener Bedeutung gängig ist. Sie könnten versuchen, den Gegenbeweis anzutreten, aber soviel ich sehe, wollen Sie das gar nicht, weil Sie nämlich wissen, daß meine Behauptung richtig ist.
Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Auffassung besteht also lediglich darin, daß Sie keine genauere Beschreibung des Usus in diesem Falle wünschen. Weil ich diesen Unterschied mittels meiner überdurchschnittlichen Auffassungsgabe rasch erkannt habe, verwies ich kurzerhand auf das Lemma »bekannt_machen«. Wollen Sie bei nächster Gelegenheit Herrn Ickler dazu auffordern, die dort gegebene Explikation wieder zu streichen, weil sie zu genau ist ?
NB :
Aus urheberrechtlichen Erwägungen weise ich abschließend noch darauf hin, daß ich an dieser Stelle als erster auf die Bedeutung von Substantivierungen auf die GKS hingewiesen habe. Ich tat dies seinerzeit, weil immer nur von Betonungen und Bedeutungen die Rede war. Der Zusammenhang ist belangreich, aber nicht regelhaft.
Nachtrag :
»Eine Differenzierung mit überwiegend oder meist wäre wohl möglich, je nach Statistik, und dann angebracht, wenn in einem Fall die Waagschale sehr eindeutig in eine Richtung geht.« (W. Wrase) So ist es (im Falle von »gerade_stehen«).
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
hier meine Antwort.
-> Der Unterschied zwischen unseren Auffassungen ist sehr geringfügig, aber das scheint Ihnen irgendwie nicht zu gefallen (?).
Das trifft nicht zu; im Gegenteil.
-> Was mir wiederum absolut nicht gefällt, sind Ihre Unterstellungen. Herr Lachenmann hat längst klar_gestellt, daß er nicht den »Ickler« aufs Korn nehmen wollte.
Ich habe das inzwischen ebenfalls klar_gestellt, daß ich das nicht behauptet habe. Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte, aber in Wirklichkeit dessen Äußerungen bestätigte: unter anderem daß viele Einträge in unserem Wörterbuch aus verschiedenen Gründen zurückzuweisen seien, daß Professor Ickler und seine Mitstreiter sich alles andere als einig seien und daß Professor Ickler hinter den Stand von 1996 (= Duden von 1991) zurückfalle (der von denen verteidigt wird, die gewisse Entscheidungen des Duden für besser halten als die Angaben bei Professor Ickler). Ich möchte das aber hier der Übersichtlichkeit halber nicht auch noch ausführen.
-> Völlig grundlos ist auch Ihre Unterstellung, ich könne mir die Zusammenschreibung von »geradestehen« im Sinne von »aufrecht stehen« nicht »vorstellen«. Ich kann mir sehr vieles vorstellen, aber um meine Einbildungskraft geht es nicht. Ich behaupte, daß Herrn Lachenmanns Sprachgefühl nicht trügt und die Zusammenschreibung nur beim Gebrauch der Wendung in übertragener Bedeutung gängig ist. Sie könnten versuchen, den Gegenbeweis anzutreten, aber soviel ich sehe, wollen Sie das gar nicht, weil Sie nämlich wissen, daß meine Behauptung richtig ist.
Ich wäre sehr dankbar, wenn wir diesen Fall statistisch klären könnten. Ich habe versucht, fast eine Stunde lang, mir beim Überfliegen der Ergebnisse von google einen Überblick zu verschaffen, aber es gelang mir nicht, weil die Listen mit dem häufigsten Fall gerade = soeben überschwemmt waren. Ich habe Ihre Formulierung wohl falsch verstanden, das wollte ich natürlich nicht. Im Gegensatz zu Ihnen vermute ich, daß geradestehen für aufrecht stehen einigermaßen gleichberechtigt mit der Getrenntschreibung vorkommt, eben weil gerade = soeben (und ähnliches) unglaublich häufig ist, so daß es Fälle geben muß, wo der Schreiber geradestehen = aufrecht stehen schon der Betonung halber abgrenzen wird. So ganz daneben kann die Duden-Norm meiner Meinung nach nicht gewesen sein. Das müßte man klären. Jedenfalls ist es hier ganz und gar nicht so, daß ich grundsätzlich anderer Meinung sein wollte als Sie oder an einer Überprüfung nicht interessiert wäre. Mir ging es darum, die verschiedenen, komplexen Motive der GZS bei gerade_stehen zu erläutern, die eine realistische Differenzierung der Einträge schwierig und kompliziert machen. Insoweit trifft Ihre Fortsetzung nicht zu:
-> Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Auffassung besteht also lediglich darin, daß Sie keine genauere Beschreibung des Usus in diesem Falle wünschen. Weil ich diesen Unterschied mittels meiner überdurchschnittlichen Auffassungsgabe rasch erkannt habe, verwies ich kurzerhand auf das Lemma »bekannt_machen«. Wollen Sie bei nächster Gelegenheit Herrn Ickler dazu auffordern, die dort gegebene Explikation wieder zu streichen, weil sie zu genau ist ?
Natürlich nicht. Wenn Sie darauf hinweisen, ist der Unterschied zu meinen Ausführungen, daß ich mich beispielhaft dagegen gewandt habe, bestimmte Schreibweisen im Icklerschen Wörterbuch als häßlich, unlogisch, lächerlich oder ähnliches zu kritisieren. (Das hat zwar Herr Lachenmann im aktuellen Fall nicht absichtlich getan, aber im Effekt schon, und vor allem gab und gibt es ja jede Menge vergleichbare Kritik, gerade von Herrn Lachenmann, an der Offenheit oder Liberalität des Wörterbuchs, so daß es kaum eine Rolle spielt, daß ich hier einen Aufhänger verwendet habe, der zufällig nicht als solche Kritik intendiert war.) Diese Frage - Ist die Schreibweise abzulehnen? - stellt sich ja gar nicht bei dem ähnlichen Fall bekannt_machen, auf den Sie verwiesen haben. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß die Schreibung bekanntmachen so und nicht anders in demselben amtlichen Kontext vorgesehen ist (bzw. war), auf den sie sich bezieht, also gewissermaßen tatsächlich normiert ist (bzw. so normiert war), auch wenn anderere Schreiber das teilweise nicht nachvollzogen haben. Das muß natürlich berücksichtigt werden, ebenso wie typische fachsprachliche Normen, so daß wir nicht ganz so frei sind, nur nach der Statistik zu entscheiden. Wenn Professor Ickler dennoch vorsichtig nur von üblich spricht, so ist das gewissermaßen eine ähnliche Zurückhaltung wie bei einem schlicht als fakultativ verzeichneten für etwas gerade_stehen. Finde ich jedenfalls. Ich habe ja auch gar nichts gegen eine statistische Erläuterung von für etwas gerade_stehen, das habe ich doch mehrfach deutlich gemacht.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Herr Wrase schreibt an Herrn Markner: »Was mich im Prinzip geärgert hat, war, daß Herrn Lachenmanns Beitrag eine überlegene Entgegnung zu Herrn Jansen sein sollte..«
Nein, Herr Wrase!!! Ich habe an Herrn Jansen so wenig gedacht wie an Ickler, Duden, Wrase oder wras auch immer, sondern nur an das, was ich geschrieben habe! Ist das so schwierig?
Es gibt auch Gedanken ohne Hintergedanken.
Walter Lachenmann, leicht entnervt...
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
vielen Dank für Ihren Hinweis zu partei-ische! Da haben Sie mich erwischt, ich bin richtig erschrocken. Komisch, daß mich Professor Ickler nicht gleich korrigiert hat; ich nehme an, er wollte sich nicht als Oberlehrer betätigen. Ich habe mich seit etwa 1996 kaum noch mit dem alten Duden beschäftigt, weil ich mich fast nur noch mit der Neuregelung auseinanderzusetzen hatte; danach brauchte ich den alten Duden kaum noch, und schon vergesse ich Details aus dem Regelwerk. Merkwürdig ist auch, daß Professor Ickler diese bereits bestehende Ausnahme nicht für die Rechtfertigung seiner Verallgemeinerung herangezogen hat, sondern nur die Freiheit in R 180 erwähnt hat (das betrifft wohl das besser im Punkt darüber: ... bleiben, wenn das möglich ist, besser ungetrennt).
Zu Ihrer Frage fällt mir nur das Ende von R 209 als einschlägig auf: Getrennt schreibt man dagegen, wenn eine nähere Bestimmung hinzutritt, sowie der Punkt darüber, der (in bestimmten Fällen, die also nicht definiert, sondern nur durch Beispiele konkretisiert werden) Freiheiten einräumt, wobei die Betonung als Unterscheidungsmerkmal erwähnt wird, zum Beispiel leíchtverdaulich/leícht verdaúlich.
Das ergibt wohl einen Ansatzpunkt für den folgenden Abschnitt: Bei diesem letzten Punkt von R 209 müßte es eigentlich heißen eine nähere Bestimmung zum ersten Glied hinzutritt, wie die Beispiele zeigen, etwa die besonders schwer verständliche Sprache. Denn natürlich kann man auch die besonders schwerverständliche Sprache schreiben, wenn man den Gesamtbegriff schwerverständlich durch besonders näher bestimmen will. Das verschweigt der Duden an dieser Stelle - meiner Ansicht nach ein glattes Versäumnis, genau wie schon das Fehlen der Angabe: zum ersten Glied.
Wenn man diese doppelten Möglichkeiten hat, wäre es natürlich sehr unübersichtlich, sie jedesmal im Wörterverzeichnis durchzuspielen, zumal es da eben nichts festzulegen gibt und der Benutzer sowieso nichts falsch machen kann. (Vielleicht hat der Duden auch sein Versäumnis in R 209 nicht im Wörterverzeichnis zum Vorschein bringen wollen? Man weiß es nicht.) Jedenfalls ist das Schweigen im Wörterverzeichnis meiner Meinung nach in Ordnung - wer sucht schon, wenn man problemlos schreiben kann? Die vereinzelten differenzierenden Angaben zu schwerfallen und leichtfallen erkläre ich mir mit zwei Motiven: Erstens ist die Zusammenschreibung hier ziemlich locker - tatsächlich kommt auch Getrenntschreibung sehr häufig vor (Vorteil Ickler). Zweitens bezieht man ein sehr wohl eher auf schwer bzw. leicht als auf den Gesamtbegriff schwerfallen bzw. leichtfallen; vgl. zum Beispiel das Zusammenbleiben der Gruppe in Es fällt mir sehr schwer, Sehr schwer fällt ihm das. (Eine schwache Tendenz, aber immerhin.) Beides zusammen ergibt vermutlich weit überwiegend die Getrenntschreibung, so daß der normierende Duden sie hier normiert hat - was aber grammatisch gesehen einfach nicht berechtigt ist. Ich vermute, daß es hierzu auch mehr Anfragen gegeben hat, schon zum einfachen schwer_fallen bzw. leicht_fallen, so daß der Duden sich hier eher zu einer - normierenden - Auskunft verpflichtet fühlte als zum Beispiel bei (sehr) übel_nehmen.
Die gänzlich unrealistische Festlegung bessergehen ist einfach ein Pendant zur gänzlich unrealistischen Festlegung gutgehen. Ein schönes Beispiel für die Methode von Herrn Illauer/Duden:
Ich kann in den Schuhen gut gehen.
Ich wünsche, daß es Ihnen gutgehen möge.
Ich hoffe, daß das Experiment gutgeht.
Sieht so ganz plausibel aus und befriedigt den Normierer, hat aber mit der Schreibwirklichkeit nichts zu tun (außer natürlich gut gehen können in den Schuhen und auch nichts mit Logik, wenn man über den Tellerrand der Wortkombination ein wenig hinausblickt:
Ich wünsche, daß es Ihnen hervorragend geht.
Ich wünsche, daß es Ihnen gutgeht.
Ich hoffe, daß das Experiment gut ausgeht.
Ich hoffe, daß das Experiment gut verläuft.
Ich hoffe, daß das Experiment gutgeht.
Ist das logisch? Ist das realistisch? Es spricht schon einiges für Zusammenschreibung im letzten Fall; noch sehr viel mehr spricht jedoch dafür, die Getrenntschreibung auch hier nicht als falsch anzusehen, sondern allenfalls die Zusammenschreibung als oft eine Spur besser. Die denkbar einfachste Lösung hat demnach Professor Ickler: gut_gehen. Eine Differenzierung mit überwiegend oder meist wäre wohl möglich, je nach Statistik, und dann angebracht, wenn in einem Fall die Waagschale sehr eindeutig in eine Richtung geht. Ob das so ist, weiß ich nicht.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Christian Dörner am 14.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase,
da ich gerade Ihre Gegenüberstellung der GZS-Festlegungen des Duden bei Steigerungen von Verbzusatzkonstruktionen durch Gradadverbien lese, möchte ich Ihnen eine Frage stellen, die mich schon länger beschäftigt.
Der Duden legt z. B. schwerfallen, aber sehr schwer fallen fest. Das steht ausdrücklich so im Wörterverzeichnis. Auch bei Konstruktionen mit leicht ist der Hinweis zu finden, daß bei Steigerung getrennt zu schreiben sei. Sonst findet man zu diesem Thema aber wenige Hinweise im alten Duden.
Schreibt der Duden (1991) nun sehr übelnehmen oder sehr übel nehmen, sehr liebhaben oder sehr lieb haben, es ist mir so gutgegangen oder es ist mir so gut gegangen vor? Selbst bei bessergehen schreibt er ja die Zusammenschreibung vor. Leider konnte ich die Antwort auf meine Frage nicht aus dem Duden entnehmen. Können Sie hier weiterhelfen?
Ach ja, vorhin habe ich noch Ihre Ausführungen zu den Trennungen bei Vokalen gelesen. Daß der alte Duden parteii-sche und breii-ge vorschrieb, stimmt so nicht. In R 180 heißt es ausdrücklich, daß brei-ige und partei-ische getrennt werden muß, da i und i zusammentreffen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Zunächst eine Korrektur. In meiner Gegenüberstellung hätte es statt
-> Er hat den Stab wieder gerade gebogen.
-> Er hat den Stabe wieder ganz gerade gebogen.
natürlich heißen müssen:
-> Er hat den Stab wieder geradegebogen.
-> Er hat den Stab wieder ganz gerade gebogen.
Damit sich der Beitrag lohnt, noch ein warnendes Exempel für das Prinzip Illauer/Duden. Wenn man sich die Duden-Einträge (1991) für die Verbzusatzkonstruktionen mit dahin... ansieht - nämlich:
dahindämmern, dahineilen, dahinfahren, dahinfallen (schweiz.), dahinfliegen, dahingehen, dahingestellt, dahinleben, dahinplätschern, dahinraffen, dahinschleppen, dahinschwinden, dahinsegeln, dahinsiechen, dahinstehen, dahinsterben -,
so fällt auf, daß alle diese regelmäßig auf der zweiten Silbe von dahin betont werden. Das scheint diese Gruppe sehr schön von den adverbialen Konstruktionen mit dahin = dorthin abzugrenzen, die normalerweise auf der ersten Silbe von dahin betont werden, und/oder, je nach Geschmack und Kontext, eventuell auf der Stammsilbe des Verbs bzw. Partizips: dáhin (ge)fahren oder dahin (ge)fáhren oder dáhin (ge)fáhren. Als Kompromiß wählt Duden zwei Betonungen: dáhin fáhren.
So, und nun stellt Duden fest, daß dáhin géhend auf zwei Silben betont wird; jedenfalls wird es auf der ersten Silbe betont - dáhin gehend - und nicht wie dahíndämmern usw. auf der zweiten. Nach dem Muster der Illauerschen Parallelisierung bzw. Unterscheidungsschreibung gehört also dáhin géhend (oder dáhin gehend) in die getrennt zu schreibende Sippe.
Ich zitiere, die Besucher des Forums wissen es, diese Entdeckung von Professor Ickler, um zu zeigen, wohin diese Zuordnungen nach vermeintlich treffsicheren Unterscheidungskriterien führen können. Hier führt die Zuordnung völlig stimmig zur Getrenntschreibung, also war die Duden-Angabe logisch und sinnvoll. In Wirklichkeit wird dahin_gehend sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben, und zwar (laut vielen tausend Belegen bei google) ungefähr zwanzigmal öfter zusammen als getrennt.
Welcher Zugang ist nun sinnvoll, Herr Illauer, Ihrer oder der von Professor Ickler? Bei einem Zahlenverhältnis von eins zu zwanzig könnte man doch ruhigen Gewissens die seltene Variante ganz streichen, wenn einem an Eindeutigkeit gelegen ist - und das wäre die getrennt geschriebene Variante. Aber gerade diese wäre nach Ihrer Systematik die einzig zulässige! Dieses Beispiel untermauert noch einmal eindrucksvoll, daß allein das Herausgreifen eines plausiblen Kriteriums noch nicht zu realistischen Ergebnissen führt, sondern daß es nur die Erfinder der Regelung befriedigen kann.
Damit bewegt man sich auf genau derselben Ebene wie Michael Jansen, der ausschließlich auf Regelebene arguementiert. Und zwar so unübertrefflich stur, daß er bei jeder Entgegnung wieder Rechtschreibung und Regelwerk gleichsetzt, auch wenn man hundertmal klargestellt hat, daß man unter Rechtschreibung die üblichen Schreibweisen (und deren inhärente Systematik) versteht und nicht irgendwelche staatlichen oder sonstigen präskriptiven Regeln. Das führt natürlich zu Diskussionen von kafkaesker oder Ionesco-artiger Sinnlosigkeit, wobei dies nicht das einzige Übel an Herrn Jansens krankhaften Pseudoargumentationen darstellt.
Deshalb sollten sich diejenigen, die Professor Icklers Bogen-Einträge zugunsten eindeutiger Kriterien beseitigt sehen wollen, noch einmal fragen, was ihre Vorschläge überhaupt mit Deskription, also mit dem Vorhaben von Professor Ickler zu tun haben sollen. So hatte Herr Riebe mit mehr als zäher Ausdauer versucht, die Getrennt-/Zusammenschreibung soweit wie möglich (oder so weit wie möglich) mit Hilfe des Betonungskriteriums zu regeln, was sich als undurchführbar bzw. als Irrweg erwies, zum Beispiel anhand von zusammen_schreiben. (Hierher, zur Betonung als Kriterium, gehört auch das obige Beispiel: dahin_gehend). Was soll eine solche willkürliche Selektion der Schreibweisen noch mit Deskription, mit Professor Ickler zu tun haben?
Herr Beck (wenn ich mich nicht täusche) wiederum schlug wiederholt eine grammatische Substantivierungsprobe vor, die bei gerade_biegen zu folgenden Ergebnissen führen würde:
gerade_stehen (momentan stehen), das Geradestehen: geht nicht/geht schlecht, also getrennt: gerade stehen
gerade_stehen (aufrecht stehen), das Geradestehen: geht, also zusammen: geradestehen
für etwas gerade_stehen, das Geradestehen für etwas: geht, also zusammen: für etwas geradestehen
Man sieht, daß man mit dieser Probe zwar auch Kopfzerbrechen bekommt, aber sie scheint immerhin zu einigermaßen plausiblen Ergebnissen zu führen. Die Frage ist aber nicht nur, ob das nicht eine ganz unnötige Erschwernis für alle Schreiber wäre, die sie sich kaum zumuten würden (wozu eigentlich?), sondern auch, ob die Ergebnisse wirklich sinnvoll und realistisch sind. Es würde zum Beispiel zwar nichts schaden, geradestehen = aufrecht stehen immer zusammenzuschreiben, aber was haben wir von dieser Regel, wenn die Schreiber sich nicht danach richten und in diesem Fall, oft ohne jeden Nachteil für den Leser, auch getrennt schreiben können? Wir bekommen also unter anderem viel mehr Fehler, genau wie bei der Reform mit ihrer unglaublich mühsamen Steigerbarkeit/Erweiterbarkeit-Regel.
Die entscheidende Schlußfolgerung ist hier aber: Wenn sich Professor Ickler aus vielen guten Gründen für das deskriptive Prinzip entschieden hat, dann ist er ganz einfach nicht der richtige Adressat für solche Normierungsvorschläge, denn er versteht Norm als das, was üblich ist, auch wenn er im Textfundus mehrere Schreibweisen für denselben Begriff vorfindet. Mit diesem Ergebnis der empirischen Arbeit muß man sich also von vornherein abfinden (wenn man nicht anders kann, als dies als Nachteil zu verstehen), anstatt immer wieder über das Wörterbuch zu urteilen, daß die Vielzahl der als fakultativ festgestellten und deshalb als fakultativ angebotenen Schreibungen nicht hinnehmbar sei.
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daß eine durchgehende Differenzierung der Varianten nach anderen Gesichtspunkten als nach der Häufigkeit - also im weitesten Sinn nach systematischen Kriterien oder nach subjektiv empfundener Qualität, so wie bei für etwas gerade stehen = unmöglich/häßlich/unsystematisch - im Prinzip zu derselben tausendfältigen Inkonsequenz im Wörterverzeichnis und zu allen Nachteilen führen würde, die wir im Duden von 1991 hatten. (Herr Riebe kennt natürlich nur wenige Probleme.) Als einzige Möglichkeit, die Getrenntschreibung bei unserem Beispiel herunterzustufen, erscheint mir, ich bleibe dabei, eine Kommentierung des diskutierten Falls mit maximal meist zusammengeschrieben. Daß dies höchstens psychologisch einen gewissen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Eintrag darstellt, nicht aber inhaltlich, habe ich bereits zu zeigen versucht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
1. Fangen Sie erst mal Ihre Laus, lieber Herr Wrase, dann werden Unterhaltungen ersprießlicher, als wenn Sie Ihre Gesprächspartner weiterhin meinen als Trottel apostrophieren zu müssen. Würde man den rhetorischen Folgerungen, die Sie am Ende Ihrer fleißigen Arbeit hier darstellen, folgen wollen, müßte man Sie auf die Nachbarseite schicken, wo sich Freunde wie Alois, Sepp oder ähnliche Geister über unser Thema unterhalten, wobei ich denen hier sogar Unrecht tue, denn solche Flegeleien habe ich dort tatsächlich niemals gelesen. Aber bei RTL2 wären Sie vermutlich gut untergebracht, da pöbelt man sich gegenseitig an, daß die Schwarte kracht.
2. Nicht nur Sie, lieber Herr Wrase, haben begriffen, daß Herr Ickler ein deskriptives Wörterbuch machen will. Darüber reden wir ja gerade.
3. Bei meinem Spott über die Getrenntschreibung von »gerade stehen« hatte ich weder an Ickler noch an Duden noch an sonst eine linguistische Grundidee gedacht, sondern daran, daß diese Schreibweise ein Produkt dessen ist, daß unsere Journalisten die neue Rechtschreibung mit solchem Übereifer zu verwirklichen sich bemühen, daß sie weit über das hinausschießen, was die Reform bzw. der neue Duden vorgeben. Im neuen Duden steht nämlich nach wie vor das gute alte »geradestehen« für diesen Fall. Also Ihre ganzen Unterstellungen, ich wolle damit in Wahrheit Ickler treffen usw., sind so absurd und dumm, wie ich es Ihnen schon einmal gesagt habe. Man kann im Zusammenhang mit der Rechtschreibung auch an anderes denken, als daran, wie Sie meinen, daß Herr Ickler sein Wörterbuch wohl machen werde, und daß es da doch tatsächlich solche Ignoranten wie mich und andere gibt, die das einfach nicht richtig kapieren können und dann auch kritische Bemerkungen dazu machen.
4. Überlassen Sie es Herrn Peil, Herrn Upmeyer, Herrn Illauer, Herrn Riebe, mir und wem Sie sonst noch jegliches Verständnis für die wahren Erkenntnisse im Zusammenhang mit Rechtschreibung im allgemeinen und mit Wörterbuchmachen im besonderen absprechen, ob sich der jeweilige als Dudenianer verstehen möchte, was für Sie ja offensichtlich sowas Schreckliches sein muß wie ein Freimaurer für einen Pietisten. Versuchen Sie sich vorzustellen, daß alle die, die hier mitdiskutieren, ein sehr enges und nicht minder emotionales Verhältnis zur Sprache haben wie Sie, das in vielen Fällen nicht weniger von einer jahrelangen Sprachpraxis geprägt sein mag, wie das Ihre. Und daß es deshalb das Mindeste an Respekt sein sollte, diese Dinge, die hier von den verschiedenen Leuten vorgebracht werden (sofern es nicht beamtenbedingtes Referieren von Neuregelungen ist) ernstzunehmen. Denn wer die Sprachwirklichkeit darstellen will, sollte eben auch diese im Ernst und ohne jegliche Trottelhaftigkeit vorgetragenen Gedanken von Leuten, die der Sprache eng verbunden sind, dabei berücksichtigen, auch wenn das beim Wörterbuchmachen zu sehr differenzierten Aussagen führt, die teilweise so widersprüchlich sein mögen, wie die Sprachwirklichkeit es eben auch ist. Wie das - auch bei einem einzigen Eintrag - dann aussieht? Dafür haben wir ja unsere Experten. Ich werde mich auch hüten, meinem Bäcker anhand nur einer einzigen Brezel darstellen zu wollen, wie ich mir die als Württemberger richtig gut vorstelle (nicht so knochentrocken und verschrumpelt, wie man sie hier in Oberbayern kriegt).
5. Und jetzt fangen Sie erst mal Ihre Laus.
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.04.2001 um 22.00
Falls es einigen Leuten noch nicht aufgefallen sein sollte, obwohl weit über hundertmal gesagt und erklärt und erläutert: Professor Ickler will ein deskriptives Wörterbuch machen, er hat es getan, und er arbeitet weiter daran. Wer das noch nicht begriffen hat, obwohl er hier schon seit Jahr und Tag dabei ist, ist schlicht ein Trottel. Finde ich jedenfalls. Und wenn man ein deskriptives Wörterbuch macht, dann wird man zu dem Bogen-Ergebnis bei gerade_stehen kommen, und zwar auch für die Bedeutung verantwortlich sein. Genau so steht es im Wörterbuch. Getrennt- und Zusammenschreibung sind beide vorhanden, sind beide möglich (sonst würden sie nicht beide nennenswert vorkommen), ganz wie bei verwandten Verbzusatzkonstruktionen; und zwar ist Zusammenschreibung oft besser. Was sollte daran nicht in Ordnung sein? Genau so verhält es sich.
Zur Erinnerung: Ich hatte kritisiert, daß Herrn Lachenmanns Spott über die Getrenntschreibung in der Süddeutschen Zeitung sind nicht gegen die Neuregelung richten kann, wie er vermeinte, weil diese an der Zusammenschreibung von geradestehen = verantwortlich sein nichts geändert hat. Höchstens sehr indirekt, indem man vermuten könnte, daß die Redakteure etwas häufiger als früher getrennt schreiben, weil sie, angeregt durch die vielen krassen Getrenntschreibungen, auch bei gerade_stehen häufiger die Getrenntschreibung wählen. Vielmehr richtet sich eine solches Aufspießen von vermeintlich unmöglichen, lächerlichen, leser- oder schreiberfeindlichen Schreibungen natürlich gegen den deskriptiven Ansatz von Professor Ickler, weil dieser sie definitionsgemäß mitverzeichnet hat und gelten läßt.
Zu Herrn Lachenmann: Ich habe Sie keineswegs dazu aufgefordert, daß Sie ein ganzes Lexikon nach Ihren Vorstellungen machen sollen, sondern, deutlich genug, nur dazu, den fraglichen Eintrag im Icklerschen Wörterbuch nach Ihren Vorstellungen zu ändern. Dann kann man weitersehen. Es bringt einfach nichts, hartnäckig pauschale Kritik zu äußern, aber vor jeder einzelnen konkreten Entscheidung zurückzuschrecken. Wenn das Deskriptive so fürchterlich nachteilig sein soll - bitte sehr, dann führen Sie uns doch einmal vor, wie Sie gerade_stehen in einem guten Lexikon sehen wollen. Bedenken Sie aber, daß Professor Ickler seine Entscheidung im Prinzip getroffen hat: deskriptiv; und ich finde es auf Dauer ein bißchen vertrottelt bis unverschämt, wenn man jetzt immer noch versucht, ihn davon abzubringen, nachdem er sich zum wer-weiß-wievielten Male ausführlichst dazu erklärt hat.
Auf den ersten Blick sind die Beispiele von Herrn Illauer natürlich einleuchtend:
Ich sah ihn dort zufällig gerade stehen.
Ich muß dafür geradestehen.
Er riet mir, die Frage ruhig zu stellen.
Es ist nötig, den Patienten ruhigzustellen.
Der alte Mann ist gestern wegen der Straßenglätte schwer gefallen.
Es ist mir schwergefallen, das zu glauben.
Und so weiter...!
Was geschieht hier? Genau wie in der Peilschen Liste (und weitgehend im Duden) werden hier Fälle für die Unterscheidungsschreibung direkt nebeneinandergestellt. Und damit wird suggeriert: Das kann doch unmöglich gleich geschrieben werden! (Nach dieser Logik hätte ich schreiben müssen: gleichgeschrieben, denn sonst droht ja laut Illauer das Mißverständnis bzw. die Leser-Falle unverzüglich geschrieben werden.) Wie das gerade genannte (hoffentlich versteht hier keiner unverkrümmt genannte ...) und das gleich angefügte (hoffentlich versteht hier keiner (identisch angefügte ...) Beispiel zeigen, ist dieses Herholen von theoretisch denkbaren Verwechslungsmöglichkeiten oft eine künstliche Operation, die mit der Schreibwirklichkeit wenig zu tun hat. Eine Unsitte, daß auf der Ebene des Wörterverzeichnisses irgendein willkürlich herausgegriffenes Kriterium - bei Herrn Illauer nach dem Muster der Unterscheidungsschreibungen, teils semantisch, teils von der Betonung hergeleitet - bemüht wird, um eine schön anzusehende Ordnung in die als ärgerlich empfundene Beliebigkeitsschreibung zu bringen.
Wir könnten doch auch mit Herrn Upmeyer einmal die Logik der Illauerschen bzw. Duden-Zusammenschreibungen prüfen, zum Beispiel anhand folgender Gegenüberstellungen:
Weil es mir schwerfiel.
Weil es mir sehr schwer fiel.
Er hat den Stab wieder gerade gebogen.
Er hat den Stabe wieder ganz gerade gebogen.
Ruhigstellen muß man mich mit Baldrian.
Ruhig stellt man Lektoren am besten mit Baldrian.
Ich will heute radfahren.
Ich will heute Fahrrad fahren.
Und so weiter!
Also, wo ist jetzt da die Logik, Herr Illauer??
Das geht so nicht, daß man sein Lieblingskriterium heraussucht und dann sagt: So ist es ideal, das muß man verallgemeinern und allen vorschreiben. Beziehungsweise können Sie das natürlich tun, aber das ist nun einmal nicht das, was Professor Ickler machen will und macht. Man muß Sie daher fragen: Sind Sie für den Duden von 1991, ist das für Sie Rechtschreibung (dann unterstützen Sie am besten konsequenterweise Herrn Jansen, der unter Rechtschreibung vor der Reform den Duden von 1991 versteht und nicht die vor der Reform allgemein üblichen Schreibungen wie Professor Ickler) - und/oder was bedeutet denn nun Ihre Liste für Ihr Verhältnis zum Icklerschen Wörterbuch? Was bedeutet für Sie meine Argumentation?
Herrn Lachenmann möchte ich noch folgenden Eindruck mitteilen: Nicht die Nachteile des deskriptiven Ansatzes sind, wie Sie und Herr Riebe behaupten, noch gar nicht erkannt - vielmehr geht nicht nur Herr Riebe wie auf Knopfdruck auf jeden Bogen im Rechtschreibwörterbuch los, auch Sie und Herr Illauer plädieren ja anhand Ihrer Beispiele im Prinzip für eine Lösung nach Duden-Muster. Es ist umgekehrt: Obwohl wir das hier schon oft besprochen haben, sind die gewaltigen Vorteile des deskriptiven Ansatzes noch kaum erkannt: sehr viel einfacher, sehr viel weniger Lernaufwand, realistisches Verhältnis von Regeln zur Schreibwirklichkeit und deshalb weniger Fehler, viel übersichtlicheres Wörterverzeichnis. Und spiegelbildlich sind die Nachteile der Einzelfallfestlegung noch kaum erkannt worden, nicht einmal in den eigenen Reihen. Und deshalb wurde ich auch sauer auf Sie, Herr Lachenmann (genau derselbe Fall wie zuletzt bei Lars Kerner): Während Sie mit geistreichen Formulierungen und vermeintlich scharfer Beobachtung die Neuregelung lächerlich zu machen glaubten, machten Sie in Wirklichkeit Professor Icklers Wörterverzeichnis und letztlich seinen deskriptiven Ansatz lächerlich, so wie jetzt wieder Herr Illauer (Enthält lese- und schreibfeindliche Einträge!). Logischer wäre es da, Sie verbündeten sich mit Herrn Jansen.
Zu gerade_stehen noch zwei Hinweise. Ist es nicht interessant, daß Herr Markner sich die Zusammenschreibung für die Bedeutung aufrecht stehen kaum vorstellen kann und daß ebendiese Zusammenschreibung vom Duden 1991 vorgeschrieben war? Nicht ohne Grund, diese Entscheidung des Duden: Es kann bei bestimmten Fällen (wie hier wieder von Herrn Illauer konstruiert) die Verwechslung mit momentan stehen drohen, also muß es die Zusammenschreibung für aufrecht stehen zumindest geben. Und weil der Duden nun mal möglichst alles vereinheitlicht, den Riebes zuliebe, muß er also für aufrecht stehen die Zusammenschreibung vorschreiben. So einfach ist das. Nur leider hat das nichts mit der Schreibwirklichkeit zu tun, und auch nicht mit Logik:
aufrecht = gerade (bei stehen) -> ergo:
aufrecht stehen = geradestehen -> prima!
Und wenn man erst einmal den Wortschatz nach solchen Prinzipien festgelegt hat und dann querbeet vergleicht, bekommt man den reinsten Ameisenhaufen an Widersprüchen. Viel besser als der Duden kann man nämlich keine Einzelwortfestlegungen treffen; sie sind ja alle im Sinne von Herrn Illauer und Stephanus Peil plausibel, wenn man die Entscheidung mit einer solchen direkten Nebeneinanderstellung erläutert.
Der zweite Hinweis bezieht sich noch einmal auf die Gleichung aufrecht (stehen) = gerade (stehen). Wenn man diese beiden nebeneinanderstellt, kann man sich, wie Herr Markner spontan, die Zusammenschreibung kaum vorstellen. Das liegt daran, daß in dieser Kombination gerade eigentlich ein ganz normales Adverb ist, so wie aufrecht (Frage: auf welche Weise stehen?). Daher käme hier die Zusammenschreibung nach dem Muster der Verbzusätze eigentlich gar nicht in Frage; wir schreiben ja auch nicht zusammen: geradeverlaufen, sich aufrechtbewegen, schnellgehen, leisesprechen usw. Nur durch die zufällige Konkurrenz von gerade = soeben, gerade dies = ebendies, nicht gerade = wohl kaum entsteht oft - aber nicht immer!! - ein starkes Motiv - für sensible, gewissenhafte Schreiber wohl ein Zwang - zur Zusammenschreibung. Anders liegt der Fall etwa bei Ihrem ursprünglichen Beispiel sich gerade_setzen, wo das gerade (eher oder zumindest auch) ein Ergebniszusatz ist, der als solcher für fakultative Zusammenschreibung taugt.
So, und nun bringen Sie mal bitte schön die Gruppe gerade + Verb auf einen deskriptiven Eintrag im Wörterbuch, aber natürlich besser als Professor Ickler, denn sonst muß man Sie schon fragen: Was soll dieses ständige Kritisieren, wenn Sie es nicht besser können? Vielleicht führt die Übung ja auch zu einem Einsehen, das die Beschwerde darüber erübrigt, daß ich Ihnen das Kritisieren verbieten wolle.
Mir geht es eher um folgendes: Stephanus Peil hat nach langer Zeit entdeckt, daß ihm der Mangel an Festlegung im Icklerschen Wörterbuch doch nicht zusagt, und hat sich dafür entschieden, persönlich den Duden von 1991 vorzuziehen. Das war zwar ein bißchen spät, aber es hat mir imponiert, um so mehr im Vergleich zu dieser Pseudo-Unterstützung, die Professor Ickler hier bekommt. Es sollten sich die Diskutanten überlegen, ob sie sich nicht genauso entscheiden wollen, wenn sie es partout nicht wahrhaben oder als Norm (als das Übliche, als Wirklichkeit) verstehen wollen, daß man zum Beispiel (mit gutem Grund, wenn auch oft nicht ideal) gerade biegen oder für etwas gerade stehen schreiben kann, ohne daß das als Fehler oder miserable Schreibweise behandelt wird. Das Verhältnis zum deskriptiven Prinzip samt dessen zwangsläufiger Folge von sehr vielen ungeklärten doppelten Möglichkeiten (entsprechend den breiten Übergangsbereichen in der Sprache selbst) ist für mich die Kernfrage, des Pudels Kern unserer Diskussion.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.04.2001 um 22.00
Mit Herrn Wrase weiterzudiskutieren sollte man vielleicht so lange zurückstellen, bis dieser die Laus auf seiner Leber erwischt und abgemurkst hat, das wird möglicherweise auch bewirken, daß er von seiner persönlichen Hatz auf seine Intimfeinde, zu denen Herr Riebe und Herr Jansen schon lange gehören und zu denen neuerdings offenbar auch ich mich zählen darf, abläßt.
Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein. Nur disqualifiziert man sich schon ganz gewaltig, wenn man die Vertreter einer Gegenmeinung schlichtweg als unbelehrbare Dummköpfe bezeichnet (gleichzeitig bei diesen aber Mäßigung in der Ausdrucksweise anmahnt!). Auch die wiederholte Aufforderung, man möge doch selber ein Wörterbuch machen, wenn einem das Icklersche nicht gefiele (was ja so überhaupt nicht geäußert wurde: wäre die grundsätzliche Zustimmung nicht da, würde man sich nicht die Mühe machen, darüber zu diskutieren), ist so intelligent, wie wenn mir meine Autofabrik sagt, ich solle mein Auto doch selber bauen, wenn mir gewisse Bedienungselemente nicht hundertprozentig gefallen.
Und daß man hier schon als Sonderling auffällt, wenn man »geradestehen« für »geradestehen« richtig oder besser findet und »gerade stehen« für »gerade stehen«, oder wenn die Beispiele Herrn Illauers als abwegig und nicht nachvollziehbar empfunden werden, bedeutet doch, daß der durch die Reform angerichtete Flurschaden so beträchtlich ist, daß er auch vermeintlich gesunden Boden schon infiziert hat.
Nein, Herr Wrase: Herr Riebe ist nun wahrhaftig kein Trottel, auch Herr Jansen nicht und auch ich bin keiner. So einfach ist das nicht. Es gibt bei dem deskriptiven Ansatz, der - jedenfalls von mir - keineswegs abgelehnt wird, Probleme, über die man unter gebildeten Leuten vernünftig diskutieren können sollte, erst recht auf einer Diskussionsseite mit dem Thema Rechtschreibung. Und wer die hier mit Interesse und Wohlwollen vorgetragenen Bedenken einfach nicht ernstnimmt und als inkompetentes Dilettantengeschwätz abtun will, tut seiner Sache fürwahr einen schlechten Dienst, denn er wird dann seinerseits von Leuten, denen es mit der Sache ernst ist, auch nicht mehr für voll genommen. »So ist das nun einmal«, würde unser Herr Ickler da sagen.
Übrigens: Baldrian soll beruhigend wirken, versuchen Sie es doch mal damit. Meinetwegen brauchen Sie sich auch nicht für Ihr ungeschicktes Benehmen zu entschuldigen, jeder hat mal schlechte Laune, das versteht man ja. Aber nun reicht es auch.
Walter Lachenmann
eingetragen von Henning Upmeyer am 14.04.2001 um 22.00
Endlich ist die Diskussion zum Kern der Sache vorgedrungen, den ich seit über einem Jahr mehrfach Herrn Prof. Ickler vorgetragen habe, nämlich ob in Zweifelsfällen die Logik eingeschaltet und nach vergleichbaren bekannten Fällen entschieden oder ob in jedem Einzelfall im Wörterbuch die Meinung der Mehrheit nachgeschlagen werden soll. Eigentlich ist die Sprachentwicklung ein zutiefst demokratischer Vorgang, aber Mehrheitsentscheidungen können bekanntlich nur dann als Maßstab gelten, wenn die Schreiber in ihrer Schreibweise völlig frei und unabhängig sind, was später oft nicht nachweisbar ist. Für mich als Ingenieur bedeutet Deskription Beobachten der Erscheinungen, Suchen nach den dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten und Finden der Berechnungsformeln durch Vergleich mit vergleichbarem Bekannten. Auch das berühmte Sprachgefühl entwickelt sich unbewußt durch Logik und Vergleich mit Bekanntem. Unlogik ist das größte Hindernis beim Erlernen einer Sprache, auch der eigenen. Die Rechtschreibreform hat sich selbst disqualifiziert, nicht weil sie Regeln aufgestellt hat, sondern weil die Regeln willkürlich und frei erfunden sind und der Logik widersprechen und die dem entgegenstehende Wirklichkeit einfach als falsch bezeichnen. Wenn Ingenieure so handeln würden, würden ihre Maschinen nicht funktionieren und ihre Bauten einstürzen.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von RenateMariaMenges am 14.04.2001 um 22.00
Gerade habe ich noch die bildhafte Sprache in der Argumentation von Wrase gelesen. Das ist durchaus richtig, was Sie da schreiben. Die bildhafte Sprache entspricht unserer Zeit, ob zusammen- oder auseinandergeschrieben. Diese Nuancen werden irgendwann niemand mehr interessieren. Ehrlich- wir verstehen und lesen die Sprache halt mit dem Kopf der alten Rechtschreibung. Das ist wirklich so- wir können aus unserer Haltung nicht so einfach heraus, besonders wenn wir über mangelnde Auslandserfahrung verfügen. Dies steht sowohl für mich als auch für alle Diskutanten der rechtschreibreform.com. Leider, würde ich mal sagen! Einen schönen Feiertag wünscht
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 14.04.2001 um 22.00
Martin Luther war ein Revoluzzer, die Leute hatten auch Angst vor ihm- er schaute den Menschen nicht nur auf den Mund( z.B. als er 1518 aus Augsburg zurück kam, hatten Sie Angst vor ihm, weil man ja nicht wusste, was dieses Gespräch in Augsburg nach sich ziehen könnte). Er befestigte daraufhin seine Thesen an der Kirchentür.
Nach Peter Ustinov müsste Gott heute erst mal eine Kreditkarte haben, die ihm aber niemand geben würde, weil er kein geregeltes Einkommen hat (Hinweis auf die Arbeit und das Geldverdienen).
Langer Rede - kurzer Sinn: Was Illauer schreibt ist beim Lesen gleichwertig. Worin sollte man den Unterschied erkennen?
Herr Illauer, auch wenn ich mir wieder ihren gesamten Zorn zuziehen sollte, ich sehe es so und nicht anders.
Ickler und sein Wörterbuch ist o.k., weil es in sich stimmig ist, aber was hilft es mir, wenn man nach den amtlichen Regeln schreiben muss? Insgesamt sind mir persönlich in sich stimmige Urteile von Richtern, in sich stimmige Bücher etc. weitaus lieber, als alles andere.
Ich stehe weder so noch so als Zinnsoldat gerne gerade, wenn ich es anders erkannt habe. Aber der Erkennerblick scheint mir bei Illauers Definition noch etwas zu fehlen. Ich hoffe nur, dass es nicht nur Konservatismus ist, was ihn bewegt.
Was werden wir ändern können? Wie stehen Sie zur Kleinschreibung?
Was wird sich automatisch verändern? 4 Jahre neue Rechtschreibung sind kein Pappenstil und es hat sich auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 14.04.2001 um 22.00
Ich sah ihn dort zufällig gerade stehen.
Ich muß dafür geradestehen.
Er riet mir, die Frage ruhig zu stellen.
Es ist nötig, den Patienten ruhigzustellen.
Der alte Mann ist gestern wegen der Straßenglätte schwer gefallen.
Es ist mir schwergefallen, das zu glauben.
Und so weiter...!
Was ist das Gebot der Schreibfreundlichkeit, gleichzeitig das Gebot der Lesefreundlichkeit?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
ist der von Herrn Wrase fürwahr. Da feiern wir friedlich Kindergeburtstag und Pasqua mit gemeinsamen Litaneien und Lobgesängen, von Pitza und Pièçza ganz zu schweigen, und plötzlich donnert der wieder daher!
Bleiben wir bei der Ostergeschichte. Als Petrus meinte, Malchus sei zu seinem HErrn zu frech geworden, zog er das Schwert und hieb ihm ein Ohr ab. Was tat Jesus? Jesus pappte dem Malchus das Ohr wieder an und sprach zu Petrum: Stecke Dein Schwert in die Scheide, denn wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert gerichtet werden. Also passen Sie auf, daß Sie keine Eigentore schießen, mein lieber Freund.
Ich gebe zu, nicht überprüft zu haben, ob ich bei meiner Kritik an dem SZschen »gerade stehen« mich gegen Icklers Neues Testament versündigt habe. Ich habe dort nicht nachgesehen. Daß man sowohl »gerade stehen« als auch »geradestehen« schreiben kann, ist mir schon vor 1996 bekannt gewesen, daran dürfte sich grundsätzlich auch nichts geändert haben, nur daß es sich bei den verschiedenen Schreibweisen um verschiedene Aussagen handelt. Das ist so banal, daß es fast weh tut, darüber zu reden. Und lassen Sie meinen Freund Riebe in Frieden, der ist unersetzbar! Was wären die Diskussionen hier ohne die Pingpongspiele Riebe:Ickler und dann wieder Ickler:Riebe. Diesen Auseinandersetzungen habe ich Lernerfolge zu verdanken, wie in Jahren zuvor nicht, und vermutlich gilt das auch für andere. Und insofern ist eigentlich auch Herr Jansen ein nützliches Glied unserer Gesellschaft und sollte uns willkommen sein (Frau Menges ist ja schon konvertiert, sie mag es nur noch nicht zugeben, um die Wetteinsätze hinaufzuschrauben).
Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten! Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden. Dieses Schicksal erleben die Reformer durch übereifrige Journalisten (gerade stehen), und ich befürchte, auch unser lieber Herr Ickler würde manchmal gerne die Bremse ziehen, wenn er so gewisse Interpretationen verfolgt.
Jedenfalls will ich es auch hier so halten wie beim richtigen Evangelium, daß ich mir lieber die Originalbotschaft anschaue als die Auslegungen.
(Könnte nicht mal jemand anderes diesen doofen Putzmittelvertreter im neuen Forum vor die Tür setzen?)
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 13.04.2001 um 22.00
Soweit ich weiß (und ich weiß es sehr genau), ist auch Herr Ickler der Meinung, sein Wörterbuch sei verbesserungsfähig. Eine genauere Deskription des Usus würde im Fall von »gerade_stehen« ungefähr so aussehen: Zusammenschreibung (nur) bei Gebrauch in übertragener Bedeutung gängig. Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Man sehe einfach mal bei google nach. Dort gibt es für getrennt und zusammen ziemlich genau gleich viele Ergebnisse. Von den getrennt geschriebenen entfallen eine ganze Reihe, vielleicht ein Viertel, auf die Verwendung für etwas gerade stehen. Man könnte also, wenn das einigermaßen repräsentativ ist auch für den Usus vor 1996, den Eintrag im Wörterbuch präzisieren: bei der Bedeutung verantwortlich gemacht werden (o. ä.) überwiegend zusammen. (Kann man bei einem Verhältnis von vier zu eins schon meist sagen?)
Wäre das nun so viel besser? Jedenfalls würde doch der bisherige Eintrag im Wörterbuch immer noch stimmen. Wenn man diese eine Bedeutung untersucht und Angaben dazu macht, dann müßte man ja auch die andere Bedeutung aufrecht stehen präzisieren, oder? So wie im Duden 1996. Dort ebenfalls, sehr unrealistisch: obligatorisch zusammen. (Das widerspricht Herrn Markners Vorschlag, es könne verzeichnet werden, die Zusammenschreibung sei nur in übertragener Bedeutung üblich.
Von der Sache her sehe ich keinen Grund, für die übertragene Bedeutung Zusammenschreibung als obligatorisch anzusehen, auch wenn sie meist besser sein dürfte und manchmal auch notwendig, wenn das gerade nämlich in anderer als der gemeinten Weise aufgefaßt werden kann. Diese Gefahr ist allerdings gerade bei der Formulierung für (ein Problem) gerade_stehen recht gering, der wer könnte hier das gerade noch als momentan oder nicht gekrümmt auffassen? Das Motiv, die Verwechslung von momentan und nicht gekrümmt auszuschließen, dürfte zwischen diesen beiden stärker sein, weil hier oft kein solcher orientierender Kontext vorausgeht. Deshalb hat sich der Duden 1996 ja auch für Zusammenschreibung bei der Bedeutung nicht gekrümmt, nicht gebeugt entschieden. Das Obligatorische daran ist aber sehr unrealistisch, weil eben doch sehr oft klar genug ist, daß von aufrecht und nicht von momentan die Rede ist.
Bei für etwas gerade_stehen muß man beachten, daß dies ja gerade eben nicht als übertragen verstanden werden muß - wer sagt das denn? Viel schöner und kraftvoller, ja verständlicher ist die Sprache doch dort, wo sie mit dem Bild arbeitet. In dem Bereich Verantwortung oder Bürde übernehmen kommen sehr viele solcher bildhafter Formulierungen vor, die sich auf den Körper beziehen: für etwas den Kopf hinhalten, Schläge einstecken (sind es wirklich Schläge?), den Rücken freihalten (ist es der Rücken?), einknicken, umfallen, ein aufrechter Mensch usw. In derselben Weise kann der Schreiber die Getrenntschreibung für etwas gerade stehen wählen, wenn ihm (auch) das Bild aufrecht stehen vorschwebt (so ist der Ausdruck ja auch entstanden), oder er kann die Zusammenschreibung wählen, wenn er eine Bedeutungseinheit empfindet oder die Abgrenzung von momentan stehen sicherstellen will - oder mit welchem feinem Gemisch aus Motiven auch immer, dessen Nachzeichnung bei Erläuterungen im Wörterbuch eben höchstens stark vergröbernd möglich ist.
Das bedeutet: Der Eintrag für etwas gerade_stehen ist in jedem Fall richtig. Differenzierung wäre andeutungsweise möglich, maximal mit meist zusammen. Man sollte sich aber auch an die gewaltigen Nachteile der Differenzierung erinnern: sehr viel mehr Lernaufwand (wenn die Angaben denn relevant sein sollten), viel mehr Möglichkeiten, gegen die statistischen oder sonstigen Empfehlungen zu verstoßen, viel mehr Ungleichgewichte und Willkür bei den Differenzierungen selbst (Auswahl der Kriterien: wieso hier Differenzierung, wieso dort nicht, wieso hier nach zwei Kriterien, wieso dort nach nur einem? usw.). Dann wären wir schon fast wieder beim alten Duden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
Der Gedanke, daß der Eintrag dieses Lemmas in Icklers Wörterbuch und dieses somit insgesamt kritisiert worden sei, ist auf Ihrer Miste gewachsen, lieber Herr Wrase, nicht auf meiner. Ihre Unterstellungen mir gegenüber in diesem Zusammenhang sind völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen ehrlich gesagt niemals zugetraut hätte. Und wenn wir künftig in Rechtschreibfragen bei Google nachsehen sollen, kann Herr Ickler die Arbeit an seinem Wörterbuch gleich einstellen, und wir brauchen uns überhaupt über nichts mehr zu unterhalten, denn einen Internetanschluß hat heute ja jedes Kind. Dann tippen wir das gesuchte Wort ein, schauen uns die Trefferquoten an, und der Fall ist klar: die Mehrheit ist richtig, so wie auch die höheren Einschaltquoten über die Qualität unserer kulturellen Leistungen Auskunft geben.
Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Wie kann man darüber auch nur eine Sekunde lang räsonnieren? Natürlich ist »geradestehen« die nicht nur übliche, sondern auch die eindeutigere und gescheitere Schreibweise, wenn man meint »für etwas aufkommen«. Warum soll man diese deutlichen Differenzierungen über Bord werfen? Nicht einmal die Reformer wollen das, nur einige Schlechtschreiber, die glauben, sie handelten im Sinne der Reform.
Hier wird auch deutlich, wo die Probleme mit dem deskriptiven Ansatz liegen, über den man ja mit entlauster Leber in aller Ruhe reden können sollte. Wir hatten einmal den Fall diskutiert, daß es unter Reisejournalisten üblich geworden ist, zu schreiben »ein lohnenswerter Umweg«, wenn gemeint ist »ein lohnender Umweg« oder »ein Umweg, der sich lohnt«. Auch wenn 95 % aller sprachlich instinktgeschwächten Journalisten so einen Unsinn schreiben, sollte man sich hüten, dies nunmehr als ausreichend oft vorgekommen und somit als unbedenklich zu katalogisieren. Dieser Ausdruck bleibt in diesem Zusammenhang so falsch, wie wenn ich so oft zu Gänseblümchen Leberwurst sage, daß das bei Google am alleröftesten vorkommt.
Ich sage ja nicht, daß der deskriptive Ansatz falsch ist! Im Gegenteil! Aber er bringt Probleme mit sich. Diese Probleme werden nach meiner Ansicht hier viel zu oberflächlich behandelt, bzw. gar nicht. Oder man wird, wenn man darauf zu sprechen kommt, als ideologischer Feind behandelt, weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt. Wie in alten Juso-Zeiten: Wer die ideologisch gerade angesagte Tagesmeinung in Frage stellt, ist »reaktionär« - hier »Duden-Verteidiger« (auch wenn nichts in dieser Richtung geäußert worden ist von dem Beschuldigten), und das ist in den Augen mancher Sprachfexe offenbar nicht weniger schlimm. Und da haut der leidenschaftliche, wenn auch wankelmütige Apostel Petrus drauf, das erspart ihm das Nachdenken darüber, ob an dem anderen Gedanken vielleicht doch was dran sein könnte.
Mal sehen, was geschieht, ehe der Hahn dreimal kräht...
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 13.04.2001 um 22.00
Ad Lachenmann :
Google ist kein Orakel. Es sind dort aber nicht überwiegend Texte von Kleinkindern erfaßt.
Wenn ein Fehler epidemisch auftritt, ist er irgendwann keiner mehr. Das ist das ganze Geheimnis des Sprachwandels. Den Umschlagspunkt zu bestimmen ist allerdings sehr schwierig. Ein wichtiges Indiz ist, ob sich Leute über den Fehler noch aufregen können.
Ad Wrase :
Es gibt keinen Eintrag für etwas gerade_stehen, es gibt nur den Eintrag gerade_stehen. Es gäbe ihn nicht, wenn die Zusammenschreibung nicht gängig wäre. Sie ist es nur, wenn die übertragene Bedeutung gemeint ist. Genau wie ich sind Sie der Meinung, daß sie nicht üblich ist, wenn der Schreiber die Bedeutung aufrecht stehen im Sinn hat.
Den Duden von 1996 besitze ich nicht, in meiner Bibliothek von einigen tausend Bänden befinden sich nur zwei etwas ältere Auflagen (von 1928 und 1934/39), für die ich insgesamt 1 DM ausgegeben habe. Wenn der Duden von 1996 die Zusammenschreibung in allen Fällen vorschreibt, so ist dies Unsinn, für den ich jedoch nicht verantwortlich bin. Warum sollte ein Irrtum der Duden-Redaktion etwas gegen meinen Vorschlag einer differenzierten Beschreibung des Usus besagen ?
Natürlich stellt sich die Frage, bei welchen Einträgen eine solche differenzierte Beschreibung nötig ist. Sie ist aber ohnehin nicht zu umgehen. Ich würde in diesem Fall sagen : ja, sie ist sinnvoll, so wie sie zum Beispiel bei bekannt_machen auch sinnvoll ist. Eine Einzelfallprüfung ist nötig, Einzelfallfestlegungen folgen daraus aber nicht zwangsläufig, zumal Formulierungen wie meist oder üblich ja allenfalls Empfehlungen andeuten.
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
Gerade fällt mir noch ein Beispiel ein aus der Qualitätsküche unserer Journalisten, deren Produkte vermutlich die überwiegende Substanz des Google-Fundus sind, nach dessen Mehrheitsbefunden sich nach Ansicht Herrn Wrases unser Orthographieverhalten richten soll. Da stand in einem Reiseführer-Manuskript: »Die jugendliche Sissi (Kaiserin Elisabeth) zog marodierend durch Griechenland...« Nach einigen Rückfragen ans Lektorat, dem nichts aufgefallen war, und an den Autor, stellte sich heraus, daß gemeint war, Sissi sei kränkelnd (marode) durch Griechenland gereist. Marodierend heißt aber plündernd (etwa wie Versprengte eines Regiments). Nun kommt dieses Beispiel nicht so oft vor, daß es ein ernstliches Problem darstellt. Es ist aber beispielhaft dafür, wie schludrig, gedanken-, ehrgeiz- und instinktlos im journalistischen Bereich mit der Sprache sehr oft umgegangen wird. Nun schreiben Journalisten aber mehr als Literaten, das heißt, daß ihre Produkte, wenn man dem nichts entgegensetzt, den Sprachusus mehr beeinflussen, als die wertigeren Produkte derer, die mit der Sprache pfleglich und bewußt umgehen. Sicherlich gibt es auch gute und sprachbewußte Journalisten, aber man denke daran, wie die sich alle die Reformnarrenkappe haben aufsetzen lassen. Kurzum: Deskriptiv hat schon vieles für sich, aber ebenso wie grammatikalischen Fehlern (es tut mir Leid) sollte man auch sprachlichem Humbug nicht widerstandslos das Raum lassen.
Wann regt man sich über solche »Fehler« nicht mehr auf? Wann regt man sich nicht mehr über »es tut mir Leid« auf? Was letzteren Fall betrifft: heute schon.
Ab dann sind das alles keine Fehler mehr? Dieses Kriterium ist auch nicht unproblematisch.
Es ist allerdings viel Wahres dran. Wir Buben wurden immer sehr verlegen, als unsere Großtante, mit der wir gerne Mühle spielten, völlig unbekümmt von »Ficken« sprach, im Zusammenhang mit der »Fickmühle«, für die wir das Wort »Zwickmühle« keuscherweise gelernt hatten.
Aber eben: so einfach ist das nicht. Immerhin, die Tante hatte nicht geschludert, sie kannte noch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, wir Buben nur die übertragene, wodurch das Wort seine Salonfähigkeit ebenso eingebüßt hatte, wie umgekehrt heute das Wort »geil« auch in feinsten Kreisen kaum mehr Anstoß erregt.
Das Erläutern des Sprachgebrauchs in Zweifelsfällen ist wohl doch das Klügste und muß weder Verwässerung noch Dudenhuldigung bedeuten.
Walter Lachenmann
eingetragen von Manfred Riebe am 13.04.2001 um 22.00
Ich stimme Walter Lachenmann zu: Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten. Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden
wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden.
Martin Luther schaute dem Volk aufs Maul. Auch die Reformer hätten nicht soviel Reformunsinn produziert, wenn sie dem Volk aufs Maul geschaut hätten. Walter Lachenmann ist so ein Mann aus dem Volk, wenn er sagt: Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Walter Lachenmann hat recht, wenn er dabei auch von sprachlich instinktgeschwächten Journalisten spricht. Er hat auch recht, wenn er feststellt, daß die Probleme des deskriptiven Ansatzes hier viel zu oberflächlich behandelt werden. Wenn man, wie er richtig beobachtet, hier mitunter als ideologischer Feind behandelt (wird), weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt, dann liegt aber bereits Präskription vor.
Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise. Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Also bitte, die Herren, wie soll der Eintrag in Ihrem persönlichen idealen Wörterbuch aussehen?
Duden 1991 (hatte ich versehentlich 1996 geschrieben??) schreibt wie gesagt die Zusammenschreibung vor, sowohl für aufrecht stehen als auch für Verantwortung übernehmen. Hatte hier der Duden einer seiner wenigen Fehler, Herr Riebe, oder war das gut so?
Ickler hat den Bogen für beide Bedeutungen. Der besagt, wie wir wissen: Zusammenschreibung ist oft besser, Getrenntschreibung aber nicht falsch. Daran gefällt Ihnen, Herr Lachenmann, jedenfalls die mögliche Getrenntschreibung für die Verantwortung-Bedeutung nicht, obwohl sie nicht selten vorkommt, zum Beispiel vor und nach der Reform, trotz jeweils verbietender Norm, in der Süddeutschen Zeitung, wie Sie jüngst wieder festgestellt haben. Soll nun Herr Ickler mit der Überlegung Kommt zum Beispiel in der SZ regelmäßig vor, stößt aber bei Herrn Lachenmann auf heftiges Mißfallen sein deskriptives Konzept aufgeben und bei dieser übertragenen Bedeutung Zusammenschreibung vorschreiben? Also, was soll Professor Ickler ändern?
Ich halte die Lösung von Professor Ickler in jeder Hinsicht für einwandfrei. (Allenfalls könnte man die Tendenz zur Zusammenschreibung für den Fall verantwortlich sein noch ausdrücklich anmerken, obwohl das im Bogen bereits enthalten ist.)
Zu Herrn Markner: Meine Entgegnung bezog sich nur darauf, daß Sie die Präzisierung vorgeschlagen hatten, Zusammenschreibung sei nur bei übertragenem Gebrauch üblich. Erstens muß, wie ich ausgeführt hatte, auch bei übertragenem Gebrauch das ursprüngliche Bild nicht ausgelöscht sein, sondern kann voll und ganz als solches verwendet werden, so daß man bei übertragenem Gebrauch allenfalls ein Motiv zur differenzierenden Schreibung bekommt, aber keinen Zwang. Und vor allem meinte ich: Der dumme Eintrag im Duden von 1991 - obligatorische Zusammenschreibung auch für aufrecht stehen - zeigt, daß das Motiv zur Zusammenschreibung schon längst vor dem übertragenen Gebrauch beginnt. Das dürfte an der Konkurrenz mit gerade = soeben, nicht gerade = wohl kaum liegen, wo nicht nur die Bedeutung ganz anders ist, sondern auch die Betonung. Hier kann eine Verwechslung drohen, eine falsche Betonung - muß aber nicht!! Das hängt ganz vom Kontext und von der jeweiligen Syntax ab! Wie gesagt, gerade bei für (ein Problem) gerade stehen hat der Leser wohl kaum Probleme!
Duden hat in diesem speziellen Fall - gerade_stehen - das Betonungskriterium herangezogen, um die Schreibung für den Leser idiotensicher zu machen - mit all den gigantischen Nachteilen im Gesamtkontext der Einzelfallfestlegungen, die Herrn Riebe trotz hundertfacher Belehrung, wie zu erwarten war, immer noch nicht klar sind. Außerdem ist die Behauptung, der Duden habe den Schreibgebrauch realistisch dargestellt, in bezug auf die Einzelfallfestlegungen schlicht und ergreifend Blödsinn. Auch das ist hundertfach gezeigt worden.
Auch Herr Lachenmann scheint diese Nachteile nicht verstanden zu haben, obwohl er die lehrreichen Auseinandersetzungen zwischen Professor Ickler und Herrn Riebe lobt. (Mir ging das nach kurzer Zeit nur noch auf die Nerven, weil Herr Riebe immer dasselbe sagt: Beliebigkeitsschreibung.) Oder für was wollen Sie sich denn nun entscheiden, Herr Lachenmann: Was soll in dem Wörterbuch stehen, das Sie gut finden? Es ist ja ganz schick, mit großer Ausdauer an Professor Ickler herumzukritisieren, abwechselnd mit inhaltlichen Anmerkungen (Verkaufschancen) und gruppendynamischen Erwägungen (zuviel Verehrung sei schlecht), aber wie wäre es mit der konkreten Bearbeitung nur weniger Lexikoneinträge? Daran ist zum Beispiel Herr Riebe noch jedesmal gescheitert, wie übrigens ja auch die Reformer.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Erst beim zweiten Lesen wurde mir klar, wie grotesk das ist, was Manfred Festleger Riebe hier wieder schreibt. Denn Deskription ist ja gerade das, was Professor Ickler unternimmt, weil der Duden sie so umfangreich unterlassen und durch eine willkürliche, chaotische Präskription (im Wörterverzeichnis) ersetzt hat. Das verdreht nun Herr Riebe um 180 Grad: Duden habe weitestgehend dem Volk aufs Maul geschaut, Ickler erst ansatzweise. Ein Vorreiter der Deskription sei hingegen Herr Lachenmann, weil er auf die Probleme des deskriptiven Ansatzes hinweise, die darin bestehen, daß einige Leute manche üblichen Schreibweisen nicht mögen oder daß Journalisten häßlichen Unsinn schreiben. Somit ist also Herr Lachenmann mit seinem persönlichen Geschmack ein Vorbild dafür, wie man dem Volk aufs Maul schaut, und wenn ihn Herr Riebe dafür lobt, dann ist Manfred Festleger Riebe logischerweise auch ein Angänger des Deskriptivismus. Und damit ist bewiesen, daß der Duden von 1991 ideal deskriptiv war, weil Herr Riebe ihn gut findet, jedenfalls viel besser als das Icklersche Wörterbuch, wo der verirrte Meister sein Dogma der Liberalität auslebt. Von diesen Schülern wird sich Professor Ickler sicher noch auf den rechten Weg bringen lassen, denn für solide Argumentation war er schon immer aufgeschlossen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
ist der von Herrn Wrase fürwahr. Da feiern wir friedlich Kindergeburtstag und Pasqua mit gemeinsamen Litaneien und Lobgesängen, von Pitza und Pièçza ganz zu schweigen, und plötzlich donnert der wieder daher!
Bleiben wir bei der Ostergeschichte. Als Petrus meinte, Malchus sei zu seinem HErrn zu frech geworden, zog er das Schwert und hieb ihm ein Ohr ab. Was tat Jesus? Jesus pappte dem Malchus das Ohr wieder an und sprach zu Petrum: Stecke Dein Schwert in die Scheide, denn wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert gerichtet werden. Also passen Sie auf, daß Sie keine Eigentore schießen, mein lieber Freund.
Ich gebe zu, nicht überprüft zu haben, ob ich bei meiner Kritik an dem SZschen »gerade stehen« mich gegen Icklers Neues Testament versündigt habe. Ich habe dort nicht nachgesehen. Daß man sowohl »gerade stehen« als auch »geradestehen« schreiben kann, ist mir schon vor 1996 bekannt gewesen, daran dürfte sich grundsätzlich auch nichts geändert haben, nur daß es sich bei den verschiedenen Schreibweisen um verschiedene Aussagen handelt. Das ist so banal, daß es fast weh tut, darüber zu reden. Und lassen Sie meinen Freund Riebe in Frieden, der ist unersetzbar! Was wären die Diskussionen hier ohne die Pingpongspiele Riebe:Ickler und dann wieder Ickler:Riebe. Diesen Auseinandersetzungen habe ich Lernerfolge zu verdanken, wie in Jahren zuvor nicht, und vermutlich gilt das auch für andere. Und insofern ist eigentlich auch Herr Jansen ein nützliches Glied unserer Gesellschaft und sollte uns willkommen sein (Frau Menges ist ja schon konvertiert, sie mag es nur noch nicht zugeben, um die Wetteinsätze hinaufzuschrauben).
Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten! Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden. Dieses Schicksal erleben die Reformer durch übereifrige Journalisten (gerade stehen), und ich befürchte, auch unser lieber Herr Ickler würde manchmal gerne die Bremse ziehen, wenn er so gewisse Interpretationen verfolgt.
Jedenfalls will ich es auch hier so halten wie beim richtigen Evangelium, daß ich mir lieber die Originalbotschaft anschaue als die Auslegungen.
(Könnte nicht mal jemand anderes diesen doofen Putzmittelvertreter im neuen Forum vor die Tür setzen?)
Walter Lachenmann
eingetragen von Reinhard Markner am 13.04.2001 um 22.00
Soweit ich weiß (und ich weiß es sehr genau), ist auch Herr Ickler der Meinung, sein Wörterbuch sei verbesserungsfähig. Eine genauere Deskription des Usus würde im Fall von »gerade_stehen« ungefähr so aussehen: Zusammenschreibung (nur) bei Gebrauch in übertragener Bedeutung gängig. Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Erst beim zweiten Lesen wurde mir klar, wie grotesk das ist, was Manfred Festleger Riebe hier wieder schreibt. Denn Deskription ist ja gerade das, was Professor Ickler unternimmt, weil der Duden sie so umfangreich unterlassen und durch eine willkürliche, chaotische Präskription (im Wörterverzeichnis) ersetzt hat. Das verdreht nun Herr Riebe um 180 Grad: Duden habe weitestgehend dem Volk aufs Maul geschaut, Ickler erst ansatzweise. Ein Vorreiter der Deskription sei hingegen Herr Lachenmann, weil er auf die Probleme des deskriptiven Ansatzes hinweise, die darin bestehen, daß einige Leute manche üblichen Schreibweisen nicht mögen oder daß Journalisten häßlichen Unsinn schreiben. Somit ist also Herr Lachenmann mit seinem persönlichen Geschmack ein Vorbild dafür, wie man dem Volk aufs Maul schaut, und wenn ihn Herr Riebe dafür lobt, dann ist Manfred Festleger Riebe logischerweise auch ein Angänger des Deskriptivismus. Und damit ist bewiesen, daß der Duden von 1991 ideal deskriptiv war, weil Herr Riebe ihn gut findet, jedenfalls viel besser als das Icklersche Wörterbuch, wo der verirrte Meister sein Dogma der Liberalität auslebt. Von diesen Schülern wird sich Professor Ickler sicher noch auf den rechten Weg bringen lassen, denn für solide Argumentation war er schon immer aufgeschlossen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Also bitte, die Herren, wie soll der Eintrag in Ihrem persönlichen idealen Wörterbuch aussehen?
Duden 1991 (hatte ich versehentlich 1996 geschrieben??) schreibt wie gesagt die Zusammenschreibung vor, sowohl für aufrecht stehen als auch für Verantwortung übernehmen. Hatte hier der Duden einer seiner wenigen Fehler, Herr Riebe, oder war das gut so?
Ickler hat den Bogen für beide Bedeutungen. Der besagt, wie wir wissen: Zusammenschreibung ist oft besser, Getrenntschreibung aber nicht falsch. Daran gefällt Ihnen, Herr Lachenmann, jedenfalls die mögliche Getrenntschreibung für die Verantwortung-Bedeutung nicht, obwohl sie nicht selten vorkommt, zum Beispiel vor und nach der Reform, trotz jeweils verbietender Norm, in der Süddeutschen Zeitung, wie Sie jüngst wieder festgestellt haben. Soll nun Herr Ickler mit der Überlegung Kommt zum Beispiel in der SZ regelmäßig vor, stößt aber bei Herrn Lachenmann auf heftiges Mißfallen sein deskriptives Konzept aufgeben und bei dieser übertragenen Bedeutung Zusammenschreibung vorschreiben? Also, was soll Professor Ickler ändern?
Ich halte die Lösung von Professor Ickler in jeder Hinsicht für einwandfrei. (Allenfalls könnte man die Tendenz zur Zusammenschreibung für den Fall verantwortlich sein noch ausdrücklich anmerken, obwohl das im Bogen bereits enthalten ist.)
Zu Herrn Markner: Meine Entgegnung bezog sich nur darauf, daß Sie die Präzisierung vorgeschlagen hatten, Zusammenschreibung sei nur bei übertragenem Gebrauch üblich. Erstens muß, wie ich ausgeführt hatte, auch bei übertragenem Gebrauch das ursprüngliche Bild nicht ausgelöscht sein, sondern kann voll und ganz als solches verwendet werden, so daß man bei übertragenem Gebrauch allenfalls ein Motiv zur differenzierenden Schreibung bekommt, aber keinen Zwang. Und vor allem meinte ich: Der dumme Eintrag im Duden von 1991 - obligatorische Zusammenschreibung auch für aufrecht stehen - zeigt, daß das Motiv zur Zusammenschreibung schon längst vor dem übertragenen Gebrauch beginnt. Das dürfte an der Konkurrenz mit gerade = soeben, nicht gerade = wohl kaum liegen, wo nicht nur die Bedeutung ganz anders ist, sondern auch die Betonung. Hier kann eine Verwechslung drohen, eine falsche Betonung - muß aber nicht!! Das hängt ganz vom Kontext und von der jeweiligen Syntax ab! Wie gesagt, gerade bei für (ein Problem) gerade stehen hat der Leser wohl kaum Probleme!
Duden hat in diesem speziellen Fall - gerade_stehen - das Betonungskriterium herangezogen, um die Schreibung für den Leser idiotensicher zu machen - mit all den gigantischen Nachteilen im Gesamtkontext der Einzelfallfestlegungen, die Herrn Riebe trotz hundertfacher Belehrung, wie zu erwarten war, immer noch nicht klar sind. Außerdem ist die Behauptung, der Duden habe den Schreibgebrauch realistisch dargestellt, in bezug auf die Einzelfallfestlegungen schlicht und ergreifend Blödsinn. Auch das ist hundertfach gezeigt worden.
Auch Herr Lachenmann scheint diese Nachteile nicht verstanden zu haben, obwohl er die lehrreichen Auseinandersetzungen zwischen Professor Ickler und Herrn Riebe lobt. (Mir ging das nach kurzer Zeit nur noch auf die Nerven, weil Herr Riebe immer dasselbe sagt: Beliebigkeitsschreibung.) Oder für was wollen Sie sich denn nun entscheiden, Herr Lachenmann: Was soll in dem Wörterbuch stehen, das Sie gut finden? Es ist ja ganz schick, mit großer Ausdauer an Professor Ickler herumzukritisieren, abwechselnd mit inhaltlichen Anmerkungen (Verkaufschancen) und gruppendynamischen Erwägungen (zuviel Verehrung sei schlecht), aber wie wäre es mit der konkreten Bearbeitung nur weniger Lexikoneinträge? Daran ist zum Beispiel Herr Riebe noch jedesmal gescheitert, wie übrigens ja auch die Reformer.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
Gerade fällt mir noch ein Beispiel ein aus der Qualitätsküche unserer Journalisten, deren Produkte vermutlich die überwiegende Substanz des Google-Fundus sind, nach dessen Mehrheitsbefunden sich nach Ansicht Herrn Wrases unser Orthographieverhalten richten soll. Da stand in einem Reiseführer-Manuskript: »Die jugendliche Sissi (Kaiserin Elisabeth) zog marodierend durch Griechenland...« Nach einigen Rückfragen ans Lektorat, dem nichts aufgefallen war, und an den Autor, stellte sich heraus, daß gemeint war, Sissi sei kränkelnd (marode) durch Griechenland gereist. Marodierend heißt aber plündernd (etwa wie Versprengte eines Regiments). Nun kommt dieses Beispiel nicht so oft vor, daß es ein ernstliches Problem darstellt. Es ist aber beispielhaft dafür, wie schludrig, gedanken-, ehrgeiz- und instinktlos im journalistischen Bereich mit der Sprache sehr oft umgegangen wird. Nun schreiben Journalisten aber mehr als Literaten, das heißt, daß ihre Produkte, wenn man dem nichts entgegensetzt, den Sprachusus mehr beeinflussen, als die wertigeren Produkte derer, die mit der Sprache pfleglich und bewußt umgehen. Sicherlich gibt es auch gute und sprachbewußte Journalisten, aber man denke daran, wie die sich alle die Reformnarrenkappe haben aufsetzen lassen. Kurzum: Deskriptiv hat schon vieles für sich, aber ebenso wie grammatikalischen Fehlern (es tut mir Leid) sollte man auch sprachlichem Humbug nicht widerstandslos das Raum lassen.
Wann regt man sich über solche »Fehler« nicht mehr auf? Wann regt man sich nicht mehr über »es tut mir Leid« auf? Was letzteren Fall betrifft: heute schon.
Ab dann sind das alles keine Fehler mehr? Dieses Kriterium ist auch nicht unproblematisch.
Es ist allerdings viel Wahres dran. Wir Buben wurden immer sehr verlegen, als unsere Großtante, mit der wir gerne Mühle spielten, völlig unbekümmt von »Ficken« sprach, im Zusammenhang mit der »Fickmühle«, für die wir das Wort »Zwickmühle« keuscherweise gelernt hatten.
Aber eben: so einfach ist das nicht. Immerhin, die Tante hatte nicht geschludert, sie kannte noch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, wir Buben nur die übertragene, wodurch das Wort seine Salonfähigkeit ebenso eingebüßt hatte, wie umgekehrt heute das Wort »geil« auch in feinsten Kreisen kaum mehr Anstoß erregt.
Das Erläutern des Sprachgebrauchs in Zweifelsfällen ist wohl doch das Klügste und muß weder Verwässerung noch Dudenhuldigung bedeuten.
Walter Lachenmann
eingetragen von Manfred Riebe am 13.04.2001 um 22.00
Ich stimme Walter Lachenmann zu: Es ist ein Kreuz mit den Aposteln und den Exegeten. Immer wieder schießen sie übers Ziel hinaus, und man weiß oftmals nicht mehr, ob der MEISTER das überhaupt so verstanden
wissen will, was diese Eiferer in ihrem guten Glauben kämpferisch verkünden.
Martin Luther schaute dem Volk aufs Maul. Auch die Reformer hätten nicht soviel Reformunsinn produziert, wenn sie dem Volk aufs Maul geschaut hätten. Walter Lachenmann ist so ein Mann aus dem Volk, wenn er sagt: Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Walter Lachenmann hat recht, wenn er dabei auch von sprachlich instinktgeschwächten Journalisten spricht. Er hat auch recht, wenn er feststellt, daß die Probleme des deskriptiven Ansatzes hier viel zu oberflächlich behandelt werden. Wenn man, wie er richtig beobachtet, hier mitunter als ideologischer Feind behandelt (wird), weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt, dann liegt aber bereits Präskription vor.
Deskription heißt hingegen Beschreibung der Sprache. Diese Beschreibung ist in der 20. Auflage des Duden von 1991, von wenigen Irrtümern einmal abgesehen, weitgehend vorhanden und grundsätzlich gelungen. Sie existiert im Ickler-Wörterbuch erst ansatzweise. Reinhard Markner schreibt: Man vergleiche zum Beispiel den Eintrag »bekannt_machen«, wo eine nähere Explikation gegeben wird. Wenn das Wörterbuch deskriptiv sein will, ist es verbesserungsbedürftig. Eine differenzierte Beschreibung des Sprachgebrauchs (Usus) ist daher unumgänglich.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 13.04.2001 um 22.00
Ad Lachenmann :
Google ist kein Orakel. Es sind dort aber nicht überwiegend Texte von Kleinkindern erfaßt.
Wenn ein Fehler epidemisch auftritt, ist er irgendwann keiner mehr. Das ist das ganze Geheimnis des Sprachwandels. Den Umschlagspunkt zu bestimmen ist allerdings sehr schwierig. Ein wichtiges Indiz ist, ob sich Leute über den Fehler noch aufregen können.
Ad Wrase :
Es gibt keinen Eintrag für etwas gerade_stehen, es gibt nur den Eintrag gerade_stehen. Es gäbe ihn nicht, wenn die Zusammenschreibung nicht gängig wäre. Sie ist es nur, wenn die übertragene Bedeutung gemeint ist. Genau wie ich sind Sie der Meinung, daß sie nicht üblich ist, wenn der Schreiber die Bedeutung aufrecht stehen im Sinn hat.
Den Duden von 1996 besitze ich nicht, in meiner Bibliothek von einigen tausend Bänden befinden sich nur zwei etwas ältere Auflagen (von 1928 und 1934/39), für die ich insgesamt 1 DM ausgegeben habe. Wenn der Duden von 1996 die Zusammenschreibung in allen Fällen vorschreibt, so ist dies Unsinn, für den ich jedoch nicht verantwortlich bin. Warum sollte ein Irrtum der Duden-Redaktion etwas gegen meinen Vorschlag einer differenzierten Beschreibung des Usus besagen ?
Natürlich stellt sich die Frage, bei welchen Einträgen eine solche differenzierte Beschreibung nötig ist. Sie ist aber ohnehin nicht zu umgehen. Ich würde in diesem Fall sagen : ja, sie ist sinnvoll, so wie sie zum Beispiel bei bekannt_machen auch sinnvoll ist. Eine Einzelfallprüfung ist nötig, Einzelfallfestlegungen folgen daraus aber nicht zwangsläufig, zumal Formulierungen wie meist oder üblich ja allenfalls Empfehlungen andeuten.
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.04.2001 um 22.00
Der Gedanke, daß der Eintrag dieses Lemmas in Icklers Wörterbuch und dieses somit insgesamt kritisiert worden sei, ist auf Ihrer Miste gewachsen, lieber Herr Wrase, nicht auf meiner. Ihre Unterstellungen mir gegenüber in diesem Zusammenhang sind völlig absurd und so dumm, daß ich sie Ihnen ehrlich gesagt niemals zugetraut hätte. Und wenn wir künftig in Rechtschreibfragen bei Google nachsehen sollen, kann Herr Ickler die Arbeit an seinem Wörterbuch gleich einstellen, und wir brauchen uns überhaupt über nichts mehr zu unterhalten, denn einen Internetanschluß hat heute ja jedes Kind. Dann tippen wir das gesuchte Wort ein, schauen uns die Trefferquoten an, und der Fall ist klar: die Mehrheit ist richtig, so wie auch die höheren Einschaltquoten über die Qualität unserer kulturellen Leistungen Auskunft geben.
Aber auch wenn drei Viertel der Menschheit dummes Zeug von sich gibt, ist das noch lange kein Grund, dieses dumme Zeug nachzuvollziehen. Wie kann man darüber auch nur eine Sekunde lang räsonnieren? Natürlich ist »geradestehen« die nicht nur übliche, sondern auch die eindeutigere und gescheitere Schreibweise, wenn man meint »für etwas aufkommen«. Warum soll man diese deutlichen Differenzierungen über Bord werfen? Nicht einmal die Reformer wollen das, nur einige Schlechtschreiber, die glauben, sie handelten im Sinne der Reform.
Hier wird auch deutlich, wo die Probleme mit dem deskriptiven Ansatz liegen, über den man ja mit entlauster Leber in aller Ruhe reden können sollte. Wir hatten einmal den Fall diskutiert, daß es unter Reisejournalisten üblich geworden ist, zu schreiben »ein lohnenswerter Umweg«, wenn gemeint ist »ein lohnender Umweg« oder »ein Umweg, der sich lohnt«. Auch wenn 95 % aller sprachlich instinktgeschwächten Journalisten so einen Unsinn schreiben, sollte man sich hüten, dies nunmehr als ausreichend oft vorgekommen und somit als unbedenklich zu katalogisieren. Dieser Ausdruck bleibt in diesem Zusammenhang so falsch, wie wenn ich so oft zu Gänseblümchen Leberwurst sage, daß das bei Google am alleröftesten vorkommt.
Ich sage ja nicht, daß der deskriptive Ansatz falsch ist! Im Gegenteil! Aber er bringt Probleme mit sich. Diese Probleme werden nach meiner Ansicht hier viel zu oberflächlich behandelt, bzw. gar nicht. Oder man wird, wenn man darauf zu sprechen kommt, als ideologischer Feind behandelt, weil man die herrschende Doktrin nicht vorbehaltlos bejubelt. Wie in alten Juso-Zeiten: Wer die ideologisch gerade angesagte Tagesmeinung in Frage stellt, ist »reaktionär« - hier »Duden-Verteidiger« (auch wenn nichts in dieser Richtung geäußert worden ist von dem Beschuldigten), und das ist in den Augen mancher Sprachfexe offenbar nicht weniger schlimm. Und da haut der leidenschaftliche, wenn auch wankelmütige Apostel Petrus drauf, das erspart ihm das Nachdenken darüber, ob an dem anderen Gedanken vielleicht doch was dran sein könnte.
Mal sehen, was geschieht, ehe der Hahn dreimal kräht...
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.04.2001 um 22.00
Man sehe einfach mal bei google nach. Dort gibt es für getrennt und zusammen ziemlich genau gleich viele Ergebnisse. Von den getrennt geschriebenen entfallen eine ganze Reihe, vielleicht ein Viertel, auf die Verwendung für etwas gerade stehen. Man könnte also, wenn das einigermaßen repräsentativ ist auch für den Usus vor 1996, den Eintrag im Wörterbuch präzisieren: bei der Bedeutung verantwortlich gemacht werden (o. ä.) überwiegend zusammen. (Kann man bei einem Verhältnis von vier zu eins schon meist sagen?)
Wäre das nun so viel besser? Jedenfalls würde doch der bisherige Eintrag im Wörterbuch immer noch stimmen. Wenn man diese eine Bedeutung untersucht und Angaben dazu macht, dann müßte man ja auch die andere Bedeutung aufrecht stehen präzisieren, oder? So wie im Duden 1996. Dort ebenfalls, sehr unrealistisch: obligatorisch zusammen. (Das widerspricht Herrn Markners Vorschlag, es könne verzeichnet werden, die Zusammenschreibung sei nur in übertragener Bedeutung üblich.
Von der Sache her sehe ich keinen Grund, für die übertragene Bedeutung Zusammenschreibung als obligatorisch anzusehen, auch wenn sie meist besser sein dürfte und manchmal auch notwendig, wenn das gerade nämlich in anderer als der gemeinten Weise aufgefaßt werden kann. Diese Gefahr ist allerdings gerade bei der Formulierung für (ein Problem) gerade_stehen recht gering, der wer könnte hier das gerade noch als momentan oder nicht gekrümmt auffassen? Das Motiv, die Verwechslung von momentan und nicht gekrümmt auszuschließen, dürfte zwischen diesen beiden stärker sein, weil hier oft kein solcher orientierender Kontext vorausgeht. Deshalb hat sich der Duden 1996 ja auch für Zusammenschreibung bei der Bedeutung nicht gekrümmt, nicht gebeugt entschieden. Das Obligatorische daran ist aber sehr unrealistisch, weil eben doch sehr oft klar genug ist, daß von aufrecht und nicht von momentan die Rede ist.
Bei für etwas gerade_stehen muß man beachten, daß dies ja gerade eben nicht als übertragen verstanden werden muß - wer sagt das denn? Viel schöner und kraftvoller, ja verständlicher ist die Sprache doch dort, wo sie mit dem Bild arbeitet. In dem Bereich Verantwortung oder Bürde übernehmen kommen sehr viele solcher bildhafter Formulierungen vor, die sich auf den Körper beziehen: für etwas den Kopf hinhalten, Schläge einstecken (sind es wirklich Schläge?), den Rücken freihalten (ist es der Rücken?), einknicken, umfallen, ein aufrechter Mensch usw. In derselben Weise kann der Schreiber die Getrenntschreibung für etwas gerade stehen wählen, wenn ihm (auch) das Bild aufrecht stehen vorschwebt (so ist der Ausdruck ja auch entstanden), oder er kann die Zusammenschreibung wählen, wenn er eine Bedeutungseinheit empfindet oder die Abgrenzung von momentan stehen sicherstellen will - oder mit welchem feinem Gemisch aus Motiven auch immer, dessen Nachzeichnung bei Erläuterungen im Wörterbuch eben höchstens stark vergröbernd möglich ist.
Das bedeutet: Der Eintrag für etwas gerade_stehen ist in jedem Fall richtig. Differenzierung wäre andeutungsweise möglich, maximal mit meist zusammen. Man sollte sich aber auch an die gewaltigen Nachteile der Differenzierung erinnern: sehr viel mehr Lernaufwand (wenn die Angaben denn relevant sein sollten), viel mehr Möglichkeiten, gegen die statistischen oder sonstigen Empfehlungen zu verstoßen, viel mehr Ungleichgewichte und Willkür bei den Differenzierungen selbst (Auswahl der Kriterien: wieso hier Differenzierung, wieso dort nicht, wieso hier nach zwei Kriterien, wieso dort nach nur einem? usw.). Dann wären wir schon fast wieder beim alten Duden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von RenateMariaMenges am 12.04.2001 um 22.00
Herr Lachenmann: Nicht nur die leidigen Beamten auch weitere Berufs"soldaten müssen sich der jeweiligen Orthografie ihres Vereins beugen. Der Spiegel schreibt in neuer Rechtschreibung und damit jeder Journalist. Die Zeit schreibt in eigener Hausorthografie und damit jeder Journalist. Die Liste ist beliebig fortzusetzen. Die Arbeiter des Staates schreiben in der Neuen Rechtschreibung, weil ihr Verein es so angeordnet hat. Wo liegt hier ihre österliche Logik? Und gleich den obersten Herrn wegen der Rechtschreibung zu bemühen ist wohl doch ein wenig zu weit oben angesetzt. Da bleiben wir lieber auf dem Boden der Tatsachen. Irgendwie ist es schade, wenn Herr Ickler seine ausgefeilten Briefe nur hier einstellt und dann verschwinden sie auf Nimmerwiedersehen. Könnte man da nicht eine andere Ecke finden?
RenateMariaMenges
eingetragen von Reinhard Markner am 12.04.2001 um 22.00
Michael Jansen hat durchaus recht, wenn er glaubt, daß das Regelwerk von 1996 auslegungsfähig ist. Ob seine Interpretation richtiger ist als die der Zwischenstaatlichen Kommission, mögen andere beurteilen. Letztere Kommission ist selbstverständlich fehlbar und hat doch einen herausgehobenen Status, vergleichbar vielleicht Kardinal Ratzingers Glaubenskongregation. Gegen die hermeneutische Macht der Kultusministerkonferenz und ihrer Zuarbeiter wird Herr Jansen, selbst wenn er Korrektor einer papistischen Zeitung sein sollte, nicht ankommen, ebensowenig wie die Duden-Redaktion.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.04.2001 um 22.00
Sie mokieren sich höhnisch über die Schreibung für etwas gerade stehen in der Süddeutschen Zeitung und damit zugleich über den entsprechenden Eintrag (Getrenntschreibung ist möglich und durchaus üblich) im Icklerschen Wörterbuch. Wollen Sie weiterhin Herrn Riebe hier ersetzen, indem Sie die Schreibrealität vor 1996 als Beliebigkeitsschreibung angreifen und die willkürlichen Duden-Festlegungen so wie Herr Jansen als allgemeinverbindliche Norm verstehen? Es ist Ihnen wohl auch entgangen, daß die Neuregelung an der Differenzierung von gerade_stehen im Ergebnis nichts geändert hat. Mit Ihrer Polemik landen Sie also keinen Treffer gegen die Neuregelung, sondern gegen Professor Icklers Wörterbuch - aber es ist ja nichts Neues, daß Sie viel besser wissen als der Verfasser, wie dieses Wörterbuch auszusehen habe, daß nämlich eine Veränderung der Bogeneinträge nach Duden-Muster vorzunehmen sei, zum Beispiel: geradestehen: Zusammenschreibung bei der Bedeutung verantwortlich sein.
Was Herrn Jansen betrifft, scheint mir der Schwachsinn seiner Beiträge meistens derart offensichtlich zu sein, daß sich eine Entgegnung erübrigt. Wenden Sie sich doch an die Kommission, Herr Jansen - vielleicht wird man Ihnen dort, anders als hier, eine gewisse Anerkennung entgegenbringen. Beispielsweise für die Ansicht, daß entgegen allen bisherigen Kommentaren der Reformer richtigstellen oder Handvoll doch mit dem Regelwerk vereinbar seien oder daß die durchgängige Getrenntschreibung von ...einander + Verb/Partizip mißlungen sei.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von RenateMariaMenges am 12.04.2001 um 22.00
Herr Lachenmann: Nicht nur die leidigen Beamten auch weitere Berufs"soldaten müssen sich der jeweiligen Orthografie ihres Vereins beugen. Der Spiegel schreibt in neuer Rechtschreibung und damit jeder Journalist. Die Zeit schreibt in eigener Hausorthografie und damit jeder Journalist. Die Liste ist beliebig fortzusetzen. Die Arbeiter des Staates schreiben in der Neuen Rechtschreibung, weil ihr Verein es so angeordnet hat. Wo liegt hier ihre österliche Logik? Und gleich den obersten Herrn wegen der Rechtschreibung zu bemühen ist wohl doch ein wenig zu weit oben angesetzt. Da bleiben wir lieber auf dem Boden der Tatsachen. Irgendwie ist es schade, wenn Herr Ickler seine ausgefeilten Briefe nur hier einstellt und dann verschwinden sie auf Nimmerwiedersehen. Könnte man da nicht eine andere Ecke finden?
RenateMariaMenges
eingetragen von Reinhard Markner am 12.04.2001 um 22.00
Michael Jansen hat durchaus recht, wenn er glaubt, daß das Regelwerk von 1996 auslegungsfähig ist. Ob seine Interpretation richtiger ist als die der Zwischenstaatlichen Kommission, mögen andere beurteilen. Letztere Kommission ist selbstverständlich fehlbar und hat doch einen herausgehobenen Status, vergleichbar vielleicht Kardinal Ratzingers Glaubenskongregation. Gegen die hermeneutische Macht der Kultusministerkonferenz und ihrer Zuarbeiter wird Herr Jansen, selbst wenn er Korrektor einer papistischen Zeitung sein sollte, nicht ankommen, ebensowenig wie die Duden-Redaktion.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.04.2001 um 22.00
Sie mokieren sich höhnisch über die Schreibung für etwas gerade stehen in der Süddeutschen Zeitung und damit zugleich über den entsprechenden Eintrag (Getrenntschreibung ist möglich und durchaus üblich) im Icklerschen Wörterbuch. Wollen Sie weiterhin Herrn Riebe hier ersetzen, indem Sie die Schreibrealität vor 1996 als Beliebigkeitsschreibung angreifen und die willkürlichen Duden-Festlegungen so wie Herr Jansen als allgemeinverbindliche Norm verstehen? Es ist Ihnen wohl auch entgangen, daß die Neuregelung an der Differenzierung von gerade_stehen im Ergebnis nichts geändert hat. Mit Ihrer Polemik landen Sie also keinen Treffer gegen die Neuregelung, sondern gegen Professor Icklers Wörterbuch - aber es ist ja nichts Neues, daß Sie viel besser wissen als der Verfasser, wie dieses Wörterbuch auszusehen habe, daß nämlich eine Veränderung der Bogeneinträge nach Duden-Muster vorzunehmen sei, zum Beispiel: geradestehen: Zusammenschreibung bei der Bedeutung verantwortlich sein.
Was Herrn Jansen betrifft, scheint mir der Schwachsinn seiner Beiträge meistens derart offensichtlich zu sein, daß sich eine Entgegnung erübrigt. Wenden Sie sich doch an die Kommission, Herr Jansen - vielleicht wird man Ihnen dort, anders als hier, eine gewisse Anerkennung entgegenbringen. Beispielsweise für die Ansicht, daß entgegen allen bisherigen Kommentaren der Reformer richtigstellen oder Handvoll doch mit dem Regelwerk vereinbar seien oder daß die durchgängige Getrenntschreibung von ...einander + Verb/Partizip mißlungen sei.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 11.04.2001 um 22.00
Herr Wrase nennt es Gehirnakrobatik, was ich zu Handvoll / Hand voll geschrieben haben. Für mich kommt da nur zum Ausdruck Ich will mich damit nicht beschäftigen; wir haben uns daran gewöhnt, dass Hand voll als neue Rechtschreibung gilt, und so ist sie auch leichter anzugreifen. Ihn interessiere nur, was in den Wörterbüchern steht. Im Spannungsfeld alte Rechtschreibung und alter Duden nimmt er genau die entgegengesetzte Haltung ein; im Zweifelsfall interessiert es einen Sch..., was im Duden stand. Ein Reformbefürworter muss als Normfestischist diffamiert werden, er ist natürlich obrigkeitsgläubig. Dass man einen Widerspruch produziert, wenn man einerseits sagt, die Einheitsrechtschreibung sei zerstört worden, und andererseits gegen Normung polemisiert, scheint Herrn Wrase nicht zu kümmern; nein, er spricht sogar von gesundem Menschenverstand. Dass man die Reform befürwortet, aber das Wörterverzeichnis und einige Wörterbücher nicht für die einzige Auslegung des Regelwerks hält, das versteht ein Herr Wrase natürlich schon, aber es passt nicht so ganz in die Rhetorik und so muss es vom Tisch gewischt werden. Man will sich ja auch nicht an einer besseren Auslegung der Regeln beteiligen, wenn man die Reform insgesamt ablehnt.
Die Kritik an dem Bereich aufeinandertreffen"/"aufeinander aufbauen ist berechtigt. Die Regel § 34 E3 (2) ist unbefriedigend; dass ein Adverb zusammengesetzt ist, sollte kein hinreichendes Kriterium für Getrenntschreibung sein, auch wenn die allermeisten Fälle zu völlig sinnvollen Ergebnissen führen. Nach diesem Prinzip geht man ja sonst in der GZS nicht vor. Aber mir ist bisher noch keine bessere Lösung eingefallen. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie der Duden damit umgegangen ist. Sich über Gams"/"Gemse auszulassen, ist lächerlich. Es liegt auf der Hand, dass Gämse einer alten Regel der deutschen Rechtschreibung entspricht. Dass hier jemand versucht anzugreifen, zeigt nur, wie sehr man sich in der Formel verrannt hat, dass die Reform der Rechtschreibung etwas Künstliches übergestülpt habe, und man nicht sehen will oder kann, wann es um nichts anderes als eine Regel der deutschen Rechtschreibung geht. Man hat der Reform auch vorgeworfen, Schreibweisen des 19. Jahrhunderts wiederherzustellen. Zu behaupten, dass es irgendetwas zur Sache tut, was Enzensberger und Kempowski fiel das Wort Sesselfurzer? - über Rechtschreibung denken, ist ein Rückgriff, der womöglich sogar auf den Stand des 18. Jahrhundert zurückfällt.
Die Icklersche Schule hat das Lager der Reformgegner in gewisser Hinsicht gestärkt, denn die eigene Position wird nicht mehr automatisch mit getroffen, wenn die Dudenregelung angegriffen wird. Andererseits hat sie die Reformgegner geschwächt, denn wenn selbst ihr prominentester Fachmann nicht einfach zum Stand vor 1996 zurückwill, ist ein Konsens für ein Kippen der Reform sehr unwahrscheinlich geworden.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.04.2001 um 22.00
Der Gedanke, die neuen Rechtschreibregeln könnten klüger sein als ihre Verfasser, so daß man sie streckenweise auch gegen die ausdrücklich und beharrlich vorgetragene Selbstdeutung dieser Verfasser interpretieren könne, ja müsse, hat einen eigenen Zauber. Dem gebildeten Hermeneutiker kommt das natürlich bekannt vor. Man sagt ja auch von dichterischen Texten, daß sie ein Eigenleben haben und etwas enthalten können, wovon der Verfasser nichts wußte oder sogar nicht einmal etwas wissen konnte. Das ist die These der Rezeptionsästhetik. Aber sogar in den Naturwissenschaften kennt man Vergleichbares. In meinem Fachsprachenbuch (Die Disziplinierung der Sprache) habe ich an die Bemerkung von Heinrich Hertz über die Maxwellschen Gleichungen des Elektromagnetismus erinnert, die klüger als ihr Erfinder seien. (Man denke auch an die Deutungen der Quantentheorie.) Aber das eigentliche Gebiet dieses hermeneutischen Verfahrens ist natürlich die Theologie. Und ihre sachliche Voraussetzung ist klar genug: Inspiration. Wir sollen also damit rechnen, daß die Rechtschreibreformer aufgrund einer ihnen gar nicht bewußten Eingebung etwas formuliert haben, was seine höhere Weisheit erst unter den kongenialen Blicken von Herrn Jansen und ähnlichen Deutern entfaltet. Zwar wird berichtet, daß die Reformer eher ein belämmerten Eindruck machten, aber das kann ja in Wirklichkeit Trance gewesen sein. Nicht ohne österliche Ergriffenheit nehme ich das Amtsblatt künftig in die Hand - einen heiligen Text, über den wir uns demütig beugen wollen, um ihm das Erfolg Versprechendste und immer während Segen Bringendste abzugewinnen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.04.2001 um 22.00
Was Herr Prof. D. lic. theol. Theodor Ickler österlich über Orthotheographie schreibt ist an Inspiriertheit kaum zu übertreffen. Als demutsvoller Schwabe möchte ich aber doch noch den Gedanken des Orthographiepietismus daran anschließen, dem man ja in Journalistenkreisen in einem Ausmaße begegnet, daß die letzten übriggebliebenen Schäflein unserer schwäbischen Brüdergemeinen vor Neid ersterben müßten, wäre Neid nicht etwas, was sie in ihrer Frömmigkeit gar nicht kennen können. Wie die Pietisten das Evangelium im Übereifer der Gottesnähe in einer buchstabengetreuen, übertriebenen und teilweise ziemlich törichten Weise auslegen und darnach zu leben sich bemühen, so bemühen sich ja auch unsere vorzüglichsten Journalisten um eine Verwirklichung der orthographischen Ratschlüsse unserer Reformapostel oft in einer Weise, die zu deren Verdruß immer wieder zu nicht zu übersehenden Albernheiten führen.
So wieder heute in meiner lieben SZ: »Für die 540 Millionen Mark Verluste der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) müssen nicht nur Bayerns Steuerzahler gerade stehen.« Herr Jansen, auch wenn Sie gerade sitzen oder sich geradesetzen: Sie müssen aufstehen, und zwar ordentlich aufrecht, denn auch Sie als Nordlicht werden zur Kasse gebeten! Oder Sie müssen sich nur schön gerade hinstellen und müssen dann gar nichts bezahlen, wer weiß?
Und Herr Jansen ist tatsächlich ein Beispiel, das es bei den Theologen oft gibt - Leute, ohne die diese schöne »Wissenschaft« vielleicht ein Niveau hätte, daß man sie tatsächlich als die höchste aller Wissenschaften bezeichnen könnte: Eigentlich recht verständige, kluge und gebildete Menschen stellen sich und ihre denkerischen Fähigkeiten - vermeintlich - in den »Dienst der Sache«, so wie es eine Obrigkeit ihnen aufträgt. Sie verstehen ihre intellektuelle Verantwortung so, daß sie ihre Denk- und Sprachfähigkeiten dazu einsetzen sollen, über die offen zutageliegenden Widersprüche und Unsinnigkeiten - geradezu »auf Teufel komm raus« - hinwegzuargumentieren und die vermeintlich aufgetragene Botschaft, diese vermeintliche »Wahrheit«, zu verkünden. Daß diese Botschaft Wort für Wort von Menschen geschrieben wurde, mit den unterschiedlichsten Beweggründen, und an Widersprüchlichkeiten kaum zu überbieten ist, stört sie seltsamerweise nicht (»da muß der Glaube drüber weghelfen«, wurden wir in der evangelischen Jugend belehrt). Dabei versündigen sich diese Gelehrten gegen ihre eigene Intelligenz, und insofern auch gegen ihren Schöpfer, der ihnen die Intelligenz zum intelligenten Denken anvertraut hat, und leisten »der Sache« damit den denkbar schlechtesten Dienst. Mit solchen oftmals sehr klugen und liebenswerten Menschen konfrontiert zu werden, ist immer ein bißchen traurig. Ein richtiger intellektueller Gegner, der eine andere Überzeugung mit gescheiten Argumenten vertritt, dessen Argumente mir in sich sinnvoll erscheinen, auch wenn ich sie nicht teile, ist mir eigentlich lieber. Was hier auf diesen Seiten mit Reformbefürwortern wie Herrn Jansen oder andern passiert, erscheint mir immer irgendwie als Leichenfledderei, Fledderei an intellektuellen Leichen, das hat etwas klägliches an sich. Man fragt sich, weshalb sie mitdiskutieren - sind es Masochisten? Sind es Beauftragte? An solchen Zauber wiederum mag ich nicht glauben, es bleibt also unverständlich.
D. theo. Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.04.2001 um 22.00
Nun, was den Herrn Jansen betrifft, so ist er meines Wissens Korrektor beim Rheinischen Merkur; jedenfalls betrachte ich ihn seit geraumer Zeit als solchen. Wenn nicht, dann möge er mich korrigieren, ehrenrührig ist es ja nicht, so daß ich mich auch nicht zu entschuldigen brauche. Aber immerhin sind zwei der Herausgeber dieser dahinsiechenden christlichen Wochenzeitung sehr aktiv an der Rechtschreibreform beteiligt gewesen: Hans Maier und Wolfgang Bergsdorf.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.04.2001 um 22.00
Was Herr Prof. D. lic. theol. Theodor Ickler österlich über Orthotheographie schreibt ist an Inspiriertheit kaum zu übertreffen. Als demutsvoller Schwabe möchte ich aber doch noch den Gedanken des Orthographiepietismus daran anschließen, dem man ja in Journalistenkreisen in einem Ausmaße begegnet, daß die letzten übriggebliebenen Schäflein unserer schwäbischen Brüdergemeinen vor Neid ersterben müßten, wäre Neid nicht etwas, was sie in ihrer Frömmigkeit gar nicht kennen können. Wie die Pietisten das Evangelium im Übereifer der Gottesnähe in einer buchstabengetreuen, übertriebenen und teilweise ziemlich törichten Weise auslegen und darnach zu leben sich bemühen, so bemühen sich ja auch unsere vorzüglichsten Journalisten um eine Verwirklichung der orthographischen Ratschlüsse unserer Reformapostel oft in einer Weise, die zu deren Verdruß immer wieder zu nicht zu übersehenden Albernheiten führen.
So wieder heute in meiner lieben SZ: »Für die 540 Millionen Mark Verluste der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft (LWS) müssen nicht nur Bayerns Steuerzahler gerade stehen.« Herr Jansen, auch wenn Sie gerade sitzen oder sich geradesetzen: Sie müssen aufstehen, und zwar ordentlich aufrecht, denn auch Sie als Nordlicht werden zur Kasse gebeten! Oder Sie müssen sich nur schön gerade hinstellen und müssen dann gar nichts bezahlen, wer weiß?
Und Herr Jansen ist tatsächlich ein Beispiel, das es bei den Theologen oft gibt - Leute, ohne die diese schöne »Wissenschaft« vielleicht ein Niveau hätte, daß man sie tatsächlich als die höchste aller Wissenschaften bezeichnen könnte: Eigentlich recht verständige, kluge und gebildete Menschen stellen sich und ihre denkerischen Fähigkeiten - vermeintlich - in den »Dienst der Sache«, so wie es eine Obrigkeit ihnen aufträgt. Sie verstehen ihre intellektuelle Verantwortung so, daß sie ihre Denk- und Sprachfähigkeiten dazu einsetzen sollen, über die offen zutageliegenden Widersprüche und Unsinnigkeiten - geradezu »auf Teufel komm raus« - hinwegzuargumentieren und die vermeintlich aufgetragene Botschaft, diese vermeintliche »Wahrheit«, zu verkünden. Daß diese Botschaft Wort für Wort von Menschen geschrieben wurde, mit den unterschiedlichsten Beweggründen, und an Widersprüchlichkeiten kaum zu überbieten ist, stört sie seltsamerweise nicht (»da muß der Glaube drüber weghelfen«, wurden wir in der evangelischen Jugend belehrt). Dabei versündigen sich diese Gelehrten gegen ihre eigene Intelligenz, und insofern auch gegen ihren Schöpfer, der ihnen die Intelligenz zum intelligenten Denken anvertraut hat, und leisten »der Sache« damit den denkbar schlechtesten Dienst. Mit solchen oftmals sehr klugen und liebenswerten Menschen konfrontiert zu werden, ist immer ein bißchen traurig. Ein richtiger intellektueller Gegner, der eine andere Überzeugung mit gescheiten Argumenten vertritt, dessen Argumente mir in sich sinnvoll erscheinen, auch wenn ich sie nicht teile, ist mir eigentlich lieber. Was hier auf diesen Seiten mit Reformbefürwortern wie Herrn Jansen oder andern passiert, erscheint mir immer irgendwie als Leichenfledderei, Fledderei an intellektuellen Leichen, das hat etwas klägliches an sich. Man fragt sich, weshalb sie mitdiskutieren - sind es Masochisten? Sind es Beauftragte? An solchen Zauber wiederum mag ich nicht glauben, es bleibt also unverständlich.
D. theo. Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.04.2001 um 22.00
Nun, was den Herrn Jansen betrifft, so ist er meines Wissens Korrektor beim Rheinischen Merkur; jedenfalls betrachte ich ihn seit geraumer Zeit als solchen. Wenn nicht, dann möge er mich korrigieren, ehrenrührig ist es ja nicht, so daß ich mich auch nicht zu entschuldigen brauche. Aber immerhin sind zwei der Herausgeber dieser dahinsiechenden christlichen Wochenzeitung sehr aktiv an der Rechtschreibreform beteiligt gewesen: Hans Maier und Wolfgang Bergsdorf.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 11.04.2001 um 22.00
Herr Wrase nennt es Gehirnakrobatik, was ich zu Handvoll / Hand voll geschrieben haben. Für mich kommt da nur zum Ausdruck Ich will mich damit nicht beschäftigen; wir haben uns daran gewöhnt, dass Hand voll als neue Rechtschreibung gilt, und so ist sie auch leichter anzugreifen. Ihn interessiere nur, was in den Wörterbüchern steht. Im Spannungsfeld alte Rechtschreibung und alter Duden nimmt er genau die entgegengesetzte Haltung ein; im Zweifelsfall interessiert es einen Sch..., was im Duden stand. Ein Reformbefürworter muss als Normfestischist diffamiert werden, er ist natürlich obrigkeitsgläubig. Dass man einen Widerspruch produziert, wenn man einerseits sagt, die Einheitsrechtschreibung sei zerstört worden, und andererseits gegen Normung polemisiert, scheint Herrn Wrase nicht zu kümmern; nein, er spricht sogar von gesundem Menschenverstand. Dass man die Reform befürwortet, aber das Wörterverzeichnis und einige Wörterbücher nicht für die einzige Auslegung des Regelwerks hält, das versteht ein Herr Wrase natürlich schon, aber es passt nicht so ganz in die Rhetorik und so muss es vom Tisch gewischt werden. Man will sich ja auch nicht an einer besseren Auslegung der Regeln beteiligen, wenn man die Reform insgesamt ablehnt.
Die Kritik an dem Bereich aufeinandertreffen"/"aufeinander aufbauen ist berechtigt. Die Regel § 34 E3 (2) ist unbefriedigend; dass ein Adverb zusammengesetzt ist, sollte kein hinreichendes Kriterium für Getrenntschreibung sein, auch wenn die allermeisten Fälle zu völlig sinnvollen Ergebnissen führen. Nach diesem Prinzip geht man ja sonst in der GZS nicht vor. Aber mir ist bisher noch keine bessere Lösung eingefallen. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie der Duden damit umgegangen ist. Sich über Gams"/"Gemse auszulassen, ist lächerlich. Es liegt auf der Hand, dass Gämse einer alten Regel der deutschen Rechtschreibung entspricht. Dass hier jemand versucht anzugreifen, zeigt nur, wie sehr man sich in der Formel verrannt hat, dass die Reform der Rechtschreibung etwas Künstliches übergestülpt habe, und man nicht sehen will oder kann, wann es um nichts anderes als eine Regel der deutschen Rechtschreibung geht. Man hat der Reform auch vorgeworfen, Schreibweisen des 19. Jahrhunderts wiederherzustellen. Zu behaupten, dass es irgendetwas zur Sache tut, was Enzensberger und Kempowski fiel das Wort Sesselfurzer? - über Rechtschreibung denken, ist ein Rückgriff, der womöglich sogar auf den Stand des 18. Jahrhundert zurückfällt.
Die Icklersche Schule hat das Lager der Reformgegner in gewisser Hinsicht gestärkt, denn die eigene Position wird nicht mehr automatisch mit getroffen, wenn die Dudenregelung angegriffen wird. Andererseits hat sie die Reformgegner geschwächt, denn wenn selbst ihr prominentester Fachmann nicht einfach zum Stand vor 1996 zurückwill, ist ein Konsens für ein Kippen der Reform sehr unwahrscheinlich geworden.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.04.2001 um 22.00
Der Gedanke, die neuen Rechtschreibregeln könnten klüger sein als ihre Verfasser, so daß man sie streckenweise auch gegen die ausdrücklich und beharrlich vorgetragene Selbstdeutung dieser Verfasser interpretieren könne, ja müsse, hat einen eigenen Zauber. Dem gebildeten Hermeneutiker kommt das natürlich bekannt vor. Man sagt ja auch von dichterischen Texten, daß sie ein Eigenleben haben und etwas enthalten können, wovon der Verfasser nichts wußte oder sogar nicht einmal etwas wissen konnte. Das ist die These der Rezeptionsästhetik. Aber sogar in den Naturwissenschaften kennt man Vergleichbares. In meinem Fachsprachenbuch (Die Disziplinierung der Sprache) habe ich an die Bemerkung von Heinrich Hertz über die Maxwellschen Gleichungen des Elektromagnetismus erinnert, die klüger als ihr Erfinder seien. (Man denke auch an die Deutungen der Quantentheorie.) Aber das eigentliche Gebiet dieses hermeneutischen Verfahrens ist natürlich die Theologie. Und ihre sachliche Voraussetzung ist klar genug: Inspiration. Wir sollen also damit rechnen, daß die Rechtschreibreformer aufgrund einer ihnen gar nicht bewußten Eingebung etwas formuliert haben, was seine höhere Weisheit erst unter den kongenialen Blicken von Herrn Jansen und ähnlichen Deutern entfaltet. Zwar wird berichtet, daß die Reformer eher ein belämmerten Eindruck machten, aber das kann ja in Wirklichkeit Trance gewesen sein. Nicht ohne österliche Ergriffenheit nehme ich das Amtsblatt künftig in die Hand - einen heiligen Text, über den wir uns demütig beugen wollen, um ihm das Erfolg Versprechendste und immer während Segen Bringendste abzugewinnen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 10.04.2001 um 22.00
. . . wird gebeten, einmal nachzulesen, was ich vor einigen Wochen hier über die französische Debatte geschrieben habe. Das Buch, auf das ich Bezug nahm, kann für 13 Mark versandkostenfrei bei buecher.de erworben werden.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 10.04.2001 um 22.00
. . . wird gebeten, einmal nachzulesen, was ich vor einigen Wochen hier über die französische Debatte geschrieben habe. Das Buch, auf das ich Bezug nahm, kann für 13 Mark versandkostenfrei bei buecher.de erworben werden.
Reinhard Markner
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.04.2001 um 22.00
Was Frau Daniela Kopsch sagt, ist vermutlich richtig.
Aber in der Académie française würde wohl niemals ein solcher Unsinn zusammengeschustert werden, wie es bei unseren Reformern der Fall war. Und ich vermute, die Franzosen würden, wenn so etwas doch über sie hereinbräche, dagegen zwar nicht protestieren, aber sich schlicht und einfach nicht darum kümmern.
Das »franglais« ist in Frankreich schon seit zig Jahren ein Thema, weil man in Frankreich eine historisch gewachsene Abneigung gegen alles Englische hat. Ich lebte in den 60er Jahren dort, da wurde darüber auch schon gejammert. Das hat nicht verhindert, daß sich etliche Begriffe aus dem Englischen eingebürgert haben oder daß französische Schlagersänger, die so gallische Typen sind, wie man es sich nur denken kann, sich Künstlernamen gaben wie Johnny Halliday oder Eddy Mitchell. In der Alltagssprache werden zwar eigene Begriffe gefunden und verwendet für Dinge wie Computer, E-Mail und Handy, aber das geschieht nicht per Ministerbeschluß, sondern setzt sich irgendwie durch. Ein Vorteil ist es meines Erachtens nicht, denn wenn ich zum Beispiel mich mit meinen Kollegen in Frankreich unterhalte, kann ich mit denen über fast alles ziemlich uneingeschränkt reden, nur wenn ich ihnen sagen will, ich würde sie auf dem Handy anrufen, oder irgendwas auf dem Computer machen, dann fehlen mir die Worte, denn diese Dinge gab es in den 60er Jahren noch nicht. Zum Glück wissen die dann aber meistens unsere »internationalen« Begriffe.
Über unsere Rechtschreibreform schütteln meine französischen Freunde verständnislos die Köpfe.
Das alles hilft aber nicht zu neuen Einsichten über unser deutsches Problem.
Walter Lachenmann
eingetragen von Manfred Riebe am 09.04.2001 um 22.00
Ich nehme Bezug auf die Beiträge von Wolfgang Illauer und Norbert Schäbler. Ich habe in www.deutsche-sprachwelt.de das Beispiel der Gesamtschulrektorin Gisa Berger gebracht, die sich grundsätzlich weigert, die sogenannte neue Rechtschreibung zu unterrichten. Sie erhielt deshalb den Bürger-Oskar für Zivilcourage der Passauer Neuen Presse. Die meisten Lehrer, die nicht Deutsch unterrichten, setzen den Neuschrieb ohnehin nicht um.
Lehrer sollen die Schüler zu mündigen demokratischen Staatsbürgern erziehen. Man kann daher erwarten, daß Deutschlehrer privat weiterhin die traditionellen Rechtscheibung anwenden und sich beruflich zumindest teilweise dem Neuschrieb und auch der ss-Schreibung entziehen. Studiendirektor Wolfgang Illauer bringt Beispiele hierfür.
Ein Lehrer kann im Rahmen seines Unterrichts- und Erziehungsauftrages die bewährte traditionelle Erwachsenenschreibung des Duden, 20. Auflage, bei der Korrektur, an der Tafel (alternativ), in Zeugnissen und in Schreiben an Eltern praktizieren. Er kann im Unterricht deren Vorteile aufzeigen und dadurch dazu beitragen, die Schüler zu kritischen Staatsbürgern zu erziehen. Mehr als Drohgebären wären von den Schulleitern und höheren Dienststellen nicht zu erwarten, denn ein Gerichtsverfahren mit der Herstellung von Öffentlichkeit scheuen die Kultusminister erfahrungsgemäß, weil sie allerhand zu verbergen haben.
Der Deutsch-Lehrplan läßt im Rahmen des Deutsch-, Rechtschreib-, Schriftverkehrs- bzw. Textverarbeitungs- und/oder Literaturunterrichts (Goethe, Schiller) sicher auch historische Rückblicke auf die Rechtschreibung des 18./19. Jahrhunderts zu, insbesondere auch in handschriftlichen Aufzeichnungen großer Dichter und Denker.
Mit der Auswahl der passenden historischen Texte von Dichtern kann man einiges erreichen. Als Überblickstext geeignet wäre z.B. Helmut Glück: Von Weiber-Seelen im Liebes-Fieber. Alter Zopf an neuem Kopf: In der Wortbildung geht die Rechtschreibreform auf uralten Pfaden. In: FAZ, 5.9.2000, Seite 54, abrufbar in http://members.aol.com/jfrieling9166379.
Auch folgende Texte kann man nutzbringend verwenden:
1. Lessing: Schlagt den Adelung´ nach! - VRS - Verein für deutsche RS am 03.04.2001
2. Rechtschreiben in der Schule - RenateMariaMenges am 01.04.2001
Boykott der Rechtschreibdiktatur - VRS - Verein für deutsche RS am 02.04.2001
3. Selbstbestimmendes Rechtschreiblernen - Stephanus Peil am 24.03.2001
Hochschularbeitskreis Kulturelle Selbstbestimmung - VRS - Verein für deutsche RS am 24.03.2001
Boykott der Schreibreform in der Schule - Manfred Riebe am 27.03.2001
Bezüglich der ß/ss-Schreibung kann man an die Fehleruntersuchungen von Professor Marx und Wolfgang Wrase auf dieser Netzseite anknüpfen. Beispiele der ß/ss-Schreibung aus dem 19. Jahrhundert findet man im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de unter
Verunsicherung durch ß/ss-Schreibung - Manfred Riebe am 07.04.2001
Der Silikonbusen der Schreibreform - VRS - Verein für deutsche RS am 07.04.2001
Ich widerspreche Norbert Schäbler teilweise: Einen charakterfesten Lehrer, der wie Studiendirektor Wolfgang Illauer seinen Schülern im Gegensatz zu den Kultusministern hinsichtlich der Vermittlung demokratischer und christlicher Werte ein Vorbild ist, darf man nicht mit einem Don Quichotte vergleichen.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 09.04.2001 um 22.00
Über welche Veränderungen der deutschen Rechtschreibung schütteln die denn so den Kopf? Was sagen denn Ihre französischen Freunde zu den Korrekturen an der französischen Rechtschreibung? Schütteln sie etwas den Kopf, weil man in Deutschland auch umsetzt, was man beschließt? Das ist zunächst der Unterschied zwischen F und D. Die Académie hatte 1990 den Veränderungen zugestimmt. Das gilt als typisch deutsch. Deswegen würde bei uns generell Tempo 100 auch etwas anderes bedeuten als in anderen Ländern. Wir gehen davon aus, dass man sich dann auch daran hält. Deswegen reicht es den meisten Reformgegnern ja auch nicht, zu sagen je men fou!, denn von der offiziellen Rechtschreibung abzuweichen tut offenbar weh.
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 09.04.2001 um 22.00
Spekulationen über das, was die Franzosen unter gewissen Umständen, die man sich in Frankreich ohnehin schwer vorstellen kann, sagen oder nicht sagen würden, scheinen mir müßig. Fest steht, daß in Frankreich bei der Ermittlung des bon usage immer die Schriftsteller in hohem Ansehen standen, während unsere Schriftsteller, auch und gerade die besten, von Kultusministern als verschlafene Trottel und vom IDS als halbe Psychopathen hingestellt werden. Am ausführlichsten hat sich aus französischer Sicht Professor Jean M. Zemb geäußert, natürlich scharf ablehnend (bis auf die ss-Schreibung, die er aus der Sicht des ausländischen Lesers schon früher befürwortet hat).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 09.04.2001 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Für die 16 deutschen Kultusminister hätte ja der Austritt der Professoren Horst Haider Munske (Erlangen) und Peter Eisenberg (Potsdam) aus der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung (Mannheim) ein deutliches Warnzeichen sein müssen. Vielleicht hören die Kultusminister, die nicht einmal ausgewiesene deutsche Sprachwissenschaftler um Rat fragten, wenigstens auf die Stimmen aus dem Ausland. Der VRS möchte deshalb auf den Aufsatz von Jean-Marie Zemb aufmerksam machen, dem Verfasser des Büchleins Für eine sinnige Rechtschreibung. Eine Aufforderung zur Besinnung ohne Gesichtsverlust. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1997, 154 Seiten.
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Ein Grund mehr, nicht Deutsch zu lernen
Einspruch aus Paris: Die Reform der Orthographie schadet im Ausland / Von Jean-Marie Zemb
Etliche Befürworter der Rechtschreibreform meinen, in Deutschland komme die Änderung von der Basis und aus der Wissenschaft und nicht wie in Frankreich von der Oligarchie der Académie française. Dies trifft aber nicht zu. Die Akademie am Quai Conti schreibt ihr Wörterbuch, zwingt es aber niemandem auf und läßt sich nichts vorschreiben. Vor einigen Jahren hat sie mehreren von Lexikologen vorgeschlagenen geringfügigen Änderungen zugestimmt, aber nicht ohne ausführliche Debatten, insbesondere mit den Schriftstellern. Das betrifft auch die Behandlung des franglais.
In jedem französischen Ministerium gibt es eine Kommission für Terminologie, die nach langen Gesprächen mit Leuten vom Fach Vorschläge bei der Commission générale de terminologie et de néologie einreicht. Diese Kommission, deren Mitglieder ehrenamtlich arbeiten, diskutiert die Vorschläge wiederum gründlich, und zwar wieder mit Leuten vom Fach. Die Generalkommission modifiziert gegebenenfalls die Schreibweise und prüft die Definitionen. Die Vorschläge gibt sie an die Académie française weiter. Diese segnet nun ab, widerspricht oder macht gelegentlich Gegenvorschläge. Das ganze Paket geht dann zurück an die vom Premierminister eingesetzte Commission générale. Diese wiederum hält an ihren ursprünglichen Vorschlägen fest oder gibt die von der Akademie gerügten Ausdrücke zur fachlichen Neuberatung an die Einzelkommissionen zurück. Dieser behutsame, aber liberale Kreislauf wird nur selten mehrfach wiederholt.
Am Schluß der Kette steht dann alle paar Jahre ein Lexikon der neuen Begriffe. Zwischendurch gibt eine eigene Behörde, die Délégation générale à la langue française, Hefte im Taschenformat mit Empfehlungen heraus, etwa zur Sprache der Informatik, des Internets, des Treibstoffs, ja des Sports. Daß diese Bemühungen nicht sinnlos sind, beweist der Umstand, daß sich inzwischen sogar die Fußballsprache von einigen Ausdrücken des ungeliebten franglais gereinigt hat, etwa den Bezeichnungen für Tor und Elfmeter.
Sprachpolitische Instanzen wie der Conseil supérieur de la langue française und wissenschaftliche Forschungsgremien wie das Institut national de la langue française beteiligen sich an allen Überlegungen zum Standort des Französischen. In großen Tageszeitungen würde keine Sprachecke auf philologisches Niveau verzichten und findet deshalb auch in den aufgezählten Gremien Gehör. Diese Prozeduren werden als Form und Norm einer adäquaten Entwicklung der Sprache verstanden.
Zur strafrechtlichen Bedeutung der Lex Toubon, die das franglais betrifft - Bußgelder werden an Sprachpflegevereine überwiesen -, muß man wissen, daß nicht Französischtümelei Anklage und Urteilsspruch inspiriert, sondern der Verbraucherschutz. Die Werbung soll weder in ihrem Wortlaut unverständlich noch wegen unscharfer Definitionen mißverständlich sein. Daß in Deutschland sogar bei gefährlichen Gegenständen Gebrauchsanweisungen ohne deutsche Fassung geduldet oder unverständliche Übersetzungen beigelegt werden, erscheint einem Franzosen kurios, wie die gegenwärtigen diplomatischen Bemühungen um die Sprachregelung im europäischen Patentrecht zeigen. Die französischen Einrichtungen wollen der Bevölkerung nicht lästig fallen, sondern sie vor Irreführung schützen.
Hinzu kommt, daß in Frankreich Dichter und Schriftsteller nicht als Querulanten gelten, deren Meinung man einfach überhören kann, sondern als Seismographen der Sprache. In Frankreich versteht man deshalb die schroffe Abfuhr nicht, die dieser Zeitung von offizieller Seite entgegenschlug, als sie zum 1. August zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückkehrte. Verblüfft hat die Franzosen vor allem das Argument der Kultusminister, man solle doch die neuen Regeln nicht so genau nehmen oder befolgen, da sie ohnehin laufend verbessert würden.
In Deutschland hat sich die Gesamtsituation des sprachlichen Standorts verschlechtert. Das Deutsche, auch das mit englischen Elementen durchsetzte Deutsche, ist dabei, die in kommunikativer Hinsicht wichtigste Eigenschaft eines Dialektes anzunehmen: Auf gleiche Weise Gedachtes wird uneinheitlich geschrieben. Die Vermehrung der Schreibweisen des Deutschen führt dazu, daß es bald nicht mehr zu den gelesenen (und im Ausland gelernten) Sprachen gehören wird. Warum, fragen besorgte Eltern in Frankreich, sollten ihre Kinder Deutsch lernen, wenn die Deutschen es in ihren Chefetagen schon aufgegeben haben?
An dieser Stelle darf wiederholt werden, daß die alte Kommasetzung gewiß nicht vollkommen war. Sie war verbesserungsbedürftig, freilich nicht in der Richtung der Beliebigkeit. Das deutsche Komma ist zweideutig: Es grenzt sogenannte Nebensätze ein und grenzt sogenannte Appositionen aus. Nun bleibt aber der Relativsatz immer ein Relativsatz und wird als solcher durch einen Beistrich signalisiert, ohne daß sofort und eindeutig zu erkennen wäre, ob er eine integrierte Einschränkung oder eine zusätzliche, die Gesamtmenge betreffende Information bringt. Die Verleitung zu Übersetzungsfehlern wird in diesem Zusammenhang zwar selten erwähnt, darf aber in der Debatte über Fehleranfälligkeit eines Schreibsystems eigentlich nicht fehlen.
Ein letztes Beispiel soll verdeutlichen, daß es Neuregelungen gibt, die sowohl innerhalb der Sprache wie bei Übersetzungen zu Fehlern führen. Die Fälle sind hinlänglich bekannt, zumal sie zu kostspieligen Privatversionen der Reform geführt haben und seit Jahren eine unerschöpfliche Quelle für Humor und Satire sind. Gemeint ist die neue Getrenntschreibung, etwa von wiedervereinigt und wohlüberlegt. Läßt sich zu wieder vereinigt und zu wohl überlegt überhaupt noch etwas anführen? Durchaus. In beiden Fällen markieren beide Schreibungen nicht nur subtile Nuancen, sondern verschiedene grammatische Funktionen. Die einheitliche getrennte Neuschreibung scheint dies zu verkennen. In den alten Wörtern wiedervereinigt und wohlüberlegt waren wieder- und wohl- Bestandteile eines selben, einheitlich gedachten Ausdrucks und wurden als solche durch eine im Sinn bleibende gesprochene und geschriebene Ligatur ausgezeichnet. Steht wieder allein wie in Hat er schon wieder den Zug verpaßt? oder in Wann wurde Polen wieder geteilt?, ist es eine Umstandsangabe, ein sogenanntes Argument. Wenn wohl allein steht, kann es beispielsweise durch ja!, tatsächlich oder keinesfalls ersetzt werden, und zwar als Modalisator der Aussage.
Ohne in die Details einzugehen, wird jeder diese Frage verstehen: Haben sich die Reformer die Folgelasten wohl überlegt? Hieße das heute wohl . . . wohl wohl überlegt? Gewiß, die Kennzeichnung von grammatischen Differenzierungen aufzugeben wäre zwar eine arge Verarmung der Sprache, aber als solche keine direkte Fehlerquelle, kann doch jeder Sprachkundige sich den Unterschied denken. Aber wo sollen die den fremdsprachigen Lesern des Deutschen unbekannten Bedeutungen nachgeschlagen werden, wenn sie in keinem zweisprachigen Wörterbuch mehr verzeichnet sind - oder soll das zweisprachige Wörterbuch andere und mehr Wörter verzeichnen als das einsprachige?
Der vor Generationen an die Académie française ergangene Auftrag, die Entwicklung der Sprache an ihren Früchten und Folgen zu messen, verband dictionnaire und grammaire, Wörterbuch und Grammatik. Der Sprachwissenschaftler hat längst verstanden, daß es sich bei diesem Werk um eine sogenannte offene Liste handelt, die entsprechend zu behandeln wäre, und zwar ohne die sehr eingängigen falschen Muster. Auch dem Computer müßte zum Analysieren der Getrenntschreibung mitgeteilt werden, ob es sich um einen der zu 99 Prozent nach dem alten System gedruckten Texte handelt, wo wohl überlegt nicht auch wohlüberlegt heißen kann, oder um einen Text, der nach den Absichten der Reformer nur noch wohl überlegt kennt.
So gesellen sich den alten Argumenten ein paar neue hinzu, wenn sich die Neuregler, als könnten sie aus ihrer Sackgasse nicht mehr heraus, weiterhin sträuben, die Grammatik, die Informatik, die Fremdenfreundlichkeit und die wirklichen Lernschwierigkeiten etwas mehr zu beachten. Deswegen verdient die Frankfurter Allgemeine Zeitung keine Rüge wegen vorschnellen Rückfalls, sondern ein Lob wegen besonnenen Fortschritts.
Der Autor ist emeritierter Professor des Collège de France, Mitglied der Commission générale de terminologie et de néologie und der Académie des sciences morales et politiques.
In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. August 2000, S. 44
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 09.04.2001 um 22.00
Ob man mit Jansenscher Gehirnakrobatik in das neue Regelwerk vielleicht doch hineininterpretieren könnte, daß auch Handvoll zulässig sei, interessiert mich wenig. Mir genügt es, daß die Reformer es nicht so sehen, daß alle reformierten Lexika die Zerlegung in Hand voll vorsehen (wenn sie es bei manchen Parallelfällen auch vergessen haben, mangels genauerer Instruktion) und daß die Presse diese Aufspaltung von Handvoll gemäß dpa-Vorgabe auch übernommen hat. Wo haben wir einen einzigen Kommentar von den Reformern oder von einem Lexikonverlag, der die Differenzierung Handvoll"/"Hand voll für zulässig hält, und zwar auf der Grundlage der Neuregelung? Auschlußreich finde ich es in diesem Zusammenhang hächstens, daß es Herrn Jansen nicht kümmert, was die Reformer und alle einschlägigen Schriften verlangen, und dennoch für deren Werk eintritt - eine merkwürdige Solidarität, die so gar nicht zu der von Herrn Jansen rein äußerlich bemühten logischen Stringenz paßt.
Interessant ist für mich, daß die Reformer das überhaupt so wollten, das heißt, daß sie in der Differenzierung Handvoll"/"Hand voll eine der Gemeinschaft der Schreibenden vom Duden einst aufgenötigte Schwierigkeit sehen (!!). Das muß man sich vorstellen - das muß man sich vergegenwärtigen! Genauso sei schwierig, stellen sich diese Deppen nach jahrzehntelanger Beratung vor: leid tun"/"ein Leid (an)tun; aufeinandertreffen"/"aufeinander aufbauen; Gams"/"Gemse usw. Es wurde doch zum Beispiel triumphiert: Die Stärkung des Stammprinzips (in Gämse) erleichtere den Kindern das Schreiben.
Wer solche idiotischen Vorstellungen hat, wer nicht kapiert, daß Gemse um keinen Deut schwieriger zu lernen und zu schreiben ist als Gemse, wer nicht versteht, daß die Schreiber selbst das intuitive Bedürfnis haben, aufeinandertreffen so zu schreiben wie zusammentreffen und nicht wie aufeinander aufbauen, daß sie in leid tun dasselbe empfinden wie in etwas leid sein und hier kein Substantiv herausspüren - der ist so haarsträubend inkompetent, daß wir in der Tat eine typisch deutsche, perverse Obrigkeitshörigkeit vor uns haben, wenn jemand hier mit der Gültigkeit oder Befolgung einer offiziellen Rechtschreibung argumentiert, wie das Frau Kopsch tut, und dabei unter anderem vergißt, daß gerade die besten deutschen Schriftsteller die Rechtschreibreform für einen kostspieligen Unsinn halten (Walter Kempowski) oder für die Erfindung von fachlich impotenten Sesselfurzern (Hans Magnus Enzensberger), um nur zwei von ihnen zu zitieren -, und daß von Rechtschreibung sowieso nicht mehr die Rede sein kann, wo die Einheitsschreibung in Wirklichkeit zerstört wird, denn Rechtschreibung heißt schlicht und ergreifend einheitlich schreiben. Und bei Herrn Jansen haben wir wieder einmal einen typisch deutschen Normenfetischismus vor uns. Mit einer solchen Deformation des gesunden Menschenverstandes kann man hingebungsvoll im Paragraphendschungel herumturnen, anstatt zu erkennen (bzw. zuzugeben), daß das ganze Unternehmen in vielerlei Hinsicht schlicht und ergreifend destruktiv und bescheuert ist. Oder um das Beispiel zurückzukommen: Wieviel einfacher, wie unendlich einfach wäre es doch (gewesen), die allgemein anerkannte, überall praktizierte Unterscheidung zwischen Handvoll"/"Hand voll zu registrieren, ihre Funktion und ihre Parallelität mit unzähligen nach demselben Prinzip getroffenen Entscheidungen der Sprachgemeinschaft in der Getrennt-/Zusammenschreibung nachzuvollziehen und ergo schlicht und ergreifend auf die sachwidrige Vereinheitlichung des Verschiedenen zu verzichten. Und wieviel einfacher wäre es, zur Vernunft ohne Umschweife zurückzukehren, anstatt sich in geradezu faschistoider Unterwerfung alle noch so unsinnigen Anordnungen der Obrigkeit zu eigen zu machen, selbst wenn man dazu nicht verpflichtet ist.
Herrn Illauer möchte ich noch sagen: Ich finde Ihr Umgehen mit der Reform in der Schule sehr vorbildlich und einleuchtend. Auch ich entziehe mich manchmal der Neuregelung, auch wenn sie ausdrücklich verlangt wird. Zum Beispiel habe ich in Geschäftsberichten für Banken die kapitalbildenden Maßnahmen nicht in Kapital bildende Maßnahmen zerlegt, weil ich mir sagte, das gibt nur Diskussionen und Ärger, und das will ich meinen Mitarbeitern ersparen; vermutlich würde die betreffende Bank sowieso auf der Zusammenschreibung bestehen, und jedenfalls merkt es keiner, wenn ich auf die Zerlegung verzichte (wer kann schon die Regeln?). Letztlich muß man natürlich an die Umwelt eine gewisse Anpassung leisten, und deshalb verstehe ich es sehr gut, wenn Sie zunächst einmal nicht auch noch die ss-Neuerung im Unterricht aushebeln.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 09.04.2001 um 22.00
férn halten / férnbleiben
Einmal getrennt, einmal zusammen.
Ich stehe wieder einmal vor einem Rätsel.
Da scheint wieder einmal ein geheimnisvolles Kriterium eine geheimnisvolle Rolle zu spielen.
Wieder ein Beispiel für die Absurdität der neuen Kriterien. Offenbar kann man das fern bei halten steigern oder erweitern, das fern bei bleiben nicht.
Das alles ist schwieriger als höhere Mathematik.
Wann gibt es einen neuen Duden? Der jetzige ist ein Rätselbuch.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.04.2001 um 22.00
... als Reformmuffel würden nicht wie Frau Kopsch sagen: »je men fou«, obwohl dies als eine irgendwie zusammenfaselbare Volksetymologie über »fou« (verrückt) gesehen werden könnte und vielleicht deshalb für uns Deutsche offenbar die näherliegende Schreibweise wäre, sondern sie würden bleiben bei »je men fous«, aus grammatikalischen Gründen, und recht hätten sie.
Und die Köpfe schütteln sie u.a. darüber, weil sie sich fragen, ob sie noch ihre »alten« Wörterbücher Französisch/Deutsch : Deutsch/Französisch gebrauchen können, oder jetzt auch davon jeweils zwei Ausgaben haben müssen: für reformiertes Deutsch die eine (ob es eine solche schon gibt, ist mir nicht bekannt), und die andere für alle Literatur, die vor der Reform erschienen ist bzw. für Texte die bei den alten Schreibweisen bleiben. Der deutsche Wortschatz hat sich ja nicht unwesentlich verändert, quantitativ und qualitativ. Die Orientierung dürfte für Ausländer, die sich ernstlich mit der deutschen Sprache befassen, schwierig geworden sein.
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 09.04.2001 um 22.00
leidet besonders unter der Rechtschreibreform.
Erstens, weil überhaupt etwas geändert wird. Das ist immer ein Grund der Verunsicherung, aber im Ausland war sofort klar, daß nun neue Bücher angeschafft werden müssen. Besonders in der Dritten Welt hat man nicht einmal für die allernotwendigsten Anschaffungen genug Mittel. Ich habe in Indien erlebt, daß Studenten die Lehrbücher auswendig lernen, weil sie sich keine kaufen können. Die Bibliotheken der Deutschabteilungen sind armselig. Man bedenke auch, daß zugleich reihenweise Goethe-Institute geschlossen werden müssen. Daß sich das Goethe-Institut nicht gegen die Reform gewehrt, sondern sich sogleich in die Reformpropaganda eingereiht hat, gehört zu den bisher nicht aufgeklärten Merkwürdigkeiten.(Unter www.goethe.de findet man bis zum heutigen Tage eine völlig unkritische Reformpropaganda.)
Zweitens, weil die ausländischen Germanisten natürlich wissen, daß die Reform Unsinn ist.
Drittens, weil die eilige Umstellung der Deutsch-Lehrwerke zu grauenhaft falschen Texten geführt hat.
Viertens, weil die Wörterbücher weitgehend unbrauchbar geworden sind. Ganz normale deutsche Wörter sind getilgt, völlig ungebräuchliche Schreibungen angeführt. Ich habe das in Rezensionen aufgedeckt.
Fünftens, weil die unumgängliche Revision der Reform im Gange ist und dieselben Kosten und Verwirrungen schon wieder anstehen.
Und dies alles in einer Zeit, da die Stellung des Deutschen trotz der Größe der Sprachgemeinschaft alles andere als gesichert ist!
Liebe Freunde, seit heute gibt es mein Buch Regelungsgewalt - Hintergründe der Rechtschreibreform. Herr Dräger hat es dankenswerterweise in seinem Leibniz Verlag (Sankt Goar) herausgebracht. Es ist - bei gut dreifachem Umfang - nicht ganz so unterhaltsam wie der Schildbürgerstreich, aber ich denke, die mitgeteilten Tatsachen rechtfertigen eine solche Veröffentlichung. Da ich keine Pfennig daran verdiene, darf ich wohl hier ein bißchen Reklame machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 09.04.2001 um 22.00
leidet besonders unter der Rechtschreibreform.
Erstens, weil überhaupt etwas geändert wird. Das ist immer ein Grund der Verunsicherung, aber im Ausland war sofort klar, daß nun neue Bücher angeschafft werden müssen. Besonders in der Dritten Welt hat man nicht einmal für die allernotwendigsten Anschaffungen genug Mittel. Ich habe in Indien erlebt, daß Studenten die Lehrbücher auswendig lernen, weil sie sich keine kaufen können. Die Bibliotheken der Deutschabteilungen sind armselig. Man bedenke auch, daß zugleich reihenweise Goethe-Institute geschlossen werden müssen. Daß sich das Goethe-Institut nicht gegen die Reform gewehrt, sondern sich sogleich in die Reformpropaganda eingereiht hat, gehört zu den bisher nicht aufgeklärten Merkwürdigkeiten.(Unter www.goethe.de findet man bis zum heutigen Tage eine völlig unkritische Reformpropaganda.)
Zweitens, weil die ausländischen Germanisten natürlich wissen, daß die Reform Unsinn ist.
Drittens, weil die eilige Umstellung der Deutsch-Lehrwerke zu grauenhaft falschen Texten geführt hat.
Viertens, weil die Wörterbücher weitgehend unbrauchbar geworden sind. Ganz normale deutsche Wörter sind getilgt, völlig ungebräuchliche Schreibungen angeführt. Ich habe das in Rezensionen aufgedeckt.
Fünftens, weil die unumgängliche Revision der Reform im Gange ist und dieselben Kosten und Verwirrungen schon wieder anstehen.
Und dies alles in einer Zeit, da die Stellung des Deutschen trotz der Größe der Sprachgemeinschaft alles andere als gesichert ist!
Liebe Freunde, seit heute gibt es mein Buch Regelungsgewalt - Hintergründe der Rechtschreibreform. Herr Dräger hat es dankenswerterweise in seinem Leibniz Verlag (Sankt Goar) herausgebracht. Es ist - bei gut dreifachem Umfang - nicht ganz so unterhaltsam wie der Schildbürgerstreich, aber ich denke, die mitgeteilten Tatsachen rechtfertigen eine solche Veröffentlichung. Da ich keine Pfennig daran verdiene, darf ich wohl hier ein bißchen Reklame machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.04.2001 um 22.00
... als Reformmuffel würden nicht wie Frau Kopsch sagen: »je men fou«, obwohl dies als eine irgendwie zusammenfaselbare Volksetymologie über »fou« (verrückt) gesehen werden könnte und vielleicht deshalb für uns Deutsche offenbar die näherliegende Schreibweise wäre, sondern sie würden bleiben bei »je men fous«, aus grammatikalischen Gründen, und recht hätten sie.
Und die Köpfe schütteln sie u.a. darüber, weil sie sich fragen, ob sie noch ihre »alten« Wörterbücher Französisch/Deutsch : Deutsch/Französisch gebrauchen können, oder jetzt auch davon jeweils zwei Ausgaben haben müssen: für reformiertes Deutsch die eine (ob es eine solche schon gibt, ist mir nicht bekannt), und die andere für alle Literatur, die vor der Reform erschienen ist bzw. für Texte die bei den alten Schreibweisen bleiben. Der deutsche Wortschatz hat sich ja nicht unwesentlich verändert, quantitativ und qualitativ. Die Orientierung dürfte für Ausländer, die sich ernstlich mit der deutschen Sprache befassen, schwierig geworden sein.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 09.04.2001 um 22.00
férn halten / férnbleiben
Einmal getrennt, einmal zusammen.
Ich stehe wieder einmal vor einem Rätsel.
Da scheint wieder einmal ein geheimnisvolles Kriterium eine geheimnisvolle Rolle zu spielen.
Wieder ein Beispiel für die Absurdität der neuen Kriterien. Offenbar kann man das fern bei halten steigern oder erweitern, das fern bei bleiben nicht.
Das alles ist schwieriger als höhere Mathematik.
Wann gibt es einen neuen Duden? Der jetzige ist ein Rätselbuch.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 09.04.2001 um 22.00
Ob man mit Jansenscher Gehirnakrobatik in das neue Regelwerk vielleicht doch hineininterpretieren könnte, daß auch Handvoll zulässig sei, interessiert mich wenig. Mir genügt es, daß die Reformer es nicht so sehen, daß alle reformierten Lexika die Zerlegung in Hand voll vorsehen (wenn sie es bei manchen Parallelfällen auch vergessen haben, mangels genauerer Instruktion) und daß die Presse diese Aufspaltung von Handvoll gemäß dpa-Vorgabe auch übernommen hat. Wo haben wir einen einzigen Kommentar von den Reformern oder von einem Lexikonverlag, der die Differenzierung Handvoll"/"Hand voll für zulässig hält, und zwar auf der Grundlage der Neuregelung? Auschlußreich finde ich es in diesem Zusammenhang hächstens, daß es Herrn Jansen nicht kümmert, was die Reformer und alle einschlägigen Schriften verlangen, und dennoch für deren Werk eintritt - eine merkwürdige Solidarität, die so gar nicht zu der von Herrn Jansen rein äußerlich bemühten logischen Stringenz paßt.
Interessant ist für mich, daß die Reformer das überhaupt so wollten, das heißt, daß sie in der Differenzierung Handvoll"/"Hand voll eine der Gemeinschaft der Schreibenden vom Duden einst aufgenötigte Schwierigkeit sehen (!!). Das muß man sich vorstellen - das muß man sich vergegenwärtigen! Genauso sei schwierig, stellen sich diese Deppen nach jahrzehntelanger Beratung vor: leid tun"/"ein Leid (an)tun; aufeinandertreffen"/"aufeinander aufbauen; Gams"/"Gemse usw. Es wurde doch zum Beispiel triumphiert: Die Stärkung des Stammprinzips (in Gämse) erleichtere den Kindern das Schreiben.
Wer solche idiotischen Vorstellungen hat, wer nicht kapiert, daß Gemse um keinen Deut schwieriger zu lernen und zu schreiben ist als Gemse, wer nicht versteht, daß die Schreiber selbst das intuitive Bedürfnis haben, aufeinandertreffen so zu schreiben wie zusammentreffen und nicht wie aufeinander aufbauen, daß sie in leid tun dasselbe empfinden wie in etwas leid sein und hier kein Substantiv herausspüren - der ist so haarsträubend inkompetent, daß wir in der Tat eine typisch deutsche, perverse Obrigkeitshörigkeit vor uns haben, wenn jemand hier mit der Gültigkeit oder Befolgung einer offiziellen Rechtschreibung argumentiert, wie das Frau Kopsch tut, und dabei unter anderem vergißt, daß gerade die besten deutschen Schriftsteller die Rechtschreibreform für einen kostspieligen Unsinn halten (Walter Kempowski) oder für die Erfindung von fachlich impotenten Sesselfurzern (Hans Magnus Enzensberger), um nur zwei von ihnen zu zitieren -, und daß von Rechtschreibung sowieso nicht mehr die Rede sein kann, wo die Einheitsschreibung in Wirklichkeit zerstört wird, denn Rechtschreibung heißt schlicht und ergreifend einheitlich schreiben. Und bei Herrn Jansen haben wir wieder einmal einen typisch deutschen Normenfetischismus vor uns. Mit einer solchen Deformation des gesunden Menschenverstandes kann man hingebungsvoll im Paragraphendschungel herumturnen, anstatt zu erkennen (bzw. zuzugeben), daß das ganze Unternehmen in vielerlei Hinsicht schlicht und ergreifend destruktiv und bescheuert ist. Oder um das Beispiel zurückzukommen: Wieviel einfacher, wie unendlich einfach wäre es doch (gewesen), die allgemein anerkannte, überall praktizierte Unterscheidung zwischen Handvoll"/"Hand voll zu registrieren, ihre Funktion und ihre Parallelität mit unzähligen nach demselben Prinzip getroffenen Entscheidungen der Sprachgemeinschaft in der Getrennt-/Zusammenschreibung nachzuvollziehen und ergo schlicht und ergreifend auf die sachwidrige Vereinheitlichung des Verschiedenen zu verzichten. Und wieviel einfacher wäre es, zur Vernunft ohne Umschweife zurückzukehren, anstatt sich in geradezu faschistoider Unterwerfung alle noch so unsinnigen Anordnungen der Obrigkeit zu eigen zu machen, selbst wenn man dazu nicht verpflichtet ist.
Herrn Illauer möchte ich noch sagen: Ich finde Ihr Umgehen mit der Reform in der Schule sehr vorbildlich und einleuchtend. Auch ich entziehe mich manchmal der Neuregelung, auch wenn sie ausdrücklich verlangt wird. Zum Beispiel habe ich in Geschäftsberichten für Banken die kapitalbildenden Maßnahmen nicht in Kapital bildende Maßnahmen zerlegt, weil ich mir sagte, das gibt nur Diskussionen und Ärger, und das will ich meinen Mitarbeitern ersparen; vermutlich würde die betreffende Bank sowieso auf der Zusammenschreibung bestehen, und jedenfalls merkt es keiner, wenn ich auf die Zerlegung verzichte (wer kann schon die Regeln?). Letztlich muß man natürlich an die Umwelt eine gewisse Anpassung leisten, und deshalb verstehe ich es sehr gut, wenn Sie zunächst einmal nicht auch noch die ss-Neuerung im Unterricht aushebeln.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 09.04.2001 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Für die 16 deutschen Kultusminister hätte ja der Austritt der Professoren Horst Haider Munske (Erlangen) und Peter Eisenberg (Potsdam) aus der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung (Mannheim) ein deutliches Warnzeichen sein müssen. Vielleicht hören die Kultusminister, die nicht einmal ausgewiesene deutsche Sprachwissenschaftler um Rat fragten, wenigstens auf die Stimmen aus dem Ausland. Der VRS möchte deshalb auf den Aufsatz von Jean-Marie Zemb aufmerksam machen, dem Verfasser des Büchleins Für eine sinnige Rechtschreibung. Eine Aufforderung zur Besinnung ohne Gesichtsverlust. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1997, 154 Seiten.
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Ein Grund mehr, nicht Deutsch zu lernen
Einspruch aus Paris: Die Reform der Orthographie schadet im Ausland / Von Jean-Marie Zemb
Etliche Befürworter der Rechtschreibreform meinen, in Deutschland komme die Änderung von der Basis und aus der Wissenschaft und nicht wie in Frankreich von der Oligarchie der Académie française. Dies trifft aber nicht zu. Die Akademie am Quai Conti schreibt ihr Wörterbuch, zwingt es aber niemandem auf und läßt sich nichts vorschreiben. Vor einigen Jahren hat sie mehreren von Lexikologen vorgeschlagenen geringfügigen Änderungen zugestimmt, aber nicht ohne ausführliche Debatten, insbesondere mit den Schriftstellern. Das betrifft auch die Behandlung des franglais.
In jedem französischen Ministerium gibt es eine Kommission für Terminologie, die nach langen Gesprächen mit Leuten vom Fach Vorschläge bei der Commission générale de terminologie et de néologie einreicht. Diese Kommission, deren Mitglieder ehrenamtlich arbeiten, diskutiert die Vorschläge wiederum gründlich, und zwar wieder mit Leuten vom Fach. Die Generalkommission modifiziert gegebenenfalls die Schreibweise und prüft die Definitionen. Die Vorschläge gibt sie an die Académie française weiter. Diese segnet nun ab, widerspricht oder macht gelegentlich Gegenvorschläge. Das ganze Paket geht dann zurück an die vom Premierminister eingesetzte Commission générale. Diese wiederum hält an ihren ursprünglichen Vorschlägen fest oder gibt die von der Akademie gerügten Ausdrücke zur fachlichen Neuberatung an die Einzelkommissionen zurück. Dieser behutsame, aber liberale Kreislauf wird nur selten mehrfach wiederholt.
Am Schluß der Kette steht dann alle paar Jahre ein Lexikon der neuen Begriffe. Zwischendurch gibt eine eigene Behörde, die Délégation générale à la langue française, Hefte im Taschenformat mit Empfehlungen heraus, etwa zur Sprache der Informatik, des Internets, des Treibstoffs, ja des Sports. Daß diese Bemühungen nicht sinnlos sind, beweist der Umstand, daß sich inzwischen sogar die Fußballsprache von einigen Ausdrücken des ungeliebten franglais gereinigt hat, etwa den Bezeichnungen für Tor und Elfmeter.
Sprachpolitische Instanzen wie der Conseil supérieur de la langue française und wissenschaftliche Forschungsgremien wie das Institut national de la langue française beteiligen sich an allen Überlegungen zum Standort des Französischen. In großen Tageszeitungen würde keine Sprachecke auf philologisches Niveau verzichten und findet deshalb auch in den aufgezählten Gremien Gehör. Diese Prozeduren werden als Form und Norm einer adäquaten Entwicklung der Sprache verstanden.
Zur strafrechtlichen Bedeutung der Lex Toubon, die das franglais betrifft - Bußgelder werden an Sprachpflegevereine überwiesen -, muß man wissen, daß nicht Französischtümelei Anklage und Urteilsspruch inspiriert, sondern der Verbraucherschutz. Die Werbung soll weder in ihrem Wortlaut unverständlich noch wegen unscharfer Definitionen mißverständlich sein. Daß in Deutschland sogar bei gefährlichen Gegenständen Gebrauchsanweisungen ohne deutsche Fassung geduldet oder unverständliche Übersetzungen beigelegt werden, erscheint einem Franzosen kurios, wie die gegenwärtigen diplomatischen Bemühungen um die Sprachregelung im europäischen Patentrecht zeigen. Die französischen Einrichtungen wollen der Bevölkerung nicht lästig fallen, sondern sie vor Irreführung schützen.
Hinzu kommt, daß in Frankreich Dichter und Schriftsteller nicht als Querulanten gelten, deren Meinung man einfach überhören kann, sondern als Seismographen der Sprache. In Frankreich versteht man deshalb die schroffe Abfuhr nicht, die dieser Zeitung von offizieller Seite entgegenschlug, als sie zum 1. August zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückkehrte. Verblüfft hat die Franzosen vor allem das Argument der Kultusminister, man solle doch die neuen Regeln nicht so genau nehmen oder befolgen, da sie ohnehin laufend verbessert würden.
In Deutschland hat sich die Gesamtsituation des sprachlichen Standorts verschlechtert. Das Deutsche, auch das mit englischen Elementen durchsetzte Deutsche, ist dabei, die in kommunikativer Hinsicht wichtigste Eigenschaft eines Dialektes anzunehmen: Auf gleiche Weise Gedachtes wird uneinheitlich geschrieben. Die Vermehrung der Schreibweisen des Deutschen führt dazu, daß es bald nicht mehr zu den gelesenen (und im Ausland gelernten) Sprachen gehören wird. Warum, fragen besorgte Eltern in Frankreich, sollten ihre Kinder Deutsch lernen, wenn die Deutschen es in ihren Chefetagen schon aufgegeben haben?
An dieser Stelle darf wiederholt werden, daß die alte Kommasetzung gewiß nicht vollkommen war. Sie war verbesserungsbedürftig, freilich nicht in der Richtung der Beliebigkeit. Das deutsche Komma ist zweideutig: Es grenzt sogenannte Nebensätze ein und grenzt sogenannte Appositionen aus. Nun bleibt aber der Relativsatz immer ein Relativsatz und wird als solcher durch einen Beistrich signalisiert, ohne daß sofort und eindeutig zu erkennen wäre, ob er eine integrierte Einschränkung oder eine zusätzliche, die Gesamtmenge betreffende Information bringt. Die Verleitung zu Übersetzungsfehlern wird in diesem Zusammenhang zwar selten erwähnt, darf aber in der Debatte über Fehleranfälligkeit eines Schreibsystems eigentlich nicht fehlen.
Ein letztes Beispiel soll verdeutlichen, daß es Neuregelungen gibt, die sowohl innerhalb der Sprache wie bei Übersetzungen zu Fehlern führen. Die Fälle sind hinlänglich bekannt, zumal sie zu kostspieligen Privatversionen der Reform geführt haben und seit Jahren eine unerschöpfliche Quelle für Humor und Satire sind. Gemeint ist die neue Getrenntschreibung, etwa von wiedervereinigt und wohlüberlegt. Läßt sich zu wieder vereinigt und zu wohl überlegt überhaupt noch etwas anführen? Durchaus. In beiden Fällen markieren beide Schreibungen nicht nur subtile Nuancen, sondern verschiedene grammatische Funktionen. Die einheitliche getrennte Neuschreibung scheint dies zu verkennen. In den alten Wörtern wiedervereinigt und wohlüberlegt waren wieder- und wohl- Bestandteile eines selben, einheitlich gedachten Ausdrucks und wurden als solche durch eine im Sinn bleibende gesprochene und geschriebene Ligatur ausgezeichnet. Steht wieder allein wie in Hat er schon wieder den Zug verpaßt? oder in Wann wurde Polen wieder geteilt?, ist es eine Umstandsangabe, ein sogenanntes Argument. Wenn wohl allein steht, kann es beispielsweise durch ja!, tatsächlich oder keinesfalls ersetzt werden, und zwar als Modalisator der Aussage.
Ohne in die Details einzugehen, wird jeder diese Frage verstehen: Haben sich die Reformer die Folgelasten wohl überlegt? Hieße das heute wohl . . . wohl wohl überlegt? Gewiß, die Kennzeichnung von grammatischen Differenzierungen aufzugeben wäre zwar eine arge Verarmung der Sprache, aber als solche keine direkte Fehlerquelle, kann doch jeder Sprachkundige sich den Unterschied denken. Aber wo sollen die den fremdsprachigen Lesern des Deutschen unbekannten Bedeutungen nachgeschlagen werden, wenn sie in keinem zweisprachigen Wörterbuch mehr verzeichnet sind - oder soll das zweisprachige Wörterbuch andere und mehr Wörter verzeichnen als das einsprachige?
Der vor Generationen an die Académie française ergangene Auftrag, die Entwicklung der Sprache an ihren Früchten und Folgen zu messen, verband dictionnaire und grammaire, Wörterbuch und Grammatik. Der Sprachwissenschaftler hat längst verstanden, daß es sich bei diesem Werk um eine sogenannte offene Liste handelt, die entsprechend zu behandeln wäre, und zwar ohne die sehr eingängigen falschen Muster. Auch dem Computer müßte zum Analysieren der Getrenntschreibung mitgeteilt werden, ob es sich um einen der zu 99 Prozent nach dem alten System gedruckten Texte handelt, wo wohl überlegt nicht auch wohlüberlegt heißen kann, oder um einen Text, der nach den Absichten der Reformer nur noch wohl überlegt kennt.
So gesellen sich den alten Argumenten ein paar neue hinzu, wenn sich die Neuregler, als könnten sie aus ihrer Sackgasse nicht mehr heraus, weiterhin sträuben, die Grammatik, die Informatik, die Fremdenfreundlichkeit und die wirklichen Lernschwierigkeiten etwas mehr zu beachten. Deswegen verdient die Frankfurter Allgemeine Zeitung keine Rüge wegen vorschnellen Rückfalls, sondern ein Lob wegen besonnenen Fortschritts.
Der Autor ist emeritierter Professor des Collège de France, Mitglied der Commission générale de terminologie et de néologie und der Académie des sciences morales et politiques.
In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. August 2000, S. 44
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 09.04.2001 um 22.00
Spekulationen über das, was die Franzosen unter gewissen Umständen, die man sich in Frankreich ohnehin schwer vorstellen kann, sagen oder nicht sagen würden, scheinen mir müßig. Fest steht, daß in Frankreich bei der Ermittlung des bon usage immer die Schriftsteller in hohem Ansehen standen, während unsere Schriftsteller, auch und gerade die besten, von Kultusministern als verschlafene Trottel und vom IDS als halbe Psychopathen hingestellt werden. Am ausführlichsten hat sich aus französischer Sicht Professor Jean M. Zemb geäußert, natürlich scharf ablehnend (bis auf die ss-Schreibung, die er aus der Sicht des ausländischen Lesers schon früher befürwortet hat).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 09.04.2001 um 22.00
Ich nehme Bezug auf die Beiträge von Wolfgang Illauer und Norbert Schäbler. Ich habe in www.deutsche-sprachwelt.de das Beispiel der Gesamtschulrektorin Gisa Berger gebracht, die sich grundsätzlich weigert, die sogenannte neue Rechtschreibung zu unterrichten. Sie erhielt deshalb den Bürger-Oskar für Zivilcourage der Passauer Neuen Presse. Die meisten Lehrer, die nicht Deutsch unterrichten, setzen den Neuschrieb ohnehin nicht um.
Lehrer sollen die Schüler zu mündigen demokratischen Staatsbürgern erziehen. Man kann daher erwarten, daß Deutschlehrer privat weiterhin die traditionellen Rechtscheibung anwenden und sich beruflich zumindest teilweise dem Neuschrieb und auch der ss-Schreibung entziehen. Studiendirektor Wolfgang Illauer bringt Beispiele hierfür.
Ein Lehrer kann im Rahmen seines Unterrichts- und Erziehungsauftrages die bewährte traditionelle Erwachsenenschreibung des Duden, 20. Auflage, bei der Korrektur, an der Tafel (alternativ), in Zeugnissen und in Schreiben an Eltern praktizieren. Er kann im Unterricht deren Vorteile aufzeigen und dadurch dazu beitragen, die Schüler zu kritischen Staatsbürgern zu erziehen. Mehr als Drohgebären wären von den Schulleitern und höheren Dienststellen nicht zu erwarten, denn ein Gerichtsverfahren mit der Herstellung von Öffentlichkeit scheuen die Kultusminister erfahrungsgemäß, weil sie allerhand zu verbergen haben.
Der Deutsch-Lehrplan läßt im Rahmen des Deutsch-, Rechtschreib-, Schriftverkehrs- bzw. Textverarbeitungs- und/oder Literaturunterrichts (Goethe, Schiller) sicher auch historische Rückblicke auf die Rechtschreibung des 18./19. Jahrhunderts zu, insbesondere auch in handschriftlichen Aufzeichnungen großer Dichter und Denker.
Mit der Auswahl der passenden historischen Texte von Dichtern kann man einiges erreichen. Als Überblickstext geeignet wäre z.B. Helmut Glück: Von Weiber-Seelen im Liebes-Fieber. Alter Zopf an neuem Kopf: In der Wortbildung geht die Rechtschreibreform auf uralten Pfaden. In: FAZ, 5.9.2000, Seite 54, abrufbar in http://members.aol.com/jfrieling9166379.
Auch folgende Texte kann man nutzbringend verwenden:
1. Lessing: Schlagt den Adelung´ nach! - VRS - Verein für deutsche RS am 03.04.2001
2. Rechtschreiben in der Schule - RenateMariaMenges am 01.04.2001
Boykott der Rechtschreibdiktatur - VRS - Verein für deutsche RS am 02.04.2001
3. Selbstbestimmendes Rechtschreiblernen - Stephanus Peil am 24.03.2001
Hochschularbeitskreis Kulturelle Selbstbestimmung - VRS - Verein für deutsche RS am 24.03.2001
Boykott der Schreibreform in der Schule - Manfred Riebe am 27.03.2001
Bezüglich der ß/ss-Schreibung kann man an die Fehleruntersuchungen von Professor Marx und Wolfgang Wrase auf dieser Netzseite anknüpfen. Beispiele der ß/ss-Schreibung aus dem 19. Jahrhundert findet man im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de unter
Verunsicherung durch ß/ss-Schreibung - Manfred Riebe am 07.04.2001
Der Silikonbusen der Schreibreform - VRS - Verein für deutsche RS am 07.04.2001
Ich widerspreche Norbert Schäbler teilweise: Einen charakterfesten Lehrer, der wie Studiendirektor Wolfgang Illauer seinen Schülern im Gegensatz zu den Kultusministern hinsichtlich der Vermittlung demokratischer und christlicher Werte ein Vorbild ist, darf man nicht mit einem Don Quichotte vergleichen.
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 09.04.2001 um 22.00
Über welche Veränderungen der deutschen Rechtschreibung schütteln die denn so den Kopf? Was sagen denn Ihre französischen Freunde zu den Korrekturen an der französischen Rechtschreibung? Schütteln sie etwas den Kopf, weil man in Deutschland auch umsetzt, was man beschließt? Das ist zunächst der Unterschied zwischen F und D. Die Académie hatte 1990 den Veränderungen zugestimmt. Das gilt als typisch deutsch. Deswegen würde bei uns generell Tempo 100 auch etwas anderes bedeuten als in anderen Ländern. Wir gehen davon aus, dass man sich dann auch daran hält. Deswegen reicht es den meisten Reformgegnern ja auch nicht, zu sagen je men fou!, denn von der offiziellen Rechtschreibung abzuweichen tut offenbar weh.
Daniela Kopsch
eingetragen von Walter Lachenmann am 09.04.2001 um 22.00
Was Frau Daniela Kopsch sagt, ist vermutlich richtig.
Aber in der Académie française würde wohl niemals ein solcher Unsinn zusammengeschustert werden, wie es bei unseren Reformern der Fall war. Und ich vermute, die Franzosen würden, wenn so etwas doch über sie hereinbräche, dagegen zwar nicht protestieren, aber sich schlicht und einfach nicht darum kümmern.
Das »franglais« ist in Frankreich schon seit zig Jahren ein Thema, weil man in Frankreich eine historisch gewachsene Abneigung gegen alles Englische hat. Ich lebte in den 60er Jahren dort, da wurde darüber auch schon gejammert. Das hat nicht verhindert, daß sich etliche Begriffe aus dem Englischen eingebürgert haben oder daß französische Schlagersänger, die so gallische Typen sind, wie man es sich nur denken kann, sich Künstlernamen gaben wie Johnny Halliday oder Eddy Mitchell. In der Alltagssprache werden zwar eigene Begriffe gefunden und verwendet für Dinge wie Computer, E-Mail und Handy, aber das geschieht nicht per Ministerbeschluß, sondern setzt sich irgendwie durch. Ein Vorteil ist es meines Erachtens nicht, denn wenn ich zum Beispiel mich mit meinen Kollegen in Frankreich unterhalte, kann ich mit denen über fast alles ziemlich uneingeschränkt reden, nur wenn ich ihnen sagen will, ich würde sie auf dem Handy anrufen, oder irgendwas auf dem Computer machen, dann fehlen mir die Worte, denn diese Dinge gab es in den 60er Jahren noch nicht. Zum Glück wissen die dann aber meistens unsere »internationalen« Begriffe.
Über unsere Rechtschreibreform schütteln meine französischen Freunde verständnislos die Köpfe.
Das alles hilft aber nicht zu neuen Einsichten über unser deutsches Problem.
Walter Lachenmann
eingetragen von Helmut Eberwein am 08.04.2001 um 22.00
...reden wir eigentlich von uns immer in der dritten Person?
Wer sind denn die Deutschen wenn nicht wir?
Es ist zwar nicht besonders toll, solch einem (auch bzgl. der Sprache
recht masochistischen Volk) anzugehören, aber wir sollten uns schon dazu bekennen.
Wir sollten schon so ehrlich sein, daß wir vermutlich das einzige Volk sind,
welches so dämlich ist, sich am sprachwissenschaftlichen Nasenring von
Herrn Augst durch die Gegend zerren zu lassen.
(Fast) jeder Germanist müßte sich eigentlich in Grund in Boden schämen,
wenn er mal wirklich in den Spiegel schauen würde, aber es gibt ja viele Mittel
das eigene Gewissen zu beruhigen...
Selbsterkenntnis sollte der erste Weg zur Besserung sein.
Helmut Eberwein
eingetragen von RenateMariaMenges am 08.04.2001 um 22.00
Warum vergleicht hier niemand die Sprachkultur der Franzosen mit der Sprachkultur der Deutschen? Für eine Reformbefürworterin ( wie ich eine bin) eine etwas eigentümliche Frage, darum beantworte ich sie auch nicht selbst.
RenateMariaMenges
eingetragen von Wolfgang Wrase am 08.04.2001 um 22.00
Ich habe gerade zwei Broschüren für diese Firma korrigiert, die wollen neue Rechtschreibung. Es kam vor: der Erfolg versprechendste Weg. Das habe ich so gelassen - selber schuld, wenn DaimlerChrysler neue Rechtschreibung verordnet. Das auch als Anmerkung zu Herrn Illauers Auskunft, wie er korrigiert. Formal betrachtet, widersetzen Sie sich Ihrem Dienstherrn, lieber Herr Illauer, wenn Sie Leid tun oder eine Hand voll Politiker vernunfthalber zurückkorrigieren. Wenn Sie dort anfangen, die neue Rechtschreibung zu mißachten, könnten Sie das auch bei allen möglichen Erscheinungen der neuen Rechtschreibung tun - denn die Logik ist keinesfalls der einzige Grund, der gegen die (meisten) Neuerungen spricht. Denken Sie nur daran, daß Sie grundsätzlich den Kindern den Bildungsgegenstand vorenthalten, die Schreibweise der besten Schriftsteller kennenzulernen, wenn Sie fast nur neu unterrichten; oder daran, daß die Zeitungen vieles bereits abgeschafft haben (erste Hilfe, ohmsches/Ohmsches Gesetz, A-bend usw.), so daß Sie Unbrauchbares vermitteln. In sich stimmig ist nur das Prinzip neu - das würde Ihrem Arbeitgeber entsprechen, dem außer der Durchsetzung bzw. der Manipulation der Bürger alles egal ist - oder aber freie Handhabung des Unterrichts und der Benotung nach eigenem Ermessen - wobei die grammatische Logik nicht der einzige Grund wäre, die Reform zu ignorieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christian Dörner am 08.04.2001 um 22.00
Zum Beitrag von Herrn Wrase möchte ich noch kurz ergänzen, daß DaimlerChrysler zwar selbst alle Firmenpublikationen auf die neue Rechtschreibung umgestellt hat (bzw. umstellen hat lassen), dabei aber bei weitem nicht so ideologisch vorgegangen ist wie Zeitungen und andere Medien. So heißt es in einem offiziellen Entschuldigungsschreiben, das aufgrund des schlechten Aktienkurses an alle Aktionäre verschickt wurde, weiterhin im wesentlichen, auseinandersetzen, sogenannt usw. Nur die neue ss/ß-Schreibung wird konsequent angewandt. Im übrigen verhält sich der Konzern auch sonst anders als z. B. unsere Zeitungen, die glauben, alle Leserbriefe in die neue Rechtschreibung umwandeln zu müssen. Im Informationsheft zur Jahreshauptversammlung 2001, die demnächst stattfindet, wurden alle Gegenanträge in der von den jeweiligen Aktionären bzw. Antragstellern gewünschten Orthographie abgedruckt. Das Verhältnis beträgt hier ca. zwei zu eins, d. h., zwei Drittel der Anträge sind in der bewährten Rechtschreibung verfaßt. DaimlerChrysler nimmt wenigstens an dieser Stelle die Wünsche seiner Aktionäre ernst.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 08.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges,
warum meinen Sie, man sollte das Verhältnis der Franzosen zu ihrer Rechtschreibung mit dem der Deutschen zu der ihren vergleichen?
Es ist mit Sicherheit ein anderes. Ein vorauseilender Gehorsam, der zu Absurditäten führt, die selbst den Reformern peinlich sein dürfte, ist in Frankreich nicht denkbar. Gehorsam ist ohnehin nicht Sache der Franzosen. Aber welche Erkenntnisse auch immer sich dabei ergeben würden - was könnten sie mit der Argumentation für oder gegen die Reform, mit der wir es zu tun haben, zu tun haben?
Also, un peu de courage: Was sind Ihre Hintergedanken?
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 08.04.2001 um 22.00
Ich teile das Unbehagen über die Schreibweise (eine) Hand voll (Politiker). Da stimmt etwas nicht, sagt mir auch mein Gefühl. Herr Wrase mag es mir wieder um die Ohren schlagen, doch ich frage mich ernsthaft, ob das denn wirklich aus den Regeln ergibt. Das Wörterverzeichnis verweist mit der Getrenntschreibung auf § 39 E2 (1). Eine Analogie zu den anderen Fällen, die dort als Beispiele aufgeführt wurde besteht natürlich; zweifellos ergibt sich aus der Regel alle Hände voll zu tun. Ist da jemand anderer Meinung? Würde jemand von Ihnen alle Händevoll zu tun schreiben? Der alte Duden gibt mir hierzu keine Auskunft (ich vermute, das heißt Zusammenschreibung nicht vorgesehen). Aus den Duden-Regeln kann ich hier nichts ableiten; Hände voll betone ich genauso wie Hand voll, nämlich auf der ersten Silbe; neuer Begriff entstanden? ... idiomatisch ist es ja. Im alten Duden steht aber das Regalbrett ist ein Hand breit. Ist es nicht so, dass man NICHT sagen kann Die Zeitlang, die du gewartet hast, die hättest du auch anders nutzen können. Irre ich mich, wenn man umgekehrt aber sehr wohl sagen kann Die Handvoll Demonstranten, die dort versammelt waren / war... Mit anderen Worten: Mir scheint, die übliche Verwendung ist die Substantivierung, die doch mit der Getrenntschreibung im Sinne von (§ 39 E2 (1) nicht identisch ist. Wenn ich Recht habe, dann müsste im Wörterverzeichnis eigentlich eine Differenzierung stattfinden: die eine Hand voll Nüsse (§ 39 E2 (1) ≠ eine Handvoll Politiker (§ 37 (2)). Ich bitte ausdrücklich um Reaktionen.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 08.04.2001 um 22.00
Nur weil Sie ausdrücklich um eine Reaktion bitten, Herr Jansen: Sie sollten sich mit der historischen deutschen Wortbildungslehre vertraut machen und den Wortbildungstyp Handvoll, Fußbreit, Zeitlang genauer studieren, bevor Sie hier mit gespielter Nachdenklichkeit eine Beschäftigungstherapie für keineswegs unterbeschäftigte Mitbürger zu veranstalten versuchen. Wer hat denn Lust, Ihnen immer aufs neue etwas zu erklären, was schon tausendmal erklärt worden ist? Ihre ausdrückliche Bitte um Reaktionen auf Ihre diesmal geradezu albernen Berachtungen deutet doch sehr darauf hin, daß Sie uns bloß in Bewegung halten wollen - in wessen Auftrag auch immer. Und wenn Sie weiterhin Ihre Pirouetten drehen wollen, um die Reform dadurch zu entschärfen, daß Sie überall die bisherigen Schreibweisen als vielleicht doch noch möglich herausklügeln, dann mögen Sie das tun. Wie gesagt, je mehr Sie von den bisherigen Schreibweisen retten, um so besser, aber warum sollen wir andern uns daran beteiligen? Ich habe dazu jedenfalls kein Lust.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 08.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase,
man kann sich als Lehrer dem ss in der Schule leider nicht entziehen.
Da muß man sich aus verschiedenen Gründen anpassen.
Aber unter diesem Deckmantel leiste ich mir natürlich alles, was ich für richtig halte. Im Zeugnis wird selbstverständlich geschrieben: zufriedenstellende Mitarbeit.
Heute habe ich mit großem Vergnügen mehrmals plazieren gelesen und das t bei platzieren eingeklammert.
So etwas wie der Erfolg versprechendste... würde ich dick anstreichen - natürlich nicht als notenrelevanten Fehler.
Bei Recht haben, heute Abend usw. schreibe ich, wenn ich viel Zeit habe, hinzu: Neuerdings zwar richtig, aber schlecht.
Die Kommata vor und und vor erweitertem Infinitiv füge ich in die Schüleraufsätze ein. Ich erkläre den Schülern den Rückschritt der Reform auf dem Gebiet der Kommasetzung, und nicht nur da.
Ich spreche auch beim Elternabend über das Propagandamärchen der Kultusminister, über eine Korruptionserscheinung beim Verfassungsgericht (es hat die Lüge von der Schreiberleichterung übernommen, hat die Minister nicht gerügt wegen dieser haarsträubenden Fehlinformation!) und über den Schildbürgerstreich Reform. Ich sage, daß eigentlich ein Untersuchungsausschuß eingesetzt werden müßte. Noch nie hat mir jemand widersprochen.
Mit dem ss habe ich das folgende Problem: ich fürchte, daß es vielleicht als das einzige (Einzige vielleicht doch besser?) der Reform bleiben wird. Wüßte ich mit Sicherheit, daß aus dass wieder daß wird, würde ich an meiner Schule die alte ss/ß Schreibung unterrichten und üben.
Ich sage auch den Schülern und Eltern, daß es wichtiger wäre, wenn unsere Kultusminister im Namen aller Eltern und Schüler gegen unser Fernsehen protestierten (Lebenssinn: ich will mehr Sex, Geld, Spaß, Entertainment...) als den Reformunsinn gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen. Haben die Minister schon einmal gegen das Privatfernsehen protestiert? Ich glaube nicht. Was sind das für Leute!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Norbert Schäbler am 08.04.2001 um 22.00
Man kann sich dem (oder der) SS entziehen und man kann auch die Schüler dem Nachahmungstrieb und dem Massenverhalten fernhalten, wenn man das Fehlerhafte nicht vorlebt.
Allerdings gebe ich Ihnen recht, wenn Sie andeuten, daß ein Aus-der-Reihe-Tanzen ein Kampf gegen Windmühlenflügel ist.
Dazu reicht ein einzelner Don Quichotte, nebst Maulesel, nicht aus.
Möglicherweise ist dies ein typisch deutsches - aber ungelöstes - Problem.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von anonymer Gast am 08.04.2001 um 22.00
Die Franzosen würden vermutlich ein Projekt, wie es Herr Ickler
betreibt, nicht gutheißen. Die Norm aus dem Usus ableiten, das
war in Frankreich früher einmal progressiv. Meines Wissens wollen
die Franzosen heute, dass die Obrigkeit namens Académie
française die Norm der französischen Sprache und
Einzelwortschreibung konserviert bzw. über Veränderungen
bestimmt. Die Sprache gehört dem Volk würde man vermutlich in
Frankreich niemals so verstehen, dass der Staat sich da nicht
einzumischen hat. Da sind die Franzosen genauso konservativ wie
die Briten, die ihre Monarchie behalten wollen.
Daniela Kopsch
eingetragen von Gast am 08.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Wrase,
man kann sich als Lehrer dem ss in der Schule leider nicht entziehen.
Da muß man sich aus verschiedenen Gründen anpassen.
Aber unter diesem Deckmantel leiste ich mir natürlich alles, was ich für richtig halte. Im Zeugnis wird selbstverständlich geschrieben: zufriedenstellende Mitarbeit.
Heute habe ich mit großem Vergnügen mehrmals plazieren gelesen und das t bei platzieren eingeklammert.
So etwas wie der Erfolg versprechendste... würde ich dick anstreichen - natürlich nicht als notenrelevanten Fehler.
Bei Recht haben, heute Abend usw. schreibe ich, wenn ich viel Zeit habe, hinzu: Neuerdings zwar richtig, aber schlecht.
Die Kommata vor und und vor erweitertem Infinitiv füge ich in die Schüleraufsätze ein. Ich erkläre den Schülern den Rückschritt der Reform auf dem Gebiet der Kommasetzung, und nicht nur da.
Ich spreche auch beim Elternabend über das Propagandamärchen der Kultusminister, über eine Korruptionserscheinung beim Verfassungsgericht (es hat die Lüge von der Schreiberleichterung übernommen, hat die Minister nicht gerügt wegen dieser haarsträubenden Fehlinformation!) und über den Schildbürgerstreich Reform. Ich sage, daß eigentlich ein Untersuchungsausschuß eingesetzt werden müßte. Noch nie hat mir jemand widersprochen.
Mit dem ss habe ich das folgende Problem: ich fürchte, daß es vielleicht als das einzige (Einzige vielleicht doch besser?) der Reform bleiben wird. Wüßte ich mit Sicherheit, daß aus dass wieder daß wird, würde ich an meiner Schule die alte ss/ß Schreibung unterrichten und üben.
Ich sage auch den Schülern und Eltern, daß es wichtiger wäre, wenn unsere Kultusminister im Namen aller Eltern und Schüler gegen unser Fernsehen protestierten (Lebenssinn: ich will mehr Sex, Geld, Spaß, Entertainment...) als den Reformunsinn gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen. Haben die Minister schon einmal gegen das Privatfernsehen protestiert? Ich glaube nicht. Was sind das für Leute!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von anonymer Gast am 08.04.2001 um 22.00
Die Franzosen würden vermutlich ein Projekt, wie es Herr Ickler
betreibt, nicht gutheißen. Die Norm aus dem Usus ableiten, das
war in Frankreich früher einmal progressiv. Meines Wissens wollen
die Franzosen heute, dass die Obrigkeit namens Académie
française die Norm der französischen Sprache und
Einzelwortschreibung konserviert bzw. über Veränderungen
bestimmt. Die Sprache gehört dem Volk würde man vermutlich in
Frankreich niemals so verstehen, dass der Staat sich da nicht
einzumischen hat. Da sind die Franzosen genauso konservativ wie
die Briten, die ihre Monarchie behalten wollen.
Daniela Kopsch
eingetragen von Norbert Schäbler am 08.04.2001 um 22.00
Man kann sich dem (oder der) SS entziehen und man kann auch die Schüler dem Nachahmungstrieb und dem Massenverhalten fernhalten, wenn man das Fehlerhafte nicht vorlebt.
Allerdings gebe ich Ihnen recht, wenn Sie andeuten, daß ein Aus-der-Reihe-Tanzen ein Kampf gegen Windmühlenflügel ist.
Dazu reicht ein einzelner Don Quichotte, nebst Maulesel, nicht aus.
Möglicherweise ist dies ein typisch deutsches - aber ungelöstes - Problem.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 08.04.2001 um 22.00
Ich teile das Unbehagen über die Schreibweise (eine) Hand voll (Politiker). Da stimmt etwas nicht, sagt mir auch mein Gefühl. Herr Wrase mag es mir wieder um die Ohren schlagen, doch ich frage mich ernsthaft, ob das denn wirklich aus den Regeln ergibt. Das Wörterverzeichnis verweist mit der Getrenntschreibung auf § 39 E2 (1). Eine Analogie zu den anderen Fällen, die dort als Beispiele aufgeführt wurde besteht natürlich; zweifellos ergibt sich aus der Regel alle Hände voll zu tun. Ist da jemand anderer Meinung? Würde jemand von Ihnen alle Händevoll zu tun schreiben? Der alte Duden gibt mir hierzu keine Auskunft (ich vermute, das heißt Zusammenschreibung nicht vorgesehen). Aus den Duden-Regeln kann ich hier nichts ableiten; Hände voll betone ich genauso wie Hand voll, nämlich auf der ersten Silbe; neuer Begriff entstanden? ... idiomatisch ist es ja. Im alten Duden steht aber das Regalbrett ist ein Hand breit. Ist es nicht so, dass man NICHT sagen kann Die Zeitlang, die du gewartet hast, die hättest du auch anders nutzen können. Irre ich mich, wenn man umgekehrt aber sehr wohl sagen kann Die Handvoll Demonstranten, die dort versammelt waren / war... Mit anderen Worten: Mir scheint, die übliche Verwendung ist die Substantivierung, die doch mit der Getrenntschreibung im Sinne von (§ 39 E2 (1) nicht identisch ist. Wenn ich Recht habe, dann müsste im Wörterverzeichnis eigentlich eine Differenzierung stattfinden: die eine Hand voll Nüsse (§ 39 E2 (1) ≠ eine Handvoll Politiker (§ 37 (2)). Ich bitte ausdrücklich um Reaktionen.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 08.04.2001 um 22.00
Nur weil Sie ausdrücklich um eine Reaktion bitten, Herr Jansen: Sie sollten sich mit der historischen deutschen Wortbildungslehre vertraut machen und den Wortbildungstyp Handvoll, Fußbreit, Zeitlang genauer studieren, bevor Sie hier mit gespielter Nachdenklichkeit eine Beschäftigungstherapie für keineswegs unterbeschäftigte Mitbürger zu veranstalten versuchen. Wer hat denn Lust, Ihnen immer aufs neue etwas zu erklären, was schon tausendmal erklärt worden ist? Ihre ausdrückliche Bitte um Reaktionen auf Ihre diesmal geradezu albernen Berachtungen deutet doch sehr darauf hin, daß Sie uns bloß in Bewegung halten wollen - in wessen Auftrag auch immer. Und wenn Sie weiterhin Ihre Pirouetten drehen wollen, um die Reform dadurch zu entschärfen, daß Sie überall die bisherigen Schreibweisen als vielleicht doch noch möglich herausklügeln, dann mögen Sie das tun. Wie gesagt, je mehr Sie von den bisherigen Schreibweisen retten, um so besser, aber warum sollen wir andern uns daran beteiligen? Ich habe dazu jedenfalls kein Lust.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 08.04.2001 um 22.00
Zum Beitrag von Herrn Wrase möchte ich noch kurz ergänzen, daß DaimlerChrysler zwar selbst alle Firmenpublikationen auf die neue Rechtschreibung umgestellt hat (bzw. umstellen hat lassen), dabei aber bei weitem nicht so ideologisch vorgegangen ist wie Zeitungen und andere Medien. So heißt es in einem offiziellen Entschuldigungsschreiben, das aufgrund des schlechten Aktienkurses an alle Aktionäre verschickt wurde, weiterhin im wesentlichen, auseinandersetzen, sogenannt usw. Nur die neue ss/ß-Schreibung wird konsequent angewandt. Im übrigen verhält sich der Konzern auch sonst anders als z. B. unsere Zeitungen, die glauben, alle Leserbriefe in die neue Rechtschreibung umwandeln zu müssen. Im Informationsheft zur Jahreshauptversammlung 2001, die demnächst stattfindet, wurden alle Gegenanträge in der von den jeweiligen Aktionären bzw. Antragstellern gewünschten Orthographie abgedruckt. Das Verhältnis beträgt hier ca. zwei zu eins, d. h., zwei Drittel der Anträge sind in der bewährten Rechtschreibung verfaßt. DaimlerChrysler nimmt wenigstens an dieser Stelle die Wünsche seiner Aktionäre ernst.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 08.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges,
warum meinen Sie, man sollte das Verhältnis der Franzosen zu ihrer Rechtschreibung mit dem der Deutschen zu der ihren vergleichen?
Es ist mit Sicherheit ein anderes. Ein vorauseilender Gehorsam, der zu Absurditäten führt, die selbst den Reformern peinlich sein dürfte, ist in Frankreich nicht denkbar. Gehorsam ist ohnehin nicht Sache der Franzosen. Aber welche Erkenntnisse auch immer sich dabei ergeben würden - was könnten sie mit der Argumentation für oder gegen die Reform, mit der wir es zu tun haben, zu tun haben?
Also, un peu de courage: Was sind Ihre Hintergedanken?
Walter Lachenmann
eingetragen von Wolfgang Wrase am 08.04.2001 um 22.00
Ich habe gerade zwei Broschüren für diese Firma korrigiert, die wollen neue Rechtschreibung. Es kam vor: der Erfolg versprechendste Weg. Das habe ich so gelassen - selber schuld, wenn DaimlerChrysler neue Rechtschreibung verordnet. Das auch als Anmerkung zu Herrn Illauers Auskunft, wie er korrigiert. Formal betrachtet, widersetzen Sie sich Ihrem Dienstherrn, lieber Herr Illauer, wenn Sie Leid tun oder eine Hand voll Politiker vernunfthalber zurückkorrigieren. Wenn Sie dort anfangen, die neue Rechtschreibung zu mißachten, könnten Sie das auch bei allen möglichen Erscheinungen der neuen Rechtschreibung tun - denn die Logik ist keinesfalls der einzige Grund, der gegen die (meisten) Neuerungen spricht. Denken Sie nur daran, daß Sie grundsätzlich den Kindern den Bildungsgegenstand vorenthalten, die Schreibweise der besten Schriftsteller kennenzulernen, wenn Sie fast nur neu unterrichten; oder daran, daß die Zeitungen vieles bereits abgeschafft haben (erste Hilfe, ohmsches/Ohmsches Gesetz, A-bend usw.), so daß Sie Unbrauchbares vermitteln. In sich stimmig ist nur das Prinzip neu - das würde Ihrem Arbeitgeber entsprechen, dem außer der Durchsetzung bzw. der Manipulation der Bürger alles egal ist - oder aber freie Handhabung des Unterrichts und der Benotung nach eigenem Ermessen - wobei die grammatische Logik nicht der einzige Grund wäre, die Reform zu ignorieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Helmut Eberwein am 08.04.2001 um 22.00
...reden wir eigentlich von uns immer in der dritten Person?
Wer sind denn die Deutschen wenn nicht wir?
Es ist zwar nicht besonders toll, solch einem (auch bzgl. der Sprache
recht masochistischen Volk) anzugehören, aber wir sollten uns schon dazu bekennen.
Wir sollten schon so ehrlich sein, daß wir vermutlich das einzige Volk sind,
welches so dämlich ist, sich am sprachwissenschaftlichen Nasenring von
Herrn Augst durch die Gegend zerren zu lassen.
(Fast) jeder Germanist müßte sich eigentlich in Grund in Boden schämen,
wenn er mal wirklich in den Spiegel schauen würde, aber es gibt ja viele Mittel
das eigene Gewissen zu beruhigen...
Selbsterkenntnis sollte der erste Weg zur Besserung sein.
Helmut Eberwein
eingetragen von RenateMariaMenges am 08.04.2001 um 22.00
Warum vergleicht hier niemand die Sprachkultur der Franzosen mit der Sprachkultur der Deutschen? Für eine Reformbefürworterin ( wie ich eine bin) eine etwas eigentümliche Frage, darum beantworte ich sie auch nicht selbst.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 07.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Eberwein,
ich finde Ihre Nachfrage etwas sonderbar.
Ich habe Herrn Illauer gefragt wie er korrigiert und er hat eine gute Antwort gegeben.
Warum Sie sich angesprochen fühlen weiß ich nicht. Ich möchte am liebsten einen Smiley zeichnen, aber wer weiß was sich Herr Eberwein dann wieder denkt.
Herr Illauer,
ich lese gerade ihre Aussagen zu halb fertig. Mir ist es einfach angenehmer halb fertig zu schreiben, dann weiß ich, dass ich keine Fehler mache. Diese Nuancen halb fertig oder halb fertig
irritieren mich nicht. Ich moderiere ja zum Beispiel beim Vorlesen mit meiner Sprache. Auch der Leser versteht halb fertig. Aber Herr Ickler vertritt ja die Ansicht, dass sich dieses sowieso von alleine regelt, also lohnt es sich der Diksussion nicht mehr.
Nach Ickler müsste man halbfertig schreiben, ist das so richtig? Das alte Wörterbuch will ich mir nun auch wieder nicht mehr kaufen. Da warte ich dann auf das neue. :-)
Immerhin habe ich jetzt schon einige Wörterbücher. So wird es wohl vielen gehen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 07.04.2001 um 22.00
Es ist wohl so, daß in der üblichen Rechtschreibung oft Zusammenschreibung von Wörtern zu beobachten ist, die ein bestimmtes Betonungsschema aufweisen. Das heißt aber nicht, daß durch die Zusammenschreibung direkt die akustische Betonung verzeichnet wird. Vielmehr handelt es sich wiederum um bedeutungsabhängige Markierungen, die im einen Fall eben akustisch, im anderen optisch realisiert werden. Man sollte die eigentliche Sprache nicht immer nur in der Rede sehen, sondern eher ihr vorgelagert im Sprachzentrum des Hirns, wo sie in Wirklichkeit entsteht. Von dort aus kann sie per Zunge, per Morsetaste oder eben auch per Füller oder Computertastatur kommuniziert werden.
Man stelle sich nun vor, die Kinder würden nicht erst das Lesen und Schreiben, sondern bereits das Sprechen an der Schule lernen. Unsere Kultusminister hätten das artikulierte Reden wahrscheinlich auch für eine viel zu hohe Kunst gehalten, um es den kleinen schwachen Kinderchen zumuten zu können. Differenzierende Betonungen beim Sprechen werden den Sprößlingen an der Schule abgewöhnt, der Sinn wird schon aus dem Kontext hervorgehen. Immerhin müssen sich die Kinder dann später bei einer derart nivellierten gesellschaftlichen Fertigkeit in Eloquenz und Rhetorik nicht mehr gegenüber darin besser talentierten Individuen benachteiligt oder gar diskriminiert sehen.
Weil es nicht nur das optimal Gute und Schöne gibt, darf es das Gute und Schöne nicht mehr geben, damit das weniger Gute und Schöne wenigstens auf dem Papier trotzdem so genannt werden darf. Die deutsche Bildungspolitik ist so absurd, daß man schon Angst vor ihr haben müßte.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.04.2001 um 22.00
Wie kann man nur die Rechtschreibreform gut finden? Es ist meines Erachtens völlig eindeutig, daß diese Reform in jeder Hinsicht eine Verschlechterung darstellt. Die neuen Regeln sind (insgesamt jedenfalls) komplizierter, schwieriger zu lernen und vor allem schwieriger anzuwenden. Sie führen nicht zu einer neuen Einheitsschreibung, sondern zu einer auf sehr lange Zeit gespaltenen, zerstückelten Rechtschreibung. Millionen von Schreibern werden ihrer bisherigen Kompetenz im Umfang der Reform beraubt, werden in Verwirrung und Frustration gestürzt. Auch die Kinder lernen nicht einfach die neue Rechtschreibung (wer das behauptet, überschätzt die langfristige Wirkung des Schulunterrichts in grotesker Weise), sondern müssen mit zwei oder noch mehr Rechtschreibungen leben und zwischen ihnen bewußt unterscheiden können, wenn sie vermeiden wollen, die Schreibweisen hilflos zu vermischen. Darüber hinaus ist die Reform maximal undemokratisch. Wenn nicht einmal ein Volksentscheid von den Volksvertretern anerkannt, sondern einstimmig abgeschafft wird (ein Novum der deutschen Demokratie nach 1945) - wozu sollte man bitte schön noch wählen gehen? Und nicht zuletzt die Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe ...
Die Art, wie Michael Jansen in den Reformregeln interpretierend umherstreift, ist gemessen am Sinn und Zweck von Rechtschreibung ziemlich absurd. Was nützt es, wenn einigen Leuten die Regeln logischer vorkommen, wenn sie in der Praxis schwieriger anzuwenden sind, so daß mehr Fehler entstehen, wie man überall feststellen kann? Was nützt es, wenn die neue Rechtschreibung in einer aktuellen amtlichen Fassung einheitlich in der Schule verwendet wird, einheitlich in einer anderen amtlichen Fassung wenige Jahre später, in einer wieder anderen Fassung einheitlich in vielen Zeitungen, in jeweils noch einer anderen Fassung in der Zeit und in der Neuen Zürcher Zeitung, in einer ganz abgemagerten Form von Universitätsdozenten, unwilligen oder schlecht trainierten Beamten umgesetzt - was nützen alle diese partikularen Einheitlichkeiten, privaten Schreibsysteme und so weiter, wo es doch bei der Rechtschreibung um nichts anderes geht als darum, daß eine ganze Sprachgemeinschaft sich über räumliche, zeitliche und berufliche Grenzen hinweg so einig wie möglich ist, wie man schreibt; und der Schulunterricht genau dazu da sein sollte, den Kindern diese von der Sprachgemeinschaft akzeptierte und gemeinsam gepflegte Schriftnorm beizubringen, wobei sie dieselben Schreibweisen, die sie im Unterricht kennenlernen, sowohl in zuvor verfaßten Texten, insbesondere der deutschen Schriftsteller, als auch in ihrer beruflichen und privaten Zukunft wiederfinden und wiederverwenden sollen??
Die private Zustimmung einzelner Personen oder von einer Minderheit innerhalb der Gesellschaft zur Rechtschreibreform ist in diesem ganz selbstverständlichen Zusammenhang der Rechtschreibung schlicht uninteressant. Fast genauso uninteressant ist es, wie sinnvoll oder einfach eine Regel klingt oder erzählt werden kann - nach dem Maßstab der Reform selbst (das Schreiben erleichtern) käme es bei weitem überwiegend darauf an, wie einfach die Regel anzuwenden ist.
Dazu nur ein Beispiel: die neue ss/ß-Regel. In der üblichen Formulierung könnte man sie für einfacher halten, sie ist es aber in der Praxis nicht, aus zwei Gründen. Zum einen hatten wir am Silben- und Wortende (sowie wenn noch ein t am Wortende folgt) bisher zwei Möglichkeiten: s und ß. Jetzt haben wir drei: s, ss und ß. Es ist völlig unstrittig, daß dies zu mehr Verwechslungen führt. Das könnte nur dann anders sein, wenn das Kriterium vorher kurzer oder langer Vokal einfacher und intuitiver anzwenden wäre als das Kriterium am Silbenende, also hinten. Das ist aber nicht der Fall, weil es jede Menge Ausnahmen von dieser Zuordnung Länge des Vokals entscheidet über Verdoppelung gibt. Das sieht man auch bei anderen Konsonanten, wo nach kurzem, betontem Vokal oft eben nicht der Konsonant verdoppelt wird und wo oft genug die Länge des Vokals nicht in der Schreibung ausgedrückt wird (vgl. Mond/Mund). Kann ja sein, daß das nicht jedem einleuchtet, es ist aber so. Das zeigt auch die mittlerweile umfangreiche Erfahrung mit Texten in alter und neuer Rechtschreibung: viel mehr ss/ß-Fehler als früher. Auch in den Texten von Herrn Jansen finden sich mit typscher Regelmäßigkeit ss/ß-Fehler (ließt, Verwechslung von dass und das), die man zuvor bei einem Schreiber seiner Fähigkeit nur als seltene Ausnahme kannte.
Ich wähle noch einmal den Vergleich mit dem Sozialismus (Enteignung der privilegierten Klasse, brüderliche Gütergemeinschaft der Arbeiter und Bauern inklusive Planwirtschaft), der eine schöne Theorie ist oder als solche empfunden werden kann. Wer sich nur in dieser Theorie bewegt und vor der Realität die Augen verschließt, der wird auch den Sozialismus in der DDR, in der Sowjetunion, auf Kuba oder sonstwo anpreisen können, auch nachdem beispielsweise in China zehn Millionen Menschen verhungert sind oder in der Sowjetunion die Intelligenz in Schauprozessen liquidiert worden ist. Ich mache da nicht mit, sondern schaue mir an, welche Früchte das System in der Praxis hervorbringt. Dann muß man sagen: Die Marktwirtschaft ist auch nicht ideal, aber sie ist in jeder Hinsicht für die Menschen besser (Wohlstand, Bürgerrechte, persönliche Freiheiten). Denn sie geht einfach von einem realistischeren, besser funktionierenden Weltbild aus.
Im Prinzip genauso ist es mit der schönen Idee, den Kindern das Schreiben zu erleichtern, indem der Staat der Gesellschaft eine Rechtschreibreform aufzwingt. Das Ergebnis wird stets schlechter sein als zuvor, das kann man mit Gewißheit voraussagen, schon allein weil die kompetentesten Schreiber diesem Experiment feindlich und verachtungsvoll gegenüberstehen und weil nur die allerwenigsten Erwachsenen in der Lage sind, sich die Regeln einigermaßen vollständig anzueignen und sich beim Schreiben nach ihnen zu richten. Die große Mehrheit kümmert sich nicht darum oder pfuscht hilflos assoziierend zwischen neu, alt und doppelt falsch hin und her. Deshalb interessiert mich die theoretische Erörterung des Regelwerks, die Herrn Jansens Lieblingsbeschäftigung zu sein scheint, nur am Rande. Wenn ich täglich sehe, wie meine Mitmenschen mit der Reform zurechtkommen, nämlich erwartungsgemäß sehr viel schlechter als mit der bisherigen Rechtschreibung, drängt sich mir bei der Lektüre der Beiträge von Herrn Jansen immer wieder der Kommentar auf: Thema verfehlt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Helmut Eberwein am 07.04.2001 um 22.00
- Herr Wrase, ich kann Ihren letztmaligen Eintrag nur voll und ganz
unterstützen. Sie haben noch mal anschaulich zum Ausdruck gebracht,
warum dieser Käse de facto gar nichts nützt.
- Liebe Frau Menges, Danke für den Smiley, ich wollte lediglich
aufzeigen, daß Sie mit Ihrer Wortwahl etwas implizieren möchten, daß
de facto nicht richtig ist. Wer dies nicht verstanden hat, der möge
doch bitte nochmal meinen Eintrag lesen.
Nun gut, es muß ja nicht jeder alles verstehen:-)
P.S.: Es tut mir leid für die zwei factos, aber es paßte so gut...
Helmut Eberwein
eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2001 um 22.00
Auf Herrn Wrases verzweifelte Frage gibt es für meine Begriffe nur eine plausible Antwort : Man kann nur für die Reform sein, wenn man sie tatsächlich für eine hält, wenn man also dem naiven Glauben anhängt, sie sei fortschrittlich. Diese grundlegende Überzeugung ist entscheidend, alle weiteren Bemühungen, wie man sie etwa bei Herrn Jansen beobachten kann, sind Versuche, Gründe für diese Überzeugung zu finden.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 07.04.2001 um 22.00
Das Kästchen zu halb (die GZS betreffend) zeigt beispielhaft die ganze Misere der absurden neuen Kriterien. Sie sind zu schwammig, zu vage und verlangen einen äußerst komplizierten Denkvorgang, der oft in der Aporie endet.
Die Folge: Für den Schreiber (den Schüler gar) wird die Sache viel schwieriger als früher (man vergleiche die gute alte Regel R 209 und die dazugehörigen Punkte im Duden von 1989). Der Leser bekommt keine Information mehr zur Betonung (und es wäre doch so einfach, sie zu geben! Denn in fast allen Fällen bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. - bedeutet Zusammenschreibung Betonung des ersten Bestandteils. Fehler sind da nicht möglich! Und der Leser weiß dann, welche Aussprache dem Schreiber vorschwebt), und Wörter werden aus dem Lexikon gestrichen.
Das ist ungefähr so, wie wenn man eine moderne Elektrolok durch eine uralte Dampfmaschine ersetzt. Nur Nachteile! Ein Rückschritt in jeder Beziehung!
Was soll die Unterscheidung zwischen halb als Gegensatz zu ganz und halb als bedeutungsabschwächender Zusatz? Da läßt sich fast in jedem Einzelfall streiten. Denn bei halb denkt man mit Recht i m m e r an ganz! Und abschwächend ist es irgendwie natürlich auch in sehr vielen Fällen! halb verhungert warum hier nicht abschwächend? halbhoch warum darf ich hier nicht an die ganze Höhe eines hohen Zauns denken; warum darf ich nicht daran denken, daß dieser Zaun nur die halbe Höhe hat? Nur abschwächend??? Warum darf ich nicht daran denken, daß bei halbbitter eine Mitte gemeint ist in der Skala der Bitterkeit? (ganz bitter, halb bitter, überhaupt nicht bitter..) Also eine wirkliche Hälfte? Nicht bloß abschwächend! Warum schreibt der neue Duden halbseiden zusammen? Herr Jansen! Denn hier steht doch halb ziemlich eindeutig im Gegensatz zu ganz: nicht ganz, nur zur Hälfte aus Seide, sonst aus Wolle! Bedeutungsabschwächender Zusatz????
Zur Wortvernichtung: halboffen und halbfertig beispielsweise stehen als eigene Wörter in meinem Wahrig (1994).
Noch vier Bemerkungen an Herrn Jansen:
1) Aus derselben Betonung bei Auto fahren (entsprechend: Fahrrad fahren, Ski fahren, Fleisch kaufen, Wurst kaufen...) darf man nicht schließen, daß Zusammenschreibung bei Wörtern wie hálboffen usw. nicht gerechtfertigt sei, weil oben ja auch nicht zusammengeschrieben werde. Die Verbindung bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. ist (wenn vorne betont) viel enger und ganz anders als bei den oben zitierten Ausdrücken!
2) Der erste Bestandteil von wohlbekannt (wohl = Adverb zu gut) kann natürlich gesteigert werden, und das Wort ist deshalb nach dem Unsinnskriterium der neuen GZS getrennt zu schreiben: besser bekannt, bestens bekannt.
3) Der neue Duden ist eine Schande für die deutsche Sprachwissenschaft. Sind Sie da meiner Meinung, Herr Jansen? Sie haben meine dudenkritischen Fragen leider (fast) nicht beantwortet. Da werden Hunderte von Wörtern als Einheit gekennzeichnet (durch das Betonungszeichen) und gleichzeitig getrennt geschrieben! Was soll das?
4) Nochmals: Warum soll dem Schreiber bei Verbindungen mit halb, hoch, wohl, neu, voll...in Zukunft verboten sein (weil Betonung nur ein ganz nebensächliches Kriterium sein darf), dem Leser eine erwünschte kleine Hilfe zu geben? Nur Nutzen! Kein Schaden! Wenn ich mir vorstelle halb náckt oder hálb náckt, dann schreibe ich halb nackt, und wenn ich mir vorstelle hálb nackt, dann schreibe ich halbnackt! Warum soll so etwas Einfaches, Hilfreiches, Vernünftiges keine allgemeine Regel sein? Ich möchte einen wirklichen Grund wissen. Die bloße Behauptung, die neuen Kriterien seien besser, hilft mir nicht weiter. Ich brauche überzeugende Beweise. Und der Beweis kann nur so aussehen: leichter für den Schreibenden (unwichtig!), besser für den Leser, keine Wortbeseitigung.
Die Tatsachen sprechen klar für das Gegenteil: schwerer für den Schreibenden, weniger Information für den Leser, Wortzerstörung.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Wenn man über den ersten Anfang hinausgelangt ist, möchte man sich mit den Feinheiten der deutschen Orthographie vertraut machen. Dann muß man natürlich die Lösungen kennen, die die Sprachgemeinschaft im Laufe vieler Jahre für bestimmte Aufgaben gefunden hat. Neben dem Wörterverzeichnis gibt es Regeln: das sind Versuche, die Aufgaben und die Lösungen auf Begriffe zu bringen. Zum Beispiel scheint es mir (und anderen) so zu sein, daß Zusammensetzungen mit halb- auf eine gewisse Terminologisierung hindeuten, wie das entsprechende griechische und lateinische hemi- bzw. semi-. In meinem Wörterbuch steht deshalb: betontes Erstglied in zusammengesetzten, meist klassifizierenden Adjektiven: halbamtlich usw., aber halb ámtlich (und halb privat). Usw. Damit ist der Gegensatz zwischen klassifizierend und bloß beschreibend vorläufig gekennzeichnet, für die meisten Zwecke wohl ausreichend. Dasselbe Erklärungsschema trifft noch an anderen Stellen der Sprache zu, es ist ein universelles Gesetz; man denke an die festen Begriffe, die ja von der Neuregelung besonders kraß vernachlässigt werden, weil die zuständigen Herren so sehr auf ihren beschränkten Eigennamen-Begriff fixiert waren und die Großschreibung grundsätzlich darauf beschränken wollten (schneller Brüter, erste Hilfe usw.). Damit liegen sie völlig daneben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 07.04.2001 um 22.00
a.)Dieses Beispiel gefällt mir sehr, Herr Ickler. Kaum ist Latein im Gespräch kann ich auch etwas damit anfangen :
Halbamtlich und halb amtlich sind in der Betonung und im Begriff unterschiedlich und damit ist dieses Beispiel verständlich.
b.)Aber was hat das mit halbfertig zu tun. Beide Gerichte sind eben halb fertig und es gibt für mich keine Unterschiede. Damit sind wir bei der Bezeichnung der Ausnahmen. Was nicht fertig ist, ist eben halb fertig oder nicht gar.
Fazit:
Es sollte eine Rechtschreibung in der Vereinfachung ohne Ausnahmen geben. Das wird leider nie der Fall sein. Es wäre aber bitter und dringend nötig. Entweder bleiben diese Wörter in der Zusammenschreibung oder man schreibt sie auseinander. Dieses Problem impliziert eine Reihe anderer Wörter und anderer Probleme. Ich sehe sehr wohl die Differenzierung, Herr Ickler, und ich verstehe sie. Ich bin aber anderer Meinung; gerade für Ausländer wird dadurch die Deutsche Sprache erschwert.
Und über Schönheit und Ästhetik haben wir uns grundlegend auseinandergesetzt, Herr Melsa. Die kann jeder so sehen, wie er möchte, denn darüber kann man sowenig streiten wie über seinen Glauben! Aber da gehen Sie auf die Befürworter überhaupt nicht zu!
RenateMariaMenges
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Ich würde zum Beispiel sagen: Mit dem neuen Buch bin ich schon halb fertig. Dagegen würde man von ausgesprochenen Halbfertigprodukten sagen, daß sie halbfertig seien: halbfertige Bauteile usw. Wenn Sie, verehrte Frau Menges, immer getrennt schreiben wollen, können Sie das natürlich tun, aber die genannten, von Ihnen ja auch grundsätzlich gutgeheißene Unterscheidung entgeht Ihnen dann. Wie gesagt, es sind Feinheiten, für die Schule sicher ein bißchen zu viel.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Mit Ausnahmen hat das alles gar nichts zu tun. Ausnahmen sind unmotiviert, Unterscheidungen sind gerade das Gegenteil. Die eigentliche Aufgabe besteht darin, erstens die Gründe möglichst gut zu erklären und zweitens für die Anfänger eine Auswahl zu treffen und in eine gescheite Progression zu bringen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Hier ist noch etwas für Frau Menges:
In der heutigen Zeitung steht ein dpa-Bericht über die wirklich sehr aufregenden Saurier-Funde in Patagonien. Ich lese:
Zwei Pflanzen fressende und ein Fleisch fressender Dinosaurier ...
Hier spürt wohl jeder, daß die neue Getrenntschreibung eine Verschlechterung gegenüber der bisherigen Schreibweise darstellt. Wer sich mit der Grammatik und Geschichte des ersten Partizips auskennt, weiß auch, warum das so ist. Das erweiterte Partizip I ist im gesprochenen Deutsch selten und in den Dialekten unbekannt, es ist eine Nachbildung lateinischer Humanistenprosa. Dagegen kann das zusammengesetzte Adjektiv fleischfressend usw. ohne weiteres wie ein einfaches aus einem Partizip stammendes (!) Adjektiv (entzückend, reizend) verwendet werden.
Zweitens erweckt die Konstruktion den Eindruck, daß die Saurier gerade mal eben Pflanzen fressen, während es sich in Wirklichkeit um eine klassifizierende Zuschreibung handelt; auch das spricht für Zusammenschreibung.
Drittens verstößt die Konstruktion gegen das Gebot der Höflichkeit gegenüber dem Leser, der nicht in die Irre geführt werden soll. Man fängt an zwei Pflanzen ... und stutzt.
Abschließend sei noch einmal an den Denkfehler der Reformer erinnert, der dazu führte, daß Blut bildend, aber blutstillend, Kosten sparend, aber kostensenkend zu schreiben ist - weil in einem Fall jeweils etwas weggefallen zu sein scheint (nämlich der Artikel: senkt DIE Kosten, aber spart Kosten usw.). In Wirklichkeit hat aber die Bildung solcher Komposita überhaupt nichts mit den Gründen der Artikelsetzung bzw. -nichtsetzung zu tun. Dies hat die Kommission inzwischen eingesehen und den beiden Wörterbuchredaktionen, mit denen sie in geschäftlichen Beziehungen steht, entsprechende Änderungen nahegelegt. Der Hauptfehler ist aber noch nicht getilgt. Demnächst werden auch pflanzenfressend und eisenverarbeitend (und natürlich auch sogenannt) wiederhergestellt werden. Die Zeitung von heute wird dann ein Zeugnis aus jener wirren Zeit sein, an die sich die folgsamen Deutschen mit Kopfschütteln erinnern werden: Was für verrückte Kerle wir doch damals waren!
Übrigens schreibt der neueste FOCUS der KMK-Vorsitzenden Schavan die Äußerung nicht sehr Erfolg versprechend zu. Geschieht ihr recht! Wenn die Deutschen schon das einzige Volk sind, das von Amts wegen seine Muttersprache nicht beherrscht, dann muß die oberste Kultusministerin, die das ganze Unternehmen mitverantwortet, ebenfalls bloßgestellt werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Wenn man über den ersten Anfang hinausgelangt ist, möchte man sich mit den Feinheiten der deutschen Orthographie vertraut machen. Dann muß man natürlich die Lösungen kennen, die die Sprachgemeinschaft im Laufe vieler Jahre für bestimmte Aufgaben gefunden hat. Neben dem Wörterverzeichnis gibt es Regeln: das sind Versuche, die Aufgaben und die Lösungen auf Begriffe zu bringen. Zum Beispiel scheint es mir (und anderen) so zu sein, daß Zusammensetzungen mit halb- auf eine gewisse Terminologisierung hindeuten, wie das entsprechende griechische und lateinische hemi- bzw. semi-. In meinem Wörterbuch steht deshalb: betontes Erstglied in zusammengesetzten, meist klassifizierenden Adjektiven: halbamtlich usw., aber halb ámtlich (und halb privat). Usw. Damit ist der Gegensatz zwischen klassifizierend und bloß beschreibend vorläufig gekennzeichnet, für die meisten Zwecke wohl ausreichend. Dasselbe Erklärungsschema trifft noch an anderen Stellen der Sprache zu, es ist ein universelles Gesetz; man denke an die festen Begriffe, die ja von der Neuregelung besonders kraß vernachlässigt werden, weil die zuständigen Herren so sehr auf ihren beschränkten Eigennamen-Begriff fixiert waren und die Großschreibung grundsätzlich darauf beschränken wollten (schneller Brüter, erste Hilfe usw.). Damit liegen sie völlig daneben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 07.04.2001 um 22.00
a.)Dieses Beispiel gefällt mir sehr, Herr Ickler. Kaum ist Latein im Gespräch kann ich auch etwas damit anfangen :
Halbamtlich und halb amtlich sind in der Betonung und im Begriff unterschiedlich und damit ist dieses Beispiel verständlich.
b.)Aber was hat das mit halbfertig zu tun. Beide Gerichte sind eben halb fertig und es gibt für mich keine Unterschiede. Damit sind wir bei der Bezeichnung der Ausnahmen. Was nicht fertig ist, ist eben halb fertig oder nicht gar.
Fazit:
Es sollte eine Rechtschreibung in der Vereinfachung ohne Ausnahmen geben. Das wird leider nie der Fall sein. Es wäre aber bitter und dringend nötig. Entweder bleiben diese Wörter in der Zusammenschreibung oder man schreibt sie auseinander. Dieses Problem impliziert eine Reihe anderer Wörter und anderer Probleme. Ich sehe sehr wohl die Differenzierung, Herr Ickler, und ich verstehe sie. Ich bin aber anderer Meinung; gerade für Ausländer wird dadurch die Deutsche Sprache erschwert.
Und über Schönheit und Ästhetik haben wir uns grundlegend auseinandergesetzt, Herr Melsa. Die kann jeder so sehen, wie er möchte, denn darüber kann man sowenig streiten wie über seinen Glauben! Aber da gehen Sie auf die Befürworter überhaupt nicht zu!
RenateMariaMenges
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Ich würde zum Beispiel sagen: Mit dem neuen Buch bin ich schon halb fertig. Dagegen würde man von ausgesprochenen Halbfertigprodukten sagen, daß sie halbfertig seien: halbfertige Bauteile usw. Wenn Sie, verehrte Frau Menges, immer getrennt schreiben wollen, können Sie das natürlich tun, aber die genannten, von Ihnen ja auch grundsätzlich gutgeheißene Unterscheidung entgeht Ihnen dann. Wie gesagt, es sind Feinheiten, für die Schule sicher ein bißchen zu viel.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Mit Ausnahmen hat das alles gar nichts zu tun. Ausnahmen sind unmotiviert, Unterscheidungen sind gerade das Gegenteil. Die eigentliche Aufgabe besteht darin, erstens die Gründe möglichst gut zu erklären und zweitens für die Anfänger eine Auswahl zu treffen und in eine gescheite Progression zu bringen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2001 um 22.00
Hier ist noch etwas für Frau Menges:
In der heutigen Zeitung steht ein dpa-Bericht über die wirklich sehr aufregenden Saurier-Funde in Patagonien. Ich lese:
Zwei Pflanzen fressende und ein Fleisch fressender Dinosaurier ...
Hier spürt wohl jeder, daß die neue Getrenntschreibung eine Verschlechterung gegenüber der bisherigen Schreibweise darstellt. Wer sich mit der Grammatik und Geschichte des ersten Partizips auskennt, weiß auch, warum das so ist. Das erweiterte Partizip I ist im gesprochenen Deutsch selten und in den Dialekten unbekannt, es ist eine Nachbildung lateinischer Humanistenprosa. Dagegen kann das zusammengesetzte Adjektiv fleischfressend usw. ohne weiteres wie ein einfaches aus einem Partizip stammendes (!) Adjektiv (entzückend, reizend) verwendet werden.
Zweitens erweckt die Konstruktion den Eindruck, daß die Saurier gerade mal eben Pflanzen fressen, während es sich in Wirklichkeit um eine klassifizierende Zuschreibung handelt; auch das spricht für Zusammenschreibung.
Drittens verstößt die Konstruktion gegen das Gebot der Höflichkeit gegenüber dem Leser, der nicht in die Irre geführt werden soll. Man fängt an zwei Pflanzen ... und stutzt.
Abschließend sei noch einmal an den Denkfehler der Reformer erinnert, der dazu führte, daß Blut bildend, aber blutstillend, Kosten sparend, aber kostensenkend zu schreiben ist - weil in einem Fall jeweils etwas weggefallen zu sein scheint (nämlich der Artikel: senkt DIE Kosten, aber spart Kosten usw.). In Wirklichkeit hat aber die Bildung solcher Komposita überhaupt nichts mit den Gründen der Artikelsetzung bzw. -nichtsetzung zu tun. Dies hat die Kommission inzwischen eingesehen und den beiden Wörterbuchredaktionen, mit denen sie in geschäftlichen Beziehungen steht, entsprechende Änderungen nahegelegt. Der Hauptfehler ist aber noch nicht getilgt. Demnächst werden auch pflanzenfressend und eisenverarbeitend (und natürlich auch sogenannt) wiederhergestellt werden. Die Zeitung von heute wird dann ein Zeugnis aus jener wirren Zeit sein, an die sich die folgsamen Deutschen mit Kopfschütteln erinnern werden: Was für verrückte Kerle wir doch damals waren!
Übrigens schreibt der neueste FOCUS der KMK-Vorsitzenden Schavan die Äußerung nicht sehr Erfolg versprechend zu. Geschieht ihr recht! Wenn die Deutschen schon das einzige Volk sind, das von Amts wegen seine Muttersprache nicht beherrscht, dann muß die oberste Kultusministerin, die das ganze Unternehmen mitverantwortet, ebenfalls bloßgestellt werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 07.04.2001 um 22.00
Das Kästchen zu halb (die GZS betreffend) zeigt beispielhaft die ganze Misere der absurden neuen Kriterien. Sie sind zu schwammig, zu vage und verlangen einen äußerst komplizierten Denkvorgang, der oft in der Aporie endet.
Die Folge: Für den Schreiber (den Schüler gar) wird die Sache viel schwieriger als früher (man vergleiche die gute alte Regel R 209 und die dazugehörigen Punkte im Duden von 1989). Der Leser bekommt keine Information mehr zur Betonung (und es wäre doch so einfach, sie zu geben! Denn in fast allen Fällen bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. - bedeutet Zusammenschreibung Betonung des ersten Bestandteils. Fehler sind da nicht möglich! Und der Leser weiß dann, welche Aussprache dem Schreiber vorschwebt), und Wörter werden aus dem Lexikon gestrichen.
Das ist ungefähr so, wie wenn man eine moderne Elektrolok durch eine uralte Dampfmaschine ersetzt. Nur Nachteile! Ein Rückschritt in jeder Beziehung!
Was soll die Unterscheidung zwischen halb als Gegensatz zu ganz und halb als bedeutungsabschwächender Zusatz? Da läßt sich fast in jedem Einzelfall streiten. Denn bei halb denkt man mit Recht i m m e r an ganz! Und abschwächend ist es irgendwie natürlich auch in sehr vielen Fällen! halb verhungert warum hier nicht abschwächend? halbhoch warum darf ich hier nicht an die ganze Höhe eines hohen Zauns denken; warum darf ich nicht daran denken, daß dieser Zaun nur die halbe Höhe hat? Nur abschwächend??? Warum darf ich nicht daran denken, daß bei halbbitter eine Mitte gemeint ist in der Skala der Bitterkeit? (ganz bitter, halb bitter, überhaupt nicht bitter..) Also eine wirkliche Hälfte? Nicht bloß abschwächend! Warum schreibt der neue Duden halbseiden zusammen? Herr Jansen! Denn hier steht doch halb ziemlich eindeutig im Gegensatz zu ganz: nicht ganz, nur zur Hälfte aus Seide, sonst aus Wolle! Bedeutungsabschwächender Zusatz????
Zur Wortvernichtung: halboffen und halbfertig beispielsweise stehen als eigene Wörter in meinem Wahrig (1994).
Noch vier Bemerkungen an Herrn Jansen:
1) Aus derselben Betonung bei Auto fahren (entsprechend: Fahrrad fahren, Ski fahren, Fleisch kaufen, Wurst kaufen...) darf man nicht schließen, daß Zusammenschreibung bei Wörtern wie hálboffen usw. nicht gerechtfertigt sei, weil oben ja auch nicht zusammengeschrieben werde. Die Verbindung bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. ist (wenn vorne betont) viel enger und ganz anders als bei den oben zitierten Ausdrücken!
2) Der erste Bestandteil von wohlbekannt (wohl = Adverb zu gut) kann natürlich gesteigert werden, und das Wort ist deshalb nach dem Unsinnskriterium der neuen GZS getrennt zu schreiben: besser bekannt, bestens bekannt.
3) Der neue Duden ist eine Schande für die deutsche Sprachwissenschaft. Sind Sie da meiner Meinung, Herr Jansen? Sie haben meine dudenkritischen Fragen leider (fast) nicht beantwortet. Da werden Hunderte von Wörtern als Einheit gekennzeichnet (durch das Betonungszeichen) und gleichzeitig getrennt geschrieben! Was soll das?
4) Nochmals: Warum soll dem Schreiber bei Verbindungen mit halb, hoch, wohl, neu, voll...in Zukunft verboten sein (weil Betonung nur ein ganz nebensächliches Kriterium sein darf), dem Leser eine erwünschte kleine Hilfe zu geben? Nur Nutzen! Kein Schaden! Wenn ich mir vorstelle halb náckt oder hálb náckt, dann schreibe ich halb nackt, und wenn ich mir vorstelle hálb nackt, dann schreibe ich halbnackt! Warum soll so etwas Einfaches, Hilfreiches, Vernünftiges keine allgemeine Regel sein? Ich möchte einen wirklichen Grund wissen. Die bloße Behauptung, die neuen Kriterien seien besser, hilft mir nicht weiter. Ich brauche überzeugende Beweise. Und der Beweis kann nur so aussehen: leichter für den Schreibenden (unwichtig!), besser für den Leser, keine Wortbeseitigung.
Die Tatsachen sprechen klar für das Gegenteil: schwerer für den Schreibenden, weniger Information für den Leser, Wortzerstörung.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.04.2001 um 22.00
Wie kann man nur die Rechtschreibreform gut finden? Es ist meines Erachtens völlig eindeutig, daß diese Reform in jeder Hinsicht eine Verschlechterung darstellt. Die neuen Regeln sind (insgesamt jedenfalls) komplizierter, schwieriger zu lernen und vor allem schwieriger anzuwenden. Sie führen nicht zu einer neuen Einheitsschreibung, sondern zu einer auf sehr lange Zeit gespaltenen, zerstückelten Rechtschreibung. Millionen von Schreibern werden ihrer bisherigen Kompetenz im Umfang der Reform beraubt, werden in Verwirrung und Frustration gestürzt. Auch die Kinder lernen nicht einfach die neue Rechtschreibung (wer das behauptet, überschätzt die langfristige Wirkung des Schulunterrichts in grotesker Weise), sondern müssen mit zwei oder noch mehr Rechtschreibungen leben und zwischen ihnen bewußt unterscheiden können, wenn sie vermeiden wollen, die Schreibweisen hilflos zu vermischen. Darüber hinaus ist die Reform maximal undemokratisch. Wenn nicht einmal ein Volksentscheid von den Volksvertretern anerkannt, sondern einstimmig abgeschafft wird (ein Novum der deutschen Demokratie nach 1945) - wozu sollte man bitte schön noch wählen gehen? Und nicht zuletzt die Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe ...
Die Art, wie Michael Jansen in den Reformregeln interpretierend umherstreift, ist gemessen am Sinn und Zweck von Rechtschreibung ziemlich absurd. Was nützt es, wenn einigen Leuten die Regeln logischer vorkommen, wenn sie in der Praxis schwieriger anzuwenden sind, so daß mehr Fehler entstehen, wie man überall feststellen kann? Was nützt es, wenn die neue Rechtschreibung in einer aktuellen amtlichen Fassung einheitlich in der Schule verwendet wird, einheitlich in einer anderen amtlichen Fassung wenige Jahre später, in einer wieder anderen Fassung einheitlich in vielen Zeitungen, in jeweils noch einer anderen Fassung in der Zeit und in der Neuen Zürcher Zeitung, in einer ganz abgemagerten Form von Universitätsdozenten, unwilligen oder schlecht trainierten Beamten umgesetzt - was nützen alle diese partikularen Einheitlichkeiten, privaten Schreibsysteme und so weiter, wo es doch bei der Rechtschreibung um nichts anderes geht als darum, daß eine ganze Sprachgemeinschaft sich über räumliche, zeitliche und berufliche Grenzen hinweg so einig wie möglich ist, wie man schreibt; und der Schulunterricht genau dazu da sein sollte, den Kindern diese von der Sprachgemeinschaft akzeptierte und gemeinsam gepflegte Schriftnorm beizubringen, wobei sie dieselben Schreibweisen, die sie im Unterricht kennenlernen, sowohl in zuvor verfaßten Texten, insbesondere der deutschen Schriftsteller, als auch in ihrer beruflichen und privaten Zukunft wiederfinden und wiederverwenden sollen??
Die private Zustimmung einzelner Personen oder von einer Minderheit innerhalb der Gesellschaft zur Rechtschreibreform ist in diesem ganz selbstverständlichen Zusammenhang der Rechtschreibung schlicht uninteressant. Fast genauso uninteressant ist es, wie sinnvoll oder einfach eine Regel klingt oder erzählt werden kann - nach dem Maßstab der Reform selbst (das Schreiben erleichtern) käme es bei weitem überwiegend darauf an, wie einfach die Regel anzuwenden ist.
Dazu nur ein Beispiel: die neue ss/ß-Regel. In der üblichen Formulierung könnte man sie für einfacher halten, sie ist es aber in der Praxis nicht, aus zwei Gründen. Zum einen hatten wir am Silben- und Wortende (sowie wenn noch ein t am Wortende folgt) bisher zwei Möglichkeiten: s und ß. Jetzt haben wir drei: s, ss und ß. Es ist völlig unstrittig, daß dies zu mehr Verwechslungen führt. Das könnte nur dann anders sein, wenn das Kriterium vorher kurzer oder langer Vokal einfacher und intuitiver anzwenden wäre als das Kriterium am Silbenende, also hinten. Das ist aber nicht der Fall, weil es jede Menge Ausnahmen von dieser Zuordnung Länge des Vokals entscheidet über Verdoppelung gibt. Das sieht man auch bei anderen Konsonanten, wo nach kurzem, betontem Vokal oft eben nicht der Konsonant verdoppelt wird und wo oft genug die Länge des Vokals nicht in der Schreibung ausgedrückt wird (vgl. Mond/Mund). Kann ja sein, daß das nicht jedem einleuchtet, es ist aber so. Das zeigt auch die mittlerweile umfangreiche Erfahrung mit Texten in alter und neuer Rechtschreibung: viel mehr ss/ß-Fehler als früher. Auch in den Texten von Herrn Jansen finden sich mit typscher Regelmäßigkeit ss/ß-Fehler (ließt, Verwechslung von dass und das), die man zuvor bei einem Schreiber seiner Fähigkeit nur als seltene Ausnahme kannte.
Ich wähle noch einmal den Vergleich mit dem Sozialismus (Enteignung der privilegierten Klasse, brüderliche Gütergemeinschaft der Arbeiter und Bauern inklusive Planwirtschaft), der eine schöne Theorie ist oder als solche empfunden werden kann. Wer sich nur in dieser Theorie bewegt und vor der Realität die Augen verschließt, der wird auch den Sozialismus in der DDR, in der Sowjetunion, auf Kuba oder sonstwo anpreisen können, auch nachdem beispielsweise in China zehn Millionen Menschen verhungert sind oder in der Sowjetunion die Intelligenz in Schauprozessen liquidiert worden ist. Ich mache da nicht mit, sondern schaue mir an, welche Früchte das System in der Praxis hervorbringt. Dann muß man sagen: Die Marktwirtschaft ist auch nicht ideal, aber sie ist in jeder Hinsicht für die Menschen besser (Wohlstand, Bürgerrechte, persönliche Freiheiten). Denn sie geht einfach von einem realistischeren, besser funktionierenden Weltbild aus.
Im Prinzip genauso ist es mit der schönen Idee, den Kindern das Schreiben zu erleichtern, indem der Staat der Gesellschaft eine Rechtschreibreform aufzwingt. Das Ergebnis wird stets schlechter sein als zuvor, das kann man mit Gewißheit voraussagen, schon allein weil die kompetentesten Schreiber diesem Experiment feindlich und verachtungsvoll gegenüberstehen und weil nur die allerwenigsten Erwachsenen in der Lage sind, sich die Regeln einigermaßen vollständig anzueignen und sich beim Schreiben nach ihnen zu richten. Die große Mehrheit kümmert sich nicht darum oder pfuscht hilflos assoziierend zwischen neu, alt und doppelt falsch hin und her. Deshalb interessiert mich die theoretische Erörterung des Regelwerks, die Herrn Jansens Lieblingsbeschäftigung zu sein scheint, nur am Rande. Wenn ich täglich sehe, wie meine Mitmenschen mit der Reform zurechtkommen, nämlich erwartungsgemäß sehr viel schlechter als mit der bisherigen Rechtschreibung, drängt sich mir bei der Lektüre der Beiträge von Herrn Jansen immer wieder der Kommentar auf: Thema verfehlt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Helmut Eberwein am 07.04.2001 um 22.00
- Herr Wrase, ich kann Ihren letztmaligen Eintrag nur voll und ganz
unterstützen. Sie haben noch mal anschaulich zum Ausdruck gebracht,
warum dieser Käse de facto gar nichts nützt.
- Liebe Frau Menges, Danke für den Smiley, ich wollte lediglich
aufzeigen, daß Sie mit Ihrer Wortwahl etwas implizieren möchten, daß
de facto nicht richtig ist. Wer dies nicht verstanden hat, der möge
doch bitte nochmal meinen Eintrag lesen.
Nun gut, es muß ja nicht jeder alles verstehen:-)
P.S.: Es tut mir leid für die zwei factos, aber es paßte so gut...
Helmut Eberwein
eingetragen von Reinhard Markner am 07.04.2001 um 22.00
Auf Herrn Wrases verzweifelte Frage gibt es für meine Begriffe nur eine plausible Antwort : Man kann nur für die Reform sein, wenn man sie tatsächlich für eine hält, wenn man also dem naiven Glauben anhängt, sie sei fortschrittlich. Diese grundlegende Überzeugung ist entscheidend, alle weiteren Bemühungen, wie man sie etwa bei Herrn Jansen beobachten kann, sind Versuche, Gründe für diese Überzeugung zu finden.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Melsa am 07.04.2001 um 22.00
Es ist wohl so, daß in der üblichen Rechtschreibung oft Zusammenschreibung von Wörtern zu beobachten ist, die ein bestimmtes Betonungsschema aufweisen. Das heißt aber nicht, daß durch die Zusammenschreibung direkt die akustische Betonung verzeichnet wird. Vielmehr handelt es sich wiederum um bedeutungsabhängige Markierungen, die im einen Fall eben akustisch, im anderen optisch realisiert werden. Man sollte die eigentliche Sprache nicht immer nur in der Rede sehen, sondern eher ihr vorgelagert im Sprachzentrum des Hirns, wo sie in Wirklichkeit entsteht. Von dort aus kann sie per Zunge, per Morsetaste oder eben auch per Füller oder Computertastatur kommuniziert werden.
Man stelle sich nun vor, die Kinder würden nicht erst das Lesen und Schreiben, sondern bereits das Sprechen an der Schule lernen. Unsere Kultusminister hätten das artikulierte Reden wahrscheinlich auch für eine viel zu hohe Kunst gehalten, um es den kleinen schwachen Kinderchen zumuten zu können. Differenzierende Betonungen beim Sprechen werden den Sprößlingen an der Schule abgewöhnt, der Sinn wird schon aus dem Kontext hervorgehen. Immerhin müssen sich die Kinder dann später bei einer derart nivellierten gesellschaftlichen Fertigkeit in Eloquenz und Rhetorik nicht mehr gegenüber darin besser talentierten Individuen benachteiligt oder gar diskriminiert sehen.
Weil es nicht nur das optimal Gute und Schöne gibt, darf es das Gute und Schöne nicht mehr geben, damit das weniger Gute und Schöne wenigstens auf dem Papier trotzdem so genannt werden darf. Die deutsche Bildungspolitik ist so absurd, daß man schon Angst vor ihr haben müßte.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von RenateMariaMenges am 07.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Eberwein,
ich finde Ihre Nachfrage etwas sonderbar.
Ich habe Herrn Illauer gefragt wie er korrigiert und er hat eine gute Antwort gegeben.
Warum Sie sich angesprochen fühlen weiß ich nicht. Ich möchte am liebsten einen Smiley zeichnen, aber wer weiß was sich Herr Eberwein dann wieder denkt.
Herr Illauer,
ich lese gerade ihre Aussagen zu halb fertig. Mir ist es einfach angenehmer halb fertig zu schreiben, dann weiß ich, dass ich keine Fehler mache. Diese Nuancen halb fertig oder halb fertig
irritieren mich nicht. Ich moderiere ja zum Beispiel beim Vorlesen mit meiner Sprache. Auch der Leser versteht halb fertig. Aber Herr Ickler vertritt ja die Ansicht, dass sich dieses sowieso von alleine regelt, also lohnt es sich der Diksussion nicht mehr.
Nach Ickler müsste man halbfertig schreiben, ist das so richtig? Das alte Wörterbuch will ich mir nun auch wieder nicht mehr kaufen. Da warte ich dann auf das neue. :-)
Immerhin habe ich jetzt schon einige Wörterbücher. So wird es wohl vielen gehen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
In der Welt am Sonntag (online) lese ich heute morgen in einem Artikel den Ausdruck halb fertig. Ich fühle mich bei solchen Schreibungen als Leser neuerdings immer ganz unsicher. Denn ich weiß nicht, wie ich betonen soll, wenn ich den Text laut vorlesen will: hálbfertig oder halb fértig? Früher war die Sache klar! Schrieb der Verfasser zusammen, stellte er sich hálbfertig vor, schrieb er getrennt, stellte er sich halb fértig vor.
Das ist das Fürchterlichste an der neuen Getrenntschreibung: Der Leser bekommt weniger Informationen. Er wird oft im unklaren gelassen über die vom Schreiber beabsichtigte Aussprache.
Laut neuestem Duden gibt es nur die Betonung hálbfertig. Man darf getrennt schreiben oder zusammen.
Aber es gibt natürlich auch die Betonung halb fértig! (Er war mit seiner Arbeit erst halb fertig).
Fazit: Die neue Getrenntschreibung bedeutet einen erheblichen Verlust an Lesefreundlichkeit. Es ist eine schlichte Frechheit, dem Leser, vor allem dem ausländischen Leser und den Kindern, ständig die Wahl zu überlassen, wie er betonen soll, ihm dazu keine klare Information mehr zu geben.
Und ich staune wieder über die Zeitungen, die so etwas mitmachen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 06.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer!
Schon lange interessiert es mich, wie Sie Ihre Osterkorrekturen erledigen. Müssen die kids nun in alter Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in neuer Rechtschreibung schreiben? In welcher Rechtschreibung schreiben Sie Ihre Lernzielkontrollen etc.? Was sagen die Kollegen?
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges!
Die Schüler schreiben selbstverständlich in der neuen Rechtschreibung, die sich allerdings beschränkt auf das ss und einige Kleinigkeiten.
Ich selber schreibe meine Rand- und Schlußbemerkungen mit dem neuen ss (korrigiere das auch in die Aufsätze hinein), ansonsten bleibe ich (mit kleinen Korrekturen) bei der alten Schreibung.
Selbstverständlich werden Verstöße gegen die von der Reform betroffenen Fälle von GZS und von Groß- und Kleinschreibung nicht als Fehler bewertet. Diese Fälle kommen pro Aufsatz ganz selten vor! Manchmal gar nicht, manchmal nur ein- oder zweimal.
Ich erlaube mir allerdings, Exzesse der neuen Schreibung zu verbessern: Hand voll... Ich rechne das selbstverständlich nicht als Fehler, merke aber an, daß die alte Schreibung hier besser war.
99 Prozent aller Deutschlehrer halten die Reform für mißlungen. Aber da die Reform (ohnehin keine Fehler!) keine Rolle spielt für die Benotung (siehe auch Anmerkung 2), ist sie unter Deutschlehrern kein Gesprächsthema.
Zwei Anmerkungen:
1) Die Fehlerzahl ist leicht gestiegen. Ein gewisses Wuchern falscher Getrenntschreibungen und noch schlechtere Kommasetzung als früher (schuld sind die Bücher in Reformschreibung und die Zeitungen), ein gewisses Wuchern von falschem ss.
2) Die Reform ist unter den Lehrern vor allem deshalb kein Thema, weil 99 Prozent der Rechtschreibfehler, die wir früher als schlimme Rechtschreibfehler anstreichen mußten und die dann die Aufsatznote beeinflußten, von der Reform nicht betroffen sind. Da hat sich nichts geändert! Da gibt es keine Fehlervermeidung! Wir Deutschlehrer haben andere Rechtschreibsorgen als Fälle von Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, über die sich Wissenschaftler streiten.
Daß die Kultusminister von der Rechtschreibwirklichkeit an unseren Schulen, von unseren wirklichen Problemen nicht die geringste Ahnung hatten (und wohl auch noch haben), dafür ist das unsägliche Geschwätz der Minister, die Fehlerzahlen würden nach Einführung der Reform um 50 Prozent zurückgehen, der beste Beweis. Oder haben sie bewußt gelogen? Das könnte natürlich auch sein. Oder hatten sie nicht die geringste Ahnung von der neuen Schreibung und glaubten tatsächlich an die große Erleichterung? Das könnte auch sein.
Mit welchen Fehlern haben wir Lehrer in der Unterstufe eines Gymnasiums zu kämpfen?
Lesen Sie bitte, Frau Menges, die Fehlerlisten, die im Forum zu finden sind (unter wissenschaftliche Untersuchungen).
Wenn Sie diese Listen studiert haben, werden Sie erkennen: Die Reform hat für die Schule keine Bedeutung.
Das ändert leider nichts daran, daß die Schreibung der Zeitungen deutlich schlechter geworden ist und daß vor allem die neue GuZ ein Schildbürgerstreich allerersten Ranges ist und den Dienst am Leser gewaltig einschränkt.
Noch ein Nachtrag: Auch ab dem Jahr 2005 (bis dahin wird die Reform hoffentlich fast verschwunden sein) werden nur Sadisten und krankhafte Pedanten Fehler gegen schwierigere Fälle der GuZ und der GruKl (häßliche Abkürzungen!) als Fehler bewerten. Das war natürlich auch früher so. Keine einzige Spitzfindigkeit der alten Schreibung wurde von einem psychisch gesunden Deutschlehrer bei der Aufsatzkorrektur als Fehler bewertet, der auf die Note Einfluß hat!
Ich will ganz ehrlich sein: Ich selbst hätte bei einem schwierigen Diktat viele Fehler gemacht. Und man könnte natürlich Diktate zusammenstellen (in neuer Schreibung!), bei denen jeder Kultusminister die Note 6 bekäme.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 06.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
streichen Sie dennn tatsächlich das ß z.B. in daß Ihren Schülern als Fehler an?
Soweit ich informiert bin, ist es bis 2005 für Schüler völlig legitim daß zu schreiben.
Mit der Bitte um eine kurze Auskunft und freundlichen Grüßen
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Eberwein!
Ich streiche das ß nicht an, sondern schreibe das ss nur drüber (als Erinnerung sozusagen).
Das ist auch nötig. Denn jeder einzelne Schüler soll einheitlich schreiben. Nicht einmal daß, dann wieder dass, nicht einmal Fluß, dann wieder lässt usw.
Kein Schüler der Unterstufe schreibt noch das alte ß (statt ss), es sei denn aus Versehen.
Ich muß auf einheitliche Schreibung achten und deshalb das ss drüberschreiben.
Als Beleg für die Rechtschreibwirklichkeit an unseren Schulen (die Reform hat keine Erleichterung gebracht, die Rechtschreibfehler sind dieselben wie früher, sind von der Reform nicht betroffen) möchte ich die Fehler meines zuletzt korrigierten Aufsatzes mitteilen (ein Schüler der 7. Klasse / Vorgangsbeschreibung):
ung. (= ungefähr), länks (= längs), geschählt, gold gelb, schafen (=schaffen), außeinander, zu guter letzt (völlig harmlos!), ich spühle.
Fazit: Kein Fehler wurde durch angebliche Erleichterungen der Reform vermieden. gold gelb könnte eine Folge der grassierenden Getrenntschreibungen sein.
Dieses Fazit trifft mit winzigen Schwankungen auf alle Aufsätze zu.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Herr Illauer,
Sie irren, wenn Sie meinen, dass man dem neuen Regelwerk zufolge nicht sowohl halbfertig als auch halb fertig schreiben könnte. Das Wörterverzeichnis verweist unter halb_amtlich auf § 36 (5). Dass die Getrenntschreibung ohnehin möglich ist, wird dort ebenfalls deutlich gemacht. Im neuen Duden ist die Sache klarer denn je (eigener Kasten). Spätestens dort stellt man auch fest, dass es nach alter Regelung die meiner Meinung nach unsinnigen Zusammenschreibungen halbleer, halboffen und halbverhungert gab. Im alten Duden finde ich weder halbfertig, noch halb fertig. Es dürfte aber im Sinne der alten Dudenregeln (205, 206) gewesen sein, beides zu ermöglichen und entsprechend eine andere Aussprache anzunehmen. Was die Betonung betrifft, so hat sich in diesem Fall nichts geändert, auch wenn der 2000er Duden eine identische Betonung beider Schreibungen notiert. Was also ist so fürchterlich? Dass im neuen Regelwerk die Zusammenschreibung nicht mehr über die Betonung, sondern über die Bedeutung erklärt wird?
Zu Herr Jansen, greifen Sie ein!
Die Schreibweise richtigstellen aus dem aktuellen Regelwerk abzuleiten, entspricht dem Wortlaut der Regeln. Der Fall ist kein bisschen umständlich. Auch sind die Reformer nicht zu dumm, dass auch so zu sehen; sie sahen nur offenbar ursprünglich mehr Argumente für die Auslegung, die ig, -lich und- lisch generell trennt.
Die Zusammenschreibung energiesparend ist selbstverständlich möglich, denn etwas kann sehr energiesparend sein (u.U. sogar noch energiesparender als der Vorgänger). Ich bin mir sicher, dass diese Regelung (teilweise in Bertelsmann 1999, deutlicher in Duden 2000) auch so in der nächsten Auflage des Regelwerks stehen wird. Dass energiesparend nicht im 2000er Duden steht, ist ein Versäumnis, auf das Herr Ickler ja schon hingewiesen hatte. Was nicht im Regelwerk oder in einem Wörterbuch steht, musste schon immer durch Analogien erschlossen werden (so auch der Fall gewinnbringend / Gewinn bringend). In diesem Sinn entspricht energiesparend dem Regelwerk. Gegenteiliges wird man nicht finden. Man kann Absichten vermuten (nur noch Energie sparend zulassen wollte), man wird sie aber im Regelwerk nicht expressis verbis finden. Dass die Getrenntschreibung eine Energie sparende Anlage auch möglich sein muss, steht für mich außer Frage. Bei das Holz verarbeitende Gewerbe kann man mit der obigen Regelung die Zusammenschreibung nicht erschließen. So etwas ging in der Tat nur mit der schwammigen Regel R 209 (siehe meine Ausführungen zu GUZ im alten Forum). Ich habe noch keine Idee, wie man Fälle wie holzverarbeitend mit einer Regel beschreiben könnte, die der Anwendbarkeit des neuen Regelwerks gerecht wird. R 209 band einen an den Duden (Was empfindet die Dudenredaktion als Einheit?), gibt einem aber keine Anwendungsregel, die wenigstens die Chance enthält, dass Schreiber hier zu den gleichen Ergebnissen kommen. Der erste Kommissionsbericht hatte hier glaub ich ein neues Türchen geöffnet (von wegen fachsprachlich...?). Dass energiesparend als einen Teil der Energie sparend aufgelöst wird, scheint mir zumindest orthografisch nicht das Relevante zu sein; es geht um Energie sparen. Auch aus holzverarbeitend nicht Holz, sondern Hölzer herauszulösen, ist für mich nicht nachvollziehbar (gleiches gilt für Kunststoffe und nicht Kunststoff). Hier geht es um eine Metonymie (Singular anstelle des Plurals). Ich stimme ausdrücklich zu, dass das Holz und kunststoffverarbeitende Gewerbe unschön ist. Entweder einheitlich das Holz und Kunststoff verarbeitende Gewerbe oder (alt) das holz- und kunststoffverarbeitende Gewerbe. Die Frage zu ss und ß ist nicht ernsthaft. Die Antwort dazu ließt man dennoch in § 25 E2. Herr Eberwein,
, Ihre Anfrage führt nur dazu, dass wir uns im Kreise drehen. Die Regel Verb + Verb ist völlig sinnvoll und anwendbar. Der Fall kennen_lernen wäre für mich die auffälligste Ausnahme, die wir uns leisten könnten (als Nebenform). Mit anderen Analogien könnte man weitere Zusammenschreibungen einklagen. Doch ein Grundsatz der Neuregelung war es, in Bezug auf sehr häufige Wörter immer zu Kompromissen bereit zu sein.
Sehr geehrterHerr Markner,
in der Tat: Ich gehe nach wie vor davon aus, dass sich der erste Duden bis 1901 hauptsächlich am preußischen Regelwerk orientierte. Was wollen Sie da richtigstellen? Wenn das nicht korrekt ist, sagen Sie es. Wenn Sie es ergänzen wollen, ist das allerdings etwas anderes. Sie schrieben von sächsischen und württembergischen Regeln. Gab es die nach 1901? Wie kann es nach 1901 unterschiedliche Regelbücher geben? (von wegen sächsisch und Ost-Duden vielleicht? ; nur in Bezug auf GZS und Zeichensetzung ?). Wenn diese Bücher vielleicht unterschiedlich waren, so setzten sie doch vermutlich alle den Regelapparat von 1901 um? Sie sagen ja auch, dass die Unterschiede in den Wörterverzeichnissen bestanden. Wenn ja, in welchen Bereichen waren sie unterschiedlich? Das alles klingt bisher so, als hätte es keine Einheitsrechtschreibung gegeben (ich benutze hier den gleichen überzogenen Ansatz, wie wenn man etwa angesichts der ZEITSchreibung oder bei Abweichungen zwischen Wörterbüchern von Zerstörung der Einheitsrechtschreibung spricht).
Ich habe nie behauptet, dass das Regelwerk von 1901 nach 1945 allein durch den Duden weiterlebte. Ich bezog mich auf Ihre Äußerung, die ich so verstand, dass das Regelwerk von 1901 den Zweiten Weltkrieg nicht überlebte. Ich wiederhole meine Frage: Was genau meinen Sie mit österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis, das Ihnen zufolge als einziges überlebte?
Ich sehe es nicht so, dass die Regeln von 1996 im bewussten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden sind. Es gibt dennoch grammatisch angreifbare Teile im neuen und im alten Regelwerk (z.B. Substantivierungen teilweise kleinzuschreiben).
Was Sie über Flexibilität und Sprachwandel schrieben, ist leicht gesagt. Man könnte Sprachwandel orthografisch viel stärker abbilden (orginal, Hygene, Rückrat, im Vorraus usw.). Doch auch all die Menschen, die kucken sagen und nicht gucken, schreiben dennoch mehrheitlich gucken. Uns fehlt die Kultur einer Anpassung an Sprachwandel. Das hat auch sehr nützliche Gründe, ist mir schon klar. Der Duden hat nur nach meiner Ansicht in all den Jahren weniger Sprachwandel abgebildet, als die Leute behaupten, die ihn immer als deskriptiv gegenüber der normativen Neuregelung profilieren wollen.
Ich finde tut uns Leid gar nicht aua. Wenn Gewinn bringend sinnigerweise korrekt ist, aber nur sehr gewinnbringend und andererseits viel Gewinn bringend, dann ist doch Leid tun (neben leid tun), aber nur sehr leid tun auch in Ordnung. Die Differenzierung steht zwar noch nicht im Regelwerk (noch Wörterverzeichnis oder 2000er Duden), doch sie wird vermutlich bis 2005 dort eingeführt.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 06.04.2001 um 22.00
Tatsache ist, daß die Reformer - in diesem Bereich - nicht an die Bedeutung der Steigerbarkeit als Indiz für Zusammengesetztheit gedacht hatten. Zur Mannheimer Anhörung hatten sie es eingesehen und wollten ändern, durften aber nicht.
Daher ist nach dem amtlichen Regelwerk NICHT zulässig: leid tun, recht haben, energiesparend, aufsehenerregend usw.
Da es keinen Sinn hat, diese allgemein (vor allem auch von den Reformurhebern selbst) anerkannten Tatsachen immer aufs neue zu wiederholen, soll es nun erst einmal wieder genug sein.
Wenn Herrn Jansens unvorstellbare Verbohrtheit aber dazu führt, daß in diesen Bereichen alle früheren Schreibweisen wiederhergestellt werden, ist es mir natürlich auch recht. Die Wörterbücher müssen ohnehin bald ein drittes Mal neugedruckt werden. Dann können auch leid tun, energiesparend usw. wieder aufgenommen werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 06.04.2001 um 22.00
Herr Illauer,
danke für die völlig korrekte Antwort. Es ist wirklich sehr angenehm, wie Sie korrigieren. Ihre Leserbriefe berichten ja andere Fälle, aber schulisch müssen die Korrekturen einfach auf einen Nenner gebracht werden. Diese einfache klare Antwort ersetzt hier einige Diskussionen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Ich weiß, daß es die beiden Schreibungen im neuen Duden gibt. Ich habe ja vorher nachgesehen.
Mein Problem ist, daß die Betonung gleich bleibt.
Damit wir, sehr geehrter Herr Jansen, nicht aneinander vorbeireden, hätte ich ein paar Fragen.
1. Ist es richtig, daß es die Aussprache hálb fertig und halb fértig gibt, die Aussprache hálb leer und halb léer, hálb offen und halb óffen, hálb verhungert und halb verhúngert? Und gibt es auch die Aussprache hálb léer / hálb óffen, hálb verhúngert?
Wenn nein, dann frage ich: welche jeweils allein mögliche Betonung ist die richtige? Warum wird sie nicht durch Getrennt- bzw. Zusammenschreibung signalisiert?
Wenn ja, dann bitte ich Sie, auf die folgenden Fragen einzugehen:
2. Warum ist die Schreibung hálboffen usw. (sie signalisiert Anfangsbetonung, während halb óffen die Betonung auf offen zu erkennen gibt oder auf beiden Bestandteilen) unsinnig?
3. Warum verweigert die neue Schreibung in Hunderten von Fällen diese kleine hilfreiche Information - Zusammenschreibung bedeutet Betonung auf dem ersten Bestandteil (wóhlbekannt), Getrenntschreibung bedeutet die Betonung auf beiden Bestandteilen oder die Hauptbetonung auf dem zweiten Bestandteil (das dürfte doch wohl bekánnt sein)?
4. Woher weiß ein Ausländer oder ein Kind beim Lesen, daß z.B. der Ton bei wohl geordnet auf dem wohl liegt? Das gilt für Hunderte von Fällen!
5. Ist es sinnvoll, getrennt zu schreiben und gleichzeitig das Wort als vorn betonte Einheit darzustellen? (wóhl geordnet)
6. Was müßte bei den Einträgen des neuen Duden korrigiert werden? Oder sind sie in Ordnung? Ist es richtig, so einzutragen, wie es geschieht (hálbfertig / hálb fertig), oder müßte immer eingetragen werden hálbfertig / halb fértig / hálb fértig? Entsprechend in Hunderten von Fällen?
Bitte entschuldigen Sie diese etwas schulmeisterliche Auflistung von Fragen. Aber anders würden wir nur aneinander vorbeireden und niemals den Punkt finden, wo wir übereinstimmen oder wo wir verschiedener Meinung sind.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 06.04.2001 um 22.00
Frau Menges,
***
Lieber Herr Illauer!
Schon lange interessiert es mich, wie Sie Ihre Osterkorrekturen erledigen. Müssen die kids nun
in alter Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in neuer Rechtschreibung schreiben? In
welcher Rechtschreibung schreiben Sie Ihre Lernzielkontrollen etc.? Was sagen die Kollegen?
***
bezugnehmend auf diese Ihre Aussage möchte ich doch anmerken, daß Sie
hier offensichtlich etwas verwechseln, Sie sollten eher schreiben:
...müssen die kids nun in NEUER Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in ALTER Rechtschreibung schreiben? ...
Durch Ihre Aussage implizieren Sie, daß Schüler eventuell in der sog. alten Rechtschreibung schreiben
müßten, dies ist natürlich unsinnig, der Zwang gilt nur bzgl. der neuen RS.
Oder wollten Sie manchem Leser dieser Zeilen subtil etwas unterjubeln?
Gruß
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Warum im 2000er Duden beide Schreibweisen mit gleicher Betonung verzeichnet sind, müssen Sie die Dudenredaktion fragen. Ich finde wie Sie, dass wenn halb- bedeutungsvermindernd gebraucht wird (halbseiden), dass dann die Betonung vorne liegt. Wissen Sie, es sind so viele verschiedene Aussprachen möglich - alle von Ihnen genannten Aussprache sind mit Sicherheit möglich -, die sollten aber unmöglich alle orthografisch relevant sein. Ich finde wie gesagt den semantischen Ansatz des neuen Regelwerks sinnvoller. Man könnte dann noch die Betonung als korrelierendes Kriterium mit erwähnen, um die Anwendung noch sicherer zu machen (plant die Kommission laut erstem Bericht glaub ich auch). Auch im alten Duden war die Betonung nur ein zusätzlicher Hinweis. Die Leute wussten schon, warum sie das nicht in den Rang einer Richtlinie erhoben; der Bedeutungsansatz steht nämlich in einem Spannungsverhältnis zur Bedeutungsregel R 205. Herr Ickler hat vor Wochen in langen, hartnäckigen Sitzungen einigen Diskussionsteilnehmer deutlich gemacht, dass es keine 1-zu-1-Zuordnung von GZS und Betonung gibt. Wo ein Wort betont wird, wird in vielen Fällen sowieso nicht durch Rechtschreibung deutlich gemacht. Nehmen Sie nur Auto fahren; wird genauso betont wie das Autofahren. Man würde hier sicherlich noch systematisch viel finden. Warum ich die Schreibung hálboffen (Kontext Tür, Fenster usw.) usw. unsinnig finde, liegt daran, dass sie für mein Empfinden so tut, als wäre sie eine Zusammensetzung wie halbseiden und halbstark, was sie völlig eindeutig nicht ist. Mein Sprachgefühl deckt sich hier einfach mit dem Grundsatz Im Zweifelsfalls getrennt. Anders ist es mit halboffen, das es glaub ich in der Phonetik gibt. Da könnte die Zusammenschreibung (vielleicht fakultativ) Sinn machen. Was wohlbekannt und Kompanie betrifft: Für mich sind die Fälle mit wohl- ein Thema für § 36 E2. In Abgrenzung zu § 36 E2 (4) ist sehr wohlbekannt genauso wenig möglich wie noch wohlbekannter. Für mich ist dieses wohl-, wie auch in wohlgeordnet, bedeutungsverstärkend und gehört analog zu § 36 (5), was keine geschlossene Liste ist (...zum Beispiel!). Der Fall wohl- ist recht komplex; ich schau jetzt nicht mehr in Wörterbüchern nach, um mir die Regelauslegungen anzusehen (zu spät). Vielleicht vertief ich mich da noch ein anderes Mal rein. Dann beschäftige ich mich auch mir der Frage, inwieweit die Betonung bei wohl- mit der Schreibung korreliert. Mal sehen, ob wir hier einen sinnvollen Dialog hinbekommen, auch wenn ich die Reform befürworte und Sie sie ablehnen. Schaumamal! Herr Illauer, wie finden Sie übrigens die Darstellung von halb- im Kästchen des neuen Duden?
Zu Herrn Ickler:
Es ist offenkundig, dass die Reformer - in diesem Bereich - nicht an die Bedeutung der Steigerbarkeit als Indiz für Zusammengesetztheit gedacht hatten. Hab ich auch nie bestritten. Die Entwicklung geht aber doch in eine andere Richtung, das wissen Sie doch genauso gut. Gewinnbringend war nie als Einzelfall gemeint. Die Analogiebildung liegt auf der Hand. Diese Wahrheit hat ganz einfach zwei Seiten: Sie betonen immer, dass das Regelwerk hier nichts zur Steiger- und Erweiterbarkeit sagt, und haben damit Recht, und ich betone, dass es daher aber logischerweise auch nicht sagt, dass man noch Aufsehen erregender schreiben muss. Zum Stichwort Verbohrtheit also: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
... übrigens, Herr Illauer, Spanisch müsste Ihnen gefallen: da setzt man jede Menge Akzente, um den Tonakzent zu markieren, z.B. catástrofe.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 06.04.2001 um 22.00
an Herrn Jansen: Was bedeutet das Sternchen nach Aufsehen erregend, Eisen verarbeitend usw. im amtlichen Wörterverzeichnis?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Warum im 2000er Duden beide Schreibweisen mit gleicher Betonung verzeichnet sind, müssen Sie die Dudenredaktion fragen. Ich finde wie Sie, dass wenn halb- bedeutungsvermindernd gebraucht wird (halbseiden), dass dann die Betonung vorne liegt. Wissen Sie, es sind so viele verschiedene Aussprachen möglich - alle von Ihnen genannten Aussprache sind mit Sicherheit möglich -, die sollten aber unmöglich alle orthografisch relevant sein. Ich finde wie gesagt den semantischen Ansatz des neuen Regelwerks sinnvoller. Man könnte dann noch die Betonung als korrelierendes Kriterium mit erwähnen, um die Anwendung noch sicherer zu machen (plant die Kommission laut erstem Bericht glaub ich auch). Auch im alten Duden war die Betonung nur ein zusätzlicher Hinweis. Die Leute wussten schon, warum sie das nicht in den Rang einer Richtlinie erhoben; der Bedeutungsansatz steht nämlich in einem Spannungsverhältnis zur Bedeutungsregel R 205. Herr Ickler hat vor Wochen in langen, hartnäckigen Sitzungen einigen Diskussionsteilnehmer deutlich gemacht, dass es keine 1-zu-1-Zuordnung von GZS und Betonung gibt. Wo ein Wort betont wird, wird in vielen Fällen sowieso nicht durch Rechtschreibung deutlich gemacht. Nehmen Sie nur Auto fahren; wird genauso betont wie das Autofahren. Man würde hier sicherlich noch systematisch viel finden. Warum ich die Schreibung hálboffen (Kontext Tür, Fenster usw.) usw. unsinnig finde, liegt daran, dass sie für mein Empfinden so tut, als wäre sie eine Zusammensetzung wie halbseiden und halbstark, was sie völlig eindeutig nicht ist. Mein Sprachgefühl deckt sich hier einfach mit dem Grundsatz Im Zweifelsfalls getrennt. Anders ist es mit halboffen, das es glaub ich in der Phonetik gibt. Da könnte die Zusammenschreibung (vielleicht fakultativ) Sinn machen. Was wohlbekannt und Kompanie betrifft: Für mich sind die Fälle mit wohl- ein Thema für § 36 E2. In Abgrenzung zu § 36 E2 (4) ist sehr wohlbekannt genauso wenig möglich wie noch wohlbekannter. Für mich ist dieses wohl-, wie auch in wohlgeordnet, bedeutungsverstärkend und gehört analog zu § 36 (5), was keine geschlossene Liste ist (...zum Beispiel!). Der Fall wohl- ist recht komplex; ich schau jetzt nicht mehr in Wörterbüchern nach, um mir die Regelauslegungen anzusehen (zu spät). Vielleicht vertief ich mich da noch ein anderes Mal rein. Dann beschäftige ich mich auch mir der Frage, inwieweit die Betonung bei wohl- mit der Schreibung korreliert. Mal sehen, ob wir hier einen sinnvollen Dialog hinbekommen, auch wenn ich die Reform befürworte und Sie sie ablehnen. Schaumamal! Herr Illauer, wie finden Sie übrigens die Darstellung von halb- im Kästchen des neuen Duden?
Zu Herrn Ickler:
Es ist offenkundig, dass die Reformer - in diesem Bereich - nicht an die Bedeutung der Steigerbarkeit als Indiz für Zusammengesetztheit gedacht hatten. Hab ich auch nie bestritten. Die Entwicklung geht aber doch in eine andere Richtung, das wissen Sie doch genauso gut. Gewinnbringend war nie als Einzelfall gemeint. Die Analogiebildung liegt auf der Hand. Diese Wahrheit hat ganz einfach zwei Seiten: Sie betonen immer, dass das Regelwerk hier nichts zur Steiger- und Erweiterbarkeit sagt, und haben damit Recht, und ich betone, dass es daher aber logischerweise auch nicht sagt, dass man noch Aufsehen erregender schreiben muss. Zum Stichwort Verbohrtheit also: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
... übrigens, Herr Illauer, Spanisch müsste Ihnen gefallen: da setzt man jede Menge Akzente, um den Tonakzent zu markieren, z.B. catástrofe.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 06.04.2001 um 22.00
an Herrn Jansen: Was bedeutet das Sternchen nach Aufsehen erregend, Eisen verarbeitend usw. im amtlichen Wörterverzeichnis?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Ich weiß, daß es die beiden Schreibungen im neuen Duden gibt. Ich habe ja vorher nachgesehen.
Mein Problem ist, daß die Betonung gleich bleibt.
Damit wir, sehr geehrter Herr Jansen, nicht aneinander vorbeireden, hätte ich ein paar Fragen.
1. Ist es richtig, daß es die Aussprache hálb fertig und halb fértig gibt, die Aussprache hálb leer und halb léer, hálb offen und halb óffen, hálb verhungert und halb verhúngert? Und gibt es auch die Aussprache hálb léer / hálb óffen, hálb verhúngert?
Wenn nein, dann frage ich: welche jeweils allein mögliche Betonung ist die richtige? Warum wird sie nicht durch Getrennt- bzw. Zusammenschreibung signalisiert?
Wenn ja, dann bitte ich Sie, auf die folgenden Fragen einzugehen:
2. Warum ist die Schreibung hálboffen usw. (sie signalisiert Anfangsbetonung, während halb óffen die Betonung auf offen zu erkennen gibt oder auf beiden Bestandteilen) unsinnig?
3. Warum verweigert die neue Schreibung in Hunderten von Fällen diese kleine hilfreiche Information - Zusammenschreibung bedeutet Betonung auf dem ersten Bestandteil (wóhlbekannt), Getrenntschreibung bedeutet die Betonung auf beiden Bestandteilen oder die Hauptbetonung auf dem zweiten Bestandteil (das dürfte doch wohl bekánnt sein)?
4. Woher weiß ein Ausländer oder ein Kind beim Lesen, daß z.B. der Ton bei wohl geordnet auf dem wohl liegt? Das gilt für Hunderte von Fällen!
5. Ist es sinnvoll, getrennt zu schreiben und gleichzeitig das Wort als vorn betonte Einheit darzustellen? (wóhl geordnet)
6. Was müßte bei den Einträgen des neuen Duden korrigiert werden? Oder sind sie in Ordnung? Ist es richtig, so einzutragen, wie es geschieht (hálbfertig / hálb fertig), oder müßte immer eingetragen werden hálbfertig / halb fértig / hálb fértig? Entsprechend in Hunderten von Fällen?
Bitte entschuldigen Sie diese etwas schulmeisterliche Auflistung von Fragen. Aber anders würden wir nur aneinander vorbeireden und niemals den Punkt finden, wo wir übereinstimmen oder wo wir verschiedener Meinung sind.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 06.04.2001 um 22.00
Frau Menges,
***
Lieber Herr Illauer!
Schon lange interessiert es mich, wie Sie Ihre Osterkorrekturen erledigen. Müssen die kids nun
in alter Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in neuer Rechtschreibung schreiben? In
welcher Rechtschreibung schreiben Sie Ihre Lernzielkontrollen etc.? Was sagen die Kollegen?
***
bezugnehmend auf diese Ihre Aussage möchte ich doch anmerken, daß Sie
hier offensichtlich etwas verwechseln, Sie sollten eher schreiben:
...müssen die kids nun in NEUER Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in ALTER Rechtschreibung schreiben? ...
Durch Ihre Aussage implizieren Sie, daß Schüler eventuell in der sog. alten Rechtschreibung schreiben
müßten, dies ist natürlich unsinnig, der Zwang gilt nur bzgl. der neuen RS.
Oder wollten Sie manchem Leser dieser Zeilen subtil etwas unterjubeln?
Gruß
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Herr Illauer,
Sie irren, wenn Sie meinen, dass man dem neuen Regelwerk zufolge nicht sowohl halbfertig als auch halb fertig schreiben könnte. Das Wörterverzeichnis verweist unter halb_amtlich auf § 36 (5). Dass die Getrenntschreibung ohnehin möglich ist, wird dort ebenfalls deutlich gemacht. Im neuen Duden ist die Sache klarer denn je (eigener Kasten). Spätestens dort stellt man auch fest, dass es nach alter Regelung die meiner Meinung nach unsinnigen Zusammenschreibungen halbleer, halboffen und halbverhungert gab. Im alten Duden finde ich weder halbfertig, noch halb fertig. Es dürfte aber im Sinne der alten Dudenregeln (205, 206) gewesen sein, beides zu ermöglichen und entsprechend eine andere Aussprache anzunehmen. Was die Betonung betrifft, so hat sich in diesem Fall nichts geändert, auch wenn der 2000er Duden eine identische Betonung beider Schreibungen notiert. Was also ist so fürchterlich? Dass im neuen Regelwerk die Zusammenschreibung nicht mehr über die Betonung, sondern über die Bedeutung erklärt wird?
Zu Herr Jansen, greifen Sie ein!
Die Schreibweise richtigstellen aus dem aktuellen Regelwerk abzuleiten, entspricht dem Wortlaut der Regeln. Der Fall ist kein bisschen umständlich. Auch sind die Reformer nicht zu dumm, dass auch so zu sehen; sie sahen nur offenbar ursprünglich mehr Argumente für die Auslegung, die ig, -lich und- lisch generell trennt.
Die Zusammenschreibung energiesparend ist selbstverständlich möglich, denn etwas kann sehr energiesparend sein (u.U. sogar noch energiesparender als der Vorgänger). Ich bin mir sicher, dass diese Regelung (teilweise in Bertelsmann 1999, deutlicher in Duden 2000) auch so in der nächsten Auflage des Regelwerks stehen wird. Dass energiesparend nicht im 2000er Duden steht, ist ein Versäumnis, auf das Herr Ickler ja schon hingewiesen hatte. Was nicht im Regelwerk oder in einem Wörterbuch steht, musste schon immer durch Analogien erschlossen werden (so auch der Fall gewinnbringend / Gewinn bringend). In diesem Sinn entspricht energiesparend dem Regelwerk. Gegenteiliges wird man nicht finden. Man kann Absichten vermuten (nur noch Energie sparend zulassen wollte), man wird sie aber im Regelwerk nicht expressis verbis finden. Dass die Getrenntschreibung eine Energie sparende Anlage auch möglich sein muss, steht für mich außer Frage. Bei das Holz verarbeitende Gewerbe kann man mit der obigen Regelung die Zusammenschreibung nicht erschließen. So etwas ging in der Tat nur mit der schwammigen Regel R 209 (siehe meine Ausführungen zu GUZ im alten Forum). Ich habe noch keine Idee, wie man Fälle wie holzverarbeitend mit einer Regel beschreiben könnte, die der Anwendbarkeit des neuen Regelwerks gerecht wird. R 209 band einen an den Duden (Was empfindet die Dudenredaktion als Einheit?), gibt einem aber keine Anwendungsregel, die wenigstens die Chance enthält, dass Schreiber hier zu den gleichen Ergebnissen kommen. Der erste Kommissionsbericht hatte hier glaub ich ein neues Türchen geöffnet (von wegen fachsprachlich...?). Dass energiesparend als einen Teil der Energie sparend aufgelöst wird, scheint mir zumindest orthografisch nicht das Relevante zu sein; es geht um Energie sparen. Auch aus holzverarbeitend nicht Holz, sondern Hölzer herauszulösen, ist für mich nicht nachvollziehbar (gleiches gilt für Kunststoffe und nicht Kunststoff). Hier geht es um eine Metonymie (Singular anstelle des Plurals). Ich stimme ausdrücklich zu, dass das Holz und kunststoffverarbeitende Gewerbe unschön ist. Entweder einheitlich das Holz und Kunststoff verarbeitende Gewerbe oder (alt) das holz- und kunststoffverarbeitende Gewerbe. Die Frage zu ss und ß ist nicht ernsthaft. Die Antwort dazu ließt man dennoch in § 25 E2. Herr Eberwein,
, Ihre Anfrage führt nur dazu, dass wir uns im Kreise drehen. Die Regel Verb + Verb ist völlig sinnvoll und anwendbar. Der Fall kennen_lernen wäre für mich die auffälligste Ausnahme, die wir uns leisten könnten (als Nebenform). Mit anderen Analogien könnte man weitere Zusammenschreibungen einklagen. Doch ein Grundsatz der Neuregelung war es, in Bezug auf sehr häufige Wörter immer zu Kompromissen bereit zu sein.
Sehr geehrterHerr Markner,
in der Tat: Ich gehe nach wie vor davon aus, dass sich der erste Duden bis 1901 hauptsächlich am preußischen Regelwerk orientierte. Was wollen Sie da richtigstellen? Wenn das nicht korrekt ist, sagen Sie es. Wenn Sie es ergänzen wollen, ist das allerdings etwas anderes. Sie schrieben von sächsischen und württembergischen Regeln. Gab es die nach 1901? Wie kann es nach 1901 unterschiedliche Regelbücher geben? (von wegen sächsisch und Ost-Duden vielleicht? ; nur in Bezug auf GZS und Zeichensetzung ?). Wenn diese Bücher vielleicht unterschiedlich waren, so setzten sie doch vermutlich alle den Regelapparat von 1901 um? Sie sagen ja auch, dass die Unterschiede in den Wörterverzeichnissen bestanden. Wenn ja, in welchen Bereichen waren sie unterschiedlich? Das alles klingt bisher so, als hätte es keine Einheitsrechtschreibung gegeben (ich benutze hier den gleichen überzogenen Ansatz, wie wenn man etwa angesichts der ZEITSchreibung oder bei Abweichungen zwischen Wörterbüchern von Zerstörung der Einheitsrechtschreibung spricht).
Ich habe nie behauptet, dass das Regelwerk von 1901 nach 1945 allein durch den Duden weiterlebte. Ich bezog mich auf Ihre Äußerung, die ich so verstand, dass das Regelwerk von 1901 den Zweiten Weltkrieg nicht überlebte. Ich wiederhole meine Frage: Was genau meinen Sie mit österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis, das Ihnen zufolge als einziges überlebte?
Ich sehe es nicht so, dass die Regeln von 1996 im bewussten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden sind. Es gibt dennoch grammatisch angreifbare Teile im neuen und im alten Regelwerk (z.B. Substantivierungen teilweise kleinzuschreiben).
Was Sie über Flexibilität und Sprachwandel schrieben, ist leicht gesagt. Man könnte Sprachwandel orthografisch viel stärker abbilden (orginal, Hygene, Rückrat, im Vorraus usw.). Doch auch all die Menschen, die kucken sagen und nicht gucken, schreiben dennoch mehrheitlich gucken. Uns fehlt die Kultur einer Anpassung an Sprachwandel. Das hat auch sehr nützliche Gründe, ist mir schon klar. Der Duden hat nur nach meiner Ansicht in all den Jahren weniger Sprachwandel abgebildet, als die Leute behaupten, die ihn immer als deskriptiv gegenüber der normativen Neuregelung profilieren wollen.
Ich finde tut uns Leid gar nicht aua. Wenn Gewinn bringend sinnigerweise korrekt ist, aber nur sehr gewinnbringend und andererseits viel Gewinn bringend, dann ist doch Leid tun (neben leid tun), aber nur sehr leid tun auch in Ordnung. Die Differenzierung steht zwar noch nicht im Regelwerk (noch Wörterverzeichnis oder 2000er Duden), doch sie wird vermutlich bis 2005 dort eingeführt.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 06.04.2001 um 22.00
Tatsache ist, daß die Reformer - in diesem Bereich - nicht an die Bedeutung der Steigerbarkeit als Indiz für Zusammengesetztheit gedacht hatten. Zur Mannheimer Anhörung hatten sie es eingesehen und wollten ändern, durften aber nicht.
Daher ist nach dem amtlichen Regelwerk NICHT zulässig: leid tun, recht haben, energiesparend, aufsehenerregend usw.
Da es keinen Sinn hat, diese allgemein (vor allem auch von den Reformurhebern selbst) anerkannten Tatsachen immer aufs neue zu wiederholen, soll es nun erst einmal wieder genug sein.
Wenn Herrn Jansens unvorstellbare Verbohrtheit aber dazu führt, daß in diesen Bereichen alle früheren Schreibweisen wiederhergestellt werden, ist es mir natürlich auch recht. Die Wörterbücher müssen ohnehin bald ein drittes Mal neugedruckt werden. Dann können auch leid tun, energiesparend usw. wieder aufgenommen werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 06.04.2001 um 22.00
Herr Illauer,
danke für die völlig korrekte Antwort. Es ist wirklich sehr angenehm, wie Sie korrigieren. Ihre Leserbriefe berichten ja andere Fälle, aber schulisch müssen die Korrekturen einfach auf einen Nenner gebracht werden. Diese einfache klare Antwort ersetzt hier einige Diskussionen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
In der Welt am Sonntag (online) lese ich heute morgen in einem Artikel den Ausdruck halb fertig. Ich fühle mich bei solchen Schreibungen als Leser neuerdings immer ganz unsicher. Denn ich weiß nicht, wie ich betonen soll, wenn ich den Text laut vorlesen will: hálbfertig oder halb fértig? Früher war die Sache klar! Schrieb der Verfasser zusammen, stellte er sich hálbfertig vor, schrieb er getrennt, stellte er sich halb fértig vor.
Das ist das Fürchterlichste an der neuen Getrenntschreibung: Der Leser bekommt weniger Informationen. Er wird oft im unklaren gelassen über die vom Schreiber beabsichtigte Aussprache.
Laut neuestem Duden gibt es nur die Betonung hálbfertig. Man darf getrennt schreiben oder zusammen.
Aber es gibt natürlich auch die Betonung halb fértig! (Er war mit seiner Arbeit erst halb fertig).
Fazit: Die neue Getrenntschreibung bedeutet einen erheblichen Verlust an Lesefreundlichkeit. Es ist eine schlichte Frechheit, dem Leser, vor allem dem ausländischen Leser und den Kindern, ständig die Wahl zu überlassen, wie er betonen soll, ihm dazu keine klare Information mehr zu geben.
Und ich staune wieder über die Zeitungen, die so etwas mitmachen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 06.04.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer!
Schon lange interessiert es mich, wie Sie Ihre Osterkorrekturen erledigen. Müssen die kids nun in alter Rechtschreibung schreiben oder dürfen Sie in neuer Rechtschreibung schreiben? In welcher Rechtschreibung schreiben Sie Ihre Lernzielkontrollen etc.? Was sagen die Kollegen?
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges!
Die Schüler schreiben selbstverständlich in der neuen Rechtschreibung, die sich allerdings beschränkt auf das ss und einige Kleinigkeiten.
Ich selber schreibe meine Rand- und Schlußbemerkungen mit dem neuen ss (korrigiere das auch in die Aufsätze hinein), ansonsten bleibe ich (mit kleinen Korrekturen) bei der alten Schreibung.
Selbstverständlich werden Verstöße gegen die von der Reform betroffenen Fälle von GZS und von Groß- und Kleinschreibung nicht als Fehler bewertet. Diese Fälle kommen pro Aufsatz ganz selten vor! Manchmal gar nicht, manchmal nur ein- oder zweimal.
Ich erlaube mir allerdings, Exzesse der neuen Schreibung zu verbessern: Hand voll... Ich rechne das selbstverständlich nicht als Fehler, merke aber an, daß die alte Schreibung hier besser war.
99 Prozent aller Deutschlehrer halten die Reform für mißlungen. Aber da die Reform (ohnehin keine Fehler!) keine Rolle spielt für die Benotung (siehe auch Anmerkung 2), ist sie unter Deutschlehrern kein Gesprächsthema.
Zwei Anmerkungen:
1) Die Fehlerzahl ist leicht gestiegen. Ein gewisses Wuchern falscher Getrenntschreibungen und noch schlechtere Kommasetzung als früher (schuld sind die Bücher in Reformschreibung und die Zeitungen), ein gewisses Wuchern von falschem ss.
2) Die Reform ist unter den Lehrern vor allem deshalb kein Thema, weil 99 Prozent der Rechtschreibfehler, die wir früher als schlimme Rechtschreibfehler anstreichen mußten und die dann die Aufsatznote beeinflußten, von der Reform nicht betroffen sind. Da hat sich nichts geändert! Da gibt es keine Fehlervermeidung! Wir Deutschlehrer haben andere Rechtschreibsorgen als Fälle von Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, über die sich Wissenschaftler streiten.
Daß die Kultusminister von der Rechtschreibwirklichkeit an unseren Schulen, von unseren wirklichen Problemen nicht die geringste Ahnung hatten (und wohl auch noch haben), dafür ist das unsägliche Geschwätz der Minister, die Fehlerzahlen würden nach Einführung der Reform um 50 Prozent zurückgehen, der beste Beweis. Oder haben sie bewußt gelogen? Das könnte natürlich auch sein. Oder hatten sie nicht die geringste Ahnung von der neuen Schreibung und glaubten tatsächlich an die große Erleichterung? Das könnte auch sein.
Mit welchen Fehlern haben wir Lehrer in der Unterstufe eines Gymnasiums zu kämpfen?
Lesen Sie bitte, Frau Menges, die Fehlerlisten, die im Forum zu finden sind (unter wissenschaftliche Untersuchungen).
Wenn Sie diese Listen studiert haben, werden Sie erkennen: Die Reform hat für die Schule keine Bedeutung.
Das ändert leider nichts daran, daß die Schreibung der Zeitungen deutlich schlechter geworden ist und daß vor allem die neue GuZ ein Schildbürgerstreich allerersten Ranges ist und den Dienst am Leser gewaltig einschränkt.
Noch ein Nachtrag: Auch ab dem Jahr 2005 (bis dahin wird die Reform hoffentlich fast verschwunden sein) werden nur Sadisten und krankhafte Pedanten Fehler gegen schwierigere Fälle der GuZ und der GruKl (häßliche Abkürzungen!) als Fehler bewerten. Das war natürlich auch früher so. Keine einzige Spitzfindigkeit der alten Schreibung wurde von einem psychisch gesunden Deutschlehrer bei der Aufsatzkorrektur als Fehler bewertet, der auf die Note Einfluß hat!
Ich will ganz ehrlich sein: Ich selbst hätte bei einem schwierigen Diktat viele Fehler gemacht. Und man könnte natürlich Diktate zusammenstellen (in neuer Schreibung!), bei denen jeder Kultusminister die Note 6 bekäme.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 06.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
streichen Sie dennn tatsächlich das ß z.B. in daß Ihren Schülern als Fehler an?
Soweit ich informiert bin, ist es bis 2005 für Schüler völlig legitim daß zu schreiben.
Mit der Bitte um eine kurze Auskunft und freundlichen Grüßen
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 06.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Eberwein!
Ich streiche das ß nicht an, sondern schreibe das ss nur drüber (als Erinnerung sozusagen).
Das ist auch nötig. Denn jeder einzelne Schüler soll einheitlich schreiben. Nicht einmal daß, dann wieder dass, nicht einmal Fluß, dann wieder lässt usw.
Kein Schüler der Unterstufe schreibt noch das alte ß (statt ss), es sei denn aus Versehen.
Ich muß auf einheitliche Schreibung achten und deshalb das ss drüberschreiben.
Als Beleg für die Rechtschreibwirklichkeit an unseren Schulen (die Reform hat keine Erleichterung gebracht, die Rechtschreibfehler sind dieselben wie früher, sind von der Reform nicht betroffen) möchte ich die Fehler meines zuletzt korrigierten Aufsatzes mitteilen (ein Schüler der 7. Klasse / Vorgangsbeschreibung):
ung. (= ungefähr), länks (= längs), geschählt, gold gelb, schafen (=schaffen), außeinander, zu guter letzt (völlig harmlos!), ich spühle.
Fazit: Kein Fehler wurde durch angebliche Erleichterungen der Reform vermieden. gold gelb könnte eine Folge der grassierenden Getrenntschreibungen sein.
Dieses Fazit trifft mit winzigen Schwankungen auf alle Aufsätze zu.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 05.04.2001 um 22.00
Erfinde Regeln! Zwinge diese Regeln der Sprachwirklichkeit auf! Ob sie Zusammengehöriges trennen, ob sie Differenzierungen beseitigen, ob sie Zweideutigkeiten schaffen, ob sie für den Leser hilfreiche Informationen unterschlagen, ob sie Wörter verschwinden lassen - das alles braucht Dich nicht zu kümmern. Erfinde Regeln!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 05.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
ich beziehe mich auf folgende Aussage von Ihnen:
Herr Illauer, für kennenlernen (zusammen) zu argumentieren, ist sehr leicht und findet meine
Zustimmung, die der Kommission ja bekanntlich auch. Schade, dass Sie nicht umgekehrt auch
der neuen, sehr sinnvollen generellen Getrenntschreibung von Verb + Verb zustimmen
(Ausnahme kennenlernen, wäre doch ein prima Kompromiss oder?). Die Regel wurde aber auch
unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. Gehen Sie hier nicht mit
Ickler konform?
Ich dachte, die RSR sollte ärgerliche Ausnahmen abschaffen, dies war doch eine der gaanz wichtigen Begründungen für diesen Käse,
um unseren Schülern das Schreiben zu erleichtern.
Gibt es jetzt wieder neue Ausnahmen?
Irgendwie nicht logisch, oder?
Gruß
Helmut Eberwein
eingetragen von Wolfgang Wrase am 05.04.2001 um 22.00
Also, Herr Jansen, Ihr Versuch, die bisherige Rechtschreibung zum Beispiel bei richtigstellen mit Hilfe der Rechtschreibreform wiederherzustellen, ist zwar ein bißchen umständlich, und leider sind die Duden-Redakteure und die Reformer ein bißchen zu dumm, um Ihnen da folgen zu können. Aber immerhin, eine interessante Absicht. Könnten Sie nicht zum Beispiel auch die künftige Zusammenschreibung von Wörtern des Typs energiesparend auf der Grundlage der Reformregeln rechtfertigen? Bisher waren wir ja alle der Meinung, man müsse jetzt getrennt schreiben die Energie sparende Anlage oder das Holz verarbeitende Gewerbe, weil Energie bzw. Holz hier angeblich nicht für eine Wortgruppe stehen (oder für einen anderen Begriff, beispielsweise mit Artikel oder im Plural). Nun könnten Sie uns doch damit glücklich machen, daß Sie die Interpretation vorschlagen, daß man in solchen Verbindungen das Substantiv doch als für eine Wortgruppe oder etwas anderes stehend verstehen kann, zum Beispiel: energiesparend = einen Teil der Energie sparend; holzverarbeitend = Hölzer, Zellstoff und ähnliches verarbeitend; fleischfressend = Insekten mit einem geringen Anteil von Fleisch vertilgend. Und schon haben Sie die bisherige Rechtschreibung gerettet und somit die hohe Qualität der Rechtschreibreform bewiesen. Wie wärs?
Heute morgen ließ ich die kunststoffverarbeitende Industrie, von der in einem Geschäftsbericht in neuer Rechtschreibung die Rede war, ohne Zögern so stehen, denn ich war der Meinung, daß diese Industrie Kunststoffe verarbeitet und nicht Kunststoff. Unschöne Schreibungen wie das Holz und kunststoffverarbeitende Gewerbe könnten Sie also auch gleich entsorgen.
Und dann sollten Sie gleich weitermachen! Zum Beispiel dürfen die Schweizer ja ihre bisherige ss-Schreibung beibehalten. Könnten Sie da nicht im Analogieschluß als Intention des Regelwerks feststellen, daß dasselbe den Deutschen und Österreichen erlaubt ist? Und schon hätten wir die bisherige Schreibweise wieder - die Rechtschreibreform wird immer schöner!
Wenn es Ihnen gelingt, alle bisherigen Schreibungen aus dem Regelwerk herzuleiten, dann bekommen Sie von mir ein ganz dickes Lob.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 05.04.2001 um 22.00
Erfinde Regeln! Zwinge diese Regeln der Sprachwirklichkeit auf! Ob sie Zusammengehöriges trennen, ob sie Differenzierungen beseitigen, ob sie Zweideutigkeiten schaffen, ob sie für den Leser hilfreiche Informationen unterschlagen, ob sie Wörter verschwinden lassen - das alles braucht Dich nicht zu kümmern. Erfinde Regeln!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Helmut Eberwein am 05.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
ich beziehe mich auf folgende Aussage von Ihnen:
Herr Illauer, für kennenlernen (zusammen) zu argumentieren, ist sehr leicht und findet meine
Zustimmung, die der Kommission ja bekanntlich auch. Schade, dass Sie nicht umgekehrt auch
der neuen, sehr sinnvollen generellen Getrenntschreibung von Verb + Verb zustimmen
(Ausnahme kennenlernen, wäre doch ein prima Kompromiss oder?). Die Regel wurde aber auch
unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. Gehen Sie hier nicht mit
Ickler konform?
Ich dachte, die RSR sollte ärgerliche Ausnahmen abschaffen, dies war doch eine der gaanz wichtigen Begründungen für diesen Käse,
um unseren Schülern das Schreiben zu erleichtern.
Gibt es jetzt wieder neue Ausnahmen?
Irgendwie nicht logisch, oder?
Gruß
Helmut Eberwein
eingetragen von Wolfgang Wrase am 05.04.2001 um 22.00
Also, Herr Jansen, Ihr Versuch, die bisherige Rechtschreibung zum Beispiel bei richtigstellen mit Hilfe der Rechtschreibreform wiederherzustellen, ist zwar ein bißchen umständlich, und leider sind die Duden-Redakteure und die Reformer ein bißchen zu dumm, um Ihnen da folgen zu können. Aber immerhin, eine interessante Absicht. Könnten Sie nicht zum Beispiel auch die künftige Zusammenschreibung von Wörtern des Typs energiesparend auf der Grundlage der Reformregeln rechtfertigen? Bisher waren wir ja alle der Meinung, man müsse jetzt getrennt schreiben die Energie sparende Anlage oder das Holz verarbeitende Gewerbe, weil Energie bzw. Holz hier angeblich nicht für eine Wortgruppe stehen (oder für einen anderen Begriff, beispielsweise mit Artikel oder im Plural). Nun könnten Sie uns doch damit glücklich machen, daß Sie die Interpretation vorschlagen, daß man in solchen Verbindungen das Substantiv doch als für eine Wortgruppe oder etwas anderes stehend verstehen kann, zum Beispiel: energiesparend = einen Teil der Energie sparend; holzverarbeitend = Hölzer, Zellstoff und ähnliches verarbeitend; fleischfressend = Insekten mit einem geringen Anteil von Fleisch vertilgend. Und schon haben Sie die bisherige Rechtschreibung gerettet und somit die hohe Qualität der Rechtschreibreform bewiesen. Wie wärs?
Heute morgen ließ ich die kunststoffverarbeitende Industrie, von der in einem Geschäftsbericht in neuer Rechtschreibung die Rede war, ohne Zögern so stehen, denn ich war der Meinung, daß diese Industrie Kunststoffe verarbeitet und nicht Kunststoff. Unschöne Schreibungen wie das Holz und kunststoffverarbeitende Gewerbe könnten Sie also auch gleich entsorgen.
Und dann sollten Sie gleich weitermachen! Zum Beispiel dürfen die Schweizer ja ihre bisherige ss-Schreibung beibehalten. Könnten Sie da nicht im Analogieschluß als Intention des Regelwerks feststellen, daß dasselbe den Deutschen und Österreichen erlaubt ist? Und schon hätten wir die bisherige Schreibweise wieder - die Rechtschreibreform wird immer schöner!
Wenn es Ihnen gelingt, alle bisherigen Schreibungen aus dem Regelwerk herzuleiten, dann bekommen Sie von mir ein ganz dickes Lob.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christian Dörner am 04.04.2001 um 22.00
Sicher ist es richtig, daß zusammengeschriebene Gefüge aus Verb und Verb keine Zusammensetzungen im eigentlichen Sinn sind, aber trotzdem würde ich weiter gehen, als diese Fügungen nur als Zusammenschreibungen von Gewohnheitsgefügen zu bezeichnen.
Die Duden-Literatur hat bis zur Rechtschreibreform immer darauf hingewiesen, daß es im Deutschen in einigen Fällen Zusammenschreibungen gibt, obwohl kein neuer Begriff entstanden ist. Bei den von der Duden-Redaktion immer wieder beispielhaft genannten Wörtern (sauberhalten, kennenlernen und spazierengehen) ist jedoch meines Erachtens schon ein neuer Begriff entstanden, auch wenn der Duden nie in der Lage war, das Entstehen eines neuen Begriffes sauber zu definieren, was die haarspalterischen Festlegungen des Duden bei der Getrennt- und Zusammenschreibung um so unverständlicher machte.
Dennoch gibt es eindeutige strukturelle Unterschiede zwischen sauberhalten und z. B. sauber schreiben oder der von mir soeben verwendeten Wortgruppe etwas sauber definieren. Auch zwischen spazierengehen auf der einen Seite und baden gehen, einkaufen gehen usw. auf der anderen Seite sind die Strukturunterschiede nicht zu übersehen. (Im übrigen wird baden gehen selbst dann getrennt geschrieben, wenn es im übertragenen Sinne verwendet wird, was das vom Duden favorisierte Kriterium des neuen Begriffes - sicher nicht ganz falsch, aber unzureichend - noch einmal aufweicht.) Zu kennenlernen, liebenlernen usw. und schwimmen lernen, Deutsch lernen etc. wurde ja schon genügend gesagt.
Eine obligatorische Zusammenschreibung wie bei echten Zusammensetzungen wird man aus den Strukturen dieser Gebilde sicherlich nicht schlußfolgern können. Die Getrenntschreibung solcher Fügungen sollte selbstverständlich zulässig sein, zumal die Zusammenschreibungen noch relativ neuer Natur sind und die Getrenntschreibung bei weniger gebräuchlichen Wörtern dieser Art wie liebenlernen usw. noch häufig anzutreffen war bzw. sogar überwog und bei weitem nicht alle Gefüge von Verb und Verb zusammengeschrieben werden, selbst wenn definitiv etwas Neues entstanden ist (wie bei baden gehen).
Somit hatte ich den Begriff Zusammensetzung natürlich in diesem Sinne nicht ganz richtig gewählt, aber mehr als ein bloßes Zusammenschreiben von Gewohnheitsgefügen sehe ich in Wörtern dieser Art schon.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.04.2001 um 22.00
Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab. Da von den offiziellen Regel- und Wörterverzeichnissen nur das österreichische den Krieg überlebte (Otto Baslers Versuch, die 1944er Regeln als bayerische Regeln überleben zu lassen, blieb letztlich erfolglos, Preußen wurde 1947 aufgelöst), mußte man sich wohl oder übel am Sprachgebrauch orientieren. Nach dem Kautsch-Debakel hat man es z. B. nicht mehr versucht, der Intention der Regelung von 1901 entsprechend das c aus neu hinzukommenden Fremdwörtern (Computer !) durch k oder z zu ersetzen.
Daß die Deskription des Usus im Duden allerdings unvollkommen war, hat Herr Ickler immer wieder feststellen können, zuletzt am Beispiel von dahingehend (s. Wörterbuch-Forum).
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 04.04.2001 um 22.00
Auf die Frage Zusammensetzung oder Zusammenschreibung kommt es mir nicht so sehr an, lieber Herr Dörner. Interessant sind die Verbzusätze so oder so, und man kann sie keinesfalls am Leitfaden der Schreibweise ergründen, denn die ist, wie der erwähnte Drach feststellte, mehr oder weniger zufällig geregelt.
Einiges ist deutlich: Es werden bevorzugt Ergebniszusätze (Objektsprädikative) mit Verben verbunden, ferner natürlich Richtungszusätze (aber keine Ortszusätze oder? höchstens solche Sachen wie daliegen); ein Teil der Verben verleiht dem Ganzen einen Aktionsart-Charakter, nämlich einen inchoativen: kaputtgehen, totgehen (kindersprachlich), kapores -, verschütt -, daher auch pleite gehen usw. (weshalb die Großschreibung hier besonders unsinnig ist); das gehen ist hieer eine Art Hilfsverb (wie engl. to go in entsprechenden Verbindungen). Der gemeinsame Nenner, wenn es einen gibt, ist noch verborgen. Aber die Intuition ist da, und die Zusammenschreibung erfaßt unaufhaltsam alles, was sich dazu eignet (nicht zu umfangreich ist, nicht wahr?).
Warum soll man sich hier mit neuen Schreibregeln einmischen? Die Unsicherheit ist ja nicht einmal für die Schule relevant.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 04.04.2001 um 22.00
Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab. Das klingt sehr missverständlich. Der Duden bildete nach 1901 weder die preußischen, noch die bayerischen und österreichischen Regeln ab, sondern die gesamtdeutschen. Dass das inhaltlich nur marginale Unterschiede sind, ändert daran nichts.
Was genau meinen Sie mit österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis, und ist es nicht so, dass das Regelwerk von 1901 durch den Duden weiterlebte? Hat der Duden nach 1945 etwas grundsätzlich anders gemacht als vorher? Wenn ja, was? Wissen Sie zufällig, wann im Duden zum ersten Mal die GZS und die Zeichensetzung geregelt waren? Das mit dem am Sprachgebrauch orientieren, das ist so eine Sache. Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Hätte er gesagt, der Sprachgebrauch geht vor und wir behaupten trotzdem, dass wir auf dem Boden des Regelwerks stehen (?). Oder hätte er gesagt, tut uns Leid, wir stellen die Veränderung zwar fest, können sie aber nicht aufnehmen, weil das gegen das Regelwerk wäre (?). Schon in einem späten Nachdruck des 1991er Duden begründet der Duden warum er grundsätzlich für ein neues Regelwerk war bzw. ist.
Michael Jansen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
Sie sprachen davon, daß der Duden sich am preußischen Regelwerk orientiert habe, und ich habe das richtiggestellt. In jedem Duden bis 1941/42 finden Sie Fußnoten, in denen auf die Unterschiede in jenen drei wichtigsten amtlichen Regelbüchern verwiesen wurde. Der Regelteil kam immer zusammen mit einem Wörterverzeichnis, und diese Wörterverzeichnisse unterschieden sich voneinander. Mit Regeln meinte ich also die Broschüren als ganze.
Übrigens gab es auch sächsische, württembergische Regeln u. s. w., aber die wurden vom Duden nie herangezogen.
Das Regelwerk von 1901 lebte jedenfall nicht allein durch den Duden weiter, wie Sie jetzt schreiben. Es gab natürlich auch andere Wörterbücher, Schulbücher u. s. w.
Der Duden selbst hat nach 1955 einen anderen Status in der Bundesrepublik bekommen. In der DDR wurde er verstaatlicht.
Über die GZS und die Zeichensetzung im Duden weiß ich aus dem Stand nichts Näheres, aber in den drei wichtigsten Regelwerken wurde die Zeichensetzung nicht behandelt, hingegen gibt es Anhänge zur Zeichensetzung in anderen Ländern. 1944 wurde dann die Zeichensetzung in das Basler-Reumuthsche Regelbüchlein integriert (dementsprechend in Baslers Nachkriegswörterbuch).
Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Diese Frage muß man wohl nicht im Konjunktiv formulieren. Ich wies schon auf die Schreibung Computer hin, die zumindest dem Geist, wenn nicht den Buchstaben der Beschlüsse von 1901 zuwiderläuft. Die Regeln von 1901 sind aber im Unterschied zu denen von 1996 nicht im bewußten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den schieren grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden. Insofern waren sie auch flexibel genug, dem Sprachwandel standzuhalten.
Der Duden beziehungsweise seine Macher hätten deshalb natürlich auch nie gesagt, tut uns Leid (aua, Herr Jansen !).
Die Duden-Redakteure haben sich verschiedentlich für eine Reform engagiert, nicht erst nach 1991. Teils aus Verblendung, teils aus Geschäftsinteresse. Solche Verlautbarungen sind reichlich uninteressant.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 04.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
Sie sprachen davon, daß der Duden sich am preußischen Regelwerk orientiert habe, und ich habe das richtiggestellt. In jedem Duden bis 1941/42 finden Sie Fußnoten, in denen auf die Unterschiede in jenen drei wichtigsten amtlichen Regelbüchern verwiesen wurde. Der Regelteil kam immer zusammen mit einem Wörterverzeichnis, und diese Wörterverzeichnisse unterschieden sich voneinander. Mit Regeln meinte ich also die Broschüren als ganze.
Übrigens gab es auch sächsische, württembergische Regeln u. s. w., aber die wurden vom Duden nie herangezogen.
Das Regelwerk von 1901 lebte jedenfall nicht allein durch den Duden weiter, wie Sie jetzt schreiben. Es gab natürlich auch andere Wörterbücher, Schulbücher u. s. w.
Der Duden selbst hat nach 1955 einen anderen Status in der Bundesrepublik bekommen. In der DDR wurde er verstaatlicht.
Über die GZS und die Zeichensetzung im Duden weiß ich aus dem Stand nichts Näheres, aber in den drei wichtigsten Regelwerken wurde die Zeichensetzung nicht behandelt, hingegen gibt es Anhänge zur Zeichensetzung in anderen Ländern. 1944 wurde dann die Zeichensetzung in das Basler-Reumuthsche Regelbüchlein integriert (dementsprechend in Baslers Nachkriegswörterbuch).
Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Diese Frage muß man wohl nicht im Konjunktiv formulieren. Ich wies schon auf die Schreibung Computer hin, die zumindest dem Geist, wenn nicht den Buchstaben der Beschlüsse von 1901 zuwiderläuft. Die Regeln von 1901 sind aber im Unterschied zu denen von 1996 nicht im bewußten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den schieren grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden. Insofern waren sie auch flexibel genug, dem Sprachwandel standzuhalten.
Der Duden beziehungsweise seine Macher hätten deshalb natürlich auch nie gesagt, tut uns Leid (aua, Herr Jansen !).
Die Duden-Redakteure haben sich verschiedentlich für eine Reform engagiert, nicht erst nach 1991. Teils aus Verblendung, teils aus Geschäftsinteresse. Solche Verlautbarungen sind reichlich uninteressant.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 04.04.2001 um 22.00
Auf die Frage Zusammensetzung oder Zusammenschreibung kommt es mir nicht so sehr an, lieber Herr Dörner. Interessant sind die Verbzusätze so oder so, und man kann sie keinesfalls am Leitfaden der Schreibweise ergründen, denn die ist, wie der erwähnte Drach feststellte, mehr oder weniger zufällig geregelt.
Einiges ist deutlich: Es werden bevorzugt Ergebniszusätze (Objektsprädikative) mit Verben verbunden, ferner natürlich Richtungszusätze (aber keine Ortszusätze oder? höchstens solche Sachen wie daliegen); ein Teil der Verben verleiht dem Ganzen einen Aktionsart-Charakter, nämlich einen inchoativen: kaputtgehen, totgehen (kindersprachlich), kapores -, verschütt -, daher auch pleite gehen usw. (weshalb die Großschreibung hier besonders unsinnig ist); das gehen ist hieer eine Art Hilfsverb (wie engl. to go in entsprechenden Verbindungen). Der gemeinsame Nenner, wenn es einen gibt, ist noch verborgen. Aber die Intuition ist da, und die Zusammenschreibung erfaßt unaufhaltsam alles, was sich dazu eignet (nicht zu umfangreich ist, nicht wahr?).
Warum soll man sich hier mit neuen Schreibregeln einmischen? Die Unsicherheit ist ja nicht einmal für die Schule relevant.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 04.04.2001 um 22.00
Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab. Das klingt sehr missverständlich. Der Duden bildete nach 1901 weder die preußischen, noch die bayerischen und österreichischen Regeln ab, sondern die gesamtdeutschen. Dass das inhaltlich nur marginale Unterschiede sind, ändert daran nichts.
Was genau meinen Sie mit österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis, und ist es nicht so, dass das Regelwerk von 1901 durch den Duden weiterlebte? Hat der Duden nach 1945 etwas grundsätzlich anders gemacht als vorher? Wenn ja, was? Wissen Sie zufällig, wann im Duden zum ersten Mal die GZS und die Zeichensetzung geregelt waren? Das mit dem am Sprachgebrauch orientieren, das ist so eine Sache. Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Hätte er gesagt, der Sprachgebrauch geht vor und wir behaupten trotzdem, dass wir auf dem Boden des Regelwerks stehen (?). Oder hätte er gesagt, tut uns Leid, wir stellen die Veränderung zwar fest, können sie aber nicht aufnehmen, weil das gegen das Regelwerk wäre (?). Schon in einem späten Nachdruck des 1991er Duden begründet der Duden warum er grundsätzlich für ein neues Regelwerk war bzw. ist.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Dörner am 04.04.2001 um 22.00
Sicher ist es richtig, daß zusammengeschriebene Gefüge aus Verb und Verb keine Zusammensetzungen im eigentlichen Sinn sind, aber trotzdem würde ich weiter gehen, als diese Fügungen nur als Zusammenschreibungen von Gewohnheitsgefügen zu bezeichnen.
Die Duden-Literatur hat bis zur Rechtschreibreform immer darauf hingewiesen, daß es im Deutschen in einigen Fällen Zusammenschreibungen gibt, obwohl kein neuer Begriff entstanden ist. Bei den von der Duden-Redaktion immer wieder beispielhaft genannten Wörtern (sauberhalten, kennenlernen und spazierengehen) ist jedoch meines Erachtens schon ein neuer Begriff entstanden, auch wenn der Duden nie in der Lage war, das Entstehen eines neuen Begriffes sauber zu definieren, was die haarspalterischen Festlegungen des Duden bei der Getrennt- und Zusammenschreibung um so unverständlicher machte.
Dennoch gibt es eindeutige strukturelle Unterschiede zwischen sauberhalten und z. B. sauber schreiben oder der von mir soeben verwendeten Wortgruppe etwas sauber definieren. Auch zwischen spazierengehen auf der einen Seite und baden gehen, einkaufen gehen usw. auf der anderen Seite sind die Strukturunterschiede nicht zu übersehen. (Im übrigen wird baden gehen selbst dann getrennt geschrieben, wenn es im übertragenen Sinne verwendet wird, was das vom Duden favorisierte Kriterium des neuen Begriffes - sicher nicht ganz falsch, aber unzureichend - noch einmal aufweicht.) Zu kennenlernen, liebenlernen usw. und schwimmen lernen, Deutsch lernen etc. wurde ja schon genügend gesagt.
Eine obligatorische Zusammenschreibung wie bei echten Zusammensetzungen wird man aus den Strukturen dieser Gebilde sicherlich nicht schlußfolgern können. Die Getrenntschreibung solcher Fügungen sollte selbstverständlich zulässig sein, zumal die Zusammenschreibungen noch relativ neuer Natur sind und die Getrenntschreibung bei weniger gebräuchlichen Wörtern dieser Art wie liebenlernen usw. noch häufig anzutreffen war bzw. sogar überwog und bei weitem nicht alle Gefüge von Verb und Verb zusammengeschrieben werden, selbst wenn definitiv etwas Neues entstanden ist (wie bei baden gehen).
Somit hatte ich den Begriff Zusammensetzung natürlich in diesem Sinne nicht ganz richtig gewählt, aber mehr als ein bloßes Zusammenschreiben von Gewohnheitsgefügen sehe ich in Wörtern dieser Art schon.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.04.2001 um 22.00
Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab. Da von den offiziellen Regel- und Wörterverzeichnissen nur das österreichische den Krieg überlebte (Otto Baslers Versuch, die 1944er Regeln als bayerische Regeln überleben zu lassen, blieb letztlich erfolglos, Preußen wurde 1947 aufgelöst), mußte man sich wohl oder übel am Sprachgebrauch orientieren. Nach dem Kautsch-Debakel hat man es z. B. nicht mehr versucht, der Intention der Regelung von 1901 entsprechend das c aus neu hinzukommenden Fremdwörtern (Computer !) durch k oder z zu ersetzen.
Daß die Deskription des Usus im Duden allerdings unvollkommen war, hat Herr Ickler immer wieder feststellen können, zuletzt am Beispiel von dahingehend (s. Wörterbuch-Forum).
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Der neue Rechtschreibduden trennt jetzt, wie zuvor schon Bertelsmann, auch a-brupt. Die Übereinstimmung geht auf eine geheimgehaltene 60 Seiten umfassende Liste zurück, die von den beiden privilegierten Wörterbuchredaktionen in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung erstellt worden ist.
Man sollte die Frage nach den Vorzügen der Neuregelung auch auf diese Trennungen ausdehnen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ich melde mich zum Wochenende noch einmal ausführlicher; aber eins läuft hier seit langem völlig schief: Alte Rechtschreibung wird, wenn es eng wird, immer vom Duden losgekoppelt. Wenn jemand aber aktuelle Rechtschreibung vom Regelwerk oder von Wörterverzeichnis abkoppelt, das wird nicht anerkannt. Das geht ja so weit, dass die jüngsten halbamtlichen Korrekturen - Icklers Lieblingkerbe vom Typ aufsehenerregend - irgendwie auch nicht als Teil der neuen Rechtschreibung anerkannt wird. Sie alle haben mir dieses Missverhältnis anhand der Problematik mit -ig deutlich vorgemacht. Ich dagegen wäre ich für Waffengleichheit. Ein Argument wie das steht so zwar nicht im Regelwerk, ist aber sinngemäß neue Rechtschreibung muss u.U. akzeptiert werden.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Wer im Icklerschen Wörterbuch nachschlägt, entdeckt dort nur die Schreibweisen Abc-Schütze und Abece-Schütze. Ein ABC-Schütze wird nirgends aufgeführt, wohl aber der ABC-Flug. Ich dachte, Prof. Ickler stellt die allgemein übliche Rechtschreibung dar?
Weder Herr Kolbe noch Herr Illauer haben bis jetzt dargestellt, dass die frühere Regelung bezüglich der Getrennt- u. Zusammenschreibung von Verben besser war, bzw. dass die neue Regelung schlechter oder schwieriger ist.
Den irrtümlichen Dreher bei der Faustregel bitte ich zu entschuldigen; natürlich wurde früher in konkreter Bedeutung meist getrennt, in übertragener Bedeutung zusammengeschrieben, oft aber auch nicht. Das hatte ich auch gemeint.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Soweit ich sehe, verteidigen wir ziemlich einhellig die bisher übliche Rechtschreibung gegen den Versuch einer neuen Normierung. Wenn es darum ginge, den alten Duden zu verteidigen, hätte ich sechs Jahre lang im falschen Zug gesessen. Bisher bin ich immer richtig verstanden worden, bis auf ein paar Leute, die mir aus taktischen Gründen etwas unterstellten, was ich von Anfang an in Wort und Schrift abgelehnt habe.
Was also im alten Duden nicht stand oder von ihm geradezu ausgeschlossen wurde, kann durchaus zu jenem Bestand gehören, den ich zusammen mit anderen verteidige. Das ist ja der Kern der Kritik an der Dudenschen Einzelwortfestlegung.
Die halbamtlichen Korrekturen an der Reform sind in Wirklichkeit überhaupt nicht amtlich, da ihnen die Legitimation durch die Behörden fehlt, die sich für zuständig halten. Die Kommission hat daher nach der Abfuhr von Februar 1998 wohlweislich ihre Beschlüsse und Empfehlungen weder veröffentlicht noch auch nur der KMK und dem BMI vorgelegt. Solange das so ist, widerspricht aufsehenerregend dem amtlichen Regelwerk; die Korrektur bleibt unumgänglich notwendig, ist aber amtlich noch nicht vollzogen. Daß dadurch eine ganz mißliche Lage und Rechtsunsicherheit an den Schulen entstanden ist, haben die Reformer zu verantworten.
Anders gesagt: Wer Abweichungen von der Dudendarstellung verteidigt, befindet sich in einer weniger illegitimen Lage als derjenige, der die Reform verteidigt und zugleich Abweichungen von ihr rechtfertigen will.
Und was ABC-Schütze betrifft, so wird es durch mein Rechtschreibwörterbuch nicht ausgeschlossen (pauschale Notation ABC...[] für beliebige Zusammensetzungen), könnte aber später auch noch ausdrücklich aufgenommen werden. Der deskriptive Ansatz wird, wie wohl jeder einsieht, nicht dadurch unterlaufen, daß nicht alles Vorgefundene aufgenommen ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Den Begriff halbamtlich finde ich völlig zutreffend. Das Gemeinte ist nicht in der gleichen Weise amtlich wie es die Neuregelung als solche ist; die Korrekturen stammen aber von einer staatlich sanktionierten Institution; eben halbamtlich.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Die Korrekturen existieren offiziell gar nicht, da die politischen Instanzen jegliche Änderung untersagt haben. Sie sind ihnen auch nicht bekannt. Das Verfahren ist gewissermaßen kriminell. Von halbamtlich kann keine Rede sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.04.2001 um 22.00
Herr Jansen hat, wie so oft, auf einer rein formalen Ebene recht, wenn man großzügig sein will; aber wenn man etwas genauer hinsieht (ich möchte bei seinen Texten regelmäßig sagen: wenn er ehrlicher wäre), erweist sich das Argument als eben nur formal richtig. Was der Duden ursprünglich wollte und leider nur mangelhaft vollzogen hat, war, den Schriftgebrauch aufzuzeichnen und (anschließend) in Regeln zu fassen. Insbesondere die Regeln sind eigentlich recht liberal, was man an häufigen Formulierungen sieht wie wird in der Regel so geschrieben, meist, gewöhnlich, in den meisten Fällen. Darin spiegelt sich noch die ursprünglich deskriptive Absicht; übrigens hat der Duden selbst seine Regeln vorsichtiger als Richtlinien bezeichnet. Unter dem Dauerfeuer der Anfragen von Ratsuchenden, die immer wissen wollten, welche von mehreren Möglichkeiten sie denn nun wählen sollten, welche besser sei, oft gestellt in der Form Was ist denn jetzt richtig? (das heißt: Es kann doch nicht beides richtig/gleich richtig sein!), kam die Redaktion jedoch auf den Irrweg der Einzelfallfestlegung, die den Schreibgebrauch nicht darstellt, sondern verdunkelt; damit verbunden war auch eine teilweise Umkehr des Prinzips Regeln aus Schreibweisen ableiten zugunsten von Schreibweisen aus Regeln ableiten. Wer nun die traditionelle Rechtschreibung verteidigt, der meint damit die Schreibweisen - und das, was der Duden hätte tun sollen bzw. wobei er hätte bleiben sollen: Schreibweisen realistisch verzeichnen und aus ihnen die Regeln ableiten (natürlich mit einer Auswahl auch nach systematischen und qualitativen Aspekten; es geht hier aber ums Prinzip, so daß diese Qualifizierung des deskriptiven Prinzips hier keine Rolle spielt).
Bei der Rechtschreibreform ist es nun genau andersherum: Schreibweisen sollen einzig und allein aus den Regeln hervorgehen, also Regeln vor Schreibweisen (vielleicht sogar: Keine Schreibweise ohne Regel); was bisher geschrieben wurde, spielt insofern grundsätzlich keine Rolle. Zwar wurde natürlich nicht alles von Grund auf neu erfunden, aber gerade dort, wo reformiert wird, wo sich etwas ändert, sieht man eindeutig, was hier gemeint ist. Es wird nicht mehr beschrieben, daß sich die Sprachgemeinschaft über Schiffahrt, Gemse, Schluß, sogenannt usw. einig war (weitestgehend jedenfalls), sondern die Regeln wurden geändert, und was ihnen nicht entspricht, soll fürderhin als falsch gelten. Haben Sie den Unterschied jetzt kapiert, Herr Jansen?
Daraus folgt: Erst ein reformerisches Mißverständnis des Duden, daß die Regeln vor den Schreibweisen stünden und die Wörterbucheinträge richtiger seien als der Schreibgebrauch, übrigens auch das Mißverständnis, daß erst die Privilegierung des Duden durch die Kultusministerkonferenz diesem Wörterbuch seine Autorität verschafft habe, erst diese dummdeutsche Auffassung von Rechtschreibung ermöglicht die scheinbar plausible Gleichsetzung von altem Duden und dem Regelwerk der Rechtschreibreform samt deren staatlichem Anspruch.
In Wirklichkeit könnte das Prinzip des alten Duden nicht unterschiedlicher von der Rechtschreibreform sein; anstatt aber zu erkennen, woran die Probleme des alten Duden lagen, nämlich an einer Loslösung der Regeln von der Schreibwirklichkeit und an einer unheilvollen Erhebung des Duden-Inhalts über die Schreibwirklichkeit (Nur das, was im Duden steht, ist richtig: Jansen, Wagner etc.), sehen die Reformfreunde ausgerechnet in dieser Fehlentwicklung den Weg aus allen Problemen. Das ist so, wie wenn man eine Drosselung der Wirtschaft, die auf eine realitätsblinde staatliche Überreglementierung zurückzuführen ist, dadurch zu heilen versucht, indem man die freie Wirtschaft vollends zugunsten einer bürokratischen Planwirtschaft aufgibt. Viel Erfolg!
Der fundamentale Unterschied bei den jeweiligen Abweichungen vom Regelwerk, die Herr Jansen hier in tückischer Absicht gleichzusetzen versucht (Waffengleichheit), zeigt sich auch darin, daß die Abweichungen vom vorreformatorischen Duden, für deren Anerkennung wir Reformgegner sind, von den Schreibern selbst stammen, ja oft deren mehrheitlichen Geschmack und Wunsch darstellen, während die Abweichungen vom amtlichen Regelwerk nur als gültig angesehen werden können, wenn sie mindestens halbamtlich, wahrscheinlicher: wenn sie ganz und gar amtlich beschlossen werden. Anders gesagt: Im einen Fall soll dem Volk auch offiziell zu seinem Recht verholfen werden, im anderen Fall darf das von der Refom betroffene Volk nach wie vor nur das als richtig ansehen, was die Obrigkeit zuläßt. Wie Herr Jansen ja auch betont: Die Kommission sei immerhin staatlich sanktioniert, so fragwürdig diese Aussage auch ist, vgl. die genauere Antwort von Professor Ickler.
Diese Auffassung der Reformer und der Reformfreunde: Rechtschreibung seien Regeln, alle Schreibweisen müßten den Regeln folgen, der Staat sei dafür zuständig; diese Auffassung trifft auf meine tiefste Verachtung, samt der unredlichen Versuche, immer wieder die grundlegenden Unterschiede zu verwischen und die Reform auf einer rhetorischen Ebene zu rechtfertigen. Mir kommt das vor, wie wenn ein Historiker das Dritte Reich zu rechtfertigen versucht, indem er unermüdlich auf Mißstände in der Weimarer Republik hinweist. Meinetwegen soll ein Historiker das Dritte Reich gut finden, wenn das sein persönlicher Geschmack ist - was mich noch eher stören würde, wäre die Feigheit, dazu nicht einfach zu stehen, sondern mit allerlei Pseudoargumentation so zu tun, als ob zum Beispiel die Weimarer Republik auch nicht besser gewesen sei. Sollen Herr Jansen und Frau Wagner, Lars Kerner, Frau Menges und wie sie alle heißen von mir aus gerne die Reform lieben, ich habe nichts dagegen. Ich weise nur darauf hin, daß sicher nicht nur ich es ehrlicher fände, wenn man ganz einfach zu dieser persönlicher Vorliebe steht, anstatt so zu tun, als ob die Argumente derart objektiv für die Reform sprächen, daß die Reformgegner nur zu blöd wären, sie zu begreifen.
Eine gewisse Feigheit der Reformbefürworter sehe ich auch darin, nur nebenbei bemerkt, daß sie hier insgesamt eine Größenordnung anonymer auftreten als die Reformbefürworter, die keine Scheu haben, zum Beispiel ihre E-Mail-Adresse anzugeben und für jedermann erreichbar zu sein. Was die Reformgegner noch auszeichnet im Gegensatz zu den Befürwortern, ist, daß sie die Bedürfnisse der Mehrheit ernst nehmen, daß sie Demokraten sind, während die Reformfreunde keine Scheu haben, der Mehrheit die Wünsche einer Minderheit aufzunötigen bzw. dies gut zu finden oder sogar als notwendig zu erachten. Mit anderen Worten: Reformgegner sind Demokraten, Reformfreunde nicht. Aber Herrn Jansen fällt bestimmt wieder eine Formulierung ein, die all das widerlegt: Er ist eben feige.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
In diesem ganz speziellen Punkt (Zusammen- und Getrenntschreibung von Infinitiv + Verbum) siegt die alte GuZ klar mit 2 : 1 !
Für den Schreibenden mag es vielleicht ein bißchen schwerer sein. Das ist aber der nebensächlichste Punkt. Also 2 : 0,5 !
Aber:
1) Die Zusammenschreibung signalisiert dem Leser etwas ganz Wichtiges: Infinitiv und Verbum gehen eine ganz enge, ganz besondere Verbindung ein, verschmelzen zu einer neuen Bedeutung. Die Bestandteile verlieren ihre Selbständigkeit. Das ist nicht nur für den deutschen Leser wichtig, das ist eine besondere Hilfe für den ausländischen Leser.
Beispiel: Zwischen gehen lernen und kennenlernen ist ein fundamentaler Unterschied, jedenfalls für den heutigen Deutschen. Man lernt zwar das Gehen (also sinnvolle Getrenntschreibung), aber lernt man ebenso das Kennen? Beide Male getrennt zu schreiben ist heutzutage eine schlichte Barbarei!
2) Die Getrenntschreibung bildet die heutige Sprache nicht mehr ab, zerstört ein Wort, das mit vollem Recht z.B. in meinem Wahrig steht: kennenlernen ist ein transitives Verbum! Der soll mich kennenlernen. Die Getrenntschreibung führt auf eine frühere Sprachstufe zurück: Der soll lernen, mich zu kennen.
Vgl. dazu auch Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform, S. 66f.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Besonders Dieter E. Zimmer war es, der in der ZEIT des öfteren ein Junktiom hergestellt hat: Das ärgerliche Dudenprivileg könne man nur brechen, wenn man gleichzeitig eine Rechtschreibreform durchführe. Diese Idee hat sich bekanntlich verselbständigt: Manche sind durchaus bereit, die Reform mißraten zu finden, aber ein Gutes sehen sie doch darin: sie habe das Dudenmonopol gebrochen (und wem zugeschoben?). Das ist aber Unsinn. Es wäre durchaus möglich und wünschenswert gewesen,die Rechtschreibung genau wie die anderen Teile der Sprache dem Können, Wissen und Geschmack der Lehrer und anderer Bürger zu überlassen. Dadurch würde sich bei den Wörterbüchern nicht nur der deskriptive Ansatz von selbst durchsetzen, das ganze Verhältnis zur orthographischen Literatur und Lehre wäre entkrampfter, weil es jetzt mehr um guten Rat ginge als um Rohrstockersatz (übrigens ein Wort der Reformwilligen von 1973).
Verachtung? Ja, auch, wie immer, wenn man sieht, wie jemand sich seiner Übereinstimmung mit der Staatsmacht freut. Aber vor allem amüsiert es mich. Die Tröpfe wissen ja nicht, wie hinfällig das Objekt ihrer Begierde ist. Nach welchem Wind werden sie morgen ihr Mäntelchen hängen? Herr Jansen erkennt immerhin die von mir aufgedeckten, sonst aber nirgendwo nachlesbaren halbamtlichen Korrekturen an, womit er neben dem gedruckten Regelwerk usw. schon ein zweites, ungedrucktes in der Hand hat. Das wird bald noch dicker geworden sein, und dann müßte ihm doch irgendwann mulmig werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Herr Ickler, die nächste Version des Regelwerks wird doch nach unserer gemeinsamen Einschätzung um ein paar Dinge verändert. Dass da einige Zeilen hinzukommen, macht doch den Regelungsinhalt nicht schwerer! Aber darüber streiten wir ja schon lange. Lassen wir es also.
Herr Illauer, für kennenlernen (zusammen) zu argumentieren, ist sehr leicht und findet meine Zustimmung, die der Kommission ja bekanntlich auch. Schade, dass Sie nicht umgekehrt auch der neuen, sehr sinnvollen generellen Getrenntschreibung von Verb + Verb zustimmen (Ausnahme kennenlernen, wäre doch ein prima Kompromiss oder?). Die Regel wurde aber auch unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. Gehen Sie hier nicht mit Ickler konform?
Herr Wrase, Vorsichtig mit der Vermutung, der Duden habe ursprünglich, im Wesentlichen oder wie auch immer deskriptiv gearbeitet. Vor dem Duden gab es vor allem das preußische Regelwerk, und das hat der erste Duden hauptsächlich anwenden wollen. Damit tat schon der erste Duden genau das, was Sie nun für eine Erfindung der Neuregelung halten, nämlich revolutionärerweise die Schreibweisen von den Regeln abzuleiten. Dass der Duden die amtlichen Regeln von 1901 umsetzte, das galt all die letzten Jahrzehnte und stand auch so drauf. Bei der GZS und der Zeichensetzung gab es kein Regelkorsett; hier mag es sein, dass der Duden zunächst (!) Regeln aus den Schreibweisen abgeleitet hat. Bei der Zeichensetzung wäre ich da allerdings vorsichtig. Ich vermute hier hat man mit grammatischen Kriterien Regeln gesetzt. Ich weiß es aber nicht, behaupte also auch nichts. Aus dem Schreibgebrauch hätte man meiner Meinung nach mehr fakultative Setzung ableiten müssen, denn es ließ und lässt sich immer noch beobachten, dass das Komma in der Schreibrealität öfter weggelassen wird (z.B. bei Infinitivgruppen). Ich appelliere erneut daran, der Neuregelung auch ein Stück Deskription einzuräumen. Ickler ist, wenn er hier ein obligatorisches Komma feststellt, in diesem Fall normativer als die Neuregelung.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Mit Die Regel wurde aber auch unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. meinte ich natürlich die alte Duden-Regel.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ich halte Zusammenschreibung bei übertragener Bedeutung für einen sehr netten und freundlichen Dienst am Leser: Die Zusammenschreibung weist mich darauf hin: Leser, paß auf, besondere Bedeutung! Besondere Bedeutung in unserer heutigen Sprache! Etwas Neues ist entstanden, das weit über die ursprüngliche Bedeutung hinausgeht!
Diese besondere Bedeutung hat in vielen Fällen dazu geführt, daß solche Zusammenschreibungen als eigene Wörter im modernen Lexikon stehen.
Zwei Beispiele aus meinem Wahrig (1994):
sitzenbleiben (intransitives Verbum): nicht in die nächste Klasse versetzt werden; beim Tanzen keinen Tänzer finden; der Kuchen ist sitzengeblieben = nicht aufgegangen.
sitzenlassen (transitives Verbum): im Stich lassen, verlassen; die Verabredung mit jemand nicht einhalten: ein Mädchen sitzenlassen; eine Beleidigung nicht auf sich sitzenlassen = sich gegen eine Beleidigung wehren.
Solche hilfreichen Zusammenschreibungen (willkommener Kundendienst am Leser / ein Ausländer kann das Wort mühelos im Lexikon nachsehen und braucht nicht unter dem riesigen Artikel sitzen zu suchen - also auch Kundendienst am Lexikonbenützer) einfach abzuschaffen und per Kultusministererlaß zu verbieten, das ist nicht hinnehmbar. Warum nicht wenigstens fakultativ? Haben die Reformer, diese Diktatoren, etwa Angst, daß sich solche Schreibungen im freien Wettbewerb durchsetzen könnten, weil sie den entschieden besseren Leser-Service bieten?
Das neue Rechtschreibprogramm ist schlechter geworden. Weniger Lesekomfort! Eine gewisse Ausländerfeindlichkeit! Man siehts an solchen Beispielen! Und das nur im winzigen Bereich Verb + Verb! Wenn man alles zusammenzählt, siegt eine behutsam verbesserte alte GuZ 10 : 0!
Daß sie nicht nur leserfreundlicher ist, sondern auch die Gegenwartssprache besser abbildet, dürfte wohl aus den wenigen Beispielen ebenfalls klar geworden sein.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Christian Dörner am 03.04.2001 um 22.00
Obwohl zu diesem Punkt das Wesentliche bereits oft genug gesagt wurde, freut es mich doch, daß zumindest die Zusammenschreibung des Wortes kennenlernen die Akzeptanz des Herrn Jansen und anscheinend auch die der Kommission findet. Allerdings muß man sich im klaren darüber sein, warum die Zusammenschreibung nicht genehmigt wurde: Sie hätte die Regel, die die ausschließliche Getrenntschreibung von Zusammensetzungen aus zwei Verben vorschreibt, aufgeweicht und zum Schluß wahrscheinlich völlig außer Kraft gesetzt. Ich möchte dazu nur anmerken, daß es keinen Grund gibt, kennenlernen wiederzuzulassen, dafür aber bei den exakt gleich gebauten Verben schätzenlernen und liebenlernen Getrenntschreibung vorzuschreiben.
Im übrigen sind die drei klassischen Beispiele für Zusammenschreibung bei Verb + lernen nicht erschöpfend. Erst heute las ich in einem Buch (1997), das noch in der alten Rechtschreibung verfaßt wurde: ... und nicht nur Autofahrer haben den Rost und seine typische rötliche Farbe kennen- und hassen gelernt. Der Autor schrieb kennenlernen dudenkonform zusammen, entschied sich jedoch bei hassenlernen für die Getrenntschreibung, da dieses Wort im Duden nicht aufzufinden ist. Wer sich jedoch die grammatische Konstruktion von hassenlernen ansieht, stellt schnell fest, daß auch hier nur die Zusammenschreibung dudenkonform war, auch ohne explizite Lemmatisierung dieses Wortes. Ich habe dieses Beispiel nur deshalb angeführt, da es unmöglich ist, eine geschlossene Liste der möglichen Konstruktionen Verb + lernen aufzustellen, um die Getrennt- und Zusammenschreibung eindeutig zu regeln. (Bei Verb + lernen kann z. B. das Englische weiterhelfen. Übersetzt man die Fügung ins Englische und bleibt (to) learn erhalten, so schreibe man getrennt. Verschwindet (to) learn, so schreibe man im Deutschen zusammen. Beispiel: kennenlernen = (to) get to know, schwimmen lernen = (to) learn swimming usw.) Die einzige Möglichkeit, Unsicherheiten völlig zu vermeiden, ist die durchgängige reformgemäße Getrenntschreibung, die allerdings an den Ausdruckmöglichkeiten der deutschen Sprache zehrt.
Zwischen stehen bleiben (=weiterhin stehen) und stehenbleiben (=zum Stehen kommen), einkaufen gehen (=zum Einkaufen gehen) und spazierengehen (nicht: zum Spazieren gehen!) usw. gibt es strukturelle Unterschiede, die sich nicht verleugnen lassen. Die Darstellung im Duden war nicht immer ganz gelungen, vor allem, weil er übertragene Bedeutung und nicht die grammatische Struktur zum Kriterium für Getrennt- oder Zusammenschreibung erhob. Aber darauf will ich hier nicht genauer eingehen. Es ist schon genug zu diesem Thema gesagt worden.
Es ist auch klar, warum die Reformer sich mit etwas auseinandersetzen nicht zulassen können. Würden sie es zulassen, so verschwände die Eindeutigkeit der Regel, bei Verben mit -einander immer getrennt zu schreiben. Es gibt keinen Grund, auseinandersetzen zuzulassen, auseinanderbrechen aber nicht. Sobald auseinandersetzen zurückkommt, müssen die Reformer auch all die anderen Verben auf -einander wiederzulassen. Daran führt kein Weg vorbei.
Bei kennenlernen ist die Sache genauso: Wäre kennenlernen gekommen, so hätte man der Sprachgemeinschaft auch sitzenbleiben, spazierengehen usw. zurückgeben müssen. Solche Maßnahmen bedeuteten selbstverständlich das Ende der Reform-GZS. Deshalb wird hier keinen Schritt nachgegeben.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ein schönes Beispiel für das Wörterbuch der unmenschlich mißlungenen Getrenntschreibung in Herrn Dörners Ausführungen! Wir müssen uns mit diesem Thema auseinander setzen.
auseinander setzen - das ist nun wirklich brutal! So etwas hätte man nicht erwartet. Da sträuben sich alle Haare desjenigen Organs, das für die richtige Getrennt- und Zusammenschreibung zuständig ist. Da muß wohl sogar ein Anhänger der neuen GuZ schmerzlich zusammen zucken!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Wagner,
Herr Illauer und Herr Ickler z. B. (die können das sehr viel besser als ich) und andere haben doch schon so oft und zur Genüge, meine ich, dargestellt, daß die frühere Regelung sehr viel besser als die von Ihnen propagierte Reformregelung ist, Sie müssen das nur einmal zur Kenntnis nehmen. Was bedarf es eigentlich noch, Sie davon zu überzeugen?
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Bei kennenlernen usw. handelt es sich zwar nicht um Zusammensetzungen, sondern nur um Zusammenschreibungen von Gewohnheitsgefügen (Erich Drach), aber der Fall ist trotzdem oder gerade deshalb besonders lehrreich. Zweifellos gab es hier ein gewisses Schwanken des Schreibbrauchs, und genau dies haben die Reformer nicht ertragen, sie mußten es gemäß ihrem Denkschema als Zone der Unsicherheit verstehen, die es also zu beseitigen gelte. Die neue Regel: Verb + Verb immer getrennt ist klar und einfach und wäre auch leicht zu merken, wenn sie nur nicht mit so vielen anderen Regeln gemeinsam daherkäme, was die Neuregelung eben doch zu einer erheblichen Lernaufgabe macht. Aber der Hauptpunkt ist doch: Warum in aller Welt hat sich hier und überhaupt bei Verbzusatzkonstruktionen aller Art die Zusammenschreibung so mächtig ausgebreitet, und zwar nicht erst seit gestern? Diese Zusammenschreibung ist, wie der Verbzusatz selbst, offenbar ein ganz typisches Merkmal des heutigen Deutsch. Aber sich damit theoretisch zu beschäftigen, dazu hatten die Reformer keine Lust oder keine Geduld. Das Unbegriffene wurde also verändert, durch einen Eingriff, der sich nur durch staatliche Macht legitimieren konnte, nicht von der Sache her.
Ebenso haben sie es mit ...einander getan und an vielen anderen Stellen: ein Prokrustesbett für die Sprache, deren natürlichen Wuchs man einfach nicht sehen und hinnehmen wollte. Das rächt sich nun, und die Schwierigkeiten werden nicht aufhören, bevor die Sünde gegen den Geist der Sprache wiedergutgemacht ist.
In der Praxis sieht das so aus, daß zum Beispiel der Reformer Sitta auseinanderhalten schon wieder zusammenschreibt, und ebenso halten es andere Germanisten, die mit ein bißchen ss ihre Unterwerfungsbereitschaft signalisieren, im übrigen aber der bisherigen Schreibweise ihr Recht lassen.
Ebenso halten es die Studenten in ihren Zulassungsarbeiten für das Staatsexamen: Man gibt dem zukünfigen Dienstherren ein paar Zuckerl in Gestalt von dass, denn man weiß: mehr wollen diese Herren gar nicht sehen. (So hat es ja auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung dargestellt: Wer ss schreibt, signalisiert, daß er nicht grundsätzlch dagegen ist.) Zynischer geht es nicht; und wenn das Ministerium auf diese Einstellung seiner Lehrer Wert legt, dann soll es sie haben!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ich halte Zusammenschreibung bei übertragener Bedeutung für einen sehr netten und freundlichen Dienst am Leser: Die Zusammenschreibung weist mich darauf hin: Leser, paß auf, besondere Bedeutung! Besondere Bedeutung in unserer heutigen Sprache! Etwas Neues ist entstanden, das weit über die ursprüngliche Bedeutung hinausgeht!
Diese besondere Bedeutung hat in vielen Fällen dazu geführt, daß solche Zusammenschreibungen als eigene Wörter im modernen Lexikon stehen.
Zwei Beispiele aus meinem Wahrig (1994):
sitzenbleiben (intransitives Verbum): nicht in die nächste Klasse versetzt werden; beim Tanzen keinen Tänzer finden; der Kuchen ist sitzengeblieben = nicht aufgegangen.
sitzenlassen (transitives Verbum): im Stich lassen, verlassen; die Verabredung mit jemand nicht einhalten: ein Mädchen sitzenlassen; eine Beleidigung nicht auf sich sitzenlassen = sich gegen eine Beleidigung wehren.
Solche hilfreichen Zusammenschreibungen (willkommener Kundendienst am Leser / ein Ausländer kann das Wort mühelos im Lexikon nachsehen und braucht nicht unter dem riesigen Artikel sitzen zu suchen - also auch Kundendienst am Lexikonbenützer) einfach abzuschaffen und per Kultusministererlaß zu verbieten, das ist nicht hinnehmbar. Warum nicht wenigstens fakultativ? Haben die Reformer, diese Diktatoren, etwa Angst, daß sich solche Schreibungen im freien Wettbewerb durchsetzen könnten, weil sie den entschieden besseren Leser-Service bieten?
Das neue Rechtschreibprogramm ist schlechter geworden. Weniger Lesekomfort! Eine gewisse Ausländerfeindlichkeit! Man siehts an solchen Beispielen! Und das nur im winzigen Bereich Verb + Verb! Wenn man alles zusammenzählt, siegt eine behutsam verbesserte alte GuZ 10 : 0!
Daß sie nicht nur leserfreundlicher ist, sondern auch die Gegenwartssprache besser abbildet, dürfte wohl aus den wenigen Beispielen ebenfalls klar geworden sein.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Herr Ickler, die nächste Version des Regelwerks wird doch nach unserer gemeinsamen Einschätzung um ein paar Dinge verändert. Dass da einige Zeilen hinzukommen, macht doch den Regelungsinhalt nicht schwerer! Aber darüber streiten wir ja schon lange. Lassen wir es also.
Herr Illauer, für kennenlernen (zusammen) zu argumentieren, ist sehr leicht und findet meine Zustimmung, die der Kommission ja bekanntlich auch. Schade, dass Sie nicht umgekehrt auch der neuen, sehr sinnvollen generellen Getrenntschreibung von Verb + Verb zustimmen (Ausnahme kennenlernen, wäre doch ein prima Kompromiss oder?). Die Regel wurde aber auch unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. Gehen Sie hier nicht mit Ickler konform?
Herr Wrase, Vorsichtig mit der Vermutung, der Duden habe ursprünglich, im Wesentlichen oder wie auch immer deskriptiv gearbeitet. Vor dem Duden gab es vor allem das preußische Regelwerk, und das hat der erste Duden hauptsächlich anwenden wollen. Damit tat schon der erste Duden genau das, was Sie nun für eine Erfindung der Neuregelung halten, nämlich revolutionärerweise die Schreibweisen von den Regeln abzuleiten. Dass der Duden die amtlichen Regeln von 1901 umsetzte, das galt all die letzten Jahrzehnte und stand auch so drauf. Bei der GZS und der Zeichensetzung gab es kein Regelkorsett; hier mag es sein, dass der Duden zunächst (!) Regeln aus den Schreibweisen abgeleitet hat. Bei der Zeichensetzung wäre ich da allerdings vorsichtig. Ich vermute hier hat man mit grammatischen Kriterien Regeln gesetzt. Ich weiß es aber nicht, behaupte also auch nichts. Aus dem Schreibgebrauch hätte man meiner Meinung nach mehr fakultative Setzung ableiten müssen, denn es ließ und lässt sich immer noch beobachten, dass das Komma in der Schreibrealität öfter weggelassen wird (z.B. bei Infinitivgruppen). Ich appelliere erneut daran, der Neuregelung auch ein Stück Deskription einzuräumen. Ickler ist, wenn er hier ein obligatorisches Komma feststellt, in diesem Fall normativer als die Neuregelung.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Mit Die Regel wurde aber auch unsinnigerweise für übertragene Bedeutung in Anspruch genommen. meinte ich natürlich die alte Duden-Regel.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Besonders Dieter E. Zimmer war es, der in der ZEIT des öfteren ein Junktiom hergestellt hat: Das ärgerliche Dudenprivileg könne man nur brechen, wenn man gleichzeitig eine Rechtschreibreform durchführe. Diese Idee hat sich bekanntlich verselbständigt: Manche sind durchaus bereit, die Reform mißraten zu finden, aber ein Gutes sehen sie doch darin: sie habe das Dudenmonopol gebrochen (und wem zugeschoben?). Das ist aber Unsinn. Es wäre durchaus möglich und wünschenswert gewesen,die Rechtschreibung genau wie die anderen Teile der Sprache dem Können, Wissen und Geschmack der Lehrer und anderer Bürger zu überlassen. Dadurch würde sich bei den Wörterbüchern nicht nur der deskriptive Ansatz von selbst durchsetzen, das ganze Verhältnis zur orthographischen Literatur und Lehre wäre entkrampfter, weil es jetzt mehr um guten Rat ginge als um Rohrstockersatz (übrigens ein Wort der Reformwilligen von 1973).
Verachtung? Ja, auch, wie immer, wenn man sieht, wie jemand sich seiner Übereinstimmung mit der Staatsmacht freut. Aber vor allem amüsiert es mich. Die Tröpfe wissen ja nicht, wie hinfällig das Objekt ihrer Begierde ist. Nach welchem Wind werden sie morgen ihr Mäntelchen hängen? Herr Jansen erkennt immerhin die von mir aufgedeckten, sonst aber nirgendwo nachlesbaren halbamtlichen Korrekturen an, womit er neben dem gedruckten Regelwerk usw. schon ein zweites, ungedrucktes in der Hand hat. Das wird bald noch dicker geworden sein, und dann müßte ihm doch irgendwann mulmig werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
In diesem ganz speziellen Punkt (Zusammen- und Getrenntschreibung von Infinitiv + Verbum) siegt die alte GuZ klar mit 2 : 1 !
Für den Schreibenden mag es vielleicht ein bißchen schwerer sein. Das ist aber der nebensächlichste Punkt. Also 2 : 0,5 !
Aber:
1) Die Zusammenschreibung signalisiert dem Leser etwas ganz Wichtiges: Infinitiv und Verbum gehen eine ganz enge, ganz besondere Verbindung ein, verschmelzen zu einer neuen Bedeutung. Die Bestandteile verlieren ihre Selbständigkeit. Das ist nicht nur für den deutschen Leser wichtig, das ist eine besondere Hilfe für den ausländischen Leser.
Beispiel: Zwischen gehen lernen und kennenlernen ist ein fundamentaler Unterschied, jedenfalls für den heutigen Deutschen. Man lernt zwar das Gehen (also sinnvolle Getrenntschreibung), aber lernt man ebenso das Kennen? Beide Male getrennt zu schreiben ist heutzutage eine schlichte Barbarei!
2) Die Getrenntschreibung bildet die heutige Sprache nicht mehr ab, zerstört ein Wort, das mit vollem Recht z.B. in meinem Wahrig steht: kennenlernen ist ein transitives Verbum! Der soll mich kennenlernen. Die Getrenntschreibung führt auf eine frühere Sprachstufe zurück: Der soll lernen, mich zu kennen.
Vgl. dazu auch Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform, S. 66f.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.04.2001 um 22.00
Herr Jansen hat, wie so oft, auf einer rein formalen Ebene recht, wenn man großzügig sein will; aber wenn man etwas genauer hinsieht (ich möchte bei seinen Texten regelmäßig sagen: wenn er ehrlicher wäre), erweist sich das Argument als eben nur formal richtig. Was der Duden ursprünglich wollte und leider nur mangelhaft vollzogen hat, war, den Schriftgebrauch aufzuzeichnen und (anschließend) in Regeln zu fassen. Insbesondere die Regeln sind eigentlich recht liberal, was man an häufigen Formulierungen sieht wie wird in der Regel so geschrieben, meist, gewöhnlich, in den meisten Fällen. Darin spiegelt sich noch die ursprünglich deskriptive Absicht; übrigens hat der Duden selbst seine Regeln vorsichtiger als Richtlinien bezeichnet. Unter dem Dauerfeuer der Anfragen von Ratsuchenden, die immer wissen wollten, welche von mehreren Möglichkeiten sie denn nun wählen sollten, welche besser sei, oft gestellt in der Form Was ist denn jetzt richtig? (das heißt: Es kann doch nicht beides richtig/gleich richtig sein!), kam die Redaktion jedoch auf den Irrweg der Einzelfallfestlegung, die den Schreibgebrauch nicht darstellt, sondern verdunkelt; damit verbunden war auch eine teilweise Umkehr des Prinzips Regeln aus Schreibweisen ableiten zugunsten von Schreibweisen aus Regeln ableiten. Wer nun die traditionelle Rechtschreibung verteidigt, der meint damit die Schreibweisen - und das, was der Duden hätte tun sollen bzw. wobei er hätte bleiben sollen: Schreibweisen realistisch verzeichnen und aus ihnen die Regeln ableiten (natürlich mit einer Auswahl auch nach systematischen und qualitativen Aspekten; es geht hier aber ums Prinzip, so daß diese Qualifizierung des deskriptiven Prinzips hier keine Rolle spielt).
Bei der Rechtschreibreform ist es nun genau andersherum: Schreibweisen sollen einzig und allein aus den Regeln hervorgehen, also Regeln vor Schreibweisen (vielleicht sogar: Keine Schreibweise ohne Regel); was bisher geschrieben wurde, spielt insofern grundsätzlich keine Rolle. Zwar wurde natürlich nicht alles von Grund auf neu erfunden, aber gerade dort, wo reformiert wird, wo sich etwas ändert, sieht man eindeutig, was hier gemeint ist. Es wird nicht mehr beschrieben, daß sich die Sprachgemeinschaft über Schiffahrt, Gemse, Schluß, sogenannt usw. einig war (weitestgehend jedenfalls), sondern die Regeln wurden geändert, und was ihnen nicht entspricht, soll fürderhin als falsch gelten. Haben Sie den Unterschied jetzt kapiert, Herr Jansen?
Daraus folgt: Erst ein reformerisches Mißverständnis des Duden, daß die Regeln vor den Schreibweisen stünden und die Wörterbucheinträge richtiger seien als der Schreibgebrauch, übrigens auch das Mißverständnis, daß erst die Privilegierung des Duden durch die Kultusministerkonferenz diesem Wörterbuch seine Autorität verschafft habe, erst diese dummdeutsche Auffassung von Rechtschreibung ermöglicht die scheinbar plausible Gleichsetzung von altem Duden und dem Regelwerk der Rechtschreibreform samt deren staatlichem Anspruch.
In Wirklichkeit könnte das Prinzip des alten Duden nicht unterschiedlicher von der Rechtschreibreform sein; anstatt aber zu erkennen, woran die Probleme des alten Duden lagen, nämlich an einer Loslösung der Regeln von der Schreibwirklichkeit und an einer unheilvollen Erhebung des Duden-Inhalts über die Schreibwirklichkeit (Nur das, was im Duden steht, ist richtig: Jansen, Wagner etc.), sehen die Reformfreunde ausgerechnet in dieser Fehlentwicklung den Weg aus allen Problemen. Das ist so, wie wenn man eine Drosselung der Wirtschaft, die auf eine realitätsblinde staatliche Überreglementierung zurückzuführen ist, dadurch zu heilen versucht, indem man die freie Wirtschaft vollends zugunsten einer bürokratischen Planwirtschaft aufgibt. Viel Erfolg!
Der fundamentale Unterschied bei den jeweiligen Abweichungen vom Regelwerk, die Herr Jansen hier in tückischer Absicht gleichzusetzen versucht (Waffengleichheit), zeigt sich auch darin, daß die Abweichungen vom vorreformatorischen Duden, für deren Anerkennung wir Reformgegner sind, von den Schreibern selbst stammen, ja oft deren mehrheitlichen Geschmack und Wunsch darstellen, während die Abweichungen vom amtlichen Regelwerk nur als gültig angesehen werden können, wenn sie mindestens halbamtlich, wahrscheinlicher: wenn sie ganz und gar amtlich beschlossen werden. Anders gesagt: Im einen Fall soll dem Volk auch offiziell zu seinem Recht verholfen werden, im anderen Fall darf das von der Refom betroffene Volk nach wie vor nur das als richtig ansehen, was die Obrigkeit zuläßt. Wie Herr Jansen ja auch betont: Die Kommission sei immerhin staatlich sanktioniert, so fragwürdig diese Aussage auch ist, vgl. die genauere Antwort von Professor Ickler.
Diese Auffassung der Reformer und der Reformfreunde: Rechtschreibung seien Regeln, alle Schreibweisen müßten den Regeln folgen, der Staat sei dafür zuständig; diese Auffassung trifft auf meine tiefste Verachtung, samt der unredlichen Versuche, immer wieder die grundlegenden Unterschiede zu verwischen und die Reform auf einer rhetorischen Ebene zu rechtfertigen. Mir kommt das vor, wie wenn ein Historiker das Dritte Reich zu rechtfertigen versucht, indem er unermüdlich auf Mißstände in der Weimarer Republik hinweist. Meinetwegen soll ein Historiker das Dritte Reich gut finden, wenn das sein persönlicher Geschmack ist - was mich noch eher stören würde, wäre die Feigheit, dazu nicht einfach zu stehen, sondern mit allerlei Pseudoargumentation so zu tun, als ob zum Beispiel die Weimarer Republik auch nicht besser gewesen sei. Sollen Herr Jansen und Frau Wagner, Lars Kerner, Frau Menges und wie sie alle heißen von mir aus gerne die Reform lieben, ich habe nichts dagegen. Ich weise nur darauf hin, daß sicher nicht nur ich es ehrlicher fände, wenn man ganz einfach zu dieser persönlicher Vorliebe steht, anstatt so zu tun, als ob die Argumente derart objektiv für die Reform sprächen, daß die Reformgegner nur zu blöd wären, sie zu begreifen.
Eine gewisse Feigheit der Reformbefürworter sehe ich auch darin, nur nebenbei bemerkt, daß sie hier insgesamt eine Größenordnung anonymer auftreten als die Reformbefürworter, die keine Scheu haben, zum Beispiel ihre E-Mail-Adresse anzugeben und für jedermann erreichbar zu sein. Was die Reformgegner noch auszeichnet im Gegensatz zu den Befürwortern, ist, daß sie die Bedürfnisse der Mehrheit ernst nehmen, daß sie Demokraten sind, während die Reformfreunde keine Scheu haben, der Mehrheit die Wünsche einer Minderheit aufzunötigen bzw. dies gut zu finden oder sogar als notwendig zu erachten. Mit anderen Worten: Reformgegner sind Demokraten, Reformfreunde nicht. Aber Herrn Jansen fällt bestimmt wieder eine Formulierung ein, die all das widerlegt: Er ist eben feige.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ein schönes Beispiel für das Wörterbuch der unmenschlich mißlungenen Getrenntschreibung in Herrn Dörners Ausführungen! Wir müssen uns mit diesem Thema auseinander setzen.
auseinander setzen - das ist nun wirklich brutal! So etwas hätte man nicht erwartet. Da sträuben sich alle Haare desjenigen Organs, das für die richtige Getrennt- und Zusammenschreibung zuständig ist. Da muß wohl sogar ein Anhänger der neuen GuZ schmerzlich zusammen zucken!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Wagner,
Herr Illauer und Herr Ickler z. B. (die können das sehr viel besser als ich) und andere haben doch schon so oft und zur Genüge, meine ich, dargestellt, daß die frühere Regelung sehr viel besser als die von Ihnen propagierte Reformregelung ist, Sie müssen das nur einmal zur Kenntnis nehmen. Was bedarf es eigentlich noch, Sie davon zu überzeugen?
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Christian Dörner am 03.04.2001 um 22.00
Obwohl zu diesem Punkt das Wesentliche bereits oft genug gesagt wurde, freut es mich doch, daß zumindest die Zusammenschreibung des Wortes kennenlernen die Akzeptanz des Herrn Jansen und anscheinend auch die der Kommission findet. Allerdings muß man sich im klaren darüber sein, warum die Zusammenschreibung nicht genehmigt wurde: Sie hätte die Regel, die die ausschließliche Getrenntschreibung von Zusammensetzungen aus zwei Verben vorschreibt, aufgeweicht und zum Schluß wahrscheinlich völlig außer Kraft gesetzt. Ich möchte dazu nur anmerken, daß es keinen Grund gibt, kennenlernen wiederzuzulassen, dafür aber bei den exakt gleich gebauten Verben schätzenlernen und liebenlernen Getrenntschreibung vorzuschreiben.
Im übrigen sind die drei klassischen Beispiele für Zusammenschreibung bei Verb + lernen nicht erschöpfend. Erst heute las ich in einem Buch (1997), das noch in der alten Rechtschreibung verfaßt wurde: ... und nicht nur Autofahrer haben den Rost und seine typische rötliche Farbe kennen- und hassen gelernt. Der Autor schrieb kennenlernen dudenkonform zusammen, entschied sich jedoch bei hassenlernen für die Getrenntschreibung, da dieses Wort im Duden nicht aufzufinden ist. Wer sich jedoch die grammatische Konstruktion von hassenlernen ansieht, stellt schnell fest, daß auch hier nur die Zusammenschreibung dudenkonform war, auch ohne explizite Lemmatisierung dieses Wortes. Ich habe dieses Beispiel nur deshalb angeführt, da es unmöglich ist, eine geschlossene Liste der möglichen Konstruktionen Verb + lernen aufzustellen, um die Getrennt- und Zusammenschreibung eindeutig zu regeln. (Bei Verb + lernen kann z. B. das Englische weiterhelfen. Übersetzt man die Fügung ins Englische und bleibt (to) learn erhalten, so schreibe man getrennt. Verschwindet (to) learn, so schreibe man im Deutschen zusammen. Beispiel: kennenlernen = (to) get to know, schwimmen lernen = (to) learn swimming usw.) Die einzige Möglichkeit, Unsicherheiten völlig zu vermeiden, ist die durchgängige reformgemäße Getrenntschreibung, die allerdings an den Ausdruckmöglichkeiten der deutschen Sprache zehrt.
Zwischen stehen bleiben (=weiterhin stehen) und stehenbleiben (=zum Stehen kommen), einkaufen gehen (=zum Einkaufen gehen) und spazierengehen (nicht: zum Spazieren gehen!) usw. gibt es strukturelle Unterschiede, die sich nicht verleugnen lassen. Die Darstellung im Duden war nicht immer ganz gelungen, vor allem, weil er übertragene Bedeutung und nicht die grammatische Struktur zum Kriterium für Getrennt- oder Zusammenschreibung erhob. Aber darauf will ich hier nicht genauer eingehen. Es ist schon genug zu diesem Thema gesagt worden.
Es ist auch klar, warum die Reformer sich mit etwas auseinandersetzen nicht zulassen können. Würden sie es zulassen, so verschwände die Eindeutigkeit der Regel, bei Verben mit -einander immer getrennt zu schreiben. Es gibt keinen Grund, auseinandersetzen zuzulassen, auseinanderbrechen aber nicht. Sobald auseinandersetzen zurückkommt, müssen die Reformer auch all die anderen Verben auf -einander wiederzulassen. Daran führt kein Weg vorbei.
Bei kennenlernen ist die Sache genauso: Wäre kennenlernen gekommen, so hätte man der Sprachgemeinschaft auch sitzenbleiben, spazierengehen usw. zurückgeben müssen. Solche Maßnahmen bedeuteten selbstverständlich das Ende der Reform-GZS. Deshalb wird hier keinen Schritt nachgegeben.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Bei kennenlernen usw. handelt es sich zwar nicht um Zusammensetzungen, sondern nur um Zusammenschreibungen von Gewohnheitsgefügen (Erich Drach), aber der Fall ist trotzdem oder gerade deshalb besonders lehrreich. Zweifellos gab es hier ein gewisses Schwanken des Schreibbrauchs, und genau dies haben die Reformer nicht ertragen, sie mußten es gemäß ihrem Denkschema als Zone der Unsicherheit verstehen, die es also zu beseitigen gelte. Die neue Regel: Verb + Verb immer getrennt ist klar und einfach und wäre auch leicht zu merken, wenn sie nur nicht mit so vielen anderen Regeln gemeinsam daherkäme, was die Neuregelung eben doch zu einer erheblichen Lernaufgabe macht. Aber der Hauptpunkt ist doch: Warum in aller Welt hat sich hier und überhaupt bei Verbzusatzkonstruktionen aller Art die Zusammenschreibung so mächtig ausgebreitet, und zwar nicht erst seit gestern? Diese Zusammenschreibung ist, wie der Verbzusatz selbst, offenbar ein ganz typisches Merkmal des heutigen Deutsch. Aber sich damit theoretisch zu beschäftigen, dazu hatten die Reformer keine Lust oder keine Geduld. Das Unbegriffene wurde also verändert, durch einen Eingriff, der sich nur durch staatliche Macht legitimieren konnte, nicht von der Sache her.
Ebenso haben sie es mit ...einander getan und an vielen anderen Stellen: ein Prokrustesbett für die Sprache, deren natürlichen Wuchs man einfach nicht sehen und hinnehmen wollte. Das rächt sich nun, und die Schwierigkeiten werden nicht aufhören, bevor die Sünde gegen den Geist der Sprache wiedergutgemacht ist.
In der Praxis sieht das so aus, daß zum Beispiel der Reformer Sitta auseinanderhalten schon wieder zusammenschreibt, und ebenso halten es andere Germanisten, die mit ein bißchen ss ihre Unterwerfungsbereitschaft signalisieren, im übrigen aber der bisherigen Schreibweise ihr Recht lassen.
Ebenso halten es die Studenten in ihren Zulassungsarbeiten für das Staatsexamen: Man gibt dem zukünfigen Dienstherren ein paar Zuckerl in Gestalt von dass, denn man weiß: mehr wollen diese Herren gar nicht sehen. (So hat es ja auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung dargestellt: Wer ss schreibt, signalisiert, daß er nicht grundsätzlch dagegen ist.) Zynischer geht es nicht; und wenn das Ministerium auf diese Einstellung seiner Lehrer Wert legt, dann soll es sie haben!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Die Korrekturen existieren offiziell gar nicht, da die politischen Instanzen jegliche Änderung untersagt haben. Sie sind ihnen auch nicht bekannt. Das Verfahren ist gewissermaßen kriminell. Von halbamtlich kann keine Rede sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Den Begriff halbamtlich finde ich völlig zutreffend. Das Gemeinte ist nicht in der gleichen Weise amtlich wie es die Neuregelung als solche ist; die Korrekturen stammen aber von einer staatlich sanktionierten Institution; eben halbamtlich.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Wer im Icklerschen Wörterbuch nachschlägt, entdeckt dort nur die Schreibweisen Abc-Schütze und Abece-Schütze. Ein ABC-Schütze wird nirgends aufgeführt, wohl aber der ABC-Flug. Ich dachte, Prof. Ickler stellt die allgemein übliche Rechtschreibung dar?
Weder Herr Kolbe noch Herr Illauer haben bis jetzt dargestellt, dass die frühere Regelung bezüglich der Getrennt- u. Zusammenschreibung von Verben besser war, bzw. dass die neue Regelung schlechter oder schwieriger ist.
Den irrtümlichen Dreher bei der Faustregel bitte ich zu entschuldigen; natürlich wurde früher in konkreter Bedeutung meist getrennt, in übertragener Bedeutung zusammengeschrieben, oft aber auch nicht. Das hatte ich auch gemeint.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Soweit ich sehe, verteidigen wir ziemlich einhellig die bisher übliche Rechtschreibung gegen den Versuch einer neuen Normierung. Wenn es darum ginge, den alten Duden zu verteidigen, hätte ich sechs Jahre lang im falschen Zug gesessen. Bisher bin ich immer richtig verstanden worden, bis auf ein paar Leute, die mir aus taktischen Gründen etwas unterstellten, was ich von Anfang an in Wort und Schrift abgelehnt habe.
Was also im alten Duden nicht stand oder von ihm geradezu ausgeschlossen wurde, kann durchaus zu jenem Bestand gehören, den ich zusammen mit anderen verteidige. Das ist ja der Kern der Kritik an der Dudenschen Einzelwortfestlegung.
Die halbamtlichen Korrekturen an der Reform sind in Wirklichkeit überhaupt nicht amtlich, da ihnen die Legitimation durch die Behörden fehlt, die sich für zuständig halten. Die Kommission hat daher nach der Abfuhr von Februar 1998 wohlweislich ihre Beschlüsse und Empfehlungen weder veröffentlicht noch auch nur der KMK und dem BMI vorgelegt. Solange das so ist, widerspricht aufsehenerregend dem amtlichen Regelwerk; die Korrektur bleibt unumgänglich notwendig, ist aber amtlich noch nicht vollzogen. Daß dadurch eine ganz mißliche Lage und Rechtsunsicherheit an den Schulen entstanden ist, haben die Reformer zu verantworten.
Anders gesagt: Wer Abweichungen von der Dudendarstellung verteidigt, befindet sich in einer weniger illegitimen Lage als derjenige, der die Reform verteidigt und zugleich Abweichungen von ihr rechtfertigen will.
Und was ABC-Schütze betrifft, so wird es durch mein Rechtschreibwörterbuch nicht ausgeschlossen (pauschale Notation ABC...[] für beliebige Zusammensetzungen), könnte aber später auch noch ausdrücklich aufgenommen werden. Der deskriptive Ansatz wird, wie wohl jeder einsieht, nicht dadurch unterlaufen, daß nicht alles Vorgefundene aufgenommen ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.04.2001 um 22.00
Der neue Rechtschreibduden trennt jetzt, wie zuvor schon Bertelsmann, auch a-brupt. Die Übereinstimmung geht auf eine geheimgehaltene 60 Seiten umfassende Liste zurück, die von den beiden privilegierten Wörterbuchredaktionen in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung erstellt worden ist.
Man sollte die Frage nach den Vorzügen der Neuregelung auch auf diese Trennungen ausdehnen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.04.2001 um 22.00
Ich melde mich zum Wochenende noch einmal ausführlicher; aber eins läuft hier seit langem völlig schief: Alte Rechtschreibung wird, wenn es eng wird, immer vom Duden losgekoppelt. Wenn jemand aber aktuelle Rechtschreibung vom Regelwerk oder von Wörterverzeichnis abkoppelt, das wird nicht anerkannt. Das geht ja so weit, dass die jüngsten halbamtlichen Korrekturen - Icklers Lieblingkerbe vom Typ aufsehenerregend - irgendwie auch nicht als Teil der neuen Rechtschreibung anerkannt wird. Sie alle haben mir dieses Missverhältnis anhand der Problematik mit -ig deutlich vorgemacht. Ich dagegen wäre ich für Waffengleichheit. Ein Argument wie das steht so zwar nicht im Regelwerk, ist aber sinngemäß neue Rechtschreibung muss u.U. akzeptiert werden.
Michael Jansen
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.04.2001 um 22.00
Machen wir doch einfach mal ein Statistik-Experiment:
www.yahoo.de: Suchbegriff +abc-schützen
Was finden wir da?
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.04.2001 um 22.00
Die Liste der Verweise, die die u.g. Suche nach ABC-Schützen
ergibt, deckt interessanterweise einen hübsch geschriebenen Artikel
von Spiegel-Online auf,allerdings aus dem Jahre 1996 - wie
vernünftig man da noch war. Da muß man sich wirklich fragen,
warum die Presse nicht in der Lage war, diesen GAU der deutschen
Schriftsprache zu verhindern.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71474,00.html
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 02.04.2001 um 22.00
Genau! Und suchen wir doch gleich bei yahoo nach abeceschütze(n) sowie abece-schütze(n). Ergebnis: 1 Eintrag mit Bindestrich. Da sehen wir wieder einmal, was für ein Schrott im Duden stand (Abeceschütze statt ABC-Schütze als Variante) - und was die Neuregelung daran realistischer bzw. leichter macht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
Für mich ist eines ganz klar: Wäre die Schreibweise ABC-Schütze durch die Rechtschreibreform eingeführt worden, hätten die Reformgegner dagegen polemisiert und sich über den Verlust einer Differenzierungsmöglichkeit in der deutschen Sprache beklagt. Nun habe ich aber Herrn Wrase mit diesem Fehler erwischt, deshalb gilt diese Schreibweise plötzlich als völlig richtig.
Vor allem aber war die künstliche Aufregung um die letzte Bemerkung in meinem Beitrag natürlich eine gute Möglichkeit von seinen Aussagen zur GZS bei Verben abzulenken und den Beitrag nach unten verschwinden zu lassen. Ich setze ihn daher nochmals hierher und bitte um Stellungnahme.
Die Vorteile der GZS
Sehr geehrter Herr Illauer,
da Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, zu den Ausführungen von Herrn Jansen zur GZS Stellung zu nehmen, werden Sie verstehen, dass ich mir nicht die Mühe mache, die Vorteile der Neuregelung hier vollständig darzustellen.
Genaueres entnehme daher bitte jeder:
Augst, Gerhard et al.: Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik. Tübingen 1997.
Herberg, Dieter: Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS). In: Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie. Berlin 1981.
Eine kurze Zusammenfassung liegt vor in:
Augst, Gerhard/Burkhard Schaeder: Rechtschreibreform. Eine Antwort an die Kritiker. Stuttgart 1997.
Nur zur GZS bei Verben nehme ich kurz Stellung:
Bisher galt hier die Faustregel, dass bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wird. Also du mußt stehenbleiben (mußt anhalten), du mußt stehen bleiben (darfst dich nicht hinsetzen).
1. Dass es sich im ersten Fall um eine übertragene Bedeutung handeln soll, werden die meisten Deutschen kaum verstehen. Der Angesprochene soll doch ganz konkret stehenbleiben!
2. Die Zusammenschreibung gilt nur im Infinitiv. Im Satz er blieb stehen kann nur aus dem umstehenden Text erschlossen werden, was gemeint ist.
3. Auch im Satz du mußt stehenbleiben konnte die Bedeutung nicht erschlossen werden, da es sich ja auch um einen Rechtschreibfehler handeln konnte.
4. Die Bedeutung in diesem einzelnen Satz erschließen zu wollen ist auch völlig sinnlos, weil er nur im Zusammenhang mit einem größeren Text eine Information gibt.
5. Steht er aber in einem größeren Text, kann immer aus dem Textzusammenhang die Bedeutung erschlossen werden, eine Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung ist nicht notwendig.
6. Für den Schreiber wird also die Rechtschreibung leichter, weil er nicht mehr zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung unterscheiden muss Verben werden nach neuer Rechtschreibung immer getrennt geschrieben. Der Leser hatte dagegen bisher keine Vorteile und hat auch jetzt keine Nachteile.
Zudem bestand die oben genannte Faustregel mehr aus Ausnahmen als aus Regel. Dazu zwei Beispiele von vielen:
1. Liegenbleiben musste immer zusammengeschrieben werden, ob nun jemand konkret im Bett liegen blieb oder in übertragener Bedeutung die Arbeit liegen blieb.
2. Baden gehen musste immer getrennt geschrieben werden, ob nun jemand konkret in einem See baden ging oder in übertragener Bedeutung mit einem Plan baden ging.
Diese Ausnahmen musste man sich einzeln merken!
Beantworten Sie mir nun bitte im Gegenzug folgende Fragen:
Nach alter Rechtschreibung musste man sich die Füße wund laufen, aber sich den Rücken wundliegen schreiben.
1. Wann hat die Sprachgemeinschaft beschlossen, diese Unterscheidung zu treffen?
2. Warum erleichtert diese Unterscheidung die Rechtschreibung?
3. Warum erleichtert diese Unterscheidung das Lesen?
4. Warum wird durch diese Unterscheidung die Sprache besser dargestellt?
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 02.04.2001 um 22.00
Frau Wagner, nachdem Sie es für sinnvoll hielten, Mai und Kaiser zugunsten von Mei und Keiser zu reformieren, halte ich Sie grundsätzlich für völlig inkompetent; ich habe dazu Stellung genommen. Dieser Eindruck verstärkt sich jedesmal, wenn ich Ihre weiteren Beiträge lese. ABC-Schütze ist nach Duden falsch (und nach neuer Rechtschreibung), sollte aber als richtig gelten, nicht weil auch ich das hier so geschrieben habe, sondern weil das mindestens die Hälfte der Leute tun, siehe google und yahoo. Das ist mehr als deutlich gesagt worden. Ich schreibe auch online, so wie die anderen: Triumphieren Sie nur, daß ich ständig falsch schreibe, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben in Ihrer wahnförmigen Duden-Vergötzung.
Wenn die Reform ABC-Schütze eingeführt hätte, gäbe es zwei Möglichkeiten. Entweder wäre Abc-Schütze abgeschafft worden, und dann hätten wir protestiert: Erstens mit der Frage Was soll daran besser sein, wozu diese Umstellung??, zweitens mit genau der gleichen Argumentation, wie wir sie hier zu ABC-Schütze haben: Die Hälfte der Leute schreibt Abc-Schütze, warum sollte das als falsch gelten?? Zweite Möglichkeit: ABC-Schütze wäre neben Abc-Schütze zugelassen worden. Das hätten wir begrüßt als einen der ganz wenigen angemessenen Einfälle der Reformer, weil wir uns an der Realität orientieren und nicht wie Sie an irgendwelchen Regeln oder Wörterbucheinträgen. Sie haben offensichtlich keine Argumente in dieser Sache - oder warum greifen Sie zu einem Argument, das in einer unrealistischen Spekulation besteht?
Sie gleichen einem ultraorthodoxen Juden, dem jede einzelne von vielen hundert rituellen Handlungsanweisungen für den Alltag absolut heilig ist - einen anderen Maßstab für sinnvolles Verhalten als das Buch der Gesetze gibt es für ihn nicht - und der nun dagegen polemisiert, daß es Leute gibt, die so frei sind, sich nicht wie er nach jedem dummen, unbrauchbaren Jota zu richten, allerdings auch kein anderes Zwangssystem wollen, das das traditionelle an Absurdität und Realitätsferne noch übertrifft. Das ist allein Ihr Problem, wenn Sie Regeln derart vergöttern, daß Sie sie allesamt abschaffen und durch ein noch künstlicheres Regelsystem ersetzt sehen wollen. Wer damit leben kann, daß nicht einmal der Papst unfehlbar ist, auch nicht das Bundesverfassungsgericht, auch nicht der Justizminister, auch nicht der Duden, der kommt etwas besser mit dem Leben zurecht. Toll, daß Sie mir triumphierend einen Fehler ankreiden, während das meine Kunden nie tun (gelegentliche Ausnahme natürlich: Flüchtigkeitsfehler, so wie ich hier Tippfehler mache), Kunden, für die ich einige tausend fragliche Schreibungen im Monat beurteile.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
Die Unterscheidung wund laufen / wundliegen ist meiner Meinung nach eine Spitzfindigkeit des alten Dudens, die überhaupt nichts bringt. Ich würde immer zusammen oder immer getrennt schreiben.
Aber mit dem Hinweis auf eine solche Spitzfindigkeit hat der Verteidiger der neuen GuZ nichts gewonnen. Denn der Verteidiger der alten GuZ könnte mit einer entsprechenden Spitzfindigkeit des neuen Dudens aufwarten, und die beiden Streithähne könnten sich wochenlang damit unterhalten, sich gegenseitig Ungereimtheiten oder Spitzfindigkeiten des jeweils anderen Dudens vorzulegen.
Wir müssen die Frage allgemein stellen: Warum ist das neue bzw. alte System der GuZ prinzipiell und grundsätzlich besser als das andere System? Was ist der W e s e n s u n t e r s c h i e d zwischen den beiden Systemen?
Dazu haben Herr Ickler und Herr Melsa Wichtiges und Wertvolles und Tiefgreifendes gesagt. Ich selber habe im Augenblick keine Zeit, einen solchen Aufsatz zu schreiben. Aber ich werde es nicht vergessen, und ich werde demnächst einmal kurz begründen, warum die alte GuZ (und damit meine ich nicht sämtliche Einzelheiten, die im alten Duden stehen) grundsätzlich besser ist als die mißglückte neue GuZ.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
1. Ihre Auslegung der Faustregel, daß bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wurde, stimmt nicht.
Umgekehrt war es richtig: in übertragenem Sinn wurde zusammengeschrieben, in ursprünglichem Sinn war Getrenntschreibung angesagt.
2. Die Ausnahmen von den Regeln konnte man sich noch recht gut merken, wogegen man bei den Reformregeln vor lauter Ausnahmen ohne Kompaß schon bald kein Land mehr sieht.
Dadurch, daß Sie die Reformschreibung immer wieder in höchsten Tönen preisen, wird sie auch nicht besser. Sie bleibt, was sie ist, nämlich eine große Fehlleistung der Verantwortlichen. Nachweise dazu sind schon mehr als genug geführt worden, vielleicht begreifen Sie das eines Tages auch endlich, wobei ich aber so meine Bedenken habe! Das hehre Ziel, eine Vereinfachung für den Schreibenden herbeizuführen, ist weit verfehlt worden und damit ja wohl kläglich gescheitert.
Allein, den Verantwortlichen fehlt der Mut und die Größe, dieses einzugestehen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
1. Ihre Auslegung der Faustregel, daß bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wurde, stimmt nicht.
Umgekehrt war es richtig: in übertragenem Sinn wurde zusammengeschrieben, in ursprünglichem Sinn war Getrenntschreibung angesagt.
2. Die Ausnahmen von den Regeln konnte man sich noch recht gut merken, wogegen man bei den Reformregeln vor lauter Ausnahmen ohne Kompaß schon bald kein Land mehr sieht.
Dadurch, daß Sie die Reformschreibung immer wieder in höchsten Tönen preisen, wird sie auch nicht besser. Sie bleibt, was sie ist, nämlich eine große Fehlleistung der Verantwortlichen. Nachweise dazu sind schon mehr als genug geführt worden, vielleicht begreifen Sie das eines Tages auch endlich, wobei ich aber so meine Bedenken habe! Das hehre Ziel, eine Vereinfachung für den Schreibenden herbeizuführen, ist weit verfehlt worden und damit ja wohl kläglich gescheitert.
Allein, den Verantwortlichen fehlt der Mut und die Größe, dieses einzugestehen.
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Wolfgang Wrase am 02.04.2001 um 22.00
Frau Wagner, nachdem Sie es für sinnvoll hielten, Mai und Kaiser zugunsten von Mei und Keiser zu reformieren, halte ich Sie grundsätzlich für völlig inkompetent; ich habe dazu Stellung genommen. Dieser Eindruck verstärkt sich jedesmal, wenn ich Ihre weiteren Beiträge lese. ABC-Schütze ist nach Duden falsch (und nach neuer Rechtschreibung), sollte aber als richtig gelten, nicht weil auch ich das hier so geschrieben habe, sondern weil das mindestens die Hälfte der Leute tun, siehe google und yahoo. Das ist mehr als deutlich gesagt worden. Ich schreibe auch online, so wie die anderen: Triumphieren Sie nur, daß ich ständig falsch schreibe, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben in Ihrer wahnförmigen Duden-Vergötzung.
Wenn die Reform ABC-Schütze eingeführt hätte, gäbe es zwei Möglichkeiten. Entweder wäre Abc-Schütze abgeschafft worden, und dann hätten wir protestiert: Erstens mit der Frage Was soll daran besser sein, wozu diese Umstellung??, zweitens mit genau der gleichen Argumentation, wie wir sie hier zu ABC-Schütze haben: Die Hälfte der Leute schreibt Abc-Schütze, warum sollte das als falsch gelten?? Zweite Möglichkeit: ABC-Schütze wäre neben Abc-Schütze zugelassen worden. Das hätten wir begrüßt als einen der ganz wenigen angemessenen Einfälle der Reformer, weil wir uns an der Realität orientieren und nicht wie Sie an irgendwelchen Regeln oder Wörterbucheinträgen. Sie haben offensichtlich keine Argumente in dieser Sache - oder warum greifen Sie zu einem Argument, das in einer unrealistischen Spekulation besteht?
Sie gleichen einem ultraorthodoxen Juden, dem jede einzelne von vielen hundert rituellen Handlungsanweisungen für den Alltag absolut heilig ist - einen anderen Maßstab für sinnvolles Verhalten als das Buch der Gesetze gibt es für ihn nicht - und der nun dagegen polemisiert, daß es Leute gibt, die so frei sind, sich nicht wie er nach jedem dummen, unbrauchbaren Jota zu richten, allerdings auch kein anderes Zwangssystem wollen, das das traditionelle an Absurdität und Realitätsferne noch übertrifft. Das ist allein Ihr Problem, wenn Sie Regeln derart vergöttern, daß Sie sie allesamt abschaffen und durch ein noch künstlicheres Regelsystem ersetzt sehen wollen. Wer damit leben kann, daß nicht einmal der Papst unfehlbar ist, auch nicht das Bundesverfassungsgericht, auch nicht der Justizminister, auch nicht der Duden, der kommt etwas besser mit dem Leben zurecht. Toll, daß Sie mir triumphierend einen Fehler ankreiden, während das meine Kunden nie tun (gelegentliche Ausnahme natürlich: Flüchtigkeitsfehler, so wie ich hier Tippfehler mache), Kunden, für die ich einige tausend fragliche Schreibungen im Monat beurteile.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
Die Unterscheidung wund laufen / wundliegen ist meiner Meinung nach eine Spitzfindigkeit des alten Dudens, die überhaupt nichts bringt. Ich würde immer zusammen oder immer getrennt schreiben.
Aber mit dem Hinweis auf eine solche Spitzfindigkeit hat der Verteidiger der neuen GuZ nichts gewonnen. Denn der Verteidiger der alten GuZ könnte mit einer entsprechenden Spitzfindigkeit des neuen Dudens aufwarten, und die beiden Streithähne könnten sich wochenlang damit unterhalten, sich gegenseitig Ungereimtheiten oder Spitzfindigkeiten des jeweils anderen Dudens vorzulegen.
Wir müssen die Frage allgemein stellen: Warum ist das neue bzw. alte System der GuZ prinzipiell und grundsätzlich besser als das andere System? Was ist der W e s e n s u n t e r s c h i e d zwischen den beiden Systemen?
Dazu haben Herr Ickler und Herr Melsa Wichtiges und Wertvolles und Tiefgreifendes gesagt. Ich selber habe im Augenblick keine Zeit, einen solchen Aufsatz zu schreiben. Aber ich werde es nicht vergessen, und ich werde demnächst einmal kurz begründen, warum die alte GuZ (und damit meine ich nicht sämtliche Einzelheiten, die im alten Duden stehen) grundsätzlich besser ist als die mißglückte neue GuZ.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 02.04.2001 um 22.00
Für mich ist eines ganz klar: Wäre die Schreibweise ABC-Schütze durch die Rechtschreibreform eingeführt worden, hätten die Reformgegner dagegen polemisiert und sich über den Verlust einer Differenzierungsmöglichkeit in der deutschen Sprache beklagt. Nun habe ich aber Herrn Wrase mit diesem Fehler erwischt, deshalb gilt diese Schreibweise plötzlich als völlig richtig.
Vor allem aber war die künstliche Aufregung um die letzte Bemerkung in meinem Beitrag natürlich eine gute Möglichkeit von seinen Aussagen zur GZS bei Verben abzulenken und den Beitrag nach unten verschwinden zu lassen. Ich setze ihn daher nochmals hierher und bitte um Stellungnahme.
Die Vorteile der GZS
Sehr geehrter Herr Illauer,
da Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, zu den Ausführungen von Herrn Jansen zur GZS Stellung zu nehmen, werden Sie verstehen, dass ich mir nicht die Mühe mache, die Vorteile der Neuregelung hier vollständig darzustellen.
Genaueres entnehme daher bitte jeder:
Augst, Gerhard et al.: Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik. Tübingen 1997.
Herberg, Dieter: Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS). In: Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie. Berlin 1981.
Eine kurze Zusammenfassung liegt vor in:
Augst, Gerhard/Burkhard Schaeder: Rechtschreibreform. Eine Antwort an die Kritiker. Stuttgart 1997.
Nur zur GZS bei Verben nehme ich kurz Stellung:
Bisher galt hier die Faustregel, dass bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wird. Also du mußt stehenbleiben (mußt anhalten), du mußt stehen bleiben (darfst dich nicht hinsetzen).
1. Dass es sich im ersten Fall um eine übertragene Bedeutung handeln soll, werden die meisten Deutschen kaum verstehen. Der Angesprochene soll doch ganz konkret stehenbleiben!
2. Die Zusammenschreibung gilt nur im Infinitiv. Im Satz er blieb stehen kann nur aus dem umstehenden Text erschlossen werden, was gemeint ist.
3. Auch im Satz du mußt stehenbleiben konnte die Bedeutung nicht erschlossen werden, da es sich ja auch um einen Rechtschreibfehler handeln konnte.
4. Die Bedeutung in diesem einzelnen Satz erschließen zu wollen ist auch völlig sinnlos, weil er nur im Zusammenhang mit einem größeren Text eine Information gibt.
5. Steht er aber in einem größeren Text, kann immer aus dem Textzusammenhang die Bedeutung erschlossen werden, eine Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung ist nicht notwendig.
6. Für den Schreiber wird also die Rechtschreibung leichter, weil er nicht mehr zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung unterscheiden muss Verben werden nach neuer Rechtschreibung immer getrennt geschrieben. Der Leser hatte dagegen bisher keine Vorteile und hat auch jetzt keine Nachteile.
Zudem bestand die oben genannte Faustregel mehr aus Ausnahmen als aus Regel. Dazu zwei Beispiele von vielen:
1. Liegenbleiben musste immer zusammengeschrieben werden, ob nun jemand konkret im Bett liegen blieb oder in übertragener Bedeutung die Arbeit liegen blieb.
2. Baden gehen musste immer getrennt geschrieben werden, ob nun jemand konkret in einem See baden ging oder in übertragener Bedeutung mit einem Plan baden ging.
Diese Ausnahmen musste man sich einzeln merken!
Beantworten Sie mir nun bitte im Gegenzug folgende Fragen:
Nach alter Rechtschreibung musste man sich die Füße wund laufen, aber sich den Rücken wundliegen schreiben.
1. Wann hat die Sprachgemeinschaft beschlossen, diese Unterscheidung zu treffen?
2. Warum erleichtert diese Unterscheidung die Rechtschreibung?
3. Warum erleichtert diese Unterscheidung das Lesen?
4. Warum wird durch diese Unterscheidung die Sprache besser dargestellt?
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 02.04.2001 um 22.00
Genau! Und suchen wir doch gleich bei yahoo nach abeceschütze(n) sowie abece-schütze(n). Ergebnis: 1 Eintrag mit Bindestrich. Da sehen wir wieder einmal, was für ein Schrott im Duden stand (Abeceschütze statt ABC-Schütze als Variante) - und was die Neuregelung daran realistischer bzw. leichter macht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.04.2001 um 22.00
Die Liste der Verweise, die die u.g. Suche nach ABC-Schützen
ergibt, deckt interessanterweise einen hübsch geschriebenen Artikel
von Spiegel-Online auf,allerdings aus dem Jahre 1996 - wie
vernünftig man da noch war. Da muß man sich wirklich fragen,
warum die Presse nicht in der Lage war, diesen GAU der deutschen
Schriftsprache zu verhindern.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71474,00.html
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.04.2001 um 22.00
Machen wir doch einfach mal ein Statistik-Experiment:
www.yahoo.de: Suchbegriff +abc-schützen
Was finden wir da?
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Herr Malorny, was wollen Sie damit bezwecken, dass Sie jetzt auch so tun, als hätte ich auf die ursprünglichen Fragen von Herrn Illauer nicht geantwortet? Ist das irgendein Spiel? Soll ich vielleicht nach jedem Kommentar zu diesem Thema schreiben: Herr Illauer, wann stellen Sie endlich Ihre angekündigten Fragen?. Das wäre die Umkehrung davon. Dass Sie alle der Meinung sind, die Fragen wären nicht hinreichend, nicht befriedigend oder was weiß ich nicht beantwortet, das überrascht mich ja nicht. Das stand ja schon vor jeglicher Beantwortung fest, sonst hätte Herr Illauer nicht angekündigt, dass er das Lager wechseln würde.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
da Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, zu den Ausführungen von Herrn Jansen zur GZS Stellung zu nehmen, werden Sie verstehen, dass ich mir nicht die Mühe mache, die Vorteile der Neuregelung hier vollständig darzustellen.
Genaueres entnehme daher bitte jeder:
Augst, Gerhard et al.: Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik. Tübingen 1997.
Herberg, Dieter: Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS). In: Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie. Berlin 1981.
Eine kurze Zusammenfassung liegt vor in:
Augst, Gerhard/Burkhard Schaeder: Rechtschreibreform. Eine Antwort an die Kritiker. Stuttgart 1997.
Nur zur GZS bei Verben nehme ich kurz Stellung:
Bisher galt hier die Faustregel, dass bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wird. Also du mußt stehenbleiben (mußt anhalten), du mußt stehen bleiben (darfst dich nicht hinsetzen).
1. Dass es sich im ersten Fall um eine übertragene Bedeutung handeln soll, werden die meisten Deutschen kaum verstehen. Der Angesprochene soll doch ganz konkret stehenbleiben!
2. Die Zusammenschreibung gilt nur im Infinitiv. Im Satz er blieb stehen kann nur aus dem umstehenden Text erschlossen werden, was gemeint ist.
3. Auch im Satz du mußt stehenbleiben konnte die Bedeutung nicht erschlossen werden, da es sich ja auch um einen Rechtschreibfehler handeln konnte.
4. Die Bedeutung in diesem einzelnen Satz erschließen zu wollen ist auch völlig sinnlos, weil er nur im Zusammenhang mit einem größeren Text eine Information gibt.
5. Steht er aber in einem größeren Text, kann immer aus dem Textzusammenhang die Bedeutung erschlossen werden, eine Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung ist nicht notwendig.
6. Für den Schreiber wird also die Rechtschreibung leichter, weil er nicht mehr zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung unterscheiden muss Verben werden nach neuer Rechtschreibung immer getrennt geschrieben. Der Leser hatte dagegen bisher keine Vorteile und hat auch jetzt keine Nachteile.
Zudem bestand die oben genannte Faustregel mehr aus Ausnahmen als aus Regel. Dazu zwei Beispiele von vielen:
1. Liegenbleiben musste immer zusammengeschrieben werden, ob nun jemand konkret im Bett liegen blieb oder in übertragener Bedeutung die Arbeit liegen blieb.
2. Baden gehen musste immer getrennt geschrieben werden, ob nun jemand konkret in einem See baden ging oder in übertragener Bedeutung mit einem Plan baden ging.
Diese Ausnahmen musst man sich einzeln merken!
Beantworten Sie mir nun bitte im Gegenzug folgende Fragen:
Nach alter Rechtschreibung musste man sich die Füße wund laufen, aber sich den Rücken wundliegen schreiben.
1. Wann hat die Sprachgemeinschaft beschlossen, diese Unterscheidung zu treffen?
2. Warum erleichtert diese Unterscheidung die Rechtschreibung?
3. Warum erleichtert diese Unterscheidung das Lesen?
4. Warum wird duch diese Unterscheidung die Sprache besser dargestellt?
Noch ein kleiner Hinweis für Herrn Wrase: Bei Ihrer Schreibweise ABC-Schützen handelt es sich um einen Rechtschreibfehler. Nach alter Rechtschreibung müssen Sie entweder Abc-Schützen oder Abece-Schützen schreiben. Einem Korrektor sollte so ein Fehler eigentlich nicht unterlaufen.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Bei meiner 4. Frage muss es selbstverständlich durch heißen, aber ich bin ja auch nicht Korrektorin von Beruf.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Auch Abece-Schütze wäre nach alter Rechtschreibung falsch. Man muss Abeceschütze schreiben.
Unter finden Sie meine Anschrift. Sie können mir also ab jetzt Blumen oder ein Killerkommando schicken. Ich verzichte aber gerne auf beides.
Katharina Wagner
Maybachstr. 8b, 22177 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.04.2001 um 22.00
So, muß man so schreiben? Was für ein Unsinn. Wie man unter google.de feststellen kann, zeigt eine Auswahl keinen einzigen Beleg dafür, auch keinen einzigen Beleg für Abece-Schütze, was noch relativ häufiger sein dürfte, hingegen 142 Belege für Abc-Schütze und ABC-Schütze, und zwar ungefähr gleich häufig. Ich verstehe unter Rechtschreibung den Konsens der Sprachgemeinschaft, den man mehr oder weniger gut erfassen kann - im Wörterverzeichnis und in Regeln - und der durch die Rechtschreibreform auf breiter Front zerstört wird. Niemand bestreitet, daß der Duden den überwiegenden Sprachgebrauch an manchen Stellen nicht zutreffend erfaßt hat, und man kann deshalb hier und da Beispiele dafür finden - allerdings sehr viel weniger als Abweichungen der neuen Regeln vom allgemeinen Schreibgebrauch: selbst unter denen, die neu zu schreiben versuchen. Kurz: Die Fehlerzahlen explodieren. Das ist der Grundirrtum von Leuten wie Frau Wagner, daß es bei der Einfachheit auf den Wortlaut irgendwelcher Regeln ankäme statt auf deren möglichst perfekte Übereinstimmung mit dem mehrheitlichen Schreibgebrauch. In dem Wörterbuch von Professor Ickler gibt es die genannten Duden-Irrtümer nicht. Gerade das Beispiel Abeceschütze zeigt, wie absurd es ist, unter Rechtschreibung irgendwelche unrealistischen Regeln oder Wörterbucheinträge zu verstehen und nicht den Schreibgebrauch, den existierenden Konsens der Schreiber (genauer: derjenigen kompetenten Schreiber, die ohne Zwang schreiben). In meinem Beitrag halte ich die Schreibung mit ABC-... übrigens für angemessen, weil sie noch eher vorführt, wie die Schüler einen Buchstaben nach dem anderen lernen, während das gemischte Abc eher schon Wortcharakter hat, also etwas für Fortgeschrittene ist. Aber das sind Feinheiten, über die man sich streiten könnte und auf die es hier nicht ankommt. Übrigens zitiert Frau Wagner den Duden falsch, siehe Eintrag Abc-Schütze.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Wer verteidigt denn hier den alten Duden? Herr Wrase doch gewiß nicht; er möchte die bisherige Rechtschreibung beibehalten bzw. als die bessere verteidigen. Die von Katharina Wagner genannten Probleme stellen sich insofern gar nicht. Leider wird immer wieder an unserer Sache vorbeigeredet, indem man nach Art der Reformer triumphierend auf die Haarspaltereien des alten Duden hinweist, als seien wir dafür verantwortlich, daß so etwas eingerissen war. Weshalb habe ich denn mein Rechtschreibwörterbuch gemacht? Obwohl es sicher noch verbesserungsfähig ist (wir arbeiten dran), stellt es die erste staatsfreie, nur der Schreibwirklichkeit verpflichtete Übersicht über den erreichten Stand der deutschen Orthographie dar. Dahinter sollte man nicht mehr zurückkönnen. Der Duden war zwar bei weitem nicht so schlecht wie die Neuregelung (er führte nicht zu grammatischen Fehlern), aber von der einzelfallbezogenen Konzeption her dennoch verfehlt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 01.04.2001 um 22.00
Herr Melsa,
es wundert mich nichts mehr: Man kann auch den Reformgegnern anmaßendes und arrogantes Verhalten vorwerfen ( vgl. Ihren Beitrag: Abbild der Realität...). Ich habe das Verhalten hier auf der Webseite oft genug als arrogant erlebt. Es trifft sozusagen Arroganz und Ignoranz auf beide Seiten zu.
Die ABC-Schützen (Aebecebuch finde ich geradezu lachhaft, selbst als Reformbefürworterin) werden wohl noch lange so bleiben und wenn dann sind sie höchstens Abc-Schützen. Da muss ich außnahmsweise mal Herr Wrase recht geben, wenn das auch mehr als selten ist.
Dann auch noch A-bece zu trennen ist eigentlich bodenlos
Duden 2000/1 S.132. Setzt man sich mit dem Wörterbuch Duden 2000/1 auseinander...findet man wohl noch mehrere Tiefpunkte!
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Herr Ickler, ich habe das Gefühl, dass Sie bei dem Versuch, etwas zu klären, Ihrerseits etwas durcheinander bringen. Die Neuregelung und die bisherige Duden-Regelung sind Rechtschreibungen. Sie aber notieren in Ihrem Wörterbuch mit einem explizit deskriptivem Ansatz Schreibweisen. Wenn ich aber Rechtschreibung sage, sage ich Norm und nicht Schreibrealität. Dennoch ist der größte Teil Schnittmenge, d.h. Schreibrealität, Duden-Norm und Neuregelung sind zum allergrößten Teil identisch.
Die Neuregelung wurde gemacht, weil man davon ausgeht, dass die, die das Schreiben anhand des neuen Regelwerks lernen, in Zukunft mehr davon übernehmen, als dies bisher der Fall gewesen ist, d.h. dass fortan Schreibrealität weniger von der Norm abweicht als bisher. Ich weiß, dass Sie Rechtschreibung nur als die Essenz von existierenden Schreibweisen sehen (wollen). Die Realität für Schüler ist aber nun einmal die andere Richtung: Schreiben anhand der Norm, der Rechtschreibung. Insofern kann ich nur Rechtschreibungen miteinander vergleichen und nicht Neuregelung versus deskriptiver Ansatz. Andernfalls müsste Sie zur Kenntnis nehmen, dass schon vieles von dem, was die Neuregelung nun sanktioniert, auch schon bisher so geschrieben wurde; nicht in den Zeitungen, die sich ja am Duden orientierten, sondern ganz normal im Volk.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
In dem Moment, wo jemand bei der Frage Wie soll ich denn schreiben? im Ickler nachschlägt und sich danach richtet, ist selbstverständlich auch der Ickler eine Rechtschreibung, keine staatliche, sondern eher ein Gottsched oder ein Adelung. Ein Duden nicht, denn der hatte doch schon die preußische Schulorthografie umgesetzt (richtig?). Unwahrscheinlicher ist im Moment, dass jemand anhand des Icklers schreiben lernt; in diesem Falle wäre der Ickler selbstverständlich auch eine Rechtschreibung, d.h. eine Schreibung, die als richtig angesehen wird und nach der man sich daher richtet.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Nach welcher Fantasierechtschreibung Herr Wrase schreibt und korrigiert, hat nur ihn und seine Kundschaft zu interessieren.
Ganz klar ist jedenfalls, dass die Icklersche Rechtschreibung, die die die Häufigkeit von Rechtschreibfehlern einbezieht, auch nach didaktischen Gesichtspunkten keine Lösung ist. Sie wäre auch ohne die Rechtschreibreform von 1996 nie entstanden! Die alte Duden-Rechtschreibung hätte nach wie vor Gültigkeit. Wenn die Leute tatsächlich wieder die alte Rechtschreibung wollen, so ist es die alte Duden-Rechtschreibung und sonst keine!
Die Leute schreiben ja nicht ABC-Schütze, weil sie sich explizit dafür entschieden hätten, sondern weil sie die Schreibweise mit der von ABC-Waffen verwechseln und diese Schreibweise für Duden-konform halten! Sie wollen also eigentlich nach dem Duden schreiben. Dass sie dabei Fehler machen, ist nur menschlich.
Gerade Menschen, denen es so sehr auf Differenzierungsschreibungen ankommt, sollten nun aber wirklich nicht Abc-Schützen (Abeceschützen) und ABC-Waffen in einen Topf werfen.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Hast dus nicht kapiert? Die Schreibweise ABC-Schütze war schon immer falsch! Schon nach alter Duden-Rechtschreibung mußte man entweder Abc-Schütze oder Abeceschütze schreiben. Die Rechtschreibreform hat da überhaupt nix mit zu tun!
Für mich ist wieder einmal der Beweis, daß deutsche Lehrer einfach bloß blöd sind, egal auf welcher Seite sie stehen. Deshalb habe ich schon vor längerer Zeit die These aufgestellt, daß die erste englische BSE-Kuh das Hirn eines deutschen Lehrers oder einer deutschen Lehrerin gefressen habe muß.
Ich kehre daher reumütig zu alten Rechtschreibung zurück.
L. K.
Istdochegalwo
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Ich werde mich in den nächsten Wochen (vielleicht in zwei oder drei Fortsetzungen) prinzipiell zur Überlegenheit der alten (leicht zu korrigierenden!) GuZ und zur Schwäche der neuen GuZ äußern. Ich bitte um Verständnis dafür, daß ich das nicht sofort tun kann. Ich bin noch kein Pensionist, sondern voll im Geschirr. Sogar für die Osterferien bin ich (eine Woche lang) mit Korrekturarbeiten eingedeckt. Und wenn das Wetter schön ist in der zweiten Woche, habe ich Wichtigeres zu tun als über Rechtschreibspitzfindigkeiten zu streiten... Meine Frau ist schon ungehalten!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.04.2001 um 22.00
Da will mir also Frau Wagner erzählen, aufgrund einer Differenzierung zwischen ABC-Waffen und Abc-Schützen komme ABC-Schützen kaum in Frage. Nur nebenbei bemerkt: Es kam seit vielen Jahren nicht vor, das heißt außer ganz am Anfang meiner jetzigen Berufstätigkeit, daß sich ein Mitarbeiter oder Werbekunde bei mir beschwert hätte, weil ich den Duden nicht angewendet hätte oder ihn nicht beherrschen würde. Es ist eine Selbstverständlichkeit beim professionellen Korrigieren, daß man die gewollten Schreibweisen wählt, diejenigen, denen der Kunde bzw. denen die Leser bei einer Auswahl am ehesten zustimmen würden (wobei es oft genug mehrere Möglichkeiten gibt, auch dort, wo der Duden eine unrealistische Einzelfallregelung getroffen hat, nur damit Regelneurotiker wie Herr Jansen zufrieden sind). So ist es seit vielen Jahren absolut selbstverständlich, online und Online-Betrieb zu schreiben (zunehmend auch ohne Bindestrich: Onlinebetrieb), obwohl im Duden von 1991 on line und On-line-Betrieb stand. Wenn Frau Wagner behauptet, die Anhänger der alten Rechtschreibung wollten den Duden und nichts anderes, hieße das ja: Sie wollen on line wieder getrennt schreiben, On-line-Betrieb mit zwei Bindestrichen. Nichts könnte falscher sein. Fast niemand kümmerte sich bei solchen unrealistischen Angaben des Duden um dessen Rechtschreibung, in manchen Fällen (on line) auch überhaupt niemand, und zwar mit der größten Selbstverständlichkeit - was die hier diskutierenden Anhänger der Rechtschreibreform nicht daran hindert, diesen Unsinn zum x-ten Mal zu wiederholen: Rechtschreibung könne nichts anderes sein als staatliche, autoritäre, von außen erfundene und festgelegte Regeln, auch dann, wenn die Leute ganz anders schreiben wollen und schreiben.
Was ABC-Schütze betrifft, resultiert die Schreibung Abece (ein Notbehelf) ja gerade daraus, daß der schnell Lesende der Schreibung Abc nicht mit der gleichen hundertprozentigen Sicherheit wie bei ABC entnehmen kann, daß jeder Buchstabe für sich (mit ...e) gesprochen werden soll - das wird bei Klein- bzw. Gemischtschreibung erst wieder durch die Auffüllung mit zwei e sichergestellt. Die Schreibung ABC liegt auf der Linie der allermeisten Abkürzungen, bei denen jeder Buchstabe gesprochen werden soll; die Rückführung zur Gemischtschreibung kommt ganz überwiegend dort vor, wo die Abkürzung wortartig gesprochen werden kann: NATO -> Nato, AIDS -> Aids usw. Der übergeordnete Gesichtspunkt bei der Rechtschreibung sind verwandte Fälle; Unterscheidungsschreibungen bilden sich heraus, wenn Mißverständnisse möglich sind. Das ist bei ABC-Schütze nicht der Fall, nur weil es auch ABC-Waffen gibt.
Es ist eine Unverschämtheit von Reformern bzw. Reformideologen und ein Normenfetischismus sondergleichen (man könnte auch sagen: ein kompletter Realitätsverlust), so zu tun, als schriebe die ganze Sprachgemeinschaft falsch, nur weil zum Beispiel online (alter Duden) oder andererseits richtigstellen (Reform) von der jeweiligen Rechtschreibung nicht anerkannt werden. Ich wiederhole mich: Die Fehlerzahlen explodieren unter der Reform. Selbstverständlich würden sie genau dann zurückgehen, wenn die Norm der Realität angepaßt wird, und genau das ist das Prinzip des Icklerschen Wörterbuchs. Hier von einer Fantasierechtschreibung zu reden, ist das denkbar Absurdeste. Es ist im Gegenteil die Rechtschreibreform eine Phantasienorm, ein Kunstprodukt, dem nun mühsam die Schreiber hinterherlaufen sollen, nur weil inkompetente Leute behaupten, das seien einfachere Regeln, und wobei abzusehen ist, daß das angestrebte Ziel - größere Übereinstimmung von Schreibweisen und Regeln und damit Rückgang der Fehlerzahlen - niemals erreicht werden wird.
Das einzig denkbare Positive könnte einmal der an anderer Stelle angeführte Kitekat-Effekt sein: Auch wenn die Sache selbst völlig mißlingt, so wird man über die Reformfreunde immerhin sagen können: Sie haben sich zwar geirrt, aber sie wollten den Kindern etwas Gutes tun. Die Absicht ist löblich, aber man macht sich doch lächerlich, wenn man die Phantasie von der Realität nicht unterscheiden kann. Das Ganze ist wirklich so wie im Fall dieser lächerlichen Kitekat-Dame: Die Reformfreunde wollen uns Probleme einreden, die man bei einem lockeren oder auch realistischen, erwachsenen Verständnis der Sache überhaupt nicht hat, um uns mit aller Gewalt eine Lösung aufzudrängen, die wir nicht wollen und nicht brauchen. Um auf meine Kunden zurückzukommen: Laut Jansen, Wagner, Menges hätten sie ständig Probleme mit mir haben müssen, weil ich übliche Schreibweisen den Duden-Normen in der Regel vorzog bzw. weil ich sie gelten und stehen ließ. Sie hatten aber nie Probleme damit. Hingegen haben sie jetzt massenhaft Probleme mit dem Schreiben (soweit ihnen die neuen Regeln verordnet wurden), weil sie bei keiner Zeile Text mehr sicher sind, ob sie regelkonform schreiben, und tatsächlich ist auch nach viel Übung und Zeitungslektüre kaum jemand fähig, auch nur die relativ leichte neue ss/ß-Regelung zu befolgen.
Gerade hat die PR- und Presse-Abteilung VIAG Interkom zum Beispiel versucht, einen Artikel in ihrer Mitarbeiterzeitschrift ohne mich zu korrigieren, weil ich bei diesem Schnellschuß gerade keine Zeit hatte. Nachträglich ließ man mich das prüfen. Ergebnis: etwa zwei ss/ß-Fehler pro Normseite (gross, ausser, daß usw.), obwohl man mittlerweile Gelegenheit hatte, die Regel an vielen tausend Wörtern umzusetzen. Das Übliche. Die Reformfreunde würden sich die Augen reiben und etwas weniger vollmundig auftreten, wenn sie sehen würden, wie unkorrigierte Texte in neuer Rechtschreibung wirklich aussehen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Schon das Bundesverfassungsgericht war leider trotz den Bemühungen von Prof. Gröschner nicht imstande, eine äußere, gesetzte Norm von einer inhärenten zu unterscheiden. Prof. Wieland, der Gutachter der Kultusminister, hat damals rundweg erklärt, eine nicht von außen genormte Orthographie sei überhaupt keine Orthographie. Demnach hätten England usw. gar keine Orthographie. Das sehen die britischen Linguisten allerdings ganz anders.
Die Norm im Sinne einer inhärenten Norm ist einfach das Normale. Ich habe es vor sechs Jahren schon ganz schlicht ausgedrückt: Rechtschreibung heißt schreiben wie die anderen. Das muß natürlich noch verfeinert werden, wie bereits mehrfach auf diesen Seiten dargelegt wurde.
Im Augenblick interessiert mich allerdings mehr, wie die Befürworter der Reform sich verhalten werden, wenn sie erst das ganze Ausmaß der Rückbaumaßnahmen erkannt haben werden. Und der Rückbau geht ja weiter. Die Kommission wird sich bemühen, die Revision als höchst demokratisch und wissenschaftlich verantwortungsvoll auszugeben: man habe eben sorgfältig beobachtet, was die Sprachgemeinschaft annimmt, und dann behutsam eingegriffen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Mein letzter Beitrag hier hat sich mit Herrn Wrases Beitrag überschnitten, so daß meine Formulierungen sich nur scheinbar auf seine beziehen. Ich möchte aber ausdrücklich noch einmal sagen, wie gut mir seine Ausführungen gefallen. Genau so ist es! Übrigens haben die Reformer in lichten Augenblicken selbst zugegeben, daß die gebildeten Deutschen zwar dauernd falsch schrieben, daß dies aber natürlich keine ernstzunehmende Darstellung des Sachverhalts wäre. Solange es eine staatlich autorisierte Einzelfallfestlegung gibt, wird selbstverständlich alles ständig falsch geschrieben. Die Institution erzeugt ihre Missetäter. Löst man sich vom obrigkeitsstaatlichen Modell (Munske), verschwindet das Problem. Geschrieben wird, wie es üblich ist. Der Lehrer kann aufgrudn seiner Bildung und Ausbildung wissen, was üblich ist, oder er schlägt in einem deskriptiven Wörterbuch nach. Daß Freiräume bleiben, ist in diesem staatsfreien Modell keine große Sache. Warum nicht ABC-Schütze? Ich habe nichts dagegen. Es steht nicht ausdrücklich in meinem Rechtschreibwörterbuch, wird aber unter ABC...[] zugelassen. Und selbst wenn es nicht so wäre, würde man einem vernünftigen und kompetenten Lehrer oder Korrektor (Wrase, Jansen ...) zugestehen, eine wohlbegründet andere Schreibweise zu verwenden. Es geht doch, liebe Freunde, um Sprache, nicht um Algebra!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Seit wie vielen Jahren es absolut selbstverständlich ist, online zu schreiben, könnte durchaus glimpflich für den alten Duden ausgehen. Ich vermute, dass das Wort zu dem Zeitpunkt noch gar nicht Teil der deutschen Standardsprache war. Die Agenturen müssten u.U. on-line schreiben, denn so steht es z.B. im Websters, dem wohl bedeutendsten Wörterbuch der USA (Auflage 1994). Ob es in einer aktuelleren Auflage geändert wurde, weiß ich nicht. Das nur zu der naiven Behauptung, man könne heute im Deutschen die Schreibweise der Ursprungssprache immer beibehalten. Eine weitere Schreibweise gesellt sich hinzu, nämlich die ohne Bindestrich, also Online Angebot oder gar als Doppelfehler online Angebot. Die Leute ertragen das sehr wohl, Wörter getrennt zu schreiben, die sprachlich besonders sensible als Einheit empfinden.
Herr Wrase, ist es nicht so, dass man der Neuregelungen Schreibweisen wie das von Ihnen verwendete der schnell Lesende vorwirft?
Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, dass es unbefriedigend gewesen wäre, es einen Fehler - und nur das - zu nennen, wenn jemand vor 1996 online schrieb. Das Problem ist nur: Im Prinzip war es ein Fehler, weil im Prinzip vor 1996 der Duden die Norm war. Wenn nun zugleich alle Zeitungen und Schriftsteller sich an den Duden halten wollten - ich bestehe darauf, dass das in mindestens 90% der Fall war - dann hätte der Duden auch keinen Anlass gehabt, festzustellen, dass die gebildeten Deutschen mehrheitlich online schrieben. Da seh ich ein Dilemma und einen Grund, warum ein Eingriff wie die Neuregelung sinnvoll war. Herr Wrase, Ihre Kunden kam wohl nicht mit Schreibweisen wie im Allgemeinen und heute Abend, vermute ich. Warum nicht? Weil sie in gleicher Weise diese intuitiven Schreibweisen durch die Schullaufbahn und ähnliche normende Instanzen aberzogen bekamen. Der Unterschied zwischen der rechtschreiblichen Situation im heutigen Schulalltag und vor 1996 ist genau in dieser Hinsicht gar nicht so unterschiedlich wie es die Geiselnahme-Rhetorik immer glauben machen will.
Ich glaube, dass ein Großteil der Fehler, die die Umlerner machen (heutige Erwachsene), damit zu hat, dass sie noch nicht begriffen haben, dass ihre Regeln im Kopf gestärkt wurden. Die Massenmedien haben immer mit veränderten Schreibweisen hantiert. Ich muss jetzt andauernd nachschauen ist ein Übergangsphänomen von Leuten, die glauben, es sei jetzt komplizierter geworden. Sie meinen, neue Regeln seien hinzugekommen, wo doch bis auch § 34 fast nur alte weggefallen sind. Eine seit Jahren in der Erwachsenenwelt verbreitete negative Stimmungsmache ist nun mal psychologisch keine Grundlage für ein Umlernen vom Typ neue Rechtschreibung, ohne didaktische Hilfen.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges,
Im Unterschied zu den Reformgegnern befinden sich die Reformbetreiber in der Machtposition. Da sind die Folgen von Arroganz und Ignoranz leider etwas weitreichender. Privat mag solches Verhalten ja schon unschön und ärgerlich sein, für Vertreter verantwortungsvoller öffentlicher Ämter jedoch sind diese Untugenden ungleich unangebrachter! Man könnte ja immer wieder zwischendurch vergessen, daß wir eigentlich in einem Staat demokratischer Verfassung leben, deswegen erinnere ich hier noch einmal daran.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Ich werde an dieser Stelle auf die von Michael Jansen im Forum erfolgten Ausführungen zum Thema eingehen, da das alte Forum ja nun nicht besonders komfortabel oder funktional überzeugend ist (siehe da, ich bin also gar kein verbissener Prinzipgegner von Neuerungen) und das Thema außerdem an dieser Stelle von Herrn Illauer ins Gespräch gebracht wurde, der Probleme mit dem neuen Forum hat.
Logischerweise ist der Regelteil länger, beschreibt aber die Komplexität der Sache genauer, als es die Metaregeln des Duden bisher taten. Das ist ein Wagnis, das wissen wir alle, denn das Ausweichen auf die Einzelfallfestlegung hat eine lange Tradition und die GUZ gilt nun mal als der im Sinne eines Regelapparats schwierigste zu regelnde Bereich der deutschen Rechtschreibung.
Ha! Erwischt! In diesem Argumentationsteil steckt eine tiefe Unlogik bzw. Inkonsequenz. Entweder, man versucht ein Regelwerk deskriptiv zu verfassen, also die bereits vorliegenden, sich aus dem Gebrauch entwickelten Gegebenheiten so formal wie möglich zu beschreiben (unter Hinnahme von Ausnahmen, die eben den omnipräsenten Unregelmäßigkeiten einer jeden lebendigen Sprache entsprechen), das war der bisherige, auch wissenschaftlich redliche Ansatz. Oder man will genau diesen genannten Unregelmäßigkeiten ausweichen, indem man ein Orthographiesystem konstruiert, dessen Regeln, abweichend von der gegebenen Sprachwirklichkeit, allgemeine Gültigkeit für alle Einzelschreibweisen haben; im Falle der Reformmotive unter der Annahme, so würde alles einfacher handhabbar. Wenn veränderte Regeln zu veränderten Schreibweisen führen sollen, und anders findet natürlich keine Reform statt, ist ja auch gar keine andere Methode denkbar. Diese Herangehensweise ist zwar nicht unbedingt besonders praxisnah, wenn man einen bequemeren Zugang zu Rechtschreibung erreichen möchte, da bekanntlich die allermeisten Menschen sich bewußt nur die Schreibungen einzelner Wörter merken (wie Sie, Herr Jansen, indirekt selber zugeben, indem Sie erwähnten, daß viele Leute nicht mal gewußt hätten, daß der bisherige Duden überhaupt einen Regelteil besaß) und sich aus der Summe dieser Kenntnisse eine zugrundeliegende intuitive Systematik für die eigene Schreibpraxis aufbauen, ein das Schriftliche betreffender Teilbereich dessen, was man zusammenfassend Sprachgefühl nennt.
Will man also eine Vereinfachung der Anwendung von Orthographie erreichen und nimmt dabei hin, daß die aus dem modifizierten Regelwerk resultierenden Schreibweisen neu sind, dann ist nicht einzusehen, warum die Regeln nicht gleich so einfach wie möglich gestaltet werden, denn den Usus zu beschreiben, beanspruchen sie ja gar nicht erst. Die Urheber der derzeit an den Schulen unterrichteten Reformorthographie haben gezeigt, wie man es am denkbar schlechtesten löst: Daß Zusammenschreibung aus dem deutschen Sprachgebrauch nicht wegzudenken ist, wurde offenbar doch irgendwie erkannt, aber dann wohl nicht näher erforscht. Es galt dann in unglaublicher Verschränkung vor den Tatsachen der Sprache eine Regelung zu verfassen, die einfach nur dafür sorgen sollte, daß die Fälle, in denen getrennt, und jene, in denen zusammengeschrieben werden soll, in völlig übertriebender wie unsachgemäßer Schärfe (die so bestimmt auch nicht für sinkende Fehlerquoten sorgt) voneinander abgegrenzt werden. Daß dabei ausgerechnet z.B. Partikeln mit dem Bestandteil einander durchgehend und bedeutungsblind getrennt geschrieben werden sollen, müßte eigentlich jedem auch nur mittelmäßig sprachlich Bewanderten klarmachen, wie unbrauchbar und blödsinnig das Ganze ist. Die Anzahl der möglichen Beispiele, die einen Verlust sprachlicher Funktionalität durch die Reformregeln einwandfrei belegen, ist aber so groß, daß mancher den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen will.
Auch auf das subjektive Kriterium als Einheit empfinden setzt man richtigerweise nicht mehr. Das konnte keine Schreibnorm beschreiben, sondern nur ein (subjektives) Motiv seitens des Schreibenden.
Interessant, daß Michael Jansen dennoch §34 E4 (wenn auch fälschlich) zur Rechtfertigung von ruhigstellen und richtigstellen bemüht. In der alten Rechtschreibung soll also eine semantische Orientierung mit dem Ergebnis semantischer Markierung ganz furchtbar schwierig und letztlich unzumutbar gewesen sein (obwohl die geistige Verarbeitung und kognitive Verknüpfung von Symbolen bzw. Symbolsystemen, also Sprache, immer semantisch erfolgt, was ja auch anders bar jeden Sinns wäre), während noch die winzigste Verlegenheitsklausel der Reform, in der dann doch einmal der Schreibende sein Motiv gnädigerweise verwirklichen darf, zunächst einmal so präzise, unmißverständlich und unkompliziert wie möglich verstanden werden zu wollen, als angeblich das Gesamtbild der Neuregelung prägend verteidigt wird.
Als große Veränderung hat man nun vor allem eine Vereinheitlichung von Schreibweisen vorgenommen. Nehmen wir das von Illauer erwähnte schwer_fallen. Bisher schrieb man schwerfallen, schwergefallen, aber sehr schwer gefallen und schwerer gefallen. Zwischenfrage: Warum nur um alles in der Welt stand das mit dem Gradadverb (Erweiterung) und Steigerung nicht im Regelwerk, sondern z.B. beim Eintrag schwer_fallen?
Weil man das im Gebrauch offenbar so beobachten konnte und die Regeln nur die Grundprinzipien beschreiben. Bei anderen Wörtern verhält sich der beschriebene Grundsatz in der Realität wieder anders. Jedes Wort hat seine eigene(n) individuelle(n) Bedeutung(en), daher ist es auch nicht verwunderlich, daß Wörter (oder schwerlich scharf umreißbare Gruppen von Wörtern) hin und wieder gewisse eigene Subregeln bzw. Ausnahmen für sich beanspruchen. In der Praxis hat sich das offensichtlich bewährt, deshalb wird es übernommen und erhält allgemeinverbindlichen Charakter - so und nicht anders ist immer Sprache entstanden, und daß es so - unbürokratisch, transparent, erprobt - auch am besten ist, dürfte eigentlich nicht schwer einzusehen sein.
Daß die neue Rechtschreibung als große Veränderung vor allem eine Vereinheitlichung von Schreibweisen vorgenommen habe, wird natürlich von ihren Fürstreitern stets behauptet, in den oberflächlichen Werbebroschüren (Sprachreport-Sonderausgabe mit Hellers Zusammenfassung usw.) wird dieser Eindruck ja auch immer gefördert. Angenommen aber, man hätte allein die offiziell nach dem Willen der Rechtschreibkommission nunmehr als korrekt geltenden Schreibweisen ohne das dazugehörige Regelwerk, dann können diese dem durchschnittlichen Schreiber nicht weniger chaotisch vorkommen als die bisherigen Schreibweisen. Daraus quasi per reverse engineering die Regeln zutreffend rückzuermitteln, dürfte kaum ein Abiturient in der Lage sein. Aus den reinen Regeln eindeutige konkrete Schreibweisen zu ermitteln, ist kaum einfacher und überforderte ja auch sämtliche Wörterbuchredaktionen. Man fragt sich, wie augenfällig der Beweis des Scheiterns der Neuregelung noch sein soll, damit Reformbefürworter ihn anerkennen.
Die so genannte Einheitsschreibung war also in sich selber nicht einheitlich (zweimal getrennt, einmal zusammen)
Die so genannte Einheitsschreibung wird ja auch nicht wegen einer inneren Systematik so genannt, sondern weil sie eine einheitliches Schriftbild bewirkt, dasselbe Wort also überall auch gleich geschrieben wird, man aus den Schreibweisen also eine explizite Information ableiten kann.Wenn man darauf keinen Wert legen würde, könnte man Rechtschreibung gleich ganz verwerfen, denn zu nichts anderem dient sie, wie ich wieder einmal betonen möchte. Verschiedene Wörter können natürlich auch verschieden geschrieben werden. Um den Inhalt der Botschaft zu transportieren, kennt die Sprache auf allen Ebenen verschiedene, einander überlagernde Methoden (ein Kasus könnte z.B. eigentlich eine Präposition entbehrlich machen oder umgekehrt), die nicht immer letztendlich auf allgemeingültige, sondern nur in gewissen Maße gültige Regeln gebracht werden können.
Versteht man unter Einheitlichkeit dagegen innere Systematik, so kann die neue Rechtschreibung aber auch darin nicht überzeugen. In Hinsicht auf die GZS (oder GUZ) braucht man nur kurz die Peilsche Wörterliste zu überfliegen, um sich davon zu vergewissern. Einmal richtig stellen, dann aber sicherstellen, was ist daran systematisch? Das wird es erst vordergründig durch die absurden Regeln, deren Nutzen völlig unklar ist. Reformbefürworter sagen allerdings, daß die Regeln schon deswegen nützlich seien, weil sie eben Regeln sind, man könne sich also glücklich schätzen darüber, daß Bereiche durch sie geregelt werden. Hier wird das Klischee der typisch deutschen pervertierten Ordnungsliebe perfekt abgebildet. Vielleicht brauchen wir noch klare Regeln, welche Wörter künftig mit Konsonanten beginnen dürfen und welche nur mit Vokalen? Vielleicht sind Konsonantenanlaute dann nur noch erlaubt, wenn die Wörter steigerbar sind oder im Partizip oder was auch immer - hat zwar nie jemand so gehandhabt, aber egal, Hauptsache, es ist geregelt! Und Hauptsache, man macht es anders als bisher!
Die GUZ von Partizipien von der Infinitivschreibung anhängig zu machen ist völlig sinnvoll (also die oben erwähnte, weil oben erwähnen).
Nein, ist es nicht. Das ist auf derselben Ebene, wie zu behaupten: Die Beugungsendungen aller Deklinationsformen an den Nominativ anzugleichen, ist völlig sinnvoll. Partizipien nehmen eine andere syntaktische Rolle ein als normale Verben, sie funktionieren dann wie Adjektive. Und zwischen fleischfressend und Fleisch fressend gibt es sehr wohl eine Differenzierung, denn das erste ist eine Klassifikation, während das zweite eine Zeitform ist (in diesem Augenblick wird gerade konkret Fleisch gefressen). Bei Substantivierungen ergibt sich ja auch eine Änderung der Schreibung, dies ist ein ähnlich gelagertes Gebiet. In beiden Fällen bewirkt die Zusammenschreibung eine Sichtbarmachung der Einheit, in der der entsprechende Begriff gemeint ist, ungefähr vergleichbar mit der Bedeutung, die Klammern in einem mathematischen Term haben. Daß sogenannt nicht einfach nur das Partizip von so nennen ist, ist eben der Grund dafür, daß es dann zusammengeschrieben wird.
Über die 10.000-DM-Geschichte von Denk kann ich nur schmunzeln. Kein Gegner wird sich von solchen Ausführungen umstimmen lassen. Punkt aus!
Aber die 10.000 DM scheint auch niemand haben zu wollen, nicht mal ohne den Triumph, einen Gegner umgestimmt haben zu können. Äußerst seltsam, oder?
Auf der Seite Humor (siehe Links auf der linken Seite der Startseite) kann man in der Spalte von Ickler unten unter Anhörung die Neuformulierung des § 34 lesen. Die Meinung der Kommission geht also in die gleiche Richtung.
Bei Humor kann man danach lange suchen, an sich ist über Rechtschreibung gemeint (sogar sowas geht aus dem Kontext hervor - nach einer Weile). Der dort liegende §34 ist aber nur eine provisorische Version, die auf den unumgänglichnotwendigen Änderungsvorschlägen der Reformkommission von Ende 1997 beruhen; diese Vorschläge wurden bekanntlich NICHT umgesetzt. Weder Zeitungen noch Schule orientieren sich daran, in den Wörterbüchern stehen allerhöchstens punktuell an offensichtlich anstehende Regelrevisionen angepaßte Schreibungen (vielsagenderweise wird dabei immer zum alten Stand zurückgekehrt), welche aber durch die offizielle Neuregelung nachweislich nicht gedeckt sind.
Es ist interessant, wie Reformbefürworter zuweilen die Reform verteidigen mit Beispielen von Schreibweisen, die gerade der ganz normalen alten Rechtschreibung entsprechen (fertigstellen usw.). Die trotzdem erzwungenen Getrenntschreibungen, die die Reformer bei ihren Regelungsversuchen zufällig erwischt haben, werden kurioserweise trotzdem anerkannt. Egal, was die Reformer machen, es wird stets für besonders fortschrittlich, weise, einheitlich und logisch gehalten.
Noch mal: Man muss nur das Regelwerk genau lesen; dann müsste nachvollziehbar sein, dass sich die Zusammenschreibung der vier Fälle ergibt.
Das bezieht sich wieder auf die Wörter mit -ig, -lich-, -lisch. Also ehrlich, dies ist in §34 so unerbittlich eindeutig geregelt, wie ich bereits erwähnte; ich weiß wirklich nicht, wie man das leugnen kann. Aber immerhin kämpft Michael Jansen hier für eine Schreibweise der alten Rechtschreibung, das ist schon ganz erstaunlich. Die Getrenntschreibung scheint doch nicht unbedingt so zu überzeugen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Herr Jansen hat hier ganz richtig bemerkt, daß online die weitaus verbreitetste Schreibweise ist. Wie kam es wohl dazu? Ist der Gedanke so entlegen, daß online eindeutiger als on line ist? Daß sogenannt eindeutiger als so genannt ist, weigert sich ja so mancher einzusehen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Wenn ich den Eintrag von Frau Wagner (Fantasierechtschreibung) lese, kann ich nur den Kopf schütteln. Die Schlußfolgerung, daß Leute, wenn sie ABC-Schütze schreiben, nach dem Duden schreiben wollen, ist ja wohl eine Feststellung, die der Realität entbehrt. Aus meiner Praxis als Korrektor kann ich Herrn Wrases Ausführungen nur bestätigen: Abkürzungen, die als Wort (und nicht buchstabiert!) gesprochen werden können, wurden immer schon in Gemischtschreibung gesetzt. Der Duden hatte in diesem Fall (Abc-...), wie auch in etlichen anderen, eine Einzelfestlegung getroffen, die aber so nicht immer Volkes Schreibweise widerspiegelte.
Noch etwas, Frau Wagner: Mit Herrn Icklers Rechtschreibwörterbuch und seinen Regeln kommt man ganz hervorragend zurecht, auch wenn man vorher mit dem (alten) Duden gearbeitet hat. Die Fehlerquote bei unseren Schülern würde nachhaltig gesenkt und dem Staat, das sind ja wir alle, würde es eine Menge völlig unnötig verpulvertes Geld sparen helfen. Aber solange Politiker für solche oder ähnliche Sachen nicht persönlich haftbar gemacht werden können, werden sie weiterhin das (unser) Geld zum Fenster hinauswerfen.
Der Tag, an dem die immer wieder (komischerweise ganz kleinlaut und ohne große Ankündigung in der Öffentlichkeit) nachgebesserte Rechtschreibreform sich vielleicht bis auf das ss/ß der Vorgängerschreibweise angepaßt hat, ist sicherlich nicht mehr fern.
Trotzdem gibt es immer noch Leute wie Frau Wagner, die nicht müde werden, uns diesen Blödsinn für gute Ware verkaufen zu wollen!
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Sehen wir uns einmal einen ganz konkreten Fall an!
Wie die Reformer selbst des öfteren gesagt haben, war die Getrennt- und Zusammenschreibung eigentlich kein Problem für den Schreibenden, solange er sich nicht ausdrücklich um die Norm kümmerte, die stets die Dudennorm war. Es war also eigentlich nicht die GZS selbst, die Schwierigkeiten machte, sondern deren Darstellung im Duden, in Verbindung mit der Aussparung im Regelwerk von 1902. Ich habe stets betont, daß ich die Dudendarstellung ebenfalls für fehlerhaft halte: wegen der wirklichkeitsfernen (deskriptiv unangemessenen) Einzelfallfestlegung und wegen der falschen Erklärungsversuche im Regelteil, mit neuer Begriff usw. (was nicht ganz falsch war, aber nicht das Wesentliche traf).
Die Neudarstellung im Reformwerk ist aber auch nicht gelungen. Und zwar schon wegen des traditionellen Grundirrtums: Zusammenschreibung bei Wörtern, Getrenntschreibung bei Wortgruppen. So ist das im Deutschen gerade nicht. Die fatale Folge ist, daß das große Thema Verbzusatz verfehlt wurde. Darüber ist schon genug gesagt worden. Hier setzen auch die unumgänglich notwendigen, nicht genehmigten und nun doch heimlich ins Werk gesetzten Revisionen an.
Nehmen wir nun den Fall einander. Wie Schaeder selbst zu verstehen gab, ist die neue Regel nicht unbedingt aus der Sache gerechtfertigt. Ihr Vorzug bestehe darin, daß es jetzt überhaupt eine feste Regel gibt. Also: Mag es auch willkürlich sein, so ist es doch immerhin geregelt, wo vorher Wildwuchs war und mal so, mal so geschrieben wurde. Versteht sich, daß ich dieses Vorgehen nicht richtig finde. Ich finde es weder sprachangemessen noch lernpsychologisch günstig, zumal es noch viele andere Regeln solcher Art gibt. Was war denn so schlimm daran, daß ...einander als Verbzusatz mal zusammen- und mal getrennt geschrieben wurde? Hat doch keinen gestört - bis auf die paar Leute, die Freiräume nicht ertragen können (Zonen der Unsicherheit), die alles festgezurrt wissen wollen, angeblich um einem Bedürfnis der Schüler entgegenzukommen.
Nun noch etwa genauer: In einem Buch lese ich gerade: Möglichkeit und Norwendigkeit lassen sich durcheinander definieren. (Tugendhat/Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, Stuttgart 1983, S. 247; nochmals S. 248)
Ich würde das nicht so schreiben, sondern durch einander. Nach dem alten Duden gibt es nur durcheinander, entgegen einer verbreiteten Schreibwirklichkeit. Wie täppisch die Neuregelung mit einander und seinen Zusammensetzungen umgeht, kann man nachlesen. Erst mein Rechtschreibwörterbuch hat die Sache bereinigt. Ich denke: Wenn einander ganz deutlich ein reziprokes Verhältnis ausdrückt, muß die Möglichkeit der Getrenntschreibung offengehalten werden: durch einander = der eine durch den anderen. Dagegen, laut Duden: alles durcheinander essen - das scheint mir hier sinnvoll. Bei auseinandersetzen ist sowohl auseinander als auch das Ganze mit dem Verb zusammenzuschreiben, mindestens fakultativ. Hier geht es überhaupt nicht mehr um identifizierbare Beteiligte, wenn ich mich (!) mit einer Sache auseinandersetze. Das sind Abstufungen, die man sich nicht klarzumachen brauchte, die man aber ahnte und im Schreiben mehr oder weniger befolgte. Die Neuschreibung sich auseinander setzen verstößt bewußt gegen eine Tendenz der deutschen Sprache und wirkt irgendwie verkehrt, nicht nur aus Gewohnheit, nicht wahr? Ich meine, daß dies in meinem Wörterbuch zum erstenmal richtig beschrieben wird. Warum sollte man diesen Sachverhalt ändern wollen? Es war bisher nciht schwer, und mit meinem Wörterbuch ist es viel leichter als nach alter und erst recht neuer Normierung.
Hinzu kommt noch, daß die willkürliche Regel mit ...einander in der Neuregelung überhaupt nicht ausgesprochen, sondern nur in einer Reihe von Beispielen versteckt wird. Eine von vielen regeltechnischen Fehlern, die bei einer so lange bebrüteten Sache denn doch überraschen. Vgl. meinen Beitrag Die verborgenen Regeln in Eroms/Munske, wo ich zeigem, daß die Neuregelung nicht autonom bestehen kann, sondern überall die Bekanntheit alter Regeln voraussetzt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Sehen wir uns einmal einen ganz konkreten Fall an!
Wie die Reformer selbst des öfteren gesagt haben, war die Getrennt- und Zusammenschreibung eigentlich kein Problem für den Schreibenden, solange er sich nicht ausdrücklich um die Norm kümmerte, die stets die Dudennorm war. Es war also eigentlich nicht die GZS selbst, die Schwierigkeiten machte, sondern deren Darstellung im Duden, in Verbindung mit der Aussparung im Regelwerk von 1902. Ich habe stets betont, daß ich die Dudendarstellung ebenfalls für fehlerhaft halte: wegen der wirklichkeitsfernen (deskriptiv unangemessenen) Einzelfallfestlegung und wegen der falschen Erklärungsversuche im Regelteil, mit neuer Begriff usw. (was nicht ganz falsch war, aber nicht das Wesentliche traf).
Die Neudarstellung im Reformwerk ist aber auch nicht gelungen. Und zwar schon wegen des traditionellen Grundirrtums: Zusammenschreibung bei Wörtern, Getrenntschreibung bei Wortgruppen. So ist das im Deutschen gerade nicht. Die fatale Folge ist, daß das große Thema Verbzusatz verfehlt wurde. Darüber ist schon genug gesagt worden. Hier setzen auch die unumgänglich notwendigen, nicht genehmigten und nun doch heimlich ins Werk gesetzten Revisionen an.
Nehmen wir nun den Fall einander. Wie Schaeder selbst zu verstehen gab, ist die neue Regel nicht unbedingt aus der Sache gerechtfertigt. Ihr Vorzug bestehe darin, daß es jetzt überhaupt eine feste Regel gibt. Also: Mag es auch willkürlich sein, so ist es doch immerhin geregelt, wo vorher Wildwuchs war und mal so, mal so geschrieben wurde. Versteht sich, daß ich dieses Vorgehen nicht richtig finde. Ich finde es weder sprachangemessen noch lernpsychologisch günstig, zumal es noch viele andere Regeln solcher Art gibt. Was war denn so schlimm daran, daß ...einander als Verbzusatz mal zusammen- und mal getrennt geschrieben wurde? Hat doch keinen gestört - bis auf die paar Leute, die Freiräume nicht ertragen können (Zonen der Unsicherheit), die alles festgezurrt wissen wollen, angeblich um einem Bedürfnis der Schüler entgegenzukommen.
Nun noch etwa genauer: In einem Buch lese ich gerade: Möglichkeit und Norwendigkeit lassen sich durcheinander definieren. (Tugendhat/Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, Stuttgart 1983, S. 247; nochmals S. 248)
Ich würde das nicht so schreiben, sondern durch einander. Nach dem alten Duden gibt es nur durcheinander, entgegen einer verbreiteten Schreibwirklichkeit. Wie täppisch die Neuregelung mit einander und seinen Zusammensetzungen umgeht, kann man nachlesen. Erst mein Rechtschreibwörterbuch hat die Sache bereinigt. Ich denke: Wenn einander ganz deutlich ein reziprokes Verhältnis ausdrückt, muß die Möglichkeit der Getrenntschreibung offengehalten werden: durch einander = der eine durch den anderen. Dagegen, laut Duden: alles durcheinander essen - das scheint mir hier sinnvoll. Bei auseinandersetzen ist sowohl auseinander als auch das Ganze mit dem Verb zusammenzuschreiben, mindestens fakultativ. Hier geht es überhaupt nicht mehr um identifizierbare Beteiligte, wenn ich mich (!) mit einer Sache auseinandersetze. Das sind Abstufungen, die man sich nicht klarzumachen brauchte, die man aber ahnte und im Schreiben mehr oder weniger befolgte. Die Neuschreibung sich auseinander setzen verstößt bewußt gegen eine Tendenz der deutschen Sprache und wirkt irgendwie verkehrt, nicht nur aus Gewohnheit, nicht wahr? Ich meine, daß dies in meinem Wörterbuch zum erstenmal richtig beschrieben wird. Warum sollte man diesen Sachverhalt ändern wollen? Es war bisher nciht schwer, und mit meinem Wörterbuch ist es viel leichter als nach alter und erst recht neuer Normierung.
Hinzu kommt noch, daß die willkürliche Regel mit ...einander in der Neuregelung überhaupt nicht ausgesprochen, sondern nur in einer Reihe von Beispielen versteckt wird. Eine von vielen regeltechnischen Fehlern, die bei einer so lange bebrüteten Sache denn doch überraschen. Vgl. meinen Beitrag Die verborgenen Regeln in Eroms/Munske, wo ich zeigem, daß die Neuregelung nicht autonom bestehen kann, sondern überall die Bekanntheit alter Regeln voraussetzt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Herr Jansen hat hier ganz richtig bemerkt, daß online die weitaus verbreitetste Schreibweise ist. Wie kam es wohl dazu? Ist der Gedanke so entlegen, daß online eindeutiger als on line ist? Daß sogenannt eindeutiger als so genannt ist, weigert sich ja so mancher einzusehen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Wenn ich den Eintrag von Frau Wagner (Fantasierechtschreibung) lese, kann ich nur den Kopf schütteln. Die Schlußfolgerung, daß Leute, wenn sie ABC-Schütze schreiben, nach dem Duden schreiben wollen, ist ja wohl eine Feststellung, die der Realität entbehrt. Aus meiner Praxis als Korrektor kann ich Herrn Wrases Ausführungen nur bestätigen: Abkürzungen, die als Wort (und nicht buchstabiert!) gesprochen werden können, wurden immer schon in Gemischtschreibung gesetzt. Der Duden hatte in diesem Fall (Abc-...), wie auch in etlichen anderen, eine Einzelfestlegung getroffen, die aber so nicht immer Volkes Schreibweise widerspiegelte.
Noch etwas, Frau Wagner: Mit Herrn Icklers Rechtschreibwörterbuch und seinen Regeln kommt man ganz hervorragend zurecht, auch wenn man vorher mit dem (alten) Duden gearbeitet hat. Die Fehlerquote bei unseren Schülern würde nachhaltig gesenkt und dem Staat, das sind ja wir alle, würde es eine Menge völlig unnötig verpulvertes Geld sparen helfen. Aber solange Politiker für solche oder ähnliche Sachen nicht persönlich haftbar gemacht werden können, werden sie weiterhin das (unser) Geld zum Fenster hinauswerfen.
Der Tag, an dem die immer wieder (komischerweise ganz kleinlaut und ohne große Ankündigung in der Öffentlichkeit) nachgebesserte Rechtschreibreform sich vielleicht bis auf das ss/ß der Vorgängerschreibweise angepaßt hat, ist sicherlich nicht mehr fern.
Trotzdem gibt es immer noch Leute wie Frau Wagner, die nicht müde werden, uns diesen Blödsinn für gute Ware verkaufen zu wollen!
Klaus Kolbe (Korrektor)
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Ich werde an dieser Stelle auf die von Michael Jansen im Forum erfolgten Ausführungen zum Thema eingehen, da das alte Forum ja nun nicht besonders komfortabel oder funktional überzeugend ist (siehe da, ich bin also gar kein verbissener Prinzipgegner von Neuerungen) und das Thema außerdem an dieser Stelle von Herrn Illauer ins Gespräch gebracht wurde, der Probleme mit dem neuen Forum hat.
Logischerweise ist der Regelteil länger, beschreibt aber die Komplexität der Sache genauer, als es die Metaregeln des Duden bisher taten. Das ist ein Wagnis, das wissen wir alle, denn das Ausweichen auf die Einzelfallfestlegung hat eine lange Tradition und die GUZ gilt nun mal als der im Sinne eines Regelapparats schwierigste zu regelnde Bereich der deutschen Rechtschreibung.
Ha! Erwischt! In diesem Argumentationsteil steckt eine tiefe Unlogik bzw. Inkonsequenz. Entweder, man versucht ein Regelwerk deskriptiv zu verfassen, also die bereits vorliegenden, sich aus dem Gebrauch entwickelten Gegebenheiten so formal wie möglich zu beschreiben (unter Hinnahme von Ausnahmen, die eben den omnipräsenten Unregelmäßigkeiten einer jeden lebendigen Sprache entsprechen), das war der bisherige, auch wissenschaftlich redliche Ansatz. Oder man will genau diesen genannten Unregelmäßigkeiten ausweichen, indem man ein Orthographiesystem konstruiert, dessen Regeln, abweichend von der gegebenen Sprachwirklichkeit, allgemeine Gültigkeit für alle Einzelschreibweisen haben; im Falle der Reformmotive unter der Annahme, so würde alles einfacher handhabbar. Wenn veränderte Regeln zu veränderten Schreibweisen führen sollen, und anders findet natürlich keine Reform statt, ist ja auch gar keine andere Methode denkbar. Diese Herangehensweise ist zwar nicht unbedingt besonders praxisnah, wenn man einen bequemeren Zugang zu Rechtschreibung erreichen möchte, da bekanntlich die allermeisten Menschen sich bewußt nur die Schreibungen einzelner Wörter merken (wie Sie, Herr Jansen, indirekt selber zugeben, indem Sie erwähnten, daß viele Leute nicht mal gewußt hätten, daß der bisherige Duden überhaupt einen Regelteil besaß) und sich aus der Summe dieser Kenntnisse eine zugrundeliegende intuitive Systematik für die eigene Schreibpraxis aufbauen, ein das Schriftliche betreffender Teilbereich dessen, was man zusammenfassend Sprachgefühl nennt.
Will man also eine Vereinfachung der Anwendung von Orthographie erreichen und nimmt dabei hin, daß die aus dem modifizierten Regelwerk resultierenden Schreibweisen neu sind, dann ist nicht einzusehen, warum die Regeln nicht gleich so einfach wie möglich gestaltet werden, denn den Usus zu beschreiben, beanspruchen sie ja gar nicht erst. Die Urheber der derzeit an den Schulen unterrichteten Reformorthographie haben gezeigt, wie man es am denkbar schlechtesten löst: Daß Zusammenschreibung aus dem deutschen Sprachgebrauch nicht wegzudenken ist, wurde offenbar doch irgendwie erkannt, aber dann wohl nicht näher erforscht. Es galt dann in unglaublicher Verschränkung vor den Tatsachen der Sprache eine Regelung zu verfassen, die einfach nur dafür sorgen sollte, daß die Fälle, in denen getrennt, und jene, in denen zusammengeschrieben werden soll, in völlig übertriebender wie unsachgemäßer Schärfe (die so bestimmt auch nicht für sinkende Fehlerquoten sorgt) voneinander abgegrenzt werden. Daß dabei ausgerechnet z.B. Partikeln mit dem Bestandteil einander durchgehend und bedeutungsblind getrennt geschrieben werden sollen, müßte eigentlich jedem auch nur mittelmäßig sprachlich Bewanderten klarmachen, wie unbrauchbar und blödsinnig das Ganze ist. Die Anzahl der möglichen Beispiele, die einen Verlust sprachlicher Funktionalität durch die Reformregeln einwandfrei belegen, ist aber so groß, daß mancher den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen will.
Auch auf das subjektive Kriterium als Einheit empfinden setzt man richtigerweise nicht mehr. Das konnte keine Schreibnorm beschreiben, sondern nur ein (subjektives) Motiv seitens des Schreibenden.
Interessant, daß Michael Jansen dennoch §34 E4 (wenn auch fälschlich) zur Rechtfertigung von ruhigstellen und richtigstellen bemüht. In der alten Rechtschreibung soll also eine semantische Orientierung mit dem Ergebnis semantischer Markierung ganz furchtbar schwierig und letztlich unzumutbar gewesen sein (obwohl die geistige Verarbeitung und kognitive Verknüpfung von Symbolen bzw. Symbolsystemen, also Sprache, immer semantisch erfolgt, was ja auch anders bar jeden Sinns wäre), während noch die winzigste Verlegenheitsklausel der Reform, in der dann doch einmal der Schreibende sein Motiv gnädigerweise verwirklichen darf, zunächst einmal so präzise, unmißverständlich und unkompliziert wie möglich verstanden werden zu wollen, als angeblich das Gesamtbild der Neuregelung prägend verteidigt wird.
Als große Veränderung hat man nun vor allem eine Vereinheitlichung von Schreibweisen vorgenommen. Nehmen wir das von Illauer erwähnte schwer_fallen. Bisher schrieb man schwerfallen, schwergefallen, aber sehr schwer gefallen und schwerer gefallen. Zwischenfrage: Warum nur um alles in der Welt stand das mit dem Gradadverb (Erweiterung) und Steigerung nicht im Regelwerk, sondern z.B. beim Eintrag schwer_fallen?
Weil man das im Gebrauch offenbar so beobachten konnte und die Regeln nur die Grundprinzipien beschreiben. Bei anderen Wörtern verhält sich der beschriebene Grundsatz in der Realität wieder anders. Jedes Wort hat seine eigene(n) individuelle(n) Bedeutung(en), daher ist es auch nicht verwunderlich, daß Wörter (oder schwerlich scharf umreißbare Gruppen von Wörtern) hin und wieder gewisse eigene Subregeln bzw. Ausnahmen für sich beanspruchen. In der Praxis hat sich das offensichtlich bewährt, deshalb wird es übernommen und erhält allgemeinverbindlichen Charakter - so und nicht anders ist immer Sprache entstanden, und daß es so - unbürokratisch, transparent, erprobt - auch am besten ist, dürfte eigentlich nicht schwer einzusehen sein.
Daß die neue Rechtschreibung als große Veränderung vor allem eine Vereinheitlichung von Schreibweisen vorgenommen habe, wird natürlich von ihren Fürstreitern stets behauptet, in den oberflächlichen Werbebroschüren (Sprachreport-Sonderausgabe mit Hellers Zusammenfassung usw.) wird dieser Eindruck ja auch immer gefördert. Angenommen aber, man hätte allein die offiziell nach dem Willen der Rechtschreibkommission nunmehr als korrekt geltenden Schreibweisen ohne das dazugehörige Regelwerk, dann können diese dem durchschnittlichen Schreiber nicht weniger chaotisch vorkommen als die bisherigen Schreibweisen. Daraus quasi per reverse engineering die Regeln zutreffend rückzuermitteln, dürfte kaum ein Abiturient in der Lage sein. Aus den reinen Regeln eindeutige konkrete Schreibweisen zu ermitteln, ist kaum einfacher und überforderte ja auch sämtliche Wörterbuchredaktionen. Man fragt sich, wie augenfällig der Beweis des Scheiterns der Neuregelung noch sein soll, damit Reformbefürworter ihn anerkennen.
Die so genannte Einheitsschreibung war also in sich selber nicht einheitlich (zweimal getrennt, einmal zusammen)
Die so genannte Einheitsschreibung wird ja auch nicht wegen einer inneren Systematik so genannt, sondern weil sie eine einheitliches Schriftbild bewirkt, dasselbe Wort also überall auch gleich geschrieben wird, man aus den Schreibweisen also eine explizite Information ableiten kann.Wenn man darauf keinen Wert legen würde, könnte man Rechtschreibung gleich ganz verwerfen, denn zu nichts anderem dient sie, wie ich wieder einmal betonen möchte. Verschiedene Wörter können natürlich auch verschieden geschrieben werden. Um den Inhalt der Botschaft zu transportieren, kennt die Sprache auf allen Ebenen verschiedene, einander überlagernde Methoden (ein Kasus könnte z.B. eigentlich eine Präposition entbehrlich machen oder umgekehrt), die nicht immer letztendlich auf allgemeingültige, sondern nur in gewissen Maße gültige Regeln gebracht werden können.
Versteht man unter Einheitlichkeit dagegen innere Systematik, so kann die neue Rechtschreibung aber auch darin nicht überzeugen. In Hinsicht auf die GZS (oder GUZ) braucht man nur kurz die Peilsche Wörterliste zu überfliegen, um sich davon zu vergewissern. Einmal richtig stellen, dann aber sicherstellen, was ist daran systematisch? Das wird es erst vordergründig durch die absurden Regeln, deren Nutzen völlig unklar ist. Reformbefürworter sagen allerdings, daß die Regeln schon deswegen nützlich seien, weil sie eben Regeln sind, man könne sich also glücklich schätzen darüber, daß Bereiche durch sie geregelt werden. Hier wird das Klischee der typisch deutschen pervertierten Ordnungsliebe perfekt abgebildet. Vielleicht brauchen wir noch klare Regeln, welche Wörter künftig mit Konsonanten beginnen dürfen und welche nur mit Vokalen? Vielleicht sind Konsonantenanlaute dann nur noch erlaubt, wenn die Wörter steigerbar sind oder im Partizip oder was auch immer - hat zwar nie jemand so gehandhabt, aber egal, Hauptsache, es ist geregelt! Und Hauptsache, man macht es anders als bisher!
Die GUZ von Partizipien von der Infinitivschreibung anhängig zu machen ist völlig sinnvoll (also die oben erwähnte, weil oben erwähnen).
Nein, ist es nicht. Das ist auf derselben Ebene, wie zu behaupten: Die Beugungsendungen aller Deklinationsformen an den Nominativ anzugleichen, ist völlig sinnvoll. Partizipien nehmen eine andere syntaktische Rolle ein als normale Verben, sie funktionieren dann wie Adjektive. Und zwischen fleischfressend und Fleisch fressend gibt es sehr wohl eine Differenzierung, denn das erste ist eine Klassifikation, während das zweite eine Zeitform ist (in diesem Augenblick wird gerade konkret Fleisch gefressen). Bei Substantivierungen ergibt sich ja auch eine Änderung der Schreibung, dies ist ein ähnlich gelagertes Gebiet. In beiden Fällen bewirkt die Zusammenschreibung eine Sichtbarmachung der Einheit, in der der entsprechende Begriff gemeint ist, ungefähr vergleichbar mit der Bedeutung, die Klammern in einem mathematischen Term haben. Daß sogenannt nicht einfach nur das Partizip von so nennen ist, ist eben der Grund dafür, daß es dann zusammengeschrieben wird.
Über die 10.000-DM-Geschichte von Denk kann ich nur schmunzeln. Kein Gegner wird sich von solchen Ausführungen umstimmen lassen. Punkt aus!
Aber die 10.000 DM scheint auch niemand haben zu wollen, nicht mal ohne den Triumph, einen Gegner umgestimmt haben zu können. Äußerst seltsam, oder?
Auf der Seite Humor (siehe Links auf der linken Seite der Startseite) kann man in der Spalte von Ickler unten unter Anhörung die Neuformulierung des § 34 lesen. Die Meinung der Kommission geht also in die gleiche Richtung.
Bei Humor kann man danach lange suchen, an sich ist über Rechtschreibung gemeint (sogar sowas geht aus dem Kontext hervor - nach einer Weile). Der dort liegende §34 ist aber nur eine provisorische Version, die auf den unumgänglichnotwendigen Änderungsvorschlägen der Reformkommission von Ende 1997 beruhen; diese Vorschläge wurden bekanntlich NICHT umgesetzt. Weder Zeitungen noch Schule orientieren sich daran, in den Wörterbüchern stehen allerhöchstens punktuell an offensichtlich anstehende Regelrevisionen angepaßte Schreibungen (vielsagenderweise wird dabei immer zum alten Stand zurückgekehrt), welche aber durch die offizielle Neuregelung nachweislich nicht gedeckt sind.
Es ist interessant, wie Reformbefürworter zuweilen die Reform verteidigen mit Beispielen von Schreibweisen, die gerade der ganz normalen alten Rechtschreibung entsprechen (fertigstellen usw.). Die trotzdem erzwungenen Getrenntschreibungen, die die Reformer bei ihren Regelungsversuchen zufällig erwischt haben, werden kurioserweise trotzdem anerkannt. Egal, was die Reformer machen, es wird stets für besonders fortschrittlich, weise, einheitlich und logisch gehalten.
Noch mal: Man muss nur das Regelwerk genau lesen; dann müsste nachvollziehbar sein, dass sich die Zusammenschreibung der vier Fälle ergibt.
Das bezieht sich wieder auf die Wörter mit -ig, -lich-, -lisch. Also ehrlich, dies ist in §34 so unerbittlich eindeutig geregelt, wie ich bereits erwähnte; ich weiß wirklich nicht, wie man das leugnen kann. Aber immerhin kämpft Michael Jansen hier für eine Schreibweise der alten Rechtschreibung, das ist schon ganz erstaunlich. Die Getrenntschreibung scheint doch nicht unbedingt so zu überzeugen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Seit wie vielen Jahren es absolut selbstverständlich ist, online zu schreiben, könnte durchaus glimpflich für den alten Duden ausgehen. Ich vermute, dass das Wort zu dem Zeitpunkt noch gar nicht Teil der deutschen Standardsprache war. Die Agenturen müssten u.U. on-line schreiben, denn so steht es z.B. im Websters, dem wohl bedeutendsten Wörterbuch der USA (Auflage 1994). Ob es in einer aktuelleren Auflage geändert wurde, weiß ich nicht. Das nur zu der naiven Behauptung, man könne heute im Deutschen die Schreibweise der Ursprungssprache immer beibehalten. Eine weitere Schreibweise gesellt sich hinzu, nämlich die ohne Bindestrich, also Online Angebot oder gar als Doppelfehler online Angebot. Die Leute ertragen das sehr wohl, Wörter getrennt zu schreiben, die sprachlich besonders sensible als Einheit empfinden.
Herr Wrase, ist es nicht so, dass man der Neuregelungen Schreibweisen wie das von Ihnen verwendete der schnell Lesende vorwirft?
Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, dass es unbefriedigend gewesen wäre, es einen Fehler - und nur das - zu nennen, wenn jemand vor 1996 online schrieb. Das Problem ist nur: Im Prinzip war es ein Fehler, weil im Prinzip vor 1996 der Duden die Norm war. Wenn nun zugleich alle Zeitungen und Schriftsteller sich an den Duden halten wollten - ich bestehe darauf, dass das in mindestens 90% der Fall war - dann hätte der Duden auch keinen Anlass gehabt, festzustellen, dass die gebildeten Deutschen mehrheitlich online schrieben. Da seh ich ein Dilemma und einen Grund, warum ein Eingriff wie die Neuregelung sinnvoll war. Herr Wrase, Ihre Kunden kam wohl nicht mit Schreibweisen wie im Allgemeinen und heute Abend, vermute ich. Warum nicht? Weil sie in gleicher Weise diese intuitiven Schreibweisen durch die Schullaufbahn und ähnliche normende Instanzen aberzogen bekamen. Der Unterschied zwischen der rechtschreiblichen Situation im heutigen Schulalltag und vor 1996 ist genau in dieser Hinsicht gar nicht so unterschiedlich wie es die Geiselnahme-Rhetorik immer glauben machen will.
Ich glaube, dass ein Großteil der Fehler, die die Umlerner machen (heutige Erwachsene), damit zu hat, dass sie noch nicht begriffen haben, dass ihre Regeln im Kopf gestärkt wurden. Die Massenmedien haben immer mit veränderten Schreibweisen hantiert. Ich muss jetzt andauernd nachschauen ist ein Übergangsphänomen von Leuten, die glauben, es sei jetzt komplizierter geworden. Sie meinen, neue Regeln seien hinzugekommen, wo doch bis auch § 34 fast nur alte weggefallen sind. Eine seit Jahren in der Erwachsenenwelt verbreitete negative Stimmungsmache ist nun mal psychologisch keine Grundlage für ein Umlernen vom Typ neue Rechtschreibung, ohne didaktische Hilfen.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 01.04.2001 um 22.00
Liebe Frau Menges,
Im Unterschied zu den Reformgegnern befinden sich die Reformbetreiber in der Machtposition. Da sind die Folgen von Arroganz und Ignoranz leider etwas weitreichender. Privat mag solches Verhalten ja schon unschön und ärgerlich sein, für Vertreter verantwortungsvoller öffentlicher Ämter jedoch sind diese Untugenden ungleich unangebrachter! Man könnte ja immer wieder zwischendurch vergessen, daß wir eigentlich in einem Staat demokratischer Verfassung leben, deswegen erinnere ich hier noch einmal daran.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Mein letzter Beitrag hier hat sich mit Herrn Wrases Beitrag überschnitten, so daß meine Formulierungen sich nur scheinbar auf seine beziehen. Ich möchte aber ausdrücklich noch einmal sagen, wie gut mir seine Ausführungen gefallen. Genau so ist es! Übrigens haben die Reformer in lichten Augenblicken selbst zugegeben, daß die gebildeten Deutschen zwar dauernd falsch schrieben, daß dies aber natürlich keine ernstzunehmende Darstellung des Sachverhalts wäre. Solange es eine staatlich autorisierte Einzelfallfestlegung gibt, wird selbstverständlich alles ständig falsch geschrieben. Die Institution erzeugt ihre Missetäter. Löst man sich vom obrigkeitsstaatlichen Modell (Munske), verschwindet das Problem. Geschrieben wird, wie es üblich ist. Der Lehrer kann aufgrudn seiner Bildung und Ausbildung wissen, was üblich ist, oder er schlägt in einem deskriptiven Wörterbuch nach. Daß Freiräume bleiben, ist in diesem staatsfreien Modell keine große Sache. Warum nicht ABC-Schütze? Ich habe nichts dagegen. Es steht nicht ausdrücklich in meinem Rechtschreibwörterbuch, wird aber unter ABC...[] zugelassen. Und selbst wenn es nicht so wäre, würde man einem vernünftigen und kompetenten Lehrer oder Korrektor (Wrase, Jansen ...) zugestehen, eine wohlbegründet andere Schreibweise zu verwenden. Es geht doch, liebe Freunde, um Sprache, nicht um Algebra!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Schon das Bundesverfassungsgericht war leider trotz den Bemühungen von Prof. Gröschner nicht imstande, eine äußere, gesetzte Norm von einer inhärenten zu unterscheiden. Prof. Wieland, der Gutachter der Kultusminister, hat damals rundweg erklärt, eine nicht von außen genormte Orthographie sei überhaupt keine Orthographie. Demnach hätten England usw. gar keine Orthographie. Das sehen die britischen Linguisten allerdings ganz anders.
Die Norm im Sinne einer inhärenten Norm ist einfach das Normale. Ich habe es vor sechs Jahren schon ganz schlicht ausgedrückt: Rechtschreibung heißt schreiben wie die anderen. Das muß natürlich noch verfeinert werden, wie bereits mehrfach auf diesen Seiten dargelegt wurde.
Im Augenblick interessiert mich allerdings mehr, wie die Befürworter der Reform sich verhalten werden, wenn sie erst das ganze Ausmaß der Rückbaumaßnahmen erkannt haben werden. Und der Rückbau geht ja weiter. Die Kommission wird sich bemühen, die Revision als höchst demokratisch und wissenschaftlich verantwortungsvoll auszugeben: man habe eben sorgfältig beobachtet, was die Sprachgemeinschaft annimmt, und dann behutsam eingegriffen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.04.2001 um 22.00
Da will mir also Frau Wagner erzählen, aufgrund einer Differenzierung zwischen ABC-Waffen und Abc-Schützen komme ABC-Schützen kaum in Frage. Nur nebenbei bemerkt: Es kam seit vielen Jahren nicht vor, das heißt außer ganz am Anfang meiner jetzigen Berufstätigkeit, daß sich ein Mitarbeiter oder Werbekunde bei mir beschwert hätte, weil ich den Duden nicht angewendet hätte oder ihn nicht beherrschen würde. Es ist eine Selbstverständlichkeit beim professionellen Korrigieren, daß man die gewollten Schreibweisen wählt, diejenigen, denen der Kunde bzw. denen die Leser bei einer Auswahl am ehesten zustimmen würden (wobei es oft genug mehrere Möglichkeiten gibt, auch dort, wo der Duden eine unrealistische Einzelfallregelung getroffen hat, nur damit Regelneurotiker wie Herr Jansen zufrieden sind). So ist es seit vielen Jahren absolut selbstverständlich, online und Online-Betrieb zu schreiben (zunehmend auch ohne Bindestrich: Onlinebetrieb), obwohl im Duden von 1991 on line und On-line-Betrieb stand. Wenn Frau Wagner behauptet, die Anhänger der alten Rechtschreibung wollten den Duden und nichts anderes, hieße das ja: Sie wollen on line wieder getrennt schreiben, On-line-Betrieb mit zwei Bindestrichen. Nichts könnte falscher sein. Fast niemand kümmerte sich bei solchen unrealistischen Angaben des Duden um dessen Rechtschreibung, in manchen Fällen (on line) auch überhaupt niemand, und zwar mit der größten Selbstverständlichkeit - was die hier diskutierenden Anhänger der Rechtschreibreform nicht daran hindert, diesen Unsinn zum x-ten Mal zu wiederholen: Rechtschreibung könne nichts anderes sein als staatliche, autoritäre, von außen erfundene und festgelegte Regeln, auch dann, wenn die Leute ganz anders schreiben wollen und schreiben.
Was ABC-Schütze betrifft, resultiert die Schreibung Abece (ein Notbehelf) ja gerade daraus, daß der schnell Lesende der Schreibung Abc nicht mit der gleichen hundertprozentigen Sicherheit wie bei ABC entnehmen kann, daß jeder Buchstabe für sich (mit ...e) gesprochen werden soll - das wird bei Klein- bzw. Gemischtschreibung erst wieder durch die Auffüllung mit zwei e sichergestellt. Die Schreibung ABC liegt auf der Linie der allermeisten Abkürzungen, bei denen jeder Buchstabe gesprochen werden soll; die Rückführung zur Gemischtschreibung kommt ganz überwiegend dort vor, wo die Abkürzung wortartig gesprochen werden kann: NATO -> Nato, AIDS -> Aids usw. Der übergeordnete Gesichtspunkt bei der Rechtschreibung sind verwandte Fälle; Unterscheidungsschreibungen bilden sich heraus, wenn Mißverständnisse möglich sind. Das ist bei ABC-Schütze nicht der Fall, nur weil es auch ABC-Waffen gibt.
Es ist eine Unverschämtheit von Reformern bzw. Reformideologen und ein Normenfetischismus sondergleichen (man könnte auch sagen: ein kompletter Realitätsverlust), so zu tun, als schriebe die ganze Sprachgemeinschaft falsch, nur weil zum Beispiel online (alter Duden) oder andererseits richtigstellen (Reform) von der jeweiligen Rechtschreibung nicht anerkannt werden. Ich wiederhole mich: Die Fehlerzahlen explodieren unter der Reform. Selbstverständlich würden sie genau dann zurückgehen, wenn die Norm der Realität angepaßt wird, und genau das ist das Prinzip des Icklerschen Wörterbuchs. Hier von einer Fantasierechtschreibung zu reden, ist das denkbar Absurdeste. Es ist im Gegenteil die Rechtschreibreform eine Phantasienorm, ein Kunstprodukt, dem nun mühsam die Schreiber hinterherlaufen sollen, nur weil inkompetente Leute behaupten, das seien einfachere Regeln, und wobei abzusehen ist, daß das angestrebte Ziel - größere Übereinstimmung von Schreibweisen und Regeln und damit Rückgang der Fehlerzahlen - niemals erreicht werden wird.
Das einzig denkbare Positive könnte einmal der an anderer Stelle angeführte Kitekat-Effekt sein: Auch wenn die Sache selbst völlig mißlingt, so wird man über die Reformfreunde immerhin sagen können: Sie haben sich zwar geirrt, aber sie wollten den Kindern etwas Gutes tun. Die Absicht ist löblich, aber man macht sich doch lächerlich, wenn man die Phantasie von der Realität nicht unterscheiden kann. Das Ganze ist wirklich so wie im Fall dieser lächerlichen Kitekat-Dame: Die Reformfreunde wollen uns Probleme einreden, die man bei einem lockeren oder auch realistischen, erwachsenen Verständnis der Sache überhaupt nicht hat, um uns mit aller Gewalt eine Lösung aufzudrängen, die wir nicht wollen und nicht brauchen. Um auf meine Kunden zurückzukommen: Laut Jansen, Wagner, Menges hätten sie ständig Probleme mit mir haben müssen, weil ich übliche Schreibweisen den Duden-Normen in der Regel vorzog bzw. weil ich sie gelten und stehen ließ. Sie hatten aber nie Probleme damit. Hingegen haben sie jetzt massenhaft Probleme mit dem Schreiben (soweit ihnen die neuen Regeln verordnet wurden), weil sie bei keiner Zeile Text mehr sicher sind, ob sie regelkonform schreiben, und tatsächlich ist auch nach viel Übung und Zeitungslektüre kaum jemand fähig, auch nur die relativ leichte neue ss/ß-Regelung zu befolgen.
Gerade hat die PR- und Presse-Abteilung VIAG Interkom zum Beispiel versucht, einen Artikel in ihrer Mitarbeiterzeitschrift ohne mich zu korrigieren, weil ich bei diesem Schnellschuß gerade keine Zeit hatte. Nachträglich ließ man mich das prüfen. Ergebnis: etwa zwei ss/ß-Fehler pro Normseite (gross, ausser, daß usw.), obwohl man mittlerweile Gelegenheit hatte, die Regel an vielen tausend Wörtern umzusetzen. Das Übliche. Die Reformfreunde würden sich die Augen reiben und etwas weniger vollmundig auftreten, wenn sie sehen würden, wie unkorrigierte Texte in neuer Rechtschreibung wirklich aussehen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Nach welcher Fantasierechtschreibung Herr Wrase schreibt und korrigiert, hat nur ihn und seine Kundschaft zu interessieren.
Ganz klar ist jedenfalls, dass die Icklersche Rechtschreibung, die die die Häufigkeit von Rechtschreibfehlern einbezieht, auch nach didaktischen Gesichtspunkten keine Lösung ist. Sie wäre auch ohne die Rechtschreibreform von 1996 nie entstanden! Die alte Duden-Rechtschreibung hätte nach wie vor Gültigkeit. Wenn die Leute tatsächlich wieder die alte Rechtschreibung wollen, so ist es die alte Duden-Rechtschreibung und sonst keine!
Die Leute schreiben ja nicht ABC-Schütze, weil sie sich explizit dafür entschieden hätten, sondern weil sie die Schreibweise mit der von ABC-Waffen verwechseln und diese Schreibweise für Duden-konform halten! Sie wollen also eigentlich nach dem Duden schreiben. Dass sie dabei Fehler machen, ist nur menschlich.
Gerade Menschen, denen es so sehr auf Differenzierungsschreibungen ankommt, sollten nun aber wirklich nicht Abc-Schützen (Abeceschützen) und ABC-Waffen in einen Topf werfen.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Hast dus nicht kapiert? Die Schreibweise ABC-Schütze war schon immer falsch! Schon nach alter Duden-Rechtschreibung mußte man entweder Abc-Schütze oder Abeceschütze schreiben. Die Rechtschreibreform hat da überhaupt nix mit zu tun!
Für mich ist wieder einmal der Beweis, daß deutsche Lehrer einfach bloß blöd sind, egal auf welcher Seite sie stehen. Deshalb habe ich schon vor längerer Zeit die These aufgestellt, daß die erste englische BSE-Kuh das Hirn eines deutschen Lehrers oder einer deutschen Lehrerin gefressen habe muß.
Ich kehre daher reumütig zu alten Rechtschreibung zurück.
L. K.
Istdochegalwo
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Ich werde mich in den nächsten Wochen (vielleicht in zwei oder drei Fortsetzungen) prinzipiell zur Überlegenheit der alten (leicht zu korrigierenden!) GuZ und zur Schwäche der neuen GuZ äußern. Ich bitte um Verständnis dafür, daß ich das nicht sofort tun kann. Ich bin noch kein Pensionist, sondern voll im Geschirr. Sogar für die Osterferien bin ich (eine Woche lang) mit Korrekturarbeiten eingedeckt. Und wenn das Wetter schön ist in der zweiten Woche, habe ich Wichtigeres zu tun als über Rechtschreibspitzfindigkeiten zu streiten... Meine Frau ist schon ungehalten!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 01.04.2001 um 22.00
Herr Melsa,
es wundert mich nichts mehr: Man kann auch den Reformgegnern anmaßendes und arrogantes Verhalten vorwerfen ( vgl. Ihren Beitrag: Abbild der Realität...). Ich habe das Verhalten hier auf der Webseite oft genug als arrogant erlebt. Es trifft sozusagen Arroganz und Ignoranz auf beide Seiten zu.
Die ABC-Schützen (Aebecebuch finde ich geradezu lachhaft, selbst als Reformbefürworterin) werden wohl noch lange so bleiben und wenn dann sind sie höchstens Abc-Schützen. Da muss ich außnahmsweise mal Herr Wrase recht geben, wenn das auch mehr als selten ist.
Dann auch noch A-bece zu trennen ist eigentlich bodenlos
Duden 2000/1 S.132. Setzt man sich mit dem Wörterbuch Duden 2000/1 auseinander...findet man wohl noch mehrere Tiefpunkte!
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Herr Ickler, ich habe das Gefühl, dass Sie bei dem Versuch, etwas zu klären, Ihrerseits etwas durcheinander bringen. Die Neuregelung und die bisherige Duden-Regelung sind Rechtschreibungen. Sie aber notieren in Ihrem Wörterbuch mit einem explizit deskriptivem Ansatz Schreibweisen. Wenn ich aber Rechtschreibung sage, sage ich Norm und nicht Schreibrealität. Dennoch ist der größte Teil Schnittmenge, d.h. Schreibrealität, Duden-Norm und Neuregelung sind zum allergrößten Teil identisch.
Die Neuregelung wurde gemacht, weil man davon ausgeht, dass die, die das Schreiben anhand des neuen Regelwerks lernen, in Zukunft mehr davon übernehmen, als dies bisher der Fall gewesen ist, d.h. dass fortan Schreibrealität weniger von der Norm abweicht als bisher. Ich weiß, dass Sie Rechtschreibung nur als die Essenz von existierenden Schreibweisen sehen (wollen). Die Realität für Schüler ist aber nun einmal die andere Richtung: Schreiben anhand der Norm, der Rechtschreibung. Insofern kann ich nur Rechtschreibungen miteinander vergleichen und nicht Neuregelung versus deskriptiver Ansatz. Andernfalls müsste Sie zur Kenntnis nehmen, dass schon vieles von dem, was die Neuregelung nun sanktioniert, auch schon bisher so geschrieben wurde; nicht in den Zeitungen, die sich ja am Duden orientierten, sondern ganz normal im Volk.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
In dem Moment, wo jemand bei der Frage Wie soll ich denn schreiben? im Ickler nachschlägt und sich danach richtet, ist selbstverständlich auch der Ickler eine Rechtschreibung, keine staatliche, sondern eher ein Gottsched oder ein Adelung. Ein Duden nicht, denn der hatte doch schon die preußische Schulorthografie umgesetzt (richtig?). Unwahrscheinlicher ist im Moment, dass jemand anhand des Icklers schreiben lernt; in diesem Falle wäre der Ickler selbstverständlich auch eine Rechtschreibung, d.h. eine Schreibung, die als richtig angesehen wird und nach der man sich daher richtet.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 22.00
Wer verteidigt denn hier den alten Duden? Herr Wrase doch gewiß nicht; er möchte die bisherige Rechtschreibung beibehalten bzw. als die bessere verteidigen. Die von Katharina Wagner genannten Probleme stellen sich insofern gar nicht. Leider wird immer wieder an unserer Sache vorbeigeredet, indem man nach Art der Reformer triumphierend auf die Haarspaltereien des alten Duden hinweist, als seien wir dafür verantwortlich, daß so etwas eingerissen war. Weshalb habe ich denn mein Rechtschreibwörterbuch gemacht? Obwohl es sicher noch verbesserungsfähig ist (wir arbeiten dran), stellt es die erste staatsfreie, nur der Schreibwirklichkeit verpflichtete Übersicht über den erreichten Stand der deutschen Orthographie dar. Dahinter sollte man nicht mehr zurückkönnen. Der Duden war zwar bei weitem nicht so schlecht wie die Neuregelung (er führte nicht zu grammatischen Fehlern), aber von der einzelfallbezogenen Konzeption her dennoch verfehlt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.04.2001 um 22.00
So, muß man so schreiben? Was für ein Unsinn. Wie man unter google.de feststellen kann, zeigt eine Auswahl keinen einzigen Beleg dafür, auch keinen einzigen Beleg für Abece-Schütze, was noch relativ häufiger sein dürfte, hingegen 142 Belege für Abc-Schütze und ABC-Schütze, und zwar ungefähr gleich häufig. Ich verstehe unter Rechtschreibung den Konsens der Sprachgemeinschaft, den man mehr oder weniger gut erfassen kann - im Wörterverzeichnis und in Regeln - und der durch die Rechtschreibreform auf breiter Front zerstört wird. Niemand bestreitet, daß der Duden den überwiegenden Sprachgebrauch an manchen Stellen nicht zutreffend erfaßt hat, und man kann deshalb hier und da Beispiele dafür finden - allerdings sehr viel weniger als Abweichungen der neuen Regeln vom allgemeinen Schreibgebrauch: selbst unter denen, die neu zu schreiben versuchen. Kurz: Die Fehlerzahlen explodieren. Das ist der Grundirrtum von Leuten wie Frau Wagner, daß es bei der Einfachheit auf den Wortlaut irgendwelcher Regeln ankäme statt auf deren möglichst perfekte Übereinstimmung mit dem mehrheitlichen Schreibgebrauch. In dem Wörterbuch von Professor Ickler gibt es die genannten Duden-Irrtümer nicht. Gerade das Beispiel Abeceschütze zeigt, wie absurd es ist, unter Rechtschreibung irgendwelche unrealistischen Regeln oder Wörterbucheinträge zu verstehen und nicht den Schreibgebrauch, den existierenden Konsens der Schreiber (genauer: derjenigen kompetenten Schreiber, die ohne Zwang schreiben). In meinem Beitrag halte ich die Schreibung mit ABC-... übrigens für angemessen, weil sie noch eher vorführt, wie die Schüler einen Buchstaben nach dem anderen lernen, während das gemischte Abc eher schon Wortcharakter hat, also etwas für Fortgeschrittene ist. Aber das sind Feinheiten, über die man sich streiten könnte und auf die es hier nicht ankommt. Übrigens zitiert Frau Wagner den Duden falsch, siehe Eintrag Abc-Schütze.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Herr Malorny, was wollen Sie damit bezwecken, dass Sie jetzt auch so tun, als hätte ich auf die ursprünglichen Fragen von Herrn Illauer nicht geantwortet? Ist das irgendein Spiel? Soll ich vielleicht nach jedem Kommentar zu diesem Thema schreiben: Herr Illauer, wann stellen Sie endlich Ihre angekündigten Fragen?. Das wäre die Umkehrung davon. Dass Sie alle der Meinung sind, die Fragen wären nicht hinreichend, nicht befriedigend oder was weiß ich nicht beantwortet, das überrascht mich ja nicht. Das stand ja schon vor jeglicher Beantwortung fest, sonst hätte Herr Illauer nicht angekündigt, dass er das Lager wechseln würde.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Auch Abece-Schütze wäre nach alter Rechtschreibung falsch. Man muss Abeceschütze schreiben.
Unter finden Sie meine Anschrift. Sie können mir also ab jetzt Blumen oder ein Killerkommando schicken. Ich verzichte aber gerne auf beides.
Katharina Wagner
Maybachstr. 8b, 22177 Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
da Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, zu den Ausführungen von Herrn Jansen zur GZS Stellung zu nehmen, werden Sie verstehen, dass ich mir nicht die Mühe mache, die Vorteile der Neuregelung hier vollständig darzustellen.
Genaueres entnehme daher bitte jeder:
Augst, Gerhard et al.: Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik. Tübingen 1997.
Herberg, Dieter: Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS). In: Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zu einer Reform der deutschen Orthographie. Berlin 1981.
Eine kurze Zusammenfassung liegt vor in:
Augst, Gerhard/Burkhard Schaeder: Rechtschreibreform. Eine Antwort an die Kritiker. Stuttgart 1997.
Nur zur GZS bei Verben nehme ich kurz Stellung:
Bisher galt hier die Faustregel, dass bei konkreter Bedeutung zusammen-, bei übertragener Bedeutung getrennt geschrieben wird. Also du mußt stehenbleiben (mußt anhalten), du mußt stehen bleiben (darfst dich nicht hinsetzen).
1. Dass es sich im ersten Fall um eine übertragene Bedeutung handeln soll, werden die meisten Deutschen kaum verstehen. Der Angesprochene soll doch ganz konkret stehenbleiben!
2. Die Zusammenschreibung gilt nur im Infinitiv. Im Satz er blieb stehen kann nur aus dem umstehenden Text erschlossen werden, was gemeint ist.
3. Auch im Satz du mußt stehenbleiben konnte die Bedeutung nicht erschlossen werden, da es sich ja auch um einen Rechtschreibfehler handeln konnte.
4. Die Bedeutung in diesem einzelnen Satz erschließen zu wollen ist auch völlig sinnlos, weil er nur im Zusammenhang mit einem größeren Text eine Information gibt.
5. Steht er aber in einem größeren Text, kann immer aus dem Textzusammenhang die Bedeutung erschlossen werden, eine Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung ist nicht notwendig.
6. Für den Schreiber wird also die Rechtschreibung leichter, weil er nicht mehr zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung unterscheiden muss Verben werden nach neuer Rechtschreibung immer getrennt geschrieben. Der Leser hatte dagegen bisher keine Vorteile und hat auch jetzt keine Nachteile.
Zudem bestand die oben genannte Faustregel mehr aus Ausnahmen als aus Regel. Dazu zwei Beispiele von vielen:
1. Liegenbleiben musste immer zusammengeschrieben werden, ob nun jemand konkret im Bett liegen blieb oder in übertragener Bedeutung die Arbeit liegen blieb.
2. Baden gehen musste immer getrennt geschrieben werden, ob nun jemand konkret in einem See baden ging oder in übertragener Bedeutung mit einem Plan baden ging.
Diese Ausnahmen musst man sich einzeln merken!
Beantworten Sie mir nun bitte im Gegenzug folgende Fragen:
Nach alter Rechtschreibung musste man sich die Füße wund laufen, aber sich den Rücken wundliegen schreiben.
1. Wann hat die Sprachgemeinschaft beschlossen, diese Unterscheidung zu treffen?
2. Warum erleichtert diese Unterscheidung die Rechtschreibung?
3. Warum erleichtert diese Unterscheidung das Lesen?
4. Warum wird duch diese Unterscheidung die Sprache besser dargestellt?
Noch ein kleiner Hinweis für Herrn Wrase: Bei Ihrer Schreibweise ABC-Schützen handelt es sich um einen Rechtschreibfehler. Nach alter Rechtschreibung müssen Sie entweder Abc-Schützen oder Abece-Schützen schreiben. Einem Korrektor sollte so ein Fehler eigentlich nicht unterlaufen.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 01.04.2001 um 22.00
Bei meiner 4. Frage muss es selbstverständlich durch heißen, aber ich bin ja auch nicht Korrektorin von Beruf.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Wir schreiben keine Schrift, sondern Texte, wobei wir eine Buchstabenschrift (z. B. lateinische/griechische Schrift), eine Silbenschrift (z. B. Kana) oder Begriffsschrift (z. B. chinesische Schrift) benutzen. Ebenso bauen wir kein Baumaterial, sondern Häuser, wobei wir Baumaterial verwenden.
Die richtige Anwendung des Baumaterials wird dabei ebenso durch Vorschriften geregelt wie die richtige Anwendung der Schrift durch die Orthografie. Die Anwendungsvorschriften für das Baumaterial kann man ändern, wenn man merkt, dass leicht geänderte Vorschriften die Anwendung erleichtern, ohne dass das entstandene Haus schlechter gebaut wird. Ebenso kann man die Rechtschreibregeln ändern, wenn man merkt, dass das Schreiben dann leichter erlernt und angewendet werden kann, ohne dass das Lesen des entstandenen Textes schwieriger wird.
Dass das Lesen von Texten schwieriger geworden ist, hat noch keiner nachweisen können. Sicher gibt es ein paar Hysteriker, die bei jeder neuen Schreibung in einem Text mit dem Lesen aufhören, um sich dann 5 Minuten lang zu ärgern. Für diese Hysteriker ist das Lesen tatsächlich schwieriger geworden, doch die Schuld liegt nicht bei der Rechtschreibreform.
Mit Leuten die nicht einmal die Begriffe Sprache, Text, Schrift und Rechtschreibung und deren unterschiedliche Funktionen auseinander halten können, kann man wirklich nicht diskutieren. Außerdem ist das auch gar nicht mehr notwendig. Nach Ickler und den anderen Reformgegnern kräht kein Hahn mehr und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Zum TOP Ausgleich zwischen Schreiben und Lesen. Das Protokoll vermekt: Zustimmung des Abgeordneten Jansen. Nicht entweder oder, sondern sinnvolles Verhältnis.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Ich bitte Sie um die präzise und sachliche Beantwortung der folgenden Fragen:
1) Warum ist die neue GuZ für den Schreibenden leichter geworden?
2) Welche Vorteile bringt sie für die Leser? (Mein Problem, um nur ein Beispiel zu nennen: wohl bekánnt wird nicht mehr von wóhlbekannt unterschieden > für den Leser nützliche Differenzierungen wurden abgeschafft)
3)Warum wird die Gegenwartssprache genauer und besser abgebildet?
Wenn Sie diese drei Fragen überzeugend beantworten, gehe ich sofort in Ihr Lager über und mache Werbung für die Reform.
Wenn Sie bei der Beantwortung dieser drei Fragen Schwierigkeiten bekommen, sollten Sie nach dem Sinn der Reform fragen und sich Prof. Icklers Beurteilung (Schildbürgerstreich)zu eigen machen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Herr Illauer, Sie haben meine letzte Antwort dazu offenbar schon wieder vergessen. Nun gut, diese Website wird ja auch immer komplexer. Was die Frage Warum wird die Gegenwartssprache genauer und besser abgebildet? betrifft, so sagte ich schon, dass ich mir die Zeit noch nehmen werde, dies zu beantworten. Da geht noch was!. Wann kommt Ihr Kommentar auf die ausführliche Beantwortung Ihrer ursprünglichen Frage? Sie rufen nach dem dritten oder vierten Gang, haben aber die Vorspeise noch nicht gegessen.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 31.03.2001 um 22.00
Buchbesprechung (Kurzfassung; ausführlicher demnächst!))
Duden - Deutsches Universalwörterbuch. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Geb. 1892 Seiten. Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Zürich, Wien 2001. 59,90 DM, mit CD-ROM 78,00 DM. (ISBN 3-411-05504-9)
Die Neubearbeitung enthält nach Verlagsangaben rund 1500 neue Stichwörter wie Airline, browsen, E-Commerce, Rucola, Viagra; dazu auch allerlei Werbewirksames von voraussehbar kurzer Lebensdauer wie Warmduscher und Maschendrahtzaun. Ein großer Teil der Neueinträge geht allerdings auf das Konto von 5204 weiblichen Personenbezeichnungen: Epigraphikerin, Erbsenzählerin, Insurgentin, Interventionistin, Kolonnenspringerin, Plapperin, Punktelieferantin, Schrotthändlerin, Schwingerin, Topfguckerin, Transplanteurin, Trassantin, Vizeadmiralin, Zinkerin usw.
Jedes Stichwort steht erstmals auf einer neuen Zeile. Auch der Flattersatz ist neu. Leider ist die ohnehin kleine Schrift ist nämlich jetzt auch noch sehr blaß, so daß die Lesbarkeit nicht gewonnen hat. Obwohl der Band um etwa 75 Seiten dicker geraten ist als die vorige Auflage, hat man vieles weggelassen. Auf S. 1192 zum Beispiel sind folgende Stichwörter getilgt: peinsam, Peitschenschlag, Peitschenwurm, Pekesche, Pektorale, pekzieren, pêle-mêle, Pelemele, Peltast, Pelzbesatz, pelzbesetzt, Pelzkappe, Pelzkragen, Pelzmärte, Pelzmärtel, Pelznickel, Pelzstola, Pelzverbrämung, Pemphigus. Neu aufgenommen sind nur Pekingerin, pelletieren, pelletisieren, Pelzkrawatte, Pelzrobbe. Alle gestrichenen Wörter mit Ausnahme von pêle-mêle sind sogar im viel kleineren Rechtschreibduden verzeichnet. Während die vorige Auflage 120.000 Stichwörter enthielt, kündigt die neue auf dem Einband rund 140.000 Wörter und Wendungen an. Die wirkliche Zahl der Einträge läßt sich daraus nicht mehr entnehmen. Die Nachzählung ergibt, daß es kaum mehr als 120.000 sind.
Die wichtigsten Änderungen betreffen aber die Revisionsarbeiten an der sogenannten Rechtschreibreform. Bekanntlich hat die Rechtschreibkommission in den letzten Jahren wesentliche Änderungen beschlossen, die zwar noch nicht amtlich sind, von den Wörterbuchredaktionen aber dennoch als verbindlich angesehen und befolgt werden. (Nur die Schulen wissen noch nichts davon und unterrichten die überholte Neuschreibung von 1996.)
Bei der Silbentrennung entscheidet sich die Redaktion im allgemeinen für eine konservativere Lösung. Man trennt also wieder Si-gnal gegenüber Sig-nal (1996) und stellt damit den Zustand der zweiten Auflage von 1989 wieder her. Im übrigen herrscht Inkonsequenz: Dem Res-pekt und Pros-pekt stehen das Horo-skop und Mikro-skop gegenüber. Die Vorsilben sym-/syn- dürften allgemein bekannt sein, gleichwohl soll Sy-nergie getrennt werden. Die neue Abtrennbarkeit einzelner Buchstaben (I-gel) wird gar nicht erst in Erwägung gezogen, aber andererseits wimmelt es von absurden Trennungen wie Di-aspora und Dias-pora; nur Dia-spora, die einzige sinnvolle Trennung, ist nicht vorgesehen. Verwunderlich ist auch die Entwicklung von Lu-stration (1989) über Lust-ration (1996) zu Lus-tration (2001). Ähnlich Ab-itur (1989), A-bitur (1996), Abi-tur (2001).
Noch 1996 belästigte uns das Wörterbuch mit der Neuschreibung Ständelwurz (weil diese Orchidee nach volksmedizinischem Glauben erektionsfördernd wirken soll); in der Neuauflage ist nur noch die herkömmliche Schreibung Stendelwurz verzeichnet. Zu Quäntchen behauptet das Wörterbuch: heute meist (!) als Abl. von Quantum empfundene u. in der Schreibung an diese angepasste Vkl. zu Quent; in Wirklichkeit handelt es sich bei der neuen Schreibweise um einen Gewaltakt der Kultusminister, der mit den Empfindungen der Bürger nichts zu tun hat.
Das amtliche Wörterverzeichnis schreibt ausdrücklich vor in Sonderheit. So auch der neue Rechtschreibduden und die vorige Auflage des Universalwörterbuchs. Die Neubearbeitung kehrt zu insonderheit zurück. Die Rechtschreibkommission war schon Ende 1997 bereit, das grammatisch falsche Leid tun zurückzunehmen; es wurde ihr von den Kultusministern und dem Bundesinnenminister verwehrt. Wir finden daher auch in diesem Band so Leid es mir tut und ähnliche Monstrositäten: Pleite gehen, Bankrott gehen, heute Abend, gestern Morgen usw. - wobei schon der neue Rechtschreibduden in Absprache mit der Rechtschreibkommission noch eins draufgesetzt und heute Früh, morgen Früh usw. eingeführt hat. Die Mass Bier aus dem neuen Rechtschreibduden hat das vorliegende Werk ausgelassen.
Einige Dutzend herkömmliche Wörter wie aufsehenerregend, erfolgversprechend, hitzeabweisend, respekteinflößend sind genau wie im neuesten Rechtschreibduden, aber im Gegensatz zur amtlichen Regelung wiederhergestellt. In einigen Fällen ist das Rechtschreibwörterbuch aber auch schon weiter, zum Beispiel kennt es wieder musikliebend, das Universalwörterbuch läßt nur Musik liebend zu (aber prachtliebend, prunkliebend). Ähnlich kostendeckend, aber nur Kosten sparend. Während die vorige Auflage regelkonform zwischen blutreinigend und Blut bildend unterschied, ist jetzt zugunsten der Zusammenschreibung, aber gegen die amtliche Regel vereinheitlicht. Es heißt allerdings weiterhin Gas bildend, Staaten bildend usw.
Unter Erholung findet man Feriengebiete für Erholung Suchende, für Erholung suchende Großstädter; aber ein paar Zeilen weiter sind die Erholungsuchenden als eigenes Stichwort angeführt, ganz wie früher. Diese Unstimmigkeit geht auf einen bis heute nicht bereinigten Widerspruch zwischen amtlichem Regelwerk und Wörterverzeichnis zurück. vielsagend und vielversprechend sind - gegen die Reformbestimmungen - wiederhergestellt, nichtssagend noch nicht, aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Während 1996 das Wort kostensparend noch verzeichnet war, ist es jetzt zugunsten von Kosten sparend beseitigt; zugleich hat aber der neue Rechtschreibduden es wieder eingeführt, nachdem er es 1996 durch Kosten sparend ersetzt hatte. Hier scheint noch einiges im Fluß zu sein.
Schockiert uns der neueste Rechtschreibduden mit dem Beispielsatz Die Leid Tragenden sind die Kinder, so ist nun wieder, wie 1996, der Steuerzahler der Leidtragende. Dem geläufigen wohlriechend steht im neuen Rechtschreibduden unbegreiflicherweise auch ein wohl schmeckend gegenüber; das Universalwörterbuch kennt aber, wie schon 1996, nur wohlschmeckend - eine begrüßenswerte Entscheidung. Es ist nicht einzusehen, warum weitgreifend erhalten bleiben soll, tiefgreifend aber nicht. Man findet zwar - entgegen den amtlichen Regeln - wieder zeitraubend, aber unter Zeit steht eine Zeit raubende Angelegenheit.
Sehr starke Veränderungen gibt es bei wiederaufbauen usw. Zahlreiche Verben dieser Art waren in der vorigen Auflage auseinandergerissen, dürfen laut Rechtschreibduden jetzt wieder zusammengeschrieben werden und sind im vorliegenden Werk sogar nur noch in Zusammenschreibung angeführt. Im übrigen findet man hier dieselben unmotivierten Unterschiede wie im neuen Rechtschreibduden: wieder herrichten, aber wiederherstellen.
Die Beseitigung guter deutscher Wörter wie Armvoll, Handvoll, Mundvoll, Zeitlang geht weiter. Erstmals werden so krasse Beispiele gebracht, daß man fast auf stille Obstruktion schließen möchte: mehrere Arm voll Heu, einige Mund voll Kartoffelbrei. Das Unerhörte dieser Wortvernichtung ist um so auffälliger, als der Wortbildungstyp selbst keineswegs verleugnet wird, denn Fingerbreit, Fußbreit, Handbreit und Zollbreit bleiben erhalten.
Das Stichwort sogenannt ist völlig getilgt und auch nicht als frühere Schreibung zu finden. Die Abkürzung soll aber weiterhin sog. sein. In Zeitungen kam das Wort bisher rund sechstausendmal pro Jahr vor, und auch in der sonstigen Literatur ist es quicklebendig, aber davon scheint die in der Einleitung erwähnte Dudenkartei mit ihrem legendären Millionenbestand nichts zu enthalten. Ähnliche Beobachtungen muß man des öfteren machen. Dem Werk ist wie bisher eine Kurzgrammatik des Deutschen beigegeben. Auch sie ist der neuen Rechtschreibung angepaßt. Daß es zum Beispiel zusammengesetzte Adjektive wie schwerkrank gibt, wußte die Redaktion 1989 noch. Heute verleugnet sie es - Kartei hin, Kartei her. Das Wörterbuch verspricht eine aktuelle, umfassende, objektive und zuverlässige Darstellung der deutschen Sprache. Solange es aber durch beflissenes Verschweigen behauptet, daß ganz geläufige deutsche Wörter wie sogenannt, freilaufend, selbstgebacken, wildlebend, Handvoll und Hunderte von anderen nicht existieren, kann es dieses Versprechen nicht einlösen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.03.2001 um 22.00
Nachdem sich K. Wagner mit der Reform-Beurteilung Vereinfachungen, mit der Forderung Mei, Keiser und ähnlichem mehrfach blamiert hat und auch nie widersprochen hat, daß dies ein Pseudonym ist, kräht kein Hahn nach diesem feigen und inkompetenten Ideologen, der sich mit dem Selbstlob Ich gehöre zur Elite und Meine Beiträge sind fundiert anpreist. Er soll sich weiterhin auf seinem Niveau betätigen - ABC-Schützen und Legastheniker -, da mag er sich als gebildet empfinden; aber von der Rechtschreibung insgesamt versteht er nichts.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Bitte stellen Sie die Vorspeise hier auf diesen Tisch des Gästezimmers. Ich komme nicht mehr an sie hin, da es das alte Forum nicht mehr gibt. Sie steht wohl in einem Kühlschrank, den ich nicht finde, vielleicht deshalb, weil ich Internet-Anfänger bin.
Mein Kommentar aus der Erinnerung: Ihr Text beantwortet die entscheidenden Fragen n i c h t . Er beweist weder die Erleichterung des Schreibens noch die Erleichterung des Lesens, und mit dem Vorwurf der Wortzerstörung befaßt er sich überhaupt nicht. Bitte servieren Sie also noch einmal (zum nochmaligen Kosten) die Vorspeise. Dann aber die drei Gänge: warum leichter für die Schreiber, leichter für die Leser? Warum wird unsere gegenwärtige Sprache besser abgebildet? Warum ist es richtig, gewachsene Wörter und Begriffe durch Trennung zu beseitigen?
Wenn diese drei Gänge kunstvoll zubereitet sind, werde ich Reformanhänger! Die Vorspeise konnte mich nicht überzeugen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Christian Dörner am 31.03.2001 um 22.00
...und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten. (K. Wagner)
Ohne auf die in dem Beitrag angesprochenen Punkte einzugehen - es würde ohnehin nichts nützen -, möchte ich nur kurz anmerken, daß es für mich immer wieder ein Genuß ist, zu sehen, wie sehr doch die Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur bewährten Orthographie ein Dorn im Auge eines jeden Reformbefürworters ist. (vgl. auch die entsprechenden Äußerungen des IDS, der Elternverbände und vieler Politiker)
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer, das alte Forum ist nicht verschwunden; es ist ein Teil des neuen geworden. Das werden Sie finden. Ziel meiner Antwort war es übgrigens nicht, Sie zufrieden zu stellen. Es ist eine Antwort, es ist meine Meinung. Ihr Getue mit dann werd ich Reformbefürworter ist lächerlich; aber das Umfeld ermutigt Sie offenbar zu solchen Possen.
Michael Jansen
eingetragen von Klaus Malorny am 31.03.2001 um 22.00
Beklagen Sie sich nicht über das Umfeld, welches Sie und Ihre Mitstreiter hier selbst erzeugt haben. Falls Sie nicht vorhaben, in naher Zukunft auf die Fragen, die man Ihnen in höflichster Form immer und immer wieder stellt, sachlich eingehen zu wollen, und stattdessen die Absonderung nutzlosen Ballasts pflegen wollen, möchte ich von Ihrem Angebot weiter unten (»Thema Demokratie«) Gebrauch machen und gegen eine weitere Veröffentlichung Ihrer Beiträge in diesem Forum stimmen.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Christian Melsa am 31.03.2001 um 22.00
Dass das Lesen von Texten schwieriger geworden ist, hat noch keiner nachweisen können.
Liebe Frau Wagner... Ich kann einfach nicht glauben, daß Sie die Ausführungen, in denen genau dies mehrfach stichhaltig nachgewiesen wurde, nicht begriffen haben. Aber Sie scheinen ja auch noch felsenfest auf der Behauptung der Vereinfachung zu beharren. Es ist sehr entlarvend, über ein vermeintliches allgemeines Desinteresse so zu triumphieren (Nach Ickler und den anderen Reformgegnern kräht kein Hahn mehr und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten.). Der einzige erfolgreiche Volksentscheid außerhalb Bayerns und so heftige Betroffenenproteste wie bei der Zeitungsleserumfrage oder der Frankfurter Erklärung, die Jubelstürme der geistigen Elite Deutschlands nach der Rückkehr der FAZ, das sind also alles Zeichen für besondere Gleichgültigkeit? Es gibt nicht viele Themen, die ein vergleichbares Maß an Bürgerinitiative hervorrufen, und das liegt nicht nur an den Orthographieänderungen selbst, sondern an der ignorant-arroganten Anmaßung, mit der sie durchgeführt werden, an diesem beängstigend reaktionären Machtgehabe, das im Volk nicht den Herrscher, sondern den Untertan sieht, der gefälligst alles zu schlucken hat, was von der Obrigkeit beschlossen wurde, basta. Und selbst wenn wirklich kein Hahn danach krähen würde, wäre dann die objektive Sachlage zur Reform eine andere?
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 31.03.2001 um 22.00
Dass das Lesen von Texten schwieriger geworden ist, hat noch keiner nachweisen können.
Liebe Frau Wagner... Ich kann einfach nicht glauben, daß Sie die Ausführungen, in denen genau dies mehrfach stichhaltig nachgewiesen wurde, nicht begriffen haben. Aber Sie scheinen ja auch noch felsenfest auf der Behauptung der Vereinfachung zu beharren. Es ist sehr entlarvend, über ein vermeintliches allgemeines Desinteresse so zu triumphieren (Nach Ickler und den anderen Reformgegnern kräht kein Hahn mehr und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten.). Der einzige erfolgreiche Volksentscheid außerhalb Bayerns und so heftige Betroffenenproteste wie bei der Zeitungsleserumfrage oder der Frankfurter Erklärung, die Jubelstürme der geistigen Elite Deutschlands nach der Rückkehr der FAZ, das sind also alles Zeichen für besondere Gleichgültigkeit? Es gibt nicht viele Themen, die ein vergleichbares Maß an Bürgerinitiative hervorrufen, und das liegt nicht nur an den Orthographieänderungen selbst, sondern an der ignorant-arroganten Anmaßung, mit der sie durchgeführt werden, an diesem beängstigend reaktionären Machtgehabe, das im Volk nicht den Herrscher, sondern den Untertan sieht, der gefälligst alles zu schlucken hat, was von der Obrigkeit beschlossen wurde, basta. Und selbst wenn wirklich kein Hahn danach krähen würde, wäre dann die objektive Sachlage zur Reform eine andere?
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer, das alte Forum ist nicht verschwunden; es ist ein Teil des neuen geworden. Das werden Sie finden. Ziel meiner Antwort war es übgrigens nicht, Sie zufrieden zu stellen. Es ist eine Antwort, es ist meine Meinung. Ihr Getue mit dann werd ich Reformbefürworter ist lächerlich; aber das Umfeld ermutigt Sie offenbar zu solchen Possen.
Michael Jansen
eingetragen von Klaus Malorny am 31.03.2001 um 22.00
Beklagen Sie sich nicht über das Umfeld, welches Sie und Ihre Mitstreiter hier selbst erzeugt haben. Falls Sie nicht vorhaben, in naher Zukunft auf die Fragen, die man Ihnen in höflichster Form immer und immer wieder stellt, sachlich eingehen zu wollen, und stattdessen die Absonderung nutzlosen Ballasts pflegen wollen, möchte ich von Ihrem Angebot weiter unten (»Thema Demokratie«) Gebrauch machen und gegen eine weitere Veröffentlichung Ihrer Beiträge in diesem Forum stimmen.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Christian Dörner am 31.03.2001 um 22.00
...und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten. (K. Wagner)
Ohne auf die in dem Beitrag angesprochenen Punkte einzugehen - es würde ohnehin nichts nützen -, möchte ich nur kurz anmerken, daß es für mich immer wieder ein Genuß ist, zu sehen, wie sehr doch die Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur bewährten Orthographie ein Dorn im Auge eines jeden Reformbefürworters ist. (vgl. auch die entsprechenden Äußerungen des IDS, der Elternverbände und vieler Politiker)
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 31.03.2001 um 22.00
Buchbesprechung (Kurzfassung; ausführlicher demnächst!))
Duden - Deutsches Universalwörterbuch. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Geb. 1892 Seiten. Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Zürich, Wien 2001. 59,90 DM, mit CD-ROM 78,00 DM. (ISBN 3-411-05504-9)
Die Neubearbeitung enthält nach Verlagsangaben rund 1500 neue Stichwörter wie Airline, browsen, E-Commerce, Rucola, Viagra; dazu auch allerlei Werbewirksames von voraussehbar kurzer Lebensdauer wie Warmduscher und Maschendrahtzaun. Ein großer Teil der Neueinträge geht allerdings auf das Konto von 5204 weiblichen Personenbezeichnungen: Epigraphikerin, Erbsenzählerin, Insurgentin, Interventionistin, Kolonnenspringerin, Plapperin, Punktelieferantin, Schrotthändlerin, Schwingerin, Topfguckerin, Transplanteurin, Trassantin, Vizeadmiralin, Zinkerin usw.
Jedes Stichwort steht erstmals auf einer neuen Zeile. Auch der Flattersatz ist neu. Leider ist die ohnehin kleine Schrift ist nämlich jetzt auch noch sehr blaß, so daß die Lesbarkeit nicht gewonnen hat. Obwohl der Band um etwa 75 Seiten dicker geraten ist als die vorige Auflage, hat man vieles weggelassen. Auf S. 1192 zum Beispiel sind folgende Stichwörter getilgt: peinsam, Peitschenschlag, Peitschenwurm, Pekesche, Pektorale, pekzieren, pêle-mêle, Pelemele, Peltast, Pelzbesatz, pelzbesetzt, Pelzkappe, Pelzkragen, Pelzmärte, Pelzmärtel, Pelznickel, Pelzstola, Pelzverbrämung, Pemphigus. Neu aufgenommen sind nur Pekingerin, pelletieren, pelletisieren, Pelzkrawatte, Pelzrobbe. Alle gestrichenen Wörter mit Ausnahme von pêle-mêle sind sogar im viel kleineren Rechtschreibduden verzeichnet. Während die vorige Auflage 120.000 Stichwörter enthielt, kündigt die neue auf dem Einband rund 140.000 Wörter und Wendungen an. Die wirkliche Zahl der Einträge läßt sich daraus nicht mehr entnehmen. Die Nachzählung ergibt, daß es kaum mehr als 120.000 sind.
Die wichtigsten Änderungen betreffen aber die Revisionsarbeiten an der sogenannten Rechtschreibreform. Bekanntlich hat die Rechtschreibkommission in den letzten Jahren wesentliche Änderungen beschlossen, die zwar noch nicht amtlich sind, von den Wörterbuchredaktionen aber dennoch als verbindlich angesehen und befolgt werden. (Nur die Schulen wissen noch nichts davon und unterrichten die überholte Neuschreibung von 1996.)
Bei der Silbentrennung entscheidet sich die Redaktion im allgemeinen für eine konservativere Lösung. Man trennt also wieder Si-gnal gegenüber Sig-nal (1996) und stellt damit den Zustand der zweiten Auflage von 1989 wieder her. Im übrigen herrscht Inkonsequenz: Dem Res-pekt und Pros-pekt stehen das Horo-skop und Mikro-skop gegenüber. Die Vorsilben sym-/syn- dürften allgemein bekannt sein, gleichwohl soll Sy-nergie getrennt werden. Die neue Abtrennbarkeit einzelner Buchstaben (I-gel) wird gar nicht erst in Erwägung gezogen, aber andererseits wimmelt es von absurden Trennungen wie Di-aspora und Dias-pora; nur Dia-spora, die einzige sinnvolle Trennung, ist nicht vorgesehen. Verwunderlich ist auch die Entwicklung von Lu-stration (1989) über Lust-ration (1996) zu Lus-tration (2001). Ähnlich Ab-itur (1989), A-bitur (1996), Abi-tur (2001).
Noch 1996 belästigte uns das Wörterbuch mit der Neuschreibung Ständelwurz (weil diese Orchidee nach volksmedizinischem Glauben erektionsfördernd wirken soll); in der Neuauflage ist nur noch die herkömmliche Schreibung Stendelwurz verzeichnet. Zu Quäntchen behauptet das Wörterbuch: heute meist (!) als Abl. von Quantum empfundene u. in der Schreibung an diese angepasste Vkl. zu Quent; in Wirklichkeit handelt es sich bei der neuen Schreibweise um einen Gewaltakt der Kultusminister, der mit den Empfindungen der Bürger nichts zu tun hat.
Das amtliche Wörterverzeichnis schreibt ausdrücklich vor in Sonderheit. So auch der neue Rechtschreibduden und die vorige Auflage des Universalwörterbuchs. Die Neubearbeitung kehrt zu insonderheit zurück. Die Rechtschreibkommission war schon Ende 1997 bereit, das grammatisch falsche Leid tun zurückzunehmen; es wurde ihr von den Kultusministern und dem Bundesinnenminister verwehrt. Wir finden daher auch in diesem Band so Leid es mir tut und ähnliche Monstrositäten: Pleite gehen, Bankrott gehen, heute Abend, gestern Morgen usw. - wobei schon der neue Rechtschreibduden in Absprache mit der Rechtschreibkommission noch eins draufgesetzt und heute Früh, morgen Früh usw. eingeführt hat. Die Mass Bier aus dem neuen Rechtschreibduden hat das vorliegende Werk ausgelassen.
Einige Dutzend herkömmliche Wörter wie aufsehenerregend, erfolgversprechend, hitzeabweisend, respekteinflößend sind genau wie im neuesten Rechtschreibduden, aber im Gegensatz zur amtlichen Regelung wiederhergestellt. In einigen Fällen ist das Rechtschreibwörterbuch aber auch schon weiter, zum Beispiel kennt es wieder musikliebend, das Universalwörterbuch läßt nur Musik liebend zu (aber prachtliebend, prunkliebend). Ähnlich kostendeckend, aber nur Kosten sparend. Während die vorige Auflage regelkonform zwischen blutreinigend und Blut bildend unterschied, ist jetzt zugunsten der Zusammenschreibung, aber gegen die amtliche Regel vereinheitlicht. Es heißt allerdings weiterhin Gas bildend, Staaten bildend usw.
Unter Erholung findet man Feriengebiete für Erholung Suchende, für Erholung suchende Großstädter; aber ein paar Zeilen weiter sind die Erholungsuchenden als eigenes Stichwort angeführt, ganz wie früher. Diese Unstimmigkeit geht auf einen bis heute nicht bereinigten Widerspruch zwischen amtlichem Regelwerk und Wörterverzeichnis zurück. vielsagend und vielversprechend sind - gegen die Reformbestimmungen - wiederhergestellt, nichtssagend noch nicht, aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Während 1996 das Wort kostensparend noch verzeichnet war, ist es jetzt zugunsten von Kosten sparend beseitigt; zugleich hat aber der neue Rechtschreibduden es wieder eingeführt, nachdem er es 1996 durch Kosten sparend ersetzt hatte. Hier scheint noch einiges im Fluß zu sein.
Schockiert uns der neueste Rechtschreibduden mit dem Beispielsatz Die Leid Tragenden sind die Kinder, so ist nun wieder, wie 1996, der Steuerzahler der Leidtragende. Dem geläufigen wohlriechend steht im neuen Rechtschreibduden unbegreiflicherweise auch ein wohl schmeckend gegenüber; das Universalwörterbuch kennt aber, wie schon 1996, nur wohlschmeckend - eine begrüßenswerte Entscheidung. Es ist nicht einzusehen, warum weitgreifend erhalten bleiben soll, tiefgreifend aber nicht. Man findet zwar - entgegen den amtlichen Regeln - wieder zeitraubend, aber unter Zeit steht eine Zeit raubende Angelegenheit.
Sehr starke Veränderungen gibt es bei wiederaufbauen usw. Zahlreiche Verben dieser Art waren in der vorigen Auflage auseinandergerissen, dürfen laut Rechtschreibduden jetzt wieder zusammengeschrieben werden und sind im vorliegenden Werk sogar nur noch in Zusammenschreibung angeführt. Im übrigen findet man hier dieselben unmotivierten Unterschiede wie im neuen Rechtschreibduden: wieder herrichten, aber wiederherstellen.
Die Beseitigung guter deutscher Wörter wie Armvoll, Handvoll, Mundvoll, Zeitlang geht weiter. Erstmals werden so krasse Beispiele gebracht, daß man fast auf stille Obstruktion schließen möchte: mehrere Arm voll Heu, einige Mund voll Kartoffelbrei. Das Unerhörte dieser Wortvernichtung ist um so auffälliger, als der Wortbildungstyp selbst keineswegs verleugnet wird, denn Fingerbreit, Fußbreit, Handbreit und Zollbreit bleiben erhalten.
Das Stichwort sogenannt ist völlig getilgt und auch nicht als frühere Schreibung zu finden. Die Abkürzung soll aber weiterhin sog. sein. In Zeitungen kam das Wort bisher rund sechstausendmal pro Jahr vor, und auch in der sonstigen Literatur ist es quicklebendig, aber davon scheint die in der Einleitung erwähnte Dudenkartei mit ihrem legendären Millionenbestand nichts zu enthalten. Ähnliche Beobachtungen muß man des öfteren machen. Dem Werk ist wie bisher eine Kurzgrammatik des Deutschen beigegeben. Auch sie ist der neuen Rechtschreibung angepaßt. Daß es zum Beispiel zusammengesetzte Adjektive wie schwerkrank gibt, wußte die Redaktion 1989 noch. Heute verleugnet sie es - Kartei hin, Kartei her. Das Wörterbuch verspricht eine aktuelle, umfassende, objektive und zuverlässige Darstellung der deutschen Sprache. Solange es aber durch beflissenes Verschweigen behauptet, daß ganz geläufige deutsche Wörter wie sogenannt, freilaufend, selbstgebacken, wildlebend, Handvoll und Hunderte von anderen nicht existieren, kann es dieses Versprechen nicht einlösen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.03.2001 um 22.00
Nachdem sich K. Wagner mit der Reform-Beurteilung Vereinfachungen, mit der Forderung Mei, Keiser und ähnlichem mehrfach blamiert hat und auch nie widersprochen hat, daß dies ein Pseudonym ist, kräht kein Hahn nach diesem feigen und inkompetenten Ideologen, der sich mit dem Selbstlob Ich gehöre zur Elite und Meine Beiträge sind fundiert anpreist. Er soll sich weiterhin auf seinem Niveau betätigen - ABC-Schützen und Legastheniker -, da mag er sich als gebildet empfinden; aber von der Rechtschreibung insgesamt versteht er nichts.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Bitte stellen Sie die Vorspeise hier auf diesen Tisch des Gästezimmers. Ich komme nicht mehr an sie hin, da es das alte Forum nicht mehr gibt. Sie steht wohl in einem Kühlschrank, den ich nicht finde, vielleicht deshalb, weil ich Internet-Anfänger bin.
Mein Kommentar aus der Erinnerung: Ihr Text beantwortet die entscheidenden Fragen n i c h t . Er beweist weder die Erleichterung des Schreibens noch die Erleichterung des Lesens, und mit dem Vorwurf der Wortzerstörung befaßt er sich überhaupt nicht. Bitte servieren Sie also noch einmal (zum nochmaligen Kosten) die Vorspeise. Dann aber die drei Gänge: warum leichter für die Schreiber, leichter für die Leser? Warum wird unsere gegenwärtige Sprache besser abgebildet? Warum ist es richtig, gewachsene Wörter und Begriffe durch Trennung zu beseitigen?
Wenn diese drei Gänge kunstvoll zubereitet sind, werde ich Reformanhänger! Die Vorspeise konnte mich nicht überzeugen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Wir schreiben keine Schrift, sondern Texte, wobei wir eine Buchstabenschrift (z. B. lateinische/griechische Schrift), eine Silbenschrift (z. B. Kana) oder Begriffsschrift (z. B. chinesische Schrift) benutzen. Ebenso bauen wir kein Baumaterial, sondern Häuser, wobei wir Baumaterial verwenden.
Die richtige Anwendung des Baumaterials wird dabei ebenso durch Vorschriften geregelt wie die richtige Anwendung der Schrift durch die Orthografie. Die Anwendungsvorschriften für das Baumaterial kann man ändern, wenn man merkt, dass leicht geänderte Vorschriften die Anwendung erleichtern, ohne dass das entstandene Haus schlechter gebaut wird. Ebenso kann man die Rechtschreibregeln ändern, wenn man merkt, dass das Schreiben dann leichter erlernt und angewendet werden kann, ohne dass das Lesen des entstandenen Textes schwieriger wird.
Dass das Lesen von Texten schwieriger geworden ist, hat noch keiner nachweisen können. Sicher gibt es ein paar Hysteriker, die bei jeder neuen Schreibung in einem Text mit dem Lesen aufhören, um sich dann 5 Minuten lang zu ärgern. Für diese Hysteriker ist das Lesen tatsächlich schwieriger geworden, doch die Schuld liegt nicht bei der Rechtschreibreform.
Mit Leuten die nicht einmal die Begriffe Sprache, Text, Schrift und Rechtschreibung und deren unterschiedliche Funktionen auseinander halten können, kann man wirklich nicht diskutieren. Außerdem ist das auch gar nicht mehr notwendig. Nach Ickler und den anderen Reformgegnern kräht kein Hahn mehr und die Rückkehr der FAZ zur neuen Rechtschreibung kann man abwarten.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Zum TOP Ausgleich zwischen Schreiben und Lesen. Das Protokoll vermekt: Zustimmung des Abgeordneten Jansen. Nicht entweder oder, sondern sinnvolles Verhältnis.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Ich bitte Sie um die präzise und sachliche Beantwortung der folgenden Fragen:
1) Warum ist die neue GuZ für den Schreibenden leichter geworden?
2) Welche Vorteile bringt sie für die Leser? (Mein Problem, um nur ein Beispiel zu nennen: wohl bekánnt wird nicht mehr von wóhlbekannt unterschieden > für den Leser nützliche Differenzierungen wurden abgeschafft)
3)Warum wird die Gegenwartssprache genauer und besser abgebildet?
Wenn Sie diese drei Fragen überzeugend beantworten, gehe ich sofort in Ihr Lager über und mache Werbung für die Reform.
Wenn Sie bei der Beantwortung dieser drei Fragen Schwierigkeiten bekommen, sollten Sie nach dem Sinn der Reform fragen und sich Prof. Icklers Beurteilung (Schildbürgerstreich)zu eigen machen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 31.03.2001 um 22.00
Herr Illauer, Sie haben meine letzte Antwort dazu offenbar schon wieder vergessen. Nun gut, diese Website wird ja auch immer komplexer. Was die Frage Warum wird die Gegenwartssprache genauer und besser abgebildet? betrifft, so sagte ich schon, dass ich mir die Zeit noch nehmen werde, dies zu beantworten. Da geht noch was!. Wann kommt Ihr Kommentar auf die ausführliche Beantwortung Ihrer ursprünglichen Frage? Sie rufen nach dem dritten oder vierten Gang, haben aber die Vorspeise noch nicht gegessen.
Michael Jansen
eingetragen von RenateMariaMenges am 30.03.2001 um 22.00
Mein lieber Melsa,
es wurden hier noch keine Sätze vorgestellt, aber man muss ja alles belegen:
Ihre Beiträge werde ich Ihnen in Rechnung stellen.
Das war ein Beispielsatz und nicht persönlich gemeint.
Dazu noch ein paar Lieblingswörter in getrennter Schreibweise:
...
leicht machen
leicht nehmen
Maß halten
offen stehen
scharf machen
...
Die Wörter sind leichter, weil sie doch tatsächlich zwei Wörter sind.
Ebenso das
Teeei und die Teeernte,
der Kaffeeersatz ...
Diese Wörter sind aus Zusammensetzungen entstanden und warum sollte man einen Vokal weglassen??
Was stört Sie wirklich daran?
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 30.03.2001 um 22.00
Wir bauen zwar Häuser, wir schreiben aber keine Schriften, sondern Texte!
Die Häuser sind zum Wohnen da, bestehen aber aus Baustoffen.
Die Texte sind zum Lesen da, bestehen aber aus Schrift.
Die Baustoffe sind nicht zum Wohnen da, sondern zum Bauen.
Die Schrift ist nicht zum Lesen da, sondern zum Schreiben!
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Klaus Malorny am 30.03.2001 um 22.00
Um bei dem Vergleich mit dem Haus zu bleiben: Zum Schreiben sind Papier, Bleistift, Füller, Tinte usw. da. Das Produkt ist die Schrift, der Text, genau, wie das Haus das Produkt aus den Baustoffen ist.
Ist das so schwer zu verstehen?
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Christian Melsa am 30.03.2001 um 22.00
Ich verstehe nicht, was es an dieser Sache nicht zu verstehen gibt... Natürlich schreibt man die Schrift. Insofern ist sie selbstverständlich zum Schreiben da. ABER man schreibt doch nur Dinge, die gelesen werden sollen! Das ist doch der einzig und alleinige Zweck, warum man schreibt. Nur, weil das teilweise in der Schule nicht der Fall sein mag, bei Diktaten etwa, gilt das doch nicht für den Rest alles Geschriebenen. Schrift existiert nur, um gelesen zu werden, das Schreiben ist nun einmal die einzige Möglichkeit, sie anzufertigen. Das muß doch einleuchten. Deshalb hat die Lesefunktionalität Priorität, deshalb gibt es überhaupt nur Rechtschreibung, dafür ist sie da! Wie oft soll ich das denn bloß noch erklären? *seufz*
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 30.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Melsa, das können Sie noch so oft erklären, es wird nichts nützen. Ich jedenfalls habe es aufgegeben. Übrigens hat der Reformer Nerius, der allerdings für meinen Geschmack immer noch zu sehr an seiner früheren Vorstellung von einer Aufzeichnungsfunktion hängt, kürzlich jedenfalls die Rangordnung deutlich genug zum Ausdruck gebracht:
Geschrieben wird aber immer zum Zwecke der Sinnentnahme oder Bedeutungserfassung durch den Lesenden. (Die Entwicklung der Großschreibung ...Heidelberg 1999)
Friedrich Roemhelds Schrift Die Schrift ist nicht zum Schreiben da, deren Titel ich zitiert habe, ist übrigens auch heute noch sehr lesenswert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.03.2001 um 22.00
Was Frau Menges betrifft, so hat sie offensichtlich die Sache mit in Rechnung stellen und dessen Substantivierung immer noch nicht verstanden.
Was es mit Verbzusätzen und Zusammenschreibung auf sich hat, weiß sie auch nicht. Schließlich sind auch ab und nehmen zwei Wörter, trotzdem soll man sie auch nach der Neureglung zusammenschreiben, ebenso wie bahnbrechend usw.
Bei Tee-Ei und Kaffee-Ersatz wurden auch bisher keine Vokale weggelassen (weg gelassen - schließlich sind das zwei Wörter, nicht wahr?)
Die Dreibuchstabenregel ist auch nach Auffassung der Reformer bisher ohne Bedeutung für Schüler gewesen. Da sich die Rechtschreibung, bevor der Staat sich einmischte, in erster Linie den Lesern verpflichtet gefühlt hat, sorgte man durch Bindestriche und auch durch Vereinfachungen (nicht drei Konsonanten schreiben, wo nur einer gesprochen wird) dafür, Befremdliches und Unästhetisches zu vermeiden. Das gibt es in vielen Sprachen der Welt. Aber in einem Punkt haben die Reformpropagandisten recht: Es geht (auch den Reformgegenern) nicht um die Frage, mit wie vielen f man Schiffahrt schreibt. Wir haben andere Einwände, die schwerer wiegen, von denen aber allzu gern abgelenkt wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.03.2001 um 22.00
Was Frau Menges betrifft, so hat sie offensichtlich die Sache mit in Rechnung stellen und dessen Substantivierung immer noch nicht verstanden.
Was es mit Verbzusätzen und Zusammenschreibung auf sich hat, weiß sie auch nicht. Schließlich sind auch ab und nehmen zwei Wörter, trotzdem soll man sie auch nach der Neureglung zusammenschreiben, ebenso wie bahnbrechend usw.
Bei Tee-Ei und Kaffee-Ersatz wurden auch bisher keine Vokale weggelassen (weg gelassen - schließlich sind das zwei Wörter, nicht wahr?)
Die Dreibuchstabenregel ist auch nach Auffassung der Reformer bisher ohne Bedeutung für Schüler gewesen. Da sich die Rechtschreibung, bevor der Staat sich einmischte, in erster Linie den Lesern verpflichtet gefühlt hat, sorgte man durch Bindestriche und auch durch Vereinfachungen (nicht drei Konsonanten schreiben, wo nur einer gesprochen wird) dafür, Befremdliches und Unästhetisches zu vermeiden. Das gibt es in vielen Sprachen der Welt. Aber in einem Punkt haben die Reformpropagandisten recht: Es geht (auch den Reformgegenern) nicht um die Frage, mit wie vielen f man Schiffahrt schreibt. Wir haben andere Einwände, die schwerer wiegen, von denen aber allzu gern abgelenkt wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 30.03.2001 um 22.00
Wir bauen zwar Häuser, wir schreiben aber keine Schriften, sondern Texte!
Die Häuser sind zum Wohnen da, bestehen aber aus Baustoffen.
Die Texte sind zum Lesen da, bestehen aber aus Schrift.
Die Baustoffe sind nicht zum Wohnen da, sondern zum Bauen.
Die Schrift ist nicht zum Lesen da, sondern zum Schreiben!
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Klaus Malorny am 30.03.2001 um 22.00
Um bei dem Vergleich mit dem Haus zu bleiben: Zum Schreiben sind Papier, Bleistift, Füller, Tinte usw. da. Das Produkt ist die Schrift, der Text, genau, wie das Haus das Produkt aus den Baustoffen ist.
Ist das so schwer zu verstehen?
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Christian Melsa am 30.03.2001 um 22.00
Ich verstehe nicht, was es an dieser Sache nicht zu verstehen gibt... Natürlich schreibt man die Schrift. Insofern ist sie selbstverständlich zum Schreiben da. ABER man schreibt doch nur Dinge, die gelesen werden sollen! Das ist doch der einzig und alleinige Zweck, warum man schreibt. Nur, weil das teilweise in der Schule nicht der Fall sein mag, bei Diktaten etwa, gilt das doch nicht für den Rest alles Geschriebenen. Schrift existiert nur, um gelesen zu werden, das Schreiben ist nun einmal die einzige Möglichkeit, sie anzufertigen. Das muß doch einleuchten. Deshalb hat die Lesefunktionalität Priorität, deshalb gibt es überhaupt nur Rechtschreibung, dafür ist sie da! Wie oft soll ich das denn bloß noch erklären? *seufz*
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 30.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Melsa, das können Sie noch so oft erklären, es wird nichts nützen. Ich jedenfalls habe es aufgegeben. Übrigens hat der Reformer Nerius, der allerdings für meinen Geschmack immer noch zu sehr an seiner früheren Vorstellung von einer Aufzeichnungsfunktion hängt, kürzlich jedenfalls die Rangordnung deutlich genug zum Ausdruck gebracht:
Geschrieben wird aber immer zum Zwecke der Sinnentnahme oder Bedeutungserfassung durch den Lesenden. (Die Entwicklung der Großschreibung ...Heidelberg 1999)
Friedrich Roemhelds Schrift Die Schrift ist nicht zum Schreiben da, deren Titel ich zitiert habe, ist übrigens auch heute noch sehr lesenswert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 30.03.2001 um 22.00
Mein lieber Melsa,
es wurden hier noch keine Sätze vorgestellt, aber man muss ja alles belegen:
Ihre Beiträge werde ich Ihnen in Rechnung stellen.
Das war ein Beispielsatz und nicht persönlich gemeint.
Dazu noch ein paar Lieblingswörter in getrennter Schreibweise:
...
leicht machen
leicht nehmen
Maß halten
offen stehen
scharf machen
...
Die Wörter sind leichter, weil sie doch tatsächlich zwei Wörter sind.
Ebenso das
Teeei und die Teeernte,
der Kaffeeersatz ...
Diese Wörter sind aus Zusammensetzungen entstanden und warum sollte man einen Vokal weglassen??
Was stört Sie wirklich daran?
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 29.03.2001 um 22.00
Das Inrechnungstellen (Duden 2000/1 S. 500) diverser Beiträge...
Das In-Rechnung-Stellen (ebenda) diverser Beiträge...
In Rechnung stellen diverser Beiträge ...
Na ja, es ist eben kein Beispiel perfekt.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 29.03.2001 um 22.00
In Rechnung stellen diverser Beiträge
Wenn man das so schreibt, sieht das stellen auf den ersten Blick aus wie das Prädikat des Satzes. So ist das Wort aber hier nicht gemeint, und so kann der Satz auch nicht korrekt funktionieren. Ästhetik kann sich auch aus Kontrast zum Normalen ergeben, solche Reize sind in der Kunst sicher nützlich, um im entsprechenden Kunstwerk Schwerpunkte, Attraktoren zu setzen. Die Kunst hat ja ohnehin alle Freiheiten. Funktional jedoch ist die Auseinanderschreibung wie die Kleinschreibung von stellen den verbundenen Schreibungen doch klar unterlegen. Die Anforderungen an eine allgemeine Schreibnorm dürften doch eher in einer Verständigung liegen, die so reibungslos wie möglich abläuft.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von RenateMariaMenges am 29.03.2001 um 22.00
Das Inrechnungstellen (Duden 2000/1 S. 500) diverser Beiträge...
Das In-Rechnung-Stellen (ebenda) diverser Beiträge...
In Rechnung stellen diverser Beiträge ...
Na ja, es ist eben kein Beispiel perfekt.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 29.03.2001 um 22.00
In Rechnung stellen diverser Beiträge
Wenn man das so schreibt, sieht das stellen auf den ersten Blick aus wie das Prädikat des Satzes. So ist das Wort aber hier nicht gemeint, und so kann der Satz auch nicht korrekt funktionieren. Ästhetik kann sich auch aus Kontrast zum Normalen ergeben, solche Reize sind in der Kunst sicher nützlich, um im entsprechenden Kunstwerk Schwerpunkte, Attraktoren zu setzen. Die Kunst hat ja ohnehin alle Freiheiten. Funktional jedoch ist die Auseinanderschreibung wie die Kleinschreibung von stellen den verbundenen Schreibungen doch klar unterlegen. Die Anforderungen an eine allgemeine Schreibnorm dürften doch eher in einer Verständigung liegen, die so reibungslos wie möglich abläuft.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 28.03.2001 um 22.00
Ein Lob und ein Tadel. Mit dem ersten Punkt sorgen Sie für Klarheit, Herr Ickler. Ich werde dennoch einmal über die ungewöhnliche Fragestllung nachdenken, an welchen Stellen die reformierte Rechtschreibung der Sprache eher gerecht wird. Ich werds mal versuchen. Mit die Schrift ist nicht zum Schreiben da muss ich doch sehr die Stirn runzeln, es stellen sich einige Fragezeichen auf. Mit die Schrift ist nicht NUR zum Schreiben da, hätten Sie Recht gehabt.
Michael Jansen
eingetragen von RenateMariaMenges am 28.03.2001 um 22.00
(Jansen)Das wollten bis vor kurzem sehr viele Menschen in diesem Land und das werden auch jedes Jahr mehr Leute tun. Wer aus der Schule kommt, dürfte in der Regel nicht anfangen, die alten Duden-Ausnahmen wieder einzubauen
Jahr für Jahr werden mehr Schüler die Schule verlassen, die nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet wurden. Je länger wir sie haben, desto mehr werden junge Erwachsene in der neuen Rechtschreibung schreiben. Diese Schreibweise ist meines Erachtens auch aus diesem Grunde kaum mehr aufzuhalten.
Gerade fand ich: Inrechnungstellung, Inrechnungstellen (alte RS, sonderbar)
das In Rechnung Stellen (neue RS, sonderbar)
besser: In Rechnung stellen
Diese ersten zwei Auslegungen würde ich niemals benutzen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Wenn man schon darauf hinweisen muß, daß allerdings ja nun mal an den Schulen nichts anderes mehr unterrichtet wird, um die Reform zu verteidigen, so ist das alles andere als überzeugend. Inhalt der Kritik ist ja gerade unter anderem, daß den Schülern das Falsche beigebracht wird, daß die zunehmende Zahl der so unterrichteten also einer der Punkte auf der Schadensliste sind. Ein Vergleich: In der Schule wird das Fach Mathematik ersatzlos gestrichen, weil so viele Schüler damit Probleme haben und heute doch ohnehin jeder Taschenrechner und Computer hat. Dann kommen Leute, die das für einen folgenschweren Fehler halten, und die Befürworter der Angelegenheit entgegnen: Nun ja, aber bald kann sowieso keiner mehr rechnen, das werden immer mehr Leute werden, zwangsläufig. Ist damit schon erwiesen, daß die Sache zu begrüßen sei? Vielleicht sollte man sich, solcher Denkweise folgend, in einigen Gegenden Deutschlands auf eine ganz andere Weise auf die zunehmende Anzahl rechtsradikaler Jugendlicher einstellen?
Zu §34 E4: Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder Zusammensetzung verstanden wissen will. Hier wird ausnahms- und fast sensationellerweise einmal doch tatsächlich dem Schreibenden überlassen, wie er sich verstanden wissen will. Aber das darf nach Reformideologie natürlich nur im absoluten Notfall sein, wenn alle bedeutungsblinden Regelungsversuche fehlschlagen. Was in der momentanen Diskussion aber entscheidend ist, ist der Verweis auf §34 E3(3), der eine klare Entscheidung der Fälle ruhigstellen sowie richtigstellen eben nicht nur zuläßt, sondern sogar zwingend vorschreibt. Wozu soll diese Regel dienen, wenn ruhig und richtig, die beide ganz offenbar mit -ig enden, nicht getrennt geschrieben werden sollen?
Wenn es wirklich so wäre, wie Michael Jansen meint, daß es also gleichsam der Geist der Reform sei, daß der Schreibende nach Belieben auch eigene Entscheidungen treffen kann, die mit dem Regelwerk nicht konform gehen, wozu dann überhaupt die ganze Reform? Das hieße ja, daß man an sich auch genauso weiterschreiben könnte wie bisher. Michael Jansen nimmt sich sein richtigstellen und ruhigstellen heraus, ein anderer dann eben auseinandersetzen und vorwärtskommen. Herr Jansen, wenn Sie auf Icklers Philosophie verweisen, dann können Sie wohl kaum davon ausgehen, daß diese derjenigen der Reformer gleicht. All die Paragraphen zur GZS in der Neuregelung sollen doch dazu dienen, die von Ickler gewährte Fakultativität durch strikte Regulierung gerade auszuschließen!
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Schrift ist nicht zum Schreiben da. Das mag zunächst merkwürdig klingen, aber es ist genauso richtig wie: Häuser sind nicht zum bauen da. Man wohnt in ihnen. Nicht jeder kann ein perfektes Haus bauen, aber das ist ja auch gar nicht nötig. Jeder will dagegen in einem möglichst perfekten Haus wohnen. Schrift kommt natürlich nur durch Schreiben zustande, aber das ist nicht der Grund ihres Entstehens. Schreiben ergibt ohne das darauffolgende Lesen des Geschriebenen nicht den geringsten Sinn. Eigentlich erkläre ich hier Banalitäten, die aber nicht jedem bewußt zu sein scheinen, und wenn ein Sprachexpertengremium auf solche Binsenweisheiten in über 10 Jahren Reformarbeit nicht kommt, dann kann das nur eines heißen: Reformer sind zum Reformieren da - und zwar nur dazu!
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Bevor jemand auf die Idee kommt, mir vorzuwerfen, ich würde ja selber lauter Fehler machen: Die fallen mir schon selber auf (Häuser sind nicht zum bauen da, wo es Bauen heißen müßte; daß die zunehmende Zahl der so unterrichteten also einer der
Punkte auf der Schadensliste sind, wo es heißen müßte: daß die zunehmende Zahl der so Unterrichteten also einer der Punkte auf der Schadensliste ist). Trotzdem bin ich natürlich dagegen, die Norm so umzubauen, daß diese Fehler vertuscht werden. Was wäre damit gewonnen? Um das Beispiel des Hausbaus noch einmal zu bemühen: Auch als Bauarbeiter, der den Zement mal falsch anmischt, würde ich diesen Fehler immer noch weiterhin zu vermeiden suchen und erst recht nicht in einem Haus wohnen wollen, bei dessen Bau der gleiche Fehler unterlaufen ist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Frau Menges, sie verglichen da Äpfel mit Birnen:
Inrechnungstellung, Inrechnungstellen (alte RS, sonderbar)
das In Rechnung Stellen (neue RS, sonderbar)
besser: In Rechnung stellen
Diese ersten zwei Auslegungen würde ich niemals benutzen.
Vielleicht folgen Sie schon ihrem Ideal, Substantivierungen grundsätzlich zu unterlassen, wenn Sie die letzte Version bevorzugen. Aber die ersten beiden Versionen stellen eben die Schreibweise einer Substantivierung dar, während die die dritte die Infinitivform präsentiert. Vielleicht steht das große In dort nur, weil es einem Doppelpunkt folgt, vielleicht wollten Sie damit aber eine (ungewöhnlicherweise getrennt geschriebene) Substantivierung markieren - dann aber frage ich mich, wieso nur das in groß wird, das stellen aber nicht. Müßte man dann nicht konsequenterweise schreiben: das in Rechnung stellen? Univerbierte Substantivierungen haben allerdings den wesentlichen Vorteil, daß die Einheitlichkeit des Begriffs vom beschriebenen Gegenstand sofort ersichtlich ist. Leseökonomisch also eindeutig die beste Lösung.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Bevor jemand auf die Idee kommt, mir vorzuwerfen, ich würde ja selber lauter Fehler machen: Die fallen mir schon selber auf (Häuser sind nicht zum bauen da, wo es Bauen heißen müßte; daß die zunehmende Zahl der so unterrichteten also einer der
Punkte auf der Schadensliste sind, wo es heißen müßte: daß die zunehmende Zahl der so Unterrichteten also einer der Punkte auf der Schadensliste ist). Trotzdem bin ich natürlich dagegen, die Norm so umzubauen, daß diese Fehler vertuscht werden. Was wäre damit gewonnen? Um das Beispiel des Hausbaus noch einmal zu bemühen: Auch als Bauarbeiter, der den Zement mal falsch anmischt, würde ich diesen Fehler immer noch weiterhin zu vermeiden suchen und erst recht nicht in einem Haus wohnen wollen, bei dessen Bau der gleiche Fehler unterlaufen ist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Frau Menges, sie verglichen da Äpfel mit Birnen:
Inrechnungstellung, Inrechnungstellen (alte RS, sonderbar)
das In Rechnung Stellen (neue RS, sonderbar)
besser: In Rechnung stellen
Diese ersten zwei Auslegungen würde ich niemals benutzen.
Vielleicht folgen Sie schon ihrem Ideal, Substantivierungen grundsätzlich zu unterlassen, wenn Sie die letzte Version bevorzugen. Aber die ersten beiden Versionen stellen eben die Schreibweise einer Substantivierung dar, während die die dritte die Infinitivform präsentiert. Vielleicht steht das große In dort nur, weil es einem Doppelpunkt folgt, vielleicht wollten Sie damit aber eine (ungewöhnlicherweise getrennt geschriebene) Substantivierung markieren - dann aber frage ich mich, wieso nur das in groß wird, das stellen aber nicht. Müßte man dann nicht konsequenterweise schreiben: das in Rechnung stellen? Univerbierte Substantivierungen haben allerdings den wesentlichen Vorteil, daß die Einheitlichkeit des Begriffs vom beschriebenen Gegenstand sofort ersichtlich ist. Leseökonomisch also eindeutig die beste Lösung.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Wenn man schon darauf hinweisen muß, daß allerdings ja nun mal an den Schulen nichts anderes mehr unterrichtet wird, um die Reform zu verteidigen, so ist das alles andere als überzeugend. Inhalt der Kritik ist ja gerade unter anderem, daß den Schülern das Falsche beigebracht wird, daß die zunehmende Zahl der so unterrichteten also einer der Punkte auf der Schadensliste sind. Ein Vergleich: In der Schule wird das Fach Mathematik ersatzlos gestrichen, weil so viele Schüler damit Probleme haben und heute doch ohnehin jeder Taschenrechner und Computer hat. Dann kommen Leute, die das für einen folgenschweren Fehler halten, und die Befürworter der Angelegenheit entgegnen: Nun ja, aber bald kann sowieso keiner mehr rechnen, das werden immer mehr Leute werden, zwangsläufig. Ist damit schon erwiesen, daß die Sache zu begrüßen sei? Vielleicht sollte man sich, solcher Denkweise folgend, in einigen Gegenden Deutschlands auf eine ganz andere Weise auf die zunehmende Anzahl rechtsradikaler Jugendlicher einstellen?
Zu §34 E4: Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder Zusammensetzung verstanden wissen will. Hier wird ausnahms- und fast sensationellerweise einmal doch tatsächlich dem Schreibenden überlassen, wie er sich verstanden wissen will. Aber das darf nach Reformideologie natürlich nur im absoluten Notfall sein, wenn alle bedeutungsblinden Regelungsversuche fehlschlagen. Was in der momentanen Diskussion aber entscheidend ist, ist der Verweis auf §34 E3(3), der eine klare Entscheidung der Fälle ruhigstellen sowie richtigstellen eben nicht nur zuläßt, sondern sogar zwingend vorschreibt. Wozu soll diese Regel dienen, wenn ruhig und richtig, die beide ganz offenbar mit -ig enden, nicht getrennt geschrieben werden sollen?
Wenn es wirklich so wäre, wie Michael Jansen meint, daß es also gleichsam der Geist der Reform sei, daß der Schreibende nach Belieben auch eigene Entscheidungen treffen kann, die mit dem Regelwerk nicht konform gehen, wozu dann überhaupt die ganze Reform? Das hieße ja, daß man an sich auch genauso weiterschreiben könnte wie bisher. Michael Jansen nimmt sich sein richtigstellen und ruhigstellen heraus, ein anderer dann eben auseinandersetzen und vorwärtskommen. Herr Jansen, wenn Sie auf Icklers Philosophie verweisen, dann können Sie wohl kaum davon ausgehen, daß diese derjenigen der Reformer gleicht. All die Paragraphen zur GZS in der Neuregelung sollen doch dazu dienen, die von Ickler gewährte Fakultativität durch strikte Regulierung gerade auszuschließen!
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 28.03.2001 um 22.00
Schrift ist nicht zum Schreiben da. Das mag zunächst merkwürdig klingen, aber es ist genauso richtig wie: Häuser sind nicht zum bauen da. Man wohnt in ihnen. Nicht jeder kann ein perfektes Haus bauen, aber das ist ja auch gar nicht nötig. Jeder will dagegen in einem möglichst perfekten Haus wohnen. Schrift kommt natürlich nur durch Schreiben zustande, aber das ist nicht der Grund ihres Entstehens. Schreiben ergibt ohne das darauffolgende Lesen des Geschriebenen nicht den geringsten Sinn. Eigentlich erkläre ich hier Banalitäten, die aber nicht jedem bewußt zu sein scheinen, und wenn ein Sprachexpertengremium auf solche Binsenweisheiten in über 10 Jahren Reformarbeit nicht kommt, dann kann das nur eines heißen: Reformer sind zum Reformieren da - und zwar nur dazu!
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 28.03.2001 um 22.00
Ein Lob und ein Tadel. Mit dem ersten Punkt sorgen Sie für Klarheit, Herr Ickler. Ich werde dennoch einmal über die ungewöhnliche Fragestllung nachdenken, an welchen Stellen die reformierte Rechtschreibung der Sprache eher gerecht wird. Ich werds mal versuchen. Mit die Schrift ist nicht zum Schreiben da muss ich doch sehr die Stirn runzeln, es stellen sich einige Fragezeichen auf. Mit die Schrift ist nicht NUR zum Schreiben da, hätten Sie Recht gehabt.
Michael Jansen
eingetragen von RenateMariaMenges am 28.03.2001 um 22.00
(Jansen)Das wollten bis vor kurzem sehr viele Menschen in diesem Land und das werden auch jedes Jahr mehr Leute tun. Wer aus der Schule kommt, dürfte in der Regel nicht anfangen, die alten Duden-Ausnahmen wieder einzubauen
Jahr für Jahr werden mehr Schüler die Schule verlassen, die nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet wurden. Je länger wir sie haben, desto mehr werden junge Erwachsene in der neuen Rechtschreibung schreiben. Diese Schreibweise ist meines Erachtens auch aus diesem Grunde kaum mehr aufzuhalten.
Gerade fand ich: Inrechnungstellung, Inrechnungstellen (alte RS, sonderbar)
das In Rechnung Stellen (neue RS, sonderbar)
besser: In Rechnung stellen
Diese ersten zwei Auslegungen würde ich niemals benutzen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Ich habe doch gar nichts gegen ihre Beiträge, bin doch nicht Wolfgang Wrase. Es stört mich nicht, wenn Reformbefürworter hier ihre Argumente vortragen, durch die ausgelösten Diskussionen wird die Unsinnigkeit der Reform immer wieder vorzüglich dargelegt. Ich bin nicht gegen Sie, sondern gegen die Rechtschreibreform, und daß es für die nicht mal den Hauch einer Mehrheit gibt, ist schon häufig genug nachgewiesen worden. Oder halten Sie die vielen, vielen Umfragen alle für manipuliert oder gefälscht? Der Volksentscheid war womöglich auch gefälscht (fragt sich bloß, durch wen)?
Nun zu etwas anderem: Ich hatte gerade den interessanten Gedanken, was wohl wäre, wenn die neue Rechtschreibung nicht eine verordnete Maßnahme wäre, gegen die sich die Betroffenen nicht wehren können, sondern wenn sie sich in einer Art freiem Wettbewerb durchsetzen müßte. Das brächte bestimmt ganz auschlußreiche Ergebnisse.
Eine Zeitung etwa, die vielleicht schon eigentlich dazu neigte, es der FAZ gleichzutun, könnte sich doch wenigstens dazu bereitfinden, eine einzelne Ausgabe testweise in zwei Hälften herauszubringen, jeweils in Alt- und Neuschrieb. Das Problem wäre natürlich, daß für ein unverzerrtes Ergebnis, das als Abstimmung wertbar wäre, die Höhe der Auflage verdoppelt werden müßte. Allerdings könnte eine Zeitung einen einwöchigen Versuchsballon starten, indem sie auf Probe zur normalen Rechtschreibung zurückkehrt und schaut, wie die Leser drauf reagieren. Warum soll man es verdammt nochmal nicht so machen, wie es die Leser gerne haben wollen? Daß es sich nach dem überwältigen Resultat der Zeitungsleserabstimmung zur Rechtschreibreform nicht noch ein paar Zeitungen, wenigstens die miteinbezogenen, überlegt haben und den dann eigentlich doch selbstverständlichen Weg gegangen sind, ist schon ziemlich erstaunlich. Was treibt diese Medienkonzerne dazu, dem breiten Publikum etwas aufzunötigen, das es mehrheitlich mehrfach erwiesenermaßen nicht haben will? Absurde Welt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Eben lese ich in der Augsburger Allgemeinen Zeitung eine dicke Überschrift: Patienten mit Morphium ruhig gestellt. Ruhigstellen ist zum Begriff geworden, zum terminus technicus! Die Getrenntschreibung ist hirnrissig!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Die Getrenntschreibung ruhig stellen ist auch aus Sicht des neuen Regelwerks nicht sinnvoll, da nicht steiger- oder erweiterbar (also § 34 (2.2). Ich fühle mich in meiner Regelinterpretation erneut bestätigt. Von Terminus technicus zu sprechen, ist zwar nicht falsch, doch für ein Regelwerk macht das keinen Sinn (vgl. R 209), das wäre dann wieder nur über ein Wörterverzeichnis zu regeln.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
In ihrer Presseerklärung vom 17. August 2000 stellt die Rechtschreibkommission fest:
Beide Nachschlagewerke (Bertelsmann 1999 und Duden 2000) sind damit zuverlässige Ratgeber in orthografischen Fragen.
Von beiden Wörterbuchredaktionen ist zu erfahren, daß sie sich einerseits auf die amtlichen Regeln, andererseits auf die als ebenso verbindlich betrachteten, nicht veröffentlichten, sondern ihnen exklusiv mitgeteilten Beschlüsse der Kommission stützen.
Nach der ausdrücklichen Bestätigung können wir auch und müssen sogar die neuen Wörterbücher heranziehen, um die authentische Interpretation der Regeln sowie den gegenwärtigen Stand des schon 1997 angekündigten unumgänglch notwendigen Rückbaus kennenzulernen. Auch Neuerungen wie heute Früh sind unisono in Bertelsmann und Duden zu finden und gehen daher offensichtlich auf die Kommisssion zurück.
In einer Zeittafel, die ebenso wie das vorige Dokument auf der Internetseite des IDS zu lesen ist, findet sich folgende Angabe:
1.8.2000: Die FAZ kehrt zur alten Schreibung zurück. Vorausgegangen war eine Vorab-Rezension der für August angekündigten 22. Auflage des Rechtschreibduden von Th. Ickler in der Welt mit der Falschmeldung, der neue Duden würde wesentliche Teile der Neuregelung zurücknehmen.
Die Kommission lügt. Was ich dargelegt habe, ist keine Falschmeldung, sondern eine für jedermann nachprüfbare Tatsachenfeststellung. Vgl. auf diesen Rechtschreibseiten die Besprechung Tief greifend, aber nicht zufrieden stellend. Natürlich ist es nicht der neue Duden, der die Änderungen vorgenommen hat, sondern die Kommission selbst war es. Duden-Chefredakteur hat die Dinge in der wissenschaftlichen Zeitschrift Sprachwissenschaft andeutungsweise klargestellt. Übrigens handelt es sich im wesentlichen um die Änderungen, die ausdrücklich unter dem Titel Änderungen im Februar 1998 von den Kultusministern und dem Bundesinnenministerium untersagt worden waren.
Man hat hier versucht, zwischen den Reformern und der der zwischenstaatlichen Kommission zu unterscheiden - als könnte die Kommission bei der Auslegung der Regeln irren oder etwas anderes darin sehen als die Reformer. Diese Unterscheidung ist aber nichtig. Die Kommisison besteht weiterhin überwiegend aus den Reformverfassern selbst, und zwar ist gerade die Kerntruppe aus allen ehemals vier deutschsprachigen Staaten (Augst; Nerius, Heller; Sitta, Gallmann; Blüml) weiterhin aktiv. Die übrigen Gestalten sind Staffage; sie haben nichts zu sagen. Daß Zabel zu seinem Verdruß und Schaeder eher zu seiner Erleichterung nicht in die Kommission bestellt wurden, hat keinen von beiden dazu veranlaßt, der Kommission die Authentizität der Regelauslegung zu bestreiten. Im Gegenteil, beide haben aus dem Hintergrund die Auslegungen der Kommission vorbehaltlos gutgeheißen und propagiert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Die Institution, die die Reform inhaltlich erarbeitet hat, ist eine andere als die, die das Ergebnis betreuen soll, Personalunion in einigen Fällen hin oder her. Dass Politiker verschiedenster europäischer Länder der Reform zugestimmt haben, fiele bei der Wraseschen Vereinfachung ebenfalls unter den Tisch. Das ist wohl auch opportun, denn Letzteres verträgt sich nicht so gut mit dem Vorwurf, das sei alles völlig undemokratisch gewesen.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen, wie ist Ihre Behauptung, richtigstellen sei neuschriebkonform, mit §34 E3(3) in Einklang zu bringen? Danach werden erste Bestandteile mit den Endungen -ig, -isch, -lich getrennt geschrieben. Außerdem heißt es dort, es wird auch schon jedenfalls getrennt geschrieben, wenn der erste Bestandteil auch nur mit sehr oder ganz steigerbar ist, und sehr richtig haben Sie doch bestimmt auch schon öfters gelesen, nicht wahr? Die Klausel ist zwar nur bei Fällen anzuwenden, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind. Trifft das hier zu? §34(1): richtig ist keine Partikel, kommt also hier gar nicht in Betracht. §34(2): richtig kommt als selbständiges Wort vor und läßt sich sowohl steigern als auch erweitern, danach müßte gemäß Neuregelung allein schon getrennt geschrieben werden. §34(3): richtig ist kein Substantiv, auch kein verblaßtes. Sogar ein Reformbefürworter wie Sie, der mit dem Regelwerk einigermaßen vertraut ist, hat Schwierigkeiten mit seiner sicheren Anwendung. Wie soll so ein Regelwerk für bessere Vereinheitlichung, für leichteres richtiges Schreiben sorgen? Wenn man sich auf einzelne Einträge der Reformwörterliste beruft, die Analogien entgegen dem Regeltext zulassen, wozu hält man dann noch überhaupt einen Regeltext für notwendig? Sie geben selber als angebliches Qualitätsmerkmal der Reform an, sie habe den Geltungsbereich der Regeln ausgeweitet, und es ist ja auch die erklärte Absicht der Reformer gewesen, die Schrifsprache im Resultat regelhafter zu machen, im Fall richtigstellen wollen Sie sich aber dann doch wieder lieber an den Regeln vorbeimogeln und gleichzeitig behaupten, die Regeln würden genau auf diese Schreibung hinauslaufen. Die Beschwichtigungsphrase, die Rechtschreibreform habe nur den Geltungsbereich der alten Regeln ausgeweitet, beschreibt allerdings ohnehin nicht die Wahrheit. Wo soll denn das der Fall sein? In Wirklichkeit hat man nur ein paar Details aus den bisherigen Regeln gestrichen und durch ganz anderen Inhalt ersetzt, der Rest ist genau wie vorher. Man kann höchstens in gewissem Sinne behaupten, die Stammschreibung komme zu vermehrter Anwendung. Einerseits ist das aber schon deswegen blödsinnig, weil gleichzeitig auch völlig falsche Stammableitungen als nunmehr allein richtig festgeschrieben werden. Was für einen Schluß soll der Durchschnittsschreiber daraus ziehen? Daß die Schreibweise von Wörtern dann richtig ist, wenn man falsche Stammableitungen zugrundelegt? Andererseits ist das Stammprinzip so halbherzig verwirklicht, daß man eher von einer zusätzlichen Lernlast als einer Erleichterung sprechen kann, da die wenigen erlaubten Stammableitungen praktisch extra eingeprägt werden müssen, denn diese Wörter dürfen nun nicht mehr so geschrieben werden, wie man sie in fast allen Büchern vorfindet.
Das erste ihre aus meinem letzten Beitrag sollte übrigens natürlich ein Ihre sein. Das ist ein Fehler, der mir häufiger unterläuft, natürlich unbewußt. Deswegen, liebe Frau Menges, würde ich aber noch lange nicht dafür plädieren, die Großschreibung von Ihre abzuschaffen! Ich erkenne ja ihren Zweck, da steckt ja Sinn hinter.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Übrigens, natürlich ist auch ruhig steiger- und erweiterbar: ruhiger, sehr ruhig; auch in Verbindung mit stellen: Ich werde ihn besonders ruhig stellen. Hier gilt also genau das gleiche wie zu richtig.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
ruhigstellen muß nach dem neuen Regelwerk getrennt geschrieben werden: Amtliches Regelwerk, Teil II (Wörterverzeichnis), Seite 227. Es wird verwiesen auf § 34 E3(3): Getrennt geschrieben wird, wenn das Adjektiv erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz.. Natürlich kann man ruhigstellen steigern: leidlich ruhigstellen, ganz ruhigstellen, absolut ruhigstellen...
Fazit: ruhig stellen wird vom Regelwerk ausdrücklich verlangt!
Hinzu kommt: eine analoge Schreibung sei bereits vorhanden gewesen. Nur: Eine bereits vorhandene Analogie ist kein Grund, einen solchen Fachbegriff getrennt zu schreiben!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
In meinem Duden-Taschenbuch (Die neue amtliche Rechtschreibung /Regeln und Wörterverzeichnis...) wird die Getrenntschreibung richtig stellen auf Seite 225 ausdrücklich verlangt (Hinweis auf den von Herrn Melsa genannten Paragraphen). Man differenziert also nicht mehr zwischen eine Uhr richtig stellen und eine Aussage richtigstellen.
Die Debatte um richtig stellen, ruhig stellen zeigt wunderschön, daß das gesunde Sprachgefühl, das Herr Jansen hat, im Widerspruch steht zum Regelwerk. Die Hirnrissigkeit der amtlichen Regelung könnte nicht besser demonstriert werden!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Herr Illauer, Sie tun so, als gälte es zu klären, was das Wörterverzeichnis sagt. Ickler nimmt für sich in Anspruch, dass seine Darstellung der Rechtschreibung nicht identisch mit der des Duden ist. Ich erlaube mir mindestens als Überlegung andere Auslegungen als das Wörterverzeichnis. Ich halte ruhigstellen für nicht erweiterbar und nicht steigerbar (* Heute müssen Sie Patient X aber noch ruhiger stellen als gestern, obwohl Sie ihn schon sehr ruhig gestellt haben).
Preisfrage an alle: Was soll § 34 E4 für eine Bedeutung haben wenn nicht die, dass diese Bestimmung auch angewendet wird. Ich tue es. Das Wörterverzeichnis will eine möglichst einheitliche Regelinterpretation anstreben. Richtig so, aber nicht unfehlbar. Zu dem neuen Regelwerk gehört eben auch eine andere Philosohpie der Anwendung. Das haben viele noch nicht begriffen. Aber Ickler hat ja mit einem entsprechenden Problem in seinem Lager auch zu kämpfen. Übrigens Herr Illauer, Ihre angebliche Steigerung war eine Erweiterung.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen schrieb: In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. Ich antwortete darauf, daß das absoluter Blödsinn sei, weil sich die deutsche Sprachgemeischaft nicht 1996 auf das Regelwerk geeinigt hatte, sondern das waren die Reformer (im Austausch mit der Kultusbürokratie, wobei die Reformer ihre persönliche Vorstellung von der besten Art zu schreiben in mehrfacher Hinsicht zugunsten des Gegenteils aufgeben mußten, zum Beispiel möglichst groß statt möglichst klein: eine schöne Einigung auf das Optimum). Darauf antwortete Herr Jansen:
Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben.
Aha: Herr Jansen blieb bei seiner Aussage, daß es die Konvention über Rechtschreibung 1996 gegeben habe - dann konnte es sich nur um die Reformer handeln. Ich bemerkte daraufhin unter anderem, daß es einigermaßen ungewöhnlich sei, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen - das tue niemand außer Herr Herrn Jansen. Seine Antwort war sinngemäß, er habe einen solchen Unsinn nie gesagt, daß die Reformkommission die Sprachgemeinschaft sei.
Inzwischen hat sich herausgestellt, daß dieses Dementi darauf aufgebaut war, daß Herr Jansen zwischen den Reformern und der Reformkommission unterscheidet - die einen haben die Reform gemacht bzw. sich auf sie geeinigt, die anderen sind nicht die Sprachgemeinschaft, die sich 1996 auf das Reformwerk geeinigt hat. Daß diese Unterscheidung unsinnig ist, hat Herr Ickler gerade dargelegt, und das ist ja auch selbstverständlich.
Demnach wäre also wieder die Frage, die ich zuvor gestellt hatte und die Herr Jansen wieder nicht beantwortet hat: Wer ist denn nun diese ominöse Sprachgemeinschaft, die sich 1996 geeinigt hat? Wenn es ganz und gar unsinnig sein soll, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen (und wenn sich offenbar doch die Deutschsprachigen nicht 1996 auf die Rechtschreibreform geeinigt haben), sollen wir dann statt dessen glauben, daß die Reformer als Sprachgemeinschaft anzusehen seien - auch wenn sie fast dasselbe wie die Reformkommission sind?
Ähnlich im Kreis windet sich Herr Jansen, wo es um Konvention geht. Ausdrücklich hieß es ja: Mit seinem Satz habe er, Jansen, ausdrücken wollen, daß Rechtschreibung eine Konvention, eine Übereinkunft sei, wobei darunter nicht zu verstehen sei, wie die Leute schreiben. Daraufhin zeigte ich die Absurdität dieser prinzipiellen Abgrenzung zwischen üblichen Schreibweisen und Rechtschreibung auf. Herr Jansen fand diese Ausführungen so absurd, daß er sich nicht damit beschäftigen wolle. Ich wiederholte meine Argumentation und kam zu dem Schluß: Rechtschreibung kann keineswegs irgendeine Konvention außerhalb dessen sein, wie mehrheitlich konkret und bewußt geschrieben wird, und genau das hätte ich gesagt. Darauf Herr Jansen: Nein, nein, dass ich von Konvention gesprochen habe, war ein Kommentar auf ein Satz von Ihnen, das weiß ich noch.
Ach so. Erst sagt Herr Jansen, daß Rechtschreibung Konvention ist (das habe er unterstreichen wollen), und wenn es um die Gegenargumente geht, heißt es plötzlich: Das war ja nur ein Kommentar. Was soll das heißen? Natürlich war das ein Kommentar. Wird er bekräftigt, widerrufen, eingeschränkt? Statt einer Diskussion bekommt man von Herrn Jansen nur solche Eiertänze vorgeführt, schon seit je. Deshalb kam ich schon bald zu dem Schluß, daß Diskussionen mit ihm sinnlos sind. Anstatt daß Herr Jansen beispielweise seine groteske Behauptung zurücknimmt, wir hätten 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft auf die beste Art zu schreiben geeinigt habe, geht es über unaufrichtige argumentatorische Kapriolen von einer Ecke in die andere und wieder zurück.
Vielleicht kann uns jemand anderes erklären, wer wohl Jansens Sprachgemeinschaft sein soll, die sich 1996 geeinigt hat, wenn er es selbst nicht tut? Die Reformer können es kaum sein, denn es sind ja praktisch dieselben, die heute in der Kommission sitzen (und sie als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen sei absurd), und die Deutschsprachigen waren es auch nicht.
Wer Lust hat, solche Diskussionen mit Herrn Jansen zu führen, bitte sehr, ich habe nichts dagegen, aber ich stimme Herrn Kolbe zu, daß Herrn Jansens Ergüsse eigentlich keine Beachtung verdienen, weil Herr Jansen einen ernsthaften, interessierten Austausch zugunsten plumper pseudoargumentatorischer Ausweichmanöver vermeidet.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen schreibt:
Dass Politiker verschiedenster europäischer Länder der Reform zugestimmt haben, fiele bei der Wraseschen Vereinfachung ebenfalls unter den Tisch. Das ist wohl auch opportun, denn Letzteres verträgt sich nicht so gut mit dem Vorwurf, das sei alles völlig undemokratisch gewesen.
Hier folgt, was ich dazu geschrieben habe:
Nicht einmal die Politiker waren sich einig, nicht einmal die Reformer, und die Reformer stehen nicht einmal mehr zu dem Regelwerk, sie sind untereinander völlig uneins ... Kein Politiker schwärmt von der Reform, es sei der Konsens, wie man am besten schreiben sollte; allenfalls wird mit Bedauern (nicht mit Jubel) gesagt, die Einführung dieses höchst umstrittenen, weit überwiegend abgelehnten Werkes sei leider nicht rückgängig zu machen.
Ich schrieb also, daß sich die Politiker nicht einig waren und daß keiner die Neuschreibung als Ideal anpreist. Wo lasse ich da unter den Tisch fallen, daß auch Politiker dafür waren?
Und weiter: Wenn es Politiker gab, die für die Reform gestimmt haben, dann folgt daraus natürlich nicht, daß das die Mehrheitsmeinung des Volkes war, was man unter Demokratie gemeinhin versteht. Herr Jansen äußert sich typischerweise nicht zu den angesprochenen Umfragen, sondern verwechselt wieder einmal die Politiker mit dem Volk. Im Extrem sieht das so aus: Die Bürger von Schleswig-Holstein haben mit deutlicher Mehrheit (absolute Mehrheit, Stimmenverhältnis contra/pro Reform circa zwei zu eins) die Reform abgelehnt und sie damit abgeschafft. Ein Jahr später entscheiden die Volksvertreter einstimmig, daß die Meinung der Bürger falsch war. Daraus folgt mit Herrn Jansen, daß es Volkes Wille war, den Volksentscheid rückgängig zu machen. Und daß die Rechtschreibreform demokratisch ist. Ja sogar: Niemand ist gegen die Rechtschreibreform, denn es gab ein einstimmiges Votum der Politiker für die Reform - und darauf schaut Herr Jansen, wenn er feststellen will, ob etwas demokratisch ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
Wenn es solcher Verrenkungen bedarf, um die Neuregelung auch gegen die Auffassung ihrer Urheber noch mit einem Sinn zu versehen, dann dürfte dies das Schärfste sein, was sich überhaupt gegen die Rechtschreibreform einwenden läßt. Herr Jansen kann ja mal versuchen, die Reformer von seiner Auffassung zu überzeugen. Am guten Willen dürfte es bei denen nicht fehlen; man wundert sich geradezu, daß sie nicht von selbst darauf gekommen sind. Aber dies soll nun wirklich mein letztes Wort zu diesem abgeschmackten Stückchen sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ob steigerbar oder erweiterbar, das ist ziemlich egal. Außerdem gibt es Erweiterungen, die eine steigernde Wirkung haben. ganz kann man fast vor jeden Ausdruck stellen. Man kann auch ganz ruhigstellen sagen.
Zwei Fragen an Herrn Jansen:
1) Das Wörterverzeichnis gilt für Sie nicht. Gut! Anerkennenswert!
Gelten die Beispiele in den einzelnen Paragraphen für Sie? Hoffentlich nicht! Denn etwa das Beispiel in 34 E3 (3), bekanntmachen schreibe man getrennt, weil man sagen könne noch bekannter machen ganz bekannt machen überzeugt mich nicht. Denn irgendeine Erweiterung dieser Art kann man immer finden (ganz kann man fast immer sagen), und so müßte man fast alles getrennt schreiben.
2) Ist der ziemlich dehnbare Begriff Steigerbarkeit (Erweiterbarkeit) ein sinnvolles Kriterium für Zusammen- bzw. Getrenntschreibung? Wenn ja, warum? Verteidigen Sie die Regel selbst!
In diesem Zusammenhang erinnere ich Sie nochmals an meine Bitte:
Warum ist die stark erweiterte Getrenntschreibung ein Fortschritt für die Schreibenden?
Warum ist sie ein Fortschritt für den Leser?
Warum bildet sie unsere Gegenwartssprache besser ab als die alte Zusammenschreibung?
Wenn die neuen Regeln wirklich besser sind, dann müssen Sie; Herr Jansen, diese Fragen kurz und klar und bündig beantworten können.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ich unterscheide auch zwischen den Diskussionen, die sich lohnen und denen, die man irgendwann besser abbricht. Da bin ich nicht anders gestrickt als die Leute, die irgendwann von mir genervt das Handtuch werfen. Ein kurzer Nachtrag noch zu Icklers Eigentor. Wir stehen immer noch da, was ich heute als Preisfrage formuliert habe: § 34 E4 ist zur Anwendung gedacht; wie, das kann nicht auch noch ausformuliert werden, das muss man schon den Schreibern überlassen. Dies zu tun, ist keine Verrenkung. Man kann sich da genauso dran gewöhnen, wie es für viele gewöhnungsbedürftig ist, dass jemand für die alte Rechtschreibung ist, nicht aber die Kodifikation im alten Duden meint. Ach, da ist jemand für die reformierte Rechtschreibung, macht aber wieso aber ? von ausdrücklich vorgesehenen Freiräumen Gebrauch. Diese Verwunderung ist genauso unsinnig, wie einen Widerspruch zwischen allgemeiner Befürwortung und dem Setzen von nicht obligatorischen Kommas zu konstruieren. Ich bin kein Wörterbuch, kein Beamter und kein Lehrer; auch ich schreibe, wie ich will. Ich will die offizielle Rechtschreibung anwenden. Das wollten bis vor kurzem sehr viele Menschen in diesem Land und das werden auch jedes Jahr mehr Leute tun. Wer aus der Schule kommt, dürfte in der Regel nicht anfangen, die alten Duden-Ausnahmen wieder einzubauen. Ach äh, Herr Illauer: Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Ihre Aufforderung bei mir noch irgendetwas bewirkt? Ich habe darauf bereits reagiert. Soll ich den Text kopieren und erneut einfügen? Sie kommentieren den Text nicht und damit ist die Veranstaltung, was uns beide betrifft, durch. Ende aus!
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ich kommentiere den Text: Er beantwortet die entscheidenden Fragen nicht, die ich deshalb nochmals und wiederholt gestellt habe.
Welchen Vorteil bringt die neue GuZ für die Schreibenden, welche für die Lesenden?
Warum wird die Gegenwartssprache besser abgebildet?
Warum beantworten Sie die Fragen nicht?
Bitte stellen Sie Ihren Text hier herein! Dann können alle entscheiden, ob Sie das Thema getroffen haben oder ob Sie das Thema verfehlt haben! Ob Sie die entscheidenden Fragen überzeugend beantwortet haben oder nicht!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer,
Ihre Fragen sind zwar sehr berechtigt, unterstellen den Reformern aber allzu gutmütig etwas, woran sie gar nicht interessiert waren. Sie wollten weder das Lesen erleichtern noch die Gegenwartssprache genauer abbilden. Einzig und allein die Erleichterung des Schreibens bzw. Schreibenlernens war ihr Ziel. Auch daran sind sie gründlich gescheitert. Natürlich war es auch ein Grundfehler, bloß unter diesem eingeschränkten Gesichtspunkt an die Schriftsprache heranzugehen, denn die Schrift ist nicht zum Schreiben da.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Illauer,
Ihre Fragen sind zwar sehr berechtigt, unterstellen den Reformern aber allzu gutmütig etwas, woran sie gar nicht interessiert waren. Sie wollten weder das Lesen erleichtern noch die Gegenwartssprache genauer abbilden. Einzig und allein die Erleichterung des Schreibens bzw. Schreibenlernens war ihr Ziel. Auch daran sind sie gründlich gescheitert. Natürlich war es auch ein Grundfehler, bloß unter diesem eingeschränkten Gesichtspunkt an die Schriftsprache heranzugehen, denn die Schrift ist nicht zum Schreiben da.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ich unterscheide auch zwischen den Diskussionen, die sich lohnen und denen, die man irgendwann besser abbricht. Da bin ich nicht anders gestrickt als die Leute, die irgendwann von mir genervt das Handtuch werfen. Ein kurzer Nachtrag noch zu Icklers Eigentor. Wir stehen immer noch da, was ich heute als Preisfrage formuliert habe: § 34 E4 ist zur Anwendung gedacht; wie, das kann nicht auch noch ausformuliert werden, das muss man schon den Schreibern überlassen. Dies zu tun, ist keine Verrenkung. Man kann sich da genauso dran gewöhnen, wie es für viele gewöhnungsbedürftig ist, dass jemand für die alte Rechtschreibung ist, nicht aber die Kodifikation im alten Duden meint. Ach, da ist jemand für die reformierte Rechtschreibung, macht aber wieso aber ? von ausdrücklich vorgesehenen Freiräumen Gebrauch. Diese Verwunderung ist genauso unsinnig, wie einen Widerspruch zwischen allgemeiner Befürwortung und dem Setzen von nicht obligatorischen Kommas zu konstruieren. Ich bin kein Wörterbuch, kein Beamter und kein Lehrer; auch ich schreibe, wie ich will. Ich will die offizielle Rechtschreibung anwenden. Das wollten bis vor kurzem sehr viele Menschen in diesem Land und das werden auch jedes Jahr mehr Leute tun. Wer aus der Schule kommt, dürfte in der Regel nicht anfangen, die alten Duden-Ausnahmen wieder einzubauen. Ach äh, Herr Illauer: Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Ihre Aufforderung bei mir noch irgendetwas bewirkt? Ich habe darauf bereits reagiert. Soll ich den Text kopieren und erneut einfügen? Sie kommentieren den Text nicht und damit ist die Veranstaltung, was uns beide betrifft, durch. Ende aus!
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ich kommentiere den Text: Er beantwortet die entscheidenden Fragen nicht, die ich deshalb nochmals und wiederholt gestellt habe.
Welchen Vorteil bringt die neue GuZ für die Schreibenden, welche für die Lesenden?
Warum wird die Gegenwartssprache besser abgebildet?
Warum beantworten Sie die Fragen nicht?
Bitte stellen Sie Ihren Text hier herein! Dann können alle entscheiden, ob Sie das Thema getroffen haben oder ob Sie das Thema verfehlt haben! Ob Sie die entscheidenden Fragen überzeugend beantwortet haben oder nicht!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen schreibt:
Dass Politiker verschiedenster europäischer Länder der Reform zugestimmt haben, fiele bei der Wraseschen Vereinfachung ebenfalls unter den Tisch. Das ist wohl auch opportun, denn Letzteres verträgt sich nicht so gut mit dem Vorwurf, das sei alles völlig undemokratisch gewesen.
Hier folgt, was ich dazu geschrieben habe:
Nicht einmal die Politiker waren sich einig, nicht einmal die Reformer, und die Reformer stehen nicht einmal mehr zu dem Regelwerk, sie sind untereinander völlig uneins ... Kein Politiker schwärmt von der Reform, es sei der Konsens, wie man am besten schreiben sollte; allenfalls wird mit Bedauern (nicht mit Jubel) gesagt, die Einführung dieses höchst umstrittenen, weit überwiegend abgelehnten Werkes sei leider nicht rückgängig zu machen.
Ich schrieb also, daß sich die Politiker nicht einig waren und daß keiner die Neuschreibung als Ideal anpreist. Wo lasse ich da unter den Tisch fallen, daß auch Politiker dafür waren?
Und weiter: Wenn es Politiker gab, die für die Reform gestimmt haben, dann folgt daraus natürlich nicht, daß das die Mehrheitsmeinung des Volkes war, was man unter Demokratie gemeinhin versteht. Herr Jansen äußert sich typischerweise nicht zu den angesprochenen Umfragen, sondern verwechselt wieder einmal die Politiker mit dem Volk. Im Extrem sieht das so aus: Die Bürger von Schleswig-Holstein haben mit deutlicher Mehrheit (absolute Mehrheit, Stimmenverhältnis contra/pro Reform circa zwei zu eins) die Reform abgelehnt und sie damit abgeschafft. Ein Jahr später entscheiden die Volksvertreter einstimmig, daß die Meinung der Bürger falsch war. Daraus folgt mit Herrn Jansen, daß es Volkes Wille war, den Volksentscheid rückgängig zu machen. Und daß die Rechtschreibreform demokratisch ist. Ja sogar: Niemand ist gegen die Rechtschreibreform, denn es gab ein einstimmiges Votum der Politiker für die Reform - und darauf schaut Herr Jansen, wenn er feststellen will, ob etwas demokratisch ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Ob steigerbar oder erweiterbar, das ist ziemlich egal. Außerdem gibt es Erweiterungen, die eine steigernde Wirkung haben. ganz kann man fast vor jeden Ausdruck stellen. Man kann auch ganz ruhigstellen sagen.
Zwei Fragen an Herrn Jansen:
1) Das Wörterverzeichnis gilt für Sie nicht. Gut! Anerkennenswert!
Gelten die Beispiele in den einzelnen Paragraphen für Sie? Hoffentlich nicht! Denn etwa das Beispiel in 34 E3 (3), bekanntmachen schreibe man getrennt, weil man sagen könne noch bekannter machen ganz bekannt machen überzeugt mich nicht. Denn irgendeine Erweiterung dieser Art kann man immer finden (ganz kann man fast immer sagen), und so müßte man fast alles getrennt schreiben.
2) Ist der ziemlich dehnbare Begriff Steigerbarkeit (Erweiterbarkeit) ein sinnvolles Kriterium für Zusammen- bzw. Getrenntschreibung? Wenn ja, warum? Verteidigen Sie die Regel selbst!
In diesem Zusammenhang erinnere ich Sie nochmals an meine Bitte:
Warum ist die stark erweiterte Getrenntschreibung ein Fortschritt für die Schreibenden?
Warum ist sie ein Fortschritt für den Leser?
Warum bildet sie unsere Gegenwartssprache besser ab als die alte Zusammenschreibung?
Wenn die neuen Regeln wirklich besser sind, dann müssen Sie; Herr Jansen, diese Fragen kurz und klar und bündig beantworten können.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
Wenn es solcher Verrenkungen bedarf, um die Neuregelung auch gegen die Auffassung ihrer Urheber noch mit einem Sinn zu versehen, dann dürfte dies das Schärfste sein, was sich überhaupt gegen die Rechtschreibreform einwenden läßt. Herr Jansen kann ja mal versuchen, die Reformer von seiner Auffassung zu überzeugen. Am guten Willen dürfte es bei denen nicht fehlen; man wundert sich geradezu, daß sie nicht von selbst darauf gekommen sind. Aber dies soll nun wirklich mein letztes Wort zu diesem abgeschmackten Stückchen sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Die Getrenntschreibung ruhig stellen ist auch aus Sicht des neuen Regelwerks nicht sinnvoll, da nicht steiger- oder erweiterbar (also § 34 (2.2). Ich fühle mich in meiner Regelinterpretation erneut bestätigt. Von Terminus technicus zu sprechen, ist zwar nicht falsch, doch für ein Regelwerk macht das keinen Sinn (vgl. R 209), das wäre dann wieder nur über ein Wörterverzeichnis zu regeln.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Ich habe doch gar nichts gegen ihre Beiträge, bin doch nicht Wolfgang Wrase. Es stört mich nicht, wenn Reformbefürworter hier ihre Argumente vortragen, durch die ausgelösten Diskussionen wird die Unsinnigkeit der Reform immer wieder vorzüglich dargelegt. Ich bin nicht gegen Sie, sondern gegen die Rechtschreibreform, und daß es für die nicht mal den Hauch einer Mehrheit gibt, ist schon häufig genug nachgewiesen worden. Oder halten Sie die vielen, vielen Umfragen alle für manipuliert oder gefälscht? Der Volksentscheid war womöglich auch gefälscht (fragt sich bloß, durch wen)?
Nun zu etwas anderem: Ich hatte gerade den interessanten Gedanken, was wohl wäre, wenn die neue Rechtschreibung nicht eine verordnete Maßnahme wäre, gegen die sich die Betroffenen nicht wehren können, sondern wenn sie sich in einer Art freiem Wettbewerb durchsetzen müßte. Das brächte bestimmt ganz auschlußreiche Ergebnisse.
Eine Zeitung etwa, die vielleicht schon eigentlich dazu neigte, es der FAZ gleichzutun, könnte sich doch wenigstens dazu bereitfinden, eine einzelne Ausgabe testweise in zwei Hälften herauszubringen, jeweils in Alt- und Neuschrieb. Das Problem wäre natürlich, daß für ein unverzerrtes Ergebnis, das als Abstimmung wertbar wäre, die Höhe der Auflage verdoppelt werden müßte. Allerdings könnte eine Zeitung einen einwöchigen Versuchsballon starten, indem sie auf Probe zur normalen Rechtschreibung zurückkehrt und schaut, wie die Leser drauf reagieren. Warum soll man es verdammt nochmal nicht so machen, wie es die Leser gerne haben wollen? Daß es sich nach dem überwältigen Resultat der Zeitungsleserabstimmung zur Rechtschreibreform nicht noch ein paar Zeitungen, wenigstens die miteinbezogenen, überlegt haben und den dann eigentlich doch selbstverständlichen Weg gegangen sind, ist schon ziemlich erstaunlich. Was treibt diese Medienkonzerne dazu, dem breiten Publikum etwas aufzunötigen, das es mehrheitlich mehrfach erwiesenermaßen nicht haben will? Absurde Welt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Eben lese ich in der Augsburger Allgemeinen Zeitung eine dicke Überschrift: Patienten mit Morphium ruhig gestellt. Ruhigstellen ist zum Begriff geworden, zum terminus technicus! Die Getrenntschreibung ist hirnrissig!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 22.00
In ihrer Presseerklärung vom 17. August 2000 stellt die Rechtschreibkommission fest:
Beide Nachschlagewerke (Bertelsmann 1999 und Duden 2000) sind damit zuverlässige Ratgeber in orthografischen Fragen.
Von beiden Wörterbuchredaktionen ist zu erfahren, daß sie sich einerseits auf die amtlichen Regeln, andererseits auf die als ebenso verbindlich betrachteten, nicht veröffentlichten, sondern ihnen exklusiv mitgeteilten Beschlüsse der Kommission stützen.
Nach der ausdrücklichen Bestätigung können wir auch und müssen sogar die neuen Wörterbücher heranziehen, um die authentische Interpretation der Regeln sowie den gegenwärtigen Stand des schon 1997 angekündigten unumgänglch notwendigen Rückbaus kennenzulernen. Auch Neuerungen wie heute Früh sind unisono in Bertelsmann und Duden zu finden und gehen daher offensichtlich auf die Kommisssion zurück.
In einer Zeittafel, die ebenso wie das vorige Dokument auf der Internetseite des IDS zu lesen ist, findet sich folgende Angabe:
1.8.2000: Die FAZ kehrt zur alten Schreibung zurück. Vorausgegangen war eine Vorab-Rezension der für August angekündigten 22. Auflage des Rechtschreibduden von Th. Ickler in der Welt mit der Falschmeldung, der neue Duden würde wesentliche Teile der Neuregelung zurücknehmen.
Die Kommission lügt. Was ich dargelegt habe, ist keine Falschmeldung, sondern eine für jedermann nachprüfbare Tatsachenfeststellung. Vgl. auf diesen Rechtschreibseiten die Besprechung Tief greifend, aber nicht zufrieden stellend. Natürlich ist es nicht der neue Duden, der die Änderungen vorgenommen hat, sondern die Kommission selbst war es. Duden-Chefredakteur hat die Dinge in der wissenschaftlichen Zeitschrift Sprachwissenschaft andeutungsweise klargestellt. Übrigens handelt es sich im wesentlichen um die Änderungen, die ausdrücklich unter dem Titel Änderungen im Februar 1998 von den Kultusministern und dem Bundesinnenministerium untersagt worden waren.
Man hat hier versucht, zwischen den Reformern und der der zwischenstaatlichen Kommission zu unterscheiden - als könnte die Kommission bei der Auslegung der Regeln irren oder etwas anderes darin sehen als die Reformer. Diese Unterscheidung ist aber nichtig. Die Kommisison besteht weiterhin überwiegend aus den Reformverfassern selbst, und zwar ist gerade die Kerntruppe aus allen ehemals vier deutschsprachigen Staaten (Augst; Nerius, Heller; Sitta, Gallmann; Blüml) weiterhin aktiv. Die übrigen Gestalten sind Staffage; sie haben nichts zu sagen. Daß Zabel zu seinem Verdruß und Schaeder eher zu seiner Erleichterung nicht in die Kommission bestellt wurden, hat keinen von beiden dazu veranlaßt, der Kommission die Authentizität der Regelauslegung zu bestreiten. Im Gegenteil, beide haben aus dem Hintergrund die Auslegungen der Kommission vorbehaltlos gutgeheißen und propagiert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Die Institution, die die Reform inhaltlich erarbeitet hat, ist eine andere als die, die das Ergebnis betreuen soll, Personalunion in einigen Fällen hin oder her. Dass Politiker verschiedenster europäischer Länder der Reform zugestimmt haben, fiele bei der Wraseschen Vereinfachung ebenfalls unter den Tisch. Das ist wohl auch opportun, denn Letzteres verträgt sich nicht so gut mit dem Vorwurf, das sei alles völlig undemokratisch gewesen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
In meinem Duden-Taschenbuch (Die neue amtliche Rechtschreibung /Regeln und Wörterverzeichnis...) wird die Getrenntschreibung richtig stellen auf Seite 225 ausdrücklich verlangt (Hinweis auf den von Herrn Melsa genannten Paragraphen). Man differenziert also nicht mehr zwischen eine Uhr richtig stellen und eine Aussage richtigstellen.
Die Debatte um richtig stellen, ruhig stellen zeigt wunderschön, daß das gesunde Sprachgefühl, das Herr Jansen hat, im Widerspruch steht zum Regelwerk. Die Hirnrissigkeit der amtlichen Regelung könnte nicht besser demonstriert werden!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
Herr Illauer, Sie tun so, als gälte es zu klären, was das Wörterverzeichnis sagt. Ickler nimmt für sich in Anspruch, dass seine Darstellung der Rechtschreibung nicht identisch mit der des Duden ist. Ich erlaube mir mindestens als Überlegung andere Auslegungen als das Wörterverzeichnis. Ich halte ruhigstellen für nicht erweiterbar und nicht steigerbar (* Heute müssen Sie Patient X aber noch ruhiger stellen als gestern, obwohl Sie ihn schon sehr ruhig gestellt haben).
Preisfrage an alle: Was soll § 34 E4 für eine Bedeutung haben wenn nicht die, dass diese Bestimmung auch angewendet wird. Ich tue es. Das Wörterverzeichnis will eine möglichst einheitliche Regelinterpretation anstreben. Richtig so, aber nicht unfehlbar. Zu dem neuen Regelwerk gehört eben auch eine andere Philosohpie der Anwendung. Das haben viele noch nicht begriffen. Aber Ickler hat ja mit einem entsprechenden Problem in seinem Lager auch zu kämpfen. Übrigens Herr Illauer, Ihre angebliche Steigerung war eine Erweiterung.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen, wie ist Ihre Behauptung, richtigstellen sei neuschriebkonform, mit §34 E3(3) in Einklang zu bringen? Danach werden erste Bestandteile mit den Endungen -ig, -isch, -lich getrennt geschrieben. Außerdem heißt es dort, es wird auch schon jedenfalls getrennt geschrieben, wenn der erste Bestandteil auch nur mit sehr oder ganz steigerbar ist, und sehr richtig haben Sie doch bestimmt auch schon öfters gelesen, nicht wahr? Die Klausel ist zwar nur bei Fällen anzuwenden, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind. Trifft das hier zu? §34(1): richtig ist keine Partikel, kommt also hier gar nicht in Betracht. §34(2): richtig kommt als selbständiges Wort vor und läßt sich sowohl steigern als auch erweitern, danach müßte gemäß Neuregelung allein schon getrennt geschrieben werden. §34(3): richtig ist kein Substantiv, auch kein verblaßtes. Sogar ein Reformbefürworter wie Sie, der mit dem Regelwerk einigermaßen vertraut ist, hat Schwierigkeiten mit seiner sicheren Anwendung. Wie soll so ein Regelwerk für bessere Vereinheitlichung, für leichteres richtiges Schreiben sorgen? Wenn man sich auf einzelne Einträge der Reformwörterliste beruft, die Analogien entgegen dem Regeltext zulassen, wozu hält man dann noch überhaupt einen Regeltext für notwendig? Sie geben selber als angebliches Qualitätsmerkmal der Reform an, sie habe den Geltungsbereich der Regeln ausgeweitet, und es ist ja auch die erklärte Absicht der Reformer gewesen, die Schrifsprache im Resultat regelhafter zu machen, im Fall richtigstellen wollen Sie sich aber dann doch wieder lieber an den Regeln vorbeimogeln und gleichzeitig behaupten, die Regeln würden genau auf diese Schreibung hinauslaufen. Die Beschwichtigungsphrase, die Rechtschreibreform habe nur den Geltungsbereich der alten Regeln ausgeweitet, beschreibt allerdings ohnehin nicht die Wahrheit. Wo soll denn das der Fall sein? In Wirklichkeit hat man nur ein paar Details aus den bisherigen Regeln gestrichen und durch ganz anderen Inhalt ersetzt, der Rest ist genau wie vorher. Man kann höchstens in gewissem Sinne behaupten, die Stammschreibung komme zu vermehrter Anwendung. Einerseits ist das aber schon deswegen blödsinnig, weil gleichzeitig auch völlig falsche Stammableitungen als nunmehr allein richtig festgeschrieben werden. Was für einen Schluß soll der Durchschnittsschreiber daraus ziehen? Daß die Schreibweise von Wörtern dann richtig ist, wenn man falsche Stammableitungen zugrundelegt? Andererseits ist das Stammprinzip so halbherzig verwirklicht, daß man eher von einer zusätzlichen Lernlast als einer Erleichterung sprechen kann, da die wenigen erlaubten Stammableitungen praktisch extra eingeprägt werden müssen, denn diese Wörter dürfen nun nicht mehr so geschrieben werden, wie man sie in fast allen Büchern vorfindet.
Das erste ihre aus meinem letzten Beitrag sollte übrigens natürlich ein Ihre sein. Das ist ein Fehler, der mir häufiger unterläuft, natürlich unbewußt. Deswegen, liebe Frau Menges, würde ich aber noch lange nicht dafür plädieren, die Großschreibung von Ihre abzuschaffen! Ich erkenne ja ihren Zweck, da steckt ja Sinn hinter.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 27.03.2001 um 22.00
Übrigens, natürlich ist auch ruhig steiger- und erweiterbar: ruhiger, sehr ruhig; auch in Verbindung mit stellen: Ich werde ihn besonders ruhig stellen. Hier gilt also genau das gleiche wie zu richtig.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.03.2001 um 22.00
ruhigstellen muß nach dem neuen Regelwerk getrennt geschrieben werden: Amtliches Regelwerk, Teil II (Wörterverzeichnis), Seite 227. Es wird verwiesen auf § 34 E3(3): Getrennt geschrieben wird, wenn das Adjektiv erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz.. Natürlich kann man ruhigstellen steigern: leidlich ruhigstellen, ganz ruhigstellen, absolut ruhigstellen...
Fazit: ruhig stellen wird vom Regelwerk ausdrücklich verlangt!
Hinzu kommt: eine analoge Schreibung sei bereits vorhanden gewesen. Nur: Eine bereits vorhandene Analogie ist kein Grund, einen solchen Fachbegriff getrennt zu schreiben!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.03.2001 um 22.00
Herr Jansen schrieb: In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. Ich antwortete darauf, daß das absoluter Blödsinn sei, weil sich die deutsche Sprachgemeischaft nicht 1996 auf das Regelwerk geeinigt hatte, sondern das waren die Reformer (im Austausch mit der Kultusbürokratie, wobei die Reformer ihre persönliche Vorstellung von der besten Art zu schreiben in mehrfacher Hinsicht zugunsten des Gegenteils aufgeben mußten, zum Beispiel möglichst groß statt möglichst klein: eine schöne Einigung auf das Optimum). Darauf antwortete Herr Jansen:
Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben.
Aha: Herr Jansen blieb bei seiner Aussage, daß es die Konvention über Rechtschreibung 1996 gegeben habe - dann konnte es sich nur um die Reformer handeln. Ich bemerkte daraufhin unter anderem, daß es einigermaßen ungewöhnlich sei, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen - das tue niemand außer Herr Herrn Jansen. Seine Antwort war sinngemäß, er habe einen solchen Unsinn nie gesagt, daß die Reformkommission die Sprachgemeinschaft sei.
Inzwischen hat sich herausgestellt, daß dieses Dementi darauf aufgebaut war, daß Herr Jansen zwischen den Reformern und der Reformkommission unterscheidet - die einen haben die Reform gemacht bzw. sich auf sie geeinigt, die anderen sind nicht die Sprachgemeinschaft, die sich 1996 auf das Reformwerk geeinigt hat. Daß diese Unterscheidung unsinnig ist, hat Herr Ickler gerade dargelegt, und das ist ja auch selbstverständlich.
Demnach wäre also wieder die Frage, die ich zuvor gestellt hatte und die Herr Jansen wieder nicht beantwortet hat: Wer ist denn nun diese ominöse Sprachgemeinschaft, die sich 1996 geeinigt hat? Wenn es ganz und gar unsinnig sein soll, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen (und wenn sich offenbar doch die Deutschsprachigen nicht 1996 auf die Rechtschreibreform geeinigt haben), sollen wir dann statt dessen glauben, daß die Reformer als Sprachgemeinschaft anzusehen seien - auch wenn sie fast dasselbe wie die Reformkommission sind?
Ähnlich im Kreis windet sich Herr Jansen, wo es um Konvention geht. Ausdrücklich hieß es ja: Mit seinem Satz habe er, Jansen, ausdrücken wollen, daß Rechtschreibung eine Konvention, eine Übereinkunft sei, wobei darunter nicht zu verstehen sei, wie die Leute schreiben. Daraufhin zeigte ich die Absurdität dieser prinzipiellen Abgrenzung zwischen üblichen Schreibweisen und Rechtschreibung auf. Herr Jansen fand diese Ausführungen so absurd, daß er sich nicht damit beschäftigen wolle. Ich wiederholte meine Argumentation und kam zu dem Schluß: Rechtschreibung kann keineswegs irgendeine Konvention außerhalb dessen sein, wie mehrheitlich konkret und bewußt geschrieben wird, und genau das hätte ich gesagt. Darauf Herr Jansen: Nein, nein, dass ich von Konvention gesprochen habe, war ein Kommentar auf ein Satz von Ihnen, das weiß ich noch.
Ach so. Erst sagt Herr Jansen, daß Rechtschreibung Konvention ist (das habe er unterstreichen wollen), und wenn es um die Gegenargumente geht, heißt es plötzlich: Das war ja nur ein Kommentar. Was soll das heißen? Natürlich war das ein Kommentar. Wird er bekräftigt, widerrufen, eingeschränkt? Statt einer Diskussion bekommt man von Herrn Jansen nur solche Eiertänze vorgeführt, schon seit je. Deshalb kam ich schon bald zu dem Schluß, daß Diskussionen mit ihm sinnlos sind. Anstatt daß Herr Jansen beispielweise seine groteske Behauptung zurücknimmt, wir hätten 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft auf die beste Art zu schreiben geeinigt habe, geht es über unaufrichtige argumentatorische Kapriolen von einer Ecke in die andere und wieder zurück.
Vielleicht kann uns jemand anderes erklären, wer wohl Jansens Sprachgemeinschaft sein soll, die sich 1996 geeinigt hat, wenn er es selbst nicht tut? Die Reformer können es kaum sein, denn es sind ja praktisch dieselben, die heute in der Kommission sitzen (und sie als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen sei absurd), und die Deutschsprachigen waren es auch nicht.
Wer Lust hat, solche Diskussionen mit Herrn Jansen zu führen, bitte sehr, ich habe nichts dagegen, aber ich stimme Herrn Kolbe zu, daß Herrn Jansens Ergüsse eigentlich keine Beachtung verdienen, weil Herr Jansen einen ernsthaften, interessierten Austausch zugunsten plumper pseudoargumentatorischer Ausweichmanöver vermeidet.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Mich wundert es, dass Sie überhaupt noch auf mich eingehen, wenn es sich doch nach Ihren Worten nicht lohnt und ich auch nicht ernst zu nehmen bin.
Auf Ihren Vergleich mit dem Autokauf will ich nicht eingehen, dass ist mir diese Albernheit nicht wert.
Sie scheinen zu glauben, die Neuregelung von 1996 sei ein Ergebnis der Reformkommission. Ist sie nicht. Ich habe die Reformkommission auch nicht ansatzweise als Sprachgemeinschaft bezeichnet. Ich glaube, für diese Missverständnisse bin ich mit Verlaub nun wirklich nicht verantwortlich.
In einer repräsentativen Demokratie ist das Regierungshandeln keinesfalls immer der Wille der Bevölkerung. Das ist meiner Meinung noch nicht einmal immer das Ideal.
Warum schweifen Sie mit Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort zu so albernen Dingen ab?... als gäbe es nicht Inhalte, über die es sich zu streiten lohnt!
Sie haben offenbar nicht mitbekommen, dass Herr Ickler meiner Überlegung folgen konnte. Er hat im Anschluss lediglich bekräftigt, dass die offizielle Auslegung eine andere ist, nicht aber dass meine Ableitung nicht möglich wäre (sein Argument mit übrig bleiben ist letztlich auf der gleichen Ebene wie das Wörterverzeichnis).
Sie haben offenbar schon Schwierigkeiten, meinen Argumentationen zu folgen; zusätzlichen Informationen über meine Person würden Sie doch vollends überfordern.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Herrn Wrases Vergleich ist ausgezeichnet: Ein Komma nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort. Ähnlich sinnvoll sind die neuen Regeln zur Getrenntschreibung!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
natürlich Weitere Replik , nicht Weite Replik. Dass Herr Wrases Texte auch Zustimmung finden, wundert mich auf dieser Website nicht (natürlich er und nicht ich).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 26.03.2001 um 22.00
Mein Argument mit übrig bleiben liegt nicht auf der Ebene des Wörterverzeichnisses. Da es sich um ein Beispiel aus dem Regelwerk selbst handelt, schließt es bestimmte Deutungen der Regeln definitiv aus.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Reine Beispiele haben im Prinzip den gleichen Status wie das Wörterverzeichnis. Dass unter § 34 E3 (6) kennen lernen im Regelbereich steht, lieben lernen aber im Wörterverzeichnis mit lieben [lernen* § 34 E3(6)], weißt den Wörtern keinen unterschiedlichen Status zu. Im Gegenteil. Anders ist es bei Ausnahmen oder geschlossenen Listen. Einverstanden?
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.03.2001 um 22.00
... Mich wundert es, dass Sie überhaupt noch auf mich eingehen, wenn es sich doch nach Ihren Worten nicht lohnt und ich auch nicht ernst zu nehmen bin.
Kein Wunder. Es gibt einiges, was Sie nicht verstehen.
... Auf Ihren Vergleich mit dem Autokauf will ich nicht eingehen, dass ist mir diese Albernheit nicht wert.
Wieso soll das albern sein? Wenn sich die Regierung oder die Reformkommission (oder beide) auf eine Rechtschreibung einigen und diese Übereinkunft allen Schulen und der Verwaltung, indirekt dem ganzen Volk als allgemein verbindlich vorsetzen, dann ist das Zahlenverhältnis noch viel krasser. Das ist es ja: Was Sie da als selbstverständlich ansehen, ist absolut albern!
... Sie scheinen zu glauben, die Neuregelung von 1996 sei ein Ergebnis der Reformkommission. Ist sie nicht.
Darf ich mal fragen, von wem die Neuregelung stammt? Ich weiß, daß die Kultusminister den Reformern die Substantivkleinschreibung ausgeredet haben und daß die Bürokraten auf Kultusminister Zehetmairs Betreiben noch ein bißchen an dem vorigen Entwurf herumgepfuscht haben, aber wieso sollte man deshalb sagen, daß die Reform kein Produkt der Reformkommission sei? Mir scheint, es ist eher albern, was Sie da schreiben.
... Ich habe die Reformkommission auch nicht ansatzweise als Sprachgemeinschaft bezeichnet. Ich glaube, für diese Missverständnisse bin ich mit Verlaub nun wirklich nicht verantwortlich.
Ach nein? Wer hat sich denn dann 1996 auf das neue Regelwerk geeinigt? Soll es doch die Bevölkerung gewesen sein, oder wer ist denn nun Ihre Sprachgemeinschaft?
... In einer repräsentativen Demokratie ist das Regierungshandeln keinesfalls immer der Wille der Bevölkerung. Das ist meiner Meinung noch nicht einmal immer das Ideal.
Ja, und? Kann ja sein, aber seit wann ist der Staat dafür zuständig, wie sich die Leute verständigen? Das ist weder notwendig noch sinnvoll, wie man sieht. (Früher hatten wir eine solide Rechtschreibung, jetzt haben wir eine traditionelle und viele neue - finden Sie das gut?) Das ist ungefähr so, wie wenn der Staat Richtlinien vorsieht, wie sich die Bürger anziehen sollen. Ich finde meinen Vergleich mit dem Autokauf keineswegs albern.
... Warum schweifen Sie mit Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort zu so albernen Dingen ab?... als gäbe es nicht Inhalte, über die es sich zu streiten lohnt!
Wieso soll das albern sein? Sie waren es doch, der uns belehren wollte, daß die Rechtschreibung Konvention sei. Wieso sollte man (eine Reformkommission) sich nicht auf eine solche Konvention einigen können, wenn man schon das Ziel hat, die Regeln zu vereinfachen? Die Regel ist um viele Größenordnungen leichter als die bisherige und die reformierte Kommasetzung, nicht wahr? Wenn Sie nun einsehen, daß man Regeln und Schreibweisen keineswegs irgendwie reformieren kann, weil Kommas und alle anderen Bestandteile der Rechtschreibung nun einmal eine Reihe von Funktionen haben müssen, wie überhaupt die ganze Rechtschreibung, dann können Sie vielleicht auch einsehen, daß Rechtschreibung keineswegs einfach Konvention ist - genau das habe ich geschrieben.
... Sie haben offenbar nicht mitbekommen, dass Herr Ickler meiner Überlegung folgen konnte.
Das habe ich sehr wohl mitbekommen.
... Er hat im Anschluss lediglich bekräftigt, dass die offizielle Auslegung eine andere ist, nicht aber dass meine Ableitung nicht möglich wäre (sein Argument mit übrig bleiben ist letztlich auf der gleichen Ebene wie das Wörterverzeichnis).
Sie haben offenbar seine Antworten nicht verstanden.
... Sie haben offenbar schon Schwierigkeiten, meinen Argumentationen zu folgen; zusätzlichen Informationen über meine Person würden Sie doch vollends überfordern.
Was Sie nicht alles glauben! Falsche Aussage, falsche Schlußfolgerung, falsche Behauptung. Im übrigen geht es nicht um mich, sondern um Sie. Wenn jemand solche Scheu hat wie Sie, etwas über sein berufliches Verhältnis zur Rechtschreibreform oder ähnliche Dinge auszusprechen, verliert er an Glaubwürdigkeit. Zumindest hat man den Eindruck, daß er etwas zu verbergen habe - das ist einfach so, das ist keine Erfindung von mir. Zumal wenn er auf derselben Seite steht wie alle möglichen pseudonymen und anonymen Schreihälse und Ideologen, die hier ihre mangelhafte Persönlichkeits- und Geistesbildung demonstriert haben.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.03.2001 um 22.00
Mir wäre das schon recht, weil ich dann Widersprüche zwischen Regeln und Wörterverzeichnis anprangern kann, wie es ja auch geschehen ist. Es waren aber doch Sie, Herr Jansen, der sich an die Regeln halten, das Wörterverzeichnis jedoch nur mit Einschränkungen anerkennen wollte. Sowohl kennen lernen als auch lieben lernen bestätigen freilich die eindeutige Interpretation der Regel. Nach demselben Maßstab bestätigt übrig bleiben meine Interpretation der Regel, zu der es (als Bestandteil!) gehört. Für mich ist das Thema damit abgeschlossen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Zu Ihrem Satz Darf ich mal fragen, von wem die Neuregelung stammt? sag ich jetzt mal ganz offen: Da lass ich Sie jetzt mal im Regen stehen; die Information besorgen Sie sich mal woanders. Mit Reformkommission meinen Sie die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung, das haben Sie mit Ihrem Satz zu Munske deutlich gemacht. Die hat sich erst nach der politischen Verabschiedung gebildet; folglich kann sie nicht für das Zustandekommen der Reform verantwortlich sein. Nun, Sie findens schon raus.
Zu Ihrer Frage: Seit wann ist der Staat dafür zuständig, wie sich die Leute verständigen? Sie meinen wahrscheinlich die Rechtschreibung. Soweit ich weiß, in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. In Frankreich hat sich seit dem 17. Jahrhundert die staatliche Sprachakademie um das Etablieren einer französischen Sprachnorm gekümmert, nicht nur um Rechtschreibung. Mit anderen Ländern kenn ich mich nicht so gut aus.
Herr Wrase: Haben Sie Angst davor, dass der Staat demnächst noch eine Norm erlässt, wie Leute frühstücken sollen? Nein, nein, das ist nicht albern! Autokauf, Kleiderordnung... nur zu, noch mehr Vergleiche!
Nein, nein, dass ich von Konvention gesprochen habe, war ein Kommentar auf ein Satz von Ihnen, das weiß ich noch. Danach schreiben Sie etwas, was mir zu wirr ist; ich versteh es ganz einfach nicht.
Noch einmal: Es gibt bei mir kein berufliches Verhältnis zur Rechtschreibreform; es ist rein private Leidenschaft. Was nicht ist, kann man nicht verbergen. So einfach.
Sie haben wenigsten etwas Selbstironie: Sie schreiben von Schreihälsen und Ideologen, die hier ihre mangelhafte Persönlichkeits- und Geistesbildung demonstriert haben. Ja, darum geht es wohl.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Nachdem man seit geraumer Zeit auf diesen Seiten immer wieder die geistigen Ergüsse des Herrn Jansen (früher waren es pubertierende Jünglinge wie L. K. und ähnlich Gesinnte), über sich ergehen lassen muß, fragt man sich, wann dieses wohl ein Ende haben mag. Solchen Leuten geht es m. E. im Grunde genommen doch gar nicht um die RSR, sondern darum, die Zugpferde der Reformgegner mit irgendwelchen Problemchen von Wichtigerem abzuhalten bzw. ihr eigenes, unter Minderwertigkeitskomplexen leidendes Ego auf dieser Ebene aufzuwerten!
Mein Tip an Herrn Wrase: Solange solche Leute noch nicht einmal in der Lage sind, die von Herrn Illauer ausgegebenen Thesen sachlich und präzise zu widerlegen, sollte man ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die ihnen zukommt - und die kann nicht sehr groß sein!
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Christian Melsa am 26.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen, die repräsentative Demokratie ist eigentlich dafür gedacht, eine praktikable Herrschaftstechnik umzusetzen, bei der der Wille des Volkes eben repräsentiert wird. Bei Vorgängen wie dem der Rechtschreibreform repräsentieren die Volksvertreter aber ganz offensichtlich nicht das Volk. Weder der Begriff Demokratie noch repräsentativ läßt sich auf diese Realität anwenden. Ansonsten könnte ja jede Herrschaftsform werbend für sich in Anspruch nehmen, den Willen des Volkes zu vertreten, und wenn mal nicht, dann nur aus Gründen der höheren Weisheit der politischen Klasse. So zu beobachten bei der Deutschen Demokratischen Republik oder der Volksrepublik China, beides Beispiele, in denen die Sache des Volkes gleich doppelt zum Ausdruck kommt. Das hinderte diese Staaten nie, genau das Gegenteil von Demokratie umzusetzen. Nicht nur die Rechtschreibreform zeugt davon, daß der Zustand der Demokratie in diesem Land sehr marode ist, verschuldet durch undemokratische Machtanmaßungen von politischer- und Beamtenklasse.
Das Volk kann sich auch irren? Mag sein, aber das können auch Politiker. Das Volk ist aber immer die Materie, die den Staat ausmacht, kein Staat ohne Volk. Das Volk ist die Gruppe der vom Regierungshandeln Betroffenen, genau deswegen ist es gerecht, daß dieses auch Entscheidungsgewalt besitzt. Wenn Volksentscheide kein höheres Gewicht haben als Parlamentsbeschlüsse, dann ist die Aussage, das betreffende Volk sei demokratisch regiert, schlicht unzutreffend. Wenn man bedenkt, wie scheinheilig sich Politiker immer auf den hehren Wert der Demokratie berufen, kann es einem nur kalt den Rücken herunterlaufen. Wenn man weiterhin an Belange von Pressefreiheit sowie Freiheit von Forschung und Lehre denkt, dann kann man auch nicht den Eindruck gewinnen, für diese Werte würde von seiten des Staates gekämpft. Das wirklich Besorgniserregende ist: Der Staat kämpft aktiv gegen seine eigenen Werte. Sogar der Begriff Menschenwürde wird mittlerweile opportunistisch relativiert. Ich fühle mich nicht gerade wohl bei diesem Zeitgeist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Nun gut Herr Melsa, bringen Sie fünf - mehr ist nicht nötig - nur fünf Personen, die hier regelmäßig schreiben, dazu, zu forden, dass Jansen hier nicht mehr schreiben soll und er wird es nicht mehr tun. Bevor wir eine theoretische Auseinandersetzung über Demokratie beginnen, fangen wir doch mit uns selber an. Fünf Stimmen, und nicht mehr, die das Gegennteil fordern! Ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie: Die andere Meinung ertragen. Sie widerlegen, sie bekämpfen, alles recht; aber sie als solche ertragen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Reine Beispiele haben im Prinzip den gleichen Status wie das Wörterverzeichnis. Dass unter § 34 E3 (6) kennen lernen im Regelbereich steht, lieben lernen aber im Wörterverzeichnis mit lieben [lernen* § 34 E3(6)], weißt den Wörtern keinen unterschiedlichen Status zu. Im Gegenteil. Anders ist es bei Ausnahmen oder geschlossenen Listen. Einverstanden?
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Mich wundert es, dass Sie überhaupt noch auf mich eingehen, wenn es sich doch nach Ihren Worten nicht lohnt und ich auch nicht ernst zu nehmen bin.
Auf Ihren Vergleich mit dem Autokauf will ich nicht eingehen, dass ist mir diese Albernheit nicht wert.
Sie scheinen zu glauben, die Neuregelung von 1996 sei ein Ergebnis der Reformkommission. Ist sie nicht. Ich habe die Reformkommission auch nicht ansatzweise als Sprachgemeinschaft bezeichnet. Ich glaube, für diese Missverständnisse bin ich mit Verlaub nun wirklich nicht verantwortlich.
In einer repräsentativen Demokratie ist das Regierungshandeln keinesfalls immer der Wille der Bevölkerung. Das ist meiner Meinung noch nicht einmal immer das Ideal.
Warum schweifen Sie mit Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort zu so albernen Dingen ab?... als gäbe es nicht Inhalte, über die es sich zu streiten lohnt!
Sie haben offenbar nicht mitbekommen, dass Herr Ickler meiner Überlegung folgen konnte. Er hat im Anschluss lediglich bekräftigt, dass die offizielle Auslegung eine andere ist, nicht aber dass meine Ableitung nicht möglich wäre (sein Argument mit übrig bleiben ist letztlich auf der gleichen Ebene wie das Wörterverzeichnis).
Sie haben offenbar schon Schwierigkeiten, meinen Argumentationen zu folgen; zusätzlichen Informationen über meine Person würden Sie doch vollends überfordern.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Herrn Wrases Vergleich ist ausgezeichnet: Ein Komma nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort. Ähnlich sinnvoll sind die neuen Regeln zur Getrenntschreibung!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
natürlich Weitere Replik , nicht Weite Replik. Dass Herr Wrases Texte auch Zustimmung finden, wundert mich auf dieser Website nicht (natürlich er und nicht ich).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 26.03.2001 um 22.00
Mein Argument mit übrig bleiben liegt nicht auf der Ebene des Wörterverzeichnisses. Da es sich um ein Beispiel aus dem Regelwerk selbst handelt, schließt es bestimmte Deutungen der Regeln definitiv aus.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Zu Ihrem Satz Darf ich mal fragen, von wem die Neuregelung stammt? sag ich jetzt mal ganz offen: Da lass ich Sie jetzt mal im Regen stehen; die Information besorgen Sie sich mal woanders. Mit Reformkommission meinen Sie die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung, das haben Sie mit Ihrem Satz zu Munske deutlich gemacht. Die hat sich erst nach der politischen Verabschiedung gebildet; folglich kann sie nicht für das Zustandekommen der Reform verantwortlich sein. Nun, Sie findens schon raus.
Zu Ihrer Frage: Seit wann ist der Staat dafür zuständig, wie sich die Leute verständigen? Sie meinen wahrscheinlich die Rechtschreibung. Soweit ich weiß, in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. In Frankreich hat sich seit dem 17. Jahrhundert die staatliche Sprachakademie um das Etablieren einer französischen Sprachnorm gekümmert, nicht nur um Rechtschreibung. Mit anderen Ländern kenn ich mich nicht so gut aus.
Herr Wrase: Haben Sie Angst davor, dass der Staat demnächst noch eine Norm erlässt, wie Leute frühstücken sollen? Nein, nein, das ist nicht albern! Autokauf, Kleiderordnung... nur zu, noch mehr Vergleiche!
Nein, nein, dass ich von Konvention gesprochen habe, war ein Kommentar auf ein Satz von Ihnen, das weiß ich noch. Danach schreiben Sie etwas, was mir zu wirr ist; ich versteh es ganz einfach nicht.
Noch einmal: Es gibt bei mir kein berufliches Verhältnis zur Rechtschreibreform; es ist rein private Leidenschaft. Was nicht ist, kann man nicht verbergen. So einfach.
Sie haben wenigsten etwas Selbstironie: Sie schreiben von Schreihälsen und Ideologen, die hier ihre mangelhafte Persönlichkeits- und Geistesbildung demonstriert haben. Ja, darum geht es wohl.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Nachdem man seit geraumer Zeit auf diesen Seiten immer wieder die geistigen Ergüsse des Herrn Jansen (früher waren es pubertierende Jünglinge wie L. K. und ähnlich Gesinnte), über sich ergehen lassen muß, fragt man sich, wann dieses wohl ein Ende haben mag. Solchen Leuten geht es m. E. im Grunde genommen doch gar nicht um die RSR, sondern darum, die Zugpferde der Reformgegner mit irgendwelchen Problemchen von Wichtigerem abzuhalten bzw. ihr eigenes, unter Minderwertigkeitskomplexen leidendes Ego auf dieser Ebene aufzuwerten!
Mein Tip an Herrn Wrase: Solange solche Leute noch nicht einmal in der Lage sind, die von Herrn Illauer ausgegebenen Thesen sachlich und präzise zu widerlegen, sollte man ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die ihnen zukommt - und die kann nicht sehr groß sein!
Klaus Kolbe
31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.03.2001 um 22.00
... Mich wundert es, dass Sie überhaupt noch auf mich eingehen, wenn es sich doch nach Ihren Worten nicht lohnt und ich auch nicht ernst zu nehmen bin.
Kein Wunder. Es gibt einiges, was Sie nicht verstehen.
... Auf Ihren Vergleich mit dem Autokauf will ich nicht eingehen, dass ist mir diese Albernheit nicht wert.
Wieso soll das albern sein? Wenn sich die Regierung oder die Reformkommission (oder beide) auf eine Rechtschreibung einigen und diese Übereinkunft allen Schulen und der Verwaltung, indirekt dem ganzen Volk als allgemein verbindlich vorsetzen, dann ist das Zahlenverhältnis noch viel krasser. Das ist es ja: Was Sie da als selbstverständlich ansehen, ist absolut albern!
... Sie scheinen zu glauben, die Neuregelung von 1996 sei ein Ergebnis der Reformkommission. Ist sie nicht.
Darf ich mal fragen, von wem die Neuregelung stammt? Ich weiß, daß die Kultusminister den Reformern die Substantivkleinschreibung ausgeredet haben und daß die Bürokraten auf Kultusminister Zehetmairs Betreiben noch ein bißchen an dem vorigen Entwurf herumgepfuscht haben, aber wieso sollte man deshalb sagen, daß die Reform kein Produkt der Reformkommission sei? Mir scheint, es ist eher albern, was Sie da schreiben.
... Ich habe die Reformkommission auch nicht ansatzweise als Sprachgemeinschaft bezeichnet. Ich glaube, für diese Missverständnisse bin ich mit Verlaub nun wirklich nicht verantwortlich.
Ach nein? Wer hat sich denn dann 1996 auf das neue Regelwerk geeinigt? Soll es doch die Bevölkerung gewesen sein, oder wer ist denn nun Ihre Sprachgemeinschaft?
... In einer repräsentativen Demokratie ist das Regierungshandeln keinesfalls immer der Wille der Bevölkerung. Das ist meiner Meinung noch nicht einmal immer das Ideal.
Ja, und? Kann ja sein, aber seit wann ist der Staat dafür zuständig, wie sich die Leute verständigen? Das ist weder notwendig noch sinnvoll, wie man sieht. (Früher hatten wir eine solide Rechtschreibung, jetzt haben wir eine traditionelle und viele neue - finden Sie das gut?) Das ist ungefähr so, wie wenn der Staat Richtlinien vorsieht, wie sich die Bürger anziehen sollen. Ich finde meinen Vergleich mit dem Autokauf keineswegs albern.
... Warum schweifen Sie mit Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort zu so albernen Dingen ab?... als gäbe es nicht Inhalte, über die es sich zu streiten lohnt!
Wieso soll das albern sein? Sie waren es doch, der uns belehren wollte, daß die Rechtschreibung Konvention sei. Wieso sollte man (eine Reformkommission) sich nicht auf eine solche Konvention einigen können, wenn man schon das Ziel hat, die Regeln zu vereinfachen? Die Regel ist um viele Größenordnungen leichter als die bisherige und die reformierte Kommasetzung, nicht wahr? Wenn Sie nun einsehen, daß man Regeln und Schreibweisen keineswegs irgendwie reformieren kann, weil Kommas und alle anderen Bestandteile der Rechtschreibung nun einmal eine Reihe von Funktionen haben müssen, wie überhaupt die ganze Rechtschreibung, dann können Sie vielleicht auch einsehen, daß Rechtschreibung keineswegs einfach Konvention ist - genau das habe ich geschrieben.
... Sie haben offenbar nicht mitbekommen, dass Herr Ickler meiner Überlegung folgen konnte.
Das habe ich sehr wohl mitbekommen.
... Er hat im Anschluss lediglich bekräftigt, dass die offizielle Auslegung eine andere ist, nicht aber dass meine Ableitung nicht möglich wäre (sein Argument mit übrig bleiben ist letztlich auf der gleichen Ebene wie das Wörterverzeichnis).
Sie haben offenbar seine Antworten nicht verstanden.
... Sie haben offenbar schon Schwierigkeiten, meinen Argumentationen zu folgen; zusätzlichen Informationen über meine Person würden Sie doch vollends überfordern.
Was Sie nicht alles glauben! Falsche Aussage, falsche Schlußfolgerung, falsche Behauptung. Im übrigen geht es nicht um mich, sondern um Sie. Wenn jemand solche Scheu hat wie Sie, etwas über sein berufliches Verhältnis zur Rechtschreibreform oder ähnliche Dinge auszusprechen, verliert er an Glaubwürdigkeit. Zumindest hat man den Eindruck, daß er etwas zu verbergen habe - das ist einfach so, das ist keine Erfindung von mir. Zumal wenn er auf derselben Seite steht wie alle möglichen pseudonymen und anonymen Schreihälse und Ideologen, die hier ihre mangelhafte Persönlichkeits- und Geistesbildung demonstriert haben.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.03.2001 um 22.00
Mir wäre das schon recht, weil ich dann Widersprüche zwischen Regeln und Wörterverzeichnis anprangern kann, wie es ja auch geschehen ist. Es waren aber doch Sie, Herr Jansen, der sich an die Regeln halten, das Wörterverzeichnis jedoch nur mit Einschränkungen anerkennen wollte. Sowohl kennen lernen als auch lieben lernen bestätigen freilich die eindeutige Interpretation der Regel. Nach demselben Maßstab bestätigt übrig bleiben meine Interpretation der Regel, zu der es (als Bestandteil!) gehört. Für mich ist das Thema damit abgeschlossen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 26.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen, die repräsentative Demokratie ist eigentlich dafür gedacht, eine praktikable Herrschaftstechnik umzusetzen, bei der der Wille des Volkes eben repräsentiert wird. Bei Vorgängen wie dem der Rechtschreibreform repräsentieren die Volksvertreter aber ganz offensichtlich nicht das Volk. Weder der Begriff Demokratie noch repräsentativ läßt sich auf diese Realität anwenden. Ansonsten könnte ja jede Herrschaftsform werbend für sich in Anspruch nehmen, den Willen des Volkes zu vertreten, und wenn mal nicht, dann nur aus Gründen der höheren Weisheit der politischen Klasse. So zu beobachten bei der Deutschen Demokratischen Republik oder der Volksrepublik China, beides Beispiele, in denen die Sache des Volkes gleich doppelt zum Ausdruck kommt. Das hinderte diese Staaten nie, genau das Gegenteil von Demokratie umzusetzen. Nicht nur die Rechtschreibreform zeugt davon, daß der Zustand der Demokratie in diesem Land sehr marode ist, verschuldet durch undemokratische Machtanmaßungen von politischer- und Beamtenklasse.
Das Volk kann sich auch irren? Mag sein, aber das können auch Politiker. Das Volk ist aber immer die Materie, die den Staat ausmacht, kein Staat ohne Volk. Das Volk ist die Gruppe der vom Regierungshandeln Betroffenen, genau deswegen ist es gerecht, daß dieses auch Entscheidungsgewalt besitzt. Wenn Volksentscheide kein höheres Gewicht haben als Parlamentsbeschlüsse, dann ist die Aussage, das betreffende Volk sei demokratisch regiert, schlicht unzutreffend. Wenn man bedenkt, wie scheinheilig sich Politiker immer auf den hehren Wert der Demokratie berufen, kann es einem nur kalt den Rücken herunterlaufen. Wenn man weiterhin an Belange von Pressefreiheit sowie Freiheit von Forschung und Lehre denkt, dann kann man auch nicht den Eindruck gewinnen, für diese Werte würde von seiten des Staates gekämpft. Das wirklich Besorgniserregende ist: Der Staat kämpft aktiv gegen seine eigenen Werte. Sogar der Begriff Menschenwürde wird mittlerweile opportunistisch relativiert. Ich fühle mich nicht gerade wohl bei diesem Zeitgeist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 26.03.2001 um 22.00
Nun gut Herr Melsa, bringen Sie fünf - mehr ist nicht nötig - nur fünf Personen, die hier regelmäßig schreiben, dazu, zu forden, dass Jansen hier nicht mehr schreiben soll und er wird es nicht mehr tun. Bevor wir eine theoretische Auseinandersetzung über Demokratie beginnen, fangen wir doch mit uns selber an. Fünf Stimmen, und nicht mehr, die das Gegennteil fordern! Ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie: Die andere Meinung ertragen. Sie widerlegen, sie bekämpfen, alles recht; aber sie als solche ertragen.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Zunächst zum Methodischen: Bei alten Texten (Bibel, Platon) ist es unvermeidlich, daß man das Prinzip der wohlwollenden Interpretation befolgt, d. h. zunächst einmal versucht, den Text als in sich widerspruchsfrei und wahr zu deuten. Wir können die Verfasser nicht mehr fragen, wie sie es gemeint haben. Bei Texten, deren Verfasser gefragt werden können und sich außerdem oft genug dazu geäußert haben, wie es gemeint war, ist es schon etwas seltsam, den Text dennoch gegen ihre Intention auslegen zu wollen. So etwas kann man sich vielleicht im Strafrecht denken, wenn ein Beschuldigter sich auf das Bestimmtheitsgebot beruft, um aus dem Gesetzestext etwas herauszupressen, was auch nach Auffassung des Gesetzgebers nicht gemeint war.
Zur Sache: Herr Jansen meint, die Regel § 34 E3 (3), wonach alle Adjektive auf -ig, -isch und -lich getrennt vom Verb zu schreiben seien, müsse nicht ausnahmslos gelten, sondern lasse Raum für Zusammenschreibungen nach 2.2, und zwar wegen der Einleitungsformel: "In den Fällen, die nicht durch § 34 (1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt.
Unter E3 (3) steht dann:
(Dies betrifft) Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist.
Soweit könnte der behauptete Freiraum tatsächlich gegeben sein, obwohl die Urheber das immer bestritten haben; sie haben gerade durch die ausnahmslose Getrenntschreibung nach -ig usw. Klarheit schaffen wollen.
Nun folgen aber die Beispiele, die für die richtige Auslegung unbedingt notwendig sind:
lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern
Ist bei lästig fallen noch denkbar, daß man lästig erweitern und steigern kann, was eine Geregeltheit durch 2.2. theoretisch (und, ich wiederhole es, gegen den ausdrücklichen Willen der Urheber!) möglich erscheinen läßt, so schließt übrig bleiben dies endgültig aus. übrig ist hier weder steigerbar noch erweiterbar.
Die richtige Auslegung ist also nicht nur aus der allenfalls als gleichgültig zu betrachtenden Kommentarliteratur zu entnehmen, sondern aus dem Regelwerk selbst.
Herr Schaeder hat also vollkommen recht, wenn er fertigstellen oder was auch immer nur als Ausnahme erwägen möchte. Auch das erratische richtiggehend im amtlichen Wörterverzeichnis ist ja in diesem Sinne eine Ausnahme, die allerdings als solche herausgestellt zu werden verdient hätte. Es ist leider üblich geworden, solche einzigartigen Preziosen zum Ausgangspunkt unabsehbar vieler weiterer Ausnahmen zu machen, die das ganze Regelwerk unangreifbar erscheinen lassen (vgl. gewinnbringend usw.), aber auch unanwendbar vieldeutig. In diesem Sinne war übrigens auch der Vorschlag, kennenlernen wieder zusammenzuschreiben, eine Ende 1997 ausdrücklich als Ausnahme eingeführte Rückbaumaßnahme; sie ist allerdings nicht genehmigt worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Sie haben sich wenigstens ernsthaft damit beschäftigt. Ich nehme für mich in Anspruch, nach dem Regelwerk zu schreiben, nicht nach dem Wörterverzeichnis oder gar einem Wörterbuch. Letztere sind für mich nur Hilfen. Ich handhabe das Ganze damit in der Weise, wie es mit der Zeichensetzung nicht anders geht, weil hier etwas Entspechendes zum Wörtverzeichnis nun einmal nicht existiert und auch sinnvollerweise nicht existieren kann.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Ich muß zunächst sagen, Herr Jansen, daß mich Ihre Höflichkeit beeindruckt, die ich nicht verdient hätte. Darum will ich diesmal auf Sie eingehen und Ihnen auch zugestehen, daß Sie formal recht haben: Es ist kein guter Stil, einen Text (höhnisch) abzufertigen, ohne ihn gelesen zu haben. Welche Rolle das nach der präzisen Antwort von Professor Ickler jetzt noch spielt, sei dahingestellt. Ich ging, wohl zu Recht, davon aus, daß ich irgendwann irgendwo etwas davon mitbekommen hätte, wenn es irgendeinen ernstzunehmenden Zweifel an der eindeutigen Getrenntschreibung von richtig stellen nach dem Regelwerk geben würde. Irgendwann hätte sich ein Lexikon, ein Reformer, eine Interpretationsschrift oder ein sonstiger Kommentar doch dazu geäußert, zumal sich die -ig/-isch-/-lich-Regel doch sofort als unhaltbarer Fremdkörper im Regelwerk herausgestellt hat.
Ich meine, daß sich deshalb nicht nur die spitzfindige Diskussion zu richtig stellen eigentlich erübrigen müßte, wenn Sie nicht immer wieder mit Hilfe der verrenktesten Deutungstricks versuchen würden, irgendwelche einzelnen Schwächen der Rechtschreibreform wegzuinterpretieren. Da man für solche Gehirnakrobatik ohne Zweifel eine gewisse Intelligenz braucht, frage ich mich gerade bei Ihnen: Wie kann man nur gleichzeitig so dämlich sein, die Rechtschreibreform insgesamt als gut zu bewerten?
Es ist doch beispielsweise so, daß die Rechtschreibung ihren Sinn darin hat, daß sich eine Sprachgemeinschaft (weitgehend) geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte; das erleichtert das Lesen wie auch das Schreiben. Die Reform zerstört nun diesen Konsens und verwirrt das ganze Volk - gegen dessen Willen maßen sich Politiker an, die Einheitlichkeit zu zerstören und das bisher Erworbene zu entwerten. Es ist völlig sicher, daß die Reform unter dem Strich eine erhebliche Erschwernis bedeutet - eine solche Regelkenntnis wie Sie haben ja keine tausend Leute in Deutschland, vielleicht nicht einmal hundert, so daß Sie die Frage der Fehlerquote nicht an sich selbst richten können. Ein elementares Grundverständnis von Rechtschreibung würde also zum Beispiel überhaupt nicht von der Frage ausgehen, ob irgendwelche irgendwie formulierten und verordneten Regeln an sich einfacher oder komplizierter sind, sondern zunächst einmal davon, ob sie in der Sprachgemeinschaft anerkannt werden oder ob wenigstens die Aussicht besteht, daß sich die Sprachgemeinschaft auf sie als neuen Konsens einigen wird. Davon kann überhaupt keine Rede sein. Solange Sie für die Rechtschreibreform eintreten, kann ich Sie deshalb (und aus anderen Gründen, Stichworte u. a. Demokratie, Kosten, Leitfunktion der Schriftsteller, Gesamtheit der Argumente) schlicht und ergreifend nicht ernst nehmen. Das gilt auch für Ihre soziale Kompetenz, Ihr Auftreten als sturer Propagandist in diesem Forum, das in erster Linie der Aufklärung der Öffentlichkeit dienen soll (Propaganda für die Reform gibt es ja genug, da braucht man Sie nicht). Wieso äußern Sie sich hier, wo Sie überwiegend auf Ablehnung und teilweise auf Verachtung stoßen? Ein vernünftiger Mensch sucht sich Gleichgesinnte und unterstützt sie; er mischt sich nicht ständig unter solche, die gänzlich andere Ansichten und im übrigen auch die weit besseren Argumente haben. Glauben Sie etwa, Sie könnten mich oder Professor Ickler oder sonst einen Gast zu einem Anhänger der Rechtschreibreform machen? Sind nicht jedesmal Ihre Argumente von Professor Ickler und anderen überzeugend widerlegt worden, so daß man Sie allmählich als begriffsstutzig (= doof) und auf die Dauer auch als zwanghaften Störenfried einstufen muß? Was wollen Sie eigentlich?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christoph Kukulies am 25.03.2001 um 22.00
Heute in der Aachener Zeitung zum Thema
Straßenschilder: Elsassstrasse,Elsassplatz. Sind
Geographische Eigennamen eigentlich auch
von der RSR betroffen? Die Schilderlobby dankt.
Ich hätte da noch ein paar Ideen: z.B. STOP(P) Schilder
an Straßenkreuzungen umstellen.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen,
das ist doch klar, daß ich mich mit der Sache ernsthaft beschäftigt habe, sonst hätte ich es ja wohl nicht gewagt, mit Aufsätzen und sogar Büchern dazu an die Öffentlichkeit zu gehen.
Was Sie zuletzt geschrieben haben, verstehe ich nicht ganz: daß Sie nach den Regeln, nicht nach dem Wörterverzeichnis schreiben. Das Wörterverzeichnis ist kein Anhang, sondern fester Bestandteil der Gesamtregelung. Das Regelwerk allein ist auch nicht autonom. Vgl. das Vorwort.
Anscheinend nehmen Sie sich die Freiheit, nach eigenem Gutdünken auf die Neuregelung zurückzugreifen oder auch nicht. Dazu haben Sie natürlich das Recht, wie jedermann (außer denjenigen, die der Regelungsgewalt des Staates unterworfen sind, wie der Dudenverlag es seinerzeit so treffend ausdrückte). Aber damit entfällt eigentlich unser Thema: die Vortrefflichkeit der Neuregelung.
Ich selbst habe ja immer darauf bestanden, die bisher übliche Rechtschreibung erst einmal so zu beschreiben, wie sie wirklich war und ist. Man hat auch gefordert, die bisherige Rechtschreibung auf das Beschreibungsformat der Neuregelung zu bringen, also Art und Anordnung der Regeln (aber eben nicht der Dudenregeln, sondern einer Neudarstellung der wirklichen inhärenten Regelhaftigkeit), und dann zu fragen, was daran falsch oder verbesserungsbedürftig ist. Selbst wenn man an der bisherigen Schreibpraxis etwas Mangelhaftes entdeckt hätte (was aber kaum der Fall ist), wäre abzuwägen gewesen, was man sich mit einer Änderung einhandelt und was es kostet. All dies ist nicht geschehen.
Wenn man die bisherige Schreibpraxis neu dargestellt hat (keine kleine Aufgabe, man sieht es ja hier an unseren Gesprächen über Deskriptivismus usw., dann muß man immer noch fragen, wie es didaktisch am besten zu machen wäre, dies nun auch zu vermitteln. Daß manche Lehrer sagen, das sei inen zu schwer, ist noch kein hinreichender Grund, die Regelungsmaterie selbst zu verändern, wenn sonst vieles für Beibehaltung spricht.
Darf ich Ihre letzte Äußerung als stillschweigendes Eingeständnis nehmen, daß Sie sich bei der GZS ein bißchen geirrt haben? Es ist ja nicht so wichtig, auch mir ist manches entgangen.
Es ist richtig, daß die Zeichensetzung eher in Regeln als anhand von Wörtern dargestellt wird, obwohl auch hier manches möglich erscheint. Die Kommasetzung hängt zum Beispiel an Konjunktionen usw.; maschinell wird das wohl auch zum Teil so gemacht. Die Wortschreibung aber ist primär an Einzelwörtern festgemacht; hier sind die Regeln sekundär, sozusagen Verallgemeinerungsversuche. Augst hat nachgewiesen, daß die meisten Dudenbenutzer nur im Wörterverzeichnis nachschlagen und vielfach gar nicht wissen, daß es auch Regeln gibt. Damit will ich nicht bestreiten, daß es intuitive Verallgemeinerungen gibt, die psychisch real, aber gerade deshalb nicht als Regeln zu bezeichnen sind.
Und noch etwas: Es ist hier auf den Rechtschreibseiten (eher von Leuten, die Ihnen das Wasser nicht reichen können) so getan worden, als sei selbstverständlich noch sehr viel zu verbessern, aber immer nur auf dem Boden der Neuregelung. Das ist gerade das, was viele andere nervt: Wenn die Neuregelung so viele Fehler enthält, daß sogar die Urheber seit langem nicht mehr wagen, sie zu verteidigen, und wenn die Neuregelung nur eine mit staatlichen, zum Teil auch wirtschaftlichen Zwangsmitteln erzeugte Scheinblüte erlebt, in Wirklichkeit aber weitgehend abgelehnt wird und noch keineswegs im Schreibusus der Bevölkerung verankert ist, und wenn sie weiterhin in schneller Folge zwar nichtamtliche, aber dennoch verbindliche und durchgreifende Korrekturen erfährt - wenn all dies zutrifft: warum soll man dann auf dem Boden der Neuregelung weiterarbeiten und nicht auf dem Boden der Rechtschreibung, in der nahezu das gesamte Schrifttum gehalten ist? Die meisten Leute wissen noch gar nicht, wie sehr der Boden der Neuregelung schwankt. Sie werden es aber bald zur Kenntnis nehmen (müssen). Von Kultusministern und ähnlichen Amtsträgern habe ich mehrfach gehört und gelesen: Natürlich kann über die deutsche Rechtschreibung weiterhin diskutiert werden; wenden Sie sich bitte an die Kommission (an dieser Stelle hat Ministerialrat Krimm auch mir die Anschrift dieser Kommission mitzuteilen für sinnvoll gehalten!). Das ist jetzt der einzige legitime Ort für solche Diskussionen. So ungefähr, ziemlich gleichlautend. Das glauben wir aber nicht und nehmen es nicht hin.
Lieber Herr jansen, wenn man ziemlich gut weiß, WAS uns hier geboten worden ist und WIE es eingefädelt worden ist, dann packt einen schon mal der Zorn oder auch dioe Verzweiflung über die schafsmäßige Ergebenheit mancher Zeitgenossen. Dann klingt einem der Zynismus eines Kultusministers besonders schrill in den Ohren, der im Bundestag sagte, hier gehe es darum, die Reformfähigkeit der ganzen Gesellschaft zu beweisen. Dazu dann noch die Berichte von den Vorgöngen im Internationalen Arbeitskreis ... also nee, wer sind wir denn, daß wir uns das bieten lassen müssen?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Das kontroverse Thema Rechtschreibreform bringt es mit sich, dass Befürworter in der Regel nicht um das Thema diskutieren. Sie sind dafür und/oder sie schreiben entsprechend und dann ist gut. Im Normalfall kommt der Befürworter erst dann zum Diskutieren, wenn ein Reformgegner an ihn herantritt. Umgekehrt ist die Ausnahme, und die heißt z.B. Menges, Kerner oder Jansen. Ich habe mit vielen Ihrer Mitstreiter gemeinsam, dass man sich direkt an die Gegenpartei wendet und ihr auf die Füße tritt. Das machen Dräger, Ickler, Bolz, Schäbler und viele sie alle heißen. Was Sie, Herr Wrase, so zu Aufklärung geschrieben haben, ist ein bisschen schwarzweiß. Die Guten machen Aufklärung, die Bösen Propaganda. Etwas weniger naiv: Bei einem kontroversen Thema bemüht sich jede Seite darum, die eigene Position als die plausiblere darzustellen. Propaganda und Aufklärung lassen sich nicht in der Weise trennen. Das muss ich nicht weiter ausführen.
Das, was Sie an mir kritisieren, ist eben aus meiner Sicht konstruktiver Umgang mit der reformierten Rechtschreibung. Nicht Das muss alles weg!, sondern wie bekommen wir es möglichst gut hin. Das ist kein Widerspruch dazu, dass ich die Reform grundsätzlich für gut halte.
In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte.
Sie sind etwas sprunghaft: Noch kürzlich haben Sie mir vorgeworfen, keine Ahnung von dem Regelwerk zu haben. Nun kommt das Gegenteil.
Nein, ich glaube nicht, einen Gegner umstimmen zu können. Ich teile nur Ihre Leidenschaft, über dieses Thema gerne zu streiten. Was will ich also? Das ausleben. So einfach ist das.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Eine sehr interessante Bemerkung, Herr Kukulies, finde ich. Ich wundere mich manchmal, wenn manche erwarten, aufgrund der bisherigen Erschwerung der ss/ß-Schreibung durch die Reform würde in einem der kommenden Reformschritte das ß vollends abgeschafft werden, was ja aus der Perspektive der Fehlervermeidung tatsächlich ein Fortschritt wäre. Ich sehe da zwei ganz gewaltige Hürden. Zum einen wird die Reform ja erst einmal ganz erheblich geändert, und zwar werden ganz überwiegend bisherige Schreibweisen und Regeln wiederhergestellt werden müssen. Dadurch wird die Begeisterung für Regeländerungen und das Vertrauen in die Versprechen der Politiker doch merklich leiden. Auch wird allmählich jedermann begriffen haben, daß die Reform in jedem Fall zu einer dauerhaften Spaltung und Zersplitterung der Schreibweisen führt, also keineswegs zu einem neuen Standard, wie es immer angekündigt und als notwendig bezeichnet wurde. Und zweitens: Die Abschaffung des ß beträfe ja nun fast alle Straßenschilder im gesamten deutschsprachigen Raum (und als weitreichender Umsturz alle bisherigen Texte und Lexika, auch die schon reformierten!). Ich kann mir schlecht vorstellen, daß man da zum Beispiel die Frage nach den Straßenschildern wieder so einfach durch Propaganda übertönen kann. Man beachte die zahlreichen Beiträge im Nachrichtenbereich zur Straßenbeschilderung!
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
das mit dem beschäftigen meinte doch nicht die Materie Rechtschreibung! Wie kommen Sie denn darauf? Es meinte doch nur meinen kleinen Text!
Welche letzte Äußerung wollen Sie als stillschweigendes Eingeständnis nehmen? Ich weiß nicht, welche Sie meinen? Nur zu; das Eingestehen von Fehlern fällt mir nicht schwer.
Sie erinnern mich an eine älter Idee. Ich finde, ein gutes Rechtschreibwörterbuch müsste z.B. bei Konjunktionen Kästchen zur Kommasetzung haben. Das wäre absolut benutzerfreundlich.
Dass die Kommasetzung zum Beispiel an Konjunktionen hängt, ist ja gerade das, was die Regeln (u.a.) darstellen.
Was Sie zur Wortschreibung sagen, ist nun mal Ihr Ansatz (ich meine nicht, dass Sie damit alleine stehen). Es gibt andere. Dass, wie ich es auch glaube, die meisten Dudenbenutzer nur im Wörterverzeichnis nachschlagen und vielfach gar nicht wissen, dass es auch Regeln gibt, erklärt für mich teilweise den Protest an der Neuregelung. Schreibweisen ändern klingt nach Willkür. Wäre den Leuten bewusst, dass die Neuregelung im Wesentlichen nur dafür sorgt, dass die alten Regeln noch mehr Geltung bekommen § 34 und 36 ausgenommen , dann gäbe es vermutlich weniger Protest.
Zu dem, was Sie zu den Korrekturen am Regelwerk schreiben, sage ich vor allem: Ich freue mich schon auf die Verbesserungen.
Wenn Sie unter anderem wegen interner Informationen über unschöne Dinge über den politischen Entscheidungsprozess verbittert sind, dann hätte ich da durchaus Verständnis für. Wann schreibt jemand ein Buch darüber, welche Machenschaften dafür gesorgt haben, dass der Duden das Monopol erhielt? Über Machenschaften, wie Reformversuche bisher verhindert wurden, gibt es meiner Einschätzung nach schon einiges.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Herr Jansen, zu zwei Punkten nehme ich Stellung. Sie schreiben: In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. Das ist ja wohl der größte Irrsinn, den man dazu äußern kann. Nicht einmal die Politiker waren sich einig, nicht einmal die Reformer, und die Reformer stehen nicht einmal mehr zu dem Regelwerk, sie sind untereinander völlig uneins, haben wie die Piraten aufeinander eingedroschen - längst einig sind sie nur darin, daß das Regelwerk teilweise so mißlungen ist, daß es weitgehend widerrufen werden muß. Kein Politiker schwärmt von der Reform, es sei der Konsens, wie man am besten schreiben sollte; allenfalls wird mit Bedauern (nicht mit Jubel) gesagt, die Einführung dieses höchst umstrittenen, weit überwiegend abgelehnten Werkes sei leider nicht rückgängig zu machen. Und das nennen Sie Einigung der Sprachgemeinschaft. Wegen solcher Äußerungen steht doch für jeden vernünftigen Menschen fest, daß man Sie niemals ernst nehmen kann. Ich empfinde für Sie wirklich nur Verachtung. Im übrigen glaube ich, daß Sie von Amts oder Berufs wegen hier gesteuert sind und Ihre Stellungnahmen als freier Mitmensch äußern. Von Lars Kerner, den Sie erwähnen, steht inzwischen ja fest, daß es sich um ein Pseudonym handelt, wie Herr Riebe recherchiert hat.
Sie schreiben über mich: Sie sind etwas sprunghaft: Noch kürzlich haben Sie mir vorgeworfen, keine Ahnung von dem Regelwerk zu haben. Nun kommt das Gegenteil. Das ist Ihre typische formalistische Argumentation, eine unredliche Sophisterei. Wenn jemand sagt, die Zusammenschreibung richtigstellen sei regelkonform, dann werde ich doch wohl sagen dürfen, daß er vom Regelwerk keine Ahnung hat - gemeint ist jedenfalls und damit zutreffend: in der Thematik, zu der er sich äußert. Woher soll ich wissen, daß Sie akrobatischer und penibler das Regelwerk durchforsten als irgend jemand sonst, um ihm an irgendeiner annähernd undurchschaubaren Stelle eine Interpretation aufzunötigen, die kein einziger Reformer, kein Lexikon, einfach niemand sonst jemals geäußert hätte und die auch von den Urhebern immer wieder ausdrücklich zurückgewiesen wurde? Wie ja jetzt wieder deutlich wurde, bezeichnen Sie Ihre höchst private (und unüberbietbar komplizierte) Interpretation des Regelwerks als dessen Intention. Woher soll man das wissen, wenn Sie von regelkonform sprechen, und was ist das für ein Stil? Wenn allein Sie zu dem Schluß gelangen - obwohl ja wieder einmal von Professor Ickler widerlegt -, die Zusammenschreibung richtigstellen könne man als regelkonform ansehen, so ist es nicht möglich, mit Ihnen ernsthaft zu diskutieren. Das wußte man allerdings auch schon zuvor. Es kennzeichnet Sie, daß Sie nicht weiter darauf eingehen, wenn Sie widerlegt werden, sondern dann teilen Sie ein großzügiges Lob aus - Vielen Dank für die seriöse Beschäftigung mit der Materie, Herr Ickler - und machen weiter wie gehabt. Das ist ein zutiefst unehrliches Gesprächsmuster, so daß eine Diskussion ganz einfach nicht möglich ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
... und Ihre Stellungnahmen nicht als freier Mitmensch äußern.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben. Zum dem jetzigen Stand der Meinungsbildung habe ich nichts gesagt und es auch noch nicht einmal gemeint.
Der zweite Teil Ihres Satzes trifft zu: Ich äußere meine Stellungnahmen als freier Mitmensch (wie geht das nur Ihrer Meinung nach mit dem ersten Teil des Satzes einher?). Wer zu solchen spekulativen Verschwörungstheorien greift wie Sie, wie kann der den gleichzeitig so pharisäerhaft von Aufklärung sprechen?
Ickler sagt, Rad fahren ist eigentlich dudenkonform, Jansen sagt richtigstellen ist eigentlich konform mit dem neuen Regelwerk. Machen Sie vielleicht eher einen Unterschied nach dem Feind-Freund-Schema als an der Sache orientiert?
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
So ist es wenigstens in sich stimmig, wenn schon nicht zutreffend. Das meint man doch mit sophistisch oder?
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Es wäre schön, wenn ein Verteidiger der Reform endlich einmal kurz und bündig und grundsätzlich und verständlich und klar erläutern würde(Jansens Artikel im alten Forum geht auf die entscheidenden Argumente der Reformgegner leider nicht ein), warum die vermehrte Getrenntschreibung
1) für die Schreiber l e i c h t e r ist
2) für die Leser h i l f r e i c h e r ist
3) den Sprachzustand der Gegenwart (Worte, Begriffe) b e s s e r abbildet als die frühere Schreibung.
Ein gleich gut genügt natürlich nicht, denn dann wäre die Reform ja sinnlos gewesen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Wie der Duden sein Privileg erhielt, ist weitgehend aufgeklärt. Zu einem Buch hat es zwar nicht gereicht, aber zu einem Aufsatz.
Wer, bitte, hat sich 1996 geeinigt, wie die Sprachgemeinschaft schreiben soll oder will?
Übrigens: Aus den Dudenregeln ging hervor, daß Rad fahren möglich ist (mit unverblaßtem Substantiv), aber im Dudenwörterverzeichnis wurde das Gegenteil behauptet. Ich habe sowohl dies als auch das ganze Dudenprivileg samt staatlicher Rechtschreibregelung immer kritisiert. Genau dies war mir der Anlaß, ein eigenes Wörterbuch zu machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
... Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben. Zum dem jetzigen Stand der Meinungsbildung habe ich nichts gesagt und es auch noch nicht einmal gemeint.
Antwort: Was soll denn das? Wenn ich mit meiner Freundin eine Übereinkunft treffe, welches Auto wir zum Beispiel kaufen, wie käme ich dann dazu, zum Beispiel allen Kollegen in meiner Firma dieselbe Übereinkunft als allgemein verbindlich vorzusetzen? Was interessiert es uns, wie sich die damals aktuelle Besetzung der Reformkommission nach einigem Hauen und Stechen, zum Beispiel unter Protest des Mitglieds Horst Haider Munske geeinigt hat? Es ist einigermaßen merkwürdig, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen, das tut niemand außer Ihnen. Ihre Argumentation ist derart künstlich, daß Sie selbst für das Mißverständnis verantwortlich sind. Sprachgemeinschaft sind alle Deutschsprachigen, insbesondere die Muttersprachler. Sie lehnen die Reform ab, sie haben die mehrheitliche Übereinkunft, die Reform abzuschaffen. Alles andere ist Diktatur. Im übrigen ist die Rechtschreibung nur sehr begrenzt eine Konvention. Wenn sie ausschließlich eine Konvention wäre, könnte es ja beliebige Regeländerungen geben, zum Beispiel die Regel: Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort usw. Das ist offensichtlich nicht realistisch.
... Der zweite Teil Ihres Satzes trifft zu: Ich äußere meine Stellungnahmen als freier Mitmensch ... Wer zu solchen spekulativen Verschwörungstheorien greift wie Sie, wie kann der den gleichzeitig so pharisäerhaft von Aufklärung sprechen?
Antwort: Na, dann klären Sie doch mal auf, Herr Jansen: Wer sind Sie, was machen Sie, was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sich für sie interessieren? Und schon sind alle Theorien vom Tisch. Die Gegener der Reform verstecken sich nicht, aber auffallend viele Befürworter, auch Sie. (Was hatten wir hier nicht alles für Pseudonyme und Anonyme!) Wie sollten Sie da glaubwürdig sein? Wollen Sie sich nicht wenigstens positiv von diesen Feiglingen abheben?
... Ickler sagt, Rad fahren ist eigentlich dudenkonform, Jansen sagt richtigstellen ist eigentlich konform mit dem neuen Regelwerk. Machen Sie vielleicht eher einen Unterschied nach dem Feind-Freund-Schema als an der Sache orientiert?
Antwort: Ein Unterschied ist, daß man Herrn Icklers Aussage nicht widerlegen kann, daß sie richtig ist; er erläutert auch präzise, was er damit meint: eben Übereinstimmung mit dem Regelwerk des Duden. Ein anderer Unterschied ist, daß man deshalb Professor Icklers Aussage voll zustimmen kann und das auch tut, während Ihnen niemand in Ihrer Aussage zustimmt, nicht einmal ein Reformer. (Oder sind Sie einer? Man weiß es ganz einfach nicht, es könnte ja sein; ich glaube es nicht. Also: Was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sie anpreisen wollen? Man hat entsprechende Informationen von mir, von Professor Ickler, von Norbert Schäbler, von Manfred Riebe, von Christian Melsa, von Walter Lachenmann - wie steht es mit Ihnen?)
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Lieber Herr Jansen,
das ist doch klar, daß ich mich mit der Sache ernsthaft beschäftigt habe, sonst hätte ich es ja wohl nicht gewagt, mit Aufsätzen und sogar Büchern dazu an die Öffentlichkeit zu gehen.
Was Sie zuletzt geschrieben haben, verstehe ich nicht ganz: daß Sie nach den Regeln, nicht nach dem Wörterverzeichnis schreiben. Das Wörterverzeichnis ist kein Anhang, sondern fester Bestandteil der Gesamtregelung. Das Regelwerk allein ist auch nicht autonom. Vgl. das Vorwort.
Anscheinend nehmen Sie sich die Freiheit, nach eigenem Gutdünken auf die Neuregelung zurückzugreifen oder auch nicht. Dazu haben Sie natürlich das Recht, wie jedermann (außer denjenigen, die der Regelungsgewalt des Staates unterworfen sind, wie der Dudenverlag es seinerzeit so treffend ausdrückte). Aber damit entfällt eigentlich unser Thema: die Vortrefflichkeit der Neuregelung.
Ich selbst habe ja immer darauf bestanden, die bisher übliche Rechtschreibung erst einmal so zu beschreiben, wie sie wirklich war und ist. Man hat auch gefordert, die bisherige Rechtschreibung auf das Beschreibungsformat der Neuregelung zu bringen, also Art und Anordnung der Regeln (aber eben nicht der Dudenregeln, sondern einer Neudarstellung der wirklichen inhärenten Regelhaftigkeit), und dann zu fragen, was daran falsch oder verbesserungsbedürftig ist. Selbst wenn man an der bisherigen Schreibpraxis etwas Mangelhaftes entdeckt hätte (was aber kaum der Fall ist), wäre abzuwägen gewesen, was man sich mit einer Änderung einhandelt und was es kostet. All dies ist nicht geschehen.
Wenn man die bisherige Schreibpraxis neu dargestellt hat (keine kleine Aufgabe, man sieht es ja hier an unseren Gesprächen über Deskriptivismus usw., dann muß man immer noch fragen, wie es didaktisch am besten zu machen wäre, dies nun auch zu vermitteln. Daß manche Lehrer sagen, das sei inen zu schwer, ist noch kein hinreichender Grund, die Regelungsmaterie selbst zu verändern, wenn sonst vieles für Beibehaltung spricht.
Darf ich Ihre letzte Äußerung als stillschweigendes Eingeständnis nehmen, daß Sie sich bei der GZS ein bißchen geirrt haben? Es ist ja nicht so wichtig, auch mir ist manches entgangen.
Es ist richtig, daß die Zeichensetzung eher in Regeln als anhand von Wörtern dargestellt wird, obwohl auch hier manches möglich erscheint. Die Kommasetzung hängt zum Beispiel an Konjunktionen usw.; maschinell wird das wohl auch zum Teil so gemacht. Die Wortschreibung aber ist primär an Einzelwörtern festgemacht; hier sind die Regeln sekundär, sozusagen Verallgemeinerungsversuche. Augst hat nachgewiesen, daß die meisten Dudenbenutzer nur im Wörterverzeichnis nachschlagen und vielfach gar nicht wissen, daß es auch Regeln gibt. Damit will ich nicht bestreiten, daß es intuitive Verallgemeinerungen gibt, die psychisch real, aber gerade deshalb nicht als Regeln zu bezeichnen sind.
Und noch etwas: Es ist hier auf den Rechtschreibseiten (eher von Leuten, die Ihnen das Wasser nicht reichen können) so getan worden, als sei selbstverständlich noch sehr viel zu verbessern, aber immer nur auf dem Boden der Neuregelung. Das ist gerade das, was viele andere nervt: Wenn die Neuregelung so viele Fehler enthält, daß sogar die Urheber seit langem nicht mehr wagen, sie zu verteidigen, und wenn die Neuregelung nur eine mit staatlichen, zum Teil auch wirtschaftlichen Zwangsmitteln erzeugte Scheinblüte erlebt, in Wirklichkeit aber weitgehend abgelehnt wird und noch keineswegs im Schreibusus der Bevölkerung verankert ist, und wenn sie weiterhin in schneller Folge zwar nichtamtliche, aber dennoch verbindliche und durchgreifende Korrekturen erfährt - wenn all dies zutrifft: warum soll man dann auf dem Boden der Neuregelung weiterarbeiten und nicht auf dem Boden der Rechtschreibung, in der nahezu das gesamte Schrifttum gehalten ist? Die meisten Leute wissen noch gar nicht, wie sehr der Boden der Neuregelung schwankt. Sie werden es aber bald zur Kenntnis nehmen (müssen). Von Kultusministern und ähnlichen Amtsträgern habe ich mehrfach gehört und gelesen: Natürlich kann über die deutsche Rechtschreibung weiterhin diskutiert werden; wenden Sie sich bitte an die Kommission (an dieser Stelle hat Ministerialrat Krimm auch mir die Anschrift dieser Kommission mitzuteilen für sinnvoll gehalten!). Das ist jetzt der einzige legitime Ort für solche Diskussionen. So ungefähr, ziemlich gleichlautend. Das glauben wir aber nicht und nehmen es nicht hin.
Lieber Herr jansen, wenn man ziemlich gut weiß, WAS uns hier geboten worden ist und WIE es eingefädelt worden ist, dann packt einen schon mal der Zorn oder auch dioe Verzweiflung über die schafsmäßige Ergebenheit mancher Zeitgenossen. Dann klingt einem der Zynismus eines Kultusministers besonders schrill in den Ohren, der im Bundestag sagte, hier gehe es darum, die Reformfähigkeit der ganzen Gesellschaft zu beweisen. Dazu dann noch die Berichte von den Vorgöngen im Internationalen Arbeitskreis ... also nee, wer sind wir denn, daß wir uns das bieten lassen müssen?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Das kontroverse Thema Rechtschreibreform bringt es mit sich, dass Befürworter in der Regel nicht um das Thema diskutieren. Sie sind dafür und/oder sie schreiben entsprechend und dann ist gut. Im Normalfall kommt der Befürworter erst dann zum Diskutieren, wenn ein Reformgegner an ihn herantritt. Umgekehrt ist die Ausnahme, und die heißt z.B. Menges, Kerner oder Jansen. Ich habe mit vielen Ihrer Mitstreiter gemeinsam, dass man sich direkt an die Gegenpartei wendet und ihr auf die Füße tritt. Das machen Dräger, Ickler, Bolz, Schäbler und viele sie alle heißen. Was Sie, Herr Wrase, so zu Aufklärung geschrieben haben, ist ein bisschen schwarzweiß. Die Guten machen Aufklärung, die Bösen Propaganda. Etwas weniger naiv: Bei einem kontroversen Thema bemüht sich jede Seite darum, die eigene Position als die plausiblere darzustellen. Propaganda und Aufklärung lassen sich nicht in der Weise trennen. Das muss ich nicht weiter ausführen.
Das, was Sie an mir kritisieren, ist eben aus meiner Sicht konstruktiver Umgang mit der reformierten Rechtschreibung. Nicht Das muss alles weg!, sondern wie bekommen wir es möglichst gut hin. Das ist kein Widerspruch dazu, dass ich die Reform grundsätzlich für gut halte.
In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte.
Sie sind etwas sprunghaft: Noch kürzlich haben Sie mir vorgeworfen, keine Ahnung von dem Regelwerk zu haben. Nun kommt das Gegenteil.
Nein, ich glaube nicht, einen Gegner umstimmen zu können. Ich teile nur Ihre Leidenschaft, über dieses Thema gerne zu streiten. Was will ich also? Das ausleben. So einfach ist das.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Wie der Duden sein Privileg erhielt, ist weitgehend aufgeklärt. Zu einem Buch hat es zwar nicht gereicht, aber zu einem Aufsatz.
Wer, bitte, hat sich 1996 geeinigt, wie die Sprachgemeinschaft schreiben soll oder will?
Übrigens: Aus den Dudenregeln ging hervor, daß Rad fahren möglich ist (mit unverblaßtem Substantiv), aber im Dudenwörterverzeichnis wurde das Gegenteil behauptet. Ich habe sowohl dies als auch das ganze Dudenprivileg samt staatlicher Rechtschreibregelung immer kritisiert. Genau dies war mir der Anlaß, ein eigenes Wörterbuch zu machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Herr Jansen, zu zwei Punkten nehme ich Stellung. Sie schreiben: In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. Das ist ja wohl der größte Irrsinn, den man dazu äußern kann. Nicht einmal die Politiker waren sich einig, nicht einmal die Reformer, und die Reformer stehen nicht einmal mehr zu dem Regelwerk, sie sind untereinander völlig uneins, haben wie die Piraten aufeinander eingedroschen - längst einig sind sie nur darin, daß das Regelwerk teilweise so mißlungen ist, daß es weitgehend widerrufen werden muß. Kein Politiker schwärmt von der Reform, es sei der Konsens, wie man am besten schreiben sollte; allenfalls wird mit Bedauern (nicht mit Jubel) gesagt, die Einführung dieses höchst umstrittenen, weit überwiegend abgelehnten Werkes sei leider nicht rückgängig zu machen. Und das nennen Sie Einigung der Sprachgemeinschaft. Wegen solcher Äußerungen steht doch für jeden vernünftigen Menschen fest, daß man Sie niemals ernst nehmen kann. Ich empfinde für Sie wirklich nur Verachtung. Im übrigen glaube ich, daß Sie von Amts oder Berufs wegen hier gesteuert sind und Ihre Stellungnahmen als freier Mitmensch äußern. Von Lars Kerner, den Sie erwähnen, steht inzwischen ja fest, daß es sich um ein Pseudonym handelt, wie Herr Riebe recherchiert hat.
Sie schreiben über mich: Sie sind etwas sprunghaft: Noch kürzlich haben Sie mir vorgeworfen, keine Ahnung von dem Regelwerk zu haben. Nun kommt das Gegenteil. Das ist Ihre typische formalistische Argumentation, eine unredliche Sophisterei. Wenn jemand sagt, die Zusammenschreibung richtigstellen sei regelkonform, dann werde ich doch wohl sagen dürfen, daß er vom Regelwerk keine Ahnung hat - gemeint ist jedenfalls und damit zutreffend: in der Thematik, zu der er sich äußert. Woher soll ich wissen, daß Sie akrobatischer und penibler das Regelwerk durchforsten als irgend jemand sonst, um ihm an irgendeiner annähernd undurchschaubaren Stelle eine Interpretation aufzunötigen, die kein einziger Reformer, kein Lexikon, einfach niemand sonst jemals geäußert hätte und die auch von den Urhebern immer wieder ausdrücklich zurückgewiesen wurde? Wie ja jetzt wieder deutlich wurde, bezeichnen Sie Ihre höchst private (und unüberbietbar komplizierte) Interpretation des Regelwerks als dessen Intention. Woher soll man das wissen, wenn Sie von regelkonform sprechen, und was ist das für ein Stil? Wenn allein Sie zu dem Schluß gelangen - obwohl ja wieder einmal von Professor Ickler widerlegt -, die Zusammenschreibung richtigstellen könne man als regelkonform ansehen, so ist es nicht möglich, mit Ihnen ernsthaft zu diskutieren. Das wußte man allerdings auch schon zuvor. Es kennzeichnet Sie, daß Sie nicht weiter darauf eingehen, wenn Sie widerlegt werden, sondern dann teilen Sie ein großzügiges Lob aus - Vielen Dank für die seriöse Beschäftigung mit der Materie, Herr Ickler - und machen weiter wie gehabt. Das ist ein zutiefst unehrliches Gesprächsmuster, so daß eine Diskussion ganz einfach nicht möglich ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
... und Ihre Stellungnahmen nicht als freier Mitmensch äußern.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben. Zum dem jetzigen Stand der Meinungsbildung habe ich nichts gesagt und es auch noch nicht einmal gemeint.
Der zweite Teil Ihres Satzes trifft zu: Ich äußere meine Stellungnahmen als freier Mitmensch (wie geht das nur Ihrer Meinung nach mit dem ersten Teil des Satzes einher?). Wer zu solchen spekulativen Verschwörungstheorien greift wie Sie, wie kann der den gleichzeitig so pharisäerhaft von Aufklärung sprechen?
Ickler sagt, Rad fahren ist eigentlich dudenkonform, Jansen sagt richtigstellen ist eigentlich konform mit dem neuen Regelwerk. Machen Sie vielleicht eher einen Unterschied nach dem Feind-Freund-Schema als an der Sache orientiert?
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
So ist es wenigstens in sich stimmig, wenn schon nicht zutreffend. Das meint man doch mit sophistisch oder?
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Es wäre schön, wenn ein Verteidiger der Reform endlich einmal kurz und bündig und grundsätzlich und verständlich und klar erläutern würde(Jansens Artikel im alten Forum geht auf die entscheidenden Argumente der Reformgegner leider nicht ein), warum die vermehrte Getrenntschreibung
1) für die Schreiber l e i c h t e r ist
2) für die Leser h i l f r e i c h e r ist
3) den Sprachzustand der Gegenwart (Worte, Begriffe) b e s s e r abbildet als die frühere Schreibung.
Ein gleich gut genügt natürlich nicht, denn dann wäre die Reform ja sinnlos gewesen.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
das mit dem beschäftigen meinte doch nicht die Materie Rechtschreibung! Wie kommen Sie denn darauf? Es meinte doch nur meinen kleinen Text!
Welche letzte Äußerung wollen Sie als stillschweigendes Eingeständnis nehmen? Ich weiß nicht, welche Sie meinen? Nur zu; das Eingestehen von Fehlern fällt mir nicht schwer.
Sie erinnern mich an eine älter Idee. Ich finde, ein gutes Rechtschreibwörterbuch müsste z.B. bei Konjunktionen Kästchen zur Kommasetzung haben. Das wäre absolut benutzerfreundlich.
Dass die Kommasetzung zum Beispiel an Konjunktionen hängt, ist ja gerade das, was die Regeln (u.a.) darstellen.
Was Sie zur Wortschreibung sagen, ist nun mal Ihr Ansatz (ich meine nicht, dass Sie damit alleine stehen). Es gibt andere. Dass, wie ich es auch glaube, die meisten Dudenbenutzer nur im Wörterverzeichnis nachschlagen und vielfach gar nicht wissen, dass es auch Regeln gibt, erklärt für mich teilweise den Protest an der Neuregelung. Schreibweisen ändern klingt nach Willkür. Wäre den Leuten bewusst, dass die Neuregelung im Wesentlichen nur dafür sorgt, dass die alten Regeln noch mehr Geltung bekommen § 34 und 36 ausgenommen , dann gäbe es vermutlich weniger Protest.
Zu dem, was Sie zu den Korrekturen am Regelwerk schreiben, sage ich vor allem: Ich freue mich schon auf die Verbesserungen.
Wenn Sie unter anderem wegen interner Informationen über unschöne Dinge über den politischen Entscheidungsprozess verbittert sind, dann hätte ich da durchaus Verständnis für. Wann schreibt jemand ein Buch darüber, welche Machenschaften dafür gesorgt haben, dass der Duden das Monopol erhielt? Über Machenschaften, wie Reformversuche bisher verhindert wurden, gibt es meiner Einschätzung nach schon einiges.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Eine sehr interessante Bemerkung, Herr Kukulies, finde ich. Ich wundere mich manchmal, wenn manche erwarten, aufgrund der bisherigen Erschwerung der ss/ß-Schreibung durch die Reform würde in einem der kommenden Reformschritte das ß vollends abgeschafft werden, was ja aus der Perspektive der Fehlervermeidung tatsächlich ein Fortschritt wäre. Ich sehe da zwei ganz gewaltige Hürden. Zum einen wird die Reform ja erst einmal ganz erheblich geändert, und zwar werden ganz überwiegend bisherige Schreibweisen und Regeln wiederhergestellt werden müssen. Dadurch wird die Begeisterung für Regeländerungen und das Vertrauen in die Versprechen der Politiker doch merklich leiden. Auch wird allmählich jedermann begriffen haben, daß die Reform in jedem Fall zu einer dauerhaften Spaltung und Zersplitterung der Schreibweisen führt, also keineswegs zu einem neuen Standard, wie es immer angekündigt und als notwendig bezeichnet wurde. Und zweitens: Die Abschaffung des ß beträfe ja nun fast alle Straßenschilder im gesamten deutschsprachigen Raum (und als weitreichender Umsturz alle bisherigen Texte und Lexika, auch die schon reformierten!). Ich kann mir schlecht vorstellen, daß man da zum Beispiel die Frage nach den Straßenschildern wieder so einfach durch Propaganda übertönen kann. Man beachte die zahlreichen Beiträge im Nachrichtenbereich zur Straßenbeschilderung!
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
... Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben. Zum dem jetzigen Stand der Meinungsbildung habe ich nichts gesagt und es auch noch nicht einmal gemeint.
Antwort: Was soll denn das? Wenn ich mit meiner Freundin eine Übereinkunft treffe, welches Auto wir zum Beispiel kaufen, wie käme ich dann dazu, zum Beispiel allen Kollegen in meiner Firma dieselbe Übereinkunft als allgemein verbindlich vorzusetzen? Was interessiert es uns, wie sich die damals aktuelle Besetzung der Reformkommission nach einigem Hauen und Stechen, zum Beispiel unter Protest des Mitglieds Horst Haider Munske geeinigt hat? Es ist einigermaßen merkwürdig, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen, das tut niemand außer Ihnen. Ihre Argumentation ist derart künstlich, daß Sie selbst für das Mißverständnis verantwortlich sind. Sprachgemeinschaft sind alle Deutschsprachigen, insbesondere die Muttersprachler. Sie lehnen die Reform ab, sie haben die mehrheitliche Übereinkunft, die Reform abzuschaffen. Alles andere ist Diktatur. Im übrigen ist die Rechtschreibung nur sehr begrenzt eine Konvention. Wenn sie ausschließlich eine Konvention wäre, könnte es ja beliebige Regeländerungen geben, zum Beispiel die Regel: Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort usw. Das ist offensichtlich nicht realistisch.
... Der zweite Teil Ihres Satzes trifft zu: Ich äußere meine Stellungnahmen als freier Mitmensch ... Wer zu solchen spekulativen Verschwörungstheorien greift wie Sie, wie kann der den gleichzeitig so pharisäerhaft von Aufklärung sprechen?
Antwort: Na, dann klären Sie doch mal auf, Herr Jansen: Wer sind Sie, was machen Sie, was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sich für sie interessieren? Und schon sind alle Theorien vom Tisch. Die Gegener der Reform verstecken sich nicht, aber auffallend viele Befürworter, auch Sie. (Was hatten wir hier nicht alles für Pseudonyme und Anonyme!) Wie sollten Sie da glaubwürdig sein? Wollen Sie sich nicht wenigstens positiv von diesen Feiglingen abheben?
... Ickler sagt, Rad fahren ist eigentlich dudenkonform, Jansen sagt richtigstellen ist eigentlich konform mit dem neuen Regelwerk. Machen Sie vielleicht eher einen Unterschied nach dem Feind-Freund-Schema als an der Sache orientiert?
Antwort: Ein Unterschied ist, daß man Herrn Icklers Aussage nicht widerlegen kann, daß sie richtig ist; er erläutert auch präzise, was er damit meint: eben Übereinstimmung mit dem Regelwerk des Duden. Ein anderer Unterschied ist, daß man deshalb Professor Icklers Aussage voll zustimmen kann und das auch tut, während Ihnen niemand in Ihrer Aussage zustimmt, nicht einmal ein Reformer. (Oder sind Sie einer? Man weiß es ganz einfach nicht, es könnte ja sein; ich glaube es nicht. Also: Was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sie anpreisen wollen? Man hat entsprechende Informationen von mir, von Professor Ickler, von Norbert Schäbler, von Manfred Riebe, von Christian Melsa, von Walter Lachenmann - wie steht es mit Ihnen?)
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 25.03.2001 um 22.00
Zunächst zum Methodischen: Bei alten Texten (Bibel, Platon) ist es unvermeidlich, daß man das Prinzip der wohlwollenden Interpretation befolgt, d. h. zunächst einmal versucht, den Text als in sich widerspruchsfrei und wahr zu deuten. Wir können die Verfasser nicht mehr fragen, wie sie es gemeint haben. Bei Texten, deren Verfasser gefragt werden können und sich außerdem oft genug dazu geäußert haben, wie es gemeint war, ist es schon etwas seltsam, den Text dennoch gegen ihre Intention auslegen zu wollen. So etwas kann man sich vielleicht im Strafrecht denken, wenn ein Beschuldigter sich auf das Bestimmtheitsgebot beruft, um aus dem Gesetzestext etwas herauszupressen, was auch nach Auffassung des Gesetzgebers nicht gemeint war.
Zur Sache: Herr Jansen meint, die Regel § 34 E3 (3), wonach alle Adjektive auf -ig, -isch und -lich getrennt vom Verb zu schreiben seien, müsse nicht ausnahmslos gelten, sondern lasse Raum für Zusammenschreibungen nach 2.2, und zwar wegen der Einleitungsformel: "In den Fällen, die nicht durch § 34 (1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt.
Unter E3 (3) steht dann:
(Dies betrifft) Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist.
Soweit könnte der behauptete Freiraum tatsächlich gegeben sein, obwohl die Urheber das immer bestritten haben; sie haben gerade durch die ausnahmslose Getrenntschreibung nach -ig usw. Klarheit schaffen wollen.
Nun folgen aber die Beispiele, die für die richtige Auslegung unbedingt notwendig sind:
lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern
Ist bei lästig fallen noch denkbar, daß man lästig erweitern und steigern kann, was eine Geregeltheit durch 2.2. theoretisch (und, ich wiederhole es, gegen den ausdrücklichen Willen der Urheber!) möglich erscheinen läßt, so schließt übrig bleiben dies endgültig aus. übrig ist hier weder steigerbar noch erweiterbar.
Die richtige Auslegung ist also nicht nur aus der allenfalls als gleichgültig zu betrachtenden Kommentarliteratur zu entnehmen, sondern aus dem Regelwerk selbst.
Herr Schaeder hat also vollkommen recht, wenn er fertigstellen oder was auch immer nur als Ausnahme erwägen möchte. Auch das erratische richtiggehend im amtlichen Wörterverzeichnis ist ja in diesem Sinne eine Ausnahme, die allerdings als solche herausgestellt zu werden verdient hätte. Es ist leider üblich geworden, solche einzigartigen Preziosen zum Ausgangspunkt unabsehbar vieler weiterer Ausnahmen zu machen, die das ganze Regelwerk unangreifbar erscheinen lassen (vgl. gewinnbringend usw.), aber auch unanwendbar vieldeutig. In diesem Sinne war übrigens auch der Vorschlag, kennenlernen wieder zusammenzuschreiben, eine Ende 1997 ausdrücklich als Ausnahme eingeführte Rückbaumaßnahme; sie ist allerdings nicht genehmigt worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.03.2001 um 22.00
Ich muß zunächst sagen, Herr Jansen, daß mich Ihre Höflichkeit beeindruckt, die ich nicht verdient hätte. Darum will ich diesmal auf Sie eingehen und Ihnen auch zugestehen, daß Sie formal recht haben: Es ist kein guter Stil, einen Text (höhnisch) abzufertigen, ohne ihn gelesen zu haben. Welche Rolle das nach der präzisen Antwort von Professor Ickler jetzt noch spielt, sei dahingestellt. Ich ging, wohl zu Recht, davon aus, daß ich irgendwann irgendwo etwas davon mitbekommen hätte, wenn es irgendeinen ernstzunehmenden Zweifel an der eindeutigen Getrenntschreibung von richtig stellen nach dem Regelwerk geben würde. Irgendwann hätte sich ein Lexikon, ein Reformer, eine Interpretationsschrift oder ein sonstiger Kommentar doch dazu geäußert, zumal sich die -ig/-isch-/-lich-Regel doch sofort als unhaltbarer Fremdkörper im Regelwerk herausgestellt hat.
Ich meine, daß sich deshalb nicht nur die spitzfindige Diskussion zu richtig stellen eigentlich erübrigen müßte, wenn Sie nicht immer wieder mit Hilfe der verrenktesten Deutungstricks versuchen würden, irgendwelche einzelnen Schwächen der Rechtschreibreform wegzuinterpretieren. Da man für solche Gehirnakrobatik ohne Zweifel eine gewisse Intelligenz braucht, frage ich mich gerade bei Ihnen: Wie kann man nur gleichzeitig so dämlich sein, die Rechtschreibreform insgesamt als gut zu bewerten?
Es ist doch beispielsweise so, daß die Rechtschreibung ihren Sinn darin hat, daß sich eine Sprachgemeinschaft (weitgehend) geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte; das erleichtert das Lesen wie auch das Schreiben. Die Reform zerstört nun diesen Konsens und verwirrt das ganze Volk - gegen dessen Willen maßen sich Politiker an, die Einheitlichkeit zu zerstören und das bisher Erworbene zu entwerten. Es ist völlig sicher, daß die Reform unter dem Strich eine erhebliche Erschwernis bedeutet - eine solche Regelkenntnis wie Sie haben ja keine tausend Leute in Deutschland, vielleicht nicht einmal hundert, so daß Sie die Frage der Fehlerquote nicht an sich selbst richten können. Ein elementares Grundverständnis von Rechtschreibung würde also zum Beispiel überhaupt nicht von der Frage ausgehen, ob irgendwelche irgendwie formulierten und verordneten Regeln an sich einfacher oder komplizierter sind, sondern zunächst einmal davon, ob sie in der Sprachgemeinschaft anerkannt werden oder ob wenigstens die Aussicht besteht, daß sich die Sprachgemeinschaft auf sie als neuen Konsens einigen wird. Davon kann überhaupt keine Rede sein. Solange Sie für die Rechtschreibreform eintreten, kann ich Sie deshalb (und aus anderen Gründen, Stichworte u. a. Demokratie, Kosten, Leitfunktion der Schriftsteller, Gesamtheit der Argumente) schlicht und ergreifend nicht ernst nehmen. Das gilt auch für Ihre soziale Kompetenz, Ihr Auftreten als sturer Propagandist in diesem Forum, das in erster Linie der Aufklärung der Öffentlichkeit dienen soll (Propaganda für die Reform gibt es ja genug, da braucht man Sie nicht). Wieso äußern Sie sich hier, wo Sie überwiegend auf Ablehnung und teilweise auf Verachtung stoßen? Ein vernünftiger Mensch sucht sich Gleichgesinnte und unterstützt sie; er mischt sich nicht ständig unter solche, die gänzlich andere Ansichten und im übrigen auch die weit besseren Argumente haben. Glauben Sie etwa, Sie könnten mich oder Professor Ickler oder sonst einen Gast zu einem Anhänger der Rechtschreibreform machen? Sind nicht jedesmal Ihre Argumente von Professor Ickler und anderen überzeugend widerlegt worden, so daß man Sie allmählich als begriffsstutzig (= doof) und auf die Dauer auch als zwanghaften Störenfried einstufen muß? Was wollen Sie eigentlich?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christoph Kukulies am 25.03.2001 um 22.00
Heute in der Aachener Zeitung zum Thema
Straßenschilder: Elsassstrasse,Elsassplatz. Sind
Geographische Eigennamen eigentlich auch
von der RSR betroffen? Die Schilderlobby dankt.
Ich hätte da noch ein paar Ideen: z.B. STOP(P) Schilder
an Straßenkreuzungen umstellen.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 25.03.2001 um 22.00
Sie haben sich wenigstens ernsthaft damit beschäftigt. Ich nehme für mich in Anspruch, nach dem Regelwerk zu schreiben, nicht nach dem Wörterverzeichnis oder gar einem Wörterbuch. Letztere sind für mich nur Hilfen. Ich handhabe das Ganze damit in der Weise, wie es mit der Zeichensetzung nicht anders geht, weil hier etwas Entspechendes zum Wörtverzeichnis nun einmal nicht existiert und auch sinnvollerweise nicht existieren kann.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Wen das Thema interessiert, der kann sich den Artikel aus dem neusten Sprachreport (IDS) als PDF herunterladen.
http://www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr01-inh.html#1
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.03.2001 um 22.00
Herr Jansen hält richtigstellen für regelkonform. Er liebt es, seine Unkenntnis der Rechtschreibreform hier auszubreiten, wie es scheint. Komisch, daß alle reformierten Wörterbücher richtig stellen vorsehen und daß die reformierte Presse so schreibt. Das kann einen Michael Jansen so schnell nicht von den Tatsachen überzeugen, für den überhaupt kennzeichnend ist, alle Welt mit seinen Interpretationen überzeugen zu wollen, auch wenn er damit allein steht. Sehr mutig! - sollen wir das denken? Ich finde das einfach nur blamabel.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Wer die Überlegenheit der neuen GuZ beweisen will, muß drei Dinge beweisen:
1. Die Schreiber haben es leichter.
2. Die Leser haben es leichter.
3. Es werden von der neuen Getrenntschreibung keine im Lauf der Zeit gewachsenen Begriffe und Wörter zerschlagen.
Da das leichte Lesen wichtiger ist als das leichte Schreiben (Herr Jansen ist da offenbar anderer Meinung), genügt es, wenn Punkt 2 bewiesen wird und (im Zusammenhang damit) Punkt 3.
Nun ist es aber ganz offensichtlich, daß es Schreiber und Leser jetzt schwerer haben und daß Begriffe und Wörter zerschlagen werden.
Also ist die neue GuZ ein Schildbürgerstreich.
Wenn Herr Jansen seine Forderung nach Unterscheidung von richtig stellen (z.B.: die Wörter in einem Satz richtig stellen)und richtigstellen auf Entsprechendes ausdehnt (und das müßte er eigentlich, wenn er konsequent ist), dann gehört er eigentlich schon ins Lager der Gegner der neuen Guz.
Von bloßer Subjektivität kann im übrigen bei den meisten der neuerdings zerschlagenen Begriffe nicht die Rede sein. Diese Begriffe stellen eine Einheit dar (wie fleischfressend) und finden sich immer noch im neuesten Duden. Man erkennt ihre weiterhin geltende Einheit an der vom Duden geforderten Betonung (nur der erste Bestandteil wird betont). Der Witz im neuen Duden: die Begriffe werden als Einheit gekennzeichnet (eben durch die Betonungszeichen) und gleichzeitig - getrennt geschrieben!! Natürlich gibt es manchmal Ausdrücke, bei denen man streiten kann. Hier soll jeder schreiben, wie er will, getrennt oder zusammen. Aber wenn alle Leute z.B. sógenannt sagen, dann muß man auch sogenannt schreiben (it.: cosidetto; engl.: so-called).
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.03.2001 um 22.00
>(Illauer)Ziel müßte es sein, die alte Schreibung sinnvoll und behutsam weiterzuentwickeln
Ich ergänze: Ziel müsste es sein, die neue Rechtschreibung deutlich zu vereinfachen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Frau Menges, ich glaube nicht, daß Vereinfachung wirklich einen Gewinn brächte. Die Sprache ist ein Werkzeug, das man immer gerade so anspruchsvoll gebrauchen kann, wie man es selber möchte. Man kann sich entscheiden, mit wenigen Wörtern auszukommen, man kann aber auch einen riesigen Wortschatz anstreben, mit dem man im Extrem nur noch von einem reduzierten Zirkel Eingeweihter verstanden wird. Das trifft ja sogar u.a. in der Jugendsprache zu, wo das Verwenden bzw. Nichtverwenden bestimmter Ausdrücke die Zugehörigkeit zu einer Gruppe signalisieren soll, oft, ohne daß sich die Anwender dieser sensiblen Wortwahl besonders bewußt wären. Man kann Sätze kompliziert anlegen oder simpel, einen sehr hochgestochen-erlesenen oder aber auch einen vulgären Stil wählen. Die Sprache ist unheimlich flexibel und vielschichtig, und diese Eigenschaften sind nützlich, sind Teil ihres Reichtums. Jeder kann also die Sprache in seiner ganz privaten Anwendung vereinfachen, soviel er nur möchte, sogar ohne daß er damit bestehenden Sprachregeln zuwiderliefe. Wenn aber nun eine vereinfachende (oder, wie in der Realität, auch einfach nur verzerrende) Maßnahme die gesamte Sprache zum Objekt hat, wie das bei der Rechtschreibreform der Fall ist (es handelt sich zwar nur um einen Eingriff auf die Schriftform der Sprache, dort aber zunächst grundsätzlich auf ihren gesamten Bestand, auch wenn die Änderungen nur in wenigen Einzelfällen resultieren), dann wird ihr Niveau, oder besser: ihre Funktionalität, auf gesamter Breite herabgesetzt. Und das, obwohl eben ohnehin schon für jeden einzelnen immer die Möglichkeit bestand, die Sprache nur so anspruchsvoll einzusetzen, wie er das möchte bzw. wie er dazu in der Lage ist. In Mitleidenschaft werden also jene Nutzerschichten gezogen, die das hohe Niveau wohlbegründet gerne beibehalten wollen. Diese können sich zwar gegenwärtig selbstverständlich immer noch Briefe gemäß Orthographienorm der höheren Qualität schreiben, aber in dieser Orthographie können sie kaum noch Zeitschriften oder Zeitungen lesen; die korrekte Deutung vieler feiner Ausdrucksmittel, wie sie die alte Rechtschreibung erlaubt bzw. begünstigt, ist in einer Umgebung der rechtschriftlichen Verunsicherung, wo mit viel Energie und Macht eine demokratisch illegitime Sprachnorm verbreitet werden soll, sehr unsicher geworden. Es entspricht einfach nicht dem Grundwesen der Sprache, sie auf Anordnung sprungartig in ihren Tiefenstrukturen sowie äußeren Merkmalen zu verändern, zumal, wenn sich dies gegen die große Mehrheit der Sprachnutzer richtet. Das Gesprochene, das Geschriebene, soll etwas Inhaltliches bedeuten. Die Reform beschränkt sich auf das spießige Ordnungsdenken eines Schrebergärtners. Und Vereinfachungsbemühungen, deren Motiv das simple Senken von Fehlerquoten in Schuldiktaten (und verwandten Angelegenheiten) ist, behandeln die Sprache unangemessen. Das beste Werkzeug ist nicht unbedingt das, welches sich am einfachsten bedienen läßt. Mit einem Hammer kann man Nägel einschlagen oder feinste Skulpturen aus Marmor meißeln. Soll das letztere abgeschafft werden, nur damit diejenigen, die das nicht so gut hinkriegen, nicht neidisch sein müssen?
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Um Mißverständnis zuvorzukommen, ergänze ich: Das beste Werkzeug ist nicht unbedingt das, welches sich UNTER ALLEN UMSTÄNDEN am einfachsten bedienen läßt.
Christian Melsa
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Ich ergänze nochmals, um Einwänden vorzubeugen: Wenn ich davon rede, daß die Reform die gesamte Sprache zum Objekt habe, dann meine ich damit, daß es sich um keine Modifikationen oder Handhabungen der Sprache von Individuen für den privaten Bereich handelt, sondern um eine Modifikation und Handhabung, deren Geltungsbereich sich über die gesamte Öffentlichkeit erstrecken soll.
Christian Melsa
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
lesen Sie meinen Text (altes Forum ganz unten; nur das unter Kritik reicht hierfür zunächtst) und dann lesen Sie noch einmal das Regelwerk an der betreffenden Stelle. Dann werden Sie nachvollziehen können, was ich meinte. Tönen Sie nicht ganz so laut, das ist in diesem Falle, Sie liegen nämlich daneben; Ihre Argumentation ist hier völlig redundant. Wenn ich doch sage, dass es um eine andere Auslegung als die offizielle geht, welchen Sinn macht es dann, dass Sie darauf hinweisen, dass die offizielle Auslegung bisher anders ist, als ich das an dieser Stelle für richtig halten würde. Wenn Sie einen Text kommentieren, müssen Sie ihn vorher gelesen haben. Anders geht es nicht.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Auch wenn Herr Wrase das vielleicht für Unkenntnis hält: Das Wörterverzeichnis verweist auf keinen Paragrafen, aus dem sich die Getrenntschreibung ergeben würde (nur eine Analogie). Es gilt also zu prüfen, ob sich die Zusammenschreibung mit dem Regelwerk rechtfertigen ließe.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Wen das Thema interessiert, der kann sich den Artikel aus dem neusten Sprachreport (IDS) als PDF herunterladen.
http://www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr01-inh.html#1
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Auch wenn Herr Wrase das vielleicht für Unkenntnis hält: Das Wörterverzeichnis verweist auf keinen Paragrafen, aus dem sich die Getrenntschreibung ergeben würde (nur eine Analogie). Es gilt also zu prüfen, ob sich die Zusammenschreibung mit dem Regelwerk rechtfertigen ließe.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Frau Menges, ich glaube nicht, daß Vereinfachung wirklich einen Gewinn brächte. Die Sprache ist ein Werkzeug, das man immer gerade so anspruchsvoll gebrauchen kann, wie man es selber möchte. Man kann sich entscheiden, mit wenigen Wörtern auszukommen, man kann aber auch einen riesigen Wortschatz anstreben, mit dem man im Extrem nur noch von einem reduzierten Zirkel Eingeweihter verstanden wird. Das trifft ja sogar u.a. in der Jugendsprache zu, wo das Verwenden bzw. Nichtverwenden bestimmter Ausdrücke die Zugehörigkeit zu einer Gruppe signalisieren soll, oft, ohne daß sich die Anwender dieser sensiblen Wortwahl besonders bewußt wären. Man kann Sätze kompliziert anlegen oder simpel, einen sehr hochgestochen-erlesenen oder aber auch einen vulgären Stil wählen. Die Sprache ist unheimlich flexibel und vielschichtig, und diese Eigenschaften sind nützlich, sind Teil ihres Reichtums. Jeder kann also die Sprache in seiner ganz privaten Anwendung vereinfachen, soviel er nur möchte, sogar ohne daß er damit bestehenden Sprachregeln zuwiderliefe. Wenn aber nun eine vereinfachende (oder, wie in der Realität, auch einfach nur verzerrende) Maßnahme die gesamte Sprache zum Objekt hat, wie das bei der Rechtschreibreform der Fall ist (es handelt sich zwar nur um einen Eingriff auf die Schriftform der Sprache, dort aber zunächst grundsätzlich auf ihren gesamten Bestand, auch wenn die Änderungen nur in wenigen Einzelfällen resultieren), dann wird ihr Niveau, oder besser: ihre Funktionalität, auf gesamter Breite herabgesetzt. Und das, obwohl eben ohnehin schon für jeden einzelnen immer die Möglichkeit bestand, die Sprache nur so anspruchsvoll einzusetzen, wie er das möchte bzw. wie er dazu in der Lage ist. In Mitleidenschaft werden also jene Nutzerschichten gezogen, die das hohe Niveau wohlbegründet gerne beibehalten wollen. Diese können sich zwar gegenwärtig selbstverständlich immer noch Briefe gemäß Orthographienorm der höheren Qualität schreiben, aber in dieser Orthographie können sie kaum noch Zeitschriften oder Zeitungen lesen; die korrekte Deutung vieler feiner Ausdrucksmittel, wie sie die alte Rechtschreibung erlaubt bzw. begünstigt, ist in einer Umgebung der rechtschriftlichen Verunsicherung, wo mit viel Energie und Macht eine demokratisch illegitime Sprachnorm verbreitet werden soll, sehr unsicher geworden. Es entspricht einfach nicht dem Grundwesen der Sprache, sie auf Anordnung sprungartig in ihren Tiefenstrukturen sowie äußeren Merkmalen zu verändern, zumal, wenn sich dies gegen die große Mehrheit der Sprachnutzer richtet. Das Gesprochene, das Geschriebene, soll etwas Inhaltliches bedeuten. Die Reform beschränkt sich auf das spießige Ordnungsdenken eines Schrebergärtners. Und Vereinfachungsbemühungen, deren Motiv das simple Senken von Fehlerquoten in Schuldiktaten (und verwandten Angelegenheiten) ist, behandeln die Sprache unangemessen. Das beste Werkzeug ist nicht unbedingt das, welches sich am einfachsten bedienen läßt. Mit einem Hammer kann man Nägel einschlagen oder feinste Skulpturen aus Marmor meißeln. Soll das letztere abgeschafft werden, nur damit diejenigen, die das nicht so gut hinkriegen, nicht neidisch sein müssen?
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Um Mißverständnis zuvorzukommen, ergänze ich: Das beste Werkzeug ist nicht unbedingt das, welches sich UNTER ALLEN UMSTÄNDEN am einfachsten bedienen läßt.
Christian Melsa
eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2001 um 22.00
Ich ergänze nochmals, um Einwänden vorzubeugen: Wenn ich davon rede, daß die Reform die gesamte Sprache zum Objekt habe, dann meine ich damit, daß es sich um keine Modifikationen oder Handhabungen der Sprache von Individuen für den privaten Bereich handelt, sondern um eine Modifikation und Handhabung, deren Geltungsbereich sich über die gesamte Öffentlichkeit erstrecken soll.
Christian Melsa
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
lesen Sie meinen Text (altes Forum ganz unten; nur das unter Kritik reicht hierfür zunächtst) und dann lesen Sie noch einmal das Regelwerk an der betreffenden Stelle. Dann werden Sie nachvollziehen können, was ich meinte. Tönen Sie nicht ganz so laut, das ist in diesem Falle, Sie liegen nämlich daneben; Ihre Argumentation ist hier völlig redundant. Wenn ich doch sage, dass es um eine andere Auslegung als die offizielle geht, welchen Sinn macht es dann, dass Sie darauf hinweisen, dass die offizielle Auslegung bisher anders ist, als ich das an dieser Stelle für richtig halten würde. Wenn Sie einen Text kommentieren, müssen Sie ihn vorher gelesen haben. Anders geht es nicht.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.03.2001 um 22.00
Herr Jansen hält richtigstellen für regelkonform. Er liebt es, seine Unkenntnis der Rechtschreibreform hier auszubreiten, wie es scheint. Komisch, daß alle reformierten Wörterbücher richtig stellen vorsehen und daß die reformierte Presse so schreibt. Das kann einen Michael Jansen so schnell nicht von den Tatsachen überzeugen, für den überhaupt kennzeichnend ist, alle Welt mit seinen Interpretationen überzeugen zu wollen, auch wenn er damit allein steht. Sehr mutig! - sollen wir das denken? Ich finde das einfach nur blamabel.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 24.03.2001 um 22.00
Wer die Überlegenheit der neuen GuZ beweisen will, muß drei Dinge beweisen:
1. Die Schreiber haben es leichter.
2. Die Leser haben es leichter.
3. Es werden von der neuen Getrenntschreibung keine im Lauf der Zeit gewachsenen Begriffe und Wörter zerschlagen.
Da das leichte Lesen wichtiger ist als das leichte Schreiben (Herr Jansen ist da offenbar anderer Meinung), genügt es, wenn Punkt 2 bewiesen wird und (im Zusammenhang damit) Punkt 3.
Nun ist es aber ganz offensichtlich, daß es Schreiber und Leser jetzt schwerer haben und daß Begriffe und Wörter zerschlagen werden.
Also ist die neue GuZ ein Schildbürgerstreich.
Wenn Herr Jansen seine Forderung nach Unterscheidung von richtig stellen (z.B.: die Wörter in einem Satz richtig stellen)und richtigstellen auf Entsprechendes ausdehnt (und das müßte er eigentlich, wenn er konsequent ist), dann gehört er eigentlich schon ins Lager der Gegner der neuen Guz.
Von bloßer Subjektivität kann im übrigen bei den meisten der neuerdings zerschlagenen Begriffe nicht die Rede sein. Diese Begriffe stellen eine Einheit dar (wie fleischfressend) und finden sich immer noch im neuesten Duden. Man erkennt ihre weiterhin geltende Einheit an der vom Duden geforderten Betonung (nur der erste Bestandteil wird betont). Der Witz im neuen Duden: die Begriffe werden als Einheit gekennzeichnet (eben durch die Betonungszeichen) und gleichzeitig - getrennt geschrieben!! Natürlich gibt es manchmal Ausdrücke, bei denen man streiten kann. Hier soll jeder schreiben, wie er will, getrennt oder zusammen. Aber wenn alle Leute z.B. sógenannt sagen, dann muß man auch sogenannt schreiben (it.: cosidetto; engl.: so-called).
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.03.2001 um 22.00
>(Illauer)Ziel müßte es sein, die alte Schreibung sinnvoll und behutsam weiterzuentwickeln
Ich ergänze: Ziel müsste es sein, die neue Rechtschreibung deutlich zu vereinfachen.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.03.2001 um 22.00
Niemals vorher habe ich erlebt, dass meine Beiträge als nicht diskussionswürdig begriffen wurden. Ich selbst lerne gerade die gegensätzliche Meinung der Rechtschreibreformgegner extensiv hier kennen. Ich denke, so eine gegenseitige Diskussion kann durchaus fruchtbar sein, aber wenn ich untenstehenden Satz ( Herr Wrase) lese, dass gerade ich stören will, dann frage ich mich, ob dieses Forum hier wirklich aus Leuten besteht, die über die Rechtschreibreform diskutieren wollen, oder ob es reine Rechthabemanier ist. Eigentlich schade, wenn es so ist. Das verhindert tatsächlich offene, gegenteilige Meinungen. Dies hat aber die Demokratie noch nie weitergebracht. Aber wenn Herr Wrase meint, dies sei Demokratie, nämlich Abwertung anderer Meinungen finde ich das sehr, sehr bedauerlich. Damit geht ein Stückchen des Aufeinanderzugehens leider zu Bruche. Meine Meinung habe ich wieder im neuen Gästebuch dargestellt. Dies ist nicht die Meinung einer etwas rückständigen, nicht diskussionsfähigen, ewig gestrigen Diskutantin, sondern die Meinung der Mehrzahl der Menschen, mit denen ich zusammen bin.
Keiner ist wirklich für die neue Rechtschreibung, auch wenn sie mir gefällt ( sie wurde ohne Not geboren, aber derzeit haben wir damit einfach andere Probleme; siehe Beitrag neues Gästebuch).
Ich wünsche gerade Ihnen, Herr Wrase ein Fünkchen Einsichtsfähigkeit auch in unsere Belange der neuen Rechtschreibung.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Zwei Fragen an Frau Menges (denn Lars macht nicht mehr mit):
1. Warum ist die neue GuZ für die Schreibenden bzw. Lernenden leichter zu beherrschen?
2. Warum bedeutet sie einen Fortschritt für die Lesenden?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
ich habe mit vielem gerechnet, wenn ich tatsächlich auf Ihre Frage nach den Vorteilen der neuen Gentrennt- u. Zusammenschreibung eingehe. Nicht gerechnet habe ich damit, dass keiner meinen Wettbewerbsbeitrag kommentiert. Da ich Sie sogar persönlich per E-Mail auf meinen Text hingewiesen habe, ist es mir einfach unverständlich, wie jemand mit so viel Eifer einen Aufruf macht und dann eine ernst gemeinte Reaktion darauf ignoriert. Aber vielleicht haben Sie die Diskussion ja auch nur woanders hin verlagert.
Können Sie die Sache aufklären?
Michael Jansen
eingetragen von Christoph Kukulies am 23.03.2001 um 22.00
Mehrfach habe ich jetzt in den WDR (Westdeutscher Rundfunk) Nachrichten
die Formulierung: ..wider besseren Wissens.. gehört. Mein Duden (16. Auflage -
etwas anderes brauche ich nicht, es sei denn vielleicht einen Ickler)
sagt: wider Wenf.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Es ist in der Tat interessant, daß zahlreiche Präpositionen mehr und mehr mit dem Genitiv verbunden werden. Der bekannteste Fall ist natürlich trotz, wo ja der Genitiv sogar als der korrektere Kasus gilt. Mir scheint, daß wegen hier den Ausgangspunkt gebildet hat. Ganz allgemein kann man sagen, daß der Genitiv zwar bei Verben schwindet (einer Sache gedenken), dafür jedoch als Kasus des Attributes noch sehr lebendig ist und nun eben als typischer Kasus bei Präpositionen an Boden gewinnt, sozusagen ein deutscher Präpositiv zu werden beginnt. Dazu mag beitragen, daß er wegen der Beugungsendungen noch ziemlich deutlich erkennbar ist und sich von den vielen unmarkierten Nominativen und Akkusativen, die den Satz sonst noch bevölkern, unterscheidet. Bei wider kommt hinzu, daß diese Präposition kaum noch gebräuchlich, ihre richtige Rektion also nicht sehr vertraut ist. Unter Beliebigkeit würde ich diese Entwicklung nicht einreihen, sondern sie in einem größeren Zusammenhang sehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Bitte entschuldigen Sie. Ich habe Ihren Beitrag einmal nach schwieriger Suche gefunden, wollte ihn noch einmal genau lesen, um kurz dazu Stellung zu nehmen, und jetzt finde ich ihn nicht mehr. Wäre es möglich, ihn in dieses Gästebuch zu stellen? Mit dem Forum kann ich noch nicht umgehen, ich kann dort auch keinen Eintrag machen. Selbstverständlich habe ich ihren sachlichen und ernsten Beitrag nicht vergessen. Ich wollte mich schon länger rühren. Bitte entschuldigen Sie nochmals, daß ich das versäumt habe.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.03.2001 um 22.00
Herr Illauer,
gerne streite ich mit Ihnen im neuen Gästebuch: Von den Reizen der Neuen Rechtschreibung. Warum keine Getrenntschreibung der Wörter allein selig machend, allgemein gültig oder die Großschreibung der Wörter: ein Deutsch sprechender Ausländer oder der Deutsche Schäferhund ?
RenateMariaMenges
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Bei allgemeingültig ist die Univerbierung nicht nur am Akzent zu erkennen (wie bei sogenannt), sondern vor allem an der gesamthaften Steigerbarkeit:
Noch allgemeingültiger und im UNIX-Bereich besonders attraktiv ist die Möglichkeit ...
Das ist zwingend. Man kann und muß bei allen solchen Überlegungen die grammatischen Aspekte heranziehen. Das ist aber nicht alles. Wenn jemand ausdrücken will, daß etwas allein selig macht, soll er es halt schreiben; nur trifft er dann nicht den kirchensprachlichen Begriff.
Je mehr man sich auf diese Dinge einläßt, also auch auf den geschichtlichen Hintergrund, desto interessanter und lehrreicher wird es. Man muß sich bloß ein bißchen von der schülerhaften Frage nach möglichen Fehlern freimachen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 23.03.2001 um 22.00
Ich frage mich nur, was die Leute in den
Nachrichtenredaktionen reitet, einem derart
falsches Deutsch aufzutischen.
Hat sich in einem der neuen Duden zur Präposition
wider etwas getan, das diese Leute nun ausprobieren
oder muß man den zuständigen Redakteur einfach nur mal
anrufen und ihn auf seinen Fehler hinweisen.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Sehr geehrte Frau Menges!
Es geht nicht ums Streiten, sondern um den Austausch und die Gewichtung, Bestätigung bzw. Widerlegung von Argumenten.
Die neue GuZ ist aus diesen drei Gründen schlechter;
1. Der Schreibende, Lernende hat es schwerer (komplizierte, sehr äußerliche Regeln, die nicht selten versagen; starke Zunahme der Getrenntschreibung, aber immer noch eine riesige Menge von Zusammenschreibungen...).
2. Der Leser hat es schwerer: Differenzierungen sind weggefallen. Der Leser bekommt über 1000 Informationen weniger (die richtige bzw. vom Schreiber beabsichtigte Betonung betreffend, Aussprache und Sinn betreffend), Informationen, die ihm der neue Duden durch untergesetzte Punkte und Striche noch gibt, die ihm der Text aber nicht mehr gibt, weil es im Text keine untergesetzten Betonungszeichen gibt und weil die Zusammenschreibung weggefallen ist. richtig stellen = ríchtig stellen oder richtig stéllen? heimlich tun = heimlich tún oder heímlich tun? Die Zusammenschreibung hat Klarheit geschaffen! Diese Klarheit fällt jetzt in über 1000 Fällen weg. Ein großer Nachteil ganz besonders für alle, die die Sprache lernen. Natürlich kann man die richtige Bedeutung meist aus dem Zusammenhang erkennen. Aber warum verweigert man dem Leser die kleine und für das schnelle Lesen überaus nützliche Hilfe?
3. (hängt mit 2. zusammen) Im Lauf der Sprachentwicklung entstandene Begriffe und Wörter werden zerschlagen. Die neue Rechtschreibung bildet in vielen Fällen nicht den Sprachzustand der Gegenwart ab, sondern den Sprachzustand früherer Jahrhunderte. Besonders krass: eine Hand voll Leute. Zeit lang (= Sehnsucht) haben.
Wer die neue Getrenntschreibung verteidigt, muß diese Nachteile wergargumentieren.
Es hat keinen Sinn, Ungereimtheiten der alten Schreibung zu nennen. Die alte Schreibung ist im ganzen trotzdem deutlich besser als die neue. Ziel müßte es sein, die alte Schreibung sinnvoll und behutsam weiterzuentwickeln. Die neue GuZ ist teilweise eine peinliche Flickschusterei. Da war der Elephant im Porzellanladen. Besonders ärgerlich: Journalisten großer Zeitungen machen den Blödsinn mit: eine Hand voll Mönche... Er fordert ihn auf, das richtig zu stellen...
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Stephanus Peil am 23.03.2001 um 22.00
Rat suchende allein Erziehende in Besorgnis erregender Zahl baten den Sozialdezernenten die inzwischen fertig gestellte Neuberechnung der Zuschusssätze bis morgen Mittag bekannt zu geben.
Gefunden in: Leserbrief Rechtschreibkrise an Schulen von Prof. Helmut Jochems, Kreuztal, erschienen im Bonner General-Anzeiger vom 28./29. Juni 1997
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Herr Illauer,
mein Text ist nicht schwer zu finden. Er steht im alten Forum (ganz runterblättern)
Dort kann man auch lesen, dass ich richtigstellen für regelkonform halte, was von der (ungebräuchlichen) Wortgruppe richtig stellen zu unterscheiden ist.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Wer besitzt die CD-ROM zur 3. Auflage von Dudens Universalwörterbuch und könnte mir bei der Beantwortung einer kleinen Frage helfen? Bitte mit E-Mail-Adresse melden! Herzlichen Dank im voraus!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Es ist in der Tat interessant, daß zahlreiche Präpositionen mehr und mehr mit dem Genitiv verbunden werden. Der bekannteste Fall ist natürlich trotz, wo ja der Genitiv sogar als der korrektere Kasus gilt. Mir scheint, daß wegen hier den Ausgangspunkt gebildet hat. Ganz allgemein kann man sagen, daß der Genitiv zwar bei Verben schwindet (einer Sache gedenken), dafür jedoch als Kasus des Attributes noch sehr lebendig ist und nun eben als typischer Kasus bei Präpositionen an Boden gewinnt, sozusagen ein deutscher Präpositiv zu werden beginnt. Dazu mag beitragen, daß er wegen der Beugungsendungen noch ziemlich deutlich erkennbar ist und sich von den vielen unmarkierten Nominativen und Akkusativen, die den Satz sonst noch bevölkern, unterscheidet. Bei wider kommt hinzu, daß diese Präposition kaum noch gebräuchlich, ihre richtige Rektion also nicht sehr vertraut ist. Unter Beliebigkeit würde ich diese Entwicklung nicht einreihen, sondern sie in einem größeren Zusammenhang sehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Bitte entschuldigen Sie. Ich habe Ihren Beitrag einmal nach schwieriger Suche gefunden, wollte ihn noch einmal genau lesen, um kurz dazu Stellung zu nehmen, und jetzt finde ich ihn nicht mehr. Wäre es möglich, ihn in dieses Gästebuch zu stellen? Mit dem Forum kann ich noch nicht umgehen, ich kann dort auch keinen Eintrag machen. Selbstverständlich habe ich ihren sachlichen und ernsten Beitrag nicht vergessen. Ich wollte mich schon länger rühren. Bitte entschuldigen Sie nochmals, daß ich das versäumt habe.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Christoph Kukulies am 23.03.2001 um 22.00
Mehrfach habe ich jetzt in den WDR (Westdeutscher Rundfunk) Nachrichten
die Formulierung: ..wider besseren Wissens.. gehört. Mein Duden (16. Auflage -
etwas anderes brauche ich nicht, es sei denn vielleicht einen Ickler)
sagt: wider Wenf.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Sehr geehrter Herr Illauer,
ich habe mit vielem gerechnet, wenn ich tatsächlich auf Ihre Frage nach den Vorteilen der neuen Gentrennt- u. Zusammenschreibung eingehe. Nicht gerechnet habe ich damit, dass keiner meinen Wettbewerbsbeitrag kommentiert. Da ich Sie sogar persönlich per E-Mail auf meinen Text hingewiesen habe, ist es mir einfach unverständlich, wie jemand mit so viel Eifer einen Aufruf macht und dann eine ernst gemeinte Reaktion darauf ignoriert. Aber vielleicht haben Sie die Diskussion ja auch nur woanders hin verlagert.
Können Sie die Sache aufklären?
Michael Jansen
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.03.2001 um 22.00
Niemals vorher habe ich erlebt, dass meine Beiträge als nicht diskussionswürdig begriffen wurden. Ich selbst lerne gerade die gegensätzliche Meinung der Rechtschreibreformgegner extensiv hier kennen. Ich denke, so eine gegenseitige Diskussion kann durchaus fruchtbar sein, aber wenn ich untenstehenden Satz ( Herr Wrase) lese, dass gerade ich stören will, dann frage ich mich, ob dieses Forum hier wirklich aus Leuten besteht, die über die Rechtschreibreform diskutieren wollen, oder ob es reine Rechthabemanier ist. Eigentlich schade, wenn es so ist. Das verhindert tatsächlich offene, gegenteilige Meinungen. Dies hat aber die Demokratie noch nie weitergebracht. Aber wenn Herr Wrase meint, dies sei Demokratie, nämlich Abwertung anderer Meinungen finde ich das sehr, sehr bedauerlich. Damit geht ein Stückchen des Aufeinanderzugehens leider zu Bruche. Meine Meinung habe ich wieder im neuen Gästebuch dargestellt. Dies ist nicht die Meinung einer etwas rückständigen, nicht diskussionsfähigen, ewig gestrigen Diskutantin, sondern die Meinung der Mehrzahl der Menschen, mit denen ich zusammen bin.
Keiner ist wirklich für die neue Rechtschreibung, auch wenn sie mir gefällt ( sie wurde ohne Not geboren, aber derzeit haben wir damit einfach andere Probleme; siehe Beitrag neues Gästebuch).
Ich wünsche gerade Ihnen, Herr Wrase ein Fünkchen Einsichtsfähigkeit auch in unsere Belange der neuen Rechtschreibung.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Zwei Fragen an Frau Menges (denn Lars macht nicht mehr mit):
1. Warum ist die neue GuZ für die Schreibenden bzw. Lernenden leichter zu beherrschen?
2. Warum bedeutet sie einen Fortschritt für die Lesenden?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Sehr geehrte Frau Menges!
Es geht nicht ums Streiten, sondern um den Austausch und die Gewichtung, Bestätigung bzw. Widerlegung von Argumenten.
Die neue GuZ ist aus diesen drei Gründen schlechter;
1. Der Schreibende, Lernende hat es schwerer (komplizierte, sehr äußerliche Regeln, die nicht selten versagen; starke Zunahme der Getrenntschreibung, aber immer noch eine riesige Menge von Zusammenschreibungen...).
2. Der Leser hat es schwerer: Differenzierungen sind weggefallen. Der Leser bekommt über 1000 Informationen weniger (die richtige bzw. vom Schreiber beabsichtigte Betonung betreffend, Aussprache und Sinn betreffend), Informationen, die ihm der neue Duden durch untergesetzte Punkte und Striche noch gibt, die ihm der Text aber nicht mehr gibt, weil es im Text keine untergesetzten Betonungszeichen gibt und weil die Zusammenschreibung weggefallen ist. richtig stellen = ríchtig stellen oder richtig stéllen? heimlich tun = heimlich tún oder heímlich tun? Die Zusammenschreibung hat Klarheit geschaffen! Diese Klarheit fällt jetzt in über 1000 Fällen weg. Ein großer Nachteil ganz besonders für alle, die die Sprache lernen. Natürlich kann man die richtige Bedeutung meist aus dem Zusammenhang erkennen. Aber warum verweigert man dem Leser die kleine und für das schnelle Lesen überaus nützliche Hilfe?
3. (hängt mit 2. zusammen) Im Lauf der Sprachentwicklung entstandene Begriffe und Wörter werden zerschlagen. Die neue Rechtschreibung bildet in vielen Fällen nicht den Sprachzustand der Gegenwart ab, sondern den Sprachzustand früherer Jahrhunderte. Besonders krass: eine Hand voll Leute. Zeit lang (= Sehnsucht) haben.
Wer die neue Getrenntschreibung verteidigt, muß diese Nachteile wergargumentieren.
Es hat keinen Sinn, Ungereimtheiten der alten Schreibung zu nennen. Die alte Schreibung ist im ganzen trotzdem deutlich besser als die neue. Ziel müßte es sein, die alte Schreibung sinnvoll und behutsam weiterzuentwickeln. Die neue GuZ ist teilweise eine peinliche Flickschusterei. Da war der Elephant im Porzellanladen. Besonders ärgerlich: Journalisten großer Zeitungen machen den Blödsinn mit: eine Hand voll Mönche... Er fordert ihn auf, das richtig zu stellen...
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Stephanus Peil am 23.03.2001 um 22.00
Rat suchende allein Erziehende in Besorgnis erregender Zahl baten den Sozialdezernenten die inzwischen fertig gestellte Neuberechnung der Zuschusssätze bis morgen Mittag bekannt zu geben.
Gefunden in: Leserbrief Rechtschreibkrise an Schulen von Prof. Helmut Jochems, Kreuztal, erschienen im Bonner General-Anzeiger vom 28./29. Juni 1997
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg
eingetragen von Gast am 23.03.2001 um 22.00
Herr Illauer,
mein Text ist nicht schwer zu finden. Er steht im alten Forum (ganz runterblättern)
Dort kann man auch lesen, dass ich richtigstellen für regelkonform halte, was von der (ungebräuchlichen) Wortgruppe richtig stellen zu unterscheiden ist.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Wer besitzt die CD-ROM zur 3. Auflage von Dudens Universalwörterbuch und könnte mir bei der Beantwortung einer kleinen Frage helfen? Bitte mit E-Mail-Adresse melden! Herzlichen Dank im voraus!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.03.2001 um 22.00
Herr Illauer,
gerne streite ich mit Ihnen im neuen Gästebuch: Von den Reizen der Neuen Rechtschreibung. Warum keine Getrenntschreibung der Wörter allein selig machend, allgemein gültig oder die Großschreibung der Wörter: ein Deutsch sprechender Ausländer oder der Deutsche Schäferhund ?
RenateMariaMenges
eingetragen von Theodor Ickler am 23.03.2001 um 22.00
Bei allgemeingültig ist die Univerbierung nicht nur am Akzent zu erkennen (wie bei sogenannt), sondern vor allem an der gesamthaften Steigerbarkeit:
Noch allgemeingültiger und im UNIX-Bereich besonders attraktiv ist die Möglichkeit ...
Das ist zwingend. Man kann und muß bei allen solchen Überlegungen die grammatischen Aspekte heranziehen. Das ist aber nicht alles. Wenn jemand ausdrücken will, daß etwas allein selig macht, soll er es halt schreiben; nur trifft er dann nicht den kirchensprachlichen Begriff.
Je mehr man sich auf diese Dinge einläßt, also auch auf den geschichtlichen Hintergrund, desto interessanter und lehrreicher wird es. Man muß sich bloß ein bißchen von der schülerhaften Frage nach möglichen Fehlern freimachen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 23.03.2001 um 22.00
Ich frage mich nur, was die Leute in den
Nachrichtenredaktionen reitet, einem derart
falsches Deutsch aufzutischen.
Hat sich in einem der neuen Duden zur Präposition
wider etwas getan, das diese Leute nun ausprobieren
oder muß man den zuständigen Redakteur einfach nur mal
anrufen und ihn auf seinen Fehler hinweisen.
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.03.2001 um 23.00
Die Aufklärungs- und Diskussionsbereitschaft der Gäste hier in allen Ehren, aber ich frage mich: Wie kann man nur mit Lars Kerner ein ernsthaftes Gespräch führen wollen? Wir hatten hier schon mehrfach die Umfrage, ob wir seine Beiträge grundsätzlich löschen sollten, überwiegende Meinung: ja. Deshalb weicht er ja auch auf pseudonyme Beiträge aus, wobei es ihm diesmal unter anderem gelang, Herrn Riebe hereinzulegen, eine zweifache Intervention von Professor Ickler heraufzubeschwören, die Herr Riebe jeweils wieder mißachtete; daß ich nochmals darauf hinwies, wurde offenbar als so peinlich empfunden, daß man diesen Hinweis löschte. Ich bin entschieden dafür, anonyme und pseudonyme Beiträge zu löschen (nach wie vor) und natürlich mit Personen wie Lars Kerner überhaupt nicht zu diskutieren. Er sagt doch ganz klar, daß es ihm darum geht, uns zu verarschen und zu verhöhnen. Ich bitte Herrn Illauer, einmal das Gästebuch zu durchforsten und sich vor Augen zu führen, welche Diskussionsbereitschaft Lars Kerner früher bereits dokumentiert hat. Ich finde geradezu, man macht sich lächerlich, wenn man mit L. K., Frau Menges und ähnlichen Figuren dauerhaft diskutiert, weil man damit zeigt, daß man nicht erkennen kann, daß solche Leute keinerlei Einsichtsfähigkeit haben bzw. daß es ihnen sowieso nur darauf ankommt, hier möglichst effektiv zu stören. Um solche destruktiven Beiträge braucht man offensichtlich nicht händeringend zu bitten. Ich möchte auch Herrn Illauer darauf hinweisen, daß wir hier (außer Herrn Peil, Herrn Riebe und teilweise Herrn Lachenmann) nicht für das Prinzip des alten Duden eintreten, sondern für die Anerkennung der bisherigen Schreibweisen und die Wiederherstellung der Einheitsschreibung des 20. Jahrhunderts, wie sie Professor Ickler in seinem Wörterbuch darstellt. Darin finden sich nicht die geringen Läckschäden, auf die Lars Kerner hingewiesen hat und die in der Summe keineswegs gering sind. Ich bestreite natürlich nicht, daß der alte Duden immer noch wesentlich besser war als die Reform und vor allem der durch sie hervorgerufene Zustand.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.03.2001 um 23.00
Bisher war (jedenfalls mir) nur soviel klar, - oder ich war der Meinung, es sei so - daß die Veranstaltung rechtschreibreform.com ein Diskussionsforum zum Thema Rechtschreibreform ist bzw. sei.
Jetzt sagt Herr Wrase, daß »wir hier« für etwas ganz bestimmtes »eintreten«, siehe sein Beitrag.
Heißt dies, daß jeder, der für etwas anderes »eintritt«, hier sich nicht zu Wort melden sollte? Von dem Wrestler L.K. ist hier nicht die Rede, über dessen intellektuelle Kompetenz und seine Absichten gibt es wohl kaum Zweifel.
Aber Frau Dr.RenateMariaMenges oder Herr Jansen treten doch mit ernsthaftem Bemühen für eine andere Meinung ein. Hier könnte Überzeugungsarbeit gegen Überzeugungsarbeit antreten. Natürlich sind »wir« der Ansicht, wir hätten die besseren Argumente. Haben wir ja auch. Aber was hätte eine Diskussion für einen anderen Sinn, als diese einander gegenüberzustellen?
Ob Herr Riebe und Herr Peil tatsächlich für den alten Duden eintreten, sollten sie vielleicht an dieser Stelle deutlich aussprechen.
Wenn man mich fragen würde, ob ich für den alten Duden eintrete, dann würde ich dies nicht unbedingt bejahen, weil ich in diesen Diskussionen viel darüber gelernt habe, wie problematisch er wohl war, was vielen, auch mir, nicht bewußt geworden ist. Aber nachdem ich immer noch dabei bin, Korrekturen an einem Buch auszuführen, das weder nach Neuer Rechtschreibung noch nach Altem Duden redigiert werden soll, sondern nach einer offenkundig nicht nur mir nicht durchschaubaren orthographischen Eigenkreation, die jeglicher Plausibilität entbehrt und zu absolut albernen Schreibformen führt, wünschte ich mir die Zeiten schon zurück, wo hilflose Redakteure (es ist hier nicht einmal der schreibungewohnte Schreiner oder die sprachlich eher zweitrangig ehrgeizige Sekretärin, sondern es sind professionelle Schreibberufler am Werke! - im Zweifelsfall zum Duden greifen und die allgemein üblichen und den Text in aller Regel nicht verunstaltenden Schreibweisen nachsehen konnten.
Und nun wünschte ich mir ein neues Wörterbuch, das all jene, die vom Neuen Duden nichts wissen wollen, den Alten aber nicht mehr finden, er ist nicht mehr zu kaufen, so verwenden könnten, wie man einst den »alten« Duden verwendet hat, ohne seine problematischen Seiten überhaupt wahrzunehmen.
Aber ich fange nicht wieder mit meiner Meckerei an Icklers Wörterbuch an, keine Sorge, ich habe das ja nur ein bißchen übertrieben, damit überhaupt hingehört wird. Das wird schon richtig werden.
Und was ich hier vermisse, das sind die vielen, vielen anderen Reformgegner, auch die Journalisten, Redakteure, Verleger, meine Kollegen (Sie, Herr Wrase, sind ja einer), aber wo bleibt die breite Diskussion?
Es sieht tatsächlich eher nach einem versprengten Trüppchen leicht angeschlagener Märtyrer aus, die sich anbetungsvoll um ihren keiser scharen und dem mehr huldigen, als ihm genehm sein mag, bis hin zur Proskynese. Da tut ein wohlwollender Stänkerer zwischendurch vielleicht ganz erfrischende Wirkung. So jedenfalls sollte es verstanden werden.
Und weil Herr Ickler einen Schüttelreim von mir bestellt hat, kommt er hier. Ich gehe auf meine Gesprächspartner ja immer liebevoll ein, von Menges bis Ickler.
Der Schüttelreim bezieht sich auf Herrn Wrases Zornesepistel im Kleintierzoo und will dessen Messitsch zusammenfassen. Er ist in der Satzmelodie etwas eierig, aber das gehört zur künstlerischen Grundintention, weil er den eierigen Seegang des keiserlichen bots bzw. conteiners versinnbildlichen will.
Big Brother Wrases You!
Freund Lachenmann, hier mag Deinen Stänker-Ton keiner,
Drum schleich Dich, verschwinde aus unsrem Con teiner.
Na, was sagen Sie jetzt!
Walter Lachenmann
immer noch im Krottenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 21.03.2001 um 23.00
Da ich neben verschiedenen beruflichen Pflichten gerade sehr konkret am Rechtschreibwörterbuch bastele und außerdem eine Besprechung des interessanten neuen Duden-Universalwörterbuchs verfasse, habe ich weder Zeit noch Lust, mich an diesen unermüdlichen Diskussionen über die Geschäftsordnung und über Beziehungsprobleme zu beteiligen. Ich erwähne das nur, weil hier dauernd auch von mir und meinem Wörterbuch die Rede ist. Ich werde also darauf meist nicht eingehen, bin aber nach wie vor sehr empfänglich und dankbar für konkrete Hinweise, wie sie mir per E-Mail schon so reichlich zugeflossen sind, daß ich alle Hände voll zu tun habe, sie einzuarbeiten. Das Wörterbuch wird von Tag zu Tag besser, und wenn das so weitergeht, werden wir im Herbst was ganz Hübsches in der Hand haben. Es ist eine rechte Sprachschlemmerei, der ich mich hier hingebe, und macht viel Spass (so das bayerische Schulministerium).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.03.2001 um 23.00
Die Aufklärungs- und Diskussionsbereitschaft der Gäste hier in allen Ehren, aber ich frage mich: Wie kann man nur mit Lars Kerner ein ernsthaftes Gespräch führen wollen? Wir hatten hier schon mehrfach die Umfrage, ob wir seine Beiträge grundsätzlich löschen sollten, überwiegende Meinung: ja. Deshalb weicht er ja auch auf pseudonyme Beiträge aus, wobei es ihm diesmal unter anderem gelang, Herrn Riebe hereinzulegen, eine zweifache Intervention von Professor Ickler heraufzubeschwören, die Herr Riebe jeweils wieder mißachtete; daß ich nochmals darauf hinwies, wurde offenbar als so peinlich empfunden, daß man diesen Hinweis löschte. Ich bin entschieden dafür, anonyme und pseudonyme Beiträge zu löschen (nach wie vor) und natürlich mit Personen wie Lars Kerner überhaupt nicht zu diskutieren. Er sagt doch ganz klar, daß es ihm darum geht, uns zu verarschen und zu verhöhnen. Ich bitte Herrn Illauer, einmal das Gästebuch zu durchforsten und sich vor Augen zu führen, welche Diskussionsbereitschaft Lars Kerner früher bereits dokumentiert hat. Ich finde geradezu, man macht sich lächerlich, wenn man mit L. K., Frau Menges und ähnlichen Figuren dauerhaft diskutiert, weil man damit zeigt, daß man nicht erkennen kann, daß solche Leute keinerlei Einsichtsfähigkeit haben bzw. daß es ihnen sowieso nur darauf ankommt, hier möglichst effektiv zu stören. Um solche destruktiven Beiträge braucht man offensichtlich nicht händeringend zu bitten. Ich möchte auch Herrn Illauer darauf hinweisen, daß wir hier (außer Herrn Peil, Herrn Riebe und teilweise Herrn Lachenmann) nicht für das Prinzip des alten Duden eintreten, sondern für die Anerkennung der bisherigen Schreibweisen und die Wiederherstellung der Einheitsschreibung des 20. Jahrhunderts, wie sie Professor Ickler in seinem Wörterbuch darstellt. Darin finden sich nicht die geringen Läckschäden, auf die Lars Kerner hingewiesen hat und die in der Summe keineswegs gering sind. Ich bestreite natürlich nicht, daß der alte Duden immer noch wesentlich besser war als die Reform und vor allem der durch sie hervorgerufene Zustand.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.03.2001 um 23.00
Bisher war (jedenfalls mir) nur soviel klar, - oder ich war der Meinung, es sei so - daß die Veranstaltung rechtschreibreform.com ein Diskussionsforum zum Thema Rechtschreibreform ist bzw. sei.
Jetzt sagt Herr Wrase, daß »wir hier« für etwas ganz bestimmtes »eintreten«, siehe sein Beitrag.
Heißt dies, daß jeder, der für etwas anderes »eintritt«, hier sich nicht zu Wort melden sollte? Von dem Wrestler L.K. ist hier nicht die Rede, über dessen intellektuelle Kompetenz und seine Absichten gibt es wohl kaum Zweifel.
Aber Frau Dr.RenateMariaMenges oder Herr Jansen treten doch mit ernsthaftem Bemühen für eine andere Meinung ein. Hier könnte Überzeugungsarbeit gegen Überzeugungsarbeit antreten. Natürlich sind »wir« der Ansicht, wir hätten die besseren Argumente. Haben wir ja auch. Aber was hätte eine Diskussion für einen anderen Sinn, als diese einander gegenüberzustellen?
Ob Herr Riebe und Herr Peil tatsächlich für den alten Duden eintreten, sollten sie vielleicht an dieser Stelle deutlich aussprechen.
Wenn man mich fragen würde, ob ich für den alten Duden eintrete, dann würde ich dies nicht unbedingt bejahen, weil ich in diesen Diskussionen viel darüber gelernt habe, wie problematisch er wohl war, was vielen, auch mir, nicht bewußt geworden ist. Aber nachdem ich immer noch dabei bin, Korrekturen an einem Buch auszuführen, das weder nach Neuer Rechtschreibung noch nach Altem Duden redigiert werden soll, sondern nach einer offenkundig nicht nur mir nicht durchschaubaren orthographischen Eigenkreation, die jeglicher Plausibilität entbehrt und zu absolut albernen Schreibformen führt, wünschte ich mir die Zeiten schon zurück, wo hilflose Redakteure (es ist hier nicht einmal der schreibungewohnte Schreiner oder die sprachlich eher zweitrangig ehrgeizige Sekretärin, sondern es sind professionelle Schreibberufler am Werke! - im Zweifelsfall zum Duden greifen und die allgemein üblichen und den Text in aller Regel nicht verunstaltenden Schreibweisen nachsehen konnten.
Und nun wünschte ich mir ein neues Wörterbuch, das all jene, die vom Neuen Duden nichts wissen wollen, den Alten aber nicht mehr finden, er ist nicht mehr zu kaufen, so verwenden könnten, wie man einst den »alten« Duden verwendet hat, ohne seine problematischen Seiten überhaupt wahrzunehmen.
Aber ich fange nicht wieder mit meiner Meckerei an Icklers Wörterbuch an, keine Sorge, ich habe das ja nur ein bißchen übertrieben, damit überhaupt hingehört wird. Das wird schon richtig werden.
Und was ich hier vermisse, das sind die vielen, vielen anderen Reformgegner, auch die Journalisten, Redakteure, Verleger, meine Kollegen (Sie, Herr Wrase, sind ja einer), aber wo bleibt die breite Diskussion?
Es sieht tatsächlich eher nach einem versprengten Trüppchen leicht angeschlagener Märtyrer aus, die sich anbetungsvoll um ihren keiser scharen und dem mehr huldigen, als ihm genehm sein mag, bis hin zur Proskynese. Da tut ein wohlwollender Stänkerer zwischendurch vielleicht ganz erfrischende Wirkung. So jedenfalls sollte es verstanden werden.
Und weil Herr Ickler einen Schüttelreim von mir bestellt hat, kommt er hier. Ich gehe auf meine Gesprächspartner ja immer liebevoll ein, von Menges bis Ickler.
Der Schüttelreim bezieht sich auf Herrn Wrases Zornesepistel im Kleintierzoo und will dessen Messitsch zusammenfassen. Er ist in der Satzmelodie etwas eierig, aber das gehört zur künstlerischen Grundintention, weil er den eierigen Seegang des keiserlichen bots bzw. conteiners versinnbildlichen will.
Big Brother Wrases You!
Freund Lachenmann, hier mag Deinen Stänker-Ton keiner,
Drum schleich Dich, verschwinde aus unsrem Con teiner.
Na, was sagen Sie jetzt!
Walter Lachenmann
immer noch im Krottenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 21.03.2001 um 23.00
Da ich neben verschiedenen beruflichen Pflichten gerade sehr konkret am Rechtschreibwörterbuch bastele und außerdem eine Besprechung des interessanten neuen Duden-Universalwörterbuchs verfasse, habe ich weder Zeit noch Lust, mich an diesen unermüdlichen Diskussionen über die Geschäftsordnung und über Beziehungsprobleme zu beteiligen. Ich erwähne das nur, weil hier dauernd auch von mir und meinem Wörterbuch die Rede ist. Ich werde also darauf meist nicht eingehen, bin aber nach wie vor sehr empfänglich und dankbar für konkrete Hinweise, wie sie mir per E-Mail schon so reichlich zugeflossen sind, daß ich alle Hände voll zu tun habe, sie einzuarbeiten. Das Wörterbuch wird von Tag zu Tag besser, und wenn das so weitergeht, werden wir im Herbst was ganz Hübsches in der Hand haben. Es ist eine rechte Sprachschlemmerei, der ich mich hier hingebe, und macht viel Spass (so das bayerische Schulministerium).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 20.03.2001 um 23.00
Lars hat natürlich meine beiden Fragen nicht beantwortet. Dabei hatte ich diese Fragen nicht aus Spötterei oder Bosheit gestellt, im Gegenteil: sie waren sehr ernst gemeint.
Denn ein solides, zur Erkenntnis führendes Gespräch muß sich in kleinen Gedankenschritten aufbauen und darf erst dann weitergehen, wenn jeder Schritt gesichert ist, wenn alle Teilnehmer zugestimmt haben.
1. Lars hat (die Schärfe seines Beobachtens und Denkens entspricht nicht der Schärfe seiner Zunge) auch einige sehr schwache Beispiele gebracht für die angeblich so schlechte frühere GuZ.
saubermachen vs. schmutzig machen. saubermachen, das heißt säubern, reinigen und ist eine häufige Tätigkeit. Schmutzig machen dagegen ist keine Tätigkeit, ist kein Begriff wie saubermachen. Im übrigen spiegelt eine gute Rechtschreibung auch den Unterschied zwischen etwas sauber máchen und etwas sáubermachen.
Aufsehenerregend ist eine sinnvolle Schreibung, das hat sogar Lars eingeräumt. Aber viel Aufsehen errregend muß natürlich getrennt geschrieben werden. Jeder, der nur einen Schimmer von Sprach- und Grammatikgefühl hat, spürt sofort, daß viel aufsehenerregend ein Blödsinn wäre.
2. Was sollte meine Frage nach den Qualitätsunterschieden bei Autos, Qualitätsunterschiede, die es natürlich gibt? Hier die Antwort: Die alte Rechtschreibung gleicht einem Auto mit kleinen Mängeln, die neue Rechtschreibung einem Auto mit großen Mängeln. Und nun hat Lars, der mir zeigen wollte, daß die neue GuZ besser sei, einen fundamentalen Fehler gemacht. Er hat auf einen (vermeintlichen) Rostfleck des alten Rechtschreibautos im GuZ-Bereich triumphierend hingewiesen und hat ganz vergessen, beim neuen Rechtschreibauto nachzusehen, ob sich da im GuZ-Bereich vielleicht ein viel größerer und aggressiverer Rostfleck eingefressen hat. Er hat also vor dieser notwendigen Prüfung und ohne einen Vergleich den völlig unerlaubten Schluß gezogen, daß das neue Auto im GuZ-Bereich geringere Mängel habe. Wie darf er das, wenn er zugleich andeutet, daß die neue GuZ-Schreibung ihre Mängel habe??? Müßte er den GuZ-Rostfleck am neuen Auto nicht gründlich untersuchen und ausmessen, bevor er zu einem Urteil über besser und schlechter kommt? Ich kenne beide Rostflecke, und ich weiß, daß der Rost beim neuen Rechtschreibauto schon Löcher hineingefressen hat! Beim alten Auto genügt ein bißchen Schmirgeln, ein bißchen Farbe.
Lars hat es wohlweislich vermieden, auf meine sechs früheren Fragen zu antworten, hat vielmehr mir die Beweisaufgabe zugeteilt. Nun, Theodor Ickler und Christian Melsa haben mir diese Aufgabe in glänzenden Beiträgen abgenommen. Ich hätte das nicht so souverän gekonnt. Falls Lars einverstanden ist, möchte ich ihm die Überlegenheit der alten GuZ über die neue auch selber noch kurz erläutern, und zwar in der Manier eines Schullehrers, der das Problem einem Fünftkläßler erklärt.
Zu diesem Zweck stelle ich Lars wiederum eine Frage:
Welcher Photoapparat ist besser, einer, der sehr kompliziert zu bedienen ist und dessen Wiedergabequalität gleichzeitig zu wünschen übrigläßt, oder einer, der eine glänzende Wiedergabequalität besitzt und der gleichzeitig leicht zu bedienen ist?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 20.03.2001 um 23.00
Lars hat natürlich meine beiden Fragen nicht beantwortet. Dabei hatte ich diese Fragen nicht aus Spötterei oder Bosheit gestellt, im Gegenteil: sie waren sehr ernst gemeint.
Denn ein solides, zur Erkenntnis führendes Gespräch muß sich in kleinen Gedankenschritten aufbauen und darf erst dann weitergehen, wenn jeder Schritt gesichert ist, wenn alle Teilnehmer zugestimmt haben.
1. Lars hat (die Schärfe seines Beobachtens und Denkens entspricht nicht der Schärfe seiner Zunge) auch einige sehr schwache Beispiele gebracht für die angeblich so schlechte frühere GuZ.
saubermachen vs. schmutzig machen. saubermachen, das heißt säubern, reinigen und ist eine häufige Tätigkeit. Schmutzig machen dagegen ist keine Tätigkeit, ist kein Begriff wie saubermachen. Im übrigen spiegelt eine gute Rechtschreibung auch den Unterschied zwischen etwas sauber máchen und etwas sáubermachen.
Aufsehenerregend ist eine sinnvolle Schreibung, das hat sogar Lars eingeräumt. Aber viel Aufsehen errregend muß natürlich getrennt geschrieben werden. Jeder, der nur einen Schimmer von Sprach- und Grammatikgefühl hat, spürt sofort, daß viel aufsehenerregend ein Blödsinn wäre.
2. Was sollte meine Frage nach den Qualitätsunterschieden bei Autos, Qualitätsunterschiede, die es natürlich gibt? Hier die Antwort: Die alte Rechtschreibung gleicht einem Auto mit kleinen Mängeln, die neue Rechtschreibung einem Auto mit großen Mängeln. Und nun hat Lars, der mir zeigen wollte, daß die neue GuZ besser sei, einen fundamentalen Fehler gemacht. Er hat auf einen (vermeintlichen) Rostfleck des alten Rechtschreibautos im GuZ-Bereich triumphierend hingewiesen und hat ganz vergessen, beim neuen Rechtschreibauto nachzusehen, ob sich da im GuZ-Bereich vielleicht ein viel größerer und aggressiverer Rostfleck eingefressen hat. Er hat also vor dieser notwendigen Prüfung und ohne einen Vergleich den völlig unerlaubten Schluß gezogen, daß das neue Auto im GuZ-Bereich geringere Mängel habe. Wie darf er das, wenn er zugleich andeutet, daß die neue GuZ-Schreibung ihre Mängel habe??? Müßte er den GuZ-Rostfleck am neuen Auto nicht gründlich untersuchen und ausmessen, bevor er zu einem Urteil über besser und schlechter kommt? Ich kenne beide Rostflecke, und ich weiß, daß der Rost beim neuen Rechtschreibauto schon Löcher hineingefressen hat! Beim alten Auto genügt ein bißchen Schmirgeln, ein bißchen Farbe.
Lars hat es wohlweislich vermieden, auf meine sechs früheren Fragen zu antworten, hat vielmehr mir die Beweisaufgabe zugeteilt. Nun, Theodor Ickler und Christian Melsa haben mir diese Aufgabe in glänzenden Beiträgen abgenommen. Ich hätte das nicht so souverän gekonnt. Falls Lars einverstanden ist, möchte ich ihm die Überlegenheit der alten GuZ über die neue auch selber noch kurz erläutern, und zwar in der Manier eines Schullehrers, der das Problem einem Fünftkläßler erklärt.
Zu diesem Zweck stelle ich Lars wiederum eine Frage:
Welcher Photoapparat ist besser, einer, der sehr kompliziert zu bedienen ist und dessen Wiedergabequalität gleichzeitig zu wünschen übrigläßt, oder einer, der eine glänzende Wiedergabequalität besitzt und der gleichzeitig leicht zu bedienen ist?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Du musst dich nicht für deine Dauer-Leserbrief-Schreiberei entschuldigen. Wir haben alle unsere Schwächen: Du stellst dich in den Gazetten gern als Gut-Mensch dar und ich ärgere gerne eingebildete, konservative Bildungsbürger, für die der Mensch erst beim Akademiker anfängt, auch wenn sie das natürlich niiiiie zugeben würden. Bildungsbürger, die sogar bereit sind für rechtsradikale Zeitungen einzutreten (Junge Freiheit), wenn sie nur die alte Rechtschreibung benutzen.
Nee Wolfgang, so läuft dat nich! Ich habe gezeigt, dass die GuZ im alten Duden eigentlich nur aus einer Einzelfallregelung im Wörterverzeichnis bestand und habe dir anhand von einigen wenigen Beispielen gezeigt, dass da nur ein großes Durcheinander bei rauskam. Nicht mal Ickler hat es geschafft, da Ordnung reinzubringen. Stattdessen hat er seinen lächerlichen Rundbogen eingeführt. Du musst deshalb beweisen, dass die alte Duden-Regelung besser war, sonst lassen wir doch am besten einfach alles so, wie es jetzt ist.
Zeige mir also, dass die Unterscheidung von liegenbleiben/sitzen bleiben, saubermachen/schmutzig machen, geradebiegen/krumm biegen usw. einer geheimen, sinnvollen Regelung entspricht oder für das sinnentnehmende Lesen wichtig ist oder eine ganz tolle Differenzierung möglich macht. Und komm mir ja nicht mit Icklers Quatschbuch, das mögen nicht mal der Manni und der Lachenmann!
Wie gesagt, wenn du mir beweisen kannst, dass die alte Duden-Regelung besser war, können wir über eine Rückkehr zur ihr reden. Ansonsten bleibt halt alles so, wie es jetzt ist.
Lass dir ruhig Zeit!
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.03.2001 um 23.00
In Tuttlingen, wo ich zur Schule ging, gab es damals schon so etwas wie das, was heute Wrestling heißt, das waren immer Höhepunkte im Sportgeschehen, und hieß Freistilringen. Auch da traten vermummte muskelprotzige Rowdies gegeneinander an und taten so, als ob sie sich furchtbar prügelten und einander entsetzlich weh täten. Schon die Namen der Kämpfer waren furchteinflößend. Besonders berüchtigt war »L.K. Staatenlos«, wenn der in den Ring trat, mußten alle lachen, denn jeder kannte ihn: es war der Renzenbulle aus Stetten am kalten Markt, ein kräftiger, nicht sonderlich heller aber ausgesprochen gutmütiger Kerl, der es ansonsten zu nichts gebracht hatte im Leben und auf diese Weise sich ein paar Mark verdiente. Hier konnte er den Bürgerschreck spielen und alle hatten ihre Freude dran.
Nun haben wir hier also auch so einen Freistilkämpfer, sogar noch mit den gleichen Initialen! Es könnte also lustig sein.
Aber es ist doch ein Unterschied. »L.K. Staatenlos« hätte nie mit seinen tolpatschigen Händen auf jemanden eingedroschen, der freundlich zu ihm war und vernünftig mit ihm reden wollte. Er war zwar wirklich nicht sehr gescheit, aber er merkte, wenn jemand gescheit mit ihm redete, und er freute sich darüber. Und er hatte Anstand. Keilereien, bei denen er wirklich nicht zimperlich war, was allen prima gefiel, mochte er nur mit seinesgleichen, die ihm mit gleicher Münze - also grob, dumm und lustig - zurückzahlten, wobei er auch am Einstecken seine Freude hatte. Da konnte er sich herrlich wälzen am Boden, mit schmerzverzerrtem Gesicht, so daß mancher im Publikum meinte, nun hätte man ihm wirklich ein Leids getan, und da gab es manchen entsetzten, mitleidigen Aufschrei im Saal. Dann sprang der Renzenbulle wieder auf seine Füße und lachte, und alle waren wieder froh. So macht Freistil Spaß! Weil »L.K. Staatenlos« eben nicht nur Humor, sondern - im Gegenteil zu unserem »L.K. Humorlos« - auch Anstand und ein Herz hatte.
Und nochmals, Du dummer, kleiner L.K. - vor Deinen Karren lasse ich mich nicht spannen.
Es wird sowieso alles ganz anders kommen, denn:
Bald werden sich die Wogen legen,
allein der Philologen wegen.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Armer Herr Lachenmann,
Ihr Erguss klingt aber ganz schön hilflos. Haben Sie heute schon geweint?
Vor meinen Karren wollte ich Sie wirklich nicht spannen. Mein Karren hat einen Motor; Eselskarren sind nämlich schon lange aus der Mode.
Aber Sie haben Recht. Auf einen Gegner einzutreten, der schon lange hilflos am Boden liegt und bloß noch ein wenig japst, ist wirklich gemein. Besser, ich suche mir eine andere Sekte zum Aufmischen. Vielleicht Zeugen Jehova oder Scientology?
Ich muss aber sagen, bei euch wars fast so lustig wie bei uns im Karneval.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Noch eins muss ich hinzufügen, lieber Herr Lachenmann. Sie haben Recht, wenn sie beim Vergleich von mir und dem L. K. Ihrer Jugend zu dem Schluss kommen, dass ich weder dumm noch gutmütig bin. Mit dem L. K. Ihrer Jugend konnten Sie Ihre Späße treiben, ich treibe meine Späße mit Ihnen und Sie können nichts dagegen tun.
Ich bin nämlich Rheinländer und kein Westfale, und wir Rheinländer sind Jecken.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Ich bin gern bereit, Deinen Wunsch zu erfüllen und Dir kurz zu erläutern, warum die alte Schreibung in Sachen GuZ (natürlich nicht nur da) besser ist. Obwohl eigentlich der die Beweislast zu tragen hat, der etwas Neues einführen und zu diesem Zweck das Alte abschaffen will.
Aber vorher mußt Du mir noch zwei Fragen beantworten:
Hier die erste Frage: Hast Du gemerkt, daß nicht alle Deine Beispiele wirklich gut sind? Überprüf sie noch einmal! Oder hast Du das nicht gemerkt?
Und hier die zweite Frage: Gibt es bei Dingen der verschiedensten Art Qualitätsunterschiede? Gibt es zum Beispiel Autos, die winzige Mängel haben, Autos, die kleine Mängel haben, Autos, die schwerere Mängel haben, Autos, die sehr schwere Mängel haben, Autos, die so mangelhaft sind, daß sie gar nicht mehr fahren können? Gibt es diese Unterschiede?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 19.03.2001 um 23.00
Lieber Walter Lachenmann,
nur nicht gleich verzweifeln wegen eines lateinischen Ausspruchs. Immerhin haben Sie mich weiter unten auch sozusagen beschrieben (in Klammer)und nichts Neues an den Ausführungen gefunden. Über die gemäßigte Kleinschreibung berichten Sie ja nichts in Ihrem Schreiben. Der Überschrift Ihres Beitrages stimme ich noch immer voll zu. Dafür werden Sie ein E-Mail bekommen( *schmunzel: und wehe sie sind fiktiv). Übrigens haben wir einen neuen Lehrplan. Amtsvorlage ist natürlich die neue Rechtschreibung. Wie soll das weitergehen? Der Beitrag wird noch folgen im neuen Gästebuch zum Thema: Amtsvorlagen und Lehrpläne.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Melsa am 19.03.2001 um 23.00
Nee, Lars, das haut nicht hin. Wenn Du glaubst, daß sich hier nur verstocktkonservative Spießer treffen, die keine Form von Veränderung vertragen, dann hast Du Dich allerdings geirrt. Zu dieser Sorte gehöre ich ganz bestimmt nicht. Die meisten Reformgegner hier können auch ganz genau erklären und begründen, warum sie die Reform ablehnen, Punkt für Punkt. Das hat doch nichts mit irrationalem Sektierertum zu tun. Irrational kommt mir eher vor, eben gleich immer alles anzupreisen, was anders ist als das Hergebrachte, weil es den geilen Schimmer des Neuen verbreitet. Es überrascht mich nicht, daß es eine Menge Leute gibt, die auf so etwas hereinfallen, schließlich werfen auch Massen ihr Geld für Börsengeschäfte zum Fenster heraus, weil ihnen die Medien suggeriert haben, das sei erstens jetzt der letzte Schrei und zweitens praktisch eine zuverlässige Geldvermehrmaschine. Schließlich führt das geradezu zombiehaft gehorsame Konsumentenverhalten Tausender dazu, daß die Retortengruppe No Angels, deren Künstlichkeit sogar von RTL 2 gleichsam zelebriert wurde und worüber daher jeder Bescheid weiß, gleich auf Anhieb mit dem ersten Lied, dessen Melodie schnell eingekauft wurde, auf Platz 1 der Charts landet. Man braucht manchen Leuten nur zu erzählen, etwas sei toll und müsse man jetzt haben/mitmachen/bejubeln, und wie eine Aufziehpuppe legen sie los. In dieser Atmosphäre ist die bisherige Erfolgslaufbahn der Reformschreibung nicht ganz so erstaunlich, besonders positiv ist diese Gesamtsituation deswegen aber noch lange nicht.
Vorurteile und persönliche Angriffe gibt es hier anscheinend auf allen Seiten immer wieder mal, das kann keine Partei für sich allein in Anspruch nehmen. Die von Dir genannten Zusammenschreibungen, aus denen sich keine neue Sinnfärbung ergäbe, werden aus Analogiegründen zu anderen Zusammenschreibungen zusammengeschrieben. Sowohl aus Erwägungen der Vermeidung nominaler Fehler (hauptsächl. in schulischen Rechtschreibdiktaten, dank weitgehender Fakultativität) als auch einer Technik semantischer Kennzeichnung und somit dem Interesse klaren Ausdrucks, bestmöglicher Verständigung, eindeutigster Methode der schriftlichen Darstellung des Sinninhalts, ist die alte GZS der neuen klar überlegen. Die neue Regelung beschränkt sich selbstverständlich eben nicht auf die simple Direktive mehr auseinander, auch wenn es auf dieses Resultat hinausläuft. Vielmehr werden einfach ein paar zumeist völlig an den Haaren herbeigezogene Kriterien aufgestellt, die regeln, wie die Zusammenschreibung nunmehr erfolgen soll (dieser Satz wäre in gemäßigter Kleinschreibung übrigens ziemlich schwerverständlich, dies nebenbei). Dabei handelt es sich um rein formale Kriterien, die mit dem Zweck von Sprache nicht viel zu tun haben und darüber hinaus so ziemlich die kompliziertesten und verworrensten Rechtschreibregeln darstellen dürften, die es in der deutschen Orthographie jemals gegeben hat (nicht zu vergessen solche Wortlisten wie die Partikelliste aus §34).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 19.03.2001 um 23.00
Herr Melsa hat noch einmal das Wesentliche sehr klar dargestellt. Gerade die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, einen Gegenstand zuerst einmal gründlich zu durchschauen, bevor man daran herumbastelt.
Wir stellen fest, daß seit Jahrhunderten Zusammenschreibungen vorkommen und immer systematischer durchgeführt werden, die in krassem Widerspruch zu der beliebten, auf den allerersten Blick auch ganz einleuchtenden Behauptung stehen, Wörter würden zusammen- und Wortgruppen getrennt geschrieben. Diese These, an der die Reformer so hängen, ist auf den zweiten Blick so offensichtlich falsch, daß man sich doch einmal fragen sollte: Waren unsere Vorfahren so blöd, daß sie das nicht wußten? Ich denke, sauberhalten usw. sind derart elementare Fehler (im Sinne jener These), daß es sich schlechterdings nicht um Fehler handeln kann, sondern man wird zu der Schlußfolgerung geführt, daß die These selbst von Grund auf falsch ist. Zumindest muß man eine gewaltige Masse von Ausnahmen als systematisch begründet annehmen. Und zwar eine ganz kleine Anzahl in der einen Richtung, also Univerbierungen, die trotzdem immer noch getrennt geschrieben werden wie z. B. ein und derselbe (mit ein und demselben usw.); auf der anderen Seite aber Tausende von Zusammenschreibungen wie aufgehen, dableiben, sauberhalten usw. - Hier gibt es offenbar einen intuitiven Grund, die Hauptregel zu durchbrechen. Das geschieht fast immer ohne Nachdenken. Die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe, diesen für das Deutsche so kennzeichnenden Trick (Minister Meyer sagte Marotte, was er von SZ-Redakteur Unterstöger übernommen hat) zu erklären und die Erscheinung, die so tief in der deutschen Rechtschreibung verwurzelt ist, daß sogar die Reformer sie nicht grundsätzlich beseitigen, richtig darzustellen. Statt dessen haben die Reformer nur die Grenzpfähle ein wenig verrückt, wie Munske es einmal ausdrückte, und zwar in einer rein theoretisch, überhaupt nicht durch ein Verständnis der Tatsachen begründeten Weise. Daher läuft nun die neue GZS der Intuition in vielen Punkten zuwider und ist nicht lernbar. Die Reformer haben sie daher praktisch zum Abschuß freigegeben (unumgänglich notwendige Korrekturen Ende 1997, stillschweigende Rücknahme in den neuesten Wörterbüchern).
Der Hauptmangel der neuen Regeln besteht darin, daß man, wie auch Herr Melsa andeutet, rein formale Operationen vorschreibt, um die einzelnen Fälle entscheiden zu können. Statt sich der - bisher unzureichend erforschten, aber deshalb nicht minder wirksamen - Intuition zu überlassen (die naturgemäß nicht zu einem Ja oder Nein führt, sondern lediglich Tendenzen ergibt), muß man jetzt aus dem Fluß der inhaltlich orientierten Rede heraustreten auf eine Ebene grammatischer Operationen (steigerbar/erweiterbar oder nicht? usw.). Das ist von vornherein mißlich und kann besonders in der Schule nicht gutgehen.
Es ist, alles in allem, ein Kunstfehler, ein kulturelles, historisch gewachsenes Gebilde verändern zu wollen, bevor man es verstanden hat. Die Theorie dazu findet man in F. A. von Hayeks Die Irrtümer des Konstruktivismus. Dort erfährt man auch, wie ein solcher Versuch notwendigerweise in Zwangsmaßnahmen und Gewaltherrschaft endet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.03.2001 um 23.00
Afro dies & jenes
Auf Ihr Schmunzel*-E-Mail, liebe Frau RenateMariaMenges, freue ich mich natürlich! Plappermäulchen und Schmunzelmailchen erfreuen die Herzen alternder Casanovas immer.
Es muß doch etwa Aphrodisiakisches um mich sein! Da muß Herr Ickler ja eifersüchtig werden, welcher Hirsch würde da nicht platzen!
Hoffentlich schubst er mich nicht von seinem Karren. Oder vom Kahn. Denn:
Kleft zu laut es beim keiser im bot,
liegt gar bald der beiser im kot.
Jetzt aber nichts wie weg nach Silencien,
Palermeremo più tardi!
Bardi!
Walter Lachenmann
ab jetzt erst mal weg
eingetragen von Christian Melsa am 19.03.2001 um 23.00
Ich will hier gleich mal etwas vorgreifen und den Diskurs abkürzen, indem ich auf den zu erwartenden Einwand eingehe, bei einer - wie bisher - eher chaotischen, auch ziemlich einzelfallorientierten GZS müsse man praktisch jedes Wort auswendig lernen. Das ist zwar richtig, aber das macht man sowieso. Es ist doch der nächstliegende Prozeß, Wörter so abzuspeichern, wie man sie aus der Letktüre kennt, und sie so auch zu reproduzieren. Kaum einer orientiert sich doch wirklich an dermaßen komplizierten Rechtschreibregeln, wie sie uns die Reform geschenkt hat. Man überlegt, wie man das Wort aus dem üblichen Schriftbild in Erinnerung hat. Zudem beinhalten Wörter wie kennenlernen oder sogenannt ja gewisse eigene Bedeutungen, auch radfahren oder spazierengehen denkt man sich doch als einen zusammenhängenden Begriff für eine Tätigkeit, demzufolge ist es nur natürlich, daraus ein Wort zu machen. Meinetwegen soll man auch badengehen schreiben, soll der Duden doch was anderes empfehlen. So illegal kann die Schreibweise nicht sein, es gäbe genug Analogien. So problematisch und widerborstig ist die übliche GZS doch gar nicht, das ist doch viel eher die neue! Und das liegt wirklich nicht nur daran, daß sie uns momentan noch so ungewohnt vorkommt, wobei sie mir ehrlich gesagt inzwischen schon gewissermaßen vertraut geworden ist, nachdem ich mich so eingehend mit ihr auseinandergesetzt habe. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen es nicht einsehen wollen, daß in der Reformschreibe gerade die GZS ein totaler Schuß in den Ofen ist. Schon, weil das intentional doch völlig nach hinten losgeht: Man wollte die Regeln von Ballast befreien, und das Ergebnis ist, daß noch eine Menge dazugekommen ist. Diese Rechtschreibung soll allen Ernstes die segensreiche Erleichterung für die bisher Rechtschreibschwachen in der Schule und überall im Leben sein? Es liegt einfach so offen auf der Hand, daß das niemals so funktioniert, daß ich immer wieder überrascht bin, wie einige Personen diese Erkenntnis stur verweigern. Das ist also der Dialog zwischen Volk und Staat in diesem Land. Demokratisch? Man könnte noch hinzusetzen: Und das ist also die Bildungspolitik in diesem Land. Leider ein trauriger Anblick.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 19.03.2001 um 23.00
Besonders aufschlußreich ist die oft vorgetragene, völlig zutreffende Ansicht der Reformer, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung würden fast alle Leute fast immer fast alles falsch machen, dies werde aber nur selten bemerkt. Damit geben die Reformer erstens zu, daß hier eigentlich kein großes Problem bestand, daß vielmehr erst die vom Duden mit seinen Einzelfestlegungen provozierte Fliegenbeinzählerei mancher Lehrer ein künstliches Problem und damit Änderungsbedarf erzeugt hat; zweitens wird aber das Grundverkehrte der ganzen Denkweise sichtbar: Was alle ständig machen, kann doch nicht falsch sein! Denn woher kommt der Maßstab für falsch und richtig - wenn nicht aus dem Gebrauch? Erst die Einrichtung einer staatlichen, sanktionsbewehrten Stelle, die in immer größerer Entfernung vom Gebrauch dekretiert, was richtig und falsch ist, erzeugt die abartige Situation, daß die Sprache nicht mehr von ihren Benutzern bestimmt wird, sondern von außen und damit willkürlich. Die Leser dieser Seiten wissen, welchen Ausweg ich vorgeschlagen habe: Rückwendung zum Gebrauch, zur lebendigen Sprachentwicklung; Wiedereinsetzung des Sprachvolks in sein angestammtes Recht. Der grundsätzliche Respekt vor dieser Instanz schließt ein Sichten und Pflegen keineswegs aus; ohne Auswählen und damit auch Urteilen wäre der deskriptive Ansatz sogar unmöglich.
Es ist, wie Herr Melsa sagt: Durch die große Routine beim Massendurchsatz von gelesenen Texten (das Schreiben spielt eine geringere Rolle) prägen wir uns weit über die phonologische Analyse des Gehörten hinaus Wortbilder ein, erfassen intuitiv die zugrundeliegenden oder besser inhärenten Regeln und reproduzieren das dann im eigenen Schreiben. Die Aufgabe des Auswendiglernens von Tausenden von Einzelformen stellt sich gar nicht, solange man nicht auf eine externe Norm glaubt zurückgreifen zu müssen. Die inhärente Norm entwickelt sich im Kopf; im Regal braucht sie eigentlich nicht unbedingt zu stehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 19.03.2001 um 23.00
Ich will hier gleich mal etwas vorgreifen und den Diskurs abkürzen, indem ich auf den zu erwartenden Einwand eingehe, bei einer - wie bisher - eher chaotischen, auch ziemlich einzelfallorientierten GZS müsse man praktisch jedes Wort auswendig lernen. Das ist zwar richtig, aber das macht man sowieso. Es ist doch der nächstliegende Prozeß, Wörter so abzuspeichern, wie man sie aus der Letktüre kennt, und sie so auch zu reproduzieren. Kaum einer orientiert sich doch wirklich an dermaßen komplizierten Rechtschreibregeln, wie sie uns die Reform geschenkt hat. Man überlegt, wie man das Wort aus dem üblichen Schriftbild in Erinnerung hat. Zudem beinhalten Wörter wie kennenlernen oder sogenannt ja gewisse eigene Bedeutungen, auch radfahren oder spazierengehen denkt man sich doch als einen zusammenhängenden Begriff für eine Tätigkeit, demzufolge ist es nur natürlich, daraus ein Wort zu machen. Meinetwegen soll man auch badengehen schreiben, soll der Duden doch was anderes empfehlen. So illegal kann die Schreibweise nicht sein, es gäbe genug Analogien. So problematisch und widerborstig ist die übliche GZS doch gar nicht, das ist doch viel eher die neue! Und das liegt wirklich nicht nur daran, daß sie uns momentan noch so ungewohnt vorkommt, wobei sie mir ehrlich gesagt inzwischen schon gewissermaßen vertraut geworden ist, nachdem ich mich so eingehend mit ihr auseinandergesetzt habe. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen es nicht einsehen wollen, daß in der Reformschreibe gerade die GZS ein totaler Schuß in den Ofen ist. Schon, weil das intentional doch völlig nach hinten losgeht: Man wollte die Regeln von Ballast befreien, und das Ergebnis ist, daß noch eine Menge dazugekommen ist. Diese Rechtschreibung soll allen Ernstes die segensreiche Erleichterung für die bisher Rechtschreibschwachen in der Schule und überall im Leben sein? Es liegt einfach so offen auf der Hand, daß das niemals so funktioniert, daß ich immer wieder überrascht bin, wie einige Personen diese Erkenntnis stur verweigern. Das ist also der Dialog zwischen Volk und Staat in diesem Land. Demokratisch? Man könnte noch hinzusetzen: Und das ist also die Bildungspolitik in diesem Land. Leider ein trauriger Anblick.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 19.03.2001 um 23.00
Besonders aufschlußreich ist die oft vorgetragene, völlig zutreffende Ansicht der Reformer, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung würden fast alle Leute fast immer fast alles falsch machen, dies werde aber nur selten bemerkt. Damit geben die Reformer erstens zu, daß hier eigentlich kein großes Problem bestand, daß vielmehr erst die vom Duden mit seinen Einzelfestlegungen provozierte Fliegenbeinzählerei mancher Lehrer ein künstliches Problem und damit Änderungsbedarf erzeugt hat; zweitens wird aber das Grundverkehrte der ganzen Denkweise sichtbar: Was alle ständig machen, kann doch nicht falsch sein! Denn woher kommt der Maßstab für falsch und richtig - wenn nicht aus dem Gebrauch? Erst die Einrichtung einer staatlichen, sanktionsbewehrten Stelle, die in immer größerer Entfernung vom Gebrauch dekretiert, was richtig und falsch ist, erzeugt die abartige Situation, daß die Sprache nicht mehr von ihren Benutzern bestimmt wird, sondern von außen und damit willkürlich. Die Leser dieser Seiten wissen, welchen Ausweg ich vorgeschlagen habe: Rückwendung zum Gebrauch, zur lebendigen Sprachentwicklung; Wiedereinsetzung des Sprachvolks in sein angestammtes Recht. Der grundsätzliche Respekt vor dieser Instanz schließt ein Sichten und Pflegen keineswegs aus; ohne Auswählen und damit auch Urteilen wäre der deskriptive Ansatz sogar unmöglich.
Es ist, wie Herr Melsa sagt: Durch die große Routine beim Massendurchsatz von gelesenen Texten (das Schreiben spielt eine geringere Rolle) prägen wir uns weit über die phonologische Analyse des Gehörten hinaus Wortbilder ein, erfassen intuitiv die zugrundeliegenden oder besser inhärenten Regeln und reproduzieren das dann im eigenen Schreiben. Die Aufgabe des Auswendiglernens von Tausenden von Einzelformen stellt sich gar nicht, solange man nicht auf eine externe Norm glaubt zurückgreifen zu müssen. Die inhärente Norm entwickelt sich im Kopf; im Regal braucht sie eigentlich nicht unbedingt zu stehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Du musst dich nicht für deine Dauer-Leserbrief-Schreiberei entschuldigen. Wir haben alle unsere Schwächen: Du stellst dich in den Gazetten gern als Gut-Mensch dar und ich ärgere gerne eingebildete, konservative Bildungsbürger, für die der Mensch erst beim Akademiker anfängt, auch wenn sie das natürlich niiiiie zugeben würden. Bildungsbürger, die sogar bereit sind für rechtsradikale Zeitungen einzutreten (Junge Freiheit), wenn sie nur die alte Rechtschreibung benutzen.
Nee Wolfgang, so läuft dat nich! Ich habe gezeigt, dass die GuZ im alten Duden eigentlich nur aus einer Einzelfallregelung im Wörterverzeichnis bestand und habe dir anhand von einigen wenigen Beispielen gezeigt, dass da nur ein großes Durcheinander bei rauskam. Nicht mal Ickler hat es geschafft, da Ordnung reinzubringen. Stattdessen hat er seinen lächerlichen Rundbogen eingeführt. Du musst deshalb beweisen, dass die alte Duden-Regelung besser war, sonst lassen wir doch am besten einfach alles so, wie es jetzt ist.
Zeige mir also, dass die Unterscheidung von liegenbleiben/sitzen bleiben, saubermachen/schmutzig machen, geradebiegen/krumm biegen usw. einer geheimen, sinnvollen Regelung entspricht oder für das sinnentnehmende Lesen wichtig ist oder eine ganz tolle Differenzierung möglich macht. Und komm mir ja nicht mit Icklers Quatschbuch, das mögen nicht mal der Manni und der Lachenmann!
Wie gesagt, wenn du mir beweisen kannst, dass die alte Duden-Regelung besser war, können wir über eine Rückkehr zur ihr reden. Ansonsten bleibt halt alles so, wie es jetzt ist.
Lass dir ruhig Zeit!
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Christian Melsa am 19.03.2001 um 23.00
Nee, Lars, das haut nicht hin. Wenn Du glaubst, daß sich hier nur verstocktkonservative Spießer treffen, die keine Form von Veränderung vertragen, dann hast Du Dich allerdings geirrt. Zu dieser Sorte gehöre ich ganz bestimmt nicht. Die meisten Reformgegner hier können auch ganz genau erklären und begründen, warum sie die Reform ablehnen, Punkt für Punkt. Das hat doch nichts mit irrationalem Sektierertum zu tun. Irrational kommt mir eher vor, eben gleich immer alles anzupreisen, was anders ist als das Hergebrachte, weil es den geilen Schimmer des Neuen verbreitet. Es überrascht mich nicht, daß es eine Menge Leute gibt, die auf so etwas hereinfallen, schließlich werfen auch Massen ihr Geld für Börsengeschäfte zum Fenster heraus, weil ihnen die Medien suggeriert haben, das sei erstens jetzt der letzte Schrei und zweitens praktisch eine zuverlässige Geldvermehrmaschine. Schließlich führt das geradezu zombiehaft gehorsame Konsumentenverhalten Tausender dazu, daß die Retortengruppe No Angels, deren Künstlichkeit sogar von RTL 2 gleichsam zelebriert wurde und worüber daher jeder Bescheid weiß, gleich auf Anhieb mit dem ersten Lied, dessen Melodie schnell eingekauft wurde, auf Platz 1 der Charts landet. Man braucht manchen Leuten nur zu erzählen, etwas sei toll und müsse man jetzt haben/mitmachen/bejubeln, und wie eine Aufziehpuppe legen sie los. In dieser Atmosphäre ist die bisherige Erfolgslaufbahn der Reformschreibung nicht ganz so erstaunlich, besonders positiv ist diese Gesamtsituation deswegen aber noch lange nicht.
Vorurteile und persönliche Angriffe gibt es hier anscheinend auf allen Seiten immer wieder mal, das kann keine Partei für sich allein in Anspruch nehmen. Die von Dir genannten Zusammenschreibungen, aus denen sich keine neue Sinnfärbung ergäbe, werden aus Analogiegründen zu anderen Zusammenschreibungen zusammengeschrieben. Sowohl aus Erwägungen der Vermeidung nominaler Fehler (hauptsächl. in schulischen Rechtschreibdiktaten, dank weitgehender Fakultativität) als auch einer Technik semantischer Kennzeichnung und somit dem Interesse klaren Ausdrucks, bestmöglicher Verständigung, eindeutigster Methode der schriftlichen Darstellung des Sinninhalts, ist die alte GZS der neuen klar überlegen. Die neue Regelung beschränkt sich selbstverständlich eben nicht auf die simple Direktive mehr auseinander, auch wenn es auf dieses Resultat hinausläuft. Vielmehr werden einfach ein paar zumeist völlig an den Haaren herbeigezogene Kriterien aufgestellt, die regeln, wie die Zusammenschreibung nunmehr erfolgen soll (dieser Satz wäre in gemäßigter Kleinschreibung übrigens ziemlich schwerverständlich, dies nebenbei). Dabei handelt es sich um rein formale Kriterien, die mit dem Zweck von Sprache nicht viel zu tun haben und darüber hinaus so ziemlich die kompliziertesten und verworrensten Rechtschreibregeln darstellen dürften, die es in der deutschen Orthographie jemals gegeben hat (nicht zu vergessen solche Wortlisten wie die Partikelliste aus §34).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von RenateMariaMenges am 19.03.2001 um 23.00
Lieber Walter Lachenmann,
nur nicht gleich verzweifeln wegen eines lateinischen Ausspruchs. Immerhin haben Sie mich weiter unten auch sozusagen beschrieben (in Klammer)und nichts Neues an den Ausführungen gefunden. Über die gemäßigte Kleinschreibung berichten Sie ja nichts in Ihrem Schreiben. Der Überschrift Ihres Beitrages stimme ich noch immer voll zu. Dafür werden Sie ein E-Mail bekommen( *schmunzel: und wehe sie sind fiktiv). Übrigens haben wir einen neuen Lehrplan. Amtsvorlage ist natürlich die neue Rechtschreibung. Wie soll das weitergehen? Der Beitrag wird noch folgen im neuen Gästebuch zum Thema: Amtsvorlagen und Lehrpläne.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Ich bin gern bereit, Deinen Wunsch zu erfüllen und Dir kurz zu erläutern, warum die alte Schreibung in Sachen GuZ (natürlich nicht nur da) besser ist. Obwohl eigentlich der die Beweislast zu tragen hat, der etwas Neues einführen und zu diesem Zweck das Alte abschaffen will.
Aber vorher mußt Du mir noch zwei Fragen beantworten:
Hier die erste Frage: Hast Du gemerkt, daß nicht alle Deine Beispiele wirklich gut sind? Überprüf sie noch einmal! Oder hast Du das nicht gemerkt?
Und hier die zweite Frage: Gibt es bei Dingen der verschiedensten Art Qualitätsunterschiede? Gibt es zum Beispiel Autos, die winzige Mängel haben, Autos, die kleine Mängel haben, Autos, die schwerere Mängel haben, Autos, die sehr schwere Mängel haben, Autos, die so mangelhaft sind, daß sie gar nicht mehr fahren können? Gibt es diese Unterschiede?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Noch eins muss ich hinzufügen, lieber Herr Lachenmann. Sie haben Recht, wenn sie beim Vergleich von mir und dem L. K. Ihrer Jugend zu dem Schluss kommen, dass ich weder dumm noch gutmütig bin. Mit dem L. K. Ihrer Jugend konnten Sie Ihre Späße treiben, ich treibe meine Späße mit Ihnen und Sie können nichts dagegen tun.
Ich bin nämlich Rheinländer und kein Westfale, und wir Rheinländer sind Jecken.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.03.2001 um 23.00
In Tuttlingen, wo ich zur Schule ging, gab es damals schon so etwas wie das, was heute Wrestling heißt, das waren immer Höhepunkte im Sportgeschehen, und hieß Freistilringen. Auch da traten vermummte muskelprotzige Rowdies gegeneinander an und taten so, als ob sie sich furchtbar prügelten und einander entsetzlich weh täten. Schon die Namen der Kämpfer waren furchteinflößend. Besonders berüchtigt war »L.K. Staatenlos«, wenn der in den Ring trat, mußten alle lachen, denn jeder kannte ihn: es war der Renzenbulle aus Stetten am kalten Markt, ein kräftiger, nicht sonderlich heller aber ausgesprochen gutmütiger Kerl, der es ansonsten zu nichts gebracht hatte im Leben und auf diese Weise sich ein paar Mark verdiente. Hier konnte er den Bürgerschreck spielen und alle hatten ihre Freude dran.
Nun haben wir hier also auch so einen Freistilkämpfer, sogar noch mit den gleichen Initialen! Es könnte also lustig sein.
Aber es ist doch ein Unterschied. »L.K. Staatenlos« hätte nie mit seinen tolpatschigen Händen auf jemanden eingedroschen, der freundlich zu ihm war und vernünftig mit ihm reden wollte. Er war zwar wirklich nicht sehr gescheit, aber er merkte, wenn jemand gescheit mit ihm redete, und er freute sich darüber. Und er hatte Anstand. Keilereien, bei denen er wirklich nicht zimperlich war, was allen prima gefiel, mochte er nur mit seinesgleichen, die ihm mit gleicher Münze - also grob, dumm und lustig - zurückzahlten, wobei er auch am Einstecken seine Freude hatte. Da konnte er sich herrlich wälzen am Boden, mit schmerzverzerrtem Gesicht, so daß mancher im Publikum meinte, nun hätte man ihm wirklich ein Leids getan, und da gab es manchen entsetzten, mitleidigen Aufschrei im Saal. Dann sprang der Renzenbulle wieder auf seine Füße und lachte, und alle waren wieder froh. So macht Freistil Spaß! Weil »L.K. Staatenlos« eben nicht nur Humor, sondern - im Gegenteil zu unserem »L.K. Humorlos« - auch Anstand und ein Herz hatte.
Und nochmals, Du dummer, kleiner L.K. - vor Deinen Karren lasse ich mich nicht spannen.
Es wird sowieso alles ganz anders kommen, denn:
Bald werden sich die Wogen legen,
allein der Philologen wegen.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 19.03.2001 um 23.00
Armer Herr Lachenmann,
Ihr Erguss klingt aber ganz schön hilflos. Haben Sie heute schon geweint?
Vor meinen Karren wollte ich Sie wirklich nicht spannen. Mein Karren hat einen Motor; Eselskarren sind nämlich schon lange aus der Mode.
Aber Sie haben Recht. Auf einen Gegner einzutreten, der schon lange hilflos am Boden liegt und bloß noch ein wenig japst, ist wirklich gemein. Besser, ich suche mir eine andere Sekte zum Aufmischen. Vielleicht Zeugen Jehova oder Scientology?
Ich muss aber sagen, bei euch wars fast so lustig wie bei uns im Karneval.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.03.2001 um 23.00
Herr Melsa hat noch einmal das Wesentliche sehr klar dargestellt. Gerade die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, einen Gegenstand zuerst einmal gründlich zu durchschauen, bevor man daran herumbastelt.
Wir stellen fest, daß seit Jahrhunderten Zusammenschreibungen vorkommen und immer systematischer durchgeführt werden, die in krassem Widerspruch zu der beliebten, auf den allerersten Blick auch ganz einleuchtenden Behauptung stehen, Wörter würden zusammen- und Wortgruppen getrennt geschrieben. Diese These, an der die Reformer so hängen, ist auf den zweiten Blick so offensichtlich falsch, daß man sich doch einmal fragen sollte: Waren unsere Vorfahren so blöd, daß sie das nicht wußten? Ich denke, sauberhalten usw. sind derart elementare Fehler (im Sinne jener These), daß es sich schlechterdings nicht um Fehler handeln kann, sondern man wird zu der Schlußfolgerung geführt, daß die These selbst von Grund auf falsch ist. Zumindest muß man eine gewaltige Masse von Ausnahmen als systematisch begründet annehmen. Und zwar eine ganz kleine Anzahl in der einen Richtung, also Univerbierungen, die trotzdem immer noch getrennt geschrieben werden wie z. B. ein und derselbe (mit ein und demselben usw.); auf der anderen Seite aber Tausende von Zusammenschreibungen wie aufgehen, dableiben, sauberhalten usw. - Hier gibt es offenbar einen intuitiven Grund, die Hauptregel zu durchbrechen. Das geschieht fast immer ohne Nachdenken. Die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe, diesen für das Deutsche so kennzeichnenden Trick (Minister Meyer sagte Marotte, was er von SZ-Redakteur Unterstöger übernommen hat) zu erklären und die Erscheinung, die so tief in der deutschen Rechtschreibung verwurzelt ist, daß sogar die Reformer sie nicht grundsätzlich beseitigen, richtig darzustellen. Statt dessen haben die Reformer nur die Grenzpfähle ein wenig verrückt, wie Munske es einmal ausdrückte, und zwar in einer rein theoretisch, überhaupt nicht durch ein Verständnis der Tatsachen begründeten Weise. Daher läuft nun die neue GZS der Intuition in vielen Punkten zuwider und ist nicht lernbar. Die Reformer haben sie daher praktisch zum Abschuß freigegeben (unumgänglich notwendige Korrekturen Ende 1997, stillschweigende Rücknahme in den neuesten Wörterbüchern).
Der Hauptmangel der neuen Regeln besteht darin, daß man, wie auch Herr Melsa andeutet, rein formale Operationen vorschreibt, um die einzelnen Fälle entscheiden zu können. Statt sich der - bisher unzureichend erforschten, aber deshalb nicht minder wirksamen - Intuition zu überlassen (die naturgemäß nicht zu einem Ja oder Nein führt, sondern lediglich Tendenzen ergibt), muß man jetzt aus dem Fluß der inhaltlich orientierten Rede heraustreten auf eine Ebene grammatischer Operationen (steigerbar/erweiterbar oder nicht? usw.). Das ist von vornherein mißlich und kann besonders in der Schule nicht gutgehen.
Es ist, alles in allem, ein Kunstfehler, ein kulturelles, historisch gewachsenes Gebilde verändern zu wollen, bevor man es verstanden hat. Die Theorie dazu findet man in F. A. von Hayeks Die Irrtümer des Konstruktivismus. Dort erfährt man auch, wie ein solcher Versuch notwendigerweise in Zwangsmaßnahmen und Gewaltherrschaft endet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 19.03.2001 um 23.00
Afro dies & jenes
Auf Ihr Schmunzel*-E-Mail, liebe Frau RenateMariaMenges, freue ich mich natürlich! Plappermäulchen und Schmunzelmailchen erfreuen die Herzen alternder Casanovas immer.
Es muß doch etwa Aphrodisiakisches um mich sein! Da muß Herr Ickler ja eifersüchtig werden, welcher Hirsch würde da nicht platzen!
Hoffentlich schubst er mich nicht von seinem Karren. Oder vom Kahn. Denn:
Kleft zu laut es beim keiser im bot,
liegt gar bald der beiser im kot.
Jetzt aber nichts wie weg nach Silencien,
Palermeremo più tardi!
Bardi!
Walter Lachenmann
ab jetzt erst mal weg
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Lieber Wolfgang,
wirklich beeindruckend, für welche hehren und edlen Ziele du kämpfst. Immer im Dienst und zum Wohle der Menschheit! Man könnte dich wirklich für einen hochanständigen, ja geradezu edlen Charakter halten. Könnte!
Wie den meisten Dauer-Leserbriefschreibern geht es dir aber nicht darum, für eine bessere Welt zu sorgen, sonst würdest du das durch Taten und nicht durch Leserbriefe tun. Dir geht es vor allem darum, dass alle Welt erfährt, welch hochanständige, edle Gesinnung du doch besitzt und wie du dich um die Menschheit sorgst, und dass man das sogar in großen Zeitungen nachlesen kann. Es geht also um Eitelkeit und Selbstdarstellung.
Welche Vorteile die vermehrte Getrenntschreibung durch die neue Rechtschreibung bringt, willst du doch in Wirklichkeit gar nicht wissen. Du hattest inzwischen vier Jahre lang Zeit, um dich in der Fachliteratur darüber zu informieren. In Wirklichkeit verfolgst du ein anderes Ziel mit deiner Frage. Du vermutest, dass es den meisten Reformbefürwortern zu blöd und zu arbeitsaufwendig ist, das Ganze hier darzustellen. Mit dieser Vermutung hast du Recht! Erstens ist das schon mehrfach geschehen und zweitens behaupten du und deine Genossen ja doch wieder, dass das alles nicht richtig sei. Kommt aber keine Antwort, so sollen alle neutralen Leser glauben, dass es die Vorteile nicht gibt und die Reformbefürworter deshalb schweigen.
Darum bringe ich jetzt nur ein paar Beispiele für die Vorteile für die Vorteile der Getrenntschreibung. Den Rest soll jeder selbst nachsehen.
1. Wie in der Präambel zur GuZ im alten Duden nachzulesen ist, war sie eigentlich überhaupt nicht geregelt. Man erhielt nur Hinweise und sollte ansonsten im Wörterbuch nachschauen. Wenn auch das nicht weiterhalf, sollte man getrennt schreiben. Bisher konnte man die GuZ also nicht von Regeln ableiten, man musste es wissen oder nachschlagen!
Nicht mal Prof. Ickler ist in der Lage, die bisherige Praxis in Regeln zu fassen. Er behilft sich mit dem Rundbogen. Der Benutzer seines Wörterbuchs soll es allein wissen. Dieser Quatsch wird zu Recht von den Lehrern (Riebe) und von den Verlegern (Lachenmann) abgelehnt.
2. Der Wirrwar machte sich u. a. folgendermaßen bemerkbar:
radfahren aber: Fahrrad fahren, Auto fahren
auf dem Stuhl sitzen bleiben aber: im Bett liegenbleiben
Du kannst deinen Hut auf dem Tisch liegen lassen. aber: Du hast deinen Hut auf dem Tisch liegenlassen.
der Brief war bekanntgeworden aber: als der Brief bekannt wurde.
die wildlebenden Tiere aber: die in Afrika wild lebenden Tiere
wieviel aber: wie viele, wie oft, wie lang, wie groß
eine aussehenerregende Sache aber: eine viel Aufsehen erregende Sache
einen Draht geradebiegen - aber: eine Draht krumm biegen
die Haare kurz schneiden - aber: die Zwiebeln kleinschneiden
etwas schmutzig machen aber: etwas saubermachen
Ist es da nicht besser, wenn in diesen und anderen Fällen einheitlich getrennt geschrieben wird? Im Falle von Aufsehen erregend kann man allerdings auch aufsehenerregend schreiben, weil sich der Begriff als Ganzes steigern lässt (noch aufsehenerregender). Es gibt jetzt sechs Kriterien, nach denen man über die GuZ entscheiden kann. Welche das sind, kannst du selbst nachschauen.
Ich gebe zu, die neue Regelung hat auch ihre Schwächen, aber sie ist besser als die alte. Vor allem aber ist sie besser als Icklers Privatregelung.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Wir Reformkritiker suchen händeringend einen Reformbefürworter, der uns erklären kann, warum die stark erweiterte Pflichtgetrenntschreibung einen Fortschritt bedeutet!
Wie wärs mit Dir, Freund Lars?
Du mußt das erklären können!
Denn ich will doch nicht annehmen, daß Du aus lauter feiger Kriecherei die Reformschreibung verwendest (es tut mir Leid). Ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß ein so toller Typ wie Du (der geborene 68er!) wider bessere Erkenntnis die Befehle der Kultusminister in blindem Kadavergehorsam ausführt! Nein, der Lars ist natürlich überzeugter Reformanhänger! Sonst würde er nicht Herrn Riebe ärgern, sondern die Kultusminister, die Mächtigen, die Herrschenden!
Andererseits: Den überzeugten Reformanhängern kann man eine gewisse Dummheit nicht absprechen. Aber Dummheit ist moralisch nicht verwerflich. Niemand kann etwas dafür, wenn er dumm ist.
Wie dem auch sei, Freund Lars, gib Dir einen Ruck und hilf uns! Warum ist die neue Getrenntschreibung ein Fortschritt?
Und wenn Du Dirs nicht selber zutraust, diese Frage sauber zu beantworten, dann frag doch einfach Deinen größeren Bruder. Vielleicht kann er Dir Argumentationshilfe geben.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 18.03.2001 um 23.00
Nur damit nichts Falsches stehen bleibt:
Nicht nur im Falle von aufsehenerregend mußten die Reformer ihre im amtlichen Wörterverzeichnis für allein zulässig erklärte Getrenntschreibung zurücknehmen, sondern in Dutzenden von ähnlichen Fällen. Diese Korrektur wurde bereits Ende 1997 für unumgänglich notwendig erklärt, jedoch von den Politikern untersagt, inzwischen aber trotzdem beschlossen und den Redaktionen von Duden und Bertelsmann mitgeteilt.
Die gesamte Getrennt- und Zusammenschreibung steht zur Disposition; Insider wissen das längst und bemühen sich nicht mehr, die reformierte GZS zu befolgen.
Was mein Rechtschreibwörterbuch betrifft, so ist daran nichts Privates, es ist vielmehr eine bloße Abbildung des Üblichen. Das haben auch diejenigen anerkannt, die sich eine striktere Normierung nach dem Muster des Duden wünschen.
Natürlich habe ich weiterhin nicht die Absicht, mit den pseudonymen und anonymen Ignoranten zu diskutieren, die sich immer wieder in die Gespräche erwachser Menschen einmischen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Lieber Lars!
Entschuldige meinen händeringenden Brief!
Der Deine war noch nicht da, als ich ihn eingab! Da muß es um Sekunden gegangen sein!
Ich bin ganz gewiß kein vorbildlicher Mensch. Ich habe eine Menge Schwächen.
Aber mir Eitelkeit zu unterstellen wegen meiner Leserbriefe, das ist nicht schön von Dir. Mir geht es um die Sache. Wenn Du recht hättest, dann wäre jeder Journalist a priori ein eitler Selbstdarsteller.
Nur zur Sache. Dein Versuch, die neue Getrenntschreibung zu verteidigen, ist mißlungen.
Du sprichst von Ungereimtheiten der alten Schreibung, von Wirrwar (das leugne ich überhaupt nicht), nennst einige Beispiele (die allerdings nicht alle passend sind, denn in einigen Fällen ist der Schreibunterschied richtig, notwendig und sinnvoll) und dann ziehst Du den unerlaubten Schluß, daß die neue Getrenntschreibung besser sei.
Man könnte nämlich genausogut den entgegengesetzten Schluß ziehen: Lösen wir doch das Problem mit mehr Zusammenschreibung!
(Übrigens: Ich könnte Dir aus dem neuesten Duden eine Riesenliste mit ähnlichem Wirrwar zusammenstellen! Mit bloßen Einzelbeispielen darf man aber nicht argumentieren.)
Du bist mir ausgewichen oder hast mich falsch verstanden!
Deshalb möchte ich einige ganz präzise Fragen an Dich stellen:
1. Warum ist die neue Getrenntschreibung grundsätzlich besser? Warum nicht vermehrte Zusammenschreibung? Wenn sie grundsätzlich besser ist, kann man das in wenigen Sätzen erklären. Bitte keinen Hinweis auf Fachliteratur! Überzeuge meinen gesunden Menschenverstand!
2. Warum entspricht die neue Getrenntschreibung der Sprachentwicklung?
3. Warum ist die neue Getrenntschreibung im ganzen leichter, und zwar für den Schreibenden, Lernenden? Als Lehrer weiß ich, daß das Gegenteil stimmt: sechs Regeln sind zuviel! Die Zusammensetzungen mit gut, wohl, selbst, hoch usw. usw. sind nicht mehr beherrschbar. Diese Zusammensetzungen wurden früher immer zusammengeschrieben. Sehr einfach! Da sich die Zahl der Getrenntschreibungen stark vermehrt hat, da es aber noch unzählige Zusammenschreibungen gibt, ist die Schreibschwierigkeit drastisch gestiegen. Die Schüler schreiben jetzt auch zurück kommen, zusammen arbeiten.... Bei den Wörtern mit selbst, hoch, wohl, gut usw. muß man ständig nachschauen.
4. Warum ist es gut und sinnvoll, Ausdrücke, die man als Einheit empfindet, als richtige Einzelwörter, durch Getrenntschreibung zu zerschlagen (Hand voll, so genannt, selbst ernannt, hoch bezahlt, wohl behütet, kennen lernen usw. usw.)?
5. Warum ist es besser und sinnvoll, Differenzierungen zu beseitigen und dem Leser Lesehilfen zu verweigern (z. B. wohl bekannt = wóhlbekannt oder wohl bekánnt?)?
Wenn Du diese sechs Fragen beantwortet hast und alle meine Bedenken und Zweifel ausgeräumt hast, dann kommen wir zum Thema Kommasetzung! Viel Arbeit wartet auf Dich, lieber Lars!
Da ich in der Schule sehr beansprucht bin, kann es allerdings sein, daß Du länger auf meine Antwort warten mußt. Aber wir haben ja Zeit!
Anmerkung: Bitte nicht mit Ungereimtheiten der alten Schreibung argumentieren! Es geht uns jetzt um die Grundsatzfragen.
Mit freundlichen Grüßen!
Wolfgang
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.03.2001 um 23.00
Dieser Quatsch wird zu Recht von den Lehrern (Riebe) und von den Verlegern (Lachenmann) abgelehnt.
Als Gewährsmann für »Argumentationen« unreifer Lausejungen, die geschmacklose Flegeleien mit lustigen Streichen verwechseln, wie L.K. (könnte stehen für Lumpiger Kleingeist), tauge ich nun wirklich nicht, schon gar nicht, wenn man mir Meinungen unterschiebt, die ich nicht geäußert habe.
Die Konzeption der Orthographie in Herrn Icklers Wörterbuch lehne ich nicht als »Quatsch« ab, das habe ich nie gesagt. Meine Kritik an Icklers Wörterbuch besteht ausschließlich darin, daß der »schreibmündige« Bürger vorausgesetzt wird, der wohl erst zu einem solchen erzogen werden müßte, sollte man sich eine solche Spezies Mensch in hohem Maße wünschen. Ich bezweifle, daß es ihn gibt, und wenn doch, dann braucht er weder Ickler noch Duden.
Mein Wunsch wäre es, die Icklersche Konzeption so zu verwirklichen, daß der schreib-unsichere Benutzer ohne großes Kopfzerbrechen die Auskunft findet, die seinem Aussagewunsch gerecht wird, d.h. daß er klar und rasch erfährt, in welchen Fällen welche Schreibweise die passende ist, mit der er sich am ehesten verständlich macht.
Mein Widerspruch zu Herrn Ickler, den ich teilweise wohl zu drastisch formuliert habe, was aber auch daran lag, daß er dieses Anliegen offenbar überhaupt nicht ernstnehmen will: Eine solche »Volksthümlichkeit« müßte noch lange keine Rückkehr zu Duden-Unterthänigkeit bedeuten, wobei solche Kategorien in dem Bereich der Orthographie meines Erachtens ohnehin etwas seltsam sind, ebenso wie es eigentlich der Begriff der Schreibmündigkeit auch ist. Für Freiheit der Gesinnung sich einzusetzen gibt es genügend Tätigkeitsfelder. In der Orthographie ordne ich mich nicht unter, wenn ich eine Schreibweise nachschlage und diese dann nach klarer Auskunft übernehme. Ich hole keine Befehle ab, ich informiere mich.
Im übrigen besteht ja Hoffnung, daß die nächste Auflage des Wörterbuches zahlreiche Anregungen mit einbeziehen wird, so vielleicht auch eine solche, die in die von mir angedeutete Richtung geht. Man verrät ja nicht gleich alles.
Und »Lumpigen Kleingeists« Einlassung bestätigt nur erneut (wie Beiträge von den Damen Wagner und Menges u.a.), daß es bei den Reformbefürwortern kaum einen gibt, der etwas wirklich Plausibles oder gar Geistreiches vorzutragen hätte. Was wiederum bestätigt, daß es in Deutschland jetzt zwei Hauptzweige der Orthographie gibt: die der kultivierten Menschen, denen eine differenzierte und ästhetische Schreibweise am Herzen liegt, und die aller anderen, denen dies kein Anliegen ist. Das hat auch Vorteile. Schlage ich ein Buch auf und entdecke neue Orthographie, kann ich es getrost wieder zuschlagen, es wird nichts sonderlich Wissenswertes drinstehen.
Leider stimmt das insofern - noch - nicht, als viele Autoren sich auf die Vorgabe ihrer Verlage einlassen und die neue Rechtschreibung auch für eigentlich ganz interessante Bücher hinnehmen. Dies wird aber, so könnte man hoffen, sich ändern, wenn diese beiden Trends deutlicher werden. Wer will sich schon allein über die Rechtschreibung auf den ersten Blick als geistig unbedarft ausweisen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Peter W. Forster am 18.03.2001 um 23.00
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de 20.03.2001
Zu
Genervter ehem. SZ-Redakteur München redaktion@sueddeutsche.de Sonnabend, 17.3.2001
Zur Anonymität ist nur berechtigt, wer keinen Namen hat. Wer den Namen eines anderen benutzt, gleichgültig, ob in böser oder guter Absicht, ironisch oder peinlich, macht sich der Fälschung schuldig.
Sine auctore vero propositi libelli in nullo crimine locum habere debent. Nam et pessimi exempli nec nostri saeculi est.
Kaiser Trajan schrieb in dem bekannten Briefwechsel mit Plinius über die Behandlung der Christen, daß anonyme Anklageschriften in keinem Prozeß gegen die Christen irgendwie berücksichtigt werden dürfen, da dies das übelste Beispiel sei und überhaupt nicht in seine Zeit, Trajan sagt unsere Zeit, passe.
Der Anonymme benutzt hier eine zweite Anonymität, um Manni öffentlich als Dorftrottel bezeichnen zu können. Sehr lustig!
Dr. Gerd Sowein von der Süddeutschen Zeitung wurde als auctor dieses libellus" vermutet. Das ist nicht erlaubt, auch wenn dessen unverschämter Brief an Prof. Theodor Ickler vom 23.09.1999 dies glauben lassen möchte. Wenn Prof. Ickler diesen Brief veröffentlichen würde, dann könnten alle sehen, daß Dr. Sowein wenigstens mit seinem eigenen Namen unterschreibt, auch wenn damit der Süddeutschen Zeitung sehr großer Schaden zugefügt wurde. Mir steht es nicht zu, diesen Brief zu veröffentlichen, da er persönlich an Prof. Ickler ging.
Die Süddeutsche Zeitung hat mir noch nicht geantwortet auf meinen Brief. Ich werde die Antwort, sofern ich sie erhalte, hier ohne jede Verfälschung veröffentlichen.
Herr Dr. Sowein muß nicht antworten, er sollte dies aber im Hinblick auf das Ansehen der Süddeutschen Zeitung tun, die ich trotz Dr. Sowein und anderer Ungereimtheiten nicht nur im Zusammenhang mit der sog. Rechtschreibreform immer noch abonniert habe.
Es ist davon auszugehen, daß es sich bei L.K. wieder um einen Namenlosen XY handelt, der kein Gesicht hat, so wie es häufig der Fall war in Sachen der sog. Rechtschreibreform.
Es scheint, daß dieses Forum untergraben werden soll, damit es zusammenstürzt.
Wer seinen Namen verleugnet, schämt sich i.d.R. seiner Eltern. Wer kein Gesicht hat, erkennt nicht einmal sich selbst, wenn er in den Spiegel schaut: Er, der Stadttrottel vielleicht, sieht nur eine Menge von Dorftrotteln und amüsiert sich dabei köstlich, ohne zu ahnen, wer nun diese vielen Trottel im Spiegel wirklich sind.
Wir haben keinen Kaiser mehr, den wir um eine Anordnung bitten könnten, daß Briefe, schriftliche Mitteilungen (libelli) ohne Angabe des Namens (sine auctore) nicht mehr in diesem Forum erscheinen dürfen. Eine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen unserer Zeit jedoch muß es sein, Anonymes grundsätzlich nicht mehr zu veröffentlichen, bzw. zu löschen.
Die Ratten haben in der Schöpfung sicher auch eine Aufgabe. Sie sollen aber bitte vom Abfall, der genügend herumliegt, leben und nicht dazu angehalten werden, unsere Wurzeln anzuknappern.
Das Übel wächst nur dort, wo ihm der Boden bereitet wird.
Peter W. Forster, Gymnasiallehrer, Kind und Dorftrottel
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9 84137 Vilsbiburg
eingetragen von RenateMariaMenges am 18.03.2001 um 23.00
Lachenmann:
>wirklich Plausibles oder gar Geistreiches vorzutragen hätte ?
Was wollen Sie denn lesen? Plausibles und Geistreiches im Bereich der Ortografie lese ich aber auch nicht von Verlegern wie Lachenmann. Ich lese nur einfache Wörter und Sätze, die der alten Rechtschreibung entsprechen: Fantasielos, ohne Kreativität und ohne neue Ästhetik. Neue Gedichte und Geschichten ohne neue Rechtschreibung- nein, danke. Da lese ich dann doch lieber den neuen Asterix und Latraviata. Was nicht heißt, dass auch der alte Goethe und Mörike doch mal wieder hervorgebracht werden ( selbstverständlich in alter Rechtschreibung).
So kann ich nur sagen:
Quam quisque norit artem, in hac se exerceat.
Viele Grüße
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.03.2001 um 23.00
Lachenmann und Salzburg: Kritiker der feinen Art mit viel Humor haben mehr
Menschenkenntnis gezeigt als so manche andere Herren.
RenateMariaMenges, weiter unten im Gästebuch.
Nun ja, meine liebe Frau Menges, so ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Erkenntnisse.
Wenn Sie den Spruch am Ende Ihres Eintrags auch noch auf Deutsch abgeben könnten, würde auch ich ihn verstehen. Ich verfüge nämlich leider nicht über Ihre humanistische Bildung, nur bis zur Mittleren Reife hat es gerade so mit Ach und Krach geklappt. Und warum solche Sprünge? Von der minderwertigen deutschen Orthographie gleich ins Latein der Hochgebildeten! Da allerdings haben Sie mich auf meinen Platz auf der hinteren Bank verwiesen. Zur Strafe werde ich von dort aus mit Papierschnitzelchen auf Sie schießen.
Ihr Verlegener
Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Lieber Wolfgang,
wirklich beeindruckend, für welche hehren und edlen Ziele du kämpfst. Immer im Dienst und zum Wohle der Menschheit! Man könnte dich wirklich für einen hochanständigen, ja geradezu edlen Charakter halten. Könnte!
Wie den meisten Dauer-Leserbriefschreibern geht es dir aber nicht darum, für eine bessere Welt zu sorgen, sonst würdest du das durch Taten und nicht durch Leserbriefe tun. Dir geht es vor allem darum, dass alle Welt erfährt, welch hochanständige, edle Gesinnung du doch besitzt und wie du dich um die Menschheit sorgst, und dass man das sogar in großen Zeitungen nachlesen kann. Es geht also um Eitelkeit und Selbstdarstellung.
Welche Vorteile die vermehrte Getrenntschreibung durch die neue Rechtschreibung bringt, willst du doch in Wirklichkeit gar nicht wissen. Du hattest inzwischen vier Jahre lang Zeit, um dich in der Fachliteratur darüber zu informieren. In Wirklichkeit verfolgst du ein anderes Ziel mit deiner Frage. Du vermutest, dass es den meisten Reformbefürwortern zu blöd und zu arbeitsaufwendig ist, das Ganze hier darzustellen. Mit dieser Vermutung hast du Recht! Erstens ist das schon mehrfach geschehen und zweitens behaupten du und deine Genossen ja doch wieder, dass das alles nicht richtig sei. Kommt aber keine Antwort, so sollen alle neutralen Leser glauben, dass es die Vorteile nicht gibt und die Reformbefürworter deshalb schweigen.
Darum bringe ich jetzt nur ein paar Beispiele für die Vorteile für die Vorteile der Getrenntschreibung. Den Rest soll jeder selbst nachsehen.
1. Wie in der Präambel zur GuZ im alten Duden nachzulesen ist, war sie eigentlich überhaupt nicht geregelt. Man erhielt nur Hinweise und sollte ansonsten im Wörterbuch nachschauen. Wenn auch das nicht weiterhalf, sollte man getrennt schreiben. Bisher konnte man die GuZ also nicht von Regeln ableiten, man musste es wissen oder nachschlagen!
Nicht mal Prof. Ickler ist in der Lage, die bisherige Praxis in Regeln zu fassen. Er behilft sich mit dem Rundbogen. Der Benutzer seines Wörterbuchs soll es allein wissen. Dieser Quatsch wird zu Recht von den Lehrern (Riebe) und von den Verlegern (Lachenmann) abgelehnt.
2. Der Wirrwar machte sich u. a. folgendermaßen bemerkbar:
radfahren aber: Fahrrad fahren, Auto fahren
auf dem Stuhl sitzen bleiben aber: im Bett liegenbleiben
Du kannst deinen Hut auf dem Tisch liegen lassen. aber: Du hast deinen Hut auf dem Tisch liegenlassen.
der Brief war bekanntgeworden aber: als der Brief bekannt wurde.
die wildlebenden Tiere aber: die in Afrika wild lebenden Tiere
wieviel aber: wie viele, wie oft, wie lang, wie groß
eine aussehenerregende Sache aber: eine viel Aufsehen erregende Sache
einen Draht geradebiegen - aber: eine Draht krumm biegen
die Haare kurz schneiden - aber: die Zwiebeln kleinschneiden
etwas schmutzig machen aber: etwas saubermachen
Ist es da nicht besser, wenn in diesen und anderen Fällen einheitlich getrennt geschrieben wird? Im Falle von Aufsehen erregend kann man allerdings auch aufsehenerregend schreiben, weil sich der Begriff als Ganzes steigern lässt (noch aufsehenerregender). Es gibt jetzt sechs Kriterien, nach denen man über die GuZ entscheiden kann. Welche das sind, kannst du selbst nachschauen.
Ich gebe zu, die neue Regelung hat auch ihre Schwächen, aber sie ist besser als die alte. Vor allem aber ist sie besser als Icklers Privatregelung.
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Wir Reformkritiker suchen händeringend einen Reformbefürworter, der uns erklären kann, warum die stark erweiterte Pflichtgetrenntschreibung einen Fortschritt bedeutet!
Wie wärs mit Dir, Freund Lars?
Du mußt das erklären können!
Denn ich will doch nicht annehmen, daß Du aus lauter feiger Kriecherei die Reformschreibung verwendest (es tut mir Leid). Ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß ein so toller Typ wie Du (der geborene 68er!) wider bessere Erkenntnis die Befehle der Kultusminister in blindem Kadavergehorsam ausführt! Nein, der Lars ist natürlich überzeugter Reformanhänger! Sonst würde er nicht Herrn Riebe ärgern, sondern die Kultusminister, die Mächtigen, die Herrschenden!
Andererseits: Den überzeugten Reformanhängern kann man eine gewisse Dummheit nicht absprechen. Aber Dummheit ist moralisch nicht verwerflich. Niemand kann etwas dafür, wenn er dumm ist.
Wie dem auch sei, Freund Lars, gib Dir einen Ruck und hilf uns! Warum ist die neue Getrenntschreibung ein Fortschritt?
Und wenn Du Dirs nicht selber zutraust, diese Frage sauber zu beantworten, dann frag doch einfach Deinen größeren Bruder. Vielleicht kann er Dir Argumentationshilfe geben.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 18.03.2001 um 23.00
Nur damit nichts Falsches stehen bleibt:
Nicht nur im Falle von aufsehenerregend mußten die Reformer ihre im amtlichen Wörterverzeichnis für allein zulässig erklärte Getrenntschreibung zurücknehmen, sondern in Dutzenden von ähnlichen Fällen. Diese Korrektur wurde bereits Ende 1997 für unumgänglich notwendig erklärt, jedoch von den Politikern untersagt, inzwischen aber trotzdem beschlossen und den Redaktionen von Duden und Bertelsmann mitgeteilt.
Die gesamte Getrennt- und Zusammenschreibung steht zur Disposition; Insider wissen das längst und bemühen sich nicht mehr, die reformierte GZS zu befolgen.
Was mein Rechtschreibwörterbuch betrifft, so ist daran nichts Privates, es ist vielmehr eine bloße Abbildung des Üblichen. Das haben auch diejenigen anerkannt, die sich eine striktere Normierung nach dem Muster des Duden wünschen.
Natürlich habe ich weiterhin nicht die Absicht, mit den pseudonymen und anonymen Ignoranten zu diskutieren, die sich immer wieder in die Gespräche erwachser Menschen einmischen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.03.2001 um 23.00
Dieser Quatsch wird zu Recht von den Lehrern (Riebe) und von den Verlegern (Lachenmann) abgelehnt.
Als Gewährsmann für »Argumentationen« unreifer Lausejungen, die geschmacklose Flegeleien mit lustigen Streichen verwechseln, wie L.K. (könnte stehen für Lumpiger Kleingeist), tauge ich nun wirklich nicht, schon gar nicht, wenn man mir Meinungen unterschiebt, die ich nicht geäußert habe.
Die Konzeption der Orthographie in Herrn Icklers Wörterbuch lehne ich nicht als »Quatsch« ab, das habe ich nie gesagt. Meine Kritik an Icklers Wörterbuch besteht ausschließlich darin, daß der »schreibmündige« Bürger vorausgesetzt wird, der wohl erst zu einem solchen erzogen werden müßte, sollte man sich eine solche Spezies Mensch in hohem Maße wünschen. Ich bezweifle, daß es ihn gibt, und wenn doch, dann braucht er weder Ickler noch Duden.
Mein Wunsch wäre es, die Icklersche Konzeption so zu verwirklichen, daß der schreib-unsichere Benutzer ohne großes Kopfzerbrechen die Auskunft findet, die seinem Aussagewunsch gerecht wird, d.h. daß er klar und rasch erfährt, in welchen Fällen welche Schreibweise die passende ist, mit der er sich am ehesten verständlich macht.
Mein Widerspruch zu Herrn Ickler, den ich teilweise wohl zu drastisch formuliert habe, was aber auch daran lag, daß er dieses Anliegen offenbar überhaupt nicht ernstnehmen will: Eine solche »Volksthümlichkeit« müßte noch lange keine Rückkehr zu Duden-Unterthänigkeit bedeuten, wobei solche Kategorien in dem Bereich der Orthographie meines Erachtens ohnehin etwas seltsam sind, ebenso wie es eigentlich der Begriff der Schreibmündigkeit auch ist. Für Freiheit der Gesinnung sich einzusetzen gibt es genügend Tätigkeitsfelder. In der Orthographie ordne ich mich nicht unter, wenn ich eine Schreibweise nachschlage und diese dann nach klarer Auskunft übernehme. Ich hole keine Befehle ab, ich informiere mich.
Im übrigen besteht ja Hoffnung, daß die nächste Auflage des Wörterbuches zahlreiche Anregungen mit einbeziehen wird, so vielleicht auch eine solche, die in die von mir angedeutete Richtung geht. Man verrät ja nicht gleich alles.
Und »Lumpigen Kleingeists« Einlassung bestätigt nur erneut (wie Beiträge von den Damen Wagner und Menges u.a.), daß es bei den Reformbefürwortern kaum einen gibt, der etwas wirklich Plausibles oder gar Geistreiches vorzutragen hätte. Was wiederum bestätigt, daß es in Deutschland jetzt zwei Hauptzweige der Orthographie gibt: die der kultivierten Menschen, denen eine differenzierte und ästhetische Schreibweise am Herzen liegt, und die aller anderen, denen dies kein Anliegen ist. Das hat auch Vorteile. Schlage ich ein Buch auf und entdecke neue Orthographie, kann ich es getrost wieder zuschlagen, es wird nichts sonderlich Wissenswertes drinstehen.
Leider stimmt das insofern - noch - nicht, als viele Autoren sich auf die Vorgabe ihrer Verlage einlassen und die neue Rechtschreibung auch für eigentlich ganz interessante Bücher hinnehmen. Dies wird aber, so könnte man hoffen, sich ändern, wenn diese beiden Trends deutlicher werden. Wer will sich schon allein über die Rechtschreibung auf den ersten Blick als geistig unbedarft ausweisen?
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 18.03.2001 um 23.00
Lieber Lars!
Entschuldige meinen händeringenden Brief!
Der Deine war noch nicht da, als ich ihn eingab! Da muß es um Sekunden gegangen sein!
Ich bin ganz gewiß kein vorbildlicher Mensch. Ich habe eine Menge Schwächen.
Aber mir Eitelkeit zu unterstellen wegen meiner Leserbriefe, das ist nicht schön von Dir. Mir geht es um die Sache. Wenn Du recht hättest, dann wäre jeder Journalist a priori ein eitler Selbstdarsteller.
Nur zur Sache. Dein Versuch, die neue Getrenntschreibung zu verteidigen, ist mißlungen.
Du sprichst von Ungereimtheiten der alten Schreibung, von Wirrwar (das leugne ich überhaupt nicht), nennst einige Beispiele (die allerdings nicht alle passend sind, denn in einigen Fällen ist der Schreibunterschied richtig, notwendig und sinnvoll) und dann ziehst Du den unerlaubten Schluß, daß die neue Getrenntschreibung besser sei.
Man könnte nämlich genausogut den entgegengesetzten Schluß ziehen: Lösen wir doch das Problem mit mehr Zusammenschreibung!
(Übrigens: Ich könnte Dir aus dem neuesten Duden eine Riesenliste mit ähnlichem Wirrwar zusammenstellen! Mit bloßen Einzelbeispielen darf man aber nicht argumentieren.)
Du bist mir ausgewichen oder hast mich falsch verstanden!
Deshalb möchte ich einige ganz präzise Fragen an Dich stellen:
1. Warum ist die neue Getrenntschreibung grundsätzlich besser? Warum nicht vermehrte Zusammenschreibung? Wenn sie grundsätzlich besser ist, kann man das in wenigen Sätzen erklären. Bitte keinen Hinweis auf Fachliteratur! Überzeuge meinen gesunden Menschenverstand!
2. Warum entspricht die neue Getrenntschreibung der Sprachentwicklung?
3. Warum ist die neue Getrenntschreibung im ganzen leichter, und zwar für den Schreibenden, Lernenden? Als Lehrer weiß ich, daß das Gegenteil stimmt: sechs Regeln sind zuviel! Die Zusammensetzungen mit gut, wohl, selbst, hoch usw. usw. sind nicht mehr beherrschbar. Diese Zusammensetzungen wurden früher immer zusammengeschrieben. Sehr einfach! Da sich die Zahl der Getrenntschreibungen stark vermehrt hat, da es aber noch unzählige Zusammenschreibungen gibt, ist die Schreibschwierigkeit drastisch gestiegen. Die Schüler schreiben jetzt auch zurück kommen, zusammen arbeiten.... Bei den Wörtern mit selbst, hoch, wohl, gut usw. muß man ständig nachschauen.
4. Warum ist es gut und sinnvoll, Ausdrücke, die man als Einheit empfindet, als richtige Einzelwörter, durch Getrenntschreibung zu zerschlagen (Hand voll, so genannt, selbst ernannt, hoch bezahlt, wohl behütet, kennen lernen usw. usw.)?
5. Warum ist es besser und sinnvoll, Differenzierungen zu beseitigen und dem Leser Lesehilfen zu verweigern (z. B. wohl bekannt = wóhlbekannt oder wohl bekánnt?)?
Wenn Du diese sechs Fragen beantwortet hast und alle meine Bedenken und Zweifel ausgeräumt hast, dann kommen wir zum Thema Kommasetzung! Viel Arbeit wartet auf Dich, lieber Lars!
Da ich in der Schule sehr beansprucht bin, kann es allerdings sein, daß Du länger auf meine Antwort warten mußt. Aber wir haben ja Zeit!
Anmerkung: Bitte nicht mit Ungereimtheiten der alten Schreibung argumentieren! Es geht uns jetzt um die Grundsatzfragen.
Mit freundlichen Grüßen!
Wolfgang
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von RenateMariaMenges am 18.03.2001 um 23.00
Lachenmann:
>wirklich Plausibles oder gar Geistreiches vorzutragen hätte ?
Was wollen Sie denn lesen? Plausibles und Geistreiches im Bereich der Ortografie lese ich aber auch nicht von Verlegern wie Lachenmann. Ich lese nur einfache Wörter und Sätze, die der alten Rechtschreibung entsprechen: Fantasielos, ohne Kreativität und ohne neue Ästhetik. Neue Gedichte und Geschichten ohne neue Rechtschreibung- nein, danke. Da lese ich dann doch lieber den neuen Asterix und Latraviata. Was nicht heißt, dass auch der alte Goethe und Mörike doch mal wieder hervorgebracht werden ( selbstverständlich in alter Rechtschreibung).
So kann ich nur sagen:
Quam quisque norit artem, in hac se exerceat.
Viele Grüße
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.03.2001 um 23.00
Lachenmann und Salzburg: Kritiker der feinen Art mit viel Humor haben mehr
Menschenkenntnis gezeigt als so manche andere Herren.
RenateMariaMenges, weiter unten im Gästebuch.
Nun ja, meine liebe Frau Menges, so ändern sich die Zeiten und mit ihnen die Erkenntnisse.
Wenn Sie den Spruch am Ende Ihres Eintrags auch noch auf Deutsch abgeben könnten, würde auch ich ihn verstehen. Ich verfüge nämlich leider nicht über Ihre humanistische Bildung, nur bis zur Mittleren Reife hat es gerade so mit Ach und Krach geklappt. Und warum solche Sprünge? Von der minderwertigen deutschen Orthographie gleich ins Latein der Hochgebildeten! Da allerdings haben Sie mich auf meinen Platz auf der hinteren Bank verwiesen. Zur Strafe werde ich von dort aus mit Papierschnitzelchen auf Sie schießen.
Ihr Verlegener
Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
eingetragen von Peter W. Forster am 18.03.2001 um 23.00
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de 20.03.2001
Zu
Genervter ehem. SZ-Redakteur München redaktion@sueddeutsche.de Sonnabend, 17.3.2001
Zur Anonymität ist nur berechtigt, wer keinen Namen hat. Wer den Namen eines anderen benutzt, gleichgültig, ob in böser oder guter Absicht, ironisch oder peinlich, macht sich der Fälschung schuldig.
Sine auctore vero propositi libelli in nullo crimine locum habere debent. Nam et pessimi exempli nec nostri saeculi est.
Kaiser Trajan schrieb in dem bekannten Briefwechsel mit Plinius über die Behandlung der Christen, daß anonyme Anklageschriften in keinem Prozeß gegen die Christen irgendwie berücksichtigt werden dürfen, da dies das übelste Beispiel sei und überhaupt nicht in seine Zeit, Trajan sagt unsere Zeit, passe.
Der Anonymme benutzt hier eine zweite Anonymität, um Manni öffentlich als Dorftrottel bezeichnen zu können. Sehr lustig!
Dr. Gerd Sowein von der Süddeutschen Zeitung wurde als auctor dieses libellus" vermutet. Das ist nicht erlaubt, auch wenn dessen unverschämter Brief an Prof. Theodor Ickler vom 23.09.1999 dies glauben lassen möchte. Wenn Prof. Ickler diesen Brief veröffentlichen würde, dann könnten alle sehen, daß Dr. Sowein wenigstens mit seinem eigenen Namen unterschreibt, auch wenn damit der Süddeutschen Zeitung sehr großer Schaden zugefügt wurde. Mir steht es nicht zu, diesen Brief zu veröffentlichen, da er persönlich an Prof. Ickler ging.
Die Süddeutsche Zeitung hat mir noch nicht geantwortet auf meinen Brief. Ich werde die Antwort, sofern ich sie erhalte, hier ohne jede Verfälschung veröffentlichen.
Herr Dr. Sowein muß nicht antworten, er sollte dies aber im Hinblick auf das Ansehen der Süddeutschen Zeitung tun, die ich trotz Dr. Sowein und anderer Ungereimtheiten nicht nur im Zusammenhang mit der sog. Rechtschreibreform immer noch abonniert habe.
Es ist davon auszugehen, daß es sich bei L.K. wieder um einen Namenlosen XY handelt, der kein Gesicht hat, so wie es häufig der Fall war in Sachen der sog. Rechtschreibreform.
Es scheint, daß dieses Forum untergraben werden soll, damit es zusammenstürzt.
Wer seinen Namen verleugnet, schämt sich i.d.R. seiner Eltern. Wer kein Gesicht hat, erkennt nicht einmal sich selbst, wenn er in den Spiegel schaut: Er, der Stadttrottel vielleicht, sieht nur eine Menge von Dorftrotteln und amüsiert sich dabei köstlich, ohne zu ahnen, wer nun diese vielen Trottel im Spiegel wirklich sind.
Wir haben keinen Kaiser mehr, den wir um eine Anordnung bitten könnten, daß Briefe, schriftliche Mitteilungen (libelli) ohne Angabe des Namens (sine auctore) nicht mehr in diesem Forum erscheinen dürfen. Eine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen unserer Zeit jedoch muß es sein, Anonymes grundsätzlich nicht mehr zu veröffentlichen, bzw. zu löschen.
Die Ratten haben in der Schöpfung sicher auch eine Aufgabe. Sie sollen aber bitte vom Abfall, der genügend herumliegt, leben und nicht dazu angehalten werden, unsere Wurzeln anzuknappern.
Das Übel wächst nur dort, wo ihm der Boden bereitet wird.
Peter W. Forster, Gymnasiallehrer, Kind und Dorftrottel
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Gast am 17.03.2001 um 23.00
Was ist denn bloß los mit dir? Ich war das, dein alter Kumpel Lars! Dich kann wirklich jeder verarschen: Ickler, ich ...
Wie kommen du und deine Freunde nur darauf, dass das wirklich ein SZ-Redakeur war? Steckt da Wunschdenken dahinter oder irgendwelche Verschwörungstheorien?
Tut mir Leid, aber nach dieser geistigen Glanzleistung kann ich dich wirklich nicht Herr Riebe nennen. Kinder und Dorftrottel werden geduzt.
Willst du wissen, wie ich weiß, dass dieser Illauer so viele Leserbriefe an die SZ geschrieben hat. Schlag mal den Namen der Rose auf. Da beschreibt ziemlich am Anfang William von Baskerville den Rappen Brunellus, ohne ihn je gesehen zu haben. So ähnlich hab ich das auch gemacht.
Viele Grüße von deinem enttäuschten
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Dominik Schumacher am 17.03.2001 um 23.00
und einzeln angeboten:
die Gästebücher 1 bis 19
DS
eingetragen von Gast am 17.03.2001 um 23.00
Lars, Du selbst bist offenbar zu geistigen Glanzleistungen fähig!
Dann hilf uns doch, bitte!
Warum ist die neue Getrenntschreibung besser als die alte Zusammenschreibung?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Manfred Riebe am 17.03.2001 um 23.00
Ich hatte kräftig auf den Busch geklopft und heraus sprang aus verletzter Eitelkeit L.K. Ob es aber wirklich unser spätpubertierender Schüler Lars Kerner, Am Vogelsang 3, D-40474 Düsseldorf, LKerner@gmx.de, war, der bei Wilhelm Busch in die Lehre ging und den Lehrer Lämpel und seine Lehrer in Düsseldorf ärgern muß? Ich glaube es einfach mal, damit Lars Kerner sich freuen kann.
Bei Gerd Sowein entschuldige ich mich, weil ich ihn stellvertretend als Übeltäter verdächtigt hatte. Er war in der SZ der einzige Tatverdächtige.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 17.03.2001 um 23.00
Was ist denn bloß los mit dir? Ich war das, dein alter Kumpel Lars! Dich kann wirklich jeder verarschen: Ickler, ich ...
Wie kommen du und deine Freunde nur darauf, dass das wirklich ein SZ-Redakeur war? Steckt da Wunschdenken dahinter oder irgendwelche Verschwörungstheorien?
Tut mir Leid, aber nach dieser geistigen Glanzleistung kann ich dich wirklich nicht Herr Riebe nennen. Kinder und Dorftrottel werden geduzt.
Willst du wissen, wie ich weiß, dass dieser Illauer so viele Leserbriefe an die SZ geschrieben hat. Schlag mal den Namen der Rose auf. Da beschreibt ziemlich am Anfang William von Baskerville den Rappen Brunellus, ohne ihn je gesehen zu haben. So ähnlich hab ich das auch gemacht.
Viele Grüße von deinem enttäuschten
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Dominik Schumacher am 17.03.2001 um 23.00
und einzeln angeboten:
die Gästebücher 1 bis 19
DS
eingetragen von Gast am 17.03.2001 um 23.00
Lars, Du selbst bist offenbar zu geistigen Glanzleistungen fähig!
Dann hilf uns doch, bitte!
Warum ist die neue Getrenntschreibung besser als die alte Zusammenschreibung?
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Manfred Riebe am 17.03.2001 um 23.00
Ich hatte kräftig auf den Busch geklopft und heraus sprang aus verletzter Eitelkeit L.K. Ob es aber wirklich unser spätpubertierender Schüler Lars Kerner, Am Vogelsang 3, D-40474 Düsseldorf, LKerner@gmx.de, war, der bei Wilhelm Busch in die Lehre ging und den Lehrer Lämpel und seine Lehrer in Düsseldorf ärgern muß? Ich glaube es einfach mal, damit Lars Kerner sich freuen kann.
Bei Gerd Sowein entschuldige ich mich, weil ich ihn stellvertretend als Übeltäter verdächtigt hatte. Er war in der SZ der einzige Tatverdächtige.
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Was fällt an dem Brief des genervten ehem. SZ-Redakteurs auf?
1. Der pöbelhaft angegriffene Studiendirektor Wolfgang Illauer gehört zu den besten Kritikern der Rechtschreibreform. Sein ganzseitiger Artikel in der FAZ vom 05.10.2000: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung, Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer wurde in die Broschüre der FAZ Die Reform als Diktat aufgenommen. Illauer hat mit seinem Aufruf an die Reformbefürworter, doch zu beweisen, daß die neue Getrenntschreibung der alten Zusammenschreibung überlegen sei, nun einen prominenten Reformbefürworter, dem die Argumente fehlen, aus der Reserve gelockt.
2. Diese Reaktion ist ein beachtenswerter Erfolg und eine Ermunterung für uns, weil es sich zeigt, daß schon ein einziger mutiger Gymnasiallehrer die Leute, die an den Hebeln der Macht sitzen, nerven kann. Wir haben noch mehr Lehrer zur Verfügung. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) besteht zu 60 Prozent aus Lehrern und Hochschullehrern.
3. Die beiden Briefe sind anonym. Daraus kann man schließen, daß der Schreiber sich zwar über Wolfgang Illauer ärgert (genervt, wildgewordene Gymnasiallehrer), aber dienstliche Konsequenzen fürchtet und nicht die nötige Zivilcourage hat, trotzdem mit offenem Visier zu kämpfen. Man kann daher auf den ersten Blick nicht erkennen, ob es sich überhaupt um einen SZ-Redakteur oder um einen Gegner Illauers aus dem Kultusministerium handelt.
4. Es gibt zwei identische Briefe, die sich nur dadurch unterscheiden, daß beim zweiten die E-Mail-Adresse redaktion@sueddeutsche.de ergänzt wurde. Das würde ein ehemaliger SZ-Redakteur nicht tun. Also könnte es sich um einen noch bei der SZ befindlichen Redakteur handeln. Dem Stil nach (z.B. schwachsinnige Meinung) könnte es sich eigentlich nur um den Leserbrief-Redakteur Gerd Sowein handeln.
5. Der Name Illauer wird in der Überschrift falsch geschrieben, außerdem heißt es, man habe seinen Quatsch einfach weggeworfen. Beides deutet ebenfalls auf Gerd Sowein hin.
6. Gerd Soweins Vorgänger als Leserbrief-Redakteur, Dr. Christian Ullmann, wußte die Qualität der Leserbriefe Illauers zu schätzen. Er druckte daher viele seiner Leserbriefe und die Briefe anderer Reformkritiker. Das könnte ein Grund dafür sein, daß man ihn nach 25 Jahren Tätigkeit als Leserbriefredakteur im Oktober1998 gegen seinen Willen zum Schlußredakteur und Gerd Sowein als Mann fürs Grobe zu seinem Nachfolger machte. Seitdem beschimpfte Gerd Sowein Gegner der Rechtschreibreform in seinen Briefen und veröffentlichte nur noch sehr selten deren Leserbriefe. Unterdessen hatte Dr. Ullmann vor dem Arbeitsgericht München gegen die Süddeutsche Zeitung Erfolg. Daraufhin erhielt er eine Änderungskündigung. Man könnte Dr. Christian Ullmann daher als erstes prominentes journalistisches Opfer der Rechtschreibreform bezeichnen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
sosehr ich Ihnen in einzelnen Punkten (selbstverständlich) recht gebe, so dringend rate ich doch andererseits, nicht jeden Gedanken hier gleich in die Öffentlichkeit zu bringen, vor allem wenn dabei Namen genannt werden. Wer viele Leserbriefe zu vielen Themen schreibt, ruft zwangsläufig auch Widerspruch hervor und macht sich Feinde. Das geht Hern Illauer nicht anders als mir. Es spricht wenig dafür, daß es sich bei dem angeblichen (ehem.) Mitarbeiter der SZ wirklich um einen solchen handelt. Auch Herr Sowein kommt meiner Ansicht nach nicht in Betracht. Von ihm habe ich grobe und auch wieder sehr freundliche und sachliche Briefe bekommen; mir ist ziemlich klar geworden, daß die Redaktion der SZ keineswegs frei ist, das Thema Rechtschreibreform in Beiträgen und Leserbriefen so zu behandeln, wie sie gern möchte. Das ist bei der Welt nicht anders. Wahrscheinlich gibt es bei allen Zeitungen Anweisungen, dieses Thema vorläufig gar nicht mehr zu behandeln. Vertrauliche Mitteilungen aus einigen Redaktionen lassen darauf schließen.
Ich denke, ein so törichter und beleidigender Eintrag wie der des angeblichen SZ-Redakteurs braucht nicht beantwortet zu werden. Durch persönliche Verdächtigungen ohne hinreichende Beweise vergrätzt man andererseits die Journalisten, die ja im schlimmsten Falle betrogene Betrüger sind, im großen und ganzen aber unsere verhinderten Mitstreiter, auf die wir - in Zunkunft vielleicht noch mehr - sehr angewiesen sind, denn wie wollen wir etwas erreichen, wenn wir nicht doch ab und zu in die Zeitungen kommen? Deshalb habe ich schon immer dazu geraten, die unangenehme LAge der meisten Journalisten zu berücksichtigen und nicht auf ihnen herumzuhacken, wenn sie nicht gerade ein Übersoll an KMK-konformen Fiesheiten leisten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Der Ausdruck verhinderte Mitstreiter ist ein Widerspruch in sich. Es ist klar, daß die verhinderten Mitstreiter vor Schreck fast in Ohnmacht fallen und mir am liebsten einen Maulkorb umbinden würden. Diese verhinderten Mistreiter sollen sich doch persönlich äußern. Ich erinnere mich bei Ihrer Bitte um Zurückhaltung an das Gedicht Zivilcourage von Eugen Roth: Ein Mensch erfährt, daß unsere Zeit voll sei von Rücksichtslosigkeit. Doch sieht aus Feigheit, aus bequemer, er ringsum lauter Rücksichtnehmer. Die Freiheit geht doch wohl im Grunde aus solcher Rücksicht vor die Hunde.
Ich habe einen einzigen Journalisten, Gerd Sowein, im Verdacht, der bereits einige ähnlich grobe Briefe schrieb. Ein Staatsanwalt würde von einem begründeten Anfangsverdacht sprechen; denn diese Briefe Soweins existieren ja. Ihre Behauptung, mit meinem offen ausgesprochenen Verdacht vergrätze ich alle Journalisten und hacke auf ihnen herum, ist eine Verallgemeinerung, die ich logisch nicht nachzuvollziehen kann.
Eugen Roth sagt ja recht deutlich, wozu es führt, wenn man auf verhinderte Mitstreiter allzusehr Rücksicht nimmt. Im Laufe eines Berufslebens hat es sich gezeigt, daß man auf verhinderte Mitstreiter niemals zählen kann, weil sie die Öffentlichkeit scheuen und im Ernstfall alle umfallen. Als Personalrat, Personalratsvorsitzender usw. habe ich die Erfahrung gemacht, daß die einzige wirksame Waffe das Herstellen von Öffentlichkeit ist. Eine streitbare Demokratie kann nicht durch Geheimniskrämerei der sogenannten Rechtschreibreformer und ihrer Lobby, die hier vermummt auftreten, sondern nur durch einen offenen Informationsaustausch gefördert werden.
Zustimmende Netzbriefe, die ich nach meiner Breitseite gegen den angeblichen ehemaligen SZ-Redakteur inzwischen erhalten habe, bestätigen mich in meiner Meinung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
wir haben hier einen alten Streitpunkt. Vielleicht darf ich ganz schlicht darauf aufmerksam machen, daß wir kein Recht haben, von anderen Menschen einen Heroismus bis hin zum Märtyrertum zu verlangen. Von Rechts wegen müßte ja wohl beinahe jeder Journalist seine Kündigung in Kauf nehmen, indem er sich dem redaktionsinternen Zwang zu einer von ihm abgelehnten Neuschreibung widersetzt. Wo soll er aber unterkommen? Die Zeitungsverleger haben offenbar entgegen einer von ihnen verbreiteten Behauptung beschlossen, zu einem vereinbarten Zeitpunkt umzustellen. Aber auch davon abgesehen wäre es eine unzumutbare Forderung, die Kündigung zu riskieren. Es widerstrebt mir zutiefst, von anderen Leuten Zivilcourage zu verlangen, wenn man selbst verhältnismäßig ungefährdet ist.
Hinzu kommt, daß ich es einfach nicht klug finde, alles und jedes in die Öffentlichkeit zu zerren. Das hat gar nichts mit Hinterzimmerpolitik und Leisetreterei zu tun. Auch ich habe ja gezeigt, daß ich recht deutlich werden kann und mich auch mit Mächtigen anlege. Aber man kann auch viel kaputtmachen, wenn man es zur Unzeit öffentlich bekakelt. Mancher schöne Erfolg wäre dadurch unmöglich geworden, auch in unserer gemeinsamen Sache.
Wenn man Vertraulichkeit und Verschwiegenheit nicht zusichern kann, erfährt man natürlich auch weniger, weil die interessanten Informanten dann einen Bogen um einen machen. Es ist ein Kunstfehler, ohne hinreichende Recherchen hinauszuposaunen, wen man verdächtigt, und sich dadurch zu isolieren und unglaubwürdig zu machen.
Angenommen, Ihr Verdacht wäre unbegründet und Herr Sowein unbeteiligt - wie stehen Sie vor ihm da? Wollen Sie ihm sagen, er hätte es aufgrund früherer Sünden verdient, auch wenn er jetzt unschuldig ist? Mir scheint, daß Sie hier auf Abwege geraten sind (üble Nachrede oder so etwas). Daß Sie zustimmende Netzpost erhalten haben, macht die Sache nicht besser.
Ich kann nur hoffen, daß dieses Beispiel hier nicht Schule macht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
In einer streitbaren Demokratie ist es ein Krebsübel, daß auf diversen Netzseiten anonyme Schreiber geduldet werden. Dagegen haben Sie sich früher auch schon erfolglos gewandt. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, daß es meine Pflicht ist, auf den einen Mitstreiter beleidigenden Eintrag eines angeblichen SZ-Redakteurs zu antworten. Ich äußere dabei lediglich den Verdacht, daß es sich um einen Journalisten handelt, der uns schon früher übel mitgespielt hat. Deshalb ist es für mich unverständlich, weshalb Sie die Partei gerade dieses Journalisten ergreifen, anstatt weiterhin dafür einzutreten, daß anonyme Schmierereien unterbunden werden. Besagter Journalist hat doch gezeigt, daß er für sich selber sprechen kann. Einer seiner unverschämten Briefe wurde schon früher hier eingetragen und diskutiert.
Auch hier stelle ich fest, daß Sie einen Einzelfall eines Journalisten wieder durch Verallgemeinerung auf meine Kosten auf alle Journalisten ausweiten. Ich habe nicht vor, mich als Richter aufzuspielen wie die von Ihnen genannten anonymen verhinderten Mitstreiter und darüber zu urteilen, was der andere sagen darf und was nicht. Von den von Ihnen genannten verhinderten Mitstreitern verlange ich keine Zivilcourage. Ich erwarte aber, daß Sie mir ihre Meinung persönlich sagen und nicht über einen Dritten. Ich nehme an, daß es nur einige wenige solcher kritischen verhinderten Mitstreiter gibt.
Sie schreiben: Aber man kann auch viel kaputtmachen, wenn man es zur Unzeit öffentlich bekakelt. Mancher schöne Erfolg wäre dadurch unmöglich geworden, auch in unserer gemeinsamen Sache.
Ich weiß nicht, welchen Erfolg Sie meinen. Ich bin der Meinung, daß umgekehrt ein Schuh draus wird: Man kann viel kaputtmachen, wenn verhinderte Mitstreiter zur rechten Zeit, z.B. vor der Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht, Geheimniskrämerei betreiben und ihr Wissen zurückhalten. Wenn Eingeweihte ein Wissensprivileg hätten und auf ihrem Herrschaftswissen säßen, kann man nicht gemeinsam recherchieren. Der Untersuchungsausschuß in der Spendenaffäre zeigt doch, daß die Glaubwürdigkeit der Herrschenden durch ihr erkauftes Schweigen auch mit einem Ehrenwort kaputtgeht.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
genug und schon zuviel! Ich sage dazu nichts mehr.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 16.03.2001 um 23.00
Mein anonymer Freund, der SZ-Redakteur, kann kein SZ-Redakteur sein, und zwar aus zwei Gründen:
1. Die SZ-Redakteure, bekannt für Geist und Zivilcourage, meinungsbildend in ganz Deutschland, haben keinen anonymen Briefschreiber in ihren Reihen.
2. Mein anonymer Freund behauptet, meine Leserbriefe seien Schwachsinn und Quatsch. Weiß er, was aus dieser Prämisse folgt? Weiß er, daß er mit dieser Behauptung seine eigene Redaktion aufs schwerste belastet? Da seit vielen Jahren Leserbriefe von mir in der SZ erschienen sind, heißt das nämlich: Die SZ-Redaktion bringt seit vielen Jahren immer wieder den Quatsch und den Schwachsinn ein und desselben wildgewordenen und krankhaften Leserbriefschreibers, und sie tut das, obwohl sie ganz genau weiß, daß es sich um peinlichsten Blödsinn handelt, über den sich jedes Jahr mehrere Male Hunderttausende von Lesern ärgern müssen. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Kann es mit rechten Dingen zugehen, wenn noch im Jahr 2000 vier Beiträge dieses Schwachsinns ins SZ-Archiv (im Internet jederzeit aufrufbar, wenn man Illauer eingibt) aufgenommen wurden? Wie ist dieses zeitungsschädigende, ja skandalöse Verhalten der Leserbriefredaktion zu erklären? Muß da nicht ungerechte Begünstigung und Spezlwirtschaft dahinterstecken? Wieso diese Nachsicht viele Jahre lang? Hätte die Redaktion nicht schon vor vielen Jahren (spätestens nach Veröffentlichung des ersten und zweiten Briefes!) aufhören müssen mit dem Abdruck der Quatschbriefe und das minderwertige, den Ruf der SZ schädigende Zeug sofort in den Papierkorb befördern müssen?
Weil kein SZ-Redakteur seine eigene Redaktion der Korruption beschuldigen wird, kann mein anonymer Freund kein SZ-Redakteur sein.
Ich füge zwei Erklärungen an:
Erstens: Ich schreibe natürlich nicht zu jedem Thema, wie mein unbekannter Freund behauptet, sondern nur zum Themenbereich Schule, Bildung, Ethik, antike Philosophie und Literatur.
Zweitens: Warum schreibe ich Leserbriefe? Nicht deshalb, weil ich krankhaft geltungssüchtig bin, sondern aus folgendem Grund: Ich möchte, soweit ich das mit meiner geringen Kraft vermag, meine Tätigkeit in der Schule ergänzen und in der Öffentlichkeit all die Gefahren anprangern, von denen Bildung und Erziehung der Jugend bedroht sind. Ich möchte (im sokratisch-platonischen Sinn) für das Gute kämpfen. (Mein anonymer Freund wird jetzt einen Lachanfall bekommen.) Ich weiß, das klingt naiv. Aber Don Quijote gehört zu meinen Vorbildern. Wenn ich, was ich seit vielen Jahren tue, die Abtreibung anprangere, wenn ich über die miesen Männer schimpfe, die ihre Partnerinnen als Sexualobjekt mißbrauchen, um sie dann zur Reparatur auf den Operationstisch zu schicken, wenn ich das tue und wenn ich bedenke, daß der Brief von hunderttausend oder mehr Menschen gelesen wird, dann könnte es ja sein, daß ein paar Dutzend Leute nachdenklich werden. Und dann habe ich mein kleines Ziel erreicht. Das ist meine Motivation!
Gegen die Rechtschreibreform schreibe ich aus Zorn. Die Art und Weise, wie sie durchgesetzt wurde, die Tatsache, daß ich als Lehrer gezwungen werden soll, teilweise sogar Fehlerhaftes zu unterrichten, die unverfrorene Propagandalüge (die Rechtschreibfehler gingen um die Hälfte zurück, wenn die Reform eingeführt werde) all das hat in mir ein Gefühl entstehen lassen, das vielleicht auch manche 68er empfunden haben, das Gefühl einer ohnmächtigen Wut. Diese Wut treibt mich. Ich empfinde diese Wut auch über das Fernsehen, das nachmittags und abends wieder kaputtzumachen droht, was ich den Schülern vormittags beizubringen versuche: bestimmte ethische Normen, bestimmte Wertvorstellungen. Ich schreibe seit Jahren (ist das wirklich Quatsch, mein anonymer Freund?) gegen die Entartung des Privatfernsehens. Das Thema scheint aber tabu zu sein. Ich konnte leider nur wenige Briefe (auch in der SZ!) plazieren!
Zurück zur Rechtschreibreform. Ich wiederhole meine Bitte: Ein Reformer möge zeigen, warum die neue Getrenntschreibung besser ist als die alte Zusammenschreibung. Sie, mein anonymer Freund, könnten mir dabei helfen: Bitten Sie einen der Reformpäpste oder einen Kultusminister, uns Reformgegner auf diesen Seiten durch stichhaltige Argumentation zu bekehren.
Sie haben etwas gutzumachen. Helfen Sie also mit, daß ein gutes und ehrliches Gespräch zustande kommt.
Sollte ich Sie wirklich arg genervt haben, dann bitte ich um Entschuldigung. Das war natürlich nicht beabsichtigt.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Peter W. Forster am 16.03.2001 um 23.00
Peter W. Forster, Lerchenstraße 9, 84137 Vilsiburg
e-mail: pw.forster@t-online.de
An die SZ habe ich folgendes E-mail geschickt:
Vilsbiburg, 18.März 2001
An Süddeutsche Zeitung
Fälschung oder nicht?
Sehr geehrte Damen und Herren,
in das Gästebuch von http://www.rechtschreibreform.com/ hat ein angeblich ehemaliger Redakteur der Süddeutschen Zeitung einen anonymen Artikel geschrieben. Da ich der Ansicht bin, daß es sich dabei um einen Mißbrauch der Adresse der Süddeutschen Zeitung handelt, möchte ich Ihnen diesen Artikel über Illauer (in der Überschrift falsch geschrieben) zusenden.
Klären Sie bitte die Sache auch in Ihrem Interesse und stellen Sie, wenn es sich um eine Fälschung handelt, dies richtig.
Sollte es sich um einen sog. Dunkelmännerbrief handeln, der nicht Herrn Illauer und die Gymnasiallehrer, sondern die Süddeutsche Zeitung bloßlegen will, sollten Sie auch Stellung nehmen, bzw. versuchen, diesen Schreiber zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht gibt es eine technische Möglichkeit dazu.
Mit freundlichen Grüßen
Peter W. Forster
------
Nachzulesen in:
Gästebuch von http://www.rechtschreibreform.com/
Peter W. Forster, StD
s.o.
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
sosehr ich Ihnen in einzelnen Punkten (selbstverständlich) recht gebe, so dringend rate ich doch andererseits, nicht jeden Gedanken hier gleich in die Öffentlichkeit zu bringen, vor allem wenn dabei Namen genannt werden. Wer viele Leserbriefe zu vielen Themen schreibt, ruft zwangsläufig auch Widerspruch hervor und macht sich Feinde. Das geht Hern Illauer nicht anders als mir. Es spricht wenig dafür, daß es sich bei dem angeblichen (ehem.) Mitarbeiter der SZ wirklich um einen solchen handelt. Auch Herr Sowein kommt meiner Ansicht nach nicht in Betracht. Von ihm habe ich grobe und auch wieder sehr freundliche und sachliche Briefe bekommen; mir ist ziemlich klar geworden, daß die Redaktion der SZ keineswegs frei ist, das Thema Rechtschreibreform in Beiträgen und Leserbriefen so zu behandeln, wie sie gern möchte. Das ist bei der Welt nicht anders. Wahrscheinlich gibt es bei allen Zeitungen Anweisungen, dieses Thema vorläufig gar nicht mehr zu behandeln. Vertrauliche Mitteilungen aus einigen Redaktionen lassen darauf schließen.
Ich denke, ein so törichter und beleidigender Eintrag wie der des angeblichen SZ-Redakteurs braucht nicht beantwortet zu werden. Durch persönliche Verdächtigungen ohne hinreichende Beweise vergrätzt man andererseits die Journalisten, die ja im schlimmsten Falle betrogene Betrüger sind, im großen und ganzen aber unsere verhinderten Mitstreiter, auf die wir - in Zunkunft vielleicht noch mehr - sehr angewiesen sind, denn wie wollen wir etwas erreichen, wenn wir nicht doch ab und zu in die Zeitungen kommen? Deshalb habe ich schon immer dazu geraten, die unangenehme LAge der meisten Journalisten zu berücksichtigen und nicht auf ihnen herumzuhacken, wenn sie nicht gerade ein Übersoll an KMK-konformen Fiesheiten leisten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Der Ausdruck verhinderte Mitstreiter ist ein Widerspruch in sich. Es ist klar, daß die verhinderten Mitstreiter vor Schreck fast in Ohnmacht fallen und mir am liebsten einen Maulkorb umbinden würden. Diese verhinderten Mistreiter sollen sich doch persönlich äußern. Ich erinnere mich bei Ihrer Bitte um Zurückhaltung an das Gedicht Zivilcourage von Eugen Roth: Ein Mensch erfährt, daß unsere Zeit voll sei von Rücksichtslosigkeit. Doch sieht aus Feigheit, aus bequemer, er ringsum lauter Rücksichtnehmer. Die Freiheit geht doch wohl im Grunde aus solcher Rücksicht vor die Hunde.
Ich habe einen einzigen Journalisten, Gerd Sowein, im Verdacht, der bereits einige ähnlich grobe Briefe schrieb. Ein Staatsanwalt würde von einem begründeten Anfangsverdacht sprechen; denn diese Briefe Soweins existieren ja. Ihre Behauptung, mit meinem offen ausgesprochenen Verdacht vergrätze ich alle Journalisten und hacke auf ihnen herum, ist eine Verallgemeinerung, die ich logisch nicht nachzuvollziehen kann.
Eugen Roth sagt ja recht deutlich, wozu es führt, wenn man auf verhinderte Mitstreiter allzusehr Rücksicht nimmt. Im Laufe eines Berufslebens hat es sich gezeigt, daß man auf verhinderte Mitstreiter niemals zählen kann, weil sie die Öffentlichkeit scheuen und im Ernstfall alle umfallen. Als Personalrat, Personalratsvorsitzender usw. habe ich die Erfahrung gemacht, daß die einzige wirksame Waffe das Herstellen von Öffentlichkeit ist. Eine streitbare Demokratie kann nicht durch Geheimniskrämerei der sogenannten Rechtschreibreformer und ihrer Lobby, die hier vermummt auftreten, sondern nur durch einen offenen Informationsaustausch gefördert werden.
Zustimmende Netzbriefe, die ich nach meiner Breitseite gegen den angeblichen ehemaligen SZ-Redakteur inzwischen erhalten habe, bestätigen mich in meiner Meinung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
In einer streitbaren Demokratie ist es ein Krebsübel, daß auf diversen Netzseiten anonyme Schreiber geduldet werden. Dagegen haben Sie sich früher auch schon erfolglos gewandt. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich der Meinung, daß es meine Pflicht ist, auf den einen Mitstreiter beleidigenden Eintrag eines angeblichen SZ-Redakteurs zu antworten. Ich äußere dabei lediglich den Verdacht, daß es sich um einen Journalisten handelt, der uns schon früher übel mitgespielt hat. Deshalb ist es für mich unverständlich, weshalb Sie die Partei gerade dieses Journalisten ergreifen, anstatt weiterhin dafür einzutreten, daß anonyme Schmierereien unterbunden werden. Besagter Journalist hat doch gezeigt, daß er für sich selber sprechen kann. Einer seiner unverschämten Briefe wurde schon früher hier eingetragen und diskutiert.
Auch hier stelle ich fest, daß Sie einen Einzelfall eines Journalisten wieder durch Verallgemeinerung auf meine Kosten auf alle Journalisten ausweiten. Ich habe nicht vor, mich als Richter aufzuspielen wie die von Ihnen genannten anonymen verhinderten Mitstreiter und darüber zu urteilen, was der andere sagen darf und was nicht. Von den von Ihnen genannten verhinderten Mitstreitern verlange ich keine Zivilcourage. Ich erwarte aber, daß Sie mir ihre Meinung persönlich sagen und nicht über einen Dritten. Ich nehme an, daß es nur einige wenige solcher kritischen verhinderten Mitstreiter gibt.
Sie schreiben: Aber man kann auch viel kaputtmachen, wenn man es zur Unzeit öffentlich bekakelt. Mancher schöne Erfolg wäre dadurch unmöglich geworden, auch in unserer gemeinsamen Sache.
Ich weiß nicht, welchen Erfolg Sie meinen. Ich bin der Meinung, daß umgekehrt ein Schuh draus wird: Man kann viel kaputtmachen, wenn verhinderte Mitstreiter zur rechten Zeit, z.B. vor der Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht, Geheimniskrämerei betreiben und ihr Wissen zurückhalten. Wenn Eingeweihte ein Wissensprivileg hätten und auf ihrem Herrschaftswissen säßen, kann man nicht gemeinsam recherchieren. Der Untersuchungsausschuß in der Spendenaffäre zeigt doch, daß die Glaubwürdigkeit der Herrschenden durch ihr erkauftes Schweigen auch mit einem Ehrenwort kaputtgeht.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Peter W. Forster am 16.03.2001 um 23.00
Peter W. Forster, Lerchenstraße 9, 84137 Vilsiburg
e-mail: pw.forster@t-online.de
An die SZ habe ich folgendes E-mail geschickt:
Vilsbiburg, 18.März 2001
An Süddeutsche Zeitung
Fälschung oder nicht?
Sehr geehrte Damen und Herren,
in das Gästebuch von http://www.rechtschreibreform.com/ hat ein angeblich ehemaliger Redakteur der Süddeutschen Zeitung einen anonymen Artikel geschrieben. Da ich der Ansicht bin, daß es sich dabei um einen Mißbrauch der Adresse der Süddeutschen Zeitung handelt, möchte ich Ihnen diesen Artikel über Illauer (in der Überschrift falsch geschrieben) zusenden.
Klären Sie bitte die Sache auch in Ihrem Interesse und stellen Sie, wenn es sich um eine Fälschung handelt, dies richtig.
Sollte es sich um einen sog. Dunkelmännerbrief handeln, der nicht Herrn Illauer und die Gymnasiallehrer, sondern die Süddeutsche Zeitung bloßlegen will, sollten Sie auch Stellung nehmen, bzw. versuchen, diesen Schreiber zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht gibt es eine technische Möglichkeit dazu.
Mit freundlichen Grüßen
Peter W. Forster
------
Nachzulesen in:
Gästebuch von http://www.rechtschreibreform.com/
Peter W. Forster, StD
s.o.
eingetragen von Gast am 16.03.2001 um 23.00
Mein anonymer Freund, der SZ-Redakteur, kann kein SZ-Redakteur sein, und zwar aus zwei Gründen:
1. Die SZ-Redakteure, bekannt für Geist und Zivilcourage, meinungsbildend in ganz Deutschland, haben keinen anonymen Briefschreiber in ihren Reihen.
2. Mein anonymer Freund behauptet, meine Leserbriefe seien Schwachsinn und Quatsch. Weiß er, was aus dieser Prämisse folgt? Weiß er, daß er mit dieser Behauptung seine eigene Redaktion aufs schwerste belastet? Da seit vielen Jahren Leserbriefe von mir in der SZ erschienen sind, heißt das nämlich: Die SZ-Redaktion bringt seit vielen Jahren immer wieder den Quatsch und den Schwachsinn ein und desselben wildgewordenen und krankhaften Leserbriefschreibers, und sie tut das, obwohl sie ganz genau weiß, daß es sich um peinlichsten Blödsinn handelt, über den sich jedes Jahr mehrere Male Hunderttausende von Lesern ärgern müssen. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Kann es mit rechten Dingen zugehen, wenn noch im Jahr 2000 vier Beiträge dieses Schwachsinns ins SZ-Archiv (im Internet jederzeit aufrufbar, wenn man Illauer eingibt) aufgenommen wurden? Wie ist dieses zeitungsschädigende, ja skandalöse Verhalten der Leserbriefredaktion zu erklären? Muß da nicht ungerechte Begünstigung und Spezlwirtschaft dahinterstecken? Wieso diese Nachsicht viele Jahre lang? Hätte die Redaktion nicht schon vor vielen Jahren (spätestens nach Veröffentlichung des ersten und zweiten Briefes!) aufhören müssen mit dem Abdruck der Quatschbriefe und das minderwertige, den Ruf der SZ schädigende Zeug sofort in den Papierkorb befördern müssen?
Weil kein SZ-Redakteur seine eigene Redaktion der Korruption beschuldigen wird, kann mein anonymer Freund kein SZ-Redakteur sein.
Ich füge zwei Erklärungen an:
Erstens: Ich schreibe natürlich nicht zu jedem Thema, wie mein unbekannter Freund behauptet, sondern nur zum Themenbereich Schule, Bildung, Ethik, antike Philosophie und Literatur.
Zweitens: Warum schreibe ich Leserbriefe? Nicht deshalb, weil ich krankhaft geltungssüchtig bin, sondern aus folgendem Grund: Ich möchte, soweit ich das mit meiner geringen Kraft vermag, meine Tätigkeit in der Schule ergänzen und in der Öffentlichkeit all die Gefahren anprangern, von denen Bildung und Erziehung der Jugend bedroht sind. Ich möchte (im sokratisch-platonischen Sinn) für das Gute kämpfen. (Mein anonymer Freund wird jetzt einen Lachanfall bekommen.) Ich weiß, das klingt naiv. Aber Don Quijote gehört zu meinen Vorbildern. Wenn ich, was ich seit vielen Jahren tue, die Abtreibung anprangere, wenn ich über die miesen Männer schimpfe, die ihre Partnerinnen als Sexualobjekt mißbrauchen, um sie dann zur Reparatur auf den Operationstisch zu schicken, wenn ich das tue und wenn ich bedenke, daß der Brief von hunderttausend oder mehr Menschen gelesen wird, dann könnte es ja sein, daß ein paar Dutzend Leute nachdenklich werden. Und dann habe ich mein kleines Ziel erreicht. Das ist meine Motivation!
Gegen die Rechtschreibreform schreibe ich aus Zorn. Die Art und Weise, wie sie durchgesetzt wurde, die Tatsache, daß ich als Lehrer gezwungen werden soll, teilweise sogar Fehlerhaftes zu unterrichten, die unverfrorene Propagandalüge (die Rechtschreibfehler gingen um die Hälfte zurück, wenn die Reform eingeführt werde) all das hat in mir ein Gefühl entstehen lassen, das vielleicht auch manche 68er empfunden haben, das Gefühl einer ohnmächtigen Wut. Diese Wut treibt mich. Ich empfinde diese Wut auch über das Fernsehen, das nachmittags und abends wieder kaputtzumachen droht, was ich den Schülern vormittags beizubringen versuche: bestimmte ethische Normen, bestimmte Wertvorstellungen. Ich schreibe seit Jahren (ist das wirklich Quatsch, mein anonymer Freund?) gegen die Entartung des Privatfernsehens. Das Thema scheint aber tabu zu sein. Ich konnte leider nur wenige Briefe (auch in der SZ!) plazieren!
Zurück zur Rechtschreibreform. Ich wiederhole meine Bitte: Ein Reformer möge zeigen, warum die neue Getrenntschreibung besser ist als die alte Zusammenschreibung. Sie, mein anonymer Freund, könnten mir dabei helfen: Bitten Sie einen der Reformpäpste oder einen Kultusminister, uns Reformgegner auf diesen Seiten durch stichhaltige Argumentation zu bekehren.
Sie haben etwas gutzumachen. Helfen Sie also mit, daß ein gutes und ehrliches Gespräch zustande kommt.
Sollte ich Sie wirklich arg genervt haben, dann bitte ich um Entschuldigung. Das war natürlich nicht beabsichtigt.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
genug und schon zuviel! Ich sage dazu nichts mehr.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
wir haben hier einen alten Streitpunkt. Vielleicht darf ich ganz schlicht darauf aufmerksam machen, daß wir kein Recht haben, von anderen Menschen einen Heroismus bis hin zum Märtyrertum zu verlangen. Von Rechts wegen müßte ja wohl beinahe jeder Journalist seine Kündigung in Kauf nehmen, indem er sich dem redaktionsinternen Zwang zu einer von ihm abgelehnten Neuschreibung widersetzt. Wo soll er aber unterkommen? Die Zeitungsverleger haben offenbar entgegen einer von ihnen verbreiteten Behauptung beschlossen, zu einem vereinbarten Zeitpunkt umzustellen. Aber auch davon abgesehen wäre es eine unzumutbare Forderung, die Kündigung zu riskieren. Es widerstrebt mir zutiefst, von anderen Leuten Zivilcourage zu verlangen, wenn man selbst verhältnismäßig ungefährdet ist.
Hinzu kommt, daß ich es einfach nicht klug finde, alles und jedes in die Öffentlichkeit zu zerren. Das hat gar nichts mit Hinterzimmerpolitik und Leisetreterei zu tun. Auch ich habe ja gezeigt, daß ich recht deutlich werden kann und mich auch mit Mächtigen anlege. Aber man kann auch viel kaputtmachen, wenn man es zur Unzeit öffentlich bekakelt. Mancher schöne Erfolg wäre dadurch unmöglich geworden, auch in unserer gemeinsamen Sache.
Wenn man Vertraulichkeit und Verschwiegenheit nicht zusichern kann, erfährt man natürlich auch weniger, weil die interessanten Informanten dann einen Bogen um einen machen. Es ist ein Kunstfehler, ohne hinreichende Recherchen hinauszuposaunen, wen man verdächtigt, und sich dadurch zu isolieren und unglaubwürdig zu machen.
Angenommen, Ihr Verdacht wäre unbegründet und Herr Sowein unbeteiligt - wie stehen Sie vor ihm da? Wollen Sie ihm sagen, er hätte es aufgrund früherer Sünden verdient, auch wenn er jetzt unschuldig ist? Mir scheint, daß Sie hier auf Abwege geraten sind (üble Nachrede oder so etwas). Daß Sie zustimmende Netzpost erhalten haben, macht die Sache nicht besser.
Ich kann nur hoffen, daß dieses Beispiel hier nicht Schule macht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.03.2001 um 23.00
Was fällt an dem Brief des genervten ehem. SZ-Redakteurs auf?
1. Der pöbelhaft angegriffene Studiendirektor Wolfgang Illauer gehört zu den besten Kritikern der Rechtschreibreform. Sein ganzseitiger Artikel in der FAZ vom 05.10.2000: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung, Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer wurde in die Broschüre der FAZ Die Reform als Diktat aufgenommen. Illauer hat mit seinem Aufruf an die Reformbefürworter, doch zu beweisen, daß die neue Getrenntschreibung der alten Zusammenschreibung überlegen sei, nun einen prominenten Reformbefürworter, dem die Argumente fehlen, aus der Reserve gelockt.
2. Diese Reaktion ist ein beachtenswerter Erfolg und eine Ermunterung für uns, weil es sich zeigt, daß schon ein einziger mutiger Gymnasiallehrer die Leute, die an den Hebeln der Macht sitzen, nerven kann. Wir haben noch mehr Lehrer zur Verfügung. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) besteht zu 60 Prozent aus Lehrern und Hochschullehrern.
3. Die beiden Briefe sind anonym. Daraus kann man schließen, daß der Schreiber sich zwar über Wolfgang Illauer ärgert (genervt, wildgewordene Gymnasiallehrer), aber dienstliche Konsequenzen fürchtet und nicht die nötige Zivilcourage hat, trotzdem mit offenem Visier zu kämpfen. Man kann daher auf den ersten Blick nicht erkennen, ob es sich überhaupt um einen SZ-Redakteur oder um einen Gegner Illauers aus dem Kultusministerium handelt.
4. Es gibt zwei identische Briefe, die sich nur dadurch unterscheiden, daß beim zweiten die E-Mail-Adresse redaktion@sueddeutsche.de ergänzt wurde. Das würde ein ehemaliger SZ-Redakteur nicht tun. Also könnte es sich um einen noch bei der SZ befindlichen Redakteur handeln. Dem Stil nach (z.B. schwachsinnige Meinung) könnte es sich eigentlich nur um den Leserbrief-Redakteur Gerd Sowein handeln.
5. Der Name Illauer wird in der Überschrift falsch geschrieben, außerdem heißt es, man habe seinen Quatsch einfach weggeworfen. Beides deutet ebenfalls auf Gerd Sowein hin.
6. Gerd Soweins Vorgänger als Leserbrief-Redakteur, Dr. Christian Ullmann, wußte die Qualität der Leserbriefe Illauers zu schätzen. Er druckte daher viele seiner Leserbriefe und die Briefe anderer Reformkritiker. Das könnte ein Grund dafür sein, daß man ihn nach 25 Jahren Tätigkeit als Leserbriefredakteur im Oktober1998 gegen seinen Willen zum Schlußredakteur und Gerd Sowein als Mann fürs Grobe zu seinem Nachfolger machte. Seitdem beschimpfte Gerd Sowein Gegner der Rechtschreibreform in seinen Briefen und veröffentlichte nur noch sehr selten deren Leserbriefe. Unterdessen hatte Dr. Ullmann vor dem Arbeitsgericht München gegen die Süddeutsche Zeitung Erfolg. Daraufhin erhielt er eine Änderungskündigung. Man könnte Dr. Christian Ullmann daher als erstes prominentes journalistisches Opfer der Rechtschreibreform bezeichnen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Zu diesem 4 Jahre alten Beitrag erreichte uns vom hier angesprochenen Leserbriefe-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Herrn Gerd Sowein, das Verlangen, daß die Punkte 4 bis 6 gelöscht werden sollen; und er stellt uns juristische Folgen mit hohen Kosten in Aussicht. Dazu mehr in einem gesonderten Faden.
(Die Redaktion macht sich keinesfalls diese Einschätzung von Herrn Riebe zu eigen, und er selbst ist in diesem Forumfaden in späteren Beiträgen dazu etwas auf Abstand gegangen.)
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Wichtige Quellen sind u.a. die Dokumentationen des Rechtschreibreformers Hermann Zabel, der 1997/98 auch als wissenschaftlicher Beirat des Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache e.V. (VWDS, heute VDS), Dortmund, fungierte:
Zabel, Hermann (Hrsg.): Der gekippte Kaiser. Dokumentation einer Pressekampagne zur Rechtschreibreform. Bochum 1989
Zabel, Hermann (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk, Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. In Verbindung mit der Gesellschaft für deutsche Sprache, zusammengestellt und kommentiert von Hermann Zabel, Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996.
Norbert Willenpart und Hans Kircher (Hrsg.): Diskussion Rechtschreibreform. Kommentierte Bibliographie zur Reformdebatte von 1970 - 1992. Wien: ÖBV Pädagogischer Verlag, 1994
Ich könnte mir vorstellen, daß Sie von Zabel als damaligem Insider genauere Antworten erhalten könnten:
Prof. Dr. Hermann Zabel, Zum alten Bruch 6, 58119 Hagen, Tel. (02334) 3000 (priv.), Fax: 4 52 48, Lehrstuhlinhaber am Institut für deutsche Sprache u. Literatur der Universität Dortmund, August-Schmidt-Str. 4, 44227 Dortmund, Tel. (0231) 755 - 41 92, (Uni), Fax: 755 - 44 98
Zugeknöpfter dürften seine Kollegen Prof. Gerhard Augst, der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, und der Geschäftsführer Dr. Klaus Heller sein.
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Zur Frage von Herrn Jansen:
Was mich betrifft, lege ich auf die Beantwortung meiner Fragen selbstverständlich großen Wert. Leserbriefe werden z.B. in der Regel nur veröffentlicht, wenn sie eine genaue Absenderadresse und Telefonnummer tragen. Manche Redaktionen rufen zurück, um festzustellen, ob es sich um keine fiktive Person handelt. Es geht darum, daß der Schreiber und nicht die Zeitung die Verantwortung für das Geschriebene zu übernehmen hat. Manche Zeitungen veröffentlichen die vollständige Adresse. Hier geht es nicht nur um Zivilcourage, sondern um Demokratiefähigkeit und Demokratiebereitschaft.
Normalerweise ist es so, daß ein Gastgeber seine Gäste einander vorstellt. Wenn dies versäumt wird, stellt man sich selber vor.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Norbert Schäbler am 15.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Ihre Verschwiegenheit bzgl. Ihrer beruflichen Praxis und Ihrer möglicherweise damit gekoppelten Motive des Engagements für die Rechtschreibreform ist durchaus gerechtfertigt. Schließlich ist es eine beobachtbare Tatsache, daß Argumente aus Professorenmunde durchaus ein anderes Gewicht erfahren als ein im gleichen Wortlaut gesprochenes Argument des einfachen Mannes. Nicht zuletzt auf Grund von Vorurteilen werden durch die Kenntnis von zusätzlichen persönlichen Fakten Sachargumente ab- oder aufgewertet.
Andererseits gehören zu einer respektvollen Wertschätzung des Diskussionspartners durchaus auch persönliche Bezüge. Sie ersparen mitunter Mißverständnisse oder überharte Formulierungen.
In diesem Zusammenhang darf ich Sie verweisen auf eine dreitägige Auseinandersetzung zwischen uns beiden, die hier auf diesem Gästebuch zwischen dem 14.01. und 16.01. stattfand. Seinerzeit appellierte ich an Ihre Journalistenpflicht und bat Sie gründlicher zu recherchieren. Sie dementierten, Journalist zu sein. Daneben stellten Sie in Aussicht, einige Fakten nachzulesen, die sie zuvor recht oberflächlich dargestellt hatten. Am 23.01. erstatteten Sie Bericht über Ihre Studien.
Mir fiel seinerzeit genau das auf, was Ihnen Herr Prof. Ickler vorwirft. Sie starten häufig mit einer Behauptung in eine Diskussion, stellen diese als Faktum dar, obwohl diese Fakten schon lange widerlegt sind.
Sie werden doch nicht verlangen, daß man Ihnen auf jedwede These - die häufig auch zur Unzeit aufgestellt werden - die direkte Gegenthese entgegenhält. Dies gilt vor allem dann, wenn die Gegenbehauptung jederzeit leicht eingesehen werden kann.
Mehrfach hat Sie Herr Prof. Ickler auf seinen Kritischen Kommentar (steht im Netz) verwiesen. Sie werden doch nicht erwarten, daß er Ihnen sein Manuskript höchstpersönlich vorbeibringt!
Ob Sie den Forderungen von Herrn Riebe entsprechen wollen, können Sie selbst abwägen (s.o.). Wenn Sie allerdings ein Versteck- und Blinde-Kuh-Spielchen mit uns treiben möchten, dann wäre das wohl ein falsches Motiv...- denn auch das lengt gewaltig von der Sache ab.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Der Unterzeichnete (Gymnasiallehrer für Latein, Griechisch, Deutsch und Ethik an einem Augsburger Gymnasium) hat eine Bitte an all diejenigen Besucher dieses Gästebuchs, die der Reform zustimmen.
Warum ist die neue Getrenntschreibung (es dürften über tausend Fälle sein: so genannt, schwer fallen, selbst ernannt, Hand voll...)ein Fortschritt? Welche Vorteile bringt sie (für die Leser, für die Schreibenden)?
Ich möchte gern überzeugt werden. Sollten die Reformbefürworter allerdings keine stichhaltigen Argumente nennen können, dann müßten sie konsequenterweise ins Lager der Reformgegner übertreten.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 15.03.2001 um 23.00
Herr Illauer hat ein sehr gutes Beispiel genannt, an dem man die verkehrte Denkweise der Refomer nachweisen kann. Ich meine Wörter wie selbstgebacken, die man ja laut Reform getrennt schreiben, d. h. als Wörter aufgeben soll. Und zwar argumentieren die Reformer so: Er hat den Kuchen selbst gebacken > Der Kuchen ist selbst gebacken. Das ist aber eine falsche Herleitung, weil die Identitätspartikel selbst (manche sprechen auch von einem Pronomen, darauf kommt es hier aber gar nicht an) bei diesem Übergang ihren Bezug ändert (der Bäcker selbst, der Kuchen selbst). Das ist bei der echten Zusammensetzung selbstgebacken anders, und deshalb ist nur dies grammatisch richtig.
Ein kleines Problem für mich als Wörterbuchmacher besteht darin, daß die falsche Getrenntschreibung in Texten ziemlich häufig anzutreffen war. Ich habe sie aber trotzdem nicht in mein Wörterbuch aufgenommen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Lehrreiches Beispiel von Prof. Ickler! Man könnte den Sinn der Zusammenschreibung selbstgebacken schon einem Kind so erklären:
Es ist ein Unterschied, ob ich sage: Der Kuchen selbst ist gebacken oder Der Kuchen ist selbst (Pause!) gebacken oder ob ich sage: Der Kuchen ist selbstgebacken. Die neue Rechtschreibung machts eben dem Leser schwerer, beseitigt feine Differenzierungen, bildet schlechter ab! Und so etwas wird dann als Fortschritt verkauft!
Ich bin sehr gespannt, ob sich ein Befürworter (eine Befürworterin) meldet und es fertigbringt, den Fortschritt (nicht nur bei selbst gebacken, sondern für alle ca. 1000 Fälle) zu erläutern!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 15.03.2001 um 23.00
Mindestens ebenso empörend wie die Vergewaltigung der deutschen Grammatik ist der allgemeine Grundsatz, dem die vermehrte Getrenntschreibung folgt. Die Reformer haben diesen Grundsatz des öfteren ausgesprochen, zum Beispiel schon in ihrer Reformvorlage von 1992,
S. 146: Insgesamt wird der Getrenntschreibung der Vorzug gegenüber der Zusammenschreibung gegeben und damit behutsam der Tendenz zu vermehrter Zusammenschreibung entgegengewirkt.
Man muß sich das einmal klarmachen: Es wird ohne weiteres zugegeben, daß die Sprachgemeinschaft bei schwerfallen, auseinandersetzen usw. zur Zusammenschreibung neigt, aber die Reformer wissen es besser und wollen es verhindern! Sie fragen gar nicht nach den Gründen der Zusammenschreibung und ob diese Tendenz vielleicht tief im deutschen Sprachbau verwurzelt sein könnte. So ergibt sich notwendigerweise ein zäher Kleinkrieg der Reformer gegen die Bevölkerung, weil sie etwas durchsetzen wollen (durchsetzen ist das Losungswort von Anfang an!), was gegen die Intuition der Sprecher und gegen die natürliche Entwicklung der Sprache verstößt. Diesen Kampf werden sie nicht gewinnen, aber der Weg zur unabwendbaren Niederlage, der sich ja in den heutigen Zeitungen Tag für Tag abzeichnet, wird durch die Harthörigkeit der Kultusminister lang und beschwerlich sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Nach der Ankündigung der FAZ, zur traditionellen Rechtschreibung zurückzukehren, veranstalteten Friedrich Denk und andere in Hannover eine Pressekonferenz. Meiner Erinnerung nach setzte er dabei einen Preis von 10.000,- DM für denjenigen aus, der mit stichhaltigen Argumenten die Vorteile der Rechtschreibreform darlegen könne. Wenn jemand den Preis gewinne, wolle er außerdem aus dem Fenster springen. Wer den genauen Text mit Datum hat, möge ihn bitte hier hineinsetzen, um den Anreiz zu erhöhen, Herrn Illauers Bitte zu erfüllen. Meines Wissens hat bisher niemand die Wette Friedrich Denks gewonnen.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Es dürfte nicht einfach sein, zu beweisen, daß die Donau vom Schwarzen Meer in den Schwarzwald fließt. Ebenso schwer dürfte es sein, zu beweisen, daß die neue Getrenntschreibung der alten Zusammenschreibung überlegen ist.
Warum ist die alte Zusammenschreibung besser?
Vor allem aus den folgenden überaus gewichtigen Gründen:
1. Sie spiegelt die natürliche Sprachentwicklung wider (aus kennen lernen wird das neue Wort kennenlernen, aus so genannt wird das neue Wort sogenannt...).
2. Sie führt in der Schule zu weniger Rechtschreibfehlern. (Dazu könnte ich aus erster Hand einen langen Aufsatz schreiben!)
3. Sie gibt dem Leser (im Gegensatz zur Getrenntschreibung - wohl bekannt = wóhlbekannt oder wohl bekánnt?)eine klare, willkommene und hilfreiche Information zu Betonung, Aussprache und Sinn!
Aber vielleicht ist das alles falsch? Vielleicht irren wir Reformkritiker uns? Deshalb, liebe Reformbefürworter, belehrt uns! Macht uns aus Nichtwissenden, aus Leuten, die in einer Illusion befangen sind, zu Wissenden! Wir sind Sokratiker, das heißt: Wir sind nicht beleidigt oder böse, wenn wir widerlegt werden, im Gegenteil: wir sind dankbar, wenn wir der Wahrheit ein Stück näherkommen. Wir geben es zu, wenn wir uns geirrt haben!
Dieselbe Haltung erwarten wir natürlich von Euch!
Also: Beweist uns bitte den Fortschritt der neuen Getrenntschreibung! Widerlegt gleichzeitig die drei oben genannten Argumente!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von anonymer Gast am 15.03.2001 um 23.00
Mein Gott, Illauer ist jetzt auch schon hier. Wird er mich denn bis an mein Lebensende verfolgen?
Schon lange vor der Rechtschreibreform hat er unsere Redaktion genervt, weil er ständig zu jedem Thema seine schwachsinnige Meinung in einem Leserbrief kundtun mußte. Anfänglich haben wir immer wieder welche veröffentlicht, weil wir hofften, daß er dann aufhören würde. Hat er aber nicht!
Schließlich haben wir seinen Quatsch einfach weggeworfen.
Gott schütze uns vor den wildgewordenen Gymnasiallehrern!
Genervter ehem. SZ-Redakteur
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.03.2001 um 23.00
Wir haben immer wieder Briefe an die SZ geschrieben, damit sie mit ihrer schwachsinnigen Reformschreibung sowie mit dem Reformjubel aufhört. Hat sie aber nicht. Irgendwann haben wir sie einfach nicht mehr ernst genommen, nicht mehr abonniert und nicht mehr gelesen. Komisch auch: Der Schreiber fühlt sich von Herrn Illauer verfolgt, nur weil er ihm hier begegnet und Leserbriefe erhalten hat, und er hält dessen Meinung für Quatsch, schreibt aber selbst alt und bleibt anonym. Kein besonders überzeugendes Bild.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.03.2001 um 23.00
Wir haben immer wieder Briefe an die SZ geschrieben, damit sie mit ihrer schwachsinnigen Reformschreibung sowie mit dem Reformjubel aufhört. Hat sie aber nicht. Irgendwann haben wir sie einfach nicht mehr ernst genommen, nicht mehr abonniert und nicht mehr gelesen. Komisch auch: Der Schreiber fühlt sich von Herrn Illauer verfolgt, nur weil er ihm hier begegnet und Leserbriefe erhalten hat, und er hält dessen Meinung für Quatsch, schreibt aber selbst alt und bleibt anonym. Kein besonders überzeugendes Bild.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Es dürfte nicht einfach sein, zu beweisen, daß die Donau vom Schwarzen Meer in den Schwarzwald fließt. Ebenso schwer dürfte es sein, zu beweisen, daß die neue Getrenntschreibung der alten Zusammenschreibung überlegen ist.
Warum ist die alte Zusammenschreibung besser?
Vor allem aus den folgenden überaus gewichtigen Gründen:
1. Sie spiegelt die natürliche Sprachentwicklung wider (aus kennen lernen wird das neue Wort kennenlernen, aus so genannt wird das neue Wort sogenannt...).
2. Sie führt in der Schule zu weniger Rechtschreibfehlern. (Dazu könnte ich aus erster Hand einen langen Aufsatz schreiben!)
3. Sie gibt dem Leser (im Gegensatz zur Getrenntschreibung - wohl bekannt = wóhlbekannt oder wohl bekánnt?)eine klare, willkommene und hilfreiche Information zu Betonung, Aussprache und Sinn!
Aber vielleicht ist das alles falsch? Vielleicht irren wir Reformkritiker uns? Deshalb, liebe Reformbefürworter, belehrt uns! Macht uns aus Nichtwissenden, aus Leuten, die in einer Illusion befangen sind, zu Wissenden! Wir sind Sokratiker, das heißt: Wir sind nicht beleidigt oder böse, wenn wir widerlegt werden, im Gegenteil: wir sind dankbar, wenn wir der Wahrheit ein Stück näherkommen. Wir geben es zu, wenn wir uns geirrt haben!
Dieselbe Haltung erwarten wir natürlich von Euch!
Also: Beweist uns bitte den Fortschritt der neuen Getrenntschreibung! Widerlegt gleichzeitig die drei oben genannten Argumente!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von anonymer Gast am 15.03.2001 um 23.00
Mein Gott, Illauer ist jetzt auch schon hier. Wird er mich denn bis an mein Lebensende verfolgen?
Schon lange vor der Rechtschreibreform hat er unsere Redaktion genervt, weil er ständig zu jedem Thema seine schwachsinnige Meinung in einem Leserbrief kundtun mußte. Anfänglich haben wir immer wieder welche veröffentlicht, weil wir hofften, daß er dann aufhören würde. Hat er aber nicht!
Schließlich haben wir seinen Quatsch einfach weggeworfen.
Gott schütze uns vor den wildgewordenen Gymnasiallehrern!
Genervter ehem. SZ-Redakteur
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.03.2001 um 23.00
Mindestens ebenso empörend wie die Vergewaltigung der deutschen Grammatik ist der allgemeine Grundsatz, dem die vermehrte Getrenntschreibung folgt. Die Reformer haben diesen Grundsatz des öfteren ausgesprochen, zum Beispiel schon in ihrer Reformvorlage von 1992,
S. 146: Insgesamt wird der Getrenntschreibung der Vorzug gegenüber der Zusammenschreibung gegeben und damit behutsam der Tendenz zu vermehrter Zusammenschreibung entgegengewirkt.
Man muß sich das einmal klarmachen: Es wird ohne weiteres zugegeben, daß die Sprachgemeinschaft bei schwerfallen, auseinandersetzen usw. zur Zusammenschreibung neigt, aber die Reformer wissen es besser und wollen es verhindern! Sie fragen gar nicht nach den Gründen der Zusammenschreibung und ob diese Tendenz vielleicht tief im deutschen Sprachbau verwurzelt sein könnte. So ergibt sich notwendigerweise ein zäher Kleinkrieg der Reformer gegen die Bevölkerung, weil sie etwas durchsetzen wollen (durchsetzen ist das Losungswort von Anfang an!), was gegen die Intuition der Sprecher und gegen die natürliche Entwicklung der Sprache verstößt. Diesen Kampf werden sie nicht gewinnen, aber der Weg zur unabwendbaren Niederlage, der sich ja in den heutigen Zeitungen Tag für Tag abzeichnet, wird durch die Harthörigkeit der Kultusminister lang und beschwerlich sein.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Nach der Ankündigung der FAZ, zur traditionellen Rechtschreibung zurückzukehren, veranstalteten Friedrich Denk und andere in Hannover eine Pressekonferenz. Meiner Erinnerung nach setzte er dabei einen Preis von 10.000,- DM für denjenigen aus, der mit stichhaltigen Argumenten die Vorteile der Rechtschreibreform darlegen könne. Wenn jemand den Preis gewinne, wolle er außerdem aus dem Fenster springen. Wer den genauen Text mit Datum hat, möge ihn bitte hier hineinsetzen, um den Anreiz zu erhöhen, Herrn Illauers Bitte zu erfüllen. Meines Wissens hat bisher niemand die Wette Friedrich Denks gewonnen.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Lehrreiches Beispiel von Prof. Ickler! Man könnte den Sinn der Zusammenschreibung selbstgebacken schon einem Kind so erklären:
Es ist ein Unterschied, ob ich sage: Der Kuchen selbst ist gebacken oder Der Kuchen ist selbst (Pause!) gebacken oder ob ich sage: Der Kuchen ist selbstgebacken. Die neue Rechtschreibung machts eben dem Leser schwerer, beseitigt feine Differenzierungen, bildet schlechter ab! Und so etwas wird dann als Fortschritt verkauft!
Ich bin sehr gespannt, ob sich ein Befürworter (eine Befürworterin) meldet und es fertigbringt, den Fortschritt (nicht nur bei selbst gebacken, sondern für alle ca. 1000 Fälle) zu erläutern!
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Gast am 15.03.2001 um 23.00
Der Unterzeichnete (Gymnasiallehrer für Latein, Griechisch, Deutsch und Ethik an einem Augsburger Gymnasium) hat eine Bitte an all diejenigen Besucher dieses Gästebuchs, die der Reform zustimmen.
Warum ist die neue Getrenntschreibung (es dürften über tausend Fälle sein: so genannt, schwer fallen, selbst ernannt, Hand voll...)ein Fortschritt? Welche Vorteile bringt sie (für die Leser, für die Schreibenden)?
Ich möchte gern überzeugt werden. Sollten die Reformbefürworter allerdings keine stichhaltigen Argumente nennen können, dann müßten sie konsequenterweise ins Lager der Reformgegner übertreten.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 15.03.2001 um 23.00
Herr Illauer hat ein sehr gutes Beispiel genannt, an dem man die verkehrte Denkweise der Refomer nachweisen kann. Ich meine Wörter wie selbstgebacken, die man ja laut Reform getrennt schreiben, d. h. als Wörter aufgeben soll. Und zwar argumentieren die Reformer so: Er hat den Kuchen selbst gebacken > Der Kuchen ist selbst gebacken. Das ist aber eine falsche Herleitung, weil die Identitätspartikel selbst (manche sprechen auch von einem Pronomen, darauf kommt es hier aber gar nicht an) bei diesem Übergang ihren Bezug ändert (der Bäcker selbst, der Kuchen selbst). Das ist bei der echten Zusammensetzung selbstgebacken anders, und deshalb ist nur dies grammatisch richtig.
Ein kleines Problem für mich als Wörterbuchmacher besteht darin, daß die falsche Getrenntschreibung in Texten ziemlich häufig anzutreffen war. Ich habe sie aber trotzdem nicht in mein Wörterbuch aufgenommen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 15.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Ihre Verschwiegenheit bzgl. Ihrer beruflichen Praxis und Ihrer möglicherweise damit gekoppelten Motive des Engagements für die Rechtschreibreform ist durchaus gerechtfertigt. Schließlich ist es eine beobachtbare Tatsache, daß Argumente aus Professorenmunde durchaus ein anderes Gewicht erfahren als ein im gleichen Wortlaut gesprochenes Argument des einfachen Mannes. Nicht zuletzt auf Grund von Vorurteilen werden durch die Kenntnis von zusätzlichen persönlichen Fakten Sachargumente ab- oder aufgewertet.
Andererseits gehören zu einer respektvollen Wertschätzung des Diskussionspartners durchaus auch persönliche Bezüge. Sie ersparen mitunter Mißverständnisse oder überharte Formulierungen.
In diesem Zusammenhang darf ich Sie verweisen auf eine dreitägige Auseinandersetzung zwischen uns beiden, die hier auf diesem Gästebuch zwischen dem 14.01. und 16.01. stattfand. Seinerzeit appellierte ich an Ihre Journalistenpflicht und bat Sie gründlicher zu recherchieren. Sie dementierten, Journalist zu sein. Daneben stellten Sie in Aussicht, einige Fakten nachzulesen, die sie zuvor recht oberflächlich dargestellt hatten. Am 23.01. erstatteten Sie Bericht über Ihre Studien.
Mir fiel seinerzeit genau das auf, was Ihnen Herr Prof. Ickler vorwirft. Sie starten häufig mit einer Behauptung in eine Diskussion, stellen diese als Faktum dar, obwohl diese Fakten schon lange widerlegt sind.
Sie werden doch nicht verlangen, daß man Ihnen auf jedwede These - die häufig auch zur Unzeit aufgestellt werden - die direkte Gegenthese entgegenhält. Dies gilt vor allem dann, wenn die Gegenbehauptung jederzeit leicht eingesehen werden kann.
Mehrfach hat Sie Herr Prof. Ickler auf seinen Kritischen Kommentar (steht im Netz) verwiesen. Sie werden doch nicht erwarten, daß er Ihnen sein Manuskript höchstpersönlich vorbeibringt!
Ob Sie den Forderungen von Herrn Riebe entsprechen wollen, können Sie selbst abwägen (s.o.). Wenn Sie allerdings ein Versteck- und Blinde-Kuh-Spielchen mit uns treiben möchten, dann wäre das wohl ein falsches Motiv...- denn auch das lengt gewaltig von der Sache ab.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Zur Frage von Herrn Jansen:
Was mich betrifft, lege ich auf die Beantwortung meiner Fragen selbstverständlich großen Wert. Leserbriefe werden z.B. in der Regel nur veröffentlicht, wenn sie eine genaue Absenderadresse und Telefonnummer tragen. Manche Redaktionen rufen zurück, um festzustellen, ob es sich um keine fiktive Person handelt. Es geht darum, daß der Schreiber und nicht die Zeitung die Verantwortung für das Geschriebene zu übernehmen hat. Manche Zeitungen veröffentlichen die vollständige Adresse. Hier geht es nicht nur um Zivilcourage, sondern um Demokratiefähigkeit und Demokratiebereitschaft.
Normalerweise ist es so, daß ein Gastgeber seine Gäste einander vorstellt. Wenn dies versäumt wird, stellt man sich selber vor.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2001 um 23.00
Wichtige Quellen sind u.a. die Dokumentationen des Rechtschreibreformers Hermann Zabel, der 1997/98 auch als wissenschaftlicher Beirat des Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache e.V. (VWDS, heute VDS), Dortmund, fungierte:
Zabel, Hermann (Hrsg.): Der gekippte Kaiser. Dokumentation einer Pressekampagne zur Rechtschreibreform. Bochum 1989
Zabel, Hermann (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk, Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. In Verbindung mit der Gesellschaft für deutsche Sprache, zusammengestellt und kommentiert von Hermann Zabel, Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996.
Norbert Willenpart und Hans Kircher (Hrsg.): Diskussion Rechtschreibreform. Kommentierte Bibliographie zur Reformdebatte von 1970 - 1992. Wien: ÖBV Pädagogischer Verlag, 1994
Ich könnte mir vorstellen, daß Sie von Zabel als damaligem Insider genauere Antworten erhalten könnten:
Prof. Dr. Hermann Zabel, Zum alten Bruch 6, 58119 Hagen, Tel. (02334) 3000 (priv.), Fax: 4 52 48, Lehrstuhlinhaber am Institut für deutsche Sprache u. Literatur der Universität Dortmund, August-Schmidt-Str. 4, 44227 Dortmund, Tel. (0231) 755 - 41 92, (Uni), Fax: 755 - 44 98
Zugeknöpfter dürften seine Kollegen Prof. Gerhard Augst, der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, und der Geschäftsführer Dr. Klaus Heller sein.
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Ich habe zu Herrn Riebe folgende Beobachtungen gemacht (gleiche Punkte):
1. Wenn ich mich auf eine Parole zur Rechtschreibung beziehe und nicht auf den Beschluss des Bundestages zur Sprache, so ist es abwegig, von falschem Zitat zu sprechen.
2. Das Argument sollten Sie einmal ausformulieren. Ich weiß noch nicht, was Sie andeuten wollten.
3. Aus gutem Grund nenne ich in dieser vornehmen Gesellschaft nicht meine Postadresse, noch in welcher Firma ich arbeite. Gerade Sie bestätigen mich darin, dass diese Zurückhaltung richtig ist. Ich möchte weder, dass meine Familie noch meine Firma durch irgendwelche Pöbeleien in Mitleidenschaft gezogen wird.
4. Rechtschreibung gehört dem Volk! oder doch den Schreibberufen?
5. Sie monieren, ich würde Herrn Ickler mit irgendetwas überhäufen? Sie belieben zu scherzen! Den Satz mit dem Glashaus und dem Steinewerfen kennen Sie doch oder? Die Zersetzungstheorie, den Klassenfeind von seinen eigentlichen Aufgaben abzuhalten, ist rührend. Um die Frage zu stellen, inwieweit das massenweise Schreiben auf dieser Website zu den eigentlichen Aufgaben des Professors gehört, braucht es wahrlich nicht meinen Beitrag. Die Frage stellt sich bei ihm genauso wie bei jedem von uns.
Noch Fragen Riebe? Und denken Sie daran: Ich habe Wichtigeres zu tun als auf Ihre Punkte einzugehen, die sich sämtlich NICHT mit den aufgeworfenen orthografischen Fragen beschäftigen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Das Komma vor als (letzter Satz) wurde beim Abschicken nicht übernommen.
Jansen
eingetragen von Manfred Riebe am 14.03.2001 um 23.00
Zu 1. Meines Wissens gibt es keine Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk! Ich halte das für Ihre Erfindung. Können Sie eine Quelle angeben, worin ein Reformkritiker solch einen Unsinn gesagt hat? Vgl. Nr. 4!
Zu 2. Sie sind ein Befürworter der Rechtschreibreform und werfen Herrn Professor Ickler universitäre Arroganz vor. Das bedeutet, daß Sie - wie die meisten Befürworter der Rechtschreibreform - mit einem Totschlagargument arbeiten, vermutlich deshalb, weil Sie ein Reformbefürworter sind und Herrn Professor Ickler auf die Nerven gehen wollen, so wie Lars Kerner es tat.
Zu 3. Sie antworteten am 21.02.2001 auf die Bemerkung Professor Icklers: Leider weiß ich nicht, welcher Fachrichtung Sie angehören.: Meine Fachrichtung? Privat sprachlich interessierter Bürger. Sie vergaßen jedoch, etwas über Ihr offensichtlich großes berufliches Interesse an der Rechtschreibreform zu sagen. Außerdem empfand ich Ihre Antwort als unhöflich, weil Sie keine berufliche Fachrichtung angaben. Wer oder was zwingt Sie dazu, die neue Rechtschreibung zu verwenden? Das kann doch nur einen beruflichen Grund haben.
Aber statt eine klärende Antwort zu geben, schreiben Sie: Ich möchte weder, dass meine Familie noch meine Firma durch irgendwelche Pöbeleien in Mitleidenschaft gezogen wird.
Pöbeleien ist wieder so ein Totschlagargument und zugleich eine Ausrede. a) Kein Besucher dieser Netzseiten hat je ein Familienmitglied oder gar den Arbeitgeber angepöbelt. b) Sie sind es doch, der Herrn Professor Ickler und nun auch mich anpöbelt.
Zu 4. Sie schreiben: Rechtschreibung gehört dem Volk! oder doch den Schreibberufen?
Die Schreibfertigkeit kann nur dem gehören, der sie sich angeeignet hat und nur in dem Maße, wie er sie sich angeeignet hat, z.B. überhaupt nicht, wie die Analphabeten, und dann von ungenügend und mangelhaft bis zu den Schreibberufen, dort von befriedigend bis sehr gut. Ich siedle Sie bei den Schreibberuflern an; denn ein Privatmann wird sich kaum mit einer derartigen Intensität um Rechtschreibfragen kümmern wie Sie.
Zu 5. Sie schreiben: Sie monieren, ich würde Herrn Ickler mit irgendetwas überhäufen? Sie belieben zu scherzen!
Sie können doch lesen. Professor Ickler schrieb, daß Sie ihn mit verständnislosen Rückfragen, die sich im Kreise drehen, nerven. Anstatt sich das zu Herzen zu nehmen, kommen Sie mit weiteren Totschlagargumenten: Zersetzungstheorie, Klassenfeind und maßen sich wie ein übler Journalist obendrein Kritik an den Aufgaben eines Professors an.
Dann heißt es bei Ihnen unter absichtlicher Auslassung der Höflichkeitsanrede: Noch Fragen Riebe? Ja, natürlich:
1. Ihnen sind nach Ihren Aussagen orthographische Fragen wichtig. Haben Sie sich deswegen inzwischen den Kritischen Kommentar besorgt?
2. Welches berufliche Interesse an der Rechtschreibreform haben Sie? Uns ist es sehr wichtig herauszufinden, welche Motive ein Reformbefürworter hat, für die sogenannte Rechtschreibreform einzutreten, obwohl er keine Vorteile der sogenannten Reform nennen kann und statt dessen zu Totschlagargumenten greift. Es kann ja nur ein berufliches Interesse an der Rechtschreibreform dergestalt sein, daß man mit Hilfe der Rechtschreibreform z.B. als Journalist oder Autor an der Reform verdient oder als Lehrer zur Lobby der Kultusminister gehört und Karriere machen will.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2001 um 23.00
Ich möchte ausdrücklich feststellen, daß ich Herrn Riebes starkes Interesse an der Person von Herrn Jansen zwar verstehe, aber nicht teile.
Und zu Herrn Jansen: Ja, wir Professoren haben, solange wir unsere Dienstpflichten nicht verletzen, ziemlich viel Freiheit. Ich habe sie in den letzten Jahren dazu benutzt, Aufklärung über die Rechtschreibreform zu betreiben, ungefähr 200 Leserbriefe und 25 Zeitungsartikel veröffentlicht, 2000 Briefe verschickt, mehrere tausend Seiten Gutachten usw. eingereicht, zehn Aufsätze und drei Bücher sowie ein Wörterbuch verfaßt, Vorträge gehalten und natürlich auch hier im Internet vieles geschrieben, was meiner bescheidenen Ansicht nach nicht zum Dümmsten gehört, was es zu diesem Gegenstand zu lesen gibt. Damit habe ich Roman Herzogs Auftrag an die Germanistik befolgt, relevant zu werden. Was haben Sie dagegen einzuwenden?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Bevor wir mit diesem Streit fortfahren, den nicht ich von den orthografischen Fragen weggezogen habe, möchte ich eine klare Antwort auf die Frage, ob ich mich zu den letzten beiden Texten von Ickler und Riebe äußern soll oder nicht. Ich möchte nur vermeiden, dass man es mir zum Vorwurf macht, wenn ich antworte, noch, wenn ich es nicht tue. Ich will hier über Rechtschreibung streiten, über sonst gar nichts. Wenn Sie allerdings z.B. wünschen, dass ich etwas zu meiner nicht vorhandenen Fachrichtumg noch mal etwas schreibe... nun gut.
Michael Jansen (nicht fiktiv)
[meine Anschrift tut nichts zur Sache]
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Den Keiser im bot kennt jeder, aber besitzt jemand die vollständigen Wörterlisten der frühzeitig abgesoffenen Reform von 1988. Ich benötige
die vollständige Liste für ein Romanprojekt, vermutlich das einzige Buch, das je zusammenhängende Texte in dieser Schreibung enthalten wird.
Ich bin für die Angabe eines möglichen Fundorts dankbar, wäre aber auich ein begeisterter Abnehmer einer E-mail mit der kompletten Liste.
Armin Hennig
Gottlieb-Daimler-Straße 24, 72827 Wannweil
eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2001 um 23.00
Soweit ich weiß, hat es vor 1996 keine Wörterlisten gegeben. Deren Fehlen wurde jedenfalls 1993 bemängelt. Die richtige Adresse für Nachfragen ist das IDS, besonders Herr Augst.
Zur Frage von Herrn Jansen: Nein, was mich betrifft, lege ich auf die Beantwortung von Herrn Riebes Fragen keinen Wert. Mir wäre es lieber, Sie würden sich eine Weile mit der empfohlenen Literatur zurückziehen und Ihre Sachkenntnis ausbauen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 14.03.2001 um 23.00
Zu 1. Meines Wissens gibt es keine Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk! Ich halte das für Ihre Erfindung. Können Sie eine Quelle angeben, worin ein Reformkritiker solch einen Unsinn gesagt hat? Vgl. Nr. 4!
Zu 2. Sie sind ein Befürworter der Rechtschreibreform und werfen Herrn Professor Ickler universitäre Arroganz vor. Das bedeutet, daß Sie - wie die meisten Befürworter der Rechtschreibreform - mit einem Totschlagargument arbeiten, vermutlich deshalb, weil Sie ein Reformbefürworter sind und Herrn Professor Ickler auf die Nerven gehen wollen, so wie Lars Kerner es tat.
Zu 3. Sie antworteten am 21.02.2001 auf die Bemerkung Professor Icklers: Leider weiß ich nicht, welcher Fachrichtung Sie angehören.: Meine Fachrichtung? Privat sprachlich interessierter Bürger. Sie vergaßen jedoch, etwas über Ihr offensichtlich großes berufliches Interesse an der Rechtschreibreform zu sagen. Außerdem empfand ich Ihre Antwort als unhöflich, weil Sie keine berufliche Fachrichtung angaben. Wer oder was zwingt Sie dazu, die neue Rechtschreibung zu verwenden? Das kann doch nur einen beruflichen Grund haben.
Aber statt eine klärende Antwort zu geben, schreiben Sie: Ich möchte weder, dass meine Familie noch meine Firma durch irgendwelche Pöbeleien in Mitleidenschaft gezogen wird.
Pöbeleien ist wieder so ein Totschlagargument und zugleich eine Ausrede. a) Kein Besucher dieser Netzseiten hat je ein Familienmitglied oder gar den Arbeitgeber angepöbelt. b) Sie sind es doch, der Herrn Professor Ickler und nun auch mich anpöbelt.
Zu 4. Sie schreiben: Rechtschreibung gehört dem Volk! oder doch den Schreibberufen?
Die Schreibfertigkeit kann nur dem gehören, der sie sich angeeignet hat und nur in dem Maße, wie er sie sich angeeignet hat, z.B. überhaupt nicht, wie die Analphabeten, und dann von ungenügend und mangelhaft bis zu den Schreibberufen, dort von befriedigend bis sehr gut. Ich siedle Sie bei den Schreibberuflern an; denn ein Privatmann wird sich kaum mit einer derartigen Intensität um Rechtschreibfragen kümmern wie Sie.
Zu 5. Sie schreiben: Sie monieren, ich würde Herrn Ickler mit irgendetwas überhäufen? Sie belieben zu scherzen!
Sie können doch lesen. Professor Ickler schrieb, daß Sie ihn mit verständnislosen Rückfragen, die sich im Kreise drehen, nerven. Anstatt sich das zu Herzen zu nehmen, kommen Sie mit weiteren Totschlagargumenten: Zersetzungstheorie, Klassenfeind und maßen sich wie ein übler Journalist obendrein Kritik an den Aufgaben eines Professors an.
Dann heißt es bei Ihnen unter absichtlicher Auslassung der Höflichkeitsanrede: Noch Fragen Riebe? Ja, natürlich:
1. Ihnen sind nach Ihren Aussagen orthographische Fragen wichtig. Haben Sie sich deswegen inzwischen den Kritischen Kommentar besorgt?
2. Welches berufliche Interesse an der Rechtschreibreform haben Sie? Uns ist es sehr wichtig herauszufinden, welche Motive ein Reformbefürworter hat, für die sogenannte Rechtschreibreform einzutreten, obwohl er keine Vorteile der sogenannten Reform nennen kann und statt dessen zu Totschlagargumenten greift. Es kann ja nur ein berufliches Interesse an der Rechtschreibreform dergestalt sein, daß man mit Hilfe der Rechtschreibreform z.B. als Journalist oder Autor an der Reform verdient oder als Lehrer zur Lobby der Kultusminister gehört und Karriere machen will.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2001 um 23.00
Ich möchte ausdrücklich feststellen, daß ich Herrn Riebes starkes Interesse an der Person von Herrn Jansen zwar verstehe, aber nicht teile.
Und zu Herrn Jansen: Ja, wir Professoren haben, solange wir unsere Dienstpflichten nicht verletzen, ziemlich viel Freiheit. Ich habe sie in den letzten Jahren dazu benutzt, Aufklärung über die Rechtschreibreform zu betreiben, ungefähr 200 Leserbriefe und 25 Zeitungsartikel veröffentlicht, 2000 Briefe verschickt, mehrere tausend Seiten Gutachten usw. eingereicht, zehn Aufsätze und drei Bücher sowie ein Wörterbuch verfaßt, Vorträge gehalten und natürlich auch hier im Internet vieles geschrieben, was meiner bescheidenen Ansicht nach nicht zum Dümmsten gehört, was es zu diesem Gegenstand zu lesen gibt. Damit habe ich Roman Herzogs Auftrag an die Germanistik befolgt, relevant zu werden. Was haben Sie dagegen einzuwenden?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Bevor wir mit diesem Streit fortfahren, den nicht ich von den orthografischen Fragen weggezogen habe, möchte ich eine klare Antwort auf die Frage, ob ich mich zu den letzten beiden Texten von Ickler und Riebe äußern soll oder nicht. Ich möchte nur vermeiden, dass man es mir zum Vorwurf macht, wenn ich antworte, noch, wenn ich es nicht tue. Ich will hier über Rechtschreibung streiten, über sonst gar nichts. Wenn Sie allerdings z.B. wünschen, dass ich etwas zu meiner nicht vorhandenen Fachrichtumg noch mal etwas schreibe... nun gut.
Michael Jansen (nicht fiktiv)
[meine Anschrift tut nichts zur Sache]
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Den Keiser im bot kennt jeder, aber besitzt jemand die vollständigen Wörterlisten der frühzeitig abgesoffenen Reform von 1988. Ich benötige
die vollständige Liste für ein Romanprojekt, vermutlich das einzige Buch, das je zusammenhängende Texte in dieser Schreibung enthalten wird.
Ich bin für die Angabe eines möglichen Fundorts dankbar, wäre aber auich ein begeisterter Abnehmer einer E-mail mit der kompletten Liste.
Armin Hennig
Gottlieb-Daimler-Straße 24, 72827 Wannweil
eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2001 um 23.00
Soweit ich weiß, hat es vor 1996 keine Wörterlisten gegeben. Deren Fehlen wurde jedenfalls 1993 bemängelt. Die richtige Adresse für Nachfragen ist das IDS, besonders Herr Augst.
Zur Frage von Herrn Jansen: Nein, was mich betrifft, lege ich auf die Beantwortung von Herrn Riebes Fragen keinen Wert. Mir wäre es lieber, Sie würden sich eine Weile mit der empfohlenen Literatur zurückziehen und Ihre Sachkenntnis ausbauen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Ich habe zu Herrn Riebe folgende Beobachtungen gemacht (gleiche Punkte):
1. Wenn ich mich auf eine Parole zur Rechtschreibung beziehe und nicht auf den Beschluss des Bundestages zur Sprache, so ist es abwegig, von falschem Zitat zu sprechen.
2. Das Argument sollten Sie einmal ausformulieren. Ich weiß noch nicht, was Sie andeuten wollten.
3. Aus gutem Grund nenne ich in dieser vornehmen Gesellschaft nicht meine Postadresse, noch in welcher Firma ich arbeite. Gerade Sie bestätigen mich darin, dass diese Zurückhaltung richtig ist. Ich möchte weder, dass meine Familie noch meine Firma durch irgendwelche Pöbeleien in Mitleidenschaft gezogen wird.
4. Rechtschreibung gehört dem Volk! oder doch den Schreibberufen?
5. Sie monieren, ich würde Herrn Ickler mit irgendetwas überhäufen? Sie belieben zu scherzen! Den Satz mit dem Glashaus und dem Steinewerfen kennen Sie doch oder? Die Zersetzungstheorie, den Klassenfeind von seinen eigentlichen Aufgaben abzuhalten, ist rührend. Um die Frage zu stellen, inwieweit das massenweise Schreiben auf dieser Website zu den eigentlichen Aufgaben des Professors gehört, braucht es wahrlich nicht meinen Beitrag. Die Frage stellt sich bei ihm genauso wie bei jedem von uns.
Noch Fragen Riebe? Und denken Sie daran: Ich habe Wichtigeres zu tun als auf Ihre Punkte einzugehen, die sich sämtlich NICHT mit den aufgeworfenen orthografischen Fragen beschäftigen.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 14.03.2001 um 23.00
Das Komma vor als (letzter Satz) wurde beim Abschicken nicht übernommen.
Jansen
eingetragen von Gast am 13.03.2001 um 23.00
Mit gutmütig meinen Sie sich selber, Herr Ickler, oder? Herr Wrase würde dies für seine Person mit Sicherheit zurückweisen. Mir gegenüber gutmütig zu sein, wäre eine Beleidigung für ihn. Ich finde es darüber hinaus auch nicht gutmütig, statt, wie bei anderen Teilnehmern an Diskussionen, auf Argumente bzw. Fragen einzugehen, sich einfach rauszuklinken, mit dem Hinweis, dass jemand erst bestimmte Literatur lesen müsse. Das ist universitäre Arroganz und passt gar nicht zu der Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk!. Wer meinen Kritischen Kommentar nicht gelesen hat, der kann nicht mitreden.
Wer zu meinen Ausführungen etwas Inhaltliches beitragen kann, möge dies tun. Wer lieber über meine Person nachdenken will, hat offenbar nicht das Thema Rechtschreibung im Sinn, sondern persönliche Angriffe.
Michael Jansen
eingetragen von Klaus Malorny am 13.03.2001 um 23.00
Neulich blätterte ich im Buchladen in einem Dummdeutsch-Lehrbuch (leider weiß ich nicht mehr, welches es war). Dort stand sinngemäß drin, daß man erst die Kommaregeln der alten RS beschreiben würde, um dann aufzeigen, wo man nach der neuen RS die Kommas weglassen könne. Das ist didaktisch natürlich ein hervoragender Weg. Denn selbst wenn die neue Kommasetzung tatsächlich einfacher wäre, müßte derjenige, der nach diesem Buch gelernt hat, zuerst die angeblich komplizierten Regeln anwenden und danach noch weitere Regeln. Interessant ist auch die Frage, warum die Autoren diesen Weg gegangen sind. War es etwa zu kompliziert, die so einfachen Regeln geeignet aufzubereiten? Vielleicht sollte sich Herr Jansen mal anbieten?
Dies erinnert mich doch wieder stark an die neue, vor weit mehr als hundert Jahren entwickelte SS-Schreibung: Durch die neue Vokallängenabhängigkeit sei es nun *ganz* einfach, wann ein SS geschrieben würde. Das gilt natürlich nur, wenn man weiß, wo vorher ein ß geschrieben wurde. Oder habe ich etwas verpaßt und es heißt nun Ananass?
PS: Nachdem nun endlich ein neues Forum existiert, wäre es doch an der Zeit, die Diskussion dorthin zu verlegen und dem Gästebuch seine ursprünglichen Funktion zurückzugeben. Für Herrn Jansen und allen anderen, die die feste Verknüpfung von neu mit besser in ihren Hirnen eingebrannt haben:
NEU NEU NEU NEU NEU
Denn im Gegensatz zur Reform und vielen anderen Sachen stimmt hier sogar mal die Verknüpfung!
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Manfred Riebe am 13.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Herr Professor Ickler hat schon recht, wenn er Sie, andere und auch mich auf seinen Kritischen Kommentar verweist. Sie erwecken nämlich keineswegs den Eindruck, als wollten Sie von ihm kostenlosen privaten Nachhilfeunterricht erhalten, sonst würden Sie sich durch die Lektüre des Kritischen Kommentars besser auf die Nachhilfestunden vorbereiten und Professor Ickler damit überflüssige Fragen und Antworten ersparen.
Ich habe folgende Beobachtungen gemacht:
1. Sie sprechen herabsetzend von einer Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk! Es handelt sich um keine Parole, sondern um einen Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. März 1998, den Sie falsch zitieren. Der Beschluß heißt richtig: Die Sprache gehört dem Volk.
2. Sie sind ein Befürworter der Rechtschreibreform und werfen Herrn Professor Ickler universitäre Arroganz vor.
3. Sie treten weitgehend anonym auf. Das betrachte ich als unhöflich und arrogant. Erinnern Sie sich an das Märchen von Rumpelstilzschen? Soll man einem Rumpelstilzchen gegenüber gutmütig sein?
4. Bei Ihnen ist im Gegensatz zu Frau Dr. Renate Maria Menges kein auch nur entferntes berufliches Interesse an der Rechtschreibreform zu erkennen.
5. Sie überhäufen Herrn Professor Ickler durch Ihre oft überflüssigen Fragen mit zusätzlicher Arbeit.
Dadurch erwecken Sie einen ähnlichen Eindruck wie der Schüler Lars Kerner, als hätten Sie den Auftrag, Herrn Professor Ickler von seinen eigentlichen Aufgaben abzuhalten. Wenn Sie nicht vermummt aufträten und Ihr sprachliches Interesse offenlegen würden, hätte man vielleicht etwas mehr Verständnis.
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 13.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Herr Professor Ickler hat schon recht, wenn er Sie, andere und auch mich auf seinen Kritischen Kommentar verweist. Sie erwecken nämlich keineswegs den Eindruck, als wollten Sie von ihm kostenlosen privaten Nachhilfeunterricht erhalten, sonst würden Sie sich durch die Lektüre des Kritischen Kommentars besser auf die Nachhilfestunden vorbereiten und Professor Ickler damit überflüssige Fragen und Antworten ersparen.
Ich habe folgende Beobachtungen gemacht:
1. Sie sprechen herabsetzend von einer Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk! Es handelt sich um keine Parole, sondern um einen Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. März 1998, den Sie falsch zitieren. Der Beschluß heißt richtig: Die Sprache gehört dem Volk.
2. Sie sind ein Befürworter der Rechtschreibreform und werfen Herrn Professor Ickler universitäre Arroganz vor.
3. Sie treten weitgehend anonym auf. Das betrachte ich als unhöflich und arrogant. Erinnern Sie sich an das Märchen von Rumpelstilzschen? Soll man einem Rumpelstilzchen gegenüber gutmütig sein?
4. Bei Ihnen ist im Gegensatz zu Frau Dr. Renate Maria Menges kein auch nur entferntes berufliches Interesse an der Rechtschreibreform zu erkennen.
5. Sie überhäufen Herrn Professor Ickler durch Ihre oft überflüssigen Fragen mit zusätzlicher Arbeit.
Dadurch erwecken Sie einen ähnlichen Eindruck wie der Schüler Lars Kerner, als hätten Sie den Auftrag, Herrn Professor Ickler von seinen eigentlichen Aufgaben abzuhalten. Wenn Sie nicht vermummt aufträten und Ihr sprachliches Interesse offenlegen würden, hätte man vielleicht etwas mehr Verständnis.
Manfred Riebe
eingetragen von Klaus Malorny am 13.03.2001 um 23.00
Neulich blätterte ich im Buchladen in einem Dummdeutsch-Lehrbuch (leider weiß ich nicht mehr, welches es war). Dort stand sinngemäß drin, daß man erst die Kommaregeln der alten RS beschreiben würde, um dann aufzeigen, wo man nach der neuen RS die Kommas weglassen könne. Das ist didaktisch natürlich ein hervoragender Weg. Denn selbst wenn die neue Kommasetzung tatsächlich einfacher wäre, müßte derjenige, der nach diesem Buch gelernt hat, zuerst die angeblich komplizierten Regeln anwenden und danach noch weitere Regeln. Interessant ist auch die Frage, warum die Autoren diesen Weg gegangen sind. War es etwa zu kompliziert, die so einfachen Regeln geeignet aufzubereiten? Vielleicht sollte sich Herr Jansen mal anbieten?
Dies erinnert mich doch wieder stark an die neue, vor weit mehr als hundert Jahren entwickelte SS-Schreibung: Durch die neue Vokallängenabhängigkeit sei es nun *ganz* einfach, wann ein SS geschrieben würde. Das gilt natürlich nur, wenn man weiß, wo vorher ein ß geschrieben wurde. Oder habe ich etwas verpaßt und es heißt nun Ananass?
PS: Nachdem nun endlich ein neues Forum existiert, wäre es doch an der Zeit, die Diskussion dorthin zu verlegen und dem Gästebuch seine ursprünglichen Funktion zurückzugeben. Für Herrn Jansen und allen anderen, die die feste Verknüpfung von neu mit besser in ihren Hirnen eingebrannt haben:
NEU NEU NEU NEU NEU
Denn im Gegensatz zur Reform und vielen anderen Sachen stimmt hier sogar mal die Verknüpfung!
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Gast am 13.03.2001 um 23.00
Mit gutmütig meinen Sie sich selber, Herr Ickler, oder? Herr Wrase würde dies für seine Person mit Sicherheit zurückweisen. Mir gegenüber gutmütig zu sein, wäre eine Beleidigung für ihn. Ich finde es darüber hinaus auch nicht gutmütig, statt, wie bei anderen Teilnehmern an Diskussionen, auf Argumente bzw. Fragen einzugehen, sich einfach rauszuklinken, mit dem Hinweis, dass jemand erst bestimmte Literatur lesen müsse. Das ist universitäre Arroganz und passt gar nicht zu der Parole Die Rechtschreibung gehört dem Volk!. Wer meinen Kritischen Kommentar nicht gelesen hat, der kann nicht mitreden.
Wer zu meinen Ausführungen etwas Inhaltliches beitragen kann, möge dies tun. Wer lieber über meine Person nachdenken will, hat offenbar nicht das Thema Rechtschreibung im Sinn, sondern persönliche Angriffe.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Es ist zwar richtig, dass Meldungen zur Verringerung der Kommaregeln sehr missverständlich sind. Als Behauptung, man hätte 43 Regeln einfach gestrichen, habe ich das allerdings noch nie gehört. Man also bei der Kritik an den missverständlichen Zahlen nicht selber wiederum die Tatsachen verhüllen. Die Verringerung der Paragrafen ist ein großer Erfolg, am deutlichsten bei den Kommaregeln zu sehen. Ich wiederhole: Vier Regeln, wann man ein Komma setzt, eine, wann man es nicht setzt, und vier wann man es setzen kann, das bietet evtl. erstmals die Chance, in weiten Teilen der Bevölkerung vermittelbar zu werden. Die Schreibungen können dadurch mittelfristig einheitlicher werden als bisher.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Aber Herr Jansen! Diese Einlassung ist Ihrer unwürdig! Die Neuregelung umfaßt zehn DIN-A4-Seiten Kommaregeln. Dudenchef Wermke hat geschrieben und auch in Karlsruhe gesagt, daß die Duden-Nummern nur Adressen waren, unter denen man die eigentlichen Regeln findet. Das gilt auch für die Neuregelung. Kennen Sie denn nicht das interne Dudenpapier, aus dem ich so oft zitiert habe? Darin heißt es:
Neuregelung: Das amtliche Regelwerk ist in 112 Hauptregeln gegliedert.
Umsetzung: Die Dudenrichtlinien werden auch künftig Hinweise enthalten, die über den rein orthographischen Bereich hinausgehen. Durch Neustrukturierung und vor allem durch Zusammenfassung einzelner Regeln und Regelbereiche wird die Zahl der Richtlinien von 212 auf 136 gesenkt.
Begründung: Die inhaltlich falsche, aber politisch wirksame Formel ,aus 212 mach 112 muß auch im Duden ihren angemessenen Ausdruck finden.
Hier wird also die Mitwirkung am Täuschungsmanöver der Reformer offen zugegegen. Erst die Neuauflage hat den faulen Zauber aufgegeben udn enthält nicht mehr 112, sondern ungefähr ebenso viele Nummern wie früher, nämlich 169 (gegenüber 171 Rechtschreib-Regeln 1991; der Rest betraf anderes).
Die neuen Kommaregeln sind so kompliziert und zugleich so untauglich, daß nicht einmal die Reformer sie anwenden. Von der Weglaßbarkeit der Kommas machen sie keinen Gebrauch, weder in Papieren der Kommission noch im neuen Dudenbuch von Nerius und Genossen. In Schul- und Kinderbüchern wurden im ersten Überschwang zahllose Kommas gestrichen, aber in Neuauflagen weitgehend wieder eingefügt. Übrig bleibt also die Bewertungspraxis in den Schulen: Kommafehler werden nicht mehr angerechnet. Damit erzieht man aber die Kindern nicht zu einer Kommasetzung, die alle Erwachsenen, einschließlich der Reformer, für richtig halten.
Ist es möglich, daß Sie, sehr geehrter Herr Jansen, das Originalregelwerk immer noch nicht besitzen?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.03.2001 um 23.00
In dem Regelwerk von Professor Ickler beschäftigt sich nur der Paragraph 19 mit der Kommasetzung, also genau eine Regel. Das müßte Herrn Jansen doch davon abbringen, immer wieder für das dämliche Reformer-Regelwerk zu plädieren, das ihre Urheber nicht einmal selbst anwenden ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
In dem Regelwerk von Professor Ickler beschäftigt sich nur der Paragraph 19 mit der Kommasetzung, also genau eine Regel. Herr Wrase: Ickler und ich, wir haben beide betont, dass diese Gleichsetzung genau nicht zutrifft. Übrigens: Im amtlichen Regelwerk ist es nur der Abschnitt E 2.1. Was sagt das? Versuchen Sie doch, sich etwas ernster mit einzubringen.
Herr Wrase und Herr Ickler behaupten beide, dass die Reformer die Kommaregeln des neuen Regelwerkes nicht anwenden würden. Meinen Sie damit, dass sie diese systematisch nicht anwenden, oder haben Sie lediglich eine kleine Fehlersammlung angelegt? Das würd mich mal interessieren. Dass jemand von den Kann-Regeln Gebrauch macht, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.
Ich finde es so abwegig, die didaktischen Vorteile einer Straffung des Regelapparates als Täuschungsmanöver zu bezeichnen. Wie der Duden das amtliche Regelwerk darstellt, ist seine Sache. Es ändert nichts an den neun Kommaregeln. Bei der Seitenzahl-Frage stellt sich Herr Ickler auf genau das Niveau, was er im Falle von 52 auf 9 immer kritisiert. Im Schüler-Bertelsmann nimmt die Kommaregelung weniger als 1 ½ Seiten ein. Deswegen hat man noch lange nicht weitere Regeln weggestrichen. Würde man umgekehrt den Teil im amtlichen Regelwerk mit mehr Beispielen anreichern, so ergäbe das noch mehr Seiten; schwieriger werden die Regeln dadurch logischerweise nicht. Herr Ickler, Sie müssen sich schon entscheiden: Entweder klären Sie in dieser Sache auf, oder Sie verbreiten Halbwahrheiten (in diesem Satz ignoriere ich nicht § 72, sondern wende § 73 an).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Es ist sehr ermüdend, immer wieder dasselbe sagen zu müssen, was - zum Teil seit Jahren - schon bekannt ist. Dazu ist mir meine Zeit zu schade.
Lieber Herr Jansen, studieren Sie bitte die neuen Kommaregeln im Original, ich habe es auch getan und ein Kapitel in meinem Kommentar dazu geschrieben. Das kann ich hier nicht alles noch einmal hersetzen. Der Kommentar ist - falls Sie die Ausgabe scheuen - bald auch hier zu lesen. Jedenfalls dürften einem halbwegs sachkundigen Menschen beim Studium der neuen Regeln die Augen übergehen. Das gilt übrigens auch für die GKS. Daß die Schweizer Reformer in ihrem Handbuch Rechtschreiben ausführlich begründen, warum man bei den alten Kommaregeln bleiben soll - und diese noch einmal neu darstellen, und das im allerersten didaktischen Kommentar zum neuen Regelwerk, schon 1996 erschienen! - das spricht doch auch Bände. Der Widerspruch gegen dei Neuregelung kommt hier aus dem innersten Kreis; wer die Zustände im internationalen Arbeitskreis kennt, den wundert es natürlich nicht.
Wenn die Reformer - wie es durchweg der Fall ist - das neuerdings wegslaßbare Komma zwischen Hauptsätzen mit und sowie bei Infinitiv- und Partizipialsätzen weiterhin setzen wie bisher, dann ist das zwar die Ausnutzung einer Kann-Regel, aber diese Praxis desavouiert die ganze Änderung. Man gibt zu erkennen, daß die Weglassung der Kommas zu einer minderwertigen Schreibung gehört.
Bevor Sie anderen die Verbreitung von Halbwahrheiten usw. unterstellen, sollten Sie sich die volle Kenntnis der Tatsachen aneignen. Ich zweifle mehr und mehr, ob Sie dazu bereit sind.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Was meinen denn die Schweizer Reformer damit, bei den alten Kommaregeln zu bleiben? Fanden sie die alte Darstellung im Duden besser als die Straffung zu neun Regeln? Kann ich mir nicht denken. Meinen sie, dass man alle Kommas tatsächlich setzen sollte, die heute fakultativ sind und vorher obligatorisch? Kein Problem, eine sehr sinnvolle Empfehlung. Meinen Sie, dass man ein Komma nicht setzen sollte, das nach neuer Regel erlaubt oder gar vorgeschrieben ist, was nach alter Regelung aber ein Fehler war? Das z.B. glaub ich auch nicht. Mich wundert es sehr, dass ausgerechnet Herr Ickler mit der Liberalisierung einiger Kommaregeln Probleme hat. Wer den tatsächlichen Gebrauch des Kommas in der Bevölkerung kennt, der weiß, dass das neue Regelwerk gerade mit den Kann-Regeln die Schreibwirklichkeit besser abbildet. Was ich mit den Halbwahrheiten meinte, bezog sich ganz konkret auf den Wechsel zwischen Aufklärung bei 52 auf 9 und Dummstellen bei dem 10-DIN-A4-Seiten-Argument. Warum, Herr Professor Ickler, gehen Sie hierauf nicht ebenfalls direkt ein? Ich bin gerne bereit, mich der Kritik an der Kommaregelung zu öffnen. Meine Meinung, dass eine Rechtschreibregelung verbesserbar ist, habe ich seit der Neuregelung nicht geändert.
Michael Jansen
eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Sie schreiben: Versuchen Sie doch, sich etwas ernster mit einzubringen! Weil Sie außerdem das Niveau anderer und angebliche Halbwahrheiten kritisieren, frage ich mich erneut, wer Sie eigentlich sind und warum Sie sich als Phantom tarnen. Warum diese Halbwahrheiten? Ist die volle Wahrheit so schlimm? Sogar von Frau Dr. Renate Maria Menges wissen wir, daß sie Konrektorin ist und wo sie wohnt und arbeitet. Heißen Sie etwa Gerhard Augst? Oder heißen Sie Hermann Zabel? Oder heißen Sie etwa Rumpelstilzchen?
Sie schrieben nur: Ich arbeite in der Wirtschaft im Management. Als Manager kommen zwei Personen in Frage:
1. Michael Jansen: Gründerhandbuch 1999/2000 : Ratgeber für Ihren erfolgreichen Unternehmensstart. (Edition die Geschäftsidee) | Gebunden | VNR-VERLAG | 1999, Verlagsleiter im Verlag Norman Rentrop: Michael Jansen (sn@vnr.de)
2. Michael Jansen, Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Manager bei Degussa-Hüls.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Ein Leserbrief, der vor längerer Zeit in der Süddeutschen erschien, den ich überarbeitet und verbessert habe:
Da ich mich über die Kommasetzung informieren will, blättere ich, pflichtbewußter bayerischer Beamter, neugierig und erwartungsfroh in meinem Regelbuch (Duden, Die neue amtliche Rechtschreibung, 1997) und lese Paragraph 76: Bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder bei entsprechenden Wortgruppen kann man ein (gegebenenfalls paariges) Komma setzen, um die Gliederung des Ganzsatzes deutlich zu machen bzw. um Missverständnisse auszuschließen. Gut, denke ich, es liegt also in meinem Ermessen, ob ich bei solchen Gruppen das Komma oder die Kommata setzen will oder nicht. Das folgende Beispiel sticht mir in die Augen: Sie suchte den etwas ungenauen Stadtplan in der Hand ein Straßenschild. Begeistert bin ich nicht gerade, eher erschrocken, denn die Wortgruppe den etwas ungenauen Straßenplan in der Hand sollte man doch eigentlich mit Pflichtkommata abgrenzen müssen. Bei flüchtigem Lesen könnte man meinen, die Frau habe in der Hand ein Straßenschild oder einen Stadtplan gesucht. Offenbar werden im Regelwerk, schimpfe ich vor mich hin, die Kommata nicht immer dort vorgeschrieben, wo sie hilfreich, nötig und sinnvoll wären. Andererseits muß ich den Kindern die Setzung völlig überflüssiger Beistriche eintrichtern: Hilf mir!, ruft die Mutter...
Ich lese jetzt den Paragraphen 77: Zusätze oder Nachträge grenzt man mit Komma ab; sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit paarigem Komma ein. (...) Dies betrifft: (...) (6) In-finitivgruppen und (7) Partizip- oder Adjektivgruppen. Zuerst denke ich kurz darüber nach, ob man Nachträge einschieben kann (denn dann wären es doch eher eingeschobene Zusätze) und komme zu keinem rechten Ergebnis; aber dann ergreift mich Staunen und Verwirrung. Im Paragraphen 76 war mir doch das Komma bei solchen Wortgruppen grundsätzlich (sogar dann, wenn Mißverständnisse möglich wären) freigestellt worden! Und jetzt muß ich es offenbar setzen! Halt, nur dann, wenn solche Wortgruppen Zusätze oder Nachträge sind! Aber sind sie nicht immer in irgendeiner Form Zusätze oder Nachträge? Beunruhigt und verwirrt forsche ich nach einer Definition von Zusatz und Nachtrag. Denn davon hängt es ja ab, ob ich das Komma setzen muß oder ob ich es auslassen darf! Aber ich finde keine Definition. Ich suche die Beispiele für (6) und (7) und erhalte dort den überraschenden Hinweis, daß es sich um nachgetragene Wortgruppen handelt. Pflichtkomma also nicht bei Zusätzen, nur bei Nachträgen? Aber der Kopftext des Paragraphen 77 (siehe mein Zitat oben) verlangt bei Inifinitiv-, Partizip- und Adjektivgruppen ausdrücklich auch für den Fall, daß es sich um Zusätze handelt, verpflichtende Kommata. Was gilt denn nun eigentlich innerhalb des Paragraphen 77 für die genannten Wortgruppen, das Grundsätzliche, Allgemeine, das im Kästchen steht: Zusätze oder Nachträge? Oder gilt nur der Oberbegriff für die Beispiele (6) und (7): nachgetragene Wortgruppen? Und gilt nun der Paragraph 76, der bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen das Komma grundsätzlich freistellt, oder gilt der Paragraph 77, der das Komma bei diesen Gruppen grundsätzlich vorschreibt? Entmutigt und ratlos lese ich die Beispiele, wundere mich darüber, daß etwa die Infinitivgruppe ohne den Vertrag vorher gelesen zu haben in dem Satz Er, ohne den Vertrag vorher gelesen zu haben, hatte ihn sofort unterschrieben als Nachtrag gilt und nicht als Zusatz, und ahne plötzlich, daß diese Infinitivgruppe ein eingeschobener Nachtrag sein muß. Des ersten Rätsels Lösung! Aber was ist der Unterschied zwischen eingeschobenem Zusatz und eingeschobenem Nachtrag? Sollte etwa der Begriff Zusatz genau dasselbe meinen wie der Begriff Nachtrag? Das kann ich mir kaum vorstellen! Oder bedeutet Nachtrag schlicht und einfach nachgestellter Zusatz? Aber der nachgestellte Zusatz kann auch eingeschoben sein! O Gott! Ich versuche, die in meinem Kopf wirbelnden Begriffe wie lästige Fliegen zu vertreiben, und lese schließlich unter (7) dieses Beispiel: Die Klasse war auf dem Schulhof versammelt, zum Ausflug bereit.
Gut, ich würde hier wahrscheinlich auch einen Beistrich setzen; aber ich verstehe nicht, ganz abgesehen von meiner sonstigen Verwirrung, warum ich beim Stadtplan-Beispiel die Kommata auslassen darf und warum ich das Komma beim eben zitierten Satz unbedingt brauche. Denn im ersten Fall sind die Kommata wichtig, im zweiten Fall könnte man auf den Beistrich verzichten.
Ich lese weiter, lese den Paragraphen 78, traue meinen Augen nicht und muß trotz meines Zustands hilflosester Aporie lauthals lachen. Das, was ich hier erlebe, könnte ein Mark Twain in einer seiner berühmten Geschichten beschrieben haben. Denn was lese ich? Oft liegt es im Ermessen des Schreibenden, ob er etwas mit Komma als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht. Dies betrifft (...) (3) Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder entsprechende Wortgruppen. Sinngemäß ist das doch wieder der Paragraph 76! Nur das Wörtchen oft stört und beunruhigt. Wann denn nicht? Keine Erläuterung weit und breit! Ich lese die Beispiele, unter anderen dieses: Sie hatte um nicht zu spät zu kommen ein Taxi genommen. Ich darf aber auch schreiben: Sie hatte, um nicht zu spät zu kommen, ein Taxi genommen. Letzteres, meine ich, sollte wie bisher Pflicht sein.
Ich zwinge mich zu ruhigem Denken (jetzt nur ja nicht die Nerven verlieren!) und resümiere: Paragraph 76 belehrt mich, daß die Kommasetzung bei den genannten Wortgruppen grundsätzlich in meinem Ermessen liegt; Paragraph 77 belehrt mich, daß ich bei diesen Wortgruppen das Komma setzen muß, und Paragraph 78 belehrt mich, daß es oft in meinem Ermessen liegt, ob ich das Komma bei diesen Wortgruppen setzen will oder nicht. Wie Kommissar Columbo bei einem schwierigen Kriminalfall bin ich jetzt wieder ganz verwirrt und verstört, und wie Kommissar Columbo grüble ich hartnäckig und ununterbrochen, um die Bausteinchen, die nicht zusammenpassen wollen, zu einem einzigen Bild zu fügen ohne Erfolg. Nach schlafloser Nacht erwäge ich diese Lösung: Dialektik! Paragraph 76 ist die These, Paragraph 77 ist die Antithese, Paragraph 78 ist die Synthese. Ich bin glücklich, lege aber, immer noch ein bißchen unsicher, das Problem am nächsten Tag in der Schule einem sehr gescheiten Kollegen vor. Wie aus der Pistole geschossen präsentiert er mir eine zweite, ungemein überzeugende Lösung! Ja, das ist es! So muß es sein! Es handelt sich um drei verschiedenen Fassungen desselben Paragraphen. Die Reformer konnten sich nicht einigen. Also schrieben sie den Paragraphen dreimal hin.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Herr Jansen stellt Fragen, die er selbst beantworten könnte, wenn er sich die Mühe machte, den Literaturhinweisen nachzugehen, die ich ihm mehrmals gegeben habe. Auf seinem gegenwärtigen Wissensstand kommt er nicht weiter, sondern nervt seine gutmütigen Gesprächspartner mit verständnislosen Rückfragen, die sich im Kreise drehen. Für mich ist dieser fruchtlose Teil der Diskussion hiermit beendet.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Ein Leserbrief, der vor längerer Zeit in der Süddeutschen erschien, den ich überarbeitet und verbessert habe:
Da ich mich über die Kommasetzung informieren will, blättere ich, pflichtbewußter bayerischer Beamter, neugierig und erwartungsfroh in meinem Regelbuch (Duden, Die neue amtliche Rechtschreibung, 1997) und lese Paragraph 76: Bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder bei entsprechenden Wortgruppen kann man ein (gegebenenfalls paariges) Komma setzen, um die Gliederung des Ganzsatzes deutlich zu machen bzw. um Missverständnisse auszuschließen. Gut, denke ich, es liegt also in meinem Ermessen, ob ich bei solchen Gruppen das Komma oder die Kommata setzen will oder nicht. Das folgende Beispiel sticht mir in die Augen: Sie suchte den etwas ungenauen Stadtplan in der Hand ein Straßenschild. Begeistert bin ich nicht gerade, eher erschrocken, denn die Wortgruppe den etwas ungenauen Straßenplan in der Hand sollte man doch eigentlich mit Pflichtkommata abgrenzen müssen. Bei flüchtigem Lesen könnte man meinen, die Frau habe in der Hand ein Straßenschild oder einen Stadtplan gesucht. Offenbar werden im Regelwerk, schimpfe ich vor mich hin, die Kommata nicht immer dort vorgeschrieben, wo sie hilfreich, nötig und sinnvoll wären. Andererseits muß ich den Kindern die Setzung völlig überflüssiger Beistriche eintrichtern: Hilf mir!, ruft die Mutter...
Ich lese jetzt den Paragraphen 77: Zusätze oder Nachträge grenzt man mit Komma ab; sind sie eingeschoben, so schließt man sie mit paarigem Komma ein. (...) Dies betrifft: (...) (6) In-finitivgruppen und (7) Partizip- oder Adjektivgruppen. Zuerst denke ich kurz darüber nach, ob man Nachträge einschieben kann (denn dann wären es doch eher eingeschobene Zusätze) und komme zu keinem rechten Ergebnis; aber dann ergreift mich Staunen und Verwirrung. Im Paragraphen 76 war mir doch das Komma bei solchen Wortgruppen grundsätzlich (sogar dann, wenn Mißverständnisse möglich wären) freigestellt worden! Und jetzt muß ich es offenbar setzen! Halt, nur dann, wenn solche Wortgruppen Zusätze oder Nachträge sind! Aber sind sie nicht immer in irgendeiner Form Zusätze oder Nachträge? Beunruhigt und verwirrt forsche ich nach einer Definition von Zusatz und Nachtrag. Denn davon hängt es ja ab, ob ich das Komma setzen muß oder ob ich es auslassen darf! Aber ich finde keine Definition. Ich suche die Beispiele für (6) und (7) und erhalte dort den überraschenden Hinweis, daß es sich um nachgetragene Wortgruppen handelt. Pflichtkomma also nicht bei Zusätzen, nur bei Nachträgen? Aber der Kopftext des Paragraphen 77 (siehe mein Zitat oben) verlangt bei Inifinitiv-, Partizip- und Adjektivgruppen ausdrücklich auch für den Fall, daß es sich um Zusätze handelt, verpflichtende Kommata. Was gilt denn nun eigentlich innerhalb des Paragraphen 77 für die genannten Wortgruppen, das Grundsätzliche, Allgemeine, das im Kästchen steht: Zusätze oder Nachträge? Oder gilt nur der Oberbegriff für die Beispiele (6) und (7): nachgetragene Wortgruppen? Und gilt nun der Paragraph 76, der bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen das Komma grundsätzlich freistellt, oder gilt der Paragraph 77, der das Komma bei diesen Gruppen grundsätzlich vorschreibt? Entmutigt und ratlos lese ich die Beispiele, wundere mich darüber, daß etwa die Infinitivgruppe ohne den Vertrag vorher gelesen zu haben in dem Satz Er, ohne den Vertrag vorher gelesen zu haben, hatte ihn sofort unterschrieben als Nachtrag gilt und nicht als Zusatz, und ahne plötzlich, daß diese Infinitivgruppe ein eingeschobener Nachtrag sein muß. Des ersten Rätsels Lösung! Aber was ist der Unterschied zwischen eingeschobenem Zusatz und eingeschobenem Nachtrag? Sollte etwa der Begriff Zusatz genau dasselbe meinen wie der Begriff Nachtrag? Das kann ich mir kaum vorstellen! Oder bedeutet Nachtrag schlicht und einfach nachgestellter Zusatz? Aber der nachgestellte Zusatz kann auch eingeschoben sein! O Gott! Ich versuche, die in meinem Kopf wirbelnden Begriffe wie lästige Fliegen zu vertreiben, und lese schließlich unter (7) dieses Beispiel: Die Klasse war auf dem Schulhof versammelt, zum Ausflug bereit.
Gut, ich würde hier wahrscheinlich auch einen Beistrich setzen; aber ich verstehe nicht, ganz abgesehen von meiner sonstigen Verwirrung, warum ich beim Stadtplan-Beispiel die Kommata auslassen darf und warum ich das Komma beim eben zitierten Satz unbedingt brauche. Denn im ersten Fall sind die Kommata wichtig, im zweiten Fall könnte man auf den Beistrich verzichten.
Ich lese weiter, lese den Paragraphen 78, traue meinen Augen nicht und muß trotz meines Zustands hilflosester Aporie lauthals lachen. Das, was ich hier erlebe, könnte ein Mark Twain in einer seiner berühmten Geschichten beschrieben haben. Denn was lese ich? Oft liegt es im Ermessen des Schreibenden, ob er etwas mit Komma als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht. Dies betrifft (...) (3) Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder entsprechende Wortgruppen. Sinngemäß ist das doch wieder der Paragraph 76! Nur das Wörtchen oft stört und beunruhigt. Wann denn nicht? Keine Erläuterung weit und breit! Ich lese die Beispiele, unter anderen dieses: Sie hatte um nicht zu spät zu kommen ein Taxi genommen. Ich darf aber auch schreiben: Sie hatte, um nicht zu spät zu kommen, ein Taxi genommen. Letzteres, meine ich, sollte wie bisher Pflicht sein.
Ich zwinge mich zu ruhigem Denken (jetzt nur ja nicht die Nerven verlieren!) und resümiere: Paragraph 76 belehrt mich, daß die Kommasetzung bei den genannten Wortgruppen grundsätzlich in meinem Ermessen liegt; Paragraph 77 belehrt mich, daß ich bei diesen Wortgruppen das Komma setzen muß, und Paragraph 78 belehrt mich, daß es oft in meinem Ermessen liegt, ob ich das Komma bei diesen Wortgruppen setzen will oder nicht. Wie Kommissar Columbo bei einem schwierigen Kriminalfall bin ich jetzt wieder ganz verwirrt und verstört, und wie Kommissar Columbo grüble ich hartnäckig und ununterbrochen, um die Bausteinchen, die nicht zusammenpassen wollen, zu einem einzigen Bild zu fügen ohne Erfolg. Nach schlafloser Nacht erwäge ich diese Lösung: Dialektik! Paragraph 76 ist die These, Paragraph 77 ist die Antithese, Paragraph 78 ist die Synthese. Ich bin glücklich, lege aber, immer noch ein bißchen unsicher, das Problem am nächsten Tag in der Schule einem sehr gescheiten Kollegen vor. Wie aus der Pistole geschossen präsentiert er mir eine zweite, ungemein überzeugende Lösung! Ja, das ist es! So muß es sein! Es handelt sich um drei verschiedenen Fassungen desselben Paragraphen. Die Reformer konnten sich nicht einigen. Also schrieben sie den Paragraphen dreimal hin.
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Herr Jansen stellt Fragen, die er selbst beantworten könnte, wenn er sich die Mühe machte, den Literaturhinweisen nachzugehen, die ich ihm mehrmals gegeben habe. Auf seinem gegenwärtigen Wissensstand kommt er nicht weiter, sondern nervt seine gutmütigen Gesprächspartner mit verständnislosen Rückfragen, die sich im Kreise drehen. Für mich ist dieser fruchtlose Teil der Diskussion hiermit beendet.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
In dem Regelwerk von Professor Ickler beschäftigt sich nur der Paragraph 19 mit der Kommasetzung, also genau eine Regel. Herr Wrase: Ickler und ich, wir haben beide betont, dass diese Gleichsetzung genau nicht zutrifft. Übrigens: Im amtlichen Regelwerk ist es nur der Abschnitt E 2.1. Was sagt das? Versuchen Sie doch, sich etwas ernster mit einzubringen.
Herr Wrase und Herr Ickler behaupten beide, dass die Reformer die Kommaregeln des neuen Regelwerkes nicht anwenden würden. Meinen Sie damit, dass sie diese systematisch nicht anwenden, oder haben Sie lediglich eine kleine Fehlersammlung angelegt? Das würd mich mal interessieren. Dass jemand von den Kann-Regeln Gebrauch macht, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.
Ich finde es so abwegig, die didaktischen Vorteile einer Straffung des Regelapparates als Täuschungsmanöver zu bezeichnen. Wie der Duden das amtliche Regelwerk darstellt, ist seine Sache. Es ändert nichts an den neun Kommaregeln. Bei der Seitenzahl-Frage stellt sich Herr Ickler auf genau das Niveau, was er im Falle von 52 auf 9 immer kritisiert. Im Schüler-Bertelsmann nimmt die Kommaregelung weniger als 1 ½ Seiten ein. Deswegen hat man noch lange nicht weitere Regeln weggestrichen. Würde man umgekehrt den Teil im amtlichen Regelwerk mit mehr Beispielen anreichern, so ergäbe das noch mehr Seiten; schwieriger werden die Regeln dadurch logischerweise nicht. Herr Ickler, Sie müssen sich schon entscheiden: Entweder klären Sie in dieser Sache auf, oder Sie verbreiten Halbwahrheiten (in diesem Satz ignoriere ich nicht § 72, sondern wende § 73 an).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Aber Herr Jansen! Diese Einlassung ist Ihrer unwürdig! Die Neuregelung umfaßt zehn DIN-A4-Seiten Kommaregeln. Dudenchef Wermke hat geschrieben und auch in Karlsruhe gesagt, daß die Duden-Nummern nur Adressen waren, unter denen man die eigentlichen Regeln findet. Das gilt auch für die Neuregelung. Kennen Sie denn nicht das interne Dudenpapier, aus dem ich so oft zitiert habe? Darin heißt es:
Neuregelung: Das amtliche Regelwerk ist in 112 Hauptregeln gegliedert.
Umsetzung: Die Dudenrichtlinien werden auch künftig Hinweise enthalten, die über den rein orthographischen Bereich hinausgehen. Durch Neustrukturierung und vor allem durch Zusammenfassung einzelner Regeln und Regelbereiche wird die Zahl der Richtlinien von 212 auf 136 gesenkt.
Begründung: Die inhaltlich falsche, aber politisch wirksame Formel ,aus 212 mach 112 muß auch im Duden ihren angemessenen Ausdruck finden.
Hier wird also die Mitwirkung am Täuschungsmanöver der Reformer offen zugegegen. Erst die Neuauflage hat den faulen Zauber aufgegeben udn enthält nicht mehr 112, sondern ungefähr ebenso viele Nummern wie früher, nämlich 169 (gegenüber 171 Rechtschreib-Regeln 1991; der Rest betraf anderes).
Die neuen Kommaregeln sind so kompliziert und zugleich so untauglich, daß nicht einmal die Reformer sie anwenden. Von der Weglaßbarkeit der Kommas machen sie keinen Gebrauch, weder in Papieren der Kommission noch im neuen Dudenbuch von Nerius und Genossen. In Schul- und Kinderbüchern wurden im ersten Überschwang zahllose Kommas gestrichen, aber in Neuauflagen weitgehend wieder eingefügt. Übrig bleibt also die Bewertungspraxis in den Schulen: Kommafehler werden nicht mehr angerechnet. Damit erzieht man aber die Kindern nicht zu einer Kommasetzung, die alle Erwachsenen, einschließlich der Reformer, für richtig halten.
Ist es möglich, daß Sie, sehr geehrter Herr Jansen, das Originalregelwerk immer noch nicht besitzen?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.03.2001 um 23.00
In dem Regelwerk von Professor Ickler beschäftigt sich nur der Paragraph 19 mit der Kommasetzung, also genau eine Regel. Das müßte Herrn Jansen doch davon abbringen, immer wieder für das dämliche Reformer-Regelwerk zu plädieren, das ihre Urheber nicht einmal selbst anwenden ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Was meinen denn die Schweizer Reformer damit, bei den alten Kommaregeln zu bleiben? Fanden sie die alte Darstellung im Duden besser als die Straffung zu neun Regeln? Kann ich mir nicht denken. Meinen sie, dass man alle Kommas tatsächlich setzen sollte, die heute fakultativ sind und vorher obligatorisch? Kein Problem, eine sehr sinnvolle Empfehlung. Meinen Sie, dass man ein Komma nicht setzen sollte, das nach neuer Regel erlaubt oder gar vorgeschrieben ist, was nach alter Regelung aber ein Fehler war? Das z.B. glaub ich auch nicht. Mich wundert es sehr, dass ausgerechnet Herr Ickler mit der Liberalisierung einiger Kommaregeln Probleme hat. Wer den tatsächlichen Gebrauch des Kommas in der Bevölkerung kennt, der weiß, dass das neue Regelwerk gerade mit den Kann-Regeln die Schreibwirklichkeit besser abbildet. Was ich mit den Halbwahrheiten meinte, bezog sich ganz konkret auf den Wechsel zwischen Aufklärung bei 52 auf 9 und Dummstellen bei dem 10-DIN-A4-Seiten-Argument. Warum, Herr Professor Ickler, gehen Sie hierauf nicht ebenfalls direkt ein? Ich bin gerne bereit, mich der Kritik an der Kommaregelung zu öffnen. Meine Meinung, dass eine Rechtschreibregelung verbesserbar ist, habe ich seit der Neuregelung nicht geändert.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 23.00
Es ist sehr ermüdend, immer wieder dasselbe sagen zu müssen, was - zum Teil seit Jahren - schon bekannt ist. Dazu ist mir meine Zeit zu schade.
Lieber Herr Jansen, studieren Sie bitte die neuen Kommaregeln im Original, ich habe es auch getan und ein Kapitel in meinem Kommentar dazu geschrieben. Das kann ich hier nicht alles noch einmal hersetzen. Der Kommentar ist - falls Sie die Ausgabe scheuen - bald auch hier zu lesen. Jedenfalls dürften einem halbwegs sachkundigen Menschen beim Studium der neuen Regeln die Augen übergehen. Das gilt übrigens auch für die GKS. Daß die Schweizer Reformer in ihrem Handbuch Rechtschreiben ausführlich begründen, warum man bei den alten Kommaregeln bleiben soll - und diese noch einmal neu darstellen, und das im allerersten didaktischen Kommentar zum neuen Regelwerk, schon 1996 erschienen! - das spricht doch auch Bände. Der Widerspruch gegen dei Neuregelung kommt hier aus dem innersten Kreis; wer die Zustände im internationalen Arbeitskreis kennt, den wundert es natürlich nicht.
Wenn die Reformer - wie es durchweg der Fall ist - das neuerdings wegslaßbare Komma zwischen Hauptsätzen mit und sowie bei Infinitiv- und Partizipialsätzen weiterhin setzen wie bisher, dann ist das zwar die Ausnutzung einer Kann-Regel, aber diese Praxis desavouiert die ganze Änderung. Man gibt zu erkennen, daß die Weglassung der Kommas zu einer minderwertigen Schreibung gehört.
Bevor Sie anderen die Verbreitung von Halbwahrheiten usw. unterstellen, sollten Sie sich die volle Kenntnis der Tatsachen aneignen. Ich zweifle mehr und mehr, ob Sie dazu bereit sind.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Sie schreiben: Versuchen Sie doch, sich etwas ernster mit einzubringen! Weil Sie außerdem das Niveau anderer und angebliche Halbwahrheiten kritisieren, frage ich mich erneut, wer Sie eigentlich sind und warum Sie sich als Phantom tarnen. Warum diese Halbwahrheiten? Ist die volle Wahrheit so schlimm? Sogar von Frau Dr. Renate Maria Menges wissen wir, daß sie Konrektorin ist und wo sie wohnt und arbeitet. Heißen Sie etwa Gerhard Augst? Oder heißen Sie Hermann Zabel? Oder heißen Sie etwa Rumpelstilzchen?
Sie schrieben nur: Ich arbeite in der Wirtschaft im Management. Als Manager kommen zwei Personen in Frage:
1. Michael Jansen: Gründerhandbuch 1999/2000 : Ratgeber für Ihren erfolgreichen Unternehmensstart. (Edition die Geschäftsidee) | Gebunden | VNR-VERLAG | 1999, Verlagsleiter im Verlag Norman Rentrop: Michael Jansen (sn@vnr.de)
2. Michael Jansen, Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Manager bei Degussa-Hüls.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 12.03.2001 um 23.00
Es ist zwar richtig, dass Meldungen zur Verringerung der Kommaregeln sehr missverständlich sind. Als Behauptung, man hätte 43 Regeln einfach gestrichen, habe ich das allerdings noch nie gehört. Man also bei der Kritik an den missverständlichen Zahlen nicht selber wiederum die Tatsachen verhüllen. Die Verringerung der Paragrafen ist ein großer Erfolg, am deutlichsten bei den Kommaregeln zu sehen. Ich wiederhole: Vier Regeln, wann man ein Komma setzt, eine, wann man es nicht setzt, und vier wann man es setzen kann, das bietet evtl. erstmals die Chance, in weiten Teilen der Bevölkerung vermittelbar zu werden. Die Schreibungen können dadurch mittelfristig einheitlicher werden als bisher.
Michael Jansen
eingetragen von Henning Upmeyer am 11.03.2001 um 23.00
Die Westfälische Verlaufsform oder wann substantivierte Infinitive nicht zusammengeschrieben werden:
Wir sind jetzt ...
1.) Verb + Partikel oder Adverb:
beim Zusammenarbeiten - beim zusammen Arbeiten,
beim Dahinterkommen - beim dahinter Kommen,
beim Nebenherlaufen - beim nebenher Laufen,
beim Hinterherlaufen - beim hinterher Laufen,
beim Aneinanderhängen - beim aneinander Hängen,
beim Aufeinanderfahren - beim aufeinander Fahren,
beim Davorhängen - beim davor Hängen,
beim Wiederherstellen - beim wieder Herstellen,
2.) Verb + Adjektiv:
beim Hochfliegen - beim hoch Fliegen,
beim Hartklopfen - beim hart Klopfen,
beim Fertigbringen - beim fertig Bringen,
beim Schlechtmachen - beim schlecht Machen,
beim Saubermachen - beim sauber Machen,
3.) Verb + Partizip:
beim Gefangennehmen - beim geschwollen Reden, beim getrennt Arbeiten,
beim schwerbeladen Fahren, beim ausgeruht Fahren,
4.) Verb + Infinitiv:
beim hartlöten Lernen, beim über Kopf schweißen Lernen, beim Armierungsstahl verlegen Lernen,
beim Hängenbleiben - bein hängen Bleiben,
beim Laufenlassen - beim laufen Lassen,
5.) Verb + Substantiv (erweitertes Objekt):
beim großen Häuserbauen - beim große Häuser Bauen,
beim Autofahren - beim Autos Fahren,
beim schnell Autofahren - beim schnelle Autos Fahren,
beim Skilaufen - beim auf Skiern Laufen, beim neue Skier Ausprobieren,
beim Eislaufen - beim auf dem Eis Laufen,
beim Eisessen - beim leckeres Eis Essen,
beim Radfahren - beim mit dem Rad Fahren,
beim Bahnfahren - beim mit der Bahn Fahren,
beim Bergsteigen - beim auf den Berg Steigen, beim auf den Baum Klettern,
beim Biertrinken - beim frisches Bier Trinken,
beim Fleischessen - beim gebratenes Fleisch Essen, beim frisch angelandeten Fisch Essen,
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2001 um 23.00
Unerfindlich ist die Behauptung, daß die Reform das bisherige Regelwerk
halbiere. Zwar enthält der Rechtschreibduden 212 Paragraphen und das neue
Werk 112, doch handelt es sich bei den Dudenparagraphen keineswegs nur
um Rechtschreibregeln, sondern beispielsweise auch um solche der
Formenbildung. Die Kommasetzung umfaßt dort 38 Paragraphen und nicht 52
Kommaregeln, von denen angeblich 43 gestrichen werden.
Professor Dr. Wilfried Kürschner, Frankfurter Rundschau, 10.07.1996
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henning Upmeyer am 11.03.2001 um 23.00
Die Westfälische Verlaufsform oder wann substantivierte Infinitive nicht zusammengeschrieben werden:
Wir sind jetzt ...
1.) Verb + Partikel oder Adverb:
beim Zusammenarbeiten - beim zusammen Arbeiten,
beim Dahinterkommen - beim dahinter Kommen,
beim Nebenherlaufen - beim nebenher Laufen,
beim Hinterherlaufen - beim hinterher Laufen,
beim Aneinanderhängen - beim aneinander Hängen,
beim Aufeinanderfahren - beim aufeinander Fahren,
beim Davorhängen - beim davor Hängen,
beim Wiederherstellen - beim wieder Herstellen,
2.) Verb + Adjektiv:
beim Hochfliegen - beim hoch Fliegen,
beim Hartklopfen - beim hart Klopfen,
beim Fertigbringen - beim fertig Bringen,
beim Schlechtmachen - beim schlecht Machen,
beim Saubermachen - beim sauber Machen,
3.) Verb + Partizip:
beim Gefangennehmen - beim geschwollen Reden, beim getrennt Arbeiten,
beim schwerbeladen Fahren, beim ausgeruht Fahren,
4.) Verb + Infinitiv:
beim hartlöten Lernen, beim über Kopf schweißen Lernen, beim Armierungsstahl verlegen Lernen,
beim Hängenbleiben - bein hängen Bleiben,
beim Laufenlassen - beim laufen Lassen,
5.) Verb + Substantiv (erweitertes Objekt):
beim großen Häuserbauen - beim große Häuser Bauen,
beim Autofahren - beim Autos Fahren,
beim schnell Autofahren - beim schnelle Autos Fahren,
beim Skilaufen - beim auf Skiern Laufen, beim neue Skier Ausprobieren,
beim Eislaufen - beim auf dem Eis Laufen,
beim Eisessen - beim leckeres Eis Essen,
beim Radfahren - beim mit dem Rad Fahren,
beim Bahnfahren - beim mit der Bahn Fahren,
beim Bergsteigen - beim auf den Berg Steigen, beim auf den Baum Klettern,
beim Biertrinken - beim frisches Bier Trinken,
beim Fleischessen - beim gebratenes Fleisch Essen, beim frisch angelandeten Fisch Essen,
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2001 um 23.00
Unerfindlich ist die Behauptung, daß die Reform das bisherige Regelwerk
halbiere. Zwar enthält der Rechtschreibduden 212 Paragraphen und das neue
Werk 112, doch handelt es sich bei den Dudenparagraphen keineswegs nur
um Rechtschreibregeln, sondern beispielsweise auch um solche der
Formenbildung. Die Kommasetzung umfaßt dort 38 Paragraphen und nicht 52
Kommaregeln, von denen angeblich 43 gestrichen werden.
Professor Dr. Wilfried Kürschner, Frankfurter Rundschau, 10.07.1996
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 10.03.2001 um 23.00
...am Ende [...] mit Bitterkeit feststellen, dass er sich geirrt hatte... Ja, so kann es kommen. Ich habe den Eindruck, Dietrich Beck ist mit dem Text Die alte Kultur muss weg gemacht werden einem solchen Irrtum aufgesessen. Das mit dem Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist nicht immer leicht. Hurra, wir verblöden!. Nein, das kann jedem mal passieren; Bewusstsein bewegt sich, völlig richtig. Der Schreiber des Textes wollte offenbar auch, dass die Fälschung erkennbar wird, denn das Pseudonym RegieEvaMackes soll natürlich auf RenateMariaMenges verweisen. Herr Beck wird nicht leugnen, dass das Erkennen von Satiren und Fälschungen eine Kulturtechnik ist, die es zu bewahren gilt. Das gilt besonders für Kulturbewusste, denn für sie ist es besonders peinlich, sich hier zu irren.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.03.2001 um 23.00
Als ich der Rektorin RegineEvaMackes (ein n fehlte leider) Leben und Meinung einhauchte, ahnte ich nicht, daß der Text außer von Frau Dr. Menges sonst noch von jemandem ernst genommen werden könnte. Anläßlich des Spottes von Herrn Jansen möchte ich Herrn Beck entschuldigend in Schutz nehmen: Wir wissen nicht, ob, wann und wie aufmerksam Herr Beck die Ergüsse von Frau Menges (zuletzt) gelesen hat und ob er sich ihren Namen so bewußt gemerkt hat, daß ihm die Parallele bewußt werden konnte. Vor allem aber: Es gibt tatsächlich jede Menge Leute, die sich etwas auf ihre Bildung oder ihre sprachlichen Kenntnisse einbilden und den Oberschwachsinn Rechtschreibreform gut finden, ja ausdauernd öffentlich für ihn eintreten. Dazu gehören Frau Dr. Menges und auch Michael Jansen, über den ich regelmäßig vor allem denke: Wie kann man nur so blöd sein wie er? Merkt er nicht, daß er sich lächerlich macht? Angesichts des linguistischen und demokratischen Stumpfsinns, der aus den Beiträgen von Michael Jansen spricht, sollte er sich mit unangebrachtem Spott besser zurückhalten. Für Herrn Beck spricht im Gegenteil, daß er es als aufmerksamer Beobachter der Rechtschreibreform schafft, regelmäßig mit den größten Absurditäten rechnen zu müssen (nicht nur Äußerungen von Rektorinnen, sondern auch von leibhaftigen Professoren, Kultusministern usw.) und dennoch mit Geduld und Argumenten darauf einzugehen. Diese bewundernswerte aufrechte und reife Haltung habe ich selbst nicht, sondern habe es nötig, mich gelegentlich in Satire zu flüchten - wozu allerdings bei der Rechtschreibreform genügt, die Wirklichkeit, in diesem Fall die naiven Beiträge von Frau Menges, einfach nur abzubilden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.03.2001 um 23.00
Fiktive Personen oder für solche gehalten zu werden ist hier eben eine Sache. Meine Überschrift war eine Frage. Aber wir werden uns hier hoffentlich bald wieder ernsteren Fragen zuwenden. Na ja, für meinen Humor bin ja bekannt, Sie auch für den Ihren? ....
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 10.03.2001 um 23.00
...am Ende [...] mit Bitterkeit feststellen, dass er sich geirrt hatte... Ja, so kann es kommen. Ich habe den Eindruck, Dietrich Beck ist mit dem Text Die alte Kultur muss weg gemacht werden einem solchen Irrtum aufgesessen. Das mit dem Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist nicht immer leicht. Hurra, wir verblöden!. Nein, das kann jedem mal passieren; Bewusstsein bewegt sich, völlig richtig. Der Schreiber des Textes wollte offenbar auch, dass die Fälschung erkennbar wird, denn das Pseudonym RegieEvaMackes soll natürlich auf RenateMariaMenges verweisen. Herr Beck wird nicht leugnen, dass das Erkennen von Satiren und Fälschungen eine Kulturtechnik ist, die es zu bewahren gilt. Das gilt besonders für Kulturbewusste, denn für sie ist es besonders peinlich, sich hier zu irren.
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.03.2001 um 23.00
Als ich der Rektorin RegineEvaMackes (ein n fehlte leider) Leben und Meinung einhauchte, ahnte ich nicht, daß der Text außer von Frau Dr. Menges sonst noch von jemandem ernst genommen werden könnte. Anläßlich des Spottes von Herrn Jansen möchte ich Herrn Beck entschuldigend in Schutz nehmen: Wir wissen nicht, ob, wann und wie aufmerksam Herr Beck die Ergüsse von Frau Menges (zuletzt) gelesen hat und ob er sich ihren Namen so bewußt gemerkt hat, daß ihm die Parallele bewußt werden konnte. Vor allem aber: Es gibt tatsächlich jede Menge Leute, die sich etwas auf ihre Bildung oder ihre sprachlichen Kenntnisse einbilden und den Oberschwachsinn Rechtschreibreform gut finden, ja ausdauernd öffentlich für ihn eintreten. Dazu gehören Frau Dr. Menges und auch Michael Jansen, über den ich regelmäßig vor allem denke: Wie kann man nur so blöd sein wie er? Merkt er nicht, daß er sich lächerlich macht? Angesichts des linguistischen und demokratischen Stumpfsinns, der aus den Beiträgen von Michael Jansen spricht, sollte er sich mit unangebrachtem Spott besser zurückhalten. Für Herrn Beck spricht im Gegenteil, daß er es als aufmerksamer Beobachter der Rechtschreibreform schafft, regelmäßig mit den größten Absurditäten rechnen zu müssen (nicht nur Äußerungen von Rektorinnen, sondern auch von leibhaftigen Professoren, Kultusministern usw.) und dennoch mit Geduld und Argumenten darauf einzugehen. Diese bewundernswerte aufrechte und reife Haltung habe ich selbst nicht, sondern habe es nötig, mich gelegentlich in Satire zu flüchten - wozu allerdings bei der Rechtschreibreform genügt, die Wirklichkeit, in diesem Fall die naiven Beiträge von Frau Menges, einfach nur abzubilden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.03.2001 um 23.00
Fiktive Personen oder für solche gehalten zu werden ist hier eben eine Sache. Meine Überschrift war eine Frage. Aber wir werden uns hier hoffentlich bald wieder ernsteren Fragen zuwenden. Na ja, für meinen Humor bin ja bekannt, Sie auch für den Ihren? ....
RenateMariaMenges
eingetragen von anonymer Gast am 09.03.2001 um 23.00
Ich bin Rektorin und finde es schlimm, dass es immer noch veraltete Menschen gibt, die die alte Kultur wollen und sogar das Zurück von der Rechtschreibreform verlangen. Dabei ist es doch so finde ich, dass es kein Zurück geben kann, wenn das Neue gilt. In Afganisthan, zum Beispiel da machen sie jetzt endlich, mit der alten Kultur Schluss. Was sollen denn die islamischen Kinder denken, wenn sie in der Koranschule die muslimische Sitte lernen und dann so einen großen Budda mit nackigem Bauchnabel ansehen müssen, der sie auch noch angrinst? So kann keine fortschrittliche Kultur in der Schule gemacht werden. Also muss jetzt die Buddastatue weg, weil der Staat dafür ist, dass der Islam die Kultur ist. Wir müssen unseren Kindern ja auch die neue Kultur beibringen und das hat der Staat jetzt angeordnet, dass das neue Regeln sind. Das muss ich hier jetzt einschreiben, auch wenn jetzt die Zurück-Propaganda gleich wieder kommt und man hier einschreibt, was ich für einen Kommafehler gemacht habe.
RegieEvaMackes
eingetragen von RenateMariaMenges am 09.03.2001 um 23.00
Liebe Eva Mackes,
ich kann es zwar nicht glauben, aber scheinbar gibt es Verstärkung durch Sie hier für unsere Belange.
Viele Grüße und danke für Ihren Eintrag
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 09.03.2001 um 23.00
Liebe Frau Mackes,
abgesehen von dem Kultur-Fehler in der Überschrift haben Sie der Sache hier nicht gerade einen guten Dienst erwiesen - trotz der Begeisterung von anderer Seite. Bilderstürmer hatten in der Geschichte noch nie das besserer Argument, und jeder einzelne dieser Hitzköpfe mußte auch am Ende seines Lebens in der Rückschau mit Bitterkeit feststellen, daß er sich geirrt hatte und einem Fanatismus zum Opfer gefallen war, welcher gerade heute wie ein Virus um sich greift.
Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden, wenn Sie das Wort Kultur in diesem Zusammenhang in den Mund nehmen? Kaum, sonst hätten Sie zu diesem Thema geschwiegen. Lesen Sie einmal einige Beträge dieser Rubriken, aber gründlich, auch das zwischen den Zeilen. Spätestens dann müßten sie merken, wieviel Schwachsinn in die neue Rechtschreibung gepackt worden ist, daß es eigentlich jedem Deutschsprachigen peinlich sein muß. Und da sind Sie noch stolz drauf?
Armes Deutschland ... Hurra, wir verblöden! Wo ist bitte die Stelle zum Lachen?
Auch Sie sollten wissen, daß sich Bewußtsein stets bewegt, entweder vorwärts oder rückwärts, es gibt keinen Stillstand. Aber hier hat sich manches zurückbewegt, und diese Rückschritte müssen nun erst einmal wieder aufgeholt werden, bevor es wieder vorwärts geht. Speziell bei den derzeit heißdiskutierten falschen Getrenntschreibungen von zusammengesetzten Verben (weil Sinn-Entschtellung) war die in den letzten Jahrzehnten bis Jahrhunderten gewachsene Zusammenschreibung seit den damaligen Getrenntschreibungen (aus Unkenntnis bzw. Unsicherheit heraus) hatte das Bewußtsein hinsichtlich Verfeinerung der Schrift zur Sprache erhebliche Fortschritte gemacht. Aber die Reformer kippten diese Errungenschaften über Bord. Warum? Nein, nicht um der Schüler willen, aus Dummheit (die erlaubte Dummheit), ebenso wie die Bilderstürmer (siehe oben). Sie haben die Zeichen der Zeit überhaupt nicht erkannt, das tiefere Wesen von Sprache und Schrift und die tiefe Verbundenheit von beiden in der Tiefe scheinbar noch nie begriffen; denn ihre Argumente bewegten und bewegen sich immer noch nur an der Oberfläche.
Da kann man vielleicht nur noch resiginiert die Schultern zucken und hinzufügen: ein Volk hat nicht nur die Führer und Medien, dies es verdient, sondern auch die Sprache und/oder Schrift.
Ihr Beitrag ist peinlich in den Augen aller Kulturbewußten, ein Armutszeugnis, aber nicht für uns sog. Reformgegener
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Gast am 09.03.2001 um 23.00
Liebe Frau Mackes,
abgesehen von dem Kultur-Fehler in der Überschrift haben Sie der Sache hier nicht gerade einen guten Dienst erwiesen - trotz der Begeisterung von anderer Seite. Bilderstürmer hatten in der Geschichte noch nie das besserer Argument, und jeder einzelne dieser Hitzköpfe mußte auch am Ende seines Lebens in der Rückschau mit Bitterkeit feststellen, daß er sich geirrt hatte und einem Fanatismus zum Opfer gefallen war, welcher gerade heute wie ein Virus um sich greift.
Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden, wenn Sie das Wort Kultur in diesem Zusammenhang in den Mund nehmen? Kaum, sonst hätten Sie zu diesem Thema geschwiegen. Lesen Sie einmal einige Beträge dieser Rubriken, aber gründlich, auch das zwischen den Zeilen. Spätestens dann müßten sie merken, wieviel Schwachsinn in die neue Rechtschreibung gepackt worden ist, daß es eigentlich jedem Deutschsprachigen peinlich sein muß. Und da sind Sie noch stolz drauf?
Armes Deutschland ... Hurra, wir verblöden! Wo ist bitte die Stelle zum Lachen?
Auch Sie sollten wissen, daß sich Bewußtsein stets bewegt, entweder vorwärts oder rückwärts, es gibt keinen Stillstand. Aber hier hat sich manches zurückbewegt, und diese Rückschritte müssen nun erst einmal wieder aufgeholt werden, bevor es wieder vorwärts geht. Speziell bei den derzeit heißdiskutierten falschen Getrenntschreibungen von zusammengesetzten Verben (weil Sinn-Entschtellung) war die in den letzten Jahrzehnten bis Jahrhunderten gewachsene Zusammenschreibung seit den damaligen Getrenntschreibungen (aus Unkenntnis bzw. Unsicherheit heraus) hatte das Bewußtsein hinsichtlich Verfeinerung der Schrift zur Sprache erhebliche Fortschritte gemacht. Aber die Reformer kippten diese Errungenschaften über Bord. Warum? Nein, nicht um der Schüler willen, aus Dummheit (die erlaubte Dummheit), ebenso wie die Bilderstürmer (siehe oben). Sie haben die Zeichen der Zeit überhaupt nicht erkannt, das tiefere Wesen von Sprache und Schrift und die tiefe Verbundenheit von beiden in der Tiefe scheinbar noch nie begriffen; denn ihre Argumente bewegten und bewegen sich immer noch nur an der Oberfläche.
Da kann man vielleicht nur noch resiginiert die Schultern zucken und hinzufügen: ein Volk hat nicht nur die Führer und Medien, dies es verdient, sondern auch die Sprache und/oder Schrift.
Ihr Beitrag ist peinlich in den Augen aller Kulturbewußten, ein Armutszeugnis, aber nicht für uns sog. Reformgegener
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von RenateMariaMenges am 09.03.2001 um 23.00
Liebe Eva Mackes,
ich kann es zwar nicht glauben, aber scheinbar gibt es Verstärkung durch Sie hier für unsere Belange.
Viele Grüße und danke für Ihren Eintrag
RenateMariaMenges
eingetragen von anonymer Gast am 09.03.2001 um 23.00
Ich bin Rektorin und finde es schlimm, dass es immer noch veraltete Menschen gibt, die die alte Kultur wollen und sogar das Zurück von der Rechtschreibreform verlangen. Dabei ist es doch so finde ich, dass es kein Zurück geben kann, wenn das Neue gilt. In Afganisthan, zum Beispiel da machen sie jetzt endlich, mit der alten Kultur Schluss. Was sollen denn die islamischen Kinder denken, wenn sie in der Koranschule die muslimische Sitte lernen und dann so einen großen Budda mit nackigem Bauchnabel ansehen müssen, der sie auch noch angrinst? So kann keine fortschrittliche Kultur in der Schule gemacht werden. Also muss jetzt die Buddastatue weg, weil der Staat dafür ist, dass der Islam die Kultur ist. Wir müssen unseren Kindern ja auch die neue Kultur beibringen und das hat der Staat jetzt angeordnet, dass das neue Regeln sind. Das muss ich hier jetzt einschreiben, auch wenn jetzt die Zurück-Propaganda gleich wieder kommt und man hier einschreibt, was ich für einen Kommafehler gemacht habe.
RegieEvaMackes
eingetragen von Henning Upmeyer am 07.03.2001 um 23.00
Es herrscht allgemeine große Aufregung darüber, daß bei Verben mit zwei Bedeutungen, die bisher durch Zusammen- und Getrenntschreibung sauber unterschieden wurden, durch eine nur noch erlaubte Getrenntschreibung die im Infinitiv zusammengeschriebene Bedeutung ausgelöscht wird.
Dieselben Leute erklären es aber für richtig, nämlich weil schon immer so gewesen, daß bei der Substantivierung des Infinitivs (das Verbalsubstantiv gehört zu den infiniten Verbformen, oder nur im Deutschen nicht?) durch eine hier nur erlaubte Zusammenschreibung dieser Verbformen die andere, im Infinitiv durch Getrenntschreibung ausgedrückte Bedeutung ausgelöscht wird. Die saubere Bedeutungsunterscheidung der Infinitivformen durch Getrennt- und Zusammenschreibung sol bei den substantivierten Infinitivformen nicht erlaubt sein.
Das macht doch das Wehklagen über die jetzt verbotene Zusammenschreibung des Infinitivs dieser Verben und über die dadurch ausgelöschten Wortbedeutungen völlig unglaubwürdig und gibt dem Mannheimer Institut recht, die Unterscheidung der Wortbedeutungen aus der Schreibweise sei unwichtig und Standard müsse ein Primitivdeutsch für Hilfsschüler werden, die nur für einen Leser, ihren Lehrer schreiben brauchen.
Oder ist Deutsch doch keine richtig exakte, d.h. berechenbare Wissenschaft, wie ich es als Schüler immer gefühlt hatte?
Wenn man aber zum fehlerfreien Schreiben ein universitäres Grammatikstudium braucht, weil man es sonst doch nicht versteht, wird Deutsch zu einer Kunstsprache wie das klassische Latein, das ja auch von den normalen Römern nicht benutzt wurde. (Die Volkssprache war das Altitlienische.)
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 07.03.2001 um 23.00
Es war schon immer eine beliebte Methode, den Gegner ins lächserliche zu ziehen, wenn einem die Argumente ausgehen, dabei müßte doch jedem bewußt geworden worden sein, worauf ich hinauswollte mit meinen Erläuterungen: nämlich den Schreiber in die Lage zu versetzten, selbst zu erkennen, warum eine Schreibregel so oder so ist, und ob sie nicht vielleicht auch mal unsinnig sei (wie bei vielen neuen). Daß dabei solche Wort-Ungetüme wie das o.a. vermieden werden sollten, indem man z.B. das ganze anders formuliert, versteht sich doch eigentlich von selbst. Immerhin hat mich mein Nachdenken dazu gebracht, daß ich keine Regeln nachlesen muß, und meine Formulierungen werden gerne als vorzüglich bezeichnet (worauf ich mir nichts einbilde, da bin ich viel zu bescheiden).
Bei falschen Schreibweisen (WENN sie NICHT den gesprochenen Sinn korrekt widerspiegeln, also zurücklesen lassen) geht es mir wie mit falschen Tönen bei der Wiedergabe eines Musikstückes: es tut weh! Und wenn man dann noch entdeckt, daß diese Fehler einfach auf falsch notierten Noten beruhen, die vermeidbar hätten sein können ... Nu
Nun denn ...
Ich werden die Fachleute (die es wohl besser wissen!?) wieder unter sich lassen mit ihren Regeln.
Dietrich Beck
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.03.2001 um 23.00
ich wollte hier niemanden lächerlich machen, sondern allenfalls deutlich machen, daß die geforderte Parallelisierung der GZS bei Verben und deren Substantivierungen stellenweise zu lächlerlichen Ergebnissen führen würde. Man muß zur Kenntnis nehmen, daß die GZS bei Substantivierung anders aussieht und aussehen muß. So kann ein Verb beispielsweise ein Objekt haben (Motorrad fahren), aber nicht ein Substantiv (*das Motorrad Fahren). Bei Substantivierungen kommt es daher auch zu Kompromissen (die noch Gesunden; die Speisen zum hier essen oder mitnehmen ...), manchmal muß man sich durchwursteln. Jedenfalls haut das einfach nicht hin mit der Parallelisierung, sondern das ist ein schöner theoretischer Gedanke, der leider die grammatischen Gegebenheiten ignoriert.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 07.03.2001 um 23.00
Ich glaube, man kann dieses interessante Problem ganz ruhig erörtern und braucht nicht gleich eingeschnappt zu sein, wenn man sieht, daß man die Lösung doch noch nicht gefunden hat.
Nun denn: Nichts ist selbstverständlich, am wenigsten die Regel, daß Wortungetüme zu vermeiden seien, auch wenn sie einen vorgeschlagenen Text bestehen. Wir empfinden kennenlernen als normal, aber es muß einmal als Wortungetüm erschienen sein, denn früher schrieb man es getrennt.
Ich habe an anderer Stelle meinen Befund zu guttun vorgeführt. Substantiviert man es, dann muß man Guttun schreiben, das liegt aber nur an der Grammatik der Substantivierung. Im Zuge dieses Vorgangs verliert der Infinitiv (übrigens im Gegensatz zu substantivierten Adjektiv! sehr interessant) seine Valenz, d.h. die Bindungsfähigkeit für andere Satzglieder. Es gibt also zwar hier essen, aber nicht das hier Essen (sondern höchstens das hiesige Essen), denn zum substantivierten Infinitiv, der ja geschichtlich ohnehin ein Substantiv ist, paßt nur noch das Attribut. Das ist der Grundsachverhalt, an dem die Probe von Herrn Beck letztlich scheitert. Herr Wrase hat das auf andere Weise, nämlich durch Anführen unerwünschter und vielleicht bißchen übertriebener, aber durchaus konsequenter Ergebnisse vorgeführt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.03.2001 um 23.00
Ich glaube, man kann dieses interessante Problem ganz ruhig erörtern und braucht nicht gleich eingeschnappt zu sein, wenn man sieht, daß man die Lösung doch noch nicht gefunden hat.
Nun denn: Nichts ist selbstverständlich, am wenigsten die Regel, daß Wortungetüme zu vermeiden seien, auch wenn sie einen vorgeschlagenen Text bestehen. Wir empfinden kennenlernen als normal, aber es muß einmal als Wortungetüm erschienen sein, denn früher schrieb man es getrennt.
Ich habe an anderer Stelle meinen Befund zu guttun vorgeführt. Substantiviert man es, dann muß man Guttun schreiben, das liegt aber nur an der Grammatik der Substantivierung. Im Zuge dieses Vorgangs verliert der Infinitiv (übrigens im Gegensatz zu substantivierten Adjektiv! sehr interessant) seine Valenz, d.h. die Bindungsfähigkeit für andere Satzglieder. Es gibt also zwar hier essen, aber nicht das hier Essen (sondern höchstens das hiesige Essen), denn zum substantivierten Infinitiv, der ja geschichtlich ohnehin ein Substantiv ist, paßt nur noch das Attribut. Das ist der Grundsachverhalt, an dem die Probe von Herrn Beck letztlich scheitert. Herr Wrase hat das auf andere Weise, nämlich durch Anführen unerwünschter und vielleicht bißchen übertriebener, aber durchaus konsequenter Ergebnisse vorgeführt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henning Upmeyer am 07.03.2001 um 23.00
Es herrscht allgemeine große Aufregung darüber, daß bei Verben mit zwei Bedeutungen, die bisher durch Zusammen- und Getrenntschreibung sauber unterschieden wurden, durch eine nur noch erlaubte Getrenntschreibung die im Infinitiv zusammengeschriebene Bedeutung ausgelöscht wird.
Dieselben Leute erklären es aber für richtig, nämlich weil schon immer so gewesen, daß bei der Substantivierung des Infinitivs (das Verbalsubstantiv gehört zu den infiniten Verbformen, oder nur im Deutschen nicht?) durch eine hier nur erlaubte Zusammenschreibung dieser Verbformen die andere, im Infinitiv durch Getrenntschreibung ausgedrückte Bedeutung ausgelöscht wird. Die saubere Bedeutungsunterscheidung der Infinitivformen durch Getrennt- und Zusammenschreibung sol bei den substantivierten Infinitivformen nicht erlaubt sein.
Das macht doch das Wehklagen über die jetzt verbotene Zusammenschreibung des Infinitivs dieser Verben und über die dadurch ausgelöschten Wortbedeutungen völlig unglaubwürdig und gibt dem Mannheimer Institut recht, die Unterscheidung der Wortbedeutungen aus der Schreibweise sei unwichtig und Standard müsse ein Primitivdeutsch für Hilfsschüler werden, die nur für einen Leser, ihren Lehrer schreiben brauchen.
Oder ist Deutsch doch keine richtig exakte, d.h. berechenbare Wissenschaft, wie ich es als Schüler immer gefühlt hatte?
Wenn man aber zum fehlerfreien Schreiben ein universitäres Grammatikstudium braucht, weil man es sonst doch nicht versteht, wird Deutsch zu einer Kunstsprache wie das klassische Latein, das ja auch von den normalen Römern nicht benutzt wurde. (Die Volkssprache war das Altitlienische.)
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 07.03.2001 um 23.00
Es war schon immer eine beliebte Methode, den Gegner ins lächserliche zu ziehen, wenn einem die Argumente ausgehen, dabei müßte doch jedem bewußt geworden worden sein, worauf ich hinauswollte mit meinen Erläuterungen: nämlich den Schreiber in die Lage zu versetzten, selbst zu erkennen, warum eine Schreibregel so oder so ist, und ob sie nicht vielleicht auch mal unsinnig sei (wie bei vielen neuen). Daß dabei solche Wort-Ungetüme wie das o.a. vermieden werden sollten, indem man z.B. das ganze anders formuliert, versteht sich doch eigentlich von selbst. Immerhin hat mich mein Nachdenken dazu gebracht, daß ich keine Regeln nachlesen muß, und meine Formulierungen werden gerne als vorzüglich bezeichnet (worauf ich mir nichts einbilde, da bin ich viel zu bescheiden).
Bei falschen Schreibweisen (WENN sie NICHT den gesprochenen Sinn korrekt widerspiegeln, also zurücklesen lassen) geht es mir wie mit falschen Tönen bei der Wiedergabe eines Musikstückes: es tut weh! Und wenn man dann noch entdeckt, daß diese Fehler einfach auf falsch notierten Noten beruhen, die vermeidbar hätten sein können ... Nu
Nun denn ...
Ich werden die Fachleute (die es wohl besser wissen!?) wieder unter sich lassen mit ihren Regeln.
Dietrich Beck
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.03.2001 um 23.00
ich wollte hier niemanden lächerlich machen, sondern allenfalls deutlich machen, daß die geforderte Parallelisierung der GZS bei Verben und deren Substantivierungen stellenweise zu lächlerlichen Ergebnissen führen würde. Man muß zur Kenntnis nehmen, daß die GZS bei Substantivierung anders aussieht und aussehen muß. So kann ein Verb beispielsweise ein Objekt haben (Motorrad fahren), aber nicht ein Substantiv (*das Motorrad Fahren). Bei Substantivierungen kommt es daher auch zu Kompromissen (die noch Gesunden; die Speisen zum hier essen oder mitnehmen ...), manchmal muß man sich durchwursteln. Jedenfalls haut das einfach nicht hin mit der Parallelisierung, sondern das ist ein schöner theoretischer Gedanke, der leider die grammatischen Gegebenheiten ignoriert.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
was ich meine, ist folgendes: ich bilde das zugehörige Substantiv zu dem, was ich ausdrücken will. z.B.
schief gehen -> das schiefe Gehen (beide auseinander)
schiefgehen -> das Schiefgehen (beide zusammen)
tief greifen(d) -> das tiefe Greifen
tiefgreifen(d) -> das Tiefgreifen
frei liegen -> das freie Liegen
freiliegen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
das haut ja auch nicht hin. Jedenfalls kommen Sie zu wesentlich mehr Zusammenschreibungen, als bisher dudengemaß war: das Zugrundegehen > zugrunde gehen, das Außerachtlassen > außerachtlassen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
da mögen Sie recht haben, denn auch die alte Rechtschreibung wies in einigen Bereichen Mängel auf, die ich nicht zu akzeptieren vermag.
MfG
Dietrich Beck
eingetragen von Wolfgang Wrase am 05.03.2001 um 23.00
worauf Professor Ickler hinweist, anstatt so zu tun, als ob die alte Rechtschreibung (= der überwiegende Wunsch der Schreiber) hier inakzeptable Schwächen habe, zum Beispiel das Fehlen von Zusammenschreibungen wie derjenigen in der Überschrift. Wo kämen wir hin, wenn die mängelfreie Rechtschreibung von Herrn Beck inkraffträte und man sie inaugenscheinzunehmen hätte?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
was ich meine, ist folgendes: ich bilde das zugehörige Substantiv zu dem, was ich ausdrücken will. z.B.
schief gehen -> das schiefe Gehen (beide auseinander)
schiefgehen -> das Schiefgehen (beide zusammen)
tief greifen(d) -> das tiefe Greifen
tiefgreifen(d) -> das Tiefgreifen
frei liegen -> das freie Liegen
freiliegen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.03.2001 um 23.00
Ich hatte mich beim Schriftleiter der kürzlich umgestellten Zeitschrift Sprachwissenschaft , Prof. Rolf Bergmann (Bamberg), erkundigt, wer die Umstellung veranlaßt habe und warum sie sich nur auf Teilbereiche der Neuregelung erstrecke. Hier die Antwort:
Die Umstellung ist auf meine Veranlassung erfolgt und gilt im Prinzip für die gesamte Neuregelung mit Ausnahme der Getrennt- und Zusammenschreibung. (Brief vom 28. 2.2001)
Das Interessante an dieser Auskunft ist, daß Prof. Bergmann durch seine Tochter, Dr. Annette Klosa, eine Mitarbeiterin der Dudenredaktion, besser als durchschnittliche Zeitgenossen mit den Absichten der Rechtschreibkommission vertraut sein dürfte. Das würde bedeuten, daß die neue Getrennt- und Zusammenschreibung praktisch zum Abschuß freigegeben ist.
Natürlich wäre es wünschenswert, daß solche Pläne, auch wenn sie nicht ganz überraschend kommen, einer breiteren Öffentlichkeit bekantgegeben würden und nicht nur den Freunden und Geschäftspartnern der Kommission. Schließlich müssen unsere Kinder es ausbaden.
Übrigens ist soeben die 4. Auflage des Duden-Universalwörterbuchs erschienen. Es kostet 58 Mark, mit CD-ROM 78 Mark. Das Schriftbild ist neuerdings sehr blaß, was bei der kleinen Drucktype besonders unangenehm auffällt. Ich habe es nicht erworben und konnte den Inhalt bisher nicht prüfen. Falls jemand feststellt, daß der orthographische Befund vom neuen Rechtschreibduden abweicht, bitte ich um Mitteilung. Ich nehme es aber nicht an.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
das haut ja auch nicht hin. Jedenfalls kommen Sie zu wesentlich mehr Zusammenschreibungen, als bisher dudengemaß war: das Zugrundegehen > zugrunde gehen, das Außerachtlassen > außerachtlassen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 05.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
da mögen Sie recht haben, denn auch die alte Rechtschreibung wies in einigen Bereichen Mängel auf, die ich nicht zu akzeptieren vermag.
MfG
Dietrich Beck
eingetragen von Wolfgang Wrase am 05.03.2001 um 23.00
worauf Professor Ickler hinweist, anstatt so zu tun, als ob die alte Rechtschreibung (= der überwiegende Wunsch der Schreiber) hier inakzeptable Schwächen habe, zum Beispiel das Fehlen von Zusammenschreibungen wie derjenigen in der Überschrift. Wo kämen wir hin, wenn die mängelfreie Rechtschreibung von Herrn Beck inkraffträte und man sie inaugenscheinzunehmen hätte?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 04.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
ich danke für Ihren Hinweis, aber eigentlich müßten Sie zugeben, daß mein Vorschlag ein sehr praxisbezogener und allgemeinverständlicher ist, vor allem für Leute, welche mit akademischen Fachausdrücken gespickte Erklärungen nicht ohne weiteres verstehen. Und die Zahl der Fälle, wo mein Vorschlag nicht einwandfrei zum richtigen Ergebnis führen wird, dürfte m.E. gering sein. Mir ist adhoc keines bekannt, könnten Sie mir welche nennen?
Aus meinen bisherigen Beträgen dürfte eigentlich quasi zwischen den Zelen durchgeklungen sein, daß ich versuchte, dem Leser praktisch anwendbare Erläuterungen zu liefern, indem er nun den tiefern Hintergrund, warum etwas so und nicht so geschrieben werden sollte, besser verstehen und verinnerlichen kann. Ich bin nun mal in der eigenartigen Lage, daß ich nirgends nachschauen muß, ich weiß einfach, wie etwas geschrieben werden sollte, damit es auch beim Zurücklesen möglichst 100%ig reproduziert werden kann. Das ist so ähnlich wie bei jemandem mit absolutem Gehör, die falschen Töne tun ihm weh!
Dennoch will ich damit die Art, wie Sie als Akademiker die Zusammenhänge erklären, nicht kritisieren, aber manch Laie (und die meisten im Volk sind dies, was ihre Sprachregeln betrifft, dann eher, was ich ebenfalls nicht abwertend meine) kann mit aus praxisbezogener sicht erklärten Zusammenhängen und Regeln mehr anfangen als mit (z.B.)lateinischen Fachausdrücken oder gar dem Hinweis, daß man das eben so schreiben müsse, weil es in einer bestimmten Regel so festgelegt sei.
Ich hinterfrage auch plausible Regeln, das liegt in meinem Naturell und meiner Begabung zum Wertanalysator, indem ich versuche, den Ist-zustand zu verbessern, wenn es dem Ziel dienlich ist.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 04.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
es ist einfach so, daß bei Substantivierung aus grammatischen Gründen zusammengeschrieben werden MUSS (das Zuendeführen, das Außerachtlassen usw.), wo es bei den entsprechenden verbalen Ausdrücken weder notwendig noch auch nur üblich ist, und davon gibt es unzählige Fälle. Aber vielleicht haben Sie etwas anderes im Sinn gehabt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 04.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
ich danke für Ihren Hinweis, aber eigentlich müßten Sie zugeben, daß mein Vorschlag ein sehr praxisbezogener und allgemeinverständlicher ist, vor allem für Leute, welche mit akademischen Fachausdrücken gespickte Erklärungen nicht ohne weiteres verstehen. Und die Zahl der Fälle, wo mein Vorschlag nicht einwandfrei zum richtigen Ergebnis führen wird, dürfte m.E. gering sein. Mir ist adhoc keines bekannt, könnten Sie mir welche nennen?
Aus meinen bisherigen Beträgen dürfte eigentlich quasi zwischen den Zelen durchgeklungen sein, daß ich versuchte, dem Leser praktisch anwendbare Erläuterungen zu liefern, indem er nun den tiefern Hintergrund, warum etwas so und nicht so geschrieben werden sollte, besser verstehen und verinnerlichen kann. Ich bin nun mal in der eigenartigen Lage, daß ich nirgends nachschauen muß, ich weiß einfach, wie etwas geschrieben werden sollte, damit es auch beim Zurücklesen möglichst 100%ig reproduziert werden kann. Das ist so ähnlich wie bei jemandem mit absolutem Gehör, die falschen Töne tun ihm weh!
Dennoch will ich damit die Art, wie Sie als Akademiker die Zusammenhänge erklären, nicht kritisieren, aber manch Laie (und die meisten im Volk sind dies, was ihre Sprachregeln betrifft, dann eher, was ich ebenfalls nicht abwertend meine) kann mit aus praxisbezogener sicht erklärten Zusammenhängen und Regeln mehr anfangen als mit (z.B.)lateinischen Fachausdrücken oder gar dem Hinweis, daß man das eben so schreiben müsse, weil es in einer bestimmten Regel so festgelegt sei.
Ich hinterfrage auch plausible Regeln, das liegt in meinem Naturell und meiner Begabung zum Wertanalysator, indem ich versuche, den Ist-zustand zu verbessern, wenn es dem Ziel dienlich ist.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 04.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
es ist einfach so, daß bei Substantivierung aus grammatischen Gründen zusammengeschrieben werden MUSS (das Zuendeführen, das Außerachtlassen usw.), wo es bei den entsprechenden verbalen Ausdrücken weder notwendig noch auch nur üblich ist, und davon gibt es unzählige Fälle. Aber vielleicht haben Sie etwas anderes im Sinn gehabt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler!
Darf ich Ihr Wortbeispiel verschärfen, aus der Kombination Grund und Boden die begriffsschwangere Wortkombination Blut und Boden machen?
Darf ich zudem erinnern an die textlinguistische Methode Wovon die Rede ist.
Würden Sie unter diesen Umständen meine Wortkombination durchgliedern zu Blut-und-Boden?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 03.03.2001 um 23.00
zu den beispielhaften Anführungen er wirds wohl machen und dreistöckiger Hausbesitzer:
Wenn ich die Betonung sowohl auf dem wohl (hier: gut) als auch auf dem machen ((hier: ausführen) verstanden haben will, ist es sokorrekt geschrieben; will ich aber mehr auf das Wohlmachen hinaus (mit Betonung nur auf dem wohl), wäre Zusammenschreibung sinnvoller.
Aus er wirds wohl machen dürfte gerade bei diesem Text kaum einer herauslesen: er wird es wohl schon machen, wir können unbesorgt sein oder so ähnlich.
Aber auch hier sehen wir wieder: zunächst das zugehörige Substantiv bilden, dann ergibt sich die korrekte Schreibweise des Verbs fast automatisch.
Und zu dem Hausbesitzer: es gibt auch keine sitzende Beschäftigung, doch wie häufig läuft uns so etwas über den Weg, auch bei sog. Fachleuten. Es gibt lediglich eine Beschäftigung, die ich (nur) im Sitzen oder sitzend ausüben kann. Alles klar. Der korrekte Umgang mit der Sprache erfordert ganz schön Eigenverantwortung!
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Schäbler, mir ist nicht klar, worauf Ihre Frage zielt. Ich habe ein Beispiel für Wortgruppenflexion angeführt. Man müßte ja eigentlich flektieren: des Grundes und Bodens, vereinfacht aber zu Grund und Bodens, was wiederum orthographisch zu Durchkoppelung führen müßte, um die neue Einheit des flektierten Wortes zu kennzeichnen. Das hat jetzt mit Großschreibung und Redegegenstand nichts zu tun, und darauf bezog sich auch Herrn Lindenthals Anfrage nicht.
Liber Herr Beck, wenn Sie aus der Zusammenschreibung von Substantivzusammensetzungen auf die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen schließen wollen, kommen Sie zu unzähligen sehr ungewohnten Zusammenschreibungen. Die beiden Dinge sind grundverschieden, auch wenn die Gebräuchlichkeit einer Substantivzusammensetzung ein kleiner Hinweis auf die Üblichkeit der Verbindung auch im verbalen Bereich sein mag. Ich habe natürlich nichts dagegen, daß Sie so schreiben, muß Sie aber doch auf den privaten Charakter einer solchen Orthographie hinweisen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Schäbler, mir ist nicht klar, worauf Ihre Frage zielt. Ich habe ein Beispiel für Wortgruppenflexion angeführt. Man müßte ja eigentlich flektieren: des Grundes und Bodens, vereinfacht aber zu Grund und Bodens, was wiederum orthographisch zu Durchkoppelung führen müßte, um die neue Einheit des flektierten Wortes zu kennzeichnen. Das hat jetzt mit Großschreibung und Redegegenstand nichts zu tun, und darauf bezog sich auch Herrn Lindenthals Anfrage nicht.
Liber Herr Beck, wenn Sie aus der Zusammenschreibung von Substantivzusammensetzungen auf die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen schließen wollen, kommen Sie zu unzähligen sehr ungewohnten Zusammenschreibungen. Die beiden Dinge sind grundverschieden, auch wenn die Gebräuchlichkeit einer Substantivzusammensetzung ein kleiner Hinweis auf die Üblichkeit der Verbindung auch im verbalen Bereich sein mag. Ich habe natürlich nichts dagegen, daß Sie so schreiben, muß Sie aber doch auf den privaten Charakter einer solchen Orthographie hinweisen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.03.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler!
Darf ich Ihr Wortbeispiel verschärfen, aus der Kombination Grund und Boden die begriffsschwangere Wortkombination Blut und Boden machen?
Darf ich zudem erinnern an die textlinguistische Methode Wovon die Rede ist.
Würden Sie unter diesen Umständen meine Wortkombination durchgliedern zu Blut-und-Boden?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 03.03.2001 um 23.00
zu den beispielhaften Anführungen er wirds wohl machen und dreistöckiger Hausbesitzer:
Wenn ich die Betonung sowohl auf dem wohl (hier: gut) als auch auf dem machen ((hier: ausführen) verstanden haben will, ist es sokorrekt geschrieben; will ich aber mehr auf das Wohlmachen hinaus (mit Betonung nur auf dem wohl), wäre Zusammenschreibung sinnvoller.
Aus er wirds wohl machen dürfte gerade bei diesem Text kaum einer herauslesen: er wird es wohl schon machen, wir können unbesorgt sein oder so ähnlich.
Aber auch hier sehen wir wieder: zunächst das zugehörige Substantiv bilden, dann ergibt sich die korrekte Schreibweise des Verbs fast automatisch.
Und zu dem Hausbesitzer: es gibt auch keine sitzende Beschäftigung, doch wie häufig läuft uns so etwas über den Weg, auch bei sog. Fachleuten. Es gibt lediglich eine Beschäftigung, die ich (nur) im Sitzen oder sitzend ausüben kann. Alles klar. Der korrekte Umgang mit der Sprache erfordert ganz schön Eigenverantwortung!
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 01.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Lindenthal,
im neuen Forum wollte ich auf Ihre Frage nach der Wortbildung antworten, mußte aber feststellen, daß ich keinen Zugang habe, nicht registriert bin o.ä. Bin ich aber doch, oder? Gilt die Anmeldung nur für bestimmte Rubriken?
Nur kurz folgendes: Die Wortbildung ist im Deutschen so lebendig wie in kaum einer anderen Sprache, sie ist praktisch ein Teil der Syntax, d. h. man benutzt sie nicht nur zur Bereicherung des Wortschatzes, sondern auch zur Satzbildung.
Was ein Wort ist, kann die Sprachwissenschaft nur annähernd sagen. Immerhin: Bei den Ableitugnen läßt sich feststellen, daß die Affixe (Ableitungselemente) nicht selbständig sind, nicht verschoben werden können: mehl-ig, ver-hauen usw. Bei den Zusammensetzungen herrscht unveränderliche Reihenfolge, Nicht-Unterbrechbarkeit und vor allem grammatische Isolierung des ersten Bestandteils. Wie man mal gesagt hat: der erste Teil eines Kompositums ist syntaktisch aus dem Verkehr gezogen. Man kann ihn weder beugen noch durch Beifügungen erweitern. Daher ist falsch: dreistöckiger Hausbesitzer (weil hier die Beifügung fälschlich nur auf den Bestandteil Haus bezogen werden kann.
Nun das Problem: Wir haben einerseits Fälle von Wortgruppenflexion, zum Beispiel des Grund und Bodens. Korrekter, aber pedantisch wäre des Grund-und-Bodens.
Andererseits wird orthographisch oft zusammengeschrieben: näherkommen, was noch angeht (denn die Komparation gehört nicht zur Flexion), aber auch näherkommen als ..., wo der Vergleich grammatisch an das erste Element anknüpft. Das sind historisch gewachsene Aufweichungen der klaren Ordnung. Sie lassen sich nur um den Preis durchgreifender Schnitte in die Tradition beseitigen, und es lohnt sich kaum, vor allem wenn man die Tatsachen in der angemessenen Liberalität darstellt, wie in meinem Wörterbuch versucht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.03.2001 um 23.00
Lieber Herr Lindenthal,
im neuen Forum wollte ich auf Ihre Frage nach der Wortbildung antworten, mußte aber feststellen, daß ich keinen Zugang habe, nicht registriert bin o.ä. Bin ich aber doch, oder? Gilt die Anmeldung nur für bestimmte Rubriken?
Nur kurz folgendes: Die Wortbildung ist im Deutschen so lebendig wie in kaum einer anderen Sprache, sie ist praktisch ein Teil der Syntax, d. h. man benutzt sie nicht nur zur Bereicherung des Wortschatzes, sondern auch zur Satzbildung.
Was ein Wort ist, kann die Sprachwissenschaft nur annähernd sagen. Immerhin: Bei den Ableitugnen läßt sich feststellen, daß die Affixe (Ableitungselemente) nicht selbständig sind, nicht verschoben werden können: mehl-ig, ver-hauen usw. Bei den Zusammensetzungen herrscht unveränderliche Reihenfolge, Nicht-Unterbrechbarkeit und vor allem grammatische Isolierung des ersten Bestandteils. Wie man mal gesagt hat: der erste Teil eines Kompositums ist syntaktisch aus dem Verkehr gezogen. Man kann ihn weder beugen noch durch Beifügungen erweitern. Daher ist falsch: dreistöckiger Hausbesitzer (weil hier die Beifügung fälschlich nur auf den Bestandteil Haus bezogen werden kann.
Nun das Problem: Wir haben einerseits Fälle von Wortgruppenflexion, zum Beispiel des Grund und Bodens. Korrekter, aber pedantisch wäre des Grund-und-Bodens.
Andererseits wird orthographisch oft zusammengeschrieben: näherkommen, was noch angeht (denn die Komparation gehört nicht zur Flexion), aber auch näherkommen als ..., wo der Vergleich grammatisch an das erste Element anknüpft. Das sind historisch gewachsene Aufweichungen der klaren Ordnung. Sie lassen sich nur um den Preis durchgreifender Schnitte in die Tradition beseitigen, und es lohnt sich kaum, vor allem wenn man die Tatsachen in der angemessenen Liberalität darstellt, wie in meinem Wörterbuch versucht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.02.2001 um 23.00
In der hebräischen Bibel steht an der betreffenden Psalmenstelle nur das reine Verb: er macht bzw. er wird machen (jaaseh). Ebenso hat die griechische Septuaginta nur "er wird machen (poiesei). Luther fügte sinngemäß das Adverb wol hinzu, andere Übersetzer versuchen mit einem einfachen Verb auszukommen: er wird es fügen o.ä. Auch heute verhält es sich so, daß Zusammenschreibung zwar die Deutung als Verbzusatz erzwingt, Getrenntschreibung aber keineswegs die Deutung als Abtönungspartikel. Wenn man dies nicht grundsätzlich einsieht, wird man ganz wesentliche Züge der deutschen GZS nie verstehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.02.2001 um 23.00
Sehr interessant! Das bedeutet doch, die Hinzufügung wohl bei Luther drückt das Zutrauen, die Erwartung noch einmal verstärkend in einem eigenen Adverb aus; die Deutung des Lutherschen Textes, Gott werde es gut machen, widerspricht dem hebräischen Urtext und der griechischen Übertragung. Damit ist Manfred Riebes Forderung zurückzuweisen, es müsse zusammengeschrieben werden. Eine modernere Lösung wäre die Tilgung des wohl, um das heute naheliegendere Verständnis gutes Werk (auch bei Getrenntschreibung möglich) auszuschließen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 26.02.2001 um 23.00
Wolfgang Wrase schreibt: Damit ist Manfred Riebes Forderung zurückzuweisen, es (wohlmachen, M.R.) müsse zusammengeschrieben werden.
Diese vorschnelle Behauptung unterstellt mir wieder einmal zu Unrecht sprachpäpstliches Verhalten; denn ich habe eine solche Forderung nicht aufgestellt. Bei sorgfältigem Lesen wird man feststellen:
1. Martin Luther schrieb wol machen.
2. Die Deutsche Bibelgesellschaft änderte Luthers wohl machen in wohlmachen. Vgl. meinen Beitrag auf der Nachrichtenseite vom 20.02.2001: Überraschung: wohlmachen seit 1988 in der Lutherbibel
3. Ihr Kommentar vom 21.02.2001 dazu lautete. Herr Riebe siegt! Da muß man kapitulieren.
Ich halte einen auf Personen zugespitzten Streit um das Wort wohlmachen für kleinkariert, weil es zum einen um die Sache und zum anderen um größere Zusammenhänge geht, die ich bereits darlegte:
1. Die Deutsche Bibelgesellschaft und die Rechtschreibreform in der Bibel von 1988
Die Deutsche Bibelgesellschaft hatte 1988 nicht nur Luthers Schreibweise wol machen oder wohl machen in wohlmachen geändert, sondern im gesamten Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung größere Änderungen der Schreibweise Luthers vorgenommen, weil sie nicht mit der Dudenschreibweise übereinstimmte. Dies war eine beachtenswerte Rechtschreibreform in der Bibel. Diese Anpassung erfolgte u.a. auf Anregung von Pädagogen, die es für untragbar hielten, daß es in einer auch als Schulbibel gebrauchten Bibelausgabe Schreibungen gibt, die in einem Deutschaufsatz als Fehler angestrichen würden.
2. Die Deutsche Bibelgesellschaft und die Rechtschreibreform von 1996
Die Deutsche Bibelgesellschaft hätte diese Änderungen infolge der sogenannten Rechtschreibreform von 1996 wieder zurücknehmen sollen. Sie entschied sich jedoch dafür, diese Regeln in der Lutherbibel nicht sklavisch anzuwenden, sondern mit Rücksicht auf den besonderen Charakter der Lutherbibel von Fall zu Fall auszusetzen.
Diese Vorgänge sind offenbar bislang in der Öffentlichkeit nicht gebührend beachtet worden.
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 26.02.2001 um 23.00
Wolfgang Wrase schreibt: Damit ist Manfred Riebes Forderung zurückzuweisen, es (wohlmachen, M.R.) müsse zusammengeschrieben werden.
Diese vorschnelle Behauptung unterstellt mir wieder einmal zu Unrecht sprachpäpstliches Verhalten; denn ich habe eine solche Forderung nicht aufgestellt. Bei sorgfältigem Lesen wird man feststellen:
1. Martin Luther schrieb wol machen.
2. Die Deutsche Bibelgesellschaft änderte Luthers wohl machen in wohlmachen. Vgl. meinen Beitrag auf der Nachrichtenseite vom 20.02.2001: Überraschung: wohlmachen seit 1988 in der Lutherbibel
3. Ihr Kommentar vom 21.02.2001 dazu lautete. Herr Riebe siegt! Da muß man kapitulieren.
Ich halte einen auf Personen zugespitzten Streit um das Wort wohlmachen für kleinkariert, weil es zum einen um die Sache und zum anderen um größere Zusammenhänge geht, die ich bereits darlegte:
1. Die Deutsche Bibelgesellschaft und die Rechtschreibreform in der Bibel von 1988
Die Deutsche Bibelgesellschaft hatte 1988 nicht nur Luthers Schreibweise wol machen oder wohl machen in wohlmachen geändert, sondern im gesamten Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung größere Änderungen der Schreibweise Luthers vorgenommen, weil sie nicht mit der Dudenschreibweise übereinstimmte. Dies war eine beachtenswerte Rechtschreibreform in der Bibel. Diese Anpassung erfolgte u.a. auf Anregung von Pädagogen, die es für untragbar hielten, daß es in einer auch als Schulbibel gebrauchten Bibelausgabe Schreibungen gibt, die in einem Deutschaufsatz als Fehler angestrichen würden.
2. Die Deutsche Bibelgesellschaft und die Rechtschreibreform von 1996
Die Deutsche Bibelgesellschaft hätte diese Änderungen infolge der sogenannten Rechtschreibreform von 1996 wieder zurücknehmen sollen. Sie entschied sich jedoch dafür, diese Regeln in der Lutherbibel nicht sklavisch anzuwenden, sondern mit Rücksicht auf den besonderen Charakter der Lutherbibel von Fall zu Fall auszusetzen.
Diese Vorgänge sind offenbar bislang in der Öffentlichkeit nicht gebührend beachtet worden.
Manfred Riebe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.02.2001 um 23.00
Sehr interessant! Das bedeutet doch, die Hinzufügung wohl bei Luther drückt das Zutrauen, die Erwartung noch einmal verstärkend in einem eigenen Adverb aus; die Deutung des Lutherschen Textes, Gott werde es gut machen, widerspricht dem hebräischen Urtext und der griechischen Übertragung. Damit ist Manfred Riebes Forderung zurückzuweisen, es müsse zusammengeschrieben werden. Eine modernere Lösung wäre die Tilgung des wohl, um das heute naheliegendere Verständnis gutes Werk (auch bei Getrenntschreibung möglich) auszuschließen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.02.2001 um 23.00
In der hebräischen Bibel steht an der betreffenden Psalmenstelle nur das reine Verb: er macht bzw. er wird machen (jaaseh). Ebenso hat die griechische Septuaginta nur "er wird machen (poiesei). Luther fügte sinngemäß das Adverb wol hinzu, andere Übersetzer versuchen mit einem einfachen Verb auszukommen: er wird es fügen o.ä. Auch heute verhält es sich so, daß Zusammenschreibung zwar die Deutung als Verbzusatz erzwingt, Getrenntschreibung aber keineswegs die Deutung als Abtönungspartikel. Wenn man dies nicht grundsätzlich einsieht, wird man ganz wesentliche Züge der deutschen GZS nie verstehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.02.2001 um 23.00
Danke für die pflegliche Behandlung! Ich kann hier aber unmöglich auf alle diese Beiträge eingehen.
Lachenmann und Salzburg: Kritiker der feinen Art mit viel Humor haben mehr Menschenkenntnis gezeigt als so manche andere Herren.
Anderseits diskutieren die Leute gerne mit mir, obwohl ich nicht immer so außergewöhnliche Gedanken wie hier vorstelle.
Aber die Ignoranz und das fehlende Zugeständnis, eine andere als hier vorherrschende Meinung vorzutragen ist mir wirklich aufgefallen.
Mehrmals musste ich mich über diverse Gedankengänge ärgern ( Ignoranz/Förderschulwesen/Vorurteile gegenüber Behinderten). Dies passiert mir eigentlich sonst nicht!
Meine Hoffnung:
Es gibt soviele, die das Zurück nicht wünschen, sondern eine weitere Vereinfachung der Rechtschreibung (viele Schulleiter, viele Professoren, Lehrer). Wenn ich mich auf meine eigene Meinung stützen müsste wäre es etwas anderes, aber hier gibt es wirklich Leute, die irgendwo etwas zu sagen haben und die in dieselbe Richtung denken.
Auf www.rechtschreibreform.com hat mich Sigmar Salzburg gebracht!
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 24.02.2001 um 23.00
Man geht rauh miteinander um, hier zu Gästebuch. Hat man sich früher noch im wesentlichen fachlich auseinandergesetzt, so hacken nun alle auf einer herum, meinen Mensch und Ansichten in einen Topf werfen zu können und dann - pars pro toto - einen für das andere verunglimpfen zu dürfen.
Einen ganz großen Vorteil für mich persönlich hat diese Rechtschreibreform, so sehr ich auch fachlich dagegen bin: Sie hat mir vor Augen geführt, wie relativ in Fragen der Rechtschreibung Begriffe wie richtig und falsch sind. Ich werde mich von keinem Wörterbuch mehr unreflektiert beugen wie früher, sondern in Zukunft meine Schreibweisen bei Bedarf gegen Dudenwedler aufrecht verteidigen.
Wie oft hat einer voll tiefer Überzeugung seinen Duden gezückt, der dem bösen Dagegenargumentierer dann Mores lehren sollte - und dann war das Wohlfühlen eben doch in zwei Wörtern verzeichnet - und man merkt, daß so orthogonal wie gedacht die Welt nicht ist.
Zurück zum Anfang: Herumhacken auf einem einzelnen ist schlechter Stil. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden Wenn eine Diskussion einmal so festgefahren ist, daß man ohne persönliche Angriffe nicht mehr auszukommen meint, sollte man sie besser einstellen.
Martin Gerdes
eingetragen von Gast am 24.02.2001 um 23.00
So schlimm gehackt wird nun auch wieder nicht.
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.02.2001 um 23.00
(Norbert Schäbler)Welch tieferer Sinn dahinter steckt, weshalb ich das folgende Stück Weltliteratur preisgebe, weiß ich nicht, aber ich nicke der Frau Dr. mit dem Surrogat meiner Mneme schon mal freundlich zu.
Ich denke, Herr Schäbler hat den Test bestanden! Herzlichen Glückwunsch! Ihren Text, Herr Melsa muss ich mir genauer ansehen- es sind ein paar interessante Gedanken zu lesen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 24.02.2001 um 23.00
Man geht rauh miteinander um, hier zu Gästebuch. Hat man sich früher noch im wesentlichen fachlich auseinandergesetzt, so hacken nun alle auf einer herum, meinen Mensch und Ansichten in einen Topf werfen zu können und dann - pars pro toto - einen für das andere verunglimpfen zu dürfen.
Einen ganz großen Vorteil für mich persönlich hat diese Rechtschreibreform, so sehr ich auch fachlich dagegen bin: Sie hat mir vor Augen geführt, wie relativ in Fragen der Rechtschreibung Begriffe wie richtig und falsch sind. Ich werde mich von keinem Wörterbuch mehr unreflektiert beugen wie früher, sondern in Zukunft meine Schreibweisen bei Bedarf gegen Dudenwedler aufrecht verteidigen.
Wie oft hat einer voll tiefer Überzeugung seinen Duden gezückt, der dem bösen Dagegenargumentierer dann Mores lehren sollte - und dann war das Wohlfühlen eben doch in zwei Wörtern verzeichnet - und man merkt, daß so orthogonal wie gedacht die Welt nicht ist.
Zurück zum Anfang: Herumhacken auf einem einzelnen ist schlechter Stil. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden Wenn eine Diskussion einmal so festgefahren ist, daß man ohne persönliche Angriffe nicht mehr auszukommen meint, sollte man sie besser einstellen.
Martin Gerdes
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.02.2001 um 23.00
(Norbert Schäbler)Welch tieferer Sinn dahinter steckt, weshalb ich das folgende Stück Weltliteratur preisgebe, weiß ich nicht, aber ich nicke der Frau Dr. mit dem Surrogat meiner Mneme schon mal freundlich zu.
Ich denke, Herr Schäbler hat den Test bestanden! Herzlichen Glückwunsch! Ihren Text, Herr Melsa muss ich mir genauer ansehen- es sind ein paar interessante Gedanken zu lesen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Gast am 24.02.2001 um 23.00
So schlimm gehackt wird nun auch wieder nicht.
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.02.2001 um 23.00
Danke für die pflegliche Behandlung! Ich kann hier aber unmöglich auf alle diese Beiträge eingehen.
Lachenmann und Salzburg: Kritiker der feinen Art mit viel Humor haben mehr Menschenkenntnis gezeigt als so manche andere Herren.
Anderseits diskutieren die Leute gerne mit mir, obwohl ich nicht immer so außergewöhnliche Gedanken wie hier vorstelle.
Aber die Ignoranz und das fehlende Zugeständnis, eine andere als hier vorherrschende Meinung vorzutragen ist mir wirklich aufgefallen.
Mehrmals musste ich mich über diverse Gedankengänge ärgern ( Ignoranz/Förderschulwesen/Vorurteile gegenüber Behinderten). Dies passiert mir eigentlich sonst nicht!
Meine Hoffnung:
Es gibt soviele, die das Zurück nicht wünschen, sondern eine weitere Vereinfachung der Rechtschreibung (viele Schulleiter, viele Professoren, Lehrer). Wenn ich mich auf meine eigene Meinung stützen müsste wäre es etwas anderes, aber hier gibt es wirklich Leute, die irgendwo etwas zu sagen haben und die in dieselbe Richtung denken.
Auf www.rechtschreibreform.com hat mich Sigmar Salzburg gebracht!
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 23.02.2001 um 23.00
Der folgende Beitrag bezieht sich auf Zé do Rocks Beitrag über die Rechtschreibreform Shäckspier im kaos im Forum und auf die Zeitgeist-These von Dr.RenateMariaMenges.
Es gibt zwei Arten von Sonderschulpädagogen:
1. die Reformer, die - wie Dr.RenateMariaMenges - einem angeblichen Zeitgeist folgen und die Schüler einer Gehirnwäsche unterziehen wollen. Denn die Reformer haben ja die Idee, die Rechtschreibung für Sonderschüler zu vereinfachen. Entspricht diese Idee überhaupt dem Zeitgeist? Den Reformern ist es egal, ob die Sonderschüler überhaupt eine für Sonderschüler vereinfachte Sonderschreibweise für Behinderte oder die normale Schreibweise lernen wollen.
2. Zé do Rock, der die Loite und die Reformer auf den Arm nimmt und auf spaßhafte Weise vor Augen führt, wie wertvoll die bewährte traditionelle Rechtschreibung ist. Er zeigt sehr anschaulich, daß man aus dem Präzisionswerkzeug der Schreibberufler nicht einen groben Faustkeil für Sonderschüler machen sollte.
Dennoch müßte müßte Dr.RenateMariaMenges wenigstens in folgendem Satz mit Zé do Rock übereinstimmen:
Der absolute schuss nach hinten hat die reform mit der getrennt- und zusammenschreibung erreicht: früer gab es keine regeln, aber vile wortkombinazionen waren zwingend, entweder zusammen- oder getrenntgeschriben. Da es vile miliarden wortkombinazionen gibt, konnte man nur die gebräuchlichsten in den wörterbüchern auflisten. Die reform aber versucht es mit semantischen diferenzirungen regeln einzufüren, bei denen keiner mer durchblickt.
Zé do Rock hat ähnlich wie Martin Luther den Leuten aufs Maul geschaut und festgestellt, daß sie nur eine evoluzion wollen: Di loite wollen wenig enderungen im shriftbild. Das ist der wirkliche Zeitgeist. Aber den Reformern als Verkündern einer Heilsbotschaft einer angeblichen Schriftvereinfachung für die armen Schüler ist die Meinung der Leute natürlich ganz egal.
Das Chaos, das die Reformer mit einer futur shreib anrichten wollen, kennzeichnet Zé do Rock nicht nur durch seine Schreibweise, sondern auch durch folgende Erkenntnis:
Ob man in eim kaos mit oder one regeln lebt, is im prinzip wurscht. Un wat soll eigently the gelaber, in a na futur shreib und speek wir sowieso nur nock doiglish oder denglish, un wie det look werd, will i me gar not outdenk!
Soll man in Zukunft an der traditionellen Schreibweise den sprachlich Gebildeten und an der neuen Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung den sprachlich Ungebildeten, Gleichgültigen erkennen, der sich auf das unvollkommene Rechtschreibprogramm seines Computers verlassen muß und damit gerade bei den Feinheiten der Rechtschreibung verlassen ist? Man hat völlig vergessen, pädagogische Psychologen zu fragen.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.02.2001 um 23.00
1. Ich bin keine fiktive Person, Herr Ickler, wie kommen Sie nur darauf? Ich habe eine anständige Adresse und einen anständigen Beruf.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.
2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.
3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.
4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.
5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.
6 Das hat nichts damit zu tun, wie ich beruflich mit Sprache umgehen muss: Gerne würde ich Ihre mnestischen Prozesse überprüfen, ihre rezeptive und expressive Sprache, ihre arithmetischen und psychomotorischen Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten in Bezug auf das Lesen. Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Nicke mit dem Surrogat deiner Zunge ( Quelle: K-ABC, Test, leichte Abwandlung )
7. Was mich dabei wieder und wieder ärgert ist der Bezug auf das Förderschulwesen. Scheinbar ist hier große Unkenntnis vorhanden. Ich dachte das sei in deutschen Landen schon etwas überwunden, wurde aber auf der rechtschreibreform.com eines anderen belehrt.
8. Herrr Riebe, wenn sie pädagogische Psychologen oder psychologische Pädagogen befragen wollen, sind sie gerade hier am richtigen Platz.
9. Walter Lachenmann spricht wieder- wie schön. Freut mich ehrlich, ohne Walter Lachenmann wäre ich vielleicht schon gar nicht mehr hier. Gerade er hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben !
10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.
11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.
Das war ein Versuch einen Beitrag zur Diskussion zurückzugeben.
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 23.02.2001 um 23.00
RenateMariaMenges: Walter Lachenmann (...) hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben! Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. (...) Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Lösung: Es handelt sich um eine sprachliche Verschlüsselung durch neue Rechtschreibung: Einschreiben-Rückschein. Mittels Einschreiben-Rückschein kann man feststellen, daß RenateMariaMenges keine fiktive Person, sondern eine anständige Person mit anständiger Adresse ist. Mein Gott, Walter!
Dr. RenateMariaMenges: Zurück ist ein Rückschritt. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. (...) Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Helau!
Die Lösung des Rätsels: Der Rückschritt zur vereinfachten Schreibweise Martin Luthers ist der von den Reformern und Dr. RenateMariaMenges gewünschte Fortschritt.
Manfred Riebe
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2001 um 23.00
Frau Dr. Menges begegnete mir zum erstenmal im Spiegelforum unter dem Decknamen Surrogat und fiel durch eine so vollkommen glückliche Übereinstimmung mit den faulen Kompromissen der Kultusminister auf, daß sich auch mir der Verdacht aufdrängte, sie wäre nur eine Dienstelle, die in getarnter Form den Standpunkt der Kultusministerkonferenz vertritt. Man sollte sie aber pfleglich behandeln, um sie nicht zu vergraulen oder die Gefahr heraufbeschwören, daß ihr von einer vorgesetzten Dienststelle ein Maulkorb umgehängt wird. Ich werde aber meinen gewohnten leisen Spott fortführen. Nun hat sie geradezu revolutionäre (alte) Gedanken vorgetragen:
Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.
Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.
Das ist schon der Ruf nach einer Sprachreform. Man sieht förmlich die Geheime Sprachpolizei einschreiten, wenn Leute Sätze bilden, die über den zulässigen Komplikationsgrad der Mengeslehre hinausgehen. Heidegger hielt noch die deutsche Sprache, neben der altgriechischen, wegen ihres Formenreichtums für ein ungewöhnlich philosophietaugliches Werkzeug. Das darf nicht so bleiben!
Weglassen des scharfen ß- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute.
Im Deutschen gibt es nun einmal mehr als fünf bedeutungsentscheidende Vokale. Auch andere Sprachen haben die Umlautzeichen aus triftigen Gründen eingeführt, ziemlich neu die Türken und als Umschrift in einigen Fällen sogar die Chinesen. Meine Empfehlung an Frau Menges: Arabisch lernen und sehen, daß man auch mit drei Vokalen auskommen kann oder Altägyptisch, wo die Ägyptologen in Ermangelung der sicheren Kenntnis der Vokale nur ein e eingefügen.
Ligaturen wie ß (oder Digraphen wie ck und qu) sind nicht überflüssig, sondern prägnanzsteigend und verbessern die Lesefreundlichkeit, sind sozusagen Dienst am Kunden. Die Zweideutigkeiten der von Frau Menges bevorzugten Kleinschreibung und reinen ss-Schreibweise habe ich gerade an einem Text demonstriert in dem sie aber, weil es nicht in ihr Wunschdenken paßte, nur einen Faschingsscherz erkennen konnte.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.02.2001 um 23.00
Weil heute Fasenacht ist und sich Frau Dr. meinem Busenfreunde so arg an die Rippen wirft, muß ich mich einmengen. Kampflos will ich das Feld ja schließlich nicht räumen, und ich erwarte, daß sie dem Herrn Lachenmayer klarmacht, daß ich nicht unzüchtig herumgefingiert habe.
Welch tieferer Sinn dahinter steckt, weshalb ich das folgende Stück Weltliteratur preisgebe, weiß ich nicht, aber ich nicke der Frau Dr. mit dem Surrogat meiner Mneme schon mal freundlich zu.
Nudelepoche
Eine neue Nudelepoche ist angebrochen.
Die größte, die unser Nudelwesen bisher gesehen hat.
In allen Nudelbereichen unseres Nudellebens stehen wir vor immer neuen Nudeln.
Ungeheure Nudelmöglichkeiten tun sich auf.
Die gemeinsame Nudel der Nudelpartner hat uns eine Riesennudel weitergebracht. Ohne die freie Nudel wäre die Volksnudel aber nie zustandegekommen. An dieser Nudel gilt es eisern festzuhalten:
Nur in der freien Nudel kann die wirklich freie Nudel gedeihen.
Das heißt natürlich nicht, daß wir die Nudelprobleme der vielen jungen Nudeln nicht verstünden.
Ganz in der Nudel. Wir haben immer die vollste Nudel für die jungen Nudeln, denn sie werden die Nudeln von morgen sein.
Aber wir fordern alle konstruktiven jungen Nudeln auf, sich von allen zersetzenden Nudeln zu distanzieren. Wir lassen uns die Nudeln, die wir aufgebaut haben, nicht durch unreife Nudeln zerstören. Wir werden uns gegen solche Nudeln entschlossen zur Wehr setzen. Und wenn ich entschlossen sage, dann meine ich mit aller gebotenen Nudel der Nudeln.
Ich danke Ihnen, meine verehrten Nudelfreunde!
(aus Bernd Stadler: Sprechhandeln und Grammatik)
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2001 um 23.00
Ein falsches Formatzeichen wandelt alle nachfolgenden Texte um. Hoffentlich findet das Mädchenfüralles (m. oder f.) noch einen Weg, das zu korigieren. Es ist wieder ein Hinweis für die Gültigkeit der Chaostheorie, die auch die Rechtschreibreform bewirkt hat:
Der Lufthauch von Schmetterlingsflügeln kann einen Umsturz des Klimas bewirken, der von Sesselfurzern (Enzensberger) in Mannheim eine Rechtschreibreform.
S. Salzburg
eingetragen von Dominik Schumacher am 23.02.2001 um 23.00
4 Fehler auf einmal, 3 davon sind wieder in Ordnung. Das neue Forum läuft. Einzige Ungewißheit. Es neigt dazu, die Verbindung zur Datenbank zu verlieren, was sich in einer englischen Fehlermeldung zeigt. Wir beobachten und bringen diese Unzulänglichkeit jeweils sehr schnell wieder in Gang.
Also: Frisch gewagt ins neue Forum.
Fehler 1: Hacker erobern den deutschen Knotenrechner (in Frankfurt) und installieren eine eigene Plattform. Das Betriebssystem wird dabei beschädigt.
Fehler 2: Ein neuer Knotenrechner wird bezogen, dieser hat jedoch ein etwas abweichendes Betriebssystem, der den bis jetzt anhaltenden Datenbankfehler mit sich bringt. Bisher können nur mildernde Umstände erreicht werden, der eigentliche Fehler (Absturz durch Ansammlung zu vieler Datenbankanfragen, statt diese zu beenden) ist noch nicht gefunden.
Fehler 3: Unser Rechtschreibforum bekommt während der Störungen einen Fehler in den Vorlagen. Deshalb wurde die Forumstechnik völlig neu installiert. Die Daten blieben dabei erhalten. Farben und die Übersetzung können hier und da ungewohnt sein. Sonst ist wieder alles im Lot.
Fehler 4: Zeitgleich stürzt die Nachrichtensammlung auf dem amerikanischen Knotenrechner ab, dabei gehen Datensätze aus der Zeit ungefähr der letzten zwei Januarwochen 2001 unwiederbringlich verloren. Nachrichten und dazugehörige Kommentare haben eine stattliche Größe von 9 MB erreicht. Mit der Größe dieser Datei steht der Absturz und der Verlust in unmittelbarem Zusammenhang. Aus Sicherheitsgründen wurde die Datei auf 7,5 MB verkleinert. Nachrichten aus der Anfangszeit sind zur Zeit nicht über die Suchfunktion erreichbar.
Dominik Schumacher
eingetragen von Klaus Malorny am 23.02.2001 um 23.00
Die Rechtschreibreform ist ein Rückschritt. Ergo ist ein Zurück von der Reform ganz klar ein Fortschritt!
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Christian Melsa am 23.02.2001 um 23.00
Herr Lachenmayer befiehlt, ich gehorche selbstverständlich wie ein treuer Hund. Da ich während des Schreibens dieser Zeilen in der Nacht vom Schlaf übermannt wurde, konnte ich ihn erst heute am Sonntag mit etwas Verzögerung hier hereinstellen. Einige Punkte sind nun mittlerweile schon von anderen angesprochen worden, na ja, was soll´s. Ich lasse den Text jetzt einfach mal so und füge nur hinzu. Diejenigen dürfen sich dann mit mir wegen der Übereinstimmung freuen.
Angeregt durch den Begriff fiktiv kommt mir zwischendrin der ungemein lustige Einfall, daß nach dem Schema volksetymologischer Neumotivierung - mit Verlaub - die Schreibung ficktief vielleicht ganz angebracht wäre. Jedenfalls ließen sich verschiedene Wörter nicht mehr so schnell voneinander unterscheiden, wenn sie nur noch in ihrer phonetischen Gestalt verschrifet würden. Verschiedene Schreibweisen trotz ähnlichem oder sogar identischem Klang sind also eine wichtige Errungenschaft, wie man an diesem Beispiel sehr deutlich erkennt. Je mehr an vermeintlichem überflüssigen Ballast man aus der Orthographie entfernt, desto rätselhafter werden die Texte, desto mühsamer und unsicherer wird die Entschlüsselung der Mitteilung für ihre Empfänger. Das ist genau das Gegenteil von zeitgemäß: In einer Ära sowohl der Informationsflut, des Informationskapitalismus als auch der weitgehenden Befreiung von Information (das unkontrollierbare Internet), mit anderen Worten: der Wissensgesellschaft, in der das schnelle und effiziente Rezipieren und Begreifen von Texten ein immer wichtiger werdender Faktor ist, darf man ein jahrhundertelang filigran geschliffenes Mittel der Informationsübermittlung, die Orthographie, nicht so radikal seiner Funktionen und Konventionen berauben (wobei Sprache überhaupt aus nichts sonst als Konventionen besteht). In der Schrift gibt es keine Betonung, keine Satzmelodie, keine Geschwindigkeitsakzentuierung, so wie man das aus der Rede kennt, die in ihrer urlangen Entstehungszeit zudem bis vor relativ kurzem (vor der Erfindung von Radio und Telefon) auch immer noch mit zusätzlichen Kommunikationskanälen gestützt war: Mimik, Gestik, deutlicherer Kontext. Das muß einerseits in der Schriftsprache kompensiert werden, andererseits hat sie eine ganz andere Rolle auszufüllen als die gesprochene Sprache; ich wundere mich immer wieder über Leute, die das nicht zu erkennen scheinen, indem sie behaupten, die Schrift sei gewissermaßen nichts weiter als das äußere Gewand der Sprache, die in ihrer eigentlichen Form eben mündlich gesprochen sei. Die Techniken und Methoden der Orthographie sind natürlich nicht aus lauter Zufall in ihr. Sie machen die Schrift zu dem präzisen, differenzierten, ausdrucksstarken und damit mächtigsten Kommunikationsinstrument, der wir maßgeblich die heutige Zivilisation zu verdanken haben. Schon in der Antike waren die Völker mit den besten Schriftsystemen diejenigen, die geistig und somit wissenschaftlich wie wirtschaftlich führend waren - was ja auch nicht schwer nachzuvollziehen ist. Eine über Raum und Zeit möglichst gut funktionierende Schriftsprache sollte nach der Herstellung einer einheitlichen, allgemein akzeptierten Norm nur noch äußerst zurückhaltender Veränderung unterworfen sein, im Interesse bestmöglicher Verständigung (was auch für Sprache in der Gesamtheit gilt, die bei optimaler Pflege nur hinzuwachsen, jedoch möglichst wenig an ihrem bereits vorhandenem, bereits funktionierendem Bestand wandeln sollte, um Sinnentstellungen zu vermeiden). Es ist eine maßlose Verschätzung des Gewichts, wenn man die Herumpfuscherei durch die Reform als die Bagatelle ansieht, als die sie in den Medien (vermutlich wegen schlechten Gewissens bzw. resultierend aus Verdrängungsmechanismen der Journalisten) immer wieder dargestellt wird.
Und es ist ebenso eine völlig unangemessene Gewichtung, dieses wertvolle zentrale Organ einer hohen Kultur auf eine so primitive Ebene herunterreißen zu wollen, daß man meint, sogar auch geistig Behinderte würden dann damit keine Probleme mehr haben können. Das ist schon im Ansatz verkehrt. Darüber hinaus kommt man nach einiger Analyse des Gegenstands darauf, daß selbst ein konsequentes Verfolgen dieses Ansatzes nicht zum damit verknüpften Ziel führen kann. Denn selbst wenn man die Radikalste aller Möglichkeiten zur Vereinfachung der Rechtschreibung realisiert hätte, also alle redundanten Laut-Buchstaben-Entsprechungen entfernt hätte (x durch ks ersetzen, v durch w oder f, c durch k oder wie z durch ts, ph durch f, qu durch kw - obwohl kein normales Wort mit kw geschrieben wird, also nicht mal Unsicherheit der Schreibweise bestehen würde), Dehnungsmarkierungen streng systematisiert, alle Sonderfälle der Aussprache gestrichen (sch, ch, st, sp, ei, eu, äu...), keine Zwischenräume mehr zwischen die Wörter setzt (damit die Frage der GKS endgültig vom Tisch ist), die Großbuchstaben verworfen hat und nur noch Fragezeichen und Punkt als regelhafte Satzzeichen übrigläßt - es blieben immer noch die weit größeren Schwierigkeiten der Sprache an sich, die schon ihrer Verschriftung vorgelagert bestehen. Man wird immer einen Gebildeten von einem Ungebildeten sowie einen Intelligenten von einem Dummen unterscheiden können. Und selbst wenn nicht an seiner Rechtschreibung oder seiner Sprache, dann an seinem restlichen Verhalten. Wozu soll diese angebliche Entdiskriminierung eigentlich dienen? Im Endeffekt handelt es sich um wenig heilsame Realitätsflucht. Anstatt die wahren Merkmale von einzelnen Menschen zu vertuschen - sogar noch unter Hinnahme der Vernichtung von zentralen kulturellen Errungenschaften -, sollte man lieber auf eine Moral hinarbeiten, die den liebevollen Umgang auch mit jenen predigt, die nicht mit bestimmten hervorragenden Fähigkeiten glänzen können. Es ist wie mit der Bekämpfung von Rassimus oder Sexismus: Nicht das Leugnen von Rassen- und Geschlechtsunterschieden ist dort richtig, weder objektiv noch moralisch, sondern das von Rasse und Geschlecht unabhängige Respektieren des Individuums als Menschen mit Würde (noch besser: Respektieren durch Lieben ersetzen). Dann setzt die Weltverbesserung eher an der Wurzel an. Die Diskriminierung erfolgt doch nicht mit den schlicht vorliegenden Kennzeichen eines Diskriminierungsgrundes, sondern manifestiert sich erst in dem diskriminierenden Handeln, das darauf gründet; nicht die Merkmale an sich handeln, sondern die mit freiem Willen bestückten Individuen, die auf sie reagieren. Die Grundlage beseitigen zu wollen, würde bedeuten, die Wahrnehmungssinne abzuschaffen. Fruchtbar kann die Weltverbesserung nur sein, wenn man an der Sphäre der Reaktion ansetzt. Alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes illusorisch.
Ausgerechnet die Sprache auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren (der unter Einbeziehung geistig Behinderter wirklich sehr klein würde), würde doch die Verständigung für alle erschweren. Dabei würde es dem Wohl der Menschen eher nützen, die Verständigung zu verbessern!
Nach diesen vorausgeschickten Ausführungen möchte ich nun Frau Menges´ letzten Beitrag direkt kommentieren:
Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss
Frau Menges, bevor Sie von diesem Punkt ausgehend weiterargumentieren, würde ich doch zu gern ihren Beleg zu der These erfahren, die alte Rechschreibregeln seien schwieriger als die neuen. Das wird immer und immer wieder behauptet; ich habe es wirklich genau nachgeprüft, kann es aber beim besten Willen nicht bestätigen. Es ist einfach falsch, das Gegenteil trifft zu. Haben Sie übrigens schon einmal, wie von mir vorgeschlagen, den Umfang vom bisherigen Regeltext laut Duden und von dem der Reform verglichen? Wenn Sie meiner Aussage nicht trauen, trauen Sie ja vielleicht ihren eigenen Augen.
Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:
a. für die wissenschaftliche Sprache
b. das Renommee der deutschen Sprache im Ausland
c. für die Sprache in den Schulen
Ich bin ganz sicher, daß auf eine gewisse Gruppe von Personen eine solche Wirkung in der Tat auszumachen wäre. Aber woher käme diese denn dann in Wirklichkeit? Fehlende Orientierung wäre nicht der Rückkehr zur bewährten Orthographie anzulasten, sondern der Einführung der veränderten Norm. Deplaziert und orientierungslos ist in Wirklichkeit die real existierende Rechtschreibreform und ihre Durchführung in einem Deutschland mit dem real existierenden Grundgesetz, nach dem an sich nichts gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes durchgeführt werden dürfte. Deplaziert und orientierungslos ist eine Sprachveränderung, die bewußt der natürlichen Sprachentwicklung zuwiderläuft und zu allem Überfluß auch noch das Gegenteil vom dem Ergebnis liefert, zu deren einzigem Zweck sie überhaupt angestoßen wurde.
Unser Zeitgeist verlangt eine Vereinfachung der Regeln:
Nun ja, ich bin ja beinahe versucht, darauf hinzuweisen, daß der Holocaust zumindest in seiner Ursache und der Möglichkeit seiner tatsächlichen Realisierung dem antisemitischen Zeitgeist des damaligen Europa entsprach. Dem Zeitgeist würde ich lieber nicht zuviel unkritische Ergebenheit entgegenbringen. Wenn man seine Forderungen schon vom Anfang her auf den Zeitgeist gründet, deutet das meist auf Mangel an wirklichen vernünftigen Gründen hin.
1. Die vereinfachte Kleinschreibung würde uns die Fehler der Groß- und Kleinschreibung ersparen: In Rechtschreibtests werden sehr viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung gemessen.
Mit der völligen Abschaffung der Schrift hätten wir sogar einen Rückgang der Rechtschreibfehler um 100%. Das ist unwiderlegbar richtig und sollte wegen seiner nicht übertreffbaren Effektivität doch alle konkurrierenden Fehlerheilmethoden aus dem Feld schlagen.
Damit will ich sagen: Schreiben ist nicht irgendein Spiel, bei dem es allein darum ginge, möglichst wenig Fehler (Normabweichungen) zu machen. Man schreibt, um sich mitzuteilen, um sich auszudrücken, um zu kommunizieren, um Information zu transportieren. Wenn dabei Fehler gemacht werden, dann ist das wie überall im Leben - je ehrgeiziger, je großartiger das Vorhaben, desto mehr Fehlerfallen bestehen bei der Durchführung. Einzelne Fehler, also Schreibungen, die sich nicht in eine gewisse normierte orthographische Technik oder schlicht die übliche, nicht weiter begründbare Schreibweise fügen, sind aber weniger schlimm, als daß das Kriterium, aufgrund dem sie als Fehler überhaupt erkennbar sind, gleich ganz abgeschafft wird. Beispiel: Es ist nicht gut, wenn ein einzelner Autofahrer mit seiner Karre verbotenerweise auf dem Gehsteig fährt. Viel schlimmer aber ist es, wenn man das Erkennbarwerden dieses Fehlers aus vordergründigen Erwägungen abschafft (um etwa die Statistik für Ordnungsbrüche im Straßenverkehr zu schönen), indem das Fahren auf dem Gehsteig einfach zugelassen wird.
Nebenbei bemerkt schafft die aktuelle Rechtschreibreform aber gar keine Fehlererkennungskriterien ab, nicht mal das. Sie ersetzt nur alte durch neue. Da bisher als Fehler geltende Schreibweisen neuerdings aber zugelassen sind (oft kurioserweise sogar variantenlos), ist der oberflächliche Eindruck auf einige Menschen der, daß dadurch nun die Möglichkeit abgeschafft wurde, die entsprechenden Wörtern falsch zu schreiben. Doch selbstverständlich wäre es auch denkbar, z.B. Dellfihn zu schreiben. Woher weiß ein Kind, daß es üblicherweise anders geschrieben wird? Daher, daß es die normale Schreibweise in Büchern etc. liest und sich nach einigen Malen daran gewöhnt hat. Nun sind aber die einzigen Bücher, in denen Delfin steht, nur einige der relativ wenigen, die seit 1996 gedruckt wurden. Demnach ist die Rechtschreibverwirrung vorprogrammiert, sobald die Kinder auf die unerhörte Idee kommen, in eine öffentliche Bücherei zu gehen, um von dort etwas anderes als die aktuelle Presse oder Schulbücher zu lesen. Um trotzdem richtig zu schreiben, müssen die Schulkinder sich spätestens ab 2005 beim Lesen viel stärker auf spezielle Schreibweisen konzentrieren als je zuvor, zudem müssen sie genau erkennen können, ob sie gerade in einem Text nach alter oder neuer Rechtschreibung lesen, um zu wissen, ob sie sich die Schreibweisen einprägen dürfen. Das müßten sie bei alten Texten sogar für jedes einzelne Wort wissen! Denn woran sollen sie sonst erkennen, ob sie die gesehenen Schreibweisen in der Schule reproduzieren dürfen? Das ganze Konzept solcher Schreibweisenänderung ist nicht sehr durchdacht. Und nun, Frau Menges, stellen Sie sich mal vor, wie diese Problematik noch ausufern würde, wenn man die Rechtschreibung alle paar Jahre Schritt für Schritt immer weiter verändern würde, was Sie vorhaben und wovon einige Reformer auch ernsthaft träumen. Wenn das nicht zum absoluten Terror für die Schulkinder ausarten soll, müßte man die Fehlertoleranz ohnehin anheben. Dies kann man aber auch ohne den ganzen Änderungsaufwand, der auf Abbruch von bewährten, allgemein anerkannten Kulturtechniken hinausläuft.
Gegen die gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben, wenn unser Auge über den Text streift. Gerade da kann sich das Auge einhaken um dann weiterzuspringen. Aber ob nun deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das muss erst noch mal bewiesen werden. Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.
Ich weiß nicht so ganz, was Sie damit genau sagen wollen. Gegen gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben? Von denen gäbe es dann doch gerade viel weniger. Würden Sie also lieber die Großbuchstaben ganz beseitigen?
Daß deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das braucht man doch nicht erst empirisch zu beweisen, das liegt doch ganz klar auf der Hand. Die deutschen Münder sprechen auch anders als amerikanische oder englische. Muß man das auch erst noch beweisen? Chinesische oder arabische Augen lesen sogar in ganz andere Richtungen als deutsche. Jeder Mensch paßt sein Leseverhalten optimalerweise dem genauen Schriftsystem an, das er liest.
Davon abgesehen ist die Tatsache, daß Amerikaner und Engländer mit ihrer GKS klarkommen, noch lange kein Grund, die deutsche GKS dem gedankenlos nachäffend anzupassen. Die hebräische Schrift hat lange Zeit überhaupt keine Vokale gekannt, das scheint also auch irgendwie funktionieren zu können. Sollte man daher erwägen, die Vokale auch in der deutschen Schrift zu beseitigen? Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wird nicht einmal ein Alphabet für die eigene Sprache benutzt. Woraus sollte im Vergleich mit anderen Sprachen folgen, daß es unbedingt klug wäre, deren Eigenarten ins Deutsche zu importieren?
2. Weglassen des scharfen ß- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute. Als mir dieses Jürgen Brosius schrieb, kamen mir die gleichen Bedenken auf wie Ihnen. Aber es ist wirklich ein so störendes Beiwerk, wenn alle ß und alle Umlaute nicht oder falsch erscheinen.
Das ist wirklich witzig: Das ß beseitigen zu wollen, weil es veraltet sei. Natürlich sind ß und Umlaute in Wirklichkeit die jüngsten Buchstaben unseres Alphabets. Es gibt immer die Möglichkeit, Buchstaben zu streichen und durch andere zu ersetzen, wie für den sch-Laut eben auch kein einzelnes Zeichen zuständig ist. Wenn man das konsequent fortführt, ist man am Ende bei einem binären System angelangt, in dem nur noch zwei Buchstaben nötig sind, um in verschiedenen Kombinationen alle Laute bzw. früheren Buchstaben abzubilden. Ich bin etwas am Zweifeln, ob das als Vereinfachung zu bezeichnen wäre.
Glauben Sie denn überhaupt, daß für Menschen mit Leseproblemen eine Tendenz zur vermehrten Darstellung eines einzelnen Lautes durch mehrere Buchstaben wünschenswert wäre? Die läge ja vor, wenn man nun auch noch ae, oe, ue statt ä, ö, ü schreiben würde. Solche Menschen lesen oft erst die Wörter Buchstabe für Buchstabe sich selbst innerlich vor, um dann in der so gewonnenen Lautgestalt das gemeinte Wort zu finden. Das kann man bei Leseanfängern in der Grundschule gut beobachten. Ich glaube nicht, daß für diese Personen Neuschreibungen wie ue statt ü bei z.B. Klaue (Klaü?) u.ä. einer Vereinfachung entsprächen.
Aber warum sollte man Buchstaben rausschmeißen, die allein dadurch auffallen, daß sie eine Spezialität einer Sprache darstellen? Nivellierungsdrang? Weltsprache Englisch als das Maß aller Dinge? Was müßten die Franzosen, was müßten die Dänen nicht alles für Buchstaben verwerfen - in Rußland oder Griechenland müßte gar das ganze Alphabet weichen, von anderen Schriftsystemen der Welt ganz zu schweigen.
3. Stärkere Zuwendung zum Stammprinzip. Es sollte eindeutig und leicht erkennbar sein, warum man ein Wort aus dem Stamm so und nicht anders schreibt.
Na dann mal her mit den Vorschlägen, welche eindeutigen und leichten Erkennungskriterien das sein sollen. Frau Menges, ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie wirklich glauben, es könne für so etwas eine einfache und stringente Durchführung geben, so daß das Stammprinzip eine geschlossene Sache darstellt, die zur Erschließung partikularer Schreibweisen in sicherer Anwendung resultiert, dann können Sie sich mit Sprache nicht besonders gut auskennen. In der gewachsenen Sprache gibt es so dermaßen viele etymologische Verknüpfungsmöglichkeiten, daß nicht einmal ein hochgebildeter Fachmann mal schnell während des Schreibens auf alle in Frage kommenden Zuordnungen eines fraglichen Wortes kommen könnte. Wobei dann immer noch eine abwägende Wahl zu treffen wäre, zumal die stammlichen Herleitungen einiger Wörter gar nicht so unumstritten sind. Außerdem wäre bei Wörtern, deren Verwandtschaft zueinander festgestellt wird, auch gar nicht immer gleich klar, in welche Richtung die Schreibweisenvererbung stattfinden soll. Um das alles richtig bestimmen zu können, muß man schon außerordentlich gut über Sprachgeschichte Bescheid wissen - statt daß man einfach die Wörter so schreibt, wie man sie aus den Schriften der Gegenwart kennt. Was ist da nun einfacher? Die Glorifizierung des (möglichst totalen) Stammprinzips von den Vereinfachungsbefürwortern ist ein Widerspruch in sich.
4. Kommasetzung nur zur Vereinfachung des Lesens. Schwierige Kommaregeln sollten ganz weggelassen werden.
Also, das ist schon schlichtweg genial, eine Vereinfachung herbeizuführen mit dem so konkreten Vorschlag, schwierige Regeln einfach wegzulassen. Aber im Ernst: Die Kommasetzung ist doch von vornherein allein eine Vereinfachung des Lesens, zu nichts anderem sollten doch auch die bisherigen Regeln dienen. Welche Kommata vereinfachen das Lesen denn nicht, welche sollten also wegfallen?
5. Die radikale Lösung ck und qu aufzulösen wäre rechtschriftlich sinnvoll
(ck=kk, qu=kw).
Was ist an ck und qu radikal? Daß der Ersatz von qu durch kw wirklich überhaupt nichts bringt, solange man nicht ohnehin zu einer total durchgreifenden phonetischen Schreibung übergeht, habe ich oben beschrieben.
6. Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.
Der Punkt paßt nicht so ganz in eine Liste von genaueren Vorschlägen, aber schön, daß Sie´s nochmal erwähnen...
Dazu möchte ich bemerken, daß alle Teilnehmer der Sprachgemeinschaft Sprachpraktiker sind, schon im ganz schlichten Wortsinne. Was in der Sprache keinen Sinn ergibt, wird von der Sprachgemeinschaft gewissermaßen nach darwinschem Prinzip (ganz ohne die Maschinen, die Sprache erst seit wenigen Jahrzehnten selbständig verarbeiten können) von ganz alleine herausgefiltert, das hat schon immer so funktioniert und letztlich zu dem heutigen Stand geführt; dazu bedarf es keiner selbsternannter Sprachverbesserer, die ihr eigene, künstliche Erfindungen mit Gewalt insgesamt aufzwängen müßten. Mit solchen Methoden wird der Sprache eher Schaden zugefügt, da kaum einer die weitreichenden Folgen von Eingriffen in ein derart komplexes System vorhersehen kann - ganz ähnlich wie in der Ökologie. Redliche Sprachwissenschaft ist immer nur Bestandsaufnahme.
Soooooo... Nun aber noch meine Kommentare zum neuen Beitrag. Es freut mich wirklich, daß Sie hier diskutieren, Frau Menges! Sie dürften schließlich jene Gruppe von Pädagogen repräsentieren, deren gemeinsames Bestreben die heutige Reform erst möglich gemacht hat.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.
Wer ein Verlangen nach Fortführung hatte, konnte mit dieser Einstellung genauso abstimmen wie die Reformgegner. Natürlich kann es sein, daß es noch viele Leute gibt, die nicht mit abgestimmt haben, aber im stillen dennoch die Reform nicht weiter schlimm finden. Das sind dann aber offenkundig die eher Gleichgültigen, die es wahrscheinlich genausowenig weiter schlimm fänden, wenn die Reform wieder zurückgenommen würde; wäre es ihnen weniger gleichgültig, hätten sie sich an der Abstimmung beteiligt. Sie würden darunter also nicht leiden, ganz im Gegensatz zum aktuellen Stand für die Anhänger der bewährten Rechtschreibung, denen der Reformschrieb gehörig auf den Senkel geht.
Die Zeitungsleserabstimmung bildet natürlich nicht die gesamte Gesellschaft ab. Sehr wohl aber bildet sie den Teil ab, denen die fragliche Angelegenheit ein Anliegen ist. Wenn es dem Rest egal ist, dann ist die Mehrheit derjenigen, denen es nicht egal ist, entscheidend. Auch z.B. eine Bundestagswahl ist bei niedriger Wahlbeteiligung noch gültig. Enthaltungen sind Enthaltungen.
2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.
Das zweifle ich nicht an. Vielleicht sind bei Ihnen nur einige wichtigen Denkimpulse noch nicht hervorgerufen worden, so scheint es mir jedenfalls.
3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.
Und ob eine Vereinfachung zulasten des Denkens geht! Je primitiver die Schreibtechnik, desto schwieriger und denkanstrengender sind Lesen und Verständnis des Inhalts. Dazu sind doch schon genügend Beispiele gemacht worden. Man kann Schreibweise und Gedanken auch nicht völlig isoliert voneinander trennen. Schreibweisen sind eine Sprachtechnik, Sprache ist die Übermittlung von Gedanken. Ich kann mit einer differenzierten Orthographie meine Gedanken treffender zu Papier bringen als mit einer, die die einzige Prämisse der systematischen Einfachheit verfolgt. Wenn diese Norm beseitigt wird, bringt es nichts, wenn ich von der Freiheit Gebrauch mache, an ihr festzuhalten, wenn mich mit ihren Spezialitäten immer weniger Menschen verstehen (vor allem jüngere Generationen, die in der Schule nichts von ihnen mehr beigebracht bekommen sollen). Also wird mir sehr wohl etwas weggenommen, nämlich ein Teil der Möglichkeit, mich mit meinen Mitmenschen zu verständigen, mal ganz abgesehen von einem Verlust an Ästhetik, wenn diese auch Geschmackssache sein mag. Schriftsteller sehen doch auch in der Rechtschreibreform einen empfindlich berührenden Diebstahl aus der Palette ihrer feinen Ausdrucksmöglichkeiten. Selbst wenn die aktuelle Rechtschreibreform im Vergleich zum Gesamtumfang der Sprache noch relativ marginal ausfällt, so muß man doch einen Dammbruch befürchten, wenn das Leck nicht schnell wieder geflickt wird. Und ein Dammbruch, eine Flut der Sprachprimitivierung, das wäre die Realisierung Ihrer Pläne, Frau Menges.
4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.
Das mag ganz oberflächlich besehen so zu bezeichnen sein, aber belegen Sie doch Rückschritt nicht so vordergründig negativ. Die Gründung der Bundesrepublik war nach zwölfjähriger Diktatur so gesehen ebenfalls ein Rückschritt, nämlich zu einer demokratischen Grundordnung. Sind solche Rückschritte also pauschal zu vermeiden? Eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung wäre nur eindimensional auf der jüngeren Zeitachse betrachtet ein Rückschritt, auf der Linie der Sprachentwicklung wäre sie die Wiederanbindung an den qualitativen Fortschritt.
5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.
An Ideen dazu mangelt es natürlich nicht. Die Frage ist, ob sie auch in jeder Hinsicht praktikabel sowie ihre vielschichtigen Folgen wünschenswert sind. Vor diesen Fragen darf man sich nicht versperren, wenn man Verantwortung übernehmen möchte.
10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.
Die meisten davon haben diese Gelassenheit nur, solange die Rechtschreibung in dem, was sie lesen, einigermaßen einheitlich ist. Je mehr in der Rechtschreibnorm herumgerührt wird, desto verwirrender würden aber die resultierenden Texte - gerade für diejenigen, die sich mit Rechtschreibung weniger befassen, da sie die neuen Schreibtechniken funktional nicht einordnen können (z.B. was es neuerdings zu bedeuten hat, wenn Wörter zusammengeschrieben werden), die Semantik neuer Schreibweisen nicht sicher ist (handelt es sich um Unterscheidungsschreibungen, auf die man bislang nicht gestoßen war, also möglicherweise ein ganz anderes Wort, oder ist es nur eine abgeänderte Schreibweise eines Wortes mit gleichbleibender Bedeutung?).
11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.
Daß die Vereinfacher auch denken, ist kaum ernsthaft zu bezweifeln. Zweifelhaft ist nur, ob sie folgerichtig denken und alle nötigen Parameter mit einbeziehen.
Was Sadegh-Zadeh über die Maschinen und das Internet sagt, ist für mich ganz interessant, weil ich genau über dieses Thema viel nachdenke. Dazu folgendes: Sie ist nicht steuerbar - doch, das ist sie. Ich steuere gerade einen Teil von ihr, indem ich diesen Text in das Internet setze. Ein Computer wird programmiert, von alleine macht er überhaupt nichts. Er ist also per Definition schon ganz fundamental geradezu NUR steuerbar. Sie lebt - schon ziemlich verwegen, so etwas zu behaupten. Ich glaube kaum, daß Sadegh-Zadeh erklären kann, was Leben eigentlich tatsächlich ist. Man kann sagen: sie ist eigendynamisch, aber das ist nicht das gleiche wie sie lebt. Es gibt lauter eigendynamische Vorgänge in der Welt, die dennoch (zumindest nach allem, was wir wissen) leblos sind. Leben Atome? Lebt das Wetter? Sie ist intelligent - hier wird wieder einmal Wissen mit Intelligenz verwechselt. Das Internet weiß mehr als jeder einzelne Mensch auf der Erde. Aber intelligent ist es überhaupt nicht. Es ist nicht in der Lage, von alleine Gedanken zu entwickeln. Alle Intelligenz in ihm ist nur Schein, von außen hineingetragene mehr oder weniger intelligente Gedanken, die darin gespeichert sind. Ein Buch an sich ist auch nicht intelligent, sondern ein dummes Stück gebundener Papierseiten, auch wenn sein Inhalt noch so intelligent sein mag. Sie handelt - wie gesagt, ein Computer macht nichts, wozu er nicht angewiesen wurde. Er handelt allerhöchstens in dem Sinne, in dem ein perfekter Soldat oder ein gehorsamer Sklave handelt, die Befehle kommen aber von woanders. Die Handlung geht von einer anderen Instanz aus. Wachsene Indirektheit darf nicht als Trennung verstanden werden (andernfalls könnte man z.B. Hitler auch nicht allzu viel vorwerfen). Und falls, wie so oft, der Computer etwas anderes macht als in der Absicht seines Befehlsgebers lag, dann liegt das an formalen Fehlern in der Bedienung bzw. Programmierung und der Konstruktion seiner Hardware, woran eine riesige Menge Menschen relativ unorganisiert beteiligt waren (ein riesiger Haufen von verschiedenen, konkurrierenden Firmen), die alle nicht fehlerlos sind. So kumulieren die Fehler verschiedener Herkunft und können sogar noch gegenseitig erst recht unvorhersehbares Neues hervorrufen.
Das Denken des Menschen hat sich aber schon gar nicht deswegen zurückgebildet. Denn wer erfindet und baut denn die genannten Maschinen? Das sind doch auch Menschen. Die Maschinen bauen nicht von alleine neue Maschinen, auch wenn es oft auf den ersten Blick so aussehen mag. Irgendwo endet die Erzeugerkette immer beim Menschen. Natürlich rechnet die Masse seltener im Kopf, wenn es Taschenrechner gibt, so wie die Masse heutzutage auch nicht mehr die Lebensmittel per Ackerbau und Viehzucht selber erzeugt, sondern im Supermarkt kauft.
Vor allem aber weiß ich nicht ganz, was Sie uns mit dem Zitat mitteilen wollen, Frau Menges. Soll die Vereinfachung der Sprache eine Anpassung an das vermeintliche Verlernen des Denkens durch den Einfluß der Maschinen sein? Damit würden Sie ja geradezu die drohende Knechtung des Menschen durch seine leblosen Geschöpfe fördern. Die gilt es nun aber gerade zu vermeiden, wenn die Menschheit nicht das Schicksal des Goetheschen Zauberlehrlings ereilen soll.
(Anm.: Übrigens wieder ein schönes Beispiel für die Notwendigkeit sinnvoller GZS, der Unterschied zwischen geradezu und gerade zu)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von RenateMariaMenges am 23.02.2001 um 23.00
1. Ich bin keine fiktive Person, Herr Ickler, wie kommen Sie nur darauf? Ich habe eine anständige Adresse und einen anständigen Beruf.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.
2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.
3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.
4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.
5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.
6 Das hat nichts damit zu tun, wie ich beruflich mit Sprache umgehen muss: Gerne würde ich Ihre mnestischen Prozesse überprüfen, ihre rezeptive und expressive Sprache, ihre arithmetischen und psychomotorischen Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten in Bezug auf das Lesen. Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Nicke mit dem Surrogat deiner Zunge ( Quelle: K-ABC, Test, leichte Abwandlung )
7. Was mich dabei wieder und wieder ärgert ist der Bezug auf das Förderschulwesen. Scheinbar ist hier große Unkenntnis vorhanden. Ich dachte das sei in deutschen Landen schon etwas überwunden, wurde aber auf der rechtschreibreform.com eines anderen belehrt.
8. Herrr Riebe, wenn sie pädagogische Psychologen oder psychologische Pädagogen befragen wollen, sind sie gerade hier am richtigen Platz.
9. Walter Lachenmann spricht wieder- wie schön. Freut mich ehrlich, ohne Walter Lachenmann wäre ich vielleicht schon gar nicht mehr hier. Gerade er hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben !
10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.
11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.
Das war ein Versuch einen Beitrag zur Diskussion zurückzugeben.
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 23.02.2001 um 23.00
RenateMariaMenges: Walter Lachenmann (...) hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben! Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. (...) Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Lösung: Es handelt sich um eine sprachliche Verschlüsselung durch neue Rechtschreibung: Einschreiben-Rückschein. Mittels Einschreiben-Rückschein kann man feststellen, daß RenateMariaMenges keine fiktive Person, sondern eine anständige Person mit anständiger Adresse ist. Mein Gott, Walter!
Dr. RenateMariaMenges: Zurück ist ein Rückschritt. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. (...) Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Helau!
Die Lösung des Rätsels: Der Rückschritt zur vereinfachten Schreibweise Martin Luthers ist der von den Reformern und Dr. RenateMariaMenges gewünschte Fortschritt.
Manfred Riebe
eingetragen von Christian Melsa am 23.02.2001 um 23.00
Herr Lachenmayer befiehlt, ich gehorche selbstverständlich wie ein treuer Hund. Da ich während des Schreibens dieser Zeilen in der Nacht vom Schlaf übermannt wurde, konnte ich ihn erst heute am Sonntag mit etwas Verzögerung hier hereinstellen. Einige Punkte sind nun mittlerweile schon von anderen angesprochen worden, na ja, was soll´s. Ich lasse den Text jetzt einfach mal so und füge nur hinzu. Diejenigen dürfen sich dann mit mir wegen der Übereinstimmung freuen.
Angeregt durch den Begriff fiktiv kommt mir zwischendrin der ungemein lustige Einfall, daß nach dem Schema volksetymologischer Neumotivierung - mit Verlaub - die Schreibung ficktief vielleicht ganz angebracht wäre. Jedenfalls ließen sich verschiedene Wörter nicht mehr so schnell voneinander unterscheiden, wenn sie nur noch in ihrer phonetischen Gestalt verschrifet würden. Verschiedene Schreibweisen trotz ähnlichem oder sogar identischem Klang sind also eine wichtige Errungenschaft, wie man an diesem Beispiel sehr deutlich erkennt. Je mehr an vermeintlichem überflüssigen Ballast man aus der Orthographie entfernt, desto rätselhafter werden die Texte, desto mühsamer und unsicherer wird die Entschlüsselung der Mitteilung für ihre Empfänger. Das ist genau das Gegenteil von zeitgemäß: In einer Ära sowohl der Informationsflut, des Informationskapitalismus als auch der weitgehenden Befreiung von Information (das unkontrollierbare Internet), mit anderen Worten: der Wissensgesellschaft, in der das schnelle und effiziente Rezipieren und Begreifen von Texten ein immer wichtiger werdender Faktor ist, darf man ein jahrhundertelang filigran geschliffenes Mittel der Informationsübermittlung, die Orthographie, nicht so radikal seiner Funktionen und Konventionen berauben (wobei Sprache überhaupt aus nichts sonst als Konventionen besteht). In der Schrift gibt es keine Betonung, keine Satzmelodie, keine Geschwindigkeitsakzentuierung, so wie man das aus der Rede kennt, die in ihrer urlangen Entstehungszeit zudem bis vor relativ kurzem (vor der Erfindung von Radio und Telefon) auch immer noch mit zusätzlichen Kommunikationskanälen gestützt war: Mimik, Gestik, deutlicherer Kontext. Das muß einerseits in der Schriftsprache kompensiert werden, andererseits hat sie eine ganz andere Rolle auszufüllen als die gesprochene Sprache; ich wundere mich immer wieder über Leute, die das nicht zu erkennen scheinen, indem sie behaupten, die Schrift sei gewissermaßen nichts weiter als das äußere Gewand der Sprache, die in ihrer eigentlichen Form eben mündlich gesprochen sei. Die Techniken und Methoden der Orthographie sind natürlich nicht aus lauter Zufall in ihr. Sie machen die Schrift zu dem präzisen, differenzierten, ausdrucksstarken und damit mächtigsten Kommunikationsinstrument, der wir maßgeblich die heutige Zivilisation zu verdanken haben. Schon in der Antike waren die Völker mit den besten Schriftsystemen diejenigen, die geistig und somit wissenschaftlich wie wirtschaftlich führend waren - was ja auch nicht schwer nachzuvollziehen ist. Eine über Raum und Zeit möglichst gut funktionierende Schriftsprache sollte nach der Herstellung einer einheitlichen, allgemein akzeptierten Norm nur noch äußerst zurückhaltender Veränderung unterworfen sein, im Interesse bestmöglicher Verständigung (was auch für Sprache in der Gesamtheit gilt, die bei optimaler Pflege nur hinzuwachsen, jedoch möglichst wenig an ihrem bereits vorhandenem, bereits funktionierendem Bestand wandeln sollte, um Sinnentstellungen zu vermeiden). Es ist eine maßlose Verschätzung des Gewichts, wenn man die Herumpfuscherei durch die Reform als die Bagatelle ansieht, als die sie in den Medien (vermutlich wegen schlechten Gewissens bzw. resultierend aus Verdrängungsmechanismen der Journalisten) immer wieder dargestellt wird.
Und es ist ebenso eine völlig unangemessene Gewichtung, dieses wertvolle zentrale Organ einer hohen Kultur auf eine so primitive Ebene herunterreißen zu wollen, daß man meint, sogar auch geistig Behinderte würden dann damit keine Probleme mehr haben können. Das ist schon im Ansatz verkehrt. Darüber hinaus kommt man nach einiger Analyse des Gegenstands darauf, daß selbst ein konsequentes Verfolgen dieses Ansatzes nicht zum damit verknüpften Ziel führen kann. Denn selbst wenn man die Radikalste aller Möglichkeiten zur Vereinfachung der Rechtschreibung realisiert hätte, also alle redundanten Laut-Buchstaben-Entsprechungen entfernt hätte (x durch ks ersetzen, v durch w oder f, c durch k oder wie z durch ts, ph durch f, qu durch kw - obwohl kein normales Wort mit kw geschrieben wird, also nicht mal Unsicherheit der Schreibweise bestehen würde), Dehnungsmarkierungen streng systematisiert, alle Sonderfälle der Aussprache gestrichen (sch, ch, st, sp, ei, eu, äu...), keine Zwischenräume mehr zwischen die Wörter setzt (damit die Frage der GKS endgültig vom Tisch ist), die Großbuchstaben verworfen hat und nur noch Fragezeichen und Punkt als regelhafte Satzzeichen übrigläßt - es blieben immer noch die weit größeren Schwierigkeiten der Sprache an sich, die schon ihrer Verschriftung vorgelagert bestehen. Man wird immer einen Gebildeten von einem Ungebildeten sowie einen Intelligenten von einem Dummen unterscheiden können. Und selbst wenn nicht an seiner Rechtschreibung oder seiner Sprache, dann an seinem restlichen Verhalten. Wozu soll diese angebliche Entdiskriminierung eigentlich dienen? Im Endeffekt handelt es sich um wenig heilsame Realitätsflucht. Anstatt die wahren Merkmale von einzelnen Menschen zu vertuschen - sogar noch unter Hinnahme der Vernichtung von zentralen kulturellen Errungenschaften -, sollte man lieber auf eine Moral hinarbeiten, die den liebevollen Umgang auch mit jenen predigt, die nicht mit bestimmten hervorragenden Fähigkeiten glänzen können. Es ist wie mit der Bekämpfung von Rassimus oder Sexismus: Nicht das Leugnen von Rassen- und Geschlechtsunterschieden ist dort richtig, weder objektiv noch moralisch, sondern das von Rasse und Geschlecht unabhängige Respektieren des Individuums als Menschen mit Würde (noch besser: Respektieren durch Lieben ersetzen). Dann setzt die Weltverbesserung eher an der Wurzel an. Die Diskriminierung erfolgt doch nicht mit den schlicht vorliegenden Kennzeichen eines Diskriminierungsgrundes, sondern manifestiert sich erst in dem diskriminierenden Handeln, das darauf gründet; nicht die Merkmale an sich handeln, sondern die mit freiem Willen bestückten Individuen, die auf sie reagieren. Die Grundlage beseitigen zu wollen, würde bedeuten, die Wahrnehmungssinne abzuschaffen. Fruchtbar kann die Weltverbesserung nur sein, wenn man an der Sphäre der Reaktion ansetzt. Alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes illusorisch.
Ausgerechnet die Sprache auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren (der unter Einbeziehung geistig Behinderter wirklich sehr klein würde), würde doch die Verständigung für alle erschweren. Dabei würde es dem Wohl der Menschen eher nützen, die Verständigung zu verbessern!
Nach diesen vorausgeschickten Ausführungen möchte ich nun Frau Menges´ letzten Beitrag direkt kommentieren:
Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss
Frau Menges, bevor Sie von diesem Punkt ausgehend weiterargumentieren, würde ich doch zu gern ihren Beleg zu der These erfahren, die alte Rechschreibregeln seien schwieriger als die neuen. Das wird immer und immer wieder behauptet; ich habe es wirklich genau nachgeprüft, kann es aber beim besten Willen nicht bestätigen. Es ist einfach falsch, das Gegenteil trifft zu. Haben Sie übrigens schon einmal, wie von mir vorgeschlagen, den Umfang vom bisherigen Regeltext laut Duden und von dem der Reform verglichen? Wenn Sie meiner Aussage nicht trauen, trauen Sie ja vielleicht ihren eigenen Augen.
Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:
a. für die wissenschaftliche Sprache
b. das Renommee der deutschen Sprache im Ausland
c. für die Sprache in den Schulen
Ich bin ganz sicher, daß auf eine gewisse Gruppe von Personen eine solche Wirkung in der Tat auszumachen wäre. Aber woher käme diese denn dann in Wirklichkeit? Fehlende Orientierung wäre nicht der Rückkehr zur bewährten Orthographie anzulasten, sondern der Einführung der veränderten Norm. Deplaziert und orientierungslos ist in Wirklichkeit die real existierende Rechtschreibreform und ihre Durchführung in einem Deutschland mit dem real existierenden Grundgesetz, nach dem an sich nichts gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes durchgeführt werden dürfte. Deplaziert und orientierungslos ist eine Sprachveränderung, die bewußt der natürlichen Sprachentwicklung zuwiderläuft und zu allem Überfluß auch noch das Gegenteil vom dem Ergebnis liefert, zu deren einzigem Zweck sie überhaupt angestoßen wurde.
Unser Zeitgeist verlangt eine Vereinfachung der Regeln:
Nun ja, ich bin ja beinahe versucht, darauf hinzuweisen, daß der Holocaust zumindest in seiner Ursache und der Möglichkeit seiner tatsächlichen Realisierung dem antisemitischen Zeitgeist des damaligen Europa entsprach. Dem Zeitgeist würde ich lieber nicht zuviel unkritische Ergebenheit entgegenbringen. Wenn man seine Forderungen schon vom Anfang her auf den Zeitgeist gründet, deutet das meist auf Mangel an wirklichen vernünftigen Gründen hin.
1. Die vereinfachte Kleinschreibung würde uns die Fehler der Groß- und Kleinschreibung ersparen: In Rechtschreibtests werden sehr viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung gemessen.
Mit der völligen Abschaffung der Schrift hätten wir sogar einen Rückgang der Rechtschreibfehler um 100%. Das ist unwiderlegbar richtig und sollte wegen seiner nicht übertreffbaren Effektivität doch alle konkurrierenden Fehlerheilmethoden aus dem Feld schlagen.
Damit will ich sagen: Schreiben ist nicht irgendein Spiel, bei dem es allein darum ginge, möglichst wenig Fehler (Normabweichungen) zu machen. Man schreibt, um sich mitzuteilen, um sich auszudrücken, um zu kommunizieren, um Information zu transportieren. Wenn dabei Fehler gemacht werden, dann ist das wie überall im Leben - je ehrgeiziger, je großartiger das Vorhaben, desto mehr Fehlerfallen bestehen bei der Durchführung. Einzelne Fehler, also Schreibungen, die sich nicht in eine gewisse normierte orthographische Technik oder schlicht die übliche, nicht weiter begründbare Schreibweise fügen, sind aber weniger schlimm, als daß das Kriterium, aufgrund dem sie als Fehler überhaupt erkennbar sind, gleich ganz abgeschafft wird. Beispiel: Es ist nicht gut, wenn ein einzelner Autofahrer mit seiner Karre verbotenerweise auf dem Gehsteig fährt. Viel schlimmer aber ist es, wenn man das Erkennbarwerden dieses Fehlers aus vordergründigen Erwägungen abschafft (um etwa die Statistik für Ordnungsbrüche im Straßenverkehr zu schönen), indem das Fahren auf dem Gehsteig einfach zugelassen wird.
Nebenbei bemerkt schafft die aktuelle Rechtschreibreform aber gar keine Fehlererkennungskriterien ab, nicht mal das. Sie ersetzt nur alte durch neue. Da bisher als Fehler geltende Schreibweisen neuerdings aber zugelassen sind (oft kurioserweise sogar variantenlos), ist der oberflächliche Eindruck auf einige Menschen der, daß dadurch nun die Möglichkeit abgeschafft wurde, die entsprechenden Wörtern falsch zu schreiben. Doch selbstverständlich wäre es auch denkbar, z.B. Dellfihn zu schreiben. Woher weiß ein Kind, daß es üblicherweise anders geschrieben wird? Daher, daß es die normale Schreibweise in Büchern etc. liest und sich nach einigen Malen daran gewöhnt hat. Nun sind aber die einzigen Bücher, in denen Delfin steht, nur einige der relativ wenigen, die seit 1996 gedruckt wurden. Demnach ist die Rechtschreibverwirrung vorprogrammiert, sobald die Kinder auf die unerhörte Idee kommen, in eine öffentliche Bücherei zu gehen, um von dort etwas anderes als die aktuelle Presse oder Schulbücher zu lesen. Um trotzdem richtig zu schreiben, müssen die Schulkinder sich spätestens ab 2005 beim Lesen viel stärker auf spezielle Schreibweisen konzentrieren als je zuvor, zudem müssen sie genau erkennen können, ob sie gerade in einem Text nach alter oder neuer Rechtschreibung lesen, um zu wissen, ob sie sich die Schreibweisen einprägen dürfen. Das müßten sie bei alten Texten sogar für jedes einzelne Wort wissen! Denn woran sollen sie sonst erkennen, ob sie die gesehenen Schreibweisen in der Schule reproduzieren dürfen? Das ganze Konzept solcher Schreibweisenänderung ist nicht sehr durchdacht. Und nun, Frau Menges, stellen Sie sich mal vor, wie diese Problematik noch ausufern würde, wenn man die Rechtschreibung alle paar Jahre Schritt für Schritt immer weiter verändern würde, was Sie vorhaben und wovon einige Reformer auch ernsthaft träumen. Wenn das nicht zum absoluten Terror für die Schulkinder ausarten soll, müßte man die Fehlertoleranz ohnehin anheben. Dies kann man aber auch ohne den ganzen Änderungsaufwand, der auf Abbruch von bewährten, allgemein anerkannten Kulturtechniken hinausläuft.
Gegen die gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben, wenn unser Auge über den Text streift. Gerade da kann sich das Auge einhaken um dann weiterzuspringen. Aber ob nun deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das muss erst noch mal bewiesen werden. Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.
Ich weiß nicht so ganz, was Sie damit genau sagen wollen. Gegen gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben? Von denen gäbe es dann doch gerade viel weniger. Würden Sie also lieber die Großbuchstaben ganz beseitigen?
Daß deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das braucht man doch nicht erst empirisch zu beweisen, das liegt doch ganz klar auf der Hand. Die deutschen Münder sprechen auch anders als amerikanische oder englische. Muß man das auch erst noch beweisen? Chinesische oder arabische Augen lesen sogar in ganz andere Richtungen als deutsche. Jeder Mensch paßt sein Leseverhalten optimalerweise dem genauen Schriftsystem an, das er liest.
Davon abgesehen ist die Tatsache, daß Amerikaner und Engländer mit ihrer GKS klarkommen, noch lange kein Grund, die deutsche GKS dem gedankenlos nachäffend anzupassen. Die hebräische Schrift hat lange Zeit überhaupt keine Vokale gekannt, das scheint also auch irgendwie funktionieren zu können. Sollte man daher erwägen, die Vokale auch in der deutschen Schrift zu beseitigen? Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wird nicht einmal ein Alphabet für die eigene Sprache benutzt. Woraus sollte im Vergleich mit anderen Sprachen folgen, daß es unbedingt klug wäre, deren Eigenarten ins Deutsche zu importieren?
2. Weglassen des scharfen ß- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute. Als mir dieses Jürgen Brosius schrieb, kamen mir die gleichen Bedenken auf wie Ihnen. Aber es ist wirklich ein so störendes Beiwerk, wenn alle ß und alle Umlaute nicht oder falsch erscheinen.
Das ist wirklich witzig: Das ß beseitigen zu wollen, weil es veraltet sei. Natürlich sind ß und Umlaute in Wirklichkeit die jüngsten Buchstaben unseres Alphabets. Es gibt immer die Möglichkeit, Buchstaben zu streichen und durch andere zu ersetzen, wie für den sch-Laut eben auch kein einzelnes Zeichen zuständig ist. Wenn man das konsequent fortführt, ist man am Ende bei einem binären System angelangt, in dem nur noch zwei Buchstaben nötig sind, um in verschiedenen Kombinationen alle Laute bzw. früheren Buchstaben abzubilden. Ich bin etwas am Zweifeln, ob das als Vereinfachung zu bezeichnen wäre.
Glauben Sie denn überhaupt, daß für Menschen mit Leseproblemen eine Tendenz zur vermehrten Darstellung eines einzelnen Lautes durch mehrere Buchstaben wünschenswert wäre? Die läge ja vor, wenn man nun auch noch ae, oe, ue statt ä, ö, ü schreiben würde. Solche Menschen lesen oft erst die Wörter Buchstabe für Buchstabe sich selbst innerlich vor, um dann in der so gewonnenen Lautgestalt das gemeinte Wort zu finden. Das kann man bei Leseanfängern in der Grundschule gut beobachten. Ich glaube nicht, daß für diese Personen Neuschreibungen wie ue statt ü bei z.B. Klaue (Klaü?) u.ä. einer Vereinfachung entsprächen.
Aber warum sollte man Buchstaben rausschmeißen, die allein dadurch auffallen, daß sie eine Spezialität einer Sprache darstellen? Nivellierungsdrang? Weltsprache Englisch als das Maß aller Dinge? Was müßten die Franzosen, was müßten die Dänen nicht alles für Buchstaben verwerfen - in Rußland oder Griechenland müßte gar das ganze Alphabet weichen, von anderen Schriftsystemen der Welt ganz zu schweigen.
3. Stärkere Zuwendung zum Stammprinzip. Es sollte eindeutig und leicht erkennbar sein, warum man ein Wort aus dem Stamm so und nicht anders schreibt.
Na dann mal her mit den Vorschlägen, welche eindeutigen und leichten Erkennungskriterien das sein sollen. Frau Menges, ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie wirklich glauben, es könne für so etwas eine einfache und stringente Durchführung geben, so daß das Stammprinzip eine geschlossene Sache darstellt, die zur Erschließung partikularer Schreibweisen in sicherer Anwendung resultiert, dann können Sie sich mit Sprache nicht besonders gut auskennen. In der gewachsenen Sprache gibt es so dermaßen viele etymologische Verknüpfungsmöglichkeiten, daß nicht einmal ein hochgebildeter Fachmann mal schnell während des Schreibens auf alle in Frage kommenden Zuordnungen eines fraglichen Wortes kommen könnte. Wobei dann immer noch eine abwägende Wahl zu treffen wäre, zumal die stammlichen Herleitungen einiger Wörter gar nicht so unumstritten sind. Außerdem wäre bei Wörtern, deren Verwandtschaft zueinander festgestellt wird, auch gar nicht immer gleich klar, in welche Richtung die Schreibweisenvererbung stattfinden soll. Um das alles richtig bestimmen zu können, muß man schon außerordentlich gut über Sprachgeschichte Bescheid wissen - statt daß man einfach die Wörter so schreibt, wie man sie aus den Schriften der Gegenwart kennt. Was ist da nun einfacher? Die Glorifizierung des (möglichst totalen) Stammprinzips von den Vereinfachungsbefürwortern ist ein Widerspruch in sich.
4. Kommasetzung nur zur Vereinfachung des Lesens. Schwierige Kommaregeln sollten ganz weggelassen werden.
Also, das ist schon schlichtweg genial, eine Vereinfachung herbeizuführen mit dem so konkreten Vorschlag, schwierige Regeln einfach wegzulassen. Aber im Ernst: Die Kommasetzung ist doch von vornherein allein eine Vereinfachung des Lesens, zu nichts anderem sollten doch auch die bisherigen Regeln dienen. Welche Kommata vereinfachen das Lesen denn nicht, welche sollten also wegfallen?
5. Die radikale Lösung ck und qu aufzulösen wäre rechtschriftlich sinnvoll
(ck=kk, qu=kw).
Was ist an ck und qu radikal? Daß der Ersatz von qu durch kw wirklich überhaupt nichts bringt, solange man nicht ohnehin zu einer total durchgreifenden phonetischen Schreibung übergeht, habe ich oben beschrieben.
6. Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.
Der Punkt paßt nicht so ganz in eine Liste von genaueren Vorschlägen, aber schön, daß Sie´s nochmal erwähnen...
Dazu möchte ich bemerken, daß alle Teilnehmer der Sprachgemeinschaft Sprachpraktiker sind, schon im ganz schlichten Wortsinne. Was in der Sprache keinen Sinn ergibt, wird von der Sprachgemeinschaft gewissermaßen nach darwinschem Prinzip (ganz ohne die Maschinen, die Sprache erst seit wenigen Jahrzehnten selbständig verarbeiten können) von ganz alleine herausgefiltert, das hat schon immer so funktioniert und letztlich zu dem heutigen Stand geführt; dazu bedarf es keiner selbsternannter Sprachverbesserer, die ihr eigene, künstliche Erfindungen mit Gewalt insgesamt aufzwängen müßten. Mit solchen Methoden wird der Sprache eher Schaden zugefügt, da kaum einer die weitreichenden Folgen von Eingriffen in ein derart komplexes System vorhersehen kann - ganz ähnlich wie in der Ökologie. Redliche Sprachwissenschaft ist immer nur Bestandsaufnahme.
Soooooo... Nun aber noch meine Kommentare zum neuen Beitrag. Es freut mich wirklich, daß Sie hier diskutieren, Frau Menges! Sie dürften schließlich jene Gruppe von Pädagogen repräsentieren, deren gemeinsames Bestreben die heutige Reform erst möglich gemacht hat.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.
Wer ein Verlangen nach Fortführung hatte, konnte mit dieser Einstellung genauso abstimmen wie die Reformgegner. Natürlich kann es sein, daß es noch viele Leute gibt, die nicht mit abgestimmt haben, aber im stillen dennoch die Reform nicht weiter schlimm finden. Das sind dann aber offenkundig die eher Gleichgültigen, die es wahrscheinlich genausowenig weiter schlimm fänden, wenn die Reform wieder zurückgenommen würde; wäre es ihnen weniger gleichgültig, hätten sie sich an der Abstimmung beteiligt. Sie würden darunter also nicht leiden, ganz im Gegensatz zum aktuellen Stand für die Anhänger der bewährten Rechtschreibung, denen der Reformschrieb gehörig auf den Senkel geht.
Die Zeitungsleserabstimmung bildet natürlich nicht die gesamte Gesellschaft ab. Sehr wohl aber bildet sie den Teil ab, denen die fragliche Angelegenheit ein Anliegen ist. Wenn es dem Rest egal ist, dann ist die Mehrheit derjenigen, denen es nicht egal ist, entscheidend. Auch z.B. eine Bundestagswahl ist bei niedriger Wahlbeteiligung noch gültig. Enthaltungen sind Enthaltungen.
2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.
Das zweifle ich nicht an. Vielleicht sind bei Ihnen nur einige wichtigen Denkimpulse noch nicht hervorgerufen worden, so scheint es mir jedenfalls.
3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.
Und ob eine Vereinfachung zulasten des Denkens geht! Je primitiver die Schreibtechnik, desto schwieriger und denkanstrengender sind Lesen und Verständnis des Inhalts. Dazu sind doch schon genügend Beispiele gemacht worden. Man kann Schreibweise und Gedanken auch nicht völlig isoliert voneinander trennen. Schreibweisen sind eine Sprachtechnik, Sprache ist die Übermittlung von Gedanken. Ich kann mit einer differenzierten Orthographie meine Gedanken treffender zu Papier bringen als mit einer, die die einzige Prämisse der systematischen Einfachheit verfolgt. Wenn diese Norm beseitigt wird, bringt es nichts, wenn ich von der Freiheit Gebrauch mache, an ihr festzuhalten, wenn mich mit ihren Spezialitäten immer weniger Menschen verstehen (vor allem jüngere Generationen, die in der Schule nichts von ihnen mehr beigebracht bekommen sollen). Also wird mir sehr wohl etwas weggenommen, nämlich ein Teil der Möglichkeit, mich mit meinen Mitmenschen zu verständigen, mal ganz abgesehen von einem Verlust an Ästhetik, wenn diese auch Geschmackssache sein mag. Schriftsteller sehen doch auch in der Rechtschreibreform einen empfindlich berührenden Diebstahl aus der Palette ihrer feinen Ausdrucksmöglichkeiten. Selbst wenn die aktuelle Rechtschreibreform im Vergleich zum Gesamtumfang der Sprache noch relativ marginal ausfällt, so muß man doch einen Dammbruch befürchten, wenn das Leck nicht schnell wieder geflickt wird. Und ein Dammbruch, eine Flut der Sprachprimitivierung, das wäre die Realisierung Ihrer Pläne, Frau Menges.
4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.
Das mag ganz oberflächlich besehen so zu bezeichnen sein, aber belegen Sie doch Rückschritt nicht so vordergründig negativ. Die Gründung der Bundesrepublik war nach zwölfjähriger Diktatur so gesehen ebenfalls ein Rückschritt, nämlich zu einer demokratischen Grundordnung. Sind solche Rückschritte also pauschal zu vermeiden? Eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung wäre nur eindimensional auf der jüngeren Zeitachse betrachtet ein Rückschritt, auf der Linie der Sprachentwicklung wäre sie die Wiederanbindung an den qualitativen Fortschritt.
5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.
An Ideen dazu mangelt es natürlich nicht. Die Frage ist, ob sie auch in jeder Hinsicht praktikabel sowie ihre vielschichtigen Folgen wünschenswert sind. Vor diesen Fragen darf man sich nicht versperren, wenn man Verantwortung übernehmen möchte.
10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.
Die meisten davon haben diese Gelassenheit nur, solange die Rechtschreibung in dem, was sie lesen, einigermaßen einheitlich ist. Je mehr in der Rechtschreibnorm herumgerührt wird, desto verwirrender würden aber die resultierenden Texte - gerade für diejenigen, die sich mit Rechtschreibung weniger befassen, da sie die neuen Schreibtechniken funktional nicht einordnen können (z.B. was es neuerdings zu bedeuten hat, wenn Wörter zusammengeschrieben werden), die Semantik neuer Schreibweisen nicht sicher ist (handelt es sich um Unterscheidungsschreibungen, auf die man bislang nicht gestoßen war, also möglicherweise ein ganz anderes Wort, oder ist es nur eine abgeänderte Schreibweise eines Wortes mit gleichbleibender Bedeutung?).
11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat. Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.
Daß die Vereinfacher auch denken, ist kaum ernsthaft zu bezweifeln. Zweifelhaft ist nur, ob sie folgerichtig denken und alle nötigen Parameter mit einbeziehen.
Was Sadegh-Zadeh über die Maschinen und das Internet sagt, ist für mich ganz interessant, weil ich genau über dieses Thema viel nachdenke. Dazu folgendes: Sie ist nicht steuerbar - doch, das ist sie. Ich steuere gerade einen Teil von ihr, indem ich diesen Text in das Internet setze. Ein Computer wird programmiert, von alleine macht er überhaupt nichts. Er ist also per Definition schon ganz fundamental geradezu NUR steuerbar. Sie lebt - schon ziemlich verwegen, so etwas zu behaupten. Ich glaube kaum, daß Sadegh-Zadeh erklären kann, was Leben eigentlich tatsächlich ist. Man kann sagen: sie ist eigendynamisch, aber das ist nicht das gleiche wie sie lebt. Es gibt lauter eigendynamische Vorgänge in der Welt, die dennoch (zumindest nach allem, was wir wissen) leblos sind. Leben Atome? Lebt das Wetter? Sie ist intelligent - hier wird wieder einmal Wissen mit Intelligenz verwechselt. Das Internet weiß mehr als jeder einzelne Mensch auf der Erde. Aber intelligent ist es überhaupt nicht. Es ist nicht in der Lage, von alleine Gedanken zu entwickeln. Alle Intelligenz in ihm ist nur Schein, von außen hineingetragene mehr oder weniger intelligente Gedanken, die darin gespeichert sind. Ein Buch an sich ist auch nicht intelligent, sondern ein dummes Stück gebundener Papierseiten, auch wenn sein Inhalt noch so intelligent sein mag. Sie handelt - wie gesagt, ein Computer macht nichts, wozu er nicht angewiesen wurde. Er handelt allerhöchstens in dem Sinne, in dem ein perfekter Soldat oder ein gehorsamer Sklave handelt, die Befehle kommen aber von woanders. Die Handlung geht von einer anderen Instanz aus. Wachsene Indirektheit darf nicht als Trennung verstanden werden (andernfalls könnte man z.B. Hitler auch nicht allzu viel vorwerfen). Und falls, wie so oft, der Computer etwas anderes macht als in der Absicht seines Befehlsgebers lag, dann liegt das an formalen Fehlern in der Bedienung bzw. Programmierung und der Konstruktion seiner Hardware, woran eine riesige Menge Menschen relativ unorganisiert beteiligt waren (ein riesiger Haufen von verschiedenen, konkurrierenden Firmen), die alle nicht fehlerlos sind. So kumulieren die Fehler verschiedener Herkunft und können sogar noch gegenseitig erst recht unvorhersehbares Neues hervorrufen.
Das Denken des Menschen hat sich aber schon gar nicht deswegen zurückgebildet. Denn wer erfindet und baut denn die genannten Maschinen? Das sind doch auch Menschen. Die Maschinen bauen nicht von alleine neue Maschinen, auch wenn es oft auf den ersten Blick so aussehen mag. Irgendwo endet die Erzeugerkette immer beim Menschen. Natürlich rechnet die Masse seltener im Kopf, wenn es Taschenrechner gibt, so wie die Masse heutzutage auch nicht mehr die Lebensmittel per Ackerbau und Viehzucht selber erzeugt, sondern im Supermarkt kauft.
Vor allem aber weiß ich nicht ganz, was Sie uns mit dem Zitat mitteilen wollen, Frau Menges. Soll die Vereinfachung der Sprache eine Anpassung an das vermeintliche Verlernen des Denkens durch den Einfluß der Maschinen sein? Damit würden Sie ja geradezu die drohende Knechtung des Menschen durch seine leblosen Geschöpfe fördern. Die gilt es nun aber gerade zu vermeiden, wenn die Menschheit nicht das Schicksal des Goetheschen Zauberlehrlings ereilen soll.
(Anm.: Übrigens wieder ein schönes Beispiel für die Notwendigkeit sinnvoller GZS, der Unterschied zwischen geradezu und gerade zu)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Dominik Schumacher am 23.02.2001 um 23.00
4 Fehler auf einmal, 3 davon sind wieder in Ordnung. Das neue Forum läuft. Einzige Ungewißheit. Es neigt dazu, die Verbindung zur Datenbank zu verlieren, was sich in einer englischen Fehlermeldung zeigt. Wir beobachten und bringen diese Unzulänglichkeit jeweils sehr schnell wieder in Gang.
Also: Frisch gewagt ins neue Forum.
Fehler 1: Hacker erobern den deutschen Knotenrechner (in Frankfurt) und installieren eine eigene Plattform. Das Betriebssystem wird dabei beschädigt.
Fehler 2: Ein neuer Knotenrechner wird bezogen, dieser hat jedoch ein etwas abweichendes Betriebssystem, der den bis jetzt anhaltenden Datenbankfehler mit sich bringt. Bisher können nur mildernde Umstände erreicht werden, der eigentliche Fehler (Absturz durch Ansammlung zu vieler Datenbankanfragen, statt diese zu beenden) ist noch nicht gefunden.
Fehler 3: Unser Rechtschreibforum bekommt während der Störungen einen Fehler in den Vorlagen. Deshalb wurde die Forumstechnik völlig neu installiert. Die Daten blieben dabei erhalten. Farben und die Übersetzung können hier und da ungewohnt sein. Sonst ist wieder alles im Lot.
Fehler 4: Zeitgleich stürzt die Nachrichtensammlung auf dem amerikanischen Knotenrechner ab, dabei gehen Datensätze aus der Zeit ungefähr der letzten zwei Januarwochen 2001 unwiederbringlich verloren. Nachrichten und dazugehörige Kommentare haben eine stattliche Größe von 9 MB erreicht. Mit der Größe dieser Datei steht der Absturz und der Verlust in unmittelbarem Zusammenhang. Aus Sicherheitsgründen wurde die Datei auf 7,5 MB verkleinert. Nachrichten aus der Anfangszeit sind zur Zeit nicht über die Suchfunktion erreichbar.
Dominik Schumacher
eingetragen von Klaus Malorny am 23.02.2001 um 23.00
Die Rechtschreibreform ist ein Rückschritt. Ergo ist ein Zurück von der Reform ganz klar ein Fortschritt!
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2001 um 23.00
Frau Dr. Menges begegnete mir zum erstenmal im Spiegelforum unter dem Decknamen Surrogat und fiel durch eine so vollkommen glückliche Übereinstimmung mit den faulen Kompromissen der Kultusminister auf, daß sich auch mir der Verdacht aufdrängte, sie wäre nur eine Dienstelle, die in getarnter Form den Standpunkt der Kultusministerkonferenz vertritt. Man sollte sie aber pfleglich behandeln, um sie nicht zu vergraulen oder die Gefahr heraufbeschwören, daß ihr von einer vorgesetzten Dienststelle ein Maulkorb umgehängt wird. Ich werde aber meinen gewohnten leisen Spott fortführen. Nun hat sie geradezu revolutionäre (alte) Gedanken vorgetragen:
Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.
Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.
Das ist schon der Ruf nach einer Sprachreform. Man sieht förmlich die Geheime Sprachpolizei einschreiten, wenn Leute Sätze bilden, die über den zulässigen Komplikationsgrad der Mengeslehre hinausgehen. Heidegger hielt noch die deutsche Sprache, neben der altgriechischen, wegen ihres Formenreichtums für ein ungewöhnlich philosophietaugliches Werkzeug. Das darf nicht so bleiben!
Weglassen des scharfen ß- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute.
Im Deutschen gibt es nun einmal mehr als fünf bedeutungsentscheidende Vokale. Auch andere Sprachen haben die Umlautzeichen aus triftigen Gründen eingeführt, ziemlich neu die Türken und als Umschrift in einigen Fällen sogar die Chinesen. Meine Empfehlung an Frau Menges: Arabisch lernen und sehen, daß man auch mit drei Vokalen auskommen kann oder Altägyptisch, wo die Ägyptologen in Ermangelung der sicheren Kenntnis der Vokale nur ein e eingefügen.
Ligaturen wie ß (oder Digraphen wie ck und qu) sind nicht überflüssig, sondern prägnanzsteigend und verbessern die Lesefreundlichkeit, sind sozusagen Dienst am Kunden. Die Zweideutigkeiten der von Frau Menges bevorzugten Kleinschreibung und reinen ss-Schreibweise habe ich gerade an einem Text demonstriert in dem sie aber, weil es nicht in ihr Wunschdenken paßte, nur einen Faschingsscherz erkennen konnte.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 23.02.2001 um 23.00
Der folgende Beitrag bezieht sich auf Zé do Rocks Beitrag über die Rechtschreibreform Shäckspier im kaos im Forum und auf die Zeitgeist-These von Dr.RenateMariaMenges.
Es gibt zwei Arten von Sonderschulpädagogen:
1. die Reformer, die - wie Dr.RenateMariaMenges - einem angeblichen Zeitgeist folgen und die Schüler einer Gehirnwäsche unterziehen wollen. Denn die Reformer haben ja die Idee, die Rechtschreibung für Sonderschüler zu vereinfachen. Entspricht diese Idee überhaupt dem Zeitgeist? Den Reformern ist es egal, ob die Sonderschüler überhaupt eine für Sonderschüler vereinfachte Sonderschreibweise für Behinderte oder die normale Schreibweise lernen wollen.
2. Zé do Rock, der die Loite und die Reformer auf den Arm nimmt und auf spaßhafte Weise vor Augen führt, wie wertvoll die bewährte traditionelle Rechtschreibung ist. Er zeigt sehr anschaulich, daß man aus dem Präzisionswerkzeug der Schreibberufler nicht einen groben Faustkeil für Sonderschüler machen sollte.
Dennoch müßte müßte Dr.RenateMariaMenges wenigstens in folgendem Satz mit Zé do Rock übereinstimmen:
Der absolute schuss nach hinten hat die reform mit der getrennt- und zusammenschreibung erreicht: früer gab es keine regeln, aber vile wortkombinazionen waren zwingend, entweder zusammen- oder getrenntgeschriben. Da es vile miliarden wortkombinazionen gibt, konnte man nur die gebräuchlichsten in den wörterbüchern auflisten. Die reform aber versucht es mit semantischen diferenzirungen regeln einzufüren, bei denen keiner mer durchblickt.
Zé do Rock hat ähnlich wie Martin Luther den Leuten aufs Maul geschaut und festgestellt, daß sie nur eine evoluzion wollen: Di loite wollen wenig enderungen im shriftbild. Das ist der wirkliche Zeitgeist. Aber den Reformern als Verkündern einer Heilsbotschaft einer angeblichen Schriftvereinfachung für die armen Schüler ist die Meinung der Leute natürlich ganz egal.
Das Chaos, das die Reformer mit einer futur shreib anrichten wollen, kennzeichnet Zé do Rock nicht nur durch seine Schreibweise, sondern auch durch folgende Erkenntnis:
Ob man in eim kaos mit oder one regeln lebt, is im prinzip wurscht. Un wat soll eigently the gelaber, in a na futur shreib und speek wir sowieso nur nock doiglish oder denglish, un wie det look werd, will i me gar not outdenk!
Soll man in Zukunft an der traditionellen Schreibweise den sprachlich Gebildeten und an der neuen Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung den sprachlich Ungebildeten, Gleichgültigen erkennen, der sich auf das unvollkommene Rechtschreibprogramm seines Computers verlassen muß und damit gerade bei den Feinheiten der Rechtschreibung verlassen ist? Man hat völlig vergessen, pädagogische Psychologen zu fragen.
Manfred Riebe
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2001 um 23.00
Ein falsches Formatzeichen wandelt alle nachfolgenden Texte um. Hoffentlich findet das Mädchenfüralles (m. oder f.) noch einen Weg, das zu korigieren. Es ist wieder ein Hinweis für die Gültigkeit der Chaostheorie, die auch die Rechtschreibreform bewirkt hat:
Der Lufthauch von Schmetterlingsflügeln kann einen Umsturz des Klimas bewirken, der von Sesselfurzern (Enzensberger) in Mannheim eine Rechtschreibreform.
S. Salzburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.02.2001 um 23.00
Weil heute Fasenacht ist und sich Frau Dr. meinem Busenfreunde so arg an die Rippen wirft, muß ich mich einmengen. Kampflos will ich das Feld ja schließlich nicht räumen, und ich erwarte, daß sie dem Herrn Lachenmayer klarmacht, daß ich nicht unzüchtig herumgefingiert habe.
Welch tieferer Sinn dahinter steckt, weshalb ich das folgende Stück Weltliteratur preisgebe, weiß ich nicht, aber ich nicke der Frau Dr. mit dem Surrogat meiner Mneme schon mal freundlich zu.
Nudelepoche
Eine neue Nudelepoche ist angebrochen.
Die größte, die unser Nudelwesen bisher gesehen hat.
In allen Nudelbereichen unseres Nudellebens stehen wir vor immer neuen Nudeln.
Ungeheure Nudelmöglichkeiten tun sich auf.
Die gemeinsame Nudel der Nudelpartner hat uns eine Riesennudel weitergebracht. Ohne die freie Nudel wäre die Volksnudel aber nie zustandegekommen. An dieser Nudel gilt es eisern festzuhalten:
Nur in der freien Nudel kann die wirklich freie Nudel gedeihen.
Das heißt natürlich nicht, daß wir die Nudelprobleme der vielen jungen Nudeln nicht verstünden.
Ganz in der Nudel. Wir haben immer die vollste Nudel für die jungen Nudeln, denn sie werden die Nudeln von morgen sein.
Aber wir fordern alle konstruktiven jungen Nudeln auf, sich von allen zersetzenden Nudeln zu distanzieren. Wir lassen uns die Nudeln, die wir aufgebaut haben, nicht durch unreife Nudeln zerstören. Wir werden uns gegen solche Nudeln entschlossen zur Wehr setzen. Und wenn ich entschlossen sage, dann meine ich mit aller gebotenen Nudel der Nudeln.
Ich danke Ihnen, meine verehrten Nudelfreunde!
(aus Bernd Stadler: Sprechhandeln und Grammatik)
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Karl Eichholz am 22.02.2001 um 23.00
lachen ist gesund
bei
Sa-Tierisches finden sie mit klick (und glück) im alten forum was fürs herze.
Karl Eichholz
eingetragen von Manfred Riebe am 22.02.2001 um 23.00
Mit Shäckspier im kaos kommentiert Zé do Rock die Rechtschreibreform in gemäßigter Kleinschreibung und gemäßigt phonetischer Schreibweise. Er präsentiert damit ein modernes Beispiel für die von Frau Rektorin Dr. Renate Maria Menges gewünschten weiteren Vereinfachungen. Zé do Rock ist sogar auf dem Weg zur Schweizer ss-Schreibung: weiss, aussen und heisst. Aber so ganz beherrscht er sie noch nicht, denn er schreibt auch überließ, straße und groß.
Sie finden Zé do Rocks Beitrag über die Rechtschreibreform Shäckspier im kaos im Forum.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 22.02.2001 um 23.00
Erster Beitrag:
Riebe braucht dringend Nachhilfe:
Zé do Rock und Dr. Renate Menges haben nichts miteinander zu tun.
Aber- Riebe braucht dringend Nachhilfe im Fachbereich 11.
Vorträge gibt es ausnahmsweise kostenlos ( sein Wissen über SoPäd. Oh. Gott. Walter)
Lachenmayer fällt nichts mehr ein? Hat das Forum dies schon einmal bemerkt? Melsa muss einspringen- und er handelt souverän.
Wer schreibt den nächsten Rechtschreibtest- die Neuschreibler oder die??? Selbst schreiben zur Faschingszeit über ein Zurück? Zeitungsente oder Bedürfnis??
Fasching im Rechtschreibforum: Zuckerbrot und Peitsche!
Bis zum nächsten Beitrag.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 22.02.2001 um 23.00
Wer schreibt den nächsten Rechtschreibtest-
die Neuschreibler oder die Zurück - Propagandisten???
Selbst Schulzeitschriften schreiben zur Faschingszeit über ein Zurück?
Zeitungsente oder Bedürfnis??
Ich werde mich hüten und hier nochmals kryptische Zeichen einsetzen. Meine Sätze sollen in Zukunft ganz ankommen, sonst habe ich wieder den Hauptkorrektor wieder auf dem Hals.
Ich hoffe meine mnestischen Prozesse waren bezüglich der Namen der Forenschreiber diesesmal besser.
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 22.02.2001 um 23.00
Ein provokativer fastnächtlicher Impuls von Dr. Menges: Zé do Rock und Dr. Renate Menges haben nichts miteinander zu tun.
War dieses Dementi unbedingt nötig? Zé do Rock hat sicherlich eine gewisse Vorbildfunktion. Könnte Zé do Rock nicht Nachhilfe im Fachbereich 11 erteilen?
Erster Beitrag von Dr. Menges: Ich werde mich hüten und hier nochmals kryptische Zeichen einsetzen.
Hier ein Beispiel für die vereinfachte reformierte kryptische Menges-Schreibung: SoPäd.
Dr. Menges: Ich hoffe meine mnestischen Prozesse waren bezüglich der Namen der Forenschreiber diesesmal besser.
Der mnestische Prozeß war teilweise falsch: Lachenmayer, richtig: Walter Lachenmann. Daher wohl: (sein Wissen über SoPäd. Oh. Gott. Walter).
Oder wurden hier nicht nur Buchstaben, sondern auch Personen verwechselt oder vielleicht sogar verwexelt?
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 22.02.2001 um 23.00
Der letzte Eintrag von Lachenmayer - o Gott - war am 22. Februar - dem Schwerdonnerstag.
Viel eingefallen ist ihm da - außer einem schlecht plazierten und nicht von allen richtig verstanden wordenen Zirbelsprüchlein - tatsächlich nicht.
Hat da jemand schon Entzugserscheinungen?
Merdagaria--- (ital. für Sapperlot)
Weinmüller
Totenkral
eingetragen von Gast am 22.02.2001 um 23.00
Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss
Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:
a.
eingetragen von anonymer Gast am 22.02.2001 um 23.00
Nachdem es Herrn Lachenmayer die Sprache verschlagen hat, Frau Dr.RenateMariaMenges aber das Gespräch wünscht und Herrn Melsa für den qualifizierteren Gesprächspartner (vermutlich und wohl zu Recht auch den mit den besseren mnestischen* Prozessen) erachtet, ergeht der Wunsch an Herrn Melsa, hier für Herrn Lachenmayer einzuspringen, der alle Hände voll zu tun hat, den heruntergefallenen Zirbelholzwandspruch wieder in seiner butzenscheibigen Wohnküche zu befestigen, damit der Haussegen nicht dauerhaft schief hängt.
Sonst tritt nämlich anstelle des bewährten Haussegens ein Fluch in Kraft. Der neue Hausfluch (dann im Hausflur) lautet, kryptisch, wie wir es gerne mögen:
Segne Mair am Etaner
Sage keiner, dies sie zikkiger kwatsch. Dies ist wie das dreierles-ß und der spruch »merdagaria« (dieser zwar eine mnestische fehlleistung) ein rest der schrift aus frueheren zeiten. Aus frueheren zeiten wollen wir keine reste mehr haben soviel muss klar sein. Sonst verpassen wir den zeitgeist und der hatte schon immer ewichkeizwert.
*Zwischendurch: Für jemanden, der sich über die Schwierigkeiten in der deutschen Sprache beklagt, ist die Verwendung solcher Begriffe wie »mnestisch« naheliegend. Besonders die im Zentrum unserer Thematik stehende Clientel der SoPädInnen wird sofort begreifen, worum es geht. Alles muß einfacher werden, und die SoPädInnen wollen es uns vorleben, wie.
Beim Versuch, ernst zu werden, kommen mir folgende Gedanken:
Vor fast 60 Jahren habe ich lesen und schreiben gelernt, andern fiel es schwerer, zugegeben, aber es herrschte nirgendwo Notstand wie bei Rechnen oder später bei Fremdsprachen. Seit fast 50 Jahren bin ich im Buchhandel und Verlagswesen tätig. Da hat man es naturgemäß täglich mit geschriebenem Deutsch zu tun. Heute noch liegen um mich herum Manuskripte, Bücher, ich lese Zeitungen und bekomme tagtäglich Briefe aus den verschiedensten Quellen.
Von Problemen und Schwierigkeiten wüßte ich viel zu berichten, aber die der Rechtschreibung gehörten zu den geringsten. Vom nüchternen Geschäftsbrief, getippt von einer Sekretärin mit durchschnittlichem Allgemeinwissen, über die viel- und einfältigsten Werbedrucksachen bis hin zu Texten in literarischer oder »wissenschaftlicher Sprache« (Menges Punkt a. [!!!]) herrschte Übereinstimmung in der Orthographie und eine Rechtschreibkorrektheit von 99,91 Prozent.
Notstand herrscht erst, seit es die Rechtschreibreform gibt. Es gibt die unterschiedlichsten Schreibweisen in einer Variantenbreite, die vorher unvorstellbar war. Vieles wird anders geschrieben als vorher, obwohl die Reform das gar nicht vorgibt, nur weil die Leute meinen, jetzt müsse es »neu« so geschrieben - und neuerdings, etwa von Rundfunksprechern, auch noch so gesprochen - werden («... bevor die Modalitäten nicht fest stehen« (zwei deutlich getrennte Wörter, Betonung auf »stehen«) oder »so genannten« (deutlich als zwei Wörter gesprochen).
Ich widerspreche Herrn Ickler immer besonders gern, weil er nämlich so oft recht hat, daß es nervt. Ich habe ihm also auch im derzeit abhanden gekommenen Forum widersprochen, als er vermutete, Frau dr.gerdamariamenges sei eine »fiktive Person«. Vielleicht war ich damit schon wieder auf dem falschen Dampfer und er auf dem richtigen. Aber wer sollte fraudrgerdamariamenges fingieren?
Nein, ihre Argumente wirken ehrlich, wenn auch seltsam unbekümmert. Wie kommt sie nur auf die Schreibweise »Ein Zurück wirkt deplaziert«? Wo sie sich »stärkere Zuwendung« nicht für ihre Person wünscht, die erbringen wir ja mit Freude, sondern »zum Stammprinzip«! Und wo deplatziert doch viel, viel weniger schwierig und neuerdings sogar »richtig« wäre? Vielleicht hatte sie Sorge, daß bei so dämlicher Schreibweise selbst ihr der Kragen deplatziert? Dann ist sie noch kein hoffnungsloser Fall, und wir sollten ihr die weitere Zuwendung nicht versagen.
Jetzt bitte Sie, Herr Melsa, mir glaubt sie ja doch nichts.
Herr Lachenmayer
eingetragen von Walter Lachenmann am 22.02.2001 um 23.00
Ha - jetzt weiß ich, wer die drgerdamariamenges fingiert.
Das ist der Schnäbler!
wl
eingetragen von Klaus Malorny am 22.02.2001 um 23.00
Die Heranziehung des Begriffs Zeitgeist zur Argumentation erinnert mich an den Begriff politische Entscheidung. Genauso, wie eine politische Entscheidung eben keine Sachentscheidung ist -- sonst würde sie so heißen -- und im Widerspruch zur Sachlage getroffen wurde, hat der Zeitgeist nichts mit Sinn und Verstand gemein. Zeitgeist ist Mode, und Moden sind nun mal was Irrationales. Als Argumentation also völlig ungeeignet.
Wer einmal ernsthaft über das Thema Vereinfachung, in welchen Bereichen auch immer, nachdenkt, wird feststellen, daß es sich hierbei um eine Mogelpackung handelt. Denn die Welt hat dummerweise die Eigenschaft, sich nicht einfacher machen zu lassen. Wenn man irgendwo etwas vereinfacht, wird man woanders dafür bezahlen. Bei der Sprache wurden hier im Gästebuch schon eindrucksvolle Beispiele genannt (Kleinschreibung, Kommasetzung); letztendlich führen sie zur Verflachung der Sprache und zur Verkümmerung der Denk- und Ausdrucksfähigkeit. Dies ist äußerst kontraproduktiv im Informationszeitalter, wo es immer wichtiger wird, komplexe Zusammenhänge in kurzer Zeit begreifen und übertragen zu können. Mir ist ein Artikel, den ich vor Jahren gelesen habe, in steter Erinnerung geblieben. Er beschrieb die Zustände an amerikanischen Universitäten: Amerikanische Studienanfänger müßten Nachhilfekurse in Englisch belegen, weil sie mit ihrem Englisch aus Comic-Büchern keine komplexen Sätze in den Fachbüchern verstehen konnten. Daß asiatische und indische Studenten an amerikanischen Unversitäten bessere Leistungen als die Amerikaner zeigen, liegt sicherlich nicht an den Fähigkeiten als solche, sondern daran, wie sie in der Schule und von den Eltern gefördert werden. Hierzu kann auch eine komplexe Sprache dienen, die ihre Logik nicht unbedingt auf den ersten Blick offenbart.
Aber mit der Politik, die die sog. Kultusminister und Frau Menges verfolgen, sind wir auf dem besten Wege, uns von einem zweiklassigen Land in ein drittklassiges zu entwickeln und jeden Fehler unserer amerikanischen Freunde zu wiederholen.
Zuletzt noch ein Topp-Tipp für Frau Menges:
Fordern Sie doch die Abschaffung der Vergangenheitsformen (als Teil der Vergangenheitsbewältigung); Gegenwart und Zukunft (für die Versprechen der Politiker) reichen durchaus aus. Auf den Konjunktiv können wir doch verzichten. Vielleicht können wir das Neutrum (wie die Franzosen) abschaffen und zur Freude der Feministinen auch noch das Maskulinum. Zudem könnten wir einige Fälle abschaffen, z.B. den Genitiv (statt das Auto des Mannes dem Mann sein Auto...). Zur Not gibt es weitere Anregungen in 1984.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Klaus Malorny am 22.02.2001 um 23.00
Die Heranziehung des Begriffs Zeitgeist zur Argumentation erinnert mich an den Begriff politische Entscheidung. Genauso, wie eine politische Entscheidung eben keine Sachentscheidung ist -- sonst würde sie so heißen -- und im Widerspruch zur Sachlage getroffen wurde, hat der Zeitgeist nichts mit Sinn und Verstand gemein. Zeitgeist ist Mode, und Moden sind nun mal was Irrationales. Als Argumentation also völlig ungeeignet.
Wer einmal ernsthaft über das Thema Vereinfachung, in welchen Bereichen auch immer, nachdenkt, wird feststellen, daß es sich hierbei um eine Mogelpackung handelt. Denn die Welt hat dummerweise die Eigenschaft, sich nicht einfacher machen zu lassen. Wenn man irgendwo etwas vereinfacht, wird man woanders dafür bezahlen. Bei der Sprache wurden hier im Gästebuch schon eindrucksvolle Beispiele genannt (Kleinschreibung, Kommasetzung); letztendlich führen sie zur Verflachung der Sprache und zur Verkümmerung der Denk- und Ausdrucksfähigkeit. Dies ist äußerst kontraproduktiv im Informationszeitalter, wo es immer wichtiger wird, komplexe Zusammenhänge in kurzer Zeit begreifen und übertragen zu können. Mir ist ein Artikel, den ich vor Jahren gelesen habe, in steter Erinnerung geblieben. Er beschrieb die Zustände an amerikanischen Universitäten: Amerikanische Studienanfänger müßten Nachhilfekurse in Englisch belegen, weil sie mit ihrem Englisch aus Comic-Büchern keine komplexen Sätze in den Fachbüchern verstehen konnten. Daß asiatische und indische Studenten an amerikanischen Unversitäten bessere Leistungen als die Amerikaner zeigen, liegt sicherlich nicht an den Fähigkeiten als solche, sondern daran, wie sie in der Schule und von den Eltern gefördert werden. Hierzu kann auch eine komplexe Sprache dienen, die ihre Logik nicht unbedingt auf den ersten Blick offenbart.
Aber mit der Politik, die die sog. Kultusminister und Frau Menges verfolgen, sind wir auf dem besten Wege, uns von einem zweiklassigen Land in ein drittklassiges zu entwickeln und jeden Fehler unserer amerikanischen Freunde zu wiederholen.
Zuletzt noch ein Topp-Tipp für Frau Menges:
Fordern Sie doch die Abschaffung der Vergangenheitsformen (als Teil der Vergangenheitsbewältigung); Gegenwart und Zukunft (für die Versprechen der Politiker) reichen durchaus aus. Auf den Konjunktiv können wir doch verzichten. Vielleicht können wir das Neutrum (wie die Franzosen) abschaffen und zur Freude der Feministinen auch noch das Maskulinum. Zudem könnten wir einige Fälle abschaffen, z.B. den Genitiv (statt das Auto des Mannes dem Mann sein Auto...). Zur Not gibt es weitere Anregungen in 1984.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Walter Lachenmann am 22.02.2001 um 23.00
Ha - jetzt weiß ich, wer die drgerdamariamenges fingiert.
Das ist der Schnäbler!
wl
eingetragen von anonymer Gast am 22.02.2001 um 23.00
Nachdem es Herrn Lachenmayer die Sprache verschlagen hat, Frau Dr.RenateMariaMenges aber das Gespräch wünscht und Herrn Melsa für den qualifizierteren Gesprächspartner (vermutlich und wohl zu Recht auch den mit den besseren mnestischen* Prozessen) erachtet, ergeht der Wunsch an Herrn Melsa, hier für Herrn Lachenmayer einzuspringen, der alle Hände voll zu tun hat, den heruntergefallenen Zirbelholzwandspruch wieder in seiner butzenscheibigen Wohnküche zu befestigen, damit der Haussegen nicht dauerhaft schief hängt.
Sonst tritt nämlich anstelle des bewährten Haussegens ein Fluch in Kraft. Der neue Hausfluch (dann im Hausflur) lautet, kryptisch, wie wir es gerne mögen:
Segne Mair am Etaner
Sage keiner, dies sie zikkiger kwatsch. Dies ist wie das dreierles-ß und der spruch »merdagaria« (dieser zwar eine mnestische fehlleistung) ein rest der schrift aus frueheren zeiten. Aus frueheren zeiten wollen wir keine reste mehr haben soviel muss klar sein. Sonst verpassen wir den zeitgeist und der hatte schon immer ewichkeizwert.
*Zwischendurch: Für jemanden, der sich über die Schwierigkeiten in der deutschen Sprache beklagt, ist die Verwendung solcher Begriffe wie »mnestisch« naheliegend. Besonders die im Zentrum unserer Thematik stehende Clientel der SoPädInnen wird sofort begreifen, worum es geht. Alles muß einfacher werden, und die SoPädInnen wollen es uns vorleben, wie.
Beim Versuch, ernst zu werden, kommen mir folgende Gedanken:
Vor fast 60 Jahren habe ich lesen und schreiben gelernt, andern fiel es schwerer, zugegeben, aber es herrschte nirgendwo Notstand wie bei Rechnen oder später bei Fremdsprachen. Seit fast 50 Jahren bin ich im Buchhandel und Verlagswesen tätig. Da hat man es naturgemäß täglich mit geschriebenem Deutsch zu tun. Heute noch liegen um mich herum Manuskripte, Bücher, ich lese Zeitungen und bekomme tagtäglich Briefe aus den verschiedensten Quellen.
Von Problemen und Schwierigkeiten wüßte ich viel zu berichten, aber die der Rechtschreibung gehörten zu den geringsten. Vom nüchternen Geschäftsbrief, getippt von einer Sekretärin mit durchschnittlichem Allgemeinwissen, über die viel- und einfältigsten Werbedrucksachen bis hin zu Texten in literarischer oder »wissenschaftlicher Sprache« (Menges Punkt a. [!!!]) herrschte Übereinstimmung in der Orthographie und eine Rechtschreibkorrektheit von 99,91 Prozent.
Notstand herrscht erst, seit es die Rechtschreibreform gibt. Es gibt die unterschiedlichsten Schreibweisen in einer Variantenbreite, die vorher unvorstellbar war. Vieles wird anders geschrieben als vorher, obwohl die Reform das gar nicht vorgibt, nur weil die Leute meinen, jetzt müsse es »neu« so geschrieben - und neuerdings, etwa von Rundfunksprechern, auch noch so gesprochen - werden («... bevor die Modalitäten nicht fest stehen« (zwei deutlich getrennte Wörter, Betonung auf »stehen«) oder »so genannten« (deutlich als zwei Wörter gesprochen).
Ich widerspreche Herrn Ickler immer besonders gern, weil er nämlich so oft recht hat, daß es nervt. Ich habe ihm also auch im derzeit abhanden gekommenen Forum widersprochen, als er vermutete, Frau dr.gerdamariamenges sei eine »fiktive Person«. Vielleicht war ich damit schon wieder auf dem falschen Dampfer und er auf dem richtigen. Aber wer sollte fraudrgerdamariamenges fingieren?
Nein, ihre Argumente wirken ehrlich, wenn auch seltsam unbekümmert. Wie kommt sie nur auf die Schreibweise »Ein Zurück wirkt deplaziert«? Wo sie sich »stärkere Zuwendung« nicht für ihre Person wünscht, die erbringen wir ja mit Freude, sondern »zum Stammprinzip«! Und wo deplatziert doch viel, viel weniger schwierig und neuerdings sogar »richtig« wäre? Vielleicht hatte sie Sorge, daß bei so dämlicher Schreibweise selbst ihr der Kragen deplatziert? Dann ist sie noch kein hoffnungsloser Fall, und wir sollten ihr die weitere Zuwendung nicht versagen.
Jetzt bitte Sie, Herr Melsa, mir glaubt sie ja doch nichts.
Herr Lachenmayer
eingetragen von Gast am 22.02.2001 um 23.00
Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss
Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:
a.
eingetragen von Manfred Riebe am 22.02.2001 um 23.00
Ein provokativer fastnächtlicher Impuls von Dr. Menges: Zé do Rock und Dr. Renate Menges haben nichts miteinander zu tun.
War dieses Dementi unbedingt nötig? Zé do Rock hat sicherlich eine gewisse Vorbildfunktion. Könnte Zé do Rock nicht Nachhilfe im Fachbereich 11 erteilen?
Erster Beitrag von Dr. Menges: Ich werde mich hüten und hier nochmals kryptische Zeichen einsetzen.
Hier ein Beispiel für die vereinfachte reformierte kryptische Menges-Schreibung: SoPäd.
Dr. Menges: Ich hoffe meine mnestischen Prozesse waren bezüglich der Namen der Forenschreiber diesesmal besser.
Der mnestische Prozeß war teilweise falsch: Lachenmayer, richtig: Walter Lachenmann. Daher wohl: (sein Wissen über SoPäd. Oh. Gott. Walter).
Oder wurden hier nicht nur Buchstaben, sondern auch Personen verwechselt oder vielleicht sogar verwexelt?
Manfred Riebe
eingetragen von anonymer Gast am 22.02.2001 um 23.00
Der letzte Eintrag von Lachenmayer - o Gott - war am 22. Februar - dem Schwerdonnerstag.
Viel eingefallen ist ihm da - außer einem schlecht plazierten und nicht von allen richtig verstanden wordenen Zirbelsprüchlein - tatsächlich nicht.
Hat da jemand schon Entzugserscheinungen?
Merdagaria--- (ital. für Sapperlot)
Weinmüller
Totenkral
eingetragen von RenateMariaMenges am 22.02.2001 um 23.00
Wer schreibt den nächsten Rechtschreibtest-
die Neuschreibler oder die Zurück - Propagandisten???
Selbst Schulzeitschriften schreiben zur Faschingszeit über ein Zurück?
Zeitungsente oder Bedürfnis??
Ich werde mich hüten und hier nochmals kryptische Zeichen einsetzen. Meine Sätze sollen in Zukunft ganz ankommen, sonst habe ich wieder den Hauptkorrektor wieder auf dem Hals.
Ich hoffe meine mnestischen Prozesse waren bezüglich der Namen der Forenschreiber diesesmal besser.
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 22.02.2001 um 23.00
Mit Shäckspier im kaos kommentiert Zé do Rock die Rechtschreibreform in gemäßigter Kleinschreibung und gemäßigt phonetischer Schreibweise. Er präsentiert damit ein modernes Beispiel für die von Frau Rektorin Dr. Renate Maria Menges gewünschten weiteren Vereinfachungen. Zé do Rock ist sogar auf dem Weg zur Schweizer ss-Schreibung: weiss, aussen und heisst. Aber so ganz beherrscht er sie noch nicht, denn er schreibt auch überließ, straße und groß.
Sie finden Zé do Rocks Beitrag über die Rechtschreibreform Shäckspier im kaos im Forum.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 22.02.2001 um 23.00
Erster Beitrag:
Riebe braucht dringend Nachhilfe:
Zé do Rock und Dr. Renate Menges haben nichts miteinander zu tun.
Aber- Riebe braucht dringend Nachhilfe im Fachbereich 11.
Vorträge gibt es ausnahmsweise kostenlos ( sein Wissen über SoPäd. Oh. Gott. Walter)
Lachenmayer fällt nichts mehr ein? Hat das Forum dies schon einmal bemerkt? Melsa muss einspringen- und er handelt souverän.
Wer schreibt den nächsten Rechtschreibtest- die Neuschreibler oder die??? Selbst schreiben zur Faschingszeit über ein Zurück? Zeitungsente oder Bedürfnis??
Fasching im Rechtschreibforum: Zuckerbrot und Peitsche!
Bis zum nächsten Beitrag.
RenateMariaMenges
eingetragen von Karl Eichholz am 22.02.2001 um 23.00
lachen ist gesund
bei
Sa-Tierisches finden sie mit klick (und glück) im alten forum was fürs herze.
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 21.02.2001 um 23.00
Herr Riebe, das ist doch nicht Ihr ernst! Sie glauben, Sie wären im november der letzte besucher auf dieser website gewesen. Sie unterschätzen uns gewaltig. Eintrag im forum ist nicht gleichzusetzen mit besuch. Was glauben Sie, wer auch hier (rsr.com) alles besuche abstattet, ohne spuren zu hinterlassen ?!
Martin Schmidt
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Schmidt!
Danke für den Hinweis. Sie haben recht. Ich korrigiere mich: Ich war der letzte Besucher, der sich in www.sprache.org am 06.11.2000 eingetragen hatte. Es stimmt nachdenklich, daß es im Forum von www.sprache.org seit 06.11.2000 keinen Eintrag mehr gab. Warum wohl?
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 21.02.2001 um 23.00
...weil das thema leider kein tagesaktuelles ist; weil befürworter der BVR-ziele zu sein, nicht so populär ist, wie das was die leute hier auf rsr.com eint. Die meisten einträge in sprache.org (forum) drehen sich eh um andere themen als die kernthemen des BVR.
Martin Schmidt
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2001 um 23.00
Sie unterschätzen uns gewaltig. ...Was glauben Sie, wer auch hier (rsr.com) alles besuche abstattet, ohne spuren zu hinterlassen ?! Verständlich, daß notorische Kleinschreiber sich selten trauen, hier mitzudiskutieren, es aber auch untereinander wenig tun weil sie sich wegen ihres orthographischen Frugalismus einer einfachen Sprache bedienen müssen und schwierigere grammatische Probleme in ihrer Schreibung überhaupt nicht darstellen können das aber nicht zugeben wollen. Manche sprachliche Erscheinungen werden sie vermutlich gar nicht mehr erkennen. Es ist so etwas wie eine Rotgrünblindheit, mit der auch die Reformer (ähnlicher Herkunft) geschlagen sein müssen. Die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos. Es gibt es die altägyptische Methode der Deutezeichen (Determinative), auch im Altbaylonischen zu finden, die zu einem wichtigen Wort die gemeinte Funktion als Bildzeichen hinzufügt. So kann eine babylonische Sprachverwirrung auf einfache Weise vermieden werden.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.02.2001 um 23.00
Der größte Nachteil einer Abschaffung der Substantivgroßschreibung (Professor Ickler sehe mir bitte die Verwendung dieser griffigen Bezeichnung anstelle von Redegegenstandgroßschreibung) ist ganz einfach, daß die meisten sie nicht wollen.
Weiter gibt es natürlich nachweislich Vorteile dieser Großschreibung - Professor Ickler hat gezeigt, daß man damit prinzipiell die Redegegenstände kennzeichnet; das erleichtert die Erfassung des Textes, erhöht die Lesegeschwindigkeit und sieht einfach schön aus. Ein Text, in dem nicht nur Personen und andere mit Eigennamen ausgestattete Mitspieler in dieser Weise hervorgehoben werden, sind lebendiger und konsistenter; Substantive werden in den Rang von Personen gehoben und können sich somit als Akteure der Handlung zur Geltung bringen. Ein angenehmes Zusammenspiel von grammatischer Regelmäßigkeit, Effektivität und Ästhetik, das den Deutschen nicht ohne Grund ans Herz gewachsen ist.
Es wird meist übersehen, daß es noch einen ganz gewichtigen Grund gibt, gerade aus der Perspektive der Reformer, das heißt der Fehlervermeidung, diese Großschreibung beizubehalten: Groß geschriebene Wörter sind bei weitem nicht im selben Maß Unsicherheiten bei der Getrennt-/Zusammenschreibung (GZS) ausgeliefert wie klein geschriebene Wörter. Schreibt man im Englischen letter box, letter-box oder einfach letterbox? Schreibt man world wide, world-wide oder worldwide? Schreibt man tea pot, tea-pot oder teapot? (Es dürfte all dies vorkommen.) Vergleiche im Deutschen: Brief Kasten kommt nie vor, Brief-Kasten auch nicht, der Bindestrich ist unnötig. Der Fall ist im Deutschen ganz einfach - aufgrund der Großschreibung.
Nun kommt hinzu, daß im Deutschen sehr viel mehr Komposita existieren bzw. ständig neu gebildet werden als im Englischen. Vergleiche: auseinanderbrechen - to break apart; zurückrufen - to call back. Wenn man die Substantivgroßschreibung abschaffen würde, wäre die Folge, daß sehr viel mehr getrennt geschrieben wird und die schon bisher große Zahl an Zweifelsfällen der GZS ganz enorm zunehmen würde; ich meine, es wäre eine Vervielfachung dieser Schwierigkeiten zu erwarten. (Überhaupt ist die GZS viel schwieriger als die GKS; ein häufiger Irrtum der Reformer ist, die GKS sei das Schwierigste.)
Erleichterungen von einer gemäßigten Kleinschreibung zu erwarten, das paßt zu der großen Kurzsichtigkeit und völligen Inkompetenz der Reformer, die sich doch tatsächlich eingebildet haben, die Vereinheitlichung von Leid und leid wäre eine Vereinfachung und würde eine Fehlerquelle abschaffen. Dabei ist es genau umgekehrt. Vereinfachungen wären zwar bei der GKS durchaus zunächst zu erwarten, allerdings wären sie durch die damit verbundene Verkomplizierung der GZS bei weitem aufgewogen. Ein Gerhard Augst ist natürlich nicht in der Lage, das zu begreifen.
Dennoch glaube ich nicht, wie Herr Riebe das tut, daß die Reformer die Stirn haben werden, die Substantivgroßschreibung in einigen Jahren abzuschaffen. Zuerst einmal müssen sie große Teile ihrer bisherigen Reform korrigieren, das heißt überwiegend: zurücknehmen; und dann werden sie doch wohl den letzten Rest an Glaubwürdigkeit und Autorität eingebüßt haben.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Die Kultusminister verfolgen zusammen mit Gerhard Augst zur Durchsetzung der Rechtschreibreform eine raffinierte Taktik der kleinen Schritte. Man schuf einen kleinen Präzedenzfall, um damit einen Freibrief für weitere Sprachveränderungen zu erhalten. Augst: Das amtliche Regelwerk soll auf Grund der Kommissionsergebnisse alle zehn Jahre neu aufgelegt werden. Zwischenzeitlich sind marginale Veränderungen und Wortnachträge in den Nachdrucken möglich. (Augst, Gerhard / Strunk, Hiltraud: Dokumente zur Einführung der amtlichen Rechtschreibung in den deutschsprachigen Ländern 1901-1903. In: Muttersprache, Band 99, 1989, S. 236)
Die Medienkonzerne Bertelsmann, Duden-Langenscheidt, Springer usw. helfen eifrig mit, die Wörter zur veränderbaren Ware zu machen, weil sie durch künstliche Veraltung der Rechtschreibung durch permanente Rechtschreibreformen weltweit verdienen wollen. Das Gewinnmaximierungsprinzip des staatsmonopolistischen Kapitalismus ist die eigentliche Macht des Faktischen.
Alle zehn Jahre eine Rechtschreibreform: 1996 wurde sie eingeführt, 2005 kommt die nächste Reform. Die zwischenzeitlichen marginalen Veränderungen im Duden sind aber keineswegs marginal, wie Augst damals sagte. Sie stellen vielmehr bereits eine Reform der Reform dar. Das ist ganz im Sinne der Medienkonzerne Bertelsmann, Duden-Langenscheidt usw., die an der ständigen künstlichen Veraltung ihrer Waren verdienen wollen.
Eine Salami-Taktik bringt mehr Umsatz. Die Abschaffung der Großschreibung zugunsten der konsequenten Kleinschreibung dürfte auf großen Widerstand stoßen. Vielleicht werden die Reformer daher zuerst das Eszett ganz abschaffen wollen. Auch das bringt neuen Umsatz. So erweisen sich permanente Rechtschreibreformen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Druckindustrie und als Dividendenquelle für die Aktionäre.
Das Rezept eines John Maynard Keynes hieß: Um Arbeit zu beschaffen, solle der Staat Flaschen eingraben und wieder ausgraben lassen. Letztendlich zahlen das alles die Steuerzahler. Politiker, die bei diesem Volksbetrug mitmachen, sind nicht nur Flaschen, sondern Verbrecher.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 21.02.2001 um 23.00
Fragt sich
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Die Geheimsitzungen der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission und des Beirats für deutsche Rechtschreibung sind ein Skandal. Ein ebenso großer Skandal ist es, daß Journalisten nicht den Mut haben, in diesen Fällen investigativ tätig zu werden. Günter Wallraff sagt, was er von solchen Zuständen hält.
Christiane Schulzki-Haddouti: Was denken Sie über Öffentlichkeit und Demokratie?
Günter Wallraff: Je mehr Öffentlichkeit hergestellt wird, desto mehr Sauerstoff wird in die Demokratie hineingepumpt. Je mehr Geheimwelten, umso mehr Mief, Ausdünnung und Verkümmerung und Unterhöhlung der Demokratie. Alles was öffentliche Diskussionen schafft, ist etwas befreiendes, etwas demokratieförderndes. Jedes Geheimwissen ist letztlich eine Reduzierung der Demokratie.
Öffentlichkeit ist der Sauerstoff der Demokratie, Günter Wallraff im Interview mit Christiane Schulzki-Haddouti, In: telepolis, Magazin der Netzkultur 06.09.1998, in: http://www.ix.de/tp/deutsch/inhalt/co/2454/1.html
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Ein paar Jahre wird der Herr das ja wohl machen können! Was wird der Herr wohl machen? Was ist eigentlich mit wohl machen gemeint?
Die Süddeutsche Zeitung meldete als Folge der Rechtschreibreform:
Der beliebte Konfirmanden-Spruch Der Herr wirds wohlmachen (Psalm 37) heißt künftig Der Herr wirds wohl machen - so werde Zweifel an der wohlmeinenden Haltung Gottes zu den Gläubigen ausgedrückt.
Der Herr wirds wohl machen. In: Süddeutsche Zeitung, 01.07.1999, S. 11, Ressort: BERLIN
Manfred Riebe
eingetragen von Christian Dörner am 21.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
da Psalm 37,5 zufällig mein Konfirmandenspruch war, möchte ich nur kurz anmerken, daß auch bei mir wohl machen getrennt geschrieben wurde, obwohl meine Konfirmation Jahre vor der Rechtschreibreform, aber nach 1988 stattfand. In meiner Luther-Bibel (1990) findet man im übrigen auch nur die Getrenntschreibung. Auch im Duden von 1991 kann ich keinen Hinweis auf die Zusammenschreibung finden. Die Bemerkungen zu wohl deuten m. E. mehr auf die Getrenntschreibung, also »wohl machen«, hin. Eine katholische Ausgabe der Bibel besitze ich nicht, aber es kann natürlich sein, daß es in der katholischen Einheitsübersetzung anders geregelt ist.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.02.2001 um 23.00
Der größte Nachteil einer Abschaffung der Substantivgroßschreibung (Professor Ickler sehe mir bitte die Verwendung dieser griffigen Bezeichnung anstelle von Redegegenstandgroßschreibung) ist ganz einfach, daß die meisten sie nicht wollen.
Weiter gibt es natürlich nachweislich Vorteile dieser Großschreibung - Professor Ickler hat gezeigt, daß man damit prinzipiell die Redegegenstände kennzeichnet; das erleichtert die Erfassung des Textes, erhöht die Lesegeschwindigkeit und sieht einfach schön aus. Ein Text, in dem nicht nur Personen und andere mit Eigennamen ausgestattete Mitspieler in dieser Weise hervorgehoben werden, sind lebendiger und konsistenter; Substantive werden in den Rang von Personen gehoben und können sich somit als Akteure der Handlung zur Geltung bringen. Ein angenehmes Zusammenspiel von grammatischer Regelmäßigkeit, Effektivität und Ästhetik, das den Deutschen nicht ohne Grund ans Herz gewachsen ist.
Es wird meist übersehen, daß es noch einen ganz gewichtigen Grund gibt, gerade aus der Perspektive der Reformer, das heißt der Fehlervermeidung, diese Großschreibung beizubehalten: Groß geschriebene Wörter sind bei weitem nicht im selben Maß Unsicherheiten bei der Getrennt-/Zusammenschreibung (GZS) ausgeliefert wie klein geschriebene Wörter. Schreibt man im Englischen letter box, letter-box oder einfach letterbox? Schreibt man world wide, world-wide oder worldwide? Schreibt man tea pot, tea-pot oder teapot? (Es dürfte all dies vorkommen.) Vergleiche im Deutschen: Brief Kasten kommt nie vor, Brief-Kasten auch nicht, der Bindestrich ist unnötig. Der Fall ist im Deutschen ganz einfach - aufgrund der Großschreibung.
Nun kommt hinzu, daß im Deutschen sehr viel mehr Komposita existieren bzw. ständig neu gebildet werden als im Englischen. Vergleiche: auseinanderbrechen - to break apart; zurückrufen - to call back. Wenn man die Substantivgroßschreibung abschaffen würde, wäre die Folge, daß sehr viel mehr getrennt geschrieben wird und die schon bisher große Zahl an Zweifelsfällen der GZS ganz enorm zunehmen würde; ich meine, es wäre eine Vervielfachung dieser Schwierigkeiten zu erwarten. (Überhaupt ist die GZS viel schwieriger als die GKS; ein häufiger Irrtum der Reformer ist, die GKS sei das Schwierigste.)
Erleichterungen von einer gemäßigten Kleinschreibung zu erwarten, das paßt zu der großen Kurzsichtigkeit und völligen Inkompetenz der Reformer, die sich doch tatsächlich eingebildet haben, die Vereinheitlichung von Leid und leid wäre eine Vereinfachung und würde eine Fehlerquelle abschaffen. Dabei ist es genau umgekehrt. Vereinfachungen wären zwar bei der GKS durchaus zunächst zu erwarten, allerdings wären sie durch die damit verbundene Verkomplizierung der GZS bei weitem aufgewogen. Ein Gerhard Augst ist natürlich nicht in der Lage, das zu begreifen.
Dennoch glaube ich nicht, wie Herr Riebe das tut, daß die Reformer die Stirn haben werden, die Substantivgroßschreibung in einigen Jahren abzuschaffen. Zuerst einmal müssen sie große Teile ihrer bisherigen Reform korrigieren, das heißt überwiegend: zurücknehmen; und dann werden sie doch wohl den letzten Rest an Glaubwürdigkeit und Autorität eingebüßt haben.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Ein paar Jahre wird der Herr das ja wohl machen können! Was wird der Herr wohl machen? Was ist eigentlich mit wohl machen gemeint?
Die Süddeutsche Zeitung meldete als Folge der Rechtschreibreform:
Der beliebte Konfirmanden-Spruch Der Herr wirds wohlmachen (Psalm 37) heißt künftig Der Herr wirds wohl machen - so werde Zweifel an der wohlmeinenden Haltung Gottes zu den Gläubigen ausgedrückt.
Der Herr wirds wohl machen. In: Süddeutsche Zeitung, 01.07.1999, S. 11, Ressort: BERLIN
Manfred Riebe
eingetragen von Christian Dörner am 21.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
da Psalm 37,5 zufällig mein Konfirmandenspruch war, möchte ich nur kurz anmerken, daß auch bei mir wohl machen getrennt geschrieben wurde, obwohl meine Konfirmation Jahre vor der Rechtschreibreform, aber nach 1988 stattfand. In meiner Luther-Bibel (1990) findet man im übrigen auch nur die Getrenntschreibung. Auch im Duden von 1991 kann ich keinen Hinweis auf die Zusammenschreibung finden. Die Bemerkungen zu wohl deuten m. E. mehr auf die Getrenntschreibung, also »wohl machen«, hin. Eine katholische Ausgabe der Bibel besitze ich nicht, aber es kann natürlich sein, daß es in der katholischen Einheitsübersetzung anders geregelt ist.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2001 um 23.00
Sie unterschätzen uns gewaltig. ...Was glauben Sie, wer auch hier (rsr.com) alles besuche abstattet, ohne spuren zu hinterlassen ?! Verständlich, daß notorische Kleinschreiber sich selten trauen, hier mitzudiskutieren, es aber auch untereinander wenig tun weil sie sich wegen ihres orthographischen Frugalismus einer einfachen Sprache bedienen müssen und schwierigere grammatische Probleme in ihrer Schreibung überhaupt nicht darstellen können das aber nicht zugeben wollen. Manche sprachliche Erscheinungen werden sie vermutlich gar nicht mehr erkennen. Es ist so etwas wie eine Rotgrünblindheit, mit der auch die Reformer (ähnlicher Herkunft) geschlagen sein müssen. Die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos. Es gibt es die altägyptische Methode der Deutezeichen (Determinative), auch im Altbaylonischen zu finden, die zu einem wichtigen Wort die gemeinte Funktion als Bildzeichen hinzufügt. So kann eine babylonische Sprachverwirrung auf einfache Weise vermieden werden.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 21.02.2001 um 23.00
Herr Riebe, das ist doch nicht Ihr ernst! Sie glauben, Sie wären im november der letzte besucher auf dieser website gewesen. Sie unterschätzen uns gewaltig. Eintrag im forum ist nicht gleichzusetzen mit besuch. Was glauben Sie, wer auch hier (rsr.com) alles besuche abstattet, ohne spuren zu hinterlassen ?!
Martin Schmidt
eingetragen von Gast am 21.02.2001 um 23.00
...weil das thema leider kein tagesaktuelles ist; weil befürworter der BVR-ziele zu sein, nicht so populär ist, wie das was die leute hier auf rsr.com eint. Die meisten einträge in sprache.org (forum) drehen sich eh um andere themen als die kernthemen des BVR.
Martin Schmidt
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Schmidt!
Danke für den Hinweis. Sie haben recht. Ich korrigiere mich: Ich war der letzte Besucher, der sich in www.sprache.org am 06.11.2000 eingetragen hatte. Es stimmt nachdenklich, daß es im Forum von www.sprache.org seit 06.11.2000 keinen Eintrag mehr gab. Warum wohl?
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Die Geheimsitzungen der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission und des Beirats für deutsche Rechtschreibung sind ein Skandal. Ein ebenso großer Skandal ist es, daß Journalisten nicht den Mut haben, in diesen Fällen investigativ tätig zu werden. Günter Wallraff sagt, was er von solchen Zuständen hält.
Christiane Schulzki-Haddouti: Was denken Sie über Öffentlichkeit und Demokratie?
Günter Wallraff: Je mehr Öffentlichkeit hergestellt wird, desto mehr Sauerstoff wird in die Demokratie hineingepumpt. Je mehr Geheimwelten, umso mehr Mief, Ausdünnung und Verkümmerung und Unterhöhlung der Demokratie. Alles was öffentliche Diskussionen schafft, ist etwas befreiendes, etwas demokratieförderndes. Jedes Geheimwissen ist letztlich eine Reduzierung der Demokratie.
Öffentlichkeit ist der Sauerstoff der Demokratie, Günter Wallraff im Interview mit Christiane Schulzki-Haddouti, In: telepolis, Magazin der Netzkultur 06.09.1998, in: http://www.ix.de/tp/deutsch/inhalt/co/2454/1.html
Manfred Riebe
eingetragen von Manfred Riebe am 21.02.2001 um 23.00
Die Kultusminister verfolgen zusammen mit Gerhard Augst zur Durchsetzung der Rechtschreibreform eine raffinierte Taktik der kleinen Schritte. Man schuf einen kleinen Präzedenzfall, um damit einen Freibrief für weitere Sprachveränderungen zu erhalten. Augst: Das amtliche Regelwerk soll auf Grund der Kommissionsergebnisse alle zehn Jahre neu aufgelegt werden. Zwischenzeitlich sind marginale Veränderungen und Wortnachträge in den Nachdrucken möglich. (Augst, Gerhard / Strunk, Hiltraud: Dokumente zur Einführung der amtlichen Rechtschreibung in den deutschsprachigen Ländern 1901-1903. In: Muttersprache, Band 99, 1989, S. 236)
Die Medienkonzerne Bertelsmann, Duden-Langenscheidt, Springer usw. helfen eifrig mit, die Wörter zur veränderbaren Ware zu machen, weil sie durch künstliche Veraltung der Rechtschreibung durch permanente Rechtschreibreformen weltweit verdienen wollen. Das Gewinnmaximierungsprinzip des staatsmonopolistischen Kapitalismus ist die eigentliche Macht des Faktischen.
Alle zehn Jahre eine Rechtschreibreform: 1996 wurde sie eingeführt, 2005 kommt die nächste Reform. Die zwischenzeitlichen marginalen Veränderungen im Duden sind aber keineswegs marginal, wie Augst damals sagte. Sie stellen vielmehr bereits eine Reform der Reform dar. Das ist ganz im Sinne der Medienkonzerne Bertelsmann, Duden-Langenscheidt usw., die an der ständigen künstlichen Veraltung ihrer Waren verdienen wollen.
Eine Salami-Taktik bringt mehr Umsatz. Die Abschaffung der Großschreibung zugunsten der konsequenten Kleinschreibung dürfte auf großen Widerstand stoßen. Vielleicht werden die Reformer daher zuerst das Eszett ganz abschaffen wollen. Auch das bringt neuen Umsatz. So erweisen sich permanente Rechtschreibreformen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Druckindustrie und als Dividendenquelle für die Aktionäre.
Das Rezept eines John Maynard Keynes hieß: Um Arbeit zu beschaffen, solle der Staat Flaschen eingraben und wieder ausgraben lassen. Letztendlich zahlen das alles die Steuerzahler. Politiker, die bei diesem Volksbetrug mitmachen, sind nicht nur Flaschen, sondern Verbrecher.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 21.02.2001 um 23.00
Fragt sich
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 20.02.2001 um 23.00
Professor Ickler schreibt: Das ist die Liberalisierung. Aber niemand macht davon Gebrauch ...
Wozu also Liberalisierung, wenn die bisherigen Kommaregeln nützlich und notwendig sind? Wenn der Verkehrsminister alle Park- und Halteverbotsschilder entfernte, gäbe es zwar weniger Verkehrsvergehen, aber dafür ein Verkehrschaos.
Aber niemand macht davon Gebrauch? Wirklich nicht? Leider doch, nämlich in der Schule, für die das Bundesverfassungsgericht den Unsinn abgesegnet hat und wo es durch die Liberalisierung weniger Kommafehler gibt. Weil es weniger Kommafehler gibt, berufen sich die Schüler darauf, und die Lehrer werden gezwungen, den Unsinn mitzumachen und zu akzeptieren. Diese staatlich erzwungene Schlamperei wird spätestens im Berufsleben bestraft. Dort mißt man mit anderen Maßstäben und sortiert Bewerbungen ohne Federlesens aus, die nicht den Vorstellungen der Wirtschaft von einer vernünftigen Schreibweise entsprechen. Wer die neue Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung mitmacht, den bestraft das Leben.
Manfred Riebe
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Zur Liberalisierung der Kommaregelung, von der nach Icklers Ansicht niemand Gebrauch macht: Als 1996 die Absicht erklärt wurde, ab 1998 die Rechtschreibreform durchzusetzen, war unsere Schulleiterin als eine der ersten dabei, die damals noch freiwillige Umsetzung der Reform in der Schule bereits zu praktizieren und die überflüssigen Kommata wegzulassen. Ich habe ja in meiner Wörterliste diesen Satz (aus einem Rundbrief an die Eltern zitiert) aufgenommen: Um den Vorgaben gerecht zu werden haben wir im Schuljahr 1996/7 - nach einem einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz - begonnen die neuen Regeln umzusetzen.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Christian Melsa schrieb am 20.2.01 zu der von Frau Menges geforderten gemäßigten Kleinschreibung sehr richtig: Dagegen spricht, daß dann Sätze (vor allem bei der flexiblen Syntax der deutschen Sprache) nicht mehr so einfach für den Lesenden zu durchschauen sind, weil z.B. Verben nicht mehr auf Anhieb von deren Substantivierungen zu unterscheiden sind. Dazu ein paar Beispiele, gefunden von Karl-Heinz Requard:
Überschriften: Der gefangene floh / Tote fliegen / Die weisen lügen!
Sie nannten das bild gebet einer jungfrau (wird ihr auch genug gegeben?)
Wenns schmuck sein soll.
Lieber arm dran als arm ab!
Viele verrückte speisen in der kantine des hohen hauses.
Er sah eisen und stahl im laden.
Mein freund hat in Moskau liebe genossen.
Er hat einen kleinen weg.
Sein leben war nur treue und selbstlose pflichterfüllung.
Statistiken und prognosen sagen uns nicht vie, versprechen noch weniger.
Der weg, den ich suche und brauche, führt vom sentimentalen weg zum humor. (hERMANN hESSE)
Diese Beispiele passen doch prima zum heutigen Schwerdonnerstag, nicht wahr?
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von anonymer Gast am 20.02.2001 um 23.00
Die beispiele sind hübsch; sie bereichern wie auch in anderen ländern die sprachkultur. Die franzosen machen das vor allem umgekehrt: homofone aber heterografe. Solche beispiele können in vielen sprachen gesucht und gefunden werden. Im deutschen allein geschieht dies meist als vermeintliche warnung vor der abschaffung der substantivgroßschreibung. Wir könnten uns anderen ländern anschließen und das ganze völlig unabhängig von der großschreibung diskutieren, so wie man für das spiel teekesselchen die schrift nicht braucht. Zukünftig würden diese beispiele in das große meer der potenziellen missverständnisse aufgehen, mit denen gerade das deutsche wegen seiner großen syntaktischen flexibiltität hervorragend klarkommt, auch jetzt schon, tagtäglich!
Martin Schmidt
Düsseldorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.02.2001 um 23.00
Ich habe in aller Zerknirschung auch noch ein kleines Beispiel:
auch arme haben beine
(kommt in der praxis nicht oft vor, zugegeben.)
Naja, heute ist wohl wirklich ein schwerer Donnerschlag,
Schmarrn: Donnerstag.
Wenn Sie wüßten, wie es hier in Krottenthal heute aussieht!
Krottenthaler Zirbelküche
bekannt
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.02.2001 um 23.00
wollte ich noch hinzufügen. Niemand weiß dies besser als ich.
Sie sollten sich aber heute mal Krottenthal anschauen, dann wüßten Sie, was los ist.
Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg.
Hier ist aber alles zugeschneit.
WL
b
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.02.2001 um 23.00
Frau Menges hat sich weitere Vereinfachungen von Gerhard Augst gewünscht. Es fragt sich, warum sie das nur allgemein wünscht, anstatt mit konkreten Beispielen voranzugehen. Zur Auflockerung mache ich noch mal ein paar Vorschläge:
Hauptstadt von Indien: Dehli; Neu-Dehli; dazu Deli, Neu-Deli
Annemone (wie Annerose)
Barakuda, Marakuja (statt Barrakuda, Maracuja)
Piranja, Keipirinja
skuril (wie Turin)
Kaubeu (vergleiche: Grislibär)
Hottdog, Fittness, Toppstar (vergleiche: Quickstepp, Twostepp)
Kommittee, auch Kommitee, auch Komittee (neben Komitee)
Flies (neben Vlies, Fleece)
Verließ (statt Verlies)
Golden Ritriever (vergleiche: Porträt)
Kackadu (wie Kuckuck)
Rinozeross (heute zu: Ross)
Die Reformer um Gerhard Augst sind wirklich merkwürdig einfallslos gewesen, wie es scheint. Obwohl sie sich auf Tiere konzentrierten (Gämse, Delfin, Panter, Känguru), sind ihnen wertvolle Möglichkeiten der Neugestaltung entgangen ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.02.2001 um 23.00
Kleinschreibzirkus am Ende!
Der schwarze Bond steckte in zaumzeug aus eisen und stahl in einem fort. Er spürte die alte sucht nach frischem blut! ....
(weiter im alten Forum unter Sa-Tierisches um das hier erreichte Nie-wo nicht zu gefährden)
S. Salzburg
.
eingetragen von Manfred Riebe am 20.02.2001 um 23.00
Frau Rektorin Dr. Renate Maria Menges wünscht weitere Vereinfachungen der Rechtschreibung. Am 11.02.2001 schrieb sie wörtlich: Ich plädiere für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Ich habe daher in die Lutherbibel von 1545 hineingeschaut:
D. Martin Luther: Biblia: das ist: Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch. Auffs new zugericht. Begnadet mit Kurfürstlicher zu Sachsen Freiheit. Gedruckt zu Wittemberg / Durch Hans Lufft, MDXLV (1545).
Allerdings ist die Sprache des 16. Jahrhunderts, das Frühneuhochdeutsche, im Gegensatz zu unserer heutigen Sprache in ihrer Entwicklung noch nicht fest abgeschlossen, sondern im Werden begriffen. Daher gibt es ein Nebeneinander verschiedener Schreibformen. Die Schreibweise unterliegt noch keinen festen Regeln, und häufig wird eine rein phonetische Schreibweise angewandt ohne Rücksicht auf Stamm und Herkunft des betreffenden Wortes. Diese Lutherbibel enthält aber das, was Frau Dr. Menges wünscht, z.B.
1. Kleinschreibung: abend, abendmal, apoteke (sogar ohne das Dehnungs-h!), freiheit, gasthaus, pöbel
2. Doppel-s-Schreibung wie in der Schweiz: anbeissen, beschliessen, büssen, einreissen, schiessen
3. Wörter ohne Dehnungs-h: abnemen, annemen, dahinfaren, einfüren, fortfaren, rüren, zurückkeren
4. Aber schon die Getrenntschreibung findet man seltener: davon tun, drauf geben, wol machen. Die Zusammenschreibung hatte schon in größerem Umfang begonnen.
Wer sich über die von den Reformern angestrebte Kleinschreibung näher informieren will, kann einmal die Netzseite des Bundes für vereinfachte rechtschreibung (BVR) in Zürich besuchen: http://www.sprache.org. Der letzte Besucher dort war ich am 06.11.2000. Das zeigt, wie gering das Interesse an der Kleinschreibung wirklich ist.
Im Sinne der Schweizer ss- und Kleinschreiber war Martin Luther ein moderner Mann. Sollen wir also zur Schreibweise des Reformators Dr. Martin Luther zurückkehren, wie die Reformer und Frau Dr. Renate Maria Menges es nach wie vor wünschen? Der Angriff der Reformer auf unsere moderne Schreibweise scheiterte schon einmal.
Aber der keiser, der den al im bot isst, ist noch nicht tot! Was 1996 noch nicht durchsetzbar war, werden die Reformer nach dem Jahr 2005 erneut auf die Tagesordnung setzen: die konsequente Kleinschreibung und die Preisgabe der Unterscheidungsschreibung, der Dehnungszeichen und insbesondere des ß. Die Reformer Augst, Blüml, Gallmann und Sitta betonten: Es ist ein Anfang gemacht worden, weitere Vereinfachungen und Verbesserungen können sich zu einem späteren Zeitpunkt anschließen. (Sitta, Horst / Gallmann, Peter, in Zusammenarbeit mit Gerhard Augst und Karl Blüml: Duden, Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung: Nach den Beschlüssen der Wiener Orthographiekonferenz vom 22.-24.11.1994 für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mannheim: Dudenverlag, 1994, S. 7)
Manfred Riebe
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Da fällt mir (auch wenns nach der Mahnung von S. Salzburg hier ins Gästebuch nicht hineinpaßt) zum Ausklang des Schwerdonnerstags noch ein:
Wenn hinter fliegen fliegen fliegen, fliegen fliegen fliegen nach.
Unter anderem an diesem Satz (mit entsprechender Erklärung) erkannten meine Grundschulkinder die Notwendigkeit der Groß- und Kleinschreibung.
Kinder sind manchmal klüger als ein Herr Martin Schmidt.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von anonymer Gast am 20.02.2001 um 23.00
Die beispiele sind hübsch; sie bereichern wie auch in anderen ländern die sprachkultur. Die franzosen machen das vor allem umgekehrt: homofone aber heterografe. Solche beispiele können in vielen sprachen gesucht und gefunden werden. Im deutschen allein geschieht dies meist als vermeintliche warnung vor der abschaffung der substantivgroßschreibung. Wir könnten uns anderen ländern anschließen und das ganze völlig unabhängig von der großschreibung diskutieren, so wie man für das spiel teekesselchen die schrift nicht braucht. Zukünftig würden diese beispiele in das große meer der potenziellen missverständnisse aufgehen, mit denen gerade das deutsche wegen seiner großen syntaktischen flexibiltität hervorragend klarkommt, auch jetzt schon, tagtäglich!
Martin Schmidt
Düsseldorf
eingetragen von Manfred Riebe am 20.02.2001 um 23.00
Frau Rektorin Dr. Renate Maria Menges wünscht weitere Vereinfachungen der Rechtschreibung. Am 11.02.2001 schrieb sie wörtlich: Ich plädiere für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Ich habe daher in die Lutherbibel von 1545 hineingeschaut:
D. Martin Luther: Biblia: das ist: Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch. Auffs new zugericht. Begnadet mit Kurfürstlicher zu Sachsen Freiheit. Gedruckt zu Wittemberg / Durch Hans Lufft, MDXLV (1545).
Allerdings ist die Sprache des 16. Jahrhunderts, das Frühneuhochdeutsche, im Gegensatz zu unserer heutigen Sprache in ihrer Entwicklung noch nicht fest abgeschlossen, sondern im Werden begriffen. Daher gibt es ein Nebeneinander verschiedener Schreibformen. Die Schreibweise unterliegt noch keinen festen Regeln, und häufig wird eine rein phonetische Schreibweise angewandt ohne Rücksicht auf Stamm und Herkunft des betreffenden Wortes. Diese Lutherbibel enthält aber das, was Frau Dr. Menges wünscht, z.B.
1. Kleinschreibung: abend, abendmal, apoteke (sogar ohne das Dehnungs-h!), freiheit, gasthaus, pöbel
2. Doppel-s-Schreibung wie in der Schweiz: anbeissen, beschliessen, büssen, einreissen, schiessen
3. Wörter ohne Dehnungs-h: abnemen, annemen, dahinfaren, einfüren, fortfaren, rüren, zurückkeren
4. Aber schon die Getrenntschreibung findet man seltener: davon tun, drauf geben, wol machen. Die Zusammenschreibung hatte schon in größerem Umfang begonnen.
Wer sich über die von den Reformern angestrebte Kleinschreibung näher informieren will, kann einmal die Netzseite des Bundes für vereinfachte rechtschreibung (BVR) in Zürich besuchen: http://www.sprache.org. Der letzte Besucher dort war ich am 06.11.2000. Das zeigt, wie gering das Interesse an der Kleinschreibung wirklich ist.
Im Sinne der Schweizer ss- und Kleinschreiber war Martin Luther ein moderner Mann. Sollen wir also zur Schreibweise des Reformators Dr. Martin Luther zurückkehren, wie die Reformer und Frau Dr. Renate Maria Menges es nach wie vor wünschen? Der Angriff der Reformer auf unsere moderne Schreibweise scheiterte schon einmal.
Aber der keiser, der den al im bot isst, ist noch nicht tot! Was 1996 noch nicht durchsetzbar war, werden die Reformer nach dem Jahr 2005 erneut auf die Tagesordnung setzen: die konsequente Kleinschreibung und die Preisgabe der Unterscheidungsschreibung, der Dehnungszeichen und insbesondere des ß. Die Reformer Augst, Blüml, Gallmann und Sitta betonten: Es ist ein Anfang gemacht worden, weitere Vereinfachungen und Verbesserungen können sich zu einem späteren Zeitpunkt anschließen. (Sitta, Horst / Gallmann, Peter, in Zusammenarbeit mit Gerhard Augst und Karl Blüml: Duden, Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung: Nach den Beschlüssen der Wiener Orthographiekonferenz vom 22.-24.11.1994 für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mannheim: Dudenverlag, 1994, S. 7)
Manfred Riebe
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Da fällt mir (auch wenns nach der Mahnung von S. Salzburg hier ins Gästebuch nicht hineinpaßt) zum Ausklang des Schwerdonnerstags noch ein:
Wenn hinter fliegen fliegen fliegen, fliegen fliegen fliegen nach.
Unter anderem an diesem Satz (mit entsprechender Erklärung) erkannten meine Grundschulkinder die Notwendigkeit der Groß- und Kleinschreibung.
Kinder sind manchmal klüger als ein Herr Martin Schmidt.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.02.2001 um 23.00
Frau Menges hat sich weitere Vereinfachungen von Gerhard Augst gewünscht. Es fragt sich, warum sie das nur allgemein wünscht, anstatt mit konkreten Beispielen voranzugehen. Zur Auflockerung mache ich noch mal ein paar Vorschläge:
Hauptstadt von Indien: Dehli; Neu-Dehli; dazu Deli, Neu-Deli
Annemone (wie Annerose)
Barakuda, Marakuja (statt Barrakuda, Maracuja)
Piranja, Keipirinja
skuril (wie Turin)
Kaubeu (vergleiche: Grislibär)
Hottdog, Fittness, Toppstar (vergleiche: Quickstepp, Twostepp)
Kommittee, auch Kommitee, auch Komittee (neben Komitee)
Flies (neben Vlies, Fleece)
Verließ (statt Verlies)
Golden Ritriever (vergleiche: Porträt)
Kackadu (wie Kuckuck)
Rinozeross (heute zu: Ross)
Die Reformer um Gerhard Augst sind wirklich merkwürdig einfallslos gewesen, wie es scheint. Obwohl sie sich auf Tiere konzentrierten (Gämse, Delfin, Panter, Känguru), sind ihnen wertvolle Möglichkeiten der Neugestaltung entgangen ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.02.2001 um 23.00
Kleinschreibzirkus am Ende!
Der schwarze Bond steckte in zaumzeug aus eisen und stahl in einem fort. Er spürte die alte sucht nach frischem blut! ....
(weiter im alten Forum unter Sa-Tierisches um das hier erreichte Nie-wo nicht zu gefährden)
S. Salzburg
.
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.02.2001 um 23.00
Ich habe in aller Zerknirschung auch noch ein kleines Beispiel:
auch arme haben beine
(kommt in der praxis nicht oft vor, zugegeben.)
Naja, heute ist wohl wirklich ein schwerer Donnerschlag,
Schmarrn: Donnerstag.
Wenn Sie wüßten, wie es hier in Krottenthal heute aussieht!
Krottenthaler Zirbelküche
bekannt
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.02.2001 um 23.00
wollte ich noch hinzufügen. Niemand weiß dies besser als ich.
Sie sollten sich aber heute mal Krottenthal anschauen, dann wüßten Sie, was los ist.
Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg.
Hier ist aber alles zugeschneit.
WL
b
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Christian Melsa schrieb am 20.2.01 zu der von Frau Menges geforderten gemäßigten Kleinschreibung sehr richtig: Dagegen spricht, daß dann Sätze (vor allem bei der flexiblen Syntax der deutschen Sprache) nicht mehr so einfach für den Lesenden zu durchschauen sind, weil z.B. Verben nicht mehr auf Anhieb von deren Substantivierungen zu unterscheiden sind. Dazu ein paar Beispiele, gefunden von Karl-Heinz Requard:
Überschriften: Der gefangene floh / Tote fliegen / Die weisen lügen!
Sie nannten das bild gebet einer jungfrau (wird ihr auch genug gegeben?)
Wenns schmuck sein soll.
Lieber arm dran als arm ab!
Viele verrückte speisen in der kantine des hohen hauses.
Er sah eisen und stahl im laden.
Mein freund hat in Moskau liebe genossen.
Er hat einen kleinen weg.
Sein leben war nur treue und selbstlose pflichterfüllung.
Statistiken und prognosen sagen uns nicht vie, versprechen noch weniger.
Der weg, den ich suche und brauche, führt vom sentimentalen weg zum humor. (hERMANN hESSE)
Diese Beispiele passen doch prima zum heutigen Schwerdonnerstag, nicht wahr?
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Stephanus Peil am 20.02.2001 um 23.00
Zur Liberalisierung der Kommaregelung, von der nach Icklers Ansicht niemand Gebrauch macht: Als 1996 die Absicht erklärt wurde, ab 1998 die Rechtschreibreform durchzusetzen, war unsere Schulleiterin als eine der ersten dabei, die damals noch freiwillige Umsetzung der Reform in der Schule bereits zu praktizieren und die überflüssigen Kommata wegzulassen. Ich habe ja in meiner Wörterliste diesen Satz (aus einem Rundbrief an die Eltern zitiert) aufgenommen: Um den Vorgaben gerecht zu werden haben wir im Schuljahr 1996/7 - nach einem einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz - begonnen die neuen Regeln umzusetzen.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Manfred Riebe am 20.02.2001 um 23.00
Professor Ickler schreibt: Das ist die Liberalisierung. Aber niemand macht davon Gebrauch ...
Wozu also Liberalisierung, wenn die bisherigen Kommaregeln nützlich und notwendig sind? Wenn der Verkehrsminister alle Park- und Halteverbotsschilder entfernte, gäbe es zwar weniger Verkehrsvergehen, aber dafür ein Verkehrschaos.
Aber niemand macht davon Gebrauch? Wirklich nicht? Leider doch, nämlich in der Schule, für die das Bundesverfassungsgericht den Unsinn abgesegnet hat und wo es durch die Liberalisierung weniger Kommafehler gibt. Weil es weniger Kommafehler gibt, berufen sich die Schüler darauf, und die Lehrer werden gezwungen, den Unsinn mitzumachen und zu akzeptieren. Diese staatlich erzwungene Schlamperei wird spätestens im Berufsleben bestraft. Dort mißt man mit anderen Maßstäben und sortiert Bewerbungen ohne Federlesens aus, die nicht den Vorstellungen der Wirtschaft von einer vernünftigen Schreibweise entsprechen. Wer die neue Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung mitmacht, den bestraft das Leben.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Das klingt übertrieben. Der Begriff Vorgreifer-es steht in dem Paragrafen nicht; ich habe mit Nachtrag lediglich den Begriff verwendet, der dort geführt wird. Dass ich ihn für den konkreten Satz auch nicht so treffend fand, habe ich doch gesagt. Sie, Herr Ickler, haben es meiner Meinung lediglich ausführlicher und mit anderer Begrifflichkeit beschrieben. Ich kann zumindest den Zusammenhang zwischen der Überschrift Voll daneben und Ihren Ausführungen noch nicht erkennen. Ich sehe da (noch) keinen Widerspruch zwischen unseren beiden Ausführungen. Heute Abend nehme ich mir noch einmal etwas Zeit dafür.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Zu wohlmachen (bisher auf der Nachrichtenseite diskutiert): Gegen die Zusammenschreibung ist natürlich nichts einzuwenden, auch wenn sie dem Duden widersprach und insofern die Kinder verunsichern könnte (wenn es denn überhaupt eine unterrichtliche Relevanz hätte). Was die Bibelübersetzung betrifft, so ist aber der haarsträubende Umgang gerade der evangelischen Kirche mit dem Text sprichwörtlich. Ich will der unendlichen Literatur über dieses Thema nicht noch einen weiteren Beitrag hinzufügen, sondern bloß bemerken, daß die Kirche mit schlafwandlerischer Sicherheit den Wünschen der Kultusminister nachgekommen ist und gar nicht früh genug mit der Neuschreibung beginnen konnte. Thron und Altar sind immer noch eng verbunden. Von Verantwortungsbewußtsein keine Spur. Ob die Kirche auf diese Weise neue Interessenten gewinnt oder nicht vielmehr die verbliebenen vergrault, muß sie - nicht erst seit gestern - mit sich selbst ausmachen.
Außerdem haben wir alle auf der Nachrichtenseite jenen Zeitungsmeldungen vertraut, wonach Minister Zehetmair ein Sprachschutzgesetz befürworte. Das ist aber, wie Erkundigungen im Staatsministerium (Pressesprecher Toni Schmid) ergaben, nicht der Fall. Es ist also nicht Bock zum Gärtner gemacht worden, wie es oben hieß, sondern Herr Zehetmair bleibt weiterhin der Minister, der die Rechtschreibreform durchsetzt, wie sie vor einigen Jahren geplant war, inzwischen aber schon nicht mehr ist.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
bei Ihren weiteren Nachforschungen sollten Sie bedenken, daß der ganze Paragraph 77 vollkommen verfehlt ist, schon weil darin Dinge besprochen werden, die in keiner Weise unter Zusätze oder Nachträge fallen. Leider weiß ich nicht, welcher Fachrichtung Sie angehören. Ohne grammatische Spezialkenntnisse werden Sie hier wahrscheinlich nicht durchkommen. Das Schockierende war ja gerade, daß die Reformer so dilettantisch vorgingen. Auch unter den Beispielen zu 75 (5) (erster Block) stehen völlig unvergleichbare Dinge bunt gemischt nebeneinander. Seltsam ist natürlich auch, daß Nominalgruppen nicht als hinweisend gelten sollen (der Wunsch ihn wiederzusehen). In der neuen Literatur wird diskutiert, ob dies vielleicht doch einbegriffen sein sollte, und eine Zeitlang wurde es so verstanden; die Kommisison hat es aber zurückgewiesen. Das Hauptproblem ist, daß die Neuregelung nicht explizit sagt, was sie unter hinweisenden Wörtern versteht, sondern dies nur in den Beispielen unterbringt. Eine Revision ist schon lange angekündigt, kam aber nicht zustande, vermutlich wegen der Schwere der Fehler, deren Korrektur eine Hauptsäule der Reform wegschlagen würde. Das wird demnächst tatsächlich geschehen, und man wird schön demokratisch auf die Nichtakzeptanz der neuen Kommaregeln verweisen ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Der Paragraf 77 hat in der Tat Schwächen. Mich hat zumindest das mit den hinweisen Wörtern auch gestört; das war mir genau in dem Sinne, wie es Herr Ickler hier beschreibt, nicht eindeutig. Schön, wenn das demnächt verbessert wird.
Meine Fachrichtung? Privat sprachlich interessierter Bürger.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
hinweisenden
eingetragen von Manfred Riebe am 19.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Sie schreiben, Sie seien ein Privat sprachlich interessierter Bürger. Auf Grund meiner Erfahrungen im VRS besteht in den meisten Fällen auch eine beruflich bedingte Motivation; denn mit der Rechtschreibung muß man sich hauptsächlich beruflich auseinandersetzen. Ist meine Vermutung richtig, daß Sie in einem Schulbuchverlag tätig sind?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
> Zum 10. Mal nur Hoffnung auf das neue Forum; es läuft noch nicht!
> Über Ihre Gedanken freut sich Ihr »Mädchenfüralles«
Generell gilt: If it aint broken, dont fix it. Man kann Dinge natürlich trotzdem reparieren - auch wenn sie nicht kaputt sind - aber bisweilen kommt nichts Gutes dabei heraus. Da soll doch jüngst die deutsche Rechtschreibung ...
Für Foren wie dieses gibt es seit vielen Jahren eine überzeugende Lösung, älter als HTTP und "Brauser und noch immer recht populär. Sie nennt sich Usenet. Auch über deutsche Sprache wird dort beispielsweise diskutiert. Schau doch mal rein! (de.etc.sprache.deutsch)
Aktuell aber herrscht Gründerzeit - und jeder, jeder muß seine eigene Forentechnik gestalten. Schön bunt muß sie sein, und Smilies gleich automatisch in Bildchen umgesetzt - aber langsam, langsam und ausgesprochen unhandlich. Dem Gelegenheitsleser mag das nicht auffallen, wer aber viel liest und schreibt, den ärgert das. Mich erinnert das an die Frühzeit der Datenfernübertragung, damals zimmerte sich auch jeder sein eigenes Mailboxprogramm zusammen und das Rad wurde wieder und wieder neu erfunden.
Es wäre Illusion zu hoffen, daß dieses Forum (mit mäßigem Verkehr) auf Usenetstandards umgesetzt werden würde, aber ich frage mich schon, warum die Technik der Zeitungsartikel nicht auf das Gästebuch umgesetzt werden kann (das ja weniger Gästebuch ist, dafür mehr Diskussionsforum). Jeder Erstartikel blau, jeder Kommentar dazu grün, unter jedem Artikel zu erkennen, wieviel Kommentare dazu es gibt, das ganze in einem Rutsch herunterzuladen und offline zu lesen - mehr braucht man doch eigentlich nicht.
Modernität aber bricht sich Bahn - schön aussehen muß es in erster Linie, Funktion ist nachgeordnet. Wie hieß es doch noch so schön? Es ist wichtiger für eine Frau, gut auszusehen, als intelligent zu sein - denn die meisten Männer können besser gucken als denken.
Und so dürfte mein Wunsch, dieses Forum möge im Grunde so erhalten bleiben, wie es ist, wohl Wunschtraum bleiben.
Martin Gerdes
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.02.2001 um 23.00
vielen Dank für die aktuelle Auskunft zum neuen Forum. Sagen Sie doch bitte einfach in solchen Fällen hier Bescheid (Neues Forum geht derzeit nicht; Sie werden auf dem laufenden gehalten) und schreiben Sie dann ins Gästebuch, wenn es wieder geht (Forum funktioniert wieder). So ersparen Sie uns unnötiges Probieren. Herzlichen Dank schon einmal.
Was meinen Sie mit der Frage, wer von uns bereit sei, höhere Kosten für eine Überbrückung solcher Ausfälle mitzutragen? Meinen Sie damit eine Spende? Sie müßten uns dann schon angeben, in welcher Form wir uns beteiligen können, und etwas konkreter machen, um wieviel Zusatzkosten es geht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.02.2001 um 23.00
... ist auch von Gerhard Augst vergessen worden. Jeden Tag begegnet man ein paar solchen Wörtern (es sind wohl insgesamt weit über tausend), die viel eher als das Känguruh hätten reformiert werden müssen, wenn man überhaupt von der grotesken Idee ausgeht, daß typische Fehler von Kindern und Unbegabten als neue Norm (oder wenigstens Variante) anerkannt werden sollten. Wieso überhaupt Känguru, aber nicht Re? An der Kürze kann die Schonung des einheimischen Wildes nicht gelegen haben, denn auch das As mußte dran glauben. Zwar prallt die Tribühne auf den Tribunen, aber das ist ja doch nicht ganz so nah beieinander. Man hat schließlich auch keine Rücksicht darauf genommen, daß die Bläue des Verbläuens sich manchmal recht komisch macht: Er verbläute den Neger, wir bläuten auf den Hund ein usw. Dasselbe ist vor kurzem bei der behände angesprochen worden: ein behänder Körper, mit behänden Schritten, eine behände Bedienung, die behände kletternde Katze usw. Erst soll uns die Hand helfen, das Wort schreiben zu können, und dann müssen wir langsam lernen, nicht mehr an die Hand zu denken: eine großartige Logik, so recht geeignet, Frau Menges und andere in pädagogische Hochstimmung zu versetzen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Christian Dörner am 19.02.2001 um 23.00
Da hier nun erneut über die Neuregelung der Kommasetzung diskutiert wird, möchte ich noch gerne den Punkt hinzufügen, daß die Regel mit den hinweisenden Wörtern und dem Vorgreifer-es keinesfalls neu ist. Im Duden von 1991 findet man sie nicht, wohl aber in der 17. Auflage (1973). Unter R 36 ist sie kurz dargestellt. Beispiel: »Er liebt es, zu nörgeln.« Allerdings gibt es zwei winzige, aber entscheidende Unterschiede zur Neuregelung: 1.) Bei erweiterten Infinitivgruppen mußte ohnehin ein Komma stehen, so daß sich die Diskussion erübrigte. 2.) Der zweite Punkt ist jedoch wichtiger. Die bisherige Regelung besagt, daß bei dem Hauptsatz folgenden nichterweiterten Infinitivgruppen die hinweisende Wirkung des Vorgreifer-es so schwach ist, daß das Komma fakultativ entfallen kann. Es bestand daher bei nichterweiterten Infinitiven, die durch das Vorgreifer-es angekündigt werden, ein Kommasetzungswahlrecht. Dies ist nun bekanntlich anders.
Da nun selbstverständlich jeder auf die immer richtige Variante umstiegt, nämlich nichterweiterte Infinitive nicht abzutrennen und bei erweiterten Infintiven das Komma zu setzen, erübrigte sich diese Regel mehr oder weniger. Sie war daher im Duden von 1991 nicht mehr aufgeführt.
Die Neuregelung verlangt nun aber auch bei reinen Infinitiven das Komma, wenn sie durch ein Vorgreifer-es angekündigt werden. Es fällt nun den meisten Neuschreibern schwer, diese Vorschrift korrekt umzusetzen.
Ein letzter Hinweis: In meinem letzten Satz hätte nach der Neuregelung das Komma aufgrund des Vorgreifer-es stehen müssen. Hätte ich nun geschrieben: Die meisten Neuschreiber haben es schwer, diese Vorschrift korrekt umzusetzen, so hätte das Komma entfallen können, da es sich bei diesem es nicht um das Vorgreifer-es gehandelt hätte. Eine Erleicherung im Vergleich zur bisherigen Norm? Wohl kaum.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Herr Dörner hat sehr richtig beobachtet, daß das Vorgreifer-es früher ein fakultatives Komma auch vor nichterweiterten Infinitiven nach sich zog. Davon ist in der Dudenliteratur des öfteren die Rede, zum Beispiel in Richtiges und gutes Deutsch (Duden Bd. 9, 3. Aufl. 1985):
Ein Komma steht, wenn ein hinweisendes Wort wie es, das, daran, darauf auf den vorangestellten Infinitiv hindeutet:
Zu lesen, das ist ihre größte Freude. Zu rudern, dazu war er nicht imstande.
Folgt der nichterweiterte Infinitiv solchen Wörtern, dann ist das Komma freigestellt:
Ich denke nicht daran einzuwilligen. Oder: Ich denke nicht daran, einzuwilligen.
Wie man sieht, war damals die Grammatik der unterschiedlichen Satzgliedstellungstypen noch sehr schwach entwickelt; es wird ganz Verschiedenes zusammengerührt. Unbefriedigend ist nicht nur die Einordnung des es unter die hinweisenden Wörter, sondern die ungeklärte Rolle der hinweisenden Nominalgruppen. Warum soll ein daran (Er dachte daran[,] zu sterben) anders wirken als die entsprechende Gruppe (Er dachte an die Möglichkeit zu sterben)? Hier hat erst das Buch von Hans Altmann Formen der Herausstellung klärend gewirkt.
Die Reformer haben mangels einer eigenen Theorie einzelne Punkte aus dem alten Duden aufgegriffen und zu einer unübersichtlichen Masse neuer Regeln verquirlt, die auf keinen Fall Bestand haben wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Ich finde den Paragrafen 77 im Großen und Ganzen in Ordnung. Ich habe es aber nur überflogen. (5) könnte wie bereits gesagt etwas mehr Ordnung vertragen, statt nur Beispiele zu liefern. Ein Problem scheint mir auch noch die Abgrenzung zu § 78 zu sein. Ich fühle mich mal wieder bestätigt: Kommasetzung ist im Deutschen der schwerste Teil der Rechtschreibung. Jede Normierung ist hier stärker als anderswo auch vom tatsächlich geschriebenen entfernt. Das Komma wird noch viel stilistischer eingesetzt, als es die Neuregelung vorsieht. Aber selbst diese kleine Liberalisierung wird ja von vielen kritisiert.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Nach der Neuregelung kann man jetzt einige Kommas weglassen. Das ist die Liberalisierung. Aber niemand macht davon Gebrauch - außer den Kinderbuch- und Schulbuchverlagen, die aber nach dem ersten Übereifer von 1996/97 schon wieder davon abgekommen sind. Die Reformer selbst lassen in ihren eigenen Schriften keine Kommas weg, die bisher stehen mußten und jetzt nur noch stehen dürfen. Damit haben sie ihrer - nicht funktional, sondern pädagogisch begründeten - Neuregelung das Urteil gesprochen. Es ist und bleibt eine Zeichensetzung zweiter Klasse. Dagegen darf man nicht übersehen, daß die Neuregelung einige überaus knifflige obligatorische Kommas neu eingeführt hat. Daran scheitern die meisten, sogar die Reformer selbst haben zunächst die Reichtweite dieser Regeln nicht überblickt. Die Komma-Paragraphen kann man nicht überfliegen, man muß sie studieren. Sonst nähert man sich dem Fehler, den viele gemacht haben: eine stark vereinfachte Fassung der neuen Regeln mit der vollständigen alten Regelung zu vergleichen und dann zu behaupten, es sei alles einfacher geworden.
In Wirklichkeit hätte es hier wie auch sonst genügt, die Lehrer dienstlich anzuweisen, Verstöße gegen die Dudennorm nicht so stark zu gewichten. Aber damit hätte man offene Türen eingerannt, weil die Unsitte, Schülern wegen subtilster Rechtschreibfehler die Hammelbeine langzuziehen, ohnehin lange vergangen ist. Manche minderbegabten Pauker neigten sicherlich dazu, das, was sie sich selbst mühsam angeeignet hatten, zum Triezen unschuldiger Schutzbefohlener zu mißbrauchen. Aus jener Zeit stammt der Affekt gegen die Norm. Die Reformer wirken ja auch sonst ein bißchen fossil.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Nach der Neuregelung kann man jetzt einige Kommas weglassen. Das ist die Liberalisierung. Aber niemand macht davon Gebrauch - außer den Kinderbuch- und Schulbuchverlagen, die aber nach dem ersten Übereifer von 1996/97 schon wieder davon abgekommen sind. Die Reformer selbst lassen in ihren eigenen Schriften keine Kommas weg, die bisher stehen mußten und jetzt nur noch stehen dürfen. Damit haben sie ihrer - nicht funktional, sondern pädagogisch begründeten - Neuregelung das Urteil gesprochen. Es ist und bleibt eine Zeichensetzung zweiter Klasse. Dagegen darf man nicht übersehen, daß die Neuregelung einige überaus knifflige obligatorische Kommas neu eingeführt hat. Daran scheitern die meisten, sogar die Reformer selbst haben zunächst die Reichtweite dieser Regeln nicht überblickt. Die Komma-Paragraphen kann man nicht überfliegen, man muß sie studieren. Sonst nähert man sich dem Fehler, den viele gemacht haben: eine stark vereinfachte Fassung der neuen Regeln mit der vollständigen alten Regelung zu vergleichen und dann zu behaupten, es sei alles einfacher geworden.
In Wirklichkeit hätte es hier wie auch sonst genügt, die Lehrer dienstlich anzuweisen, Verstöße gegen die Dudennorm nicht so stark zu gewichten. Aber damit hätte man offene Türen eingerannt, weil die Unsitte, Schülern wegen subtilster Rechtschreibfehler die Hammelbeine langzuziehen, ohnehin lange vergangen ist. Manche minderbegabten Pauker neigten sicherlich dazu, das, was sie sich selbst mühsam angeeignet hatten, zum Triezen unschuldiger Schutzbefohlener zu mißbrauchen. Aus jener Zeit stammt der Affekt gegen die Norm. Die Reformer wirken ja auch sonst ein bißchen fossil.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Ich finde den Paragrafen 77 im Großen und Ganzen in Ordnung. Ich habe es aber nur überflogen. (5) könnte wie bereits gesagt etwas mehr Ordnung vertragen, statt nur Beispiele zu liefern. Ein Problem scheint mir auch noch die Abgrenzung zu § 78 zu sein. Ich fühle mich mal wieder bestätigt: Kommasetzung ist im Deutschen der schwerste Teil der Rechtschreibung. Jede Normierung ist hier stärker als anderswo auch vom tatsächlich geschriebenen entfernt. Das Komma wird noch viel stilistischer eingesetzt, als es die Neuregelung vorsieht. Aber selbst diese kleine Liberalisierung wird ja von vielen kritisiert.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Herr Dörner hat sehr richtig beobachtet, daß das Vorgreifer-es früher ein fakultatives Komma auch vor nichterweiterten Infinitiven nach sich zog. Davon ist in der Dudenliteratur des öfteren die Rede, zum Beispiel in Richtiges und gutes Deutsch (Duden Bd. 9, 3. Aufl. 1985):
Ein Komma steht, wenn ein hinweisendes Wort wie es, das, daran, darauf auf den vorangestellten Infinitiv hindeutet:
Zu lesen, das ist ihre größte Freude. Zu rudern, dazu war er nicht imstande.
Folgt der nichterweiterte Infinitiv solchen Wörtern, dann ist das Komma freigestellt:
Ich denke nicht daran einzuwilligen. Oder: Ich denke nicht daran, einzuwilligen.
Wie man sieht, war damals die Grammatik der unterschiedlichen Satzgliedstellungstypen noch sehr schwach entwickelt; es wird ganz Verschiedenes zusammengerührt. Unbefriedigend ist nicht nur die Einordnung des es unter die hinweisenden Wörter, sondern die ungeklärte Rolle der hinweisenden Nominalgruppen. Warum soll ein daran (Er dachte daran[,] zu sterben) anders wirken als die entsprechende Gruppe (Er dachte an die Möglichkeit zu sterben)? Hier hat erst das Buch von Hans Altmann Formen der Herausstellung klärend gewirkt.
Die Reformer haben mangels einer eigenen Theorie einzelne Punkte aus dem alten Duden aufgegriffen und zu einer unübersichtlichen Masse neuer Regeln verquirlt, die auf keinen Fall Bestand haben wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 19.02.2001 um 23.00
Da hier nun erneut über die Neuregelung der Kommasetzung diskutiert wird, möchte ich noch gerne den Punkt hinzufügen, daß die Regel mit den hinweisenden Wörtern und dem Vorgreifer-es keinesfalls neu ist. Im Duden von 1991 findet man sie nicht, wohl aber in der 17. Auflage (1973). Unter R 36 ist sie kurz dargestellt. Beispiel: »Er liebt es, zu nörgeln.« Allerdings gibt es zwei winzige, aber entscheidende Unterschiede zur Neuregelung: 1.) Bei erweiterten Infinitivgruppen mußte ohnehin ein Komma stehen, so daß sich die Diskussion erübrigte. 2.) Der zweite Punkt ist jedoch wichtiger. Die bisherige Regelung besagt, daß bei dem Hauptsatz folgenden nichterweiterten Infinitivgruppen die hinweisende Wirkung des Vorgreifer-es so schwach ist, daß das Komma fakultativ entfallen kann. Es bestand daher bei nichterweiterten Infinitiven, die durch das Vorgreifer-es angekündigt werden, ein Kommasetzungswahlrecht. Dies ist nun bekanntlich anders.
Da nun selbstverständlich jeder auf die immer richtige Variante umstiegt, nämlich nichterweiterte Infinitive nicht abzutrennen und bei erweiterten Infintiven das Komma zu setzen, erübrigte sich diese Regel mehr oder weniger. Sie war daher im Duden von 1991 nicht mehr aufgeführt.
Die Neuregelung verlangt nun aber auch bei reinen Infinitiven das Komma, wenn sie durch ein Vorgreifer-es angekündigt werden. Es fällt nun den meisten Neuschreibern schwer, diese Vorschrift korrekt umzusetzen.
Ein letzter Hinweis: In meinem letzten Satz hätte nach der Neuregelung das Komma aufgrund des Vorgreifer-es stehen müssen. Hätte ich nun geschrieben: Die meisten Neuschreiber haben es schwer, diese Vorschrift korrekt umzusetzen, so hätte das Komma entfallen können, da es sich bei diesem es nicht um das Vorgreifer-es gehandelt hätte. Eine Erleicherung im Vergleich zur bisherigen Norm? Wohl kaum.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.02.2001 um 23.00
... ist auch von Gerhard Augst vergessen worden. Jeden Tag begegnet man ein paar solchen Wörtern (es sind wohl insgesamt weit über tausend), die viel eher als das Känguruh hätten reformiert werden müssen, wenn man überhaupt von der grotesken Idee ausgeht, daß typische Fehler von Kindern und Unbegabten als neue Norm (oder wenigstens Variante) anerkannt werden sollten. Wieso überhaupt Känguru, aber nicht Re? An der Kürze kann die Schonung des einheimischen Wildes nicht gelegen haben, denn auch das As mußte dran glauben. Zwar prallt die Tribühne auf den Tribunen, aber das ist ja doch nicht ganz so nah beieinander. Man hat schließlich auch keine Rücksicht darauf genommen, daß die Bläue des Verbläuens sich manchmal recht komisch macht: Er verbläute den Neger, wir bläuten auf den Hund ein usw. Dasselbe ist vor kurzem bei der behände angesprochen worden: ein behänder Körper, mit behänden Schritten, eine behände Bedienung, die behände kletternde Katze usw. Erst soll uns die Hand helfen, das Wort schreiben zu können, und dann müssen wir langsam lernen, nicht mehr an die Hand zu denken: eine großartige Logik, so recht geeignet, Frau Menges und andere in pädagogische Hochstimmung zu versetzen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.02.2001 um 23.00
vielen Dank für die aktuelle Auskunft zum neuen Forum. Sagen Sie doch bitte einfach in solchen Fällen hier Bescheid (Neues Forum geht derzeit nicht; Sie werden auf dem laufenden gehalten) und schreiben Sie dann ins Gästebuch, wenn es wieder geht (Forum funktioniert wieder). So ersparen Sie uns unnötiges Probieren. Herzlichen Dank schon einmal.
Was meinen Sie mit der Frage, wer von uns bereit sei, höhere Kosten für eine Überbrückung solcher Ausfälle mitzutragen? Meinen Sie damit eine Spende? Sie müßten uns dann schon angeben, in welcher Form wir uns beteiligen können, und etwas konkreter machen, um wieviel Zusatzkosten es geht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
> Zum 10. Mal nur Hoffnung auf das neue Forum; es läuft noch nicht!
> Über Ihre Gedanken freut sich Ihr »Mädchenfüralles«
Generell gilt: If it aint broken, dont fix it. Man kann Dinge natürlich trotzdem reparieren - auch wenn sie nicht kaputt sind - aber bisweilen kommt nichts Gutes dabei heraus. Da soll doch jüngst die deutsche Rechtschreibung ...
Für Foren wie dieses gibt es seit vielen Jahren eine überzeugende Lösung, älter als HTTP und "Brauser und noch immer recht populär. Sie nennt sich Usenet. Auch über deutsche Sprache wird dort beispielsweise diskutiert. Schau doch mal rein! (de.etc.sprache.deutsch)
Aktuell aber herrscht Gründerzeit - und jeder, jeder muß seine eigene Forentechnik gestalten. Schön bunt muß sie sein, und Smilies gleich automatisch in Bildchen umgesetzt - aber langsam, langsam und ausgesprochen unhandlich. Dem Gelegenheitsleser mag das nicht auffallen, wer aber viel liest und schreibt, den ärgert das. Mich erinnert das an die Frühzeit der Datenfernübertragung, damals zimmerte sich auch jeder sein eigenes Mailboxprogramm zusammen und das Rad wurde wieder und wieder neu erfunden.
Es wäre Illusion zu hoffen, daß dieses Forum (mit mäßigem Verkehr) auf Usenetstandards umgesetzt werden würde, aber ich frage mich schon, warum die Technik der Zeitungsartikel nicht auf das Gästebuch umgesetzt werden kann (das ja weniger Gästebuch ist, dafür mehr Diskussionsforum). Jeder Erstartikel blau, jeder Kommentar dazu grün, unter jedem Artikel zu erkennen, wieviel Kommentare dazu es gibt, das ganze in einem Rutsch herunterzuladen und offline zu lesen - mehr braucht man doch eigentlich nicht.
Modernität aber bricht sich Bahn - schön aussehen muß es in erster Linie, Funktion ist nachgeordnet. Wie hieß es doch noch so schön? Es ist wichtiger für eine Frau, gut auszusehen, als intelligent zu sein - denn die meisten Männer können besser gucken als denken.
Und so dürfte mein Wunsch, dieses Forum möge im Grunde so erhalten bleiben, wie es ist, wohl Wunschtraum bleiben.
Martin Gerdes
eingetragen von Manfred Riebe am 19.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Sie schreiben, Sie seien ein Privat sprachlich interessierter Bürger. Auf Grund meiner Erfahrungen im VRS besteht in den meisten Fällen auch eine beruflich bedingte Motivation; denn mit der Rechtschreibung muß man sich hauptsächlich beruflich auseinandersetzen. Ist meine Vermutung richtig, daß Sie in einem Schulbuchverlag tätig sind?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Zu wohlmachen (bisher auf der Nachrichtenseite diskutiert): Gegen die Zusammenschreibung ist natürlich nichts einzuwenden, auch wenn sie dem Duden widersprach und insofern die Kinder verunsichern könnte (wenn es denn überhaupt eine unterrichtliche Relevanz hätte). Was die Bibelübersetzung betrifft, so ist aber der haarsträubende Umgang gerade der evangelischen Kirche mit dem Text sprichwörtlich. Ich will der unendlichen Literatur über dieses Thema nicht noch einen weiteren Beitrag hinzufügen, sondern bloß bemerken, daß die Kirche mit schlafwandlerischer Sicherheit den Wünschen der Kultusminister nachgekommen ist und gar nicht früh genug mit der Neuschreibung beginnen konnte. Thron und Altar sind immer noch eng verbunden. Von Verantwortungsbewußtsein keine Spur. Ob die Kirche auf diese Weise neue Interessenten gewinnt oder nicht vielmehr die verbliebenen vergrault, muß sie - nicht erst seit gestern - mit sich selbst ausmachen.
Außerdem haben wir alle auf der Nachrichtenseite jenen Zeitungsmeldungen vertraut, wonach Minister Zehetmair ein Sprachschutzgesetz befürworte. Das ist aber, wie Erkundigungen im Staatsministerium (Pressesprecher Toni Schmid) ergaben, nicht der Fall. Es ist also nicht Bock zum Gärtner gemacht worden, wie es oben hieß, sondern Herr Zehetmair bleibt weiterhin der Minister, der die Rechtschreibreform durchsetzt, wie sie vor einigen Jahren geplant war, inzwischen aber schon nicht mehr ist.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
bei Ihren weiteren Nachforschungen sollten Sie bedenken, daß der ganze Paragraph 77 vollkommen verfehlt ist, schon weil darin Dinge besprochen werden, die in keiner Weise unter Zusätze oder Nachträge fallen. Leider weiß ich nicht, welcher Fachrichtung Sie angehören. Ohne grammatische Spezialkenntnisse werden Sie hier wahrscheinlich nicht durchkommen. Das Schockierende war ja gerade, daß die Reformer so dilettantisch vorgingen. Auch unter den Beispielen zu 75 (5) (erster Block) stehen völlig unvergleichbare Dinge bunt gemischt nebeneinander. Seltsam ist natürlich auch, daß Nominalgruppen nicht als hinweisend gelten sollen (der Wunsch ihn wiederzusehen). In der neuen Literatur wird diskutiert, ob dies vielleicht doch einbegriffen sein sollte, und eine Zeitlang wurde es so verstanden; die Kommisison hat es aber zurückgewiesen. Das Hauptproblem ist, daß die Neuregelung nicht explizit sagt, was sie unter hinweisenden Wörtern versteht, sondern dies nur in den Beispielen unterbringt. Eine Revision ist schon lange angekündigt, kam aber nicht zustande, vermutlich wegen der Schwere der Fehler, deren Korrektur eine Hauptsäule der Reform wegschlagen würde. Das wird demnächst tatsächlich geschehen, und man wird schön demokratisch auf die Nichtakzeptanz der neuen Kommaregeln verweisen ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Der Paragraf 77 hat in der Tat Schwächen. Mich hat zumindest das mit den hinweisen Wörtern auch gestört; das war mir genau in dem Sinne, wie es Herr Ickler hier beschreibt, nicht eindeutig. Schön, wenn das demnächt verbessert wird.
Meine Fachrichtung? Privat sprachlich interessierter Bürger.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
hinweisenden
eingetragen von Gast am 19.02.2001 um 23.00
Das klingt übertrieben. Der Begriff Vorgreifer-es steht in dem Paragrafen nicht; ich habe mit Nachtrag lediglich den Begriff verwendet, der dort geführt wird. Dass ich ihn für den konkreten Satz auch nicht so treffend fand, habe ich doch gesagt. Sie, Herr Ickler, haben es meiner Meinung lediglich ausführlicher und mit anderer Begrifflichkeit beschrieben. Ich kann zumindest den Zusammenhang zwischen der Überschrift Voll daneben und Ihren Ausführungen noch nicht erkennen. Ich sehe da (noch) keinen Widerspruch zwischen unseren beiden Ausführungen. Heute Abend nehme ich mir noch einmal etwas Zeit dafür.
Michael Jansen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2001 um 23.00
Der Werner-Zeichner brachte einmal einen Sketch mit einem Ei und drei Figuren verschiedener Hautfarbe:
Eigelb!
Eiweiß!
I know!
Da schließt sich das Modern Torking im Menges´schen Life/livestyle nahtlos an:
I know --> jetzt werden wieder 5 Beiträge dagegen stehen.
... nur daß die Einfalt jetzt nicht gespielt ist, sondern offenbar echt:
Das Stammprinzip finde ich in Ordnung. Ich möchte nie mehr davon abkommen. Es ist für uns zwar ungewöhnlich, aber es ist logischer.
Stange- Stängel, diese Vereinfachung ist gelungen!
Das Stammprinzip galt auch bisher. Hoffen nur wir als wändige Anpasser, daß wir nicht allzuviel aufwänden müssen, um auswändig zu lernen, was demnächst die Rechtschreibkommission noch an erleichternden Volksetümologien entdeckt mit Beirat der Deutschen Industrie-Normenkommission und ihrer Erfahrung in der Normung von Klosettabflußkrümmungsbögen u.ä. Dann wird der schlimmste Schlammmassel in der neuen Rechtschreibung sicher bald ausgemärzt sein.
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Frau Menges möchte nicht, daß die Reform zurückgenommen wird. Mit diesem Wunsch sollte sie sich an die Reformkommission wenden. Diese war es, die in den letzten zwei Jahren - gegen das ausdrückliche Verbot durch die Kultusminister und den Bundesinnenminister - umfassende Änderungen, fast durchweg im Sinne der Wiederherstellung früherer Schreibweisen, beschlossen und den beiden privilegierten Wörterbuchverlagen mitgeteilt hat. Das ist beweisbar. Die partielle Rücknahme der Reform an schwer vorhersehbaren Stellen ist in besonderem Maße für die gegenwärtige Verwirrung verantwortlich. Daß zehn Millionen umgestellte Wörterbücher und ein Vielfaches an anderen Büchern schon wieder nicht mehr die gültige Rechtschreibung enthalten, ist in der Tat sehr ärgerlich. Hinzu kommt, daß dieser Prozeß immer weitergeht; noch für das laufende Jahr ist angekündigt, daß kritisierte Regeln überprüft werden.
Die Deutsche (!) Bank (Leading to results - Sie wissen schon!) wirb mit einem viel versprechenden Angebot. Man denkt unwillkürlich: Verspricht viel, hält es aber nicht ... Diese kontraproduktive Deutung hätte sogar nach der neuesten Neuschreibung vermieden werden können, denn die Zusammenschreibung ist auch wieder möglich, aber das weiß die Deutsche (!) Bank natürlich noch nicht. So gibt sie einen Teil ihres bzw. unseres Geldes für eine Sympathiewerbung aus, die in jeder Hinsicht unsympathisch wirkt.
Übrigens habe ich für die Anhänger der Reformorthographie eine hübsche Denksportaufgabe:
Warum muß in dem Satz Hier fällt es schwer, zu schweigen neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz Hier gilt es den Mund zu halten wegfallen?
Und warum ist die Neuregelung der Kommasetzung (bei gleichem Umfang, nämlich zehn DIN-A4-Seiten) besser als die bisherige? Frau Menges, bitte erklären Sie uns das einmal! (Dazu benötigen Sie das Originalregelwerk, nicht nur eine Broschüre, die Ihnen das Staatsministerium wahrscheinlich zugesandt hat.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 18.02.2001 um 23.00
Es ist eine Wissensaufgabe...
Zunächst zur Kommaregelung im Allgemeinen:
Mir ist nicht bekannt, wie man die Duden- oder die Ickler-Kommaregelung in vergleichbarer Weise so übersichtlich einführen kann: Es gibt vier Regeln, wann man das Komma setzen muss und vier wann man es setzen kann (eine sagt aus Abgrenzungsgründen zu einer anderen Regel, wann man es nicht setzt). Das ist eine Formel, die die Chance besitzt, in der Schule und damit in den Köpfen generell vermittelbar zu sein.
So, und jetzt bist du dran!
Das andere hat mit dem unterschiedlichen es zu tun; Ickler hat natürlich Recht, dass das ziemlich kniffelig ist. Ich werde versuchen es heute Abend richtig zu beschreiben).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Und wie Recht ich habe! (Sieht hübsch aus, nicht wahr?)
Daß es vier solche und vier solche Regeln gibt, ist selbst noch keine Regel, sondern bestenfalls eine Vorrede. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht. Übrigen ist es doch überwiegend was zum Denken, wie jede Regelanwendung. Nach Kant gehört dazu Urteilskraft. Man muß nicht nur etwas wissen, sondern auch etwas tun.
Zusatzaufgabe: Warum wenden die Nachrichtenagenturen und damit die Zeitungen die neuen Kommaregeln ausdrücklich nicht an? Warum wenden die Reformer ihre eigenen Regeln nicht an? Zum Beispiel Nerius und sein Kollektiv in ihrer neuen Deutschen Orthographie (Duden 2000) - bis auf zwei oder drei Fälle ist in dem ganzen dicken Buch kein einziges Komma weggelassen, das jetzt fehlen kann. Man nimmt wohl eine Zeichensetzung (und Silbentrennung) erster Klasse für sich in Anspruch; die Erleichterung ist was für Kinder. Einige Schulbücher sind schon zum zweiten Mal umgestellt, alle weggelassenen Kommas wiedereingesetzt ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.02.2001 um 23.00
... wurde von Gerhard Augst & den besorgten Vätern unserer hilflosen Kinder (bzw. der neuen Regeln) vergessen. Das Renntier wurde einfach nicht anerkannt, obwohl es doch wirklich in Skandinavien herumrennt. Und wenn schon Spagetti (noch nie auf einer Packung gelesen), wieso dann nicht auch Mackaroni als Option? Wieso nicht gleich Budda und Gandi? (-dh- ist ja wohl schwieriger als -gh-!) Immer wieder muß ich brilliant und rethorisch korrigieren oder auch mal antrazith: Da wäre doch noch einiges zu tun, nachdem man nun dem Geheimnis auf die Spur kam, warum der Bundespräsident Rau heißt. Wie groß wird der Jubel derer sein, die sich schon jetzt an den Vereinfachungen mit Bekennermut erfreuen, wenn noch tausend Wörter, die im Gegensatz zu Stengel deutlich schwieriger waren, endlich geändert worden sind? Diese naiven Gläubigen übersehen, was ganz offensichtlich ist: Die deutschen (und ausländischen) Eigennamen, die man im Laufe seines Lebens zu schreiben hat, sind nicht reformierbar - und insgesamt um Größenordnungen schwieriger als der Pipifax à la Stengel, der bisher geändert wurde. Wer für so etwas wie Stängel schwärmt, ist meiner Meinung nach ganz einfach nicht in der Lage, kompetent mitzudiskutieren. Ich sage weiterhin voraus, daß sich Frau Menges nicht für ein einziges der weit überlegenen Argumente gegen die Reform wird erwärmen können.
PS: Geht es den anderen auch so, daß man immer noch nicht ins neue Forum kann? Falls so eine Situation länger als einen Tag anhält, wäre doch eine orientierende Benachrichtigung durch das Mädchenfüralles eine schöne Idee, oder? Sonst probiert man es die ganze Zeit umsonst.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 18.02.2001 um 23.00
war in den achtziger Jahren als Reformschreibung vorgesehen, desgleichen Pitza. (Kanelloni und Lasanje waren vermutlich auch schon angedacht.) Irgendwann sind dann nur noch die Spagetti und der dazugehörige Ketschup übriggeblieben.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Melsa am 18.02.2001 um 23.00
Das hat Frau Menges geschrieben. Ich gebe ihr recht. Interessieren würde mich noch ihre Begründung, warum es nicht furchtbar gewesen sein soll, von der bisherigen auf die neue Rechtschreibung umzulernen (wovon bisher immerhin die große Mehrheit der Schülerschaft betroffen war), und warum es nicht furchtbar sein soll, immer wieder neue vereinfachte Rechtschreibnormen erlernen zu müssen. Wäre es da nicht geradezu eine Gnade, zu der Norm zurückzukehren, die von der Mehrheit der Sprachgemeinschaft gewünscht und meistens auch noch praktiziert wird, die in der noch größeren Mehrheit aller vorhandenen Schriftwerke gilt, anhand derer eben auch Kinder sich an die normale, d.h. von der breiten Masse der Sprachgemeinschaft akzeptierten Wortgestalten und Verschriftungsmethoden gewöhnen können?
Eine Anmerkung noch: Frau Menges, Sie müssen sich nicht dafür verteidigen, mit behinderten Kindern zu arbeiten. Was sollte daran auch schlecht sein? Ich möchte Sie gerne dafür loben, sich für deren Belange zu engagieren. Die Arbeit mit Behinderten erfordert sicher auch oft mehr Kraft als die mit unbeeinträchtigten Menschen. Die Rechtschreibung kann jedoch gar nicht auf eine Ebene gebracht werden, die so einfach ist, daß sogar jeder geistig Behinderte damit sicheren Umgang erreichen könnte. Und auch Menschen, die die Rechtschreibung nicht so gut beherrschen, ist es doch nicht verboten, sich schriftlich mitzuteilen. Schriftliche Kommunikation ist daher für sie nicht so selbständig unerreichbar wie der Eingang eines Gebäudes hinter einem Treppenportal für einen Rollstuhlfahrer. Worauf Sie mit ihrer radikalen Rechtschreibvereinfachung hinauswollen, käme aber der Forderung gleich, bei Neubauten aller Art keine Treppen, sondern nur noch Rampen einzubauen, die dann zwangsläufig auch alle Gesunden benutzen müßten, obwohl für sie dann viel mehr Wegstrecke zurückzulegen ist (denn Treppen sind gewöhnlich steiler).
Was die Stammschreibung betrifft, dazu habe ich ja in meinem letzten Beitrag schon die entscheidende Kritik formuliert, allerdings noch ohne Beispiele zu nennen. Herr Ickler hat ein paar angeführt, die aber noch vergleichsweise entlegen sind. Wie wollen Sie einem (möglicherweise sogar geistig behinderten) Kind erklären, daß es zwar Stängel von Stange ableiten darf (ja, sogar - abweichend von einer riesigen Fülle von Literaturbelegen - muß!), nicht aber
sprechen von Sprache,
denken von Gedanke,
brennen von Brand,
Treue von Vertrauen,
legen von Lage,
fressen von Fraß
setzen von Satz
Henkel von Hang, hängen
merken von Marke,
gehen von Gang,
messen von Maß, und so weiter und so fort...?
Klar, Sie wollen alles noch weiter vereinfachen - mich wundert allerdings, wieso Sie in diesem Zusammenhang immer von weiter sprechen, denn durch die Reform ist nichts einfacher geworden. Wenn Sie das Gegenteil annehmen, begründen Sie es bitte. Gibt es denn überhaupt eine einfachere Methode als alles so zu schreiben wie man es aus der Lektüre kennt? Genau diese simpelste und verbreitetste Methode wird durch mutwillige Schreibweisenänderungen verworfen, wegen denen man nun ständig darauf achten muß, mit welcher Orthographie man es gerade zu tun hat. Davon nicht völlig verwirrt zu sein, kann man nur jemandem zutrauen, der ohnehin sehr rechtschreibsicher ist und eine Reform als Allerletzter für nötig befunden hätte.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Dominik Schumacher am 18.02.2001 um 23.00
Hintergrund: Auf den Knotenrechner wurde wie auch auf andere Rechner im Rechenzentrum ein Hackerangriff unternommen. Eine Instandsetzung versuchte man zunächst durch ein neues Betriebssystem. Inzwischen läuft ein anderer neuer Rechner, auf den die Daten umgeschaufelt werden. Andere Anschriften laufen bereits. Bei unserem Rechtschreibforum sind immer noch Fehler, so daß es nicht läuft. Die Arbeiten wurden heute beendet, so daß für morgen vormittag neue Hoffnung besteht. (Di., 20.2.2000, 19.24 Uhr)
Der Angriff galt keiner der Anschriften, die auf diesem Knotenrechner zu Hause sind.
Gibt es eine Bereitschaft unter den Gästen der Rechtschreibseiten, höheren Aufwand für Datensicherheit finanziell mitzutragen? Ja? Nein?
Über Ihre Gedanken freut sich Ihr »Mädchenfüralles«
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Zunächst vielen Dank, lieber Herr Melsa, daß Sie das Gespräch mit Frau Menges für mich mit aufgenommen haben. Mir fiel, ehrlich gesagt, zu ihren Entgegnungen nichts mehr ein. Sie will es halt so. In den christlichen Jugendkreisen, denen ich meine Herzensbildung verdanke, wurde Zweiflern entgegnet: »Bete zu Gott, daß dir der Glaube darüber hinweghelfen möge«. Warum diskutiert sie dann? Um sich von uns alfanzen zu lassen?
Keiner weiß (außer Herrn Ickler, der allerdings das Verb unterschlägt und nur das Substantiv »Alfanzerei« verzeichnet, ohne Erläuterung allerdings, vielleicht weiß er es ja doch nicht), was »alfanzen« heißt, wetten? Es ist wie mit der Geschichte der Stadt Genf. Wir lernen viel in diesen Diskussionen. Auf »alfanzen« stieß ich bei meinen Ermittlungen in einem gravierenden Fall von Kollateralschaden der neuen Rechtschreibung.
Eine wichtige Verbündete im Kampf gegen die neue Rechtschreibung ist meine geliebte Süddeutsche Zeitung. Ihre Redakteure sind erfindungsreich im künstlichen Organisieren von Kollateralschäden, das heißt die neuen Regeln ad absurdum führende Schreibweisen, die von diesen keineswegs erwartet oder gar verlangt werden, die man aber auf sie zurückführen könnte, denn wer weiß nun schon von jedem Wort die »neue« Schreibweise, auch Frau Menges und Herr Jansen vertreten ihr Anliegen durch deren offenkundige Unkenntnis wenig überzeugend.
Heute also, auf Seite 3 der heutigen Süddeutschen Zeitung, geht es um Herrn Friedrich Merz, der in Schwäbisch Gmünd weilte: »Friedrich Merz kämpft [...] auch in Schwäbisch Gmünd auf der Ostalp«.
Da wacht selbst der verpennteste Schwabe auf. Wie bitte? Was hat sich im Ländle seit Einführung der neuen Regeln getan? Schwäbisch Gmünd lag seit Menschengedenken unten im Remstal. Hat sich das Gelände angehoben? Hat es das Städtchen nicht allein auf die Höhe der Schwäbischen Albhochfläche angehoben, hat es die ganze Schwäbische Alb so weit in die Höhe getrieben, daß man mit Fug und Recht von alpinen Höhen reden kann, ja muß? Wo es eine Ostalp gibt, muß es auch zumindest eine Westalp geben, so daß man es jetzt mit den Schwäbischen Alpen zu tun hat. Schwindelerregend, Schwindel erregend.
Von Herrn Riebe habe ich gelernt, nicht einfach drauflos zu spekulieren, sondern gründliches Quellenstudium zu treiben.
Wie war das nochmals mit Alb und Alp? Im alten Duden gibt es den »Alb«, einen unterirdischen Geist aus der Mythologie, der seltsamerweise keinen »Albtraum« ausgelöst hat und kein »Albdrücken«, sondern überhaupt keinen Traum, aber immerhin einen nicht ganz einleuchtenden »Alpdruck, Alpdrücken«. Immerhin verweist der alte Duden auf die ebenfalls gegebene Schreibweise »Alp«.
Der neue Duden bleibt beim »Alb, für alte Schreibweise von Alp« und verzeichnet einen bisher nicht vorgesehenen »Albdruck«. Auch den »Alp« als alte Schreibung von »Alb« gibt er an.
Ickler macht es knapp. »Alb, der s.a. Alp«, »Albtraum a. Alptraum«, »Alp, der (Gespenst, Alpdruck)«.
Was hat das alles mit Schwäbisch Gmünd zu tun? Nichts - eben!
Kein Mensch wäre jemals auf die Idee gekommen, »auf der Ostalp« zu schreiben, hätte es nicht die völlige Verunsicherung durch die neuen Regeln gegeben. Daß der Redakteur die Verhältnisse nicht kennt, steht auf einem anderen Blatt. Schwäbisch Gmünd liegt im Remstal, zugleich im Ostalbkreis, aber daß das Städtchen in keinerlei Alpen oder auf keinerlei Alp liegt, das hat er sicher gewußt. Klarer Fall von Sabotage!
Oder von Alfanzerei.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
So knapp nun auch wieder nicht, Herr Lachenmann. Bei mir finden Sie natürlich auch Alb, die (Landschaft); die Schwäbische - usw. - Was wollen Sie mehr? Bei Alb/Alp finden Sie eben unterschiedslos beide Schreibweisen. Alfanzerei kommt noch gelegentlich vor, alfanzen kenne ich nur aus der älteren Literatur. Irgendwo kommt die Auswahl der Einträge an ein Ende, nicht wahr?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Thema verfehlt, Ickler, setzen!
Darum ging es ja gar nicht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Christian Melsa am 18.02.2001 um 23.00
Entschuldigung, daß ich mich in den Dialog zwischen Herrn Lachenmann und Frau Menges einmische, aber nun ja, dies ist eben ein offenes Forum.
1.(L) Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
Das ist ja nicht das Problem. Sie wurde eingeführt über Umwege der KMKonferenz. Aber nun haben wir sie, seit 1. August 1998. Ich war nicht glücklich darüber - ich war erstaunt. Aber bitte- man gewöhnt sich daran und nun finde ich, dass die Rechtschreibung ( ich habe mit vielen Leuten darüber diskutiert ) noch mehr vereinfacht werden sollte.
Warum? Weil die jetzige Form nicht optimal ist und weil das Zurück für mich ( uns) nicht in Frage kommt. Ich finde keineswegs, Herr Ickler, dass das die beste Variante ist.
Was ist denn dann das Problem? Wenn man an einem bewährten System etwas ändern möchte, muß man schon einen triftigen Grund angeben können. Etwas einfach nur hinzunehmen, weil es halt eingeführt wurde, halte ich für geradezu fatal. Würden Sie denn auch die Wiedereinführung der Todesstrafe einfach hinnehmen, wenn die Obrigkeit sich nun einmal dafür entschieden hat? Ich bin sicher, auch daran könnte man sich gewöhnen.
Wenn Sie die jetztige Form nicht für optimal halten, warum wählen Sie sie dann als Ausgangspunkt für weitere Bemühungen? Die alte Rechtschreibung ist in praktisch jeder Hinsicht viel näher am Optimum.
Ausgerechnet Beschlüsse der KMK derart devot zu akzeptieren, ist besonders schwer für mich nachzuvollziehen, da diese Institution überhaupt keine rechtlichen Kompetenzen hat. An sich handelt es sich nur um einen unverbindlichen Club von Kultusministerbeamten. Daß dieser Club, irgendwo im Niemandsland zwischen Bund und Ländern, bürgerfern und undemokratisch wie nur irgend möglich, dennoch eine so große faktische Macht ausübt, ist eines der großen Mängel unserer Verfassungswirklichkeit.
Eine radikale Lösung- die Großschreibung nur bei Namen und Satzanfang anzuwenden, ist für die deutsche Schrift mehr als ungewöhnlich.
Eine gemäßigte Lösung - die Kleinschreibung von allem außer Namen und am Satzanfang - ist für die deutsche Schrift genauso ungewöhnlich. Als Vereinfachungsschritt würde sie aber unerfindlicherweise einen Schritt vor der totalen Abschaffung der Großschreibung verharren. Sie sind doch für weitere Vereinfachung. Die wäre in der gemäßigten Lösung also immer noch möglich.
Aber diese Regeln der Getrenntschreibung müssen erst nocheinmal überarbeitet werden.
Damit auch nocheinmal richtig ist? Verzeihung, das drängte sich gerade auf...
Die momentante Reformregelung zur Getrenntschreibung ist schon deshalb völlig unbrauchbar, weil sie der Zusammenschreibung keinen wahren Bedeutungsgehalt mehr zumißt. Wenn dieser doch vorhanden ist, handelt es sich um Zufall. Warum soll man so eine Zusammenschreibung dann eigentlich noch praktizieren, wo ist dann ihr Sinn? Die bisherige Zusammenschreibung hatte Sinn, deswegen existierte sie auch überhaupt in der hergebrachten Form.
2. (L) Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre?
Warum haben Sie sich, Herr Ickler und weitere Professoren nicht vorher zusammengesetzt und etwas gegen die Reform unternommen. Jeder wusste, dass sie kontrovers diskutiert wurde.
Ist für Sie eigentlich immer schon alles zu spät, wenn Ereignisse eintreffen? Mit dieser Mentalität kann man jeden Mißstand widerstandslos hinnehmen, denn man hätte ja vorher lauter meckern können. Die Atomkraftgegner hätten demnach auch mit ihrem Protest aufhören müssen, nachdem das erste Atomkraftwerk in Betrieb genommen wurde.
Bedenken Sie dabei auch, daß Ablehnung sehr wohl auch schon im Vorfeld vorhanden war, doch wurde sie von den meisten nur nicht laut ausgesprochen, weil dem Reformvorhaben sowieso keine großen Durchsetzungschancen beigemessen wurde. Als die Reform dann doch da war, kam sie für die breite Öffentlichkeit völlig unverhofft.
Bevor die Reform in die Tat umgesetzt wurde, war auch gar nicht klar, was denn nun wirklich ihr Inhalt sein würde. Worauf hätte sich die Kritik richten sollen? Reformgegner konnten in dieser Situation leicht als stockkonservative Totalverweigerer aus Prinzip, ihr Protest als unsachlich diffamiert werden.
Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend?
Das müssen Sie das Gremium fragen. Meine Absicht ist jetzt einfach daran weiterzuarbeiten und nicht dabei zu bleiben um zu sagen: Die alte Orthographie war gut. Wir nehmen sie wieder.
Frau Menges, wie wollen Sie an einer Sache weiterarbeiten, deren gegenwärtigen Stand sie noch nicht einmal selbst erklären können?
Ist das vernünftig, zu sagen: Ich weiß zwar nicht, ob das wirklich so gut ist, was wir da gerade machen (Orthographieschusterei abseits der natürlichen Sprachentwicklung), aber wir sollten auf jeden Fall weitermachen?
Was ist daran so falsch, zu sagen: Die alte Orthographie war gut, wir nehmen sie wieder? Warum ist der Rückzug aus dem Sortiment der Optionen so unerbittlich gestrichen, wenn er doch aufgrund Bestandsaufnahme naheliegt?
Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können
Aber das ist ja nicht das Problem, dass die Reform noch mehr Fehler verursacht. Wir sollten wirklich daran arbeiten, mit der Getrenntschreibung weiterzukommen.
Wieso ist das kein Problem? Sind mehr Fehler etwa wünschenswert? Wie gesagt, ein erheblicher Fortschritt der Getrenntschreibung wäre die Rückkehr zum Bewährten; nicht einfach nur, weil sie die Wärme des Vertrauten hat, sondern weil sie tadellos nachweisbar die bessere Funktionalität hat, ohne effektiv schwieriger lernbar zu sein.
Wenn Sie dagegen nur die größtmögliche Schreibvereinfachung erzielen wollen, müßten Sie die Getrenntschreibung einfach ganz abschaffen und alle Wörter ohne Zwischenraum schreiben. So braucht der Schreiber sich nicht mehr mit der Frage abzuplagen, ob ein Leerzeichen gesetzt werden müßte oder nicht. Zulesenistdaszwarnichtmehrganzsoeinfach,vorallemwenndannauchnochdiegroßkleinschreibungabgeschafftist,aberdieperspektivedeslesendenfindetjainderreformohnehinschonkeineberücksichtigung.
3. (L) Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges?
Das kann ich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht wirklich dagegen?
Dagegen spricht, daß dann Sätze (vor allem bei der flexiblen Syntax der deutschen Sprache) nicht mehr so einfach für den Lesenden zu durchschauen sind, weil z.B. Verben nicht mehr auf Anhieb von deren Substantivierungen zu unterscheiden sind. Die übliche Großschreibung ist eine wichtige Lesehilfe. Daß der Leser das Geschriebene durchschaut, ist doch auch im Interesse des Schreibers. Wozu sollte er sonst etwas schreiben? Warum sollte man die Verständigung unnötig erschweren? Orthographie soll der bestmöglichen Vermittlung von sprachlichem Sinngehalt dienen. Eine anderes Ideal zu propagieren, kann nur Pervertierung entspringen.
Wer nur klein schreiben will, weil er aus irgendwelchen Gründen Probleme mit der Großschreibung hat, kann das doch gerne tun. Es wäre allerdings ein Schaden, das zur allgemeinen Norm zu machen, so daß man auch in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften nichts anderes mehr erblicken würde.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 18.02.2001 um 23.00
Zu der Frage Warum muß in dem Satz Hier fällt es schwer, zu schweigen neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz Hier gilt es den Mund zu halten wegfallen?
Wie das bei Ickler geregelt ist, weiß ich nicht. In der aktuellen amtlichen Rechtschreibung zumindest entspricht das erste Komma dem §77 (5); es handelt sich also demnach um einen Nachtrag: Es fällt schwer ist der Hauptsatz, das andere der Nachtrag. Das trifft auf den zweiten Satz nicht zu (Hier gilt es [z.B. das Gesetz] ist ein möglicher Hauptsatz; dieser ist aber ein anderer). Nach § 76 kann ein Komma gesetzt werden. Doch ein Gliederung muss hier nicht verdeutlicht werden und auch kein Missverständnis ausgeschlossen werden. Das Komma ist also schlichtweg überflüssig. Im ersten Satz ist es in diesem Beispiel auch nur die Norm; das Verständnis des Satzes wäre auch ohne Komma völlig gegeben. Wie hier das noch? Rechtschreibung ist für die Leser da. Nun ja; oft geht es einfach nur um die Konformität mit der Norm, das gilt nach wie vor. Dieser Satz ist nur ein Beispiel, dass weitere fakultative Kommasetzung durchaus eine sinnvolle Weiterentwicklung sein könnte. Ob es nämlich in dem Beispiel der Redeabsicht entspricht, einen Nachtrag zu machen, darf bestritten werden.
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 18.02.2001 um 23.00
wie war das noch
Fehlerteufel
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
ich weiß nicht, wie man dies irgendjemandem begreiflich machen kann und auch nicht weshalb.
Ohne von irgendwelchen Paragraphen eine Ahnung zu haben, erscheint es mir völlig plausibel, in beiden Fällen das Komma zu setzen.
Es ist in beiden Fällen eine Zäsur, die sowohl dem Sprechen als auch dem Leseverständnis entspricht.
Im ersten Falle lese ich sonst »schwer zu schweigen« als eine Art Gesamtheit, die keinen Sinn ergibt.
Im zweiten Falle ist es ähnlich. Ich lese einfach weiter »Hier gilt es den Mund...« - ach so, zu halten.
Wenn Sie den ersten Fall abwandeln, etwa: »Hier fällt es schwer die Übersicht zu behalten« müssen Sie den Satz zweimal lesen, bis Sie den Sinn erfaßt haben.
Denn sonst lesen Sie ihn etwa so, wie wenn der Satz heißen würde: »Hier ist schwer die Hölle los«.
Das war doch alles einmal klar und für jeden nachvollziehbar geregelt. Man mußte sich die Sätze doch nur einmal selbst im Stillen ruhig vorsprechen.
Diese Differenzierungen und »Regeln«, die Sie hier erklären wollen, würde ich niemals begreifen. Das heißt, die Regeln würden in meinem Falle einen routinierten Schreibmenschen zum orthographischen Ignoranten machen.
Je tiefer man in das neue Regelwerk einzudringen versucht, um so mehr wird die Überzeugung bestätigt, daß eine willkürliche Unordnung eingetreten ist, wo man vorher mit ein bißchen Intuition mit großer Sicherheit wenig falsch machen konnte. Jetzt weiß der Routinier gar nichts mehr, und wie Sie diese Paragraphen den Schreibanfängern dauerhaft begreiflich machen wollen, ist mir ein Rätsel.
Hätte man alles gelassen, wie es war, hätte nichts schiefgehen können.
(Verkneife ich mir mal den GZS-Gag mit »schief gehen«).
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von anonymer Gast am 18.02.2001 um 23.00
(Zeile 1) ...weshalb man das sollte.
d.u.
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
wie ich - mit einer gewissen Genugtuung um der Sache willen, aber ohne Gehässigkeit - feststelle, haben Sie es nicht im entferntesten getroffen. (Woran ich übrigens erkenne, daß Sie leider meinen berühmten Kritischen Kommentar immer noch nicht besitzen, und dabei habe ich mir so viel Mühe damit gegeben, auch einen Haufen Geld in den Druck investiert!). Also: Bei es fällt schwer handelt es sich um ein sogenanntes Vorgreifer-es; das gehört ausweislich der Beispiele in § 77 (5) zu den hinweisenden Wörtern, nach denen ein Komma stehen muß. Mit einem Nachtrag hat das nichts zu tun, technisch gesprochen ist eine Extraposition (normale Herausstellung von Nebensätzen, auch Infinitivsätzen nach rechts). Bei es gilt ist das es aber kein hinweisendes Wort, sondern gehört als formales Subjekt fest zu dem ganzen Ausdruck hinzu. Woher ich das weiß? Nun, das ergibt eine Umstellprobe: Nur das Vorgreifer-es fällt bei Umstellung weg: Zu schweigen fällt hier schwer. Dagegen bleibt das formale Subjekt erhalten: Den Mund zu halten gilt es hier. (Kein schöner Satz, aber korrekt.) Es gibt noch viele weitere Probleme bei der Unterscheidung der verschiedenen es. Die Schweizer Reformer wußten 1996 noch nichts davon, daß auch es zu den hinweisenden Wörtern gezählt werden soll, und die ganze Kommission hat § 77 (5) inzwischen schwer bereut und wird demnächst ändern. Die Zeichensetzung, bisher kaum diskutiert, hat den Reformern durch ihre ungeahnten Folgen buchstäblich die Sprache verschlagen. Es hat schon seinen Grund, daß die Nachrichtenagenturen davon nichts wissen wollten.
Eine ähnlich unbeabsichtigte Schwierigkeit ergibt sich übrigens aus der neuen Regel, wonach substantivische Bestandteile von Fremdwörtern groß geschrieben werden müssen. Da muß man also die Wortart in sämtlichen Fremdsprachen bestimmen können. Ist also nun Chapeau Claque (Duden 2000) richtig? Und Pars pro Toto? Bei Herpes Zoster haben alle Wörterbücher versagt. Und warum werden adjektivische Bestandteile nicht klein geschrieben? Es hieß bisher Dolce vita, nach einer sehr einfachen Regel: erster Teil groß, alles andere klein! Neu Dolce Vita, aber konsequent wäre dolce Vita (wenn die Wortart die GKS bestimmen soll!)
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
wie ich - mit einer gewissen Genugtuung um der Sache willen, aber ohne Gehässigkeit - feststelle, haben Sie es nicht im entferntesten getroffen. (Woran ich übrigens erkenne, daß Sie leider meinen berühmten Kritischen Kommentar immer noch nicht besitzen, und dabei habe ich mir so viel Mühe damit gegeben, auch einen Haufen Geld in den Druck investiert!). Also: Bei es fällt schwer handelt es sich um ein sogenanntes Vorgreifer-es; das gehört ausweislich der Beispiele in § 77 (5) zu den hinweisenden Wörtern, nach denen ein Komma stehen muß. Mit einem Nachtrag hat das nichts zu tun, technisch gesprochen ist eine Extraposition (normale Herausstellung von Nebensätzen, auch Infinitivsätzen nach rechts). Bei es gilt ist das es aber kein hinweisendes Wort, sondern gehört als formales Subjekt fest zu dem ganzen Ausdruck hinzu. Woher ich das weiß? Nun, das ergibt eine Umstellprobe: Nur das Vorgreifer-es fällt bei Umstellung weg: Zu schweigen fällt hier schwer. Dagegen bleibt das formale Subjekt erhalten: Den Mund zu halten gilt es hier. (Kein schöner Satz, aber korrekt.) Es gibt noch viele weitere Probleme bei der Unterscheidung der verschiedenen es. Die Schweizer Reformer wußten 1996 noch nichts davon, daß auch es zu den hinweisenden Wörtern gezählt werden soll, und die ganze Kommission hat § 77 (5) inzwischen schwer bereut und wird demnächst ändern. Die Zeichensetzung, bisher kaum diskutiert, hat den Reformern durch ihre ungeahnten Folgen buchstäblich die Sprache verschlagen. Es hat schon seinen Grund, daß die Nachrichtenagenturen davon nichts wissen wollten.
Eine ähnlich unbeabsichtigte Schwierigkeit ergibt sich übrigens aus der neuen Regel, wonach substantivische Bestandteile von Fremdwörtern groß geschrieben werden müssen. Da muß man also die Wortart in sämtlichen Fremdsprachen bestimmen können. Ist also nun Chapeau Claque (Duden 2000) richtig? Und Pars pro Toto? Bei Herpes Zoster haben alle Wörterbücher versagt. Und warum werden adjektivische Bestandteile nicht klein geschrieben? Es hieß bisher Dolce vita, nach einer sehr einfachen Regel: erster Teil groß, alles andere klein! Neu Dolce Vita, aber konsequent wäre dolce Vita (wenn die Wortart die GKS bestimmen soll!)
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 18.02.2001 um 23.00
(Zeile 1) ...weshalb man das sollte.
d.u.
eingetragen von Christian Melsa am 18.02.2001 um 23.00
Entschuldigung, daß ich mich in den Dialog zwischen Herrn Lachenmann und Frau Menges einmische, aber nun ja, dies ist eben ein offenes Forum.
1.(L) Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
Das ist ja nicht das Problem. Sie wurde eingeführt über Umwege der KMKonferenz. Aber nun haben wir sie, seit 1. August 1998. Ich war nicht glücklich darüber - ich war erstaunt. Aber bitte- man gewöhnt sich daran und nun finde ich, dass die Rechtschreibung ( ich habe mit vielen Leuten darüber diskutiert ) noch mehr vereinfacht werden sollte.
Warum? Weil die jetzige Form nicht optimal ist und weil das Zurück für mich ( uns) nicht in Frage kommt. Ich finde keineswegs, Herr Ickler, dass das die beste Variante ist.
Was ist denn dann das Problem? Wenn man an einem bewährten System etwas ändern möchte, muß man schon einen triftigen Grund angeben können. Etwas einfach nur hinzunehmen, weil es halt eingeführt wurde, halte ich für geradezu fatal. Würden Sie denn auch die Wiedereinführung der Todesstrafe einfach hinnehmen, wenn die Obrigkeit sich nun einmal dafür entschieden hat? Ich bin sicher, auch daran könnte man sich gewöhnen.
Wenn Sie die jetztige Form nicht für optimal halten, warum wählen Sie sie dann als Ausgangspunkt für weitere Bemühungen? Die alte Rechtschreibung ist in praktisch jeder Hinsicht viel näher am Optimum.
Ausgerechnet Beschlüsse der KMK derart devot zu akzeptieren, ist besonders schwer für mich nachzuvollziehen, da diese Institution überhaupt keine rechtlichen Kompetenzen hat. An sich handelt es sich nur um einen unverbindlichen Club von Kultusministerbeamten. Daß dieser Club, irgendwo im Niemandsland zwischen Bund und Ländern, bürgerfern und undemokratisch wie nur irgend möglich, dennoch eine so große faktische Macht ausübt, ist eines der großen Mängel unserer Verfassungswirklichkeit.
Eine radikale Lösung- die Großschreibung nur bei Namen und Satzanfang anzuwenden, ist für die deutsche Schrift mehr als ungewöhnlich.
Eine gemäßigte Lösung - die Kleinschreibung von allem außer Namen und am Satzanfang - ist für die deutsche Schrift genauso ungewöhnlich. Als Vereinfachungsschritt würde sie aber unerfindlicherweise einen Schritt vor der totalen Abschaffung der Großschreibung verharren. Sie sind doch für weitere Vereinfachung. Die wäre in der gemäßigten Lösung also immer noch möglich.
Aber diese Regeln der Getrenntschreibung müssen erst nocheinmal überarbeitet werden.
Damit auch nocheinmal richtig ist? Verzeihung, das drängte sich gerade auf...
Die momentante Reformregelung zur Getrenntschreibung ist schon deshalb völlig unbrauchbar, weil sie der Zusammenschreibung keinen wahren Bedeutungsgehalt mehr zumißt. Wenn dieser doch vorhanden ist, handelt es sich um Zufall. Warum soll man so eine Zusammenschreibung dann eigentlich noch praktizieren, wo ist dann ihr Sinn? Die bisherige Zusammenschreibung hatte Sinn, deswegen existierte sie auch überhaupt in der hergebrachten Form.
2. (L) Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre?
Warum haben Sie sich, Herr Ickler und weitere Professoren nicht vorher zusammengesetzt und etwas gegen die Reform unternommen. Jeder wusste, dass sie kontrovers diskutiert wurde.
Ist für Sie eigentlich immer schon alles zu spät, wenn Ereignisse eintreffen? Mit dieser Mentalität kann man jeden Mißstand widerstandslos hinnehmen, denn man hätte ja vorher lauter meckern können. Die Atomkraftgegner hätten demnach auch mit ihrem Protest aufhören müssen, nachdem das erste Atomkraftwerk in Betrieb genommen wurde.
Bedenken Sie dabei auch, daß Ablehnung sehr wohl auch schon im Vorfeld vorhanden war, doch wurde sie von den meisten nur nicht laut ausgesprochen, weil dem Reformvorhaben sowieso keine großen Durchsetzungschancen beigemessen wurde. Als die Reform dann doch da war, kam sie für die breite Öffentlichkeit völlig unverhofft.
Bevor die Reform in die Tat umgesetzt wurde, war auch gar nicht klar, was denn nun wirklich ihr Inhalt sein würde. Worauf hätte sich die Kritik richten sollen? Reformgegner konnten in dieser Situation leicht als stockkonservative Totalverweigerer aus Prinzip, ihr Protest als unsachlich diffamiert werden.
Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend?
Das müssen Sie das Gremium fragen. Meine Absicht ist jetzt einfach daran weiterzuarbeiten und nicht dabei zu bleiben um zu sagen: Die alte Orthographie war gut. Wir nehmen sie wieder.
Frau Menges, wie wollen Sie an einer Sache weiterarbeiten, deren gegenwärtigen Stand sie noch nicht einmal selbst erklären können?
Ist das vernünftig, zu sagen: Ich weiß zwar nicht, ob das wirklich so gut ist, was wir da gerade machen (Orthographieschusterei abseits der natürlichen Sprachentwicklung), aber wir sollten auf jeden Fall weitermachen?
Was ist daran so falsch, zu sagen: Die alte Orthographie war gut, wir nehmen sie wieder? Warum ist der Rückzug aus dem Sortiment der Optionen so unerbittlich gestrichen, wenn er doch aufgrund Bestandsaufnahme naheliegt?
Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können
Aber das ist ja nicht das Problem, dass die Reform noch mehr Fehler verursacht. Wir sollten wirklich daran arbeiten, mit der Getrenntschreibung weiterzukommen.
Wieso ist das kein Problem? Sind mehr Fehler etwa wünschenswert? Wie gesagt, ein erheblicher Fortschritt der Getrenntschreibung wäre die Rückkehr zum Bewährten; nicht einfach nur, weil sie die Wärme des Vertrauten hat, sondern weil sie tadellos nachweisbar die bessere Funktionalität hat, ohne effektiv schwieriger lernbar zu sein.
Wenn Sie dagegen nur die größtmögliche Schreibvereinfachung erzielen wollen, müßten Sie die Getrenntschreibung einfach ganz abschaffen und alle Wörter ohne Zwischenraum schreiben. So braucht der Schreiber sich nicht mehr mit der Frage abzuplagen, ob ein Leerzeichen gesetzt werden müßte oder nicht. Zulesenistdaszwarnichtmehrganzsoeinfach,vorallemwenndannauchnochdiegroßkleinschreibungabgeschafftist,aberdieperspektivedeslesendenfindetjainderreformohnehinschonkeineberücksichtigung.
3. (L) Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges?
Das kann ich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht wirklich dagegen?
Dagegen spricht, daß dann Sätze (vor allem bei der flexiblen Syntax der deutschen Sprache) nicht mehr so einfach für den Lesenden zu durchschauen sind, weil z.B. Verben nicht mehr auf Anhieb von deren Substantivierungen zu unterscheiden sind. Die übliche Großschreibung ist eine wichtige Lesehilfe. Daß der Leser das Geschriebene durchschaut, ist doch auch im Interesse des Schreibers. Wozu sollte er sonst etwas schreiben? Warum sollte man die Verständigung unnötig erschweren? Orthographie soll der bestmöglichen Vermittlung von sprachlichem Sinngehalt dienen. Eine anderes Ideal zu propagieren, kann nur Pervertierung entspringen.
Wer nur klein schreiben will, weil er aus irgendwelchen Gründen Probleme mit der Großschreibung hat, kann das doch gerne tun. Es wäre allerdings ein Schaden, das zur allgemeinen Norm zu machen, so daß man auch in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften nichts anderes mehr erblicken würde.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 18.02.2001 um 23.00
Zu der Frage Warum muß in dem Satz Hier fällt es schwer, zu schweigen neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz Hier gilt es den Mund zu halten wegfallen?
Wie das bei Ickler geregelt ist, weiß ich nicht. In der aktuellen amtlichen Rechtschreibung zumindest entspricht das erste Komma dem §77 (5); es handelt sich also demnach um einen Nachtrag: Es fällt schwer ist der Hauptsatz, das andere der Nachtrag. Das trifft auf den zweiten Satz nicht zu (Hier gilt es [z.B. das Gesetz] ist ein möglicher Hauptsatz; dieser ist aber ein anderer). Nach § 76 kann ein Komma gesetzt werden. Doch ein Gliederung muss hier nicht verdeutlicht werden und auch kein Missverständnis ausgeschlossen werden. Das Komma ist also schlichtweg überflüssig. Im ersten Satz ist es in diesem Beispiel auch nur die Norm; das Verständnis des Satzes wäre auch ohne Komma völlig gegeben. Wie hier das noch? Rechtschreibung ist für die Leser da. Nun ja; oft geht es einfach nur um die Konformität mit der Norm, das gilt nach wie vor. Dieser Satz ist nur ein Beispiel, dass weitere fakultative Kommasetzung durchaus eine sinnvolle Weiterentwicklung sein könnte. Ob es nämlich in dem Beispiel der Redeabsicht entspricht, einen Nachtrag zu machen, darf bestritten werden.
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 18.02.2001 um 23.00
wie war das noch
Fehlerteufel
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
ich weiß nicht, wie man dies irgendjemandem begreiflich machen kann und auch nicht weshalb.
Ohne von irgendwelchen Paragraphen eine Ahnung zu haben, erscheint es mir völlig plausibel, in beiden Fällen das Komma zu setzen.
Es ist in beiden Fällen eine Zäsur, die sowohl dem Sprechen als auch dem Leseverständnis entspricht.
Im ersten Falle lese ich sonst »schwer zu schweigen« als eine Art Gesamtheit, die keinen Sinn ergibt.
Im zweiten Falle ist es ähnlich. Ich lese einfach weiter »Hier gilt es den Mund...« - ach so, zu halten.
Wenn Sie den ersten Fall abwandeln, etwa: »Hier fällt es schwer die Übersicht zu behalten« müssen Sie den Satz zweimal lesen, bis Sie den Sinn erfaßt haben.
Denn sonst lesen Sie ihn etwa so, wie wenn der Satz heißen würde: »Hier ist schwer die Hölle los«.
Das war doch alles einmal klar und für jeden nachvollziehbar geregelt. Man mußte sich die Sätze doch nur einmal selbst im Stillen ruhig vorsprechen.
Diese Differenzierungen und »Regeln«, die Sie hier erklären wollen, würde ich niemals begreifen. Das heißt, die Regeln würden in meinem Falle einen routinierten Schreibmenschen zum orthographischen Ignoranten machen.
Je tiefer man in das neue Regelwerk einzudringen versucht, um so mehr wird die Überzeugung bestätigt, daß eine willkürliche Unordnung eingetreten ist, wo man vorher mit ein bißchen Intuition mit großer Sicherheit wenig falsch machen konnte. Jetzt weiß der Routinier gar nichts mehr, und wie Sie diese Paragraphen den Schreibanfängern dauerhaft begreiflich machen wollen, ist mir ein Rätsel.
Hätte man alles gelassen, wie es war, hätte nichts schiefgehen können.
(Verkneife ich mir mal den GZS-Gag mit »schief gehen«).
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
So knapp nun auch wieder nicht, Herr Lachenmann. Bei mir finden Sie natürlich auch Alb, die (Landschaft); die Schwäbische - usw. - Was wollen Sie mehr? Bei Alb/Alp finden Sie eben unterschiedslos beide Schreibweisen. Alfanzerei kommt noch gelegentlich vor, alfanzen kenne ich nur aus der älteren Literatur. Irgendwo kommt die Auswahl der Einträge an ein Ende, nicht wahr?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Thema verfehlt, Ickler, setzen!
Darum ging es ja gar nicht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Frau Menges möchte nicht, daß die Reform zurückgenommen wird. Mit diesem Wunsch sollte sie sich an die Reformkommission wenden. Diese war es, die in den letzten zwei Jahren - gegen das ausdrückliche Verbot durch die Kultusminister und den Bundesinnenminister - umfassende Änderungen, fast durchweg im Sinne der Wiederherstellung früherer Schreibweisen, beschlossen und den beiden privilegierten Wörterbuchverlagen mitgeteilt hat. Das ist beweisbar. Die partielle Rücknahme der Reform an schwer vorhersehbaren Stellen ist in besonderem Maße für die gegenwärtige Verwirrung verantwortlich. Daß zehn Millionen umgestellte Wörterbücher und ein Vielfaches an anderen Büchern schon wieder nicht mehr die gültige Rechtschreibung enthalten, ist in der Tat sehr ärgerlich. Hinzu kommt, daß dieser Prozeß immer weitergeht; noch für das laufende Jahr ist angekündigt, daß kritisierte Regeln überprüft werden.
Die Deutsche (!) Bank (Leading to results - Sie wissen schon!) wirb mit einem viel versprechenden Angebot. Man denkt unwillkürlich: Verspricht viel, hält es aber nicht ... Diese kontraproduktive Deutung hätte sogar nach der neuesten Neuschreibung vermieden werden können, denn die Zusammenschreibung ist auch wieder möglich, aber das weiß die Deutsche (!) Bank natürlich noch nicht. So gibt sie einen Teil ihres bzw. unseres Geldes für eine Sympathiewerbung aus, die in jeder Hinsicht unsympathisch wirkt.
Übrigens habe ich für die Anhänger der Reformorthographie eine hübsche Denksportaufgabe:
Warum muß in dem Satz Hier fällt es schwer, zu schweigen neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz Hier gilt es den Mund zu halten wegfallen?
Und warum ist die Neuregelung der Kommasetzung (bei gleichem Umfang, nämlich zehn DIN-A4-Seiten) besser als die bisherige? Frau Menges, bitte erklären Sie uns das einmal! (Dazu benötigen Sie das Originalregelwerk, nicht nur eine Broschüre, die Ihnen das Staatsministerium wahrscheinlich zugesandt hat.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 18.02.2001 um 23.00
Es ist eine Wissensaufgabe...
Zunächst zur Kommaregelung im Allgemeinen:
Mir ist nicht bekannt, wie man die Duden- oder die Ickler-Kommaregelung in vergleichbarer Weise so übersichtlich einführen kann: Es gibt vier Regeln, wann man das Komma setzen muss und vier wann man es setzen kann (eine sagt aus Abgrenzungsgründen zu einer anderen Regel, wann man es nicht setzt). Das ist eine Formel, die die Chance besitzt, in der Schule und damit in den Köpfen generell vermittelbar zu sein.
So, und jetzt bist du dran!
Das andere hat mit dem unterschiedlichen es zu tun; Ickler hat natürlich Recht, dass das ziemlich kniffelig ist. Ich werde versuchen es heute Abend richtig zu beschreiben).
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.02.2001 um 23.00
Und wie Recht ich habe! (Sieht hübsch aus, nicht wahr?)
Daß es vier solche und vier solche Regeln gibt, ist selbst noch keine Regel, sondern bestenfalls eine Vorrede. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht. Übrigen ist es doch überwiegend was zum Denken, wie jede Regelanwendung. Nach Kant gehört dazu Urteilskraft. Man muß nicht nur etwas wissen, sondern auch etwas tun.
Zusatzaufgabe: Warum wenden die Nachrichtenagenturen und damit die Zeitungen die neuen Kommaregeln ausdrücklich nicht an? Warum wenden die Reformer ihre eigenen Regeln nicht an? Zum Beispiel Nerius und sein Kollektiv in ihrer neuen Deutschen Orthographie (Duden 2000) - bis auf zwei oder drei Fälle ist in dem ganzen dicken Buch kein einziges Komma weggelassen, das jetzt fehlen kann. Man nimmt wohl eine Zeichensetzung (und Silbentrennung) erster Klasse für sich in Anspruch; die Erleichterung ist was für Kinder. Einige Schulbücher sind schon zum zweiten Mal umgestellt, alle weggelassenen Kommas wiedereingesetzt ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.02.2001 um 23.00
... wurde von Gerhard Augst & den besorgten Vätern unserer hilflosen Kinder (bzw. der neuen Regeln) vergessen. Das Renntier wurde einfach nicht anerkannt, obwohl es doch wirklich in Skandinavien herumrennt. Und wenn schon Spagetti (noch nie auf einer Packung gelesen), wieso dann nicht auch Mackaroni als Option? Wieso nicht gleich Budda und Gandi? (-dh- ist ja wohl schwieriger als -gh-!) Immer wieder muß ich brilliant und rethorisch korrigieren oder auch mal antrazith: Da wäre doch noch einiges zu tun, nachdem man nun dem Geheimnis auf die Spur kam, warum der Bundespräsident Rau heißt. Wie groß wird der Jubel derer sein, die sich schon jetzt an den Vereinfachungen mit Bekennermut erfreuen, wenn noch tausend Wörter, die im Gegensatz zu Stengel deutlich schwieriger waren, endlich geändert worden sind? Diese naiven Gläubigen übersehen, was ganz offensichtlich ist: Die deutschen (und ausländischen) Eigennamen, die man im Laufe seines Lebens zu schreiben hat, sind nicht reformierbar - und insgesamt um Größenordnungen schwieriger als der Pipifax à la Stengel, der bisher geändert wurde. Wer für so etwas wie Stängel schwärmt, ist meiner Meinung nach ganz einfach nicht in der Lage, kompetent mitzudiskutieren. Ich sage weiterhin voraus, daß sich Frau Menges nicht für ein einziges der weit überlegenen Argumente gegen die Reform wird erwärmen können.
PS: Geht es den anderen auch so, daß man immer noch nicht ins neue Forum kann? Falls so eine Situation länger als einen Tag anhält, wäre doch eine orientierende Benachrichtigung durch das Mädchenfüralles eine schöne Idee, oder? Sonst probiert man es die ganze Zeit umsonst.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 18.02.2001 um 23.00
war in den achtziger Jahren als Reformschreibung vorgesehen, desgleichen Pitza. (Kanelloni und Lasanje waren vermutlich auch schon angedacht.) Irgendwann sind dann nur noch die Spagetti und der dazugehörige Ketschup übriggeblieben.
Reinhard Markner
eingetragen von Dominik Schumacher am 18.02.2001 um 23.00
Hintergrund: Auf den Knotenrechner wurde wie auch auf andere Rechner im Rechenzentrum ein Hackerangriff unternommen. Eine Instandsetzung versuchte man zunächst durch ein neues Betriebssystem. Inzwischen läuft ein anderer neuer Rechner, auf den die Daten umgeschaufelt werden. Andere Anschriften laufen bereits. Bei unserem Rechtschreibforum sind immer noch Fehler, so daß es nicht läuft. Die Arbeiten wurden heute beendet, so daß für morgen vormittag neue Hoffnung besteht. (Di., 20.2.2000, 19.24 Uhr)
Der Angriff galt keiner der Anschriften, die auf diesem Knotenrechner zu Hause sind.
Gibt es eine Bereitschaft unter den Gästen der Rechtschreibseiten, höheren Aufwand für Datensicherheit finanziell mitzutragen? Ja? Nein?
Über Ihre Gedanken freut sich Ihr »Mädchenfüralles«
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Christian Melsa am 18.02.2001 um 23.00
Das hat Frau Menges geschrieben. Ich gebe ihr recht. Interessieren würde mich noch ihre Begründung, warum es nicht furchtbar gewesen sein soll, von der bisherigen auf die neue Rechtschreibung umzulernen (wovon bisher immerhin die große Mehrheit der Schülerschaft betroffen war), und warum es nicht furchtbar sein soll, immer wieder neue vereinfachte Rechtschreibnormen erlernen zu müssen. Wäre es da nicht geradezu eine Gnade, zu der Norm zurückzukehren, die von der Mehrheit der Sprachgemeinschaft gewünscht und meistens auch noch praktiziert wird, die in der noch größeren Mehrheit aller vorhandenen Schriftwerke gilt, anhand derer eben auch Kinder sich an die normale, d.h. von der breiten Masse der Sprachgemeinschaft akzeptierten Wortgestalten und Verschriftungsmethoden gewöhnen können?
Eine Anmerkung noch: Frau Menges, Sie müssen sich nicht dafür verteidigen, mit behinderten Kindern zu arbeiten. Was sollte daran auch schlecht sein? Ich möchte Sie gerne dafür loben, sich für deren Belange zu engagieren. Die Arbeit mit Behinderten erfordert sicher auch oft mehr Kraft als die mit unbeeinträchtigten Menschen. Die Rechtschreibung kann jedoch gar nicht auf eine Ebene gebracht werden, die so einfach ist, daß sogar jeder geistig Behinderte damit sicheren Umgang erreichen könnte. Und auch Menschen, die die Rechtschreibung nicht so gut beherrschen, ist es doch nicht verboten, sich schriftlich mitzuteilen. Schriftliche Kommunikation ist daher für sie nicht so selbständig unerreichbar wie der Eingang eines Gebäudes hinter einem Treppenportal für einen Rollstuhlfahrer. Worauf Sie mit ihrer radikalen Rechtschreibvereinfachung hinauswollen, käme aber der Forderung gleich, bei Neubauten aller Art keine Treppen, sondern nur noch Rampen einzubauen, die dann zwangsläufig auch alle Gesunden benutzen müßten, obwohl für sie dann viel mehr Wegstrecke zurückzulegen ist (denn Treppen sind gewöhnlich steiler).
Was die Stammschreibung betrifft, dazu habe ich ja in meinem letzten Beitrag schon die entscheidende Kritik formuliert, allerdings noch ohne Beispiele zu nennen. Herr Ickler hat ein paar angeführt, die aber noch vergleichsweise entlegen sind. Wie wollen Sie einem (möglicherweise sogar geistig behinderten) Kind erklären, daß es zwar Stängel von Stange ableiten darf (ja, sogar - abweichend von einer riesigen Fülle von Literaturbelegen - muß!), nicht aber
sprechen von Sprache,
denken von Gedanke,
brennen von Brand,
Treue von Vertrauen,
legen von Lage,
fressen von Fraß
setzen von Satz
Henkel von Hang, hängen
merken von Marke,
gehen von Gang,
messen von Maß, und so weiter und so fort...?
Klar, Sie wollen alles noch weiter vereinfachen - mich wundert allerdings, wieso Sie in diesem Zusammenhang immer von weiter sprechen, denn durch die Reform ist nichts einfacher geworden. Wenn Sie das Gegenteil annehmen, begründen Sie es bitte. Gibt es denn überhaupt eine einfachere Methode als alles so zu schreiben wie man es aus der Lektüre kennt? Genau diese simpelste und verbreitetste Methode wird durch mutwillige Schreibweisenänderungen verworfen, wegen denen man nun ständig darauf achten muß, mit welcher Orthographie man es gerade zu tun hat. Davon nicht völlig verwirrt zu sein, kann man nur jemandem zutrauen, der ohnehin sehr rechtschreibsicher ist und eine Reform als Allerletzter für nötig befunden hätte.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 18.02.2001 um 23.00
Zunächst vielen Dank, lieber Herr Melsa, daß Sie das Gespräch mit Frau Menges für mich mit aufgenommen haben. Mir fiel, ehrlich gesagt, zu ihren Entgegnungen nichts mehr ein. Sie will es halt so. In den christlichen Jugendkreisen, denen ich meine Herzensbildung verdanke, wurde Zweiflern entgegnet: »Bete zu Gott, daß dir der Glaube darüber hinweghelfen möge«. Warum diskutiert sie dann? Um sich von uns alfanzen zu lassen?
Keiner weiß (außer Herrn Ickler, der allerdings das Verb unterschlägt und nur das Substantiv »Alfanzerei« verzeichnet, ohne Erläuterung allerdings, vielleicht weiß er es ja doch nicht), was »alfanzen« heißt, wetten? Es ist wie mit der Geschichte der Stadt Genf. Wir lernen viel in diesen Diskussionen. Auf »alfanzen« stieß ich bei meinen Ermittlungen in einem gravierenden Fall von Kollateralschaden der neuen Rechtschreibung.
Eine wichtige Verbündete im Kampf gegen die neue Rechtschreibung ist meine geliebte Süddeutsche Zeitung. Ihre Redakteure sind erfindungsreich im künstlichen Organisieren von Kollateralschäden, das heißt die neuen Regeln ad absurdum führende Schreibweisen, die von diesen keineswegs erwartet oder gar verlangt werden, die man aber auf sie zurückführen könnte, denn wer weiß nun schon von jedem Wort die »neue« Schreibweise, auch Frau Menges und Herr Jansen vertreten ihr Anliegen durch deren offenkundige Unkenntnis wenig überzeugend.
Heute also, auf Seite 3 der heutigen Süddeutschen Zeitung, geht es um Herrn Friedrich Merz, der in Schwäbisch Gmünd weilte: »Friedrich Merz kämpft [...] auch in Schwäbisch Gmünd auf der Ostalp«.
Da wacht selbst der verpennteste Schwabe auf. Wie bitte? Was hat sich im Ländle seit Einführung der neuen Regeln getan? Schwäbisch Gmünd lag seit Menschengedenken unten im Remstal. Hat sich das Gelände angehoben? Hat es das Städtchen nicht allein auf die Höhe der Schwäbischen Albhochfläche angehoben, hat es die ganze Schwäbische Alb so weit in die Höhe getrieben, daß man mit Fug und Recht von alpinen Höhen reden kann, ja muß? Wo es eine Ostalp gibt, muß es auch zumindest eine Westalp geben, so daß man es jetzt mit den Schwäbischen Alpen zu tun hat. Schwindelerregend, Schwindel erregend.
Von Herrn Riebe habe ich gelernt, nicht einfach drauflos zu spekulieren, sondern gründliches Quellenstudium zu treiben.
Wie war das nochmals mit Alb und Alp? Im alten Duden gibt es den »Alb«, einen unterirdischen Geist aus der Mythologie, der seltsamerweise keinen »Albtraum« ausgelöst hat und kein »Albdrücken«, sondern überhaupt keinen Traum, aber immerhin einen nicht ganz einleuchtenden »Alpdruck, Alpdrücken«. Immerhin verweist der alte Duden auf die ebenfalls gegebene Schreibweise »Alp«.
Der neue Duden bleibt beim »Alb, für alte Schreibweise von Alp« und verzeichnet einen bisher nicht vorgesehenen »Albdruck«. Auch den »Alp« als alte Schreibung von »Alb« gibt er an.
Ickler macht es knapp. »Alb, der s.a. Alp«, »Albtraum a. Alptraum«, »Alp, der (Gespenst, Alpdruck)«.
Was hat das alles mit Schwäbisch Gmünd zu tun? Nichts - eben!
Kein Mensch wäre jemals auf die Idee gekommen, »auf der Ostalp« zu schreiben, hätte es nicht die völlige Verunsicherung durch die neuen Regeln gegeben. Daß der Redakteur die Verhältnisse nicht kennt, steht auf einem anderen Blatt. Schwäbisch Gmünd liegt im Remstal, zugleich im Ostalbkreis, aber daß das Städtchen in keinerlei Alpen oder auf keinerlei Alp liegt, das hat er sicher gewußt. Klarer Fall von Sabotage!
Oder von Alfanzerei.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2001 um 23.00
Der Werner-Zeichner brachte einmal einen Sketch mit einem Ei und drei Figuren verschiedener Hautfarbe:
Eigelb!
Eiweiß!
I know!
Da schließt sich das Modern Torking im Menges´schen Life/livestyle nahtlos an:
I know --> jetzt werden wieder 5 Beiträge dagegen stehen.
... nur daß die Einfalt jetzt nicht gespielt ist, sondern offenbar echt:
Das Stammprinzip finde ich in Ordnung. Ich möchte nie mehr davon abkommen. Es ist für uns zwar ungewöhnlich, aber es ist logischer.
Stange- Stängel, diese Vereinfachung ist gelungen!
Das Stammprinzip galt auch bisher. Hoffen nur wir als wändige Anpasser, daß wir nicht allzuviel aufwänden müssen, um auswändig zu lernen, was demnächst die Rechtschreibkommission noch an erleichternden Volksetümologien entdeckt mit Beirat der Deutschen Industrie-Normenkommission und ihrer Erfahrung in der Normung von Klosettabflußkrümmungsbögen u.ä. Dann wird der schlimmste Schlammmassel in der neuen Rechtschreibung sicher bald ausgemärzt sein.
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Christian Melsa am 17.02.2001 um 23.00
Liebe Frau Menges,
Bei Ihren Beiträgen habe ich den Eindruck, daß sie die ganze Sache ein wenig zu einseitig nach kurzsichtigen Kategorien von Schritt zurück usw. sehen. Wenn ein Schritt in eine Richtung sich als unvorteilhaft erwiesen hat, ist es doch am vernünftigsten, diesen Schritt wieder zurückzunehmen. Stellt sich die Richtung als falsch heraus, ist ein Rückschritt der wahre Fortschritt. Da muß man sich nicht ewig den Kopf zerbrechen, ob man vielleicht doch noch weitermarschieren sollte, wenn schon der erste Schritt ein Desaster ist. Ich mache mir manchmal etwas Sorgen darum, was für Lebensprinzipien Pädagogen Kindern vermitteln, die es vormachen, sich an einmal angeleierte Projekte rein um der Sache selbst willen festzuklammern, auch wenn sich noch so viel berechtigte negative Kritik daran anbringen läßt (wo die Reform nun mal eingeführt wurde, muß man sie auch durchziehen, Argumentationsende.). Zuende gedacht werden Handlungen dann schon dadurch richtig, daß man sie nur tut, weitere Begründung überflüssig, Widerstand ungültig. Ich halte das nicht gerade für eine sehr weise und vernünftige Lebensphilosophie. Den anvertrauten Kindern sollte nicht die Maxime eingeprägt werden, es sei besonders klug oder gar fortschrittlich, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen, immer schön brav an den Zügeln der Obrigkeit - was diese beschließt, wird schon richtig sein, und wenn gleich mehrere Schulleiter zu einem gemeinsamen Schluß kämen, sei damit bereits der Beweis erbracht, daß es sich dabei doch wohl um keinen Fehler handeln könne. Die historischen Begründer des staatlichen Schulwesens dürften sich im Grabe umdrehen über solch eine bestürzend verfehlte Erziehung zu eigenständigem Denken. Das ist keine Erziehung zu Mündigkeit, sondern zu Untertanengeist. Macht sich gerade im Kontext deutscher Geschichte nicht ganz so gut.
Betrachtet man die neue Rechtschreibung ganz genau und versucht zu ermitteln, was faktisch eigentlich nun überhaupt an Erleichterung anfallen kann und was vielleicht doch nur auf den ersten Blick so wirkt oder unbesehen als das hingenommen wird, als das es oberflächlich und apodiktisch von ihren Händlern propagiert wird, dann wird deutlich, daß das Erlernen der resultierenden Schreibweisen für ein Schulkind, ob mit oder ohne besondere Behinderung, genauso einfach oder schwierig ist als zuvor. Wer ihnen als Grundschüler unvoreingenommen begegnet, wird die neuen Schreibweisen zunächst einfach als gegeben hinnehmen. Bloß werden die Kinder noch auf Jahrzehnte durch all jenes Schriftwerk verwirrt, das nicht in der neuen Rechtschreibung verfaßt ist, also fast alles, was sich in privaten und öffentlichen Bibliotheken vorfinden läßt. Den Nachwuchs deswegen davon völlig isolieren zu wollen, wäre wohl im Zusammenhang mit Bildungsidealen an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Oder soll man mit einem aberwitzigen Finanzaufwand all die überholten Schriftwerke austauschen? Das ist in der Praxis auch aus ganz anderen Gründen unmöglich durchführbar (Konvertierungsverbot von namhaften Literaten usw.). Doch selbst, wenn man dieses Problem ausblendet, müssen die Kinder nach der Reform mit einem bedeutend umfangreicheren Regelwerk als bisher zurechtkommen, das in sehr vielen Bereichen auch viel komplizierter ausfällt, während es gleichzeitig eine primitivere, schlechter differenzierende, weniger leseökonomische Verschriftung der Sprache ergibt. Schauen Sie selbst nach: Errechnen Sie grob die Anzahl der Buchstaben, die das Regelwerk im letzten Duden vor der Reform einnimmt und die Anzahl der Buchstaben, die für den offiziellen Wortlaut der Neuregelung benötigt werden. Beide Texte sind in der Ausführlichkeit ihrer Formulierungen etwa gleich; die neuen Regeln sind aber ungefähr eineinhalbmal so umfangreich. Wie können die Regeln dann insgesamt eine Lernerleichterung darstellen? Selbst bei gleicher Länge wäre das Ziel der Lernerleichterung nicht erreicht gewesen, doch das Regelwerk ist ja sogar noch gewachsen! Die Regeldarstellung in Icklers Rechtschreibwörterbuch ist übrigens beinahe nur ein Drittel so lang wie der Reformtext.
Dazu kommt noch, daß viele neue Regeln (vor allem im Bereich Stammprinzip) sich nur in Einzelfällen auf die Schreibweisen auswirken, d.h. um richtig schreiben zu können, muß man diese Einzelfälle genau kennen. Mit demselben Lernaufwand hätte man auch die bisherigen Schreibweisen dieser Wörter lernen können. Der Eindruck, die neuen Regeln würden die Schreibweisen alle viel systematischer machen, kann andernfalls nur zu Übergeneralisierungen führen. Effektiv wird rein gar nichts einfacher; das einzige, was gewonnen wurde, ist Verwirrung.
Wunschdenken darf nicht mit Realität verwechselt werden, sonst rennt man, sonnige Luftschlösser halluzinierend, nur zu leicht blind ins Verderben.
Wollen Sie den Lernschwachen einen Gefallen tun? Dann setzen Sie sich gegen die Reform ein. Die Rechtschreibreform wird mit Lügen verkauft. Im Supermarkt können Sie sich auch nicht darauf verlassen, daß die Wurst so rindfleischfrei ist wie auf der Verpackung behauptet. Man kann die Wurst natürlich trotzdem essen und sich tausendmal einreden, es sei kein Rindfleisch darin, auch wenn es zweifelsfrei nachgewiesen wurde. Man kann dem auch eine gewisse kulinarische Geschmacksästhetik beimessen, und wie wir wissen, ist es für gewisse Personen auch kein Problem gewesen, über die Medien laut und voller Inbrunst der Gewißheit zu verkünden: Deutschland ist BSE-frei! Es gibt kein BSE in Deutschland, weil man das nicht möchte, und deshalb ist das so, basta, Logik des Wahrheitsministeriums (wir sind immer schon mit Eurasien im Krieg gewesen! usw.). Und also schließt er messerscharf...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 17.02.2001 um 23.00
...müßte das erste sie groß geschrieben sein, na ja, meine Finger drücken die Hochstelltaste nicht immer entschieden genug darnieder. Doch an sich ist der Sinn des Satzes mit kleinem sie auch gar nicht so falsch, wenn sich darunter die Reformeiferer gemeint vorstellt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von anonymer Gast am 17.02.2001 um 23.00
Klarer Fall, ich schon wieder zu müde für vollständige Sätze.
derselbe
eingetragen von Gast am 17.02.2001 um 23.00
GESETZ Nr. 94-665 vom 4. August 1994
über den Gebrauch der französischen Sprache
www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOBFDtSpr/Archiv2/FrSprG.htm#Anchor-49575
deutsche Übersetzung !!!
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.02.2001 um 23.00
Nachdem sich Frau Menges hier als glühende Verfechterin der neuen Regeln präsentiert, lohnt es sich vielleicht doch einmal, zu prüfen, ob sie dieselben Regeln, die sie angeblich mit so viel Erfolg ihren Schülern beibringt, überhaupt selber beherrscht. Ich kopiere hier einen ihrer Beiträge mit kurzen Kommentaren.
Herr Riebe antwortet sonderbar elitär
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich dachte (Komma fehlt, von der Reform eher begünstigt, weil man auch vor den gleichrangigen satzwertigen Infinitiven jetzt so toll die Kommas weglassen zu dürfen meint) hier wird fachlich diskutiert. Ist es tatsächlich ein Unsinn (Komma fehlt, typischer Reformfehler, weil man meint, siehe oben, vor satzwertigen Infinitiven dürfe immer das Komma fehlen) minderbegabten Schülern zu helfen? Welches eltitäre Denken herrscht hier eigentlich vor?
Ich habe gerade keine Zeit lange zu antworten, aber es wird Sinn machen (derselbe reformtypische Kommafehler) sich hier auseinanderzusetzen (typischer Reformfehler: bisher richtig, jetzt falsch). Ich habe es allerdings mit einer besonderen Form der Förderschule zu tun, in der auch Kinder mit eeiner (Tippfehler) besonders guten Begabung sitzen können, nämlich körperbehinderte Vor-, Grund- und Hauptschüler. Es ist schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert wird. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass ich mich gerade für hochbegabte (typischer reformbedingter Fehler: vorher richtig, jetzt falsch) Schüler eingesetzt habe und da (komischer Tippfehler: gleich zwei s fehlen; sieht fast so aus, als ob ein ß nicht gedrückt wurde) auch diese Schüler gute Erfolge mit der neuen Rechtschreibung haben. Auf diesem Niveau, Herr Riebe (Komma fehlt: einziger Fehler, der von der Reform unabhängig ist) finde ich die Diskussion unter der Würde des Menschen. Verantwortung der Verantwortlichen und Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab. Verdient habe ich an meiner Argumentation noch nie eine Mark, aber soweit (typischer Reformfehler: vorher richtig, jetzt falsch) bekannt müssen große Berufssparten mit der neuen Rechtschreibung umgehen. Ein Befragen dieser Berufsparten (Tippfehler) hat nie stattgefunden. Herr Ickler, ich kann Ihren Beitrag gerade nicht lesen, weil ich nicht in das neue Gästebuch kann.
Tippfehler machen wir alle, daran kann man auch nichts reformieren. Bleibt ein Fehler, der von der Reform nicht beeinflußt ist, einer, der von ihr begünstigt wird, und fünf, die recht eindeutig auf die Reform zurückzuführen sind. Ein typisches Bild - ganz unabhängig davon, wie der Schreiber zur Reform eingestellt ist. Mal sehen, ob Frau Menges weiterhin von Vereinfachungen durch die Reform spricht - ich vermute das -, die nun weiter ausgebaut werden sollten.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 17.02.2001 um 23.00
Zu Christian Melsa:
In Nürnberg gibt es den ältesten noch existierenden deutschen Sprachpflegeverein, den Pegnesischen Blumenorden, gegründet im Jahre 1644 Nürnberg.
Zur Rechtschreibreform gefragt, verkündete ein inzwischen verstorbener Pädagoge und damaliger Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens, der zugleich Funktionär der CSU war, den Grundsatz der CSU:
In der Politik wie in der Kriegsführung gilt die Regel, daß man eine einmal beschlossene Sache durchficht auch unter Inkaufnahme von Nachteilen.
Dagegen gehört es zur Unternehmensphilosophie bzw. Ethik von Autoherstellern, daß man Rückrufaktionen durchführt, wenn ein Elchtest die Mangelhaftigkeit des Produktes ergeben hat. Bestimmte Medienkonzerne und die Kultusminister als Oberpädagogen und deren Lobby sehen das nicht so eng. Inzwischen hat sich die Schlitzohrigkeit der Medienkonzerne auch auf DaimlerChrysler übertragen; denn DaimlerChrysler verkündet, die Rechtschreibreform gehöre zur Konzernpolitik.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
Vielleicht lerne ich ja auch noch was dabei.
Ich kenne Ihre ganzen Argumente und die im Lehrerzimmer.
So- und ich nehme es mindestens so ernst wie alle, die hier schreiben. Es scheint aber mehr soooo zu sein- dass Sie und sie mich lieber korrigieren als sich neue Gedanken zu machen.
1. Wir haben seit 1998 die neue Rechtschreibung und müssen damit umgehen
2. Ich kann nicht behaupten, die Hauptschüler seien schlechter, wenn diese die Regeln noch gar nicht beherrschen müssen ( die Schüler sind jetzt in der dritten Klasse, die seit 1998 die Einführung erlebten 1998/99; 99/00; 00/01)
3. Ich meine, wir sollten uns eine weitere Vereinfachung überlegen, damit wir mit der vereinfachten Rechtschreibung weiterkommen.
4. Wie kann ich mich nur in die Höhle des Löwen begeben mit meiner Argumentation ????? Ich werde mir ja auch meine Gedanken gemacht haben, oder spricht man mir die auch ab?????????
5. Aber vielleicht findet sich doch noch eine Diskussionsebene.
6. Radikal wäre eine Kleinschreibung aller Wörter, außer am Satzanfang.
7. Wir haben Schwierigkeiten mit so vielen Ausnahmen, weil wir doch wieder im Regelbuch nachschlagen müssen.
Korrigieren sie mich gerne wieder, wenn Ihnen das ein Bedürfnis ist,
Herr Wrase. Aber ich würde auch gerne Ihre Aussagen zum Thema lesen.
Es ist richtig, dass ich hier einschreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist und nicht Beiträge zum Veröffentlichen hier einbringe, die dann sauber und ordentlich geschreiben sein müssen. Ich hoffe man versteht mich auch so.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
verkündigt normales politisches Vorgehen, wie wenn es etwas ganz Neues wäre. Übrigens schreibt der Bundespräsident Johannes Rau in alter Rechtschreibung. Er antwortete mir auf einen von mir verfassten Brief in der alten ( von Ihnen so gerne gesehenen) Schreibweise. Wollen Sie meinen Brief an ihn auch korrigieren, Herr Wrase? Wäre vielleicht interessant!
RenateMariaMenges
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.02.2001 um 23.00
Die Antwort von Frau Menges bestätigt, was ich erwartet habe: Sie ist weiterhin für die vereinfachte Rechtschreibung, obwohl sie nun an ihrem eigenen Text erkennen könnte, daß die Schreibung nicht vereinfacht, sondern verkompliziert und erschwert worden ist. Mit solchen Leuten sind Diskussionen sinnlos. Einerseits sagt Frau Menges, man müsse für die neue Rechtschreibung sein, weil sie nun einmal da sei, und was man angefangen hat, dürfe man nicht mehr ändern. Andererseits will sie doch eine andere Rechtschreibung, nämlich eine noch einfachere, weil die jetzige neue noch nicht genug vereinfacht worden sei. Schon im Spiegel-Forum habe ich die Beiträge von Frau Menges mit Grausen gelesen.
Vorschlag für Frau Menges: Die Abschaffung der sog. Substantivgroßschreibung ist auch nicht die einfachste Lösung. Die einfachste Lösung wäre vermutlich die völlige Abschaffung der Großschreibung, der Zeichensetzung sowie der Getrenntschreibung und die Vereinheitlichung der schwierigen verschiedenen Buchstaben zugunsten eines einzigen Buchstabens. Zur Veranschaulichung dieses gewaltigen Fortschrittspotentials setze ich meine abschließenden Gedanken und besten Grüße an Frau Menges in dieser optimierten Rechtschreibung: aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Peter W. Forster am 17.02.2001 um 23.00
Ihr Brief vom 18.02.2001
Hans Zehetmaier, der Judas der deutschen Rechtschreibung
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
kaum klinkt man sich zwei Wochen aus der Rechtschreibung aus, geht es schon los.
Judas, einer der wenigen Lichtblicke des Neuen Testaments, wird mit Hans Zehetmair verglichen.
Was hat er denn getan, dieser Judas?
Ein paar Stichpunkte zur Erinnerung: Einer von euch wird mich verraten..., Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen... Richtig, das sagte der Herr nicht zu Judas, sondern zu einem anderen, der nach seinem Verrat bitterlich weinen mußte, als der Hahn zwei- oder dreimal krähte im Morgengrauen.
Dreißig Silberlinge warf der andere Mann, der angeblich den Menschensohn mit einem Kusse verraten hatte, in den Tempel und erhängete sich an einem Baume. Warum wohl? Doch nicht deshalb, weil er endlich viel Geld bekommen hatte, sondern - und hier folgen wir bitte nicht der Überlieferung des Wortes, sondern der Logik (Stichwort: Sündenbock!) - weil er offensichtlich seinen geliebten Herrn verloren hatte.
Hans Zehetmair war Altphilologe, Freund und Anwalt des Wortes also, besonders des griechischen und lateinischen Wortes. Er verriet das Wort auch dadurch, daß er als Kultusminister, als Diener der Kultur, in hybrider Weise die lauteren Diener des Wortes, die Kritiker lächerlich zu machen versuchte. Sie seien wohl die letzten Jahre im Ausland gewesen. Wo er sich er sich herumgetrieben habe, sagte Herr Zehetmair nicht. Er verriet nicht nur die Philologie, sondern auch die Kultur. Ich möchte hier nicht mehr weitermachen, sondern auf den biblischen Bezug eingehen, den Sie, Herr Lachenmann, angesprochen haben.
Hans Zehetmair erhängte sich - Gott sei Dank! - nicht an einem Baume, obwohl es bei der sog. Rechtschreibreform um wesentlich mehr Geld ging und geht als damals.
Hans Zehetmair weinte auch nicht bitterlich, als er nach kurzer Zeit feststellen mußte, daß er sich offensichtlich hoffnungslos verrannt hatte. Nein, dies ist höchstens ein Winseln, das Sie ansprechen, Herr Lachenmann, ein kniefälliges (ein Superlativ ist hier nicht möglich!) Winseln Hans Zehetmairs in der Akademie der Schönen Künste um die aus eigener Kraft lächerlich gemachte Person, nicht ein Weinen über den erkannten Verrat an den Grundlagen unserer Kultur. Die Hähne krähen seit Jahren umsonst bei ihm.
Weder mit Petrus noch mit Judas also sollte dieser Mann verglichen werden, der keinerlei Konsequenzen aus seinem damaligen Versagen gezogen hat.
Der Magd, die damals an der Türe stand und fragte, ob er nicht auch einer von den Anhängern der Philologie sei, soll er mit dem veralteten Genitivobjekt geantwortet haben: Ich kenne der Philologie nicht. So ist es und so bleibt es. Was er geschrieben und gesagt hat, das hat er geschrieben und gesagt. Mit Pilatus vergleiche man Hans Zehetmair, wenn überhaupt. In Unschuld wäscht dieser und jener seine Hände, egal was geschieht.
Noch etwas zum Zustand der Lehrer.
Am 17. November 2000 habe ich unserer jetzigen bayerischen Schulministerin (der damaligen Magd des Pilatus oder Kaiphas) anläßlich einer infantilen Serie in der Süddeutschen Zeitung über Gymnasien einen Brief geschrieben. Bis jetzt kam noch keine Antwort. Aus dem Brief sei wenigstens der Teil zitiert, der die Rechtschreibung betrifft.
Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht und Kultus
z.H. Frau Staatsministerin Monika Hohlmeier
Salvatorstraße 2
80333 München
...
Vergangene Fehler nicht wiederholen
Dem in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview sollte wenigstens ein nüchterner, emotionsloser und wohlüberlegter Artikel folgen, der beabsichtigte Reformen rechtzeitig vorstellt und in der geforderten Freiheit zur Diskussion stellt. Wir haben uns als Lehrer immer noch nicht erholt von der Machtzentrale, d.h. von der demütigenden Pression der uns aufgezwungenen, unnötigen sog. Rechtschreibreform, die neben sprachlichem Unsinn, Ärger, Zwietracht auch immense Kosten verursacht hat und die Kultur und das demokratische Selbstverständnis von allen deutschen Kultusministerien endgültig vertrieben zu haben scheint. Bevor man großartig von Freiheit redet, sollte vorher wenigstens der eindeutige Wille eines Volkes berücksichtigt werden...
Seien Sie herzlich gegrüßt, Her Lachenmann!
PS:
Ich würde gerne Du zu Ihnen sagen, wenn ich nicht als treuer und zuverlässiger bayerischer Beamter durch die Rechtschreibreform gezwungen wäre, das großgeschriebene Sie in einem Brief durch das reformierte kleingeschriebene du zu erniedrigen. Es reicht schon, wenn die Lehrer erniedrigt werden. So wie die Lehrer jetzt, so werden die Schüler später sein, Herr Zehetmair, Frau Hohlmeier und Herr Pilatus!
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.02.2001 um 23.00
Also diesen Ton hat Frau Menges nun wirklich nicht verdient! Sie kommt freundlich zu uns und will mit uns diskutieren.
Ihre Argumentation allerdings hat sich mir bisher auch noch verschlossen. Ich wünschte mir, sie würde einmal auf die Argumente, die hier gegen die neue Rechtschreibung vorgetragen werden (und über die es auch unter den Reformgegnern unterschiedliche Meinungen gibt) konkret eingehen und sagen, inwiefern diese für sie nicht triftig sind. Das wäre dann eine Diskussion. Jetzt erfahren wir immer wieder, daß sie es für richtig findet, einen einmal eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, weil er nun einmal eingeschlagen worden ist. Und obgleich sie selbst auf diesem Weg ganz gewaltig strauchelt (oder vielleicht deshalb), will sie diesen Weg noch viel konsequenter beschritten wissen. Das einzige, wobei man ihr recht geben muß, ist daß man nicht gerade freundlich mit ihr umgeht.
Wollen wir es nochmals versuchen?
1. Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
2. Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre? Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend? Die bisherige Rechtschreibung konnte beherrscht werden, ohne auch nur eine einzige »Regel« bewußt zu kennen, vieles lag in einer inneren Stimmigkeit, die es ermöglicht hat, intuitiv ziemlich fehlerfrei zu schreiben, wenn man das ganze Thema nicht überhaupt als völlig nebensächlich abtat, was leider bei vielen Menschen der Fall ist. Diese werden aber jetzt nicht besser vor fehlerhaftem Schreiben geschützt durch eine grundsätzlich »einfachere« Rechtschreibung. Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können, und merken es natürlich nicht, denn man kann diese Regeln nicht beherrschen (das ist vielleicht das einzig gute an ihnen, denn so verschwinden sie vermutlich bald wieder von alleine).
3. Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges? Wiegen diese vermeintlichen Vorteile schwerer als die objektiv erkennbaren Nachteile? Wieso muß Rechtschreibung eigentlich »einfach« sein?
Hatten wir nicht alle ein orthographisch gesehen ziemlich problemloses Leben? Wozu plötzlich diese Umkrempelung um des Umkrempelns willen? Es gab schon immer Leute, deren liebevoller Umgang mit Orthographie und Schrift eigenwillige Formen zutage gefördert haben. Das kann ja tatsächlich ganz reizvoll sein, und niemand wird das verbieten (außer in der Schule und im formell-geschäftlichen Verkehr). Einfacher sind solche Eigenkreationen so gut wie nie, wollen es auch nicht sein, im Gegenteil: sie wollen die Aufmerksam auf sich lenken und gleichzeitig kundtun: halt mal, wer mich lesen will, der muß sich schon ein bißchen anstrengen, ich schreibe nicht für jeden Dahergelaufenen. Also das ist elitär, nicht die herkömmliche Schreibweise.
Also: haben Sie ein bißchen Geduld, versuchen Sie den Argumenten hier zu folgen und deren Motivation zu verstehen. Und begründen Sie uns umgekehrt Ihre Standpunkte argumentativ, nicht einfach nur konstatierend. Mich erinnert diese Haltung ein bißchen an das, was Glaubensgemeinschaften gerne treiben: Es ist so weil es so ist. Da tritt man freilich auf der Stelle und bleibt allenfalls ein treuer Jünger, aber kein überzeugender, und vielleicht auch kein überzeugter.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
Schade Herr Wrase,
Ihre Diskussion hätte mich schon noch mehr interessiert, als ein belangloses aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Haben Sie nicht mehr zu sagen?
Da kann ich mir vorstellen, dass Sie gerne zum Althergebrachten zurückkehren. Keinen meiner Punkte haben sie effektiv kritisiert, nur meine Schreibweise.
Es wäre furchtbar für die Kinder, wieder und wieder umzulernen. Aber selbst das ist Ihnen ja egal.
Vor allem stört es mich, dass ich nicht an das neue Gästebuch hinkann. Aber es wird wohl allen so gehen?
Einen schönen Abend meinen Kritikern, denn ich bin ob der Diskussion hier wirklich erstaunt.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
über die Sachlage zu diskutieren. Erst muss ich mich verteidigen, weil ich mit behinderten Kindern arbeite, dann muss ich weiterschauen was an meinen Beiträge so unmöglich ist. Drittens wird nicht eingegangen auf die Punkte- vielleicht kann ich nun den neuen Abschnitt diskutieren. Ich bin schon ganz verwundert darüber, wer sich hier alles so zusammenfindet.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
1.(L) Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
Das ist ja nicht das Problem. Sie wurde eingeführt über Umwege der KMKonferenz. Aber nun haben wir sie, seit 1. August 1998. Ich war nicht glücklich darüber - ich war erstaunt. Aber bitte- man gewöhnt sich daran und nun finde ich, dass die Rechtschreibung ( ich habe mit vielen Leuten darüber diskutiert ) noch mehr vereinfacht werden sollte.
Warum? Weil die jetzige Form nicht optimal ist und weil das Zurück für mich ( uns) nicht in Frage kommt. Ich finde keineswegs, Herr Ickler, dass das die beste Variante ist.
Eine radikale Lösung- die Großschreibung nur bei Namen und Satzanfang anzuwenden, ist für die deutsche Schrift mehr als ungewöhnlich.
Aber diese Regeln der Getrenntschreibung müssen erst nocheinmal überarbeitet werden.
2. (L) Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre?
Warum haben Sie sich, Herr Ickler und weitere Professoren nicht vorher zusammengesetzt und etwas gegen die Reform unternommen. Jeder wusste, dass sie kontrovers diskutiert wurde.
Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend?
Das müssen Sie das Gremium fragen. Meine Absicht ist jetzt einfach daran weiterzuarbeiten und nicht dabei zu bleiben um zu sagen: Die alte Orthographie war gut. Wir nehmen sie wieder.
Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können
Aber das ist ja nicht das Problem, dass die Reform noch mehr Fehler verursacht. Wir sollten wirklich daran arbeiten, mit der Getrenntschreibung weiterzukommen.
3. (L) Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges?
Das kann ich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht wirklich dagegen?
RenateMariaMenges
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
Guten Abend Frau Dr. Menges,
mein Name ist Helmut Eberwein, und ich erlaube es mir, ab und an Beiträge in das
Gästebuch zu stellen.
Meine Frage an Sie wäre nun:
Wenn es furchtbar ist umzulernen, dann ist es doch egal, ob man einmal oder zweimal
umlernen muß, oder?
Warum ist Umlernen furchtbar, etwa weil gewachsene Strukturen ohne Not zerschlagen werden?
Ich wäre sehr erfreut, wenn Sie mir den Sachverhalt näher erläutern könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Eberwein
P.S.: Es ist wirklich schön, auch einen Reformator im Diskussionskreis zu haben, das macht die Diskussionen hier wirklich erfrischend!
Helmut Eberwein
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
...ich hatte Ihren letzten Eintrag noch nicht gelesen.
Ein Reformator der ersten Stunde scheinen Sie nicht zu sein, deswegen
nehme ich diese Bezeichnung gerne zurück:-)
Helmut Eberwein
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
sie kommen mir so bekannt vor.
Also, ich hoffe Sie kommen mal öfters vorbei, damit eine kleine Diskussion auch stattfindet.
Ich finde es nicht in Orndung, dass die Reform nochmals zurückgenommen wird. Ich persönlich habe mit den Kindern bereits ein Jahr früher angefangen. Wir versuchten die neuen Formen, zusammen mit den Eltern einzuführen. Die Kinder hatten ihren Spaß daran, ich auch.
Das Stammprinzip finde ich in Ordnung. Ich möchte nie mehr davon abkommen. Es ist für uns zwar ungewöhnlich, aber es ist logischer.
Stange- Stängel, diese Vereinfachung ist gelungen!
I know --> jetzt werden wieder 5 Beiträge dagegen stehen.
Wenn sich die Diskussion einmal ein wenig beruhigt hat, würde ich gerne meine Punkte vorstellen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
...so oft ich kann, vorbeizuschauen!
Nun, eine meiner Gegenthesen, bzw. eine Frage an Sie:
Was halten Sie von der Verdreifachung der Konsonanten?
Flussschifffahrt ist wohl wirklich nicht der Renner, oder?
Bedenken Sie bitte auch, daß man bei Sauerstoffflasche das f
im Gegensatz zur Schifffahrt mitspricht, dies sollte doch die
Freunde (Reformer) des Prinzips Schreibe wie Du sprichst hocherfreuen,
warum verstoßen diese dann dagegen?
Helmut Eberwein
eingetragen von Manfred Riebe am 17.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie schrieben: Ich bin schon ganz verwundert darüber, wer sich hier alles so zusammenfindet.
Ja, Sie befinden sich in einer Männergesellschaft, in der es manchmal recht ruppig zugeht. Außerdem handelt es sich um Reformkritiker. Sie haben gewissermaßen die Höhle des Löwen betreten.
Frauen haben es unter Männern nicht leicht. Deshalb bin ich voller Hochachtung über Ihren Mut, sich in diese rauhe Umgebung zu wagen. Als Rektorin haben Sie mehr Zivilcourage als Hunderte von Oberstudiendirektoren. Ihr Problem ist, daß Sie Rektorin sind und nicht alles sagen können, was Sie vielleicht sagen wollen. Aber Sie hatten immerhin auch den Mut zu sagen, daß die Reform einige Mängel hat.
Manfred Riebe
eingetragen von Karl Eichholz am 17.02.2001 um 23.00
auch heute noch gibt es die Stenge.
Mehrere von ihnen übereinandermontiert setzen den Schiffsmast zusammen. Dies war nötig, weil ein einzelner Baum nicht für die Länge eines Schiffsmastes ausreichte.
Der Stengel ist vermutlich von dieser Stenge abgeleitet.
Mit Brechstange hat der Stengel jedenfalls nicht zu tun.
Und mittlerweile geht der Rückbau der Reform in der Presse auch zügig vonstatten. Deutlicher Übereifer in Form von hier zu Lande für hierzulande und aufwändig" für aufwendig ist in manchen Zeitschriften schon nicht MEHR zu entdecken, auch bei intensiver Suche nicht.
Herzliche Grüße von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Theodor Ickler am 17.02.2001 um 23.00
Das Stammprinzip ist leicht zu verstehen, deshalb begeistern sich manche darüber, vor allem Anfänger in der Wissenschaft der Linguistik. Unschön ist natürlich, daß Hunderte von weiteren Kandidaten, die einen einwandfreien Stammbaum nachweisen können, leer ausgegangen sind: Spängler (von Spange), käntern (von Kante) usw. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Leider verliert man dabei das Ziel der Fehlervermeidung ein wenig aus den Augen. Noch nie ist ja Stengel aufgrund etymologischer Überlegungen mit ä geschrieben worden, und daß man bei behende nicht mehr an die Hand denkt, ist tausendfach belegbar. Ein schönes Beispiel hat Martin String neulich gefunden: Die grauen wolken sammeln sich behende (Stefan George). Hier würde man durch die penetrante Erinnerung an die Hände gewiß eine ganz falsche Vorstellung hervorrufen. Mit solchen Neuschreibungen verstopft man also Fehlerquellen, die entweder seit Jahrhundert verstopft waren oder überhaupt noch nie gesprudelt hatten. Dafür muß aber neu gedruckt werden, was das Zeug hät, und das war ja wohl auch der Sinn der ganzen Aktion.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 17.02.2001 um 23.00
Liebe Frau Menges,
Bei Ihren Beiträgen habe ich den Eindruck, daß sie die ganze Sache ein wenig zu einseitig nach kurzsichtigen Kategorien von Schritt zurück usw. sehen. Wenn ein Schritt in eine Richtung sich als unvorteilhaft erwiesen hat, ist es doch am vernünftigsten, diesen Schritt wieder zurückzunehmen. Stellt sich die Richtung als falsch heraus, ist ein Rückschritt der wahre Fortschritt. Da muß man sich nicht ewig den Kopf zerbrechen, ob man vielleicht doch noch weitermarschieren sollte, wenn schon der erste Schritt ein Desaster ist. Ich mache mir manchmal etwas Sorgen darum, was für Lebensprinzipien Pädagogen Kindern vermitteln, die es vormachen, sich an einmal angeleierte Projekte rein um der Sache selbst willen festzuklammern, auch wenn sich noch so viel berechtigte negative Kritik daran anbringen läßt (wo die Reform nun mal eingeführt wurde, muß man sie auch durchziehen, Argumentationsende.). Zuende gedacht werden Handlungen dann schon dadurch richtig, daß man sie nur tut, weitere Begründung überflüssig, Widerstand ungültig. Ich halte das nicht gerade für eine sehr weise und vernünftige Lebensphilosophie. Den anvertrauten Kindern sollte nicht die Maxime eingeprägt werden, es sei besonders klug oder gar fortschrittlich, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen, immer schön brav an den Zügeln der Obrigkeit - was diese beschließt, wird schon richtig sein, und wenn gleich mehrere Schulleiter zu einem gemeinsamen Schluß kämen, sei damit bereits der Beweis erbracht, daß es sich dabei doch wohl um keinen Fehler handeln könne. Die historischen Begründer des staatlichen Schulwesens dürften sich im Grabe umdrehen über solch eine bestürzend verfehlte Erziehung zu eigenständigem Denken. Das ist keine Erziehung zu Mündigkeit, sondern zu Untertanengeist. Macht sich gerade im Kontext deutscher Geschichte nicht ganz so gut.
Betrachtet man die neue Rechtschreibung ganz genau und versucht zu ermitteln, was faktisch eigentlich nun überhaupt an Erleichterung anfallen kann und was vielleicht doch nur auf den ersten Blick so wirkt oder unbesehen als das hingenommen wird, als das es oberflächlich und apodiktisch von ihren Händlern propagiert wird, dann wird deutlich, daß das Erlernen der resultierenden Schreibweisen für ein Schulkind, ob mit oder ohne besondere Behinderung, genauso einfach oder schwierig ist als zuvor. Wer ihnen als Grundschüler unvoreingenommen begegnet, wird die neuen Schreibweisen zunächst einfach als gegeben hinnehmen. Bloß werden die Kinder noch auf Jahrzehnte durch all jenes Schriftwerk verwirrt, das nicht in der neuen Rechtschreibung verfaßt ist, also fast alles, was sich in privaten und öffentlichen Bibliotheken vorfinden läßt. Den Nachwuchs deswegen davon völlig isolieren zu wollen, wäre wohl im Zusammenhang mit Bildungsidealen an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Oder soll man mit einem aberwitzigen Finanzaufwand all die überholten Schriftwerke austauschen? Das ist in der Praxis auch aus ganz anderen Gründen unmöglich durchführbar (Konvertierungsverbot von namhaften Literaten usw.). Doch selbst, wenn man dieses Problem ausblendet, müssen die Kinder nach der Reform mit einem bedeutend umfangreicheren Regelwerk als bisher zurechtkommen, das in sehr vielen Bereichen auch viel komplizierter ausfällt, während es gleichzeitig eine primitivere, schlechter differenzierende, weniger leseökonomische Verschriftung der Sprache ergibt. Schauen Sie selbst nach: Errechnen Sie grob die Anzahl der Buchstaben, die das Regelwerk im letzten Duden vor der Reform einnimmt und die Anzahl der Buchstaben, die für den offiziellen Wortlaut der Neuregelung benötigt werden. Beide Texte sind in der Ausführlichkeit ihrer Formulierungen etwa gleich; die neuen Regeln sind aber ungefähr eineinhalbmal so umfangreich. Wie können die Regeln dann insgesamt eine Lernerleichterung darstellen? Selbst bei gleicher Länge wäre das Ziel der Lernerleichterung nicht erreicht gewesen, doch das Regelwerk ist ja sogar noch gewachsen! Die Regeldarstellung in Icklers Rechtschreibwörterbuch ist übrigens beinahe nur ein Drittel so lang wie der Reformtext.
Dazu kommt noch, daß viele neue Regeln (vor allem im Bereich Stammprinzip) sich nur in Einzelfällen auf die Schreibweisen auswirken, d.h. um richtig schreiben zu können, muß man diese Einzelfälle genau kennen. Mit demselben Lernaufwand hätte man auch die bisherigen Schreibweisen dieser Wörter lernen können. Der Eindruck, die neuen Regeln würden die Schreibweisen alle viel systematischer machen, kann andernfalls nur zu Übergeneralisierungen führen. Effektiv wird rein gar nichts einfacher; das einzige, was gewonnen wurde, ist Verwirrung.
Wunschdenken darf nicht mit Realität verwechselt werden, sonst rennt man, sonnige Luftschlösser halluzinierend, nur zu leicht blind ins Verderben.
Wollen Sie den Lernschwachen einen Gefallen tun? Dann setzen Sie sich gegen die Reform ein. Die Rechtschreibreform wird mit Lügen verkauft. Im Supermarkt können Sie sich auch nicht darauf verlassen, daß die Wurst so rindfleischfrei ist wie auf der Verpackung behauptet. Man kann die Wurst natürlich trotzdem essen und sich tausendmal einreden, es sei kein Rindfleisch darin, auch wenn es zweifelsfrei nachgewiesen wurde. Man kann dem auch eine gewisse kulinarische Geschmacksästhetik beimessen, und wie wir wissen, ist es für gewisse Personen auch kein Problem gewesen, über die Medien laut und voller Inbrunst der Gewißheit zu verkünden: Deutschland ist BSE-frei! Es gibt kein BSE in Deutschland, weil man das nicht möchte, und deshalb ist das so, basta, Logik des Wahrheitsministeriums (wir sind immer schon mit Eurasien im Krieg gewesen! usw.). Und also schließt er messerscharf...
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 17.02.2001 um 23.00
...müßte das erste sie groß geschrieben sein, na ja, meine Finger drücken die Hochstelltaste nicht immer entschieden genug darnieder. Doch an sich ist der Sinn des Satzes mit kleinem sie auch gar nicht so falsch, wenn sich darunter die Reformeiferer gemeint vorstellt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von anonymer Gast am 17.02.2001 um 23.00
Klarer Fall, ich schon wieder zu müde für vollständige Sätze.
derselbe
eingetragen von Gast am 17.02.2001 um 23.00
GESETZ Nr. 94-665 vom 4. August 1994
über den Gebrauch der französischen Sprache
www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOBFDtSpr/Archiv2/FrSprG.htm#Anchor-49575
deutsche Übersetzung !!!
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.02.2001 um 23.00
Nachdem sich Frau Menges hier als glühende Verfechterin der neuen Regeln präsentiert, lohnt es sich vielleicht doch einmal, zu prüfen, ob sie dieselben Regeln, die sie angeblich mit so viel Erfolg ihren Schülern beibringt, überhaupt selber beherrscht. Ich kopiere hier einen ihrer Beiträge mit kurzen Kommentaren.
Herr Riebe antwortet sonderbar elitär
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich dachte (Komma fehlt, von der Reform eher begünstigt, weil man auch vor den gleichrangigen satzwertigen Infinitiven jetzt so toll die Kommas weglassen zu dürfen meint) hier wird fachlich diskutiert. Ist es tatsächlich ein Unsinn (Komma fehlt, typischer Reformfehler, weil man meint, siehe oben, vor satzwertigen Infinitiven dürfe immer das Komma fehlen) minderbegabten Schülern zu helfen? Welches eltitäre Denken herrscht hier eigentlich vor?
Ich habe gerade keine Zeit lange zu antworten, aber es wird Sinn machen (derselbe reformtypische Kommafehler) sich hier auseinanderzusetzen (typischer Reformfehler: bisher richtig, jetzt falsch). Ich habe es allerdings mit einer besonderen Form der Förderschule zu tun, in der auch Kinder mit eeiner (Tippfehler) besonders guten Begabung sitzen können, nämlich körperbehinderte Vor-, Grund- und Hauptschüler. Es ist schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert wird. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass ich mich gerade für hochbegabte (typischer reformbedingter Fehler: vorher richtig, jetzt falsch) Schüler eingesetzt habe und da (komischer Tippfehler: gleich zwei s fehlen; sieht fast so aus, als ob ein ß nicht gedrückt wurde) auch diese Schüler gute Erfolge mit der neuen Rechtschreibung haben. Auf diesem Niveau, Herr Riebe (Komma fehlt: einziger Fehler, der von der Reform unabhängig ist) finde ich die Diskussion unter der Würde des Menschen. Verantwortung der Verantwortlichen und Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab. Verdient habe ich an meiner Argumentation noch nie eine Mark, aber soweit (typischer Reformfehler: vorher richtig, jetzt falsch) bekannt müssen große Berufssparten mit der neuen Rechtschreibung umgehen. Ein Befragen dieser Berufsparten (Tippfehler) hat nie stattgefunden. Herr Ickler, ich kann Ihren Beitrag gerade nicht lesen, weil ich nicht in das neue Gästebuch kann.
Tippfehler machen wir alle, daran kann man auch nichts reformieren. Bleibt ein Fehler, der von der Reform nicht beeinflußt ist, einer, der von ihr begünstigt wird, und fünf, die recht eindeutig auf die Reform zurückzuführen sind. Ein typisches Bild - ganz unabhängig davon, wie der Schreiber zur Reform eingestellt ist. Mal sehen, ob Frau Menges weiterhin von Vereinfachungen durch die Reform spricht - ich vermute das -, die nun weiter ausgebaut werden sollten.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 17.02.2001 um 23.00
Zu Christian Melsa:
In Nürnberg gibt es den ältesten noch existierenden deutschen Sprachpflegeverein, den Pegnesischen Blumenorden, gegründet im Jahre 1644 Nürnberg.
Zur Rechtschreibreform gefragt, verkündete ein inzwischen verstorbener Pädagoge und damaliger Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens, der zugleich Funktionär der CSU war, den Grundsatz der CSU:
In der Politik wie in der Kriegsführung gilt die Regel, daß man eine einmal beschlossene Sache durchficht auch unter Inkaufnahme von Nachteilen.
Dagegen gehört es zur Unternehmensphilosophie bzw. Ethik von Autoherstellern, daß man Rückrufaktionen durchführt, wenn ein Elchtest die Mangelhaftigkeit des Produktes ergeben hat. Bestimmte Medienkonzerne und die Kultusminister als Oberpädagogen und deren Lobby sehen das nicht so eng. Inzwischen hat sich die Schlitzohrigkeit der Medienkonzerne auch auf DaimlerChrysler übertragen; denn DaimlerChrysler verkündet, die Rechtschreibreform gehöre zur Konzernpolitik.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
Vielleicht lerne ich ja auch noch was dabei.
Ich kenne Ihre ganzen Argumente und die im Lehrerzimmer.
So- und ich nehme es mindestens so ernst wie alle, die hier schreiben. Es scheint aber mehr soooo zu sein- dass Sie und sie mich lieber korrigieren als sich neue Gedanken zu machen.
1. Wir haben seit 1998 die neue Rechtschreibung und müssen damit umgehen
2. Ich kann nicht behaupten, die Hauptschüler seien schlechter, wenn diese die Regeln noch gar nicht beherrschen müssen ( die Schüler sind jetzt in der dritten Klasse, die seit 1998 die Einführung erlebten 1998/99; 99/00; 00/01)
3. Ich meine, wir sollten uns eine weitere Vereinfachung überlegen, damit wir mit der vereinfachten Rechtschreibung weiterkommen.
4. Wie kann ich mich nur in die Höhle des Löwen begeben mit meiner Argumentation ????? Ich werde mir ja auch meine Gedanken gemacht haben, oder spricht man mir die auch ab?????????
5. Aber vielleicht findet sich doch noch eine Diskussionsebene.
6. Radikal wäre eine Kleinschreibung aller Wörter, außer am Satzanfang.
7. Wir haben Schwierigkeiten mit so vielen Ausnahmen, weil wir doch wieder im Regelbuch nachschlagen müssen.
Korrigieren sie mich gerne wieder, wenn Ihnen das ein Bedürfnis ist,
Herr Wrase. Aber ich würde auch gerne Ihre Aussagen zum Thema lesen.
Es ist richtig, dass ich hier einschreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist und nicht Beiträge zum Veröffentlichen hier einbringe, die dann sauber und ordentlich geschreiben sein müssen. Ich hoffe man versteht mich auch so.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
verkündigt normales politisches Vorgehen, wie wenn es etwas ganz Neues wäre. Übrigens schreibt der Bundespräsident Johannes Rau in alter Rechtschreibung. Er antwortete mir auf einen von mir verfassten Brief in der alten ( von Ihnen so gerne gesehenen) Schreibweise. Wollen Sie meinen Brief an ihn auch korrigieren, Herr Wrase? Wäre vielleicht interessant!
RenateMariaMenges
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.02.2001 um 23.00
Die Antwort von Frau Menges bestätigt, was ich erwartet habe: Sie ist weiterhin für die vereinfachte Rechtschreibung, obwohl sie nun an ihrem eigenen Text erkennen könnte, daß die Schreibung nicht vereinfacht, sondern verkompliziert und erschwert worden ist. Mit solchen Leuten sind Diskussionen sinnlos. Einerseits sagt Frau Menges, man müsse für die neue Rechtschreibung sein, weil sie nun einmal da sei, und was man angefangen hat, dürfe man nicht mehr ändern. Andererseits will sie doch eine andere Rechtschreibung, nämlich eine noch einfachere, weil die jetzige neue noch nicht genug vereinfacht worden sei. Schon im Spiegel-Forum habe ich die Beiträge von Frau Menges mit Grausen gelesen.
Vorschlag für Frau Menges: Die Abschaffung der sog. Substantivgroßschreibung ist auch nicht die einfachste Lösung. Die einfachste Lösung wäre vermutlich die völlige Abschaffung der Großschreibung, der Zeichensetzung sowie der Getrenntschreibung und die Vereinheitlichung der schwierigen verschiedenen Buchstaben zugunsten eines einzigen Buchstabens. Zur Veranschaulichung dieses gewaltigen Fortschrittspotentials setze ich meine abschließenden Gedanken und besten Grüße an Frau Menges in dieser optimierten Rechtschreibung: aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Peter W. Forster am 17.02.2001 um 23.00
Ihr Brief vom 18.02.2001
Hans Zehetmaier, der Judas der deutschen Rechtschreibung
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
kaum klinkt man sich zwei Wochen aus der Rechtschreibung aus, geht es schon los.
Judas, einer der wenigen Lichtblicke des Neuen Testaments, wird mit Hans Zehetmair verglichen.
Was hat er denn getan, dieser Judas?
Ein paar Stichpunkte zur Erinnerung: Einer von euch wird mich verraten..., Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen... Richtig, das sagte der Herr nicht zu Judas, sondern zu einem anderen, der nach seinem Verrat bitterlich weinen mußte, als der Hahn zwei- oder dreimal krähte im Morgengrauen.
Dreißig Silberlinge warf der andere Mann, der angeblich den Menschensohn mit einem Kusse verraten hatte, in den Tempel und erhängete sich an einem Baume. Warum wohl? Doch nicht deshalb, weil er endlich viel Geld bekommen hatte, sondern - und hier folgen wir bitte nicht der Überlieferung des Wortes, sondern der Logik (Stichwort: Sündenbock!) - weil er offensichtlich seinen geliebten Herrn verloren hatte.
Hans Zehetmair war Altphilologe, Freund und Anwalt des Wortes also, besonders des griechischen und lateinischen Wortes. Er verriet das Wort auch dadurch, daß er als Kultusminister, als Diener der Kultur, in hybrider Weise die lauteren Diener des Wortes, die Kritiker lächerlich zu machen versuchte. Sie seien wohl die letzten Jahre im Ausland gewesen. Wo er sich er sich herumgetrieben habe, sagte Herr Zehetmair nicht. Er verriet nicht nur die Philologie, sondern auch die Kultur. Ich möchte hier nicht mehr weitermachen, sondern auf den biblischen Bezug eingehen, den Sie, Herr Lachenmann, angesprochen haben.
Hans Zehetmair erhängte sich - Gott sei Dank! - nicht an einem Baume, obwohl es bei der sog. Rechtschreibreform um wesentlich mehr Geld ging und geht als damals.
Hans Zehetmair weinte auch nicht bitterlich, als er nach kurzer Zeit feststellen mußte, daß er sich offensichtlich hoffnungslos verrannt hatte. Nein, dies ist höchstens ein Winseln, das Sie ansprechen, Herr Lachenmann, ein kniefälliges (ein Superlativ ist hier nicht möglich!) Winseln Hans Zehetmairs in der Akademie der Schönen Künste um die aus eigener Kraft lächerlich gemachte Person, nicht ein Weinen über den erkannten Verrat an den Grundlagen unserer Kultur. Die Hähne krähen seit Jahren umsonst bei ihm.
Weder mit Petrus noch mit Judas also sollte dieser Mann verglichen werden, der keinerlei Konsequenzen aus seinem damaligen Versagen gezogen hat.
Der Magd, die damals an der Türe stand und fragte, ob er nicht auch einer von den Anhängern der Philologie sei, soll er mit dem veralteten Genitivobjekt geantwortet haben: Ich kenne der Philologie nicht. So ist es und so bleibt es. Was er geschrieben und gesagt hat, das hat er geschrieben und gesagt. Mit Pilatus vergleiche man Hans Zehetmair, wenn überhaupt. In Unschuld wäscht dieser und jener seine Hände, egal was geschieht.
Noch etwas zum Zustand der Lehrer.
Am 17. November 2000 habe ich unserer jetzigen bayerischen Schulministerin (der damaligen Magd des Pilatus oder Kaiphas) anläßlich einer infantilen Serie in der Süddeutschen Zeitung über Gymnasien einen Brief geschrieben. Bis jetzt kam noch keine Antwort. Aus dem Brief sei wenigstens der Teil zitiert, der die Rechtschreibung betrifft.
Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht und Kultus
z.H. Frau Staatsministerin Monika Hohlmeier
Salvatorstraße 2
80333 München
...
Vergangene Fehler nicht wiederholen
Dem in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview sollte wenigstens ein nüchterner, emotionsloser und wohlüberlegter Artikel folgen, der beabsichtigte Reformen rechtzeitig vorstellt und in der geforderten Freiheit zur Diskussion stellt. Wir haben uns als Lehrer immer noch nicht erholt von der Machtzentrale, d.h. von der demütigenden Pression der uns aufgezwungenen, unnötigen sog. Rechtschreibreform, die neben sprachlichem Unsinn, Ärger, Zwietracht auch immense Kosten verursacht hat und die Kultur und das demokratische Selbstverständnis von allen deutschen Kultusministerien endgültig vertrieben zu haben scheint. Bevor man großartig von Freiheit redet, sollte vorher wenigstens der eindeutige Wille eines Volkes berücksichtigt werden...
Seien Sie herzlich gegrüßt, Her Lachenmann!
PS:
Ich würde gerne Du zu Ihnen sagen, wenn ich nicht als treuer und zuverlässiger bayerischer Beamter durch die Rechtschreibreform gezwungen wäre, das großgeschriebene Sie in einem Brief durch das reformierte kleingeschriebene du zu erniedrigen. Es reicht schon, wenn die Lehrer erniedrigt werden. So wie die Lehrer jetzt, so werden die Schüler später sein, Herr Zehetmair, Frau Hohlmeier und Herr Pilatus!
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.02.2001 um 23.00
Also diesen Ton hat Frau Menges nun wirklich nicht verdient! Sie kommt freundlich zu uns und will mit uns diskutieren.
Ihre Argumentation allerdings hat sich mir bisher auch noch verschlossen. Ich wünschte mir, sie würde einmal auf die Argumente, die hier gegen die neue Rechtschreibung vorgetragen werden (und über die es auch unter den Reformgegnern unterschiedliche Meinungen gibt) konkret eingehen und sagen, inwiefern diese für sie nicht triftig sind. Das wäre dann eine Diskussion. Jetzt erfahren wir immer wieder, daß sie es für richtig findet, einen einmal eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, weil er nun einmal eingeschlagen worden ist. Und obgleich sie selbst auf diesem Weg ganz gewaltig strauchelt (oder vielleicht deshalb), will sie diesen Weg noch viel konsequenter beschritten wissen. Das einzige, wobei man ihr recht geben muß, ist daß man nicht gerade freundlich mit ihr umgeht.
Wollen wir es nochmals versuchen?
1. Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
2. Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre? Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend? Die bisherige Rechtschreibung konnte beherrscht werden, ohne auch nur eine einzige »Regel« bewußt zu kennen, vieles lag in einer inneren Stimmigkeit, die es ermöglicht hat, intuitiv ziemlich fehlerfrei zu schreiben, wenn man das ganze Thema nicht überhaupt als völlig nebensächlich abtat, was leider bei vielen Menschen der Fall ist. Diese werden aber jetzt nicht besser vor fehlerhaftem Schreiben geschützt durch eine grundsätzlich »einfachere« Rechtschreibung. Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können, und merken es natürlich nicht, denn man kann diese Regeln nicht beherrschen (das ist vielleicht das einzig gute an ihnen, denn so verschwinden sie vermutlich bald wieder von alleine).
3. Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges? Wiegen diese vermeintlichen Vorteile schwerer als die objektiv erkennbaren Nachteile? Wieso muß Rechtschreibung eigentlich »einfach« sein?
Hatten wir nicht alle ein orthographisch gesehen ziemlich problemloses Leben? Wozu plötzlich diese Umkrempelung um des Umkrempelns willen? Es gab schon immer Leute, deren liebevoller Umgang mit Orthographie und Schrift eigenwillige Formen zutage gefördert haben. Das kann ja tatsächlich ganz reizvoll sein, und niemand wird das verbieten (außer in der Schule und im formell-geschäftlichen Verkehr). Einfacher sind solche Eigenkreationen so gut wie nie, wollen es auch nicht sein, im Gegenteil: sie wollen die Aufmerksam auf sich lenken und gleichzeitig kundtun: halt mal, wer mich lesen will, der muß sich schon ein bißchen anstrengen, ich schreibe nicht für jeden Dahergelaufenen. Also das ist elitär, nicht die herkömmliche Schreibweise.
Also: haben Sie ein bißchen Geduld, versuchen Sie den Argumenten hier zu folgen und deren Motivation zu verstehen. Und begründen Sie uns umgekehrt Ihre Standpunkte argumentativ, nicht einfach nur konstatierend. Mich erinnert diese Haltung ein bißchen an das, was Glaubensgemeinschaften gerne treiben: Es ist so weil es so ist. Da tritt man freilich auf der Stelle und bleibt allenfalls ein treuer Jünger, aber kein überzeugender, und vielleicht auch kein überzeugter.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
Schade Herr Wrase,
Ihre Diskussion hätte mich schon noch mehr interessiert, als ein belangloses aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Haben Sie nicht mehr zu sagen?
Da kann ich mir vorstellen, dass Sie gerne zum Althergebrachten zurückkehren. Keinen meiner Punkte haben sie effektiv kritisiert, nur meine Schreibweise.
Es wäre furchtbar für die Kinder, wieder und wieder umzulernen. Aber selbst das ist Ihnen ja egal.
Vor allem stört es mich, dass ich nicht an das neue Gästebuch hinkann. Aber es wird wohl allen so gehen?
Einen schönen Abend meinen Kritikern, denn ich bin ob der Diskussion hier wirklich erstaunt.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
über die Sachlage zu diskutieren. Erst muss ich mich verteidigen, weil ich mit behinderten Kindern arbeite, dann muss ich weiterschauen was an meinen Beiträge so unmöglich ist. Drittens wird nicht eingegangen auf die Punkte- vielleicht kann ich nun den neuen Abschnitt diskutieren. Ich bin schon ganz verwundert darüber, wer sich hier alles so zusammenfindet.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
1.(L) Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?
Das ist ja nicht das Problem. Sie wurde eingeführt über Umwege der KMKonferenz. Aber nun haben wir sie, seit 1. August 1998. Ich war nicht glücklich darüber - ich war erstaunt. Aber bitte- man gewöhnt sich daran und nun finde ich, dass die Rechtschreibung ( ich habe mit vielen Leuten darüber diskutiert ) noch mehr vereinfacht werden sollte.
Warum? Weil die jetzige Form nicht optimal ist und weil das Zurück für mich ( uns) nicht in Frage kommt. Ich finde keineswegs, Herr Ickler, dass das die beste Variante ist.
Eine radikale Lösung- die Großschreibung nur bei Namen und Satzanfang anzuwenden, ist für die deutsche Schrift mehr als ungewöhnlich.
Aber diese Regeln der Getrenntschreibung müssen erst nocheinmal überarbeitet werden.
2. (L) Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre?
Warum haben Sie sich, Herr Ickler und weitere Professoren nicht vorher zusammengesetzt und etwas gegen die Reform unternommen. Jeder wusste, dass sie kontrovers diskutiert wurde.
Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend?
Das müssen Sie das Gremium fragen. Meine Absicht ist jetzt einfach daran weiterzuarbeiten und nicht dabei zu bleiben um zu sagen: Die alte Orthographie war gut. Wir nehmen sie wieder.
Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können
Aber das ist ja nicht das Problem, dass die Reform noch mehr Fehler verursacht. Wir sollten wirklich daran arbeiten, mit der Getrenntschreibung weiterzukommen.
3. (L) Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges?
Das kann ich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht wirklich dagegen?
RenateMariaMenges
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
Guten Abend Frau Dr. Menges,
mein Name ist Helmut Eberwein, und ich erlaube es mir, ab und an Beiträge in das
Gästebuch zu stellen.
Meine Frage an Sie wäre nun:
Wenn es furchtbar ist umzulernen, dann ist es doch egal, ob man einmal oder zweimal
umlernen muß, oder?
Warum ist Umlernen furchtbar, etwa weil gewachsene Strukturen ohne Not zerschlagen werden?
Ich wäre sehr erfreut, wenn Sie mir den Sachverhalt näher erläutern könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Eberwein
P.S.: Es ist wirklich schön, auch einen Reformator im Diskussionskreis zu haben, das macht die Diskussionen hier wirklich erfrischend!
Helmut Eberwein
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
...ich hatte Ihren letzten Eintrag noch nicht gelesen.
Ein Reformator der ersten Stunde scheinen Sie nicht zu sein, deswegen
nehme ich diese Bezeichnung gerne zurück:-)
Helmut Eberwein
eingetragen von RenateMariaMenges am 17.02.2001 um 23.00
sie kommen mir so bekannt vor.
Also, ich hoffe Sie kommen mal öfters vorbei, damit eine kleine Diskussion auch stattfindet.
Ich finde es nicht in Orndung, dass die Reform nochmals zurückgenommen wird. Ich persönlich habe mit den Kindern bereits ein Jahr früher angefangen. Wir versuchten die neuen Formen, zusammen mit den Eltern einzuführen. Die Kinder hatten ihren Spaß daran, ich auch.
Das Stammprinzip finde ich in Ordnung. Ich möchte nie mehr davon abkommen. Es ist für uns zwar ungewöhnlich, aber es ist logischer.
Stange- Stängel, diese Vereinfachung ist gelungen!
I know --> jetzt werden wieder 5 Beiträge dagegen stehen.
Wenn sich die Diskussion einmal ein wenig beruhigt hat, würde ich gerne meine Punkte vorstellen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Helmut Eberwein am 17.02.2001 um 23.00
...so oft ich kann, vorbeizuschauen!
Nun, eine meiner Gegenthesen, bzw. eine Frage an Sie:
Was halten Sie von der Verdreifachung der Konsonanten?
Flussschifffahrt ist wohl wirklich nicht der Renner, oder?
Bedenken Sie bitte auch, daß man bei Sauerstoffflasche das f
im Gegensatz zur Schifffahrt mitspricht, dies sollte doch die
Freunde (Reformer) des Prinzips Schreibe wie Du sprichst hocherfreuen,
warum verstoßen diese dann dagegen?
Helmut Eberwein
eingetragen von Manfred Riebe am 17.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie schrieben: Ich bin schon ganz verwundert darüber, wer sich hier alles so zusammenfindet.
Ja, Sie befinden sich in einer Männergesellschaft, in der es manchmal recht ruppig zugeht. Außerdem handelt es sich um Reformkritiker. Sie haben gewissermaßen die Höhle des Löwen betreten.
Frauen haben es unter Männern nicht leicht. Deshalb bin ich voller Hochachtung über Ihren Mut, sich in diese rauhe Umgebung zu wagen. Als Rektorin haben Sie mehr Zivilcourage als Hunderte von Oberstudiendirektoren. Ihr Problem ist, daß Sie Rektorin sind und nicht alles sagen können, was Sie vielleicht sagen wollen. Aber Sie hatten immerhin auch den Mut zu sagen, daß die Reform einige Mängel hat.
Manfred Riebe
eingetragen von Karl Eichholz am 17.02.2001 um 23.00
auch heute noch gibt es die Stenge.
Mehrere von ihnen übereinandermontiert setzen den Schiffsmast zusammen. Dies war nötig, weil ein einzelner Baum nicht für die Länge eines Schiffsmastes ausreichte.
Der Stengel ist vermutlich von dieser Stenge abgeleitet.
Mit Brechstange hat der Stengel jedenfalls nicht zu tun.
Und mittlerweile geht der Rückbau der Reform in der Presse auch zügig vonstatten. Deutlicher Übereifer in Form von hier zu Lande für hierzulande und aufwändig" für aufwendig ist in manchen Zeitschriften schon nicht MEHR zu entdecken, auch bei intensiver Suche nicht.
Herzliche Grüße von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Theodor Ickler am 17.02.2001 um 23.00
Das Stammprinzip ist leicht zu verstehen, deshalb begeistern sich manche darüber, vor allem Anfänger in der Wissenschaft der Linguistik. Unschön ist natürlich, daß Hunderte von weiteren Kandidaten, die einen einwandfreien Stammbaum nachweisen können, leer ausgegangen sind: Spängler (von Spange), käntern (von Kante) usw. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Leider verliert man dabei das Ziel der Fehlervermeidung ein wenig aus den Augen. Noch nie ist ja Stengel aufgrund etymologischer Überlegungen mit ä geschrieben worden, und daß man bei behende nicht mehr an die Hand denkt, ist tausendfach belegbar. Ein schönes Beispiel hat Martin String neulich gefunden: Die grauen wolken sammeln sich behende (Stefan George). Hier würde man durch die penetrante Erinnerung an die Hände gewiß eine ganz falsche Vorstellung hervorrufen. Mit solchen Neuschreibungen verstopft man also Fehlerquellen, die entweder seit Jahrhundert verstopft waren oder überhaupt noch nie gesprudelt hatten. Dafür muß aber neu gedruckt werden, was das Zeug hät, und das war ja wohl auch der Sinn der ganzen Aktion.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner!
Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor. Vermutlich liegt im Falle von Renate M. ein idealistisches Motiv vor, nämlich der Wille, behinderte und minderbegabte Schüler zu fördern. Das hat mit Bertelsmann nichts zu tun. Ich will auch keine Verknüpfung zwischen bod und bol herstellen. Aber ich mache darauf aufmerksam, daß Bertelsmann die Plattform für dieses Buchangebot ist. Handelt es sich vielleicht um eine Dissertation?
Das Wissen eines einzelnen ist Stückwerk. Ich habe nur einen kleinen Mosaikstein geliefert. Wenn andere das gleiche täten, entstünde ein Gesamtbild, z.B. über die Motive der Reformbefürworter. Das Problem liegt darin, daß vielen die Zivilcourage fehlt, ihr Wissen offenzulegen. Insofern haben Sie recht, daß die investigativen Bemühungen eines einzelnen ins Leere gehen können. Wenn hohe Funktionäre den Verfassungsrichtern in Karlsruhe ihr Material vorgelegt hätten, wäre das Verfahren anders ausgegangen. Ich meine, daß der investigative Journalismus in der Frage der Rechtschreibreform nur sehr auf ein Minimum reduziert stattfindet und daß es daher notwendig ist, daß wir gemeinsam recherchieren, wie es hier auf dieser Netzseite geschieht. Jeder kann hier als Sherlock Holmes kleine Informationen liefern, die wiederum andere anregen weiterzuforschen.
Bei dieser Gelegenheit mache ich erneut darauf aufmerksam, daß der Krake Bertelsmann Kulturbeauftragte bezahlt, Beraterverträge schließt und als Sponsor auftritt. Nur manchmal erfährt man, wen Bertelsmann auf diese Weise finanziell fördert.
Herzlichen Gruß
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich dachte hier wird fachlich diskutiert. Ist es tatsächlich ein Unsinn minderbegabten Schülern zu helfen? Welches eltitäre Denken herrscht hier eigentlich vor?
Ich habe gerade keine Zeit lange zu antworten, aber es wird Sinn machen sich hier auseinanderzusetzen. Ich habe es allerdings mit einer besonderen Form der Förderschule zu tun, in der auch Kinder mit eeiner besonders guten Begabung sitzen können, nämlich körperbehinderte Vor-, Grund- und Hauptschüler. Es ist schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert wird. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass ich mich gerade für hochbegabte Schüler eingesetzt habe und da auch diese Schüler gute Erfolge mit der neuen Rechtschreibung haben. Auf diesem Niveau, Herr Riebe finde ich die Diskussion unter der Würde des Menschen. Verantwortung der Verantwortlichen und Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab. Verdient habe ich an meiner Argumentation noch nie eine Mark, aber soweit bekannt müssen große Berufssparten mit der neuen Rechtschreibung umgehen. Ein Befragen dieser Berufsparten hat nie stattgefunden.
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Frau Menges,
hier wird schon sehr fachlich diskutiert, und wenn Sie dieser Seite treu bleiben, werden Sie das bald erkennen. Leider herrscht allerdings eine gewisse Tendenz, jedem, der die Kritik an der Rechtschreibreform nicht teilt, eine irgendwie verdächtig erscheinenden Motivation zu unterstellen. Das halte ich nun auch wieder für völlig deplaziert. Ich kenne eine ganze Reihe Leute, die die Rechtschreibreform für ganz plausibel halten und die »Aufregung« ihrer Kritiker überhaupt nicht nachvollziehen können.
Das liegt aber daran, daß sie auch gar nicht daran interessiert sind, sie nachzuvollziehen; in der Regel, weil sie die ihnen bisher begegneten »Regeln« irgendwie schon in Ordnung finden und das Thema sie ansonsten nicht interessiert. Mich persönlich würde es auch nicht im geringsten interessieren, wenn man die Abseitsregeln im Fußball irgendwie ändern wollte, obgleich ich durchaus die Spiele ganz interessiert als Zaungast verfolge. (Oder doch: das »Golden Goal« finde ich doof.)
Also: über mangelnde fachliche Diskussion und ordentliches Niveau werden Sie hier kaum zu klagen haben. Aber bisher hat man von Ihnen eigentlich noch nicht mehr vernommen, als daß die neuen Regeln nur insofern nicht Ihre volle Zustimmung haben, als sie Ihnen nicht weit genug gehen. Eine Begründung oder eine Auseinandersetzung mit den Argumenten, die hier erörtert werden, haben Sie nicht gegeben. Sie meinen, für behinderte Kinder sei die neue Rechtschreibung leichter zu erlernen, und außerdem fänden Sie sie ästhetisch »schön«. Es ist keine Mißachtung der Probleme behinderter Kinder, wenn man auf dem Standpunkt steht, daß diese Probleme nicht der Maßstab für den Umgang mit Orthographie sein sollten. Wobei noch umstritten ist, ob diesen Kindern die neue Rechtschreibung das Leben ernstlich erleichtern kann. Laßt sie doch einfach Fehler machen! Es muß ja nicht jeder ein fehlerfreier Rechtschreiber sein. Das Problem liegt für viele Menschen, nicht nur Behinderte, in der Bewertung von Rechtschreibfehlern, sowohl in der schulischen Benotung als in der sozialen Bewertung. Und über die Ästhetik zu diskutieren ist offenbar sinnlos, denn wenn Sie diese Auswüchse auch noch »schön« finden, dann bleibt nur übrig zu sagen: nun ja! Bei manchen Menschen muß man sich oft wundern, welche Wohnungseinrichtungen oder Kleidungsstücke sie offenbar »schön« finden.
Ein bißchen kommt es mir in Ihrem Falle so vor, wie als wir unserer jüngeren Tochter ganz besonders praktische und solide und teuere Winterstiefel kaufen wollten, sie diese aber nicht mochte. Wir versuchten sie mit dem Argument zu überzeugen, wie »schön« diese Stiefel doch seien. Was glauben Sie mit welchem Erfolg? Wir kauften die Stiefel, sie zog sie nie an. Rausgeschmissenes Geld - wie bei der Rechtschreibreform, wenn man etwas gegen die Überzeugung der Beglückten durchsetzen will. Wer wendet diese schon an, wenn er nicht muß?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Leider kann man in diesem alten Gästebuch seine Schnitzer nicht ausbügeln. Also, bitte belehren Sie micht nicht, ich hab sie schon selber erkannt.
W.L.
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sie sehen, nicht nur behinderte Kinder tun sich schwer. Aber da helfen neue Regeln auch nicht.
W.L.
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.02.2001 um 23.00
Ein wenig Erfahrung habe ich auch, Frau Menges.
Mein Klassenzimmer war meistens voll, wenn nicht gerade einer krank war,
und ich hatte stets zwischen 24 und 38 Individuen der Kategorie Mensch vor mir sitzen.
Untergruppen habe ich höchstens bei persönlicher Betroffenheit eingerichtet, und da ich Klassenlehrer war, mußte ich möglichst schnell versuchen, diese Untergruppen wieder zu integrieren in die Hauptkategorie. Ich war nämlich für alle verantwortlich, nicht nur für die Behinderten, die Legastheniker, die Zweckdienlichen, die Aufsässigen, die Faulen, die Fleißigen...
Daß ich im Unterricht gleichwohl differenzieren mußte, ist keine Frage. Da gab es geschlechterspezifische und individuelle Schranken; es gab Schranken der Motivation und solche der Fähigkeit des Erkennens und Behaltens.
Ziel aber war immer, einen bestimmten Lehrstoff allen zugänglich zu machen, der, wie sich erwiesen hat, verdaubar war.
Das aber ärgert mich an Ihrer Argumentation.
Sie behaupten, daß sie mit der neuen Rechtschreibung Erfolge haben.
Sie beziehen Stellung, ohne Bezugspunkt - und das wirkt wie eine Gefälligkeitsadresse.
Deshalb bitte ich Sie: Berichten Sie doch bitte einmal, ob und in welchen Fällen Sie in der alten Rechtschreibung Erfolge hatten!
Vergleichen Sie doch bitte einmal die beiden Formen der Rechtschreibung. Vergleichen Sie die Funktionstüchtigkeit in Bezug auf den Lesevorgang und in Bezug auf den Schreibvorgang.
Geben Sie bitte ein Urteil ab und nicht nur einen Beitrag!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 16.02.2001 um 23.00
Nein, nein, da kann man ja nur noch den Kopf schütteln. Der Hinweis auf das Wohl unserer Behinderten ist mehr als nur polemisch. Es hilft nicht weiter, auf diesem Niveau zu diskutieren, denn die wesentlichen Punkte sind längst bekannt und bereits oft ausführlichst erörtert worden.
1.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist kein Fortschritt, sondern in fast allen Punkten eine Wiederherstellung von Schreibweisen, die von seiten der Sprachgemeinschaft aus gutem Grund verworfen wurden. Wir finden Schreibweisen des 19. Jahrhunderts (dass, muss, zu Grunde gehen, im Großen und Ganzen, im Wesentlichen, heute Abend, Schifffahrt, Recht haben usw.), des 18. Jahrhunderts (ba-cken usw.) und des 17. Jahrhunderts (so genannt, ebenso wenig usw.). Wie könnte man das als Fortschritt bezeichnen?
2.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist schwieriger als die bewährte Orthographie. Selbst Leute, die sich intensiv mit den neuen Regeln auseinandergesetz haben, sind nicht in der Lage, diese fehlerlos anzuwenden. Frau Dr. Menges schafft es - wie man an ihren Beiträgen sofort sehen kann - selbst nicht. Wer genauer hinsieht, bemerkt, daß ihre Fehler auch keine Tippfehler sind, sondern rein orthographisch bedingt. Eine einfache und sinnvolle Rechtschreibung haben wir bereits: nämlich die bisherige. Sie ist absolut mängelfrei und hat sich bestens bewährt. Frau Dr. Menges wird sich im übrigen noch wundern, wieviel in ein paar Jahren von der Reform noch vorhanden sein wird. Schreibungen wie Leid tun und Recht haben usw. werden längst verschwunden sein. Dann werden auch diejenigen, die diese Schreibungen jetzt nachdrücklich verteidigen, ziemlich alt aussehen. Leid tun wollten die Reformer sogar selbst zurücknehmen, durften aber nicht.
3.) Was sind denn hier die Maßstäbe - Frau Dr. Menges würde selbstverständlich Massstäbe im Sinne einer weiter gehenden Vereinfachung begrüßen und schöner finden -, an denen sich unsere Orthographie messen soll? Die Sonderschüler? Nein, hier geht es nicht um das Wohl der Behinderten, sondern darum, daß die Schule auf die Gesellschaft vorbereiten soll, nicht darum, daß sich die Gesellschaft der Schule (oder gar der Sonderschule!) anpassen soll. Selbst wenn die bisherige Schreibung schwieriger, aber aufgrund der vorhandenen Ausdrucksmöglichkeiten besser wäre, dann müßte die Schule eben die schwierigere, aber bessere Schreibung unterrichten. Und jetzt? Jetzt haben wir eine Orthographie, die sowohl schwieriger als auch schlechter ist. Wo ist der Gewinn? Aber noch mal zu den Sonderschülern: Beispiel: Wenn jemand nicht Auto fahren kann, dann muß man ihm eben den Führerschein abnehmen und nicht die anderen zwingen, auf der Autobahn in Zukunft nur noch 20 zu fahren, nur um die Unfähigen nicht zu gefährden. Der Maßstab ist die Gesellschaft, nicht diejenigen, die manche Dinge eben nicht erlernen können oder wollen. Liebe Frau Dr. Menges, Sie können gar keine Orthographie erfinden, die die Sonderschüler perfekt beherrschen. Aber die neue Schreibung beherrschen Sie ja nicht einmal selbst. Was soll dieser Unsinn also?
Ein Argument wurde bisher immer vergessen: Eine Sprache ist keine Spielwiese, an der man sich austoben kann. Die Menschen haben bisher in freier Selbstbestimmung beschlossen, wie sie schreiben möchten. Dies soll auch so bleiben.
Zum Schluß möchte ich noch einmal Herrn Markner zitieren, der kurz und bündig alles auf den Punkt gebracht hat: Die Beiträge von Frau Menges an dieser Stelle sind allesamt so vollendet dämlich, daß selbst der gewiß wenig sympathische Bertelsmann-Konzern dafür nicht verantwortlich gemacht werden sollte.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Ich habe das Thema Behinderung hier nicht eingebracht. Ich wollte nur über die Rechtschreibung diskutieren, aber da es nun eingebracht wurde in einer Weise über die ich mich ärgerte, musste ich darauf eingehen. Meine Argumente sind vorerst in der Einführung der neuen Rechtschreibung begründet, die meines Erachtens weitergeführt werden sollten. ( Die ästhetischen Gründe sind rein persönlich und mir daher auch wichtig- ich mag ja auch sehr moderne Gedichte). Gibt es niemanden auf diesem Strang, der zur weiteren Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung kommen möchte? Sind es tatsächlich nur Befürworter für das Gestern? Dann ist es fast zu schade hier einen Beitrag zu schreiben. Das Thema Behinderung und behinderte Schüler in Regelklassen ist hier nicht das Argument für die Rechtschreibung, hat damit wenig zu tun, denn wir sind wie alle anderen Schulen an die KMK-Beschlüsse gebunden. Gerade wurden Zeugnisse geschrieben- alle in der neuen Rechtschreibung. Es ist mir einfach zu unsachlich die neue Rechtschreibung ohne Verbesserungen zurückzunehmen. Und wenn sie es so wollen bin ich gerne bereit für rechtschreibschwache Schüler
zu kämpfen und auch für sie eine Vereinfachung herbeizuführen.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Beurteilung wäre richtig: Ich beurteile die neue Rechtschreibung als ausführbar und machbar, aber ich möchte gerne eine weitere Vereinfachung erreichen.
Zu Herrn Lachenmaier ( mit freundlichem Zunicken):
Ihre Beispiele in Ehren, aber sie weichen doch stark von Regeln zur Rechtschreibung ab (Schuhkauf ..).
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie irren sich. Ich meine sogar, daß es sinnvoll ist, sich mit Ihrer Antwort auseinanderzusetzen. Ich hatte Sie am 11. Februar gefragt: Welche Nachteile haben Sie durch die jetzige Rechtschreibung? Welchen Schreibberuf haben Sie, in dem sich die jetzige Rechtschreibung für Sie nachteilig auswirkt?
Aber ich hatte von Ihnen keine Antwort erhalten. Nun habe ich durch einen Zufall herausgefunden, in welchem beruflichen Bereich sie arbeiten und schrieb:
Nun kann man sich erklären, daß Renate Maria Menges vornehmlich Sonderschülern und darunter Legasthenikern helfen will. Es ist aber eine Frage, ob es sinnvoll ist, die Rechtschreibung auf Sonderschul-Niveau zu senken. (...) Vermutlich liegt im Falle von Renate M. ein idealistisches Motiv vor, nämlich der Wille, behinderte und minderbegabte Schüler zu fördern.
Ich verstehe nicht, daß Sie mir dennoch vorwerfen, ich hätte behauptet, es sei ein Unsinn minderbegabten Schülern zu helfen, ich denke elitär und diskutiere nicht fachlich. Es sei schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert werde, das unter der Würde des Menschen sei.
Ich hatte wohlgemerkt lediglich eine Frage gestellt, weil ich 15 Jahre ehrenamtlicher Vertrauensmann der Schwerbehinderten war und auch ein wenig Einblick in die Probleme legasthenischer Schüler erhalten hatte. Es gibt übrigens auch hin und wieder einen legasthenischen Lehrer. Deshalb hatte ich gerade auf dieser Netzseite einiges zum Thema Legasthenie bei Schülern beigetragen. Sie jedoch urteilen:
Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab.
In einer Demokratie kann man nicht die Probleme einer Minderheit zum Maßstab für die Mehrheit machen. Daß man sich dennoch darum bemüht, die Probleme der Minderheit zu lösen. Das darf aber nicht zu Lasten der Mehrheit gehen. Die Orthographie ist ein Präzisionswerkzeug der Schreibberufler, aus dem man keinen Faustkeil machen sollte.
In Ihren Beiträgen vermisse ich leider bisher stichhaltige Argumente.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
ich bin froh, dass wir eine gemeinsame Kommunikationsebene gefunden haben. Ich diskutiere immerhin seit Monaten genau das Problem der neuen Rechtschreibung. Formal: Ich war im November auf einer Schulleitertagung und dort hab ich mal wieder das Problem der neuen Rechtschreibung eingebracht. Keiner der anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter ( für Sie scheinbar wichtig: Schulleiter aus dem Grund- und Hauptschulbreich) konnten die Idee gut finden, jetzt wieder ein Zurück zu organisieren. Ich hatte einen Leserbrief der FAZ dabei: Einsatz für die weitere Vereinfachung, der konträr diskutiert wurde, aber sicher war hernach nur, dass keiner aus der Schulleitung zum derzeitigen Zeitpunkt ein Zurück befürworten würde. Ich hoffe doch, dass wir uns durch gemeinsame Streitpunkte nicht mehr im persönlichen Bereich suchen, sondern ab jetzt weiterhin
im sachlich- fachlichen Bereich bleiben. Einen schönen Sonntagabend, Herr Riebe.
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Menges,
bitte lassen Sie sich durch unfreundliche Bemerkungen nicht entmutigen, hier weiterzudiskutieren! Mir gefällt zum Beispiel sehr gut, daß Sie hier intuitiv die richtigen Schreibungen der Namen von zwei notorischen Meckerern enttarnt haben: Herr Schnäbler und Herr Lachenmaier! Das macht Ihnen Herr Riebe, der sonst alles über jeden herausfindet, so leicht nicht nach.
Also insofern tragen Sie zum Unterhaltungswert der Diskussion schon einiges bei. Mein Vergleich mit dem Schuhkauf war so übel nicht, jedenfalls fiel er mir sofort ein, als Sie davon schrieben, »ästhetisch« würde Ihnen die neue Rechtschreibung gefallen. Das ist schon eine sehr erstaunliche Aussage. Es gibt übrigens immer noch eine große Mehrheit moderner Dichter und Schriftsteller, die nach wie vor in Groß- und Kleinschreibung schreiben, Ihre ästhetisches Empfinden also nicht teilen. Und daß überhaupt fast alle Schriftsteller die neuen Regeln ablehnen, könnte Sie doch auch nachdenklich machen, wenn Sie schon an Literatur und Poesie interessiert sind.
Was - jedenfalls mir - ein bißchen fehlt, das wäre eine sachliche Begründung Ihrer Standpunkte, über die man bisher nicht mehr weiß, als daß sie diese haben.
Wenn die Verhältnisse »gestern« besser waren als heute, ist der Weg zurück genau der richtige.
Ihre Überzeugungskraft ist noch ein bißchen verbesserungsbedürftig, vor allem wäre es interessant von Ihnen zu wissen, wie Sie gegen die konkrete Kritik der Reformgegner argumentieren wollen. Was Sie »meinen« ist bekannt. Aber warum meinen Sie das? Meinen kann man viel.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.02.2001 um 23.00
Liebe Frau Dr. Menges!
Sie belieben zu verallgemeinern, indem Sie unterstellen, daß kürzlich sämtliche Zeugnisse in Neuschrift geschrieben wurden. Ich weiß - aus erster Hand - von einer Ausnahme.
Zumindest ein betroffener Lehrer ist mir bekannt, der sich seit vier Jahren weigert, ein Zeugnis in der Banausenschreibe auszustellen. Von eben jenem Betroffenen ist überliefert, daß er sich einer Vermeidungssprache bedient, um den ohnehin vorhandenen Konflikt mit den Ämtern nicht zu verschärfen.
Sie belieben außerdem zu scherzen. Immerhin zwinkern Sie einem Herrn Lachenmaier zu, wenn Sie ihn mit Ihrer ureigenen Ironie ansprechen, während Sie meinen Namen ohne jegliche Erklärung verunglimpfen.
Ich entschuldige mich hiermit, Sie in meinem ersten Beitrag nicht mit Ihrem Titel, Frau Dr., angeredet zu haben und erwarte als Gegenleistung, daß Sie demnächst die acht Buchstaben meines Nachnamens künftig in geordneter Reihenfolge zur Niederschrift bringen.
Andernfalls müßte ich annehmen, daß Sie die ausgiebige Beschäftigung mit Legasthenikern zu einem solchen gemacht hat.
Zum Thema Vereinfachung darf ich Ihnen anraten, einfach auf das Schreiben zu verzichten - und wenn Sie das nicht können, dann sollten Sie zumindest die Adressaten Ihrer Schreiben etwas ernster nehmen. Das andere kommt dann von ganz alleine. Denn dort wo grundlegender Respekt ist, wächst der Wille von ganz alleine.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Entschuldigung Herr Schäbler,
Ihren Namen habe ich jetzt kopiert( ich nicke Ihnen auch freundlich zu). Ich freue mich hier auf die weitere Diskussion, wenn ich auch nicht immer sofort antworten werde.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
VerehrteRenateMariaMenges,
isteseinebildungslueckewennmannichtweisswerdermüncheralberostermaierist?
Istheartcoreeinbegriffausderneuenrechtschreibung?
Beweistesirgendwaswenndieservölligunbekanntemenschinneuerrechtschreibungschreibt?
Esmagihnenjagefallenundsolangsamfindeichauchgefallenanderkleinschreibungunderweglassungderwortzwischenräume.
Ichfindewirvertragenunsganzprima.
Meinnamehatschonvielschlimmereentstellungenausgehalten.
Schönensonntagnochundvielleichtgebensieunsmaldieantwortennachdenenwirsiefragen.
Da ich wenigstens einen lesbaren Satz loswerden will, teile ich Ihnen aus der Alltagspraxis mit, daß ich nur solche Lehrer kenne (bei meinen Freunden und in der Familie ist das die erdrückende Überzahl), die die neue Rechtschreibung bescheuert finden, im Lehrerzimmer über genau das sich krummlachen, was sie den Kindern in der Klasse beibringen müssen. Manchen, etwa dem Schnäbler, ist das Lachen vergangen. Ich finde, Sie nehmen das Thema nicht wirklich ernst. Nur weil Ihre Kollegen die amtlich erwarteten Auskünfte geben und weil Herr Ostereier in neuer Rechtschreibung schreibt, ist die in Ordnung? Und was ist mit Siegfried Lenz, Günter Grass, Reiner Kunze, Albert von Schirnding, Friedhelm Kemp, Rafik Schami (ein deutscher Schriftsteller, den sein Verlag [Jugendbücher] zwingt, seine Bücher in Neuschrieb konvertieren zu lassen, andernfalls einfach keines mehr gedruckt wird [persönliche Mitteilung von R.S. an mich, es betrifft nicht seine Erwachsenenliteratur bei Hanser, die bleibt bei der sprachlich hochwertigeren Qualitätsorthographie]), fragen Sie die von Ihnen verehrten Literaten und Poeten, was die zu Ihren ästhetischen Vorstellungen sagen!
Und noch einen zweiten Satz: Vor einigen Wochen war eine Veranstaltung in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, deren Mitglieder allesamt die neue Rechtschreibung ablehnen, ein Festakt. Anwesend war unser Minister Hans Zehetmair, der Judas der deutschen Rechtschreibung. Der Redner (Willibald Sauerländer oder Dieter Borchmeyer, ich weiß nicht mehr wer, vielleicht noch ein anderer), ein empörter Reformgegner, wurde kniefälligst vom Präsidenten gebeten, nun bitte mal nichts zum Thema Rechtschreibreform zu sagen, man wolle den Ehrengast, den Herrn Minister, nicht schon wieder verstimmen und überhaupt die feierliche Stimmung nicht verderben. Der Redner versprachs und konnte es sich dann doch nicht verkneifen, diesen rechtsstaatlich verordneten und weder unter ästhetischen noch unter auch heilpädagogischen und schon gar nicht linguistischen Gesichtspunkten auch nur annähernd vertretbaren Unsinn in seiner »Festrede« anzuprangern. Peinlich ist das Ganze.
Und der Widerstand dieser nun wirklich eher intelligenten Leute sollte doch auch Ihnen zu denken geben. Kein Vertreter des kulturellen Lebens oder der deutschen Literatur hat bis heute etwas zugunsten der neuen Rechtschreibung von sich gegeben. Wer ist überhaupt Herr Ostereier? Wir kennen auch noch eine Zé do Rock und einen Christio. Lustig ist das schon, aber ein bißchen doof halt auch.
Nun erörtern Sie doch bitte einmal die sachlichen Diskussionspunkte, warten Sie, bis das Gästebuch wieder funktioniert, dort wird auf begeisternd hohem Niveau über die sensiblen Feinheiten unserer Sprache und ihrer Schreibung diskutiert.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Manfred Riebe am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie irren sich. Ich meine sogar, daß es sinnvoll ist, sich mit Ihrer Antwort auseinanderzusetzen. Ich hatte Sie am 11. Februar gefragt: Welche Nachteile haben Sie durch die jetzige Rechtschreibung? Welchen Schreibberuf haben Sie, in dem sich die jetzige Rechtschreibung für Sie nachteilig auswirkt?
Aber ich hatte von Ihnen keine Antwort erhalten. Nun habe ich durch einen Zufall herausgefunden, in welchem beruflichen Bereich sie arbeiten und schrieb:
Nun kann man sich erklären, daß Renate Maria Menges vornehmlich Sonderschülern und darunter Legasthenikern helfen will. Es ist aber eine Frage, ob es sinnvoll ist, die Rechtschreibung auf Sonderschul-Niveau zu senken. (...) Vermutlich liegt im Falle von Renate M. ein idealistisches Motiv vor, nämlich der Wille, behinderte und minderbegabte Schüler zu fördern.
Ich verstehe nicht, daß Sie mir dennoch vorwerfen, ich hätte behauptet, es sei ein Unsinn minderbegabten Schülern zu helfen, ich denke elitär und diskutiere nicht fachlich. Es sei schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert werde, das unter der Würde des Menschen sei.
Ich hatte wohlgemerkt lediglich eine Frage gestellt, weil ich 15 Jahre ehrenamtlicher Vertrauensmann der Schwerbehinderten war und auch ein wenig Einblick in die Probleme legasthenischer Schüler erhalten hatte. Es gibt übrigens auch hin und wieder einen legasthenischen Lehrer. Deshalb hatte ich gerade auf dieser Netzseite einiges zum Thema Legasthenie bei Schülern beigetragen. Sie jedoch urteilen:
Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab.
In einer Demokratie kann man nicht die Probleme einer Minderheit zum Maßstab für die Mehrheit machen. Daß man sich dennoch darum bemüht, die Probleme der Minderheit zu lösen. Das darf aber nicht zu Lasten der Mehrheit gehen. Die Orthographie ist ein Präzisionswerkzeug der Schreibberufler, aus dem man keinen Faustkeil machen sollte.
In Ihren Beiträgen vermisse ich leider bisher stichhaltige Argumente.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
ich bin froh, dass wir eine gemeinsame Kommunikationsebene gefunden haben. Ich diskutiere immerhin seit Monaten genau das Problem der neuen Rechtschreibung. Formal: Ich war im November auf einer Schulleitertagung und dort hab ich mal wieder das Problem der neuen Rechtschreibung eingebracht. Keiner der anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter ( für Sie scheinbar wichtig: Schulleiter aus dem Grund- und Hauptschulbreich) konnten die Idee gut finden, jetzt wieder ein Zurück zu organisieren. Ich hatte einen Leserbrief der FAZ dabei: Einsatz für die weitere Vereinfachung, der konträr diskutiert wurde, aber sicher war hernach nur, dass keiner aus der Schulleitung zum derzeitigen Zeitpunkt ein Zurück befürworten würde. Ich hoffe doch, dass wir uns durch gemeinsame Streitpunkte nicht mehr im persönlichen Bereich suchen, sondern ab jetzt weiterhin
im sachlich- fachlichen Bereich bleiben. Einen schönen Sonntagabend, Herr Riebe.
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Menges,
bitte lassen Sie sich durch unfreundliche Bemerkungen nicht entmutigen, hier weiterzudiskutieren! Mir gefällt zum Beispiel sehr gut, daß Sie hier intuitiv die richtigen Schreibungen der Namen von zwei notorischen Meckerern enttarnt haben: Herr Schnäbler und Herr Lachenmaier! Das macht Ihnen Herr Riebe, der sonst alles über jeden herausfindet, so leicht nicht nach.
Also insofern tragen Sie zum Unterhaltungswert der Diskussion schon einiges bei. Mein Vergleich mit dem Schuhkauf war so übel nicht, jedenfalls fiel er mir sofort ein, als Sie davon schrieben, »ästhetisch« würde Ihnen die neue Rechtschreibung gefallen. Das ist schon eine sehr erstaunliche Aussage. Es gibt übrigens immer noch eine große Mehrheit moderner Dichter und Schriftsteller, die nach wie vor in Groß- und Kleinschreibung schreiben, Ihre ästhetisches Empfinden also nicht teilen. Und daß überhaupt fast alle Schriftsteller die neuen Regeln ablehnen, könnte Sie doch auch nachdenklich machen, wenn Sie schon an Literatur und Poesie interessiert sind.
Was - jedenfalls mir - ein bißchen fehlt, das wäre eine sachliche Begründung Ihrer Standpunkte, über die man bisher nicht mehr weiß, als daß sie diese haben.
Wenn die Verhältnisse »gestern« besser waren als heute, ist der Weg zurück genau der richtige.
Ihre Überzeugungskraft ist noch ein bißchen verbesserungsbedürftig, vor allem wäre es interessant von Ihnen zu wissen, wie Sie gegen die konkrete Kritik der Reformgegner argumentieren wollen. Was Sie »meinen« ist bekannt. Aber warum meinen Sie das? Meinen kann man viel.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.02.2001 um 23.00
Liebe Frau Dr. Menges!
Sie belieben zu verallgemeinern, indem Sie unterstellen, daß kürzlich sämtliche Zeugnisse in Neuschrift geschrieben wurden. Ich weiß - aus erster Hand - von einer Ausnahme.
Zumindest ein betroffener Lehrer ist mir bekannt, der sich seit vier Jahren weigert, ein Zeugnis in der Banausenschreibe auszustellen. Von eben jenem Betroffenen ist überliefert, daß er sich einer Vermeidungssprache bedient, um den ohnehin vorhandenen Konflikt mit den Ämtern nicht zu verschärfen.
Sie belieben außerdem zu scherzen. Immerhin zwinkern Sie einem Herrn Lachenmaier zu, wenn Sie ihn mit Ihrer ureigenen Ironie ansprechen, während Sie meinen Namen ohne jegliche Erklärung verunglimpfen.
Ich entschuldige mich hiermit, Sie in meinem ersten Beitrag nicht mit Ihrem Titel, Frau Dr., angeredet zu haben und erwarte als Gegenleistung, daß Sie demnächst die acht Buchstaben meines Nachnamens künftig in geordneter Reihenfolge zur Niederschrift bringen.
Andernfalls müßte ich annehmen, daß Sie die ausgiebige Beschäftigung mit Legasthenikern zu einem solchen gemacht hat.
Zum Thema Vereinfachung darf ich Ihnen anraten, einfach auf das Schreiben zu verzichten - und wenn Sie das nicht können, dann sollten Sie zumindest die Adressaten Ihrer Schreiben etwas ernster nehmen. Das andere kommt dann von ganz alleine. Denn dort wo grundlegender Respekt ist, wächst der Wille von ganz alleine.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Entschuldigung Herr Schäbler,
Ihren Namen habe ich jetzt kopiert( ich nicke Ihnen auch freundlich zu). Ich freue mich hier auf die weitere Diskussion, wenn ich auch nicht immer sofort antworten werde.
Walter Lachenmann
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
VerehrteRenateMariaMenges,
isteseinebildungslueckewennmannichtweisswerdermüncheralberostermaierist?
Istheartcoreeinbegriffausderneuenrechtschreibung?
Beweistesirgendwaswenndieservölligunbekanntemenschinneuerrechtschreibungschreibt?
Esmagihnenjagefallenundsolangsamfindeichauchgefallenanderkleinschreibungunderweglassungderwortzwischenräume.
Ichfindewirvertragenunsganzprima.
Meinnamehatschonvielschlimmereentstellungenausgehalten.
Schönensonntagnochundvielleichtgebensieunsmaldieantwortennachdenenwirsiefragen.
Da ich wenigstens einen lesbaren Satz loswerden will, teile ich Ihnen aus der Alltagspraxis mit, daß ich nur solche Lehrer kenne (bei meinen Freunden und in der Familie ist das die erdrückende Überzahl), die die neue Rechtschreibung bescheuert finden, im Lehrerzimmer über genau das sich krummlachen, was sie den Kindern in der Klasse beibringen müssen. Manchen, etwa dem Schnäbler, ist das Lachen vergangen. Ich finde, Sie nehmen das Thema nicht wirklich ernst. Nur weil Ihre Kollegen die amtlich erwarteten Auskünfte geben und weil Herr Ostereier in neuer Rechtschreibung schreibt, ist die in Ordnung? Und was ist mit Siegfried Lenz, Günter Grass, Reiner Kunze, Albert von Schirnding, Friedhelm Kemp, Rafik Schami (ein deutscher Schriftsteller, den sein Verlag [Jugendbücher] zwingt, seine Bücher in Neuschrieb konvertieren zu lassen, andernfalls einfach keines mehr gedruckt wird [persönliche Mitteilung von R.S. an mich, es betrifft nicht seine Erwachsenenliteratur bei Hanser, die bleibt bei der sprachlich hochwertigeren Qualitätsorthographie]), fragen Sie die von Ihnen verehrten Literaten und Poeten, was die zu Ihren ästhetischen Vorstellungen sagen!
Und noch einen zweiten Satz: Vor einigen Wochen war eine Veranstaltung in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, deren Mitglieder allesamt die neue Rechtschreibung ablehnen, ein Festakt. Anwesend war unser Minister Hans Zehetmair, der Judas der deutschen Rechtschreibung. Der Redner (Willibald Sauerländer oder Dieter Borchmeyer, ich weiß nicht mehr wer, vielleicht noch ein anderer), ein empörter Reformgegner, wurde kniefälligst vom Präsidenten gebeten, nun bitte mal nichts zum Thema Rechtschreibreform zu sagen, man wolle den Ehrengast, den Herrn Minister, nicht schon wieder verstimmen und überhaupt die feierliche Stimmung nicht verderben. Der Redner versprachs und konnte es sich dann doch nicht verkneifen, diesen rechtsstaatlich verordneten und weder unter ästhetischen noch unter auch heilpädagogischen und schon gar nicht linguistischen Gesichtspunkten auch nur annähernd vertretbaren Unsinn in seiner »Festrede« anzuprangern. Peinlich ist das Ganze.
Und der Widerstand dieser nun wirklich eher intelligenten Leute sollte doch auch Ihnen zu denken geben. Kein Vertreter des kulturellen Lebens oder der deutschen Literatur hat bis heute etwas zugunsten der neuen Rechtschreibung von sich gegeben. Wer ist überhaupt Herr Ostereier? Wir kennen auch noch eine Zé do Rock und einen Christio. Lustig ist das schon, aber ein bißchen doof halt auch.
Nun erörtern Sie doch bitte einmal die sachlichen Diskussionspunkte, warten Sie, bis das Gästebuch wieder funktioniert, dort wird auf begeisternd hohem Niveau über die sensiblen Feinheiten unserer Sprache und ihrer Schreibung diskutiert.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Beurteilung wäre richtig: Ich beurteile die neue Rechtschreibung als ausführbar und machbar, aber ich möchte gerne eine weitere Vereinfachung erreichen.
Zu Herrn Lachenmaier ( mit freundlichem Zunicken):
Ihre Beispiele in Ehren, aber sie weichen doch stark von Regeln zur Rechtschreibung ab (Schuhkauf ..).
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 16.02.2001 um 23.00
Ich habe das Thema Behinderung hier nicht eingebracht. Ich wollte nur über die Rechtschreibung diskutieren, aber da es nun eingebracht wurde in einer Weise über die ich mich ärgerte, musste ich darauf eingehen. Meine Argumente sind vorerst in der Einführung der neuen Rechtschreibung begründet, die meines Erachtens weitergeführt werden sollten. ( Die ästhetischen Gründe sind rein persönlich und mir daher auch wichtig- ich mag ja auch sehr moderne Gedichte). Gibt es niemanden auf diesem Strang, der zur weiteren Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung kommen möchte? Sind es tatsächlich nur Befürworter für das Gestern? Dann ist es fast zu schade hier einen Beitrag zu schreiben. Das Thema Behinderung und behinderte Schüler in Regelklassen ist hier nicht das Argument für die Rechtschreibung, hat damit wenig zu tun, denn wir sind wie alle anderen Schulen an die KMK-Beschlüsse gebunden. Gerade wurden Zeugnisse geschrieben- alle in der neuen Rechtschreibung. Es ist mir einfach zu unsachlich die neue Rechtschreibung ohne Verbesserungen zurückzunehmen. Und wenn sie es so wollen bin ich gerne bereit für rechtschreibschwache Schüler
zu kämpfen und auch für sie eine Vereinfachung herbeizuführen.
RenateMariaMenges
eingetragen von Christian Dörner am 16.02.2001 um 23.00
Nein, nein, da kann man ja nur noch den Kopf schütteln. Der Hinweis auf das Wohl unserer Behinderten ist mehr als nur polemisch. Es hilft nicht weiter, auf diesem Niveau zu diskutieren, denn die wesentlichen Punkte sind längst bekannt und bereits oft ausführlichst erörtert worden.
1.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist kein Fortschritt, sondern in fast allen Punkten eine Wiederherstellung von Schreibweisen, die von seiten der Sprachgemeinschaft aus gutem Grund verworfen wurden. Wir finden Schreibweisen des 19. Jahrhunderts (dass, muss, zu Grunde gehen, im Großen und Ganzen, im Wesentlichen, heute Abend, Schifffahrt, Recht haben usw.), des 18. Jahrhunderts (ba-cken usw.) und des 17. Jahrhunderts (so genannt, ebenso wenig usw.). Wie könnte man das als Fortschritt bezeichnen?
2.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist schwieriger als die bewährte Orthographie. Selbst Leute, die sich intensiv mit den neuen Regeln auseinandergesetz haben, sind nicht in der Lage, diese fehlerlos anzuwenden. Frau Dr. Menges schafft es - wie man an ihren Beiträgen sofort sehen kann - selbst nicht. Wer genauer hinsieht, bemerkt, daß ihre Fehler auch keine Tippfehler sind, sondern rein orthographisch bedingt. Eine einfache und sinnvolle Rechtschreibung haben wir bereits: nämlich die bisherige. Sie ist absolut mängelfrei und hat sich bestens bewährt. Frau Dr. Menges wird sich im übrigen noch wundern, wieviel in ein paar Jahren von der Reform noch vorhanden sein wird. Schreibungen wie Leid tun und Recht haben usw. werden längst verschwunden sein. Dann werden auch diejenigen, die diese Schreibungen jetzt nachdrücklich verteidigen, ziemlich alt aussehen. Leid tun wollten die Reformer sogar selbst zurücknehmen, durften aber nicht.
3.) Was sind denn hier die Maßstäbe - Frau Dr. Menges würde selbstverständlich Massstäbe im Sinne einer weiter gehenden Vereinfachung begrüßen und schöner finden -, an denen sich unsere Orthographie messen soll? Die Sonderschüler? Nein, hier geht es nicht um das Wohl der Behinderten, sondern darum, daß die Schule auf die Gesellschaft vorbereiten soll, nicht darum, daß sich die Gesellschaft der Schule (oder gar der Sonderschule!) anpassen soll. Selbst wenn die bisherige Schreibung schwieriger, aber aufgrund der vorhandenen Ausdrucksmöglichkeiten besser wäre, dann müßte die Schule eben die schwierigere, aber bessere Schreibung unterrichten. Und jetzt? Jetzt haben wir eine Orthographie, die sowohl schwieriger als auch schlechter ist. Wo ist der Gewinn? Aber noch mal zu den Sonderschülern: Beispiel: Wenn jemand nicht Auto fahren kann, dann muß man ihm eben den Führerschein abnehmen und nicht die anderen zwingen, auf der Autobahn in Zukunft nur noch 20 zu fahren, nur um die Unfähigen nicht zu gefährden. Der Maßstab ist die Gesellschaft, nicht diejenigen, die manche Dinge eben nicht erlernen können oder wollen. Liebe Frau Dr. Menges, Sie können gar keine Orthographie erfinden, die die Sonderschüler perfekt beherrschen. Aber die neue Schreibung beherrschen Sie ja nicht einmal selbst. Was soll dieser Unsinn also?
Ein Argument wurde bisher immer vergessen: Eine Sprache ist keine Spielwiese, an der man sich austoben kann. Die Menschen haben bisher in freier Selbstbestimmung beschlossen, wie sie schreiben möchten. Dies soll auch so bleiben.
Zum Schluß möchte ich noch einmal Herrn Markner zitieren, der kurz und bündig alles auf den Punkt gebracht hat: Die Beiträge von Frau Menges an dieser Stelle sind allesamt so vollendet dämlich, daß selbst der gewiß wenig sympathische Bertelsmann-Konzern dafür nicht verantwortlich gemacht werden sollte.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.02.2001 um 23.00
Ein wenig Erfahrung habe ich auch, Frau Menges.
Mein Klassenzimmer war meistens voll, wenn nicht gerade einer krank war,
und ich hatte stets zwischen 24 und 38 Individuen der Kategorie Mensch vor mir sitzen.
Untergruppen habe ich höchstens bei persönlicher Betroffenheit eingerichtet, und da ich Klassenlehrer war, mußte ich möglichst schnell versuchen, diese Untergruppen wieder zu integrieren in die Hauptkategorie. Ich war nämlich für alle verantwortlich, nicht nur für die Behinderten, die Legastheniker, die Zweckdienlichen, die Aufsässigen, die Faulen, die Fleißigen...
Daß ich im Unterricht gleichwohl differenzieren mußte, ist keine Frage. Da gab es geschlechterspezifische und individuelle Schranken; es gab Schranken der Motivation und solche der Fähigkeit des Erkennens und Behaltens.
Ziel aber war immer, einen bestimmten Lehrstoff allen zugänglich zu machen, der, wie sich erwiesen hat, verdaubar war.
Das aber ärgert mich an Ihrer Argumentation.
Sie behaupten, daß sie mit der neuen Rechtschreibung Erfolge haben.
Sie beziehen Stellung, ohne Bezugspunkt - und das wirkt wie eine Gefälligkeitsadresse.
Deshalb bitte ich Sie: Berichten Sie doch bitte einmal, ob und in welchen Fällen Sie in der alten Rechtschreibung Erfolge hatten!
Vergleichen Sie doch bitte einmal die beiden Formen der Rechtschreibung. Vergleichen Sie die Funktionstüchtigkeit in Bezug auf den Lesevorgang und in Bezug auf den Schreibvorgang.
Geben Sie bitte ein Urteil ab und nicht nur einen Beitrag!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Leider kann man in diesem alten Gästebuch seine Schnitzer nicht ausbügeln. Also, bitte belehren Sie micht nicht, ich hab sie schon selber erkannt.
W.L.
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sie sehen, nicht nur behinderte Kinder tun sich schwer. Aber da helfen neue Regeln auch nicht.
W.L.
eingetragen von Walter Lachenmann am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Frau Menges,
hier wird schon sehr fachlich diskutiert, und wenn Sie dieser Seite treu bleiben, werden Sie das bald erkennen. Leider herrscht allerdings eine gewisse Tendenz, jedem, der die Kritik an der Rechtschreibreform nicht teilt, eine irgendwie verdächtig erscheinenden Motivation zu unterstellen. Das halte ich nun auch wieder für völlig deplaziert. Ich kenne eine ganze Reihe Leute, die die Rechtschreibreform für ganz plausibel halten und die »Aufregung« ihrer Kritiker überhaupt nicht nachvollziehen können.
Das liegt aber daran, daß sie auch gar nicht daran interessiert sind, sie nachzuvollziehen; in der Regel, weil sie die ihnen bisher begegneten »Regeln« irgendwie schon in Ordnung finden und das Thema sie ansonsten nicht interessiert. Mich persönlich würde es auch nicht im geringsten interessieren, wenn man die Abseitsregeln im Fußball irgendwie ändern wollte, obgleich ich durchaus die Spiele ganz interessiert als Zaungast verfolge. (Oder doch: das »Golden Goal« finde ich doof.)
Also: über mangelnde fachliche Diskussion und ordentliches Niveau werden Sie hier kaum zu klagen haben. Aber bisher hat man von Ihnen eigentlich noch nicht mehr vernommen, als daß die neuen Regeln nur insofern nicht Ihre volle Zustimmung haben, als sie Ihnen nicht weit genug gehen. Eine Begründung oder eine Auseinandersetzung mit den Argumenten, die hier erörtert werden, haben Sie nicht gegeben. Sie meinen, für behinderte Kinder sei die neue Rechtschreibung leichter zu erlernen, und außerdem fänden Sie sie ästhetisch »schön«. Es ist keine Mißachtung der Probleme behinderter Kinder, wenn man auf dem Standpunkt steht, daß diese Probleme nicht der Maßstab für den Umgang mit Orthographie sein sollten. Wobei noch umstritten ist, ob diesen Kindern die neue Rechtschreibung das Leben ernstlich erleichtern kann. Laßt sie doch einfach Fehler machen! Es muß ja nicht jeder ein fehlerfreier Rechtschreiber sein. Das Problem liegt für viele Menschen, nicht nur Behinderte, in der Bewertung von Rechtschreibfehlern, sowohl in der schulischen Benotung als in der sozialen Bewertung. Und über die Ästhetik zu diskutieren ist offenbar sinnlos, denn wenn Sie diese Auswüchse auch noch »schön« finden, dann bleibt nur übrig zu sagen: nun ja! Bei manchen Menschen muß man sich oft wundern, welche Wohnungseinrichtungen oder Kleidungsstücke sie offenbar »schön« finden.
Ein bißchen kommt es mir in Ihrem Falle so vor, wie als wir unserer jüngeren Tochter ganz besonders praktische und solide und teuere Winterstiefel kaufen wollten, sie diese aber nicht mochte. Wir versuchten sie mit dem Argument zu überzeugen, wie »schön« diese Stiefel doch seien. Was glauben Sie mit welchem Erfolg? Wir kauften die Stiefel, sie zog sie nie an. Rausgeschmissenes Geld - wie bei der Rechtschreibreform, wenn man etwas gegen die Überzeugung der Beglückten durchsetzen will. Wer wendet diese schon an, wenn er nicht muß?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 16.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner!
Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor. Vermutlich liegt im Falle von Renate M. ein idealistisches Motiv vor, nämlich der Wille, behinderte und minderbegabte Schüler zu fördern. Das hat mit Bertelsmann nichts zu tun. Ich will auch keine Verknüpfung zwischen bod und bol herstellen. Aber ich mache darauf aufmerksam, daß Bertelsmann die Plattform für dieses Buchangebot ist. Handelt es sich vielleicht um eine Dissertation?
Das Wissen eines einzelnen ist Stückwerk. Ich habe nur einen kleinen Mosaikstein geliefert. Wenn andere das gleiche täten, entstünde ein Gesamtbild, z.B. über die Motive der Reformbefürworter. Das Problem liegt darin, daß vielen die Zivilcourage fehlt, ihr Wissen offenzulegen. Insofern haben Sie recht, daß die investigativen Bemühungen eines einzelnen ins Leere gehen können. Wenn hohe Funktionäre den Verfassungsrichtern in Karlsruhe ihr Material vorgelegt hätten, wäre das Verfahren anders ausgegangen. Ich meine, daß der investigative Journalismus in der Frage der Rechtschreibreform nur sehr auf ein Minimum reduziert stattfindet und daß es daher notwendig ist, daß wir gemeinsam recherchieren, wie es hier auf dieser Netzseite geschieht. Jeder kann hier als Sherlock Holmes kleine Informationen liefern, die wiederum andere anregen weiterzuforschen.
Bei dieser Gelegenheit mache ich erneut darauf aufmerksam, daß der Krake Bertelsmann Kulturbeauftragte bezahlt, Beraterverträge schließt und als Sponsor auftritt. Nur manchmal erfährt man, wen Bertelsmann auf diese Weise finanziell fördert.
Herzlichen Gruß
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 16.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich dachte hier wird fachlich diskutiert. Ist es tatsächlich ein Unsinn minderbegabten Schülern zu helfen? Welches eltitäre Denken herrscht hier eigentlich vor?
Ich habe gerade keine Zeit lange zu antworten, aber es wird Sinn machen sich hier auseinanderzusetzen. Ich habe es allerdings mit einer besonderen Form der Förderschule zu tun, in der auch Kinder mit eeiner besonders guten Begabung sitzen können, nämlich körperbehinderte Vor-, Grund- und Hauptschüler. Es ist schade, dass hier auf diesem Niveau diskutiert wird. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass ich mich gerade für hochbegabte Schüler eingesetzt habe und da auch diese Schüler gute Erfolge mit der neuen Rechtschreibung haben. Auf diesem Niveau, Herr Riebe finde ich die Diskussion unter der Würde des Menschen. Verantwortung der Verantwortlichen und Sorge um das Wohl auch unserer Behinderten, das geht Ihnen scheinbar völlig ab. Verdient habe ich an meiner Argumentation noch nie eine Mark, aber soweit bekannt müssen große Berufssparten mit der neuen Rechtschreibung umgehen. Ein Befragen dieser Berufsparten hat nie stattgefunden.
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.02.2001 um 23.00
Gedanken zur Rechtschreibreform:
Ich denke an eine weitere Vereinfachung der Rechtschreibung in einer Zeit, in der an Umwandlungen der Regeln gearbeitet wird. Schaut man sich die Geschichte der Rechtschreibung an, hat es immer wieder Versuche gegeben, die Rechtschreibung deutlich zu vereinfachen:
Nachdem 1876 die erste orthografische Konferenz ergebnislos verlief, gibt 1880 Konrad Duden sein erstes Orthografisches Wörterbuch heraus. Seit dieser Zeit verlaufen verschiedene Diskussionen kontrovers. Es sind ständig wiederkehrende Rechtschreibforderungen, die
· gemäßigte Kleinschreibung
· die Getrenntschreibung
· Trennungsregeln
· Beseitigung der Dehnungszeichen
· Ersetzung schwieriger Buchstaben durch einfachere
· Eindeutschung von Fremdwörtern
B. Rust versucht auch während des 2. Weltkrieges die Reform weiterzuführen, aber auf Adolf Hitlers Befehl wird wieder alles eingestampft. Auch die Empfehlungen von F. Thierfelder werden verworfen. Sie betreffen
· Erleichterung des Schreibens im Unterricht
· die Stärkung des Deutschen als internationale Verkehrssprache
· Vermeidung eines Minderwertigkeitsgefühls von weniger Gebildeten
Auch hier lehnen Schriftsteller wie Thomas Mann, Herman Hesse und Friedrich Dürrenmatt die Empfehlungen ab.
Die KMKonferenz beschließt 1955 den Duden an Schulen für verbindlich.
Nachdem 1958 ein weiterer Vorstoß an der Öffentlichkeit scheiterte, Es wurde wieder bezug auf frühere Jahre genommen ( 1931/1941/1954).
1972 ergeben die Richtlinien für die Schulen einer Kommunikationsförderung den Vorrang., das Erlernen des Rechtschreibens sei zweitrangig.
1987 lässt die KMK ein neues Regelwerk ausarbeiten., Gefragt werden nur Theoretiker, keine Sprachpraktiker.
Als Sprachpraktiker werden Schriftsteller, Lehrer und Journalisten genannt, also Leute, die ständig mit der Sprache zu tun haben.
Diese Kommission tritt ( mit einer Ausnahme) für die Kleinschreibung der Substantive ein. Auch dies scheitert am allgemeinen Protest.
1994/1995 werden Entwürfe erarbeitet, die die heutige Rechtschreibreform begründen. Die Neuregelung der Rechtschreibung wird am 01.08.1998 wirksam.
( Quelle: Die Reform als Diktat, Frankfurt am Main 2000)
In diesem Sinne bin ich für die Weiterführung der Vereinfachung der Rechtschreibung. Falsches Regelwerk sollte bei dieser Umstrukturierung natürlich verbessert werden, zum Beispiel die Großschreibung der Adjektive bei heute auseinandergeschriebenen Wörtern, was zu Recht kritisiert wird. Aber ein Zurück in das strittige deutsche Regelwerk finde ich falsch.
RenateMariaMenges
RenateMariaMenges
Wagnerberg 5 86576 Allenberg
eingetragen von Manfred Riebe am 15.02.2001 um 23.00
Renate Maria Menges im Buchangebot des Kraken Bertelsmann
Frau Dr. Renate Maria Menges ist für die Weiterführung der Vereinfachung der Rechtschreibung, ohne dies zu begründen. Sie stützt sich lediglich darauf, daß es in der Vergangenheit immer wieder Reformversuche gab, die alle am Widerstand der Sprachgemeinschaft scheiterten.
Fast immer, wenn sich einige wenige für die Rechtschreibreform einsetzen, dann tippe ich darauf, daß sie in irgendeiner Weise an der Reform verdienen oder Kariere machen wollen. Das kann als Schulleiter sein, als Fachbetreuer für Deutsch, als Buchautor oder als Seminarleiter usw. Diesmal ist die Machtsituation völlig anders als früher, weil Medienkonzeren, darunter der Medienriese Bertelsmann, durch laufende Rechtschreibreformen permanent weltweit verdienen wollen. Also schaute ich bei www.bol.de nach und fand:
Menges, Renate: Gedanken zum Ausbau des bestehenden Förderschulwesens in Bayern: Eine empirische Untersuchung im Grenzbereich der Schule zur individuellen Lernförderung und zur individuellen Lebensbewältigung. BoD, Norderstedt | 1999
Nun kann man sich erklären, daß Renate Maria Menges vornehmlich Sonderschülern und darunter Legasthenikern helfen will. Es ist aber eine Frage, ob es sinnvoll ist, die Rechtschreibung auf Sonderschul-Niveau zu senken.
Hinter der bol.com AG verbirgt sich der Krake Bertelsmann.
BOL über sich selbst:
BOL (Bertelsmann Online) ist der internationalste Internet Medien und Entertainment Shop der Welt und ein Unternehmen der Bertelsmann eCommerce Group (BeCG). Seit Februar 1999 wurden BOL-Shops nicht nur in
Deutschland (www.bol.de), sondern weltweit eröffnet. BOL-Kunden haben Zugriff auf mehr als 5 Millionen Buchtitel, rund 800.000 Musik-CDs sowie 50.000 Videos und DVDs in den lokalen Datenbanken.
Kontakt: bol.com AG, Ulrich Schmidt-Marwede, Vice President Corporate Communications, Phone: 0041-41-768-1834, Mobile: 0049-172-671-3733, Email: usmarwede@aol.com
Das Londoner Büro der bol.com AG wird als zweiter BOL-Standort neben dem Hauptsitz in München weiter ausgebaut. Am Hauptsitz von bol.com in München werden in Zukunft sämtliche Headquarter-Funktionen der Informationstechnologie (bisher New York und München) angesiedelt. Der Technologiebereich wird eng mit dem New Yorker Technology Department der BeCG (Bertelsmann eCommerce Group) zusammenarbeiten. Zudem befinden sich am bol.com Standort München bereits das Finanzressort, die Personal- und die Rechtsabteilung sowie der Customer Service. Wesentliche BOL Headquarter-Funktionen wurden schon im letzten Sommer aus der Schweiz nach München in das Gebäude der Bertelsmann Verlagsgruppe verlegt.
Manfred Riebe
eingetragen von Gast am 15.02.2001 um 23.00
(Eine Leserzuschrift im Tagesspiegel vom 6. Juni 1999,
die eine der verschiedenen bedenklichen Seiten des Reformprojekts,
das Prinzip der Schriftvereinfachung, weiterdenkt.)
Wider den tierischen Ernst der Reförmchengegner plädiere ich
für eine konsequente Reform gemäß nachfolgendem Mehrstufenmodell
eines genialen Zeitgenossen, der mir leider unbekannt ist:
Erster Schritt, Wegfall der Großschreibung:
einer sofortigen einführung steht nichts im weg, zumal schon viele
graphiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegangen sind.
zweiter schritt, wegfall der dehnungen und schärfungen:
dise masname eliminirt schon di gröste felerursache
in der grundschule. den sin oder unsin unserer konsonantenverdoplung
hat onehin nimand kapirt.
driter schrit, v und ph ersetzt durch f, z und sch ersetzt durch s:
das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen
und sesmasinen fereinfachen sich, wertfole arbeitskräfte
könen der wirtsaft sugeführt werden.
firter srit, q, c und ch ersest durch k, j und y ersest durch i,
pf ersest durch f:
iest sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kann sofort
fon neun auf swei iare verkürst werden. anstat aktsig prosent
rektsreibunterrikt könen nüslikere fäker wi kemi, fisik, reknen
mer geflegt werden.
fünfter srit, wegfal von ä, ö und ü:
ales uberflusige ist iest ausgemerst, di ortografi wider slikt
und einfak. naturlik benotigt es einige seit, bis dise fereinfakung
uberal riktik ferdaut ist; fileikt sasungsweise ein bis swei iare.
lester srit, anslisend durfte als nakstes sil di fereinfakung
der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden.
(Bernhard H. Behrens, Berlin-Spandau)
Wolfgang Haustein
Grevesmühlener Str. 47, 13059 Berlin
eingetragen von Manfred Riebe am 15.02.2001 um 23.00
Fehlerkorrektur: Gemeint ist natürlich Karriere (nicht Kariere).
Das erinnert mich an einen Lehrer bzw. Fachbetreuer für Deutsch, der im Frühjahr 1997 bei einer Podiumsdiskussion in Ansbach vom Ministerialbeauftragten Dr. Hermann Hanschel zitiert wurde, er habe einen erheblichen Fehlerrückgang infolge der Rechtschreibreform festgestellt.
Wie sich später herausstellte hatte jener Fachbetreuer für Deutsch mit einem Schreiben vom 22.11.1996 an den Ministerialrat Dr. Stefan Krimm im bayerischen Kultusministerium mit Abdruck an seinen Schulleiter ein Gefälligkeitsgutachten über die Rechtschreibreform ausgestellt:
Nach Korrektur und Respizienz der ersten Schulaufgaben komme ich zu dem Ergebnis, dass die Anwendung der neuen Regeln weder den Kolleginnen und Kollegen noch den Schülerinnen und Schülern größere Schwierigkeiten bereitet. Im Gegensatz zu vielen in den Medien geäußerten Befürchtungen und herabsetzenden Behauptungen haben unsere Schüler ... sehr wohl die Vereinheitlichung ... erkannt und akzeptiert, zumal die Zahl der Fehler reduziert wird.
Dieser Deutsch-Fachbetreuer wurde dann vom bayerischen Kultusministerium (Ministerialrat Dr. Stefan Krimm) in Schriftstücken als Zeuge hierfür benannt. Sein Schreiben wurde als Beweis beigefügt.
Ich spürte diesen Kollegen auf und fragte ihn, ob er Fehlerstatistiken geführt habe. Nein, er habe keine Fehlerstatistik geführt und meinte, daß es lediglich nach seiner Schätzung bei der Kommasetzung, der s-Schreibung und den Worttrennungen jetzt weniger Fehler gebe. Seitdem sprechen wir von Krimms Märchen. Der genannte Kollege machte eine selten schnelle und steile Karriere.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 15.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
ich verstehe nicht, was Ihrer Meinung nach bod und bol mit einander zu tun haben, aber wie dem auch sei, ich fürchte, Ihre investigativen Bemühungen gehen hier ohnehin ins Leere. Die Beiträge von Frau Menges an dieser Stelle sind allesamt so vollendet dämlich, daß selbst der gewiß wenig sympathische Bertelsmann-Konzern dafür nicht verantwortlich gemacht werden sollte.
Herzlichen Gruß
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 15.02.2001 um 23.00
Fehlerkorrektur: Gemeint ist natürlich Karriere (nicht Kariere).
Das erinnert mich an einen Lehrer bzw. Fachbetreuer für Deutsch, der im Frühjahr 1997 bei einer Podiumsdiskussion in Ansbach vom Ministerialbeauftragten Dr. Hermann Hanschel zitiert wurde, er habe einen erheblichen Fehlerrückgang infolge der Rechtschreibreform festgestellt.
Wie sich später herausstellte hatte jener Fachbetreuer für Deutsch mit einem Schreiben vom 22.11.1996 an den Ministerialrat Dr. Stefan Krimm im bayerischen Kultusministerium mit Abdruck an seinen Schulleiter ein Gefälligkeitsgutachten über die Rechtschreibreform ausgestellt:
Nach Korrektur und Respizienz der ersten Schulaufgaben komme ich zu dem Ergebnis, dass die Anwendung der neuen Regeln weder den Kolleginnen und Kollegen noch den Schülerinnen und Schülern größere Schwierigkeiten bereitet. Im Gegensatz zu vielen in den Medien geäußerten Befürchtungen und herabsetzenden Behauptungen haben unsere Schüler ... sehr wohl die Vereinheitlichung ... erkannt und akzeptiert, zumal die Zahl der Fehler reduziert wird.
Dieser Deutsch-Fachbetreuer wurde dann vom bayerischen Kultusministerium (Ministerialrat Dr. Stefan Krimm) in Schriftstücken als Zeuge hierfür benannt. Sein Schreiben wurde als Beweis beigefügt.
Ich spürte diesen Kollegen auf und fragte ihn, ob er Fehlerstatistiken geführt habe. Nein, er habe keine Fehlerstatistik geführt und meinte, daß es lediglich nach seiner Schätzung bei der Kommasetzung, der s-Schreibung und den Worttrennungen jetzt weniger Fehler gebe. Seitdem sprechen wir von Krimms Märchen. Der genannte Kollege machte eine selten schnelle und steile Karriere.
Manfred Riebe
eingetragen von Reinhard Markner am 15.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
ich verstehe nicht, was Ihrer Meinung nach bod und bol mit einander zu tun haben, aber wie dem auch sei, ich fürchte, Ihre investigativen Bemühungen gehen hier ohnehin ins Leere. Die Beiträge von Frau Menges an dieser Stelle sind allesamt so vollendet dämlich, daß selbst der gewiß wenig sympathische Bertelsmann-Konzern dafür nicht verantwortlich gemacht werden sollte.
Herzlichen Gruß
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 15.02.2001 um 23.00
(Eine Leserzuschrift im Tagesspiegel vom 6. Juni 1999,
die eine der verschiedenen bedenklichen Seiten des Reformprojekts,
das Prinzip der Schriftvereinfachung, weiterdenkt.)
Wider den tierischen Ernst der Reförmchengegner plädiere ich
für eine konsequente Reform gemäß nachfolgendem Mehrstufenmodell
eines genialen Zeitgenossen, der mir leider unbekannt ist:
Erster Schritt, Wegfall der Großschreibung:
einer sofortigen einführung steht nichts im weg, zumal schon viele
graphiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegangen sind.
zweiter schritt, wegfall der dehnungen und schärfungen:
dise masname eliminirt schon di gröste felerursache
in der grundschule. den sin oder unsin unserer konsonantenverdoplung
hat onehin nimand kapirt.
driter schrit, v und ph ersetzt durch f, z und sch ersetzt durch s:
das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen
und sesmasinen fereinfachen sich, wertfole arbeitskräfte
könen der wirtsaft sugeführt werden.
firter srit, q, c und ch ersest durch k, j und y ersest durch i,
pf ersest durch f:
iest sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kann sofort
fon neun auf swei iare verkürst werden. anstat aktsig prosent
rektsreibunterrikt könen nüslikere fäker wi kemi, fisik, reknen
mer geflegt werden.
fünfter srit, wegfal von ä, ö und ü:
ales uberflusige ist iest ausgemerst, di ortografi wider slikt
und einfak. naturlik benotigt es einige seit, bis dise fereinfakung
uberal riktik ferdaut ist; fileikt sasungsweise ein bis swei iare.
lester srit, anslisend durfte als nakstes sil di fereinfakung
der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden.
(Bernhard H. Behrens, Berlin-Spandau)
Wolfgang Haustein
Grevesmühlener Str. 47, 13059 Berlin
eingetragen von Manfred Riebe am 15.02.2001 um 23.00
Renate Maria Menges im Buchangebot des Kraken Bertelsmann
Frau Dr. Renate Maria Menges ist für die Weiterführung der Vereinfachung der Rechtschreibung, ohne dies zu begründen. Sie stützt sich lediglich darauf, daß es in der Vergangenheit immer wieder Reformversuche gab, die alle am Widerstand der Sprachgemeinschaft scheiterten.
Fast immer, wenn sich einige wenige für die Rechtschreibreform einsetzen, dann tippe ich darauf, daß sie in irgendeiner Weise an der Reform verdienen oder Kariere machen wollen. Das kann als Schulleiter sein, als Fachbetreuer für Deutsch, als Buchautor oder als Seminarleiter usw. Diesmal ist die Machtsituation völlig anders als früher, weil Medienkonzeren, darunter der Medienriese Bertelsmann, durch laufende Rechtschreibreformen permanent weltweit verdienen wollen. Also schaute ich bei www.bol.de nach und fand:
Menges, Renate: Gedanken zum Ausbau des bestehenden Förderschulwesens in Bayern: Eine empirische Untersuchung im Grenzbereich der Schule zur individuellen Lernförderung und zur individuellen Lebensbewältigung. BoD, Norderstedt | 1999
Nun kann man sich erklären, daß Renate Maria Menges vornehmlich Sonderschülern und darunter Legasthenikern helfen will. Es ist aber eine Frage, ob es sinnvoll ist, die Rechtschreibung auf Sonderschul-Niveau zu senken.
Hinter der bol.com AG verbirgt sich der Krake Bertelsmann.
BOL über sich selbst:
BOL (Bertelsmann Online) ist der internationalste Internet Medien und Entertainment Shop der Welt und ein Unternehmen der Bertelsmann eCommerce Group (BeCG). Seit Februar 1999 wurden BOL-Shops nicht nur in
Deutschland (www.bol.de), sondern weltweit eröffnet. BOL-Kunden haben Zugriff auf mehr als 5 Millionen Buchtitel, rund 800.000 Musik-CDs sowie 50.000 Videos und DVDs in den lokalen Datenbanken.
Kontakt: bol.com AG, Ulrich Schmidt-Marwede, Vice President Corporate Communications, Phone: 0041-41-768-1834, Mobile: 0049-172-671-3733, Email: usmarwede@aol.com
Das Londoner Büro der bol.com AG wird als zweiter BOL-Standort neben dem Hauptsitz in München weiter ausgebaut. Am Hauptsitz von bol.com in München werden in Zukunft sämtliche Headquarter-Funktionen der Informationstechnologie (bisher New York und München) angesiedelt. Der Technologiebereich wird eng mit dem New Yorker Technology Department der BeCG (Bertelsmann eCommerce Group) zusammenarbeiten. Zudem befinden sich am bol.com Standort München bereits das Finanzressort, die Personal- und die Rechtsabteilung sowie der Customer Service. Wesentliche BOL Headquarter-Funktionen wurden schon im letzten Sommer aus der Schweiz nach München in das Gebäude der Bertelsmann Verlagsgruppe verlegt.
Manfred Riebe
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.02.2001 um 23.00
Gedanken zur Rechtschreibreform:
Ich denke an eine weitere Vereinfachung der Rechtschreibung in einer Zeit, in der an Umwandlungen der Regeln gearbeitet wird. Schaut man sich die Geschichte der Rechtschreibung an, hat es immer wieder Versuche gegeben, die Rechtschreibung deutlich zu vereinfachen:
Nachdem 1876 die erste orthografische Konferenz ergebnislos verlief, gibt 1880 Konrad Duden sein erstes Orthografisches Wörterbuch heraus. Seit dieser Zeit verlaufen verschiedene Diskussionen kontrovers. Es sind ständig wiederkehrende Rechtschreibforderungen, die
· gemäßigte Kleinschreibung
· die Getrenntschreibung
· Trennungsregeln
· Beseitigung der Dehnungszeichen
· Ersetzung schwieriger Buchstaben durch einfachere
· Eindeutschung von Fremdwörtern
B. Rust versucht auch während des 2. Weltkrieges die Reform weiterzuführen, aber auf Adolf Hitlers Befehl wird wieder alles eingestampft. Auch die Empfehlungen von F. Thierfelder werden verworfen. Sie betreffen
· Erleichterung des Schreibens im Unterricht
· die Stärkung des Deutschen als internationale Verkehrssprache
· Vermeidung eines Minderwertigkeitsgefühls von weniger Gebildeten
Auch hier lehnen Schriftsteller wie Thomas Mann, Herman Hesse und Friedrich Dürrenmatt die Empfehlungen ab.
Die KMKonferenz beschließt 1955 den Duden an Schulen für verbindlich.
Nachdem 1958 ein weiterer Vorstoß an der Öffentlichkeit scheiterte, Es wurde wieder bezug auf frühere Jahre genommen ( 1931/1941/1954).
1972 ergeben die Richtlinien für die Schulen einer Kommunikationsförderung den Vorrang., das Erlernen des Rechtschreibens sei zweitrangig.
1987 lässt die KMK ein neues Regelwerk ausarbeiten., Gefragt werden nur Theoretiker, keine Sprachpraktiker.
Als Sprachpraktiker werden Schriftsteller, Lehrer und Journalisten genannt, also Leute, die ständig mit der Sprache zu tun haben.
Diese Kommission tritt ( mit einer Ausnahme) für die Kleinschreibung der Substantive ein. Auch dies scheitert am allgemeinen Protest.
1994/1995 werden Entwürfe erarbeitet, die die heutige Rechtschreibreform begründen. Die Neuregelung der Rechtschreibung wird am 01.08.1998 wirksam.
( Quelle: Die Reform als Diktat, Frankfurt am Main 2000)
In diesem Sinne bin ich für die Weiterführung der Vereinfachung der Rechtschreibung. Falsches Regelwerk sollte bei dieser Umstrukturierung natürlich verbessert werden, zum Beispiel die Großschreibung der Adjektive bei heute auseinandergeschriebenen Wörtern, was zu Recht kritisiert wird. Aber ein Zurück in das strittige deutsche Regelwerk finde ich falsch.
RenateMariaMenges
RenateMariaMenges
Wagnerberg 5 86576 Allenberg
eingetragen von Christoph Kukulies am 14.02.2001 um 23.00
Habe ich mich verhört? Hat da der neue Kulturstaatsminister
in der ZDF Sendung Berlin Mitte gestern abend etwa gesagt, der Staat
solle nicht reglementierend in die Sprachentwicklung eingreifen
und es seien die Rechtschreibreformgegner, die jetzt laut nach
Gesetzen schreien? Was war denn dann der Akt der Rechtschreibreform?
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 14.02.2001 um 23.00
Soweit ich mich erinnere, hat JNR nur gesagt, dass ihn störe, dass teilweise dieselben Leute in der Sprachpflegedebatte den Staat anrufen, die noch bei der Rechtschreibung sich darüber empört haben. Er hat also in dieser Äußerung nicht selber Stellung bezogen, sondern eine inkonsequente Haltung kritisiert. An anderer Stelle las man in der Presse (z.B. yahoo, Nachrichten): Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären [laut JNR] dagegen unsinnig. »Der Staat sollte sich da raushalten«, sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform »sollte einem eine Warnung sein«. Er sieht also, wie so viele, auch die sog. Rechtschreibreform als einen Eingriff des Staates in die Sprache (sagt er hier zwar nicht, aber es geht in die Richtung).
PS: Die Sendung war langweilig oder? Bla bla Frankreich; keiner sagte, was Frankreich nun tatsächlich wie macht, aber alle bezogen sich darauf.
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 14.02.2001 um 23.00
Trotz Anklickens gelange ich nicht in das neue Forum zu Riebes Kuschelecke.
Paulchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.02.2001 um 23.00
Da scheint momentan ein Meteorit eingeschlagen haben. Man kommt nicht rein. Oder man braucht eine Sesamsemmel, dann öffnet sich die Tür vielleicht. Mein Heiligenschein reicht als Ausweis jedenfalls nicht.
Mit Herrn Riebe habe ich mich verständigt. Die Kuschelecke wollen wir doch nicht machen. Wir werden uns schon anderweitig bemerkbar machen.
Ich fordere hiermit einen speziellen Sprachpflegerorden ein. Nicht allein, daß ich das gesamte Krottenthal nazifrei gepopelt habe, indem ich bei einer der vergangenen Wahlen die Frey-Plakate eigenhändig vom Ortsschild abgepopelt habe. Die haben vielleicht einen ekelhaften Papp! Nein! Als hier ein neuer Wegzeiger angebracht wurde und das h im »thal« gefehlt hat, wurde nach kurzer Zeit dieses Schild wieder ausgetauscht gegen eines mit »h«. Aber ehrlich gesagt, da konnte ich gar nichts dafür. Aber »wir« Krottenthaler haben uns das nicht gefallen gelassen, so gelassen sind wir nun auch wieder nicht. Die Bevölkerung (ca. 17 Personen) hält zur Tradition, und rechtschreiben tut hier eh keiner.
Aber wenn, dann richtig!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von Manfred Riebe am 14.02.2001 um 23.00
Sagte der neue Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin in der ZDF Sendung Berlin Mitte gestern abend, der Staat solle nicht reglementierend in die Sprachentwicklung eingreifen und es seien die Rechtschreibreformgegner, die jetzt laut nach Gesetzen schreien? (Christoph Kukulies) oder sagte er, daß es ihn störe, daß teilweise dieselben Leute in der Sprachpflegedebatte den Staat anrufen, die noch bei der Rechtschreibung sich darüber empört haben (Michael Jansen)? Oder sagte er, daß ausgerechnet die, die mit der Rechtschreibreform gravierend in die Sprache eingegriffen haben (das sind die Reformer und die Kultusminister), nun ein Sprachschutzgesetz wollen?
Heute wird um 17.45 Uhr in Phoenix die Sendung wiederholt.
Nida-Rümelin hat sich mit der Materie noch nicht ausreichend beschäftigt. Es gab sogar bereits ein Sprachschutzgesetz in Schleswig-Holstein durch den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform (bzw. gegen staatliche Eingriffe in die Rechtschreibung) vom 27. September 1998. Dazu habe ich gestern etwas mehr in www.deutsche-sprachwelt.de gesagt.
Es ist angesichts der Rechtschreibreform nicht abwegig, sondern legitim, über den gesetzlichen Schutz der Sprache vor staatlichen und privaten Eingriffen nachzudenken
Man muß zwei Dinge unterscheiden:
1. Ein gesetzliches Verbot für den Staat, regulierend in die Sprache einzugreifen. Dafür sind die Reformgegner.
2. Eine gesetzliche Erlaubnis für den Staat, regulierend in die Sprache einzugreifen. Dagegen sind die Reformgegner.
Kennzeichnend für Berlin Mitte war, daß nur Nida-Rümelin ein einziges Mal das Wort Rechtschreibreform verwendete und daß die anderen das Thema mieden.
Nun sind alle froh und dankbar, daß wenigstens das traditionelle Gästebuch doch noch und ohne Schnickschnack funktioniert.
Manfred Riebe
eingetragen von Theodor Ickler am 14.02.2001 um 23.00
Als wir seinerzeit mit dabei waren, um die fehlende gesetzliche Grundlage der Rechtschreibreform einzuklagen, waren wir natürlich nicht der Meinung, daß die Reform hinzunehmen wäre, wenn sie auf dem Gesetzeswege eingeführt worden wäre. (Das war übrigens in der Dudenbroschüre 1996 so angekündigt worden!) Vielmehr waren wir alle mit Recht überzeugt, daß die Reform den Gesetzesweg nicht überleben würde. Das wußten auch die Kultusminister und haben es auch gesagt.
Meiner Ansicht nach muß sich der Staat aus der Sprachpflege und weitgehend auch aus der Sprachpolitik heraushalten. Was aber die Sprachenpolitik betrifft, so ist die Lage da ganz anders. Da geht es nämlich nicht um das Sprachsystem, sondern um den Status der Sprachen, also die Verteilung der Schulsprachen, das Sprachenregime in internationalen Organisationen usw. Hier kann der Staat natürlich gar nicht stillhalten, er muß Entscheidungen treffen. Leider werden diese Fragen durcheinandergemischt, so daß die Diskussion oft völlig unfruchtbar verläuft.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.02.2001 um 23.00
Kann man dazu etwas erfahren?
Wolfgang Wrase
eingetragen von Reinhard Markner am 14.02.2001 um 23.00
Was in der französischen Sprachpolitik wirklich vorgegangen ist und vorgeht, kann man einem jüngst (im Oktober 2000) erschienenen Band der Reihe »Que sais-je« (P.U.F., Paris) entnehmen : La politique de la langue française. Die Autorin bedauert es zwar, geißelt es sogar als »banalisation« der Sprachpolitik, aber deshalb ist ihr Befund um so glaubhafter : Nach dem Debakel der Orthographiereform von 1990 und den heftigen Auseinandersetzungen um die »Loi Toubon« ist die Erkenntnis in die französischen Kulturpolitik vorgedrungen, daß obrigkeitliche Verfügungen nur selten geeignete Mittel sind, einen verantwortlichen Umgang mit der Sprache anzuleiten.
Reinhard Markner
eingetragen von Dominik Schumacher am 14.02.2001 um 23.00
Techniker sind dabei, das Betriebssystem völlig neu aufzubauen. In Aussicht gestellt war die Betriebsbereitschaft für heute 14.00 Uhr. Mehr wissen wir zur Zeit selbst nicht.
Gemeinsam können wir mal nachdenken, wie wir in diesem Fall trotzdem Betriebssicherheit gewährleisten. Ist jemand bereit, höhere Kosten mitzutragen?
Durch einen ähnlichen Fehler beim ersten Knotenrechner bei einer anderen Firma gingen ein Teil der Nachrichten vom Januar d. J. verloren.
Ihr Mädchenfüralles
DS
www
eingetragen von Manfred Riebe am 14.02.2001 um 23.00
In der Wiederholung der ZDF-Sendung von Berlin-Mitte über Modern Talking - Wer rettet die deutsche Sprache? in Phoenix um 17.45 Uhr sagte Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sinngemäß, er frage sich, warum gerade diejenigen, die sich darüber aufgeregt hatten, daß der Staat die Rechtschreibreform eingeführt habe, jetzt nach einem Sprachgesetz rufen. Er Rümelin lehne eine Sprachenpolizei ab.
Es gab bereits ein Sprachschutzgesetz in Schleswig-Holstein durch den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform vom 27. September 1998. Damit sollten staatliche Eingriffe in die Rechtschreibung ja gerade verhindert werden.
Die Reformkritiker haben aber nie gefordert, der Staat möge regulierend in die Rechtschreibung eingreifen oder Anglizismen gesetzlich verbieten.
Man sieht an der Diskussionsrunde Modern Talking - Wer rettet die deutsche Sprache?, wie oberflächlich die Beiträge sind. Ich neige dazu, sie mit dem Niveau in einem Big-Brother-Container zu vergleichen. Die Teilnehmer werden nicht wegen ihrer Sachkenntnis eingeladen, sondern damit das Publikum Prominente aus nächster Nähe miterleben kann und damit sich dadurch die Einschaltquote erhöht.
Der Titel der Sendung war eigentlich auf das Buch Walter Krämer: Modern Talking auf deutsch. Ein populäres Lexikon,
Piper Verlag, 253 Seiten, ISBN 3-492-04211-2, ausgerichtet.
Deshalb ist zu vermuten, daß Walter Krämer die Sendung eingefädelt hat.
Manfred Riebe
eingetragen von Matthias Dräger am 14.02.2001 um 23.00
...ist ein Gesetz zum Schutz der Schriftsprache vor staatlicher De-regulierung. Die Verabschiedung dieses Gesetzes hatte keinen anderen Anlaß als den sowohl inhaltlich als auch politisch völlig mißglückten Versuch singulärer - Rädelsführer (muß man leider sagen), Rechtschreibung, ohne daß hierfür eine Notwendigkeit gegeben wäre, staatlich zu reglementieren.
Das Gesetz wurde am 27. September 1998 von der Bevölkerung Schleswig-Holsteins beschlossen und sollte de facto den Versuch der Einführung der Rechtschreibreform in den Schulen und damit den Versuch der Durchsetzung der Reform insgesamt beenden. Es wurde im September 1999 von den Volksvertretern aufgehoben. Ob diese Aufhebung verfassungskonform war, wird derzeit von Gerichten geprüft. Sollte die Prüfung im Geist der schleswig-holsteinischen Verfassung ausfallen:
Art. 2. Demokratie, Funktionentrennung. (1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen in Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
(3) Die Verwaltung wird durch die gesetzmäßig bestellten Organe, die Rechtsprechung durch unabhängige Gerichte ausgeübt.
könnte der entsprechende Passus im schleswig-holsteinischen Schulgesetz wieder wirksam werden. Besser ein Ende ohne Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Manfred Riebe am 14.02.2001 um 23.00
In der Wiederholung der ZDF-Sendung von Berlin-Mitte über Modern Talking - Wer rettet die deutsche Sprache? in Phoenix um 17.45 Uhr sagte Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sinngemäß, er frage sich, warum gerade diejenigen, die sich darüber aufgeregt hatten, daß der Staat die Rechtschreibreform eingeführt habe, jetzt nach einem Sprachgesetz rufen. Er Rümelin lehne eine Sprachenpolizei ab.
Es gab bereits ein Sprachschutzgesetz in Schleswig-Holstein durch den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform vom 27. September 1998. Damit sollten staatliche Eingriffe in die Rechtschreibung ja gerade verhindert werden.
Die Reformkritiker haben aber nie gefordert, der Staat möge regulierend in die Rechtschreibung eingreifen oder Anglizismen gesetzlich verbieten.
Man sieht an der Diskussionsrunde Modern Talking - Wer rettet die deutsche Sprache?, wie oberflächlich die Beiträge sind. Ich neige dazu, sie mit dem Niveau in einem Big-Brother-Container zu vergleichen. Die Teilnehmer werden nicht wegen ihrer Sachkenntnis eingeladen, sondern damit das Publikum Prominente aus nächster Nähe miterleben kann und damit sich dadurch die Einschaltquote erhöht.
Der Titel der Sendung war eigentlich auf das Buch Walter Krämer: Modern Talking auf deutsch. Ein populäres Lexikon,
Piper Verlag, 253 Seiten, ISBN 3-492-04211-2, ausgerichtet.
Deshalb ist zu vermuten, daß Walter Krämer die Sendung eingefädelt hat.
Manfred Riebe
eingetragen von Matthias Dräger am 14.02.2001 um 23.00
...ist ein Gesetz zum Schutz der Schriftsprache vor staatlicher De-regulierung. Die Verabschiedung dieses Gesetzes hatte keinen anderen Anlaß als den sowohl inhaltlich als auch politisch völlig mißglückten Versuch singulärer - Rädelsführer (muß man leider sagen), Rechtschreibung, ohne daß hierfür eine Notwendigkeit gegeben wäre, staatlich zu reglementieren.
Das Gesetz wurde am 27. September 1998 von der Bevölkerung Schleswig-Holsteins beschlossen und sollte de facto den Versuch der Einführung der Rechtschreibreform in den Schulen und damit den Versuch der Durchsetzung der Reform insgesamt beenden. Es wurde im September 1999 von den Volksvertretern aufgehoben. Ob diese Aufhebung verfassungskonform war, wird derzeit von Gerichten geprüft. Sollte die Prüfung im Geist der schleswig-holsteinischen Verfassung ausfallen:
Art. 2. Demokratie, Funktionentrennung. (1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen in Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
(3) Die Verwaltung wird durch die gesetzmäßig bestellten Organe, die Rechtsprechung durch unabhängige Gerichte ausgeübt.
könnte der entsprechende Passus im schleswig-holsteinischen Schulgesetz wieder wirksam werden. Besser ein Ende ohne Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Gast am 14.02.2001 um 23.00
Soweit ich mich erinnere, hat JNR nur gesagt, dass ihn störe, dass teilweise dieselben Leute in der Sprachpflegedebatte den Staat anrufen, die noch bei der Rechtschreibung sich darüber empört haben. Er hat also in dieser Äußerung nicht selber Stellung bezogen, sondern eine inkonsequente Haltung kritisiert. An anderer Stelle las man in der Presse (z.B. yahoo, Nachrichten): Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären [laut JNR] dagegen unsinnig. »Der Staat sollte sich da raushalten«, sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform »sollte einem eine Warnung sein«. Er sieht also, wie so viele, auch die sog. Rechtschreibreform als einen Eingriff des Staates in die Sprache (sagt er hier zwar nicht, aber es geht in die Richtung).
PS: Die Sendung war langweilig oder? Bla bla Frankreich; keiner sagte, was Frankreich nun tatsächlich wie macht, aber alle bezogen sich darauf.
Michael Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 14.02.2001 um 23.00
Trotz Anklickens gelange ich nicht in das neue Forum zu Riebes Kuschelecke.
Paulchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.02.2001 um 23.00
Da scheint momentan ein Meteorit eingeschlagen haben. Man kommt nicht rein. Oder man braucht eine Sesamsemmel, dann öffnet sich die Tür vielleicht. Mein Heiligenschein reicht als Ausweis jedenfalls nicht.
Mit Herrn Riebe habe ich mich verständigt. Die Kuschelecke wollen wir doch nicht machen. Wir werden uns schon anderweitig bemerkbar machen.
Ich fordere hiermit einen speziellen Sprachpflegerorden ein. Nicht allein, daß ich das gesamte Krottenthal nazifrei gepopelt habe, indem ich bei einer der vergangenen Wahlen die Frey-Plakate eigenhändig vom Ortsschild abgepopelt habe. Die haben vielleicht einen ekelhaften Papp! Nein! Als hier ein neuer Wegzeiger angebracht wurde und das h im »thal« gefehlt hat, wurde nach kurzer Zeit dieses Schild wieder ausgetauscht gegen eines mit »h«. Aber ehrlich gesagt, da konnte ich gar nichts dafür. Aber »wir« Krottenthaler haben uns das nicht gefallen gelassen, so gelassen sind wir nun auch wieder nicht. Die Bevölkerung (ca. 17 Personen) hält zur Tradition, und rechtschreiben tut hier eh keiner.
Aber wenn, dann richtig!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von Theodor Ickler am 14.02.2001 um 23.00
Als wir seinerzeit mit dabei waren, um die fehlende gesetzliche Grundlage der Rechtschreibreform einzuklagen, waren wir natürlich nicht der Meinung, daß die Reform hinzunehmen wäre, wenn sie auf dem Gesetzeswege eingeführt worden wäre. (Das war übrigens in der Dudenbroschüre 1996 so angekündigt worden!) Vielmehr waren wir alle mit Recht überzeugt, daß die Reform den Gesetzesweg nicht überleben würde. Das wußten auch die Kultusminister und haben es auch gesagt.
Meiner Ansicht nach muß sich der Staat aus der Sprachpflege und weitgehend auch aus der Sprachpolitik heraushalten. Was aber die Sprachenpolitik betrifft, so ist die Lage da ganz anders. Da geht es nämlich nicht um das Sprachsystem, sondern um den Status der Sprachen, also die Verteilung der Schulsprachen, das Sprachenregime in internationalen Organisationen usw. Hier kann der Staat natürlich gar nicht stillhalten, er muß Entscheidungen treffen. Leider werden diese Fragen durcheinandergemischt, so daß die Diskussion oft völlig unfruchtbar verläuft.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.02.2001 um 23.00
Kann man dazu etwas erfahren?
Wolfgang Wrase
eingetragen von Reinhard Markner am 14.02.2001 um 23.00
Was in der französischen Sprachpolitik wirklich vorgegangen ist und vorgeht, kann man einem jüngst (im Oktober 2000) erschienenen Band der Reihe »Que sais-je« (P.U.F., Paris) entnehmen : La politique de la langue française. Die Autorin bedauert es zwar, geißelt es sogar als »banalisation« der Sprachpolitik, aber deshalb ist ihr Befund um so glaubhafter : Nach dem Debakel der Orthographiereform von 1990 und den heftigen Auseinandersetzungen um die »Loi Toubon« ist die Erkenntnis in die französischen Kulturpolitik vorgedrungen, daß obrigkeitliche Verfügungen nur selten geeignete Mittel sind, einen verantwortlichen Umgang mit der Sprache anzuleiten.
Reinhard Markner
eingetragen von Dominik Schumacher am 14.02.2001 um 23.00
Techniker sind dabei, das Betriebssystem völlig neu aufzubauen. In Aussicht gestellt war die Betriebsbereitschaft für heute 14.00 Uhr. Mehr wissen wir zur Zeit selbst nicht.
Gemeinsam können wir mal nachdenken, wie wir in diesem Fall trotzdem Betriebssicherheit gewährleisten. Ist jemand bereit, höhere Kosten mitzutragen?
Durch einen ähnlichen Fehler beim ersten Knotenrechner bei einer anderen Firma gingen ein Teil der Nachrichten vom Januar d. J. verloren.
Ihr Mädchenfüralles
DS
www
eingetragen von Manfred Riebe am 14.02.2001 um 23.00
Sagte der neue Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin in der ZDF Sendung Berlin Mitte gestern abend, der Staat solle nicht reglementierend in die Sprachentwicklung eingreifen und es seien die Rechtschreibreformgegner, die jetzt laut nach Gesetzen schreien? (Christoph Kukulies) oder sagte er, daß es ihn störe, daß teilweise dieselben Leute in der Sprachpflegedebatte den Staat anrufen, die noch bei der Rechtschreibung sich darüber empört haben (Michael Jansen)? Oder sagte er, daß ausgerechnet die, die mit der Rechtschreibreform gravierend in die Sprache eingegriffen haben (das sind die Reformer und die Kultusminister), nun ein Sprachschutzgesetz wollen?
Heute wird um 17.45 Uhr in Phoenix die Sendung wiederholt.
Nida-Rümelin hat sich mit der Materie noch nicht ausreichend beschäftigt. Es gab sogar bereits ein Sprachschutzgesetz in Schleswig-Holstein durch den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform (bzw. gegen staatliche Eingriffe in die Rechtschreibung) vom 27. September 1998. Dazu habe ich gestern etwas mehr in www.deutsche-sprachwelt.de gesagt.
Es ist angesichts der Rechtschreibreform nicht abwegig, sondern legitim, über den gesetzlichen Schutz der Sprache vor staatlichen und privaten Eingriffen nachzudenken
Man muß zwei Dinge unterscheiden:
1. Ein gesetzliches Verbot für den Staat, regulierend in die Sprache einzugreifen. Dafür sind die Reformgegner.
2. Eine gesetzliche Erlaubnis für den Staat, regulierend in die Sprache einzugreifen. Dagegen sind die Reformgegner.
Kennzeichnend für Berlin Mitte war, daß nur Nida-Rümelin ein einziges Mal das Wort Rechtschreibreform verwendete und daß die anderen das Thema mieden.
Nun sind alle froh und dankbar, daß wenigstens das traditionelle Gästebuch doch noch und ohne Schnickschnack funktioniert.
Manfred Riebe
eingetragen von Christoph Kukulies am 14.02.2001 um 23.00
Habe ich mich verhört? Hat da der neue Kulturstaatsminister
in der ZDF Sendung Berlin Mitte gestern abend etwa gesagt, der Staat
solle nicht reglementierend in die Sprachentwicklung eingreifen
und es seien die Rechtschreibreformgegner, die jetzt laut nach
Gesetzen schreien? Was war denn dann der Akt der Rechtschreibreform?
Christoph Kukulies
eingetragen von Manfred Riebe am 13.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Ich meine, man lernt nie aus. Es gibt eine Schule des Lebens, in der geht es oft nach dem Prinzip Versuch und Irrtum zu. Deswegen ist die Schule der Selbst- und Fremderziehung nie ganz aus und auch nicht ganz zwecklos; denn gebranntes Kind scheuts Feuer, und oft wird man erst aus Erfahrung ein wenig klüger.
Ich finde es ja rührend, daß Sie im Gästebuch Riebes Sofaecke eingerichtet haben. Das ist zwar gut gemeint, aber streichen Sie bitte Riebes Sofaecke wieder, sonst könnte man auch Müllers Sofaecke und Lachenmanns Sofaecke einrichten usw. Erstens ist die Bezeichnung irreführend und zweitens wäre gar nicht soviel Platz in der Sofaecke. Allein im Telefonbuch gibt es 3299mal den Namen Riebe, darunter 23mal Manfred Riebe. Ich halte nichts von Personenkult und Besitzansprüchen wie in einem Altenclub, besonders nicht in Gestalt von namentlich gekennzeichneten Sitzplätzen oder Sofaecken. Da geniere ich mich und fühle mich ungemütlich. Ich bin mehr für freie Beweglichkeit.
Mir gefällt das bisherige Gästebuch wegen seiner Schlichtheit und Einfachheit noch ganz gut.
Bei einem Blick in die neuen Netzseiten frage ich mich:
Wer ist der Forums-Entwickler von vBulletin, Jelsoft Enterprises Limited (developers of vBulletin)? Wo ist er beheimatet?
Wissen Sie, was IP: Logged heißt? In den Rechtschreibreform-Nachrichten finde ich folgende oft unverständliche Bezeichnungen:
allowsmilie: email: signature: ipadress: iconid: visible: postid: threadid: username: userid: title: dateline: pagetext:
Engleutsch? Nein danke! Wie sag ichs auf deutsch?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 13.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Ich meine, man lernt nie aus. Es gibt eine Schule des Lebens, in der geht es oft nach dem Prinzip Versuch und Irrtum zu. Deswegen ist die Schule der Selbst- und Fremderziehung nie ganz aus und auch nicht ganz zwecklos; denn gebranntes Kind scheuts Feuer, und oft wird man erst aus Erfahrung ein wenig klüger.
Ich finde es ja rührend, daß Sie im Gästebuch Riebes Sofaecke eingerichtet haben. Das ist zwar gut gemeint, aber streichen Sie bitte Riebes Sofaecke wieder, sonst könnte man auch Müllers Sofaecke und Lachenmanns Sofaecke einrichten usw. Erstens ist die Bezeichnung irreführend und zweitens wäre gar nicht soviel Platz in der Sofaecke. Allein im Telefonbuch gibt es 3299mal den Namen Riebe, darunter 23mal Manfred Riebe. Ich halte nichts von Personenkult und Besitzansprüchen wie in einem Altenclub, besonders nicht in Gestalt von namentlich gekennzeichneten Sitzplätzen oder Sofaecken. Da geniere ich mich und fühle mich ungemütlich. Ich bin mehr für freie Beweglichkeit.
Mir gefällt das bisherige Gästebuch wegen seiner Schlichtheit und Einfachheit noch ganz gut.
Bei einem Blick in die neuen Netzseiten frage ich mich:
Wer ist der Forums-Entwickler von vBulletin, Jelsoft Enterprises Limited (developers of vBulletin)? Wo ist er beheimatet?
Wissen Sie, was IP: Logged heißt? In den Rechtschreibreform-Nachrichten finde ich folgende oft unverständliche Bezeichnungen:
allowsmilie: email: signature: ipadress: iconid: visible: postid: threadid: username: userid: title: dateline: pagetext:
Engleutsch? Nein danke! Wie sag ichs auf deutsch?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 12.02.2001 um 23.00
Lieber D.S.
Ich moechte hier noch einmal eine alte Bitte wiederholen:
Kann die Deutsche Einheitsorthographie auf der Stammseite nicht einmal gegen eine aktuelle Fassung ausgetauscht werden? (Der huebsche Titel kann ja gerne bleiben.)
Ich verspreche auch, mich um eine deutsche Tastatur zu bemuehen.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Manfred Riebe am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Wir Lehrer müssen uns im Laufe des Berufslebens öfters mit schlecht erzogenen Schülern beschäftigen, weil manche Eltern einiges versäumt haben. Die Beschäftigung mit Unterrichtsbeiträgen, die unter unserem Niveau sind, gehört zum Schulalltag und zum Erziehungsauftrag. Leider denken nicht alle Lehrer so.
Hier ging der Flegel vom Dienst gegen Ursula Morin vor, die einzige Dame unter uns, die hervorragende Beiträge schreibt. Gegen sie holte der Flegel seine Hysterie-Keule heraus, um sie anschließend auch gegen sämtliche Gäste zu schwingen. Ich meine, gerade dann, wenn eine Frau angegriffen wird, sollte man auf Flegeleien antworten. Das Problem ist, daß wegen des allgemeinen Laisser-faire nicht Grenzen gesetzt und Pöbeleien geduldet werden.
Auf der Netzseite www.deutsche-sprachwelt.de ging es darum, einem Sprachverhunzer bzw. Zé do Rock-Nachahmer zu zeigen, daß diese Heimseite das Ziel der Sprachpflege hat und nicht das der Sprachverhunzung. Es ist ähnlich wie mit dem Beschmieren von Tischen und Wänden in der Schule. Wird es geduldet, wird aus der guten Stube ein Saustall.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Ihre Antwort ist wunderbar, sie bestätigt das, was ich an Ihnen schon lange bewundere: Ihre ernsthafte Unverdrossenheit, die aber halt schon viel von einem Don Quichotte hat!
Dulcinea Ursula Morin steht so haushoch über den Trotteln, denen Sie mit dem Rohrstock kommen wollten, die hat von denen nun wirklich nichts zu befürchten. Sie wissen es doch: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.
Und: die Schule ist aus!
Auch wenn man kein Lehrer ist, begegnet man solchen kindischen Lümmeln immer wieder im Leben. Aber es kann nicht der Auftrag sein, diesen »Grenzen aufzuzeigen«, darüber lachen die sowohl in der Schule als auch erst recht im wahren Leben, die lernen nie das, was Ihnen ein Anliegen wäre.
Ich verstehe Sie aber schon, manchmal möchte ich auch gewissen Leuten dies oder das sagen, tue es dann auch, aber was kommt dabei heraus? Meistens neue Unverschämtheiten. Schad um die Zeit. Am besten einen großen Bogen um sie herum machen und, bei Gelegenheit, eine deftige Kopfnusss per - pardon - Verarschung! Deren Dummheit an den Pranger stellen! Wirkt Wunder! Hilft aber auch nicht tief.
Wann kommen Sie in die gute Stube? Wir brauchen einen, der das Niveau so anhebt, daß auch unser keusches Mädchenvomdienst Freude an uns hat. Heißt die Sieglinde oder was fürn Baum soll das sein? Sie sind doch der große Aufspürer solcher Geheimnisse! Sind Sie eigentlich wirklich der Manfred Riebe? Werde mal recherchieren, wehe wenn Sie uns hereingelegt haben und Sie sind in Wahrheit der Christio aus St. Pauli!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
jetzt habe ich eine Idee, mit der Sie - und das Thännchen von Aarau oder Lindenbäumchen - hoffentlich einverstanden sind:
Ich mache für Sie ein Sofaecke frei im neuen Gästebuch, und dann plaudern wir dort weiter.
Meinen letzten Beitrag nehme ich dorthin schon mal mit, damit da ein Anfang gemacht ist.
Wenn die Idee schlecht oder nicht in Ihrem Sinne ist, dann kann das die Marie von der Technik sicherlich wieder ausbügeln.
Nur mal so eine Idee!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
WL
eingetragen von Manfred Riebe am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Na, na, na! Ihre Antwort ist aber gar nicht wunderbar, höchstens zum Wundern. Die Zeiten der Rohrstock-Pädagogik sind doch längst vorbei. Heute müssen Lehrer sogar fürchten, von einem gewalttätigen Schüler umgebracht zu werden. Die Lehrer-Verarschung eines L.K. ist dagegen noch harmlos, aber sollte unter Ihrem Niveau sein. Doch auch da heißt es: Wehret den Anfängen! Ich fürchte fast, daß Sie wirklich ausdrücken wollen, daß alle Erziehungsversuche umsonst sind: Die Schule ist aus!? Denn: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens? Wenn alle Lehrer solche Pessimisten wären, könnten sie kein Vorbild mehr sein und sollten einen anderen Beruf wählen. Leider werden Lehrer mit Zivilcourage immer seltener. Tatsächlich stünde mancher Pädagoge auf verlorenem Posten, wenn er einen Schulleiter hätte, der eine antiautoritäre Spaßschule nach Alt-68er Summerhill-Muster propagierte. Solch einen Saustall aber würden heute nicht einmal die Kultusminister und deren Lobby offiziell fordern, weil sie einen staatlichen Unterrichts- und Erziehungsauftrag haben. Es gab schon einmal jemanden aus unserem Kreis, der vom Kampf gegen Windmühlen sprach. Allerdings wäre mit einer Rosinante tatsächlich jeder Kampf vergeblich. Ich glaube, Sie verwechseln da etwas. Ein Don Quijote ist ein närrischer Verfechter veralteter Anschauungen. Dazu zähle ich sowohl die Rohrstock-Pädagogik als auch die antiautoritäre Erziehung.
In gewisser Weise ist die Rechtschreibreform ein Stück Rohrstock-Pädagogik, aber auch antiautoritäre Erziehung. Da soll uns etwas eingebleut werden, was auf Grund der Variantenfülle zu einer Beliebigkeitsschreibung verkommen ist. Das haben die Alt-68er wie Gerhard Augst durch ihre ideologische Verblendung bewirkt.
In Bezug auf die Rechtschreibreform wäre wohl das Bild eines Schachspiels zutreffender: Ein Heer, angeführt von einem König, dazu einer Dame, Türme als Geschütze, Offiziere: Pferde und Läufer und davor die Bauern als Fußvolk. Auf der einen Seite das Heer des Schulwesens, das eigentlich gut gerüstet wäre, wenn es nicht an der Spitze traurige Gestalten gäbe. Es fehlen oft die richtigen Offiziere, die die richtige Strategien entwickeln. Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens?
Gerade weil bei den Reformern und Kultusministern auch eine gehörige Portion Dummheit vorhanden ist, haben auf unserer Seite auch kleine Gruppen von Widerstandskämpfern (Offizieren, Läufern und Springern) Chancen, insbesondere wenn sie über die richtige Technik verfügen.
Anmerkung: Christio alias Karsten Spilling ist nicht von der Waterkant, sondern aus der Oberpfalz aus der Stadt Selb, in der man eigentlich Porzellan herstellt, aber nicht zerschlägt.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Erneuter Versuch wegen mißlungener Kursivierungen
Die Lehrer-Verarschung eines L.K. ist dagegen noch harmlos, aber sollte unter Ihrem Niveau sein.
Der habe ich nun auch wirklich nicht das Wort reden wollen, auch keiner »Lehrerverarschung« allgemein, im Gegenteil: die Lümmel sollte man nach meiner Ansicht bloßstellen, wo es geht.
Ich fürchte fast, daß Sie wirklich ausdrücken wollen, daß alle Erziehungsversuche umsonst sind: Die Schule ist aus!? Denn: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens? Wenn alle Lehrer solche Pessimisten wären, könnten sie kein Vorbild mehr sein und sollten einen anderen Beruf wählen. Leider werden Lehrer mit Zivilcourage immer seltener.
Nein, das wollte ich überhaupt nicht ausdrücken. Im Gegenteil. Und solche Lehrer genießen nach meiner Erfahrung auch bei den Schülern großen Respekt, auch wenn diese sich nach außen hin respektlos geben.
Vielmehr wollte ich sagen: Wir sind hier nicht mehr in der Schule. Ihre Bemühungen hier sind respektabel, aber nach meiner Ansicht zwecklos.
Also für uns hier ist »die Schule aus«, damit auch Ihr Erziehungsauftrag an dieser Stelle. Ab einem gewissen Alter muß man die Leute nehmen wie sie sind, oder sie ignorieren.
Mit St. Pauli meinte ich eine andere Art von Heimat, es ist ein Wortspiel und hat mit der Reeperbahn nichts zu tun, aber das ist nicht der Rede wert. (Mir ist es völlig gleichgültig, wo der Kindskopf zuhause ist).
Wann kommen Sie aufs neue Sofa?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Erneuter Versuch wegen mißlungener Kursivierungen
Die Lehrer-Verarschung eines L.K. ist dagegen noch harmlos, aber sollte unter Ihrem Niveau sein.
Der habe ich nun auch wirklich nicht das Wort reden wollen, auch keiner »Lehrerverarschung« allgemein, im Gegenteil: die Lümmel sollte man nach meiner Ansicht bloßstellen, wo es geht.
Ich fürchte fast, daß Sie wirklich ausdrücken wollen, daß alle Erziehungsversuche umsonst sind: Die Schule ist aus!? Denn: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens? Wenn alle Lehrer solche Pessimisten wären, könnten sie kein Vorbild mehr sein und sollten einen anderen Beruf wählen. Leider werden Lehrer mit Zivilcourage immer seltener.
Nein, das wollte ich überhaupt nicht ausdrücken. Im Gegenteil. Und solche Lehrer genießen nach meiner Erfahrung auch bei den Schülern großen Respekt, auch wenn diese sich nach außen hin respektlos geben.
Vielmehr wollte ich sagen: Wir sind hier nicht mehr in der Schule. Ihre Bemühungen hier sind respektabel, aber nach meiner Ansicht zwecklos.
Also für uns hier ist »die Schule aus«, damit auch Ihr Erziehungsauftrag an dieser Stelle. Ab einem gewissen Alter muß man die Leute nehmen wie sie sind, oder sie ignorieren.
Mit St. Pauli meinte ich eine andere Art von Heimat, es ist ein Wortspiel und hat mit der Reeperbahn nichts zu tun, aber das ist nicht der Rede wert. (Mir ist es völlig gleichgültig, wo der Kindskopf zuhause ist).
Wann kommen Sie aufs neue Sofa?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Ihre Antwort ist wunderbar, sie bestätigt das, was ich an Ihnen schon lange bewundere: Ihre ernsthafte Unverdrossenheit, die aber halt schon viel von einem Don Quichotte hat!
Dulcinea Ursula Morin steht so haushoch über den Trotteln, denen Sie mit dem Rohrstock kommen wollten, die hat von denen nun wirklich nichts zu befürchten. Sie wissen es doch: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.
Und: die Schule ist aus!
Auch wenn man kein Lehrer ist, begegnet man solchen kindischen Lümmeln immer wieder im Leben. Aber es kann nicht der Auftrag sein, diesen »Grenzen aufzuzeigen«, darüber lachen die sowohl in der Schule als auch erst recht im wahren Leben, die lernen nie das, was Ihnen ein Anliegen wäre.
Ich verstehe Sie aber schon, manchmal möchte ich auch gewissen Leuten dies oder das sagen, tue es dann auch, aber was kommt dabei heraus? Meistens neue Unverschämtheiten. Schad um die Zeit. Am besten einen großen Bogen um sie herum machen und, bei Gelegenheit, eine deftige Kopfnusss per - pardon - Verarschung! Deren Dummheit an den Pranger stellen! Wirkt Wunder! Hilft aber auch nicht tief.
Wann kommen Sie in die gute Stube? Wir brauchen einen, der das Niveau so anhebt, daß auch unser keusches Mädchenvomdienst Freude an uns hat. Heißt die Sieglinde oder was fürn Baum soll das sein? Sie sind doch der große Aufspürer solcher Geheimnisse! Sind Sie eigentlich wirklich der Manfred Riebe? Werde mal recherchieren, wehe wenn Sie uns hereingelegt haben und Sie sind in Wahrheit der Christio aus St. Pauli!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
jetzt habe ich eine Idee, mit der Sie - und das Thännchen von Aarau oder Lindenbäumchen - hoffentlich einverstanden sind:
Ich mache für Sie ein Sofaecke frei im neuen Gästebuch, und dann plaudern wir dort weiter.
Meinen letzten Beitrag nehme ich dorthin schon mal mit, damit da ein Anfang gemacht ist.
Wenn die Idee schlecht oder nicht in Ihrem Sinne ist, dann kann das die Marie von der Technik sicherlich wieder ausbügeln.
Nur mal so eine Idee!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.02.2001 um 23.00
WL
eingetragen von Manfred Riebe am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Na, na, na! Ihre Antwort ist aber gar nicht wunderbar, höchstens zum Wundern. Die Zeiten der Rohrstock-Pädagogik sind doch längst vorbei. Heute müssen Lehrer sogar fürchten, von einem gewalttätigen Schüler umgebracht zu werden. Die Lehrer-Verarschung eines L.K. ist dagegen noch harmlos, aber sollte unter Ihrem Niveau sein. Doch auch da heißt es: Wehret den Anfängen! Ich fürchte fast, daß Sie wirklich ausdrücken wollen, daß alle Erziehungsversuche umsonst sind: Die Schule ist aus!? Denn: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens? Wenn alle Lehrer solche Pessimisten wären, könnten sie kein Vorbild mehr sein und sollten einen anderen Beruf wählen. Leider werden Lehrer mit Zivilcourage immer seltener. Tatsächlich stünde mancher Pädagoge auf verlorenem Posten, wenn er einen Schulleiter hätte, der eine antiautoritäre Spaßschule nach Alt-68er Summerhill-Muster propagierte. Solch einen Saustall aber würden heute nicht einmal die Kultusminister und deren Lobby offiziell fordern, weil sie einen staatlichen Unterrichts- und Erziehungsauftrag haben. Es gab schon einmal jemanden aus unserem Kreis, der vom Kampf gegen Windmühlen sprach. Allerdings wäre mit einer Rosinante tatsächlich jeder Kampf vergeblich. Ich glaube, Sie verwechseln da etwas. Ein Don Quijote ist ein närrischer Verfechter veralteter Anschauungen. Dazu zähle ich sowohl die Rohrstock-Pädagogik als auch die antiautoritäre Erziehung.
In gewisser Weise ist die Rechtschreibreform ein Stück Rohrstock-Pädagogik, aber auch antiautoritäre Erziehung. Da soll uns etwas eingebleut werden, was auf Grund der Variantenfülle zu einer Beliebigkeitsschreibung verkommen ist. Das haben die Alt-68er wie Gerhard Augst durch ihre ideologische Verblendung bewirkt.
In Bezug auf die Rechtschreibreform wäre wohl das Bild eines Schachspiels zutreffender: Ein Heer, angeführt von einem König, dazu einer Dame, Türme als Geschütze, Offiziere: Pferde und Läufer und davor die Bauern als Fußvolk. Auf der einen Seite das Heer des Schulwesens, das eigentlich gut gerüstet wäre, wenn es nicht an der Spitze traurige Gestalten gäbe. Es fehlen oft die richtigen Offiziere, die die richtige Strategien entwickeln. Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens?
Gerade weil bei den Reformern und Kultusministern auch eine gehörige Portion Dummheit vorhanden ist, haben auf unserer Seite auch kleine Gruppen von Widerstandskämpfern (Offizieren, Läufern und Springern) Chancen, insbesondere wenn sie über die richtige Technik verfügen.
Anmerkung: Christio alias Karsten Spilling ist nicht von der Waterkant, sondern aus der Oberpfalz aus der Stadt Selb, in der man eigentlich Porzellan herstellt, aber nicht zerschlägt.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 12.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Wir Lehrer müssen uns im Laufe des Berufslebens öfters mit schlecht erzogenen Schülern beschäftigen, weil manche Eltern einiges versäumt haben. Die Beschäftigung mit Unterrichtsbeiträgen, die unter unserem Niveau sind, gehört zum Schulalltag und zum Erziehungsauftrag. Leider denken nicht alle Lehrer so.
Hier ging der Flegel vom Dienst gegen Ursula Morin vor, die einzige Dame unter uns, die hervorragende Beiträge schreibt. Gegen sie holte der Flegel seine Hysterie-Keule heraus, um sie anschließend auch gegen sämtliche Gäste zu schwingen. Ich meine, gerade dann, wenn eine Frau angegriffen wird, sollte man auf Flegeleien antworten. Das Problem ist, daß wegen des allgemeinen Laisser-faire nicht Grenzen gesetzt und Pöbeleien geduldet werden.
Auf der Netzseite www.deutsche-sprachwelt.de ging es darum, einem Sprachverhunzer bzw. Zé do Rock-Nachahmer zu zeigen, daß diese Heimseite das Ziel der Sprachpflege hat und nicht das der Sprachverhunzung. Es ist ähnlich wie mit dem Beschmieren von Tischen und Wänden in der Schule. Wird es geduldet, wird aus der guten Stube ein Saustall.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 12.02.2001 um 23.00
Lieber D.S.
Ich moechte hier noch einmal eine alte Bitte wiederholen:
Kann die Deutsche Einheitsorthographie auf der Stammseite nicht einmal gegen eine aktuelle Fassung ausgetauscht werden? (Der huebsche Titel kann ja gerne bleiben.)
Ich verspreche auch, mich um eine deutsche Tastatur zu bemuehen.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 11.02.2001 um 23.00
Nachdem ich mich ein bißchen eingewöhnt habe, finde ich das neue Gästebuch/Forum sehr gut. Gewiß ist der Bildschirm ein bißchen voll, aber dafür hat man auch viele neue Möglichkeiten. Vielleicht läßt sich fürs Schreiben und Lesen irgendwann alles wegblenden, was nicht unmittelbar dazugehört.
Sehr gut ist die Möglichkeit, ohne viele Umstände an die Nutzer zu schreiben. Das wird in Zukunft noch wichtiger werden, wenn wir erst Hunderte von E-Mail-Adressen so leicht zur Hand haben werden.
Ich möchte ab und zu allen Mitarbeitern herzlich danken, die hier so selbstlos an der Verbesserung des Wörterbuchs arbeiten, so daß es ein richtiges Gemeinschaftswerk wird. Ich werde formell die Verantwortung behalten, auch um niemanden zu belasten, aber die Hilfe wird in der nächsten Auflage dankbar vermerkt werden. - Mehr kann ich leider nicht tun. Immerhin macht es ja auch ein bißchen Freude, nicht wahr? (Aber ein Gratisband fällt sicher auch ab ...)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Mädchenfüralles am 11.02.2001 um 23.00
Wer über obigen Verweis zum neuen Gästebuch/zur neuen Technik geht, braucht nur den Klick auf besondere Art zu machen, damit sich das neue Ziel in einem neuen Bildschirm öffnet. Bei Mac Maustaste länger drücken, bis sich ein kleines Wahlmenü öffnet, bei PC vermutlich andere Maustaste drücken, damit sich ein kleines Wahlmenü öffnet.
Vom neuen Bildschirm kann auch ein Lesezeichen im Stöberer (browser) angelegt werden.
Nach dem Motto Anfänger helfen Anfängern laden wir auch ein, das Forum zur Technik der neuen Rechtschreibseiten in Gebrauch zu nehmen.
Dominik Schumacher (Mädchen für alles)
Bad Ems
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
jetzt haben Sie mich aber erschreckt! Ich dachte schon, ich sei wieder einmal, ohne es zu merken, in der rechten Ecke gelandet - das kann bei unserem Thema durchaus schnell passieren, das haben wir ja schon erlebt. Drum bin ich ja auch in dieses Haus hier zurückgeflüchtet, wo man inzwischen nicht mehr so drägonisch vorgeht gegen Plappermäulchen wie Sie und ich. Auch ich rufe Ihnen zu: Bleiben Sie hier, auch wenn Sie Widerspruch erfahren! Aus den Streitgesprächen zwischen Ihnen, Herrn Ickler und Herrn Wrase et.al. habe ich enorm viel gelernt, und Sie wissen, daß ich Ihre Standpunkte sehr oft verstehe und teile.
Mir gefällt die neue Stube sehr gut, das liegt aber daran, daß ich ein ausgebuffter Vollprofi bin und einen riesengroßen Bildschirm besitze. Normalerweise habe ich den auch nicht zum Plaudern, sondern zum Arbeiten. Da mache ich dann hochwertigen Satz für hochwertige Bücher, teilweise in sehr kleiner Schrift, die könnte ich mit einem Kinderbildschirm, wie Sie ihn wohl haben, überhaupt nicht mehr erkennen. Auch muß ich die Möglichkeit haben, zwei DIN-A-4-Seiten in Originalgröße anzuschauen und darauf zu arbeiten. Deshalb kenne ich Ihr Problem nicht, kann es mir aber gut vorstellen. Aber wie wird das erst einmal sein, wenn wir mit dem Handy ins Internet gehen können?
Noch einen Vorteil hat die neue Wohnung. Die Erwachsenen haben ihre eigenen Zimmer, wo sie ernsthaft über die Dinge reden können, für die manche noch zu klein sind, und für uns Kleinchen gibt es so eine Art Sandkasten zum Spielen und Rumkalbern. So stört man sich nicht gegenseitig, aber man darf einander schon auch zuhören und auch mal was sagen.
Also, lieber Herr Riebe: nichts wie rein ins Studierzimmer, und auch im Sandkasten sind Sie herzlich willkommen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Es tut mir leid, daß ich Sie ein wenig erschreckt habe. Sie haben mich durch Ihre folgenden Sätze ermuntert:
Drum bin ich ja auch in dieses Haus hier zurückgeflüchtet, wo man inzwischen nicht mehr so drägonisch vorgeht gegen Plappermäulchen wie Sie und ich. Auch ich rufe Ihnen zu: Bleiben Sie hier, auch wenn Sie Widerspruch erfahren! Aus den Streitgesprächen zwischen Ihnen, Herrn Ickler und Herrn Wrase et.al. habe ich enorm viel gelernt, und Sie wissen, daß ich Ihre Standpunkte sehr oft verstehe und teile. Na, wenn das keine Motivation ist!
Wie groß ist denn in Zoll der riesengroße Bildschirm eines ausgebufften Vollprofis im gegenüber meinem Kinderbildschirm?
Mit welcher Software machen Sie Ihren hochwertigen Satz für hochwertige Bücher? Wir im VRS-Vorstand sollten uns eigentlich auch solch eine möglichst untereinander kompatible Software anschaffen. Was kostet so etwas? Als wir das Faltblatt für das Volksbegehren in Bremen fertigten, merkten wir wieder einmal, daß wir die falsche Software hatten: weder untereinander noch mit der Software des Druckers kompatibel.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 11.02.2001 um 23.00
Auch Henrik Swaton schreckte vor dem neuen Gästebuch zurück. Unter dem Vermerk Ist die neue Technik ein großer Blödsinn? antwortete ihm das Mädchen für alles: Was das Gästebuch angeht, stimme ich Ihnen zu; was die Technik angeht, nicht. Ich bin dem nachgegangen und habe versucht, die Gründe für die Kritik Swatons herauszufinden. Das Ergebnis vorweg: Grundsätzlich ist die Technik wesentlich besser, d.h. ein großer Fortschritt. Aber es hapert noch erheblich an der Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlchkeit.
Dominik Schumacher (Mädchen für alles) schrieb hier:
Großer (!) Bildschirm
Wer über obigen Verweis zum neuen Gästebuch/zur neuen Technik geht, braucht nur den Klick auf besondere Art zu machen, damit sich das neue Ziel in einem neuen Bildschirm öffnet. Bei Mac Maustaste länger drücken, bis sich ein kleines Wahlmenü öffnet, bei PC vermutlich andere Maustaste drücken, damit sich ein kleines Wahlmenü öffnet.
Vom neuen Bildschirm kann auch ein Lesezeichen im Stöberer (browser) angelegt werden.
Nach dem Motto Anfänger helfen Anfängern laden wir auch ein, das Forum zur Technik der neuen Rechtschreibseiten in Gebrauch zu nehmen.
Also machte ich einen Versuch:
1. Wenn ich mich ins Gästebuch eingewählt habe, taucht dessen Startseite auf, aber nur halb. Mit Hilfe der unteren Bildlaufleiste muß ich dann erst schauen, was rechts im Verborgenen steht. Besser wäre es, nicht vom alten Gästebuch direkt in das neue Gästebuch zu leiten, sondern erst auf die eigentliche Startseite. Die eigentliche Startseite ist zwar etwas übersichtlicher geordnet, aber die folgende Kritik trifft dennoch zum Teil ebenfalls auf sie zu.
2. Die Startseite des Gästebuchs ist ziemlich unübersichtlich und verwirrend mit überflüssigen Angaben überladen, die unnötig Platz kosten. Die vorderen beiden Symbolspalten sind unnötig. Man weiß nicht sofort, was die Symbole bedeuten und wozu sie dienen. Sie sind zwar unten erklärt, aber m.E. überflüssig. Auch die Spalte Es begann ist unnötig; denn beim Benützen sieht man ja, wer begann. In der Spalte jüngster Eintrag kann man sich vor dem Namen das platzverschwendende Wort durch sparen und nach oben in die Überschrift versetzen: jüngster Eintrag von. Auch die Spalte mit der Uhrzeit ist hier überflüssig; denn die findet man beim Originaleintrag ohnehin. Um mehr Übersichtlichkeit zu erzielen, könnte man noch die beiden Zahlenspalten Antworten und Aufrufe nach rechts an das Zeilenende verschieben. Wenn alles umgeordnet ist, hat man alle Daten im Blick, so daß keine Daten mehr verdeckt sind und man die Bildlaufleiste nicht benötigt.
3. Die Menüleiste oben ist zum Teil ebenfalls verdeckt und könnte besser sichtbar unter der Titelzeile angeordnet werden.
4. Der rechte Teil der unteren Zeile Gehe zum Forum: ist ebenfalls verdeckt, d.h. verdeckt sind die Auswahltaste und die Starttaste rechts. Diese müßten ebenfalls nach links ins Bild hinein. Diese Zeile gehört als Menüauswahl nach oben zur Menüleiste.
5. Auch die Zeile Fäden anzeigen gehört in den Menü-Befehlsbereich. Da sollte man sich überlegen, ob man nicht das ungebräuchliche Wort Faden nicht durch Thema ersetzen sollte.
6. Nun klicke ich z.B. auf den Beitrag von Walter Lachenmann Von den Reizen der neuen Rechtschreibung. Nun taucht die Schriftspalte ganz schmal nur im rechten Drittel auf, was mich so abgestoßen hat. Und wieder ist ein Teil der Menüleiste oben rechts verdeckt und kann nur mit der unteren Bildlaufleiste hergeholt werden. Dabei zeigt sich, daß unter der Menüleiste rechts ein leeres Feld ist. Ich suche nach dem Klick auf besondere Art, der von Dominik Schumacher oben beschrieben wurde. Den gibt es aber wohl nur bei Mac Intosh. Ich finde rechts oben nach Betätigung der unteren Bildlaufleiste das Menü: Eine druckfähige Ausführung zeigen. Wenn ich darauf klicke, vergrößert sich der Bildschirm, aber der Text verkleinert sich dabei leider auch. Bei meinem PC arbeite ich mit dem Betriebssystem Windows 98 und dem Programm Word 97. Ich drücke auf die rechte Maustaste und es erscheint auf dem Bildschirm ein Wahlmenü, darin u.a. der Befehl: Rahmen in neuem Fenster öffnen. Wenn ich auf diesen Befehl klicke, vergrößert sich das Bild, so daß der Text nun rechts Zweidrittel des Bildschirms ausfüllt. Aber links steht ein Drittel immer noch leer und ist nur mit dem Namen ausgefüllt. Diese linke Spalte könnte etwas schmaler sein.
7. Man sollte auch eine Zurück zur Startseite-Taste kenntlich machen bzw. angeben, wo man diesbezüglich hinklicken muß.
Dies ist mein konstruktiver Beitrag, damit in der neuen guten Stube etwas aufgeräumt wird, um sie für Besucher gemütlicher oder wenigstens benutzerfreundlicher zu machen.
Vielleicht kann der eine oder anderer Besucher mit meiner Gebrauchsanleitung etwas anfangen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
es freut mich, wenn ich Sie dazu bewegen konnte, bei den Diskussionen hier wieder mitzumachen. Auch Herr Ickler hat es nicht gerne gesehen, daß Sie sich mit Antworten auf Flegeleien abgegeben haben, auf dieses Niveau müssen Sie sich nun wirklich nicht begeben. Dann vielleicht doch lieber ins neue Gästebuch, auch wenn das Mädchenfüralles meint, dies sein »ein großer Blödsinn«. Immerhin hat dieser Blödsinn die zweithöchste Einschaltquote bisher. Was lernt uns das? Fragen Sie bitte nicht den Freistilringer L.K. aus Stetten am kalten Markt.
Die technischen Probleme, die Sie aufführen, haben vermutlich doch ziemlich viel mit Ihrem Bildschirm zu tun. Da gibt es so viele Unterschiede in Größe und Auflösung und was weiß ich. Wenn ein Technikus sich nach den einfachsten Bildschirmen richtet, dann verzichtet er auf viele technische und darstellerische Möglichkeiten, wenn er diese ausreizt, werden die schönen Sachen nicht mehr von allen »Nutzern« optimal wahrgenommen. Dies jedenfalls ist meine Erfahrung.
Mein Bildschirm ist schon einige Jahre alt, war sehr teuer, in Zoll kann ich Ihnen keine Angaben machen, aber wenn ich ihn mit meinen Zollstock ausmesse, dann ergibt sich eine Fläche von 40 cm Breite mal 30 cm Höhe. Das ist sehr komfortabel, aber für Satzarbeiten auch tatsächlich unbedingt erforderlich. Was so einer heute kostet, weiß ich nicht, jedenfalls wesentlich weniger als ich damals bezahlen mußte, es ist ein Miro.
Als Satzprogramme habe ich ein ziemlich professionelles Programm namens »Textline«, das ist für wissenschaftlichen Satz ganz ausgezeichnet (Tabellen, Sonderzeichen, Fußnoten, automatischer Seitenumbruch mit Positionierung der Kolumnentitel), aber es hat sich nicht durchsetzen können, weil es ziemliche Anforderungen stellt an satztechnischem Können und Wollen. Dann aber leistet es viel. Ansonsten arbeite ich mit dem weitverbreiteten QuarkXPress, das im Vergleich zu Textline eine Kinderei ist, aber schon auch seine Vorzüge hat. Die Anschaffung dürfte so um die 3.500 Mark kosten.
Aber wenn Sie und Ihre Kollegen mit dem gängigen Word arbeiten, müßte dies für Ihre Zwecke eigentlich sehr gut gehen. Es müßten eben alle, mit denen Sie zusammenarbeiten, mit diesem Programm arbeiten. Aber gerade Lehrer arbeiten oft noch mit ziemlich altertümlicher Software, ich bekomme da auch immer wieder Disketten, die nicht einmal gelesen werden können mit dem heutigen Standard, geschweige denn konvertiert in ein Satzprogramm. Mit Word sollten Sie auch keine Probleme mit dem Ausdrucken bekommen, es sei denn, Sie arbeiten mit sehr alten Druckern. Das ist leider ein ärgerliches Thema, daß wir in allen Bereichen ständig mit Updates zu tun haben, die dann oft mit früheren Versionen nicht mehr kompatibel sind. So können unsere Lieferanten immerzu etwas verkaufen, was man eigentlich gar nicht bräuchte, und durchaus gut funktionierende Elemente muß man ausrangieren, nur um weiterhin mit der Umwelt kompatibel zu sein.
Nun werden wir es ja auch beim Duden immer wieder mit Updates zu tun haben, so daß auch hier die Rechnung der Marktstrategen aufgeht.
Auf das Ickler-Update bin ich da schon neugieriger. Mal sehen, wieviel von unseren Quengeleien da einen Niederschlag gefunden haben werden.
Um nochmals auf die Diskussionen zu sprechen zu kommen: Interessant fand ich diese wirklich in weiten Teilen. Gestört hat mich - auch bei Ihnen, aber auch von anderer Seite - gelegentlich die kämpferische, ja rechthaberische verbale Begleitmusik. Ein kollegialer Wettstreit kann ja auch sehr wohlwollend ausgefochten werden, und wenn sich der Gesprächspartner nicht auf die vorgetragenen Argumente einlassen will, dann kann man es ja mal dabei belassen. Aus Distanz merkt man oft, daß der andere entweder doch nicht so falsch lag, oder aber daß man überhaupt gar nicht so weit auseinander gelegen hat. Und irgendwann merkt man vielleicht, daß man dasselbe gemeint hat und die vermeintlichen Unterschiede nicht in der Sache lagen, sondern in unterschiedlichen Mentalitäten. Und besonders nett ist es, wenn der »Gegner« permanent widerspricht, aber dann in der Praxis doch so oder ähnlich agiert, wie man es ihm eigentlich nahelegen wollte.
Also: die Rosinante manchmal am Zügel reißen, sonst sind hinterher das schöne Roß und die schöne Windmühle kaputt. Und lassen Sie doch die Kindlein Verstecken spielen! Wer will schon wissen, wer Christio ist oder der Berner Schreiberling oder L.K. oder sonst einer. Sollen wir da abends Klingelputzen gehen oder was?
Dann entspannen Sie sich doch lieber bei den Blödlern im Gästebuch. Oder öffnen Sie dort ein Thema (Faden ist wirklich ein blödes Wort dafür, nur weil es Englischen thread heißt) mit anspruchsvollerem Niveau. Die Möglichkeiten sind ja jetzt enorm.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
es freut mich, wenn ich Sie dazu bewegen konnte, bei den Diskussionen hier wieder mitzumachen. Auch Herr Ickler hat es nicht gerne gesehen, daß Sie sich mit Antworten auf Flegeleien abgegeben haben, auf dieses Niveau müssen Sie sich nun wirklich nicht begeben. Dann vielleicht doch lieber ins neue Gästebuch, auch wenn das Mädchenfüralles meint, dies sein »ein großer Blödsinn«. Immerhin hat dieser Blödsinn die zweithöchste Einschaltquote bisher. Was lernt uns das? Fragen Sie bitte nicht den Freistilringer L.K. aus Stetten am kalten Markt.
Die technischen Probleme, die Sie aufführen, haben vermutlich doch ziemlich viel mit Ihrem Bildschirm zu tun. Da gibt es so viele Unterschiede in Größe und Auflösung und was weiß ich. Wenn ein Technikus sich nach den einfachsten Bildschirmen richtet, dann verzichtet er auf viele technische und darstellerische Möglichkeiten, wenn er diese ausreizt, werden die schönen Sachen nicht mehr von allen »Nutzern« optimal wahrgenommen. Dies jedenfalls ist meine Erfahrung.
Mein Bildschirm ist schon einige Jahre alt, war sehr teuer, in Zoll kann ich Ihnen keine Angaben machen, aber wenn ich ihn mit meinen Zollstock ausmesse, dann ergibt sich eine Fläche von 40 cm Breite mal 30 cm Höhe. Das ist sehr komfortabel, aber für Satzarbeiten auch tatsächlich unbedingt erforderlich. Was so einer heute kostet, weiß ich nicht, jedenfalls wesentlich weniger als ich damals bezahlen mußte, es ist ein Miro.
Als Satzprogramme habe ich ein ziemlich professionelles Programm namens »Textline«, das ist für wissenschaftlichen Satz ganz ausgezeichnet (Tabellen, Sonderzeichen, Fußnoten, automatischer Seitenumbruch mit Positionierung der Kolumnentitel), aber es hat sich nicht durchsetzen können, weil es ziemliche Anforderungen stellt an satztechnischem Können und Wollen. Dann aber leistet es viel. Ansonsten arbeite ich mit dem weitverbreiteten QuarkXPress, das im Vergleich zu Textline eine Kinderei ist, aber schon auch seine Vorzüge hat. Die Anschaffung dürfte so um die 3.500 Mark kosten.
Aber wenn Sie und Ihre Kollegen mit dem gängigen Word arbeiten, müßte dies für Ihre Zwecke eigentlich sehr gut gehen. Es müßten eben alle, mit denen Sie zusammenarbeiten, mit diesem Programm arbeiten. Aber gerade Lehrer arbeiten oft noch mit ziemlich altertümlicher Software, ich bekomme da auch immer wieder Disketten, die nicht einmal gelesen werden können mit dem heutigen Standard, geschweige denn konvertiert in ein Satzprogramm. Mit Word sollten Sie auch keine Probleme mit dem Ausdrucken bekommen, es sei denn, Sie arbeiten mit sehr alten Druckern. Das ist leider ein ärgerliches Thema, daß wir in allen Bereichen ständig mit Updates zu tun haben, die dann oft mit früheren Versionen nicht mehr kompatibel sind. So können unsere Lieferanten immerzu etwas verkaufen, was man eigentlich gar nicht bräuchte, und durchaus gut funktionierende Elemente muß man ausrangieren, nur um weiterhin mit der Umwelt kompatibel zu sein.
Nun werden wir es ja auch beim Duden immer wieder mit Updates zu tun haben, so daß auch hier die Rechnung der Marktstrategen aufgeht.
Auf das Ickler-Update bin ich da schon neugieriger. Mal sehen, wieviel von unseren Quengeleien da einen Niederschlag gefunden haben werden.
Um nochmals auf die Diskussionen zu sprechen zu kommen: Interessant fand ich diese wirklich in weiten Teilen. Gestört hat mich - auch bei Ihnen, aber auch von anderer Seite - gelegentlich die kämpferische, ja rechthaberische verbale Begleitmusik. Ein kollegialer Wettstreit kann ja auch sehr wohlwollend ausgefochten werden, und wenn sich der Gesprächspartner nicht auf die vorgetragenen Argumente einlassen will, dann kann man es ja mal dabei belassen. Aus Distanz merkt man oft, daß der andere entweder doch nicht so falsch lag, oder aber daß man überhaupt gar nicht so weit auseinander gelegen hat. Und irgendwann merkt man vielleicht, daß man dasselbe gemeint hat und die vermeintlichen Unterschiede nicht in der Sache lagen, sondern in unterschiedlichen Mentalitäten. Und besonders nett ist es, wenn der »Gegner« permanent widerspricht, aber dann in der Praxis doch so oder ähnlich agiert, wie man es ihm eigentlich nahelegen wollte.
Also: die Rosinante manchmal am Zügel reißen, sonst sind hinterher das schöne Roß und die schöne Windmühle kaputt. Und lassen Sie doch die Kindlein Verstecken spielen! Wer will schon wissen, wer Christio ist oder der Berner Schreiberling oder L.K. oder sonst einer. Sollen wir da abends Klingelputzen gehen oder was?
Dann entspannen Sie sich doch lieber bei den Blödlern im Gästebuch. Oder öffnen Sie dort ein Thema (Faden ist wirklich ein blödes Wort dafür, nur weil es Englischen thread heißt) mit anspruchsvollerem Niveau. Die Möglichkeiten sind ja jetzt enorm.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
jetzt haben Sie mich aber erschreckt! Ich dachte schon, ich sei wieder einmal, ohne es zu merken, in der rechten Ecke gelandet - das kann bei unserem Thema durchaus schnell passieren, das haben wir ja schon erlebt. Drum bin ich ja auch in dieses Haus hier zurückgeflüchtet, wo man inzwischen nicht mehr so drägonisch vorgeht gegen Plappermäulchen wie Sie und ich. Auch ich rufe Ihnen zu: Bleiben Sie hier, auch wenn Sie Widerspruch erfahren! Aus den Streitgesprächen zwischen Ihnen, Herrn Ickler und Herrn Wrase et.al. habe ich enorm viel gelernt, und Sie wissen, daß ich Ihre Standpunkte sehr oft verstehe und teile.
Mir gefällt die neue Stube sehr gut, das liegt aber daran, daß ich ein ausgebuffter Vollprofi bin und einen riesengroßen Bildschirm besitze. Normalerweise habe ich den auch nicht zum Plaudern, sondern zum Arbeiten. Da mache ich dann hochwertigen Satz für hochwertige Bücher, teilweise in sehr kleiner Schrift, die könnte ich mit einem Kinderbildschirm, wie Sie ihn wohl haben, überhaupt nicht mehr erkennen. Auch muß ich die Möglichkeit haben, zwei DIN-A-4-Seiten in Originalgröße anzuschauen und darauf zu arbeiten. Deshalb kenne ich Ihr Problem nicht, kann es mir aber gut vorstellen. Aber wie wird das erst einmal sein, wenn wir mit dem Handy ins Internet gehen können?
Noch einen Vorteil hat die neue Wohnung. Die Erwachsenen haben ihre eigenen Zimmer, wo sie ernsthaft über die Dinge reden können, für die manche noch zu klein sind, und für uns Kleinchen gibt es so eine Art Sandkasten zum Spielen und Rumkalbern. So stört man sich nicht gegenseitig, aber man darf einander schon auch zuhören und auch mal was sagen.
Also, lieber Herr Riebe: nichts wie rein ins Studierzimmer, und auch im Sandkasten sind Sie herzlich willkommen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Mädchenfüralles am 11.02.2001 um 23.00
Wer über obigen Verweis zum neuen Gästebuch/zur neuen Technik geht, braucht nur den Klick auf besondere Art zu machen, damit sich das neue Ziel in einem neuen Bildschirm öffnet. Bei Mac Maustaste länger drücken, bis sich ein kleines Wahlmenü öffnet, bei PC vermutlich andere Maustaste drücken, damit sich ein kleines Wahlmenü öffnet.
Vom neuen Bildschirm kann auch ein Lesezeichen im Stöberer (browser) angelegt werden.
Nach dem Motto Anfänger helfen Anfängern laden wir auch ein, das Forum zur Technik der neuen Rechtschreibseiten in Gebrauch zu nehmen.
Dominik Schumacher (Mädchen für alles)
Bad Ems
eingetragen von Manfred Riebe am 11.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Es tut mir leid, daß ich Sie ein wenig erschreckt habe. Sie haben mich durch Ihre folgenden Sätze ermuntert:
Drum bin ich ja auch in dieses Haus hier zurückgeflüchtet, wo man inzwischen nicht mehr so drägonisch vorgeht gegen Plappermäulchen wie Sie und ich. Auch ich rufe Ihnen zu: Bleiben Sie hier, auch wenn Sie Widerspruch erfahren! Aus den Streitgesprächen zwischen Ihnen, Herrn Ickler und Herrn Wrase et.al. habe ich enorm viel gelernt, und Sie wissen, daß ich Ihre Standpunkte sehr oft verstehe und teile. Na, wenn das keine Motivation ist!
Wie groß ist denn in Zoll der riesengroße Bildschirm eines ausgebufften Vollprofis im gegenüber meinem Kinderbildschirm?
Mit welcher Software machen Sie Ihren hochwertigen Satz für hochwertige Bücher? Wir im VRS-Vorstand sollten uns eigentlich auch solch eine möglichst untereinander kompatible Software anschaffen. Was kostet so etwas? Als wir das Faltblatt für das Volksbegehren in Bremen fertigten, merkten wir wieder einmal, daß wir die falsche Software hatten: weder untereinander noch mit der Software des Druckers kompatibel.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 11.02.2001 um 23.00
Auch Henrik Swaton schreckte vor dem neuen Gästebuch zurück. Unter dem Vermerk Ist die neue Technik ein großer Blödsinn? antwortete ihm das Mädchen für alles: Was das Gästebuch angeht, stimme ich Ihnen zu; was die Technik angeht, nicht. Ich bin dem nachgegangen und habe versucht, die Gründe für die Kritik Swatons herauszufinden. Das Ergebnis vorweg: Grundsätzlich ist die Technik wesentlich besser, d.h. ein großer Fortschritt. Aber es hapert noch erheblich an der Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlchkeit.
Dominik Schumacher (Mädchen für alles) schrieb hier:
Großer (!) Bildschirm
Wer über obigen Verweis zum neuen Gästebuch/zur neuen Technik geht, braucht nur den Klick auf besondere Art zu machen, damit sich das neue Ziel in einem neuen Bildschirm öffnet. Bei Mac Maustaste länger drücken, bis sich ein kleines Wahlmenü öffnet, bei PC vermutlich andere Maustaste drücken, damit sich ein kleines Wahlmenü öffnet.
Vom neuen Bildschirm kann auch ein Lesezeichen im Stöberer (browser) angelegt werden.
Nach dem Motto Anfänger helfen Anfängern laden wir auch ein, das Forum zur Technik der neuen Rechtschreibseiten in Gebrauch zu nehmen.
Also machte ich einen Versuch:
1. Wenn ich mich ins Gästebuch eingewählt habe, taucht dessen Startseite auf, aber nur halb. Mit Hilfe der unteren Bildlaufleiste muß ich dann erst schauen, was rechts im Verborgenen steht. Besser wäre es, nicht vom alten Gästebuch direkt in das neue Gästebuch zu leiten, sondern erst auf die eigentliche Startseite. Die eigentliche Startseite ist zwar etwas übersichtlicher geordnet, aber die folgende Kritik trifft dennoch zum Teil ebenfalls auf sie zu.
2. Die Startseite des Gästebuchs ist ziemlich unübersichtlich und verwirrend mit überflüssigen Angaben überladen, die unnötig Platz kosten. Die vorderen beiden Symbolspalten sind unnötig. Man weiß nicht sofort, was die Symbole bedeuten und wozu sie dienen. Sie sind zwar unten erklärt, aber m.E. überflüssig. Auch die Spalte Es begann ist unnötig; denn beim Benützen sieht man ja, wer begann. In der Spalte jüngster Eintrag kann man sich vor dem Namen das platzverschwendende Wort durch sparen und nach oben in die Überschrift versetzen: jüngster Eintrag von. Auch die Spalte mit der Uhrzeit ist hier überflüssig; denn die findet man beim Originaleintrag ohnehin. Um mehr Übersichtlichkeit zu erzielen, könnte man noch die beiden Zahlenspalten Antworten und Aufrufe nach rechts an das Zeilenende verschieben. Wenn alles umgeordnet ist, hat man alle Daten im Blick, so daß keine Daten mehr verdeckt sind und man die Bildlaufleiste nicht benötigt.
3. Die Menüleiste oben ist zum Teil ebenfalls verdeckt und könnte besser sichtbar unter der Titelzeile angeordnet werden.
4. Der rechte Teil der unteren Zeile Gehe zum Forum: ist ebenfalls verdeckt, d.h. verdeckt sind die Auswahltaste und die Starttaste rechts. Diese müßten ebenfalls nach links ins Bild hinein. Diese Zeile gehört als Menüauswahl nach oben zur Menüleiste.
5. Auch die Zeile Fäden anzeigen gehört in den Menü-Befehlsbereich. Da sollte man sich überlegen, ob man nicht das ungebräuchliche Wort Faden nicht durch Thema ersetzen sollte.
6. Nun klicke ich z.B. auf den Beitrag von Walter Lachenmann Von den Reizen der neuen Rechtschreibung. Nun taucht die Schriftspalte ganz schmal nur im rechten Drittel auf, was mich so abgestoßen hat. Und wieder ist ein Teil der Menüleiste oben rechts verdeckt und kann nur mit der unteren Bildlaufleiste hergeholt werden. Dabei zeigt sich, daß unter der Menüleiste rechts ein leeres Feld ist. Ich suche nach dem Klick auf besondere Art, der von Dominik Schumacher oben beschrieben wurde. Den gibt es aber wohl nur bei Mac Intosh. Ich finde rechts oben nach Betätigung der unteren Bildlaufleiste das Menü: Eine druckfähige Ausführung zeigen. Wenn ich darauf klicke, vergrößert sich der Bildschirm, aber der Text verkleinert sich dabei leider auch. Bei meinem PC arbeite ich mit dem Betriebssystem Windows 98 und dem Programm Word 97. Ich drücke auf die rechte Maustaste und es erscheint auf dem Bildschirm ein Wahlmenü, darin u.a. der Befehl: Rahmen in neuem Fenster öffnen. Wenn ich auf diesen Befehl klicke, vergrößert sich das Bild, so daß der Text nun rechts Zweidrittel des Bildschirms ausfüllt. Aber links steht ein Drittel immer noch leer und ist nur mit dem Namen ausgefüllt. Diese linke Spalte könnte etwas schmaler sein.
7. Man sollte auch eine Zurück zur Startseite-Taste kenntlich machen bzw. angeben, wo man diesbezüglich hinklicken muß.
Dies ist mein konstruktiver Beitrag, damit in der neuen guten Stube etwas aufgeräumt wird, um sie für Besucher gemütlicher oder wenigstens benutzerfreundlicher zu machen.
Vielleicht kann der eine oder anderer Besucher mit meiner Gebrauchsanleitung etwas anfangen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 11.02.2001 um 23.00
Nachdem ich mich ein bißchen eingewöhnt habe, finde ich das neue Gästebuch/Forum sehr gut. Gewiß ist der Bildschirm ein bißchen voll, aber dafür hat man auch viele neue Möglichkeiten. Vielleicht läßt sich fürs Schreiben und Lesen irgendwann alles wegblenden, was nicht unmittelbar dazugehört.
Sehr gut ist die Möglichkeit, ohne viele Umstände an die Nutzer zu schreiben. Das wird in Zukunft noch wichtiger werden, wenn wir erst Hunderte von E-Mail-Adressen so leicht zur Hand haben werden.
Ich möchte ab und zu allen Mitarbeitern herzlich danken, die hier so selbstlos an der Verbesserung des Wörterbuchs arbeiten, so daß es ein richtiges Gemeinschaftswerk wird. Ich werde formell die Verantwortung behalten, auch um niemanden zu belasten, aber die Hilfe wird in der nächsten Auflage dankbar vermerkt werden. - Mehr kann ich leider nicht tun. Immerhin macht es ja auch ein bißchen Freude, nicht wahr? (Aber ein Gratisband fällt sicher auch ab ...)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges,
mich haben Sie auch neugierig gemacht: wo sind bitte die ästhetischen Reize der neuen Rechtschreibung? Darf ich Ihnen meine Standardbeispiele vorhalten:
Schlussszene - Schlußszene / Basssolo - Baßsolo / die helllila Klemmmappe, die Kaffeeernte, der Stofffetzen, die Kopfpfnuss, die Umklapppappe...
und all die schönen neuen Trennungen wie Ins-tanz usw. alles wurde schon x-mal dargestellt.
Halt mal! Doch doch, jetzt sehe ich es auch: Die neuen Schreibweisen sind nicht nur einfacher, sondern auch viel, viel schöner.
Reine Geschmackssache: Es soll Leute geben, die reisen wahnsinnig gerne in den Vatikan, weil dort das Nachtleben so aufregend sein soll. Andere reisen dorthin, um sich geistliche Unterwäsche in den Spezialgeschäften zu kaufen. Soll ganz verführerisch sein.
Sie haben recht: man müßte alles noch viel mehr vereinfachen. Das Dreierles-ß muß leider (warum eigentlich leider?) ganz verschwinden. Es hat die Deutschen schon immer so verwirrt. Weg damit.
Die »weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung« ist auch sehr wichtig, das ist nur allzu wahr. Wie schön und leicht verständlich für jedermann ist die Lektüre etwa der Gedichte von Stefan George oder die Verlautbarungen der RAF aus den 70er Jahren. Man sollte diese Texte als Grundschullektüre einführen. Die vielen Großbuchstaben unterbrechen immerzu den Lesefluß und jedesmal gerät man dabei ins Stocken. Wie soll man da ein Buch jemals zu Ende lesen?
Ja und dann die »Vereinfachte Ausgangsschrift«, das ist erst eine Errungenschaft! Wie bitte: »Kein Mensch regt sich darüber auf, sie verschwindet einfach!«? Ich dachte, sie solle erst eingeführt werden. Diesen Minimalvergleich sollten Sie uns vielleicht noch erläutern. Bei uns in der SZ war zu lesen, daß selbst die Lehrerin, die diese neue Schrift den Kindern beibringt, sie ziemlich unharmonisch findet im Vergleich zu der seit Jahrzehnten geläufigen Schreibschrift, die die Kinder bisher gelernt haben. Forscher allerdings haben herausgefunden, daß diese zu viele Schnörkel und rückläufige Bewegungsrichtungen hatte, was die Kinder feinmotorisch nicht auf die Reihe brachten.
Es gibt sie noch, die guten Dinge
Von 1791 bis 1872 lebte in Amerika ein heute fast vergessener Maler und Erfinder, der besonders durch seine Historienbilder, Landschaften und Porträts hervorgetreten ist. Auch als Schriftkünstler hat er sich einen Namen gemacht. Er hat eine Schrift geschaffen, die völlig ohne jeglichen Schnörkel und ohne eine einzige rückläufige Bewegungsrichtung auskommt. Dumm, daß die Pädagogikexperten auf die nicht gekommen sind. Ich persönlich habe sie in meiner Schulzeit perfekt beherrscht und einen großen Teil der Kommunikation mit meinen Mitschülern mit ihr bestritten. Ihr riesiger Vorteil: Sie ersetzt zugleich die Braille-Schrift für die Blinden, da sie bei richtiger Anwendung auch über das Gehör wahrnehmbar ist. Der Schriftkünstler hieß Samuel Finley Breese Morse. Die Schrift besteht nur aus Strichen und Punkten, ist also noch einfacher als das berühmte Kreuzchen der Analphabeten. Schriftbeispiel:
· - · · -· ·- - · -- ·- ·-· ·· ·- -- ·-· --· · ···
in »alter« Schrift:
Renate Maria Menges
Ist doch an Ästhetik nicht zu überbieten! Ich persönlich möchte nicht mehr zurück. Und gelernt ist diese Schrift ruckizucki, von wegen vier Schuljahre!
Ihr
·-- ·- ·-·· - · ·-· ·-·· ·- ---- · -· -- ·- -· -·
(Diese Schrift hat noch einen weiteren, bisher völlig übersehenen Vorteil: Die Tastatur kann auf 2 (in Worten zwei) Tasten reduziert werden.)
Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es sich viel gemütlicher.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 10.02.2001 um 23.00
Ich möchte gerne wissen, wo ich die neue Rechtschreibprüfung downloaden kann, Gruß Heidi Rabenhorst
Heidi Rabenhorst
Alte Rehre 6, 30989 Gehrden
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.02.2001 um 23.00
>Fällt Ihnen zur Art und Weise der Durchsetzung dieser Reform gar nichts ein und auf?
Ich glaube, ich habe eine ewige Zeit diskutiert ( nicht hier), dass ich gegen ein Zurück in der Rechtschreibreform, Herr Ickler.
Ich habe einiges von Ihnen gelesen und finde vieles wunderbar, z.B. diese Stelle, wo sie beschreiben welche Wörter nicht in den Duden sollen. Genial! Aber ich habe mich an die neue Rechtschreibung gewöhnt. Lange Diskussionen mit vielen Leuten, die an erster Stelle in diversen Schulen stehen etc. Steht alles in www.spiegel.de, aber ich möchte im Sinne unserer Kinder kein Zurück mehr, sondern nur noch ein Vorwärts. Warum können Sie, Herr Ickler nicht daran arbeiten, dass ein weiteres Vereinfachen gibt, sondern bezeichnen ein Rückwärts als den besten Weg. Es ist sehr schade darum. Ich habe mich mit der Geschichte der Rechtschreibung befasst, auch damit dass man bereits früher daran gearbeitet hat. Andererseits bin ich durch die lange Diskussion nun soweit gekommen, dass ich sogar eine weitere Vereinfachung der Groß - und Kleinschreibung im Sinne der Kleinschreibung wünsche. Warum sollen wir nicht auch alles klein schreiben, wie die amerikaner? Was ist denn daran so falsch? Ästhetisch finde ich diese schreibweise aber jetzt nicht unbedingt, aber praktisch. Ich weiß, ein futuristischer wunsch. vor der diskussion auf dem SPON hätte ich mir so eine variante gar nicht vorstellen können, aber nun finde ich sie auch nicht ohne.
Um sie nicht noch mehr aufzuregen, nun zur ästhtischen Angelegenheit: also mir gefällt dass, muss, Kaffeeersatz weil es snnvoll ist.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.02.2001 um 23.00
>Von der Schönheit der einfachen Dinge
Genau das könnte eine weitere Verbesserung bringen:
Schade, dass ich es hier keine Funktion gibt um die Beiträge zu korrigieren.Das macht mich reichlich nervös, Herr Ickler kann man dad nicht ändern im neuen Forum????
>mich haben Sie auch neugierig gemacht: wo sind bitte die >ästhetischen Reize der neuen Rechtschreibung? Darf ich Ihnen meine >Standardbeispiele vorhalten:
Alles bekannt!! Lange diskutiert!
>Sie haben recht: man müßte alles noch viel mehr vereinfachen. Das >Dreierles-ß muß leider (warum eigentlich leider?) ganz verschwinden. >Es hat die Deutschen schon immer so verwirrt. Weg damit.
>Ja und dann die »Vereinfachte Ausgangsschrift«, das ist erst eine >Errungenschaft! Wie bitte: »Kein Mensch regt sich darüber auf, sie >verschwindet einfach!«? Ich dachte, sie solle erst eingeführt >werden.
Sie wird mit dem neuen Lehrplan, der in Bayern beginnt eingeführt. Haben Sie schon irgendwelche Beschwerden gehört???
>Diesen Minimalvergleich sollten Sie uns vielleicht noch erläutern. >Bei uns in der SZ war zu lesen, daß selbst die Lehrerin, die diese >neue Schrift den Kindern beibringt, sie ziemlich unharmonisch findet
Und was sagt das aus, wenn eine einzelne Lehrerin eine derartige Aussage macht ???
> im Vergleich zu der seit Jahrzehnten geläufigen Schreibschrift, die >die Kinder bisher gelernt haben. Forscher allerdings haben >herausgefunden, daß diese zu viele Schnörkel und rückläufige >Bewegungsrichtungen hatte, was die Kinder feinmotorisch nicht auf >die Reihe brachten.
Jetzt bringen sie gleich wieder einen Forschervergleich...ts.ts.ts.
>Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es >sich viel gemütlicher.
Ach Gott! Walter Lachenmann- probieren wir halt das neue Forum.
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges,
über Ästhetisches, Ihr neuester Beitrag bestätigt es, läßt sich offenbar schlecht diskutieren. »Muss« ist schöner als »muß«? Naja, wenn Sie meinen.
Von Lehrern, die im Unterrichtswesen an vorderster Front stehen, kann man aber auch ganz andere Dinge hören, als die Sie hier verkünden. Zum Beispiel, daß sich die Kollegen im Lehrerzimmer über die Kuriositäten schieflachen, die sie hinterher ihren Schulkindern im Deutschunterricht beibringen (müssen). Fürwahr, der Weg geht stracks vorwärts. Bei Dummheiten ist der Weg nach rückwärts der richtige.
Aber wieso kommen Sie nicht wirklich in die gute Stube herüber? Dort diskutiert es sich viel besser. Und Sie könnten uns noch einiges über Ihre Einsichten erzählen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 10.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Sie werben: Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es sich viel gemütlicher. (...) Aber wieso kommen Sie nicht wirklich in die gute Stube herüber? Dort diskutiert es sich viel besser.
Meinen Sie? Wenn ich jemand in die gute Stube bitte und ihm sage, er dürfe sich in dieser nicht frei bewegen, sondern dürfe sich nur in der rechten Ecke bewegen, dann wirkt das auf mich sehr seltsam.
Auf meinem Bildschirm habe ich im bisherigen Gästebuch 19 cm Platz, im neuen dagegen nur 11 cm. Da kann man ja Platzangst bekommen. Wenn man ausgerechnet in einem Gästebuch nur das rechte Drittel einer Seite zur Verfügung stellt, sieht das nicht nur recht knickerig, sondern auch unästhetisch aus. Von Gemütlichkeit keine Spur.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges,
über Ästhetisches, Ihr neuester Beitrag bestätigt es, läßt sich offenbar schlecht diskutieren. »Muss« ist schöner als »muß«? Naja, wenn Sie meinen.
Von Lehrern, die im Unterrichtswesen an vorderster Front stehen, kann man aber auch ganz andere Dinge hören, als die Sie hier verkünden. Zum Beispiel, daß sich die Kollegen im Lehrerzimmer über die Kuriositäten schieflachen, die sie hinterher ihren Schulkindern im Deutschunterricht beibringen (müssen). Fürwahr, der Weg geht stracks vorwärts. Bei Dummheiten ist der Weg nach rückwärts der richtige.
Aber wieso kommen Sie nicht wirklich in die gute Stube herüber? Dort diskutiert es sich viel besser. Und Sie könnten uns noch einiges über Ihre Einsichten erzählen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 10.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Sie werben: Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es sich viel gemütlicher. (...) Aber wieso kommen Sie nicht wirklich in die gute Stube herüber? Dort diskutiert es sich viel besser.
Meinen Sie? Wenn ich jemand in die gute Stube bitte und ihm sage, er dürfe sich in dieser nicht frei bewegen, sondern dürfe sich nur in der rechten Ecke bewegen, dann wirkt das auf mich sehr seltsam.
Auf meinem Bildschirm habe ich im bisherigen Gästebuch 19 cm Platz, im neuen dagegen nur 11 cm. Da kann man ja Platzangst bekommen. Wenn man ausgerechnet in einem Gästebuch nur das rechte Drittel einer Seite zur Verfügung stellt, sieht das nicht nur recht knickerig, sondern auch unästhetisch aus. Von Gemütlichkeit keine Spur.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.02.2001 um 23.00
>Von der Schönheit der einfachen Dinge
Genau das könnte eine weitere Verbesserung bringen:
Schade, dass ich es hier keine Funktion gibt um die Beiträge zu korrigieren.Das macht mich reichlich nervös, Herr Ickler kann man dad nicht ändern im neuen Forum????
>mich haben Sie auch neugierig gemacht: wo sind bitte die >ästhetischen Reize der neuen Rechtschreibung? Darf ich Ihnen meine >Standardbeispiele vorhalten:
Alles bekannt!! Lange diskutiert!
>Sie haben recht: man müßte alles noch viel mehr vereinfachen. Das >Dreierles-ß muß leider (warum eigentlich leider?) ganz verschwinden. >Es hat die Deutschen schon immer so verwirrt. Weg damit.
>Ja und dann die »Vereinfachte Ausgangsschrift«, das ist erst eine >Errungenschaft! Wie bitte: »Kein Mensch regt sich darüber auf, sie >verschwindet einfach!«? Ich dachte, sie solle erst eingeführt >werden.
Sie wird mit dem neuen Lehrplan, der in Bayern beginnt eingeführt. Haben Sie schon irgendwelche Beschwerden gehört???
>Diesen Minimalvergleich sollten Sie uns vielleicht noch erläutern. >Bei uns in der SZ war zu lesen, daß selbst die Lehrerin, die diese >neue Schrift den Kindern beibringt, sie ziemlich unharmonisch findet
Und was sagt das aus, wenn eine einzelne Lehrerin eine derartige Aussage macht ???
> im Vergleich zu der seit Jahrzehnten geläufigen Schreibschrift, die >die Kinder bisher gelernt haben. Forscher allerdings haben >herausgefunden, daß diese zu viele Schnörkel und rückläufige >Bewegungsrichtungen hatte, was die Kinder feinmotorisch nicht auf >die Reihe brachten.
Jetzt bringen sie gleich wieder einen Forschervergleich...ts.ts.ts.
>Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es >sich viel gemütlicher.
Ach Gott! Walter Lachenmann- probieren wir halt das neue Forum.
RenateMariaMenges
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges,
mich haben Sie auch neugierig gemacht: wo sind bitte die ästhetischen Reize der neuen Rechtschreibung? Darf ich Ihnen meine Standardbeispiele vorhalten:
Schlussszene - Schlußszene / Basssolo - Baßsolo / die helllila Klemmmappe, die Kaffeeernte, der Stofffetzen, die Kopfpfnuss, die Umklapppappe...
und all die schönen neuen Trennungen wie Ins-tanz usw. alles wurde schon x-mal dargestellt.
Halt mal! Doch doch, jetzt sehe ich es auch: Die neuen Schreibweisen sind nicht nur einfacher, sondern auch viel, viel schöner.
Reine Geschmackssache: Es soll Leute geben, die reisen wahnsinnig gerne in den Vatikan, weil dort das Nachtleben so aufregend sein soll. Andere reisen dorthin, um sich geistliche Unterwäsche in den Spezialgeschäften zu kaufen. Soll ganz verführerisch sein.
Sie haben recht: man müßte alles noch viel mehr vereinfachen. Das Dreierles-ß muß leider (warum eigentlich leider?) ganz verschwinden. Es hat die Deutschen schon immer so verwirrt. Weg damit.
Die »weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung« ist auch sehr wichtig, das ist nur allzu wahr. Wie schön und leicht verständlich für jedermann ist die Lektüre etwa der Gedichte von Stefan George oder die Verlautbarungen der RAF aus den 70er Jahren. Man sollte diese Texte als Grundschullektüre einführen. Die vielen Großbuchstaben unterbrechen immerzu den Lesefluß und jedesmal gerät man dabei ins Stocken. Wie soll man da ein Buch jemals zu Ende lesen?
Ja und dann die »Vereinfachte Ausgangsschrift«, das ist erst eine Errungenschaft! Wie bitte: »Kein Mensch regt sich darüber auf, sie verschwindet einfach!«? Ich dachte, sie solle erst eingeführt werden. Diesen Minimalvergleich sollten Sie uns vielleicht noch erläutern. Bei uns in der SZ war zu lesen, daß selbst die Lehrerin, die diese neue Schrift den Kindern beibringt, sie ziemlich unharmonisch findet im Vergleich zu der seit Jahrzehnten geläufigen Schreibschrift, die die Kinder bisher gelernt haben. Forscher allerdings haben herausgefunden, daß diese zu viele Schnörkel und rückläufige Bewegungsrichtungen hatte, was die Kinder feinmotorisch nicht auf die Reihe brachten.
Es gibt sie noch, die guten Dinge
Von 1791 bis 1872 lebte in Amerika ein heute fast vergessener Maler und Erfinder, der besonders durch seine Historienbilder, Landschaften und Porträts hervorgetreten ist. Auch als Schriftkünstler hat er sich einen Namen gemacht. Er hat eine Schrift geschaffen, die völlig ohne jeglichen Schnörkel und ohne eine einzige rückläufige Bewegungsrichtung auskommt. Dumm, daß die Pädagogikexperten auf die nicht gekommen sind. Ich persönlich habe sie in meiner Schulzeit perfekt beherrscht und einen großen Teil der Kommunikation mit meinen Mitschülern mit ihr bestritten. Ihr riesiger Vorteil: Sie ersetzt zugleich die Braille-Schrift für die Blinden, da sie bei richtiger Anwendung auch über das Gehör wahrnehmbar ist. Der Schriftkünstler hieß Samuel Finley Breese Morse. Die Schrift besteht nur aus Strichen und Punkten, ist also noch einfacher als das berühmte Kreuzchen der Analphabeten. Schriftbeispiel:
· - · · -· ·- - · -- ·- ·-· ·· ·- -- ·-· --· · ···
in »alter« Schrift:
Renate Maria Menges
Ist doch an Ästhetik nicht zu überbieten! Ich persönlich möchte nicht mehr zurück. Und gelernt ist diese Schrift ruckizucki, von wegen vier Schuljahre!
Ihr
·-- ·- ·-·· - · ·-· ·-·· ·- ---- · -· -- ·- -· -·
(Diese Schrift hat noch einen weiteren, bisher völlig übersehenen Vorteil: Die Tastatur kann auf 2 (in Worten zwei) Tasten reduziert werden.)
Aber kommen Sie doch mit rüber in das neue Gästebuch, da plaudert es sich viel gemütlicher.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 10.02.2001 um 23.00
Ich möchte gerne wissen, wo ich die neue Rechtschreibprüfung downloaden kann, Gruß Heidi Rabenhorst
Heidi Rabenhorst
Alte Rehre 6, 30989 Gehrden
eingetragen von RenateMariaMenges am 10.02.2001 um 23.00
>Fällt Ihnen zur Art und Weise der Durchsetzung dieser Reform gar nichts ein und auf?
Ich glaube, ich habe eine ewige Zeit diskutiert ( nicht hier), dass ich gegen ein Zurück in der Rechtschreibreform, Herr Ickler.
Ich habe einiges von Ihnen gelesen und finde vieles wunderbar, z.B. diese Stelle, wo sie beschreiben welche Wörter nicht in den Duden sollen. Genial! Aber ich habe mich an die neue Rechtschreibung gewöhnt. Lange Diskussionen mit vielen Leuten, die an erster Stelle in diversen Schulen stehen etc. Steht alles in www.spiegel.de, aber ich möchte im Sinne unserer Kinder kein Zurück mehr, sondern nur noch ein Vorwärts. Warum können Sie, Herr Ickler nicht daran arbeiten, dass ein weiteres Vereinfachen gibt, sondern bezeichnen ein Rückwärts als den besten Weg. Es ist sehr schade darum. Ich habe mich mit der Geschichte der Rechtschreibung befasst, auch damit dass man bereits früher daran gearbeitet hat. Andererseits bin ich durch die lange Diskussion nun soweit gekommen, dass ich sogar eine weitere Vereinfachung der Groß - und Kleinschreibung im Sinne der Kleinschreibung wünsche. Warum sollen wir nicht auch alles klein schreiben, wie die amerikaner? Was ist denn daran so falsch? Ästhetisch finde ich diese schreibweise aber jetzt nicht unbedingt, aber praktisch. Ich weiß, ein futuristischer wunsch. vor der diskussion auf dem SPON hätte ich mir so eine variante gar nicht vorstellen können, aber nun finde ich sie auch nicht ohne.
Um sie nicht noch mehr aufzuregen, nun zur ästhtischen Angelegenheit: also mir gefällt dass, muss, Kaffeeersatz weil es snnvoll ist.
RenateMariaMenges
eingetragen von RenateMariaMenges am 09.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prof. Ickler,
lieber Axel Kopp,
Ihre Fehleranalysen sind zum jetztigen Zeitpunkt in Ordnung, aber Sie wissen, dass es unmöglich ist am Anfang alles zu richtig schreiben zu können. Die Kinder und Schüler, die die neue Rechtschreibung gelernt haben, sind jetzt in der 4. Klasse. Alle anderen Klassen sind Übergangsklassen. Da kann man noch nicht ansetzen. Die Evaluation wird in ein paar Jahren anders aussehen.
Man gewöhnt sich langsam aber sicher ein in die neue, veränderte Schreibweise. Ich persönlich möchte nicht mehr zurück.
Herr Ickler, warum treiben sie die Reform nicht weiter. Meines Erachtens gibt es kein Zurück. Es muss vorwärts gehen und eine größere Vereinfachung kommen. Das wäre richtig.
Außerdem gefällt mir die neue Rechtschreibung aus ästhetischen Gründen.
Ich weiß, dass ich damit die Kritik des ganzen Stranges auf mich ziehe.Aber ich habe zusammen mit den Eltern bereits ein Jahr früher als offiziell mit dem Schreiben der neuen Regeln angefangen.
Aber sie sind teilweise zu schwer, unverständlich und wieder einmal, so typisch Deutsch mit viel zu vielen Ausnahmeregeln getränkt.
Ich plädiere für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Vergleich:
Es wird in Bayern jetzt die vereinfachte Ausgangsschrift eingeführt. Verbindlich und in allen Klassen. Kein Mensch regt sich darüber auf, sie verschwindet einfach. So wie einst die deutsche Schrift verschwunden ist. Ich weiß der Vergleich hinkt etwas, aber nehmen Sie es einfach als Minimalvergleich.
Ich schreibe mich in dieses Forum als Plädoyer für eine weitere Vereinfachung, niemals für ein Zurückschrauben der Reform ein.
Gerade die Bücher eingeführt, werden wir sie halt so oder so wieder weiter ersetzen müssen. Das hat einen großen Vorteil Herr Prof. Ickler, Herr Kopp: Endlich immer neue Schulbücher zu haben, auch in Augsburg.
Herr Kopp,
die Verunsicherung der Menschen--> das ist gar nicht wahr. Die meisten Menschen interessieren sich nicht für das Thema. Sie finden es langweilig. Es gibt nur ein paar Leute, die ständig mit Sprache zu tun haben, die sich darüber aufregen, sowie unser Sekretariat, wenn man wieder mal die Wörter nicht findet, die man braucht für wichtige amtliche Unterlagen.
RenateMariaMenges
Wagnerberg 5 86576 Schiltberg/Allenberg
eingetragen von Manfred Riebe am 09.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie plädieren für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Welche Nachteile haben Sie durch die jetzige Rechtschreibung? Welchen Schreibberuf haben Sie, in dem sich die jetzige Rechtschreibung für Sie nachteilig auswirkt?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 09.02.2001 um 23.00
Sehr verehrte Frau Dr. Menges,
ist Ihnen eigentlich klar, was ein Immer-weiter-Treiben der Reform in der Praxis bedeutet? Haben Sie sich mit den archaisierenden Zügen der Reform vertraut gemacht? Mit der Wiederherstellung von Schreibweisen, die schon von Orthographen des 19. Jahrhunderts als rückständig bezeichnet worden sind? Wissen Sie, daß für die erwünschten neuen Bücher gar kein Geld vorhanden ist, daß die Schulbuchetats tendentiell rückläufig sind? Wissen Sie, daß Sie mit Ihrer Forderung nach weiteren Vereinfachungen (wieso weiteren? die Orthographie ist durch die Reform nachweislich schwieriger geworden) an den Anfang der Debatte vor Jahrzehnten zurückkehren? Was ist gegen das ß einzuwenden, ist die Schweizer Schreibweise etwa vorbildlich? Haben Sie sich einmal mit dem Gedanken befaßt, daß die bisherige Schreibweise besser und einfacher zu erlernen sein könnte als ihre privilegierte Kodifikation im Duden? Kennen Sie meinen Kritischen Kommentar (2. Aufl.); und was sagen Sie dazu? Ist ein Zurück wirklich schlechter als ein ständiges Ändern, wie wir es gerade erleben und in den nächsten Jahren erleben werden? Fällt Ihnen zur Art und Weise der Durchsetzung dieser Reform gar nichts ein und auf?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von s.stirnemann am 09.02.2001 um 23.00
Es ist keineswegs so, dass Wörter mit drei s in der Schweiz als schön empfunden werden.
Mich stört z.B. die Folge von drei s in Wörtern wie Missstand sehr. Gerade solche Wörter lassen manche Leute in der Schweiz das Eszett vermissen. Es gibt auch Eidgenossen, die das Eszett (natürlich nach den alten Regeln) anwenden. Wenn ich von Hand schreibe, variiere ich: Zwei s identisch, das neue s mit Richtungswechsel - ich kann es gar nicht recht beschreiben. Ich habe mir auch schon überlegt, die Eszett-Regeln zu lernen. Man müsste schauen, ob nicht Wörter mit diesen unschönen Konsonanten-Häufungen aus diesem Grunde in den Zeitungen gemieden werden (die NZZ z.B. gibt es auf CD-ROM).
Stefan Stirnemann
St. Gallen
eingetragen von s.stirnemann am 09.02.2001 um 23.00
Es ist keineswegs so, dass Wörter mit drei s in der Schweiz als schön empfunden werden.
Mich stört z.B. die Folge von drei s in Wörtern wie Missstand sehr. Gerade solche Wörter lassen manche Leute in der Schweiz das Eszett vermissen. Es gibt auch Eidgenossen, die das Eszett (natürlich nach den alten Regeln) anwenden. Wenn ich von Hand schreibe, variiere ich: Zwei s identisch, das neue s mit Richtungswechsel - ich kann es gar nicht recht beschreiben. Ich habe mir auch schon überlegt, die Eszett-Regeln zu lernen. Man müsste schauen, ob nicht Wörter mit diesen unschönen Konsonanten-Häufungen aus diesem Grunde in den Zeitungen gemieden werden (die NZZ z.B. gibt es auf CD-ROM).
Stefan Stirnemann
St. Gallen
eingetragen von RenateMariaMenges am 09.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prof. Ickler,
lieber Axel Kopp,
Ihre Fehleranalysen sind zum jetztigen Zeitpunkt in Ordnung, aber Sie wissen, dass es unmöglich ist am Anfang alles zu richtig schreiben zu können. Die Kinder und Schüler, die die neue Rechtschreibung gelernt haben, sind jetzt in der 4. Klasse. Alle anderen Klassen sind Übergangsklassen. Da kann man noch nicht ansetzen. Die Evaluation wird in ein paar Jahren anders aussehen.
Man gewöhnt sich langsam aber sicher ein in die neue, veränderte Schreibweise. Ich persönlich möchte nicht mehr zurück.
Herr Ickler, warum treiben sie die Reform nicht weiter. Meines Erachtens gibt es kein Zurück. Es muss vorwärts gehen und eine größere Vereinfachung kommen. Das wäre richtig.
Außerdem gefällt mir die neue Rechtschreibung aus ästhetischen Gründen.
Ich weiß, dass ich damit die Kritik des ganzen Stranges auf mich ziehe.Aber ich habe zusammen mit den Eltern bereits ein Jahr früher als offiziell mit dem Schreiben der neuen Regeln angefangen.
Aber sie sind teilweise zu schwer, unverständlich und wieder einmal, so typisch Deutsch mit viel zu vielen Ausnahmeregeln getränkt.
Ich plädiere für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Vergleich:
Es wird in Bayern jetzt die vereinfachte Ausgangsschrift eingeführt. Verbindlich und in allen Klassen. Kein Mensch regt sich darüber auf, sie verschwindet einfach. So wie einst die deutsche Schrift verschwunden ist. Ich weiß der Vergleich hinkt etwas, aber nehmen Sie es einfach als Minimalvergleich.
Ich schreibe mich in dieses Forum als Plädoyer für eine weitere Vereinfachung, niemals für ein Zurückschrauben der Reform ein.
Gerade die Bücher eingeführt, werden wir sie halt so oder so wieder weiter ersetzen müssen. Das hat einen großen Vorteil Herr Prof. Ickler, Herr Kopp: Endlich immer neue Schulbücher zu haben, auch in Augsburg.
Herr Kopp,
die Verunsicherung der Menschen--> das ist gar nicht wahr. Die meisten Menschen interessieren sich nicht für das Thema. Sie finden es langweilig. Es gibt nur ein paar Leute, die ständig mit Sprache zu tun haben, die sich darüber aufregen, sowie unser Sekretariat, wenn man wieder mal die Wörter nicht findet, die man braucht für wichtige amtliche Unterlagen.
RenateMariaMenges
Wagnerberg 5 86576 Schiltberg/Allenberg
eingetragen von Manfred Riebe am 09.02.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Sie plädieren für eine weitere enorme Vereinfachung besonders der Groß- und Kleinschreibung, der Zusammen- und Getrenntschreibung und eine Vereinfachung des ß. Leider müsste das nach meiner Anschauung ganz verschwinden.
Welche Nachteile haben Sie durch die jetzige Rechtschreibung? Welchen Schreibberuf haben Sie, in dem sich die jetzige Rechtschreibung für Sie nachteilig auswirkt?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 09.02.2001 um 23.00
Sehr verehrte Frau Dr. Menges,
ist Ihnen eigentlich klar, was ein Immer-weiter-Treiben der Reform in der Praxis bedeutet? Haben Sie sich mit den archaisierenden Zügen der Reform vertraut gemacht? Mit der Wiederherstellung von Schreibweisen, die schon von Orthographen des 19. Jahrhunderts als rückständig bezeichnet worden sind? Wissen Sie, daß für die erwünschten neuen Bücher gar kein Geld vorhanden ist, daß die Schulbuchetats tendentiell rückläufig sind? Wissen Sie, daß Sie mit Ihrer Forderung nach weiteren Vereinfachungen (wieso weiteren? die Orthographie ist durch die Reform nachweislich schwieriger geworden) an den Anfang der Debatte vor Jahrzehnten zurückkehren? Was ist gegen das ß einzuwenden, ist die Schweizer Schreibweise etwa vorbildlich? Haben Sie sich einmal mit dem Gedanken befaßt, daß die bisherige Schreibweise besser und einfacher zu erlernen sein könnte als ihre privilegierte Kodifikation im Duden? Kennen Sie meinen Kritischen Kommentar (2. Aufl.); und was sagen Sie dazu? Ist ein Zurück wirklich schlechter als ein ständiges Ändern, wie wir es gerade erleben und in den nächsten Jahren erleben werden? Fällt Ihnen zur Art und Weise der Durchsetzung dieser Reform gar nichts ein und auf?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 08.02.2001 um 23.00
Di Scheisse is, dass Irr Schreiba alle Lähra seit unt di Rävorma auch. Unt deshalp beisst sich di katsä auch in dehn Schwantz.
P.S.:
1. Wer seine eigene Sprache nicht beherrscht kann Sie auch nicht lehren.
2. Ein alter Hut: ... Die Geister, die ich rief... . Es war noch zu meiner Jugend gefordert möglichst viele Fremdwörter zu benutzen. Heute werden sie als Variable für den ohnehin reduzierten Wortschatz notgedrungenermaßen genutzt.
Bedeutender als die Rechtschreibung ist für mich die Sprachgewandtheit und die Fähigkeit sich verständlich und eindeutig auszudrücken. Mein pseudoakademisches Umfeld wähnt sich intellektuell wenn es endlos Kafka-Sätze und ungezählte Ringstellungen aneinanderreiht. Der Genitiv ist völlig verdrängt und: meine Nachbarin ist dicker wie ich war schon vor 20 Jahren korrekt und jeder Depp macht heute als Satzabschluß fünf Rufzeichen !!!!!
Warum benötigen wir eigentlich derart unverhältnismäßig viele Nachhilfe Institute? Wie der Herr so´s Gescherr!
Dr. med, dent.,
Dipl.-Ing. K. Pfister An den Verlag! Ich warte noch auf die versprochene Antwort betr. der Flagge!
eingetragen von anonymer Gast am 08.02.2001 um 23.00
Di Scheisse is, dass Irr Schreiba alle Lähra seit unt di Rävorma auch. Unt deshalp beisst sich di katsä auch in dehn Schwantz.
P.S.:
1. Wer seine eigene Sprache nicht beherrscht kann Sie auch nicht lehren.
2. Ein alter Hut: ... Die Geister, die ich rief... . Es war noch zu meiner Jugend gefordert möglichst viele Fremdwörter zu benutzen. Heute werden sie als Variable für den ohnehin reduzierten Wortschatz notgedrungenermaßen genutzt.
Bedeutender als die Rechtschreibung ist für mich die Sprachgewandtheit und die Fähigkeit sich verständlich und eindeutig auszudrücken. Mein pseudoakademisches Umfeld wähnt sich intellektuell wenn es endlos Kafka-Sätze und ungezählte Ringstellungen aneinanderreiht. Der Genitiv ist völlig verdrängt und: meine Nachbarin ist dicker wie ich war schon vor 20 Jahren korrekt und jeder Depp macht heute als Satzabschluß fünf Rufzeichen !!!!!
Warum benötigen wir eigentlich derart unverhältnismäßig viele Nachhilfe Institute? Wie der Herr so´s Gescherr!
Dr. med, dent.,
Dipl.-Ing. K. Pfister An den Verlag! Ich warte noch auf die versprochene Antwort betr. der Flagge!
eingetragen von Gast am 07.02.2001 um 23.00
Nachdem ich vom langen Lesen schon ganz schwache Augen habe, möchte ich doch noch einmal auf den Beitrag von Helmut Eberwein (Eintrag vom 5. Februar 2001 in diesem Gästebuch) hinweisen.
Es ist so wichtig, daß wir uns das uns einende, gemeinsame Ziel immer wieder vor Augen halten: wir setzen uns alle für eine vernünftige Rechtschreibung ein.
Bis zur Rechtschreibreform hat es eine weitgehend einheitliche Rechtschreibung in allen öffentlichen und offiziellen Texten gegeben. Abweichungen waren so gering, daß sie weder das Lesen noch das Verstehen stark beeinflußt haben.
Schüler und Jugendliche plagten sich mit einer einheitlichen Rechtschreibung herum - zumindest lernten sie dieselbe Rechtschreibung, die sie in Büchern, Zeitungen und vielen anderen Texten lesen konnten.
Das ist jetzt anders! Wie Professor Ickler richtig feststellt, gibt es in Zeitschriften, Zeitungen, Leserbriefen, Geschäftsbriefen u.a. Texten ein wildes Durcheinander. Die Einheitlichkeit ist zerstört - und das nicht nur für eine kurze Zeit, denn die neue deutsche Rechtschreibung ist nicht lernbar! (Das ist jedenfalls meine These!)
Also: zurück zur bewährten Rechtschreibung, zurück zur einheitlichen Rechtschreibung! Gewinnen wir mehr und mehr Menschen, die weiterhin so schreiben wie bisher, die die neue deutsche Rechtschreibung ignorieren und dies auch verkünden.
Professor Ickler hat meine volle Unterstützung und Sympathie! Er ist es, der in den Medien immer wieder zitiert wird und der Kritik an der Rechtschreibreform öffentlich Gehör verschafft. Wir sollten seine hervorragende Arbeit unterstützen!
Claudia Ludwig, 1. Vorsitzende
eingetragen von Gast am 07.02.2001 um 23.00
Tut mir leid, der Verein ging verloren, bevor ich ihn eintragen konnte. Ich bin 1. Vorsitzende des Vereins Lebendige deutsche Sprache e.V., der sich u.a. intensiv für die sofortige Rücknahme der Rechtschreibreform einsetzt.
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Gazellenkamp 80
22529 Hamburg
Tel 040 - 46 31 14
Fax 040 - 46 31 15
Claudia Ludwig
eingetragen von anonymer Gast am 07.02.2001 um 23.00
Zu Claudia Ludwig
Irrtum: Es ist kein gemeinsames Ziel, sich für eine vernünftige Rechtschreibung einzusetzen. Vielen ist es sogar ein Graus, dass die Rechtschreibung vernünftig sein soll, denn dies impliziert einen normativen Ansatz. Wer deskriptiv arbeitet, fragt nicht nach vernünftig oder nicht, sondern nur danach, was häufig vorkommt. Dieser Ansatz ist in vielen Bereichen nicht umzusetzen. Wie soll man Zeichensetzung deskriptiv machen? Bei welchen Sätzen wird das Komma gesetzt? Welche Wörter werden eher mit Bindestrich geschrieben welche ohne? Tageskarte aber Monats-Karte, weil das Korpus es nun einmal so hergibt? Das dann ins Wörterverzeichnis statt einer Regel, dass man prinzipiell mit oder ohne Bindestrich schreiben kann? Unsinn!
Wenn also eine Rechtschreibung vernünftig sein soll, dann müsste es das Ziel sein, dass sie noch vernünftiger wird. Das war bei der Neuregelung das Ziel. Und wodurch wird Rechtschreibung einheitlich? Wenn Menschen die Normung richtig finden und versuchen, ihr zu folgen. So wird es auch mit der Neuregelung passieren. Jeder Mensch sollte so schreiben können, wie er es in der Schule gelernt hat. Welches Regelwerk dort zugrunde gelegt wird, ist zukunftsweisend.
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 07.02.2001 um 23.00
Frau Kopsch konstruiert einen Gegensatz zwischen vernünftig und häufig vorkommend, der so nicht existiert. Obwohl ich nicht der Hegelschen Meinung bin, das Wirkliche sei vernünftig, hat mich die Beschäftigung mit der Sache gelehrt, daß die üblichen Schreibweisen eine intuitve Vernünftigkeit enthalten. Das ist auch die Grundüberzeugung aller Reformer. Gerhard Augst (der von Rechtschreibung mehr versteht als ich, da er sich sein Gelehrtenleben lang damit befaßt hat, während es für mich nur eine Nebenbeschäftigung der letzten fünf Jahre war) hat völlig mit Recht immer wieder die Meinung zurückgewiesen, die Orthograpie sei chaotisch. Nerius hat auch in seinem neuesten Werk wieder das feine Zusammenspiel der Prinzipien und damit die unglaublich subtile Ordnung der bisherigen Orthographie dargestellt. Nicht der Mangel an Ordnung, sondern die angebliche Schwierigkeit wurde als Grund der Reform angegeben. Ich glaube gezeigt zu haben, daß die Voraussetzung nicht stimmt, daß also die Schwierigkeit im wesentlichen auf den normativen Setzungen des Duden beruhte, die per definitionem mit der Orthographie identisch waren. Löst man das KMK-Junktim auf, dann ist die gewachsene deutsche Schreibweise zwar in einzelneen Bereichen nicht starr geregelt, aber sie ist in keinem Punkt unvernünftig und auch nicht zu schwierig.
Unvernünftig ist dagegen die Neuregelung. Zum Beispiel die Großschreibung von heute Abend oder Leid tun, denn das erste verstößt gegen die Definition des Substantivs durch das Regelwerk selbst, und das zweite ist grammatisch falsch. Usw., ich brauche ja nur auf meinen Kommentar zu verweisen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 07.02.2001 um 23.00
Frau Kopsch konstruiert einen Gegensatz zwischen vernünftig und häufig vorkommend, der so nicht existiert. Obwohl ich nicht der Hegelschen Meinung bin, das Wirkliche sei vernünftig, hat mich die Beschäftigung mit der Sache gelehrt, daß die üblichen Schreibweisen eine intuitve Vernünftigkeit enthalten. Das ist auch die Grundüberzeugung aller Reformer. Gerhard Augst (der von Rechtschreibung mehr versteht als ich, da er sich sein Gelehrtenleben lang damit befaßt hat, während es für mich nur eine Nebenbeschäftigung der letzten fünf Jahre war) hat völlig mit Recht immer wieder die Meinung zurückgewiesen, die Orthograpie sei chaotisch. Nerius hat auch in seinem neuesten Werk wieder das feine Zusammenspiel der Prinzipien und damit die unglaublich subtile Ordnung der bisherigen Orthographie dargestellt. Nicht der Mangel an Ordnung, sondern die angebliche Schwierigkeit wurde als Grund der Reform angegeben. Ich glaube gezeigt zu haben, daß die Voraussetzung nicht stimmt, daß also die Schwierigkeit im wesentlichen auf den normativen Setzungen des Duden beruhte, die per definitionem mit der Orthographie identisch waren. Löst man das KMK-Junktim auf, dann ist die gewachsene deutsche Schreibweise zwar in einzelneen Bereichen nicht starr geregelt, aber sie ist in keinem Punkt unvernünftig und auch nicht zu schwierig.
Unvernünftig ist dagegen die Neuregelung. Zum Beispiel die Großschreibung von heute Abend oder Leid tun, denn das erste verstößt gegen die Definition des Substantivs durch das Regelwerk selbst, und das zweite ist grammatisch falsch. Usw., ich brauche ja nur auf meinen Kommentar zu verweisen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 07.02.2001 um 23.00
Nachdem ich vom langen Lesen schon ganz schwache Augen habe, möchte ich doch noch einmal auf den Beitrag von Helmut Eberwein (Eintrag vom 5. Februar 2001 in diesem Gästebuch) hinweisen.
Es ist so wichtig, daß wir uns das uns einende, gemeinsame Ziel immer wieder vor Augen halten: wir setzen uns alle für eine vernünftige Rechtschreibung ein.
Bis zur Rechtschreibreform hat es eine weitgehend einheitliche Rechtschreibung in allen öffentlichen und offiziellen Texten gegeben. Abweichungen waren so gering, daß sie weder das Lesen noch das Verstehen stark beeinflußt haben.
Schüler und Jugendliche plagten sich mit einer einheitlichen Rechtschreibung herum - zumindest lernten sie dieselbe Rechtschreibung, die sie in Büchern, Zeitungen und vielen anderen Texten lesen konnten.
Das ist jetzt anders! Wie Professor Ickler richtig feststellt, gibt es in Zeitschriften, Zeitungen, Leserbriefen, Geschäftsbriefen u.a. Texten ein wildes Durcheinander. Die Einheitlichkeit ist zerstört - und das nicht nur für eine kurze Zeit, denn die neue deutsche Rechtschreibung ist nicht lernbar! (Das ist jedenfalls meine These!)
Also: zurück zur bewährten Rechtschreibung, zurück zur einheitlichen Rechtschreibung! Gewinnen wir mehr und mehr Menschen, die weiterhin so schreiben wie bisher, die die neue deutsche Rechtschreibung ignorieren und dies auch verkünden.
Professor Ickler hat meine volle Unterstützung und Sympathie! Er ist es, der in den Medien immer wieder zitiert wird und der Kritik an der Rechtschreibreform öffentlich Gehör verschafft. Wir sollten seine hervorragende Arbeit unterstützen!
Claudia Ludwig, 1. Vorsitzende
eingetragen von Gast am 07.02.2001 um 23.00
Tut mir leid, der Verein ging verloren, bevor ich ihn eintragen konnte. Ich bin 1. Vorsitzende des Vereins Lebendige deutsche Sprache e.V., der sich u.a. intensiv für die sofortige Rücknahme der Rechtschreibreform einsetzt.
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Gazellenkamp 80
22529 Hamburg
Tel 040 - 46 31 14
Fax 040 - 46 31 15
Claudia Ludwig
eingetragen von anonymer Gast am 07.02.2001 um 23.00
Zu Claudia Ludwig
Irrtum: Es ist kein gemeinsames Ziel, sich für eine vernünftige Rechtschreibung einzusetzen. Vielen ist es sogar ein Graus, dass die Rechtschreibung vernünftig sein soll, denn dies impliziert einen normativen Ansatz. Wer deskriptiv arbeitet, fragt nicht nach vernünftig oder nicht, sondern nur danach, was häufig vorkommt. Dieser Ansatz ist in vielen Bereichen nicht umzusetzen. Wie soll man Zeichensetzung deskriptiv machen? Bei welchen Sätzen wird das Komma gesetzt? Welche Wörter werden eher mit Bindestrich geschrieben welche ohne? Tageskarte aber Monats-Karte, weil das Korpus es nun einmal so hergibt? Das dann ins Wörterverzeichnis statt einer Regel, dass man prinzipiell mit oder ohne Bindestrich schreiben kann? Unsinn!
Wenn also eine Rechtschreibung vernünftig sein soll, dann müsste es das Ziel sein, dass sie noch vernünftiger wird. Das war bei der Neuregelung das Ziel. Und wodurch wird Rechtschreibung einheitlich? Wenn Menschen die Normung richtig finden und versuchen, ihr zu folgen. So wird es auch mit der Neuregelung passieren. Jeder Mensch sollte so schreiben können, wie er es in der Schule gelernt hat. Welches Regelwerk dort zugrunde gelegt wird, ist zukunftsweisend.
Daniela Kopsch
eingetragen von Christian Dörner am 05.02.2001 um 23.00
Gerade habe ich über google.com entsprechende Belege für die Schreibweise Schofför gesucht. Ich erhielt 106 Resultate. Die meisten davon innerhalb ganz normaler Standardtexte, aber einer davon auf einer Seite radikaler Reformbefürworter, die neben etlichen Schimpfbeiträgen gegen die FAZ-Rückkehr und den Dissidenten Prof. Munske auch eine Wörterliste enthält, in der Schofför als Neuschreibung von Chauffeur vorgestellt wird. Dies fand ich ganz interessant. Trotz alledem ist die Schreibung Schofför so stark belegbar, daß sie nicht aus dem Wörterbuch entfernt werden sollte, und zwar aus den bekannten zwei Gründen (Belegbarkeit und bisher schon zugelassen). Was Schofför mit Deutschtümelei zu tun haben soll, kann ich mir allerdings nicht erklären.
Ich habe diesen Beitrag weiterhin ins alte Gästebuch gesetzt, da ich wegen Schofför keine neue Diskussionsgruppe eröffnen wollte. Dies wird man sicher verstehen können.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner,
was Sie bei Google finden und was ich vor einigen Wochen fand, sind keineswegs überwiegend Standardtexte, sondern historische (Brecht), humoristische (Erhardt), mundartliche (De Höhner) und einige, wie Sie schon sagen, die sich auf die RR beziehen. Machen Sie mal die Gegenprobe mit Chauffeur, da erhalten Sie ein ganz anderes Bild.
Was mag Schofför wohl mit Deutschtümelei zu tun haben ? Fürwahr eine schwierige Frage !
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Dörner am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
es liegt mir fern, die Schreibung Schofför als besser zu verteidigen. Ganz im Gegenteil. Ich schreibe selbst ausschließlich Chauffeur. Trotzdem kommt die Eindeutschung vor. Ihre Bemerkung, daß die nichtintegrierte Schreibweise weitaus häufiger anzutreffen ist, habe ich nie bestritten. Man könnte im Wörterbuch so darauf hinweisen: Chauffeur, selten a. Schofför. Und unter dem Eintrag Schofför: Schofför, seltene Eindeutschung für Chauffeur, vgl. Chauffeur. Könnten wir uns auf diese gemeinsame Basis einigen? Ihren Hinweis auf die Deutschtümelei habe ich im übrigen immer noch nicht verstanden. Vielleicht bin ich aber nur zu schwer von Begriff.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.02.2001 um 23.00
Entgegen meinem Vorsatz melde ich mich noch einmal hier im alten Gästebuch und möchte, weil ich den Stein des Anstoßes geliefert hatte, dafür plädieren, aus dem Schofför keine Existenzfrage zu machen. Es kommt schon noch vor, und der Eintrag ist gewiß harmlos, gerade weil er niemanden zu einer ungewöhnlichen Schreibweise verführen wird; denn man schreibt ja ohne Nachdenken und Nachschlagen Chauffeur. Also auch die Tilgung muß gut überlegt werden, damit nicht ungewollt bei Korrekturen usw. ein Fallstrick gelegt wird, den wir auch wieder nicht wollen.
Mir ist noch eingefallen, daß Vermerke wie selten oder meist anstelle von auch zwar dem deskriptiven Charakter des Wörterbuchs entsprechen würden, aber für den Ratsuchenden, der das Wörterbuch als Anleitung oder Ratgeber versteht, nicht ganz passend scheinen könnten. Er fragt sich vielleicht: Wie? Soll ich neunmal Chauffeuer und beim zehnten Mal (also selten) Schofför schreiben? Natürlich übertreibe ich. Aber im amtlichen Regelwerk, das zweifellos nicht deskriptiv zu lesen ist, findet man die seltsame Anweisung, beim Genitiv von Eigennamen stehe gelegentlich der Apostroph. Wie kommt eine solche Aussage in das Regelwerk, und wie ist sie anzuwenden?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich habe zumindest leicht gestutzt, als ich Ihrem Hinweis nachging und den Paragraphen 13 (Der Bindestrich), Absatz (2) aufschlug.
Ich hatte angefragt, wie beispielsweise die Wortkombination ein Goethe-typisches Zitat zu schreiben sei.
Ihre Lösung: Zusammensetzungen mit Eigennamen (fakultativ); bei Adjektiven kann die Großschreibung des Eigennamens beibehalten werden.
Dazu ihre Alternativen: napoleon-freundlich / Napoleon-freundlich / napoleonfreundlich
Selbiges in den Computer getippt, unterstreicht mein Rechtschreibprogramm (alte Fassung) die Alternativen 1 und 3, wobei ich selbst, aufgrund des adjektivischen Gebrauchs der Wortgruppe mehr zu Lösung 1 tendieren würde.
Auf jeden Fall hat Ihre Dreifach-Alternative neue Fragen aufgeworfen!
Gibt es denn eine favorisierte Lösung für den analogen Sprachfall goethe-typisch, Goethe-typisch, goethetypisch.
Gibt es - wenn nicht hier - dann wenigstens im erweiterten Sprachfall eu-weit, EU-weit, euweit eine favorisierte Lösung?
Und schließlich: Ist dieser Sprachfall nicht besser im Bereich der GKS als im Bereich der GZS unterzubringen?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Schäbler,
auch mir ist das Kapitel über den Bindestrich eigentlich immer noch zu lang vorgekommen, und ein Querverweis zu GKS und zurück wäre sicher zweckmäßig. Die Vorbemerkung zu § 13 ist wichtig; ähnlich wie Gallmann, nur mit anderen Worten, gebe ich die schreibtechnische Verschiedenheit als Voraussetzung an, was aber noch nicht optimal ist. Es geht um heterogene Zeichenklassen, denen die Bestandteile angehören, zwischen dennen dann ein Bindestrich steht. Die Zugehörigkeit zu derart heterogenen Klassen ist das Hindernis der normalen Zusammenschreibung, und dieser Begriff ermöglicht mir eine bisher nicht erreichte Verallgemeinerung. Die Problematik der Eigennamen und der Befund haben mich ermuntert, für diesen Fall Fakultativität vorzusehen. Ihre Frage nach euweit ist damit beantwortet: EU-weit ist richtig. Ich sollte vielleicht ein Adjektiv dieser Art in die Beispielliste aufnehmen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 05.02.2001 um 23.00
Gerade habe ich über google.com entsprechende Belege für die Schreibweise Schofför gesucht. Ich erhielt 106 Resultate. Die meisten davon innerhalb ganz normaler Standardtexte, aber einer davon auf einer Seite radikaler Reformbefürworter, die neben etlichen Schimpfbeiträgen gegen die FAZ-Rückkehr und den Dissidenten Prof. Munske auch eine Wörterliste enthält, in der Schofför als Neuschreibung von Chauffeur vorgestellt wird. Dies fand ich ganz interessant. Trotz alledem ist die Schreibung Schofför so stark belegbar, daß sie nicht aus dem Wörterbuch entfernt werden sollte, und zwar aus den bekannten zwei Gründen (Belegbarkeit und bisher schon zugelassen). Was Schofför mit Deutschtümelei zu tun haben soll, kann ich mir allerdings nicht erklären.
Ich habe diesen Beitrag weiterhin ins alte Gästebuch gesetzt, da ich wegen Schofför keine neue Diskussionsgruppe eröffnen wollte. Dies wird man sicher verstehen können.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner,
was Sie bei Google finden und was ich vor einigen Wochen fand, sind keineswegs überwiegend Standardtexte, sondern historische (Brecht), humoristische (Erhardt), mundartliche (De Höhner) und einige, wie Sie schon sagen, die sich auf die RR beziehen. Machen Sie mal die Gegenprobe mit Chauffeur, da erhalten Sie ein ganz anderes Bild.
Was mag Schofför wohl mit Deutschtümelei zu tun haben ? Fürwahr eine schwierige Frage !
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 05.02.2001 um 23.00
Entgegen meinem Vorsatz melde ich mich noch einmal hier im alten Gästebuch und möchte, weil ich den Stein des Anstoßes geliefert hatte, dafür plädieren, aus dem Schofför keine Existenzfrage zu machen. Es kommt schon noch vor, und der Eintrag ist gewiß harmlos, gerade weil er niemanden zu einer ungewöhnlichen Schreibweise verführen wird; denn man schreibt ja ohne Nachdenken und Nachschlagen Chauffeur. Also auch die Tilgung muß gut überlegt werden, damit nicht ungewollt bei Korrekturen usw. ein Fallstrick gelegt wird, den wir auch wieder nicht wollen.
Mir ist noch eingefallen, daß Vermerke wie selten oder meist anstelle von auch zwar dem deskriptiven Charakter des Wörterbuchs entsprechen würden, aber für den Ratsuchenden, der das Wörterbuch als Anleitung oder Ratgeber versteht, nicht ganz passend scheinen könnten. Er fragt sich vielleicht: Wie? Soll ich neunmal Chauffeuer und beim zehnten Mal (also selten) Schofför schreiben? Natürlich übertreibe ich. Aber im amtlichen Regelwerk, das zweifellos nicht deskriptiv zu lesen ist, findet man die seltsame Anweisung, beim Genitiv von Eigennamen stehe gelegentlich der Apostroph. Wie kommt eine solche Aussage in das Regelwerk, und wie ist sie anzuwenden?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
es liegt mir fern, die Schreibung Schofför als besser zu verteidigen. Ganz im Gegenteil. Ich schreibe selbst ausschließlich Chauffeur. Trotzdem kommt die Eindeutschung vor. Ihre Bemerkung, daß die nichtintegrierte Schreibweise weitaus häufiger anzutreffen ist, habe ich nie bestritten. Man könnte im Wörterbuch so darauf hinweisen: Chauffeur, selten a. Schofför. Und unter dem Eintrag Schofför: Schofför, seltene Eindeutschung für Chauffeur, vgl. Chauffeur. Könnten wir uns auf diese gemeinsame Basis einigen? Ihren Hinweis auf die Deutschtümelei habe ich im übrigen immer noch nicht verstanden. Vielleicht bin ich aber nur zu schwer von Begriff.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich habe zumindest leicht gestutzt, als ich Ihrem Hinweis nachging und den Paragraphen 13 (Der Bindestrich), Absatz (2) aufschlug.
Ich hatte angefragt, wie beispielsweise die Wortkombination ein Goethe-typisches Zitat zu schreiben sei.
Ihre Lösung: Zusammensetzungen mit Eigennamen (fakultativ); bei Adjektiven kann die Großschreibung des Eigennamens beibehalten werden.
Dazu ihre Alternativen: napoleon-freundlich / Napoleon-freundlich / napoleonfreundlich
Selbiges in den Computer getippt, unterstreicht mein Rechtschreibprogramm (alte Fassung) die Alternativen 1 und 3, wobei ich selbst, aufgrund des adjektivischen Gebrauchs der Wortgruppe mehr zu Lösung 1 tendieren würde.
Auf jeden Fall hat Ihre Dreifach-Alternative neue Fragen aufgeworfen!
Gibt es denn eine favorisierte Lösung für den analogen Sprachfall goethe-typisch, Goethe-typisch, goethetypisch.
Gibt es - wenn nicht hier - dann wenigstens im erweiterten Sprachfall eu-weit, EU-weit, euweit eine favorisierte Lösung?
Und schließlich: Ist dieser Sprachfall nicht besser im Bereich der GKS als im Bereich der GZS unterzubringen?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 05.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Schäbler,
auch mir ist das Kapitel über den Bindestrich eigentlich immer noch zu lang vorgekommen, und ein Querverweis zu GKS und zurück wäre sicher zweckmäßig. Die Vorbemerkung zu § 13 ist wichtig; ähnlich wie Gallmann, nur mit anderen Worten, gebe ich die schreibtechnische Verschiedenheit als Voraussetzung an, was aber noch nicht optimal ist. Es geht um heterogene Zeichenklassen, denen die Bestandteile angehören, zwischen dennen dann ein Bindestrich steht. Die Zugehörigkeit zu derart heterogenen Klassen ist das Hindernis der normalen Zusammenschreibung, und dieser Begriff ermöglicht mir eine bisher nicht erreichte Verallgemeinerung. Die Problematik der Eigennamen und der Befund haben mich ermuntert, für diesen Fall Fakultativität vorzusehen. Ihre Frage nach euweit ist damit beantwortet: EU-weit ist richtig. Ich sollte vielleicht ein Adjektiv dieser Art in die Beispielliste aufnehmen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe!
Mit den von Ihnen zitierten Vereinsstatuten kann ich mich als Vereinsmitglied nicht mehr vorbehaltlos identifizieren. Zwar erkenne ich an, daß die altbewährte Schreibung in nahezu allen Bereichen der vom Staate verordneten Neuregelung weit überlegen ist, und ich beharre - trotz Urteil des Bundesverfassungsgerichtes - darauf, daß es dem Staat nicht erlaubt sein kann und darf, in die Sprachentwicklung einzugreifen, doch sehe ich andererseits Änderungsbedarf in erheblichem Umfang.
Diese Einsicht war zum Zeitpunkt der Vereinsgründung (1997) noch nicht in dem Maße vorhanden, denn seinerzeit postulierten wir Vereinsgründer, daß man Fehlentwicklungen nach bewährter Dudenpraxis behutsam auskämmen müsse.
Heute stellt sich dies jedoch anders dar, denn mit einem behutsamen Auskämmen sind die Bereiche der GSE und GKS nicht zu regeln, weil dies zu Einzelfestlegungen und zu mutwilliger Lizenzvergabe führen würde.
Mit allem Nachdruck unterstütze ich daher die Änderungsmethode von Prof. Ickler.
Bei ihm steht die Untersuchung der Schreibwirklichkeit - der tatsächliche Sprachusus - im Mittelpunkt. Er richtet sich nicht an Fehlerstatistiken aus, wie es die Reformer getan haben, und die - wie bekannt - angetreten waren, die Großschreibung als Hauptfehlerquelle zu eliminieren. Prof. Ickler zeichnet die tatsächlich existenten Schreibalternativen auf, und er bedient sich dabei repräsentativer Textcorpora, nämlich der journalistischen Schreibpraxis vor der Rechtschreibreform.
Als Reformkritiker haben wir stets gegen mutwillige Eingriffe und gegen die Entstehung einer künstlichen Schriftsprache angekämpft. Wir haben gefordert, daß die Schreibwirklichkeit das Maß aller Dinge sein muß.
Sehr geehrter Vereinsvorsitzender!
Sie sollten unbedingt einsehen, daß Professor Ickler genau dieses Maß getroffen hat, und sie sollten sich als oberster Diener des Vereins von der Fesselung allzu eng formulierter Statuten befreien. Dabei hoffe ich, daß Sie sich bei der von Professor Ickler initiierten Diskussion über den Bereich der Groß- und Kleinschreibung (GKS) nicht wieder als Bremser bestätigen.
Und dabei rede ich nicht der Meinungsfreiheit das Wort, sondern jeglicher ideologischer Verzerrung bzw. satzungsgemäßer und statutenbezogener Selbsteinengung.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Liebe Kombattanten,
da die Diskussion über Grundsatzfragen und mein Wörterbuch immer noch weiterzugehen scheint, möchte ich hier noch einmal meinen programmatischen Artikel abdrucken, der am 14.11.1997, also zu Beginn meiner Wörterbucharbeit, in der F.A.Z. erschienen ist. Vielleicht ist es neben dem Vorwort die deutlichste Erklärung dessen, was ich eigentlich gewollt habe. Ich brauche nicht immer wieder zu sagen, daß ich mein Rechtschreibwörterbuch nicht für perfekt halte. An der Verbesserung wird gearbeitet. (Danke für die Spenden!) Ich bitte nochmals darum, die bewährte Rechtschreibung, für die wir alle kämpfen, nicht mit der alten Dudenvorschrift zu verwechseln. Die Dudenredakteure tun das auch nicht. Sie finden, das darf ich wohl sagen, mein Konzept durchaus richtig, es stimmt grundsätzlich mit ihrem eigenen überein. Man braucht also nicht päpstlicher als der Papst zu sein und überholte Dudeneinträge zu verteidigen, die bei nächster Gelegenheit überarbeitet worden wären, wenn nicht die Reform dazwischengekommen wäre, die den Duden in Existenznot gebracht hat. Und nun mein alter FAZ-Beitrag:
Die deutsche Orthographie ist geregelt. Täglich werden Hunderttausende von Texten gedruckt und geschrieben, die genau dieselben Schreibweisen befolgen, wie sie in Millionen von Büchern bereits vorliegen. Es gibt einen Usus, der in seinem Kernbestand fraglos gilt und bisher vom Duden schlecht und recht beschrieben war. Erfunden hat der Duden die übliche Rechtschreibung natürlich nicht. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer jahrhundertelangen Schreibpraxis von unzähligen Menschen, die sich sehr wohl etwas dabei gedacht haben, wenn sie groß und klein, getrennt und zusammenschrieben, Kommas und Anführungszeichen setzten. Die Zweite Orthographische Konferenz zu Beginn des Jahrhunderts hat keinerlei Neuerungen gebracht, sondern lediglich die regionalen Schulorthographien vereinheitlicht und gegen willkürliche Veränderungen unter Schutz gestellt. Deshalb benötigte sie nur drei Tage und nicht zwanzig Jahre.
Das Ärgerliche am Duden ist, daß er seiner Fehldeutung durch Normfetischisten nicht entgegengewirkt, ja sie im Gegenteil noch gefördert hat. Das wollen wir uns an einigen Beispielen klar machen. Klar machen? Nein, sagt der Duden, klarmachen! Denn getrennt geschrieben wird, wenn klar im urspr. Sinne gebraucht wird, zum Beispiel klar werden (auch vom Wetter). Dagegen gilt Zusammenschreibung, wenn ein neuer Begriff entsteht, z. B. klarwerden: ihm ist sein Irrtum klargeworden. Der Wein wird klar gemacht, das Schiff und der Irrtum werden klargemacht. Aber wenn ich nun die Klarheit der berühmten Kloßbrühe gar nicht als die ursprüngliche Klarheit betrachte, sondern gerade umgekehrt die Klarheit des Gedankens?
Um diesem Unsinn einen Reiz abzugewinnen, müßte man ein Ionesco sein. Das Rechtschreibwörterbuch aber hat den Usus zu beschreiben. Was es den beobachtbaren Tatsachen an Begründungen, Erklärungen, ja auch nur an Regeln, d. h. verallgemeinerten Beschreibungen hinzufügt, ist Theorie und kann falsch sein. Damit wird es unbeachtlich. Denn falsche Theorien kann nicht einmal eine Kultusministerkonferenz verbindlich machen. (Aus diesen Überlegungen geht nebenbei auch hervor, daß das Wörterverzeichnis und nicht das Regelwerk der Kern der Orthographie ist und daß es eine Zumutung war, der Öffentlichkeit jahrelang nur ein neues Regelwerk ohne Wörterbuch zu präsentieren.)
Ein Gedanke kann ebenso wie die Brühe klar sein und klar werden und selbstverständlich auch klar gemacht werden. Das alles ist grammatisch einwandfrei. Es gibt allerdings im Deutschen ein kleines Unterprogramm, wonach Resultativzusätze, wenn sie nicht zu umfangreich sind, mit Verben zusammengeschrieben werden können: kaputtschlagen, blaureiben, gesundrationalisieren, kaltmachen und natürlich auch klarmachen. Mit urspr. Sinn und neuem Begriff hat das überhaupt nichts zu tun.
Wenn man den Duden liest, könnte man tatsächlich meinen, radfahren müsse im Gegensatz zu Auto fahren zusammengeschrieben werden. Die Theorie steht in R 207: Man schreibt ein Substantiv mit einem Verb zusammen, wenn das Substantiv verblaßt ist und die Vorstellung der Tätigkeit überwiegt. Unsere modernen Linguisten haben sich über das Verblassen der Substantive mokiert, wohl kaum mit Recht. (Als kürzlich der schöne Begriff bleaching über den großen Teich zu uns kam, wurde er von denselben Linguisten freudig begrüßt ...) Bei radfahren also herrscht tatsächlich die Vorstellung der Tätigkeit vor, weshalb auch schon zu Beginn des Jahrhunderts das Verb radeln im Duden stand, während die Autofahrer es bis heute nicht zu einer ähnlich gemütvollen Bezeichnung ihrer Fortbewegungsart gebracht haben. Wie dem auch sei - ganz falsch wäre jedenfalls die Folgerung, man dürfe radfahren gar nicht getrennt schreiben. Man kann Auto fahren, Traktor fahren, Roller, Dreirad und Fahrrad fahren und selbstverständlich auch Rad fahren. Die Bezeichnung eines geeigneten Fahrzeugs zusammen mit fahren ergibt immer eine grammatisch zulässige Verbindung. Was die Grammatik erlaubt, kann die Orthographie nicht verbieten. Das ist der Kernsatz einer richtigen Dudenexegese. Nur als besondere Lizenz gibt es auch radfahren. Damit ist den Reformern, wie man sieht, schon ziemlich viel Wind aus den Segeln genommen.
Einmal aufmerksam geworden, entdeckt man, daß fast alle Dudenregeln Kann-Bestimmungen sind, Spielräume eröffnen. Sogar unsere Regel 207 läßt Rad fahren zu. Möge immerhin das verblaßte Substantiv mit dem Verb zusammengeschrieben werden - das unverblaßte bleibt davon unberührt. Es braucht auch nicht eigens im Wörterbuch zu stehen. Traktor fahren steht ja auch nicht drin.
Die Reformer bilden sich ein, dem Bindestrich eine größere Anwendungsbreite verschafft zu haben. Joghurt-Becher, so sagen sie, sei bisher falsch gewesen und werde infolge der Neuregelung richtig sein. Weit gefehlt! R 33 sagt, daß zusammengesetzte Wörter gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben werden. In den folgenden Regeln wird vorgeführt, wie der Bindestrich zur Erhöhung der Übersichtlichkeit oder zur Herausarbeitung eines eigentlichen Sinnes gesetzt werden kann: Druck-Erzeugnis, Hoch-Zeit, be-greifen sind die Originalbeispiele. Folglich ist auch Joghurt-Becher völlig in Ordnung.
Fast alle Bedenken, die man gegen Widersprüche und Haarspaltereien des Duden vorgebracht hat, lassen sich nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation beseitigen.
Daraus ergibt sich von selbst, wie zu verfahren ist, wenn man die von den Kultusministern leichtfertig zerstörte Einheit der deutschen Orthographie wiederherstellen will: Die gewohnten Schreibweisen bleiben gültig, ihre Kodifikation wird - nach dem unwiderruflichen Ende des Dudenprivilegs - auf eine andere, weder kommerziell interessierte noch politisch gebundene Instanz übertragen, damit die Schulen und Verlage etwas haben, woran sie sich halten können. Da es nur um eine Rekonstruktion, das heißt um die Erfassung und Beschreibung des Usus geht und nicht um eine Neukonstruktion, hält die Arbeit sich sehr in Grenzen. Bei der Neufassung der Regeln sollten folgende Grundsätze gelten:
Alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, bleiben richtig.
Darüber hinaus sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer und grundsätzlich liberaler Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen.
Keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, kann orthographisch als falsch gelten.
Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen.
Was bisher für die sogenannte Rechtschreibreform ausgegeben wurde, ist so oder so verlorenes Geld. Die Wiederherstellung normaler Zustände jedenfalls ist kostenlos zu haben. Man muß sie nur wollen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 04.02.2001 um 23.00
Liebe Schriftleitung,
gerade spricht Herr Ickler ein neues Thema, die Groß- und Kleinschreibung, an, und ich würde gern einen Blick sein Regelwerk werfen, surfe aber gerade an der Uni und habe sein Wörterbuch nicht dabei. Ja, ja, ich weiß, das ist nur ein winziges persönliches Problem, aber es wäre vielleicht von allgemeinem Interesse, wenn einmal die Uralt-Version auf der Stammseite (Deutsche Einheitsorthographie) aktualisiert würde.
Lieber Herr Ickler,
mir fällt zum Thema nur eine Kleinigkeit ein. In § 15 (1) fallen die Begriffe Substantivgruppe und Nominalgruppe (der letztere in einer Anmerkung). Es ist doch dasselbe gemeint? Das Wort Substantivgruppe gefällt mir nicht so gut. Es klingt so nach Gruppe von Substantiven.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Matthias Dräger am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
die Darstellung der Rechtschreibung in jüngster Zeit läßt sich wohl in drei Hauptrichtungen gliedern:
1) Duden bis zur 20. Auflage 1991: Man richtet sich nach dem allgemein üblichen Schreibgebrauch. Die Mängel sind überschaubar:
- Manche Einträge entsprechen nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch
- Mit manchen Einträgen versucht die Redaktion, sprachpflegerisch tätig zu werden, ohne daß hierfür durch tatsächliche Verwendung im täglichen Gebrauch ein Anhaltspunkt gegeben wäre (z. B. Schofför, so, bemäntelt als frühere Eindeutschung für Chauffeur, sogar noch in der 22. Auflage 1996!).
Dieser Duden erfreute sich allgemeiner Akzeptanz, wurde allerdings lange nicht in dem Umfang auch tatsächlich benutzt, wie man das auf den ersten Blick annehmen mag. So habe ich in der Schulzeit überhaupt keinen Duden gehabt, und kam selbst als Verleger lange Zeit ohne einen solchen aus. Selbst ein Fachmann wie Prof. Ickler hat bis vor drei Jahren keinen Duden gehabt. Schriftsteller von einigem Format dürften sich kaum an den Duden gehalten haben, die können ja meist schreiben. Aus erster Hand weiß ich dies von Dr. Heinz Ritter, der sich nie um den Duden geschert hat.
Der Duden war vor allem praktisch für die zahlreichen Sekretärinnen, die hier bequem schwierigere Wörter wie Rhythmus und Sauerstoffflasche nachschlagen konnten.
2) Duden ab 21. Auflage: Die Duden-Redaktion versucht, aus neuen, zum Teil willkürlichen Schreibregeln, entsprechende Wörterbucheinträge abzuleiten. Es entsteht in tausenden von Einträgen eine künstliche Rechtschreibung, mit künstlichen Trennungen, die, insbesondere bei der neuen bzw. bereits schon früher gescheiterten ss-Regelung, nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch entsprechen. Diese Schreibweisen werden mit großem Aufwand zur amtlichen Norm erhoben, alle Staatsdiener und natürlich auch die Schulen sollen sich daran halten.
Die schwerwiegenden Mängel dieser Vorgehensweise sind durch die zahllosen Proteste und Einwände dagegen hinreichend dokumentiert, nicht zuletzt auch durch die Einschätzung hierzu von Drosdowski in seinem Brief an Ickler (mafiaähnliche Zustände im Arbeitskreis etc.).
Die Mangelhaftigekeit dieser Vorgehensweise ist auch schon allein aus wirtschaftlichen Gründen erkennbar: Die millionenfach gekaufte 1. Auflage des Reformdudens (1996) ist, da sie nicht an den allgemein üblichen Schreibgebrauch angebunden war, durch neue Erwägungen am Grünen Tisch bereits überholt, Makulatur, und wird in den Buchhandlungen schon zum halben Preis verramscht.
3) Die allgemein übliche Rechtschreibung gemäß Ickler: Ickler folgt praktisch dem Ansatz des Dudens, allerdings mit größerer Sorgfalt, so daß die Einträge im Rechtschreibwörterbuch die tatsächlich gebräuchliche Rechtschreibung zuverlässiger dokumentieren als die Einträge im Duden bis zur 20. Auflage. Zudem verzichtet Ickler auf sprachpflegerische Neuvorschläge (Schofför).
Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist derzeit das einzige Wörterbuch der normalen Rechtschreibung, das man in jeder Buchhandlung (mit einem Tag Wartezeit) kaufen kann. Erste Ansätze einer breiteren Akzeptanz sind erkennbar durch die Aufnahme in den Katalogen von Zweitausendeins (übrigens zeitlich zusammenfallend mit der Rückkehr zur normalen Rechtschreibung in den folgenden Merkheften) und jüngst bei Manufactum (Es gibt sie noch, die guten Dinge...).
Aus all dem ergibt sich: Eine Notwendigkeit für Sie, ein eigenes Wörterbuch zu erstellen, dürfte kaum gegeben sein.
Ihr Vorschlag, Reformkritiker und Reformer sollten sich doch gegenseitig erst einmal die Güte ihrer und die Mangelhaftigkeit der jeweils anderen Rechtschreibung beweisen, geht leider an den tatsächlichen Gegebenheiten völlig vorbei (im übrigen ist dieser Beweis in hinreichender Form von Ickler erbracht worden, z. B. durch seinen Kommentar zur amtlichen Neuregelung, dann auch durch zahlreiche Zeitungsartikel und Beiträge auf dieser Seite). Selbst ein so einleuchtender Beweis, wie eine landesweite Abstimmung über die verschiednen Konzepte, wird von den die Reform betreibenden Kräften vom Tisch gewischt, als sei das nichts. Ich von meiner Seite verspüre nicht das Bedürfnis, mich mit solchen Despoten noch an einen Tisch zu setzen.
In gleicher Weise wird auch die Duden-Redaktion nicht daran denken, zum heutigen Tage ihre traditionelle Rechtschreibung, d. h. ihren Duden aus dem Jahre 1991, fachmännisch zu verteidigen - warum sollte sie das?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Entschuldigen Sie, wenn ich zu Beginn der Diskussion über die Groß- und Kleinschreibung (GKS) gleich spezielle Fragen stelle. Meine Fragen dienen möglicherweise auch der Überleitung vom Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS) zur GKS.
Es geht um Bindestrichschreibungen.
Unabhängig von der durchaus sehr ernstzunehmenden Diskussion über die Verwendung bzw. Tabuisierung von Anglizismen und sonstiger Fremdwortanhäufungen muß der Bereich geregelt werden, denn rigorose Eingriffe des Staates oder selbstauferlegte Zwänge und Vermeidungstaktiken schränken die Vielfalt des Schreibens ein. Um Freiheiten und Alternativen sollte es jedoch auch im Bereich der GKS gehen.
Konkret:
Wie sind folgende substantivische Zusammensetzungen (Wortgruppen...) zu regeln?
Aftershavelotion, Desktoppublishing, Do-it-yourself-Manie, Stand-by-Funktion, New-York-Philomenic-Orchestra, X-Y-Z-Trio, Ami-go-Home-Rufe, Top-come-back
Kann man dafür Faustregeln oder zumindest vage Anleitungen erstellen?
Wie sind daneben folgende Attribute zu behandeln, die ich hier grammatisch zweifelhaft darstelle? (Insbesondere Zusammensetzungen mit Eigennamen bereiten hier Schwierigkeiten)
...ein Auto-fahrender 18-Jähriger, ein Goethe-typisches Zitat, Gauß-gerechte Notenverteilung,
ein Armstrong-reifes Trompetensolo - daneben Ohmsches (Ohmsches) Gesetz...
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Reinhard Markner am 04.02.2001 um 23.00
Diese längst ausgestorbene Schreibung (Erich Kästner verwendetete sie, vielleicht, weil er sie lustig fand) steht auch im Ickler (S. 413). Ich habe den geschätzten Autor auf diese und andere, ähnlich gelagerte Fälle (z. B. Schose statt Chose) bereits hingewiesen und hoffe auf Berücksichtigung in der nächsten Auflage.
Über den Einzelfall hinaus ist das Beispiel vielleicht auch deshalb interessant, weil die Unschärfe des Verweises a. sichtbar wird. Die Einträge lauten : Schofför ; a. Chauffeur -- und umgekehrt. Über die statistische Verteilung der beiden Schreibungen ist damit nichts gesagt. Das halte ich in Fällen, wo die eine Schreibung üblich, die andere exotisch bis obsolet ist, für problematisch, da eine Gleichrangigkeit der beiden Optionen für den Schreiber nicht gegeben ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 04.02.2001 um 23.00
Zunächst zu meinem Geplänkel mit Herrn Riebe. Die Fragen hatten durchaus einen konkreten Sinn. Es zeigt sich nämlich wiederum, daß Herr Riebe zwar penetrant kritisiert, aber die Gegenargumente nicht zur Kenntnis nimmt und vor allem selbst keine bessere Lösung weiß. Vor der Frage, wie er das beanstandete sich satt_essen denn nun entscheiden würde, kneift er ganz einfach: Ich bin kein Sprachpapst. Ich fände es besser, wenn jemand, der es selbst nicht besser weiß, auf (hartnäckige) Kritik verzichtet. Es mutet mich schon merkwürdig an, wie Herr Riebe dauerhaft aufgetreten ist, als ob Professor Ickler schwer von Begriff sei, obwohl Herr Riebe offensichtlich selbst nicht in der Lage ist, die einfachsten - isolierten - Fragen zu beantworten, selbst in denjenigen Fällen, an denen er seinen Protest aufhängt. Wir wissen also nach wie vor nicht, was Herr Riebe konkret will, nicht einmal bei drei beispielhaft zur Konkretisierung vorgeschlagenen Zweifelsfällen. Auch finde ich es seltsam, daß Herr Riebe Professor Ickler immer wieder kritisiert hat, durchaus zu einzelnen Fällen wie sich satt_essen, und einfach behauptet, der Duden habe im großen und ganzen sinnvoll (also besser) entschieden; denn nun wagt Herr Riebe doch wieder nicht, die Duden-Schreibung als Norm zu wählen (und seine früheren Beiträge zur Betonung zu widerrufen) oder umgekehrt sein ebenso ausdauernd beschworenes Betonungskriterium anzuwenden (und sich gegen den Duden zu entscheiden). Das entspricht im Ergebnis nämlich genau dem (künftigen) Eintrag in Professor Icklers Wörterbuch, das seinerseits, wie der Duden es eigentlich hätte tun sollen, den Usus darstellt. Es ist doch einigermaßen verwunderlich, daß Herr Riebe den Duden mit dem Hinweis verteidigt, dieser solle nicht kritisiert werden, ohne daß er die Gelegenheit zur Stellungnahme hätte, während Professor Ickler anscheinend für die Riebeschen Nachhilfestunden ein bedürftiger Adressat sein soll, wobei sogar dessen eigene Texte gegen ihn aufgeboten werden - so als habe sich nicht der Duden, sondern Professor Ickler in eine Unzahl von Widersprüchen verwickelt.
Es ist nicht so, daß ich das Anliegen von Herr Riebe (zuviel Liberalität) unberechtigt fände - das habe ich ihm auch geschrieben. Ich hatte ja auch die Meinung hier im Forum zum Ausdruck gebracht, daß das Wörterbuch grundsätzlich schon verkompliziert werden könnte. Also mehr als bisher Differenzierung, Präzisierung. So ließe sich das undifferenzierte auch an nicht wenigen Stellen durch ein präziseres meist, überwiegend, seltener o. ä. ersetzen. Das ist aber im Ergebnis, wie gesagt, komplizierter, es ist aus systematischer Sicht problematisch (Wo gilt noch meist, wo nur überwiegend? usw.), es erhöht den Nachschlage- und Lernaufwand beträchtlich, falls diese Qualifizierungen überhaupt bedeutsam sein sollen, und nicht zuletzt muß dem ein enormer Untersuchungsaufwand vorausgehen, wobei immer noch Fragen zur Repräsentativität der ausgewerteten Texte offen bleiben, das heißt, daß eher wieder weniger Befriedigung ermöglicht wird, wenn man will, daß die Auskunft des Wörterbuchs zuverlässig sein soll. Jedenfalls können wir dazu keine Belehrungsfeldzüge der Art Die Betonung muß unbedingt beachtet werden! oder Um Gottes Willen nicht einen bisher eindeutigen Duden-Eintrag nicht mit einer Variante anreichern! brauchen, so als ob Professor Ickler sich noch keine Gedanken zur Betonung oder zur grundsätzlichen Problematik der Differenzierung gemacht hätte. Ich gebe aber Herrn Riebe insoweit recht, als es ein verbreitetes Bedürfnis gibt, möglichst wenig undifferenzierte Varianten angeboten zu bekommen - nämlich dann, wenn man schon nachschlägt, oder auch dann, wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß zwei Varianten kaum je vollkommen austauschbar sind, was ja oft auch zutrifft. Der Beitrag zu Schofför veranschaulicht dies noch einmal. Wenn ich Professor Ickler richtig verstanden habe, sollen solche (relativ leicht und problemlos) durchführbaren Differenzierungen wie zum Beispiel Chauffeur, selten auch Schofför in eine künftige Ausgabe einfließen; im wesentlichen sei es der riesige Arbeitsaufwand gewesen, der das bisher verhindert habe. Ich meine, man muß vor der Gewissenhaftigkeit des Verfassers und Bearbeiters wirklich voll Staunen den Hut ziehen (Motto: Man muß alles nachprüfen) und sollte sich dies noch einmal vor Augen führen, bevor man auf Professor Ickler herumhackt, als sei er ein verirrter Dogmatiker oder ein unsensibler Schlamper. Ich denke, daß künftig ein Kompromiß möglich sein wird, der einerseits dem Bedürfnis nach Präzision und Differenzierung mehr Rechnung trägt, andererseits aber dem Benutzer, wie eben auch jetzt schon, zumuten muß, zur Kenntnis zu nehmen, daß es in vielen Fällen mehrere verbreitete und berechtigte Varianten gibt, bei denen eine erschöpfende Differenzierung unter dem Strich zu viele Nachteile hätte, wenn sie nicht sogar unmöglich ist.
Zur GKS. Wer die Überschrift Wovon die Rede ist im Hinterkopf behalten hat, während er den bisherigen Text dieses Beitrags las, hatte damit wohl kaum Schwierigkeiten, indem er diesen Titel einfach auf den ganzen Text bezog - und nicht nur auf die Substantive und Eigennamen! Das heißt, die Formulierung ist, meine ich, schon ein bißchen mißverständlich. Was bedeutet es, daß sie bewußt vage gehalten sein soll - welche Vorteile hat diese Vagheit? Man könnte die Schwierigkeit beim Verstehen (die dem neuen Aha-Effekt gegenübersteht)so interpretieren, daß der Ausdruck wovon die Rede ist scheinbar das Kriterium ganz im Bereich der Semantik ansiedelt, obwohl doch am Ende grammatische Kriterien den Ausschlag geben, was von all dem, wovon in dem Text die Rede ist, dasjenige sein soll, ein Substantiv ist.
Ein Beispielsatz: Der Philosoph trank unablässig Wasser und weinte über seinen toten Freund. Ist hier den von drei Dingen die Rede: Philosoph, Wasser, Freund? Ist nicht genausoviel die Rede vom Trinken und vom Freund? Interessiert hier nicht eher, was der Philosoph mit dem Wasser macht (nicht darin baden, es nicht aus der Zisterne schöpfen, es nicht auf die Tomaten gießen, sondern trinken) und warum er weint: nicht weil sein Freund krank, geschieden, veschollen, gedemütigt ist, sondern tot? Ich habe einmal die interessante Meinung gelesen, nicht das Substantiv sei das Hauptwort, sondern in Wirklichkeit das Verb: Erst mit ihm kommt Leben in die Bude. Man könnte sagen - das ist mein Bild für den Sachverhalt - die Substantive wurden im Rahmen der Schöpfung alle von Gott in die Welt gestellt, aber es passierte nichts. Dann sagte er: Nun macht mal, meine Geschöpfe! Dann kamen die Verben hinzu, dann wurde es lebendig und interessant. So gesehen, sind die Substantive tot ohne die Verben. Kann man das Lebendige in einem Text derart unter das Tote herabstufen, daß man sagt, von ihm sei nicht die Rede?
Ich habe auch Bedenken, wenn die Kleinschreibung bei thematischer Herabstufung als mehr oder weniger regelhaft dargestellt wird, so auf Seite 21: darum wird auch dies klein geschrieben. Denn es besteht doch thematisch/semantisch wenig Unterschied zwischen im allgemeinen (= allgemein), in Kürze (= bald), im Prinzip (= grundsätzlich), am Ende (= zuletzt). Der Unterschied ist offensichtlich, daß es sich bei im allgemeinen nicht um ein Substantiv handelt, sondern um ein (durch den Artikel substantiviertes) Adjektiv, in den anderen Fällen um echte Substantive. Hier liegt also die thematische Herabstufung im Streit mit der grammatischen Substantivierung, aber eben nur bei ursprünglichen Adjektiven und Partizipien. Anders gesagt, bei diesem Zweifelsfall geht es nicht unbedingt um Herabstufung, sondern eher darum, daß die semantische Qualität dazu führen kann, daß die grammatische Heraufstufung unterbleibt. Insofern ist es ein wenig mißverständlich und zu grob gestrickt, daß auf Seite 21 (zu allgemein) von Subststantiven die Rede ist, bei denen (hier unnötig vage) die Neigung bestehe, sie bei thematischer Herabstufung klein zu schreiben, und erläutert wird der zweite von zwei Fällen mit Hilfe von herabgestuften Substantivierungen. Erst anschließend auf Seite 22 ist von Adjektiven die Rede, obwohl dies auf den vorherigen Abschnitt ebenso zutrifft. Meiner Ansicht nach war, was diese Fälle betrifft, der Duden exakter, indem er gleich die in Frage kommenden Wortarten für diesen Übergangsbereich benannte.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Herr Wrase stellt die Fragen, die hier gestellt werden müssen.
Die GKS hat sich in groben Zügen so entwickelt: Ehrende Großschreibung heiliger Wörter, unabhängig von der Wortart. Bevorzugt bei Eigennamen, Gottesnamen, daher allmählich die Entdeckung, daß man Substantive groß schrieb, Systematisierung dieser wortartbezogenen GKS. Später Überformung dieser GKS durch eine textlinguistische Intuition, wie ich sie bewußt vage formuliert habe. Heute befinden wir uns in einer Übergangsphase. Die wortartbezogene GKS gilt zwar noch, aber die modernere textsemantische hat schon so viele Ausnahmen geschaffen, daß gerade dies den Anstoß zur Reform geben konnte. Meine Textregel macht sowohl die unregelmäßigen Großschreibungen (Schwarzer Peter) als auch die unregelmäßigen Kleinschreibungen (der folgende, auf seiten) verständlich. Wer kann das besser?
Substantivierungen ergeben Substantive, lieber Herr Wrase, die oft erwähnten Pseudosubstantive gibt es nicht. Sie bestehen meist sogar die primitive Artikelprobe und haben ein festes Genus.
Die Verben (in der Personalform) sind semantisch verhältnismäßig unwichtig, sie strukturieren den Satz syntaktisch und sind damit voll ausgelastet. Daher neigt man ja auch zur Auflösung in Substantive und unbedeutende, eher grammatische Verben: zum Verkauf bringen (statt verkaufen) usw.
Ich glaube also tatsächlich, daß die Einbeziehung textsemantischer Gesichtspunkte eine Bereicherung der Diskussion um die GKS ist. Man beschreibt damit eine Tendenz, mehr nicht, aber eine reale und daher nicht zu vernachlässigende.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Die Hinweise von Herrn Markner sind dankbar vermerkt worden und werden noch gründlich bearbeitet. Ich bin noch unschlüssig, was Schofför und Schose angeht. Die Notation a. bedeutet ja nicht Gleichwertigkeit oder Gleichhäufigkeit. Zur saloppen Stilschicht, der Schose angehört, paßt die Eindeutschung eigentlich ganz gut. Ich werde aber nach näherer Prüfung auch nicht unbedingt darauf bestehen. Es gibt ja noch viele andere Eindeutschungen in diesem etwas normfernen Bereich, die nicht im Wörterbuch stehen müssen. Interessant, daß die immer noch verbreitete Eindeutschung Frisör auch schon wieder auf dem Rückzug ist, ebenso wie die Werbung ständig von Cigaretten spricht, die deutsche Sprache kennt aber praktisch nur Zigaretten. Sieht wohl nicht weltläufig genug aus.
Zur Bindestrichschreibung in Verbindung mit der GKS ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich habe das Ganze ja bewußt unter die GZS subsumiert und erstmals wieder die Einheit des Bindestrichs (ob Ergänzungs- oder Erläuterungsbindestrich) wiederhergestellt.
Ein besonderes Problem sind Entlehnungen aus dem Englischen. Sie werden, wie besonders H. H. Munske gezeigt hat, grundsätzlich anders behandelt als Entlehnungen aus anderen Sprachen (nämlich mit mehr Großschreibung von Substantiven - offenbar empfindet man Englisch eher als einen deutschen Dialekt ...). Die Neuregelung hat das nur implizit berücksichtigt. Vgl. bei mir § 15 (3) Anm.! Bei Durchkoppelung gilt aber meistens: erster und letzter Bestandteil groß, alles andere klein, wenn es in der Herkunftssprach auch klein geschrieben wird (also keine Eigennamen). Folglich After-shave-Lotion. (Ebenso einheimische Wörter in Durchkopplung: § 15 (4))
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 04.02.2001 um 23.00
Ich habe im Gegensatz zu Herrn Wrase weniger Probleme mit der (jawohl: semantischen, nicht grammatischen) Deutung der Substantivkleinschreibung als thematische Herabstufung. Allerdings störe ich mich ein wenig am Begriff Entsubstantivierung (s. § 15, Vorbemerkung, dort die Anmerkung). Handelt es sich z.B. bei im allgemeinen tatsächlich um eine Entsubstantivierung? Nun ja, ich will keine Wortklauberei betreiben.
Zur Formulierung wovon die Rede ist: Diese wirkt in der Kurzen Anleitung zum rechten Schreiben tatsächlich etwas schwammig, weil dort nicht, wie in § 15, der Begriff der Redegegenstände eingeführt wird. Vielleicht sollte etwas näher ausgeführt werden, was gemeint ist.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Christian Dörner am 04.02.2001 um 23.00
Herr Markner hat durchaus recht, daß diese Schreibweise nicht besonders häufig anzutreffen war. Trotzdem ist ja eines der Grundkonzepte des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler, alle Schreibweisen des Duden von 1991 weitergelten zu lassen. Insofern sollte man auch unübliche Schreibweisen nicht entfernen. Denn dies bedeute ja, eine Auswahl der im Duden erlaubten Schreibweisen zu treffen, und würde auf eine eigene Reform hinauslaufen (Ickler). Wir wollen weiterhin schreiben wie bisher, also keine eigene Reform produzieren. Daß man auf Üblichkeit oder Unüblichkeit durch eine kurze Empfehlung hinweisen kann, habe ich ja schon oft genug gesagt.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 04.02.2001 um 23.00
Wir wollen weiterhin so schreiben wie bisher, also schreiben wir weiterhin Chauffeur. So einfach ist das. Es hat überhaupt keinen Sinn, die Fehler, Schlampigkeiten und Deutschtümeleien der Duden-Redaktion heiligzusprechen.
Ob übrigens zur Stilebene von die ganze Chose (das Wort begegnet in aller Regel in dieser Wendung) die Eindeutschung paßt oder nicht, scheint mir eine recht müßige Überlegung. Mich würde Schofför auch weniger stören als Debüt es tut. Aber Debüt ist nun einmal üblich, außer in der Schweiz, was aber in allen Wörterbüchern unterschlagen wird. (Aber das ist ein anderes Thema.)
Reinhard Markner (Liga gegen die Verächter der französischen Sprache)
eingetragen von Dominik Schumacher am 04.02.2001 um 23.00
Vor drei Jahren wußten wir selbst noch nicht, was www und Internet bedeuten. In wenigen Tagen laufen diese Rechtschreibseiten 2 Jahre. Das waren Tage und Wochen voller Wünsche, voller Arbeit und manchmal mit weit heraushängender Zunge.
Statt vieler Worte:
Wir laden ein zu einem nächsten Schritt, zu einer Ergänzung dieser Seiten durch echte Datenbanktechnik. Bald nach den ersten Schwimmübungen werden wir das lange ersehnte Forum für Dokumente öffnen. Ungewohnt wird die Anmeldung sein, ohne die nicht geschrieben, wohl aber gelesen und gesucht werden kann. Dank zugrundeliegender Datenbank kann alles an einer Stelle durchsucht und an genau dieser einen Stelle schnell gefunden werden.
(Angesichts der Kälte des Wassers hilft manchmal der Gedanke an das trockene Handtuch.) Also hinein:
Für die www.rechtschreibreform.com-Techniker:
DS@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Die Ankündigung, alles aus dem alten Duden weiterhin gültig sein zu lassen, muß mit dem berühmten Körnchen Salz verstanden werden. Natürlich klebe ich nicht dogmatischer als der Duden selbst an seinen einmal gemachten Vorschlägen. Darauf kommt es bei Schofför nicht an. Die Eindeutschung liegt zwar ganz auf der Linie der Sprachentwicklung, aber auch das Umgekehrte kommt vor. Entscheidend ist die Beleglage. Wer keine anderen Texte durchsuchen kann, sollte mal bei google oder solchen Suchmaschinen nachsehen und dann die Belege genauer untersuchen. Ich bin, wie gesagt, mit diesen Fragen noch nicht fertig.
Damit möchte ich meine Einträge im alten Gästebuch abschließen und mich von jetzt an im neuen Forum vernehmen lassen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Herr Wrase stellt die Fragen, die hier gestellt werden müssen.
Die GKS hat sich in groben Zügen so entwickelt: Ehrende Großschreibung heiliger Wörter, unabhängig von der Wortart. Bevorzugt bei Eigennamen, Gottesnamen, daher allmählich die Entdeckung, daß man Substantive groß schrieb, Systematisierung dieser wortartbezogenen GKS. Später Überformung dieser GKS durch eine textlinguistische Intuition, wie ich sie bewußt vage formuliert habe. Heute befinden wir uns in einer Übergangsphase. Die wortartbezogene GKS gilt zwar noch, aber die modernere textsemantische hat schon so viele Ausnahmen geschaffen, daß gerade dies den Anstoß zur Reform geben konnte. Meine Textregel macht sowohl die unregelmäßigen Großschreibungen (Schwarzer Peter) als auch die unregelmäßigen Kleinschreibungen (der folgende, auf seiten) verständlich. Wer kann das besser?
Substantivierungen ergeben Substantive, lieber Herr Wrase, die oft erwähnten Pseudosubstantive gibt es nicht. Sie bestehen meist sogar die primitive Artikelprobe und haben ein festes Genus.
Die Verben (in der Personalform) sind semantisch verhältnismäßig unwichtig, sie strukturieren den Satz syntaktisch und sind damit voll ausgelastet. Daher neigt man ja auch zur Auflösung in Substantive und unbedeutende, eher grammatische Verben: zum Verkauf bringen (statt verkaufen) usw.
Ich glaube also tatsächlich, daß die Einbeziehung textsemantischer Gesichtspunkte eine Bereicherung der Diskussion um die GKS ist. Man beschreibt damit eine Tendenz, mehr nicht, aber eine reale und daher nicht zu vernachlässigende.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 04.02.2001 um 23.00
Wir wollen weiterhin so schreiben wie bisher, also schreiben wir weiterhin Chauffeur. So einfach ist das. Es hat überhaupt keinen Sinn, die Fehler, Schlampigkeiten und Deutschtümeleien der Duden-Redaktion heiligzusprechen.
Ob übrigens zur Stilebene von die ganze Chose (das Wort begegnet in aller Regel in dieser Wendung) die Eindeutschung paßt oder nicht, scheint mir eine recht müßige Überlegung. Mich würde Schofför auch weniger stören als Debüt es tut. Aber Debüt ist nun einmal üblich, außer in der Schweiz, was aber in allen Wörterbüchern unterschlagen wird. (Aber das ist ein anderes Thema.)
Reinhard Markner (Liga gegen die Verächter der französischen Sprache)
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Die Hinweise von Herrn Markner sind dankbar vermerkt worden und werden noch gründlich bearbeitet. Ich bin noch unschlüssig, was Schofför und Schose angeht. Die Notation a. bedeutet ja nicht Gleichwertigkeit oder Gleichhäufigkeit. Zur saloppen Stilschicht, der Schose angehört, paßt die Eindeutschung eigentlich ganz gut. Ich werde aber nach näherer Prüfung auch nicht unbedingt darauf bestehen. Es gibt ja noch viele andere Eindeutschungen in diesem etwas normfernen Bereich, die nicht im Wörterbuch stehen müssen. Interessant, daß die immer noch verbreitete Eindeutschung Frisör auch schon wieder auf dem Rückzug ist, ebenso wie die Werbung ständig von Cigaretten spricht, die deutsche Sprache kennt aber praktisch nur Zigaretten. Sieht wohl nicht weltläufig genug aus.
Zur Bindestrichschreibung in Verbindung mit der GKS ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich habe das Ganze ja bewußt unter die GZS subsumiert und erstmals wieder die Einheit des Bindestrichs (ob Ergänzungs- oder Erläuterungsbindestrich) wiederhergestellt.
Ein besonderes Problem sind Entlehnungen aus dem Englischen. Sie werden, wie besonders H. H. Munske gezeigt hat, grundsätzlich anders behandelt als Entlehnungen aus anderen Sprachen (nämlich mit mehr Großschreibung von Substantiven - offenbar empfindet man Englisch eher als einen deutschen Dialekt ...). Die Neuregelung hat das nur implizit berücksichtigt. Vgl. bei mir § 15 (3) Anm.! Bei Durchkoppelung gilt aber meistens: erster und letzter Bestandteil groß, alles andere klein, wenn es in der Herkunftssprach auch klein geschrieben wird (also keine Eigennamen). Folglich After-shave-Lotion. (Ebenso einheimische Wörter in Durchkopplung: § 15 (4))
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 04.02.2001 um 23.00
Ich habe im Gegensatz zu Herrn Wrase weniger Probleme mit der (jawohl: semantischen, nicht grammatischen) Deutung der Substantivkleinschreibung als thematische Herabstufung. Allerdings störe ich mich ein wenig am Begriff Entsubstantivierung (s. § 15, Vorbemerkung, dort die Anmerkung). Handelt es sich z.B. bei im allgemeinen tatsächlich um eine Entsubstantivierung? Nun ja, ich will keine Wortklauberei betreiben.
Zur Formulierung wovon die Rede ist: Diese wirkt in der Kurzen Anleitung zum rechten Schreiben tatsächlich etwas schwammig, weil dort nicht, wie in § 15, der Begriff der Redegegenstände eingeführt wird. Vielleicht sollte etwas näher ausgeführt werden, was gemeint ist.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Christian Dörner am 04.02.2001 um 23.00
Herr Markner hat durchaus recht, daß diese Schreibweise nicht besonders häufig anzutreffen war. Trotzdem ist ja eines der Grundkonzepte des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler, alle Schreibweisen des Duden von 1991 weitergelten zu lassen. Insofern sollte man auch unübliche Schreibweisen nicht entfernen. Denn dies bedeute ja, eine Auswahl der im Duden erlaubten Schreibweisen zu treffen, und würde auf eine eigene Reform hinauslaufen (Ickler). Wir wollen weiterhin schreiben wie bisher, also keine eigene Reform produzieren. Daß man auf Üblichkeit oder Unüblichkeit durch eine kurze Empfehlung hinweisen kann, habe ich ja schon oft genug gesagt.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Dominik Schumacher am 04.02.2001 um 23.00
Vor drei Jahren wußten wir selbst noch nicht, was www und Internet bedeuten. In wenigen Tagen laufen diese Rechtschreibseiten 2 Jahre. Das waren Tage und Wochen voller Wünsche, voller Arbeit und manchmal mit weit heraushängender Zunge.
Statt vieler Worte:
Wir laden ein zu einem nächsten Schritt, zu einer Ergänzung dieser Seiten durch echte Datenbanktechnik. Bald nach den ersten Schwimmübungen werden wir das lange ersehnte Forum für Dokumente öffnen. Ungewohnt wird die Anmeldung sein, ohne die nicht geschrieben, wohl aber gelesen und gesucht werden kann. Dank zugrundeliegender Datenbank kann alles an einer Stelle durchsucht und an genau dieser einen Stelle schnell gefunden werden.
(Angesichts der Kälte des Wassers hilft manchmal der Gedanke an das trockene Handtuch.) Also hinein:
Für die www.rechtschreibreform.com-Techniker:
DS@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Die Ankündigung, alles aus dem alten Duden weiterhin gültig sein zu lassen, muß mit dem berühmten Körnchen Salz verstanden werden. Natürlich klebe ich nicht dogmatischer als der Duden selbst an seinen einmal gemachten Vorschlägen. Darauf kommt es bei Schofför nicht an. Die Eindeutschung liegt zwar ganz auf der Linie der Sprachentwicklung, aber auch das Umgekehrte kommt vor. Entscheidend ist die Beleglage. Wer keine anderen Texte durchsuchen kann, sollte mal bei google oder solchen Suchmaschinen nachsehen und dann die Belege genauer untersuchen. Ich bin, wie gesagt, mit diesen Fragen noch nicht fertig.
Damit möchte ich meine Einträge im alten Gästebuch abschließen und mich von jetzt an im neuen Forum vernehmen lassen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 04.02.2001 um 23.00
Zunächst zu meinem Geplänkel mit Herrn Riebe. Die Fragen hatten durchaus einen konkreten Sinn. Es zeigt sich nämlich wiederum, daß Herr Riebe zwar penetrant kritisiert, aber die Gegenargumente nicht zur Kenntnis nimmt und vor allem selbst keine bessere Lösung weiß. Vor der Frage, wie er das beanstandete sich satt_essen denn nun entscheiden würde, kneift er ganz einfach: Ich bin kein Sprachpapst. Ich fände es besser, wenn jemand, der es selbst nicht besser weiß, auf (hartnäckige) Kritik verzichtet. Es mutet mich schon merkwürdig an, wie Herr Riebe dauerhaft aufgetreten ist, als ob Professor Ickler schwer von Begriff sei, obwohl Herr Riebe offensichtlich selbst nicht in der Lage ist, die einfachsten - isolierten - Fragen zu beantworten, selbst in denjenigen Fällen, an denen er seinen Protest aufhängt. Wir wissen also nach wie vor nicht, was Herr Riebe konkret will, nicht einmal bei drei beispielhaft zur Konkretisierung vorgeschlagenen Zweifelsfällen. Auch finde ich es seltsam, daß Herr Riebe Professor Ickler immer wieder kritisiert hat, durchaus zu einzelnen Fällen wie sich satt_essen, und einfach behauptet, der Duden habe im großen und ganzen sinnvoll (also besser) entschieden; denn nun wagt Herr Riebe doch wieder nicht, die Duden-Schreibung als Norm zu wählen (und seine früheren Beiträge zur Betonung zu widerrufen) oder umgekehrt sein ebenso ausdauernd beschworenes Betonungskriterium anzuwenden (und sich gegen den Duden zu entscheiden). Das entspricht im Ergebnis nämlich genau dem (künftigen) Eintrag in Professor Icklers Wörterbuch, das seinerseits, wie der Duden es eigentlich hätte tun sollen, den Usus darstellt. Es ist doch einigermaßen verwunderlich, daß Herr Riebe den Duden mit dem Hinweis verteidigt, dieser solle nicht kritisiert werden, ohne daß er die Gelegenheit zur Stellungnahme hätte, während Professor Ickler anscheinend für die Riebeschen Nachhilfestunden ein bedürftiger Adressat sein soll, wobei sogar dessen eigene Texte gegen ihn aufgeboten werden - so als habe sich nicht der Duden, sondern Professor Ickler in eine Unzahl von Widersprüchen verwickelt.
Es ist nicht so, daß ich das Anliegen von Herr Riebe (zuviel Liberalität) unberechtigt fände - das habe ich ihm auch geschrieben. Ich hatte ja auch die Meinung hier im Forum zum Ausdruck gebracht, daß das Wörterbuch grundsätzlich schon verkompliziert werden könnte. Also mehr als bisher Differenzierung, Präzisierung. So ließe sich das undifferenzierte auch an nicht wenigen Stellen durch ein präziseres meist, überwiegend, seltener o. ä. ersetzen. Das ist aber im Ergebnis, wie gesagt, komplizierter, es ist aus systematischer Sicht problematisch (Wo gilt noch meist, wo nur überwiegend? usw.), es erhöht den Nachschlage- und Lernaufwand beträchtlich, falls diese Qualifizierungen überhaupt bedeutsam sein sollen, und nicht zuletzt muß dem ein enormer Untersuchungsaufwand vorausgehen, wobei immer noch Fragen zur Repräsentativität der ausgewerteten Texte offen bleiben, das heißt, daß eher wieder weniger Befriedigung ermöglicht wird, wenn man will, daß die Auskunft des Wörterbuchs zuverlässig sein soll. Jedenfalls können wir dazu keine Belehrungsfeldzüge der Art Die Betonung muß unbedingt beachtet werden! oder Um Gottes Willen nicht einen bisher eindeutigen Duden-Eintrag nicht mit einer Variante anreichern! brauchen, so als ob Professor Ickler sich noch keine Gedanken zur Betonung oder zur grundsätzlichen Problematik der Differenzierung gemacht hätte. Ich gebe aber Herrn Riebe insoweit recht, als es ein verbreitetes Bedürfnis gibt, möglichst wenig undifferenzierte Varianten angeboten zu bekommen - nämlich dann, wenn man schon nachschlägt, oder auch dann, wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß zwei Varianten kaum je vollkommen austauschbar sind, was ja oft auch zutrifft. Der Beitrag zu Schofför veranschaulicht dies noch einmal. Wenn ich Professor Ickler richtig verstanden habe, sollen solche (relativ leicht und problemlos) durchführbaren Differenzierungen wie zum Beispiel Chauffeur, selten auch Schofför in eine künftige Ausgabe einfließen; im wesentlichen sei es der riesige Arbeitsaufwand gewesen, der das bisher verhindert habe. Ich meine, man muß vor der Gewissenhaftigkeit des Verfassers und Bearbeiters wirklich voll Staunen den Hut ziehen (Motto: Man muß alles nachprüfen) und sollte sich dies noch einmal vor Augen führen, bevor man auf Professor Ickler herumhackt, als sei er ein verirrter Dogmatiker oder ein unsensibler Schlamper. Ich denke, daß künftig ein Kompromiß möglich sein wird, der einerseits dem Bedürfnis nach Präzision und Differenzierung mehr Rechnung trägt, andererseits aber dem Benutzer, wie eben auch jetzt schon, zumuten muß, zur Kenntnis zu nehmen, daß es in vielen Fällen mehrere verbreitete und berechtigte Varianten gibt, bei denen eine erschöpfende Differenzierung unter dem Strich zu viele Nachteile hätte, wenn sie nicht sogar unmöglich ist.
Zur GKS. Wer die Überschrift Wovon die Rede ist im Hinterkopf behalten hat, während er den bisherigen Text dieses Beitrags las, hatte damit wohl kaum Schwierigkeiten, indem er diesen Titel einfach auf den ganzen Text bezog - und nicht nur auf die Substantive und Eigennamen! Das heißt, die Formulierung ist, meine ich, schon ein bißchen mißverständlich. Was bedeutet es, daß sie bewußt vage gehalten sein soll - welche Vorteile hat diese Vagheit? Man könnte die Schwierigkeit beim Verstehen (die dem neuen Aha-Effekt gegenübersteht)so interpretieren, daß der Ausdruck wovon die Rede ist scheinbar das Kriterium ganz im Bereich der Semantik ansiedelt, obwohl doch am Ende grammatische Kriterien den Ausschlag geben, was von all dem, wovon in dem Text die Rede ist, dasjenige sein soll, ein Substantiv ist.
Ein Beispielsatz: Der Philosoph trank unablässig Wasser und weinte über seinen toten Freund. Ist hier den von drei Dingen die Rede: Philosoph, Wasser, Freund? Ist nicht genausoviel die Rede vom Trinken und vom Freund? Interessiert hier nicht eher, was der Philosoph mit dem Wasser macht (nicht darin baden, es nicht aus der Zisterne schöpfen, es nicht auf die Tomaten gießen, sondern trinken) und warum er weint: nicht weil sein Freund krank, geschieden, veschollen, gedemütigt ist, sondern tot? Ich habe einmal die interessante Meinung gelesen, nicht das Substantiv sei das Hauptwort, sondern in Wirklichkeit das Verb: Erst mit ihm kommt Leben in die Bude. Man könnte sagen - das ist mein Bild für den Sachverhalt - die Substantive wurden im Rahmen der Schöpfung alle von Gott in die Welt gestellt, aber es passierte nichts. Dann sagte er: Nun macht mal, meine Geschöpfe! Dann kamen die Verben hinzu, dann wurde es lebendig und interessant. So gesehen, sind die Substantive tot ohne die Verben. Kann man das Lebendige in einem Text derart unter das Tote herabstufen, daß man sagt, von ihm sei nicht die Rede?
Ich habe auch Bedenken, wenn die Kleinschreibung bei thematischer Herabstufung als mehr oder weniger regelhaft dargestellt wird, so auf Seite 21: darum wird auch dies klein geschrieben. Denn es besteht doch thematisch/semantisch wenig Unterschied zwischen im allgemeinen (= allgemein), in Kürze (= bald), im Prinzip (= grundsätzlich), am Ende (= zuletzt). Der Unterschied ist offensichtlich, daß es sich bei im allgemeinen nicht um ein Substantiv handelt, sondern um ein (durch den Artikel substantiviertes) Adjektiv, in den anderen Fällen um echte Substantive. Hier liegt also die thematische Herabstufung im Streit mit der grammatischen Substantivierung, aber eben nur bei ursprünglichen Adjektiven und Partizipien. Anders gesagt, bei diesem Zweifelsfall geht es nicht unbedingt um Herabstufung, sondern eher darum, daß die semantische Qualität dazu führen kann, daß die grammatische Heraufstufung unterbleibt. Insofern ist es ein wenig mißverständlich und zu grob gestrickt, daß auf Seite 21 (zu allgemein) von Subststantiven die Rede ist, bei denen (hier unnötig vage) die Neigung bestehe, sie bei thematischer Herabstufung klein zu schreiben, und erläutert wird der zweite von zwei Fällen mit Hilfe von herabgestuften Substantivierungen. Erst anschließend auf Seite 22 ist von Adjektiven die Rede, obwohl dies auf den vorherigen Abschnitt ebenso zutrifft. Meiner Ansicht nach war, was diese Fälle betrifft, der Duden exakter, indem er gleich die in Frage kommenden Wortarten für diesen Übergangsbereich benannte.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Reinhard Markner am 04.02.2001 um 23.00
Diese längst ausgestorbene Schreibung (Erich Kästner verwendetete sie, vielleicht, weil er sie lustig fand) steht auch im Ickler (S. 413). Ich habe den geschätzten Autor auf diese und andere, ähnlich gelagerte Fälle (z. B. Schose statt Chose) bereits hingewiesen und hoffe auf Berücksichtigung in der nächsten Auflage.
Über den Einzelfall hinaus ist das Beispiel vielleicht auch deshalb interessant, weil die Unschärfe des Verweises a. sichtbar wird. Die Einträge lauten : Schofför ; a. Chauffeur -- und umgekehrt. Über die statistische Verteilung der beiden Schreibungen ist damit nichts gesagt. Das halte ich in Fällen, wo die eine Schreibung üblich, die andere exotisch bis obsolet ist, für problematisch, da eine Gleichrangigkeit der beiden Optionen für den Schreiber nicht gegeben ist.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2001 um 23.00
Liebe Kombattanten,
da die Diskussion über Grundsatzfragen und mein Wörterbuch immer noch weiterzugehen scheint, möchte ich hier noch einmal meinen programmatischen Artikel abdrucken, der am 14.11.1997, also zu Beginn meiner Wörterbucharbeit, in der F.A.Z. erschienen ist. Vielleicht ist es neben dem Vorwort die deutlichste Erklärung dessen, was ich eigentlich gewollt habe. Ich brauche nicht immer wieder zu sagen, daß ich mein Rechtschreibwörterbuch nicht für perfekt halte. An der Verbesserung wird gearbeitet. (Danke für die Spenden!) Ich bitte nochmals darum, die bewährte Rechtschreibung, für die wir alle kämpfen, nicht mit der alten Dudenvorschrift zu verwechseln. Die Dudenredakteure tun das auch nicht. Sie finden, das darf ich wohl sagen, mein Konzept durchaus richtig, es stimmt grundsätzlich mit ihrem eigenen überein. Man braucht also nicht päpstlicher als der Papst zu sein und überholte Dudeneinträge zu verteidigen, die bei nächster Gelegenheit überarbeitet worden wären, wenn nicht die Reform dazwischengekommen wäre, die den Duden in Existenznot gebracht hat. Und nun mein alter FAZ-Beitrag:
Die deutsche Orthographie ist geregelt. Täglich werden Hunderttausende von Texten gedruckt und geschrieben, die genau dieselben Schreibweisen befolgen, wie sie in Millionen von Büchern bereits vorliegen. Es gibt einen Usus, der in seinem Kernbestand fraglos gilt und bisher vom Duden schlecht und recht beschrieben war. Erfunden hat der Duden die übliche Rechtschreibung natürlich nicht. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer jahrhundertelangen Schreibpraxis von unzähligen Menschen, die sich sehr wohl etwas dabei gedacht haben, wenn sie groß und klein, getrennt und zusammenschrieben, Kommas und Anführungszeichen setzten. Die Zweite Orthographische Konferenz zu Beginn des Jahrhunderts hat keinerlei Neuerungen gebracht, sondern lediglich die regionalen Schulorthographien vereinheitlicht und gegen willkürliche Veränderungen unter Schutz gestellt. Deshalb benötigte sie nur drei Tage und nicht zwanzig Jahre.
Das Ärgerliche am Duden ist, daß er seiner Fehldeutung durch Normfetischisten nicht entgegengewirkt, ja sie im Gegenteil noch gefördert hat. Das wollen wir uns an einigen Beispielen klar machen. Klar machen? Nein, sagt der Duden, klarmachen! Denn getrennt geschrieben wird, wenn klar im urspr. Sinne gebraucht wird, zum Beispiel klar werden (auch vom Wetter). Dagegen gilt Zusammenschreibung, wenn ein neuer Begriff entsteht, z. B. klarwerden: ihm ist sein Irrtum klargeworden. Der Wein wird klar gemacht, das Schiff und der Irrtum werden klargemacht. Aber wenn ich nun die Klarheit der berühmten Kloßbrühe gar nicht als die ursprüngliche Klarheit betrachte, sondern gerade umgekehrt die Klarheit des Gedankens?
Um diesem Unsinn einen Reiz abzugewinnen, müßte man ein Ionesco sein. Das Rechtschreibwörterbuch aber hat den Usus zu beschreiben. Was es den beobachtbaren Tatsachen an Begründungen, Erklärungen, ja auch nur an Regeln, d. h. verallgemeinerten Beschreibungen hinzufügt, ist Theorie und kann falsch sein. Damit wird es unbeachtlich. Denn falsche Theorien kann nicht einmal eine Kultusministerkonferenz verbindlich machen. (Aus diesen Überlegungen geht nebenbei auch hervor, daß das Wörterverzeichnis und nicht das Regelwerk der Kern der Orthographie ist und daß es eine Zumutung war, der Öffentlichkeit jahrelang nur ein neues Regelwerk ohne Wörterbuch zu präsentieren.)
Ein Gedanke kann ebenso wie die Brühe klar sein und klar werden und selbstverständlich auch klar gemacht werden. Das alles ist grammatisch einwandfrei. Es gibt allerdings im Deutschen ein kleines Unterprogramm, wonach Resultativzusätze, wenn sie nicht zu umfangreich sind, mit Verben zusammengeschrieben werden können: kaputtschlagen, blaureiben, gesundrationalisieren, kaltmachen und natürlich auch klarmachen. Mit urspr. Sinn und neuem Begriff hat das überhaupt nichts zu tun.
Wenn man den Duden liest, könnte man tatsächlich meinen, radfahren müsse im Gegensatz zu Auto fahren zusammengeschrieben werden. Die Theorie steht in R 207: Man schreibt ein Substantiv mit einem Verb zusammen, wenn das Substantiv verblaßt ist und die Vorstellung der Tätigkeit überwiegt. Unsere modernen Linguisten haben sich über das Verblassen der Substantive mokiert, wohl kaum mit Recht. (Als kürzlich der schöne Begriff bleaching über den großen Teich zu uns kam, wurde er von denselben Linguisten freudig begrüßt ...) Bei radfahren also herrscht tatsächlich die Vorstellung der Tätigkeit vor, weshalb auch schon zu Beginn des Jahrhunderts das Verb radeln im Duden stand, während die Autofahrer es bis heute nicht zu einer ähnlich gemütvollen Bezeichnung ihrer Fortbewegungsart gebracht haben. Wie dem auch sei - ganz falsch wäre jedenfalls die Folgerung, man dürfe radfahren gar nicht getrennt schreiben. Man kann Auto fahren, Traktor fahren, Roller, Dreirad und Fahrrad fahren und selbstverständlich auch Rad fahren. Die Bezeichnung eines geeigneten Fahrzeugs zusammen mit fahren ergibt immer eine grammatisch zulässige Verbindung. Was die Grammatik erlaubt, kann die Orthographie nicht verbieten. Das ist der Kernsatz einer richtigen Dudenexegese. Nur als besondere Lizenz gibt es auch radfahren. Damit ist den Reformern, wie man sieht, schon ziemlich viel Wind aus den Segeln genommen.
Einmal aufmerksam geworden, entdeckt man, daß fast alle Dudenregeln Kann-Bestimmungen sind, Spielräume eröffnen. Sogar unsere Regel 207 läßt Rad fahren zu. Möge immerhin das verblaßte Substantiv mit dem Verb zusammengeschrieben werden - das unverblaßte bleibt davon unberührt. Es braucht auch nicht eigens im Wörterbuch zu stehen. Traktor fahren steht ja auch nicht drin.
Die Reformer bilden sich ein, dem Bindestrich eine größere Anwendungsbreite verschafft zu haben. Joghurt-Becher, so sagen sie, sei bisher falsch gewesen und werde infolge der Neuregelung richtig sein. Weit gefehlt! R 33 sagt, daß zusammengesetzte Wörter gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben werden. In den folgenden Regeln wird vorgeführt, wie der Bindestrich zur Erhöhung der Übersichtlichkeit oder zur Herausarbeitung eines eigentlichen Sinnes gesetzt werden kann: Druck-Erzeugnis, Hoch-Zeit, be-greifen sind die Originalbeispiele. Folglich ist auch Joghurt-Becher völlig in Ordnung.
Fast alle Bedenken, die man gegen Widersprüche und Haarspaltereien des Duden vorgebracht hat, lassen sich nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation beseitigen.
Daraus ergibt sich von selbst, wie zu verfahren ist, wenn man die von den Kultusministern leichtfertig zerstörte Einheit der deutschen Orthographie wiederherstellen will: Die gewohnten Schreibweisen bleiben gültig, ihre Kodifikation wird - nach dem unwiderruflichen Ende des Dudenprivilegs - auf eine andere, weder kommerziell interessierte noch politisch gebundene Instanz übertragen, damit die Schulen und Verlage etwas haben, woran sie sich halten können. Da es nur um eine Rekonstruktion, das heißt um die Erfassung und Beschreibung des Usus geht und nicht um eine Neukonstruktion, hält die Arbeit sich sehr in Grenzen. Bei der Neufassung der Regeln sollten folgende Grundsätze gelten:
Alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, bleiben richtig.
Darüber hinaus sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer und grundsätzlich liberaler Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen.
Keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, kann orthographisch als falsch gelten.
Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen.
Was bisher für die sogenannte Rechtschreibreform ausgegeben wurde, ist so oder so verlorenes Geld. Die Wiederherstellung normaler Zustände jedenfalls ist kostenlos zu haben. Man muß sie nur wollen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 04.02.2001 um 23.00
Liebe Schriftleitung,
gerade spricht Herr Ickler ein neues Thema, die Groß- und Kleinschreibung, an, und ich würde gern einen Blick sein Regelwerk werfen, surfe aber gerade an der Uni und habe sein Wörterbuch nicht dabei. Ja, ja, ich weiß, das ist nur ein winziges persönliches Problem, aber es wäre vielleicht von allgemeinem Interesse, wenn einmal die Uralt-Version auf der Stammseite (Deutsche Einheitsorthographie) aktualisiert würde.
Lieber Herr Ickler,
mir fällt zum Thema nur eine Kleinigkeit ein. In § 15 (1) fallen die Begriffe Substantivgruppe und Nominalgruppe (der letztere in einer Anmerkung). Es ist doch dasselbe gemeint? Das Wort Substantivgruppe gefällt mir nicht so gut. Es klingt so nach Gruppe von Substantiven.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Matthias Dräger am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
die Darstellung der Rechtschreibung in jüngster Zeit läßt sich wohl in drei Hauptrichtungen gliedern:
1) Duden bis zur 20. Auflage 1991: Man richtet sich nach dem allgemein üblichen Schreibgebrauch. Die Mängel sind überschaubar:
- Manche Einträge entsprechen nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch
- Mit manchen Einträgen versucht die Redaktion, sprachpflegerisch tätig zu werden, ohne daß hierfür durch tatsächliche Verwendung im täglichen Gebrauch ein Anhaltspunkt gegeben wäre (z. B. Schofför, so, bemäntelt als frühere Eindeutschung für Chauffeur, sogar noch in der 22. Auflage 1996!).
Dieser Duden erfreute sich allgemeiner Akzeptanz, wurde allerdings lange nicht in dem Umfang auch tatsächlich benutzt, wie man das auf den ersten Blick annehmen mag. So habe ich in der Schulzeit überhaupt keinen Duden gehabt, und kam selbst als Verleger lange Zeit ohne einen solchen aus. Selbst ein Fachmann wie Prof. Ickler hat bis vor drei Jahren keinen Duden gehabt. Schriftsteller von einigem Format dürften sich kaum an den Duden gehalten haben, die können ja meist schreiben. Aus erster Hand weiß ich dies von Dr. Heinz Ritter, der sich nie um den Duden geschert hat.
Der Duden war vor allem praktisch für die zahlreichen Sekretärinnen, die hier bequem schwierigere Wörter wie Rhythmus und Sauerstoffflasche nachschlagen konnten.
2) Duden ab 21. Auflage: Die Duden-Redaktion versucht, aus neuen, zum Teil willkürlichen Schreibregeln, entsprechende Wörterbucheinträge abzuleiten. Es entsteht in tausenden von Einträgen eine künstliche Rechtschreibung, mit künstlichen Trennungen, die, insbesondere bei der neuen bzw. bereits schon früher gescheiterten ss-Regelung, nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch entsprechen. Diese Schreibweisen werden mit großem Aufwand zur amtlichen Norm erhoben, alle Staatsdiener und natürlich auch die Schulen sollen sich daran halten.
Die schwerwiegenden Mängel dieser Vorgehensweise sind durch die zahllosen Proteste und Einwände dagegen hinreichend dokumentiert, nicht zuletzt auch durch die Einschätzung hierzu von Drosdowski in seinem Brief an Ickler (mafiaähnliche Zustände im Arbeitskreis etc.).
Die Mangelhaftigekeit dieser Vorgehensweise ist auch schon allein aus wirtschaftlichen Gründen erkennbar: Die millionenfach gekaufte 1. Auflage des Reformdudens (1996) ist, da sie nicht an den allgemein üblichen Schreibgebrauch angebunden war, durch neue Erwägungen am Grünen Tisch bereits überholt, Makulatur, und wird in den Buchhandlungen schon zum halben Preis verramscht.
3) Die allgemein übliche Rechtschreibung gemäß Ickler: Ickler folgt praktisch dem Ansatz des Dudens, allerdings mit größerer Sorgfalt, so daß die Einträge im Rechtschreibwörterbuch die tatsächlich gebräuchliche Rechtschreibung zuverlässiger dokumentieren als die Einträge im Duden bis zur 20. Auflage. Zudem verzichtet Ickler auf sprachpflegerische Neuvorschläge (Schofför).
Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist derzeit das einzige Wörterbuch der normalen Rechtschreibung, das man in jeder Buchhandlung (mit einem Tag Wartezeit) kaufen kann. Erste Ansätze einer breiteren Akzeptanz sind erkennbar durch die Aufnahme in den Katalogen von Zweitausendeins (übrigens zeitlich zusammenfallend mit der Rückkehr zur normalen Rechtschreibung in den folgenden Merkheften) und jüngst bei Manufactum (Es gibt sie noch, die guten Dinge...).
Aus all dem ergibt sich: Eine Notwendigkeit für Sie, ein eigenes Wörterbuch zu erstellen, dürfte kaum gegeben sein.
Ihr Vorschlag, Reformkritiker und Reformer sollten sich doch gegenseitig erst einmal die Güte ihrer und die Mangelhaftigkeit der jeweils anderen Rechtschreibung beweisen, geht leider an den tatsächlichen Gegebenheiten völlig vorbei (im übrigen ist dieser Beweis in hinreichender Form von Ickler erbracht worden, z. B. durch seinen Kommentar zur amtlichen Neuregelung, dann auch durch zahlreiche Zeitungsartikel und Beiträge auf dieser Seite). Selbst ein so einleuchtender Beweis, wie eine landesweite Abstimmung über die verschiednen Konzepte, wird von den die Reform betreibenden Kräften vom Tisch gewischt, als sei das nichts. Ich von meiner Seite verspüre nicht das Bedürfnis, mich mit solchen Despoten noch an einen Tisch zu setzen.
In gleicher Weise wird auch die Duden-Redaktion nicht daran denken, zum heutigen Tage ihre traditionelle Rechtschreibung, d. h. ihren Duden aus dem Jahre 1991, fachmännisch zu verteidigen - warum sollte sie das?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Entschuldigen Sie, wenn ich zu Beginn der Diskussion über die Groß- und Kleinschreibung (GKS) gleich spezielle Fragen stelle. Meine Fragen dienen möglicherweise auch der Überleitung vom Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS) zur GKS.
Es geht um Bindestrichschreibungen.
Unabhängig von der durchaus sehr ernstzunehmenden Diskussion über die Verwendung bzw. Tabuisierung von Anglizismen und sonstiger Fremdwortanhäufungen muß der Bereich geregelt werden, denn rigorose Eingriffe des Staates oder selbstauferlegte Zwänge und Vermeidungstaktiken schränken die Vielfalt des Schreibens ein. Um Freiheiten und Alternativen sollte es jedoch auch im Bereich der GKS gehen.
Konkret:
Wie sind folgende substantivische Zusammensetzungen (Wortgruppen...) zu regeln?
Aftershavelotion, Desktoppublishing, Do-it-yourself-Manie, Stand-by-Funktion, New-York-Philomenic-Orchestra, X-Y-Z-Trio, Ami-go-Home-Rufe, Top-come-back
Kann man dafür Faustregeln oder zumindest vage Anleitungen erstellen?
Wie sind daneben folgende Attribute zu behandeln, die ich hier grammatisch zweifelhaft darstelle? (Insbesondere Zusammensetzungen mit Eigennamen bereiten hier Schwierigkeiten)
...ein Auto-fahrender 18-Jähriger, ein Goethe-typisches Zitat, Gauß-gerechte Notenverteilung,
ein Armstrong-reifes Trompetensolo - daneben Ohmsches (Ohmsches) Gesetz...
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe!
Mit den von Ihnen zitierten Vereinsstatuten kann ich mich als Vereinsmitglied nicht mehr vorbehaltlos identifizieren. Zwar erkenne ich an, daß die altbewährte Schreibung in nahezu allen Bereichen der vom Staate verordneten Neuregelung weit überlegen ist, und ich beharre - trotz Urteil des Bundesverfassungsgerichtes - darauf, daß es dem Staat nicht erlaubt sein kann und darf, in die Sprachentwicklung einzugreifen, doch sehe ich andererseits Änderungsbedarf in erheblichem Umfang.
Diese Einsicht war zum Zeitpunkt der Vereinsgründung (1997) noch nicht in dem Maße vorhanden, denn seinerzeit postulierten wir Vereinsgründer, daß man Fehlentwicklungen nach bewährter Dudenpraxis behutsam auskämmen müsse.
Heute stellt sich dies jedoch anders dar, denn mit einem behutsamen Auskämmen sind die Bereiche der GSE und GKS nicht zu regeln, weil dies zu Einzelfestlegungen und zu mutwilliger Lizenzvergabe führen würde.
Mit allem Nachdruck unterstütze ich daher die Änderungsmethode von Prof. Ickler.
Bei ihm steht die Untersuchung der Schreibwirklichkeit - der tatsächliche Sprachusus - im Mittelpunkt. Er richtet sich nicht an Fehlerstatistiken aus, wie es die Reformer getan haben, und die - wie bekannt - angetreten waren, die Großschreibung als Hauptfehlerquelle zu eliminieren. Prof. Ickler zeichnet die tatsächlich existenten Schreibalternativen auf, und er bedient sich dabei repräsentativer Textcorpora, nämlich der journalistischen Schreibpraxis vor der Rechtschreibreform.
Als Reformkritiker haben wir stets gegen mutwillige Eingriffe und gegen die Entstehung einer künstlichen Schriftsprache angekämpft. Wir haben gefordert, daß die Schreibwirklichkeit das Maß aller Dinge sein muß.
Sehr geehrter Vereinsvorsitzender!
Sie sollten unbedingt einsehen, daß Professor Ickler genau dieses Maß getroffen hat, und sie sollten sich als oberster Diener des Vereins von der Fesselung allzu eng formulierter Statuten befreien. Dabei hoffe ich, daß Sie sich bei der von Professor Ickler initiierten Diskussion über den Bereich der Groß- und Kleinschreibung (GKS) nicht wieder als Bremser bestätigen.
Und dabei rede ich nicht der Meinungsfreiheit das Wort, sondern jeglicher ideologischer Verzerrung bzw. satzungsgemäßer und statutenbezogener Selbsteinengung.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 03.02.2001 um 23.00
In drei Tagen soll die konstituierende Sitzung des Beirats für deutsche Rechtschreibung statfinden. Vielleicht ist es jemandem möglich, sich nach Mannheim zu begeben oder sich in anderer Weise darum zu kümmern? Aus der Einladung, die ich hier noch einmal wiedergebe, geht hervor:
1. Nur die deutsche Hälfte der Kommission berichtet dem Beirat, weil dieser nur von deutscher Seite getragen und beschickt wird.
2. Anstelle des Bundesinnenministeriums, das eigentlich zuständig wäre, tritt der neue Kulturstaatsminister in Aktion, wahrscheinlich vertreten durch Ministerialrätin Palmen-Schrübbers, die schon unter Kanther für das BMI tätig und maßgeblich an der Durchsetzung der Reform beteiligt war. Diese Kompetenzverschiebung (es geht um die Amts- und Behördensprache!) ist erklärungsbedürftig.
(Abschrift)
Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung
Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim
Vorsitzender: Prof. Dr. Gerhard Augst
Prof. Dr. Gerhard Augst - Universität-Gesamthochschule Siegen
Fachbereich 3 - Germanistik - Postfach 101240 D-57085 Siegen
28.11.2000
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Einvernehmen mit dem Generalsekretär der Kultusministerkonferenz und dem Staatsminister beim Bundeskanzler lade ich zu ersten, konstituierenden Sitzung des Beirats für deutsche Rechtschreibung
am 8. Februar 2001
in das Institut für Deutsche Sprache (IDS)
ein. Als Tagesordnung schlage ich vor:
1.Eröffnung der Sitzung durch den Einladenden
2.Begrüßung durch den Hausherrn, den Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Herrn Prof. Dr. Gerhard Stickel
3.Ansprachen des/der Beauftragten des Präsidenten der KMK und des/der Beauftragten des Staatsministers beim Bundeskanzler
4.Bericht der bundesrepublikanischen Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung zum Stand der Arbeit und zum inhaltlichen und zeitlichen Arbeitsplan bis zum Ende der Übergangszeit 1.8.2005
5.Beratung über Aufgabe, Funktion und Arbeitsform des Beirats - weiteres Vorgehen
6.Verschiedenes
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.02.2001 um 23.00
Die Armut und die Powerteh
Es ist schon recht lange her, daß ich Fritz Reuters Roman Ut mine Stromtid gelesen habe, aber ein Satz daraus hat sich mir unauslöschlich eingeprägt: Die große Armut in der Stadt
kommt von der großen Powerteh her mit diesen Worten beschließt Onkel Bräsig, eine der
Hauptfiguren des Romans, seine Rede.
Als ich in meiner Jugend das Buch las, hielt ich Onkel Bräsigs Logik für einzigartig, wurde aber irgendwann eines besseren belehrt: Seine Methode der kausalen Verknüpfung hat sogar
einen lateinischen Namen circulus vitiosus (Zirkelschluß) und wird, man glaube es oder nicht, auch von Politikern, Journalisten und Fachgelehrten unserer Zeit keineswegs ver-
schmäht. Der Circulus vitiosus ist gar oft ein willkommenes und bequemes Mittel, sich über Erklärungsnöte hinwegzumogeln.
Auch bei der Formulierung und Auslegung von deutschen Rechtschreibregeln muß wohl
Onkel Bräsig hin und wieder seine Hand im Spiel gehabt haben. Sowohl im Duden als auch
in der neuen Amtlichen Regelung erinnert die Verwendung der Begriffspaare Wortgruppe/
Getrenntschreibung und Zusammensetzung/Zusammenschreibung an die Armut und die Po-
werteh. So in der Richtlinie 39 der 21. Auflage des Duden: Getrennt schreibt man alle eindeutigen Wortgruppen wie >schwanger werden<.
Nun wäre ich zwar nie und nimmer in die Versuchung gekommen, schwanger werden zusammenzuschreiben, gäbe es da nicht die neue Regel, nach der ein Adjektiv vom folgenden Verb nur dann getrennt geschrieben wird, wenn es steigerbar ist. Seit wann aber kann man den Zustand der Schwangerschaft steigern? Und warum soll man irre werden neuerdings zusammenschreiben? Was hier als eindeutig bezeichnet wird, erweist sich bei näherem Hinsehen als erklärungsbedürftig. Der Verfasser der Richtlinie war sich offenkundig im klaren darüber, daß zwischen der empfohlenen Schreibweise und der neuen Regel ein Widerspruch besteht. Nun vertuscht er die fehlende Begründung mittels eines Circulus vitiosus, wohl in der Annahme, daß der Leser dies nicht bemerkt. Eine ehrliche Aussage hätte etwa so lauten müssen: Man schreibe getrennt, wenn zwischen zwei Wörtern eine Lücke erforderlich ist. Dieses Erfordernis ist auch dann gegeben, wenn der Wortlaut von § 34 E(3) der >Amtlichen Regelung< zu inakzeptablen Ergebnissen führen würde.
Ein weiteres Beispiel: Wer sich dafür interessiert, warum bisherige Zusammensetzungen mit
sein ( ansein, aussein, dasein, innesein) neuerdings getrennt geschrieben werden sollen,
findet in § 35 der Amtlichen Regelung folgende Begründung: Verbindungen mit >sein<
gelten nicht als Zusammensetzung. Dementsprechend schreibt man stets getrennt. Wem dieses Argument nicht einleuchten will, dem ist wohl kaum noch zu helfen!
Durch Zufall entdeckte ich vor einigen Tagen, daß auch dem vorreformatorischen Duden
die bräsigsche Kausalität nicht fremd war. Ich schlug im Band 9 (Die Zweifelsfälle der deut-
schen Sprache, Aufl. 1972) das Stichwort auseinander auf. Dort findet man einen Artikel,
der jedem wärmstens zu empfehlen ist, der sich mit der kniffeligen Problematik der Getrennt-
und Zusammenschreibung befaßt. Ich zitiere hier nur einen Satz: Zusammen schreibt man,
wenn >auseinander< Verbzusatz ist.
Wer mit dem Begriff Verbzusatz nichts oder wenig anzufangen weiß, findet im Duden für Zweifelsfälle folgende Erklärung: Unter einem Verbzusatz versteht man den nichtverbalen Teil einer unfesten Zusammensetzung mit einem Verb als Grundwort. Womit auch für den, der es bisher noch nicht kapiert hatte, klargestellt ist: Die Zusammenschreibung kommt von der Zusammensetzung her.
Onkel Bräsig läßt grüßen!
Günter Schmickler
Südstraße 11, 53842 Troisdorf
eingetragen von Manfred Riebe am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler!
Ich habe Lutz Götze nirgendwo als Autorität bezeichnet. Wenn ich ihn zitierte, dann doch nur, weil es sich um einen Reformbefürworter handelt, der als Bearbeiter des Bertelsmann-Wörterbuches für das Rechtschreibchaos mitverantwortlich ist und nun die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen beklagt.
Ich zitierte Ihre Schriften nur als interessante Beispiele für jene Gäste, die Ihre Bücher noch nicht kennen. Um zu beweisen, daß es eine sprachwissenschaftliche Sprachpflege gibt, müßte ich ein umfangreiches Literaturverzeichnis zusammenstellen.
Warum sollte ich mit Ihnen darüber streiten, ob Eduard Engel Halbjude oder Vierteljude war? Es ging mir nur nebenbei (als Fußnote am Schluß: Übrigens) um historische Genauigkeit und eine genaue Quellenangabe. Es kommt hin und wieder vor, daß sich Leute für meine Quellenangaben bedanken. Da Sie zufällig eine Dissertation über Eduard Engel rezensierten, wäre dies eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit, inwieweit historisch korrekt gearbeitet wurde. Natürlich ist die Begriffsbildung absurd, doch ist sie leider auch historisch. Diese Angaben entschieden damals über Schicksale von Menschen. So berichtete unser Bundeskanzler Helmut Schmidt, habe sein Vater seine Ahnentafel gefälscht. Helmut Schmidt konnte so NS-Führungsoffizier werden.
Offenbar verhalte ich mich politisch nicht korrekt, wenn ich Nazivokabular verwende und nicht immer in Anführungszeichen setze. Eine solche politische Korrektheit schränkt m.E. die Meinungsfreiheit, ja sogar die Gedankenfreiheit ein. Ich hoffe nicht, daß dies zur Normalität wird.
Aber all das lenkt von Ihrer Aussage ab, die für mich wirklich interessant war: Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt. Ihre Antwort, daß ganz schlechter und sehr guter Ausdruck natur- und gaußgemäß immer selten sein wird und daß dies zur Klärung des Normbegriffs beitrage, gehört zum Allgemeinwissen und erklärt m.E. nicht Ihre liberale Auffassung von Sprachnormen. Normung erfolgt ja in der Regel, um hochwertige Produkte und nicht nur durchschnittliche herzustellen, die nicht konkurrenzfähig sind.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Thomas Paulwitz am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Es ist schon erstaunlich, daß Sie eine harmlose Feststellung aus dem Alltag eines Historikers veranlaßt, (wieder einmal) Gehässigkeiten zu verspritzen und zu politisieren. Da setzen Sie Mentalität (Sie nennen es Geisteshaltung) in unverantwortlicher Weise einfach mit politischer Gesinnung gleich und provozieren politische Diskussionen. Das kann nicht der Weg sein. Daß ich bei Ihnen völkisches Selbstbewußtsein, das gar meine Hauptsorge sei, vermißt habe, ist im übrigen eine lächerliche Lüge. Vielleicht glauben Sie sogar daran. Dann lügen Sie nicht, sondern haben es sich eingeredet. Auf jeden Fall sind die Folgen für mich ärgerlich, Sie können sich freuen. Gratuliere.
Es ist jedoch unbedingt notwendig, daß die Rechtschreibdebatte nicht zu politischen Zwecken instrumentalisiert wird, wie das immer wieder versucht wird. Lieber Herr Lachenmann, bitte versuchen Sie zumindest, dieser unbedingten Notwendigkeit Rechnung zu tragen. Ich versuche es auch. Ich vertraue auf Ihre Lernfähigkeit, da auch ich Sie für einen herzensguten, romantischen und nicht völlig unsensiblen Mann halte.
Wesentlich interessanter als Ihr ewiger Kreuzzug gegen die Deutsche Sprachwelt ist die Entdeckung des Martin Gerdes, der das Riegelmann-Buch unter die Lupe genommen hat.
Die Gesetzmäßigkeiten einer steigenden Tendenz zur Zusammenschreibung aufzudecken, erscheint mir ein lohnendes Ziel. Sollte es tatsächlich solche Gesetzmäßigkeiten geben, wären sie die Grundlage einer echten Schreibreform, einer Reform, die dem sich wandelnden Schreibgebrauch folgt, d.h. den Bedürfnissen und der Mentalität der Lesenden und Schreibenden, nicht der Gesinnung weltfremder Bürokraten. Damit meine ich jedoch nicht die nachträgliche Sanktionierung (das Erlauben) von z.B. Stil- oder Grammatikfehlern!
Eine echte Reform sollte meiner Ansicht nach auch nicht alles auf einmal anpassen, sondern laufend in einem einzigen Lebendigen Wörterbuch seinen Ausdruck finden. Professor Icklers Wörterbuch ist für mich Das Lebendige Wörterbuch der Zukunft. Es wird Zeit, daß es zum allgemeinen Gebrauch ins Netz gestellt wird. Der herausgebende Verlag bräuchte sich keine Sorgen über finanzielle Einbußen zu machen. Erfahrungsgemäß wirken Netzpräsentationen eher verkaufsfördernd.
Schöne, nicht völlig unsensible Grüße
Thomas Paulwitz
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Paulwitz,
für einen jungen Historiker haben Sie aber ein kurzes Gedächtnis! Ihnen stehen aber - im Gegensatz zu mir - authentische Quellen zum Recherchieren unserer seinerzeitigen Diskussion zur Verfügung, denn Sie könnten ja in unserem damals havarierten Diskussionsstrang, der vermutlich irgendwo bei Ihnen im Datenfriedhof begraben liegt, nachlesen, was ich geschrieben hatte, und in welcher Weise Sie damals meine Lernfähigkeit herausgefordert haben. Wobei der Begriff der »Geisteshaltung«, das kann schon sein, wohl tatsächlich nicht aus Ihrer Tastatur stammte, sondern von einem anderen gestrengen Diskutanten, der mich im selben Zusammenhang darüber belehren wollte, daß mein Verhältnis zur deutschen Sprache wohl gestört und deshalb etwas mit meinem Selbstbewußtsein nicht in Ordnung sein müsse. Wenn ich Ihnen diesen Begriff irrtümlicherweise zuschreibe, dann mag das streng historisch gesehen nach der Quellenlage nicht standhalten, aber es liegt daran, daß die nächste Diagnose hinsichtlich meiner Persönlichkeitsstörung in unvergeßlich drastischer Form von Ihnen kam und inhaltlich auf dasselbe hinauslief. Das hat mich damals wirklich sehr, sehr betroffen gemacht. Ich hielt mich nämlich immer für einen ganz passablen Deutschen, auch wenn ich mit Anglizismen weniger Probleme habe als die Fans der Deutschen Sprachwelt.
Wir brauchen das aber nicht wieder aufzugreifen, es gehört wirklich nur am Rande in diese Diskussion, am Rande allerdings schon: Doch, doch - es ist sehr interessant, daß es immer wieder Leute gab und gibt, die Sprachliches und Ideologisches miteinander verquicken, und da ist ja auch in mancher Hinsicht etwas dran. Und die sollen das ruhig tun, dann sieht man nämlich, wie die das machen, und man weiß, worum es bei ihnen geht.
Aber lassen wir die Gewissenserforschung, denn Sie haben ja recht: Wir lernen alle immerzu weiter, denken Sie an Joschka Fischer. Das ist auch wirklich schön so, immerzu spannend und wir haben ein ganzes Leben lang Zeit für alle möglichen unterschiedlichen Erkenntnisse. Auch auf Irrwegen kann man viel lernen, vielleicht mehr, als wenn man immer im selben Katechismus liest. Hier spricht der Alt-68er.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
was meinen Sie damit, daß man sich nach Mannheim begeben sollte oder sich in einer anderen Form um diese verschwörerische Sitzung kümmern könnte? Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß man als interessierter, aber nicht geladener Bürger da so einfach hineinmarschieren und Platz nehmen kann, zumal die Kommission der Reformer bisher stets unter höchstmöglicher Geheimhaltung operiert hat. Und wenn man draußen bleiben muß - soll man dann den einen oder anderen Teilnehmer beim Kaffe interviewen, oder wie? Darf eine solche Sitzung als geschlossene Gesellschaft anberaumt werden usw.?
Herrn Schmickler herzlichen Dank für seine scharfsinnigen Beobachtungen zu den logischen Fundamenten der alten und neuen Regeln. Das ist aber auch wirklich verführerisch, aus einer Definition die Regel/Schreibung abzuleiten. Professor Ickler macht das, wenn man die Form betrachtet, teilweise ebenso: Zusammensetzungen sind Wörter. Man schreibt sie deshalb zusammen. (Anders bei Verbzusätzen.) Das ist trotz grammatischer Korrektheit deshalb nicht wirklich befriedigend, weil der Normalbürger einem zweifelhaften Kompositum nicht entnehmen kann, ob es sich grammatisch um zwei zusammengeschriebene Wörter (Wortgruppe) oder sowieso nur um ein Wort handelt.
Ich habe dieses Problem einmal mit einer Parallelisierung zu folgender Aussage zu karikieren versucht: Ehepaare sind Gemeinschaften. Sie leben daher zusammen. Nicht verheiratete Paare sind keine Gemeinschaften. Sie können daher zusammen oder getrennt leben. Der Optik des Normalbürgers wird diese Anleitung zum Herausfinden eines möglichen Zusammengehörens bzw. Zusammenlebens nicht gerecht. Man wird eher dazu neigen, aus dem Zusammensein oder Nichtzusammensein eine Definition der Gemeinschaft abzuleiten als umgekehrt ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Anstatt zum x-ten Mal an Professor Ickler herumzukritisieren, daß er die Gesichtspunkte der größtmöglichen Eindeutigkeit für den Lexikonbenutzer bzw. Lehrer sowie der Variantenauswahl im Sinne der Qualität vernachlässige, wäre es sinnvoll, wenn Sie, Herr Riebe, wenigstens an ganz wenigen Beispielen verdeutlichen würden, was Sie sich unter einem eindeutigeren Lexikon vorstellen.
Bisher war Ihr konkretester Hinweis dazu, es sollte durchgängig die Betonung als hervorstechendes Merkmal der Differenzierung herangezogen werden. Also: zusammenschreiben (vs. zusammen schreiben), sich sattessen. Als Sie selbst für das erstere in einem Ihrer Beiträge die Getrenntschreibung wählten (zusammen schreiben = ohne Lücke schreiben), erklärten Sie das damit, daß Sie das zusammen hier besonders betonen wollten. Auf die Absurdität hingewiesen (betont -> zusammen, besonders betont -> getrennt), gingen Sie nicht weiter darauf ein.
Ähnlich bei sich satt_essen, wo Sie sich wiederholt darüber beschwerten, daß im Gegensatz zu den bisherigen Lexika ein Bogen eingeführt werden sollte (Das leuchtet mir überhaupt nicht ein; eindeutige Zusammenschreibung ist überhaupt kein Problem; falls beide Varianten in der Zeitung zu finden seien, wäre das ein Beweis für die schriftstellerische Verwahrlosung der Journalisten). Zuerst forderten Sie die Zusammenschreibung aufgrund der Betonung (wobei Ihnen andere mit dem zusätzlichen Argument Ergebniszusatz -> Zusammenschreibung zu Hilfe kamen), anschließend jedoch aufgrund der Lexikoneinträge die Getrenntschreibung. Auch hier erklärten Sie trotz Aufforderung nicht, wie Sie sich nun entscheiden wollen, kritisieren aber nach wie vor penetrant an der Beliebigkeitsschreibung herum, die für Sie den Verfall der schriftsprachlichen Sitten verkörpert, und mäkeln ebenso an Professor Icklers Wörterbuch herum (obwohl wir inzwischen Ihre allgemeinen Wunschvorstellungen kennen).
Also beantworten Sie doch einfach einmal diese beiden Fragen:
1. Wie würden Sie den Eintrag zu zusammen_schreiben gestalten?
2. Wie würden Sie den Eintrag zu sich satt_essen gestalten?
Ich weise Sie auch darauf hin, daß Sie es selbst teilweise bewußt ablehnen, der überwiegenden (statistischen!) Norm zu folgen, und zwar bei der Schreibung auf Grund. Ich hatte Sie einmal darauf aufmerksam gemacht, daß aufgrund außer in juristischen und ähnlichen Texten Standard ist, und Sie sagten, auf Grund gefalle Ihnen besser; Sie wollten dabei bleiben. Deshalb Zusatzfrage: Soll Professor Ickler Ihrer Meinung nach auf Grund aus dem Verzeichnis tilgen, damit an dieser Stelle mehr Eindeutigkeit im Wörterbuch herrscht? Soll er einen Kommentar zu den Varianten schreiben? Oder soll er auf Grund einfach als Variante stehenlassen, weil Ihnen persönlich diese Schreibweise gefällt, auch wenn Sie strenggenommen keine Gesetzestexte verfassen?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Bei sich satt_essen muß es statt Zusammenschreibung heißen, daß für Herrn Riebe die eindeutig vorgeschriebene Getrenntschreibung überhaupt kein Problem ist; das war jedenfalls seine Stellungnahme anläßlich des Nachschlagens in diversen Lexika.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Helmut Eberwein am 03.02.2001 um 23.00
Liebe Rechtschreibfreunde,
alle, die sich hier an den Diskussionen beteiligen, sollten sich vor
Augen halten, was das eigentliche Ziel dieser Internet-Seite ist:
Der Kampf für eine vernünftige Rechtschreibung (so kann niemand behaupten, wir
wären ständig gegen etwas:-)).
Die Kunst ist es, gemeinsam für etwas zu streiten, obwohl man in vielerlei
Dingen komplett andere Ansichten hat. In dem Punkt der RS sind wir uns alle einig, und
sollten daher unsere Energie darauf verwenden im Sinne unserer Sprache
tätig zu werden und die Zeit nicht mit persönlichen Scharmützeln vergeuden.
Unsere Eitelkeiten können wir auch alle woanders pflegen, wir sollten lieber
dafür sorgen, daß sich Herr Zabel/Augst hier im Gästebuch melden, dann
könnte es wirklich interessant werden.
Es wäre erfreulich, wenn die Sprachfreunde, die hier versammelt sind, mir helfen würden
die Medien zu bearbeiten anstatt sich ständig zu necken!
Bitte das Ziel im Auge behalten.
Danke
Helmut Eberwein
eingetragen von Manfred Riebe am 03.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Wrase!
Ich bin Nichtgermanist und kein Sprachpapst. Ihre Kritik am Ickler-Wörterbuch ist mir bekannt. Sie brauchen meine Hilfe sicherlich nicht; denn Herr Ickler hat Sie sinngemäß als seinen besten Kritiker bezeichnet.
In der Satzung des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege heißt es:
Ziel des Vereins ist die Bewahrung des hohen Entwicklungsstandes der deutschen Sprache, wie er sich in der Rechtschreibung des Duden bis zu seiner 20. Auflage 1991 durch behutsame und sachgerechte Anpassung der Schrift an die sich lebendig entwickelnde Sprache widerspiegelt. Der Verein wirkt darauf hin, daß die deutsche Sprache in der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere ihre Rechtschreibung vor willkürlichen Eingriffen geschützt wird und daß Ergebnisse von natürlichen Entwicklungen der Orthographie, die sich in der Sprachgemeinschaft vollzogen haben, wie bisher in eine verbindliche Wörterliste aufgenommen werden und so die Voraussetzungen für die notwendige orthographische Einheitlichkeit erhalten bleiben.
Ich habe in diesem Sinne meine prinzipielle Kritik bereits umfassend geäußert und möchte mich nicht wiederholen. Ich schrieb am 30.01. ins Gästebuch, der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991 erfülle meine persönlichen Anforderungen weitestgehend. Deshalb brauche ich auch nicht ein eigenes Wörterbuch zu verfassen. Außerdem schrieb ich, ich wolle mich zum Thema Getrennt- und Zusammenschreibung künftig zurückhalten. (vgl. Die Bedürfnisse des Lesers sind der Maßstab, 30.01.2001). In den Fällen, in denen ich nicht mit dem Duden einverstanden bin, wie bei ernstnehmen, fördere ich durch meine abweichende Schreibweise ein klein wenig den Univerbierungsprozeß.
Günter Schmickler hat hier in seinem Beitrag Die Armut und die Powerteh die zweifelhafte Methode der Begründung durch Zirkelschluß aufgezeigt. Deshalb will ich noch an folgendes erinnern: Etliche Reformkritiker forderten von den Reformern, sie sollten doch erst einmal beweisen, daß die bewährte traditionelle Duden-Rechtschreibung mangelhaft und ihre besser sei. Das gilt umgekehrt logischerweise auch für das Ickler-Wörterbuch. Doch dieser Beweis wurde hinsichtlich der Getrennt- und Zusammenschreibung bisher nur in einigen Fällen angetreten, aber in vielen anderen Fällen nicht. Außerdem sollten in Zweifelsfällen Argumente gegen die traditionelle Schreibweise des Duden fairerweise der Duden-Redaktion vorgelegt werden, damit diese die Möglichkeit hat, ihre traditionelle Schreibweise fachmännisch zu verteidigen. Dazu gehört natürlich, daß man auch die oft seltsamen Methoden der Argumentation und Beweisführung kritisch hinterfragt.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.02.2001 um 23.00
Nach der ausgiebigen Diskussion der Getrennt- und Zusammenschreibung sollten wir vielleicht einmal daran denken, daß die Neuregelung noch andere fragwürdige Punkte enthält, zum Beispiel die Groß- und Kleinschreibung, deren Veränderung ja wohl noch mehr auffällt. Tatsächlich waren die Reformer angetreten, um die Kleinschreibung einzuführen, das war fast der einzige Programmpunkt sowohl bei Nerius im Osten wie bei den Emanzipatoren in westlichen GEW-Kreisen (Frankfurter Kongreß 1973). Mich würde nun interessieren, was die Diskutanten dieses ertragreichen Gästebuchs (das sich nun mal zum eigentlichen Forum entwickelt hat) über meine Vorschläge zur Neudarstellung der GKS zu sagen haben.
Ich erinnere noch einmal an die beiden Hauptpunkte (die Großschreibung am Satzanfang können wir weglassen). Wenn man in der alten und auch von der Neuregelung nicht angetasteten Weise von Substantivgroßschreibung spricht, muß man erklären, warum viele Substantive (besonders sog. Substantivierungen) klein geschrieben werden: im allgemeinen, aufs schönste, im dunkeln tappen usw.; andererseits aber viele Nichtsubstantive groß: der Schwarze Peter usw.
Ich habe nun vor allem in der Kurzen Anleitung in meinem Rechtschreibwörterbuch folgendes vorgeschlagen: Nicht eigentlich Substantive ziehen die Großschreibung auf sich, sondern das, wovon in einem Text die Rede ist. Das ist ganz bewußt eine ziemlich vage Formulierung. Zugrunde liegt die bekannte Beobachtung, daß man aus einem Text alles klein Geschriebene wegstreichen und doch immer noch erkennen kann, wovon der Text handelt; umgekehrt geht das nicht. Nun muß man allerdings aufpassen, daß man diesen vagen Begriff des Textgegenstandes nicht verwechselt mit dem Wichtigen. Der Textgegenstand, das thematische Material steht in Substantiven bzw. Substantivgruppen (die wenigstens ein groß geschriebenes Wort enthalten). Das erleichtert die Orientierung und führt zu einer Erhöhung der Lesegeschwindigkeit, die auf zwei bis fünf Prozent geschätzt wird. Jedenfalls gilt es als Vorzug der deutschen Orthographie, den auch die Reformer grundsätzlich anerkennen, allerdings nicht hoch genug schätzen, um dafür ihr Ziel der einheitlichen Kleinschreibung aufzugeben. Eigennamen brauchen übrigens nicht gesondert berücksichtigt zu werden, weil sie immer etwas bezeichnen, wovon im Text die Rede ist. Nützlich ist das vage Kriterium, wenn man sich fragt, ob im allgemeinen, des öfteren usw. groß geschrieben werden sollen. Manche Texte handeln wirklich vom Allgemeinen, dann wird es groß geschrieben, aber im allgemeinen ist davon keine Rede, sondern man meint es gewissermaßen adverbial (engl. generally) und schreibt es klein. Was sollte wohl das Öftere sein? Das gibt es doch gar nicht, folglich schreibt man klein usw. Der Fanatiker Gallnmann wollte die ihm unangenehmen Ausnahmen bei weitem usw. auch noch beseitigen, zwölf Stück insgesamt. Das ganze führt tief ins neunzehnte Jahrhundert zurück, als man diese Großschreibungen aber auch schon übertrieben fand und an ihre Beiseitigung ging. Hier zeigt sich der reaktionäre Charakter der Neuregelung besonders deutlich. Mein Vorschlag versucht die Intuition der Schreibenden in neuer Weise zu erfassen.
Der zweite Punkt sind die festen Begriffe, Nominationsstereotype: Schwarzer Peter, Rote Taubnessel. Nerius und die Seinen haben sich bemüht, mit der Eigennamengroßschreibung weiterzukommen, mußten dann aber feststellen, daß hier meist keine Eigennamen vorliegen. Die Schreibwirklichkeit kennt noch weit mehr Großschreibungen, als der alte Duden und die Neuregelung anerkennen wollten. Ich habe vorgeschlagen, für praktische Zwecke die Unterscheidung von Sein und Heißen heranzuziehen, was eine bessere Grundlage als der fragwürdige Eigennamenbegriff ist. Als Zehetmair den Heiligen Vater rettete, ging es um folgendes: der heilige Vater wäre ein Vater, der heilig ist, aber der Heilige Vater ist eine Person, die den Titel Heiliger Vater trägt, also (nur) so heißt. Die Rote Taubnessel muß nicht rot sein, der Schnelle Brüter nicht schnell usw. und das Schwarze Brett ist bekanntlich in den seltensten Fälle schwarz, sondern heißt nur so.
Mit diesem Kriterium kann man eine größere Menge von Fällen abdecken als mit den gewundenen Erklärungen des alten Duden oder gar der Neuregelung.
Was halten Sie davon?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Matthias Dräger am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
die Darstellung der Rechtschreibung in jüngster Zeit läßt sich wohl in drei Hauptrichtungen gliedern:
1) Duden bis zur 20. Auflage 1991: Man richtet sich nach dem allgemein üblichen Schreibgebrauch. Die Mängel sind überschaubar:
- Manche Einträge entsprechen nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch
- Mit manchen Einträgen versucht die Redaktion, sprachpflegerisch tätig zu werden, ohne daß hierfür durch tatsächliche Verwendung im täglichen Gebrauch ein Anhaltspunkt gegeben wäre (z. B. Schofför, so, bemäntelt als frühere Eindeutschung für Chauffeur, sogar noch in der 22. Auflage 1996!).
Dieser Duden erfreute sich allgemeiner Akzeptanz, wurde allerdings lange nicht in dem Umfang auch tatsächlich benutzt, wie man das auf den ersten Blick annehmen mag. So habe ich in der Schulzeit überhaupt keinen Duden gehabt, und kam selbst als Verleger lange Zeit ohne einen solchen aus. Selbst ein Fachmann wie Prof. Ickler hat bis vor drei Jahren keinen Duden gehabt. Schriftsteller von einigem Format dürften sich kaum an den Duden gehalten haben, die können ja meist schreiben. Aus erster Hand weiß ich dies von Dr. Heinz Ritter, der sich nie um den Duden geschert hat.
Der Duden war vor allem praktisch für die zahlreichen Sekretärinnen, die hier bequem schwierigere Wörter wie Rhythmus und Sauerstoffflasche nachschlagen konnten.
2) Duden ab 21. Auflage: Die Duden-Redaktion versucht, aus neuen, zum Teil willkürlichen Schreibregeln, entsprechende Wörterbucheinträge abzuleiten. Es entsteht in tausenden von Einträgen eine künstliche Rechtschreibung, mit künstlichen Trennungen, die, insbesondere bei der neuen bzw. bereits schon früher gescheiterten ss-Regelung, nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch entsprechen. Diese Schreibweisen werden mit großem Aufwand zur amtlichen Norm erhoben, alle Staatsdiener und natürlich auch die Schulen sollen sich daran halten.
Die schwerwiegenden Mängel dieser Vorgehensweise sind durch die zahllosen Proteste und Einwände dagegen hinreichend dokumentiert, nicht zuletzt auch durch die Einschätzung hierzu von Drosdowski in seinem Brief an Ickler (mafiaähnliche Zustände im Arbeitskreis etc.).
Die Mangelhaftigekeit dieser Vorgehensweise ist auch schon allein aus wirtschaftlichen Gründen erkennbar: Die millionenfach gekaufte 1. Auflage des Reformdudens (1996) ist, da sie nicht an den allgemein üblichen Schreibgebrauch angebunden war, durch neue Erwägungen am Grünen Tisch bereits überholt, Makulatur, und wird in den Buchhandlungen schon zum halben Preis verramscht.
3) Die allgemein übliche Rechtschreibung gemäß Ickler: Ickler folgt praktisch dem Ansatz des Dudens, allerdings mit größerer Sorgfalt, so daß die Einträge im Rechtschreibwörterbuch die tatsächlich gebräuchliche Rechtschreibung zuverlässiger dokumentieren als die Einträge im Duden bis zur 20. Auflage. Zudem verzichtet Ickler auf sprachpflegerische Neuvorschläge (Schofför).
Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist derzeit das einzige Wörterbuch der normalen Rechtschreibung, das man in jeder Buchhandlung (mit einem Tag Wartezeit) kaufen kann. Erste Ansätze einer breiteren Akzeptanz sind erkennbar durch die Aufnahme in den Katalogen von Zweitausendeins (übrigens zeitlich zusammenfallend mit der Rückkehr zur normalen Rechtschreibung in den folgenden Merkheften) und jüngst bei Manufactum (Es gibt sie noch, die guten Dinge...).
Aus all dem ergibt sich: Eine Notwendigkeit für Sie, ein eigenes Wörterbuch zu erstellen, dürfte kaum gegeben sein.
Ihr Vorschlag, Reformkritiker und Reformer sollten sich doch gegenseitig erst einmal die Güte ihrer und die Mangelhaftigkeit der jeweils anderen Rechtschreibung beweisen, geht leider an den tatsächlichen Gegebenheiten völlig vorbei (im übrigen ist dieser Beweis in hinreichender Form von Ickler erbracht worden, z. B. durch seinen Kommentar zur amtlichen Neuregelung, dann auch durch zahlreiche Zeitungsartikel und Beiträge auf dieser Seite). Selbst ein so einleuchtender Beweis, wie eine landesweite Abstimmung über die verschiednen Konzepte, wird von den die Reform betreibenden Kräften vom Tisch gewischt, als sei das nichts. Ich von meiner Seite verspüre nicht das Bedürfnis, mich mit solchen Despoten noch an einen Tisch zu setzen.
In gleicher Weise wird auch die Duden-Redaktion nicht daran denken, zum heutigen Tage ihre traditionelle Rechtschreibung, d. h. ihren Duden aus dem Jahre 1991, fachmännisch zu verteidigen - warum sollte sie das?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 03.02.2001 um 23.00
In drei Tagen soll die konstituierende Sitzung des Beirats für deutsche Rechtschreibung statfinden. Vielleicht ist es jemandem möglich, sich nach Mannheim zu begeben oder sich in anderer Weise darum zu kümmern? Aus der Einladung, die ich hier noch einmal wiedergebe, geht hervor:
1. Nur die deutsche Hälfte der Kommission berichtet dem Beirat, weil dieser nur von deutscher Seite getragen und beschickt wird.
2. Anstelle des Bundesinnenministeriums, das eigentlich zuständig wäre, tritt der neue Kulturstaatsminister in Aktion, wahrscheinlich vertreten durch Ministerialrätin Palmen-Schrübbers, die schon unter Kanther für das BMI tätig und maßgeblich an der Durchsetzung der Reform beteiligt war. Diese Kompetenzverschiebung (es geht um die Amts- und Behördensprache!) ist erklärungsbedürftig.
(Abschrift)
Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung
Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim
Vorsitzender: Prof. Dr. Gerhard Augst
Prof. Dr. Gerhard Augst - Universität-Gesamthochschule Siegen
Fachbereich 3 - Germanistik - Postfach 101240 D-57085 Siegen
28.11.2000
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Einvernehmen mit dem Generalsekretär der Kultusministerkonferenz und dem Staatsminister beim Bundeskanzler lade ich zu ersten, konstituierenden Sitzung des Beirats für deutsche Rechtschreibung
am 8. Februar 2001
in das Institut für Deutsche Sprache (IDS)
ein. Als Tagesordnung schlage ich vor:
1.Eröffnung der Sitzung durch den Einladenden
2.Begrüßung durch den Hausherrn, den Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Herrn Prof. Dr. Gerhard Stickel
3.Ansprachen des/der Beauftragten des Präsidenten der KMK und des/der Beauftragten des Staatsministers beim Bundeskanzler
4.Bericht der bundesrepublikanischen Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung zum Stand der Arbeit und zum inhaltlichen und zeitlichen Arbeitsplan bis zum Ende der Übergangszeit 1.8.2005
5.Beratung über Aufgabe, Funktion und Arbeitsform des Beirats - weiteres Vorgehen
6.Verschiedenes
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 03.02.2001 um 23.00
Die Armut und die Powerteh
Es ist schon recht lange her, daß ich Fritz Reuters Roman Ut mine Stromtid gelesen habe, aber ein Satz daraus hat sich mir unauslöschlich eingeprägt: Die große Armut in der Stadt
kommt von der großen Powerteh her mit diesen Worten beschließt Onkel Bräsig, eine der
Hauptfiguren des Romans, seine Rede.
Als ich in meiner Jugend das Buch las, hielt ich Onkel Bräsigs Logik für einzigartig, wurde aber irgendwann eines besseren belehrt: Seine Methode der kausalen Verknüpfung hat sogar
einen lateinischen Namen circulus vitiosus (Zirkelschluß) und wird, man glaube es oder nicht, auch von Politikern, Journalisten und Fachgelehrten unserer Zeit keineswegs ver-
schmäht. Der Circulus vitiosus ist gar oft ein willkommenes und bequemes Mittel, sich über Erklärungsnöte hinwegzumogeln.
Auch bei der Formulierung und Auslegung von deutschen Rechtschreibregeln muß wohl
Onkel Bräsig hin und wieder seine Hand im Spiel gehabt haben. Sowohl im Duden als auch
in der neuen Amtlichen Regelung erinnert die Verwendung der Begriffspaare Wortgruppe/
Getrenntschreibung und Zusammensetzung/Zusammenschreibung an die Armut und die Po-
werteh. So in der Richtlinie 39 der 21. Auflage des Duden: Getrennt schreibt man alle eindeutigen Wortgruppen wie >schwanger werden<.
Nun wäre ich zwar nie und nimmer in die Versuchung gekommen, schwanger werden zusammenzuschreiben, gäbe es da nicht die neue Regel, nach der ein Adjektiv vom folgenden Verb nur dann getrennt geschrieben wird, wenn es steigerbar ist. Seit wann aber kann man den Zustand der Schwangerschaft steigern? Und warum soll man irre werden neuerdings zusammenschreiben? Was hier als eindeutig bezeichnet wird, erweist sich bei näherem Hinsehen als erklärungsbedürftig. Der Verfasser der Richtlinie war sich offenkundig im klaren darüber, daß zwischen der empfohlenen Schreibweise und der neuen Regel ein Widerspruch besteht. Nun vertuscht er die fehlende Begründung mittels eines Circulus vitiosus, wohl in der Annahme, daß der Leser dies nicht bemerkt. Eine ehrliche Aussage hätte etwa so lauten müssen: Man schreibe getrennt, wenn zwischen zwei Wörtern eine Lücke erforderlich ist. Dieses Erfordernis ist auch dann gegeben, wenn der Wortlaut von § 34 E(3) der >Amtlichen Regelung< zu inakzeptablen Ergebnissen führen würde.
Ein weiteres Beispiel: Wer sich dafür interessiert, warum bisherige Zusammensetzungen mit
sein ( ansein, aussein, dasein, innesein) neuerdings getrennt geschrieben werden sollen,
findet in § 35 der Amtlichen Regelung folgende Begründung: Verbindungen mit >sein<
gelten nicht als Zusammensetzung. Dementsprechend schreibt man stets getrennt. Wem dieses Argument nicht einleuchten will, dem ist wohl kaum noch zu helfen!
Durch Zufall entdeckte ich vor einigen Tagen, daß auch dem vorreformatorischen Duden
die bräsigsche Kausalität nicht fremd war. Ich schlug im Band 9 (Die Zweifelsfälle der deut-
schen Sprache, Aufl. 1972) das Stichwort auseinander auf. Dort findet man einen Artikel,
der jedem wärmstens zu empfehlen ist, der sich mit der kniffeligen Problematik der Getrennt-
und Zusammenschreibung befaßt. Ich zitiere hier nur einen Satz: Zusammen schreibt man,
wenn >auseinander< Verbzusatz ist.
Wer mit dem Begriff Verbzusatz nichts oder wenig anzufangen weiß, findet im Duden für Zweifelsfälle folgende Erklärung: Unter einem Verbzusatz versteht man den nichtverbalen Teil einer unfesten Zusammensetzung mit einem Verb als Grundwort. Womit auch für den, der es bisher noch nicht kapiert hatte, klargestellt ist: Die Zusammenschreibung kommt von der Zusammensetzung her.
Onkel Bräsig läßt grüßen!
Günter Schmickler
Südstraße 11, 53842 Troisdorf
eingetragen von Manfred Riebe am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler!
Ich habe Lutz Götze nirgendwo als Autorität bezeichnet. Wenn ich ihn zitierte, dann doch nur, weil es sich um einen Reformbefürworter handelt, der als Bearbeiter des Bertelsmann-Wörterbuches für das Rechtschreibchaos mitverantwortlich ist und nun die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen beklagt.
Ich zitierte Ihre Schriften nur als interessante Beispiele für jene Gäste, die Ihre Bücher noch nicht kennen. Um zu beweisen, daß es eine sprachwissenschaftliche Sprachpflege gibt, müßte ich ein umfangreiches Literaturverzeichnis zusammenstellen.
Warum sollte ich mit Ihnen darüber streiten, ob Eduard Engel Halbjude oder Vierteljude war? Es ging mir nur nebenbei (als Fußnote am Schluß: Übrigens) um historische Genauigkeit und eine genaue Quellenangabe. Es kommt hin und wieder vor, daß sich Leute für meine Quellenangaben bedanken. Da Sie zufällig eine Dissertation über Eduard Engel rezensierten, wäre dies eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit, inwieweit historisch korrekt gearbeitet wurde. Natürlich ist die Begriffsbildung absurd, doch ist sie leider auch historisch. Diese Angaben entschieden damals über Schicksale von Menschen. So berichtete unser Bundeskanzler Helmut Schmidt, habe sein Vater seine Ahnentafel gefälscht. Helmut Schmidt konnte so NS-Führungsoffizier werden.
Offenbar verhalte ich mich politisch nicht korrekt, wenn ich Nazivokabular verwende und nicht immer in Anführungszeichen setze. Eine solche politische Korrektheit schränkt m.E. die Meinungsfreiheit, ja sogar die Gedankenfreiheit ein. Ich hoffe nicht, daß dies zur Normalität wird.
Aber all das lenkt von Ihrer Aussage ab, die für mich wirklich interessant war: Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt. Ihre Antwort, daß ganz schlechter und sehr guter Ausdruck natur- und gaußgemäß immer selten sein wird und daß dies zur Klärung des Normbegriffs beitrage, gehört zum Allgemeinwissen und erklärt m.E. nicht Ihre liberale Auffassung von Sprachnormen. Normung erfolgt ja in der Regel, um hochwertige Produkte und nicht nur durchschnittliche herzustellen, die nicht konkurrenzfähig sind.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Thomas Paulwitz am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann!
Es ist schon erstaunlich, daß Sie eine harmlose Feststellung aus dem Alltag eines Historikers veranlaßt, (wieder einmal) Gehässigkeiten zu verspritzen und zu politisieren. Da setzen Sie Mentalität (Sie nennen es Geisteshaltung) in unverantwortlicher Weise einfach mit politischer Gesinnung gleich und provozieren politische Diskussionen. Das kann nicht der Weg sein. Daß ich bei Ihnen völkisches Selbstbewußtsein, das gar meine Hauptsorge sei, vermißt habe, ist im übrigen eine lächerliche Lüge. Vielleicht glauben Sie sogar daran. Dann lügen Sie nicht, sondern haben es sich eingeredet. Auf jeden Fall sind die Folgen für mich ärgerlich, Sie können sich freuen. Gratuliere.
Es ist jedoch unbedingt notwendig, daß die Rechtschreibdebatte nicht zu politischen Zwecken instrumentalisiert wird, wie das immer wieder versucht wird. Lieber Herr Lachenmann, bitte versuchen Sie zumindest, dieser unbedingten Notwendigkeit Rechnung zu tragen. Ich versuche es auch. Ich vertraue auf Ihre Lernfähigkeit, da auch ich Sie für einen herzensguten, romantischen und nicht völlig unsensiblen Mann halte.
Wesentlich interessanter als Ihr ewiger Kreuzzug gegen die Deutsche Sprachwelt ist die Entdeckung des Martin Gerdes, der das Riegelmann-Buch unter die Lupe genommen hat.
Die Gesetzmäßigkeiten einer steigenden Tendenz zur Zusammenschreibung aufzudecken, erscheint mir ein lohnendes Ziel. Sollte es tatsächlich solche Gesetzmäßigkeiten geben, wären sie die Grundlage einer echten Schreibreform, einer Reform, die dem sich wandelnden Schreibgebrauch folgt, d.h. den Bedürfnissen und der Mentalität der Lesenden und Schreibenden, nicht der Gesinnung weltfremder Bürokraten. Damit meine ich jedoch nicht die nachträgliche Sanktionierung (das Erlauben) von z.B. Stil- oder Grammatikfehlern!
Eine echte Reform sollte meiner Ansicht nach auch nicht alles auf einmal anpassen, sondern laufend in einem einzigen Lebendigen Wörterbuch seinen Ausdruck finden. Professor Icklers Wörterbuch ist für mich Das Lebendige Wörterbuch der Zukunft. Es wird Zeit, daß es zum allgemeinen Gebrauch ins Netz gestellt wird. Der herausgebende Verlag bräuchte sich keine Sorgen über finanzielle Einbußen zu machen. Erfahrungsgemäß wirken Netzpräsentationen eher verkaufsfördernd.
Schöne, nicht völlig unsensible Grüße
Thomas Paulwitz
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Paulwitz,
für einen jungen Historiker haben Sie aber ein kurzes Gedächtnis! Ihnen stehen aber - im Gegensatz zu mir - authentische Quellen zum Recherchieren unserer seinerzeitigen Diskussion zur Verfügung, denn Sie könnten ja in unserem damals havarierten Diskussionsstrang, der vermutlich irgendwo bei Ihnen im Datenfriedhof begraben liegt, nachlesen, was ich geschrieben hatte, und in welcher Weise Sie damals meine Lernfähigkeit herausgefordert haben. Wobei der Begriff der »Geisteshaltung«, das kann schon sein, wohl tatsächlich nicht aus Ihrer Tastatur stammte, sondern von einem anderen gestrengen Diskutanten, der mich im selben Zusammenhang darüber belehren wollte, daß mein Verhältnis zur deutschen Sprache wohl gestört und deshalb etwas mit meinem Selbstbewußtsein nicht in Ordnung sein müsse. Wenn ich Ihnen diesen Begriff irrtümlicherweise zuschreibe, dann mag das streng historisch gesehen nach der Quellenlage nicht standhalten, aber es liegt daran, daß die nächste Diagnose hinsichtlich meiner Persönlichkeitsstörung in unvergeßlich drastischer Form von Ihnen kam und inhaltlich auf dasselbe hinauslief. Das hat mich damals wirklich sehr, sehr betroffen gemacht. Ich hielt mich nämlich immer für einen ganz passablen Deutschen, auch wenn ich mit Anglizismen weniger Probleme habe als die Fans der Deutschen Sprachwelt.
Wir brauchen das aber nicht wieder aufzugreifen, es gehört wirklich nur am Rande in diese Diskussion, am Rande allerdings schon: Doch, doch - es ist sehr interessant, daß es immer wieder Leute gab und gibt, die Sprachliches und Ideologisches miteinander verquicken, und da ist ja auch in mancher Hinsicht etwas dran. Und die sollen das ruhig tun, dann sieht man nämlich, wie die das machen, und man weiß, worum es bei ihnen geht.
Aber lassen wir die Gewissenserforschung, denn Sie haben ja recht: Wir lernen alle immerzu weiter, denken Sie an Joschka Fischer. Das ist auch wirklich schön so, immerzu spannend und wir haben ein ganzes Leben lang Zeit für alle möglichen unterschiedlichen Erkenntnisse. Auch auf Irrwegen kann man viel lernen, vielleicht mehr, als wenn man immer im selben Katechismus liest. Hier spricht der Alt-68er.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
was meinen Sie damit, daß man sich nach Mannheim begeben sollte oder sich in einer anderen Form um diese verschwörerische Sitzung kümmern könnte? Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß man als interessierter, aber nicht geladener Bürger da so einfach hineinmarschieren und Platz nehmen kann, zumal die Kommission der Reformer bisher stets unter höchstmöglicher Geheimhaltung operiert hat. Und wenn man draußen bleiben muß - soll man dann den einen oder anderen Teilnehmer beim Kaffe interviewen, oder wie? Darf eine solche Sitzung als geschlossene Gesellschaft anberaumt werden usw.?
Herrn Schmickler herzlichen Dank für seine scharfsinnigen Beobachtungen zu den logischen Fundamenten der alten und neuen Regeln. Das ist aber auch wirklich verführerisch, aus einer Definition die Regel/Schreibung abzuleiten. Professor Ickler macht das, wenn man die Form betrachtet, teilweise ebenso: Zusammensetzungen sind Wörter. Man schreibt sie deshalb zusammen. (Anders bei Verbzusätzen.) Das ist trotz grammatischer Korrektheit deshalb nicht wirklich befriedigend, weil der Normalbürger einem zweifelhaften Kompositum nicht entnehmen kann, ob es sich grammatisch um zwei zusammengeschriebene Wörter (Wortgruppe) oder sowieso nur um ein Wort handelt.
Ich habe dieses Problem einmal mit einer Parallelisierung zu folgender Aussage zu karikieren versucht: Ehepaare sind Gemeinschaften. Sie leben daher zusammen. Nicht verheiratete Paare sind keine Gemeinschaften. Sie können daher zusammen oder getrennt leben. Der Optik des Normalbürgers wird diese Anleitung zum Herausfinden eines möglichen Zusammengehörens bzw. Zusammenlebens nicht gerecht. Man wird eher dazu neigen, aus dem Zusammensein oder Nichtzusammensein eine Definition der Gemeinschaft abzuleiten als umgekehrt ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Anstatt zum x-ten Mal an Professor Ickler herumzukritisieren, daß er die Gesichtspunkte der größtmöglichen Eindeutigkeit für den Lexikonbenutzer bzw. Lehrer sowie der Variantenauswahl im Sinne der Qualität vernachlässige, wäre es sinnvoll, wenn Sie, Herr Riebe, wenigstens an ganz wenigen Beispielen verdeutlichen würden, was Sie sich unter einem eindeutigeren Lexikon vorstellen.
Bisher war Ihr konkretester Hinweis dazu, es sollte durchgängig die Betonung als hervorstechendes Merkmal der Differenzierung herangezogen werden. Also: zusammenschreiben (vs. zusammen schreiben), sich sattessen. Als Sie selbst für das erstere in einem Ihrer Beiträge die Getrenntschreibung wählten (zusammen schreiben = ohne Lücke schreiben), erklärten Sie das damit, daß Sie das zusammen hier besonders betonen wollten. Auf die Absurdität hingewiesen (betont -> zusammen, besonders betont -> getrennt), gingen Sie nicht weiter darauf ein.
Ähnlich bei sich satt_essen, wo Sie sich wiederholt darüber beschwerten, daß im Gegensatz zu den bisherigen Lexika ein Bogen eingeführt werden sollte (Das leuchtet mir überhaupt nicht ein; eindeutige Zusammenschreibung ist überhaupt kein Problem; falls beide Varianten in der Zeitung zu finden seien, wäre das ein Beweis für die schriftstellerische Verwahrlosung der Journalisten). Zuerst forderten Sie die Zusammenschreibung aufgrund der Betonung (wobei Ihnen andere mit dem zusätzlichen Argument Ergebniszusatz -> Zusammenschreibung zu Hilfe kamen), anschließend jedoch aufgrund der Lexikoneinträge die Getrenntschreibung. Auch hier erklärten Sie trotz Aufforderung nicht, wie Sie sich nun entscheiden wollen, kritisieren aber nach wie vor penetrant an der Beliebigkeitsschreibung herum, die für Sie den Verfall der schriftsprachlichen Sitten verkörpert, und mäkeln ebenso an Professor Icklers Wörterbuch herum (obwohl wir inzwischen Ihre allgemeinen Wunschvorstellungen kennen).
Also beantworten Sie doch einfach einmal diese beiden Fragen:
1. Wie würden Sie den Eintrag zu zusammen_schreiben gestalten?
2. Wie würden Sie den Eintrag zu sich satt_essen gestalten?
Ich weise Sie auch darauf hin, daß Sie es selbst teilweise bewußt ablehnen, der überwiegenden (statistischen!) Norm zu folgen, und zwar bei der Schreibung auf Grund. Ich hatte Sie einmal darauf aufmerksam gemacht, daß aufgrund außer in juristischen und ähnlichen Texten Standard ist, und Sie sagten, auf Grund gefalle Ihnen besser; Sie wollten dabei bleiben. Deshalb Zusatzfrage: Soll Professor Ickler Ihrer Meinung nach auf Grund aus dem Verzeichnis tilgen, damit an dieser Stelle mehr Eindeutigkeit im Wörterbuch herrscht? Soll er einen Kommentar zu den Varianten schreiben? Oder soll er auf Grund einfach als Variante stehenlassen, weil Ihnen persönlich diese Schreibweise gefällt, auch wenn Sie strenggenommen keine Gesetzestexte verfassen?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.02.2001 um 23.00
Bei sich satt_essen muß es statt Zusammenschreibung heißen, daß für Herrn Riebe die eindeutig vorgeschriebene Getrenntschreibung überhaupt kein Problem ist; das war jedenfalls seine Stellungnahme anläßlich des Nachschlagens in diversen Lexika.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Helmut Eberwein am 03.02.2001 um 23.00
Liebe Rechtschreibfreunde,
alle, die sich hier an den Diskussionen beteiligen, sollten sich vor
Augen halten, was das eigentliche Ziel dieser Internet-Seite ist:
Der Kampf für eine vernünftige Rechtschreibung (so kann niemand behaupten, wir
wären ständig gegen etwas:-)).
Die Kunst ist es, gemeinsam für etwas zu streiten, obwohl man in vielerlei
Dingen komplett andere Ansichten hat. In dem Punkt der RS sind wir uns alle einig, und
sollten daher unsere Energie darauf verwenden im Sinne unserer Sprache
tätig zu werden und die Zeit nicht mit persönlichen Scharmützeln vergeuden.
Unsere Eitelkeiten können wir auch alle woanders pflegen, wir sollten lieber
dafür sorgen, daß sich Herr Zabel/Augst hier im Gästebuch melden, dann
könnte es wirklich interessant werden.
Es wäre erfreulich, wenn die Sprachfreunde, die hier versammelt sind, mir helfen würden
die Medien zu bearbeiten anstatt sich ständig zu necken!
Bitte das Ziel im Auge behalten.
Danke
Helmut Eberwein
eingetragen von Manfred Riebe am 03.02.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Wrase!
Ich bin Nichtgermanist und kein Sprachpapst. Ihre Kritik am Ickler-Wörterbuch ist mir bekannt. Sie brauchen meine Hilfe sicherlich nicht; denn Herr Ickler hat Sie sinngemäß als seinen besten Kritiker bezeichnet.
In der Satzung des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege heißt es:
Ziel des Vereins ist die Bewahrung des hohen Entwicklungsstandes der deutschen Sprache, wie er sich in der Rechtschreibung des Duden bis zu seiner 20. Auflage 1991 durch behutsame und sachgerechte Anpassung der Schrift an die sich lebendig entwickelnde Sprache widerspiegelt. Der Verein wirkt darauf hin, daß die deutsche Sprache in der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere ihre Rechtschreibung vor willkürlichen Eingriffen geschützt wird und daß Ergebnisse von natürlichen Entwicklungen der Orthographie, die sich in der Sprachgemeinschaft vollzogen haben, wie bisher in eine verbindliche Wörterliste aufgenommen werden und so die Voraussetzungen für die notwendige orthographische Einheitlichkeit erhalten bleiben.
Ich habe in diesem Sinne meine prinzipielle Kritik bereits umfassend geäußert und möchte mich nicht wiederholen. Ich schrieb am 30.01. ins Gästebuch, der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991 erfülle meine persönlichen Anforderungen weitestgehend. Deshalb brauche ich auch nicht ein eigenes Wörterbuch zu verfassen. Außerdem schrieb ich, ich wolle mich zum Thema Getrennt- und Zusammenschreibung künftig zurückhalten. (vgl. Die Bedürfnisse des Lesers sind der Maßstab, 30.01.2001). In den Fällen, in denen ich nicht mit dem Duden einverstanden bin, wie bei ernstnehmen, fördere ich durch meine abweichende Schreibweise ein klein wenig den Univerbierungsprozeß.
Günter Schmickler hat hier in seinem Beitrag Die Armut und die Powerteh die zweifelhafte Methode der Begründung durch Zirkelschluß aufgezeigt. Deshalb will ich noch an folgendes erinnern: Etliche Reformkritiker forderten von den Reformern, sie sollten doch erst einmal beweisen, daß die bewährte traditionelle Duden-Rechtschreibung mangelhaft und ihre besser sei. Das gilt umgekehrt logischerweise auch für das Ickler-Wörterbuch. Doch dieser Beweis wurde hinsichtlich der Getrennt- und Zusammenschreibung bisher nur in einigen Fällen angetreten, aber in vielen anderen Fällen nicht. Außerdem sollten in Zweifelsfällen Argumente gegen die traditionelle Schreibweise des Duden fairerweise der Duden-Redaktion vorgelegt werden, damit diese die Möglichkeit hat, ihre traditionelle Schreibweise fachmännisch zu verteidigen. Dazu gehört natürlich, daß man auch die oft seltsamen Methoden der Argumentation und Beweisführung kritisch hinterfragt.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 03.02.2001 um 23.00
Nach der ausgiebigen Diskussion der Getrennt- und Zusammenschreibung sollten wir vielleicht einmal daran denken, daß die Neuregelung noch andere fragwürdige Punkte enthält, zum Beispiel die Groß- und Kleinschreibung, deren Veränderung ja wohl noch mehr auffällt. Tatsächlich waren die Reformer angetreten, um die Kleinschreibung einzuführen, das war fast der einzige Programmpunkt sowohl bei Nerius im Osten wie bei den Emanzipatoren in westlichen GEW-Kreisen (Frankfurter Kongreß 1973). Mich würde nun interessieren, was die Diskutanten dieses ertragreichen Gästebuchs (das sich nun mal zum eigentlichen Forum entwickelt hat) über meine Vorschläge zur Neudarstellung der GKS zu sagen haben.
Ich erinnere noch einmal an die beiden Hauptpunkte (die Großschreibung am Satzanfang können wir weglassen). Wenn man in der alten und auch von der Neuregelung nicht angetasteten Weise von Substantivgroßschreibung spricht, muß man erklären, warum viele Substantive (besonders sog. Substantivierungen) klein geschrieben werden: im allgemeinen, aufs schönste, im dunkeln tappen usw.; andererseits aber viele Nichtsubstantive groß: der Schwarze Peter usw.
Ich habe nun vor allem in der Kurzen Anleitung in meinem Rechtschreibwörterbuch folgendes vorgeschlagen: Nicht eigentlich Substantive ziehen die Großschreibung auf sich, sondern das, wovon in einem Text die Rede ist. Das ist ganz bewußt eine ziemlich vage Formulierung. Zugrunde liegt die bekannte Beobachtung, daß man aus einem Text alles klein Geschriebene wegstreichen und doch immer noch erkennen kann, wovon der Text handelt; umgekehrt geht das nicht. Nun muß man allerdings aufpassen, daß man diesen vagen Begriff des Textgegenstandes nicht verwechselt mit dem Wichtigen. Der Textgegenstand, das thematische Material steht in Substantiven bzw. Substantivgruppen (die wenigstens ein groß geschriebenes Wort enthalten). Das erleichtert die Orientierung und führt zu einer Erhöhung der Lesegeschwindigkeit, die auf zwei bis fünf Prozent geschätzt wird. Jedenfalls gilt es als Vorzug der deutschen Orthographie, den auch die Reformer grundsätzlich anerkennen, allerdings nicht hoch genug schätzen, um dafür ihr Ziel der einheitlichen Kleinschreibung aufzugeben. Eigennamen brauchen übrigens nicht gesondert berücksichtigt zu werden, weil sie immer etwas bezeichnen, wovon im Text die Rede ist. Nützlich ist das vage Kriterium, wenn man sich fragt, ob im allgemeinen, des öfteren usw. groß geschrieben werden sollen. Manche Texte handeln wirklich vom Allgemeinen, dann wird es groß geschrieben, aber im allgemeinen ist davon keine Rede, sondern man meint es gewissermaßen adverbial (engl. generally) und schreibt es klein. Was sollte wohl das Öftere sein? Das gibt es doch gar nicht, folglich schreibt man klein usw. Der Fanatiker Gallnmann wollte die ihm unangenehmen Ausnahmen bei weitem usw. auch noch beseitigen, zwölf Stück insgesamt. Das ganze führt tief ins neunzehnte Jahrhundert zurück, als man diese Großschreibungen aber auch schon übertrieben fand und an ihre Beiseitigung ging. Hier zeigt sich der reaktionäre Charakter der Neuregelung besonders deutlich. Mein Vorschlag versucht die Intuition der Schreibenden in neuer Weise zu erfassen.
Der zweite Punkt sind die festen Begriffe, Nominationsstereotype: Schwarzer Peter, Rote Taubnessel. Nerius und die Seinen haben sich bemüht, mit der Eigennamengroßschreibung weiterzukommen, mußten dann aber feststellen, daß hier meist keine Eigennamen vorliegen. Die Schreibwirklichkeit kennt noch weit mehr Großschreibungen, als der alte Duden und die Neuregelung anerkennen wollten. Ich habe vorgeschlagen, für praktische Zwecke die Unterscheidung von Sein und Heißen heranzuziehen, was eine bessere Grundlage als der fragwürdige Eigennamenbegriff ist. Als Zehetmair den Heiligen Vater rettete, ging es um folgendes: der heilige Vater wäre ein Vater, der heilig ist, aber der Heilige Vater ist eine Person, die den Titel Heiliger Vater trägt, also (nur) so heißt. Die Rote Taubnessel muß nicht rot sein, der Schnelle Brüter nicht schnell usw. und das Schwarze Brett ist bekanntlich in den seltensten Fälle schwarz, sondern heißt nur so.
Mit diesem Kriterium kann man eine größere Menge von Fällen abdecken als mit den gewundenen Erklärungen des alten Duden oder gar der Neuregelung.
Was halten Sie davon?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Matthias Dräger am 03.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
die Darstellung der Rechtschreibung in jüngster Zeit läßt sich wohl in drei Hauptrichtungen gliedern:
1) Duden bis zur 20. Auflage 1991: Man richtet sich nach dem allgemein üblichen Schreibgebrauch. Die Mängel sind überschaubar:
- Manche Einträge entsprechen nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch
- Mit manchen Einträgen versucht die Redaktion, sprachpflegerisch tätig zu werden, ohne daß hierfür durch tatsächliche Verwendung im täglichen Gebrauch ein Anhaltspunkt gegeben wäre (z. B. Schofför, so, bemäntelt als frühere Eindeutschung für Chauffeur, sogar noch in der 22. Auflage 1996!).
Dieser Duden erfreute sich allgemeiner Akzeptanz, wurde allerdings lange nicht in dem Umfang auch tatsächlich benutzt, wie man das auf den ersten Blick annehmen mag. So habe ich in der Schulzeit überhaupt keinen Duden gehabt, und kam selbst als Verleger lange Zeit ohne einen solchen aus. Selbst ein Fachmann wie Prof. Ickler hat bis vor drei Jahren keinen Duden gehabt. Schriftsteller von einigem Format dürften sich kaum an den Duden gehalten haben, die können ja meist schreiben. Aus erster Hand weiß ich dies von Dr. Heinz Ritter, der sich nie um den Duden geschert hat.
Der Duden war vor allem praktisch für die zahlreichen Sekretärinnen, die hier bequem schwierigere Wörter wie Rhythmus und Sauerstoffflasche nachschlagen konnten.
2) Duden ab 21. Auflage: Die Duden-Redaktion versucht, aus neuen, zum Teil willkürlichen Schreibregeln, entsprechende Wörterbucheinträge abzuleiten. Es entsteht in tausenden von Einträgen eine künstliche Rechtschreibung, mit künstlichen Trennungen, die, insbesondere bei der neuen bzw. bereits schon früher gescheiterten ss-Regelung, nicht dem tatsächlichen Schreibgebrauch entsprechen. Diese Schreibweisen werden mit großem Aufwand zur amtlichen Norm erhoben, alle Staatsdiener und natürlich auch die Schulen sollen sich daran halten.
Die schwerwiegenden Mängel dieser Vorgehensweise sind durch die zahllosen Proteste und Einwände dagegen hinreichend dokumentiert, nicht zuletzt auch durch die Einschätzung hierzu von Drosdowski in seinem Brief an Ickler (mafiaähnliche Zustände im Arbeitskreis etc.).
Die Mangelhaftigekeit dieser Vorgehensweise ist auch schon allein aus wirtschaftlichen Gründen erkennbar: Die millionenfach gekaufte 1. Auflage des Reformdudens (1996) ist, da sie nicht an den allgemein üblichen Schreibgebrauch angebunden war, durch neue Erwägungen am Grünen Tisch bereits überholt, Makulatur, und wird in den Buchhandlungen schon zum halben Preis verramscht.
3) Die allgemein übliche Rechtschreibung gemäß Ickler: Ickler folgt praktisch dem Ansatz des Dudens, allerdings mit größerer Sorgfalt, so daß die Einträge im Rechtschreibwörterbuch die tatsächlich gebräuchliche Rechtschreibung zuverlässiger dokumentieren als die Einträge im Duden bis zur 20. Auflage. Zudem verzichtet Ickler auf sprachpflegerische Neuvorschläge (Schofför).
Das Rechtschreibwörterbuch von Ickler ist derzeit das einzige Wörterbuch der normalen Rechtschreibung, das man in jeder Buchhandlung (mit einem Tag Wartezeit) kaufen kann. Erste Ansätze einer breiteren Akzeptanz sind erkennbar durch die Aufnahme in den Katalogen von Zweitausendeins (übrigens zeitlich zusammenfallend mit der Rückkehr zur normalen Rechtschreibung in den folgenden Merkheften) und jüngst bei Manufactum (Es gibt sie noch, die guten Dinge...).
Aus all dem ergibt sich: Eine Notwendigkeit für Sie, ein eigenes Wörterbuch zu erstellen, dürfte kaum gegeben sein.
Ihr Vorschlag, Reformkritiker und Reformer sollten sich doch gegenseitig erst einmal die Güte ihrer und die Mangelhaftigkeit der jeweils anderen Rechtschreibung beweisen, geht leider an den tatsächlichen Gegebenheiten völlig vorbei (im übrigen ist dieser Beweis in hinreichender Form von Ickler erbracht worden, z. B. durch seinen Kommentar zur amtlichen Neuregelung, dann auch durch zahlreiche Zeitungsartikel und Beiträge auf dieser Seite). Selbst ein so einleuchtender Beweis, wie eine landesweite Abstimmung über die verschiednen Konzepte, wird von den die Reform betreibenden Kräften vom Tisch gewischt, als sei das nichts. Ich von meiner Seite verspüre nicht das Bedürfnis, mich mit solchen Despoten noch an einen Tisch zu setzen.
In gleicher Weise wird auch die Duden-Redaktion nicht daran denken, zum heutigen Tage ihre traditionelle Rechtschreibung, d. h. ihren Duden aus dem Jahre 1991, fachmännisch zu verteidigen - warum sollte sie das?
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von RenateMariaMenges am 02.02.2001 um 23.00
In allen Schulen ( bis auf ein Bundesland) ist die Rechtschreibreform eingeführt- ein Zurück gibt es meines Erachtens nicht. Immer mehr Schüler erlernen die schriftliche Sprache in neuer Rechtschreibung. Weitere Vereinfachungen wären dringend nötig gewesen. Aber nun nochmals ein Zurück in die Vergangenheit zu wagen, fände ich den größten Schwachsinn aller Zeiten. Reformen sollten vorher so überlegt werden, dass sie auch den Druck von Teilen der Gesellschaft ( zum Beispiel: FAZ mit ihren Kritikern ) aushalten kann. Eine Rückkehr würde mehr Unbehagen und Kritik hervorrufen, als ein Weitermachen in der heutigen Form. Ich wünsche mir, Prof. Ickler, dass die Rechtschreibreform weiter forciert wird, sodass wir zu einer weiteren Vereinfachung und somit zu einer größeren Fehlerreduzierung kommen.
Mit freundlichen Grüßen
RenateMariaMenges
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Präskription, für die Herr Riebe plädiert ...???
Hier liegt ein Mißverständnis vor. Als sprachlicher Laie und Nichtgermanist plädierte ich hier nicht allgemein für Präskription, sondern schrieb nur: Einen Sprachratgeber zu verfassen, bedeutet nämlich stilistische Präskription. Ich dachte dabei an Ludwig Reiners, der als unbestrittener Stilpräzeptor des Deutschen beauftragt wurde, für das Stilwörterbuch des Großen Duden (4. Auflage 1956) den Einleitungsessay Vom deutschen Stil zu verfassen. Präskription betreiben z.B. auch die Kultusminister mit Lehrplänen und Rechtschreiberlassen. Allerdings sind Lehrer und Hochschullehrer, oft ohne es zu wollen, die Sprachrohre und Erfüllungsgehilfen der Kultusminister, sofern sie nicht aktiven und/oder passiven Widerstand leisten. - Allerdings bin ich der Meinung, daß das Wort lohnenswert semantisch und logisch objektiv falsch ist, so daß man empfehlen sollte, es zu vermeiden.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
trösten Sie sich: mir gefällt meine Rolle des Schlechterwissers auch nicht. Nach jedem Beitrag, den ich hier abliefere, schwöre ich mir, daß dies nun wirklich der letzte sei für einige Zeit, dann kommen Sie wieder mit Sachen, die ich einfach nicht unwidersprochen lassen mag.
Der Weg von den Weibern über die Frauen zu den Frauenzimmern (in Vorarlberg heißen die Mädchen seltsamerweise »Schmelgen«), von gerben zu gar, von kneten zu machen, ist ja nicht zu vergleichen mit lohnend vs. lohnenswert. Im einen Fall handelt es sich um verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache oder um »übertragenen Sinn«, im anderen um schlichtweg falschen Gebrauch eines Begriffs. Wenn ich etwa sagen will, »die Sache ist erledigt« kann ich dazu viele andere schöne Sprüche bringen: »Der Kittel ist geflickt, Der Fisch ist geputzt, Des Wiesle isch gmäht...«. Das sind Analogien, Bilder. Ebenso ist der Bedeutungswandel etwa von putzen, was sowohl sich herausputzen, sich schmücken heißen kann als auch die Treppe oder sonstwas saubermachen, wohl kaum auf einen einmal begangenen Fehler oder auf Schludrigkeit zurückzuführen, sondern auf verwandte Bedeutungen. Beim Putzen mache ich eben etwas schön, entweder verschönere ich mich oder ich mache etwas sauber.
Ich habe nichts durcheinandergebracht mit meinen Beispielen aus der Mathematik und den Fremdsprachen. Unter Mathematikern, habe ich mir sagen lassen, ist es inzwischen »Allgemeingut«, daß man sich gar nicht mehr sicher ist, ob die mathematischen vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten nicht pure Zufälle sind. (Fragen Sie mich nicht mehr darüber, davon habe ich noch nie etwas verstanden, dies ist das erste, was mir bei der Mathematik wirklich einleuchtet.)
Und bei meinen Beispielen aus Fremdsprachen hatten wir eben genau die Fälle, wie bei lohnend vs. lohnenswert: Es wird nicht genau hingeschaut, was ein Wort eigentlich bedeutet. Man »geht davon aus«, daß Municipal wohl ein Ortsteil sein müsse (offensichtlich war der weitgereiste Fachjournalist nie an dem Ort, den er beschreibt und kennt auch die Landessprache nicht) und daß es sich bei Loc. wohl um eine Locanda handeln müsse. Man schaut noch nicht mal im Wörterbuch nach, es ist eh wurscht. Das sind nicht Sinnstiftungen aufgrund von Analogien, sondern das ist Schludrigkeit, Ignoranz, Anmaßung und Respektlosigkeit der Sprache gegenüber. Der Text muß ja ohne allzugroßen Aufwand schnellstens raus, damit man den nächsten produzieren und verscherbeln kann. Im Tagesjournalismus kann man ähnliches auch oft beobachten, was nicht heißt, daß alle Journalisten verantwortungslose Schluderer sind.
Ich denke: Wenn eine Linguistik deskriptiv arbeitet, dann ist es ein Unterschied, welches Material sie auswertet. Vermutlich war es in den hinter uns liegenden Jahrhunderten so, daß jemand, der überhaupt schreiben konnte und auch noch publiziert wurde, eine gewisse Bildungs- und sprachliche Qualitätsstufe hatte, die den Standard der geschriebenen Sprache definierte. Da wurde - vermutlich - weniger geschludert. Jedenfalls wird heute so viel und von so vielen ungebildeten und sprachlich ehrgeizlosen Leuten geschrieben, daß sich dies auf den Standard der geschriebenen Sprache schlecht auswirkt. Diejenigen, die wirklich gut und sprachbewußt schreiben (was bei guten Autoren nicht über das eigentliche Bewußtsein geht, sondern über die erworbene Sprachkultur), sind in der Minderzahl und machen die Negativernte nicht wett. Nun ist der linguistisch-wissenschaftliche Standpunkt vielleicht der, daß man sagt: Wir stellen ja nur fest, was Realität ist. Dann geht das Niveau eben hinunter. Und da frage ich mich, ob es zu dieser wissenschaftlichen Position (und Aufgabenstellung), die ich schon nachvollziehen kann, nicht doch ein Gegengewicht geben sollte, ein erzieherisches, pflegendes.
Das ist vielleicht nicht Ihr Thema, lieber Herr Ickler, aber es ist eines.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Henrik Swaton am 02.02.2001 um 23.00
Ein anderes (lt. DUDEN veraltetes) Wort gibt es weiterhin ganz offiziell: Frauensperson. Man schlage nach im BGB § 825 und § 847 (2). Die Sprache des BGB ist manchmal ziemlich lustig (Stichwort: Verrücktes Grenzzeichen § 919)
Henrik Swaton
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Sehr verehrte Frau Dr. Menges,
bitte übersehen Sie nicht: Die objektiven Fehler der Reform haben bereits jetzt zu einem erheblichen inhaltlichen Rückbau der Reform geführt, mit der Folge, daß sämtliche umgestellten Wörterbücher, Schul- und Kinderbücher schon nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Ich sende Ihnen auf anderem Wege gern eine nähere Beweisführung. Dieses ständige Ändern wird aber weitergehen. Ich bitte Sie, sich die Folgen auszumalen und mit den Folgen einer vollständigen Rücknahme (d. h. des Wiederanschlusses an die immer noch sehr verbreitete und gut bekannte Erwachsenenorthographie zu vergleichen. Es gibt keine Fehler, die man nicht korrigieren könnte.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henrik Swaton am 02.02.2001 um 23.00
Jetzt wurde doch noch ein Beispiel dafür gefunden, daß in der NDR etwas richtiger geschrieben wird: DUDEN 2000 - das ist mir wurst, auch wurscht (alte! Schreibung Wurst, Wurscht). Das muß wohl sogar Herr Prof. Ickler anerkennen.
Henrik Swaton
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Ludwig Reiners wird in der Fachwelt sehr kritisch beurteilt. Der große Verkaufserfolg seiner Stilkunst besagt gar nichts. Das Buch erschien zuerst im Dritten Reich. Reiners konnte es sich daher leisten, in größtem Umfang von Eduard Engel abzukupfern, ohne den inzwischen verstorbenen und verpönten (halbjüdischen) Autor ein einziges Mal zu erwähnen (außer in den Literaturangaben). Er hat nicht nur dessen Terminologie und Grundeinteilung übernommen, sondern unzählige Beispiele, unter sorgfältiger Auslassung jener Autoren, die den Nazis nicht genehm waren. Nach dem Krieg hat er dann einiges ergänzt, aber das ganze Buch ist aus diesen Gründen eine solche Lumperei, wie ich sie kaum anderswo erlebt habe. Über Reiners Auffassung von Sprache und Stil will ich hier nichts weiter sagen, es würde zu weit führen.
Kostprobe (zu einer Moltke-Huldigung):
Wenn wir ihn lesen, sind wir mit einem Zauberschlag hinübergehoben in jene ehrfürchtige Stimmung, mit der damals das dankbare deutsche Volk vor das erzene, stille Antlitz seines Feldherrn trat.
Usw. - so schreibt Reiners, und so sollen wir wohl auch schreiben? Reiners ist heutzutage völlig unbrauchbar (was aber eine Neubearbeitung und -herausgabe durch den Freiburger Germanisten Jürgen Schiewe nicht verhindert hat).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Swaton,
der neueste Duden hat in der Tat das ist mir wurst, und ich bilde mir gar nicht unbescheiden ein, daß diese Ändereug gegenüber der vorigen Auflage und auch gegenüber der amtlichen Neuregelung (die davon ja nichts weiß) nicht ohne mein Zutun zustande gekommen ist. Es wäre nicht das erste Mal, daß die Dudenredaktion meine Hinweise aufgegriffen hat. Ich bemühe mich ja überall um die bestmöglichen Lösungen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
vielleicht können wir uns doch einigen: Wenn ich Sie recht verstehe, dann meinen Sie mit Norm (oder einem entsprechenden Ausdruck) die Spitzenqualität oder das Muster, nach dem man streben sollte, das aber die meisten meistens nicht erreichen - nach dem gelehrten Motto dieses Beitrags eine ganz natürliche oder vielmehr logische Sache. Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
immer wieder gelingt es Ihnen, mich in meine Schranken zu verweisen. Leider kann ich die Überschrift Ihres an mich gerichteten Textes nicht verstehen, da ich niemals in meinem Leben mich mit Latein in einem »aktiven Prozess« befaßt habe, »bei dem die selbsttätige (handelnde) und aktive kognitive Verarbeitung des Lernstoffs die entscheidende Rolle spielt.« (Katharina Wagner).
Oder darf ich mich geadelt fühlen, weil Sie in der Sprache der Gelehrten mit mir reden? Nun, ich will es gerne so verstehen.
Ich bilde mir überhaupt ein, Ihre Standpunkte in diesen Diskussionen zu verstehen und finde sich auch nicht »falsch«. Nur - es fehlt dabei etwas. Aber ich will nicht wieder von vorne anfangen.
Jedenfalls schönen Sonntag und »Theo gratias, in vino veritas« - soviel Gelehrtensprache ist mir in meinem langen Leben immerhin zugeflogen.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
nichts für ungut, war nur ein kleiner Scherz. Ich bin ja auch gegen diese Humanistensprüche und habe mir mit Spott darüber schon Feinde gemacht. Also auf deutsch heißt das ungefähr: Was echt total Geiles kannste lange suchen! Und das ist doch unbestreitbar richtig.
Theodorus Ickler
Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 02.02.2001 um 23.00
Schwinden des Praxisbezugs
Wer kennt demnächst noch den Unterschied zwischen das Schiefgehen (Verb: schiefgehen) und das schiefe Gehen bzw. der Schiefgang (Verb: schief gehen) oder Geheimhaltung (Verb: geheimhalten) und geheime Haltung (Verb: geheim halten) usw.
Darüber wurde zwar schon mehrfach berichtet, und nach meinen eigenen Beiträgen zum Thema tauschten dann die Gelehrten wieder untereinander Fachausdrücke wie orthographische Rückbildung etc aus, was dann auf mich als Sprachpraktiker manchmal etwas abgehoben wirkt; eher hätte ich mir da gewünscht, daß einmal jemand dieser Experten mir direkt antwortet, und zwar auf meiner Sprachebene. Die Zahl der intellektuell eingefärbten Erörterungen in dieser Rubrik Gästebuch ist inzwischen ja ziemlich gestiegen, aber sie erwecken tatsächlich manchmal den Eindruck, als kümmere man sich sehr um scharfsinnige Begründungen, warum dies oder das so oder so geschrieben werden muß oder sollte, und wo steht das?, und der eigentliche Bezug zum Wesen der deutschen Sprache tritt in den Hintergrund.
Dies sollte nicht sein. Denn wohin bewegen wir uns? Wollen wir tatsächlich zulassen, daß die bereits eingetretene Schieflage der Sprache festzementiert wird?
Eine Schrift soll das gesprochene Wort so festhalten, daß es einwandfrei zurückgelesen werden kann. Dies ist aber infolge der meisten neuen Regeln nicht mehr möglich, wenn ich diese auch so anwende, wie die Schriftreformer es gerne hätten. (Sie hatten Schriftreformer sein sollen und keine Sprachreformer; und bei Ihrem z.T. unbedarften Tun gingen ihnen scheinbar wichtige Kausalitäten der deutschen Sprache und der zugehörigen Schrift verloren. Welche Zeugnisnoten sie wohl früher im Fach Deutsch hatten?). Bewegen wir uns nun tatsächlich in Richtung zweier Sprachschriften? Vielleicht A und B, eine gehobene (welche die Sprache fast 100-%ig reproduzierbar macht) und eine einfache (welche beim Zurücklesen, wenn wirklich so gelesen wird, wie es da nun steht, einen neuen Sinn ergeben kann, die Reproduzierbarkeit der Originalsprache also vielleicht nur noch 80 % garantiert?).
Ich weiß nicht, woher mein gutes Sprachgefühl kommt, es ist wohl angeboren, denn bei manchen Regelungen weiß ich gar nicht, wie sie heißen. Ich weiß einfach, wie man etwas schreibt oder schreiben muß/sollte, damit das Geschriebene dem entspricht, was ich ausdrücken will. Es ist wie in der Musik und der zugehörigen Notenschrift, ich berichtete bereits vor einigen Tagen darüber. Ich bilde mir auf diese Sprachbegabung nichts ein, wundere mich aber umso mehr, weshalb bislang nur Dichter und Poeten heftig die Rechtschreibreform kritisierten, und nicht auch Schauspieler, die doch auf den geschriebenen Text angewiesen sind. Und hier beginnt auch mein Praxisbezug:
Richtiges Sprechen (denken Sie einmal darüber nach, was dies alles impliziert, beobachten Sie Schauspieler in Theater und Fernsehen wowie Sprecher im Rundfunk) ist etwas großartiges, alle Nuancen und Ausprachefolgen und Einfärbungen der deutschen Sprache auszunutzen und richtig einzusetzen. Deutsch ist eine wunderbare Klangsprache, wo Worte wie klirrende Kälte, summen, einschmeicheln, Alptraum und Krieg etc etc bereits fast genau den gemeinten Zustand ausdrücken und verbalisieren. Solche Zusammenhänge habe ich aus dem Deutsch-Unterricht meiner Schulzeit behalten, und ich bin dem damaligen Lehrer dafür heute noch dankbar. Auf dieses Sprachgefühl- und -verständnis legte er großen Wert, und nicht nur auf die starren Regeln, warum man dies oder das so oder so schreibt.
Durch diesen Hintergrund lebt die Sprache bei mir, und ebenso versuche ich beim Schreiben dieses innewohnende Gefühl, diese Lebendigkeit mit zu übertragen, damit der Leser es dann auch erfahren kann. Richtiges Schreiben bedingt also zunächst richtiges Sprechen, korrekte und disziplinierte Aussprache. Eine Trennung nach Sprechsilben könnte danach also durchaus die richtige sein, aber erst, nachdem ich nach den Sinnsilben geforscht habe (wenn ich schon meine, unbedingt trennen zu müssen, denn es geht auch ganz gut ohne).
Fazit: Wie kann man den Menschen im deutschen Sprachraum bzw. denjenigen, welche sich damit befassen, ein besseres Gefühl für diese ihre Sprache vermitteln? Dies wäre eine gute Aufgabe für die Lehrer, und eigentlich hätten hier Sprach- oder Schriftreformer einsetzen müssen. Erst danach ergibt sich: Wie schreibe ich dies nun? Und beim letzteren reicht es dann, wenn ich gewisse Richtlinien gebe, dem Bürger also tools oder Werkzeuge in die Hand gebe, die er nun so anwenden soll, daß das Niedergeschriebene auch seiner Intention entspricht. Eigentlich ein hohes Ziel, was bei der Realisierung große Eigenverantwortung verlangt. Aber wer hat die? Es ist ja viel bequemer, irgendwo nachzuschauen, dann bin ich die Verantwortung los. Doch damit beginnt eine Inflation des Wertes unserer Sprache; vor wenigen Tagen wurde der Dichter Reiner Kunze zitiert (Beitrag zu hohes Gut), und auch er äußerte sich hierzu u.a.: ... Wort ist Währung, je wahrer, desto härter.
Wenn wir den jetzigen Kurs beibehalten, oder durch Schulterzucken sich festsetzen lassen, sind wir mitverantwortlich am Niedergang einer Sprachkultur. Aber möglicherweise ist dies nur ein Indiz dafür, daß wir den Punkt der Kulmination in unserer westlichen Kultur längst überschritten haben ...
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Was liest denn meine Tochter gerade? Die wilden Hühner. Hm. Cecilie Dressler Verlag. Das ist doch der Verlag, der alle Kinderbücher von Erich Kästner auf Neuschreibung getrimmt hat, so daß man sie nicht mehr lesen kann und folglich auch nicht mehr kaufen und verschenken.
Schaun wir mal rein, während sie ihr Cello bearbeitet. Sie hob viel sagend die Augenbrauen. Na so was! Warum muß sie denn so viel sagen, während sie die Augenbrauen hebt? Übrigens haben die Reformer das Wort vielsagend längst wiederhergestellt, der neue Duden führt es sogar als Hauptstichwort und gibt nur an, auch viel sagend sei möglich, leider ohne Differenzierung der Verwendungsbedingungen. Weiter im Text: noch mal - kommt ungefähr zehnmal vor und ist zehnmal falsch, denn die Neuregelung schreibt Zusammenschreibung vor. Hat zuerst niemand gemerkt, und als ich es der Kommission mitteilte, schrieb Klaus Heller zurück, er wolle sich drum kümmern (so wenig kannte sein eigenes Werk!). Inzwischen steht im Duden: noch mal, auch nochmal - was aber immer noch falsch ist, denn im amtlichen Regelwerk steht ausdrücklich nur Zusammenschreibung. Die schmutzig graue Stadtnacht - das ist korrekt, aber man fragt sich, was für ein Satzglied schmutzig hier eigentlich sein soll. Jeder normale Mensch würde schreiben schmutziggrau oder schmutzig-grau. Heute schaffen wirs nicht mehr hinzufahren. Hier muß jetzt ein Komma stehen. Im großen und ganzen haben die Kinderbuchverlage es sich schon wieder abgewöhnt, Kommas wegzustreichen, so auch in diesem Buch; aber hier ist es neuerdings obligatorisch. Fred warf den andern einen viel sagenden Blick zu. Schon wieder! Ihre Mutter fand, dass die Drei im letzten Aufsatz Besorgnis erregend gewesen war. Auch das ist korrekt, aber grammatisch falsch, weil das erweiterte Partizip nicht prädikativ gebraucht wird. Stand bisher in der Dudengrammatik. Übrigens ist besorgniserregend auch schon wiederhergestellt, gegen das amtliche Regelwerk. Man fragt sich aber, was in Verlegern vorgeht, die sehenden Auges Grammatikfehler in ihre Bücher hineinkorrigieren. Immer wieder fällt mir der bekannte Schulbuchautor ein (er hat auch das Sprachbuch meiner Tochter verbrochen), der mir schrieb, er finde die Reform auch nicht gelungen, aber: Ich werde der Norm gehorchen, weil sie die Norm ist. Ein deutscher Mann. Aber warum machen die Kinderbuchverleger mit? Haben sie wirklich, wie sie schon 1996 behaupteten, herausgefunden, daß Bücher in herkömmlicher Orthographie nicht mehr gekauft werden? Es sollte sich herumsprechen, daß die jetzige Produktion in einer Übergangsschreibung gehalten ist, über die man schon bald nur noch den Kopf schütteln wird. Soweit für heute zum Cecilie Dressler Verlag.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Ich bin weit davon entfernt, Ludwig Reiners oder andere Autoren als Stilratgeber zu empfehlen. Dafür fehlt mir jede Kompetenz. Mir fällt im Gegenteil negativ auf, daß die Sprachratgeber selten genaue Quellenangaben enthalten. Nicht nur Ludwig Reiners (1896-1957) war ein Plagiator. Das heimliche Abschreiben ist in dieser Branche die Regel. Da Reiners 1957 starb, konnte er seine Stilratgeber natürlich nicht mehr aktualisieren. Aber obwohl manche seiner Stilvorschriften nicht mehr zeitgemäß sein mögen und Sprachwissenschaftler ihn kritisieren, ist interessant, daß Ludwig Reiners in Fachkreisen immer noch als der Meister der Stillehre und Sprachkritik zitiert wird. Auch Wolf Schneider lobt Reiners über den grünen Klee. Daß der Freiburger Germanist Jürgen Schiewe das Werk Ludwig Reiners neubearbeitet und herausgegeben hat, wußte ich nicht. Es wäre aufschlußreich zu erfahren, ob es überhaupt Sprachstillehrer gibt, die in der Sprachwissenschaft anerkannt werden.
Übrigens: Eduard Engel (1851-1938) war nicht Halbjude, sondern Vierteljude; vgl. Sprachwelt 45 (1989), S. 24.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Korrektur der Quellenangabe: Nicht Sprachwelt, sondern richtig: Sprachspiegel 45 (1989), S. 24. Dieser Schreibfehler ist ähnlich wie ein Versprecher ein Flüchtigkeitsfehler, d.h. ein Verschreiber. Von den Aufsatzkorrekturen her wissen wir Lehrer, daß Rechtschreibfehler selbst bei sorgfältigem Lesen bei der Korrektur immer wieder übersehen werden.
Wenn sich ein Fehler einmal eingeprägt hat, ist er auch nicht mehr so einfach zu löschen. So schrieb ich noch als Abiturient entgültig, bis ich feststellte, daß diese Schreibweise falsch ist. Aber, obwohl ich wußte, daß diese Schreibweise falsch ist, machte ich noch lange Zeit immer wieder den gleichen Fehler. Ebenso machen auch Schüler selbst beim Abschreiben oft viele Fehler, weil sie z.B. falsche Wortbilder gespeichert haben. Daraus kann man schließen, daß das Lesen allein keineswegs ausreicht, fehlerlos zu schreiben. Bei den Fehlern in Zeitungstexten dürfte es sich übrigens ähnlich verhalten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Walter Lachenmann schrieb im Gästebuch: Nun ist der linguistisch-wissenschaftliche Standpunkt vielleicht der, daß man sagt: Wir stellen ja nur fest, was Realität ist. Dann geht das Niveau eben hinunter. Und da frage ich mich, ob es zu dieser wissenschaftlichen Position (und Aufgabenstellung), die ich schon nachvollziehen kann, nicht doch ein Gegengewicht geben sollte, ein erzieherisches, pflegendes. (In: Schludrigkeit - Sprachwirklichkeit - Sprachpflege? 04.02.2001)
Deshalb versuchte ich herauszufinden, welche Philosophie oder Theorie Sie diesbezüglich vertreten. Dabei sind mir folgende Ihrer Gedanken im Gästebuch aufgefallen:
1. Schon vor vielen Jahren und ganz unabhängig von der Rechtschreibreform habe ich eine liberale Auffassung von Sprachnormen vertreten und bin dafür sogar mit dem Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet worden (Die Ränder der Sprache, Heidelberg 1978). (In: Schule und Orthographie 13.01.2001)
2. Aus dem abweichenden (also falschen) Gebrauch von heute wird der normale Gebrauch von morgen. (In: Versuch, etwas zu erklären 03.02.2001)
3. Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt. (In: Omnia praeclara rara 04.02.2001)
4. Gaußsche Normalverteilung 04.02.2001 (1)
Das erinnerte mich assoziativ an Schulleiter, die die Gaußsche Normalverteilung zum Maßstab für die Benotung von Schulaufgaben erhoben, aber auch an die Gesamtheit aller Dienstlichen Beurteilungen, deren Ergebnisse ebenfalls mit der Gaußschen Normalverteilung übereinstimmen sollten. Das war für die Lehrer weder hinsichtlich der Schulausgaben noch für ihren Unterricht ein Anreiz. Was machen die meisten Lehrer in dieser Zwickmühle mit einer schlecht ausgefallenen Schulaufgabe? Sie ändern die Punkteverteilung bzw. den Punkteschlüssel, damit die geforderte Gaußsche Normalverteilung herauskommt, so daß sie vor dem Schulleiter vorbildlich dastehen. Ebenso werden die Dienstlichen Beurteilungen passend gemacht.
Ich meine, daß es ein wesentlicher Unterschied ist, ob man als Lehrer und Erzieher die Qualität oder den Durchschnitt zur Norm macht. Wenn man den Durchschnitt zur Norm macht, kommt in den Schulen und Universitäten das heraus, was Walter Lachenmann kontrastierend beschreibt:
Vermutlich war es in den hinter uns liegenden Jahrhunderten so, daß jemand, der überhaupt schreiben konnte und auch noch publiziert wurde, eine gewisse Bildungs- und sprachliche Qualitätsstufe hatte, die den Standard der geschriebenen Sprache definierte. Da wurde - vermutlich - weniger geschludert. Jedenfalls wird heute so viel und von so vielen ungebildeten und sprachlich ehrgeizlosen Leuten geschrieben, daß sich dies auf den Standard der geschriebenen Sprache schlecht auswirkt. (In: Schludrigkeit - Sprachwirklichkeit - Sprachpflege? 04.02.2001)
Über diesen Sprachverfall ärgern sich viele Universitätsprofessoren, darunter auch Lutz Götze: An der Universität erleben wir die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen besonders schmerzlich. (vgl. seinen Leserbrief aus der SZ vom 22.01.2001 im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de). Was also ist zu tun? Man sollte, wie Walter Lachenmann meint, eine sprachliche hohe Qualitätsstufe anstreben. Dazu gehört, daß sich die Sprachwissenschaft mehr als bisher mit Sprachkritik befaßt. Man braucht eine von der Sprachwissenschaft beratene, linguistisch fundierte Sprachkritik mit dem Ziel, den gegenwärtigen und künftigen Sprachgebrauch auf einer hohen Qualitätsstufe zu erhalten. Solche Ansätze linguistischer Sprachkritik gibt es, z.B.
Ickler, Theodor: Zur Semantik des politischen Schlagwortes. In: Sprache und Literatur 21 / Heft 65 (1990), S. 11-26.
Ickler, Theodor: Die Disziplinierung der Sprache. Fachsprachen in unserer Zeit. (Forum für Fachsprachen-Forschung, Band 33). Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1997 (Vgl. darin das Literaturverzeichnis).
Ickler, Theodor: Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung: mit einem Anhang zur Mannheimer Anhörung, 2. durchgesehene u. erw. Auflage, Erlangen und Jena: Verlag Palm & Enke, 1999 (Erlanger Studien, Band 116).
____________________
(1) Anmerkung zur Gaußschen Normalverteilung: Carl Friedrich Gauß (1777-1855), ein deutscher Mathematiker, entwickelte u.a. die Wahrscheinlichkeitstheorie durch Aufstellung und Berechnung des Schemas einer Kurve der Normalverteilung als bildliche Darstellung des von ihm so benannten Fehlergesetzes. Die Gaußsche Häufigkeitsverteilung hat eine Glockenform. Angewandt auf die Schule sollte nach Möglichkeit die überdurchschnittliche Durchschnitts"note Drei herauskommen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 02.02.2001 um 23.00
erlauben Sie mir einige Bemerkungen.
Nach einigen Jahren Erfahrung mit der Reform können wir sehen, daß
sich die Schreiberleichterungen auf die Adverbiengroßschreibung und
einige Einzelfälle (z. B. nummerieren) beschränken. Die übrigen
Regelungen haben zu keiner Verringerung, ja einige sogar zu einer
Zunahme der Fehlerzahlen geführt.
Dazu kommt, daß die Regeln der Getrenntschreibung hoch problematisch
sind und sich etwa Hauptschülern definitiv nicht vermitteln lassen.
Auf der anderen Seite stehen der finanziellen Aufwand der Einführung,
die Verunsicherung vieler Menschen, der Verlust der Einheitlichkeit
(zumindest für einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum [nein, das ist
nicht nur die Schuld der bösen, bösen Reformgegner die ja bloß zu faul
zum Umlernen sind!]) und der Kontinuitätsbruch.
Das sind überraschend hohe Kosten für doch recht wenig Ertrag.
Müssen also wir die Vereinfachungen noch weiter vorantreiben? Nun,
zwischen Schreiben und Lesen besteht ein Trade-off: was das
Schreiben erleichtert, erschwert meist das Lesen. Heut zu Tage wird
uns verstärkt die effiziente Aufnahme von Informationen abgefordert.
Zugleich unterstützt uns beim Schreiben immer besser der Computer.
Daher ist es nicht unmittelbar ersichtlich, warum nun der Schwerpunkt
vom Lesen auf das Schreiben verschoben werden sollte. Natürlich kann
man nach dem Abwägen von Für und Wider zu dem Ergebnis kommen, daß es
am wichtigsten sei, das Schreiben zu erleichtern.
Doch zunächst muß man eben jene Arbeit des Abwägens leisten. Dies
aber haben die Reformer nicht geleistet. Daß sie dennoch der Kritik
standhalten, ist leider kein Zeichen für sorgfältige Vorbereitung. Es
ist vielmehr Ergebnis einer Verfahrensregelung, die für die Mehrzahl aller
Betroffenen unbefriedigend ist und auf die Frage, wie die Schreibnorm
an die sprachliche Entwicklung gekoppelt werden könnte, gewiß nicht die
optimalste Antwort gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Kopp
Axel Kopp
Augsburg
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
nun führen Sie sogar meine eigenen Schriften ins Feld, um mir zu beweisen, daß es eine sprachwissenschaftliche Sprachpflege gibt. Na, ich werde wohl noch einigermaßen wissen, was ich geschrieben habe und was nicht.
Um mein scherzhaftes Geplänkel mit Herrn Lachenmann machen Sie zuviel Aufhebens. Ich wollte doch bloß sagen, daß ganz schlechter und sehr guter Ausdruck natur- und gaußgemäß immer selten sein wird. Das trägt zur Klärung des Normbegriffs bei.
Daß Sie unter den Autoritäten, die den Sprachverfall bejammern, auch Lutz Götze nennen, wundert mich. Götze will doch bloß von der Rechtschreibreform ablenken, an der er so gut verdient. Erinnern Sie sich noch, was er auf dem Podium in München gesagt hat? Er wolle eine Rechtschreibung, die ein Sechsjähriger versteht ... Und nun beklagt er die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen an der Universität!
Aber nun noch ein ernstes Wörtchen: Wollen Sie wirklich mit mir darüber streiten, ob Eduard Engel (für den ich mich schon 1988 in der Muttersprache verwendet habe), Halbjude oder Vierteljude war? Ich habe diese Nazikategorie selbstverständlich in Anführungszeichen gesetzt, weil ich die ganze Begriffsbildung absurd finde. Ist ein Mensch mit einer muslimischen Großmutter ein Viertelmuslim? Übrigens weiß ich jetzt alles über Eduard Engel, weil ich gerade die voluminöse Dissertation von Anke Sauter (E. E. - Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger, Bamberg 2000) rezensiert habe (erscheint demnächst in der FAZ). Dort erfährt man auch, daß Engel keineswegs Selbstmord begangen hat, wie in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Mut kolportiert wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von RenateMariaMenges am 02.02.2001 um 23.00
In allen Schulen ( bis auf ein Bundesland) ist die Rechtschreibreform eingeführt- ein Zurück gibt es meines Erachtens nicht. Immer mehr Schüler erlernen die schriftliche Sprache in neuer Rechtschreibung. Weitere Vereinfachungen wären dringend nötig gewesen. Aber nun nochmals ein Zurück in die Vergangenheit zu wagen, fände ich den größten Schwachsinn aller Zeiten. Reformen sollten vorher so überlegt werden, dass sie auch den Druck von Teilen der Gesellschaft ( zum Beispiel: FAZ mit ihren Kritikern ) aushalten kann. Eine Rückkehr würde mehr Unbehagen und Kritik hervorrufen, als ein Weitermachen in der heutigen Form. Ich wünsche mir, Prof. Ickler, dass die Rechtschreibreform weiter forciert wird, sodass wir zu einer weiteren Vereinfachung und somit zu einer größeren Fehlerreduzierung kommen.
Mit freundlichen Grüßen
RenateMariaMenges
RenateMariaMenges
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Präskription, für die Herr Riebe plädiert ...???
Hier liegt ein Mißverständnis vor. Als sprachlicher Laie und Nichtgermanist plädierte ich hier nicht allgemein für Präskription, sondern schrieb nur: Einen Sprachratgeber zu verfassen, bedeutet nämlich stilistische Präskription. Ich dachte dabei an Ludwig Reiners, der als unbestrittener Stilpräzeptor des Deutschen beauftragt wurde, für das Stilwörterbuch des Großen Duden (4. Auflage 1956) den Einleitungsessay Vom deutschen Stil zu verfassen. Präskription betreiben z.B. auch die Kultusminister mit Lehrplänen und Rechtschreiberlassen. Allerdings sind Lehrer und Hochschullehrer, oft ohne es zu wollen, die Sprachrohre und Erfüllungsgehilfen der Kultusminister, sofern sie nicht aktiven und/oder passiven Widerstand leisten. - Allerdings bin ich der Meinung, daß das Wort lohnenswert semantisch und logisch objektiv falsch ist, so daß man empfehlen sollte, es zu vermeiden.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
trösten Sie sich: mir gefällt meine Rolle des Schlechterwissers auch nicht. Nach jedem Beitrag, den ich hier abliefere, schwöre ich mir, daß dies nun wirklich der letzte sei für einige Zeit, dann kommen Sie wieder mit Sachen, die ich einfach nicht unwidersprochen lassen mag.
Der Weg von den Weibern über die Frauen zu den Frauenzimmern (in Vorarlberg heißen die Mädchen seltsamerweise »Schmelgen«), von gerben zu gar, von kneten zu machen, ist ja nicht zu vergleichen mit lohnend vs. lohnenswert. Im einen Fall handelt es sich um verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache oder um »übertragenen Sinn«, im anderen um schlichtweg falschen Gebrauch eines Begriffs. Wenn ich etwa sagen will, »die Sache ist erledigt« kann ich dazu viele andere schöne Sprüche bringen: »Der Kittel ist geflickt, Der Fisch ist geputzt, Des Wiesle isch gmäht...«. Das sind Analogien, Bilder. Ebenso ist der Bedeutungswandel etwa von putzen, was sowohl sich herausputzen, sich schmücken heißen kann als auch die Treppe oder sonstwas saubermachen, wohl kaum auf einen einmal begangenen Fehler oder auf Schludrigkeit zurückzuführen, sondern auf verwandte Bedeutungen. Beim Putzen mache ich eben etwas schön, entweder verschönere ich mich oder ich mache etwas sauber.
Ich habe nichts durcheinandergebracht mit meinen Beispielen aus der Mathematik und den Fremdsprachen. Unter Mathematikern, habe ich mir sagen lassen, ist es inzwischen »Allgemeingut«, daß man sich gar nicht mehr sicher ist, ob die mathematischen vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten nicht pure Zufälle sind. (Fragen Sie mich nicht mehr darüber, davon habe ich noch nie etwas verstanden, dies ist das erste, was mir bei der Mathematik wirklich einleuchtet.)
Und bei meinen Beispielen aus Fremdsprachen hatten wir eben genau die Fälle, wie bei lohnend vs. lohnenswert: Es wird nicht genau hingeschaut, was ein Wort eigentlich bedeutet. Man »geht davon aus«, daß Municipal wohl ein Ortsteil sein müsse (offensichtlich war der weitgereiste Fachjournalist nie an dem Ort, den er beschreibt und kennt auch die Landessprache nicht) und daß es sich bei Loc. wohl um eine Locanda handeln müsse. Man schaut noch nicht mal im Wörterbuch nach, es ist eh wurscht. Das sind nicht Sinnstiftungen aufgrund von Analogien, sondern das ist Schludrigkeit, Ignoranz, Anmaßung und Respektlosigkeit der Sprache gegenüber. Der Text muß ja ohne allzugroßen Aufwand schnellstens raus, damit man den nächsten produzieren und verscherbeln kann. Im Tagesjournalismus kann man ähnliches auch oft beobachten, was nicht heißt, daß alle Journalisten verantwortungslose Schluderer sind.
Ich denke: Wenn eine Linguistik deskriptiv arbeitet, dann ist es ein Unterschied, welches Material sie auswertet. Vermutlich war es in den hinter uns liegenden Jahrhunderten so, daß jemand, der überhaupt schreiben konnte und auch noch publiziert wurde, eine gewisse Bildungs- und sprachliche Qualitätsstufe hatte, die den Standard der geschriebenen Sprache definierte. Da wurde - vermutlich - weniger geschludert. Jedenfalls wird heute so viel und von so vielen ungebildeten und sprachlich ehrgeizlosen Leuten geschrieben, daß sich dies auf den Standard der geschriebenen Sprache schlecht auswirkt. Diejenigen, die wirklich gut und sprachbewußt schreiben (was bei guten Autoren nicht über das eigentliche Bewußtsein geht, sondern über die erworbene Sprachkultur), sind in der Minderzahl und machen die Negativernte nicht wett. Nun ist der linguistisch-wissenschaftliche Standpunkt vielleicht der, daß man sagt: Wir stellen ja nur fest, was Realität ist. Dann geht das Niveau eben hinunter. Und da frage ich mich, ob es zu dieser wissenschaftlichen Position (und Aufgabenstellung), die ich schon nachvollziehen kann, nicht doch ein Gegengewicht geben sollte, ein erzieherisches, pflegendes.
Das ist vielleicht nicht Ihr Thema, lieber Herr Ickler, aber es ist eines.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Henrik Swaton am 02.02.2001 um 23.00
Ein anderes (lt. DUDEN veraltetes) Wort gibt es weiterhin ganz offiziell: Frauensperson. Man schlage nach im BGB § 825 und § 847 (2). Die Sprache des BGB ist manchmal ziemlich lustig (Stichwort: Verrücktes Grenzzeichen § 919)
Henrik Swaton
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Sehr verehrte Frau Dr. Menges,
bitte übersehen Sie nicht: Die objektiven Fehler der Reform haben bereits jetzt zu einem erheblichen inhaltlichen Rückbau der Reform geführt, mit der Folge, daß sämtliche umgestellten Wörterbücher, Schul- und Kinderbücher schon nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Ich sende Ihnen auf anderem Wege gern eine nähere Beweisführung. Dieses ständige Ändern wird aber weitergehen. Ich bitte Sie, sich die Folgen auszumalen und mit den Folgen einer vollständigen Rücknahme (d. h. des Wiederanschlusses an die immer noch sehr verbreitete und gut bekannte Erwachsenenorthographie zu vergleichen. Es gibt keine Fehler, die man nicht korrigieren könnte.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henrik Swaton am 02.02.2001 um 23.00
Jetzt wurde doch noch ein Beispiel dafür gefunden, daß in der NDR etwas richtiger geschrieben wird: DUDEN 2000 - das ist mir wurst, auch wurscht (alte! Schreibung Wurst, Wurscht). Das muß wohl sogar Herr Prof. Ickler anerkennen.
Henrik Swaton
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Ludwig Reiners wird in der Fachwelt sehr kritisch beurteilt. Der große Verkaufserfolg seiner Stilkunst besagt gar nichts. Das Buch erschien zuerst im Dritten Reich. Reiners konnte es sich daher leisten, in größtem Umfang von Eduard Engel abzukupfern, ohne den inzwischen verstorbenen und verpönten (halbjüdischen) Autor ein einziges Mal zu erwähnen (außer in den Literaturangaben). Er hat nicht nur dessen Terminologie und Grundeinteilung übernommen, sondern unzählige Beispiele, unter sorgfältiger Auslassung jener Autoren, die den Nazis nicht genehm waren. Nach dem Krieg hat er dann einiges ergänzt, aber das ganze Buch ist aus diesen Gründen eine solche Lumperei, wie ich sie kaum anderswo erlebt habe. Über Reiners Auffassung von Sprache und Stil will ich hier nichts weiter sagen, es würde zu weit führen.
Kostprobe (zu einer Moltke-Huldigung):
Wenn wir ihn lesen, sind wir mit einem Zauberschlag hinübergehoben in jene ehrfürchtige Stimmung, mit der damals das dankbare deutsche Volk vor das erzene, stille Antlitz seines Feldherrn trat.
Usw. - so schreibt Reiners, und so sollen wir wohl auch schreiben? Reiners ist heutzutage völlig unbrauchbar (was aber eine Neubearbeitung und -herausgabe durch den Freiburger Germanisten Jürgen Schiewe nicht verhindert hat).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Swaton,
der neueste Duden hat in der Tat das ist mir wurst, und ich bilde mir gar nicht unbescheiden ein, daß diese Ändereug gegenüber der vorigen Auflage und auch gegenüber der amtlichen Neuregelung (die davon ja nichts weiß) nicht ohne mein Zutun zustande gekommen ist. Es wäre nicht das erste Mal, daß die Dudenredaktion meine Hinweise aufgegriffen hat. Ich bemühe mich ja überall um die bestmöglichen Lösungen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
vielleicht können wir uns doch einigen: Wenn ich Sie recht verstehe, dann meinen Sie mit Norm (oder einem entsprechenden Ausdruck) die Spitzenqualität oder das Muster, nach dem man streben sollte, das aber die meisten meistens nicht erreichen - nach dem gelehrten Motto dieses Beitrags eine ganz natürliche oder vielmehr logische Sache. Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
immer wieder gelingt es Ihnen, mich in meine Schranken zu verweisen. Leider kann ich die Überschrift Ihres an mich gerichteten Textes nicht verstehen, da ich niemals in meinem Leben mich mit Latein in einem »aktiven Prozess« befaßt habe, »bei dem die selbsttätige (handelnde) und aktive kognitive Verarbeitung des Lernstoffs die entscheidende Rolle spielt.« (Katharina Wagner).
Oder darf ich mich geadelt fühlen, weil Sie in der Sprache der Gelehrten mit mir reden? Nun, ich will es gerne so verstehen.
Ich bilde mir überhaupt ein, Ihre Standpunkte in diesen Diskussionen zu verstehen und finde sich auch nicht »falsch«. Nur - es fehlt dabei etwas. Aber ich will nicht wieder von vorne anfangen.
Jedenfalls schönen Sonntag und »Theo gratias, in vino veritas« - soviel Gelehrtensprache ist mir in meinem langen Leben immerhin zugeflogen.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
nichts für ungut, war nur ein kleiner Scherz. Ich bin ja auch gegen diese Humanistensprüche und habe mir mit Spott darüber schon Feinde gemacht. Also auf deutsch heißt das ungefähr: Was echt total Geiles kannste lange suchen! Und das ist doch unbestreitbar richtig.
Theodorus Ickler
Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 02.02.2001 um 23.00
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 02.02.2001 um 23.00
Schwinden des Praxisbezugs
Wer kennt demnächst noch den Unterschied zwischen das Schiefgehen (Verb: schiefgehen) und das schiefe Gehen bzw. der Schiefgang (Verb: schief gehen) oder Geheimhaltung (Verb: geheimhalten) und geheime Haltung (Verb: geheim halten) usw.
Darüber wurde zwar schon mehrfach berichtet, und nach meinen eigenen Beiträgen zum Thema tauschten dann die Gelehrten wieder untereinander Fachausdrücke wie orthographische Rückbildung etc aus, was dann auf mich als Sprachpraktiker manchmal etwas abgehoben wirkt; eher hätte ich mir da gewünscht, daß einmal jemand dieser Experten mir direkt antwortet, und zwar auf meiner Sprachebene. Die Zahl der intellektuell eingefärbten Erörterungen in dieser Rubrik Gästebuch ist inzwischen ja ziemlich gestiegen, aber sie erwecken tatsächlich manchmal den Eindruck, als kümmere man sich sehr um scharfsinnige Begründungen, warum dies oder das so oder so geschrieben werden muß oder sollte, und wo steht das?, und der eigentliche Bezug zum Wesen der deutschen Sprache tritt in den Hintergrund.
Dies sollte nicht sein. Denn wohin bewegen wir uns? Wollen wir tatsächlich zulassen, daß die bereits eingetretene Schieflage der Sprache festzementiert wird?
Eine Schrift soll das gesprochene Wort so festhalten, daß es einwandfrei zurückgelesen werden kann. Dies ist aber infolge der meisten neuen Regeln nicht mehr möglich, wenn ich diese auch so anwende, wie die Schriftreformer es gerne hätten. (Sie hatten Schriftreformer sein sollen und keine Sprachreformer; und bei Ihrem z.T. unbedarften Tun gingen ihnen scheinbar wichtige Kausalitäten der deutschen Sprache und der zugehörigen Schrift verloren. Welche Zeugnisnoten sie wohl früher im Fach Deutsch hatten?). Bewegen wir uns nun tatsächlich in Richtung zweier Sprachschriften? Vielleicht A und B, eine gehobene (welche die Sprache fast 100-%ig reproduzierbar macht) und eine einfache (welche beim Zurücklesen, wenn wirklich so gelesen wird, wie es da nun steht, einen neuen Sinn ergeben kann, die Reproduzierbarkeit der Originalsprache also vielleicht nur noch 80 % garantiert?).
Ich weiß nicht, woher mein gutes Sprachgefühl kommt, es ist wohl angeboren, denn bei manchen Regelungen weiß ich gar nicht, wie sie heißen. Ich weiß einfach, wie man etwas schreibt oder schreiben muß/sollte, damit das Geschriebene dem entspricht, was ich ausdrücken will. Es ist wie in der Musik und der zugehörigen Notenschrift, ich berichtete bereits vor einigen Tagen darüber. Ich bilde mir auf diese Sprachbegabung nichts ein, wundere mich aber umso mehr, weshalb bislang nur Dichter und Poeten heftig die Rechtschreibreform kritisierten, und nicht auch Schauspieler, die doch auf den geschriebenen Text angewiesen sind. Und hier beginnt auch mein Praxisbezug:
Richtiges Sprechen (denken Sie einmal darüber nach, was dies alles impliziert, beobachten Sie Schauspieler in Theater und Fernsehen wowie Sprecher im Rundfunk) ist etwas großartiges, alle Nuancen und Ausprachefolgen und Einfärbungen der deutschen Sprache auszunutzen und richtig einzusetzen. Deutsch ist eine wunderbare Klangsprache, wo Worte wie klirrende Kälte, summen, einschmeicheln, Alptraum und Krieg etc etc bereits fast genau den gemeinten Zustand ausdrücken und verbalisieren. Solche Zusammenhänge habe ich aus dem Deutsch-Unterricht meiner Schulzeit behalten, und ich bin dem damaligen Lehrer dafür heute noch dankbar. Auf dieses Sprachgefühl- und -verständnis legte er großen Wert, und nicht nur auf die starren Regeln, warum man dies oder das so oder so schreibt.
Durch diesen Hintergrund lebt die Sprache bei mir, und ebenso versuche ich beim Schreiben dieses innewohnende Gefühl, diese Lebendigkeit mit zu übertragen, damit der Leser es dann auch erfahren kann. Richtiges Schreiben bedingt also zunächst richtiges Sprechen, korrekte und disziplinierte Aussprache. Eine Trennung nach Sprechsilben könnte danach also durchaus die richtige sein, aber erst, nachdem ich nach den Sinnsilben geforscht habe (wenn ich schon meine, unbedingt trennen zu müssen, denn es geht auch ganz gut ohne).
Fazit: Wie kann man den Menschen im deutschen Sprachraum bzw. denjenigen, welche sich damit befassen, ein besseres Gefühl für diese ihre Sprache vermitteln? Dies wäre eine gute Aufgabe für die Lehrer, und eigentlich hätten hier Sprach- oder Schriftreformer einsetzen müssen. Erst danach ergibt sich: Wie schreibe ich dies nun? Und beim letzteren reicht es dann, wenn ich gewisse Richtlinien gebe, dem Bürger also tools oder Werkzeuge in die Hand gebe, die er nun so anwenden soll, daß das Niedergeschriebene auch seiner Intention entspricht. Eigentlich ein hohes Ziel, was bei der Realisierung große Eigenverantwortung verlangt. Aber wer hat die? Es ist ja viel bequemer, irgendwo nachzuschauen, dann bin ich die Verantwortung los. Doch damit beginnt eine Inflation des Wertes unserer Sprache; vor wenigen Tagen wurde der Dichter Reiner Kunze zitiert (Beitrag zu hohes Gut), und auch er äußerte sich hierzu u.a.: ... Wort ist Währung, je wahrer, desto härter.
Wenn wir den jetzigen Kurs beibehalten, oder durch Schulterzucken sich festsetzen lassen, sind wir mitverantwortlich am Niedergang einer Sprachkultur. Aber möglicherweise ist dies nur ein Indiz dafür, daß wir den Punkt der Kulmination in unserer westlichen Kultur längst überschritten haben ...
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Was liest denn meine Tochter gerade? Die wilden Hühner. Hm. Cecilie Dressler Verlag. Das ist doch der Verlag, der alle Kinderbücher von Erich Kästner auf Neuschreibung getrimmt hat, so daß man sie nicht mehr lesen kann und folglich auch nicht mehr kaufen und verschenken.
Schaun wir mal rein, während sie ihr Cello bearbeitet. Sie hob viel sagend die Augenbrauen. Na so was! Warum muß sie denn so viel sagen, während sie die Augenbrauen hebt? Übrigens haben die Reformer das Wort vielsagend längst wiederhergestellt, der neue Duden führt es sogar als Hauptstichwort und gibt nur an, auch viel sagend sei möglich, leider ohne Differenzierung der Verwendungsbedingungen. Weiter im Text: noch mal - kommt ungefähr zehnmal vor und ist zehnmal falsch, denn die Neuregelung schreibt Zusammenschreibung vor. Hat zuerst niemand gemerkt, und als ich es der Kommission mitteilte, schrieb Klaus Heller zurück, er wolle sich drum kümmern (so wenig kannte sein eigenes Werk!). Inzwischen steht im Duden: noch mal, auch nochmal - was aber immer noch falsch ist, denn im amtlichen Regelwerk steht ausdrücklich nur Zusammenschreibung. Die schmutzig graue Stadtnacht - das ist korrekt, aber man fragt sich, was für ein Satzglied schmutzig hier eigentlich sein soll. Jeder normale Mensch würde schreiben schmutziggrau oder schmutzig-grau. Heute schaffen wirs nicht mehr hinzufahren. Hier muß jetzt ein Komma stehen. Im großen und ganzen haben die Kinderbuchverlage es sich schon wieder abgewöhnt, Kommas wegzustreichen, so auch in diesem Buch; aber hier ist es neuerdings obligatorisch. Fred warf den andern einen viel sagenden Blick zu. Schon wieder! Ihre Mutter fand, dass die Drei im letzten Aufsatz Besorgnis erregend gewesen war. Auch das ist korrekt, aber grammatisch falsch, weil das erweiterte Partizip nicht prädikativ gebraucht wird. Stand bisher in der Dudengrammatik. Übrigens ist besorgniserregend auch schon wiederhergestellt, gegen das amtliche Regelwerk. Man fragt sich aber, was in Verlegern vorgeht, die sehenden Auges Grammatikfehler in ihre Bücher hineinkorrigieren. Immer wieder fällt mir der bekannte Schulbuchautor ein (er hat auch das Sprachbuch meiner Tochter verbrochen), der mir schrieb, er finde die Reform auch nicht gelungen, aber: Ich werde der Norm gehorchen, weil sie die Norm ist. Ein deutscher Mann. Aber warum machen die Kinderbuchverleger mit? Haben sie wirklich, wie sie schon 1996 behaupteten, herausgefunden, daß Bücher in herkömmlicher Orthographie nicht mehr gekauft werden? Es sollte sich herumsprechen, daß die jetzige Produktion in einer Übergangsschreibung gehalten ist, über die man schon bald nur noch den Kopf schütteln wird. Soweit für heute zum Cecilie Dressler Verlag.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Ich bin weit davon entfernt, Ludwig Reiners oder andere Autoren als Stilratgeber zu empfehlen. Dafür fehlt mir jede Kompetenz. Mir fällt im Gegenteil negativ auf, daß die Sprachratgeber selten genaue Quellenangaben enthalten. Nicht nur Ludwig Reiners (1896-1957) war ein Plagiator. Das heimliche Abschreiben ist in dieser Branche die Regel. Da Reiners 1957 starb, konnte er seine Stilratgeber natürlich nicht mehr aktualisieren. Aber obwohl manche seiner Stilvorschriften nicht mehr zeitgemäß sein mögen und Sprachwissenschaftler ihn kritisieren, ist interessant, daß Ludwig Reiners in Fachkreisen immer noch als der Meister der Stillehre und Sprachkritik zitiert wird. Auch Wolf Schneider lobt Reiners über den grünen Klee. Daß der Freiburger Germanist Jürgen Schiewe das Werk Ludwig Reiners neubearbeitet und herausgegeben hat, wußte ich nicht. Es wäre aufschlußreich zu erfahren, ob es überhaupt Sprachstillehrer gibt, die in der Sprachwissenschaft anerkannt werden.
Übrigens: Eduard Engel (1851-1938) war nicht Halbjude, sondern Vierteljude; vgl. Sprachwelt 45 (1989), S. 24.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Korrektur der Quellenangabe: Nicht Sprachwelt, sondern richtig: Sprachspiegel 45 (1989), S. 24. Dieser Schreibfehler ist ähnlich wie ein Versprecher ein Flüchtigkeitsfehler, d.h. ein Verschreiber. Von den Aufsatzkorrekturen her wissen wir Lehrer, daß Rechtschreibfehler selbst bei sorgfältigem Lesen bei der Korrektur immer wieder übersehen werden.
Wenn sich ein Fehler einmal eingeprägt hat, ist er auch nicht mehr so einfach zu löschen. So schrieb ich noch als Abiturient entgültig, bis ich feststellte, daß diese Schreibweise falsch ist. Aber, obwohl ich wußte, daß diese Schreibweise falsch ist, machte ich noch lange Zeit immer wieder den gleichen Fehler. Ebenso machen auch Schüler selbst beim Abschreiben oft viele Fehler, weil sie z.B. falsche Wortbilder gespeichert haben. Daraus kann man schließen, daß das Lesen allein keineswegs ausreicht, fehlerlos zu schreiben. Bei den Fehlern in Zeitungstexten dürfte es sich übrigens ähnlich verhalten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Walter Lachenmann schrieb im Gästebuch: Nun ist der linguistisch-wissenschaftliche Standpunkt vielleicht der, daß man sagt: Wir stellen ja nur fest, was Realität ist. Dann geht das Niveau eben hinunter. Und da frage ich mich, ob es zu dieser wissenschaftlichen Position (und Aufgabenstellung), die ich schon nachvollziehen kann, nicht doch ein Gegengewicht geben sollte, ein erzieherisches, pflegendes. (In: Schludrigkeit - Sprachwirklichkeit - Sprachpflege? 04.02.2001)
Deshalb versuchte ich herauszufinden, welche Philosophie oder Theorie Sie diesbezüglich vertreten. Dabei sind mir folgende Ihrer Gedanken im Gästebuch aufgefallen:
1. Schon vor vielen Jahren und ganz unabhängig von der Rechtschreibreform habe ich eine liberale Auffassung von Sprachnormen vertreten und bin dafür sogar mit dem Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet worden (Die Ränder der Sprache, Heidelberg 1978). (In: Schule und Orthographie 13.01.2001)
2. Aus dem abweichenden (also falschen) Gebrauch von heute wird der normale Gebrauch von morgen. (In: Versuch, etwas zu erklären 03.02.2001)
3. Ich dagegen meine mit Norm das Normale, den Durchschnitt. (In: Omnia praeclara rara 04.02.2001)
4. Gaußsche Normalverteilung 04.02.2001 (1)
Das erinnerte mich assoziativ an Schulleiter, die die Gaußsche Normalverteilung zum Maßstab für die Benotung von Schulaufgaben erhoben, aber auch an die Gesamtheit aller Dienstlichen Beurteilungen, deren Ergebnisse ebenfalls mit der Gaußschen Normalverteilung übereinstimmen sollten. Das war für die Lehrer weder hinsichtlich der Schulausgaben noch für ihren Unterricht ein Anreiz. Was machen die meisten Lehrer in dieser Zwickmühle mit einer schlecht ausgefallenen Schulaufgabe? Sie ändern die Punkteverteilung bzw. den Punkteschlüssel, damit die geforderte Gaußsche Normalverteilung herauskommt, so daß sie vor dem Schulleiter vorbildlich dastehen. Ebenso werden die Dienstlichen Beurteilungen passend gemacht.
Ich meine, daß es ein wesentlicher Unterschied ist, ob man als Lehrer und Erzieher die Qualität oder den Durchschnitt zur Norm macht. Wenn man den Durchschnitt zur Norm macht, kommt in den Schulen und Universitäten das heraus, was Walter Lachenmann kontrastierend beschreibt:
Vermutlich war es in den hinter uns liegenden Jahrhunderten so, daß jemand, der überhaupt schreiben konnte und auch noch publiziert wurde, eine gewisse Bildungs- und sprachliche Qualitätsstufe hatte, die den Standard der geschriebenen Sprache definierte. Da wurde - vermutlich - weniger geschludert. Jedenfalls wird heute so viel und von so vielen ungebildeten und sprachlich ehrgeizlosen Leuten geschrieben, daß sich dies auf den Standard der geschriebenen Sprache schlecht auswirkt. (In: Schludrigkeit - Sprachwirklichkeit - Sprachpflege? 04.02.2001)
Über diesen Sprachverfall ärgern sich viele Universitätsprofessoren, darunter auch Lutz Götze: An der Universität erleben wir die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen besonders schmerzlich. (vgl. seinen Leserbrief aus der SZ vom 22.01.2001 im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de). Was also ist zu tun? Man sollte, wie Walter Lachenmann meint, eine sprachliche hohe Qualitätsstufe anstreben. Dazu gehört, daß sich die Sprachwissenschaft mehr als bisher mit Sprachkritik befaßt. Man braucht eine von der Sprachwissenschaft beratene, linguistisch fundierte Sprachkritik mit dem Ziel, den gegenwärtigen und künftigen Sprachgebrauch auf einer hohen Qualitätsstufe zu erhalten. Solche Ansätze linguistischer Sprachkritik gibt es, z.B.
Ickler, Theodor: Zur Semantik des politischen Schlagwortes. In: Sprache und Literatur 21 / Heft 65 (1990), S. 11-26.
Ickler, Theodor: Die Disziplinierung der Sprache. Fachsprachen in unserer Zeit. (Forum für Fachsprachen-Forschung, Band 33). Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1997 (Vgl. darin das Literaturverzeichnis).
Ickler, Theodor: Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung: mit einem Anhang zur Mannheimer Anhörung, 2. durchgesehene u. erw. Auflage, Erlangen und Jena: Verlag Palm & Enke, 1999 (Erlanger Studien, Band 116).
____________________
(1) Anmerkung zur Gaußschen Normalverteilung: Carl Friedrich Gauß (1777-1855), ein deutscher Mathematiker, entwickelte u.a. die Wahrscheinlichkeitstheorie durch Aufstellung und Berechnung des Schemas einer Kurve der Normalverteilung als bildliche Darstellung des von ihm so benannten Fehlergesetzes. Die Gaußsche Häufigkeitsverteilung hat eine Glockenform. Angewandt auf die Schule sollte nach Möglichkeit die überdurchschnittliche Durchschnitts"note Drei herauskommen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 02.02.2001 um 23.00
erlauben Sie mir einige Bemerkungen.
Nach einigen Jahren Erfahrung mit der Reform können wir sehen, daß
sich die Schreiberleichterungen auf die Adverbiengroßschreibung und
einige Einzelfälle (z. B. nummerieren) beschränken. Die übrigen
Regelungen haben zu keiner Verringerung, ja einige sogar zu einer
Zunahme der Fehlerzahlen geführt.
Dazu kommt, daß die Regeln der Getrenntschreibung hoch problematisch
sind und sich etwa Hauptschülern definitiv nicht vermitteln lassen.
Auf der anderen Seite stehen der finanziellen Aufwand der Einführung,
die Verunsicherung vieler Menschen, der Verlust der Einheitlichkeit
(zumindest für einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum [nein, das ist
nicht nur die Schuld der bösen, bösen Reformgegner die ja bloß zu faul
zum Umlernen sind!]) und der Kontinuitätsbruch.
Das sind überraschend hohe Kosten für doch recht wenig Ertrag.
Müssen also wir die Vereinfachungen noch weiter vorantreiben? Nun,
zwischen Schreiben und Lesen besteht ein Trade-off: was das
Schreiben erleichtert, erschwert meist das Lesen. Heut zu Tage wird
uns verstärkt die effiziente Aufnahme von Informationen abgefordert.
Zugleich unterstützt uns beim Schreiben immer besser der Computer.
Daher ist es nicht unmittelbar ersichtlich, warum nun der Schwerpunkt
vom Lesen auf das Schreiben verschoben werden sollte. Natürlich kann
man nach dem Abwägen von Für und Wider zu dem Ergebnis kommen, daß es
am wichtigsten sei, das Schreiben zu erleichtern.
Doch zunächst muß man eben jene Arbeit des Abwägens leisten. Dies
aber haben die Reformer nicht geleistet. Daß sie dennoch der Kritik
standhalten, ist leider kein Zeichen für sorgfältige Vorbereitung. Es
ist vielmehr Ergebnis einer Verfahrensregelung, die für die Mehrzahl aller
Betroffenen unbefriedigend ist und auf die Frage, wie die Schreibnorm
an die sprachliche Entwicklung gekoppelt werden könnte, gewiß nicht die
optimalste Antwort gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Kopp
Axel Kopp
Augsburg
eingetragen von Theodor Ickler am 02.02.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
nun führen Sie sogar meine eigenen Schriften ins Feld, um mir zu beweisen, daß es eine sprachwissenschaftliche Sprachpflege gibt. Na, ich werde wohl noch einigermaßen wissen, was ich geschrieben habe und was nicht.
Um mein scherzhaftes Geplänkel mit Herrn Lachenmann machen Sie zuviel Aufhebens. Ich wollte doch bloß sagen, daß ganz schlechter und sehr guter Ausdruck natur- und gaußgemäß immer selten sein wird. Das trägt zur Klärung des Normbegriffs bei.
Daß Sie unter den Autoritäten, die den Sprachverfall bejammern, auch Lutz Götze nennen, wundert mich. Götze will doch bloß von der Rechtschreibreform ablenken, an der er so gut verdient. Erinnern Sie sich noch, was er auf dem Podium in München gesagt hat? Er wolle eine Rechtschreibung, die ein Sechsjähriger versteht ... Und nun beklagt er die Verwilderung sprachlicher Sitten und Normen an der Universität!
Aber nun noch ein ernstes Wörtchen: Wollen Sie wirklich mit mir darüber streiten, ob Eduard Engel (für den ich mich schon 1988 in der Muttersprache verwendet habe), Halbjude oder Vierteljude war? Ich habe diese Nazikategorie selbstverständlich in Anführungszeichen gesetzt, weil ich die ganze Begriffsbildung absurd finde. Ist ein Mensch mit einer muslimischen Großmutter ein Viertelmuslim? Übrigens weiß ich jetzt alles über Eduard Engel, weil ich gerade die voluminöse Dissertation von Anke Sauter (E. E. - Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger, Bamberg 2000) rezensiert habe (erscheint demnächst in der FAZ). Dort erfährt man auch, daß Engel keineswegs Selbstmord begangen hat, wie in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Mut kolportiert wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 01.02.2001 um 23.00
Die Neuregelung wird auch immer deshalb kritisiert, weil sie an vielen Stellen grammatisch falsche Konstruktionen verursacht: sehr Leid tun, völlig Recht haben usw.
Zumindest ein Punkt ist mir nun eingefallen, in dem der Duden von 1991 eine grammatisch falsche Schreibweise fordert, denn man muß schreiben: wie Wurst/Wurscht mir das ist
Ist dies nicht ebenso falsch wie die neueingeführten Großschreibungen von Recht haben, Pleite gehen, Leid tun etc.?
Noch eine kurze Anmerkung zu not tun:
Ich bin erfreut darüber, daß Herr Wrase meine Auffassung teilt: Man kann die Zusammenschreibung durchaus freigeben, dann aber mit einer Empfehlung Richtung Getrenntschreibung. Da sind wir uns einig. Bei leid tun und weh tun kann ich (noch) keinen Trend zur Zusammenschreibung erkennen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.02.2001 um 23.00
Herr Ickler sagt: »Ich meine, zunächst kann es nur darum gehen, daß jeder dieses sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet: zweckmäßig, unanstößig, verständlich, gefällig, schön ... (oder auch mal nicht, wenns drauf ankommt). Eine Frage des guten Geschmacks, aber auch des Eigennutzes, denn warum soll ich mich unverständlich ausdrücken, wenn Verständlichkeit vorteilhafter ist? (Oder auch mal umgekehrt; Sprache ist ja vielverzwecklich.)«
Das ist in der Tat ein sehr schöner Gedanke.
Nur: Das setzt ja voraus, daß »jeder« ganz bewußt mit seiner Sprache umgeht. Und das eben ist sehr häufig nicht der Fall. Rechtschreibung wird von vielen, die sogar journalistische Ambitionen haben, als nebensächlicher Firlefanz abgetan, der in die Verantwortung von kleingeistigen Korrektoren fällt. Nach meinen Beobachtungen ist die Lust am präzisen Ausdruck, an der Nuance, die auch mit orthographischen Mitteln ausgedrückt werden kann, am sprachgestalterischen Fabulieren immer seltener anzutreffen. Es wird viel geschludert, und so können sich »Fehler« breitmachen, die von anderen gedankenlos übernommen und mit der Zeit gar nicht mehr als Fehler wahrgenommen werden. Ist das dann der Zeitpunkt, an dem sie »richtig« geworden sind?
Ein Beispiel aus der Praxis. Über 15 Jahre betreute ich die Produktion einer bekannten Reiseführerreihe. Die Autoren waren professionelle Reisejournalisten, teilweise sogar ziemlich bekannte. Fast jeder schrieb von einem »lohnenswerten« Reiseziel, Ausflug, Museumsbesuch usw. Auch die Fachredakteure im Verlag haben sich daran niemals gestoßen. Meine penetranten Hinweise, das müsse doch wohl »lohnend« heißen, quittierten sie mit Unverständnis und Kopfschütteln. Fachredakteure! Ist also »lohnenswert« jetzt nach 15 Jahren »richtig«, wo es eigentlich »lohnend« heißen müßte? Wenn man der Sprachwirklichkeit der Reiseführerliteratur folgt ja. Aber im Wortsinne bleibt es falsch. Ebenso wie »geil« inzwischen ja so etwas wie »schön« oder »toll« oder so bedeutet, aber eigentlich doch etwas ganz anderes. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, daß ich das sage. Ärgere mich dann, weil ich das blöd finde.
Es ist eben leider so, daß nicht »jeder sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet«. Das mag daran liegen, daß wir es mit einer Schwemme von mittelmäßigen Schreibern zu tun haben, denen es mehr auf das »daß« als auf das »was« ankommt beim Schreiben. Das wirkt sich auf die Sprache sicherlich aus. Ich würde gerne wissen, ob die Linguistik es für ausreichend hält, diese Vorgänge deskriptiv zu registrieren. Vielleicht ist das ja auch in Ordnung so. Umso mehr sollte man dann aber Mittel zum Gegensteuern finden, auf keinen Fall von Staats wegen, das ist klar, aber wie dann? Oder doch gar nicht?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 01.02.2001 um 23.00
Manfred Riebe schrieb am 02.02.2001
> Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische
> Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen
> deutschen Sprache wieder bewußter wird.
Schöne Sprache besteht aus mehr als Rechtschreibung; zugegeben: Neuschreib erschüttert einen Vielleser in seinem Lesegenuß. Für mich hat ein Neuschreibtext etwas von einer Stolperstrecke. Dennoch dürften wir uns einig sein, daß die Mehrzahl der Altschreibtexte nicht für den Literaturnobelpreis infrage gekommen wäre.
Ahem - warum schreibt man eigentlich nicht Litteratur?
> Einem? Offenbar nicht jedem; denn in einer Sendung zum
> Europäischen Jahr der Sprachen 2001 von Bayern Radio 2
> Babylon - Europa: Welche Zukunft hat die deutsche Sprache?
> am 25. Januar sagte z.B. die Geschäftsführerin der Gesellschaft
> für deutsche Sprache (GfdS) Karin Eichhoff-Cyrus wörtlich:
> Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen.
An dieser Aussage stimmt so manches.
Zum einen traut sich der gemeine Deutsche nicht, das von ihm Geschriebene beruhigt als nicht korrekturbedürftig stehenzulassen, wenn nicht eine Regel ihm das explizit erlaubt. Mir waren zwar bisher Regeln einigermaßen egal und der Duden ein Regalbrettdrücker; wenn aber jemand meine Texte las und Zweifel an einer bestimmten Schreibung hatte, holte man jenen Band als Schiedsrichter her und übernahm die dort aufgeführte Schreibung - ohne sich über deren Sinn oder Unsinn Gedanken zu machen. Dieser wohlfeile und alleswissende Schlichter ist auf ewig verloren. So mancher professionelle Schreiber wird nun an der Neuschreibung irre, weil sie eben längst nicht für jede Frage eine Antwort bietet. Dabei vergißt man, daß die alte Rechtschreibung ja auch nicht kodifiziert war - und schon längst nicht vollständig - die Leute allerdings auch längst nicht so verkrampft nach Regeln gefragt haben, wie heute in Zeiten der Verunsicherung.
Sprache hat keine Regeln, die nie oder immer gelten - zum Leidwesen derer, die gern alles ausnahmslos in Schubladen verpacken möchten.
Zum zweiten stimmt an der obigen Aussage, daß im Sprachgebrauch richtig sein wird, was heute noch als falsch gilt. Fortschrittliche Kräfte haben vor etwa dreißig Jahren angefangen, die englische Zweitbedeutung von realisieren (nämlich wahrnehmen) ins Deutsche zu übertragen und das to remember als nicht-reflexives erinnern. Jeder Lehrer hätte das damals dick rot unterstrichen, aber die Flugblätter der Spontis waren außerhalb seiner Reichweite. Mir ist es noch immer eine Maus rückwärts schlucken, wenn ich realisieren muß, daß einer seinen letzten Urlaub erinnert. Ich bin aber sicher (früher: mir sicher), daß die drei genannten Formen sich durchsetzen werden. Selbst wenn ich bei meinen alten Formen bleibe, verschwinden werden sie wahrscheinlich doch.
Jemand erfindet ein neues Wort oder eine neue Konstruktion - und alles sagt zuerst: Falsch. Wenn aber mehr und mehr Leute diese Form übernehmen, läßt ein deskriptives Wörterbuch sie als Alternative zu. Vielleicht geht sie dann wieder unter wie die Kautsch und der Komputer, vielleicht aber übernehmen immer mehr Leute die neue Form, die alte wird alt- und ältermodisch, man schmunzelt über die, die sie noch verwenden, und schließlich bettet man sie in der Sprachgeschichte zur Ruhe.
Das Besondere an der aktuellen Situation der Rechtschreibreform ist, daß nicht eine größere Gruppe von Sprechern eine Mode kultiviert hat, sondern ein ganz kleines Grüppchen seine Marotten der Schreibgemeinschaft aufzwingt. Das hat zumindest zum guten Teil geklappt. Wenn man den Durchdringungsgrad der Schreibung Tipp verläßlich messen könnte, würde man wohl feststellen, daß ein reichlicher Prozentsatz der Bevölkerung dieses Ubiquitärwort bereits so übernommen hat. Da bin ich mir ganz sicher (Ich habs nicht, aber ich bin ja auch ein Querkopf). Noch sind wir Deutschen gute Untertanen.
Man kann an Zeugnissen der vergangenen sechzig Jahre sehen, wie immer mehr Wörter zusammengewachsen sind und immer mehr kleingeschrieben wurden. Mit Schmunzeln lese ich im Riegelmann dessen Plädoyer für deutsche Sprache - in Schreibweisen, die mir recht neuschreiblich anmuten. Seit den sechziger Jahren hatte sich im Detail eine ganze Menge geändert - wir haben es nur nicht gemerkt (oder uns vor Augen geführt), weil sich die Entwicklung langsam vollzog.
Die Zukunft allerdings wird nicht so graduell verlaufen: Auf praktisch jedem Schreibtisch steht der große Blechbruder, und in der absoluten Mehrzahl dieser Kisten wirkt das gleiche Textprogramm. Dieses wiederum ist mit einem automatischen Wörterveränderer ausgestattet, der nach einer normalen Installation eingeschaltet ist. Ihn abzuschalten kostet wenige Handgriffe, aber die Mehrzahl der Anwender beherrscht sie nicht. Alles, was an Schreibweisen auf Wortebene auf Linie gebracht werden kann, wird auf diese Weise hartnäckig auf Linie gebracht. Der Computer hat eine unendliche Geduld - auch wenn man aus Überzeugung das ß haben möchte - nach dem nächsten Leerzeichen hat der eingebaute Lausbub (oder Oberlehrer?) es wieder ausgetauscht. Wenn ein Altschreibler mit WORD Texte verfaßt, erkennt man diese schnell daran, daß die gängigen Wörter mit ß auf dass, muss, lässt umgenordet sind, während eine Verdrußsache unverändert blieb.
In Zukunft dürfte die Rechtschreibung der Deutschen nicht von Duden oder Bertelsmann vorgegeben werden und nicht von der zwischenstaatlichen Kommission. In Zukunft dürfte die deutsche Tochter eines amerikanischen Softwarekonzerns bestimmen, wie die Deutschen schreiben.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Obwohl es nicht nur mit Rechtschreibung zu tun hat, sondern die ganze Normenfrage betrifft, ist das Thema Sprachpflege sehr lohnenswert (dies ist eine Wortkreuzung, die wohl nicht mehr zu beseitigen ist und bald den Ruch des Verkehrten verlieren dürfte).
Wenn ich behaupte, daß die Sprache, solange sie wirklich verwendet wird, sich selbst regelt, daß also, genauer gesagt, die Sprecher bei Strafe des Nichtverstandenwerdens oder Angepflaumtwerdens ihr Sprachverhalten in Ordnung halten, meine ich selbstverständlich nicht, daß sie sich immer vollkommen ausdrücken. Das habe ich ja selbst angedeutet. Aber das Instrument, genauer also: das Repertoire von Ausdrucksmöglichkeiten (denn darum handelt es sich, nicht um ein Werkzeug, wie Platon als erster irreführenderweise sagte) kann nicht verderben. Je mehr gesprochen und gehört, geschrieben und gelesen wird, um so breiter die Erfahrungsgrundlage, auf der wir dann selbst wieder sprechen und schreiben und das Gesprochene und Geschriebene einschätzen. Die Normalprosa ist ja nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir kennen und können, und sie ist gerade darum so einigermaßen gleichmäßig, weil wir sie dauernd gegen das Vulgäre und das Erhabene, das Komische und das Ernste abgrenzen. Dazu bedarf es, lieber Herr Lachenmann, keiner ständigen Bewußtheit. Sprechen ist sicher immer bewußt (wir verwenden es ja als Kriterium, ob einer bei Bewußtsein ist - vor kurzem hat mich eine Krankenschwester die ganze Nacht damit geplagt). Aber auf das Sprechen selbst, die Wortwahl usw. wird nur ein Teil des Bewußtseinsstrahls gerichtet, und das kann sehr wenig sein. Das Sprachverhalten ist auf lauter Gewohnheiten gegründet, es ist sozusagen selbst nichts anderes als ein gewohnheitsmäßiges Verhalten - wie sollte denn da nicht geschludert werden? Schluderei ist, um es auf die Spitze zu treiben, das Wesen der Sprache, ihr Kern! Im Bereich des Verhaltens, des Benehmens ist ein Fehler, der ständig begangen und nicht (mehr) wahrgenommen wird, tatsächlich kein Fehler (mehr).
Noch etwas hat mir immer zu denken gegeben. Die meisten Verfasser von Sprachratgebern haben nie etwas Bemerkenswertes verfaßt, außer eben diesen Ratgebern. Und die großen Autoren, Wissenschaftler, Essayisten haben nie Sprachratgeber verfaßt. Die einen haben etwas zu sagen, die anderen räsonieren darüber, wie man es zu sagen habe. Es gibt Ausnahmen, ich weiß, aber im allgemeinen ist es doch so.
Ich könnte Tausende von korrekten Ausdrucks- und Schreibweisen anführen, die eigentlich falsch sind. Sogar in meinem Wörterbuch z. B. wird voll-ends getrennt, obwohl ich weiß, daß es nichts mit voll-enden zu tun hat. Und ich schreibe weissagen, obwohl keineswegs sagen darinsteckt. Usus tyrannus ...(Horaz)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Herr Dörner hat die schöne Beobachtung beigesteuert, daß die vom Duden allein vorgesehene Großschreibung (das ist mir) Wurst zu einer ungrammatischen Schreibweise zwingt: wie Wurst mir das ist. Hier haben wir also die große Ausnahme von der Regel, daß der alte Duden keine grammatisch falschen Schreibweisen erzeugte. Allerdings war das gewissermaßen ein Lapsus, beruhend auf dem Versäumnis, den Befund vollständiger zu erheben (ich habe in meinem Kritischen Kommentar zum Wörterverzeichnis darauf hingewiesen und die Sache in meinem Rechtschreibwörterbuch dann richtiger dargestellt) und kein Vorsatz wie bei den Reformern, die ja bewußt die Grammatik vergewaltigen. (Augst versicherte mir einmal am Telefon, mit so Leid mir das tut könne er leben!)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.02.2001 um 23.00
Linguistisch-theoretisch mag das ja hinnehmbar sein, in der Praxis sich auch durch gedankenloses Reden und Schreiben so etablieren, aber einleuchten tut mir diese Hinnahme nicht. Das würde ja in der Konsequenz darauf hinauslaufen, daß es völlig gleichgültig ist, welches Wort man für welches Ding verwendet. Einigt sich die Sprachgemeinschaft darauf, zu Wurst Gänseblümchen zu sagen, dann ist das eben auch »richtig«. Daran »glaube« ich sozusagen nicht, weil ich vermute, daß die Wörter mit den Dingen relativ eng etwas zu tun haben und nicht durch Zufall so lauten wie sie lauten, nomen est omen. Ich vermute eine transzendente Qualität in jedem Wort, die sich auf das bezieht, was es meint. Damit mag ein Wissenschaftler nichts anfangen können, dennoch muß es nicht falsch sein. Es gibt bekanntlich »mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt« (interessant, daß bei Shakespeare davon die Rede ist, daß die Gelehrten träumen! Herr Ickler, sind Sie sicher, daß Sie nicht träumen?)
Sprache ist nichts anderes als mehr oder weniger ein Geschluder? Klingt zwar nett, oft stimmt es auch. Ist Linguistik also Geschluderforschung? Vielleicht ist Mathematik dann auch nichts anderes als eine Perpetuierung von Rechenfehlern, wer weiß? Wäre auch sympathisch. Im alten Ägypten soll es einen Astronomen gegeben haben, der genau die Entfernung des Mondes zur Erde ermittelt hat, jedenfalls so, daß es mit den modernsten Meßergebnissen übereinstimmt. Er kann es aber angeblich gar nicht wissenschaftlich präzise ermittelt haben, dazu fehlten damals die Kenntnisse und die technischen Meßmittel. Sein richtiges Ergebnis war eine glückliche Ineinanderrechnung von lauter Fehlern. Vielleicht ist die Mathematik nie etwas anderes gewesen.
Nein, mit der Schludertheorie mag ich mich nicht anfreunden. Denn es paßt alles zusammen. Dieselbe Fachredaktion brachte noch ganz andere Dinge zustande. Zum Beispiel:
Camping Municipal: Der kleine Campingplatz im Vorort Municipal liegt sehr ruhig und bietet alle notwendigen Einrichtungen...
(Wer jemals in Frankreich war, was man von einem Reiseredakteur erwarten sollte, weiß, daß Municipal heißt der Gemeinde gehörend, hier also Städtischer Campingplatz, oder Gemeinde-Campingplatz)
Loc. San Martino. Die Abkürzung »Loc«, der man in Italien allenthalben begegnet, wurde in allen Reiseführern ausgeschrieben als Locanda usw. Ich möchte nicht wissen, wieviele Leser da nach einer Wirtschaft gesucht haben, wo es nur um einen Ortsteil ging.
Ich will damit nur bekräftigen, daß wir es bei der schreibenden Zunft heutzutage weitgehend mit einer rein auf maximalen Ausstoß von zum Verkauf bestimmtem Content orientierten Berufsgruppe zu tun haben, die nicht nur im Sprachlichen schludert, sondern überhaupt. Und es sträubt sich mir einiges dagegen, deren Treiben nur statistisch zu beobachten und ausgerechnet deren Schreibpraxis zur Sprachnorm werden zu lassen, nur weil sie nun mal die sind, die am meisten Sprache produzieren, also das, was eine deskriptive Linguistik in der größten Menge zum Auswerten vorfindet. Das halte ich nicht für repräsentativ, weil die zustandegekommene Menge eine zufällige, marktbedingte ist. Sie überdeckt durch ihre Menge die Sprachpraxis der Leute, die weniger publiziert werden, aber in guter Sprachqualität schreiben. Denn daß es gute und schlechte Sprachqualität gibt, ist doch wohl richtig.
Soll man also »bessere« Quellen suchen? Welche, wo? Versucht man durch Weglassung eindeutiger Schludrigkeiten, Fehler und Entstellungen im idealen Wörterbuch eine Einflußnahme auf die Sprachwirklichkeit? Wenn einer im Zweifelsfall ein »schlechtes« Wort im Wörterbuch nicht findet, vermeidet er es vielleicht in seiner Sprache und sorgt zumindest nicht für seine weitere Anwendung. Ob man das tun soll, mit welcher Legitimation? Ich weiß es auch nicht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 01.02.2001 um 23.00
Ist lohnenswert eine Wortkreuzung, die wohl nicht mehr zu beseitigen ist und bald den Ruch des Verkehrten verlieren dürfte?
Das Wort lohnenswert könnte eine Tautologie bzw. ein Pleonasmus sein, d.h. eine Häufung überflüssiger Ausdrücke in einem zusammengesetzten Wort, d.h. lohnenswert wäre gewissermaßen ein doppeltgemoppeltes Wort. Handelte sich objektiv um einen fehlerhaften Sprachgebrauch, dann könnte man diesen mangelhaften, sinnentleerten Ausdruck vermeiden und ihn ersetzen.
Die Arbeit ist lohnenswert. Die Arbeit lohnt sich. Die Arbeit ist es wert, durchgeführt zu werden. Vielleicht war der ursprüngliche Ausdruck: Die Arbeit ist Lohnes wert, sie ist des Löhnens (der Entlohnung) wert, ist löhnenswert. M.E. ist es also keine eigentliche Tautologie, sondern eine sinnentleerende Sprachveränderung.
In der Sprachwissenschaft sollte es kompromißlos um die Erkenntnis gehen, ob etwas wahr, wissenschaftlich erwiesen, also richtig, oder falsch ist. Ein Kompromiß ist vom Zufall abhängig und kann daher im Ergebnis je nach den aktuellen Machtverhältnissen beliebig ausfallen. Wenn sich die Sprache aus einem Werkzeugkasten mit vielen Wörtern als Präzisionsinstrumenten bedient, dann müssen diese auch möglichst genau sein. Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutz wird. Wenn es anders wäre, bräuchten wir uns nicht gegen die Schlechtschreibreform der Kultusminister wehren. Es ist die Aufgabe der Spracherziehung, auf solchen sprachlichen Fehlgebrauch aufmerksam zu machen und Alternativen für einen passenden, treffenden Ausdruck aufzuzeigen.
Die meisten Verfasser von Sprachratgebern haben nie etwas Bemerkenswertes verfaßt, außer eben diesen Ratgebern. Und die großen Autoren, Wissenschaftler, Essayisten haben nie Sprachratgeber verfaßt. (Ickler) Verfasser nichtwissenschaftlicher, praktischer Stillehren sind z.B. der Reichstagsstenograph Eduard Engel, der Industriekaufmann Ludwig Reiners, der Journalist Wolf Schneider und etliche Lehrer. Man kann sagen, daß sich Sprachwissenschaftler recht wenig um das Gebiet der Sprachkritik und Sprachstilistik gekümmert haben. Das hängt möglicherweise mit der zeitgemäßen Spezialisierung auf ein anderes bequemeres Fachgebiet zusammen. Einen Sprachratgeber zu verfassen, bedeutet nämlich stilistische Präskription. Die Sprachwissenschaftler sahen sich aber nicht in der Lage, verbindliche Stilprinzipien zu formulieren.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Es tut mir leid, daß ich bei diesem Thema in die Rolle des Besserwissers gerate, die ich bestimmt nicht gern spiele. Es ist in der Sprachwissenschaft, gerade weil sie sich kompromißlos um die Wahrheit bemüht, eine völlig unbezweifelte Tatsache, daß der jeweilige Sprachgebrauch auf lauter Veränderungen beruht, folglich irgendwann einmal falsch gewesen sein muß. Das gilt auch und ganz besonders für die Wortbedeutungen. Kein Sprachwissenschaftler würde Herrn Riebes Satz unterschreiben: Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutzt wird. Fehlerhaft ist es immer nur in Beziehung zum gerade geltenden Sprachgebrauch, aber der ändert sich. Aus dem abweichenden (also falschen) Gebrauch von heute wird der normale Gebrauch von morgen. Daraus folgt nicht, daß zu einem bestimmten Zeitpunkt alles möglich und alles gleichgültig wäre, lieber Herr Lachenmann. Wenn die Leute statt Wurst Gänseblümchen sagen, dann wird das eines Tages richtig sein, und auch Sie werden sich nichts mehr dabei denken. Allerdings gehört dieses Beispiel nicht zu der Art von Bedeutungswandel, die wir als Sprachforscher feststellen. Nachvollziehbar ist aber zum Beispiel, daß man die Weiber Frauen nannte (obwohl das falsch war, wie ein Lachenmann im Mittelalter gemäkelt hätte), und dann sogar Frauenzimmer (das muß man sich einmmal vorstellen, wie es zum erstenmal aufkam!). Das Wort gar hängt mit gerben zusammen, machen hieß ursprünglich kneten, usw. usf.
Ich empfehle die klassischen Werke zur Geschichte der Sprache, Hermann Pauls Prinzipien der Sprachgeschichte, Wilhelm Havers Handbuch der erklärenden Syntax, auch die populärwissenschaftlichen Werke von Otto Behaghel, Ernst Wasserzieher usw. - alles gut lesbar und spannend.
Sprachwissenschaftler neigen, gerade weil sie nur zu gut Bescheid wissen, nicht zu normativer Betrachtungsweise. Für sie ist normatives Umgehen mit der Sprache auch nur ein erforschenswerter Gegenstand.
Die mathematischen Wahrheiten beruhen im Gegensatz zur Sprache nicht auf Konvention; sie sind, mit anderen Worten, nicht historisch, daher bleiben falsche Rechnungen falsch.
Fehler und Irrtümer im Umgang mit Fremdsprachen bleiben davon unberührt. Ich sehe wirklich nicht, wie man diese Dinge derart durcheinanderbringen kann.
Zur Anwendung auf die Rechtschreibreform: Die Großschreibung bei im Allgemeinen ist kritikwürdig, aber sie ist nicht absolut falsch. Man muß das einordnen in eine Tendenz zur Kleinschreibung bei adverbialen Phraseologismen. Im neunzehnten Jahrhundert war hier eine Zeitlang Großschreibung übnlch, wurde dann aber als übertrieben (Jelinek?) erkannt und zurückgedrängt.
Die Großschreibung in Leid tun schließt die Behauptung ein, daß es sich um ein Substantiv handele. Das ist nicht wegen der historischen Unrichtigkeit zurückzuweisen (denn Wortartwechsel wäre denkbar), sondern weil es mit so Leid es mir tut usw. in Konflikt gerät.
Heute Abend ist nicht absolut falsch und wurde ja vor hundert Jahren noch sehr oft so geschrieben. Auch hier herrscht heute die nichtsubstantivische Auffassung vor, und tatsächlich ist keines der drei Substantivkriterien erfüllt, die das Regelwerk selbst angibt. Die alt-neue Schreibung ist daher in Bezug auf das Gesamtsystem eine Verschlechterung und ein Rückschritt. Vgl. den Gesamtrahmen der Groß- und Kleinschreibung, wie ich ihn in meinen Büchern dargestellt habe.
Präskription, für die Herr Riebe plädiert, heißt Vorschrift. Wie kommt jemand dazu, Vorschriften in bezug auf den Sprachgebrauch zu machen? Sprachratgeber sollten, wenn sie sich selbst recht verstehen, keine Vorschriften, sondern eben Rat enthalten, so ähnlich wie eine Gebrauchsanweisung, also dem Unerfahrenen das Funktionieren der vielen Einzelteile erklären. Bei der Sprachkritik geht es allzu oft nur um Geschmacksurteile oder eben, wie gesagt, um den noch unverstandenen Sprachwandel. Ich selbst sage nie lohnenswert und gebrauche weil nie mit Hauptsatzstellung; aber irgendwann werde ich überhaupt nichts mehr sagen, und dann werden meine Kinder dies vielleicht als normal empfinden. Und vielleicht werden sie dann den starken Satz aufstellen: Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutzt wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 01.02.2001 um 23.00
Die Neuregelung wird auch immer deshalb kritisiert, weil sie an vielen Stellen grammatisch falsche Konstruktionen verursacht: sehr Leid tun, völlig Recht haben usw.
Zumindest ein Punkt ist mir nun eingefallen, in dem der Duden von 1991 eine grammatisch falsche Schreibweise fordert, denn man muß schreiben: wie Wurst/Wurscht mir das ist
Ist dies nicht ebenso falsch wie die neueingeführten Großschreibungen von Recht haben, Pleite gehen, Leid tun etc.?
Noch eine kurze Anmerkung zu not tun:
Ich bin erfreut darüber, daß Herr Wrase meine Auffassung teilt: Man kann die Zusammenschreibung durchaus freigeben, dann aber mit einer Empfehlung Richtung Getrenntschreibung. Da sind wir uns einig. Bei leid tun und weh tun kann ich (noch) keinen Trend zur Zusammenschreibung erkennen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.02.2001 um 23.00
Herr Ickler sagt: »Ich meine, zunächst kann es nur darum gehen, daß jeder dieses sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet: zweckmäßig, unanstößig, verständlich, gefällig, schön ... (oder auch mal nicht, wenns drauf ankommt). Eine Frage des guten Geschmacks, aber auch des Eigennutzes, denn warum soll ich mich unverständlich ausdrücken, wenn Verständlichkeit vorteilhafter ist? (Oder auch mal umgekehrt; Sprache ist ja vielverzwecklich.)«
Das ist in der Tat ein sehr schöner Gedanke.
Nur: Das setzt ja voraus, daß »jeder« ganz bewußt mit seiner Sprache umgeht. Und das eben ist sehr häufig nicht der Fall. Rechtschreibung wird von vielen, die sogar journalistische Ambitionen haben, als nebensächlicher Firlefanz abgetan, der in die Verantwortung von kleingeistigen Korrektoren fällt. Nach meinen Beobachtungen ist die Lust am präzisen Ausdruck, an der Nuance, die auch mit orthographischen Mitteln ausgedrückt werden kann, am sprachgestalterischen Fabulieren immer seltener anzutreffen. Es wird viel geschludert, und so können sich »Fehler« breitmachen, die von anderen gedankenlos übernommen und mit der Zeit gar nicht mehr als Fehler wahrgenommen werden. Ist das dann der Zeitpunkt, an dem sie »richtig« geworden sind?
Ein Beispiel aus der Praxis. Über 15 Jahre betreute ich die Produktion einer bekannten Reiseführerreihe. Die Autoren waren professionelle Reisejournalisten, teilweise sogar ziemlich bekannte. Fast jeder schrieb von einem »lohnenswerten« Reiseziel, Ausflug, Museumsbesuch usw. Auch die Fachredakteure im Verlag haben sich daran niemals gestoßen. Meine penetranten Hinweise, das müsse doch wohl »lohnend« heißen, quittierten sie mit Unverständnis und Kopfschütteln. Fachredakteure! Ist also »lohnenswert« jetzt nach 15 Jahren »richtig«, wo es eigentlich »lohnend« heißen müßte? Wenn man der Sprachwirklichkeit der Reiseführerliteratur folgt ja. Aber im Wortsinne bleibt es falsch. Ebenso wie »geil« inzwischen ja so etwas wie »schön« oder »toll« oder so bedeutet, aber eigentlich doch etwas ganz anderes. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, daß ich das sage. Ärgere mich dann, weil ich das blöd finde.
Es ist eben leider so, daß nicht »jeder sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet«. Das mag daran liegen, daß wir es mit einer Schwemme von mittelmäßigen Schreibern zu tun haben, denen es mehr auf das »daß« als auf das »was« ankommt beim Schreiben. Das wirkt sich auf die Sprache sicherlich aus. Ich würde gerne wissen, ob die Linguistik es für ausreichend hält, diese Vorgänge deskriptiv zu registrieren. Vielleicht ist das ja auch in Ordnung so. Umso mehr sollte man dann aber Mittel zum Gegensteuern finden, auf keinen Fall von Staats wegen, das ist klar, aber wie dann? Oder doch gar nicht?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 01.02.2001 um 23.00
Manfred Riebe schrieb am 02.02.2001
> Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische
> Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen
> deutschen Sprache wieder bewußter wird.
Schöne Sprache besteht aus mehr als Rechtschreibung; zugegeben: Neuschreib erschüttert einen Vielleser in seinem Lesegenuß. Für mich hat ein Neuschreibtext etwas von einer Stolperstrecke. Dennoch dürften wir uns einig sein, daß die Mehrzahl der Altschreibtexte nicht für den Literaturnobelpreis infrage gekommen wäre.
Ahem - warum schreibt man eigentlich nicht Litteratur?
> Einem? Offenbar nicht jedem; denn in einer Sendung zum
> Europäischen Jahr der Sprachen 2001 von Bayern Radio 2
> Babylon - Europa: Welche Zukunft hat die deutsche Sprache?
> am 25. Januar sagte z.B. die Geschäftsführerin der Gesellschaft
> für deutsche Sprache (GfdS) Karin Eichhoff-Cyrus wörtlich:
> Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen.
An dieser Aussage stimmt so manches.
Zum einen traut sich der gemeine Deutsche nicht, das von ihm Geschriebene beruhigt als nicht korrekturbedürftig stehenzulassen, wenn nicht eine Regel ihm das explizit erlaubt. Mir waren zwar bisher Regeln einigermaßen egal und der Duden ein Regalbrettdrücker; wenn aber jemand meine Texte las und Zweifel an einer bestimmten Schreibung hatte, holte man jenen Band als Schiedsrichter her und übernahm die dort aufgeführte Schreibung - ohne sich über deren Sinn oder Unsinn Gedanken zu machen. Dieser wohlfeile und alleswissende Schlichter ist auf ewig verloren. So mancher professionelle Schreiber wird nun an der Neuschreibung irre, weil sie eben längst nicht für jede Frage eine Antwort bietet. Dabei vergißt man, daß die alte Rechtschreibung ja auch nicht kodifiziert war - und schon längst nicht vollständig - die Leute allerdings auch längst nicht so verkrampft nach Regeln gefragt haben, wie heute in Zeiten der Verunsicherung.
Sprache hat keine Regeln, die nie oder immer gelten - zum Leidwesen derer, die gern alles ausnahmslos in Schubladen verpacken möchten.
Zum zweiten stimmt an der obigen Aussage, daß im Sprachgebrauch richtig sein wird, was heute noch als falsch gilt. Fortschrittliche Kräfte haben vor etwa dreißig Jahren angefangen, die englische Zweitbedeutung von realisieren (nämlich wahrnehmen) ins Deutsche zu übertragen und das to remember als nicht-reflexives erinnern. Jeder Lehrer hätte das damals dick rot unterstrichen, aber die Flugblätter der Spontis waren außerhalb seiner Reichweite. Mir ist es noch immer eine Maus rückwärts schlucken, wenn ich realisieren muß, daß einer seinen letzten Urlaub erinnert. Ich bin aber sicher (früher: mir sicher), daß die drei genannten Formen sich durchsetzen werden. Selbst wenn ich bei meinen alten Formen bleibe, verschwinden werden sie wahrscheinlich doch.
Jemand erfindet ein neues Wort oder eine neue Konstruktion - und alles sagt zuerst: Falsch. Wenn aber mehr und mehr Leute diese Form übernehmen, läßt ein deskriptives Wörterbuch sie als Alternative zu. Vielleicht geht sie dann wieder unter wie die Kautsch und der Komputer, vielleicht aber übernehmen immer mehr Leute die neue Form, die alte wird alt- und ältermodisch, man schmunzelt über die, die sie noch verwenden, und schließlich bettet man sie in der Sprachgeschichte zur Ruhe.
Das Besondere an der aktuellen Situation der Rechtschreibreform ist, daß nicht eine größere Gruppe von Sprechern eine Mode kultiviert hat, sondern ein ganz kleines Grüppchen seine Marotten der Schreibgemeinschaft aufzwingt. Das hat zumindest zum guten Teil geklappt. Wenn man den Durchdringungsgrad der Schreibung Tipp verläßlich messen könnte, würde man wohl feststellen, daß ein reichlicher Prozentsatz der Bevölkerung dieses Ubiquitärwort bereits so übernommen hat. Da bin ich mir ganz sicher (Ich habs nicht, aber ich bin ja auch ein Querkopf). Noch sind wir Deutschen gute Untertanen.
Man kann an Zeugnissen der vergangenen sechzig Jahre sehen, wie immer mehr Wörter zusammengewachsen sind und immer mehr kleingeschrieben wurden. Mit Schmunzeln lese ich im Riegelmann dessen Plädoyer für deutsche Sprache - in Schreibweisen, die mir recht neuschreiblich anmuten. Seit den sechziger Jahren hatte sich im Detail eine ganze Menge geändert - wir haben es nur nicht gemerkt (oder uns vor Augen geführt), weil sich die Entwicklung langsam vollzog.
Die Zukunft allerdings wird nicht so graduell verlaufen: Auf praktisch jedem Schreibtisch steht der große Blechbruder, und in der absoluten Mehrzahl dieser Kisten wirkt das gleiche Textprogramm. Dieses wiederum ist mit einem automatischen Wörterveränderer ausgestattet, der nach einer normalen Installation eingeschaltet ist. Ihn abzuschalten kostet wenige Handgriffe, aber die Mehrzahl der Anwender beherrscht sie nicht. Alles, was an Schreibweisen auf Wortebene auf Linie gebracht werden kann, wird auf diese Weise hartnäckig auf Linie gebracht. Der Computer hat eine unendliche Geduld - auch wenn man aus Überzeugung das ß haben möchte - nach dem nächsten Leerzeichen hat der eingebaute Lausbub (oder Oberlehrer?) es wieder ausgetauscht. Wenn ein Altschreibler mit WORD Texte verfaßt, erkennt man diese schnell daran, daß die gängigen Wörter mit ß auf dass, muss, lässt umgenordet sind, während eine Verdrußsache unverändert blieb.
In Zukunft dürfte die Rechtschreibung der Deutschen nicht von Duden oder Bertelsmann vorgegeben werden und nicht von der zwischenstaatlichen Kommission. In Zukunft dürfte die deutsche Tochter eines amerikanischen Softwarekonzerns bestimmen, wie die Deutschen schreiben.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Obwohl es nicht nur mit Rechtschreibung zu tun hat, sondern die ganze Normenfrage betrifft, ist das Thema Sprachpflege sehr lohnenswert (dies ist eine Wortkreuzung, die wohl nicht mehr zu beseitigen ist und bald den Ruch des Verkehrten verlieren dürfte).
Wenn ich behaupte, daß die Sprache, solange sie wirklich verwendet wird, sich selbst regelt, daß also, genauer gesagt, die Sprecher bei Strafe des Nichtverstandenwerdens oder Angepflaumtwerdens ihr Sprachverhalten in Ordnung halten, meine ich selbstverständlich nicht, daß sie sich immer vollkommen ausdrücken. Das habe ich ja selbst angedeutet. Aber das Instrument, genauer also: das Repertoire von Ausdrucksmöglichkeiten (denn darum handelt es sich, nicht um ein Werkzeug, wie Platon als erster irreführenderweise sagte) kann nicht verderben. Je mehr gesprochen und gehört, geschrieben und gelesen wird, um so breiter die Erfahrungsgrundlage, auf der wir dann selbst wieder sprechen und schreiben und das Gesprochene und Geschriebene einschätzen. Die Normalprosa ist ja nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir kennen und können, und sie ist gerade darum so einigermaßen gleichmäßig, weil wir sie dauernd gegen das Vulgäre und das Erhabene, das Komische und das Ernste abgrenzen. Dazu bedarf es, lieber Herr Lachenmann, keiner ständigen Bewußtheit. Sprechen ist sicher immer bewußt (wir verwenden es ja als Kriterium, ob einer bei Bewußtsein ist - vor kurzem hat mich eine Krankenschwester die ganze Nacht damit geplagt). Aber auf das Sprechen selbst, die Wortwahl usw. wird nur ein Teil des Bewußtseinsstrahls gerichtet, und das kann sehr wenig sein. Das Sprachverhalten ist auf lauter Gewohnheiten gegründet, es ist sozusagen selbst nichts anderes als ein gewohnheitsmäßiges Verhalten - wie sollte denn da nicht geschludert werden? Schluderei ist, um es auf die Spitze zu treiben, das Wesen der Sprache, ihr Kern! Im Bereich des Verhaltens, des Benehmens ist ein Fehler, der ständig begangen und nicht (mehr) wahrgenommen wird, tatsächlich kein Fehler (mehr).
Noch etwas hat mir immer zu denken gegeben. Die meisten Verfasser von Sprachratgebern haben nie etwas Bemerkenswertes verfaßt, außer eben diesen Ratgebern. Und die großen Autoren, Wissenschaftler, Essayisten haben nie Sprachratgeber verfaßt. Die einen haben etwas zu sagen, die anderen räsonieren darüber, wie man es zu sagen habe. Es gibt Ausnahmen, ich weiß, aber im allgemeinen ist es doch so.
Ich könnte Tausende von korrekten Ausdrucks- und Schreibweisen anführen, die eigentlich falsch sind. Sogar in meinem Wörterbuch z. B. wird voll-ends getrennt, obwohl ich weiß, daß es nichts mit voll-enden zu tun hat. Und ich schreibe weissagen, obwohl keineswegs sagen darinsteckt. Usus tyrannus ...(Horaz)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Herr Dörner hat die schöne Beobachtung beigesteuert, daß die vom Duden allein vorgesehene Großschreibung (das ist mir) Wurst zu einer ungrammatischen Schreibweise zwingt: wie Wurst mir das ist. Hier haben wir also die große Ausnahme von der Regel, daß der alte Duden keine grammatisch falschen Schreibweisen erzeugte. Allerdings war das gewissermaßen ein Lapsus, beruhend auf dem Versäumnis, den Befund vollständiger zu erheben (ich habe in meinem Kritischen Kommentar zum Wörterverzeichnis darauf hingewiesen und die Sache in meinem Rechtschreibwörterbuch dann richtiger dargestellt) und kein Vorsatz wie bei den Reformern, die ja bewußt die Grammatik vergewaltigen. (Augst versicherte mir einmal am Telefon, mit so Leid mir das tut könne er leben!)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 01.02.2001 um 23.00
Linguistisch-theoretisch mag das ja hinnehmbar sein, in der Praxis sich auch durch gedankenloses Reden und Schreiben so etablieren, aber einleuchten tut mir diese Hinnahme nicht. Das würde ja in der Konsequenz darauf hinauslaufen, daß es völlig gleichgültig ist, welches Wort man für welches Ding verwendet. Einigt sich die Sprachgemeinschaft darauf, zu Wurst Gänseblümchen zu sagen, dann ist das eben auch »richtig«. Daran »glaube« ich sozusagen nicht, weil ich vermute, daß die Wörter mit den Dingen relativ eng etwas zu tun haben und nicht durch Zufall so lauten wie sie lauten, nomen est omen. Ich vermute eine transzendente Qualität in jedem Wort, die sich auf das bezieht, was es meint. Damit mag ein Wissenschaftler nichts anfangen können, dennoch muß es nicht falsch sein. Es gibt bekanntlich »mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt« (interessant, daß bei Shakespeare davon die Rede ist, daß die Gelehrten träumen! Herr Ickler, sind Sie sicher, daß Sie nicht träumen?)
Sprache ist nichts anderes als mehr oder weniger ein Geschluder? Klingt zwar nett, oft stimmt es auch. Ist Linguistik also Geschluderforschung? Vielleicht ist Mathematik dann auch nichts anderes als eine Perpetuierung von Rechenfehlern, wer weiß? Wäre auch sympathisch. Im alten Ägypten soll es einen Astronomen gegeben haben, der genau die Entfernung des Mondes zur Erde ermittelt hat, jedenfalls so, daß es mit den modernsten Meßergebnissen übereinstimmt. Er kann es aber angeblich gar nicht wissenschaftlich präzise ermittelt haben, dazu fehlten damals die Kenntnisse und die technischen Meßmittel. Sein richtiges Ergebnis war eine glückliche Ineinanderrechnung von lauter Fehlern. Vielleicht ist die Mathematik nie etwas anderes gewesen.
Nein, mit der Schludertheorie mag ich mich nicht anfreunden. Denn es paßt alles zusammen. Dieselbe Fachredaktion brachte noch ganz andere Dinge zustande. Zum Beispiel:
Camping Municipal: Der kleine Campingplatz im Vorort Municipal liegt sehr ruhig und bietet alle notwendigen Einrichtungen...
(Wer jemals in Frankreich war, was man von einem Reiseredakteur erwarten sollte, weiß, daß Municipal heißt der Gemeinde gehörend, hier also Städtischer Campingplatz, oder Gemeinde-Campingplatz)
Loc. San Martino. Die Abkürzung »Loc«, der man in Italien allenthalben begegnet, wurde in allen Reiseführern ausgeschrieben als Locanda usw. Ich möchte nicht wissen, wieviele Leser da nach einer Wirtschaft gesucht haben, wo es nur um einen Ortsteil ging.
Ich will damit nur bekräftigen, daß wir es bei der schreibenden Zunft heutzutage weitgehend mit einer rein auf maximalen Ausstoß von zum Verkauf bestimmtem Content orientierten Berufsgruppe zu tun haben, die nicht nur im Sprachlichen schludert, sondern überhaupt. Und es sträubt sich mir einiges dagegen, deren Treiben nur statistisch zu beobachten und ausgerechnet deren Schreibpraxis zur Sprachnorm werden zu lassen, nur weil sie nun mal die sind, die am meisten Sprache produzieren, also das, was eine deskriptive Linguistik in der größten Menge zum Auswerten vorfindet. Das halte ich nicht für repräsentativ, weil die zustandegekommene Menge eine zufällige, marktbedingte ist. Sie überdeckt durch ihre Menge die Sprachpraxis der Leute, die weniger publiziert werden, aber in guter Sprachqualität schreiben. Denn daß es gute und schlechte Sprachqualität gibt, ist doch wohl richtig.
Soll man also »bessere« Quellen suchen? Welche, wo? Versucht man durch Weglassung eindeutiger Schludrigkeiten, Fehler und Entstellungen im idealen Wörterbuch eine Einflußnahme auf die Sprachwirklichkeit? Wenn einer im Zweifelsfall ein »schlechtes« Wort im Wörterbuch nicht findet, vermeidet er es vielleicht in seiner Sprache und sorgt zumindest nicht für seine weitere Anwendung. Ob man das tun soll, mit welcher Legitimation? Ich weiß es auch nicht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 01.02.2001 um 23.00
Ist lohnenswert eine Wortkreuzung, die wohl nicht mehr zu beseitigen ist und bald den Ruch des Verkehrten verlieren dürfte?
Das Wort lohnenswert könnte eine Tautologie bzw. ein Pleonasmus sein, d.h. eine Häufung überflüssiger Ausdrücke in einem zusammengesetzten Wort, d.h. lohnenswert wäre gewissermaßen ein doppeltgemoppeltes Wort. Handelte sich objektiv um einen fehlerhaften Sprachgebrauch, dann könnte man diesen mangelhaften, sinnentleerten Ausdruck vermeiden und ihn ersetzen.
Die Arbeit ist lohnenswert. Die Arbeit lohnt sich. Die Arbeit ist es wert, durchgeführt zu werden. Vielleicht war der ursprüngliche Ausdruck: Die Arbeit ist Lohnes wert, sie ist des Löhnens (der Entlohnung) wert, ist löhnenswert. M.E. ist es also keine eigentliche Tautologie, sondern eine sinnentleerende Sprachveränderung.
In der Sprachwissenschaft sollte es kompromißlos um die Erkenntnis gehen, ob etwas wahr, wissenschaftlich erwiesen, also richtig, oder falsch ist. Ein Kompromiß ist vom Zufall abhängig und kann daher im Ergebnis je nach den aktuellen Machtverhältnissen beliebig ausfallen. Wenn sich die Sprache aus einem Werkzeugkasten mit vielen Wörtern als Präzisionsinstrumenten bedient, dann müssen diese auch möglichst genau sein. Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutz wird. Wenn es anders wäre, bräuchten wir uns nicht gegen die Schlechtschreibreform der Kultusminister wehren. Es ist die Aufgabe der Spracherziehung, auf solchen sprachlichen Fehlgebrauch aufmerksam zu machen und Alternativen für einen passenden, treffenden Ausdruck aufzuzeigen.
Die meisten Verfasser von Sprachratgebern haben nie etwas Bemerkenswertes verfaßt, außer eben diesen Ratgebern. Und die großen Autoren, Wissenschaftler, Essayisten haben nie Sprachratgeber verfaßt. (Ickler) Verfasser nichtwissenschaftlicher, praktischer Stillehren sind z.B. der Reichstagsstenograph Eduard Engel, der Industriekaufmann Ludwig Reiners, der Journalist Wolf Schneider und etliche Lehrer. Man kann sagen, daß sich Sprachwissenschaftler recht wenig um das Gebiet der Sprachkritik und Sprachstilistik gekümmert haben. Das hängt möglicherweise mit der zeitgemäßen Spezialisierung auf ein anderes bequemeres Fachgebiet zusammen. Einen Sprachratgeber zu verfassen, bedeutet nämlich stilistische Präskription. Die Sprachwissenschaftler sahen sich aber nicht in der Lage, verbindliche Stilprinzipien zu formulieren.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 01.02.2001 um 23.00
Es tut mir leid, daß ich bei diesem Thema in die Rolle des Besserwissers gerate, die ich bestimmt nicht gern spiele. Es ist in der Sprachwissenschaft, gerade weil sie sich kompromißlos um die Wahrheit bemüht, eine völlig unbezweifelte Tatsache, daß der jeweilige Sprachgebrauch auf lauter Veränderungen beruht, folglich irgendwann einmal falsch gewesen sein muß. Das gilt auch und ganz besonders für die Wortbedeutungen. Kein Sprachwissenschaftler würde Herrn Riebes Satz unterschreiben: Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutzt wird. Fehlerhaft ist es immer nur in Beziehung zum gerade geltenden Sprachgebrauch, aber der ändert sich. Aus dem abweichenden (also falschen) Gebrauch von heute wird der normale Gebrauch von morgen. Daraus folgt nicht, daß zu einem bestimmten Zeitpunkt alles möglich und alles gleichgültig wäre, lieber Herr Lachenmann. Wenn die Leute statt Wurst Gänseblümchen sagen, dann wird das eines Tages richtig sein, und auch Sie werden sich nichts mehr dabei denken. Allerdings gehört dieses Beispiel nicht zu der Art von Bedeutungswandel, die wir als Sprachforscher feststellen. Nachvollziehbar ist aber zum Beispiel, daß man die Weiber Frauen nannte (obwohl das falsch war, wie ein Lachenmann im Mittelalter gemäkelt hätte), und dann sogar Frauenzimmer (das muß man sich einmmal vorstellen, wie es zum erstenmal aufkam!). Das Wort gar hängt mit gerben zusammen, machen hieß ursprünglich kneten, usw. usf.
Ich empfehle die klassischen Werke zur Geschichte der Sprache, Hermann Pauls Prinzipien der Sprachgeschichte, Wilhelm Havers Handbuch der erklärenden Syntax, auch die populärwissenschaftlichen Werke von Otto Behaghel, Ernst Wasserzieher usw. - alles gut lesbar und spannend.
Sprachwissenschaftler neigen, gerade weil sie nur zu gut Bescheid wissen, nicht zu normativer Betrachtungsweise. Für sie ist normatives Umgehen mit der Sprache auch nur ein erforschenswerter Gegenstand.
Die mathematischen Wahrheiten beruhen im Gegensatz zur Sprache nicht auf Konvention; sie sind, mit anderen Worten, nicht historisch, daher bleiben falsche Rechnungen falsch.
Fehler und Irrtümer im Umgang mit Fremdsprachen bleiben davon unberührt. Ich sehe wirklich nicht, wie man diese Dinge derart durcheinanderbringen kann.
Zur Anwendung auf die Rechtschreibreform: Die Großschreibung bei im Allgemeinen ist kritikwürdig, aber sie ist nicht absolut falsch. Man muß das einordnen in eine Tendenz zur Kleinschreibung bei adverbialen Phraseologismen. Im neunzehnten Jahrhundert war hier eine Zeitlang Großschreibung übnlch, wurde dann aber als übertrieben (Jelinek?) erkannt und zurückgedrängt.
Die Großschreibung in Leid tun schließt die Behauptung ein, daß es sich um ein Substantiv handele. Das ist nicht wegen der historischen Unrichtigkeit zurückzuweisen (denn Wortartwechsel wäre denkbar), sondern weil es mit so Leid es mir tut usw. in Konflikt gerät.
Heute Abend ist nicht absolut falsch und wurde ja vor hundert Jahren noch sehr oft so geschrieben. Auch hier herrscht heute die nichtsubstantivische Auffassung vor, und tatsächlich ist keines der drei Substantivkriterien erfüllt, die das Regelwerk selbst angibt. Die alt-neue Schreibung ist daher in Bezug auf das Gesamtsystem eine Verschlechterung und ein Rückschritt. Vgl. den Gesamtrahmen der Groß- und Kleinschreibung, wie ich ihn in meinen Büchern dargestellt habe.
Präskription, für die Herr Riebe plädiert, heißt Vorschrift. Wie kommt jemand dazu, Vorschriften in bezug auf den Sprachgebrauch zu machen? Sprachratgeber sollten, wenn sie sich selbst recht verstehen, keine Vorschriften, sondern eben Rat enthalten, so ähnlich wie eine Gebrauchsanweisung, also dem Unerfahrenen das Funktionieren der vielen Einzelteile erklären. Bei der Sprachkritik geht es allzu oft nur um Geschmacksurteile oder eben, wie gesagt, um den noch unverstandenen Sprachwandel. Ich selbst sage nie lohnenswert und gebrauche weil nie mit Hauptsatzstellung; aber irgendwann werde ich überhaupt nichts mehr sagen, und dann werden meine Kinder dies vielleicht als normal empfinden. Und vielleicht werden sie dann den starken Satz aufstellen: Ein fehlerhaftes Wort bleibt fehlerhaft, auch wenn es ständig benutzt wird.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Bei der laufenden Arbeit bin ich wieder mal auf das hübsche Beispiel not tun gestoßen. Getrenntschreibung war das einzige, was der Duden anerkannte. Ich meine, zu Unrecht. Die Zusammenschreibung war nicht nur in der Zeitung ungemein häufig, so daß man hier, wie ich es im Rechtschreibwörterbuch vorschlage, beide Schreibweisen anerkennen sollte. Manche Neuschreiber, zum Beispiel die ZEIT, waren so von der Zusammenschreibung überzeugt, daß sie in ihren Dossiers behaupteten, aus bisherigem nottun werde durch die Reform Not tun. Es würde mich interessieren, was andere davon halten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 31.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat nicht unproblematisch, zwischen landschaftlichen, regionalen und hochsprachlichen Varianten eine eindeutige Grenze zu ziehen. So ließ der Duden z. B. er benützt als hochsprachliche (süddeutsche) Nebenvariante zu, während er er frägt als landschaftlich bezeichnete. Eine Einordnung ist hier nicht ohne weiteres möglich, und wir sollten uns auch davor hüten, die Festlegungen des Duden, der ja unter dem starken Einfluß der Kultusministerkonferenz stand, von vornherein als perfekt zu akzeptieren. Die Duden-Redaktion konnte meist nicht so entscheiden, wie sie eigentlich wollte, sondern sie machte i. d. R. das, was von ihr von seiten der KMK erwartet wurde. Man kann daher nicht alle Festlegungen stur übernehmen.
Was die Grammatik angeht, so war ich wirklich überrascht, daß trotz + Dativ die eigentliche hochsprachliche Variante ist. Bisher betrachtete ich die Fälle wegen und trotz als relativ analog. So verwende ich in der Schriftsprache ausschließlich die Genitiv-Konstruktionen, während es bei mir in der gesprochenen Sprachegenau umgekehrt ist. Sehr vielen Leuten wird es ähnlich gehen. Allerdings muß man auch einmal wagen, die Frage zu stellen, welchen langfristigen Nutzen wir davon haben, wenn Sprache und Schrift immer weiter voneinander abweichen. Wenn die Sprachgemeinschaft durch eine Tür gehen möchte, ist es dann sinnvoll, ihr diese vor der Nase zuzuschlagen? Wobei - das betone ich nochmals deutlich - nur diejenigen Formen anerkannt werden dürfen, die im gesamten deutschen Sprachgebiet üblich sind, denn dann besteht für die Kommunikation keine Gefahr. Das gilt z. B. für gewunken und die Krake usw. Einem Dialekt oder einer Region wird man diese Ausdrücke nicht zuordnen können. Ja noch nicht einmal der gesprochenen Sprache, da sie selbst schriftlich bereits ebenso üblich wie die eigentlich gültige Duden-Norm sind. Ich denke, daß man diese Dinge ganz unvoreingenommen diskutieren kann.
Zu nottun:
Die Zusammenschreibung wirkt auf mich ein bißchen unbeholfen, ebenso die reformgemäßen Zusammenschreibungen wehtun und damit er nicht irrewird. Daß Die Zeit von nottun ausging, läßt sich vielleicht auch damit erklären, daß sie jetzt leidtun schreibt. (Zitat: vorsichtige Reparatur!) Ebenso unbeholfen, aber die Hauptsache ist, daß nicht die alte Norm leid tun verwendet wird. Denn sonst müßte man ja zugeben, daß die alten Schreibungen den neuen überlegen sind. Die Zeit stand unter dem Einfluß von Dieter E. Zimmer (ist der Zeit-Journalist Dieter E. Zimmer eigentlich mit dem ehemaligen ZDF-Journalisten Dieter Zimmer identisch?) und veröffentlichte in bezug auf Orthographie sehr häufig die seltsamsten Dinge.
Aber vielleicht denke ja nur ich so darüber. Wenn die Zusammenschreibung wirkich so häufig anzutreffen war, könnte man sie anerkennen, allerdings dann besser mit einer Empfehlung Richtung Getrenntschreibung.
Auch mich würde es interessieren, wie die anderen über nottun denken.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Henning Upmeyer am 31.01.2001 um 23.00
Gemeint ist das Ergebnis der Handlung. - Verstanden wird aber die Ausführungsart. (Früher eindeutig unterschieden durch Zusammen- bzw. Getrenntschreibung.)
Er hätte sich besser gestellt. - Hat er etwas Verbotenes getan?
Er will das diesmal ganz bewußt machen. - Ist er manchmal geistesabwesend?
Er hat ihn blau gehauen. - War er betrunken?
Der neue Mitarbeiter hat sich aber fein gemacht. - Arbeitet er so gut?
Wir haben das Regal fertig bekommen. - Mußtet ihr es nicht selbst zusammenbauen?
Sie hat das Kleid fertig gebracht. - Hättet ihr es unfertig angenommen?
Er will den Kauf fix machen - Muß das so schnell gehen?
Er hat das Geld flüssig gemacht. - Macht er oft Falschgeld?
Er will die große Standuhr gerade stellen. - Geht sie falsch?
Er hat den Balken glatt gehobelt. - Hat er manchmal keine Lust dazu?
Er hat den Boden hart geklopft. - Hat er sich auch nicht überanstrengt?
Sie hat das Kind ganz knapp gehalten. - Ist sie so schwach bei Kräften?
Ich würde den Hund kurz halten. - Wäre er dir nicht zu schwer?
Er will jetzt kurz treten. - Ist er immer so grob?
Er will ihm die Haare kurz schneiden. - Geht das wirklich so schnell?
Das Haus ist leer stehend. - Fällt es um, wenn es voll ist?
Er könnte es ihm leicht machen. - Soll der das nicht selbst erledigen?
Sie haben sich naß gespritzt. - Sind sie drogenabhängig?
Er will die Sache öffentlich machen. - Braucht er Zuschauer?
Er hat den Fehler richti gestellt. - Hat er ihn auch ausgebessert?
Der Polizist hat ihn völlig ruhig gestellt. - Behält ein Polizist immer seine Ruhe?
Seine Frau hat den Tisch sauber gemacht. - Wo hat sie Tischlern gelernt?
Er hat alles nur schlecht gemacht. - Kann er nichts richtig erledigen?
Er kann ihm die Aufgabe schwer machen. - Muß der das nicht sowieso selbst erledigen?
Er will es sichtbar machen. - Sollen wir ihm bei der Arbeit zusehen?
Er will sie nicht sitze lassen. - Hat er nur einen einzigen Stuhl?
Die Schüler wollen nicht sitzen bleiben. - Warum stehen sie nicht einfach auf?
Er hat das nicht übel genommen. - Er ist also nicht daran gescheitert?
Der socken ist voll gestopft. - Ist der nicht gestern neu gekauft worden?
Er hat seine Familie wohl versorgt hinterlassen. - Weiß man nichts Genaueres?
Er hat ihn zufrieden gestellt. - Verliert er nie seine gute Laune?
Dort liegt eine Hand voll Geld. - Eine einzelne Hand? Wie schrecklich!
Und da liegt ein Arm voll Holz. - Ein einzelner Arm? Sind wir hier im Krieg?
Ich habe hier einen Mund voll Suppe. - Warum schluckst du sie nicht runter?
Alle meine Freunde sind jetzt flöten gegangen. - Sind sie so musikalisch?
Alle meine Bekannten sind vor Weihnachten stiften gegangen. - Freigebige Leute!
Die beiden Autos sind aufeinander gefahren. - Als Huckepack-Transport?
Wir haben heute frisch gebackene Eheleute und hart gesottene Geschäftsleute. - Neue Gerichte?
Er wird alles durcheinander bringen. - Warum bringt er es nicht in der richtigen Reihenfolge?
Ich werde jetzt alles hintereinander schalten. - Warum nicht alles gleichzeitig schalten?
Bist du auch privat vesichert? - Nein, nur dienstlich.
Hast du es gar gekocht? - Durfte ich das nicht?
Das ist nicht übel riechend. - Riecht es so gut?
Er hat seinen Vater besucht und alles beim Alten gelasse. - Was soll der mit dem ganzen Zeug?
Es reicht fürs Erste sagte sie zu den Kindern. - Gingen die anderen leer aus?
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Die ursprüngliche Rektion von trotz (= Trotz) ist noch in trotzdem erkennbar. Anscheinend neigen wir dazu, bei den neuen Präpositionen, die ja oft aus Substantiven entstanden sind (wegen, behufs usw.) den adnominalen Genitiv zu verallgemeinern.
Was den Dialekt und die Stilebene betrifft, so haben wohl die meisten Leute ein ziemlich treffendes Gefühl dafür, was allgemein üblich ist und was nicht, was man wo sagen kann oder schreiben muß usw. Ganz allgemein gilt, daß eine Rede keine Schreibe ist, aber im öffentlichen Vortrag redet man schon eher wie gedruckt als im Familiengespräch. Das alles hat seine Berechtigung. M. Wandruszka hat mal sehr schön gesagt: Eine Sprache ist viele Sprachen.
Der Duden hat, soviel ich weiß, keine inhaltlichen Direktiven von der KMK bekommen; nur daß er eben auch nicht zuviel ändern durfte. Aber das war immer eine Grauzone, an die nicht zu rühren wagte, wer davon profitierte.
Bei not, leid und weh tun könnte man vermuten, daß eine Neigung zur Zusammenschreibung sich auch deshalb ergab, weil in allen drei Fällen die Wortart verdunkelt ist. Ich selbst habe bei leid und weh noch nichts zu ändern gewagt, weil mich der Befund dazu nicht hinreichend ermunterte. Ich könnte aber mitgehen, wenn sich da ein Hang zur Zusammenschreibung ergäbe. Die Neuregelung ist völlig abwegig.
Dieter E. Zimmer ist eigentlich ein sehr kluger und gebildeter Mann, der viel von Sprache versteht. Bei der Rechtschreibreform stand er meines Wissens unter Einfluß (Wolfgang Mentrup vom IDS). Er muß eigentlich viel klarer, als er es je gesagt hat, den Reformunsinn durchschauen. Meinen offenen Brief an ihn (anläßlich der ZEITschreibung) drucke ich demnächst in meinem Buch Regelungsgewalt ab.
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Der folgende Beitrag ist natürlich von mir. Es gab da eine kleine Störung, und dann ist er ohne Beigaben auf die Reise gegangen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
ich habe zunächst die Frage, was ungemein häufig eigentlich bedeutet. Mich würde auch interessieren, ob Sie nach not oder nott"/"not t suchen oder speziell nach dem Infinitiv (Sie teilten mir den Befund zu sich satt_essen anhand der Belege für den Infinitiv mit!). Es ist doch so, daß der Infinitiv am ehesten zur Zusammenschreibung neigt, weniger die Partizipien, noch weniger personalisiserte Formen. nottun wird also etwas häufiger sein als nottat; Sie lassen zugrundeliegen zu, was ich auch für plausibel halte, vor allem bei einem folgenden weiteren Verb (was dem zugrundeliegen dürfte), aber kommt zugrundelag oder zugrundeläge ebenso nennenswert vor? Wir haben ja sogar den eindeutigen Befund bei sein, daß speziell die personalisierten Formen nicht zusammengeschrieben werden: da_sein, aber nicht daist, dawar usw. Überschätze ich diesen Gesichtspunkt der Flexion, wenn ich ihn bei den Übergangsfällen grundsätzlich für wirksam halte?
Unabhängig davon ist der Eintrag not_tun natürlich gerechtfertigt, wenn die Zusammenschreibung auch nur im Infinitiv tatsächlich häufig ist. Ich finde auch, daß leid und weh nicht in derselben Weise behandelt werden müssen, wenn die Verteilung bei diesen Fällen im Gegensatz zu not noch nicht für eine Freigabe spricht. Jede Fügung wird (ein wenig) anders verstanden, ist eben mehr oder weniger häufig in einer bestimmten Form vorhanden. Ich sagte ja anläßlich zusammen_, daß ich es im Prinzip gut fände, wenn das Wörterverzeichnis möglichst selbständig den Wortschatz abbildet und nicht nur um der Systematik willen von den Regeln überformt werden sollte; die beiden Gesichtspunkte müssen natürlich abgewogen werden. Durch einen Hinweis auf die Verteilung (meist/überwiegend getrennt) könnte man dieses Problem zur Zufriedenheit des Benutzers entschärfen.
Ein Grund für die relative Häufigkeit der Zusammenschreibung nur bei nottun könnte sein, daß die beiden anderen, weh und leid, viel eher als erweiterbar, also als flexibler und selbständiger empfunden werden: sehr leid tun, sehr weh tun, aber kaum sehr not tun; not erinnert zu stark an das Substantiv, als daß eine Graduierung mit sehr oder ähnlichem als passend empfunden wird. Die relativ starke Prägung von not durch den Eindruck des Substantivs Not könnte überhaupt die Zusammenschreibung motivieren: Man erkennt, daß es sich nicht um das Substantiv handelt, aber ein kleines not befremdet ein wenig, also wählt man gleich die Zusammenschreibung. Anders zum Beispiel bei leid, wo man auch Ich bin es leid und leider kennt, und bei weh, wo man das Weh als Substantivierung empfindet, also mit der Kleinschreibung ebenfalls keine Probleme hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 31.01.2001 um 23.00
I am convinced that Julian is perfectly right when he points out that German is almost a dead language. Our administration has to follow the fact that globalization cannot be halted by the old-fashioned attitudes of our citizens. We must be prepared for the future and face the necessity to accept English as the best language we can make use of for all kinds of communication. Julian proves to be the right man to shape the German culture in a realistic and promising way.
PS: Instead of taking part in debates on how detailed or concise a dictionary should be, we should rather seek solutions for the real problems in our nation. For instance, Mrs. Kühnast and I will soon introduce new measures designed to overcome the BSE crisis. Scientists have told us that the prions are inactivated if they are exposed to high pressure and temperature. Therefore, everybody should buy a pressure cooker and cook their beef in the pressure cooker for one hour under maximum pressure. I have my currywurst prepared like this, and it is a little soft after the treatment, but still tastes like before.
Gerhard Schroeder
Chancellor of the Federal Republic of Germany
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Christian.Doerner@gmx.de schrieb am Donnerstag, den 01.02.2001
> Ich wähle zunächst ein anderes Beispiel. Von Kiel bis Konstanz wird unseren
> Schüler wieder und wieder eingebleut, wegen + Dativ sei eine
> falsche Konstruktion. Nur hat dies nichts mit Dialekt zu tun,
> sondern liegt im ganzen deutschen Sprachraum, und nur darauf kommt
> es mir an, völlig auf der Linie der natürlichen Sprachentwicklung.
> Eine Konstruktion wie wegen dem Krieg statt wegen des Krieges
> gehört längst zur hochdeutschen Sprache, auch wenn die
> Wörterbücher das verneinen.
.. und deswegen, mein lieber Freund und Kupferstecher, hat gefälligst auch jeder süddeutsche Ladeninhaber ein Schild in die Ladentür zu hängen:
wegen Todesfalls geschlossen
wenn ein solcher nun schon einmal vorliegt.
:-)
Martin Gerdes
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
thomas-paulwitz@deutsche-sprachwelt.de schrieb am 1.2.2001
ihm sei beim Quellenstudium aufgefallen, daß viele Autoren in den 20er und
30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viel mehr auseinandergeschrieben hätte
als in der Qualitätsrechtschreibung heutiger Tage.
Etwas spitz dankte ihm Walter Lachenmann für seine Entdeckung.
Herr Lachenmann,
in dem Buch Riegelmann Über deutsche Sprache und Schrift wendet sich der Autor
unter anderem mit sehr deutlichen Worten gegen eine Rechtschreibreform.
Wenn man diesen Abschnitt heute in der Kenntnis real existierender
Rechtschreibreformen liest, stellt man verblüfft fest, wieviel Ähnlichkeiten doch
bei der Getrenntschreibung und der Großschreibung prädikativer Wendungen bestehen.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Wrase,
wie immer eine interessante Frage. Natürlich haben Sie völlig recht mit dem Hinweis auf die Ungleichbehandlung von finiten und infiniten Verbformen, das sage ich ja auch immer. Im allgemeinen suche ich unter allen denkbaren Beugungsformen. Das nottun, notgetan hatte ich gerade noch mal bei einem Schriftsteller getroffen und dann noch mal in die Online-Recherche hineingeschaut. Die Zusammenschreibung (für die unsere Freunde auf dieser Seite doch so heftig werben) ist in diesem Falle kaum aufzuhalten.
Interessant finde ich, was Sie über die Steigerung sagen. Hier muß man wohl ganz besonders damit rechnen, daß die Intensivierung sich nicht allein auf den Zusatz (das defektive Adjektiv) bezieht, sondern auf das gesamte Gefüge. Also nicht sehr leid usw. (aber immerhin noch wie leid hat er dir getan?, wie weh?, ganz und gar nicht aber wie not? - das spricht wieder für Sie - und natürlich für mein Wörterbuch). Diese Thema will ich demnächst untersuchen lassen. (Wann sind Verben überhaupt steigerbar? Ich habe sehr gelacht, aber nicht Ich habe sehr gelesen - oder? Und warum nicht?)
Ihre weiteren Überlegungen sind wohl auch berechtigt, man müßte mal psychologisch rangehen.
Im übrigen werde ich mir wieder mal ein Stündchen nehmen, um den statistischen Befund zu zugrundeliegen usw. festzustellen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 31.01.2001 um 23.00
Da ich der Meinung bin, daß man meine Beiträge ein wenig falsch verstanden hat, möchte ich dies hier noch mal richtigstellen. Mit der Aussage über die verschiedenen Stilebenen hat Herr Prof. Ickler zweifellos recht. Nur war ich der Auffassung, daß dies so selbstverständlich ist, daß ich diesen Aspekt weggelassen habe, denn jeder wechselt ständig die Stilebenen. Von der familiären Unterhaltung zu Hause und der privaten Unterhaltung mit einem Fremden über unzählige fließende Zwischenstufen bis hin zur offiziellen Rede, bei der man dann fast reines Schriftdeutsch verwendet. Nicht nur bezüglich der Aussprache, sondern auch stilistisch. Nur war mein Punkt folgender: Diese fließenden Übergänge exakt zu erfassen ist außerordentlich schwierig, da die meisten Leute hier zwar über ein sehr gutes Sprachgefühl verfügen, da hat Herr Prof. Ickler völlig recht, aber dies bei jedem ein wenig variiert. Als einziges und letztes Beispiel möchte ich die Bundestagsreden erwähnen. Normalerweise wird dort nur die schriftdeutsche Stilebene verwendet. Aber es gibt Abweichungen: ... wegen dem überaus knappen Etat mußten wir uns einschränken. Nach Zwischenrufen kommt sogar vor: Sie sollten sich hier besser mit Äußerungen zurückhhalten, weil wir haben das schon immer gefordert. Besonders bei Betonungen ist die Hauptsatzstellung hier sehr häufig. Mehr ist zu diesem (eigentlich überhaupt nicht zentralen) Thema nicht zu sagen. Auch habe ich nicht behauptet, daß die Duden-Redaktion inhaltliche Direktive bekam, denn es sah viel mehr nach einer stillschweigenden Übereinkunft aus. Aber da sich die Duden-Redaktion hier wohl kaum in die Karten schauen läßt, wird dies wohl für immer ungewiß bleiben. Dieses Thema habe ich überhaupt nur deswegen erwähnt, da ich der Auffassung bin, daß man auch hier den natürlichen Entwicklungen vielleicht ein bißchen aufgeschlossener gegenüberstehen muß. Nur die Sprachgemeinschaft selbst kann letztendlich entscheiden, welche Wörter in welcher Stilebene gebräuchlich sind, und das hat sie ja in den meisten Fällen bereits getan. Wie befinden uns an dieser Stelle ebenfalls in einem Prozeß, der ständig in Bewegung ist.
Die interessante Geschichte mit den infiniten Verbformen ist mir zum erstenmal aufgefallen, als Herr Prof. Ickler das Wort bestehenbleibt erwähnte, da es in einem Jahrgang der SZ nur getrennt vorkam. Anschließend ist mir aufgefallen, daß bei fast allen gebeugten Verben der Trend zur Zusammenschreibung abnimmt, auch wenn es dafür im Duden keine Grundlage gibt. Beispielsweise ist mir dies bei den Wörtern aufrechterhalten, aber aufrecht erhält, liebhaben, aber lieb hat (insbesondere fast ausschließlich: sehr lieb hat), klarkommen, aber klar kommt, ja sogar bei hinmüssen, aber hin muß aufgefallen. Besonders stark ist dies bei einem Hilfsverb als zweitem Bestandteil festzustellen. Ich erwähnte dies damals nicht, da ich es sprachlich nicht begründen konnte. Die einzige mögliche Erklärung, daß dies bei sein und werden ohnehin so gehandhabt wird, erschien mir etwas unzulänglich. Deswegen hielt ich mich lieber zurück. Aber möglicherweise steckt da doch etwas dahinter.
Warum Dieter E. Zimmer ein so nachdrücklicher Verfechter der Neuregelung ist, ist nur schwer nachvollziehbar. Zum einen hält er die Neuregelung dem Beamtenstreich von 1901 - so bezeichnete er die bisherige Rechtschreibung - für überlegen, zum anderen mußte er die Neuregelung vorsichtig reparieren, um den schlimmsten Unzulänglichkeiten auszuweichen, obwohl er ja mit der bisherigen Rechtschreibung völlig ohne solche Reparaturen auskam. Die Duden-Regelung war zwar etwas streng, aber - das hat Herr Prof. Ickler ebenfalls zu Recht gesagt - man schrieb nie Unsinn, wenn man sich an die bisherige Duden-Norm hielt. Nie erhilt man grammatisch falsche Konstruktionen. Daß es jetzt anders ist, muß ich nicht nochmals erwähnen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 31.01.2001 um 23.00
Die Sprache kann ganz schön häßlich sein, wenn man sie nicht pflegt, sondern verwahrlosen läßt. Den Unterschied kann man schon erkennen, wenn man die Umgangssprache mit dem Hochdeutschen vergleicht.
Zwei Bewerber werden zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Einer trägt vor: ... wegen dem knappen Etat müssen die Ausgaben eingeschränkt werden. Solche Sparmaßnahmen sind nötig, weil ... ich muß annehmen, daß die Banken die Kreditlinie nicht erweitern werden.
Der andere sagt: ... wegen des knappen Etats müssen die Ausgaben eingeschränkt werden. Solche Sparmaßnahmen sind nötig, weil man annehmen kann, daß die Banken die Kreditlinie nicht erweitern werden.
Es ist klar, wer die Nase vorn hat. Wenn man von Sprachpflege spricht, meint man kaum die Umgangs- oder gar die Vulgärsprache, mit der niemand für sich werben kann. Schauspieler, Schriftsteller und auch andere Schreibberufler schleifen und polieren den Edelstein Sprache, bis er in unwiderstehlichem Glanz erstrahlt. Den Wert der eigenen Sprache erkennt man erst, wenn sich ihre Schönheit so entfalten kann, daß man auf sie als Kulturgut stolz sein kann.
Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen deutschen Sprache wieder bewußter wird. Die Rechtschreibreformer sind aber nicht die einzigen Sprachsünder. Ich bemerke einen schlechten oder falschen Sprachgebrauch manchmal erst, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht. Zur Spracherziehung gehört auch Selbsterziehung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 31.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Gerdes,
mein Dank an Herrn Thomas Paulwitz, den ich aus früheren Diskussionen schon ein bißchen kenne, galt nicht der Entdeckung, daß früher angeblich generell mehr auseinander geschrieben wurde als heute (das wissen wir schon von Herrn Professor Ickler), sondern seiner Präzisierung, daß dies sowohl bei Kommunisten als auch bei Nationalsozialisten der Fall gewesen sei. Darin liegt doch die eigentliche Sensation. (Wäre noch zu untersuchen, wie es Katholiken, Protestanten, Bibelforscher, Möbelschreiner und Juden gehalten haben.) Mit der Erkenntnis, daß es da praktisch keine Unterschiede gibt, schwindet ja auch die Illusion, es gebe so etwas wie einen orthographisch-ideologischen Fingerabdruck im geschriebenen Wort, im Grunde bricht ein ganzes Gedankengebäude in sich zusammen.
Herr Paulwitz belehrte mich nämlich bei unserer ersten Cyber-Begegnung auf der Internetseite, deren »Schriftleitung« in seinen Händen liegt, darüber, daß »hinter jeder Sprache eine andere Geisteshaltung« stehe. Präzisere Angaben zu diesen unterschiedlichen Geisteshaltungen kamen dann wegen einer Havarie im Diskussionsstrang leider nicht zustande. Nun stellt er selber fest, daß sich sowohl die Linken als auch die Rechten, deren Geisteshaltungen nach allem, was die Historiker bisher darüber verlauten ließen, sich durchaus extrem und unversöhnlich gegenüberstanden, sich nicht allein derselben Sprache, sondern auch derselben Gepflogenheiten hinsichtlich der hier so leidenschaftlich diskutierten »sogenannten GZS« bedienten. Nun könnte man daraus folgern, Kommunisten als auch Nationalsozialisten hätten im Grunde eben doch eine gleiche Geisteshaltung, wofür man in der Tat unter gewissen Gesichtspunkten einiges anführen könnte. Aber wo führt eine solche Diskussion hin? Welche Geisteshaltung steht hinter Herrn Professor Ickler, welche hinter Herrn Riebe, den beiden Exponenten einer hier wohl nie versiegenden Diskussion, der zu folgen immer spannender wird? Wo ist der Kommunist, wo der Nationalsozialist? Und wo das völkische Selbstbewußtsein, eine Hauptsorge des Herrn Thomas Paulwitz, das er einmal meinte bei mir vermissen zu müssen?
Kurz: Wie kann man ihm helfen, seine Magisterarbeit bei solchen gedanklichen Verfransungen nicht in den Sand zu setzen? Das sind die Gedanken, die mich hinsichtlich der Forschungsergebnisse von Herrn Paulwitz, eines eigentlich herzensguten, romantischen und nicht völlig unsensiblen jungen Mannes umtreiben.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Manfred Riebe schrieb:
> Die Sprache kann ganz schön häßlich sein, wenn man sie nicht pflegt,
> sondern verwahrlosen läßt.
Das ist - wenn ich mich recht entsinne - Linie der Kultusministerkonferenz. Und der Bundeskultusminister hat jüngst noch eins draufgesetzt.
> Den Unterschied kann man schon erkennen, wenn man die
> Umgangssprache mit dem Hochdeutschen vergleicht.
> Zwei Bewerber werden zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.
Der eine verwendet wegen mit Dativ - und bringt seinen Satz nicht zu Ende, weil der Personalchef angehörs dessen schon in Ohnmacht gefallen ist.
Ach ja.
Sprache und Schreibung sind höchst relativ, wie gerade uns hier deutlich vor Augen steht. Was noch vor wenigen Jahren als ehern festgelegt und richtig galt - auf das mancher doch so stolz gewesen - gilt nun als überholt im besten Fall, wenn nicht als ungültig.
Wenn ich im nachhinein auf eins verzichten könnte, was die Schule mir beigebogen hat, dann darauf, Dinge als schwarz oder weiß zu sehen, als richtig oder falsch. Denn die Kategorien des Lebens sind nicht starr, sondern flexibel. Die Lehrer haben mir mehr gegeben, die zwar ein Gerüst vermittelten, das Schillerwort aber nicht vergaßen, daß der Meister die Form zerbrechen dürfe. Es gab nicht viele davon.
Wer die Jandlschen lechts und rinks, die man nicht velwechsern kann, in Kategorien von richtig oder falsch fassen möchte, ist ein Kleinkrämer und verfehlt das Ziel.
Gern reagiere ich auf die neue deutsche Schreitschreibung (Hören Sie ihn hüpfen, den Perückenzopf?), in dem ich sie mit ihren eigenen Methoden karikiere und hier zu Stadt schreibe, hier zu Staate oder gar hier zu Bunzreblik. Im richtigen Umfeld bringt so etwas eher ein Pluspünktchen als ein Naserümpfen. Wortspiele sprechen eher für Sprachkompetenz denn dagegen.
Schon lange lebe ich in der Stadt der Standarddeutschen. Das sind Leute, die nicht nachlassen, einem ihre vermeintliche Sprachüberlegenheit aufs Butterbrot zu schmieren und in einem Atemzug wohlmeinend auf die geistige Subillumination des Gesprächspartners verweisen. Mich hat das in den ersten Jahren sehr verletzt. In der Zwischenzeit stehe ich darüber, zumal ich schmunzelnd bemerken konnte, daß hier durchaus ein Regiolekt kultiviert wird, der einem allerdings im Brustton der Überzeugung als reinstes Hochdeutsch angedient wird.
Nicht, daß ich wagen dürfte, mich mit ihm zu vergleichen:
Karl Valentin hat auch kein richtiges Deutsch gekonnt.
:-)
Martin Gerdes
eingetragen von Manfred Riebe am 31.01.2001 um 23.00
Herrn Martin Gerdes zum besseren Verständnis:
Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen deutschen Sprache wieder bewußter wird.
Einem? Offenbar nicht jedem; denn in einer Sendung zum Europäischen Jahr der Sprachen 2001 von Bayern Radio 2 Babylon - Europa: Welche Zukunft hat die deutsche Sprache? am 25. Januar sagte z.B. die Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) Karin Eichhoff-Cyrus wörtlich: Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) fördert die Rechtschreibreform. An ihrer Spitze steht das Mitglied der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, Professor Rudolf Hoberg.
Manfred Riebe
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Der Begriff Sprachpflege entbehrt nicht einer gewissen Komik. Sprache ist ja ein Verhalten, geprägt u. a. durch gesellschaftliche Konventionen. Was kann Pflege da heißen? Eine Art Benimm? Wer wäre dazu befugt, den Knigge zu verfassen? Ich meine, zunächst kann es nur darum gehen, daß jeder dieses sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet: zweckmäßig, unanstößig, verständlich, gefällig, schön ... (oder auch mal nicht, wenns drauf ankommt). Eine Frage des guten Geschmacks, aber auch des Eigennutzes, denn warum soll ich mich unverständlich ausdrücken, wenn Verständlichkeit vorteilhafter ist? (Oder auch mal umgekehrt; Sprache ist ja vielverzwecklich.)
Aber nun: Da gibt es einige, die wollen dem Sprecher nicht zugestehen, daß er ganz allein Souverän über diese seine Muttersprache ist. Nerius hat wieder und wieder gesagt und geschrieben, daß es die Aufgabe des Staates sei, über beauftragte Sprachwissenschaftler die Sprache in Ordnung zu halten. Er hat seine verdienstvolle Orthographieforschung, wie ich weiter unten schon zitierend belegt habe, von Anfang (1975) an unter das Motto gestellt, im Sinne der Prager Sprachkultur-Theorie die allmählich verfallende Funktionstüchtigkeit der Schriftsprache immer wieder aufzumöbeln. Darin trifft sich der SED-Professor mit dem rechten Professor Weisgerber, der in vielen Arbeiten, besonders aber in Die Verantwortung für die Schrift (1964) verkündet hat, das Volk werde seiner Verantwortung für die eigene Sprache nicht gerecht und müsse daher zur Ordnung gerufen werden. Das ist die ideologische Grundlage der Zwangsbeglückung und des unendlichen Kleinkrieges der Reformer gegen das Sprachvolk.
Ich will damit sagen: Jeder kann an seiner Sprache arbeiten und natürlich auch das Sprachverhalten seiner Mitmenschen kritisieren (was ich allerdings für ein allzu wohlfeiles Vergnügen halte, dem ich mit vorrückenden Jahren immer abgeneigter zusehe). Auch gegen Sprachgesellschaften, die sich diese Tätigkeit zum Ziel setzen, ist nichts einzuwenden. Nur den Staat sollte man draußen halten, sonst kommt es, wie es kommen muß. Ich bin also gegen jede autoritative Sprachpflege, die dann zur Sprachlenkung werden muß und die Freiheit bedroht. Der Glaube, daß eine Sprache verfällt, wenn man sich nicht um sie kümmert, ist ein Wahn. Solange wir eine Sprache gebrauchen, halten wir sie automatisch funktionstüchtig. Im Gespräch und durch das Gespräch bewährt sich das Sprachverhalten und paßt sich allen denkbaren Erfordernissen an. Sprachpfelge geschieht also im Gebrauch und durch den Gebrauch, da bedarf es keines Zurücktretens und besonderere Maßnahmen. Beobachten Sie doch eimal, wie die Leute ihre Verständigungsmittel ständig neu aushandeln! Wenn sie einander nicht verstehen - oder nicht optimal verstehen -, dann liegt es gewiß nicht an der Sprache, sondern an ihrem eigenen Unvermögen oder Unwillen.
Der Satz, die Fehler von heute seien die Regeln von morgen, ist natürlich nicht von der unsäglichen Frau Frank-Cyrus erfunden, sondern nur eine Variante der junggrammatischen Erkenntnis (Hermann Paul), daß dies in der Tat der Lauf der Sprachgeschichte ist. Dadurch werden Fehler nicht sofort richtig, aber die weitere Entwicklung kann durchaus so verlaufen. Eine Selbstverständlichkeit für jeden Sprachgeschichtsforscher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Bei der laufenden Arbeit bin ich wieder mal auf das hübsche Beispiel not tun gestoßen. Getrenntschreibung war das einzige, was der Duden anerkannte. Ich meine, zu Unrecht. Die Zusammenschreibung war nicht nur in der Zeitung ungemein häufig, so daß man hier, wie ich es im Rechtschreibwörterbuch vorschlage, beide Schreibweisen anerkennen sollte. Manche Neuschreiber, zum Beispiel die ZEIT, waren so von der Zusammenschreibung überzeugt, daß sie in ihren Dossiers behaupteten, aus bisherigem nottun werde durch die Reform Not tun. Es würde mich interessieren, was andere davon halten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 31.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat nicht unproblematisch, zwischen landschaftlichen, regionalen und hochsprachlichen Varianten eine eindeutige Grenze zu ziehen. So ließ der Duden z. B. er benützt als hochsprachliche (süddeutsche) Nebenvariante zu, während er er frägt als landschaftlich bezeichnete. Eine Einordnung ist hier nicht ohne weiteres möglich, und wir sollten uns auch davor hüten, die Festlegungen des Duden, der ja unter dem starken Einfluß der Kultusministerkonferenz stand, von vornherein als perfekt zu akzeptieren. Die Duden-Redaktion konnte meist nicht so entscheiden, wie sie eigentlich wollte, sondern sie machte i. d. R. das, was von ihr von seiten der KMK erwartet wurde. Man kann daher nicht alle Festlegungen stur übernehmen.
Was die Grammatik angeht, so war ich wirklich überrascht, daß trotz + Dativ die eigentliche hochsprachliche Variante ist. Bisher betrachtete ich die Fälle wegen und trotz als relativ analog. So verwende ich in der Schriftsprache ausschließlich die Genitiv-Konstruktionen, während es bei mir in der gesprochenen Sprachegenau umgekehrt ist. Sehr vielen Leuten wird es ähnlich gehen. Allerdings muß man auch einmal wagen, die Frage zu stellen, welchen langfristigen Nutzen wir davon haben, wenn Sprache und Schrift immer weiter voneinander abweichen. Wenn die Sprachgemeinschaft durch eine Tür gehen möchte, ist es dann sinnvoll, ihr diese vor der Nase zuzuschlagen? Wobei - das betone ich nochmals deutlich - nur diejenigen Formen anerkannt werden dürfen, die im gesamten deutschen Sprachgebiet üblich sind, denn dann besteht für die Kommunikation keine Gefahr. Das gilt z. B. für gewunken und die Krake usw. Einem Dialekt oder einer Region wird man diese Ausdrücke nicht zuordnen können. Ja noch nicht einmal der gesprochenen Sprache, da sie selbst schriftlich bereits ebenso üblich wie die eigentlich gültige Duden-Norm sind. Ich denke, daß man diese Dinge ganz unvoreingenommen diskutieren kann.
Zu nottun:
Die Zusammenschreibung wirkt auf mich ein bißchen unbeholfen, ebenso die reformgemäßen Zusammenschreibungen wehtun und damit er nicht irrewird. Daß Die Zeit von nottun ausging, läßt sich vielleicht auch damit erklären, daß sie jetzt leidtun schreibt. (Zitat: vorsichtige Reparatur!) Ebenso unbeholfen, aber die Hauptsache ist, daß nicht die alte Norm leid tun verwendet wird. Denn sonst müßte man ja zugeben, daß die alten Schreibungen den neuen überlegen sind. Die Zeit stand unter dem Einfluß von Dieter E. Zimmer (ist der Zeit-Journalist Dieter E. Zimmer eigentlich mit dem ehemaligen ZDF-Journalisten Dieter Zimmer identisch?) und veröffentlichte in bezug auf Orthographie sehr häufig die seltsamsten Dinge.
Aber vielleicht denke ja nur ich so darüber. Wenn die Zusammenschreibung wirkich so häufig anzutreffen war, könnte man sie anerkennen, allerdings dann besser mit einer Empfehlung Richtung Getrenntschreibung.
Auch mich würde es interessieren, wie die anderen über nottun denken.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Henning Upmeyer am 31.01.2001 um 23.00
Gemeint ist das Ergebnis der Handlung. - Verstanden wird aber die Ausführungsart. (Früher eindeutig unterschieden durch Zusammen- bzw. Getrenntschreibung.)
Er hätte sich besser gestellt. - Hat er etwas Verbotenes getan?
Er will das diesmal ganz bewußt machen. - Ist er manchmal geistesabwesend?
Er hat ihn blau gehauen. - War er betrunken?
Der neue Mitarbeiter hat sich aber fein gemacht. - Arbeitet er so gut?
Wir haben das Regal fertig bekommen. - Mußtet ihr es nicht selbst zusammenbauen?
Sie hat das Kleid fertig gebracht. - Hättet ihr es unfertig angenommen?
Er will den Kauf fix machen - Muß das so schnell gehen?
Er hat das Geld flüssig gemacht. - Macht er oft Falschgeld?
Er will die große Standuhr gerade stellen. - Geht sie falsch?
Er hat den Balken glatt gehobelt. - Hat er manchmal keine Lust dazu?
Er hat den Boden hart geklopft. - Hat er sich auch nicht überanstrengt?
Sie hat das Kind ganz knapp gehalten. - Ist sie so schwach bei Kräften?
Ich würde den Hund kurz halten. - Wäre er dir nicht zu schwer?
Er will jetzt kurz treten. - Ist er immer so grob?
Er will ihm die Haare kurz schneiden. - Geht das wirklich so schnell?
Das Haus ist leer stehend. - Fällt es um, wenn es voll ist?
Er könnte es ihm leicht machen. - Soll der das nicht selbst erledigen?
Sie haben sich naß gespritzt. - Sind sie drogenabhängig?
Er will die Sache öffentlich machen. - Braucht er Zuschauer?
Er hat den Fehler richti gestellt. - Hat er ihn auch ausgebessert?
Der Polizist hat ihn völlig ruhig gestellt. - Behält ein Polizist immer seine Ruhe?
Seine Frau hat den Tisch sauber gemacht. - Wo hat sie Tischlern gelernt?
Er hat alles nur schlecht gemacht. - Kann er nichts richtig erledigen?
Er kann ihm die Aufgabe schwer machen. - Muß der das nicht sowieso selbst erledigen?
Er will es sichtbar machen. - Sollen wir ihm bei der Arbeit zusehen?
Er will sie nicht sitze lassen. - Hat er nur einen einzigen Stuhl?
Die Schüler wollen nicht sitzen bleiben. - Warum stehen sie nicht einfach auf?
Er hat das nicht übel genommen. - Er ist also nicht daran gescheitert?
Der socken ist voll gestopft. - Ist der nicht gestern neu gekauft worden?
Er hat seine Familie wohl versorgt hinterlassen. - Weiß man nichts Genaueres?
Er hat ihn zufrieden gestellt. - Verliert er nie seine gute Laune?
Dort liegt eine Hand voll Geld. - Eine einzelne Hand? Wie schrecklich!
Und da liegt ein Arm voll Holz. - Ein einzelner Arm? Sind wir hier im Krieg?
Ich habe hier einen Mund voll Suppe. - Warum schluckst du sie nicht runter?
Alle meine Freunde sind jetzt flöten gegangen. - Sind sie so musikalisch?
Alle meine Bekannten sind vor Weihnachten stiften gegangen. - Freigebige Leute!
Die beiden Autos sind aufeinander gefahren. - Als Huckepack-Transport?
Wir haben heute frisch gebackene Eheleute und hart gesottene Geschäftsleute. - Neue Gerichte?
Er wird alles durcheinander bringen. - Warum bringt er es nicht in der richtigen Reihenfolge?
Ich werde jetzt alles hintereinander schalten. - Warum nicht alles gleichzeitig schalten?
Bist du auch privat vesichert? - Nein, nur dienstlich.
Hast du es gar gekocht? - Durfte ich das nicht?
Das ist nicht übel riechend. - Riecht es so gut?
Er hat seinen Vater besucht und alles beim Alten gelasse. - Was soll der mit dem ganzen Zeug?
Es reicht fürs Erste sagte sie zu den Kindern. - Gingen die anderen leer aus?
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Die ursprüngliche Rektion von trotz (= Trotz) ist noch in trotzdem erkennbar. Anscheinend neigen wir dazu, bei den neuen Präpositionen, die ja oft aus Substantiven entstanden sind (wegen, behufs usw.) den adnominalen Genitiv zu verallgemeinern.
Was den Dialekt und die Stilebene betrifft, so haben wohl die meisten Leute ein ziemlich treffendes Gefühl dafür, was allgemein üblich ist und was nicht, was man wo sagen kann oder schreiben muß usw. Ganz allgemein gilt, daß eine Rede keine Schreibe ist, aber im öffentlichen Vortrag redet man schon eher wie gedruckt als im Familiengespräch. Das alles hat seine Berechtigung. M. Wandruszka hat mal sehr schön gesagt: Eine Sprache ist viele Sprachen.
Der Duden hat, soviel ich weiß, keine inhaltlichen Direktiven von der KMK bekommen; nur daß er eben auch nicht zuviel ändern durfte. Aber das war immer eine Grauzone, an die nicht zu rühren wagte, wer davon profitierte.
Bei not, leid und weh tun könnte man vermuten, daß eine Neigung zur Zusammenschreibung sich auch deshalb ergab, weil in allen drei Fällen die Wortart verdunkelt ist. Ich selbst habe bei leid und weh noch nichts zu ändern gewagt, weil mich der Befund dazu nicht hinreichend ermunterte. Ich könnte aber mitgehen, wenn sich da ein Hang zur Zusammenschreibung ergäbe. Die Neuregelung ist völlig abwegig.
Dieter E. Zimmer ist eigentlich ein sehr kluger und gebildeter Mann, der viel von Sprache versteht. Bei der Rechtschreibreform stand er meines Wissens unter Einfluß (Wolfgang Mentrup vom IDS). Er muß eigentlich viel klarer, als er es je gesagt hat, den Reformunsinn durchschauen. Meinen offenen Brief an ihn (anläßlich der ZEITschreibung) drucke ich demnächst in meinem Buch Regelungsgewalt ab.
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Der folgende Beitrag ist natürlich von mir. Es gab da eine kleine Störung, und dann ist er ohne Beigaben auf die Reise gegangen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
ich habe zunächst die Frage, was ungemein häufig eigentlich bedeutet. Mich würde auch interessieren, ob Sie nach not oder nott"/"not t suchen oder speziell nach dem Infinitiv (Sie teilten mir den Befund zu sich satt_essen anhand der Belege für den Infinitiv mit!). Es ist doch so, daß der Infinitiv am ehesten zur Zusammenschreibung neigt, weniger die Partizipien, noch weniger personalisiserte Formen. nottun wird also etwas häufiger sein als nottat; Sie lassen zugrundeliegen zu, was ich auch für plausibel halte, vor allem bei einem folgenden weiteren Verb (was dem zugrundeliegen dürfte), aber kommt zugrundelag oder zugrundeläge ebenso nennenswert vor? Wir haben ja sogar den eindeutigen Befund bei sein, daß speziell die personalisierten Formen nicht zusammengeschrieben werden: da_sein, aber nicht daist, dawar usw. Überschätze ich diesen Gesichtspunkt der Flexion, wenn ich ihn bei den Übergangsfällen grundsätzlich für wirksam halte?
Unabhängig davon ist der Eintrag not_tun natürlich gerechtfertigt, wenn die Zusammenschreibung auch nur im Infinitiv tatsächlich häufig ist. Ich finde auch, daß leid und weh nicht in derselben Weise behandelt werden müssen, wenn die Verteilung bei diesen Fällen im Gegensatz zu not noch nicht für eine Freigabe spricht. Jede Fügung wird (ein wenig) anders verstanden, ist eben mehr oder weniger häufig in einer bestimmten Form vorhanden. Ich sagte ja anläßlich zusammen_, daß ich es im Prinzip gut fände, wenn das Wörterverzeichnis möglichst selbständig den Wortschatz abbildet und nicht nur um der Systematik willen von den Regeln überformt werden sollte; die beiden Gesichtspunkte müssen natürlich abgewogen werden. Durch einen Hinweis auf die Verteilung (meist/überwiegend getrennt) könnte man dieses Problem zur Zufriedenheit des Benutzers entschärfen.
Ein Grund für die relative Häufigkeit der Zusammenschreibung nur bei nottun könnte sein, daß die beiden anderen, weh und leid, viel eher als erweiterbar, also als flexibler und selbständiger empfunden werden: sehr leid tun, sehr weh tun, aber kaum sehr not tun; not erinnert zu stark an das Substantiv, als daß eine Graduierung mit sehr oder ähnlichem als passend empfunden wird. Die relativ starke Prägung von not durch den Eindruck des Substantivs Not könnte überhaupt die Zusammenschreibung motivieren: Man erkennt, daß es sich nicht um das Substantiv handelt, aber ein kleines not befremdet ein wenig, also wählt man gleich die Zusammenschreibung. Anders zum Beispiel bei leid, wo man auch Ich bin es leid und leider kennt, und bei weh, wo man das Weh als Substantivierung empfindet, also mit der Kleinschreibung ebenfalls keine Probleme hat.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 31.01.2001 um 23.00
I am convinced that Julian is perfectly right when he points out that German is almost a dead language. Our administration has to follow the fact that globalization cannot be halted by the old-fashioned attitudes of our citizens. We must be prepared for the future and face the necessity to accept English as the best language we can make use of for all kinds of communication. Julian proves to be the right man to shape the German culture in a realistic and promising way.
PS: Instead of taking part in debates on how detailed or concise a dictionary should be, we should rather seek solutions for the real problems in our nation. For instance, Mrs. Kühnast and I will soon introduce new measures designed to overcome the BSE crisis. Scientists have told us that the prions are inactivated if they are exposed to high pressure and temperature. Therefore, everybody should buy a pressure cooker and cook their beef in the pressure cooker for one hour under maximum pressure. I have my currywurst prepared like this, and it is a little soft after the treatment, but still tastes like before.
Gerhard Schroeder
Chancellor of the Federal Republic of Germany
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Christian.Doerner@gmx.de schrieb am Donnerstag, den 01.02.2001
> Ich wähle zunächst ein anderes Beispiel. Von Kiel bis Konstanz wird unseren
> Schüler wieder und wieder eingebleut, wegen + Dativ sei eine
> falsche Konstruktion. Nur hat dies nichts mit Dialekt zu tun,
> sondern liegt im ganzen deutschen Sprachraum, und nur darauf kommt
> es mir an, völlig auf der Linie der natürlichen Sprachentwicklung.
> Eine Konstruktion wie wegen dem Krieg statt wegen des Krieges
> gehört längst zur hochdeutschen Sprache, auch wenn die
> Wörterbücher das verneinen.
.. und deswegen, mein lieber Freund und Kupferstecher, hat gefälligst auch jeder süddeutsche Ladeninhaber ein Schild in die Ladentür zu hängen:
wegen Todesfalls geschlossen
wenn ein solcher nun schon einmal vorliegt.
:-)
Martin Gerdes
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
thomas-paulwitz@deutsche-sprachwelt.de schrieb am 1.2.2001
ihm sei beim Quellenstudium aufgefallen, daß viele Autoren in den 20er und
30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viel mehr auseinandergeschrieben hätte
als in der Qualitätsrechtschreibung heutiger Tage.
Etwas spitz dankte ihm Walter Lachenmann für seine Entdeckung.
Herr Lachenmann,
in dem Buch Riegelmann Über deutsche Sprache und Schrift wendet sich der Autor
unter anderem mit sehr deutlichen Worten gegen eine Rechtschreibreform.
Wenn man diesen Abschnitt heute in der Kenntnis real existierender
Rechtschreibreformen liest, stellt man verblüfft fest, wieviel Ähnlichkeiten doch
bei der Getrenntschreibung und der Großschreibung prädikativer Wendungen bestehen.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Wrase,
wie immer eine interessante Frage. Natürlich haben Sie völlig recht mit dem Hinweis auf die Ungleichbehandlung von finiten und infiniten Verbformen, das sage ich ja auch immer. Im allgemeinen suche ich unter allen denkbaren Beugungsformen. Das nottun, notgetan hatte ich gerade noch mal bei einem Schriftsteller getroffen und dann noch mal in die Online-Recherche hineingeschaut. Die Zusammenschreibung (für die unsere Freunde auf dieser Seite doch so heftig werben) ist in diesem Falle kaum aufzuhalten.
Interessant finde ich, was Sie über die Steigerung sagen. Hier muß man wohl ganz besonders damit rechnen, daß die Intensivierung sich nicht allein auf den Zusatz (das defektive Adjektiv) bezieht, sondern auf das gesamte Gefüge. Also nicht sehr leid usw. (aber immerhin noch wie leid hat er dir getan?, wie weh?, ganz und gar nicht aber wie not? - das spricht wieder für Sie - und natürlich für mein Wörterbuch). Diese Thema will ich demnächst untersuchen lassen. (Wann sind Verben überhaupt steigerbar? Ich habe sehr gelacht, aber nicht Ich habe sehr gelesen - oder? Und warum nicht?)
Ihre weiteren Überlegungen sind wohl auch berechtigt, man müßte mal psychologisch rangehen.
Im übrigen werde ich mir wieder mal ein Stündchen nehmen, um den statistischen Befund zu zugrundeliegen usw. festzustellen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 31.01.2001 um 23.00
Da ich der Meinung bin, daß man meine Beiträge ein wenig falsch verstanden hat, möchte ich dies hier noch mal richtigstellen. Mit der Aussage über die verschiedenen Stilebenen hat Herr Prof. Ickler zweifellos recht. Nur war ich der Auffassung, daß dies so selbstverständlich ist, daß ich diesen Aspekt weggelassen habe, denn jeder wechselt ständig die Stilebenen. Von der familiären Unterhaltung zu Hause und der privaten Unterhaltung mit einem Fremden über unzählige fließende Zwischenstufen bis hin zur offiziellen Rede, bei der man dann fast reines Schriftdeutsch verwendet. Nicht nur bezüglich der Aussprache, sondern auch stilistisch. Nur war mein Punkt folgender: Diese fließenden Übergänge exakt zu erfassen ist außerordentlich schwierig, da die meisten Leute hier zwar über ein sehr gutes Sprachgefühl verfügen, da hat Herr Prof. Ickler völlig recht, aber dies bei jedem ein wenig variiert. Als einziges und letztes Beispiel möchte ich die Bundestagsreden erwähnen. Normalerweise wird dort nur die schriftdeutsche Stilebene verwendet. Aber es gibt Abweichungen: ... wegen dem überaus knappen Etat mußten wir uns einschränken. Nach Zwischenrufen kommt sogar vor: Sie sollten sich hier besser mit Äußerungen zurückhhalten, weil wir haben das schon immer gefordert. Besonders bei Betonungen ist die Hauptsatzstellung hier sehr häufig. Mehr ist zu diesem (eigentlich überhaupt nicht zentralen) Thema nicht zu sagen. Auch habe ich nicht behauptet, daß die Duden-Redaktion inhaltliche Direktive bekam, denn es sah viel mehr nach einer stillschweigenden Übereinkunft aus. Aber da sich die Duden-Redaktion hier wohl kaum in die Karten schauen läßt, wird dies wohl für immer ungewiß bleiben. Dieses Thema habe ich überhaupt nur deswegen erwähnt, da ich der Auffassung bin, daß man auch hier den natürlichen Entwicklungen vielleicht ein bißchen aufgeschlossener gegenüberstehen muß. Nur die Sprachgemeinschaft selbst kann letztendlich entscheiden, welche Wörter in welcher Stilebene gebräuchlich sind, und das hat sie ja in den meisten Fällen bereits getan. Wie befinden uns an dieser Stelle ebenfalls in einem Prozeß, der ständig in Bewegung ist.
Die interessante Geschichte mit den infiniten Verbformen ist mir zum erstenmal aufgefallen, als Herr Prof. Ickler das Wort bestehenbleibt erwähnte, da es in einem Jahrgang der SZ nur getrennt vorkam. Anschließend ist mir aufgefallen, daß bei fast allen gebeugten Verben der Trend zur Zusammenschreibung abnimmt, auch wenn es dafür im Duden keine Grundlage gibt. Beispielsweise ist mir dies bei den Wörtern aufrechterhalten, aber aufrecht erhält, liebhaben, aber lieb hat (insbesondere fast ausschließlich: sehr lieb hat), klarkommen, aber klar kommt, ja sogar bei hinmüssen, aber hin muß aufgefallen. Besonders stark ist dies bei einem Hilfsverb als zweitem Bestandteil festzustellen. Ich erwähnte dies damals nicht, da ich es sprachlich nicht begründen konnte. Die einzige mögliche Erklärung, daß dies bei sein und werden ohnehin so gehandhabt wird, erschien mir etwas unzulänglich. Deswegen hielt ich mich lieber zurück. Aber möglicherweise steckt da doch etwas dahinter.
Warum Dieter E. Zimmer ein so nachdrücklicher Verfechter der Neuregelung ist, ist nur schwer nachvollziehbar. Zum einen hält er die Neuregelung dem Beamtenstreich von 1901 - so bezeichnete er die bisherige Rechtschreibung - für überlegen, zum anderen mußte er die Neuregelung vorsichtig reparieren, um den schlimmsten Unzulänglichkeiten auszuweichen, obwohl er ja mit der bisherigen Rechtschreibung völlig ohne solche Reparaturen auskam. Die Duden-Regelung war zwar etwas streng, aber - das hat Herr Prof. Ickler ebenfalls zu Recht gesagt - man schrieb nie Unsinn, wenn man sich an die bisherige Duden-Norm hielt. Nie erhilt man grammatisch falsche Konstruktionen. Daß es jetzt anders ist, muß ich nicht nochmals erwähnen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 31.01.2001 um 23.00
Die Sprache kann ganz schön häßlich sein, wenn man sie nicht pflegt, sondern verwahrlosen läßt. Den Unterschied kann man schon erkennen, wenn man die Umgangssprache mit dem Hochdeutschen vergleicht.
Zwei Bewerber werden zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Einer trägt vor: ... wegen dem knappen Etat müssen die Ausgaben eingeschränkt werden. Solche Sparmaßnahmen sind nötig, weil ... ich muß annehmen, daß die Banken die Kreditlinie nicht erweitern werden.
Der andere sagt: ... wegen des knappen Etats müssen die Ausgaben eingeschränkt werden. Solche Sparmaßnahmen sind nötig, weil man annehmen kann, daß die Banken die Kreditlinie nicht erweitern werden.
Es ist klar, wer die Nase vorn hat. Wenn man von Sprachpflege spricht, meint man kaum die Umgangs- oder gar die Vulgärsprache, mit der niemand für sich werben kann. Schauspieler, Schriftsteller und auch andere Schreibberufler schleifen und polieren den Edelstein Sprache, bis er in unwiderstehlichem Glanz erstrahlt. Den Wert der eigenen Sprache erkennt man erst, wenn sich ihre Schönheit so entfalten kann, daß man auf sie als Kulturgut stolz sein kann.
Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen deutschen Sprache wieder bewußter wird. Die Rechtschreibreformer sind aber nicht die einzigen Sprachsünder. Ich bemerke einen schlechten oder falschen Sprachgebrauch manchmal erst, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht. Zur Spracherziehung gehört auch Selbsterziehung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 31.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Gerdes,
mein Dank an Herrn Thomas Paulwitz, den ich aus früheren Diskussionen schon ein bißchen kenne, galt nicht der Entdeckung, daß früher angeblich generell mehr auseinander geschrieben wurde als heute (das wissen wir schon von Herrn Professor Ickler), sondern seiner Präzisierung, daß dies sowohl bei Kommunisten als auch bei Nationalsozialisten der Fall gewesen sei. Darin liegt doch die eigentliche Sensation. (Wäre noch zu untersuchen, wie es Katholiken, Protestanten, Bibelforscher, Möbelschreiner und Juden gehalten haben.) Mit der Erkenntnis, daß es da praktisch keine Unterschiede gibt, schwindet ja auch die Illusion, es gebe so etwas wie einen orthographisch-ideologischen Fingerabdruck im geschriebenen Wort, im Grunde bricht ein ganzes Gedankengebäude in sich zusammen.
Herr Paulwitz belehrte mich nämlich bei unserer ersten Cyber-Begegnung auf der Internetseite, deren »Schriftleitung« in seinen Händen liegt, darüber, daß »hinter jeder Sprache eine andere Geisteshaltung« stehe. Präzisere Angaben zu diesen unterschiedlichen Geisteshaltungen kamen dann wegen einer Havarie im Diskussionsstrang leider nicht zustande. Nun stellt er selber fest, daß sich sowohl die Linken als auch die Rechten, deren Geisteshaltungen nach allem, was die Historiker bisher darüber verlauten ließen, sich durchaus extrem und unversöhnlich gegenüberstanden, sich nicht allein derselben Sprache, sondern auch derselben Gepflogenheiten hinsichtlich der hier so leidenschaftlich diskutierten »sogenannten GZS« bedienten. Nun könnte man daraus folgern, Kommunisten als auch Nationalsozialisten hätten im Grunde eben doch eine gleiche Geisteshaltung, wofür man in der Tat unter gewissen Gesichtspunkten einiges anführen könnte. Aber wo führt eine solche Diskussion hin? Welche Geisteshaltung steht hinter Herrn Professor Ickler, welche hinter Herrn Riebe, den beiden Exponenten einer hier wohl nie versiegenden Diskussion, der zu folgen immer spannender wird? Wo ist der Kommunist, wo der Nationalsozialist? Und wo das völkische Selbstbewußtsein, eine Hauptsorge des Herrn Thomas Paulwitz, das er einmal meinte bei mir vermissen zu müssen?
Kurz: Wie kann man ihm helfen, seine Magisterarbeit bei solchen gedanklichen Verfransungen nicht in den Sand zu setzen? Das sind die Gedanken, die mich hinsichtlich der Forschungsergebnisse von Herrn Paulwitz, eines eigentlich herzensguten, romantischen und nicht völlig unsensiblen jungen Mannes umtreiben.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 31.01.2001 um 23.00
Manfred Riebe schrieb:
> Die Sprache kann ganz schön häßlich sein, wenn man sie nicht pflegt,
> sondern verwahrlosen läßt.
Das ist - wenn ich mich recht entsinne - Linie der Kultusministerkonferenz. Und der Bundeskultusminister hat jüngst noch eins draufgesetzt.
> Den Unterschied kann man schon erkennen, wenn man die
> Umgangssprache mit dem Hochdeutschen vergleicht.
> Zwei Bewerber werden zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.
Der eine verwendet wegen mit Dativ - und bringt seinen Satz nicht zu Ende, weil der Personalchef angehörs dessen schon in Ohnmacht gefallen ist.
Ach ja.
Sprache und Schreibung sind höchst relativ, wie gerade uns hier deutlich vor Augen steht. Was noch vor wenigen Jahren als ehern festgelegt und richtig galt - auf das mancher doch so stolz gewesen - gilt nun als überholt im besten Fall, wenn nicht als ungültig.
Wenn ich im nachhinein auf eins verzichten könnte, was die Schule mir beigebogen hat, dann darauf, Dinge als schwarz oder weiß zu sehen, als richtig oder falsch. Denn die Kategorien des Lebens sind nicht starr, sondern flexibel. Die Lehrer haben mir mehr gegeben, die zwar ein Gerüst vermittelten, das Schillerwort aber nicht vergaßen, daß der Meister die Form zerbrechen dürfe. Es gab nicht viele davon.
Wer die Jandlschen lechts und rinks, die man nicht velwechsern kann, in Kategorien von richtig oder falsch fassen möchte, ist ein Kleinkrämer und verfehlt das Ziel.
Gern reagiere ich auf die neue deutsche Schreitschreibung (Hören Sie ihn hüpfen, den Perückenzopf?), in dem ich sie mit ihren eigenen Methoden karikiere und hier zu Stadt schreibe, hier zu Staate oder gar hier zu Bunzreblik. Im richtigen Umfeld bringt so etwas eher ein Pluspünktchen als ein Naserümpfen. Wortspiele sprechen eher für Sprachkompetenz denn dagegen.
Schon lange lebe ich in der Stadt der Standarddeutschen. Das sind Leute, die nicht nachlassen, einem ihre vermeintliche Sprachüberlegenheit aufs Butterbrot zu schmieren und in einem Atemzug wohlmeinend auf die geistige Subillumination des Gesprächspartners verweisen. Mich hat das in den ersten Jahren sehr verletzt. In der Zwischenzeit stehe ich darüber, zumal ich schmunzelnd bemerken konnte, daß hier durchaus ein Regiolekt kultiviert wird, der einem allerdings im Brustton der Überzeugung als reinstes Hochdeutsch angedient wird.
Nicht, daß ich wagen dürfte, mich mit ihm zu vergleichen:
Karl Valentin hat auch kein richtiges Deutsch gekonnt.
:-)
Martin Gerdes
eingetragen von Manfred Riebe am 31.01.2001 um 23.00
Herrn Martin Gerdes zum besseren Verständnis:
Die Rechtschreibreformer haben u.a. so häßliche und ungrammatische Wortgebilde erfunden, daß einem die Schönheit der herkömmlichen deutschen Sprache wieder bewußter wird.
Einem? Offenbar nicht jedem; denn in einer Sendung zum Europäischen Jahr der Sprachen 2001 von Bayern Radio 2 Babylon - Europa: Welche Zukunft hat die deutsche Sprache? am 25. Januar sagte z.B. die Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) Karin Eichhoff-Cyrus wörtlich: Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) fördert die Rechtschreibreform. An ihrer Spitze steht das Mitglied der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, Professor Rudolf Hoberg.
Manfred Riebe
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2001 um 23.00
Der Begriff Sprachpflege entbehrt nicht einer gewissen Komik. Sprache ist ja ein Verhalten, geprägt u. a. durch gesellschaftliche Konventionen. Was kann Pflege da heißen? Eine Art Benimm? Wer wäre dazu befugt, den Knigge zu verfassen? Ich meine, zunächst kann es nur darum gehen, daß jeder dieses sein eigenes Sprachverhalten so gut wie möglich einrichtet: zweckmäßig, unanstößig, verständlich, gefällig, schön ... (oder auch mal nicht, wenns drauf ankommt). Eine Frage des guten Geschmacks, aber auch des Eigennutzes, denn warum soll ich mich unverständlich ausdrücken, wenn Verständlichkeit vorteilhafter ist? (Oder auch mal umgekehrt; Sprache ist ja vielverzwecklich.)
Aber nun: Da gibt es einige, die wollen dem Sprecher nicht zugestehen, daß er ganz allein Souverän über diese seine Muttersprache ist. Nerius hat wieder und wieder gesagt und geschrieben, daß es die Aufgabe des Staates sei, über beauftragte Sprachwissenschaftler die Sprache in Ordnung zu halten. Er hat seine verdienstvolle Orthographieforschung, wie ich weiter unten schon zitierend belegt habe, von Anfang (1975) an unter das Motto gestellt, im Sinne der Prager Sprachkultur-Theorie die allmählich verfallende Funktionstüchtigkeit der Schriftsprache immer wieder aufzumöbeln. Darin trifft sich der SED-Professor mit dem rechten Professor Weisgerber, der in vielen Arbeiten, besonders aber in Die Verantwortung für die Schrift (1964) verkündet hat, das Volk werde seiner Verantwortung für die eigene Sprache nicht gerecht und müsse daher zur Ordnung gerufen werden. Das ist die ideologische Grundlage der Zwangsbeglückung und des unendlichen Kleinkrieges der Reformer gegen das Sprachvolk.
Ich will damit sagen: Jeder kann an seiner Sprache arbeiten und natürlich auch das Sprachverhalten seiner Mitmenschen kritisieren (was ich allerdings für ein allzu wohlfeiles Vergnügen halte, dem ich mit vorrückenden Jahren immer abgeneigter zusehe). Auch gegen Sprachgesellschaften, die sich diese Tätigkeit zum Ziel setzen, ist nichts einzuwenden. Nur den Staat sollte man draußen halten, sonst kommt es, wie es kommen muß. Ich bin also gegen jede autoritative Sprachpflege, die dann zur Sprachlenkung werden muß und die Freiheit bedroht. Der Glaube, daß eine Sprache verfällt, wenn man sich nicht um sie kümmert, ist ein Wahn. Solange wir eine Sprache gebrauchen, halten wir sie automatisch funktionstüchtig. Im Gespräch und durch das Gespräch bewährt sich das Sprachverhalten und paßt sich allen denkbaren Erfordernissen an. Sprachpfelge geschieht also im Gebrauch und durch den Gebrauch, da bedarf es keines Zurücktretens und besonderere Maßnahmen. Beobachten Sie doch eimal, wie die Leute ihre Verständigungsmittel ständig neu aushandeln! Wenn sie einander nicht verstehen - oder nicht optimal verstehen -, dann liegt es gewiß nicht an der Sprache, sondern an ihrem eigenen Unvermögen oder Unwillen.
Der Satz, die Fehler von heute seien die Regeln von morgen, ist natürlich nicht von der unsäglichen Frau Frank-Cyrus erfunden, sondern nur eine Variante der junggrammatischen Erkenntnis (Hermann Paul), daß dies in der Tat der Lauf der Sprachgeschichte ist. Dadurch werden Fehler nicht sofort richtig, aber die weitere Entwicklung kann durchaus so verlaufen. Eine Selbstverständlichkeit für jeden Sprachgeschichtsforscher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner
Besten Dank für Ihre Antwort. Ich versuche, den Sachverhalt mit dem Duden von 1961 aufzuklären.
Auszug aus dem Duden, 15. Auflage, 1961, S. 38:
Bei der Zusammen- und Getrenntschreibung handelt es sich um eine ständigen Entwicklungsvorgang. Es ist deshalb nicht möglich, feste Richtlinien aufzustellen. Die nachstehenden Beispiele geben den derzeitigen Entwicklungsstand wieder. In Zweifelsfällen schreibe man getrennt.
Merke: In der Regel zeigt Starkton des ersten Gliedes Zusammenschreibung, Starkton bei beiden Wörtern Getrenntschreibung an.
Also schrieb man 1961 wie folgt:
... jenes getrennt lebende (echter Zweifelsfall, je nachdem, wie man betont, vgl. auch 1980) Paar wollte nicht länger zusammensein (1961 kein Eintrag, aber analog anderer Einträge unter zusammen- mit Starkton zusammengeschrieben, 1980 zusammen). Betrachtet man die bei ihrem Streit freiwerdenden (vgl. frei, S. 268, Spalte 1, frei ist bloßes Vorwort und trägt den Starkton, ebenso 1980) Emotionen, so kann man sich nur kranklachen. (Starkton des ersten Gliedes, analog zu krankfeiern, krankmachen; ebenso 1980)
Anmerkung: Aus der Erläuterung des Duden geht deutlich hervor, daß es der Duden-Redaktion damals um die deskriptive Darstellung des Entwicklungsstandes und nicht um eine strikte Normung ging. Auf Grund meiner Beobachtungen vermute ich, daß eine große Mehrheit der Sprachgemeinschaft diese deskriptive Art einer möglichst eindeutigen Lexikalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung des Duden bis zur 20. Auflage von 1991 befürwortet. Dieses Ziel verfolgt laut seiner Satzung auch der VRS. Die Befürworter einer strikten Normung der GZS dürften dagegen - wie die radikalen Reformer - zu einer kleinen Minderheit gehören.
Das Betonungszeichen (untergesetzter Punkt für den Starkton) wurde 1961 bei den Zeitwörtern noch nicht durchgängig gesetzt. Der untergesetzte Strich fehlte noch völlig.
Was steht nun wirklich in der 17. Auflage des Duden von 1973, wenn schon die 15. Auflage des Duden von 1961 den Entwicklungsstand des Univerbierungsprozesses relativ deutlich widerspiegelte?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
auch ich besitze die 15. Auflage (1961), die mir allerdings aufgrund der zahlreichen fehlenden Wörter heute nicht mehr als Nachschlagewerk dient. Ich vergleiche nun die Einträge des Duden von 1973 mit denen der 20. Auflage (1991):
1973: getrennt lebend (nur so), 1991: getrennt lebend, auch: getrenntlebend
1973: frei werden, (freiwerdend) nicht enthalten, die Getrenntschreibung ergibt sich jedoch aus der Erläuterung zu frei. 1991: frei werdend, auch: freiwerdend
1973: sich krank lachen (findet sich gleich neben krank, nur so), 1991: sich kranklachen (nur so); der Eintrag sich krank lachen wurde entfernt.
1973: zusammen sein (steht direkt neben zusammen, einen Eintrag zusammensein gibt es nicht, nur: das Zusammensein, aber da ist es ohnehin unproblematisch), 1991: der Eintrag zusammen sein (neben zusammen) wurde entfernt, dafür jetzt zusammensein eigens lemmatisiert. Die Getrenntschreibung ist also wie bei sich kranklachen verschwunden.
Diese Einträge stehen genau so in den jeweiligen Auflagen des Duden. Sie lassen - unabhängig vom Regelwerk - keinen Interpretationsspielraum zu.
Ist Ihnen mit diesen Angaben jetzt besser gedient?
Noch eine kurze Anmerkung zu Krake: Auch hier läßt sich keine eindeutige Aussage machen, da sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache femininer und maskuliner Genus nebeneinander vorkommen. Das erinnert mich an die Diskussionen, ob es nun das Tunnel oder der Tunnel, gewunken oder gewinkt, er fragte oder er frug heißen muß. Alle genannten Varianten sind unabhängig von der Festlegung des Duden Bestandteile der deutschen Gegenwartssprache, die man als existent hinnehmen muß. Diese Varianten - man kann sie nicht mehr wegdiskutieren - sollte ein deskriptives Wörterbuch, das den Sprachgebrauch aufzeichnet, selbstverständlich gelten lassen. Als falsch sollte keine von ihnen abgetan werden.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Thomas Paulwitz am 30.01.2001 um 23.00
Da ich zur Zeit sehr intensiv an meiner Magisterarbeit sitze, kommen mir zahlreiche geschichtliche Quellen aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts unter die Augen. Dabei habe ich festgestellt, daß früher weit mehr als heute auseinander geschrieben worden ist (von Kommunisten wie von Nationalsozialisten). Wenn ich dann nach dem Quellenstudium den Spiegel mal zur Hand nehme, kommen mir dabei nahezu nostalgische Gefühle.
Thomas Paulwitz
Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Es ist klar, daß man als Privatmann so schreiben kann, wie man will. Aber wie sollen sich die Schreibberufler verhalten? Konrad Duden war ja bekanntlich Lehrer. An seinem Schleizer Gymnasium gab es keine einheitliche Schulorthographie. Jeder Lehrer schrieb seine eigene Rechtschreibung. Was bei einem Lehrer richtig war, war bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt.
Denken Sie z.B. auch an die Buchdrucker. Selbst die Vereinheitlichung von 1901 genügte den Buchdruckern noch nicht, weil es immer noch viele Varianten gab. Also entstand 1903 ein Buchdruckerduden. In der 9. Auflage (1915) wurden das Orthographische Wörterbuch und der Buchdruckerduden zusammengefaßt.
Der Praxisduden von 1998 berücksichtigt ebenfalls die Interessen der Praktiker.
Es ist logisch, daß unabhängig vom Regelwerk kein Interpretationsspielraum für das Wörterverzeichnis vorhanden ist. Aber zwischen dem Regelwerk und dem Wörterverzeichnis besteht ja im Gegenteil ein enger Zusammenhang. Für den Praktiker sind daher die Vorbemerkungen des Duden zur Rechtschreibung eine unerläßliche Hilfe. Wenn man die Vorbemerkungen nicht berücksichtigt und die in früheren Jahren noch weniger vollständigen Einträge im Wörterverzeichnis als absolut richtig annimmt, kommt es natürlich gerade bei der Getrennt- und Zusammenschreibung zu Mißverständnissen bzw. Fehlinterpretationen; denn die verschiedenen Schreibweisen haben ja oft ganz unterschiedliche Bedeutungen.
Ich werde mir mal bei Gelegenheit den Duden von 1973 besorgen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 30.01.2001 um 23.00
Wir danken Herrn Thomas Paulwitz für seine sensationelle Mitteilung. Sowohl Kommunisten als auch Nationalsozialisten haben früher weit mehr auseinandergeschrieben als es heute üblich ist.
Man wird alle Geschichtsbücher neu schreiben müssen, je nachdem: auseinander oder zusammen. Überhaupt, wenn man bedenkt, was Historiker schon alles zusammengeschrieben haben...
Über die »nostalgischen Gefühle« nachzudenken gibt nichts her. Sehnt der Magistrant sich nun nach mehr auseinander oder mehr zusammen und weshalb überhaupt? Es ist wie immer: kaum hat man eine Entdeckung gemacht, tun sich neue Rätsel auf. Das Leben bleibt spannend.
Der Erfolg der Magisterarbeit jedenfalls ist jetzt schon gebongt.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
mein Hinweis aufs Englische war nicht böse gemeint, das verstehen Sie schon, nicht wahr? Natürlich weiß ich, daß Sie wissen usw.
Je nun, das reine Orthographikon! Wie mans nimmt. Zum Beispiel für jemanden, der ein Rechtschreibprogramm entwickelt, wäre es wohl das Richtige. Wie gesagt, bei mir hatte es einen ganz bestimmten Platz in meiner Argumentation gegen die Reform auszufüllen. In Karlsruhe habe ich ein paar hundert Seiten eingereicht und in diesem Zusammenhang über die reine Kritik hinaus auch vorgetragen, wie die künftige Rechtschreibung aussehen müßte, wenn sie die gemachten Fehler vermeiden will. Dazu erwies es sich als notwendig, ein Wörterbuch vorzulegen, das diese und nur diese Seite der Sprache darstellt. Bei mir sind alle anderen Angaben nur dienend: sie sollen das gesuchte Wort identifizieren helfen. Bei den Eigennamen, die ich aus praktischen Gründen aufgenommen habe, ist ein schematisches Verfahren angewandt. Liv Ullmann - vielleicht gibt es mehrere dieses Namens, und einige mögen sich anders schreiben, aber die schwed. Schauspielerin schreibt sich so. Was soll man da von Fall zu Fall lange nachdenken? In der Neubearbeitung steht bei jedem Namen Geburts- und ggf. Todesjahr. Muß nicht sein, ist aber ganz nützlich.
In den letzten Tagen sind hier immer wieder das Genus und der Plural erwähnt worden. Es gibt aber noch viel mehr und eigentlich Interessanteres, was man - wenn schon, denn schon - eintragen könnte. Zum Beispiel die Rektion und damit zusammenhängen die Bedeutungsnuancen (leiden an etwas, leiden unter etwas, reden von, reden über usw.), also letzten Endes auch die Synonymik, worüber wir denn auch schon lange nachdenken. Den größten Unterschied macht es, ob das Wörterbuch für Deutsche oder für Ausländer geschrieben wird.
Lieber Herr Dörner,
Sie haben die nötige Präzision wieder eingeführt. Natürlich meinte ich es so. Allerdings ist die strukturelle Verschiedenheit von schwimmen lernen und kennenlernen kein hinreichender Grund der Ungleichschreibung; aber die Reformer irren, wenn sie den Sachverhalt leugnen und daraus die Gleichschreibung herleiten wollen. Daß sie kennenlernen in Mannheim wiederzulassen wollten und dann nicht durften, ist in der Tat eine von vielen Demütigungen, die es mir unfaßbar erscheinen lassen, daß Leute mit einem Rest Ehrgefühl überhaupt noch Mitglied in dieser Kommission sein können. Eisenberg konnte es nicht, Munske ertrug es schon ein halbes Jahr vorher nicht mehr, aber wie man sieht, gibt es immer ein paar Ehrgeizlinge, die die Lücken füllen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.01.2001 um 23.00
Ich finde es unnötig, dass hier darüber diskutiert wird, wie ein Wörterbuch aussehen soll. Deutsch ist doch sowieso schon fast tot. Außerdem hat Sprache eigentlich nichts mit Kultur zu tun. Immerhin ist es jetzt dem Staat gelungen, ein wenig mehr Sinn in die Rechtschreibung einzubringen. Dass Schifffahrt jetzt mit drei f geschrieben wird, leuchtet mir ein, weil 2 + 1 = 3. Das habe ich in der Schule so gelernt. Man sollte die Kinder nicht überfordern, wenn sie schon lernen müssen, eine halb tote Sprache zu schreiben. Deshalb halte ich die Reform philosophisch gesehen für einen Fortschritt.
Julian Hinter-Engadin
Staatsminister für Kultur
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Einige Anmerkungen: Sie meinen, bei der oder die Krake, das oder der Tunnel, gewunken oder gewinkt, er fragte oder er frug handele es sich um Bestandteile der deutschen Gegenwartssprache, die man selbstverständlich gelten lassen müsse. Diese Varianten sollten keineswegs als falsch abgetan werden.
Sie verstehen unter der deutschen Gegenwartssprache sowohl die hochdeutsche Sprache als auch landschaftliche Ausdrücke. In erster Linie sollte man als Gesellschafts-, Verkehrs- und Handelssprache das Hochdeutsche lexikalisch erfassen und zusätzlich die landschaftlichen Abweichungen, aber die letzteren sollte man als solche kennzeichnen. In der Schulbildung und Ausbildung sollte man nur das Hochdeutsche gelten lassen. Auch die deutschlernenden Ausländer sind wegen der nicht leichten deutschen Sprache an einer möglichst einheitlichen und verstehbaren Sprache interessiert.
Damit hängt die Frage der Eindeutschungen zusammen: Im Norwegischen heißt es der Krake, aber Journalisten schreiben oft die Krake. Ich vermute, daß man einfach zu faul ist, nachzuschlagen. Ebenso sollte man bei der Tunnel bleiben und nicht das Tunell einführen, das hin und wieder in Österreich auftaucht. Natürlich neigen manche Mundartsprecher dazu, die Duldung aller möglichen mundartlichen Ausdrücke durchsetzen zu wollen: Ich hob die Kerze oazunden = angezunden. Wenn alle Mundartsprecher ihre Varianten als allgemeingültig anerkennen lassen wollen, hätten wir wieder Zustände wie im Mittelalter.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 30.01.2001 um 23.00
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
eingetragen von Christian Dörner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Sie haben in einem Punkt völlig recht: Nur die hochdeutsche Sprache sollte in der Schule und in Schriftstücken anerkannt sein, da dies die Sprache ist, auf die sich alle Deutschsprechenden geeinigt haben. Somit wird eine ungestörte Kommunikation gewährleistet. Um meinen Beitrag nicht wieder in die Länge zu ziehen, habe ich auf die Unterscheidung zwischen hochdeutschen und landschaftlichen Varianten verzichtet, da ich meinte, dies wäre schon allein aufgrund meiner gewählten Beispiele ohnehin klargeworden (wobei ich selbstverständlich auch nicht für die Zulassung von glaagworrn - so spreche ich es aus - plädiere).
Ich wähle zunächst ein anderes Beispiel. Von Kiel bis Konstanz wird unseren Schüler wieder und wieder eingebleut, wegen + Dativ sei eine falsche Konstruktion. Nur hat dies nichts mit Dialekt zu tun, sondern liegt im ganzen deutschen Sprachraum, und nur darauf kommt es mir an, völlig auf der Linie der natürlichen Sprachentwicklung. Eine Konstruktion wie wegen dem Krieg statt wegen des Krieges gehört längst zur hochdeutschen Sprache, auch wenn die Wörterbücher das verneinen. Was jedoch im gesamtem deutschen Sprachraum so praktiziert wird, kann man problemlos anerkennen, da die Kommunikation dadurch dann offenbar nicht gestört werden kann. Bei landschaftlichen Ausdrücken ist es anders, aber da sind wir uns ja ohnehin einig. Sie gehören nicht in die hochdeutsche Sprache.
Bei er fragte und er frug sieht es genauso aus. Die Form ich frug ist die ältere und selbstverständlich in Bozen genauso wie in Flensburg üblich. Die neuere Form er fragte ist die derzeit korrekte, aber die Sprachwirklichkeit kennt noch immer beide Varianten. Daß Krake im Norwegischen maskulin ist, ist für uns relativ unerheblich. Sonst müßten wir ja auch das Account, das Midlife-crisis, das E-Mail und das Common sense sagen, denn all diese Begriffe sind im Englischen sächlich. Die Form die Krake ist keinesfalls landschaftlich oder regional. Sie werden sie in der Berliner Morgenpost ebenso wie in der Wiener Presse finden. Deshalb gehört sie zur hochdeutschen - nur um die geht es mir hier - Gegenwartssprache und sollte zugelassen werden. Auch bei gewunken und gewinkt ist die Sache ähnlich. Regional ist keiner der beiden Ausdrücke, beide sind hochdeutsch. Zu Tunnel wäre noch ein bißchen was zu sagen, insbesondere zu der Frage, ob sich beim sächlichen Genus dann die Schreibung zu Tunell ändert usw. Aber ich denke, daß die anderen Beispiele bereits genügen.
Zusammenfassend möchte ich eigentlich nur sagen, daß Begriffe der hochdeutschen Gegenwartssprache schon allein deshalb anerkannt werden sollten, da man sonst die Sprachentwicklung völlig künstlich aufhält und die heutige Sprache, die ja schon an vielen Stellen von der Duden-Norm (die Krake, gewunken usw.) abweicht, da man ihr die Weiterentwicklung bisher oft verweigerte, für alle Zeiten festschreibt. Dies ist meines Erachtens aber nicht wünschenswert. Ist diese Überlegung wirlklich so abwegig?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
es ist immer ein bißchen mißlich, Scherzhaftes zu erklären, aber ich muß es doch tun, sonst glauben am Ende noch alle Leser dieser Debatte, Liv Ullmann sei tatsächlich eine Schwedin. Sie ist aber Norwegerin, weshalb ich ihren Eintrag im Ickler boshafterweise anführte.
Vielleicht können die anderen Kombattanten und mehr oder minder wohlmeinenden Kritiker mithelfen, eine Wunschliste für die nächsten Auflagen und Bearbeitungen zu erstellen ? Ich möchte annehmen, daß es manches gibt, was auch leidlich kompetente Sprecher (Dudenmuffel wie Herr Lachenmann und ich) gelegentlich in einem Wörterbuch nachschlagen. Lebensdaten und Angaben zur Nationalität von ruhmreichen Schauspielerinnen können nicht schaden, aber anderes schiene mir wichtiger, auch die von Ihnen genannten Rektionen.
Schönen Gruß
R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
tatsächlich! Ein Hoch den Norwegern! Das mit der Wunschliste wäre in Ordnung, ist ja gewissermaßen auch schon im Gange. Sozusagen ein kollektives Werk, um den Kristallisationskern herum, den einer in die Lösung bringen mußte. Frischauf ans Werk!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Die kurze Diskussion zwischen Herrrn Dörner und Herrn Riebe (auf die Einzelheiten will ich hier nicht eingehen) hat ein weiteres wichtiges Problem deutlich gemacht. Wenn man in einem Wörterbuch Hinweise zum Sprachgebrauch geben will, muß man wohl auch die Zugehörigkeit zu besonderen Registern, Mundarten, Stilebenen kennzeichnen. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe. Sie läßt sich jedenfalls nicht ohne umfangreiche Nachforschungen lösen. Der Genitiv nach trotz gilt heute als vollkommen korrekt, ja sogar als besser als der ursprüngliche Dativ. Der Dativ nach wegen ist analogisch eingeführt, gilt standardsprachlich nicht ohne weiteres als korrekt, wird aber unter ziemlich komplizierten Umständen weithin verwendet und geduldet. (Der Genitiv ist im Singular, der Dativ im Plural deutlicher markiert, deshalb greift man oft darauf zurück, vor allem bei Fortführung einer bereits im richtigen Kasus begonnenen Reihe.) Dies in einem Wörterbuch unterzubringen ist dann gar nicht so einfach.
Das Genus der Substantive weicht in Tausenden von Fällen vom Genus in der Herkunftssprache ab, sofern man das überhaupt vergleichen kann, denn das Genussystem einer Sprache mit zwei Genera ist im Grund nicht vergleichbar mit einem Drei-Genus-System; der Begriff maskulin bedeutet im Französischen etwas anderes als im Deutschen usw.
Bei der Entlehnung findet sehr oft eine Umdeutung statt. Schon der alte Eduard Engel spottete darüber, daß wir Etat sagen, wenn wir Budget meinen - aber falsch ist der eingebürgerte Gebrauch wohl nicht mehr. Gegen Handy und anderes Pseudoenglisch ist auch nicht viel einzuwenden. Gerade weil man keine Fremdsprachen kennen muß, um so etwas zu verstehen (sie stören ja hier sogar), errichten solche Wörter keine Verständnisbarriere, sie sind ja auch allgemein gebräuchlich.
Natürlich ist das ursprüngliche Genus kein Maßstab für die Beurteilung der sprachlichen Korrektheit; allein der Usus entscheidet hier: der/die Krake usw. Aber welcher Usus? Die Wahl des Textkorpus ist entscheidend. Wir haben im gesprochenen Deutsch massenhaft weil + Hauptsatzstellung, aber in Zeitungsprosa, wenn sie nicht Jugendsprache zitiert, so gut wie überhaupt nicht. Vor ein paar Jahren habe ich darauf hingewiesen, daß unsere Wörterbücher die Familiensprache vernachlässigen; zum Beispiel haben sie das allbekannte Wort Anziehsachen nie zur Kenntnis genommen. (In das achtbändige Dudenwörterbuch wurde es vielleicht daraufhin aufgenommen.)
Ich will damit nur andeuten, welche Untersuchungen auf uns warten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner
Besten Dank für Ihre Antwort. Ich versuche, den Sachverhalt mit dem Duden von 1961 aufzuklären.
Auszug aus dem Duden, 15. Auflage, 1961, S. 38:
Bei der Zusammen- und Getrenntschreibung handelt es sich um eine ständigen Entwicklungsvorgang. Es ist deshalb nicht möglich, feste Richtlinien aufzustellen. Die nachstehenden Beispiele geben den derzeitigen Entwicklungsstand wieder. In Zweifelsfällen schreibe man getrennt.
Merke: In der Regel zeigt Starkton des ersten Gliedes Zusammenschreibung, Starkton bei beiden Wörtern Getrenntschreibung an.
Also schrieb man 1961 wie folgt:
... jenes getrennt lebende (echter Zweifelsfall, je nachdem, wie man betont, vgl. auch 1980) Paar wollte nicht länger zusammensein (1961 kein Eintrag, aber analog anderer Einträge unter zusammen- mit Starkton zusammengeschrieben, 1980 zusammen). Betrachtet man die bei ihrem Streit freiwerdenden (vgl. frei, S. 268, Spalte 1, frei ist bloßes Vorwort und trägt den Starkton, ebenso 1980) Emotionen, so kann man sich nur kranklachen. (Starkton des ersten Gliedes, analog zu krankfeiern, krankmachen; ebenso 1980)
Anmerkung: Aus der Erläuterung des Duden geht deutlich hervor, daß es der Duden-Redaktion damals um die deskriptive Darstellung des Entwicklungsstandes und nicht um eine strikte Normung ging. Auf Grund meiner Beobachtungen vermute ich, daß eine große Mehrheit der Sprachgemeinschaft diese deskriptive Art einer möglichst eindeutigen Lexikalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung des Duden bis zur 20. Auflage von 1991 befürwortet. Dieses Ziel verfolgt laut seiner Satzung auch der VRS. Die Befürworter einer strikten Normung der GZS dürften dagegen - wie die radikalen Reformer - zu einer kleinen Minderheit gehören.
Das Betonungszeichen (untergesetzter Punkt für den Starkton) wurde 1961 bei den Zeitwörtern noch nicht durchgängig gesetzt. Der untergesetzte Strich fehlte noch völlig.
Was steht nun wirklich in der 17. Auflage des Duden von 1973, wenn schon die 15. Auflage des Duden von 1961 den Entwicklungsstand des Univerbierungsprozesses relativ deutlich widerspiegelte?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
auch ich besitze die 15. Auflage (1961), die mir allerdings aufgrund der zahlreichen fehlenden Wörter heute nicht mehr als Nachschlagewerk dient. Ich vergleiche nun die Einträge des Duden von 1973 mit denen der 20. Auflage (1991):
1973: getrennt lebend (nur so), 1991: getrennt lebend, auch: getrenntlebend
1973: frei werden, (freiwerdend) nicht enthalten, die Getrenntschreibung ergibt sich jedoch aus der Erläuterung zu frei. 1991: frei werdend, auch: freiwerdend
1973: sich krank lachen (findet sich gleich neben krank, nur so), 1991: sich kranklachen (nur so); der Eintrag sich krank lachen wurde entfernt.
1973: zusammen sein (steht direkt neben zusammen, einen Eintrag zusammensein gibt es nicht, nur: das Zusammensein, aber da ist es ohnehin unproblematisch), 1991: der Eintrag zusammen sein (neben zusammen) wurde entfernt, dafür jetzt zusammensein eigens lemmatisiert. Die Getrenntschreibung ist also wie bei sich kranklachen verschwunden.
Diese Einträge stehen genau so in den jeweiligen Auflagen des Duden. Sie lassen - unabhängig vom Regelwerk - keinen Interpretationsspielraum zu.
Ist Ihnen mit diesen Angaben jetzt besser gedient?
Noch eine kurze Anmerkung zu Krake: Auch hier läßt sich keine eindeutige Aussage machen, da sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache femininer und maskuliner Genus nebeneinander vorkommen. Das erinnert mich an die Diskussionen, ob es nun das Tunnel oder der Tunnel, gewunken oder gewinkt, er fragte oder er frug heißen muß. Alle genannten Varianten sind unabhängig von der Festlegung des Duden Bestandteile der deutschen Gegenwartssprache, die man als existent hinnehmen muß. Diese Varianten - man kann sie nicht mehr wegdiskutieren - sollte ein deskriptives Wörterbuch, das den Sprachgebrauch aufzeichnet, selbstverständlich gelten lassen. Als falsch sollte keine von ihnen abgetan werden.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Thomas Paulwitz am 30.01.2001 um 23.00
Da ich zur Zeit sehr intensiv an meiner Magisterarbeit sitze, kommen mir zahlreiche geschichtliche Quellen aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts unter die Augen. Dabei habe ich festgestellt, daß früher weit mehr als heute auseinander geschrieben worden ist (von Kommunisten wie von Nationalsozialisten). Wenn ich dann nach dem Quellenstudium den Spiegel mal zur Hand nehme, kommen mir dabei nahezu nostalgische Gefühle.
Thomas Paulwitz
Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Es ist klar, daß man als Privatmann so schreiben kann, wie man will. Aber wie sollen sich die Schreibberufler verhalten? Konrad Duden war ja bekanntlich Lehrer. An seinem Schleizer Gymnasium gab es keine einheitliche Schulorthographie. Jeder Lehrer schrieb seine eigene Rechtschreibung. Was bei einem Lehrer richtig war, war bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt.
Denken Sie z.B. auch an die Buchdrucker. Selbst die Vereinheitlichung von 1901 genügte den Buchdruckern noch nicht, weil es immer noch viele Varianten gab. Also entstand 1903 ein Buchdruckerduden. In der 9. Auflage (1915) wurden das Orthographische Wörterbuch und der Buchdruckerduden zusammengefaßt.
Der Praxisduden von 1998 berücksichtigt ebenfalls die Interessen der Praktiker.
Es ist logisch, daß unabhängig vom Regelwerk kein Interpretationsspielraum für das Wörterverzeichnis vorhanden ist. Aber zwischen dem Regelwerk und dem Wörterverzeichnis besteht ja im Gegenteil ein enger Zusammenhang. Für den Praktiker sind daher die Vorbemerkungen des Duden zur Rechtschreibung eine unerläßliche Hilfe. Wenn man die Vorbemerkungen nicht berücksichtigt und die in früheren Jahren noch weniger vollständigen Einträge im Wörterverzeichnis als absolut richtig annimmt, kommt es natürlich gerade bei der Getrennt- und Zusammenschreibung zu Mißverständnissen bzw. Fehlinterpretationen; denn die verschiedenen Schreibweisen haben ja oft ganz unterschiedliche Bedeutungen.
Ich werde mir mal bei Gelegenheit den Duden von 1973 besorgen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 30.01.2001 um 23.00
Wir danken Herrn Thomas Paulwitz für seine sensationelle Mitteilung. Sowohl Kommunisten als auch Nationalsozialisten haben früher weit mehr auseinandergeschrieben als es heute üblich ist.
Man wird alle Geschichtsbücher neu schreiben müssen, je nachdem: auseinander oder zusammen. Überhaupt, wenn man bedenkt, was Historiker schon alles zusammengeschrieben haben...
Über die »nostalgischen Gefühle« nachzudenken gibt nichts her. Sehnt der Magistrant sich nun nach mehr auseinander oder mehr zusammen und weshalb überhaupt? Es ist wie immer: kaum hat man eine Entdeckung gemacht, tun sich neue Rätsel auf. Das Leben bleibt spannend.
Der Erfolg der Magisterarbeit jedenfalls ist jetzt schon gebongt.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
mein Hinweis aufs Englische war nicht böse gemeint, das verstehen Sie schon, nicht wahr? Natürlich weiß ich, daß Sie wissen usw.
Je nun, das reine Orthographikon! Wie mans nimmt. Zum Beispiel für jemanden, der ein Rechtschreibprogramm entwickelt, wäre es wohl das Richtige. Wie gesagt, bei mir hatte es einen ganz bestimmten Platz in meiner Argumentation gegen die Reform auszufüllen. In Karlsruhe habe ich ein paar hundert Seiten eingereicht und in diesem Zusammenhang über die reine Kritik hinaus auch vorgetragen, wie die künftige Rechtschreibung aussehen müßte, wenn sie die gemachten Fehler vermeiden will. Dazu erwies es sich als notwendig, ein Wörterbuch vorzulegen, das diese und nur diese Seite der Sprache darstellt. Bei mir sind alle anderen Angaben nur dienend: sie sollen das gesuchte Wort identifizieren helfen. Bei den Eigennamen, die ich aus praktischen Gründen aufgenommen habe, ist ein schematisches Verfahren angewandt. Liv Ullmann - vielleicht gibt es mehrere dieses Namens, und einige mögen sich anders schreiben, aber die schwed. Schauspielerin schreibt sich so. Was soll man da von Fall zu Fall lange nachdenken? In der Neubearbeitung steht bei jedem Namen Geburts- und ggf. Todesjahr. Muß nicht sein, ist aber ganz nützlich.
In den letzten Tagen sind hier immer wieder das Genus und der Plural erwähnt worden. Es gibt aber noch viel mehr und eigentlich Interessanteres, was man - wenn schon, denn schon - eintragen könnte. Zum Beispiel die Rektion und damit zusammenhängen die Bedeutungsnuancen (leiden an etwas, leiden unter etwas, reden von, reden über usw.), also letzten Endes auch die Synonymik, worüber wir denn auch schon lange nachdenken. Den größten Unterschied macht es, ob das Wörterbuch für Deutsche oder für Ausländer geschrieben wird.
Lieber Herr Dörner,
Sie haben die nötige Präzision wieder eingeführt. Natürlich meinte ich es so. Allerdings ist die strukturelle Verschiedenheit von schwimmen lernen und kennenlernen kein hinreichender Grund der Ungleichschreibung; aber die Reformer irren, wenn sie den Sachverhalt leugnen und daraus die Gleichschreibung herleiten wollen. Daß sie kennenlernen in Mannheim wiederzulassen wollten und dann nicht durften, ist in der Tat eine von vielen Demütigungen, die es mir unfaßbar erscheinen lassen, daß Leute mit einem Rest Ehrgefühl überhaupt noch Mitglied in dieser Kommission sein können. Eisenberg konnte es nicht, Munske ertrug es schon ein halbes Jahr vorher nicht mehr, aber wie man sieht, gibt es immer ein paar Ehrgeizlinge, die die Lücken füllen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 30.01.2001 um 23.00
Ich finde es unnötig, dass hier darüber diskutiert wird, wie ein Wörterbuch aussehen soll. Deutsch ist doch sowieso schon fast tot. Außerdem hat Sprache eigentlich nichts mit Kultur zu tun. Immerhin ist es jetzt dem Staat gelungen, ein wenig mehr Sinn in die Rechtschreibung einzubringen. Dass Schifffahrt jetzt mit drei f geschrieben wird, leuchtet mir ein, weil 2 + 1 = 3. Das habe ich in der Schule so gelernt. Man sollte die Kinder nicht überfordern, wenn sie schon lernen müssen, eine halb tote Sprache zu schreiben. Deshalb halte ich die Reform philosophisch gesehen für einen Fortschritt.
Julian Hinter-Engadin
Staatsminister für Kultur
eingetragen von Manfred Riebe am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Einige Anmerkungen: Sie meinen, bei der oder die Krake, das oder der Tunnel, gewunken oder gewinkt, er fragte oder er frug handele es sich um Bestandteile der deutschen Gegenwartssprache, die man selbstverständlich gelten lassen müsse. Diese Varianten sollten keineswegs als falsch abgetan werden.
Sie verstehen unter der deutschen Gegenwartssprache sowohl die hochdeutsche Sprache als auch landschaftliche Ausdrücke. In erster Linie sollte man als Gesellschafts-, Verkehrs- und Handelssprache das Hochdeutsche lexikalisch erfassen und zusätzlich die landschaftlichen Abweichungen, aber die letzteren sollte man als solche kennzeichnen. In der Schulbildung und Ausbildung sollte man nur das Hochdeutsche gelten lassen. Auch die deutschlernenden Ausländer sind wegen der nicht leichten deutschen Sprache an einer möglichst einheitlichen und verstehbaren Sprache interessiert.
Damit hängt die Frage der Eindeutschungen zusammen: Im Norwegischen heißt es der Krake, aber Journalisten schreiben oft die Krake. Ich vermute, daß man einfach zu faul ist, nachzuschlagen. Ebenso sollte man bei der Tunnel bleiben und nicht das Tunell einführen, das hin und wieder in Österreich auftaucht. Natürlich neigen manche Mundartsprecher dazu, die Duldung aller möglichen mundartlichen Ausdrücke durchsetzen zu wollen: Ich hob die Kerze oazunden = angezunden. Wenn alle Mundartsprecher ihre Varianten als allgemeingültig anerkennen lassen wollen, hätten wir wieder Zustände wie im Mittelalter.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 30.01.2001 um 23.00
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsiburg
Tel. 08741 /6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
eingetragen von Christian Dörner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Sie haben in einem Punkt völlig recht: Nur die hochdeutsche Sprache sollte in der Schule und in Schriftstücken anerkannt sein, da dies die Sprache ist, auf die sich alle Deutschsprechenden geeinigt haben. Somit wird eine ungestörte Kommunikation gewährleistet. Um meinen Beitrag nicht wieder in die Länge zu ziehen, habe ich auf die Unterscheidung zwischen hochdeutschen und landschaftlichen Varianten verzichtet, da ich meinte, dies wäre schon allein aufgrund meiner gewählten Beispiele ohnehin klargeworden (wobei ich selbstverständlich auch nicht für die Zulassung von glaagworrn - so spreche ich es aus - plädiere).
Ich wähle zunächst ein anderes Beispiel. Von Kiel bis Konstanz wird unseren Schüler wieder und wieder eingebleut, wegen + Dativ sei eine falsche Konstruktion. Nur hat dies nichts mit Dialekt zu tun, sondern liegt im ganzen deutschen Sprachraum, und nur darauf kommt es mir an, völlig auf der Linie der natürlichen Sprachentwicklung. Eine Konstruktion wie wegen dem Krieg statt wegen des Krieges gehört längst zur hochdeutschen Sprache, auch wenn die Wörterbücher das verneinen. Was jedoch im gesamtem deutschen Sprachraum so praktiziert wird, kann man problemlos anerkennen, da die Kommunikation dadurch dann offenbar nicht gestört werden kann. Bei landschaftlichen Ausdrücken ist es anders, aber da sind wir uns ja ohnehin einig. Sie gehören nicht in die hochdeutsche Sprache.
Bei er fragte und er frug sieht es genauso aus. Die Form ich frug ist die ältere und selbstverständlich in Bozen genauso wie in Flensburg üblich. Die neuere Form er fragte ist die derzeit korrekte, aber die Sprachwirklichkeit kennt noch immer beide Varianten. Daß Krake im Norwegischen maskulin ist, ist für uns relativ unerheblich. Sonst müßten wir ja auch das Account, das Midlife-crisis, das E-Mail und das Common sense sagen, denn all diese Begriffe sind im Englischen sächlich. Die Form die Krake ist keinesfalls landschaftlich oder regional. Sie werden sie in der Berliner Morgenpost ebenso wie in der Wiener Presse finden. Deshalb gehört sie zur hochdeutschen - nur um die geht es mir hier - Gegenwartssprache und sollte zugelassen werden. Auch bei gewunken und gewinkt ist die Sache ähnlich. Regional ist keiner der beiden Ausdrücke, beide sind hochdeutsch. Zu Tunnel wäre noch ein bißchen was zu sagen, insbesondere zu der Frage, ob sich beim sächlichen Genus dann die Schreibung zu Tunell ändert usw. Aber ich denke, daß die anderen Beispiele bereits genügen.
Zusammenfassend möchte ich eigentlich nur sagen, daß Begriffe der hochdeutschen Gegenwartssprache schon allein deshalb anerkannt werden sollten, da man sonst die Sprachentwicklung völlig künstlich aufhält und die heutige Sprache, die ja schon an vielen Stellen von der Duden-Norm (die Krake, gewunken usw.) abweicht, da man ihr die Weiterentwicklung bisher oft verweigerte, für alle Zeiten festschreibt. Dies ist meines Erachtens aber nicht wünschenswert. Ist diese Überlegung wirlklich so abwegig?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
es ist immer ein bißchen mißlich, Scherzhaftes zu erklären, aber ich muß es doch tun, sonst glauben am Ende noch alle Leser dieser Debatte, Liv Ullmann sei tatsächlich eine Schwedin. Sie ist aber Norwegerin, weshalb ich ihren Eintrag im Ickler boshafterweise anführte.
Vielleicht können die anderen Kombattanten und mehr oder minder wohlmeinenden Kritiker mithelfen, eine Wunschliste für die nächsten Auflagen und Bearbeitungen zu erstellen ? Ich möchte annehmen, daß es manches gibt, was auch leidlich kompetente Sprecher (Dudenmuffel wie Herr Lachenmann und ich) gelegentlich in einem Wörterbuch nachschlagen. Lebensdaten und Angaben zur Nationalität von ruhmreichen Schauspielerinnen können nicht schaden, aber anderes schiene mir wichtiger, auch die von Ihnen genannten Rektionen.
Schönen Gruß
R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Markner,
tatsächlich! Ein Hoch den Norwegern! Das mit der Wunschliste wäre in Ordnung, ist ja gewissermaßen auch schon im Gange. Sozusagen ein kollektives Werk, um den Kristallisationskern herum, den einer in die Lösung bringen mußte. Frischauf ans Werk!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2001 um 23.00
Die kurze Diskussion zwischen Herrrn Dörner und Herrn Riebe (auf die Einzelheiten will ich hier nicht eingehen) hat ein weiteres wichtiges Problem deutlich gemacht. Wenn man in einem Wörterbuch Hinweise zum Sprachgebrauch geben will, muß man wohl auch die Zugehörigkeit zu besonderen Registern, Mundarten, Stilebenen kennzeichnen. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe. Sie läßt sich jedenfalls nicht ohne umfangreiche Nachforschungen lösen. Der Genitiv nach trotz gilt heute als vollkommen korrekt, ja sogar als besser als der ursprüngliche Dativ. Der Dativ nach wegen ist analogisch eingeführt, gilt standardsprachlich nicht ohne weiteres als korrekt, wird aber unter ziemlich komplizierten Umständen weithin verwendet und geduldet. (Der Genitiv ist im Singular, der Dativ im Plural deutlicher markiert, deshalb greift man oft darauf zurück, vor allem bei Fortführung einer bereits im richtigen Kasus begonnenen Reihe.) Dies in einem Wörterbuch unterzubringen ist dann gar nicht so einfach.
Das Genus der Substantive weicht in Tausenden von Fällen vom Genus in der Herkunftssprache ab, sofern man das überhaupt vergleichen kann, denn das Genussystem einer Sprache mit zwei Genera ist im Grund nicht vergleichbar mit einem Drei-Genus-System; der Begriff maskulin bedeutet im Französischen etwas anderes als im Deutschen usw.
Bei der Entlehnung findet sehr oft eine Umdeutung statt. Schon der alte Eduard Engel spottete darüber, daß wir Etat sagen, wenn wir Budget meinen - aber falsch ist der eingebürgerte Gebrauch wohl nicht mehr. Gegen Handy und anderes Pseudoenglisch ist auch nicht viel einzuwenden. Gerade weil man keine Fremdsprachen kennen muß, um so etwas zu verstehen (sie stören ja hier sogar), errichten solche Wörter keine Verständnisbarriere, sie sind ja auch allgemein gebräuchlich.
Natürlich ist das ursprüngliche Genus kein Maßstab für die Beurteilung der sprachlichen Korrektheit; allein der Usus entscheidet hier: der/die Krake usw. Aber welcher Usus? Die Wahl des Textkorpus ist entscheidend. Wir haben im gesprochenen Deutsch massenhaft weil + Hauptsatzstellung, aber in Zeitungsprosa, wenn sie nicht Jugendsprache zitiert, so gut wie überhaupt nicht. Vor ein paar Jahren habe ich darauf hingewiesen, daß unsere Wörterbücher die Familiensprache vernachlässigen; zum Beispiel haben sie das allbekannte Wort Anziehsachen nie zur Kenntnis genommen. (In das achtbändige Dudenwörterbuch wurde es vielleicht daraufhin aufgenommen.)
Ich will damit nur andeuten, welche Untersuchungen auf uns warten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Mit dankenswerter Klarheit hat Herr Riebe ausgedrückt, daß ihm der alte Duden genügt. Wie ernst seine Zustimmung zum Auskämmen danach überhaupt zu nehmen ist, steht dahin. Aus der ernsthaften Fachdiskussion auch und gerade unter Reformgegnern scheidet er damit aus, denn die Mängel des Duden sind bekannt und werden auch von Dudenredakteuren zugegeben. Der alte Duden war im Grundsatz deskriptiv, aber gerade in dieser Hinsicht war er mangelhaft. Loben mußte man nur, daß er wenigstens keine neuen Schreibweisen erfunden hat, wie es die Reformer tun. Aber er hat auch unter den durchaus üblichen Schreibweisen in einer so rigiden Art ausgewählt und zwischen den Varianten eine so unrealistische Differenzierung versucht, daß eben jene bekannten Haarspaltereien herauskamen und das Deskriptive unter dem Normativen verschwand. Ich habe versucht, hier ein wenig zurechtzurücken.
Ärgerlich ist, daß Herr Riebe trotz vielfacher Richtigstellung darauf beharrt, mir das Wort im Munde herumzudrehen: Wenn ich von bewährter Rechtschreibung spreche, meine ich nicht die Dudennorm. Riebe setzt beides gleich und unterstellt mir dasselbe, so daß ich mir dauernd selbst zu widersprechen scheine.
Wie weit der Duden deskriptiv das Richtige traf, kann man nur erkennen, wenn man sich mit der Schreibwirklichkeit beschäftigt. Herr Riebe läßt sich darauf niemals ein und liegt daher grundsätzlich schief.
Grotesk ist der Vorwurf, meine Angabe Krake der/die sei ein Beispiel für Uneindeutigkeit. Herr Riebe scheint immer noch nicht verstanden zu haben, daß es sich um ein rein orthographisches Wörterbuch handelt. Es antwortet nicht auf die Frage nach dem Genus von Krake, sondern will sagen: Das Wort Krake wird so geschrieben, ganz gleich, ob man es maskulin oder feminin verwendet. Aber das kommt davon, wenn man glaubt, ein Wörterbuch ohne Kenntnis der Benutzungshinweise bzw. des Vorworts benutzen zu können.
Grotesk ist auch die Benutzungssituation, die Riebe simuliert. Er benutzt die Methode des Sich-dumm-Stellens. Für solche Benutzer habe ich nicht gearbeitet. Bisher hatte noch kein Benutzer Schwierigkeiten, eine gesuchte Schreibweise zu finden, auch wenn er dann mit dem Gefundenen nicht immer einverstanden war. In Wirklichkeit muß man bei meinem Wörterbuch fast nur wissen, was der Bogen bedeutet, alle Abkürzungen erklären sich selbst. Zuviel verlangt?
Journalistenbeschimpfung ist kein Totschlagargument, sondern Riebe hat es mit seinem vielfach bekundeten Schlampigkeits-Urteil selbst heraufbeschworen. Daß die Journalisten den Neuschrieb mit geradezu demonstrativer Nachlässigkeit umsetzen und die aufgewiesenen vielen Fehler machen, spricht doch für sie und für die These, daß sich die intuitiven Schreibweisen immer wieder Bahn brechen.
Herr Dörner ist ein ausgezeichneter Kenner des Gegenstandes und hat die wirklichen Probleme sehr gut durchschaut. Ich möchte noch einmal bemerken, daß ich Zeitungstexte zwar für eine sehr wichtige Quelle halte, daß aber statistische Auswertung noch einen ganz anderen Apparat voraussetzt. Die scheinbar große Überlegenheit von 70 % würde auch nicht ausreichen, die restlichen 30 in den Orkus zu schicken, aber eine Empfehlung wäre denkbar. Es kommt aber noch auf andere Gesichtspunkte an. Wenn die absoluten Zahlen sehr klein sind, also etwa 3 Belege für Zusammenschreibung und kein einziger für Getrenntschreibung, würde ich u. U. dennoch die Getrenntschreibung freigeben, wenn nämlich der systematische Aspekt dafürspricht und der Vereinfachungsgewinn deutlich überwiegt. Die Alternative wäre vielleicht, eine selten gebrauchte Partikel in die Liste der obligatorischen Zusammenschreibung aufzunehmen, wo sie dann mit den wirklichen Standard-VZ wie aus- und ein- in durchaus täuschender Eintracht zusammenstünde und eine Lernaufgabe repräsentierte, die man füglich entbehren kann.
Ich habe nie bestritten, daß die offenen und geschlossenen Listen noch verbessert werden können. Die eigentlichen Probleme, die zum Beispiel Her Riebe überhaupt nicht kennt, stellen sich ja anderswo. Ich empfehle die Beschäftigung mit fort-, da wird man schon von selbst drauf kommen. Dagegen ist es meiner Meinung nach ungefährlich, daß jemand mal heraus kommen schreiben könnte. (Wozu wenig Neigung bestehen dürfte.)
Lieber Herr Dörner, so ganz und gar unbekannt ist die Getrenntschreibung bei kennen lernen nicht, nicht in Zeitungen und erst recht nicht in der Literatur; natürlich wirkt die Dudennorm bei so häufigen Wörtern stark prägend. Eisenbergs Nachweis der strukturellen Verschiedenheit von kennen lernen und schwimmen lernen bedeutet übrigens nicht, daß daraus Zusammenschreibung abzuleiten wäre, sondern nur, daß die Reformer-Behauptung der Ununterscheidbarkeit falsch ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Um einer Gerüchtebildung entgegenzutreten hier mein Originaltext:
Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für sichergehen in der Bedeutung Gewißheit haben sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. (...) Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche´Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. In: Manfred Riebe: sichergehen / sicher gehen - eine weitere Verunsicherung? 26.01.2001. Ich machte auch Quellenangaben. Niemand widerlegte sie. Aus dieser unbequemen Darlegung geschichtlicher Fakten machten Sie jedoch das Totschlagargument Journalistenbeschimpfung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Herr Riebe hat Zeitungstexte insgesamt als unzuverlässige Grundlage für orthographische Untersuchungen bezeichnet (Beitrag vom 28.1.) und lauter andere Schreibberufler, nicht aber Journalisten, als zuverlässigere Instanzen vorgeschlagen. Darauf habe ich bereits geantwortet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 29.01.2001 um 23.00
. . . die Deutschen haben den Duden. Man zeige mir ein englisches, französisches oder spanisches Wörterbuch, das keine Angaben zu Genus, Etymologie etc. pp. enthält. Der alte Duden (ich spreche hier von dem Band Rechtschreibung -- natürlich gab es auch andere, bessere und vollständigere Produkte im gleichen Verlag und bei der Konkurrenz, aber ihre Verbreitung war nun einmal weitaus geringer) war weder ein reines Orthographikon noch ein vollgültiges Wörterbuch noch gar ein Konversationslexikon, sondern irgendetwas von alledem. Mir scheint, daß man den Deutsch(sprachig)en nicht nur die Rechtschreibreform ausreden muß, sondern auch die Vorstellung, daß es nötig sei, solche Bücher zu verlegen, zu erwerben und gar zu benutzen.
Warum ich das schreibe ? Weil mir die Frage nach dem Geschlecht von Krake eine sehr legitime scheint. (Jaja, ich weiß, daß der Ickler nicht als Wörterbuch konzipiert war. Aber : Je schneller er zu einem solchen wird, desto besser.)
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Der Ickler ist nicht als Wörterbuch konzipiert? Es soll ein rein orthographisches Wörterbuch sein und deshalb keine Geschlechtswörter (Artikel) enthalten? Nanu? Man schaue einmal in Dr. Konrad Duden: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig, 1880. Darin hat Konrad Duden, Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld, auch die Geschlechtswörter aufgeführt und noch etwas mehr.
Die Entwurf-Fassung von 1999 hieß Theodor Ickler: Deutsche Einheitsorthographie. Wörterbuch der allgemein üblichen Rechtschreibung.
Die erste Auflage lautet nun Theodor Ickler: Das Rechtschreibwörterbuch. Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen.
Beides sind vielversprechende anspruchsvolle programmatische Titel und Untertitel. Ich kann mir eine allgemein übliche oder sinnvolle deutsche Rechtschreibung ohne die Geschlechtswörter der, die, das nicht vorstellen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Was ist denn nun wieder los? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, schon in dem programmatischen Beitrag in der FAZ und sonst noch hundertmal? Wieso entdecken einige erst jetzt, daß ich so frei war, ein rein orthographisches Wörterbuch (gleichwohl ein Wörterbuch!) vorzulegen? Wie nützlich es für andere Zwecke ist, kümmert mich doch überhaupt nicht. In der Fachliteratur ist vielfach die Idee eines reinen Orthographikons entwickelt worden, und ich habe es dann eben gemacht und immer vorangeschickt, daß es sich um ein solches handelt. Ist das etwa nicht legitim? Es füllt für das Deutsche eine Lücke in der Typologie der Wörterbücher. Wie ist es denn möglch, daß manche Freunde erst jetzt bemerken, was doch auf jeder Seite als erstes in die Augen fällt?
Natürlich ist es interessant, welches Geschlecht das Wort Krake hat. (Ich hatte mit Herrn Riebe vor langer Zeit mal einen Disput darüber, weil er nur ein Genus gelten lassen wollte und ich ihm nachwies, daß das andere ebenfalls gebräuchlich ist. Es ging um die Krake bzw. den Kraken Bertelsmann.) Aber warum dafür das Orthographikon heranziehen?
Übrigens enthält der Duden keineswegs zu jedem Wort Genusangaben (und bei Krake liegt er falsch, auch wenn Herr Riebe es wahrscheinlich immer noch nicht glaubt), so wie er auch nicht durchgehend Bedeutungsangaben enthält; dafür gibt es im gleichen Verlag andere Wörterbücher. Der Rechtschreibduden ist das seltsamste Wörterbuch der Welt, ein rudimentäres Konversationslexikon gewissermaßen. In Frankreich hätte so etwas keine Chance, aber die Deutschen sind ganz vernarrt darein, eine Art Haßliebe.
Wie Sie nun alle wissen, machen wir im Laufe des Jahres ebenfalls so etwas Gemischtes aus dem Rechtschreibwörterbuch, als Zugabe und Gefälligkeit an die vielen, die sich geäußert haben wie der folgende Benutzer:
Es wird Zeit, Ihnen für Ihren Einsatz für die deutsche Sprache zu danken, jetzt auch wieder für Ihr neues Rechtschreibwörterbuch, das mir nun den Duden ersetzt. Wenn auch meine Meinung für den Fachmann nicht zählt - als Reformgeschädigter (Leseratte) bin ich ohnehin befangen -, so möchte ich Ihnen doch meine frohe Zustimmung zu Ihren Bemühungen auf diesem Weg ausdrücken. Ihr Wörterbuch 2000 hat nach Ansicht vieler Germanisten das Zeug, den Duden abzulösen. Sie bräuchten bloß etwas mehr Stichwörter aufzunehmen und vielleicht jewweils die Pluralendung beizufügen ...
(Dr. jur. W. W., Vorsitzender Richter am Landgericht zu L.)
Ich hatte zwar nie die Absicht, den Duden abzulösen, aber diesen kleinen Dienst bin ich den Freunden wohl schuldig. Hilfreiche Hinweise werden gern entgegengenommen, Geld für (dankbare) studentische Hilfskräfte natürlich auch (Konto 2510 der Universität Erlangen, Sparkasse Erlangen BLZ 763 500 00, Kennwort (nicht vergessen!): Wörterbuch Prof. Ickler - Steuerlich absetzbar!))
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Ich habe vergessen, auf Herrn Markners Frage einzugehen. Englische Wörterbücher enthalten keine Anaben zum Genus, weil es im Englischen kein Genus gibt. Die meisten Wörterbücher beliebiger Sprachen enthalten keine Angaben zur Etymologie. Das Deutsche Wörterbuch von ermann Paul enthält auch in der Neubearbeitung im allgemeinen keine Angaben zum Genus, außer wo es historisch interessant wird. Das Aussprachewörterbuch von Duden enthält nur die Aussprache, sonst nichts. Das englische Pendant von Daniel Jones enthält zwar die Pluralbildung, aber nur weil es sich zugleich um ein Ausspracheproblem andelt usw. usf. Die Welt der Wörterbücher ist unglaublich vielfältig. Auch ein reines Orthographikon hat darin Platz.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
ich hatte eigentlich keine Frage, sonst hätte ich sie gestellt. Trotzdem vielen Dank für die Antwort.
Dank auch für den Hinweis auf das Englische ! Ich bin ja von Hause aus Anglist und lerne gern hinzu.
Aber im Ernst : Ein reines Orthographikon scheint mir bloß ein defizienter Modus eines brauchbaren Wörterbuchs zu sein, und deshalb sind solche Produkte andernorts (ich bleibe dabei) auch völlig ungebräuchlich. Daß Ihr Buch beinahe nur ein Orthographikon ist, ergibt sich aus dem orthographischen Ausnahmezustand, in dem wir leben. Aber es ist ja jetzt schon mehr als ein Orthographikon, warum stünde sonst über Liv Ullmann drin, daß sie eine Schwedin sei ? ;-)
Herzlichen Gruß
Ihr R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Dörner am 29.01.2001 um 23.00
Herr Prof. Ickler hat natürlich recht. Bei kennenlernen sollte fakultativ auch die Getrenntschreibung zulässig sein. Bei dem Hinweis auf Peter Eisenberg hätte ich wohl besser ... Kritik an der obligatorischen Getrenntschreibung ... ergänzt. So habe ich es ja auch gemeint.
Nur bestehen eben bei den Konstruktionen mit ...lernen gewisse Unterschiede:
Wer tanzen lernt, kann anschließend tanzen. Wer schwimmen lernt, kann anschließend schwimmen. Wer Deutsch lernt, kann anschließend deutsch sprechen.
Aber:
Wer kennenlernt, kann nicht kennen, wer schätzenlernt, kann nicht schätzen, und wer liebenlernt, kann nicht lieben.
Somit ist die unterschiedliche Behandlung durchaus gerechtfertigt, die zwangsweise Verordnung der Getrenntschreibung dieser Wörter ist daher der falsche Weg. Peter Eisenbergs Kritik leuchtete den Reformern so stark ein, daß sie kennenlernen wieder zulassen wollten. Das will etwas heißen ...
Natürlich weiß ich nicht den exakten Zahlenwert, wie bei diesem Wort Getrennt- und Zusammenschreibung vor die Reform verteilt waren. Allerdings überwog die Zusammenschreibung so eindeutig, daß hier ein Hinweis durchaus gerechtfertigt ist. Ein bloßer Bogen drückt die Sprachwirklichkeit an dieser Stelle nicht richtig aus. Die Empfehlung soll natürlich nur ein Vorschlag bleiben, so daß die Getrenntschreibung natürlich nicht falsch in diesem Sinne ist.
Die Reformer gingen den falschen Weg, alles normen zu müssen. Wenn ich mir den von Augst verfaßten Teil der Duden-Grammatik (1984) durchlese, dann fällt sogar zwischen den Zeilen auf, daß Augst sehr darüber enttäuscht ist, daß es bisher nicht gelungen ist, auch die deutsche Aussprache (!) entsprechend zwangsweise zu normen und zu vereinheitlichen. Allein das zeigt den Ungeist der Reformer. Dabei sind doch gerade die verschiedenen regionalen Aussprachen durchaus erhaltenswert und auch sprachwissenschaftlich interessant. Sollte sich Augst hier auch noch durchsetzen, müßte ich vielleicht doch noch die richtige Aussprache der Konsonanten k, p und t erlernen. Aber ich bin bisher beim Sprechen mit dem durchgängigen Ersatz dieser Buchstaben durch g, b und d - wie in der Region, in der ich wohne, durchaus üblich - ganz gut zurechtgekommen. Meiner Orthographie hat es auch nicht geschadet. Meines Erachtens geht die Aussprache den Staat schon gleich überhaupt nichts an. Ich habe all dies auch nur erwähnt, um den übersteigerten Normungswillen der Reformer noch einmal zu verdeutlichen. Daß auch die Aussprache von der Reform nicht ganz verschont wird, kann man in Radio und Fernsehen täglich erleben. Man achte auf die Aussprache von sogenannt, allgemeingültig, soviel, schwerverletzt usw.
Für die Befürworter einer strikten Normung der GZS habe ich einmal einen kurzen Beispieltext verfaßt. Einmal in der gültigen Orthographie von 1979, einmal in der von 1991, also nur 12 Jahre später. Beidemal alte Rechtschreibung.
Rechtschreibung 1979:
... jenes getrennt lebende Paar wollte nicht länger zusammen sein. Betrachtet man die bei ihrem Streit frei werdenden Emotionen, so kann man sich nur krank lachen.
Rechtschreibung 1991:
... jenes getrenntlebende Paar wollte nicht länger zusammensein. Betrachtet man die bei ihrem Streit freiwerdenden Emotionen, so kann man sich nur kranklachen.
Der Inhalt ist nicht sonderlich sinnvoll, aber was ich verdeutlichen wollte, ist, denke ich, klargeworden.
Eine Frage: Hat irgend jemand zwischen 1979 und 1991 diese Änderungen der Orthographie bemerkt?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 29.01.2001 um 23.00
Der Name Gästebuch ist ja wohl eine charmante Untertreibung für die hier geführten Diskussionen!
Ich erlaube mir einen Hinweis auf eine Seite, die sich zwar nicht mit der Rechtschreibreform beschäftigt, die aber doch in gewisser Weise seelenverwandt ist: Denglisch nervt (www.grausix.de: eine Internet-Abstimmung über die peinlichsten Wörter, forum.grausix.de: Diskussionsforum)
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ebbertz
Martin Ebbertz
Boppard
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Die Richtigkeit Ihres Beispiels von 1979 bezweifle ich:
Rechtschreibung 1979:
... jenes getrennt lebende Paar wollte nicht länger zusammen sein. Betrachtet man die bei ihrem Streit frei werdenden Emotionen, so kann man sich nur krank lachen.
Sind da nicht einige Zitierfehler drin? Können Sie mir die Quelle Ihrer Schreibweisen nennen? Oder haben Sie das Beispiel selber konstruiert?
Ich verfüge über die 18. Auflage des Duden, 1980, im 100. Jubiläumsjahr des Duden. Wie kommen Sie denn auf 1979?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
selbstverständlich habe ich das Beispiel konstruiert. Das habe ich auch so geschrieben. Zitat: Für die Befürworter einer strikten Normung der GZS habe ich einmal einen kurzen Beispieltext verfaßt. Sagt das nicht alles?
Wieso ich auf 1979 komme, haben Sie quasi bereits selbst beantwortet. 1979 war das letzte Jahr, in dem der Duden von 1973 galt. Anschließend habe ich auf meinen kurzen - inhaltslosen - Text erst den Duden von 1973 und anschließend den von 1991 angewendet. Fairerweise muß ich hinzufügen, daß der Duden von 1991 bei frei werdend und getrennt lebend auch noch zusätzlich optionale Getrenntschreibung vorsah; nicht aber bei kranklachen und zusammensein. Der Duden von 1973, welcher bis 1979 galt, schreibt für all die genannten Wörter Getrenntschreibung zwingend vor.
Ist damit Ihre Frage beantwortet?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Mit dankenswerter Klarheit hat Herr Riebe ausgedrückt, daß ihm der alte Duden genügt. Wie ernst seine Zustimmung zum Auskämmen danach überhaupt zu nehmen ist, steht dahin. Aus der ernsthaften Fachdiskussion auch und gerade unter Reformgegnern scheidet er damit aus, denn die Mängel des Duden sind bekannt und werden auch von Dudenredakteuren zugegeben. Der alte Duden war im Grundsatz deskriptiv, aber gerade in dieser Hinsicht war er mangelhaft. Loben mußte man nur, daß er wenigstens keine neuen Schreibweisen erfunden hat, wie es die Reformer tun. Aber er hat auch unter den durchaus üblichen Schreibweisen in einer so rigiden Art ausgewählt und zwischen den Varianten eine so unrealistische Differenzierung versucht, daß eben jene bekannten Haarspaltereien herauskamen und das Deskriptive unter dem Normativen verschwand. Ich habe versucht, hier ein wenig zurechtzurücken.
Ärgerlich ist, daß Herr Riebe trotz vielfacher Richtigstellung darauf beharrt, mir das Wort im Munde herumzudrehen: Wenn ich von bewährter Rechtschreibung spreche, meine ich nicht die Dudennorm. Riebe setzt beides gleich und unterstellt mir dasselbe, so daß ich mir dauernd selbst zu widersprechen scheine.
Wie weit der Duden deskriptiv das Richtige traf, kann man nur erkennen, wenn man sich mit der Schreibwirklichkeit beschäftigt. Herr Riebe läßt sich darauf niemals ein und liegt daher grundsätzlich schief.
Grotesk ist der Vorwurf, meine Angabe Krake der/die sei ein Beispiel für Uneindeutigkeit. Herr Riebe scheint immer noch nicht verstanden zu haben, daß es sich um ein rein orthographisches Wörterbuch handelt. Es antwortet nicht auf die Frage nach dem Genus von Krake, sondern will sagen: Das Wort Krake wird so geschrieben, ganz gleich, ob man es maskulin oder feminin verwendet. Aber das kommt davon, wenn man glaubt, ein Wörterbuch ohne Kenntnis der Benutzungshinweise bzw. des Vorworts benutzen zu können.
Grotesk ist auch die Benutzungssituation, die Riebe simuliert. Er benutzt die Methode des Sich-dumm-Stellens. Für solche Benutzer habe ich nicht gearbeitet. Bisher hatte noch kein Benutzer Schwierigkeiten, eine gesuchte Schreibweise zu finden, auch wenn er dann mit dem Gefundenen nicht immer einverstanden war. In Wirklichkeit muß man bei meinem Wörterbuch fast nur wissen, was der Bogen bedeutet, alle Abkürzungen erklären sich selbst. Zuviel verlangt?
Journalistenbeschimpfung ist kein Totschlagargument, sondern Riebe hat es mit seinem vielfach bekundeten Schlampigkeits-Urteil selbst heraufbeschworen. Daß die Journalisten den Neuschrieb mit geradezu demonstrativer Nachlässigkeit umsetzen und die aufgewiesenen vielen Fehler machen, spricht doch für sie und für die These, daß sich die intuitiven Schreibweisen immer wieder Bahn brechen.
Herr Dörner ist ein ausgezeichneter Kenner des Gegenstandes und hat die wirklichen Probleme sehr gut durchschaut. Ich möchte noch einmal bemerken, daß ich Zeitungstexte zwar für eine sehr wichtige Quelle halte, daß aber statistische Auswertung noch einen ganz anderen Apparat voraussetzt. Die scheinbar große Überlegenheit von 70 % würde auch nicht ausreichen, die restlichen 30 in den Orkus zu schicken, aber eine Empfehlung wäre denkbar. Es kommt aber noch auf andere Gesichtspunkte an. Wenn die absoluten Zahlen sehr klein sind, also etwa 3 Belege für Zusammenschreibung und kein einziger für Getrenntschreibung, würde ich u. U. dennoch die Getrenntschreibung freigeben, wenn nämlich der systematische Aspekt dafürspricht und der Vereinfachungsgewinn deutlich überwiegt. Die Alternative wäre vielleicht, eine selten gebrauchte Partikel in die Liste der obligatorischen Zusammenschreibung aufzunehmen, wo sie dann mit den wirklichen Standard-VZ wie aus- und ein- in durchaus täuschender Eintracht zusammenstünde und eine Lernaufgabe repräsentierte, die man füglich entbehren kann.
Ich habe nie bestritten, daß die offenen und geschlossenen Listen noch verbessert werden können. Die eigentlichen Probleme, die zum Beispiel Her Riebe überhaupt nicht kennt, stellen sich ja anderswo. Ich empfehle die Beschäftigung mit fort-, da wird man schon von selbst drauf kommen. Dagegen ist es meiner Meinung nach ungefährlich, daß jemand mal heraus kommen schreiben könnte. (Wozu wenig Neigung bestehen dürfte.)
Lieber Herr Dörner, so ganz und gar unbekannt ist die Getrenntschreibung bei kennen lernen nicht, nicht in Zeitungen und erst recht nicht in der Literatur; natürlich wirkt die Dudennorm bei so häufigen Wörtern stark prägend. Eisenbergs Nachweis der strukturellen Verschiedenheit von kennen lernen und schwimmen lernen bedeutet übrigens nicht, daß daraus Zusammenschreibung abzuleiten wäre, sondern nur, daß die Reformer-Behauptung der Ununterscheidbarkeit falsch ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Um einer Gerüchtebildung entgegenzutreten hier mein Originaltext:
Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für sichergehen in der Bedeutung Gewißheit haben sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. (...) Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche´Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. In: Manfred Riebe: sichergehen / sicher gehen - eine weitere Verunsicherung? 26.01.2001. Ich machte auch Quellenangaben. Niemand widerlegte sie. Aus dieser unbequemen Darlegung geschichtlicher Fakten machten Sie jedoch das Totschlagargument Journalistenbeschimpfung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Herr Riebe hat Zeitungstexte insgesamt als unzuverlässige Grundlage für orthographische Untersuchungen bezeichnet (Beitrag vom 28.1.) und lauter andere Schreibberufler, nicht aber Journalisten, als zuverlässigere Instanzen vorgeschlagen. Darauf habe ich bereits geantwortet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 29.01.2001 um 23.00
. . . die Deutschen haben den Duden. Man zeige mir ein englisches, französisches oder spanisches Wörterbuch, das keine Angaben zu Genus, Etymologie etc. pp. enthält. Der alte Duden (ich spreche hier von dem Band Rechtschreibung -- natürlich gab es auch andere, bessere und vollständigere Produkte im gleichen Verlag und bei der Konkurrenz, aber ihre Verbreitung war nun einmal weitaus geringer) war weder ein reines Orthographikon noch ein vollgültiges Wörterbuch noch gar ein Konversationslexikon, sondern irgendetwas von alledem. Mir scheint, daß man den Deutsch(sprachig)en nicht nur die Rechtschreibreform ausreden muß, sondern auch die Vorstellung, daß es nötig sei, solche Bücher zu verlegen, zu erwerben und gar zu benutzen.
Warum ich das schreibe ? Weil mir die Frage nach dem Geschlecht von Krake eine sehr legitime scheint. (Jaja, ich weiß, daß der Ickler nicht als Wörterbuch konzipiert war. Aber : Je schneller er zu einem solchen wird, desto besser.)
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Der Ickler ist nicht als Wörterbuch konzipiert? Es soll ein rein orthographisches Wörterbuch sein und deshalb keine Geschlechtswörter (Artikel) enthalten? Nanu? Man schaue einmal in Dr. Konrad Duden: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig, 1880. Darin hat Konrad Duden, Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld, auch die Geschlechtswörter aufgeführt und noch etwas mehr.
Die Entwurf-Fassung von 1999 hieß Theodor Ickler: Deutsche Einheitsorthographie. Wörterbuch der allgemein üblichen Rechtschreibung.
Die erste Auflage lautet nun Theodor Ickler: Das Rechtschreibwörterbuch. Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen.
Beides sind vielversprechende anspruchsvolle programmatische Titel und Untertitel. Ich kann mir eine allgemein übliche oder sinnvolle deutsche Rechtschreibung ohne die Geschlechtswörter der, die, das nicht vorstellen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Was ist denn nun wieder los? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, schon in dem programmatischen Beitrag in der FAZ und sonst noch hundertmal? Wieso entdecken einige erst jetzt, daß ich so frei war, ein rein orthographisches Wörterbuch (gleichwohl ein Wörterbuch!) vorzulegen? Wie nützlich es für andere Zwecke ist, kümmert mich doch überhaupt nicht. In der Fachliteratur ist vielfach die Idee eines reinen Orthographikons entwickelt worden, und ich habe es dann eben gemacht und immer vorangeschickt, daß es sich um ein solches handelt. Ist das etwa nicht legitim? Es füllt für das Deutsche eine Lücke in der Typologie der Wörterbücher. Wie ist es denn möglch, daß manche Freunde erst jetzt bemerken, was doch auf jeder Seite als erstes in die Augen fällt?
Natürlich ist es interessant, welches Geschlecht das Wort Krake hat. (Ich hatte mit Herrn Riebe vor langer Zeit mal einen Disput darüber, weil er nur ein Genus gelten lassen wollte und ich ihm nachwies, daß das andere ebenfalls gebräuchlich ist. Es ging um die Krake bzw. den Kraken Bertelsmann.) Aber warum dafür das Orthographikon heranziehen?
Übrigens enthält der Duden keineswegs zu jedem Wort Genusangaben (und bei Krake liegt er falsch, auch wenn Herr Riebe es wahrscheinlich immer noch nicht glaubt), so wie er auch nicht durchgehend Bedeutungsangaben enthält; dafür gibt es im gleichen Verlag andere Wörterbücher. Der Rechtschreibduden ist das seltsamste Wörterbuch der Welt, ein rudimentäres Konversationslexikon gewissermaßen. In Frankreich hätte so etwas keine Chance, aber die Deutschen sind ganz vernarrt darein, eine Art Haßliebe.
Wie Sie nun alle wissen, machen wir im Laufe des Jahres ebenfalls so etwas Gemischtes aus dem Rechtschreibwörterbuch, als Zugabe und Gefälligkeit an die vielen, die sich geäußert haben wie der folgende Benutzer:
Es wird Zeit, Ihnen für Ihren Einsatz für die deutsche Sprache zu danken, jetzt auch wieder für Ihr neues Rechtschreibwörterbuch, das mir nun den Duden ersetzt. Wenn auch meine Meinung für den Fachmann nicht zählt - als Reformgeschädigter (Leseratte) bin ich ohnehin befangen -, so möchte ich Ihnen doch meine frohe Zustimmung zu Ihren Bemühungen auf diesem Weg ausdrücken. Ihr Wörterbuch 2000 hat nach Ansicht vieler Germanisten das Zeug, den Duden abzulösen. Sie bräuchten bloß etwas mehr Stichwörter aufzunehmen und vielleicht jewweils die Pluralendung beizufügen ...
(Dr. jur. W. W., Vorsitzender Richter am Landgericht zu L.)
Ich hatte zwar nie die Absicht, den Duden abzulösen, aber diesen kleinen Dienst bin ich den Freunden wohl schuldig. Hilfreiche Hinweise werden gern entgegengenommen, Geld für (dankbare) studentische Hilfskräfte natürlich auch (Konto 2510 der Universität Erlangen, Sparkasse Erlangen BLZ 763 500 00, Kennwort (nicht vergessen!): Wörterbuch Prof. Ickler - Steuerlich absetzbar!))
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2001 um 23.00
Ich habe vergessen, auf Herrn Markners Frage einzugehen. Englische Wörterbücher enthalten keine Anaben zum Genus, weil es im Englischen kein Genus gibt. Die meisten Wörterbücher beliebiger Sprachen enthalten keine Angaben zur Etymologie. Das Deutsche Wörterbuch von ermann Paul enthält auch in der Neubearbeitung im allgemeinen keine Angaben zum Genus, außer wo es historisch interessant wird. Das Aussprachewörterbuch von Duden enthält nur die Aussprache, sonst nichts. Das englische Pendant von Daniel Jones enthält zwar die Pluralbildung, aber nur weil es sich zugleich um ein Ausspracheproblem andelt usw. usf. Die Welt der Wörterbücher ist unglaublich vielfältig. Auch ein reines Orthographikon hat darin Platz.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
ich hatte eigentlich keine Frage, sonst hätte ich sie gestellt. Trotzdem vielen Dank für die Antwort.
Dank auch für den Hinweis auf das Englische ! Ich bin ja von Hause aus Anglist und lerne gern hinzu.
Aber im Ernst : Ein reines Orthographikon scheint mir bloß ein defizienter Modus eines brauchbaren Wörterbuchs zu sein, und deshalb sind solche Produkte andernorts (ich bleibe dabei) auch völlig ungebräuchlich. Daß Ihr Buch beinahe nur ein Orthographikon ist, ergibt sich aus dem orthographischen Ausnahmezustand, in dem wir leben. Aber es ist ja jetzt schon mehr als ein Orthographikon, warum stünde sonst über Liv Ullmann drin, daß sie eine Schwedin sei ? ;-)
Herzlichen Gruß
Ihr R. M.
Reinhard Markner
eingetragen von Christian Dörner am 29.01.2001 um 23.00
Herr Prof. Ickler hat natürlich recht. Bei kennenlernen sollte fakultativ auch die Getrenntschreibung zulässig sein. Bei dem Hinweis auf Peter Eisenberg hätte ich wohl besser ... Kritik an der obligatorischen Getrenntschreibung ... ergänzt. So habe ich es ja auch gemeint.
Nur bestehen eben bei den Konstruktionen mit ...lernen gewisse Unterschiede:
Wer tanzen lernt, kann anschließend tanzen. Wer schwimmen lernt, kann anschließend schwimmen. Wer Deutsch lernt, kann anschließend deutsch sprechen.
Aber:
Wer kennenlernt, kann nicht kennen, wer schätzenlernt, kann nicht schätzen, und wer liebenlernt, kann nicht lieben.
Somit ist die unterschiedliche Behandlung durchaus gerechtfertigt, die zwangsweise Verordnung der Getrenntschreibung dieser Wörter ist daher der falsche Weg. Peter Eisenbergs Kritik leuchtete den Reformern so stark ein, daß sie kennenlernen wieder zulassen wollten. Das will etwas heißen ...
Natürlich weiß ich nicht den exakten Zahlenwert, wie bei diesem Wort Getrennt- und Zusammenschreibung vor die Reform verteilt waren. Allerdings überwog die Zusammenschreibung so eindeutig, daß hier ein Hinweis durchaus gerechtfertigt ist. Ein bloßer Bogen drückt die Sprachwirklichkeit an dieser Stelle nicht richtig aus. Die Empfehlung soll natürlich nur ein Vorschlag bleiben, so daß die Getrenntschreibung natürlich nicht falsch in diesem Sinne ist.
Die Reformer gingen den falschen Weg, alles normen zu müssen. Wenn ich mir den von Augst verfaßten Teil der Duden-Grammatik (1984) durchlese, dann fällt sogar zwischen den Zeilen auf, daß Augst sehr darüber enttäuscht ist, daß es bisher nicht gelungen ist, auch die deutsche Aussprache (!) entsprechend zwangsweise zu normen und zu vereinheitlichen. Allein das zeigt den Ungeist der Reformer. Dabei sind doch gerade die verschiedenen regionalen Aussprachen durchaus erhaltenswert und auch sprachwissenschaftlich interessant. Sollte sich Augst hier auch noch durchsetzen, müßte ich vielleicht doch noch die richtige Aussprache der Konsonanten k, p und t erlernen. Aber ich bin bisher beim Sprechen mit dem durchgängigen Ersatz dieser Buchstaben durch g, b und d - wie in der Region, in der ich wohne, durchaus üblich - ganz gut zurechtgekommen. Meiner Orthographie hat es auch nicht geschadet. Meines Erachtens geht die Aussprache den Staat schon gleich überhaupt nichts an. Ich habe all dies auch nur erwähnt, um den übersteigerten Normungswillen der Reformer noch einmal zu verdeutlichen. Daß auch die Aussprache von der Reform nicht ganz verschont wird, kann man in Radio und Fernsehen täglich erleben. Man achte auf die Aussprache von sogenannt, allgemeingültig, soviel, schwerverletzt usw.
Für die Befürworter einer strikten Normung der GZS habe ich einmal einen kurzen Beispieltext verfaßt. Einmal in der gültigen Orthographie von 1979, einmal in der von 1991, also nur 12 Jahre später. Beidemal alte Rechtschreibung.
Rechtschreibung 1979:
... jenes getrennt lebende Paar wollte nicht länger zusammen sein. Betrachtet man die bei ihrem Streit frei werdenden Emotionen, so kann man sich nur krank lachen.
Rechtschreibung 1991:
... jenes getrenntlebende Paar wollte nicht länger zusammensein. Betrachtet man die bei ihrem Streit freiwerdenden Emotionen, so kann man sich nur kranklachen.
Der Inhalt ist nicht sonderlich sinnvoll, aber was ich verdeutlichen wollte, ist, denke ich, klargeworden.
Eine Frage: Hat irgend jemand zwischen 1979 und 1991 diese Änderungen der Orthographie bemerkt?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 29.01.2001 um 23.00
Der Name Gästebuch ist ja wohl eine charmante Untertreibung für die hier geführten Diskussionen!
Ich erlaube mir einen Hinweis auf eine Seite, die sich zwar nicht mit der Rechtschreibreform beschäftigt, die aber doch in gewisser Weise seelenverwandt ist: Denglisch nervt (www.grausix.de: eine Internet-Abstimmung über die peinlichsten Wörter, forum.grausix.de: Diskussionsforum)
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ebbertz
Martin Ebbertz
Boppard
eingetragen von Manfred Riebe am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Dörner!
Die Richtigkeit Ihres Beispiels von 1979 bezweifle ich:
Rechtschreibung 1979:
... jenes getrennt lebende Paar wollte nicht länger zusammen sein. Betrachtet man die bei ihrem Streit frei werdenden Emotionen, so kann man sich nur krank lachen.
Sind da nicht einige Zitierfehler drin? Können Sie mir die Quelle Ihrer Schreibweisen nennen? Oder haben Sie das Beispiel selber konstruiert?
Ich verfüge über die 18. Auflage des Duden, 1980, im 100. Jubiläumsjahr des Duden. Wie kommen Sie denn auf 1979?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 29.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
selbstverständlich habe ich das Beispiel konstruiert. Das habe ich auch so geschrieben. Zitat: Für die Befürworter einer strikten Normung der GZS habe ich einmal einen kurzen Beispieltext verfaßt. Sagt das nicht alles?
Wieso ich auf 1979 komme, haben Sie quasi bereits selbst beantwortet. 1979 war das letzte Jahr, in dem der Duden von 1973 galt. Anschließend habe ich auf meinen kurzen - inhaltslosen - Text erst den Duden von 1973 und anschließend den von 1991 angewendet. Fairerweise muß ich hinzufügen, daß der Duden von 1991 bei frei werdend und getrennt lebend auch noch zusätzlich optionale Getrenntschreibung vorsah; nicht aber bei kranklachen und zusammensein. Der Duden von 1973, welcher bis 1979 galt, schreibt für all die genannten Wörter Getrenntschreibung zwingend vor.
Ist damit Ihre Frage beantwortet?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2001 um 23.00
In dem neuen Buch Duden: Deutsche Orthographie von Nerius et al. liest man:
Die Realität zeigt (...), dass weder das Kriterium der neuen Bedeutungseinheit noch das der unterschiedlichen Betonung absolut zuverlässige Hilfen für die Wahl der richtigen Schreibung sind, sodass sich orthographische Zweifelsfälle ergeben. Der Schreibende muss sich zwischen zwei graphischen Realisierungsmöglichkeiten entscheiden, wo eine eindeutige Entscheidung infolge der Tendenz des allmählichen Übergangs bestimmter Typen von Wortgruppen zu Einwortlexemen oft schwierig ist. So kann man z. B. sagen, dass Wortgruppen wie Feuer fangen oder lästig fallen in stärkerem Maße semantische Ganzheiten darstellen als viele der nach den Regeln zusammenzuschreibenden Komposita wie herauskommen, vorbeigehen usw. Das Betonungskriterium geht davon aus, dass die Getrennt- und Zusammenschreibung regelmäßige Akzentunterschiede der gesprochenen Sprache reflektiert, die ihrerseits semantische Unterschiede signalisieren. Das ist, obwohl im Wörterverzeichnis des Dudens mit Konsequenz durchgeführt, nur bedingt zutreffend. Es gibt Bedeutungsunterschiede, denen keine Betonungsunterschiede entsprechen, was vor allem bei metaphorischem Gebrauch gilt: kalt lassen (= nicht erwärmen), frei machen (= räumen, befreien) usw. werden nicht anders betont als kaltlassen (= nicht erregen), freimachen (= frankieren) usw. (Duden: Deutsche Orthographie. Hg. von. D. Nerius, Mannheim 2000, S. 168f.)
Diese Kritik ist zweifellos richtig. Die Verfasser sind aber auch mit der Neuregelung sehr unzufrieden und stellen ihr den Alternativentwurf von Dieter Herberg entgegen, den die westdeutschen Reformer trickreich aus dem Rennen geworfen haben, obwohl er viel besser gewesen wäre und einen Großteil der Kritik, die der Schaedersche Ansatz hervorgerufen hat, gegenstandslos gemacht hätte.
Falsch ist natürlich die auch sonst verbreitete Identifizierung der GZS mit der Unterscheidung von Wortgruppe und Zusammensetzung, aber darüber könnte man hier hinwegsehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henning Upmeyer am 28.01.2001 um 23.00
Jetzt weiß ich, wozu man die Orthographische Rückbildung brauchen kann:
Techniker erfinden zuerst Tätigkeitsbezeichnungen wie z.B. das Weichlöten, das Kaltschweißen usw. und nicht das weiche Löten, das kalte Schweißen in Form von substantivierten Infinitiven (genauer: aktiven Infinitiv-Verbalsubstantiven). Wenn diese Bezeichnungen zusammengeschrieben werden, müssen dann auch die davon als Orthographische Rückbildung abgeleiteten normalen Infinitive zusammengeschrieben werden.
Die große Bedeutung der O. R. liegt nun darin, daß sie allgemein anwendbar ist, weil nicht mehr beweisbar ist, ob als Tätigkeitsbezeichnung zuerst der substantivierte oder der normale Infinitiv vorhanden war und als Ausgangswort gilt: Um zu prüfen, ob ein normaler Infinitiv zusammengeschrieben werden muß, bildet man dazu den substantivierten Infinitiv. Wenn das einen festen Begriff ergibt wie das Kurzschneiden und nicht das kurze Schneiden, dann muß auch der normale Infinitiv als Orthographische Rückbildung zusammengeschrieben werden.
Diese Prüfung ist viel sicherer als die mit der Erweiterbarkeit des Adjektivs. Der große Vorteil der O. R. ist, daß die substantivierten Infinitive viel klarer als die normalen Infinitive aussagen, was genau gemeint ist. Denn beim Substantivieren des Infinitivs werden adverbial gebrauchte Adjektive, die keine Verbzusätze sind, in richtige Adjektive zurückverwandelt. Mit Verbzusatz: weichklopfen entspricht umkehrbar das Weichklopfen. Mit Adverb: weich klopfen entspricht umkehrbar das weiche Klopfen. Alles klar.
Es greift auch bei Wörtern wie aneinander usw.: Wenn man schreibt beim Aneinanderhängen ..., muß man als O. R. auch den normalen Infinitiv etwas aneinanderhängen zusammenschreiben. Wenn es daneben eine zweite Bezeichnung gibt das aneinander Hängen, muß dazu der normale Infinitiv aneinander hängen getrennt geschrieben werden.
Auch bei Substantiven mit Verben schafft die O. R. Klarheit: Wenn man schreiben muß das Autofahren, das Radfahren, das Eislaufen, das Sifliegen und nicht das Auto Fahren, das Rad Fahren, das Eis Laufen, das Ski Fliegen, muß man als Orthographische Rückbildung auch autofahren, radfahren, eislaufen, skifliegen zusammenschreiben.
Und bei Verben mit Verben geht es so: Wenn man das Sitzenbleiben, das Kennenlernen, das Spazierengehen schreibt, muß als O. R. auch sitzenlassen, kennenlernen, spzierengehen zusammengeschrieben werden.
Voll logisch, zumindest für Nichtgermanisten. Ich gratuliere Herrn Prof. Ickler zu seiner Erfindung der Orthographischen Rückbildung. Ist als Verfahren echt patentfähig.
Weitere Anwendungen der Orthographischen Rückbildung:
Das Abwärtsgehen, Aneinanderfügen, Anheimfallen, Aufeinanderschichten, Aufwärtsgehen, Auseinanderfallen, Auswendiglernen, Autofahren, Beieinandersein, Beisammensein, Bekanntmachen, Besserstellen, Bewußtmachen, Blankpolieren, Blindschreiben, Braunbrennen, Breitschlagen, Dableiben, Dahinterklemmen, Darauffolgen, Darüberfahren, Darunterlegen, Dasein, Davorstellen, Dortbleiben, Durcheinanderbringen, Eislaufen, Feinschleifen, Fernhalten, Fertigstellen, Fixmachen, Flüssigmachen, Frischhalten, Gefangenhalten, Geheimhalten, Geringschätzen, Getrenntschreiben, Glattstreichen, Haltmachen, Hängenbleiben, Hartbrennen, Haushalten, Hierbleiben, Hintereinanderschalten, Hochschrauben, Höherstufen, Hübschmachen, Ineinanderfließen, Kahlschlagen, Kennenlernen, Kenntlichmachen, Kleinhacken, Knapphalten, Kopfstehen, Krummbiegen, Kurztreten, Lahmlegen, Langziehen, Laufenlassen, Leerlaufen, -stehen, Leichtfallen, Liebgewinnen, -haben, Liegenbleiben, -lassen, Maschineschreiben, Maßhalten, Mattsetzen, Miesmachen, Mobilmachen, Müdemachen, Muntermachen, Näherkommen, Naßschwitzen, Nebeneinanderstellen, Offenlegen, -stehen, Parallelschalten, Pleitegehen, Probefahren, Querlegen, Radfahren, Rechtmachen, Richtigstellen, Ruhigstellen, Saubermachen, Schiefgehen, Schlafengehen, Schlangestehen, Schlankmachen, Schlechtmachen, Schrägstellen, Schwerfallen, Selbstbauen, Sichtbarmachen, Sitzenbleiben, -lassen, Skilaufen, Skispringen, Spazierengehen, Steckenbleiben, Stehenbleiben, Strammziehen, Totstellen, Übereinanderschichten, Überhandnehmen, Übrigbleiben, Untereinanderschreiben, Verlorengehen, Verständlichmachen, Vollfüllen, Wachhalten, Warmhalten, -laufen, Weichklopfen, Wiedersehen, -wählen, Wohlwollen, Wundliegen, Zufriedenstellen, Zusammensein.
Mit der Orthographischen Rückbildung ist nun völlig klar, wie man dazu die normalen Infinitive schreiben muß.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2001 um 23.00
Der Begriff der orthographischen Rückbildung ist im Grund entbehrlich, ich habe ihn auch keineswegs erfunden. Was Herr Upmeyer so temperamentvoll sagt, meint er offenbar auch ein wenig ironisch, doch ist mir nicht klar, welche Aussage wirklich dahintersteht. Ich selbst bemühe mich ja immer um die unverschlüsselte Darlegung dieser Sachverhalte, die mir schwierig genug vorkommen, so daß mein Bedarf an witziger Verklausulierung nicht besonders groß ist. In meinem Fachsprachenbuch habe ich mich auch bemüht, die kompliziertesten Dinge (auch Rückbildungen) so einfach und klar wie möglich auszudrücken.
Zur Sache noch folgende Hinweise: Der Infinitiv und die beiden Partizipien stehen am Rande des Verbalsystems, sie sind ja auch historisch erst spät in das verbale Paradigma aufgenommen worden (die IDS-Grammatik ist beim Partizip sogar besonders zurückhaltend).
Es ist in der Tat zu beobachten, daß der Sprecher dazu neigt, ein Wort oder besser ein Grundmorphem durch verschiedene syntaktische Positionen hindurchzutreiben und damit auch durch die Wortarten. Hat er ein Verb erobern gebraucht, so verwendet er es im nächsten Satz als Substantiv in Subjekt- oder Objektposition, also Eroberung. So kam es, daß man aus dem Adverb teilweise (usw.) das umstrittene Adjektiv teilweiser (Atomteststopp) bildete, aus der Knopf ist ab sogar der abbe Knopf usw. Aus dem technischen Sandstrahlen wurde ich sandstrahle (eine echte Rückbildung, Herr Upmeyer!). usw. Das sind solche Mechanismen, die eine ernsthafte Untersuchung verdienen.
Daß man Infinitivgefüge, die sich so herleiten, zusammenschreiben müsse, hat niemand behauptet, und es trifft auch nicht zu. Daher sind ja auch in meinem WÖrterbuch fast alle Ihre Beispiele mit dem Bogen versehen. Aber es ist gewiß eines unter mehreren Motiven, das haben andere auf diesen Seiten schon ganz richtig dargestellt.
Übrigens, zu einer früheren Mitteilung von Herrn Upmeyer:Auch mir sind etliche Sprachen mehr oder weniger vertraut, aber ich wäre vorsichtiger mit der Anwendung von Kategorien der einen Sprache auf eine andere. Zum Beispiel kenne ich den slawischen Aspekt recht gut, aber was soll die Übertragung aufs Deutsche? Ist das nützlich?
Aber vielleicht habe ich, wie gesagt, auch einfach nicht verstanden, was Herr Upmeyer sagen wollte.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 28.01.2001 um 23.00
Leider scheint die Diskussion über die Getrennt- und Zusammenschreibung wieder etwas zum Stillstand gekommen zu sein, aber gerne möchte ich noch ein paar Argumente hinzufügen, die für oder gegen die völlige Freigabe sprechen.
Wenn ich mir die vor der Reform geschriebenen Schriftstücke nichtprofessioneller Schreiber ein bißchen näher ansehe, dann fällt auf, daß die GZS zwar an etlichen Stellen stark schwankte, aber im großen und ganzen - vor allem bei häufig gebrauchten Wörtern - relativ einheitlich war. Daß die Reform inzwischen bei Schülern Schreibungen wie hin legen, weg gehen, auf stehen usw. erzeugt hat, lasse ich jetzt einmal außer acht. Wer dies nicht glauben möchte, kann sich mit einem entsprechenden IRC-Programm den derzeitigen Schreibbrauch der Schüler gerne ansehen. Betrachte ich die GZS des alten Duden von 1991, so fallen sofort etliche Ungereimtheiten auf. Ein paar von ihnen möchte ich beispielshalber einmal kurz erwähnen.
Man schreibt nach Duden (1991): warm halten (urspr. Bedeutung), warmhalten (übertragen), baden gehen (urspr. Bedeutung und übertragen), sitzen bleiben (urspr. Bedeutung), sitzenbleiben (übertragen), fertig werden (urspr. Bedeutung und übertragen (=etwas verkraften)), aber fertigmachen (urspr. Bedeutung und übertragen), dicht machen (urspr. Bedeutung), dichtmachen (übertragen), aber nur platt machen (urspr. Bedeutung und übertragen). Viele dieser Beispiele wurden bereits in früheren Beiträgen erwähnt.
Ist das wirklich sinnvoll? Niemand konnte sich diese Einzelheiten merken. Somit ist hier eine völlige Freigabe der GZS (mit Rundbogen ohne Empfehlung) mehr als nur gerechtfertigt. Vielleicht - ja sogar höchstwahrscheinlich - steckt ein höherer Sinn dahinter, aber behalten kann man das nie. So schreibt der Duden wohl fühlen, aber wohltun vor. Bei wohl fühlen könnte die Reihenbildung eine gewisse Rolle gespielt haben: sich schlecht/gut/unwohl/wohl fühlen, da bei den anderen Wörtern Zusammenschreibung wohl nicht in Frage kommt. Bei wohltun gibt es keine Reihe (unwohltun?). Insofern könnte dies ein Grund sein. Ich weiß es allerdings nicht. So tendiere ich z. B. bei wohl fühlen und ernst nehmen überhaupt nicht zur Zusammenschreibung, während ich mich bei beiseite legen und zugrunde gehen immer zwingen muß, diese Wörter getrennt zu schreiben. Vielleicht sollte ich das gar nicht tun? Aber wenn man den Duden von 1991 mißachtet, darf man sich sofort von seiten der Reformbefürworter anhören, daß man selbst nicht rechtschreiben kann, da sie (wie leider auch viele Reformgegner) den Duden von 1991 noch immer mit der alten Rechtschreibung gleichsetzen. Insofern ist das ein wenig problematisch, obwohl gerade auf dem Gebiet der GZS das Sprachgefühl bei den Menschen stark variiert. Es scheint - da gebe ich Herrn Riebe völlig recht - auch so eine Art innerer Rechtschreibung zu geben. Sonst wäre z. B. nicht zu erklären, warum alle zu schwuppdiwupp (ohne ie), aber zu gleichen Teilen zu holterdiepolter und holterdipolter tendieren. Ein Grund läßt sich nicht feststellen.
Allerdings gibt es auch Wörter, bei denen die Schreibung eindeutig war. Wie häufig waren bereit stellen und fertig stellen? Bei fertig stellen waren es gerade einmal 2 %. Und was waren davon nur Tippfehler? Bei kennenlernen sieht es wahrscheinlich noch eindeutiger aus. Die Getrenntschreibung dürfte (bis auf zu kennen lernen) kaum belegbar sein. Somit meine ich, da ich das Konzept von Herr Prof. Ickler, nämlich die Sprachwirklichkeit darzustellen, stark befürworte, daß ein bloßer Rundbogen - ohne jegliche Empfehlung - bei bereit_stellen, kennen_lernen usw. nicht die Sprachwirklichkeit darstellt, da die jeweils andere Schreibung kaum belegbar sein dürfte. Zu Herrn Wrase möchte ich gerne noch anmerken, daß ich keinesfalls bei jedem Wort eine Empfehlung befürworte, ich will es also nicht kompliziert machen, wenn es einfach ist. Aber bei einer statistischen Verteilung von 98:2 oder 99:1 benötigt man m. E. eine Empfehlung, um den Schreibbrauch richtig zu erfassen.
Wenn man auch die eindeutigen Fälle (bei kennenlernen war für die Grundschüler die richtige Placierung und Verteilung der r und n wohl schwieriger als das Erlernen der Zusammenschreibung) völlig freigibt, dann läuft man eventuell auch Gefahr, jeden Fehler bei der GZS als Schreibbrauch zu werten und jeden Fehler auf anderen Gebieten als richtigen Fehler. Allerdings läßt sich dieses Argument dardurch entkräften, da wir auf den anderen Gebieten ja eindeutige Regeln hatten, während sie bei der GZS einfach fehlten.
Ich bleibe daher nach reiflicher Abwägung aller Argumente bei meinem Plädoyer für eine empfehlungslose Freigabe der GZS bei den schwankenden Fällen, zu denen, das hat Herr Wrase völlig richtig dargestellt, die Mehrzahl der Wörter gehört. Bei den Fällen, bei denen bereits früher die Verteilung so eindeutig war, daß sich eine Diskussion darüber erübrigt, wäre ein kleiner Hinweis wohl die bessere Lösung. Dabei möchte ich nochmals betonen, daß ich keinesfalls auf die Festlegungen eines alten Wörterbuchs achte, sondern auf das, was die Sprachgemeinschaft selbst entschieden hat. Warum sie sich für kennenlernen entschied, hat z. B. Peter Eisenberg in seiner Kritik an der Getrenntschreibung schön dargelegt. Doch selbst da wäre ich für eine Freigabe, wäre die Getrenntschreibung dieses Wortes nicht schon längst verschwunden.
Wer eine starre Regelung der GZS befürwortet, dem muß man auch sagen, daß gerade diese starre Festlegung des Duden bereits zu einer weitgehenden Freigabe - selbst in der Schule - geführt hatte, die jetzt durch die Reform natürlich wieder verschwunden ist. Diese Festlegung führte genau zu dem Zustand, der jetzt von den Befürwortern eindeutiger Regeln kritisiert wird. Deshalb ist und bleibt für mich das Prinzip des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler - wenn auch mit einigen Empfehlungen versehen - die beste Lösung dieses Problems.
- Die Länge des Beitrags bitte ich zu entschuldigen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 28.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie schreiben: Der Glaube an die richtige Schreibung eines Wortes ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am
besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen Riebe vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren.
Damit tun Sie mir Unrecht. Sie unterstellen mir, ich sei autoritätsgläubig. Wenn ich das wäre, würde ich alle Ihre Aussagen kritiklos anerkennen. Ich bin Ihnen jedoch nur in kritischer Sympathie verbunden. Auch Geringschätzung der Journalisten ist eine Unterstellung. Ich warne nur davor, die Presseorthographie als die beste Schreibweise zu betrachten, die fehlerfrei sei. Journalisten kochen auch nur mit Wasser. Man sollte nicht übersehen, wie unkritisch, gleichgültig und fehlerhaft der größte Teil der Journalisten den Neuschrieb umgesetzt hat. Die Broschüre Presse-Orthographie von Stephanus Peil und die Untersuchungen des SPIEGEL und der Süddeutschen Zeitung von Wolfgang Wrase hier in www.rechtschreibreform.com sprechen für sich. Daher würde ich gerade von den Journalisten nicht die höchste Rechtschreibkompetenz erwarten. Auch hier bestätigen lobenswerte Ausnahmen die Regel. Ich lehne es auch ab, der Deutschen Presse-Agentur die Aufgabe einer verantwortlichen Sprachinstanz anzuvertrauen, die sie sich anmaßt. Mit Totschlagargumenten wie Journalistenbeschimpfung hat das nichts zu tun. Warum aber soll man die Zeitungsorthographie zum alleinigen Maßstab machen? Die Zeitungen (FAZ und SZ) sind doch nur ein Teil der Sprachwirklichkeit. Man ersetzt somit die hundertjährigen Erfahrungen des Rechtschreib-Dudens durch Zeitungstexte, die wiederum zu einem sehr großen Teil von der Schreibweise der Nachrichtenagenturen abhängen.
Man braucht übrigens auch keine Probestrecke des neuen Riebe, denn der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991 erfüllt meine Anforderungen weitestgehend. Wir stimmen ja darin überein, daß wir bisher nach Ihrem Urteil eine bewährte, außerordentlich leserfreundliche und bei allem Wandel recht einheitliche Orthographie hatten (Ickler: Rechtschreibwörterbuch; S. 9). Das Regelwerk des Duden ist ja auch Ihrer Meinung nach recht liberal gefaßt und auch die Schreibweisen im Wörterverzeichnis seien weitestgehend richtig, auch wenn Sie darin zahlreiche Haarspaltereien und unrealistische Einzelfestlegungen entdeckten (Ickler: Rechtschreibwörterbuch, S. 10, 12). Strittig ist eigentlich nur, ob diese Fälle wirklich so umfangreich sind, wie in Ihrer Fakultativschreibung mit Bogen dargestellt.
Ich werde mich auch wunschgemäß zum Lern- und Nachschlageaufwand äußern, wie er durch die Fakultativschreibung ausgelöst wird. Auch das gehört zur Schreibwirklichkeit. Zunächst aber erst einmal zum Grundsätzlichen einige Worte:
Die Orientierung an den Bedürfnissen des Lesers ist der Schlüssel zum Verständnis der Rechtschreibung und zur Beurteilung der Rechtschreibreform. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, Pullach, März 1997, S. 24). Nach diesem groben Maßstab richtete sich auch der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991. Er entspricht dem allgemeinen kaufmännischen Grundsatz Der Kunde ist der König. Welche besonderen Maßstabkriterien ergeben sich aus diesem groben Maßstab?
1. Natürlich ist der deskriptive Ansatz richtig. Auch der Duden machte ja bis zur 20. Auflage von 1991 nichts anderes.
2. Einheitlichkeit der deutschen Orthographie (zuletzt Theodor Ickler: Die Reform der Reform ist in vollem Gange, General-Anzeiger, Bonn, 24.1.2001, S. 16)
3. Eindeutigkeit anstatt Beliebigkeit (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129), d.h. möglichst wenig Varianten. Der Anspruch der Eindeutigkeit steckt schon in dem Wort Orthographie. Der Benutzer eines Rechtschreibwörterbuches will selbstverständlich sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden, denn er will ja für den Leser Eindeutigkeit herstellen. Deshalb braucht man nicht blind an die richtige Schreibung eines Wortes zu glauben, aber an die bestmögliche, die eine Autorität wie die Duden-Redaktion bisher vorschlug. Natürlich gibt es keine Regeln ohne Ausnahmen. Deshalb gibt es ja z.B. auch einen Zweifelsfälle-Duden. Man kann daher nicht sagen, daß der Duden grundsätzlich autoritär war, das war er m.E. doch wohl nur in Einzelfällen. Die Schreibgemeinschaft ist m.E. stärker und läßt sich nichts Falsches vorschreiben, andernfalls hätte sich der Schreibgebrauch nicht trotz der Festlegungen des Duden in Richtung einer Zusammenschreibung von Verben ändern bzw. weiterentwickeln können. Zur Uneindeutigkeit gehört es z.B., daß Artikel (Geschlechtswörter) der Hauptwörter nicht genannt werden. Es ist doch ein Unterschied, ob man der Krake oder die Krake schreibt. Die Fakultativschreibung ist auch ein Fall von Uneindeutigkeit.
Lern- und Nachschlageaufwand bei der Umsetzung der Fakultativschreibung in der Schreibpraxis
In Ihrem Beitrag Einfach? vom 18.01.2001 schrieben Sie:
Ich werde es (den Fall satt essen, M.R.) möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen. Dadurch wird der Zweifelsfall behoben, denn der Benutzer meines Wörterbuchs weiß ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können. Folglich braucht er nicht nachzuschlagen, und das ist auf jeden Fall einfacher. Ich will das Wörterbuch ja entbehrlich machen.
Das leuchtet mir überhaupt nicht ein. In Abwandlung von Wolfgang Mentrups Buchtitel Wo liegt eigentlich der Fehler? frage ich: Wo liegt eigentlich der Vorteil?
Spielen wir einmal einen Fall zur Probe durch: Jemand weiß z.B. nicht, wie man das Wort heraustreten schreiben soll, getrennt oder zusammen.
1. Wolfgang Wrase meint, bei dem Wörterbuch von Professor Ickler könne man leicht merken, wo es Varianten gibt und wo nicht. Von den Verbzusätzen sind nur die in § 9 obligatorisch zusammenzuschreiben, das heißt im wesentlichen die mit Präpositionen gleichlautenden Verbzusätze. Grundsätzlich sind die Hinweise in § 8 zu beachten, der Rest ist dann fakultativ. Ich bezweifle sogar, daß sich ein Profi so etwas leicht merken kann. Theodor Ickler: Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129).
2. Also nimmt man das Ickler-Wörterbuch in die Hand und entdeckt auf Seite 221, Spalte 1, heraus_arbeiten usw. mit Bögelchen bzw. Bogen, aber nicht heraustreten. Man entscheidet, daß usw. sich auf heraustreten bezieht. Was aber bedeutet der Bogen?
3. Dann sucht man nach der Bedeutung des Bogens. Nach längerem Suchen entdeckt man die Erläuterung unter Benutzungshinweisen auf Seite 69: Der Bogen _ kennzeichnet Wortverbindungen, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden können: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (Der Bogen wird hier mit einem Unterstreichungsstrich dargestellt, M.R.). In der Entwurf-Fassung von 1999 auf Seite S. XXXI hieß es noch: Der Bogen _ kennzeichnet Gewohnheitsgefüge, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden, ohne daß die Getrenntscheibung falsch wäre: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. In der 1. Auflage von 2000 findet man diesen ergänzenden Hinweis zufällig auf Seite 17 unter Getrennt- und Zusammenschreibung, aber ohne daß der Bogen erwähnt wird: In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser. Diese Erklärung ist unzureichend, weil keine Erklärung geliefert wird, wann man zusammen und wann man getrennt schreibt. Also sucht man weiter. Aber wo?
4. Nach einigem Suchen findet man auf Seite 37 unter § 10 Verbzusätze II den Begriff Fakultative Zusammenschreibung, den ich hier deutlicher als Fakultativschreibung bezeichnet habe. Als Erläuterung entdeckt man: Zahlreiche Wörter, die ganz verschiedenen Wortarten angehören, werden mehr oder weniger regelmäßig mit Verben zusammengeschrieben. Nur aus der Formulierung mehr oder weniger regelmäßig kann man indirekt schließen, daß sowohl zusammen als auch getrennt geschrieben werden kann. Der Bogen als Erkennungszeichen wird auch hier nicht erwähnt. Es ist sehr fraglich, ob das ein Normalbürger versteht.
5. Dann folgt aber noch folgende Erläuterung: Dabei handelt es sich teils um feste Verbindungen, die meist auch besondere (idiomatische) Bedeutungen haben, teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen. (Es folgen Beispiele). Nicht zu umfangreiche Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätze bedeutet aber im Klartext, daß bei größerem Umfang getrennt geschrieben muß. Kurze Zusätze werden dagegen mit dem Verb zusammengeschrieben. Hier ist es noch fraglicher, ob der Leser das versteht.
6. Nun muß man sich in diesem Zweifelsfall heraus_treten entscheiden, ob man zusammen oder getrennt schreiben soll.
7. Nach einiger Zeit hat man die Schreibweise und die Erläuterungen vergessen und muß wieder nachschlagen.
Ist für den Leser des Wörterbuchs der Zweifelsfall durch den Bogen behoben?
Ist das Ickler-Wörterbuch entbehrlich, wenn man dennoch nachschlagen muß?
Ist die Nachschlagearbeit im Ickler-Wörterbuch einfacher als in anderen Wörterbüchern?
Gibt es überhaupt einen ökonomischen Vorteil?
Wolfgang Wrase schwankt in seinen Ansichten bezüglich der Fakultativschreibung. Am 16.01. schrieb er unter Kompromiß möglich:
Meiner Ansicht nach wäre schon ein Kompromiß möglich, das heißt, daß sich das Rechtschreibwörterbuch ein bißchen eindeutiger gestalten ließe. Nicht bei platt machen/platt machen, aber bei anderen Einträgen. So schreibt Professor Ickler weiter unten, er habe in der SZ bei fertigstellen 316mal Zusammenschreibung gefunden und 5mal Getrenntschreibung. Das sind keine 2 Prozent Getrenntschreibung. Ich frage mich: Wieso macht man dann überhaupt statistische Erhebungen, wenn über 98 Prozent keine Entscheidung für den Standard ermöglichen?
Sie antworteten: Herr Wrase hat recht, mir ist auch bewußt gewesen, daß manche freigestellten Schreibungen nur verschwindend selten vorkommen, wahrscheinlich auch zusammen nehmen usw. Ich habe gezögert, wo zusammen unterzubringen ist, und mich dann aus Gründen der Systematik und wegen erwiesener Unschädlichkeit für die Fakultativität entschieden. Das muß aber nicht das letzte Wort sein.
Demzufolge ist auch die Auswahl bzw. die Art und Weise des Auskämmens ist subjektiv und fragebedürftig. Herr Dörner fragt ganz richtig, ob nicht auch Tippfehler die Ursache für Abweichungen waren. Selbst wenn die Abweichungen zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung in den Zeitungen 30 Prozent betragen, könnte man sich für die Schreibweise der 70 Prozent entscheiden, wenn sie mit der Duden-Schreibweise übereinstimmt. Es wäre überhaupt sinnvoll zu fragen, wie der Duden schreibt und warum er so schreibt, bevor man sich für eine Fakultativschreibung entscheidet. Daß es Zweifelsfälle gibt, ist wohl nicht auszuschließen.
Ich bitte, die Länge meines Beitrages zu entschuldigen. Ich möchte zum Thema GZS nicht mehr sagen und werde mich künftig zurückhalten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2001 um 23.00
In dem neuen Buch Duden: Deutsche Orthographie von Nerius et al. liest man:
Die Realität zeigt (...), dass weder das Kriterium der neuen Bedeutungseinheit noch das der unterschiedlichen Betonung absolut zuverlässige Hilfen für die Wahl der richtigen Schreibung sind, sodass sich orthographische Zweifelsfälle ergeben. Der Schreibende muss sich zwischen zwei graphischen Realisierungsmöglichkeiten entscheiden, wo eine eindeutige Entscheidung infolge der Tendenz des allmählichen Übergangs bestimmter Typen von Wortgruppen zu Einwortlexemen oft schwierig ist. So kann man z. B. sagen, dass Wortgruppen wie Feuer fangen oder lästig fallen in stärkerem Maße semantische Ganzheiten darstellen als viele der nach den Regeln zusammenzuschreibenden Komposita wie herauskommen, vorbeigehen usw. Das Betonungskriterium geht davon aus, dass die Getrennt- und Zusammenschreibung regelmäßige Akzentunterschiede der gesprochenen Sprache reflektiert, die ihrerseits semantische Unterschiede signalisieren. Das ist, obwohl im Wörterverzeichnis des Dudens mit Konsequenz durchgeführt, nur bedingt zutreffend. Es gibt Bedeutungsunterschiede, denen keine Betonungsunterschiede entsprechen, was vor allem bei metaphorischem Gebrauch gilt: kalt lassen (= nicht erwärmen), frei machen (= räumen, befreien) usw. werden nicht anders betont als kaltlassen (= nicht erregen), freimachen (= frankieren) usw. (Duden: Deutsche Orthographie. Hg. von. D. Nerius, Mannheim 2000, S. 168f.)
Diese Kritik ist zweifellos richtig. Die Verfasser sind aber auch mit der Neuregelung sehr unzufrieden und stellen ihr den Alternativentwurf von Dieter Herberg entgegen, den die westdeutschen Reformer trickreich aus dem Rennen geworfen haben, obwohl er viel besser gewesen wäre und einen Großteil der Kritik, die der Schaedersche Ansatz hervorgerufen hat, gegenstandslos gemacht hätte.
Falsch ist natürlich die auch sonst verbreitete Identifizierung der GZS mit der Unterscheidung von Wortgruppe und Zusammensetzung, aber darüber könnte man hier hinwegsehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Henning Upmeyer am 28.01.2001 um 23.00
Jetzt weiß ich, wozu man die Orthographische Rückbildung brauchen kann:
Techniker erfinden zuerst Tätigkeitsbezeichnungen wie z.B. das Weichlöten, das Kaltschweißen usw. und nicht das weiche Löten, das kalte Schweißen in Form von substantivierten Infinitiven (genauer: aktiven Infinitiv-Verbalsubstantiven). Wenn diese Bezeichnungen zusammengeschrieben werden, müssen dann auch die davon als Orthographische Rückbildung abgeleiteten normalen Infinitive zusammengeschrieben werden.
Die große Bedeutung der O. R. liegt nun darin, daß sie allgemein anwendbar ist, weil nicht mehr beweisbar ist, ob als Tätigkeitsbezeichnung zuerst der substantivierte oder der normale Infinitiv vorhanden war und als Ausgangswort gilt: Um zu prüfen, ob ein normaler Infinitiv zusammengeschrieben werden muß, bildet man dazu den substantivierten Infinitiv. Wenn das einen festen Begriff ergibt wie das Kurzschneiden und nicht das kurze Schneiden, dann muß auch der normale Infinitiv als Orthographische Rückbildung zusammengeschrieben werden.
Diese Prüfung ist viel sicherer als die mit der Erweiterbarkeit des Adjektivs. Der große Vorteil der O. R. ist, daß die substantivierten Infinitive viel klarer als die normalen Infinitive aussagen, was genau gemeint ist. Denn beim Substantivieren des Infinitivs werden adverbial gebrauchte Adjektive, die keine Verbzusätze sind, in richtige Adjektive zurückverwandelt. Mit Verbzusatz: weichklopfen entspricht umkehrbar das Weichklopfen. Mit Adverb: weich klopfen entspricht umkehrbar das weiche Klopfen. Alles klar.
Es greift auch bei Wörtern wie aneinander usw.: Wenn man schreibt beim Aneinanderhängen ..., muß man als O. R. auch den normalen Infinitiv etwas aneinanderhängen zusammenschreiben. Wenn es daneben eine zweite Bezeichnung gibt das aneinander Hängen, muß dazu der normale Infinitiv aneinander hängen getrennt geschrieben werden.
Auch bei Substantiven mit Verben schafft die O. R. Klarheit: Wenn man schreiben muß das Autofahren, das Radfahren, das Eislaufen, das Sifliegen und nicht das Auto Fahren, das Rad Fahren, das Eis Laufen, das Ski Fliegen, muß man als Orthographische Rückbildung auch autofahren, radfahren, eislaufen, skifliegen zusammenschreiben.
Und bei Verben mit Verben geht es so: Wenn man das Sitzenbleiben, das Kennenlernen, das Spazierengehen schreibt, muß als O. R. auch sitzenlassen, kennenlernen, spzierengehen zusammengeschrieben werden.
Voll logisch, zumindest für Nichtgermanisten. Ich gratuliere Herrn Prof. Ickler zu seiner Erfindung der Orthographischen Rückbildung. Ist als Verfahren echt patentfähig.
Weitere Anwendungen der Orthographischen Rückbildung:
Das Abwärtsgehen, Aneinanderfügen, Anheimfallen, Aufeinanderschichten, Aufwärtsgehen, Auseinanderfallen, Auswendiglernen, Autofahren, Beieinandersein, Beisammensein, Bekanntmachen, Besserstellen, Bewußtmachen, Blankpolieren, Blindschreiben, Braunbrennen, Breitschlagen, Dableiben, Dahinterklemmen, Darauffolgen, Darüberfahren, Darunterlegen, Dasein, Davorstellen, Dortbleiben, Durcheinanderbringen, Eislaufen, Feinschleifen, Fernhalten, Fertigstellen, Fixmachen, Flüssigmachen, Frischhalten, Gefangenhalten, Geheimhalten, Geringschätzen, Getrenntschreiben, Glattstreichen, Haltmachen, Hängenbleiben, Hartbrennen, Haushalten, Hierbleiben, Hintereinanderschalten, Hochschrauben, Höherstufen, Hübschmachen, Ineinanderfließen, Kahlschlagen, Kennenlernen, Kenntlichmachen, Kleinhacken, Knapphalten, Kopfstehen, Krummbiegen, Kurztreten, Lahmlegen, Langziehen, Laufenlassen, Leerlaufen, -stehen, Leichtfallen, Liebgewinnen, -haben, Liegenbleiben, -lassen, Maschineschreiben, Maßhalten, Mattsetzen, Miesmachen, Mobilmachen, Müdemachen, Muntermachen, Näherkommen, Naßschwitzen, Nebeneinanderstellen, Offenlegen, -stehen, Parallelschalten, Pleitegehen, Probefahren, Querlegen, Radfahren, Rechtmachen, Richtigstellen, Ruhigstellen, Saubermachen, Schiefgehen, Schlafengehen, Schlangestehen, Schlankmachen, Schlechtmachen, Schrägstellen, Schwerfallen, Selbstbauen, Sichtbarmachen, Sitzenbleiben, -lassen, Skilaufen, Skispringen, Spazierengehen, Steckenbleiben, Stehenbleiben, Strammziehen, Totstellen, Übereinanderschichten, Überhandnehmen, Übrigbleiben, Untereinanderschreiben, Verlorengehen, Verständlichmachen, Vollfüllen, Wachhalten, Warmhalten, -laufen, Weichklopfen, Wiedersehen, -wählen, Wohlwollen, Wundliegen, Zufriedenstellen, Zusammensein.
Mit der Orthographischen Rückbildung ist nun völlig klar, wie man dazu die normalen Infinitive schreiben muß.
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2001 um 23.00
Der Begriff der orthographischen Rückbildung ist im Grund entbehrlich, ich habe ihn auch keineswegs erfunden. Was Herr Upmeyer so temperamentvoll sagt, meint er offenbar auch ein wenig ironisch, doch ist mir nicht klar, welche Aussage wirklich dahintersteht. Ich selbst bemühe mich ja immer um die unverschlüsselte Darlegung dieser Sachverhalte, die mir schwierig genug vorkommen, so daß mein Bedarf an witziger Verklausulierung nicht besonders groß ist. In meinem Fachsprachenbuch habe ich mich auch bemüht, die kompliziertesten Dinge (auch Rückbildungen) so einfach und klar wie möglich auszudrücken.
Zur Sache noch folgende Hinweise: Der Infinitiv und die beiden Partizipien stehen am Rande des Verbalsystems, sie sind ja auch historisch erst spät in das verbale Paradigma aufgenommen worden (die IDS-Grammatik ist beim Partizip sogar besonders zurückhaltend).
Es ist in der Tat zu beobachten, daß der Sprecher dazu neigt, ein Wort oder besser ein Grundmorphem durch verschiedene syntaktische Positionen hindurchzutreiben und damit auch durch die Wortarten. Hat er ein Verb erobern gebraucht, so verwendet er es im nächsten Satz als Substantiv in Subjekt- oder Objektposition, also Eroberung. So kam es, daß man aus dem Adverb teilweise (usw.) das umstrittene Adjektiv teilweiser (Atomteststopp) bildete, aus der Knopf ist ab sogar der abbe Knopf usw. Aus dem technischen Sandstrahlen wurde ich sandstrahle (eine echte Rückbildung, Herr Upmeyer!). usw. Das sind solche Mechanismen, die eine ernsthafte Untersuchung verdienen.
Daß man Infinitivgefüge, die sich so herleiten, zusammenschreiben müsse, hat niemand behauptet, und es trifft auch nicht zu. Daher sind ja auch in meinem WÖrterbuch fast alle Ihre Beispiele mit dem Bogen versehen. Aber es ist gewiß eines unter mehreren Motiven, das haben andere auf diesen Seiten schon ganz richtig dargestellt.
Übrigens, zu einer früheren Mitteilung von Herrn Upmeyer:Auch mir sind etliche Sprachen mehr oder weniger vertraut, aber ich wäre vorsichtiger mit der Anwendung von Kategorien der einen Sprache auf eine andere. Zum Beispiel kenne ich den slawischen Aspekt recht gut, aber was soll die Übertragung aufs Deutsche? Ist das nützlich?
Aber vielleicht habe ich, wie gesagt, auch einfach nicht verstanden, was Herr Upmeyer sagen wollte.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 28.01.2001 um 23.00
Leider scheint die Diskussion über die Getrennt- und Zusammenschreibung wieder etwas zum Stillstand gekommen zu sein, aber gerne möchte ich noch ein paar Argumente hinzufügen, die für oder gegen die völlige Freigabe sprechen.
Wenn ich mir die vor der Reform geschriebenen Schriftstücke nichtprofessioneller Schreiber ein bißchen näher ansehe, dann fällt auf, daß die GZS zwar an etlichen Stellen stark schwankte, aber im großen und ganzen - vor allem bei häufig gebrauchten Wörtern - relativ einheitlich war. Daß die Reform inzwischen bei Schülern Schreibungen wie hin legen, weg gehen, auf stehen usw. erzeugt hat, lasse ich jetzt einmal außer acht. Wer dies nicht glauben möchte, kann sich mit einem entsprechenden IRC-Programm den derzeitigen Schreibbrauch der Schüler gerne ansehen. Betrachte ich die GZS des alten Duden von 1991, so fallen sofort etliche Ungereimtheiten auf. Ein paar von ihnen möchte ich beispielshalber einmal kurz erwähnen.
Man schreibt nach Duden (1991): warm halten (urspr. Bedeutung), warmhalten (übertragen), baden gehen (urspr. Bedeutung und übertragen), sitzen bleiben (urspr. Bedeutung), sitzenbleiben (übertragen), fertig werden (urspr. Bedeutung und übertragen (=etwas verkraften)), aber fertigmachen (urspr. Bedeutung und übertragen), dicht machen (urspr. Bedeutung), dichtmachen (übertragen), aber nur platt machen (urspr. Bedeutung und übertragen). Viele dieser Beispiele wurden bereits in früheren Beiträgen erwähnt.
Ist das wirklich sinnvoll? Niemand konnte sich diese Einzelheiten merken. Somit ist hier eine völlige Freigabe der GZS (mit Rundbogen ohne Empfehlung) mehr als nur gerechtfertigt. Vielleicht - ja sogar höchstwahrscheinlich - steckt ein höherer Sinn dahinter, aber behalten kann man das nie. So schreibt der Duden wohl fühlen, aber wohltun vor. Bei wohl fühlen könnte die Reihenbildung eine gewisse Rolle gespielt haben: sich schlecht/gut/unwohl/wohl fühlen, da bei den anderen Wörtern Zusammenschreibung wohl nicht in Frage kommt. Bei wohltun gibt es keine Reihe (unwohltun?). Insofern könnte dies ein Grund sein. Ich weiß es allerdings nicht. So tendiere ich z. B. bei wohl fühlen und ernst nehmen überhaupt nicht zur Zusammenschreibung, während ich mich bei beiseite legen und zugrunde gehen immer zwingen muß, diese Wörter getrennt zu schreiben. Vielleicht sollte ich das gar nicht tun? Aber wenn man den Duden von 1991 mißachtet, darf man sich sofort von seiten der Reformbefürworter anhören, daß man selbst nicht rechtschreiben kann, da sie (wie leider auch viele Reformgegner) den Duden von 1991 noch immer mit der alten Rechtschreibung gleichsetzen. Insofern ist das ein wenig problematisch, obwohl gerade auf dem Gebiet der GZS das Sprachgefühl bei den Menschen stark variiert. Es scheint - da gebe ich Herrn Riebe völlig recht - auch so eine Art innerer Rechtschreibung zu geben. Sonst wäre z. B. nicht zu erklären, warum alle zu schwuppdiwupp (ohne ie), aber zu gleichen Teilen zu holterdiepolter und holterdipolter tendieren. Ein Grund läßt sich nicht feststellen.
Allerdings gibt es auch Wörter, bei denen die Schreibung eindeutig war. Wie häufig waren bereit stellen und fertig stellen? Bei fertig stellen waren es gerade einmal 2 %. Und was waren davon nur Tippfehler? Bei kennenlernen sieht es wahrscheinlich noch eindeutiger aus. Die Getrenntschreibung dürfte (bis auf zu kennen lernen) kaum belegbar sein. Somit meine ich, da ich das Konzept von Herr Prof. Ickler, nämlich die Sprachwirklichkeit darzustellen, stark befürworte, daß ein bloßer Rundbogen - ohne jegliche Empfehlung - bei bereit_stellen, kennen_lernen usw. nicht die Sprachwirklichkeit darstellt, da die jeweils andere Schreibung kaum belegbar sein dürfte. Zu Herrn Wrase möchte ich gerne noch anmerken, daß ich keinesfalls bei jedem Wort eine Empfehlung befürworte, ich will es also nicht kompliziert machen, wenn es einfach ist. Aber bei einer statistischen Verteilung von 98:2 oder 99:1 benötigt man m. E. eine Empfehlung, um den Schreibbrauch richtig zu erfassen.
Wenn man auch die eindeutigen Fälle (bei kennenlernen war für die Grundschüler die richtige Placierung und Verteilung der r und n wohl schwieriger als das Erlernen der Zusammenschreibung) völlig freigibt, dann läuft man eventuell auch Gefahr, jeden Fehler bei der GZS als Schreibbrauch zu werten und jeden Fehler auf anderen Gebieten als richtigen Fehler. Allerdings läßt sich dieses Argument dardurch entkräften, da wir auf den anderen Gebieten ja eindeutige Regeln hatten, während sie bei der GZS einfach fehlten.
Ich bleibe daher nach reiflicher Abwägung aller Argumente bei meinem Plädoyer für eine empfehlungslose Freigabe der GZS bei den schwankenden Fällen, zu denen, das hat Herr Wrase völlig richtig dargestellt, die Mehrzahl der Wörter gehört. Bei den Fällen, bei denen bereits früher die Verteilung so eindeutig war, daß sich eine Diskussion darüber erübrigt, wäre ein kleiner Hinweis wohl die bessere Lösung. Dabei möchte ich nochmals betonen, daß ich keinesfalls auf die Festlegungen eines alten Wörterbuchs achte, sondern auf das, was die Sprachgemeinschaft selbst entschieden hat. Warum sie sich für kennenlernen entschied, hat z. B. Peter Eisenberg in seiner Kritik an der Getrenntschreibung schön dargelegt. Doch selbst da wäre ich für eine Freigabe, wäre die Getrenntschreibung dieses Wortes nicht schon längst verschwunden.
Wer eine starre Regelung der GZS befürwortet, dem muß man auch sagen, daß gerade diese starre Festlegung des Duden bereits zu einer weitgehenden Freigabe - selbst in der Schule - geführt hatte, die jetzt durch die Reform natürlich wieder verschwunden ist. Diese Festlegung führte genau zu dem Zustand, der jetzt von den Befürwortern eindeutiger Regeln kritisiert wird. Deshalb ist und bleibt für mich das Prinzip des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler - wenn auch mit einigen Empfehlungen versehen - die beste Lösung dieses Problems.
- Die Länge des Beitrags bitte ich zu entschuldigen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 28.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie schreiben: Der Glaube an die richtige Schreibung eines Wortes ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am
besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen Riebe vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren.
Damit tun Sie mir Unrecht. Sie unterstellen mir, ich sei autoritätsgläubig. Wenn ich das wäre, würde ich alle Ihre Aussagen kritiklos anerkennen. Ich bin Ihnen jedoch nur in kritischer Sympathie verbunden. Auch Geringschätzung der Journalisten ist eine Unterstellung. Ich warne nur davor, die Presseorthographie als die beste Schreibweise zu betrachten, die fehlerfrei sei. Journalisten kochen auch nur mit Wasser. Man sollte nicht übersehen, wie unkritisch, gleichgültig und fehlerhaft der größte Teil der Journalisten den Neuschrieb umgesetzt hat. Die Broschüre Presse-Orthographie von Stephanus Peil und die Untersuchungen des SPIEGEL und der Süddeutschen Zeitung von Wolfgang Wrase hier in www.rechtschreibreform.com sprechen für sich. Daher würde ich gerade von den Journalisten nicht die höchste Rechtschreibkompetenz erwarten. Auch hier bestätigen lobenswerte Ausnahmen die Regel. Ich lehne es auch ab, der Deutschen Presse-Agentur die Aufgabe einer verantwortlichen Sprachinstanz anzuvertrauen, die sie sich anmaßt. Mit Totschlagargumenten wie Journalistenbeschimpfung hat das nichts zu tun. Warum aber soll man die Zeitungsorthographie zum alleinigen Maßstab machen? Die Zeitungen (FAZ und SZ) sind doch nur ein Teil der Sprachwirklichkeit. Man ersetzt somit die hundertjährigen Erfahrungen des Rechtschreib-Dudens durch Zeitungstexte, die wiederum zu einem sehr großen Teil von der Schreibweise der Nachrichtenagenturen abhängen.
Man braucht übrigens auch keine Probestrecke des neuen Riebe, denn der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991 erfüllt meine Anforderungen weitestgehend. Wir stimmen ja darin überein, daß wir bisher nach Ihrem Urteil eine bewährte, außerordentlich leserfreundliche und bei allem Wandel recht einheitliche Orthographie hatten (Ickler: Rechtschreibwörterbuch; S. 9). Das Regelwerk des Duden ist ja auch Ihrer Meinung nach recht liberal gefaßt und auch die Schreibweisen im Wörterverzeichnis seien weitestgehend richtig, auch wenn Sie darin zahlreiche Haarspaltereien und unrealistische Einzelfestlegungen entdeckten (Ickler: Rechtschreibwörterbuch, S. 10, 12). Strittig ist eigentlich nur, ob diese Fälle wirklich so umfangreich sind, wie in Ihrer Fakultativschreibung mit Bogen dargestellt.
Ich werde mich auch wunschgemäß zum Lern- und Nachschlageaufwand äußern, wie er durch die Fakultativschreibung ausgelöst wird. Auch das gehört zur Schreibwirklichkeit. Zunächst aber erst einmal zum Grundsätzlichen einige Worte:
Die Orientierung an den Bedürfnissen des Lesers ist der Schlüssel zum Verständnis der Rechtschreibung und zur Beurteilung der Rechtschreibreform. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, Pullach, März 1997, S. 24). Nach diesem groben Maßstab richtete sich auch der Duden bis zu seiner 20. Auflage von 1991. Er entspricht dem allgemeinen kaufmännischen Grundsatz Der Kunde ist der König. Welche besonderen Maßstabkriterien ergeben sich aus diesem groben Maßstab?
1. Natürlich ist der deskriptive Ansatz richtig. Auch der Duden machte ja bis zur 20. Auflage von 1991 nichts anderes.
2. Einheitlichkeit der deutschen Orthographie (zuletzt Theodor Ickler: Die Reform der Reform ist in vollem Gange, General-Anzeiger, Bonn, 24.1.2001, S. 16)
3. Eindeutigkeit anstatt Beliebigkeit (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129), d.h. möglichst wenig Varianten. Der Anspruch der Eindeutigkeit steckt schon in dem Wort Orthographie. Der Benutzer eines Rechtschreibwörterbuches will selbstverständlich sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden, denn er will ja für den Leser Eindeutigkeit herstellen. Deshalb braucht man nicht blind an die richtige Schreibung eines Wortes zu glauben, aber an die bestmögliche, die eine Autorität wie die Duden-Redaktion bisher vorschlug. Natürlich gibt es keine Regeln ohne Ausnahmen. Deshalb gibt es ja z.B. auch einen Zweifelsfälle-Duden. Man kann daher nicht sagen, daß der Duden grundsätzlich autoritär war, das war er m.E. doch wohl nur in Einzelfällen. Die Schreibgemeinschaft ist m.E. stärker und läßt sich nichts Falsches vorschreiben, andernfalls hätte sich der Schreibgebrauch nicht trotz der Festlegungen des Duden in Richtung einer Zusammenschreibung von Verben ändern bzw. weiterentwickeln können. Zur Uneindeutigkeit gehört es z.B., daß Artikel (Geschlechtswörter) der Hauptwörter nicht genannt werden. Es ist doch ein Unterschied, ob man der Krake oder die Krake schreibt. Die Fakultativschreibung ist auch ein Fall von Uneindeutigkeit.
Lern- und Nachschlageaufwand bei der Umsetzung der Fakultativschreibung in der Schreibpraxis
In Ihrem Beitrag Einfach? vom 18.01.2001 schrieben Sie:
Ich werde es (den Fall satt essen, M.R.) möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen. Dadurch wird der Zweifelsfall behoben, denn der Benutzer meines Wörterbuchs weiß ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können. Folglich braucht er nicht nachzuschlagen, und das ist auf jeden Fall einfacher. Ich will das Wörterbuch ja entbehrlich machen.
Das leuchtet mir überhaupt nicht ein. In Abwandlung von Wolfgang Mentrups Buchtitel Wo liegt eigentlich der Fehler? frage ich: Wo liegt eigentlich der Vorteil?
Spielen wir einmal einen Fall zur Probe durch: Jemand weiß z.B. nicht, wie man das Wort heraustreten schreiben soll, getrennt oder zusammen.
1. Wolfgang Wrase meint, bei dem Wörterbuch von Professor Ickler könne man leicht merken, wo es Varianten gibt und wo nicht. Von den Verbzusätzen sind nur die in § 9 obligatorisch zusammenzuschreiben, das heißt im wesentlichen die mit Präpositionen gleichlautenden Verbzusätze. Grundsätzlich sind die Hinweise in § 8 zu beachten, der Rest ist dann fakultativ. Ich bezweifle sogar, daß sich ein Profi so etwas leicht merken kann. Theodor Ickler: Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129).
2. Also nimmt man das Ickler-Wörterbuch in die Hand und entdeckt auf Seite 221, Spalte 1, heraus_arbeiten usw. mit Bögelchen bzw. Bogen, aber nicht heraustreten. Man entscheidet, daß usw. sich auf heraustreten bezieht. Was aber bedeutet der Bogen?
3. Dann sucht man nach der Bedeutung des Bogens. Nach längerem Suchen entdeckt man die Erläuterung unter Benutzungshinweisen auf Seite 69: Der Bogen _ kennzeichnet Wortverbindungen, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden können: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (Der Bogen wird hier mit einem Unterstreichungsstrich dargestellt, M.R.). In der Entwurf-Fassung von 1999 auf Seite S. XXXI hieß es noch: Der Bogen _ kennzeichnet Gewohnheitsgefüge, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden, ohne daß die Getrenntscheibung falsch wäre: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. In der 1. Auflage von 2000 findet man diesen ergänzenden Hinweis zufällig auf Seite 17 unter Getrennt- und Zusammenschreibung, aber ohne daß der Bogen erwähnt wird: In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser. Diese Erklärung ist unzureichend, weil keine Erklärung geliefert wird, wann man zusammen und wann man getrennt schreibt. Also sucht man weiter. Aber wo?
4. Nach einigem Suchen findet man auf Seite 37 unter § 10 Verbzusätze II den Begriff Fakultative Zusammenschreibung, den ich hier deutlicher als Fakultativschreibung bezeichnet habe. Als Erläuterung entdeckt man: Zahlreiche Wörter, die ganz verschiedenen Wortarten angehören, werden mehr oder weniger regelmäßig mit Verben zusammengeschrieben. Nur aus der Formulierung mehr oder weniger regelmäßig kann man indirekt schließen, daß sowohl zusammen als auch getrennt geschrieben werden kann. Der Bogen als Erkennungszeichen wird auch hier nicht erwähnt. Es ist sehr fraglich, ob das ein Normalbürger versteht.
5. Dann folgt aber noch folgende Erläuterung: Dabei handelt es sich teils um feste Verbindungen, die meist auch besondere (idiomatische) Bedeutungen haben, teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen. (Es folgen Beispiele). Nicht zu umfangreiche Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätze bedeutet aber im Klartext, daß bei größerem Umfang getrennt geschrieben muß. Kurze Zusätze werden dagegen mit dem Verb zusammengeschrieben. Hier ist es noch fraglicher, ob der Leser das versteht.
6. Nun muß man sich in diesem Zweifelsfall heraus_treten entscheiden, ob man zusammen oder getrennt schreiben soll.
7. Nach einiger Zeit hat man die Schreibweise und die Erläuterungen vergessen und muß wieder nachschlagen.
Ist für den Leser des Wörterbuchs der Zweifelsfall durch den Bogen behoben?
Ist das Ickler-Wörterbuch entbehrlich, wenn man dennoch nachschlagen muß?
Ist die Nachschlagearbeit im Ickler-Wörterbuch einfacher als in anderen Wörterbüchern?
Gibt es überhaupt einen ökonomischen Vorteil?
Wolfgang Wrase schwankt in seinen Ansichten bezüglich der Fakultativschreibung. Am 16.01. schrieb er unter Kompromiß möglich:
Meiner Ansicht nach wäre schon ein Kompromiß möglich, das heißt, daß sich das Rechtschreibwörterbuch ein bißchen eindeutiger gestalten ließe. Nicht bei platt machen/platt machen, aber bei anderen Einträgen. So schreibt Professor Ickler weiter unten, er habe in der SZ bei fertigstellen 316mal Zusammenschreibung gefunden und 5mal Getrenntschreibung. Das sind keine 2 Prozent Getrenntschreibung. Ich frage mich: Wieso macht man dann überhaupt statistische Erhebungen, wenn über 98 Prozent keine Entscheidung für den Standard ermöglichen?
Sie antworteten: Herr Wrase hat recht, mir ist auch bewußt gewesen, daß manche freigestellten Schreibungen nur verschwindend selten vorkommen, wahrscheinlich auch zusammen nehmen usw. Ich habe gezögert, wo zusammen unterzubringen ist, und mich dann aus Gründen der Systematik und wegen erwiesener Unschädlichkeit für die Fakultativität entschieden. Das muß aber nicht das letzte Wort sein.
Demzufolge ist auch die Auswahl bzw. die Art und Weise des Auskämmens ist subjektiv und fragebedürftig. Herr Dörner fragt ganz richtig, ob nicht auch Tippfehler die Ursache für Abweichungen waren. Selbst wenn die Abweichungen zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung in den Zeitungen 30 Prozent betragen, könnte man sich für die Schreibweise der 70 Prozent entscheiden, wenn sie mit der Duden-Schreibweise übereinstimmt. Es wäre überhaupt sinnvoll zu fragen, wie der Duden schreibt und warum er so schreibt, bevor man sich für eine Fakultativschreibung entscheidet. Daß es Zweifelsfälle gibt, ist wohl nicht auszuschließen.
Ich bitte, die Länge meines Beitrages zu entschuldigen. Ich möchte zum Thema GZS nicht mehr sagen und werde mich künftig zurückhalten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2001 um 23.00
Der Kernpunkt ist wohl wirklich die Stelle, an der Herr Riebe sagt, daß man in einem Wörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden wolle. Im Rahmen des Sprachnormenprojekts der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vor zwanzig Jahren wurde über diese merkwürdige Gesinnung viel diskutiert. Die Deutschen haben wohl einen besonders großen Bedarf an Normen, im Sinne autoritärer Lösungen. Gerade heute morgen hat es mich wieder eigenartig berührt, daß die Parteien nicht einfach fair miteinander umgehen, sondern zunächst einmal ein Fairneßabkommen schließen wollen. Anders geht es wohl hierzulande nicht.
Der Glaube an die richtige Schreibung eines Wortes ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen Riebe vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren. Ich bin an sich kein Freund von Retourkutschen der Art Machs doch selber! Wenn ich eine Kamera kaufe, die schlechte Bilder macht, wäre ich ziemlich sauer, wenn der Hersteller mich aufforderte: Bau dir doch selbst eine! - Dazu bin ich ja nicht ausgebildet, und das kann ich einfach nicht. Aber hier, bei unserer Muttersprache, liegt die Sache grundsätzlich anders, und außerdem behauptet Herr Riebe ja die ganze Zeit zu wissen, wie man es besser macht. Das wollen wir doch gern einmal näher ansehen, sei es auch nur an einer winzigen Probestrecke (aber einer ernst gemeinten, nicht bloß zum Spaß, um unsere Aufmerksamkeit zu testen!).
Es ist richtig, daß mein Vorwurf an die Reformer wegen der Beliebigkeitsschreibungen in einem bestimmten Zusammenhang zu verstehen ist: Sie sind es doch, die mit ihren sonderbaren Regeln zu eindeutigen Schreibweisen zu gelangen versuchen, und wenn es dann nicht klappt, führen sie großzügig Varianten ein. Also nicht etwa wie ich aufgrund der Schreibwirklichkeit, sondern aus ihrer eigenen Verlegenheit. Man sehe sich doch §§ 34 ff. noch einmal an und frage sich, ob die Reformer das Thema Verbzusätze bewältigt haben? Sie haben es genauso dezisionistisch erledigt wie der alte Duden, oder vielmehr noch etwas schlechter, weil wirklichkeitsferner. Was zum Beispiel der Zusatz wieder- heißt, haben sie ganz und gar verkannt, und zwar trotz aller Korrekturen bis zum heutigen Tag. In meinen Kommentaren (nicht im Wörterbuch, aber das wird nachgeholt) ist es erstmals richtig dargestellt. Im Wörterbuch habe ich mich kurz gefaßt, weil ich auf eine Hintergrundgrammatik baue, die allerdings noch nicht ausgearbeitet, geschweige denn veröffentlich ist (bis auf die Rudimente im Glossar). (Übrigens nichts Besonders, alle Regelwerke halten es so.)
Die starre Eindeutigkeit, die Herrn Riebe vorschwebt, beseitigt in der Tat alle Entwicklungsmöglichkeiten. Aber vielleicht will er das ja gerade: Einmal richtig, immer richtig!? Auf diese Weise wäre es allerdings nie zu jenen Schreibweisen gekommen, die ihm heute als die einzig richtigen erscheinen und zum Teil noch vor wenigen Jahren falsch waren.
Zum Schluß: Auch ich kann mich gar nicht genug über die autoritätsgläubige Gesinnung bei Herrn Riebe wundern. Man sehe sich seine Geringschätzung der Journalisten an: Sie läuft auf eine Geringschätzung der Sprachgemeinschaft hinaus. Riebe will Experten heranziehen, die von vornherein Dudenkenner sind und von Berufs wegen die Dudennorm exekutieren: Lehrer, Buchdrucker, Schriftsetzer, Lektoren, Übersetzer - diese sind alle gehalten, die Norm zu kennen und umzusetzen. Schriftstelle, die er ebenfalls erwähnt, sind zwar von Gewicht, aber die normale Sachprosa, einziger Gegenstand der Orthographie, findet man bei ihnen nicht unbedingt. Die Auflage, nicht nachzuschlagen, soll wohl ein Witz sein? Ein Korrektor braucht nicht nachzuschlagen, um zu wissen, wie der Duden wohltun geschrieben wissen will. Lauter Leute, die die Norm von Berufs wegen im Kopf haben, sind nicht die Sprachgemeinschaft. So elitär wie bei Herrn Riebe hat man es lange nicht gelesen.
Und ganz zum Schluß das factum brutum et inconcussum: Meine Orthographie ist der Wirklichkeit abgelesen und bringt genau wieder diese Wirklichkeit hervor, nicht wahr, Herr Riebe? Aber wenn das so ist - leider haben Sie in all der langen Zeit nicht zu diesem Hauptpunkt Stellung genommen, außer mit Ihrer Journalistenbeschimpfung -, dann entfällt praktisch der ganze Krampf mit der richtigen Schreibung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
zu der in Ihrem Bericht angeführten Schreibweise von einem Baß-Saxophon Basssaxofon/Baßsaxophon schlage ich vor, daß man die spezifiziert Ausführung eines Musikinstrumentes stets mit einem Bindestrich schreibt, denn es sollen ja beide Teilworte gleichwertig erscheinen, auch wenn das erste Teilwort meist mehr Betonung erhält beim Lesen. Dies erscheint mir erwähnenswert, weil auch nach den alten Schreibregeln in einigen Fällen nicht genügend differenziert wurde, indem man einfach Worte aneinanderreihte. Dieser Punkt wird oft auch von Ausländern bemängelt, weil es die deutsche Schrift nicht ohne weiteres lesbar mache, also den Lesefluß hemmen kann.
Letzterem stimme ich nur bedingt zu, da ich eigentlich ein Verfechter der Zusammenschreibung von Wortkombinationen bin, aber nicht bis zum Extrem. Wenn nämlich beide Teilworte bzw. Wortteile des Gesamtausdrucks betont bleiben sollen, sich aber die Getrenntschreibung nachteilig auswirken würde, sollte man immer einen Bindestrich setzen. Dadurch wird gleichzeitig die Lesbarkeit verbessert, und Kuriositäten oder Mißverständnisse werden vermieden,
vor allem bei schlechten Trennungsprogrammen.
Beispiele: Container-Erfahrung statt Containererfahrung, Patent-Anker statt Patentanker, Alt-Flöte statt Altflöte, Baß-Stimme statt Baßstimme (oder gar Bassstimme), Großkreis-Navigation statt Großkreisnavigation, Teen-ager statt Teenager etc.
Überhaupt wäre die gezielte Setzung eines Bindestriches eine sehr gute Alternative, um sicherzustellen, daß die entsprechende Wortkombination richtig gelesen und ausgeprochen wird. Allerdings auch nur eine Alternative, wenn das Zusammenschreiben unglücklich sein könnte.
Sicherlich kennen Sie auch das Gratistischwein (Gratis-Tischwein).
MfG
Beispiele
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Bei den vielen Diskussionen und Beiträgen in dieser Rubrik gerät manchmal etwas durcheinander, also:
der letzte Beitrag sollte nicht an Herrn Jansen, sondern an Herrn Lachenmann gehen, bitte verzeihen Sie mir ...
MfG und bis bald
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Norbert Schäbler am 27.01.2001 um 23.00
Auf der Nachrichtenseite wurde heute ein Schülerdiktat eingestellt.
In diesem Diktat schrieb ein Schüler das Wort Regenguß in herkömmlicher Form. Ansonsten unterlief ihm kein weiterer Fehler.
Der Lehrer bewertete das Diktat mit der Note 2.
Damit verstieß er gegen die amtliche Verlautbarung, daß während der Übergangszeit bis 2005 die herkömmliche Schreibweise nicht als Fehler anzurechnen sei.
Dies allerdings ist kein Einzelfall! Die Verstöße häufen sich!
So wurde in letzter Zeit bekannt, daß verschiedene Lehrer in ihren Klassen Abstimmungen durchführen lassen, in denen die Schüler erklären sollen, daß sie nach der neuen Rechtschreibung bewertet werden wollen.
Meine Frage an rechtskundige Personen: Kann ein (möglicherweise 100prozentiges) Schülervotum einen Lehrer dazu berechtigen, sich über amtliche Richtlinien hinwegzusetzen?
Mein Antrag an Betroffene: Befragen Sie hierzu Klassenelternsprecher, Elternbeiräte sowie Schulbürokraten (Lehrer, Rektoren, Schulräte, Ministerialbeauftragte)! Führen Sie Statistiken und veröffentlichen Sie diese an geeigneter Stelle (Zeitung, Internetseiten)!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
zu Ihren Ausführungen hinsichtlich Schreibsicherheit und Schreibweise fällt mir aus praktischer Sicht folgendes ein:
Ob je nachdem, was ich in meinem Geschriebenen ausdrücken oder rüberbringen will, bei Wortkombinationen die Zusammenschreibung oder Getrenntschreibung die richtige (sprich: treffende) ist, kann sich ganz einfach ergeben, wenn man das zugehörige Substantiv bildet; bei korrekter Zusammenschreibung besteht auch das Substantiv aus allen Teilworten, mit der Betonung auf dem ersten Teilwort wie beim Verb. Wäre im jeweiligen Fall die Getrenntschreibung die treffendere, bildet sich das Substantiv des Vorgangs (o.ä.) nur aus dem zweiten Teilwort, und das erste ist nun nachgeordnete Beifügung o.ä.; Beispiele:
sichergehen (im Sinne von vergewissern) das Sichergehen (= Vergewisserung)
sicher gehen das sichere Gehen, der sichere Gang
feststellen das Feststellen, die Feststellung
fest stellen das feste Stellen, fest-Einstellung (Arretierung) o.ä.
sicherwirkend die Sicherwirkung
sicher wirkend die sichere Wirkung
sicherstellen die Sicherstellung
sicher stellen das sichere Stellen, Hinstellen o.ä.
wohltun die Wohltuung
wohl tun das wahrscheinliche Tun
wohlsein das Wohlsein (s.a. Prost)
wohl sein das wahrscheinliche Sein
alleinerziehen die Alleinerziehung
allein erziehen das alleinige oder ausschließliche Erziehen
sich auseinandersetzen die Auseinandersetzung
sich auseinander setzen die getrennte, separate Sitzweise oder ordnung
sich zusammensetzen die Zusammensetzung
sich zusammen setzen das gemeinsame Setzen oder Hinsetzen
Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Wenn ich also vom Substantiv ausgehe, komme ich zwangsläufig zur entsprechenden Schreibweise des Verbs oder was auch immer.
Verzeihen Sie, wenn ich es nicht so sprachwissenschaftlich korrekt formuliere, aber ich habe ein sehr gutes Sprachgefühl und komme von diesem Gefühl her auf die richtige Schreibweise, das Ergebnis ist das gleiche wie bei den anders begründeten Schreibregeln. Bei solchen Recherchn stoße ich oft auch auf praxisnähere und praktisch besser anwendbare Zusammenhänge.
Wenn wir uns bemühen würden, die deutsche Sprache (diese wunderbare Klangsprache) stets richtig auszusprechen, hätte es wohl keiner Reform bedurft. Die alten Schreibregeln boten und bieten so gute nuancenreiche Möglichkeiten, den gewünschten Text bzw. die Sprache 100%ig reproduzierbar zu machen, daß die neuen Regeln eine große Verarmung darstellen. Es ist, als wolle man einem Maler die Farbpalette reduzieren und bestimmen, bestimmte Farben und Zwischentöne nicht mehr zu verwenden; oder einem Komponisten sagen:
Künftig darfst du keine Verbindungsbogen mehr setzen, auch wenn die verbundenen Töne zusammengehören!
Ja, wie klingt dies dann?
Ich habe auf diese Zusammenhänge bereits mehrfach hingewiesen und werde dies auch weiterhin tun, um das Bewußtsein für die feineren Töne in unserer Sprache zu schärfen, uns des Wertes dieses in Generationen gewachsenen Kulturgutes mehr bewußt zu werden und uns für dessen Erhalt einzusetzen. Hierzu gehört auch, mutig diejenigen Regeln anzuwenden, die passen, also die optimalen tools. Ich erinnere an meinen Beitrag vom 24.1. unter dieser Rubrik, mit dem Titel/Untertitel Wie erlange ich ein besseres Sprachschrift-Verständnis?
Ich werde an anderer Stelle wieder dazu berichten.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Walter Lachenmann am 27.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
als konzernunabhängiger und vorgesetztenfreier Verleger mache ich es hier, wie ich lustig bin.
Hätte Ihnen hier etwa konzern-unabhängiger und vorgesetzten-freier besser gefallen?
Mir persönlich erscheinen diese gekoppelten Wörter meistens schwerfällig und unästhetisch.
Nur wenn Undeutlichkeiten entstehen können, entschließe ich mich für Koppelwörter.
So schreibe ich in dem neuen Buch über Miles Davis (Herr Dräger, reservieren Sie rechtzeitig!!) nicht
Originalalbum (wegen alal) sondern, wie Sie es täten, Original-Album.
Aber besser finde ich
Originalversion statt Original-Version.
Das wird hoffentlich nicht per Rechtschreibregel vorgeschrieben. Selbst dann würde ich noch Gutdünken verfahren, allerdings innerhalb eines Buches einheitlich.
Wenn Sie nämlich einen längeren Text haben, wirken diese Koppelwörter lähmend auf den Lesefluß.
Mir ging es auch um das Baßsolo, das durch das ß so deutlich und schön ist, daß Basssolo dagegen keine Chance hat. Baß-Solo erscheint, wie gesagt, schwerfällig, diese Schreibweise ist so wenig nötig wie Solo-Flöte. Soloflöte ist doch ein hübsches, klares Wort!
Herr Jansen (Entschuldigung für ss, immerhin nicht ß) hat ja auch nicht widersprochen, das freut mich.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2001 um 23.00
Die Neuregelung nimmt für sich in Anspruch, mehr Freiheit im Gebrauch des Bindestrichs gebracht zu haben. Das ist nur bedingt richtig, denn sie schreibt viele Bindestriche erstmals vor, die bisher nicht stehen mußten. Darauf weist auch das neue Buch von Nerius et al. hin (Duden: Deutsche Orthographie). Andererseits muß man bei genauerer Betrachtung anerkennen, daß das Regelwerk im alten Duden viel mehr Spielraum ließ, als es das Wörterverzeichnis dann zu zeigen schien. Unter R 33 hieß es z.B. Zusammengesetzte Wörter werden gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben. Was heißt gewöhnlich? In den Ausführungsbestimmungen, wie man sagen könnte, wird dann restriktiv verfahren, aber erst nach und nach. Zunächst folgt eine Tatsachenbehauptung: In Ausnahmefällen (vgl. im einzelnen das Wörterverzeichnis) ist die Schreibung mit Bindestrich festgeworden: Ich-Laut, Ich-Roman (aber: Ichform, ichbezigen), Ist-Stärke, Soll-Bestand, daß-Satz, das Als-ob. Diese Behauptungen sind teilweise falsch, es sind verkappte Normsetzungen. Es gibt von der Grundkonzeption her keine Einwände gegen Ich-Form. Da hier ein Teil zitiert und ein anderer Teil verwendet ist, empfiehlt sich sogar die Setzung eines Bindestrichs, denn der wirkliche Grund der Bindestrichsetzung, vom Duden nie erkannt, ist die semiotische Ungleichartigkeit der Bestandteile eines komplexen Wortes. (Gallmann hat das gut dargestellt.) Fatal der Verweis auf das Wörterverzeichnis, wodurch die Liste der angeblich obligatorischen Bindestrichwörter sich ins Unabsehbare und Unvorhersehbare verlängert!
Ebenso windig ist die irgendwann eingeführte Regel R 34, wonach erst bei mehr als drei Gliedern eine unübersichtliche Zusammensetzung durch Bindestrich zu gliedern sei. Hier hat sich die Dudenredaktion wieder einmal einen Reim auf die Erscheinungen zu machen versucht und eine ziemlich weltfremde Setzung hervorgebracht. Unübersichtlichkeit kann auch bei weniger als drei Gliedern eintreten; warum soll man sie nicht durch einen Bindestrich beheben? Das geschieht ständig, und niemandem fällt es auf. Das sind eben die berüchtigten Duden-Haarspaltereien, die man auskämmen muß. Und da kommt nun R 35 zu Hilfe, der das Vorhergehende grundsätzlich wieder aushebelt: Einen Bindestrich setzt man, wenn Mißverständnisse auftreten können. (...) In Einzelfällen (?) kann man einen Bindestrich setzen, um Teile eines Wortes besonders hervorzuheben. Na also! Setzt Bindestriche, wann ihr es für zweckmäßig haltet, wie bisher! Geschadet haben sie noch nie. Das ganze Bindestrichkapitel (Bindestrich-Kapitel) ist unnötig aufgebläht. Die Neuregelung macht daraus sogar einen eigenen Teil des Regelwerks! Nerius et. al erkennen natürlich, daß es zur GZS gehört, und haben auch sonst allerlei an der Neuregelung auszusetzen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2001 um 23.00
Der Kernpunkt ist wohl wirklich die Stelle, an der Herr Riebe sagt, daß man in einem Wörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden wolle. Im Rahmen des Sprachnormenprojekts der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vor zwanzig Jahren wurde über diese merkwürdige Gesinnung viel diskutiert. Die Deutschen haben wohl einen besonders großen Bedarf an Normen, im Sinne autoritärer Lösungen. Gerade heute morgen hat es mich wieder eigenartig berührt, daß die Parteien nicht einfach fair miteinander umgehen, sondern zunächst einmal ein Fairneßabkommen schließen wollen. Anders geht es wohl hierzulande nicht.
Der Glaube an die richtige Schreibung eines Wortes ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen Riebe vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren. Ich bin an sich kein Freund von Retourkutschen der Art Machs doch selber! Wenn ich eine Kamera kaufe, die schlechte Bilder macht, wäre ich ziemlich sauer, wenn der Hersteller mich aufforderte: Bau dir doch selbst eine! - Dazu bin ich ja nicht ausgebildet, und das kann ich einfach nicht. Aber hier, bei unserer Muttersprache, liegt die Sache grundsätzlich anders, und außerdem behauptet Herr Riebe ja die ganze Zeit zu wissen, wie man es besser macht. Das wollen wir doch gern einmal näher ansehen, sei es auch nur an einer winzigen Probestrecke (aber einer ernst gemeinten, nicht bloß zum Spaß, um unsere Aufmerksamkeit zu testen!).
Es ist richtig, daß mein Vorwurf an die Reformer wegen der Beliebigkeitsschreibungen in einem bestimmten Zusammenhang zu verstehen ist: Sie sind es doch, die mit ihren sonderbaren Regeln zu eindeutigen Schreibweisen zu gelangen versuchen, und wenn es dann nicht klappt, führen sie großzügig Varianten ein. Also nicht etwa wie ich aufgrund der Schreibwirklichkeit, sondern aus ihrer eigenen Verlegenheit. Man sehe sich doch §§ 34 ff. noch einmal an und frage sich, ob die Reformer das Thema Verbzusätze bewältigt haben? Sie haben es genauso dezisionistisch erledigt wie der alte Duden, oder vielmehr noch etwas schlechter, weil wirklichkeitsferner. Was zum Beispiel der Zusatz wieder- heißt, haben sie ganz und gar verkannt, und zwar trotz aller Korrekturen bis zum heutigen Tag. In meinen Kommentaren (nicht im Wörterbuch, aber das wird nachgeholt) ist es erstmals richtig dargestellt. Im Wörterbuch habe ich mich kurz gefaßt, weil ich auf eine Hintergrundgrammatik baue, die allerdings noch nicht ausgearbeitet, geschweige denn veröffentlich ist (bis auf die Rudimente im Glossar). (Übrigens nichts Besonders, alle Regelwerke halten es so.)
Die starre Eindeutigkeit, die Herrn Riebe vorschwebt, beseitigt in der Tat alle Entwicklungsmöglichkeiten. Aber vielleicht will er das ja gerade: Einmal richtig, immer richtig!? Auf diese Weise wäre es allerdings nie zu jenen Schreibweisen gekommen, die ihm heute als die einzig richtigen erscheinen und zum Teil noch vor wenigen Jahren falsch waren.
Zum Schluß: Auch ich kann mich gar nicht genug über die autoritätsgläubige Gesinnung bei Herrn Riebe wundern. Man sehe sich seine Geringschätzung der Journalisten an: Sie läuft auf eine Geringschätzung der Sprachgemeinschaft hinaus. Riebe will Experten heranziehen, die von vornherein Dudenkenner sind und von Berufs wegen die Dudennorm exekutieren: Lehrer, Buchdrucker, Schriftsetzer, Lektoren, Übersetzer - diese sind alle gehalten, die Norm zu kennen und umzusetzen. Schriftstelle, die er ebenfalls erwähnt, sind zwar von Gewicht, aber die normale Sachprosa, einziger Gegenstand der Orthographie, findet man bei ihnen nicht unbedingt. Die Auflage, nicht nachzuschlagen, soll wohl ein Witz sein? Ein Korrektor braucht nicht nachzuschlagen, um zu wissen, wie der Duden wohltun geschrieben wissen will. Lauter Leute, die die Norm von Berufs wegen im Kopf haben, sind nicht die Sprachgemeinschaft. So elitär wie bei Herrn Riebe hat man es lange nicht gelesen.
Und ganz zum Schluß das factum brutum et inconcussum: Meine Orthographie ist der Wirklichkeit abgelesen und bringt genau wieder diese Wirklichkeit hervor, nicht wahr, Herr Riebe? Aber wenn das so ist - leider haben Sie in all der langen Zeit nicht zu diesem Hauptpunkt Stellung genommen, außer mit Ihrer Journalistenbeschimpfung -, dann entfällt praktisch der ganze Krampf mit der richtigen Schreibung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
zu der in Ihrem Bericht angeführten Schreibweise von einem Baß-Saxophon Basssaxofon/Baßsaxophon schlage ich vor, daß man die spezifiziert Ausführung eines Musikinstrumentes stets mit einem Bindestrich schreibt, denn es sollen ja beide Teilworte gleichwertig erscheinen, auch wenn das erste Teilwort meist mehr Betonung erhält beim Lesen. Dies erscheint mir erwähnenswert, weil auch nach den alten Schreibregeln in einigen Fällen nicht genügend differenziert wurde, indem man einfach Worte aneinanderreihte. Dieser Punkt wird oft auch von Ausländern bemängelt, weil es die deutsche Schrift nicht ohne weiteres lesbar mache, also den Lesefluß hemmen kann.
Letzterem stimme ich nur bedingt zu, da ich eigentlich ein Verfechter der Zusammenschreibung von Wortkombinationen bin, aber nicht bis zum Extrem. Wenn nämlich beide Teilworte bzw. Wortteile des Gesamtausdrucks betont bleiben sollen, sich aber die Getrenntschreibung nachteilig auswirken würde, sollte man immer einen Bindestrich setzen. Dadurch wird gleichzeitig die Lesbarkeit verbessert, und Kuriositäten oder Mißverständnisse werden vermieden,
vor allem bei schlechten Trennungsprogrammen.
Beispiele: Container-Erfahrung statt Containererfahrung, Patent-Anker statt Patentanker, Alt-Flöte statt Altflöte, Baß-Stimme statt Baßstimme (oder gar Bassstimme), Großkreis-Navigation statt Großkreisnavigation, Teen-ager statt Teenager etc.
Überhaupt wäre die gezielte Setzung eines Bindestriches eine sehr gute Alternative, um sicherzustellen, daß die entsprechende Wortkombination richtig gelesen und ausgeprochen wird. Allerdings auch nur eine Alternative, wenn das Zusammenschreiben unglücklich sein könnte.
Sicherlich kennen Sie auch das Gratistischwein (Gratis-Tischwein).
MfG
Beispiele
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Bei den vielen Diskussionen und Beiträgen in dieser Rubrik gerät manchmal etwas durcheinander, also:
der letzte Beitrag sollte nicht an Herrn Jansen, sondern an Herrn Lachenmann gehen, bitte verzeihen Sie mir ...
MfG und bis bald
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Norbert Schäbler am 27.01.2001 um 23.00
Auf der Nachrichtenseite wurde heute ein Schülerdiktat eingestellt.
In diesem Diktat schrieb ein Schüler das Wort Regenguß in herkömmlicher Form. Ansonsten unterlief ihm kein weiterer Fehler.
Der Lehrer bewertete das Diktat mit der Note 2.
Damit verstieß er gegen die amtliche Verlautbarung, daß während der Übergangszeit bis 2005 die herkömmliche Schreibweise nicht als Fehler anzurechnen sei.
Dies allerdings ist kein Einzelfall! Die Verstöße häufen sich!
So wurde in letzter Zeit bekannt, daß verschiedene Lehrer in ihren Klassen Abstimmungen durchführen lassen, in denen die Schüler erklären sollen, daß sie nach der neuen Rechtschreibung bewertet werden wollen.
Meine Frage an rechtskundige Personen: Kann ein (möglicherweise 100prozentiges) Schülervotum einen Lehrer dazu berechtigen, sich über amtliche Richtlinien hinwegzusetzen?
Mein Antrag an Betroffene: Befragen Sie hierzu Klassenelternsprecher, Elternbeiräte sowie Schulbürokraten (Lehrer, Rektoren, Schulräte, Ministerialbeauftragte)! Führen Sie Statistiken und veröffentlichen Sie diese an geeigneter Stelle (Zeitung, Internetseiten)!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 27.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
zu Ihren Ausführungen hinsichtlich Schreibsicherheit und Schreibweise fällt mir aus praktischer Sicht folgendes ein:
Ob je nachdem, was ich in meinem Geschriebenen ausdrücken oder rüberbringen will, bei Wortkombinationen die Zusammenschreibung oder Getrenntschreibung die richtige (sprich: treffende) ist, kann sich ganz einfach ergeben, wenn man das zugehörige Substantiv bildet; bei korrekter Zusammenschreibung besteht auch das Substantiv aus allen Teilworten, mit der Betonung auf dem ersten Teilwort wie beim Verb. Wäre im jeweiligen Fall die Getrenntschreibung die treffendere, bildet sich das Substantiv des Vorgangs (o.ä.) nur aus dem zweiten Teilwort, und das erste ist nun nachgeordnete Beifügung o.ä.; Beispiele:
sichergehen (im Sinne von vergewissern) das Sichergehen (= Vergewisserung)
sicher gehen das sichere Gehen, der sichere Gang
feststellen das Feststellen, die Feststellung
fest stellen das feste Stellen, fest-Einstellung (Arretierung) o.ä.
sicherwirkend die Sicherwirkung
sicher wirkend die sichere Wirkung
sicherstellen die Sicherstellung
sicher stellen das sichere Stellen, Hinstellen o.ä.
wohltun die Wohltuung
wohl tun das wahrscheinliche Tun
wohlsein das Wohlsein (s.a. Prost)
wohl sein das wahrscheinliche Sein
alleinerziehen die Alleinerziehung
allein erziehen das alleinige oder ausschließliche Erziehen
sich auseinandersetzen die Auseinandersetzung
sich auseinander setzen die getrennte, separate Sitzweise oder ordnung
sich zusammensetzen die Zusammensetzung
sich zusammen setzen das gemeinsame Setzen oder Hinsetzen
Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Wenn ich also vom Substantiv ausgehe, komme ich zwangsläufig zur entsprechenden Schreibweise des Verbs oder was auch immer.
Verzeihen Sie, wenn ich es nicht so sprachwissenschaftlich korrekt formuliere, aber ich habe ein sehr gutes Sprachgefühl und komme von diesem Gefühl her auf die richtige Schreibweise, das Ergebnis ist das gleiche wie bei den anders begründeten Schreibregeln. Bei solchen Recherchn stoße ich oft auch auf praxisnähere und praktisch besser anwendbare Zusammenhänge.
Wenn wir uns bemühen würden, die deutsche Sprache (diese wunderbare Klangsprache) stets richtig auszusprechen, hätte es wohl keiner Reform bedurft. Die alten Schreibregeln boten und bieten so gute nuancenreiche Möglichkeiten, den gewünschten Text bzw. die Sprache 100%ig reproduzierbar zu machen, daß die neuen Regeln eine große Verarmung darstellen. Es ist, als wolle man einem Maler die Farbpalette reduzieren und bestimmen, bestimmte Farben und Zwischentöne nicht mehr zu verwenden; oder einem Komponisten sagen:
Künftig darfst du keine Verbindungsbogen mehr setzen, auch wenn die verbundenen Töne zusammengehören!
Ja, wie klingt dies dann?
Ich habe auf diese Zusammenhänge bereits mehrfach hingewiesen und werde dies auch weiterhin tun, um das Bewußtsein für die feineren Töne in unserer Sprache zu schärfen, uns des Wertes dieses in Generationen gewachsenen Kulturgutes mehr bewußt zu werden und uns für dessen Erhalt einzusetzen. Hierzu gehört auch, mutig diejenigen Regeln anzuwenden, die passen, also die optimalen tools. Ich erinnere an meinen Beitrag vom 24.1. unter dieser Rubrik, mit dem Titel/Untertitel Wie erlange ich ein besseres Sprachschrift-Verständnis?
Ich werde an anderer Stelle wieder dazu berichten.
Dietrich Beck
Großensee
eingetragen von Walter Lachenmann am 27.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Beck,
als konzernunabhängiger und vorgesetztenfreier Verleger mache ich es hier, wie ich lustig bin.
Hätte Ihnen hier etwa konzern-unabhängiger und vorgesetzten-freier besser gefallen?
Mir persönlich erscheinen diese gekoppelten Wörter meistens schwerfällig und unästhetisch.
Nur wenn Undeutlichkeiten entstehen können, entschließe ich mich für Koppelwörter.
So schreibe ich in dem neuen Buch über Miles Davis (Herr Dräger, reservieren Sie rechtzeitig!!) nicht
Originalalbum (wegen alal) sondern, wie Sie es täten, Original-Album.
Aber besser finde ich
Originalversion statt Original-Version.
Das wird hoffentlich nicht per Rechtschreibregel vorgeschrieben. Selbst dann würde ich noch Gutdünken verfahren, allerdings innerhalb eines Buches einheitlich.
Wenn Sie nämlich einen längeren Text haben, wirken diese Koppelwörter lähmend auf den Lesefluß.
Mir ging es auch um das Baßsolo, das durch das ß so deutlich und schön ist, daß Basssolo dagegen keine Chance hat. Baß-Solo erscheint, wie gesagt, schwerfällig, diese Schreibweise ist so wenig nötig wie Solo-Flöte. Soloflöte ist doch ein hübsches, klares Wort!
Herr Jansen (Entschuldigung für ss, immerhin nicht ß) hat ja auch nicht widersprochen, das freut mich.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2001 um 23.00
Die Neuregelung nimmt für sich in Anspruch, mehr Freiheit im Gebrauch des Bindestrichs gebracht zu haben. Das ist nur bedingt richtig, denn sie schreibt viele Bindestriche erstmals vor, die bisher nicht stehen mußten. Darauf weist auch das neue Buch von Nerius et al. hin (Duden: Deutsche Orthographie). Andererseits muß man bei genauerer Betrachtung anerkennen, daß das Regelwerk im alten Duden viel mehr Spielraum ließ, als es das Wörterverzeichnis dann zu zeigen schien. Unter R 33 hieß es z.B. Zusammengesetzte Wörter werden gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben. Was heißt gewöhnlich? In den Ausführungsbestimmungen, wie man sagen könnte, wird dann restriktiv verfahren, aber erst nach und nach. Zunächst folgt eine Tatsachenbehauptung: In Ausnahmefällen (vgl. im einzelnen das Wörterverzeichnis) ist die Schreibung mit Bindestrich festgeworden: Ich-Laut, Ich-Roman (aber: Ichform, ichbezigen), Ist-Stärke, Soll-Bestand, daß-Satz, das Als-ob. Diese Behauptungen sind teilweise falsch, es sind verkappte Normsetzungen. Es gibt von der Grundkonzeption her keine Einwände gegen Ich-Form. Da hier ein Teil zitiert und ein anderer Teil verwendet ist, empfiehlt sich sogar die Setzung eines Bindestrichs, denn der wirkliche Grund der Bindestrichsetzung, vom Duden nie erkannt, ist die semiotische Ungleichartigkeit der Bestandteile eines komplexen Wortes. (Gallmann hat das gut dargestellt.) Fatal der Verweis auf das Wörterverzeichnis, wodurch die Liste der angeblich obligatorischen Bindestrichwörter sich ins Unabsehbare und Unvorhersehbare verlängert!
Ebenso windig ist die irgendwann eingeführte Regel R 34, wonach erst bei mehr als drei Gliedern eine unübersichtliche Zusammensetzung durch Bindestrich zu gliedern sei. Hier hat sich die Dudenredaktion wieder einmal einen Reim auf die Erscheinungen zu machen versucht und eine ziemlich weltfremde Setzung hervorgebracht. Unübersichtlichkeit kann auch bei weniger als drei Gliedern eintreten; warum soll man sie nicht durch einen Bindestrich beheben? Das geschieht ständig, und niemandem fällt es auf. Das sind eben die berüchtigten Duden-Haarspaltereien, die man auskämmen muß. Und da kommt nun R 35 zu Hilfe, der das Vorhergehende grundsätzlich wieder aushebelt: Einen Bindestrich setzt man, wenn Mißverständnisse auftreten können. (...) In Einzelfällen (?) kann man einen Bindestrich setzen, um Teile eines Wortes besonders hervorzuheben. Na also! Setzt Bindestriche, wann ihr es für zweckmäßig haltet, wie bisher! Geschadet haben sie noch nie. Das ganze Bindestrichkapitel (Bindestrich-Kapitel) ist unnötig aufgebläht. Die Neuregelung macht daraus sogar einen eigenen Teil des Regelwerks! Nerius et. al erkennen natürlich, daß es zur GZS gehört, und haben auch sonst allerlei an der Neuregelung auszusetzen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
In der Sache hat Herr Wrase recht: Herr Riebe schätzt die Eindeutigkeit, wie er sie versteht, höher als die sprachliche Angemessenheit, und darin gleicht er den Reformern, die ja vielfach bekundet haben, die Hauptsache seien ihnen eindeutige Entscheidungen, mögen sie auch sprachlich so unbegründet sein wie die Vorschrift bei -einander, -ig usw. Auch Herr Riebe ist nicht bereit, Übergangsbereiche als objektive Tatsachen der Sprache selbst anzuerkennen, er will Grenzen ziehen, wo keine sind - um der Schüler willen. In der Tat sind viele Fehler der Reform darauf zurückzuführen, daß überwiegend Schuldidaktiker am Werk waren, die genau zu wissen glauben, was für die Schüler gut ist. Diese Haltung führt zwangsläufig zu einer dogmatischen Herangehensweise; der Natur der Sprache wird sie nicht gerecht. Der Preis dieses scheinbar schülerfreundlichen Irrtums sind unwahrscheinliche Gedächtnisbelastungen - oder eben unendlicher Nachschlagebedarf, wie ich ein paar Nummern weiter unten gezeigt habe.
Der Vorzug meines Ansatzes ist demgegenüber, daß ich sowohl der Sprache gerecht werde und die bisherigen Schreibweisen anerkenne als auch gleichzeitig (natürlich!) für die Schreibenden eine ganz beträchtliche Erleichterung biete, weil die bisherige Schreibung eben, wenn man sich richtig und ohne dogmatische Versteifung auf den Eindeutigkeitswahn darstellt, viel einfacher zu beherrschen ist, als man gemeinhin glaubte.
(Ich bitte die Tippfehler in den folgenden Beiträgen zu entschuldigen.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat merkwürdig, daß der Oberdemokrat Manfred Riebe zwar gegen den politischen Oktroy der Rechtschreibreform agitiert, aber zugleich fordert, der Maßstab für richtiges Schreiben müsse für jeden einzelnen Fall eindeutig im Lexikon festgehalten werden (wobei er unter anderem den Hinweis ignoriert, daß eine derart totregulierte Rechtschreibung sich nicht weiterentwickeln könnte, wenn sie überhaupt wirksam sein soll). Da hat er nichts dagegen, daß die Schreiber zu Nachschlageautomaten degradiert werden, wenn sie nicht ständig Fehler machen wollen. Im Gegenteil, alles andere seien Verunsicherungen, und Profesor Icklers empirischer Ansatz werde als Dogma der Liberalität den hilflosen Schreibern aufgenötigt, die doch die ganze Zeit Wörterbücher wälzen wollen, um als Sprachgemeinschaft eine lupenreine Einheitsschreibung zustande zu bringen ... Ich finde es überhaupt befremdlich, daß Herr Riebe hier ohne weiteres Reflektieren der zahlreichen Antworten zum x-ten Mal auftritt, als habe er Professor Ickler die Grundzüge der Rechtschreibung und der Wörterbucharbeit beizubringen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Statt forsch zu behaupten, bei hinüber zu retten und heraus zu treten sei dei Getrenntschreibung unmöglich, sollte man sich erst einmal kundig machen. Diese sogenannten Doppelpartikelverben werden zwar heute ganz überwiegend zusammengeschrieben, aber die Getrenntschreibung ist keineswegs unmöglich. Schon deshalb nicht, weil diese Verbzusätze zu veritablen Verbzusatz-Phrasen ausgebaut werden können; ich habe das schon vor Jahren ganz unabhängig von der Rechtschreibreform untersucht und war deshalb ziemlich gefeit gegen die Versuchung, allzu großzügig mit dem Verdikt unmöglich um mich zu schmeißen. Etwas davon ist sogar in mein Regelwerk eingegangen (§ 8, Anm.).
Also: Wir finden in Zeitungen mit erweitertem Zusatz will mit dem Zug ins hinüber mittelfränkische Hersbruck fahren, ohne Erweiterung das Stadteilcafé über das Jahr 1997 hinüber zu retten, in die neue Zeit hinüber retten, in das neue Jahrtausend hinüber retten (usw., gerade mit retten ziemlich oft!). Was soll daran verkehrt sein?
Wir lesen: endlich aus ihren Schützengräben heraus zu kommen, Friede Springer ist aus dem Schatten ihres Mannes heraus getreten usw. usf.
So ist die Sprachwirklichkeit, die doch nicht unmöglich sein kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Es muß natürlich heißen hinüber ins mittelfränkische Hersbruck.
Th. I.
Spardorf
eingetragen von Gast am 26.01.2001 um 23.00
Professor Ickler schrieb am 27.01.01:
Mal ehrlich: Wer hat schon gewußt, daß der Duden keinerlei Zusammenschreibung von wohl mit Verben zuließ? (Die Neuregelung natürlich erst recht nicht!) Wir hatten also auch wohl gefühlt, aber wohlversorgt usw. - ziemlich weltfremd.
Das ist nicht korrekt. Im Wörterverzeichnis der 20. Auflage sind 3 Kombinationen von wohl + Verb aufgeführt: Wohl sein, wohltun und wohlwollen. Kombinationen mit wohl in der Bedeutung wahrscheinlich sind Wortgruppen und werden im Duden, wie in der Neuregelung, nur zur Abgrenzung gegenüber der Zusammensetzung bzw. Zusammenschreibung - ich lasse die Differenzierung mal außen vor - aufgeführt (Duden: wohl (wahrscheinlich) tun und wohl (wahrscheinlich) wollen ). Wieso aber wurde dann wohl sein nicht ebenfalls zusammengeschrieben? Unter R 205 steht doch: Verbindungen mit sein [...] schreibt man nur im Infinitiv und Partizip zusammen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es lediglich daran lag, dass in wohl sein das wohl nicht im Sinne von wahrscheinlich missverstanden werden kann (Das wird wohl so sein oder das wird er wohl sein). Ich habe nun den Verdacht, dass R 205 oft nur dann zum Tragen kam, wenn ein Wortpaar wir wohltun und wohl tun bestand und zudem ein potenzielles Missverständnis vorlag. Betrachtet man es ohne einen typischen Kontext, ist aber im Prinzip wohl sein und wohlsein genauso ein Wortpaar. Im Moment erscheint mir diese Festlegung willkürlich. Ich kann im Moment auch die Regel nicht finden, dass bei Erweiterung und Steigerung getrennt geschrieben wird (Das wird dir sehr wohl tun). War es nicht so? Aber wo steht das? Wer kann mir weiterhelfen?
Michael Jansen (nicht Janssen)
eingetragen von Manfred Riebe am 26.01.2001 um 23.00
Wie will man Schreibfehler vermeiden und eine eindeutige einheitliche Schreibung erreichen?
1. Soll man neue formale Regeln für die Getrennt- und/oder Zusammenschreibung erfinden wie die Reformer mit ihrer Rechtschreibreform? Diese Lösung wurde verworfen, weil die Sprache dadurch in ein Korsett sprachwidriger künstlicher Regeln gezwängt wurde, wodurch außerdem mehr Fehler entstanden sind.
2. Soll man wie der Duden bis zur 20. Auflage anhand des Schreibgebrauchs, der Betonung und Bedeutung sprachlich richtige, eindeutige und einheitliche Einzelwortschreibungen als Getrennt- und/oder Zusammenschreibung festlegen und dabei zugleich einige Ungereimtheiten des Duden auskämmen?
3. Oder soll man wie Theodor Ickler bei einem Teil der Zeitwörter und Eigenschaftswörter weite Entscheidungsfelder für Doppelformen bzw. Fakultativschreibungen offenlassen? Das erinnert mich an Icklers Beurteilung der Reformer: E 4 - eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln - gibt (...) den nicht besonders geistreichen Rat: Wenn man nicht weiß, ob man Adjektiv und Verb getrennt oder zusammenschreiben soll, kann man sie getrennt oder zusammenschreiben. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 67). Wenn die unterschiedliche Betonung und Bedeutung bei der Getrennt- und/oder Zusammenschreibung nicht klar durch die unterschiedliche Schreibweise unterschieden werden, kommt es durch die Schriftbildähnlichkeit noch stärker zu Interferenzen, d.h. zu Verwechslungen (Wolfgang Müller: Leicht verwechselbare Wörter, Mannheim: Dudenverlag, 1973, S. 12 ff.), die durch die Fakultativschreibung noch gefördert, anstatt abgebaut werden. Das ist ein erheblicher Störfaktor beim Lernprozeß und beim Lesen. Ickler: Die Orientierung an den Bedürfnissen des Lesers ist der Schlüssel zum Verständnis der Rechtschreibung und zur Beurteilung der Rechtschreibeform. (...) Fallen die Betonungen gleich beim ersten Lesen auf die richtigen Stellen? (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, Pullach, März 1997, S. 24). Außerdem will man in einem Volkswörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden. Doch die Fakultativschreibung führt zu einer gewissen Stärkung der Getrenntschreibung der Reformer. So kann sich auch jeder Lehrer für die Getrennt- oder für die Zusammenschreibung entscheiden. Was bei dem einen Lehrer richtig ist, ist bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt. Das verunsichert die Schüler. Hier bleibt die Bedeutungs- und damit Leserfeindlicheit der Rechtschreibreform erhalten. Ickler: In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformer, eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst. Auf diesem Wege als Antwort auf Hunderttausende von Anfragen, sind ja die unendlich verfeinerten Festsetzungen der alten Dudenorthographie zustande gekommen. So wird es auch diesmal geschehen. (...) Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129). Diese kulturfeindliche Vernichtung von spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten der Schriftsprache wird unter dem irreführenden Etikett einer liberalen Deregulierung verkauft. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, S. 51)
Empirische Feststellung des Schreibgebrauchs
Eine zuverlässige empirische Basis ist sicherlich die Sprachkartei der Duden-Redaktion, möglicherweise auch des IDS oder der GfdS. Texte von Nachrichtenagenturen und Zeitungen sind dagegen eine unzuverlässige Grundlage, a) weil unsere Schul- und Hochschulabgänger bekanntlich in vielen Fällen Rechtschreibkenntnisse haben, die nicht einmal mehr den einfacheren berufsspezifischen Anforderungen genügen, b) weil Zeitungstexte unter Zeitdruck schnell zusammengeschrieben werden müssen, c) weil bei vielen Zeitungen Korrektoren aus Kostengründen abgebaut bzw. eingespart wurden und d) Journalisten sich immer mehr auf Rechtschreibprogramme verlassen. Der Computer übt einen negativen Einfluß auf die Schreibweise der Journalisten aus. Ein Beispiel: Man schreibt z.B. genausogut und zugrundelegen, aber das Rechtschreibprogramm unterringelt die Wörter rot. Man trennt die Wörter, und der Computer ist zufrieden, d.h. die rote Fehleranzeige verschwindet. Dadurch entsteht durch das Rechtschreibprogramm entgegen dem Univerbierungsprozeß ein willkürlicher Trend zur Getrenntschreibung. Die Rechtschreibprogramme sind gerade in den wichtigen Bereichen unzuverlässig. Der Einfluß der Rechtschreibprogramme als Kommissar Zufall ist ein wesentlicher Faktor bei der Beurteilung der Zeitungstexte. Rechtschreibprogramme fördern die Beliebigkeit der Schreibweisen in den Zeitungen.
Da die Presseorthographie Mängel hat, könnte man versuchen, die Sprachkartei der Duden-Redaktion, des IDS oder der GfdS für wissenschaftliche Zwecke zu benützen. Da die letzteren staatlich gefördert werden, müßte dies eigentlich genauso möglich sein, wie z.B. auch die Benützung des Bundesarchivs möglich ist.
Falls dies verhindert werden sollte, könnte man an folgenden Test denken, um festzustellen, ob und in welchen Fällen die Duden-Schreibung bei der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS) überhaupt zweifelhaft ist. Ich bin der Meinung, daß zumindest in den von mir bisher genannten Beispielen der Fakultativschreibung in der übertragenen Bedeutung nicht ein einziger versierter Schreiber die Getrenntschreibung anwenden würde, es sei denn ausnahmsweise versehentlich (Ich erinnere diesbezüglich an die Diktate für Kultusminister und Reformer in den Medien):
1. Bestandsaufnahme von einigen Zweifelsfällen der Getrennt- und Zusammenschreibung in verschiedenen Wörterbüchern.
2. Dann Probelauf einer repräsentativen Stichprobe unter 50 - 100 schriftgewandten erfahrenen Schreibberuflern (z.B. gestandene Schriftsteller, Lehrer, Germanisten, Sprachwissenschaftler, Buchdrucker, Schriftsetzer, Übersetzer, Lektoren, ab dem 40. Lebensjahr) per E-Mail mit einer Auswahl von nur 20 Zweifelsfällen der GZS als Lückentext, um eine qualitativ gute Rechtschreibung zu erhalten (Auflage, nicht nachzuschlagen).
3. Je nach Ergebnis könnte darauf aufbauend eine größere repräsentative Umfrage folgen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
Sie haben natürlich recht, ich hatte in der Eile wohltun und wohlwollen übersehen (obwohl ich gerade dies anderswo schon mal kommentiert hatte). Um so schlimmer ist das Ganze natürlich - denn welchen Grund sollte es für die Ungleichbehandlung geben, und wer hat das überhaupt gewußt? Das Durcheinander bei wohl setzt sich in neuester Zeit fort, und das ist doch sehr bezeichnend. Ebenso bei übelnehmen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Herr Riebe hat noch einmal exemplarisch dargestellt, welche Illusionen er sich macht.
(Die Zitate von mir sind aus dem Zusammenhang gerissen, ich gehe darauf nicht mehr ein. Daß ich keine Varianten ersinne, sondern vorhandene abbilde, habe ich schon so oft gesagt, daß ich wohl erwarten darf, daß Herr Riebe wenigstens mit einem Wort darauf eingeht. Aber er wiederholt gebetsmühlenhaft sein altes Argument. Ich bin versucht, die deutlichere Sprache Wolfgang Wrases zu benutzen.)
Die Sprachkartei des Duden ist nicht zugänglich. Das Korpus des IDS kann Herr Riebe sofort online benutzen; er sei dazu ausdrücklich ermuntert. Auch die GfdS-Kartei ist zugänglich.
Meine Vorliebe für Zeitungsjahrgänge beruht nicht nur auf deren leichter Zugänglichkeit, sondern vor allem, wie schon oft gesagt, auf ihrer Repräsentativität und Bedeutung für das allgemein Sprachbewußtsein. Riebes abwertende Bemerkungen sind ein altes Klischee und beruhen auf Unkenntnis. Journalisten sind die geübtesten Schreiber überhaupt, sie haben in der Regel keinen stilistischen Ehrgeiz, neigen daher zu schnörkelloser Sachprosa, der einzigen Textsorte also, für die ein orthographisches Wörterbuch überhaupt in Frage kommt. Gelegentliche Ausrutscher verschwinden nach dem Gesetz der großen Zahl. Ich habe natürlich auch CDs mit Literatur und kann vergleichen. Aber wer nicht selbst mit Korpora gearbeitet hat - und Herr Riebe scheint es nie versucht zu haben, obwohl es ein Kinderspiel wäre, damit anzufangen - der wird das nie verstehen und sollte hier nicht mitreden.
Riebes Abneigung gegen Journalisten geht so weit, daß unter seinen schriftgewandten erfahrenen Schreibberuflern kein vorkommen, das ist absurd.
Statt Experimente zu ersinnen, sollte man sie durchführen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
... Soll man wie der Duden bis zur 20. Auflage anhand des Schreibgebrauchs, der Betonung und Bedeutung sprachlich richtige, eindeutige und einheitliche Einzelwortschreibungen als Getrennt- und/oder Zusammenschreibung festlegen und dabei zugleich einige Ungereimtheiten des Duden auskämmen? ...
Das Auskämmen hat Professor Ickler vorgenommen. (Es waren nicht nur einige, sondern unzählige Ungereimtheiten. Weitere Festlegungen sind nicht sprachgerecht; es gibt bei weitem nicht nur die Kriterien Betonung und Bedeutung, sondern auch verschiedenste Fälle der Syntax, der Erweiterung usw. Es sind nur noch Empfehlungen möglich, die allerdings die Übersichtlichkeit im Wörterverzeichnis erheblich herabsetzen und den Lernaufwand dramatisch erhöhen würden. Außerdem ergeben sich zwar nicht auf Regelebene viel mehr Fehler (das wäre bei weiteren Festlegungen der Fall), aber auf Empfehlungsebene viel mehr Verstöße gegen die Empfehleungen und darüber hinaus um so mehr Inkonsequenzen, je mehr Empfehlungen man einbaut. Also stellt sich die Frage: Wieso so kompliziert, wenn es auch einfacher geht? Aber ich sagte ja schon: Wer es unbedingt kompliziert haben will, für den ließen sich grundsätzlich noch alle möglichen Empfehlungen und Differenzierungshinweise angeben.
... Oder soll man wie Theodor Ickler bei einem Teil der Zeitwörter und Eigenschaftswörter weite Entscheidungsfelder für Doppelformen bzw. Fakultativschreibungen offenlassen? Das erinnert mich an Icklers Beurteilung der Reformer: E 4 - eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln - gibt (...) den nicht besonders geistreichen Rat: Wenn man nicht weiß, ob man Adjektiv und Verb getrennt oder zusammenschreiben soll, kann man sie getrennt oder zusammenschreiben. ...
Zunächst einmal ist eine solche Beliebigkeitsklausel merkwürdig in einem autoritären, ja gesetzesartigen Text, der inhaltlich zum Ziel hat, (um jeden Preis) möglichst alles zu regeln, um alle Zweifelsfälle auszuräumen. Anders ist das in einem von vornherein liberal gefaßten und außerdem gar nicht an Normen, sondern an der Empirie orientierten Katalog der möglichen (= richtigen) Schreibweisen, wie sie in Wirklichkeit auch auftreten. Der Bogen steht als ökonomisches Darstellungselement im Wörterverzeichnis und verhindert keineswegs eine detaillierte didaktische oder stilistische Kommentierung.
... Wenn die unterschiedliche Betonung und Bedeutung bei der Getrennt- und/oder Zusammenschreibung nicht klar durch die unterschiedliche Schreibweise unterschieden werden, kommt es durch die Schriftbildähnlichkeit noch stärker zu Interferenzen, d.h. zu Verwechslungen (Wolfgang Müller: Leicht verwechselbare Wörter, Mannheim: Dudenverlag, 1973, S. 12 ff. ...
Der Bogen bedeutet nur, daß beides möglich ist. Er ist eine ökonomische Darstellungsform. Wenn man bei jedem Stichwort eine differenzierte, grammatisch erschöpfende und immer noch empirisch gestützte, hoher Stilistik gerechte Bedienungsanleitung einbauen würde, bräuchte man eine jahrelang tätige vielköpfige Redaktion und hätte nachher ein Wörterverzeichnis, das zwei Kilo wiegt. Sie können sich als Pensionär ja mal an die Arbeit machen, Herr Riebe, anstatt immer nur zu sagen, daß die Arbeit von Professor Ickler verirrt sei. Dieser hat zu Recht gesagt, daß eine solche Ausdifferenzierung in eine didaktische Aufbereitung gehört und nicht vertausendfacht, in verfälschend verkürzter Form, ins Wörterverzeichnis. Nur Betonung und/oder Bedeutung, so einfach ist es eben nicht. (Man hat den Eindruck, daß keine Antwort von Professor Ickler bei Ihnen hängenbleibt, sondern daß Sie nur nach irgendwelchen Zitatfetzen suchen, die Ihrem Programm Alternativen sind vom Teufel zu entsprechen scheinen.
... Außerdem will man in einem Volkswörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden ...
Stimmt schon, daß man das will. Aber das geht eben dort nicht, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, dort findet man sinnvollerweise mehrere richtige Schreibweisen. Sonst würde das Wörterbuch die Wirklichkeit verfälscht abbilden. Haben Sie das eigentlich begriffen?
... Doch die Fakultativschreibung führt zu einer gewissen Stärkung der Getrenntschreibung der Reformer. So kann sich auch jeder Lehrer für die Getrennt- oder für die Zusammenschreibung entscheiden. Was bei dem einen Lehrer richtig ist, ist bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt ...
Fakultativschreibung bedeutet, daß es zwei Möglichkeiten gibt. Mag sein, daß es noch mehr Lehrer gibt wie Sie, die das einfach nicht begreifen können und unbedingt nur eine Möglichkeit gelten lassen wollen. Falls es nur solche Anwender gäbe, die sich nicht vorstellen können, daß es auch beim Schreiben verschiedene Möglichkeiten gibt, sollte Professor Ickler vielleicht seine Arbeit einstellen. Man muß sich einmal vorstellen, wieviel er zu tun hätte, wenn er jedem einzelnen Anwender ebenso oft wie Ihnen erklären würde, daß es viele Fälle gibt, wo man nicht von falsch oder richtig reden kann, sondern nur von mehr oder weniger üblich oder allenfalls von besser oder schlechter.
... Hier bleibt die Bedeutungs- und damit Leserfeindlicheit der Rechtschreibreform erhalten. Ickler: In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformer, eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst. Auf diesem Wege als Antwort auf Hunderttausende von Anfragen, sind ja die unendlich verfeinerten Festsetzungen der alten Dudenorthographie zustande gekommen. So wird es auch diesmal geschehen ...
Herr Riebe, Sie haben vielleicht noch nicht bemerkt, daß die Reformer zahllose Varianten eingeführt haben, die niemand wollte und niemand braucht. Anders die von Professor Ickler empirisch erfaßten Varianten, die es tatsächlich gibt und bei denen Professor Ickler sich nicht wie die Reformer anmaßt, eine ihm gefällige Auswahl zu betreiben. Was die Differenzierung betrifft, siehe oben.
... Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129). Diese kulturfeindliche Vernichtung von spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten der Schriftsprache wird unter dem irreführenden Etikett einer liberalen Deregulierung verkauft. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, S. 51) ...
Es ist vielleicht neu für Sie, Herr Riebe, daß man im Gegensatz zu dem Variantenchaos der Reform sich bei dem Wörterbuch von Professor Ickler leicht merken kann, wo es Varianten gibt und wo nicht. Von den Verbzusätzen sind nur die in § 9 obligatorisch zusammenzuschreiben, das heißt im wesentlichen die mit Präpositionen gleichlautenden Verbzusätze. Grundsätzlich sind die Hinweise in § 8 zu beachten, der Rest ist dann fakultativ. Das ist etwas anderes als bei der Reform, sonst wäre sie nicht schwer. Im übrigen vernichtet Professor Ickler nicht wie die Reformer Ausdrucksmöglichkeiten (z. B. die Zusammenschreibung von auseinanderentwickeln), sondern schützt sie, indem er das Vorkommende, Verwendete, offenbar Gewollte festhält und zuläßt, ohne die Verwendung in komplizierter und einengender Weise gesetzesartig vorzuschreiben.
Wissen Sie, Herr Riebe, wenn Sie so überzeugt davon sind, daß Herr Ickler kein gutes Wörterbuch gemacht hat, wieso machen Sie nicht selbst eines? Vielleicht haben Sie sich ja inzwischen entschieden, wie Sie sich satt_sehen schreiben wollen: zusammen, wie Sie es zuerst mit allem Nachdruck gefordert haben, oder getrennt, weil das so in irgendwelchen Lexika steht und weil Sie das ganz einfach finden, wie ebenfalls mehrfach bezeugt. Wir kennen Ihre derzeitige Meinung nicht (vielleicht wollen Sie uns aufklären?), aber vielleicht haben Sie sich ja entschieden, und dann haben Sie schon mal ein Stichwort geregelt! Dann müssen Sie sich nur noch ein paar tausendmal entscheiden, und dann haben Sie schon Ihr eindeutiges Lexikon, das die Arbeit von Professor Ickler als Machwerk eines Anfängers entlarven wird.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
habe ich meinen Kommentar zeitgleich mit dem von Professor Ickler geschrieben; ich kannte diesen beim Schreiben nicht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
In der Sache hat Herr Wrase recht: Herr Riebe schätzt die Eindeutigkeit, wie er sie versteht, höher als die sprachliche Angemessenheit, und darin gleicht er den Reformern, die ja vielfach bekundet haben, die Hauptsache seien ihnen eindeutige Entscheidungen, mögen sie auch sprachlich so unbegründet sein wie die Vorschrift bei -einander, -ig usw. Auch Herr Riebe ist nicht bereit, Übergangsbereiche als objektive Tatsachen der Sprache selbst anzuerkennen, er will Grenzen ziehen, wo keine sind - um der Schüler willen. In der Tat sind viele Fehler der Reform darauf zurückzuführen, daß überwiegend Schuldidaktiker am Werk waren, die genau zu wissen glauben, was für die Schüler gut ist. Diese Haltung führt zwangsläufig zu einer dogmatischen Herangehensweise; der Natur der Sprache wird sie nicht gerecht. Der Preis dieses scheinbar schülerfreundlichen Irrtums sind unwahrscheinliche Gedächtnisbelastungen - oder eben unendlicher Nachschlagebedarf, wie ich ein paar Nummern weiter unten gezeigt habe.
Der Vorzug meines Ansatzes ist demgegenüber, daß ich sowohl der Sprache gerecht werde und die bisherigen Schreibweisen anerkenne als auch gleichzeitig (natürlich!) für die Schreibenden eine ganz beträchtliche Erleichterung biete, weil die bisherige Schreibung eben, wenn man sich richtig und ohne dogmatische Versteifung auf den Eindeutigkeitswahn darstellt, viel einfacher zu beherrschen ist, als man gemeinhin glaubte.
(Ich bitte die Tippfehler in den folgenden Beiträgen zu entschuldigen.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat merkwürdig, daß der Oberdemokrat Manfred Riebe zwar gegen den politischen Oktroy der Rechtschreibreform agitiert, aber zugleich fordert, der Maßstab für richtiges Schreiben müsse für jeden einzelnen Fall eindeutig im Lexikon festgehalten werden (wobei er unter anderem den Hinweis ignoriert, daß eine derart totregulierte Rechtschreibung sich nicht weiterentwickeln könnte, wenn sie überhaupt wirksam sein soll). Da hat er nichts dagegen, daß die Schreiber zu Nachschlageautomaten degradiert werden, wenn sie nicht ständig Fehler machen wollen. Im Gegenteil, alles andere seien Verunsicherungen, und Profesor Icklers empirischer Ansatz werde als Dogma der Liberalität den hilflosen Schreibern aufgenötigt, die doch die ganze Zeit Wörterbücher wälzen wollen, um als Sprachgemeinschaft eine lupenreine Einheitsschreibung zustande zu bringen ... Ich finde es überhaupt befremdlich, daß Herr Riebe hier ohne weiteres Reflektieren der zahlreichen Antworten zum x-ten Mal auftritt, als habe er Professor Ickler die Grundzüge der Rechtschreibung und der Wörterbucharbeit beizubringen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Statt forsch zu behaupten, bei hinüber zu retten und heraus zu treten sei dei Getrenntschreibung unmöglich, sollte man sich erst einmal kundig machen. Diese sogenannten Doppelpartikelverben werden zwar heute ganz überwiegend zusammengeschrieben, aber die Getrenntschreibung ist keineswegs unmöglich. Schon deshalb nicht, weil diese Verbzusätze zu veritablen Verbzusatz-Phrasen ausgebaut werden können; ich habe das schon vor Jahren ganz unabhängig von der Rechtschreibreform untersucht und war deshalb ziemlich gefeit gegen die Versuchung, allzu großzügig mit dem Verdikt unmöglich um mich zu schmeißen. Etwas davon ist sogar in mein Regelwerk eingegangen (§ 8, Anm.).
Also: Wir finden in Zeitungen mit erweitertem Zusatz will mit dem Zug ins hinüber mittelfränkische Hersbruck fahren, ohne Erweiterung das Stadteilcafé über das Jahr 1997 hinüber zu retten, in die neue Zeit hinüber retten, in das neue Jahrtausend hinüber retten (usw., gerade mit retten ziemlich oft!). Was soll daran verkehrt sein?
Wir lesen: endlich aus ihren Schützengräben heraus zu kommen, Friede Springer ist aus dem Schatten ihres Mannes heraus getreten usw. usf.
So ist die Sprachwirklichkeit, die doch nicht unmöglich sein kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Es muß natürlich heißen hinüber ins mittelfränkische Hersbruck.
Th. I.
Spardorf
eingetragen von Gast am 26.01.2001 um 23.00
Professor Ickler schrieb am 27.01.01:
Mal ehrlich: Wer hat schon gewußt, daß der Duden keinerlei Zusammenschreibung von wohl mit Verben zuließ? (Die Neuregelung natürlich erst recht nicht!) Wir hatten also auch wohl gefühlt, aber wohlversorgt usw. - ziemlich weltfremd.
Das ist nicht korrekt. Im Wörterverzeichnis der 20. Auflage sind 3 Kombinationen von wohl + Verb aufgeführt: Wohl sein, wohltun und wohlwollen. Kombinationen mit wohl in der Bedeutung wahrscheinlich sind Wortgruppen und werden im Duden, wie in der Neuregelung, nur zur Abgrenzung gegenüber der Zusammensetzung bzw. Zusammenschreibung - ich lasse die Differenzierung mal außen vor - aufgeführt (Duden: wohl (wahrscheinlich) tun und wohl (wahrscheinlich) wollen ). Wieso aber wurde dann wohl sein nicht ebenfalls zusammengeschrieben? Unter R 205 steht doch: Verbindungen mit sein [...] schreibt man nur im Infinitiv und Partizip zusammen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es lediglich daran lag, dass in wohl sein das wohl nicht im Sinne von wahrscheinlich missverstanden werden kann (Das wird wohl so sein oder das wird er wohl sein). Ich habe nun den Verdacht, dass R 205 oft nur dann zum Tragen kam, wenn ein Wortpaar wir wohltun und wohl tun bestand und zudem ein potenzielles Missverständnis vorlag. Betrachtet man es ohne einen typischen Kontext, ist aber im Prinzip wohl sein und wohlsein genauso ein Wortpaar. Im Moment erscheint mir diese Festlegung willkürlich. Ich kann im Moment auch die Regel nicht finden, dass bei Erweiterung und Steigerung getrennt geschrieben wird (Das wird dir sehr wohl tun). War es nicht so? Aber wo steht das? Wer kann mir weiterhelfen?
Michael Jansen (nicht Janssen)
eingetragen von Manfred Riebe am 26.01.2001 um 23.00
Wie will man Schreibfehler vermeiden und eine eindeutige einheitliche Schreibung erreichen?
1. Soll man neue formale Regeln für die Getrennt- und/oder Zusammenschreibung erfinden wie die Reformer mit ihrer Rechtschreibreform? Diese Lösung wurde verworfen, weil die Sprache dadurch in ein Korsett sprachwidriger künstlicher Regeln gezwängt wurde, wodurch außerdem mehr Fehler entstanden sind.
2. Soll man wie der Duden bis zur 20. Auflage anhand des Schreibgebrauchs, der Betonung und Bedeutung sprachlich richtige, eindeutige und einheitliche Einzelwortschreibungen als Getrennt- und/oder Zusammenschreibung festlegen und dabei zugleich einige Ungereimtheiten des Duden auskämmen?
3. Oder soll man wie Theodor Ickler bei einem Teil der Zeitwörter und Eigenschaftswörter weite Entscheidungsfelder für Doppelformen bzw. Fakultativschreibungen offenlassen? Das erinnert mich an Icklers Beurteilung der Reformer: E 4 - eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln - gibt (...) den nicht besonders geistreichen Rat: Wenn man nicht weiß, ob man Adjektiv und Verb getrennt oder zusammenschreiben soll, kann man sie getrennt oder zusammenschreiben. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 67). Wenn die unterschiedliche Betonung und Bedeutung bei der Getrennt- und/oder Zusammenschreibung nicht klar durch die unterschiedliche Schreibweise unterschieden werden, kommt es durch die Schriftbildähnlichkeit noch stärker zu Interferenzen, d.h. zu Verwechslungen (Wolfgang Müller: Leicht verwechselbare Wörter, Mannheim: Dudenverlag, 1973, S. 12 ff.), die durch die Fakultativschreibung noch gefördert, anstatt abgebaut werden. Das ist ein erheblicher Störfaktor beim Lernprozeß und beim Lesen. Ickler: Die Orientierung an den Bedürfnissen des Lesers ist der Schlüssel zum Verständnis der Rechtschreibung und zur Beurteilung der Rechtschreibeform. (...) Fallen die Betonungen gleich beim ersten Lesen auf die richtigen Stellen? (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, Pullach, März 1997, S. 24). Außerdem will man in einem Volkswörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden. Doch die Fakultativschreibung führt zu einer gewissen Stärkung der Getrenntschreibung der Reformer. So kann sich auch jeder Lehrer für die Getrennt- oder für die Zusammenschreibung entscheiden. Was bei dem einen Lehrer richtig ist, ist bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt. Das verunsichert die Schüler. Hier bleibt die Bedeutungs- und damit Leserfeindlicheit der Rechtschreibreform erhalten. Ickler: In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformer, eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst. Auf diesem Wege als Antwort auf Hunderttausende von Anfragen, sind ja die unendlich verfeinerten Festsetzungen der alten Dudenorthographie zustande gekommen. So wird es auch diesmal geschehen. (...) Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129). Diese kulturfeindliche Vernichtung von spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten der Schriftsprache wird unter dem irreführenden Etikett einer liberalen Deregulierung verkauft. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, S. 51)
Empirische Feststellung des Schreibgebrauchs
Eine zuverlässige empirische Basis ist sicherlich die Sprachkartei der Duden-Redaktion, möglicherweise auch des IDS oder der GfdS. Texte von Nachrichtenagenturen und Zeitungen sind dagegen eine unzuverlässige Grundlage, a) weil unsere Schul- und Hochschulabgänger bekanntlich in vielen Fällen Rechtschreibkenntnisse haben, die nicht einmal mehr den einfacheren berufsspezifischen Anforderungen genügen, b) weil Zeitungstexte unter Zeitdruck schnell zusammengeschrieben werden müssen, c) weil bei vielen Zeitungen Korrektoren aus Kostengründen abgebaut bzw. eingespart wurden und d) Journalisten sich immer mehr auf Rechtschreibprogramme verlassen. Der Computer übt einen negativen Einfluß auf die Schreibweise der Journalisten aus. Ein Beispiel: Man schreibt z.B. genausogut und zugrundelegen, aber das Rechtschreibprogramm unterringelt die Wörter rot. Man trennt die Wörter, und der Computer ist zufrieden, d.h. die rote Fehleranzeige verschwindet. Dadurch entsteht durch das Rechtschreibprogramm entgegen dem Univerbierungsprozeß ein willkürlicher Trend zur Getrenntschreibung. Die Rechtschreibprogramme sind gerade in den wichtigen Bereichen unzuverlässig. Der Einfluß der Rechtschreibprogramme als Kommissar Zufall ist ein wesentlicher Faktor bei der Beurteilung der Zeitungstexte. Rechtschreibprogramme fördern die Beliebigkeit der Schreibweisen in den Zeitungen.
Da die Presseorthographie Mängel hat, könnte man versuchen, die Sprachkartei der Duden-Redaktion, des IDS oder der GfdS für wissenschaftliche Zwecke zu benützen. Da die letzteren staatlich gefördert werden, müßte dies eigentlich genauso möglich sein, wie z.B. auch die Benützung des Bundesarchivs möglich ist.
Falls dies verhindert werden sollte, könnte man an folgenden Test denken, um festzustellen, ob und in welchen Fällen die Duden-Schreibung bei der Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS) überhaupt zweifelhaft ist. Ich bin der Meinung, daß zumindest in den von mir bisher genannten Beispielen der Fakultativschreibung in der übertragenen Bedeutung nicht ein einziger versierter Schreiber die Getrenntschreibung anwenden würde, es sei denn ausnahmsweise versehentlich (Ich erinnere diesbezüglich an die Diktate für Kultusminister und Reformer in den Medien):
1. Bestandsaufnahme von einigen Zweifelsfällen der Getrennt- und Zusammenschreibung in verschiedenen Wörterbüchern.
2. Dann Probelauf einer repräsentativen Stichprobe unter 50 - 100 schriftgewandten erfahrenen Schreibberuflern (z.B. gestandene Schriftsteller, Lehrer, Germanisten, Sprachwissenschaftler, Buchdrucker, Schriftsetzer, Übersetzer, Lektoren, ab dem 40. Lebensjahr) per E-Mail mit einer Auswahl von nur 20 Zweifelsfällen der GZS als Lückentext, um eine qualitativ gute Rechtschreibung zu erhalten (Auflage, nicht nachzuschlagen).
3. Je nach Ergebnis könnte darauf aufbauend eine größere repräsentative Umfrage folgen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Jansen,
Sie haben natürlich recht, ich hatte in der Eile wohltun und wohlwollen übersehen (obwohl ich gerade dies anderswo schon mal kommentiert hatte). Um so schlimmer ist das Ganze natürlich - denn welchen Grund sollte es für die Ungleichbehandlung geben, und wer hat das überhaupt gewußt? Das Durcheinander bei wohl setzt sich in neuester Zeit fort, und das ist doch sehr bezeichnend. Ebenso bei übelnehmen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2001 um 23.00
Herr Riebe hat noch einmal exemplarisch dargestellt, welche Illusionen er sich macht.
(Die Zitate von mir sind aus dem Zusammenhang gerissen, ich gehe darauf nicht mehr ein. Daß ich keine Varianten ersinne, sondern vorhandene abbilde, habe ich schon so oft gesagt, daß ich wohl erwarten darf, daß Herr Riebe wenigstens mit einem Wort darauf eingeht. Aber er wiederholt gebetsmühlenhaft sein altes Argument. Ich bin versucht, die deutlichere Sprache Wolfgang Wrases zu benutzen.)
Die Sprachkartei des Duden ist nicht zugänglich. Das Korpus des IDS kann Herr Riebe sofort online benutzen; er sei dazu ausdrücklich ermuntert. Auch die GfdS-Kartei ist zugänglich.
Meine Vorliebe für Zeitungsjahrgänge beruht nicht nur auf deren leichter Zugänglichkeit, sondern vor allem, wie schon oft gesagt, auf ihrer Repräsentativität und Bedeutung für das allgemein Sprachbewußtsein. Riebes abwertende Bemerkungen sind ein altes Klischee und beruhen auf Unkenntnis. Journalisten sind die geübtesten Schreiber überhaupt, sie haben in der Regel keinen stilistischen Ehrgeiz, neigen daher zu schnörkelloser Sachprosa, der einzigen Textsorte also, für die ein orthographisches Wörterbuch überhaupt in Frage kommt. Gelegentliche Ausrutscher verschwinden nach dem Gesetz der großen Zahl. Ich habe natürlich auch CDs mit Literatur und kann vergleichen. Aber wer nicht selbst mit Korpora gearbeitet hat - und Herr Riebe scheint es nie versucht zu haben, obwohl es ein Kinderspiel wäre, damit anzufangen - der wird das nie verstehen und sollte hier nicht mitreden.
Riebes Abneigung gegen Journalisten geht so weit, daß unter seinen schriftgewandten erfahrenen Schreibberuflern kein vorkommen, das ist absurd.
Statt Experimente zu ersinnen, sollte man sie durchführen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
... Soll man wie der Duden bis zur 20. Auflage anhand des Schreibgebrauchs, der Betonung und Bedeutung sprachlich richtige, eindeutige und einheitliche Einzelwortschreibungen als Getrennt- und/oder Zusammenschreibung festlegen und dabei zugleich einige Ungereimtheiten des Duden auskämmen? ...
Das Auskämmen hat Professor Ickler vorgenommen. (Es waren nicht nur einige, sondern unzählige Ungereimtheiten. Weitere Festlegungen sind nicht sprachgerecht; es gibt bei weitem nicht nur die Kriterien Betonung und Bedeutung, sondern auch verschiedenste Fälle der Syntax, der Erweiterung usw. Es sind nur noch Empfehlungen möglich, die allerdings die Übersichtlichkeit im Wörterverzeichnis erheblich herabsetzen und den Lernaufwand dramatisch erhöhen würden. Außerdem ergeben sich zwar nicht auf Regelebene viel mehr Fehler (das wäre bei weiteren Festlegungen der Fall), aber auf Empfehlungsebene viel mehr Verstöße gegen die Empfehleungen und darüber hinaus um so mehr Inkonsequenzen, je mehr Empfehlungen man einbaut. Also stellt sich die Frage: Wieso so kompliziert, wenn es auch einfacher geht? Aber ich sagte ja schon: Wer es unbedingt kompliziert haben will, für den ließen sich grundsätzlich noch alle möglichen Empfehlungen und Differenzierungshinweise angeben.
... Oder soll man wie Theodor Ickler bei einem Teil der Zeitwörter und Eigenschaftswörter weite Entscheidungsfelder für Doppelformen bzw. Fakultativschreibungen offenlassen? Das erinnert mich an Icklers Beurteilung der Reformer: E 4 - eine der zahlreichen Beliebigkeitsklauseln - gibt (...) den nicht besonders geistreichen Rat: Wenn man nicht weiß, ob man Adjektiv und Verb getrennt oder zusammenschreiben soll, kann man sie getrennt oder zusammenschreiben. ...
Zunächst einmal ist eine solche Beliebigkeitsklausel merkwürdig in einem autoritären, ja gesetzesartigen Text, der inhaltlich zum Ziel hat, (um jeden Preis) möglichst alles zu regeln, um alle Zweifelsfälle auszuräumen. Anders ist das in einem von vornherein liberal gefaßten und außerdem gar nicht an Normen, sondern an der Empirie orientierten Katalog der möglichen (= richtigen) Schreibweisen, wie sie in Wirklichkeit auch auftreten. Der Bogen steht als ökonomisches Darstellungselement im Wörterverzeichnis und verhindert keineswegs eine detaillierte didaktische oder stilistische Kommentierung.
... Wenn die unterschiedliche Betonung und Bedeutung bei der Getrennt- und/oder Zusammenschreibung nicht klar durch die unterschiedliche Schreibweise unterschieden werden, kommt es durch die Schriftbildähnlichkeit noch stärker zu Interferenzen, d.h. zu Verwechslungen (Wolfgang Müller: Leicht verwechselbare Wörter, Mannheim: Dudenverlag, 1973, S. 12 ff. ...
Der Bogen bedeutet nur, daß beides möglich ist. Er ist eine ökonomische Darstellungsform. Wenn man bei jedem Stichwort eine differenzierte, grammatisch erschöpfende und immer noch empirisch gestützte, hoher Stilistik gerechte Bedienungsanleitung einbauen würde, bräuchte man eine jahrelang tätige vielköpfige Redaktion und hätte nachher ein Wörterverzeichnis, das zwei Kilo wiegt. Sie können sich als Pensionär ja mal an die Arbeit machen, Herr Riebe, anstatt immer nur zu sagen, daß die Arbeit von Professor Ickler verirrt sei. Dieser hat zu Recht gesagt, daß eine solche Ausdifferenzierung in eine didaktische Aufbereitung gehört und nicht vertausendfacht, in verfälschend verkürzter Form, ins Wörterverzeichnis. Nur Betonung und/oder Bedeutung, so einfach ist es eben nicht. (Man hat den Eindruck, daß keine Antwort von Professor Ickler bei Ihnen hängenbleibt, sondern daß Sie nur nach irgendwelchen Zitatfetzen suchen, die Ihrem Programm Alternativen sind vom Teufel zu entsprechen scheinen.
... Außerdem will man in einem Volkswörterbuch sofort die richtige Schreibweise eines Wortes finden ...
Stimmt schon, daß man das will. Aber das geht eben dort nicht, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, dort findet man sinnvollerweise mehrere richtige Schreibweisen. Sonst würde das Wörterbuch die Wirklichkeit verfälscht abbilden. Haben Sie das eigentlich begriffen?
... Doch die Fakultativschreibung führt zu einer gewissen Stärkung der Getrenntschreibung der Reformer. So kann sich auch jeder Lehrer für die Getrennt- oder für die Zusammenschreibung entscheiden. Was bei dem einen Lehrer richtig ist, ist bei dem anderen ein Fehler und umgekehrt ...
Fakultativschreibung bedeutet, daß es zwei Möglichkeiten gibt. Mag sein, daß es noch mehr Lehrer gibt wie Sie, die das einfach nicht begreifen können und unbedingt nur eine Möglichkeit gelten lassen wollen. Falls es nur solche Anwender gäbe, die sich nicht vorstellen können, daß es auch beim Schreiben verschiedene Möglichkeiten gibt, sollte Professor Ickler vielleicht seine Arbeit einstellen. Man muß sich einmal vorstellen, wieviel er zu tun hätte, wenn er jedem einzelnen Anwender ebenso oft wie Ihnen erklären würde, daß es viele Fälle gibt, wo man nicht von falsch oder richtig reden kann, sondern nur von mehr oder weniger üblich oder allenfalls von besser oder schlechter.
... Hier bleibt die Bedeutungs- und damit Leserfeindlicheit der Rechtschreibreform erhalten. Ickler: In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformer, eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst. Auf diesem Wege als Antwort auf Hunderttausende von Anfragen, sind ja die unendlich verfeinerten Festsetzungen der alten Dudenorthographie zustande gekommen. So wird es auch diesmal geschehen ...
Herr Riebe, Sie haben vielleicht noch nicht bemerkt, daß die Reformer zahllose Varianten eingeführt haben, die niemand wollte und niemand braucht. Anders die von Professor Ickler empirisch erfaßten Varianten, die es tatsächlich gibt und bei denen Professor Ickler sich nicht wie die Reformer anmaßt, eine ihm gefällige Auswahl zu betreiben. Was die Differenzierung betrifft, siehe oben.
... Die Zulassung von Varianten wird auch als Erleichterung für den Schreiblerner dargestellt. Das ist jedoch ein Irrtum, denn man kann unmöglich wissen, in welchen Bereichen es Varianten gibt und in welchen nicht. Dadurch erhöht sich der Lernaufwand, statt sich zu verringern. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 129). Diese kulturfeindliche Vernichtung von spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten der Schriftsprache wird unter dem irreführenden Etikett einer liberalen Deregulierung verkauft. (Ickler: Rechtschreibreform auf dem Prüfstand, S. 51) ...
Es ist vielleicht neu für Sie, Herr Riebe, daß man im Gegensatz zu dem Variantenchaos der Reform sich bei dem Wörterbuch von Professor Ickler leicht merken kann, wo es Varianten gibt und wo nicht. Von den Verbzusätzen sind nur die in § 9 obligatorisch zusammenzuschreiben, das heißt im wesentlichen die mit Präpositionen gleichlautenden Verbzusätze. Grundsätzlich sind die Hinweise in § 8 zu beachten, der Rest ist dann fakultativ. Das ist etwas anderes als bei der Reform, sonst wäre sie nicht schwer. Im übrigen vernichtet Professor Ickler nicht wie die Reformer Ausdrucksmöglichkeiten (z. B. die Zusammenschreibung von auseinanderentwickeln), sondern schützt sie, indem er das Vorkommende, Verwendete, offenbar Gewollte festhält und zuläßt, ohne die Verwendung in komplizierter und einengender Weise gesetzesartig vorzuschreiben.
Wissen Sie, Herr Riebe, wenn Sie so überzeugt davon sind, daß Herr Ickler kein gutes Wörterbuch gemacht hat, wieso machen Sie nicht selbst eines? Vielleicht haben Sie sich ja inzwischen entschieden, wie Sie sich satt_sehen schreiben wollen: zusammen, wie Sie es zuerst mit allem Nachdruck gefordert haben, oder getrennt, weil das so in irgendwelchen Lexika steht und weil Sie das ganz einfach finden, wie ebenfalls mehrfach bezeugt. Wir kennen Ihre derzeitige Meinung nicht (vielleicht wollen Sie uns aufklären?), aber vielleicht haben Sie sich ja entschieden, und dann haben Sie schon mal ein Stichwort geregelt! Dann müssen Sie sich nur noch ein paar tausendmal entscheiden, und dann haben Sie schon Ihr eindeutiges Lexikon, das die Arbeit von Professor Ickler als Machwerk eines Anfängers entlarven wird.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 26.01.2001 um 23.00
habe ich meinen Kommentar zeitgleich mit dem von Professor Ickler geschrieben; ich kannte diesen beim Schreiben nicht.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
... bockigen Töchter sind Sie sicherlich zu beneiden, Herr Lachenmann, aber den Vergleich mit Herrn Ickler finde ich doch ein bißchen albern. Aber das nehme ich selbstverständlich zurück, wenn sich in Icklers Neuauflage kein einziger Bogen mehr findet.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner haben mit ihrem Buch Rechtschreibreform und Nationalsozialismus versucht, die Frage nach den ideologischen Wurzeln der Rechtschreibreform zu beantworten. Wütende Proteste von Reformbefürwortern waren die Folge. Offenbar ist diese Fragestellung unangenehm oder politisch nicht korrekt. Doch die langfristigen Ziele der Reformer und ihr künftiges Handeln kann man nur dann einschätzen, wenn man nach den Motiven und Ursachen der Reform fragt. Auch die Frage nach den sozialistischen Wurzeln der Reform ist notwendig.
Wolfgang Denk, der Sohn Friedrich Denks, hatte im August 1996 im Sommerurlaub George Orwells visionären Zukunftsroman 1984 gelesen. Er stellte fest, daß die Rechtschreibreform dem Newspeak ähnele. So wurde Orwells 1984 auch für viele andere ein zusätzlicher Anstoß zum Widerstand gegen die Rechtschreibreform. Ein Auszug daraus:
Neusprech war die Amtssprache Ozeaniens und entworfen worden, um die ideologischen Anforderungen des Engsoz, oder englischen Sozialismus, zu erfüllen. Im Jahre 1984 gab es noch niemanden, der Neusprech als ausschließliches Mittel zur mündlichen oder schriftlichen Kommunikation benutzte. Die Leitartikel der Times wurden darin abgefaßt, doch war dies eine tour de force, die nur ein Spezialist bewältigen konnte. Man erwartete, daß Neusprech etwa bis zum Jahre 2050 Altsprech schließlich verdrängt haben würde. (...) Die 1984 gebräuchliche und durch die neunte und zehnte Auflage des Neusprechdiktionärs verkörperte Version war provisorisch und enthielt viele überflüssige Wörter und archaische Strukturen, die später abgeschafft werden sollten. (...)
Neusprech sollte nicht nur ein Ausdrucksmittel für die den Anhängern des Engsoz gemäße Weltanschauung und Geisteshaltung bereitstellen, sondern auch alle anderen Denkweisen unmöglich machen. (...) Neusprech sollte den Gedankenspielraum nicht erweitern, sondern einengen, und dieser Zweck wurde dadurch unterstützt, daß man die Auswahl an Wörtern auf ein Minimum zusammenstrich. (Orwell, George: 1984, S. 302 f.)
_________________________________
Es wäre wünschenswert, insbesondere auch das Zusammenspiel zwischen sozialistischen Rechtschreibreformern der DDR und den westdeutschen Sprachwissenschaftlern zu untersuchen, die der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) angehörten wie der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission Gerhard Augst.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
ist deutsch Ich esse Abendbrot. Es gibt jedenfalls viele, die sagen: Wir essen gerade Mittag - ganz ohne die vornehme Präposition. Hier könnte ein Übergang zur VZ-Konstruktion vorliegen.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Christian Dörner am 25.01.2001 um 23.00
Oft habe ich hier versucht klarzumachen, warum eine exakt ins Detail gehende Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung mir nicht sinnvoll erscheint. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, daß ein paar genauere Empfehlungen (z. B. bei bereitstellen, fertigstellen, kennenlernen, aufrechterhalten usw.) nicht schaden, sondern sogar nützlich sein würden. Da ich nicht erneut meine eigenen Argumente hier aufzählen will, will ich jemanden zu Wort kommen lassen, der sich auf diesem Gebiet viel besser auskennt:
(Hinweis: Ich habe mich wirklich bemüht, nichts aus dem Zusammenhang zu reißen.)
»Nicht richtig bedacht worden ist bisher, daß dieselbe fatale Wirkung durch eine scheinbar entgegengesetzte Tendenz der Reform erreicht wird, nämlich durch das Geltenlassen oder gar der Neueinführung funktionsloser Varianten: so dass und sodass, das oben Erwähnte und das Obenerwähnte, aufs schönste und aufs Schönste, Nummer Sicher und Nummer sicher usw., ganz zu schweigen von der neuen Kommasetzung. Die Zulassung neuer Varianten wird als liberal und als Gewinn an Freiheit gerühmt. Aber wenn es keine Kriterien gibt, wonach im gegebenen Fall die eine Variante besser ist als die andere, dann herrscht nicht Freiheit, sondern Beliebigkeit und neue Unsicherheit. Die ungeheure Fülle von funktionslosen Varianten, ein Hauptmerkmal der neuen Rechtschreibung, verstößt gegen ein subtiles Gesetz der Sprache, das man nach seinem Entdecker, einem Semantiker des 19. Jahrhunderts, Bréalsches Verteilungsgesetz nennt und ohne das man auch die Sprachgeschichte, vor allem die Ausdifferenzierung sogenannter Synonyme nicht verstehen kann. Dieses Gesetz besagt: Wo mehrere verschiedene Formen existieren, erwartet der Hörer oder Leser, daß sie auch Verschiedenes bedeuten. Diese Erwartung wird von der reformierten Rechtschreibung an vielen Stellen enttäuscht. Es ist auch behauptet worden, Varianten seien notwendig, wenn die Sprache für Entwicklungen offen bleiben soll. Das mag für die Fremdwortschreibung zutreffen, aber welcher Entwicklungstendenz kommt die Schreibung aufs Schönste entgegen? In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformerm eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst.« (Ickler, 1997, S. 128 f.)
Diesen Ausführungen stimme ich voll und ganz zu. Deswegen wären ein paar genauere Hinweise im Rechtschreibwörterbuch nicht schlecht. Mich würde interessieren, wie die anderen darüber denken.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 25.01.2001 um 23.00
»Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen.« (Ickler, 27.1.2001)
Na, Herr Fleischhauer, ist der Vergleich mit meinen beiden bockigen Töchtern wirklich so albern?
Ich weiß jetzt nur nicht, ob auch ich zu denen gehöre, denen Herr Ickler seinen Dank ausspricht.
Ich jedenfalls danke ihm.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Aus unzähligen Briefen, auch verstohlen zugesteckten Zetteln ist mir bekannt, daß praktisch alle deutschen Sprachwissenschaftler und Germanisten die Reform für völlig mißlungen halten. Bringt man das Gespräch auf dieses Thema, verdrehen manche nur die Augen. Das soll wohl heißen: Natürlich ist die Reform Unsinn, das sage ich in meinen Seminaren auch, aber Sie wissen ja, der Kolleg X war beteiligt, da hält man sich in der Öffentlichkeit lieber zurück. So lassen sich die wenigen, die öffentlich zu ihrer Einschätzung stehen, an den Fingern einer Hand abzählen. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 158)
Das ist die Antwort auf die Frage, weshalb hier keine Beiträge von Sprachprofessoren zu finden sind. Aber kollegiale Rücksichtnahme? Weit gefehlt! Es ist die Angst, bei der Gegenseite anzuecken. Streitbare Demokraten sind selten. In unserer Demokratie regiert die Angst. Elisabeth Noelle-Neumann hat dieses Phänomen als Schweigespirale bezeichnet. (Elisabeth Noelle-Neumann: Öffentlichkeit als Bedrohung. München 1977)
Das Gästebuch dient auch dem Brain Storming. Man sammelt ähnlich wie im Verbesserungsvorschlagswesen Gedanken. Dabei gibt es Brauchbares und weniger Nützliches, aber ein Körnchen Wahrheit ist immer dabei. Verbesserungsvorschläge dürfen auch anonym gemacht werden, weil sie erfahrungsgemäß oft als destruktive persönliche Kritik an Dienstvorgesetzten mißverstanden werden. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, sonst müßte jeder mit einem Maulkorb herumlaufen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
Aufgeräumt wird möglicherweide nur hier: Das Icklersche Wörterverzeichnis enthät keine konsequent durchgeführten Angaben über Geschlecht (z.B. bei Radiergummi), transitiven/intransitiven Gebrauch (erinnern), unregelmäßige Flexion (z.B. Plural Motore(n)) usw.
Lieber Herr Lachenmann, noch einmal zurück zu Ihrem Argument, daß der geübte Schreiber auch ohne nachzuschlagen vernünftig schreibt und das deshalb ein orthographisches Wörterbuch differenziertere Ratschläge für den Schreibunsicheren geben sollte.
Bedenkt man, daß das Wörterbuch auch für Korrekturzwecke an der Schule einsetzbar sein soll, läßt sich ein solcher Ratgeber-Korrektor nur unter sehr großem Aufwand verwirklichen: keine Einzelfallfestlegungen, sondern statistische Angaben bei den Bogen-Einträgen. Wer will dabei mithelfen? Freiwillige vor! (Herr Ickler hat auf dieser Seite bereits ausgesprochen, daß dies eine Arbeit von Jahrzehnten wäre - weil er bockig ist?)
Ansonsten ist meines Erachtens keine Verbesserung des Icklerschen Konzepts möglich. Natürlich, Sie können jetzt entgegnen, daß Einzelfallfestlegungen möglich wären, weil ein guter Lehrer wohl fühlen und wohlfühlen gleichermaßen gelten läßt, egal welche Form auch immer er im Wörterbuch findet.(Und so war es wohl auch.) Aber das heißt eigentlich nur, daß wir mit dem (alten) Duden immer noch gut bedient sind. Wer ihn aus Dummheit weggeworfen hat, kann ihn sich leicht und billig im Antiquariat besorgen.
Lieber Herr Lachenmann, wäre Ihnen geholfen, wenn ich Ihnen Ihren Ickler abkaufe?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Herr Dörner, dessen kritische Solidarität ich außerordentlich schätze, hat das bisher Treffendste vorgebracht, was gegen mein jetziges Verfahren eingewandt werden kann - kein Wunder, denn es stammt von mir selbst. Ich verteidige mich gegen meine Selbstdemontage, indem ich die Hälfte zugebe und im übrigen darauf verweise, daß mir die deskriptive Anlage und der Nutzen für die Vereinfachung der Lernaufgabe wichtiger sind als die Bedenken gegen funktionslose (oder in ihrer Funktion noch nicht geklärte) Varianten. Es ist eine Gratwanderung. aufs Schönste ist wohl obsolet, die Wiedereinführung sinnlos und damit schädlich; bei sicher gehen scheint mir die Bereinigung zu kostspielig, ich will ja keinen Nachschlagebedarf schaffen, sondern ihn vermindern. Ein besonderer Fall sind die neueerdings noch einmal mächtig vermehrten Varianten vom Typ Aufsehen erregend"/"aufsehenerregend (aufgrund der Kritik wiedereingefphrt, gegen die amtliche Regelung), die von der Reformkommission für funktionslos erklärt werden, obwohl sie es in Wirkllichkeit nicht sind (und genau das wird in meinem Wörterbuch erklärt). Summa summarum: Obwohl mir natürlich bewußt ist, daß Orthographie insgesamt eine einzige Variantenbeseitigung war und immer sein wird, scheint es mir Bereiche zu geben, die nicht abschließend in dieser Weise bearbeitet werden können, ohne daß eine abstruse Intensivierung des Nachschlagens daraus resultiert. H. H. Munske hat das oft und eindringlich gesagt. Ich biitte alle Interessierten, sich die Sache in ihrem ganzen Umfang klarzumachen. Übungsvorschlag: Meine Bogen-Einträge durchgehen und ohne Nachschlagen raten, wie der alte Duden es gelöst hatte (ernstnehmen, saubermachen, sattsehen, kaltlassen, kahlfressen usw.). Aber nicht mogeln!
Zur Verteidigung des Duden (den ich ja sowieso nie besonders streng verurteilt habe) möchte ich noch sagen, daß die Dudenredakteure schon früher viel lieber etwas anderes gemacht hätten - mehr in meiner Richtung -, daß sie aber, wie mir der Chef und sein Stellvertreter bei einem sehr offenen und freundschaftlichen Gespräch einmal sagten, mit der staatlichen Privilegierung in einem goldenen Käfig gesessen hätten - golden zwar, aber eben doch ein Käfig. Das heißt, sie mußten immer gewisse Erwartungen bedienen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Fleischhauer:
Mein Wörterbuch enthält bisher nur solche nicht-rechtschreiblichen Angaben, die für die Identifikation des Stichwortes notwendig sind, daher auch keine Genusangaben um ihrer selbst willen. Wie gesagt: eine erweiterte Fassung ist bereits im Entstehen, das ist aber keíne Revision des Konzepts, sondern eine kleine Aufmerksamkeit für den Benutzer. Vielleicht stellen wir bald mal ein paar Probeseiten hier ein, damit viele die Neufassung kommentieren können.
Ein Rechtschreibwörterbuch ersetzt keine Rechtschreibdidaktik. Den Ratgeberanteil, der ja eine Art Stilistik ist, kann man auf verschiedene Weise festlegen; das betrifft das Gleichgewicht zwischen dem Minimum, das ins Wörterbuch gehört, und der ausführlichen Lehre, die eine handbuchartige Darstellung fordert. So haben auch die Reformer sehr früh Didaktisierungen herausgebracht - die beste ist von Gallmann und Sitta: Handbuch Rechtschreiben. Zürich 1996. (mit erstaunlich viel Kritik am gerade erst von beiden mitverfaßten Regelwerk!)
Ein schönes Beispiel ist wohlfühlen! Mal ehrlich: Wer hat schon gewußt, daß der Duden keinerlei Zusammenschreibung von wohl mit Verben zuließ? (Die Neuregelung natürlich erst recht nicht!) Wir hatten also auch wohl gefühlt, aber wohlversorgt usw. - ziemlich weltfremd. Die Reformer begründen die Zusammenschreibung neuerdings mit Steigerbarkeit: sich wohl fühlen wegen sich besser fühlen - was allerdings der Komparativ zu sich gut fühlen ist. Und nun bedenken Sie: Welchen Gewinn bringt es, hier die eine oder die andere Schreibweise als einzige festzulegen? Welche Kosten entstehen andererseits? (Ich bitte herzlich, mich mit dem Einwand zu verschonen, die Getrenntschreibung sei falsch, weil sie Verwechslung mit wahrscheinlich fühlen hervorrufen könnte!)
Was neuerdings aus wohl geworden ist, steht in meiner Übersicht zum neuesten Duden; des Schwankens ist kein Ende, weil die Regelungswut von Grund auf verfehlt ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Im Duden, 8. Auflage, 1908, und im Duden, 8. neubearbeitete Auflage, 1914, steht: sicherstellen, Fußnote 2: B. (das bayerische Wörterverzeichnis von Ammon): sicher stellen.
Im Duden, 12. Auflage, 1941, steht: sicherstellen (sichern; feststellen; in polizeil. Gewahrsam nehmen); aber: sicher stellen (an einen sichern Ort stellen); sichergehen (sich vergewissern); aber: sicher gehen (ohne Gefahr, ohne Schwanken gehen).
Man kann folglich bis 1908 zurückgehen, ohne für die übertragene Bedeutung eine Getrenntschreibung im Duden zu entdecken. In gleicher Weise steht es in Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, 1991.
Im Duden, 12. Auflage, steht auf Seite 24* unter:
Zusammenschreibung eng zusammengehöriger Wörter
Feste Regeln lassen sich hier nicht angeben. Das Sprachgefühl entscheidet im Sonderfall. Im allgemeinen bezeichnet die Zusammenschreibung eine engere Verbindung und ist geboten, wenn durch die Verbindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt. In der Regel zeigt schon die (starke) Betonung des ersten Gliedes der Zusammensetzung diese stärkere Zusammengehörigkeit an.
Beispiele: feststellen (als zweifellos hinstellen) neben fest stellen (etwas so stellen, daß es nicht schwankt); usw. (...)
Anderseits kann auch bei an sich gleicher Bedeutung eine Verbindung einmal verbunden, ein andermal getrennt gehalten werden, je nachdem sie unter einen Starkton rückt oder das Gewicht mehrere Starktöne erhält, z.B. nicht wiedergutzumachen; aber: dieses Verhalten ist schwer verständlich; ferner: ein sicherwirkendes Mittel, aber: ein ganz sicher wirkendes Mittel (Die Betonungszeichen können hier nicht dargestellt werden. M.R.).
Diese Duden-Schreibweise und -Erläuterung ist für mich eine verständliche, nachvollziehbare, eindeutige Darstellung und Begründung des Schreibgebrauchs.
Wenn nun plötzlich abweichend davon eine Fakultativschreibung mit Bogen (Getrennt- oder Zusammenschreibung) ohne Bedeutungsangabe und ohne hinreichende Begründung und Gegenargumente eingeführt wird: sicher_gehen, sicher_stellen, bedeutet das für mich eine unverständliche Schreibweise und eine völlig unnötige Schreibverunsicherung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.01.2001 um 23.00
Es ist Herrn Riebe offensichtlich egal, wie die Leute tatsächlich schreiben oder was in den Zeitungen steht. Hauptsache, eine eindeutige Regel stand im alten Duden. Da sollte man Herrn Riebe auffordern, im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung konsequenterweise die Seite zu wechseln und für die Reformregeln zu kämpfen - mit all seiner Hartnäckigkeit. Denn nach der Reform steht nicht nur ebenfalls etwas Eindeutiges im Lexikon, sondern es gibt auch für Tausende von bisherigen Zweifelsfällen eine meist zum Ziel führende einheitliche Regel - die Erweiterbarkeit/Steigerbarkeit-Probe. Somit braucht der Schreiber nicht einmal mehr nachzuschlagen und hat schon ohne Lexikon meistens die richtige Schreibung, die im Lexikon steht. Wo die Probe nicht eindeutig zum Ziel führt, wird dem Schreiber Wahlfreiheit eingeräumt, und wenn er es dennoch eindeutig haben will, kann er ja in diesen verbleibenden Zweifelsfällen immer noch im neuen Duden nachsehen oder in einem anderen Lexikon (die Wörterbücher werden ja mittlerweile auch weitgehend einander angeglichen). Wie die unklaren GZS-Fälle bisher geregelt waren, konnte man hingegen kaum ahnen, was man bestätigt finden wird, wenn man der Aufforderung von Professor Ickler nachkommt, zu seinen Bogen-Fällen ohne Nachschlagen die Duden-Regelungen herunterzubeten. Das einzig Wichtige für Herrn Riebe - der Maßstab eindeutige Regelung im Lexikon - konnte also bisher nur durch Nachschlagen eruiert werden, andernfalls begaben sich die Schreiber in die von Herrn Riebe verabscheute verwahrloste, degenerierte Beliebigkeitsschreibung. Also, Herr Riebe, wenn Sie trotz mehrfacher Warnungen und vielen wohlwollenden Antworten unbedingt Ihren immergleichen Senf zur GZS loswerden wollen (Schon wieder Unsicherheiten!! Bitte eindeutig regeln!!), dann wechseln Sie doch in diesem Bereich die Front und kämpfen Sie für die Reform-GZS - sonst machen Sie sich erst recht lächerlich.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 25.01.2001 um 23.00
Heute herrscht hier aber vielleicht schlechte Laune allüberall, vor und hinter den Kulissen. Helle Barden.
Lieber Herr Fleischhauer, weil mein Senf für die Allgemeinheit vielleicht nicht so sehr interessant ist, hätte ich Ihnen folgendes direkt geschrieben, wenn unter Ihrem Beitrag Ihre E-Mail-Adresse stehen würde. Nun wende ich mich aber, nolens volens, schon wieder an die Allgemeinheit.
Man muß nicht zwischen den Zeilen lesen können, um zu erkennen, daß ich zu den ganz heißen Verehrern Herrn Icklers und zu den respektvollen Bewunderern seines Wörterbuches gehöre. Nicht umsonst bangt Herr Dräger um seine Vorräte. In meiner Umgebung haben es einige Menschen schon in Gebrauch - nach meiner Schubladengeschichte ahnen Sie vielleicht, wer unter anderem.
Herr Ickler tut hier, auf diesen Seiten, etwas absolut einmaliges. Er erläutert sein Konzept und stellt sein Wörterbuch zur Diskussion. Ich glaube, das ist - zumindest in der Geschichte der Rechtschreibung - ein noch nie dagewesener Vorgang. Bedauerlich ist, daß seine Kollegen von der Reformerseite sich an dieser Diskussion kaum beteiligen, immerhin gibt es einige Reformbefürworter wie Herr Janssen, die hier mitreden. Ansonsten schlägt er sich mit Reformgegnern herum, die ihm in seinen Meinungen nicht folgen wollen oder können, meistens - außer heute - mit viel Geduld.
Da ich mich, siehe oben, für eine Verbreitung und Benutzung seines Wörterbuchs engagiere (hiermit ist auch Herrn Icklers Frage beantwortet, weshalb ich mich überhaupt dafür interessiere, wo ich selbst es doch nicht brauche), bin ich so frei, meine Meinungen zu seiner Konzeption zu äußern und Wünsche zu formulieren. Da ich ein Scherzkeks bin, mache ich dabei gerne Späßchen, außerdem ist mir die Sache sonst selbst zu langweilig.
Leider habe ich den Eindruck, daß Herr Ickler seine »Feinde« viel ernster nimmt als seinen Freund, der ich bin. Ich habe noch kein Wort über mein wichtigstes Anliegen, die Ästhetik in der Sprache, im Sprachschatz und in der Rechtschreibung vernommen. Wie soll verhindert werden, daß »Untugenden« in die Sprache und die Rechtschreibung eindringen, oder soll das nach seiner Ansicht nicht verhindert werden? Da bin ich hinsichtlich des »deskriptiven« Ansatzes skeptisch. Wo hört man auf mit der Deskription? Bei so viel sprachlicher Schluderei, die sehr schnell einreißt in den allgemeinen Sprachgebrauch, auch künstlich aus Eitelkeit und Wichtigtuerei begangenem Sprachfrevel, wie wir das heute allüberall erleben, sollte man darüber schon nachdenken dürfen. Leider habe ich darüber noch nichts erfahren von ihm, obwohl ich dieses Thema immer wieder angesprochen habe. Vielleicht ist dieses Thema für ihn unwichtiger, als sich mit Herrn Riebe herumzuärgern, wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn - wie gesagt - ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.
Was die Frage eines »brauchbaren« Wörterbuches angeht (dieser von mir gewählte Ausdruck hat ihn wohl auch einmal geärgert, völlig überflüssigerweise), so vernehme ich neuerdings mit großer Freude und Zuversicht, daß im Sinne von Anwendungsfragen sein Wörterbuch nun doch erweitert werden soll. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen. Wie weit das geht, ob das (wie plausibel bestritten) eine Kopie des alten Duden sein muß, ist eine andere Frage. Aber der Wunsch war wohl doch nicht völlig abwegig. Für mich ist damit die Schublade genug aufgeräumt.
Schließlich wäre es vielleicht doch interessant, vielleicht gibt es ja so etwas in Fachkreisen schon, eine Rechtschreibsoziologie oder wie auch immer man das nennen will, zu erforschen. Ich meine u.a. die Tatsache, daß auch kultivierte Menschen bis hin zu Hochschulprofessoren gar nicht selten ein gestörtes Verhältnis zur Rechtschreibung haben, von totaler Unsicherheit oder gar Angst vor ihr, über Gleichgültigkeit bis zur Verachtung. Heinrich Böll etwa war ein verheerender Rechtschreiber, ich habe Originalmanuskripte von ihm gesehen. Ich habe auch Manuskripte von Lehrern und eben auch Hochschulprofessoren der Geisteswissenschaften gesehen - ich wollte meinen Augen nicht glauben. Andere, deren Stellenwert im Gefüge der Bildungshierarchie weniger hoch angesiedelt ist, schreiben oft orthographisch und stilistisch hervorragend. Das geht kreuz und quer durch die Soziologie. Hierüber sollte man sich vielleicht einmal ein Bild machen.
Im Zusammenhang mit Erkenntnissen aus solchen Beobachtungen wäre die Theorie der »Liberalität« in der Rechtschreibung zu bedenken und die Umsetzung dieser Liberalität in die Sprach- oder Orthographielehre. Einige Gedanken dazu habe ich in den vorangegangenen Beiträgen schon geäußert.
Wie gesagt - was hilft es dem, der orthographisch schwach ist, wenn man ihm in Zweifelsfragen die Freiheit gibt, es so oder so zu machen? Um frei und liberal entscheiden zu können, muß man erst einmal wissen, worüber man entscheidet, welche Konsequenzen die freie Entscheidung hat. Sonst wird Liberalität zum Lotto, ist schlicht sinnlos.
Sind diese Gedanken nachvollziehbar, oder singe ich in der falschen Kirche?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Wie gut sind die Schulen? Stimmen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, oder stimmen nur die Noten? Das fragte die Nürnberger Zeitung (NZ) am 9. Januar ihre Leser. Das Echo war groß, wie die Leserbriefseite in der NZ vom 16. und 27. Januar zeigte. Viele Lehrer wollten Kontakt mit einer Lehrergruppe herstellen, die massiv Kritik an den Zuständen geübt hatte, aber anonym bleiben wollte.
Heute meldete sich ein Lehrer, der über 25 Jahre lang junge Gymnasiallehrer ausgebildet hatte, aber dessen Name nicht genannt wurde. Er berichtet von der Tatsache, daß an vielen Schulen keine schlechten Noten gegeben werden dürfen. Stichwort der Schulleitung: Wenn Sie schlechte Durchschnitte erreichen, sind Sie ein schlechter Lehrer. Unter dem Druck der Schulleitung frisiere der Lehrer die Noten.
Unter meinen Schulleitern war auch einer, dem meine Notendurchschnitte nicht paßten und der meine Schulaufgaben nachkorrigieren ließ, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen. Das war reines Mobbing.
Rotraud Sonnabend drückt es richtig aus, man führe Schönheitskorrekturen durch, statt das Übel an der Wurzel zu packen. Die heutigen Missstände in der Schule beklagen viele, doch angesichts befürchteter Nachteile ziehen es wohl die meisten vor, zu schweigen und sich anzupassen, um sich möglichst gesund (Ärger macht krank) in den Ruhestand hinüber zu retten.
Interessant ist der heutige Leserbrief von Dr. Dieter Wolz, dem Leiter des Schulwesens der Stadt Nürnberg:
Ihre Berichterstattung vom 9. Januar über die Initiative von Lehrkräften aller Schularten hat mir sehr zu denken gegeben, zeigt sie doch, dass es eine tiefe und zweifellos sehr ernst zu nehmende Unzufriedenheit mit der Situation an den Schulen gibt. Der Eindruck, dass es hier nicht nur um momentane Einzeleindrücke geht, wird durch das starke Leserecho bestätigt.
Ich fände es sehr bedauerlich, wenn die Angelegenheit damit sozusagen erledigt wäre und die doch sehr konstruktive Kritik wirkungslos verpuffen würde. In dem Artikel und in den Leserzuschriften stecken schließlich interessante und gute Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Wollen wir Schule tatsächlich verändern, so sollten wir meines Erachtens kritische Beiträge dieser Art aufgreifen und konkrete Veränderungen im Schulalltag in Angriff nehmen.
Daher bitte ich die Lehrkräfte, die diesen ersten, sehr verantwortungsbewussten und mutigen Schritt der kritischen Analyse gemacht haben, nun aus der Anonymität heraus zu treten, den fachlichen Diskurs mit uns zu suchen - schließlich haben wir bei der Stadt nicht nur Experten für alle Schularten, sondern auch gewisse Zuständigkeiten -, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ich bin sicher, dass sich auch die Bildungspolitiker der Parteien einer solchen Auseinandersetzung stellen werden.
Ich halte es für ausgeschlossen, dass (auch unbequemen) Lehrkräften, die durch konstruktive Kritik den Lern- und Arbeitsort Schule nachhaltig verbessern wollen, irgendwelche Nachteile entstehen. Das ist es doch ganz wesentlich, was Demokratie ausmacht: dass nämlich von behördlichen Regelungen Betroffene ihren Unmut laut äußern und Abhilfe fordern dürfen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Wir sollten über Missstände in Ruhe und ernsthaft miteinander reden, mit einem einzigen Brandbrief, ohne ganz konkret Adressaten zu benennen, verändert man nichts!
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Da kann man nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, doch mir fehlt der Glaube! Da haben sich vor den Augen der Verantwortlichen über Jahrzehnte hinweg Defizite aufgestaut. Wenn es von außen geleitete Qualitätszirkel mit sofortiger Umsetzung und Anerkennung konstruktiver Kritik gäbe, dann gäbe es keine Furcht vor beruflichen Nachteilen und keine Schweigespirale, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit. Solche Lehrer mit gebrochenem Rückgrat sollen Schüler zur Demokratiebereitschaft erziehen?! Man denke an die drei Affen!
in den Ruhestand hinüber zu retten, aus der Anonymität heraus zu treten. Da begegnet einem wieder die unmögliche neue Getrenntschreibung. Man kann nicht einerseits Lehrern autoritär eine unsinnige Rechtschreibreform aufzwingen, von ihnen Kadavergehorsam verlangen und jede Kritik im Keim ersticken, aber andererseits plötzlich in Demokratie machen. Den höheren Dienstvorgesetzten fehlt eine wesentliche Führungseigenschaft: Mangels demokratischen Führungsstils sind sie kein demokratisches Vorbild. Die Furcht der Lehrer vor Mobbing, Disziplinarmaßnahmen, schlechter Dienstlicher Beurteilung und Karriereknick ist berechtigt.
Diese Internetseite ist bisher ein Qualitätszirkel. Doch auch hier wirken im Hintergrund hin und wieder Gegenkräfte, die entgegengesetzte Meinungen autoritär unterdrücken wollen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
durch Nachschlagen in verschiedenen Wörterbüchern bestätigen Sie, was ich gesagt habe: Erstens werden sicherstellen und sichergehen nicht gleich behandelt. Nach Ihrem Befund wird für sichergehen erstmals 1941 Zusammenschreibung vorgeschrieben, für sicherstellen schon Jahrzehnte früher; das war zu erwarten, denn die nichtübertragene Verwendung von sicher stellen werden Sie lange suchen können!
Aber Sie verharren bei Ihrem Grundfehler, mir die Einführung bzw. hier die Wiedereinführung einer weiteren Schreibweise zu unterstellen, die zur Verunsicherung führt. Dabei nehen Sie den Duden für die bisherige Schreibweise, während es in Wirklichkeit nur die bisherige obrigkeitliche Norm ist. Die Schreibweise war und ist so, wie ich sie angebe: mal so, mal so. Nur mein Wörterbuch verbürgt also, daß weiterhin geschrieben wird, wie es üblich war und ist. Es entlastet von einer völlig nutzlosen Lernaufgabe und Gedächtnisbelastung - einer von Tausenden! Ob Sie diesen Grundgedanken je nachvollziehen werden? Vorher reden wir ja ständig aneinander vorbei, weil Sie immer den alten Duden im Kopf haben, ich dagegen die alte Rechtschreibung. Sie sind doch sonst so empfindlich gegen obrigkeitliche Reglementierung, aber den autoritären Duden mit seinem rechtlich umstrittenen Privileg erkennen Sie ohne weiteres an. Was die Dudenredaktion - fehlbare Menschen unter einem gewissen Erwartungsdruck - sich zusammengereimt haben, zitieren Sie wieder und wieder, als sei es in besonderem Maße beachtenswert. (Von Mackensen ganz zu schweigen!) Das ist es, was ich nicht verstehe.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
obwohl wir auch wieder per E-mail korrespondieren könnten, möchte ich sdoch im allgemeinen Interesse auf dieser Seite antworten. Nein, ich schätze Ihre Gedanken zu den Feinheiten der deutschen Sprache und Schrift keineswegs gering und habe auch die grundsätzliche Zustimmung nicht überhört. Vieles von dem, was Sie sagen, brennt mir im Augenblick nicht so auf den Nägeln, weil es sozusagen nicht in die vorderste Linie der Orthographie gehört, sondern in den unendlichen Bereich der Didaktik und Stilistik. Es geht aber nicht verloren, keine Sorge!
Was den Ausbau des Wörterbuchs betrifft, so sind unsere Überlegungen (ich meine außer mir selbst die Betreiber dieser Seiten und besonders meinen Verleger) keineswegs nue, sondern wir wälzen seit Jahr und Tag die weitreichendsten Pläne, wollen und können das aber nicht alles hier ausplaudern. Bitte etwas Geduld! Alle Interessierten werden sich rechtzeitig dazu äußern können.
Es ist schon wahr, daß ich mich hier vornehmlich mit Reformgegnern herumschlage (naja, schlagen ist vielleicht übertrieben, sagen wir lieber: freundschaftlich balge), aber das liegt darand, daß ein begrenzter Kern von Grundgedanken erst einmal ganz klar gemacht werden muß, weil er so neuartig ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
... bockigen Töchter sind Sie sicherlich zu beneiden, Herr Lachenmann, aber den Vergleich mit Herrn Ickler finde ich doch ein bißchen albern. Aber das nehme ich selbstverständlich zurück, wenn sich in Icklers Neuauflage kein einziger Bogen mehr findet.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner haben mit ihrem Buch Rechtschreibreform und Nationalsozialismus versucht, die Frage nach den ideologischen Wurzeln der Rechtschreibreform zu beantworten. Wütende Proteste von Reformbefürwortern waren die Folge. Offenbar ist diese Fragestellung unangenehm oder politisch nicht korrekt. Doch die langfristigen Ziele der Reformer und ihr künftiges Handeln kann man nur dann einschätzen, wenn man nach den Motiven und Ursachen der Reform fragt. Auch die Frage nach den sozialistischen Wurzeln der Reform ist notwendig.
Wolfgang Denk, der Sohn Friedrich Denks, hatte im August 1996 im Sommerurlaub George Orwells visionären Zukunftsroman 1984 gelesen. Er stellte fest, daß die Rechtschreibreform dem Newspeak ähnele. So wurde Orwells 1984 auch für viele andere ein zusätzlicher Anstoß zum Widerstand gegen die Rechtschreibreform. Ein Auszug daraus:
Neusprech war die Amtssprache Ozeaniens und entworfen worden, um die ideologischen Anforderungen des Engsoz, oder englischen Sozialismus, zu erfüllen. Im Jahre 1984 gab es noch niemanden, der Neusprech als ausschließliches Mittel zur mündlichen oder schriftlichen Kommunikation benutzte. Die Leitartikel der Times wurden darin abgefaßt, doch war dies eine tour de force, die nur ein Spezialist bewältigen konnte. Man erwartete, daß Neusprech etwa bis zum Jahre 2050 Altsprech schließlich verdrängt haben würde. (...) Die 1984 gebräuchliche und durch die neunte und zehnte Auflage des Neusprechdiktionärs verkörperte Version war provisorisch und enthielt viele überflüssige Wörter und archaische Strukturen, die später abgeschafft werden sollten. (...)
Neusprech sollte nicht nur ein Ausdrucksmittel für die den Anhängern des Engsoz gemäße Weltanschauung und Geisteshaltung bereitstellen, sondern auch alle anderen Denkweisen unmöglich machen. (...) Neusprech sollte den Gedankenspielraum nicht erweitern, sondern einengen, und dieser Zweck wurde dadurch unterstützt, daß man die Auswahl an Wörtern auf ein Minimum zusammenstrich. (Orwell, George: 1984, S. 302 f.)
_________________________________
Es wäre wünschenswert, insbesondere auch das Zusammenspiel zwischen sozialistischen Rechtschreibreformern der DDR und den westdeutschen Sprachwissenschaftlern zu untersuchen, die der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) angehörten wie der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission Gerhard Augst.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
ist deutsch Ich esse Abendbrot. Es gibt jedenfalls viele, die sagen: Wir essen gerade Mittag - ganz ohne die vornehme Präposition. Hier könnte ein Übergang zur VZ-Konstruktion vorliegen.
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Christian Dörner am 25.01.2001 um 23.00
Oft habe ich hier versucht klarzumachen, warum eine exakt ins Detail gehende Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung mir nicht sinnvoll erscheint. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, daß ein paar genauere Empfehlungen (z. B. bei bereitstellen, fertigstellen, kennenlernen, aufrechterhalten usw.) nicht schaden, sondern sogar nützlich sein würden. Da ich nicht erneut meine eigenen Argumente hier aufzählen will, will ich jemanden zu Wort kommen lassen, der sich auf diesem Gebiet viel besser auskennt:
(Hinweis: Ich habe mich wirklich bemüht, nichts aus dem Zusammenhang zu reißen.)
»Nicht richtig bedacht worden ist bisher, daß dieselbe fatale Wirkung durch eine scheinbar entgegengesetzte Tendenz der Reform erreicht wird, nämlich durch das Geltenlassen oder gar der Neueinführung funktionsloser Varianten: so dass und sodass, das oben Erwähnte und das Obenerwähnte, aufs schönste und aufs Schönste, Nummer Sicher und Nummer sicher usw., ganz zu schweigen von der neuen Kommasetzung. Die Zulassung neuer Varianten wird als liberal und als Gewinn an Freiheit gerühmt. Aber wenn es keine Kriterien gibt, wonach im gegebenen Fall die eine Variante besser ist als die andere, dann herrscht nicht Freiheit, sondern Beliebigkeit und neue Unsicherheit. Die ungeheure Fülle von funktionslosen Varianten, ein Hauptmerkmal der neuen Rechtschreibung, verstößt gegen ein subtiles Gesetz der Sprache, das man nach seinem Entdecker, einem Semantiker des 19. Jahrhunderts, Bréalsches Verteilungsgesetz nennt und ohne das man auch die Sprachgeschichte, vor allem die Ausdifferenzierung sogenannter Synonyme nicht verstehen kann. Dieses Gesetz besagt: Wo mehrere verschiedene Formen existieren, erwartet der Hörer oder Leser, daß sie auch Verschiedenes bedeuten. Diese Erwartung wird von der reformierten Rechtschreibung an vielen Stellen enttäuscht. Es ist auch behauptet worden, Varianten seien notwendig, wenn die Sprache für Entwicklungen offen bleiben soll. Das mag für die Fremdwortschreibung zutreffen, aber welcher Entwicklungstendenz kommt die Schreibung aufs Schönste entgegen? In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformerm eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst.« (Ickler, 1997, S. 128 f.)
Diesen Ausführungen stimme ich voll und ganz zu. Deswegen wären ein paar genauere Hinweise im Rechtschreibwörterbuch nicht schlecht. Mich würde interessieren, wie die anderen darüber denken.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 25.01.2001 um 23.00
»Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen.« (Ickler, 27.1.2001)
Na, Herr Fleischhauer, ist der Vergleich mit meinen beiden bockigen Töchtern wirklich so albern?
Ich weiß jetzt nur nicht, ob auch ich zu denen gehöre, denen Herr Ickler seinen Dank ausspricht.
Ich jedenfalls danke ihm.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Aus unzähligen Briefen, auch verstohlen zugesteckten Zetteln ist mir bekannt, daß praktisch alle deutschen Sprachwissenschaftler und Germanisten die Reform für völlig mißlungen halten. Bringt man das Gespräch auf dieses Thema, verdrehen manche nur die Augen. Das soll wohl heißen: Natürlich ist die Reform Unsinn, das sage ich in meinen Seminaren auch, aber Sie wissen ja, der Kolleg X war beteiligt, da hält man sich in der Öffentlichkeit lieber zurück. So lassen sich die wenigen, die öffentlich zu ihrer Einschätzung stehen, an den Fingern einer Hand abzählen. (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 158)
Das ist die Antwort auf die Frage, weshalb hier keine Beiträge von Sprachprofessoren zu finden sind. Aber kollegiale Rücksichtnahme? Weit gefehlt! Es ist die Angst, bei der Gegenseite anzuecken. Streitbare Demokraten sind selten. In unserer Demokratie regiert die Angst. Elisabeth Noelle-Neumann hat dieses Phänomen als Schweigespirale bezeichnet. (Elisabeth Noelle-Neumann: Öffentlichkeit als Bedrohung. München 1977)
Das Gästebuch dient auch dem Brain Storming. Man sammelt ähnlich wie im Verbesserungsvorschlagswesen Gedanken. Dabei gibt es Brauchbares und weniger Nützliches, aber ein Körnchen Wahrheit ist immer dabei. Verbesserungsvorschläge dürfen auch anonym gemacht werden, weil sie erfahrungsgemäß oft als destruktive persönliche Kritik an Dienstvorgesetzten mißverstanden werden. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, sonst müßte jeder mit einem Maulkorb herumlaufen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 25.01.2001 um 23.00
Aufgeräumt wird möglicherweide nur hier: Das Icklersche Wörterverzeichnis enthät keine konsequent durchgeführten Angaben über Geschlecht (z.B. bei Radiergummi), transitiven/intransitiven Gebrauch (erinnern), unregelmäßige Flexion (z.B. Plural Motore(n)) usw.
Lieber Herr Lachenmann, noch einmal zurück zu Ihrem Argument, daß der geübte Schreiber auch ohne nachzuschlagen vernünftig schreibt und das deshalb ein orthographisches Wörterbuch differenziertere Ratschläge für den Schreibunsicheren geben sollte.
Bedenkt man, daß das Wörterbuch auch für Korrekturzwecke an der Schule einsetzbar sein soll, läßt sich ein solcher Ratgeber-Korrektor nur unter sehr großem Aufwand verwirklichen: keine Einzelfallfestlegungen, sondern statistische Angaben bei den Bogen-Einträgen. Wer will dabei mithelfen? Freiwillige vor! (Herr Ickler hat auf dieser Seite bereits ausgesprochen, daß dies eine Arbeit von Jahrzehnten wäre - weil er bockig ist?)
Ansonsten ist meines Erachtens keine Verbesserung des Icklerschen Konzepts möglich. Natürlich, Sie können jetzt entgegnen, daß Einzelfallfestlegungen möglich wären, weil ein guter Lehrer wohl fühlen und wohlfühlen gleichermaßen gelten läßt, egal welche Form auch immer er im Wörterbuch findet.(Und so war es wohl auch.) Aber das heißt eigentlich nur, daß wir mit dem (alten) Duden immer noch gut bedient sind. Wer ihn aus Dummheit weggeworfen hat, kann ihn sich leicht und billig im Antiquariat besorgen.
Lieber Herr Lachenmann, wäre Ihnen geholfen, wenn ich Ihnen Ihren Ickler abkaufe?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Herr Dörner, dessen kritische Solidarität ich außerordentlich schätze, hat das bisher Treffendste vorgebracht, was gegen mein jetziges Verfahren eingewandt werden kann - kein Wunder, denn es stammt von mir selbst. Ich verteidige mich gegen meine Selbstdemontage, indem ich die Hälfte zugebe und im übrigen darauf verweise, daß mir die deskriptive Anlage und der Nutzen für die Vereinfachung der Lernaufgabe wichtiger sind als die Bedenken gegen funktionslose (oder in ihrer Funktion noch nicht geklärte) Varianten. Es ist eine Gratwanderung. aufs Schönste ist wohl obsolet, die Wiedereinführung sinnlos und damit schädlich; bei sicher gehen scheint mir die Bereinigung zu kostspielig, ich will ja keinen Nachschlagebedarf schaffen, sondern ihn vermindern. Ein besonderer Fall sind die neueerdings noch einmal mächtig vermehrten Varianten vom Typ Aufsehen erregend"/"aufsehenerregend (aufgrund der Kritik wiedereingefphrt, gegen die amtliche Regelung), die von der Reformkommission für funktionslos erklärt werden, obwohl sie es in Wirkllichkeit nicht sind (und genau das wird in meinem Wörterbuch erklärt). Summa summarum: Obwohl mir natürlich bewußt ist, daß Orthographie insgesamt eine einzige Variantenbeseitigung war und immer sein wird, scheint es mir Bereiche zu geben, die nicht abschließend in dieser Weise bearbeitet werden können, ohne daß eine abstruse Intensivierung des Nachschlagens daraus resultiert. H. H. Munske hat das oft und eindringlich gesagt. Ich biitte alle Interessierten, sich die Sache in ihrem ganzen Umfang klarzumachen. Übungsvorschlag: Meine Bogen-Einträge durchgehen und ohne Nachschlagen raten, wie der alte Duden es gelöst hatte (ernstnehmen, saubermachen, sattsehen, kaltlassen, kahlfressen usw.). Aber nicht mogeln!
Zur Verteidigung des Duden (den ich ja sowieso nie besonders streng verurteilt habe) möchte ich noch sagen, daß die Dudenredakteure schon früher viel lieber etwas anderes gemacht hätten - mehr in meiner Richtung -, daß sie aber, wie mir der Chef und sein Stellvertreter bei einem sehr offenen und freundschaftlichen Gespräch einmal sagten, mit der staatlichen Privilegierung in einem goldenen Käfig gesessen hätten - golden zwar, aber eben doch ein Käfig. Das heißt, sie mußten immer gewisse Erwartungen bedienen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Fleischhauer:
Mein Wörterbuch enthält bisher nur solche nicht-rechtschreiblichen Angaben, die für die Identifikation des Stichwortes notwendig sind, daher auch keine Genusangaben um ihrer selbst willen. Wie gesagt: eine erweiterte Fassung ist bereits im Entstehen, das ist aber keíne Revision des Konzepts, sondern eine kleine Aufmerksamkeit für den Benutzer. Vielleicht stellen wir bald mal ein paar Probeseiten hier ein, damit viele die Neufassung kommentieren können.
Ein Rechtschreibwörterbuch ersetzt keine Rechtschreibdidaktik. Den Ratgeberanteil, der ja eine Art Stilistik ist, kann man auf verschiedene Weise festlegen; das betrifft das Gleichgewicht zwischen dem Minimum, das ins Wörterbuch gehört, und der ausführlichen Lehre, die eine handbuchartige Darstellung fordert. So haben auch die Reformer sehr früh Didaktisierungen herausgebracht - die beste ist von Gallmann und Sitta: Handbuch Rechtschreiben. Zürich 1996. (mit erstaunlich viel Kritik am gerade erst von beiden mitverfaßten Regelwerk!)
Ein schönes Beispiel ist wohlfühlen! Mal ehrlich: Wer hat schon gewußt, daß der Duden keinerlei Zusammenschreibung von wohl mit Verben zuließ? (Die Neuregelung natürlich erst recht nicht!) Wir hatten also auch wohl gefühlt, aber wohlversorgt usw. - ziemlich weltfremd. Die Reformer begründen die Zusammenschreibung neuerdings mit Steigerbarkeit: sich wohl fühlen wegen sich besser fühlen - was allerdings der Komparativ zu sich gut fühlen ist. Und nun bedenken Sie: Welchen Gewinn bringt es, hier die eine oder die andere Schreibweise als einzige festzulegen? Welche Kosten entstehen andererseits? (Ich bitte herzlich, mich mit dem Einwand zu verschonen, die Getrenntschreibung sei falsch, weil sie Verwechslung mit wahrscheinlich fühlen hervorrufen könnte!)
Was neuerdings aus wohl geworden ist, steht in meiner Übersicht zum neuesten Duden; des Schwankens ist kein Ende, weil die Regelungswut von Grund auf verfehlt ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Im Duden, 8. Auflage, 1908, und im Duden, 8. neubearbeitete Auflage, 1914, steht: sicherstellen, Fußnote 2: B. (das bayerische Wörterverzeichnis von Ammon): sicher stellen.
Im Duden, 12. Auflage, 1941, steht: sicherstellen (sichern; feststellen; in polizeil. Gewahrsam nehmen); aber: sicher stellen (an einen sichern Ort stellen); sichergehen (sich vergewissern); aber: sicher gehen (ohne Gefahr, ohne Schwanken gehen).
Man kann folglich bis 1908 zurückgehen, ohne für die übertragene Bedeutung eine Getrenntschreibung im Duden zu entdecken. In gleicher Weise steht es in Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, 1991.
Im Duden, 12. Auflage, steht auf Seite 24* unter:
Zusammenschreibung eng zusammengehöriger Wörter
Feste Regeln lassen sich hier nicht angeben. Das Sprachgefühl entscheidet im Sonderfall. Im allgemeinen bezeichnet die Zusammenschreibung eine engere Verbindung und ist geboten, wenn durch die Verbindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt. In der Regel zeigt schon die (starke) Betonung des ersten Gliedes der Zusammensetzung diese stärkere Zusammengehörigkeit an.
Beispiele: feststellen (als zweifellos hinstellen) neben fest stellen (etwas so stellen, daß es nicht schwankt); usw. (...)
Anderseits kann auch bei an sich gleicher Bedeutung eine Verbindung einmal verbunden, ein andermal getrennt gehalten werden, je nachdem sie unter einen Starkton rückt oder das Gewicht mehrere Starktöne erhält, z.B. nicht wiedergutzumachen; aber: dieses Verhalten ist schwer verständlich; ferner: ein sicherwirkendes Mittel, aber: ein ganz sicher wirkendes Mittel (Die Betonungszeichen können hier nicht dargestellt werden. M.R.).
Diese Duden-Schreibweise und -Erläuterung ist für mich eine verständliche, nachvollziehbare, eindeutige Darstellung und Begründung des Schreibgebrauchs.
Wenn nun plötzlich abweichend davon eine Fakultativschreibung mit Bogen (Getrennt- oder Zusammenschreibung) ohne Bedeutungsangabe und ohne hinreichende Begründung und Gegenargumente eingeführt wird: sicher_gehen, sicher_stellen, bedeutet das für mich eine unverständliche Schreibweise und eine völlig unnötige Schreibverunsicherung.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 25.01.2001 um 23.00
Es ist Herrn Riebe offensichtlich egal, wie die Leute tatsächlich schreiben oder was in den Zeitungen steht. Hauptsache, eine eindeutige Regel stand im alten Duden. Da sollte man Herrn Riebe auffordern, im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung konsequenterweise die Seite zu wechseln und für die Reformregeln zu kämpfen - mit all seiner Hartnäckigkeit. Denn nach der Reform steht nicht nur ebenfalls etwas Eindeutiges im Lexikon, sondern es gibt auch für Tausende von bisherigen Zweifelsfällen eine meist zum Ziel führende einheitliche Regel - die Erweiterbarkeit/Steigerbarkeit-Probe. Somit braucht der Schreiber nicht einmal mehr nachzuschlagen und hat schon ohne Lexikon meistens die richtige Schreibung, die im Lexikon steht. Wo die Probe nicht eindeutig zum Ziel führt, wird dem Schreiber Wahlfreiheit eingeräumt, und wenn er es dennoch eindeutig haben will, kann er ja in diesen verbleibenden Zweifelsfällen immer noch im neuen Duden nachsehen oder in einem anderen Lexikon (die Wörterbücher werden ja mittlerweile auch weitgehend einander angeglichen). Wie die unklaren GZS-Fälle bisher geregelt waren, konnte man hingegen kaum ahnen, was man bestätigt finden wird, wenn man der Aufforderung von Professor Ickler nachkommt, zu seinen Bogen-Fällen ohne Nachschlagen die Duden-Regelungen herunterzubeten. Das einzig Wichtige für Herrn Riebe - der Maßstab eindeutige Regelung im Lexikon - konnte also bisher nur durch Nachschlagen eruiert werden, andernfalls begaben sich die Schreiber in die von Herrn Riebe verabscheute verwahrloste, degenerierte Beliebigkeitsschreibung. Also, Herr Riebe, wenn Sie trotz mehrfacher Warnungen und vielen wohlwollenden Antworten unbedingt Ihren immergleichen Senf zur GZS loswerden wollen (Schon wieder Unsicherheiten!! Bitte eindeutig regeln!!), dann wechseln Sie doch in diesem Bereich die Front und kämpfen Sie für die Reform-GZS - sonst machen Sie sich erst recht lächerlich.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 25.01.2001 um 23.00
Heute herrscht hier aber vielleicht schlechte Laune allüberall, vor und hinter den Kulissen. Helle Barden.
Lieber Herr Fleischhauer, weil mein Senf für die Allgemeinheit vielleicht nicht so sehr interessant ist, hätte ich Ihnen folgendes direkt geschrieben, wenn unter Ihrem Beitrag Ihre E-Mail-Adresse stehen würde. Nun wende ich mich aber, nolens volens, schon wieder an die Allgemeinheit.
Man muß nicht zwischen den Zeilen lesen können, um zu erkennen, daß ich zu den ganz heißen Verehrern Herrn Icklers und zu den respektvollen Bewunderern seines Wörterbuches gehöre. Nicht umsonst bangt Herr Dräger um seine Vorräte. In meiner Umgebung haben es einige Menschen schon in Gebrauch - nach meiner Schubladengeschichte ahnen Sie vielleicht, wer unter anderem.
Herr Ickler tut hier, auf diesen Seiten, etwas absolut einmaliges. Er erläutert sein Konzept und stellt sein Wörterbuch zur Diskussion. Ich glaube, das ist - zumindest in der Geschichte der Rechtschreibung - ein noch nie dagewesener Vorgang. Bedauerlich ist, daß seine Kollegen von der Reformerseite sich an dieser Diskussion kaum beteiligen, immerhin gibt es einige Reformbefürworter wie Herr Janssen, die hier mitreden. Ansonsten schlägt er sich mit Reformgegnern herum, die ihm in seinen Meinungen nicht folgen wollen oder können, meistens - außer heute - mit viel Geduld.
Da ich mich, siehe oben, für eine Verbreitung und Benutzung seines Wörterbuchs engagiere (hiermit ist auch Herrn Icklers Frage beantwortet, weshalb ich mich überhaupt dafür interessiere, wo ich selbst es doch nicht brauche), bin ich so frei, meine Meinungen zu seiner Konzeption zu äußern und Wünsche zu formulieren. Da ich ein Scherzkeks bin, mache ich dabei gerne Späßchen, außerdem ist mir die Sache sonst selbst zu langweilig.
Leider habe ich den Eindruck, daß Herr Ickler seine »Feinde« viel ernster nimmt als seinen Freund, der ich bin. Ich habe noch kein Wort über mein wichtigstes Anliegen, die Ästhetik in der Sprache, im Sprachschatz und in der Rechtschreibung vernommen. Wie soll verhindert werden, daß »Untugenden« in die Sprache und die Rechtschreibung eindringen, oder soll das nach seiner Ansicht nicht verhindert werden? Da bin ich hinsichtlich des »deskriptiven« Ansatzes skeptisch. Wo hört man auf mit der Deskription? Bei so viel sprachlicher Schluderei, die sehr schnell einreißt in den allgemeinen Sprachgebrauch, auch künstlich aus Eitelkeit und Wichtigtuerei begangenem Sprachfrevel, wie wir das heute allüberall erleben, sollte man darüber schon nachdenken dürfen. Leider habe ich darüber noch nichts erfahren von ihm, obwohl ich dieses Thema immer wieder angesprochen habe. Vielleicht ist dieses Thema für ihn unwichtiger, als sich mit Herrn Riebe herumzuärgern, wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn - wie gesagt - ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.
Was die Frage eines »brauchbaren« Wörterbuches angeht (dieser von mir gewählte Ausdruck hat ihn wohl auch einmal geärgert, völlig überflüssigerweise), so vernehme ich neuerdings mit großer Freude und Zuversicht, daß im Sinne von Anwendungsfragen sein Wörterbuch nun doch erweitert werden soll. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen. Wie weit das geht, ob das (wie plausibel bestritten) eine Kopie des alten Duden sein muß, ist eine andere Frage. Aber der Wunsch war wohl doch nicht völlig abwegig. Für mich ist damit die Schublade genug aufgeräumt.
Schließlich wäre es vielleicht doch interessant, vielleicht gibt es ja so etwas in Fachkreisen schon, eine Rechtschreibsoziologie oder wie auch immer man das nennen will, zu erforschen. Ich meine u.a. die Tatsache, daß auch kultivierte Menschen bis hin zu Hochschulprofessoren gar nicht selten ein gestörtes Verhältnis zur Rechtschreibung haben, von totaler Unsicherheit oder gar Angst vor ihr, über Gleichgültigkeit bis zur Verachtung. Heinrich Böll etwa war ein verheerender Rechtschreiber, ich habe Originalmanuskripte von ihm gesehen. Ich habe auch Manuskripte von Lehrern und eben auch Hochschulprofessoren der Geisteswissenschaften gesehen - ich wollte meinen Augen nicht glauben. Andere, deren Stellenwert im Gefüge der Bildungshierarchie weniger hoch angesiedelt ist, schreiben oft orthographisch und stilistisch hervorragend. Das geht kreuz und quer durch die Soziologie. Hierüber sollte man sich vielleicht einmal ein Bild machen.
Im Zusammenhang mit Erkenntnissen aus solchen Beobachtungen wäre die Theorie der »Liberalität« in der Rechtschreibung zu bedenken und die Umsetzung dieser Liberalität in die Sprach- oder Orthographielehre. Einige Gedanken dazu habe ich in den vorangegangenen Beiträgen schon geäußert.
Wie gesagt - was hilft es dem, der orthographisch schwach ist, wenn man ihm in Zweifelsfragen die Freiheit gibt, es so oder so zu machen? Um frei und liberal entscheiden zu können, muß man erst einmal wissen, worüber man entscheidet, welche Konsequenzen die freie Entscheidung hat. Sonst wird Liberalität zum Lotto, ist schlicht sinnlos.
Sind diese Gedanken nachvollziehbar, oder singe ich in der falschen Kirche?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 25.01.2001 um 23.00
Wie gut sind die Schulen? Stimmen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, oder stimmen nur die Noten? Das fragte die Nürnberger Zeitung (NZ) am 9. Januar ihre Leser. Das Echo war groß, wie die Leserbriefseite in der NZ vom 16. und 27. Januar zeigte. Viele Lehrer wollten Kontakt mit einer Lehrergruppe herstellen, die massiv Kritik an den Zuständen geübt hatte, aber anonym bleiben wollte.
Heute meldete sich ein Lehrer, der über 25 Jahre lang junge Gymnasiallehrer ausgebildet hatte, aber dessen Name nicht genannt wurde. Er berichtet von der Tatsache, daß an vielen Schulen keine schlechten Noten gegeben werden dürfen. Stichwort der Schulleitung: Wenn Sie schlechte Durchschnitte erreichen, sind Sie ein schlechter Lehrer. Unter dem Druck der Schulleitung frisiere der Lehrer die Noten.
Unter meinen Schulleitern war auch einer, dem meine Notendurchschnitte nicht paßten und der meine Schulaufgaben nachkorrigieren ließ, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen. Das war reines Mobbing.
Rotraud Sonnabend drückt es richtig aus, man führe Schönheitskorrekturen durch, statt das Übel an der Wurzel zu packen. Die heutigen Missstände in der Schule beklagen viele, doch angesichts befürchteter Nachteile ziehen es wohl die meisten vor, zu schweigen und sich anzupassen, um sich möglichst gesund (Ärger macht krank) in den Ruhestand hinüber zu retten.
Interessant ist der heutige Leserbrief von Dr. Dieter Wolz, dem Leiter des Schulwesens der Stadt Nürnberg:
Ihre Berichterstattung vom 9. Januar über die Initiative von Lehrkräften aller Schularten hat mir sehr zu denken gegeben, zeigt sie doch, dass es eine tiefe und zweifellos sehr ernst zu nehmende Unzufriedenheit mit der Situation an den Schulen gibt. Der Eindruck, dass es hier nicht nur um momentane Einzeleindrücke geht, wird durch das starke Leserecho bestätigt.
Ich fände es sehr bedauerlich, wenn die Angelegenheit damit sozusagen erledigt wäre und die doch sehr konstruktive Kritik wirkungslos verpuffen würde. In dem Artikel und in den Leserzuschriften stecken schließlich interessante und gute Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Wollen wir Schule tatsächlich verändern, so sollten wir meines Erachtens kritische Beiträge dieser Art aufgreifen und konkrete Veränderungen im Schulalltag in Angriff nehmen.
Daher bitte ich die Lehrkräfte, die diesen ersten, sehr verantwortungsbewussten und mutigen Schritt der kritischen Analyse gemacht haben, nun aus der Anonymität heraus zu treten, den fachlichen Diskurs mit uns zu suchen - schließlich haben wir bei der Stadt nicht nur Experten für alle Schularten, sondern auch gewisse Zuständigkeiten -, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ich bin sicher, dass sich auch die Bildungspolitiker der Parteien einer solchen Auseinandersetzung stellen werden.
Ich halte es für ausgeschlossen, dass (auch unbequemen) Lehrkräften, die durch konstruktive Kritik den Lern- und Arbeitsort Schule nachhaltig verbessern wollen, irgendwelche Nachteile entstehen. Das ist es doch ganz wesentlich, was Demokratie ausmacht: dass nämlich von behördlichen Regelungen Betroffene ihren Unmut laut äußern und Abhilfe fordern dürfen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Wir sollten über Missstände in Ruhe und ernsthaft miteinander reden, mit einem einzigen Brandbrief, ohne ganz konkret Adressaten zu benennen, verändert man nichts!
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Da kann man nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, doch mir fehlt der Glaube! Da haben sich vor den Augen der Verantwortlichen über Jahrzehnte hinweg Defizite aufgestaut. Wenn es von außen geleitete Qualitätszirkel mit sofortiger Umsetzung und Anerkennung konstruktiver Kritik gäbe, dann gäbe es keine Furcht vor beruflichen Nachteilen und keine Schweigespirale, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit. Solche Lehrer mit gebrochenem Rückgrat sollen Schüler zur Demokratiebereitschaft erziehen?! Man denke an die drei Affen!
in den Ruhestand hinüber zu retten, aus der Anonymität heraus zu treten. Da begegnet einem wieder die unmögliche neue Getrenntschreibung. Man kann nicht einerseits Lehrern autoritär eine unsinnige Rechtschreibreform aufzwingen, von ihnen Kadavergehorsam verlangen und jede Kritik im Keim ersticken, aber andererseits plötzlich in Demokratie machen. Den höheren Dienstvorgesetzten fehlt eine wesentliche Führungseigenschaft: Mangels demokratischen Führungsstils sind sie kein demokratisches Vorbild. Die Furcht der Lehrer vor Mobbing, Disziplinarmaßnahmen, schlechter Dienstlicher Beurteilung und Karriereknick ist berechtigt.
Diese Internetseite ist bisher ein Qualitätszirkel. Doch auch hier wirken im Hintergrund hin und wieder Gegenkräfte, die entgegengesetzte Meinungen autoritär unterdrücken wollen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
durch Nachschlagen in verschiedenen Wörterbüchern bestätigen Sie, was ich gesagt habe: Erstens werden sicherstellen und sichergehen nicht gleich behandelt. Nach Ihrem Befund wird für sichergehen erstmals 1941 Zusammenschreibung vorgeschrieben, für sicherstellen schon Jahrzehnte früher; das war zu erwarten, denn die nichtübertragene Verwendung von sicher stellen werden Sie lange suchen können!
Aber Sie verharren bei Ihrem Grundfehler, mir die Einführung bzw. hier die Wiedereinführung einer weiteren Schreibweise zu unterstellen, die zur Verunsicherung führt. Dabei nehen Sie den Duden für die bisherige Schreibweise, während es in Wirklichkeit nur die bisherige obrigkeitliche Norm ist. Die Schreibweise war und ist so, wie ich sie angebe: mal so, mal so. Nur mein Wörterbuch verbürgt also, daß weiterhin geschrieben wird, wie es üblich war und ist. Es entlastet von einer völlig nutzlosen Lernaufgabe und Gedächtnisbelastung - einer von Tausenden! Ob Sie diesen Grundgedanken je nachvollziehen werden? Vorher reden wir ja ständig aneinander vorbei, weil Sie immer den alten Duden im Kopf haben, ich dagegen die alte Rechtschreibung. Sie sind doch sonst so empfindlich gegen obrigkeitliche Reglementierung, aber den autoritären Duden mit seinem rechtlich umstrittenen Privileg erkennen Sie ohne weiteres an. Was die Dudenredaktion - fehlbare Menschen unter einem gewissen Erwartungsdruck - sich zusammengereimt haben, zitieren Sie wieder und wieder, als sei es in besonderem Maße beachtenswert. (Von Mackensen ganz zu schweigen!) Das ist es, was ich nicht verstehe.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
obwohl wir auch wieder per E-mail korrespondieren könnten, möchte ich sdoch im allgemeinen Interesse auf dieser Seite antworten. Nein, ich schätze Ihre Gedanken zu den Feinheiten der deutschen Sprache und Schrift keineswegs gering und habe auch die grundsätzliche Zustimmung nicht überhört. Vieles von dem, was Sie sagen, brennt mir im Augenblick nicht so auf den Nägeln, weil es sozusagen nicht in die vorderste Linie der Orthographie gehört, sondern in den unendlichen Bereich der Didaktik und Stilistik. Es geht aber nicht verloren, keine Sorge!
Was den Ausbau des Wörterbuchs betrifft, so sind unsere Überlegungen (ich meine außer mir selbst die Betreiber dieser Seiten und besonders meinen Verleger) keineswegs nue, sondern wir wälzen seit Jahr und Tag die weitreichendsten Pläne, wollen und können das aber nicht alles hier ausplaudern. Bitte etwas Geduld! Alle Interessierten werden sich rechtzeitig dazu äußern können.
Es ist schon wahr, daß ich mich hier vornehmlich mit Reformgegnern herumschlage (naja, schlagen ist vielleicht übertrieben, sagen wir lieber: freundschaftlich balge), aber das liegt darand, daß ein begrenzter Kern von Grundgedanken erst einmal ganz klar gemacht werden muß, weil er so neuartig ist.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Für die wirklich Interessierten möchte ich hier einen ganz konkreten kleinen Fall ausbreiten - einen von Tausenden!
Im alten Duden fand man für sichergehen nur Zusammenschreibung, und zwar mit der Begründung, daß ein neuer Begriff entstehe; also das Argument der übertragenen Bedeutung. Die amtliche Neuregelung und daher auch der neueste Duden kommen zum selben Ergebnis, aber mit der neuen Begründung der Nichtsteiger- und -erweiterbarkeit. Das ist oft so. Auch bei kaltstellen konvergieren die beiden Kriterien, weil die Metapher gerade die Nichterweiterbarkeit und Nichtsteigerbarkeit zur Folge hat.
Nun aber: Stimmt die Begründung, die der Duden jetzt in einem eigenen Kasten angibt, hier überhaupt? Natürlich nicht. Man kann sagen um ganz sicher zu gehen; das ist auch leicht belegbar. Natürlich kann ein Adverb auch auf den ganzen Verbkomplex bezogen werden (ganz sichergehen kommt auch vor, aber selten), das scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Man kann auch sagen um noch sicherer zu gehen usw. Die Gleichbehandlung mti sicherstellen ist also weder im alten Duden noch in der Neuregelung gerechtfertigt. In einem Jahrgang der SZ finde ich 6mal sicherzugehen und 7mal sicher zu gehen. (Vorsicht! Man muß sich die Belege alle einzeln ansehen, um auszuschließen auf Nummer Sicher/sicher zu gehen usw.!)
Die genaue Beschäftigung mit alter und neuer Regelung zeigt also, daß die Sache hinten und vorne nicht stimmt. Was folgt daraus? Ich halte mich an die Grammatik und an die Schreibwirklichkeit, setze also den Bogen, der keineswegs Beliebigkeit signalisiert, sondern gewissenhafte Feststellung der Tatsachen.
Das kleine Beispiel gibt vielleicht einen Eindruck von den Mühen, aber auch dem Gewinn konkreter Arbeit an den Einzelheiten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 24.01.2001 um 23.00
Hat der Satz Ich esse Abendbrot eigentlich ein Akkusativ-Objekt?Oder ist es so gebildet wie Ich gehe Gassi?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
Ist eigentlich deutsch Satz Ich esse Abendbrot?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.01.2001 um 23.00
Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht!
Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt?
Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wärs?
Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ - oder einen Hundekackusativ?
Waldi Lachenmann
Hundham bei Miesbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
... ob er dies zusammen- oder getrennt schreiben soll, dann überlegt er sich vielleicht tatsächlich, wie die Regel heißt, und schreibt erst dann den Begriff hin. Das tun 99,9 Prozent der Menschen nicht, sie schreiben, ohne die Regel durchzuexerzieren. Der Bericht von Professor Ickler anhand des Beispiels sicher_stellen zeigt, wie absurd Herrn Jansens Annahme ist, die Regel (ob vom alten Duden oder von den Reformern) würde die realen Schreibweisen prägen. Ich bestätige: Das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Die Antwort von Herrn Jansen unterstreicht nur, was ich zu Theorie und Praxis angemerkt habe.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
in der Textmitte steht natürlich für sicher_gehen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.01.2001 um 23.00
Herr Janssen, zu dem ich sehr lieb gewesen bin, hat mir leider auf meine Frage hinsichtlich des Baßsaxophons nicht geantwortet. Ich hätte da auch noch das Basssolo beziehungsweise das Baßsolo. Na, was ist besser? Vermutlich gibt er mir recht und schweigt deshalb.
Herr Dräger versteht manches miß. Nicht ums Aufkaufen des Icklerschen Wörterbuchs ging es mir bei meinen wiederholten Bestellungen. Ich will es nicht vom Markt wischen. Haben Sie, verehrter Herr Kollege, schon einmal was von Stützungskäufen gehört? Recht hat er, daß ich dem Buch, seinem Autor und seinem Verleger hohen Respekt zolle.
Überhaupt entdecke ich in Herrn Dräger einen Kollegen mit Sachwissen und verlegerischer Lebenserfahrung, auch einen mit Liebe zum Metier. Das gibt Hoffnung, auch in schwieriger Argumentationslage.
Es geht mir um die von Herrn Ickler postulierte Liberalität in der Rechtschreibung, auch um seinen deskriptiven Ansatz bei seinem Wörterbuch. Den habe ich inzwischen, glaube ich, verstanden, eigentlich von Anfang an. Daß er mich nicht überzeugt und weshalb, habe ich mehrfach versucht deutlich zu machen, offenbar auch meinerseits ohne Überzeugungskraft.
Jetzt also ein Versuch, über die Realität aus der Erfahrung eines Verlegers und eines Vaters rechtschreibschwacher Töchter zu sprechen. Meine Beobachtung ist die:
1. Es gibt Leute, zu denen zähle ich mich selbst, und auch Herr Dräger gehört seiner Aussage nach zu denen, die sind ziemlich sicher in der Rechtschreibung. Auch ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt in den Duden hineingeschaut habe, bevor die Rechtschreibdiskussion losgegangen ist. Ganz selten. Er steht natürlich griffbereit, aber gebraucht habe ich ihn, obwohl ich nicht wenig schreibe und nicht wenig Texte korrigiere, selten. Bestenfalls um nachzusehen, ob ich mich nicht irre, meistens lag ich richtig. Das ist Ergebnis von Routine. Ich kenne keine einzige Rechtschreibregel. - Was soll Liberalität für diese Leute? Sie schreiben ohnehin liberal, brauchen weder Duden noch Ickler, allenfalls jetzt zum Vergleichen und zum Betrachten der schönen Bescherung. (Steht das wirklich so im neuen Duden? Wie war das vorher, wie steht das bei Ickler?)
2. Ich kenne viele andere Leute, die lesen unheimlich viel und schreiben gerne, die Rechtschreibung ist für sie aber völlig uninteressant. Ich verstehe das auch nicht. Meine Töchter gehören zu meiner großen Verblüffung dazu. Die lesen ununterbrochen die besten Bücher. Sie schreiben mit Begeisterung. Sie schreiben, wie es ihnen aus der Hand kommt, achten weder auf Rechtschreibung der Wörter noch auf Zeichensetzung. Auch durchaus intelligente und belesene und kultivierte Bekannte halten es genauso. Bei meinen Töchtern ist es dann immer so, auch heute noch: wenn es darum geht, daß das Geschriebene nach außen gehen soll, eine von ihnen hat sogar ein Buch geschrieben, und kein schlechtes, dann bringen sie es mir: also das mit der Rechtschreibung, das machst dann du, darauf haben wir nicht geachtet. Ich bin nicht nur Verleger, sondern auch freiberuflicher Buchproduzent für eine ganze Reihe namhafter Verlage. Da erlebe ich immer wieder dasselbe. Der Autor liefert einen Text ab, pocht auf seine inhaltliche Leistung, und ist der Ansicht, die Rechtschreibung falle nicht in seine Verantwortung. Das sei Sache des Verlages. Ist ein solcher Autor, dessen Metier immerhin das Schreiben ist, und der mit Schreiben Geld verdienen will, also kein Außenseiter ist, in Icklerschem Sinn ein autonomer, liberaler Rechtschreiber? Nein, die Rechtschreibung ist ihm wurscht. Will man ihm auf die Sprünge helfen und ihn dazu bringen, selbst für ordentliche Rechtschreibung zu sorgen, damit die Kosten nicht im Verlag entstehen, wird er ein Wörterbuch brauchen, das nicht allein deskriptiv ist, sondern ihm deutliche Auskunft über die jeweils zu wählende Schreibweise gibt.
Mit anderen Worten: der Appell an die Liberalität bei der Rechtschreibung läuft meines Erachtens ins Leere, ist wissenschaftlich-ideologische Theorie. Entweder einer schreibt gut, dann schreibt er von alleine liberal und setzt sich über »Vorschriften« hinweg, seine Texte sind dann auch mit Regelverstößen gut. Oder einer hat Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, dann braucht er ein Nachschlagewerk wie es einst der Duden war, mit Erläuterungen, Beispielen, Empfehlungen. Natürlich sollen die dann möglichst unanfechtbar sein, das ist doch klar. Und wenn das beim Duden bisher nicht der Fall war, dann muß das eben besser gemacht werden. Und wenn im Duden Ungereimtheiten waren, ist mir persönlich das gar nicht unsympathisch. Auch das spiegelt die Sprachwirklichkeit vermutlich wider. Nur den Charakter von Vorschriften sollten diese Regeln natürlich nicht haben, das ist unstrittig.
Nun nochmal zu den süßen Regeltäfelchen. Wenn die richtig rezeptiert sind, etwa von Kambly aus der Schweiz, eignen sie sich doch sicherlich hervorragend dazu, sich die Icklerschen Regeln regelrecht einzuverleiben, zwei kräftige Happen, und man hat die Regeln gefressen. Regeln lernen oder sie sich merken - das ist nicht der Weg, wie man zum richtigen Schreiben kommt. Es geht nur über die Praxis, die Routine, das Lesen und Schreiben, das liebevolle Tun. Alles andere ist Ideologie. Finde ich.
Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) - nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... - Na, jetzt hab ichs kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!
Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 24.01.2001 um 23.00
Theodor Ickler schreibt, im alten Duden habe man für sichergehen nur die Zusammenschreibung gefunden Dagegen stünde in einem Jahrgang der SZ 6mal sicherzugehen und 7mal sicher zu gehen.
Ich fand jedoch im Duden sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung in folgenden Bedeutungen. Beispiele: Nur mit einer Gehhilfe kann er sicher gehen (gefahrlos). Er will sichergehen (Gewißheit haben), keinen Fehltritt zu tun.
Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für sichergehen in der Bedeutung Gewißheit haben sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. Es wäre fatal, gerade dort, wo die herkömmliche Schreibweise mit dem Neuschrieb übereinstimmt, durch Beachtung einer solchen unzuverlässigen Nachrichtenagentur- und Zeitungsschreibe eine neue Verunsicherung herbeizuführen.
Ein Zitat: Die Rechtschreibreform war der Traum manches Achtundsechzigers. Galt es doch, die Sprache als Machtinstrument der herrschenden über die unterdrückte Klasse zu entschärfen: Befreiung der Sprache von allen Zwängen, um so die Klassengegensätze abzubauen. Mancher Revolutionär wünschte sich gar die ausschließliche Kleinschreibung und die Abschaffung jeglicher Interpunktion. Heute sitzen die Achtundsechziger - nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen - mit Schlips und Kragen in den Ministerien und Kanzleien. (Leserbrief von Michael Fraas, Passau: Sprache und Macht. In: Bayernkurier vom 20.09.97, S. 6).
Gemäß den hessischen Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch wurde das Hochdeutsche als Sprache der herrschenden bürgerlichen Klasse verstanden. Ein Ziel der hessischen Kulturrevolutionäre war es, durch eine Rechtschreibreform die Einheitsorthographie zu zerstören, um die Gleichberechtigung der Unterschichtsprache zu erzwingen und den mit dem Hochdeutschen aufgewachsenen Kindern die Sicherheit im Sprachgebrauch zu nehmen. Der Duden galt als das Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse. Im Rahmen der antiautoritären Erziehung sollten die Zwänge der Rechtschreibung abgebaut werden (Vgl. hierzu auch die Beiträge von Günter Loew in: Riebe, Manfred; Schäbler, Norbert; Loew, Tobias (Hrsg.): Der stille Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997. Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform, S. 152 ff., 159 ff., 173 ff.)
Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. Man kann die Rechtschreib-Revolution durchaus als die Ersatz-Revolution der 68er betrachten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
bei aller Anerkennung Ihrer Hartnäckigkeit, die ja auch eine Tugend sein kann, möchte ich Sie doch bitten, mich nicht für einen solchen Schwachkopf zu halten, daß ich (mit Gehhilfe) sicher gehen (wie unsicher gehen, schwankend gehen usw.) im Duden übersehen hätte. Meine Formulierung bezog sich ausdrücklich auf die übertragene Bedeutung, das ist doch selbstverständlich und geht auch aus meinem Beitrag klar hervor.
Völlig falsch liegen Sie mit Ihrer Vermutung, die in Zeitungen schwankende Schreibweise beruhe auf Schlampigkeit und diese sei wiederum eine Folge der antiautoriären Erziehung. Je weiter Sie zurückgehen, desto häufiger werden Sie Getrenntschreibung finden. Ich habe nicht alle Duden zur Hand, aber 1912 gab es zwar sicherstellen, nicht aber sichergehen, das folglich noch getrennt geschrieben wurde. Dasselbe gilt in Hunderten von Fällen, die Zusammenschreibung wenn ein neuer Begriff entsteht ist viel jünger, als Sie glauben, und sie ist ein Übergangsphänomen, noch längst nicht allgemein üblich, trotz Duden (der aber auch höchst inkonsequent war).
Außerdem beachten Sie, weil Grammatik Sie offenbar nicht sehr interessiert, meine weiteren Argumente nicht, die die Getrenntschreibung rechtfertigen (ganz sicher gehen, noch sicherer gehen). Ich frage mich wirklich manchmal, woher Sie Ihre Gewißheite beziehen, daß nur die von Ihnen gerade für richtig gehaltene Schreibweise richtig und alles andere ideologisch verderbt und falsch sei. Das ist mir ebenso lästig wie Ihre wenig kooperationsbereite Art, fremde Texte absichtsvoll mißzuverstehen und dann dagegen zu polemisieren. Ich warte auf den Tag, an dem Sie mich als ideologisch verbildetes Produkt der 68er-Bewegung entlarven, weil ich ja Ihrer Meinung nach die Beliebigkeitsschreibung propagiere. Und das ist erst einmal mein letztes Wort in dieser Sache, ich werde nicht immer wieder auf dieselben verdrehten Einwürfe eingehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann braucht weder den Duden noch mein Wörterbuch, genau wie ich. Aber warum interessiert er sich so sehr dafür?
Mein Wörterbuch ist in erster Linie nicht für Leute gedacht, die es brauchen, sondern es soll, wie ich gleich zu Beginn und dann immer wieder gesagt habe, den Gedanken eines reinen Orthographikons auf deskriptiver Grundlage durch die Praxis veranschaulichen und damit als Argument in dem bekannten Reformstreit dienen. Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen. Das verwässert zwar die Idee, schadet aber nicht. Der deskriptive Ansatz wird nämlich nicht aufgegeben, und das ist der Hauptpunkt. Er ist so leicht zu verstehen und findet so viel Zustimmung, daß ich mehr denn je davon überzeugt bin. Genau wie von der Notwendigkeit, die Orthographie zu entstaatlichen. (Dazu äußern sich die Reformanhänger auf diesen Seiten leider nie.)
Es sind hier schon seit langem keine neuen Argumente gegen die Orientierung am Schreibbrauch mehr aufgetaucht. Ich habe daher vorgeschlagen, daß die Gegenpartei es mir gleichtun und ebenfalls ein Wörterbuch nach ihren Vorstellungen abfassen möge. Sobald es vorliegt, können wir weiterdiskutieren. Für mich jedenfalls ist das Thema wegen erwiesener Unergiebigkeit erst einmal beendet.
Vorläufig danke ich den Mitstreitern, die mir brieflich sehr nützliche Beobachtungen zum Rechtschreibwörterbuch mitgeteilt haben und noch mitteilen werden, sehr herzlich!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Für die wirklich Interessierten möchte ich hier einen ganz konkreten kleinen Fall ausbreiten - einen von Tausenden!
Im alten Duden fand man für sichergehen nur Zusammenschreibung, und zwar mit der Begründung, daß ein neuer Begriff entstehe; also das Argument der übertragenen Bedeutung. Die amtliche Neuregelung und daher auch der neueste Duden kommen zum selben Ergebnis, aber mit der neuen Begründung der Nichtsteiger- und -erweiterbarkeit. Das ist oft so. Auch bei kaltstellen konvergieren die beiden Kriterien, weil die Metapher gerade die Nichterweiterbarkeit und Nichtsteigerbarkeit zur Folge hat.
Nun aber: Stimmt die Begründung, die der Duden jetzt in einem eigenen Kasten angibt, hier überhaupt? Natürlich nicht. Man kann sagen um ganz sicher zu gehen; das ist auch leicht belegbar. Natürlich kann ein Adverb auch auf den ganzen Verbkomplex bezogen werden (ganz sichergehen kommt auch vor, aber selten), das scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Man kann auch sagen um noch sicherer zu gehen usw. Die Gleichbehandlung mti sicherstellen ist also weder im alten Duden noch in der Neuregelung gerechtfertigt. In einem Jahrgang der SZ finde ich 6mal sicherzugehen und 7mal sicher zu gehen. (Vorsicht! Man muß sich die Belege alle einzeln ansehen, um auszuschließen auf Nummer Sicher/sicher zu gehen usw.!)
Die genaue Beschäftigung mit alter und neuer Regelung zeigt also, daß die Sache hinten und vorne nicht stimmt. Was folgt daraus? Ich halte mich an die Grammatik und an die Schreibwirklichkeit, setze also den Bogen, der keineswegs Beliebigkeit signalisiert, sondern gewissenhafte Feststellung der Tatsachen.
Das kleine Beispiel gibt vielleicht einen Eindruck von den Mühen, aber auch dem Gewinn konkreter Arbeit an den Einzelheiten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 24.01.2001 um 23.00
Hat der Satz Ich esse Abendbrot eigentlich ein Akkusativ-Objekt?Oder ist es so gebildet wie Ich gehe Gassi?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
Ist eigentlich deutsch Satz Ich esse Abendbrot?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.01.2001 um 23.00
Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht!
Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt?
Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wärs?
Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ - oder einen Hundekackusativ?
Waldi Lachenmann
Hundham bei Miesbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
... ob er dies zusammen- oder getrennt schreiben soll, dann überlegt er sich vielleicht tatsächlich, wie die Regel heißt, und schreibt erst dann den Begriff hin. Das tun 99,9 Prozent der Menschen nicht, sie schreiben, ohne die Regel durchzuexerzieren. Der Bericht von Professor Ickler anhand des Beispiels sicher_stellen zeigt, wie absurd Herrn Jansens Annahme ist, die Regel (ob vom alten Duden oder von den Reformern) würde die realen Schreibweisen prägen. Ich bestätige: Das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Die Antwort von Herrn Jansen unterstreicht nur, was ich zu Theorie und Praxis angemerkt habe.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.01.2001 um 23.00
in der Textmitte steht natürlich für sicher_gehen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Walter Lachenmann am 24.01.2001 um 23.00
Herr Janssen, zu dem ich sehr lieb gewesen bin, hat mir leider auf meine Frage hinsichtlich des Baßsaxophons nicht geantwortet. Ich hätte da auch noch das Basssolo beziehungsweise das Baßsolo. Na, was ist besser? Vermutlich gibt er mir recht und schweigt deshalb.
Herr Dräger versteht manches miß. Nicht ums Aufkaufen des Icklerschen Wörterbuchs ging es mir bei meinen wiederholten Bestellungen. Ich will es nicht vom Markt wischen. Haben Sie, verehrter Herr Kollege, schon einmal was von Stützungskäufen gehört? Recht hat er, daß ich dem Buch, seinem Autor und seinem Verleger hohen Respekt zolle.
Überhaupt entdecke ich in Herrn Dräger einen Kollegen mit Sachwissen und verlegerischer Lebenserfahrung, auch einen mit Liebe zum Metier. Das gibt Hoffnung, auch in schwieriger Argumentationslage.
Es geht mir um die von Herrn Ickler postulierte Liberalität in der Rechtschreibung, auch um seinen deskriptiven Ansatz bei seinem Wörterbuch. Den habe ich inzwischen, glaube ich, verstanden, eigentlich von Anfang an. Daß er mich nicht überzeugt und weshalb, habe ich mehrfach versucht deutlich zu machen, offenbar auch meinerseits ohne Überzeugungskraft.
Jetzt also ein Versuch, über die Realität aus der Erfahrung eines Verlegers und eines Vaters rechtschreibschwacher Töchter zu sprechen. Meine Beobachtung ist die:
1. Es gibt Leute, zu denen zähle ich mich selbst, und auch Herr Dräger gehört seiner Aussage nach zu denen, die sind ziemlich sicher in der Rechtschreibung. Auch ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt in den Duden hineingeschaut habe, bevor die Rechtschreibdiskussion losgegangen ist. Ganz selten. Er steht natürlich griffbereit, aber gebraucht habe ich ihn, obwohl ich nicht wenig schreibe und nicht wenig Texte korrigiere, selten. Bestenfalls um nachzusehen, ob ich mich nicht irre, meistens lag ich richtig. Das ist Ergebnis von Routine. Ich kenne keine einzige Rechtschreibregel. - Was soll Liberalität für diese Leute? Sie schreiben ohnehin liberal, brauchen weder Duden noch Ickler, allenfalls jetzt zum Vergleichen und zum Betrachten der schönen Bescherung. (Steht das wirklich so im neuen Duden? Wie war das vorher, wie steht das bei Ickler?)
2. Ich kenne viele andere Leute, die lesen unheimlich viel und schreiben gerne, die Rechtschreibung ist für sie aber völlig uninteressant. Ich verstehe das auch nicht. Meine Töchter gehören zu meiner großen Verblüffung dazu. Die lesen ununterbrochen die besten Bücher. Sie schreiben mit Begeisterung. Sie schreiben, wie es ihnen aus der Hand kommt, achten weder auf Rechtschreibung der Wörter noch auf Zeichensetzung. Auch durchaus intelligente und belesene und kultivierte Bekannte halten es genauso. Bei meinen Töchtern ist es dann immer so, auch heute noch: wenn es darum geht, daß das Geschriebene nach außen gehen soll, eine von ihnen hat sogar ein Buch geschrieben, und kein schlechtes, dann bringen sie es mir: also das mit der Rechtschreibung, das machst dann du, darauf haben wir nicht geachtet. Ich bin nicht nur Verleger, sondern auch freiberuflicher Buchproduzent für eine ganze Reihe namhafter Verlage. Da erlebe ich immer wieder dasselbe. Der Autor liefert einen Text ab, pocht auf seine inhaltliche Leistung, und ist der Ansicht, die Rechtschreibung falle nicht in seine Verantwortung. Das sei Sache des Verlages. Ist ein solcher Autor, dessen Metier immerhin das Schreiben ist, und der mit Schreiben Geld verdienen will, also kein Außenseiter ist, in Icklerschem Sinn ein autonomer, liberaler Rechtschreiber? Nein, die Rechtschreibung ist ihm wurscht. Will man ihm auf die Sprünge helfen und ihn dazu bringen, selbst für ordentliche Rechtschreibung zu sorgen, damit die Kosten nicht im Verlag entstehen, wird er ein Wörterbuch brauchen, das nicht allein deskriptiv ist, sondern ihm deutliche Auskunft über die jeweils zu wählende Schreibweise gibt.
Mit anderen Worten: der Appell an die Liberalität bei der Rechtschreibung läuft meines Erachtens ins Leere, ist wissenschaftlich-ideologische Theorie. Entweder einer schreibt gut, dann schreibt er von alleine liberal und setzt sich über »Vorschriften« hinweg, seine Texte sind dann auch mit Regelverstößen gut. Oder einer hat Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, dann braucht er ein Nachschlagewerk wie es einst der Duden war, mit Erläuterungen, Beispielen, Empfehlungen. Natürlich sollen die dann möglichst unanfechtbar sein, das ist doch klar. Und wenn das beim Duden bisher nicht der Fall war, dann muß das eben besser gemacht werden. Und wenn im Duden Ungereimtheiten waren, ist mir persönlich das gar nicht unsympathisch. Auch das spiegelt die Sprachwirklichkeit vermutlich wider. Nur den Charakter von Vorschriften sollten diese Regeln natürlich nicht haben, das ist unstrittig.
Nun nochmal zu den süßen Regeltäfelchen. Wenn die richtig rezeptiert sind, etwa von Kambly aus der Schweiz, eignen sie sich doch sicherlich hervorragend dazu, sich die Icklerschen Regeln regelrecht einzuverleiben, zwei kräftige Happen, und man hat die Regeln gefressen. Regeln lernen oder sie sich merken - das ist nicht der Weg, wie man zum richtigen Schreiben kommt. Es geht nur über die Praxis, die Routine, das Lesen und Schreiben, das liebevolle Tun. Alles andere ist Ideologie. Finde ich.
Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) - nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... - Na, jetzt hab ichs kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!
Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 24.01.2001 um 23.00
Theodor Ickler schreibt, im alten Duden habe man für sichergehen nur die Zusammenschreibung gefunden Dagegen stünde in einem Jahrgang der SZ 6mal sicherzugehen und 7mal sicher zu gehen.
Ich fand jedoch im Duden sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung in folgenden Bedeutungen. Beispiele: Nur mit einer Gehhilfe kann er sicher gehen (gefahrlos). Er will sichergehen (Gewißheit haben), keinen Fehltritt zu tun.
Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für sichergehen in der Bedeutung Gewißheit haben sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. Es wäre fatal, gerade dort, wo die herkömmliche Schreibweise mit dem Neuschrieb übereinstimmt, durch Beachtung einer solchen unzuverlässigen Nachrichtenagentur- und Zeitungsschreibe eine neue Verunsicherung herbeizuführen.
Ein Zitat: Die Rechtschreibreform war der Traum manches Achtundsechzigers. Galt es doch, die Sprache als Machtinstrument der herrschenden über die unterdrückte Klasse zu entschärfen: Befreiung der Sprache von allen Zwängen, um so die Klassengegensätze abzubauen. Mancher Revolutionär wünschte sich gar die ausschließliche Kleinschreibung und die Abschaffung jeglicher Interpunktion. Heute sitzen die Achtundsechziger - nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen - mit Schlips und Kragen in den Ministerien und Kanzleien. (Leserbrief von Michael Fraas, Passau: Sprache und Macht. In: Bayernkurier vom 20.09.97, S. 6).
Gemäß den hessischen Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch wurde das Hochdeutsche als Sprache der herrschenden bürgerlichen Klasse verstanden. Ein Ziel der hessischen Kulturrevolutionäre war es, durch eine Rechtschreibreform die Einheitsorthographie zu zerstören, um die Gleichberechtigung der Unterschichtsprache zu erzwingen und den mit dem Hochdeutschen aufgewachsenen Kindern die Sicherheit im Sprachgebrauch zu nehmen. Der Duden galt als das Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse. Im Rahmen der antiautoritären Erziehung sollten die Zwänge der Rechtschreibung abgebaut werden (Vgl. hierzu auch die Beiträge von Günter Loew in: Riebe, Manfred; Schäbler, Norbert; Loew, Tobias (Hrsg.): Der stille Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997. Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform, S. 152 ff., 159 ff., 173 ff.)
Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. Man kann die Rechtschreib-Revolution durchaus als die Ersatz-Revolution der 68er betrachten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
bei aller Anerkennung Ihrer Hartnäckigkeit, die ja auch eine Tugend sein kann, möchte ich Sie doch bitten, mich nicht für einen solchen Schwachkopf zu halten, daß ich (mit Gehhilfe) sicher gehen (wie unsicher gehen, schwankend gehen usw.) im Duden übersehen hätte. Meine Formulierung bezog sich ausdrücklich auf die übertragene Bedeutung, das ist doch selbstverständlich und geht auch aus meinem Beitrag klar hervor.
Völlig falsch liegen Sie mit Ihrer Vermutung, die in Zeitungen schwankende Schreibweise beruhe auf Schlampigkeit und diese sei wiederum eine Folge der antiautoriären Erziehung. Je weiter Sie zurückgehen, desto häufiger werden Sie Getrenntschreibung finden. Ich habe nicht alle Duden zur Hand, aber 1912 gab es zwar sicherstellen, nicht aber sichergehen, das folglich noch getrennt geschrieben wurde. Dasselbe gilt in Hunderten von Fällen, die Zusammenschreibung wenn ein neuer Begriff entsteht ist viel jünger, als Sie glauben, und sie ist ein Übergangsphänomen, noch längst nicht allgemein üblich, trotz Duden (der aber auch höchst inkonsequent war).
Außerdem beachten Sie, weil Grammatik Sie offenbar nicht sehr interessiert, meine weiteren Argumente nicht, die die Getrenntschreibung rechtfertigen (ganz sicher gehen, noch sicherer gehen). Ich frage mich wirklich manchmal, woher Sie Ihre Gewißheite beziehen, daß nur die von Ihnen gerade für richtig gehaltene Schreibweise richtig und alles andere ideologisch verderbt und falsch sei. Das ist mir ebenso lästig wie Ihre wenig kooperationsbereite Art, fremde Texte absichtsvoll mißzuverstehen und dann dagegen zu polemisieren. Ich warte auf den Tag, an dem Sie mich als ideologisch verbildetes Produkt der 68er-Bewegung entlarven, weil ich ja Ihrer Meinung nach die Beliebigkeitsschreibung propagiere. Und das ist erst einmal mein letztes Wort in dieser Sache, ich werde nicht immer wieder auf dieselben verdrehten Einwürfe eingehen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann braucht weder den Duden noch mein Wörterbuch, genau wie ich. Aber warum interessiert er sich so sehr dafür?
Mein Wörterbuch ist in erster Linie nicht für Leute gedacht, die es brauchen, sondern es soll, wie ich gleich zu Beginn und dann immer wieder gesagt habe, den Gedanken eines reinen Orthographikons auf deskriptiver Grundlage durch die Praxis veranschaulichen und damit als Argument in dem bekannten Reformstreit dienen. Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen. Das verwässert zwar die Idee, schadet aber nicht. Der deskriptive Ansatz wird nämlich nicht aufgegeben, und das ist der Hauptpunkt. Er ist so leicht zu verstehen und findet so viel Zustimmung, daß ich mehr denn je davon überzeugt bin. Genau wie von der Notwendigkeit, die Orthographie zu entstaatlichen. (Dazu äußern sich die Reformanhänger auf diesen Seiten leider nie.)
Es sind hier schon seit langem keine neuen Argumente gegen die Orientierung am Schreibbrauch mehr aufgetaucht. Ich habe daher vorgeschlagen, daß die Gegenpartei es mir gleichtun und ebenfalls ein Wörterbuch nach ihren Vorstellungen abfassen möge. Sobald es vorliegt, können wir weiterdiskutieren. Für mich jedenfalls ist das Thema wegen erwiesener Unergiebigkeit erst einmal beendet.
Vorläufig danke ich den Mitstreitern, die mir brieflich sehr nützliche Beobachtungen zum Rechtschreibwörterbuch mitgeteilt haben und noch mitteilen werden, sehr herzlich!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
Da die Diskussion über die GZS anscheinend wieder ein bißchen in Gang gekommen ist, möchte ich gerne noch ein paar Punkte dazu anmerken.
Meines Erachtens wird von den Befürwortern einer exakten Regelung häufig vergessen, daß wir auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung *vor* der Reform bereits eine weitgehende Freigabe hatten - auch in der Schule. Die meisten »Fehler« wurden schon deshalb nicht angestrichen, da sich auch die Lehrer i. d. R. die Einzelfestlegungen des Duden nicht merken konnten. Ich möchte dies an Hand des von mir bereits erwähnten Allerweltswortes »zusammensein« erklären. Die (vorgeschriebene) Schreibung dieses Wortes wurde, soweit ich weiß, im Jahre 1980 einfach geändert. Bisher getrennt, nun zusammen, nach der Rechtschreibreform wieder getrennt. Man könnte sagen, daß dieses Wort gerade seine Volljährigkeit feierte, als es 1998 durch die Reform wieder aufgelöst wurde. Nun, änderte sich 1980 plötzlich das Korrekturverhalten der Lehrer in bezug auf »zusammensein« / »zusammen sein«? Ganz bestimmt nicht. Sowohl vor als auch nach 1980 wurden beide Schreibweisen toleriert. Das war auch selbstverständlich. Nun waren - so schreibt auch Prof. Ickler - manche Zusammenschreibungen »mehr oder weniger üblich«. Das Wort »kennenlernen« habe ich bereits erwähnt. Die Getrenntschreibung ist wohl kaum belegbar, mit Sicherheit noch viel seltener als bei »fertigstellen«. Bei den exakt gleich gebauten Wörtern »liebenlernen« und »schätzenlernen« sieht die Sache plötzlich wieder ganz anders aus. Hier ist die Getrenntschreibung reichlich belegbar. (Die Nichtbelegbarkeit der Getrenntschreibung bei »kennenlernen« liegt m. E. daran, daß dieses Wort im Gegensatz zu den eben erwähnten so häufig war, daß man es ständig zu sehen bekam, so daß man sich die Zusammenschreibung relativ schnell einprägte.) Bei »kennen lernen« hätte wohl jeder Lehrer einen Fehler angestrichen; dessen bin ich mir sicher.
Nun kreideten die Lehrer meist nur das an, was sie selbst sicher wußten. Fast niemand schlug ein Wort zu Hause nach. Vorhin betrachtete ich einen 6seitigen Aufsatz, den ich Jahre vor der Rechtschreibreform in der 10. Klasse geschrieben hatte. Angeblich enthält er nur zwei Fehler: einmal »das« statt »daß« (diese Art von Fehler ist jetzt noch häufiger, und zwar vor allem der Fehler »dass« statt richtig: »das«) und einmal ein nicht gerechtfertigtes Komma bei »sowohl - als auch«. Damals habe ich den Aufsatz nicht mehr näher betrachtet, aber heute finde ich plötzlich zahlreiche Fehler. Viermal Schreibungen nach dem Muster »den selben«, »der selbe« usw., einmal »desweiteren«, einmal »je ..., umso ... und umso« (also drei Fehler: zweimal »umso« und einmal ein vergessenes Komma zwischen Hauptsätzen, bei denen ein gemeinsamer Nebensatz inhaltlich weitergilt), einmal »wiesehr« als Konjuktion (statt richtig: »wie sehr«), einmal »weitergehende« und einmal »beiseitelassen«. Nichts wurde angestrichen - trotz des damals sonst so strengen und sachkundigen Lehrers. Was kann man daraus folgern?
Die Freigabe bei der GZS war vor der Rechtschreibreform längst vorhanden, die Dudenfestlegungen führten selbst bei den Lehrern zu einer ziemlichen Gleichgültigkeit. Jetzt ist die Situation völlig anders. Noch nie wurde der Rechtschreibunterrich so intensiviert, noch nie wurde so oft nachgeschlagen, noch nie wurden so viele »echte« Fehler gemacht, noch nie waren die Lehrer bei der GZS und der Rechtschreibung strenger. War das der Zweck der Rechtschreibreform?
Fazit: Die so oft kritisierte Freigabe der GZS, wie man sie im Wörterbuch von Herrn Prof. Ickler findet, war bis auf wenige Ausnahmen Tatsache. Jetzt herrscht - trotz der mangelhaften Neuregelung - Genauigkeit wie noch nie. Es wird peinlichst darauf geachtet, die bereits als fehlerhaft erkannte Rechtschreibung konsequent durchzusetzen. Von Vereinfachung und vielgerühmter Liberalität der Reform ist nichts zu spüren.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 23.01.2001 um 23.00
Professor Ickler zitiert Norbert Bolz aus Deutsch global, hrsg. von Hilmar Hoffmann,
Köln: Verlag DuMont, 2000, S. 28. Wer ist Norbert Bolz?
Die Texte des Präsidenten des Goethe-Instituts (das ebenfalls kuscht) Hilmar Hoffmann, Harald Weinrich, Helmut Glück usw. seien in Neuschreibung umgesetzt worden.
Theodor Ickler wörtlich: Der Verlag DuMont verfährt da ganz rücksichtslos. Mißbraucht der Verlag DuMont tatsächlich seine Macht?
Dieser Verlag gehört zur Verlagsgruppe DuMont-Schauberg, Köln. Diese Verlagsgruppe ist auf dem Tageszeitungsmarkt nach Springer, der WAZ-Gruppe und der Verlagsgruppe der Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwestpresse Ulm der viertgrößte Pressekonzern. Erst dann folgen Gruner + Jahr, Süddeutsche Zeitung/Friedmann Erben, München, die FAZ, Ippen, Holtzbrink und Madsack/Gerstenbert, Hannover.
Diese Verlage sind aber meistens Multimedia-Unternehmen und daher u.a. auch Buchverlage, und sie sind finanziell verflochten. So besitzt z.B. Bertelsmann 74,9 Prozent von Gruner + Jahr, Gruner + Jahr wiederum 25 Prozent am SPIEGEL, die Kirch-Gruppe besitzt 40 Prozent des Springer-Konzerns usw. (aus: Hermann Meyn: Massenmedien in Deutschland). Man spricht also nicht von ungefähr von der vierten Gewalt im Staate. Helmut Kohl erhielt von den Medienbossen Leo Kirch und Erich Schumann, Geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe WAZ, Essen, die meisten Gelder. Die Medienkonzerne sind zugleich zum Big Brother und Big Sponsor geworden: Wer das Geld hat, hat die Lobby; wer die Lobby hat, hat die Macht.
Die Redakteure und Autoren befinden sich in einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft mit den Verlagen und damit in einer Abhängigkeit. Daraus ergibt sich tendenziell eine Schweigespirale, auch wenn Axel Springer einmal sagte, es sei aberwitzig zu glauben, er könne und wolle über 800 geistig unabhängige Menschen die Peitsche schwingen. Keiner der Redakteure brauche zu kuschen (Meyn, S. 159). Klaus Bresser bestätigt dies: Es gibt einen Freiraum für unabhängige Journalisten: Dieser werde aber durch den Hang zum Konformen, zum Sichabsichern und Nichtauffallen nicht genutzt. (Meyn, S. 187)
Kurz: Die Frage, ob der Verlag DuMont rücksichtslos verfuhr, kann man nur dann beantworten, wenn man weiß, ob der Herausgeber und die Autoren nachdrücklich Widerstand gegen den Neuschrieb geleistet hatten. Vielleicht überhaupt nicht oder nicht nachdrücklich genug; denn viele andere Schriftsteller verbieten doch auch auf Grund des Grundrechtes der Freiheit der Kunst (Art. 5 GG) erfolgreich die Umwandlung in den Neuschrieb. Eine Liste dieser Autoren ist veröffentlicht in der Netzseite reformfreier Zeitungen und Zeitschriften http://members.aol.com/jfrieling9166379.
Im Vergleich zum Dritten Reich hat sich die Mentalität der meisten Deutschen generell nicht geändert. Es gibt nur wenige streitbare Demokraten. Die meisten nehmen an der Schweigespirale teil, lassen sich einen Maulkorb umbinden und fördern damit das Duckmäusertum, Mitläufertum, den vorauseilenden Gehorsam und das willige Vollstreckerunwesen, was man am Dritten Reich im Nachhinein so sehr verurteilt. Wenn schon das Gros der sogenannten geistigen Elite kein Rückgrat zeigt, was will man dann vom kleinen Mann erwarten?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2001 um 23.00
Herr Dörner beschreibt die Zustände völlig richtig. Auch seine Folgerung, daß infolge der Reform der Nachschlagebedarf enorm gewachsen sein muß, trifft zu. In den Handreichungen des bayerischen Staatsinstituts für Schulpädagogik usw. heißt es ausdrücklich:
Zweifellos wird die Neuregelung dem Rechtschreibunterricht insgesamt einen gewaltigen Impuls geben.
und
Die Neuregelung der Rechtschreibung bedingt, dass für jeden - Lehrer und Schüler - der Umgang mit einem Rechtschreiblexikon selbstverständlicher sein muss denn je.
Sehr aufschlußreich, nicht wahr?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.01.2001 um 23.00
Ich will noch einmal meine große Aphorismensammlung bemühen.
Henry Ford ist heute dran, der Erfinder des Fließbandes.
Von ihm stammt die Weisheit:
Wer nicht mehr danach strebt, besser zu werden, hört auch auf, gut zu sein.
Und ich bitte Herrn Professor Ickler nicht nur daran zu denken, viele Menschen aus der Knechtschaft der Orthographie herauszuführen (gerade die gegenwärtige Spagetti-Fassung, verurteilt alle - Lehrer und Schüler - gleichermaßen zu größter Abhängigkeit), sondern auch daran zu denken, daß es Menschen gibt, die in Spezialdisziplinen einfach nur besser werden wollen und das Beste anstreben.
Wenn gar mit Spezialdisziplin die Sprache (egal ob gesprochen oder geschrieben) gemeint ist, dann sollte es sich lohnen über einen Spagat nachzudenken, den Walter Lachenmann kürzlich treffend beschrieben hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Matthias Dräger am 23.01.2001 um 23.00
Mir kam gerade der Gedanke, ob ich anläßlich meines Hinweises zur Silbentrennung und der Arbeit beim Neusatz eines Buches auch noch etwas zu Gebrauch von Wörterbüchern bei mir im Verlag sagen sollte - und dann sah ich den Eintrag Liberalität... (Dörner) und Nachschlagen! (Ickler) im Gästebuch. Hier also mein Senf dazu:
Mit der Satzerstellung des im Nachrichtenbrett genannten Titels bin ich jetzt auf Seite 164 (von etwa 400) angekommen. Zwar muß ich den Text dabei nicht mehr Korrekturlesen, man achtet dabei aber dennoch auf den Text, so auch auf Tippfehler und die Rechtschreibung. Bis jetzt habe ich noch nicht ein einziges Mal - und man sehe es mir nach, wenn ich das einmal etwas salopp sage - zum Ickler gegriffen, geschweige denn einen alten Duden zur Hand genommen.
Bevor das Theater mit der Rechtschreibreform begann, hatte ich im Verlag nur einen älteren Duden in Gebrauch (die 17. Auflage von 1973). Damit ließen sich Fragen, die sich in bezug auf Rechtschreibung stellten, rasch und für meine Ansprüche zufriedenstellend beantworten. Allerdings habe ich keine Texte Korrekturgelesen; die Korrektorin, die derartige Arbeiten für den Verlag ausführt, arbeitet, wie ich weiß, vor allem noch mit dem Duden-Band Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung.
Mittlerweile stehen bei mir in Griffnähe mehrere Wörterbücher. Außer dem Ickler haben sich dort noch eingefunden: Duden 20. Auflage (da ich die Gelegenheit nutzen wollte, die wohl für lange Zeit letzte noch brauchbare Ausgabe für billiges Geld zu ergattern), ein DDR-Duden (VEB Leipzig, 15. Auflage 1960), nicht zuletzt wegen der Darstellung der Regeln (die Auflage ist auch deswegen interessant, da hier das ß als Großbuchstabe im Titel verwandt wird) sowie die letzte Fraktur- und erste Antiqua-Ausgabe des Dudens (1941 und 1942), mehr aus historischem Interesse, auch wegen des Drucks und der Qualität der Einbände.
Wenn ich jetzt etwas Einfaches nachschlagen muß, etwa die Schreibweise eines Wortes (das Wort (Bleistift)mine mußte ich vor einigen Wochen tatsächlich nachlagen!) greife ich wahllos entweder zum Duden oder zum Ickler. Wenn ich selber schreibe, tauchen Fragen zur Getrennt- und Zusammenschreibung gar nicht auf, hier gibt es also auch nichts nachzuschlagen. Wenn ich in einem fremden Text auf eine Wortgruppierung stoße, die mir - wegen ungewohnter Auseinander- oder Zusammenschreibung - sehr bedenklich vorkommt, schaue ich jetzt natürlich bei Ickler nach: zum einen deshalb, um zu sehen, welcher Spielraum gegebenenfalls erlaubt ist, und dann natürlich auch deshalb, da ich weiß, daß ich hier festen Boden unter den Füßen habe, da sich die Einträge noch am ehesten am tatsächlichen Schreibgebrauch orientieren.
Was meine Schulzeit angeht, kann ich in diesem Zusammenhang nur sagen: Ich habe nie ein Wörterbuch gehabt, und ich glaube, meine Freunde hatten auch keins. Die Rechtschreibung haben wir hauptsächlich in der Schule gelernt: war etwas falsch, bekam man dafür einen Fehler, und das merkte man sich natürlich.
Man kann es vielleicht nicht verallgemeinern, aber ich halte es für bedenklich, einem Schüler ein Wörterbuch zu geben. Das ist so ähnlich wie mit den Taschenrechnern: Wenn man ein Wörterbuch hat - dann braucht man es auch . . .
Es gehört zwar vielleicht nicht hierher, aber eigentlich gehört es doch hierher: Ein Bekannter von mir hat noch bis vor kurzem in Singapore einen guten Teil des Palmölhandels Asiens abgewickelt. Vor etwa einem Jahr fragte er seinen Chef, einen Chinesen, ob er nicht mal einen Computer haben könne, damit er nicht die vielen verschiedenen Preise immer im Kopf behalten müsse. Die Antwort seines Chefs war ebenso klar wie unmißverständlich: Wenn er mit einem Computer ankomme, schmeißt er ihn raus.
Matthias Dräger
St. Goar
eingetragen von Gast am 23.01.2001 um 23.00
Herr Jansen geht von einem Theoriegebäude aus, Professor Ickler von der Realität.
Das ist ein interessanter Satz. Steckt in dem Satz die Implikation, dass die Regeln der Rechtschreibung nicht Realität sind? Vielleicht war es so gemeint. Die Schreibweisen werden fast alle von den Regeln abgeleitet, die die Menschen im Kopf haben. Hinzu kommt hin und wieder das Nachschlagen. Es kann nicht anders sein, als dass das, was zu den reellen Schreibweisen führt, auch reell ist. Noch deutlicher ist es für den Fall, dass jemand am Computer mit einem Rechtschreibprogramm arbeitet. Das ist heute immer öfter Realität. Soll nur so ein computerisiertes Regelwerk reell sein, das im Kopf aber nicht? Die Ethnomethodologie unterstellt, dass menschliches Verhalten, also auch das Schreiben, regelhaft abläuft, und dass diese Regeln beschreibbar sind. In dieser Schule schließen sich Realität und Theorie nicht gegenüber. Vielmehr gilt es, die vorakademische Theorie herauszubekommen und zu beschreiben. Herr Ickler sieht sicherlich den Regelteil seines Wörterbuchs in Einklang mit dem Wörterverzeichnis. Auch das neue Regelwerk bleibt ja nicht Theorie: Immer mehr Menschen schreiben nach diesem Regelwerk, und damit etablieren sich auch die Schreibweisen. Nicht alle, wie schon bisher wird es einen Abstand zwischen Regelwerk und Schreibrealität geben.
Interessant ist hier noch einmal die GZS. In einer Perspektive wurde hier das Vorhandensein von Getrenntschreibungen (erweitert und gesteigert sowie in Umstellung [ich lerne kennen]) verallgemeinert. Hier wurden also die Regeln den Schreibweisen nachgebildet. In anderer Perspektive erscheint es umgekehrt: Es gibt jetzt eine Regel, die sagt, dass ich die Erweiterungs- und Steigerungsprobe machen muss. So gesehen neu.
Kein Mensch schreibt, ohne Regeln. Ginge es nur um Schreibweisen, so könnte man keine Worttrennung machen und Zeichensetzung. Ich kann schließlich nicht für alle denkbaren Sätze auswendig lernen, wo Satzzeichen hingehören. Man merkt wie einfach es ist, die neuen Schreibweisen mit ss abzuleiten. Da lernt man nicht Schreibweisen, man lernt, dass diese längst bekannte und angewandte, also reelle Regel nun auch für die Verdoppelung von s gilt. Im Englischen und Französischen sieht das schon deutlich anders aus. Das Wort doubt kann ich nicht mit einer Regel finden. Ich kann es nur als Einzelfall lernen. Im Deutschen trifft dies auch auch Hygiene zu (gesprochen Hügene).
Übrigens: Hat man vor 1996 nicht versucht, die Schreibweisen einer bestimmten Regel anzupassen? Was anderes ist das Anstreichen von Fehlern in der Schule? Wozu Lehrsätze wie Doppel-s am Schluss bringt Verdruss!, Trenne nie st.., Wer nämlich mit h schreibt...? Es ist ein ganz normaler Vorgang der Inkulturation, den Menschen nach den Kulturregeln zu formen.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
(Folgenden Text bitte nicht allzu ernst nehmen, da nicht immer völlig sachlich)
Vorhin hatte ich einen Straßenatlas für 2001 in der Hand, da ich etwas nachschlagen mußte. Aber leider beginnen die Atlanten immer mit Norddeutschland, so daß sich nicht vermeiden ließ, die Neuschreibung »Sassnitz« zu sehen. Aber heißt dieser Ort nicht »Saßnitz«? Nun, ähnliche Dinge fallen in letzter Zeit auch zunehmend bei anderen Eigennamen auf. Die Reform betrifft also anscheinend auch behördlich festgelegte Schreibweisen von Orten und Eigennamen. So scheint es das in der Nähe von Erlangen gelegene Örtchen »Heßdorf« nicht mehr zu geben. Das lokale Franken Fernsehen und die Nürnberger Nachrichten kennen seit 1999 nur noch »Hessdorf«, obwohl der Ort gar nicht so heißt. Auch die Stadt »Gößweinstein« scheint verschwunden zu sein. Auf einem Reisebus eines hiesigen Unternehmens, den ich kürzlich sah, konnte man sogar noch erkennen, daß das ursprüngliche »ß« mit einem »ss« überpinselt wurde. Sogar das »w« mußte ein bißchen kleiner werden, um dem neuen »ss« Platz zu machen. Aber das Städtchen heißt doch nach wie vor »Gößweinstein«, oder?
Aber auch vor Personennamen macht die Reform nicht halt:
Der Bundestrainer unserer »Adler« Schmitt und Hannawald heißt in ARD und ZDF und auch in den Zeitungen plötzlich Reinhard Hess. Nur in der FAZ darf er seinen richtigen Namen behalten: Reinhard Heß. Nur bei Uli Hoeneß wagt keine Zeitung, dessen Namen zu verändern, denn wenn er mal richtig loslegt, dann ist er eben bald aus, der Daum. Eigentlich muß es doch verwundern, daß die SZ nicht die Konsequenz zieht und »Christof Daum« schreibt. Warum nicht? »Die SZ ersetzt ph konsequent durch f«, schreibt die genannte Zeitung am 31.07.99. Wenn schon Reinhard Hess geschrieben wird, dann aber auch bitte Christof Daum, oder nicht? Den »Geßlerhut« scheint es ebenfalls nicht mehr zu geben. Alle Zeitungen schreiben »Gesslerhut«, aber »Litfaßsäule«, obwohl Schüler hier doch eher an »Faß« (neu: Fass) denken. Den Eigennamen erkennen sie hier ohnehin nicht.
Nun, da kommt die Frage auf, wieso denn Eigennamen überhaupt geändert werden? Niemand kam vor der Reform auf die Idee, plötzlich »Eßlingen« zu schreiben. Jeder blieb bei »Esslingen«, obwohl diese Schreibung aus der Reihe tanzte.
Nun werden Orte von Büchern und Zeitungen umbenannt; aber nur in einer Richtung! Daß aus »Neuss« jetzt »Neuß« werden müßte, bedenken sie nicht. Nach Diphthong ist auch nach der Neuregelung kein »ss« zulässig.
Da erinnere ich mich an einen Satz, den ich vor geraumer Zeit irgendwo las, leider weiß ich nicht mehr, woher ich ihn habe.
So bekamen Lehramtsstundenten auf die Frage, wie sie mit der Reform umgeben sollten, folgendende Antwort: »Schreiben Sie möglichst viel ss, mehr verlangen die Kultusminister gar nicht.«
Wie gesagt, diesen Beitrag sollte man nicht zu ernst nehmen, aber die reihenweise Umbenennung von Orten und Eigennamen mußte ich einmal kurz ansprechen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
Oje, anscheinend mußte ich wieder einmal meine Unfähigkeit, ordentlich zu tippen, zur Schau stellen. Es muß natürlich »Studenten«, »umgehen« und »folgende« heißen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.01.2001 um 23.00
Bei Herrn Janssen, dem ich nochmals an dieser Stelle für den Buchtipp danke (ihm zuliebe so geschrieben, obwohl mir dabei ist, als würde ich damit eigentlich seine Intelligenz beleidigen, es geht um Olschansky, Täuschende Wörter), verstehe ich überhaupt nicht, warum man mit so viel denkerischen Fähigkeiten sich für etwas engagieren kann, wofür ich für mich den Begriff der »Klamaukrechtschreibung« gefunden habe. Der Begriff trifft das Eigentliche, davon bin ich überzeugt, dazu muß ich nicht all die Scherze mit den vielen Monsterbeispielen ein weiteres Mal bemühen.
Nun ist es eine Erfahrung, daß Intelligenz und denkerische Fähigkeiten zu den widersprüchlichsten Ergebnissen, auch den absurdesten führen können. Es ist schade drum, aber Respekt gebührt Herrn Janssen, daß er hier immer wieder in die Arena steigt, um sich seine Abreibungen abzuholen. Er steht hier so unverdrossen im Lager der reformgegnerischen Hellebardenschwinger wie »wir« in der viel hoffnungsloseren Front gegen die übermächtigen Rechtschreibdiktatoren. Don Quichottes verdienen allemale unsere Hochachtung, so oder so.
Noch folgender Gruß an Herrn Janssen: Ich mache in meinem Fettnäpfchenverlag, der nicht aus Ängstlichkeit sondern aus Klugheit kein Konkurrenzunternehmen zum Bibliographischen Institut sein zu wollen sich anheischig macht, Bücher über Jazz. Jazz ist eine Art Musik, falls jemand das nicht wissen sollte. In diesen Büchern gibt es zum Beispiel folgendes Wort (ich stelle gleich beide Schreibweisen untereinander):
Basssaxofon
Baßsaxophon
Nur ein Beispiel. Jetzt mal abgesehen von dem f im Saxoph(f)on, das zu schreiben seit der Erfindung des Instrumentes noch nie ein Mensch in Deutschland gekommen ist: Natürlich ist die Version mit dem Dreierles-ß wesentlich schöner und besser lesbar. Derlei Beispiele gibt es zuhauf, bis hin zu den verrückten neuen Trennungen.
Warum, verehrter Herr Janssen, vertrauen Sie nicht Ihrem gesunden Menschenverstand und Ihren Augen und erkennen Sie, daß die eine Schreibweise gut ist und die andere doof, häßlich und schwerer zu lesen? Warum soll man nun, seit 1998, »lernen«, daß diese Mißgestaltung der gewohnten Schreibung »Regel« sein soll?
Ich sage Ihnen voraus, und nicht nur ich: Selbst wenn der Protest gegen die Reform nicht unmittelbar zu deren offizieller Zurücknahme führt, wird ein »Manufactum«-Effekt eintreten. Es wird ein Überdruß eintreten, die Leute werden entdecken: »Es gibt sie noch, die guten Dinge« (wozu drolligerweie heute schon Icklers Wörterbuch mit Regeltäfelchen für die der Rechtschreibautonomie und -freiheit nicht teilhaftigen Einfaltspinsel gehört), es wird in absehbarer Zeit eine spätere Generation - auch von »Wissenschaftlern«, die mit ihren Professoren-Übervätern abrechnen wollen - über diese verordnete Vergewaltigung einer gewachsenen Schreibung den Kopf schütteln und mit Erleichterung die »guten (alten) Dinge« wiederentdecken und zu ihnen zurückkehren, so wie heute »Manufactum« die Hebelbriefwaage, das Wiegemesser aus Buchenholz, den Hackklotz aus Thüringen, das Birkenhaarwasser, den Bimsstein, den Gänsekiel, das Zahnsalz, die Kupferbettflasche, die Topfpfpfanne aus Gußeisen (nicht Gusseisen!!!, da seist kein Gus!!!), die echten »Biafuizln« (ggfs. mit Rechtschreibregeln nach Ickler), kurzum das, was es an Gutem schon einmal gegeben hat und was aus Neuerungseifer verdrängt worden ist, mit Erfolg frustrierten Menschen zum Kauf anbietet - und nicht billig, nebenbei gesagt.
Das Bibliographische Institut könnte heute schon die dicksten Geschäfte machen, wenn es eine Nostalgie-Ausgabe des »alten« Duden auf den Markt bringen - sozusagen eine doppelte Marktstrategie fahren und buchstäblich alle Bedürfnisse befriedigen und den gesamten Markt absahnen würde. Vermutlich dürfen sie das nicht. Damit ist also nicht zu rechnen.
Für Leute, die »noch die guten Dinge« haben wollen, gibt es deshalb ersatzweise jetzt schon den Manufactum-Ickler - das sind die (Vor-)Zeichen der Zeit! Interessant ist, daß der Verleger des Icklerschen Wörterbuches sagt, die 17. Auflage des Dudens von 1973 habe alle seine Fragen »rasch und für meine Ansprüche zufriedenstellend beantworten« können, und daß die 20. Auflage »die wohl für lange Zeit letzte noch brauchbare (sic, Herr Ickler!) Ausgabe des Duden gewesen sei. So schlecht war das gute alte Stück vielleicht gar nicht, wie Reformer und Reformgegner jetzt übereinstimmend tun.
Nett ist übrigens, daß es mit der Schreibautonomie des Ickler-Verlegers so weit her auch wieder nicht sein kann, denn er schaut heute in seinem verlagseigenen Wörterbuch nach »welcher Spielraum erlaubt ist (wieder sic, Herr Ickler!)«. Vielleicht sollte Herr Ickler seinen Verleger einmal über die Intention seines Produktes aufklären. So ist wohl die Idee der zwei süßen Regeltäfelchen entstanden, ohne die selbst der Verleger mit dem Buch nichts anfangen kann?
Spott liegt mir ferne, wer mich kennt, weiß das.
Ich mein ja nur.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Matthias Dräger am 23.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
wenn Sie schon meine Worte (Gedankenübertragung?) auf die Goldwaage legen, dann lesen Sie bitte auch genau ab. Daher hier noch einmal zur Erläuterung: Wer hat gesagt, daß der alte Duden, also die 20. und frühere Auflagen, schlecht gewesen sei? Ich? Nein. Ickler? Ich denke, nein. Ickler hat immer nur davon gesprochen, die Ungereimtheiten, die die früheren Auflagen des Dudens nun einmal mit sich gebracht haben, auszukämmen - nicht mehr, nicht weniger. Denn in der Duden-Redaktion wurden im einen oder anderen Fall eigenmächtige Festlegungen getroffen, die durch den tatsächlichen Schreibgebrauch nicht zu rechtfertigen waren (Getrenntschreibung wohl fühlen etc.). Das ist im Gästebuch hinlänglich diskutiert worden, braucht hier nicht wieder aufgewärmt zu werden.
Ich glaube, Sie legen zu großes Gewicht in meine Aussagen zum Gebrauch des Dudens vor der Rechtschreibtreform. In der Anfangszeit, den ersten Jahren der Leitung des Verlages, hatte ich überhaupt keinen Duden! Wenn ich einmal bei der Schreibweise eines (Haupt)Wortes unsicher war, habe ich in der Brockhaus-Enzyklopädie nachgesehen! Das kam alle Jubeljahre einmal vor. Die 20. Auflage des Dudens habe ich mir ausschließlich wegen der Rechtschreibreform gekauft - möglicherweise ist das die letzte Ausgabe aus dem Hause Duden, die man als normaler Mensch noch benutzen kann. Das ist doch ein hinreichendes Motiv, zumal dann, wenn man selber ein Wörterbuch verlegt. Das Werk ist auch durchaus brauchbar, wenn man ein ganz normales Wort nachschlagen möchte, wie etwa Rhythmus oder Homöopathie. Wer keine gestiegene Ansprüche hat, braucht sich bestimmt nicht unbedingt ein neues Wörterbuch von Ickler zu kaufen - auch ich hätte mir, ohne das ganze Theater, wohl nie im Leben mehr ein anderes Wörterbuch gekauft, jedenfalls nicht zur Rechtschreibkorrektur (andere Wörterbücher, wie z. B. das einzigartige Grimmsche Wörterbuch, benutze ich für ganz andere Dinge, dabei geht es nicht um Rechtschreibung).
Die Tatsache aber, daß etwas durchaus schon brauchbar ist, heißt aber lange nicht, daß man es nicht noch besser machen kann. Das ist der hier diskutierte Ansatz von Ickler, und er ist mehr als berechtigt, zumal es heute den Duden nur noch als völlig ungenießbaren Reform-Duden gibt - bei dem einen auf Schritt und Tritt eingetrichtert wird, daß man ein alter, unbelehrbarer Knacker ist, wenn man das verwendet, was man in der Schule und von den Eltern gelernt hat. Über die Art und Weise, wie das Haus Duden mit den sog. Reformern kollaboriert hat, möchte ich mich in diesem Zusammenhang gar nicht erst auslassen, weil mir sonst wohl wieder schlecht wird.
Aber noch zu dem von mir angeführten und von Ihnen aufgegriffenen Spielraum: Wenn ich Bedenken habe wegen einer ungewöhnlichen Schreibweise oder verunsichert bin, vor allem bei der GZS und Groß- und Kleinschreibung, schaue ich jetzt nicht mehr im Duden, sondern bei Ickler nach. Und damit bin ich bisher bestens gefahren. Wenn ich also durch eine Schreibweise aufmerksam werde u n d diese auch bei Ickler nicht angegeben ist, dann sehe ich sie als falsch, genauer eigentlich: sehr ungebräuchlich an, und ändere die Stelle so, das sie paßt, richtig wird. Es ist selbstverständlich, daß es hierbei auch auf den Sinnzusammenhang ankommt. Und es versteht sich auch von selbst, daß ich nicht in den Text anderer Leute hineinpfusche - ich spreche hier von eindeutiger Fehlerkorrektur, Stellen, über die ein normaler Leser sonst fast immer stolpern würde. Wenn es einmal wirklich nicht ganz klar ist, wie die Passage gemeint ist, wird die Sache mit dem Autor besprochen.
Apropros süße Regeltäfelchen: jetzt zum etwas fröhlicheren Teil (auch ich kann einen Kakao zubereiten, sogar mit Sahne): In Wahrheit stehen Sie dem Konzept von Ickler doch gar nicht so ablehnend gegenüber, wie man aus Ihren Äußerungen als Außenstehender schließen mag. Umso unverständlicher sind mir Ihre zaghaften Versuche (und übrigens auch des Bibliographsichen Instituts in Mannheim), die Auflage des Rechtschreibwörterbuches von Ickler Stück für Stück aufzukaufen. Damit Sie uns hier wirklich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, müssen Sie schon stärker hinlangen, so wird das nichts.
Als nächstes, lieber Herr Lachenmann, erhalten Sie von mir eine Aufstellung der Zutaten des Rechtschreibwörterbuches für Manufactum, damit Sie wieder genug Stoff haben, um Ihren Kakao anzusetzen, durch den ich dann in den nächsten Tagen wieder gezogen werden soll. So muß es sein, man gönnt sich ja sonst nichts . . .
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2001 um 23.00
Zu den Beobachtungen von Herrn Dörner möchte ich folgende interessante Einzelheit mitteilen. Das bayerische Innenministerium gibt den Beamten die Broschüre Bürgernahe Sprache in der Verwaltung in die Hand. Die letzte Auflage ist vom November 1999. Darin heißt es u. a.:
Auch das Schriftbild von Orts- und Straßennamen (z. B. Weßling, Schloßbergstraße) sollte nicht verändert werden. (S. 77; das Heft kann kostenlos bezogen werden
Ich bin von Gemeindeverwaltungen (z. B. der Stadverwaltung Erlangen) gefragt worden, wie man es mit der Straßenbeschilderung halten soll, und habe im Sinne des Innenministers geantwortet. Dessen Hinweis hat freilich manche Gemeinden nicht davon abgehalten, ihre besondere Ergebenheit durch die sehr kostspielige Änderung der Straßennamen zu bekunden. Wahrscheinlich denkt man sich in manchen Gemeinderäten auch treudeutsch: Das macht man jetzt so!
Übrigens herrscht im bayerischen Innenministerium, wie ich durch persönliche Mitteilung weiß, großer Unmut über die vom Nachbarressort okroyierte Rechtschreibreform.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
Da die Diskussion über die GZS anscheinend wieder ein bißchen in Gang gekommen ist, möchte ich gerne noch ein paar Punkte dazu anmerken.
Meines Erachtens wird von den Befürwortern einer exakten Regelung häufig vergessen, daß wir auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung *vor* der Reform bereits eine weitgehende Freigabe hatten - auch in der Schule. Die meisten »Fehler« wurden schon deshalb nicht angestrichen, da sich auch die Lehrer i. d. R. die Einzelfestlegungen des Duden nicht merken konnten. Ich möchte dies an Hand des von mir bereits erwähnten Allerweltswortes »zusammensein« erklären. Die (vorgeschriebene) Schreibung dieses Wortes wurde, soweit ich weiß, im Jahre 1980 einfach geändert. Bisher getrennt, nun zusammen, nach der Rechtschreibreform wieder getrennt. Man könnte sagen, daß dieses Wort gerade seine Volljährigkeit feierte, als es 1998 durch die Reform wieder aufgelöst wurde. Nun, änderte sich 1980 plötzlich das Korrekturverhalten der Lehrer in bezug auf »zusammensein« / »zusammen sein«? Ganz bestimmt nicht. Sowohl vor als auch nach 1980 wurden beide Schreibweisen toleriert. Das war auch selbstverständlich. Nun waren - so schreibt auch Prof. Ickler - manche Zusammenschreibungen »mehr oder weniger üblich«. Das Wort »kennenlernen« habe ich bereits erwähnt. Die Getrenntschreibung ist wohl kaum belegbar, mit Sicherheit noch viel seltener als bei »fertigstellen«. Bei den exakt gleich gebauten Wörtern »liebenlernen« und »schätzenlernen« sieht die Sache plötzlich wieder ganz anders aus. Hier ist die Getrenntschreibung reichlich belegbar. (Die Nichtbelegbarkeit der Getrenntschreibung bei »kennenlernen« liegt m. E. daran, daß dieses Wort im Gegensatz zu den eben erwähnten so häufig war, daß man es ständig zu sehen bekam, so daß man sich die Zusammenschreibung relativ schnell einprägte.) Bei »kennen lernen« hätte wohl jeder Lehrer einen Fehler angestrichen; dessen bin ich mir sicher.
Nun kreideten die Lehrer meist nur das an, was sie selbst sicher wußten. Fast niemand schlug ein Wort zu Hause nach. Vorhin betrachtete ich einen 6seitigen Aufsatz, den ich Jahre vor der Rechtschreibreform in der 10. Klasse geschrieben hatte. Angeblich enthält er nur zwei Fehler: einmal »das« statt »daß« (diese Art von Fehler ist jetzt noch häufiger, und zwar vor allem der Fehler »dass« statt richtig: »das«) und einmal ein nicht gerechtfertigtes Komma bei »sowohl - als auch«. Damals habe ich den Aufsatz nicht mehr näher betrachtet, aber heute finde ich plötzlich zahlreiche Fehler. Viermal Schreibungen nach dem Muster »den selben«, »der selbe« usw., einmal »desweiteren«, einmal »je ..., umso ... und umso« (also drei Fehler: zweimal »umso« und einmal ein vergessenes Komma zwischen Hauptsätzen, bei denen ein gemeinsamer Nebensatz inhaltlich weitergilt), einmal »wiesehr« als Konjuktion (statt richtig: »wie sehr«), einmal »weitergehende« und einmal »beiseitelassen«. Nichts wurde angestrichen - trotz des damals sonst so strengen und sachkundigen Lehrers. Was kann man daraus folgern?
Die Freigabe bei der GZS war vor der Rechtschreibreform längst vorhanden, die Dudenfestlegungen führten selbst bei den Lehrern zu einer ziemlichen Gleichgültigkeit. Jetzt ist die Situation völlig anders. Noch nie wurde der Rechtschreibunterrich so intensiviert, noch nie wurde so oft nachgeschlagen, noch nie wurden so viele »echte« Fehler gemacht, noch nie waren die Lehrer bei der GZS und der Rechtschreibung strenger. War das der Zweck der Rechtschreibreform?
Fazit: Die so oft kritisierte Freigabe der GZS, wie man sie im Wörterbuch von Herrn Prof. Ickler findet, war bis auf wenige Ausnahmen Tatsache. Jetzt herrscht - trotz der mangelhaften Neuregelung - Genauigkeit wie noch nie. Es wird peinlichst darauf geachtet, die bereits als fehlerhaft erkannte Rechtschreibung konsequent durchzusetzen. Von Vereinfachung und vielgerühmter Liberalität der Reform ist nichts zu spüren.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Manfred Riebe am 23.01.2001 um 23.00
Professor Ickler zitiert Norbert Bolz aus Deutsch global, hrsg. von Hilmar Hoffmann,
Köln: Verlag DuMont, 2000, S. 28. Wer ist Norbert Bolz?
Die Texte des Präsidenten des Goethe-Instituts (das ebenfalls kuscht) Hilmar Hoffmann, Harald Weinrich, Helmut Glück usw. seien in Neuschreibung umgesetzt worden.
Theodor Ickler wörtlich: Der Verlag DuMont verfährt da ganz rücksichtslos. Mißbraucht der Verlag DuMont tatsächlich seine Macht?
Dieser Verlag gehört zur Verlagsgruppe DuMont-Schauberg, Köln. Diese Verlagsgruppe ist auf dem Tageszeitungsmarkt nach Springer, der WAZ-Gruppe und der Verlagsgruppe der Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwestpresse Ulm der viertgrößte Pressekonzern. Erst dann folgen Gruner + Jahr, Süddeutsche Zeitung/Friedmann Erben, München, die FAZ, Ippen, Holtzbrink und Madsack/Gerstenbert, Hannover.
Diese Verlage sind aber meistens Multimedia-Unternehmen und daher u.a. auch Buchverlage, und sie sind finanziell verflochten. So besitzt z.B. Bertelsmann 74,9 Prozent von Gruner + Jahr, Gruner + Jahr wiederum 25 Prozent am SPIEGEL, die Kirch-Gruppe besitzt 40 Prozent des Springer-Konzerns usw. (aus: Hermann Meyn: Massenmedien in Deutschland). Man spricht also nicht von ungefähr von der vierten Gewalt im Staate. Helmut Kohl erhielt von den Medienbossen Leo Kirch und Erich Schumann, Geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe WAZ, Essen, die meisten Gelder. Die Medienkonzerne sind zugleich zum Big Brother und Big Sponsor geworden: Wer das Geld hat, hat die Lobby; wer die Lobby hat, hat die Macht.
Die Redakteure und Autoren befinden sich in einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft mit den Verlagen und damit in einer Abhängigkeit. Daraus ergibt sich tendenziell eine Schweigespirale, auch wenn Axel Springer einmal sagte, es sei aberwitzig zu glauben, er könne und wolle über 800 geistig unabhängige Menschen die Peitsche schwingen. Keiner der Redakteure brauche zu kuschen (Meyn, S. 159). Klaus Bresser bestätigt dies: Es gibt einen Freiraum für unabhängige Journalisten: Dieser werde aber durch den Hang zum Konformen, zum Sichabsichern und Nichtauffallen nicht genutzt. (Meyn, S. 187)
Kurz: Die Frage, ob der Verlag DuMont rücksichtslos verfuhr, kann man nur dann beantworten, wenn man weiß, ob der Herausgeber und die Autoren nachdrücklich Widerstand gegen den Neuschrieb geleistet hatten. Vielleicht überhaupt nicht oder nicht nachdrücklich genug; denn viele andere Schriftsteller verbieten doch auch auf Grund des Grundrechtes der Freiheit der Kunst (Art. 5 GG) erfolgreich die Umwandlung in den Neuschrieb. Eine Liste dieser Autoren ist veröffentlicht in der Netzseite reformfreier Zeitungen und Zeitschriften http://members.aol.com/jfrieling9166379.
Im Vergleich zum Dritten Reich hat sich die Mentalität der meisten Deutschen generell nicht geändert. Es gibt nur wenige streitbare Demokraten. Die meisten nehmen an der Schweigespirale teil, lassen sich einen Maulkorb umbinden und fördern damit das Duckmäusertum, Mitläufertum, den vorauseilenden Gehorsam und das willige Vollstreckerunwesen, was man am Dritten Reich im Nachhinein so sehr verurteilt. Wenn schon das Gros der sogenannten geistigen Elite kein Rückgrat zeigt, was will man dann vom kleinen Mann erwarten?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2001 um 23.00
Herr Dörner beschreibt die Zustände völlig richtig. Auch seine Folgerung, daß infolge der Reform der Nachschlagebedarf enorm gewachsen sein muß, trifft zu. In den Handreichungen des bayerischen Staatsinstituts für Schulpädagogik usw. heißt es ausdrücklich:
Zweifellos wird die Neuregelung dem Rechtschreibunterricht insgesamt einen gewaltigen Impuls geben.
und
Die Neuregelung der Rechtschreibung bedingt, dass für jeden - Lehrer und Schüler - der Umgang mit einem Rechtschreiblexikon selbstverständlicher sein muss denn je.
Sehr aufschlußreich, nicht wahr?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.01.2001 um 23.00
Ich will noch einmal meine große Aphorismensammlung bemühen.
Henry Ford ist heute dran, der Erfinder des Fließbandes.
Von ihm stammt die Weisheit:
Wer nicht mehr danach strebt, besser zu werden, hört auch auf, gut zu sein.
Und ich bitte Herrn Professor Ickler nicht nur daran zu denken, viele Menschen aus der Knechtschaft der Orthographie herauszuführen (gerade die gegenwärtige Spagetti-Fassung, verurteilt alle - Lehrer und Schüler - gleichermaßen zu größter Abhängigkeit), sondern auch daran zu denken, daß es Menschen gibt, die in Spezialdisziplinen einfach nur besser werden wollen und das Beste anstreben.
Wenn gar mit Spezialdisziplin die Sprache (egal ob gesprochen oder geschrieben) gemeint ist, dann sollte es sich lohnen über einen Spagat nachzudenken, den Walter Lachenmann kürzlich treffend beschrieben hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Matthias Dräger am 23.01.2001 um 23.00
Mir kam gerade der Gedanke, ob ich anläßlich meines Hinweises zur Silbentrennung und der Arbeit beim Neusatz eines Buches auch noch etwas zu Gebrauch von Wörterbüchern bei mir im Verlag sagen sollte - und dann sah ich den Eintrag Liberalität... (Dörner) und Nachschlagen! (Ickler) im Gästebuch. Hier also mein Senf dazu:
Mit der Satzerstellung des im Nachrichtenbrett genannten Titels bin ich jetzt auf Seite 164 (von etwa 400) angekommen. Zwar muß ich den Text dabei nicht mehr Korrekturlesen, man achtet dabei aber dennoch auf den Text, so auch auf Tippfehler und die Rechtschreibung. Bis jetzt habe ich noch nicht ein einziges Mal - und man sehe es mir nach, wenn ich das einmal etwas salopp sage - zum Ickler gegriffen, geschweige denn einen alten Duden zur Hand genommen.
Bevor das Theater mit der Rechtschreibreform begann, hatte ich im Verlag nur einen älteren Duden in Gebrauch (die 17. Auflage von 1973). Damit ließen sich Fragen, die sich in bezug auf Rechtschreibung stellten, rasch und für meine Ansprüche zufriedenstellend beantworten. Allerdings habe ich keine Texte Korrekturgelesen; die Korrektorin, die derartige Arbeiten für den Verlag ausführt, arbeitet, wie ich weiß, vor allem noch mit dem Duden-Band Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung.
Mittlerweile stehen bei mir in Griffnähe mehrere Wörterbücher. Außer dem Ickler haben sich dort noch eingefunden: Duden 20. Auflage (da ich die Gelegenheit nutzen wollte, die wohl für lange Zeit letzte noch brauchbare Ausgabe für billiges Geld zu ergattern), ein DDR-Duden (VEB Leipzig, 15. Auflage 1960), nicht zuletzt wegen der Darstellung der Regeln (die Auflage ist auch deswegen interessant, da hier das ß als Großbuchstabe im Titel verwandt wird) sowie die letzte Fraktur- und erste Antiqua-Ausgabe des Dudens (1941 und 1942), mehr aus historischem Interesse, auch wegen des Drucks und der Qualität der Einbände.
Wenn ich jetzt etwas Einfaches nachschlagen muß, etwa die Schreibweise eines Wortes (das Wort (Bleistift)mine mußte ich vor einigen Wochen tatsächlich nachlagen!) greife ich wahllos entweder zum Duden oder zum Ickler. Wenn ich selber schreibe, tauchen Fragen zur Getrennt- und Zusammenschreibung gar nicht auf, hier gibt es also auch nichts nachzuschlagen. Wenn ich in einem fremden Text auf eine Wortgruppierung stoße, die mir - wegen ungewohnter Auseinander- oder Zusammenschreibung - sehr bedenklich vorkommt, schaue ich jetzt natürlich bei Ickler nach: zum einen deshalb, um zu sehen, welcher Spielraum gegebenenfalls erlaubt ist, und dann natürlich auch deshalb, da ich weiß, daß ich hier festen Boden unter den Füßen habe, da sich die Einträge noch am ehesten am tatsächlichen Schreibgebrauch orientieren.
Was meine Schulzeit angeht, kann ich in diesem Zusammenhang nur sagen: Ich habe nie ein Wörterbuch gehabt, und ich glaube, meine Freunde hatten auch keins. Die Rechtschreibung haben wir hauptsächlich in der Schule gelernt: war etwas falsch, bekam man dafür einen Fehler, und das merkte man sich natürlich.
Man kann es vielleicht nicht verallgemeinern, aber ich halte es für bedenklich, einem Schüler ein Wörterbuch zu geben. Das ist so ähnlich wie mit den Taschenrechnern: Wenn man ein Wörterbuch hat - dann braucht man es auch . . .
Es gehört zwar vielleicht nicht hierher, aber eigentlich gehört es doch hierher: Ein Bekannter von mir hat noch bis vor kurzem in Singapore einen guten Teil des Palmölhandels Asiens abgewickelt. Vor etwa einem Jahr fragte er seinen Chef, einen Chinesen, ob er nicht mal einen Computer haben könne, damit er nicht die vielen verschiedenen Preise immer im Kopf behalten müsse. Die Antwort seines Chefs war ebenso klar wie unmißverständlich: Wenn er mit einem Computer ankomme, schmeißt er ihn raus.
Matthias Dräger
St. Goar
eingetragen von Gast am 23.01.2001 um 23.00
Herr Jansen geht von einem Theoriegebäude aus, Professor Ickler von der Realität.
Das ist ein interessanter Satz. Steckt in dem Satz die Implikation, dass die Regeln der Rechtschreibung nicht Realität sind? Vielleicht war es so gemeint. Die Schreibweisen werden fast alle von den Regeln abgeleitet, die die Menschen im Kopf haben. Hinzu kommt hin und wieder das Nachschlagen. Es kann nicht anders sein, als dass das, was zu den reellen Schreibweisen führt, auch reell ist. Noch deutlicher ist es für den Fall, dass jemand am Computer mit einem Rechtschreibprogramm arbeitet. Das ist heute immer öfter Realität. Soll nur so ein computerisiertes Regelwerk reell sein, das im Kopf aber nicht? Die Ethnomethodologie unterstellt, dass menschliches Verhalten, also auch das Schreiben, regelhaft abläuft, und dass diese Regeln beschreibbar sind. In dieser Schule schließen sich Realität und Theorie nicht gegenüber. Vielmehr gilt es, die vorakademische Theorie herauszubekommen und zu beschreiben. Herr Ickler sieht sicherlich den Regelteil seines Wörterbuchs in Einklang mit dem Wörterverzeichnis. Auch das neue Regelwerk bleibt ja nicht Theorie: Immer mehr Menschen schreiben nach diesem Regelwerk, und damit etablieren sich auch die Schreibweisen. Nicht alle, wie schon bisher wird es einen Abstand zwischen Regelwerk und Schreibrealität geben.
Interessant ist hier noch einmal die GZS. In einer Perspektive wurde hier das Vorhandensein von Getrenntschreibungen (erweitert und gesteigert sowie in Umstellung [ich lerne kennen]) verallgemeinert. Hier wurden also die Regeln den Schreibweisen nachgebildet. In anderer Perspektive erscheint es umgekehrt: Es gibt jetzt eine Regel, die sagt, dass ich die Erweiterungs- und Steigerungsprobe machen muss. So gesehen neu.
Kein Mensch schreibt, ohne Regeln. Ginge es nur um Schreibweisen, so könnte man keine Worttrennung machen und Zeichensetzung. Ich kann schließlich nicht für alle denkbaren Sätze auswendig lernen, wo Satzzeichen hingehören. Man merkt wie einfach es ist, die neuen Schreibweisen mit ss abzuleiten. Da lernt man nicht Schreibweisen, man lernt, dass diese längst bekannte und angewandte, also reelle Regel nun auch für die Verdoppelung von s gilt. Im Englischen und Französischen sieht das schon deutlich anders aus. Das Wort doubt kann ich nicht mit einer Regel finden. Ich kann es nur als Einzelfall lernen. Im Deutschen trifft dies auch auch Hygiene zu (gesprochen Hügene).
Übrigens: Hat man vor 1996 nicht versucht, die Schreibweisen einer bestimmten Regel anzupassen? Was anderes ist das Anstreichen von Fehlern in der Schule? Wozu Lehrsätze wie Doppel-s am Schluss bringt Verdruss!, Trenne nie st.., Wer nämlich mit h schreibt...? Es ist ein ganz normaler Vorgang der Inkulturation, den Menschen nach den Kulturregeln zu formen.
Michael Jansen
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
(Folgenden Text bitte nicht allzu ernst nehmen, da nicht immer völlig sachlich)
Vorhin hatte ich einen Straßenatlas für 2001 in der Hand, da ich etwas nachschlagen mußte. Aber leider beginnen die Atlanten immer mit Norddeutschland, so daß sich nicht vermeiden ließ, die Neuschreibung »Sassnitz« zu sehen. Aber heißt dieser Ort nicht »Saßnitz«? Nun, ähnliche Dinge fallen in letzter Zeit auch zunehmend bei anderen Eigennamen auf. Die Reform betrifft also anscheinend auch behördlich festgelegte Schreibweisen von Orten und Eigennamen. So scheint es das in der Nähe von Erlangen gelegene Örtchen »Heßdorf« nicht mehr zu geben. Das lokale Franken Fernsehen und die Nürnberger Nachrichten kennen seit 1999 nur noch »Hessdorf«, obwohl der Ort gar nicht so heißt. Auch die Stadt »Gößweinstein« scheint verschwunden zu sein. Auf einem Reisebus eines hiesigen Unternehmens, den ich kürzlich sah, konnte man sogar noch erkennen, daß das ursprüngliche »ß« mit einem »ss« überpinselt wurde. Sogar das »w« mußte ein bißchen kleiner werden, um dem neuen »ss« Platz zu machen. Aber das Städtchen heißt doch nach wie vor »Gößweinstein«, oder?
Aber auch vor Personennamen macht die Reform nicht halt:
Der Bundestrainer unserer »Adler« Schmitt und Hannawald heißt in ARD und ZDF und auch in den Zeitungen plötzlich Reinhard Hess. Nur in der FAZ darf er seinen richtigen Namen behalten: Reinhard Heß. Nur bei Uli Hoeneß wagt keine Zeitung, dessen Namen zu verändern, denn wenn er mal richtig loslegt, dann ist er eben bald aus, der Daum. Eigentlich muß es doch verwundern, daß die SZ nicht die Konsequenz zieht und »Christof Daum« schreibt. Warum nicht? »Die SZ ersetzt ph konsequent durch f«, schreibt die genannte Zeitung am 31.07.99. Wenn schon Reinhard Hess geschrieben wird, dann aber auch bitte Christof Daum, oder nicht? Den »Geßlerhut« scheint es ebenfalls nicht mehr zu geben. Alle Zeitungen schreiben »Gesslerhut«, aber »Litfaßsäule«, obwohl Schüler hier doch eher an »Faß« (neu: Fass) denken. Den Eigennamen erkennen sie hier ohnehin nicht.
Nun, da kommt die Frage auf, wieso denn Eigennamen überhaupt geändert werden? Niemand kam vor der Reform auf die Idee, plötzlich »Eßlingen« zu schreiben. Jeder blieb bei »Esslingen«, obwohl diese Schreibung aus der Reihe tanzte.
Nun werden Orte von Büchern und Zeitungen umbenannt; aber nur in einer Richtung! Daß aus »Neuss« jetzt »Neuß« werden müßte, bedenken sie nicht. Nach Diphthong ist auch nach der Neuregelung kein »ss« zulässig.
Da erinnere ich mich an einen Satz, den ich vor geraumer Zeit irgendwo las, leider weiß ich nicht mehr, woher ich ihn habe.
So bekamen Lehramtsstundenten auf die Frage, wie sie mit der Reform umgeben sollten, folgendende Antwort: »Schreiben Sie möglichst viel ss, mehr verlangen die Kultusminister gar nicht.«
Wie gesagt, diesen Beitrag sollte man nicht zu ernst nehmen, aber die reihenweise Umbenennung von Orten und Eigennamen mußte ich einmal kurz ansprechen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 23.01.2001 um 23.00
Oje, anscheinend mußte ich wieder einmal meine Unfähigkeit, ordentlich zu tippen, zur Schau stellen. Es muß natürlich »Studenten«, »umgehen« und »folgende« heißen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 23.01.2001 um 23.00
Bei Herrn Janssen, dem ich nochmals an dieser Stelle für den Buchtipp danke (ihm zuliebe so geschrieben, obwohl mir dabei ist, als würde ich damit eigentlich seine Intelligenz beleidigen, es geht um Olschansky, Täuschende Wörter), verstehe ich überhaupt nicht, warum man mit so viel denkerischen Fähigkeiten sich für etwas engagieren kann, wofür ich für mich den Begriff der »Klamaukrechtschreibung« gefunden habe. Der Begriff trifft das Eigentliche, davon bin ich überzeugt, dazu muß ich nicht all die Scherze mit den vielen Monsterbeispielen ein weiteres Mal bemühen.
Nun ist es eine Erfahrung, daß Intelligenz und denkerische Fähigkeiten zu den widersprüchlichsten Ergebnissen, auch den absurdesten führen können. Es ist schade drum, aber Respekt gebührt Herrn Janssen, daß er hier immer wieder in die Arena steigt, um sich seine Abreibungen abzuholen. Er steht hier so unverdrossen im Lager der reformgegnerischen Hellebardenschwinger wie »wir« in der viel hoffnungsloseren Front gegen die übermächtigen Rechtschreibdiktatoren. Don Quichottes verdienen allemale unsere Hochachtung, so oder so.
Noch folgender Gruß an Herrn Janssen: Ich mache in meinem Fettnäpfchenverlag, der nicht aus Ängstlichkeit sondern aus Klugheit kein Konkurrenzunternehmen zum Bibliographischen Institut sein zu wollen sich anheischig macht, Bücher über Jazz. Jazz ist eine Art Musik, falls jemand das nicht wissen sollte. In diesen Büchern gibt es zum Beispiel folgendes Wort (ich stelle gleich beide Schreibweisen untereinander):
Basssaxofon
Baßsaxophon
Nur ein Beispiel. Jetzt mal abgesehen von dem f im Saxoph(f)on, das zu schreiben seit der Erfindung des Instrumentes noch nie ein Mensch in Deutschland gekommen ist: Natürlich ist die Version mit dem Dreierles-ß wesentlich schöner und besser lesbar. Derlei Beispiele gibt es zuhauf, bis hin zu den verrückten neuen Trennungen.
Warum, verehrter Herr Janssen, vertrauen Sie nicht Ihrem gesunden Menschenverstand und Ihren Augen und erkennen Sie, daß die eine Schreibweise gut ist und die andere doof, häßlich und schwerer zu lesen? Warum soll man nun, seit 1998, »lernen«, daß diese Mißgestaltung der gewohnten Schreibung »Regel« sein soll?
Ich sage Ihnen voraus, und nicht nur ich: Selbst wenn der Protest gegen die Reform nicht unmittelbar zu deren offizieller Zurücknahme führt, wird ein »Manufactum«-Effekt eintreten. Es wird ein Überdruß eintreten, die Leute werden entdecken: »Es gibt sie noch, die guten Dinge« (wozu drolligerweie heute schon Icklers Wörterbuch mit Regeltäfelchen für die der Rechtschreibautonomie und -freiheit nicht teilhaftigen Einfaltspinsel gehört), es wird in absehbarer Zeit eine spätere Generation - auch von »Wissenschaftlern«, die mit ihren Professoren-Übervätern abrechnen wollen - über diese verordnete Vergewaltigung einer gewachsenen Schreibung den Kopf schütteln und mit Erleichterung die »guten (alten) Dinge« wiederentdecken und zu ihnen zurückkehren, so wie heute »Manufactum« die Hebelbriefwaage, das Wiegemesser aus Buchenholz, den Hackklotz aus Thüringen, das Birkenhaarwasser, den Bimsstein, den Gänsekiel, das Zahnsalz, die Kupferbettflasche, die Topfpfpfanne aus Gußeisen (nicht Gusseisen!!!, da seist kein Gus!!!), die echten »Biafuizln« (ggfs. mit Rechtschreibregeln nach Ickler), kurzum das, was es an Gutem schon einmal gegeben hat und was aus Neuerungseifer verdrängt worden ist, mit Erfolg frustrierten Menschen zum Kauf anbietet - und nicht billig, nebenbei gesagt.
Das Bibliographische Institut könnte heute schon die dicksten Geschäfte machen, wenn es eine Nostalgie-Ausgabe des »alten« Duden auf den Markt bringen - sozusagen eine doppelte Marktstrategie fahren und buchstäblich alle Bedürfnisse befriedigen und den gesamten Markt absahnen würde. Vermutlich dürfen sie das nicht. Damit ist also nicht zu rechnen.
Für Leute, die »noch die guten Dinge« haben wollen, gibt es deshalb ersatzweise jetzt schon den Manufactum-Ickler - das sind die (Vor-)Zeichen der Zeit! Interessant ist, daß der Verleger des Icklerschen Wörterbuches sagt, die 17. Auflage des Dudens von 1973 habe alle seine Fragen »rasch und für meine Ansprüche zufriedenstellend beantworten« können, und daß die 20. Auflage »die wohl für lange Zeit letzte noch brauchbare (sic, Herr Ickler!) Ausgabe des Duden gewesen sei. So schlecht war das gute alte Stück vielleicht gar nicht, wie Reformer und Reformgegner jetzt übereinstimmend tun.
Nett ist übrigens, daß es mit der Schreibautonomie des Ickler-Verlegers so weit her auch wieder nicht sein kann, denn er schaut heute in seinem verlagseigenen Wörterbuch nach »welcher Spielraum erlaubt ist (wieder sic, Herr Ickler!)«. Vielleicht sollte Herr Ickler seinen Verleger einmal über die Intention seines Produktes aufklären. So ist wohl die Idee der zwei süßen Regeltäfelchen entstanden, ohne die selbst der Verleger mit dem Buch nichts anfangen kann?
Spott liegt mir ferne, wer mich kennt, weiß das.
Ich mein ja nur.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Matthias Dräger am 23.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
wenn Sie schon meine Worte (Gedankenübertragung?) auf die Goldwaage legen, dann lesen Sie bitte auch genau ab. Daher hier noch einmal zur Erläuterung: Wer hat gesagt, daß der alte Duden, also die 20. und frühere Auflagen, schlecht gewesen sei? Ich? Nein. Ickler? Ich denke, nein. Ickler hat immer nur davon gesprochen, die Ungereimtheiten, die die früheren Auflagen des Dudens nun einmal mit sich gebracht haben, auszukämmen - nicht mehr, nicht weniger. Denn in der Duden-Redaktion wurden im einen oder anderen Fall eigenmächtige Festlegungen getroffen, die durch den tatsächlichen Schreibgebrauch nicht zu rechtfertigen waren (Getrenntschreibung wohl fühlen etc.). Das ist im Gästebuch hinlänglich diskutiert worden, braucht hier nicht wieder aufgewärmt zu werden.
Ich glaube, Sie legen zu großes Gewicht in meine Aussagen zum Gebrauch des Dudens vor der Rechtschreibtreform. In der Anfangszeit, den ersten Jahren der Leitung des Verlages, hatte ich überhaupt keinen Duden! Wenn ich einmal bei der Schreibweise eines (Haupt)Wortes unsicher war, habe ich in der Brockhaus-Enzyklopädie nachgesehen! Das kam alle Jubeljahre einmal vor. Die 20. Auflage des Dudens habe ich mir ausschließlich wegen der Rechtschreibreform gekauft - möglicherweise ist das die letzte Ausgabe aus dem Hause Duden, die man als normaler Mensch noch benutzen kann. Das ist doch ein hinreichendes Motiv, zumal dann, wenn man selber ein Wörterbuch verlegt. Das Werk ist auch durchaus brauchbar, wenn man ein ganz normales Wort nachschlagen möchte, wie etwa Rhythmus oder Homöopathie. Wer keine gestiegene Ansprüche hat, braucht sich bestimmt nicht unbedingt ein neues Wörterbuch von Ickler zu kaufen - auch ich hätte mir, ohne das ganze Theater, wohl nie im Leben mehr ein anderes Wörterbuch gekauft, jedenfalls nicht zur Rechtschreibkorrektur (andere Wörterbücher, wie z. B. das einzigartige Grimmsche Wörterbuch, benutze ich für ganz andere Dinge, dabei geht es nicht um Rechtschreibung).
Die Tatsache aber, daß etwas durchaus schon brauchbar ist, heißt aber lange nicht, daß man es nicht noch besser machen kann. Das ist der hier diskutierte Ansatz von Ickler, und er ist mehr als berechtigt, zumal es heute den Duden nur noch als völlig ungenießbaren Reform-Duden gibt - bei dem einen auf Schritt und Tritt eingetrichtert wird, daß man ein alter, unbelehrbarer Knacker ist, wenn man das verwendet, was man in der Schule und von den Eltern gelernt hat. Über die Art und Weise, wie das Haus Duden mit den sog. Reformern kollaboriert hat, möchte ich mich in diesem Zusammenhang gar nicht erst auslassen, weil mir sonst wohl wieder schlecht wird.
Aber noch zu dem von mir angeführten und von Ihnen aufgegriffenen Spielraum: Wenn ich Bedenken habe wegen einer ungewöhnlichen Schreibweise oder verunsichert bin, vor allem bei der GZS und Groß- und Kleinschreibung, schaue ich jetzt nicht mehr im Duden, sondern bei Ickler nach. Und damit bin ich bisher bestens gefahren. Wenn ich also durch eine Schreibweise aufmerksam werde u n d diese auch bei Ickler nicht angegeben ist, dann sehe ich sie als falsch, genauer eigentlich: sehr ungebräuchlich an, und ändere die Stelle so, das sie paßt, richtig wird. Es ist selbstverständlich, daß es hierbei auch auf den Sinnzusammenhang ankommt. Und es versteht sich auch von selbst, daß ich nicht in den Text anderer Leute hineinpfusche - ich spreche hier von eindeutiger Fehlerkorrektur, Stellen, über die ein normaler Leser sonst fast immer stolpern würde. Wenn es einmal wirklich nicht ganz klar ist, wie die Passage gemeint ist, wird die Sache mit dem Autor besprochen.
Apropros süße Regeltäfelchen: jetzt zum etwas fröhlicheren Teil (auch ich kann einen Kakao zubereiten, sogar mit Sahne): In Wahrheit stehen Sie dem Konzept von Ickler doch gar nicht so ablehnend gegenüber, wie man aus Ihren Äußerungen als Außenstehender schließen mag. Umso unverständlicher sind mir Ihre zaghaften Versuche (und übrigens auch des Bibliographsichen Instituts in Mannheim), die Auflage des Rechtschreibwörterbuches von Ickler Stück für Stück aufzukaufen. Damit Sie uns hier wirklich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, müssen Sie schon stärker hinlangen, so wird das nichts.
Als nächstes, lieber Herr Lachenmann, erhalten Sie von mir eine Aufstellung der Zutaten des Rechtschreibwörterbuches für Manufactum, damit Sie wieder genug Stoff haben, um Ihren Kakao anzusetzen, durch den ich dann in den nächsten Tagen wieder gezogen werden soll. So muß es sein, man gönnt sich ja sonst nichts . . .
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2001 um 23.00
Zu den Beobachtungen von Herrn Dörner möchte ich folgende interessante Einzelheit mitteilen. Das bayerische Innenministerium gibt den Beamten die Broschüre Bürgernahe Sprache in der Verwaltung in die Hand. Die letzte Auflage ist vom November 1999. Darin heißt es u. a.:
Auch das Schriftbild von Orts- und Straßennamen (z. B. Weßling, Schloßbergstraße) sollte nicht verändert werden. (S. 77; das Heft kann kostenlos bezogen werden
Ich bin von Gemeindeverwaltungen (z. B. der Stadverwaltung Erlangen) gefragt worden, wie man es mit der Straßenbeschilderung halten soll, und habe im Sinne des Innenministers geantwortet. Dessen Hinweis hat freilich manche Gemeinden nicht davon abgehalten, ihre besondere Ergebenheit durch die sehr kostspielige Änderung der Straßennamen zu bekunden. Wahrscheinlich denkt man sich in manchen Gemeinderäten auch treudeutsch: Das macht man jetzt so!
Übrigens herrscht im bayerischen Innenministerium, wie ich durch persönliche Mitteilung weiß, großer Unmut über die vom Nachbarressort okroyierte Rechtschreibreform.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 22.01.2001 um 23.00
Ich bin neu in diesem Forum Gästebuch, überhaupt stieß ich auf diese web-site erst vor wenigen Tagen, war aber angenehm überrascht, wie viel sich auf diesem Sektor tut, und wie viele Menschen auf ihre Weise versuchen, ihre Sprachschrift zu verteidigen. [wie viel habe ich in diesem Zusammenhang mit Absicht getrennt geschrieben, damit die beabsichtigte Betonung beider Worte beim Lesen erhalten bleibt].
Damit komme ich zunächst zu dem weiter unten eingebrachten Kommentar, den ich auch in der Rubrik Nachrichten eingesetzt habe, damit er Beachtung findet. Alles weitere geht daraus hervor, besonders dem erwähnten Interview-Dialog.
Als ich heute (zum ersten Mal) die jüngsten Einträge in dieser Rubrik Forum überflog, fiel mir auf, daß sich viele doch noch zu sehr und mehr verstandesmäßig an bestimmten Schreibweisen ereifern. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, wir sollten aber dabei das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, damit wir uns nicht auf Diskussionsebenen wie die Reformer begeben. Zum Beispiel fiel mir zu sich sattessen und sich satt essen ein, daß es durchaus richtig sein könnte, konsequenterweise es zusammenzuschreiben, dies hätte aber den Nachteil, daß (nicht nur) die Lesbarkeit erschwert würde; und das ist m.E. ein wichtiger Punkt. So ein Verb wie essen drückt ja einen wesentlich komplexeren Vorgang aus als wie z.B. sehen. Wenn ich hier auf das Sättegefühl hinauswill, würde ich die Betonung eher auf beiden Worten belassen und es auseinanderschreiben, dagegen sich sattsehen eher zusammen. Ebenso handvoll als eine lose und ungefähre Mengenangabe durchaus so belassen, aber Hand voll ... schreiben, wenn ich beides betonen will, nämlich die Hand und deren Inhalt. Diese Beispiele kann man beliebig fortsetzen, z.B. staubsaugen ist der allgemeine Reinigungsvorgang mit dem Gerät (hier: Staubsauger), wobei Staub saugen sich eher auf Staub und saugen beziehen würde, meist sogar eher mit der Betonung auf dem zweiten Teilwort dieses Vorgangs, also saugen statt wegpusten usw. - Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Noch deutlicher wird es bei totschlagen: hier wird jemand ins Jenseits befördert, wogegen ich bei tot schlagen eher eine um sich schlagende Leiche vermuten könnte ...
Es ist also sehr wichtig, daß ich mir beim Schreiben darüber im Klaren bin: was will ich ausdrücken oder dem Leser rüberbringen? Was kann ich tun, um eine Sinn-Entstellung beim Lesen weitgehend zu vermeiden? Ein Vortragender müßte also, wenn ich alles richtig zu Papier gebracht habe, den Hörern den Inhalt einwandfrei und ohne Stocken vermitteln können. Bei einer Rechtschreibreform ergibt sich also daraus eine große Verantwortung für die Reformer!
Aus diesem Grunde hätte ich mir bei der Trennung von Wörtern (wenn überhaupt erforderlich) auch eher eine Trennung nach Sinn-Silben gewünscht und nicht nach Sprechsilben (die ja erst einmal das richtige Sprechen voraussetzen). Aber besonders hier kann ich als Schreiber doch festlegen, ob und wo ich trenne, indem ich diesen Vorgang nicht dem Schreibprogramm überlasse! Es wird ohnehin viel zuviel getrennt, weshalb muß denn überall Blocksatz sein? Der sogenannt Flattersatz (lose Zeilen-Enden) liest sich meist viel angenehmer, auch in Zeitungen, weil vor allem die Zwischenräume im Text weitgehend gleich bleiben.
Daher die Bitte an alle: Schreiben wir so, daß es auch korrekt und möglichst verzögerungsfrei zurückgelesen werden kann und der Ursprungssinn erhalten bleibt!
also: Schrift zur Sprache oder umgekehrt? Wir haben die Wahl ...
Wie erlange ich ein besseres Sprachschrift-Verständnis?
Heute las ich (getrennt) Einkommens-teuer und schwer zumachen und (wieder einmal) daß in verwechselter das/daß-Schreibweise. Ist ja logisch, daß letztere weiterhin verwechselt werden, denn in den Köpfen hat sich ja nichts geändert, vieles ist jetzt eher noch verwirrender. Wir sollten uns aber dennoch nicht zu sehr an Einzelbeispielen und Kuriositäten einer falschen Schreibweise festbeißen, indem wir die täglich gelesenen Unzulänglichkeiten immer wieder anprangern; sie werden uns ohnehin weiterhin verfolgen. Besser ist es, unerschütterlich mit gutem Beispiel voranzugehen, wenn man dieses gewisse Sprach- und Schriftverständnis nun einmal hat.
Der unter dieser Rubrik vor einigen Tagen veröffentlichte Interview-Dialog mit dem Titel Schriftsprache oder Sprachschrift (17.Januar 2001, siehe dort) ist m.E. hier hervorragend geeignet, ein besseres Verständnis unserer historisch gewachsenen bisherigen Schreibweisen zu wecken sowie die Hintergründe zu beleuchten und klarer zu machen.
Jeder einzelne mag also nun überlegen: Wie erreiche ich denn und stelle sicher, daß das, was ich als ehemals Gesprochenes oder Gedachtes in das Medium Schrift übertragen will, beim späteren Zurücklesen auch korrekt reproduziert wird, ohne den originär beinhalteten und beabsichtigten Sinn und Ausdruck sowie Betonung des gesprochenen Wortes zu verändern? Hier ist also die Eigenverantwortung im richtigen Umgang mit unserer Sprache und der ihr zugeordneten Schrift und deren Regeln gefragt.
Beispiel: Will ich ein Musikstück konservieren, z.B. auf Schallplatte, werden mittels Technik die Töne und die Sprache - also die vorhandenen Schwingungen - jetzt als Rillen eingepreßt; hierdurch ist sichergestellt, daß bei Reproduktion das Original entsprechend wieder so erklingt, wie es vom Urheber gedacht war (und wie wir es auch erwarten). Niemand käme nun auf die Idee, die Form der Schallplattenrillen an einigen Stellen zu verändern, nur weil ihn in Relation zu seinem Musikverständnis einige Kurvenbereiche stören, er sie quasi als unlogisch empfindet und sie daher gerne anders hätte. Ebensowenig würde man die Notenschrift oder die Partitur eines Musikstückes verändern, nur weil man glaubt, ein anderes und vielleicht besserwisserisches Tonverhältnis zu haben als der Autor.
Genau dies ist aber hier in relevanten Bereichen der Rechtschreibung durch die Reform erfolgt.
Ich kann deshalb an dieser Stelle nur jeden, der dies jetzt liest und den Tenor des zitierten Interviews (siehe 17.1.) richtig erfaßt und verstanden hat, ermutigen und animieren, die ihm altbekannten und vertrauten alten (aber hoch-aktuellen) Regeln weiterhin anzuwenden, wenn die neuen nicht den gewünschten Inhalt der Ursprungsaussage/-sprache/-formulierung zulassen oder gar ihn verhindern oder verändern würden.
Ja, es erfordert manchmal ein wenig Mut, aber man muß es auch tun!!! Dies setzt dann ein Beispiel, und andere werden folgen. Es geht um unsere Sprache und unsere Schrift, wir sollten uns ihrer Werte durchaus bewußter sein und sie nicht verwässern lassen!
Wir selbst als die Sprach-Sprecher sind die Herren unserer Schrift und nicht umgekehrt und nicht irgendwelche Bürokraten, welche die Grundregeln in einigen Bereichen scheinbar noch nie begriffen hatten, vielleicht infolge der neuen Regeln sogar ihre früheren Noten in Orthographie nun im nachherein aufbessern könn(t)en oder wollen ...
Übrigens ...: Wer korrekt spricht, schreibt auch korrekt! [Zitat aus dem o.a. Interview] Facit: Wer eine nachlässige Schreibweise zuläßt oder anwendet, ist vermutlich auch nachlässig in seiner Sprechweise ... - ... Eigenverantwortung und Disziplin sind halt so eine Sache ...
Dietrich Beck
Stubbenrode 12, D-22946 Großensee
eingetragen von Wolfgang Wrase am 22.01.2001 um 23.00
Herr Jansen sagt sehr einleuchtend und treffend, er sehe mehr die Regeln, Herr Ickler mehr die Schreibweisen. Ich habe das in einem Kommentar zu Herrn Jansen vor kurzem selbst auf diesen Nenner gebracht: So spricht jemand, der von den Regeln ausgeht statt von den Schreibweisen. Man könnte auch sagen: Herr Jansen geht von einem Theoriegebäude aus, Professor Ickler von der Realität. Real sind die Schreibweisen, die die Leute nun einmal wählen; wenn nun die Regeln weniger Fehler in diesen realen Schreibweisen bewirken sollen (einziger wirklicher Zweck der Reform), dann müssen entweder die Regeln den Schreibweisen nachgeformt werden (Ansatz Professor Ickler), oder die Leute müßten die neuen Regeln so einleuchtend finden, daß sie automatisch danach mit weniger Fehlern schreiben können als zuvor. Dieser Ansatz der Reformer, dem Herr Jansen zustimmt, beruht vor allem schon auf dem Irrtum, daß die Schreiber überhaupt nach formulierten, niedergelegten, verordneten Regeln schrieben; das ist aber nur zu einem minimalen Bruchteil der Fall. Wo Regeln (scheinbar) befolgt werden, handelt es sich meist um die Übereinstimmung der Motive bei den Schreibern mit den formulierten Regeln, und das kann natürlich dann um so besser gelingen, wenn die Regeln den Schreibweisen nachgebildet werden (Ansatz Profesor Ickler).
In der Theorie ist es ja auch wunderbar einleuchtend, was zum Beispiel der Kommunismus will, so wunderbar, daß man die halbe Welt mit aller Gewalt zwei, drei Generationen damit beglücken konnte. Wer von der Theorie (alle Menschen sind Brüder, alles wird geteilt, die Ausbeutung wird abgeschafft) ausgeht, wird sich nicht so schnell angesichts der Realität von seiner Vorstellung abbringen lassen, daß dies die einzig wahre Gesellschaftsform sei. Da kann dann die Wirtschaft chronisch zusammenbrechen, fünfzig Millionen Hungertote in China, Millionen Liquidierte in der Sowjetunion, ausufernde Bürokratie, Überwachung und Denunziation, radikale Kürzung der Bürgerrechte usw. Nein, die Theorie ist schön, also ist das Ganze gut.
Weniger dramtisch und tödlich, aber genauso dumm ist es, Schreibregeln (die Theorie) über die Schreibweisen (die Praxis) zu stellen und sich einzubilden, die Theorie (das Bewußtsein) werde die Realität (das Sein) schon noch zurechtformen. Wo immer ein solcher ideologischer Ansatz auftaucht, wird er mehr oder weniger viele Anhänger finden, die durch Hinweise auf die Wirklichkeit nicht klüger werden. So werden wir noch länger mit einer real existierenden Rechtschreibung zu tun haben und der Verminderung der Fehlerzahlen harren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 22.01.2001 um 23.00
Herr Wrase hat mir in einer privaten Korrespondenz freundlicherweise sein Verständnis für meine Bemühungen um ein »anderes« Wörterbuch zu erkennen gegeben, aber auf den Aufwand hingewiesen, den ein alternativer »Duden« mit sich bringen würde. Ein solcher bräuchte viele Jahre zu seiner Fertigstellung. Ich möchte ihm hier öffentlich antworten.
Lieber Herr Wrase,
Das Argument des Zeitaufwandes wurde mir bisher nie entgegengehalten, sondern immer problemimmanente Gründe, weshalb meine - nicht nur meine - Vorstellung eines Wörterbuches nicht zu machen sei. Ich müßte mir nicht so blöd vorkommen, wenn dieses Argument wenigstens einmal ausgesprochen worden wäre. Dann hätte ich gleich schreiben können, was jetzt folgt.
Nun versuche ich noch einmal, zu formulieren, worum es mir geht.
Wir haben einen neuen Duden. Der will die neuen Rechtschreibregeln vermitteln. Er tut es schlecht, weil man diese Regeln gut gar nicht vermitteln kann. Da helfen auch rote Kästchen und Rasterflächen oder Schreibtischunterlagen mit den wichtigsten Regeln nicht. Kein Mensch hat auf Dauer Lust, in diese langweilige und unplausible Materie einzudringen, so wenig wie das bei den früheren Regeln der Fall war. Außerdem ist der neue Duden häßlich, dick und unhandlich.
Es gibt eine beachtliche Menge Leute, die die neuen Regeln ablehnen. Die lehnen also auch den neuen Duden ab. Diese Leute haben jetzt kein Wörterbuch mehr, das ihnen das leistet, was der Duden bisher geleistet hat (wie gut auch immer, lassen wir das einmal beiseite. Mich beispielsweise haben die Widersprüche nicht gestört, denn ich wußte es ja selber nicht besser. Ich übernahm, was mir einleutete, anderes nicht.) Wer Glück hat, der hat noch eine alte Dudenausgabe, wie ich, die er wie einen kostbaren Schatz hütet.
Bei den Reformgegnern, oder Reformmuffeln, oder solchen, die einfach keine Lust haben, sich mit diesem krausen Schreibklamauk abzugeben, handelt es sich um eine zahlenmäßig schlecht einzuschätzende, aber sicherlich nicht unbeträchtliche Menge Leute. Diese Leute wären überglücklich, wenn sie wieder ein Wörterbuch hätten, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der Markt wäre also da, und es geht nicht nur um den Markt, es geht um die Schreibkultur.
Darin besteht eine riesige Chance. Wenn jetzt oder in absehbarer Zeit ein solches Wörterbuch auf den Markt käme, hätten die Reformgegner eine echte alternative Substanz zu bieten und dem Duden u.dergl. entgegenzuhalten. Es würde sich deutlicher zeigen, wie die Meinungen und die Schreibpraxen verlaufen. Die Herausbildung zweier konkurrierender Schreibkulturen würde in ihren Konturen deutlich. Bald könnte es peinlich sein, sich sagen lassen zu müssen: »Ach, Sie schreiben noch nach dem neuen Duden?«. Qualitätsschreibung würde sich von Allerwelts- und Klamaukschreibung schon an solchen äußerlichen Zeichen unterscheiden. Wer jetzt die neuen Regeln ablehnt, nicht aber die Autonomie des Icklerschen Idealschreibers hat, ist völlig verratzt. Er wird resigniert sich den neuen Regeln anschließen, denn das jetzige Icklersche Wörterbuch reicht ihm einfach in vielen Situationen nicht, auch wird er die ihm verordnete Freiheit gar nicht haben wollen, sondern Sicherheit oder zumindest guten Rat. Mit zwei Regeltäfelchen à la Manufactum ist das nicht getan.
Soll man also, nachdem Herr Ickler alle diese Wünsche weit von sich weist, ein anderes alternatives Wörterbuch für Reformverweigerer machen? Sie schilderten selbst die damit verbundenen Schwierigkeiten. Wer könnte das bewerkstelligen! Außerdem sollten die Fronten nicht verzettelt werden. Und schließlich haben wir die von Herrn Ickler bereits erbrachte Vorleistung, für die ihm uneingeschränkter Dank und Respekt gebühren. Das ist doch ein Grundstock!
Karl Valentin prägte das in seiner Wahrheitstiefe nicht zu übertreffende Bonmot: »Alles kann man, was man will!« So ist es - oft.
Wir brauchen ein solches Wörterbuch, um der Reformbarbarei Einhalt zu gebieten. Ein Mann allein kann das nicht leisten, das ist klar. Aber er ist nicht allein, zumindest nicht in seinem Bemühen um eine vernünftige Ordnung unserer geschriebenen Sprache. Wenn man sieht, daß die Energie und die finanziellen Mittel für all die Widerstände gegen die Reform aufgebracht werden konnten - hier ist wohl Herrn Dräger und anderen ein besonderer Dank zu zollen - wenn man sieht, wie viele prominente und angesehene Persönlichkeiten nicht nur aus dem kulturellen Leben den Protest gegen die Reform unterstützt haben, wenn man an die Anzeigenaktion des letzten Jahres denkt - da müßte es doch möglich sein, die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, daß eine kompetente Wörterbuchredaktion auf die Beine gestellt werden kann, die unter Herrn Icklers redaktioneller Führung oder auch der anderer Fachleute ein solches Wörterbuch innerhalb eines Jahres druckreif hinbekommt. Wenn ich nicht nur so einen kleinen unterkapitalisierten Fettnäpfchenverlag hätte: das würde mich reizen. Aus purer Begeisterung für die Sache einerseits, andererseits mit der Gewißheit, ein gutes Geschäft damit zu machen. Mich wunderts, daß noch keiner meiner »großen« Kollegen darauf gekommen ist - oder wer weiß?
Dann wäre natürlich die Frage der Konzeption eines solchen Wörterbuches. Da könnte ich nur mit Wunschvorstellungen mitwirken, deren Realisierbarkeit von den Fachleuten geprüft und korrigiert werden müßte. Aber so entstehen manchmal Bücher: der Verleger hat eine Idee - der Fachmann sagt ihm, ja, schon, aber wir müssen das so und so machen. Und dann ergibt sich durch das Hin und Her im besten Fall ein gutes Buch. Aber da gehört guter Wille und die Bereitschaft zum Eingehen auf Vorstellungen von »Laien« dazu. Verleger sind in der Regel Laien, im besten Fall sind es Repräsentanten einer Leserschaft und spiegeln deren laienhafte Wünsche und Bedürfnisse wieder. Die Antwort »Es geht so nicht«, ist abwürgend, so entsteht nichts. Auch hier gibt es ein Valentin-Wort: »Es ginge schon, aber es geht nicht«. Das würde Herrn Ickler wohl gefallen. Ich halte mich an die höhere Weisheit Karl Valentins: »Alles kann man, was man will«. Das ist weniger blöde, als es klingt.
Wie es aussieht, wird daraus aber nichts. Es scheppern die Hellebarden...
Und noch mal Karl Valentin: »Ich mein ja nur...«
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2001 um 23.00
Der Hinweis auf den Zeit- und Arbeitsaufwand ist nicht neu, er steht im letzten Absatz des Vorworts meines Wörterbuchs und kommt auch auf diesen $eiten mehrfach vor. Er soll aber nur die Verbesserbarkeit im Detail, nicht die Konzeption und die Grundentscheidungen rechtfertigen. Herr Wrase hat wesentliche Punkte dankenswerterweise noch einmal herausgehoben. Ich möchte gern wiederholen, was ganz am Anfang stand: Erstens wollte ich, wie in der Literatur oft gefordert, ein reines Orthographikon machen, entsprechend dem Aussprachewörterbuch, das keinerlei Informationen über den bestimmten Zweck hinaus enthält. Damit wird der Markt schon einmal sehr klein, aber darum ging und geht es mir ja auch gar nicht. Allerdings haben viele den Wunsch geäußert, zusätzliche Hinweise nach Art des alten Duden, dieses seltsamen Mischwörterbuchs, zu bekommen, und wir haben vor, diesem Wunsch nachzukommen. Zweitens wollte ich zum Hauptkriterium die üblichen Schreibweisen machen, das ist der deskriptive Ansatz. Damit rufe ich die Sprachfreunde auf den Plan, die es gern etwas normativer haben möchten. Soweit ich sehe, geraten sie alle in mehr oder weniger persönliche Normsetzungen, die kaum Verbindlichkeit beanspruchen und breite Zustimmung erhoffen können. Das Bekenntnis zu einer subjektiven Auswahl aus dem alten Duden kommt mir doch recht problematisch vor, weil es die geforderte höhere Verbindlichkeit und Einheitlichkeit desavouiert.
Seit Beginn der Arbeit habe ich den Gedanken erwogen, das a. (für auch) bzw. den Bogen als Präferenzhinweis zu deuten, wo immer es gerechtfertigt ist. In diesem Zusammenhang habe ich auf den Zeit- und Arbeitsaufwand hingewiesen; es gibt allerdings noch die grundsätzliche, hier auch schon vorgetragene Überlegung, ob es wirklich nötig ist, den Leuten nahezulegen, was sie ohnehin am liebsten tun. Diese Überlegung ist noch nicht abgeschlossen. Von den Problemen der Repräsentativität des Korpus dürften sich auch nur die wenigsten eine zutreffende Vorstellung machen. Wenn man den Usus nicht als höchste Instanz anerkennt, entfällt das natürlich.
Um guten Rat kann ich mich bemühen, das ist wirklich eine Frage der Zeit und des Arbeitsaufwandes. Aber Sicherheit um den Preis der Entfernung von der Schreibwirklichkeit, darauf werde ich mich nicht einlassen, das tun der alten Duden und die Neuregelung (lieber irgendeine Festlegung als gar keine), und ein Benutzer, der die ihm verordnete (?) Freiheit gar nicht will - das ist für mich kein denkbarer Adressat. Ein Vortrag, den ich mal in der Bayerischen Akademie der schönen Künste gehalten habe, hieß §Rechtschreibung für freie Menschen, und dabei bleibt es.
Allmählich verliere ich auch die Geduld mit guten Ratschlägen, die mir sagen wollen, wie ich eine andere Art von Wörterbuch verfassen soll, während die schlauen Ratgeber meine Aufforderung, doch wenigstens an einer kleinen Probe mal zu zeigen, wie sie es meinen, einfach nicht ernst nehmen. Es erinnert mich an die Scharen von Leuten, die zur Zeit auf die Straße gehen, um Zivilcourage zu fordern, statt selbst welche zu zeigen. Herr Lachenmann spürt immerhin schon den Reiz eines alternativen Wörterbuchprojekt, scheut aber aus finanziellen Gründen noch das Risiko. Ich verstehe nichts von Geschäften, aber ich denke, auch ein kleiner Verlag kann mit einem tollen Wörterbuch groß werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2001 um 23.00
Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Meine Muttersprache gibt die Sprachspiele vor, in denen ich ein soziales Wesen werde. (...) Wer das alles zu abstrakt und philosophisch findet, mag sich nur an den deutschen Streit um die Rechtschreibreform erinnern. Obwohl er eigentlich nur im Feuilleton ausgetragen und dort auch rasch verspottet wurde, ist dieser Streit ein erfreuliches Symptom dafür, dass einige noch Sinn dafür haben, was mit der Sprache einer Kultur auf dem Spiel steht (...) Der Widerstand gegen die nassforschen Regeländerungen war nicht konservativ, sondern kultiviert; und der vorauseilende Gehorsam einiger Zeitschriften war nicht fortschrittlich, sondern reformkonformistisch. Sicher wäre es wünscheswert, das deutsche Steuerrecht zu vereinfachen - wieso aber die deutsche Sprache?
(Norbert Bolz in Deutsch global, hg. von Hilmar Hoffmann, Köln 2000, S. 28)
Anmerkung von Th. Ickler: Seine Ablehnung der Rechtschreibreform hat Bolz nicht davor bewahren können, daß sein Text in Neuschreibung umgesetzt wurde, ebenso wie die Texte der anderen Beiträger, Harald Weinrich, Helmut Glück usw., die ebenfalls die Reform ablehnen, ganz zu schweigen vom Herausgeber, dem Präsidenten des Goethe-Instituts (das ebenfalls kuscht). Der Verlag DuMont verfährt da ganz rücksichtslos.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 22.01.2001 um 23.00
Ich bin neu in diesem Forum Gästebuch, überhaupt stieß ich auf diese web-site erst vor wenigen Tagen, war aber angenehm überrascht, wie viel sich auf diesem Sektor tut, und wie viele Menschen auf ihre Weise versuchen, ihre Sprachschrift zu verteidigen. [wie viel habe ich in diesem Zusammenhang mit Absicht getrennt geschrieben, damit die beabsichtigte Betonung beider Worte beim Lesen erhalten bleibt].
Damit komme ich zunächst zu dem weiter unten eingebrachten Kommentar, den ich auch in der Rubrik Nachrichten eingesetzt habe, damit er Beachtung findet. Alles weitere geht daraus hervor, besonders dem erwähnten Interview-Dialog.
Als ich heute (zum ersten Mal) die jüngsten Einträge in dieser Rubrik Forum überflog, fiel mir auf, daß sich viele doch noch zu sehr und mehr verstandesmäßig an bestimmten Schreibweisen ereifern. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, wir sollten aber dabei das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, damit wir uns nicht auf Diskussionsebenen wie die Reformer begeben. Zum Beispiel fiel mir zu sich sattessen und sich satt essen ein, daß es durchaus richtig sein könnte, konsequenterweise es zusammenzuschreiben, dies hätte aber den Nachteil, daß (nicht nur) die Lesbarkeit erschwert würde; und das ist m.E. ein wichtiger Punkt. So ein Verb wie essen drückt ja einen wesentlich komplexeren Vorgang aus als wie z.B. sehen. Wenn ich hier auf das Sättegefühl hinauswill, würde ich die Betonung eher auf beiden Worten belassen und es auseinanderschreiben, dagegen sich sattsehen eher zusammen. Ebenso handvoll als eine lose und ungefähre Mengenangabe durchaus so belassen, aber Hand voll ... schreiben, wenn ich beides betonen will, nämlich die Hand und deren Inhalt. Diese Beispiele kann man beliebig fortsetzen, z.B. staubsaugen ist der allgemeine Reinigungsvorgang mit dem Gerät (hier: Staubsauger), wobei Staub saugen sich eher auf Staub und saugen beziehen würde, meist sogar eher mit der Betonung auf dem zweiten Teilwort dieses Vorgangs, also saugen statt wegpusten usw. - Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Noch deutlicher wird es bei totschlagen: hier wird jemand ins Jenseits befördert, wogegen ich bei tot schlagen eher eine um sich schlagende Leiche vermuten könnte ...
Es ist also sehr wichtig, daß ich mir beim Schreiben darüber im Klaren bin: was will ich ausdrücken oder dem Leser rüberbringen? Was kann ich tun, um eine Sinn-Entstellung beim Lesen weitgehend zu vermeiden? Ein Vortragender müßte also, wenn ich alles richtig zu Papier gebracht habe, den Hörern den Inhalt einwandfrei und ohne Stocken vermitteln können. Bei einer Rechtschreibreform ergibt sich also daraus eine große Verantwortung für die Reformer!
Aus diesem Grunde hätte ich mir bei der Trennung von Wörtern (wenn überhaupt erforderlich) auch eher eine Trennung nach Sinn-Silben gewünscht und nicht nach Sprechsilben (die ja erst einmal das richtige Sprechen voraussetzen). Aber besonders hier kann ich als Schreiber doch festlegen, ob und wo ich trenne, indem ich diesen Vorgang nicht dem Schreibprogramm überlasse! Es wird ohnehin viel zuviel getrennt, weshalb muß denn überall Blocksatz sein? Der sogenannt Flattersatz (lose Zeilen-Enden) liest sich meist viel angenehmer, auch in Zeitungen, weil vor allem die Zwischenräume im Text weitgehend gleich bleiben.
Daher die Bitte an alle: Schreiben wir so, daß es auch korrekt und möglichst verzögerungsfrei zurückgelesen werden kann und der Ursprungssinn erhalten bleibt!
also: Schrift zur Sprache oder umgekehrt? Wir haben die Wahl ...
Wie erlange ich ein besseres Sprachschrift-Verständnis?
Heute las ich (getrennt) Einkommens-teuer und schwer zumachen und (wieder einmal) daß in verwechselter das/daß-Schreibweise. Ist ja logisch, daß letztere weiterhin verwechselt werden, denn in den Köpfen hat sich ja nichts geändert, vieles ist jetzt eher noch verwirrender. Wir sollten uns aber dennoch nicht zu sehr an Einzelbeispielen und Kuriositäten einer falschen Schreibweise festbeißen, indem wir die täglich gelesenen Unzulänglichkeiten immer wieder anprangern; sie werden uns ohnehin weiterhin verfolgen. Besser ist es, unerschütterlich mit gutem Beispiel voranzugehen, wenn man dieses gewisse Sprach- und Schriftverständnis nun einmal hat.
Der unter dieser Rubrik vor einigen Tagen veröffentlichte Interview-Dialog mit dem Titel Schriftsprache oder Sprachschrift (17.Januar 2001, siehe dort) ist m.E. hier hervorragend geeignet, ein besseres Verständnis unserer historisch gewachsenen bisherigen Schreibweisen zu wecken sowie die Hintergründe zu beleuchten und klarer zu machen.
Jeder einzelne mag also nun überlegen: Wie erreiche ich denn und stelle sicher, daß das, was ich als ehemals Gesprochenes oder Gedachtes in das Medium Schrift übertragen will, beim späteren Zurücklesen auch korrekt reproduziert wird, ohne den originär beinhalteten und beabsichtigten Sinn und Ausdruck sowie Betonung des gesprochenen Wortes zu verändern? Hier ist also die Eigenverantwortung im richtigen Umgang mit unserer Sprache und der ihr zugeordneten Schrift und deren Regeln gefragt.
Beispiel: Will ich ein Musikstück konservieren, z.B. auf Schallplatte, werden mittels Technik die Töne und die Sprache - also die vorhandenen Schwingungen - jetzt als Rillen eingepreßt; hierdurch ist sichergestellt, daß bei Reproduktion das Original entsprechend wieder so erklingt, wie es vom Urheber gedacht war (und wie wir es auch erwarten). Niemand käme nun auf die Idee, die Form der Schallplattenrillen an einigen Stellen zu verändern, nur weil ihn in Relation zu seinem Musikverständnis einige Kurvenbereiche stören, er sie quasi als unlogisch empfindet und sie daher gerne anders hätte. Ebensowenig würde man die Notenschrift oder die Partitur eines Musikstückes verändern, nur weil man glaubt, ein anderes und vielleicht besserwisserisches Tonverhältnis zu haben als der Autor.
Genau dies ist aber hier in relevanten Bereichen der Rechtschreibung durch die Reform erfolgt.
Ich kann deshalb an dieser Stelle nur jeden, der dies jetzt liest und den Tenor des zitierten Interviews (siehe 17.1.) richtig erfaßt und verstanden hat, ermutigen und animieren, die ihm altbekannten und vertrauten alten (aber hoch-aktuellen) Regeln weiterhin anzuwenden, wenn die neuen nicht den gewünschten Inhalt der Ursprungsaussage/-sprache/-formulierung zulassen oder gar ihn verhindern oder verändern würden.
Ja, es erfordert manchmal ein wenig Mut, aber man muß es auch tun!!! Dies setzt dann ein Beispiel, und andere werden folgen. Es geht um unsere Sprache und unsere Schrift, wir sollten uns ihrer Werte durchaus bewußter sein und sie nicht verwässern lassen!
Wir selbst als die Sprach-Sprecher sind die Herren unserer Schrift und nicht umgekehrt und nicht irgendwelche Bürokraten, welche die Grundregeln in einigen Bereichen scheinbar noch nie begriffen hatten, vielleicht infolge der neuen Regeln sogar ihre früheren Noten in Orthographie nun im nachherein aufbessern könn(t)en oder wollen ...
Übrigens ...: Wer korrekt spricht, schreibt auch korrekt! [Zitat aus dem o.a. Interview] Facit: Wer eine nachlässige Schreibweise zuläßt oder anwendet, ist vermutlich auch nachlässig in seiner Sprechweise ... - ... Eigenverantwortung und Disziplin sind halt so eine Sache ...
Dietrich Beck
Stubbenrode 12, D-22946 Großensee
eingetragen von Wolfgang Wrase am 22.01.2001 um 23.00
Herr Jansen sagt sehr einleuchtend und treffend, er sehe mehr die Regeln, Herr Ickler mehr die Schreibweisen. Ich habe das in einem Kommentar zu Herrn Jansen vor kurzem selbst auf diesen Nenner gebracht: So spricht jemand, der von den Regeln ausgeht statt von den Schreibweisen. Man könnte auch sagen: Herr Jansen geht von einem Theoriegebäude aus, Professor Ickler von der Realität. Real sind die Schreibweisen, die die Leute nun einmal wählen; wenn nun die Regeln weniger Fehler in diesen realen Schreibweisen bewirken sollen (einziger wirklicher Zweck der Reform), dann müssen entweder die Regeln den Schreibweisen nachgeformt werden (Ansatz Professor Ickler), oder die Leute müßten die neuen Regeln so einleuchtend finden, daß sie automatisch danach mit weniger Fehlern schreiben können als zuvor. Dieser Ansatz der Reformer, dem Herr Jansen zustimmt, beruht vor allem schon auf dem Irrtum, daß die Schreiber überhaupt nach formulierten, niedergelegten, verordneten Regeln schrieben; das ist aber nur zu einem minimalen Bruchteil der Fall. Wo Regeln (scheinbar) befolgt werden, handelt es sich meist um die Übereinstimmung der Motive bei den Schreibern mit den formulierten Regeln, und das kann natürlich dann um so besser gelingen, wenn die Regeln den Schreibweisen nachgebildet werden (Ansatz Profesor Ickler).
In der Theorie ist es ja auch wunderbar einleuchtend, was zum Beispiel der Kommunismus will, so wunderbar, daß man die halbe Welt mit aller Gewalt zwei, drei Generationen damit beglücken konnte. Wer von der Theorie (alle Menschen sind Brüder, alles wird geteilt, die Ausbeutung wird abgeschafft) ausgeht, wird sich nicht so schnell angesichts der Realität von seiner Vorstellung abbringen lassen, daß dies die einzig wahre Gesellschaftsform sei. Da kann dann die Wirtschaft chronisch zusammenbrechen, fünfzig Millionen Hungertote in China, Millionen Liquidierte in der Sowjetunion, ausufernde Bürokratie, Überwachung und Denunziation, radikale Kürzung der Bürgerrechte usw. Nein, die Theorie ist schön, also ist das Ganze gut.
Weniger dramtisch und tödlich, aber genauso dumm ist es, Schreibregeln (die Theorie) über die Schreibweisen (die Praxis) zu stellen und sich einzubilden, die Theorie (das Bewußtsein) werde die Realität (das Sein) schon noch zurechtformen. Wo immer ein solcher ideologischer Ansatz auftaucht, wird er mehr oder weniger viele Anhänger finden, die durch Hinweise auf die Wirklichkeit nicht klüger werden. So werden wir noch länger mit einer real existierenden Rechtschreibung zu tun haben und der Verminderung der Fehlerzahlen harren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 22.01.2001 um 23.00
Herr Wrase hat mir in einer privaten Korrespondenz freundlicherweise sein Verständnis für meine Bemühungen um ein »anderes« Wörterbuch zu erkennen gegeben, aber auf den Aufwand hingewiesen, den ein alternativer »Duden« mit sich bringen würde. Ein solcher bräuchte viele Jahre zu seiner Fertigstellung. Ich möchte ihm hier öffentlich antworten.
Lieber Herr Wrase,
Das Argument des Zeitaufwandes wurde mir bisher nie entgegengehalten, sondern immer problemimmanente Gründe, weshalb meine - nicht nur meine - Vorstellung eines Wörterbuches nicht zu machen sei. Ich müßte mir nicht so blöd vorkommen, wenn dieses Argument wenigstens einmal ausgesprochen worden wäre. Dann hätte ich gleich schreiben können, was jetzt folgt.
Nun versuche ich noch einmal, zu formulieren, worum es mir geht.
Wir haben einen neuen Duden. Der will die neuen Rechtschreibregeln vermitteln. Er tut es schlecht, weil man diese Regeln gut gar nicht vermitteln kann. Da helfen auch rote Kästchen und Rasterflächen oder Schreibtischunterlagen mit den wichtigsten Regeln nicht. Kein Mensch hat auf Dauer Lust, in diese langweilige und unplausible Materie einzudringen, so wenig wie das bei den früheren Regeln der Fall war. Außerdem ist der neue Duden häßlich, dick und unhandlich.
Es gibt eine beachtliche Menge Leute, die die neuen Regeln ablehnen. Die lehnen also auch den neuen Duden ab. Diese Leute haben jetzt kein Wörterbuch mehr, das ihnen das leistet, was der Duden bisher geleistet hat (wie gut auch immer, lassen wir das einmal beiseite. Mich beispielsweise haben die Widersprüche nicht gestört, denn ich wußte es ja selber nicht besser. Ich übernahm, was mir einleutete, anderes nicht.) Wer Glück hat, der hat noch eine alte Dudenausgabe, wie ich, die er wie einen kostbaren Schatz hütet.
Bei den Reformgegnern, oder Reformmuffeln, oder solchen, die einfach keine Lust haben, sich mit diesem krausen Schreibklamauk abzugeben, handelt es sich um eine zahlenmäßig schlecht einzuschätzende, aber sicherlich nicht unbeträchtliche Menge Leute. Diese Leute wären überglücklich, wenn sie wieder ein Wörterbuch hätten, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der Markt wäre also da, und es geht nicht nur um den Markt, es geht um die Schreibkultur.
Darin besteht eine riesige Chance. Wenn jetzt oder in absehbarer Zeit ein solches Wörterbuch auf den Markt käme, hätten die Reformgegner eine echte alternative Substanz zu bieten und dem Duden u.dergl. entgegenzuhalten. Es würde sich deutlicher zeigen, wie die Meinungen und die Schreibpraxen verlaufen. Die Herausbildung zweier konkurrierender Schreibkulturen würde in ihren Konturen deutlich. Bald könnte es peinlich sein, sich sagen lassen zu müssen: »Ach, Sie schreiben noch nach dem neuen Duden?«. Qualitätsschreibung würde sich von Allerwelts- und Klamaukschreibung schon an solchen äußerlichen Zeichen unterscheiden. Wer jetzt die neuen Regeln ablehnt, nicht aber die Autonomie des Icklerschen Idealschreibers hat, ist völlig verratzt. Er wird resigniert sich den neuen Regeln anschließen, denn das jetzige Icklersche Wörterbuch reicht ihm einfach in vielen Situationen nicht, auch wird er die ihm verordnete Freiheit gar nicht haben wollen, sondern Sicherheit oder zumindest guten Rat. Mit zwei Regeltäfelchen à la Manufactum ist das nicht getan.
Soll man also, nachdem Herr Ickler alle diese Wünsche weit von sich weist, ein anderes alternatives Wörterbuch für Reformverweigerer machen? Sie schilderten selbst die damit verbundenen Schwierigkeiten. Wer könnte das bewerkstelligen! Außerdem sollten die Fronten nicht verzettelt werden. Und schließlich haben wir die von Herrn Ickler bereits erbrachte Vorleistung, für die ihm uneingeschränkter Dank und Respekt gebühren. Das ist doch ein Grundstock!
Karl Valentin prägte das in seiner Wahrheitstiefe nicht zu übertreffende Bonmot: »Alles kann man, was man will!« So ist es - oft.
Wir brauchen ein solches Wörterbuch, um der Reformbarbarei Einhalt zu gebieten. Ein Mann allein kann das nicht leisten, das ist klar. Aber er ist nicht allein, zumindest nicht in seinem Bemühen um eine vernünftige Ordnung unserer geschriebenen Sprache. Wenn man sieht, daß die Energie und die finanziellen Mittel für all die Widerstände gegen die Reform aufgebracht werden konnten - hier ist wohl Herrn Dräger und anderen ein besonderer Dank zu zollen - wenn man sieht, wie viele prominente und angesehene Persönlichkeiten nicht nur aus dem kulturellen Leben den Protest gegen die Reform unterstützt haben, wenn man an die Anzeigenaktion des letzten Jahres denkt - da müßte es doch möglich sein, die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, daß eine kompetente Wörterbuchredaktion auf die Beine gestellt werden kann, die unter Herrn Icklers redaktioneller Führung oder auch der anderer Fachleute ein solches Wörterbuch innerhalb eines Jahres druckreif hinbekommt. Wenn ich nicht nur so einen kleinen unterkapitalisierten Fettnäpfchenverlag hätte: das würde mich reizen. Aus purer Begeisterung für die Sache einerseits, andererseits mit der Gewißheit, ein gutes Geschäft damit zu machen. Mich wunderts, daß noch keiner meiner »großen« Kollegen darauf gekommen ist - oder wer weiß?
Dann wäre natürlich die Frage der Konzeption eines solchen Wörterbuches. Da könnte ich nur mit Wunschvorstellungen mitwirken, deren Realisierbarkeit von den Fachleuten geprüft und korrigiert werden müßte. Aber so entstehen manchmal Bücher: der Verleger hat eine Idee - der Fachmann sagt ihm, ja, schon, aber wir müssen das so und so machen. Und dann ergibt sich durch das Hin und Her im besten Fall ein gutes Buch. Aber da gehört guter Wille und die Bereitschaft zum Eingehen auf Vorstellungen von »Laien« dazu. Verleger sind in der Regel Laien, im besten Fall sind es Repräsentanten einer Leserschaft und spiegeln deren laienhafte Wünsche und Bedürfnisse wieder. Die Antwort »Es geht so nicht«, ist abwürgend, so entsteht nichts. Auch hier gibt es ein Valentin-Wort: »Es ginge schon, aber es geht nicht«. Das würde Herrn Ickler wohl gefallen. Ich halte mich an die höhere Weisheit Karl Valentins: »Alles kann man, was man will«. Das ist weniger blöde, als es klingt.
Wie es aussieht, wird daraus aber nichts. Es scheppern die Hellebarden...
Und noch mal Karl Valentin: »Ich mein ja nur...«
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2001 um 23.00
Der Hinweis auf den Zeit- und Arbeitsaufwand ist nicht neu, er steht im letzten Absatz des Vorworts meines Wörterbuchs und kommt auch auf diesen $eiten mehrfach vor. Er soll aber nur die Verbesserbarkeit im Detail, nicht die Konzeption und die Grundentscheidungen rechtfertigen. Herr Wrase hat wesentliche Punkte dankenswerterweise noch einmal herausgehoben. Ich möchte gern wiederholen, was ganz am Anfang stand: Erstens wollte ich, wie in der Literatur oft gefordert, ein reines Orthographikon machen, entsprechend dem Aussprachewörterbuch, das keinerlei Informationen über den bestimmten Zweck hinaus enthält. Damit wird der Markt schon einmal sehr klein, aber darum ging und geht es mir ja auch gar nicht. Allerdings haben viele den Wunsch geäußert, zusätzliche Hinweise nach Art des alten Duden, dieses seltsamen Mischwörterbuchs, zu bekommen, und wir haben vor, diesem Wunsch nachzukommen. Zweitens wollte ich zum Hauptkriterium die üblichen Schreibweisen machen, das ist der deskriptive Ansatz. Damit rufe ich die Sprachfreunde auf den Plan, die es gern etwas normativer haben möchten. Soweit ich sehe, geraten sie alle in mehr oder weniger persönliche Normsetzungen, die kaum Verbindlichkeit beanspruchen und breite Zustimmung erhoffen können. Das Bekenntnis zu einer subjektiven Auswahl aus dem alten Duden kommt mir doch recht problematisch vor, weil es die geforderte höhere Verbindlichkeit und Einheitlichkeit desavouiert.
Seit Beginn der Arbeit habe ich den Gedanken erwogen, das a. (für auch) bzw. den Bogen als Präferenzhinweis zu deuten, wo immer es gerechtfertigt ist. In diesem Zusammenhang habe ich auf den Zeit- und Arbeitsaufwand hingewiesen; es gibt allerdings noch die grundsätzliche, hier auch schon vorgetragene Überlegung, ob es wirklich nötig ist, den Leuten nahezulegen, was sie ohnehin am liebsten tun. Diese Überlegung ist noch nicht abgeschlossen. Von den Problemen der Repräsentativität des Korpus dürften sich auch nur die wenigsten eine zutreffende Vorstellung machen. Wenn man den Usus nicht als höchste Instanz anerkennt, entfällt das natürlich.
Um guten Rat kann ich mich bemühen, das ist wirklich eine Frage der Zeit und des Arbeitsaufwandes. Aber Sicherheit um den Preis der Entfernung von der Schreibwirklichkeit, darauf werde ich mich nicht einlassen, das tun der alten Duden und die Neuregelung (lieber irgendeine Festlegung als gar keine), und ein Benutzer, der die ihm verordnete (?) Freiheit gar nicht will - das ist für mich kein denkbarer Adressat. Ein Vortrag, den ich mal in der Bayerischen Akademie der schönen Künste gehalten habe, hieß §Rechtschreibung für freie Menschen, und dabei bleibt es.
Allmählich verliere ich auch die Geduld mit guten Ratschlägen, die mir sagen wollen, wie ich eine andere Art von Wörterbuch verfassen soll, während die schlauen Ratgeber meine Aufforderung, doch wenigstens an einer kleinen Probe mal zu zeigen, wie sie es meinen, einfach nicht ernst nehmen. Es erinnert mich an die Scharen von Leuten, die zur Zeit auf die Straße gehen, um Zivilcourage zu fordern, statt selbst welche zu zeigen. Herr Lachenmann spürt immerhin schon den Reiz eines alternativen Wörterbuchprojekt, scheut aber aus finanziellen Gründen noch das Risiko. Ich verstehe nichts von Geschäften, aber ich denke, auch ein kleiner Verlag kann mit einem tollen Wörterbuch groß werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2001 um 23.00
Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Meine Muttersprache gibt die Sprachspiele vor, in denen ich ein soziales Wesen werde. (...) Wer das alles zu abstrakt und philosophisch findet, mag sich nur an den deutschen Streit um die Rechtschreibreform erinnern. Obwohl er eigentlich nur im Feuilleton ausgetragen und dort auch rasch verspottet wurde, ist dieser Streit ein erfreuliches Symptom dafür, dass einige noch Sinn dafür haben, was mit der Sprache einer Kultur auf dem Spiel steht (...) Der Widerstand gegen die nassforschen Regeländerungen war nicht konservativ, sondern kultiviert; und der vorauseilende Gehorsam einiger Zeitschriften war nicht fortschrittlich, sondern reformkonformistisch. Sicher wäre es wünscheswert, das deutsche Steuerrecht zu vereinfachen - wieso aber die deutsche Sprache?
(Norbert Bolz in Deutsch global, hg. von Hilmar Hoffmann, Köln 2000, S. 28)
Anmerkung von Th. Ickler: Seine Ablehnung der Rechtschreibreform hat Bolz nicht davor bewahren können, daß sein Text in Neuschreibung umgesetzt wurde, ebenso wie die Texte der anderen Beiträger, Harald Weinrich, Helmut Glück usw., die ebenfalls die Reform ablehnen, ganz zu schweigen vom Herausgeber, dem Präsidenten des Goethe-Instituts (das ebenfalls kuscht). Der Verlag DuMont verfährt da ganz rücksichtslos.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 21.01.2001 um 23.00
Teile einer E-Mail kommen auch nach mehr als 5 Versuchen bie Herrn Schäbler nicht an. Ich weiches deswegen auf das Gätsebuch aus, auch wenn es scgon seit längerem zu einem linearen Forum (alles hintereinander) geworden ist. Es handelt sich um die Antwort auf eine E-Mail von Herrn Schäbler.
Sehr geehrter Herr Schäbler,
nein, ein Protokoll der Wiener Absichtserklärung, nebst eventueller Zusatzvereinbarungen und Gültigkeitsbestimmungen kenne ich nicht. Ich kenn nur die Absichtserklärung selber (sie ist ja öffentlich). Ja, den ersten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission kenne ich; ich hab ihn von vorne bis hinten durchgelesen. Ich glaub nicht, dass es eine Reaktion auf Reformgegner war; lediglich auf konstruktive Kritik hat man reagiert. Wer gegen die und wer gegen eine Reform ist, der wird nicht die reformierte Rechtschreibung verbessern wollen. Ich war auch etwas überrascht, dass die Vorschläge nicht umgesetzt wurden. Ich glaube dennoch, dass die KMK/BMI politisch richtig entschieden haben. Die große Unruhe um die Neuregelung kam nicht von den Veränderungen als solchen, sondern von dem Kulturschock, dass es eine Rechtschreibreform gibt (also, dass überhaupt einiges verändert wird). Daher wollten die Politiker keine erneute Verunsicherung. Ich glaub nicht, dass die Amtschefs der Kultusminister jeden Änderungsvorschlag ablehnten; es ging, glaub ich, nur um den Zeitpunkt der Umsetzung. Ich weiß nicht, wer die Mär auftischt, dass nicht die Kommission, sondern die Verlage eine Regeländerung vollzogen hätten. Ich weiß nur, dass die Kommission und zumindest Duden und Bertelsmann zusammenarbeiten. Das ist die Wahrheit; welche Mär Sie meinen, weiß ich nicht so genau. Sie haben Ihre Motive, etwas aufdecken zu wollen; Ich finde die reformierte Rechtschreibung eine Verbesserung und streite mich gerne mit Leuten, die es anders sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Jansen
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 21.01.2001 um 23.00
Ich wollte nicht drängeln, lieber Herr Ickler. Ich dachte nur, ich wäre vergessen worden ...
Die von mir vorgefundenen Einträge mit falschem Regelverweis (auf § 10 statt 9) waren: haushalten, maßhalten, radfahren und maschineschreiben.
Noch einmal das verstaubte Thema:
Staubgesaugt ist ein erhellender Fall - man kann ja nicht unterscheiden, ob es sich um ein Halbkompositum (mit fehlenden Personalformen) handelt, oder um eine VZ-Konstruktion (wie radfahren). Bis auf wenige Fälle (etwa Korrektur lesen) scheint es mir der VZ-Charakter bei Substantiv plus Verb etwas schillernd.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.01.2001 um 23.00
Ich bin auf die »zwei beigesteckten Regeltafeln« gespannt.
Wenn Manufactum so clever ist wie printus, kommt demnächst eine Schreibtischunterlage zu Icklers Wörterbuch heraus, auf Natu-rumklapppapppe. So könnte peu à peu das »didaktische« Beiwerk entstehen, von dem hier schon schüchtern die Rede war.
Warten wirs ab.
Eine dem Duden nähere Form zu finden, müßte nicht zwangsläufig bedeuten, alle Eigenschaften des Duden nachzuahmen, etwa die Willkürlichkeiten der Endungen oder was auch immer, die keiner bestreitet und hochleben läßt.
Aber wenn das Buch eh nur für erlesene Geister gedacht ist... Die es eigentlich gar nicht brauchen...
Dann muß man sich wegen des Marketings tatsächlich keine greulichen Haare wachsen lassen.
Zaungäste wie L.K. bekommen hier tatsächlich einiges zu lachen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Jansen: In ihrem Zweiten Bericht läßt die Kommission ihren Ärger darüber durchblicken, daß es ihr nicht erlaubt war, wenigstens einige der gröbsten Fehler zu korrigieren. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, wer hinter dem Veto steckt. Ich hatte, wie so viele andere, nach dem wirklich überraschenden (auch in seiner Promptheit überraschenden) Beschluß der Politiker, keinerlei Änderung zuzulassen, auch nicht auf dringenden Wunsch der Urheber des Regelwerks, angenommen, daß die Schul- und Wörterbuchverleger Druck ausgeübt haben, und das mag letzten Endes auch richtig sein. Aber Ende Januar 1998, also gleich nach der Mannheimer Anhörung, rief mich ein SPD-Mitglied des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages abends an und versicherte mir von sich aus, es sei das Bundesinnenministerium gewesen. Nun wußte ich von Insidern schon lange, daß in der Tat die Beauftragte des Bundesinnenministers stets besonders unnachgiebig auf der Durchführung der Reform beharrt hatte. Der Bertelsmannkonzern erwähnt sie auffallenderweise namentlich in der Reformchronik auf seiner Internetseite. Die Mitteilung des Bundestagsabgeordneten scheint mir daher doppelt plausibel. Fragt sich nur, warum das BMI so hinter einer Reform her war, von der es doch nur Kosten und Ärger zu erwarten hatte. Ist es ein Zufall, daß laut Einladung zur konstituierenden Sitzung des Beirats am 8. Februar nicht mehr das BMI, sondern der Kulturstaatsminister eingeladen ist? Dort arbeitet nämlich jetzt die besagte, vormals für das BMI tätige Ministerialrätin. Sie scheint die Zuständigkeit für die deutsche Amtssprache mitgenommen zu haben, was natürlich von der Sache her ein Unding wäre ...
Herrn Jansen, der ja ein Mann von Urteilsvermögen und Kenntnissen zu sein scheint, würde ich gern einmal fragen, welche Neuerungen er für gut hält und welche für überflüssig, weniger gelungen oder gar schlecht (eine möglichst alles erfassende Übersicht wäre interessant). Übrigens sieht man täglich in den Zeitungen, wie auch anderthalb Jahre nach der Umstellung und neuerdings sogar in verstärktem Maße die alten Schreibungen sich wieder durchsetzen. Heute zum Beispiel in den Nürnberger Nachrichten eine Handvoll - sogar fett in der Überschrift, und dies wäre gleich mal so ein Fall: Kann man die Beseitigung eines Wortbildungsmusters per Dekret billigen? Und wenn nicht - was ist von Linguisten zu halten, die so etwas unternehmen?
Zu Herrn Lachenmann: Eine Auswahl der alten Dudenschreibweisen zu treffen läuft auf eine eigene Reform hinaus. Wir hätten folglich die Optionen: weiter schreiben wie bisher, gemäßigte Reform durch Sichtung des Duden, amtliche Rechtschreibreform. Ich bin für die erste, weil ich glaube, daß wir keine Reform der Schreibweisen brauchen, sondern eine in echter Konkurrenz zu erarbeitende neue Darstellung der bisherigen Schreibweisen. Diese Schreibweisen sind grundsätzlich in Ordnung, sie sind leserfreundlich und für den Schreiblerner nicht unzumutbar schwer (wenn man sie richtig erfaßt und darstellt - wir arbeiten dran, und noch nicht lange!). Eine Reform, auch eine noch kleinere, hätte unabsehbare Folgen und Kosten (materieller und geistiger Art). Der Gewinn wäre umstritten und auf jeden Fall höchst zweifelhaft. Wer kann sich anmaßen, es besser regeln zu können, als die Sprachgemeinschaft es in Hunderten von Jahren geregelt hat?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann hat in seiner unnachahmlich humoristischen Art schon mehrfach Herrn Ickler aufgefordert, doch mit un peu effort ein Universalwörterbuch vom Umfang und Gehalt des Duden zu erstellen. Der Krottenthaler Kalauer-Kaiser versteht es immer wieder, seine kabarettistische Ader hinter bierernsten Argumentationen zu verstecken. Zu einer trefflichen Lachenmann-Interpretation gehört ohne Zweifel die alte Weisheit: Nomen es omen! Ich habe denselben Sachverhalt trotz weit unterlegener Komiker-Fähigkeiten vor kurzem in einem Beispielsatz so dargestellt: Professor Ickler begann sein Wörterbuch schon 1999, aber fertig stellte er es erst im Jahre 2015, weil alle von ihm einen verbesserten Duden gefordert hatten.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 21.01.2001 um 23.00
Ich wurde gefragt, welche Neuerungen ich für gut halte und welche für überflüssig, weniger gelungen oder gar schlecht (eine möglichst alles erfassende Übersicht wäre interessant). Nun ja, der Buchhandel und auch das Internet sind voll von solchen Darstellungen, dieses Rad muss man gewiss nicht neu erfinden. Das, was ich an der Reform nicht gut finde, ist so minimal, dass mir das auf dieser Seite eh keiner glauben wird. Ich denke hier auch etwas strategisch. Herr Ickler würde auf einer Mannheimer Anhörung auch nicht so gerne auflisten wollen, was er alles an der reformierten Rechtschreibung gut findet. Jeder muss in bestimmten Konstellationen seine Rolle spielen. Daran halten sich beide Seiten des Streits, also jeder Einzelne auf dieser Website! In anderer Runde habe ich kein Problem, meine Kritik an einigen Punkten loszulassen. Auf www.rechtschreibreform.com beschränke ich mich weitestgehend auf die Widerrede.
Dass eine Handvoll neben eine Hand voll offizielle Variante wird, obwohl es linguistisch mehr als ein orthografischer Unterscheid ist, wäre völlig in Ordnung. Den schenk ich Ickler! Der eigentliche Unterschied zwischen Herrn Ickler und mir ist: Ich sehe mehr die Regeln, Herr Ickler die Schreibweisen. Von den Regeln her ist die neue Rechtschreibung eigentlich nicht neu; es sind fast ausschließlich die alten Regeln. Das führt allerdings zu neuen Schreibweisen, und da fängt der Streit an.
Jetzt bringe ich doch noch ein Beispiel, welche Veränderung ich gut finde. In dem Satz Eine Auswahl der alten Dudenschreibweisen zu treffen läuft auf eine eigene Reform hinaus. ist es jetzt korrekt, nach treffen ein Komma zu setzen; das halte ich eindeutig für leserfreundlicher und entspricht der Regel, die man im Kopf hat.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
das ist nachvollziehbar, trotzdem hätte es mich interessiert. Was mich betrifft, so habe ich wirklich nichts Positives an der Neuregelung entdecken können, mußte mich also auch in meinem Kritischen Kommentar nicht selbst verleugnen. Allenfalls die Trennbarkeit von st habe ich erträglich gefunden und das auch schon sehr früh erklärt, bin dann aber doch wegen der Überflüssigkeit und der Folgen einer Änderung bei der Nichttrennbarkeit geblieben. Das gehört für mich zu den Schnörkeln, wie sie an einem historischen Gebilde wohl hinnehmbar sind. Nebenbei fällt etwas für die Durchsichtigkeit der Morphologie ab, systemwidrig, aber angenehm.
Was das Komma nach Infinitivsätzen als Subjekt betrifft, so finden Sie es auch in meinem Regelwerk (§ 19, Anm. 3). Der Duden war hier zu streng. Über die Kommasetzung kann man sehr viel schreiben; ich habe versucht, das Wesentliche herauszuarbeiten und den Rest, der in die Stilistik gehört, auf etwas neuartige Weise abzugrenzen. Aber es bleibt sicher noch manches zu verbessern.
Meine Bitte, das Positive der Neuregelung zu nennen, bleibt bestehen. Ich habe nur darauf hinweisen wollen, wie skeptisch die Urheber selbst ihr Werk inzwischen betrachten. Das ist sicher nicht zu vernachlässigen. Wer weiß, was in fünf Jahren noch übrig ist, und dann stehen die Verteidiger der schon jetzt teilweise aufgegebenen Postitionen etwas dumm da. Das wirklich sehr törichte so Leid es mir tut wollten die Reformer ja schon aufgeben, und es hätte noch manches mitgezogen.
Wenn Sie zum Beispiel die Großschreibung in heute Abend usw. betrachten, müssen Sie dazu auch bedenken, was der heutige Großschreibungsfanatiker Peter Gallmann einige Jahre zuvor darüber gesagt hatte und wie fadenscheinig seine jetzigen Argumente für die Großschreibung sind. Darin folgen ihm die allermeisten Germanisten nicht, und es steht auch im Widerspruch zu den drei Kriterien für Substantive, die im Regelwerk selbst angegeben sind. Das wird sich bestimmt nicht halten lassen.
Handvoll hatte ich erwähnt, weil es so deutlich die Unbedachtheit veranschaulicht, mit der die Reformer insgesamt zu Werke gegangen sind. Wer den Hergang einigermaßen kennt, wozu auch das Allzumenschliche im Arbeitskreis gehört, der hat wohl von vornherein wenig Neigung, sich für das Ergebnis starkzumachen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 21.01.2001 um 23.00
Teile einer E-Mail kommen auch nach mehr als 5 Versuchen bie Herrn Schäbler nicht an. Ich weiches deswegen auf das Gätsebuch aus, auch wenn es scgon seit längerem zu einem linearen Forum (alles hintereinander) geworden ist. Es handelt sich um die Antwort auf eine E-Mail von Herrn Schäbler.
Sehr geehrter Herr Schäbler,
nein, ein Protokoll der Wiener Absichtserklärung, nebst eventueller Zusatzvereinbarungen und Gültigkeitsbestimmungen kenne ich nicht. Ich kenn nur die Absichtserklärung selber (sie ist ja öffentlich). Ja, den ersten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission kenne ich; ich hab ihn von vorne bis hinten durchgelesen. Ich glaub nicht, dass es eine Reaktion auf Reformgegner war; lediglich auf konstruktive Kritik hat man reagiert. Wer gegen die und wer gegen eine Reform ist, der wird nicht die reformierte Rechtschreibung verbessern wollen. Ich war auch etwas überrascht, dass die Vorschläge nicht umgesetzt wurden. Ich glaube dennoch, dass die KMK/BMI politisch richtig entschieden haben. Die große Unruhe um die Neuregelung kam nicht von den Veränderungen als solchen, sondern von dem Kulturschock, dass es eine Rechtschreibreform gibt (also, dass überhaupt einiges verändert wird). Daher wollten die Politiker keine erneute Verunsicherung. Ich glaub nicht, dass die Amtschefs der Kultusminister jeden Änderungsvorschlag ablehnten; es ging, glaub ich, nur um den Zeitpunkt der Umsetzung. Ich weiß nicht, wer die Mär auftischt, dass nicht die Kommission, sondern die Verlage eine Regeländerung vollzogen hätten. Ich weiß nur, dass die Kommission und zumindest Duden und Bertelsmann zusammenarbeiten. Das ist die Wahrheit; welche Mär Sie meinen, weiß ich nicht so genau. Sie haben Ihre Motive, etwas aufdecken zu wollen; Ich finde die reformierte Rechtschreibung eine Verbesserung und streite mich gerne mit Leuten, die es anders sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Jansen
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 21.01.2001 um 23.00
Ich wollte nicht drängeln, lieber Herr Ickler. Ich dachte nur, ich wäre vergessen worden ...
Die von mir vorgefundenen Einträge mit falschem Regelverweis (auf § 10 statt 9) waren: haushalten, maßhalten, radfahren und maschineschreiben.
Noch einmal das verstaubte Thema:
Staubgesaugt ist ein erhellender Fall - man kann ja nicht unterscheiden, ob es sich um ein Halbkompositum (mit fehlenden Personalformen) handelt, oder um eine VZ-Konstruktion (wie radfahren). Bis auf wenige Fälle (etwa Korrektur lesen) scheint es mir der VZ-Charakter bei Substantiv plus Verb etwas schillernd.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Walter Lachenmann am 21.01.2001 um 23.00
Ich bin auf die »zwei beigesteckten Regeltafeln« gespannt.
Wenn Manufactum so clever ist wie printus, kommt demnächst eine Schreibtischunterlage zu Icklers Wörterbuch heraus, auf Natu-rumklapppapppe. So könnte peu à peu das »didaktische« Beiwerk entstehen, von dem hier schon schüchtern die Rede war.
Warten wirs ab.
Eine dem Duden nähere Form zu finden, müßte nicht zwangsläufig bedeuten, alle Eigenschaften des Duden nachzuahmen, etwa die Willkürlichkeiten der Endungen oder was auch immer, die keiner bestreitet und hochleben läßt.
Aber wenn das Buch eh nur für erlesene Geister gedacht ist... Die es eigentlich gar nicht brauchen...
Dann muß man sich wegen des Marketings tatsächlich keine greulichen Haare wachsen lassen.
Zaungäste wie L.K. bekommen hier tatsächlich einiges zu lachen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Jansen: In ihrem Zweiten Bericht läßt die Kommission ihren Ärger darüber durchblicken, daß es ihr nicht erlaubt war, wenigstens einige der gröbsten Fehler zu korrigieren. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, wer hinter dem Veto steckt. Ich hatte, wie so viele andere, nach dem wirklich überraschenden (auch in seiner Promptheit überraschenden) Beschluß der Politiker, keinerlei Änderung zuzulassen, auch nicht auf dringenden Wunsch der Urheber des Regelwerks, angenommen, daß die Schul- und Wörterbuchverleger Druck ausgeübt haben, und das mag letzten Endes auch richtig sein. Aber Ende Januar 1998, also gleich nach der Mannheimer Anhörung, rief mich ein SPD-Mitglied des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages abends an und versicherte mir von sich aus, es sei das Bundesinnenministerium gewesen. Nun wußte ich von Insidern schon lange, daß in der Tat die Beauftragte des Bundesinnenministers stets besonders unnachgiebig auf der Durchführung der Reform beharrt hatte. Der Bertelsmannkonzern erwähnt sie auffallenderweise namentlich in der Reformchronik auf seiner Internetseite. Die Mitteilung des Bundestagsabgeordneten scheint mir daher doppelt plausibel. Fragt sich nur, warum das BMI so hinter einer Reform her war, von der es doch nur Kosten und Ärger zu erwarten hatte. Ist es ein Zufall, daß laut Einladung zur konstituierenden Sitzung des Beirats am 8. Februar nicht mehr das BMI, sondern der Kulturstaatsminister eingeladen ist? Dort arbeitet nämlich jetzt die besagte, vormals für das BMI tätige Ministerialrätin. Sie scheint die Zuständigkeit für die deutsche Amtssprache mitgenommen zu haben, was natürlich von der Sache her ein Unding wäre ...
Herrn Jansen, der ja ein Mann von Urteilsvermögen und Kenntnissen zu sein scheint, würde ich gern einmal fragen, welche Neuerungen er für gut hält und welche für überflüssig, weniger gelungen oder gar schlecht (eine möglichst alles erfassende Übersicht wäre interessant). Übrigens sieht man täglich in den Zeitungen, wie auch anderthalb Jahre nach der Umstellung und neuerdings sogar in verstärktem Maße die alten Schreibungen sich wieder durchsetzen. Heute zum Beispiel in den Nürnberger Nachrichten eine Handvoll - sogar fett in der Überschrift, und dies wäre gleich mal so ein Fall: Kann man die Beseitigung eines Wortbildungsmusters per Dekret billigen? Und wenn nicht - was ist von Linguisten zu halten, die so etwas unternehmen?
Zu Herrn Lachenmann: Eine Auswahl der alten Dudenschreibweisen zu treffen läuft auf eine eigene Reform hinaus. Wir hätten folglich die Optionen: weiter schreiben wie bisher, gemäßigte Reform durch Sichtung des Duden, amtliche Rechtschreibreform. Ich bin für die erste, weil ich glaube, daß wir keine Reform der Schreibweisen brauchen, sondern eine in echter Konkurrenz zu erarbeitende neue Darstellung der bisherigen Schreibweisen. Diese Schreibweisen sind grundsätzlich in Ordnung, sie sind leserfreundlich und für den Schreiblerner nicht unzumutbar schwer (wenn man sie richtig erfaßt und darstellt - wir arbeiten dran, und noch nicht lange!). Eine Reform, auch eine noch kleinere, hätte unabsehbare Folgen und Kosten (materieller und geistiger Art). Der Gewinn wäre umstritten und auf jeden Fall höchst zweifelhaft. Wer kann sich anmaßen, es besser regeln zu können, als die Sprachgemeinschaft es in Hunderten von Jahren geregelt hat?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann hat in seiner unnachahmlich humoristischen Art schon mehrfach Herrn Ickler aufgefordert, doch mit un peu effort ein Universalwörterbuch vom Umfang und Gehalt des Duden zu erstellen. Der Krottenthaler Kalauer-Kaiser versteht es immer wieder, seine kabarettistische Ader hinter bierernsten Argumentationen zu verstecken. Zu einer trefflichen Lachenmann-Interpretation gehört ohne Zweifel die alte Weisheit: Nomen es omen! Ich habe denselben Sachverhalt trotz weit unterlegener Komiker-Fähigkeiten vor kurzem in einem Beispielsatz so dargestellt: Professor Ickler begann sein Wörterbuch schon 1999, aber fertig stellte er es erst im Jahre 2015, weil alle von ihm einen verbesserten Duden gefordert hatten.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 21.01.2001 um 23.00
Ich wurde gefragt, welche Neuerungen ich für gut halte und welche für überflüssig, weniger gelungen oder gar schlecht (eine möglichst alles erfassende Übersicht wäre interessant). Nun ja, der Buchhandel und auch das Internet sind voll von solchen Darstellungen, dieses Rad muss man gewiss nicht neu erfinden. Das, was ich an der Reform nicht gut finde, ist so minimal, dass mir das auf dieser Seite eh keiner glauben wird. Ich denke hier auch etwas strategisch. Herr Ickler würde auf einer Mannheimer Anhörung auch nicht so gerne auflisten wollen, was er alles an der reformierten Rechtschreibung gut findet. Jeder muss in bestimmten Konstellationen seine Rolle spielen. Daran halten sich beide Seiten des Streits, also jeder Einzelne auf dieser Website! In anderer Runde habe ich kein Problem, meine Kritik an einigen Punkten loszulassen. Auf www.rechtschreibreform.com beschränke ich mich weitestgehend auf die Widerrede.
Dass eine Handvoll neben eine Hand voll offizielle Variante wird, obwohl es linguistisch mehr als ein orthografischer Unterscheid ist, wäre völlig in Ordnung. Den schenk ich Ickler! Der eigentliche Unterschied zwischen Herrn Ickler und mir ist: Ich sehe mehr die Regeln, Herr Ickler die Schreibweisen. Von den Regeln her ist die neue Rechtschreibung eigentlich nicht neu; es sind fast ausschließlich die alten Regeln. Das führt allerdings zu neuen Schreibweisen, und da fängt der Streit an.
Jetzt bringe ich doch noch ein Beispiel, welche Veränderung ich gut finde. In dem Satz Eine Auswahl der alten Dudenschreibweisen zu treffen läuft auf eine eigene Reform hinaus. ist es jetzt korrekt, nach treffen ein Komma zu setzen; das halte ich eindeutig für leserfreundlicher und entspricht der Regel, die man im Kopf hat.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
das ist nachvollziehbar, trotzdem hätte es mich interessiert. Was mich betrifft, so habe ich wirklich nichts Positives an der Neuregelung entdecken können, mußte mich also auch in meinem Kritischen Kommentar nicht selbst verleugnen. Allenfalls die Trennbarkeit von st habe ich erträglich gefunden und das auch schon sehr früh erklärt, bin dann aber doch wegen der Überflüssigkeit und der Folgen einer Änderung bei der Nichttrennbarkeit geblieben. Das gehört für mich zu den Schnörkeln, wie sie an einem historischen Gebilde wohl hinnehmbar sind. Nebenbei fällt etwas für die Durchsichtigkeit der Morphologie ab, systemwidrig, aber angenehm.
Was das Komma nach Infinitivsätzen als Subjekt betrifft, so finden Sie es auch in meinem Regelwerk (§ 19, Anm. 3). Der Duden war hier zu streng. Über die Kommasetzung kann man sehr viel schreiben; ich habe versucht, das Wesentliche herauszuarbeiten und den Rest, der in die Stilistik gehört, auf etwas neuartige Weise abzugrenzen. Aber es bleibt sicher noch manches zu verbessern.
Meine Bitte, das Positive der Neuregelung zu nennen, bleibt bestehen. Ich habe nur darauf hinweisen wollen, wie skeptisch die Urheber selbst ihr Werk inzwischen betrachten. Das ist sicher nicht zu vernachlässigen. Wer weiß, was in fünf Jahren noch übrig ist, und dann stehen die Verteidiger der schon jetzt teilweise aufgegebenen Postitionen etwas dumm da. Das wirklich sehr törichte so Leid es mir tut wollten die Reformer ja schon aufgeben, und es hätte noch manches mitgezogen.
Wenn Sie zum Beispiel die Großschreibung in heute Abend usw. betrachten, müssen Sie dazu auch bedenken, was der heutige Großschreibungsfanatiker Peter Gallmann einige Jahre zuvor darüber gesagt hatte und wie fadenscheinig seine jetzigen Argumente für die Großschreibung sind. Darin folgen ihm die allermeisten Germanisten nicht, und es steht auch im Widerspruch zu den drei Kriterien für Substantive, die im Regelwerk selbst angegeben sind. Das wird sich bestimmt nicht halten lassen.
Handvoll hatte ich erwähnt, weil es so deutlich die Unbedachtheit veranschaulicht, mit der die Reformer insgesamt zu Werke gegangen sind. Wer den Hergang einigermaßen kennt, wozu auch das Allzumenschliche im Arbeitskreis gehört, der hat wohl von vornherein wenig Neigung, sich für das Ergebnis starkzumachen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ich will ja nicht nerven, aber mir ist noch nicht ganz klar, ob staubsaugen und Staub saugen beides orthographische Rückbildungen sind. Eine Erläuterung des Begriffs im Glossar wäre wünschenswert. (Der Eintrag Prädikativ kann dort übrigens wieder heraus - das Wort stammt noch aus §10 der Entwurfsfassung.)
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ich komme mit Herrn Icklers § 19 (1) [Komma bei Aufzählung] nicht zurecht. Enthält der folgende Satz nicht eine Aufzählung mit wiederholter Konjunktion: Er sagte, daß er kam, daß er sah und daß er siegte? Ist sowohl ... als auch eine wiedeholbare Konjunktion? Läßt sich ob ..., ob nicht als solche deuten? Vielleicht wäre auch hier eine Erläuterung im Glossar sinnvoll.
Wieder GZS.
Lieber Herr Ickler, am 16.1. schrieben Sie ins Gästebuch Natürlich enthält mein Wörterverzeichnis nur gutschreiben ... - und genau so (ohne Bogen) steht es ja auch darin. Aber irgendwo muß ein Fehler vorliegen, denn gutschreiben findet sich auch als Beispiel für § 10 (fakultative Zusammenschreibung).
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.01.2001 um 23.00
Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen..
Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Muß man nicht - und das gehört zur Untersuchung des Marktes - sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft zurückgekehrt?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Wir brauchen weiterhin den Duden - und sei es, um nachzuschlagen, ob es der oder das Münster heißt.
Stephan Fleischhauer
kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Fleischhauer, irren ist menschlich, sogar im Duden gibt es Versehen. Vielen Dank für Hinweise dieser Art (gutschreiben!) Die Beispiellisten waren genau wie die Wörterbucheinträge dauernd in Bewegung, da ist sicher noch manches passiert. Ich feue mich, daß sich jetzt endlich so viele Augen auf die Einzelheiten richten.
Zu den Rückbildungen: Rückbildung ist eigentlich ein Begriff der Wörtbildungslehre. Zusammenschreibung hat an sich noch nichts mit Wortbildung zu tun. Mit dem Wort staubsaugen habe ich ausdrücklich das Verbkompositum gemeint, daher ich staubsauge. Dagegen ist Staub saugen überhaupt keine Rückbildung. In meinem Wörterbuch fehlt noch staubgesaugt, das wohl als Mischtyp anermannt werden sollte. Im Duden fehlt wohl gestaubsaugt, das meiner Erinnerung nach ebenfalls vorkommt. Muß der Sache noch mal nachgehen ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.01.2001 um 23.00
Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann es schon, aber wofür und für wen ist das gut?
Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man schon, aber wofür und für wen ist das gut?
Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Hier werden mehrere Dinge miteinander verquickt.
1. Dudenverwöhnt. Wieso verwöhnt? Der Duden hat in Millionen von Fällen Millionen von Menschen (nicht nur Deutschen) dabei geholfen, festzustellen wie man ein bestimmtes Wort oder eine bestimmte Wortfolge schreibt, ohne »Fehler« zu machen. Wer von uns hat nicht schon nachgeschlagen und war froh, eine Antwort gefunden zu haben. Die Frage ist wahrscheinlich eher die der Definition von »Fehler« und die Gewichtung eines solchen »Fehlers«, etwa in der Schule, und ob man abweichende Schreibweisen in gewissen Fällen nicht auch gelten läßt.
2. Demokratieerprobt. Was hat die Demokratie mit dem Duden zu tun? Ich bin kein unmündiger Unterthan, wenn ich in einem Wörterbuch nachsehe, wie ich dies oder das schreiben soll. Und wenn dann dabei noch steht, weshalb, dann bin ich immer noch nicht unmündig nur deshalb, weil mir das dann so oder so einleuchtet und ich alleine nicht drauf gekommen wäre - oder vielleicht doch. Ich kann auch als demokratieerprobter Bundesbürger in einem französischen Wörterbuch nachschlagen, was poule auf deutsch heißt und bin dann froh, ungleiche Entsprechungen in differenzierter Weise dort zu finden, hier etwa 1. Huhn, 2. (umgangssprachlich) Hure, Nutte. Entsprechendes gilt auch für GZV. Da kann man sich, wie obiges Beispiel zeigt, ganz schön verhauen, wenn man sich für das falsche »Angebot« entscheidet, als freier Demokrat. (Nebenbei: der offizielle Sartre-Übersetzer, der wohl nicht ganz so firm war in französischer Umgangssprache, hat diesen Bedeutungsunterschied in der deutschen Gesamtausgabe nicht gewußt. Dadurch entstand in der deutschen Sartre-Werkausgabe ein absolut sinnloser und lächerlicher Satz.)
3. Deutsch. Nicht nur Deutsche brauchen Nachschlagewerke, nicht nur Deutsche werden ein solches Wörterbuch benutzen wollen.
Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Darin besteht die Herausforderung.
Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen.
Bitte keine Mentalitäten brechen! Das hört sich ja fürchterlich an! Warum sind wir Deutsche nur immer so unzufrieden mit unserer Mentalität? Wenn wir eine deutsche Mentalität haben, dann haben wir sie eben. So schlecht ist die doch gar nicht. Und wenn damit der Untertanengeist gemeint ist, die Unsicherheit im Umgang mit Liberalität, so ist das nicht deutsche Mentalität, sondern Menschenmentalität, und auf die muß man sich allerdings schon einlassen, ob sie einem nun in allen Ausformungen gefällt oder nicht.
Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Das könnte für didaktische Zwecke, Schule, Hochschule, Fachdiskussion usw. vielleicht taugen, nicht für den »Mann auf der Straße (Frau und Kinder inbegriffen). Der will sich nicht mit zwei Büchern herumschlagen, zumal er »dudenverwöhnt« ist.
Muß man nicht - und das gehört zur Untersuchung des Marktes - sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Wenn man nicht mangels Publikumsinteresse Schiffbruch erleiden will, sollte man das allerdings tun. Das bedeutet noch lange nicht, daß man kompromittierende Zugeständnisse machen muß. Gerade darin könnte der Reiz der Aufgabe liegen, diesen Spagat hinzukriegen.
Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft zurückgekehrt?
Das ist eine Frage, die sehr weit führt und mit der eigentlichen Diskussion, welches Wörterbuch das richtige wäre, nur noch wenig zu tun hat. Man müßte es ausprobieren. Grundsätzlich ist der Markt immer noch so, daß das Gute seine Chancen, sich durchzusetzen, hat. Hier unterschätzt man oft das »Publikum«. Das lechzt geradezu nach Qualität, jedenfalls ein so großer Teil des Publikums, daß es sich lohnt, für diesen Teil Bücher zu verlegen. Schwierig ist es, diese Leute davon zu informieren, daß es etwas Gutes für sie auf dem Buchmarkt gibt. Daß der Buchmarkt von kapitalstarken Buchproduzenten (der Begriff »Verlag« paßt auf solche content provider nicht mehr) mittels üppiger Marketingmittel vollgeknallt wird mit Schrott aller Art und daß es enorm schwierig ist, hier ein gutes von einem schlechten Angebot zu unterscheiden, ist nämlich leider wahr. Aber ob das nicht immer schon so war? Man kann hier sowohl entmutigende als auch ermutigende Beobachtungen machen. Jedenfalls ist es umso wichtiger, die Interessen eines möglichst großen Käuferkreises zu berücksichtigen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ist staubgesaugt eine orthgr. Rückbildg.?
Das Kompositum staubsaugen ist ja orthographisch ganz uninteressant (mein Beispiel war auch schlecht gewählt). Müßte die letzte Unterregel von § 9 folgerichtig nicht lauten: Einige (!) orthographische Rückbildungen?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Muß das Beispiel fernsehen von § 9 nicht in dessen letzte Unterregel? Ich glaube auch, einige Verweise im Wörterverzeichnis auf das Regelwerk wurden der Neuordnung innerhalb der §§ 9-10 nicht angepaßt. Da muß ich noch einmal nachsehen.
Bitte haben Sie doch Erbarmen mit mir, Herr Ickler, und erklären mir nur ganz kurz die wiederholbaren Konjunktionen!
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Fleischhauer,
wenn ich manchmal nicht gleich auf all die vielen, z. T. schwierigen Fragen eingehe, die hier gestellt werden, dann liegt das nicht an meinem harten Herzen, sondern an Überlastung (die ich eigentlich zur Zeit vermeiden soll). Erbarmen also auch mit mir!
Zu staubgesaugt: Partizipien und Infinitive müssen noch gesondert betrachtet werden. Denken Sie bitte an die vielen fachsprachlichen Verbkomposita wie preßschweißen, spritzgießen, bei denen man (zunächst) überhaupt keine Personalformen zu bilden pflegt. Das kann mit der Zeit kommen, dann sind es Rückbildungen.
Die ganze Geschichte mit den VZ ist äußerst schwierig und bisher nicht befriedigend erforscht. Man muß aus den bekannten Gründen die VZ-Konstruktion als syntaktische und nicht morphologische verstehen, andererseits ist gerade das Schwinden der Wortartcharakteristik für den VZ bezeichnend, ganz gleich, welche Wortart ursprünglich vorlag.
Die Beispiellisten im Regelwerk möchte ich eher noch verkürzen, vor allem alles Obligatorische auflösen. (Soweit irgend verantwortbar.)
Mit fehlerhaften Verweisen muß ich rechnen, das bleibt noch zu korrigieren, ich bin für Hinweise dankbar.
Lieber Herr Lachenmann, die meisten Wörterbücher sind Bestandsaufnahmen, von Grimm bis zum Großen Wörterbuch von Duden. Man kann ein deskriptives Wörterbuch der Gegenwartssprache aber auch normativ lesen, wobei man bloß die Voraussetzung hinzuzufügen hat, schreiben zu wollen oder zu sollen wie die anderen ...
Der Mensch ist froh, wenn er im Duden fand, wie man richtig schreibt, und dabei hat man den Zirkel hingenommen, daß richtig ist, was der Duden sagt. Genauso argumentieren die Reformer: Macht nichts, wenn die -ig/-lich/-isch-Regel willkürlich ist, Hauptsache, sie beseitigt die Unsicherheit. Ich habe zu oft erklärt, warum ich das verkehrt finde.
Über das Marketing, liebe Freunde, braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen! Ich wollte keinen Bestseller schreiben, sondern meine Auffassung von Orthographie durch die Praxis verdeutlichen. Das Wörterbuch ust, wie ich immer gesagt habe, ein zusätzliches Argument.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ich will ja nicht nerven, aber mir ist noch nicht ganz klar, ob staubsaugen und Staub saugen beides orthographische Rückbildungen sind. Eine Erläuterung des Begriffs im Glossar wäre wünschenswert. (Der Eintrag Prädikativ kann dort übrigens wieder heraus - das Wort stammt noch aus §10 der Entwurfsfassung.)
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ich komme mit Herrn Icklers § 19 (1) [Komma bei Aufzählung] nicht zurecht. Enthält der folgende Satz nicht eine Aufzählung mit wiederholter Konjunktion: Er sagte, daß er kam, daß er sah und daß er siegte? Ist sowohl ... als auch eine wiedeholbare Konjunktion? Läßt sich ob ..., ob nicht als solche deuten? Vielleicht wäre auch hier eine Erläuterung im Glossar sinnvoll.
Wieder GZS.
Lieber Herr Ickler, am 16.1. schrieben Sie ins Gästebuch Natürlich enthält mein Wörterverzeichnis nur gutschreiben ... - und genau so (ohne Bogen) steht es ja auch darin. Aber irgendwo muß ein Fehler vorliegen, denn gutschreiben findet sich auch als Beispiel für § 10 (fakultative Zusammenschreibung).
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.01.2001 um 23.00
Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen..
Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Muß man nicht - und das gehört zur Untersuchung des Marktes - sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft zurückgekehrt?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Wir brauchen weiterhin den Duden - und sei es, um nachzuschlagen, ob es der oder das Münster heißt.
Stephan Fleischhauer
kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Fleischhauer, irren ist menschlich, sogar im Duden gibt es Versehen. Vielen Dank für Hinweise dieser Art (gutschreiben!) Die Beispiellisten waren genau wie die Wörterbucheinträge dauernd in Bewegung, da ist sicher noch manches passiert. Ich feue mich, daß sich jetzt endlich so viele Augen auf die Einzelheiten richten.
Zu den Rückbildungen: Rückbildung ist eigentlich ein Begriff der Wörtbildungslehre. Zusammenschreibung hat an sich noch nichts mit Wortbildung zu tun. Mit dem Wort staubsaugen habe ich ausdrücklich das Verbkompositum gemeint, daher ich staubsauge. Dagegen ist Staub saugen überhaupt keine Rückbildung. In meinem Wörterbuch fehlt noch staubgesaugt, das wohl als Mischtyp anermannt werden sollte. Im Duden fehlt wohl gestaubsaugt, das meiner Erinnerung nach ebenfalls vorkommt. Muß der Sache noch mal nachgehen ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.01.2001 um 23.00
Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann es schon, aber wofür und für wen ist das gut?
Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man schon, aber wofür und für wen ist das gut?
Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Hier werden mehrere Dinge miteinander verquickt.
1. Dudenverwöhnt. Wieso verwöhnt? Der Duden hat in Millionen von Fällen Millionen von Menschen (nicht nur Deutschen) dabei geholfen, festzustellen wie man ein bestimmtes Wort oder eine bestimmte Wortfolge schreibt, ohne »Fehler« zu machen. Wer von uns hat nicht schon nachgeschlagen und war froh, eine Antwort gefunden zu haben. Die Frage ist wahrscheinlich eher die der Definition von »Fehler« und die Gewichtung eines solchen »Fehlers«, etwa in der Schule, und ob man abweichende Schreibweisen in gewissen Fällen nicht auch gelten läßt.
2. Demokratieerprobt. Was hat die Demokratie mit dem Duden zu tun? Ich bin kein unmündiger Unterthan, wenn ich in einem Wörterbuch nachsehe, wie ich dies oder das schreiben soll. Und wenn dann dabei noch steht, weshalb, dann bin ich immer noch nicht unmündig nur deshalb, weil mir das dann so oder so einleuchtet und ich alleine nicht drauf gekommen wäre - oder vielleicht doch. Ich kann auch als demokratieerprobter Bundesbürger in einem französischen Wörterbuch nachschlagen, was poule auf deutsch heißt und bin dann froh, ungleiche Entsprechungen in differenzierter Weise dort zu finden, hier etwa 1. Huhn, 2. (umgangssprachlich) Hure, Nutte. Entsprechendes gilt auch für GZV. Da kann man sich, wie obiges Beispiel zeigt, ganz schön verhauen, wenn man sich für das falsche »Angebot« entscheidet, als freier Demokrat. (Nebenbei: der offizielle Sartre-Übersetzer, der wohl nicht ganz so firm war in französischer Umgangssprache, hat diesen Bedeutungsunterschied in der deutschen Gesamtausgabe nicht gewußt. Dadurch entstand in der deutschen Sartre-Werkausgabe ein absolut sinnloser und lächerlicher Satz.)
3. Deutsch. Nicht nur Deutsche brauchen Nachschlagewerke, nicht nur Deutsche werden ein solches Wörterbuch benutzen wollen.
Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Darin besteht die Herausforderung.
Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen.
Bitte keine Mentalitäten brechen! Das hört sich ja fürchterlich an! Warum sind wir Deutsche nur immer so unzufrieden mit unserer Mentalität? Wenn wir eine deutsche Mentalität haben, dann haben wir sie eben. So schlecht ist die doch gar nicht. Und wenn damit der Untertanengeist gemeint ist, die Unsicherheit im Umgang mit Liberalität, so ist das nicht deutsche Mentalität, sondern Menschenmentalität, und auf die muß man sich allerdings schon einlassen, ob sie einem nun in allen Ausformungen gefällt oder nicht.
Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Das könnte für didaktische Zwecke, Schule, Hochschule, Fachdiskussion usw. vielleicht taugen, nicht für den »Mann auf der Straße (Frau und Kinder inbegriffen). Der will sich nicht mit zwei Büchern herumschlagen, zumal er »dudenverwöhnt« ist.
Muß man nicht - und das gehört zur Untersuchung des Marktes - sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Wenn man nicht mangels Publikumsinteresse Schiffbruch erleiden will, sollte man das allerdings tun. Das bedeutet noch lange nicht, daß man kompromittierende Zugeständnisse machen muß. Gerade darin könnte der Reiz der Aufgabe liegen, diesen Spagat hinzukriegen.
Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft zurückgekehrt?
Das ist eine Frage, die sehr weit führt und mit der eigentlichen Diskussion, welches Wörterbuch das richtige wäre, nur noch wenig zu tun hat. Man müßte es ausprobieren. Grundsätzlich ist der Markt immer noch so, daß das Gute seine Chancen, sich durchzusetzen, hat. Hier unterschätzt man oft das »Publikum«. Das lechzt geradezu nach Qualität, jedenfalls ein so großer Teil des Publikums, daß es sich lohnt, für diesen Teil Bücher zu verlegen. Schwierig ist es, diese Leute davon zu informieren, daß es etwas Gutes für sie auf dem Buchmarkt gibt. Daß der Buchmarkt von kapitalstarken Buchproduzenten (der Begriff »Verlag« paßt auf solche content provider nicht mehr) mittels üppiger Marketingmittel vollgeknallt wird mit Schrott aller Art und daß es enorm schwierig ist, hier ein gutes von einem schlechten Angebot zu unterscheiden, ist nämlich leider wahr. Aber ob das nicht immer schon so war? Man kann hier sowohl entmutigende als auch ermutigende Beobachtungen machen. Jedenfalls ist es umso wichtiger, die Interessen eines möglichst großen Käuferkreises zu berücksichtigen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Ist staubgesaugt eine orthgr. Rückbildg.?
Das Kompositum staubsaugen ist ja orthographisch ganz uninteressant (mein Beispiel war auch schlecht gewählt). Müßte die letzte Unterregel von § 9 folgerichtig nicht lauten: Einige (!) orthographische Rückbildungen?
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 20.01.2001 um 23.00
Muß das Beispiel fernsehen von § 9 nicht in dessen letzte Unterregel? Ich glaube auch, einige Verweise im Wörterverzeichnis auf das Regelwerk wurden der Neuordnung innerhalb der §§ 9-10 nicht angepaßt. Da muß ich noch einmal nachsehen.
Bitte haben Sie doch Erbarmen mit mir, Herr Ickler, und erklären mir nur ganz kurz die wiederholbaren Konjunktionen!
Stephan Fleischhauer
Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Fleischhauer,
wenn ich manchmal nicht gleich auf all die vielen, z. T. schwierigen Fragen eingehe, die hier gestellt werden, dann liegt das nicht an meinem harten Herzen, sondern an Überlastung (die ich eigentlich zur Zeit vermeiden soll). Erbarmen also auch mit mir!
Zu staubgesaugt: Partizipien und Infinitive müssen noch gesondert betrachtet werden. Denken Sie bitte an die vielen fachsprachlichen Verbkomposita wie preßschweißen, spritzgießen, bei denen man (zunächst) überhaupt keine Personalformen zu bilden pflegt. Das kann mit der Zeit kommen, dann sind es Rückbildungen.
Die ganze Geschichte mit den VZ ist äußerst schwierig und bisher nicht befriedigend erforscht. Man muß aus den bekannten Gründen die VZ-Konstruktion als syntaktische und nicht morphologische verstehen, andererseits ist gerade das Schwinden der Wortartcharakteristik für den VZ bezeichnend, ganz gleich, welche Wortart ursprünglich vorlag.
Die Beispiellisten im Regelwerk möchte ich eher noch verkürzen, vor allem alles Obligatorische auflösen. (Soweit irgend verantwortbar.)
Mit fehlerhaften Verweisen muß ich rechnen, das bleibt noch zu korrigieren, ich bin für Hinweise dankbar.
Lieber Herr Lachenmann, die meisten Wörterbücher sind Bestandsaufnahmen, von Grimm bis zum Großen Wörterbuch von Duden. Man kann ein deskriptives Wörterbuch der Gegenwartssprache aber auch normativ lesen, wobei man bloß die Voraussetzung hinzuzufügen hat, schreiben zu wollen oder zu sollen wie die anderen ...
Der Mensch ist froh, wenn er im Duden fand, wie man richtig schreibt, und dabei hat man den Zirkel hingenommen, daß richtig ist, was der Duden sagt. Genauso argumentieren die Reformer: Macht nichts, wenn die -ig/-lich/-isch-Regel willkürlich ist, Hauptsache, sie beseitigt die Unsicherheit. Ich habe zu oft erklärt, warum ich das verkehrt finde.
Über das Marketing, liebe Freunde, braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen! Ich wollte keinen Bestseller schreiben, sondern meine Auffassung von Orthographie durch die Praxis verdeutlichen. Das Wörterbuch ust, wie ich immer gesagt habe, ein zusätzliches Argument.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 19.01.2001 um 23.00
Es gibt Freunde, die sind schlimmer als jeder Feind!
Euer
Edmund Stäuber (heute etym. zu Staub)
Edmund Stäuber
München
eingetragen von Manfred Riebe am 19.01.2001 um 23.00
Selbst beim Abschreiben macht man Fehler; besonders am Bildschirm. Deshalb hier noch einmal die korrekte Fassung. Fundstelle: ALTERNATIVE, Zeitung (nicht nur ) für Senioren, Nr. 56, Oktober/November, Heft 5/2000, S. 10 (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände c/o AWO Kreisverband Kiel e.V.). Anmerkung: Finder war Karl-Heinz Requard, Reinsbüttel, der zu den wenigen gehört, die regelmäßig Impressen für die Liste reformfreier Zeitungen und Zeitschriften melden: http://members.aol.com/jfrieling9166379
Rechtschreibung
Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen, wie gesagt, mit f -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför) -
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer? - Sogar durch Meere!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt.)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
Ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
(aus: Das große Heinz-Ehrhardt-Buch)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.01.2001 um 23.00
Nachdem ich jetzt am Wochenende viele Stunden lang darüber nachgegrübelt habe, wie man die GZS im Wörterverzeichnis präziser als mit dem Bogen darstellen kann, bin ich zwar noch nicht ganz am Kapitulieren, möchte aber als Zwischenstand zurückmelden, daß mir die Darstellungsweise und die Begründungen von Professor Ickler mehr und mehr einleuchten. Der Bogen ist um Größenordnungen einfacher als eine differenzierte Ausformulierung der Fälle; es gibt viel weniger Inkonsequenzen; man muß viel weniger nachschlagen; etc. Die Fälle sind manchmal so scheußlich komplex, daß man einiges unterschlägt, selbst wenn man alles mögliche ausformuliert.
Vorläufig möchte ich nur zu bedenken geben, daß der Bogen leider nicht nur nach statistischen Gesichtspunkten gewählt werden kann/sollte. Nehmen wir das scheinbar so eindeutige fertigstellen. Das muß man manchmal, trotz aller Zusammen-Statistik, eben doch getrennt schreiben: Professor Ickler begann 1999 mit seinem Wörterbuch, aber fertig stellte er es erst im Jahre 2015, weil alle von ihm einen verbesserten Duden gefordert hatten.
Auch bei zusammen_... befinde ich mich eher wieder auf dem Rückzug: Zusammen fügt man ein Puzzle Stück für Stück.
Wie steht es bei hintereinanderstehen, das für Herrn Riebe selbstverständlich zusammengeschrieben gehört? Hier kommt zusätzlich Erweiterung in Frage: direkt hintereinander stehen (neben: direkt hintereinanderstehen, mit exakt gleicher Betonung).
Der Bogen faßt all dies jeweils in maximaler Einfachheit und Regelmäßigkeit zusammen. Das Dumme ist nur, daß man ihn nicht kennt und bei manchen Einträgen sehr unpassend findet. Ich könnte mir im Moment relativ pauschale Erläuterungen vorstellen, aber keinesfalls eine Ausarbeitung nach Art des Duden.
Das Problem ist ja auch: Wer denkt schon, daß fertigstellen oder zusammenbrechen oder gar einkaufen jeweils zwei Wörter sind, die nur in Kontaktstellung normalerweise zusammengeschrieben werden? Soll man das den Schülern erzählen, gar die Deutschen darüber aufklären? Da sehe ich schon die Leute mit ihrem gesunden Menschenverstand auf der Straße den Kopf schütteln: ... Jetzt sind sie endgültig durchgedreht, die Wissenschaftler. Jetzt wollen sie uns beibringen, daß einkaufen zwei Wörter sind! Dabei weiß doch jedes Kind, daß das ein Wort ist!
Wie soll man vorgehen, wenn die linguistische Wahrheit verdammt unpopulär ist? Ich werde weitergrübeln.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 19.01.2001 um 23.00
Die beiden Beispiele von Herrn Wrase ..., aber fertig stellte er ... und Zusammen fügt man... sind nicht aussagekräftig. Eine Regelung für den Fall, daß der Verbzusatz vor dem Subjekt erscheint (um es vereinfacht auszudrücken), findet man in Icklers §8: Allgemeines zu Verbzusätzen. Dort kann man auch lesen, daß eine Erweiterung des Zusatzes zur Getrenntschreibung führt. Also: direkt hintereinander stehen. Ich denke auch, daß es sich hierbei um ein Verb mit einem erweiterten Adverbial handelt, nicht um einen Verbzusatz.
Etwas ganz anderes:
Soweit ich verstanden habe, ist für die nächste Auflage des Rechtschreibwörterbuchs eine Liste der orthographisch schwierigsten Wörter geplant. Vielleicht könnte Herr Ickler diese vorab im Internet veröffentlichen und sich weitere Anregungen holen?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Christian Melsa am 19.01.2001 um 23.00
Daß zusammenfügen in Zusammen fügt man ein Puzzle Stück für Stück getrennt geschrieben wird, findet im Rechtschreibwörterbuch auch schon Erläuterung, und zwar unter §8, wo es heißt: Die Zusammenschreibung unterbleibt, wenn der Verbzusatz allein das Vorfeld füllt: Auf geht die Sonne um 5.30 Uhr. Aber: Aufgegangen ist die Sonne um 5.30 Uhr. - Hinzu kommt, daß... Aber: Hinzukommen muß... Ach ja, eigentlich ist es absurd, in Erwägung ziehen zu müssen, den Schreibenden mit genau detaillierten Vorschriften die gute alte Zusammenschreibung wieder nahezulegen. Aber nachdem die Reform in diesem Bereich mit ihren rücksichtslosen Formalitäten vielen Menschen gewissermaßen eingeredet zu haben scheint, daß Schreibweisen nicht stimmig sein können, solange sie nicht durch ein von oben abgesegnetes Regelwerk legitimiert sind, sondern einfach nur einem mehr oder weniger intuitiven Sprachgefühl folgen, muß man diese armen Seelen vielleicht wirklich erst mit genauen Instruktionen auf den guten alten Weg der gesunden Artikulation zurückführen... Ich habe vorhin gerade in einer Zeitschrift wieder derartig Grauen erregende Getrenntschreibungen erblickt; da kann man mal sehen, was für einen Schaden diese doofe Reform angerichtet hat.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 19.01.2001 um 23.00
Ungewollte Redundanz...
Christian Melsa
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 19.01.2001 um 23.00
Was ist denn nun genau eine orthographische Rückbildung? Ein Wortgruppenbildungsprozeß? Und dann auch nur in dem Fall, daß die Zusammenschreibung erhalten bleibt? Leider habe ich gerade die Entwufsfassung des Rechtschreibwörterbuchs nicht dabei, aber waren dort die O-Rückbildungen nicht unter fakultative Zusammenschreibung eingeordnet?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.01.2001 um 23.00
Herr Fleischhauer und Herr Melsa haben recht. Meine Beispiele kamen spontan wohl so zustande, daß ich vor allem darüber nachdachte, wie man dem Benutzer diesen unbeliebten Bogen schmackhaft machen kann. Da wäre es doch ganz günstig, wenn er das Konzept verstünde, daß fertigstellen zwei Wörter sind, die eben nur meistens zusammengeschrieben werden - genau das würde sich schön in dem Bogen abbilden. Dann bedachte ich noch, daß fertig_stellen grammatisch auch nichts anderes ist als fertig_machen, wo man das leichter einsieht. So vergaß ich, daß der Fall Verbzusatz als Vorfeld vor dem Verb, also Zusammen fügt man ..., eigens geregelt ist. Es wäre in diesem Zusammenhang nämlich gar nicht schlecht, wenn man diese Ausnahme nicht ausgegeliedert hätte, denn daß Fertig stellte er usw. auch existiert, ist doch ein ganz gutes Argument für zwei Wörter und für die Plausibilität des Bogens. Sonst bleibt ja fast nur noch die Distanzstellung stellte ... fertig, und das kann man auch mit ein Wort bzw. trennbare Verben gut verstehen.
Bliebe vielleicht noch: ganz oder nicht ganz fertig stellen, mehr oder weniger fertig stellen, also eine Erweiterung, aber das ist ja auch in § 8 ausgegliedert und außerdem ziemlich hergeholt; die Zusammenschreibung dürfte immer besser sein. Ja - also dann könnte man auf fertig_stellen doch die Statistik anwenden, oder habe ich was vergessen? Bogen bedeutet zwei Wörter, die man zusammenschreiben kann funktioniert also leider nicht, sonst müßte man ihn auch bei ein_kaufen usw. setzen; und bei Partizipien z. B. sieht das schon wieder anders aus (Zusammensetzungen). Schade, der Bogen bleibt erst mal voll unpopulär.
Übrigens ist es ganz interessant, daß unter obligatorisch zusammen, § 9, viele Verbzusätze die genannten Ausnahmen unter § 8 gar nicht brauchen, andere ein bißchen, wieder andere voll. Nehmen wir den Fall Vorfeld: Aus hält er die Schmerzen geht nicht, Durch kam sie gerade rechzeitig geht halbwegs, Hinzu kommt die Steuer geht absolut. Ähnlich bei Erweiterung der Verbzusätze. Es scheint also innerhalb von § 9 verschiedene Grade an Festigkeit der Zusammenschreibung zu geben: Vielleicht sollten wir unterteilen in vollobligatorische und teilobligatorische Zusammenschreibung ... Nein, das ist nicht ernst gemeint. Man muß also im Auge behalten, daß es zu obligatorisch zusammen Ausnahmen gibt, die ihrerseits eingeschränkt sein können: "in geeigneter Stellung, das heißt, nicht einmal bei Kontaktstellung sind alle davon wirklich immer zusammenzuschreiben, wie es zuvor hervorgehoben zu werden scheint. Ich habe das vergessen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 19.01.2001 um 23.00
Je länger sich diese sehr beachtenswerte Diskussion um die Verbzusätze dreht, desto deutlicher werden jene Schwierigkeiten, die in der Sprachwissenschaft natürlich schon sehr lange bekannt sind. Wer sich das alte Buch Grundgedanken der deutschen Satzlehre von Erich Drach besorgen kann, sei nachdrücklich darauf hingewiesen; ich las den Nachdruck als ganz junger Student und bin dauerhaft beeindruckt.)
Zur Sache selbst will ich nicht mehr viel sagen. Interessant ist die traditionelle Regelung, daß man trotz Kontaktstellung schreibt: Fertig stellte er es erst später. Das ist offenbar ein orthographisches Zugeständnis an die Verb-Zweit-Regel, ein sehr starkes Gesetz der deutschen Satzgliedstellung, das besagt, im Aussagesatz dürfe und müsse vor der Personalfom (aber nur vor dieser!) des Verbs genau ein Satzglied stehen. Die Ausnahmen (mehrfache Vorfeldbesetzung) sind auch wieder sehr interessant; ich sammele sie seit Jahrzehnten, und auch die Sprachwissenschaft beachtet sie mit steigendem Interesse. Dies nur als Hinweis, wie komplex die Tatsachen hier sind; das ist einer der Gründe, warum die GZS nicht übers Knie gebrochen werden kann. Mein § 8 und die folgenden sind ein Versuch, das Ganze handlich darzustellen, und die einzelnen Sätze sind durchaus nicht leichtfertig hingeschrieben, aber Verbesserungen sind gewiß noch möglich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.01.2001 um 23.00
Ohne die Besucher dieser Seiten mit zu vielen theoretischen Begriffen belasten zu wollen, darf ich vielleicht einen Gesichtspunkt ins Spiel bringen, der manchen Streitfall entschärfen könnte. Die sogenannte Prger Schule der Linguistik hat vor etlichen Jahrzehnten das Begriffspaar Zentrum und Peripherie entwickelt, um die Natur der Sprache zu kennzeichnen. Diese Begriffe sind sehr breit anwendbar, und die heutige Sprachwissenschaft ist fast geschlossen der Meinung, daß dies sehr nützlich ist. Was versteht man darunter? Es hat sich gezeigt, daß die Kategorien, die man zur Klassifizierung sprachlicher Sachverhalte entwickelt, im allgemeinen auf eine Reihe von Fällen sehr gut, ja hundertprozentig passen und auf eine größere Zahl anderer Fälle nur so einigermaßen, auf anderes schließlich überhaupt nicht. Es gibt zum Beispiel in diesem Sinne zentrale (typische) Adjektive wie gut (sie lassen sich sowohl attributiv als auch prädikativ als auch adverbial gebrauchen) und daneben weniger gute wie quitt (nur prädikativ verwendbar) usw. Es gibt typische Vokale, Fragesätze usw., folglich auch Verbzusätze, typische Fälle von Zusammenschreibung, Desubstantivierung und wer weiß was noch alles. Die Gestaltpsychologie kennt gute Gestalten in diesem Sinne, und das gesamte Denken in Typen (typische Choleriker, typische Schmarotzer, Cichliden, Vögel, Verbrechen, Farben usw.) oder die moderne Prototypentheorie wäre hier anzuschließen. (Ich habe übrigens in meinem dicken Buch Die Disziplinierung der Sprache, Tübingen 1997, ausführlich davon gehandelt.)
Wenn die einigermaßen einleuchtet, dann erhebt sich die Frage, was mit dem Begehren nach Eindeutigkeit, nach einem sic et non eigentlich verlangt wird und wie es sich mit der Natur der Erscheinungen verträgt. Läuft es nicht darauf hinaus, scharfe Grenzen zu ziehen, wo an sich keine sind? Man kann das tun, aber erstens wird das De-finieren (Abgrenzen) sehr schwierig, und zweitens ist es nur um einen unverhältnismäßig hohen Preis durchsetzbar. Man muß gewissermaßen ständig gegen die Natur der Sache ankämpfen. Man kann sagen: Der Duden hat es versucht, die Reformer haben es anders versucht, und es hat sich nicht bewährt. (Übrigens sind die ostdeutschen Reformer der Prager Lehre stark verpflichtet, und Heller und Scharnhorst haben ihre Wörterliste theoretisch damit begründet; natürlich unzulänglich, aber immerhin!)
Unter diesem Aspekt bitte ich das Einräumen von Übergangszonen noch einmal zu bedenken.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 19.01.2001 um 23.00
Es gibt Freunde, die sind schlimmer als jeder Feind!
Euer
Edmund Stäuber (heute etym. zu Staub)
Edmund Stäuber
München
eingetragen von Manfred Riebe am 19.01.2001 um 23.00
Selbst beim Abschreiben macht man Fehler; besonders am Bildschirm. Deshalb hier noch einmal die korrekte Fassung. Fundstelle: ALTERNATIVE, Zeitung (nicht nur ) für Senioren, Nr. 56, Oktober/November, Heft 5/2000, S. 10 (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände c/o AWO Kreisverband Kiel e.V.). Anmerkung: Finder war Karl-Heinz Requard, Reinsbüttel, der zu den wenigen gehört, die regelmäßig Impressen für die Liste reformfreier Zeitungen und Zeitschriften melden: http://members.aol.com/jfrieling9166379
Rechtschreibung
Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen, wie gesagt, mit f -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför) -
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer? - Sogar durch Meere!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt.)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
Ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
(aus: Das große Heinz-Ehrhardt-Buch)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.01.2001 um 23.00
Nachdem ich jetzt am Wochenende viele Stunden lang darüber nachgegrübelt habe, wie man die GZS im Wörterverzeichnis präziser als mit dem Bogen darstellen kann, bin ich zwar noch nicht ganz am Kapitulieren, möchte aber als Zwischenstand zurückmelden, daß mir die Darstellungsweise und die Begründungen von Professor Ickler mehr und mehr einleuchten. Der Bogen ist um Größenordnungen einfacher als eine differenzierte Ausformulierung der Fälle; es gibt viel weniger Inkonsequenzen; man muß viel weniger nachschlagen; etc. Die Fälle sind manchmal so scheußlich komplex, daß man einiges unterschlägt, selbst wenn man alles mögliche ausformuliert.
Vorläufig möchte ich nur zu bedenken geben, daß der Bogen leider nicht nur nach statistischen Gesichtspunkten gewählt werden kann/sollte. Nehmen wir das scheinbar so eindeutige fertigstellen. Das muß man manchmal, trotz aller Zusammen-Statistik, eben doch getrennt schreiben: Professor Ickler begann 1999 mit seinem Wörterbuch, aber fertig stellte er es erst im Jahre 2015, weil alle von ihm einen verbesserten Duden gefordert hatten.
Auch bei zusammen_... befinde ich mich eher wieder auf dem Rückzug: Zusammen fügt man ein Puzzle Stück für Stück.
Wie steht es bei hintereinanderstehen, das für Herrn Riebe selbstverständlich zusammengeschrieben gehört? Hier kommt zusätzlich Erweiterung in Frage: direkt hintereinander stehen (neben: direkt hintereinanderstehen, mit exakt gleicher Betonung).
Der Bogen faßt all dies jeweils in maximaler Einfachheit und Regelmäßigkeit zusammen. Das Dumme ist nur, daß man ihn nicht kennt und bei manchen Einträgen sehr unpassend findet. Ich könnte mir im Moment relativ pauschale Erläuterungen vorstellen, aber keinesfalls eine Ausarbeitung nach Art des Duden.
Das Problem ist ja auch: Wer denkt schon, daß fertigstellen oder zusammenbrechen oder gar einkaufen jeweils zwei Wörter sind, die nur in Kontaktstellung normalerweise zusammengeschrieben werden? Soll man das den Schülern erzählen, gar die Deutschen darüber aufklären? Da sehe ich schon die Leute mit ihrem gesunden Menschenverstand auf der Straße den Kopf schütteln: ... Jetzt sind sie endgültig durchgedreht, die Wissenschaftler. Jetzt wollen sie uns beibringen, daß einkaufen zwei Wörter sind! Dabei weiß doch jedes Kind, daß das ein Wort ist!
Wie soll man vorgehen, wenn die linguistische Wahrheit verdammt unpopulär ist? Ich werde weitergrübeln.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 19.01.2001 um 23.00
Die beiden Beispiele von Herrn Wrase ..., aber fertig stellte er ... und Zusammen fügt man... sind nicht aussagekräftig. Eine Regelung für den Fall, daß der Verbzusatz vor dem Subjekt erscheint (um es vereinfacht auszudrücken), findet man in Icklers §8: Allgemeines zu Verbzusätzen. Dort kann man auch lesen, daß eine Erweiterung des Zusatzes zur Getrenntschreibung führt. Also: direkt hintereinander stehen. Ich denke auch, daß es sich hierbei um ein Verb mit einem erweiterten Adverbial handelt, nicht um einen Verbzusatz.
Etwas ganz anderes:
Soweit ich verstanden habe, ist für die nächste Auflage des Rechtschreibwörterbuchs eine Liste der orthographisch schwierigsten Wörter geplant. Vielleicht könnte Herr Ickler diese vorab im Internet veröffentlichen und sich weitere Anregungen holen?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Christian Melsa am 19.01.2001 um 23.00
Daß zusammenfügen in Zusammen fügt man ein Puzzle Stück für Stück getrennt geschrieben wird, findet im Rechtschreibwörterbuch auch schon Erläuterung, und zwar unter §8, wo es heißt: Die Zusammenschreibung unterbleibt, wenn der Verbzusatz allein das Vorfeld füllt: Auf geht die Sonne um 5.30 Uhr. Aber: Aufgegangen ist die Sonne um 5.30 Uhr. - Hinzu kommt, daß... Aber: Hinzukommen muß... Ach ja, eigentlich ist es absurd, in Erwägung ziehen zu müssen, den Schreibenden mit genau detaillierten Vorschriften die gute alte Zusammenschreibung wieder nahezulegen. Aber nachdem die Reform in diesem Bereich mit ihren rücksichtslosen Formalitäten vielen Menschen gewissermaßen eingeredet zu haben scheint, daß Schreibweisen nicht stimmig sein können, solange sie nicht durch ein von oben abgesegnetes Regelwerk legitimiert sind, sondern einfach nur einem mehr oder weniger intuitiven Sprachgefühl folgen, muß man diese armen Seelen vielleicht wirklich erst mit genauen Instruktionen auf den guten alten Weg der gesunden Artikulation zurückführen... Ich habe vorhin gerade in einer Zeitschrift wieder derartig Grauen erregende Getrenntschreibungen erblickt; da kann man mal sehen, was für einen Schaden diese doofe Reform angerichtet hat.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 19.01.2001 um 23.00
Ungewollte Redundanz...
Christian Melsa
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 19.01.2001 um 23.00
Was ist denn nun genau eine orthographische Rückbildung? Ein Wortgruppenbildungsprozeß? Und dann auch nur in dem Fall, daß die Zusammenschreibung erhalten bleibt? Leider habe ich gerade die Entwufsfassung des Rechtschreibwörterbuchs nicht dabei, aber waren dort die O-Rückbildungen nicht unter fakultative Zusammenschreibung eingeordnet?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.01.2001 um 23.00
Herr Fleischhauer und Herr Melsa haben recht. Meine Beispiele kamen spontan wohl so zustande, daß ich vor allem darüber nachdachte, wie man dem Benutzer diesen unbeliebten Bogen schmackhaft machen kann. Da wäre es doch ganz günstig, wenn er das Konzept verstünde, daß fertigstellen zwei Wörter sind, die eben nur meistens zusammengeschrieben werden - genau das würde sich schön in dem Bogen abbilden. Dann bedachte ich noch, daß fertig_stellen grammatisch auch nichts anderes ist als fertig_machen, wo man das leichter einsieht. So vergaß ich, daß der Fall Verbzusatz als Vorfeld vor dem Verb, also Zusammen fügt man ..., eigens geregelt ist. Es wäre in diesem Zusammenhang nämlich gar nicht schlecht, wenn man diese Ausnahme nicht ausgegeliedert hätte, denn daß Fertig stellte er usw. auch existiert, ist doch ein ganz gutes Argument für zwei Wörter und für die Plausibilität des Bogens. Sonst bleibt ja fast nur noch die Distanzstellung stellte ... fertig, und das kann man auch mit ein Wort bzw. trennbare Verben gut verstehen.
Bliebe vielleicht noch: ganz oder nicht ganz fertig stellen, mehr oder weniger fertig stellen, also eine Erweiterung, aber das ist ja auch in § 8 ausgegliedert und außerdem ziemlich hergeholt; die Zusammenschreibung dürfte immer besser sein. Ja - also dann könnte man auf fertig_stellen doch die Statistik anwenden, oder habe ich was vergessen? Bogen bedeutet zwei Wörter, die man zusammenschreiben kann funktioniert also leider nicht, sonst müßte man ihn auch bei ein_kaufen usw. setzen; und bei Partizipien z. B. sieht das schon wieder anders aus (Zusammensetzungen). Schade, der Bogen bleibt erst mal voll unpopulär.
Übrigens ist es ganz interessant, daß unter obligatorisch zusammen, § 9, viele Verbzusätze die genannten Ausnahmen unter § 8 gar nicht brauchen, andere ein bißchen, wieder andere voll. Nehmen wir den Fall Vorfeld: Aus hält er die Schmerzen geht nicht, Durch kam sie gerade rechzeitig geht halbwegs, Hinzu kommt die Steuer geht absolut. Ähnlich bei Erweiterung der Verbzusätze. Es scheint also innerhalb von § 9 verschiedene Grade an Festigkeit der Zusammenschreibung zu geben: Vielleicht sollten wir unterteilen in vollobligatorische und teilobligatorische Zusammenschreibung ... Nein, das ist nicht ernst gemeint. Man muß also im Auge behalten, daß es zu obligatorisch zusammen Ausnahmen gibt, die ihrerseits eingeschränkt sein können: "in geeigneter Stellung, das heißt, nicht einmal bei Kontaktstellung sind alle davon wirklich immer zusammenzuschreiben, wie es zuvor hervorgehoben zu werden scheint. Ich habe das vergessen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 19.01.2001 um 23.00
Je länger sich diese sehr beachtenswerte Diskussion um die Verbzusätze dreht, desto deutlicher werden jene Schwierigkeiten, die in der Sprachwissenschaft natürlich schon sehr lange bekannt sind. Wer sich das alte Buch Grundgedanken der deutschen Satzlehre von Erich Drach besorgen kann, sei nachdrücklich darauf hingewiesen; ich las den Nachdruck als ganz junger Student und bin dauerhaft beeindruckt.)
Zur Sache selbst will ich nicht mehr viel sagen. Interessant ist die traditionelle Regelung, daß man trotz Kontaktstellung schreibt: Fertig stellte er es erst später. Das ist offenbar ein orthographisches Zugeständnis an die Verb-Zweit-Regel, ein sehr starkes Gesetz der deutschen Satzgliedstellung, das besagt, im Aussagesatz dürfe und müsse vor der Personalfom (aber nur vor dieser!) des Verbs genau ein Satzglied stehen. Die Ausnahmen (mehrfache Vorfeldbesetzung) sind auch wieder sehr interessant; ich sammele sie seit Jahrzehnten, und auch die Sprachwissenschaft beachtet sie mit steigendem Interesse. Dies nur als Hinweis, wie komplex die Tatsachen hier sind; das ist einer der Gründe, warum die GZS nicht übers Knie gebrochen werden kann. Mein § 8 und die folgenden sind ein Versuch, das Ganze handlich darzustellen, und die einzelnen Sätze sind durchaus nicht leichtfertig hingeschrieben, aber Verbesserungen sind gewiß noch möglich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.01.2001 um 23.00
Ohne die Besucher dieser Seiten mit zu vielen theoretischen Begriffen belasten zu wollen, darf ich vielleicht einen Gesichtspunkt ins Spiel bringen, der manchen Streitfall entschärfen könnte. Die sogenannte Prger Schule der Linguistik hat vor etlichen Jahrzehnten das Begriffspaar Zentrum und Peripherie entwickelt, um die Natur der Sprache zu kennzeichnen. Diese Begriffe sind sehr breit anwendbar, und die heutige Sprachwissenschaft ist fast geschlossen der Meinung, daß dies sehr nützlich ist. Was versteht man darunter? Es hat sich gezeigt, daß die Kategorien, die man zur Klassifizierung sprachlicher Sachverhalte entwickelt, im allgemeinen auf eine Reihe von Fällen sehr gut, ja hundertprozentig passen und auf eine größere Zahl anderer Fälle nur so einigermaßen, auf anderes schließlich überhaupt nicht. Es gibt zum Beispiel in diesem Sinne zentrale (typische) Adjektive wie gut (sie lassen sich sowohl attributiv als auch prädikativ als auch adverbial gebrauchen) und daneben weniger gute wie quitt (nur prädikativ verwendbar) usw. Es gibt typische Vokale, Fragesätze usw., folglich auch Verbzusätze, typische Fälle von Zusammenschreibung, Desubstantivierung und wer weiß was noch alles. Die Gestaltpsychologie kennt gute Gestalten in diesem Sinne, und das gesamte Denken in Typen (typische Choleriker, typische Schmarotzer, Cichliden, Vögel, Verbrechen, Farben usw.) oder die moderne Prototypentheorie wäre hier anzuschließen. (Ich habe übrigens in meinem dicken Buch Die Disziplinierung der Sprache, Tübingen 1997, ausführlich davon gehandelt.)
Wenn die einigermaßen einleuchtet, dann erhebt sich die Frage, was mit dem Begehren nach Eindeutigkeit, nach einem sic et non eigentlich verlangt wird und wie es sich mit der Natur der Erscheinungen verträgt. Läuft es nicht darauf hinaus, scharfe Grenzen zu ziehen, wo an sich keine sind? Man kann das tun, aber erstens wird das De-finieren (Abgrenzen) sehr schwierig, und zweitens ist es nur um einen unverhältnismäßig hohen Preis durchsetzbar. Man muß gewissermaßen ständig gegen die Natur der Sache ankämpfen. Man kann sagen: Der Duden hat es versucht, die Reformer haben es anders versucht, und es hat sich nicht bewährt. (Übrigens sind die ostdeutschen Reformer der Prager Lehre stark verpflichtet, und Heller und Scharnhorst haben ihre Wörterliste theoretisch damit begründet; natürlich unzulänglich, aber immerhin!)
Unter diesem Aspekt bitte ich das Einräumen von Übergangszonen noch einmal zu bedenken.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
man kann verschiedene Wörterbücher machen, das sage ich doch die ganze Zeit. Was soll daran auf einmal so überraschend sein?
Man soll aber die Bedeutung der Wörterbücher zum Beispiel für Journalisten nicht überschätzen. Wenn eine große Zeitung jahrelang bestehen bleiben geschrieben hat, obwohl der Duden bestehenbleiben verlangte, dann kann es mit dem Einfluß des Duden doch nicht so weit her gewesen sein. UNd wenn der Journalist in Zukunft in meinem Wörterbuch finden sollte, daß er ein Wort so schreiben darf, wie er es schon immer geschrieben hat, obwohl es falsch war, dann ist der Schaden wohl nicht so bedeutend. Also verlieren wir nie aus dem Auge: Meine Liberalität schafft keine neue Unsicherheit, weil sie lediglich die bisherige Variationsbreite abbildet.
Und noch etwas: Irgend jemand mag sich überaus feinsinnig einen Bedeutungsunterschied zwischen bestehen bleiben und bestehenbleiben ausdenken können - dem Leser ist es aber aufgrund eigener Leseerfahrung schlechterdings nicht möglich, diesen Unterschied nachzuschmecken. Ganz abgesehen von der Inkonsequenz, auf die Herr Wrase noch mal hingewiesen hat: sitzenbleiben soll übertragen anders geschrieben werden als wörtlich, aber baden gehen auch übertragen getrennt. Das haben die Reformer ganz mit Recht kritisiert, nur leider ebenso starre und falsche, weil wirklichkeitsfremde Folgerungen daraus abgeleitet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
bist Du jetzt völlig ausgeflippt? Kannst Du nicht mehr Freund von Feind unterscheiden? Oder hast Du vielleicht Tollwut bekommen, so daß Du nach allem schnappen mußt, was Dir vor die Schnauze kommt und gerade nicht paßt?
Dann werden wir uns wohl überlegen müssen, ob wir Dich nicht besser einschläfern lassen.
Dein
Hans Zentelmeier
Hans Zentelmeier
Tuntenhausen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2001 um 23.00
(Heute morgen hatte ich hier zwei Antworten eingestellt; jetzt sind sie plötzlich nicht mehr da.)
Zu Herrn Fleischhauer:
Der nicht von mir erfundene Begriff der orthographischen Rückbildung soll ausdrücken, daß es sich nicht um den Wortbildungsprozeß der Rückbildung handelt (wie ich staubsauge aus Staubsauger - statt umgekehrt, wie es normal wäre), sondern nur um die Beibehaltung der Zusammenschreibung aus dem substantivischen Vorbild, ohne daß eine wirkliche Zusammensetzung entsteht: fernsehen aus Fernseher"/"Fernsehen, aber gleichwohl ich sehe fern. Die Verbzusatzkonstruktionen sind teilweise hier einzuordnen; insgesamt werden sie fälschlich oft unter Wortbildung abgehandelt. Weiteres im Kritischen Kommentar und meinen früheren Aufsätzen dazu.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Wras ist los?
Schäbelt Euch!
Sonst werdet Ihr von mir persönlich aus dem Verkehr gezogen!
Also, wies heu
te wieder zugeht hier...
Otto der Verkehr-te
Bayerische Stauverwaltung
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
> Lieber Wolfgang Wrase,
>bist Du jetzt völlig ausgeflippt? Kannst Du nicht mehr Freund von
>Feind unterscheiden? Oder hast Du vielleicht
>Tollwut bekommen, so daß Du nach allem schnappen mußt,
>was Dir vor die Schnauze kommt und gerade nicht paßt?
>Dann werden wir uns wohl überlegen müssen,
>ob wir Dich nicht besser einschläfern lassen.
Die Rechtschreibreformgegner schläfern einen ein.
Ziemlich unübersichtlich ist dieses Gästebuch.
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von Gast am 18.01.2001 um 23.00
Wart`s ab, Bogners Willi! Bring erst mal Sauerstoff ins Hirn.
Vielleicht verstehst Du dann auch, was demnächst passiert.
Billi Wogner
Wogenhausen
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Etwa mit der Sauer-stofffl-Asche?
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Frage eine DSW-Lesers (Wastl): Haben die Diskussionsteilnehmer hier einen Vollrausch?
Antwort der DSW-Redaktion (Peter Scherz): Nein. Die Herren waren gemeinsam auf der Suche nach dem Tempel der Rechtschreibreformgegner, fanden jedoch nur das nächste Reformhaus und leerten dort die Regale mit Doppelherz, Frauengold und Pitralon.
Frage eines DSW-Lesers: (Wogner Billy): Darf mein Freund hier bitte ein schönes Gedicht aufsagen?
Antwort der DSW-Schriftleitung: (Will Vesper): Ja, aber nur wenn keine Anglizismen darin vorkommen.
Vortrag (letzter) eines DSW-Lesers (Roberto Blanco):
Black And White
Nach moderner Negerlyrik
There stay I old black man and sing
and nobody let what for me spring.
Total groggy, I can me not more out.
All is now plem-plem, no doubt,
and overall is abgegrast,
by me is now Mathei on last.
It must once said be:
This pi-pa-po hangs me
meterlong to the mouth
raus.
You behandle me as the last dreck:
as hampel-man of society,
as political hans wurst,
as complet idiot,
as religious mama-kindl and
a social soup-kasper!
Always the Black
are the beshittened!
And the gelackmeiered!
But it is not yet all days evening
and I let me no longer on the nose rumfuer!
The white Doofes can me stolen be!
They should them what shame!
I shall them what whistle
shall I.
They give on like ten naked negroes
and speak egalweg from socialism,
but when it on their money goes -
then will nobody what know.
Also nothing behind!
Shitt an boom!
Know you, what yesterday
a white man in uniform
to my wife said?
»Na, how were it whith us,
little pupe?«
said he!
I think I hear not right!
Stell you so what for!
Aller-hand, what?
That call I a thing
call I.
It must a pleasure be,
them all teeth singular to break
and them then in the gras bite let -
heavenmastergodsacramentcrossdeviloncemore!
With our-one can they it make ...
... thinkste!
But they can me cross-wise!
This social bluff make I no longer with.
I will pinke-pinke see
or it passiers what...
And so rate I you in good:
When you see
how a black man sing,
go not foreby
and let what spring!
(Armin Eichholz, In flagranti)
JWD-Redaktion
JWD
eingetragen von Manfred Riebe am 18.01.2001 um 23.00
Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen, wie gesagt, mit f -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför) -
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer? - Sogar durch Meere!
Und mache altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt.)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
Ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
(aus: Da große Heinz-Ehrhardt-Buch)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
man kann verschiedene Wörterbücher machen, das sage ich doch die ganze Zeit. Was soll daran auf einmal so überraschend sein?
Man soll aber die Bedeutung der Wörterbücher zum Beispiel für Journalisten nicht überschätzen. Wenn eine große Zeitung jahrelang bestehen bleiben geschrieben hat, obwohl der Duden bestehenbleiben verlangte, dann kann es mit dem Einfluß des Duden doch nicht so weit her gewesen sein. UNd wenn der Journalist in Zukunft in meinem Wörterbuch finden sollte, daß er ein Wort so schreiben darf, wie er es schon immer geschrieben hat, obwohl es falsch war, dann ist der Schaden wohl nicht so bedeutend. Also verlieren wir nie aus dem Auge: Meine Liberalität schafft keine neue Unsicherheit, weil sie lediglich die bisherige Variationsbreite abbildet.
Und noch etwas: Irgend jemand mag sich überaus feinsinnig einen Bedeutungsunterschied zwischen bestehen bleiben und bestehenbleiben ausdenken können - dem Leser ist es aber aufgrund eigener Leseerfahrung schlechterdings nicht möglich, diesen Unterschied nachzuschmecken. Ganz abgesehen von der Inkonsequenz, auf die Herr Wrase noch mal hingewiesen hat: sitzenbleiben soll übertragen anders geschrieben werden als wörtlich, aber baden gehen auch übertragen getrennt. Das haben die Reformer ganz mit Recht kritisiert, nur leider ebenso starre und falsche, weil wirklichkeitsfremde Folgerungen daraus abgeleitet.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
bist Du jetzt völlig ausgeflippt? Kannst Du nicht mehr Freund von Feind unterscheiden? Oder hast Du vielleicht Tollwut bekommen, so daß Du nach allem schnappen mußt, was Dir vor die Schnauze kommt und gerade nicht paßt?
Dann werden wir uns wohl überlegen müssen, ob wir Dich nicht besser einschläfern lassen.
Dein
Hans Zentelmeier
Hans Zentelmeier
Tuntenhausen
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2001 um 23.00
(Heute morgen hatte ich hier zwei Antworten eingestellt; jetzt sind sie plötzlich nicht mehr da.)
Zu Herrn Fleischhauer:
Der nicht von mir erfundene Begriff der orthographischen Rückbildung soll ausdrücken, daß es sich nicht um den Wortbildungsprozeß der Rückbildung handelt (wie ich staubsauge aus Staubsauger - statt umgekehrt, wie es normal wäre), sondern nur um die Beibehaltung der Zusammenschreibung aus dem substantivischen Vorbild, ohne daß eine wirkliche Zusammensetzung entsteht: fernsehen aus Fernseher"/"Fernsehen, aber gleichwohl ich sehe fern. Die Verbzusatzkonstruktionen sind teilweise hier einzuordnen; insgesamt werden sie fälschlich oft unter Wortbildung abgehandelt. Weiteres im Kritischen Kommentar und meinen früheren Aufsätzen dazu.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Wras ist los?
Schäbelt Euch!
Sonst werdet Ihr von mir persönlich aus dem Verkehr gezogen!
Also, wies heu
te wieder zugeht hier...
Otto der Verkehr-te
Bayerische Stauverwaltung
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
> Lieber Wolfgang Wrase,
>bist Du jetzt völlig ausgeflippt? Kannst Du nicht mehr Freund von
>Feind unterscheiden? Oder hast Du vielleicht
>Tollwut bekommen, so daß Du nach allem schnappen mußt,
>was Dir vor die Schnauze kommt und gerade nicht paßt?
>Dann werden wir uns wohl überlegen müssen,
>ob wir Dich nicht besser einschläfern lassen.
Die Rechtschreibreformgegner schläfern einen ein.
Ziemlich unübersichtlich ist dieses Gästebuch.
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von Gast am 18.01.2001 um 23.00
Wart`s ab, Bogners Willi! Bring erst mal Sauerstoff ins Hirn.
Vielleicht verstehst Du dann auch, was demnächst passiert.
Billi Wogner
Wogenhausen
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Etwa mit der Sauer-stofffl-Asche?
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von anonymer Gast am 18.01.2001 um 23.00
Frage eine DSW-Lesers (Wastl): Haben die Diskussionsteilnehmer hier einen Vollrausch?
Antwort der DSW-Redaktion (Peter Scherz): Nein. Die Herren waren gemeinsam auf der Suche nach dem Tempel der Rechtschreibreformgegner, fanden jedoch nur das nächste Reformhaus und leerten dort die Regale mit Doppelherz, Frauengold und Pitralon.
Frage eines DSW-Lesers: (Wogner Billy): Darf mein Freund hier bitte ein schönes Gedicht aufsagen?
Antwort der DSW-Schriftleitung: (Will Vesper): Ja, aber nur wenn keine Anglizismen darin vorkommen.
Vortrag (letzter) eines DSW-Lesers (Roberto Blanco):
Black And White
Nach moderner Negerlyrik
There stay I old black man and sing
and nobody let what for me spring.
Total groggy, I can me not more out.
All is now plem-plem, no doubt,
and overall is abgegrast,
by me is now Mathei on last.
It must once said be:
This pi-pa-po hangs me
meterlong to the mouth
raus.
You behandle me as the last dreck:
as hampel-man of society,
as political hans wurst,
as complet idiot,
as religious mama-kindl and
a social soup-kasper!
Always the Black
are the beshittened!
And the gelackmeiered!
But it is not yet all days evening
and I let me no longer on the nose rumfuer!
The white Doofes can me stolen be!
They should them what shame!
I shall them what whistle
shall I.
They give on like ten naked negroes
and speak egalweg from socialism,
but when it on their money goes -
then will nobody what know.
Also nothing behind!
Shitt an boom!
Know you, what yesterday
a white man in uniform
to my wife said?
»Na, how were it whith us,
little pupe?«
said he!
I think I hear not right!
Stell you so what for!
Aller-hand, what?
That call I a thing
call I.
It must a pleasure be,
them all teeth singular to break
and them then in the gras bite let -
heavenmastergodsacramentcrossdeviloncemore!
With our-one can they it make ...
... thinkste!
But they can me cross-wise!
This social bluff make I no longer with.
I will pinke-pinke see
or it passiers what...
And so rate I you in good:
When you see
how a black man sing,
go not foreby
and let what spring!
(Armin Eichholz, In flagranti)
JWD-Redaktion
JWD
eingetragen von Manfred Riebe am 18.01.2001 um 23.00
Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen, wie gesagt, mit f -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför) -
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer? - Sogar durch Meere!
Und mache altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt.)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
Ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
(aus: Da große Heinz-Ehrhardt-Buch)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 17.01.2001 um 23.00
Besten Dank für Ihre freundliche Antwort. Sie schreiben: Ich werde es (d.h. satt essen, M.R.) möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen.
Sie meinen, daß satt essen an sich ein Zweifelsfall sei, der behoben werde, wenn Sie das Bögelchen für die Fakultativschreibung einführten, denn der Benutzer Ihres Wörterbuchs wisse ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können.
Worauf führen Sie es zurück, daß in allen anderen Wörterbüchern satt essen steht? Warum ist der Fall satt essen doch nicht so einfach? Wieso haben Sie und auch die anderen Wörterbuchmacher es als Experten bisher nicht bemerkt? (Insofern befinde ich mich übrigens in bester Gesellschaft.) Eine wichtige Frage hatten Sie leider nicht beantwortet: Rührt Ihr Änderungsmotiv daher, daß in der Süddeutschen Zeitung womöglich entgegen Ihrem Wörterbuch zu 50 Prozent satt essen und zu 50 Prozent sattessen steht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephanus Peil am 17.01.2001 um 23.00
Zum Zusammen fahren (zusammen fahren) fällt mir ein, was mir mein Fahrschullehrer früher gesagt hat: Sie sollen den Polizisten umfahren, nicht umfahren!
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Manfred Riebe am 17.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ausgangsbegriff dieser Diskussionsreihe war das Wort zu lassen bzw. zulassen. Deswegen hatte ich in meine Liste der Getrennt- und Zusammenschreibungen mit dem Buchstaben A einige willkürliche Schreibweisen als Testfälle eingebaut und am Schluß die Frage gestellt: Wer hat Änderungs-, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge? Es handelte sich daher um eine teilweise widersprüchliche private Orthographie, wie Sie richtig feststellten. Daher konnten meine Beispiele kein Beweis sein. Ich wollte den Kenntnisstand und die Mitarbeitsbereitschaft testen. Leider hatte Ihre schnelle Antwort meinen Plan durchkreuzt, weil nach dem Wort eines Professors nur selten Beiträge zu erwarten sind. Sie stellten aufsein und absein richtig. Erklärungsbedürftig blieben nach Ihren Richtigstellungen:
aufeinanderhetzen: Kampfhähne aufeinanderhetzen
aufeinander hetzen: Die Politiker werden im Wahlkampf wieder aufeinander hetzen.
allein entscheiden war auch einer meiner Testfälle. Sie schreiben dazu:
Wenn es eine Verbfügung allein entscheiden (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben alleinentscheidend (ebenso bei erziehen); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene (getrenntgeschriebene? Ton auf
dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch allein stehen wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf allein betont.
Gibt es ein deutsches Wort für Subjektsprädikativ? Das ist doch ein kompliziert klingender Ausdruck für einen vermutlich einfachen Sachverhalt. Im Glossar Ihres Wörterbuchs fand ich das Wort nicht. Im Grammatikduden fand ich Prädikativ = mit der Kopula (vgl. dort) verbundener Teil des Prädikats (Substantiv, Adjektiv usw.). Kopula = Satzband, konjugierte Form von sein, werden oder blieben, die das Subjekt mit dem Prädikativ (vgl. dort) verbindet (Der Mann blieb ruhig. Klaus ist mein Freund.) Ich meine, daß Normalbürger und selbst Schulmeister mit diesem Fachchinesisch ohne ein Beispiel ihre Schwierigkeiten haben und daher nicht oder nur mit Mühe weiter mitdiskutieren können.
In Ihrem Glossar steht immerhin die Erklärung für Prädikativ - die Satzaussage bildender adjektivischer oder substantivischer Ausdruck: sie ist mir feind, wir sind quitt, das Haus ist mein Eigentum
Ist da nicht ein Unterschied zwischen Ihrer Erläuterung und der im Grammatikduden?
Wäre dies die richtige Lösung? Der Prokurist wird diesen Fall allein entscheiden. (Was ist Subjektsprädikativ?). Allein entscheidend ist der Prokurist. (Partizip Präsens)
Was mich übrigens stutzig macht, ist die Tatsache, daß sich hier keine Sprachwissenschafter zu Wort melden. Warum? Trauen sie sich nicht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.01.2001 um 23.00
Ich muß dazu erklären, daß ich nicht im Wörterbuch nachgesehen hatte; ich hatte erwartet, daß dort ein Bogen steht; mich würde die Verteilung interessieren. Vielleicht war ich davon beeinflußt, daß Herr Riebe und mit anderen Begründungen auch weitere Teilnehmer mit großer Gewißheit und Ausdauer die Zusammenschreibung fordern. Nun findet es Herr Riebe plötzlich ganz einfach, daß satt essen entgegen seiner ständigen Forderungen getrennt geschrieben wird. Prima. Sollen wir Ihre früheren Beiträge nun umdeuten, Herr Riebe, und als Ihre derzeitige Meinung festhalten, daß es ganz einfach wäre, wenn alles genau umgekehrt geschrieben wird, als Sie es zuvor wollten?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.01.2001 um 23.00
Das Anliegen derer, die sich gegen die Liberalität des Icklerschen Wörterbuchs sträuben, ist durchaus berechtigt und nachzuvollziehen, wie ich ja auch vor kurzem gesagt habe: Der Benutzer sei irritiert usw. Das kann man gerade bei Lehrern verstehen, die sich mit der Frage aus Schülermund konfrontiert sehen: Gut, es gibt wieder mal beides, und wie soll ich es jetzt schreiben?, und nicht einfach immer nur Egal! antworten wollen. Außerdem gab Norbert Schäbler zu bedenken, daß die Reform nun mal eingeführt worden ist, und Herr Riebe weist darauf hin, daß sie sich in einer chaotischen Schreibung in den Zeitungen niederschlägt. All dem ist zuzustimmen.
Ich möchte kurz auf den letzten Punkt eingehen, die Auswirkung der Reform, und zwar gerade im Bereich GZS. Angenommen, irgendwelche Entscheidungsträger (Politiker, Presse, Reformerkommission) kommen an den Punkt, wo sie erkennen: Also, das mit der GZS geht so nicht, und wo sie merken, daß man mit dem Herumdoktern an der Reform-GZS auch nichts Vernüftiges zustande bringt. Sie suchen also nach Alternativen, und als solche Alternative versteht sich ja das Rechtschreibwörterbuch.
Nun hat die Reform bei denen, die sie anwenden, in kurzer Zeit große Schneisen in die Zusammenschreibung geschlagen, gerade bei Verbzusätzen. Das liegt nicht unbedingt an den Regeln selbst, sondern an der unausweichlichen Verallgemeinerung Jetzt mehr getrennt. Genauer betrachtet sind vor allem diejenigen jetzt getrennt zu schreibenden Verbzusatzkonstruktionen schuld, bei denen die Zusammenschreibung bisher so gut wie selbstverständlich war: fertig stellen, richtig stellen, sich auseinander setzen. Jedes gelesene Wort bedeutet für den Leser nämlich nicht nur So schreibt man das, sondern zugleich So schreibt man solche Wörter - das Prinzip der Analogie. Deshalb finden sich nun in den Zeitungen und bei sonstigen Reformopfern plötzlich auch alle möglichen Verbzusatzkonstruktionen in getrennter Form, bei denen die Regel Zusammenschreibung fordert: weiter gehen, mit gestalten, davon rennen, dazu lernen, voran treiben und viele andere; die größte Fehlergruppe überhaupt bei guten Schreibern.
Wenn man die Reform und diese ihre Auswirkung ernst nimmt, muß man eingestehen, daß fast der gesamte Bereich der Verbzusätze (mit Ausnahme der Fälle obligatorische Zusammenschreibung im Sinne von Theodor Ickler) einen gewaltigen Rückstoß in Richtung Getrenntschreibung bekommen hat; das war ja gewollt. Nähme man auch diesen Textbestand bzw. die teilweise Umprogrammierung der Bevölkerung in Richtung Getrenntschreibung ernst, dann wäre es sehr sinnvoll, ein alternatives Wörterbuch mit großer Liberalität in der GZS zu haben, vor allem bei Verbzusätzen. Aus diesem Grund bin ich auch in dem Absatz Ausblick meiner SZ-Unteruchung zu dem Schluß gekommen, daß man das Icklersche Wörterbuch als goldene Brücke zwischen der Reform und einer vernünftigen Schreibkultur der Zukunft einsetzen kann, und habe deshalb gerade der Presse empfohlen, diesem Werk ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Das heißt: Solange das Wörterbuch (noch) dazu dient, einen plausiblen Ausweg aus der Rechtschreibreform auszuformulieren, ist es in seiner jetzigen liberalen Form (mit nur wenigen Empfehlungen) bestens geeignet. Ickler milde Sorte.
Wir wissen aber nicht zuletzt aus der Geschichte der Reform, daß die Profession nach eindeutigen Vorgaben verlangt, wie es Professor Ickler einmal treffend ausgedrückt hat - das war tatsächlich der Grund, warum die dpa versucht hat, möglichst alle Varianten aus der Reform herauszustreichen. (Daß dabei weder für die Zeitungen noch für das Reformprogramm selbst etwas Sinnvolles zustande kam, spielt hier keine Rolle.) In ähnlicher Weise können andere professionelle Bereiche, nicht zuletzt auch Lehrer, zwar nicht eine vollständig festgelegte und variantenfreie Rechtschreibung brauchen (das geht von der Sache her einfach nicht), aber sie haben ein Bedürfnis nach jeweils möglichst entscheidbaren Schreibweisen, nach Empfehlungen und Hinweisen, auch bei einzelnen Stichwörtern im Lexikon. So gibt es ja auch bei den Regeln gewisse Hauptregeln und Faustregeln - und für die, die es genauer wissen wollen, gibt es Regeln zu detaillierteren Fragen und Problemen; ähnlich gab es irgendwann den Buchdruckerduden, und auch heute gibt es mehr oder weniger ausführliche bzw. genaue Lexika.
Insofern ist es schon grundsätzlich vorstellbar, daß in das Icklersche Wörterbuch irgendwann noch mehr Differenzierungen und Empfehlungen einfließen, für diejenigen eben, die es komplizierter wollen: Ickler medium. Das könnten auch schon die oben vorgestellten Entscheider sein, die das Rechtschreibwörterbuch sonst mit der Begründung ablehnen könnten: Da sind ja noch mehr Varianten drin als bei unserer Reform, und wir wissen doch von den Zeitungen, daß man das auf Dauer nicht brauchen kann. Wenn sie das sagen, hält man ihnen Ickler medium hin, und wenn sie dann wieder meckern, daß das zu kompliziert ist, mit zu vielen Inkonsequenzen in Grenzbereichen, dann hält man ihnen wieder Milde Sorte hin.
Falls Professor Ickler sich also aus irgendwelchen Gründen dafür entscheiden sollte, sein Wörterbuch in Richtung Differenzierung, Präzisierung, Empfehlungen zu bearbeiten, empfehle ich, zumindest als Grundgedanke, daß die Milde Sorte von dieser neuen Produktlinie, die für die etwas härteren Konsumenten geeigneter wäre, abgegrenzt und erhalten bleibt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 17.01.2001 um 23.00
ich gebe dir folgenden Rat: einfach die neue Rechtschreibung unterrichten. Ich persönlich finde die Reform gut, weil ich früher Gämse auch schon mit ä geschrieben habe. Das hilft den Schülern, weil es ja auch die Gams gibt.
Deine Kultusministerin
Monika Hohlbirne
Monika Hohlmeier
München
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
vielleicht verstehen wir uns hier wieder mal nicht ganz richtig. Ich habe satt essen erst einmal so übernommen und bisher überhaupt noch nicht nachgeprüft, wie es wirklich geschrieben wird. Ich halte es von vornherein für wahrscheinlich, daß sowohl Getrenntschreibung als auch Zusammenschreibung reichlich belegt ist. Werde später mal nachsehen. Von meinen Regeln her (Zusammenschreibung bei kurzen Objektsprädikativen, hier Ergebniszusätzen, möglich) ist der Fall unproblematisch. Die Regel vereinfacht vieles, weil sie das Nachschlagen erspart. Das Zusammenschreiben ergreift nach und nach sehr viele Zusatzkonstruktionen, man kann auch selbst mal so etwas riskieren, auch wenn es bisher unüblich war; es liegt ganz auf der Linie der deutschen Sprachgeschichte. Jede Einzelfallfestlegung, sei es in der einen oder in der anderen Richtung, wäre unnötiger Lernstoff und würde die Rechtschreibung schwieriger als nötig machen. Ist nun klar, was ich meinte?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Mit Herrn Wrases Vorstellung, mehr Empfehlungen einzubauen, kann ich mich leicht anfreunden. Das setzt allerdings ebenfalls voraus, daß die Benutzer ein anderes Verhältnis zum Wörterbuch und zur Orthographie gewinnen, als es bisher in Deutschland üblich war. Man muß sich also von der irren Vorstellung lösen, nur das, was im Wörterbuch steht, sei existent, zulässig usw. Das Wörterbuch als Ratgeber - das wärs!
Übrigens glaube ich nicht, daß die neuen Getrenntschreibungen wirklich ein Fundament haben. Sobald der Zwang weg ist, hört das wieder auf.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.01.2001 um 23.00
Was haben Rückbildungen mit Orthographie zu tun?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.01.2001 um 23.00
Aber Herr Ickler! Wenn Sie so weitermachen, droht Ihnen eine heftige Umarmung meinerseits.
Ja, genau das wärs! Ein »brauchbarer« - was auch immer man darunter verstehen mag (er sollte klare Auskunft geben, in welchen Fällen man die Schreibweisen unterscheiden muß und weshalb und wann es egal ist - Ratgeber für ALLE, vom Hauptschüler bis zum Akademiepräsidenten.
Und zwar nur in einer Ausführung - nicht wie Herr Wrase meinte in einer Grund- und einer Light-Ausführung.
Fragt sich nur, wie man einen solchen Ratgeber am besten macht, damit er seinen Zweck erfüllt. Er darf seinen Benutzer nicht im Zweifel lassen oder verunsichern, sonst kauft er das Konkurrenzprodukt.
Davon rede ich ja die ganze Zeit.
Man könnte zum Beispiel im Sinne einer schönen Sprache den Rat geben, bestimmte Formen, die sprachlich weder mißverständlich noch falsch sind, zu vermeiden, weil sie unschön sind und sich auf die Entwicklung der Sprache negativ auswirken. Dazu gehören Begriffe und Ausdrucksweisen des Beamtendeutschs, des Wichtigtuerdeutschs, des Werbedeutschs, des von einem dem andern nachgeplapperten Fernsehkommentatorendeutschs, des Dummdödeldeutschs (Warmduscher und so).
Ist das so absurd, daß man darüber am Schreibtisch in Erlangen nur nachsichtig lächelnd den Kopf schütteln kann?
Ich werde wieder richtig wach - da ist ja noch was drin! Ich wollte schon aufgeben.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9 - 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Fleischhauer:
Der Begriff der orthographischen Rückbildung stammt nicht von mir, sondern ist sinnvollerweise geprägt worden, um auszudrücken, daß es sich nicht um jene aus der Wortbildung bekannte Rückbildung handelt, wo wirklich ein neues Wort entsteht (zum Beispiel das Kompositum (ich) staubsauge (aus Staubsauger usw.); vielmehr ist lediglich die Zusammenschreibung des Verbkomplexes aus der Zusammenschreibung des Substantivkompositums übernommen, rückwirkend gewissermaßen, ohne das ein Verbkompositum entsteht. Drachs Gewohnheitsgefüge, Sie wissen schon.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Himmel! Daß das mir passieren mußte!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 17.01.2001 um 23.00
Besten Dank für Ihre freundliche Antwort. Sie schreiben: Ich werde es (d.h. satt essen, M.R.) möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen.
Sie meinen, daß satt essen an sich ein Zweifelsfall sei, der behoben werde, wenn Sie das Bögelchen für die Fakultativschreibung einführten, denn der Benutzer Ihres Wörterbuchs wisse ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können.
Worauf führen Sie es zurück, daß in allen anderen Wörterbüchern satt essen steht? Warum ist der Fall satt essen doch nicht so einfach? Wieso haben Sie und auch die anderen Wörterbuchmacher es als Experten bisher nicht bemerkt? (Insofern befinde ich mich übrigens in bester Gesellschaft.) Eine wichtige Frage hatten Sie leider nicht beantwortet: Rührt Ihr Änderungsmotiv daher, daß in der Süddeutschen Zeitung womöglich entgegen Ihrem Wörterbuch zu 50 Prozent satt essen und zu 50 Prozent sattessen steht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephanus Peil am 17.01.2001 um 23.00
Zum Zusammen fahren (zusammen fahren) fällt mir ein, was mir mein Fahrschullehrer früher gesagt hat: Sie sollen den Polizisten umfahren, nicht umfahren!
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Manfred Riebe am 17.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ausgangsbegriff dieser Diskussionsreihe war das Wort zu lassen bzw. zulassen. Deswegen hatte ich in meine Liste der Getrennt- und Zusammenschreibungen mit dem Buchstaben A einige willkürliche Schreibweisen als Testfälle eingebaut und am Schluß die Frage gestellt: Wer hat Änderungs-, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge? Es handelte sich daher um eine teilweise widersprüchliche private Orthographie, wie Sie richtig feststellten. Daher konnten meine Beispiele kein Beweis sein. Ich wollte den Kenntnisstand und die Mitarbeitsbereitschaft testen. Leider hatte Ihre schnelle Antwort meinen Plan durchkreuzt, weil nach dem Wort eines Professors nur selten Beiträge zu erwarten sind. Sie stellten aufsein und absein richtig. Erklärungsbedürftig blieben nach Ihren Richtigstellungen:
aufeinanderhetzen: Kampfhähne aufeinanderhetzen
aufeinander hetzen: Die Politiker werden im Wahlkampf wieder aufeinander hetzen.
allein entscheiden war auch einer meiner Testfälle. Sie schreiben dazu:
Wenn es eine Verbfügung allein entscheiden (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben alleinentscheidend (ebenso bei erziehen); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene (getrenntgeschriebene? Ton auf
dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch allein stehen wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf allein betont.
Gibt es ein deutsches Wort für Subjektsprädikativ? Das ist doch ein kompliziert klingender Ausdruck für einen vermutlich einfachen Sachverhalt. Im Glossar Ihres Wörterbuchs fand ich das Wort nicht. Im Grammatikduden fand ich Prädikativ = mit der Kopula (vgl. dort) verbundener Teil des Prädikats (Substantiv, Adjektiv usw.). Kopula = Satzband, konjugierte Form von sein, werden oder blieben, die das Subjekt mit dem Prädikativ (vgl. dort) verbindet (Der Mann blieb ruhig. Klaus ist mein Freund.) Ich meine, daß Normalbürger und selbst Schulmeister mit diesem Fachchinesisch ohne ein Beispiel ihre Schwierigkeiten haben und daher nicht oder nur mit Mühe weiter mitdiskutieren können.
In Ihrem Glossar steht immerhin die Erklärung für Prädikativ - die Satzaussage bildender adjektivischer oder substantivischer Ausdruck: sie ist mir feind, wir sind quitt, das Haus ist mein Eigentum
Ist da nicht ein Unterschied zwischen Ihrer Erläuterung und der im Grammatikduden?
Wäre dies die richtige Lösung? Der Prokurist wird diesen Fall allein entscheiden. (Was ist Subjektsprädikativ?). Allein entscheidend ist der Prokurist. (Partizip Präsens)
Was mich übrigens stutzig macht, ist die Tatsache, daß sich hier keine Sprachwissenschafter zu Wort melden. Warum? Trauen sie sich nicht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.01.2001 um 23.00
Ich muß dazu erklären, daß ich nicht im Wörterbuch nachgesehen hatte; ich hatte erwartet, daß dort ein Bogen steht; mich würde die Verteilung interessieren. Vielleicht war ich davon beeinflußt, daß Herr Riebe und mit anderen Begründungen auch weitere Teilnehmer mit großer Gewißheit und Ausdauer die Zusammenschreibung fordern. Nun findet es Herr Riebe plötzlich ganz einfach, daß satt essen entgegen seiner ständigen Forderungen getrennt geschrieben wird. Prima. Sollen wir Ihre früheren Beiträge nun umdeuten, Herr Riebe, und als Ihre derzeitige Meinung festhalten, daß es ganz einfach wäre, wenn alles genau umgekehrt geschrieben wird, als Sie es zuvor wollten?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.01.2001 um 23.00
Das Anliegen derer, die sich gegen die Liberalität des Icklerschen Wörterbuchs sträuben, ist durchaus berechtigt und nachzuvollziehen, wie ich ja auch vor kurzem gesagt habe: Der Benutzer sei irritiert usw. Das kann man gerade bei Lehrern verstehen, die sich mit der Frage aus Schülermund konfrontiert sehen: Gut, es gibt wieder mal beides, und wie soll ich es jetzt schreiben?, und nicht einfach immer nur Egal! antworten wollen. Außerdem gab Norbert Schäbler zu bedenken, daß die Reform nun mal eingeführt worden ist, und Herr Riebe weist darauf hin, daß sie sich in einer chaotischen Schreibung in den Zeitungen niederschlägt. All dem ist zuzustimmen.
Ich möchte kurz auf den letzten Punkt eingehen, die Auswirkung der Reform, und zwar gerade im Bereich GZS. Angenommen, irgendwelche Entscheidungsträger (Politiker, Presse, Reformerkommission) kommen an den Punkt, wo sie erkennen: Also, das mit der GZS geht so nicht, und wo sie merken, daß man mit dem Herumdoktern an der Reform-GZS auch nichts Vernüftiges zustande bringt. Sie suchen also nach Alternativen, und als solche Alternative versteht sich ja das Rechtschreibwörterbuch.
Nun hat die Reform bei denen, die sie anwenden, in kurzer Zeit große Schneisen in die Zusammenschreibung geschlagen, gerade bei Verbzusätzen. Das liegt nicht unbedingt an den Regeln selbst, sondern an der unausweichlichen Verallgemeinerung Jetzt mehr getrennt. Genauer betrachtet sind vor allem diejenigen jetzt getrennt zu schreibenden Verbzusatzkonstruktionen schuld, bei denen die Zusammenschreibung bisher so gut wie selbstverständlich war: fertig stellen, richtig stellen, sich auseinander setzen. Jedes gelesene Wort bedeutet für den Leser nämlich nicht nur So schreibt man das, sondern zugleich So schreibt man solche Wörter - das Prinzip der Analogie. Deshalb finden sich nun in den Zeitungen und bei sonstigen Reformopfern plötzlich auch alle möglichen Verbzusatzkonstruktionen in getrennter Form, bei denen die Regel Zusammenschreibung fordert: weiter gehen, mit gestalten, davon rennen, dazu lernen, voran treiben und viele andere; die größte Fehlergruppe überhaupt bei guten Schreibern.
Wenn man die Reform und diese ihre Auswirkung ernst nimmt, muß man eingestehen, daß fast der gesamte Bereich der Verbzusätze (mit Ausnahme der Fälle obligatorische Zusammenschreibung im Sinne von Theodor Ickler) einen gewaltigen Rückstoß in Richtung Getrenntschreibung bekommen hat; das war ja gewollt. Nähme man auch diesen Textbestand bzw. die teilweise Umprogrammierung der Bevölkerung in Richtung Getrenntschreibung ernst, dann wäre es sehr sinnvoll, ein alternatives Wörterbuch mit großer Liberalität in der GZS zu haben, vor allem bei Verbzusätzen. Aus diesem Grund bin ich auch in dem Absatz Ausblick meiner SZ-Unteruchung zu dem Schluß gekommen, daß man das Icklersche Wörterbuch als goldene Brücke zwischen der Reform und einer vernünftigen Schreibkultur der Zukunft einsetzen kann, und habe deshalb gerade der Presse empfohlen, diesem Werk ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Das heißt: Solange das Wörterbuch (noch) dazu dient, einen plausiblen Ausweg aus der Rechtschreibreform auszuformulieren, ist es in seiner jetzigen liberalen Form (mit nur wenigen Empfehlungen) bestens geeignet. Ickler milde Sorte.
Wir wissen aber nicht zuletzt aus der Geschichte der Reform, daß die Profession nach eindeutigen Vorgaben verlangt, wie es Professor Ickler einmal treffend ausgedrückt hat - das war tatsächlich der Grund, warum die dpa versucht hat, möglichst alle Varianten aus der Reform herauszustreichen. (Daß dabei weder für die Zeitungen noch für das Reformprogramm selbst etwas Sinnvolles zustande kam, spielt hier keine Rolle.) In ähnlicher Weise können andere professionelle Bereiche, nicht zuletzt auch Lehrer, zwar nicht eine vollständig festgelegte und variantenfreie Rechtschreibung brauchen (das geht von der Sache her einfach nicht), aber sie haben ein Bedürfnis nach jeweils möglichst entscheidbaren Schreibweisen, nach Empfehlungen und Hinweisen, auch bei einzelnen Stichwörtern im Lexikon. So gibt es ja auch bei den Regeln gewisse Hauptregeln und Faustregeln - und für die, die es genauer wissen wollen, gibt es Regeln zu detaillierteren Fragen und Problemen; ähnlich gab es irgendwann den Buchdruckerduden, und auch heute gibt es mehr oder weniger ausführliche bzw. genaue Lexika.
Insofern ist es schon grundsätzlich vorstellbar, daß in das Icklersche Wörterbuch irgendwann noch mehr Differenzierungen und Empfehlungen einfließen, für diejenigen eben, die es komplizierter wollen: Ickler medium. Das könnten auch schon die oben vorgestellten Entscheider sein, die das Rechtschreibwörterbuch sonst mit der Begründung ablehnen könnten: Da sind ja noch mehr Varianten drin als bei unserer Reform, und wir wissen doch von den Zeitungen, daß man das auf Dauer nicht brauchen kann. Wenn sie das sagen, hält man ihnen Ickler medium hin, und wenn sie dann wieder meckern, daß das zu kompliziert ist, mit zu vielen Inkonsequenzen in Grenzbereichen, dann hält man ihnen wieder Milde Sorte hin.
Falls Professor Ickler sich also aus irgendwelchen Gründen dafür entscheiden sollte, sein Wörterbuch in Richtung Differenzierung, Präzisierung, Empfehlungen zu bearbeiten, empfehle ich, zumindest als Grundgedanke, daß die Milde Sorte von dieser neuen Produktlinie, die für die etwas härteren Konsumenten geeigneter wäre, abgegrenzt und erhalten bleibt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 17.01.2001 um 23.00
ich gebe dir folgenden Rat: einfach die neue Rechtschreibung unterrichten. Ich persönlich finde die Reform gut, weil ich früher Gämse auch schon mit ä geschrieben habe. Das hilft den Schülern, weil es ja auch die Gams gibt.
Deine Kultusministerin
Monika Hohlbirne
Monika Hohlmeier
München
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
vielleicht verstehen wir uns hier wieder mal nicht ganz richtig. Ich habe satt essen erst einmal so übernommen und bisher überhaupt noch nicht nachgeprüft, wie es wirklich geschrieben wird. Ich halte es von vornherein für wahrscheinlich, daß sowohl Getrenntschreibung als auch Zusammenschreibung reichlich belegt ist. Werde später mal nachsehen. Von meinen Regeln her (Zusammenschreibung bei kurzen Objektsprädikativen, hier Ergebniszusätzen, möglich) ist der Fall unproblematisch. Die Regel vereinfacht vieles, weil sie das Nachschlagen erspart. Das Zusammenschreiben ergreift nach und nach sehr viele Zusatzkonstruktionen, man kann auch selbst mal so etwas riskieren, auch wenn es bisher unüblich war; es liegt ganz auf der Linie der deutschen Sprachgeschichte. Jede Einzelfallfestlegung, sei es in der einen oder in der anderen Richtung, wäre unnötiger Lernstoff und würde die Rechtschreibung schwieriger als nötig machen. Ist nun klar, was ich meinte?
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Mit Herrn Wrases Vorstellung, mehr Empfehlungen einzubauen, kann ich mich leicht anfreunden. Das setzt allerdings ebenfalls voraus, daß die Benutzer ein anderes Verhältnis zum Wörterbuch und zur Orthographie gewinnen, als es bisher in Deutschland üblich war. Man muß sich also von der irren Vorstellung lösen, nur das, was im Wörterbuch steht, sei existent, zulässig usw. Das Wörterbuch als Ratgeber - das wärs!
Übrigens glaube ich nicht, daß die neuen Getrenntschreibungen wirklich ein Fundament haben. Sobald der Zwang weg ist, hört das wieder auf.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.01.2001 um 23.00
Was haben Rückbildungen mit Orthographie zu tun?
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Walter Lachenmann am 17.01.2001 um 23.00
Aber Herr Ickler! Wenn Sie so weitermachen, droht Ihnen eine heftige Umarmung meinerseits.
Ja, genau das wärs! Ein »brauchbarer« - was auch immer man darunter verstehen mag (er sollte klare Auskunft geben, in welchen Fällen man die Schreibweisen unterscheiden muß und weshalb und wann es egal ist - Ratgeber für ALLE, vom Hauptschüler bis zum Akademiepräsidenten.
Und zwar nur in einer Ausführung - nicht wie Herr Wrase meinte in einer Grund- und einer Light-Ausführung.
Fragt sich nur, wie man einen solchen Ratgeber am besten macht, damit er seinen Zweck erfüllt. Er darf seinen Benutzer nicht im Zweifel lassen oder verunsichern, sonst kauft er das Konkurrenzprodukt.
Davon rede ich ja die ganze Zeit.
Man könnte zum Beispiel im Sinne einer schönen Sprache den Rat geben, bestimmte Formen, die sprachlich weder mißverständlich noch falsch sind, zu vermeiden, weil sie unschön sind und sich auf die Entwicklung der Sprache negativ auswirken. Dazu gehören Begriffe und Ausdrucksweisen des Beamtendeutschs, des Wichtigtuerdeutschs, des Werbedeutschs, des von einem dem andern nachgeplapperten Fernsehkommentatorendeutschs, des Dummdödeldeutschs (Warmduscher und so).
Ist das so absurd, daß man darüber am Schreibtisch in Erlangen nur nachsichtig lächelnd den Kopf schütteln kann?
Ich werde wieder richtig wach - da ist ja noch was drin! Ich wollte schon aufgeben.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9 - 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Fleischhauer:
Der Begriff der orthographischen Rückbildung stammt nicht von mir, sondern ist sinnvollerweise geprägt worden, um auszudrücken, daß es sich nicht um jene aus der Wortbildung bekannte Rückbildung handelt, wo wirklich ein neues Wort entsteht (zum Beispiel das Kompositum (ich) staubsauge (aus Staubsauger usw.); vielmehr ist lediglich die Zusammenschreibung des Verbkomplexes aus der Zusammenschreibung des Substantivkompositums übernommen, rückwirkend gewissermaßen, ohne das ein Verbkompositum entsteht. Drachs Gewohnheitsgefüge, Sie wissen schon.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 17.01.2001 um 23.00
Himmel! Daß das mir passieren mußte!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Wie Herr Melsa mit Recht feststellt, ist meine Regelformulierung so gewählt, daß sie der Sprachentwicklung keine Hindernisse in den Weg legt. Mehr als den Hinweis, daß nicht zu umfangreiche Zusätze zusammengeschreiben werden können, glaubte und glaube ich nicht verantworten zu können. Deskription heißt für mich aber auch, der Entwicklung nicht vorzugreifen. Diese Entwicklung kann nämlich aus Gründen, die wir einsehen oder auch nicht, auch ganz anderes verlaufen, zum Beispiel kann sie (und wird sie höchstwahrscheinlich) vor längeren Zusammenschreibungen zurückschrecken. (Man denkt unwillkürlich an Mark Twains awful German language.)
Zwischen bewußtmachen (klarmachen) und bewußt machen (mit Bewußtsein machen) ist praktisch nie eine Verwechslung möglich, weil beide Verben, wie gesagt, unterschiedliche Konstruktionsmuster haben. Der Ergebniszusatz wird bisher teils getrennt und teils zusammengeschrieben, ohne irgendwelche Probleme. Schriebe man die Zusammenschreibung vor, würde sich bewußt in eine dann sehr lange Liste eigens zu lernender, aber niemals beherrschbarer Verbzusätze einreihen. Das wäre nicht zu verantworten.
Die Verbzusatzkonstruktionen, lieber Herr Melsa, sind nicht mit Zusammensetzungen wie lauwarm usw. zu vergleichen, und zwar schon deshalb, weil es eben gar keine Zusammensetzungen sind, sondern nur Zusammenschreibungen, syntaktisch also nach wie vor Wortgruppen. Daher der scharfe Schnitt in meinem Regelwerk nach § 10. Das ist keine Spitzfindigkeit, sondern schon wegen meines nächsten Hinweises sehr wichtig: Zu fernsehen, schwarzfahren usw. kommt man nämlich auf zwei verschiedenen Wegen, erstens durch orthographische (und auch phraseologisch) Verschmelzung von Adverb und Verb, zweitens durch orthographische Rückbildung aus einer Substantivierung (Schwarzfahrer, das Schwarzfahren usw.). Man spricht von unterschiedlichen grammatischen Programmen, die zufällig zum selben Ergebnis führen. Daher in meinem Wörterbuch auch groß_schreiben usw. (in beiden Bedeutungen, ohne die Dudenhaarspaltereien, die fast niemand kannte, bevor die Reformdiskussion sie bewußtmachte).
Also: Die Liberalität verkehrt sich ins Gegenteil, wenn sie dazu benutzt wird, mögliche Zukunftsschreibungen zu verabsolutieren und dadurch den Lernstoff zu vermehren, ohne daß sich ein nennenswerter Vorteil für den Leser ergibt. Wir geraten dadurch in dieselben Schwierigkeiten, aus denen die Reformer ursprünglich herausführen wollten (wie ich ihnen gern zugestehe).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Ich will mich doch noch einmal wortmelden (!) zum Experiment der Getrennt- und Zusammenschreibung von Prof. Ickler, und will zu Beginn versichern, daß ich den eingeschlagenen Weg unbedingt befürworte!
Ich stecke ja, wie man unschwer erkennen kann, mitten im Selbstversuch und bin stets gewärtig, daß es irgendwann knallt.
Ein leises Zischen habe ich vernommen bei zusammengeschriebenen Verben wie mausetotschlagen, krankenhausreifprügeln und inkrafttreten, und ich möchte anfragen, ob hier eine experimentelle Anleitung nötig wäre, nach dem Motto: Mische maximal fünf Silben zum Ganzwort, sonst platzt das Reagenzglas!
Ich muß hier meinen Standpunkt erklären! Ich bin Lehrer und bin an der Anwendung interessiert.
Ich frage nach dem Limit (ab welcher Größenordnung wird eine Zusammensetzung unsinnig?).
Ich frage nach dem Speziellen (in welcher Situation oder welchem Kontext ist eine Zusammensetzung zu bevorzugen?)
Und notwendigerweise frage ich bohrend und unnachgiebig nach Möglichkeiten der Vermittlung und Anwendung.
Wie bitte stellt man sich denn hierzulande vor, wie ich künftig die GZS zu unterrichten gedenke? Soll ich vielleicht sagen: Kauf dir das Wörterbuch vom Ickler, und wenn du einen Bogen findest, dann schreib, wie du lustig bist? Das kann es doch nicht sein. So erziehe ich doch keine vollwertigen Schreiber - wobei ich hier ohnehin einmal sagen muß, daß bisher aus meiner Klientel weder ein Dichter noch ein Journalist hervorgeprescht ist.
Ich bin Volksschullehrer, mit dem staatlichen Auftrag, den mündigen Bürger zu erziehen und allgemeinbildend zu unterrichten. Daß ich nicht am Auftrag, sondern am Staat zweifle, sei im Nebensatz erwähnt.
Ich möchte wissen - und ich bitte die Gemeinschaft der hier Lautdenkenden (!) - auch einmal hierzu ihre Meinung zu publizieren.
Wie kann ich im Bereich der Akustik meinen Schülern eine Hilfe geben? Kann und darf ich z.B. beim Diktat oder im Rezitieren eine kleine Sprechpause einbauen? Z.B. noch (21,22) einmal.
Wie kann ich im Bereich der Analogiebildung arbeiten? Ist es legitim die Korrelation der Wortarten als Behelfskrücke zu verwenden? Z.B. Gutschrift = gutschreiben, gute Schrift = gut schreiben.
Wie kann ich im Bereich des Erfühlens arbeiten? Ist die Betonung etwa ein alter Zopf, den man besser abschneidet, weil er keine Eindeutigkeit bringt? Kann ich nicht gerade in einer Inselstunde herausarbeiten, daß zwischen sitzenbleiben und sitzen bleiben etwa doch ein Unterschied ist? Diese Stunde hätte schließlich schon bei meinem Eintritt ins Klassenzimmer ihren ersten Höhepunkt. Die Schüler würden es auch sofort kapieren.
Wie kann ich im Bereich der Logik arbeiten? Wie kann ich all die Mehrdeutigkeiten erfassen und vermitteln, die gzs-mäßig in Wortkompositionen mit zusammen, schwer, wieder... enthalten sind? Wer vermittelt mir hier irgendeine vollständige Liste, damit ich Schüler möglichst umfassend konstruieren kann?
Schwerfallen = schwer fallen ist schließlich keine korrekte mathematische Gleichung.
Und wie bitte soll ich heute noch visuelle Hilfen geben? Diese verdammte Rechtschreibreform - sie gehört schnellstmöglich auf den Müll - hat Wortbilder geschaffen, die schlichtweg pervers sind. Sie hat in ungeahntem Ausmaße Wortperversionen erstellt - aber!!! - sie hat sie zur Norm gemacht, der ich mich als Beamter nicht widersetzen dürfte!
Hinzukommt(!)!! Unsere Schüler sind vorzugsweise visuell gesteuert!!!
Die Beibehaltung dieser Norm ist das Ende der sinnvollen Getrennt- und Zusammenschreibung. Die Abweichung von dieser Norm ist als fehlende Loyalität der Beamten aufzufassen.
Ausschließlich der Ansatz von Professor Ickler kann aus diesem Loyalitätskonflikt - er ist im übrigen auch durch andere Fehlgeburten der RSR bedingt - herausführen.
Wie bitte kommen andere Kollegen mit diesem Loyalitätskonflikt zurecht?
Wie bitte löst man im Beamtenstand diesen Konflikt? (Psychiater? Eigenwilligkeit? Anpassung? Passivität?)
Ich würde eine Solidargemeinschaft begrüßen! Und dazu braucht man konstruktive Vorschläge!
Ich bitte darum!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Bitte, bitte. Verzeiht mir den Kontext Schüler konstruieren. Ich weiß: Als Lehrer habe ich zu instruieren. Ich bin Lernorganisator im Sinne der Allmacht. Loyal ist es, ein gefertigtes Konstrukt an den Mann zu bringen.
Was wäre aber, wenn das Konstrukt brüchig ist?
Habe ich dann einen Instruktionskonflikt?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich habe schon wieder einen html-Fehler gemacht. Hoffentlich klappt es jetzt mit den Betonungszeichen:
Sie schreiben in Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, S. 52: Andererseits läßt das Regelwerk sich durchweg zwei formale Kriterien entgehen, die gerade in diesem Kapitel außerordentlich nützlich wären:
1. den Betonungsunterschied (aneinander hängen vs. aneinanderhängen) (...)
Sie unterstreichen dies noch durch den Hinweis: Die Sprachgemeinschaft ist sich (...) einig, daß die graphische Unterscheidung des hörbar Verschiedenen dem Leser nützt. (S. 70)
In welcher Weise setzen Sie auf das außerordentlich nützliche Kriterium der Betonung? Oder lassen Sie sich das Kriterium der Betonung auch entgehen?
Denn andererseits schreiben Sie am 17.01. unter dem Stichwort Klärung:
Die Betonungsangaben im Duden waren oft falsch, unter dem Einfluß der (gewünschten) Getrenntschreibung entstanden. Ähnlich wird auch zusammen fahren (gemeinsam fahren) ebenso gesprochen wie zusammenfahren (erschrecken) (...) Wenn es (Herrn Riebe) so scheint, als gebe es einen zweiten Akzent auf dem Verb, erliegt man einer Sinnestäuschung oder mißdeutet einen leichten Nebenakzent, die mechanische Folge der Tatsache, daß umfangreichere Wortgruppen nicht unter einen einzigen Hauptakzent gebracht werden können.
Zuerst einmal: Ich habe dieses Beispiel nicht vorgetragen. Aber wer täuscht sich hier wirklich, und wer hat recht, der Duden oder Sie? Im Duden wird geschrieben:
1. zusammen fahren (gemeinsam fahren, untersetzter Punkt unter dem ersten a, untersetzter Strich unter dem zweiten a). Beispiel: Sie werden in ihrem Auto zusammen fahren.
2. zusammenfahren (aufeinanderstoßen; erschrecken, untersetzter Punkt unter dem ersten a). Beispiel: Sie werden mit ihren Autos zusammenfahren.
Es gibt übrigens Unterschiede in Klangfarbe, Länge, Stärke und Tonhöhe, die dazu dienen, verschiedene Wörter zu unterscheiden. Ich meine, man sollte deshalb die zu vergleichenden Wörter nicht für sich, sondern muß sie im Satz sprechen und dabei auch auf die Sprach- oder Sprechmelodie bzw. auf die Tonlänge, Tonstärke und Tonhöhe achten. Merken Sie einen Unterschied? Was stellen Sie fest?
_____________________________
Zu Erläuterung: Im Duden heißt es:
· Ein untersetzter Punkt kennzeichnet die kurze betonte Silbe, z.B. Referent (Punkt unter dem letzten e)
· Ein untersetzter Strich kennzeichnet die lange betonte Silbe, z.B. Fassade (Strich unter dem letzten a)
Frage: Wie schreibe ich am Computer und im Gästebuch mit html-Kennung einen untersetzten Punkt?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Auch wenn das arrogant klingt, möchte ich der Klarheit halber gestehen, daß ich mit den Hinweisen von Herrn Riebe, Herrn Upmeyer und Herrn Mels (der Herrn Upmeyer zustimmt) nichts anfangen kann. Mir kommt das vor wie bei den Reformern, die ein oder zwei Aspekte (Betonung, Ergebniszusatz o. ä.) halbwegs verstehen und dann das ganze Gebäude der GZS danach durchdeklinieren wollen, in ihrem Fall anhand der Erweiterbarkeit/Steigerbarkeit. Das funktioniert aber nicht; es führt zu einer der Realität gänzlich entfremdeten Norm und letztlich zu viel mehr Fehlern. Der sinnvolle Weg kann nur über die Feststellung der realen Schreibweisen laufen, über die Empirie, so wie es Professor Ickler macht. Über die realen Schreibweisen sind die oben genannten Herren offenbar schlecht im Bild, wie ihre Beispiele und Regelvorschläge zeigen.
Ich möchte das an einem Fall verdeutlichen: sich sattessen. Die Zusammenschreibung entspräche den Ausführungen der werten Diskussionspartner als einzige Lösung (teils wegen der Betounung/Herr Riebe, teils wegen des Ergebnischarakters von satt und der zielstrebigen Handlung essen"/Herr Upmeyer, Herr Melsa; Herr Melsa argumentiert zusätzlich, daß die Zusammenschreibung der Entwicklungstendenz entspreche und deshalb festgenagelt werden könne, auch weil leserfreundlich usw. Wie sieht es real aus?
Tatsächlich kommt sowohl die Zusammenschreibung als auch die Getrenntschreibung vor, im Infinitiv wahrscheinlich ausgewogen; ich vermute aber, bei kompetenten Schreibern mit einem Übergewicht bei der Getrenntschreibung: sich satt essen. Je mehr das essen dekliniert wird, desto seltener wird die Zusammenschreibung: wo ich mich sattesse, wo er sich sattaß. Letzteres dürfte jedenfalls bei Literaten äußerst selten sein und wäre im Sinn der von vielen hier geforderten Empfehlungen eindeutig minderwertig sein, wenn auch nur aus ästhetischen Gründen.
Man vergleiche auch: sich satttrinken - welche sensible Schreiber täte sich ohne Not das Ungetüm -tttr- an? Viel schöner: sich satt trinken. Dazu kommt, daß satt hier erweiterbar ist: sich restlos satt essen, oder es kann in eine Gruppe integriert sein: sich randvoll und satt essen: nur noch Zusammenschreibung. (Im ersteren Fall kann das restlos sich natürlich auch auf ein ganzes sattessen beziehen, aber das tut der Notwendigkeit, Getrenntschreibung als Möglichkeit zu reservieren, keinen Abbruch.
Überhaupt ist satt kein so eindeutiges Ergebnis wie zum Beispiel bei jemanden totschlagen; auch wenn satt nicht ausdrücklich modifiziert ist, bedeutet es immer mehr oder weniger satt, so daß die Tendenz der Zusammenschreibung im Vergleich etwa zu totschlagen deutlich geschwächt wird. Dazu kommen weitere Gesichtspunkte. Zum Beispiel ist aus rhythmischen und lesetechnischen Gründen die Zusammenschreibung etwas häufiger, wenn nach dem Infinitiv noch ein flektiertes Hilfs- oder Modalverb folgt: wo sich sich sattessen können, weil dann der Verbbereich nicht in so viele Teile zerlegt wird wie bei: wo sie sich satt essen können. Der Ausdruck wo sie sich sattessen können hat optisch dieselbe Struktur wie wo sie sich satt aßen; der Leser hat ein Gespür für die Ausgewogenheit von Verbkomplexen. Weitere Feinheiten und Quervergleiche zu ähnlichen Fällen (sich krank essen, jemanden satt machen o. ä.) erspare ich mir.
Jedenfalls ist die einzig realistische Darstellung: Es kommt beides vor und ist beides berechtigt, also Bogen. Ich verstehe gar nicht, woher Professor Ickler die Geduld nimmt, immer die gleichen unzulänglichen Belehrungen zu beantworten; mir würde nach kurzer Zeit der Kragen platzen, wenn ich als Antwort auf meine Ausführungen immer wieder lesen würde, ich solle endlich einsehen, daß hier Zusammenschreibung angesagt sei, mit welchen Begründungen auch immer.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich meinte natürlich konjugieren, nicht deklinieren; bitte auch die anderen Fehler nachzusehen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Ich habe das Grobziel verstanden! Ich habe die Komplexität begriffen! Ich habe und hatte, weil ich Vielschreiber bin, schon immer gegen die Norm verstoßen! Und ich weiß, daß die Norm nur eine Richtlinie ist! Soll ich jetzt philosophieren?
Die gegenwärtige Norm ist in vielfacher Hinsicht eine Trotzgeburt. Aber! Sie ist staatlich sanktioniert! Sie wird von Arschlöchern und Sesselfurzern eingeklagt, die zwar zur Sache nichts beitragen können, aber immerhin verstehen, daß man als Beamter loyal zu sein hat!
Ich suche Menschen, die in ihren Sesseln denken und keine Schweinereien betreiben.
Ist hier jemand ? Diskutieren meine Kollegen eigentlich mit?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich verstehe im Moment nicht, warum Professor Ickler meinem Vorschlag für zusammen_... mit der Aussage zustimmte, er könne sich eine Einordnung unter obligatorische Zusammenschreibung, § 9, ebenfalls vorstellen. Das entspricht nicht meinem Vorschlag; ich halte mindestens bei den genannten Wörtern wie zusammen_bleiben den Bogen für absolut notwendig.
An Herrn Riebe geht die Frage, ob er seine betonungsgeleitete GZS-Liste für den Buchstaben A trotz der Antworten von Professor Ickler nach wie vor für in Ordnung hält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich verstehe nicht, was Norbert Schäbler uns sagen will. Daß ich nicht mitdiskutiere? Oder wer? Daß man sich satt essen zusammenschreiben soll? Oder in irgendeiner Weise festlegen, weil der Staat von seinen Lehrern verlangt, daß sie den Schülern klare Regeln vermitteln? Was heißt Trotzgeburt? Welche Rolle spielt es für die Diskussion hier, daß der Staat die Reform sanktioniert hat? Der Text ist für mich überhaupt nicht verstehbar. Oder fordert Norbert Schäbler ein, daß man auf seine Beiträge weiter unten reagieren soll? Falls ja, kann man auch das klarer sagen. Es ist aber nicht so, daß irgendwelche Beiträge den künftig einzigen Diskussionsstrang einleiten; jeder schreibt, was er für wichtig hält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Eine Trotzgeburt ist etwas, was man lieber nicht ausgetragen hätte, aufgrund verschiedener Indikationen.
In Bezug auf die Rechtschreibreform kommen einige spezielle Aspekte hinzu.
Ich unterstelle, daß in den frühen 90er Jahren noch ganz andere Ziele - z.B. die gemäßigte Kleinschreibung - angestrebt wurden. Bekannt ist, u.a., daß die Gruppe der Rechtschreibreformer in diesen Jahren einige Schriften veröffentlichte, die den später folgenden Normen völlig widersprachen. Es waren - bitteschön - die gleichen Leute, die später genau diese Reform hervorbrachten und dabei vermehrte Großschreibung betrieben. Kann man das mit dem Wort Trotz bezeichnen?
Ein weiteres kommt hinzu: Diese Reform ist nicht akzeptiert, sie ist oktroyiert. Wie bitte reagiert man auf einen Erlaß, wenn natürliche Reaktionen untersagt sind.
Meine Aussage: Diese Reform ist in vielfacher Hinsicht eine Trotzgeburt, ist hiermit ausreichend erklärt, auch wenn es noch weitere Begründungen gäbe.
Mit meinem geharnischten Text habe ich darauf abgezielt, daß sich auch einmal Kollegen zu Wort melden, daß auch einmal daran gedacht wird, wie das begrüßenswerte Modell von T. Ickler in die Tat umgesetzt werden kann.
Steuern, vereinnahmen und umlenken wollte ich nicht.
Ich stelle bloß fest, daß sich in dieser Hinsicht nichts tut, daß offensichtlich keine Kollegen an der Diskussion teilhaben, und daß niemand an die Mission der Botschaft denkt.
Meine Fragen sind im übrigen gestellt. Die Antworten muß ich nicht selbst geben.
Das heißt: Ich werde mich eine Weile zurückhalten.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Zu Wolfgang Wrase: Die GZS ist komplexer, als ihr denkt:
Wenn Otto Normalverbraucher wissen will, wie richtig geschrieben wird, dann schaut er in ein Wörterbuch oder in mehrere Wörterbücher hinein. Im alten Duden von 1991 und im neuesten Duden von 2000 und in Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, 1991, und bei Ickler steht: sich satt essen. Es gibt also kein Problem.
Wer aber daraus ein Problem machen und wissen will, wie auch falsch geschrieben wird, der schaut in Zeitungen hinein. Die Wahrscheinlichkeit, daß Zeitungstexte fehlerhaft sind, ist ziemlich groß. Die unterschiedlichen Hausorthographien der Zeitungen sind bekannt. Keine Zeitung wird für sich in Anspruch nehmen, orthographisch einwandfrei zu sein. Wenn man daher eine Unmenge von Zeitungen auswertet, dann wird das Ergebnis so fehlerhaft sein wie es auf Statistiken üblicherweise zutrifft.
Jedenfalls ist die einzig realistische Darstellung: Es kommt beides vor und ist beides berechtigt, also Bogen. (Wolfgang Wrase: Die GZS ist komplexer, als ihr denkt) - Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
1. Betonung ist außerordentlich nützlich. Sie ist aber kein hinreichendes Kriterium, die GZS ist in der Tat komplexer, als viele denken; Generationen sind beim Versuch gescheitert, sie eindeutig zu regeln.
2. Mein Rechtschreibwörterbuch beschreitet einen neuen Weg, der zugleich näher an der Schreibwirklichkeit ist als Duden und Reform und dabei wesentlich leichter zu beherrschen. Das einzig Befremdliche daran ist die Liberalität, an die der Deutsche nicht gewöhnt ist.
3. Zeitungen sind nicht besonders fehlerhaft. Die wenigen Fehler mendeln sich weg, wenn man große Textmassen untersucht. Wenn jemand glaubt, daß sich die Fehler dabei vermehren, hat er die Statistik nicht verstanden. Außerdem sind Zeitungstexte die wichtigste schriftliche Textsorte überhaupt. Sie werden von enorm geübten Berufsschreibern ohne stilistischen Ehrgeiz produziert, sind reine Zweckprosa, also die einzige Gattung, auf die Orthographie zweifelsfrei anwendbar ist. Und der Textdurchsatz ist unvergleichlich, sie prägen unser Gefühl für Schriftsprache mehr als jede andere Textsorte. Wer all dies nicht glaubt, hat eben nicht die Erfahrung, die man beim Umgang mit solchem Material bekommt und sonst wohl nirgends. Ixch habe oft gestaunt, wie gleichförmig die Ergebnisse über die Jahre und eine halbe Million Zeitungsartikel hinweg waren. Das ist schon sehr aussagekräftig.
4. Ich will es damit nun genug sein lassen, an der Verbesserung meines Wörterbuchs arbeiten und auf alternative Wörterbücher warten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Die Verbindung zusammen fahren wird nur dann mit zwei Betonungen gesprochen, wenn es um die Antwort auf die Frage geht, was jemand tut. Dann ist nämlich sowohl das zusammen als auch das fahren neue Information, also Rhema, und wird betont:
Was wollen wir tun? - Zusammen fahren.
Steht dagegen schon fest, daß gefahren werden soll, so ist nur zusammen neu und wird betont:
Wie wollen wir fahren? - Wir wollen zusammen fahren. (Dies dürfte sogar häufiger sein.)
(Übrigens ist dies in der Sprachwissenschaft eine übliche Bezeichnungsweise für Akzente und erspart manchen Ärger.)
Daher ist die umstandslose Angabe zweier Betonungen irreführend, sie trifft nur auf spezielle Verwendungen zu. In anderen Fällen sind es sogar ganz besonders gesuchte oder kaum denkbare Verwendungen. Ein Grundfehler des Duden.
Anders steht es mit aneinander hängen (einander lieb haben, allenfalls Nebenton auf dem ersten Teil) vs. aneinanderhängen. Darauf habe ich stets hingewiesen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Jetzt sind die Akzentzeichen vor der betonten Silbe zum Teil doch nicht so rübergekommen, wie es beabsichtigt war.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Es ging mir nur um die Frage: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Sie haben in Ihrem Wörterbuch eindeutig sich satt essen geschrieben. Warum will Wolfgang Wrase nun plötzlich satt_essen mit Bögelchen schreiben? Hat das etwas mit der Süddeutschen Zeitung zu tun, in der womöglich entgegen den Festlegung in Ihrem Wörterbuch 50 Prozent satt essen und 50 Prozent sattessen steht?
Mit dem obigen Beispiel will ich nur zeigen, daß man sogar aus einem eindeutigen Fall ohne Not mit Hilfe Ihrer Fakuktativschreibung ein Problem machen kann.
Auf Grund meiner Unwissenheit als Schulmeisterlein kann und will ich mir nicht anmaßen, Sie als Sprachwissenschaftler zu belehren. Wenn ich hier Fragen zur Betonung aufwerfe, dann deshalb, weil ich an die mögliche Umsetzung Ihrer Fakultativschreibung in der Schulpraxis denke. Ich meine, daß aufmerksamen Beobachtern dies klargeworden sein sollte. Aber es gibt auch jemand, der unsere Fragen aus unserer Sicht als Lehrer (Peil, Riebe, Schäbler) als lächerlich und als unerhörte Majestätsbeleidigung betrachtet.
Sie sprachen von dem Kriterium der Betonung als einer Krücke. Vielleicht sehen ja auf Grund Ihres größeren Horizontes diesbezügliche oder andere didaktische Möglichkeiten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
wieso ist der Fall satt essen einfach? Doch nur für den, der es zufällig so gelernt und behalten - oder eben nachgeschaut hat. An sich ist es aber ein Zweifelsfall. Ich werde es möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen. Dadurch wird der Zweifelsfall behoben, denn der Benutzer meines Wörterbuchs weiß ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können. Folglich braucht er nicht nachzuschlagen, und das ist auf jeden Fall einfacher. Ich will das Wörterbuch ja entbehrlich machen (außer was seltene Wörter betrifft wie Apophthegma usw.).
Zur Information der Diskutanten: Mein Wörterbuch ist(selbstverständlich) so entstanden, daß ich mir eine Wörterliste aus anderen Wörterbüchern habe abtippen lassen, die ich dann wieder und wieder nach meinen eigenen Grundsätzen bearbeitet habe. So erklärt sich, daß hier und da noch etwas stehen geblieben ist, was ich aus Zeitmangel oder aus Versehen noch nicht geändert habe. Anders ist es gar nicht möglich; es macht übrigens viel Freude, mit Hilfe kluger Beobachter, die mir so viele nützliche Briefe geschrieben haben, an der Vervollkommung einer offenbar nützlichen und verbesserungswürdigen Sache zu arbeiten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Wie Herr Melsa mit Recht feststellt, ist meine Regelformulierung so gewählt, daß sie der Sprachentwicklung keine Hindernisse in den Weg legt. Mehr als den Hinweis, daß nicht zu umfangreiche Zusätze zusammengeschreiben werden können, glaubte und glaube ich nicht verantworten zu können. Deskription heißt für mich aber auch, der Entwicklung nicht vorzugreifen. Diese Entwicklung kann nämlich aus Gründen, die wir einsehen oder auch nicht, auch ganz anderes verlaufen, zum Beispiel kann sie (und wird sie höchstwahrscheinlich) vor längeren Zusammenschreibungen zurückschrecken. (Man denkt unwillkürlich an Mark Twains awful German language.)
Zwischen bewußtmachen (klarmachen) und bewußt machen (mit Bewußtsein machen) ist praktisch nie eine Verwechslung möglich, weil beide Verben, wie gesagt, unterschiedliche Konstruktionsmuster haben. Der Ergebniszusatz wird bisher teils getrennt und teils zusammengeschrieben, ohne irgendwelche Probleme. Schriebe man die Zusammenschreibung vor, würde sich bewußt in eine dann sehr lange Liste eigens zu lernender, aber niemals beherrschbarer Verbzusätze einreihen. Das wäre nicht zu verantworten.
Die Verbzusatzkonstruktionen, lieber Herr Melsa, sind nicht mit Zusammensetzungen wie lauwarm usw. zu vergleichen, und zwar schon deshalb, weil es eben gar keine Zusammensetzungen sind, sondern nur Zusammenschreibungen, syntaktisch also nach wie vor Wortgruppen. Daher der scharfe Schnitt in meinem Regelwerk nach § 10. Das ist keine Spitzfindigkeit, sondern schon wegen meines nächsten Hinweises sehr wichtig: Zu fernsehen, schwarzfahren usw. kommt man nämlich auf zwei verschiedenen Wegen, erstens durch orthographische (und auch phraseologisch) Verschmelzung von Adverb und Verb, zweitens durch orthographische Rückbildung aus einer Substantivierung (Schwarzfahrer, das Schwarzfahren usw.). Man spricht von unterschiedlichen grammatischen Programmen, die zufällig zum selben Ergebnis führen. Daher in meinem Wörterbuch auch groß_schreiben usw. (in beiden Bedeutungen, ohne die Dudenhaarspaltereien, die fast niemand kannte, bevor die Reformdiskussion sie bewußtmachte).
Also: Die Liberalität verkehrt sich ins Gegenteil, wenn sie dazu benutzt wird, mögliche Zukunftsschreibungen zu verabsolutieren und dadurch den Lernstoff zu vermehren, ohne daß sich ein nennenswerter Vorteil für den Leser ergibt. Wir geraten dadurch in dieselben Schwierigkeiten, aus denen die Reformer ursprünglich herausführen wollten (wie ich ihnen gern zugestehe).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Ich will mich doch noch einmal wortmelden (!) zum Experiment der Getrennt- und Zusammenschreibung von Prof. Ickler, und will zu Beginn versichern, daß ich den eingeschlagenen Weg unbedingt befürworte!
Ich stecke ja, wie man unschwer erkennen kann, mitten im Selbstversuch und bin stets gewärtig, daß es irgendwann knallt.
Ein leises Zischen habe ich vernommen bei zusammengeschriebenen Verben wie mausetotschlagen, krankenhausreifprügeln und inkrafttreten, und ich möchte anfragen, ob hier eine experimentelle Anleitung nötig wäre, nach dem Motto: Mische maximal fünf Silben zum Ganzwort, sonst platzt das Reagenzglas!
Ich muß hier meinen Standpunkt erklären! Ich bin Lehrer und bin an der Anwendung interessiert.
Ich frage nach dem Limit (ab welcher Größenordnung wird eine Zusammensetzung unsinnig?).
Ich frage nach dem Speziellen (in welcher Situation oder welchem Kontext ist eine Zusammensetzung zu bevorzugen?)
Und notwendigerweise frage ich bohrend und unnachgiebig nach Möglichkeiten der Vermittlung und Anwendung.
Wie bitte stellt man sich denn hierzulande vor, wie ich künftig die GZS zu unterrichten gedenke? Soll ich vielleicht sagen: Kauf dir das Wörterbuch vom Ickler, und wenn du einen Bogen findest, dann schreib, wie du lustig bist? Das kann es doch nicht sein. So erziehe ich doch keine vollwertigen Schreiber - wobei ich hier ohnehin einmal sagen muß, daß bisher aus meiner Klientel weder ein Dichter noch ein Journalist hervorgeprescht ist.
Ich bin Volksschullehrer, mit dem staatlichen Auftrag, den mündigen Bürger zu erziehen und allgemeinbildend zu unterrichten. Daß ich nicht am Auftrag, sondern am Staat zweifle, sei im Nebensatz erwähnt.
Ich möchte wissen - und ich bitte die Gemeinschaft der hier Lautdenkenden (!) - auch einmal hierzu ihre Meinung zu publizieren.
Wie kann ich im Bereich der Akustik meinen Schülern eine Hilfe geben? Kann und darf ich z.B. beim Diktat oder im Rezitieren eine kleine Sprechpause einbauen? Z.B. noch (21,22) einmal.
Wie kann ich im Bereich der Analogiebildung arbeiten? Ist es legitim die Korrelation der Wortarten als Behelfskrücke zu verwenden? Z.B. Gutschrift = gutschreiben, gute Schrift = gut schreiben.
Wie kann ich im Bereich des Erfühlens arbeiten? Ist die Betonung etwa ein alter Zopf, den man besser abschneidet, weil er keine Eindeutigkeit bringt? Kann ich nicht gerade in einer Inselstunde herausarbeiten, daß zwischen sitzenbleiben und sitzen bleiben etwa doch ein Unterschied ist? Diese Stunde hätte schließlich schon bei meinem Eintritt ins Klassenzimmer ihren ersten Höhepunkt. Die Schüler würden es auch sofort kapieren.
Wie kann ich im Bereich der Logik arbeiten? Wie kann ich all die Mehrdeutigkeiten erfassen und vermitteln, die gzs-mäßig in Wortkompositionen mit zusammen, schwer, wieder... enthalten sind? Wer vermittelt mir hier irgendeine vollständige Liste, damit ich Schüler möglichst umfassend konstruieren kann?
Schwerfallen = schwer fallen ist schließlich keine korrekte mathematische Gleichung.
Und wie bitte soll ich heute noch visuelle Hilfen geben? Diese verdammte Rechtschreibreform - sie gehört schnellstmöglich auf den Müll - hat Wortbilder geschaffen, die schlichtweg pervers sind. Sie hat in ungeahntem Ausmaße Wortperversionen erstellt - aber!!! - sie hat sie zur Norm gemacht, der ich mich als Beamter nicht widersetzen dürfte!
Hinzukommt(!)!! Unsere Schüler sind vorzugsweise visuell gesteuert!!!
Die Beibehaltung dieser Norm ist das Ende der sinnvollen Getrennt- und Zusammenschreibung. Die Abweichung von dieser Norm ist als fehlende Loyalität der Beamten aufzufassen.
Ausschließlich der Ansatz von Professor Ickler kann aus diesem Loyalitätskonflikt - er ist im übrigen auch durch andere Fehlgeburten der RSR bedingt - herausführen.
Wie bitte kommen andere Kollegen mit diesem Loyalitätskonflikt zurecht?
Wie bitte löst man im Beamtenstand diesen Konflikt? (Psychiater? Eigenwilligkeit? Anpassung? Passivität?)
Ich würde eine Solidargemeinschaft begrüßen! Und dazu braucht man konstruktive Vorschläge!
Ich bitte darum!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Bitte, bitte. Verzeiht mir den Kontext Schüler konstruieren. Ich weiß: Als Lehrer habe ich zu instruieren. Ich bin Lernorganisator im Sinne der Allmacht. Loyal ist es, ein gefertigtes Konstrukt an den Mann zu bringen.
Was wäre aber, wenn das Konstrukt brüchig ist?
Habe ich dann einen Instruktionskonflikt?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Ich habe schon wieder einen html-Fehler gemacht. Hoffentlich klappt es jetzt mit den Betonungszeichen:
Sie schreiben in Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, S. 52: Andererseits läßt das Regelwerk sich durchweg zwei formale Kriterien entgehen, die gerade in diesem Kapitel außerordentlich nützlich wären:
1. den Betonungsunterschied (aneinander hängen vs. aneinanderhängen) (...)
Sie unterstreichen dies noch durch den Hinweis: Die Sprachgemeinschaft ist sich (...) einig, daß die graphische Unterscheidung des hörbar Verschiedenen dem Leser nützt. (S. 70)
In welcher Weise setzen Sie auf das außerordentlich nützliche Kriterium der Betonung? Oder lassen Sie sich das Kriterium der Betonung auch entgehen?
Denn andererseits schreiben Sie am 17.01. unter dem Stichwort Klärung:
Die Betonungsangaben im Duden waren oft falsch, unter dem Einfluß der (gewünschten) Getrenntschreibung entstanden. Ähnlich wird auch zusammen fahren (gemeinsam fahren) ebenso gesprochen wie zusammenfahren (erschrecken) (...) Wenn es (Herrn Riebe) so scheint, als gebe es einen zweiten Akzent auf dem Verb, erliegt man einer Sinnestäuschung oder mißdeutet einen leichten Nebenakzent, die mechanische Folge der Tatsache, daß umfangreichere Wortgruppen nicht unter einen einzigen Hauptakzent gebracht werden können.
Zuerst einmal: Ich habe dieses Beispiel nicht vorgetragen. Aber wer täuscht sich hier wirklich, und wer hat recht, der Duden oder Sie? Im Duden wird geschrieben:
1. zusammen fahren (gemeinsam fahren, untersetzter Punkt unter dem ersten a, untersetzter Strich unter dem zweiten a). Beispiel: Sie werden in ihrem Auto zusammen fahren.
2. zusammenfahren (aufeinanderstoßen; erschrecken, untersetzter Punkt unter dem ersten a). Beispiel: Sie werden mit ihren Autos zusammenfahren.
Es gibt übrigens Unterschiede in Klangfarbe, Länge, Stärke und Tonhöhe, die dazu dienen, verschiedene Wörter zu unterscheiden. Ich meine, man sollte deshalb die zu vergleichenden Wörter nicht für sich, sondern muß sie im Satz sprechen und dabei auch auf die Sprach- oder Sprechmelodie bzw. auf die Tonlänge, Tonstärke und Tonhöhe achten. Merken Sie einen Unterschied? Was stellen Sie fest?
_____________________________
Zu Erläuterung: Im Duden heißt es:
· Ein untersetzter Punkt kennzeichnet die kurze betonte Silbe, z.B. Referent (Punkt unter dem letzten e)
· Ein untersetzter Strich kennzeichnet die lange betonte Silbe, z.B. Fassade (Strich unter dem letzten a)
Frage: Wie schreibe ich am Computer und im Gästebuch mit html-Kennung einen untersetzten Punkt?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Auch wenn das arrogant klingt, möchte ich der Klarheit halber gestehen, daß ich mit den Hinweisen von Herrn Riebe, Herrn Upmeyer und Herrn Mels (der Herrn Upmeyer zustimmt) nichts anfangen kann. Mir kommt das vor wie bei den Reformern, die ein oder zwei Aspekte (Betonung, Ergebniszusatz o. ä.) halbwegs verstehen und dann das ganze Gebäude der GZS danach durchdeklinieren wollen, in ihrem Fall anhand der Erweiterbarkeit/Steigerbarkeit. Das funktioniert aber nicht; es führt zu einer der Realität gänzlich entfremdeten Norm und letztlich zu viel mehr Fehlern. Der sinnvolle Weg kann nur über die Feststellung der realen Schreibweisen laufen, über die Empirie, so wie es Professor Ickler macht. Über die realen Schreibweisen sind die oben genannten Herren offenbar schlecht im Bild, wie ihre Beispiele und Regelvorschläge zeigen.
Ich möchte das an einem Fall verdeutlichen: sich sattessen. Die Zusammenschreibung entspräche den Ausführungen der werten Diskussionspartner als einzige Lösung (teils wegen der Betounung/Herr Riebe, teils wegen des Ergebnischarakters von satt und der zielstrebigen Handlung essen"/Herr Upmeyer, Herr Melsa; Herr Melsa argumentiert zusätzlich, daß die Zusammenschreibung der Entwicklungstendenz entspreche und deshalb festgenagelt werden könne, auch weil leserfreundlich usw. Wie sieht es real aus?
Tatsächlich kommt sowohl die Zusammenschreibung als auch die Getrenntschreibung vor, im Infinitiv wahrscheinlich ausgewogen; ich vermute aber, bei kompetenten Schreibern mit einem Übergewicht bei der Getrenntschreibung: sich satt essen. Je mehr das essen dekliniert wird, desto seltener wird die Zusammenschreibung: wo ich mich sattesse, wo er sich sattaß. Letzteres dürfte jedenfalls bei Literaten äußerst selten sein und wäre im Sinn der von vielen hier geforderten Empfehlungen eindeutig minderwertig sein, wenn auch nur aus ästhetischen Gründen.
Man vergleiche auch: sich satttrinken - welche sensible Schreiber täte sich ohne Not das Ungetüm -tttr- an? Viel schöner: sich satt trinken. Dazu kommt, daß satt hier erweiterbar ist: sich restlos satt essen, oder es kann in eine Gruppe integriert sein: sich randvoll und satt essen: nur noch Zusammenschreibung. (Im ersteren Fall kann das restlos sich natürlich auch auf ein ganzes sattessen beziehen, aber das tut der Notwendigkeit, Getrenntschreibung als Möglichkeit zu reservieren, keinen Abbruch.
Überhaupt ist satt kein so eindeutiges Ergebnis wie zum Beispiel bei jemanden totschlagen; auch wenn satt nicht ausdrücklich modifiziert ist, bedeutet es immer mehr oder weniger satt, so daß die Tendenz der Zusammenschreibung im Vergleich etwa zu totschlagen deutlich geschwächt wird. Dazu kommen weitere Gesichtspunkte. Zum Beispiel ist aus rhythmischen und lesetechnischen Gründen die Zusammenschreibung etwas häufiger, wenn nach dem Infinitiv noch ein flektiertes Hilfs- oder Modalverb folgt: wo sich sich sattessen können, weil dann der Verbbereich nicht in so viele Teile zerlegt wird wie bei: wo sie sich satt essen können. Der Ausdruck wo sie sich sattessen können hat optisch dieselbe Struktur wie wo sie sich satt aßen; der Leser hat ein Gespür für die Ausgewogenheit von Verbkomplexen. Weitere Feinheiten und Quervergleiche zu ähnlichen Fällen (sich krank essen, jemanden satt machen o. ä.) erspare ich mir.
Jedenfalls ist die einzig realistische Darstellung: Es kommt beides vor und ist beides berechtigt, also Bogen. Ich verstehe gar nicht, woher Professor Ickler die Geduld nimmt, immer die gleichen unzulänglichen Belehrungen zu beantworten; mir würde nach kurzer Zeit der Kragen platzen, wenn ich als Antwort auf meine Ausführungen immer wieder lesen würde, ich solle endlich einsehen, daß hier Zusammenschreibung angesagt sei, mit welchen Begründungen auch immer.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich meinte natürlich konjugieren, nicht deklinieren; bitte auch die anderen Fehler nachzusehen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Ich habe das Grobziel verstanden! Ich habe die Komplexität begriffen! Ich habe und hatte, weil ich Vielschreiber bin, schon immer gegen die Norm verstoßen! Und ich weiß, daß die Norm nur eine Richtlinie ist! Soll ich jetzt philosophieren?
Die gegenwärtige Norm ist in vielfacher Hinsicht eine Trotzgeburt. Aber! Sie ist staatlich sanktioniert! Sie wird von Arschlöchern und Sesselfurzern eingeklagt, die zwar zur Sache nichts beitragen können, aber immerhin verstehen, daß man als Beamter loyal zu sein hat!
Ich suche Menschen, die in ihren Sesseln denken und keine Schweinereien betreiben.
Ist hier jemand ? Diskutieren meine Kollegen eigentlich mit?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich verstehe im Moment nicht, warum Professor Ickler meinem Vorschlag für zusammen_... mit der Aussage zustimmte, er könne sich eine Einordnung unter obligatorische Zusammenschreibung, § 9, ebenfalls vorstellen. Das entspricht nicht meinem Vorschlag; ich halte mindestens bei den genannten Wörtern wie zusammen_bleiben den Bogen für absolut notwendig.
An Herrn Riebe geht die Frage, ob er seine betonungsgeleitete GZS-Liste für den Buchstaben A trotz der Antworten von Professor Ickler nach wie vor für in Ordnung hält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.01.2001 um 23.00
Ich verstehe nicht, was Norbert Schäbler uns sagen will. Daß ich nicht mitdiskutiere? Oder wer? Daß man sich satt essen zusammenschreiben soll? Oder in irgendeiner Weise festlegen, weil der Staat von seinen Lehrern verlangt, daß sie den Schülern klare Regeln vermitteln? Was heißt Trotzgeburt? Welche Rolle spielt es für die Diskussion hier, daß der Staat die Reform sanktioniert hat? Der Text ist für mich überhaupt nicht verstehbar. Oder fordert Norbert Schäbler ein, daß man auf seine Beiträge weiter unten reagieren soll? Falls ja, kann man auch das klarer sagen. Es ist aber nicht so, daß irgendwelche Beiträge den künftig einzigen Diskussionsstrang einleiten; jeder schreibt, was er für wichtig hält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.01.2001 um 23.00
Eine Trotzgeburt ist etwas, was man lieber nicht ausgetragen hätte, aufgrund verschiedener Indikationen.
In Bezug auf die Rechtschreibreform kommen einige spezielle Aspekte hinzu.
Ich unterstelle, daß in den frühen 90er Jahren noch ganz andere Ziele - z.B. die gemäßigte Kleinschreibung - angestrebt wurden. Bekannt ist, u.a., daß die Gruppe der Rechtschreibreformer in diesen Jahren einige Schriften veröffentlichte, die den später folgenden Normen völlig widersprachen. Es waren - bitteschön - die gleichen Leute, die später genau diese Reform hervorbrachten und dabei vermehrte Großschreibung betrieben. Kann man das mit dem Wort Trotz bezeichnen?
Ein weiteres kommt hinzu: Diese Reform ist nicht akzeptiert, sie ist oktroyiert. Wie bitte reagiert man auf einen Erlaß, wenn natürliche Reaktionen untersagt sind.
Meine Aussage: Diese Reform ist in vielfacher Hinsicht eine Trotzgeburt, ist hiermit ausreichend erklärt, auch wenn es noch weitere Begründungen gäbe.
Mit meinem geharnischten Text habe ich darauf abgezielt, daß sich auch einmal Kollegen zu Wort melden, daß auch einmal daran gedacht wird, wie das begrüßenswerte Modell von T. Ickler in die Tat umgesetzt werden kann.
Steuern, vereinnahmen und umlenken wollte ich nicht.
Ich stelle bloß fest, daß sich in dieser Hinsicht nichts tut, daß offensichtlich keine Kollegen an der Diskussion teilhaben, und daß niemand an die Mission der Botschaft denkt.
Meine Fragen sind im übrigen gestellt. Die Antworten muß ich nicht selbst geben.
Das heißt: Ich werde mich eine Weile zurückhalten.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Zu Wolfgang Wrase: Die GZS ist komplexer, als ihr denkt:
Wenn Otto Normalverbraucher wissen will, wie richtig geschrieben wird, dann schaut er in ein Wörterbuch oder in mehrere Wörterbücher hinein. Im alten Duden von 1991 und im neuesten Duden von 2000 und in Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, 1991, und bei Ickler steht: sich satt essen. Es gibt also kein Problem.
Wer aber daraus ein Problem machen und wissen will, wie auch falsch geschrieben wird, der schaut in Zeitungen hinein. Die Wahrscheinlichkeit, daß Zeitungstexte fehlerhaft sind, ist ziemlich groß. Die unterschiedlichen Hausorthographien der Zeitungen sind bekannt. Keine Zeitung wird für sich in Anspruch nehmen, orthographisch einwandfrei zu sein. Wenn man daher eine Unmenge von Zeitungen auswertet, dann wird das Ergebnis so fehlerhaft sein wie es auf Statistiken üblicherweise zutrifft.
Jedenfalls ist die einzig realistische Darstellung: Es kommt beides vor und ist beides berechtigt, also Bogen. (Wolfgang Wrase: Die GZS ist komplexer, als ihr denkt) - Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
1. Betonung ist außerordentlich nützlich. Sie ist aber kein hinreichendes Kriterium, die GZS ist in der Tat komplexer, als viele denken; Generationen sind beim Versuch gescheitert, sie eindeutig zu regeln.
2. Mein Rechtschreibwörterbuch beschreitet einen neuen Weg, der zugleich näher an der Schreibwirklichkeit ist als Duden und Reform und dabei wesentlich leichter zu beherrschen. Das einzig Befremdliche daran ist die Liberalität, an die der Deutsche nicht gewöhnt ist.
3. Zeitungen sind nicht besonders fehlerhaft. Die wenigen Fehler mendeln sich weg, wenn man große Textmassen untersucht. Wenn jemand glaubt, daß sich die Fehler dabei vermehren, hat er die Statistik nicht verstanden. Außerdem sind Zeitungstexte die wichtigste schriftliche Textsorte überhaupt. Sie werden von enorm geübten Berufsschreibern ohne stilistischen Ehrgeiz produziert, sind reine Zweckprosa, also die einzige Gattung, auf die Orthographie zweifelsfrei anwendbar ist. Und der Textdurchsatz ist unvergleichlich, sie prägen unser Gefühl für Schriftsprache mehr als jede andere Textsorte. Wer all dies nicht glaubt, hat eben nicht die Erfahrung, die man beim Umgang mit solchem Material bekommt und sonst wohl nirgends. Ixch habe oft gestaunt, wie gleichförmig die Ergebnisse über die Jahre und eine halbe Million Zeitungsartikel hinweg waren. Das ist schon sehr aussagekräftig.
4. Ich will es damit nun genug sein lassen, an der Verbesserung meines Wörterbuchs arbeiten und auf alternative Wörterbücher warten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
Die Verbindung zusammen fahren wird nur dann mit zwei Betonungen gesprochen, wenn es um die Antwort auf die Frage geht, was jemand tut. Dann ist nämlich sowohl das zusammen als auch das fahren neue Information, also Rhema, und wird betont:
Was wollen wir tun? - Zusammen fahren.
Steht dagegen schon fest, daß gefahren werden soll, so ist nur zusammen neu und wird betont:
Wie wollen wir fahren? - Wir wollen zusammen fahren. (Dies dürfte sogar häufiger sein.)
(Übrigens ist dies in der Sprachwissenschaft eine übliche Bezeichnungsweise für Akzente und erspart manchen Ärger.)
Daher ist die umstandslose Angabe zweier Betonungen irreführend, sie trifft nur auf spezielle Verwendungen zu. In anderen Fällen sind es sogar ganz besonders gesuchte oder kaum denkbare Verwendungen. Ein Grundfehler des Duden.
Anders steht es mit aneinander hängen (einander lieb haben, allenfalls Nebenton auf dem ersten Teil) vs. aneinanderhängen. Darauf habe ich stets hingewiesen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Jetzt sind die Akzentzeichen vor der betonten Silbe zum Teil doch nicht so rübergekommen, wie es beabsichtigt war.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Es ging mir nur um die Frage: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Sie haben in Ihrem Wörterbuch eindeutig sich satt essen geschrieben. Warum will Wolfgang Wrase nun plötzlich satt_essen mit Bögelchen schreiben? Hat das etwas mit der Süddeutschen Zeitung zu tun, in der womöglich entgegen den Festlegung in Ihrem Wörterbuch 50 Prozent satt essen und 50 Prozent sattessen steht?
Mit dem obigen Beispiel will ich nur zeigen, daß man sogar aus einem eindeutigen Fall ohne Not mit Hilfe Ihrer Fakuktativschreibung ein Problem machen kann.
Auf Grund meiner Unwissenheit als Schulmeisterlein kann und will ich mir nicht anmaßen, Sie als Sprachwissenschaftler zu belehren. Wenn ich hier Fragen zur Betonung aufwerfe, dann deshalb, weil ich an die mögliche Umsetzung Ihrer Fakultativschreibung in der Schulpraxis denke. Ich meine, daß aufmerksamen Beobachtern dies klargeworden sein sollte. Aber es gibt auch jemand, der unsere Fragen aus unserer Sicht als Lehrer (Peil, Riebe, Schäbler) als lächerlich und als unerhörte Majestätsbeleidigung betrachtet.
Sie sprachen von dem Kriterium der Betonung als einer Krücke. Vielleicht sehen ja auf Grund Ihres größeren Horizontes diesbezügliche oder andere didaktische Möglichkeiten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
wieso ist der Fall satt essen einfach? Doch nur für den, der es zufällig so gelernt und behalten - oder eben nachgeschaut hat. An sich ist es aber ein Zweifelsfall. Ich werde es möglicherweise, nach gehöriger Prüfung, ändern und das Bögelchen einführen. Dadurch wird der Zweifelsfall behoben, denn der Benutzer meines Wörterbuchs weiß ja, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschrieben werden können. Folglich braucht er nicht nachzuschlagen, und das ist auf jeden Fall einfacher. Ich will das Wörterbuch ja entbehrlich machen (außer was seltene Wörter betrifft wie Apophthegma usw.).
Zur Information der Diskutanten: Mein Wörterbuch ist(selbstverständlich) so entstanden, daß ich mir eine Wörterliste aus anderen Wörterbüchern habe abtippen lassen, die ich dann wieder und wieder nach meinen eigenen Grundsätzen bearbeitet habe. So erklärt sich, daß hier und da noch etwas stehen geblieben ist, was ich aus Zeitmangel oder aus Versehen noch nicht geändert habe. Anders ist es gar nicht möglich; es macht übrigens viel Freude, mit Hilfe kluger Beobachter, die mir so viele nützliche Briefe geschrieben haben, an der Vervollkommung einer offenbar nützlichen und verbesserungswürdigen Sache zu arbeiten.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Ich habe letzte Nacht Herrn Riebe ein persönliches Briefchen geschrieben, ich möchte es hier öffentlich machen, und sage hinterher auch gleich warum.
Lieber Herr Riebe,
sie punkten! Auf der Ebene kann ich zwar nicht mitreden, aber was Sie schreiben, erscheint mir plausibler als Herrn Icklers liberale Häkchen. Sie sind mir hoffentlich nicht böse, weil ich Sie im Zusammenhang mit Herrn
Fleischhauers seltsamem Beitrag ein bißchen gefrozzelt habe. Eigentlich war das ein Kompliment an Sie: Unermüdlich, keinen Windmühlen und keinen Fettnäpfchen ausweichend, jede Ohrfeige, jeden Tiefschlag geduldig einsteckend und dabei wie ein Athlet niemals strauchelnd, immer wieder von neuem argumentierend, erklärend, neu prüfend, neu forschend, Irrwege und die damit einhergehende Schadenfreude der »Fachleute« in Kauf nehmend, versuchen Sie Klarheiten und Orientierungen zu finden - wo es vielleicht wirklich »wissenschaftlich« gesehen gar keine gibt.
Vielleicht wäre ein pragmatischer Mittelweg richtig. Die Vorschläge, denen Herr Ickler sich (noch?) verschließt, waren doch teilweise ganz vernünftig.
Gibt es Widerspruch? Warum ich das Briefchen veröffentliche? Wegen der »kinderleichten Rechtschreibung«, die er nun wieder zurückgereicht bekommt, als sei er halt irgendwo doch immerzu hinterm Mond. Das erinnert mich an frühere Diskussionen in linken Kreisen der 68er und 70er Jahre. Kaum äußerte man einen von der allgemeinen Gesinnung nicht abgedeckten Gedanken, bekam man zur Antwort: »Genosse, Du bist ja naiv!«
Was Herr Riebe sagen wollte, meine ich verstanden zu haben. Natürlich gibt es keine kinderleichte Rechtschreibung. Die kann kein Wörterbuch kinderleicht machen. Aber ein Wörterbuch könnte »narrensicher« sein. Was meinen Sie denn, Herr Ickler, warum wir - Ihnen so wohl gesonnen wie auch voller Bewunderung und Hoffnung - Probleme mit Ihrer Fakultativschreibung haben? Sie überschätzen die Bereitschaft des normalen Wörterbuchbenutzers, sich mit Ihren Theorien und den Praktiken, die sich daraus in Ihrem Wörterbuch niedergeschlagen haben, auseinanderzusetzen. Der wird Ihr Vorwort, so kurz es sein mag, noch nicht einmal lesen. Der will nachschlagen und sofort zweifelsfrei finden, was er sucht. Geben Sie ihm zwei Möglichkeiten, dann nimmt er nach Gefühl die eine oder die andere, vielleicht schaut er aber auch kein zweites Mal in Ihr Wörterbuch, sondern kauft sich eines, das ihm nur eine gibt, und sei es die »falsche«. Deswegen ist der neue Duden auch so verheerend. Wer will sich diese ganzen Erläuterungen denn anschauen, wer versteht das denn schon? Wer will sich denn schon Gedanken machen, ob er das Wort, das er sucht, so oder so betont, von diesem oder jenem ableitet, ob es entsprechende Substantivierungen gibt oder nicht? Wer weiß schon, was ein Substantiv überhaupt ist, von einer Substantivierung ganz zu schweigen?
Was Herr Riebe über das Kenntnisniveau der Schulabgänger sagt, ist lebensnah. Und das gilt nicht nur für Hauptschulabgänger. Wenn ich an manche Manuskripte denke, die ich von angesehenen Hochschulprofessoren schon in den Händen hatte! Oder von namhaften deutschen Schriftstellern! (Übrigens schreiben nach meiner Erfahrung Handwerker besonders ordentlich und sicher.)
Herr Ickler fordert den »mündigen Bürger« in Sachen Rechtschreibung. Das ist zwar ein schönes Ideal, aber der mündige Bürger braucht kaum ein Wörterbuch, sofern er viel schreibt. Und der mündige Bürger, der nicht viel schreibt, oder in einem Zweifelsfall nachschlagen will, mag sich nicht mit Rechtschreibtheorien herumschlagen oder mit Auslegungsfragen von Häkchen oder Bögchen, sondern der will wissen, wie die richtige Schreibweise ist. Und wenn es zweierlei gibt, dann kann man das doch angeben und den Unterschied beschreiben. Damit wird doch keinem Bürger die Mündigkeit abgesprochen.
Allez, Monsieur Icklér, un petit effort...
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
Zur weiteren Auflockerung der Diskussionsstränge möchte ich bekannt_geben, daß ich soeben den ultimativen Beweis gefunden habe, daß weder die alte Rechtschreibung noch die reformierte Rechtschreibung noch die Darstellung von Ickler etwas taugen.
Alte Rechtschreibung: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter!
Neue Rechtschreibung: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter!
Icklersches Wörterbuch: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter
Man sieht, der einzige Unterschied ist, daß Theodor Ickler das Ausrufezeichen hinter holterdiepolter wegreformiert hat. Die Unsystematik in der Wortmitte ist jedoch bestehen_geblieben.
Also: Die Rechtschreibung muß noch_mal tief_greifend überarbeitet werden - man reserviere frühzeitig entsprechende zerebrale Kapazitäten!
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Tut mir leid, Herr Lachenmann, für den Wörterbuchbenutzer, der im alten Stil weitermachen und an der kurzen Leine geführt werden will, bin ich nicht da. Mit einem Wiederabdruck des alten Duden, vielleicht ergänzt um 5000 neue Einträge, wäre ihm wohl am besten gedient. Und meine Aufforderung an Sie und alle Gleichgesinnten, ein eigenes Wörterbuch dieser Art anzufertigen, steht ja noch im Raum, wie man so schön sagt. Wenn jeder einen Buchstaben übernimmt, ist das Ganze in vier Wochen fertig. Dann können wir weiter darüber reden, vorher wohl nicht, denn das Pulver auf beiden Seiten ist verschossen.
Nur dies noch: Die Folge eines Wörterbuchs der bezeichneten Art wird zwangsläufig sein, daß wie bisher alle Welt ständig falsch schreibt, wie ja die Reformer durchaus zutreffend festgestellt haben. Dieses Argument ist noch nie widerlegt oder auch nur ernsthaft diskutiert worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 15.01.2001 um 23.00
Ich wollte mit meinem Hinweis keine praktische Entscheidungshilfe für die Zusammenschreibung geben und auch keinen generellen, regelhaften Zusammenhang konstruieren, sondern nur darauf hinweisen, daß die Existenz von zusammengeschriebenen Substantiven und Substantivierungen auf die Schreibung der entsprechenden Verben abfärbt. Die Praxis der Rechtschreibung ist ja nicht selten von Analogiebildungen bestimmt; so hängt die von Herrn Ickler festgestellte (nicht dudenkonforme) Zusammenschreibung nochmal gewiß nicht zuletzt mit dem nahen nochmals zusammen; vergleichbare Beispiele gibt es zuhauf (stattdessen wie währenddessen usw.). -- Das Gegenbeispiel Stellungnahme überdenkend, kommt mir folgender Gedanke: Man vergleiche die beiden Sätze: Dazu stellungnehmend, bemerkte er . . . und Dazu stellungbeziehend, bemerkte er . . . Ich würde sagen, daß der erste Satz, obwohl ebenso falsch wie der zweite, weniger befremdlich wirkt.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Herr Markner hat gewiß recht. Außerdem dürfte die Reihenbildung einmal, zweimal usw. mitgewirkt haben; und wir hatten ja bisher auch zum erstenmal usw.
Herrn Wrase sei Dank für seine scharfsinnigen Beobachtungen! Ich hatte übrigen sdie Interjektionen ursprünglich alle mit Ausrufezeichen markiert und glaubte mir dadurch die Nennnug der Wortart ersparen zu können, bin dann davon abgekommen, aber nicht ganz konsequent. Übrigens ist ini fünf Zeitungsjahrgängen = 400.000 Artikeln kein einziges Mal schwuppdiewupp zu finden, nur schwuppdiwupp (24mal, falls sich jemand dafür interessiert ...), während holterdipolter ungefähr gleich häufig ist wie holterdiepolter. Das sind Dinge, für die man dann auch kein statistisches Gefühl mehr hat, so selten kommen sie vor. Immerhin, die Korrektur (holterdiepolter, a. holterdipolter) ist vorgemerkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
Zuvor: Ich hoffe, man hat verstanden, daß das Holterdi(e)gepoltere und Schwuppgewuppe als Witz gedacht war. Aber wie interessant: Man hat irgendwie das Gefühl, daß ein -die- in schwuppdiwupp unplausibel ist, nicht jedoch in holterdiepolter, und tatsächlich zeigt sich das in der Statistik. Man muß sich nun vorstellen, daß solche winzigen, kaum rational begründbaren Unterschiede auch die reale Gestalt der GZS prägen mit ihren vielfältigen Einflüssen; da kann man sich gleich ausmalen, daß man in Teufels Küche landet, wenn man für die GZS eine eindeutige Darstellung erreichen will.
Ich hatte gestern abend auch schon ein ganz mulmiges Gefühl, als ich einfach mal behauptete, daß man die GZS teilweise präzisieren könne, und das Gefühl wurde noch mulmiger, als ich es anhand des relativ übersichtlichen Bereichs zusammen_... einmal versuchte. Da habe ich auch schon ein bißchen hin und her geschoben, am Schluß waren es ein paar Bogen weniger, als ich zuerst festlegen wollte. Ich erwartete daher eigentlich, daß Professor Ickler den Vorschlag abschießen würde, um dann sagen zu können: Seht her, es geht nicht einmal innerhalb von zusammen.
Nun wurde mein Ansatz aber noch nicht abgeschossen. Soll ich weitermachen - mit was? Vielleicht mit ein paar Verbzusätzen, die uns die Unmöglichkeit der Präzisierung bzw. deren zu große Nachteile deutlicher vor Augen führen? Welche wären das? Also, ich würde gern wissen, ob mir Professor Ickler das Scheitern voraussagt, denn dann könnte ich mir das Kopfzerbrechen sparen (ich habe ja leider keine Statistiken, sondern nur Erfahrungswerte und ein gewisses Gespür für das, was Herr Riebe sprachimmanente Gründe für Schreibweisen nennt).
Professor Ickler meint zwar, daß das Pulver verschossen sei; aber ich möchte noch einmal versuchen, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren.
Zunächst muß man anerkennen, daß die vielen Bogen ein heftiges Mißfallen bei nicht wenigen Betrachtern hervorrufen und den nachvollziehbaren Eindruck: Wenn ich schon ins Wörterbuch schaue, dann möchte ich doch wissen, wie etwas geschrieben wird (oder überwiegend geschrieben wird oder wann es wie geschrieben wird oder wie es bevorzugt/besser geschrieben werden sollte) - jedenfalls dann, wenn aus statistischen oder theoretischen Gründen eine solche Entscheidung oder Empfehlung möglich wäre.
Dazu kommen zwei Grundsätze, die dem Wörterbuch doch als Leitsätze voranstehen: 1. Schreiben für den Leser; 2. Schreibweisen kommen vor den Regeln. Der erste Grundsatz - Schreiben für den Leser - stützt die Ablehnung, soweit sie sich gegen die Darstellung getrennt oder zusammen richtet, in denjenigen Fällen, in denen der kompetente Schreiber (oder Lexikograph) weiß, daß die eine Schreibweise für den Leser (noch) besser, eingängiger, vertrauter, leichter lesbar o. ä. ist als die andere. Aus denselben Gründen wird ja auch zum Beispiel bei der Kommasetzung bei Infinitivsätzen eine differenzierte Darstellung beibehalten, anstatt daß man einfach sagt: Wir kapitulieren vor der Komplexität der Fälle und sagen nur noch Infinitivsatz -> Komma freigestellt.
Der zweite Grundsatz - Schreibweisen kommen vor Regeln - untermauert die Kritik am Bogen in den Fällen, in denen die Statistik ein großes bis überwältigendes Übergewicht einer Variante ergibt, also zum Beispiel bei fertigstellen. Da denkt dann der Benutzer: Das gibt es doch nicht, daß die Getrenntschreibung als gleichrangig dasteht, und reibt sich verwundert die Augen.
Was ist da passiert? Die GZS ist bei Verbzusatzkonstruktionen von so vielen Faktoren abhängig, daß es (mehr oder weniger) unmöglich ist, sie zu vertretbaren Kosten im Detail voll zu differenzieren; man erhielte jede Menge Inkonsequenzen und eine spitzfindige, fragwürdige Fülle an Details, die sich keiner merken kann. Nun flüchtet man sich also in die Lösung Verbzusatz -> Bogen und erhält dann, leider, auch die Darstellung zusammen_pferchen oder fertig_stellen. Das bedeutet, der Grundsatz Schreibweisen vor Regeln wurde umgekehrt: Die Regel Bei Verbzusätzen kommt sowohl Getrenntschreibung als auch Zusammenschreibung vor, aus der unübersichtlichen Masse aller Verbzusatzschreibungen gewonnen, wird überall im Wörterverzeichnis angewendet, so als ob fertig stellen gleichberechtigt neben fertigstellen vorkäme - obwohl die Statistik (SZ) ergeben hat: Häufigkeit 1:50!
Anders gesagt: Der Bogen wäre dann voll berechtigt, wenn durchgehend nur die Verbzusätze selbst verzeichnet wären, am besten mit einem für die Varianten typischen Beispiel, also zum Beispiel fertig_kochen oder zusammen_bleiben. Der Ärger kommt erst bei richtig_stellen oder zusammen_brechen auf.
Nun wäre es ein noch weiterer Rückschritt, wenn man, nur um den Bogen zu rechtfertigen, sich jeweils auf ein einziges Beispiel wie platt_machen (für platt_) zurückziehen würde. Ich habe daher anhand von zusammen_ einmal probiert, ob man nicht den Grundsatz Schreibweisen vor Regeln im Wörterverzeichnis wieder besser zur Geltung bringen kann. Das scheint nicht ganz mißlungen zu sein (obwohl ich mich, wie gesagt, dabei schon ziemlich unwohl gefühlt habe).
Also, soll ich jetzt weitermachen - oder werde ich scheitern, Herr Ickler? Ich gehe nicht davon aus, daß ich es besser kann als Sie, und verspüre deshalb keinen großen Antrieb, mich in ein unlösbares Problem zu verstricken ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Naja, das mit dem holterdi(e)poler habe ich schon richtig verstanden, und mir sind genau dieselben Gedanken dabei gekommen: Wie seltsam, daß man das eine nur so schreibt und das andere sowohl so als auch anders!
Zur Hauptsache: Ich habe ja bereits zugegeben, daß hier im einzelnen noch Änderungen möglich sind, hatte übrigens schon frühzeitig gerade den Zusatz zusammen- mal hierhin, mal dorthin geschoben, konnte mich nicht so recht entscheiden. Herr Wrase hat wie immer sehr scharfsinnig den Punkt erkannt: pauschale Kennzeichnung wirft weniger Probleme auf als die ausdrückliche Markierung von Einzeleinträgen als fakultativ, weil die statistischen Verhältnisse, wie gesagt, sehr schwanken. Mir schien die liberale Notierung wegen ihrer vielberufenen Unschädlichkeit (an der ich festhalte, lieber Herr Lachenmann) schließlich am günstigsten. Ich glaube also einfach nicht daran, daß dadurch der Schreibbrauch sich zum Schlechteren verändern könnte - oder auch überhaupt nur beeinflussen ließe. Wenn die Leute zusammenschreiben wollen, werden sie es weiterhin tun. Und mein Wörterbuch rät ihnen ja nicht davon ab, das ist in meinen Augen das Wesentliche. Wenn der Lehrer davon abgehalten wird, die Schreibweise fertig gestellt als Fehler anzustreichen, ist das doch nur gut. Die Erwachsenenschreibe wird sich dadurch bestimmt nicht ändern.
(Ketzerischer Gedanke: Und selbst wenn künftig mehr im Sinne der Reformer fertig stellen geschrieben würde, wie früher - was wäre denn daran so schlimm? Das ist doch der geringste Fehler der Reform - bloß daß die Reformer dafür eine völlig abstruse Muß-Regel eingeführt und auf den Zufall der Endung -ig gebaut haben! Ihre Begründung lautet ja ungefähr so: -ig ist zwar an sich kein Grund und hat auch mit Zusammen- und Getrenntschreibung gar nicht zu tun, aber wir wollen feste Regeln, um Unsicherheiten zu beseitigen. Ich habe hingegen, man weiß es schon, nicht die geringste Angst vor Unsicherheiten (die auch bei den Reformern augenblicklich in Freiheiten umgetauft werden, sobald sie selbst in ihrer Ratlosigkeit Varianten einführen ...)
Wie gesagt, einzelne Änderungen sind denkbar und sogar wahrscheinlich, zumal ich ja irgendwann die Konvolute von Anregungen einarbeiten werde, die mir zugegangen sind. Es kann auch sein, daß die Liste der obligatorisch zusammenzuschreibenden Zusätze (ß 9) sich ändert, vielleicht um ein paar wenige Nummern länger wird, aber gewiß nicht sehr beträchtlich! Die Grundkonzeption bleibt auf jeden Fall: so viel Freiheit wie möglich, so wenig Fehlerfuchserei (wenn ich mir diese Wortprägung erlauben darf) wie möglich! Immer nahe am Usus, ohne je mit der Grammatik überkreuz zu geraten!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
... ich soll weitermachen - obwohl ich selber davon ausgehe, daß ich bald kapitulieren werde. Das hab ich nun davon. Vielleicht geht es ja doch, denn Professor Ickler hat ein großes Herz und hätte mich doch vor dem Untergang in der GZS gewarnt, wenn er sicher vorauszusagen wäre?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
mein Pulver ist jetzt tatsächlich verschossen. Ich bilde mir ein, daß es möglich sein müßte, Ihre »liberale« Notierung mit einer »narrensicheren« Notierung einer Präferenz bzw. einer Darstellung der unterschiedlichen Anwendungen bei mehreren Schreibweisen unterschiedlichen Aussageinhaltes zu verbinden. Die »vielberufene Unschädlichkeit« habe ich bislang nur von Ihnen gehört, und ich bin nicht im geringsten von ihr überzeugt, im Gegenteil. Nun glauben Sie etwas und ich glaube etwas anderes. Dann müssen wir es eben dabei belassen.
Warum schütten Sie das Kind mit dem Bade aus und sagen, die Alternative zu Ihrer Konzeption könne nur ein umgemodelter alter Duden sein? Aus dem, was am alten Duden gut war und dem. was an Ihrer Konzeption gut ist (die mir so gut gefällt, daß es mir leid täte, mich schließlich über sie ärgern zu müssen) könnte sich doch mit weiteren guten Ratschlägen, an denen kein Mangel herrscht wie diese Diskussion zeigt, ein brauchbares Produkt entstehen. Sie glauben es halt nicht.
Wenn künftig mehr im Sinne der Reformer »fertig stellen« (und analoges) geschrieben würde, wie früher, dann wäre daran ärgerlich, daß damit die Reformer ihre traurigen Spuren tatsächlich in der Art, wie bei uns geschrieben wird, hinterlassen haben werden (das ist allerdings jetzt ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen), andererseits daß eine - für mich jedenfalls - eindeutige Form aufgegeben wird für zwei Formen, die das eine oder das andere zugleich bedeuten können. Alles andere ist schon gesagt worden, mein Pulver ist wirklich verschossen. Ich sehe darin jedenfalls einen Rückschritt.
Vielleicht müßten Sie definieren, für wen Ihr Wörterbuch gedacht ist. Für die Alltagspraxis, die der Duden bisher bedient hat, scheint es mir nicht sehr erfolgversprechend zu sein.
Irren ist menschlich, vielleicht haben Sie ja doch recht, dann umso besser. Ob wir es je erfahren werden?
Walter Lachenmann
Krottenthal 8, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Jetzt will ich es aber wissen. Wie sieht das brauchbare Produkt aus? Wer zeigt es mir wenigestens an einem Buchstaben. Vorher läßt es sich schlechterdings nicht weiterdiskutieren.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Das ist Pingpong in den letzten Zügen.
Es gibt ein unschönes Wort, das ich meines Wissens noch nie gebraucht habe, es heißt »Anforderungsprofil«.
Da meine gute Munition verschossen ist, fallen mir nur noch Worthülsen ein. Diese hier könnte man vielleicht mit etwas Sinn erfüllen.
Also: Welchen Benutzer stellen Sie sich für Ihr Wörterbuch vor, wenn es der herkömmliche Dudenbenutzer nicht ist?
Wenn man weiß, für wen Sie Ihr Wörterbuch machen und für wen auf jeden Fall nicht, dann kann man ja sehen, ob man zu der »Zielgruppe« gehört und kann je nachdem sich aus der Diskussion zurückziehen.
(Ging der nochmal übers Netz oder doch schon über die Tischplatte?)
Walter Lachenmann
Krottenthal 8, 83666 Waakirchen
eingetragen von Dominik Schumacher am 15.01.2001 um 23.00
das Pragraphenzeichen:
§1, §2.
Ich hab Pragraphenzeichen getestet.
DS@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Manfred Riebe am 15.01.2001 um 23.00
Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.
1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.
Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung mausetotschlagen und"krankenhausreifschlagen stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen ; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch. Das will ich einmal probieren:
mausetot schlagen steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird krankenhausreif schlagen getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.
Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:
In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
____________________________
Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: getrennt zu sprechen. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 15.01.2001 um 23.00
Der erste Versuch Betonungsunterstreichungen anzubringen, ist infolge eines Fehlers nur einmal gelungen und dann mißlungen. Auch zeigte sich, daß die html-Kennzeichnungen nicht dargestellt werden. Hier der zweite Versuch:
Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.
1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.
Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung mausetotschlagen und"krankenhausreifschlagen stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen U und /U jeweils in spitzen Klammern; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch. Das will ich einmal probieren:
mausetot schlagen steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird krankenhausreif schlagen getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.
Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:
In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
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Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: getrennt zu sprechen. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Henning Upmeyer am 15.01.2001 um 23.00
Mehrdeutige Adverbien mit Verben (einfache und Präpositionaladverbien, d.h. Präposition mit Adverb):
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adverbien:
1.)Richtung oder Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Zeitpunkt oder Tatort oder Grund einer nicht zielgerichteten Handlung. Getrenntschreibung.
Mehdeutige adverbial gebrauchte Adjektive mit Verben:
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adjektive:
1.)Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Eigenschaft. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Art und Weise oder Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung und unvollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Tätigkeit selbst. Getrenntschreibung.
3.) Kombination aus beiden Aktionsarten: Das erste Adjektiv beschreibt die Art und Weise oder den Zeitpunkt und das zweite das Ziel oder Ergebnis einer insgesamt zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Bisher Zusammenschreibung von zweitem Adjektiv und Verb.
Das Kriterium, bei unterschiedlichen Bedeutungen eines Adjektivs zwischen dem Ziel bzw. dem Ergebnis einer zielgerichteten Handlung bzw. vollendeten Aktionsart und der Art und Weise bzw. dem Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung bzw. unvollendeten Aktionsart zu unterscheiden, war einfach, schnell und sicher zu erkennen und griff immer. Beim Lesen konnten die unterschiedliche Bedeutungen solcher Adjektive und Adverbien einfach und zweifelsfrei aus der Zusammen- oder Getrenntschreibung erkannt werden.
Mehrdeutige Stellungsverben mit bleiben oder lasse:
Stellungsverben wie stehen, sitzen, liegen, hängen, kleben, stecken in Kombination mit bleiben oder lassen können sowohl eine ergebnisorientierte einmalige Handlung und eine vollendete Aktionsart - bisher durch Zusammenschreibung gekennzeichnet - als auch einen Zustand und eine unvollendete Aktionsart - durch Getrenntschreibung gekennzeichnet - bezeichnen. Diese je nach der Aktionsart ganz verschiedenen Bedeutungen konnten bisher durch Zusammen- bzw. Getrenntschreibung genau unterschieden werden.
Zulässiger Umkehrschluß für den Leser:
Zusammenschreibung bezeichnete bisher immer eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart.
Getrenntschreibung bezeichnete bisher meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.
Beriffserklärung:
Vollendete Aktionsart: Gesamtheit der Handlung von Anfang bis Ende, Betonung des Ergebnisses. Ergebnis ist die Eigenschaft als Endzustand.
Unvollendete Aktionsart: Betonung des Handlungsverlaufs, nicht über das Ergebnis und den Endzustand. Ergebnis ist die Handlung selbst.
Vefasser: Henning Upmeyer, Roseggerweg 10, 82140 Olching, Januar 2001. E-mail: henning@upmeyer.de
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe: Ich habe selbstverständlich nicht sagen wollen, daß mausetot schlagen zusammengeschrieben wird, sondern daß dies und krankenhausreif schlagen nach dem Riebeschen Betonungskriterium zusammengeschrieben werden müßte. Die Betonung liegt auf dem ersten Bestandteil, auch wenn Herr Riebe eine verteilte Betonung zu hören glaubt. Die Betonungsangaben im Duden waren oft falsch, unter dem Einfluß der (gewünschten) Getrenntschreibung entstanden. Ähnlich wird auch zusammen fahren (genmeinsam fahren) ebenso gesprochen wie zusammenfahren (erschrecken) - dies zum Dudelinterview auf der Nachrichtenseite, das auch sonst Richtiges und Falsches mischt. Wenn es (Herrn Riebe) so scheint, als gebe es einen zweiten Akzent auf dem Verb, erliegt man einer Sinnestäuschung oder mißdeutet einen leichten Nebenakzent, die mechanische Folge der Tatsache, daß umfangreichere Wortgruppen nicht unter einen einzigen Hauptakzent gebracht werden können. Ich könnte ihm die vielleicht etwas plausibleren Gebilde wie Stellung nehmen usw. entgegenhalten; ganz allgemein gilt, daß das nächste determinierende Glied (links vom Verb) den Hauptton der Gruppe trägt, ohne daß sich daraus etwas für Zusammenschreibung gewinnen ließe. Das ist nun mal so, und Herr Riebe würde es bei der eigenen Wörterbucharbeit irgendwann einsehen müssen.
Gewissermaßen abschließend möchte ich noch folgendes sagen: Es ist, wie schon vor Jahr und Tag, deutlich geworden, daß einige Kritiker vor allem aus dem Umkreis des VRS, mir eigentlich keine Vorschläge zur Verbesserung meines Wörterbuchs machen wollen, sondern bereits die Grundkonzeption ablehnen. Diese Konzeption, die ich mit den Begriffen deskriptiv (gebrauchsorientiert) und liberal (großzügig, dem Schreiber Freiheit lassend) kennzeichne, wird zurückgewiesen zugunsten einer eher normativen und strengen (eindeutigen, das Einzelne festlegenden) Auffassung. Daher scheint mir nun ein Ende der Diskussion erreicht, und es bleibt nur die Aufforderung, die alternative Auffassung ebenfalls in einem Wörterbuch niederzulegen. Man muß sich geradezu wundern, daß der VRS mit jenen Mitgliedern, die viel mehr Muße haben als ich, nicht schon längst ein solches Wörterbuch vorgelegt hat, denn der grundsätzliche Unterschied unserer Auffassungen war doch schon nach der ersten Auflage klar. Daß ich selber von meinem gebrauchsbezogenen, liberalen Normbegriff abgehen würde, konnte wohl niemand erwarten, denn ich habe meine Auffassung von Sprache seit einem Vierteljahrhundert öffentlich vertreten und nie Grund gehabt, sie aufzugeben. Mein Respekt vor der Sprachgemeinschaft und ihren intuitiv gefundenen Lösungen ist viel zu groß, als daß ich sie den Bedürfnissen der Notengebung unterordnen würde.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 15.01.2001 um 23.00
Herrn Upmeyers Darstellung trifft den Nagel auf den Kopf, er spricht mir geradezu aus der Seele, müßte aber noch leicht ergänzt werden. Wie Professor Ickler erwähnt, schreibt man nämlich z.B. nicht »krankenhausreifschlagen«. Das wird im gegenwärtigen §10 ja auch schon erwähnt: «...teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen.«. Der Zusatz »krankenhausreif« ist da also schon zu umfangreich.
An dieser Stelle im Regeltext wäre nun schlicht die nachdrückliche Empfehlung wünschenswert, solche Verbzusätze am besten immer zusammenzuschreiben. Im Gegensatz zu den obligatorischen Zusammenschreibungen von §9 wären demnach getrennte Schreibungen nicht falsch, sehr wohl aber einfach schlechter. Als einleuchtende Begründung bräuchte man dann nur noch Upmeyers (leicht umformulierten) Text dazuzusetzen: »So ergibt sich der zulässige Umkehrschluß für den Leser: Zusammenschreibung bezeichnet eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart. Getrenntschreibung bezeichnet meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.« Noch ein paar griffige Beispiele, und der Rettung der sprachlichen Entwicklungstendenz wäre Genüge getan. Allzu fakultativ dürfen diese Fälle nämlich auch nicht aufgefaßt werden.Wohl tauchen im Schreibgebrauch die getrennt geschriebenen Varianten noch mehr oder weniger oft auf, aber allein die Tatsache, daß Getrenntschreibung zwar nie ganz falsch sein mag, Zusammenschreibung aber unter Umständen schon, zeigt ja, daß dort schon formal ein ganz wesentlicher Unterschied vorliegt.
Da sich bei diesem Mechanismus nun mal wirklich verschiedene Bedeutungen ergeben, je nachdem, ob man getrennt oder zusammenschreibt, wäre es wahrscheinlich auch besser, im Wörterverzeichnis für solche Fälle keinen Bogen mehr einzusetzen, da dieser suggeriert, beide Fälle wären unbedingt sprachlich gleichwertig. Besser wäre wohl eine Darstellung, die die Präferenz bzw. Differenz der Zusammenschreibung schon vor Ort ausdrückt, die ja auch belegbar der modernen, faktischen Sprachentwicklung entspricht, insofern wäre das durchaus deskriptiv. Etwa: »bewußtmachen, (aber: bewußt machen; s. §10)«
Übrigens dürfte dieser Mechanismus auch »ernstmachen« zulassen. Im Wörterverzeichnis ist bei diesem Stichwort komischerweise gar kein Bogen eingefügt.
Andererseits gibt es noch Ausnahmen, bei denen Verbzusatz und Verb auch dann zusammengeschrieben werden, wenn damit kein Resultat angegeben wird:
bereithalten
offenhalten
nahestehen
nebenherlaufen
drauflosreden
heimlichtun
klarsehen
innewohnen
kopfstehen
übelnehmen
leichtnehmen
leichtfallen
schwerfallen
...
Deren Bildung ist eigentlich eher vergleichbar mit jenen Wörtern, um die es in §11, Absatz 6 geht, also zum Beispiel:
bitterböse
lauwarm
halbdunkel
allgemeinverständlich
hochaktuell
hochmodern
mattschwarz
sogenannt
...
Das heißt, sie bilden irgendwie eine besondere Kategorie. Was unter besonderer Kategorie zu verstehen ist, liegt natürlich eigentlich auch nur im Ermessen des Schreibenden (allein der lexikalischen Erfassung im Wörterbuch das Recht zur Deklaration zuzuschreiben, wäre ja eine sehr normative Auffassung). Für einen kreativen Schreiber sollte nach diesem Schema durchaus so etwas wie »schlauböse« oder »vollgeil« (was schließlich intuitiv als etwas anderes als »voll geil« zu verstehen wäre) möglich sein, gemäß §11, Absatz 6. Analog dazu kämen bei den Verben Wörter wie z.B. »echtleben« (i.S.v. »das Leben ausschöpfen«, während »echt leben« auch nur bedeuten kann: »nachweislich nicht tot sein«) oder »hellschauen« (synonym zu »klarsehen«, »den Durchblick haben») in Betracht - was exotisch wirken mag, aber da frage ich wie Ickler: Was würde es schaden? Jeder wüßte doch, was gemeint ist. Und es ist kraftvolle, lebendige Sprache! Solche Zusammenschreibungen sollten aber vom Schreiber nur dann erwogen werden, wenn Verwechslungen mit Ergebniszusätzen sinnbedingt äußerst unwahrscheinlich sind. Derlei Wörter würden aber schon deshalb kein Problem darstellen, da sie im Wörterbuch ohnehin nicht verzeichnet wären, bevor sie sich unter Umständen weit genug ausgebreitet haben. Wiederum wäre eine Zulassung solchen Wortbildungsverfahrens kein Bruch zur bewährten Rechtschreibung, also rein deskriptiv, denn woher kämen sonst die oben gelisteten zusammengesetzten Verben?
Den meisten dieser Ausnahmeverben würde eine Getrenntschreibung auch nicht weiter schaden, aber bei einem deskriptiven Ansatz kann man die natürlich schlecht einer sauberen Regelung zuliebe obligatorisch vorschreiben, wenn die Realität eine andere ist. Bei sowas wie »leichtfallen« bzw. »schwerfallen« verschwünde zudem ja die Differenzierung zur Getrenntschreibung. Dies sind jedoch Spezialfälle, deren Anzahl so überschaubar ist, daß man sie auch ohne weiteres einzeln im Wörterverzeichnis erklären kann. Hier muß man auch nicht befürchten, daß sich der Benutzer diese Differenzierungen nicht merken könnte, denn schließlich ist es eine ganz fundamentale Notwendigkeit der Sprachbeherrschung, daß man die Bedeutung von Wörtern kennt (fast ebenso fundamental ist die Erwartung an ein Rechtschreibwörterbuch, dementsprechende diffizile schriftliche Eigenheiten auch abzubilden). Man hält es schließlich auch nicht für eine Überforderung, sich den Unterschied zwischen homophonen Wörtern wie »Lerche« und »Lärche« oder »Moor« und »Mohr« zu merken. Im Falle der differenzierenden GZS handelt es sich eben nicht um verschiedene gleichklingende Buchstabenverbindungen, die den Unterschied schriftlich markieren, sondern um eine vorhandene oder nicht vorhandene Lücke.
Nimmt man in den Regelteil als Absatz von §10 noch Henning Upmeyers Ausführungen über »mehrdeutige Stellungsverben mit bleiben oder lasse« hinein, kann man nochmals ein paar Einzefallerläuterungen im Wörterverzeichnis einsparen.
Betreffs Wörtern wie »autofahren« vs. »Auto fahren« oder »schraubendrehen« vs. »Schrauben drehen« sollte man sich meiner Ansicht nach ebenso offen zeigen wie bei anderen Zusammenschreibungen. Wenn der Schreibende die Tätigkeit betonen möchte, soll er ein zusammengesetztes Verb schreiben, wenn er dagegen das Objekt betonen will, soll er getrennt mit Substantiv und Verb schreiben, dann etwa ohne weiteres auch »Rad fahren«. Das alles dient doch nur einer optimal artikulierteren Schreibweise und ist ebenfalls durchaus Usus.
Mein Appell ist also, die Liberalität lieber zugunsten der modernen und sinnvollen Sprachentwicklung walten zu lassen als ihrem Gegentrend, gerade auch als Kompensation des durch die Rechtschreibreform entstandenen Schadens. Das erfordert im Wörterbuch einen angemessenen Ausdruck der Ablehnung gewisser Getrenntschreibungen, die man sozusagen beinahe schon als veraltet markieren könnte (wohlgemerkt: beinahe! Die Abschaffung von »wie viele« wäre natürlich gegenwärtig bei weitem zu radikal, da bin ich wohl letztens etwas mißverstanden worden).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Ich habe letzte Nacht Herrn Riebe ein persönliches Briefchen geschrieben, ich möchte es hier öffentlich machen, und sage hinterher auch gleich warum.
Lieber Herr Riebe,
sie punkten! Auf der Ebene kann ich zwar nicht mitreden, aber was Sie schreiben, erscheint mir plausibler als Herrn Icklers liberale Häkchen. Sie sind mir hoffentlich nicht böse, weil ich Sie im Zusammenhang mit Herrn
Fleischhauers seltsamem Beitrag ein bißchen gefrozzelt habe. Eigentlich war das ein Kompliment an Sie: Unermüdlich, keinen Windmühlen und keinen Fettnäpfchen ausweichend, jede Ohrfeige, jeden Tiefschlag geduldig einsteckend und dabei wie ein Athlet niemals strauchelnd, immer wieder von neuem argumentierend, erklärend, neu prüfend, neu forschend, Irrwege und die damit einhergehende Schadenfreude der »Fachleute« in Kauf nehmend, versuchen Sie Klarheiten und Orientierungen zu finden - wo es vielleicht wirklich »wissenschaftlich« gesehen gar keine gibt.
Vielleicht wäre ein pragmatischer Mittelweg richtig. Die Vorschläge, denen Herr Ickler sich (noch?) verschließt, waren doch teilweise ganz vernünftig.
Gibt es Widerspruch? Warum ich das Briefchen veröffentliche? Wegen der »kinderleichten Rechtschreibung«, die er nun wieder zurückgereicht bekommt, als sei er halt irgendwo doch immerzu hinterm Mond. Das erinnert mich an frühere Diskussionen in linken Kreisen der 68er und 70er Jahre. Kaum äußerte man einen von der allgemeinen Gesinnung nicht abgedeckten Gedanken, bekam man zur Antwort: »Genosse, Du bist ja naiv!«
Was Herr Riebe sagen wollte, meine ich verstanden zu haben. Natürlich gibt es keine kinderleichte Rechtschreibung. Die kann kein Wörterbuch kinderleicht machen. Aber ein Wörterbuch könnte »narrensicher« sein. Was meinen Sie denn, Herr Ickler, warum wir - Ihnen so wohl gesonnen wie auch voller Bewunderung und Hoffnung - Probleme mit Ihrer Fakultativschreibung haben? Sie überschätzen die Bereitschaft des normalen Wörterbuchbenutzers, sich mit Ihren Theorien und den Praktiken, die sich daraus in Ihrem Wörterbuch niedergeschlagen haben, auseinanderzusetzen. Der wird Ihr Vorwort, so kurz es sein mag, noch nicht einmal lesen. Der will nachschlagen und sofort zweifelsfrei finden, was er sucht. Geben Sie ihm zwei Möglichkeiten, dann nimmt er nach Gefühl die eine oder die andere, vielleicht schaut er aber auch kein zweites Mal in Ihr Wörterbuch, sondern kauft sich eines, das ihm nur eine gibt, und sei es die »falsche«. Deswegen ist der neue Duden auch so verheerend. Wer will sich diese ganzen Erläuterungen denn anschauen, wer versteht das denn schon? Wer will sich denn schon Gedanken machen, ob er das Wort, das er sucht, so oder so betont, von diesem oder jenem ableitet, ob es entsprechende Substantivierungen gibt oder nicht? Wer weiß schon, was ein Substantiv überhaupt ist, von einer Substantivierung ganz zu schweigen?
Was Herr Riebe über das Kenntnisniveau der Schulabgänger sagt, ist lebensnah. Und das gilt nicht nur für Hauptschulabgänger. Wenn ich an manche Manuskripte denke, die ich von angesehenen Hochschulprofessoren schon in den Händen hatte! Oder von namhaften deutschen Schriftstellern! (Übrigens schreiben nach meiner Erfahrung Handwerker besonders ordentlich und sicher.)
Herr Ickler fordert den »mündigen Bürger« in Sachen Rechtschreibung. Das ist zwar ein schönes Ideal, aber der mündige Bürger braucht kaum ein Wörterbuch, sofern er viel schreibt. Und der mündige Bürger, der nicht viel schreibt, oder in einem Zweifelsfall nachschlagen will, mag sich nicht mit Rechtschreibtheorien herumschlagen oder mit Auslegungsfragen von Häkchen oder Bögchen, sondern der will wissen, wie die richtige Schreibweise ist. Und wenn es zweierlei gibt, dann kann man das doch angeben und den Unterschied beschreiben. Damit wird doch keinem Bürger die Mündigkeit abgesprochen.
Allez, Monsieur Icklér, un petit effort...
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
Zur weiteren Auflockerung der Diskussionsstränge möchte ich bekannt_geben, daß ich soeben den ultimativen Beweis gefunden habe, daß weder die alte Rechtschreibung noch die reformierte Rechtschreibung noch die Darstellung von Ickler etwas taugen.
Alte Rechtschreibung: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter!
Neue Rechtschreibung: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter!
Icklersches Wörterbuch: schwuppdiwupp!, aber holterdiepolter
Man sieht, der einzige Unterschied ist, daß Theodor Ickler das Ausrufezeichen hinter holterdiepolter wegreformiert hat. Die Unsystematik in der Wortmitte ist jedoch bestehen_geblieben.
Also: Die Rechtschreibung muß noch_mal tief_greifend überarbeitet werden - man reserviere frühzeitig entsprechende zerebrale Kapazitäten!
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Tut mir leid, Herr Lachenmann, für den Wörterbuchbenutzer, der im alten Stil weitermachen und an der kurzen Leine geführt werden will, bin ich nicht da. Mit einem Wiederabdruck des alten Duden, vielleicht ergänzt um 5000 neue Einträge, wäre ihm wohl am besten gedient. Und meine Aufforderung an Sie und alle Gleichgesinnten, ein eigenes Wörterbuch dieser Art anzufertigen, steht ja noch im Raum, wie man so schön sagt. Wenn jeder einen Buchstaben übernimmt, ist das Ganze in vier Wochen fertig. Dann können wir weiter darüber reden, vorher wohl nicht, denn das Pulver auf beiden Seiten ist verschossen.
Nur dies noch: Die Folge eines Wörterbuchs der bezeichneten Art wird zwangsläufig sein, daß wie bisher alle Welt ständig falsch schreibt, wie ja die Reformer durchaus zutreffend festgestellt haben. Dieses Argument ist noch nie widerlegt oder auch nur ernsthaft diskutiert worden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 15.01.2001 um 23.00
Ich wollte mit meinem Hinweis keine praktische Entscheidungshilfe für die Zusammenschreibung geben und auch keinen generellen, regelhaften Zusammenhang konstruieren, sondern nur darauf hinweisen, daß die Existenz von zusammengeschriebenen Substantiven und Substantivierungen auf die Schreibung der entsprechenden Verben abfärbt. Die Praxis der Rechtschreibung ist ja nicht selten von Analogiebildungen bestimmt; so hängt die von Herrn Ickler festgestellte (nicht dudenkonforme) Zusammenschreibung nochmal gewiß nicht zuletzt mit dem nahen nochmals zusammen; vergleichbare Beispiele gibt es zuhauf (stattdessen wie währenddessen usw.). -- Das Gegenbeispiel Stellungnahme überdenkend, kommt mir folgender Gedanke: Man vergleiche die beiden Sätze: Dazu stellungnehmend, bemerkte er . . . und Dazu stellungbeziehend, bemerkte er . . . Ich würde sagen, daß der erste Satz, obwohl ebenso falsch wie der zweite, weniger befremdlich wirkt.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Herr Markner hat gewiß recht. Außerdem dürfte die Reihenbildung einmal, zweimal usw. mitgewirkt haben; und wir hatten ja bisher auch zum erstenmal usw.
Herrn Wrase sei Dank für seine scharfsinnigen Beobachtungen! Ich hatte übrigen sdie Interjektionen ursprünglich alle mit Ausrufezeichen markiert und glaubte mir dadurch die Nennnug der Wortart ersparen zu können, bin dann davon abgekommen, aber nicht ganz konsequent. Übrigens ist ini fünf Zeitungsjahrgängen = 400.000 Artikeln kein einziges Mal schwuppdiewupp zu finden, nur schwuppdiwupp (24mal, falls sich jemand dafür interessiert ...), während holterdipolter ungefähr gleich häufig ist wie holterdiepolter. Das sind Dinge, für die man dann auch kein statistisches Gefühl mehr hat, so selten kommen sie vor. Immerhin, die Korrektur (holterdiepolter, a. holterdipolter) ist vorgemerkt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
Zuvor: Ich hoffe, man hat verstanden, daß das Holterdi(e)gepoltere und Schwuppgewuppe als Witz gedacht war. Aber wie interessant: Man hat irgendwie das Gefühl, daß ein -die- in schwuppdiwupp unplausibel ist, nicht jedoch in holterdiepolter, und tatsächlich zeigt sich das in der Statistik. Man muß sich nun vorstellen, daß solche winzigen, kaum rational begründbaren Unterschiede auch die reale Gestalt der GZS prägen mit ihren vielfältigen Einflüssen; da kann man sich gleich ausmalen, daß man in Teufels Küche landet, wenn man für die GZS eine eindeutige Darstellung erreichen will.
Ich hatte gestern abend auch schon ein ganz mulmiges Gefühl, als ich einfach mal behauptete, daß man die GZS teilweise präzisieren könne, und das Gefühl wurde noch mulmiger, als ich es anhand des relativ übersichtlichen Bereichs zusammen_... einmal versuchte. Da habe ich auch schon ein bißchen hin und her geschoben, am Schluß waren es ein paar Bogen weniger, als ich zuerst festlegen wollte. Ich erwartete daher eigentlich, daß Professor Ickler den Vorschlag abschießen würde, um dann sagen zu können: Seht her, es geht nicht einmal innerhalb von zusammen.
Nun wurde mein Ansatz aber noch nicht abgeschossen. Soll ich weitermachen - mit was? Vielleicht mit ein paar Verbzusätzen, die uns die Unmöglichkeit der Präzisierung bzw. deren zu große Nachteile deutlicher vor Augen führen? Welche wären das? Also, ich würde gern wissen, ob mir Professor Ickler das Scheitern voraussagt, denn dann könnte ich mir das Kopfzerbrechen sparen (ich habe ja leider keine Statistiken, sondern nur Erfahrungswerte und ein gewisses Gespür für das, was Herr Riebe sprachimmanente Gründe für Schreibweisen nennt).
Professor Ickler meint zwar, daß das Pulver verschossen sei; aber ich möchte noch einmal versuchen, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren.
Zunächst muß man anerkennen, daß die vielen Bogen ein heftiges Mißfallen bei nicht wenigen Betrachtern hervorrufen und den nachvollziehbaren Eindruck: Wenn ich schon ins Wörterbuch schaue, dann möchte ich doch wissen, wie etwas geschrieben wird (oder überwiegend geschrieben wird oder wann es wie geschrieben wird oder wie es bevorzugt/besser geschrieben werden sollte) - jedenfalls dann, wenn aus statistischen oder theoretischen Gründen eine solche Entscheidung oder Empfehlung möglich wäre.
Dazu kommen zwei Grundsätze, die dem Wörterbuch doch als Leitsätze voranstehen: 1. Schreiben für den Leser; 2. Schreibweisen kommen vor den Regeln. Der erste Grundsatz - Schreiben für den Leser - stützt die Ablehnung, soweit sie sich gegen die Darstellung getrennt oder zusammen richtet, in denjenigen Fällen, in denen der kompetente Schreiber (oder Lexikograph) weiß, daß die eine Schreibweise für den Leser (noch) besser, eingängiger, vertrauter, leichter lesbar o. ä. ist als die andere. Aus denselben Gründen wird ja auch zum Beispiel bei der Kommasetzung bei Infinitivsätzen eine differenzierte Darstellung beibehalten, anstatt daß man einfach sagt: Wir kapitulieren vor der Komplexität der Fälle und sagen nur noch Infinitivsatz -> Komma freigestellt.
Der zweite Grundsatz - Schreibweisen kommen vor Regeln - untermauert die Kritik am Bogen in den Fällen, in denen die Statistik ein großes bis überwältigendes Übergewicht einer Variante ergibt, also zum Beispiel bei fertigstellen. Da denkt dann der Benutzer: Das gibt es doch nicht, daß die Getrenntschreibung als gleichrangig dasteht, und reibt sich verwundert die Augen.
Was ist da passiert? Die GZS ist bei Verbzusatzkonstruktionen von so vielen Faktoren abhängig, daß es (mehr oder weniger) unmöglich ist, sie zu vertretbaren Kosten im Detail voll zu differenzieren; man erhielte jede Menge Inkonsequenzen und eine spitzfindige, fragwürdige Fülle an Details, die sich keiner merken kann. Nun flüchtet man sich also in die Lösung Verbzusatz -> Bogen und erhält dann, leider, auch die Darstellung zusammen_pferchen oder fertig_stellen. Das bedeutet, der Grundsatz Schreibweisen vor Regeln wurde umgekehrt: Die Regel Bei Verbzusätzen kommt sowohl Getrenntschreibung als auch Zusammenschreibung vor, aus der unübersichtlichen Masse aller Verbzusatzschreibungen gewonnen, wird überall im Wörterverzeichnis angewendet, so als ob fertig stellen gleichberechtigt neben fertigstellen vorkäme - obwohl die Statistik (SZ) ergeben hat: Häufigkeit 1:50!
Anders gesagt: Der Bogen wäre dann voll berechtigt, wenn durchgehend nur die Verbzusätze selbst verzeichnet wären, am besten mit einem für die Varianten typischen Beispiel, also zum Beispiel fertig_kochen oder zusammen_bleiben. Der Ärger kommt erst bei richtig_stellen oder zusammen_brechen auf.
Nun wäre es ein noch weiterer Rückschritt, wenn man, nur um den Bogen zu rechtfertigen, sich jeweils auf ein einziges Beispiel wie platt_machen (für platt_) zurückziehen würde. Ich habe daher anhand von zusammen_ einmal probiert, ob man nicht den Grundsatz Schreibweisen vor Regeln im Wörterverzeichnis wieder besser zur Geltung bringen kann. Das scheint nicht ganz mißlungen zu sein (obwohl ich mich, wie gesagt, dabei schon ziemlich unwohl gefühlt habe).
Also, soll ich jetzt weitermachen - oder werde ich scheitern, Herr Ickler? Ich gehe nicht davon aus, daß ich es besser kann als Sie, und verspüre deshalb keinen großen Antrieb, mich in ein unlösbares Problem zu verstricken ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Naja, das mit dem holterdi(e)poler habe ich schon richtig verstanden, und mir sind genau dieselben Gedanken dabei gekommen: Wie seltsam, daß man das eine nur so schreibt und das andere sowohl so als auch anders!
Zur Hauptsache: Ich habe ja bereits zugegeben, daß hier im einzelnen noch Änderungen möglich sind, hatte übrigens schon frühzeitig gerade den Zusatz zusammen- mal hierhin, mal dorthin geschoben, konnte mich nicht so recht entscheiden. Herr Wrase hat wie immer sehr scharfsinnig den Punkt erkannt: pauschale Kennzeichnung wirft weniger Probleme auf als die ausdrückliche Markierung von Einzeleinträgen als fakultativ, weil die statistischen Verhältnisse, wie gesagt, sehr schwanken. Mir schien die liberale Notierung wegen ihrer vielberufenen Unschädlichkeit (an der ich festhalte, lieber Herr Lachenmann) schließlich am günstigsten. Ich glaube also einfach nicht daran, daß dadurch der Schreibbrauch sich zum Schlechteren verändern könnte - oder auch überhaupt nur beeinflussen ließe. Wenn die Leute zusammenschreiben wollen, werden sie es weiterhin tun. Und mein Wörterbuch rät ihnen ja nicht davon ab, das ist in meinen Augen das Wesentliche. Wenn der Lehrer davon abgehalten wird, die Schreibweise fertig gestellt als Fehler anzustreichen, ist das doch nur gut. Die Erwachsenenschreibe wird sich dadurch bestimmt nicht ändern.
(Ketzerischer Gedanke: Und selbst wenn künftig mehr im Sinne der Reformer fertig stellen geschrieben würde, wie früher - was wäre denn daran so schlimm? Das ist doch der geringste Fehler der Reform - bloß daß die Reformer dafür eine völlig abstruse Muß-Regel eingeführt und auf den Zufall der Endung -ig gebaut haben! Ihre Begründung lautet ja ungefähr so: -ig ist zwar an sich kein Grund und hat auch mit Zusammen- und Getrenntschreibung gar nicht zu tun, aber wir wollen feste Regeln, um Unsicherheiten zu beseitigen. Ich habe hingegen, man weiß es schon, nicht die geringste Angst vor Unsicherheiten (die auch bei den Reformern augenblicklich in Freiheiten umgetauft werden, sobald sie selbst in ihrer Ratlosigkeit Varianten einführen ...)
Wie gesagt, einzelne Änderungen sind denkbar und sogar wahrscheinlich, zumal ich ja irgendwann die Konvolute von Anregungen einarbeiten werde, die mir zugegangen sind. Es kann auch sein, daß die Liste der obligatorisch zusammenzuschreibenden Zusätze (ß 9) sich ändert, vielleicht um ein paar wenige Nummern länger wird, aber gewiß nicht sehr beträchtlich! Die Grundkonzeption bleibt auf jeden Fall: so viel Freiheit wie möglich, so wenig Fehlerfuchserei (wenn ich mir diese Wortprägung erlauben darf) wie möglich! Immer nahe am Usus, ohne je mit der Grammatik überkreuz zu geraten!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 15.01.2001 um 23.00
... ich soll weitermachen - obwohl ich selber davon ausgehe, daß ich bald kapitulieren werde. Das hab ich nun davon. Vielleicht geht es ja doch, denn Professor Ickler hat ein großes Herz und hätte mich doch vor dem Untergang in der GZS gewarnt, wenn er sicher vorauszusagen wäre?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
mein Pulver ist jetzt tatsächlich verschossen. Ich bilde mir ein, daß es möglich sein müßte, Ihre »liberale« Notierung mit einer »narrensicheren« Notierung einer Präferenz bzw. einer Darstellung der unterschiedlichen Anwendungen bei mehreren Schreibweisen unterschiedlichen Aussageinhaltes zu verbinden. Die »vielberufene Unschädlichkeit« habe ich bislang nur von Ihnen gehört, und ich bin nicht im geringsten von ihr überzeugt, im Gegenteil. Nun glauben Sie etwas und ich glaube etwas anderes. Dann müssen wir es eben dabei belassen.
Warum schütten Sie das Kind mit dem Bade aus und sagen, die Alternative zu Ihrer Konzeption könne nur ein umgemodelter alter Duden sein? Aus dem, was am alten Duden gut war und dem. was an Ihrer Konzeption gut ist (die mir so gut gefällt, daß es mir leid täte, mich schließlich über sie ärgern zu müssen) könnte sich doch mit weiteren guten Ratschlägen, an denen kein Mangel herrscht wie diese Diskussion zeigt, ein brauchbares Produkt entstehen. Sie glauben es halt nicht.
Wenn künftig mehr im Sinne der Reformer »fertig stellen« (und analoges) geschrieben würde, wie früher, dann wäre daran ärgerlich, daß damit die Reformer ihre traurigen Spuren tatsächlich in der Art, wie bei uns geschrieben wird, hinterlassen haben werden (das ist allerdings jetzt ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen), andererseits daß eine - für mich jedenfalls - eindeutige Form aufgegeben wird für zwei Formen, die das eine oder das andere zugleich bedeuten können. Alles andere ist schon gesagt worden, mein Pulver ist wirklich verschossen. Ich sehe darin jedenfalls einen Rückschritt.
Vielleicht müßten Sie definieren, für wen Ihr Wörterbuch gedacht ist. Für die Alltagspraxis, die der Duden bisher bedient hat, scheint es mir nicht sehr erfolgversprechend zu sein.
Irren ist menschlich, vielleicht haben Sie ja doch recht, dann umso besser. Ob wir es je erfahren werden?
Walter Lachenmann
Krottenthal 8, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Jetzt will ich es aber wissen. Wie sieht das brauchbare Produkt aus? Wer zeigt es mir wenigestens an einem Buchstaben. Vorher läßt es sich schlechterdings nicht weiterdiskutieren.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2001 um 23.00
Das ist Pingpong in den letzten Zügen.
Es gibt ein unschönes Wort, das ich meines Wissens noch nie gebraucht habe, es heißt »Anforderungsprofil«.
Da meine gute Munition verschossen ist, fallen mir nur noch Worthülsen ein. Diese hier könnte man vielleicht mit etwas Sinn erfüllen.
Also: Welchen Benutzer stellen Sie sich für Ihr Wörterbuch vor, wenn es der herkömmliche Dudenbenutzer nicht ist?
Wenn man weiß, für wen Sie Ihr Wörterbuch machen und für wen auf jeden Fall nicht, dann kann man ja sehen, ob man zu der »Zielgruppe« gehört und kann je nachdem sich aus der Diskussion zurückziehen.
(Ging der nochmal übers Netz oder doch schon über die Tischplatte?)
Walter Lachenmann
Krottenthal 8, 83666 Waakirchen
eingetragen von Dominik Schumacher am 15.01.2001 um 23.00
das Pragraphenzeichen:
§1, §2.
Ich hab Pragraphenzeichen getestet.
DS@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Manfred Riebe am 15.01.2001 um 23.00
Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.
1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.
Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung mausetotschlagen und"krankenhausreifschlagen stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen ; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch. Das will ich einmal probieren:
mausetot schlagen steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird krankenhausreif schlagen getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.
Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:
In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
____________________________
Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: getrennt zu sprechen. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 15.01.2001 um 23.00
Der erste Versuch Betonungsunterstreichungen anzubringen, ist infolge eines Fehlers nur einmal gelungen und dann mißlungen. Auch zeigte sich, daß die html-Kennzeichnungen nicht dargestellt werden. Hier der zweite Versuch:
Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung Verbzusatz -> Fakultativschreibung ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.
1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.
Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung mausetotschlagen und"krankenhausreifschlagen stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen U und /U jeweils in spitzen Klammern; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch. Das will ich einmal probieren:
mausetot schlagen steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird krankenhausreif schlagen getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.
Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:
In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
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Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: getrennt zu sprechen. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Henning Upmeyer am 15.01.2001 um 23.00
Mehrdeutige Adverbien mit Verben (einfache und Präpositionaladverbien, d.h. Präposition mit Adverb):
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adverbien:
1.)Richtung oder Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Zeitpunkt oder Tatort oder Grund einer nicht zielgerichteten Handlung. Getrenntschreibung.
Mehdeutige adverbial gebrauchte Adjektive mit Verben:
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adjektive:
1.)Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Eigenschaft. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Art und Weise oder Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung und unvollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Tätigkeit selbst. Getrenntschreibung.
3.) Kombination aus beiden Aktionsarten: Das erste Adjektiv beschreibt die Art und Weise oder den Zeitpunkt und das zweite das Ziel oder Ergebnis einer insgesamt zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Bisher Zusammenschreibung von zweitem Adjektiv und Verb.
Das Kriterium, bei unterschiedlichen Bedeutungen eines Adjektivs zwischen dem Ziel bzw. dem Ergebnis einer zielgerichteten Handlung bzw. vollendeten Aktionsart und der Art und Weise bzw. dem Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung bzw. unvollendeten Aktionsart zu unterscheiden, war einfach, schnell und sicher zu erkennen und griff immer. Beim Lesen konnten die unterschiedliche Bedeutungen solcher Adjektive und Adverbien einfach und zweifelsfrei aus der Zusammen- oder Getrenntschreibung erkannt werden.
Mehrdeutige Stellungsverben mit bleiben oder lasse:
Stellungsverben wie stehen, sitzen, liegen, hängen, kleben, stecken in Kombination mit bleiben oder lassen können sowohl eine ergebnisorientierte einmalige Handlung und eine vollendete Aktionsart - bisher durch Zusammenschreibung gekennzeichnet - als auch einen Zustand und eine unvollendete Aktionsart - durch Getrenntschreibung gekennzeichnet - bezeichnen. Diese je nach der Aktionsart ganz verschiedenen Bedeutungen konnten bisher durch Zusammen- bzw. Getrenntschreibung genau unterschieden werden.
Zulässiger Umkehrschluß für den Leser:
Zusammenschreibung bezeichnete bisher immer eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart.
Getrenntschreibung bezeichnete bisher meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.
Beriffserklärung:
Vollendete Aktionsart: Gesamtheit der Handlung von Anfang bis Ende, Betonung des Ergebnisses. Ergebnis ist die Eigenschaft als Endzustand.
Unvollendete Aktionsart: Betonung des Handlungsverlaufs, nicht über das Ergebnis und den Endzustand. Ergebnis ist die Handlung selbst.
Vefasser: Henning Upmeyer, Roseggerweg 10, 82140 Olching, Januar 2001. E-mail: henning@upmeyer.de
Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe: Ich habe selbstverständlich nicht sagen wollen, daß mausetot schlagen zusammengeschrieben wird, sondern daß dies und krankenhausreif schlagen nach dem Riebeschen Betonungskriterium zusammengeschrieben werden müßte. Die Betonung liegt auf dem ersten Bestandteil, auch wenn Herr Riebe eine verteilte Betonung zu hören glaubt. Die Betonungsangaben im Duden waren oft falsch, unter dem Einfluß der (gewünschten) Getrenntschreibung entstanden. Ähnlich wird auch zusammen fahren (genmeinsam fahren) ebenso gesprochen wie zusammenfahren (erschrecken) - dies zum Dudelinterview auf der Nachrichtenseite, das auch sonst Richtiges und Falsches mischt. Wenn es (Herrn Riebe) so scheint, als gebe es einen zweiten Akzent auf dem Verb, erliegt man einer Sinnestäuschung oder mißdeutet einen leichten Nebenakzent, die mechanische Folge der Tatsache, daß umfangreichere Wortgruppen nicht unter einen einzigen Hauptakzent gebracht werden können. Ich könnte ihm die vielleicht etwas plausibleren Gebilde wie Stellung nehmen usw. entgegenhalten; ganz allgemein gilt, daß das nächste determinierende Glied (links vom Verb) den Hauptton der Gruppe trägt, ohne daß sich daraus etwas für Zusammenschreibung gewinnen ließe. Das ist nun mal so, und Herr Riebe würde es bei der eigenen Wörterbucharbeit irgendwann einsehen müssen.
Gewissermaßen abschließend möchte ich noch folgendes sagen: Es ist, wie schon vor Jahr und Tag, deutlich geworden, daß einige Kritiker vor allem aus dem Umkreis des VRS, mir eigentlich keine Vorschläge zur Verbesserung meines Wörterbuchs machen wollen, sondern bereits die Grundkonzeption ablehnen. Diese Konzeption, die ich mit den Begriffen deskriptiv (gebrauchsorientiert) und liberal (großzügig, dem Schreiber Freiheit lassend) kennzeichne, wird zurückgewiesen zugunsten einer eher normativen und strengen (eindeutigen, das Einzelne festlegenden) Auffassung. Daher scheint mir nun ein Ende der Diskussion erreicht, und es bleibt nur die Aufforderung, die alternative Auffassung ebenfalls in einem Wörterbuch niederzulegen. Man muß sich geradezu wundern, daß der VRS mit jenen Mitgliedern, die viel mehr Muße haben als ich, nicht schon längst ein solches Wörterbuch vorgelegt hat, denn der grundsätzliche Unterschied unserer Auffassungen war doch schon nach der ersten Auflage klar. Daß ich selber von meinem gebrauchsbezogenen, liberalen Normbegriff abgehen würde, konnte wohl niemand erwarten, denn ich habe meine Auffassung von Sprache seit einem Vierteljahrhundert öffentlich vertreten und nie Grund gehabt, sie aufzugeben. Mein Respekt vor der Sprachgemeinschaft und ihren intuitiv gefundenen Lösungen ist viel zu groß, als daß ich sie den Bedürfnissen der Notengebung unterordnen würde.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 15.01.2001 um 23.00
Herrn Upmeyers Darstellung trifft den Nagel auf den Kopf, er spricht mir geradezu aus der Seele, müßte aber noch leicht ergänzt werden. Wie Professor Ickler erwähnt, schreibt man nämlich z.B. nicht »krankenhausreifschlagen«. Das wird im gegenwärtigen §10 ja auch schon erwähnt: «...teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen.«. Der Zusatz »krankenhausreif« ist da also schon zu umfangreich.
An dieser Stelle im Regeltext wäre nun schlicht die nachdrückliche Empfehlung wünschenswert, solche Verbzusätze am besten immer zusammenzuschreiben. Im Gegensatz zu den obligatorischen Zusammenschreibungen von §9 wären demnach getrennte Schreibungen nicht falsch, sehr wohl aber einfach schlechter. Als einleuchtende Begründung bräuchte man dann nur noch Upmeyers (leicht umformulierten) Text dazuzusetzen: »So ergibt sich der zulässige Umkehrschluß für den Leser: Zusammenschreibung bezeichnet eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart. Getrenntschreibung bezeichnet meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.« Noch ein paar griffige Beispiele, und der Rettung der sprachlichen Entwicklungstendenz wäre Genüge getan. Allzu fakultativ dürfen diese Fälle nämlich auch nicht aufgefaßt werden.Wohl tauchen im Schreibgebrauch die getrennt geschriebenen Varianten noch mehr oder weniger oft auf, aber allein die Tatsache, daß Getrenntschreibung zwar nie ganz falsch sein mag, Zusammenschreibung aber unter Umständen schon, zeigt ja, daß dort schon formal ein ganz wesentlicher Unterschied vorliegt.
Da sich bei diesem Mechanismus nun mal wirklich verschiedene Bedeutungen ergeben, je nachdem, ob man getrennt oder zusammenschreibt, wäre es wahrscheinlich auch besser, im Wörterverzeichnis für solche Fälle keinen Bogen mehr einzusetzen, da dieser suggeriert, beide Fälle wären unbedingt sprachlich gleichwertig. Besser wäre wohl eine Darstellung, die die Präferenz bzw. Differenz der Zusammenschreibung schon vor Ort ausdrückt, die ja auch belegbar der modernen, faktischen Sprachentwicklung entspricht, insofern wäre das durchaus deskriptiv. Etwa: »bewußtmachen, (aber: bewußt machen; s. §10)«
Übrigens dürfte dieser Mechanismus auch »ernstmachen« zulassen. Im Wörterverzeichnis ist bei diesem Stichwort komischerweise gar kein Bogen eingefügt.
Andererseits gibt es noch Ausnahmen, bei denen Verbzusatz und Verb auch dann zusammengeschrieben werden, wenn damit kein Resultat angegeben wird:
bereithalten
offenhalten
nahestehen
nebenherlaufen
drauflosreden
heimlichtun
klarsehen
innewohnen
kopfstehen
übelnehmen
leichtnehmen
leichtfallen
schwerfallen
...
Deren Bildung ist eigentlich eher vergleichbar mit jenen Wörtern, um die es in §11, Absatz 6 geht, also zum Beispiel:
bitterböse
lauwarm
halbdunkel
allgemeinverständlich
hochaktuell
hochmodern
mattschwarz
sogenannt
...
Das heißt, sie bilden irgendwie eine besondere Kategorie. Was unter besonderer Kategorie zu verstehen ist, liegt natürlich eigentlich auch nur im Ermessen des Schreibenden (allein der lexikalischen Erfassung im Wörterbuch das Recht zur Deklaration zuzuschreiben, wäre ja eine sehr normative Auffassung). Für einen kreativen Schreiber sollte nach diesem Schema durchaus so etwas wie »schlauböse« oder »vollgeil« (was schließlich intuitiv als etwas anderes als »voll geil« zu verstehen wäre) möglich sein, gemäß §11, Absatz 6. Analog dazu kämen bei den Verben Wörter wie z.B. »echtleben« (i.S.v. »das Leben ausschöpfen«, während »echt leben« auch nur bedeuten kann: »nachweislich nicht tot sein«) oder »hellschauen« (synonym zu »klarsehen«, »den Durchblick haben») in Betracht - was exotisch wirken mag, aber da frage ich wie Ickler: Was würde es schaden? Jeder wüßte doch, was gemeint ist. Und es ist kraftvolle, lebendige Sprache! Solche Zusammenschreibungen sollten aber vom Schreiber nur dann erwogen werden, wenn Verwechslungen mit Ergebniszusätzen sinnbedingt äußerst unwahrscheinlich sind. Derlei Wörter würden aber schon deshalb kein Problem darstellen, da sie im Wörterbuch ohnehin nicht verzeichnet wären, bevor sie sich unter Umständen weit genug ausgebreitet haben. Wiederum wäre eine Zulassung solchen Wortbildungsverfahrens kein Bruch zur bewährten Rechtschreibung, also rein deskriptiv, denn woher kämen sonst die oben gelisteten zusammengesetzten Verben?
Den meisten dieser Ausnahmeverben würde eine Getrenntschreibung auch nicht weiter schaden, aber bei einem deskriptiven Ansatz kann man die natürlich schlecht einer sauberen Regelung zuliebe obligatorisch vorschreiben, wenn die Realität eine andere ist. Bei sowas wie »leichtfallen« bzw. »schwerfallen« verschwünde zudem ja die Differenzierung zur Getrenntschreibung. Dies sind jedoch Spezialfälle, deren Anzahl so überschaubar ist, daß man sie auch ohne weiteres einzeln im Wörterverzeichnis erklären kann. Hier muß man auch nicht befürchten, daß sich der Benutzer diese Differenzierungen nicht merken könnte, denn schließlich ist es eine ganz fundamentale Notwendigkeit der Sprachbeherrschung, daß man die Bedeutung von Wörtern kennt (fast ebenso fundamental ist die Erwartung an ein Rechtschreibwörterbuch, dementsprechende diffizile schriftliche Eigenheiten auch abzubilden). Man hält es schließlich auch nicht für eine Überforderung, sich den Unterschied zwischen homophonen Wörtern wie »Lerche« und »Lärche« oder »Moor« und »Mohr« zu merken. Im Falle der differenzierenden GZS handelt es sich eben nicht um verschiedene gleichklingende Buchstabenverbindungen, die den Unterschied schriftlich markieren, sondern um eine vorhandene oder nicht vorhandene Lücke.
Nimmt man in den Regelteil als Absatz von §10 noch Henning Upmeyers Ausführungen über »mehrdeutige Stellungsverben mit bleiben oder lasse« hinein, kann man nochmals ein paar Einzefallerläuterungen im Wörterverzeichnis einsparen.
Betreffs Wörtern wie »autofahren« vs. »Auto fahren« oder »schraubendrehen« vs. »Schrauben drehen« sollte man sich meiner Ansicht nach ebenso offen zeigen wie bei anderen Zusammenschreibungen. Wenn der Schreibende die Tätigkeit betonen möchte, soll er ein zusammengesetztes Verb schreiben, wenn er dagegen das Objekt betonen will, soll er getrennt mit Substantiv und Verb schreiben, dann etwa ohne weiteres auch »Rad fahren«. Das alles dient doch nur einer optimal artikulierteren Schreibweise und ist ebenfalls durchaus Usus.
Mein Appell ist also, die Liberalität lieber zugunsten der modernen und sinnvollen Sprachentwicklung walten zu lassen als ihrem Gegentrend, gerade auch als Kompensation des durch die Rechtschreibreform entstandenen Schadens. Das erfordert im Wörterbuch einen angemessenen Ausdruck der Ablehnung gewisser Getrenntschreibungen, die man sozusagen beinahe schon als veraltet markieren könnte (wohlgemerkt: beinahe! Die Abschaffung von »wie viele« wäre natürlich gegenwärtig bei weitem zu radikal, da bin ich wohl letztens etwas mißverstanden worden).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Wie so oft, stimme ich Herrn Dörner grundsätzlich zu. Warum habe ich trotzdem keine statistisch gestützten Empfehlungen gegeben? Ich habe mich nicht getraut. Mein Material reicht nicht aus, und ich habe auch nicht das Personal und die Zeit gehabt, das zur Verfügung stehende Material so gründlich auszuwerten. Ausschlaggebend war aber schließlich die Überlegung, daß die bereits vorhandene Tendenz sich auch und gerade dort durchsetzen wird, wo ich bloß Möglichkeiten und keine Präferenzen angebe. Wer also ohnehin dazu neigt, kennenlernen zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch. Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. Die entsprechende Erweiterung des Wörterbuch würde einen Aufwand erfordern, der meine Kräfte übersteigt und Jahrzehnte kosten würde. Auch würde es der Übersichtlichkeit nicht gut bekommen. Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann. - So ist es also gekommen, daß ich meinen kleinen Bogen zaghaft in Richtung einer Präferenzschreibung interpretiert habe, mehr aber auch nicht. Wer sich an einer eigenen Darstellung versucht, wird sofort viel besser verstehen, wie es gemeint ist und welche Schwierigkeiten man sich einhandeln könnte.
Alles in allem will ich den Schreibenden ihre Souveränität lassen (genau wie bei der Wortwahl und allen anderen Teilen der Sprache) und nur sicherstellen, daß ihre Texte so ziemlich dem entsprechen, was in Deutschland üblich ist. Und das glaube ich auch garantieren zu können: Wer nach meinem Wörterbuch schreibt, bringt einen orthographisch unauffälligen Text hervor, wie ich es programmatisch und sehr bescheiden genannt habe.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Obwohl es schon oft gesagt worden ist, zuletzt gerade wieder von Herrn Schäbler, möchte ich den Fall nochmals erörtern:
Die amtliche Regelung zu wieder- (mit dem Paradebeispiel wiedersehen) ist vollkommen mißlungen. Die Reformer haben nachweislich bis heute nicht eingesehen, was die eigentliche Bedeutung von wieder- als Verbzusatz ist. Das liegt an ihrer grundsätzlichen Abneigung gegen Semantik, die sie stets für vage usw. erklärt haben und daher aus ihren Betrachtungen jahrzehntelang ausklammern wollen. (Bevor Herr Riebe jetzt Aha! ruft und mir einen Widerspruch nachweisen zu können glaubt, bitte ich, meine Schriften, besonders den Kritischen Kommentar, im Zusammenhang zu lesen.) Im Regelwerk wird daher fälschlicherweise erneut, nochmals als Paraphrase angegeben. Wiederaufbauen heißt aber nicht nochmals aufbauen (als hätte man es zuvor schon einmal aufgebaut), sondern es heißt durch Aufbauen in den vorigen Zustand zurückversetzen. wiedersehen heißt ungefähr: durch Sehen einen früheren Zustand, nämlich eine Bekanntschaft, herstellen usw. (klingt alles ein bißchen linkisch, aber das Wesentliche kommt gut heraus).
Durch die falsche Bedeutungsangabe in ß 34 (1) mußten die Wörterbücher auf eine falsche, d. h. von den Reformern nicht gewollte Fährte gelockt werden. Zuerst der reformierte Duden, dann alle anderen Wörterbücher, danach die Schul-und Kinderbücher, dpa usw.
Das Erschütternde ist aber, daß die Kommission, wie der neueste Duden und der neueste Bertelsmann beweisen, den Kernpunkt immer noch nicht begriffen hat! Zwar ist wiedersehen in den beiden Wörterbüchern (anderswo aber noch nicht) wiederhergestellt, andere Mißgriffe gleicher Art sind aber noch nicht korrigiert. Vgl. meine Besprechung zum Duden 2000. Da es sich durchweg um häufigst gebrauchte Allerweltswörter handelt, sind die Auswirkungen katastrophal, und die demnächst zu erwartenden nächsten Korrekturwellen machen es nicht gerade einfacher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
Zitat aus Herrn Icklers Beitrag:
»Wer also ohnehin dazu neigt, kennenlernen zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch.«
Das wäre möglicherweise wirklich plausibel und einleuchtend, wenn wir nicht die Rechtschreibreform hätten! Seit diese ihre unglückseligen Wirkungen auf die Schreibpraxis nicht nur der Journalisten oder sonstiger rechtschreibprogrammgesteuerten Menschen ausübt, sondern buchstäblich jeden schreibenden Menschen verunsichert hat, ganz abgesehen davon, was jetzt in den Schulen in dieser Hinsicht gelehrt wird, neigen eben immer weniger Leute dazu, »ohnehin« so zu schreiben, wie es bislang mehr oder weniger selbstverständlich war.
Also wäre es doch wichtig, die zu bevorzugende Schreibweise nicht nur in einem allgemeinen Kommentar zu nennen, sondern sie im Wörterverzeichnis deutlich zu kennzeichen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die wenig Raum in Anspruch nehmen und auch wenig kosten, wenn überhaupt etwas.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
> Was ist ein Rundbogen?
> Gibt es etwa auch eckige Bögen?
Klar, man schaue sich nur ein beliebiges gotisches Bauwerk an.
> Warum nicht einfach nur Bogen sagen?
Viele Menschen schätzen sehr die Redundanz - da werden Kosten abgesenkt, Dinge umgeändert und Rechtschreibreformen aufoktroyiert.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Nee, Herr Lachenmann, dazu lassen sich die Leute nicht verführen, erst recht nicht durch die ungeliebte Reform. Im Gegenteil, sogar in der Elternzeitschrift des bayerischen Schulministeriums, wo man ganz besonders penibel auf die Zehetmairsche Neuschreibung achtet, steht schon wieder auseinandersetzen, und ich halte es nur für eine Frage von wenigen Monaten, bis man dort auch die allgemein bildenden Schulen wieder zu allgemeinbildenden ernennt. Die um sich greifende Neuschreibung unserer allergehorsamsten Zeitungen ist nur ein oberflächlicher Schein, der auch wieder verfliegen kann und wird wie ein Nebelschleier in der Morgensonne.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
... dann will ich Ihnen glücklich und tränenüberströmt in die bis dahin hoffentlich wieder beide gesunden und schmerzlosen Arme und nie wieder ins Wort fallen. Und Sie dürfen Ihr Wörterbuch machen, wie Sie wollen. Dürfen Sie aber sowieso. Ich gebe ja nur meine guten Ratschläge, sonst keine.
Allerdings bin ich da sehr, sehr skeptisch.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Manfred Riebe am 14.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Zuerst einmal wünsche ich Ihnen nach Ihrer Operation gute Besserung.
Es ist schade, daß das Gästebuch untersetzte Striche als Betonungsangaben nicht übernimmt. So kommt das, was man bezüglich der Betonung zeigen will, nicht zum Ausdruck.
Sie schreiben: Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch. Meinen Sie auch den DDR-Duden? Bekannt ist jedenfalls, daß die Getrennt- und Zusammenschreibung in einigen Fällen in den verschiedenen Wörterbüchern (z.B. Duden, Mackensen, Wahrig) schwankt. Das liegt aber m.E. an der mangelnden Sorgfalt.
Wie kommen Sie denn zu Ihrem Urteil, die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse seien systematisch falsch? Verfügen Sie über Sprachmeßmethoden und -instrumente wie der Sprachwissenschaftler Professor Henry Higgins in My Fair Lady? Besitzen Sie Methoden und Instrumente, die denen des Duden und dem menschlichen Gehör überlegen sind?
Plattmachen im Sinne von plattwalzen wird auf dem ersten Bestandteil betont. Wendet man den Duden-Betonungsmaßstab konsequent an, so ergibt sich die Zusammenschreibung. Dies entspricht auch dem Prozeß der Univerbierung. Sagt man dagegen platt sprechen oder Platt sprechen (plattdeutsch), dann gibt es eindeutig zwei Betonungen, so daß die Getrenntschreibung die Folge ist. Wenn plattmachen nicht dudenkonform sein soll, hat der Duden eben einen Fehler gemacht. Ich dachte, Sie wollten sich vom Duden lösen? Mit einer privaten Orthographie nach Riebeschem Muster hat das nichts zu tun, sondern mit dem konsequent angewandten sprachimmanenten Duden-Betonungsmaßstab.
Sie beklagen ja selber in Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, S. 66, daß die Schreibweise recht kompliziert geregelt und wahrscheinlich allzu fein gesponnen sei und das formale Kriterium der Betonung neuerdings überhaupt nicht berücksichtigt werde.
Auch ich bin der Meinung, daß der Sprechende alle diese feinen Erklärungen des Duden sich nie durch den Kopf gehen läßt, bevor er spricht und daß alle feinsinnigen grammatischen und semantischen Erklärungen ein nachträglicher theoretischer Überbau einiger Sprachwissenschaftler sind, denen die praktische sprachliche Basis fehlt.
Die Betonung ist dagegen nicht nur ein formales Kriterium, sondern ist elementarer Bestandteil der Sprache. Sie ziehen aus Ihren Beobachtungen aber nicht die Konsequenz, die Betonung als alleinentscheidendes oder vorrangiges Kriterium heranzuziehen und alles andere theoretische verwirrende Regelbrimborium wegzulassen, zunächst einmal auch das wichtige Kriterium der Bedeutung. Das Kriterium der Bedeutung kommt dann zum Einsatz, wenn man die unterschiedliche Schreibung eines Wortes (gutschreiben und gut schreiben; Ickler enthält nur gutschreiben) erklären muß, was besonders für die Übersetzung in Fremdsprachen wichtig ist. Daher reicht es eben nicht aus, in Ihrem Wörterbuch nur irreführend schwer_fallen mit Bogen zu schreiben. Sie müßten dann schreiben: schwerfallen (Mühe verursachen) und schwer fallen (zu Boden fallen). Insofern ist in Ihrem Wörterbuch auch die Tendenz zu erkennen, möglichst wenig der problematischen zusammengesetzten Wörter abzudrucken.
Statt dessen postulieren Sie bei den zusammengesetzten Zeitwörtern usw. Ihr Dogma der Fakultativschreibung und überlassen dem Schreiber die Entscheidung. Wörtlich:
Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. ... Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann."( 16.01.2001, Empfehlungen).
Dies steht in krassem Widerspruch zu Ihrem Anspruch, Ihr Wörterbuch würde das Nachschlagen in Tausenden von Fällen unnötig machen. Sie machen es sich einfach und wälzen die Arbeit der Erklärung einfach auf die Lehrer und Schüler ab. Die aber machen es sich bequem und schreiben getrennt, weil man dabei nichts falsch machen kann.
Demgegenüber wären mit der konsequent angewandten Duden-Faustregel Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung. alle Probleme gelöst. Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
mit dem Duden verhält es sich so: Er hat nicht etwa die Betonungsverhältnisse studiert und daraus dann seine Getrennt- und Zusammenschreibungen abgleitet, sondern umgekehrt versucht, sich auf die beobachteten Getrennt- und Zusammenschreibungen einen Reim zu machen, d.h. eine Regel zu finden, die die Phänomene erklärt. Dabei ist er auf zwei Kriterien gestoßen: die Betonung und die Bedeutung (neuer Begriff). Beides ist nicht ganz falsch, aber es sind Notbehelfe, die allenfalls Indizien für die tieferliegenden, im Grunde grammatischen Unterschiede sind, zum Teil allerdings auch gar nicht weiter erklärbare Übergangserscheinungen auf dem Weg zur Zusammenschreibung. Dabei hat sich der Duden (sind ja auch bloß Menschen!) leider verleiten lassen, Betonungsunterschiede zu postulieren, die in Wirklichkeit nicht existieren. Zum Beispiel was ich im Vorwort anführe: sitzenbleiben (in der Schule, auf dem ersten Teil betont) und sitzen bleiben (auf dem Stuhl, angeblich auf beiden Teilen betont). Letzteres ist einfach nicht wahr, die beiden Konstruktionen werden genau gleich betont. Sind Sie anderer Meinung? Von dieser Art gibt es unzählige Beispiele, daher mein Urteil: systematisch falsch, ein Irrweg. Dazu braucht man keine übermenschlichen Fähigkeiten. platt machen ist nicht das einzige Beispiel, es gibt zahllose. Sehen Sie sich den Duden daraufhin einmal durch. Sie sprechen davon, daß der Duden einen Fehler gemacht habe. In meinen Augen natürlich nicht, nur die ausschließliche Vorschrift der Getrenntschreibung ist falsch, denn es wird sehr oft und (wie Sie ja auch richtig finden) zusammengeschrieben. Ich habe das alles durchgesehen und sachgemäß dargestellt, Sie noch nicht, aber angefangen haben Sie ja immerhin schon. Dabei werden Sie, Ihrem Kriterium folgend, in Hunderten von Fällen vom Duden abweichen müssen, denn er hat viel mehr Getrenntschreibung, als Sie zulassen dürfen. Das ist es ja, worauf ich warte. Und dann ziehen Sie bitte die naheliegenden Schlußfolgerungen: Sie machen eine Reform! Der Dudenmaßstab der Betonung kann überhaupt nicht konsequent angewandt werden, ohne daß es zu einer ziemlich radikalen Reform kommt. Wen wunderts, wenn man weiß, daß es sich um ein kaum durchdachtes Hilfsmittel und keineswegs um ein wohlbegründetes Hauptkriterium handelt? Von mir können Sie doch nicht im Ernst erwarten, daß ich in der Betonung etwas anderes als ein Indiz unter anderen sehe und gar dazu bereit wäre, sie zum alleinentscheidenden Kriterium mache! Tun Sies und sehen Sie selbst, wohin Sie damit geraten!
Der Kern des Problems ist eigentlich folgendes: Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen. Ich habe ja schon auf Drach hingewiesen und auf seine Mißrezeption. Sein Hinweis, daß es sich hier nicht um zusammengesetzte Verben handelt (wie auch Sie wieder irrigerweise sagen), sondern um etwas ganz anderes, ist kaum beachtet worden. Erst neuerdings wird wieder daran gearbeitet, aber die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren. Trotzdem muß die Materie, die so ungemein kennzeichnend für das Deutsche ist, natürlich orthographisch bewältigt werden. Da behelfen wir uns irgendwie, mit der Betonung und mit der Bedeutung, mit der Phraseologisierung und mit Listen, Sie wissen schon! Ich habe hierzu meine Konzeption in Regeln und im Wörterverzeichnis dargestellt und dann noch in dieser sehr förderlichen Diskussion immer wieder begründet und dafür geworben. Bisher haben mich die Gegenvorschläge, die mir auch in keiner Hinsicht neue Argumente gebracht haben, nicht davon abbringen können.
Lieber Herr Riebe, natürlich enthält mein Wörterbuch nur gutschreiben, also die Verbzusatzkonstruktion (der Regelverweis fehlt versehentlich, bei allen anderen swie gutsprechen ist er angegeben), aber mit deutlichem Akzentzeichen, so daß eine Verwechslung mit der Adverbialkonstruktion nicht in Betracht kommt. Natürlich kann ich nicht alle Adverbien (schlecht schreiben, undeutlich schreiben) anführen, das ist überflüssig. Unter gut steht Weiteres. Daß man Adverbien nicht mit Verben zusammenschreibt, ist deutsche Elementargrammtik, das muß und kann gar nicht im Wörterbuch stehen. Wer das nicht weiß, kann sozusagen überhaupt kein Deutsch und kann auch mein Wörterbuch nicht benutzen. Zu schwer_fallen finden Sie alles Notwendige unter dem Lemma und unter schwer, in beiden Fällen mit Regelverweis. Niemand ist je auf den Gedanken gekommen zu schreiben: Er ist schwergefallen. (So wie ich neulich mit dem Rad gestürzt bin, vielen Dank noch für die Genesungswünsche!).
Die Fakultativschreibung ist kein Dogma, sondern eine Tatsache: die Tatsache der Varianz bei einem Übergangsphänomen der Sprache selbst. (Bestreiten Sie das? Dann sagen Sie es bitte und geben Sie Ihre alternative Beobachtungsgrundlage an!)
Wer mein Wörterbuch einmal studiert hat, kann sich in der Tat das Nachschlagen oft sparen. Die wenigen Fälle der obligatorischen (d. h. ausnahmslos beachteten) Zusammenschreibung lassen sich leicht merken, der Rest bleibt dem Schreiber überlasse, wie bisher, und er wird es meistens so machen, wie die meisten es meistens machen. Wie denn nicht?
Aus den genannten Gründen muß ich fast schmunzeln über Ihren hoffnungsfrohen Schluß, mit der konsequenten Anwendung der Betonungsregel (dieser Krücke der Dudenredaktion) wären alle Probleme gelöst. Kan mir auch denken, wie zum Beispiel Herr Schaeder schmunzelt, wenn er das zufällig liest; er kennt ja die Tatsachen sehr gut.
Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist. - Sie ahnungsloses Engel, Sie! Nur zu, frisch ans Werk! Aber ich bin sicher, daß es ausgeht wie so manche ganz einfache Idee: Lindenblütentee gegen Krebs usw., man kennt das ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 14.01.2001 um 23.00
Mir scheint, daß in der (interessanten, aber mitunter arg hitzigen) Diskussion über die Getrennt- und Zusammenschreibung ein Aspekt zu kurz gekommen ist, nämlich die Korrelation zwischen Verb- und Substantivschreibungen. Will sagen: Die Schreibung wieder sehen wirkt befremdlich (oder für den Aufklärungsforscher in mir alterthümlich), weil jedermann die Schreibung Wiedersehen geläufig ist (es gab ein Wiedersehen).
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.01.2001 um 23.00
Meiner Ansicht nach wäre schon ein Kompromiß möglich, das heißt, daß sich das Rechtschreibwörterbuch ein bißchen eindeutiger gestalten ließe. Nicht bei platt machen/platt machen, aber bei anderen Einträgen. So schreibt Professor Ickler weiter unten, er habe in der SZ bei fertigstellen 316mal Zusammenschreibung gefunden und 5mal Getrenntschreibung. Das sind keine 2 Prozent Getrenntschreibung. Ich frage mich: Wieso macht man dann überhaupt statistische Erhebungen, wenn über 98 Prozent keine Entscheidung für den Standard ermöglichen? Das ist ja wie bei den Zeitungen, die ebenfalls 98,x Prozent Ablehnung der Neuschreibung bei den engagierten Beteiligten seriöserweise für keine eindeutige Mehrheit halten ...
Also, Scherz beiseite, lieber Herr Ickler: Ich glaube, ich würde mich trauen, bei fertigstellen den Bogen wegzulassen. Weiter halte ich das für weitgehend durchführbar bei den meisten Verbzusätzen, die bei Getrenntschreibung als Adverbial mißverstanden werden können und normalerweise (oder zumindest oft) auch mißverstanden werden, also zum Beispiel bei zusammen. Ich denke, es wäre möglich, die Einträge zusammenarbeiten, zusammenläppern, zusammenpferchen, zusammenschustern (wieso eigentlich gerade diese Auswahl?) ohne Bindestrich zu schreiben, mit einem Akzent unter dem a von zusammen, und bei zusammenschreiben die Abgrenzung aber: zusammen arbeiten zu bringen, mit einem Akzent unter dem a von arbeiten.
Übrigens finde ich bei zusammen nur eine Ausnahme: ausgerechnet zusammen_schreiben (überwiegend zusammengeschrieben). Warum das für Fakultativschreibung kandidiert, ist leicht nachzuvollziehen: Es handelt sich nicht eindeutig um einen Ergebniszusatz, sondern zugleich auch um eine Angabe, die auf die Frage WIE schreiben? antwortet. Das wird aus dem Vergleich mit getrennt schreiben deutlich: auf getrennte Weise schreiben, andernfalls ohne Lücke schreiben. Vor allem in der Formulierung getrennt oder zusammen schreiben: Da ist durch das vorangestellte getrennt das Wie, das Adverbiale schon vorgegeben, so daß zusammen als adverbiales ohne Lücke mit Bezug auf den Schreibvorgang verstanden werden kann. Außerdem kann man getrennt oder zusammen als mehrteilige Bestimmung zu schreiben verstehen, was ebenfalls die Getrenntschreibung rechtfertigt. Es war daher ein bißchen gemein, Herrn Riebe diesen Fehler der Getrenntschreibung nachzuweisen.
Also: Was spräche gegen einen solchen Kompromiß?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Herrn Markners Idee ist einleuchtend. Wenn es ein zusammengesetztes Substantiv mit gleichem Wortstamm gibt, dann sollte auch ein entsprechendes zusammengesetztes Verb möglich sein.
Wiederherstellung ergo wiederherstellen, Gutschrift also gutschreiben (gute Schrift ist gut schreiben) Auseinandersetzung nebst auseinandersetzen...
Das wäre auch ein erster didaktischer Leitfaden und eine recht ordentliche Entscheidungshilfe.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 14.01.2001 um 23.00
Kürzlich wurde auf dieser Seite das Problem wieder_sehen wieder_aufgerollt. Folgendes sollte dazu noch erwähnt werden: Auch als selbständiges Wort hat wieder die Doppelbedeutung nochmals"/"zurück. Den Unterschied kann man an zwei Beispielen deutlich machen: Dann gehe ich eben wieder bei McDÖessen. - Dann gehe ich eben wieder nach Hause. Im zweiten Beispiel wäre ein nochmals ziemlich unsinnig - wir gehen ja alle sehr oft in unserem Leben nach Hause und nur selten in das besagte Lokal ...
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
Sorry! Welch komischer Tippfehler. Ich wollte McD... schreiben (mit Alt 0133).
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
Daß es bei ihm zuhause nichts zu essen gibt?
Warum geht er einerseits selten aber dann doch schon wieder in das besagte Lokal?
Was hilft alles besagen, wenn es bei McDonald neuerdings Döner gibt?
Woher weiß er, daß wir alle sehr oft in unserem Leben nach Hause gehen?
Manch einer von uns hat gar keines, wie viele trauen sich gar nicht mehr nach Hause.
Warum sollen wir dann nicht doch nochmals nach Hause gehen?
Dort gibt es wenigstens keine BigDöner! (Gruß an Herrn Dörner).
Vielleicht kann Herr Riebe das entschlüsseln.
Krottenthaler Gerüchteküche
eingetragen von Manfred Riebe am 14.01.2001 um 23.00
Sie haben natürlich recht: sitzenbleiben (in der Schule) und sitzen bleiben (auf dem Stuhl) werden auf dem ersten Teil betont. Deshalb müßten beide zusammen sitzenbleiben geschrieben werden. Daher ist die getrennte Duden-Schreibung wie wohl viele andere systematisch falsch.
Sie haben auch recht damit, daß eine ziemlich radikale Reform entsteht, wenn der Dudenmaßstab der Betonung konsequent angewandt würde. Was hat denn eigentlich die Phonetik, die Wissenschaft der Lautbildung, bisher zur deutschen Rechtschreibung beigetragen?
Die Schreibweise, die der Duden durch praxisfremde Regeln verklausuliert und erschwert hat, wird mit dem Betonungsmaßstab kinderleicht. Ob Notbehelf, kaum durchdachtes Hilfsmittel oder Krücke, es ist der Spatz in der Hand, der besser ist als die Taube auf dem Dach. Ich zitiere Sie: Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen. (die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren.) Die Linguisten müßten von der Ebene des Sprachwissenschaftlers nicht nur herabsteigen auf die Ebene des Schulmeisters, sondern auf die Ebene des Normalbürgers, der von der Elementargrammatik kaum eine Ahnung hat und daher auch Ihr Wörterbuch nicht benutzen kann. Ich weiß, wovon ich rede; denn ich habe viele Jahre versucht, Berufsschüler die Benutzung des Dudens zu lehren. Grammatik??? Genitiv Singular? Nominativ Plural? Dativ und Akkusativ? Nur wenige 16jährige Schüler kannten die Begriffe und konnten deklinieren. Sowas nennt man ohne Scham und Schande Volksschulbildung hier in diesem Lande. Wenn Ihr Wörterbuch ein Volkswörterbuch für den Normalbürger sein soll, dann ist eine Krücke oder wie Stephanus Peil sagt, ein Geländer, wichtig, und das ist der Maßstab der Betonung.
Bei dieser weitverbreiteten Grammatikkenntnis bzw. -unkenntnis müßte Ihr Wörterbuch kinderleicht verfaßt sein. Denken Sie doch an die Grammatik- und Semantikkenntnisse der Reformer, die Hunderte zusammengesetzter Verben ausradierten. Wenn Sie gut_sitzend; aber gut sitzend aufführen, könnten Sie auch gutschreiben; aber gut schreiben gegenüberstellen. Querverweisen werden auch intelligente Leute meist nicht folgen. Die Fakultativschreibung ist m.E. sowohl ein Dogma als auch die Tatsache der Varianz, die durch komplizierte Regeln hervorgerufen wurde. Die Fakultativschreibung ist ein Dogma der Liberalität an der falschen Stelle, nämlich der Orthographie. Dieses Laisser-faire führt aber tendenziell zum Dogma der Reformer, der Getrenntschreibung. Die Journalisten werden durch Sie in der Reform-Getrenntschreibung bestätigt: Seht her, sogar Ickler ist einverstanden!
Im übrigen hat Wolfgang Wrase recht: Wenn ich den Begriff zusammen schreiben ebenso getrennt schreibe wie getrennt schreiben, dann ganz bewußt, um das zusammen besonders zu betonen und hervorzuheben.
Wolfgang Wrase hat insbesondere auch damit recht, daß sich das Wörterbuch eindeutiger gestalten ließe. Wenn Sie in der SZ bei fertig_stellen 316mal Zusammenschreibung und nur 5mal Getrenntschreibung fanden, dann ist das ein deutliches Indiz. Wenn Sie jedoch die Betonung als Maßstab genommen hätten, hätten Sie sich die Mühe der statistischen Auswertung sparen können. Das trifft auf Dutzende Ihrer Fakultativschreibungen zu, die bisher im Duden eindeutig gelöst waren, bei denen Sie nun aber mit Ihrem Rundbogen für Verwirrung sorgen und damit nur Wasser auf die Mühlen der Reformer leiten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 14.01.2001 um 23.00
Nachdem ich mir gerade die zahlreichen Beiträge angesehen habe, kann ich es doch nicht lassen, zu den von den Herrn Riebe, Schäbler und Markner geäußerten Meinungen ein wenig Stellung zu beziehen.
Zu den Beiträgen von Herrn Schäbler und Herrn Markner:
Wenn es eine Verbsubstantivierung gibt, dann muß das (angeblich) gleichlautende zusammengesetzte Verb noch lange nicht exisitieren. Würde man die von Ihnen vorgeschlagene Regel wirklich konsequent durchziehen, würde man Verben wie »traktorfahren«, »holzhacken«, »computerspielen«, »mauerbauen«, sogar »nichtzustandekommen«, ja vielleicht sogar »zuschuldenkommenlassen« u. v. a. m. erhalten. Das ist ja beinahe schon so radikal wie die neuverordneten Getrenntschreibungen der Reform. Ist das wirklich Ihre ernste Absicht?
Zu dem Beitrag von Herrn Riebe:
Die Diskussion über die Betonung bei Verben ist schon sehr lange im Gang, und der Duden hat hier über Jahrzehnte vieles falsch gemacht. So behauptet er noch im Duden von 1973 (17. Aufl.), daß sich der Betonungsunterschied bei »sitzen bleiben« und »sitzenbleiben« eindeutig erkennen ließe. Im Nachfolger der legendären »Zweifelsfälle der deutschen Sprache« (1972), nämlich in »Richtiges und gutes Deutsch« (1985) bleibt dem Duden nichts mehr anderes übrig, als zuzugeben, daß die Betonung zwar manchmal einen gewissen Hinweis liefern kann, aber insbesondere in Fällen wie »sitzen bleiben«, »sitzenbleiben«, »in Gang setzen«, »instand setzen« usw. nichts hilft. In den Duden-Auflagen von 1986 und 1991 sind die krassen Fehler, die man in bezug auf die Betonung bei Verbzusätzen in den Regelteilen der Duden von 1961 (15. Aufl.) bis 1973 (17. Aufl.) findet, glücklicherweise korrigiert.
Ihr Vorschlag, die sinnvolle Unterscheidungsschreibung »sitzen bleiben« / »sitzenbleiben« nur wegen der identischen Betonung ganz zu beseitigen, ist meines Erachtens der falsche Weg. Dann können wir uns auch gleich auf »sitzen bleiben« - so die Reform - einigen, oder?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.01.2001 um 23.00
Ich möchte meinen Vorschlag noch etwas konkreter machen und am Beispiel von zusammen zeigen, welche etwas präzisere Verwendung des Bogens ich mir bei diesem Verbzusatz vorstellen könnte. Natürlich müßte ich dann noch alle anderen Bogen-Fälle durchsehen und prüfen, ob sich das Schema einigermaßen durchhalten läßt. Selbstverständlich müßte das noch bei fraglichen Fällen statistisch überprüft werden.
zusammenarbeiten (vs. zusammen arbeiten; mit Betonung, als Beispiel für die Differenzierung)
mit Bogen:
zusammen_bleiben
zusammen_haben
zusammen_lassen
zusammen_schreiben
zusammen_sein
Alle anderen Einträge des Duden von 1991 (zusammen_lassen fehlt dort) ohne Bogen. Mich würde als Beispiel interessieren, wie die Statistik bei zusammen_kommen oder sich zusammen_nehmen aussieht: Wir sind zusammen gekommen, um ... Wenn du dich nicht zusammen nimmst ... Wie oft kommt das vor? Gibt es (bzw. gab es 1995) bei diesen sonstigen Verbindungen mit zusammen_ einen nennenswerten Anteil von Zusammenschreibung? Konkret: Gibt es bei irgendeinem dieser sonstigen Fälle eine Verteilung von Zusammen-/Getrenntschreibung, die kleiner ist als der Faktor 10? Falls nicht, würde ich den Deckel draufmachen. Man könnte dann ja trotzdem noch erläutern, entweder im Vorwort oder unter dem Stichwort zusammen, daß es vereinzelt noch mehr Getrenntschreibungen gibt, als mit dem Bogen dargestellt werden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
zu Schäblers Es stinkt zum Himmmel
Dass der Duden den Paragrafen 34 in Bezug auf wieder_sehen richtig ausgelegt haben soll, bedeutet, dass er ihn in der neusten Auslage nun falsch auslegt; in dieser Reihenfolge, wirklich? Je vous en prie! Sie schreiben: Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff wieder sehen war die einzig mögliche Interpretation. Soweit ich mich erinnere, hat Bertelsmann das erste Wörterbuch zur Reform rausgebracht. Ich hab es nicht hier stehen; ich hab es aber so in Erinnerung, dass dort die Abgrenzung von wieder sehen zu wiedersehen richtig dargestellt war. Dass man E1 so auslegen konnte, wenn man der Bedeutungsangabe zu viel Gewicht gab, dass es nur wieder sehen geben konnte, das ist mir schon klar. Der Duden hat es ja gemacht! Das mit der Wortgruppe könnte man meiner Meinung nach noch etwas ausführlicher beschreiben. Dass aber ausgerechnet die Dudenredaktion dies nicht begriffen hat und souverän richtig angewandt hat, finde ich im Nachhinein immer noch komisch. Heute weiß man, dass die Bedeutungsangabe eine Hilfe ist, zu verstehen, was mit Wortgruppe gemeint ist. Wer natürlich meint: Wann immer wieder die Bedeutung erneut, nochmals hat, dann muss ich getrennt schreiben... nun, der liest das Regelwerk eben falsch.
Was Sie zu dem ersten Kommissionsbericht schreiben, kuck ich mir noch an (heute ist es zu spät). Doch was Sie schreiben, ist keine Regeländerung, sondern eine Regeltextänderung, die das Gemeinte deutlicher darstellen soll (Abgrenzung Zusammensetzung zu Wortgruppe).
Ich bin übrigens nicht Journalist; eine journalistische Pflicht hab ich nicht. Bei Affäre hab ich fast das Gefühl, Sie würden mich mit jemandem verwechseln. Auch Störaktion kam mir etwas merkwürdig vor. Die Mafia (Kommission) erpresst regelmäßig Schutzgelder bei den Wörterbuchverlagen, um sie sich gefügig zu machen, das ist auch mir bekannt.
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Ich sehe keinen radikalen Gedanken darin z.B. radfahren, autofahren, traktorfahren u.ä. gleichartig zu schreiben. Auch computerspielen, holzhacken, kegelschieben und seiltanzen macht Sinn, denn wenn ich die Alternativschreibweise im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung als Rahmenrichtlinie anerkenne, dann muß ich auch Gebrauch davon machen dürfen.
Was ich suche, sind Entscheidungshilfen. Wann schreibe ich was am sinnvollsten? Es wäre doch ein Unding Massen von Schulabgängern auf die Welt loszulassen und ihnen lediglich eine Rahmenrichtlinie in den Ranzen zu packen. Das gäbe ein Chaos!
Sowohl das Merkmal der Betonung als auch die Korrelation der Wortarten halte ich für ausgezeichnete Behelfskrücken, die zwar nicht immer ausschließlich dienlich sind, doch wo die eine nicht hilft, hilft eben die andere. Meiner Meinung nach müssen noch mehr Krücken gebaut werden. Da müssen die Orthopäden ran, sprich die Didaktiker.
Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß in der Schule ein starker Trend zur Nominalisierung vorliegt. Dies liegt unter anderem daran, daß im Gegensatz zu früher, als die Umdruck- und Kopiertechnik nicht so ausgefeilt war und Texte als Ganzes geschrieben wurden, heute meist Einzelwörter in Lückentexte eingesetzt werden. Größtenteils bestehen diese Lückenfüllwörter aus Begriffen, sprich Substantiven.
Daneben bevorzugt auch die Behördensprache den Nominalstil. Hier kommt es z.B. auch zu geistlosen Wortschöpfungen wie: Die Nichtannahme, die Nichteinhaltung, .... Derartige Unwörter sind selbstverständlich nicht als Behelfskrücken zur Wortableitung zu gebrauchen und zum Glück sind Wortverunstaltungen wie das Sichzuschuldenkommenlassen noch nicht erfunden.
Abschließen möchte ich mit einem Beispiel einer amtlichen Verlautbarung. Nach der Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten wird das Inkrafttreten des Gesetzes mit Wirkung vom 1. Januar erfolgen.
Für gutes, wortreiches und aktives Deutsch könnte ich mir durchaus Verbalisierungen wie verlautbaren und inkrafttreten vorstellen. Oder ist da etwa ein in Kraft treten besser?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephanus Peil am 14.01.2001 um 23.00
Zu den Vorschlägen von Herrn Markner und Schäbler:
Der von Herrn Markner in die Diskussion gebrachte und von Herrn Schäbler aufgenommene Gedanke, von der Zusammenschreibung eines zusammengesetzten Substantivs auch die Zusammenschreibung zusammengesetzter Verben (pardon, Herr Ickler würde mich korrigieren: Verbzusätze) ableiten zu können, scheint mir keine praktische Entscheidungshilfe für die Zusammenschreibung zu sein:
Auch von getrenntgeschriebenen Verbzusätzen kann man ja zusammengesetzte Substantive bilden:
allein gehen - Alleingang
neu anfangen - Neuanfang
Auto fahren - Autofahrt
Zu Icklers Bemerkung über meine auf ihn bezogene Formulierung »Schreibpapst«:
Herr Ickler hat das Wort »Schreibpapst« in den falschen Hals bekommen. Mit »Papst« wollte ich lediglich die in Fachkreisen unangefochtene Autorität Icklers unterstreichen, seine überdurchschnittliche Kompetenz herausheben. Es lag mir fern, ihn mit diesem Begriff in ein falsches Licht stellen oder gar beleidigen zu wollen. Vielmehr sollte der Ausdruck meinen Respekt bezeugen, den ich vor ihm habe.
Daß Ickler keine Unfehlbarkeit beansprucht, ehrt ihn. So sehe ich auch seine Definition, was ein Rechtschreib»fehler« sei, als nicht unfehlbar an: Für mich ist und bleibt eine Abweichung von der Schreibnorm ein Rechtschreibfehler. Die Frage ist nur: Was ist die Schreibnorm? Früher wußte ich, was die Norm der Schriftsprache war, aber heute? Durch die liberale Auffassung Icklers ist mir die Klarheit mehr und mehr entschwunden. Gottseidank bin ich nicht mehr gezwungen, rote Tinte verspritzen zu müssen, ich wäre mir nach dieser Diskussion auch sehr unsicher, was ich noch als Rechtschreibfehler markieren sollte und vor allem: was nicht. Sollte man deshalb nicht ganz auf die Rechtschreibnoten verzichten? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß nach Icklers Auffassung eine Benotung im Rechtschreibunterricht in bezug auf die GZS zu unterlassen sei. Wie sollte ich sonst seine folgenden Bemerkungen deuten? » Man schreibt genausogut, genauso gut und genau so gut, das ist alles dasselbe. (...) Unsere Lehrer bekommen meistens keine Ausbildung in Orthographie und Sprachnormentheorie. Sie haben daher ein ganz naives Verhältnis zur Rechtschreibung, schauen im Duden nach wie jede Sekretärin und urteilen nach falsch und richtig, wie der Dienstherr es befiehlt. Ich lehne diesen ganzen Betrieb von Grund auf ab und empfehle eine ganz andere Praxis: Beratung im Sinne eines besser oder schlechter.« Als Konsequenz daraus müßte Ickler doch einen Wegfall der Notengebung im Rechtschreibunterricht postulieren (zumindest auf dem Gebiet der GZS, aber auch in Fällen wie z. B. in bezug auf / in Bezug auf). Vielleicht sieht er die Benotung von Rechtschreibfehlern in diesem Bereich gar als Herrschaftsinstrument an? 1968 liegt wohl doch gar nicht so weit zurück!
Herr Ickler findet es schlimm, daß ein schreibgeübter Deutscher im Wörterbuch nachschlagen muß. Ist das verwunderlich bei der heutigen Schreibunsicherheit besonders auf dem Gebiet der GZS, an der Icklers Wörterbuch einen wohl nicht unbedeutenden Anteil hat? So sehr mich als Schreibenden die Toleranz und Liberalität Icklers vor dem Makel der Falschschreibung schützt, so unzufrieden bin ich über die Auflösung der Schreibnorm auf diesem Gebiet, die Ickler sicherlich mitzuverantworten hat.
Ein bißchen mehr Mut beim Weglassen des Bogens, wie es Herr Wrase vorschlägt, könnte Herrn Ickler nicht schaden.
P.S.: Meine niveaulose Art, z. B. den »Makel der Falschschreibung« als einen solchen überhaupt zu erwähnen, und überdies die hitzige (und endlose) Diskussion am Kochen zu halten, bitte ich entschuldigen zu wollen.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Es ist relativ einfach nachzuweisen, daß die Rechtschreibreform zu ca. 95 Prozent aus einer in der Bundesrepublik zuvor nie praktizierten Schreibänderung besteht, einer Änderung, die selbst für Sprachidioten nachvollziehbar ist, und von Volldeppen in einem generellen Ersatz von ß durch ss vollzogen wird.
Und es ist geschichtlich erwiesen, daß das Ausführen einer Parole - gefaßt in drei Worten - dem deutschen Volke noch nie Probleme bereitet hat.
Schwieriger fällt schon der Nachweis, daß diese Reform ein einzigartiges Blendwerk ist, das mit Methoden der Geiselnahme und Machtmißbrauchs sowie unter Einsatz massenpsychologischer Wirkfaktoren durchgesetzt wurde, und die sich bewährter Seilschaften von Politik und Wirtschaft bediente.
Ein Gedächtnis, das zumindest vier Jahre zurückreicht und das sachliche Argumente berücksichtigt, wird auch diese Klippe meistern.
Einige Thesen:
Die Verwendung von ß ist sowohl lese- als auch schreibtechnisch die bessere Lösung. Dagegen ist die veraltete SS-Schreibung ein Missstand.
Kritiker sind keine Gegner jedweder Reform, auch wenn sie von Seiten politischer Zirkel als solche bezeichnet werden. Sie sind auch dann keine potentiellen Gegner und lernunfähige Gestalten, wenn sie - wie auf dieser Internetseite üblich - die SS-Schreibung nicht praktizieren.
Eine Reform zum Selbstzweck darf es nicht geben. Ziel kann nur sinnvolle Erneuerung sein.
Der SS-Schreibung und dem SS-Gehabe der Reformer haftet der Makel des UNANNEHMBAR an.
Herr Professor Ickler stellt seine konstruktive Kritik täglich unter Beweis. Er hat bisher seine sämtlichen Publikationen (auch sein Wörterbuch) in herkömmlicher Schreibweise verfaßt. Dazu gehört Mut, der etlichen seiner Kollegen scheinbar abhanden gekommen ist.
Es sollte uns Kritikern eine Ehre sein, ihm behilflich zu sein, zumal sein Lösungsansatz im Bereich der GSZ Perspektive verrät.
Wir sollten helfen, die willfährige Erteilung von Schreiblizenzen, das angeblich unwiderrufbare Dogma, letztlich die Gängelung durch unbedachte Normierung, zu beseitigen.
Aber lieber Herr Professor Ickler, jetzt zurück zur Überschrift und zurück zu einer unbeantworteten Frage von Stephanus Peil. Verzeihen die Frage! Sie hat etwas Beschämendes und Peinliches an sich.
Was passiert eigentlich, wenn der Fall der GSZ gelöst sein wird? Haben wir Sie dann weiterhin an unserer Seite im Kampf gegen das UNANNEHMBARE, oder werden Sie dann den Widerstand wegen Aussichtslosigkeit aufgeben?
Können Sie unsere Angst verstehen? Können Sie unsere Hoffnung nähren?
Bitte um eine ehrliche Antwort!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Über Nacht sind wieder ein Menge anregende Gedanken hier eingetroffen, die ich mit Vergnügen sammele und zu beantworten versuche. Übrigens finde ich unsere Diskussion nicht übertrieben hitzig, sondern sehe ein sachliches Niveau, um das uns die meisten anderen Diskussionsforen beneiden könnten. Gelegentliche persönliche Schlenker würzen die Suppe.
Zur Norm: Ich weiche die Norm nicht auf, sondern vertrete einen deskriptiven Normbegriff, d. h. ich betracht den Gebrauch als Norm. Herr Gröschner und ich haben den Karlsruher Richtern (vergeblich) diesen Begriff der inhärenten Norm nahezubringen versucht. Eine extern gesetzt Norm, wie so oft im Duden, hat große Nachteile, weil unsere Kenntnis nicht ausreicht, um zu sehen, ob sie wirklich der Sprachentwicklung und Intuition entspricht. Andernfalls muß sie mit großem Aufwand und zweifelhaftem Erfolg gelernt werden. Beispiel: sitzenbleiben vs. sitzen bleiben. Daß ausgerechnet hier der übertragene Gebrauch anders geschrieben werden soll, ist eine sachfremde Ad-hoc-Regel, extern gesetzte, nicht aus dem Gebrauch abgleitete Norm. Niemand kennt sie oder hält sich daran, wenn er nicht das Glück hatte, von einem Schulmeister darauf gestoßen zu werden. Und wie steht es mit anderen übertragenen Gebrauchsweisen? Das Mauerblümchen, das sitzen bleibt, der Metzger, der auf seinem Rindfleisch sitzen bleibt? Übrigens gehört sitzenbleiben zu den Verben, die ich schon ganz früh untersucht habe. Hier ein Auszug aus meinem Protokoll: FAZ 1996: sitzenbleiben (nur Infinitiv) - 6mal übertragen, 8mal wörtlich; sitzen bleiben 5mal übertragen, 4mal wörtlich; Süddeutsche Zeitung 1998 ungefähr gleich oft übertragen und wörtlich. Weitere Nachprüfungen würden den Befund verbreitern, aber nicht ändern. Offenabr legen die Schreiber und Leser keinen Wert auf solche haarspalterischen Unterscheidungen, da der Kontext keine Zweifel läßt. Übrigens: Warum sollte nur sitzenbleiben immer zusammengeschrieben werden, lieber Herr Riebe? Dieselben Verhältnisse gelten für alle Infinitiv+Verb-Gefüge dieser Art (s. meine Rubrik Positionsverben + Infinitiv). Sollen sie alle zusammengeschrieben werden, gewissermaßen als Spiegelbild der Reform, die sie alle getrennt schreiben läßt? Das wäre genauso dogmatisch und wirklichketisfremd, und welchen Sinn soll es denn haben? Solche Sachen nehme ich aus dem kleinen Bereich des Festgelegten heraus und schaffe damit den Zustand der Freiheit - und der Fortsetzung der bisherigen bewährten Schreibung. Und, lieber Herr Peil, die Unsicherheit wächst dadurch nicht im mindesten! Das ist ja gar nicht möglich, wenn doch mein Motto heißt: Weiter so wie bisher!
Zur Notengebung: Rechtschreibung ist, wie gesagt, ein Teil der Sprachkompetenz und eine Kulturtechnik; sie kann gelehrt und daher auch benotet werden und sollte es auch, genau wie Grammatik und Ausdruck und Aufsatzschreiben usw. Warum eigentlich nicht? Neulich brachte meine Tochter (7. Klasse) ein Heft nach Hause, worin der Deutschlehrer aus galoppieren das zweite p mit roter Tinte herausgestrichen hatte, nebst R am Rande. Wahrscheinlich selbst ein Opfer der Reform. Da hat er sich geirrt, das ist ganz eindeutig, hier gibt es keinen Spielraum. Das Anstreichen von genausogut, genau so gut oder genauso gut würde ich mir auch nicht gefallen lassen, weil diese Schreibweisen allesamt üblich, sprachgerecht und daher richtig sind. Zum hundertsten Male: Es kommt darauf an, in welchem Bereich der Orthographie man sich befindet, das ist keineswegs beliebig.
Zur Phonetik: Es freut mich, daß Herr Riebe inzwischen die Problematik seiner vermeintlich ganz einfachen Lösung einsieht, und daß ihm auch die doch sehr revolutionären Folgen seiner konsequenten Durchführung des Betonungskriteriums nicht mehr fremd sind. Was die Phonetik betrifft, so ist besonders die Arbeit von Peter Eisenberg hervorzuheben, auch der Teil über Buchstaben und Laute in der Dudengrammatik (die beiden letzten Auflagen) aus seiner Feder.
Zu Präferenzen, Bogen: Herr Wrase hat recht, mir ist auch bewußt gewesen, daß manche freigestellten Schreibungen nur verschwindend selten vorkommen, wahrscheinlich auch zusammen nehmen usw. Ich habe gezögert, wo zusammen unterzubringen ist, und mich dann aus Gründen der Systematik und wegen erwiesener Unschädlichkeit für die Fakultativität entschieden. Das muß aber nicht das letzte Wort sein. Kleinere Verschiebungen zwischen ß 9 und ß 10 sind immer möglich, sie ändern am Grundsätzlichen nichts. (Die Auswahl zusammenarbeiten, -läppern, -pferchen ist nicht ganz willkürlich; das erste ist gewissermaßen das Paradigma für Analogieschlüsse, wie so oft; die andern beiden sind wegen der Schreibweise des Grundwortes aufgenommen. So habe ich es oft gemacht, aber vielleicht noch nicht systematisch genug. Ich zitiere im übrigen den verehrten Meister Augst: Schadt nix!)
Zu Substantivierungen: Bei Substantivierungen gelten andere grammatische Gesetze als bei Verbkonstruktionen. Auch substantivierte Infinitive sind Substantive in diesem Sinne. Daher nur das Busfahren, nicht das Bus Fahren; daraus folgt also nicht, daß es auch ein Verb bzw. eine Verbzusatzkonstruktion mit der Schreibweise busfahren geben müsse. Zu Ende gedacht, führt dies zu stellungnehmen usw.; auch das ist vorgeschlagen worden, sogar Peter Suchsland geht in einem gescheiten Aufsatz sehr weit in diese Richtung. Erwägenswert, aber im Augenblick wohl nicht so ganz aktuell. Herr Dörner hat wieder mal das Richtige gesagt.
Zu wiedersehen: Ob der Duden die Regel zuerst falsch und dann richtig ausgelegt hat oder umgekehrt, braucht uns nicht zu kümmern, das können die Dudenredakteure mit der Kommission ausmachen, über die sie sich mit Recht sehr geärgert haben und weiterhin ärgern. Ich habe zu zeigen versucht, daß die Reformer ihre eigenen Regeln nicht verstehen. Bertelsmann hat in der Eile der ersten Auflage die Reform nur halb umgesetzt und daher aus Nachlässigkeit bei wiedersehen zufällig das Richtige getroffen. Nachdem der Duden erschienen war, hat aber Bertelsmann sich umgehend der neuen Deutung angeschlossen. Ich habe das Bertelsmannmachwerk und den völlig unfähigen Bearbeiter damals in einer Besprechung bloßgestellt. Die Eiertänze der Redaktion und die weitere Anpassung an den Duden (sogar im Stichwortbestand) werden auch in Regelungsgewalt nachgewiesen (vorläufig schon hier auf der Rechtschreibseite unter Propaganda und Wirklichkeit). Über die Geschichte und Bedeutung von wieder/wider hat das Grimmsche Wörterbuch eine ausgezeichnete Abhandlung, die ich auch frühzeitig in die Diskussion gebracht habe, weil sie die Irrwege der Reformer hätte verkürzen können.
Zum kinderleichten Wörterbuch: Lieber Herr Riebe, Sie haben in München die Podiumsdiskussion erlebt, auf der Herr Götze sagte, er wolle eine Rechtschreibung, die ein sechsjähriges Kind versteht. Ist es boshaft, wenn ich Ihre Forderung und Ankündigung einer kinderleichten Rechtschreibung damit vergleiche? Die deutsche Rechtschreibung kann aus vielen Gründen nicht kinderleicht sein. Das will ich aber hier nicht auch noch begründen. Aber sagen Sie mir doch einmal, was Sie meinen, wenn Sie sagen, Sie schrieben zusammen schreiben getrennt, um das zusammen besonders zu betonen? Soll das heißen: Nach der kinderleichten Regel wird zusammengeschrieben, wenn der erste Teil betont ist; wenn er aber besonders betont ist, dann wird wieder getrennt geschrieben? Und ist dann nicht die Gefahr, daß man es als gemeinsam schreiben mißversteht? Ein großes Rätsel geben Sie uns da auf. Übrigens kommen Sie mit dem Betonungskriterium deshalb zu Unmassen von Zusammenschreibungen, weil bei jedem Verb ein spezifizierendes Element stehen kann, das automatisch betont ist (Phrasenakzent), also mausetotschlagen, krankenhausreifschlagen usw. - das war der Grund, warum ich gestern schmunzeln mußte, denn ich sah nur zu deutlich, daß Sie das nicht bedacht haben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Wie so oft, stimme ich Herrn Dörner grundsätzlich zu. Warum habe ich trotzdem keine statistisch gestützten Empfehlungen gegeben? Ich habe mich nicht getraut. Mein Material reicht nicht aus, und ich habe auch nicht das Personal und die Zeit gehabt, das zur Verfügung stehende Material so gründlich auszuwerten. Ausschlaggebend war aber schließlich die Überlegung, daß die bereits vorhandene Tendenz sich auch und gerade dort durchsetzen wird, wo ich bloß Möglichkeiten und keine Präferenzen angebe. Wer also ohnehin dazu neigt, kennenlernen zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch. Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. Die entsprechende Erweiterung des Wörterbuch würde einen Aufwand erfordern, der meine Kräfte übersteigt und Jahrzehnte kosten würde. Auch würde es der Übersichtlichkeit nicht gut bekommen. Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann. - So ist es also gekommen, daß ich meinen kleinen Bogen zaghaft in Richtung einer Präferenzschreibung interpretiert habe, mehr aber auch nicht. Wer sich an einer eigenen Darstellung versucht, wird sofort viel besser verstehen, wie es gemeint ist und welche Schwierigkeiten man sich einhandeln könnte.
Alles in allem will ich den Schreibenden ihre Souveränität lassen (genau wie bei der Wortwahl und allen anderen Teilen der Sprache) und nur sicherstellen, daß ihre Texte so ziemlich dem entsprechen, was in Deutschland üblich ist. Und das glaube ich auch garantieren zu können: Wer nach meinem Wörterbuch schreibt, bringt einen orthographisch unauffälligen Text hervor, wie ich es programmatisch und sehr bescheiden genannt habe.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Obwohl es schon oft gesagt worden ist, zuletzt gerade wieder von Herrn Schäbler, möchte ich den Fall nochmals erörtern:
Die amtliche Regelung zu wieder- (mit dem Paradebeispiel wiedersehen) ist vollkommen mißlungen. Die Reformer haben nachweislich bis heute nicht eingesehen, was die eigentliche Bedeutung von wieder- als Verbzusatz ist. Das liegt an ihrer grundsätzlichen Abneigung gegen Semantik, die sie stets für vage usw. erklärt haben und daher aus ihren Betrachtungen jahrzehntelang ausklammern wollen. (Bevor Herr Riebe jetzt Aha! ruft und mir einen Widerspruch nachweisen zu können glaubt, bitte ich, meine Schriften, besonders den Kritischen Kommentar, im Zusammenhang zu lesen.) Im Regelwerk wird daher fälschlicherweise erneut, nochmals als Paraphrase angegeben. Wiederaufbauen heißt aber nicht nochmals aufbauen (als hätte man es zuvor schon einmal aufgebaut), sondern es heißt durch Aufbauen in den vorigen Zustand zurückversetzen. wiedersehen heißt ungefähr: durch Sehen einen früheren Zustand, nämlich eine Bekanntschaft, herstellen usw. (klingt alles ein bißchen linkisch, aber das Wesentliche kommt gut heraus).
Durch die falsche Bedeutungsangabe in ß 34 (1) mußten die Wörterbücher auf eine falsche, d. h. von den Reformern nicht gewollte Fährte gelockt werden. Zuerst der reformierte Duden, dann alle anderen Wörterbücher, danach die Schul-und Kinderbücher, dpa usw.
Das Erschütternde ist aber, daß die Kommission, wie der neueste Duden und der neueste Bertelsmann beweisen, den Kernpunkt immer noch nicht begriffen hat! Zwar ist wiedersehen in den beiden Wörterbüchern (anderswo aber noch nicht) wiederhergestellt, andere Mißgriffe gleicher Art sind aber noch nicht korrigiert. Vgl. meine Besprechung zum Duden 2000. Da es sich durchweg um häufigst gebrauchte Allerweltswörter handelt, sind die Auswirkungen katastrophal, und die demnächst zu erwartenden nächsten Korrekturwellen machen es nicht gerade einfacher.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
Zitat aus Herrn Icklers Beitrag:
»Wer also ohnehin dazu neigt, kennenlernen zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch.«
Das wäre möglicherweise wirklich plausibel und einleuchtend, wenn wir nicht die Rechtschreibreform hätten! Seit diese ihre unglückseligen Wirkungen auf die Schreibpraxis nicht nur der Journalisten oder sonstiger rechtschreibprogrammgesteuerten Menschen ausübt, sondern buchstäblich jeden schreibenden Menschen verunsichert hat, ganz abgesehen davon, was jetzt in den Schulen in dieser Hinsicht gelehrt wird, neigen eben immer weniger Leute dazu, »ohnehin« so zu schreiben, wie es bislang mehr oder weniger selbstverständlich war.
Also wäre es doch wichtig, die zu bevorzugende Schreibweise nicht nur in einem allgemeinen Kommentar zu nennen, sondern sie im Wörterverzeichnis deutlich zu kennzeichen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die wenig Raum in Anspruch nehmen und auch wenig kosten, wenn überhaupt etwas.
Walter Lachenmann
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
> Was ist ein Rundbogen?
> Gibt es etwa auch eckige Bögen?
Klar, man schaue sich nur ein beliebiges gotisches Bauwerk an.
> Warum nicht einfach nur Bogen sagen?
Viele Menschen schätzen sehr die Redundanz - da werden Kosten abgesenkt, Dinge umgeändert und Rechtschreibreformen aufoktroyiert.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Nee, Herr Lachenmann, dazu lassen sich die Leute nicht verführen, erst recht nicht durch die ungeliebte Reform. Im Gegenteil, sogar in der Elternzeitschrift des bayerischen Schulministeriums, wo man ganz besonders penibel auf die Zehetmairsche Neuschreibung achtet, steht schon wieder auseinandersetzen, und ich halte es nur für eine Frage von wenigen Monaten, bis man dort auch die allgemein bildenden Schulen wieder zu allgemeinbildenden ernennt. Die um sich greifende Neuschreibung unserer allergehorsamsten Zeitungen ist nur ein oberflächlicher Schein, der auch wieder verfliegen kann und wird wie ein Nebelschleier in der Morgensonne.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
... dann will ich Ihnen glücklich und tränenüberströmt in die bis dahin hoffentlich wieder beide gesunden und schmerzlosen Arme und nie wieder ins Wort fallen. Und Sie dürfen Ihr Wörterbuch machen, wie Sie wollen. Dürfen Sie aber sowieso. Ich gebe ja nur meine guten Ratschläge, sonst keine.
Allerdings bin ich da sehr, sehr skeptisch.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Manfred Riebe am 14.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Zuerst einmal wünsche ich Ihnen nach Ihrer Operation gute Besserung.
Es ist schade, daß das Gästebuch untersetzte Striche als Betonungsangaben nicht übernimmt. So kommt das, was man bezüglich der Betonung zeigen will, nicht zum Ausdruck.
Sie schreiben: Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch. Meinen Sie auch den DDR-Duden? Bekannt ist jedenfalls, daß die Getrennt- und Zusammenschreibung in einigen Fällen in den verschiedenen Wörterbüchern (z.B. Duden, Mackensen, Wahrig) schwankt. Das liegt aber m.E. an der mangelnden Sorgfalt.
Wie kommen Sie denn zu Ihrem Urteil, die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse seien systematisch falsch? Verfügen Sie über Sprachmeßmethoden und -instrumente wie der Sprachwissenschaftler Professor Henry Higgins in My Fair Lady? Besitzen Sie Methoden und Instrumente, die denen des Duden und dem menschlichen Gehör überlegen sind?
Plattmachen im Sinne von plattwalzen wird auf dem ersten Bestandteil betont. Wendet man den Duden-Betonungsmaßstab konsequent an, so ergibt sich die Zusammenschreibung. Dies entspricht auch dem Prozeß der Univerbierung. Sagt man dagegen platt sprechen oder Platt sprechen (plattdeutsch), dann gibt es eindeutig zwei Betonungen, so daß die Getrenntschreibung die Folge ist. Wenn plattmachen nicht dudenkonform sein soll, hat der Duden eben einen Fehler gemacht. Ich dachte, Sie wollten sich vom Duden lösen? Mit einer privaten Orthographie nach Riebeschem Muster hat das nichts zu tun, sondern mit dem konsequent angewandten sprachimmanenten Duden-Betonungsmaßstab.
Sie beklagen ja selber in Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, S. 66, daß die Schreibweise recht kompliziert geregelt und wahrscheinlich allzu fein gesponnen sei und das formale Kriterium der Betonung neuerdings überhaupt nicht berücksichtigt werde.
Auch ich bin der Meinung, daß der Sprechende alle diese feinen Erklärungen des Duden sich nie durch den Kopf gehen läßt, bevor er spricht und daß alle feinsinnigen grammatischen und semantischen Erklärungen ein nachträglicher theoretischer Überbau einiger Sprachwissenschaftler sind, denen die praktische sprachliche Basis fehlt.
Die Betonung ist dagegen nicht nur ein formales Kriterium, sondern ist elementarer Bestandteil der Sprache. Sie ziehen aus Ihren Beobachtungen aber nicht die Konsequenz, die Betonung als alleinentscheidendes oder vorrangiges Kriterium heranzuziehen und alles andere theoretische verwirrende Regelbrimborium wegzulassen, zunächst einmal auch das wichtige Kriterium der Bedeutung. Das Kriterium der Bedeutung kommt dann zum Einsatz, wenn man die unterschiedliche Schreibung eines Wortes (gutschreiben und gut schreiben; Ickler enthält nur gutschreiben) erklären muß, was besonders für die Übersetzung in Fremdsprachen wichtig ist. Daher reicht es eben nicht aus, in Ihrem Wörterbuch nur irreführend schwer_fallen mit Bogen zu schreiben. Sie müßten dann schreiben: schwerfallen (Mühe verursachen) und schwer fallen (zu Boden fallen). Insofern ist in Ihrem Wörterbuch auch die Tendenz zu erkennen, möglichst wenig der problematischen zusammengesetzten Wörter abzudrucken.
Statt dessen postulieren Sie bei den zusammengesetzten Zeitwörtern usw. Ihr Dogma der Fakultativschreibung und überlassen dem Schreiber die Entscheidung. Wörtlich:
Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. ... Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann."( 16.01.2001, Empfehlungen).
Dies steht in krassem Widerspruch zu Ihrem Anspruch, Ihr Wörterbuch würde das Nachschlagen in Tausenden von Fällen unnötig machen. Sie machen es sich einfach und wälzen die Arbeit der Erklärung einfach auf die Lehrer und Schüler ab. Die aber machen es sich bequem und schreiben getrennt, weil man dabei nichts falsch machen kann.
Demgegenüber wären mit der konsequent angewandten Duden-Faustregel Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung. alle Probleme gelöst. Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Riebe,
mit dem Duden verhält es sich so: Er hat nicht etwa die Betonungsverhältnisse studiert und daraus dann seine Getrennt- und Zusammenschreibungen abgleitet, sondern umgekehrt versucht, sich auf die beobachteten Getrennt- und Zusammenschreibungen einen Reim zu machen, d.h. eine Regel zu finden, die die Phänomene erklärt. Dabei ist er auf zwei Kriterien gestoßen: die Betonung und die Bedeutung (neuer Begriff). Beides ist nicht ganz falsch, aber es sind Notbehelfe, die allenfalls Indizien für die tieferliegenden, im Grunde grammatischen Unterschiede sind, zum Teil allerdings auch gar nicht weiter erklärbare Übergangserscheinungen auf dem Weg zur Zusammenschreibung. Dabei hat sich der Duden (sind ja auch bloß Menschen!) leider verleiten lassen, Betonungsunterschiede zu postulieren, die in Wirklichkeit nicht existieren. Zum Beispiel was ich im Vorwort anführe: sitzenbleiben (in der Schule, auf dem ersten Teil betont) und sitzen bleiben (auf dem Stuhl, angeblich auf beiden Teilen betont). Letzteres ist einfach nicht wahr, die beiden Konstruktionen werden genau gleich betont. Sind Sie anderer Meinung? Von dieser Art gibt es unzählige Beispiele, daher mein Urteil: systematisch falsch, ein Irrweg. Dazu braucht man keine übermenschlichen Fähigkeiten. platt machen ist nicht das einzige Beispiel, es gibt zahllose. Sehen Sie sich den Duden daraufhin einmal durch. Sie sprechen davon, daß der Duden einen Fehler gemacht habe. In meinen Augen natürlich nicht, nur die ausschließliche Vorschrift der Getrenntschreibung ist falsch, denn es wird sehr oft und (wie Sie ja auch richtig finden) zusammengeschrieben. Ich habe das alles durchgesehen und sachgemäß dargestellt, Sie noch nicht, aber angefangen haben Sie ja immerhin schon. Dabei werden Sie, Ihrem Kriterium folgend, in Hunderten von Fällen vom Duden abweichen müssen, denn er hat viel mehr Getrenntschreibung, als Sie zulassen dürfen. Das ist es ja, worauf ich warte. Und dann ziehen Sie bitte die naheliegenden Schlußfolgerungen: Sie machen eine Reform! Der Dudenmaßstab der Betonung kann überhaupt nicht konsequent angewandt werden, ohne daß es zu einer ziemlich radikalen Reform kommt. Wen wunderts, wenn man weiß, daß es sich um ein kaum durchdachtes Hilfsmittel und keineswegs um ein wohlbegründetes Hauptkriterium handelt? Von mir können Sie doch nicht im Ernst erwarten, daß ich in der Betonung etwas anderes als ein Indiz unter anderen sehe und gar dazu bereit wäre, sie zum alleinentscheidenden Kriterium mache! Tun Sies und sehen Sie selbst, wohin Sie damit geraten!
Der Kern des Problems ist eigentlich folgendes: Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen. Ich habe ja schon auf Drach hingewiesen und auf seine Mißrezeption. Sein Hinweis, daß es sich hier nicht um zusammengesetzte Verben handelt (wie auch Sie wieder irrigerweise sagen), sondern um etwas ganz anderes, ist kaum beachtet worden. Erst neuerdings wird wieder daran gearbeitet, aber die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren. Trotzdem muß die Materie, die so ungemein kennzeichnend für das Deutsche ist, natürlich orthographisch bewältigt werden. Da behelfen wir uns irgendwie, mit der Betonung und mit der Bedeutung, mit der Phraseologisierung und mit Listen, Sie wissen schon! Ich habe hierzu meine Konzeption in Regeln und im Wörterverzeichnis dargestellt und dann noch in dieser sehr förderlichen Diskussion immer wieder begründet und dafür geworben. Bisher haben mich die Gegenvorschläge, die mir auch in keiner Hinsicht neue Argumente gebracht haben, nicht davon abbringen können.
Lieber Herr Riebe, natürlich enthält mein Wörterbuch nur gutschreiben, also die Verbzusatzkonstruktion (der Regelverweis fehlt versehentlich, bei allen anderen swie gutsprechen ist er angegeben), aber mit deutlichem Akzentzeichen, so daß eine Verwechslung mit der Adverbialkonstruktion nicht in Betracht kommt. Natürlich kann ich nicht alle Adverbien (schlecht schreiben, undeutlich schreiben) anführen, das ist überflüssig. Unter gut steht Weiteres. Daß man Adverbien nicht mit Verben zusammenschreibt, ist deutsche Elementargrammtik, das muß und kann gar nicht im Wörterbuch stehen. Wer das nicht weiß, kann sozusagen überhaupt kein Deutsch und kann auch mein Wörterbuch nicht benutzen. Zu schwer_fallen finden Sie alles Notwendige unter dem Lemma und unter schwer, in beiden Fällen mit Regelverweis. Niemand ist je auf den Gedanken gekommen zu schreiben: Er ist schwergefallen. (So wie ich neulich mit dem Rad gestürzt bin, vielen Dank noch für die Genesungswünsche!).
Die Fakultativschreibung ist kein Dogma, sondern eine Tatsache: die Tatsache der Varianz bei einem Übergangsphänomen der Sprache selbst. (Bestreiten Sie das? Dann sagen Sie es bitte und geben Sie Ihre alternative Beobachtungsgrundlage an!)
Wer mein Wörterbuch einmal studiert hat, kann sich in der Tat das Nachschlagen oft sparen. Die wenigen Fälle der obligatorischen (d. h. ausnahmslos beachteten) Zusammenschreibung lassen sich leicht merken, der Rest bleibt dem Schreiber überlasse, wie bisher, und er wird es meistens so machen, wie die meisten es meistens machen. Wie denn nicht?
Aus den genannten Gründen muß ich fast schmunzeln über Ihren hoffnungsfrohen Schluß, mit der konsequenten Anwendung der Betonungsregel (dieser Krücke der Dudenredaktion) wären alle Probleme gelöst. Kan mir auch denken, wie zum Beispiel Herr Schaeder schmunzelt, wenn er das zufällig liest; er kennt ja die Tatsachen sehr gut.
Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist. - Sie ahnungsloses Engel, Sie! Nur zu, frisch ans Werk! Aber ich bin sicher, daß es ausgeht wie so manche ganz einfache Idee: Lindenblütentee gegen Krebs usw., man kennt das ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 14.01.2001 um 23.00
Mir scheint, daß in der (interessanten, aber mitunter arg hitzigen) Diskussion über die Getrennt- und Zusammenschreibung ein Aspekt zu kurz gekommen ist, nämlich die Korrelation zwischen Verb- und Substantivschreibungen. Will sagen: Die Schreibung wieder sehen wirkt befremdlich (oder für den Aufklärungsforscher in mir alterthümlich), weil jedermann die Schreibung Wiedersehen geläufig ist (es gab ein Wiedersehen).
Reinhard Markner
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.01.2001 um 23.00
Meiner Ansicht nach wäre schon ein Kompromiß möglich, das heißt, daß sich das Rechtschreibwörterbuch ein bißchen eindeutiger gestalten ließe. Nicht bei platt machen/platt machen, aber bei anderen Einträgen. So schreibt Professor Ickler weiter unten, er habe in der SZ bei fertigstellen 316mal Zusammenschreibung gefunden und 5mal Getrenntschreibung. Das sind keine 2 Prozent Getrenntschreibung. Ich frage mich: Wieso macht man dann überhaupt statistische Erhebungen, wenn über 98 Prozent keine Entscheidung für den Standard ermöglichen? Das ist ja wie bei den Zeitungen, die ebenfalls 98,x Prozent Ablehnung der Neuschreibung bei den engagierten Beteiligten seriöserweise für keine eindeutige Mehrheit halten ...
Also, Scherz beiseite, lieber Herr Ickler: Ich glaube, ich würde mich trauen, bei fertigstellen den Bogen wegzulassen. Weiter halte ich das für weitgehend durchführbar bei den meisten Verbzusätzen, die bei Getrenntschreibung als Adverbial mißverstanden werden können und normalerweise (oder zumindest oft) auch mißverstanden werden, also zum Beispiel bei zusammen. Ich denke, es wäre möglich, die Einträge zusammenarbeiten, zusammenläppern, zusammenpferchen, zusammenschustern (wieso eigentlich gerade diese Auswahl?) ohne Bindestrich zu schreiben, mit einem Akzent unter dem a von zusammen, und bei zusammenschreiben die Abgrenzung aber: zusammen arbeiten zu bringen, mit einem Akzent unter dem a von arbeiten.
Übrigens finde ich bei zusammen nur eine Ausnahme: ausgerechnet zusammen_schreiben (überwiegend zusammengeschrieben). Warum das für Fakultativschreibung kandidiert, ist leicht nachzuvollziehen: Es handelt sich nicht eindeutig um einen Ergebniszusatz, sondern zugleich auch um eine Angabe, die auf die Frage WIE schreiben? antwortet. Das wird aus dem Vergleich mit getrennt schreiben deutlich: auf getrennte Weise schreiben, andernfalls ohne Lücke schreiben. Vor allem in der Formulierung getrennt oder zusammen schreiben: Da ist durch das vorangestellte getrennt das Wie, das Adverbiale schon vorgegeben, so daß zusammen als adverbiales ohne Lücke mit Bezug auf den Schreibvorgang verstanden werden kann. Außerdem kann man getrennt oder zusammen als mehrteilige Bestimmung zu schreiben verstehen, was ebenfalls die Getrenntschreibung rechtfertigt. Es war daher ein bißchen gemein, Herrn Riebe diesen Fehler der Getrenntschreibung nachzuweisen.
Also: Was spräche gegen einen solchen Kompromiß?
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Herrn Markners Idee ist einleuchtend. Wenn es ein zusammengesetztes Substantiv mit gleichem Wortstamm gibt, dann sollte auch ein entsprechendes zusammengesetztes Verb möglich sein.
Wiederherstellung ergo wiederherstellen, Gutschrift also gutschreiben (gute Schrift ist gut schreiben) Auseinandersetzung nebst auseinandersetzen...
Das wäre auch ein erster didaktischer Leitfaden und eine recht ordentliche Entscheidungshilfe.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 14.01.2001 um 23.00
Kürzlich wurde auf dieser Seite das Problem wieder_sehen wieder_aufgerollt. Folgendes sollte dazu noch erwähnt werden: Auch als selbständiges Wort hat wieder die Doppelbedeutung nochmals"/"zurück. Den Unterschied kann man an zwei Beispielen deutlich machen: Dann gehe ich eben wieder bei McDÖessen. - Dann gehe ich eben wieder nach Hause. Im zweiten Beispiel wäre ein nochmals ziemlich unsinnig - wir gehen ja alle sehr oft in unserem Leben nach Hause und nur selten in das besagte Lokal ...
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
Sorry! Welch komischer Tippfehler. Ich wollte McD... schreiben (mit Alt 0133).
eingetragen von Walter Lachenmann am 14.01.2001 um 23.00
Daß es bei ihm zuhause nichts zu essen gibt?
Warum geht er einerseits selten aber dann doch schon wieder in das besagte Lokal?
Was hilft alles besagen, wenn es bei McDonald neuerdings Döner gibt?
Woher weiß er, daß wir alle sehr oft in unserem Leben nach Hause gehen?
Manch einer von uns hat gar keines, wie viele trauen sich gar nicht mehr nach Hause.
Warum sollen wir dann nicht doch nochmals nach Hause gehen?
Dort gibt es wenigstens keine BigDöner! (Gruß an Herrn Dörner).
Vielleicht kann Herr Riebe das entschlüsseln.
Krottenthaler Gerüchteküche
eingetragen von Manfred Riebe am 14.01.2001 um 23.00
Sie haben natürlich recht: sitzenbleiben (in der Schule) und sitzen bleiben (auf dem Stuhl) werden auf dem ersten Teil betont. Deshalb müßten beide zusammen sitzenbleiben geschrieben werden. Daher ist die getrennte Duden-Schreibung wie wohl viele andere systematisch falsch.
Sie haben auch recht damit, daß eine ziemlich radikale Reform entsteht, wenn der Dudenmaßstab der Betonung konsequent angewandt würde. Was hat denn eigentlich die Phonetik, die Wissenschaft der Lautbildung, bisher zur deutschen Rechtschreibung beigetragen?
Die Schreibweise, die der Duden durch praxisfremde Regeln verklausuliert und erschwert hat, wird mit dem Betonungsmaßstab kinderleicht. Ob Notbehelf, kaum durchdachtes Hilfsmittel oder Krücke, es ist der Spatz in der Hand, der besser ist als die Taube auf dem Dach. Ich zitiere Sie: Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen. (die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren.) Die Linguisten müßten von der Ebene des Sprachwissenschaftlers nicht nur herabsteigen auf die Ebene des Schulmeisters, sondern auf die Ebene des Normalbürgers, der von der Elementargrammatik kaum eine Ahnung hat und daher auch Ihr Wörterbuch nicht benutzen kann. Ich weiß, wovon ich rede; denn ich habe viele Jahre versucht, Berufsschüler die Benutzung des Dudens zu lehren. Grammatik??? Genitiv Singular? Nominativ Plural? Dativ und Akkusativ? Nur wenige 16jährige Schüler kannten die Begriffe und konnten deklinieren. Sowas nennt man ohne Scham und Schande Volksschulbildung hier in diesem Lande. Wenn Ihr Wörterbuch ein Volkswörterbuch für den Normalbürger sein soll, dann ist eine Krücke oder wie Stephanus Peil sagt, ein Geländer, wichtig, und das ist der Maßstab der Betonung.
Bei dieser weitverbreiteten Grammatikkenntnis bzw. -unkenntnis müßte Ihr Wörterbuch kinderleicht verfaßt sein. Denken Sie doch an die Grammatik- und Semantikkenntnisse der Reformer, die Hunderte zusammengesetzter Verben ausradierten. Wenn Sie gut_sitzend; aber gut sitzend aufführen, könnten Sie auch gutschreiben; aber gut schreiben gegenüberstellen. Querverweisen werden auch intelligente Leute meist nicht folgen. Die Fakultativschreibung ist m.E. sowohl ein Dogma als auch die Tatsache der Varianz, die durch komplizierte Regeln hervorgerufen wurde. Die Fakultativschreibung ist ein Dogma der Liberalität an der falschen Stelle, nämlich der Orthographie. Dieses Laisser-faire führt aber tendenziell zum Dogma der Reformer, der Getrenntschreibung. Die Journalisten werden durch Sie in der Reform-Getrenntschreibung bestätigt: Seht her, sogar Ickler ist einverstanden!
Im übrigen hat Wolfgang Wrase recht: Wenn ich den Begriff zusammen schreiben ebenso getrennt schreibe wie getrennt schreiben, dann ganz bewußt, um das zusammen besonders zu betonen und hervorzuheben.
Wolfgang Wrase hat insbesondere auch damit recht, daß sich das Wörterbuch eindeutiger gestalten ließe. Wenn Sie in der SZ bei fertig_stellen 316mal Zusammenschreibung und nur 5mal Getrenntschreibung fanden, dann ist das ein deutliches Indiz. Wenn Sie jedoch die Betonung als Maßstab genommen hätten, hätten Sie sich die Mühe der statistischen Auswertung sparen können. Das trifft auf Dutzende Ihrer Fakultativschreibungen zu, die bisher im Duden eindeutig gelöst waren, bei denen Sie nun aber mit Ihrem Rundbogen für Verwirrung sorgen und damit nur Wasser auf die Mühlen der Reformer leiten.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Dörner am 14.01.2001 um 23.00
Nachdem ich mir gerade die zahlreichen Beiträge angesehen habe, kann ich es doch nicht lassen, zu den von den Herrn Riebe, Schäbler und Markner geäußerten Meinungen ein wenig Stellung zu beziehen.
Zu den Beiträgen von Herrn Schäbler und Herrn Markner:
Wenn es eine Verbsubstantivierung gibt, dann muß das (angeblich) gleichlautende zusammengesetzte Verb noch lange nicht exisitieren. Würde man die von Ihnen vorgeschlagene Regel wirklich konsequent durchziehen, würde man Verben wie »traktorfahren«, »holzhacken«, »computerspielen«, »mauerbauen«, sogar »nichtzustandekommen«, ja vielleicht sogar »zuschuldenkommenlassen« u. v. a. m. erhalten. Das ist ja beinahe schon so radikal wie die neuverordneten Getrenntschreibungen der Reform. Ist das wirklich Ihre ernste Absicht?
Zu dem Beitrag von Herrn Riebe:
Die Diskussion über die Betonung bei Verben ist schon sehr lange im Gang, und der Duden hat hier über Jahrzehnte vieles falsch gemacht. So behauptet er noch im Duden von 1973 (17. Aufl.), daß sich der Betonungsunterschied bei »sitzen bleiben« und »sitzenbleiben« eindeutig erkennen ließe. Im Nachfolger der legendären »Zweifelsfälle der deutschen Sprache« (1972), nämlich in »Richtiges und gutes Deutsch« (1985) bleibt dem Duden nichts mehr anderes übrig, als zuzugeben, daß die Betonung zwar manchmal einen gewissen Hinweis liefern kann, aber insbesondere in Fällen wie »sitzen bleiben«, »sitzenbleiben«, »in Gang setzen«, »instand setzen« usw. nichts hilft. In den Duden-Auflagen von 1986 und 1991 sind die krassen Fehler, die man in bezug auf die Betonung bei Verbzusätzen in den Regelteilen der Duden von 1961 (15. Aufl.) bis 1973 (17. Aufl.) findet, glücklicherweise korrigiert.
Ihr Vorschlag, die sinnvolle Unterscheidungsschreibung »sitzen bleiben« / »sitzenbleiben« nur wegen der identischen Betonung ganz zu beseitigen, ist meines Erachtens der falsche Weg. Dann können wir uns auch gleich auf »sitzen bleiben« - so die Reform - einigen, oder?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.01.2001 um 23.00
Ich möchte meinen Vorschlag noch etwas konkreter machen und am Beispiel von zusammen zeigen, welche etwas präzisere Verwendung des Bogens ich mir bei diesem Verbzusatz vorstellen könnte. Natürlich müßte ich dann noch alle anderen Bogen-Fälle durchsehen und prüfen, ob sich das Schema einigermaßen durchhalten läßt. Selbstverständlich müßte das noch bei fraglichen Fällen statistisch überprüft werden.
zusammenarbeiten (vs. zusammen arbeiten; mit Betonung, als Beispiel für die Differenzierung)
mit Bogen:
zusammen_bleiben
zusammen_haben
zusammen_lassen
zusammen_schreiben
zusammen_sein
Alle anderen Einträge des Duden von 1991 (zusammen_lassen fehlt dort) ohne Bogen. Mich würde als Beispiel interessieren, wie die Statistik bei zusammen_kommen oder sich zusammen_nehmen aussieht: Wir sind zusammen gekommen, um ... Wenn du dich nicht zusammen nimmst ... Wie oft kommt das vor? Gibt es (bzw. gab es 1995) bei diesen sonstigen Verbindungen mit zusammen_ einen nennenswerten Anteil von Zusammenschreibung? Konkret: Gibt es bei irgendeinem dieser sonstigen Fälle eine Verteilung von Zusammen-/Getrenntschreibung, die kleiner ist als der Faktor 10? Falls nicht, würde ich den Deckel draufmachen. Man könnte dann ja trotzdem noch erläutern, entweder im Vorwort oder unter dem Stichwort zusammen, daß es vereinzelt noch mehr Getrenntschreibungen gibt, als mit dem Bogen dargestellt werden.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 14.01.2001 um 23.00
zu Schäblers Es stinkt zum Himmmel
Dass der Duden den Paragrafen 34 in Bezug auf wieder_sehen richtig ausgelegt haben soll, bedeutet, dass er ihn in der neusten Auslage nun falsch auslegt; in dieser Reihenfolge, wirklich? Je vous en prie! Sie schreiben: Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff wieder sehen war die einzig mögliche Interpretation. Soweit ich mich erinnere, hat Bertelsmann das erste Wörterbuch zur Reform rausgebracht. Ich hab es nicht hier stehen; ich hab es aber so in Erinnerung, dass dort die Abgrenzung von wieder sehen zu wiedersehen richtig dargestellt war. Dass man E1 so auslegen konnte, wenn man der Bedeutungsangabe zu viel Gewicht gab, dass es nur wieder sehen geben konnte, das ist mir schon klar. Der Duden hat es ja gemacht! Das mit der Wortgruppe könnte man meiner Meinung nach noch etwas ausführlicher beschreiben. Dass aber ausgerechnet die Dudenredaktion dies nicht begriffen hat und souverän richtig angewandt hat, finde ich im Nachhinein immer noch komisch. Heute weiß man, dass die Bedeutungsangabe eine Hilfe ist, zu verstehen, was mit Wortgruppe gemeint ist. Wer natürlich meint: Wann immer wieder die Bedeutung erneut, nochmals hat, dann muss ich getrennt schreiben... nun, der liest das Regelwerk eben falsch.
Was Sie zu dem ersten Kommissionsbericht schreiben, kuck ich mir noch an (heute ist es zu spät). Doch was Sie schreiben, ist keine Regeländerung, sondern eine Regeltextänderung, die das Gemeinte deutlicher darstellen soll (Abgrenzung Zusammensetzung zu Wortgruppe).
Ich bin übrigens nicht Journalist; eine journalistische Pflicht hab ich nicht. Bei Affäre hab ich fast das Gefühl, Sie würden mich mit jemandem verwechseln. Auch Störaktion kam mir etwas merkwürdig vor. Die Mafia (Kommission) erpresst regelmäßig Schutzgelder bei den Wörterbuchverlagen, um sie sich gefügig zu machen, das ist auch mir bekannt.
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Ich sehe keinen radikalen Gedanken darin z.B. radfahren, autofahren, traktorfahren u.ä. gleichartig zu schreiben. Auch computerspielen, holzhacken, kegelschieben und seiltanzen macht Sinn, denn wenn ich die Alternativschreibweise im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung als Rahmenrichtlinie anerkenne, dann muß ich auch Gebrauch davon machen dürfen.
Was ich suche, sind Entscheidungshilfen. Wann schreibe ich was am sinnvollsten? Es wäre doch ein Unding Massen von Schulabgängern auf die Welt loszulassen und ihnen lediglich eine Rahmenrichtlinie in den Ranzen zu packen. Das gäbe ein Chaos!
Sowohl das Merkmal der Betonung als auch die Korrelation der Wortarten halte ich für ausgezeichnete Behelfskrücken, die zwar nicht immer ausschließlich dienlich sind, doch wo die eine nicht hilft, hilft eben die andere. Meiner Meinung nach müssen noch mehr Krücken gebaut werden. Da müssen die Orthopäden ran, sprich die Didaktiker.
Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß in der Schule ein starker Trend zur Nominalisierung vorliegt. Dies liegt unter anderem daran, daß im Gegensatz zu früher, als die Umdruck- und Kopiertechnik nicht so ausgefeilt war und Texte als Ganzes geschrieben wurden, heute meist Einzelwörter in Lückentexte eingesetzt werden. Größtenteils bestehen diese Lückenfüllwörter aus Begriffen, sprich Substantiven.
Daneben bevorzugt auch die Behördensprache den Nominalstil. Hier kommt es z.B. auch zu geistlosen Wortschöpfungen wie: Die Nichtannahme, die Nichteinhaltung, .... Derartige Unwörter sind selbstverständlich nicht als Behelfskrücken zur Wortableitung zu gebrauchen und zum Glück sind Wortverunstaltungen wie das Sichzuschuldenkommenlassen noch nicht erfunden.
Abschließen möchte ich mit einem Beispiel einer amtlichen Verlautbarung. Nach der Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten wird das Inkrafttreten des Gesetzes mit Wirkung vom 1. Januar erfolgen.
Für gutes, wortreiches und aktives Deutsch könnte ich mir durchaus Verbalisierungen wie verlautbaren und inkrafttreten vorstellen. Oder ist da etwa ein in Kraft treten besser?
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Stephanus Peil am 14.01.2001 um 23.00
Zu den Vorschlägen von Herrn Markner und Schäbler:
Der von Herrn Markner in die Diskussion gebrachte und von Herrn Schäbler aufgenommene Gedanke, von der Zusammenschreibung eines zusammengesetzten Substantivs auch die Zusammenschreibung zusammengesetzter Verben (pardon, Herr Ickler würde mich korrigieren: Verbzusätze) ableiten zu können, scheint mir keine praktische Entscheidungshilfe für die Zusammenschreibung zu sein:
Auch von getrenntgeschriebenen Verbzusätzen kann man ja zusammengesetzte Substantive bilden:
allein gehen - Alleingang
neu anfangen - Neuanfang
Auto fahren - Autofahrt
Zu Icklers Bemerkung über meine auf ihn bezogene Formulierung »Schreibpapst«:
Herr Ickler hat das Wort »Schreibpapst« in den falschen Hals bekommen. Mit »Papst« wollte ich lediglich die in Fachkreisen unangefochtene Autorität Icklers unterstreichen, seine überdurchschnittliche Kompetenz herausheben. Es lag mir fern, ihn mit diesem Begriff in ein falsches Licht stellen oder gar beleidigen zu wollen. Vielmehr sollte der Ausdruck meinen Respekt bezeugen, den ich vor ihm habe.
Daß Ickler keine Unfehlbarkeit beansprucht, ehrt ihn. So sehe ich auch seine Definition, was ein Rechtschreib»fehler« sei, als nicht unfehlbar an: Für mich ist und bleibt eine Abweichung von der Schreibnorm ein Rechtschreibfehler. Die Frage ist nur: Was ist die Schreibnorm? Früher wußte ich, was die Norm der Schriftsprache war, aber heute? Durch die liberale Auffassung Icklers ist mir die Klarheit mehr und mehr entschwunden. Gottseidank bin ich nicht mehr gezwungen, rote Tinte verspritzen zu müssen, ich wäre mir nach dieser Diskussion auch sehr unsicher, was ich noch als Rechtschreibfehler markieren sollte und vor allem: was nicht. Sollte man deshalb nicht ganz auf die Rechtschreibnoten verzichten? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß nach Icklers Auffassung eine Benotung im Rechtschreibunterricht in bezug auf die GZS zu unterlassen sei. Wie sollte ich sonst seine folgenden Bemerkungen deuten? » Man schreibt genausogut, genauso gut und genau so gut, das ist alles dasselbe. (...) Unsere Lehrer bekommen meistens keine Ausbildung in Orthographie und Sprachnormentheorie. Sie haben daher ein ganz naives Verhältnis zur Rechtschreibung, schauen im Duden nach wie jede Sekretärin und urteilen nach falsch und richtig, wie der Dienstherr es befiehlt. Ich lehne diesen ganzen Betrieb von Grund auf ab und empfehle eine ganz andere Praxis: Beratung im Sinne eines besser oder schlechter.« Als Konsequenz daraus müßte Ickler doch einen Wegfall der Notengebung im Rechtschreibunterricht postulieren (zumindest auf dem Gebiet der GZS, aber auch in Fällen wie z. B. in bezug auf / in Bezug auf). Vielleicht sieht er die Benotung von Rechtschreibfehlern in diesem Bereich gar als Herrschaftsinstrument an? 1968 liegt wohl doch gar nicht so weit zurück!
Herr Ickler findet es schlimm, daß ein schreibgeübter Deutscher im Wörterbuch nachschlagen muß. Ist das verwunderlich bei der heutigen Schreibunsicherheit besonders auf dem Gebiet der GZS, an der Icklers Wörterbuch einen wohl nicht unbedeutenden Anteil hat? So sehr mich als Schreibenden die Toleranz und Liberalität Icklers vor dem Makel der Falschschreibung schützt, so unzufrieden bin ich über die Auflösung der Schreibnorm auf diesem Gebiet, die Ickler sicherlich mitzuverantworten hat.
Ein bißchen mehr Mut beim Weglassen des Bogens, wie es Herr Wrase vorschlägt, könnte Herrn Ickler nicht schaden.
P.S.: Meine niveaulose Art, z. B. den »Makel der Falschschreibung« als einen solchen überhaupt zu erwähnen, und überdies die hitzige (und endlose) Diskussion am Kochen zu halten, bitte ich entschuldigen zu wollen.
Stephanus Peil
Westerburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.01.2001 um 23.00
Es ist relativ einfach nachzuweisen, daß die Rechtschreibreform zu ca. 95 Prozent aus einer in der Bundesrepublik zuvor nie praktizierten Schreibänderung besteht, einer Änderung, die selbst für Sprachidioten nachvollziehbar ist, und von Volldeppen in einem generellen Ersatz von ß durch ss vollzogen wird.
Und es ist geschichtlich erwiesen, daß das Ausführen einer Parole - gefaßt in drei Worten - dem deutschen Volke noch nie Probleme bereitet hat.
Schwieriger fällt schon der Nachweis, daß diese Reform ein einzigartiges Blendwerk ist, das mit Methoden der Geiselnahme und Machtmißbrauchs sowie unter Einsatz massenpsychologischer Wirkfaktoren durchgesetzt wurde, und die sich bewährter Seilschaften von Politik und Wirtschaft bediente.
Ein Gedächtnis, das zumindest vier Jahre zurückreicht und das sachliche Argumente berücksichtigt, wird auch diese Klippe meistern.
Einige Thesen:
Die Verwendung von ß ist sowohl lese- als auch schreibtechnisch die bessere Lösung. Dagegen ist die veraltete SS-Schreibung ein Missstand.
Kritiker sind keine Gegner jedweder Reform, auch wenn sie von Seiten politischer Zirkel als solche bezeichnet werden. Sie sind auch dann keine potentiellen Gegner und lernunfähige Gestalten, wenn sie - wie auf dieser Internetseite üblich - die SS-Schreibung nicht praktizieren.
Eine Reform zum Selbstzweck darf es nicht geben. Ziel kann nur sinnvolle Erneuerung sein.
Der SS-Schreibung und dem SS-Gehabe der Reformer haftet der Makel des UNANNEHMBAR an.
Herr Professor Ickler stellt seine konstruktive Kritik täglich unter Beweis. Er hat bisher seine sämtlichen Publikationen (auch sein Wörterbuch) in herkömmlicher Schreibweise verfaßt. Dazu gehört Mut, der etlichen seiner Kollegen scheinbar abhanden gekommen ist.
Es sollte uns Kritikern eine Ehre sein, ihm behilflich zu sein, zumal sein Lösungsansatz im Bereich der GSZ Perspektive verrät.
Wir sollten helfen, die willfährige Erteilung von Schreiblizenzen, das angeblich unwiderrufbare Dogma, letztlich die Gängelung durch unbedachte Normierung, zu beseitigen.
Aber lieber Herr Professor Ickler, jetzt zurück zur Überschrift und zurück zu einer unbeantworteten Frage von Stephanus Peil. Verzeihen die Frage! Sie hat etwas Beschämendes und Peinliches an sich.
Was passiert eigentlich, wenn der Fall der GSZ gelöst sein wird? Haben wir Sie dann weiterhin an unserer Seite im Kampf gegen das UNANNEHMBARE, oder werden Sie dann den Widerstand wegen Aussichtslosigkeit aufgeben?
Können Sie unsere Angst verstehen? Können Sie unsere Hoffnung nähren?
Bitte um eine ehrliche Antwort!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 14.01.2001 um 23.00
Über Nacht sind wieder ein Menge anregende Gedanken hier eingetroffen, die ich mit Vergnügen sammele und zu beantworten versuche. Übrigens finde ich unsere Diskussion nicht übertrieben hitzig, sondern sehe ein sachliches Niveau, um das uns die meisten anderen Diskussionsforen beneiden könnten. Gelegentliche persönliche Schlenker würzen die Suppe.
Zur Norm: Ich weiche die Norm nicht auf, sondern vertrete einen deskriptiven Normbegriff, d. h. ich betracht den Gebrauch als Norm. Herr Gröschner und ich haben den Karlsruher Richtern (vergeblich) diesen Begriff der inhärenten Norm nahezubringen versucht. Eine extern gesetzt Norm, wie so oft im Duden, hat große Nachteile, weil unsere Kenntnis nicht ausreicht, um zu sehen, ob sie wirklich der Sprachentwicklung und Intuition entspricht. Andernfalls muß sie mit großem Aufwand und zweifelhaftem Erfolg gelernt werden. Beispiel: sitzenbleiben vs. sitzen bleiben. Daß ausgerechnet hier der übertragene Gebrauch anders geschrieben werden soll, ist eine sachfremde Ad-hoc-Regel, extern gesetzte, nicht aus dem Gebrauch abgleitete Norm. Niemand kennt sie oder hält sich daran, wenn er nicht das Glück hatte, von einem Schulmeister darauf gestoßen zu werden. Und wie steht es mit anderen übertragenen Gebrauchsweisen? Das Mauerblümchen, das sitzen bleibt, der Metzger, der auf seinem Rindfleisch sitzen bleibt? Übrigens gehört sitzenbleiben zu den Verben, die ich schon ganz früh untersucht habe. Hier ein Auszug aus meinem Protokoll: FAZ 1996: sitzenbleiben (nur Infinitiv) - 6mal übertragen, 8mal wörtlich; sitzen bleiben 5mal übertragen, 4mal wörtlich; Süddeutsche Zeitung 1998 ungefähr gleich oft übertragen und wörtlich. Weitere Nachprüfungen würden den Befund verbreitern, aber nicht ändern. Offenabr legen die Schreiber und Leser keinen Wert auf solche haarspalterischen Unterscheidungen, da der Kontext keine Zweifel läßt. Übrigens: Warum sollte nur sitzenbleiben immer zusammengeschrieben werden, lieber Herr Riebe? Dieselben Verhältnisse gelten für alle Infinitiv+Verb-Gefüge dieser Art (s. meine Rubrik Positionsverben + Infinitiv). Sollen sie alle zusammengeschrieben werden, gewissermaßen als Spiegelbild der Reform, die sie alle getrennt schreiben läßt? Das wäre genauso dogmatisch und wirklichketisfremd, und welchen Sinn soll es denn haben? Solche Sachen nehme ich aus dem kleinen Bereich des Festgelegten heraus und schaffe damit den Zustand der Freiheit - und der Fortsetzung der bisherigen bewährten Schreibung. Und, lieber Herr Peil, die Unsicherheit wächst dadurch nicht im mindesten! Das ist ja gar nicht möglich, wenn doch mein Motto heißt: Weiter so wie bisher!
Zur Notengebung: Rechtschreibung ist, wie gesagt, ein Teil der Sprachkompetenz und eine Kulturtechnik; sie kann gelehrt und daher auch benotet werden und sollte es auch, genau wie Grammatik und Ausdruck und Aufsatzschreiben usw. Warum eigentlich nicht? Neulich brachte meine Tochter (7. Klasse) ein Heft nach Hause, worin der Deutschlehrer aus galoppieren das zweite p mit roter Tinte herausgestrichen hatte, nebst R am Rande. Wahrscheinlich selbst ein Opfer der Reform. Da hat er sich geirrt, das ist ganz eindeutig, hier gibt es keinen Spielraum. Das Anstreichen von genausogut, genau so gut oder genauso gut würde ich mir auch nicht gefallen lassen, weil diese Schreibweisen allesamt üblich, sprachgerecht und daher richtig sind. Zum hundertsten Male: Es kommt darauf an, in welchem Bereich der Orthographie man sich befindet, das ist keineswegs beliebig.
Zur Phonetik: Es freut mich, daß Herr Riebe inzwischen die Problematik seiner vermeintlich ganz einfachen Lösung einsieht, und daß ihm auch die doch sehr revolutionären Folgen seiner konsequenten Durchführung des Betonungskriteriums nicht mehr fremd sind. Was die Phonetik betrifft, so ist besonders die Arbeit von Peter Eisenberg hervorzuheben, auch der Teil über Buchstaben und Laute in der Dudengrammatik (die beiden letzten Auflagen) aus seiner Feder.
Zu Präferenzen, Bogen: Herr Wrase hat recht, mir ist auch bewußt gewesen, daß manche freigestellten Schreibungen nur verschwindend selten vorkommen, wahrscheinlich auch zusammen nehmen usw. Ich habe gezögert, wo zusammen unterzubringen ist, und mich dann aus Gründen der Systematik und wegen erwiesener Unschädlichkeit für die Fakultativität entschieden. Das muß aber nicht das letzte Wort sein. Kleinere Verschiebungen zwischen ß 9 und ß 10 sind immer möglich, sie ändern am Grundsätzlichen nichts. (Die Auswahl zusammenarbeiten, -läppern, -pferchen ist nicht ganz willkürlich; das erste ist gewissermaßen das Paradigma für Analogieschlüsse, wie so oft; die andern beiden sind wegen der Schreibweise des Grundwortes aufgenommen. So habe ich es oft gemacht, aber vielleicht noch nicht systematisch genug. Ich zitiere im übrigen den verehrten Meister Augst: Schadt nix!)
Zu Substantivierungen: Bei Substantivierungen gelten andere grammatische Gesetze als bei Verbkonstruktionen. Auch substantivierte Infinitive sind Substantive in diesem Sinne. Daher nur das Busfahren, nicht das Bus Fahren; daraus folgt also nicht, daß es auch ein Verb bzw. eine Verbzusatzkonstruktion mit der Schreibweise busfahren geben müsse. Zu Ende gedacht, führt dies zu stellungnehmen usw.; auch das ist vorgeschlagen worden, sogar Peter Suchsland geht in einem gescheiten Aufsatz sehr weit in diese Richtung. Erwägenswert, aber im Augenblick wohl nicht so ganz aktuell. Herr Dörner hat wieder mal das Richtige gesagt.
Zu wiedersehen: Ob der Duden die Regel zuerst falsch und dann richtig ausgelegt hat oder umgekehrt, braucht uns nicht zu kümmern, das können die Dudenredakteure mit der Kommission ausmachen, über die sie sich mit Recht sehr geärgert haben und weiterhin ärgern. Ich habe zu zeigen versucht, daß die Reformer ihre eigenen Regeln nicht verstehen. Bertelsmann hat in der Eile der ersten Auflage die Reform nur halb umgesetzt und daher aus Nachlässigkeit bei wiedersehen zufällig das Richtige getroffen. Nachdem der Duden erschienen war, hat aber Bertelsmann sich umgehend der neuen Deutung angeschlossen. Ich habe das Bertelsmannmachwerk und den völlig unfähigen Bearbeiter damals in einer Besprechung bloßgestellt. Die Eiertänze der Redaktion und die weitere Anpassung an den Duden (sogar im Stichwortbestand) werden auch in Regelungsgewalt nachgewiesen (vorläufig schon hier auf der Rechtschreibseite unter Propaganda und Wirklichkeit). Über die Geschichte und Bedeutung von wieder/wider hat das Grimmsche Wörterbuch eine ausgezeichnete Abhandlung, die ich auch frühzeitig in die Diskussion gebracht habe, weil sie die Irrwege der Reformer hätte verkürzen können.
Zum kinderleichten Wörterbuch: Lieber Herr Riebe, Sie haben in München die Podiumsdiskussion erlebt, auf der Herr Götze sagte, er wolle eine Rechtschreibung, die ein sechsjähriges Kind versteht. Ist es boshaft, wenn ich Ihre Forderung und Ankündigung einer kinderleichten Rechtschreibung damit vergleiche? Die deutsche Rechtschreibung kann aus vielen Gründen nicht kinderleicht sein. Das will ich aber hier nicht auch noch begründen. Aber sagen Sie mir doch einmal, was Sie meinen, wenn Sie sagen, Sie schrieben zusammen schreiben getrennt, um das zusammen besonders zu betonen? Soll das heißen: Nach der kinderleichten Regel wird zusammengeschrieben, wenn der erste Teil betont ist; wenn er aber besonders betont ist, dann wird wieder getrennt geschrieben? Und ist dann nicht die Gefahr, daß man es als gemeinsam schreiben mißversteht? Ein großes Rätsel geben Sie uns da auf. Übrigens kommen Sie mit dem Betonungskriterium deshalb zu Unmassen von Zusammenschreibungen, weil bei jedem Verb ein spezifizierendes Element stehen kann, das automatisch betont ist (Phrasenakzent), also mausetotschlagen, krankenhausreifschlagen usw. - das war der Grund, warum ich gestern schmunzeln mußte, denn ich sah nur zu deutlich, daß Sie das nicht bedacht haben.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 13.01.2001 um 23.00
Es ist mir fast peinlich, daß ich das Wort »platt machen« nicht im Duden von 1991 gefunden habe, aber trotzdem kann man daran noch mal alles Wesentliche erklären.
Ich habe anschließend versucht, mich in die Denkweise des Duden hineinzuversetzen, und habe es trotz nicht ganz unplausibler Begründung falsch gemacht. Daß man »ein Unternehmen dichtmachen«, aber »ein Unternehmen platt machen« muß, läßt sich nicht mehr mit dem gesunden Menschenverstand erklären. In beiden Fällen entsteht (eigentlich) ein neuer Begriff, und in beiden Fällen lassen sich die Wörter auch in ursprünglichem Gebrauch verwenden: »einen Reifen dicht/platt machen«.
Herr Riebe macht sonst von den Freiheiten, die ihm das Rechtschreibwörterbuch bietet, gerne Gebrauch. Er schreibt »zusammen schreiben«, »in Bezug auf« und »genauso gut«. Warum auch nicht? Auch ich schreibe »oh je«, »oh nein«, »ich hör« und »ich laß«, auch wenn mir der Duden sagen möchte, daß diese Schreibweisen falsch sind. Die jeweils dudenkonformen Schreibweisen sind mir aber so unsympathisch, daß ich mich mit ihnen nicht so ganz anfreunden kann.
Aber noch einen Punkt zur GZS: Je genauer man regelt, desto sicherer kann man sich sein, daß sich niemand wird merken können, welche Gedankengänge hinter der noch so genialen Festlegung stecken. Was ist dann gewonnen? Gar nichts. Man sieht nur, daß sich selbst diejenigen, die hier eine genaue Regelung befürworten, die Haarspalterfestlegungen des Duden nicht merken können. Sollte ihnen das nicht wenigstens ein bißchen zu denken geben, wenn man sich überlegt, daß auch die Schüler dies dann alles exakt lernen müßten?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
wenn das, was Sie darlegen, so wäre, wie Sie es darlegen, hätten wir ja nicht diese Diskussion, sondern wir würden Ihnen alle mit Begeisterung wie einem Anführer folgen oder wie einem Papst huldigen.
Vermutlich wollen Sie weder Anführer noch Papst sein, ich persönlich möchte auch weder den einen noch den andern haben. Was wir bräuchten, wäre ein Anwalt. Mit Anwälten ist es oft so - das zeigt die Erfahrung - daß man denen sein persönliches Anliegen noch so deutlich schildern kann, auch eine schriftliche Vorformulierung hilft nichts: wenn man dann das Anwaltsschreiben liest, kennt man seinen eigenen Fall nicht mehr. Oder nur noch teilweise, und das, was einem wichtig wäre, ist weg. Gewinnen tut man manchmal trotzdem, oder gerade deshalb, aber hier paßt die Analogie nicht mehr, denn wir wollen ja auch nicht vom Regen in die Traufe kommen.
Dabei ist das Anliegen doch - so meint jeder - ziemlich klar. Wir wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wie wir richtig schreiben sollen, schon gar nicht abweichend von den bisherigen Gewohnheiten, und erst recht nicht so, daß uns unsere eigenen Texte nicht mehr gefallen oder gar unsinnig erscheinen. Also der Absolutheitsanspruch sowohl der alten Rechtschreibregeln wie der neuen sollte erst einmal gebrochen werden. Und dann bräuchten wir ein Wörterbuch, in dem Ratsuchende, also Leute, die nicht erst in die Tiefen irgendwelcher Auslegungsdiskussionen einsteigen können, sondern schnell weiterarbeiten wollen, nachschlagen können, wie sie im Zweifelsfall schreiben sollen (das sind alle hier Beteiligten bisher vermutlich viel seltener gewesen als jetzt in der neuen Konfusion, die selbst sonst Schreibsichere in Selbstzweifel stürzt). Dazu sollte man möglichst nur eine Antwort finden. Nun mag es schwierig sein, objektive Kriterien für das »Richtige« festzulegen, die Diskussion zeigt es. Kaum schlägt einer eines vor, kommt ein Gegenargument. Die Betonung ist es nicht, die Aussprache ist es nicht, immer kommen Abweichungen und Ausnahmen. (Ihr Beispiel »klarsehen« ist mir völlig fremd, was soll das denn sein? So lange durchs Fenster gucken, bis es sauber ist?) Da scheint Ihr Ansatz einleuchtend, sich nach dem Sprachgebrauch zu richten. Nur wie ist denn der? Der ist immer wieder durchsetzt von Unsicherheiten, Anmaßungen, Dummheiten aller Art, oft tatsächlich, ohne daß selbst der Sprachbewußte es noch merkt. Wie wollen Sie verhindern, daß all dieses Eingang findet in Ihr Wörterbuch? Da braucht es eben schon auch gewisse Steuerungen, und die Frage wäre vorrangig die der Kompetenz der Steuernden. Manchen Untugenden, bei denen wir selbst uns schon gelegentlich ertappen können, sollte eine weitere Sanktionierung verweigert werden, es wäre meines Erachtens auch denkbar, manches bereits im Wortschatz aufgenommene Dummzeug auf diese Weise wieder außer Kraft zu setzen.
Wenn wir einmal darauf verzichten, einander die Tippfehler und sonstige Schreibpannen vorzuhalten (auch wenn ich »zufriedenstellen« richtig finde, kann es mir passieren, daß ich »zufrieden stellen« schreibe, ohne es zu bemerken, aber dann auch ohne es zu wollen, und ich korrigiere es sofort, wenn ich es merke), bin ich mir ziemlich sicher, daß in einer Korrespondenz unter den hier Beteiligten, auch wenn der Sprachumfang noch wesentlich ausgedehnter wäre, alle so ziemlich dieselbe Rechtschreibung hätten. Also gibt es doch eine Art Norm. Und ein Wörterbuch müßte in allererster Linie diese Norm festhalten. Wenn man mit Messen, Zählen, Wiegen nicht weiterkommen kann, hilft vielleicht der gesunde Menschenverstand, das Stil- und Sprachgefühl und das Gefühl der Ästhetik (da bin ich wieder). Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mir tatsächlich gerne die Arbeit machen, und Ihr gesamtes Wörterbuch wie ein Verlagslektor nacharbeiten. Ich bin ziemlich sicher, daß wir dann das Wörterbuch hätten, das alle Ihre verzweifelten Freunde gerne möchten. Wobei ich dabei auch diese einladen würde, dasselbe zu tun. Vermutlich hätten wir weitgehend übereinstimmende Ergebnisse. Wo Meinungsunterschiede bestünden, könnte man sicherlich Einigung erzielen.
Für einen Wissenschaftler vielleicht ein undenkbares, unprofessionelles Vorgehen. Für einen Verleger ein naheliegendes.
Sicherlich: der Begriff »gesunder Menschenverstand« ist unpräzise und man gerät leicht in die Nähe derer, die dazu »gesundes Volksempfinden« sagen.
So diskussionsbereit Sie sind Herr Ickler, was wir alle sehr an Ihnen schätzen, mir persönlich kommen Sie gelegentlich ein bißchen resistent gegen plausible Argumente vor.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Stephanus Peil am 13.01.2001 um 23.00
Oi, nun hat er es mir aber wieder gegeben, unser Schreibpapst!
Entschuldigung, Herr Ickler, daß mein verknöchertes Fehlerdenken Sie so aufgeregt hat. Ich bitte um etwas Nachsicht für einen Langsamdenker wie mich: Vielleicht ist aus einem Saulus auch nicht urplötzlich ein Paulus geworden. Aber - das ist Ihnen doch hoffentlich klargeworden - ich befinde mich zur Zeit in einem Umdenkungsprozeß, indem ich nach und nach Ihre Argumentation besser zu verstehen und nachzuvollziehen mich bemühe. Ich gebe zu, die Kapsel meiner veralterten Denkweise nicht sofort und gänzlich absprengen zu können. Aber ein NVA-Soldat hatte es sicherlich auch schwer beim Eintritt in die Bundeswehr. Also bitte ich um etwas Geduld! Sie, Herr Ickler, sollten es aber nicht schlimm finden, wenn ein geübter Schreiber ins Wörterbuch schaut. Dafür sind Wörterbücher doch da! Zu diesem Zweck haben Sie doch auch Ihres geschrieben!
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Beim Spazierengehen (das mir der Arzt verordnet hat, ich erhole mich gerade von einer Operation) mußte ich noch über einen interessanten Fall nachdenken. Herr Peil und Herr Riebe meinen also, plattmachen werde am besten zusammengeschrieben, wegen der Betonung und weil es ihrem Sprachgefühl entspricht. Ich neige auch zur Zusammenschreibung, habe aber gezeigt, daß sie weder dem alten Duden noch der Neuregelung entspricht. Kurioserweise ist also das kritisierte Icklersche Wörterbuch das einzige auf Gottes weiter Erde, das die von meinen Kritikern befürwortete Schreibweise überhaupt zuläßt! Daraus müßte sich doch eine Lehre ziehen lassen, nicht wahr? In den Zeitungen wird es übrigens auch viel häufiger zusammen- als getrennt geschrieben. Aber wer hat die Stirn, die bisherige Dudenschreibweise rundheraus für falsch zu erklären? Und wozu sollte das gut sein? Bei mir erfährt man wahrheitsgemäß, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschreiben werden können. Ist das nicht wirklich die beste Anwort?
Oder sehen wir uns ein weiteres Beispiel von Hern Peil an: bestehenbleiben. Nach Duden nur zusammen! Aber wenn ich mal eben den Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung in den PC schiebe, also ein von der Reform noch ganz unberührtes Textkorpus, dann finde ich 17mal bestehen bleibt und kein einziges Mal bestehenbleibt. Bitte, meine lieben Kritiker, was folgern Sie daraus? Das würde ich wirklich gern erfahren.
Ob man die Schreibweise in diesem genau umgrenzten Bereich in der einen oder in der anderen Richtung festlegt - es bleibt in jedem Fall eine Donquichotterie.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Mir fällt auf, daß Ihre Antwort auf der Nachrichtenseite auf meinen Beitrag vom 12.01.2001: Getrenntschreibung und/oder Zusammenschreibung: Beliebigkeit oder Eindeutigkeit? Theodor Ickler stellt sein Rechtschreibwörterbuch zur Diskussion, in dem Sie ankündigen, die Diskussion lieber im Gästebuch fortzusetzen, einfach gelöscht wurde. Warum löschte man Ihren Beitrag?
Auch in Ihrem Beitrag vom 11.01.2001 zu lassen änderte man ohne Kommentar in Ihrem von mir als falsch kritisierten Satz: Die heftige Kritik an der Zusammenschreibung kann ich nicht nachvollziehen. Das Wort Zusammenschreibung in Getrenntschreibung.
Nur kurz eine Entgegnung zu einigen wesentlichen Punkten: Das von Herrn Peil mit Recht kritisierte Beispiel »genauso gut« habe ich absichtlich provokativ so stehen lassen. Erläuterung: Ich hatte genausogut geschrieben, aber das Rechtschreibprogramm unterringelte das Wort rot. Ich trennte das Wort und der Computer war zufrieden. Das sollte ein Lehrstück dafür sein, welche Macht der Computer sicherlich auch auf die Schreibweise der Journalisten ausübt, die Sie Ihrem Wörterbuch zugrundelegen (Auch das Wort zugrundelegen wird rot unterringelt, so daß dadurch entgegen dem Univerbierungsprozeß ein willkürlicher Trend zur Getrenntschreibung entsteht.)
Sie schreiben: Daß mir Herr Riebe meine Bemerkung über Schulmeisterlein ankreiden würde, war beinahe zu erwarten, obwohl ich ja bloß die selbstironische Bezeichnung von Herrn Peil zitiert hatte. Herr Riebe schaut nicht genau hin. Ich schaue im Gegenteil genauer hin, als manchem lieb ist.
Es stimmt z.B. nicht, daß Sie bloß Herrn Peil zitiert hätten. Sie schreiben nicht die Wahrheit. Ich darf Ihr Gedächtnis ein wenig auffrischen, indem ich Sie zitiere:
Manchmal verstehe ich nicht mehr, welche Vorstellungen einige meiner Mitstreiter sich von Sprache und Schrift machen. Kann man so in die Denkweise des Schulmeisters eingekapselt sein, daß ein freieres Verhältnis zu diesen Dingen, ja auch nur ein freier Blick auf die bunte Fülle der Texte überhaupt nicht mehr möglich ist? (12.01.2001: Endlich) Erst daraufhin zitierte Stephanus Peil Sie aus dem Gedächtnis mit dem Wort Schulmeisterlein.
In Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, kritisieren Sie die Regel der Reformer: ... bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will dreimal als Beliebigkeitsklausel. (S. 77) Aber Sie selber machen bei Ihrer Fakultativschreibung nichts anderes und beschweren sich, daß ich dies als Beliebigkeitschreibung bezeichne. Gleiches Recht für alle!
Was mich stört ist, daß Sie in Ihrem Kritischen Kommentar auf Seite 72 die Reformer kritisieren, daß diese die Betonungsverhältnisse nicht berücksichtigten und Sie dann auch Verbesserungsvorschläge machen, die Sie aber dann selber in Ihrem Wörterbuch nicht konsequent durchgängig berücksichtigen. Ihr Hinweis auf den Buchstaben A erscheint mir etwas schlitzohrig zu sein, da der Rundbogen dort sehr selten vorkommt. Wenn Sie Ihren eigenen Verbesserungsvorschlag und meine Verbesserungsvorschläge in meinen Briefen berücksichtigen, in Ihrem Wörterbuch die verschiedenen Schreibweisen mit ihren Bedeutungsunterschieden darzustellen, dann wäre in Ihrem Wörterbuch Ihre Alternativschreibung mit den Rundbogen so ziemlich überflüssig bzw. würden sich die Rundbogen zumindest auf ein Minimum an wirklichen Zweifelsfällen verringern lassen.
Momentan erwecken Sie mit Ihrer falschen Liberalität hinsichtlich Ihrer Alternativschreibung bei der Getrennt- und Zusammenschreibung bei mir jedenfalls den Eindruck eines Alt-68ers, der zumindest diesbezüglich schon halb zu den Reformern übergelaufen ist, um deren rückschrittliche Getrenntschreibung zu fördern.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 13.01.2001 um 23.00
Was ist ein Rundbogen? Gibt es etwa auch eckige Bögen?
Warum nicht einfach nur Bogen sagen?
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2001 um 23.00
Wer jeden Schritt vorher lange überlegt, bringt sein halbes Leben auf einem Bein zu, so sagt ein chinesisches Sprichwort, und es trifft die gegenwärtige Situation in Sachen Rechtschreibung wie die Faust auf s Auge.
In den Reihen der Rechtschreibreformer gibt es zur Zeit keinen entscheidenden Raumgewinn. Nur hie und da tauscht die Reformkommission klammheimlich eine neue gegen eine alte Schreiblizenz aus (z.B. wieder sehen heißt jetzt wieder wiedersehen), aber so richtig in Schwung kommt der ganze Lizenzenwucher nicht.
Auf der anderen Seite steht Theodor Ickler, allein gegen die Rechtschreibmafia. Er hat ein Modell entwickelt, bei dem nicht ständig gefeilscht und getauscht werden muß, ein Modell, das dem eines Selbstbedienungsladens ähnelt, in dem man vor allem zwei Tugenden beweisen muß: Entscheidungsfreude und Verantwortungsgefühl!
Das sind die beiden Wege, die man gehen kann.
Wir sollten nicht mehr lange fragen: Wohin gehst Du? oder uns gar mit Privatkriegen verzetteln, sondern wir sollten uns in Bewegung setzen. Schließlich kann man ja auch beim Laufen denken.
Also: Let s go!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 13.01.2001 um 23.00
Sehr geehretr Herr Schäbler,
die Zwischenstaatliche Kommission hat an wieder sehen vs. wiedersehen gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.
Michael Jansen
eingetragen von Manfred Riebe am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie regten eine Übung zum Buchstaben A an. Hier ist sie mit einer erläuternden Einleitung:.
Wolfgang Mentrup weist auf die zentrale Bedeutung der Betonung für die Zusammen- und
Getrenntschreibung hin: In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung."Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben." (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung. (Duden. Rechtschreibung. 7. Nachdruck, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1954, S. 82).
Mit dieser Faustregel kann man in der Schreibpraxis arbeiten, ohne umständlich in einem Wörterbuch nachschlagen zu müssen. Dies ist m.E. das Geländer, das Stephanus Peil vermißt. Um die Betonung deutlich zu machen, sind im Sinne der Faustregel Betonungszeichen zu verwenden. Wenn nach dieser Faustregel auf Grund unterschiedlicher Betonung sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich sind, liegen zwei verschiedene Begriffe mit unterschiedlicher Schreibung und Bedeutung vor. In diesen Fällen wird im Wörterverzeichnis gewöhnlich die unterschiedliche Bedeutung aufgeführt, um Mißverständnissen vorzubeugen.
Eine Auswahl von Zeitwörtern zum Buchstaben A.
Im Original sind unten Betonungsstriche zu sehen, die hier vom System vermutlich leider nicht abgebildet werden.
absein (ermüdet sein)
ab sein (abgerissen sein)
abwärtsgehen
achtgeben (aufpassen), ich gebe acht, gib acht!
achthaben (aufpassen), habe acht!
alleinbleiben (für sich bleiben)
allein bleiben (jmd. bleibt als einziger zurück)
allein entscheiden; aber: alleinentscheidend
allein erziehen, jmd.; aber: alleinerziehend
allein gehen können
alleinlassen, jmd.
allein reisen, er will allein reisen
allein sein, ich will allein sein
alleinstehen (nicht verheiratet sein); alleinstehend (ledig; freistehend)
allein stehen (getrennt von anderen stehen)
allein tun, etwas
anderslauten
aneinanderhängen (z.B. Kettenglieder)
aneinander hängen (seelisch verbunden sein, sich sehr lieb haben)
aufeinander achten
aufeinanderfolgen (z.B. in der Thronfolge)
aufeinander folgen (in dichter, schneller Reihe folgen)
aufeinanderhetzen (Kampfhähne)
aufeinander hetzen (Politiker)
aufmachen (öffnen)
aufsein (aufgestanden sein)
auf sein (offen sein)
auseinanderbekommen
aushaben (Schule -)
aussein
Wer hat Änderungs-, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephanus Peil am 13.01.2001 um 23.00
Durch Herrn Ickler weiß ich jetzt, daß meine verknöcherte Vorstellung von einem (Rechtschreib-)Fehler auf dem Gebiet der GZS einer Korrektur bedarf. Hier als Erinnerung noch einmal Icklers Zitat:
Das Falsche ist ein extremer Pol. »zufriden« ist falsch, »zufriedenstellen« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »zufrieden stellen« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Nun würde mich auch einmal die Bewertung Icklers auf dem Gebiet der ß/ss-Schreibung interessieren. Gilt die von Ickler geforderte und praktizierte Toleranz bei der GZS auch für die ß/ss-Schreibung? Dazu ein konkreter Fall:
Ein Lehrer markierte im Diktat die Konjunktion »daß« als Fehler und bewertete ihn nach den gelehrten neuen Rechtschreibregeln auch als einen solchen. Abgesehen von der juristischen Beurteilung dieses Falles würde ich gerne wissen, wie steht Herr Ickler als Sprachwissenschaftlicher zur ß/ss-Schreibung? Wird er antworten: egal ob daß oder dass, Hauptsache die Konjunktion und nicht das Relativpronomen?
Analog zu »zufriden, zufriedenstellen, zufrieden stellen« könnte ich mir seine Bewertung wie folgt vorstellen:
Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »daß« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »dass« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Und vielleicht in 10 Jahren (was Gott verhüten möge):
Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »dass« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »daß« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Ich weiß, GZS und ß/ss-Schreibung sind in keiner Weise miteinander vergleichbar. Dennoch würde mich interessieren, ob mein stures Festhalten am Eszett eine ebensolche Marotte ist wie das Nachschlagen in einem Wörterbuch.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Im Prinzip beschäftigt sich Ihr Einwand mit einer Banalität. Erlauben Sie mir trotzdem, daß ich mich mit Ihrem Zwischenruf auseinandersetze, denn ich muß unterstellen, daß Sie nicht gründlich eruiert haben und sehe in Ihrer Einlassung eine gezielte Störaktion.
Zur Sache:
Zunächst Ihre Darstellung im Wortlaut: Die Zwischenstaatliche Kommission hat an wieder sehen vs. wiedersehen gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.
Tatsache ist: Der Duden hat die Regel ß 34, Ergänzungsregel 1, seinerzeit richtig ausgelegt. Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff wieder sehen war die einzig mögliche Interpretation einer von der Zwischenstaatlichen Kommission schwachsinnig formulierten Regel (wieder im Sinne von erneut, nochmals).
Eine weitere Tatsache ist, daß die Zwischenstaatliche Kommission im Dezember 1997 einen Bericht vorlegte, der auf Seite 25 folgende Regeländerung vorschlug:
ß 34, Ergänzungsregel 1: In einigen Fallgruppen ist unter bestimmten Bedingungen sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich.
Dazu E1 (1) ...wieder (erneut) sehen, wiedersehen (ein Wiedersehen erleben)
Das heißt: Die Zwischenstaatliche Kommission hat hier zumindest etwas vorgedacht, eine Regeländerung vorbereitet, die wie Sie sicherlich wissen, von den Amtschefs der Kultusminister im Februar 1998 untersagt wurde, allerdings nun klammheimlich Einzug hielt in den verschiedenen Wörterbuchverlagen. Der reformierte Duden erschien Ende 2000!
Am Ende ein Appell:
Ich denke doch, daß es eher ihre journalistische Pflicht wäre, den Unrat unter den Teppichen hervorzukehren, als - wie Sie es tun - den Mantel des Schweigens über eine zum Himmel stinkende Affäre auszubreiten.
Sie wissen so gut wie ich, daß der Arm der Rechtschreibkommission, bzw. der Politik, weit in die Wörterbuchverlage hineinreicht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Dominik Schumacher am 13.01.2001 um 23.00
Verehrte Gäste,
unbemerkt fiel vor einiger Zeit der Anführungszeichenumsetzer aus. Es waren wieder Zollzeichen (") zu sehen, die ja von der mechanischen Schreibmaschine bekannt sind. Da hier jedoch normale Tüttel möglich sind und sie auch von jedem Rechner richtig abgeschickt werden können, entschieden wir uns, hier auch ein einheitliches Bild anzustreben.
Als sich der Umsetzer vor zwei Tagen wieder meldete wenn auch mit halber Kraft blieben Anmerkungen nicht aus (Gewohnheit wurde durchgerüttelt). Keine Schwierigkeiten hat jeder, der die Zeichen normal in Auftrag gibt. Sollten doch einmal Auffälligkeiten auftreten, haben wir immer ein offenes Ohr.
Dank Herrn Lachenmann, der die Kunstgriffe für den PC verriet:
Anführung vorne = Alt+132 oder 0132 auf dem Ziffernblock,
Anführung hinten= Alt+147 oder 0147 auf dem Ziffernblock.
Technik@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe:
(Vorweg: Die Löschung habe ich selbst vorgenommen, die Korrektur Getrenntschreibung ebenfalls.)
Ich habe niemals gesagt, daß die Betonung keine Rolle spielt, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß sie ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium ist. Genauer: Man kann mit Hilfe der Betonung (wenn man nicht zur syntaktischen Analyse fähig ist) oft zwischen Adverbial und Verbzusatz unterscheiden, also etwa zwischen mies machen (auf miese Weise machen) und miesmachen (so machen, daß es mies ist - ganz grobe Paraphrase, die nur das Objektisprädikativ kennzeichnen soll!), aber innerhalb der Verbzusätze kann man das nicht mit Sicherheit. Der beste Beweis sind die bisher hier angeführten Beispiele. Obwohl platt machen nach Riebeschem Muster auf dem ersten Bestandteil betont wird, ist die Zusammenschreibung nicht dudenkonform. Wie soll ich den Ausschnitt aus dem Buchstaben A verstehen? Warum soll aufeinanderhetzen zusammengeschrieben werden, wenn es sich um Kampfhähne handelt, und getrennt, wenn Politiker im Spiel sind? Ist es Herrn Riebes Privatschreibung, auf sein im Sinne von offen sein getrennt zu schreiben? Absein wird laut Duden in jeder Bedeutung (auch abgerissen sein) zusammengeschreiben, nach Riebe jedoch in letzterer Bedeutung getrennt (obwohl der erste Bestandteil betont ist). Dudengerecht ist das alles ja nicht. Hinzu kommt noch die alte Regel, mit sein nur infinite Formen zusammenzuschreiben, also aufgewesen, aber auf ist (in jeder Bedeutung, auch offen sein und aufgestanden sein! so jedenfalls nach Duden). Ich stelle fest, daß Herr Riebe zu einer privaten Orthographie gelangt, was sein gutes Recht ist, aber nciht zu einer Einheitsorthographie führt, wie er sie postuliert, ganz abgesehen, von den Widersprüchen, in die er sich verwickelt.
Wenn es eine Verbfügung allein entscheiden (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben alleinentscheidend (ebenso bei erziehen); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene (getrenntgeschriebene? Ton auf dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch allein stehen wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf allein betont, die bloße metaphorische Verwendung ändert die Betonung nicht. Usw. Das ist also alles viel komplizierter, als die Riebesche Liste es ahnen läßt.
Mentrup hat übrigens das Dudentaschenbuch gegen seine Überzeugung geschrieben; er war ja viele Jahre lang entschieden für die Rechtschreibreform, zugleich aber als Dudenautor zwangsläufig an die Vorgaben gebunden. Dies nur nebenbei. Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.
Zu Herrn Peil:
Wie Herr Peil selbst sagt, sind die beiden Bereich nicht vergleichbar, und ich habe mehrfach betont, daß ich nicht rein statistisch vorgehe, sondern auch systematische Erwägungen einfließen lasse. Das ist auch hier die Antwort. Solange wir die Schlußbuchstabigkeit mit dem Zeichen ß haben, ist es unmöglich, zwischendurch mal dass zu schreiben. Ich hatte ja bereits dargelegt, daß auch ein häufiger Tippfehler wie Konstrast (oder nciht) keineswegs in die Liste korrekter Schreibweisen aufgenommen wwerden darf. Dagegen ist die Getrenntschreibung bei Verbzusätzen durchaus systemgerecht. Nur bei einer Handvoll Partikeln ist seit zweihundert Jahren die Zusammenschreibung das einzig Übliche (aufsteigen usw.).
Unabhängig davon ist natürlich die völlige Ersetzung des ß durch ss möglich, also die Schweizer Schreibweise.
Eigentlich ist die Anfrage von Hern Peil ein wenig unter seinem Niveau, weil er ja selbst die Unvergleichbarkeit der Fälle konstatiert. Ich will zur Erläuterung trotzdem noch ein anderes Gebiet erwähnen. Wir finden ja oft auch fehlerhafte Kleinschreibung von Substantiven, zumindest in Schülertexten. Auch hier ist der systematische Gesichtspunkt entscheidend. Solange wir die sogenannte Substantivgroßschreibung haben (was allerdings in meinen Augen eine falsche Bezeichnung ist, s. Kritischer Kommentar), ist es systematisch unzulässig, Substantive auch mal klein zu schreiben. Die Ausnahmen sind eigens definiert.
Meine Darstellung war und ist in diesem Punkt ganz stimmig, und es ist durchaus nicht nötig, mit gespielter Naivität einen wohlüberlegten, in der Fachwelt anerkannten Normbegriff in Frage zu stellen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe und Herrn Peil:
Es ist ein großer Unterschied, ob ich den Reformern Beliebigkeitsklauseln vorhalte, wo sie sich in ihre selbstgeschaffenen Sackgassen verrannt haben, oder ob ich an genau definierten Stellen Fakultativität feststelle, dort nämlich, wo die Texte Varianz zeigen, die auch aus systematischen Gründen, wie dargelegt, nicht oder nur zu unzumutbaren Kosten beseitigt werden kann. Das ist der Punkt, auf den Her Riebe leider nie eingeht.
Lieber Herr Peil, was soll denn das mit dem Sprachpapst? Gibt es irgend jemanden, der undogmatischer wäre als ich? Habe ich nicht die ganze Zeit mit Engelsgeduld Argumente vorgetragen und unermüdlich wiederholt? Wo hätte ich denn einen Unfehlbarkeitsanspruch angedeutet? Und wenn Herr Riebe mir ständig meine Liberalität vorhält, die er falsch findet, so spricht das doch nicht gerade für päpstliches Verhalten. Ich bin es doch, der die ganze Zeit hundert Blumen blühen lassen will, d. h. viele konkurrierende Wörterbücher, und die besondere Autorisierung eines einzigen Entwurfs bekämpft.
(Ich mache in letzter Zeit mehr Tippfehler, weil meine Augen - hoffentlich vorübergehend - seit meinem Unfall und der Operation) nicht so gut funktionieren und ich auch nur begrenzte Zeit am PC sitzen darf.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Peil,
gerne möchte ich zu dem, was Herr Prof. Ickler bereits gesagt hat, noch ein paar Dinge ergänzen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, ein (fast) völlig zweifelsfreies Gebiet, nämlich das Gebiet der ß/ss-Schreibung, mit der Getrennt- und Zusammenschreibung zu vergleichen, die ja vor der Reform ständig in Bewegung war.
Wenn man die zwei Grundregeln der ß/ss-Schreibung begriffen hat, kann man sie problemlos auf alle anderen Wörter beziehen. Beliebigkeit würde hier niemandem helfen. Wie bereits oft diskutiert wurde, beschränken sich die Unklarheiten bei der ß/ss-Schreibung lediglich auf eine Handvoll (englischer) Fremdwörter (z. B. Cleverneß, Fitneß, Fairneß, Busineß, Dreß, ...). Hier sollte man m. E. die ß/ss-Schreibung sogar freigeben. Denn Cleverness, Fitness, Fairness, Business, Dress usw. sind definitiv nicht falsch.
Bei der Festlegung der GZS war der Duden von 1991 aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, so daß hier immer mehr Zweifelsfälle entstanden. Problematisch ist, daß man sich - egal wie man es regelt - die Zweifelsfälle nie wird merken können, und sei die Begründung, die der Einzelfallentscheidung zugrunde liegt noch so plausibel und genial.
Nur eine weitgehende Freigabe, die flexibel genug ist, sich den Sprachentwicklungen anzupassen, kann hier einen Lösungsansatz bieten.
Im Gegensatz zu Herrn Prof. Ickler befürworte ich jedoch hinter den Einträgen einen Hinweis, wie man denn im allgemeinen zu schreiben pflegt. Dieser dürfte jedoch im Gegensatz zum Duden nicht verbindlich sein, sondern sollte sich am jeweiligen Entwicklungsstand orientieren und lediglich Empfehlungen aussprechen.
Beispiel: kennen_lernen (heute i. d. R. nur noch zusammengeschrieben): kennenlernen, jmd. kennenlernen, kennenzulernen usw.
Verbindlich sollte nur kennen_lernen sein, der Rest des Eintrags ist Aufzeichnung des Sprachgebrauchs.
Wo die Sache jedoch eindeutig ist, bringen Freiräume nicht viel. So erkennt Prof. Ickler zu Recht die Großschreibung von Pseudosubstantivierungen (im großen und ganzen, im wesentlichem, im allgemeinen, des weiteren usw.) nicht an. Hier ist die Sache klar, und wo die Schreibung eindeutig ist, braucht man keine Beliebigkeit.
Außerdem ist Prof. Ickler z. B. bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung, der Groß- und Kleinschreibung, der Silbentrennung und der Kommasetzung (Minimalliberalisierung, aber nützliche Vereinfachung bei den Kommata!) doch relativ konservativ, also in Ihrem Sinne geblieben.
Solche Ansätze sind aber durchaus diskutabel, finden Sie nicht?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 13.01.2001 um 23.00
Es ist mir fast peinlich, daß ich das Wort »platt machen« nicht im Duden von 1991 gefunden habe, aber trotzdem kann man daran noch mal alles Wesentliche erklären.
Ich habe anschließend versucht, mich in die Denkweise des Duden hineinzuversetzen, und habe es trotz nicht ganz unplausibler Begründung falsch gemacht. Daß man »ein Unternehmen dichtmachen«, aber »ein Unternehmen platt machen« muß, läßt sich nicht mehr mit dem gesunden Menschenverstand erklären. In beiden Fällen entsteht (eigentlich) ein neuer Begriff, und in beiden Fällen lassen sich die Wörter auch in ursprünglichem Gebrauch verwenden: »einen Reifen dicht/platt machen«.
Herr Riebe macht sonst von den Freiheiten, die ihm das Rechtschreibwörterbuch bietet, gerne Gebrauch. Er schreibt »zusammen schreiben«, »in Bezug auf« und »genauso gut«. Warum auch nicht? Auch ich schreibe »oh je«, »oh nein«, »ich hör« und »ich laß«, auch wenn mir der Duden sagen möchte, daß diese Schreibweisen falsch sind. Die jeweils dudenkonformen Schreibweisen sind mir aber so unsympathisch, daß ich mich mit ihnen nicht so ganz anfreunden kann.
Aber noch einen Punkt zur GZS: Je genauer man regelt, desto sicherer kann man sich sein, daß sich niemand wird merken können, welche Gedankengänge hinter der noch so genialen Festlegung stecken. Was ist dann gewonnen? Gar nichts. Man sieht nur, daß sich selbst diejenigen, die hier eine genaue Regelung befürworten, die Haarspalterfestlegungen des Duden nicht merken können. Sollte ihnen das nicht wenigstens ein bißchen zu denken geben, wenn man sich überlegt, daß auch die Schüler dies dann alles exakt lernen müßten?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
wenn das, was Sie darlegen, so wäre, wie Sie es darlegen, hätten wir ja nicht diese Diskussion, sondern wir würden Ihnen alle mit Begeisterung wie einem Anführer folgen oder wie einem Papst huldigen.
Vermutlich wollen Sie weder Anführer noch Papst sein, ich persönlich möchte auch weder den einen noch den andern haben. Was wir bräuchten, wäre ein Anwalt. Mit Anwälten ist es oft so - das zeigt die Erfahrung - daß man denen sein persönliches Anliegen noch so deutlich schildern kann, auch eine schriftliche Vorformulierung hilft nichts: wenn man dann das Anwaltsschreiben liest, kennt man seinen eigenen Fall nicht mehr. Oder nur noch teilweise, und das, was einem wichtig wäre, ist weg. Gewinnen tut man manchmal trotzdem, oder gerade deshalb, aber hier paßt die Analogie nicht mehr, denn wir wollen ja auch nicht vom Regen in die Traufe kommen.
Dabei ist das Anliegen doch - so meint jeder - ziemlich klar. Wir wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wie wir richtig schreiben sollen, schon gar nicht abweichend von den bisherigen Gewohnheiten, und erst recht nicht so, daß uns unsere eigenen Texte nicht mehr gefallen oder gar unsinnig erscheinen. Also der Absolutheitsanspruch sowohl der alten Rechtschreibregeln wie der neuen sollte erst einmal gebrochen werden. Und dann bräuchten wir ein Wörterbuch, in dem Ratsuchende, also Leute, die nicht erst in die Tiefen irgendwelcher Auslegungsdiskussionen einsteigen können, sondern schnell weiterarbeiten wollen, nachschlagen können, wie sie im Zweifelsfall schreiben sollen (das sind alle hier Beteiligten bisher vermutlich viel seltener gewesen als jetzt in der neuen Konfusion, die selbst sonst Schreibsichere in Selbstzweifel stürzt). Dazu sollte man möglichst nur eine Antwort finden. Nun mag es schwierig sein, objektive Kriterien für das »Richtige« festzulegen, die Diskussion zeigt es. Kaum schlägt einer eines vor, kommt ein Gegenargument. Die Betonung ist es nicht, die Aussprache ist es nicht, immer kommen Abweichungen und Ausnahmen. (Ihr Beispiel »klarsehen« ist mir völlig fremd, was soll das denn sein? So lange durchs Fenster gucken, bis es sauber ist?) Da scheint Ihr Ansatz einleuchtend, sich nach dem Sprachgebrauch zu richten. Nur wie ist denn der? Der ist immer wieder durchsetzt von Unsicherheiten, Anmaßungen, Dummheiten aller Art, oft tatsächlich, ohne daß selbst der Sprachbewußte es noch merkt. Wie wollen Sie verhindern, daß all dieses Eingang findet in Ihr Wörterbuch? Da braucht es eben schon auch gewisse Steuerungen, und die Frage wäre vorrangig die der Kompetenz der Steuernden. Manchen Untugenden, bei denen wir selbst uns schon gelegentlich ertappen können, sollte eine weitere Sanktionierung verweigert werden, es wäre meines Erachtens auch denkbar, manches bereits im Wortschatz aufgenommene Dummzeug auf diese Weise wieder außer Kraft zu setzen.
Wenn wir einmal darauf verzichten, einander die Tippfehler und sonstige Schreibpannen vorzuhalten (auch wenn ich »zufriedenstellen« richtig finde, kann es mir passieren, daß ich »zufrieden stellen« schreibe, ohne es zu bemerken, aber dann auch ohne es zu wollen, und ich korrigiere es sofort, wenn ich es merke), bin ich mir ziemlich sicher, daß in einer Korrespondenz unter den hier Beteiligten, auch wenn der Sprachumfang noch wesentlich ausgedehnter wäre, alle so ziemlich dieselbe Rechtschreibung hätten. Also gibt es doch eine Art Norm. Und ein Wörterbuch müßte in allererster Linie diese Norm festhalten. Wenn man mit Messen, Zählen, Wiegen nicht weiterkommen kann, hilft vielleicht der gesunde Menschenverstand, das Stil- und Sprachgefühl und das Gefühl der Ästhetik (da bin ich wieder). Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mir tatsächlich gerne die Arbeit machen, und Ihr gesamtes Wörterbuch wie ein Verlagslektor nacharbeiten. Ich bin ziemlich sicher, daß wir dann das Wörterbuch hätten, das alle Ihre verzweifelten Freunde gerne möchten. Wobei ich dabei auch diese einladen würde, dasselbe zu tun. Vermutlich hätten wir weitgehend übereinstimmende Ergebnisse. Wo Meinungsunterschiede bestünden, könnte man sicherlich Einigung erzielen.
Für einen Wissenschaftler vielleicht ein undenkbares, unprofessionelles Vorgehen. Für einen Verleger ein naheliegendes.
Sicherlich: der Begriff »gesunder Menschenverstand« ist unpräzise und man gerät leicht in die Nähe derer, die dazu »gesundes Volksempfinden« sagen.
So diskussionsbereit Sie sind Herr Ickler, was wir alle sehr an Ihnen schätzen, mir persönlich kommen Sie gelegentlich ein bißchen resistent gegen plausible Argumente vor.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Stephanus Peil am 13.01.2001 um 23.00
Oi, nun hat er es mir aber wieder gegeben, unser Schreibpapst!
Entschuldigung, Herr Ickler, daß mein verknöchertes Fehlerdenken Sie so aufgeregt hat. Ich bitte um etwas Nachsicht für einen Langsamdenker wie mich: Vielleicht ist aus einem Saulus auch nicht urplötzlich ein Paulus geworden. Aber - das ist Ihnen doch hoffentlich klargeworden - ich befinde mich zur Zeit in einem Umdenkungsprozeß, indem ich nach und nach Ihre Argumentation besser zu verstehen und nachzuvollziehen mich bemühe. Ich gebe zu, die Kapsel meiner veralterten Denkweise nicht sofort und gänzlich absprengen zu können. Aber ein NVA-Soldat hatte es sicherlich auch schwer beim Eintritt in die Bundeswehr. Also bitte ich um etwas Geduld! Sie, Herr Ickler, sollten es aber nicht schlimm finden, wenn ein geübter Schreiber ins Wörterbuch schaut. Dafür sind Wörterbücher doch da! Zu diesem Zweck haben Sie doch auch Ihres geschrieben!
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Beim Spazierengehen (das mir der Arzt verordnet hat, ich erhole mich gerade von einer Operation) mußte ich noch über einen interessanten Fall nachdenken. Herr Peil und Herr Riebe meinen also, plattmachen werde am besten zusammengeschrieben, wegen der Betonung und weil es ihrem Sprachgefühl entspricht. Ich neige auch zur Zusammenschreibung, habe aber gezeigt, daß sie weder dem alten Duden noch der Neuregelung entspricht. Kurioserweise ist also das kritisierte Icklersche Wörterbuch das einzige auf Gottes weiter Erde, das die von meinen Kritikern befürwortete Schreibweise überhaupt zuläßt! Daraus müßte sich doch eine Lehre ziehen lassen, nicht wahr? In den Zeitungen wird es übrigens auch viel häufiger zusammen- als getrennt geschrieben. Aber wer hat die Stirn, die bisherige Dudenschreibweise rundheraus für falsch zu erklären? Und wozu sollte das gut sein? Bei mir erfährt man wahrheitsgemäß, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschreiben werden können. Ist das nicht wirklich die beste Anwort?
Oder sehen wir uns ein weiteres Beispiel von Hern Peil an: bestehenbleiben. Nach Duden nur zusammen! Aber wenn ich mal eben den Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung in den PC schiebe, also ein von der Reform noch ganz unberührtes Textkorpus, dann finde ich 17mal bestehen bleibt und kein einziges Mal bestehenbleibt. Bitte, meine lieben Kritiker, was folgern Sie daraus? Das würde ich wirklich gern erfahren.
Ob man die Schreibweise in diesem genau umgrenzten Bereich in der einen oder in der anderen Richtung festlegt - es bleibt in jedem Fall eine Donquichotterie.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Mir fällt auf, daß Ihre Antwort auf der Nachrichtenseite auf meinen Beitrag vom 12.01.2001: Getrenntschreibung und/oder Zusammenschreibung: Beliebigkeit oder Eindeutigkeit? Theodor Ickler stellt sein Rechtschreibwörterbuch zur Diskussion, in dem Sie ankündigen, die Diskussion lieber im Gästebuch fortzusetzen, einfach gelöscht wurde. Warum löschte man Ihren Beitrag?
Auch in Ihrem Beitrag vom 11.01.2001 zu lassen änderte man ohne Kommentar in Ihrem von mir als falsch kritisierten Satz: Die heftige Kritik an der Zusammenschreibung kann ich nicht nachvollziehen. Das Wort Zusammenschreibung in Getrenntschreibung.
Nur kurz eine Entgegnung zu einigen wesentlichen Punkten: Das von Herrn Peil mit Recht kritisierte Beispiel »genauso gut« habe ich absichtlich provokativ so stehen lassen. Erläuterung: Ich hatte genausogut geschrieben, aber das Rechtschreibprogramm unterringelte das Wort rot. Ich trennte das Wort und der Computer war zufrieden. Das sollte ein Lehrstück dafür sein, welche Macht der Computer sicherlich auch auf die Schreibweise der Journalisten ausübt, die Sie Ihrem Wörterbuch zugrundelegen (Auch das Wort zugrundelegen wird rot unterringelt, so daß dadurch entgegen dem Univerbierungsprozeß ein willkürlicher Trend zur Getrenntschreibung entsteht.)
Sie schreiben: Daß mir Herr Riebe meine Bemerkung über Schulmeisterlein ankreiden würde, war beinahe zu erwarten, obwohl ich ja bloß die selbstironische Bezeichnung von Herrn Peil zitiert hatte. Herr Riebe schaut nicht genau hin. Ich schaue im Gegenteil genauer hin, als manchem lieb ist.
Es stimmt z.B. nicht, daß Sie bloß Herrn Peil zitiert hätten. Sie schreiben nicht die Wahrheit. Ich darf Ihr Gedächtnis ein wenig auffrischen, indem ich Sie zitiere:
Manchmal verstehe ich nicht mehr, welche Vorstellungen einige meiner Mitstreiter sich von Sprache und Schrift machen. Kann man so in die Denkweise des Schulmeisters eingekapselt sein, daß ein freieres Verhältnis zu diesen Dingen, ja auch nur ein freier Blick auf die bunte Fülle der Texte überhaupt nicht mehr möglich ist? (12.01.2001: Endlich) Erst daraufhin zitierte Stephanus Peil Sie aus dem Gedächtnis mit dem Wort Schulmeisterlein.
In Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, kritisieren Sie die Regel der Reformer: ... bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will dreimal als Beliebigkeitsklausel. (S. 77) Aber Sie selber machen bei Ihrer Fakultativschreibung nichts anderes und beschweren sich, daß ich dies als Beliebigkeitschreibung bezeichne. Gleiches Recht für alle!
Was mich stört ist, daß Sie in Ihrem Kritischen Kommentar auf Seite 72 die Reformer kritisieren, daß diese die Betonungsverhältnisse nicht berücksichtigten und Sie dann auch Verbesserungsvorschläge machen, die Sie aber dann selber in Ihrem Wörterbuch nicht konsequent durchgängig berücksichtigen. Ihr Hinweis auf den Buchstaben A erscheint mir etwas schlitzohrig zu sein, da der Rundbogen dort sehr selten vorkommt. Wenn Sie Ihren eigenen Verbesserungsvorschlag und meine Verbesserungsvorschläge in meinen Briefen berücksichtigen, in Ihrem Wörterbuch die verschiedenen Schreibweisen mit ihren Bedeutungsunterschieden darzustellen, dann wäre in Ihrem Wörterbuch Ihre Alternativschreibung mit den Rundbogen so ziemlich überflüssig bzw. würden sich die Rundbogen zumindest auf ein Minimum an wirklichen Zweifelsfällen verringern lassen.
Momentan erwecken Sie mit Ihrer falschen Liberalität hinsichtlich Ihrer Alternativschreibung bei der Getrennt- und Zusammenschreibung bei mir jedenfalls den Eindruck eines Alt-68ers, der zumindest diesbezüglich schon halb zu den Reformern übergelaufen ist, um deren rückschrittliche Getrenntschreibung zu fördern.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 13.01.2001 um 23.00
Was ist ein Rundbogen? Gibt es etwa auch eckige Bögen?
Warum nicht einfach nur Bogen sagen?
Willi Bogner
Bogenhausen
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2001 um 23.00
Wer jeden Schritt vorher lange überlegt, bringt sein halbes Leben auf einem Bein zu, so sagt ein chinesisches Sprichwort, und es trifft die gegenwärtige Situation in Sachen Rechtschreibung wie die Faust auf s Auge.
In den Reihen der Rechtschreibreformer gibt es zur Zeit keinen entscheidenden Raumgewinn. Nur hie und da tauscht die Reformkommission klammheimlich eine neue gegen eine alte Schreiblizenz aus (z.B. wieder sehen heißt jetzt wieder wiedersehen), aber so richtig in Schwung kommt der ganze Lizenzenwucher nicht.
Auf der anderen Seite steht Theodor Ickler, allein gegen die Rechtschreibmafia. Er hat ein Modell entwickelt, bei dem nicht ständig gefeilscht und getauscht werden muß, ein Modell, das dem eines Selbstbedienungsladens ähnelt, in dem man vor allem zwei Tugenden beweisen muß: Entscheidungsfreude und Verantwortungsgefühl!
Das sind die beiden Wege, die man gehen kann.
Wir sollten nicht mehr lange fragen: Wohin gehst Du? oder uns gar mit Privatkriegen verzetteln, sondern wir sollten uns in Bewegung setzen. Schließlich kann man ja auch beim Laufen denken.
Also: Let s go!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 13.01.2001 um 23.00
Sehr geehretr Herr Schäbler,
die Zwischenstaatliche Kommission hat an wieder sehen vs. wiedersehen gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.
Michael Jansen
eingetragen von Manfred Riebe am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie regten eine Übung zum Buchstaben A an. Hier ist sie mit einer erläuternden Einleitung:.
Wolfgang Mentrup weist auf die zentrale Bedeutung der Betonung für die Zusammen- und
Getrenntschreibung hin: In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung."Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben." (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)
Im DDR-Duden heißt es ähnlich: Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders - aber nicht immer - des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt. (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung. (Duden. Rechtschreibung. 7. Nachdruck, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1954, S. 82).
Mit dieser Faustregel kann man in der Schreibpraxis arbeiten, ohne umständlich in einem Wörterbuch nachschlagen zu müssen. Dies ist m.E. das Geländer, das Stephanus Peil vermißt. Um die Betonung deutlich zu machen, sind im Sinne der Faustregel Betonungszeichen zu verwenden. Wenn nach dieser Faustregel auf Grund unterschiedlicher Betonung sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich sind, liegen zwei verschiedene Begriffe mit unterschiedlicher Schreibung und Bedeutung vor. In diesen Fällen wird im Wörterverzeichnis gewöhnlich die unterschiedliche Bedeutung aufgeführt, um Mißverständnissen vorzubeugen.
Eine Auswahl von Zeitwörtern zum Buchstaben A.
Im Original sind unten Betonungsstriche zu sehen, die hier vom System vermutlich leider nicht abgebildet werden.
absein (ermüdet sein)
ab sein (abgerissen sein)
abwärtsgehen
achtgeben (aufpassen), ich gebe acht, gib acht!
achthaben (aufpassen), habe acht!
alleinbleiben (für sich bleiben)
allein bleiben (jmd. bleibt als einziger zurück)
allein entscheiden; aber: alleinentscheidend
allein erziehen, jmd.; aber: alleinerziehend
allein gehen können
alleinlassen, jmd.
allein reisen, er will allein reisen
allein sein, ich will allein sein
alleinstehen (nicht verheiratet sein); alleinstehend (ledig; freistehend)
allein stehen (getrennt von anderen stehen)
allein tun, etwas
anderslauten
aneinanderhängen (z.B. Kettenglieder)
aneinander hängen (seelisch verbunden sein, sich sehr lieb haben)
aufeinander achten
aufeinanderfolgen (z.B. in der Thronfolge)
aufeinander folgen (in dichter, schneller Reihe folgen)
aufeinanderhetzen (Kampfhähne)
aufeinander hetzen (Politiker)
aufmachen (öffnen)
aufsein (aufgestanden sein)
auf sein (offen sein)
auseinanderbekommen
aushaben (Schule -)
aussein
Wer hat Änderungs-, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Stephanus Peil am 13.01.2001 um 23.00
Durch Herrn Ickler weiß ich jetzt, daß meine verknöcherte Vorstellung von einem (Rechtschreib-)Fehler auf dem Gebiet der GZS einer Korrektur bedarf. Hier als Erinnerung noch einmal Icklers Zitat:
Das Falsche ist ein extremer Pol. »zufriden« ist falsch, »zufriedenstellen« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »zufrieden stellen« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Nun würde mich auch einmal die Bewertung Icklers auf dem Gebiet der ß/ss-Schreibung interessieren. Gilt die von Ickler geforderte und praktizierte Toleranz bei der GZS auch für die ß/ss-Schreibung? Dazu ein konkreter Fall:
Ein Lehrer markierte im Diktat die Konjunktion »daß« als Fehler und bewertete ihn nach den gelehrten neuen Rechtschreibregeln auch als einen solchen. Abgesehen von der juristischen Beurteilung dieses Falles würde ich gerne wissen, wie steht Herr Ickler als Sprachwissenschaftlicher zur ß/ss-Schreibung? Wird er antworten: egal ob daß oder dass, Hauptsache die Konjunktion und nicht das Relativpronomen?
Analog zu »zufriden, zufriedenstellen, zufrieden stellen« könnte ich mir seine Bewertung wie folgt vorstellen:
Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »daß« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »dass« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Und vielleicht in 10 Jahren (was Gott verhüten möge):
Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »dass« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »daß« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.
Ich weiß, GZS und ß/ss-Schreibung sind in keiner Weise miteinander vergleichbar. Dennoch würde mich interessieren, ob mein stures Festhalten am Eszett eine ebensolche Marotte ist wie das Nachschlagen in einem Wörterbuch.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Im Prinzip beschäftigt sich Ihr Einwand mit einer Banalität. Erlauben Sie mir trotzdem, daß ich mich mit Ihrem Zwischenruf auseinandersetze, denn ich muß unterstellen, daß Sie nicht gründlich eruiert haben und sehe in Ihrer Einlassung eine gezielte Störaktion.
Zur Sache:
Zunächst Ihre Darstellung im Wortlaut: Die Zwischenstaatliche Kommission hat an wieder sehen vs. wiedersehen gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.
Tatsache ist: Der Duden hat die Regel ß 34, Ergänzungsregel 1, seinerzeit richtig ausgelegt. Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff wieder sehen war die einzig mögliche Interpretation einer von der Zwischenstaatlichen Kommission schwachsinnig formulierten Regel (wieder im Sinne von erneut, nochmals).
Eine weitere Tatsache ist, daß die Zwischenstaatliche Kommission im Dezember 1997 einen Bericht vorlegte, der auf Seite 25 folgende Regeländerung vorschlug:
ß 34, Ergänzungsregel 1: In einigen Fallgruppen ist unter bestimmten Bedingungen sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich.
Dazu E1 (1) ...wieder (erneut) sehen, wiedersehen (ein Wiedersehen erleben)
Das heißt: Die Zwischenstaatliche Kommission hat hier zumindest etwas vorgedacht, eine Regeländerung vorbereitet, die wie Sie sicherlich wissen, von den Amtschefs der Kultusminister im Februar 1998 untersagt wurde, allerdings nun klammheimlich Einzug hielt in den verschiedenen Wörterbuchverlagen. Der reformierte Duden erschien Ende 2000!
Am Ende ein Appell:
Ich denke doch, daß es eher ihre journalistische Pflicht wäre, den Unrat unter den Teppichen hervorzukehren, als - wie Sie es tun - den Mantel des Schweigens über eine zum Himmel stinkende Affäre auszubreiten.
Sie wissen so gut wie ich, daß der Arm der Rechtschreibkommission, bzw. der Politik, weit in die Wörterbuchverlage hineinreicht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Dominik Schumacher am 13.01.2001 um 23.00
Verehrte Gäste,
unbemerkt fiel vor einiger Zeit der Anführungszeichenumsetzer aus. Es waren wieder Zollzeichen (") zu sehen, die ja von der mechanischen Schreibmaschine bekannt sind. Da hier jedoch normale Tüttel möglich sind und sie auch von jedem Rechner richtig abgeschickt werden können, entschieden wir uns, hier auch ein einheitliches Bild anzustreben.
Als sich der Umsetzer vor zwei Tagen wieder meldete wenn auch mit halber Kraft blieben Anmerkungen nicht aus (Gewohnheit wurde durchgerüttelt). Keine Schwierigkeiten hat jeder, der die Zeichen normal in Auftrag gibt. Sollten doch einmal Auffälligkeiten auftreten, haben wir immer ein offenes Ohr.
Dank Herrn Lachenmann, der die Kunstgriffe für den PC verriet:
Anführung vorne = Alt+132 oder 0132 auf dem Ziffernblock,
Anführung hinten= Alt+147 oder 0147 auf dem Ziffernblock.
Technik@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe:
(Vorweg: Die Löschung habe ich selbst vorgenommen, die Korrektur Getrenntschreibung ebenfalls.)
Ich habe niemals gesagt, daß die Betonung keine Rolle spielt, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß sie ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium ist. Genauer: Man kann mit Hilfe der Betonung (wenn man nicht zur syntaktischen Analyse fähig ist) oft zwischen Adverbial und Verbzusatz unterscheiden, also etwa zwischen mies machen (auf miese Weise machen) und miesmachen (so machen, daß es mies ist - ganz grobe Paraphrase, die nur das Objektisprädikativ kennzeichnen soll!), aber innerhalb der Verbzusätze kann man das nicht mit Sicherheit. Der beste Beweis sind die bisher hier angeführten Beispiele. Obwohl platt machen nach Riebeschem Muster auf dem ersten Bestandteil betont wird, ist die Zusammenschreibung nicht dudenkonform. Wie soll ich den Ausschnitt aus dem Buchstaben A verstehen? Warum soll aufeinanderhetzen zusammengeschrieben werden, wenn es sich um Kampfhähne handelt, und getrennt, wenn Politiker im Spiel sind? Ist es Herrn Riebes Privatschreibung, auf sein im Sinne von offen sein getrennt zu schreiben? Absein wird laut Duden in jeder Bedeutung (auch abgerissen sein) zusammengeschreiben, nach Riebe jedoch in letzterer Bedeutung getrennt (obwohl der erste Bestandteil betont ist). Dudengerecht ist das alles ja nicht. Hinzu kommt noch die alte Regel, mit sein nur infinite Formen zusammenzuschreiben, also aufgewesen, aber auf ist (in jeder Bedeutung, auch offen sein und aufgestanden sein! so jedenfalls nach Duden). Ich stelle fest, daß Herr Riebe zu einer privaten Orthographie gelangt, was sein gutes Recht ist, aber nciht zu einer Einheitsorthographie führt, wie er sie postuliert, ganz abgesehen, von den Widersprüchen, in die er sich verwickelt.
Wenn es eine Verbfügung allein entscheiden (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben alleinentscheidend (ebenso bei erziehen); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene (getrenntgeschriebene? Ton auf dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch allein stehen wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf allein betont, die bloße metaphorische Verwendung ändert die Betonung nicht. Usw. Das ist also alles viel komplizierter, als die Riebesche Liste es ahnen läßt.
Mentrup hat übrigens das Dudentaschenbuch gegen seine Überzeugung geschrieben; er war ja viele Jahre lang entschieden für die Rechtschreibreform, zugleich aber als Dudenautor zwangsläufig an die Vorgaben gebunden. Dies nur nebenbei. Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.
Zu Herrn Peil:
Wie Herr Peil selbst sagt, sind die beiden Bereich nicht vergleichbar, und ich habe mehrfach betont, daß ich nicht rein statistisch vorgehe, sondern auch systematische Erwägungen einfließen lasse. Das ist auch hier die Antwort. Solange wir die Schlußbuchstabigkeit mit dem Zeichen ß haben, ist es unmöglich, zwischendurch mal dass zu schreiben. Ich hatte ja bereits dargelegt, daß auch ein häufiger Tippfehler wie Konstrast (oder nciht) keineswegs in die Liste korrekter Schreibweisen aufgenommen wwerden darf. Dagegen ist die Getrenntschreibung bei Verbzusätzen durchaus systemgerecht. Nur bei einer Handvoll Partikeln ist seit zweihundert Jahren die Zusammenschreibung das einzig Übliche (aufsteigen usw.).
Unabhängig davon ist natürlich die völlige Ersetzung des ß durch ss möglich, also die Schweizer Schreibweise.
Eigentlich ist die Anfrage von Hern Peil ein wenig unter seinem Niveau, weil er ja selbst die Unvergleichbarkeit der Fälle konstatiert. Ich will zur Erläuterung trotzdem noch ein anderes Gebiet erwähnen. Wir finden ja oft auch fehlerhafte Kleinschreibung von Substantiven, zumindest in Schülertexten. Auch hier ist der systematische Gesichtspunkt entscheidend. Solange wir die sogenannte Substantivgroßschreibung haben (was allerdings in meinen Augen eine falsche Bezeichnung ist, s. Kritischer Kommentar), ist es systematisch unzulässig, Substantive auch mal klein zu schreiben. Die Ausnahmen sind eigens definiert.
Meine Darstellung war und ist in diesem Punkt ganz stimmig, und es ist durchaus nicht nötig, mit gespielter Naivität einen wohlüberlegten, in der Fachwelt anerkannten Normbegriff in Frage zu stellen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 13.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Riebe und Herrn Peil:
Es ist ein großer Unterschied, ob ich den Reformern Beliebigkeitsklauseln vorhalte, wo sie sich in ihre selbstgeschaffenen Sackgassen verrannt haben, oder ob ich an genau definierten Stellen Fakultativität feststelle, dort nämlich, wo die Texte Varianz zeigen, die auch aus systematischen Gründen, wie dargelegt, nicht oder nur zu unzumutbaren Kosten beseitigt werden kann. Das ist der Punkt, auf den Her Riebe leider nie eingeht.
Lieber Herr Peil, was soll denn das mit dem Sprachpapst? Gibt es irgend jemanden, der undogmatischer wäre als ich? Habe ich nicht die ganze Zeit mit Engelsgeduld Argumente vorgetragen und unermüdlich wiederholt? Wo hätte ich denn einen Unfehlbarkeitsanspruch angedeutet? Und wenn Herr Riebe mir ständig meine Liberalität vorhält, die er falsch findet, so spricht das doch nicht gerade für päpstliches Verhalten. Ich bin es doch, der die ganze Zeit hundert Blumen blühen lassen will, d. h. viele konkurrierende Wörterbücher, und die besondere Autorisierung eines einzigen Entwurfs bekämpft.
(Ich mache in letzter Zeit mehr Tippfehler, weil meine Augen - hoffentlich vorübergehend - seit meinem Unfall und der Operation) nicht so gut funktionieren und ich auch nur begrenzte Zeit am PC sitzen darf.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 13.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Peil,
gerne möchte ich zu dem, was Herr Prof. Ickler bereits gesagt hat, noch ein paar Dinge ergänzen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, ein (fast) völlig zweifelsfreies Gebiet, nämlich das Gebiet der ß/ss-Schreibung, mit der Getrennt- und Zusammenschreibung zu vergleichen, die ja vor der Reform ständig in Bewegung war.
Wenn man die zwei Grundregeln der ß/ss-Schreibung begriffen hat, kann man sie problemlos auf alle anderen Wörter beziehen. Beliebigkeit würde hier niemandem helfen. Wie bereits oft diskutiert wurde, beschränken sich die Unklarheiten bei der ß/ss-Schreibung lediglich auf eine Handvoll (englischer) Fremdwörter (z. B. Cleverneß, Fitneß, Fairneß, Busineß, Dreß, ...). Hier sollte man m. E. die ß/ss-Schreibung sogar freigeben. Denn Cleverness, Fitness, Fairness, Business, Dress usw. sind definitiv nicht falsch.
Bei der Festlegung der GZS war der Duden von 1991 aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, so daß hier immer mehr Zweifelsfälle entstanden. Problematisch ist, daß man sich - egal wie man es regelt - die Zweifelsfälle nie wird merken können, und sei die Begründung, die der Einzelfallentscheidung zugrunde liegt noch so plausibel und genial.
Nur eine weitgehende Freigabe, die flexibel genug ist, sich den Sprachentwicklungen anzupassen, kann hier einen Lösungsansatz bieten.
Im Gegensatz zu Herrn Prof. Ickler befürworte ich jedoch hinter den Einträgen einen Hinweis, wie man denn im allgemeinen zu schreiben pflegt. Dieser dürfte jedoch im Gegensatz zum Duden nicht verbindlich sein, sondern sollte sich am jeweiligen Entwicklungsstand orientieren und lediglich Empfehlungen aussprechen.
Beispiel: kennen_lernen (heute i. d. R. nur noch zusammengeschrieben): kennenlernen, jmd. kennenlernen, kennenzulernen usw.
Verbindlich sollte nur kennen_lernen sein, der Rest des Eintrags ist Aufzeichnung des Sprachgebrauchs.
Wo die Sache jedoch eindeutig ist, bringen Freiräume nicht viel. So erkennt Prof. Ickler zu Recht die Großschreibung von Pseudosubstantivierungen (im großen und ganzen, im wesentlichem, im allgemeinen, des weiteren usw.) nicht an. Hier ist die Sache klar, und wo die Schreibung eindeutig ist, braucht man keine Beliebigkeit.
Außerdem ist Prof. Ickler z. B. bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung, der Groß- und Kleinschreibung, der Silbentrennung und der Kommasetzung (Minimalliberalisierung, aber nützliche Vereinfachung bei den Kommata!) doch relativ konservativ, also in Ihrem Sinne geblieben.
Solche Ansätze sind aber durchaus diskutabel, finden Sie nicht?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.01.2001 um 23.00
Es läuft wohl darauf hinaus, daß es zum Rechtschreibwörterbuch ein ausführlicheres Vorwort oder einen Zusatzband über den Umgang mit den aufgelisteten Schreibweisen geben wird. Dann vielleicht noch ein Buch über Stil und Sprachästhetik. Es gibt ja auch mehrere »Duden«-Bände (schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie - oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)
Damit ist aber der praktische Nutzen des eigentlichen Wörterbuchs gleichzeitig auch wieder eingeschränkt, denn sowohl die Sekretärin als auch der Schüler oder Lehrer wollen ja schnell die Antwort auf ihre Frage haben: »Wie soll ich das Wort denn nun schreiben«?
Da hat der »alte Duden« seine Aufgabe zumindest vordergründig ganz gut erfüllt, wenn auch oft in widersprüchlicher Weise. Eine »liberale Auffassung von Sprachnormen« hätte auch so aussehen können, daß man sagt: Hier ist der »alte« Duden, da nehmen wir die krassesten Widersprüche heraus, und dann macht derjenige, der sich daran hält, mit größter Wahrscheinlichkeit zumindest keine groben Fehler. Wir stellen aber auch klar, daß eine vom »alten« Duden abweichende Schreibweise nicht falsch sein muß, wenn sie nicht das Wort, den sprachlichen Ausdruck oder den Sinn entstellt.
Dann bräuchte man eines nämlich nicht tun, was das Icklersche Wörterbuch tut: Schreibweisen statistisch auflisten, die deshalb nach seiner Ansicht nicht »falsch« sind, weil sie praktiziert werden. Durch diese Auflistung bekommen auch fragwürdige Schreibpraktiken einen offiziösen Charakter und jeder der »richtig stellen«, »mithilfe« und »zurzeit« schreibt, kann sich auf das Wörterbuch berufen, anstatt über seine Schreibweise nachzudenken.
Auch hier hat der »alte« Duden eine ganz gute Lösung gehabt. Er führt beispielsweise auf:
»zur Zeit« [als Haupteintrag, dann folgen einige Erläuterungen]; »schweiz. häufig u. österr. zur|zeit: er ist zurzeit krank...«
Nun weiß ich, warum »zurzeit« zwar nicht »falsch« ist, mir aber ungewohnt, und daß ich recht daran tue, so nicht zu schreiben. »Mithilfe« kommt im »alten« Duden nur als Substantiv vor, hier ist der eventuelle Gebrauch als »mithilfe« gar nicht erwähnt, und im Sinne der Sprachpflege und -ästhetik ist das auch gut so, auch im Sinne der Lesepraxis, denn das Substantiv »Mithilfe« wird auf der ersten Silbe betont, »mithilfe« liest man dann zwangsläufig erst mal ebenso, dabei würde man beim Sprechen hier die zweite Silbe betonen.
Nun geht es nicht darum, den »alten« Duden zu verherrlichen, schon gar nicht dessen Gesetzescharakter, sondern über die Wünsche nachzudenken, die man im Hinblick auf ein Rechtschreibwörterbuch hat, das besser sein soll als der »alte« und erst recht der »neue« Duden. Siehe hierzu auch das »Nachrichtenbrett«!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Ich will mir ordentlich drei vor den Brustkasten donnern und ganz laut mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa schreien, denn über Nacht habe ich die Antwort auf Herrn Professor Icklers Frage gären lassen. Icklers Appell zum Denken: Wem entsteht ein Schaden durch die Liberalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung? hat mich ein ganz klein wenig geheilt von meinem Fanatismus.
Aber ich fühle mich wie nach der großen Steuerreform. Das Geld, das ich künftig am Jahresende mehr in der Tasche habe, habe ich zuvor schon dreifach an der Tankstelle ausgegeben.
Mir entsteht Schaden, hatte ich ganz am Anfang festgestellt. Ich war entrüstet. Meine gute Laune war flöten gegangen, weil mich irgendwer mit der Getrenntschreibung zufrieden stellen statt mit der Zusammenschreibung zufriedenstellen bedient hatte. Und mir hatte es gestunken, daß ich ein paar Zehntelsekunden bei der Sinnentnahme verlor.
Nächtens hat der Appell gegriffen!
Ich träumte, wie ich ärgerlich mit roter Tinte einen kleinen Rundbogen zwischen zufrieden und stellen einzog.
Das ist aber oberlehrerhaft, hat mich der Wächter meines Schlafes angeraunzt. Du bist verrückt, selbst im Schlaf rote Tinte zu verspritzen, und Egoismus zählt schon gleich gar nicht.
Aber ich habe einen Freund, der ärgert sich noch mehr als ich. Er ist Verleger und Sprachästhet. Der hört sofort auf zu lesen, wenn ihn jemand zufrieden stellen will, widersprach ich.
Idealismus zählt nicht, denn es geht um das Volk, konterte mein Traumgeist. Soll er doch sein eigenes Sortiment sauberhalten und die Sprachliebhaber weiterhin ordentlich bedienen, dann hat sein Idealismus wenigstens eine Möglichkeit zu sublimieren.
Und das Volk? fragte ich zaghaft. Gibt es nicht so etwas wie eine gemeinsame Wahrnehmung, so etwas wie einen Reiz-Reaktions-Mechanismus, der nur eine einzige ganz eindeutige Reaktion auf einen ganz bestimmten Reiz zuläßt?
Das ist eine Frage der Erziehung! bestimmte mein Traumgeist. Wir werden das Volk umerziehen, ihm klarmachen, daß es autoritäre Denkgewohnheiten praktiziert, daß es an Veraltetem hängt und Krückstöcke gebraucht, obwohl es frei laufen könnte, und mit dieser letzten Entgegnung ließ er mich allein.
Eine Weile träumte ich noch von Armeen, die sich systematisch auflösten, kurzfristig neu gruppierten, wieder auseinanderliefen, und dann gingen plötzlich alle beschämt und beschenkt mit ein paar Verletzungen nachhause. Nur eine Gruppe - die der Unverletzbaren - blieb übrig. SS stand an der Tür ihres Versammlungsortes. NaSSgeschwitzt erwachte ich.
Und nun bin ich völlig wach und suche jemand, der mit mir das SS-Gebäude erstürmt. Dort sitzen nämlich die Ganoven, die weiterhin das Volk gängeln wollen. Einen Anführer wüßte ich für unsere Armee, doch der müßte versprechen, daß er noch ein paar Peil`sche Geländer
baut, für den Fall, daß die Armee den siegreichen Rückzug antreten kann. Auf allen Vieren zu kriechen, sieht nämlich blöde und gar nicht siegreich aus. Da lobe ich mir schon den aufrechten Gang am Stützbalken.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 12.01.2001 um 23.00
Nachdem die Diskussion glücklicherweise wieder in Gang gekommen ist, möchte ich an Hand eines Beispiels noch einmal versuchen, den Hauptgrund zu verdeutlichen, warum es nicht sinnvoll sein kann, jeden Zweifelsfall zu normieren.
So mußte ich vor kurzem folgendes in einer Zeitung lesen: »... und so wurden die Konkurrenzunternehmen von Microsoft nach und nach plattgemacht.«
Aber ich kam ins Grübeln. Welche Schreibung ist denn hier nun dudenkonform? Heißt es »platt machen« oder »plattmachen«? Dies brachte mich dazu, dieser Frage einmal ein bißchen genauer nachzugehen.
Im Duden war dieses Wort nicht verzeichnet, so daß es nun wirklich schwierig wurde. Nun, wenn dieses Wort nicht verzeichnet ist, so kann man sich an analoge Wörter halten. Ich schlug daher »dichtmachen« bzw. »dicht machen« nach. So schreibt der Duden von 1991 vor, daß man »ein Unternehmen dichtmacht«, aber »einen Reifen dicht macht«. Im ersten Fall liegt also nach Duden ein neuer Begriff vor, so daß nur Zusammenschreibung in Frage kommt, im letzteren Fall sind beide Wörter in ursprünglicher Bedeutung gebraucht, so daß man getrennt schreiben muß.
Ich bezog diese Praxis nun auf das Wort »plattmachen«. Wenn dieses Wort verzeichnet *wäre*, so meine Vermutung, müßte man laut Duden also »seine Konkurrenz plattmachen«, aber »einen Reifen platt machen«. Dies wäre ja noch halbwegs akzeptabel, aber nun sah ich im Duden 2000 nach: »platt machen« (nur so) im Schwarzdruck, und zwar, wenn man es in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« verwendet. Hinweis: »gleichmachen« auch nach neuer Rechtschreibung hier nur zusammen! Für die anderen Bedeutungen gibt es wieder kein Beispiel.
Aber ist es nicht so, daß »platt machen« bzw. »plattmachen« in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« gerade eine halbübertragene Bedeutung hat, so daß man sich im Zweifel befindet, ob nun ein neuer Begriff entsteht? Allerdings findet sich im Duden 2000 gar kein Hinweis auf das (vielleicht alte) Wort »plattmachen«, so daß man nach alter Rechtschreibung vielleicht immer getrennt schreiben mußte. Wer weiß?
Nun, jetzt war es aber wirklich genug. Was soll dieser Unsinn und diese Haarspalterei? Man kann natürlich »seine Konkurrenz plattmachen« und auch »seine Konkurrenz platt machen«. Man kann auch ein Haus »plattmachen« oder »platt machen«. Beim Lesen überliest man das einfach. Die Bedeutung wird sofort klar. Das Kriterium der übertragenen Bedeutung oder das Kriterium des neuen Begriffs ist also hier sehr lückenhaft. Da ist mir die Auskunft des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler viel lieber: platt_machen. Es gibt eben beide Schreibweisen. Will man hier dudenkonform schreiben, so wird einem der Duden nicht weiterhelfen; man muß seinem Sprachgefühl folgen, und das ist auch gut so.
Genaue Regelung hilft daher nichts. Je genauer man regelt, desto mehr muß man ins Detail gehen, desto mehr muß man Haarspaltereien betreiben. Damit ist nichts gewonnen.
Aber diejenigen, die eine exakte Regelung befürworten, können mir gerne Antworten, warum man »plattmachen« bzw. »platt machen« in einem Fall nur so und in dem anderen Fall nur anders schreiben darf. Die Argumente interessieren mich sehr.
Dies war *ein* Beispiel, aber es gibt zahllose. Eine Detailregelung der Getrennt- und Zusammenschreibung würde nur wieder zurück zum Dudenmonopol führen, jeder müßte ständig Zweifelsfälle nachschlagen, und das kann nicht unser Ziel sein.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann unterstellt mir nach wie vor eine rein statistische Arbeitsweise, obwohl ich schion mehrmals erklärt habe, daß ich daneben und sogar vorrangig noch andere Gesichtspunkte gelten lasse. Herr Dörner hat schön gezeigt, in welche unwürdigen und nutzlosen Haarspaltereien man gerät, wenn man es anders macht.
Vor einigen Jahren habe ich mal einen Aufsatz im Sprachdienst veröffentlicht über das am häufigsten vertippte Wort, es ist Konstrast (konstrastiv usw.). Inzwischen habe ich über hundert Belege gesammelt und könnte sie mit den Suchmaschinen wohl noch leicht vervielfachen. Ich bin aber, lieber Herr Lachenmann, weit davon entfernt, diese Schreibweise ins Wörterbuch aufzunehmen. Und ich brauche wohl nach so langer Diskussion nicht auch noch zu begründen, warum. Ich sehe, daß Sie sehr rigide Vorstellungen von der Sprache haben. Da kann ich - typisch Sprachwissenschaftler, meinetwegen - nicht folgen. Tut mir leid (dies bleibt klein geschrieben, auch wenn es jetzt noch so oft vorkommt - aus systematischen Gründen!).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann schrieb:
schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie - oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)
Glaubt er wirklich, dass es so viele neue volksetymologische Schreibweisen gibt, dass ein Zusatzband sinnvoll wäre? Es gibt ein wunderbares Buch von Heike Olschansky Täuschen Wörter. Kleines Lexikon der Volksetymologien (Reclam). Das empfehle ich vor allem denjenigen, die nicht der Volksetymologie, sondern dem populären Irrtum erlegen sind, das Thema nur auf die weinigen Fälle zu beschränken, die durch die Neuregelung eine andere Schreibweise erhalten haben.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
es heißt: Täuschende Wörter
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.01.2001 um 23.00
Daß ich eine Strafe verdient habe, sehe ich zwar dunkel ein, aber was Sie mit mir treiben, lieber Herr Ickler, ist schon ziemlich gemein. Jetzt wollen Sie mich in eine Ecke drängen, in der Herr Merz sich vermutet und deshalb lauthals beteuert, auch er sei in seiner Jugend ein rechter Hallodri gewesen, Joschka dagegen ein Chorknabe.
»Rigide« hätte ich mir bisher eingebildet, müßte eine von den allerletzten Vokabeln sein, die man auf mich bezogen jemals bemühen könnte - füglich.
Ich will aber darüber nachdenken, in der Hoffnung, daß Sie über das wenige Vernünftige, das ich zur Diskussion beisteuern konnte, auch nachdenken.
Vielleicht entsteht so wirklich etwas Gescheites.
Manchmal geht es mir wie Ihnen: ich frage mich, weshalb mich der Andere nicht versteht. Drücke ich mich nicht oft genug oder nicht deutlich genug aus? Lesen wir zu schnell, denken wir zu schnell? Ich meine, Ihr Ansatz und meine »Meinung« (mehr ist das bei einem Laien wie mir ja nicht) könnten durchaus zusammenpassen.
Das walte Gott.
Vielen Dank, Herr Jansen, für den Buchtip.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Warum haben die Rechtschreibreformer im Konzept, das als sog. Wiener Absichtserklärung bekannt wurde, das Merkmal der Betonung abgeschafft, das der Duden bis dato als Unterscheidungskriterium gebrauchte?
Warum hat die Rechtschreibreformkommission in ihrem Bericht im Dezember 1997 auf Seite 23 im Zusammenhang mit der GZE formuliert: Es sei daher ratsamer, als wichtigste Kriterien die Betonung und die Geltung als syntaktisch eigenständiges Abjektiv bzw. Adverb heranzuziehen. - ? -
Warum spielt die Betonung im Bereich der GZE inzwischen wieder eine untergeordnete Rolle?
Würde mir jemand verraten, nach welchem Taktstock ich künftig singen, musizieren und tanzen soll?
Meinetwegen!Sogar unbedingt! Schaffen wir die Taktstöcke ab! Aber eine Stimmgabel braucht man doch wenigstens, wenn man ein Lied anstimmt.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Man sollte seinen Schädel freihalten (frei halten), selektiv denken. Hier die Rinder, dort der Wahn. Tut mir Leid, wenn ich statt eines S ein E gepinselt habe. Vielleicht hängt das mit meiner Aversion gegen eine S-Anhäufung zusammen.
Mit GZE meinte ich die Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS).
Eine Seuche ist sie gleichwohl.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Verbzusätze sind immer betont, werden aber deshalb noch längst nicht immer mit dem Verb zusammengeschrieben. Betontheit unterscheidet manchmal (mies gemacht vs. miesgemacht), ist aber nicht zuverlässig. Deshalb haben die Reformer zu anderen Kriterien gegriffen, zum Beispiel der Steigerbarkeit, was sich aber als ebenso unhandlich erwiesen hat, oder gar zu völig willkürlichen, aber eindeutigen Kriterien wie dem Ausgang auf -ig/-lich/-isch. Um aus diesem Sumpf wieder herauszukommen, wollten sie 1997 klein beigeben und die Betonung wieder einführen. Näheres im Anhang zu meinem Kritischen Kommentar (Mannheimer Anhörung).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Falls es Ihnen, ohne großen Arbeitsaufwand, möglich sein sollte, den Kommentar zur Mannheimer Anhörung ins Netz zu stellen, bitte ich darum.
Daneben bitte ich um die Stimmgabel. Wenn die Taktstöcke zerbrochen sein werden, benötigt es trotzdem eines Leittons, der ein Orchester, einen Chor, letztlich ein Volk auf den Grundton einstimmt.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Dominik Schumacher am 12.01.2001 um 23.00
132 Anführung deutsch vorne und hinten 147
187 »Anführung deutsch vorne und hinten als Doppelpfeil« 171
034 Zollzeichen der Schreibmaschine, es soll zu deutscher An- und Abführung umgesetzt werden.
171 «Anführung französisch vorne und hinten» 187, sie sollen zu deutschen Anführungen (Doppelpfeilen hin zum Text) umgesetzt werden.
130 Anführung deutsch einfach vorne und hinten 145
039 Minutenzeichen der Schreibmaschine, es soll zu deutscher An- und Abführung einfach 130 + 145 umgesetzt werden.
146 Auslassungszeichen (Hochkomma), Beispiel: Verstehs doch.
146 Auslasszeichen, eingegeben als Minutenzeichen (einfaches Zollzeichen), es soll zum Hochkomma 146 umgesetzt werden.
150 Gedankenstrich () soll zu zwei Trennstrichen 045 umgesetzt werden.
133 Ö Elypse (drei Punkte auf einem Zeichen) soll zu drei Punkten umgesetzt werden.
Filter für Zeichen zwischen 128 und 256 sind schwierig. Es existieren mehrere Systeme nebeneinander. Die erweiterte ASCII-Tabelle ist auf dem Macintosh-Rechner durchgängig in Anwendung. html behilft sich mit Umsetzungen zu Zeichenkombinationen mit Zeichen unter 128.
Kompliziert ist die nicht homogene Umsetzung und Unerreichbarkeit der Zeichen auf dem PC.
Die angegebenen Ziffern ergeben zweifelsfreien html-Code, wenn sie mit Kaufmannsund, Doppelkreuz und Stichpunkt ergänzt werden.
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Klaus Malorny am 12.01.2001 um 23.00
Da es sehr weit weg vom Thema ist, halte ich mich kurz: HTML verwendet den Unicode-Zeichensatz (http://www.unicode.org). Daher sind Zeichen mit einem Code zwischen 128 und 159 einschließlich nicht legal, sie stammen aus der MS-Windows-Welt. Viele Interpunktionszeichen in diesem Bereich befinden sich ab einem Code 8192 (U+2000). Bei Fragen bitte E-Mail an mich.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
Bei der leider nicht immer ganz sachlich geführten Diskussion um die Getrennt- und Zusammenschreibung scheint mir ein wesentlicher Gesichtspunkt zu kurz gekommen zu sein: Unterschiedliche Schreibweisen hier: mal zusammen, mal auseinander haben letztendlich nur dann einen Sinn, wenn mit ihrer Hilfe Unterschiedliches mitgeteilt werden soll und kann. Ginge es nur darum, irgendwelche Richtlinien zu finden, an die möglichst viele Leute sich halten, dann könnte man ja für die Getrennt- und Zusammenschreibung ganz einfach nach der Art von Aktenverwaltern das Alphabet zu Hilfe nehmen: Wortverbindungen mit den Anfangsbuchstaben A bis K auseinander, von L bis Z stets zusammen! Den Reformern mache ich den Vorwurf, daß sie zur Getrennt- und Zusammenschreibung Regeln ausgeheckt haben, die zwar wesentlich komplizierter, aber kaum sinnvoller sind als die genannte Akteilösung: Adjektive auf -ig, -lich und -isch, Partizipien und bestimmte in einer Liste zusammengestellte Adverbien immer getrennt vom folgenden Verb, Verbindungen mit dem Verb sein immer auseinander, irre werden künftig zusammen wozu soll das alles gut sein? Da sind doch, wie mir scheint, die Regeln zum Selbstzweck verkommen.
In seinem Beitrag Statistik und andere Gesichtspunkte betont Professor Ickler, daß er die Zusammenschreibung grundsätzlich für die modernere und der Entwicklungstendenz entsprechende Möglichkeit hält. Da pflichte ich ihm voll und ganz bei, aber nicht etwa, weil ich grundsätzlich alles Moderne für besser als das Alte ansehe, sondern weil die vermehrte Zusammenschreibung Ausdrucksvielfalt und Genauigkeit unserer Schriftsprache gefördert hat, also einen echten Fortschritt darstellt. Ich möchte dies anhand folgenden Beispiels illustrieren: Rechts fährt ein Mercedes, links ein VW, dazwischen fährt ein Opel, aber Als die beiden sich wieder einmal zankten, bin ich dazwischengefahren. Sowohl die herkömmliche als auch die reformierte Orthographie schreiben verbindlich vor, daß der Wortsinn sich einmischen durch das Mittel der Zusammenschreibung herausgestellt wird. Nun das für mich Verblüffende: Nach Professor Icklers Deutscher Einheitsorthographie ist es in letzterem Falle freigestellt, getrennt oder zusammenzuschreiben. Wenngleich er der Zusammenschreibung den Vorzug gibt, stellt er in seinem Beitrag im Gästebuch fest, daß auch die Auseinander-schreibung dieses Verbs überhaupt nicht auffallen würde. Hier setzt mein Widerspruch und meine Kritik an: Die Auseinanderschreibung müßte sehr wohl jedem auffallen, für den dazwischenfahren die Bedeutung sich einmischen hat. Wäre die Auseinanderschreibung, wie Professor Ickler meint, unauffällig und unschädlich, da ohnehin jedermann darüber hinweglesen würde, dann hätte die Zusammenschreibung jeglichen Sinn verloren und könnte auch keine bessere Lösung sein! Darüber hinaus erkennt Professor Ickler in manchen Fällen die bedeutungstragende Funktion der.Zusammenschreibung nicht an. Sein Wörterbuch stellt es dem Benutzer frei, fallenlassen oder fallen lassen zu schreiben, gleichgültig ob von einem Politiker oder einer Vase die Rede ist. So folgere ich, daß die von Professor Ickler vorgesehene Liberalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung der von der Rechtschreibreform bevorzugten Getrenntschreibung weiteren Auftrieb geben würde. War bisher noch von einer Entwicklungstendenz zur Zusammenschreibung die Rede, so würde es jetzt wahrscheinlich zu einem Umkehrschub kommen. Die besseren Schreibweisen werden sich ohne verbindliche Normierung und ohne angemessenen didaktischen Aufwand weder durchsetzen noch beibehalten lassen. Leider ist der Mensch von Natur aus so veranlagt, daß er sich im Zweifelsfalle eher für die bequeme re als für die vernünftigere Möglichkeit entscheidet. Ich kann auch die Besorgnis Professor Icklers nicht teilen, durch weitgehende Normierung der Getrennt- und Zusammenschreibung würden Unmengen von Einzelfestlegungen produ- ziert,die unsere Schüler über Gebühr belasten. Die Zahl der wirklich kniffligen Rechtschreibprobleme mag relativ hoch sein, wenn man sie möglichst vollständig in einem Wörterbuch erfassen und beantworten muß. Eine völlig andere Größenordnung ergibt sich, wenn man sich unseren alltäglichen Schriftverkehr und selbst anspruchsvolle Texte anschaut. In der Praxis ist es nur eine verschwindend kleine Zahl von Wortverbindungen, die uns Kopfzerbrechen bereiten.Wenn jemand es mit der Rechtschreibung sehr genau nehmen will oder muß, ist ihm durchaus zuzumuten, hin und wieder ein Wörterbuch zu Rate zu ziehen. Einige ärgerliche Willkürlichkeiten der herkömmlichen Orthographie dazu zähle ich das auch von Professor Ickler beanstandete ernst nehmen - sollten freilich beseitigt werden, selbst wenn man ausnahmsweise einige Festlegungen einführen müßte, die vom Usus nicht legitimiert sind. Das wäre doch allemal besser, als die Willkür auch in einem Bereich einreißen zu lassen, in dem es bisher noch einigermaßen geordnet zuging.
Im übrigen ist die deutsche Orthographie trotz einiger Schwierigkeiten mit der Getrennt- oder Auseinanderschreibung und der Groß- oder Kleinschreibung immer noch wesentlich einfacher als die französische, die englische oder gar die irische, von Chinesisch oder Japanisch ganz zu schweigen.
Günter Schmickler
Günter Schmickler
Südstraße 11, 53842 Troisdorf
eingetragen von Manfred Riebe am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie haben die Schulmeister gebeten, zu Ihren Argumenten Stellung zu nehmen.
Eingekapselte Denkweise
Wenn Sie in Bezug auf bestimmte Reformkritiker behaupten, die Denkweise des Schulmeisters sei eingekapselt, dann handelt es sich um ein Vorurteil. Genauso gut könnte man behaupten, die Denkweise der schweigenden Hochschulgermanisten sei im Elfenbeinturm eingekapselt. Dieses Schweigen zu Ihrem Wörterbuch ist blamabel. Außer einigen oberflächlichen Lobhudeleien hat sich auf dieser Netzseite nur ein einziger Germanist, Professor Wilfried Kürschner, öffentlich kritisch geäußert.
Grundbedürfnis nach Schreibsicherheit
Stephanus Peil nennt die Schlüsselfrage all derer, die ein Rechtschreib-Wörterbuch aufschlagen: Wie wird das Wort richtig geschrieben? Warum aber mißtrauen Sie dem Wunsch von Schreibern und Schreibberuflern nach eindeutigen Auskünften über die richtige Schreibung? Es liegt ein weitverbreitetes Grundbedürfnis nach Schreibsicherheit vor. Beispiele: 1. Die von den Reformern Ende 1997 geplante Reform der Reform. 2. Der Praxisduden von 1998 zeigt, daß die Variantenschreibung des reformierten Duden von 1996 nicht allen Wünschen der nachfragenden Schreibberufler nach Eindeutigkeit genügte.
Keine Dudenhörigkeit, sondern Reform- und Zeitungsgläubigkeit
Sie behaupten: Alle machen alles ständig falsch, und keiner merkt es! Ich glaube nicht an ein solche blinde Dudengläubigkeit; denn wenn es so wäre, hätte es keine Rechtschreibreform gegeben. Seit das Duden-Privileg 1996 aufgehoben wurde, gibt es verschiedene Wörterbücher, die miteinander konkurrieren. Daher ist Ihre Behauptung, daß es dudenhörige Reformgegner gebe, realitätsfremd. Ihre Behauptung: Man betrachtet den Duden als allwissend und als absolut verbindlich, trifft für die meisten Reformkritiker unseres Vereins nicht zu. Daß es aber in der Bevölkerung trotz Information und Aufklärung immer noch eine gewisse Dudengläubigkeit gibt, ist auf den früheren guten Ruf der Dudenredaktion und die Tatsache zurückzuführen, daß es kein leistungsfähigeres für den Schulgebrauch zugelassenes Wörterbuch gibt. Diese Dudengläubigkeit hat aber auf Grund der aufgedeckten Mängel sicherlich stark abgenommen.
Heute gibt es eher eine Reform-, Schul- oder Zeitungsgläubigkeit. Heute nehmen neben den Reformern und den Wörterbüchern auch die Nachrichtenagenturen, die Presse und Korrekturprogramme als Big Brother Einfluß auf den allgemeinen Sprachgebrauch. Der stellvertretende Chefredakteur der Mainpost schreibt, die Mainpost verwende ein Rechtschreibung, die an fast allen Schulen gelehrt und von so gut wie allen deutschsprachigen Agenturen und Zeitungen nachvollzogen wird. ... Wir erachten es als relevant für die Gesellschaft, die Rechtschreibung zu nutzen, die in unseren Schulen gelehrt wird.
Kein ständiges Nachschlagen wegen der Getrennt- und Zusammenschreibung
Sie zeichnen das Horrorbild, man müsse wegen des Problems der Getrennt- und Zusammenschreibung in Tausenden von Fällen ständig nachschlagen. In Wirklichkeit spielt die Problematik der GZS im alltäglichen Wortschatz eine verschwindend geringe Rolle.
Fakultativschreibung fördert die Getrenntschreibung der Rechtschreibreform
Mit Ihrer Fakultativschreibung bieten Sie keine Antwort auf die Frage an: Wie wird das Wort richtig geschrieben?, sondern bürden dem Schreibenden die Entscheidung auf. Sie bieten Ihre Rundbögen als Ei des Kolumbus an:
Der Bogen _ kennzeichnet Wortverbindungen, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden können: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (S. 69. Die Rundbögen werden hier mit einem Unterstreichungsstrich dargestellt).
In der Entwurf-Fassung von 1999 hieß es noch: Der Bogen _ kennzeichnet Gewohnheitsgefüge, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden, ohne daß die Getrenntscheibung falsch wäre: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (S. XXXI). Diesen Hinweis findet man in der 1.Auflage von 2000 auf S. 17: In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.
Durch Ihre Fakultativschreibung sanktionieren Sie die Presse-Orthographie, die sich nach der Getrenntschreibungsregel der Rechtschreibreform richtet. Durch Ihre Zulassung der Getrenntschreibung kommt es zu einem orthographischen Rückschritt. Deshalb sind Ihre Rundbögen der Stein des Anstoßes.
Sprachimmanente Entscheidungskriterien für sinnvolles Schreiben
Genauso wichtig wie die Frage, wie man schreibt, ist die Frage, warum man so und nicht anders schreibt. Der Untertitel Ihres Wörterbuches heißt demzufolge: Sinnvoll schreiben ..., d.h. unter Einsatz seiner Sinne zu schreiben, z.B. mit dem Verstand und dem Hörsinn. Ihrer Meinung nach bedeutet ein Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber. Rechtschreiben heiße aber nur schreiben wie die anderen, nichts anderes. Aber um welche Bestandsaufnahme geht es? Was soll registriert werden? Sie wollen feststellen, wie die anderen schreiben, indem Sie umfangreiche vom Zufall abhängige Zeitungstexte computergestützt nachprüfen (S. 13). Wie sieht diese Nachprüfung aus? Aus Ihrem Wörterbuch geht nicht hervor, daß Sie in jedem einzelnen Fall auf den Satzzusammenhang und damit auch auf die Bedeutung und die Betonung achten. Dadurch kommen Sie zu Entscheidungen, die nicht stichhaltig begründet sind. Zugleich werfen Sie aber das sprachimmanente Entscheidungskriterium der Betonung, das der Duden bis zur 20. Auflage verwendete, als nicht richtig auf den Müll (S. 10 f.). Im Widerspruch dazu heißt es aber wiederum bei Ihnen: Verbzusätze tragen bei neutraler Satzbetonung den Hauptakzent: aneinanderhängen, aber aneinander hängen (...) Ist das Verb bereits mit einem Zusatz versehen, so zieht ein zweiter Zusatz nicht den Hauptakzent auf sich: wiederherstellen. (S. 35). Im Ergebnis aber werden durch Ihr Konzept der fakultativen Zusammen- oder Getrenntschreibung (S. 37, 69) die Betonung und Bedeutung als Unterscheidungskriterien vernachlässigt, so daß die Benutzer irregeführt werden und die Schreibweise dem Kommissar Zufall und damit der Beliebigkeit überlassen wird.
Es geht aber bei der Schriftsprache um einen Kommunikationsprozeß, d.h. auch um den Transformationsprozeß des gesprochenen oder gedachten in das geschriebene Wort. Wer diese Übertragung falsch macht, schreibt auch falsch. Solche Übertragungsfehler kommen erfahrungsgemäß auch bei Zeitungstexten vor. Am Anfang war das Wort und nicht die Schrift. Fast völlig ausgeklammert wird bei Ihnen, dadurch daß Sie Ihre nicht aussagekräftigen statistischen Erhebungen zur Entscheidungsgrundlage machen, was Sprache wirklich ausmacht, die mündliche Sprache, die Betonung und die Bedeutung eines Wortes im Satzzusammenhang. Es kommt in der Sprache alles auf den Zusammenhang an. Wilhelm E. Süskind: Vom ABC zum Sprachkunstwerke. Eine deutsche Sprachlehre für Erwachsene. München: dtv 1965, S. 15. Der freie Blick auf die Sprachwirklichkeit darf nicht durch starre Statistiken über richtig und falsch geschriebene Pressetexte eingeengt werden.
Die Betonung als Geländer für die Zusammen- und Getrenntschreibung
Die richtige Schreibweise ist in den meisten Fällen allein anhand der Betonung zu erkennen. Die Zahl der Zweifelsfälle ist relativ gering. Sie meinten aber am 11.01.2001: Die Betontheit ist kein hinreichendes Kriterium, es gibt unzählige anerkannte Getrenntschreibungen trotz Betontheit des Zusatzes. Auch bei geschlossen lassen oder getrennt schreiben wird der erste Teil betont. Wolfgang Mentrup weist auf die zentrale Bedeutung der Betonung für die Zusammen- und Getrenntschreibung hin: In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung. Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte an sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.) Damit stützt sich Mentrup auf die rein sprachlichen Entscheidungskriterien der Betonung und Bedeutung. Daher befindet sich Mentrup mit der Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung. Daher geht es auch nicht mehr um die Frage, ob eine Schreibung dudengemäß ist oder nicht; denn in den meisten Fällen kann jedermann an der Betonung erkennen, wie er schreiben muß. Die Betonung ist für Lehrer wie Stephanus Peil ein Geländer, für Norbert Schäbler ein Stützbalken. Sie und die Reformer entfernen dieses Geländer, ohne einen Ersatz anzubieten und meinen am 13.01., man könne das Gebrauchen oder Nichtgebrauchen der Getrennt- oder Zusammenschreibung getrost den Schreibenden überlassen. Das ist keine wirkliche Hilfe, sondern Laisser-faire. Verleger Walter Lachenmann hat recht, wenn er schreibt, daß dadurch auch fragwürdige Schreibpraktiken einen offiziösen Charakter erhalten.
Auch ein Lehrer kann beim Korrigieren nicht ständig im Wörterbuch nachschauen. Hat er das Geländer Betonung als Entscheidungskriterium, dann wird er zufriedenstellen nicht getrennt, sondern zusammen schreiben. Zufrieden stellen ist demnach falsch, weil durch die Verbindung zufriedenstellen ein eigenständiger Begriff entstanden ist. Nur ein Lehrer, der im Unterricht das Kriterium der Betonung vernachlässigt hat, muß die Schuld bei sich suchen. Christian Melsa schreibt am 13.01. ganz richtig: Zusammenschreibung ist in genau den Situationen besonders anzuraten, in denen die Getrenntschreibung die sofortige Eindeutigkeit der Satzaussage abschwächt oder sogar verschleiert. (...)Wahrscheinlich sollte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und darauf hinweisen, daß auch in einem Kontext, in dem die Getrenntschreibung keine direkte Unklarheit bewirkt, Zusammenschreibung zu empfehlen ist, da sich so in den allermeisten syntaktischen Stellungen die dem Leser aus anderen Situationen (Vermeidung von Mißdeutungen, s.o.) vertrauten Wortbilder schneller auffassen und verarbeiten lassen. Das begünstigt den Lesefluß. Dies nun ist also wichtig, um IRRITATIONEN beim Lesen zu vermeiden. (...) Zu Ökonomie oder auch Effizienz bzw. Lesekomfort gehören zudem weiterhin, daß Wortgruppen, die als Sinneinheiten gedacht sind, als solche bequemer und schneller aufgenommen werden, wenn sie zusammengeschrieben sind Das ist sinnvoll und vernünftig.
Vernichtung von Wörtern durch die Getrennschreibung
Sie schrieben am 11.01.2001: Die heftige Kritik an der Getrenntschreibung kann ich nicht nachvollziehen. Welche Begründung ließe sich dafür geben? Der bloße Verweis auf die bisherige Dudenregel genügt mir nicht. Diese Frage nach dem Warum ist in Ihrem Wörterbuch ebenfalls nicht beantwortet.
Der Musikjournalist Dr. Diether Steppuhn schrieb am 12.12.2000 an die Mainpost, es sei eine
Verarmung der Sprache, wenn sinnvolle Wörter wie zulassen (in beiden Bedeutungen, also sowohl geschlossen bleiben als auch erlauben) oder wiedersehen plötzlich nicht mehr existieren. Alle Wörterbücher sind sich einig, daß zulassen in allen Bedeutungen zusammengeschrieben wird. Warum soll man diese eindeutige Schreibweise zerstören und alternativ bzw. fakultativ eine Getrenntschreibung zulassen, so daß aus der Eindeutigkeit eine Zweideutigkeit wird und der Leser durch die falsche Betonung verwirrt und irregeführt wird und stutzt?
Reformer sehen Lösung im Kriterium der Betonung
Eben sehe ich, daß Norbert Schäbler sehr interessante Fragen stellt, denen ich mich anschließe:
1. Warum haben die Rechtschreibreformer im Konzept, das als sog. Wiener Absichtserklärung bekannt wurde, das Merkmal der Betonung abgeschafft, das der Duden bis dato als Unterscheidungskriterium gebrauchte?
2. Warum hat die Rechtschreibreformkommission in ihrem Bericht im Dezember 1997 auf Seite 23 im Zusammenhang mit der GZS formuliert: Es sei daher ratsamer, als wichtigste Kriterien die Betonung und die Geltung als syntaktisch eigenständiges Abjektiv bzw. Adverb heranzuziehen?
3. Warum spielt die Betonung im Bereich der GZS inzwischen wieder eine untergeordnete Rolle?
Sie antworteten darauf, daß sich das Kriterium der Steigerbarkeit als untauglich erwiesen habe und daß die Reformer deshalb seit 1997 die Betonung wieder einführen wollen. Näheres im Anhang zu Ihrem Kritischen Kommentar (Mannheimer Anhörung).
Wenn man wieder auf die Betonung achtet, dann werden (sich) sattessen oder sattessen, ernstnehmen eben wieder zusammen geschrieben. Das plattgemacht Herrn Dörners muß ebenfalls zusammen geschrieben werden. Nur weniger sprachsensible Leser überlesen das getrennt geschriebene Wort »platt machen«. Folgt man seinem Sprachgefühl, d.h. hier der Betonung, dann ist die Schreibweise klar.
Zwischen der starren Dudenfestlegung fertigstellen und der ebenso starren Reformerfestlegung fertig stellen steht die (Icklersche starre) Sprachwirklichkeit: fertigstellen/fertig stellen. Tatsächlich muß aber auf Grund der Betonung nur fertigstellen zusammen und nicht getrennt geschrieben werden.
Der Teufelskreis der Fakultativschreibung
Völlig unverständlich ist mir Ihre Begründung für Ihr Festhalten an der Fakultativschreibung
1. Das statistische Material berechtige nicht zu Einzelfestlegungen
2. Entschiede der Lexikograph im Sinne der Eindeutigkeit bei jedem Wort, ob es getrennt oder zusammenzuschreiben sei, dann müßte man jedesmal nachschlagen. (S. 13):
3. Ich bitte jeden Interessierten, sich den ungeheuren Gewinn an Ökonomie der Darstellung (und des Lernaufwandes) klarzumachen, der durch mein Verfahren erreicht ist, und dagegen die Kosten jeder anderen Lösung gut abzuwägen! (13.01.)
Sie befinden sich hier in einem Teufelskreis:
Sie meinten irrtümlich, die statistischen Auswertungen könnten zu einer eindeutigen Entscheidung führen. Ihre nur scheinbar unangreifbare empirische Basis ist recht zweifelhaft, weil sie sich zum einen nur auf Schriftlichkeit anstatt auf sprachimmanente Kriterien stützt und zum anderen auf einen Teil der Presseorthographie, deren Qualität ohnehin kritikwürdig ist.
Da Sie aber sprachimmanente Kriterien ablehnten, wichen Sie auf die Fakultativschreibung als eine Notlösung aus. Die fatale Folge der Fakultativschreibung ist die Beliebigkeitsschreibung, wie sie sich bereits in der Presse-Orthographie zeigt. Auch in Ihrer Argumentation zeigen sich die Folgen des Dogmas der Fakultativschreibung. Sie schreiben, die Getrenntschreibung sei unauffällig, man lese darüber hinweg, ohne etwas zu merken.
Die Lösung des Problems
1. Der Ausweg aus diesem Teufelskreis ist die Rückkehr zu den bewährten sprachimmanenten Entscheidungskriterien, die auch dem Duden bis zur 20. Auflage von 1991 recht gute Dienste leisteten. Nur dann gelangt die Rechtschreibung auf dieselbe Ebene wie die Semantik, Grammatik und Stilistik.
2. Bei der Bewertung (nicht bei der Korrektur) von Rechtschreibfehlern im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung sollten Lehrer bei grammatisch möglichen Konstruktionen in Zweifelsfällen tolerant sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Melsa am 12.01.2001 um 23.00
Die von Günter Schmickler geäußerte Befürchtung des »Umkehrschubs« ist in der Tat nicht ohne. Zum einen wird die Reformschreibe in den Medien sicherlich ihre Spuren im Sprachempfinden der Allgemeinheit hinterlassen, so daß zumindest die Unsicheren einem gewissen Trend der Getrenntschreibung verfallen dürften, der entgegengesetzt dem Sprachfortschritt verläuft. Schon jetzt ist da ein ziemlicher Chaos ausgebrochen.
Denn zum anderen ist die Empfehlung »im Zweifelsfall zusammen« auch insofern praxisbezogen unrealistisch, als der Normalfall natürlich immer ist, daß Wörter durch Zwischenräume getrennt sind. Wenn man dann auch noch sagt »aber getrennt ist in keinem Fall wirklich falsch« (sondern höchstens ungewöhnlich), ergibt sich daraus logischerweise die Tendenz des unsicheren Schreibenden, sich für ebendiese Möglichkeit zu entscheiden - denn so ist das Risiko am geringsten, etwas falsch zu machen. Zumal er demgegenüber bei der Zusammenschreibung tatsächlich wirkliche Fehler produzieren kann, falls er keinen Begriff davon hat, welche Gründe eine Zusammenschreibung motivieren können (bzw. sollten).
Deswegen müßte man dem Ratsuchenden eben den Rat geben, den er sucht: Wenn ich bei diesem oder jenem Wort die Wahl habe zwischen zusammen oder getrennt, welche Kriterien sollten meine Wahl dann bestimmen? Von einer beliebigen Wahl zwischen gleichwertigen Optionen kann ja nicht unbedingt die Rede sein.
Professor Ickler kritisiert selbst die Verwendung des Begriffs »gelegentlich« in bezug auf den Genitivapostroph, damit könne man nichts anfangen. Aber für einen Unkundigen ist es genausowenig hilfreich, wenn es wie in seinem Rechtschreibwörterbuch auf S.17 heißt: »In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger ÜBLICH. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.« Wann ist es aus welchen Gründen wie üblich? Warum ist Zusammenschreibung wann besser als Getrenntschreibung? Hier besteht für den Ratsuchenden eben noch ein Vakuum, das durch das Buch nicht aufgefüllt wird. Auch wenn es heißt »Im Wörterverzeichnis findet man genauere Angaben.«, so ist dort meist nur nebst dem Rundbogen ein Verweis auf Paragraph 10 des Regelteils gegeben, der für die Kernfrage des Umgangs mit dem nun gerade vorliegenden Einzelfall immer noch nicht ausreichend Hilfestellung gewährleistet - falls man nicht ohnehin schon genügend Schreibsicherheit hat.
Die wenigen Anmerkungen, auf die es da eigentlich nur ankäme, wie ich sie in meinem letzten Beitrag schon teilweise gemacht habe, müßten nicht »an jeder Stelle stehen« und oft wiederholt werden - der Paragraph 10 wird ja auch nicht immer in voller Länge im Wörterverzeichnis zitiert. So viele Mechanismen, die zur Zusammenschreibung (de)motivieren können, gibt es nun auch nicht, der Schreibende begegnet im Grunde genommen immer wieder den gleichen, die natürlich zugegebenermaßen einander widerstreiten, deswegen ist der Bereich ja so schwer regulierbar und deswegen müßte man dem Schreibenden die Mündigkeit zur Entscheidung verleihen. Mein Vorschlag war daher auch, die entsprechenden Hinweise in der »Anleitung zum rechten Schreiben« unterzubringen. - Ja, ich weiß, die nennt sich im vollen Wortlaut »kurze Anleitung...«, doch ich meine, die nötigen Ergänzungen ließen sich hinreichend knapp formulieren.
Und natürlich wird es auch immer wieder mißdeutbare Texte geben; statt »wie_viele« zu benutzen, ließe sich die Beispielsatzaussage in diversen Paraphrasen abbilden. Aber wenn man so will, könnte man auf die Zusammenschreibung dann auch gleich ganz verzichten, das würde alles maßlos vereinfachen. Dann sollte man bestimmte Formulierungen halt meiden. Mit solchen Argumenten könnte man auch für die vollständige Abschaffung der Groß-/Kleinschreibung und noch so manches mehr plädieren.
Wenn nun aber durch den erwähnten Umkehrschub faktisch doch mehr Getrenntschreibung zu erwarten ist, dann wird man wohl erwarten müssen, daß solche wenn schon nicht total mißverständlichen, so doch unnötig irritierenden Schreibungen trotzdem immer wieder auftauchen werden, weil dem Schreiber nicht immer ganz bewußt ist, daß man seine Formulierung auch anders aufschlüsseln könnte als er sie meint.
Übrigends füren nichteinmal ein deutige Feler dazu, das ein Text totahl Unferstendlich wirt. Sie wirken allerdings wie Schlaglöcher im Fahrweg: unangenehm und störend. Doch auch über unstrittige Rechschreibfehler kann man in einem Text hinweglesen, ohne sie sofort zu bemerken. Das ist ja noch kein Grund, sie in einer Rechtschreibnorm zu akzeptieren. Wenn diese Fehler, oder seien es auch nur Schwächen, aber nun gleichsam legalisiert würden, wüchse der Störfaktor wohl schon bald an, wenn diese nun plötzlich überall (als nunmehr richtig) auftauchten. Und wo will man in einem Pressekorpus bei GZS-Fragen ahnen können, ob Getrenntschreibungen im bewußten Willen des Schreibers lagen oder ihm eher einfach nicht auffielen, da sich Wortbilder ja auch den getrennten Bestandteilen zuordnen ließen (Flüchtigkeitsfehler sozusagen)?
Die relative Verbreitung einer Schreibung ist allein noch kein Grund, sie zur Norm zu machen, also zu empfehlen, falls es andere verbreitete Schreibungen gibt, die zweifelsfrei begründbar viel besser sind.
Ach ja: Klar, Herr Ickler, »wieviele« soll man laut altem Duden nicht schreiben (darauf hatte ich ja auch selbst hingewiesen), aber ich frage mich, warum nicht. Die Zusammenschreibung ist nicht nur verbreitet, sondern auch sinnvoll, denn sie ist ein elegant schlichtes Signal für den Leser, wie er die weitere Satzgliederung zu erwarten hat. Man sollte es u.a. aus dem gleichen Grund zusammenschreiben, aus dem man z.B. auch »insofern« statt »in so fern« schreibt oder »sozusagen« statt »so zu sagen«. Das ist ähnlich, wie in der Mathematik in einem Term eine Multiplikation in Klammern zu setzen, obwohl sie zwar ohnehin Vorrang hätte, aber der Term so einfach übersichtlicher zu erfassen ist. Leseökonomie.
Daß nach Ihrem Wörterbuch »wieviele« erlaubt ist, begrüße ich daher auch. Noch besser wäre ein Hinweis, daß es »wie viele« bedeutend vorzuziehen ist, wenn man sich schon nicht dazu durchringen mag, letzteres gleich aus der Norm zu streichen (dann wäre die Abwärtskompatiblität zur alten Dudennorm natürlich dahin). Das könnte jedoch eines Tages der nächste Schritt sein, wenn die Empfehlung von der Sprachgemeinschaft allgemein angenommen worden ist.
Sie äußern weiters zu meinem Beispielsatz: »Man schreibt dann entweder zusammen oder auf welche Weise viele Menschen dort leben usw. Solche Tricks wenden wird doch ständig an, es wäre problematisch, die Möglichkeiten des Mißverstehens durch eine Regel der Zusammenschreibung gleichsam automatisch auszuschließen. Sicher, man schreibt dann am besten zusammen, und um den Schreibenden genau dazu zu bewegen, sollten die von mir angeregten Ergänzungen in der »Anleitung zum rechten Schreiben« ja dienen. Nach meiner Vorstellung sollte auch gar nicht eine »Regel« eingeführt werden, die in der Lage ist, alle diese Probleme automatisch zu beseitigen - die Suche danach würde bestimmt in die gleiche Sackgasse führen, in der die Reformer gelandet sind. Es geht hierbei darum, dem Schreibenden jenen Zweifelsraum zu veranschaulichen, der den Rundbogen nötig macht und warum es sich dabei überhaupt berechtigterweise um einen nicht festgezurrten Bereich, eben einen Zweifelsraum handelt!
Die Zurückhaltung vor dem Bereich GZS ist zwar angesichts des alten Dudens und der Reform nachvollziehbar. Aber eigentlich ist es ja nicht so, daß man gar nicht wüßte, warum man diese und jene Wörter in dieser und jener Situation zusammenschreibt. Diese Gründe müssen nur genannt werden. Das ist doch die Aufgabe eines Buches, in dem steht, wie man schreibt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Stephanus Peil am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler!
Ich schätze Sie von Ihrer Persönlichkeit her als einen sehr umgänglichen, andere Meinungen respektierenden, friedliebenden Menschen ein.
So paßt es nicht zu Ihnen, anderen Vorschriften zu machen, wie ein Wort zu schreiben sei. Diese liberale Haltung macht Sie (für mich) sympathisch. Andererseits haben Sie (für mich) eine hohe Autorität in Sachen Rechtschreibung und ein außergewöhnlich sicheres Gespür für die »richtige« Schreibweise, die Sie wertend (wie Ihren jetzt gegebenen Hinweis auf Weglaßbarkeit des Bogens) in Ihr Wörterbuch einfließen lassen könnten (ich bin mir sicher, daß dies auch in den zukünftigen Auflagen geschehen wird). Ich glaube, Herrn Riebes/Schmicklers/Schäblers/Lachenmanns/Melsas ... und meine früheren Kommentare als einen Hilfeschrei deuten zu müssen, daß Sie doch endlich Position ergreifen mögen für eine favorisierte, vom schreibenden Volk oder zumindest von den gebildeten Erwachsenen anerkannte Schreibweise. Sicherlich würden Sie persönlich Schreibweisen wie »plattmachen«, »fertigstellen« oder »richtigstellen«, »mit Hilfe« und »zur Zeit« den anderen Möglichkeiten vorziehen, aber diese Favorisierung, die dem heutigen Schreibgebrauch am nächsten kommt, wurde in den beiden ersten Auflagen eben leider nicht gekennzeichnet.
Sie schreiben zwar auf S. 17: »Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser. Im Wörterverzeichnis findet man genauere Angaben.« Diese genaueren Angaben im Wörterverzeichnis haben Sie bisher aber vermissen lassen. Sie haben sie jetzt - Gott sei gelobt und gepriesen - nachgereicht. Ich bin mir sicher, daß Sie diese, von den meisten Mitdiskutanten dieser Seite erwartete Wertung in den nächsten Auflagen deutlicher vornehmen werden.
Bitte sehen Sie diese erneute Kritik nicht als Bevormunderei oder Besserwisserei an (wer könnte es schon besser wissen als Sie?). Ich glaube, das genaue Gegenteil ist der Fall: Wir benötigen ein Rechtschreib-Wörterbuch, das zwar die Ungereimtheiten des alten Duden nicht mitmacht und dennoch deutlich genug sagt, wie nach konventioneller Art geschrieben wird. (Diese Aufgabe zu erfüllen sind Sie der richtige Mann!)
Neben dieser postulierten Eindeutigkeit muß aber jeder, der ehrlich ist, eingestehen: Wir machen offenbar alle Fehler in der Getrennt- und Zusammenschreibung (z. B. Herr Riebe mit »genauso gut« - im vorreformierten Duden steht: »genausogut«, reformiert heißt es jetzt aber »genauso gut« - möchte sich Herr Riebe die Blöße geben, reformierte Schreibweisen zu übernehmen? - gewiß nicht! Auch ich war mir gestern nicht sicher, ob ich »bestehen bleiben« oder »bestehenbleiben« schreiben sollte in dem Satz: »Wenn sie später sicherer und selbständiger sind, benötigen sie dieses Geländer nicht mehr, es sollte aber weiterhin bestehenbleiben, ...« Ich habe - wie versprochen - in Ihrem Wörterbuch nachgesehen, bei bestehen_bleiben den Rundbogen entdeckt und wußte nach Ihrem Hinweis sofort Bescheid: zusammen! - obwohl erstere Variante auch nicht so falsch gewesen wäre! - das tröstet mich).
Daß man in diesen Fällen geschützt ist vor dem Makel der Falschschreibung, ist Ihrem großen Verdienst zuzuschreiben, Herr Ickler. Diese größere Liberalität, die zwar von mir früher bemängelt wurde, ist (nach meinem reiflichen Überlegen) wohl doch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Die Getrennt-/Zusammenschreibung ist also ein sehr diffiziles, zugleich aber graziles Gebilde, das aufgrund ihrer Schwierigkeit einer Aufklärung bedarf, gleichzeitig jedoch aufgrund ihres zerbrechlichen Charakters sehr vorsichtig behandelt werden muß. Diesen Königsweg zu beschreiten, beneide ich Sie nicht, Herr Ickler.
Herr Schäbler schreibt: »Einen Anführer wüßte ich für unsere Armee ...« Auch ich kenne einen Schreibpapst, der sich wohl bis jetzt gescheut hat, uns, dem Schreibvolk, »ex cathedra« Empfehlungen (nicht Vorschriften!) zu geben, wo er uns doch zutraut, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich aber meine, daß diese Empfehlungen (wie der jetzt gegebene Rat zur Weglaßbarkeit des Bogens oder das noch auszutauschende »oder« gegen »besser«: schneller Brüter, besser: Schneller Brüter) notwendig sind, damit der Anführer/Schreibpapst auch die gewünschte Akzeptanz in den eigenen Reihen erhält.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Die erfreuliche Diskussion über die Sachfragen holt gewissermaßen nach, was man auf einem Kolloquium vor Jahren hätte besprechen können. Wenn ich nun manches hier mit Nachdruck verteidige, was ich geschrieben habe, dann bitte ich das so zu verstehen, daß ich zunächst einmal die Geschlossenheit meiner Konzeption in hellem Licht darstellen möchte, ohne jedoch lernunwilig zu sein. Ich möchte einfach, daß meine Gedanken verstanden werden, bevor ich über denkbare oder wünschbare Änderungen diskutiere. (Wir diskutieren ja immer noch viel friedlicher als die Reformer selbst, die miteinander kreuz und quer tödlich verfeindet sind.) Am liebsten wäre mir ein Gegenentwirf von Herrn Peil oder Herrn Riebe, also ein Wörterbuchauszug, etwa die Strecke A, damit man konkret sieht, was sich damit anfangen läßt. Ein unbilliger Wunsch? Ich habe schließlich das ganze Rechtschreibwörterbuch nebenbei gemacht.
Daß mir Herr Riebe meine Bemerkung über Schulmeisterlein ankreiden würde, war beinahe zu erwarten, obwohl ich ja bloß die selbstironische Bezeichnung von Herrn Peil zitiert hatte. Herr Riebe schaut nicht genau hin. So zitiert er auch falsch aus meinem Wörterbuch. In einem früheren Beitrag hatte er bereits zitiert: Mit Beliebigkeitsräumen wäre niemandem gedient und dabei das Wörtchen daher weggelassen, das sich auf die vorhergehende Begründung (automatische Trennprogramme) bezieht. So war es ihm möglich, einen Widerspruch zwischen der variantenfreien Silbentrennung und der liberalen Getrennt- und Zusammenschreibung zu konstruieren, der in Wirklichkeit nicht vorliegt. Nun findet er einen Widerspruch in meiner Bemerkung über den Duden und die Betonung. Aber ich habe nicht das Betonungskriterium als nicht richtig bezeicnet, sondern die vom Duden angegebenen Betonungsunterschiede: sitzen bleiben (auf dem Stuhl) und sitzenbleiben (in der Schule) werden in Wirklichkeit nicht verschieden betont, wie der Duden behauptet. Mit Herrn Riebe würde ich - wenn diese Bemerkung gestattet ist - lieber diskutieren, wenn ich sicher sein könnte, daß er meinen Kritischen Kommentar durchgearbeitet hätte. In der Vergangenheit hatte ich viel Frust, weil ich gerade im Gespräch mit den Mitstreitern ständig wiederholen mußte, was ich dort nicht ohne ernste Bemühung dargelegt habe.
Nun zu einigen Punkten.
Die Betonung ist manchmal eine Hilfe, aber keine sichere. Herr Riebe nimmt meine Argumente nicht zur Kenntnis, macht sich auch unzureichende Vorstellungen vom Umfang der einschlägigen Fälle. Die Anfertigung eines eigenen Alternativwörterbuchs würde ihn eines Besseren belehren. Die Reformer, auch der zitierte W. Mentrup, haben das natürlich auch sehr lange diskutiert. Sie sind aber nicht zu einer stimmigen Einschätzung der Betonung gelangt. Anfangs wollten sie sie ausschließen, dann haben sie sie als Zusatzkriterium wiedereingeführt, das aber naturgemäß die anderen, wirklich unbrauchbaren Kriterien alsbald zu überspülen drohte. Nach dem Verbot der Korrektur haben sie erst mal Ruhe, aber das Problem einer eindeutigen Festlegung von Getrennt- und Zusammenschreibung wird sie weiter beunruhigen (mich natürlich nicht!).
Unsere Meinungsverschiedenheit läßt sich ganz hübsch an winzigen Kleinigkeiten festmachen. Herr Peil bemerkt nebenbei, auch Herr Riebe mache Fehler: genauso gut habe er geschrieben. Wenn ich das lese, wird mir ganz schwummerig. Habe ich fünf Jahr umsonst gepredigt? Lieber Herr Peil, was berechtigt Sie, dies als Fehler zu bezeichnen? Sie antworten: Im vorreformeirten Duden steht genausogut. Na und? Soll der Duden doch von Fall zu Fall festlegen, was er will. Das sind die Kopfgeburten einiger Redakteure, die uns nicht im mindesten berühren müssen. Man schreibt genausogut, genauso gut und genau so gut, das ist alles dasselbe. Herr Peil bekennt, Zweifel gehabt zu haben, ob man bestehen bleiben oder bestehenbleiben schreibt. Ich finde es schlimm, daß ein schreibgeübter Deutscher im Wörterbuch nachschlagen muß, ob er genauso gut oder bestehen bleiben schreiben darf oder soll. Einige wenige Menschen, Korrektoren oder auch Lehrer, mögen mal nachgeschlagen und sich gemerkt haben, daß der Duden genausogut wünscht, und das kann man dann benutzen, um Kindern die Hammelbeine langzuziehen oder in Quiz-Shows damit zu prahlen, daß man sogar dies noch weiß.
Mit Herrn Schäbler haben ich mündlich Einigung darüber erreicht, daß eine Rechtschreibdidaktik, die das Für und Wider bestimmter Schreibweisen erwägt, wohl am besten nicht im Wörterbuch untergebracht wird. Man sollte es den Schreibenden überlassen, welche der angegebenen Möglichkeiten sie nutzen. Die Tendenz der Sprachgemeinschaft wird sich durchsetzen, das bisher Häufigste wird auch weiterhin häufig bleiben und noch häufiger werden, schon weil die Leute ja normalerweise nicht nachschlagen. Die Getrenntschreibungen werden nicht deshalb zunehmen, weil sie in meinem Wörterbuch freigegeben sind, d. h. weil sie auch bisher noch üblich waren. Sogar die Dudenvorschrift, noch mal nur getrennt zu schreiben, hat nicht verhindert, daß die Zusammenschreibung aufkam und immer häufiger wurde.
Der Vorschlag von Herrn Melsa, wie mit wieviele umzugehen sei, geht zu weit. Man sollte keine neuen Vorschriften einführen, sondern das der Entwicklung überlassen. Sie ist in vollem Gange.
Mit dem Totschlagargument Beliebigkeitsschreibung von Herrn Riebe werde ich mich nicht mehr auseinandersetzen, da er sich weigert, die notwendigen Differenzierungen zur Kenntnis zu nehmen. Ein für allemal: Mein Wörterbuch bringt die bisher üblichen Schreibweisen hervor, mit Varianz an denselben Stellen, wo sie bisher bestand. Das hat mit Beliebigkeit nichts zu tun. Es werden auch durch Getrenntschreibung keine Wörter vernichtet, wie Herr Riebe meint, denn sie betrifft gar keine Wörter, sondern nur Wortgruppen. Im Deutschen werden nämlich nicht nur Zusammensetzungen, sondern auch Wortgruppen zusammengeschrieben (was die Reformer nie verstanden haben, einige Reformgegner aber auch nicht).
Wahrscheinlich werde ich im Laufe des Tages nochmal (!) in die Tasten greifen. Wer sich ein wenig mit der Hauptfrage beschäftigen möchte, kann im alten Duden unter krankmachen usw. nachschlagen und versuchen, sich das alles einzuprägen. Vielleicht bekehrt er sich dann zum Gedanken der Reformbedürftigkeit dieser staatlich verordneten Verirrung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
So, da bin ich wieder. Wie sehr Herr Riebe die Tatsachen verkennt, will ich noch einmal an Beispielen klarmachen. Er schreibt: In den meisten Fällen kann jedermann an der Betonung erkennen, wie er schreiben muß. Und: Hat (der Lehrer) das Geländer Betonung als Entscheidungskriterium, dann wird er zufriedenstellen nicht getrennt, sondern zusammen schreiben (sic!). Zufrieden stellen ist demnach falsch, weil durch die Verbindung zufriedenstellen ein eigenständiger Begriff entstanden ist.
Zunächst einmal werden hier zwei Dinge vermischt: neuer Begriff und Betonung, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Neue Begriffe werden nicht durch andere Betonung ausgezeichnet. Wie ich im Duden gezeigt habe, wird (Politiker) kaltstellen und (Pudding) kalt stellen genau gleich betont, entgegen Dudenbehauptung. Metaphern werden nie durch besondere Betonung gekennzeichnet, das wäre ja auch absurd. Ich hatte gebeten, sich mit krankmachen zu beschäftigen. Haben Sie was gemerkt? krank machen, aber kranknmachen (im Sinne von krankfeiern), nur so und nicht anders soll laut Duden geschrieben werden. Wer kann das ahnen? In anderen Fällen wird nicht so unterschieden. platt machen darf nur getrennt geschrieben werden. (Herr Riebe folgt seinem Sprachgefühl und der Betonung und will es nur zusammenschreiben, sehr interessant! Abner weiß er auch, wohin er steuert, wenn er in dieser Weise von Fall zu Fall vom Duden abweicht? Andere empfinden vielleicht anders, und schon ist die Einheitlichkeit wieder zum Teufel.) Etwas klar sehen und klarsehen (im übertragenen Sinne), Betonung genau gleich. klarmachen nur zusammen, in jeder Bedeutung, auch nautisch. Hätten Sies gewußt? Und solche Fälle gibt es zu Tausenden! Für mich und für die normalen gebildeten Schreibenden überhaupt kein Problem. Kein Mensch kümmert sich darum. Für Herrn Riebe aber ist das, was im Duden steht, richtig und alles andere falsch. Oder habe ich ihn falsch verstanden? Ich wundere mich, woher jemand den Mut nimmt, zufrieden stellen rundweg für falsch zu erklären. Und wenn es, wie gezeigt, mit der Betonung nicht funktioniert, wie steht es denn mit dem neuen Begriff? Wann ist ein neuer Begriff entstanden? Bloßer übertragener Gebrauch kann es nicht sein, denn die Metapher funktioniert ja gerade nur so lange, wie der eigentliche Begriff noch gegenwärtig ist. Wenn ich jemanden einen Esel nenne, hat das Wort Esel keine neue Bedeutung angenommen, es ist also kein neuer Begriff entstanden, sonst würde der Betroffene sich nicht beleidigt fühlen.
Über die ungeheure Zahl von Zweifelsfällen, die weder mit der Betonung noch mit dem neuen Begriff entschieden werden können, macht man sich leicht Illusionen. Beim bloßen Blättern in meinem Wörterbuch kann man einen falschen Eindruck gewinnen, weil ich ja erklärtermaßen die Verbzusatzkonstruktionen größtenteils nur pauschal anführe, also platt_machen usw. (mit Verweis auf einen Paragraphen). Man muß das also multiplizieren mit allen geeigneten Verben, dann kommt man in die Tausende.
Für mich ist das Problem gelöst, und zwar ganz im Sinne des tatsächlich beobachtbaren Schreibbrauchs und mit dem Gewinn einer bisher noch nie erreichten Regelvereinfachung (ohne Änderung der Regelungsmaterie, wohlgemerkt!). Auf eine alternative Lösung warte ich mit Interesse.
Übrigens: Falls Sie platt machen im Duden nicht finden - es steht unter plätten. Der Fall ist früher schon einmal erörtert worden.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.01.2001 um 23.00
Es läuft wohl darauf hinaus, daß es zum Rechtschreibwörterbuch ein ausführlicheres Vorwort oder einen Zusatzband über den Umgang mit den aufgelisteten Schreibweisen geben wird. Dann vielleicht noch ein Buch über Stil und Sprachästhetik. Es gibt ja auch mehrere »Duden«-Bände (schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie - oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)
Damit ist aber der praktische Nutzen des eigentlichen Wörterbuchs gleichzeitig auch wieder eingeschränkt, denn sowohl die Sekretärin als auch der Schüler oder Lehrer wollen ja schnell die Antwort auf ihre Frage haben: »Wie soll ich das Wort denn nun schreiben«?
Da hat der »alte Duden« seine Aufgabe zumindest vordergründig ganz gut erfüllt, wenn auch oft in widersprüchlicher Weise. Eine »liberale Auffassung von Sprachnormen« hätte auch so aussehen können, daß man sagt: Hier ist der »alte« Duden, da nehmen wir die krassesten Widersprüche heraus, und dann macht derjenige, der sich daran hält, mit größter Wahrscheinlichkeit zumindest keine groben Fehler. Wir stellen aber auch klar, daß eine vom »alten« Duden abweichende Schreibweise nicht falsch sein muß, wenn sie nicht das Wort, den sprachlichen Ausdruck oder den Sinn entstellt.
Dann bräuchte man eines nämlich nicht tun, was das Icklersche Wörterbuch tut: Schreibweisen statistisch auflisten, die deshalb nach seiner Ansicht nicht »falsch« sind, weil sie praktiziert werden. Durch diese Auflistung bekommen auch fragwürdige Schreibpraktiken einen offiziösen Charakter und jeder der »richtig stellen«, »mithilfe« und »zurzeit« schreibt, kann sich auf das Wörterbuch berufen, anstatt über seine Schreibweise nachzudenken.
Auch hier hat der »alte« Duden eine ganz gute Lösung gehabt. Er führt beispielsweise auf:
»zur Zeit« [als Haupteintrag, dann folgen einige Erläuterungen]; »schweiz. häufig u. österr. zur|zeit: er ist zurzeit krank...«
Nun weiß ich, warum »zurzeit« zwar nicht »falsch« ist, mir aber ungewohnt, und daß ich recht daran tue, so nicht zu schreiben. »Mithilfe« kommt im »alten« Duden nur als Substantiv vor, hier ist der eventuelle Gebrauch als »mithilfe« gar nicht erwähnt, und im Sinne der Sprachpflege und -ästhetik ist das auch gut so, auch im Sinne der Lesepraxis, denn das Substantiv »Mithilfe« wird auf der ersten Silbe betont, »mithilfe« liest man dann zwangsläufig erst mal ebenso, dabei würde man beim Sprechen hier die zweite Silbe betonen.
Nun geht es nicht darum, den »alten« Duden zu verherrlichen, schon gar nicht dessen Gesetzescharakter, sondern über die Wünsche nachzudenken, die man im Hinblick auf ein Rechtschreibwörterbuch hat, das besser sein soll als der »alte« und erst recht der »neue« Duden. Siehe hierzu auch das »Nachrichtenbrett«!
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Ich will mir ordentlich drei vor den Brustkasten donnern und ganz laut mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa schreien, denn über Nacht habe ich die Antwort auf Herrn Professor Icklers Frage gären lassen. Icklers Appell zum Denken: Wem entsteht ein Schaden durch die Liberalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung? hat mich ein ganz klein wenig geheilt von meinem Fanatismus.
Aber ich fühle mich wie nach der großen Steuerreform. Das Geld, das ich künftig am Jahresende mehr in der Tasche habe, habe ich zuvor schon dreifach an der Tankstelle ausgegeben.
Mir entsteht Schaden, hatte ich ganz am Anfang festgestellt. Ich war entrüstet. Meine gute Laune war flöten gegangen, weil mich irgendwer mit der Getrenntschreibung zufrieden stellen statt mit der Zusammenschreibung zufriedenstellen bedient hatte. Und mir hatte es gestunken, daß ich ein paar Zehntelsekunden bei der Sinnentnahme verlor.
Nächtens hat der Appell gegriffen!
Ich träumte, wie ich ärgerlich mit roter Tinte einen kleinen Rundbogen zwischen zufrieden und stellen einzog.
Das ist aber oberlehrerhaft, hat mich der Wächter meines Schlafes angeraunzt. Du bist verrückt, selbst im Schlaf rote Tinte zu verspritzen, und Egoismus zählt schon gleich gar nicht.
Aber ich habe einen Freund, der ärgert sich noch mehr als ich. Er ist Verleger und Sprachästhet. Der hört sofort auf zu lesen, wenn ihn jemand zufrieden stellen will, widersprach ich.
Idealismus zählt nicht, denn es geht um das Volk, konterte mein Traumgeist. Soll er doch sein eigenes Sortiment sauberhalten und die Sprachliebhaber weiterhin ordentlich bedienen, dann hat sein Idealismus wenigstens eine Möglichkeit zu sublimieren.
Und das Volk? fragte ich zaghaft. Gibt es nicht so etwas wie eine gemeinsame Wahrnehmung, so etwas wie einen Reiz-Reaktions-Mechanismus, der nur eine einzige ganz eindeutige Reaktion auf einen ganz bestimmten Reiz zuläßt?
Das ist eine Frage der Erziehung! bestimmte mein Traumgeist. Wir werden das Volk umerziehen, ihm klarmachen, daß es autoritäre Denkgewohnheiten praktiziert, daß es an Veraltetem hängt und Krückstöcke gebraucht, obwohl es frei laufen könnte, und mit dieser letzten Entgegnung ließ er mich allein.
Eine Weile träumte ich noch von Armeen, die sich systematisch auflösten, kurzfristig neu gruppierten, wieder auseinanderliefen, und dann gingen plötzlich alle beschämt und beschenkt mit ein paar Verletzungen nachhause. Nur eine Gruppe - die der Unverletzbaren - blieb übrig. SS stand an der Tür ihres Versammlungsortes. NaSSgeschwitzt erwachte ich.
Und nun bin ich völlig wach und suche jemand, der mit mir das SS-Gebäude erstürmt. Dort sitzen nämlich die Ganoven, die weiterhin das Volk gängeln wollen. Einen Anführer wüßte ich für unsere Armee, doch der müßte versprechen, daß er noch ein paar Peil`sche Geländer
baut, für den Fall, daß die Armee den siegreichen Rückzug antreten kann. Auf allen Vieren zu kriechen, sieht nämlich blöde und gar nicht siegreich aus. Da lobe ich mir schon den aufrechten Gang am Stützbalken.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 12.01.2001 um 23.00
Nachdem die Diskussion glücklicherweise wieder in Gang gekommen ist, möchte ich an Hand eines Beispiels noch einmal versuchen, den Hauptgrund zu verdeutlichen, warum es nicht sinnvoll sein kann, jeden Zweifelsfall zu normieren.
So mußte ich vor kurzem folgendes in einer Zeitung lesen: »... und so wurden die Konkurrenzunternehmen von Microsoft nach und nach plattgemacht.«
Aber ich kam ins Grübeln. Welche Schreibung ist denn hier nun dudenkonform? Heißt es »platt machen« oder »plattmachen«? Dies brachte mich dazu, dieser Frage einmal ein bißchen genauer nachzugehen.
Im Duden war dieses Wort nicht verzeichnet, so daß es nun wirklich schwierig wurde. Nun, wenn dieses Wort nicht verzeichnet ist, so kann man sich an analoge Wörter halten. Ich schlug daher »dichtmachen« bzw. »dicht machen« nach. So schreibt der Duden von 1991 vor, daß man »ein Unternehmen dichtmacht«, aber »einen Reifen dicht macht«. Im ersten Fall liegt also nach Duden ein neuer Begriff vor, so daß nur Zusammenschreibung in Frage kommt, im letzteren Fall sind beide Wörter in ursprünglicher Bedeutung gebraucht, so daß man getrennt schreiben muß.
Ich bezog diese Praxis nun auf das Wort »plattmachen«. Wenn dieses Wort verzeichnet *wäre*, so meine Vermutung, müßte man laut Duden also »seine Konkurrenz plattmachen«, aber »einen Reifen platt machen«. Dies wäre ja noch halbwegs akzeptabel, aber nun sah ich im Duden 2000 nach: »platt machen« (nur so) im Schwarzdruck, und zwar, wenn man es in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« verwendet. Hinweis: »gleichmachen« auch nach neuer Rechtschreibung hier nur zusammen! Für die anderen Bedeutungen gibt es wieder kein Beispiel.
Aber ist es nicht so, daß »platt machen« bzw. »plattmachen« in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« gerade eine halbübertragene Bedeutung hat, so daß man sich im Zweifel befindet, ob nun ein neuer Begriff entsteht? Allerdings findet sich im Duden 2000 gar kein Hinweis auf das (vielleicht alte) Wort »plattmachen«, so daß man nach alter Rechtschreibung vielleicht immer getrennt schreiben mußte. Wer weiß?
Nun, jetzt war es aber wirklich genug. Was soll dieser Unsinn und diese Haarspalterei? Man kann natürlich »seine Konkurrenz plattmachen« und auch »seine Konkurrenz platt machen«. Man kann auch ein Haus »plattmachen« oder »platt machen«. Beim Lesen überliest man das einfach. Die Bedeutung wird sofort klar. Das Kriterium der übertragenen Bedeutung oder das Kriterium des neuen Begriffs ist also hier sehr lückenhaft. Da ist mir die Auskunft des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler viel lieber: platt_machen. Es gibt eben beide Schreibweisen. Will man hier dudenkonform schreiben, so wird einem der Duden nicht weiterhelfen; man muß seinem Sprachgefühl folgen, und das ist auch gut so.
Genaue Regelung hilft daher nichts. Je genauer man regelt, desto mehr muß man ins Detail gehen, desto mehr muß man Haarspaltereien betreiben. Damit ist nichts gewonnen.
Aber diejenigen, die eine exakte Regelung befürworten, können mir gerne Antworten, warum man »plattmachen« bzw. »platt machen« in einem Fall nur so und in dem anderen Fall nur anders schreiben darf. Die Argumente interessieren mich sehr.
Dies war *ein* Beispiel, aber es gibt zahllose. Eine Detailregelung der Getrennt- und Zusammenschreibung würde nur wieder zurück zum Dudenmonopol führen, jeder müßte ständig Zweifelsfälle nachschlagen, und das kann nicht unser Ziel sein.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann unterstellt mir nach wie vor eine rein statistische Arbeitsweise, obwohl ich schion mehrmals erklärt habe, daß ich daneben und sogar vorrangig noch andere Gesichtspunkte gelten lasse. Herr Dörner hat schön gezeigt, in welche unwürdigen und nutzlosen Haarspaltereien man gerät, wenn man es anders macht.
Vor einigen Jahren habe ich mal einen Aufsatz im Sprachdienst veröffentlicht über das am häufigsten vertippte Wort, es ist Konstrast (konstrastiv usw.). Inzwischen habe ich über hundert Belege gesammelt und könnte sie mit den Suchmaschinen wohl noch leicht vervielfachen. Ich bin aber, lieber Herr Lachenmann, weit davon entfernt, diese Schreibweise ins Wörterbuch aufzunehmen. Und ich brauche wohl nach so langer Diskussion nicht auch noch zu begründen, warum. Ich sehe, daß Sie sehr rigide Vorstellungen von der Sprache haben. Da kann ich - typisch Sprachwissenschaftler, meinetwegen - nicht folgen. Tut mir leid (dies bleibt klein geschrieben, auch wenn es jetzt noch so oft vorkommt - aus systematischen Gründen!).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
Herr Lachenmann schrieb:
schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie - oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)
Glaubt er wirklich, dass es so viele neue volksetymologische Schreibweisen gibt, dass ein Zusatzband sinnvoll wäre? Es gibt ein wunderbares Buch von Heike Olschansky Täuschen Wörter. Kleines Lexikon der Volksetymologien (Reclam). Das empfehle ich vor allem denjenigen, die nicht der Volksetymologie, sondern dem populären Irrtum erlegen sind, das Thema nur auf die weinigen Fälle zu beschränken, die durch die Neuregelung eine andere Schreibweise erhalten haben.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
es heißt: Täuschende Wörter
eingetragen von Walter Lachenmann am 12.01.2001 um 23.00
Daß ich eine Strafe verdient habe, sehe ich zwar dunkel ein, aber was Sie mit mir treiben, lieber Herr Ickler, ist schon ziemlich gemein. Jetzt wollen Sie mich in eine Ecke drängen, in der Herr Merz sich vermutet und deshalb lauthals beteuert, auch er sei in seiner Jugend ein rechter Hallodri gewesen, Joschka dagegen ein Chorknabe.
»Rigide« hätte ich mir bisher eingebildet, müßte eine von den allerletzten Vokabeln sein, die man auf mich bezogen jemals bemühen könnte - füglich.
Ich will aber darüber nachdenken, in der Hoffnung, daß Sie über das wenige Vernünftige, das ich zur Diskussion beisteuern konnte, auch nachdenken.
Vielleicht entsteht so wirklich etwas Gescheites.
Manchmal geht es mir wie Ihnen: ich frage mich, weshalb mich der Andere nicht versteht. Drücke ich mich nicht oft genug oder nicht deutlich genug aus? Lesen wir zu schnell, denken wir zu schnell? Ich meine, Ihr Ansatz und meine »Meinung« (mehr ist das bei einem Laien wie mir ja nicht) könnten durchaus zusammenpassen.
Das walte Gott.
Vielen Dank, Herr Jansen, für den Buchtip.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Warum haben die Rechtschreibreformer im Konzept, das als sog. Wiener Absichtserklärung bekannt wurde, das Merkmal der Betonung abgeschafft, das der Duden bis dato als Unterscheidungskriterium gebrauchte?
Warum hat die Rechtschreibreformkommission in ihrem Bericht im Dezember 1997 auf Seite 23 im Zusammenhang mit der GZE formuliert: Es sei daher ratsamer, als wichtigste Kriterien die Betonung und die Geltung als syntaktisch eigenständiges Abjektiv bzw. Adverb heranzuziehen. - ? -
Warum spielt die Betonung im Bereich der GZE inzwischen wieder eine untergeordnete Rolle?
Würde mir jemand verraten, nach welchem Taktstock ich künftig singen, musizieren und tanzen soll?
Meinetwegen!Sogar unbedingt! Schaffen wir die Taktstöcke ab! Aber eine Stimmgabel braucht man doch wenigstens, wenn man ein Lied anstimmt.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Man sollte seinen Schädel freihalten (frei halten), selektiv denken. Hier die Rinder, dort der Wahn. Tut mir Leid, wenn ich statt eines S ein E gepinselt habe. Vielleicht hängt das mit meiner Aversion gegen eine S-Anhäufung zusammen.
Mit GZE meinte ich die Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS).
Eine Seuche ist sie gleichwohl.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Verbzusätze sind immer betont, werden aber deshalb noch längst nicht immer mit dem Verb zusammengeschrieben. Betontheit unterscheidet manchmal (mies gemacht vs. miesgemacht), ist aber nicht zuverlässig. Deshalb haben die Reformer zu anderen Kriterien gegriffen, zum Beispiel der Steigerbarkeit, was sich aber als ebenso unhandlich erwiesen hat, oder gar zu völig willkürlichen, aber eindeutigen Kriterien wie dem Ausgang auf -ig/-lich/-isch. Um aus diesem Sumpf wieder herauszukommen, wollten sie 1997 klein beigeben und die Betonung wieder einführen. Näheres im Anhang zu meinem Kritischen Kommentar (Mannheimer Anhörung).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Falls es Ihnen, ohne großen Arbeitsaufwand, möglich sein sollte, den Kommentar zur Mannheimer Anhörung ins Netz zu stellen, bitte ich darum.
Daneben bitte ich um die Stimmgabel. Wenn die Taktstöcke zerbrochen sein werden, benötigt es trotzdem eines Leittons, der ein Orchester, einen Chor, letztlich ein Volk auf den Grundton einstimmt.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Dominik Schumacher am 12.01.2001 um 23.00
132 Anführung deutsch vorne und hinten 147
187 »Anführung deutsch vorne und hinten als Doppelpfeil« 171
034 Zollzeichen der Schreibmaschine, es soll zu deutscher An- und Abführung umgesetzt werden.
171 «Anführung französisch vorne und hinten» 187, sie sollen zu deutschen Anführungen (Doppelpfeilen hin zum Text) umgesetzt werden.
130 Anführung deutsch einfach vorne und hinten 145
039 Minutenzeichen der Schreibmaschine, es soll zu deutscher An- und Abführung einfach 130 + 145 umgesetzt werden.
146 Auslassungszeichen (Hochkomma), Beispiel: Verstehs doch.
146 Auslasszeichen, eingegeben als Minutenzeichen (einfaches Zollzeichen), es soll zum Hochkomma 146 umgesetzt werden.
150 Gedankenstrich () soll zu zwei Trennstrichen 045 umgesetzt werden.
133 Ö Elypse (drei Punkte auf einem Zeichen) soll zu drei Punkten umgesetzt werden.
Filter für Zeichen zwischen 128 und 256 sind schwierig. Es existieren mehrere Systeme nebeneinander. Die erweiterte ASCII-Tabelle ist auf dem Macintosh-Rechner durchgängig in Anwendung. html behilft sich mit Umsetzungen zu Zeichenkombinationen mit Zeichen unter 128.
Kompliziert ist die nicht homogene Umsetzung und Unerreichbarkeit der Zeichen auf dem PC.
Die angegebenen Ziffern ergeben zweifelsfreien html-Code, wenn sie mit Kaufmannsund, Doppelkreuz und Stichpunkt ergänzt werden.
Dominik Schumacher
Bad Ems
eingetragen von Klaus Malorny am 12.01.2001 um 23.00
Da es sehr weit weg vom Thema ist, halte ich mich kurz: HTML verwendet den Unicode-Zeichensatz (http://www.unicode.org). Daher sind Zeichen mit einem Code zwischen 128 und 159 einschließlich nicht legal, sie stammen aus der MS-Windows-Welt. Viele Interpunktionszeichen in diesem Bereich befinden sich ab einem Code 8192 (U+2000). Bei Fragen bitte E-Mail an mich.
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Gast am 12.01.2001 um 23.00
Bei der leider nicht immer ganz sachlich geführten Diskussion um die Getrennt- und Zusammenschreibung scheint mir ein wesentlicher Gesichtspunkt zu kurz gekommen zu sein: Unterschiedliche Schreibweisen hier: mal zusammen, mal auseinander haben letztendlich nur dann einen Sinn, wenn mit ihrer Hilfe Unterschiedliches mitgeteilt werden soll und kann. Ginge es nur darum, irgendwelche Richtlinien zu finden, an die möglichst viele Leute sich halten, dann könnte man ja für die Getrennt- und Zusammenschreibung ganz einfach nach der Art von Aktenverwaltern das Alphabet zu Hilfe nehmen: Wortverbindungen mit den Anfangsbuchstaben A bis K auseinander, von L bis Z stets zusammen! Den Reformern mache ich den Vorwurf, daß sie zur Getrennt- und Zusammenschreibung Regeln ausgeheckt haben, die zwar wesentlich komplizierter, aber kaum sinnvoller sind als die genannte Akteilösung: Adjektive auf -ig, -lich und -isch, Partizipien und bestimmte in einer Liste zusammengestellte Adverbien immer getrennt vom folgenden Verb, Verbindungen mit dem Verb sein immer auseinander, irre werden künftig zusammen wozu soll das alles gut sein? Da sind doch, wie mir scheint, die Regeln zum Selbstzweck verkommen.
In seinem Beitrag Statistik und andere Gesichtspunkte betont Professor Ickler, daß er die Zusammenschreibung grundsätzlich für die modernere und der Entwicklungstendenz entsprechende Möglichkeit hält. Da pflichte ich ihm voll und ganz bei, aber nicht etwa, weil ich grundsätzlich alles Moderne für besser als das Alte ansehe, sondern weil die vermehrte Zusammenschreibung Ausdrucksvielfalt und Genauigkeit unserer Schriftsprache gefördert hat, also einen echten Fortschritt darstellt. Ich möchte dies anhand folgenden Beispiels illustrieren: Rechts fährt ein Mercedes, links ein VW, dazwischen fährt ein Opel, aber Als die beiden sich wieder einmal zankten, bin ich dazwischengefahren. Sowohl die herkömmliche als auch die reformierte Orthographie schreiben verbindlich vor, daß der Wortsinn sich einmischen durch das Mittel der Zusammenschreibung herausgestellt wird. Nun das für mich Verblüffende: Nach Professor Icklers Deutscher Einheitsorthographie ist es in letzterem Falle freigestellt, getrennt oder zusammenzuschreiben. Wenngleich er der Zusammenschreibung den Vorzug gibt, stellt er in seinem Beitrag im Gästebuch fest, daß auch die Auseinander-schreibung dieses Verbs überhaupt nicht auffallen würde. Hier setzt mein Widerspruch und meine Kritik an: Die Auseinanderschreibung müßte sehr wohl jedem auffallen, für den dazwischenfahren die Bedeutung sich einmischen hat. Wäre die Auseinanderschreibung, wie Professor Ickler meint, unauffällig und unschädlich, da ohnehin jedermann darüber hinweglesen würde, dann hätte die Zusammenschreibung jeglichen Sinn verloren und könnte auch keine bessere Lösung sein! Darüber hinaus erkennt Professor Ickler in manchen Fällen die bedeutungstragende Funktion der.Zusammenschreibung nicht an. Sein Wörterbuch stellt es dem Benutzer frei, fallenlassen oder fallen lassen zu schreiben, gleichgültig ob von einem Politiker oder einer Vase die Rede ist. So folgere ich, daß die von Professor Ickler vorgesehene Liberalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung der von der Rechtschreibreform bevorzugten Getrenntschreibung weiteren Auftrieb geben würde. War bisher noch von einer Entwicklungstendenz zur Zusammenschreibung die Rede, so würde es jetzt wahrscheinlich zu einem Umkehrschub kommen. Die besseren Schreibweisen werden sich ohne verbindliche Normierung und ohne angemessenen didaktischen Aufwand weder durchsetzen noch beibehalten lassen. Leider ist der Mensch von Natur aus so veranlagt, daß er sich im Zweifelsfalle eher für die bequeme re als für die vernünftigere Möglichkeit entscheidet. Ich kann auch die Besorgnis Professor Icklers nicht teilen, durch weitgehende Normierung der Getrennt- und Zusammenschreibung würden Unmengen von Einzelfestlegungen produ- ziert,die unsere Schüler über Gebühr belasten. Die Zahl der wirklich kniffligen Rechtschreibprobleme mag relativ hoch sein, wenn man sie möglichst vollständig in einem Wörterbuch erfassen und beantworten muß. Eine völlig andere Größenordnung ergibt sich, wenn man sich unseren alltäglichen Schriftverkehr und selbst anspruchsvolle Texte anschaut. In der Praxis ist es nur eine verschwindend kleine Zahl von Wortverbindungen, die uns Kopfzerbrechen bereiten.Wenn jemand es mit der Rechtschreibung sehr genau nehmen will oder muß, ist ihm durchaus zuzumuten, hin und wieder ein Wörterbuch zu Rate zu ziehen. Einige ärgerliche Willkürlichkeiten der herkömmlichen Orthographie dazu zähle ich das auch von Professor Ickler beanstandete ernst nehmen - sollten freilich beseitigt werden, selbst wenn man ausnahmsweise einige Festlegungen einführen müßte, die vom Usus nicht legitimiert sind. Das wäre doch allemal besser, als die Willkür auch in einem Bereich einreißen zu lassen, in dem es bisher noch einigermaßen geordnet zuging.
Im übrigen ist die deutsche Orthographie trotz einiger Schwierigkeiten mit der Getrennt- oder Auseinanderschreibung und der Groß- oder Kleinschreibung immer noch wesentlich einfacher als die französische, die englische oder gar die irische, von Chinesisch oder Japanisch ganz zu schweigen.
Günter Schmickler
Günter Schmickler
Südstraße 11, 53842 Troisdorf
eingetragen von Manfred Riebe am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Professor Ickler!
Sie haben die Schulmeister gebeten, zu Ihren Argumenten Stellung zu nehmen.
Eingekapselte Denkweise
Wenn Sie in Bezug auf bestimmte Reformkritiker behaupten, die Denkweise des Schulmeisters sei eingekapselt, dann handelt es sich um ein Vorurteil. Genauso gut könnte man behaupten, die Denkweise der schweigenden Hochschulgermanisten sei im Elfenbeinturm eingekapselt. Dieses Schweigen zu Ihrem Wörterbuch ist blamabel. Außer einigen oberflächlichen Lobhudeleien hat sich auf dieser Netzseite nur ein einziger Germanist, Professor Wilfried Kürschner, öffentlich kritisch geäußert.
Grundbedürfnis nach Schreibsicherheit
Stephanus Peil nennt die Schlüsselfrage all derer, die ein Rechtschreib-Wörterbuch aufschlagen: Wie wird das Wort richtig geschrieben? Warum aber mißtrauen Sie dem Wunsch von Schreibern und Schreibberuflern nach eindeutigen Auskünften über die richtige Schreibung? Es liegt ein weitverbreitetes Grundbedürfnis nach Schreibsicherheit vor. Beispiele: 1. Die von den Reformern Ende 1997 geplante Reform der Reform. 2. Der Praxisduden von 1998 zeigt, daß die Variantenschreibung des reformierten Duden von 1996 nicht allen Wünschen der nachfragenden Schreibberufler nach Eindeutigkeit genügte.
Keine Dudenhörigkeit, sondern Reform- und Zeitungsgläubigkeit
Sie behaupten: Alle machen alles ständig falsch, und keiner merkt es! Ich glaube nicht an ein solche blinde Dudengläubigkeit; denn wenn es so wäre, hätte es keine Rechtschreibreform gegeben. Seit das Duden-Privileg 1996 aufgehoben wurde, gibt es verschiedene Wörterbücher, die miteinander konkurrieren. Daher ist Ihre Behauptung, daß es dudenhörige Reformgegner gebe, realitätsfremd. Ihre Behauptung: Man betrachtet den Duden als allwissend und als absolut verbindlich, trifft für die meisten Reformkritiker unseres Vereins nicht zu. Daß es aber in der Bevölkerung trotz Information und Aufklärung immer noch eine gewisse Dudengläubigkeit gibt, ist auf den früheren guten Ruf der Dudenredaktion und die Tatsache zurückzuführen, daß es kein leistungsfähigeres für den Schulgebrauch zugelassenes Wörterbuch gibt. Diese Dudengläubigkeit hat aber auf Grund der aufgedeckten Mängel sicherlich stark abgenommen.
Heute gibt es eher eine Reform-, Schul- oder Zeitungsgläubigkeit. Heute nehmen neben den Reformern und den Wörterbüchern auch die Nachrichtenagenturen, die Presse und Korrekturprogramme als Big Brother Einfluß auf den allgemeinen Sprachgebrauch. Der stellvertretende Chefredakteur der Mainpost schreibt, die Mainpost verwende ein Rechtschreibung, die an fast allen Schulen gelehrt und von so gut wie allen deutschsprachigen Agenturen und Zeitungen nachvollzogen wird. ... Wir erachten es als relevant für die Gesellschaft, die Rechtschreibung zu nutzen, die in unseren Schulen gelehrt wird.
Kein ständiges Nachschlagen wegen der Getrennt- und Zusammenschreibung
Sie zeichnen das Horrorbild, man müsse wegen des Problems der Getrennt- und Zusammenschreibung in Tausenden von Fällen ständig nachschlagen. In Wirklichkeit spielt die Problematik der GZS im alltäglichen Wortschatz eine verschwindend geringe Rolle.
Fakultativschreibung fördert die Getrenntschreibung der Rechtschreibreform
Mit Ihrer Fakultativschreibung bieten Sie keine Antwort auf die Frage an: Wie wird das Wort richtig geschrieben?, sondern bürden dem Schreibenden die Entscheidung auf. Sie bieten Ihre Rundbögen als Ei des Kolumbus an:
Der Bogen _ kennzeichnet Wortverbindungen, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden können: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (S. 69. Die Rundbögen werden hier mit einem Unterstreichungsstrich dargestellt).
In der Entwurf-Fassung von 1999 hieß es noch: Der Bogen _ kennzeichnet Gewohnheitsgefüge, die in bestimmten Stellungen zusammengeschrieben werden, ohne daß die Getrenntscheibung falsch wäre: kalt_stellen = kaltstellen oder kalt stellen. (S. XXXI). Diesen Hinweis findet man in der 1.Auflage von 2000 auf S. 17: In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.
Durch Ihre Fakultativschreibung sanktionieren Sie die Presse-Orthographie, die sich nach der Getrenntschreibungsregel der Rechtschreibreform richtet. Durch Ihre Zulassung der Getrenntschreibung kommt es zu einem orthographischen Rückschritt. Deshalb sind Ihre Rundbögen der Stein des Anstoßes.
Sprachimmanente Entscheidungskriterien für sinnvolles Schreiben
Genauso wichtig wie die Frage, wie man schreibt, ist die Frage, warum man so und nicht anders schreibt. Der Untertitel Ihres Wörterbuches heißt demzufolge: Sinnvoll schreiben ..., d.h. unter Einsatz seiner Sinne zu schreiben, z.B. mit dem Verstand und dem Hörsinn. Ihrer Meinung nach bedeutet ein Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber. Rechtschreiben heiße aber nur schreiben wie die anderen, nichts anderes. Aber um welche Bestandsaufnahme geht es? Was soll registriert werden? Sie wollen feststellen, wie die anderen schreiben, indem Sie umfangreiche vom Zufall abhängige Zeitungstexte computergestützt nachprüfen (S. 13). Wie sieht diese Nachprüfung aus? Aus Ihrem Wörterbuch geht nicht hervor, daß Sie in jedem einzelnen Fall auf den Satzzusammenhang und damit auch auf die Bedeutung und die Betonung achten. Dadurch kommen Sie zu Entscheidungen, die nicht stichhaltig begründet sind. Zugleich werfen Sie aber das sprachimmanente Entscheidungskriterium der Betonung, das der Duden bis zur 20. Auflage verwendete, als nicht richtig auf den Müll (S. 10 f.). Im Widerspruch dazu heißt es aber wiederum bei Ihnen: Verbzusätze tragen bei neutraler Satzbetonung den Hauptakzent: aneinanderhängen, aber aneinander hängen (...) Ist das Verb bereits mit einem Zusatz versehen, so zieht ein zweiter Zusatz nicht den Hauptakzent auf sich: wiederherstellen. (S. 35). Im Ergebnis aber werden durch Ihr Konzept der fakultativen Zusammen- oder Getrenntschreibung (S. 37, 69) die Betonung und Bedeutung als Unterscheidungskriterien vernachlässigt, so daß die Benutzer irregeführt werden und die Schreibweise dem Kommissar Zufall und damit der Beliebigkeit überlassen wird.
Es geht aber bei der Schriftsprache um einen Kommunikationsprozeß, d.h. auch um den Transformationsprozeß des gesprochenen oder gedachten in das geschriebene Wort. Wer diese Übertragung falsch macht, schreibt auch falsch. Solche Übertragungsfehler kommen erfahrungsgemäß auch bei Zeitungstexten vor. Am Anfang war das Wort und nicht die Schrift. Fast völlig ausgeklammert wird bei Ihnen, dadurch daß Sie Ihre nicht aussagekräftigen statistischen Erhebungen zur Entscheidungsgrundlage machen, was Sprache wirklich ausmacht, die mündliche Sprache, die Betonung und die Bedeutung eines Wortes im Satzzusammenhang. Es kommt in der Sprache alles auf den Zusammenhang an. Wilhelm E. Süskind: Vom ABC zum Sprachkunstwerke. Eine deutsche Sprachlehre für Erwachsene. München: dtv 1965, S. 15. Der freie Blick auf die Sprachwirklichkeit darf nicht durch starre Statistiken über richtig und falsch geschriebene Pressetexte eingeengt werden.
Die Betonung als Geländer für die Zusammen- und Getrenntschreibung
Die richtige Schreibweise ist in den meisten Fällen allein anhand der Betonung zu erkennen. Die Zahl der Zweifelsfälle ist relativ gering. Sie meinten aber am 11.01.2001: Die Betontheit ist kein hinreichendes Kriterium, es gibt unzählige anerkannte Getrenntschreibungen trotz Betontheit des Zusatzes. Auch bei geschlossen lassen oder getrennt schreiben wird der erste Teil betont. Wolfgang Mentrup weist auf die zentrale Bedeutung der Betonung für die Zusammen- und Getrenntschreibung hin: In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung. Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte an sie getrennt schreiben. (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.) Damit stützt sich Mentrup auf die rein sprachlichen Entscheidungskriterien der Betonung und Bedeutung. Daher befindet sich Mentrup mit der Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung. Daher geht es auch nicht mehr um die Frage, ob eine Schreibung dudengemäß ist oder nicht; denn in den meisten Fällen kann jedermann an der Betonung erkennen, wie er schreiben muß. Die Betonung ist für Lehrer wie Stephanus Peil ein Geländer, für Norbert Schäbler ein Stützbalken. Sie und die Reformer entfernen dieses Geländer, ohne einen Ersatz anzubieten und meinen am 13.01., man könne das Gebrauchen oder Nichtgebrauchen der Getrennt- oder Zusammenschreibung getrost den Schreibenden überlassen. Das ist keine wirkliche Hilfe, sondern Laisser-faire. Verleger Walter Lachenmann hat recht, wenn er schreibt, daß dadurch auch fragwürdige Schreibpraktiken einen offiziösen Charakter erhalten.
Auch ein Lehrer kann beim Korrigieren nicht ständig im Wörterbuch nachschauen. Hat er das Geländer Betonung als Entscheidungskriterium, dann wird er zufriedenstellen nicht getrennt, sondern zusammen schreiben. Zufrieden stellen ist demnach falsch, weil durch die Verbindung zufriedenstellen ein eigenständiger Begriff entstanden ist. Nur ein Lehrer, der im Unterricht das Kriterium der Betonung vernachlässigt hat, muß die Schuld bei sich suchen. Christian Melsa schreibt am 13.01. ganz richtig: Zusammenschreibung ist in genau den Situationen besonders anzuraten, in denen die Getrenntschreibung die sofortige Eindeutigkeit der Satzaussage abschwächt oder sogar verschleiert. (...)Wahrscheinlich sollte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und darauf hinweisen, daß auch in einem Kontext, in dem die Getrenntschreibung keine direkte Unklarheit bewirkt, Zusammenschreibung zu empfehlen ist, da sich so in den allermeisten syntaktischen Stellungen die dem Leser aus anderen Situationen (Vermeidung von Mißdeutungen, s.o.) vertrauten Wortbilder schneller auffassen und verarbeiten lassen. Das begünstigt den Lesefluß. Dies nun ist also wichtig, um IRRITATIONEN beim Lesen zu vermeiden. (...) Zu Ökonomie oder auch Effizienz bzw. Lesekomfort gehören zudem weiterhin, daß Wortgruppen, die als Sinneinheiten gedacht sind, als solche bequemer und schneller aufgenommen werden, wenn sie zusammengeschrieben sind Das ist sinnvoll und vernünftig.
Vernichtung von Wörtern durch die Getrennschreibung
Sie schrieben am 11.01.2001: Die heftige Kritik an der Getrenntschreibung kann ich nicht nachvollziehen. Welche Begründung ließe sich dafür geben? Der bloße Verweis auf die bisherige Dudenregel genügt mir nicht. Diese Frage nach dem Warum ist in Ihrem Wörterbuch ebenfalls nicht beantwortet.
Der Musikjournalist Dr. Diether Steppuhn schrieb am 12.12.2000 an die Mainpost, es sei eine
Verarmung der Sprache, wenn sinnvolle Wörter wie zulassen (in beiden Bedeutungen, also sowohl geschlossen bleiben als auch erlauben) oder wiedersehen plötzlich nicht mehr existieren. Alle Wörterbücher sind sich einig, daß zulassen in allen Bedeutungen zusammengeschrieben wird. Warum soll man diese eindeutige Schreibweise zerstören und alternativ bzw. fakultativ eine Getrenntschreibung zulassen, so daß aus der Eindeutigkeit eine Zweideutigkeit wird und der Leser durch die falsche Betonung verwirrt und irregeführt wird und stutzt?
Reformer sehen Lösung im Kriterium der Betonung
Eben sehe ich, daß Norbert Schäbler sehr interessante Fragen stellt, denen ich mich anschließe:
1. Warum haben die Rechtschreibreformer im Konzept, das als sog. Wiener Absichtserklärung bekannt wurde, das Merkmal der Betonung abgeschafft, das der Duden bis dato als Unterscheidungskriterium gebrauchte?
2. Warum hat die Rechtschreibreformkommission in ihrem Bericht im Dezember 1997 auf Seite 23 im Zusammenhang mit der GZS formuliert: Es sei daher ratsamer, als wichtigste Kriterien die Betonung und die Geltung als syntaktisch eigenständiges Abjektiv bzw. Adverb heranzuziehen?
3. Warum spielt die Betonung im Bereich der GZS inzwischen wieder eine untergeordnete Rolle?
Sie antworteten darauf, daß sich das Kriterium der Steigerbarkeit als untauglich erwiesen habe und daß die Reformer deshalb seit 1997 die Betonung wieder einführen wollen. Näheres im Anhang zu Ihrem Kritischen Kommentar (Mannheimer Anhörung).
Wenn man wieder auf die Betonung achtet, dann werden (sich) sattessen oder sattessen, ernstnehmen eben wieder zusammen geschrieben. Das plattgemacht Herrn Dörners muß ebenfalls zusammen geschrieben werden. Nur weniger sprachsensible Leser überlesen das getrennt geschriebene Wort »platt machen«. Folgt man seinem Sprachgefühl, d.h. hier der Betonung, dann ist die Schreibweise klar.
Zwischen der starren Dudenfestlegung fertigstellen und der ebenso starren Reformerfestlegung fertig stellen steht die (Icklersche starre) Sprachwirklichkeit: fertigstellen/fertig stellen. Tatsächlich muß aber auf Grund der Betonung nur fertigstellen zusammen und nicht getrennt geschrieben werden.
Der Teufelskreis der Fakultativschreibung
Völlig unverständlich ist mir Ihre Begründung für Ihr Festhalten an der Fakultativschreibung
1. Das statistische Material berechtige nicht zu Einzelfestlegungen
2. Entschiede der Lexikograph im Sinne der Eindeutigkeit bei jedem Wort, ob es getrennt oder zusammenzuschreiben sei, dann müßte man jedesmal nachschlagen. (S. 13):
3. Ich bitte jeden Interessierten, sich den ungeheuren Gewinn an Ökonomie der Darstellung (und des Lernaufwandes) klarzumachen, der durch mein Verfahren erreicht ist, und dagegen die Kosten jeder anderen Lösung gut abzuwägen! (13.01.)
Sie befinden sich hier in einem Teufelskreis:
Sie meinten irrtümlich, die statistischen Auswertungen könnten zu einer eindeutigen Entscheidung führen. Ihre nur scheinbar unangreifbare empirische Basis ist recht zweifelhaft, weil sie sich zum einen nur auf Schriftlichkeit anstatt auf sprachimmanente Kriterien stützt und zum anderen auf einen Teil der Presseorthographie, deren Qualität ohnehin kritikwürdig ist.
Da Sie aber sprachimmanente Kriterien ablehnten, wichen Sie auf die Fakultativschreibung als eine Notlösung aus. Die fatale Folge der Fakultativschreibung ist die Beliebigkeitsschreibung, wie sie sich bereits in der Presse-Orthographie zeigt. Auch in Ihrer Argumentation zeigen sich die Folgen des Dogmas der Fakultativschreibung. Sie schreiben, die Getrenntschreibung sei unauffällig, man lese darüber hinweg, ohne etwas zu merken.
Die Lösung des Problems
1. Der Ausweg aus diesem Teufelskreis ist die Rückkehr zu den bewährten sprachimmanenten Entscheidungskriterien, die auch dem Duden bis zur 20. Auflage von 1991 recht gute Dienste leisteten. Nur dann gelangt die Rechtschreibung auf dieselbe Ebene wie die Semantik, Grammatik und Stilistik.
2. Bei der Bewertung (nicht bei der Korrektur) von Rechtschreibfehlern im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung sollten Lehrer bei grammatisch möglichen Konstruktionen in Zweifelsfällen tolerant sein.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Melsa am 12.01.2001 um 23.00
Die von Günter Schmickler geäußerte Befürchtung des »Umkehrschubs« ist in der Tat nicht ohne. Zum einen wird die Reformschreibe in den Medien sicherlich ihre Spuren im Sprachempfinden der Allgemeinheit hinterlassen, so daß zumindest die Unsicheren einem gewissen Trend der Getrenntschreibung verfallen dürften, der entgegengesetzt dem Sprachfortschritt verläuft. Schon jetzt ist da ein ziemlicher Chaos ausgebrochen.
Denn zum anderen ist die Empfehlung »im Zweifelsfall zusammen« auch insofern praxisbezogen unrealistisch, als der Normalfall natürlich immer ist, daß Wörter durch Zwischenräume getrennt sind. Wenn man dann auch noch sagt »aber getrennt ist in keinem Fall wirklich falsch« (sondern höchstens ungewöhnlich), ergibt sich daraus logischerweise die Tendenz des unsicheren Schreibenden, sich für ebendiese Möglichkeit zu entscheiden - denn so ist das Risiko am geringsten, etwas falsch zu machen. Zumal er demgegenüber bei der Zusammenschreibung tatsächlich wirkliche Fehler produzieren kann, falls er keinen Begriff davon hat, welche Gründe eine Zusammenschreibung motivieren können (bzw. sollten).
Deswegen müßte man dem Ratsuchenden eben den Rat geben, den er sucht: Wenn ich bei diesem oder jenem Wort die Wahl habe zwischen zusammen oder getrennt, welche Kriterien sollten meine Wahl dann bestimmen? Von einer beliebigen Wahl zwischen gleichwertigen Optionen kann ja nicht unbedingt die Rede sein.
Professor Ickler kritisiert selbst die Verwendung des Begriffs »gelegentlich« in bezug auf den Genitivapostroph, damit könne man nichts anfangen. Aber für einen Unkundigen ist es genausowenig hilfreich, wenn es wie in seinem Rechtschreibwörterbuch auf S.17 heißt: »In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger ÜBLICH. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.« Wann ist es aus welchen Gründen wie üblich? Warum ist Zusammenschreibung wann besser als Getrenntschreibung? Hier besteht für den Ratsuchenden eben noch ein Vakuum, das durch das Buch nicht aufgefüllt wird. Auch wenn es heißt »Im Wörterverzeichnis findet man genauere Angaben.«, so ist dort meist nur nebst dem Rundbogen ein Verweis auf Paragraph 10 des Regelteils gegeben, der für die Kernfrage des Umgangs mit dem nun gerade vorliegenden Einzelfall immer noch nicht ausreichend Hilfestellung gewährleistet - falls man nicht ohnehin schon genügend Schreibsicherheit hat.
Die wenigen Anmerkungen, auf die es da eigentlich nur ankäme, wie ich sie in meinem letzten Beitrag schon teilweise gemacht habe, müßten nicht »an jeder Stelle stehen« und oft wiederholt werden - der Paragraph 10 wird ja auch nicht immer in voller Länge im Wörterverzeichnis zitiert. So viele Mechanismen, die zur Zusammenschreibung (de)motivieren können, gibt es nun auch nicht, der Schreibende begegnet im Grunde genommen immer wieder den gleichen, die natürlich zugegebenermaßen einander widerstreiten, deswegen ist der Bereich ja so schwer regulierbar und deswegen müßte man dem Schreibenden die Mündigkeit zur Entscheidung verleihen. Mein Vorschlag war daher auch, die entsprechenden Hinweise in der »Anleitung zum rechten Schreiben« unterzubringen. - Ja, ich weiß, die nennt sich im vollen Wortlaut »kurze Anleitung...«, doch ich meine, die nötigen Ergänzungen ließen sich hinreichend knapp formulieren.
Und natürlich wird es auch immer wieder mißdeutbare Texte geben; statt »wie_viele« zu benutzen, ließe sich die Beispielsatzaussage in diversen Paraphrasen abbilden. Aber wenn man so will, könnte man auf die Zusammenschreibung dann auch gleich ganz verzichten, das würde alles maßlos vereinfachen. Dann sollte man bestimmte Formulierungen halt meiden. Mit solchen Argumenten könnte man auch für die vollständige Abschaffung der Groß-/Kleinschreibung und noch so manches mehr plädieren.
Wenn nun aber durch den erwähnten Umkehrschub faktisch doch mehr Getrenntschreibung zu erwarten ist, dann wird man wohl erwarten müssen, daß solche wenn schon nicht total mißverständlichen, so doch unnötig irritierenden Schreibungen trotzdem immer wieder auftauchen werden, weil dem Schreiber nicht immer ganz bewußt ist, daß man seine Formulierung auch anders aufschlüsseln könnte als er sie meint.
Übrigends füren nichteinmal ein deutige Feler dazu, das ein Text totahl Unferstendlich wirt. Sie wirken allerdings wie Schlaglöcher im Fahrweg: unangenehm und störend. Doch auch über unstrittige Rechschreibfehler kann man in einem Text hinweglesen, ohne sie sofort zu bemerken. Das ist ja noch kein Grund, sie in einer Rechtschreibnorm zu akzeptieren. Wenn diese Fehler, oder seien es auch nur Schwächen, aber nun gleichsam legalisiert würden, wüchse der Störfaktor wohl schon bald an, wenn diese nun plötzlich überall (als nunmehr richtig) auftauchten. Und wo will man in einem Pressekorpus bei GZS-Fragen ahnen können, ob Getrenntschreibungen im bewußten Willen des Schreibers lagen oder ihm eher einfach nicht auffielen, da sich Wortbilder ja auch den getrennten Bestandteilen zuordnen ließen (Flüchtigkeitsfehler sozusagen)?
Die relative Verbreitung einer Schreibung ist allein noch kein Grund, sie zur Norm zu machen, also zu empfehlen, falls es andere verbreitete Schreibungen gibt, die zweifelsfrei begründbar viel besser sind.
Ach ja: Klar, Herr Ickler, »wieviele« soll man laut altem Duden nicht schreiben (darauf hatte ich ja auch selbst hingewiesen), aber ich frage mich, warum nicht. Die Zusammenschreibung ist nicht nur verbreitet, sondern auch sinnvoll, denn sie ist ein elegant schlichtes Signal für den Leser, wie er die weitere Satzgliederung zu erwarten hat. Man sollte es u.a. aus dem gleichen Grund zusammenschreiben, aus dem man z.B. auch »insofern« statt »in so fern« schreibt oder »sozusagen« statt »so zu sagen«. Das ist ähnlich, wie in der Mathematik in einem Term eine Multiplikation in Klammern zu setzen, obwohl sie zwar ohnehin Vorrang hätte, aber der Term so einfach übersichtlicher zu erfassen ist. Leseökonomie.
Daß nach Ihrem Wörterbuch »wieviele« erlaubt ist, begrüße ich daher auch. Noch besser wäre ein Hinweis, daß es »wie viele« bedeutend vorzuziehen ist, wenn man sich schon nicht dazu durchringen mag, letzteres gleich aus der Norm zu streichen (dann wäre die Abwärtskompatiblität zur alten Dudennorm natürlich dahin). Das könnte jedoch eines Tages der nächste Schritt sein, wenn die Empfehlung von der Sprachgemeinschaft allgemein angenommen worden ist.
Sie äußern weiters zu meinem Beispielsatz: »Man schreibt dann entweder zusammen oder auf welche Weise viele Menschen dort leben usw. Solche Tricks wenden wird doch ständig an, es wäre problematisch, die Möglichkeiten des Mißverstehens durch eine Regel der Zusammenschreibung gleichsam automatisch auszuschließen. Sicher, man schreibt dann am besten zusammen, und um den Schreibenden genau dazu zu bewegen, sollten die von mir angeregten Ergänzungen in der »Anleitung zum rechten Schreiben« ja dienen. Nach meiner Vorstellung sollte auch gar nicht eine »Regel« eingeführt werden, die in der Lage ist, alle diese Probleme automatisch zu beseitigen - die Suche danach würde bestimmt in die gleiche Sackgasse führen, in der die Reformer gelandet sind. Es geht hierbei darum, dem Schreibenden jenen Zweifelsraum zu veranschaulichen, der den Rundbogen nötig macht und warum es sich dabei überhaupt berechtigterweise um einen nicht festgezurrten Bereich, eben einen Zweifelsraum handelt!
Die Zurückhaltung vor dem Bereich GZS ist zwar angesichts des alten Dudens und der Reform nachvollziehbar. Aber eigentlich ist es ja nicht so, daß man gar nicht wüßte, warum man diese und jene Wörter in dieser und jener Situation zusammenschreibt. Diese Gründe müssen nur genannt werden. Das ist doch die Aufgabe eines Buches, in dem steht, wie man schreibt.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Stephanus Peil am 12.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler!
Ich schätze Sie von Ihrer Persönlichkeit her als einen sehr umgänglichen, andere Meinungen respektierenden, friedliebenden Menschen ein.
So paßt es nicht zu Ihnen, anderen Vorschriften zu machen, wie ein Wort zu schreiben sei. Diese liberale Haltung macht Sie (für mich) sympathisch. Andererseits haben Sie (für mich) eine hohe Autorität in Sachen Rechtschreibung und ein außergewöhnlich sicheres Gespür für die »richtige« Schreibweise, die Sie wertend (wie Ihren jetzt gegebenen Hinweis auf Weglaßbarkeit des Bogens) in Ihr Wörterbuch einfließen lassen könnten (ich bin mir sicher, daß dies auch in den zukünftigen Auflagen geschehen wird). Ich glaube, Herrn Riebes/Schmicklers/Schäblers/Lachenmanns/Melsas ... und meine früheren Kommentare als einen Hilfeschrei deuten zu müssen, daß Sie doch endlich Position ergreifen mögen für eine favorisierte, vom schreibenden Volk oder zumindest von den gebildeten Erwachsenen anerkannte Schreibweise. Sicherlich würden Sie persönlich Schreibweisen wie »plattmachen«, »fertigstellen« oder »richtigstellen«, »mit Hilfe« und »zur Zeit« den anderen Möglichkeiten vorziehen, aber diese Favorisierung, die dem heutigen Schreibgebrauch am nächsten kommt, wurde in den beiden ersten Auflagen eben leider nicht gekennzeichnet.
Sie schreiben zwar auf S. 17: »Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser. Im Wörterverzeichnis findet man genauere Angaben.« Diese genaueren Angaben im Wörterverzeichnis haben Sie bisher aber vermissen lassen. Sie haben sie jetzt - Gott sei gelobt und gepriesen - nachgereicht. Ich bin mir sicher, daß Sie diese, von den meisten Mitdiskutanten dieser Seite erwartete Wertung in den nächsten Auflagen deutlicher vornehmen werden.
Bitte sehen Sie diese erneute Kritik nicht als Bevormunderei oder Besserwisserei an (wer könnte es schon besser wissen als Sie?). Ich glaube, das genaue Gegenteil ist der Fall: Wir benötigen ein Rechtschreib-Wörterbuch, das zwar die Ungereimtheiten des alten Duden nicht mitmacht und dennoch deutlich genug sagt, wie nach konventioneller Art geschrieben wird. (Diese Aufgabe zu erfüllen sind Sie der richtige Mann!)
Neben dieser postulierten Eindeutigkeit muß aber jeder, der ehrlich ist, eingestehen: Wir machen offenbar alle Fehler in der Getrennt- und Zusammenschreibung (z. B. Herr Riebe mit »genauso gut« - im vorreformierten Duden steht: »genausogut«, reformiert heißt es jetzt aber »genauso gut« - möchte sich Herr Riebe die Blöße geben, reformierte Schreibweisen zu übernehmen? - gewiß nicht! Auch ich war mir gestern nicht sicher, ob ich »bestehen bleiben« oder »bestehenbleiben« schreiben sollte in dem Satz: »Wenn sie später sicherer und selbständiger sind, benötigen sie dieses Geländer nicht mehr, es sollte aber weiterhin bestehenbleiben, ...« Ich habe - wie versprochen - in Ihrem Wörterbuch nachgesehen, bei bestehen_bleiben den Rundbogen entdeckt und wußte nach Ihrem Hinweis sofort Bescheid: zusammen! - obwohl erstere Variante auch nicht so falsch gewesen wäre! - das tröstet mich).
Daß man in diesen Fällen geschützt ist vor dem Makel der Falschschreibung, ist Ihrem großen Verdienst zuzuschreiben, Herr Ickler. Diese größere Liberalität, die zwar von mir früher bemängelt wurde, ist (nach meinem reiflichen Überlegen) wohl doch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Die Getrennt-/Zusammenschreibung ist also ein sehr diffiziles, zugleich aber graziles Gebilde, das aufgrund ihrer Schwierigkeit einer Aufklärung bedarf, gleichzeitig jedoch aufgrund ihres zerbrechlichen Charakters sehr vorsichtig behandelt werden muß. Diesen Königsweg zu beschreiten, beneide ich Sie nicht, Herr Ickler.
Herr Schäbler schreibt: »Einen Anführer wüßte ich für unsere Armee ...« Auch ich kenne einen Schreibpapst, der sich wohl bis jetzt gescheut hat, uns, dem Schreibvolk, »ex cathedra« Empfehlungen (nicht Vorschriften!) zu geben, wo er uns doch zutraut, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich aber meine, daß diese Empfehlungen (wie der jetzt gegebene Rat zur Weglaßbarkeit des Bogens oder das noch auszutauschende »oder« gegen »besser«: schneller Brüter, besser: Schneller Brüter) notwendig sind, damit der Anführer/Schreibpapst auch die gewünschte Akzeptanz in den eigenen Reihen erhält.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
Die erfreuliche Diskussion über die Sachfragen holt gewissermaßen nach, was man auf einem Kolloquium vor Jahren hätte besprechen können. Wenn ich nun manches hier mit Nachdruck verteidige, was ich geschrieben habe, dann bitte ich das so zu verstehen, daß ich zunächst einmal die Geschlossenheit meiner Konzeption in hellem Licht darstellen möchte, ohne jedoch lernunwilig zu sein. Ich möchte einfach, daß meine Gedanken verstanden werden, bevor ich über denkbare oder wünschbare Änderungen diskutiere. (Wir diskutieren ja immer noch viel friedlicher als die Reformer selbst, die miteinander kreuz und quer tödlich verfeindet sind.) Am liebsten wäre mir ein Gegenentwirf von Herrn Peil oder Herrn Riebe, also ein Wörterbuchauszug, etwa die Strecke A, damit man konkret sieht, was sich damit anfangen läßt. Ein unbilliger Wunsch? Ich habe schließlich das ganze Rechtschreibwörterbuch nebenbei gemacht.
Daß mir Herr Riebe meine Bemerkung über Schulmeisterlein ankreiden würde, war beinahe zu erwarten, obwohl ich ja bloß die selbstironische Bezeichnung von Herrn Peil zitiert hatte. Herr Riebe schaut nicht genau hin. So zitiert er auch falsch aus meinem Wörterbuch. In einem früheren Beitrag hatte er bereits zitiert: Mit Beliebigkeitsräumen wäre niemandem gedient und dabei das Wörtchen daher weggelassen, das sich auf die vorhergehende Begründung (automatische Trennprogramme) bezieht. So war es ihm möglich, einen Widerspruch zwischen der variantenfreien Silbentrennung und der liberalen Getrennt- und Zusammenschreibung zu konstruieren, der in Wirklichkeit nicht vorliegt. Nun findet er einen Widerspruch in meiner Bemerkung über den Duden und die Betonung. Aber ich habe nicht das Betonungskriterium als nicht richtig bezeicnet, sondern die vom Duden angegebenen Betonungsunterschiede: sitzen bleiben (auf dem Stuhl) und sitzenbleiben (in der Schule) werden in Wirklichkeit nicht verschieden betont, wie der Duden behauptet. Mit Herrn Riebe würde ich - wenn diese Bemerkung gestattet ist - lieber diskutieren, wenn ich sicher sein könnte, daß er meinen Kritischen Kommentar durchgearbeitet hätte. In der Vergangenheit hatte ich viel Frust, weil ich gerade im Gespräch mit den Mitstreitern ständig wiederholen mußte, was ich dort nicht ohne ernste Bemühung dargelegt habe.
Nun zu einigen Punkten.
Die Betonung ist manchmal eine Hilfe, aber keine sichere. Herr Riebe nimmt meine Argumente nicht zur Kenntnis, macht sich auch unzureichende Vorstellungen vom Umfang der einschlägigen Fälle. Die Anfertigung eines eigenen Alternativwörterbuchs würde ihn eines Besseren belehren. Die Reformer, auch der zitierte W. Mentrup, haben das natürlich auch sehr lange diskutiert. Sie sind aber nicht zu einer stimmigen Einschätzung der Betonung gelangt. Anfangs wollten sie sie ausschließen, dann haben sie sie als Zusatzkriterium wiedereingeführt, das aber naturgemäß die anderen, wirklich unbrauchbaren Kriterien alsbald zu überspülen drohte. Nach dem Verbot der Korrektur haben sie erst mal Ruhe, aber das Problem einer eindeutigen Festlegung von Getrennt- und Zusammenschreibung wird sie weiter beunruhigen (mich natürlich nicht!).
Unsere Meinungsverschiedenheit läßt sich ganz hübsch an winzigen Kleinigkeiten festmachen. Herr Peil bemerkt nebenbei, auch Herr Riebe mache Fehler: genauso gut habe er geschrieben. Wenn ich das lese, wird mir ganz schwummerig. Habe ich fünf Jahr umsonst gepredigt? Lieber Herr Peil, was berechtigt Sie, dies als Fehler zu bezeichnen? Sie antworten: Im vorreformeirten Duden steht genausogut. Na und? Soll der Duden doch von Fall zu Fall festlegen, was er will. Das sind die Kopfgeburten einiger Redakteure, die uns nicht im mindesten berühren müssen. Man schreibt genausogut, genauso gut und genau so gut, das ist alles dasselbe. Herr Peil bekennt, Zweifel gehabt zu haben, ob man bestehen bleiben oder bestehenbleiben schreibt. Ich finde es schlimm, daß ein schreibgeübter Deutscher im Wörterbuch nachschlagen muß, ob er genauso gut oder bestehen bleiben schreiben darf oder soll. Einige wenige Menschen, Korrektoren oder auch Lehrer, mögen mal nachgeschlagen und sich gemerkt haben, daß der Duden genausogut wünscht, und das kann man dann benutzen, um Kindern die Hammelbeine langzuziehen oder in Quiz-Shows damit zu prahlen, daß man sogar dies noch weiß.
Mit Herrn Schäbler haben ich mündlich Einigung darüber erreicht, daß eine Rechtschreibdidaktik, die das Für und Wider bestimmter Schreibweisen erwägt, wohl am besten nicht im Wörterbuch untergebracht wird. Man sollte es den Schreibenden überlassen, welche der angegebenen Möglichkeiten sie nutzen. Die Tendenz der Sprachgemeinschaft wird sich durchsetzen, das bisher Häufigste wird auch weiterhin häufig bleiben und noch häufiger werden, schon weil die Leute ja normalerweise nicht nachschlagen. Die Getrenntschreibungen werden nicht deshalb zunehmen, weil sie in meinem Wörterbuch freigegeben sind, d. h. weil sie auch bisher noch üblich waren. Sogar die Dudenvorschrift, noch mal nur getrennt zu schreiben, hat nicht verhindert, daß die Zusammenschreibung aufkam und immer häufiger wurde.
Der Vorschlag von Herrn Melsa, wie mit wieviele umzugehen sei, geht zu weit. Man sollte keine neuen Vorschriften einführen, sondern das der Entwicklung überlassen. Sie ist in vollem Gange.
Mit dem Totschlagargument Beliebigkeitsschreibung von Herrn Riebe werde ich mich nicht mehr auseinandersetzen, da er sich weigert, die notwendigen Differenzierungen zur Kenntnis zu nehmen. Ein für allemal: Mein Wörterbuch bringt die bisher üblichen Schreibweisen hervor, mit Varianz an denselben Stellen, wo sie bisher bestand. Das hat mit Beliebigkeit nichts zu tun. Es werden auch durch Getrenntschreibung keine Wörter vernichtet, wie Herr Riebe meint, denn sie betrifft gar keine Wörter, sondern nur Wortgruppen. Im Deutschen werden nämlich nicht nur Zusammensetzungen, sondern auch Wortgruppen zusammengeschrieben (was die Reformer nie verstanden haben, einige Reformgegner aber auch nicht).
Wahrscheinlich werde ich im Laufe des Tages nochmal (!) in die Tasten greifen. Wer sich ein wenig mit der Hauptfrage beschäftigen möchte, kann im alten Duden unter krankmachen usw. nachschlagen und versuchen, sich das alles einzuprägen. Vielleicht bekehrt er sich dann zum Gedanken der Reformbedürftigkeit dieser staatlich verordneten Verirrung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 12.01.2001 um 23.00
So, da bin ich wieder. Wie sehr Herr Riebe die Tatsachen verkennt, will ich noch einmal an Beispielen klarmachen. Er schreibt: In den meisten Fällen kann jedermann an der Betonung erkennen, wie er schreiben muß. Und: Hat (der Lehrer) das Geländer Betonung als Entscheidungskriterium, dann wird er zufriedenstellen nicht getrennt, sondern zusammen schreiben (sic!). Zufrieden stellen ist demnach falsch, weil durch die Verbindung zufriedenstellen ein eigenständiger Begriff entstanden ist.
Zunächst einmal werden hier zwei Dinge vermischt: neuer Begriff und Betonung, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Neue Begriffe werden nicht durch andere Betonung ausgezeichnet. Wie ich im Duden gezeigt habe, wird (Politiker) kaltstellen und (Pudding) kalt stellen genau gleich betont, entgegen Dudenbehauptung. Metaphern werden nie durch besondere Betonung gekennzeichnet, das wäre ja auch absurd. Ich hatte gebeten, sich mit krankmachen zu beschäftigen. Haben Sie was gemerkt? krank machen, aber kranknmachen (im Sinne von krankfeiern), nur so und nicht anders soll laut Duden geschrieben werden. Wer kann das ahnen? In anderen Fällen wird nicht so unterschieden. platt machen darf nur getrennt geschrieben werden. (Herr Riebe folgt seinem Sprachgefühl und der Betonung und will es nur zusammenschreiben, sehr interessant! Abner weiß er auch, wohin er steuert, wenn er in dieser Weise von Fall zu Fall vom Duden abweicht? Andere empfinden vielleicht anders, und schon ist die Einheitlichkeit wieder zum Teufel.) Etwas klar sehen und klarsehen (im übertragenen Sinne), Betonung genau gleich. klarmachen nur zusammen, in jeder Bedeutung, auch nautisch. Hätten Sies gewußt? Und solche Fälle gibt es zu Tausenden! Für mich und für die normalen gebildeten Schreibenden überhaupt kein Problem. Kein Mensch kümmert sich darum. Für Herrn Riebe aber ist das, was im Duden steht, richtig und alles andere falsch. Oder habe ich ihn falsch verstanden? Ich wundere mich, woher jemand den Mut nimmt, zufrieden stellen rundweg für falsch zu erklären. Und wenn es, wie gezeigt, mit der Betonung nicht funktioniert, wie steht es denn mit dem neuen Begriff? Wann ist ein neuer Begriff entstanden? Bloßer übertragener Gebrauch kann es nicht sein, denn die Metapher funktioniert ja gerade nur so lange, wie der eigentliche Begriff noch gegenwärtig ist. Wenn ich jemanden einen Esel nenne, hat das Wort Esel keine neue Bedeutung angenommen, es ist also kein neuer Begriff entstanden, sonst würde der Betroffene sich nicht beleidigt fühlen.
Über die ungeheure Zahl von Zweifelsfällen, die weder mit der Betonung noch mit dem neuen Begriff entschieden werden können, macht man sich leicht Illusionen. Beim bloßen Blättern in meinem Wörterbuch kann man einen falschen Eindruck gewinnen, weil ich ja erklärtermaßen die Verbzusatzkonstruktionen größtenteils nur pauschal anführe, also platt_machen usw. (mit Verweis auf einen Paragraphen). Man muß das also multiplizieren mit allen geeigneten Verben, dann kommt man in die Tausende.
Für mich ist das Problem gelöst, und zwar ganz im Sinne des tatsächlich beobachtbaren Schreibbrauchs und mit dem Gewinn einer bisher noch nie erreichten Regelvereinfachung (ohne Änderung der Regelungsmaterie, wohlgemerkt!). Auf eine alternative Lösung warte ich mit Interesse.
Übrigens: Falls Sie platt machen im Duden nicht finden - es steht unter plätten. Der Fall ist früher schon einmal erörtert worden.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
meine Antwort habe ich schon hundertmal gegeben, will sie aber gern noch einmal wiederholen. Es ist einfach so, daß äußerlich gleich aussehende Verbzusätze und Adverbien keineswegs durchgehend durch Zusammen- und Getrenntschreibung unterschieden werden. Das ist auch überflüssig, weil in den meisten Fällen die Konstruktionsmuster so verschieden sind, daß die von Ihnen befürchteten Zweideutigkeiten nicht aufkommen können. Im konkreten Fall müssen Sie sich gar sehr anstrengen, um eine Zweideutigkeit zwischen (jemanden) zufrieden stellen und (etwas) zufrieden (irgendwohin) stellen zu konstruieren. In Wirklichkeit kommt das einfach nicht vor (nicht heißt hier fast nicht, versteht sich).
Das Wesentliche ist, daß man eindeutige Festlegungen zwar treffen, aber nicht vermitteln kann. Können Sie auf Anhieb sagen, ob (sich) satt essen oder sattessen dudengemäß ist? Und so in Tausenden von Fällen. Die Zusammenschreibung ist, wenn man von den eigentlichen Präverbien (auf, ab usw.) absieht, insgesamt sehr jung. Zuvor hatte mein natürlich ebenfalls keine Schwierigkeiten mit den allenfalls möglichen Zweideutigkeiten. Zwischen der starren Dudenfestlegung fertigstellen und der ebenso starren Reformerfestlegung fertig stellen steht die Sprachwirklichkeit: fertigstellen/fertig stellen. Sie hat alle Gründe für sich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
so gerne ich in Ihnen einen Menschen gefunden habe, dem ich immer wieder freudig zustimme: in Ihrer Theorie gibt es meines Erachtens doch einige kritische Punkte, etwa auch den, der bei »zufrieden stellen« eben nicht zufriedenstellend ist, nicht nur für mich, sondern offenbar auch für andere Reformkritiker. Bei diesem Beispiel muß man sich tatsächlich Mühe geben, einen Fall zu konstruieren, wo die Auseinanderschreibung mißverständlich wäre oder einen anderen Sinn ergäbe. Dennoch wirkt sie befremdlich. Ob sie in der Praxis - abgesehen von dem, was jetzt durch die Reform alles angerichtet wird - tatsächlich in nennenswerter Weise gebräuchlich war oder ist, wissen Sie vielleicht besser, mir erscheint es völlig unüblich.
Also gibt es neben der Frage der Ein- oder Mehrdeutigkeit auch die Frage der (größeren) Üblichkeit.
Die Reformerfestlegung »fertig stellen« ist mir als Sprachwirklichkeit in meinem gut 60jährigen Leser- und Schreiber- (und Verleger)leben noch niemals begegnet. Soll man diese Formen jetzt als Sprachwirklichkeit begreifen, weil die Reformer sie konstruiert haben und uns als Norm vorschreiben wollen?
»Nietzsche war der erste Philosoph, der die Bedingtheit unserer Gedanken durch die grammatische Struktur der Sprache offen legte.« (SZ)
Was sagen Sie dazu? Das paßt zum Thema und gibt zugleich ein drastisches Beispiel für die Wahrheit des Gesagten. Da kommt erst eine nachdenkenswerte und interessante Aussage, dann wird sie durch eine völlig bescheuerte »grammatische Struktur« beschädigt - oder wenigstens durch eine überflüssige neumodische orthographische Praxis. Der Lesefluß ist unterbrochen, die Konzentration auf den ohnehin nicht einfachen Text gestört, die Bedingtheit der Gedanken des Lesers sind negativ beeinträchtigt, er ist sauer, ich jedenfalls war es, als ich das las, und mochte den interessanten Aufsatz nicht weiterlesen. Es gibt inzwischen tausende solcher Beispiele, die vielleicht wörterbuchtechnisch »möglich« sind, aber mit der gewohnten Praxis brechen, das Lesen deshalb stören und auch durch Gewöhnung keine Vorteile beim Lesen und Verstehen bringen werden, sondern in vielen Fällen tatsächlich auch noch Mehrdeutigkeiten zulassen (bemühen wir kein weiteres Mal das »wiedersehen« und das »wieder sehen« usw.)
Sicherlich kann man in alten Texten, etwa gerade bei Nietzsche, ungewohnte orthographische Formen finden, die beweisen, daß sie nicht »falsch« sein können, weil sie ja angewandt worden sind. Aber die Schreibgewohnheiten haben doch dazu geführt, daß vieles eindeutiger geworden ist, eben beispielsweise durch Unterscheidung mittels Auseinander- oder Zusammenschreibung.
Wenn ich ein Wörterbuch zu verfassen hätte, würde ich versuchen, Formen nicht aufzunehmen, die zwar möglich, aber wie beim Beispiel »fertig stellen« unüblich sind und eigentlich auch nur per Zufall nicht mißverständlich. Bei »richtig stellen« sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier gibt es Bedeutungsunterschiede und je nach Schreibweise könnte es auch Mißverständnisse geben, erst recht für jemanden, dem die Sprache nicht vertraut ist, der sie erst lernt.
Ein ähnliches Phänomen gibt es in der Numismatik. Da gibt es Sammlerkataloge. Die einen enthalten alle Münzen, die ein Land offiziell ausgegeben hat oder ausgibt. Viele Länder, etwa der Dritten Welt, lieben es, hoch offiziell herrliche Münzen zu prägen, die von Sammlern für teuer Geld gekauft werden sollen, aber im Land selbst nie in Umlauf kommen, die sogenannten Pseudomünzen. »Seriöse« Sammler sammeln diese Münzen nicht, »seriöse« Kataloge führen sie auch nicht auf. Vielleicht kann man es in der Orthographie ähnlich machen mit den Kuriositäten, oder diese als solche kennzeichnen, vielleicht mit einem Smiley, etwa so ( :-{) , diese Albernheiten liebt man doch neuerdings so sehr und hier hätten sie sogar einen Sinn.
Diskutieren wir das doch mal weiter, wenn Sie Lust haben. Da gäbe es noch viel zu bedenken. Auch Ästhetisches, wenn es um die Pflege der Sprache gehen soll und nicht nur um deren Verwaltung.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Karl Eichholz am 11.01.2001 um 23.00
wie ich von der Redaktion erfahren konnte, sind Ungereimtheiten im Gästebuch betreffend Tüttelchen (= An- und Abführungsstriche) bekannt und es wird daran gearbeitet.
Dies gilt auch für Änderungswünsche am Forum (welches übrigens von einem noch-nicht-Informatikstudenten als Studie erstellt wurde).
Bitte berücksichtigen Sie dabei, daß auch alle Redakteure ihren eigenen bürgerlichen Beruf ausüben und dieses Sprachrohr als ihre Berufung betreiben, ausschließlich in ihrer Freizeit und mit dem Taschengeld.
Wir sind hier deren Nutznießer und können sie natürlich nach Kräften unterstützen, wir sollten aber auch geduldig sein, wenn mal etwas nicht so läuft wie gewünscht.
Herzliche Grüße von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Christian Dörner am 11.01.2001 um 23.00
Gerne möchte ich die wesentlichen Punkte meines Beitrags noch mal kurz ansprechen, da sie offensichtlich nicht richtig rübergekommen sind.
1.) Eine Freigabe der Getrennt- und Zusammenschreibung ist an vielen Punkten sinnvoll. Hier wurde des öfteren etwas geändert, ohne daß es die Menschen überhaupt mitbekamen. Beispiel: zusammensein / zusammen sein. Duden 1973: nur getrennt, Duden 1991: nur zusammen. Weiteres Beispiel: sich kranklachen / sich krank lachen. Duden 1973: nur getrennt, Duden 1991: nur zusammen. Hat es irgend jemand überhaupt bemerkt, daß sich hier eine Änderung vollzog? So schrieb man bereits vor der Rechtschreibreform ernst nehmen, zugrunde liegen, Auto fahren und zu Hause oft zusammen, verlorengehen und spazierengehen oft getrennt. Hier sollte man die GZS freigeben.
2.) Es gibt aber Fälle, die mit ein wenig Sprachgefühl so eindeutig sind, daß eine Freigabe wohl nichts bringt und sie vielleicht eher zur Beliebigkeitsschreibung führt. Auch hiefür möchte ich ein paar wenige Beispiele nennen: fertigstellen (kam sogar laut Prof. Ickler vorher nie getrennt vor, da sich die Getrenntschreibung kaum literarisch belegen läßt), bereitstellen, zufriedenstellen, achtgeben, gleichlautend, andersdenkend /-lautend usw. Vor allem bei kennenlernen widerspricht die Getrenntschreibung so stark dem Sprachgefühl, daß sogar die Reformer dieses Wort wiederherstellen wollten. Hier ist eine Festlegung der Zusammenschreibung völlig unschädlich und würde im Gegensatz zu den oben genannten Verben eben *nicht* dazu führen, daß man nachschlagen müßte. Vor der Reform schrieben selbst rechtschreibschwache Schüler kennenlernen nur zusammen. Eine Freigabe bringt hier also nicht viel. Wer schlägt schon kennenlernen nach?
3.) Die Unterscheidung zwischen Zweifelsfällen und eindeutigen Getrennt- oder Zusammenschreibungen ist beinahe unmöglich. Die Grenze läßt sich nicht ziehen. Deshalb wäre in den Wörterbüchern ein vorsichtiger (ich schwäche bereits ab) Hinweis hilfreich, wie man denn in einer oder der anderen Bedeutung zu schreiben pflegt. Ein Beispiel habe ich bereits zu dem Verb bekanntwerden gegeben. Eine Schreibung wie ... dadurch ist der Schauspieler erst bekanntgeworden. ist nicht falsch. Sie ist aber nicht die allgemein übliche Schreibung. Es wurde eben bisher meist anders gehandhabt. Auch eine Schreibung wie ... er hat die Tat bewußtgemacht. kam bisher wohl eher seltener vor.
Deshalb: Ein klares Nein zur willkürlichen Normung von Zweifelsfällen, aber ein Ja zu vorsichtigen Hinweisen, wie man denn normalerweise zu schreiben pflegt. Dies wäre dann keine Vorschrift, sondern lediglich *Aufzeichnung* des Sprachgebrauchs, und das ist mit dem bisher gültigen Dudenmonopol ja schließlich nicht mehr zu vergleichen. Oder?
An Herrn Prof. Ickler: Gibt es inzwischen Ihren Kommentar zur Schreibung nach Duden (1991)?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Je weiter man zurückgeht, und zwar durchaus noch in unserem Jahrhundert, desto mehr Getrenntschreibungen trifft man. Die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen ist etwas ziemlich Neuartiges, abgesehen natürlich von den Urzusätzen wie ab- usw. Daraus folgt, daß Zusammenschreibung, wenn sie überhaupt vorkommt, auf jeden Fall das Modernere ist und der Entwicklungstendenz entspricht. Trotzdem würde ich nicht so weit gehen, die Getrenntschreibung für falsch zu erklären und nicht mehr aufzunehmen. Dafür ist der Preis zu hoch. Er besteht darin, daß lauter einzelwortbezogene Festlegungen getroffen werden müßten, die sich niemand merken kann. Wie war das mit bereitstellen, loslösen, kennenlernen, sitzenbleiben? So würde man dauernd fragen müssen. Wenn es zutrifft, daß sowieso jeder ohne Nachdenken fertigstellen zusammenschreibt - nun, dann schaut er ja nicht nach und wird durch meinen Rundbogen auch nicht verwirrt. Es entsteht also kein Schaden. Es ist wahr, daß fertigstellen viel seltener getrennt geschrieben wird (SZ 1998: 316mal fertiggestellt, 5mal fertig gestellt - nur als Beispiel). Aber immerhin, die Getrenntschreibung kommt vor und ist, das versichere ich auf Ehre und Gewissen, unauffällig! D. h. man liest darüber hinweg, ohne was zu merken. Ebenso offen legen: die ihre kriminellen Geschäfte offen legen, alle Hypotheken offen legen, alle Geschäfte offen legen usw. (alles aus der Süddeutschen, ich könnte nach Belieben fortfahren). Ich erziele also eine ganz unschädliche, aber sehr nützliche Regelvereinfachung, und wenn ich dann noch, wie geschehen, die Zusammenschreibung als oft besser kennzeichne, dann ist doch eigentlich allen Bedürfnissen Genüge getan, oder?
Hinzu kommt noch, daß die Zahlenverhältnisse für jedes konkrete Beispiel sehr wechseln. In einem Jahrgang der Süddeutschen Zeitung finde ich 29mal fallenlassen und 34mal fallen lassen. Bei anderen Konstruktionen aus Infinitiv+Verb sind sie wieder ganz anders. Für Linguisten wäre es interessant, die genauen Zahlenverhältnisse, womöglich über die Zeiten hinweg, zur Hand zu haben, was allerdings noch viel größere und vielseitigere Korpora erfordern würde. Aber für das praktische Rechtschreibwörterbuch? Dazu habe ich im Vorwort Stellung genommen.
Ich bitte jeden Interessierten, sich den ungeheuren Gewinn an Ökonomie der Darstellung (und des Lernaufwandes) klarzumachen, der durch mein Verfahren erreicht ist, und dagegen die Kosten jeder anderen Lösung gut abzuwägen! Ich will natürlich nicht behaupten, daß meine Ausführung schon perfekt ist, aber der Grundgedanke kommt mir so einleuchtend vor wie am ersten Tag.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 11.01.2001 um 23.00
Martin Gerdes meint, niemand sei auf seinen Vorschlag eingegangen, in einem Zweifelsfall der Rechtschreibung, eine andere Formulierung zu wählen. Doch in www.deutsche-sprachwelt.de machte ich bereits am 13. Dezember unter dem Stichwort Vermeidungssprache auf dieses Problem aufmerksam:
In einem Gespräch sagte ein Journalist, daß sich infolge der sogenannten Rechtschreibreform unter den Redakteuren eine Vermeidungssprache ausgebreitet habe. Man vermeide bestimmte Wörter und damit die Reformschreibweise,
a) weil man unsicher sei und keine Fehler machen wolle;
b) weil man bestimmte Wörter als häßlich empfinde, z.B. bei der Dreikonsonantenschreibung: Krepppapier.
Auch der Musikjournalist Dr. Diether Steppuhn wies hier in seinen Briefen an die Mainpost darauf hin. Doch die Vermeidungssprache ist nur ein Symptom. Durch eine Vermeidungssprache wird das Problem nicht gelöst, sondern nur verdrängt.
Professor Ickler will den Sachverhalt der Vermeidungssprache statistisch einwandfrei erfassen.
Hinter der Rechtschreibreform steckt auch die sozialistische Ideologie der 68er Kulturrevolutionäre der GEW, sozial unterprivilegierte Schichten seien durch die deutsche Rechtschreibung benachteiligt. Das ist schon allein angesichts der heutigen sozialen Bildungs- und Berufsbildungspolitik Unsinn. Auch ist die deutsche Rechtschreibung verglichen mit der englischen und französischen um einiges einfacher. Und diese beiden Sprachen werden in Deutschland auch gelernt. Hinter manchen antiautoritären und leistungsnivellierenden Bestrebungen in Richtung Spaßschule versteckt sich eine grundsätzliche Abneigung gegenüber der Leistungsschule und Leistungsgesellschaft. Das Konzept der Spaßschule mit einer Vereinfachung der Rechtschreibung ist daher in diesem Sinne auch eine Vermeidungsstrategie.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 11.01.2001 um 23.00
Von einer Veränderung der Anführungszeichen erwartet man eine Verbesserung. Die jetzige Form der untenstehenden Gänsefüßchen ist im Vergleich zu den bisher obenstehenden Anführungszeichen eine 100prozentige Verschlechterung. Warum macht man die Veränderung nicht einfach wieder rückgängig? Oder will jemand anhand dieser blödsinnigen Gänsefüßchen für seine Examensarbeit Testen, was sich die Deutschen, ohne zu proTestieren, alles gefallen und oktroyieren lassen?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2001 um 23.00
» = Zahlenfeld ALT+175 (»)
» = ALT+174 («)
= ALT+0132 ()
= ALT+147 ()
Vielleicht klappt es so (DOS-Rechner, Word für Windows)
(Hatte schon geschrieben »Word for Widows« - elektronische Seelsorge sozusagen)
Warum kann man »mögliche« aber seltene Formen nicht wegen Seltenheit entsprechend kennzeichnen oder weglassen?
Wer zwischendurch mal schnell in ein Wörterbuch schaut, kennt nicht immer den Inhalt des Vorworts, sondern sieht nur den Eintrag sowohl als auch.
Und warum sagt die Statistik, was geht und was nicht?
Dann muß einer nur oft genug Unsinniges sagen und andere es ihm nachsagen, dann wird es sinnig.
Und die schöne Politikerfloskel: »Durch ständige Wiederholung wird Ihre Behauptung nicht richtiger« verliert ihre Überzeugungskraft.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Stephanus Peil am 11.01.2001 um 23.00
Vielleicht sind die unterschiedlichen Lebensläufe von Herrn Ickler und mir eine der Ursachen für unseren Disput über die Eindeutigkeit der Schreibweisen. Herr Ickler lebt als Hochschullehrer in der Freiheit der wissenschaftlichen Lehre. Ich als Grundschullehrer mußte meinen Schulkindern das richtige Schreiben beibringen. Natürlich sind bei mir Denkweisen des Schulmeisterleins noch vorhanden (man kann ja nicht über ein Vierteljahrhundert Lehrerzeit so einfach abstreifen wie einen Handschuh), denn es galt, grundlegende Fähigkeiten zu vermitteln.
Der Leser möge mir verzeihen, wenn ich schon wieder mit hinkenden Vergleichen daherkomme: In der Grundschule muß den Kindern erst einmal ein Geländer zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich an diesem festhalten und die ersten eigenen Schritte wagen können. Wenn sie später sicherer und selbständiger sind, benötigen sie dieses Geländer nicht mehr, es sollte aber weiterhin bestehenbleiben, denn es gibt ja Lebenssituationen, in denen man es doch wieder gebrauchen kann. Ich denke ganz konkret an das Geländer bei uns in der Holzbachschlucht: Jemand, der bei bester Gesundheit und sicheren Fußes diese Schlucht durchquert, kann gut und gerne auf das Geländer verzichten. Für Kleinkinder, Ängstliche, Kranke oder Alte ist es jedoch eine Hilfe vor dem Absturz. Bräche also dieses Geländer weg, stünden die Erwähnten ziemlich rat- und hilflos da und könnten den Weg eventuell nicht fortsetzen. Das Geländer hat also keinen Selbstzweck, sondern eine Hilfsfunktion.
So sollte es auch Aufgabe eines Rechtschreibwörterbuches sein, Hilfen zum rechten Schreiben anzubieten. Herr Ickler schreibt ja selbst: »Für mich ist, wie gesagt, das Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber.« Während Herr Ickler die Bestandsaufnahme überzubewerten scheint (oder besser: schien?), so kommt (oder besser: kam) für mich der Ratgeber zu kurz. Daher unsere Meinungsverschiedenheiten.
Aber die sind jetzt gottseidank ausgeräumt. Mit Icklers Hinweis auf die Weglaßbarkeit des Bogens ist für mich als Ratsuchender nun wirklich alles glasklar: Jetzt verstehe ich viel besser die Intension des Buches (nämlich die Nachzeichnung des Schreibgebrauchs und gleichzeitig die Hilfestellung in Zweifelsfällen), und ich kann leichter die Entscheidung treffen, ob ich getrennt oder zusammenschreiben soll. Für mich hat sich dadurch der Wert des Wörterbuches im praktischen Gebrauch um ein beträchtliches erhöht, denn es geht tatsächlich langsam in meinen Kopf: im Zweifelsfall nicht getrennt (wie es die Reform vorschreibt), sondern zusammen (wie es das Sprachgefühl vorgibt). Herrn Ickler sei (nochmals) Dank gesagt für diesen klärenden Hinweis!
P.S.: Ich bin mir sicher, daß Herr Ickler in der nächsten Auflage seines Wörterbuches den Hinweis noch deutlicher herausstreichen wird. (Es gibt ja vielleicht noch mehr solcher Langsamdenker wie mich.)
Stephanus Peil
56457 Westerburg, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Es freut mich, auch mit Herrn Peil wieder eine hohes Maß an Übereinstimmung erreicht zu haben. Ich möchte noch überflüssigerweise nachtragen, daß ich selbstverständlich weit davon entfernt bin, auf das Schulmeisterlein herabzusehen, und mir selbst sind, wie angedeutet, die Belange des Anfängerunterrichts keineswegs so fern und fremd. Was ich bestreite, ist die so umstandslos vertretene Behauptung, daß dem Schüler am besten mit strikten, eindeutigen Anweisungen gedient sei, daß er also nicht fähig sei, eine andere, angemessenere Auffassung vom Rechtschreiben sich zu eigen zu machen. Schon vor vielen Jahren und ganz unabhängig von der Rechtschreibreform habe ich eine liberale Auffassung von Sprachnormen vertreten und bin dafür sogar mit dem Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet worden (Die Ränder der Sprache, Heidelberg 1978, falls es jemanden interessiert). Mein Wörterbuch ist also nicht für die Hand des Schülers (der bekommt seines auch noch!), wohl aber für die des Lehrers bestimmt, auch des Grundschullehrers, obwohl unsere hier diskutierten Streitfälle den Grundschüler fast gar nicht betreffen. Es geht schließlich auch ums Korrigieren und Bewerten. Bisher strich der Lehrer notgedrungen und von Amts wegen zufrieden stellen als falsch an. Ist das zu verantworten? Unsere Lehrer bekommen meistens keine Ausbildung in Orthographie und Sprachnormentheorie. Sie haben daher ein ganz naives Verhältnis zur Rechtschreibung, schauen im Duden nach wie jede Sekretärin und urteilen nach falsch und richtig, wie der Dienstherr es befiehlt. Ich lehne diesen ganzen Betrieb von Grund auf ab und empfehle eine ganz andere Praxis: Beratung im Sinne eines besser oder schlechter. Das Falsche ist ein extremer Pol. zufriden ist falsch, zufriedenstellen ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, zufrieden stellen ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten. Um dies einzusehen, bedarf es eines Wörterbuchs, wie ich es vorgelegt habe.
Ich hoffe, daß ich damit eine Konzeption ins Gespräch gebracht habe, über die man gern und fruchtbar diskutieren wird.
Noch etwas: Wer die bloße Rückkehr zum alten Duden samt staatlich verordneter Eindeutigkeit fordert, weiß gar nicht, auf welch brüchigen Boden er sich begibt! Dagegen ist die von mir vorgeschlagene Konzeption, die die Rechtschreibung auf dieselbe Ebene bringt wie die Semantik, Grammatik und Stilistik, eine mächtige Waffe im Streit gegen die Reform. Die Reformer wissen schon, warum sie bisher mit keinem Wort darauf eingegangen sind! Sie haben nämlich nichts dagegenzustellen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 11.01.2001 um 23.00
Die zusammenfassende Empfehlung, »im Zweifelsfall zusammen« ist zwar als Fazit natürlich richtig. Allerdings wäre es für einen Ratsuchenden ganz interessant zu wissen, wie dieses Fazit begründet ist. Und zwar, um beim Schreibenden ein Verständnis dafür zu schaffen, ihm eine Gefühlsgrundlage zu vermitteln, in welchen Fällen er denn nun konkret besser zusammenschreiben sollte - warum es also nicht gleich heißt: »immer zusammen«.
Der wesentlichste diesbezügliche Aspekt kommt in der »Anleitung zum rechten Schreiben« gegenwärtig noch nicht genügend zum Tragen, finde ich: Zusammenschreibung ist in genau den Situationen besonders anzuraten, in der die Getrenntschreibung die sofortige Eindeutigkeit der Satzaussage abschwächt oder sogar verschleiert. Dies ist besonders wichtig, um MISSVERSTÄNDNISSE beim Lesen zu vermeiden.
Betreffend also solche Sätze wie etwa:
»Nachdem ich davon schon lange träumte, habe ich sie heute morgen wach geküßt.«
Also zum erstenmal nicht im Schlaftraum? Oder hat die Person sie durchs Küssen geweckt?
»Es ist wichtig, sich zu informieren, wie viele Menschen in anderen Ländern leben.«
Geht es um die Bevölkerungszahl oder die dortigen Sitten?
Wenn man in solchen Fällen »wachgeküßt« und »wieviele« (wogegen sich auch der alte Duden noch sträubte) schreibt, ist die Aussage sofort klar. Dies ist also nicht nur irgendeine zufällige Tendenz der Sprachentwicklung, sondern ganz offensichtlich auch sehr sinnvoll und vernünftig (Sinnvoll und Vernünftig, so heißen, nebenbei bemerkt, auch die beiden verbannten Prinzessinen in der deutschen Übersetzung von Norton Justers Märchenerzählung »The Phantom Tollbooth« - »Verhext in Wörterstadt«, ein Buch, das ich immer wieder verschlingen kann). Das sollte im Rechtschreibwörterbuch schon explizit herausgestellt werden, neben und trotz aller Deskription des vorhandenen Schreibgebrauchs, der dieser Linie nicht immer entsprechen mag.
Es ist übrigens auch zu beachten, daß in den genannten Beispielsätzen in einer der beiden jeweiligen beabsichtigten Aussagemöglichkeiten die Zusammenschreibung genau falsch wäre! Ein unreflektiertes Orientieren des Schreibers an einer pauschalen Faustregel »im Zweifelsfall zusammen« wäre hier also sogar schädlich.
D.h. man sollte dem Schreibenden empfehlen, sich anzugewöhnen, den selbstfabrizierten Text immer auch gleich wie mit den Augen eines unwissenden Lesers nachzuprüfen. Das ist freilich ohnehin eine gute Tugend.
Wahrscheinlich sollte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und darauf hinweisen, daß auch in einem Kontext, in dem die Getrenntschreibung keine direkte Unklarheit bewirkt, Zusammenschreibung zu empfehlen ist, da sich so in den allermeisten syntaktischen Stellungen die dem Leser aus anderen Situationen (Vermeidung von Mißdeutungen, s.o.) vertrauten Wortbilder schneller auffassen und verarbeiten lassen. Das begünstigt den Lesefluß. Dies nun ist also wichtig, um IRRITATIONEN beim Lesen zu vermeiden. (Die ausgeweitete Getrennschreibung gemäß Reform in Zeitungen usw. bewirkt ja auch eher selten totale Unklarheiten, dafür aber eben oft ärgerliche und unnötige Irritationen.)
Außerdem können die Fälle, in denen bewußt mit Aussagegrund getrennt geschrieben wird, so auch erst als Besonderheiten hervortreten.
Das sind zwar beinahe schon eher Stilratschläge denn Hinweise auf orthographische Gegebenheiten, aber nur so ließen sich verwirrende »offen legen« (die Karten?), »sicher stellen« (den Täter?) usw. bekämpfen. Falls diese doch einmal vorkommen sollten, wäre es zwar unangemessen, sie immer gleich als Fehler zu bezeichnen, aber nicht nur sind sie unschön, sie stehen auch nicht gerade im Dienste der Leseökonomie. Letztere ist in der heutigen informationsüberfluteten Zeit sogar besonders zu beachten.
Zu Ökonomie oder auch Effizienz bzw. Lesekomfort gehören zudem weiterhin, daß Wortgruppen, die als Sinneinheiten gedacht sind, als solche bequemer und schneller aufgenommen werden, wenn sie zusammengeschrieben sind (Stichwort Wortbilder hier wieder), sofern sie nicht allzu lang geraten und/oder durch spezielle Buchstabenkombinationen zunächst auf die falsche Fährte führen (»Urinstinkt« usw.). Auch diese Gegebenheiten der Kognition sollten als bedenkenswert in der »Anleitung zum rechten Schreiben« angemerkt werden.
Eine allzu liberale Handhabung der GZS ist jedenfalls nicht so gut. Ihre Leistung ist ja der Groß- und Kleinschreibung oder der Kommasetzung ähnlich gelagert, wo beliebige bzw. stark reduzierte Anwendung auch zu starken Lasten von Eindeutigkeit und Leseökonomie geht. Diese sind aber doch Zweck überhaupt aller Orthographie!
Die Information, welcher übertragene Sinn in einem nach ß10 zusammengeschriebenen Konstrukt steckt, mag zwar manchem Benutzer des Rechtschreibwörterbuchs fehlen, aber die Semantik betreffende Worterklärungen fehlen darin schließlich ohnehin völlig, das ist ja offenkundig auch nicht die Zielsetzung des Werks. Ein modernes vollwertiges Wörterbuch in »alter« Rechtschreibung wäre aber natürlich trotzdem noch etwas Schönes, allein wegen der tragisch abgesackten Seriosität des Dudens (Quellenfälschung, »Maschendrahtzaun« usw.).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 11.01.2001 um 23.00
Im 9. Absatz sollte es wohl besser heißen:»...bei einer der beiden jeweils möglichen Aussageabsichten...«
Ich glaub, ich bin schon ein bisserl müd...
Christian Melsa
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
was Herr Melsa sagt, aber man muß auch abwägen, um das Wörterbuch nicht mit Ratschlägen zu überlasten, die ja dann auch an jeder Stelle stehen und sich folglich sehr oft wiederholen müßten. Im übrigen wird es immer zahllose Möglichkeiten mißdeutbarer Textgestaltung geben, denen man als Schreibender vorbeugen muß. Zum Beispiel wie viele Menschen dort leben. Man schreibt dann entweder zusammen oder auf welche Weise viele Menschen dort leben usw. Solche Tricks wenden wird doch ständig an, es wäre problematisch, die Möglichkeiten des Mißverstehens durch eine Regel der Zusammenschreibung gleichsam automatisch auszuschließen. Übrigens wird wie viele ja laut altem Duden gerade getrennt geschrieben! Also ganz kann man dem Schreibenden die Arbeit nicht abnehmen, oder man belastet sein orthographisches Gedächtnis bis zum Unzumutbaren.
Und wenn jemand ausdrücken will auf welche Weise viele Menschen leben, dann wird er doch ganz gewiß nicht in Versuchung sein, wieviele zu schreiben; eine diesbezügliche Warnung scheint mir überflüssig. Wie soll denn ein Wörterbuch aussehen, das solche geradezu schwachsinnigen Fehlermöglichkeiten ausdrücklich ausschließen will?
Was das Rechtschreibwörterbuch betrifft, so ist eine ausführlichere Fassung (mit Bedeutungshinweisen u. a.) in Vorbereitung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Lachenmanns Anregung, die Seltenheit mancher Schreibweisen entweder zu vermerken oder zum Anlaß zu nehmen, die Schreibweise wegzulassen.
Das habe ich mir auch überlegt. Aber das Weglassen (es geschieht ja ohnehin noch oft genug) ist problematisch, weil es die praktische Folge hat, daß man das Weggelassene dann als falsch ansieht, mit den hier oft geschilderten Folgen, die ich nicht will. Und zum Vermerk der Seltenheit fehlt mir erstens die breite statistische Grundlage, und zweitens kann man doch das Gebrauchen oder Nichtgebrauchen getrost den Schreibenden überlassen. Und mit dem Vermerk selten kann der Benutzer auch nicht viel anfangen. Mich erinnert das an die sonderbare Regel ß 97 E im amtlichen Regelwerk: der gelegentliche Gebrauch dieses Zeichens (des Apostrophs) zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor der Genitivendung -s. Was heißt gelegentlich? In der Literatur finden wir dann Uschis Blumenladen. Die genauere Bedingung ist nicht beschreiben, und soll ich den Apostroph nun gelegentlich verwenden und gelegentlich auch wieder nicht oder wie? Solche Regeln sind nichts wert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Lachenmann,
meine Antwort habe ich schon hundertmal gegeben, will sie aber gern noch einmal wiederholen. Es ist einfach so, daß äußerlich gleich aussehende Verbzusätze und Adverbien keineswegs durchgehend durch Zusammen- und Getrenntschreibung unterschieden werden. Das ist auch überflüssig, weil in den meisten Fällen die Konstruktionsmuster so verschieden sind, daß die von Ihnen befürchteten Zweideutigkeiten nicht aufkommen können. Im konkreten Fall müssen Sie sich gar sehr anstrengen, um eine Zweideutigkeit zwischen (jemanden) zufrieden stellen und (etwas) zufrieden (irgendwohin) stellen zu konstruieren. In Wirklichkeit kommt das einfach nicht vor (nicht heißt hier fast nicht, versteht sich).
Das Wesentliche ist, daß man eindeutige Festlegungen zwar treffen, aber nicht vermitteln kann. Können Sie auf Anhieb sagen, ob (sich) satt essen oder sattessen dudengemäß ist? Und so in Tausenden von Fällen. Die Zusammenschreibung ist, wenn man von den eigentlichen Präverbien (auf, ab usw.) absieht, insgesamt sehr jung. Zuvor hatte mein natürlich ebenfalls keine Schwierigkeiten mit den allenfalls möglichen Zweideutigkeiten. Zwischen der starren Dudenfestlegung fertigstellen und der ebenso starren Reformerfestlegung fertig stellen steht die Sprachwirklichkeit: fertigstellen/fertig stellen. Sie hat alle Gründe für sich.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2001 um 23.00
Lieber Herr Ickler,
so gerne ich in Ihnen einen Menschen gefunden habe, dem ich immer wieder freudig zustimme: in Ihrer Theorie gibt es meines Erachtens doch einige kritische Punkte, etwa auch den, der bei »zufrieden stellen« eben nicht zufriedenstellend ist, nicht nur für mich, sondern offenbar auch für andere Reformkritiker. Bei diesem Beispiel muß man sich tatsächlich Mühe geben, einen Fall zu konstruieren, wo die Auseinanderschreibung mißverständlich wäre oder einen anderen Sinn ergäbe. Dennoch wirkt sie befremdlich. Ob sie in der Praxis - abgesehen von dem, was jetzt durch die Reform alles angerichtet wird - tatsächlich in nennenswerter Weise gebräuchlich war oder ist, wissen Sie vielleicht besser, mir erscheint es völlig unüblich.
Also gibt es neben der Frage der Ein- oder Mehrdeutigkeit auch die Frage der (größeren) Üblichkeit.
Die Reformerfestlegung »fertig stellen« ist mir als Sprachwirklichkeit in meinem gut 60jährigen Leser- und Schreiber- (und Verleger)leben noch niemals begegnet. Soll man diese Formen jetzt als Sprachwirklichkeit begreifen, weil die Reformer sie konstruiert haben und uns als Norm vorschreiben wollen?
»Nietzsche war der erste Philosoph, der die Bedingtheit unserer Gedanken durch die grammatische Struktur der Sprache offen legte.« (SZ)
Was sagen Sie dazu? Das paßt zum Thema und gibt zugleich ein drastisches Beispiel für die Wahrheit des Gesagten. Da kommt erst eine nachdenkenswerte und interessante Aussage, dann wird sie durch eine völlig bescheuerte »grammatische Struktur« beschädigt - oder wenigstens durch eine überflüssige neumodische orthographische Praxis. Der Lesefluß ist unterbrochen, die Konzentration auf den ohnehin nicht einfachen Text gestört, die Bedingtheit der Gedanken des Lesers sind negativ beeinträchtigt, er ist sauer, ich jedenfalls war es, als ich das las, und mochte den interessanten Aufsatz nicht weiterlesen. Es gibt inzwischen tausende solcher Beispiele, die vielleicht wörterbuchtechnisch »möglich« sind, aber mit der gewohnten Praxis brechen, das Lesen deshalb stören und auch durch Gewöhnung keine Vorteile beim Lesen und Verstehen bringen werden, sondern in vielen Fällen tatsächlich auch noch Mehrdeutigkeiten zulassen (bemühen wir kein weiteres Mal das »wiedersehen« und das »wieder sehen« usw.)
Sicherlich kann man in alten Texten, etwa gerade bei Nietzsche, ungewohnte orthographische Formen finden, die beweisen, daß sie nicht »falsch« sein können, weil sie ja angewandt worden sind. Aber die Schreibgewohnheiten haben doch dazu geführt, daß vieles eindeutiger geworden ist, eben beispielsweise durch Unterscheidung mittels Auseinander- oder Zusammenschreibung.
Wenn ich ein Wörterbuch zu verfassen hätte, würde ich versuchen, Formen nicht aufzunehmen, die zwar möglich, aber wie beim Beispiel »fertig stellen« unüblich sind und eigentlich auch nur per Zufall nicht mißverständlich. Bei »richtig stellen« sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier gibt es Bedeutungsunterschiede und je nach Schreibweise könnte es auch Mißverständnisse geben, erst recht für jemanden, dem die Sprache nicht vertraut ist, der sie erst lernt.
Ein ähnliches Phänomen gibt es in der Numismatik. Da gibt es Sammlerkataloge. Die einen enthalten alle Münzen, die ein Land offiziell ausgegeben hat oder ausgibt. Viele Länder, etwa der Dritten Welt, lieben es, hoch offiziell herrliche Münzen zu prägen, die von Sammlern für teuer Geld gekauft werden sollen, aber im Land selbst nie in Umlauf kommen, die sogenannten Pseudomünzen. »Seriöse« Sammler sammeln diese Münzen nicht, »seriöse« Kataloge führen sie auch nicht auf. Vielleicht kann man es in der Orthographie ähnlich machen mit den Kuriositäten, oder diese als solche kennzeichnen, vielleicht mit einem Smiley, etwa so ( :-{) , diese Albernheiten liebt man doch neuerdings so sehr und hier hätten sie sogar einen Sinn.
Diskutieren wir das doch mal weiter, wenn Sie Lust haben. Da gäbe es noch viel zu bedenken. Auch Ästhetisches, wenn es um die Pflege der Sprache gehen soll und nicht nur um deren Verwaltung.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Karl Eichholz am 11.01.2001 um 23.00
wie ich von der Redaktion erfahren konnte, sind Ungereimtheiten im Gästebuch betreffend Tüttelchen (= An- und Abführungsstriche) bekannt und es wird daran gearbeitet.
Dies gilt auch für Änderungswünsche am Forum (welches übrigens von einem noch-nicht-Informatikstudenten als Studie erstellt wurde).
Bitte berücksichtigen Sie dabei, daß auch alle Redakteure ihren eigenen bürgerlichen Beruf ausüben und dieses Sprachrohr als ihre Berufung betreiben, ausschließlich in ihrer Freizeit und mit dem Taschengeld.
Wir sind hier deren Nutznießer und können sie natürlich nach Kräften unterstützen, wir sollten aber auch geduldig sein, wenn mal etwas nicht so läuft wie gewünscht.
Herzliche Grüße von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Christian Dörner am 11.01.2001 um 23.00
Gerne möchte ich die wesentlichen Punkte meines Beitrags noch mal kurz ansprechen, da sie offensichtlich nicht richtig rübergekommen sind.
1.) Eine Freigabe der Getrennt- und Zusammenschreibung ist an vielen Punkten sinnvoll. Hier wurde des öfteren etwas geändert, ohne daß es die Menschen überhaupt mitbekamen. Beispiel: zusammensein / zusammen sein. Duden 1973: nur getrennt, Duden 1991: nur zusammen. Weiteres Beispiel: sich kranklachen / sich krank lachen. Duden 1973: nur getrennt, Duden 1991: nur zusammen. Hat es irgend jemand überhaupt bemerkt, daß sich hier eine Änderung vollzog? So schrieb man bereits vor der Rechtschreibreform ernst nehmen, zugrunde liegen, Auto fahren und zu Hause oft zusammen, verlorengehen und spazierengehen oft getrennt. Hier sollte man die GZS freigeben.
2.) Es gibt aber Fälle, die mit ein wenig Sprachgefühl so eindeutig sind, daß eine Freigabe wohl nichts bringt und sie vielleicht eher zur Beliebigkeitsschreibung führt. Auch hiefür möchte ich ein paar wenige Beispiele nennen: fertigstellen (kam sogar laut Prof. Ickler vorher nie getrennt vor, da sich die Getrenntschreibung kaum literarisch belegen läßt), bereitstellen, zufriedenstellen, achtgeben, gleichlautend, andersdenkend /-lautend usw. Vor allem bei kennenlernen widerspricht die Getrenntschreibung so stark dem Sprachgefühl, daß sogar die Reformer dieses Wort wiederherstellen wollten. Hier ist eine Festlegung der Zusammenschreibung völlig unschädlich und würde im Gegensatz zu den oben genannten Verben eben *nicht* dazu führen, daß man nachschlagen müßte. Vor der Reform schrieben selbst rechtschreibschwache Schüler kennenlernen nur zusammen. Eine Freigabe bringt hier also nicht viel. Wer schlägt schon kennenlernen nach?
3.) Die Unterscheidung zwischen Zweifelsfällen und eindeutigen Getrennt- oder Zusammenschreibungen ist beinahe unmöglich. Die Grenze läßt sich nicht ziehen. Deshalb wäre in den Wörterbüchern ein vorsichtiger (ich schwäche bereits ab) Hinweis hilfreich, wie man denn in einer oder der anderen Bedeutung zu schreiben pflegt. Ein Beispiel habe ich bereits zu dem Verb bekanntwerden gegeben. Eine Schreibung wie ... dadurch ist der Schauspieler erst bekanntgeworden. ist nicht falsch. Sie ist aber nicht die allgemein übliche Schreibung. Es wurde eben bisher meist anders gehandhabt. Auch eine Schreibung wie ... er hat die Tat bewußtgemacht. kam bisher wohl eher seltener vor.
Deshalb: Ein klares Nein zur willkürlichen Normung von Zweifelsfällen, aber ein Ja zu vorsichtigen Hinweisen, wie man denn normalerweise zu schreiben pflegt. Dies wäre dann keine Vorschrift, sondern lediglich *Aufzeichnung* des Sprachgebrauchs, und das ist mit dem bisher gültigen Dudenmonopol ja schließlich nicht mehr zu vergleichen. Oder?
An Herrn Prof. Ickler: Gibt es inzwischen Ihren Kommentar zur Schreibung nach Duden (1991)?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Je weiter man zurückgeht, und zwar durchaus noch in unserem Jahrhundert, desto mehr Getrenntschreibungen trifft man. Die Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen ist etwas ziemlich Neuartiges, abgesehen natürlich von den Urzusätzen wie ab- usw. Daraus folgt, daß Zusammenschreibung, wenn sie überhaupt vorkommt, auf jeden Fall das Modernere ist und der Entwicklungstendenz entspricht. Trotzdem würde ich nicht so weit gehen, die Getrenntschreibung für falsch zu erklären und nicht mehr aufzunehmen. Dafür ist der Preis zu hoch. Er besteht darin, daß lauter einzelwortbezogene Festlegungen getroffen werden müßten, die sich niemand merken kann. Wie war das mit bereitstellen, loslösen, kennenlernen, sitzenbleiben? So würde man dauernd fragen müssen. Wenn es zutrifft, daß sowieso jeder ohne Nachdenken fertigstellen zusammenschreibt - nun, dann schaut er ja nicht nach und wird durch meinen Rundbogen auch nicht verwirrt. Es entsteht also kein Schaden. Es ist wahr, daß fertigstellen viel seltener getrennt geschrieben wird (SZ 1998: 316mal fertiggestellt, 5mal fertig gestellt - nur als Beispiel). Aber immerhin, die Getrenntschreibung kommt vor und ist, das versichere ich auf Ehre und Gewissen, unauffällig! D. h. man liest darüber hinweg, ohne was zu merken. Ebenso offen legen: die ihre kriminellen Geschäfte offen legen, alle Hypotheken offen legen, alle Geschäfte offen legen usw. (alles aus der Süddeutschen, ich könnte nach Belieben fortfahren). Ich erziele also eine ganz unschädliche, aber sehr nützliche Regelvereinfachung, und wenn ich dann noch, wie geschehen, die Zusammenschreibung als oft besser kennzeichne, dann ist doch eigentlich allen Bedürfnissen Genüge getan, oder?
Hinzu kommt noch, daß die Zahlenverhältnisse für jedes konkrete Beispiel sehr wechseln. In einem Jahrgang der Süddeutschen Zeitung finde ich 29mal fallenlassen und 34mal fallen lassen. Bei anderen Konstruktionen aus Infinitiv+Verb sind sie wieder ganz anders. Für Linguisten wäre es interessant, die genauen Zahlenverhältnisse, womöglich über die Zeiten hinweg, zur Hand zu haben, was allerdings noch viel größere und vielseitigere Korpora erfordern würde. Aber für das praktische Rechtschreibwörterbuch? Dazu habe ich im Vorwort Stellung genommen.
Ich bitte jeden Interessierten, sich den ungeheuren Gewinn an Ökonomie der Darstellung (und des Lernaufwandes) klarzumachen, der durch mein Verfahren erreicht ist, und dagegen die Kosten jeder anderen Lösung gut abzuwägen! Ich will natürlich nicht behaupten, daß meine Ausführung schon perfekt ist, aber der Grundgedanke kommt mir so einleuchtend vor wie am ersten Tag.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 11.01.2001 um 23.00
Martin Gerdes meint, niemand sei auf seinen Vorschlag eingegangen, in einem Zweifelsfall der Rechtschreibung, eine andere Formulierung zu wählen. Doch in www.deutsche-sprachwelt.de machte ich bereits am 13. Dezember unter dem Stichwort Vermeidungssprache auf dieses Problem aufmerksam:
In einem Gespräch sagte ein Journalist, daß sich infolge der sogenannten Rechtschreibreform unter den Redakteuren eine Vermeidungssprache ausgebreitet habe. Man vermeide bestimmte Wörter und damit die Reformschreibweise,
a) weil man unsicher sei und keine Fehler machen wolle;
b) weil man bestimmte Wörter als häßlich empfinde, z.B. bei der Dreikonsonantenschreibung: Krepppapier.
Auch der Musikjournalist Dr. Diether Steppuhn wies hier in seinen Briefen an die Mainpost darauf hin. Doch die Vermeidungssprache ist nur ein Symptom. Durch eine Vermeidungssprache wird das Problem nicht gelöst, sondern nur verdrängt.
Professor Ickler will den Sachverhalt der Vermeidungssprache statistisch einwandfrei erfassen.
Hinter der Rechtschreibreform steckt auch die sozialistische Ideologie der 68er Kulturrevolutionäre der GEW, sozial unterprivilegierte Schichten seien durch die deutsche Rechtschreibung benachteiligt. Das ist schon allein angesichts der heutigen sozialen Bildungs- und Berufsbildungspolitik Unsinn. Auch ist die deutsche Rechtschreibung verglichen mit der englischen und französischen um einiges einfacher. Und diese beiden Sprachen werden in Deutschland auch gelernt. Hinter manchen antiautoritären und leistungsnivellierenden Bestrebungen in Richtung Spaßschule versteckt sich eine grundsätzliche Abneigung gegenüber der Leistungsschule und Leistungsgesellschaft. Das Konzept der Spaßschule mit einer Vereinfachung der Rechtschreibung ist daher in diesem Sinne auch eine Vermeidungsstrategie.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 11.01.2001 um 23.00
Von einer Veränderung der Anführungszeichen erwartet man eine Verbesserung. Die jetzige Form der untenstehenden Gänsefüßchen ist im Vergleich zu den bisher obenstehenden Anführungszeichen eine 100prozentige Verschlechterung. Warum macht man die Veränderung nicht einfach wieder rückgängig? Oder will jemand anhand dieser blödsinnigen Gänsefüßchen für seine Examensarbeit Testen, was sich die Deutschen, ohne zu proTestieren, alles gefallen und oktroyieren lassen?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2001 um 23.00
» = Zahlenfeld ALT+175 (»)
» = ALT+174 («)
= ALT+0132 ()
= ALT+147 ()
Vielleicht klappt es so (DOS-Rechner, Word für Windows)
(Hatte schon geschrieben »Word for Widows« - elektronische Seelsorge sozusagen)
Warum kann man »mögliche« aber seltene Formen nicht wegen Seltenheit entsprechend kennzeichnen oder weglassen?
Wer zwischendurch mal schnell in ein Wörterbuch schaut, kennt nicht immer den Inhalt des Vorworts, sondern sieht nur den Eintrag sowohl als auch.
Und warum sagt die Statistik, was geht und was nicht?
Dann muß einer nur oft genug Unsinniges sagen und andere es ihm nachsagen, dann wird es sinnig.
Und die schöne Politikerfloskel: »Durch ständige Wiederholung wird Ihre Behauptung nicht richtiger« verliert ihre Überzeugungskraft.
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Stephanus Peil am 11.01.2001 um 23.00
Vielleicht sind die unterschiedlichen Lebensläufe von Herrn Ickler und mir eine der Ursachen für unseren Disput über die Eindeutigkeit der Schreibweisen. Herr Ickler lebt als Hochschullehrer in der Freiheit der wissenschaftlichen Lehre. Ich als Grundschullehrer mußte meinen Schulkindern das richtige Schreiben beibringen. Natürlich sind bei mir Denkweisen des Schulmeisterleins noch vorhanden (man kann ja nicht über ein Vierteljahrhundert Lehrerzeit so einfach abstreifen wie einen Handschuh), denn es galt, grundlegende Fähigkeiten zu vermitteln.
Der Leser möge mir verzeihen, wenn ich schon wieder mit hinkenden Vergleichen daherkomme: In der Grundschule muß den Kindern erst einmal ein Geländer zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich an diesem festhalten und die ersten eigenen Schritte wagen können. Wenn sie später sicherer und selbständiger sind, benötigen sie dieses Geländer nicht mehr, es sollte aber weiterhin bestehenbleiben, denn es gibt ja Lebenssituationen, in denen man es doch wieder gebrauchen kann. Ich denke ganz konkret an das Geländer bei uns in der Holzbachschlucht: Jemand, der bei bester Gesundheit und sicheren Fußes diese Schlucht durchquert, kann gut und gerne auf das Geländer verzichten. Für Kleinkinder, Ängstliche, Kranke oder Alte ist es jedoch eine Hilfe vor dem Absturz. Bräche also dieses Geländer weg, stünden die Erwähnten ziemlich rat- und hilflos da und könnten den Weg eventuell nicht fortsetzen. Das Geländer hat also keinen Selbstzweck, sondern eine Hilfsfunktion.
So sollte es auch Aufgabe eines Rechtschreibwörterbuches sein, Hilfen zum rechten Schreiben anzubieten. Herr Ickler schreibt ja selbst: »Für mich ist, wie gesagt, das Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber.« Während Herr Ickler die Bestandsaufnahme überzubewerten scheint (oder besser: schien?), so kommt (oder besser: kam) für mich der Ratgeber zu kurz. Daher unsere Meinungsverschiedenheiten.
Aber die sind jetzt gottseidank ausgeräumt. Mit Icklers Hinweis auf die Weglaßbarkeit des Bogens ist für mich als Ratsuchender nun wirklich alles glasklar: Jetzt verstehe ich viel besser die Intension des Buches (nämlich die Nachzeichnung des Schreibgebrauchs und gleichzeitig die Hilfestellung in Zweifelsfällen), und ich kann leichter die Entscheidung treffen, ob ich getrennt oder zusammenschreiben soll. Für mich hat sich dadurch der Wert des Wörterbuches im praktischen Gebrauch um ein beträchtliches erhöht, denn es geht tatsächlich langsam in meinen Kopf: im Zweifelsfall nicht getrennt (wie es die Reform vorschreibt), sondern zusammen (wie es das Sprachgefühl vorgibt). Herrn Ickler sei (nochmals) Dank gesagt für diesen klärenden Hinweis!
P.S.: Ich bin mir sicher, daß Herr Ickler in der nächsten Auflage seines Wörterbuches den Hinweis noch deutlicher herausstreichen wird. (Es gibt ja vielleicht noch mehr solcher Langsamdenker wie mich.)
Stephanus Peil
56457 Westerburg, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Es freut mich, auch mit Herrn Peil wieder eine hohes Maß an Übereinstimmung erreicht zu haben. Ich möchte noch überflüssigerweise nachtragen, daß ich selbstverständlich weit davon entfernt bin, auf das Schulmeisterlein herabzusehen, und mir selbst sind, wie angedeutet, die Belange des Anfängerunterrichts keineswegs so fern und fremd. Was ich bestreite, ist die so umstandslos vertretene Behauptung, daß dem Schüler am besten mit strikten, eindeutigen Anweisungen gedient sei, daß er also nicht fähig sei, eine andere, angemessenere Auffassung vom Rechtschreiben sich zu eigen zu machen. Schon vor vielen Jahren und ganz unabhängig von der Rechtschreibreform habe ich eine liberale Auffassung von Sprachnormen vertreten und bin dafür sogar mit dem Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet worden (Die Ränder der Sprache, Heidelberg 1978, falls es jemanden interessiert). Mein Wörterbuch ist also nicht für die Hand des Schülers (der bekommt seines auch noch!), wohl aber für die des Lehrers bestimmt, auch des Grundschullehrers, obwohl unsere hier diskutierten Streitfälle den Grundschüler fast gar nicht betreffen. Es geht schließlich auch ums Korrigieren und Bewerten. Bisher strich der Lehrer notgedrungen und von Amts wegen zufrieden stellen als falsch an. Ist das zu verantworten? Unsere Lehrer bekommen meistens keine Ausbildung in Orthographie und Sprachnormentheorie. Sie haben daher ein ganz naives Verhältnis zur Rechtschreibung, schauen im Duden nach wie jede Sekretärin und urteilen nach falsch und richtig, wie der Dienstherr es befiehlt. Ich lehne diesen ganzen Betrieb von Grund auf ab und empfehle eine ganz andere Praxis: Beratung im Sinne eines besser oder schlechter. Das Falsche ist ein extremer Pol. zufriden ist falsch, zufriedenstellen ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, zufrieden stellen ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten. Um dies einzusehen, bedarf es eines Wörterbuchs, wie ich es vorgelegt habe.
Ich hoffe, daß ich damit eine Konzeption ins Gespräch gebracht habe, über die man gern und fruchtbar diskutieren wird.
Noch etwas: Wer die bloße Rückkehr zum alten Duden samt staatlich verordneter Eindeutigkeit fordert, weiß gar nicht, auf welch brüchigen Boden er sich begibt! Dagegen ist die von mir vorgeschlagene Konzeption, die die Rechtschreibung auf dieselbe Ebene bringt wie die Semantik, Grammatik und Stilistik, eine mächtige Waffe im Streit gegen die Reform. Die Reformer wissen schon, warum sie bisher mit keinem Wort darauf eingegangen sind! Sie haben nämlich nichts dagegenzustellen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 11.01.2001 um 23.00
Die zusammenfassende Empfehlung, »im Zweifelsfall zusammen« ist zwar als Fazit natürlich richtig. Allerdings wäre es für einen Ratsuchenden ganz interessant zu wissen, wie dieses Fazit begründet ist. Und zwar, um beim Schreibenden ein Verständnis dafür zu schaffen, ihm eine Gefühlsgrundlage zu vermitteln, in welchen Fällen er denn nun konkret besser zusammenschreiben sollte - warum es also nicht gleich heißt: »immer zusammen«.
Der wesentlichste diesbezügliche Aspekt kommt in der »Anleitung zum rechten Schreiben« gegenwärtig noch nicht genügend zum Tragen, finde ich: Zusammenschreibung ist in genau den Situationen besonders anzuraten, in der die Getrenntschreibung die sofortige Eindeutigkeit der Satzaussage abschwächt oder sogar verschleiert. Dies ist besonders wichtig, um MISSVERSTÄNDNISSE beim Lesen zu vermeiden.
Betreffend also solche Sätze wie etwa:
»Nachdem ich davon schon lange träumte, habe ich sie heute morgen wach geküßt.«
Also zum erstenmal nicht im Schlaftraum? Oder hat die Person sie durchs Küssen geweckt?
»Es ist wichtig, sich zu informieren, wie viele Menschen in anderen Ländern leben.«
Geht es um die Bevölkerungszahl oder die dortigen Sitten?
Wenn man in solchen Fällen »wachgeküßt« und »wieviele« (wogegen sich auch der alte Duden noch sträubte) schreibt, ist die Aussage sofort klar. Dies ist also nicht nur irgendeine zufällige Tendenz der Sprachentwicklung, sondern ganz offensichtlich auch sehr sinnvoll und vernünftig (Sinnvoll und Vernünftig, so heißen, nebenbei bemerkt, auch die beiden verbannten Prinzessinen in der deutschen Übersetzung von Norton Justers Märchenerzählung »The Phantom Tollbooth« - »Verhext in Wörterstadt«, ein Buch, das ich immer wieder verschlingen kann). Das sollte im Rechtschreibwörterbuch schon explizit herausgestellt werden, neben und trotz aller Deskription des vorhandenen Schreibgebrauchs, der dieser Linie nicht immer entsprechen mag.
Es ist übrigens auch zu beachten, daß in den genannten Beispielsätzen in einer der beiden jeweiligen beabsichtigten Aussagemöglichkeiten die Zusammenschreibung genau falsch wäre! Ein unreflektiertes Orientieren des Schreibers an einer pauschalen Faustregel »im Zweifelsfall zusammen« wäre hier also sogar schädlich.
D.h. man sollte dem Schreibenden empfehlen, sich anzugewöhnen, den selbstfabrizierten Text immer auch gleich wie mit den Augen eines unwissenden Lesers nachzuprüfen. Das ist freilich ohnehin eine gute Tugend.
Wahrscheinlich sollte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und darauf hinweisen, daß auch in einem Kontext, in dem die Getrenntschreibung keine direkte Unklarheit bewirkt, Zusammenschreibung zu empfehlen ist, da sich so in den allermeisten syntaktischen Stellungen die dem Leser aus anderen Situationen (Vermeidung von Mißdeutungen, s.o.) vertrauten Wortbilder schneller auffassen und verarbeiten lassen. Das begünstigt den Lesefluß. Dies nun ist also wichtig, um IRRITATIONEN beim Lesen zu vermeiden. (Die ausgeweitete Getrennschreibung gemäß Reform in Zeitungen usw. bewirkt ja auch eher selten totale Unklarheiten, dafür aber eben oft ärgerliche und unnötige Irritationen.)
Außerdem können die Fälle, in denen bewußt mit Aussagegrund getrennt geschrieben wird, so auch erst als Besonderheiten hervortreten.
Das sind zwar beinahe schon eher Stilratschläge denn Hinweise auf orthographische Gegebenheiten, aber nur so ließen sich verwirrende »offen legen« (die Karten?), »sicher stellen« (den Täter?) usw. bekämpfen. Falls diese doch einmal vorkommen sollten, wäre es zwar unangemessen, sie immer gleich als Fehler zu bezeichnen, aber nicht nur sind sie unschön, sie stehen auch nicht gerade im Dienste der Leseökonomie. Letztere ist in der heutigen informationsüberfluteten Zeit sogar besonders zu beachten.
Zu Ökonomie oder auch Effizienz bzw. Lesekomfort gehören zudem weiterhin, daß Wortgruppen, die als Sinneinheiten gedacht sind, als solche bequemer und schneller aufgenommen werden, wenn sie zusammengeschrieben sind (Stichwort Wortbilder hier wieder), sofern sie nicht allzu lang geraten und/oder durch spezielle Buchstabenkombinationen zunächst auf die falsche Fährte führen (»Urinstinkt« usw.). Auch diese Gegebenheiten der Kognition sollten als bedenkenswert in der »Anleitung zum rechten Schreiben« angemerkt werden.
Eine allzu liberale Handhabung der GZS ist jedenfalls nicht so gut. Ihre Leistung ist ja der Groß- und Kleinschreibung oder der Kommasetzung ähnlich gelagert, wo beliebige bzw. stark reduzierte Anwendung auch zu starken Lasten von Eindeutigkeit und Leseökonomie geht. Diese sind aber doch Zweck überhaupt aller Orthographie!
Die Information, welcher übertragene Sinn in einem nach ß10 zusammengeschriebenen Konstrukt steckt, mag zwar manchem Benutzer des Rechtschreibwörterbuchs fehlen, aber die Semantik betreffende Worterklärungen fehlen darin schließlich ohnehin völlig, das ist ja offenkundig auch nicht die Zielsetzung des Werks. Ein modernes vollwertiges Wörterbuch in »alter« Rechtschreibung wäre aber natürlich trotzdem noch etwas Schönes, allein wegen der tragisch abgesackten Seriosität des Dudens (Quellenfälschung, »Maschendrahtzaun« usw.).
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 11.01.2001 um 23.00
Im 9. Absatz sollte es wohl besser heißen:»...bei einer der beiden jeweils möglichen Aussageabsichten...«
Ich glaub, ich bin schon ein bisserl müd...
Christian Melsa
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
was Herr Melsa sagt, aber man muß auch abwägen, um das Wörterbuch nicht mit Ratschlägen zu überlasten, die ja dann auch an jeder Stelle stehen und sich folglich sehr oft wiederholen müßten. Im übrigen wird es immer zahllose Möglichkeiten mißdeutbarer Textgestaltung geben, denen man als Schreibender vorbeugen muß. Zum Beispiel wie viele Menschen dort leben. Man schreibt dann entweder zusammen oder auf welche Weise viele Menschen dort leben usw. Solche Tricks wenden wird doch ständig an, es wäre problematisch, die Möglichkeiten des Mißverstehens durch eine Regel der Zusammenschreibung gleichsam automatisch auszuschließen. Übrigens wird wie viele ja laut altem Duden gerade getrennt geschrieben! Also ganz kann man dem Schreibenden die Arbeit nicht abnehmen, oder man belastet sein orthographisches Gedächtnis bis zum Unzumutbaren.
Und wenn jemand ausdrücken will auf welche Weise viele Menschen leben, dann wird er doch ganz gewiß nicht in Versuchung sein, wieviele zu schreiben; eine diesbezügliche Warnung scheint mir überflüssig. Wie soll denn ein Wörterbuch aussehen, das solche geradezu schwachsinnigen Fehlermöglichkeiten ausdrücklich ausschließen will?
Was das Rechtschreibwörterbuch betrifft, so ist eine ausführlichere Fassung (mit Bedeutungshinweisen u. a.) in Vorbereitung.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2001 um 23.00
Zu Herrn Lachenmanns Anregung, die Seltenheit mancher Schreibweisen entweder zu vermerken oder zum Anlaß zu nehmen, die Schreibweise wegzulassen.
Das habe ich mir auch überlegt. Aber das Weglassen (es geschieht ja ohnehin noch oft genug) ist problematisch, weil es die praktische Folge hat, daß man das Weggelassene dann als falsch ansieht, mit den hier oft geschilderten Folgen, die ich nicht will. Und zum Vermerk der Seltenheit fehlt mir erstens die breite statistische Grundlage, und zweitens kann man doch das Gebrauchen oder Nichtgebrauchen getrost den Schreibenden überlassen. Und mit dem Vermerk selten kann der Benutzer auch nicht viel anfangen. Mich erinnert das an die sonderbare Regel ß 97 E im amtlichen Regelwerk: der gelegentliche Gebrauch dieses Zeichens (des Apostrophs) zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor der Genitivendung -s. Was heißt gelegentlich? In der Literatur finden wir dann Uschis Blumenladen. Die genauere Bedingung ist nicht beschreiben, und soll ich den Apostroph nun gelegentlich verwenden und gelegentlich auch wieder nicht oder wie? Solche Regeln sind nichts wert.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Ich führe die Diskussion von der Nachrichtenseite doch lieber an dieser Stelle fort.
Meine lieben Mitstreiter Stephanus Peil, Manfred Riebe, Maria-Theresia Rolland und andere haben seit langem eine abweichende, von mir stets mit Verständnis wahrgenommene Meinung über Eindeutigkeit und Schultauglichkeit im Rechtschreibwörterbuch. Von Zeit zu Zeit muß ich aber doch auf mein Hauptargument zurückkommen, das meines Wissens bisher nicht widerlegt ist.
Vorausgeschickt sei die Bemerkung, daß mein Rechtschreibwörterbuch kein Schulwörterbuch ist. Ein solches ist im Manusktipt seit langem fertig, aber ich will noch etwas daran ändern. Die Argumente bleiben übrigens im wesentlichen die gleichen.
Herr Peil möchte eindeutige Auskünfte. Es soll also im Wörterbuch möglichst jeder Fall mit einem so und nicht anders entschieden sein. Was bedeutet das? Da man sich die einzelnen Fälle nicht aus einer allgemeinen Regel selbst ableiten kann (sonst wäre der Eintrag ja überflüssig), muß man sich entweder die vielen tausend Fälle alle einprägen - oder ständig nachschlagen. So war es eigentlich im alten Duden. Das hat zu einer gewissen Gleichgültigkeit geführt. Man glaubte vielleicht, dudenkonform zu schreiben - aber wer hat in Wirklichkeit, wenn er nicht gerade Korrektor war, schon gewußt, ob nun ernst nehmen oder ernstnehmen richtig war? Ich habe empirisch festgestellt, daß hier ständig gegen die Dudennorm verstoßen wurde. Warum auch nicht? Ist ein Schaden entstanden? Natürlich nicht. Die Reformer haben den Sachverhalt ganz richtig erfaßt: Alle machen alles ständig falsch, und keiner merkt es! Sie haben aber die ebenso falsche Folgerung daraus gezogen, den Gegenstand zwar anders, aber genauso rigide zu regeln, und dazu noch gegen die Sprachentwicklung (mehr getrennt als zusammen). Dadurch ist das Gebiet eher noch schwieriger geworden, und die Verstöße nehmen zu statt ab.
Das Ganze beweist, daß mit dem Begriff von Eindeutigkeit etwas nicht stimmt.
Bei mir ist die Gruppe der obligatorischen (d. h. so gut wie immer durchgeführten) Zusammenschreibungen stark eingeschränkt. Man kann sie in kurzer Zeit lernen, aber nicht einmal das ist nötig, weil sowieso niemand daran zweifelt, daß es aufsteigen usw. heißt. Der Rest wird freigegeben, wie er ja auch in der Tat immer frei war, bloß nicht nach Dudennorm. Für didaktische Zwecke kann man die Empfehlung hinzufügen: Wo im Rechtschreibwörterbuch der Bogen (für fakultative Zusammenschreibung) steht, kann man ihn einfach weglassen und Zusammenschreibung empfehlen. Diese vermehrte Zusammenschreibung entspricht übrigens dem - auch von H. H. Munske favorisierten - Alternativvorschlag des Reformers Dieter Herberg, den die westdeutschen Reformer Augst und Schaeder unter den Tisch gekippt haben; in dem neuen Buch Deutsche Orthographie von Nerius u.a. (Dudenverlag 2000) wird er nochmals vorgestellt. In allen Fällen liegt die Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung, ist daher progressiv, während die Getrenntschreibung einen alten Zustand konserviert (17. und 18. Jahrhundert in der Regel, wie von Glück nachgewiesen).
Ich empfehle also, sich nicht vom falschen Glanz einer eindeutigen Einzelschreibung blenden zu lassen, sondern die gesamten Folgen zu bedenken. Meine Lösung ist nicht nur sprachgerecht (was Peil u. a. ja auch anerkennen), sie ist durchaus auch didaktisch vorteilhaft, wenn man aufs Ganze sieht.
Wichtig wäre noch, den Schülern von Anfang an den Glauben an die einzig richtige Schreibweise auszutreiben und ihnen zu zeigen, wie Sprache sich entwickelt. Jedes andere Bild von der Sprache wäre sachlich falsch und kann daher auch nicht aus vermeitlich pädagogischen Gründen gerechtfertigt werden. Es gibt noch genug Eindeutiges und Sicheres, woran sich die Schüler halten können.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.01.2001 um 23.00
1. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Wer dieser Gleichung entsprechend schreibt, wendet die Grundregel der Rechtschreibung an: Schreibe Gleiches gleich. (Hier ist mit Regel auch zunächst nichts gemeint, was es zu befolgen gilt, sondern ein Prinzip, auf das sich, zusammen mit der Entsprechung Schreibe Verschiedenes verschieden, alle möglichen Erscheinungen einer gewachsenen Einheitsschreibung zurückführen lassen.) Wer also zu als geschlossen auffaßt, kann analog zu geschlossen lassen getrennt schreiben.
2. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Es wiegt formal genauso stark wie das erste Argument, nämlich die Rückseite desselben Grundprinzips wird angewendet: Schreibe Verschiedenes verschieden. Weil zulassen auch erlauben bedeuten kann, liegt die Differenzierung zu lassen für die Bedeutung geschlossen lassen nahe.
Zwischenbemerkung: Diese beiden Argumente orientierten sich an einem Hauptkriterium der Getrennt- und Zusammenschreibung, nämlich der Bedeutung. Wie sieht es mit dem zweiten Hauptkriterium aus, der Betonung?
1. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Schreibe Gleiches gleich nach der Betonung, also zulassen wie zuarbeiten, zugestehen, zuhören, zurechnen, zureden, zuschreiben und viele andere. Eine starke Reihenbildung.
2. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Die Reihenbildung greift über zu noch hinaus, denn zu gehört in die Gruppe von Verbzusätzen, die mit Präpositionen gleichlauten und fast sämtlich in Kontaktstellung zusammengeschrieben werden: zulassen usw. wie ableiten usw., aufgreifen usw., nachstellen usw., vorbereiten usw. und viele andere. Eine gewaltige Reihenbildung. Schreibe Gleiches gleich? Falls die Betonung den Ausschlag gibt, spricht alles für die Festlegung auf zulassen.
3. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Schreibe Verschiedenes verschieden nach Betonung, also zulassen (vorne betont) anders als zu lassen (hinten betont).
4. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Stelle Eindeutigkeit her, vermeide Fallen und Mißverständnisse. Das entspricht hier der Notwendigkeit, die Argumente zu gewichten. Falls man zulassen zusammenschreibt, besteht dann die Gefahr, daß der Leser erlauben versteht, obwohl geschlossen lassen gemeint ist? Solche Fälle sind nicht auszuschließen, dürften aber fast nie vorkommen. Falls man um die mißverständliche Formulierung nicht herumkommt, zum Beispiel bei der wörtlichen Abschrift eines Interviewprotokolls, wäre in der Tat die differenzierende Getrenntschreibung angezeigt; andernfalls eine andere Formulierung. Umgekehrt wird der Leser vermutlich in den meisten Fällen irregeführt, wo zu lassen trotz Vorne-Betonung getrennt geschrieben wird, weil zu in aller Regel nicht betont wird. Wenn man diese Irreführung des Lesers vermeiden will, muß man zusammenschreiben!
5. Argument für zulassen = geschlossen lassen (im Infinitiv)
Besonders schwer wiegt die Gefahr des Mißverständnisses natürlich beim Infinitiv, weil es auch den Infinitiv mit zu gibt: Ich bitte dich, das zu lassen. Soweit man die Gruppe zu + Infinitiv als Leser überblickt, und das dürfte normalerweise der Fall sein, ergibt sich ein besonderer Anreiz, die Falle der falschen Betonung zu ersparen; anders gesagt, hier droht nicht nur die Verwechslung mit der unbetonten Präposition zu, sondern zusätzlich die Verwechslung mit dem unbetonten Infinitiv-zu, also eine erhöhte Gefahr der Verwechslung mit unbetontem zu. (zu lassen liest sich zwingender mit falsch versuchter Betonung auf zu als zum Beispiel zu läßt.)
Es spricht also alles dafür, bis auf ganz wenige Ausnahmen, in denen eine Verwechslung mit der Bedeutung erlauben ausgeschlossen werden soll, zulassen auch in der Bedeutung geschlossen lassen zusammenzuschreiben, besonders im Infinitiv (der auch bei dem zitierten Text vorlag: Läden zulassen ...). Ein Fehlversuch des Lesers mit unbetontem zu ist sonst fast sicher (Läden zu lassen). Oder? Man sehe sich das Beispiel an.
3. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Wie das Beispiel Läden zulassen zeigt, kann es doch irgendwie unangenehm sein, daß zulassen in aller Regel die Bedeutung erlauben hat. Selbst wenn ziemlich sicher ist, daß das hier nicht gemeint ist - zulassen sieht einfach aus wie erlauben, weil es das meistens auch bedeutet. Das entspricht einer stärkeren Gewichtung von Argument 2 für zu lassen, ebenfalls anhand der Statistik. Also doch getrennt (zumindest wenn lassen flektiert ist)?
4. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Handelt es sich um einen Zweifelsfall? Die Getrenntschreibung entspricht der uralten und meist nützlichen Faustregel: Im Zweifel schreibe man getrennt.
Zusammenfassung: Es gibt Argumente für und gegen die Zusammenschreibung, die spontanen Anreizen bei den einzelnen Schreibern entsprechen, sich für die eine oder auch für die andere Lösung zu entscheiden. Daher dürfte es, insbesondere bei Flexion, tatsächlich einen Anteil von Getrenntschreibung geben, den man schlecht einfach verleugnen kann, wenn man den Schreibgebrauch darstellen will. Auch wenn die Zusammenschreibung deutlich überwiegt, wäre es angemessen, sie zu empfehlen, aber nicht sinnvoll, die Getrenntschreibung, für die sich immerhin anhand des Hauptkriteriums Bedeutung drei Argumente finden ließen, als falsch zu bezeichnen und im Wörterbuch zu unterschlagen. Es sei denn, es wäre dem Wörterbuch erläuternd vorausgeschickt und/oder dem Benutzer klar, daß jederzeit grammatisch zulässige Wortgruppen nicht überall angeführt werden, wo eine entsprechende Zusammenschreibung existiert; wenn zum Beispiel etwas zu ist (das entspricht hier einem Adjektiv geschlossen), dann kann es grammatisch gesehen auch zu bleiben, man kann es zu machen und zu lassen. Das ist aber ein grundsätzliches Problem der Wörterbuchgestaltung und hat mit der Frage der Zulässigkeit von einzelnen Schreibungen nichts zu tun.
Im übrigen stimme ich den glasklaren Ausführungen von Professor Ickler wieder einmal zu. Ich habe anfänglich heftig gegen die breite Fakultativschreibung in seinem Wörterbuch proTestiert, habe aber inzwischen einsehen müssen, daß jedenfalls das Konzept in die Irre führt, alles festlegen zu wollen. Je besser und gerechter man das zu unternehmen versucht, desto mehr Einzelfestlegungen und Differenzierungen würden sich bei jedem fraglichen Stichwort anhäufen, und der Benutzer wäre um so verwirrter und ratloser gewesen, wenn der Duden sein Vorhaben noch weitergehend verwirklicht hätte, in jedem Zweifelsfall Festlegungen zu treffen. So ist er bei einem faulen, bereits höchst inkonsequenten Kompromiß stehengeblieben, in Zweifelsfällen ein, zwei Kriterien zu benennen, wobei er Gewichtungen und weitere Differenzierungen (zum Beispiel die Umfänglichkeit der Flexion) unterschlagen hat und in kaum vorhersehbarer Weise einmal der Betonung, ein anderes Mal der Bedeutung, ein drittes Mal einem Unterscheidungsaspekt den Vorrang zugesprochen hat.
Ein ähnliches Problem ergibt sich natürlich hinsichtlich zweier Fragen beim Rechtschreibwörterbuch: Sind die drei Möglichkeiten zusammen/getrennt/fakultativ zusammen realistisch und ausgewogen angewendet worden? Wo immer man solche Einteilungen vornimmt, ergeben sich Probleme der Grenzziehung und zahlreiche unvermeidbare Inkonsequenzen bei benachbarten, das heißt sehr ähnlichen, aber doch nicht deckungsgleichen Fällen. Und: Wo die Möglichkeit bzw. der Befund fakultativ verzeichnet ist, kann man dann nicht doch, wenn nicht Regeln, so doch Empfehlungen formulieren, die eine Entscheidung erleichtern oder ein Gefühl dafür geben, was im Einzelfall zumindest besser ist? Was das erste Problem betrifft, muß der Entscheidung zunächst die statistische Prüfung des Textbestandes vorausgehen, die Professor Ickler vorgenommen hat (wenn auch vielleicht noch nicht bei wirklich jedem fraglichen Eintrag). Zur zweiten Frage meine ich, daß das Wörterbuch sowohl im Regel- bzw. Erläuterungsteil als auch im Wörterteil Empfehlungen und Hinweise in einem ausgewogenen Verhältnis von Übersichtlichkeit und Differenzierung bereithält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.01.2001 um 23.00
Wahrscheinlich bin ich ein wenig verknöchert und unflexibel, wenn ich an manchen Zeitungsmeldungen Anstoß nehme - so zum Beispiel erst heute wieder beim Lesen eines dpa-Berichtes, der ankündigte, daß Christoph Daum eine öffentliche Erklärung abgeben wolle. Hier wurde der einstige Fußballehrer im Schlußsatz wie folgt zitiert: Ich werde alle Interessenten zufrieden stellen.
Vor meinem geistigen Auge tauchte sofort das Bild auf, daß ein zufriedener Daum - der u.a. glücklich ist darüber, wieder in Deutschland zu sein - die Journalisten allesamt in den Senkel stellen werde.
Andererseits habe ich angenommen, daß der einstige Trainer aufgrund seiner Eingeständnisse bezüglich seines Drogenkonsums gar nicht so arg zufrieden sein könne - daß er wahrscheinlich eher mit einem mulmigen Gefühl an die Öffentlichkeit trete - um dort alle Fragen der Journalisten ausnahmslos und ehrlich zu beantworten, um die Herren zufriedenzustellen.
Der Kontext und das Pressespektakel am heutigen 12.01.01, um 14 Uhr haben es ans Licht gebracht, was gemeint war. Daum hat nämlich viele Fragen beantwortet (mit einigen Schweißtropfen auf der Stirn), und ich denke, daß viele Interessenten zufrieden waren, weil endlich der Lügenberg ein wenig abgetragen worden ist.
Auch ich bin ein bißchen zufriedengestellt, was Daum anbetrifft, andererseits bin ich nach wie vor sauer auf den Journalisten, der mich kurzfristig auf die falsche Fährte gelockt hat. Ich will mich nämlich nicht damit zufriedengeben, daß derjenige, der einen Informationsvorsprung hat und mir eine sachliche schriftliche Information zukommen läßt, in Zweideutigkeit schwelgen darf.
Denn, wenn das zur Regel wird mit der Getrennt- und Zusammenschreibung, dann kann jeder mit mir aus Jux und Tollerei, aus Dummheit oder Schwächlichkeit sein Erkennen-Sie-die-Melodie-Spielchen treiben. Er legt mir einfach einen Parallelfilm auf den Kopf .und läßt mich eine Weile rätseln, statt gleich den richtigen Film einzulegen.
Ich halte nicht sehr viel von Alternativschreibung, die auch Professor Ickler aufgrund seiner fundierten Untersuchungen anvisiert. Schreiben muß eindeutig, differenzierend und adressatenbezogen bleiben. Ansonsten hat ausschließlich der Leser die Mühe, für die der Schreiber zu faul, zu dumm, zu oberflächlich oder zu feige war.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat so, daß es sicher nicht sinnvoll ist, die Getrennt- und Zusammenschreibung bis ins letzte Detail zu regeln. Trotzdem braucht man (insb. wollen Schüler) an manchen Stellen wirklich eindeutige Entscheidungen. Ich möchte hiezu anmerken, daß ich mich an eine Szene aus meiner Gymnasialzeit erinnern kann (die folgende Szene ist fast 12 Jahre her), bei der es mir ähnlich erging. Damals fragte ein Mitschüler im Deutschunterricht, wie denn nun an Stelle/anstelle zu schreiben sei. Getrennt oder zusammen? Die (richtige) Antwort, daß hier eben beide Schreibweisen zulässig sind, hat die Klasse damals nicht befriedigt. Ich fragte mich damals auch, wie ich es nun schreiben soll. Daß beide Schreibweisen gleichberechtigt waren, konnte ich mir nicht so ganz erklären. Was ist denn nun die bessere Schreibweise? dachte ich mir. Andererseits ist es natürlich so, daß die Schüler in Schulaufgaben dann wieder froh sind, wenn möglichst viele Varianten nicht als Fehler gewertet werden. Das ist die Kehrseite der Medaille. Aber im Unterricht bevorzugen Schüler genaue Vorgaben.
Inzwischen kann ich meine damalige Haltung sicherlich nicht mehr nachvollziehen. Es handelt sich hier wirklich um einen sprachlichen Übergangsfall. So bin ich heute über die Freiheiten nicht mehr verärgert. Ich schreibe anstelle, wenn in dem Moment, in dem ich es schreibe, die Vorstellung statt überwiegt, und ich schreibe an Stelle, wenn die Vorstellung von an die Stelle von überwiegt. So nutze ich diese Freiräume. Bei aufgrund (= wegen) und auf Grund (= auf Grundlage von) verfahre ich ähnlich. Welche Vorstellung im jeweiligen Fall überwiegt, kann man selbstverständlich nicht sagen. Hier muß dem Schreiber eine Wahlmöglichkeit zugestanden werden. In fast allen Fällen sind beide Schreibweisen denkbar. Bei anhand und an Hand verfährt die Rechtschreibreform im übrigen sehr seltsam: an Hand soll nicht mehr zulässig sein. Was wird dadurch einfacher? Nichts.
Mit der richtigen Auswahl von Schreibweisen in einem Rechtschreibwörterbuch ist es natürlich nicht ganz einfach. So schreibt Prof. Ickler völlig zu Recht, daß Rad fahren von der Grammatik zugelassen werde, wenn man Rad als unverblaßt ansehe, so daß Rad fahren zugelassen werden müsse, während radfahren nur eine Lizenz sei. Hier stimme ich zwar 100%ig überein, aber ist es nicht so, daß Auto fahren inzwischen genauso verblaßt ist? Ich habe mir mal die Arbeit gemacht, dem ein bißchen näher nachzugehen, und habe tatsächlich bei den nichtprofessionellen Schreibern fast ausschließlich die Schreibung autofahren gefunden. Selbst ich fahre auto wurde meist so geschrieben, obwohl es sich hier bereits um die Distanzstellung handelt, in der nur extrem verblaßte Substantive klein geschrieben werden. Die Erteilung der Lizenz zum Zusammenschreiben bei autofahren ist meines Erachtens längst überfällig. Aber das ist natürlich nur eine subjektive Einschätzung von mir. Andere mögen hier ganz anderer Auffassung sein.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Leider hat sich noch keiner meiner kritischen Mitstreiter auf meine seit Jahren immer wieder vorgetragenen Argumente eingelassen. Die falsche Eindeutigkeit, die - angeblich um der Schüler willen - gefordert wird, führt zu Tausenden von Schreibweisen, von denen man dann zwar weiß, daß sie festgelegt sind, aber nicht, wie. Man muß also nachschlagen, immer wieder, denn merken kann man sich das auch nicht. Herrn Schäblers Beispiel ist zufriedenstellen. Das wird teils zusammen- und teils getrennt geschrieben, ohne Bedeutungsunterschied und ohne daß es überhaupt jemand bemerkt. Man kann natürlich festlegen, daß es entweder nur so oder nur so geschrieben wird. Das ist dann eindeutig. Es hat zur Folge, daß die Hälfte der Vorkommen falsch ist. Was ist damit gewonnen?
Der Begriff von Rechtschreibung, der diesem Dogmatismus zugrunde liegt, ist ein obrigkeitlicher, autoritätssüchtiger, traditionell deutscher. Er muß geändert werden. Das wäre eigentlich die Aufgabe unserer dem Lehrerberuf angehörenden Mitstreiter, nicht die Verlängerung der alten Dudengläubigkeit bis in alle Ewigkeit. Fast könnte man zu den Reformern überlaufen, wenn man das sieht. (Allerdings sind die genauso dogmatisch ...)
(Oben auf der Nachrichtenseite sind einige verfälschende Zitate aus meinem Rechtschreibwörterbuch untergebracht worden. Ich verzichte auf eine Richtigstellung.)
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 10.01.2001 um 23.00
Man darf bei der Frage Was wollen Schüler? nicht den Fehler machen, die bequeme Lösung anzustreben, ihnen einfach alles zu geben, was sie haben wollen. Das ist ja nicht der Sinn und Zweck von Schule. Andernfalls müßte man den meisten von ihnen konsequenterweise ständig schulfrei geben.
Wenn in der Schule das Schreiben gelehrt werden soll, und zwar nicht nur als Formalitätsübung, sondern sinnerfüllt als Werkzeug des Ausdrucks, dann muß man den Schülern auch beibringen, daß bei solchen Wahlmöglichkeiten - wie Christian Dörner ausführt - beide Fälle ihre Berechtigung haben und es eben Kriterien gibt, aufgrund denen die eine oder andere Variante vorzuziehen ist. Darüber hinaus muß man ihnen genügend Sprachgefühl vermitteln, um sie in die Lage zu versetzen, in Grenzfällen, die es in einem lebendigen Gebilde wie der Sprache immer gibt, selbst entscheiden zu können. Das geht aber nicht, indem man sie mit einem Wust von Theorie vollstopft (wie es die Tendenz der Reform ist), dessen Gehalt diese ohnehin erst in der Praxis lernen werden.
Zuerst lernt ein Grundschüler das Konzept, das hinter einem Alphabet steht. Gleichzeitig wird ihm die richtige manuelle Schreibtechnik beigebracht. Die ganze Schriftwelt ist noch völlig neu für ihn und daher kann er mit Uneindeutigkeiten nichts anfangen, eben weil sich noch kein Gefüge in seinem Inneren bilden konnte, in das er diese einordnen könnte. Es ist noch kein intuitives Empfinden entstanden, das ihm den sicheren Umgang mit Varianten gestattet. Das kann auch erst mit der Zeit entstehen, indem er sich mit der Materie Text und übliche Verschriftung von Sprache regelmäßig beschäftigt, indem er also möglichst viel liest.
Erst daraufhin ist er in der Phase des Schreibenlernens angelangt, in der er sich mit den subtileren Ausdrucksmitteln der Schrift befassen kann. Dieser Übergangsphase muß man sich in der pädagogischen Didaktik bewußt sein. Der Ansatz der Reformer geht nun teilweise dahin, die Schreibnorm irgendwie so zurechtzubiegen, daß man auch ohne diese Übungsphase in der Lage sein sollte, eindeutige Festlegungen zu machen; ohne den Abschnitt, sich mit der Welt der Literatur, der Schrift, des Textes, ihren semantischen Eigenarten vertraut zu machen. Mit anderen Worten: Festlegungen aufgrund der Form von Wörtern, ohne ihren Inhalt kennen zu müssen. Das ist einer der grundlegenden Fehlanschauungen, der die Reformer wohl erlegen sind: Daß das Schreiben sich auf pure Technik reduzieren ließe. Das ähnelt dem menschlichen Verhalten von Personen, die autofahren (schreibe ich jetzt absichtlich auch mal so), einfach, weil sie autofahren möchten, ohne daß sie eigentlich ein bestimmtes Ziel erreichen möchten. Sie fahren nicht aus dem Grund, aus dem Autos ursprünglich erst erfunden wurden, nämlich für den Transport, sondern aus reinem Selbstzweck, da sie das Auto nun mal haben und es so toll finden. Das ist natürlich im Grunde genommen eine Perversion, und es wäre für das Verkehrswesen ziemlich problematisch, wenn alle Autos Roadster wären.
Wie Wolfgang Wrase am Beispiel zu_lassen detailliert gezeigt hat, gibt es verschiedene Gründe, die eine Zusammenschreibung motivieren können, während die Getrenntschreibung in einiger Hinsicht ebenso ihre Berechtigung hat - je nachdem natürlich, was mit dem Wort eigentlich gesagt werden soll. Das Schreiben gut zu beherrschen, heißt eben nicht allein, reinen Formalitäten zu genügen, sondern auch gleichsam durch die Schrift zu sprechen. Dazu dient die Schrift ja auch überhaupt eigentlich.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 10.01.2001 um 23.00
An sich kann man das alles auch in einem Wort zusammenfassen:
An die Stelle des Dogmas soll die Mündigkeit treten.
Eigentlich keine besonders neue Denkrichtung. Da aber Dogmen für sich allein immer Kruste ansetzen, die ihren ursprünglichen Kern verdeckt und so unzugänglich macht, ist die Mündigkeit, die Befähigung zu eigenem Denken, eine wichtige Kompensation. Es hat natürlich auch keinen Zweck, aus radikalem Prinzip das Dogma von vornherein zu zertrampeln. Man muß nur in allen Lebensbereichen das Überlieferte prüfen, aber nur dann und dort reparieren, wenn und wo es nicht intakt ist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
Das neue Semesterprogramm der Münchener Volkshochschule erscheint in normaler Othographie.
Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
selber hab ich s nicht so mit der Orthographie.
Prößdorf
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.01.2001 um 23.00
Autorität und Dogmatismus
Ganz sicher haben meine Lehrer nur einen Grundstein gelegt für mein Sprachgefühl, denn durch ihr ständiges Exerzieren ewiger Analogien nebst Abweichungen und Ausnahmen haben sie mich widerspenstig gemacht. Ganz sicher sind auch manche meiner Lehrer schier verzweifelt ob meiner Fehler, denn ich hatte die Einsicht nicht, die sie mir selbst vorenthielten, weil es letztlich keine Einsicht gab, die man hätte schülergemäß versprachlichen können.
Gelernt habe ich die Rechtschreibung letztlich im Erwachsenenalter durch Routine und Beschäftigung. Auch die sieben Siegel der Getrennt- und Zusammenschreibung habe ich irgendwann erbrochen, und nach all der Mühe und all dem Schweiß ist mir dieses Kapitel eines der liebsten geworden.
Das Spatium - dieses Leer- oder Nullzeichen - das den Worten Bedeutung verleiht, das Worte gruppiert oder vereint, ist mir ans Herz gewachsen.
Aber, ich könnte die Weisheit nicht lehren, sondern lediglich anwenden. Und ich stehe nicht allein.
100 Jahre lang haben sich schlaue Menschen den Kopf zerbrochen, wie man die Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung in verständliche Worte kleiden könnte. Sie haben es nicht geschafft, und der letzte Versuch in dieser Angelegenheit gehört nach Professor Peter Eisenberg sprachwissenschaftlich sogar auf den Müll.
Unabhängig davon, wann oder ob diese Rechtschreibreform dort landet, wo sie hingehört, bleibt das Problem der Regelformulierung. Und es kann doch nicht angehen, daß man eine Möglichkeit der sprachlichen Differenzierung abschafft, bloß weil man keine verbindliche Lehrmeinung erstellen kann. Man kann doch nicht einfach leugnen, daß sich unterschiedliche Bilder im Kopfe auftun bei der Wortgruppe richtig stellen (da denke ich u.a. an den Photographen) und der Zusammenschreibung richtigstellen (da denke ich u.a. an einen Lehrer mit Rotstift).
Das Volk als zu dumm für die feinen Nuancen der Schriftsprache zu bezeichnen, ist nicht die Lösung, denn eher wird das Volk verdummt, wenn der Weg der Nivellierung beschritten wird. Nicht Gleichschaltung und Gleichmacherei kann das Ziel sein, sondern die Freude am Individuellen.
Fast scheint es so, als hätte man am Individuum die Freude verloren, weil es Mühe macht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 10.01.2001 um 23.00
Orthographie heißt Rechtschreibung, d.h. eine Richtigschreibung, die auf Grund verschiedener Entscheidungskriterien (z.B. Lautung, Betonung, Bedeutung, Sprachgefühl, Grammatik) ganz allmählich natürlich gewachsen ist. Die Schrift ist nicht zum Schreiben da, sondern zum Lesen. Deshalb spielt gerade die Betonung als Entscheidungs- und Klärungskriterium für die Schreibweise und für das intuitive Textverständnis eine herausragende Rolle; denn Sprache und Schrift korrespondieren miteinander, und die Schrift soll ja problemlos gelesen und verstanden werden.
Wer aber eine Varianten- und Fakultativschreibung zuläßt, fördert eine kompromißlerische scheinbar liberale Beliebigkeitsschreibung, die der Tod jeder Orthographie ist, weil eine Beliebigkeitsschreibung nicht nur das Schreiben, sondern auch das Lesen erschwert. In Wirklichkeit steckt in einer Varianten- und Fakultativschreibung ein Dogma, das anstelle der Dudennorm die qualitativ minderwertige schwankende Zeitungsschreibe als Norm setzt, ein Dogma, das der natürlichen Sprachentwicklung zur Zusammenschreibung entgegenwirkt. Wer eine solche antiautoritäre Laisser-faire-Beliebigkeitsschreibung fördert, wie sie heute infolge der sogenannten Rechtschreibreform bereits in den Zeitungen anzutreffen ist, treibt nicht nur den Schülern den Glauben an die Notwendigkeit einer Orthographie aus, sondern fördert den Rückschritt der Reformer ins 19. Jahrhundert.
Deshalb begrüße ich es als einen wichtigen Schritt zu einem gemeinsamen Ziel, wenn Professor Theodor Ickler schreibt:
Für didaktische Zwecke kann man die Empfehlung hinzufügen: Wo im Rechtschreibwörterbuch der Bogen (für fakultative Zusammenschreibung) steht, kann man ihn einfach weglassen und Zusammenschreibung empfehlen. Diese vermehrte Zusammenschreibung entspricht übrigens dem - auch von H. H. Munske favorisierten - Alternativvorschlag des Reformers Dieter Herberg, den die westdeutschen Reformer Augst und Schaeder unter den Tisch gekippt haben; in dem neuen Buch Deutsche Orthographie von Nerius u.a. (Dudenverlag 2000) wird er nochmals vorgestellt. In allen Fällen liegt die Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung, ist daher progressiv, während die Getrenntschreibung einen alten Zustand konserviert (17. und 18. Jahrhundert in der Regel, wie von Glück nachgewiesen).
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
Die Verbissenheit der Diskussion über eine Marginalie empfinde ich als ausgesprochen ärgerlich. Sprache ist nicht hart, ergo sind Beweise stets relativ.
Ich bin nicht der Auffassung, daß Eindeutigkeit vordringliche Notwendigkeit in der Schule ist. Ganz im Gegenteil wäre es ein wesentlicher Lehrinhalt, den Schülern frühzeitig vor Augen zu führen, daß es für viele, viele Dinge im Leben mehrere gleichgute Lösungen gibt, die - wenn man nur will - problemlos koexistieren können. Immer noch erleiden viel zu viele Menschen auf dieser Welt Nachteile, ja, werden im Extremfall totgeschlagen, einzig und allein des schwerwiegenden Verbrechens wegen, etwas anderes zu glauben als der, der zuhaut.
An mir selbst hat unter anderem auch die Schule ihr unheilvolles Werk verrichtet - beispielsweise die unselige Ansicht gepflanzt und genährt, daß es für alles eine und nur genau eine richtige Lösung geben müsse, anstatt dem Leben und leben lassen seinen Raum zu lassen. Mir wäre lieber, ich trüge von dieser Empfindung weniger in mir.
Die Deform hat eine Reihe von Häßlichkeiten über uns gegossen, die einem Vielleser wie mir das genüßliche Lesen vergällen - und doch rechtfertigt eine einzelne davon keinen Leserbriefkrieg, wenn man sich nicht lächerlich machen will.
Dieses Zulassen ist doch ein Zweifelsfall! Wieso verbeißt man sich darin und läßt nicht fünfe gerade sein? Es gibt viele Zweifelsfälle der Sprache und man wird nie alle klären können - und wenn das Bürokratenherz darob noch so blutet.
Ich halte für zutiefst deutsch, ein Hindernis anzugehen mit aller Macht - und noch nicht im Traum die Möglichkeit zu bedenken, daß vielleicht ein kleiner Umweg ein Überwinden des Hindernisses überhaupt überflüssig machte.
An dieser Stelle gab es reichlich Traktate darüber, wie jenes unselige zu lassen nun zu schreiben wäre (übrigens, Herr Wrase, ich meine, es mit zwei Starktönen zu sprechen, zú l·ssen, und mit einer kleinen Pause), kein einziger ist auf meinen Vorschlag eingegangen, die Klippe zu umgehen und eine andere Formulierung zu wählen.
Auch diese Taktik wäre als gesellschaftlich allgemein nützliche in der Schule eher zu üben als dogmatische Beckmesserei.
Ein richtig guter Lehrer ist nicht etwa der, der sich beim Fehlerzählen nie vertut, sondern der, der für ein geistreiches Wortspiel zu Lasten der eigenen Person einen Fehler abzieht.
Martin Gerdes
eingetragen von Stephanus Peil am 10.01.2001 um 23.00
Danke, Herr Ickler, daß Sie in Ihrem jetzt abgegebenen Kommentar zu Ihrem Wörterbuch die von vielen vermißte Eindeutigkeit gerade im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung durch einen deutlichen Hinweis präzisieren, indem Sie die Empfehlung geben, in Zweifelsfällen den Rundbogen einfach wegzulassen, also das betreffende Wort zusammenzuschreiben. Nun ist mir Ihr Wörterbuch um ein vieles sympathischer!
Ich habe ja gestern das Aufschlagen Ihres Wörterbuchs mit dem Fragen eines Fremden nach dem Weg verglichen. Oftmals gibt es zwei mögliche Wege, die zum Ziel führen. Bisher antworteten Sie: Ich erkläre Ihnen beide Wege und Sie entscheiden, welchen Sie wählen wollen. Für den Fragenden existieren zwar nun beide Wege im Kopf, aber sie wurden von ihm noch nicht zurückgelegt, so daß er kaum in der Lage sein dürfte, die beiden Wege miteinander zu vergleichen und die richtige Entscheidung zu treffen. Sie aber, Herr Ickler, haben das Hintergrundwissen und können durch Ihre profunden Kenntnisse abschätzen, welcher der beiden möglichen Wege der günstigere ist. Deshalb beglückwünsche ich Sie zu Ihrer Empfehlung, den einen Weg (Zusammenschreibung) dem anderen (Getrenntschreibung) vorzuziehen.
Bravo, dieser deutliche Ratschlag gefällt mir, er entspricht ganz meinem Sprachgefühl; jetzt sehe ich Ihr Wörterbuch mit ganz anderen Augen an. Diese Klarstellung war notwendig. Sie hat gutgetan!
Nun werde ich eher zum Ickler als zum Duden greifen.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.01.2001 um 23.00
Aus dem Beitrag von Herrn Ickler:
»Herrn Schäblers Beispiel ist zufriedenstellen. Das wird teils zusammen- und teils getrennt geschrieben, ohne Bedeutungsunterschied und ohne daß es
überhaupt jemand bemerkt.«
Jetzt muß ich einmal ganz dumm fragen: Ist das wirklich ernst gemeint?
Daß man sowohl »zufrieden stellen« als auch »zufriedenstellen« schreiben kann, ist klar. Aber daß Sie meinen, da sei kein Bedeutungsunterschied, überrascht mich nun schon ziemlich. Und daß Sie meinen, daß die unterschiedliche Schreibweise »überhaupt keiner [be]merkt«, ist genauso überraschend.
Überhaupt jemand ist zum Beispiel Herr Schäbler, und ich bin das auch. Ich möchte hierzu schon bemerken, daß ich den Unterschied der beiden Schreibweise sehr wohl merke, und dabei auch einen klaren Bedeutungsunterschied sehe:
Wenn ich jemanden zufriedenstelle, dann tue ich etwas, womit er zufrieden ist. Das sehe ich ähnlich ich wie weichkochen. Die Kartoffeln werden gekocht, bis sie weich sind. Der Mensch wird von mir betan, bis er zufrieden ist.
Zufrieden stelle ich dann fest, daß er zufriedengestellt ist.
Zufrieden stellen Herr Schäbler und ich fest, daß wir einer Meinung sind.
Ich kann den Stuhl aber nicht zufrieden stellen, egal wohin, weil ich einfach nicht zufrieden bin.
Das ist doch ähnlich wie die »Frau tot gefahren und geflüchtet«. Oder das Flugzeug stürzte ab, weil der Tank leer geflogen war. Fragt sich, wie es überhaupt starten konnte.
Nun mag es ja Fälle geben, wo die Bedeutung dieselbe ist, egal ob zusammen oder auseinander geschrieben, aber doch nicht bei »zufriedenstellen«!
Oder fangen wir an, Gespenster zu sehen? Sind wir auf dem Weg nach Transsylvanien, zu Nosferatu, Dracula, Graf Orlok und Knock? Zinieren wir schon hallu?
Es ist Mitternacht, Dr. Ickler!
Walter Lachenmann
Krottenthal, der augenblicklichen Kälte nach in Transsibirien
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Habe nur ich in letzter Zeit Probleme mit dem Gästebuch, oder werden die doppelten und einfachen Anführungszeichen bei den anderen Mitdiskutanten auch falsch dargestellt?
Im letzteren Fall bitte ich um die Behebung dieses Problems durch die Redaktion.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Obwohl dieses Thema schon sehr oft diskutiert worden ist, möchte ich doch auf ein paar Argumente von Herrn Prof. Ickler eingehen.
Prof. Ickler schreibt in seinem Rechtschreibwörterbuch und auch hier völlig zu Recht, daß eine genaue Festlegung der Getrennt- und Zusammenschreibung nur dazu führen würde, daß man dann zwar wisse, daß eine Festlegung existiere, man dann aber ständig gezwungen wäre nachzuschauen.
Hier muß man m. E. eine Fallunterscheidung machen. Es gibt in der Tat Zweifelsfälle, die der Duden relativ willkürlich genormt hat. Es gibt Zweifelsfälle, wo selbst die Zeitungen sich des öfteren nicht an den Duden hielten. Prof. Ickler hat dies in seinem Kritischen Kommentar am Beispiel zuhause (aufgrund der zur Zeit fehlerhaften Darstellung der Anführungszeichen verzichte ich in diesem Beitrag auf sie) sehr schön deutlich gemacht. Auch in anderen Fällen wie ernstnehmen, pleitegehen, zugrundeliegen, zustandekommen, aufeinanderfolgen, nebeneinandersitzen, entzweigehen, verlorengehen, ja meines Erachtens sogar bei autofahren ist eine völlige Freigabe sicher der richtige Weg. Eine Festlegung würde nur wieder zum vielkritisierten Dudenmonopol führen, das in der Tat einen obrigkeitsstaatlichen Charakter hat. Dann gibt es aber - wie Norbert Schäbler und Walter Lachenmann ausführen - Beispiele, die nie Zweifelsfälle waren, die eigentlich nie jemand anders schrieb. Dazu gehört z. B. zufriedenstellen, das ich vor der Reform - in dieser Bedeutung - noch nie getrennt geschrieben gesehen hatte. Ähnlich ist es bei fertigstellen. Ich möchte mich hier wieder auf den Kritischen Kommentar beziehen. Prof. Ickler schreibt sinngemäß, daß die neue Getrenntschreibung bei fertigstellen der Richtung der Sprachentwicklung völlig entgegengesetzt sei, da man in Textquellen (z. B. in Zeitungen) nie ein Beispiel für Getrenntschreibung finde. (Ich bitte Herrn Prof. Ickler dies richtigzustellen, falls ich ihn falsch zitiert oder falsch verstanden habe. Seine Aussagen zu verfälschen ist mit Sicherheit nicht mehr Absicht.) Aber hier hat er völlig recht. Aber was heißt das im einzelnen? Es heißt, daß es sich hier eben um keinen Zweifelsfall handelt, bei dem eine Freigabe nötig wäre. Auch ein Nachschlagen ist hier nicht notwendig, da es sowieso jeder zusammenschrieb. Die Empfehlung der Zusammenschreibung wäre, wenn man fertigstellen in dieser Bedeutung gebraucht, keine obrigkeitsstaatliche Maßnahme, sondern lediglich die Aufzeichung des Sprachgebrauchs.
Nun gibt es folgendes Problem: Es ist sehr schwierig, die Grenze zwischen Zweifelsfall und Nichtzweifelsfall zu ziehen, wenn nicht gänzlich unmöglich.
Lösung des Problems: Man empfiehlt Getrennt- oder Zusammenschreibung, um demjenigen, der nachschlägt, eine Orientierung zu geben.
Ich nenne ein Beispiel für einen möglichen Wörterbucheintrag:
bekannt_werden: i. S. v. an die Öffentlichkeit geraten im allgemeinen zusammengeschrieben: bekanntwerden, in den nicht infiniten Formen jedoch nur getrennt: ... daß es bekannt wird.
i. S. v. (abgeschwächt) berühmt werden im allgemeinen getrennt geschrieben: bekannt werden
Ist das obrigkeitsstaatlich? Ich denke nicht.
Vielleicht konnte ich die Diskussion doch ein bißchen anregen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Es ist erfreulich, daß nun (vielleicht!) die Diskussion in Gang kommt, die ich mir seit Jahren wünsche und immer wieder vergeblich anzustoßen versucht habe. Was ist überhaupt Rechtschreibung und was ist ein Rechtschreibwörterbuch? Vor dem Feind habe ich mich nach Kräften ins Zeug gelegt, aber von den Freunden dabei eine Menge zweideutigen Beifall erhalten, auf den ich mich nicht immer gern berufen habe.
Der alte Duden hatte bei allen Verdiensten manche Macken. Vielleicht veröffentliche ich meinen vor drei Jahren verfaßten Kommentar zum alten Duden doch noch einmal oder stelle ihn wenigstens hier ins Netz. Ein Hauptgrund der Reformwünsche (nicht nur von den allerdings irregeleiteten jetzigen Reformern) waren diese Fehler, und sie waren zum Teil grundsätzlicher Art. In Deutschland herrscht ein ganz sonderbares Verhältnis zur Sprachnorm, die besonders als Rechtschreibnorm aufgefaßt wird. Man betrachtet den Duden als allwissend und als absolut verbindlich, wie das Strafgesetzbuch. Orthographieforscher haben das oft beklagt. Befördert wurde es natürlich durch die staatliche Privilegierung. Für mich ist, wie gesagt, das Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber. Rechtschreiben heißt schreiben wie die anderen, nichts anderes. Wie die anderen schreiben, weiß man aus Lektüre, oder man schlägt im Rechtschreibwörterbuch nach. Mein eigenes ist ein Versuch, diese Aufgabe zu erfüllen, mit der ausdrücklichen Aufforderung an andere, es besser zu machen.
Das sind die Grundthesen und Tatsachen, an denen eine sachgemäße Diskussion anknüpfen könnte.
Über einen sinnvollen und einen weniger sinnvollen Begriff von Eindeutigkeit habe ich mich schon oft geäußert. Ich würde Herrn Riebe und Herrn Peil bitten, auf mein Argument bezüglich der Folgen einzugehen (Herr Dörner hat es vollkommen richtig dargestellt).
Was die Empfehlung betrifft, im Zweifel eher zusammenzuschreiben, also den Bogen einfach wegzulassen, so ist sie keineswegs so neu. In meinem Rechtschreibwörterbuch steht auf S. 17:
In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.
Manchmal verstehe ich nicht mehr, welche Vorstellungen einige meiner Mitstreiter sich von Sprache und Schrift machen. Kann man so in die Denkweise des Schulmeisters eingekapselt sein, daß ein freieres Verhältnis zu diesen Dingen, ja auch nur ein freier Blick auf die bunte Fülle der Texte überhaupt nicht mehr möglich ist? Die Sprache lebt, und wie! In dieser wuchernden und explodierenden Sprachwelt soll die Rechtschreibung Rat geben, wie man eine halbwegs normale Sachprosa zu Papier bringt.
Ich mißtraue auch der ständigen Berufung auf den Wunsch der Schüler nach eindeutigen Auskünften im Sinne Peils und Riebes. Wenn man den Schülern beibringt, daß in zwei Handvoll Fällen, die sich schnell einprägen, immer zusammengeschrieben wird und man in allen anderen Fällen keinen Fehler machen kann, werden sie das wohl auch begreifen. Schließlich haben diejenigen, die sie Wünsche der Kinder so genau zu kennen glauben, auch keine Untersuchungen angestellt. Übrigens sehe ich ja an meinen eigenen Kindern (8 und 12) auch gerade wieder, wie Schreiben und Rechtschreiben angeeignet werden, bin also nicht so weit weg von der Wirklichkeit, wie manche dem Akademiker unterstellen.
Und zum Schluß: Niemand braucht mich über den Unterschied zwischen Verbzusatz und Adverb zu belehren (zufriedenstellen bzw. zufrieden essen, rauchen, stellen usw.). Daraus folgt aber eben nicht, daß Verbzusätze immer zusammengeschrieben werden. Näheres, wie immer, im Kritischen Kommentar.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.01.2001 um 23.00
Die Nacht liegt hinter uns, die Geisterstunde ist verflogen und mit ihr die Vampire ab nach Transsylvanien, es wird wieder heller (Gottseibeiuns!!!).
Ich wollte Sie heute mitternächtlich nicht belehren, sondern etwas fragen.
Herrn Dörners Beitrag bestätigt, daß die Frage nicht völlig dumm war, wie ich befürchtet hatte.
So ganz präzise haben Sie auf meine Frage nicht geantwortet, also wie wäre die Anwendung Ihrer Vorstellungen nun bei »zufriedenstellen«? Merkt man einen Unterschied und macht es einen, wenn man es so oder anders schreibt?
Ich teile ja sehr gerne Ihre Meinung, freue mich über Ihre undogmatische Grundeinstellung und schreibe selbst vieles »falsch«, weil mir meine Schreibweise mehr einleuchtet, als alle Wörterbücher. Darüber hat sich noch nie jemand aufgeregt, und wenn meine »falschen« aber einleuchtenden Schreibweisen von andern übernommen werden, finden sie vielleicht eines Tages Aufnahme zumindest in Ihr Wörterbuch. So können wir gemeinsam die Orthographie richtigstellen (aber nicht den Tisch oder so etwas).
Im übrigen scheint irgendwo eine Konkurrenz in Vorbereitung zu sein auf dem Wörterbuchmarkt. Vielleicht teilen Millionen von Bertelsmann-, Duden- und Ickler-Wörterbüchern das Schicksal der Millionen Rust-Wörterbücher und müssen entsorgt werden.
Buchhandlungen machen bereits »Shop-lifting« (zitiert aus dem neuesten Börsenblatt) und werden zu Buch-o-theken (gehört nicht zum Zitat, fehlt aber auch noch in allen Wörterbüchern).
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Ich führe die Diskussion von der Nachrichtenseite doch lieber an dieser Stelle fort.
Meine lieben Mitstreiter Stephanus Peil, Manfred Riebe, Maria-Theresia Rolland und andere haben seit langem eine abweichende, von mir stets mit Verständnis wahrgenommene Meinung über Eindeutigkeit und Schultauglichkeit im Rechtschreibwörterbuch. Von Zeit zu Zeit muß ich aber doch auf mein Hauptargument zurückkommen, das meines Wissens bisher nicht widerlegt ist.
Vorausgeschickt sei die Bemerkung, daß mein Rechtschreibwörterbuch kein Schulwörterbuch ist. Ein solches ist im Manusktipt seit langem fertig, aber ich will noch etwas daran ändern. Die Argumente bleiben übrigens im wesentlichen die gleichen.
Herr Peil möchte eindeutige Auskünfte. Es soll also im Wörterbuch möglichst jeder Fall mit einem so und nicht anders entschieden sein. Was bedeutet das? Da man sich die einzelnen Fälle nicht aus einer allgemeinen Regel selbst ableiten kann (sonst wäre der Eintrag ja überflüssig), muß man sich entweder die vielen tausend Fälle alle einprägen - oder ständig nachschlagen. So war es eigentlich im alten Duden. Das hat zu einer gewissen Gleichgültigkeit geführt. Man glaubte vielleicht, dudenkonform zu schreiben - aber wer hat in Wirklichkeit, wenn er nicht gerade Korrektor war, schon gewußt, ob nun ernst nehmen oder ernstnehmen richtig war? Ich habe empirisch festgestellt, daß hier ständig gegen die Dudennorm verstoßen wurde. Warum auch nicht? Ist ein Schaden entstanden? Natürlich nicht. Die Reformer haben den Sachverhalt ganz richtig erfaßt: Alle machen alles ständig falsch, und keiner merkt es! Sie haben aber die ebenso falsche Folgerung daraus gezogen, den Gegenstand zwar anders, aber genauso rigide zu regeln, und dazu noch gegen die Sprachentwicklung (mehr getrennt als zusammen). Dadurch ist das Gebiet eher noch schwieriger geworden, und die Verstöße nehmen zu statt ab.
Das Ganze beweist, daß mit dem Begriff von Eindeutigkeit etwas nicht stimmt.
Bei mir ist die Gruppe der obligatorischen (d. h. so gut wie immer durchgeführten) Zusammenschreibungen stark eingeschränkt. Man kann sie in kurzer Zeit lernen, aber nicht einmal das ist nötig, weil sowieso niemand daran zweifelt, daß es aufsteigen usw. heißt. Der Rest wird freigegeben, wie er ja auch in der Tat immer frei war, bloß nicht nach Dudennorm. Für didaktische Zwecke kann man die Empfehlung hinzufügen: Wo im Rechtschreibwörterbuch der Bogen (für fakultative Zusammenschreibung) steht, kann man ihn einfach weglassen und Zusammenschreibung empfehlen. Diese vermehrte Zusammenschreibung entspricht übrigens dem - auch von H. H. Munske favorisierten - Alternativvorschlag des Reformers Dieter Herberg, den die westdeutschen Reformer Augst und Schaeder unter den Tisch gekippt haben; in dem neuen Buch Deutsche Orthographie von Nerius u.a. (Dudenverlag 2000) wird er nochmals vorgestellt. In allen Fällen liegt die Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung, ist daher progressiv, während die Getrenntschreibung einen alten Zustand konserviert (17. und 18. Jahrhundert in der Regel, wie von Glück nachgewiesen).
Ich empfehle also, sich nicht vom falschen Glanz einer eindeutigen Einzelschreibung blenden zu lassen, sondern die gesamten Folgen zu bedenken. Meine Lösung ist nicht nur sprachgerecht (was Peil u. a. ja auch anerkennen), sie ist durchaus auch didaktisch vorteilhaft, wenn man aufs Ganze sieht.
Wichtig wäre noch, den Schülern von Anfang an den Glauben an die einzig richtige Schreibweise auszutreiben und ihnen zu zeigen, wie Sprache sich entwickelt. Jedes andere Bild von der Sprache wäre sachlich falsch und kann daher auch nicht aus vermeitlich pädagogischen Gründen gerechtfertigt werden. Es gibt noch genug Eindeutiges und Sicheres, woran sich die Schüler halten können.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.01.2001 um 23.00
1. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Wer dieser Gleichung entsprechend schreibt, wendet die Grundregel der Rechtschreibung an: Schreibe Gleiches gleich. (Hier ist mit Regel auch zunächst nichts gemeint, was es zu befolgen gilt, sondern ein Prinzip, auf das sich, zusammen mit der Entsprechung Schreibe Verschiedenes verschieden, alle möglichen Erscheinungen einer gewachsenen Einheitsschreibung zurückführen lassen.) Wer also zu als geschlossen auffaßt, kann analog zu geschlossen lassen getrennt schreiben.
2. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Es wiegt formal genauso stark wie das erste Argument, nämlich die Rückseite desselben Grundprinzips wird angewendet: Schreibe Verschiedenes verschieden. Weil zulassen auch erlauben bedeuten kann, liegt die Differenzierung zu lassen für die Bedeutung geschlossen lassen nahe.
Zwischenbemerkung: Diese beiden Argumente orientierten sich an einem Hauptkriterium der Getrennt- und Zusammenschreibung, nämlich der Bedeutung. Wie sieht es mit dem zweiten Hauptkriterium aus, der Betonung?
1. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Schreibe Gleiches gleich nach der Betonung, also zulassen wie zuarbeiten, zugestehen, zuhören, zurechnen, zureden, zuschreiben und viele andere. Eine starke Reihenbildung.
2. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Die Reihenbildung greift über zu noch hinaus, denn zu gehört in die Gruppe von Verbzusätzen, die mit Präpositionen gleichlauten und fast sämtlich in Kontaktstellung zusammengeschrieben werden: zulassen usw. wie ableiten usw., aufgreifen usw., nachstellen usw., vorbereiten usw. und viele andere. Eine gewaltige Reihenbildung. Schreibe Gleiches gleich? Falls die Betonung den Ausschlag gibt, spricht alles für die Festlegung auf zulassen.
3. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Schreibe Verschiedenes verschieden nach Betonung, also zulassen (vorne betont) anders als zu lassen (hinten betont).
4. Argument für zulassen = geschlossen lassen
Stelle Eindeutigkeit her, vermeide Fallen und Mißverständnisse. Das entspricht hier der Notwendigkeit, die Argumente zu gewichten. Falls man zulassen zusammenschreibt, besteht dann die Gefahr, daß der Leser erlauben versteht, obwohl geschlossen lassen gemeint ist? Solche Fälle sind nicht auszuschließen, dürften aber fast nie vorkommen. Falls man um die mißverständliche Formulierung nicht herumkommt, zum Beispiel bei der wörtlichen Abschrift eines Interviewprotokolls, wäre in der Tat die differenzierende Getrenntschreibung angezeigt; andernfalls eine andere Formulierung. Umgekehrt wird der Leser vermutlich in den meisten Fällen irregeführt, wo zu lassen trotz Vorne-Betonung getrennt geschrieben wird, weil zu in aller Regel nicht betont wird. Wenn man diese Irreführung des Lesers vermeiden will, muß man zusammenschreiben!
5. Argument für zulassen = geschlossen lassen (im Infinitiv)
Besonders schwer wiegt die Gefahr des Mißverständnisses natürlich beim Infinitiv, weil es auch den Infinitiv mit zu gibt: Ich bitte dich, das zu lassen. Soweit man die Gruppe zu + Infinitiv als Leser überblickt, und das dürfte normalerweise der Fall sein, ergibt sich ein besonderer Anreiz, die Falle der falschen Betonung zu ersparen; anders gesagt, hier droht nicht nur die Verwechslung mit der unbetonten Präposition zu, sondern zusätzlich die Verwechslung mit dem unbetonten Infinitiv-zu, also eine erhöhte Gefahr der Verwechslung mit unbetontem zu. (zu lassen liest sich zwingender mit falsch versuchter Betonung auf zu als zum Beispiel zu läßt.)
Es spricht also alles dafür, bis auf ganz wenige Ausnahmen, in denen eine Verwechslung mit der Bedeutung erlauben ausgeschlossen werden soll, zulassen auch in der Bedeutung geschlossen lassen zusammenzuschreiben, besonders im Infinitiv (der auch bei dem zitierten Text vorlag: Läden zulassen ...). Ein Fehlversuch des Lesers mit unbetontem zu ist sonst fast sicher (Läden zu lassen). Oder? Man sehe sich das Beispiel an.
3. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Wie das Beispiel Läden zulassen zeigt, kann es doch irgendwie unangenehm sein, daß zulassen in aller Regel die Bedeutung erlauben hat. Selbst wenn ziemlich sicher ist, daß das hier nicht gemeint ist - zulassen sieht einfach aus wie erlauben, weil es das meistens auch bedeutet. Das entspricht einer stärkeren Gewichtung von Argument 2 für zu lassen, ebenfalls anhand der Statistik. Also doch getrennt (zumindest wenn lassen flektiert ist)?
4. Argument für zu lassen = geschlossen lassen
Handelt es sich um einen Zweifelsfall? Die Getrenntschreibung entspricht der uralten und meist nützlichen Faustregel: Im Zweifel schreibe man getrennt.
Zusammenfassung: Es gibt Argumente für und gegen die Zusammenschreibung, die spontanen Anreizen bei den einzelnen Schreibern entsprechen, sich für die eine oder auch für die andere Lösung zu entscheiden. Daher dürfte es, insbesondere bei Flexion, tatsächlich einen Anteil von Getrenntschreibung geben, den man schlecht einfach verleugnen kann, wenn man den Schreibgebrauch darstellen will. Auch wenn die Zusammenschreibung deutlich überwiegt, wäre es angemessen, sie zu empfehlen, aber nicht sinnvoll, die Getrenntschreibung, für die sich immerhin anhand des Hauptkriteriums Bedeutung drei Argumente finden ließen, als falsch zu bezeichnen und im Wörterbuch zu unterschlagen. Es sei denn, es wäre dem Wörterbuch erläuternd vorausgeschickt und/oder dem Benutzer klar, daß jederzeit grammatisch zulässige Wortgruppen nicht überall angeführt werden, wo eine entsprechende Zusammenschreibung existiert; wenn zum Beispiel etwas zu ist (das entspricht hier einem Adjektiv geschlossen), dann kann es grammatisch gesehen auch zu bleiben, man kann es zu machen und zu lassen. Das ist aber ein grundsätzliches Problem der Wörterbuchgestaltung und hat mit der Frage der Zulässigkeit von einzelnen Schreibungen nichts zu tun.
Im übrigen stimme ich den glasklaren Ausführungen von Professor Ickler wieder einmal zu. Ich habe anfänglich heftig gegen die breite Fakultativschreibung in seinem Wörterbuch proTestiert, habe aber inzwischen einsehen müssen, daß jedenfalls das Konzept in die Irre führt, alles festlegen zu wollen. Je besser und gerechter man das zu unternehmen versucht, desto mehr Einzelfestlegungen und Differenzierungen würden sich bei jedem fraglichen Stichwort anhäufen, und der Benutzer wäre um so verwirrter und ratloser gewesen, wenn der Duden sein Vorhaben noch weitergehend verwirklicht hätte, in jedem Zweifelsfall Festlegungen zu treffen. So ist er bei einem faulen, bereits höchst inkonsequenten Kompromiß stehengeblieben, in Zweifelsfällen ein, zwei Kriterien zu benennen, wobei er Gewichtungen und weitere Differenzierungen (zum Beispiel die Umfänglichkeit der Flexion) unterschlagen hat und in kaum vorhersehbarer Weise einmal der Betonung, ein anderes Mal der Bedeutung, ein drittes Mal einem Unterscheidungsaspekt den Vorrang zugesprochen hat.
Ein ähnliches Problem ergibt sich natürlich hinsichtlich zweier Fragen beim Rechtschreibwörterbuch: Sind die drei Möglichkeiten zusammen/getrennt/fakultativ zusammen realistisch und ausgewogen angewendet worden? Wo immer man solche Einteilungen vornimmt, ergeben sich Probleme der Grenzziehung und zahlreiche unvermeidbare Inkonsequenzen bei benachbarten, das heißt sehr ähnlichen, aber doch nicht deckungsgleichen Fällen. Und: Wo die Möglichkeit bzw. der Befund fakultativ verzeichnet ist, kann man dann nicht doch, wenn nicht Regeln, so doch Empfehlungen formulieren, die eine Entscheidung erleichtern oder ein Gefühl dafür geben, was im Einzelfall zumindest besser ist? Was das erste Problem betrifft, muß der Entscheidung zunächst die statistische Prüfung des Textbestandes vorausgehen, die Professor Ickler vorgenommen hat (wenn auch vielleicht noch nicht bei wirklich jedem fraglichen Eintrag). Zur zweiten Frage meine ich, daß das Wörterbuch sowohl im Regel- bzw. Erläuterungsteil als auch im Wörterteil Empfehlungen und Hinweise in einem ausgewogenen Verhältnis von Übersichtlichkeit und Differenzierung bereithält.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.01.2001 um 23.00
Wahrscheinlich bin ich ein wenig verknöchert und unflexibel, wenn ich an manchen Zeitungsmeldungen Anstoß nehme - so zum Beispiel erst heute wieder beim Lesen eines dpa-Berichtes, der ankündigte, daß Christoph Daum eine öffentliche Erklärung abgeben wolle. Hier wurde der einstige Fußballehrer im Schlußsatz wie folgt zitiert: Ich werde alle Interessenten zufrieden stellen.
Vor meinem geistigen Auge tauchte sofort das Bild auf, daß ein zufriedener Daum - der u.a. glücklich ist darüber, wieder in Deutschland zu sein - die Journalisten allesamt in den Senkel stellen werde.
Andererseits habe ich angenommen, daß der einstige Trainer aufgrund seiner Eingeständnisse bezüglich seines Drogenkonsums gar nicht so arg zufrieden sein könne - daß er wahrscheinlich eher mit einem mulmigen Gefühl an die Öffentlichkeit trete - um dort alle Fragen der Journalisten ausnahmslos und ehrlich zu beantworten, um die Herren zufriedenzustellen.
Der Kontext und das Pressespektakel am heutigen 12.01.01, um 14 Uhr haben es ans Licht gebracht, was gemeint war. Daum hat nämlich viele Fragen beantwortet (mit einigen Schweißtropfen auf der Stirn), und ich denke, daß viele Interessenten zufrieden waren, weil endlich der Lügenberg ein wenig abgetragen worden ist.
Auch ich bin ein bißchen zufriedengestellt, was Daum anbetrifft, andererseits bin ich nach wie vor sauer auf den Journalisten, der mich kurzfristig auf die falsche Fährte gelockt hat. Ich will mich nämlich nicht damit zufriedengeben, daß derjenige, der einen Informationsvorsprung hat und mir eine sachliche schriftliche Information zukommen läßt, in Zweideutigkeit schwelgen darf.
Denn, wenn das zur Regel wird mit der Getrennt- und Zusammenschreibung, dann kann jeder mit mir aus Jux und Tollerei, aus Dummheit oder Schwächlichkeit sein Erkennen-Sie-die-Melodie-Spielchen treiben. Er legt mir einfach einen Parallelfilm auf den Kopf .und läßt mich eine Weile rätseln, statt gleich den richtigen Film einzulegen.
Ich halte nicht sehr viel von Alternativschreibung, die auch Professor Ickler aufgrund seiner fundierten Untersuchungen anvisiert. Schreiben muß eindeutig, differenzierend und adressatenbezogen bleiben. Ansonsten hat ausschließlich der Leser die Mühe, für die der Schreiber zu faul, zu dumm, zu oberflächlich oder zu feige war.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Es ist in der Tat so, daß es sicher nicht sinnvoll ist, die Getrennt- und Zusammenschreibung bis ins letzte Detail zu regeln. Trotzdem braucht man (insb. wollen Schüler) an manchen Stellen wirklich eindeutige Entscheidungen. Ich möchte hiezu anmerken, daß ich mich an eine Szene aus meiner Gymnasialzeit erinnern kann (die folgende Szene ist fast 12 Jahre her), bei der es mir ähnlich erging. Damals fragte ein Mitschüler im Deutschunterricht, wie denn nun an Stelle/anstelle zu schreiben sei. Getrennt oder zusammen? Die (richtige) Antwort, daß hier eben beide Schreibweisen zulässig sind, hat die Klasse damals nicht befriedigt. Ich fragte mich damals auch, wie ich es nun schreiben soll. Daß beide Schreibweisen gleichberechtigt waren, konnte ich mir nicht so ganz erklären. Was ist denn nun die bessere Schreibweise? dachte ich mir. Andererseits ist es natürlich so, daß die Schüler in Schulaufgaben dann wieder froh sind, wenn möglichst viele Varianten nicht als Fehler gewertet werden. Das ist die Kehrseite der Medaille. Aber im Unterricht bevorzugen Schüler genaue Vorgaben.
Inzwischen kann ich meine damalige Haltung sicherlich nicht mehr nachvollziehen. Es handelt sich hier wirklich um einen sprachlichen Übergangsfall. So bin ich heute über die Freiheiten nicht mehr verärgert. Ich schreibe anstelle, wenn in dem Moment, in dem ich es schreibe, die Vorstellung statt überwiegt, und ich schreibe an Stelle, wenn die Vorstellung von an die Stelle von überwiegt. So nutze ich diese Freiräume. Bei aufgrund (= wegen) und auf Grund (= auf Grundlage von) verfahre ich ähnlich. Welche Vorstellung im jeweiligen Fall überwiegt, kann man selbstverständlich nicht sagen. Hier muß dem Schreiber eine Wahlmöglichkeit zugestanden werden. In fast allen Fällen sind beide Schreibweisen denkbar. Bei anhand und an Hand verfährt die Rechtschreibreform im übrigen sehr seltsam: an Hand soll nicht mehr zulässig sein. Was wird dadurch einfacher? Nichts.
Mit der richtigen Auswahl von Schreibweisen in einem Rechtschreibwörterbuch ist es natürlich nicht ganz einfach. So schreibt Prof. Ickler völlig zu Recht, daß Rad fahren von der Grammatik zugelassen werde, wenn man Rad als unverblaßt ansehe, so daß Rad fahren zugelassen werden müsse, während radfahren nur eine Lizenz sei. Hier stimme ich zwar 100%ig überein, aber ist es nicht so, daß Auto fahren inzwischen genauso verblaßt ist? Ich habe mir mal die Arbeit gemacht, dem ein bißchen näher nachzugehen, und habe tatsächlich bei den nichtprofessionellen Schreibern fast ausschließlich die Schreibung autofahren gefunden. Selbst ich fahre auto wurde meist so geschrieben, obwohl es sich hier bereits um die Distanzstellung handelt, in der nur extrem verblaßte Substantive klein geschrieben werden. Die Erteilung der Lizenz zum Zusammenschreiben bei autofahren ist meines Erachtens längst überfällig. Aber das ist natürlich nur eine subjektive Einschätzung von mir. Andere mögen hier ganz anderer Auffassung sein.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Leider hat sich noch keiner meiner kritischen Mitstreiter auf meine seit Jahren immer wieder vorgetragenen Argumente eingelassen. Die falsche Eindeutigkeit, die - angeblich um der Schüler willen - gefordert wird, führt zu Tausenden von Schreibweisen, von denen man dann zwar weiß, daß sie festgelegt sind, aber nicht, wie. Man muß also nachschlagen, immer wieder, denn merken kann man sich das auch nicht. Herrn Schäblers Beispiel ist zufriedenstellen. Das wird teils zusammen- und teils getrennt geschrieben, ohne Bedeutungsunterschied und ohne daß es überhaupt jemand bemerkt. Man kann natürlich festlegen, daß es entweder nur so oder nur so geschrieben wird. Das ist dann eindeutig. Es hat zur Folge, daß die Hälfte der Vorkommen falsch ist. Was ist damit gewonnen?
Der Begriff von Rechtschreibung, der diesem Dogmatismus zugrunde liegt, ist ein obrigkeitlicher, autoritätssüchtiger, traditionell deutscher. Er muß geändert werden. Das wäre eigentlich die Aufgabe unserer dem Lehrerberuf angehörenden Mitstreiter, nicht die Verlängerung der alten Dudengläubigkeit bis in alle Ewigkeit. Fast könnte man zu den Reformern überlaufen, wenn man das sieht. (Allerdings sind die genauso dogmatisch ...)
(Oben auf der Nachrichtenseite sind einige verfälschende Zitate aus meinem Rechtschreibwörterbuch untergebracht worden. Ich verzichte auf eine Richtigstellung.)
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 10.01.2001 um 23.00
Man darf bei der Frage Was wollen Schüler? nicht den Fehler machen, die bequeme Lösung anzustreben, ihnen einfach alles zu geben, was sie haben wollen. Das ist ja nicht der Sinn und Zweck von Schule. Andernfalls müßte man den meisten von ihnen konsequenterweise ständig schulfrei geben.
Wenn in der Schule das Schreiben gelehrt werden soll, und zwar nicht nur als Formalitätsübung, sondern sinnerfüllt als Werkzeug des Ausdrucks, dann muß man den Schülern auch beibringen, daß bei solchen Wahlmöglichkeiten - wie Christian Dörner ausführt - beide Fälle ihre Berechtigung haben und es eben Kriterien gibt, aufgrund denen die eine oder andere Variante vorzuziehen ist. Darüber hinaus muß man ihnen genügend Sprachgefühl vermitteln, um sie in die Lage zu versetzen, in Grenzfällen, die es in einem lebendigen Gebilde wie der Sprache immer gibt, selbst entscheiden zu können. Das geht aber nicht, indem man sie mit einem Wust von Theorie vollstopft (wie es die Tendenz der Reform ist), dessen Gehalt diese ohnehin erst in der Praxis lernen werden.
Zuerst lernt ein Grundschüler das Konzept, das hinter einem Alphabet steht. Gleichzeitig wird ihm die richtige manuelle Schreibtechnik beigebracht. Die ganze Schriftwelt ist noch völlig neu für ihn und daher kann er mit Uneindeutigkeiten nichts anfangen, eben weil sich noch kein Gefüge in seinem Inneren bilden konnte, in das er diese einordnen könnte. Es ist noch kein intuitives Empfinden entstanden, das ihm den sicheren Umgang mit Varianten gestattet. Das kann auch erst mit der Zeit entstehen, indem er sich mit der Materie Text und übliche Verschriftung von Sprache regelmäßig beschäftigt, indem er also möglichst viel liest.
Erst daraufhin ist er in der Phase des Schreibenlernens angelangt, in der er sich mit den subtileren Ausdrucksmitteln der Schrift befassen kann. Dieser Übergangsphase muß man sich in der pädagogischen Didaktik bewußt sein. Der Ansatz der Reformer geht nun teilweise dahin, die Schreibnorm irgendwie so zurechtzubiegen, daß man auch ohne diese Übungsphase in der Lage sein sollte, eindeutige Festlegungen zu machen; ohne den Abschnitt, sich mit der Welt der Literatur, der Schrift, des Textes, ihren semantischen Eigenarten vertraut zu machen. Mit anderen Worten: Festlegungen aufgrund der Form von Wörtern, ohne ihren Inhalt kennen zu müssen. Das ist einer der grundlegenden Fehlanschauungen, der die Reformer wohl erlegen sind: Daß das Schreiben sich auf pure Technik reduzieren ließe. Das ähnelt dem menschlichen Verhalten von Personen, die autofahren (schreibe ich jetzt absichtlich auch mal so), einfach, weil sie autofahren möchten, ohne daß sie eigentlich ein bestimmtes Ziel erreichen möchten. Sie fahren nicht aus dem Grund, aus dem Autos ursprünglich erst erfunden wurden, nämlich für den Transport, sondern aus reinem Selbstzweck, da sie das Auto nun mal haben und es so toll finden. Das ist natürlich im Grunde genommen eine Perversion, und es wäre für das Verkehrswesen ziemlich problematisch, wenn alle Autos Roadster wären.
Wie Wolfgang Wrase am Beispiel zu_lassen detailliert gezeigt hat, gibt es verschiedene Gründe, die eine Zusammenschreibung motivieren können, während die Getrenntschreibung in einiger Hinsicht ebenso ihre Berechtigung hat - je nachdem natürlich, was mit dem Wort eigentlich gesagt werden soll. Das Schreiben gut zu beherrschen, heißt eben nicht allein, reinen Formalitäten zu genügen, sondern auch gleichsam durch die Schrift zu sprechen. Dazu dient die Schrift ja auch überhaupt eigentlich.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 10.01.2001 um 23.00
An sich kann man das alles auch in einem Wort zusammenfassen:
An die Stelle des Dogmas soll die Mündigkeit treten.
Eigentlich keine besonders neue Denkrichtung. Da aber Dogmen für sich allein immer Kruste ansetzen, die ihren ursprünglichen Kern verdeckt und so unzugänglich macht, ist die Mündigkeit, die Befähigung zu eigenem Denken, eine wichtige Kompensation. Es hat natürlich auch keinen Zweck, aus radikalem Prinzip das Dogma von vornherein zu zertrampeln. Man muß nur in allen Lebensbereichen das Überlieferte prüfen, aber nur dann und dort reparieren, wenn und wo es nicht intakt ist.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
Das neue Semesterprogramm der Münchener Volkshochschule erscheint in normaler Othographie.
Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
selber hab ich s nicht so mit der Orthographie.
Prößdorf
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 10.01.2001 um 23.00
Autorität und Dogmatismus
Ganz sicher haben meine Lehrer nur einen Grundstein gelegt für mein Sprachgefühl, denn durch ihr ständiges Exerzieren ewiger Analogien nebst Abweichungen und Ausnahmen haben sie mich widerspenstig gemacht. Ganz sicher sind auch manche meiner Lehrer schier verzweifelt ob meiner Fehler, denn ich hatte die Einsicht nicht, die sie mir selbst vorenthielten, weil es letztlich keine Einsicht gab, die man hätte schülergemäß versprachlichen können.
Gelernt habe ich die Rechtschreibung letztlich im Erwachsenenalter durch Routine und Beschäftigung. Auch die sieben Siegel der Getrennt- und Zusammenschreibung habe ich irgendwann erbrochen, und nach all der Mühe und all dem Schweiß ist mir dieses Kapitel eines der liebsten geworden.
Das Spatium - dieses Leer- oder Nullzeichen - das den Worten Bedeutung verleiht, das Worte gruppiert oder vereint, ist mir ans Herz gewachsen.
Aber, ich könnte die Weisheit nicht lehren, sondern lediglich anwenden. Und ich stehe nicht allein.
100 Jahre lang haben sich schlaue Menschen den Kopf zerbrochen, wie man die Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung in verständliche Worte kleiden könnte. Sie haben es nicht geschafft, und der letzte Versuch in dieser Angelegenheit gehört nach Professor Peter Eisenberg sprachwissenschaftlich sogar auf den Müll.
Unabhängig davon, wann oder ob diese Rechtschreibreform dort landet, wo sie hingehört, bleibt das Problem der Regelformulierung. Und es kann doch nicht angehen, daß man eine Möglichkeit der sprachlichen Differenzierung abschafft, bloß weil man keine verbindliche Lehrmeinung erstellen kann. Man kann doch nicht einfach leugnen, daß sich unterschiedliche Bilder im Kopfe auftun bei der Wortgruppe richtig stellen (da denke ich u.a. an den Photographen) und der Zusammenschreibung richtigstellen (da denke ich u.a. an einen Lehrer mit Rotstift).
Das Volk als zu dumm für die feinen Nuancen der Schriftsprache zu bezeichnen, ist nicht die Lösung, denn eher wird das Volk verdummt, wenn der Weg der Nivellierung beschritten wird. Nicht Gleichschaltung und Gleichmacherei kann das Ziel sein, sondern die Freude am Individuellen.
Fast scheint es so, als hätte man am Individuum die Freude verloren, weil es Mühe macht.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 10.01.2001 um 23.00
Orthographie heißt Rechtschreibung, d.h. eine Richtigschreibung, die auf Grund verschiedener Entscheidungskriterien (z.B. Lautung, Betonung, Bedeutung, Sprachgefühl, Grammatik) ganz allmählich natürlich gewachsen ist. Die Schrift ist nicht zum Schreiben da, sondern zum Lesen. Deshalb spielt gerade die Betonung als Entscheidungs- und Klärungskriterium für die Schreibweise und für das intuitive Textverständnis eine herausragende Rolle; denn Sprache und Schrift korrespondieren miteinander, und die Schrift soll ja problemlos gelesen und verstanden werden.
Wer aber eine Varianten- und Fakultativschreibung zuläßt, fördert eine kompromißlerische scheinbar liberale Beliebigkeitsschreibung, die der Tod jeder Orthographie ist, weil eine Beliebigkeitsschreibung nicht nur das Schreiben, sondern auch das Lesen erschwert. In Wirklichkeit steckt in einer Varianten- und Fakultativschreibung ein Dogma, das anstelle der Dudennorm die qualitativ minderwertige schwankende Zeitungsschreibe als Norm setzt, ein Dogma, das der natürlichen Sprachentwicklung zur Zusammenschreibung entgegenwirkt. Wer eine solche antiautoritäre Laisser-faire-Beliebigkeitsschreibung fördert, wie sie heute infolge der sogenannten Rechtschreibreform bereits in den Zeitungen anzutreffen ist, treibt nicht nur den Schülern den Glauben an die Notwendigkeit einer Orthographie aus, sondern fördert den Rückschritt der Reformer ins 19. Jahrhundert.
Deshalb begrüße ich es als einen wichtigen Schritt zu einem gemeinsamen Ziel, wenn Professor Theodor Ickler schreibt:
Für didaktische Zwecke kann man die Empfehlung hinzufügen: Wo im Rechtschreibwörterbuch der Bogen (für fakultative Zusammenschreibung) steht, kann man ihn einfach weglassen und Zusammenschreibung empfehlen. Diese vermehrte Zusammenschreibung entspricht übrigens dem - auch von H. H. Munske favorisierten - Alternativvorschlag des Reformers Dieter Herberg, den die westdeutschen Reformer Augst und Schaeder unter den Tisch gekippt haben; in dem neuen Buch Deutsche Orthographie von Nerius u.a. (Dudenverlag 2000) wird er nochmals vorgestellt. In allen Fällen liegt die Zusammenschreibung auf der Linie der Sprachentwicklung, ist daher progressiv, während die Getrenntschreibung einen alten Zustand konserviert (17. und 18. Jahrhundert in der Regel, wie von Glück nachgewiesen).
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 10.01.2001 um 23.00
Die Verbissenheit der Diskussion über eine Marginalie empfinde ich als ausgesprochen ärgerlich. Sprache ist nicht hart, ergo sind Beweise stets relativ.
Ich bin nicht der Auffassung, daß Eindeutigkeit vordringliche Notwendigkeit in der Schule ist. Ganz im Gegenteil wäre es ein wesentlicher Lehrinhalt, den Schülern frühzeitig vor Augen zu führen, daß es für viele, viele Dinge im Leben mehrere gleichgute Lösungen gibt, die - wenn man nur will - problemlos koexistieren können. Immer noch erleiden viel zu viele Menschen auf dieser Welt Nachteile, ja, werden im Extremfall totgeschlagen, einzig und allein des schwerwiegenden Verbrechens wegen, etwas anderes zu glauben als der, der zuhaut.
An mir selbst hat unter anderem auch die Schule ihr unheilvolles Werk verrichtet - beispielsweise die unselige Ansicht gepflanzt und genährt, daß es für alles eine und nur genau eine richtige Lösung geben müsse, anstatt dem Leben und leben lassen seinen Raum zu lassen. Mir wäre lieber, ich trüge von dieser Empfindung weniger in mir.
Die Deform hat eine Reihe von Häßlichkeiten über uns gegossen, die einem Vielleser wie mir das genüßliche Lesen vergällen - und doch rechtfertigt eine einzelne davon keinen Leserbriefkrieg, wenn man sich nicht lächerlich machen will.
Dieses Zulassen ist doch ein Zweifelsfall! Wieso verbeißt man sich darin und läßt nicht fünfe gerade sein? Es gibt viele Zweifelsfälle der Sprache und man wird nie alle klären können - und wenn das Bürokratenherz darob noch so blutet.
Ich halte für zutiefst deutsch, ein Hindernis anzugehen mit aller Macht - und noch nicht im Traum die Möglichkeit zu bedenken, daß vielleicht ein kleiner Umweg ein Überwinden des Hindernisses überhaupt überflüssig machte.
An dieser Stelle gab es reichlich Traktate darüber, wie jenes unselige zu lassen nun zu schreiben wäre (übrigens, Herr Wrase, ich meine, es mit zwei Starktönen zu sprechen, zú l·ssen, und mit einer kleinen Pause), kein einziger ist auf meinen Vorschlag eingegangen, die Klippe zu umgehen und eine andere Formulierung zu wählen.
Auch diese Taktik wäre als gesellschaftlich allgemein nützliche in der Schule eher zu üben als dogmatische Beckmesserei.
Ein richtig guter Lehrer ist nicht etwa der, der sich beim Fehlerzählen nie vertut, sondern der, der für ein geistreiches Wortspiel zu Lasten der eigenen Person einen Fehler abzieht.
Martin Gerdes
eingetragen von Stephanus Peil am 10.01.2001 um 23.00
Danke, Herr Ickler, daß Sie in Ihrem jetzt abgegebenen Kommentar zu Ihrem Wörterbuch die von vielen vermißte Eindeutigkeit gerade im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung durch einen deutlichen Hinweis präzisieren, indem Sie die Empfehlung geben, in Zweifelsfällen den Rundbogen einfach wegzulassen, also das betreffende Wort zusammenzuschreiben. Nun ist mir Ihr Wörterbuch um ein vieles sympathischer!
Ich habe ja gestern das Aufschlagen Ihres Wörterbuchs mit dem Fragen eines Fremden nach dem Weg verglichen. Oftmals gibt es zwei mögliche Wege, die zum Ziel führen. Bisher antworteten Sie: Ich erkläre Ihnen beide Wege und Sie entscheiden, welchen Sie wählen wollen. Für den Fragenden existieren zwar nun beide Wege im Kopf, aber sie wurden von ihm noch nicht zurückgelegt, so daß er kaum in der Lage sein dürfte, die beiden Wege miteinander zu vergleichen und die richtige Entscheidung zu treffen. Sie aber, Herr Ickler, haben das Hintergrundwissen und können durch Ihre profunden Kenntnisse abschätzen, welcher der beiden möglichen Wege der günstigere ist. Deshalb beglückwünsche ich Sie zu Ihrer Empfehlung, den einen Weg (Zusammenschreibung) dem anderen (Getrenntschreibung) vorzuziehen.
Bravo, dieser deutliche Ratschlag gefällt mir, er entspricht ganz meinem Sprachgefühl; jetzt sehe ich Ihr Wörterbuch mit ganz anderen Augen an. Diese Klarstellung war notwendig. Sie hat gutgetan!
Nun werde ich eher zum Ickler als zum Duden greifen.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.01.2001 um 23.00
Aus dem Beitrag von Herrn Ickler:
»Herrn Schäblers Beispiel ist zufriedenstellen. Das wird teils zusammen- und teils getrennt geschrieben, ohne Bedeutungsunterschied und ohne daß es
überhaupt jemand bemerkt.«
Jetzt muß ich einmal ganz dumm fragen: Ist das wirklich ernst gemeint?
Daß man sowohl »zufrieden stellen« als auch »zufriedenstellen« schreiben kann, ist klar. Aber daß Sie meinen, da sei kein Bedeutungsunterschied, überrascht mich nun schon ziemlich. Und daß Sie meinen, daß die unterschiedliche Schreibweise »überhaupt keiner [be]merkt«, ist genauso überraschend.
Überhaupt jemand ist zum Beispiel Herr Schäbler, und ich bin das auch. Ich möchte hierzu schon bemerken, daß ich den Unterschied der beiden Schreibweise sehr wohl merke, und dabei auch einen klaren Bedeutungsunterschied sehe:
Wenn ich jemanden zufriedenstelle, dann tue ich etwas, womit er zufrieden ist. Das sehe ich ähnlich ich wie weichkochen. Die Kartoffeln werden gekocht, bis sie weich sind. Der Mensch wird von mir betan, bis er zufrieden ist.
Zufrieden stelle ich dann fest, daß er zufriedengestellt ist.
Zufrieden stellen Herr Schäbler und ich fest, daß wir einer Meinung sind.
Ich kann den Stuhl aber nicht zufrieden stellen, egal wohin, weil ich einfach nicht zufrieden bin.
Das ist doch ähnlich wie die »Frau tot gefahren und geflüchtet«. Oder das Flugzeug stürzte ab, weil der Tank leer geflogen war. Fragt sich, wie es überhaupt starten konnte.
Nun mag es ja Fälle geben, wo die Bedeutung dieselbe ist, egal ob zusammen oder auseinander geschrieben, aber doch nicht bei »zufriedenstellen«!
Oder fangen wir an, Gespenster zu sehen? Sind wir auf dem Weg nach Transsylvanien, zu Nosferatu, Dracula, Graf Orlok und Knock? Zinieren wir schon hallu?
Es ist Mitternacht, Dr. Ickler!
Walter Lachenmann
Krottenthal, der augenblicklichen Kälte nach in Transsibirien
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Habe nur ich in letzter Zeit Probleme mit dem Gästebuch, oder werden die doppelten und einfachen Anführungszeichen bei den anderen Mitdiskutanten auch falsch dargestellt?
Im letzteren Fall bitte ich um die Behebung dieses Problems durch die Redaktion.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 10.01.2001 um 23.00
Obwohl dieses Thema schon sehr oft diskutiert worden ist, möchte ich doch auf ein paar Argumente von Herrn Prof. Ickler eingehen.
Prof. Ickler schreibt in seinem Rechtschreibwörterbuch und auch hier völlig zu Recht, daß eine genaue Festlegung der Getrennt- und Zusammenschreibung nur dazu führen würde, daß man dann zwar wisse, daß eine Festlegung existiere, man dann aber ständig gezwungen wäre nachzuschauen.
Hier muß man m. E. eine Fallunterscheidung machen. Es gibt in der Tat Zweifelsfälle, die der Duden relativ willkürlich genormt hat. Es gibt Zweifelsfälle, wo selbst die Zeitungen sich des öfteren nicht an den Duden hielten. Prof. Ickler hat dies in seinem Kritischen Kommentar am Beispiel zuhause (aufgrund der zur Zeit fehlerhaften Darstellung der Anführungszeichen verzichte ich in diesem Beitrag auf sie) sehr schön deutlich gemacht. Auch in anderen Fällen wie ernstnehmen, pleitegehen, zugrundeliegen, zustandekommen, aufeinanderfolgen, nebeneinandersitzen, entzweigehen, verlorengehen, ja meines Erachtens sogar bei autofahren ist eine völlige Freigabe sicher der richtige Weg. Eine Festlegung würde nur wieder zum vielkritisierten Dudenmonopol führen, das in der Tat einen obrigkeitsstaatlichen Charakter hat. Dann gibt es aber - wie Norbert Schäbler und Walter Lachenmann ausführen - Beispiele, die nie Zweifelsfälle waren, die eigentlich nie jemand anders schrieb. Dazu gehört z. B. zufriedenstellen, das ich vor der Reform - in dieser Bedeutung - noch nie getrennt geschrieben gesehen hatte. Ähnlich ist es bei fertigstellen. Ich möchte mich hier wieder auf den Kritischen Kommentar beziehen. Prof. Ickler schreibt sinngemäß, daß die neue Getrenntschreibung bei fertigstellen der Richtung der Sprachentwicklung völlig entgegengesetzt sei, da man in Textquellen (z. B. in Zeitungen) nie ein Beispiel für Getrenntschreibung finde. (Ich bitte Herrn Prof. Ickler dies richtigzustellen, falls ich ihn falsch zitiert oder falsch verstanden habe. Seine Aussagen zu verfälschen ist mit Sicherheit nicht mehr Absicht.) Aber hier hat er völlig recht. Aber was heißt das im einzelnen? Es heißt, daß es sich hier eben um keinen Zweifelsfall handelt, bei dem eine Freigabe nötig wäre. Auch ein Nachschlagen ist hier nicht notwendig, da es sowieso jeder zusammenschrieb. Die Empfehlung der Zusammenschreibung wäre, wenn man fertigstellen in dieser Bedeutung gebraucht, keine obrigkeitsstaatliche Maßnahme, sondern lediglich die Aufzeichung des Sprachgebrauchs.
Nun gibt es folgendes Problem: Es ist sehr schwierig, die Grenze zwischen Zweifelsfall und Nichtzweifelsfall zu ziehen, wenn nicht gänzlich unmöglich.
Lösung des Problems: Man empfiehlt Getrennt- oder Zusammenschreibung, um demjenigen, der nachschlägt, eine Orientierung zu geben.
Ich nenne ein Beispiel für einen möglichen Wörterbucheintrag:
bekannt_werden: i. S. v. an die Öffentlichkeit geraten im allgemeinen zusammengeschrieben: bekanntwerden, in den nicht infiniten Formen jedoch nur getrennt: ... daß es bekannt wird.
i. S. v. (abgeschwächt) berühmt werden im allgemeinen getrennt geschrieben: bekannt werden
Ist das obrigkeitsstaatlich? Ich denke nicht.
Vielleicht konnte ich die Diskussion doch ein bißchen anregen.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 10.01.2001 um 23.00
Es ist erfreulich, daß nun (vielleicht!) die Diskussion in Gang kommt, die ich mir seit Jahren wünsche und immer wieder vergeblich anzustoßen versucht habe. Was ist überhaupt Rechtschreibung und was ist ein Rechtschreibwörterbuch? Vor dem Feind habe ich mich nach Kräften ins Zeug gelegt, aber von den Freunden dabei eine Menge zweideutigen Beifall erhalten, auf den ich mich nicht immer gern berufen habe.
Der alte Duden hatte bei allen Verdiensten manche Macken. Vielleicht veröffentliche ich meinen vor drei Jahren verfaßten Kommentar zum alten Duden doch noch einmal oder stelle ihn wenigstens hier ins Netz. Ein Hauptgrund der Reformwünsche (nicht nur von den allerdings irregeleiteten jetzigen Reformern) waren diese Fehler, und sie waren zum Teil grundsätzlicher Art. In Deutschland herrscht ein ganz sonderbares Verhältnis zur Sprachnorm, die besonders als Rechtschreibnorm aufgefaßt wird. Man betrachtet den Duden als allwissend und als absolut verbindlich, wie das Strafgesetzbuch. Orthographieforscher haben das oft beklagt. Befördert wurde es natürlich durch die staatliche Privilegierung. Für mich ist, wie gesagt, das Rechtschreibwörterbuch zweierlei: Bestandsaufnahme und Ratgeber. Rechtschreiben heißt schreiben wie die anderen, nichts anderes. Wie die anderen schreiben, weiß man aus Lektüre, oder man schlägt im Rechtschreibwörterbuch nach. Mein eigenes ist ein Versuch, diese Aufgabe zu erfüllen, mit der ausdrücklichen Aufforderung an andere, es besser zu machen.
Das sind die Grundthesen und Tatsachen, an denen eine sachgemäße Diskussion anknüpfen könnte.
Über einen sinnvollen und einen weniger sinnvollen Begriff von Eindeutigkeit habe ich mich schon oft geäußert. Ich würde Herrn Riebe und Herrn Peil bitten, auf mein Argument bezüglich der Folgen einzugehen (Herr Dörner hat es vollkommen richtig dargestellt).
Was die Empfehlung betrifft, im Zweifel eher zusammenzuschreiben, also den Bogen einfach wegzulassen, so ist sie keineswegs so neu. In meinem Rechtschreibwörterbuch steht auf S. 17:
In anderen Fällen ist Zusammenschreibung nur mehr oder weniger üblich. Getrenntschreibung ist dann nicht falsch, Zusammenschreibung aber oft besser.
Manchmal verstehe ich nicht mehr, welche Vorstellungen einige meiner Mitstreiter sich von Sprache und Schrift machen. Kann man so in die Denkweise des Schulmeisters eingekapselt sein, daß ein freieres Verhältnis zu diesen Dingen, ja auch nur ein freier Blick auf die bunte Fülle der Texte überhaupt nicht mehr möglich ist? Die Sprache lebt, und wie! In dieser wuchernden und explodierenden Sprachwelt soll die Rechtschreibung Rat geben, wie man eine halbwegs normale Sachprosa zu Papier bringt.
Ich mißtraue auch der ständigen Berufung auf den Wunsch der Schüler nach eindeutigen Auskünften im Sinne Peils und Riebes. Wenn man den Schülern beibringt, daß in zwei Handvoll Fällen, die sich schnell einprägen, immer zusammengeschrieben wird und man in allen anderen Fällen keinen Fehler machen kann, werden sie das wohl auch begreifen. Schließlich haben diejenigen, die sie Wünsche der Kinder so genau zu kennen glauben, auch keine Untersuchungen angestellt. Übrigens sehe ich ja an meinen eigenen Kindern (8 und 12) auch gerade wieder, wie Schreiben und Rechtschreiben angeeignet werden, bin also nicht so weit weg von der Wirklichkeit, wie manche dem Akademiker unterstellen.
Und zum Schluß: Niemand braucht mich über den Unterschied zwischen Verbzusatz und Adverb zu belehren (zufriedenstellen bzw. zufrieden essen, rauchen, stellen usw.). Daraus folgt aber eben nicht, daß Verbzusätze immer zusammengeschrieben werden. Näheres, wie immer, im Kritischen Kommentar.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 10.01.2001 um 23.00
Die Nacht liegt hinter uns, die Geisterstunde ist verflogen und mit ihr die Vampire ab nach Transsylvanien, es wird wieder heller (Gottseibeiuns!!!).
Ich wollte Sie heute mitternächtlich nicht belehren, sondern etwas fragen.
Herrn Dörners Beitrag bestätigt, daß die Frage nicht völlig dumm war, wie ich befürchtet hatte.
So ganz präzise haben Sie auf meine Frage nicht geantwortet, also wie wäre die Anwendung Ihrer Vorstellungen nun bei »zufriedenstellen«? Merkt man einen Unterschied und macht es einen, wenn man es so oder anders schreibt?
Ich teile ja sehr gerne Ihre Meinung, freue mich über Ihre undogmatische Grundeinstellung und schreibe selbst vieles »falsch«, weil mir meine Schreibweise mehr einleuchtet, als alle Wörterbücher. Darüber hat sich noch nie jemand aufgeregt, und wenn meine »falschen« aber einleuchtenden Schreibweisen von andern übernommen werden, finden sie vielleicht eines Tages Aufnahme zumindest in Ihr Wörterbuch. So können wir gemeinsam die Orthographie richtigstellen (aber nicht den Tisch oder so etwas).
Im übrigen scheint irgendwo eine Konkurrenz in Vorbereitung zu sein auf dem Wörterbuchmarkt. Vielleicht teilen Millionen von Bertelsmann-, Duden- und Ickler-Wörterbüchern das Schicksal der Millionen Rust-Wörterbücher und müssen entsorgt werden.
Buchhandlungen machen bereits »Shop-lifting« (zitiert aus dem neuesten Börsenblatt) und werden zu Buch-o-theken (gehört nicht zum Zitat, fehlt aber auch noch in allen Wörterbüchern).
Walter Lachenmann
Krottenthal
eingetragen von Manfred Riebe am 09.01.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Stein!
Sie schrieben: So kann man sich irren: ... dass die Reform wegen dem häufigeren ss statt ß rein ökonomisch eine Katastrophe sei...... Sie ist auch eine grammatische Katastrophe.
Sie nannten sich Katja Stadt und gestanden dann, Stadt sei ein Lapsus. Aber auch Ihre E-Mail-Adresse scheint nicht zu stimmen. Denn ein Brief kam zurück mit dem Vermerk:
Delivery failed 20 attempts: k.stein@planet-intercom.de
Auch ein zweiter Versuch endete mit: This is a permanent error. The following address(es) failed: k.stein@planet-intercom.de: unrouteable mail domain planet-intercom.de
Haben Sie sich ein drittes Mal geirrt?
In Ihren drei Einträgen schrieben Sie von Humor, Ironie, Parodie und Satire und von einem lustigen Gesellen und von einer traurigen Gestalt, von einem Glashaus und einem Kloster, von genialem Geschwätz und verrücktem Geschwafel eines Don Quijote, der auf dieser Website alles toppt, von Comedy, Ökonomie, Lapsus und Katastrophe. Können Sie das alles ins Deutsche übersetzen? :-))
Man staunt immer wieder, was man mit der deutschen Sprache alles anstellen kann. Ein Mann, ein Wort; eine Reformbefürworterin ein Wörterbuch? :-)) Ist das nun Humor, Ironie, Parodie oder Satire? Aber, nichts für ungut!
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 09.01.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Stein!
Sie schrieben: So kann man sich irren: ... dass die Reform wegen dem häufigeren ss statt ß rein ökonomisch eine Katastrophe sei...... Sie ist auch eine grammatische Katastrophe.
Sie nannten sich Katja Stadt und gestanden dann, Stadt sei ein Lapsus. Aber auch Ihre E-Mail-Adresse scheint nicht zu stimmen. Denn ein Brief kam zurück mit dem Vermerk:
Delivery failed 20 attempts: k.stein@planet-intercom.de
Auch ein zweiter Versuch endete mit: This is a permanent error. The following address(es) failed: k.stein@planet-intercom.de: unrouteable mail domain planet-intercom.de
Haben Sie sich ein drittes Mal geirrt?
In Ihren drei Einträgen schrieben Sie von Humor, Ironie, Parodie und Satire und von einem lustigen Gesellen und von einer traurigen Gestalt, von einem Glashaus und einem Kloster, von genialem Geschwätz und verrücktem Geschwafel eines Don Quijote, der auf dieser Website alles toppt, von Comedy, Ökonomie, Lapsus und Katastrophe. Können Sie das alles ins Deutsche übersetzen? :-))
Man staunt immer wieder, was man mit der deutschen Sprache alles anstellen kann. Ein Mann, ein Wort; eine Reformbefürworterin ein Wörterbuch? :-)) Ist das nun Humor, Ironie, Parodie oder Satire? Aber, nichts für ungut!
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Christian Melsa am 08.01.2001 um 23.00
Bei Katja Stein fehlte vermutlich der Lächler. Aus Rücksicht auf jene, denen jeder Anglismus einen Schauer über den Rücken jagt, schreibe ich nicht Smiley. Aber diese Zeichen sind oft ganz praktisch, um das Fehlen des Mimikkanals in der Schrift wenigstens in den rudimentärsten Ansätzen ein wenig zu ersetzen :)... Wäre der letzte Duden wirklich modern, dann müßte er diese Symbole, die ja die Aussage eines Satzes ganz gewaltig beeinflussen können, ähnlich einem Ausrufe- oder Fragezeichen, in der Abteilung Interpunktion ebenfalls erwähnen. Frau Stein, ich würde übrigens, was den Mandel-Schwätzer betrifft, eher zur Einschätzung zu genial für diese Welt neigen. Wer sich intensivst, eingehend mit einer geistigen Angelegenheit beschäftigt, gilt in der heute verbreiteten Wahrnehmung allerdings ja leider nur noch als bewundernswert, wenn er sich z.B. mit sowas Nützlichem (was heute gleichbedeutend ist mit: kommerziell Verwertbarem) wie der Decodierung von kilometerlangen Buchstabensequenzen aus A,C,G und T beschäftigt. Anders gelagerte Genies heißen dagegen heutzutage Sonderlinge, so komische halt, die einem nicht geheuer sind. Ich glaube, die Massen müssen heute zum Schmierstoff der globalen Wirtschaft degradieren - so ist das System, sein Korpus ist schließlich zum Wachsen verdammt, da ragt er irgendwann unvermeidlich in den Bereich des Absurden, den der sinnvoll vertretbare Grund seiner Existenz wächst ja nicht mit. Und zur globalen Wirtschaft gehört selbstverständlich auch die Medienindustrie: Sie muß sich eine kalkulierbare Konsumherde konditionieren. Die frisch Nachgewachsenen, die es nicht anders kennen, glauben dann sogar, Big Brother müsse ja voll cool sein, und wer nicht alle Pokémon-Karten hat, ist sozial unterprivilegiert (sicher, es sind klischeehafte Beispiele, aber sie treffen es nun mal). Es sieht gegenwärtig nicht so aus, als ob die Welt sich zu einer solchen entwickeln würde, in der die versteckten Botschaften bzw. Ehrerweisungen an das Göttliche seitens der alten Meister der Dichtkunst den jetztigen Durchschnittsmenschen etwas anderes als befremdliches Kopfschütteln abringen würde (indes - wie mag es mit den zeitgenössischen wohl gewesen sein...?). Die Epoche zeichnet sich so auch mit genau den Eigenschaften aus, die für die Rechtschreibreform nötig waren: verbreitete Ignoranz gegenüber den Feinheiten des Schriftlichen zum Beispiel. Und die Chronik ihres siechenden Lebens seit 1996, von vielen Schaustellern notdürftig immer wieder gesundgeschminkt, sie widerspiegelt genau diese seltsame Kultur, die zunehmend vordergründiger, banaler, immer primitiver wird, so daß jene, die dem Geistvollen, Tiefgründigen eifrig frönen, von einem wachsenen Teil der Allgemeinheit zunächst als Spinner oder im günstigeren Fall noch als Witzfigur wahrgenommen werden. Früher mag das Geistlose in gewissem Ausmaß ein Naturzustand gewesen sein, den die Humanisten durch Aufklärung zu kurieren suchten. Heute aber ist es wohl eher so, daß Leviathane wie Bertelsmann und Kirch das Gegenteil missionieren, solange sie glauben, es sei proftitträchtig - und das glauben sie mit Nachdruck. So, und jetzt dürft ihr Reformbefürworter mich Reformgegner gerne als Kulturpessimisten verspotten, ich komm damit schon klar... ;)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 08.01.2001 um 23.00
Man wird sich wohl denken können, wie es im Original lautete... Nein, eine Aufnahme dieses Symbols in dieser Form in den Duden wäre wohl wieder ZU modern... Andererseits dem Geist der Rechtschreibreform gemäß, welche Fehler zu Richtigem deklarierte, damit der Fehler als solcher nicht mehr gälte... ;)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Beim Surfen bin ich zufällig auf diese Internetseite gestoßen. Mit großer Verwunderung habe ich dabei festgestellt, daß Sie Volksentscheide über die Rechtschreibreform in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern vorbereiten.
Ich bin auch kein Freund dieser unnötigen Reform, aber glauben Sie wirklich, daß Sie jetzt noch Erfolg mit Volksentscheiden haben können? Ich ignoriere sie halt, deshalb ist sie für mich kein Problem.
Norbert Winkler
Frauengasse 10, Nürnberg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Bitte mal kurz mitdiskutieren:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/4660/1.html
Carsten Zander
04838 Eilenburg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
schade, daß Sie den Unterschied zwischen Vorschlag und Vorschrift nicht kennen.
Schade auch, daß Sie den Unterschied zwischen Kopieren und Verschieben nicht kennen.
Vielleicht kommen wir aber trotz Ihrer recht unscharfen Terminologie zu einem Dialog?
Voll der Hoffnung
Prößdorf
München
eingetragen von Christian Melsa am 08.01.2001 um 23.00
Bei Katja Stein fehlte vermutlich der Lächler. Aus Rücksicht auf jene, denen jeder Anglismus einen Schauer über den Rücken jagt, schreibe ich nicht Smiley. Aber diese Zeichen sind oft ganz praktisch, um das Fehlen des Mimikkanals in der Schrift wenigstens in den rudimentärsten Ansätzen ein wenig zu ersetzen :)... Wäre der letzte Duden wirklich modern, dann müßte er diese Symbole, die ja die Aussage eines Satzes ganz gewaltig beeinflussen können, ähnlich einem Ausrufe- oder Fragezeichen, in der Abteilung Interpunktion ebenfalls erwähnen. Frau Stein, ich würde übrigens, was den Mandel-Schwätzer betrifft, eher zur Einschätzung zu genial für diese Welt neigen. Wer sich intensivst, eingehend mit einer geistigen Angelegenheit beschäftigt, gilt in der heute verbreiteten Wahrnehmung allerdings ja leider nur noch als bewundernswert, wenn er sich z.B. mit sowas Nützlichem (was heute gleichbedeutend ist mit: kommerziell Verwertbarem) wie der Decodierung von kilometerlangen Buchstabensequenzen aus A,C,G und T beschäftigt. Anders gelagerte Genies heißen dagegen heutzutage Sonderlinge, so komische halt, die einem nicht geheuer sind. Ich glaube, die Massen müssen heute zum Schmierstoff der globalen Wirtschaft degradieren - so ist das System, sein Korpus ist schließlich zum Wachsen verdammt, da ragt er irgendwann unvermeidlich in den Bereich des Absurden, den der sinnvoll vertretbare Grund seiner Existenz wächst ja nicht mit. Und zur globalen Wirtschaft gehört selbstverständlich auch die Medienindustrie: Sie muß sich eine kalkulierbare Konsumherde konditionieren. Die frisch Nachgewachsenen, die es nicht anders kennen, glauben dann sogar, Big Brother müsse ja voll cool sein, und wer nicht alle Pokémon-Karten hat, ist sozial unterprivilegiert (sicher, es sind klischeehafte Beispiele, aber sie treffen es nun mal). Es sieht gegenwärtig nicht so aus, als ob die Welt sich zu einer solchen entwickeln würde, in der die versteckten Botschaften bzw. Ehrerweisungen an das Göttliche seitens der alten Meister der Dichtkunst den jetztigen Durchschnittsmenschen etwas anderes als befremdliches Kopfschütteln abringen würde (indes - wie mag es mit den zeitgenössischen wohl gewesen sein...?). Die Epoche zeichnet sich so auch mit genau den Eigenschaften aus, die für die Rechtschreibreform nötig waren: verbreitete Ignoranz gegenüber den Feinheiten des Schriftlichen zum Beispiel. Und die Chronik ihres siechenden Lebens seit 1996, von vielen Schaustellern notdürftig immer wieder gesundgeschminkt, sie widerspiegelt genau diese seltsame Kultur, die zunehmend vordergründiger, banaler, immer primitiver wird, so daß jene, die dem Geistvollen, Tiefgründigen eifrig frönen, von einem wachsenen Teil der Allgemeinheit zunächst als Spinner oder im günstigeren Fall noch als Witzfigur wahrgenommen werden. Früher mag das Geistlose in gewissem Ausmaß ein Naturzustand gewesen sein, den die Humanisten durch Aufklärung zu kurieren suchten. Heute aber ist es wohl eher so, daß Leviathane wie Bertelsmann und Kirch das Gegenteil missionieren, solange sie glauben, es sei proftitträchtig - und das glauben sie mit Nachdruck. So, und jetzt dürft ihr Reformbefürworter mich Reformgegner gerne als Kulturpessimisten verspotten, ich komm damit schon klar... ;)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 08.01.2001 um 23.00
Man wird sich wohl denken können, wie es im Original lautete... Nein, eine Aufnahme dieses Symbols in dieser Form in den Duden wäre wohl wieder ZU modern... Andererseits dem Geist der Rechtschreibreform gemäß, welche Fehler zu Richtigem deklarierte, damit der Fehler als solcher nicht mehr gälte... ;)
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Beim Surfen bin ich zufällig auf diese Internetseite gestoßen. Mit großer Verwunderung habe ich dabei festgestellt, daß Sie Volksentscheide über die Rechtschreibreform in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern vorbereiten.
Ich bin auch kein Freund dieser unnötigen Reform, aber glauben Sie wirklich, daß Sie jetzt noch Erfolg mit Volksentscheiden haben können? Ich ignoriere sie halt, deshalb ist sie für mich kein Problem.
Norbert Winkler
Frauengasse 10, Nürnberg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Bitte mal kurz mitdiskutieren:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/4660/1.html
Carsten Zander
04838 Eilenburg
eingetragen von Gast am 08.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
schade, daß Sie den Unterschied zwischen Vorschlag und Vorschrift nicht kennen.
Schade auch, daß Sie den Unterschied zwischen Kopieren und Verschieben nicht kennen.
Vielleicht kommen wir aber trotz Ihrer recht unscharfen Terminologie zu einem Dialog?
Voll der Hoffnung
Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 07.01.2001 um 23.00
"Herr Lachenmann, machen Sie mich lachen, Mann!" Wo bleibt der Humor? Sind wir im Kloster wie "Im Namen der Rose"? Humor heißt nicht, dass man nicht tief in die Dinge vordringen kann. Teilweise ist es auch umgekehrt. Hier wird viel Ironie, Parodie und Satire verwendet. Wo? Nein, nicht auf meinem Planeten, hier auf dieser Website. Sie haben mich so gelesen, als würde ich den "Mandel-Schwätzer" verkennen. Mein kurzer aber nicht oberflächlicher Kommentar beinhaltete eher das Gegenteil. So kann man sich irren. Nichts für ungut!
Katja Stein ('Stadt' war ein Lapsus)
eingetragen von Walter Lachenmann am 07.01.2001 um 23.00
...nämlich auch dann, wenn's wirklich so witzlos ist, wie nur irgend denkbar.
Tut mir leid, aber diesen Standpunkt kann ich mit Ihnen nicht teilen.
Und wenn man seinem Humor die Erläuterung mitgeben oder nachreichen muß, daß es sich um einen solchen handelt...
Dann sind wir wieder bei der Comedy.
Vielleicht verwechseln Sie da etwas, gute Frau!
Walter Lachenmann
83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 07.01.2001 um 23.00
"Herr Lachenmann, machen Sie mich lachen, Mann!" Wo bleibt der Humor? Sind wir im Kloster wie "Im Namen der Rose"? Humor heißt nicht, dass man nicht tief in die Dinge vordringen kann. Teilweise ist es auch umgekehrt. Hier wird viel Ironie, Parodie und Satire verwendet. Wo? Nein, nicht auf meinem Planeten, hier auf dieser Website. Sie haben mich so gelesen, als würde ich den "Mandel-Schwätzer" verkennen. Mein kurzer aber nicht oberflächlicher Kommentar beinhaltete eher das Gegenteil. So kann man sich irren. Nichts für ungut!
Katja Stein ('Stadt' war ein Lapsus)
eingetragen von Walter Lachenmann am 07.01.2001 um 23.00
...nämlich auch dann, wenn's wirklich so witzlos ist, wie nur irgend denkbar.
Tut mir leid, aber diesen Standpunkt kann ich mit Ihnen nicht teilen.
Und wenn man seinem Humor die Erläuterung mitgeben oder nachreichen muß, daß es sich um einen solchen handelt...
Dann sind wir wieder bei der Comedy.
Vielleicht verwechseln Sie da etwas, gute Frau!
Walter Lachenmann
83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Das von Herrn Genzmann angeführte Phänomen ist wirklich bedenkenswert: schon bei der ersten Rechtschreibreform hat man sofort alle Texte aller Autoren die sich nicht (mehr) wehren konnten zensiert und umgeschrieben.
Auch heute wiederholt sich diese Unsäglichkeit, man weiß nicht recht wozu, wenn es bei der Reform um etwas anderes als um das Aufstellen eines intellektuellen Geßlerhutes gehen soll.
Das angebliche Reformziel, erleichterung des Orthographielernens für Sechsjährige, wird durch Leseerschwernis für Erwachsene erzielt, und die Frage, warum man unsere Klassiker umzuschreiben habe, bleibt offen.
Vielleicht weiß Herr Jansen Bescheid?
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Christian Melsa am 06.01.2001 um 23.00
Zum Beitrag von Rolf Genzmann
Tja, den Masoreten wäre das nicht passiert. Die wundersamen bedeutungstiefen Konstrukte der genialischen Dichter früherer Zeiten, in denen Perfektionismus wohl noch kein Spottwort war, verdienen natürlich, erhalten zu bleiben. Doch gerechterweise müßten hier nicht orthographiewandelnde Kräfte verurteilt werden, ob dies nun der natürliche Sprachwandel oder eine künstliche Flußbegradigung ist, sondern die heutigen Herausgeber jener Werke. Des Umstands bewußt, daß derlei verborgene Webarbeiten in den Texten der Meister vorhanden sind, sollten die Herausgeber darauf hinwirken, sie auch heute noch in authentischer Form drucken zu lassen, zumal diese Form sich etwa bei Goethe und Storm so wenig von der heutigen unterscheidet, daß sie immer noch leicht lesbar sind. Zur Not kann man dem modernen (oder soll man sagen "modernistischen"?) Banausentum immer noch einigermaßen entgehen, indem man Trödelläden und Antiquariate nach alten Ausgaben durchstreift. Auf diesem Wege bin ich immerhin zu einem unverfälschten "Faust" gekommen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.01.2001 um 23.00
An verschiedenen Stellen habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Schriftsprache und die Mathematik Gemeinsamkeiten aufweisen. In Zusammenhang mit der zunehmenden Variantenschreibung bzw. Alternativschreibungsschwemme habe ich die Behauptung aufgestellt, daß Schüler nach eindeutigen Wortbildern lechzen, während die Rechtschreibreform einen völlig gegenteiligen Trend einleitet.
Daneben erinnerte ich an das geflügelte Wort unserer Lehrer: "In der Kürze liegt die Würze". Dieser Appell an unsere sich entwickelnde Kunst des Schreibens bezweckte zum einen das Ringen um die Präzision des Ausdrucks, zum anderen (teilweise in Wechselwirkung) unser Bestreben, die Gesamtlänge des Textes zu verringern. Ziel des Appells war die Ökonomie der Schriftsprache.
Ich erinnere des weiteren an Verschmelzungen und Verknüpfungen- und es spielt absolut keine Rolle, ob man "ß" als Ligatur oder als Buchstabe bezeichnet - denn entscheidend ist die Funktion, der Vorteil, letztlich "die Ökonomie", die der Verschmelzung, Verbindung oder gar der neuen Zeichenschöpfung entspringt.
Tatsache ist, daß "ß" ein einziges Darstellungszeichen ist, bei dem z.B. auf der Schreibmaschine ein einziger Anschlag genügt, während "ss" zu einem Doppelanschlag auf die Taste "S" nötigt, was zudem größeren Platzaufwand erfordert.
Tatsache ist auch, daß "ß" beim Lesen eines Wortes eine willkommene Struktur- und Gliederungshilfe darstellt - nicht zuletzt deshalb, weil es die Monotonie des Schriftbildes unterbricht - und der begrenzten Blickspanne des menschlichen Auges entgegenkommt, weil es die Wortdarstellung auf engeren Raum zusammenzieht.
Es gilt auch zu erinnern an Vereinbarungen, Apostrophierungen, Regeln (vgl. "Ohmsches" Gesetz und "Ohm`sches" Gesetz, "Schwimmeister, Baßsänger" und "Schwimmmeister, Basssänger" sowie "68er oder "der 12jährige" contra "68-er" bzw. "der "12-Jährige").
Durch die Rechtschreibreform werden somit tausende von Begriffen sämtlich in ein "Überflusssystem" überführt.
Mathematisch und logisch-schlußfolgernd kann es absolut keine Frage sein, ob bei Verwendung der "reformierten" Schreibweise mehr Zeit und mehr Schreibfläche verschwendet wird. Dazu sind keinerlei aufwendige Untersuchungen nötig.
Es genügt die Annahme, daß beispielsweise eine Schreibmaschinenzeile bei einer Schriftgröße von 12 P eine Kapazität von maximal 85 Zeichen besitzt und durch eine notwendige Auflösung von "ß" zu "ss" auf 86 Zeichen erweitert wird, denn damit wird es zwingend notwendig, eine neue Zeile zu beginnen und zudem über eine mehr oder weniger sinnvolle Worttrennung (das wäre ein eigenes Kapitel) nachzudenken.
Vom mathematischen Standpunkt bzw. vom Standpunkt der Ökonomie aus ist die Rechtschreibreform eine einzige Katastrophe. Die Reformer erweisen sich bildlich gesprochen wie mittelalterliche Hammerschmiede, die eine Uhr zu reparieren versuchen, die nicht einmal kaputt ist.
Daneben aber haben die Herrschaften die ausgeflippTesten Werbeslogans der teuersten und elitärsten Uhrenwerke der Neuzeit im Kopfe: "Geld und Zeit spielt keine Rolex!"
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Vor Monaten habe ich einmal kritische Worte zur Technik des hiesigen Forums geschrieben...
Andere scheinen nicht zu nörgeln, sondern zu handeln: die Diskussionen finden im Gästebuch statt.
Hier ein weiterer Beitrag zur Ligatur Doppel-s:
Prophecy Factory
Sprache Deutsch: Von Orthographien und Reformen
Auch diesen Beitrag stelle ich In das Forum.
Prößdorf
eingetragen von Reinhard Markner am 06.01.2001 um 23.00
Max Bollwage: "Ist das Eszett ein lateinischer Gastarbeiter? Mußmaßungen eines Typografen", in: Gutenberg-Jahrbuch 1999, S. 35--41
R. M.
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Ich finde es amüsant, dass hier über die Rechtschreibung immer gesagt wird, dass keiner einem anderen etwas vorschreiben darf, dass da keiner eingreifen und regulieren darf, dass die Schreibweise von Schriftstellern nicht angetastet werden darf usw. Wie wäre das denn, wenn dies auch für diese Website gelten könnte? Wer etwas ins Gästebuch schreiben will, schreibt es ins Gästebuch. Wer andere Darstellungsformen wählen möchte, tut dies. Keiner schlägt ihm andere Stellen vor, noch greift er ohne zu fragen ein und verlegt einen Artikel eines anderen Autoren ohne zu fragen an einen anderen Ort. Vor allem schlägt er nicht vor, die Diskussion doch im Forum weiterzuführen, schreibt seinen eigenen letzten Senf aber fett ins Gästebuch. Das Gästebuch hat den großen Vorteil, dass man jeden Tag sehen kann, was neu hinzugekommen ist. Die Leute schätzen das; lasst sie doch! Von oben herab sollte man das nicht reformieren; das entwickelt sich ganz natürlich.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Hier schreibt ein lustiger Gesell (Streben nach Ökonomie): Schwafelt Zeile um Zeile um letztendlich nur auszusagen, dass die Reform wegen dem häufigeren ss statt ß rein ökonomisch eine Katastrophe sei. Das klingt ja wie Die Nazis waren für eine Reform, weil man dann mehr Blei für Waffen hätte. Hallo?
Katja Stadt
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Der Mandel-Schwätzer, ich hab ihn erst später gesehen, der toppt ja alles! Don Quijote ist auferstanden: Verrückt und doch (eventuell) nur zu genial für diese Welt! Traurige Gestalt!
Katja Stein
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.01.2001 um 23.00
Gute Frau Katja Stadt oder Stein - wie hätten Sie's denn nun gerne?
Es gibt Dinge, von denen versteht man was oder hat wenigstens eine Ahnung davon oder weiß, daß es sie gibt. Dann ist es gut, wenn man bei einer Diskussion mitmacht, gegebenfalls Fragen stellt.
Wenn von Dingen die Rede ist, über die man rein gar nichts weiß, sollte man am besten schweigen, erst recht, wenn sie einen gar nicht interessieren.
Der »Mandel-Schwätzer« lebt vielleicht nicht auf Ihrem Intercom-Planeten, aber hat mehr Ahnung von unserer Welt, als Sie sich auch nur vorstellen können. Und was Sie über den Beitrag über die Lese- und Schreibökonomie von sich geben, beweist nur, daß Sie - so ist das Comedypublikum nun einmal - überhaupt nicht an mehr als oberflächlicher Unterhaltung interessiert sind.
Es gibt genug Internetseiten mit Chat und Schwätzmöglichkeiten, bei denen man auch die von Ihnen an den Tag gelegten schlechten Manieren ausleben kann. Vielleicht suchen Sie sich eine solche für Ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Peter W. Forster am 06.01.2001 um 23.00
Machen Sie folgenden Versuch, der Sie zwar DM 30,- kosten wird, der Ihnen aber den endgültigen Beweis für die Ligatur oder Nichtligatur von ß bringen wird:
Parken Sie in
13347 Berlin, Hochstädter Str. vor HSR 1 auf der linken Fahrbahnseite, dann schreibt Ihnen der Polizeipräsident in Berlin folgendes:
IHNEN WIRD VORGEWORFEN, AM ... IN ... ALS FÜHRER ... NACH PAR. ... FOLGENDE ORDNUNGSWIDRIGKEIT(EN) BEGANGEN ZU HABEN:
SIE PARKTEN IN DER O.A. STRAßE AUF DER LINKEN FAHRBAHNSEITE.
DIE BUßGELDSTELLE
Jeder kann mit meiner persönlichen Erlaubnis den Polizeipräsidenten (Verkehrsordnungswidrigkeiten, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 BLN (Aktenzeichen 46.639567.6 vom 20.12.2000) wegen der GROß-ß-SCHREIBUNG (ist das so richtig?) anrufen (030 9021- 2763) oder ein Fax (030 9021- 2717) senden.
Ist nun der amtlich gesetzte Großbuchstabe ß nicht Beweis genug, daß die Ligaturisten sich geirrt haben? Berlin ist schließlich jetzt unsere Bundeshauptstadt. Dort machen selbst die Leute jetzt alles richtig, die früher Steine geworfen oder auf einfache Polizisten militant und mächtig eingedroschen haben.
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir ALS FÜHRER ein dankbarer Philologe die DM 30,- ersetzen würde, die meine Frau an die BUßGELDSTELLE überwiesen hat, um die in der O.G. STRAßE begangene Ordnungswidrigkeit nicht in einen BUßGELDBESCHEID mit weiteren Gebühren und Auslagen zu verbinden.
Peter W. Forster, StD
PS: Ich hoffe, daß der GROßUCHSTABE ß nicht durch einen Konverter in SS korrigiert wird. Das wäre besonders für Berlin fatal.
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Das von Herrn Genzmann angeführte Phänomen ist wirklich bedenkenswert: schon bei der ersten Rechtschreibreform hat man sofort alle Texte aller Autoren die sich nicht (mehr) wehren konnten zensiert und umgeschrieben.
Auch heute wiederholt sich diese Unsäglichkeit, man weiß nicht recht wozu, wenn es bei der Reform um etwas anderes als um das Aufstellen eines intellektuellen Geßlerhutes gehen soll.
Das angebliche Reformziel, erleichterung des Orthographielernens für Sechsjährige, wird durch Leseerschwernis für Erwachsene erzielt, und die Frage, warum man unsere Klassiker umzuschreiben habe, bleibt offen.
Vielleicht weiß Herr Jansen Bescheid?
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Christian Melsa am 06.01.2001 um 23.00
Zum Beitrag von Rolf Genzmann
Tja, den Masoreten wäre das nicht passiert. Die wundersamen bedeutungstiefen Konstrukte der genialischen Dichter früherer Zeiten, in denen Perfektionismus wohl noch kein Spottwort war, verdienen natürlich, erhalten zu bleiben. Doch gerechterweise müßten hier nicht orthographiewandelnde Kräfte verurteilt werden, ob dies nun der natürliche Sprachwandel oder eine künstliche Flußbegradigung ist, sondern die heutigen Herausgeber jener Werke. Des Umstands bewußt, daß derlei verborgene Webarbeiten in den Texten der Meister vorhanden sind, sollten die Herausgeber darauf hinwirken, sie auch heute noch in authentischer Form drucken zu lassen, zumal diese Form sich etwa bei Goethe und Storm so wenig von der heutigen unterscheidet, daß sie immer noch leicht lesbar sind. Zur Not kann man dem modernen (oder soll man sagen "modernistischen"?) Banausentum immer noch einigermaßen entgehen, indem man Trödelläden und Antiquariate nach alten Ausgaben durchstreift. Auf diesem Wege bin ich immerhin zu einem unverfälschten "Faust" gekommen.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 06.01.2001 um 23.00
An verschiedenen Stellen habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Schriftsprache und die Mathematik Gemeinsamkeiten aufweisen. In Zusammenhang mit der zunehmenden Variantenschreibung bzw. Alternativschreibungsschwemme habe ich die Behauptung aufgestellt, daß Schüler nach eindeutigen Wortbildern lechzen, während die Rechtschreibreform einen völlig gegenteiligen Trend einleitet.
Daneben erinnerte ich an das geflügelte Wort unserer Lehrer: "In der Kürze liegt die Würze". Dieser Appell an unsere sich entwickelnde Kunst des Schreibens bezweckte zum einen das Ringen um die Präzision des Ausdrucks, zum anderen (teilweise in Wechselwirkung) unser Bestreben, die Gesamtlänge des Textes zu verringern. Ziel des Appells war die Ökonomie der Schriftsprache.
Ich erinnere des weiteren an Verschmelzungen und Verknüpfungen- und es spielt absolut keine Rolle, ob man "ß" als Ligatur oder als Buchstabe bezeichnet - denn entscheidend ist die Funktion, der Vorteil, letztlich "die Ökonomie", die der Verschmelzung, Verbindung oder gar der neuen Zeichenschöpfung entspringt.
Tatsache ist, daß "ß" ein einziges Darstellungszeichen ist, bei dem z.B. auf der Schreibmaschine ein einziger Anschlag genügt, während "ss" zu einem Doppelanschlag auf die Taste "S" nötigt, was zudem größeren Platzaufwand erfordert.
Tatsache ist auch, daß "ß" beim Lesen eines Wortes eine willkommene Struktur- und Gliederungshilfe darstellt - nicht zuletzt deshalb, weil es die Monotonie des Schriftbildes unterbricht - und der begrenzten Blickspanne des menschlichen Auges entgegenkommt, weil es die Wortdarstellung auf engeren Raum zusammenzieht.
Es gilt auch zu erinnern an Vereinbarungen, Apostrophierungen, Regeln (vgl. "Ohmsches" Gesetz und "Ohm`sches" Gesetz, "Schwimmeister, Baßsänger" und "Schwimmmeister, Basssänger" sowie "68er oder "der 12jährige" contra "68-er" bzw. "der "12-Jährige").
Durch die Rechtschreibreform werden somit tausende von Begriffen sämtlich in ein "Überflusssystem" überführt.
Mathematisch und logisch-schlußfolgernd kann es absolut keine Frage sein, ob bei Verwendung der "reformierten" Schreibweise mehr Zeit und mehr Schreibfläche verschwendet wird. Dazu sind keinerlei aufwendige Untersuchungen nötig.
Es genügt die Annahme, daß beispielsweise eine Schreibmaschinenzeile bei einer Schriftgröße von 12 P eine Kapazität von maximal 85 Zeichen besitzt und durch eine notwendige Auflösung von "ß" zu "ss" auf 86 Zeichen erweitert wird, denn damit wird es zwingend notwendig, eine neue Zeile zu beginnen und zudem über eine mehr oder weniger sinnvolle Worttrennung (das wäre ein eigenes Kapitel) nachzudenken.
Vom mathematischen Standpunkt bzw. vom Standpunkt der Ökonomie aus ist die Rechtschreibreform eine einzige Katastrophe. Die Reformer erweisen sich bildlich gesprochen wie mittelalterliche Hammerschmiede, die eine Uhr zu reparieren versuchen, die nicht einmal kaputt ist.
Daneben aber haben die Herrschaften die ausgeflippTesten Werbeslogans der teuersten und elitärsten Uhrenwerke der Neuzeit im Kopfe: "Geld und Zeit spielt keine Rolex!"
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Vor Monaten habe ich einmal kritische Worte zur Technik des hiesigen Forums geschrieben...
Andere scheinen nicht zu nörgeln, sondern zu handeln: die Diskussionen finden im Gästebuch statt.
Hier ein weiterer Beitrag zur Ligatur Doppel-s:
Prophecy Factory
Sprache Deutsch: Von Orthographien und Reformen
Auch diesen Beitrag stelle ich In das Forum.
Prößdorf
eingetragen von Reinhard Markner am 06.01.2001 um 23.00
Max Bollwage: "Ist das Eszett ein lateinischer Gastarbeiter? Mußmaßungen eines Typografen", in: Gutenberg-Jahrbuch 1999, S. 35--41
R. M.
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Ich finde es amüsant, dass hier über die Rechtschreibung immer gesagt wird, dass keiner einem anderen etwas vorschreiben darf, dass da keiner eingreifen und regulieren darf, dass die Schreibweise von Schriftstellern nicht angetastet werden darf usw. Wie wäre das denn, wenn dies auch für diese Website gelten könnte? Wer etwas ins Gästebuch schreiben will, schreibt es ins Gästebuch. Wer andere Darstellungsformen wählen möchte, tut dies. Keiner schlägt ihm andere Stellen vor, noch greift er ohne zu fragen ein und verlegt einen Artikel eines anderen Autoren ohne zu fragen an einen anderen Ort. Vor allem schlägt er nicht vor, die Diskussion doch im Forum weiterzuführen, schreibt seinen eigenen letzten Senf aber fett ins Gästebuch. Das Gästebuch hat den großen Vorteil, dass man jeden Tag sehen kann, was neu hinzugekommen ist. Die Leute schätzen das; lasst sie doch! Von oben herab sollte man das nicht reformieren; das entwickelt sich ganz natürlich.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Hier schreibt ein lustiger Gesell (Streben nach Ökonomie): Schwafelt Zeile um Zeile um letztendlich nur auszusagen, dass die Reform wegen dem häufigeren ss statt ß rein ökonomisch eine Katastrophe sei. Das klingt ja wie Die Nazis waren für eine Reform, weil man dann mehr Blei für Waffen hätte. Hallo?
Katja Stadt
eingetragen von Gast am 06.01.2001 um 23.00
Der Mandel-Schwätzer, ich hab ihn erst später gesehen, der toppt ja alles! Don Quijote ist auferstanden: Verrückt und doch (eventuell) nur zu genial für diese Welt! Traurige Gestalt!
Katja Stein
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.01.2001 um 23.00
Gute Frau Katja Stadt oder Stein - wie hätten Sie's denn nun gerne?
Es gibt Dinge, von denen versteht man was oder hat wenigstens eine Ahnung davon oder weiß, daß es sie gibt. Dann ist es gut, wenn man bei einer Diskussion mitmacht, gegebenfalls Fragen stellt.
Wenn von Dingen die Rede ist, über die man rein gar nichts weiß, sollte man am besten schweigen, erst recht, wenn sie einen gar nicht interessieren.
Der »Mandel-Schwätzer« lebt vielleicht nicht auf Ihrem Intercom-Planeten, aber hat mehr Ahnung von unserer Welt, als Sie sich auch nur vorstellen können. Und was Sie über den Beitrag über die Lese- und Schreibökonomie von sich geben, beweist nur, daß Sie - so ist das Comedypublikum nun einmal - überhaupt nicht an mehr als oberflächlicher Unterhaltung interessiert sind.
Es gibt genug Internetseiten mit Chat und Schwätzmöglichkeiten, bei denen man auch die von Ihnen an den Tag gelegten schlechten Manieren ausleben kann. Vielleicht suchen Sie sich eine solche für Ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Peter W. Forster am 06.01.2001 um 23.00
Machen Sie folgenden Versuch, der Sie zwar DM 30,- kosten wird, der Ihnen aber den endgültigen Beweis für die Ligatur oder Nichtligatur von ß bringen wird:
Parken Sie in
13347 Berlin, Hochstädter Str. vor HSR 1 auf der linken Fahrbahnseite, dann schreibt Ihnen der Polizeipräsident in Berlin folgendes:
IHNEN WIRD VORGEWORFEN, AM ... IN ... ALS FÜHRER ... NACH PAR. ... FOLGENDE ORDNUNGSWIDRIGKEIT(EN) BEGANGEN ZU HABEN:
SIE PARKTEN IN DER O.A. STRAßE AUF DER LINKEN FAHRBAHNSEITE.
DIE BUßGELDSTELLE
Jeder kann mit meiner persönlichen Erlaubnis den Polizeipräsidenten (Verkehrsordnungswidrigkeiten, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 BLN (Aktenzeichen 46.639567.6 vom 20.12.2000) wegen der GROß-ß-SCHREIBUNG (ist das so richtig?) anrufen (030 9021- 2763) oder ein Fax (030 9021- 2717) senden.
Ist nun der amtlich gesetzte Großbuchstabe ß nicht Beweis genug, daß die Ligaturisten sich geirrt haben? Berlin ist schließlich jetzt unsere Bundeshauptstadt. Dort machen selbst die Leute jetzt alles richtig, die früher Steine geworfen oder auf einfache Polizisten militant und mächtig eingedroschen haben.
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir ALS FÜHRER ein dankbarer Philologe die DM 30,- ersetzen würde, die meine Frau an die BUßGELDSTELLE überwiesen hat, um die in der O.G. STRAßE begangene Ordnungswidrigkeit nicht in einen BUßGELDBESCHEID mit weiteren Gebühren und Auslagen zu verbinden.
Peter W. Forster, StD
PS: Ich hoffe, daß der GROßUCHSTABE ß nicht durch einen Konverter in SS korrigiert wird. Das wäre besonders für Berlin fatal.
Peter W. Forster
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
in der Tat handelt es sich bei der ss/ß Schreibung nur um einen Teilaspekt der Reform.
Die Diskussion halte ich aus zwei Gründen dennoch für relevant:
aus den Diskussionsbeiträgen der Reformbefürworter auf diesen Seiten meine ich zu erkennen, daß diese ß niemals als Ligatur verstanden haben sondern als eigenständigen Buchstaben sehen, also auch nicht sehen, daß man bei der Heyseschen ss-Schreibung lediglich eine Graphem mit der Bedeutung ss durch ein Anderes mit der gleichen Bedeutung ersetzt.
Ist aber dieses Phänomen geklärt, folgt zwangsläufig die von Ihnen zu Recht gestellte Frage nach der Notwendigkeit dieses Teils der Reform.
Nur wer nicht weiß, daß ß eine Ligatur für ss ist, die als Schlußzeichen verwendet wird, kann ehrlich argumentieren, es sei die Ersetzung der "Ligatur für ss" durch "ss "eine Systematisierung.
Der zweite Grund, warum mir diese Diskussion wichtig erscheint, ist die deutlich zu erkennende Tendenz, daß die ss-Schreibung das einzige dauerhafte Erbe der Reform sein wird. Schon jetzt ist sie ein "Muss" für alle Anpaßler...
mit besten Grüßen
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
So löblich die Arbeit mit der Animation des ‚ß, ist, ich halte sie sachlich schlichtweg für falsch. Dass ausgerechnet derjenige, der hier am lauTesten tönt, sich mit der Geschichte des ‚ß, auszukennen, tatsächlich behauptet, in der Fraktur sei ‚ß, eine Ligatur aus langem und kurzem s, das wird langsam peinlich. Ein anderer Diskussionsteilnehmer zitierte hier noch eine Quelle, die das richtig wiedergibt (guter Artikel in Eroms / Munske). Der Name ‚Eszett, einerseits und die Formen des langen Fraktur-s und des Fraktur-z machen es völlig unwahrscheinlich, dass in der Fraktur das Eszett etwas anderes als die Ligatur aus (langem) s und z zu sein. Herr Prößdorf, es wird Zeit hier etwas Einsehen zu zeigen!
Übrigens Die Ligatur ß gilt heute als e i n Buchstabe (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen, Prößdorf?
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Mir scheint es fast, als widersprächen Sie sich selbst, denn Sie führen als Begriffsbeispiele die Worte "Anschluß" und "Anschluss" an. Trotz augenfälligen und signifikanten Unterschiedes beider Wörter (der noch viel eindrucksvoller in handschriftlicher Form zutage tritt) stellen Sie fest, daß Sie weder im ersten noch im zweiten Wortbeispiel einen Vorteil für den Leser oder Schreiber erkennen können. Wie sähe Ihr Fazit bei den Worten "Mißstand" und "Missstand" aus?
Im folgenden möchte ich Sie mit einer Methode des Leselernprozesses vertraut machen. Wiederum widme ich mich speziell dem Buchstaben "ß".
Ich bezeichne den Buchstaben "ß" sehr gerne als einen Ruhepunkt und eine HalTestation für das Auge. Oftmals nimmt dieser Buchstabe die Rolle eines Silbengelenks ein und schließt sozusagen eine Silbe bzw. eine sinnvolle (sogar häufig wiederkehrende) Buchstabengruppe (z.B. "miß-") ab. Ich behaupte, daß Wörter mit "ß" einfacher und schneller zu entschlüsseln sind als jene Wörter, die nach der Reform ihren signifikanten Buchstaben zugunsten von "ss" abgeben mußten.
Ich empfehle Ihnen zur Nachprüfung dieser Theorie die Durchführung von sogenannten Blickspannerweiterungsübungen - eine von zahlreichen Methoden des Leselernprozesses.
Lassen Sie sich zu diesem Zwecke von einem Ihrer Kollegen zwei Wörterlisten mit zunehmender Wortlänge (ggf. handschriftlich) zusammenstellen.
Die Listen sollten mit kleinen Wörtern z.B. "Faß" ("Fass") beginnen, die permanent um einen Buchstaben verlängert werden bis hin zu extrem langen Wortgebilden wie "Bundeselternratsauschußsitzung" (nebst Alternative: "Bundeselternratsausschusssitzung").
Ziel der Blickspannerweiterungsübungen ist es nun, die zu lesenden Worte in einem Sekundenbruchteil zu erfassen. Dies geschieht technisch wie folgt. Sie decken das jeweilige Wort, das Sie (erstmals - bitte nicht schummeln!) lesen wollen, mit Hilfe eines Kartons (evtl. Spielkarte) ab, blenden den Begriff auf, indem Sie den Karton kurz zusammendrücken und sofort wieder zurückschnellen lassen...
Im fortgeschrittenen Stadium - insbesondere dann, wenn Sie Ihre Blickspanne auf 30 und mehr Buchstaben erweitert haben, das heißt fähig sind, riesige Wortungetüme spontan zu erfassen - werden Sie irgendwann an die Grenze ihrer Blickspannkapazität gelangen. Dann aber gibt es im Falle einzelner Wörter sehr wohl noch Steigerungsmöglichkeiten - und zwar bei den Wörtern, die aus sogenannten Signalgruppen bestehen oder signifikante Buchstaben aufweisen. Dies zu leugnen hieße: seine Eigenbeobachtung zugunsten einer Ideologie oder Wissenschaftsgläubigkeit zu opfern.
Unverständlich ist es mir, daß Sie einem Lehrsatz widersprechen, der da heißt: "Alles allen Sinnen!" Das bedeutet nämlich, daß der Lehrgegenstand um so besser behalten und erfaßt (!!) wird, je mehr Sinne bei der Erkenntnisgewinnung abgerufen und eingesetzt wurden. Hieraus resultieren letztendlich auch die Methoden des erlebnis- und handlungsorientierten Lernens.
Meine Behauptung, daß im Falle der S-Laute das methodische Verfahren destabilisiert wurde, bleibt unwidersprochen.
Das ist im bildlichen Vergleich so, als wenn man einem normalen vierbeinigen Küchenstuhl ein Bein entfernt. Selbstredend kann man auch diese Sitzgelegenheit durch das geschickte Ausrichten der verbleibenden Beine zum Stehen bringen. Man hat dann einen sogenannten Schemel.
Haben Sie schon einmal einen Schemel mit hochgezogener Rückenlehne gesehen?
Zu Ihren weiteren Einwürfen bzgl. der Ligatur "st" möchte ich vor allem auf die Frakturschrift verweisen. Würde man einem Computer, die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten des S-Lautes innerhalb der Frakturschrift einprogrammieren, käme es wohl niemals zu Wortverunstaltungen wie "Wohnung-stür" oder "Frühstück-stee". Genau so wenig könnten Wortkapriolen wie "Lachs-türme" und "Wachs-tuben" entstehen.
Ich gebe deshalb den Hinweis auf den Computer, weil jene Maschine offensichtlich die moderne Kommunikation regiert, sinnvolle Schreib- und Differenzierungstechniken in Vergessenheit geraten läßt und letztlich als zuverlässiges und begehrtes Alibi von Journalisten umschwärmt wird.
Die neugeschaffene Ligatur "ck" ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß dem Computer ein Opfer dargebracht wurde.
Noch eine Bemerkung zum Bundesligafußball: Formal gesehen ist auf dem Trikot von Icke HÄßLER ein Fehler, denn das "ß" existiert als einziger Buchstabe des gesamten Alphabetes nur ein einziges Mal. Das merkt man beispielsweise, wenn man dieses Wort mit Dauerumschalttaste auf der Schreibmaschine schreibt. Dann heißt das Wort HÄ?LER.
Das ist genauso wenig zu akzeptieren wie HÄSSLER, denn der Mann heißt Häßler.
Sei`s drum. Solche sanften Zwänge und Kompromisse kann ich einsehen.
Formalismus ist etwas ganz anderes. Dafür hat der Staat ein Monopol.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Herr Jansen. Gerne dürfen Sie annehmen, daß ich mich irre. Ich gestatte mir vorerst, bei meiner Meinung zu bleiben.
Daß der Duden das Graphem ß von einer Ligatur zu einem eigenständigen Buchstaben umdefiniert bestätigt ja nur das Axiom des goßen Philosophen der deutschen Reaktion: "Die höchste Macht ist die Definitionsmacht".
Folgt man dieser, recht jungen Definition, so habe ich in der Tat unrecht. Wir diskutieren aber nicht nachträgliche Definitionen, sondern die Quellen.
Gestatten Sie mir daher nochmals den Hinweis, daß ich den Namen eszett für die Folge eines Mißverständnisses halte, und daß dieselbe Quelle, die für sie Dogma zu sein scheint, immerhin zugiebt, es handle sich beim ß der Antiqua um eine Ligatur aus s und s. Halten Sie es allen Ernstes für plausibel, daß eine Ligatur mit gleichem Lautwert und gleicher Bezeichnung in zwei doch sehr eng verwandten Schriften sich einmal aus s und z und einmal aus s und s herleitet?
Unsere Beiträge habe ich in das Forum gestellt, wo mir eine Fortführung der Diskussion sinnvoller scheint
mfg
Prößdorf
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.01.2001 um 23.00
»Übrigens "Die Ligatur ß gilt heute als e i n Buchstabe" (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen?«
Nein, aber Antworten:
Aus dem Zitat geht hervor, daß ß effektiv eine Ligatur i s t , und als ein Buchstabe g i l t . Es steht aber nicht da, daß es ein B u c h s t a b e i s t .
Also: wir sind so schlau als wie zuvor. Nein: schlauer.
Denn Herr Janßen (ich verleihe ihm hiermit das goldende Dreierles-s mit Eichenlaub und Schwertern, direkt aus dem schwäbischen Lustschloß Solitude) hat r e c h t :
Es ist ursprünglich oder zumindest in historischer Zeit eine Ligatur aus dem langen s und dem z.
Diese Vermutung legt sich mir nahe, nachdem ich in dem Buch »Schriftkunst« von Albert Kapr (Dresden 1955, dennoch politisch unverdächtig) Beispiele gesehen habe, die ich aus technischen Gründen hier nicht als Faksimile darstellen kann, Sie müssen es mir glauben. (`f= langes s, z = langes nach unten geschwungenes z)
Den vordantz hat man mir getan
dann jch on nutz vil buecher han
die jch nit lyß / vnd nyt ver`ftan (ly`fz)
(Narrenschiff, Basel 1494)
Im gleichen Buch gibt es mehrere Beispiele, daß das Wort »daß« auch »daz« geschrieben (Druck) wurde, mit dem langen, nach unten geschwungenen z.
Hertzog Arnold auß [´fz] Ba(yern)
(Frakturtype aus dem Turnierbuch des Sigismund Feyerabend, Frankfurt 1566)
Ich bin ge`fchickt mit der preß
So ich aufftrag den Firniß reß / ......
(Jost Amman 1598)
Aber wir werden gleich noch viel schlauer. Es handelt sich nämlich gar nicht um ein deutsches Zeichen, Ligatur oder Buchstaben, auch nicht um ein schwäbisches.
Aus der Werkstatt des Druckers Robert Etienne, Paris 1544, kommt die Granjon-Kursiv, und das Schriftmusterbuch enthält ein wunderschönes ß in dem Wort »aßociation«.
Das Dreierles-s gab es auch schon im Schreibbüchlein des Cresci, Rom 1570, in einer »cancellaresca corrente«, also einer geschriebenen Kanzleischrift in dem Wort »pretiosiß...« danach eine Arabeske, die wohl »issima« darstellen soll.
In einem Beispiel aus dem Jahr 1560, Werkstatt des Michael Vascosan, ein schönes Blatt aus der Garamond kursiv, mit Beispielen eines lateinischen Textes:
Princeps illu´fstrißime.. / doctißimi / sanctißimi
Diese ß haben aber schon deutlich die Form, die wir heute kennen, also es ist weder ein kleines s noch ein altes z deutlich auszumachen.
Wenn der berühmte Tschichold sich geirrt hat, kann man auch Herrn Prößdorf seinen Irrtum nicht verübeln.
Es geht ja doch auch darum, welche Funktion dieses Zeichen inzwischen in unserer geschriebenen Schrift eingenommen hat, und das war - vor der Rechtschreibreform - eine vernünftigere als die in der Reform. Weder spreche ich mir beim Schreiben meinen Text vor und schreibe meinem Sprechen nach, noch spreche ich - ab dem 2. Schuljahr - den gelesenen Text mit und orientiere mein Verstehen am so Nachgesprochenen. Sondern beim Lesen erfasse ich Wortbilder, oder gar Wortgruppenbilder, und je differenzierter und markanter - und vertrauter - diese sind, umso leichter fällt das Lesen und umso leichter fällt auch das Verstehen, nämlich wenn ich nicht an dem geschriebenen Text herumrätseln und ihn entziffern und die Buchstaben nachzählen muß. Dazu helfen Wortfugen, diese gehen bei der neuen ss/ß-Regelung weitgehend verloren, die Beispiele sind oft genug genannt worden: Basssolo gegen Baßsolo, Messergebnis gegen Meßergebnis.
Jetzt Herr Janßen sind Sie dran: Warum ist Basssolo besser als Baßsolo? Oder Messergebnis als Meßergebnis?
Warum sind Schlammmassen besser als Schlammassen? Bekommen Sie überhaupt soviel Auf-und-abs ohne nachzuzählen hin, wenn Sie das zu Papier bringen müssen? Ich weiß, wovon ich rede: ich heiße Lachenmann. Was glauben Sie, wie schwer es fällt, diesen Namen zu schreiben nach dem »che«.
Noch Fragen, Herr Janßßen?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von Manfred Riebe am 05.01.2001 um 23.00
Am 3. Januar 1941 verbot Hitler das Unterrichten der deutschen Schrift (Fraktur), weil er sie irrtümlich für "Schwabacher Judenlettern" hielt. Danach erhielt das "ß" in der Antiqua den unumstrittenen Stellenwert eines amtlich normierten Buchstabens (Poschenrieder, Thorwald: S-Schreibung - Überlieferung oder Reform? In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 173-183, hier S. 176). Diesbezüglich machte Johannes Gross auf eine Weisung des Propagandaministeriums vom 18. Oktober 1941 aufmerksam:
"Der Führer hat die Beibehaltung des 'ß' in der Normalschrift angeordnet. Bei der Verwendung großer Buchstaben soll das 'ß' jedoch als 'SS' geschrieben werden."
(Gross in: Frankfurter Allgemeine Magazin 11.07.97, S. 25).
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.01.2001 um 23.00
Aber Herr Riebe,
was »der Führer« angeordnet hat, kann uns heute doch nun wirklich egal sein. Er hat noch ganz andere Dinge angeordnet, von denen wir heute auch nichts mehr wissen wollen.
Ob lt. Führerbefehl »Buchstabe« oder nicht, ß ist eine Ligatur, da hilft kein Führerbefehl und kein Beten. Lassen wir's doch bei dieser Tatsache bewenden, und reden wir davon, wie man damit umgeht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 05.01.2001 um 23.00
Aber, aber, Herr Lachenmann!
Man sollte über Taten bzw. Untaten des Dritten Reiches Bescheid wissen, damit keine Legenden entstehen. Auf dieser Netzseite wurde erst kürzlich deutlich, daß es erhebliche Defizite an geschichtlichen Kenntnissen über diese Zeit gibt. Wir sollten daher nicht wie die Rechtschreibreformer die Historie verdrängen, sondern möglichst genau feststellen, was sich wirklich ereignete. Ich wundere mich daher, daß es Ihnen egal ist, was Hitler anordnete und daß Sie von seinen Anordnungen nichts wissen wollen. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen.
Von wegen "Führer befiehl - wir folgen!" Da geht Ihre Phantasie mit Ihnen durch. Bitte lesen Sie doch nicht oberflächlich, sondern genau. Noch einmal die historischen Fakten, um einer Legendenbildung vorzubeugen:
1. Daß "ß" ein Buchstabe ist, hat mit einem Führerbefehl nichts zu tun; denn ich zitierte nicht Hitler, sondern Poschenrieder als Quelle. Ich kann aber auch den Duden als Quelle angeben. Im November 1942 erschien erstmals ein Duden in lateinischer Schrift (Antiqua), nun "deutsche Normalschrift" genannt. Diese Normalschriftausgabe erschien als fast unveränderte Ausgabe der Frakturausgabe von 1941. Aber etwas änderte sich, z.B. wird hier erstmals "ß" als Buchstabe bezeichnet. Vermutlich stützte sich Poschenrieder auf den Duden.
2. Davon zu unterscheiden ist die Tatsache, daß Hitler das "ß" in der lateinischen Schrift beibehielt, obwohl das "ß" auch ein Buchstabe der von ihm als "Schwabacher Judenlettern" verbotenen Frakturschrift war.
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Ein Schauer faßt mich ...
da hat Goethe ein Wort mit ß geschrieben, in einem ganz zentralen Satze, in seiner größten Dichtung, und dort auch noch im Paradestück dieser seiner Dichtung, im wahrscheinlich größten lyrischen Wunder der Welt, in der Zueignung des Faust.
Die neue Rechtschreibreform zerstört dem Goethe dieses Wort faßt mit ß, denn es soll durch fasst ersetzt werden, wahrscheinlich ein großes Verbrechen.
Faßt ist das einzige Wort mit ß in den 32 Zeilen des Wunders Zueignung.
Wenn ein Reformbetreiber sagt, die klassischen Werke der Dichter würden nicht zerstört, dann lügt er.
Denn Goethes ganze Zeile lautete einmal
Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
- die erste Rechtschreibreform zerstörte Thränen. Gleich zwei Buchstaben strichen die Nichtschauer dem Goethe. Die heutige Reform schlägt wieder ausgerechnet in der gleichen Zeile zu, jetzt soll plötzlich wieder ein Buchstabe hinzukommen, aber an einer anderen, ganz falschen Stelle.
Schauer faßt mich, - das sind 15 Buchstaben, das Maß der Mandel, wie beim lateinischen Titel des wohl größten Musikers, kaiserlichen Hofmathematikers und Hofastronomen 1619: HARMONICES MVNDI.
HARMONICES (10) MVNDI (5) ist ebenfalls eine Mandel, ein von Kepplerus geistig zurechtgelegtes gülden Gerät, ein zahliges Abbild des (hebräischen) Namens Gottes JH (= 10+5).
Schauer fasst mich, das wären 16 Buchstaben, Schauer faszt mich, das wären 16 Buchstaben. Eine Mandel mit 16 Stück ist ebenfalls überliefert, eine Zugabe, in seltenen Fällen, indessen entspricht die Mandel zu 16 Stück nicht dem Kernmaß 15. Keppler setzte mit Ioannis Keppleri HARMONICES MVNDI in der Betitelung seines Hauptwerkes gleich zwei solcher offen abzählbaren Mandeln: Ioannis Keppleri (15 Buchstaben) und HARMONICES MVNDI (15 Buchstaben). Und er setzte im weiteren vermutlich noch eine dritte Mandel
MVNDI LIBRI V, denn MVNDI LIBRI (10) läßt sich durch V (5) zum Kernmaß 15 ergänzen.
Am fetTesten und in größten Lettern drucken ließ Kepplerus HARMONICES. Das Wort ist vom Zauberhauch umwittert, - Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. Man kann, wie es Kepplerus wohl auch gemacht hat, die Buchstabenwerte von HARMONICES zusammenzählen zur Summe 105, ebenfalls eine Mandel, eine Münze für JH, eine im der Buchstabensumme versteckte.
So müssen Zahlenmystiker, Numerologen und Buchstabenrechner es für ein großes Glück halten, daß die Reformer sich nicht auch noch anmaßen, das Latein zu reformieren, etwa mit HarmoniKes oder gar -Käs.
Die ganze Welt würde sich über solche Vereinfachungskünste wie harmonikaes erstaunen, totlachen und zugleich gruseln, am schlimmsten aber wäre die Zerstörung des versteckten Kernmaßes 105.
Ein Schauer faßt mich, - das Wort Schauer enthält gerade hier auch die Bedeutung: Geist. Du flehst erathmend mich zu schauen. Schauer faßt mich, das wäre eine Mandel zu 15, indes, wie soll der Numerologe rechnen beim ß von faßt? Goethe könnte beide Möglichkeiten ins Auge gefaßt und erwogen haben:
Schauer fasst mich und Schauer faszt mich, zusammengefaßt in der Mandel Schauer faßt mich.
Die nächsten Ausgaben des Faust werden, ausgerechnet in der gleichen Thränenzeile, mit der amtlich verordneten Vereinfachung fasst daherkommen. Es werden dabei zerstört:
1. die Mandel von 15 Buchstaben,
2. die denkbare und berechenbare Variante faszt.
Nicht nur Kepplerus mit seiner Hauptmandel HARMONICES MVNDI, die ja die 10 + 5 des hebräischen Namens JH nachbildet, hat weitere Mandeln zu 15 Stück gesetzt. In den Titeln und in den Höhepunkten vieler Dichter und vieler Lieder, oft an den wichtigsten Stellen einer Zeile, befinden sich solche von den Dichtern geistig zurechtgelegte Geräte, Rationen, Rechnungen.
Sweet Sue - Just You, 1928 von Victor David Young, ist eine solche 15er Mandel.
Die Himmel rühmen, 1757 von Gellert ist eine solche Mandel. - Goethe hörte Gellerts Vorlesungen.
(ça) m,rend tout chose, 1920 in Mon homme besitzt 15 Zeichen,
Je l,ai tell,ment, - ebenfalls Mon homme, man kann 15 Zeichen zählen, (‘ment dans la peau);
gülden Gerät, Heine, 15 Zeichen mit immensem Zauberhauch, in den Rationen versteckt,
zuletzt noch eine Mandel des großen Theodor Woldsen Storm, ein geistig in 15 Buchstaben zurechtgelegtes Gerät, eine zu 15 Buchstaben gesammelte Ration, aus einer Handschrift Storms im Jahre 1862, - sie wird im Kieler Schloß aufbewahrt von der Landesbibliothek Schleswig-Holstein, jedes Kind kannte einmal diese Mandel, es ist ein von Storm selbst geschriebenes ß darin: D e n n A p f e l, N u ß u n d ....
Das ß dürfte in vielen von deutschen Dichtern zurechtgelegten Mandeln enthalten sein, bei Goethe, bei Storm.
Seine Ersetzung durch ss wie bei Nuss oder wie bei Schauer fasst zerstört Mandeln, sie zerstört Dichtung, sie ist ein Kulturverbrechen.
Und, liebe Redaktion, nehmt meinen faßt - Beitrag wieder heraus, wenn er Euch nicht paßt.
Ich bin es gewohnt, daß man meine Ansichten über Mandeln ignoriert. Doch möchte ich darauf aufmerksam machen, daß die Buchstaben zugleich Zahlen sind und daß sehr viele Dichter sich auch in einer Grammatik der Zahlen ausgedrückt haben.
Rolf Genzmann
Hausdorffstraße 233, 53129 Bonn
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Carl Schmitt: "Die höhchste Form der Macht ist die Definitionsmacht". Also: wer die Macht hat, eine Ligatur als Buchstaben eigenen Rechts zu definieren, hat damit Macht über die folgende Diskussion.
Nun sind wir also glücklich bei jenem Bormann-Erlaß, der die Fraktur verbot.
Ob der Duden hier brav folgte, oder ob hier nur die Kontinuität gewahrt blieb, kann ich derzeit nicht beurteilen.
Historisch betrachtet, muß ich leider sagen, daß die Nationalsozialisten wohl das schlimmste, aber sicher nicht das einzige unerfreuliche Phänomen in der deutschen Geschichte waren, insofern sollte sich auch niemand daran beruhigen, wenn irgendetwas Unerfreuliches oder verbrecherisches NICHT von den Nazi erfunden wurde, sondern schon vorher existierte.
Deutlich: das kritische Bewußtsein sollte man auch dann nicht abschalten, wenn irgendetwas NICHT nationalsozialistisch hergeleitet werden kann.
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
in der Tat handelt es sich bei der ss/ß Schreibung nur um einen Teilaspekt der Reform.
Die Diskussion halte ich aus zwei Gründen dennoch für relevant:
aus den Diskussionsbeiträgen der Reformbefürworter auf diesen Seiten meine ich zu erkennen, daß diese ß niemals als Ligatur verstanden haben sondern als eigenständigen Buchstaben sehen, also auch nicht sehen, daß man bei der Heyseschen ss-Schreibung lediglich eine Graphem mit der Bedeutung ss durch ein Anderes mit der gleichen Bedeutung ersetzt.
Ist aber dieses Phänomen geklärt, folgt zwangsläufig die von Ihnen zu Recht gestellte Frage nach der Notwendigkeit dieses Teils der Reform.
Nur wer nicht weiß, daß ß eine Ligatur für ss ist, die als Schlußzeichen verwendet wird, kann ehrlich argumentieren, es sei die Ersetzung der "Ligatur für ss" durch "ss "eine Systematisierung.
Der zweite Grund, warum mir diese Diskussion wichtig erscheint, ist die deutlich zu erkennende Tendenz, daß die ss-Schreibung das einzige dauerhafte Erbe der Reform sein wird. Schon jetzt ist sie ein "Muss" für alle Anpaßler...
mit besten Grüßen
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
So löblich die Arbeit mit der Animation des ‚ß, ist, ich halte sie sachlich schlichtweg für falsch. Dass ausgerechnet derjenige, der hier am lauTesten tönt, sich mit der Geschichte des ‚ß, auszukennen, tatsächlich behauptet, in der Fraktur sei ‚ß, eine Ligatur aus langem und kurzem s, das wird langsam peinlich. Ein anderer Diskussionsteilnehmer zitierte hier noch eine Quelle, die das richtig wiedergibt (guter Artikel in Eroms / Munske). Der Name ‚Eszett, einerseits und die Formen des langen Fraktur-s und des Fraktur-z machen es völlig unwahrscheinlich, dass in der Fraktur das Eszett etwas anderes als die Ligatur aus (langem) s und z zu sein. Herr Prößdorf, es wird Zeit hier etwas Einsehen zu zeigen!
Übrigens Die Ligatur ß gilt heute als e i n Buchstabe (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen, Prößdorf?
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 05.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen!
Mir scheint es fast, als widersprächen Sie sich selbst, denn Sie führen als Begriffsbeispiele die Worte "Anschluß" und "Anschluss" an. Trotz augenfälligen und signifikanten Unterschiedes beider Wörter (der noch viel eindrucksvoller in handschriftlicher Form zutage tritt) stellen Sie fest, daß Sie weder im ersten noch im zweiten Wortbeispiel einen Vorteil für den Leser oder Schreiber erkennen können. Wie sähe Ihr Fazit bei den Worten "Mißstand" und "Missstand" aus?
Im folgenden möchte ich Sie mit einer Methode des Leselernprozesses vertraut machen. Wiederum widme ich mich speziell dem Buchstaben "ß".
Ich bezeichne den Buchstaben "ß" sehr gerne als einen Ruhepunkt und eine HalTestation für das Auge. Oftmals nimmt dieser Buchstabe die Rolle eines Silbengelenks ein und schließt sozusagen eine Silbe bzw. eine sinnvolle (sogar häufig wiederkehrende) Buchstabengruppe (z.B. "miß-") ab. Ich behaupte, daß Wörter mit "ß" einfacher und schneller zu entschlüsseln sind als jene Wörter, die nach der Reform ihren signifikanten Buchstaben zugunsten von "ss" abgeben mußten.
Ich empfehle Ihnen zur Nachprüfung dieser Theorie die Durchführung von sogenannten Blickspannerweiterungsübungen - eine von zahlreichen Methoden des Leselernprozesses.
Lassen Sie sich zu diesem Zwecke von einem Ihrer Kollegen zwei Wörterlisten mit zunehmender Wortlänge (ggf. handschriftlich) zusammenstellen.
Die Listen sollten mit kleinen Wörtern z.B. "Faß" ("Fass") beginnen, die permanent um einen Buchstaben verlängert werden bis hin zu extrem langen Wortgebilden wie "Bundeselternratsauschußsitzung" (nebst Alternative: "Bundeselternratsausschusssitzung").
Ziel der Blickspannerweiterungsübungen ist es nun, die zu lesenden Worte in einem Sekundenbruchteil zu erfassen. Dies geschieht technisch wie folgt. Sie decken das jeweilige Wort, das Sie (erstmals - bitte nicht schummeln!) lesen wollen, mit Hilfe eines Kartons (evtl. Spielkarte) ab, blenden den Begriff auf, indem Sie den Karton kurz zusammendrücken und sofort wieder zurückschnellen lassen...
Im fortgeschrittenen Stadium - insbesondere dann, wenn Sie Ihre Blickspanne auf 30 und mehr Buchstaben erweitert haben, das heißt fähig sind, riesige Wortungetüme spontan zu erfassen - werden Sie irgendwann an die Grenze ihrer Blickspannkapazität gelangen. Dann aber gibt es im Falle einzelner Wörter sehr wohl noch Steigerungsmöglichkeiten - und zwar bei den Wörtern, die aus sogenannten Signalgruppen bestehen oder signifikante Buchstaben aufweisen. Dies zu leugnen hieße: seine Eigenbeobachtung zugunsten einer Ideologie oder Wissenschaftsgläubigkeit zu opfern.
Unverständlich ist es mir, daß Sie einem Lehrsatz widersprechen, der da heißt: "Alles allen Sinnen!" Das bedeutet nämlich, daß der Lehrgegenstand um so besser behalten und erfaßt (!!) wird, je mehr Sinne bei der Erkenntnisgewinnung abgerufen und eingesetzt wurden. Hieraus resultieren letztendlich auch die Methoden des erlebnis- und handlungsorientierten Lernens.
Meine Behauptung, daß im Falle der S-Laute das methodische Verfahren destabilisiert wurde, bleibt unwidersprochen.
Das ist im bildlichen Vergleich so, als wenn man einem normalen vierbeinigen Küchenstuhl ein Bein entfernt. Selbstredend kann man auch diese Sitzgelegenheit durch das geschickte Ausrichten der verbleibenden Beine zum Stehen bringen. Man hat dann einen sogenannten Schemel.
Haben Sie schon einmal einen Schemel mit hochgezogener Rückenlehne gesehen?
Zu Ihren weiteren Einwürfen bzgl. der Ligatur "st" möchte ich vor allem auf die Frakturschrift verweisen. Würde man einem Computer, die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten des S-Lautes innerhalb der Frakturschrift einprogrammieren, käme es wohl niemals zu Wortverunstaltungen wie "Wohnung-stür" oder "Frühstück-stee". Genau so wenig könnten Wortkapriolen wie "Lachs-türme" und "Wachs-tuben" entstehen.
Ich gebe deshalb den Hinweis auf den Computer, weil jene Maschine offensichtlich die moderne Kommunikation regiert, sinnvolle Schreib- und Differenzierungstechniken in Vergessenheit geraten läßt und letztlich als zuverlässiges und begehrtes Alibi von Journalisten umschwärmt wird.
Die neugeschaffene Ligatur "ck" ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß dem Computer ein Opfer dargebracht wurde.
Noch eine Bemerkung zum Bundesligafußball: Formal gesehen ist auf dem Trikot von Icke HÄßLER ein Fehler, denn das "ß" existiert als einziger Buchstabe des gesamten Alphabetes nur ein einziges Mal. Das merkt man beispielsweise, wenn man dieses Wort mit Dauerumschalttaste auf der Schreibmaschine schreibt. Dann heißt das Wort HÄ?LER.
Das ist genauso wenig zu akzeptieren wie HÄSSLER, denn der Mann heißt Häßler.
Sei`s drum. Solche sanften Zwänge und Kompromisse kann ich einsehen.
Formalismus ist etwas ganz anderes. Dafür hat der Staat ein Monopol.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Herr Jansen. Gerne dürfen Sie annehmen, daß ich mich irre. Ich gestatte mir vorerst, bei meiner Meinung zu bleiben.
Daß der Duden das Graphem ß von einer Ligatur zu einem eigenständigen Buchstaben umdefiniert bestätigt ja nur das Axiom des goßen Philosophen der deutschen Reaktion: "Die höchste Macht ist die Definitionsmacht".
Folgt man dieser, recht jungen Definition, so habe ich in der Tat unrecht. Wir diskutieren aber nicht nachträgliche Definitionen, sondern die Quellen.
Gestatten Sie mir daher nochmals den Hinweis, daß ich den Namen eszett für die Folge eines Mißverständnisses halte, und daß dieselbe Quelle, die für sie Dogma zu sein scheint, immerhin zugiebt, es handle sich beim ß der Antiqua um eine Ligatur aus s und s. Halten Sie es allen Ernstes für plausibel, daß eine Ligatur mit gleichem Lautwert und gleicher Bezeichnung in zwei doch sehr eng verwandten Schriften sich einmal aus s und z und einmal aus s und s herleitet?
Unsere Beiträge habe ich in das Forum gestellt, wo mir eine Fortführung der Diskussion sinnvoller scheint
mfg
Prößdorf
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.01.2001 um 23.00
»Übrigens "Die Ligatur ß gilt heute als e i n Buchstabe" (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen?«
Nein, aber Antworten:
Aus dem Zitat geht hervor, daß ß effektiv eine Ligatur i s t , und als ein Buchstabe g i l t . Es steht aber nicht da, daß es ein B u c h s t a b e i s t .
Also: wir sind so schlau als wie zuvor. Nein: schlauer.
Denn Herr Janßen (ich verleihe ihm hiermit das goldende Dreierles-s mit Eichenlaub und Schwertern, direkt aus dem schwäbischen Lustschloß Solitude) hat r e c h t :
Es ist ursprünglich oder zumindest in historischer Zeit eine Ligatur aus dem langen s und dem z.
Diese Vermutung legt sich mir nahe, nachdem ich in dem Buch »Schriftkunst« von Albert Kapr (Dresden 1955, dennoch politisch unverdächtig) Beispiele gesehen habe, die ich aus technischen Gründen hier nicht als Faksimile darstellen kann, Sie müssen es mir glauben. (`f= langes s, z = langes nach unten geschwungenes z)
Den vordantz hat man mir getan
dann jch on nutz vil buecher han
die jch nit lyß / vnd nyt ver`ftan (ly`fz)
(Narrenschiff, Basel 1494)
Im gleichen Buch gibt es mehrere Beispiele, daß das Wort »daß« auch »daz« geschrieben (Druck) wurde, mit dem langen, nach unten geschwungenen z.
Hertzog Arnold auß [´fz] Ba(yern)
(Frakturtype aus dem Turnierbuch des Sigismund Feyerabend, Frankfurt 1566)
Ich bin ge`fchickt mit der preß
So ich aufftrag den Firniß reß / ......
(Jost Amman 1598)
Aber wir werden gleich noch viel schlauer. Es handelt sich nämlich gar nicht um ein deutsches Zeichen, Ligatur oder Buchstaben, auch nicht um ein schwäbisches.
Aus der Werkstatt des Druckers Robert Etienne, Paris 1544, kommt die Granjon-Kursiv, und das Schriftmusterbuch enthält ein wunderschönes ß in dem Wort »aßociation«.
Das Dreierles-s gab es auch schon im Schreibbüchlein des Cresci, Rom 1570, in einer »cancellaresca corrente«, also einer geschriebenen Kanzleischrift in dem Wort »pretiosiß...« danach eine Arabeske, die wohl »issima« darstellen soll.
In einem Beispiel aus dem Jahr 1560, Werkstatt des Michael Vascosan, ein schönes Blatt aus der Garamond kursiv, mit Beispielen eines lateinischen Textes:
Princeps illu´fstrißime.. / doctißimi / sanctißimi
Diese ß haben aber schon deutlich die Form, die wir heute kennen, also es ist weder ein kleines s noch ein altes z deutlich auszumachen.
Wenn der berühmte Tschichold sich geirrt hat, kann man auch Herrn Prößdorf seinen Irrtum nicht verübeln.
Es geht ja doch auch darum, welche Funktion dieses Zeichen inzwischen in unserer geschriebenen Schrift eingenommen hat, und das war - vor der Rechtschreibreform - eine vernünftigere als die in der Reform. Weder spreche ich mir beim Schreiben meinen Text vor und schreibe meinem Sprechen nach, noch spreche ich - ab dem 2. Schuljahr - den gelesenen Text mit und orientiere mein Verstehen am so Nachgesprochenen. Sondern beim Lesen erfasse ich Wortbilder, oder gar Wortgruppenbilder, und je differenzierter und markanter - und vertrauter - diese sind, umso leichter fällt das Lesen und umso leichter fällt auch das Verstehen, nämlich wenn ich nicht an dem geschriebenen Text herumrätseln und ihn entziffern und die Buchstaben nachzählen muß. Dazu helfen Wortfugen, diese gehen bei der neuen ss/ß-Regelung weitgehend verloren, die Beispiele sind oft genug genannt worden: Basssolo gegen Baßsolo, Messergebnis gegen Meßergebnis.
Jetzt Herr Janßen sind Sie dran: Warum ist Basssolo besser als Baßsolo? Oder Messergebnis als Meßergebnis?
Warum sind Schlammmassen besser als Schlammassen? Bekommen Sie überhaupt soviel Auf-und-abs ohne nachzuzählen hin, wenn Sie das zu Papier bringen müssen? Ich weiß, wovon ich rede: ich heiße Lachenmann. Was glauben Sie, wie schwer es fällt, diesen Namen zu schreiben nach dem »che«.
Noch Fragen, Herr Janßßen?
Walter Lachenmann
Krottenthal 9
eingetragen von Manfred Riebe am 05.01.2001 um 23.00
Am 3. Januar 1941 verbot Hitler das Unterrichten der deutschen Schrift (Fraktur), weil er sie irrtümlich für "Schwabacher Judenlettern" hielt. Danach erhielt das "ß" in der Antiqua den unumstrittenen Stellenwert eines amtlich normierten Buchstabens (Poschenrieder, Thorwald: S-Schreibung - Überlieferung oder Reform? In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 173-183, hier S. 176). Diesbezüglich machte Johannes Gross auf eine Weisung des Propagandaministeriums vom 18. Oktober 1941 aufmerksam:
"Der Führer hat die Beibehaltung des 'ß' in der Normalschrift angeordnet. Bei der Verwendung großer Buchstaben soll das 'ß' jedoch als 'SS' geschrieben werden."
(Gross in: Frankfurter Allgemeine Magazin 11.07.97, S. 25).
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Walter Lachenmann am 05.01.2001 um 23.00
Aber Herr Riebe,
was »der Führer« angeordnet hat, kann uns heute doch nun wirklich egal sein. Er hat noch ganz andere Dinge angeordnet, von denen wir heute auch nichts mehr wissen wollen.
Ob lt. Führerbefehl »Buchstabe« oder nicht, ß ist eine Ligatur, da hilft kein Führerbefehl und kein Beten. Lassen wir's doch bei dieser Tatsache bewenden, und reden wir davon, wie man damit umgeht.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Manfred Riebe am 05.01.2001 um 23.00
Aber, aber, Herr Lachenmann!
Man sollte über Taten bzw. Untaten des Dritten Reiches Bescheid wissen, damit keine Legenden entstehen. Auf dieser Netzseite wurde erst kürzlich deutlich, daß es erhebliche Defizite an geschichtlichen Kenntnissen über diese Zeit gibt. Wir sollten daher nicht wie die Rechtschreibreformer die Historie verdrängen, sondern möglichst genau feststellen, was sich wirklich ereignete. Ich wundere mich daher, daß es Ihnen egal ist, was Hitler anordnete und daß Sie von seinen Anordnungen nichts wissen wollen. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen.
Von wegen "Führer befiehl - wir folgen!" Da geht Ihre Phantasie mit Ihnen durch. Bitte lesen Sie doch nicht oberflächlich, sondern genau. Noch einmal die historischen Fakten, um einer Legendenbildung vorzubeugen:
1. Daß "ß" ein Buchstabe ist, hat mit einem Führerbefehl nichts zu tun; denn ich zitierte nicht Hitler, sondern Poschenrieder als Quelle. Ich kann aber auch den Duden als Quelle angeben. Im November 1942 erschien erstmals ein Duden in lateinischer Schrift (Antiqua), nun "deutsche Normalschrift" genannt. Diese Normalschriftausgabe erschien als fast unveränderte Ausgabe der Frakturausgabe von 1941. Aber etwas änderte sich, z.B. wird hier erstmals "ß" als Buchstabe bezeichnet. Vermutlich stützte sich Poschenrieder auf den Duden.
2. Davon zu unterscheiden ist die Tatsache, daß Hitler das "ß" in der lateinischen Schrift beibehielt, obwohl das "ß" auch ein Buchstabe der von ihm als "Schwabacher Judenlettern" verbotenen Frakturschrift war.
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Ein Schauer faßt mich ...
da hat Goethe ein Wort mit ß geschrieben, in einem ganz zentralen Satze, in seiner größten Dichtung, und dort auch noch im Paradestück dieser seiner Dichtung, im wahrscheinlich größten lyrischen Wunder der Welt, in der Zueignung des Faust.
Die neue Rechtschreibreform zerstört dem Goethe dieses Wort faßt mit ß, denn es soll durch fasst ersetzt werden, wahrscheinlich ein großes Verbrechen.
Faßt ist das einzige Wort mit ß in den 32 Zeilen des Wunders Zueignung.
Wenn ein Reformbetreiber sagt, die klassischen Werke der Dichter würden nicht zerstört, dann lügt er.
Denn Goethes ganze Zeile lautete einmal
Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
- die erste Rechtschreibreform zerstörte Thränen. Gleich zwei Buchstaben strichen die Nichtschauer dem Goethe. Die heutige Reform schlägt wieder ausgerechnet in der gleichen Zeile zu, jetzt soll plötzlich wieder ein Buchstabe hinzukommen, aber an einer anderen, ganz falschen Stelle.
Schauer faßt mich, - das sind 15 Buchstaben, das Maß der Mandel, wie beim lateinischen Titel des wohl größten Musikers, kaiserlichen Hofmathematikers und Hofastronomen 1619: HARMONICES MVNDI.
HARMONICES (10) MVNDI (5) ist ebenfalls eine Mandel, ein von Kepplerus geistig zurechtgelegtes gülden Gerät, ein zahliges Abbild des (hebräischen) Namens Gottes JH (= 10+5).
Schauer fasst mich, das wären 16 Buchstaben, Schauer faszt mich, das wären 16 Buchstaben. Eine Mandel mit 16 Stück ist ebenfalls überliefert, eine Zugabe, in seltenen Fällen, indessen entspricht die Mandel zu 16 Stück nicht dem Kernmaß 15. Keppler setzte mit Ioannis Keppleri HARMONICES MVNDI in der Betitelung seines Hauptwerkes gleich zwei solcher offen abzählbaren Mandeln: Ioannis Keppleri (15 Buchstaben) und HARMONICES MVNDI (15 Buchstaben). Und er setzte im weiteren vermutlich noch eine dritte Mandel
MVNDI LIBRI V, denn MVNDI LIBRI (10) läßt sich durch V (5) zum Kernmaß 15 ergänzen.
Am fetTesten und in größten Lettern drucken ließ Kepplerus HARMONICES. Das Wort ist vom Zauberhauch umwittert, - Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. Man kann, wie es Kepplerus wohl auch gemacht hat, die Buchstabenwerte von HARMONICES zusammenzählen zur Summe 105, ebenfalls eine Mandel, eine Münze für JH, eine im der Buchstabensumme versteckte.
So müssen Zahlenmystiker, Numerologen und Buchstabenrechner es für ein großes Glück halten, daß die Reformer sich nicht auch noch anmaßen, das Latein zu reformieren, etwa mit HarmoniKes oder gar -Käs.
Die ganze Welt würde sich über solche Vereinfachungskünste wie harmonikaes erstaunen, totlachen und zugleich gruseln, am schlimmsten aber wäre die Zerstörung des versteckten Kernmaßes 105.
Ein Schauer faßt mich, - das Wort Schauer enthält gerade hier auch die Bedeutung: Geist. Du flehst erathmend mich zu schauen. Schauer faßt mich, das wäre eine Mandel zu 15, indes, wie soll der Numerologe rechnen beim ß von faßt? Goethe könnte beide Möglichkeiten ins Auge gefaßt und erwogen haben:
Schauer fasst mich und Schauer faszt mich, zusammengefaßt in der Mandel Schauer faßt mich.
Die nächsten Ausgaben des Faust werden, ausgerechnet in der gleichen Thränenzeile, mit der amtlich verordneten Vereinfachung fasst daherkommen. Es werden dabei zerstört:
1. die Mandel von 15 Buchstaben,
2. die denkbare und berechenbare Variante faszt.
Nicht nur Kepplerus mit seiner Hauptmandel HARMONICES MVNDI, die ja die 10 + 5 des hebräischen Namens JH nachbildet, hat weitere Mandeln zu 15 Stück gesetzt. In den Titeln und in den Höhepunkten vieler Dichter und vieler Lieder, oft an den wichtigsten Stellen einer Zeile, befinden sich solche von den Dichtern geistig zurechtgelegte Geräte, Rationen, Rechnungen.
Sweet Sue - Just You, 1928 von Victor David Young, ist eine solche 15er Mandel.
Die Himmel rühmen, 1757 von Gellert ist eine solche Mandel. - Goethe hörte Gellerts Vorlesungen.
(ça) m,rend tout chose, 1920 in Mon homme besitzt 15 Zeichen,
Je l,ai tell,ment, - ebenfalls Mon homme, man kann 15 Zeichen zählen, (‘ment dans la peau);
gülden Gerät, Heine, 15 Zeichen mit immensem Zauberhauch, in den Rationen versteckt,
zuletzt noch eine Mandel des großen Theodor Woldsen Storm, ein geistig in 15 Buchstaben zurechtgelegtes Gerät, eine zu 15 Buchstaben gesammelte Ration, aus einer Handschrift Storms im Jahre 1862, - sie wird im Kieler Schloß aufbewahrt von der Landesbibliothek Schleswig-Holstein, jedes Kind kannte einmal diese Mandel, es ist ein von Storm selbst geschriebenes ß darin: D e n n A p f e l, N u ß u n d ....
Das ß dürfte in vielen von deutschen Dichtern zurechtgelegten Mandeln enthalten sein, bei Goethe, bei Storm.
Seine Ersetzung durch ss wie bei Nuss oder wie bei Schauer fasst zerstört Mandeln, sie zerstört Dichtung, sie ist ein Kulturverbrechen.
Und, liebe Redaktion, nehmt meinen faßt - Beitrag wieder heraus, wenn er Euch nicht paßt.
Ich bin es gewohnt, daß man meine Ansichten über Mandeln ignoriert. Doch möchte ich darauf aufmerksam machen, daß die Buchstaben zugleich Zahlen sind und daß sehr viele Dichter sich auch in einer Grammatik der Zahlen ausgedrückt haben.
Rolf Genzmann
Hausdorffstraße 233, 53129 Bonn
eingetragen von Gast am 05.01.2001 um 23.00
Carl Schmitt: "Die höhchste Form der Macht ist die Definitionsmacht". Also: wer die Macht hat, eine Ligatur als Buchstaben eigenen Rechts zu definieren, hat damit Macht über die folgende Diskussion.
Nun sind wir also glücklich bei jenem Bormann-Erlaß, der die Fraktur verbot.
Ob der Duden hier brav folgte, oder ob hier nur die Kontinuität gewahrt blieb, kann ich derzeit nicht beurteilen.
Historisch betrachtet, muß ich leider sagen, daß die Nationalsozialisten wohl das schlimmste, aber sicher nicht das einzige unerfreuliche Phänomen in der deutschen Geschichte waren, insofern sollte sich auch niemand daran beruhigen, wenn irgendetwas Unerfreuliches oder verbrecherisches NICHT von den Nazi erfunden wurde, sondern schon vorher existierte.
Deutlich: das kritische Bewußtsein sollte man auch dann nicht abschalten, wenn irgendetwas NICHT nationalsozialistisch hergeleitet werden kann.
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
der von Ihnen angeführten Meinung erlaube ich mir zu widersprechen.
Jan Tschichold hat in seinem Meisterbuch der Schrift eine plausible Erklärung visualisiert, die zu animieren ich mir erlaubt habe.
Bitte folgen Sie meinem Verweis:
http://www.elektrische-dokumentation.de/Fraktur/s.htm.
Für eine gelegentliche Rückmeldung zum Text wäre ich Ihnen dankbar.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prößdorf,
ich mache Ihnen ein riesiges Kompliment für Ihre Darstellung der Entstehung des Dreierles-s (ß) aus der Fraktur, beglückwünsche Sie auch zur Wahl der besonders schönen Frakturschrift. Meiner Einschätzung nach ist es die Walbaum-Fraktur, also keine »mittelalterliche« Schrift, sondern eine, die um 1800 in dieser Form gestaltet wurde von dem Schriftkünstler Justus Erich Walbaum, dem wir auch eine heute noch sehr verbreitete Antiqua-Schrift verdanken, die im Bleisatz zu den schönsten Schriften gehörte, in den heute verwendeten verschiedenen elektronischen Umsetzungen allerdings stark an Schönheit eingebüßt hat, teilweise bis zur regelrechten Häßlichkeit.
Besonders traurig ist, daß Sie es für notwendig halten mußten, die Verwendung einer Frakturschrift regelrecht zu entschuldigen mit den Worten, dies habe nichts mit nationalistischer Gesinnung zu tun (den genauen Wortlaut habe ich jetzt nicht vor mir). Ich wiederhole mich - das ist schrecklich traurig!
Wie unsinnig es ist, die Verwendung einer Frakturschrift mit Nationalismus oder Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen, ist oft genug dargelegt worden, auch daß die Nationalsozialisten die Frakturschrift schließlich sogar verboten haben mit der völlig idiotischen Begründung, es handle sich um eine »Judenschrift« (da haben die was von Schwabacher gehört, was nichts mit Schwabach zu tun hat, sondern mit einem Drucker namens Schwabacher, und der wurde für einen Juden gehalten, weil Juden oft so Namen haben wie Nürnberger, Mannheimer usw., also nichts als Quatsch. Ähnliche Volksetymologien erfreuen auch neuerdings wieder die Herzen der Freunde unserer Leitkultur). Ein Körnchen Wahrheit könnte insofern allerdings doch dahinter stecken, als man in Deutschland um 1800, als Nationalismus noch mit unschuldigem Idealismus, Humanismus und einem Streben nach demokratischer Freiheit zu tun hatte (Heine u.a.), also etwas völlig anderes war als im 20. Jahrhundert, Wert darauf legte, deutsche Literatur in Frakturschrift zu drucken im Gegensatz zu der bei den Franzosen damals schon verbreiteten Antiquaschrift. Damals entstand die von Ihnen (vermutlich) verwendete schöne Walbaum-Fraktur und einige andere nicht weniger schöne Frakturschriften.
Es ist aber noch viel schlimmer: Wer in kirchlichen Kreisen verkehrt, weiß, daß Bibeln und insbesondere Bibelsprüche, die man sich in Form von Postkarten gern schenkt oder zur innerlichen Erbauung an den Wänden hängen, meistens in Fraktur geschrieben sind. In der Tradition der klösterlichen Buchschreiber lernen heute noch Diakonissen (und wohl auch Mönche) Schriftschreiben mit der Redisfeder und schreiben sehr schöne, oft selbst gestaltete Frakturschriften, oder sie sticken sie in Altarschmuck und dergleichen. Wollte man pathetisch werden, könnte man sagen, Fraktur ist die Schrift des Wortes Gottes! Aber das wäre wirklich pathetisch.
Fraktur ist nämlich auch die Schrift der Literatur und der Poesie: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch noch in ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gab es sehr schöne Buchausgaben, die in Frakturschrift gesetzt waren, insbesondere bei der Insel-Bücherei. Im 20. Jahrhundert entwarfen bedeutende Schriftkünstler neue Frakturschriften: Rudolf Koch, F. H. Ernst Schneidler, Herbert Post, E. R. Weiß, Walter Tiemann - von einigen weiß ich persönlich, daß sie mutige Gegner des Nazi-Regimes waren. Bedeutende Fraktur-Schriftschöpfer gab es außerdem seit Erfindung der Buchdruckerkunst auch in anderen europäischen Ländern, Italien, Frankreich, England (William Morris). Natürlich hat es keinen Sinn, hier in Nostalgie zu verfallen oder gar sich eine Renaissance der Fraktur herbeizuwünschen. Aber man sollte sich auch nicht entschuldigen müssen, wenn man Fraktur schreibt - sondern wenn einem da jemand Deutschtümelei vorhält, dann sollte man mit dem Fraktur reden!
Leider ist die Fraktur, auch in besonders wenig schönen Ausformungen und orthographisch völlig daneben, heute wieder beliebt zur Bekundung besonderer Urigkeit, etwa bei Wirtschaften. Da wird dann das lange s völlig ignoriert oder völlig irrwitzig eingesetzt. In einem Ostseerestaurant habe ich eine Speisekarte gesehen, da wurde nur das lange s verwendet, auch am Wortende, das sah dann so aus (ich schreibe f statt dem langen s: »Feinef auf Pfanne und Schmortopf« oder »Deftigef auf Mutterf Küche«. Auch die Bayern lieben es, ihre Bodenständigkeit durch die Verwendung besonders fetter und teigiger Frakturbotschaften zu beteuern. Das ist leider auch so etwas wie Volksetymologie - oder Volkstypographie, was soll man dagegen machen!
Da wir hier alle immer auch aneinander herumnörgeln müssen, empfehle ich Ihnen - nichts für ungut - die paar Tippfehler noch auszubessern und, das lernt man in der Schriftsetzerlehre, die Trennungen zu verringern. Vier Trennungen untereinander: da schlägt der Setzermeister dem Stift mit der Reglette auf den Winkelhaken, kippt ihm das Schiff vor die Füße und der arme Junge kann von vorne anfangen mit der mühevollen Arbeit.
Und nun noch etwas in eigener Sache: Für einen, der sich mit Theaterdonner von dieser Seite verabschiedet hat (nämlich weil man ihn ohne nachvollziehbare Begründung mehrfach vor die Tür gesetzt hat), mit Kohl'schem Ehrenwort, hier nie wieder unter seinem Namen zu erscheinen, müßte es eigentlich peinlich sein, nun plötzlich wieder so massiv hier aufzutreten. Das hat den einen Grund, daß ich hoffe, so Herrn Kohl, der hier sicherlich das Geschehen aufmerksam verfolgt, auch seinerseits dazu zu bewegen, sein Ehrenwort fahren zu lassen und somit seiner persönlichen Ehre wieder zum Aufschwung zu verhelfen. Zum andern ist es leider wahr, daß der Widerstand gegen die Rechtschreibreform für politische Wühlmäuse brauner Couleur als trojanisches Pferd mißbraucht wird, um ins Gespräch zu kommen mit arglosen Menschen, die nichts anderes wollen, als gegen diese Reform zu protestieren. Und dann befindet man sich plötzlich in einer höchst anrüchigen Gesellschaft, die nationalistisches Gedankengut gehässigster Natur vermengt mit einem Anliegen völlig anderer Art, die allerdings so feige ist, daß sie jedesmal mit Entrüstung beteuert, sie sei ja überhaupt nicht »braun«, man müsse das beweisen, Roß und Reiter, Zitate usw., sich als von »politisch Korrekten« an den Rand gedrückte Minderheit selbst bemitleidet, also nicht einmal den Mut hat, zu ihrer mickrigen Gesinnung sich zu bekennen, so wie das die nun auch nicht gerade beispielhaften »Altlinken« getan haben, die aber jedenfalls nie einen Zweifel daran ließen, daß sie »links« stehen, und zwar extrem mit allen grausamen Konsequenzen. Diese Gefahr ist viel konkreter, als die, durch Verwendung einer Frakturschrift als Deutschtümler hingestellt zu werden. Und weil auf der Diskussionsseite, die alternativ zu dieser Rechtschreibreform.com-Seite dieser politische Hintergrund auch für den wohlwollendsten und demokratischsten Diskutanten nicht mehr zu übersehen ist, das Diskussionsniveau dort überdies auf einem Tiefpunkt angekommen ist, an dem man als ernsthafter Mensch nicht angetroffen werden sollte, kehre ich sozusagen reumütig hierher zurück, und hoffe, von solchen Kursrichtungen hier nichts erleben zu müssen.
Nochmals ganz herzlichen Dank, lieber Herr Prößdorf, für Ihre sehr anschauliche und schön gestaltete Darstellung der Dreierles-s-Ligatur. Und wenn Sie jetzt noch eine schöne Ligatur für »MfG« erfinden, dann will ich Ihnen diese »Sünde« auch noch gerne nachsehen, wobei ich soeben - ich schreibe den Text in WORD - feststelle, daß Bill Gates die Dürftigkeit dieser Grußformel erkannt hat und sie per Autokorrektur in den vollen Wortlaut automatisch umwandelt.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
(angekündigte) Fortsetzung zu Schäblers IMBISZ gefällig?
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Herr Schäbler meint, durch die aktuelle ss-ß-Regelung werde die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt. Es ist kein Grundprinzip der deutschen Rechtschreibung, dass bestimmte Buchstaben sich in gewissen Positionen zu anderen Buchstaben umwandeln: Alle Konsonantenverdoppelungen bleiben erhalten bzw. können ohne Einschränkung entstehen. Bisher machte hier ck zu kk bei Trennung und ß zu ss bei Silbenfuge und Wortende eine Ausnahme. Bis auf die Tatsache, dass ß auch heute nicht am Wortanfang steht, hat man nun die Regel abgeschafft, dass sich die Anwendung von ss und ß u.a. nach der Position im Wort richtet. Weder ein rechtschreibstarker noch ein rechtschreibschwacher Mensch ist besonders geübt in der Frage, wo ein Buchstabe stehen darf und wo er in einen anderen umgewandelt werden muss. Das ergibt sich aus der blanken Tatsache, dass die deutsche Rechtschreibung, wie gesagt, mit diesem Prinzip nicht grundsätzlich arbeitet. Was also bitteschön nimmt man jemandem weg, wenn hier nun auch das regelmäßige Prinzip Anwendung findet? Meiner Meinung nach ist es sogar umgekehrt so, dass wenn man schon mit Sinnen argumentiert, sich die normale Verwendung von Doppel-s zur Markierung von Vokalkürze – ein Grundprinzip der deutschen Rechtschreibung – nun eben sinnlich wahrnehmen lässt. Bei den zwei Merkmalen, die Herr Schäbler hier für die alte Regelung anführt, kann ich das nicht erkennen. Wenn jemand schreiben lernt bzw. einfach nur etwas schreiben will, dann hat er das Wort im Kopf, eventuell spricht ein Lerner es laut aus. Was kann er wahrnehmen: Sprachliche Eigenschaften des Wortes, hier vor allem die Vokallänge und der Tonakzent. Und was kann er mit der Überlänge und der Verdruß-Regel sinnlich wahrnehmen? Ich frage Sie, Herr Schäbler: Wie bitteschön sind denn die Besonderheit und Auffälligkeit der Überlänge (visueller Bereich) und die stützende Regel ("ss am Schluß bringt Verdruß") eine Hilfe für den Schreiber oder für den Leser? Das versteh ich einfach nicht. Der Satz "ss am Schluß bringt Verdruß" ist doch nur eine Eselsbrücke, um diese Sonderregel zu behalten; es bleibt aber doch eine Sonderregel und war damit schwieriger als das regelmäßige Verhalten von ss es nun ist. Zur Verdeutlichung ein weiteres Beispiel: Trenne nie st, denn es tut ihm weh. Würde man nun sagen, die Eselsbrücke kennt doch jeder, folglich ist es leichter, diese unsinnige Norm aufrecht zu erhalten; s t nach den grundsätzlichen Regeln zu trennen, würde quasi zu einer Rechtschreibschwierigkeit, weil die alte Eselsbrücke so bekannt ist, dann folgt man meiner Meinung nach Ihrem Argumentationsmuster.
Sie schreiben, dass die Auffälligkeit der Überlänge eine Eselsbrücke sei. Wie das denn bitteschön? Demjenigen, der etwa bei der Anwendung von v und f Probleme hat, nützt es doch auch wenig, dass die Buchstaben visuell unterschiedlich sind. Für den Leser war die ss-ß-Regelung von 1901 keine Hilfe, da ß keine (eindeutige) Markierung der Vokalkürze enthielt. Ich kann nicht erkennen, was ein Leser mit der Überlänge des ß anfangen kann, wenn er das Wort ‚Anschluß, statt ‚Anschluss, lesen muss. Mir ist zwar klar, dass Texte in Großbuchstaben deswegen schwerer zu lesen sind, weil der Wechsel von Normallänge und Überlänge fehlt. Aber was heißt das für ‚Anschluß, statt ‚Anschluss,?
Fazit: Weder für den Leser noch für den Schreiber kann ich in den beiden Merkmalen einen Vorteil erkennen.
Herr Schäbler schrieb auch, dass es bis zur Rechtschreibreform das ‚ß, leider nur in der kleinen Ausgabe gab. Ein Großbuchstabe ‚Eszett, ist mir auch seit der Reform nicht bekannt, und das Einfügen des ß in ein Wort mit Grobuchstaben (in der Bundesliga z.B. auf den Trikots, HÄßLER) ist keine Erfindung der Reform: Bei mir zu Hause steht DER GROßE DUDEN. Im Duden von 1991 wird diese Möglichkeit nicht erwähnt.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
der Diskurs verlangt gelegentlich nach Kompromissen. Ich muß mich in der Tat nicht für die Verwendung der Fraktur entschuldigen, ich muß aber mit Leuten rechnen, die nicht wissen, daß wir das Frakturverbot der nationalsozialistischen Verbrecherbande zu danken haben, auch die will ich nicht von vorneherein vor den Kopf stossen.
Bedauerlich finde ich diesen Zustand auch, aber ich hoffe, auch mit Andersdenkenden zu einer Diskussion zu kommen, und es ist nicht zu leugnen, daß die Diskussion über Fraktur oder Antiqua in den zwanziger und dreißiger Jahren in einer wenig schönen Weise abgelaufen ist.
Nun finden Sie sich bitte mit meiner TELEX-Abkürzung ab, das sind Erinnerungen aus meiner Jugend, als ich statt einer Setzerlehre eine Banklehre machen mußte, ich meinenteils werde Ihre Berechtigte Kritik an meinem Schnellschuß bereinigen und grüße sie recht herzlich.
Ihr Tjalf Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
ich habe einige Stunden meiner Freizeit darauf verwandt, auch IHNEN zu zeigen, daß es sich beim "ß" um eine Ligatur aus zwei s handelt - Sie argumentieren weiterhin, als handele es sich um einen besonderen Buchstaben.
Kann man diese, meines Erachtens falsch Grundannahme mit Ihnen diskutieren?
Natürlich kann "ß" nie am Wortanfang stehen, weil es kein deutsches Wort giebt, das mit ss beginnt.
Beste Grüße
Prößdorf
eingetragen von Theodor Ickler am 04.01.2001 um 23.00
Meiner Ansicht nach ist die Herkunft des Zeichens ß zwar interessant, aber für die Reformdiskussion nicht relevant. Bisher wurde das Zeichen in zweierlei Funktion verwendet, als einfacher Buchstabe zur Bezeichnung des stimmlosen s in bestimmten Positionen und als Ligatur zur stellungsbedingten Vertretung von ss, nämlich als Rest von "Schlußbuchstabigkeit" (wie Poschenrieder es treffend genannt hat) sowie vor der Endung -t (also "Fluß" gegenüber "Flüsse" und "mußt" gegenüber "müssen"). Ich habe das auch mal so ausgedrückt, daß das Silbengelenk ss als ß geschrieben wird, wenn es in Nichtgelenkposition gerät. Die Reform will ß nur noch als Buchstaben, nicht mehr als Ligatur gelten lassen.
Die entscheidende Frage ist nun, ob diese Änderung nötig war und ob sie ihr Ziel erreicht, nämlich das Schreiben zu erleichtern. Wie jeder weiß, gab es hier eigentlich nur die grammatische Schwierigkeit, "das" und "daß" zu unterscheiden, und die bleibt in vollem Umfang erhalten. In jeder anderen Hinsicht erweist sich die wiedereingeführte "Heysesche s-Schreibung" als so fehlerträchtig wie eh und je. Demgegenüber wurden zum Beispiel in Zeitungen vor der Reform so gut wie nie Fehler im Bereich der s-Schreibung gemacht. Der typographische Wechsel zwischen "hassen" und "Haß" war auch kein Vestoß gegen die "Stammschreibung", denn der Leser hat intuitiv das ß als Variante von ss empfunden und damit auch die Zusammengehörigkeit. Nach der reformierten Wertung muß man hingegen sagen, daß nun zwischen "fließen" und "Fluss" keine Stammgleichheit mehr erkennbar sein sollte, also eine neue Ausnahme vom Stammprinzip erzeugt worden ist. (Die Reformer haben behauptet, hier müsse wegen der unterschiedlichen Aussprache "natürlich" auch die Schreibweise wechseln, aber das Stammprinzip besteht gerade darin, daß die Schreibweise trotz unterschiedlicher Aussprache gleich bleibt!)
Die Reformschreibung hat nur für Ausländer einen kleinen Vorteil, da nun eindeutiger als zuvor bei unbekannten Wörtern die Vokalquantität erkennbar ist. Um dieses kleinen Vorteils willen befürwortet zum Beispiel Jean-Marie Zemb die ss-Schreibung, während er die ganze übrige Reform scharf ablehnt.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Riebe,
der von Ihnen angeführten Meinung erlaube ich mir zu widersprechen.
Jan Tschichold hat in seinem Meisterbuch der Schrift eine plausible Erklärung visualisiert, die zu animieren ich mir erlaubt habe.
Bitte folgen Sie meinem Verweis:
http://www.elektrische-dokumentation.de/Fraktur/s.htm.
Für eine gelegentliche Rückmeldung zum Text wäre ich Ihnen dankbar.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prößdorf,
ich mache Ihnen ein riesiges Kompliment für Ihre Darstellung der Entstehung des Dreierles-s (ß) aus der Fraktur, beglückwünsche Sie auch zur Wahl der besonders schönen Frakturschrift. Meiner Einschätzung nach ist es die Walbaum-Fraktur, also keine »mittelalterliche« Schrift, sondern eine, die um 1800 in dieser Form gestaltet wurde von dem Schriftkünstler Justus Erich Walbaum, dem wir auch eine heute noch sehr verbreitete Antiqua-Schrift verdanken, die im Bleisatz zu den schönsten Schriften gehörte, in den heute verwendeten verschiedenen elektronischen Umsetzungen allerdings stark an Schönheit eingebüßt hat, teilweise bis zur regelrechten Häßlichkeit.
Besonders traurig ist, daß Sie es für notwendig halten mußten, die Verwendung einer Frakturschrift regelrecht zu entschuldigen mit den Worten, dies habe nichts mit nationalistischer Gesinnung zu tun (den genauen Wortlaut habe ich jetzt nicht vor mir). Ich wiederhole mich - das ist schrecklich traurig!
Wie unsinnig es ist, die Verwendung einer Frakturschrift mit Nationalismus oder Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen, ist oft genug dargelegt worden, auch daß die Nationalsozialisten die Frakturschrift schließlich sogar verboten haben mit der völlig idiotischen Begründung, es handle sich um eine »Judenschrift« (da haben die was von Schwabacher gehört, was nichts mit Schwabach zu tun hat, sondern mit einem Drucker namens Schwabacher, und der wurde für einen Juden gehalten, weil Juden oft so Namen haben wie Nürnberger, Mannheimer usw., also nichts als Quatsch. Ähnliche Volksetymologien erfreuen auch neuerdings wieder die Herzen der Freunde unserer Leitkultur). Ein Körnchen Wahrheit könnte insofern allerdings doch dahinter stecken, als man in Deutschland um 1800, als Nationalismus noch mit unschuldigem Idealismus, Humanismus und einem Streben nach demokratischer Freiheit zu tun hatte (Heine u.a.), also etwas völlig anderes war als im 20. Jahrhundert, Wert darauf legte, deutsche Literatur in Frakturschrift zu drucken im Gegensatz zu der bei den Franzosen damals schon verbreiteten Antiquaschrift. Damals entstand die von Ihnen (vermutlich) verwendete schöne Walbaum-Fraktur und einige andere nicht weniger schöne Frakturschriften.
Es ist aber noch viel schlimmer: Wer in kirchlichen Kreisen verkehrt, weiß, daß Bibeln und insbesondere Bibelsprüche, die man sich in Form von Postkarten gern schenkt oder zur innerlichen Erbauung an den Wänden hängen, meistens in Fraktur geschrieben sind. In der Tradition der klösterlichen Buchschreiber lernen heute noch Diakonissen (und wohl auch Mönche) Schriftschreiben mit der Redisfeder und schreiben sehr schöne, oft selbst gestaltete Frakturschriften, oder sie sticken sie in Altarschmuck und dergleichen. Wollte man pathetisch werden, könnte man sagen, Fraktur ist die Schrift des Wortes Gottes! Aber das wäre wirklich pathetisch.
Fraktur ist nämlich auch die Schrift der Literatur und der Poesie: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch noch in ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gab es sehr schöne Buchausgaben, die in Frakturschrift gesetzt waren, insbesondere bei der Insel-Bücherei. Im 20. Jahrhundert entwarfen bedeutende Schriftkünstler neue Frakturschriften: Rudolf Koch, F. H. Ernst Schneidler, Herbert Post, E. R. Weiß, Walter Tiemann - von einigen weiß ich persönlich, daß sie mutige Gegner des Nazi-Regimes waren. Bedeutende Fraktur-Schriftschöpfer gab es außerdem seit Erfindung der Buchdruckerkunst auch in anderen europäischen Ländern, Italien, Frankreich, England (William Morris). Natürlich hat es keinen Sinn, hier in Nostalgie zu verfallen oder gar sich eine Renaissance der Fraktur herbeizuwünschen. Aber man sollte sich auch nicht entschuldigen müssen, wenn man Fraktur schreibt - sondern wenn einem da jemand Deutschtümelei vorhält, dann sollte man mit dem Fraktur reden!
Leider ist die Fraktur, auch in besonders wenig schönen Ausformungen und orthographisch völlig daneben, heute wieder beliebt zur Bekundung besonderer Urigkeit, etwa bei Wirtschaften. Da wird dann das lange s völlig ignoriert oder völlig irrwitzig eingesetzt. In einem Ostseerestaurant habe ich eine Speisekarte gesehen, da wurde nur das lange s verwendet, auch am Wortende, das sah dann so aus (ich schreibe f statt dem langen s: »Feinef auf Pfanne und Schmortopf« oder »Deftigef auf Mutterf Küche«. Auch die Bayern lieben es, ihre Bodenständigkeit durch die Verwendung besonders fetter und teigiger Frakturbotschaften zu beteuern. Das ist leider auch so etwas wie Volksetymologie - oder Volkstypographie, was soll man dagegen machen!
Da wir hier alle immer auch aneinander herumnörgeln müssen, empfehle ich Ihnen - nichts für ungut - die paar Tippfehler noch auszubessern und, das lernt man in der Schriftsetzerlehre, die Trennungen zu verringern. Vier Trennungen untereinander: da schlägt der Setzermeister dem Stift mit der Reglette auf den Winkelhaken, kippt ihm das Schiff vor die Füße und der arme Junge kann von vorne anfangen mit der mühevollen Arbeit.
Und nun noch etwas in eigener Sache: Für einen, der sich mit Theaterdonner von dieser Seite verabschiedet hat (nämlich weil man ihn ohne nachvollziehbare Begründung mehrfach vor die Tür gesetzt hat), mit Kohl'schem Ehrenwort, hier nie wieder unter seinem Namen zu erscheinen, müßte es eigentlich peinlich sein, nun plötzlich wieder so massiv hier aufzutreten. Das hat den einen Grund, daß ich hoffe, so Herrn Kohl, der hier sicherlich das Geschehen aufmerksam verfolgt, auch seinerseits dazu zu bewegen, sein Ehrenwort fahren zu lassen und somit seiner persönlichen Ehre wieder zum Aufschwung zu verhelfen. Zum andern ist es leider wahr, daß der Widerstand gegen die Rechtschreibreform für politische Wühlmäuse brauner Couleur als trojanisches Pferd mißbraucht wird, um ins Gespräch zu kommen mit arglosen Menschen, die nichts anderes wollen, als gegen diese Reform zu protestieren. Und dann befindet man sich plötzlich in einer höchst anrüchigen Gesellschaft, die nationalistisches Gedankengut gehässigster Natur vermengt mit einem Anliegen völlig anderer Art, die allerdings so feige ist, daß sie jedesmal mit Entrüstung beteuert, sie sei ja überhaupt nicht »braun«, man müsse das beweisen, Roß und Reiter, Zitate usw., sich als von »politisch Korrekten« an den Rand gedrückte Minderheit selbst bemitleidet, also nicht einmal den Mut hat, zu ihrer mickrigen Gesinnung sich zu bekennen, so wie das die nun auch nicht gerade beispielhaften »Altlinken« getan haben, die aber jedenfalls nie einen Zweifel daran ließen, daß sie »links« stehen, und zwar extrem mit allen grausamen Konsequenzen. Diese Gefahr ist viel konkreter, als die, durch Verwendung einer Frakturschrift als Deutschtümler hingestellt zu werden. Und weil auf der Diskussionsseite, die alternativ zu dieser Rechtschreibreform.com-Seite dieser politische Hintergrund auch für den wohlwollendsten und demokratischsten Diskutanten nicht mehr zu übersehen ist, das Diskussionsniveau dort überdies auf einem Tiefpunkt angekommen ist, an dem man als ernsthafter Mensch nicht angetroffen werden sollte, kehre ich sozusagen reumütig hierher zurück, und hoffe, von solchen Kursrichtungen hier nichts erleben zu müssen.
Nochmals ganz herzlichen Dank, lieber Herr Prößdorf, für Ihre sehr anschauliche und schön gestaltete Darstellung der Dreierles-s-Ligatur. Und wenn Sie jetzt noch eine schöne Ligatur für »MfG« erfinden, dann will ich Ihnen diese »Sünde« auch noch gerne nachsehen, wobei ich soeben - ich schreibe den Text in WORD - feststelle, daß Bill Gates die Dürftigkeit dieser Grußformel erkannt hat und sie per Autokorrektur in den vollen Wortlaut automatisch umwandelt.
Ihr Walter Lachenmann
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
(angekündigte) Fortsetzung zu Schäblers IMBISZ gefällig?
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Herr Schäbler meint, durch die aktuelle ss-ß-Regelung werde die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt. Es ist kein Grundprinzip der deutschen Rechtschreibung, dass bestimmte Buchstaben sich in gewissen Positionen zu anderen Buchstaben umwandeln: Alle Konsonantenverdoppelungen bleiben erhalten bzw. können ohne Einschränkung entstehen. Bisher machte hier ck zu kk bei Trennung und ß zu ss bei Silbenfuge und Wortende eine Ausnahme. Bis auf die Tatsache, dass ß auch heute nicht am Wortanfang steht, hat man nun die Regel abgeschafft, dass sich die Anwendung von ss und ß u.a. nach der Position im Wort richtet. Weder ein rechtschreibstarker noch ein rechtschreibschwacher Mensch ist besonders geübt in der Frage, wo ein Buchstabe stehen darf und wo er in einen anderen umgewandelt werden muss. Das ergibt sich aus der blanken Tatsache, dass die deutsche Rechtschreibung, wie gesagt, mit diesem Prinzip nicht grundsätzlich arbeitet. Was also bitteschön nimmt man jemandem weg, wenn hier nun auch das regelmäßige Prinzip Anwendung findet? Meiner Meinung nach ist es sogar umgekehrt so, dass wenn man schon mit Sinnen argumentiert, sich die normale Verwendung von Doppel-s zur Markierung von Vokalkürze – ein Grundprinzip der deutschen Rechtschreibung – nun eben sinnlich wahrnehmen lässt. Bei den zwei Merkmalen, die Herr Schäbler hier für die alte Regelung anführt, kann ich das nicht erkennen. Wenn jemand schreiben lernt bzw. einfach nur etwas schreiben will, dann hat er das Wort im Kopf, eventuell spricht ein Lerner es laut aus. Was kann er wahrnehmen: Sprachliche Eigenschaften des Wortes, hier vor allem die Vokallänge und der Tonakzent. Und was kann er mit der Überlänge und der Verdruß-Regel sinnlich wahrnehmen? Ich frage Sie, Herr Schäbler: Wie bitteschön sind denn die Besonderheit und Auffälligkeit der Überlänge (visueller Bereich) und die stützende Regel ("ss am Schluß bringt Verdruß") eine Hilfe für den Schreiber oder für den Leser? Das versteh ich einfach nicht. Der Satz "ss am Schluß bringt Verdruß" ist doch nur eine Eselsbrücke, um diese Sonderregel zu behalten; es bleibt aber doch eine Sonderregel und war damit schwieriger als das regelmäßige Verhalten von ss es nun ist. Zur Verdeutlichung ein weiteres Beispiel: Trenne nie st, denn es tut ihm weh. Würde man nun sagen, die Eselsbrücke kennt doch jeder, folglich ist es leichter, diese unsinnige Norm aufrecht zu erhalten; s t nach den grundsätzlichen Regeln zu trennen, würde quasi zu einer Rechtschreibschwierigkeit, weil die alte Eselsbrücke so bekannt ist, dann folgt man meiner Meinung nach Ihrem Argumentationsmuster.
Sie schreiben, dass die Auffälligkeit der Überlänge eine Eselsbrücke sei. Wie das denn bitteschön? Demjenigen, der etwa bei der Anwendung von v und f Probleme hat, nützt es doch auch wenig, dass die Buchstaben visuell unterschiedlich sind. Für den Leser war die ss-ß-Regelung von 1901 keine Hilfe, da ß keine (eindeutige) Markierung der Vokalkürze enthielt. Ich kann nicht erkennen, was ein Leser mit der Überlänge des ß anfangen kann, wenn er das Wort ‚Anschluß, statt ‚Anschluss, lesen muss. Mir ist zwar klar, dass Texte in Großbuchstaben deswegen schwerer zu lesen sind, weil der Wechsel von Normallänge und Überlänge fehlt. Aber was heißt das für ‚Anschluß, statt ‚Anschluss,?
Fazit: Weder für den Leser noch für den Schreiber kann ich in den beiden Merkmalen einen Vorteil erkennen.
Herr Schäbler schrieb auch, dass es bis zur Rechtschreibreform das ‚ß, leider nur in der kleinen Ausgabe gab. Ein Großbuchstabe ‚Eszett, ist mir auch seit der Reform nicht bekannt, und das Einfügen des ß in ein Wort mit Grobuchstaben (in der Bundesliga z.B. auf den Trikots, HÄßLER) ist keine Erfindung der Reform: Bei mir zu Hause steht DER GROßE DUDEN. Im Duden von 1991 wird diese Möglichkeit nicht erwähnt.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
der Diskurs verlangt gelegentlich nach Kompromissen. Ich muß mich in der Tat nicht für die Verwendung der Fraktur entschuldigen, ich muß aber mit Leuten rechnen, die nicht wissen, daß wir das Frakturverbot der nationalsozialistischen Verbrecherbande zu danken haben, auch die will ich nicht von vorneherein vor den Kopf stossen.
Bedauerlich finde ich diesen Zustand auch, aber ich hoffe, auch mit Andersdenkenden zu einer Diskussion zu kommen, und es ist nicht zu leugnen, daß die Diskussion über Fraktur oder Antiqua in den zwanziger und dreißiger Jahren in einer wenig schönen Weise abgelaufen ist.
Nun finden Sie sich bitte mit meiner TELEX-Abkürzung ab, das sind Erinnerungen aus meiner Jugend, als ich statt einer Setzerlehre eine Banklehre machen mußte, ich meinenteils werde Ihre Berechtigte Kritik an meinem Schnellschuß bereinigen und grüße sie recht herzlich.
Ihr Tjalf Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 04.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
ich habe einige Stunden meiner Freizeit darauf verwandt, auch IHNEN zu zeigen, daß es sich beim "ß" um eine Ligatur aus zwei s handelt - Sie argumentieren weiterhin, als handele es sich um einen besonderen Buchstaben.
Kann man diese, meines Erachtens falsch Grundannahme mit Ihnen diskutieren?
Natürlich kann "ß" nie am Wortanfang stehen, weil es kein deutsches Wort giebt, das mit ss beginnt.
Beste Grüße
Prößdorf
eingetragen von Theodor Ickler am 04.01.2001 um 23.00
Meiner Ansicht nach ist die Herkunft des Zeichens ß zwar interessant, aber für die Reformdiskussion nicht relevant. Bisher wurde das Zeichen in zweierlei Funktion verwendet, als einfacher Buchstabe zur Bezeichnung des stimmlosen s in bestimmten Positionen und als Ligatur zur stellungsbedingten Vertretung von ss, nämlich als Rest von "Schlußbuchstabigkeit" (wie Poschenrieder es treffend genannt hat) sowie vor der Endung -t (also "Fluß" gegenüber "Flüsse" und "mußt" gegenüber "müssen"). Ich habe das auch mal so ausgedrückt, daß das Silbengelenk ss als ß geschrieben wird, wenn es in Nichtgelenkposition gerät. Die Reform will ß nur noch als Buchstaben, nicht mehr als Ligatur gelten lassen.
Die entscheidende Frage ist nun, ob diese Änderung nötig war und ob sie ihr Ziel erreicht, nämlich das Schreiben zu erleichtern. Wie jeder weiß, gab es hier eigentlich nur die grammatische Schwierigkeit, "das" und "daß" zu unterscheiden, und die bleibt in vollem Umfang erhalten. In jeder anderen Hinsicht erweist sich die wiedereingeführte "Heysesche s-Schreibung" als so fehlerträchtig wie eh und je. Demgegenüber wurden zum Beispiel in Zeitungen vor der Reform so gut wie nie Fehler im Bereich der s-Schreibung gemacht. Der typographische Wechsel zwischen "hassen" und "Haß" war auch kein Vestoß gegen die "Stammschreibung", denn der Leser hat intuitiv das ß als Variante von ss empfunden und damit auch die Zusammengehörigkeit. Nach der reformierten Wertung muß man hingegen sagen, daß nun zwischen "fließen" und "Fluss" keine Stammgleichheit mehr erkennbar sein sollte, also eine neue Ausnahme vom Stammprinzip erzeugt worden ist. (Die Reformer haben behauptet, hier müsse wegen der unterschiedlichen Aussprache "natürlich" auch die Schreibweise wechseln, aber das Stammprinzip besteht gerade darin, daß die Schreibweise trotz unterschiedlicher Aussprache gleich bleibt!)
Die Reformschreibung hat nur für Ausländer einen kleinen Vorteil, da nun eindeutiger als zuvor bei unbekannten Wörtern die Vokalquantität erkennbar ist. Um dieses kleinen Vorteils willen befürwortet zum Beispiel Jean-Marie Zemb die ss-Schreibung, während er die ganze übrige Reform scharf ablehnt.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Auf dieser Seite sind - wie überall in der Welt - die Schwaben ganz gut repräsentiert. Bekanntlich sind sie nicht die Dümmsten. So haben sie den Sinn und den Wert des schönen Zeichens ß schon immer erkannt und ihm einen Namen gegeben, der jegliche Diskussion überflüssig macht, er heißt Dreierles-S. Das ist wohlverstandene Volksetymologie, nämlich ein s, das ähnlich aussieht wie eine 3.
Es soll Statistiken geben, die von den interessierten antischwäbisch orientierten Bundesbehörden unterschlagen werden, daß Orthographiefehler im Zusammenhang mit dem Dreierles-S im schwäbisch-alemannischen Dialektbereich im Vergleich zu anderen deutschen Dialektbereichen am geringsten sind, und zwar deutlich. In den Württembergischen Staatsarchiven liegen die Unterlagen, aber alle Archivare, die wußten wo, sind nicht mehr im Dienst.
Plausibel ist die Theorie, daß der Buchstabe ß eine Ligatur aus dem langen s und dem kleinen s ist, nämlich dem »normalen« s (wie f ohne Querstrich, leider nicht mehr darstellbar), und dem Schluß-s, das immer am Ende eines Wortes geschrieben wurde.
Dies ergab, auch in der Druckschrift, eine optimale Lesbarkeit, die mit dem Verschwinden des langen s eingeschränkt wurde.
Man vergleiche (das f steht hier für das lange s)
dasselbe
dasfelbe
Die Ausmerzung des langen s aus den Antiquaschriften, in denen dieses Zeichen durchaus vorhanden war, bedeutete seinerzeit einen deutlichen Verlust an Schriftklarheit, also Lesbarkeit, und - ich komme auf diesen Aspekt, den niemand ernst zu nehmen scheint, zurück: Ästhetik.
Auch unter ästhetischem Blickwinkel haben die Schwaben gewonnen:
sz ist falsch und klingt nicht schön
scharfes s klingt nach Scharfmachern
Dreierles-s klingt freundlich und ist anschaulich.
Walter Lachenmann
83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen:
Die Bezeichnung »scharfes s« für ß ist schon deshalb unsinnig, weil ß in keiner Hinsicht »schärfer« ist als ss.
Etwas Schärferes als ss bzw. SS ist im Deutschen generell nicht denkbar.
Dennoch ist es merkwürdig, daß alle Sprachwissenschaftler für dieses schöne Zeichen bis heute keine Bezeichnung gefunden haben, die allseits anerkannt und verwendet wird.
Womit mag das zu tun haben?
Nur die Schwaben haben das Problem gelöst.
Leider wird deren Weisheit nicht immer von unseren anderen Landsleuten gewürdigt, zu deren eigenem Nachteil.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von anonymer Gast am 03.01.2001 um 23.00
Vor einigen Beiträgen auf dieser Seite habe ich überhaupt noch von niemandem gehört, dass er die Bezeichnung 'Eszett' kritiert hat. Viele benutzen zwar den Ausdruck "scharfes s", was allerdings in der Tat Unsinn ist, weil "scharfes s" ein Laut ist, der ebenso durch s (wie in 'das') oder ss (wie in 'dass') dargestellt werden kann. Der schwäbische Ausdruck ist niedlich, gefällt mir.
Daniela Kopsch
eingetragen von Norbert Lindenthal am 03.01.2001 um 23.00
und jeder weiß genau, was gemeint ist.
Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Kopsch,
das Zeichen "ß" ist nichts anderes als ein zusammengezogenes "ss".
Wären Sie bitte so nett, sich etwas mit Schriftgeschichte zu befassen?
Alle Chancen stehen dafür, daß Sie noch frühere Kritiken der Bezeichnung "sz" finden werden...
Ernsthaft: bitte frischen Sie Ihre Kenntnisse der Machtergreifung auf. Die Behauptung, Adolf Hitler habe demokratische Wahlen gewonnen ist gelinde gesagt irreführend. Das dann noch mit ihrem Hinweis auf Allgemeinbildung garniert... na, ich weiß nicht.
Beste Grüße
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
herr jansen,
heißt das teil im unicode.
wären sie so nett nicht meinen namen zu verballhornen, bloß weil ich mir gestatte, ihre meinung nicht zu teilen?
danke
mfg
prößdorf
ps. ihr englisch reicht doch für eine übersetzung aus?
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
herr jansen, heißt das teil in html - immerhin haben die also erkannt, daß es sich um eine ligatur, also einen zusammengesetzten buchstaben handelt.
im übrigen ist nicht sehr wichtig, wie das graphem "ß" nun genannt wird, interessant ist vielmehr, daß es halt "ss" bedeutet.
liebe frau kopsch: sie ersetzen ein zeichen, daß ss bedeutet durch ss. sie haben völlig recht: scharfes s wird und wurde durch ss oder, schriftsprache folgt halt nicht der phonetik, durch s dargestellt.
Prößdorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Was hat Herr Jansen mit dem Dreierles-s zu tun. Will er sich Janßen schreiben? Und finden den Kot nicht?
Und warum ist es egal, wie das Zeichen ß heißt? Es ist doch auch nicht egal wie das schöne, in der deutschen Sprache viel zu selten vorkommende Ypsilon heißt!
Also - man sollte die Fragen, um die es hier geht, schon ernst nehmen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 03.01.2001 um 23.00
Es wird die Freunde der Reform interessieren, daß kürzlich bei Bertelsmann das Buch "Zeichensetzung klipp & klar" erschienen ist, eine Neubearbeitung des bekannten DDR-Werkes von Renate Baudusch "Punkt, Punkt, Komma, Strich" (1984). Es stellt die neue Zeichensetzung dar, und zwar auf 221 Seiten, in 231 numerierten Regeln und zahlreichen nichtnumerierten Unterregeln. Die Kommasetzung allein umfaßt 106 Regeln auf 115 Seiten.
Aus dem Vorwort: "Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung 1996 war der Anlass dafür, das Werk (...) zu erweitern (...)"
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 03.01.2001 um 23.00
Das <ß> der gebrochenen Schrift (Fraktur) entstand im 14. Jahrhundert aus einer Verbindung aus dem langen deutschen "/" und dem deutschen "z" mit Unterlänge, daher Eszett. Das "ß" wurde aber später als Doppel-s mißverstanden, so daß sogar hin und wieder die Entstehung des Eszett aus einer Doppel-S-Rune der Germanen vermutet wird.
Dagegen wurde für die Antiqua bedeutsam eine Ligatur aus langem "/" und rundem "s", welche in der lateinischen schrägen Druckschrift des 16. Jahrhunderts als Allograph für Doppel-s aufkam: wurde zu <ß> verbunden.
Vgl. Poschenrieder, Thorwald: S-Schreibung - Überlieferung oder Reform? In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 173-183, hier S. 174
Der österreichische Rechtschreibreformer Hermann Möcker kritisiert, die Bezeichnung "Eszett" sei nicht richtig. Wenn man von "Eszett" spreche, dann meine man die Buchstabenverbindung in Wörtern wie Szene, Hauszentrale, aber nicht den Buchstaben "ß". Dies sei eine terminologische Lücke in Deutschland, die zu Verwirrungen Anlaß gebe. Für den deutschen Zusatzbuchstaben ß brauche man einen eigenen, eindeutigen Namen, und hier könne man sich der österreichischen Bezeichnung 'scharfes s' ß bedienen: außen, reißen.
Vgl. Möcker, Hermann: Beobachtungen an Rilkes konservativer Orthographie an Hand seiner Abschrift "Aus den Elegieen (!)" für seinen "großmüthigen (!)" Mäzen (i.e. Wittgenstein). In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv, Nr. 15, Wien, 1996, S. 143-156; nebst Anlage: "Orthographische Einsichten"
Den Streit um die Bezeichnung des Buchstabens "ß" hat der Duden salomonisch mit einem Kompromiß gelöst; denn er nennt beide Bezeichnungen: "Eszett" und "scharfes S".
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
"egal" war, der unziemlichen Hast, mit der man sich gelegentlich im Internet ausdrückt geschuldet, kein glückliches Wort, da gebe ich Ihnen recht.
Kommunikation funktioniert ja bereits dann, wenn die Teilnehmer den vom jeweils anderen verwendeten Code kennen und daher richtig entschlüsseln können.
Wir können also durchaus ein Gespräch führen, in dem Frau Kopsch "eszett" sagt, Sie vom "Dreierles-s" sprechen und ich "Ligatur Doppel-s" verwende: wir wissen ja alle drei, daß "ß" gemeint ist. Tritt ein Enländer zu Runde und spricht vom "german double s", so entsteht immer noch kein Kommunikationsproblem...
Sprachliche Präzision erreichen wir aber in der Regel erst dann, wenn Bezeichnung und Inhalt nicht in einem mißverständlichen Verhältnis zueinander stehen.
Insofern ist definitiv nicht egal, daß das "ß" besser nicht "eszett" genannt werden sollte, weil es eben, anders auch als die von Herrn Riebe angeführte Quelle angibt, nicht aus der Verschmelzung von s und z, sondern (ich war ja auch nicht dabei) allem menschlichen Ermessen nach aus der Verschmelzung von lang s und kurz s entstand.
Jan Tschichold hat in seinem Meisterbuch der Schrift eine plausible Erklärung visualisiert, die zu animieren ich mir erlaubt habe.
Damit löse ich übrigens auch mein Ihnen vor Weihnachten gegebenes Versprechen ein...
Sprchliche Präzision ist aber auch im Diskurs unter Laien (zu denen ich mich zähle) wünschenswert, insofern sind gelegentliche Terminologiediskussionen wie die hier geführte auch sicher hilfreich.
Verlust an sprachlicher Präzision (ein Photograph ist eben etwas anderes als ein Deichgraf - Lichtbildner der Eine, Deichverantwortlicher der Andere) ist für mich einer der Gründe, gegen die unsägliche Deutschtümelei der Rechtschreibreform zu sprechen.
Das Interessante an dieser auch schon vor der Reform unerfreulichen Entwicklung unserer Schriftsprache ist übrigens, daß Ihre Protagonisten (Vorantreiber) sich gar nicht im Klaren sind, daß sie deutschtümeln - riesig der Schreck und hektisch die Verdrängungsversuche, wenn ihnen jemand zeigt, daß sie in einer intellektuell nicht immer rühmlichen Tradition stehen.
Beste Grüße
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Auf dieser Seite sind - wie überall in der Welt - die Schwaben ganz gut repräsentiert. Bekanntlich sind sie nicht die Dümmsten. So haben sie den Sinn und den Wert des schönen Zeichens ß schon immer erkannt und ihm einen Namen gegeben, der jegliche Diskussion überflüssig macht, er heißt Dreierles-S. Das ist wohlverstandene Volksetymologie, nämlich ein s, das ähnlich aussieht wie eine 3.
Es soll Statistiken geben, die von den interessierten antischwäbisch orientierten Bundesbehörden unterschlagen werden, daß Orthographiefehler im Zusammenhang mit dem Dreierles-S im schwäbisch-alemannischen Dialektbereich im Vergleich zu anderen deutschen Dialektbereichen am geringsten sind, und zwar deutlich. In den Württembergischen Staatsarchiven liegen die Unterlagen, aber alle Archivare, die wußten wo, sind nicht mehr im Dienst.
Plausibel ist die Theorie, daß der Buchstabe ß eine Ligatur aus dem langen s und dem kleinen s ist, nämlich dem »normalen« s (wie f ohne Querstrich, leider nicht mehr darstellbar), und dem Schluß-s, das immer am Ende eines Wortes geschrieben wurde.
Dies ergab, auch in der Druckschrift, eine optimale Lesbarkeit, die mit dem Verschwinden des langen s eingeschränkt wurde.
Man vergleiche (das f steht hier für das lange s)
dasselbe
dasfelbe
Die Ausmerzung des langen s aus den Antiquaschriften, in denen dieses Zeichen durchaus vorhanden war, bedeutete seinerzeit einen deutlichen Verlust an Schriftklarheit, also Lesbarkeit, und - ich komme auf diesen Aspekt, den niemand ernst zu nehmen scheint, zurück: Ästhetik.
Auch unter ästhetischem Blickwinkel haben die Schwaben gewonnen:
sz ist falsch und klingt nicht schön
scharfes s klingt nach Scharfmachern
Dreierles-s klingt freundlich und ist anschaulich.
Walter Lachenmann
83666 Waakirchen
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen:
Die Bezeichnung »scharfes s« für ß ist schon deshalb unsinnig, weil ß in keiner Hinsicht »schärfer« ist als ss.
Etwas Schärferes als ss bzw. SS ist im Deutschen generell nicht denkbar.
Dennoch ist es merkwürdig, daß alle Sprachwissenschaftler für dieses schöne Zeichen bis heute keine Bezeichnung gefunden haben, die allseits anerkannt und verwendet wird.
Womit mag das zu tun haben?
Nur die Schwaben haben das Problem gelöst.
Leider wird deren Weisheit nicht immer von unseren anderen Landsleuten gewürdigt, zu deren eigenem Nachteil.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von anonymer Gast am 03.01.2001 um 23.00
Vor einigen Beiträgen auf dieser Seite habe ich überhaupt noch von niemandem gehört, dass er die Bezeichnung 'Eszett' kritiert hat. Viele benutzen zwar den Ausdruck "scharfes s", was allerdings in der Tat Unsinn ist, weil "scharfes s" ein Laut ist, der ebenso durch s (wie in 'das') oder ss (wie in 'dass') dargestellt werden kann. Der schwäbische Ausdruck ist niedlich, gefällt mir.
Daniela Kopsch
eingetragen von Norbert Lindenthal am 03.01.2001 um 23.00
und jeder weiß genau, was gemeint ist.
Norbert Lindenthal
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
Sehr geehrte Frau Kopsch,
das Zeichen "ß" ist nichts anderes als ein zusammengezogenes "ss".
Wären Sie bitte so nett, sich etwas mit Schriftgeschichte zu befassen?
Alle Chancen stehen dafür, daß Sie noch frühere Kritiken der Bezeichnung "sz" finden werden...
Ernsthaft: bitte frischen Sie Ihre Kenntnisse der Machtergreifung auf. Die Behauptung, Adolf Hitler habe demokratische Wahlen gewonnen ist gelinde gesagt irreführend. Das dann noch mit ihrem Hinweis auf Allgemeinbildung garniert... na, ich weiß nicht.
Beste Grüße
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
herr jansen,
heißt das teil im unicode.
wären sie so nett nicht meinen namen zu verballhornen, bloß weil ich mir gestatte, ihre meinung nicht zu teilen?
danke
mfg
prößdorf
ps. ihr englisch reicht doch für eine übersetzung aus?
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
herr jansen, heißt das teil in html - immerhin haben die also erkannt, daß es sich um eine ligatur, also einen zusammengesetzten buchstaben handelt.
im übrigen ist nicht sehr wichtig, wie das graphem "ß" nun genannt wird, interessant ist vielmehr, daß es halt "ss" bedeutet.
liebe frau kopsch: sie ersetzen ein zeichen, daß ss bedeutet durch ss. sie haben völlig recht: scharfes s wird und wurde durch ss oder, schriftsprache folgt halt nicht der phonetik, durch s dargestellt.
Prößdorf
eingetragen von Walter Lachenmann am 03.01.2001 um 23.00
Was hat Herr Jansen mit dem Dreierles-s zu tun. Will er sich Janßen schreiben? Und finden den Kot nicht?
Und warum ist es egal, wie das Zeichen ß heißt? Es ist doch auch nicht egal wie das schöne, in der deutschen Sprache viel zu selten vorkommende Ypsilon heißt!
Also - man sollte die Fragen, um die es hier geht, schon ernst nehmen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen
eingetragen von Theodor Ickler am 03.01.2001 um 23.00
Es wird die Freunde der Reform interessieren, daß kürzlich bei Bertelsmann das Buch "Zeichensetzung klipp & klar" erschienen ist, eine Neubearbeitung des bekannten DDR-Werkes von Renate Baudusch "Punkt, Punkt, Komma, Strich" (1984). Es stellt die neue Zeichensetzung dar, und zwar auf 221 Seiten, in 231 numerierten Regeln und zahlreichen nichtnumerierten Unterregeln. Die Kommasetzung allein umfaßt 106 Regeln auf 115 Seiten.
Aus dem Vorwort: "Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung 1996 war der Anlass dafür, das Werk (...) zu erweitern (...)"
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 03.01.2001 um 23.00
Das <ß> der gebrochenen Schrift (Fraktur) entstand im 14. Jahrhundert aus einer Verbindung aus dem langen deutschen "/" und dem deutschen "z" mit Unterlänge, daher Eszett. Das "ß" wurde aber später als Doppel-s mißverstanden, so daß sogar hin und wieder die Entstehung des Eszett aus einer Doppel-S-Rune der Germanen vermutet wird.
Dagegen wurde für die Antiqua bedeutsam eine Ligatur aus langem "/" und rundem "s", welche in der lateinischen schrägen Druckschrift des 16. Jahrhunderts als Allograph für Doppel-s aufkam: wurde zu <ß> verbunden.
Vgl. Poschenrieder, Thorwald: S-Schreibung - Überlieferung oder Reform? In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 173-183, hier S. 174
Der österreichische Rechtschreibreformer Hermann Möcker kritisiert, die Bezeichnung "Eszett" sei nicht richtig. Wenn man von "Eszett" spreche, dann meine man die Buchstabenverbindung in Wörtern wie Szene, Hauszentrale, aber nicht den Buchstaben "ß". Dies sei eine terminologische Lücke in Deutschland, die zu Verwirrungen Anlaß gebe. Für den deutschen Zusatzbuchstaben ß brauche man einen eigenen, eindeutigen Namen, und hier könne man sich der österreichischen Bezeichnung 'scharfes s' ß bedienen: außen, reißen.
Vgl. Möcker, Hermann: Beobachtungen an Rilkes konservativer Orthographie an Hand seiner Abschrift "Aus den Elegieen (!)" für seinen "großmüthigen (!)" Mäzen (i.e. Wittgenstein). In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv, Nr. 15, Wien, 1996, S. 143-156; nebst Anlage: "Orthographische Einsichten"
Den Streit um die Bezeichnung des Buchstabens "ß" hat der Duden salomonisch mit einem Kompromiß gelöst; denn er nennt beide Bezeichnungen: "Eszett" und "scharfes S".
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 03.01.2001 um 23.00
Sehr geehrter Herr Lachenmann,
"egal" war, der unziemlichen Hast, mit der man sich gelegentlich im Internet ausdrückt geschuldet, kein glückliches Wort, da gebe ich Ihnen recht.
Kommunikation funktioniert ja bereits dann, wenn die Teilnehmer den vom jeweils anderen verwendeten Code kennen und daher richtig entschlüsseln können.
Wir können also durchaus ein Gespräch führen, in dem Frau Kopsch "eszett" sagt, Sie vom "Dreierles-s" sprechen und ich "Ligatur Doppel-s" verwende: wir wissen ja alle drei, daß "ß" gemeint ist. Tritt ein Enländer zu Runde und spricht vom "german double s", so entsteht immer noch kein Kommunikationsproblem...
Sprachliche Präzision erreichen wir aber in der Regel erst dann, wenn Bezeichnung und Inhalt nicht in einem mißverständlichen Verhältnis zueinander stehen.
Insofern ist definitiv nicht egal, daß das "ß" besser nicht "eszett" genannt werden sollte, weil es eben, anders auch als die von Herrn Riebe angeführte Quelle angibt, nicht aus der Verschmelzung von s und z, sondern (ich war ja auch nicht dabei) allem menschlichen Ermessen nach aus der Verschmelzung von lang s und kurz s entstand.
Jan Tschichold hat in seinem Meisterbuch der Schrift eine plausible Erklärung visualisiert, die zu animieren ich mir erlaubt habe.
Damit löse ich übrigens auch mein Ihnen vor Weihnachten gegebenes Versprechen ein...
Sprchliche Präzision ist aber auch im Diskurs unter Laien (zu denen ich mich zähle) wünschenswert, insofern sind gelegentliche Terminologiediskussionen wie die hier geführte auch sicher hilfreich.
Verlust an sprachlicher Präzision (ein Photograph ist eben etwas anderes als ein Deichgraf - Lichtbildner der Eine, Deichverantwortlicher der Andere) ist für mich einer der Gründe, gegen die unsägliche Deutschtümelei der Rechtschreibreform zu sprechen.
Das Interessante an dieser auch schon vor der Reform unerfreulichen Entwicklung unserer Schriftsprache ist übrigens, daß Ihre Protagonisten (Vorantreiber) sich gar nicht im Klaren sind, daß sie deutschtümeln - riesig der Schreck und hektisch die Verdrängungsversuche, wenn ihnen jemand zeigt, daß sie in einer intellektuell nicht immer rühmlichen Tradition stehen.
Beste Grüße
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 02.01.2001 um 23.00
Ich glaube, daß die Orthographie auf Firmenschildern, Werbung und ähnlichem einer gewissen Eigengestzlichkeit folgt und sich von der Orthographie in "normalen" Texten unterscheidet. Das trifft bestimmte Bereiche der Orthographie besonders, gerade eher "technische": Apostrophs, Bindestriche, eben auch die Auflösung der Ligatur "ß".
Ich bin der Meinung, daß auf diesem Randgebiet zu sehr herumgeritten wird. Ein Rechtschreibwörterbuch sollte doch die Orthographie von Texten darstellen, die nicht speziell der Representation dienen.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2001 um 23.00
Nach erzwungener Abwesenheit überfliege ich die seither hinzugekommenen Einträge im Gästebuch und möchte nur kurz kommentieren, was mich betrifft. Ich finde da eine ziemlich irreale Debatte über meine vermeintliche Auffassung von "Wortbildern" usw. Soweit ich mich erinnere, habe ich mich niemals über diese Frage geäußert. Damit entfällt auch die weitere Frage, ob ich "Didaktiker" bin oder nicht. Ich vermute aus verschiedenen Gründen, daß grundsätzlich analytisch gelesen wird, daß aber die Routinie sogar in eher phonographischen Schriften zwangsläufig zur Einprägung und ganzheitlichen Erkennung von Wortbildern führt. Bei Schwierigkeiten kehrt man zur analytischen Leseweise zurück.
Zur Diskussion über Einzelheiten des Stammprinzips und bestimmte Wörterbucheinträge kann ich nur sagen, daß man stets die Verbesserung des Wörterbuchs (nicht unbedingt meines eigenen) im Auge haben sollte. Dann kann auch solcher Streit fruchtbar sein, der eigentlich nicht mehr nötig wäre, weil alles Wesentliche schon vor Jahren gesagt wurde. Das gilt zum Beispiel für den "Stamm" von "Potential" usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2001 um 23.00
Zu M. Jansen: Ich habe schon verschiedentlich und auch im Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch zu erklären versucht, daß der grundsätzlich deskriptive Ansatz nicht auf eine statistische Ermittlung querbeet hinausläuft. Das scheitert schon an der Unmöglichkeit, die auszuwertende Grundmenge ohne Willkür festzulegen. Ich weiß nicht, ob "Imbiß" auf den meisten Pommesbuden mit ss geschrieben wurde, es interessiert mich auch nicht. "Zigarette" ist, soweit ich das als Nichtraucher beurteilen kann, auf den meisten Packungen mit C geschrieben, weil die "Cigarettenindustrie" (auch in ihrem Verbandsnamen) sich für diese Schreibweise entschieden hat, die dem Qualmen etwas Mondänes, Weltläufiges gibt und damit das unschöne Bild der verteerten Krebslungen zu verdrängen erlaubt. Trotzdem schreibt man in normaler Prosa "Zigarette" ausschließlich mit Z, daher auch im Rechtschreibwörterbuch. Es gibt ein sehr unanständiges Wort, so unanständig, daß man es fast nie liest, außer an den Wänden von düsteren Unterführungen und auf Schulbänken. Dort wird es von der hoffnungsvollen Jugend oft mit V- geschrieben. Das ist aber nicht richtig, man schreibt es mit F-. (Der erfahrene Lexikograph Wolfgang Müller hatvor zehn Jahren darüber geschrieben.)Woher ich das weiß? Tja ... So ist das eben mit der Deskription. Wenn einer etwas Besseres vorschlagen kann, möge er es tun.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 02.01.2001 um 23.00
Ich glaube, daß die Orthographie auf Firmenschildern, Werbung und ähnlichem einer gewissen Eigengestzlichkeit folgt und sich von der Orthographie in "normalen" Texten unterscheidet. Das trifft bestimmte Bereiche der Orthographie besonders, gerade eher "technische": Apostrophs, Bindestriche, eben auch die Auflösung der Ligatur "ß".
Ich bin der Meinung, daß auf diesem Randgebiet zu sehr herumgeritten wird. Ein Rechtschreibwörterbuch sollte doch die Orthographie von Texten darstellen, die nicht speziell der Representation dienen.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2001 um 23.00
Nach erzwungener Abwesenheit überfliege ich die seither hinzugekommenen Einträge im Gästebuch und möchte nur kurz kommentieren, was mich betrifft. Ich finde da eine ziemlich irreale Debatte über meine vermeintliche Auffassung von "Wortbildern" usw. Soweit ich mich erinnere, habe ich mich niemals über diese Frage geäußert. Damit entfällt auch die weitere Frage, ob ich "Didaktiker" bin oder nicht. Ich vermute aus verschiedenen Gründen, daß grundsätzlich analytisch gelesen wird, daß aber die Routinie sogar in eher phonographischen Schriften zwangsläufig zur Einprägung und ganzheitlichen Erkennung von Wortbildern führt. Bei Schwierigkeiten kehrt man zur analytischen Leseweise zurück.
Zur Diskussion über Einzelheiten des Stammprinzips und bestimmte Wörterbucheinträge kann ich nur sagen, daß man stets die Verbesserung des Wörterbuchs (nicht unbedingt meines eigenen) im Auge haben sollte. Dann kann auch solcher Streit fruchtbar sein, der eigentlich nicht mehr nötig wäre, weil alles Wesentliche schon vor Jahren gesagt wurde. Das gilt zum Beispiel für den "Stamm" von "Potential" usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2001 um 23.00
Zu M. Jansen: Ich habe schon verschiedentlich und auch im Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch zu erklären versucht, daß der grundsätzlich deskriptive Ansatz nicht auf eine statistische Ermittlung querbeet hinausläuft. Das scheitert schon an der Unmöglichkeit, die auszuwertende Grundmenge ohne Willkür festzulegen. Ich weiß nicht, ob "Imbiß" auf den meisten Pommesbuden mit ss geschrieben wurde, es interessiert mich auch nicht. "Zigarette" ist, soweit ich das als Nichtraucher beurteilen kann, auf den meisten Packungen mit C geschrieben, weil die "Cigarettenindustrie" (auch in ihrem Verbandsnamen) sich für diese Schreibweise entschieden hat, die dem Qualmen etwas Mondänes, Weltläufiges gibt und damit das unschöne Bild der verteerten Krebslungen zu verdrängen erlaubt. Trotzdem schreibt man in normaler Prosa "Zigarette" ausschließlich mit Z, daher auch im Rechtschreibwörterbuch. Es gibt ein sehr unanständiges Wort, so unanständig, daß man es fast nie liest, außer an den Wänden von düsteren Unterführungen und auf Schulbänken. Dort wird es von der hoffnungsvollen Jugend oft mit V- geschrieben. Das ist aber nicht richtig, man schreibt es mit F-. (Der erfahrene Lexikograph Wolfgang Müller hatvor zehn Jahren darüber geschrieben.)Woher ich das weiß? Tja ... So ist das eben mit der Deskription. Wenn einer etwas Besseres vorschlagen kann, möge er es tun.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 01.01.2001 um 23.00
Es könnte zum Hobby werden...
also eszett giebt es nur in der Phantasie des Bibliographischen Instituts.
Es handelt sich um eine Ligatur aus langem s und kurzem s (Gemeine, versteht sich, Versalschreibung ist im Deutschen recht jung, da sich die deutsche Druckschrift dafür wirklich nicht eignet. Wer's nicht glaubt, betrachte ein paar Neonazi-Seiten, die machen solchen Unfug)
Der Irrtum sz stammt vermutlich aus dem achtzehnten Jahrhundert, da das kurze s so mit dem langen verschmolzen wurde, daß es einem Fraktur-z ähnlich sah.
Die Duden-Redaktion hat's aber in den hundert Jahren ihres Bestehens noch nicht gemerkt, der SZ-Unfug für Versalschreibung gesterte schon vor dem Weltkriege durch den Duden...
Irgendwann hat ein Duden-Redakteur eine Seite Din A4 in der SZ ;-) verbraten, um das Graphem "ß" zu erklären, hoffentlich finde ich diese Peinlichkeit bald, die paßte hier hervporragend in die Sammlung.
Beste Grüße!
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 01.01.2001 um 23.00
Nur kurz zu Herrn Prö-langes-s-kurzes-s-dorf: Wie nennt man Ihrer Meinung den Buchstaben ß, wenn er bei Ihnen nicht Eszett heißt?
Zu Herrn Schäbler (nur kurz; zu den anderen Dingen komme ich noch): Das Regelwerk sagt mitnichten, dass ß in Großbuchstaben SZ zu schreiben sei. Ganz klar, § 25 E3: "Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS". Es gab einen Herrn LISZT, und im Polnischen findet man jede Menge sz (sch-Laut).
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.01.2001 um 23.00
Michael Jansen schreibt: Die Neuregelung stärke nun einmal die Regeln, da sei es doch völlig logisch, daß jetzt eben die Ausnahmen mehr auffallen. So spricht einer, der wie die Reformer von Regeln ausgehen anstatt von den Schreibweisen, die den Schreibern mehrheitlich zusagen. So jemand läßt sich nicht davon beeindrucken, daß die Fehlerzahlen überall enorm zunehmen: Hauptsache, die Regeln sind nach seinem Geschmack. (Als ob der durchschnittliche Schreiber sich überhaupt nach Regeln zu schreiben bemühte!) Für die ss-Schreibung spreche schon seit längerem die Aufschrift "Imbiss" auf irgendwelchen Würstchenbuden - das wird triumphierend angeführt; unterschlagen wird ganz naiv, daß tausend entsprechende Wörter vor der Reform mitnichten mit ss geschrieben wurden. Dann kann man auch solche Mätzchen loben wie die "Neumotivation" Messner, weil der Mesner als zur Messe gehörend empfunden werde. (Komisch, daß die Messe vom Pfarrer/Pastor zelebriert wird; aber immerhin heizt der Mesner die Kirche im Winter.) Da fände ich die Schreibung "syrial" noch einleuchtender, die ich neulich korrigiert habe: Syrien ist für uns ja auch ganz fremd, fast unwirklich, unbegreifbar. Käme "syrial" als Nebenvariante zu "surreal" vom Gröfaz Gerhard Augst (größter Fonetiker aller Zeiten), Michael Jansen würde sie bestimmt ebenso beflissen zu erklären wissen wie nun Augsts "Messner". Übrigens las ich gestern an einer Imbissssssstube "Ketschup": Da haben wir den Beweis, daß Dönergrills und Würstchenstände die Reform dankbar annehmen. Diese offenbar kongeniale Referenzgröße sollte die Mannheimer Volksfreunde allerdings noch zu weiteren Reformschritten motivieren, denn beispielsweise gab es zu einem Fischgericht "Remolade". Daß allerdings die Würstchenverkäufer auf diverse Wortartproben und ähnliches ebenso verzichten können wie auf den ästhetischen Wert eines überlangen ß, darüber muß man freundlich, aber bestimmt hinwegsehen, wenn man das Volk - vom Messner bis zum Latinlover - mit neuen Schreibungen zur Freiheit führen will.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 01.01.2001 um 23.00
Jetzt ist es doch passiert. Trotz meines Gnadengesuches, hat man meinen "Tipfehler" zum Tippfehler des Monats abgestempelt. (in: "www. Deutsche-Sprachwelt.de").
Aber, es hat ganz schön lange gedauert, bis ich in der Pfanne saß. Ich war schon ganz zappelig.
Schließlich rechnete ich doch unbedingt mit der Oberflächendiskussion.
Denn, bei so einem Fall von offensichtlichem Fehler muß die Pfanne raus!
Dabei weiß doch jedes Kind: Tippfehler kommt von Tippen auf der Maschine,
und Tipfehler kommt von "falschen Tip oder schlechten Rat geben, oder einem Tip nicht entsprechen" (z.B. wenn man in Zitaten das "Du" groß schreibt, obwohl man das nur bei der Anrede im Brief tut und inzwischen auch unterlassen kann).
Nach neuer Rechtschreibung ist übrigens auch der "Tip" ein "Tipp".
Und dann gibt es noch den "Typfehler", das ist so etwas wie ein Kultusminister, weil der Typ am falschen Platz sitzt und nicht die Kultur bewahrt, sondern zerstört.
Der folgende Text, der schon einmal veröffentlicht wurde, wird nun endgültig bzgl. "Tip/Tipp/Typ" "richtig gestellt."
Ich habe im übrigen aus dem Urtext nur ein Wort ("nicht") weggelassen und zwei Worte verändert ("den Nachahmer" statt "die Nachahmung").
Man mag künftig etwas mehr über Inhalt, Aussage und Wirkung nachdenken. Vielleicht sehnt man sich dann auch wieder nach Unterscheidungsschreibungen und läßt es nicht zu, daß Wörter am "Grünen Tisch" einfach eliminiert werden.
Letzteres bitte gemeinsam mit Text und Urtext "sackenlassen"!
An alle "Tippfehler"-Nörgler!
Wie man leicht erkennen kann, handelt es sich bei meiner Botschaft von Sylvester (Silvester) um einen Brief an Frau Wagner. Innerhalb dieses Briefes verwendete ich ein Zitat, in dem das Wort "Du" einmal klein, einmal groß geschrieben war. Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen und ihn als "Tipfehler" zu deklarieren. Ebenso bitte ich eine Wortentgleisung zu verzeihen. Hier hat der Sylvester hineingeschäumt.
Als "Typfehler" würde ich persönlich den Nachahmer behördlich verordneten Unsinns bezeichnen. Hierfür verwende ich Prädikate wie "vorauseilenden Gehorsam" bzw. "nicht angebrachte Loyalität". Zu dieser fühle ich mich nicht verpflichtet. Ich schreibe nicht "auseinander setzen", wenn ich "diskutieren" meine, und ich schreibe nicht "stehen geblieben", wenn ich "zurückgeblieben" meine.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Melsa am 01.01.2001 um 23.00
Punkt Imbiß/Imbiss: Hier hat sich Ickler für eine Regelkonformität entschieden, nach der am Wortende nun mal immer ein ß steht. Ausnahmen gibt es bei noch ziemlich frisch in deutschen Sprachgebrauch importierten englischen Ausdrücken. Übrigens, ohne diskriminieren zu wollen, aber Imbißbuden würde ich nun auch nicht gerade als geeignete Leitinstanzen für Rechtschreibung ansehen, wenn man mal die Menütafeln so betrachtet... Falls Sie das anders sehen, Herr Jansen, dann würde mich mal interessieren, in welchen Imbißbuden es jemals die Schreibung "Majonäse" und "Ketschup" gab. Ach so, die Reformer wollten gar nicht den bereits vorhandenen Schreibgebrauch abbilden? Welchen Grund gab es dann stattdessen zur Änderung dieser Wörter? Mehr phonetische Nähe? Warum dann nicht gleich "Kettschapp"? Wo man doch ohnehin schon ändert, warum dann nicht gleich "richtig", nach den eigenen Prinzipien? Oder ist das die rührende "Behutsamkeit", mit der die Reformer angeblich dem empfindlichen Gebilde der Sprache nicht zuviel zumuten wollten, in Wahrheit aber nichts anderes als ein Gemisch von inkompetenter Willkür, Halbherzigkeit und Kompromiß ist, um die Reform, als deren Gestalter sie sich dann stolz zu rühmen können meinten, an so widerspenstigen Hindernissen wie Minister Zehetmaier vorbei in den sicheren Hafen zu schiffen. Und da glauben dann tatsächlich einige Progressivlinge hinterher, dieser Pfusch sei eine ausgewogene, gut durchdachte, gesunde Neuerung, längst überfällig, in der Linie der natürlichen Sprachentwicklung gar! Ach je, jetzt schweife ich wieder in die allgemeine Beurteilung ab...
Die Phänomene Konsonantendopplung usw. waren natürlich vor der Reform ebenso schon vorhanden und bekannt. Daß sie aber durch die Reform stärkere Beachtung in einem Regelwerk gefunden haben, bringt doch nichts, wenn diese "Regeln" am Ende doch nur die Begründung für diese und jene Einzelwortfestlegung, ja Einzelwortänderung (!) sind. Gerade der falsche Eindruck, den Sie beschreiben, die Reform würde die Regeln stärken, es sei alles systematischer geworden (während in Wirklichkeit die Systematik nur verlagert worden ist), führt doch zu den lästigen Übergeneralisierungen, die wie gesagt Gift für die Einheitlichkeit einer Orthographie in der Praxis sind. Doch kuriert das Gift vielleicht etwas? Worin besteht der Fortschritt, wenn vieles von jedem neuerdings anders als von seinem Nächsten geschrieben wird und sogar die Wörterbücher es sich in jeder neuen Auflage wieder anders überlegen? Die Frage zu Damwild/Dammwild "Was soll man also machen?" offenbart das Grundproblem einer Anschauung, es würde überhaupt Änderungsbedarf bestehen. Was man machen soll? Gar nichts! Es gibt doch bereits die völlig problemlos allgemein akzeptierte Schreibung "Damwild". Nur weil dieses Wort, wie jedes existierende Wort sowieso, hin und wieder von dem einen oder anderen falsch geschrieben werden mag (aus welchen Gründen auch immer), muß die Normschreibung sich dem anpassen? Was ist das für eine Denkweise? Müßte dann auch in anderen Bereichen des Lebens das Falsche möglicherweise zu dem Richtigen umdefiniert werden, aus der nun doch sehr undurchdachten Annahme, dadurch würde es dann weniger (nominale) Fehler geben? Oberflächlicher geht es nicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Sollte man also dann eine neue Variante einführen, damit sowohl "Damwild" als auch "Dammwild" richtig sind und sich vor allem zartbesaitete Kinder nicht mehr über einen roten Strich an dieser Stelle ihres korrigierten Textes gramen müssen? Und was ist dann mit den armen Seelen, die "Dammwillt" geschrieben haben, evtl. wg. "Neumotivation" zu "Wille"? Sollte das Mißerfolgsleiden von Schülern, das an anderen Stellen im Schulleben viel massiver und ungerechter ist (Sportunterricht als sofort einsichtiges Beispiel), nicht besser auf eine andere Weise abzumildern gesucht werden?
Ich glaube wie Sie, daß Reformbefürworter mit der Schilderung von Schäblers Methodik verspottet worden wären, aber nur insofern zu Recht, als daß sie sich viel Mühe mit didaktischen Maßnahmen machen, aber dann ausgerechnet die kompliziertere, schwierigere Rechtschreibregelung favorisieren; das würde ja wohl kaum richtig zusammenpassen. Die umfanglosere Regelmasse ist die der alten Rechtschreibung, die schon genügend praxistauglich war und darüber hinaus ja auch immer noch die in allen existierenden Druckwerken mit großem Vorsprung meistvorkommende ist. Herr Schäbler kann von seinen persönlichen Methoden zudem immerhin behaupten, gute Erfolge im Unterricht erzielt zu haben. Jedenfalls hat er nicht einfach Ideen von irgendwelchen als namhaft geltenden Didaktikgurus ungeprüft übernommen; das Kriterium ist hier nicht der Zeitgeist, was also nach Meinung gewisser Strömungen als veraltet und was als der letzte Schrei zu gelten hat, sondern der erfahrene Erfolg, das eigene Verständnis dessen, was man tut. Das ist die aufgeklärte Mündigkeit, die Kant meinte. Wäre sie verbreitet genug, würde ich vielleicht auch an den Humanismus glauben. Trotzdem gehe ich aber auch nicht davon aus, das Bestehende ließe sich nicht verbessern - man darf nur nicht meinen, Bewährtes würde durch neue Ideen allein schon obsolet, als ob jede neue Idee allein wegen ihres jüngeren Alters schon die Überlegenheit gepachtet hätte. Daß automatisch alles Neue deswegen zweifelhaft sei, will ich damit natürlich aber auch nicht sagen. Übrigens, der Unterschied zwischen Überlänge und Oberlänge wird natürlich nur offenbar, wenn man sich die Buchstaben in Schreibschrift vorstellt. Dann reichen ß und f sowohl höher (wie b,d,h,t,k,l) als auch tiefer (wie q,p,g,j,y) als die restlichen kleinen Buchstaben, bilden somit also die vierte mögliche Kategorie. Sobald die betroffenen Schüler z.B. am Computer oder an der Schreibmaschine zu schreiben beginnen oder sich auch nur eine eigene Handschriftversion zulegen, funktioniert diese Kategorisierung so natürlich nicht mehr. Aber es geht ja in der Grundschule nur um die ersten Schritte für Anfänger. Beim Klavierspielen denke ich auch nicht mehr an die ersten Lektionen meiner Klavierlehrerin nach, es ist einfach eine verinnerlichte Fähigkeit geworden, die mittlerweile unbewußt abläuft, auf einer anderen Ebene.
Sie sind auf der richtigen Fährte, wenn Sie am Schluß schreiben, daß es um ein Erkennen der Unzulänglichkeit der Rechtschreibung geht. Unzulänglich war sie schon immer im Bereich der Systematik und ist sie noch immer, es mag darin anhand von Einzelfällen zwar geradliniger geworden sein, an anderen Stellen hat sich dafür aber wiederum eine Verschlechterung ergeben. Der vermeintliche marginale Fortschritt durch systematischere Einzelfälle (die nicht mal alle wirklich stimmig sind) wird durch die Lawine falscher Analogien erbarmungslos verschüttet. An der Frage des "Damwilds" haben Sie ja selber gezeigt, daß manche Fälle aus einer bestimmten Sicht völlig unmöglich für alle befriedigend lösbar sind. Gerade deswegen ist eine etablierte Rechtschreibung, die hundert Jahre lang von so gut wie allen Sprachteilnehmern als feste Orientierung galt (und für die meisten davon immer noch gilt), ein wertvoller Konsens, den man nicht antasten sollte, und wenn auch nur aus dem Grund der Gewöhnung - der so unwichtig nun wirklich nicht ist. Nun, glücklicherweise gibt es in Sachen Rechtschreibung eben eine Menge Leute, die darauf achten, was ihnen in die Sprachnahrung gemischt wird, und daraus erklärt sich der Widerstand gegen die Reform.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 01.01.2001 um 23.00
Es könnte zum Hobby werden...
also eszett giebt es nur in der Phantasie des Bibliographischen Instituts.
Es handelt sich um eine Ligatur aus langem s und kurzem s (Gemeine, versteht sich, Versalschreibung ist im Deutschen recht jung, da sich die deutsche Druckschrift dafür wirklich nicht eignet. Wer's nicht glaubt, betrachte ein paar Neonazi-Seiten, die machen solchen Unfug)
Der Irrtum sz stammt vermutlich aus dem achtzehnten Jahrhundert, da das kurze s so mit dem langen verschmolzen wurde, daß es einem Fraktur-z ähnlich sah.
Die Duden-Redaktion hat's aber in den hundert Jahren ihres Bestehens noch nicht gemerkt, der SZ-Unfug für Versalschreibung gesterte schon vor dem Weltkriege durch den Duden...
Irgendwann hat ein Duden-Redakteur eine Seite Din A4 in der SZ ;-) verbraten, um das Graphem "ß" zu erklären, hoffentlich finde ich diese Peinlichkeit bald, die paßte hier hervporragend in die Sammlung.
Beste Grüße!
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 01.01.2001 um 23.00
Nur kurz zu Herrn Prö-langes-s-kurzes-s-dorf: Wie nennt man Ihrer Meinung den Buchstaben ß, wenn er bei Ihnen nicht Eszett heißt?
Zu Herrn Schäbler (nur kurz; zu den anderen Dingen komme ich noch): Das Regelwerk sagt mitnichten, dass ß in Großbuchstaben SZ zu schreiben sei. Ganz klar, § 25 E3: "Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS". Es gab einen Herrn LISZT, und im Polnischen findet man jede Menge sz (sch-Laut).
Michael Jansen
eingetragen von Wolfgang Wrase am 01.01.2001 um 23.00
Michael Jansen schreibt: Die Neuregelung stärke nun einmal die Regeln, da sei es doch völlig logisch, daß jetzt eben die Ausnahmen mehr auffallen. So spricht einer, der wie die Reformer von Regeln ausgehen anstatt von den Schreibweisen, die den Schreibern mehrheitlich zusagen. So jemand läßt sich nicht davon beeindrucken, daß die Fehlerzahlen überall enorm zunehmen: Hauptsache, die Regeln sind nach seinem Geschmack. (Als ob der durchschnittliche Schreiber sich überhaupt nach Regeln zu schreiben bemühte!) Für die ss-Schreibung spreche schon seit längerem die Aufschrift "Imbiss" auf irgendwelchen Würstchenbuden - das wird triumphierend angeführt; unterschlagen wird ganz naiv, daß tausend entsprechende Wörter vor der Reform mitnichten mit ss geschrieben wurden. Dann kann man auch solche Mätzchen loben wie die "Neumotivation" Messner, weil der Mesner als zur Messe gehörend empfunden werde. (Komisch, daß die Messe vom Pfarrer/Pastor zelebriert wird; aber immerhin heizt der Mesner die Kirche im Winter.) Da fände ich die Schreibung "syrial" noch einleuchtender, die ich neulich korrigiert habe: Syrien ist für uns ja auch ganz fremd, fast unwirklich, unbegreifbar. Käme "syrial" als Nebenvariante zu "surreal" vom Gröfaz Gerhard Augst (größter Fonetiker aller Zeiten), Michael Jansen würde sie bestimmt ebenso beflissen zu erklären wissen wie nun Augsts "Messner". Übrigens las ich gestern an einer Imbissssssstube "Ketschup": Da haben wir den Beweis, daß Dönergrills und Würstchenstände die Reform dankbar annehmen. Diese offenbar kongeniale Referenzgröße sollte die Mannheimer Volksfreunde allerdings noch zu weiteren Reformschritten motivieren, denn beispielsweise gab es zu einem Fischgericht "Remolade". Daß allerdings die Würstchenverkäufer auf diverse Wortartproben und ähnliches ebenso verzichten können wie auf den ästhetischen Wert eines überlangen ß, darüber muß man freundlich, aber bestimmt hinwegsehen, wenn man das Volk - vom Messner bis zum Latinlover - mit neuen Schreibungen zur Freiheit führen will.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 01.01.2001 um 23.00
Jetzt ist es doch passiert. Trotz meines Gnadengesuches, hat man meinen "Tipfehler" zum Tippfehler des Monats abgestempelt. (in: "www. Deutsche-Sprachwelt.de").
Aber, es hat ganz schön lange gedauert, bis ich in der Pfanne saß. Ich war schon ganz zappelig.
Schließlich rechnete ich doch unbedingt mit der Oberflächendiskussion.
Denn, bei so einem Fall von offensichtlichem Fehler muß die Pfanne raus!
Dabei weiß doch jedes Kind: Tippfehler kommt von Tippen auf der Maschine,
und Tipfehler kommt von "falschen Tip oder schlechten Rat geben, oder einem Tip nicht entsprechen" (z.B. wenn man in Zitaten das "Du" groß schreibt, obwohl man das nur bei der Anrede im Brief tut und inzwischen auch unterlassen kann).
Nach neuer Rechtschreibung ist übrigens auch der "Tip" ein "Tipp".
Und dann gibt es noch den "Typfehler", das ist so etwas wie ein Kultusminister, weil der Typ am falschen Platz sitzt und nicht die Kultur bewahrt, sondern zerstört.
Der folgende Text, der schon einmal veröffentlicht wurde, wird nun endgültig bzgl. "Tip/Tipp/Typ" "richtig gestellt."
Ich habe im übrigen aus dem Urtext nur ein Wort ("nicht") weggelassen und zwei Worte verändert ("den Nachahmer" statt "die Nachahmung").
Man mag künftig etwas mehr über Inhalt, Aussage und Wirkung nachdenken. Vielleicht sehnt man sich dann auch wieder nach Unterscheidungsschreibungen und läßt es nicht zu, daß Wörter am "Grünen Tisch" einfach eliminiert werden.
Letzteres bitte gemeinsam mit Text und Urtext "sackenlassen"!
An alle "Tippfehler"-Nörgler!
Wie man leicht erkennen kann, handelt es sich bei meiner Botschaft von Sylvester (Silvester) um einen Brief an Frau Wagner. Innerhalb dieses Briefes verwendete ich ein Zitat, in dem das Wort "Du" einmal klein, einmal groß geschrieben war. Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen und ihn als "Tipfehler" zu deklarieren. Ebenso bitte ich eine Wortentgleisung zu verzeihen. Hier hat der Sylvester hineingeschäumt.
Als "Typfehler" würde ich persönlich den Nachahmer behördlich verordneten Unsinns bezeichnen. Hierfür verwende ich Prädikate wie "vorauseilenden Gehorsam" bzw. "nicht angebrachte Loyalität". Zu dieser fühle ich mich nicht verpflichtet. Ich schreibe nicht "auseinander setzen", wenn ich "diskutieren" meine, und ich schreibe nicht "stehen geblieben", wenn ich "zurückgeblieben" meine.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Christian Melsa am 01.01.2001 um 23.00
Punkt Imbiß/Imbiss: Hier hat sich Ickler für eine Regelkonformität entschieden, nach der am Wortende nun mal immer ein ß steht. Ausnahmen gibt es bei noch ziemlich frisch in deutschen Sprachgebrauch importierten englischen Ausdrücken. Übrigens, ohne diskriminieren zu wollen, aber Imbißbuden würde ich nun auch nicht gerade als geeignete Leitinstanzen für Rechtschreibung ansehen, wenn man mal die Menütafeln so betrachtet... Falls Sie das anders sehen, Herr Jansen, dann würde mich mal interessieren, in welchen Imbißbuden es jemals die Schreibung "Majonäse" und "Ketschup" gab. Ach so, die Reformer wollten gar nicht den bereits vorhandenen Schreibgebrauch abbilden? Welchen Grund gab es dann stattdessen zur Änderung dieser Wörter? Mehr phonetische Nähe? Warum dann nicht gleich "Kettschapp"? Wo man doch ohnehin schon ändert, warum dann nicht gleich "richtig", nach den eigenen Prinzipien? Oder ist das die rührende "Behutsamkeit", mit der die Reformer angeblich dem empfindlichen Gebilde der Sprache nicht zuviel zumuten wollten, in Wahrheit aber nichts anderes als ein Gemisch von inkompetenter Willkür, Halbherzigkeit und Kompromiß ist, um die Reform, als deren Gestalter sie sich dann stolz zu rühmen können meinten, an so widerspenstigen Hindernissen wie Minister Zehetmaier vorbei in den sicheren Hafen zu schiffen. Und da glauben dann tatsächlich einige Progressivlinge hinterher, dieser Pfusch sei eine ausgewogene, gut durchdachte, gesunde Neuerung, längst überfällig, in der Linie der natürlichen Sprachentwicklung gar! Ach je, jetzt schweife ich wieder in die allgemeine Beurteilung ab...
Die Phänomene Konsonantendopplung usw. waren natürlich vor der Reform ebenso schon vorhanden und bekannt. Daß sie aber durch die Reform stärkere Beachtung in einem Regelwerk gefunden haben, bringt doch nichts, wenn diese "Regeln" am Ende doch nur die Begründung für diese und jene Einzelwortfestlegung, ja Einzelwortänderung (!) sind. Gerade der falsche Eindruck, den Sie beschreiben, die Reform würde die Regeln stärken, es sei alles systematischer geworden (während in Wirklichkeit die Systematik nur verlagert worden ist), führt doch zu den lästigen Übergeneralisierungen, die wie gesagt Gift für die Einheitlichkeit einer Orthographie in der Praxis sind. Doch kuriert das Gift vielleicht etwas? Worin besteht der Fortschritt, wenn vieles von jedem neuerdings anders als von seinem Nächsten geschrieben wird und sogar die Wörterbücher es sich in jeder neuen Auflage wieder anders überlegen? Die Frage zu Damwild/Dammwild "Was soll man also machen?" offenbart das Grundproblem einer Anschauung, es würde überhaupt Änderungsbedarf bestehen. Was man machen soll? Gar nichts! Es gibt doch bereits die völlig problemlos allgemein akzeptierte Schreibung "Damwild". Nur weil dieses Wort, wie jedes existierende Wort sowieso, hin und wieder von dem einen oder anderen falsch geschrieben werden mag (aus welchen Gründen auch immer), muß die Normschreibung sich dem anpassen? Was ist das für eine Denkweise? Müßte dann auch in anderen Bereichen des Lebens das Falsche möglicherweise zu dem Richtigen umdefiniert werden, aus der nun doch sehr undurchdachten Annahme, dadurch würde es dann weniger (nominale) Fehler geben? Oberflächlicher geht es nicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Sollte man also dann eine neue Variante einführen, damit sowohl "Damwild" als auch "Dammwild" richtig sind und sich vor allem zartbesaitete Kinder nicht mehr über einen roten Strich an dieser Stelle ihres korrigierten Textes gramen müssen? Und was ist dann mit den armen Seelen, die "Dammwillt" geschrieben haben, evtl. wg. "Neumotivation" zu "Wille"? Sollte das Mißerfolgsleiden von Schülern, das an anderen Stellen im Schulleben viel massiver und ungerechter ist (Sportunterricht als sofort einsichtiges Beispiel), nicht besser auf eine andere Weise abzumildern gesucht werden?
Ich glaube wie Sie, daß Reformbefürworter mit der Schilderung von Schäblers Methodik verspottet worden wären, aber nur insofern zu Recht, als daß sie sich viel Mühe mit didaktischen Maßnahmen machen, aber dann ausgerechnet die kompliziertere, schwierigere Rechtschreibregelung favorisieren; das würde ja wohl kaum richtig zusammenpassen. Die umfanglosere Regelmasse ist die der alten Rechtschreibung, die schon genügend praxistauglich war und darüber hinaus ja auch immer noch die in allen existierenden Druckwerken mit großem Vorsprung meistvorkommende ist. Herr Schäbler kann von seinen persönlichen Methoden zudem immerhin behaupten, gute Erfolge im Unterricht erzielt zu haben. Jedenfalls hat er nicht einfach Ideen von irgendwelchen als namhaft geltenden Didaktikgurus ungeprüft übernommen; das Kriterium ist hier nicht der Zeitgeist, was also nach Meinung gewisser Strömungen als veraltet und was als der letzte Schrei zu gelten hat, sondern der erfahrene Erfolg, das eigene Verständnis dessen, was man tut. Das ist die aufgeklärte Mündigkeit, die Kant meinte. Wäre sie verbreitet genug, würde ich vielleicht auch an den Humanismus glauben. Trotzdem gehe ich aber auch nicht davon aus, das Bestehende ließe sich nicht verbessern - man darf nur nicht meinen, Bewährtes würde durch neue Ideen allein schon obsolet, als ob jede neue Idee allein wegen ihres jüngeren Alters schon die Überlegenheit gepachtet hätte. Daß automatisch alles Neue deswegen zweifelhaft sei, will ich damit natürlich aber auch nicht sagen. Übrigens, der Unterschied zwischen Überlänge und Oberlänge wird natürlich nur offenbar, wenn man sich die Buchstaben in Schreibschrift vorstellt. Dann reichen ß und f sowohl höher (wie b,d,h,t,k,l) als auch tiefer (wie q,p,g,j,y) als die restlichen kleinen Buchstaben, bilden somit also die vierte mögliche Kategorie. Sobald die betroffenen Schüler z.B. am Computer oder an der Schreibmaschine zu schreiben beginnen oder sich auch nur eine eigene Handschriftversion zulegen, funktioniert diese Kategorisierung so natürlich nicht mehr. Aber es geht ja in der Grundschule nur um die ersten Schritte für Anfänger. Beim Klavierspielen denke ich auch nicht mehr an die ersten Lektionen meiner Klavierlehrerin nach, es ist einfach eine verinnerlichte Fähigkeit geworden, die mittlerweile unbewußt abläuft, auf einer anderen Ebene.
Sie sind auf der richtigen Fährte, wenn Sie am Schluß schreiben, daß es um ein Erkennen der Unzulänglichkeit der Rechtschreibung geht. Unzulänglich war sie schon immer im Bereich der Systematik und ist sie noch immer, es mag darin anhand von Einzelfällen zwar geradliniger geworden sein, an anderen Stellen hat sich dafür aber wiederum eine Verschlechterung ergeben. Der vermeintliche marginale Fortschritt durch systematischere Einzelfälle (die nicht mal alle wirklich stimmig sind) wird durch die Lawine falscher Analogien erbarmungslos verschüttet. An der Frage des "Damwilds" haben Sie ja selber gezeigt, daß manche Fälle aus einer bestimmten Sicht völlig unmöglich für alle befriedigend lösbar sind. Gerade deswegen ist eine etablierte Rechtschreibung, die hundert Jahre lang von so gut wie allen Sprachteilnehmern als feste Orientierung galt (und für die meisten davon immer noch gilt), ein wertvoller Konsens, den man nicht antasten sollte, und wenn auch nur aus dem Grund der Gewöhnung - der so unwichtig nun wirklich nicht ist. Nun, glücklicherweise gibt es in Sachen Rechtschreibung eben eine Menge Leute, die darauf achten, was ihnen in die Sprachnahrung gemischt wird, und daraus erklärt sich der Widerstand gegen die Reform.
Christian Melsa
22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
Interessant an Herrn Salzburgs Ausführungen ist, dass er ausgerechnet die Ganzheitsmethode für die mangelhaften orthografischen Kenntnisse seiner Frau verantwortlich macht. Denn gerade sie gehört zusammen mit der Vorstellung von der Wortbildeinprägung zu den didaktischen Prinzipien des Schriftspracherwerbs, die Arthur und Erwin Kern in den 50er Jahren entwickelten und inzwischen als überholt gelten, wie ich bereits ausgeführt habe.
Ausgerechnet diese didaktischen Prinzipien scheinen aber immer noch die Grundlage des Unterrichts von Herrn Schäbler zu bilden.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
An alle Tipfehler-Nörgler!
Wie man leicht erkennen kann, handelt es sich bei meiner Botschaft von Sylvester (Silvester) um einen Brief an Frau Wagner. Innerhalb dieses Briefes verwendete ich ein Zitat, in dem das Wort "Du" einmal klein, einmal groß geschrieben war. Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen und ihn als Tipfehler zu deklarieren. Ebenso bitte ich eine Wortentgleisung zu verzeihen. Hier hat der Sylvester hineingeschäumt.
Nicht als Tipfehler würde ich persönlich die Nachahmung behördlich verordneten Unsinns bezeichnen. Hierfür verwende ich Prädikate wie "vorauseilenden Gehorsam" bzw. "nicht angebrachte Loyalität". Zu dieser fühle ich mich nicht verpflichtet. Ich schreibe nicht "auseinander setzen", wenn ich "diskutieren" meine, und ich schreibe nicht "stehen geblieben", wenn ich "zurückgeblieben" meine.
An alle Didaktiker!
Ein methodisch notwendiger Planungsgedanke aller Didaktik ist die Stoffauswahl. Wenn die Stoffauswahl nicht stimmt, kann die Didaktik selbstredend wirken, doch wird man dann seltsame Früchte ernten. Ein Hinweis auf die "Blut- und Boden-Didaktik" mag hier genügen.
Selbstredend kann man das didaktische Dreieck auch vom Kind her denken, doch frage ich mich, ob unsere Kinder einen derartigen Wortunsinnssalat verdient haben, und ob letzterer tatsächlich adressatenbezogen ist.
Ich bin mir dessen sehr bewußt, daß Professor Ickler kein Didaktiker ist, doch macht der sich
ganz besonders verdient um die Stoffauswahl. Ich habe den Namen von Prof. Ickler angeführt, weil Frau Wagner offensichtlich schon einige begriffliche Dummitäten gespeichert hat und bereit ist, diese weiterzuvermitteln. In Sachen Rechtschreibung denke ich tatsächlich etwas veraltet. "Am Anfang war das Wort..."
Norbert Schäbler
63768 Hösbach, Rosenstr. 12
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Asche über mein Haupt. Ich habe Tipfehler geschrieben - Tippfehler gemeint. Verzichte auf Tips, Glossen u.dgl.
Danke!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.12.2000 um 23.00
Wieso sind sich hier die Leute einig, daß Professor Ickler kein Didaktiker sei? Er ist Professor für Deutsch als Fremdsprache. Das sollte doch einiges mit Didaktik zu tun haben. Im übrigen sind keine besonderen didaktischen Kenntnisse nötig, um den vielfältigen Unsinn der Rechtschreibreform zu erkennen, insbesondere ihre haarsträubende Unsystematik.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Als Lehrer, der über lange Jahre in der Grundschule tätig war - unter anderem hielt ich auch sogenannte LRS-Kurse (Betreuung von Schülern mit Lese-Rechtschreibschwäche) - will ich einige meiner Methoden erläutern und auf die gegenwärtige Rechtschreibsituation Bezug nehmen.
Laut Unterstellung von Frau Wagner unterrichte ich nach verjährter Didaktik und meine Methoden sind veraltet. Sie mag darüber befinden.
Meine Einstiegsstunde für LRS-Kurse bestand immer darin, die Schüler aufzuklären über die breite Palette der Rechtschreibsinne (sehen, hören, deutlich sprechen, fühlen, spüren, üben, überdenken).
Prinzipiell konnte ich feststellen, daß im Regelunterricht diese Palette häufig auf den "visuellen Leitsinn" verkürzt wurde. Deshalb wurden Schwächen der Schüler im Bereich der Akustik und der Lautierung oftmals nicht erkannt und somit auch nicht durch wichtige Übungen ausgemerzt.
Einen schwerwiegenden Fehler begehen allerdings die Rechtschreibreformer. Sie gehen vorzugsweise von einer akustischen Wahrnehmungsfähigkeit aus (dem kurzen Vokal folgt eine Mitlautverdopplung).
Dies allerdings ist aus drei Gründen falsch!
Erstens: Die Regel der Mitlautverdopplung beinhaltet zahlreiche Ausnahmen (Bsp. Kurzwörter: in, ab, mit, As!! Tip!!, ex, Jet, Bus...), und bedarf der nachfolgenden Korrektur: "Auch zwei verschiedene Mitlaute gelten als Verdopplung" (Bsp.: Folge, Falte, Fenster, Kiste, Rast, Lust...).
Zweitens: Das akustische Prinzip ist nicht zeitgemäß, denn weit mehr als 90 Prozent aller Schüler sind vorwiegend "visuell" gesteuert.
Drittens: Den Schülern wird durch die fast ausschließliche Festlegung auf den Hörsinn die Möglichkeit genommen, das Wortbild durch andere Rechtschreibsinne zu stützen und zu festigen. Hierbei gilt es zusätzlich zu beanstanden, daß es im Zuge der ausufernden Variantenschreibung keine eindeutigen Wortbilder mehr gibt.
Beispiele aus der Schulpraxis:
Aus meinen Erfahrungen im Bereich der S-Laut-Schreibung kann ich zahlreiche Erfolge melden. Wörter mit "ß" wurden von den Schülern mit Begeisterung trainiert und behalten. Das lag daran, daß in diesem Bereich alle Rechtschreibsinne aktiviert werden konnten.
1. "Der Sehsinn": Im Bereich der visuellen Wortspeicherungstechniken wurde und wird in der Grundschule die sogenannte "Geisterschrift" als Wortspeicherungshilfe eingesetzt. Diese Geisterschrift basiert auf der Lineatur der 1.und 2. Grundschulklassen (vier Zeilen) und stellt die Buchstaben der lateinischen Ausgangsschrift als Striche dar. Dabei existieren folgende Darstellungsmöglichkeiten: a) Normallänge (o, a, e...), b) Oberlänge (b, l, t...), c) Unterlänge (g, p, y...) und d) Überlänge ( f und ß )
Den Wörtern, in denen Buchstaben mit Überlängen enthalten waren, wandten sich die Schüler immer als erstes zu, denn sie waren am leichtesten zu dekodieren, da es lediglich zwei Buchstaben gibt, die im Wortinneren als Überlänge auftreten können: das ß und das f . (Das ist nachvollziehbar, wenn man z.B. das in Schreibschrift notierte Wort "Strafstoß" in Geisterschrift umwandelt. Aufgrund seiner zwei Überlängen ist das Wort leicht zu entschlüsseln).
2. Der "Sprechsinn" (Kombination mit anderen Rechtschreibsinnen): Meine Übungen des Lautierens waren stets als Kombinationsübungen aufgebaut. Zum einen galt es ähnlich klingende Wortbeispiele zu trainieren, die sich gleichwohl bei klarer Aussprache deutlich unterschieden, zum anderen galt es hier Hör-, Fühl- und Spürerlebnisse zu aktivieren.
Als Beispiel diene die Wortkette: "Hase, hasse, Haß"
Wenig brachte hier der fachwissenschaftliche Hinweis auf stimmloses und stimmhaftes S, während die Wahrnehmung des S-Lautes als Zischlaut sehr wohl erkannt wurde.
Jederzeit fähig waren die Schüler, die Herkunft dieses Zischlautes zu erklären. Hierzu genügte es, die "Fühl- und Spürprobe" einzusetzen. Die Hinweise: "Achte beim deutlichen Sprechen auf deine Zunge, deine Zahnreihe und deine Backenmuskeln! Versuche den Windhauch auf deiner Handfläche zu spüren!" brachten eindeutige Erkenntnisse.
3. Der "Übungssinn" (Voraussetzung zur Regelfindung). Ebenfalls sehr einfach war es, durch sogenannte "Analogiebildungen" die Regel aufzubauen. "Kuß, Faß, Schluß, Verdruß..." legten die Einsicht nahe: "ss am Schluß, bringt Verdruß!" Durch Silbentrennübungen wurde die Regel ausgeweitet auf die Wörter ("Küß-chen, Schüß-chen, Fäß-chen, muß-te") und ergänzt zu: "Auch das ss am Silbenschluß, bringt in jedem Fall Verdruß!"
Im übrigen war das Arbeiten mit Farbkreide und Farbstiften (Visualisierung), nebst deutlichem Hinweis auf das Hören (kurzer oder langer Vokal) hierbei von entscheidender Bedeutung.
4. Einige spezielle "Mätzchen" des Rechtschreibunterrichts: "Das Photographieren der Wörter" und das "Gedächtnis des Handgelenks".
Gerade bei sogenannten Legasthenikern war generell ein fehlerhaftes Abschreiben von Tafelanschriften festzustellen. Buchstabe für Buchstabe übernahmen die verunsicherten Schüler in ihr Heft und unterbrachen bei längeren Wörtern wiederholt den Schreibprozeß. Deshalb wurden die Schüler aufgefordert, Photograph zu spielen, das Wort - gestikulierend und schauspielernd - von der Tafel "abzuklicken" und dann in einem Zug niederzuschreiben. Diese Übungen waren stets sehr lustig und förderten sowohl die Schreibgeschwindigkeit als auch die Rechtschreibsicherheit.
Auch die "Speicherabrufübungen" brachten Erfolg, denn die Schüler wurden dazu angehalten, fehlerhafte Wortbilder zu eliminieren. Jeder Schüler mußte in seinem Heft ein Löschblatt führen, auf das er ein schwieriges Wort zunächst mit Bleistift "aufspurte", ehe er es als Reinschrift mit Füller ins Heft einbrachte. Unter dem Motto: "Was hat sich dein Handgelenk gemerkt", konnte neben dem sichtbaren Erfolg beim Ausschluß fehlerhaft gespeicherter Wörter mit dieser Technik zudem einer Verkopfung entgegengesteuert werden.
All diese Kenntnisse des sinnvollen Rechtschreibtrainings gehen den Reformern scheinbar völlig ab. Die an der Rechtschreibreform beteiligten Linguisten und Bürokraten haben zumindest den Bezug zur Schulpraxis vermissen lassen.
Ihr Hang zur ausufernden Variantenschreibung ist der Tod des sinnvollen und richtigen Schreibens, denn die Schüler lechzen nach eindeutigen Wortbildern und gehen sehr wohl davon aus, daß es genau wie im Fachbereich Mathematik jeweils nur eine richtige und anerkannte Lösung geben kann.
Noch krasser ist es, daß insbesondere im Rechtschreibsonderfalle der S-Laute eine methodische Einengung stattfand. Sowohl im visuellen Bereich als auch im Bereich der Regel hat man den Schülern wesentliche Eselsbrücken genommen und die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt.
Deshalb die Forderung: Zurück zum scharfen ß! Und dies nicht nur, weil das ß beim Lesen eine hervorragende Wortgliederungshilfe ist (vgl. Mißstand - Missstand, Meßergebnis - Messergebnis) sondern auch, weil es beim Schreiblernprozeß ein außerordentlich signifikanter Buchstabe ist, der das richtige Schreiben fördert.
Sollte Frau Wagner wichtige Zitate sowie den Bezug auf die wirklich großen Namen der Rechtschreibdidaktiker vermissen. Dann hat sie recht.
Sollte Frau Wagner meine Methoden als veraltet bezeichnen, die mit absoluter Sicherheit von der Didaktik abgesegnet und vor allem von Erfolg gekrönt waren, dann ist das ihre Sache.
Darüber hinaus ist es ihre Sache, die "Missstände" der neueren Didaktik sowie die der Neuschreibung hinzunehmen oder gegen sie anzukämpfen.
Nicht jeder ist zum Kämpfen geboren. Dann aber mag man die Waffen generell ruhen lassen.
Über die neuen didaktischen Pillen, die man heutzutage den sog. Legasthenikern reicht, lasse ich mich gerne aufklären. Sollte diese Pille "Rechtschreibreform" heißen, empfehle ich die Nebenwirkungen zu studieren und das Medikament schnellstmöglich abzusetzen.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
Zu Schäbler 02.01.01
Dass die Rechtschreibreformer einen schwerwiegenden Fehler begingen, weil Sie angeblich vorzugsweise von einer akustischen Wahrnehmungsfähigkeit ausgehen (dem kurzen Vokal folgt eine Mitlautverdopplung), ist ein kläglicher Argumentationsversuch. Es liegt auf der Hand, dass die Regel der Konsonantenverdopplung keine Erfindung der Rechtschreibreformer ist. Ebenso wenig haben sie die "Ausnahmen" vom Typ ‚kalt' (kurzes a, aber dennoch nur ein l) erfunden oder eingeschränkt (der Einzelfall ‚Messner' statt ‚Mesner' ergibt sich nicht aus der Systematik der Vokalkennung, sondern aus der Neumotivation "angelehnt an ‚Messe'"). Dass die alte Heyse'sche ss-ß-Regelung nun wieder aufgegriffen wurde, dient dem Ziel, den Sonderfall ß/ss dem allgemeinen Prinzip anzugleichen.
Quizfrage zwischendurch: Warum sah man schon lange vor 1996 viel öfter die Schreibweise ‚Imbiss' als ‚Imbiß' auf "Pommesbuden"? Im Wörterverzeichnis ist diese Schreibweise als neu gekennzeichnet, was orthografisch gesehen ja richtig ist, nach dem Ickler'schem Deskriptions-Verständnis [nicht -niss!] aber falsch, denn die Schreibweise kam ja de facto öfter vor als ‚Imbiß'
Doch auch innerhalb des Systems steht die "Akustik" nicht alleine dar: In vielen Fällen, nicht allen, werden die neuen Schreibweisen zusätzlich durch das Stammprinzip gestützt (‚Kuss' wie ‚wegen des Kusses' und ‚Küsse'). Die Unterscheidung langer / kurzer Vokal ist übrigens nicht allein akustisch, sondern vor allem phonologisch und damit an das Wissen über die deutsche Standardsprache gebunden. Daher kann man ‚Spaß' auch in den Gegenden lehren, in denen man eher "Spass" spricht. Außerdem sagen auch die ‚Spass'-Sprecher nicht ‚die Spässe', sondern ‚die Späße'; wieder sprachliches Wissen und nicht nur Akustik.
Dass es auch den "Ausnahmetyp" ‚das' (kurzer Vokal, aber dennoch nur ein s) gibt, ist auch nicht neu; es handelt sich ausschließlich um alte Schreibweisen. Dieses Problem kommt auch mit anderen Buchstabenkombinationen vor: ‚an' (nicht ‚ann'), ab, ob, Kap, Kritik, Kredit, hat, bin, April usw. Im Gegensatz zur Duden-Regelung wird dies alles nun im Regelwerk beschrieben; auch, dass zusätzlich das Kriterium betont / unbetont relevant ist (siehe § 5). Es ist äußert schwer, an diesen Gegebenheiten der deutschen Rechtschreibung etwas zu ändern. Wer für noch mehr Konsonantenverdoppelung ist, der soll es hier sagen. Nehmen wir nur einmal ein Beispiel: Damwild. Ist dies eine volksetymologische Schreibweise ("hat doch mit Dame nichts zu tun!") oder wäre ‚Dammwild' eine ("hat doch mit Damm nichts zu tun!")? Was soll man also machen?
Beim Lesen der Sinnes-Lehre und der Geisterschrift, hörte ich in meinem inneren Ohr ständig die geifernden Verrisse, die es gehagelt hätte, wenn dies ein "Befürworter" so geschrieben hätte (Ach äh: Was ist der Unterschied zwischen Oberlänge und Überlänge?).
Zu der "ausufernden Variantenschreibung":
Die allermeisten neuen Varianten ergeben sich aus verschiedenen Regeln. Relativ wenige sind Varianten im Sinne von festgelegten Einzelschreibweisen wie Portmonee / Portemonnaie. Es ist kein Problem, dass man neben See-Elefant nun auch Seeelefant schreiben kann, eher umgekehrt. Ob in der Schule Varianten aus pädagogischen Gründen ähnlich der Agenturregelung eingeschränkt werden, darüber kann man nachdenken.
Das Ganze scheint mir eher ein Problem der geschärften Wahrnehmung der Unzulänglichkeit der Rechtschreibung zu sein. Die Neuregelung stärkt nun einmal die Regeln, dann kann es nicht verwundern, dass die Ausnahmen nun eher auffallen. Ist doch völlig logisch. Die "Reform" hat uns alle etwas aus einer naiven Haltung herausgerissen. Nun werden wir quasi erwachsen, und das bedeutet, festzustellen, dass die Dinge alle nicht so einfach sind. Darauf reagieren einige nach dem Motto "Früher hat man nicht so viele Fragen gestellt, was alles Ungesundes in der Nahrung ist und welche Allergien wie zustande kommen".
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Möglicherweise ist Herr Jansen ein Autodidakt, doch kann man dies vom Großteil der Schüler nicht behaupten. Insbesondere den schwächeren Schüler - allen voran den Legasthenikern - gilt es, die Rechtschreibung über möglichst viele "Rechtschreibsinne" nahezubringen.
Meine Behauptung bezüglich der neuen SS-Schreibung heißt - und das wurde an mehreren Stellen ausgeführt und mit Beispielen belegt - daß die Reformer die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt haben. Man hat zwei Eselsbrücken beseitigt: Die Besonderheit und Auffälligkeit der Überlänge (visueller Bereich) und die stützende Regel ("ss am Schluß bringt Verdruß") hat man abgeschafft.
Damit wird das Gewicht der akustischen Wahrnehmungsfähigkeit doch automatisch größer.
Das müßte doch logisch und einleuchtend sein.
Stammprinzipien bei der S-Lautung ins Spiel zu bringen, ist übrigens aufgrund der Ausnahmen nicht unbedingt ein Treffer. (Fluß - fließen - fliesen, Schiß, Schluß...).
Zum Thema Überlänge, die in der Druckschrift per Schreibmaschine nicht deutlich gemacht werden kann, noch einmal ein persönlicher Hinweis. Schreiben Sie handschriftlich (mit Zuhilfenahme eines Schreibgerätes, z.B. Kugelschreiber) ein f und ein h nebeneinander. Wenn Sie herausgefunden haben, welcher Buchstabe länger ist, dann haben Sie die Überlänge erkannt.
Auch die schönen IMBISS-Tafeln sollten Sie sich genauer anschauen, denn meistens ist der Imbiß in herrlichen Versalien geschrieben, und bis zur Rechtschreibreform gab es das "ß" leider nur in der kleinen Ausgabe.
Jedoch, man höre und staune: Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung (am IDS Mannheim) erkannte in ihrem Bericht im Dezember 1997 dieses Problem von ß in der Versalienschreibung. Sie schlug auf Seite 17 dieses Berichtes vor, daß man die im amtlich vorgeschlagenen Regelwerk einzig angebotene Möglichkeit GROSZE nunmehr auch durch GROßE ersetzen dürfe.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
Interessant an Herrn Salzburgs Ausführungen ist, dass er ausgerechnet die Ganzheitsmethode für die mangelhaften orthografischen Kenntnisse seiner Frau verantwortlich macht. Denn gerade sie gehört zusammen mit der Vorstellung von der Wortbildeinprägung zu den didaktischen Prinzipien des Schriftspracherwerbs, die Arthur und Erwin Kern in den 50er Jahren entwickelten und inzwischen als überholt gelten, wie ich bereits ausgeführt habe.
Ausgerechnet diese didaktischen Prinzipien scheinen aber immer noch die Grundlage des Unterrichts von Herrn Schäbler zu bilden.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
An alle Tipfehler-Nörgler!
Wie man leicht erkennen kann, handelt es sich bei meiner Botschaft von Sylvester (Silvester) um einen Brief an Frau Wagner. Innerhalb dieses Briefes verwendete ich ein Zitat, in dem das Wort "Du" einmal klein, einmal groß geschrieben war. Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen und ihn als Tipfehler zu deklarieren. Ebenso bitte ich eine Wortentgleisung zu verzeihen. Hier hat der Sylvester hineingeschäumt.
Nicht als Tipfehler würde ich persönlich die Nachahmung behördlich verordneten Unsinns bezeichnen. Hierfür verwende ich Prädikate wie "vorauseilenden Gehorsam" bzw. "nicht angebrachte Loyalität". Zu dieser fühle ich mich nicht verpflichtet. Ich schreibe nicht "auseinander setzen", wenn ich "diskutieren" meine, und ich schreibe nicht "stehen geblieben", wenn ich "zurückgeblieben" meine.
An alle Didaktiker!
Ein methodisch notwendiger Planungsgedanke aller Didaktik ist die Stoffauswahl. Wenn die Stoffauswahl nicht stimmt, kann die Didaktik selbstredend wirken, doch wird man dann seltsame Früchte ernten. Ein Hinweis auf die "Blut- und Boden-Didaktik" mag hier genügen.
Selbstredend kann man das didaktische Dreieck auch vom Kind her denken, doch frage ich mich, ob unsere Kinder einen derartigen Wortunsinnssalat verdient haben, und ob letzterer tatsächlich adressatenbezogen ist.
Ich bin mir dessen sehr bewußt, daß Professor Ickler kein Didaktiker ist, doch macht der sich
ganz besonders verdient um die Stoffauswahl. Ich habe den Namen von Prof. Ickler angeführt, weil Frau Wagner offensichtlich schon einige begriffliche Dummitäten gespeichert hat und bereit ist, diese weiterzuvermitteln. In Sachen Rechtschreibung denke ich tatsächlich etwas veraltet. "Am Anfang war das Wort..."
Norbert Schäbler
63768 Hösbach, Rosenstr. 12
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Asche über mein Haupt. Ich habe Tipfehler geschrieben - Tippfehler gemeint. Verzichte auf Tips, Glossen u.dgl.
Danke!
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Wolfgang Wrase am 31.12.2000 um 23.00
Wieso sind sich hier die Leute einig, daß Professor Ickler kein Didaktiker sei? Er ist Professor für Deutsch als Fremdsprache. Das sollte doch einiges mit Didaktik zu tun haben. Im übrigen sind keine besonderen didaktischen Kenntnisse nötig, um den vielfältigen Unsinn der Rechtschreibreform zu erkennen, insbesondere ihre haarsträubende Unsystematik.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Als Lehrer, der über lange Jahre in der Grundschule tätig war - unter anderem hielt ich auch sogenannte LRS-Kurse (Betreuung von Schülern mit Lese-Rechtschreibschwäche) - will ich einige meiner Methoden erläutern und auf die gegenwärtige Rechtschreibsituation Bezug nehmen.
Laut Unterstellung von Frau Wagner unterrichte ich nach verjährter Didaktik und meine Methoden sind veraltet. Sie mag darüber befinden.
Meine Einstiegsstunde für LRS-Kurse bestand immer darin, die Schüler aufzuklären über die breite Palette der Rechtschreibsinne (sehen, hören, deutlich sprechen, fühlen, spüren, üben, überdenken).
Prinzipiell konnte ich feststellen, daß im Regelunterricht diese Palette häufig auf den "visuellen Leitsinn" verkürzt wurde. Deshalb wurden Schwächen der Schüler im Bereich der Akustik und der Lautierung oftmals nicht erkannt und somit auch nicht durch wichtige Übungen ausgemerzt.
Einen schwerwiegenden Fehler begehen allerdings die Rechtschreibreformer. Sie gehen vorzugsweise von einer akustischen Wahrnehmungsfähigkeit aus (dem kurzen Vokal folgt eine Mitlautverdopplung).
Dies allerdings ist aus drei Gründen falsch!
Erstens: Die Regel der Mitlautverdopplung beinhaltet zahlreiche Ausnahmen (Bsp. Kurzwörter: in, ab, mit, As!! Tip!!, ex, Jet, Bus...), und bedarf der nachfolgenden Korrektur: "Auch zwei verschiedene Mitlaute gelten als Verdopplung" (Bsp.: Folge, Falte, Fenster, Kiste, Rast, Lust...).
Zweitens: Das akustische Prinzip ist nicht zeitgemäß, denn weit mehr als 90 Prozent aller Schüler sind vorwiegend "visuell" gesteuert.
Drittens: Den Schülern wird durch die fast ausschließliche Festlegung auf den Hörsinn die Möglichkeit genommen, das Wortbild durch andere Rechtschreibsinne zu stützen und zu festigen. Hierbei gilt es zusätzlich zu beanstanden, daß es im Zuge der ausufernden Variantenschreibung keine eindeutigen Wortbilder mehr gibt.
Beispiele aus der Schulpraxis:
Aus meinen Erfahrungen im Bereich der S-Laut-Schreibung kann ich zahlreiche Erfolge melden. Wörter mit "ß" wurden von den Schülern mit Begeisterung trainiert und behalten. Das lag daran, daß in diesem Bereich alle Rechtschreibsinne aktiviert werden konnten.
1. "Der Sehsinn": Im Bereich der visuellen Wortspeicherungstechniken wurde und wird in der Grundschule die sogenannte "Geisterschrift" als Wortspeicherungshilfe eingesetzt. Diese Geisterschrift basiert auf der Lineatur der 1.und 2. Grundschulklassen (vier Zeilen) und stellt die Buchstaben der lateinischen Ausgangsschrift als Striche dar. Dabei existieren folgende Darstellungsmöglichkeiten: a) Normallänge (o, a, e...), b) Oberlänge (b, l, t...), c) Unterlänge (g, p, y...) und d) Überlänge ( f und ß )
Den Wörtern, in denen Buchstaben mit Überlängen enthalten waren, wandten sich die Schüler immer als erstes zu, denn sie waren am leichtesten zu dekodieren, da es lediglich zwei Buchstaben gibt, die im Wortinneren als Überlänge auftreten können: das ß und das f . (Das ist nachvollziehbar, wenn man z.B. das in Schreibschrift notierte Wort "Strafstoß" in Geisterschrift umwandelt. Aufgrund seiner zwei Überlängen ist das Wort leicht zu entschlüsseln).
2. Der "Sprechsinn" (Kombination mit anderen Rechtschreibsinnen): Meine Übungen des Lautierens waren stets als Kombinationsübungen aufgebaut. Zum einen galt es ähnlich klingende Wortbeispiele zu trainieren, die sich gleichwohl bei klarer Aussprache deutlich unterschieden, zum anderen galt es hier Hör-, Fühl- und Spürerlebnisse zu aktivieren.
Als Beispiel diene die Wortkette: "Hase, hasse, Haß"
Wenig brachte hier der fachwissenschaftliche Hinweis auf stimmloses und stimmhaftes S, während die Wahrnehmung des S-Lautes als Zischlaut sehr wohl erkannt wurde.
Jederzeit fähig waren die Schüler, die Herkunft dieses Zischlautes zu erklären. Hierzu genügte es, die "Fühl- und Spürprobe" einzusetzen. Die Hinweise: "Achte beim deutlichen Sprechen auf deine Zunge, deine Zahnreihe und deine Backenmuskeln! Versuche den Windhauch auf deiner Handfläche zu spüren!" brachten eindeutige Erkenntnisse.
3. Der "Übungssinn" (Voraussetzung zur Regelfindung). Ebenfalls sehr einfach war es, durch sogenannte "Analogiebildungen" die Regel aufzubauen. "Kuß, Faß, Schluß, Verdruß..." legten die Einsicht nahe: "ss am Schluß, bringt Verdruß!" Durch Silbentrennübungen wurde die Regel ausgeweitet auf die Wörter ("Küß-chen, Schüß-chen, Fäß-chen, muß-te") und ergänzt zu: "Auch das ss am Silbenschluß, bringt in jedem Fall Verdruß!"
Im übrigen war das Arbeiten mit Farbkreide und Farbstiften (Visualisierung), nebst deutlichem Hinweis auf das Hören (kurzer oder langer Vokal) hierbei von entscheidender Bedeutung.
4. Einige spezielle "Mätzchen" des Rechtschreibunterrichts: "Das Photographieren der Wörter" und das "Gedächtnis des Handgelenks".
Gerade bei sogenannten Legasthenikern war generell ein fehlerhaftes Abschreiben von Tafelanschriften festzustellen. Buchstabe für Buchstabe übernahmen die verunsicherten Schüler in ihr Heft und unterbrachen bei längeren Wörtern wiederholt den Schreibprozeß. Deshalb wurden die Schüler aufgefordert, Photograph zu spielen, das Wort - gestikulierend und schauspielernd - von der Tafel "abzuklicken" und dann in einem Zug niederzuschreiben. Diese Übungen waren stets sehr lustig und förderten sowohl die Schreibgeschwindigkeit als auch die Rechtschreibsicherheit.
Auch die "Speicherabrufübungen" brachten Erfolg, denn die Schüler wurden dazu angehalten, fehlerhafte Wortbilder zu eliminieren. Jeder Schüler mußte in seinem Heft ein Löschblatt führen, auf das er ein schwieriges Wort zunächst mit Bleistift "aufspurte", ehe er es als Reinschrift mit Füller ins Heft einbrachte. Unter dem Motto: "Was hat sich dein Handgelenk gemerkt", konnte neben dem sichtbaren Erfolg beim Ausschluß fehlerhaft gespeicherter Wörter mit dieser Technik zudem einer Verkopfung entgegengesteuert werden.
All diese Kenntnisse des sinnvollen Rechtschreibtrainings gehen den Reformern scheinbar völlig ab. Die an der Rechtschreibreform beteiligten Linguisten und Bürokraten haben zumindest den Bezug zur Schulpraxis vermissen lassen.
Ihr Hang zur ausufernden Variantenschreibung ist der Tod des sinnvollen und richtigen Schreibens, denn die Schüler lechzen nach eindeutigen Wortbildern und gehen sehr wohl davon aus, daß es genau wie im Fachbereich Mathematik jeweils nur eine richtige und anerkannte Lösung geben kann.
Noch krasser ist es, daß insbesondere im Rechtschreibsonderfalle der S-Laute eine methodische Einengung stattfand. Sowohl im visuellen Bereich als auch im Bereich der Regel hat man den Schülern wesentliche Eselsbrücken genommen und die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt.
Deshalb die Forderung: Zurück zum scharfen ß! Und dies nicht nur, weil das ß beim Lesen eine hervorragende Wortgliederungshilfe ist (vgl. Mißstand - Missstand, Meßergebnis - Messergebnis) sondern auch, weil es beim Schreiblernprozeß ein außerordentlich signifikanter Buchstabe ist, der das richtige Schreiben fördert.
Sollte Frau Wagner wichtige Zitate sowie den Bezug auf die wirklich großen Namen der Rechtschreibdidaktiker vermissen. Dann hat sie recht.
Sollte Frau Wagner meine Methoden als veraltet bezeichnen, die mit absoluter Sicherheit von der Didaktik abgesegnet und vor allem von Erfolg gekrönt waren, dann ist das ihre Sache.
Darüber hinaus ist es ihre Sache, die "Missstände" der neueren Didaktik sowie die der Neuschreibung hinzunehmen oder gegen sie anzukämpfen.
Nicht jeder ist zum Kämpfen geboren. Dann aber mag man die Waffen generell ruhen lassen.
Über die neuen didaktischen Pillen, die man heutzutage den sog. Legasthenikern reicht, lasse ich mich gerne aufklären. Sollte diese Pille "Rechtschreibreform" heißen, empfehle ich die Nebenwirkungen zu studieren und das Medikament schnellstmöglich abzusetzen.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
eingetragen von Gast am 31.12.2000 um 23.00
Zu Schäbler 02.01.01
Dass die Rechtschreibreformer einen schwerwiegenden Fehler begingen, weil Sie angeblich vorzugsweise von einer akustischen Wahrnehmungsfähigkeit ausgehen (dem kurzen Vokal folgt eine Mitlautverdopplung), ist ein kläglicher Argumentationsversuch. Es liegt auf der Hand, dass die Regel der Konsonantenverdopplung keine Erfindung der Rechtschreibreformer ist. Ebenso wenig haben sie die "Ausnahmen" vom Typ ‚kalt' (kurzes a, aber dennoch nur ein l) erfunden oder eingeschränkt (der Einzelfall ‚Messner' statt ‚Mesner' ergibt sich nicht aus der Systematik der Vokalkennung, sondern aus der Neumotivation "angelehnt an ‚Messe'"). Dass die alte Heyse'sche ss-ß-Regelung nun wieder aufgegriffen wurde, dient dem Ziel, den Sonderfall ß/ss dem allgemeinen Prinzip anzugleichen.
Quizfrage zwischendurch: Warum sah man schon lange vor 1996 viel öfter die Schreibweise ‚Imbiss' als ‚Imbiß' auf "Pommesbuden"? Im Wörterverzeichnis ist diese Schreibweise als neu gekennzeichnet, was orthografisch gesehen ja richtig ist, nach dem Ickler'schem Deskriptions-Verständnis [nicht -niss!] aber falsch, denn die Schreibweise kam ja de facto öfter vor als ‚Imbiß'
Doch auch innerhalb des Systems steht die "Akustik" nicht alleine dar: In vielen Fällen, nicht allen, werden die neuen Schreibweisen zusätzlich durch das Stammprinzip gestützt (‚Kuss' wie ‚wegen des Kusses' und ‚Küsse'). Die Unterscheidung langer / kurzer Vokal ist übrigens nicht allein akustisch, sondern vor allem phonologisch und damit an das Wissen über die deutsche Standardsprache gebunden. Daher kann man ‚Spaß' auch in den Gegenden lehren, in denen man eher "Spass" spricht. Außerdem sagen auch die ‚Spass'-Sprecher nicht ‚die Spässe', sondern ‚die Späße'; wieder sprachliches Wissen und nicht nur Akustik.
Dass es auch den "Ausnahmetyp" ‚das' (kurzer Vokal, aber dennoch nur ein s) gibt, ist auch nicht neu; es handelt sich ausschließlich um alte Schreibweisen. Dieses Problem kommt auch mit anderen Buchstabenkombinationen vor: ‚an' (nicht ‚ann'), ab, ob, Kap, Kritik, Kredit, hat, bin, April usw. Im Gegensatz zur Duden-Regelung wird dies alles nun im Regelwerk beschrieben; auch, dass zusätzlich das Kriterium betont / unbetont relevant ist (siehe § 5). Es ist äußert schwer, an diesen Gegebenheiten der deutschen Rechtschreibung etwas zu ändern. Wer für noch mehr Konsonantenverdoppelung ist, der soll es hier sagen. Nehmen wir nur einmal ein Beispiel: Damwild. Ist dies eine volksetymologische Schreibweise ("hat doch mit Dame nichts zu tun!") oder wäre ‚Dammwild' eine ("hat doch mit Damm nichts zu tun!")? Was soll man also machen?
Beim Lesen der Sinnes-Lehre und der Geisterschrift, hörte ich in meinem inneren Ohr ständig die geifernden Verrisse, die es gehagelt hätte, wenn dies ein "Befürworter" so geschrieben hätte (Ach äh: Was ist der Unterschied zwischen Oberlänge und Überlänge?).
Zu der "ausufernden Variantenschreibung":
Die allermeisten neuen Varianten ergeben sich aus verschiedenen Regeln. Relativ wenige sind Varianten im Sinne von festgelegten Einzelschreibweisen wie Portmonee / Portemonnaie. Es ist kein Problem, dass man neben See-Elefant nun auch Seeelefant schreiben kann, eher umgekehrt. Ob in der Schule Varianten aus pädagogischen Gründen ähnlich der Agenturregelung eingeschränkt werden, darüber kann man nachdenken.
Das Ganze scheint mir eher ein Problem der geschärften Wahrnehmung der Unzulänglichkeit der Rechtschreibung zu sein. Die Neuregelung stärkt nun einmal die Regeln, dann kann es nicht verwundern, dass die Ausnahmen nun eher auffallen. Ist doch völlig logisch. Die "Reform" hat uns alle etwas aus einer naiven Haltung herausgerissen. Nun werden wir quasi erwachsen, und das bedeutet, festzustellen, dass die Dinge alle nicht so einfach sind. Darauf reagieren einige nach dem Motto "Früher hat man nicht so viele Fragen gestellt, was alles Ungesundes in der Nahrung ist und welche Allergien wie zustande kommen".
Michael Jansen
eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2000 um 23.00
Möglicherweise ist Herr Jansen ein Autodidakt, doch kann man dies vom Großteil der Schüler nicht behaupten. Insbesondere den schwächeren Schüler - allen voran den Legasthenikern - gilt es, die Rechtschreibung über möglichst viele "Rechtschreibsinne" nahezubringen.
Meine Behauptung bezüglich der neuen SS-Schreibung heißt - und das wurde an mehreren Stellen ausgeführt und mit Beispielen belegt - daß die Reformer die Palette der Rechtschreibsinne verkürzt haben. Man hat zwei Eselsbrücken beseitigt: Die Besonderheit und Auffälligkeit der Überlänge (visueller Bereich) und die stützende Regel ("ss am Schluß bringt Verdruß") hat man abgeschafft.
Damit wird das Gewicht der akustischen Wahrnehmungsfähigkeit doch automatisch größer.
Das müßte doch logisch und einleuchtend sein.
Stammprinzipien bei der S-Lautung ins Spiel zu bringen, ist übrigens aufgrund der Ausnahmen nicht unbedingt ein Treffer. (Fluß - fließen - fliesen, Schiß, Schluß...).
Zum Thema Überlänge, die in der Druckschrift per Schreibmaschine nicht deutlich gemacht werden kann, noch einmal ein persönlicher Hinweis. Schreiben Sie handschriftlich (mit Zuhilfenahme eines Schreibgerätes, z.B. Kugelschreiber) ein f und ein h nebeneinander. Wenn Sie herausgefunden haben, welcher Buchstabe länger ist, dann haben Sie die Überlänge erkannt.
Auch die schönen IMBISS-Tafeln sollten Sie sich genauer anschauen, denn meistens ist der Imbiß in herrlichen Versalien geschrieben, und bis zur Rechtschreibreform gab es das "ß" leider nur in der kleinen Ausgabe.
Jedoch, man höre und staune: Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung (am IDS Mannheim) erkannte in ihrem Bericht im Dezember 1997 dieses Problem von ß in der Versalienschreibung. Sie schlug auf Seite 17 dieses Berichtes vor, daß man die im amtlich vorgeschlagenen Regelwerk einzig angebotene Möglichkeit GROSZE nunmehr auch durch GROßE ersetzen dürfe.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 30.12.2000 um 23.00
Dass Sie "erst ab 1969 durch die Mühle geschleust worden sind", hat nicht viel zu sagen. In Bayern hinkt man bei der Umsetzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bekanntlich immer ein paar Jahrzehnte hinterher.
Als Fachmann für die Didaktik des Schriftspracherwerbs kenne ich keinen Prof. Ickler. Bekannt sind hier als führend Hans Brügelmann, Klaus B. Günther, Uta Frith, Gerheid Scheerer-Neumann, Mechthild Dehn, Erika Brinkmann, Sigrun Richter, Angelika Speck-Hamdan, Horst Bartnitzky, Jürgen Reichen (Schweizer!), um nur einige zu nennen, die mir spontan einfallen und nicht an der Rechtschreibreform beteiligt waren. Ich glaube kaum, dass diese Leute irgendeiner Kultusminister-Bürokratie verpflichtet sind. Forschung und Lehre sind in Deutschland bekanntlich frei; auch dieser Prof. Ickler wird nicht behindert.
Wann hat dieser Prof. Ickler eigentlich seine Untersuchungen angestellt, die ergeben haben sollen, dass wir die Rechtschreibung durch Wortbildeinprägung erlernen? Hat dieser Professor überhaupt jemals mit Grundschulkindern gearbeitet? Bei der Suche in den verschiedenen Bibliothekskatologen im Internet konnte ich jedenfalls nur Werke zur Linguistik von ihm entdecken, aber keine zur Didaktik.
Wie kommt er also zu der Behauptung, dass die Kinder die Rechtschreibung durch Wortbildeinprägung lernen würden. Diese Theorie ist seit mindestens 25 Jahren tot!
Noch eines fällt mir auf: Sie schreiben in Ihrem Zitat des chinesischen Sprichworts das Anredefürwort "Du" groß. Seit die Reformgegner gegen den Wegfall der Großschreibung der persönlichen Anredefürwörter in Briefen polemisieren, werden diese nun plötzlich überall großgeschrieben! Befürworten Sie etwa diesen Blödsinn?
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.12.2000 um 23.00
Beim Anrede-Du ist Herrn Schäbler, wie leicht erkennbar, ein Tippfehler unterlaufen. Deswegen sollte sich Frau Wagner nicht so aufplustern. Tatsache ist, daß viele Zeitungen vor und nach der Reform" Du und Sie, auch wenn es keine Höflichkeitsanrede ist, groß schreiben. Das hat mit der durch die Bürokratur zum Rechtschreibfehler erklärten Höflichkeit nichts zu tun, sondern dient der Deutlichkeit. Ich selbst sah mich schon vor Fälle gestellt, in denen dieses Vorgehen sinnvoll war.
Zur schulischen Didaktik des Schriftspracherwerbs kann ich mich nur als leidtragender Begleiter von fünf Kindern und einer Ehefrau äußern; letztere als ehemaliges Versuchskaninchen der Ganzwortmethode mit dem Erfolg, daß sie noch heute Schwierigkeiten mit der Orthographie hat und die übrigen unterschiedlichen Alters, aber alle gleichbleibend den geschmäcklerisch sich wandelnden wissenschaftlichen" Methoden ausgesetzt, bei denen viel Zeit mit nutzlosem Pipifax verschwendet wird oder darauf, überhaupt erst einmal herauszufinden, was denn nun verlangt wird. Nur den froschperspektivischen Kleinhirnen solcher Didaktiker, die als emsige Parteiideologen oft auch die Kultusministerien besetzen, kann ein derartiger Jahrhundertunfug wie die laufende Rechtschreibreform" entspringen, die nun in einer belästigenden Zwangsmissionierung der erwachsenen Bevölkerung aufgedrängt wird.
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Gast am 30.12.2000 um 23.00
Nee, nee! Das war bestimmt der große Unbekannte, der dem armen Herrn Schäbler den Fehler hineinfabriziert hat.
Wir wissen doch längst von W. W., dass die KMK einen Computer-Experten angestellt hat, der hier immer Rechtschreibfehler in die Texte der Reformgegner schreibt.
Die sind ja sooo gemein!
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 30.12.2000 um 23.00
Dass Sie "erst ab 1969 durch die Mühle geschleust worden sind", hat nicht viel zu sagen. In Bayern hinkt man bei der Umsetzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bekanntlich immer ein paar Jahrzehnte hinterher.
Als Fachmann für die Didaktik des Schriftspracherwerbs kenne ich keinen Prof. Ickler. Bekannt sind hier als führend Hans Brügelmann, Klaus B. Günther, Uta Frith, Gerheid Scheerer-Neumann, Mechthild Dehn, Erika Brinkmann, Sigrun Richter, Angelika Speck-Hamdan, Horst Bartnitzky, Jürgen Reichen (Schweizer!), um nur einige zu nennen, die mir spontan einfallen und nicht an der Rechtschreibreform beteiligt waren. Ich glaube kaum, dass diese Leute irgendeiner Kultusminister-Bürokratie verpflichtet sind. Forschung und Lehre sind in Deutschland bekanntlich frei; auch dieser Prof. Ickler wird nicht behindert.
Wann hat dieser Prof. Ickler eigentlich seine Untersuchungen angestellt, die ergeben haben sollen, dass wir die Rechtschreibung durch Wortbildeinprägung erlernen? Hat dieser Professor überhaupt jemals mit Grundschulkindern gearbeitet? Bei der Suche in den verschiedenen Bibliothekskatologen im Internet konnte ich jedenfalls nur Werke zur Linguistik von ihm entdecken, aber keine zur Didaktik.
Wie kommt er also zu der Behauptung, dass die Kinder die Rechtschreibung durch Wortbildeinprägung lernen würden. Diese Theorie ist seit mindestens 25 Jahren tot!
Noch eines fällt mir auf: Sie schreiben in Ihrem Zitat des chinesischen Sprichworts das Anredefürwort "Du" groß. Seit die Reformgegner gegen den Wegfall der Großschreibung der persönlichen Anredefürwörter in Briefen polemisieren, werden diese nun plötzlich überall großgeschrieben! Befürworten Sie etwa diesen Blödsinn?
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.12.2000 um 23.00
Beim Anrede-Du ist Herrn Schäbler, wie leicht erkennbar, ein Tippfehler unterlaufen. Deswegen sollte sich Frau Wagner nicht so aufplustern. Tatsache ist, daß viele Zeitungen vor und nach der Reform" Du und Sie, auch wenn es keine Höflichkeitsanrede ist, groß schreiben. Das hat mit der durch die Bürokratur zum Rechtschreibfehler erklärten Höflichkeit nichts zu tun, sondern dient der Deutlichkeit. Ich selbst sah mich schon vor Fälle gestellt, in denen dieses Vorgehen sinnvoll war.
Zur schulischen Didaktik des Schriftspracherwerbs kann ich mich nur als leidtragender Begleiter von fünf Kindern und einer Ehefrau äußern; letztere als ehemaliges Versuchskaninchen der Ganzwortmethode mit dem Erfolg, daß sie noch heute Schwierigkeiten mit der Orthographie hat und die übrigen unterschiedlichen Alters, aber alle gleichbleibend den geschmäcklerisch sich wandelnden wissenschaftlichen" Methoden ausgesetzt, bei denen viel Zeit mit nutzlosem Pipifax verschwendet wird oder darauf, überhaupt erst einmal herauszufinden, was denn nun verlangt wird. Nur den froschperspektivischen Kleinhirnen solcher Didaktiker, die als emsige Parteiideologen oft auch die Kultusministerien besetzen, kann ein derartiger Jahrhundertunfug wie die laufende Rechtschreibreform" entspringen, die nun in einer belästigenden Zwangsmissionierung der erwachsenen Bevölkerung aufgedrängt wird.
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Gast am 30.12.2000 um 23.00
Nee, nee! Das war bestimmt der große Unbekannte, der dem armen Herrn Schäbler den Fehler hineinfabriziert hat.
Wir wissen doch längst von W. W., dass die KMK einen Computer-Experten angestellt hat, der hier immer Rechtschreibfehler in die Texte der Reformgegner schreibt.
Die sind ja sooo gemein!
L. K.
Düsseldorf
eingetragen von Gast am 29.12.2000 um 23.00
Der Lehrer Schäbler schreibt hier etwas von "Wortbildspeicherung". Damit beweist er, dass er methodisch-didaktisch in den 60er Jahren stehen geblieben ist.
Er sollte die neuere didaktische Literatur lesen, damit er die neuesten Erkenntnisse über den Schriftspracherwerb kennen lernt. Zu Beginn empfehle ich Hans Brügelmann/Sigrun Richter: Wie wir recht schreiben lernen. Lengwil am Bodensee 1994.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 29.12.2000 um 23.00
Im Kleinen macht die Deform Rückschritte, gottlob, ich wünsche Ihnen und auch mir, daß es im nächsten Jahr auch wieder größere Rückschritte geben möge.
(Einen kleinen Deformrückschlag hoffe ich demnächst hier bekanntmachen zu dürfen)
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Dörner am 29.12.2000 um 23.00
Den Ausführungen von Herrn Prößdorf möchte ich mich gerne anschließen und der sogenannten Rechtschreib"reform" für das Jahr 2001 das wohlverdiente (oder wohl verdiente?) Ende wünschen.
Hoffentlich können wir im Jahr 2001 den Schluß der Willkür- und Phantasieschreibung und zugleich den 100. Geburtstag unserer sinnvolleren und weit weniger fehlerträchtigen Einheitsorthographie feieren.
Allen Mitstreitern ein frohes neues Jahr.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Wagner!
Ich bin nicht stehen geblieben, sondern ich sitze momentan. 30 Jahre lang kann kein Mensch stehen bleiben, vor allem kein Chinese. Die haben nämlich besonders viele Schriftzeichen und sehr viele Weisheiten. Ein Sprichwort aus Fernost heißt: Stehe nicht, wenn du sitzen kannst, sitze nicht, wenn Du liegen kannst.
1960 war ich übrigens noch gar kein Lehrer sondern bin erst ab 1969 durch die Mühle der Bürokratie geschleust worden. Warum auch immer: Ich bin angekommen, und habe einen Eid auf die Verfassung geleistet - auf die Bayerische!
Kennen gelernt habe ich in zurückliegender Zeit viele Funktionäre. Sie haben sich mir zu erkennen gegeben. Fast durchgehend Scheißtypen, die man lieber nicht kennenlernt, weil sie keinen Charakter haben, so daß man sie, nachdem man sie erkennt, ablernt (ablehnt).
Ihnen wünsche ich im neuen Jahrtausend (es bleibt ja genügend Zeit) Erkenntnisse. Als Literatur empfehle ich Theodor Ickler.
Sollten Sie mich persönlich kennenlernen wollen, kann ich Ihnen eine "hoch explosive" zeitgemäße Literaturliste zukommen lassen.
Meine Empfehlung: Bleiben Sie loyal! Zu mehr taugen Sie nicht!
Norbert Schäbler
63768 Hösbach, Rosenstr. 12
eingetragen von Gast am 29.12.2000 um 23.00
Der Lehrer Schäbler schreibt hier etwas von "Wortbildspeicherung". Damit beweist er, dass er methodisch-didaktisch in den 60er Jahren stehen geblieben ist.
Er sollte die neuere didaktische Literatur lesen, damit er die neuesten Erkenntnisse über den Schriftspracherwerb kennen lernt. Zu Beginn empfehle ich Hans Brügelmann/Sigrun Richter: Wie wir recht schreiben lernen. Lengwil am Bodensee 1994.
Katharina Wagner
Hamburg
eingetragen von Gast am 29.12.2000 um 23.00
Im Kleinen macht die Deform Rückschritte, gottlob, ich wünsche Ihnen und auch mir, daß es im nächsten Jahr auch wieder größere Rückschritte geben möge.
(Einen kleinen Deformrückschlag hoffe ich demnächst hier bekanntmachen zu dürfen)
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Dörner am 29.12.2000 um 23.00
Den Ausführungen von Herrn Prößdorf möchte ich mich gerne anschließen und der sogenannten Rechtschreib"reform" für das Jahr 2001 das wohlverdiente (oder wohl verdiente?) Ende wünschen.
Hoffentlich können wir im Jahr 2001 den Schluß der Willkür- und Phantasieschreibung und zugleich den 100. Geburtstag unserer sinnvolleren und weit weniger fehlerträchtigen Einheitsorthographie feieren.
Allen Mitstreitern ein frohes neues Jahr.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Norbert Schäbler am 29.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Wagner!
Ich bin nicht stehen geblieben, sondern ich sitze momentan. 30 Jahre lang kann kein Mensch stehen bleiben, vor allem kein Chinese. Die haben nämlich besonders viele Schriftzeichen und sehr viele Weisheiten. Ein Sprichwort aus Fernost heißt: Stehe nicht, wenn du sitzen kannst, sitze nicht, wenn Du liegen kannst.
1960 war ich übrigens noch gar kein Lehrer sondern bin erst ab 1969 durch die Mühle der Bürokratie geschleust worden. Warum auch immer: Ich bin angekommen, und habe einen Eid auf die Verfassung geleistet - auf die Bayerische!
Kennen gelernt habe ich in zurückliegender Zeit viele Funktionäre. Sie haben sich mir zu erkennen gegeben. Fast durchgehend Scheißtypen, die man lieber nicht kennenlernt, weil sie keinen Charakter haben, so daß man sie, nachdem man sie erkennt, ablernt (ablehnt).
Ihnen wünsche ich im neuen Jahrtausend (es bleibt ja genügend Zeit) Erkenntnisse. Als Literatur empfehle ich Theodor Ickler.
Sollten Sie mich persönlich kennenlernen wollen, kann ich Ihnen eine "hoch explosive" zeitgemäße Literaturliste zukommen lassen.
Meine Empfehlung: Bleiben Sie loyal! Zu mehr taugen Sie nicht!
Norbert Schäbler
63768 Hösbach, Rosenstr. 12
eingetragen von Gast am 28.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
die Systematik, die Sie beschwören ist meines Erachtens eine Scheinsystematik. Sie können ja nicht die Sprachentwicklung außer Kraft setzen, sie können lediglich versuchen, der Schriftsprache einen Tritt zu versetzen, auf daß diese sich in eine Ihnen genehme Richtung bewege.
Poten"z"iell von Potenz abzuleiten ist und bleibt, verzeihen Sie, Volksverdummung. Sie selber liegen mit Ihren Vermutungen schon viel näher am Ziel (Ziel= Ergebnisse der Sprachforschung der letzten drei Jahrhunderte). Warum meinen Sie eigentlich, irgendeinem Kinde werde das Lernen leichter, wenn Sie ihm die Wurzeln der Sprache verschleierten?
Es hat sich in der Aussprache tio und tia zu tsio und tsia, daraus folgend zia (z=ts) verschliffen. Na schön. Und wo liegt da die Systematik?
Ganz einfach sagen Sie, wir verschleifen jetzt alles. Alles? An national trauen wir uns aber lieber nicht heran, weil... Pardautz, liegt die Scheinsystematik auf der Nase. Also erfinden wir jetzt "Stammwörter" wie Potenz, Existenz, Kommerz (Eben nicht Nazi). Damit verschleiern wir zwar, wo die Stämme wirklich liegen, aber es ist ja alles so schön systematisch hier... phonetisch systematisch.
Fassen wir zusammen: es gibt die Möglichkeit Schreibweisen phonetisch herzuleiten, es gibt die Möglichkeit Schreibweisen historisch herzuleiten. Eine gewachsene Sprache kennt beide Möglichkeiten.
Über eine Verschiebung der Gewichte ließe sich ja diskutieren. Systembrüche werden sich aber so oder so nicht vermeiden lassen.
Ihre Behauptung, durch Phonetisierung auch eine Systematisierung zu erreichen, ist allerdings kaum diskutabel, weil sie lediglich einen Erklärungsansatz durch einen anderen ersetzen - und ob der von Ihnen favorisierte weniger Systembrüche liefert oder dem Leseverständnis mehr dient, darf angezweifelt werden.
Vergessen wir bitte nicht, daß Schrift dem Leser und nicht dem Schreiblernenden dienen soll - und ob die von Ihnen propagierten Scheinvereinfachungen dem Schreiblernenden dienen, scheint auch nicht nicht ganz klar.
Zu Ihrem Vorschlag, die Diskussion schon 'mal ohne Sie anzufangen: ohne Sie kann ich die Debatte mit Ihnen nicht verlagern, es liegt in der Natur der Sache, daß ich mit Ihnen und nicht über Sie reden will. Wie soll das also gehen?
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.12.2000 um 23.00
Mit potent" als Stammform zu Potential kommt man auch nicht auf Potenzial". Den Schreibreformern stand aber anscheinend Viagra näher als die verbreitetste lateinische und englische orthographische Gestalt. Die weitere Nazionalisierung" der internationalen Wörter ist genauso rückschrittlich, wie die K-Z-Germanisierung des lateinischen C vor hundert Jahren.
(Rechnerprogramme kopieren meist mit Ctrl C, vereinzelte germanisierte" aber mit Strg K; eine ständige Stolperfalle!)
Sigmar Salzburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.12.2000 um 23.00
Daß Analogie nichts mit Körperregionen zu tun hat, dürfte Herrn Jansen wohl bekannt sein.
Laut Duden und griechischer Wortbedeutung heißt "analog" so viel wie "ähnlich" bzw. "entsprechend". Mir scheint allerdings, daß Herr Jansen die Begrifflichkeit von "ähnlich" und "gleich" verwechselt, und ich wundere mich über sein Herumreiten auf Stammprinzipien und über seine Plädoyers für angebliche Systematisierung, die im Prinzip nichts anderes bedeutet als eine maßlose Erschütterung von bewährten und sinnvollen Ordnungskriterien.
Einige Thesen und überprüfbare Realitäten:
Die Rechtschreibreform vernachlässigt die Etymologie. Sie streicht individuelle Wortbesonderheiten und strebt Gleichschaltung an.
Die Rechtschreibreform unterstellt den gegenwärtig Lernenden ein absolut niedriges Leistungsniveau und entrümpelt deshalb den Bildungskatalog. Gleichzeitig werden die gegenwärtigen Auszubildenden als Lokomotive für eine Reform benutzt.
Die Rechtschreibreformer - in erster Linie Linguisten - halten keinerlei Kontakt zu weiteren Fachwissenschaften (u.a. der Didaktik und Psychologie) - und verstoßen gegen anerkannte und bewährte Lehrpraktiken und Speicherungsmethoden.
Tatsache jedoch ist, daß es in der Rechtschreibung verschiedene (!) Rechtschreibfälle gibt, und es ist weder legitim noch möglich, verschiedene Rechtschreibfälle in ein und den selben Topf zu werfen. Das heißt: Gleichmacherei und Gleichschaltung kann es aufgrund der Verschiedenartigkeit nicht geben. Ausschließlich das Hervorheben der Unterschiedlichkeit, das deutliche Abgrenzen mit reichhaltigem Wortmaterial, kann Ziel sinnvoller Rechtschreibdidaktik sein.
So ist es beispielsweise absolut unterstützend für die Wortbildspeicherung, wenn sie mit einem kleinen Schuß Etymologie betrieben wird, denn jede zusätzliche Information schirmt gegen das Vergessen ab. Auch die Analogiebildung - das ist eine Wortsammlung ähnlich gelagerter Fälle - schützt gegen das Vergessen und führt letztendlich zur Einrichtung einer eigenständigen "geistigen Schublade". Davon gibt es in unserem Gedächtnis unzählig viele; im Falle der Gleichschaltung genügt eine einzige!
Ich füge als Anhang ein Arbeitsblatt aus der Schulpraxis bei. Es enthält gleichermaßen Anreize und Material für Reformer, Ästheten, sowie solche, die sinnvolle Analogiebildung betreiben wollen und all die übrigen, die Anales im Sinne haben.
Fremdwörter mit Vokaldehnung aus dem Französischen, Englischen und Griechischen
Gliederung wie folgt:
Deutsche Bedeutung falsche Schreibung richtige Schreibweise Mut Kurrasch Courage Landstraße Schossee Chaussee Umgebung Milliöh Milieu Ruf Renome Renommee sandfarben bäsch beige Stockwerk Etasche Etage Fahrer Schofför Chauffeur Haarkünstler Friesör Frisör, Friseur Arbeitsraum Bühroh Bureau, Büro Fernsprecher Telefohn Telephon, Telefon Aufnahmegerät Mikrofohn Mikrophon, Mikrofon Arzneimittelladen Apoteke Apotheke Tanzschuppen Diskotek Diskothek Rede eines Anwalts Blädojeh Plädoyer Erinnerungen Memoahren Memoiren Mischgericht Raguh Ragout Fertigkeit Rutiene Routine Rang/Stufe/Stand Nivoh Niveau Becken Basseng Bassin Empfangschef Portjee Portier Ausschuss Komitee Komitee Herrschaft Reschieme Regime techn. Berufsgrad Inschinör Ingenieur Geldbörse Portmonnee Portemonnaie, Portmonee Bürgersteig Trottwar Trottoir Soße aus Eigelb Majonäse Mayonnaise, Majonäse, Mißgeschick Mallör Malheur Sofa Schäßlong Chaiselongue Palast, Schloß Pallä Palais Eingang, Vorspeise Andree Entree eingefahrene Vorstellung Klische Klischee seltsame Erscheinung Fänomehn Phänomen Redekunst Retohrik Rhetorik genau brähzise präzise Anhörung Hiering Hearing Barbediensteter Barkieper Barkeeper Mannschaft Tiem Team Finanzierungsart Liesing Leasing Zuneigung Simmpatie Sympathie umgebende Lufthülle Attmosfäre Atmosphäre gemalt, gezeichnet krafisch grafisch, graphisch Angst, Wahnvorstellung Fobie Phobie regelgerecht fähr fair Geländefahrzeug Schiep Jeep Erdkunde Geogravieh Geographie griechisches ABC Alfabet Alphabet
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 28.12.2000 um 23.00
Da von seiten der Reformbefürworter immer wieder auf die angebliche "große Freiheit" hingewiesen wird, die daraus resultiere, daß so viele Varianten geschaffen würden, so möchte ich doch ein paar Beispiele nennen, wo die Rechtschreibreform nicht Wahlrechte schafft, sondern tilgt.
Moderne Rechtschreibung - Neuschreibung
Das ist klasse/Klasse. - Das ist Klasse.
Acryl/Akryl - Acryl
Telephon/Telefon - Telefon
Photo/Foto - Foto
Photoalbum/Fotoalbum - Fotoalbum
ABER: Photographie/Fotografie - Photographie/Fotografie
zum erstenmal/ersten Mal - zum ersten Mal
zum letztenmal/letzten Mal - zum letzten Mal
geschrieen/geschrien - geschrien
Chauffeur/Schofför - Chauffeur
Csardas/Tschardasch - Csardas (Akzente außer acht gelassen)
Graecum/Gräkum - Graecum
kochendheiß/kochend heiß - kochend heiß
ernstzunehmend/ernst zu nehmend - ernst zu nehmend
obengenannt/oben genannt - oben genannt
Bei Regen oder wenn es kalt ist [,] ziehe ich einen Mantel an - Bei Regen oder wenn es kalt ist, ziehe ich einen Mantel an.
usw.
Kann mir bitte einer der Befürworter erklären, was dadurch einfacher werden soll? Warum sollen trotz der immer stärker werdenden Präsenz der englischen Sprache Photo und Telephon plötzlich als Fehler gewertet werden? Warum werden sogar Eindeutschungen ausdrücklich zurückgenommen (Schofför, Tschardasch etc.)? Ich verstehe das einfach nicht.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 28.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
die Systematik, die Sie beschwören ist meines Erachtens eine Scheinsystematik. Sie können ja nicht die Sprachentwicklung außer Kraft setzen, sie können lediglich versuchen, der Schriftsprache einen Tritt zu versetzen, auf daß diese sich in eine Ihnen genehme Richtung bewege.
Poten"z"iell von Potenz abzuleiten ist und bleibt, verzeihen Sie, Volksverdummung. Sie selber liegen mit Ihren Vermutungen schon viel näher am Ziel (Ziel= Ergebnisse der Sprachforschung der letzten drei Jahrhunderte). Warum meinen Sie eigentlich, irgendeinem Kinde werde das Lernen leichter, wenn Sie ihm die Wurzeln der Sprache verschleierten?
Es hat sich in der Aussprache tio und tia zu tsio und tsia, daraus folgend zia (z=ts) verschliffen. Na schön. Und wo liegt da die Systematik?
Ganz einfach sagen Sie, wir verschleifen jetzt alles. Alles? An national trauen wir uns aber lieber nicht heran, weil... Pardautz, liegt die Scheinsystematik auf der Nase. Also erfinden wir jetzt "Stammwörter" wie Potenz, Existenz, Kommerz (Eben nicht Nazi). Damit verschleiern wir zwar, wo die Stämme wirklich liegen, aber es ist ja alles so schön systematisch hier... phonetisch systematisch.
Fassen wir zusammen: es gibt die Möglichkeit Schreibweisen phonetisch herzuleiten, es gibt die Möglichkeit Schreibweisen historisch herzuleiten. Eine gewachsene Sprache kennt beide Möglichkeiten.
Über eine Verschiebung der Gewichte ließe sich ja diskutieren. Systembrüche werden sich aber so oder so nicht vermeiden lassen.
Ihre Behauptung, durch Phonetisierung auch eine Systematisierung zu erreichen, ist allerdings kaum diskutabel, weil sie lediglich einen Erklärungsansatz durch einen anderen ersetzen - und ob der von Ihnen favorisierte weniger Systembrüche liefert oder dem Leseverständnis mehr dient, darf angezweifelt werden.
Vergessen wir bitte nicht, daß Schrift dem Leser und nicht dem Schreiblernenden dienen soll - und ob die von Ihnen propagierten Scheinvereinfachungen dem Schreiblernenden dienen, scheint auch nicht nicht ganz klar.
Zu Ihrem Vorschlag, die Diskussion schon 'mal ohne Sie anzufangen: ohne Sie kann ich die Debatte mit Ihnen nicht verlagern, es liegt in der Natur der Sache, daß ich mit Ihnen und nicht über Sie reden will. Wie soll das also gehen?
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.12.2000 um 23.00
Mit potent" als Stammform zu Potential kommt man auch nicht auf Potenzial". Den Schreibreformern stand aber anscheinend Viagra näher als die verbreitetste lateinische und englische orthographische Gestalt. Die weitere Nazionalisierung" der internationalen Wörter ist genauso rückschrittlich, wie die K-Z-Germanisierung des lateinischen C vor hundert Jahren.
(Rechnerprogramme kopieren meist mit Ctrl C, vereinzelte germanisierte" aber mit Strg K; eine ständige Stolperfalle!)
Sigmar Salzburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 28.12.2000 um 23.00
Daß Analogie nichts mit Körperregionen zu tun hat, dürfte Herrn Jansen wohl bekannt sein.
Laut Duden und griechischer Wortbedeutung heißt "analog" so viel wie "ähnlich" bzw. "entsprechend". Mir scheint allerdings, daß Herr Jansen die Begrifflichkeit von "ähnlich" und "gleich" verwechselt, und ich wundere mich über sein Herumreiten auf Stammprinzipien und über seine Plädoyers für angebliche Systematisierung, die im Prinzip nichts anderes bedeutet als eine maßlose Erschütterung von bewährten und sinnvollen Ordnungskriterien.
Einige Thesen und überprüfbare Realitäten:
Die Rechtschreibreform vernachlässigt die Etymologie. Sie streicht individuelle Wortbesonderheiten und strebt Gleichschaltung an.
Die Rechtschreibreform unterstellt den gegenwärtig Lernenden ein absolut niedriges Leistungsniveau und entrümpelt deshalb den Bildungskatalog. Gleichzeitig werden die gegenwärtigen Auszubildenden als Lokomotive für eine Reform benutzt.
Die Rechtschreibreformer - in erster Linie Linguisten - halten keinerlei Kontakt zu weiteren Fachwissenschaften (u.a. der Didaktik und Psychologie) - und verstoßen gegen anerkannte und bewährte Lehrpraktiken und Speicherungsmethoden.
Tatsache jedoch ist, daß es in der Rechtschreibung verschiedene (!) Rechtschreibfälle gibt, und es ist weder legitim noch möglich, verschiedene Rechtschreibfälle in ein und den selben Topf zu werfen. Das heißt: Gleichmacherei und Gleichschaltung kann es aufgrund der Verschiedenartigkeit nicht geben. Ausschließlich das Hervorheben der Unterschiedlichkeit, das deutliche Abgrenzen mit reichhaltigem Wortmaterial, kann Ziel sinnvoller Rechtschreibdidaktik sein.
So ist es beispielsweise absolut unterstützend für die Wortbildspeicherung, wenn sie mit einem kleinen Schuß Etymologie betrieben wird, denn jede zusätzliche Information schirmt gegen das Vergessen ab. Auch die Analogiebildung - das ist eine Wortsammlung ähnlich gelagerter Fälle - schützt gegen das Vergessen und führt letztendlich zur Einrichtung einer eigenständigen "geistigen Schublade". Davon gibt es in unserem Gedächtnis unzählig viele; im Falle der Gleichschaltung genügt eine einzige!
Ich füge als Anhang ein Arbeitsblatt aus der Schulpraxis bei. Es enthält gleichermaßen Anreize und Material für Reformer, Ästheten, sowie solche, die sinnvolle Analogiebildung betreiben wollen und all die übrigen, die Anales im Sinne haben.
Fremdwörter mit Vokaldehnung aus dem Französischen, Englischen und Griechischen
Gliederung wie folgt:
Deutsche Bedeutung falsche Schreibung richtige Schreibweise Mut Kurrasch Courage Landstraße Schossee Chaussee Umgebung Milliöh Milieu Ruf Renome Renommee sandfarben bäsch beige Stockwerk Etasche Etage Fahrer Schofför Chauffeur Haarkünstler Friesör Frisör, Friseur Arbeitsraum Bühroh Bureau, Büro Fernsprecher Telefohn Telephon, Telefon Aufnahmegerät Mikrofohn Mikrophon, Mikrofon Arzneimittelladen Apoteke Apotheke Tanzschuppen Diskotek Diskothek Rede eines Anwalts Blädojeh Plädoyer Erinnerungen Memoahren Memoiren Mischgericht Raguh Ragout Fertigkeit Rutiene Routine Rang/Stufe/Stand Nivoh Niveau Becken Basseng Bassin Empfangschef Portjee Portier Ausschuss Komitee Komitee Herrschaft Reschieme Regime techn. Berufsgrad Inschinör Ingenieur Geldbörse Portmonnee Portemonnaie, Portmonee Bürgersteig Trottwar Trottoir Soße aus Eigelb Majonäse Mayonnaise, Majonäse, Mißgeschick Mallör Malheur Sofa Schäßlong Chaiselongue Palast, Schloß Pallä Palais Eingang, Vorspeise Andree Entree eingefahrene Vorstellung Klische Klischee seltsame Erscheinung Fänomehn Phänomen Redekunst Retohrik Rhetorik genau brähzise präzise Anhörung Hiering Hearing Barbediensteter Barkieper Barkeeper Mannschaft Tiem Team Finanzierungsart Liesing Leasing Zuneigung Simmpatie Sympathie umgebende Lufthülle Attmosfäre Atmosphäre gemalt, gezeichnet krafisch grafisch, graphisch Angst, Wahnvorstellung Fobie Phobie regelgerecht fähr fair Geländefahrzeug Schiep Jeep Erdkunde Geogravieh Geographie griechisches ABC Alfabet Alphabet
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Christian Dörner am 28.12.2000 um 23.00
Da von seiten der Reformbefürworter immer wieder auf die angebliche "große Freiheit" hingewiesen wird, die daraus resultiere, daß so viele Varianten geschaffen würden, so möchte ich doch ein paar Beispiele nennen, wo die Rechtschreibreform nicht Wahlrechte schafft, sondern tilgt.
Moderne Rechtschreibung - Neuschreibung
Das ist klasse/Klasse. - Das ist Klasse.
Acryl/Akryl - Acryl
Telephon/Telefon - Telefon
Photo/Foto - Foto
Photoalbum/Fotoalbum - Fotoalbum
ABER: Photographie/Fotografie - Photographie/Fotografie
zum erstenmal/ersten Mal - zum ersten Mal
zum letztenmal/letzten Mal - zum letzten Mal
geschrieen/geschrien - geschrien
Chauffeur/Schofför - Chauffeur
Csardas/Tschardasch - Csardas (Akzente außer acht gelassen)
Graecum/Gräkum - Graecum
kochendheiß/kochend heiß - kochend heiß
ernstzunehmend/ernst zu nehmend - ernst zu nehmend
obengenannt/oben genannt - oben genannt
Bei Regen oder wenn es kalt ist [,] ziehe ich einen Mantel an - Bei Regen oder wenn es kalt ist, ziehe ich einen Mantel an.
usw.
Kann mir bitte einer der Befürworter erklären, was dadurch einfacher werden soll? Warum sollen trotz der immer stärker werdenden Präsenz der englischen Sprache Photo und Telephon plötzlich als Fehler gewertet werden? Warum werden sogar Eindeutschungen ausdrücklich zurückgenommen (Schofför, Tschardasch etc.)? Ich verstehe das einfach nicht.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.12.2000 um 23.00
Ach ja, das Stammprinzip! Die einzelnen Stämme in einem Wald von Bäumen, an denen mutwillige Hündlein zur Gebietsmarkierung ihr Wässerchen abgeschlagen haben. Bei den Ältern" trauten sie sich nicht, bei den Händis" durften sie nicht, aber die Tipps" erhielten die reformerische Duftmarke, als Fremdwort ohne deutschen Plural. Das haben noch nicht einmal die Zeitungen gemerkt, die bei der Schreibung des Herkunftslandes bleiben wollten. – Das Grundwort zu Potential ist natürlich Potentia. Hätte man Nazion" gewollt, dann hätten die reformatorischen Trendsetter das fonetische" Prinzip erschnüffelt oder das volksetümologische". Aber die Erinnerung an Nazi" stört, wenn das gräuliche" Volk eine Nation" werden soll – und Volksabstimmungen" unaussprechlich, denn sie könnten die freilich bürokratische Grundordnung der Bundesrepublik gefährden.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Gottlob, Herr Brückner, stehen weder Eulenspiegel noch Konkret noch Titanic im Verdacht "rechts" zu stehen.
Was mich betrifft, so halte ich's mit Jan Tschichold: "Die Fraktur ist das ntürliche Kleid der deutschen Sprache".
Macht mich das jetzt zu einem Rechtsradikalen?
Spießig und Obrigkeitshörig, diese beiden Repräsentaten deutscher Leitkultur - die schreiben allerdings ss. Mit "Genuss".
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Mich betört die kristallklare Einfachheit der Kriterien, die uns Herr Jansen bezüglich "Potenzial" und "Nation" erklärt. All die armen rechtschreibschwachen Menschen, die vor 1996 unter ihrem Untalent so sehr leiden mußten, welche die schrecklich komplizierten Begründungen der alten Norm einfach nicht zu begreifen in der Lage waren, all die mühsalgeplagten Schulkinderchen, die bislang unter Tränen die verworrene deutsche Rechtschreibung aufgezwungen bekamen und durch die so verursachten Härten schwere psychische Traumata davontrugen, sie alle werden nunmehr ERLÖST! Halleluaugst! Zweifellos werden sie entlastet und werden keine falschen Schlüsse mehr ziehen, sich so vor der Öffentlichkeit als Unfähige bloßstellen (oder auch bloß stellen, falls der Sadismus der alten Orthographie ihre Scham bereits gebrochen). Es beruhigt sehr, so zu erkennen, daß die weniger schönen Eigenschaften der Reform wie Kostenaufwand, Lügenpropaganda, Sprachentstellung und radikale Mißachtung der demokratischen Grundordnung immerhin den Schmerz ihres Opfers wert sind (nach Neuschrieb vielleicht "Wert sind"...?), denn dank der Leistung von Augst und Kollegen bleiben künftige Generationen verschont von schwer nachvollziehbaren und willkürlichen Festlegungen in der Orthographie. Lobpreis und Dank den Reformern von 1996! Sie vollbrachten das "längst Überfällige", worauf die deutsche Sprachgemeinschaft so lange warten mußte! Wie schön, mit diesem Bewußtsein ins neue Jahrtausend schreiten zu können, dessen großen Herausforderungen wir alle dank solcher Innovationen wie der Rechtschreibreform glücklicherweise gewachsen sind.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Das Stammprinzip ist natürlich immer synchron anzulegen und nicht historisch. Wenn man historisch argumentiert, ist Potential allerdings nicht von Potentia abgeleitet, sondern von potentialis. Das Grundwort dazu scheint eher potens zu sein. Was hat denn Potenzial mit Tipp und Händi gemeinsam? Der Zusammenhang ist nicht ganz klar geworden. Ich habe den Eindruck, Sie griffen zu dem satirischen Ton, um zu verdecken, dass Sie auf meine Argumente nicht eingehen (Ihr Kommentar: Ach ja, das Stammprinzip!).
M. Jansen
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Herr Melsa, finden Sie wirklich keine Schwachpunkte in meiner Argumentation? Der Ersatz, einfach ein paar Zeilen aus dem Phrasenschwein der Reformgegner zusammenzuschwadronieren, ist doch ziemlich fad. Da gähnen ja sogar Ihre Mitstreiter.
M. Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Um nicht den Eindruck zu erwecken, meine Gegnerschaft wäre nur eine des Bauches und mein Sarkasmus allein emotional begründet, hier noch ein paar Worte dazu: Unter den Menschen mit großer Unsicherheit in der Rechtschreibung wird es zwar einige geben, für die die Zulassung von "potenziell" oder "substanziell" analog zu "kommerziell" (hat man schließlich auch vorher nicht "kommertiell" geschrieben) eine Erleichterung bedeuten wird, oder besser gesagt: eine Verminderung der Fehlerzahlen in einem Schuldiktat (was also nur während der Schulzeit zu einer mittelbaren Erleichterung im Sinne eines vordergründig besseren Erfolgserlebnisses führt). Aber rechtschreibschwache Menschen kennen zugrundeliegende Regeln eher weniger. Sie orientieren sich meistens an selbst hergestellten Analogien, wodurch "Nazion", "Informazion", "Razion" usw. leicht auf der Hand zu liegen scheinen. Vermehrte Orientierung an Stammprinzipien brächte nur dem eher Sprachgewandten etwas, der meist ohnehin keine großen Probleme mit Rechtschreibung hat. Der Rechtschreibschwache neigt meistens zu phonetischen Überlegungen - wenn er überhaupt an der Schreibweise eines Wortes zu zweifeln beginnt, denn nur in einem solchen Fall würde er überhaupt anfangen, über Stammbeziehungen nachzudenken, ansonsten verfährt er unwillkürlich phonetisch. Sobald man seine Unsicherheit durch die Methode der stammprinzipiellen Überlegungen zu vermindern sucht, kommt es zu Übergeneralisierungen ("sprächen", "dänken", "Träue" usw.), die die Grenze der durch die Reform erfolgten Veränderung laufend überschreiten und so genau das Gegenteil von Vereinheitlichung im Schreibgebrauch bewirken. Denn ohne Orientierung an bereits etablierten Normen (wie sie durch die alte Rechtschreibung völlig befriedigend und wunderbar funktionierend vorlagen) entstehen durch die übertriebene Betonung des Stammprinzips - vor allem in Abweichung vom verbreiteten Schreibgebrauch - ständig andere, individuelle Fehlschreibungen, die witzigerweise auch nur deswegen Fehlschreibungen sind, weil die Reformer sie aus unerfindlichen Gründen im Gegensatz zu anderen nicht in ihren Katalog der nun bitteschön als richtig geltenden Schreibweisen aufgenommen haben. Das ist total unsolide, unbrauchbar und kontraproduktiv, sollte also besser verworfen werden. Rechtschreibsicherheit in einer Sprache mit gewachsener Orthographie, die sich eigentlich gar nicht mehr sinnvoll reformieren läßt, wie etwa Munske während seiner Reformierpraxis eingesehen hat, läßt sich nur durch Übung am resultieren Objekt erringen (mit anderen Worten: viel lesen) - weniger durch subjektive Neuregulierung. Für diese Erkenntnis braucht man nur zu bedenken, daß zwar die Frage, ob Henne oder Ei zuerst da waren, nicht klärbar sein mag - die Schreibweisen waren jedoch klar vor den Regeln da. Die Regeln leiten sich aus den vorliegenden tradierten Schreibweisen ab, weniger die Schreibweisen aus Regeln, erst recht nicht aus solchen, die der Retorte entstammen und ohne Praxisbewährung sind. Da eine Einheit (nicht mit totaler Systematik zu verwechseln, die nebenbei durch die Reform ohnehin auch noch nicht vorliegt!) der Schreibnorm 1996 bereits vorlag, im Gegensatz zum Jahrhundertbeginn, konnte diese nicht das wahre Ziel der Reform sein. Das Ziel der Vereinfachung (sich abbildend in Verringerung von Fehlern, d.h. Abweichungen gegenüber einer Norm) für den Schreibenden wird, wie man sieht und wie dargelegt auch nachvollzogen werden kann, nicht erreicht. Ganz im Gegenteil: Stammprinzip als produktives Verfahren ist einfach untauglich für dieses Ziel.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Übrigens, so ganz sinnleer war meine Satire nun auch nicht, Herr Jansen. Die Botschaft ist die: Wozu soll die Reform nütze sein, wenn sie die eine Kompliziertheit nur durch die andere ablöst? Wenn in Wirklichkeit gar nichts einfacher wird, sondern nur hier und da an Einzelfällen eine Systematik hergestellt wird, die auch nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel eine solche ist, die garantiert nicht derjenige des "Wenigschreibers" ist, für den die Reform doch einzig und allein gedacht war? Damit erfüllt die Reform nicht einmal das, was sie allein berechtigen könnte. Mehr noch, sie bringt im meßbaren und ja auch mehrfach nachgewiesenen Ergebnis sogar das Gegenteil davon. Das ist schließlich keine Spekulation, es sind belegte Fakten, die eigentlich auch nicht verwundern können, wenn man sich die von mir eben erklärten Gedanken macht.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Die Potenzial/Nazional-Diskussion hat mir immerhin Erkenntisgewinn gebracht: ich fragte mich schon die ganze Zeit, warum es zwar Potenzial, aber nicht Navigazion heiße - und jetzt weiß' ich's: weil man den nazi scheut wie der Teufel das Weihwasser. An das nazionale Problem das entstanden wäre, hätte man die Phonetik frei laufen lassen, habe ich wirklich nicht gedacht...
Danke, und weiterhin viel Freude an der Volksetümologih.
(Warum giebt es eigentlich nach dem i ein Dehnungs-e, bei anderen Vokalen eine Verdoppelung und zwischendurch auch mal ein Dehnungs-h? Hatten die Reformer für solche historisch gewachsenen Süstembrüche gerade keine Zeit?
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
schwer fällt es mir, bei Ihren Versuchen, die Wurzel der Potenz zu ziehen, nicht polemisch zu werden.
Vorschlag: Sie verlagern diesen Teil der Diskussion in das Forum, ich steuere dann einige Zitate aus der lateinischen Grammatik und Wortbildungslehre bei.
Was halten Sie davon?
Gruß
Prödßorf
Prößdorf
München
eingetragen von Karl Eichholz am 27.12.2000 um 23.00
na, hier ist ja richtig Schwung in der Bude. Seid vorsichtig, daß die Temperatur nicht zusehr ansteigt.
Aber einen kleinen Bissen wollt ich doch noch hingeworfen haben
guten Rutsch!
wünscht Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Herr Melsa, Sie haben es erfasst! Wenn in Wirklichkeit gar nichts einfacher wird, sondern nur hier und da an Einzelfällen eine Systematik hergestellt wird. Genau darum geht es: Es ist nicht die große Vereinfachungsreform; so etwas wäre um einiges tiefgreifender. Es wird in einigen Bereichen mehr Systematik hergestellt. Neben so dekadenten J Schreibweisen wie kommerziell und offiziell, werden wir mit substanziell, potenziell, existenziell usw. gut fahren.
Sie liegen auch völlig richtig damit, dass die Neuregelung für Rechtschreibschwache ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Das ergibt sich aus der oben genannten Tatsache.
Herr Prößdorf, verlagern Sie ruhig die Debatte woanders hin (das können Sie doch auch ohne mich oder?). Ich bin durchaus neugierig, was Sie über die Etymologie von Potenz schreiben werden. Sie machten eine diffuse Andeutung, dass ich etwas Falsches geschrieben habe; nun werden Sie es doch beim Namen nennen oder?
M. Jansen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.12.2000 um 23.00
Ach ja, das Stammprinzip! Die einzelnen Stämme in einem Wald von Bäumen, an denen mutwillige Hündlein zur Gebietsmarkierung ihr Wässerchen abgeschlagen haben. Bei den Ältern" trauten sie sich nicht, bei den Händis" durften sie nicht, aber die Tipps" erhielten die reformerische Duftmarke, als Fremdwort ohne deutschen Plural. Das haben noch nicht einmal die Zeitungen gemerkt, die bei der Schreibung des Herkunftslandes bleiben wollten. – Das Grundwort zu Potential ist natürlich Potentia. Hätte man Nazion" gewollt, dann hätten die reformatorischen Trendsetter das fonetische" Prinzip erschnüffelt oder das volksetümologische". Aber die Erinnerung an Nazi" stört, wenn das gräuliche" Volk eine Nation" werden soll – und Volksabstimmungen" unaussprechlich, denn sie könnten die freilich bürokratische Grundordnung der Bundesrepublik gefährden.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Gottlob, Herr Brückner, stehen weder Eulenspiegel noch Konkret noch Titanic im Verdacht "rechts" zu stehen.
Was mich betrifft, so halte ich's mit Jan Tschichold: "Die Fraktur ist das ntürliche Kleid der deutschen Sprache".
Macht mich das jetzt zu einem Rechtsradikalen?
Spießig und Obrigkeitshörig, diese beiden Repräsentaten deutscher Leitkultur - die schreiben allerdings ss. Mit "Genuss".
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Mich betört die kristallklare Einfachheit der Kriterien, die uns Herr Jansen bezüglich "Potenzial" und "Nation" erklärt. All die armen rechtschreibschwachen Menschen, die vor 1996 unter ihrem Untalent so sehr leiden mußten, welche die schrecklich komplizierten Begründungen der alten Norm einfach nicht zu begreifen in der Lage waren, all die mühsalgeplagten Schulkinderchen, die bislang unter Tränen die verworrene deutsche Rechtschreibung aufgezwungen bekamen und durch die so verursachten Härten schwere psychische Traumata davontrugen, sie alle werden nunmehr ERLÖST! Halleluaugst! Zweifellos werden sie entlastet und werden keine falschen Schlüsse mehr ziehen, sich so vor der Öffentlichkeit als Unfähige bloßstellen (oder auch bloß stellen, falls der Sadismus der alten Orthographie ihre Scham bereits gebrochen). Es beruhigt sehr, so zu erkennen, daß die weniger schönen Eigenschaften der Reform wie Kostenaufwand, Lügenpropaganda, Sprachentstellung und radikale Mißachtung der demokratischen Grundordnung immerhin den Schmerz ihres Opfers wert sind (nach Neuschrieb vielleicht "Wert sind"...?), denn dank der Leistung von Augst und Kollegen bleiben künftige Generationen verschont von schwer nachvollziehbaren und willkürlichen Festlegungen in der Orthographie. Lobpreis und Dank den Reformern von 1996! Sie vollbrachten das "längst Überfällige", worauf die deutsche Sprachgemeinschaft so lange warten mußte! Wie schön, mit diesem Bewußtsein ins neue Jahrtausend schreiten zu können, dessen großen Herausforderungen wir alle dank solcher Innovationen wie der Rechtschreibreform glücklicherweise gewachsen sind.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Das Stammprinzip ist natürlich immer synchron anzulegen und nicht historisch. Wenn man historisch argumentiert, ist Potential allerdings nicht von Potentia abgeleitet, sondern von potentialis. Das Grundwort dazu scheint eher potens zu sein. Was hat denn Potenzial mit Tipp und Händi gemeinsam? Der Zusammenhang ist nicht ganz klar geworden. Ich habe den Eindruck, Sie griffen zu dem satirischen Ton, um zu verdecken, dass Sie auf meine Argumente nicht eingehen (Ihr Kommentar: Ach ja, das Stammprinzip!).
M. Jansen
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Herr Melsa, finden Sie wirklich keine Schwachpunkte in meiner Argumentation? Der Ersatz, einfach ein paar Zeilen aus dem Phrasenschwein der Reformgegner zusammenzuschwadronieren, ist doch ziemlich fad. Da gähnen ja sogar Ihre Mitstreiter.
M. Jansen
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Um nicht den Eindruck zu erwecken, meine Gegnerschaft wäre nur eine des Bauches und mein Sarkasmus allein emotional begründet, hier noch ein paar Worte dazu: Unter den Menschen mit großer Unsicherheit in der Rechtschreibung wird es zwar einige geben, für die die Zulassung von "potenziell" oder "substanziell" analog zu "kommerziell" (hat man schließlich auch vorher nicht "kommertiell" geschrieben) eine Erleichterung bedeuten wird, oder besser gesagt: eine Verminderung der Fehlerzahlen in einem Schuldiktat (was also nur während der Schulzeit zu einer mittelbaren Erleichterung im Sinne eines vordergründig besseren Erfolgserlebnisses führt). Aber rechtschreibschwache Menschen kennen zugrundeliegende Regeln eher weniger. Sie orientieren sich meistens an selbst hergestellten Analogien, wodurch "Nazion", "Informazion", "Razion" usw. leicht auf der Hand zu liegen scheinen. Vermehrte Orientierung an Stammprinzipien brächte nur dem eher Sprachgewandten etwas, der meist ohnehin keine großen Probleme mit Rechtschreibung hat. Der Rechtschreibschwache neigt meistens zu phonetischen Überlegungen - wenn er überhaupt an der Schreibweise eines Wortes zu zweifeln beginnt, denn nur in einem solchen Fall würde er überhaupt anfangen, über Stammbeziehungen nachzudenken, ansonsten verfährt er unwillkürlich phonetisch. Sobald man seine Unsicherheit durch die Methode der stammprinzipiellen Überlegungen zu vermindern sucht, kommt es zu Übergeneralisierungen ("sprächen", "dänken", "Träue" usw.), die die Grenze der durch die Reform erfolgten Veränderung laufend überschreiten und so genau das Gegenteil von Vereinheitlichung im Schreibgebrauch bewirken. Denn ohne Orientierung an bereits etablierten Normen (wie sie durch die alte Rechtschreibung völlig befriedigend und wunderbar funktionierend vorlagen) entstehen durch die übertriebene Betonung des Stammprinzips - vor allem in Abweichung vom verbreiteten Schreibgebrauch - ständig andere, individuelle Fehlschreibungen, die witzigerweise auch nur deswegen Fehlschreibungen sind, weil die Reformer sie aus unerfindlichen Gründen im Gegensatz zu anderen nicht in ihren Katalog der nun bitteschön als richtig geltenden Schreibweisen aufgenommen haben. Das ist total unsolide, unbrauchbar und kontraproduktiv, sollte also besser verworfen werden. Rechtschreibsicherheit in einer Sprache mit gewachsener Orthographie, die sich eigentlich gar nicht mehr sinnvoll reformieren läßt, wie etwa Munske während seiner Reformierpraxis eingesehen hat, läßt sich nur durch Übung am resultieren Objekt erringen (mit anderen Worten: viel lesen) - weniger durch subjektive Neuregulierung. Für diese Erkenntnis braucht man nur zu bedenken, daß zwar die Frage, ob Henne oder Ei zuerst da waren, nicht klärbar sein mag - die Schreibweisen waren jedoch klar vor den Regeln da. Die Regeln leiten sich aus den vorliegenden tradierten Schreibweisen ab, weniger die Schreibweisen aus Regeln, erst recht nicht aus solchen, die der Retorte entstammen und ohne Praxisbewährung sind. Da eine Einheit (nicht mit totaler Systematik zu verwechseln, die nebenbei durch die Reform ohnehin auch noch nicht vorliegt!) der Schreibnorm 1996 bereits vorlag, im Gegensatz zum Jahrhundertbeginn, konnte diese nicht das wahre Ziel der Reform sein. Das Ziel der Vereinfachung (sich abbildend in Verringerung von Fehlern, d.h. Abweichungen gegenüber einer Norm) für den Schreibenden wird, wie man sieht und wie dargelegt auch nachvollzogen werden kann, nicht erreicht. Ganz im Gegenteil: Stammprinzip als produktives Verfahren ist einfach untauglich für dieses Ziel.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 27.12.2000 um 23.00
Übrigens, so ganz sinnleer war meine Satire nun auch nicht, Herr Jansen. Die Botschaft ist die: Wozu soll die Reform nütze sein, wenn sie die eine Kompliziertheit nur durch die andere ablöst? Wenn in Wirklichkeit gar nichts einfacher wird, sondern nur hier und da an Einzelfällen eine Systematik hergestellt wird, die auch nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel eine solche ist, die garantiert nicht derjenige des "Wenigschreibers" ist, für den die Reform doch einzig und allein gedacht war? Damit erfüllt die Reform nicht einmal das, was sie allein berechtigen könnte. Mehr noch, sie bringt im meßbaren und ja auch mehrfach nachgewiesenen Ergebnis sogar das Gegenteil davon. Das ist schließlich keine Spekulation, es sind belegte Fakten, die eigentlich auch nicht verwundern können, wenn man sich die von mir eben erklärten Gedanken macht.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Die Potenzial/Nazional-Diskussion hat mir immerhin Erkenntisgewinn gebracht: ich fragte mich schon die ganze Zeit, warum es zwar Potenzial, aber nicht Navigazion heiße - und jetzt weiß' ich's: weil man den nazi scheut wie der Teufel das Weihwasser. An das nazionale Problem das entstanden wäre, hätte man die Phonetik frei laufen lassen, habe ich wirklich nicht gedacht...
Danke, und weiterhin viel Freude an der Volksetümologih.
(Warum giebt es eigentlich nach dem i ein Dehnungs-e, bei anderen Vokalen eine Verdoppelung und zwischendurch auch mal ein Dehnungs-h? Hatten die Reformer für solche historisch gewachsenen Süstembrüche gerade keine Zeit?
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Jansen,
schwer fällt es mir, bei Ihren Versuchen, die Wurzel der Potenz zu ziehen, nicht polemisch zu werden.
Vorschlag: Sie verlagern diesen Teil der Diskussion in das Forum, ich steuere dann einige Zitate aus der lateinischen Grammatik und Wortbildungslehre bei.
Was halten Sie davon?
Gruß
Prödßorf
Prößdorf
München
eingetragen von Karl Eichholz am 27.12.2000 um 23.00
na, hier ist ja richtig Schwung in der Bude. Seid vorsichtig, daß die Temperatur nicht zusehr ansteigt.
Aber einen kleinen Bissen wollt ich doch noch hingeworfen haben
guten Rutsch!
wünscht Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 27.12.2000 um 23.00
Herr Melsa, Sie haben es erfasst! Wenn in Wirklichkeit gar nichts einfacher wird, sondern nur hier und da an Einzelfällen eine Systematik hergestellt wird. Genau darum geht es: Es ist nicht die große Vereinfachungsreform; so etwas wäre um einiges tiefgreifender. Es wird in einigen Bereichen mehr Systematik hergestellt. Neben so dekadenten J Schreibweisen wie kommerziell und offiziell, werden wir mit substanziell, potenziell, existenziell usw. gut fahren.
Sie liegen auch völlig richtig damit, dass die Neuregelung für Rechtschreibschwache ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Das ergibt sich aus der oben genannten Tatsache.
Herr Prößdorf, verlagern Sie ruhig die Debatte woanders hin (das können Sie doch auch ohne mich oder?). Ich bin durchaus neugierig, was Sie über die Etymologie von Potenz schreiben werden. Sie machten eine diffuse Andeutung, dass ich etwas Falsches geschrieben habe; nun werden Sie es doch beim Namen nennen oder?
M. Jansen
eingetragen von Gast am 26.12.2000 um 23.00
Potential soll jetzt nicht Potenzial geschrieben werden, es kann Potential geschrieben werden. Diese Schreibweise ergibt sich nach dem Stammprinzip aus dem Grundwort Potenz. Nazion statt Nation zu schreiben ergibt sich hingegen nicht aus dem Stammprinzip. Man schrieb ja schon bisher potenzieren und nicht potentieren (fanden Sie das schlecht, Herr Salzburg?). Es geht hier also in der Tat um Systematik (Wussten Sie das wirklich nicht, oder wollten Sie nur polemisieren?). Es gibt zwar die Ableitung Nazi, doch dies ist eben eine Ableitung und nicht ein Grundwort. Obendrein ist es ein umgangssprachliches, wie Bazi für Bayer. Daraus Rückschlüsse auf die Schreibweise Nation zu schließen, (< dieses Komma wäre nach alter Rechtschreibung falsch) wäre so lange nicht klug, wie man das Grafem –tion bzw. generell t vor i + weiterem Vokal für den ts-Laut beibehält. Also, Nation macht dann erst Sinn, wenn man dem Vorbild anderer europäischer Rechtschreibungen folgt (z.B. nación, nació, nazione, nação, naţiune) und dieses Grafem generell reformiert also auch Informazion oder Informazjon usw. schreibt.
M. Jansen
eingetragen von Stephanus Peil am 26.12.2000 um 23.00
Zum Streit "Potential/Potenzial" eine kurze Anmerkung: In der Bergischen Morgenpost Nr. 267 vom 17.11.2000 las ich auf der Sportseite die Überschrift "Potentzial abrufen und gewinnen" und im Text: "Das Potentzial ist da, wir müssen es nur abrufen, ..." Na bitte, mit "PotenTZial" kann doch gar kein Streit aufkommen!
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Gast am 26.12.2000 um 23.00
Potential soll jetzt nicht Potenzial geschrieben werden, es kann Potential geschrieben werden. Diese Schreibweise ergibt sich nach dem Stammprinzip aus dem Grundwort Potenz. Nazion statt Nation zu schreiben ergibt sich hingegen nicht aus dem Stammprinzip. Man schrieb ja schon bisher potenzieren und nicht potentieren (fanden Sie das schlecht, Herr Salzburg?). Es geht hier also in der Tat um Systematik (Wussten Sie das wirklich nicht, oder wollten Sie nur polemisieren?). Es gibt zwar die Ableitung Nazi, doch dies ist eben eine Ableitung und nicht ein Grundwort. Obendrein ist es ein umgangssprachliches, wie Bazi für Bayer. Daraus Rückschlüsse auf die Schreibweise Nation zu schließen, (< dieses Komma wäre nach alter Rechtschreibung falsch) wäre so lange nicht klug, wie man das Grafem –tion bzw. generell t vor i + weiterem Vokal für den ts-Laut beibehält. Also, Nation macht dann erst Sinn, wenn man dem Vorbild anderer europäischer Rechtschreibungen folgt (z.B. nación, nació, nazione, nação, naţiune) und dieses Grafem generell reformiert also auch Informazion oder Informazjon usw. schreibt.
M. Jansen
eingetragen von Stephanus Peil am 26.12.2000 um 23.00
Zum Streit "Potential/Potenzial" eine kurze Anmerkung: In der Bergischen Morgenpost Nr. 267 vom 17.11.2000 las ich auf der Sportseite die Überschrift "Potentzial abrufen und gewinnen" und im Text: "Das Potentzial ist da, wir müssen es nur abrufen, ..." Na bitte, mit "PotenTZial" kann doch gar kein Streit aufkommen!
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.12.2000 um 23.00
Die Systematik" neuer Rechtschreibung: Warum soll Potential jetzt Potenzial" geschrieben werden, aber Nation nicht Nazion"?
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.12.2000 um 23.00
Die Systematik" neuer Rechtschreibung: Warum soll Potential jetzt Potenzial" geschrieben werden, aber Nation nicht Nazion"?
Sigmar Salzburg
eingetragen von Christian Melsa am 20.12.2000 um 23.00
Gerade heute ist mir bei einem "Tipp" auf einer Pappwerbetafel wieder aufgefallen, wie sehr mir dieses Wort auf die Nerven geht. Ausgerechnet dieses Wort, eines der alleralbernsten Produkte der Rechtschreibreform, ist natürlich immer und immer wieder auf allen möglichen Zeitschriftentiteln und Werbeplakaten, Anzeigen, Flugblättern usw. zu sehen. Nebenbei: Vielleicht ein Zeichen verbreiteter Orientierungslosigkeit der Gesellschaft, daß Werbung und Medien glauben, es bestünde ein solcher Bedarf, ständig mit "Tipps" zugeschüttet zu werden...? Es wundert mich, daß die doch angeblich so psychologisch ausgeklügelten und durch Trendforschung abgesicherten Werbemethoden sich mit so einem Wort anfreunden können. Jemanden, der mir einen "Tipp" geben möchte, empfinde ich unterschwellig automatisch als aufdringlich und unseriös, genau wie die Maßnahme, die zu dieser neuen Schreibweise geführt hat. Ein "Tip" wirkt damit verglichen viel sympathischer, ehrlich, integer, nicht so anbiederisch und (auf)gezwungen. An einer Zeitschriftenauslage in einam Laden mit lauter "Tipps" auf den Titeln vorbeizulaufen, erinnert mich mittlerweile fatal an das Gefühl, auf dem hamburger Kiez unterwegs zu sein und am Hans-Albers-Platz unvermeidlich von diesen penetranten Prostituierten angelabert zu werden. Vielleicht empfindet nicht jeder Durchschnittskonsument ganz so extrem wie ich, aber es ist doch nun wirklich allgemein bekannt und mannigfach belegt, daß die große Mehrheit der Deutschsprechenden die Rechtschreibreform entschieden ablehnt. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit solchen Reformwörtern beim potentiellen Kunden beliebt zu machen, ist jedenfalls eindeutig sehr viel geringer als wenn man die gewöhnlichen Schreibweisen verwenden würde. Was muß in den Werbeagenturen und Printmedienredaktionen nur für ein unüberdachtes Treiben herrschen? Der ganzen Sache haftet schon ein seltsamer Irrsinn an, der beinahe religiöse Züge trägt.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.12.2000 um 23.00
"Die Softwareversion ist voll rückwärtskompatibel" - gestern fiel mir erst beim zweiten Hinsehen auf, daß ich versäumt hatte, hier eine Augstsche Getrenntschreibung hineinzukorrigieren. Dieser Hund schafft es doch tatsächlich, Regeln zu erfinden, die ich trotz einiger Erfahrung nicht beherrsche. Ich wünsche ihm dennoch schöne Weihnachten und attestiere ihm, daß seine Rechtschreibreform voll rückwärts kompatibel ist. Den anderen wünsche ich volle Kraft voraus! Schöne Feiertage allerseits.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 20.12.2000 um 23.00
Ich habe nach längerer Zeit mal wieder im Netz gesurft und bin auf diese Site gestoßen, wo mein Leserbrief an die FAZ vom Oktober 2000 diskutiert wurde.
Einige Anmerkungen zu dieser Diskussion seien mir an dieser Stelle gestattet:
Sehr geehrter Herr Riebe: Vorweg: Die Tatsache dass ich eine Rezension als "Artikel" bezeichnet habe,
ist ganz einfach dadurch zu erklären, dass ich mich nicht auf besagte Rezension bezogen habe, sondern auf einen A r t i k e l vom 5. Oktober.
Es mag sich also doch lohnen, den Brief genauer zu lesen, etwa im Hinblick darauf, w o g e g e n ich es gewagt habe, die Kultusminister "in Schutz zu nehmen". Es ging mir weniger um die Inhalte der Rechtschreibdiskussion, die, wie man durchaus meinen kann, bereits zur genüge wiedergekäut worden sind, sondern vielmehr um den Stil, mit dem diese Diskussion geführt wird, auch aus diesem Grund habe ich mich aus einige wenige Beispiele beschränkt. Auch die Textsorte bringt diesen Zwang mit sich.
Beschimpfungen und unfaire Vorwürfe gehören ja auch auf diesen Sites offensichtlich zum guten Ton. Aber die Sprache, die am 5. Oktober in der FAZ geführt wurde, ging mir doch zu weit. Da war von "Methoden totalitärer Machthaber", von Geiselnahme und von einer unerträglichen Kampf- und Kriegsmetaphorik zu lesen. Recherchen im Internet brachten noch mehr hervor:
Mit ein, zwei Links gelangt man von den Websites einiger Reformgegner auf Seiten, die in Fraktur zum "Kampf mit Feuer und Schwert"gegen die Rechtschreibreform aufrufen, andere Leute, die ich mit jenen nicht in einen Topf werfen will, haben kein Problem damit, der "Jungen Freiheit" Interviews zu geben. (Man mag diesem Einwand damit begegnen, unbescholtene Bürger wie etwa Guido Westerwelle hätten dies ebenfalls getan, in diesem Fall allerdings meine ich, spricht dies eher gegen Herrn Westerwelle als für die "Junge Freiheit".)
Worauf ich hinaus will, ist dies:
Mir schien im Oktober, und daran hat sich nichts geändert, dass von einigen Leuten versucht wird, die Diskussion um die Rechtschreibreform an eine politische Diskussion zu knüpfen. Ich halte dies aus mehreren Gründen für fatal. Die Sprachgeschichte hat mehrfach gezeigt, dass eine zu enge Verknüpfung dieser beiden Bereiche sich für Sprache und Sprecher meist nachteilig auswirkt. Die deutschsprachigen Italiener können ein Lied davon singen. Eine Reduktion auf die Dichotomie alt - neu, wie sie die FAZ dieses Jahr durch ihre Umstellung betrieben hat, ist absolut kontraproduktiv. Es scheint momentan eine Tendenz zu geben, dahingehend, dass sich Befürworter und Gegner und "links" und "rechts" zusammenfinden. Für die linguistische Diskussion ist dies absolut nicht zuträglich, ebensowenig wie für die politische Diskussion. Wer der Politik in diesem Punkt totalitäre Züge unterstellt, muss das Bundesverfassungsgericht einbeziehen. Damit rüttelt er an den Grundfesten unserer Demokratie. Ein ironischer Vergeich mit politischen Umstürzlern ist daher nicht allzuweit hegeholt.
Also: Nicht "alt" und "neu" sollten diskutiert werden, sondern "gut" und "schlecht". Die FAZ hat durch ihre Umstellung zu einer solchen Diskussion leider nichts beigetragen. Man stelle sich die absurde Situation vor: "Links" schreibt "ss", "Rechts" schreibt "ß". Damit ist niemandem geholfen. Gegenseitige Faschismusvorwürfe und eine Blut-und-Boden-Sprache sind unter Niveau, nicht jedoch eine gesunde Prise Ironie, mit der solche Verkrustungen aufgebrochen werden sollten. Wenn Ironie mit Überheblichkeit verwechselt wird, ist dies schade, ich denke nicht, dass man auf irgendeine Position herabsehen sollte, mit Ausnahme vielleicht der eindeutig ideologisch gefärbten. Unverschämtheiten, wie sie hier - nicht gegen mich, aber gegen einige andere - hervorgebracht werden, irrtümlich oder vorsätzlich falsche Argumente, wie sie häufig auf den genannten Websites zu finden sind, sollten jedoch aus dem Verkehr gezogen werden, die Öffentlichkeit hat zu diesem Thema ein ausreichendes Maß an falscher Information erhalten. In diesem Sinne sind meine Einwände gegen e i n i g e Argumente, die Herr Illauer hervorgebracht hatte, zu verstehen. Nicht dass sein Artikel unverschämt gewesen wäre oder bewusste Falschinformationen enthalten habe. Aber einige Pauschalisierungen ("wir alle sagen "selbständig""), seine zu starke Betonung der Produktion von Schrift gegenüber der weit häufigeren und damit wichtigeren Rezeption derselben, sein Argument, man solle die S-Regelung (die vielleicht einzige vollständig vernünftige Neuregelung) aufgeben, weil die Sprecher eines bestimmten Dialekts Schwierigkeiten damit hätten, waren auch für seine eigene Argumentation kontraproduktiv.
Dass Herr Illauer mit vielem recht hatte, ist von mir zwar ausdrücklich betont, von der FAZ-Redaktion aber ebenso wie die FAZ-kritischen Passagen gestrichen worden. Als "einfachen Pauker" oder gar als "durchgeknallten Laien", Herr Wrase, kann ich ihn also gar nicht betrachtet haben. So viel zum Thema Niveau.
Meine Frage an die Runde also: wäre es nicht vernünftig, sich jetzt zu beruhigen, sich zurückzuziehen, und sich nicht weiter über die Ersetzung einer mittelmäßigen Regelung durch eine mittelmäßige Regelung zu streiten, sondern statt dessen in einigen Jahren mit etwas Gutem zu kommen? Das Gute der alten mit dem Guten der Neuen Regelung und einigen anderen guten Ideen zu verknüpfen und der Öffentlichkeit zu unterbreiten, dann, wenn diese und die Politiker ihre Diskussionsmüdigkeit abgelegt haben?
Mit herzlichen Weihnachtswünschen an alle hier mitdiskutierenden und der Bitte um Nachsehung meiner der jahreszeitbedingten Eile geschuldeten Rechtschreibfehler,
Dominik Brückner
Dominik Brückner
(meine Adresse hat Herr Riebe dankenswerter Weise bereits in diesem Forum kundgetan)
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.12.2000 um 23.00
Also gut, ich gebe zu, daß ich mich gelegentlich an der Absenkung des Niveaus in diesem Forum tatkräftig beteiligt habe. Manchmal ist das unvermeidlich, wenn man deutlich sagt, was man denkt (was ja auch seine brauchbaren Seiten hat). Ich bitte die Gäste, mir das nachzusehen und sich vorrangig an meine bürgerlich einwandfreien Beiträge zu halten. Ich hoffe hier auf einen persönlichen Reifungsprozeß, der durch die Rechtschreibreform und die Begegnung mit Figuren wie Lars Kerner nicht unbedingt beschleunigt wurde ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 20.12.2000 um 23.00
Oben auf der Nachrichtenseite hat Herr Jansen das Problem der Umlautschreibung und der falschen Ableitungen aufgeworfen. Da ich nicht erwarten kann, daß jeder meinen "Kritischen Kommentar" zur Hand hat, erlaube ich mir, die Paragraphen 13-15 des amtlichen Regelwerks zusammen mit meinem Kommentar hier wiederzugeben. (Dabei gehen die Auszeichnungen verloren, und es ist mir zu aufwendig, sie wiederherzustellen, lohnt sich auch kaum.) Es würde mich freuen, mit diesem Auszug die Diskussion auf eine etwas breitere Grundlage gestellt zu haben. Auf Fragen will ich gern eingehen.
1.4 Umlautschreibung bei [e]
§ 13
Für kurzes [e] schreibt man ä statt e, wenn es eine Grundform mit a gibt.
Dies betrifft flektierte und abgeleitete Wörter wie:
Bänder, Bändel (wegen Band); Hälse (wegen Hals); Kälte, kälter (wegen kalt); überschwänglich (wegen Überschwang)
E1: Man schreibt e oder ä in Schenke/Schänke (wegen ausschenken/Ausschank), aufwendig/aufwändig (wegen aufwenden/Aufwand).
§ 14
In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise ä.
Dies betrifft Wörter wie:
ätzen, dämmern, Geländer, Lärm, März, Schärpe
(...)
§ 15
In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise e.
Das betrifft Wörter wie:
Eltern (trotz alt); schwenken (trotz schwanken)
Kommentar:
Der Begriff der "Grundform" ist nicht erklärt. Aus den Beispielen geht hervor, daß teils der Singular gemeint ist, aus dem der Plural mit Umlaut abzuleiten sei (Hals - Hälse), teils der Positiv als Grundform der Steigerungsformen (kalt - kälter), teils die Normalform als Grundlage des Diminutivs (Band - Bändel), teils historische Ausgangsformen für (auch vermeintliche) Ableitungsbeziehungen (Überschwang - überschwänglich).
Während Diminution, Komparation und Pluralbildung (es wären noch die Ableitung der Nomina agentis, die Motion und einige andere Fälle hinzuzufügen) produktive Verfahren sind, gilt das für die historischen Ableitungsbeziehungen nicht. So heißt es in dem für die Hand des Lehrers bestimmten Werk "Die deutsche Sprache der Gegenwart" von Ludwig Sütterlin (1910):
"Die Fälle, in denen heute Wirkungen des i-Umlauts vorliegen, zerfallen in zwei Gruppen. In der einen wird der Umlaut noch lebendig gefühlt, in der andern ist er abgestorben." (S. 56)
Dies ist also unter Sprachwissenschaftlern seit langem Gemeingut. Die Reformer wollen davon jedoch nichts wissen und versuchen sich an der Wiederbelebung "abgestorbener" Zusammenhänge. Selbst dies geschieht aber nicht systematisch (wofür sich allerdings auch keine Zustimmung bei den Betroffenen finden ließe), sondern punktuell bei einer winzigen Anzahl willkürlich ausgewählter Wörter.
Da über die Ableitungsrichtung nichts Näheres gesagt wird, genügt es, irgendwelche wirklichen oder vermeintlichen (als Volksetymologie oder "heutige" Motivation gerechtfertigten) Grundformen aufzusuchen und daraus die Umlautschreibung abzuleiten. Wie umfassend und vage die Ausgangsformen für etymologische Umlautschreibungen eigentlich konzipiert sind, ging aus dem Kommentar zur Neuregelungsvorlage von 1992 deutlicher hervor. Dort hieß es nämlich: "Für das kurze e schreibt man ä statt e, wenn es eine Grundform oder verwandte Wörter mit a gibt." (Deutsche Rechtschreibung, S. 23; entsprechend auch zu eu/äu) Der von mir unterstrichene Zusatz ist weggefallen, die Konzeption mit ihren weitreichenden Folgen ist aber geblieben.
Einschränkungen ergeben sich allenfalls aus § 15. Überraschenderweise ist darin von nur "wenigen Wörtern" die Rede, die trotz a-haltiger "Grundformen" ausnahmsweise mit e geschrieben werden. Gallmann und Sitta sprechen gar vom "Einzelfall Eltern" (1996, S. 78). In Wirklichkeit gibt es unzählige : heften (wegen haften), prellen (prallen), schellen (schallen), wecken (wachen) und andere Kausative, dazu fertig (Fahrt), Mensch (Mann), Geschlecht (Schlag), fest (fast), Krempe (Krampe), gerben (gar), Henne (Hahn), kentern (Kante), sperren (Sparren) u.v.a. - Auch könnte man angesichts der Beispiele in § 13 fragen, warum nicht auch aufwenden wegen Aufwand gleich mit ä geschrieben wird usw.
Wenn es nur wenige Ausnahmeschreibungen mit e gäbe, könnte man erwarten, daß sie im amtlichen Wörterverzeichnis angeführt sind und daß unter § 15 auf diese Tatsache hingewiesen würde. § 13 regt ja den Schreibenden dazu an, Umlautschreibungen durchzuführen, wenn die genannte Bedingung erfüllt ist. Die Zusammenlegung produktiver Verfahren wie Pluralbildung usw. mit historischen Ableitungsbeziehungen leitet dazu an, auch die Ableitung durch produktive Anwendung der Umlautschreibung grundsätzlich zu reaktivieren. Dies bestätigen einzelne Einträge im Wörterverzeichnis wie Stängel (wegen Stange), volksetymologisch auch Quäntchen (wegen Quantum).
Da es wesentlich mehr "Ausnahmen" gibt, als § 15 vorsieht, könnte der uferlosen Umgestaltung bekannter Wörter im Sinne der historisierenden Umlautschreibung nur durch Aufzählung sämtlicher Ausnahmen ein Riegel vorgeschoben werden.
Vor die Frage gestellt, ob zum Beispiel Spengler wegen Spange künftig mit ä zu schreiben sei, findet der Benutzer nichts, was dagegen spräche, denn Spengler ist weder im Wörterverzeichnis enthalten noch unter § 15 als Ausnahme angeführt. Folglich muß es künftig Spängler geschrieben werden, in Befolgung der Anleitung aus § 13. Mit dieser Schlußfolgerung konfrontiert, teilt die Sprachberatung der Dudenredaktion folgendes mit:
"Bekanntlich verfolgten die Rechtschreibreformer das Ziel, das korrekte Schreiben zu erleichtern, ohne radikale Eingriffe in vertraute Wortbilder vorzunehmen.
§ 13 des amtlichen Regelwerks ist deshalb nach unserer Auffassung so zu verstehen, dass die Umlautschreibung entsprechend dem Stammprinzip nur auf diejenigen ausgewählten Einzelwörter anzuwenden ist, die explizit in der amtlichen Wörterliste verzeichnet sind.
Das Lemma Spengler ist demnach von der Neuregelung nicht betroffen." (Brief vom 2. Juli 1997 an den Verfasser)
Damit ist zweifellos die geheime Zusatzregel genau getroffen, die man stillschweigend anwenden muß, um den fatalen Folgen einer wörtlichen Befolgung von § 13 zu entgehen. Natürlich ist es widersinnig, eine Regel nur auf diejenigen Wörter anzuwenden, die explizit in der amtlichen Wörterliste verzeichnet sind - auf die sie also bereits angewendet ist. Es handelt sich dann eben um keine Regel mehr, sondern um eine Einzelwortfestlegung für folgende zehn Wörter: aufwändig/aufwendig, Bändel, behände, belämmert, Gämse, Quäntchen, Schänke/Schenke, Ständelwurz/Stendelwurz, Stängel, überschwänglich.
Die Einträge Stempel, Wels usw. im Wörterverzeichnis müßten als Ausnahmen markiert werden, da es "Grundformen" mit a gibt (stampfen, Waller usw.). Andernfalls ergibt sich ein Widerspruch zwischen Regelwerk und Wörterverzeichnis.
Die Ungeklärtheit des Begriffs "Grundform" und die Nichtberücksichtigung der Ableitungsrichtung eröffnen weitere Möglichkeiten der Umlautschreibung: märken (zu Marke), sätzen (zu Satz), Känntnis (zu bekannt) usw.
Die Form Bändel wird im Wörterverzeichnis als Neuerung angeführt; sie war aber als Variante des ebenfalls regional üblichen Bendel schon lange vorhanden. Neuregelung der Dialektorthographie war nicht der Auftrag der Rechtschreibreformer. Schänke ist eine schon seit längerem anzutreffende Schreibweise, vor allem als Selbstbezeichnung von "Waldschänken" usw. Gegen die "falsche" Ableitung von Schank statt von schenken (Duden Bd. 9: Richtiges und gutes Deutsch s. v.) ist nicht viel einzuwenden. aufwendig wird durch die Reihenbildung auswendig, inwendig gestützt, so daß die Einführung einer neuen Variante überflüssig erscheint. Es wird schwer sein, die Fehlschreibung auswändig zu verhindern, da der Lernende kaum in der Lage sein dürfte, dem Druck der Analogie die stete Bewußthaltung einer (noch dazu so fragwürdigen) etymologischen Beziehung entgegenzustellen. - Ätzen ist eine Kausativbildung zu essen und hängt mit atzen zusammen, so daß nach dem vagen Begriff von "Grundform" keine Ausnahme vorliegt. - Lärm hängt mit Alarm zusammen, das ä ist also ebenfalls etymologisch gestützt. Daß die Beziehung rein sprachhistorisch ist, kann nach der Logik der Neuregelung kein Einwand sein.
Der Paragraph 15 beweist noch mehr als andere Stellen des Regelwerks, daß von einem "konsequent angewandten Stammprinzip" überhaupt keine Rede sein kann.
Die KMK-Arbeitsgruppe Rechtschreibreform hat 1993 angeregt, behende und Gemse mit ä zu schreiben und das Stammprinzip so umfassend anzuwenden, daß Eltern als "einzige wirkliche Ausnahme" übrig bliebe (vgl. Zabel 1996, S. 52). Sie machte sich offenbar unzulängliche Vorstellungen vom tatsächlichen Umfang der damit fälligen Schreibänderungen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2000 um 23.00
Ich kann es nicht belegen - und außerdem kommt es heutzutage nicht mehr so sehr auf Etymologien an - aber ich meine mich zu erinnern, daß ein Brückner kein Brückenbauer sondern eher ein Brückenbewacher und Mautkassierer ist, so wie ein Glöckner kein Glockengießer, sondern eher einer ist, der die Glocken bedient. So weit die Ironie!
Was die herzlichen Weihnachtswünsche angeht, gebe ich sie unbegrenzt zurück. Frieden schadet der Welt nicht.
Einsatz für die Wahrheit - selbst wenn er im Streit geschieht - schadet aber weiß Gott auch nicht. Ober möchte vielleicht irgendeiner der hier an der Diskussion Beteiligten sich der Lüge, der Ungerechtigkeit, dem Rückschritt und letztendlich der Sinnlosigkeit unterwerfen, bloß daß Frieden ist.
Die Doppeldeutigkeit des Wortes "Diktatfrieden" bringt erneut die Ironie ins Spiel.
War es nicht so, daß die Rechtschreibwelt im Jahre 1996 noch halbwegs in Ordnung war - zumindest ein geordneteres Bild präsentierte als im Jahre 2000? War es nicht so, daß das Faktische durch einen Federgriff der Politiker entkräftet wurde?
Ist es nicht so, daß jahrhundertealtes mühsam gespeichertes Wissen aufgrund des willkürlichen Urteils einiger weniger Einzelmenschen plötzlich wertlos wurde?
Ist es nicht so, daß die einzigen wirklich zündenden Argumente für diesen Umsturz (!!!) in einem "zu spät" und in einem Vorwurf einer "Faulheit umzulernen" bestanden?
Gibt es nicht andererseits genügend vernichtende Urteile unterschiedlicher Fachwissenschaften - selbst der Linguistik - die diese "Banausenschreibe" schon x-fach zu Grabe getragen, aber leider niemals zugescharrt haben?
Wenn in einem solchen Moment ein Waffenstillstandsangebot, ja ein Appell gegen die Verblendetheit der Kritiker kommt, dann fällt mir nur "Eisenbahnwagen" ein, und ich lehne es ab, einzusteigen.
Ich lehne es ab, daß diese Banausenschreibe, die Möglichkeit erhält, faktisch zu werden.
Und deshalb darf es keine Kampfpause geben - wobei ich verschiedene Kampfstile ablehne!
Mein Motiv für den fortgesetzten Kampf im bildlichen Vergleich: Ich schicke meine Frau doch nicht mehr zum Geschirrsäubern an den Dorfbrunnen, wenn ich ihr zuhause fließendes Wasser oder gar eine Geschirrspülmaschine einrichten kann.
Ich verachte das machohafte Verhalten der Kultusminister, die das Urteil der Bundesverfassungsgerichtes maßgeblich beeinflußt haben. Beide Teilgewalten zusammen haben die unselige Kombination von Sprache und Politik verursacht, während der Deutsche Bundestag attestierte: "Die Sprache gehört dem Volk".
Schönen Schluß noch: "Schuster bleib bei deinen Leisten." "Brückner bleib beim Kassieren!"
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.12.2000 um 23.00
Kenne ich mich in meiner Sprache noch aus? Kann ich noch ohne Wörterbuch auf die Straße gehen? In Tölz werden die Straßenschilder jetzt geändert: Gaissacher Strasse statt Gaißacher Straße. Man findet leichter nach Goassa. Es hilft.
Ich lasse mich integrieren, lerne Türkisch und schau mir die deutschen Filme mit Videotafeln an, ich versteh ja schon meine eigene (ist sie es noch?) Sprache nicht mehr. Was reden die »oberen Chargen« nur für einen Unsinn? Ich dänke weil Gedanke? Danke! Mich dünkt, das alles kommt von Dung? Wenn mein Nachbar seine Wiesen düngt, riecht es in der ganzen Landschaft nach Düngpfiff. Ich tünke meine Semmel nicht in Dung sondern in den Tunk. Ich trünke meinen Trunk.
Kunst kommt von können, käme es von wollen hieße sie Wulst. Ist nicht von mir!
Mit etwas Distanz ist dies ein wahrer Dis-Tanz und man könnte lachen darüber.
Wie man so etwas natürlich Gewachsenes wie unsere Sprache und ihre Schreibung so ekelhaft nach allen Seiten zerpflücken und ausweiden kann, etwas das nun eben einmal wirklich auch von der gewachsenen Anarchie lebt, von der Wagenbach geschrieben hat, und von der Ästhetik, die keiner der Experten auch nur erwähnt wissen will.
Mir kommt's vor, als wenn es um eine Taschenuhrreform ginge. Die einen sagen, die Uhr läuft nicht sauber, wir müssen sie reparieren. Die andern sagen, sie läuft schon, man muß sie nur ab und zu aufziehen. Man einigt sich nicht. Man zerlegt die Uhr. Jeder sieht, wo sie schon gelaufen wäre und wo sie laufen würde, obwohl sie technisch gesehen gar nicht so laufen könnte. Man zerlegt weiter. Alle Rädchen und Ächsen und Steinchen und Goldbölzchen liegen umeinander.
Man kriegt die Uhr, die vorher ziemlich zuverlässig lief, obwohl sie technisch gesehen nicht hätte laufen können, nie wieder zusammen. Hätte man sie zusammengelassen, hätten der Grünspan und die Patina sie noch eine Ewigkeit zusammengehalten. Sie wird nie wieder richtig funktionieren, man wird es immer mit einer stockenden, stehenbleibenden, kaputten Uhr zu tun haben.
Man wird sie immer wieder zerlegen und neu zusammensetzen.
Ach hätte man die Uhr doch in Frieden gelassen. Sie war so schön, tickte so schön, nur Besserwisser meinten Unregelmäßigkeiten in ihrem Gang zu erkennen, aber man konnte sich doch auf sie verlassen.
Wer tickt jetzt noch richtig?
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Brückner!
Ich kenne Sie nicht.
Doch Ihr Wissen ist bombastisch.
Aber, Sie wirken wie eine Bombe.
Und, wenn Sie sich einsetzen lassen,
gehen Sie kaputt.
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Christian Melsa am 20.12.2000 um 23.00
Gerade heute ist mir bei einem "Tipp" auf einer Pappwerbetafel wieder aufgefallen, wie sehr mir dieses Wort auf die Nerven geht. Ausgerechnet dieses Wort, eines der alleralbernsten Produkte der Rechtschreibreform, ist natürlich immer und immer wieder auf allen möglichen Zeitschriftentiteln und Werbeplakaten, Anzeigen, Flugblättern usw. zu sehen. Nebenbei: Vielleicht ein Zeichen verbreiteter Orientierungslosigkeit der Gesellschaft, daß Werbung und Medien glauben, es bestünde ein solcher Bedarf, ständig mit "Tipps" zugeschüttet zu werden...? Es wundert mich, daß die doch angeblich so psychologisch ausgeklügelten und durch Trendforschung abgesicherten Werbemethoden sich mit so einem Wort anfreunden können. Jemanden, der mir einen "Tipp" geben möchte, empfinde ich unterschwellig automatisch als aufdringlich und unseriös, genau wie die Maßnahme, die zu dieser neuen Schreibweise geführt hat. Ein "Tip" wirkt damit verglichen viel sympathischer, ehrlich, integer, nicht so anbiederisch und (auf)gezwungen. An einer Zeitschriftenauslage in einam Laden mit lauter "Tipps" auf den Titeln vorbeizulaufen, erinnert mich mittlerweile fatal an das Gefühl, auf dem hamburger Kiez unterwegs zu sein und am Hans-Albers-Platz unvermeidlich von diesen penetranten Prostituierten angelabert zu werden. Vielleicht empfindet nicht jeder Durchschnittskonsument ganz so extrem wie ich, aber es ist doch nun wirklich allgemein bekannt und mannigfach belegt, daß die große Mehrheit der Deutschsprechenden die Rechtschreibreform entschieden ablehnt. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit solchen Reformwörtern beim potentiellen Kunden beliebt zu machen, ist jedenfalls eindeutig sehr viel geringer als wenn man die gewöhnlichen Schreibweisen verwenden würde. Was muß in den Werbeagenturen und Printmedienredaktionen nur für ein unüberdachtes Treiben herrschen? Der ganzen Sache haftet schon ein seltsamer Irrsinn an, der beinahe religiöse Züge trägt.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.12.2000 um 23.00
"Die Softwareversion ist voll rückwärtskompatibel" - gestern fiel mir erst beim zweiten Hinsehen auf, daß ich versäumt hatte, hier eine Augstsche Getrenntschreibung hineinzukorrigieren. Dieser Hund schafft es doch tatsächlich, Regeln zu erfinden, die ich trotz einiger Erfahrung nicht beherrsche. Ich wünsche ihm dennoch schöne Weihnachten und attestiere ihm, daß seine Rechtschreibreform voll rückwärts kompatibel ist. Den anderen wünsche ich volle Kraft voraus! Schöne Feiertage allerseits.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 20.12.2000 um 23.00
Ich habe nach längerer Zeit mal wieder im Netz gesurft und bin auf diese Site gestoßen, wo mein Leserbrief an die FAZ vom Oktober 2000 diskutiert wurde.
Einige Anmerkungen zu dieser Diskussion seien mir an dieser Stelle gestattet:
Sehr geehrter Herr Riebe: Vorweg: Die Tatsache dass ich eine Rezension als "Artikel" bezeichnet habe,
ist ganz einfach dadurch zu erklären, dass ich mich nicht auf besagte Rezension bezogen habe, sondern auf einen A r t i k e l vom 5. Oktober.
Es mag sich also doch lohnen, den Brief genauer zu lesen, etwa im Hinblick darauf, w o g e g e n ich es gewagt habe, die Kultusminister "in Schutz zu nehmen". Es ging mir weniger um die Inhalte der Rechtschreibdiskussion, die, wie man durchaus meinen kann, bereits zur genüge wiedergekäut worden sind, sondern vielmehr um den Stil, mit dem diese Diskussion geführt wird, auch aus diesem Grund habe ich mich aus einige wenige Beispiele beschränkt. Auch die Textsorte bringt diesen Zwang mit sich.
Beschimpfungen und unfaire Vorwürfe gehören ja auch auf diesen Sites offensichtlich zum guten Ton. Aber die Sprache, die am 5. Oktober in der FAZ geführt wurde, ging mir doch zu weit. Da war von "Methoden totalitärer Machthaber", von Geiselnahme und von einer unerträglichen Kampf- und Kriegsmetaphorik zu lesen. Recherchen im Internet brachten noch mehr hervor:
Mit ein, zwei Links gelangt man von den Websites einiger Reformgegner auf Seiten, die in Fraktur zum "Kampf mit Feuer und Schwert"gegen die Rechtschreibreform aufrufen, andere Leute, die ich mit jenen nicht in einen Topf werfen will, haben kein Problem damit, der "Jungen Freiheit" Interviews zu geben. (Man mag diesem Einwand damit begegnen, unbescholtene Bürger wie etwa Guido Westerwelle hätten dies ebenfalls getan, in diesem Fall allerdings meine ich, spricht dies eher gegen Herrn Westerwelle als für die "Junge Freiheit".)
Worauf ich hinaus will, ist dies:
Mir schien im Oktober, und daran hat sich nichts geändert, dass von einigen Leuten versucht wird, die Diskussion um die Rechtschreibreform an eine politische Diskussion zu knüpfen. Ich halte dies aus mehreren Gründen für fatal. Die Sprachgeschichte hat mehrfach gezeigt, dass eine zu enge Verknüpfung dieser beiden Bereiche sich für Sprache und Sprecher meist nachteilig auswirkt. Die deutschsprachigen Italiener können ein Lied davon singen. Eine Reduktion auf die Dichotomie alt - neu, wie sie die FAZ dieses Jahr durch ihre Umstellung betrieben hat, ist absolut kontraproduktiv. Es scheint momentan eine Tendenz zu geben, dahingehend, dass sich Befürworter und Gegner und "links" und "rechts" zusammenfinden. Für die linguistische Diskussion ist dies absolut nicht zuträglich, ebensowenig wie für die politische Diskussion. Wer der Politik in diesem Punkt totalitäre Züge unterstellt, muss das Bundesverfassungsgericht einbeziehen. Damit rüttelt er an den Grundfesten unserer Demokratie. Ein ironischer Vergeich mit politischen Umstürzlern ist daher nicht allzuweit hegeholt.
Also: Nicht "alt" und "neu" sollten diskutiert werden, sondern "gut" und "schlecht". Die FAZ hat durch ihre Umstellung zu einer solchen Diskussion leider nichts beigetragen. Man stelle sich die absurde Situation vor: "Links" schreibt "ss", "Rechts" schreibt "ß". Damit ist niemandem geholfen. Gegenseitige Faschismusvorwürfe und eine Blut-und-Boden-Sprache sind unter Niveau, nicht jedoch eine gesunde Prise Ironie, mit der solche Verkrustungen aufgebrochen werden sollten. Wenn Ironie mit Überheblichkeit verwechselt wird, ist dies schade, ich denke nicht, dass man auf irgendeine Position herabsehen sollte, mit Ausnahme vielleicht der eindeutig ideologisch gefärbten. Unverschämtheiten, wie sie hier - nicht gegen mich, aber gegen einige andere - hervorgebracht werden, irrtümlich oder vorsätzlich falsche Argumente, wie sie häufig auf den genannten Websites zu finden sind, sollten jedoch aus dem Verkehr gezogen werden, die Öffentlichkeit hat zu diesem Thema ein ausreichendes Maß an falscher Information erhalten. In diesem Sinne sind meine Einwände gegen e i n i g e Argumente, die Herr Illauer hervorgebracht hatte, zu verstehen. Nicht dass sein Artikel unverschämt gewesen wäre oder bewusste Falschinformationen enthalten habe. Aber einige Pauschalisierungen ("wir alle sagen "selbständig""), seine zu starke Betonung der Produktion von Schrift gegenüber der weit häufigeren und damit wichtigeren Rezeption derselben, sein Argument, man solle die S-Regelung (die vielleicht einzige vollständig vernünftige Neuregelung) aufgeben, weil die Sprecher eines bestimmten Dialekts Schwierigkeiten damit hätten, waren auch für seine eigene Argumentation kontraproduktiv.
Dass Herr Illauer mit vielem recht hatte, ist von mir zwar ausdrücklich betont, von der FAZ-Redaktion aber ebenso wie die FAZ-kritischen Passagen gestrichen worden. Als "einfachen Pauker" oder gar als "durchgeknallten Laien", Herr Wrase, kann ich ihn also gar nicht betrachtet haben. So viel zum Thema Niveau.
Meine Frage an die Runde also: wäre es nicht vernünftig, sich jetzt zu beruhigen, sich zurückzuziehen, und sich nicht weiter über die Ersetzung einer mittelmäßigen Regelung durch eine mittelmäßige Regelung zu streiten, sondern statt dessen in einigen Jahren mit etwas Gutem zu kommen? Das Gute der alten mit dem Guten der Neuen Regelung und einigen anderen guten Ideen zu verknüpfen und der Öffentlichkeit zu unterbreiten, dann, wenn diese und die Politiker ihre Diskussionsmüdigkeit abgelegt haben?
Mit herzlichen Weihnachtswünschen an alle hier mitdiskutierenden und der Bitte um Nachsehung meiner der jahreszeitbedingten Eile geschuldeten Rechtschreibfehler,
Dominik Brückner
Dominik Brückner
(meine Adresse hat Herr Riebe dankenswerter Weise bereits in diesem Forum kundgetan)
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.12.2000 um 23.00
Also gut, ich gebe zu, daß ich mich gelegentlich an der Absenkung des Niveaus in diesem Forum tatkräftig beteiligt habe. Manchmal ist das unvermeidlich, wenn man deutlich sagt, was man denkt (was ja auch seine brauchbaren Seiten hat). Ich bitte die Gäste, mir das nachzusehen und sich vorrangig an meine bürgerlich einwandfreien Beiträge zu halten. Ich hoffe hier auf einen persönlichen Reifungsprozeß, der durch die Rechtschreibreform und die Begegnung mit Figuren wie Lars Kerner nicht unbedingt beschleunigt wurde ...
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 20.12.2000 um 23.00
Oben auf der Nachrichtenseite hat Herr Jansen das Problem der Umlautschreibung und der falschen Ableitungen aufgeworfen. Da ich nicht erwarten kann, daß jeder meinen "Kritischen Kommentar" zur Hand hat, erlaube ich mir, die Paragraphen 13-15 des amtlichen Regelwerks zusammen mit meinem Kommentar hier wiederzugeben. (Dabei gehen die Auszeichnungen verloren, und es ist mir zu aufwendig, sie wiederherzustellen, lohnt sich auch kaum.) Es würde mich freuen, mit diesem Auszug die Diskussion auf eine etwas breitere Grundlage gestellt zu haben. Auf Fragen will ich gern eingehen.
1.4 Umlautschreibung bei [e]
§ 13
Für kurzes [e] schreibt man ä statt e, wenn es eine Grundform mit a gibt.
Dies betrifft flektierte und abgeleitete Wörter wie:
Bänder, Bändel (wegen Band); Hälse (wegen Hals); Kälte, kälter (wegen kalt); überschwänglich (wegen Überschwang)
E1: Man schreibt e oder ä in Schenke/Schänke (wegen ausschenken/Ausschank), aufwendig/aufwändig (wegen aufwenden/Aufwand).
§ 14
In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise ä.
Dies betrifft Wörter wie:
ätzen, dämmern, Geländer, Lärm, März, Schärpe
(...)
§ 15
In wenigen Wörtern schreibt man ausnahmsweise e.
Das betrifft Wörter wie:
Eltern (trotz alt); schwenken (trotz schwanken)
Kommentar:
Der Begriff der "Grundform" ist nicht erklärt. Aus den Beispielen geht hervor, daß teils der Singular gemeint ist, aus dem der Plural mit Umlaut abzuleiten sei (Hals - Hälse), teils der Positiv als Grundform der Steigerungsformen (kalt - kälter), teils die Normalform als Grundlage des Diminutivs (Band - Bändel), teils historische Ausgangsformen für (auch vermeintliche) Ableitungsbeziehungen (Überschwang - überschwänglich).
Während Diminution, Komparation und Pluralbildung (es wären noch die Ableitung der Nomina agentis, die Motion und einige andere Fälle hinzuzufügen) produktive Verfahren sind, gilt das für die historischen Ableitungsbeziehungen nicht. So heißt es in dem für die Hand des Lehrers bestimmten Werk "Die deutsche Sprache der Gegenwart" von Ludwig Sütterlin (1910):
"Die Fälle, in denen heute Wirkungen des i-Umlauts vorliegen, zerfallen in zwei Gruppen. In der einen wird der Umlaut noch lebendig gefühlt, in der andern ist er abgestorben." (S. 56)
Dies ist also unter Sprachwissenschaftlern seit langem Gemeingut. Die Reformer wollen davon jedoch nichts wissen und versuchen sich an der Wiederbelebung "abgestorbener" Zusammenhänge. Selbst dies geschieht aber nicht systematisch (wofür sich allerdings auch keine Zustimmung bei den Betroffenen finden ließe), sondern punktuell bei einer winzigen Anzahl willkürlich ausgewählter Wörter.
Da über die Ableitungsrichtung nichts Näheres gesagt wird, genügt es, irgendwelche wirklichen oder vermeintlichen (als Volksetymologie oder "heutige" Motivation gerechtfertigten) Grundformen aufzusuchen und daraus die Umlautschreibung abzuleiten. Wie umfassend und vage die Ausgangsformen für etymologische Umlautschreibungen eigentlich konzipiert sind, ging aus dem Kommentar zur Neuregelungsvorlage von 1992 deutlicher hervor. Dort hieß es nämlich: "Für das kurze e schreibt man ä statt e, wenn es eine Grundform oder verwandte Wörter mit a gibt." (Deutsche Rechtschreibung, S. 23; entsprechend auch zu eu/äu) Der von mir unterstrichene Zusatz ist weggefallen, die Konzeption mit ihren weitreichenden Folgen ist aber geblieben.
Einschränkungen ergeben sich allenfalls aus § 15. Überraschenderweise ist darin von nur "wenigen Wörtern" die Rede, die trotz a-haltiger "Grundformen" ausnahmsweise mit e geschrieben werden. Gallmann und Sitta sprechen gar vom "Einzelfall Eltern" (1996, S. 78). In Wirklichkeit gibt es unzählige : heften (wegen haften), prellen (prallen), schellen (schallen), wecken (wachen) und andere Kausative, dazu fertig (Fahrt), Mensch (Mann), Geschlecht (Schlag), fest (fast), Krempe (Krampe), gerben (gar), Henne (Hahn), kentern (Kante), sperren (Sparren) u.v.a. - Auch könnte man angesichts der Beispiele in § 13 fragen, warum nicht auch aufwenden wegen Aufwand gleich mit ä geschrieben wird usw.
Wenn es nur wenige Ausnahmeschreibungen mit e gäbe, könnte man erwarten, daß sie im amtlichen Wörterverzeichnis angeführt sind und daß unter § 15 auf diese Tatsache hingewiesen würde. § 13 regt ja den Schreibenden dazu an, Umlautschreibungen durchzuführen, wenn die genannte Bedingung erfüllt ist. Die Zusammenlegung produktiver Verfahren wie Pluralbildung usw. mit historischen Ableitungsbeziehungen leitet dazu an, auch die Ableitung durch produktive Anwendung der Umlautschreibung grundsätzlich zu reaktivieren. Dies bestätigen einzelne Einträge im Wörterverzeichnis wie Stängel (wegen Stange), volksetymologisch auch Quäntchen (wegen Quantum).
Da es wesentlich mehr "Ausnahmen" gibt, als § 15 vorsieht, könnte der uferlosen Umgestaltung bekannter Wörter im Sinne der historisierenden Umlautschreibung nur durch Aufzählung sämtlicher Ausnahmen ein Riegel vorgeschoben werden.
Vor die Frage gestellt, ob zum Beispiel Spengler wegen Spange künftig mit ä zu schreiben sei, findet der Benutzer nichts, was dagegen spräche, denn Spengler ist weder im Wörterverzeichnis enthalten noch unter § 15 als Ausnahme angeführt. Folglich muß es künftig Spängler geschrieben werden, in Befolgung der Anleitung aus § 13. Mit dieser Schlußfolgerung konfrontiert, teilt die Sprachberatung der Dudenredaktion folgendes mit:
"Bekanntlich verfolgten die Rechtschreibreformer das Ziel, das korrekte Schreiben zu erleichtern, ohne radikale Eingriffe in vertraute Wortbilder vorzunehmen.
§ 13 des amtlichen Regelwerks ist deshalb nach unserer Auffassung so zu verstehen, dass die Umlautschreibung entsprechend dem Stammprinzip nur auf diejenigen ausgewählten Einzelwörter anzuwenden ist, die explizit in der amtlichen Wörterliste verzeichnet sind.
Das Lemma Spengler ist demnach von der Neuregelung nicht betroffen." (Brief vom 2. Juli 1997 an den Verfasser)
Damit ist zweifellos die geheime Zusatzregel genau getroffen, die man stillschweigend anwenden muß, um den fatalen Folgen einer wörtlichen Befolgung von § 13 zu entgehen. Natürlich ist es widersinnig, eine Regel nur auf diejenigen Wörter anzuwenden, die explizit in der amtlichen Wörterliste verzeichnet sind - auf die sie also bereits angewendet ist. Es handelt sich dann eben um keine Regel mehr, sondern um eine Einzelwortfestlegung für folgende zehn Wörter: aufwändig/aufwendig, Bändel, behände, belämmert, Gämse, Quäntchen, Schänke/Schenke, Ständelwurz/Stendelwurz, Stängel, überschwänglich.
Die Einträge Stempel, Wels usw. im Wörterverzeichnis müßten als Ausnahmen markiert werden, da es "Grundformen" mit a gibt (stampfen, Waller usw.). Andernfalls ergibt sich ein Widerspruch zwischen Regelwerk und Wörterverzeichnis.
Die Ungeklärtheit des Begriffs "Grundform" und die Nichtberücksichtigung der Ableitungsrichtung eröffnen weitere Möglichkeiten der Umlautschreibung: märken (zu Marke), sätzen (zu Satz), Känntnis (zu bekannt) usw.
Die Form Bändel wird im Wörterverzeichnis als Neuerung angeführt; sie war aber als Variante des ebenfalls regional üblichen Bendel schon lange vorhanden. Neuregelung der Dialektorthographie war nicht der Auftrag der Rechtschreibreformer. Schänke ist eine schon seit längerem anzutreffende Schreibweise, vor allem als Selbstbezeichnung von "Waldschänken" usw. Gegen die "falsche" Ableitung von Schank statt von schenken (Duden Bd. 9: Richtiges und gutes Deutsch s. v.) ist nicht viel einzuwenden. aufwendig wird durch die Reihenbildung auswendig, inwendig gestützt, so daß die Einführung einer neuen Variante überflüssig erscheint. Es wird schwer sein, die Fehlschreibung auswändig zu verhindern, da der Lernende kaum in der Lage sein dürfte, dem Druck der Analogie die stete Bewußthaltung einer (noch dazu so fragwürdigen) etymologischen Beziehung entgegenzustellen. - Ätzen ist eine Kausativbildung zu essen und hängt mit atzen zusammen, so daß nach dem vagen Begriff von "Grundform" keine Ausnahme vorliegt. - Lärm hängt mit Alarm zusammen, das ä ist also ebenfalls etymologisch gestützt. Daß die Beziehung rein sprachhistorisch ist, kann nach der Logik der Neuregelung kein Einwand sein.
Der Paragraph 15 beweist noch mehr als andere Stellen des Regelwerks, daß von einem "konsequent angewandten Stammprinzip" überhaupt keine Rede sein kann.
Die KMK-Arbeitsgruppe Rechtschreibreform hat 1993 angeregt, behende und Gemse mit ä zu schreiben und das Stammprinzip so umfassend anzuwenden, daß Eltern als "einzige wirkliche Ausnahme" übrig bliebe (vgl. Zabel 1996, S. 52). Sie machte sich offenbar unzulängliche Vorstellungen vom tatsächlichen Umfang der damit fälligen Schreibänderungen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2000 um 23.00
Ich kann es nicht belegen - und außerdem kommt es heutzutage nicht mehr so sehr auf Etymologien an - aber ich meine mich zu erinnern, daß ein Brückner kein Brückenbauer sondern eher ein Brückenbewacher und Mautkassierer ist, so wie ein Glöckner kein Glockengießer, sondern eher einer ist, der die Glocken bedient. So weit die Ironie!
Was die herzlichen Weihnachtswünsche angeht, gebe ich sie unbegrenzt zurück. Frieden schadet der Welt nicht.
Einsatz für die Wahrheit - selbst wenn er im Streit geschieht - schadet aber weiß Gott auch nicht. Ober möchte vielleicht irgendeiner der hier an der Diskussion Beteiligten sich der Lüge, der Ungerechtigkeit, dem Rückschritt und letztendlich der Sinnlosigkeit unterwerfen, bloß daß Frieden ist.
Die Doppeldeutigkeit des Wortes "Diktatfrieden" bringt erneut die Ironie ins Spiel.
War es nicht so, daß die Rechtschreibwelt im Jahre 1996 noch halbwegs in Ordnung war - zumindest ein geordneteres Bild präsentierte als im Jahre 2000? War es nicht so, daß das Faktische durch einen Federgriff der Politiker entkräftet wurde?
Ist es nicht so, daß jahrhundertealtes mühsam gespeichertes Wissen aufgrund des willkürlichen Urteils einiger weniger Einzelmenschen plötzlich wertlos wurde?
Ist es nicht so, daß die einzigen wirklich zündenden Argumente für diesen Umsturz (!!!) in einem "zu spät" und in einem Vorwurf einer "Faulheit umzulernen" bestanden?
Gibt es nicht andererseits genügend vernichtende Urteile unterschiedlicher Fachwissenschaften - selbst der Linguistik - die diese "Banausenschreibe" schon x-fach zu Grabe getragen, aber leider niemals zugescharrt haben?
Wenn in einem solchen Moment ein Waffenstillstandsangebot, ja ein Appell gegen die Verblendetheit der Kritiker kommt, dann fällt mir nur "Eisenbahnwagen" ein, und ich lehne es ab, einzusteigen.
Ich lehne es ab, daß diese Banausenschreibe, die Möglichkeit erhält, faktisch zu werden.
Und deshalb darf es keine Kampfpause geben - wobei ich verschiedene Kampfstile ablehne!
Mein Motiv für den fortgesetzten Kampf im bildlichen Vergleich: Ich schicke meine Frau doch nicht mehr zum Geschirrsäubern an den Dorfbrunnen, wenn ich ihr zuhause fließendes Wasser oder gar eine Geschirrspülmaschine einrichten kann.
Ich verachte das machohafte Verhalten der Kultusminister, die das Urteil der Bundesverfassungsgerichtes maßgeblich beeinflußt haben. Beide Teilgewalten zusammen haben die unselige Kombination von Sprache und Politik verursacht, während der Deutsche Bundestag attestierte: "Die Sprache gehört dem Volk".
Schönen Schluß noch: "Schuster bleib bei deinen Leisten." "Brückner bleib beim Kassieren!"
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Walter Lachenmann am 20.12.2000 um 23.00
Kenne ich mich in meiner Sprache noch aus? Kann ich noch ohne Wörterbuch auf die Straße gehen? In Tölz werden die Straßenschilder jetzt geändert: Gaissacher Strasse statt Gaißacher Straße. Man findet leichter nach Goassa. Es hilft.
Ich lasse mich integrieren, lerne Türkisch und schau mir die deutschen Filme mit Videotafeln an, ich versteh ja schon meine eigene (ist sie es noch?) Sprache nicht mehr. Was reden die »oberen Chargen« nur für einen Unsinn? Ich dänke weil Gedanke? Danke! Mich dünkt, das alles kommt von Dung? Wenn mein Nachbar seine Wiesen düngt, riecht es in der ganzen Landschaft nach Düngpfiff. Ich tünke meine Semmel nicht in Dung sondern in den Tunk. Ich trünke meinen Trunk.
Kunst kommt von können, käme es von wollen hieße sie Wulst. Ist nicht von mir!
Mit etwas Distanz ist dies ein wahrer Dis-Tanz und man könnte lachen darüber.
Wie man so etwas natürlich Gewachsenes wie unsere Sprache und ihre Schreibung so ekelhaft nach allen Seiten zerpflücken und ausweiden kann, etwas das nun eben einmal wirklich auch von der gewachsenen Anarchie lebt, von der Wagenbach geschrieben hat, und von der Ästhetik, die keiner der Experten auch nur erwähnt wissen will.
Mir kommt's vor, als wenn es um eine Taschenuhrreform ginge. Die einen sagen, die Uhr läuft nicht sauber, wir müssen sie reparieren. Die andern sagen, sie läuft schon, man muß sie nur ab und zu aufziehen. Man einigt sich nicht. Man zerlegt die Uhr. Jeder sieht, wo sie schon gelaufen wäre und wo sie laufen würde, obwohl sie technisch gesehen gar nicht so laufen könnte. Man zerlegt weiter. Alle Rädchen und Ächsen und Steinchen und Goldbölzchen liegen umeinander.
Man kriegt die Uhr, die vorher ziemlich zuverlässig lief, obwohl sie technisch gesehen nicht hätte laufen können, nie wieder zusammen. Hätte man sie zusammengelassen, hätten der Grünspan und die Patina sie noch eine Ewigkeit zusammengehalten. Sie wird nie wieder richtig funktionieren, man wird es immer mit einer stockenden, stehenbleibenden, kaputten Uhr zu tun haben.
Man wird sie immer wieder zerlegen und neu zusammensetzen.
Ach hätte man die Uhr doch in Frieden gelassen. Sie war so schön, tickte so schön, nur Besserwisser meinten Unregelmäßigkeiten in ihrem Gang zu erkennen, aber man konnte sich doch auf sie verlassen.
Wer tickt jetzt noch richtig?
Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Brückner!
Ich kenne Sie nicht.
Doch Ihr Wissen ist bombastisch.
Aber, Sie wirken wie eine Bombe.
Und, wenn Sie sich einsetzen lassen,
gehen Sie kaputt.
Norbert Schäbler
63768 Hösbach
eingetragen von Theodor Ickler am 19.12.2000 um 23.00
Auf das Hinterzimmerhafte der sogenannten Rechtschreibreform habe ich schon vor fünf Jahren hingewiesen. Gewisse Auskünfte, die ich damals von Herrn Heller bekommen hatte, erinnerten mich penetrant an Blümchentapete.
So hatte ich mich einmal über die Ungleichartigkeit des ausgewählten Wortschatzes mokiert, mit entlegensten Einträgen wie "Khedive" oder "Aland", wärend andererseits der gesamte vulgäre Wortschatz fehlte. Vor etlichen Jahren hatte Dudenredakteur Wolfgang Müller in einem schönen Aufsatz darauf hingewiesen, daß Benutzer häufig fragen, ob "das vulgäre Wort für Vagina" nun mit V oder mit F geschrieben wird usw. (Augst/Schaeder 1991, S. 339). Im amtlichen Wörterverzeichnis fehlt sogar "Scheiße", "scheißen". Das ist kaum zu glauben, aber wahr.
Darauf angesprochen, antwortete Klaus Heller am 17.10.1995:
"Um den 'nicht ganz stubenreinen Wortschatz' gab es ein langes Hin und Her, bis der Arbeitsausschuß der KMK sich (wohl aus schulpädagogischen Erwägungen heraus) g e g e n eine Aufnahme entschied. Als einzige Ausnahme wurde uns 'Arsch' zugestanden. Das mag man bedauern, doch ist das sicher nichts Existentielles."
Doch, es ist etwas Existentielles für ein Wörterbuch, das den zentralen deutschen Wortschatz zu erfassen behauptet. Näheres bei Jacob Grimm, Vorrede zum Deutschen Wörterbuch, Kapitel "anstöszige wörter".
Zur hybriden Schreibweise "Hämorriden":
"Daß bei der integrierten Schreibung von 'Hämorrhoiden' das zweite r mit fallen sollte, war auch meine - allerdings seinerzeit nicht durchzusetzende - Auffassung. Vergessen Sie bitte nicht, daß wir mit dem Vorschlag (und das gilt für alle seine Teile) einen - wohl nur auf solche Weise zustande zu bringenden - Kompromiß vorliegen haben." (Heller ebd.)
Nun, das haben wir keinen Augenblick vergessen, aber es schert uns nicht im geringsten, welche Kompromisse da von einer sehr gemischten und völlig überforderten Truppe selbsternannter Sprachveränderer ausgehandelt worden sind und wie demokratisch ihre Abstimmungen verlaufen sind - einer Truppe, die lange um "Arsch" und "Scheiße" gerungen hat. Um so komischer natürlich, wenn heute einige wenige Reformbefürworter das Zufallsprodukt von damals bis aufs letzte i-Tüpfelchen verteidigen zu müssen glauben.
Das alles kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß im November 1994 keine Reform, sondern ein Steinbruch vorlag, wo sich uralte Versatzstücke mit erst jüngst zusammengestückelten Brocken mischten und das Ganze verabschiedet werden mußte, weil die Politik nicht mehr länger mitmachen wollte. Leider gibt es über all die Jahre keine Protokolle, doch hat mir die österreichische Bundesregierung die Genehmigung erteilt, den Videomitschnitt der Wiener Abschlußkonferenz anzuschauen, zu daß ich vielleicht bald wenigstens die Oberfläche dieses intriganten Spiels einer breiteren Öffentlichkeit vorführen kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 19.12.2000 um 23.00
Auf das Hinterzimmerhafte der sogenannten Rechtschreibreform habe ich schon vor fünf Jahren hingewiesen. Gewisse Auskünfte, die ich damals von Herrn Heller bekommen hatte, erinnerten mich penetrant an Blümchentapete.
So hatte ich mich einmal über die Ungleichartigkeit des ausgewählten Wortschatzes mokiert, mit entlegensten Einträgen wie "Khedive" oder "Aland", wärend andererseits der gesamte vulgäre Wortschatz fehlte. Vor etlichen Jahren hatte Dudenredakteur Wolfgang Müller in einem schönen Aufsatz darauf hingewiesen, daß Benutzer häufig fragen, ob "das vulgäre Wort für Vagina" nun mit V oder mit F geschrieben wird usw. (Augst/Schaeder 1991, S. 339). Im amtlichen Wörterverzeichnis fehlt sogar "Scheiße", "scheißen". Das ist kaum zu glauben, aber wahr.
Darauf angesprochen, antwortete Klaus Heller am 17.10.1995:
"Um den 'nicht ganz stubenreinen Wortschatz' gab es ein langes Hin und Her, bis der Arbeitsausschuß der KMK sich (wohl aus schulpädagogischen Erwägungen heraus) g e g e n eine Aufnahme entschied. Als einzige Ausnahme wurde uns 'Arsch' zugestanden. Das mag man bedauern, doch ist das sicher nichts Existentielles."
Doch, es ist etwas Existentielles für ein Wörterbuch, das den zentralen deutschen Wortschatz zu erfassen behauptet. Näheres bei Jacob Grimm, Vorrede zum Deutschen Wörterbuch, Kapitel "anstöszige wörter".
Zur hybriden Schreibweise "Hämorriden":
"Daß bei der integrierten Schreibung von 'Hämorrhoiden' das zweite r mit fallen sollte, war auch meine - allerdings seinerzeit nicht durchzusetzende - Auffassung. Vergessen Sie bitte nicht, daß wir mit dem Vorschlag (und das gilt für alle seine Teile) einen - wohl nur auf solche Weise zustande zu bringenden - Kompromiß vorliegen haben." (Heller ebd.)
Nun, das haben wir keinen Augenblick vergessen, aber es schert uns nicht im geringsten, welche Kompromisse da von einer sehr gemischten und völlig überforderten Truppe selbsternannter Sprachveränderer ausgehandelt worden sind und wie demokratisch ihre Abstimmungen verlaufen sind - einer Truppe, die lange um "Arsch" und "Scheiße" gerungen hat. Um so komischer natürlich, wenn heute einige wenige Reformbefürworter das Zufallsprodukt von damals bis aufs letzte i-Tüpfelchen verteidigen zu müssen glauben.
Das alles kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß im November 1994 keine Reform, sondern ein Steinbruch vorlag, wo sich uralte Versatzstücke mit erst jüngst zusammengestückelten Brocken mischten und das Ganze verabschiedet werden mußte, weil die Politik nicht mehr länger mitmachen wollte. Leider gibt es über all die Jahre keine Protokolle, doch hat mir die österreichische Bundesregierung die Genehmigung erteilt, den Videomitschnitt der Wiener Abschlußkonferenz anzuschauen, zu daß ich vielleicht bald wenigstens die Oberfläche dieses intriganten Spiels einer breiteren Öffentlichkeit vorführen kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.12.2000 um 23.00
Ich habe bei meiner vergleichenden Untersuchung der Süddeutschen Zeitung peinlichst darauf geachtet, die neue Rechtschreibung nicht zu benachteiligen. Insgesamt ist die Reform deshalb eher etwas zu gut weggekommen. Es liegt mir nämlich daran, daß man dieser Studie nicht wird nachsagen können, die Ergebnisse seien durch eine Voreingenommenheit des Untersuchers verfälscht worden. Natürlich behauptet das Frau Kopsch - in der Wissenschaft gilt eine solche Behauptung ohne Beweisführung als Unverschämtheit -, und natürlich hält sie das Ergebnis für gänzlich "unbedeutend". Sie gehört zu den Personen, mit denen meiner Meinung nach Diskussionen fruchtlos sein müssen. Während sie sich mit ihrer Leidenschaft für die Rechtschreibreform als progressiv darstellt, ist sie in Wirklichkeit unfähig, neue Informationen aufzunehmen und realistisch zu verarbeiten, weil das die einmal erkorene ideologische Position gefährden würde. Daraus resultieren dann auch unbrauchbare Argumente, die immer wieder aufgetischt werden. Beispielsweise legt Frau Kopsch zur Entkräftung des Ergebnisses meiner Untersuchung gleich damit los, ich hätte die Studie des IDS zur Einheitlichkeit der Wörterbücher nicht zur Kenntnis genommen. Dabei spielen die neuen Wörterbücher bei meiner Untersuchung praktisch keine Rolle; Maßstab zur Auswertung war natürlich die jeweilige Hausorthographie der SZ. Es ist absurd, auf die Einwände von Frau Kopsch gegen meine Studie auch nur ansatzweise einzugehen, denn sie hat sie ja gar nicht gelesen und will es auch nicht tun (ich lege auch keinen Wert darauf, daß Frau Kopsch sie liest; aber sie möge sich dann anständigerweise weiterer Urteile darüber enthalten). Daher erspare ich mir weitere Hinweise dieser Art.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.12.2000 um 23.00
Es sollte vielleicht doch noch angemerkt werden, daß es neben dem Ergebnis "Fehlerzahlen ungefähr 5 zu 1 in den von der Reform betroffenen Bereichen" noch ein zweites, genauso wichtiges Ergebnis der SZ-Studie gibt, nämlich: "Fehlerzahlen ungefähr 10:1 in den von der Reform betroffenen Bereichen", wenn man die Neuregelung mit dem ganz selbstverständlichen Ansatz von Professor Ickler vergleicht, die Regeln der Rechtschreibung dem allgemeinen Schreibgebrauch anzupassen, also das Rechtschreibwörterbuch als Maßstab für die Ausgabe vor der Reform heranzieht; auch das habe ich getan.
Der Witz bei diesem Ansatz liegt ja gerade darin, daß sich in den überhaupt für Neuformulierungen in Frage kommenden Bereichen der Rechtschreibung die Fehlerzahlen deutlich senken lassen, ohne daß irgend jemand hätte umlernen müssen; ohne daß man die Bürger hätte vergewaltigen müssen; ohne daß der gesamte Textbestand des 20. Jahrhunderts plötzlich "veraltet" gewesen wäre; ohne Milliardenkosten; ohne unendliche Auseinandersetzungen; ohne ... ohne ... Die Studie belegt also, daß sich das Ziel der Rechtschreibreform tatsächlich erreichen ließe - sofort, mit vergleichsweise minimalem Aufwand. Aber nicht mit der Rechtschreibreform, sondern mit Professor Icklers Methode.
Es gibt, wie ich finde, kaum eine treffendere bildliche Darstellung der Rechtschreibreform als die Illustration auf der Titelseite von Professor Icklers "Schildbürger"-Buch. Da versuchen die tapferen Bürger mit vergleichsweise gigantischem Aufwand eine Kuh über eine hohe Mauer am Seil hinüberzuwürgen und zu stemmen - die Kuh starrt schon ihrem Tod entgegen -, anstatt sie ein paar Schritte weiter um das Ende der Mauer herumzuführen.
Es gibt übrigens noch eine zweite Methode, die diesem Herumführen vielleicht sogar noch eher entspricht. Ich möchte sie an dieser Stelle jedoch nicht öffentlich ausplaudern.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.12.2000 um 23.00
Ich habe bei meiner vergleichenden Untersuchung der Süddeutschen Zeitung peinlichst darauf geachtet, die neue Rechtschreibung nicht zu benachteiligen. Insgesamt ist die Reform deshalb eher etwas zu gut weggekommen. Es liegt mir nämlich daran, daß man dieser Studie nicht wird nachsagen können, die Ergebnisse seien durch eine Voreingenommenheit des Untersuchers verfälscht worden. Natürlich behauptet das Frau Kopsch - in der Wissenschaft gilt eine solche Behauptung ohne Beweisführung als Unverschämtheit -, und natürlich hält sie das Ergebnis für gänzlich "unbedeutend". Sie gehört zu den Personen, mit denen meiner Meinung nach Diskussionen fruchtlos sein müssen. Während sie sich mit ihrer Leidenschaft für die Rechtschreibreform als progressiv darstellt, ist sie in Wirklichkeit unfähig, neue Informationen aufzunehmen und realistisch zu verarbeiten, weil das die einmal erkorene ideologische Position gefährden würde. Daraus resultieren dann auch unbrauchbare Argumente, die immer wieder aufgetischt werden. Beispielsweise legt Frau Kopsch zur Entkräftung des Ergebnisses meiner Untersuchung gleich damit los, ich hätte die Studie des IDS zur Einheitlichkeit der Wörterbücher nicht zur Kenntnis genommen. Dabei spielen die neuen Wörterbücher bei meiner Untersuchung praktisch keine Rolle; Maßstab zur Auswertung war natürlich die jeweilige Hausorthographie der SZ. Es ist absurd, auf die Einwände von Frau Kopsch gegen meine Studie auch nur ansatzweise einzugehen, denn sie hat sie ja gar nicht gelesen und will es auch nicht tun (ich lege auch keinen Wert darauf, daß Frau Kopsch sie liest; aber sie möge sich dann anständigerweise weiterer Urteile darüber enthalten). Daher erspare ich mir weitere Hinweise dieser Art.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.12.2000 um 23.00
Es sollte vielleicht doch noch angemerkt werden, daß es neben dem Ergebnis "Fehlerzahlen ungefähr 5 zu 1 in den von der Reform betroffenen Bereichen" noch ein zweites, genauso wichtiges Ergebnis der SZ-Studie gibt, nämlich: "Fehlerzahlen ungefähr 10:1 in den von der Reform betroffenen Bereichen", wenn man die Neuregelung mit dem ganz selbstverständlichen Ansatz von Professor Ickler vergleicht, die Regeln der Rechtschreibung dem allgemeinen Schreibgebrauch anzupassen, also das Rechtschreibwörterbuch als Maßstab für die Ausgabe vor der Reform heranzieht; auch das habe ich getan.
Der Witz bei diesem Ansatz liegt ja gerade darin, daß sich in den überhaupt für Neuformulierungen in Frage kommenden Bereichen der Rechtschreibung die Fehlerzahlen deutlich senken lassen, ohne daß irgend jemand hätte umlernen müssen; ohne daß man die Bürger hätte vergewaltigen müssen; ohne daß der gesamte Textbestand des 20. Jahrhunderts plötzlich "veraltet" gewesen wäre; ohne Milliardenkosten; ohne unendliche Auseinandersetzungen; ohne ... ohne ... Die Studie belegt also, daß sich das Ziel der Rechtschreibreform tatsächlich erreichen ließe - sofort, mit vergleichsweise minimalem Aufwand. Aber nicht mit der Rechtschreibreform, sondern mit Professor Icklers Methode.
Es gibt, wie ich finde, kaum eine treffendere bildliche Darstellung der Rechtschreibreform als die Illustration auf der Titelseite von Professor Icklers "Schildbürger"-Buch. Da versuchen die tapferen Bürger mit vergleichsweise gigantischem Aufwand eine Kuh über eine hohe Mauer am Seil hinüberzuwürgen und zu stemmen - die Kuh starrt schon ihrem Tod entgegen -, anstatt sie ein paar Schritte weiter um das Ende der Mauer herumzuführen.
Es gibt übrigens noch eine zweite Methode, die diesem Herumführen vielleicht sogar noch eher entspricht. Ich möchte sie an dieser Stelle jedoch nicht öffentlich ausplaudern.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 16.12.2000 um 23.00
Ich bedanke mich bei Herrn Dörner für die sachliche Auseinandersetzung, bleibe aber dabei, dass die nicht alternierende ß-, ss-Schreibung im Singular und Plural (Gruß, Grüße; Schuss, Schüsse)sinnvoll ist. Sein Argument »Sprachgefühl, Kunstprodukt« usw. wirkt auf mich wenig stichhaltig. Ansonsten würde ich doch bitten, konsequent zu »Thür und Thor« zurückzukehren. Ist das h in diesen Wörtern seinerzeit nicht auch durch eine Reform (und nicht durch die Entwicklung des »natürlichen Sprachgebrauchs«) gekippt worden, die damals wie heute von so manchen Schriftstellern bekämpft wurde? Die Regel Nuss/Nüsse statt Nuß/Nüsse leuchtet in meinen Klassen (fast!) allen Lernenden ein. Da gibt es überhaupt keine Widerstände.
Manches (z.B. Getrennt- und Zusammenschreibungen) gibt weiterhin Anlass zum Nachdenken. Im Kern, glaube ich, können wir unsere unterschiedlichen Standpunkte ohne Probleme verstehen, trotz unterschiedlicher Rechtschreibung! Selbst mit »wohl riechend/wohlriechend« habe ich kein Problem, wenngleich ich natürlich gerne zugebe, dass man daraus eins machen kann. Aber bei meinem nie kommentierten Beispiel »umfahren« (die unterschiedliche Bedeutung ist wohl nicht bestreitbar, oder bei Ihnen vielleicht doch!) hilft ja auch keine Rechtschreibung, sondern nur der Kontext.
Wenn ich hier das alles lese, habe ich sowieso das Gefühl, dass das gegenseitige Nicht-Begreifen des anderen am wenigsten an der neuen oder alten Schreibweise liegt.
Der Empfehlung, von Herrn Wrase noch etwas durchzulesen, werde ich allerdings nicht nachkommen. Für derartige Entgleisungen, die sich der Herr Wrase hier erlaubt hat, habe ich, im Gegensatz zu Herrn Dörner, überhaupt kein Verständnis.
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.12.2000 um 23.00
Herrn Müllers Beiträge bestätigen mit jedem Mal mehr, daß er nicht viel von der Sache versteht. Ich habe meinerseits kein Interese, mich mit ihm auseinanderzusetzen; ich sagte ja bereits mehrfach, daß es sich nicht lohnt, mit bestimmten Leuten zu diskutieren. Deshalb nur noch zwei Anmerkungen zu dem, was Herr Müller als meine "Entgleisungen" bezeichnet.
Zum einen ist es verwunderlich, daß er bei Lars Kerner nur die Anonymität mißbilligt, aber von Entgleisungen nichts bemerkt. Die sollen bei mir vorliegen, und zwar weil ich alle Gegner der Reform als Idioten mit BSE-induzierter Gehirnerweichung bezeichnet hätte. Es ist der Aufmerksamkeit von Herrn Müller wohl entgangen, daß es sich bei dem Text über die Verantwortung des Landwirtschaftsministeriums um eine satirische Glosse handelt. Ich habe sie keineswegs in Rage, sondern mit viel Vergnügen geschrieben. Daß Herr Müller sie als "Argumentation" auffaßt, ist grotesk.
Zum zweiten: Ich bezeichne keineswegs alle Befürworter der Rechtschreibreform als bescheuert; wohl aber diejenigen, die wissen, daß die Fehlerzahl in der Süddeutschen Zeitung sich in den relevanten Bereichen innerhalb eines Jahres ziemlich genau verfünffacht hat und die dennoch für die Rechtschreibreform plädieren oder sogar heftig für sie kämpfen.
Stellen wir uns eine Zwangsdiät vor (einziger Zweck: Verminderung des Übergewichts), die trotz übler Nebenwirkungen und eines gewaltigen Aufwands bei einer Gruppe von Probanden das Übergewicht verfünffacht. Wenn nun ein Arzt oder sonst jemand diese Diät trotz dieses Befundes verteidigt, würde man ihn selbstverständlich als Idioten bezeichnen, als verrückt, als bescheuert oder wie auch immer.
Stellen wir uns eine Wirtschaftsreform vor, die das einzige Ziel hat, die Arbeitslosigkeit in bestimmten Branchen zu senken. Nach einem Jahr hoher Investitionen und gewaltiger Anstrengungen zeigt sich, daß die Reform in genau diesen Branchen die Arbeitslosenquote nicht vermindert, sondern vervielfacht hat. Wenn nun ein Politiker oder irgendein Bürger sagt: Diese Reform ist gut, denn sie senkt die Arbeitslosigkeit - was würde man von ihm halten? Ich würde selbstverständlich auch in diesem Fall von Idiotie reden.
Stellen wir uns ein Konzept zur Entschuldung eines Betriebes vor - einziger Zweck: Schulden vermindern. Nach einem Jahr intensiver Bemühungen stellt sich heraus, daß sich die Schulden verfünffacht haben, wobei andere Einflüsse so gut wie ausgeschlossen werden können und wobei nachweislich Konzepte existieren, die eine Senkung der Schulden sofort bewirken könnten. Wenn nun irgend jemand über dieses Konzept nach wie vor sagt: Es ist gut, denn es senkt die Schulden - dann ist er für mich schlicht und ergreifend bescheuert.
Wieso sollte das bei der Rechtschreibreform anders sein? Es wundert mich nicht einmal, daß es Leute gibt, die die Rechtschreibreform gut finden, auch wenn sie das Gegenteil ihres einzigen Zwecks bewirkt (außerdem zig Milliarden kostet, Streit und Verwirrung verursacht, täglich viele Millionen Irritationen bei Lesern nach sich zieht und so weiter). Ich sage dazu eigentlich nur: Mit solchen Personen ist jede Diskussion sinnlos. Mein Urteil brachte ich gegenüber einem Anonymus zum Ausdruck, der mir sagte: "Geh, korrigiere noch ein paar SZ-Ausgaben" - er kannte also die Untersuchung. Ich wiederholte dieses Urteil, nachdem ich das wesentliche Ergebnis der Untersuchung, ebenso wie hier, zitiert hatte, und bezog es wiederum nicht auf alle Befürworter der Reform.
Selbstverständlich sind die meisten Befürworter der Reform keine Idioten, sie wissen einfach nur nicht Bescheid. Sie können sich nicht vorstellen, daß es eine solche Reform gibt, die nicht unter dem Strich irgend etwas bringen würde; sie vertrauen darauf, daß die "Experten" schon etwas Sinnvolles erarbeitet haben werden; sie haben in der Zeitung gelesen, daß die Reform an den Schulen begrüßt werde, daß dort angeblich die Zahl der Kommafehler deutlich zurückgehe oder was dergleichen Propaganda millionenfach verbreitet wurde.
Oder noch einmal anders: Nehmen wir an, es gäbe eine Umfrage, in der realistisch aufgeklärt und anschließend gefragt wird, zum Beispiel: "Die Rechtschreibreform führt dazu, daß kaum jemand noch weiß, wie etwas geschrieben wird. Die Wörterbücher widersprechen einander bei mehreren tausend Einträgen, die Reform wird überall anders angewendet, die meisten haben sowieso keine Ahnung von den Inhalten. Die meisten Schriftsteller lehnen die Reform strikt ab, ebenso die meisten Wissenschaftler, unter anderem weil die Fehlerzahlen nicht zurückgehen, sondern gewaltig zunehmen. Das haben erste Untersuchungen eindeutig bestätigt. - Sind Sie unter diesen Umständen dafür, daß die Rechtschreibreform durchgeführt werden soll?" Jeder kann sich ausmalen, welche Zustimmungsquote hier ungefähr zustande käme. Diejenigen, die dennoch die Reform befürworten, müßten sich wirklich nicht wundern, wenn sie von anderen als schwachsinnig angesehen werden. Ich meinerseits wäre dankbar, wenn mich jemand darauf hinweist, daß ich mich mit bestimmten Meinungen vor der Öffentlichkeit oder auch nur vor der Fachwelt lächerlich machen könnte, und würde zumindest diese Meinungen gewissenhaft überprüfen, bevor ich mich weiterhin damit aus dem Fenster lehne oder gar die Fachleute zu missionieren versuche.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 16.12.2000 um 23.00
Zu Sigi Müllers Ausführungen:
Die alte Heysesche s-Schreibung ist leicht zu begreifen und zu lehren - aber schwer zu befolgen. Das lehrt die Erfahrung, und es gibt auch theoretische Begründungen dazu, die hier vor längerer Zeit abgehandelt worden sind. Übrigens müßte, wenn es um das Stammprinzip ginge, "schiessen" wie "Schuss" geschrieben werden, dann die Stammschreibung besteht, gerade darin, daß trotz unterschiedlicher Aussprache gleich geschrieben wird.
Das th ist eigentlich nicht durch eine Reform abgeschafft worden, sondern die Reform von 1901/02 besiegelte nur die nahezu schon vollendete Abschaffung. So sagte bereits Konrad Duden 1876, die Abschaffung des th in deutschen Wörtern sei hinreichend vorbereitet. Näheres in meinem Kritischen Kommentar. Dies nur zur Erinnerung, die meisten Leser werden es wissen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 16.12.2000 um 23.00
Im Gegensatz zu Herrn Wrase bin ich der Ansicht, daß es sehr wohl lohnt, mit entschiedenen Reformbefürwortern zu diskutieren. Es dürte in gewissem Sinne ja sogar noch sehr viel sinnvoller sein, als das mit ohnehin Gleichgesinnten zu tun.
Herr Müller zum Beispiel mag tatsächlich nicht viel von der Sache verstehen (jedenfalls weniger als viele Beitragsschreiber hier), aber das kann sich ja ändern. Ohne die Kenntnis bestimmter Zusammenhänge und Punkte, auf die nicht jeder unbedingt von selbst kommt, ist es doch auch nicht ganz so überraschend, wenn Leute diese als so toll und zeitgemäß und längst überfällig verkaufte Reform in einer Zeit der Trendglorifikation und Aufgeilung an Jahrtausendwende und Zukunft und Internet und blablabla einfach ganz toll finden, daß sie sie mit Fortschritt verwechseln. Vor allem ist gut denkbar, daß so mancher gegenüber den eifrigen Reformkritikern das vorschnelle Urteil fällt, dies seien bestimmt alles ganz unbewegliche Konservative, ewiggestrige Traditionsfanatiker, die sich einfach automatisch gegen jede Progression stemmen wollen und bei jeder kulturellen Neuerung einen Schaden des Deutschtums befürchten. Dann fehlt nur noch ein bißchen IDS-Propagandaschrift, und die betreffende Person ist voller Gewißheit, daß die Reform eine gute, politisch korrekte Sache ist. Weil sie die niedlichen, kleinen, schwachen, schutzbedürftigen Schulkinderchen doch auch so immens entlastet - wer gegen so etwas ist, muß doch kinderfeindlich sein, ein rücksichtsloser Unsympath, der für sein ästhetisches Wohlempfinden die Leiden anderer ignoriert.
Falls Herr Müller doch noch hier reinschaut (was ich begrüßen würde), folgendes möchte ich ihm gerne auf seinen letzten Beitrag entgegnen:
Die neue ss/ß-Schreibung streift die neue Konformität im Plural ja nur zufällig am Rande. Man kann jedenfalls nicht von einer "Regel Nuss/Nüsse statt Nuß/Nüsse" sprechen. Wenn Sie das so in der Schule unterrichten, bringen Sie den Schülern die falschen Kriterien bei. Zwar haben die Reformer selbst fälschlicherweise behauptet, durch die neue Regel würde die s-Laut-Schreibung nun einem konsequent funktionierendem Stammprinzip entsprechen, aber anhand solcher Beispiele wie "Fluss" - "fließen", "ich reiße" - "er riss", "so ´ne Scheiße" - "so ein Beschiss" erkennt man ja, daß immer noch Unregelmäßigkeiten vorhanden sind.
Welche Regelung die bessere ist, die "alte" oder die "neue", ergibt sich schnell, wenn man die extreme Zunahme der Fehler in diesem Bereich (auch bei Schulanfängern, die sich nicht umgewöhnen mußten) sowie solche Schreibungen wie "Missstand", "Passstempel" und derlei betrachtet.
Was "wohl riechend/wohlriechend" betrifft, so ist es doch gerade immer der Clou gewesen, daß durch getrennte und zusammengesetzte Schreibung eine Bedeutungsdifferenz ausgedrückt wird. Wenn daraus normativ eins gemacht wird, wie etwa der Duden zwar neuerdings "wiedersehen" wieder erlaubt, darin aber auch kein Unterschied zu "wieder sehen" gemacht wird, dann hat die Existenz zweier Schreibvarianten einfach keinen Sinn. Natürlich kann man die Varianten zulassen, wie das in vielen anderen Fällen auch immer schon geschehen ist. Aber wenn es bereits in der Sprachgeschichte einen eindeutige Bedeutungsunterschied gab (oder besser gesagt: es ihn immer noch GIBT!, denn die Mehrheit aller Lesenden und Schreibenden nimmt das natürlich immer noch so wahr; selbst die heutigen Schulkinder dürften das nach Lektüre einiger gehobener Literatur bemerken), warum sollte man diesen Bedeutungsunterschied verwerfen? Was sind denn das für Sprachverwalter, die solche Maßnahmen zulassen? Bei einigen Wörtern ist der Bedeutungsunterschied so ausgeprägt, daß man dann genausogut rechtfertigen könnte, die beiden Wörter "schön" und "hell" zu einem zu verschmelzen, bzw. nur noch eines zuzulassen, daß dann immer beides bedeuten kann.
Natürlich hat es immer schon Formulierungen gegeben, die etwas unklar ausdrücken, und natürlich hat es auch immer schon Wörter gegeben, die eine schillernde Bedeutung haben (wie "umfahren" - oder "miteinander schlafen"; komisch, das Beispiel wäre noch viel besser, da könnte man sogar tatsächlich Zusammenschreibung erwägen). Doch wenn eine Orthographie einen eleganten Trick aufweist, den Inhalt durch eine kleine Lücke zwischen zwei Wörtern oder eben ihr Fehlen noch viel treffender, kürzer, eindeutiger, stilistisch vollendeter auszudrücken, dann ist es doch eine Schande, gerade diese nette und nützliche Eigenschaft in der Schriftsprache, die es bereits lange gibt und nicht etwa erst eine neu einzuführende Idee wäre, abzutöten.
Von allem, was die Reform gebracht hat, ist die ss/ß-Schreibung formal gesehen noch das Gelungenste, da sie eigentlich kristallklar funktioniert. Doch im Vergleich zur bisherigen Lösung kann sie trotzdem nicht überzeugen. Wenn die Neuregelung der Rechtschreibung die überhaupt erste jemals aufgestellte Regelung wäre, dann könnte man von Kinderkrankheiten reden, aber die Orthographie war bereits schon einmal besser, durchdachter, funktionaler - einfach sprachgemäßer! Versucht man, die eindeutigen systematischen Mängel der Reform zu verdrängen, so bleiben nur noch ein paar überflüssige, irrelevante und zudem noch völlig willkürliche Änderungen von Schreibweisen einiger Wörter, die nun wirklich kein Mensch gebraucht hat. Die auch nichts nützen, da in den meisten Fällen dann auch noch nach 2005 in den Schulen die bisherigen Schreibweisen als Fehler angestrichen werden sollen!
Übrigens - gegen "Thür" und "Thor" hätte ich nichts einzuwenden. Wenn man es Anfang des Jahrhunderts unterlassen hätte, das h aus diesen Wörtern zu streichen, würde mich das nicht weiter stören. Die Existenz des Dehnungs-h in "wahr" ist nicht viel berechtigter, denn trotzdem reimt es sich ja noch auf "Bar". Wenn man erst einmal erkannt hat, daß sich die deutsche Orthographie nicht mehr auf ein phonetisches Prinzip trimmen läßt (zumal sie ja auch so völlig hinreichend funktioniert), dann kann man mit solchen Schreibweisen doch ganz gut leben. Hätte ich hundert Jahre früher gelebt, hätte ich die Streichung des h in "Thür" usw. wohl auch als sonderbar empfunden und vielleicht dagegen protestiert, je nachdem, ob es aktuell noch mehrheitlich gebräuchlich war oder nicht. Damals wurde jedoch erstmals ein allgemeiner Standard gesetzt, das darf man nicht übersehen. Und man darf auch nicht übersehen, daß der damalige Vorgang, sei er auch ohne Rücksicht auf vielleicht berechtigte Einwände geschehen, sich in der Kaiserzeit abspielte. Offensichtlich ist das Wort "Demokratie" heute doch nur einfach ein schönes Wort, faktisch aber eine Illusion. Sollte man das so hinnehmen? Das bundesdeutsche Grundgesetz enthält extra einen Paragraphen, der das Recht auf Widerstand gegen undemokratische Maßnahmen des Staates gewährt. Die Rechtschreibreform von 1996 ist nicht nur undemokratisch, sie ist geradezu antidemokratisch. Das weiß jeder, und doch ist es der politischen Macht egal: "Bürger, schluck es oder laß es sein / doch halt dich raus, misch dich nicht ein." Tolle Demokratie.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von anonymer Gast am 16.12.2000 um 23.00
Wie in der Rechtschreibung insgesamt geht es auch bei der jetzigen Angleichung der ss-Regelung an die Doppelkonsonanz zur Markierung eines kurzen Vokals um ein Prinzip, das mit anderen kombiniert wird (z.B. dem Stammprinzip). Der Vorteil ist nun, dass es eine deutlich größere Übereinstimmung zwischen Stammprinzip und der Aussprache im Sinne dieser Doppelkonsonanz gibt. Ich schlage vor, dass man eine noch weitere "Harmonisierung" wie in 'schiessen' (Doppel-s wie auch in 'schoss') nicht allein als Fehler in dem aggressiven Sinne der Wrase-Studie sieht, sondern, wie es in dem hier üblichen Sprachgebrauch positiv als "natürliche Weiterentwicklung" gesehen wird. Das meine ich zunächst mal als Gedankenexperiment, noch nicht als Plädoyer (Agenturregelung Plaidoyer, da dort angeblich lebendige Sprachen nicht eingedeutscht werden). Meines Wissen ist das th durch eine andere Reform weitgehend abgeschafft worden, nämlich durch die so genannte "Schulorthografie" von 1880. 20 Jahre später war dies mit Sicherheit noch nicht in dem Maße aus dem Gebrauch verschwunden, wie es die Regelung von 1901 abbildet. "Üblich-bewährt-Schreiber" wird es wohl auch diesmal noch ein paar Jahre geben.
Zu den fantasievollen Vergleichen von Herrn Wrase (Diät und andere) kann ich nur sagen: Herr Wrase fordert aus seiner SZ-Studie radikale Konsequenzen, hält aber das Argument der Abweichungen zwischen den neueren Wörterbüchern in einer Weise aufrecht als hätte er die IDS-Studie hierzu nicht zur Kenntnis genommen. Das ist eben so eine Sache. Die IDS-Studie ist an einem Buchstaben durchgeführt worden und in sofern relativ; das gilt ebenso für das Korpus von Wrase, Marx und anderen. Ohne letztere Studien gelesen zu haben, sollte man mit der Aussagefähigkeit etwas vorsichtig sein. Die Fehler werden längerfristig zurückgehen, davon mit ich nach wie vor überzeugt. Die SZ-Studie ist noch einmal dadurch relativiert, dass bei der SZ größtenteils Journalisten arbeiten, die die so genannte "neue" Rechtschreibung als Umlerner erworben haben. Das wiederum hat die Kultusministerkonferenz nicht behauptet, dass die Fehlerzahl bei Leuten zurückgeht, die die alte Regelung mehr als andere verinnerlicht haben. Bei Herrn Wrases Vorschlag für eine "neutrale" Meinungsumfrage zum Thema erhält man ein weiteres Argument, dem Braten nicht ganz zu trauen. Man stelle sich vor, Herr Wrase wäre mit der gleichen Leidenschaft Anhänger von Gore oder Bush gewesen und man hätte ihn beauftragt, die zweifelhaften Stimmzettel auszuzählen. Ich kenne eine Zeitung, die hat erst nach dem gemeinsamen Termin auf neue Rechtschreibung umgestellt, und ist mit der Meinungsmache zu dem Thema eher Provinz-FAZ. Diese Zeitung trennt trotz Umstellung weiterhin k-k und s-t nach alter Regelung. Die schreibt auch so einen Unsinn wie "zurück kommen". Würde ich zu dieser Zeitung eine Fehler-Studie machen, dann würde ich zu dem Ergebnis kommen, dass "selbst Schreibprofis nicht in der Lage sind, die neuen Trennregeln umzusetzen und dass das neue Regelwerk deswegen auf den Müll gehört". Na, und wie sinnvoll wäre diese Schlussfolgerung? Eine gute Studie würde der Frage nachgehen, wie viele Fehler direkte Übernahmen aus Agenturfehlern sind. Man würde fragen, welche Korrelation es zwischen Meinung und Kompetenz gibt, was für Korrekturprogramme, wie wurden die Mitarbeiter geschult usw.? Nun, ich weiß nicht, ob Wrase dies alles tut. Asche auf mein Haupt: Ich halte die Studie von vornherein für zu unbedeutend, um mich mit ihr zu beschäftigen.
In dem Satz Wrases "...können sie mir erklären, warum ich 1998 nur einen "wohl riechenden" Glühwein trinken konnte" wird so getan, als wäre die Interpretation der Regeln diese selber. Nein, wohl + Verb (bzw. Partizip) ist ein Grenzfall. Der Duden sagt mit einzelnen Wörterbucheinträgen nicht mehr, was Rechtschreibung ist. Das muss man doch nun verstanden haben. Mit Ickler'schem Ansatz gibt es doch auch ein sowohl als auch; warum bei 'wohl' so verbissen?
PS: Was hab ich da irgendwo gelesen 'gleichgut bzw. gleichschlecht' zusammengeschrieben? Ist das ein Einzelphänomen oder eine Schreibentwicklung? Ickler, das wäre ein Stichwort für Sie...
Daniela Kopsch
eingetragen von Christian Dörner am 16.12.2000 um 23.00
Wenn ich mir die letzten Beitrage ansehe, so muß ich feststellen, daß die Befürworter noch immer nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht.
Zuerst ein Kommentar zu Frau Kopsch: Das Ziel der Reform war natürlich, lediglich ein paar krasse Zweifelsfälle aus der bisherigen Orthographie zu beseitigen. Keinesfalls sollten die Reformer eine neue Rechtschreibung entwickeln. Leider haben sie aber genau dies getan. Wenn es sich aber im Vergleich zur bisherigen Schreibung lediglich um eine Vereinfachung handelt - das behaupten die Befürworter und die Reformer -, dann müßte doch eine Zeitung wie die SZ erst recht keine Probleme haben, sich auf die neue - angeblich einfachere - Schreibweise einzustellen. Doch trotz des hohen Niveaus der SZ-Journalisten verfünffachen sich die Fehler in den geänderten Bereichen nach einem Jahr. Man muß außerdem davon ausgehen, daß Normalbürger erst in 10 Jahren soviel geschrieben haben werden, wie ein SZ-Journalist in einem Jahr. Das Ziel der Reform wurde eindeutig verfehlt. Auch bei Schülern, die nur die neue Schreibung kennenlernen, vermehrt sich die Fehlerzahl. Leider ist dies Fakt.
Noch etwas zu "wohl riechend": Erstens stammt der von Frau Kopsch zitierte Satz nicht von Herrn Wrase, sondern von mir, und zweitens ist natürlich nicht richtig, was Frau Kopsch hier sagt. Bei "wohl[...]" gab es früher nicht das geringste Problem. Man muß nur einmal die betreffenden Seiten im alten und im neuen Duden aufschlagen und nebeneinanderlegen. Dann sieht man sofort, welche Regelung die kompliziertere ist. Die neuen Regeln sind so diffizil, daß sie nicht einmal der Duden versteht, denn seine Interpretation der Regeln in bezug auf "wohl[...]" oszilliert von Auflage zu Auflage. Duden 1996, Duden-Universalwörterbuch 1998 und Duden 2000 sagen jedesmal etwas anderes aus. 1998 interpretierte der Duden die Regeln noch so, daß "wohl riechend" getrennt geschrieben werden *müsse*. Im Jahr 2000 ist es nur noch zusammen erlaubt, während bei dem exakt gleich gebauten "wohlschmeckend" jetzt ein Wahlrecht besteht. Einfach ist das für den Lernenden auf keinen Fall. Im nächsten Duden - um was wetten wir, Frau Kopsch? - wird sich bei der Kategorie "wohl" wieder viel geändert haben. Davon kann man ausgehen.
Im übrigen fällt auf, wie konsequent die Befürworter das Wörtchen "sogenannt" getrennt schreiben, obwohl dies nur eine unbeabsichtigte Folge der undurchdachten Regeln ist. Die Getrenntschreibung wird sicher bald zurückgenommen, zumal die Abkürzung "sog." ja bereits wiederhergestellt wurde. Allein daran, daß die Befürworter selbst diesen - selbst von seiten der Reformer ungewollten - Unsinn konsequent nachvollziehen, läßt sich erkennen, welcher Ungeist der Reform zugrunde liegt.
Die neuen Schreibungen der Pseudosubstantivierungen sind ebenfalls nicht leichter als die alten. Wer jetzt plötzlich "des Weiteren" schreiben muß, der wird es auch nicht einsehen, warum "bei Weitem" und "bis auf Weiteres" falsch sein sollen. Bei "im Allgemeinen" und "alles in allem" ist die Sache ähnlich. Eine Erleichterung? - Nein.
Wenn Herr Müller schreibt, daß "Tip" jetzt wegen "tippen" mit Doppel-p geschrieben werden müsse, dann muß man doch die Frage stellen, wieso man dann bei "Top" - trotz des gerade bei den sogenannten Wenigschreibern häufig gebrauchten Wortes "jmd. toppen" (=jmd. übertreffen) - völlig anders verfährt. Die Kultusminister haben ja auch noch mal etliches daran geändert. Der "Flop" und der "Hit" bleiben genauso wie "fit" unangetastet. Dafür wird der "Mop" zum "Mopp". Wegen "moppen"? Hab ich zumindest noch nicht gehört. Einen Grund wird man nicht erkennen können.
Da kann man zur Rechtschreibreform nur noch sagen: außen Topphitts - innen Geschmack.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 16.12.2000 um 23.00
Obwohl das Wesentliche schon oft gesagt worden ist, sehe ich keinen Grund, die sachlichen Streitpunkte immer wieder einmal zu erörtern, weil ja die Gesamtdiskussion äußerst ausgedehnt und nicht jedem Diskutanten jederzeit gegenwärtig ist. Daher folgende Hinweise zu Frau Kopschs letztem Beitrag (Dank auch an Herrn Doerner für seine sachkundigen Ausführungen!):
Die IDS-Studie, gemeint ist Güthert/Hellers Aufsatz zur vergleichenden Wörterbuchanalyse, wird ihrerseits in meiner Schrift "Propaganda und Wirklichkeit" (hier auf der Rechtschreibseite zu lesen, Unterkapitel "Der Fall Heller/Bertelsmann") analysiert. Frau Kopsch hätte hören sollen, wie Heller sich am Telefon wand, als ich ihm auf den Kopf zu sagte, daß er uns hinters Licht zu führen beabsichtige! Wenige Stunden später rief er bei der Redation der "Muttersprache" an und veranlaßte, daß in seinem Aufsatz wenigstens ganz am Ende ein Hinweis auf die benutzte, bereits angeglichene Bertelsmannausgabe angebracht wurde. Für alle anderen Zwecke wurde dieser Hinweis unterdrückt, und die "Studie" tat ihre betrügerische Wirkung. Ich habe übrigens Einblick in die von Bertelsmann und Duden angefertigten, geheimen Listen gehabt, aus denen die wirkliche, ungeheuer große Zahl von Abweichungen hervorgeht. Die beiden marktbeherschenden Unternehmen haben sich aus Gründen der Selbsterhaltung zusammengetan, um die Zahl der Abweichungen in weniger beunruhigende Dimensionen zu drücken. Man traf sich dann mehrere Male im Hause Duden, um konspirativ (unter Ausschluß der Öffentlichkeit wie der Mitbewerber) mit der Kommission einheitliche Schreibregelungen zu vereinbaren. Das Ergebnis: Duden stellt die Wörterbücher um, Bertelsmann sorgt dafür, daß die übrige Literatur umgestellt wird.
Die Schreibweise "schiessen" usw. ist letzten Endes die Schweizer Schreibweise, die sowohl nach altem Duden als nach meinem Rechtschreibwörterbuch jederzeit möglich ist.
Die Trennung k-k ist die logische Folge aus der Tatsache, daß ck eine stellungsgebundene Variante von kk ist. Das bestätigt § 3 der Neuregelung; leider widerspricht die neue Silbentrennung dieser Einsicht. Das sieht auch Kollege Munske heute so, auf den die Nichttrennung von ck ja zurückgeht.
Das th in deutschen Wörtern wurde nicht 1880 abgeschafft.
Es gibt in der Tat eine Neigung, "gleichgut" u. ä. zusammenzuschreiben. Mein Wörterbuch wird, soweit ich sehe, den Gegebenheiten gerecht. Das ständige Schwanken der reformierten Wörterbücher bei gleich-, hoch-, wohl-, wieder- spricht für eine tiefe Verworrenheit bei gleichzeitigem Festlegungszwang auch dort, wo nur Tendenzen zu beobachten sind. Ich verweise auf meinen Kritischen Kommentar, wo die Einzelheiten dargestellt sind.
Auch ich meine, daß "so genannt" eine unbeabsichtigte Folge der neuen Regeln ist, denn Gallmann/Sitta wußten 1996 noch nichts davon. Damals sind in großer Hektik ständig neue Schreibweisen erfunden und wieder verworfen worden, so daß die Reformer, wie vielfach bezeugt ist, in keinem Augenblick die volle Übersicht hatten. Sie mußten aber dann einfach irgendwo zum Abschluß kommen, weil die politischen Auftraggeber die Nase voll hatten. Wenn man die schäbigen Hinterzimmervorgänge kennt, ist es natürlich besonders komisch, daß heute ganz normale Zeitgenossen glauben, das Wort "sogenannt" aufspalten zu müssen!
Frau Kopsch verteidigt Positionen, die die Reformer selbst teilweise schon geräumt haben oder nur auf höheren Befehl noch halten. Ich werde den Hergang demnächst in meinem Buch "Regelungsgewalt" auf über 300 Seiten noch einmal darstellen und hoffe, dadurch manche Diskussion überflüssig zu machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 16.12.2000 um 23.00
Ich bedanke mich bei Herrn Dörner für die sachliche Auseinandersetzung, bleibe aber dabei, dass die nicht alternierende ß-, ss-Schreibung im Singular und Plural (Gruß, Grüße; Schuss, Schüsse)sinnvoll ist. Sein Argument »Sprachgefühl, Kunstprodukt« usw. wirkt auf mich wenig stichhaltig. Ansonsten würde ich doch bitten, konsequent zu »Thür und Thor« zurückzukehren. Ist das h in diesen Wörtern seinerzeit nicht auch durch eine Reform (und nicht durch die Entwicklung des »natürlichen Sprachgebrauchs«) gekippt worden, die damals wie heute von so manchen Schriftstellern bekämpft wurde? Die Regel Nuss/Nüsse statt Nuß/Nüsse leuchtet in meinen Klassen (fast!) allen Lernenden ein. Da gibt es überhaupt keine Widerstände.
Manches (z.B. Getrennt- und Zusammenschreibungen) gibt weiterhin Anlass zum Nachdenken. Im Kern, glaube ich, können wir unsere unterschiedlichen Standpunkte ohne Probleme verstehen, trotz unterschiedlicher Rechtschreibung! Selbst mit »wohl riechend/wohlriechend« habe ich kein Problem, wenngleich ich natürlich gerne zugebe, dass man daraus eins machen kann. Aber bei meinem nie kommentierten Beispiel »umfahren« (die unterschiedliche Bedeutung ist wohl nicht bestreitbar, oder bei Ihnen vielleicht doch!) hilft ja auch keine Rechtschreibung, sondern nur der Kontext.
Wenn ich hier das alles lese, habe ich sowieso das Gefühl, dass das gegenseitige Nicht-Begreifen des anderen am wenigsten an der neuen oder alten Schreibweise liegt.
Der Empfehlung, von Herrn Wrase noch etwas durchzulesen, werde ich allerdings nicht nachkommen. Für derartige Entgleisungen, die sich der Herr Wrase hier erlaubt hat, habe ich, im Gegensatz zu Herrn Dörner, überhaupt kein Verständnis.
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.12.2000 um 23.00
Herrn Müllers Beiträge bestätigen mit jedem Mal mehr, daß er nicht viel von der Sache versteht. Ich habe meinerseits kein Interese, mich mit ihm auseinanderzusetzen; ich sagte ja bereits mehrfach, daß es sich nicht lohnt, mit bestimmten Leuten zu diskutieren. Deshalb nur noch zwei Anmerkungen zu dem, was Herr Müller als meine "Entgleisungen" bezeichnet.
Zum einen ist es verwunderlich, daß er bei Lars Kerner nur die Anonymität mißbilligt, aber von Entgleisungen nichts bemerkt. Die sollen bei mir vorliegen, und zwar weil ich alle Gegner der Reform als Idioten mit BSE-induzierter Gehirnerweichung bezeichnet hätte. Es ist der Aufmerksamkeit von Herrn Müller wohl entgangen, daß es sich bei dem Text über die Verantwortung des Landwirtschaftsministeriums um eine satirische Glosse handelt. Ich habe sie keineswegs in Rage, sondern mit viel Vergnügen geschrieben. Daß Herr Müller sie als "Argumentation" auffaßt, ist grotesk.
Zum zweiten: Ich bezeichne keineswegs alle Befürworter der Rechtschreibreform als bescheuert; wohl aber diejenigen, die wissen, daß die Fehlerzahl in der Süddeutschen Zeitung sich in den relevanten Bereichen innerhalb eines Jahres ziemlich genau verfünffacht hat und die dennoch für die Rechtschreibreform plädieren oder sogar heftig für sie kämpfen.
Stellen wir uns eine Zwangsdiät vor (einziger Zweck: Verminderung des Übergewichts), die trotz übler Nebenwirkungen und eines gewaltigen Aufwands bei einer Gruppe von Probanden das Übergewicht verfünffacht. Wenn nun ein Arzt oder sonst jemand diese Diät trotz dieses Befundes verteidigt, würde man ihn selbstverständlich als Idioten bezeichnen, als verrückt, als bescheuert oder wie auch immer.
Stellen wir uns eine Wirtschaftsreform vor, die das einzige Ziel hat, die Arbeitslosigkeit in bestimmten Branchen zu senken. Nach einem Jahr hoher Investitionen und gewaltiger Anstrengungen zeigt sich, daß die Reform in genau diesen Branchen die Arbeitslosenquote nicht vermindert, sondern vervielfacht hat. Wenn nun ein Politiker oder irgendein Bürger sagt: Diese Reform ist gut, denn sie senkt die Arbeitslosigkeit - was würde man von ihm halten? Ich würde selbstverständlich auch in diesem Fall von Idiotie reden.
Stellen wir uns ein Konzept zur Entschuldung eines Betriebes vor - einziger Zweck: Schulden vermindern. Nach einem Jahr intensiver Bemühungen stellt sich heraus, daß sich die Schulden verfünffacht haben, wobei andere Einflüsse so gut wie ausgeschlossen werden können und wobei nachweislich Konzepte existieren, die eine Senkung der Schulden sofort bewirken könnten. Wenn nun irgend jemand über dieses Konzept nach wie vor sagt: Es ist gut, denn es senkt die Schulden - dann ist er für mich schlicht und ergreifend bescheuert.
Wieso sollte das bei der Rechtschreibreform anders sein? Es wundert mich nicht einmal, daß es Leute gibt, die die Rechtschreibreform gut finden, auch wenn sie das Gegenteil ihres einzigen Zwecks bewirkt (außerdem zig Milliarden kostet, Streit und Verwirrung verursacht, täglich viele Millionen Irritationen bei Lesern nach sich zieht und so weiter). Ich sage dazu eigentlich nur: Mit solchen Personen ist jede Diskussion sinnlos. Mein Urteil brachte ich gegenüber einem Anonymus zum Ausdruck, der mir sagte: "Geh, korrigiere noch ein paar SZ-Ausgaben" - er kannte also die Untersuchung. Ich wiederholte dieses Urteil, nachdem ich das wesentliche Ergebnis der Untersuchung, ebenso wie hier, zitiert hatte, und bezog es wiederum nicht auf alle Befürworter der Reform.
Selbstverständlich sind die meisten Befürworter der Reform keine Idioten, sie wissen einfach nur nicht Bescheid. Sie können sich nicht vorstellen, daß es eine solche Reform gibt, die nicht unter dem Strich irgend etwas bringen würde; sie vertrauen darauf, daß die "Experten" schon etwas Sinnvolles erarbeitet haben werden; sie haben in der Zeitung gelesen, daß die Reform an den Schulen begrüßt werde, daß dort angeblich die Zahl der Kommafehler deutlich zurückgehe oder was dergleichen Propaganda millionenfach verbreitet wurde.
Oder noch einmal anders: Nehmen wir an, es gäbe eine Umfrage, in der realistisch aufgeklärt und anschließend gefragt wird, zum Beispiel: "Die Rechtschreibreform führt dazu, daß kaum jemand noch weiß, wie etwas geschrieben wird. Die Wörterbücher widersprechen einander bei mehreren tausend Einträgen, die Reform wird überall anders angewendet, die meisten haben sowieso keine Ahnung von den Inhalten. Die meisten Schriftsteller lehnen die Reform strikt ab, ebenso die meisten Wissenschaftler, unter anderem weil die Fehlerzahlen nicht zurückgehen, sondern gewaltig zunehmen. Das haben erste Untersuchungen eindeutig bestätigt. - Sind Sie unter diesen Umständen dafür, daß die Rechtschreibreform durchgeführt werden soll?" Jeder kann sich ausmalen, welche Zustimmungsquote hier ungefähr zustande käme. Diejenigen, die dennoch die Reform befürworten, müßten sich wirklich nicht wundern, wenn sie von anderen als schwachsinnig angesehen werden. Ich meinerseits wäre dankbar, wenn mich jemand darauf hinweist, daß ich mich mit bestimmten Meinungen vor der Öffentlichkeit oder auch nur vor der Fachwelt lächerlich machen könnte, und würde zumindest diese Meinungen gewissenhaft überprüfen, bevor ich mich weiterhin damit aus dem Fenster lehne oder gar die Fachleute zu missionieren versuche.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 16.12.2000 um 23.00
Zu Sigi Müllers Ausführungen:
Die alte Heysesche s-Schreibung ist leicht zu begreifen und zu lehren - aber schwer zu befolgen. Das lehrt die Erfahrung, und es gibt auch theoretische Begründungen dazu, die hier vor längerer Zeit abgehandelt worden sind. Übrigens müßte, wenn es um das Stammprinzip ginge, "schiessen" wie "Schuss" geschrieben werden, dann die Stammschreibung besteht, gerade darin, daß trotz unterschiedlicher Aussprache gleich geschrieben wird.
Das th ist eigentlich nicht durch eine Reform abgeschafft worden, sondern die Reform von 1901/02 besiegelte nur die nahezu schon vollendete Abschaffung. So sagte bereits Konrad Duden 1876, die Abschaffung des th in deutschen Wörtern sei hinreichend vorbereitet. Näheres in meinem Kritischen Kommentar. Dies nur zur Erinnerung, die meisten Leser werden es wissen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Melsa am 16.12.2000 um 23.00
Im Gegensatz zu Herrn Wrase bin ich der Ansicht, daß es sehr wohl lohnt, mit entschiedenen Reformbefürwortern zu diskutieren. Es dürte in gewissem Sinne ja sogar noch sehr viel sinnvoller sein, als das mit ohnehin Gleichgesinnten zu tun.
Herr Müller zum Beispiel mag tatsächlich nicht viel von der Sache verstehen (jedenfalls weniger als viele Beitragsschreiber hier), aber das kann sich ja ändern. Ohne die Kenntnis bestimmter Zusammenhänge und Punkte, auf die nicht jeder unbedingt von selbst kommt, ist es doch auch nicht ganz so überraschend, wenn Leute diese als so toll und zeitgemäß und längst überfällig verkaufte Reform in einer Zeit der Trendglorifikation und Aufgeilung an Jahrtausendwende und Zukunft und Internet und blablabla einfach ganz toll finden, daß sie sie mit Fortschritt verwechseln. Vor allem ist gut denkbar, daß so mancher gegenüber den eifrigen Reformkritikern das vorschnelle Urteil fällt, dies seien bestimmt alles ganz unbewegliche Konservative, ewiggestrige Traditionsfanatiker, die sich einfach automatisch gegen jede Progression stemmen wollen und bei jeder kulturellen Neuerung einen Schaden des Deutschtums befürchten. Dann fehlt nur noch ein bißchen IDS-Propagandaschrift, und die betreffende Person ist voller Gewißheit, daß die Reform eine gute, politisch korrekte Sache ist. Weil sie die niedlichen, kleinen, schwachen, schutzbedürftigen Schulkinderchen doch auch so immens entlastet - wer gegen so etwas ist, muß doch kinderfeindlich sein, ein rücksichtsloser Unsympath, der für sein ästhetisches Wohlempfinden die Leiden anderer ignoriert.
Falls Herr Müller doch noch hier reinschaut (was ich begrüßen würde), folgendes möchte ich ihm gerne auf seinen letzten Beitrag entgegnen:
Die neue ss/ß-Schreibung streift die neue Konformität im Plural ja nur zufällig am Rande. Man kann jedenfalls nicht von einer "Regel Nuss/Nüsse statt Nuß/Nüsse" sprechen. Wenn Sie das so in der Schule unterrichten, bringen Sie den Schülern die falschen Kriterien bei. Zwar haben die Reformer selbst fälschlicherweise behauptet, durch die neue Regel würde die s-Laut-Schreibung nun einem konsequent funktionierendem Stammprinzip entsprechen, aber anhand solcher Beispiele wie "Fluss" - "fließen", "ich reiße" - "er riss", "so ´ne Scheiße" - "so ein Beschiss" erkennt man ja, daß immer noch Unregelmäßigkeiten vorhanden sind.
Welche Regelung die bessere ist, die "alte" oder die "neue", ergibt sich schnell, wenn man die extreme Zunahme der Fehler in diesem Bereich (auch bei Schulanfängern, die sich nicht umgewöhnen mußten) sowie solche Schreibungen wie "Missstand", "Passstempel" und derlei betrachtet.
Was "wohl riechend/wohlriechend" betrifft, so ist es doch gerade immer der Clou gewesen, daß durch getrennte und zusammengesetzte Schreibung eine Bedeutungsdifferenz ausgedrückt wird. Wenn daraus normativ eins gemacht wird, wie etwa der Duden zwar neuerdings "wiedersehen" wieder erlaubt, darin aber auch kein Unterschied zu "wieder sehen" gemacht wird, dann hat die Existenz zweier Schreibvarianten einfach keinen Sinn. Natürlich kann man die Varianten zulassen, wie das in vielen anderen Fällen auch immer schon geschehen ist. Aber wenn es bereits in der Sprachgeschichte einen eindeutige Bedeutungsunterschied gab (oder besser gesagt: es ihn immer noch GIBT!, denn die Mehrheit aller Lesenden und Schreibenden nimmt das natürlich immer noch so wahr; selbst die heutigen Schulkinder dürften das nach Lektüre einiger gehobener Literatur bemerken), warum sollte man diesen Bedeutungsunterschied verwerfen? Was sind denn das für Sprachverwalter, die solche Maßnahmen zulassen? Bei einigen Wörtern ist der Bedeutungsunterschied so ausgeprägt, daß man dann genausogut rechtfertigen könnte, die beiden Wörter "schön" und "hell" zu einem zu verschmelzen, bzw. nur noch eines zuzulassen, daß dann immer beides bedeuten kann.
Natürlich hat es immer schon Formulierungen gegeben, die etwas unklar ausdrücken, und natürlich hat es auch immer schon Wörter gegeben, die eine schillernde Bedeutung haben (wie "umfahren" - oder "miteinander schlafen"; komisch, das Beispiel wäre noch viel besser, da könnte man sogar tatsächlich Zusammenschreibung erwägen). Doch wenn eine Orthographie einen eleganten Trick aufweist, den Inhalt durch eine kleine Lücke zwischen zwei Wörtern oder eben ihr Fehlen noch viel treffender, kürzer, eindeutiger, stilistisch vollendeter auszudrücken, dann ist es doch eine Schande, gerade diese nette und nützliche Eigenschaft in der Schriftsprache, die es bereits lange gibt und nicht etwa erst eine neu einzuführende Idee wäre, abzutöten.
Von allem, was die Reform gebracht hat, ist die ss/ß-Schreibung formal gesehen noch das Gelungenste, da sie eigentlich kristallklar funktioniert. Doch im Vergleich zur bisherigen Lösung kann sie trotzdem nicht überzeugen. Wenn die Neuregelung der Rechtschreibung die überhaupt erste jemals aufgestellte Regelung wäre, dann könnte man von Kinderkrankheiten reden, aber die Orthographie war bereits schon einmal besser, durchdachter, funktionaler - einfach sprachgemäßer! Versucht man, die eindeutigen systematischen Mängel der Reform zu verdrängen, so bleiben nur noch ein paar überflüssige, irrelevante und zudem noch völlig willkürliche Änderungen von Schreibweisen einiger Wörter, die nun wirklich kein Mensch gebraucht hat. Die auch nichts nützen, da in den meisten Fällen dann auch noch nach 2005 in den Schulen die bisherigen Schreibweisen als Fehler angestrichen werden sollen!
Übrigens - gegen "Thür" und "Thor" hätte ich nichts einzuwenden. Wenn man es Anfang des Jahrhunderts unterlassen hätte, das h aus diesen Wörtern zu streichen, würde mich das nicht weiter stören. Die Existenz des Dehnungs-h in "wahr" ist nicht viel berechtigter, denn trotzdem reimt es sich ja noch auf "Bar". Wenn man erst einmal erkannt hat, daß sich die deutsche Orthographie nicht mehr auf ein phonetisches Prinzip trimmen läßt (zumal sie ja auch so völlig hinreichend funktioniert), dann kann man mit solchen Schreibweisen doch ganz gut leben. Hätte ich hundert Jahre früher gelebt, hätte ich die Streichung des h in "Thür" usw. wohl auch als sonderbar empfunden und vielleicht dagegen protestiert, je nachdem, ob es aktuell noch mehrheitlich gebräuchlich war oder nicht. Damals wurde jedoch erstmals ein allgemeiner Standard gesetzt, das darf man nicht übersehen. Und man darf auch nicht übersehen, daß der damalige Vorgang, sei er auch ohne Rücksicht auf vielleicht berechtigte Einwände geschehen, sich in der Kaiserzeit abspielte. Offensichtlich ist das Wort "Demokratie" heute doch nur einfach ein schönes Wort, faktisch aber eine Illusion. Sollte man das so hinnehmen? Das bundesdeutsche Grundgesetz enthält extra einen Paragraphen, der das Recht auf Widerstand gegen undemokratische Maßnahmen des Staates gewährt. Die Rechtschreibreform von 1996 ist nicht nur undemokratisch, sie ist geradezu antidemokratisch. Das weiß jeder, und doch ist es der politischen Macht egal: "Bürger, schluck es oder laß es sein / doch halt dich raus, misch dich nicht ein." Tolle Demokratie.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von anonymer Gast am 16.12.2000 um 23.00
Wie in der Rechtschreibung insgesamt geht es auch bei der jetzigen Angleichung der ss-Regelung an die Doppelkonsonanz zur Markierung eines kurzen Vokals um ein Prinzip, das mit anderen kombiniert wird (z.B. dem Stammprinzip). Der Vorteil ist nun, dass es eine deutlich größere Übereinstimmung zwischen Stammprinzip und der Aussprache im Sinne dieser Doppelkonsonanz gibt. Ich schlage vor, dass man eine noch weitere "Harmonisierung" wie in 'schiessen' (Doppel-s wie auch in 'schoss') nicht allein als Fehler in dem aggressiven Sinne der Wrase-Studie sieht, sondern, wie es in dem hier üblichen Sprachgebrauch positiv als "natürliche Weiterentwicklung" gesehen wird. Das meine ich zunächst mal als Gedankenexperiment, noch nicht als Plädoyer (Agenturregelung Plaidoyer, da dort angeblich lebendige Sprachen nicht eingedeutscht werden). Meines Wissen ist das th durch eine andere Reform weitgehend abgeschafft worden, nämlich durch die so genannte "Schulorthografie" von 1880. 20 Jahre später war dies mit Sicherheit noch nicht in dem Maße aus dem Gebrauch verschwunden, wie es die Regelung von 1901 abbildet. "Üblich-bewährt-Schreiber" wird es wohl auch diesmal noch ein paar Jahre geben.
Zu den fantasievollen Vergleichen von Herrn Wrase (Diät und andere) kann ich nur sagen: Herr Wrase fordert aus seiner SZ-Studie radikale Konsequenzen, hält aber das Argument der Abweichungen zwischen den neueren Wörterbüchern in einer Weise aufrecht als hätte er die IDS-Studie hierzu nicht zur Kenntnis genommen. Das ist eben so eine Sache. Die IDS-Studie ist an einem Buchstaben durchgeführt worden und in sofern relativ; das gilt ebenso für das Korpus von Wrase, Marx und anderen. Ohne letztere Studien gelesen zu haben, sollte man mit der Aussagefähigkeit etwas vorsichtig sein. Die Fehler werden längerfristig zurückgehen, davon mit ich nach wie vor überzeugt. Die SZ-Studie ist noch einmal dadurch relativiert, dass bei der SZ größtenteils Journalisten arbeiten, die die so genannte "neue" Rechtschreibung als Umlerner erworben haben. Das wiederum hat die Kultusministerkonferenz nicht behauptet, dass die Fehlerzahl bei Leuten zurückgeht, die die alte Regelung mehr als andere verinnerlicht haben. Bei Herrn Wrases Vorschlag für eine "neutrale" Meinungsumfrage zum Thema erhält man ein weiteres Argument, dem Braten nicht ganz zu trauen. Man stelle sich vor, Herr Wrase wäre mit der gleichen Leidenschaft Anhänger von Gore oder Bush gewesen und man hätte ihn beauftragt, die zweifelhaften Stimmzettel auszuzählen. Ich kenne eine Zeitung, die hat erst nach dem gemeinsamen Termin auf neue Rechtschreibung umgestellt, und ist mit der Meinungsmache zu dem Thema eher Provinz-FAZ. Diese Zeitung trennt trotz Umstellung weiterhin k-k und s-t nach alter Regelung. Die schreibt auch so einen Unsinn wie "zurück kommen". Würde ich zu dieser Zeitung eine Fehler-Studie machen, dann würde ich zu dem Ergebnis kommen, dass "selbst Schreibprofis nicht in der Lage sind, die neuen Trennregeln umzusetzen und dass das neue Regelwerk deswegen auf den Müll gehört". Na, und wie sinnvoll wäre diese Schlussfolgerung? Eine gute Studie würde der Frage nachgehen, wie viele Fehler direkte Übernahmen aus Agenturfehlern sind. Man würde fragen, welche Korrelation es zwischen Meinung und Kompetenz gibt, was für Korrekturprogramme, wie wurden die Mitarbeiter geschult usw.? Nun, ich weiß nicht, ob Wrase dies alles tut. Asche auf mein Haupt: Ich halte die Studie von vornherein für zu unbedeutend, um mich mit ihr zu beschäftigen.
In dem Satz Wrases "...können sie mir erklären, warum ich 1998 nur einen "wohl riechenden" Glühwein trinken konnte" wird so getan, als wäre die Interpretation der Regeln diese selber. Nein, wohl + Verb (bzw. Partizip) ist ein Grenzfall. Der Duden sagt mit einzelnen Wörterbucheinträgen nicht mehr, was Rechtschreibung ist. Das muss man doch nun verstanden haben. Mit Ickler'schem Ansatz gibt es doch auch ein sowohl als auch; warum bei 'wohl' so verbissen?
PS: Was hab ich da irgendwo gelesen 'gleichgut bzw. gleichschlecht' zusammengeschrieben? Ist das ein Einzelphänomen oder eine Schreibentwicklung? Ickler, das wäre ein Stichwort für Sie...
Daniela Kopsch
eingetragen von Christian Dörner am 16.12.2000 um 23.00
Wenn ich mir die letzten Beitrage ansehe, so muß ich feststellen, daß die Befürworter noch immer nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht.
Zuerst ein Kommentar zu Frau Kopsch: Das Ziel der Reform war natürlich, lediglich ein paar krasse Zweifelsfälle aus der bisherigen Orthographie zu beseitigen. Keinesfalls sollten die Reformer eine neue Rechtschreibung entwickeln. Leider haben sie aber genau dies getan. Wenn es sich aber im Vergleich zur bisherigen Schreibung lediglich um eine Vereinfachung handelt - das behaupten die Befürworter und die Reformer -, dann müßte doch eine Zeitung wie die SZ erst recht keine Probleme haben, sich auf die neue - angeblich einfachere - Schreibweise einzustellen. Doch trotz des hohen Niveaus der SZ-Journalisten verfünffachen sich die Fehler in den geänderten Bereichen nach einem Jahr. Man muß außerdem davon ausgehen, daß Normalbürger erst in 10 Jahren soviel geschrieben haben werden, wie ein SZ-Journalist in einem Jahr. Das Ziel der Reform wurde eindeutig verfehlt. Auch bei Schülern, die nur die neue Schreibung kennenlernen, vermehrt sich die Fehlerzahl. Leider ist dies Fakt.
Noch etwas zu "wohl riechend": Erstens stammt der von Frau Kopsch zitierte Satz nicht von Herrn Wrase, sondern von mir, und zweitens ist natürlich nicht richtig, was Frau Kopsch hier sagt. Bei "wohl[...]" gab es früher nicht das geringste Problem. Man muß nur einmal die betreffenden Seiten im alten und im neuen Duden aufschlagen und nebeneinanderlegen. Dann sieht man sofort, welche Regelung die kompliziertere ist. Die neuen Regeln sind so diffizil, daß sie nicht einmal der Duden versteht, denn seine Interpretation der Regeln in bezug auf "wohl[...]" oszilliert von Auflage zu Auflage. Duden 1996, Duden-Universalwörterbuch 1998 und Duden 2000 sagen jedesmal etwas anderes aus. 1998 interpretierte der Duden die Regeln noch so, daß "wohl riechend" getrennt geschrieben werden *müsse*. Im Jahr 2000 ist es nur noch zusammen erlaubt, während bei dem exakt gleich gebauten "wohlschmeckend" jetzt ein Wahlrecht besteht. Einfach ist das für den Lernenden auf keinen Fall. Im nächsten Duden - um was wetten wir, Frau Kopsch? - wird sich bei der Kategorie "wohl" wieder viel geändert haben. Davon kann man ausgehen.
Im übrigen fällt auf, wie konsequent die Befürworter das Wörtchen "sogenannt" getrennt schreiben, obwohl dies nur eine unbeabsichtigte Folge der undurchdachten Regeln ist. Die Getrenntschreibung wird sicher bald zurückgenommen, zumal die Abkürzung "sog." ja bereits wiederhergestellt wurde. Allein daran, daß die Befürworter selbst diesen - selbst von seiten der Reformer ungewollten - Unsinn konsequent nachvollziehen, läßt sich erkennen, welcher Ungeist der Reform zugrunde liegt.
Die neuen Schreibungen der Pseudosubstantivierungen sind ebenfalls nicht leichter als die alten. Wer jetzt plötzlich "des Weiteren" schreiben muß, der wird es auch nicht einsehen, warum "bei Weitem" und "bis auf Weiteres" falsch sein sollen. Bei "im Allgemeinen" und "alles in allem" ist die Sache ähnlich. Eine Erleichterung? - Nein.
Wenn Herr Müller schreibt, daß "Tip" jetzt wegen "tippen" mit Doppel-p geschrieben werden müsse, dann muß man doch die Frage stellen, wieso man dann bei "Top" - trotz des gerade bei den sogenannten Wenigschreibern häufig gebrauchten Wortes "jmd. toppen" (=jmd. übertreffen) - völlig anders verfährt. Die Kultusminister haben ja auch noch mal etliches daran geändert. Der "Flop" und der "Hit" bleiben genauso wie "fit" unangetastet. Dafür wird der "Mop" zum "Mopp". Wegen "moppen"? Hab ich zumindest noch nicht gehört. Einen Grund wird man nicht erkennen können.
Da kann man zur Rechtschreibreform nur noch sagen: außen Topphitts - innen Geschmack.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 16.12.2000 um 23.00
Obwohl das Wesentliche schon oft gesagt worden ist, sehe ich keinen Grund, die sachlichen Streitpunkte immer wieder einmal zu erörtern, weil ja die Gesamtdiskussion äußerst ausgedehnt und nicht jedem Diskutanten jederzeit gegenwärtig ist. Daher folgende Hinweise zu Frau Kopschs letztem Beitrag (Dank auch an Herrn Doerner für seine sachkundigen Ausführungen!):
Die IDS-Studie, gemeint ist Güthert/Hellers Aufsatz zur vergleichenden Wörterbuchanalyse, wird ihrerseits in meiner Schrift "Propaganda und Wirklichkeit" (hier auf der Rechtschreibseite zu lesen, Unterkapitel "Der Fall Heller/Bertelsmann") analysiert. Frau Kopsch hätte hören sollen, wie Heller sich am Telefon wand, als ich ihm auf den Kopf zu sagte, daß er uns hinters Licht zu führen beabsichtige! Wenige Stunden später rief er bei der Redation der "Muttersprache" an und veranlaßte, daß in seinem Aufsatz wenigstens ganz am Ende ein Hinweis auf die benutzte, bereits angeglichene Bertelsmannausgabe angebracht wurde. Für alle anderen Zwecke wurde dieser Hinweis unterdrückt, und die "Studie" tat ihre betrügerische Wirkung. Ich habe übrigens Einblick in die von Bertelsmann und Duden angefertigten, geheimen Listen gehabt, aus denen die wirkliche, ungeheuer große Zahl von Abweichungen hervorgeht. Die beiden marktbeherschenden Unternehmen haben sich aus Gründen der Selbsterhaltung zusammengetan, um die Zahl der Abweichungen in weniger beunruhigende Dimensionen zu drücken. Man traf sich dann mehrere Male im Hause Duden, um konspirativ (unter Ausschluß der Öffentlichkeit wie der Mitbewerber) mit der Kommission einheitliche Schreibregelungen zu vereinbaren. Das Ergebnis: Duden stellt die Wörterbücher um, Bertelsmann sorgt dafür, daß die übrige Literatur umgestellt wird.
Die Schreibweise "schiessen" usw. ist letzten Endes die Schweizer Schreibweise, die sowohl nach altem Duden als nach meinem Rechtschreibwörterbuch jederzeit möglich ist.
Die Trennung k-k ist die logische Folge aus der Tatsache, daß ck eine stellungsgebundene Variante von kk ist. Das bestätigt § 3 der Neuregelung; leider widerspricht die neue Silbentrennung dieser Einsicht. Das sieht auch Kollege Munske heute so, auf den die Nichttrennung von ck ja zurückgeht.
Das th in deutschen Wörtern wurde nicht 1880 abgeschafft.
Es gibt in der Tat eine Neigung, "gleichgut" u. ä. zusammenzuschreiben. Mein Wörterbuch wird, soweit ich sehe, den Gegebenheiten gerecht. Das ständige Schwanken der reformierten Wörterbücher bei gleich-, hoch-, wohl-, wieder- spricht für eine tiefe Verworrenheit bei gleichzeitigem Festlegungszwang auch dort, wo nur Tendenzen zu beobachten sind. Ich verweise auf meinen Kritischen Kommentar, wo die Einzelheiten dargestellt sind.
Auch ich meine, daß "so genannt" eine unbeabsichtigte Folge der neuen Regeln ist, denn Gallmann/Sitta wußten 1996 noch nichts davon. Damals sind in großer Hektik ständig neue Schreibweisen erfunden und wieder verworfen worden, so daß die Reformer, wie vielfach bezeugt ist, in keinem Augenblick die volle Übersicht hatten. Sie mußten aber dann einfach irgendwo zum Abschluß kommen, weil die politischen Auftraggeber die Nase voll hatten. Wenn man die schäbigen Hinterzimmervorgänge kennt, ist es natürlich besonders komisch, daß heute ganz normale Zeitgenossen glauben, das Wort "sogenannt" aufspalten zu müssen!
Frau Kopsch verteidigt Positionen, die die Reformer selbst teilweise schon geräumt haben oder nur auf höheren Befehl noch halten. Ich werde den Hergang demnächst in meinem Buch "Regelungsgewalt" auf über 300 Seiten noch einmal darstellen und hoffe, dadurch manche Diskussion überflüssig zu machen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 15.12.2000 um 23.00
Herr Wrase hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Nachdem sich die Rechtschreibreform "wie Mehltau" (Peter Eisenberg) über die deutsche Sprachgemeinschaft gelegt hat und eine dumpfe Gewöhnung an den Unsinn sich auszubreiten beginnt, kann man das wichtigste Ergebnis kaum bündiger formulieren. Natürlich hat niemand die bisherige Rechtschreibung "beherrscht" in jenem absurd übersteigerten Sinn, wie die Reformer es vorzurechnen lieben, d. h. bis in die letzten Dudenhaarspaltereien hinein. Aber in einem Kernbereich waren die meisten Eltern schulpflichtiger Kinder einigermaßen sicher und konnten einfache Rechtschreibfragen ohne Nachschlagen beantworten. Ich komme fast täglich mit anderen Eltern zusammen, und da sie wissen, daß ich mich mit diesen Dingen beschäftige, kommen sie unweigerlich zum Thema - und klagen, daß sie sich überhaupt nicht mehr auskennen. Hinzu kommt, daß man ihnen nicht einmal mehr ein Nachschlagewerk nennen kann, an das sie sich halten könnten. Der neueste Duden kann schon in wenigen Monaten überholt sein, ganz abgesehen von den zahllosen Widersprüchen zwischen diesem Wörterbuch und der amtlichen Regelung, auf die ja auch Dudenredakteur Scholze-Stubenrecht hingewiesen hat. Aber genau dieser Zustand allgemeiner orthographischer Verunsicherung, in dem sozusagen alles möglich scheint, ist von Augst angestrebt worden, damit jedermann sehe, daß Rechtschreibung nicht sakrosankt ist. Schon vor Jahren habe ich die zugrunde liegende "emanzipatorische" Pädagogik auf den Reim gebracht: "Unser Lehrer ist genauso dumm wie wir!" Und die Eltern sind auch nicht schlauer. - Und das in einer Zeit, da Lehrer und Eltern ohnehin mit Kompetenzverlusten im Vergleich mit den heimlichen Miterziehern zu kämpfen haben und Unterricht und Erziehung ungleich schwerer geworden sind. Die Folgen werden sich erst langfristig zeigen.
Irgendwann in der Geschichte dieser "Reform" muß es einen Punkt gegeben haben, an dem die Verantwortlichen den Gipfel der Verantwortungslosigkeit erreicht hatten: als sie ein Reformvorhaben verabschiedeten, obwohl sie wußten, daß es ein elendes Flickwerk ist, das nichts als Verwirrung zur Folge haben kann. Damals siegte der Ehrgeiz über Wissen und Gewissen, und hundert Millionen müssen es nun ausbaden.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 15.12.2000 um 23.00
Auch wenn es schwer fällt (ich glaube, Sie schreiben lieber: »schwerfällt«), das alles hier ernst zu nehmen, werde ich langsam Ernst machen und mich anderen Dingen zuwenden. Das ist ja auch »platzsparender«, »(viel) Platz sparender« vielleicht. Auch für letztere Schreibweise gibts ja, wie wir jetzt alle wissen, gute Gründe.
Herrn Dörner wollte ich nur noch den Witz mit dem »Tipp« noch nahe bringen. Sein Argument: »Tippfehler« hat doch mit dem »Tipp«, den er mir gibt, nichts tun. Okay, aber wo bleibt denn der Unterschied: Ich habe auf ihn getippt und ich habe mich vertippt? Die am nächsten liegende Lösung: der Tipp und das Tippen wird nicht nur als Verb, sondern auch als Hauptwort ohne Unterschied schriftlich dargestellt. Icklers Hinweis auf »Hit« hilft da auch nicht weiter. Im Englischen gibt es ja grundsätzlich hit, step, stop ... auch als Verb. Aber bei uns heißt es doch trotzdem »Stoppzeichen« »Stopp(er)« sowie »stoppen« (auch bei Ickler!)
Zu »spinnefeind« will ich, lieber Herr Dörner, nicht viel sagen. (Der neue Duden sieht darin auch kein Problem!) Dieses Wort hat noch kein Schüler bei mir geschrieben, weder falsch noch richtig! Eine »unwichtige Einzelheit« bei mir! Icklers allein selig machende Schreibweise von »Cleverneß«, eine »unwichtige Einzelheit« bei Ihnen, hat aber Konsequenzen für viele andere Wörter: Prozeß?, Streß?, Wellneß? ...
Dem Anonymus gebe ich in vielerei Hinsicht Recht. Auch wenn ich für anonyme Darstellungen (zumal bei dieser Thematik!) überhaupt kein Verständnis habe. Was er aber geschafft hat, finde ich zumindest amüsant. Es ist einfach supergeil, wie er den Herrn Wrase mit Rechtschreibnichtigkeiten derart in Rage versetzt, dass dieser alle Reformbefürworter für »bescheuert« erklärt und als »Vollidioten« mit »Gehirnerweichung« abserviert.
Mit solchen »Wrase-Argumenten« kann ich und will ich mich natürlich nicht mehr auseinander setzen oder – wie Herr Wrase schreiben würde – auseinandersetzen. Ich mache einfach Ernst (oder ernst) und befasse mich nie wieder mit dem, was Herr Wrase von sich gibt. Ehrenwort!
Trotzdem, viel Spaß für die Zukunft!
Ihr »Vollidiot mit Gehirnerweichung« Sigi Müller
PS. Mit der letztmaligen Bitte um Korrektur nach der neuen Schreibung, damit der Inhalt meiner Worte klar wird!
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Christian Dörner am 15.12.2000 um 23.00
Es ist in der Tat schade, daß selbst die Lehrer die Hauptprobleme der neuen Schreibung nicht verstehen und Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Aber ich möchte sie im folgenden noch einmal kurz ansprechen:
1.) Die Heysesche ss-Schreibung verursacht mehr Fehler als die bewährte ss/ß-Regelung. Das wichtigste ist aber, daß die neue ss-Regelung nicht nur beim Umlernen mehr Fehler produziert - denn das wäre notfalls noch akzeptabel -, sondern auch beim Neulernen. Im 19. Jahrhundert, als die Heysesche ss-Schreibung sich ebenfalls nicht bewährte, war es genau dasselbe. Daran hat sich nichts geändert, daran wird sich nichts ändern. Die neue ss-Schreibung widerspricht anscheinend dem deutschen Sprachgefühl. Vielleicht deswegen, da das Zeichen ß, historisch betrachtet, zwar mit sehr vielen Dingen etwas zu tun hat, nur nicht mit der Länge oder Kürze des Vorgängervokals. Die neue ss-Schreibung ist eben ein Kunstprodukt, nicht das Ergebnis der natürlichen Sprachentwicklung.
2.) Herr Müller sieht das vermeintliche "Problem" bei "-ness/-neß/-dess/-deß" völlig falsch: Die von Prof. Ickler vorgeschlagenen Schreibweisen sind keine alleinseligmachende (Bertelsmann schreibt "allein seligmachend") Vorschrift, sondern lediglich ein Vorschlag, wie man schreiben kann. "Prozeß" und "Streß" sind natürlich Wörter, die längst als deutsche Wörter betrachtet werden. Damit gibt es, damit gab es natürlich keine Probleme. Herrn Prof. Icklers Ziel ist eben gerade, keine Zwangsschreibweise mehr vorzuschreiben, sondern den natürlichen Sprachgebrauch zu erfassen. Wer das Rechtschreibwörterbuch mit dem Begriff "alleinseligmachend" versieht, hat den Zweck dieses Buches überhaupt nicht verstanden. Des weiteren - im übrigen schrieben nach meiner Erfahrung ca. 75 % der Deutschen 'desweiteren' - ist "Cleverneß" wirklich eine unwichtige Einzelheit. Aber klären wir es doch einmal: Wie viele Wörter sind denn von diesem "Zweifelsfall" betroffen? Da wären "Fitneß, Fairneß, Cleverneß, Stewardeß, Wellness, Uniqueness" und das seit Big Brother berühmte "Contentness". Übrigens habe ich diese Wörter meinem Sprachgefühl entsprechend geschrieben. Mit dieser Aufzählung ist doch schon fast Schluß, oder? Wenn wir für diese Wörter beide Schreibweisen zulassen, ist das Problem gelöst. Dann erübrigt sich auch die - in der Tat - unwichtige Einzelheit.
3.) Der Duden 2000 sieht bei "spinnefeind" kein Problem? Meint Herr Müller das ernst? Der Duden 1996 schreibt "Feind/todfeind/Spinnefeind". Daraus wird jetzt "Feind/Todfeind/spinnefeind". Da sieht Herr Müller kein Problem? Ich sehe da ein ganz gewaltiges. Außerdem kommen diese Phrasen sicherlich häufiger vor als "in bezug auf", was ja von seiten der Befürworter immer wieder gern genannt wird und wo ich die Richtigkeit der Großschreibung - auch nach den alten Regeln - bereits erwähnt habe.
4.) Die grammatischen Unrichtigkeiten scheinen die Befürworter gar nicht zu stören: "da hast du aber sehr Recht, wie Leid du mir doch jetzt tust, da du mir sehr Leid tust, möchte ich dir sehr Recht geben." Daß diese Unrichtigkeiten auch vielen Lehrern nicht auffallen, zeigt, warum sich die meisten Lehrer gegen die Reform nicht wehren. Daß die Verbindung "sehr" + Substantiv gänzlich unmöglich ist und daß man auch ein Substantiv nicht steigern kann, fällt den Befürwortern auch nicht auf.
5.) Die Rechtschreibreform erzeugt in allen Bereichen mehr Fehler. Den Befürwortern kann ich nur empfehlen, sich in einer ruhigen Stunde die Fehleranalyse von Herrn Wrase durchzulesen. Wer sich mit solchen Dingen auseinandersetzen muß, dem muß ich auch zugestehen, daß er etwas gereizt reagiert. Deswegen kann ich die heftige Reaktion von Herrn Wrase schon verstehen.
6.) Die Rechtschreibreform ist uneinheitlich, nicht nur bei "spinnefeind". Lieber Herr Müller, können sie mir erklären, warum ich 1998 nur einen "wohl riechenden" Glühwein trinken konnte, während es im Jahr 2000 einen "wohl schmeckenden" und "wohlschmeckenden" Glühwein gibt, dafür aber keinen "wohl riechenden" mehr, sondern nur noch einen "wohlriechenden"? Das versteht überhaupt niemand mehr.
7.) Die Rechtschreibreform verarmt die deutsche Sprache. Wenn ein Schüler vor dem Fernseher sitzen bleibt, dann ist es wahrscheinlich, daß er sitzenbleibt. Die von den Reformern nicht bekanntgemachten neuen Regeln haben sie schließlich doch bekannt gemacht. Die nichts sagenden Refomer hatten auch das Ziel, die nichtssagenden neuen Regln möglichst lange zu verheimlichen. Und die sogenannte Reform sollte deshalb noch lange nicht so genannt werden. Manchen wird es auch sicher schwerfallen, daß sie nur leicht fallen, obwohl sie eigentlich schwer gefallen sind, als sie ausrutschten.
Ich möchte das jetzt nicht weiter verlängern. Das Wesentliche ist jetzt eigentlich gesagt, oder?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Melsa am 15.12.2000 um 23.00
Das Löschen der Kerner-Beiträge (er ist es anscheinend wirklich gewesen, nicht zu fassen...) und ähnlicher Ergüsse würde ich übrigens auch ablehnen. Wer so offensichtlich die Ratio durch dumpf-emotionale Gegnerschaft ersetzt, disqualifiziert sich doch selbst. Das trifft übrigens auf viele Reformbefürworter zu, die nicht gerade mit dem Willen der ausgewogenen Diskussion hier aufzutauchen scheinen. Unter den Reformgegnern gibt es aber auch einige, die sich ein wenig zurücknehmen sollten. Rein beleidigende und unsachliche Aussagen hat derjenige, der im Recht ist, nicht nötig. Vielleicht sollte man im Forum einen Thread einrichten, in dem man ausnahmslos seine Beschimpfungen loswerden kann, um das Gemüt mal ein wenig zu kühlen. Sonst droht die Diskussionskultur hier bald auf Bundestagsniveau abzusinken...!
Bei Diskutanten wie Frau Kopsch und Herrn Jansen kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen, wie sie es schaffen, der bewährten Rechtschreibung bzw. Icklers Darstellung in seinem Wörterbuch eine Schwäche nach der anderen aufzuzählen (von der viele, wie sich schnell herausstellt, nur auf den ersten Blick Schwächen zu sein scheinen), wobei sie sich gleichzeitig einer Orthographie bedienen, welche sie befürworten, bei der sich ähnliche Schwächen (die meistens nicht so leicht auszuräumen sind) in viel größerem Maße türmen. Selbst wenn "Alt" und "Neu" beide gleichgut bzw. gleichschlecht wären, gäbe es noch keinen Grund zu der Verwendung des Neuen, da sich nichts bessert, dafür aber die Verwirrung durch Umgewöhnung steigt. Und: Wozu dann auch umgewöhnen? Aus lauter Langeweile?
Christian Melsa
Veltheimstraße 26 22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 15.12.2000 um 23.00
Die Sache mit den hineingeschmuggelten Rechtschreibfehlern in Gastbeiträge auf dieser Seite ist tatsächlich wahr. Ich kann das bestätigen, meine eigenen Texte waren ebenfalls davon betroffen.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26 22149 Hamburg
eingetragen von Theodor Ickler am 15.12.2000 um 23.00
Herr Wrase hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Nachdem sich die Rechtschreibreform "wie Mehltau" (Peter Eisenberg) über die deutsche Sprachgemeinschaft gelegt hat und eine dumpfe Gewöhnung an den Unsinn sich auszubreiten beginnt, kann man das wichtigste Ergebnis kaum bündiger formulieren. Natürlich hat niemand die bisherige Rechtschreibung "beherrscht" in jenem absurd übersteigerten Sinn, wie die Reformer es vorzurechnen lieben, d. h. bis in die letzten Dudenhaarspaltereien hinein. Aber in einem Kernbereich waren die meisten Eltern schulpflichtiger Kinder einigermaßen sicher und konnten einfache Rechtschreibfragen ohne Nachschlagen beantworten. Ich komme fast täglich mit anderen Eltern zusammen, und da sie wissen, daß ich mich mit diesen Dingen beschäftige, kommen sie unweigerlich zum Thema - und klagen, daß sie sich überhaupt nicht mehr auskennen. Hinzu kommt, daß man ihnen nicht einmal mehr ein Nachschlagewerk nennen kann, an das sie sich halten könnten. Der neueste Duden kann schon in wenigen Monaten überholt sein, ganz abgesehen von den zahllosen Widersprüchen zwischen diesem Wörterbuch und der amtlichen Regelung, auf die ja auch Dudenredakteur Scholze-Stubenrecht hingewiesen hat. Aber genau dieser Zustand allgemeiner orthographischer Verunsicherung, in dem sozusagen alles möglich scheint, ist von Augst angestrebt worden, damit jedermann sehe, daß Rechtschreibung nicht sakrosankt ist. Schon vor Jahren habe ich die zugrunde liegende "emanzipatorische" Pädagogik auf den Reim gebracht: "Unser Lehrer ist genauso dumm wie wir!" Und die Eltern sind auch nicht schlauer. - Und das in einer Zeit, da Lehrer und Eltern ohnehin mit Kompetenzverlusten im Vergleich mit den heimlichen Miterziehern zu kämpfen haben und Unterricht und Erziehung ungleich schwerer geworden sind. Die Folgen werden sich erst langfristig zeigen.
Irgendwann in der Geschichte dieser "Reform" muß es einen Punkt gegeben haben, an dem die Verantwortlichen den Gipfel der Verantwortungslosigkeit erreicht hatten: als sie ein Reformvorhaben verabschiedeten, obwohl sie wußten, daß es ein elendes Flickwerk ist, das nichts als Verwirrung zur Folge haben kann. Damals siegte der Ehrgeiz über Wissen und Gewissen, und hundert Millionen müssen es nun ausbaden.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 15.12.2000 um 23.00
Auch wenn es schwer fällt (ich glaube, Sie schreiben lieber: »schwerfällt«), das alles hier ernst zu nehmen, werde ich langsam Ernst machen und mich anderen Dingen zuwenden. Das ist ja auch »platzsparender«, »(viel) Platz sparender« vielleicht. Auch für letztere Schreibweise gibts ja, wie wir jetzt alle wissen, gute Gründe.
Herrn Dörner wollte ich nur noch den Witz mit dem »Tipp« noch nahe bringen. Sein Argument: »Tippfehler« hat doch mit dem »Tipp«, den er mir gibt, nichts tun. Okay, aber wo bleibt denn der Unterschied: Ich habe auf ihn getippt und ich habe mich vertippt? Die am nächsten liegende Lösung: der Tipp und das Tippen wird nicht nur als Verb, sondern auch als Hauptwort ohne Unterschied schriftlich dargestellt. Icklers Hinweis auf »Hit« hilft da auch nicht weiter. Im Englischen gibt es ja grundsätzlich hit, step, stop ... auch als Verb. Aber bei uns heißt es doch trotzdem »Stoppzeichen« »Stopp(er)« sowie »stoppen« (auch bei Ickler!)
Zu »spinnefeind« will ich, lieber Herr Dörner, nicht viel sagen. (Der neue Duden sieht darin auch kein Problem!) Dieses Wort hat noch kein Schüler bei mir geschrieben, weder falsch noch richtig! Eine »unwichtige Einzelheit« bei mir! Icklers allein selig machende Schreibweise von »Cleverneß«, eine »unwichtige Einzelheit« bei Ihnen, hat aber Konsequenzen für viele andere Wörter: Prozeß?, Streß?, Wellneß? ...
Dem Anonymus gebe ich in vielerei Hinsicht Recht. Auch wenn ich für anonyme Darstellungen (zumal bei dieser Thematik!) überhaupt kein Verständnis habe. Was er aber geschafft hat, finde ich zumindest amüsant. Es ist einfach supergeil, wie er den Herrn Wrase mit Rechtschreibnichtigkeiten derart in Rage versetzt, dass dieser alle Reformbefürworter für »bescheuert« erklärt und als »Vollidioten« mit »Gehirnerweichung« abserviert.
Mit solchen »Wrase-Argumenten« kann ich und will ich mich natürlich nicht mehr auseinander setzen oder – wie Herr Wrase schreiben würde – auseinandersetzen. Ich mache einfach Ernst (oder ernst) und befasse mich nie wieder mit dem, was Herr Wrase von sich gibt. Ehrenwort!
Trotzdem, viel Spaß für die Zukunft!
Ihr »Vollidiot mit Gehirnerweichung« Sigi Müller
PS. Mit der letztmaligen Bitte um Korrektur nach der neuen Schreibung, damit der Inhalt meiner Worte klar wird!
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Christian Dörner am 15.12.2000 um 23.00
Es ist in der Tat schade, daß selbst die Lehrer die Hauptprobleme der neuen Schreibung nicht verstehen und Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Aber ich möchte sie im folgenden noch einmal kurz ansprechen:
1.) Die Heysesche ss-Schreibung verursacht mehr Fehler als die bewährte ss/ß-Regelung. Das wichtigste ist aber, daß die neue ss-Regelung nicht nur beim Umlernen mehr Fehler produziert - denn das wäre notfalls noch akzeptabel -, sondern auch beim Neulernen. Im 19. Jahrhundert, als die Heysesche ss-Schreibung sich ebenfalls nicht bewährte, war es genau dasselbe. Daran hat sich nichts geändert, daran wird sich nichts ändern. Die neue ss-Schreibung widerspricht anscheinend dem deutschen Sprachgefühl. Vielleicht deswegen, da das Zeichen ß, historisch betrachtet, zwar mit sehr vielen Dingen etwas zu tun hat, nur nicht mit der Länge oder Kürze des Vorgängervokals. Die neue ss-Schreibung ist eben ein Kunstprodukt, nicht das Ergebnis der natürlichen Sprachentwicklung.
2.) Herr Müller sieht das vermeintliche "Problem" bei "-ness/-neß/-dess/-deß" völlig falsch: Die von Prof. Ickler vorgeschlagenen Schreibweisen sind keine alleinseligmachende (Bertelsmann schreibt "allein seligmachend") Vorschrift, sondern lediglich ein Vorschlag, wie man schreiben kann. "Prozeß" und "Streß" sind natürlich Wörter, die längst als deutsche Wörter betrachtet werden. Damit gibt es, damit gab es natürlich keine Probleme. Herrn Prof. Icklers Ziel ist eben gerade, keine Zwangsschreibweise mehr vorzuschreiben, sondern den natürlichen Sprachgebrauch zu erfassen. Wer das Rechtschreibwörterbuch mit dem Begriff "alleinseligmachend" versieht, hat den Zweck dieses Buches überhaupt nicht verstanden. Des weiteren - im übrigen schrieben nach meiner Erfahrung ca. 75 % der Deutschen 'desweiteren' - ist "Cleverneß" wirklich eine unwichtige Einzelheit. Aber klären wir es doch einmal: Wie viele Wörter sind denn von diesem "Zweifelsfall" betroffen? Da wären "Fitneß, Fairneß, Cleverneß, Stewardeß, Wellness, Uniqueness" und das seit Big Brother berühmte "Contentness". Übrigens habe ich diese Wörter meinem Sprachgefühl entsprechend geschrieben. Mit dieser Aufzählung ist doch schon fast Schluß, oder? Wenn wir für diese Wörter beide Schreibweisen zulassen, ist das Problem gelöst. Dann erübrigt sich auch die - in der Tat - unwichtige Einzelheit.
3.) Der Duden 2000 sieht bei "spinnefeind" kein Problem? Meint Herr Müller das ernst? Der Duden 1996 schreibt "Feind/todfeind/Spinnefeind". Daraus wird jetzt "Feind/Todfeind/spinnefeind". Da sieht Herr Müller kein Problem? Ich sehe da ein ganz gewaltiges. Außerdem kommen diese Phrasen sicherlich häufiger vor als "in bezug auf", was ja von seiten der Befürworter immer wieder gern genannt wird und wo ich die Richtigkeit der Großschreibung - auch nach den alten Regeln - bereits erwähnt habe.
4.) Die grammatischen Unrichtigkeiten scheinen die Befürworter gar nicht zu stören: "da hast du aber sehr Recht, wie Leid du mir doch jetzt tust, da du mir sehr Leid tust, möchte ich dir sehr Recht geben." Daß diese Unrichtigkeiten auch vielen Lehrern nicht auffallen, zeigt, warum sich die meisten Lehrer gegen die Reform nicht wehren. Daß die Verbindung "sehr" + Substantiv gänzlich unmöglich ist und daß man auch ein Substantiv nicht steigern kann, fällt den Befürwortern auch nicht auf.
5.) Die Rechtschreibreform erzeugt in allen Bereichen mehr Fehler. Den Befürwortern kann ich nur empfehlen, sich in einer ruhigen Stunde die Fehleranalyse von Herrn Wrase durchzulesen. Wer sich mit solchen Dingen auseinandersetzen muß, dem muß ich auch zugestehen, daß er etwas gereizt reagiert. Deswegen kann ich die heftige Reaktion von Herrn Wrase schon verstehen.
6.) Die Rechtschreibreform ist uneinheitlich, nicht nur bei "spinnefeind". Lieber Herr Müller, können sie mir erklären, warum ich 1998 nur einen "wohl riechenden" Glühwein trinken konnte, während es im Jahr 2000 einen "wohl schmeckenden" und "wohlschmeckenden" Glühwein gibt, dafür aber keinen "wohl riechenden" mehr, sondern nur noch einen "wohlriechenden"? Das versteht überhaupt niemand mehr.
7.) Die Rechtschreibreform verarmt die deutsche Sprache. Wenn ein Schüler vor dem Fernseher sitzen bleibt, dann ist es wahrscheinlich, daß er sitzenbleibt. Die von den Reformern nicht bekanntgemachten neuen Regeln haben sie schließlich doch bekannt gemacht. Die nichts sagenden Refomer hatten auch das Ziel, die nichtssagenden neuen Regln möglichst lange zu verheimlichen. Und die sogenannte Reform sollte deshalb noch lange nicht so genannt werden. Manchen wird es auch sicher schwerfallen, daß sie nur leicht fallen, obwohl sie eigentlich schwer gefallen sind, als sie ausrutschten.
Ich möchte das jetzt nicht weiter verlängern. Das Wesentliche ist jetzt eigentlich gesagt, oder?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Melsa am 15.12.2000 um 23.00
Das Löschen der Kerner-Beiträge (er ist es anscheinend wirklich gewesen, nicht zu fassen...) und ähnlicher Ergüsse würde ich übrigens auch ablehnen. Wer so offensichtlich die Ratio durch dumpf-emotionale Gegnerschaft ersetzt, disqualifiziert sich doch selbst. Das trifft übrigens auf viele Reformbefürworter zu, die nicht gerade mit dem Willen der ausgewogenen Diskussion hier aufzutauchen scheinen. Unter den Reformgegnern gibt es aber auch einige, die sich ein wenig zurücknehmen sollten. Rein beleidigende und unsachliche Aussagen hat derjenige, der im Recht ist, nicht nötig. Vielleicht sollte man im Forum einen Thread einrichten, in dem man ausnahmslos seine Beschimpfungen loswerden kann, um das Gemüt mal ein wenig zu kühlen. Sonst droht die Diskussionskultur hier bald auf Bundestagsniveau abzusinken...!
Bei Diskutanten wie Frau Kopsch und Herrn Jansen kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen, wie sie es schaffen, der bewährten Rechtschreibung bzw. Icklers Darstellung in seinem Wörterbuch eine Schwäche nach der anderen aufzuzählen (von der viele, wie sich schnell herausstellt, nur auf den ersten Blick Schwächen zu sein scheinen), wobei sie sich gleichzeitig einer Orthographie bedienen, welche sie befürworten, bei der sich ähnliche Schwächen (die meistens nicht so leicht auszuräumen sind) in viel größerem Maße türmen. Selbst wenn "Alt" und "Neu" beide gleichgut bzw. gleichschlecht wären, gäbe es noch keinen Grund zu der Verwendung des Neuen, da sich nichts bessert, dafür aber die Verwirrung durch Umgewöhnung steigt. Und: Wozu dann auch umgewöhnen? Aus lauter Langeweile?
Christian Melsa
Veltheimstraße 26 22149 Hamburg
eingetragen von Christian Melsa am 15.12.2000 um 23.00
Die Sache mit den hineingeschmuggelten Rechtschreibfehlern in Gastbeiträge auf dieser Seite ist tatsächlich wahr. Ich kann das bestätigen, meine eigenen Texte waren ebenfalls davon betroffen.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26 22149 Hamburg
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.12.2000 um 23.00
Es ist ein kleiner Unterschied zwischen handeln und reagieren, zwischen abhängig machen und abhängig sein und zwischen rechthaben und Recht bekommen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Ideologie der 68er Kulturrevolution, die sich das Gesetz des Handelns zu eigen machte, den Marsch durch die Institutionen antrat und selbst die damaligen Machthaber immer einen Schritt hinterherlaufen ließ, weil sie stets darauf bedacht war, zuerst zu handeln. Es galt, den ersten Stein gezielt zu werfen!
Lediglich Mit-Leid empfinde ich allerdings für das Reservoir und einzig verbliebene Sprachrohr der Rechtschreibreformkritiker. Das derzeitige Scharmützel auf den bekannten Internetseiten erinnert mich an Glashäuser. Da gibt es keine Abwehrmechanismen gegen Steinewerfer, die gezielt von draußen werfen, und andererseits gibt es genügend Wohngemeinschaftler im Steinhaus, die den Wurf beantworten. Glashaus, ich hör dir splittern!
Ich schlage vor, Panzerglas zu verwenden, bis die Dummheit ein Ende hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.12.2000 um 23.00
Es ist ein kleiner Unterschied zwischen handeln und reagieren, zwischen abhängig machen und abhängig sein und zwischen rechthaben und Recht bekommen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Ideologie der 68er Kulturrevolution, die sich das Gesetz des Handelns zu eigen machte, den Marsch durch die Institutionen antrat und selbst die damaligen Machthaber immer einen Schritt hinterherlaufen ließ, weil sie stets darauf bedacht war, zuerst zu handeln. Es galt, den ersten Stein gezielt zu werfen!
Lediglich Mit-Leid empfinde ich allerdings für das Reservoir und einzig verbliebene Sprachrohr der Rechtschreibreformkritiker. Das derzeitige Scharmützel auf den bekannten Internetseiten erinnert mich an Glashäuser. Da gibt es keine Abwehrmechanismen gegen Steinewerfer, die gezielt von draußen werfen, und andererseits gibt es genügend Wohngemeinschaftler im Glashaus, die den Wurf beantworten. Glashaus, ich hör dir splittern!
Ich schlage vor, Panzerglas zu verwenden, bis die Dummheit ein Ende hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 14.12.2000 um 23.00
Ich habe vor kurzem schon einmal eine Stellungnahme zu diesem Thema geschrieben.
An dieser Stelle wiederhole ich meine Meinung: Störenfriede und unreife Zeitgenossen, die keine sachlichen Beiträge, sondern nur Beleidigungen, Gemeinheiten und Häme von sich geben, sollten hier nicht auch noch eine Plattform erhalten, auf der sie sich in von mir erwähnter Weise produzieren können.
Diese Beiträge stören nur und üben eventuell eine abstoßende Wirkung auf andere aus, die zum erstenmal hier in diesen Seiten blättern.
Diese Störenfriede wären vielleicht bei solchen Sendungen wie "Big Brother" besser aufgehoben - das liegt eher auf deren Niveau!
Klaus Kolbe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.12.2000 um 23.00
Tut uns leid, daß Sie zuviel zahlen!
Dieser Werbeslogan, dick und fett gesetzt, war fast schon der gesamte Text einer Anzeige, die ich kürzlich zur Korrektur vorgelegt bekam. Drei Fehler bei sieben Wörtern - also weitergeleitet zum Rechtschreibreform-Durchgang in der Produktion ... Das Beispiel ist zwar nicht repräsentativ, aber die armen Mitarbeiter in den Werbeagenturen wissen inzwischen, daß es vorkommen kann, und bei anspruchsvollen Auftraggebern trauen sie sich kaum noch, eine Zeile Text in eigener Verantwortung zu betreuen - alles muß zum Lektor. Eine ähnliche Kompetenzberaubung kann man sich zum Beispiel bei Millionen Eltern vorstellen, die ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen wollen, und so weiter.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.12.2000 um 23.00
Es ist ein kleiner Unterschied zwischen handeln und reagieren, zwischen abhängig machen und abhängig sein und zwischen rechthaben und Recht bekommen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Ideologie der 68er Kulturrevolution, die sich das Gesetz des Handelns zu eigen machte, den Marsch durch die Institutionen antrat und selbst die damaligen Machthaber immer einen Schritt hinterherlaufen ließ, weil sie stets darauf bedacht war, zuerst zu handeln. Es galt, den ersten Stein gezielt zu werfen!
Lediglich Mit-Leid empfinde ich allerdings für das Reservoir und einzig verbliebene Sprachrohr der Rechtschreibreformkritiker. Das derzeitige Scharmützel auf den bekannten Internetseiten erinnert mich an Glashäuser. Da gibt es keine Abwehrmechanismen gegen Steinewerfer, die gezielt von draußen werfen, und andererseits gibt es genügend Wohngemeinschaftler im Steinhaus, die den Wurf beantworten. Glashaus, ich hör dir splittern!
Ich schlage vor, Panzerglas zu verwenden, bis die Dummheit ein Ende hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 14.12.2000 um 23.00
Es ist ein kleiner Unterschied zwischen handeln und reagieren, zwischen abhängig machen und abhängig sein und zwischen rechthaben und Recht bekommen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Ideologie der 68er Kulturrevolution, die sich das Gesetz des Handelns zu eigen machte, den Marsch durch die Institutionen antrat und selbst die damaligen Machthaber immer einen Schritt hinterherlaufen ließ, weil sie stets darauf bedacht war, zuerst zu handeln. Es galt, den ersten Stein gezielt zu werfen!
Lediglich Mit-Leid empfinde ich allerdings für das Reservoir und einzig verbliebene Sprachrohr der Rechtschreibreformkritiker. Das derzeitige Scharmützel auf den bekannten Internetseiten erinnert mich an Glashäuser. Da gibt es keine Abwehrmechanismen gegen Steinewerfer, die gezielt von draußen werfen, und andererseits gibt es genügend Wohngemeinschaftler im Glashaus, die den Wurf beantworten. Glashaus, ich hör dir splittern!
Ich schlage vor, Panzerglas zu verwenden, bis die Dummheit ein Ende hat.
Norbert Schäbler
Hösbach
eingetragen von Gast am 14.12.2000 um 23.00
Ich habe vor kurzem schon einmal eine Stellungnahme zu diesem Thema geschrieben.
An dieser Stelle wiederhole ich meine Meinung: Störenfriede und unreife Zeitgenossen, die keine sachlichen Beiträge, sondern nur Beleidigungen, Gemeinheiten und Häme von sich geben, sollten hier nicht auch noch eine Plattform erhalten, auf der sie sich in von mir erwähnter Weise produzieren können.
Diese Beiträge stören nur und üben eventuell eine abstoßende Wirkung auf andere aus, die zum erstenmal hier in diesen Seiten blättern.
Diese Störenfriede wären vielleicht bei solchen Sendungen wie "Big Brother" besser aufgehoben - das liegt eher auf deren Niveau!
Klaus Kolbe
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.12.2000 um 23.00
Tut uns leid, daß Sie zuviel zahlen!
Dieser Werbeslogan, dick und fett gesetzt, war fast schon der gesamte Text einer Anzeige, die ich kürzlich zur Korrektur vorgelegt bekam. Drei Fehler bei sieben Wörtern - also weitergeleitet zum Rechtschreibreform-Durchgang in der Produktion ... Das Beispiel ist zwar nicht repräsentativ, aber die armen Mitarbeiter in den Werbeagenturen wissen inzwischen, daß es vorkommen kann, und bei anspruchsvollen Auftraggebern trauen sie sich kaum noch, eine Zeile Text in eigener Verantwortung zu betreuen - alles muß zum Lektor. Eine ähnliche Kompetenzberaubung kann man sich zum Beispiel bei Millionen Eltern vorstellen, die ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen wollen, und so weiter.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 13.12.2000 um 23.00
W. Wrase hat mir hier Rechtschreibfehler vorgeworfen. Bitte schön!
Aber wie sieht es denn mit W. Wrase selbst aus? Ich habe mir seine Texte im Nachrichtenarchiv angesehen und bin auch bald fündig geworden:
Die meisten Fehler bleiben unentdeckt, 25.02.2000:
Hier schreibt W. Wrase "großschreiben", "kleinschreiben", "davor stehen" und "garnicht". Lauter Fehler!
Überall sind mehr Fehler, 20.04.2000:
Hier lässt W. Wrase ständig das Komma weg. "..., daß die Zeitungen ständig schreiben (,) es sei jetzt schwieriger geworden." "Als Fachmann müßte es für mich möglich sein (,) mit eigener Kompetenz realistisch zu urteilen." "Ebenso denken die Menschen über die Rechtschreibreform (,) und deshalb ist es verheerend, ..."
Aber wahrscheinlich hat er diese Fehler absichtlich gemacht. Oder noch besser: Das sind gar keine Fehler mehr, weil ja die meisten schon lange vor der Rechtschreibreform so geschrieben haben.
Wrase, Wrase, man sollte deine Kundschaft vor dir warnen!
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
Bitte darum, hier erstens nicht mehr anonym zu schreiben, das schient mir schlicht unhöflich, und sooo peinlich ist es ja auch wieder nicht, anderer Meinung zu sein.
Bitte auch darum, sich nicht gegenseitig Schreibfehler vorzuzählen. Man will lesbaren Satz haben, nicht scheinsimple Schreibregeln. Jeder liest tausendfach mehr als er schreibt, also sollten Typographie und Orthographie am Leser ausgerichtet werden. Was ja in der Reform nicht geschieht, oder habe ich irgendwo eine Leseerleichterung übersehen?
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Das habe ich selbst in mehreren "Schüben" bei Texten von Professor Ickler festgestellt (und sowohl den Lesern hier als auch Professor Ickler mitgeteilt), und es wurde von der Redaktion Rechtschreibreform.com bestätigt, die die Manipulationen anhand von Sicherungskopien nachprüfen konnte. Ich erinnere mich an einen Fall von zehn hineingeschmuggelten Fehlern und einen weiteren von ungefähr fünf solchen "Fehlern" auf jeweils knapp einer Normseite Text, der zuvor tadellos gewesen war. Die schrägen Schreibweisen konnten einfach nicht von Professor Ickler stammen. Als ich diese Fälschungen, offensichtlich von Personen vorgenommen, die in Internet-Texte eingreifen können und die Gegner der Reform hassen, hier bekanntgab, wurde von einigen halbstarken Ideologen wie Lars Kerner sogar Spott darüber geäußert, daß ich es nötig hätte, den Reformbefürwortern unhaltbaren Vorwürfe zu machen, obwohl der Vorgang bereits bestätigt worden war.
Wenn ich mir ansehe, was Lars Kerner als meine Fehler ausgibt, stelle ich dazu fest, daß das ebenfalls Fälschungen sein müssen. Ich mache beim schnellen Schreiben Flüchtigkeitsfehler wie jeder andere auch, aber nicht solche wie die hier zitierten. Das kommt bei mir vielleicht in einem Jahr zusammen, nicht in ein paar Beiträgen.
Im übrigen bin ich der Meinung, daß man "Beiträge" von krankhaften Schreihälsen wie Lars Kerner (oder von unbelehrbaren Spinnern, die zum x-ten Mal die gleichen Pseudoargumente von sich geben) jedenfalls dann löschen sollte, wenn sie sich häufen. Auch wenn jeder erkennt, daß man solche Leute nicht ernst nehmen kann, ist man doch zu einem gewissen Grad genötigt, unwahre Behauptungen richtigzustellen, auf Irrtümer einzugehen und ähnliches, so daß der bedauerliche Effekt eintritt, denn Lars Kerner alias Anonymus alias Karl Kleinreich usw. ausdrücklich erzielen wollte: nämlich daß die seriöse Diskussion unterbrochen wird und Besucher sich gestört fühlen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Da das gerade das Thema war, reiche ich nach, daß mir in diesem Fall zweimal ein "n" zuviel herausgerutscht ist. Ich komme nämlich, wenn ich mir dann überhaupt noch die Mühe mache, oft erst zum Nachlesen meiner Beiträge, wenn sie schon abgeschickt sind, weil der Kasten, in den ich hier den Text eingeben soll, nicht vollständig auf dem Bildschirm erscheint. Ich müßte abwechselnd an der rechten Seite und unten mit den Pfeiltasten das Feld hin und her schieben, um den Text zu ändern oder noch einmal zu lesen. Das ist mir meist zu mühsam. Gestern abend war ich an einem anderen Computer, da war das Problem nicht vorhanden. So können natürlich Tippfehler entstehen, aber eine luschige Kommasetzung oder die Schreibweise "garnicht" stammt sicher nicht von mir.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
So viel Fantasie hätte ich dir gar nicht zugetraut, W. Da hat wahrscheinlich die KMK extra einen Computerexperten engagiert, um dir Fehler in die Texte zu fabrizieren. Selten so gelacht!
Aber man glaubt es kaum. Der Unbekannte ist immer noch am Werk. So steht in Helmut Eberweins letztem Artikel "Die liebe dpa - ich faß' es nicht". "Faß'" ist natürlich falsch, es muss nach alter Rechtschreibung "fass'" stehen. Da hat bestimmt wieder der große Unbekannte zugeschlagen, denn sonst hättest du, lieber W., doch sicher schon für die Korrektur gesorgt. Oder kennst du etwa solche Feinheiten gar nicht. Würde mich nicht wundern.
Ihr habt also herausbekommen, wer ich bin und wo ich wohne. Macht nichts. Kommt doch mal auf einen Kaffee vorbei, wenn ihr in der Gegend seid. Doch wahrscheinlich kriegt ihr keinen.
A. oder L. K. oder ...
Am Vogelsang 3, Düsseldorf
eingetragen von Helmut Eberwein am 13.12.2000 um 23.00
1. Herr Kerner, Sie hatten Ihren Spaß.
2. Man sollte nicht unbedingt auf jede Provokation hereinfallen.
3. Hilfsmittel: man überliest einfach die provokanten Einträge, so als ob sie gar nicht vorhanden wären.
4. Das Spiel verliert seinen Reiz und stirbt einen natürlichen Tod.
5. Kaffee bekommt man bei Herrn Kerner auch nicht:-))
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
Lernen Sie erst mal ordentlich rechtschreiben. Nach dem Doppelpunkt schreibt man hier groß weiter. Dass man "fass'" statt "faß'" nach alter Rechtschreibung schreiben muss, wussten Sie auch nicht.
Ich muss sagen, mir macht das hier noch viel mehr Spaß als in der Schule. Unser Deutschlehrer, dieser Trottel, lässt sich auch immer von mir so schön verarschen, genau wie ihr. Der ist übrigens auch überzeugter Reformgegner.
A., L. K. oder ...
Jetzt wisst ihrs ja.
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
A., L. K. oder ...
Nordrhein-Westfalens Hauptstadt heißt?
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Mein Vorschlag ist ein anderer. Was haben solche Psychopathen wie Lars Kerner hier verloren? Nichts, ist mein Eindruck. Man läßt doch auch sonst nicht zu, daß eine Veranstaltung von krankhaften Zwischenrufern belästigt wird, die ausdauernd irgendwelche falschen, höhnischen, beleidigenden Dinge schreien und sich über die Irritation der anderen belustigen. Ich schlage deshalb der Redaktion noch einmal vor, solchen Müll beherzt zu löschen, besonders bei offensichtlicher Anonymität. Wer mag, kann sich nochmals kurz äußern, ob er derselben Meinung ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2000 um 23.00
Mein Gegenvorschlag ist, eine neue Rubrik anzulegen, sie meinetwegen »Mülltonne« zu nennen, und alle eindeutig anonymen und mit schmähender oder beleidigender Absicht geschriebenen Beiträge dort abzulegen.
Wer dann Lust hat, im Müll herumzustübern, wie das manche Penner ja ganz gerne tun, kann das dort machen.
Pseudonyme Beiträge, deren Verfasser sich zumindest der »Regie« bekannt gegeben haben, sollten nicht darunter fallen, sofern deren Beiträge nicht ebenfalls schmähenden oder beleidigenden Charakter haben.
Sonst könnten unsere Freunde aus Transsylvanien nicht mehr bei uns bleiben, und sie haben uns noch so viel zu sagen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Obb.)
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2000 um 23.00
Mein Gegenvorschlag: Eine neue Rubrik anlegen, in die alle anonymen Beiträge verschoben werden, sowie solche, die eindeutig beleidigenden oder schmähenden Inhalt haben.
Beiträge, die mit Pseudonymen signiert sind, deren Verfasser sich aber der Regie zu erkennen gegeben haben, sollten jedoch nicht dorthin verschoben werden.
Sonst müßten wir auf die Mitwirkung unserer Freunde aus Transsylvanien verzichten, und die haben doch noch das eine oder andere nicht völlig unwichtige zu sagen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Obb.)
eingetragen von anonymer Gast am 13.12.2000 um 23.00
W. Wrase hat mir hier Rechtschreibfehler vorgeworfen. Bitte schön!
Aber wie sieht es denn mit W. Wrase selbst aus? Ich habe mir seine Texte im Nachrichtenarchiv angesehen und bin auch bald fündig geworden:
Die meisten Fehler bleiben unentdeckt, 25.02.2000:
Hier schreibt W. Wrase "großschreiben", "kleinschreiben", "davor stehen" und "garnicht". Lauter Fehler!
Überall sind mehr Fehler, 20.04.2000:
Hier lässt W. Wrase ständig das Komma weg. "..., daß die Zeitungen ständig schreiben (,) es sei jetzt schwieriger geworden." "Als Fachmann müßte es für mich möglich sein (,) mit eigener Kompetenz realistisch zu urteilen." "Ebenso denken die Menschen über die Rechtschreibreform (,) und deshalb ist es verheerend, ..."
Aber wahrscheinlich hat er diese Fehler absichtlich gemacht. Oder noch besser: Das sind gar keine Fehler mehr, weil ja die meisten schon lange vor der Rechtschreibreform so geschrieben haben.
Wrase, Wrase, man sollte deine Kundschaft vor dir warnen!
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
Bitte darum, hier erstens nicht mehr anonym zu schreiben, das schient mir schlicht unhöflich, und sooo peinlich ist es ja auch wieder nicht, anderer Meinung zu sein.
Bitte auch darum, sich nicht gegenseitig Schreibfehler vorzuzählen. Man will lesbaren Satz haben, nicht scheinsimple Schreibregeln. Jeder liest tausendfach mehr als er schreibt, also sollten Typographie und Orthographie am Leser ausgerichtet werden. Was ja in der Reform nicht geschieht, oder habe ich irgendwo eine Leseerleichterung übersehen?
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Das habe ich selbst in mehreren "Schüben" bei Texten von Professor Ickler festgestellt (und sowohl den Lesern hier als auch Professor Ickler mitgeteilt), und es wurde von der Redaktion Rechtschreibreform.com bestätigt, die die Manipulationen anhand von Sicherungskopien nachprüfen konnte. Ich erinnere mich an einen Fall von zehn hineingeschmuggelten Fehlern und einen weiteren von ungefähr fünf solchen "Fehlern" auf jeweils knapp einer Normseite Text, der zuvor tadellos gewesen war. Die schrägen Schreibweisen konnten einfach nicht von Professor Ickler stammen. Als ich diese Fälschungen, offensichtlich von Personen vorgenommen, die in Internet-Texte eingreifen können und die Gegner der Reform hassen, hier bekanntgab, wurde von einigen halbstarken Ideologen wie Lars Kerner sogar Spott darüber geäußert, daß ich es nötig hätte, den Reformbefürwortern unhaltbaren Vorwürfe zu machen, obwohl der Vorgang bereits bestätigt worden war.
Wenn ich mir ansehe, was Lars Kerner als meine Fehler ausgibt, stelle ich dazu fest, daß das ebenfalls Fälschungen sein müssen. Ich mache beim schnellen Schreiben Flüchtigkeitsfehler wie jeder andere auch, aber nicht solche wie die hier zitierten. Das kommt bei mir vielleicht in einem Jahr zusammen, nicht in ein paar Beiträgen.
Im übrigen bin ich der Meinung, daß man "Beiträge" von krankhaften Schreihälsen wie Lars Kerner (oder von unbelehrbaren Spinnern, die zum x-ten Mal die gleichen Pseudoargumente von sich geben) jedenfalls dann löschen sollte, wenn sie sich häufen. Auch wenn jeder erkennt, daß man solche Leute nicht ernst nehmen kann, ist man doch zu einem gewissen Grad genötigt, unwahre Behauptungen richtigzustellen, auf Irrtümer einzugehen und ähnliches, so daß der bedauerliche Effekt eintritt, denn Lars Kerner alias Anonymus alias Karl Kleinreich usw. ausdrücklich erzielen wollte: nämlich daß die seriöse Diskussion unterbrochen wird und Besucher sich gestört fühlen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Da das gerade das Thema war, reiche ich nach, daß mir in diesem Fall zweimal ein "n" zuviel herausgerutscht ist. Ich komme nämlich, wenn ich mir dann überhaupt noch die Mühe mache, oft erst zum Nachlesen meiner Beiträge, wenn sie schon abgeschickt sind, weil der Kasten, in den ich hier den Text eingeben soll, nicht vollständig auf dem Bildschirm erscheint. Ich müßte abwechselnd an der rechten Seite und unten mit den Pfeiltasten das Feld hin und her schieben, um den Text zu ändern oder noch einmal zu lesen. Das ist mir meist zu mühsam. Gestern abend war ich an einem anderen Computer, da war das Problem nicht vorhanden. So können natürlich Tippfehler entstehen, aber eine luschige Kommasetzung oder die Schreibweise "garnicht" stammt sicher nicht von mir.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
So viel Fantasie hätte ich dir gar nicht zugetraut, W. Da hat wahrscheinlich die KMK extra einen Computerexperten engagiert, um dir Fehler in die Texte zu fabrizieren. Selten so gelacht!
Aber man glaubt es kaum. Der Unbekannte ist immer noch am Werk. So steht in Helmut Eberweins letztem Artikel "Die liebe dpa - ich faß' es nicht". "Faß'" ist natürlich falsch, es muss nach alter Rechtschreibung "fass'" stehen. Da hat bestimmt wieder der große Unbekannte zugeschlagen, denn sonst hättest du, lieber W., doch sicher schon für die Korrektur gesorgt. Oder kennst du etwa solche Feinheiten gar nicht. Würde mich nicht wundern.
Ihr habt also herausbekommen, wer ich bin und wo ich wohne. Macht nichts. Kommt doch mal auf einen Kaffee vorbei, wenn ihr in der Gegend seid. Doch wahrscheinlich kriegt ihr keinen.
A. oder L. K. oder ...
Am Vogelsang 3, Düsseldorf
eingetragen von Helmut Eberwein am 13.12.2000 um 23.00
1. Herr Kerner, Sie hatten Ihren Spaß.
2. Man sollte nicht unbedingt auf jede Provokation hereinfallen.
3. Hilfsmittel: man überliest einfach die provokanten Einträge, so als ob sie gar nicht vorhanden wären.
4. Das Spiel verliert seinen Reiz und stirbt einen natürlichen Tod.
5. Kaffee bekommt man bei Herrn Kerner auch nicht:-))
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
Lernen Sie erst mal ordentlich rechtschreiben. Nach dem Doppelpunkt schreibt man hier groß weiter. Dass man "fass'" statt "faß'" nach alter Rechtschreibung schreiben muss, wussten Sie auch nicht.
Ich muss sagen, mir macht das hier noch viel mehr Spaß als in der Schule. Unser Deutschlehrer, dieser Trottel, lässt sich auch immer von mir so schön verarschen, genau wie ihr. Der ist übrigens auch überzeugter Reformgegner.
A., L. K. oder ...
Jetzt wisst ihrs ja.
eingetragen von Gast am 13.12.2000 um 23.00
A., L. K. oder ...
Nordrhein-Westfalens Hauptstadt heißt?
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.12.2000 um 23.00
Mein Vorschlag ist ein anderer. Was haben solche Psychopathen wie Lars Kerner hier verloren? Nichts, ist mein Eindruck. Man läßt doch auch sonst nicht zu, daß eine Veranstaltung von krankhaften Zwischenrufern belästigt wird, die ausdauernd irgendwelche falschen, höhnischen, beleidigenden Dinge schreien und sich über die Irritation der anderen belustigen. Ich schlage deshalb der Redaktion noch einmal vor, solchen Müll beherzt zu löschen, besonders bei offensichtlicher Anonymität. Wer mag, kann sich nochmals kurz äußern, ob er derselben Meinung ist.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2000 um 23.00
Mein Gegenvorschlag ist, eine neue Rubrik anzulegen, sie meinetwegen »Mülltonne« zu nennen, und alle eindeutig anonymen und mit schmähender oder beleidigender Absicht geschriebenen Beiträge dort abzulegen.
Wer dann Lust hat, im Müll herumzustübern, wie das manche Penner ja ganz gerne tun, kann das dort machen.
Pseudonyme Beiträge, deren Verfasser sich zumindest der »Regie« bekannt gegeben haben, sollten nicht darunter fallen, sofern deren Beiträge nicht ebenfalls schmähenden oder beleidigenden Charakter haben.
Sonst könnten unsere Freunde aus Transsylvanien nicht mehr bei uns bleiben, und sie haben uns noch so viel zu sagen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Obb.)
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2000 um 23.00
Mein Gegenvorschlag: Eine neue Rubrik anlegen, in die alle anonymen Beiträge verschoben werden, sowie solche, die eindeutig beleidigenden oder schmähenden Inhalt haben.
Beiträge, die mit Pseudonymen signiert sind, deren Verfasser sich aber der Regie zu erkennen gegeben haben, sollten jedoch nicht dorthin verschoben werden.
Sonst müßten wir auf die Mitwirkung unserer Freunde aus Transsylvanien verzichten, und die haben doch noch das eine oder andere nicht völlig unwichtige zu sagen.
Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen (Obb.)
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Da hat W. Wrase wohl etwas nicht ganz kapiert. Ich will es ihm gern erklären:
Da hat also jemand "ernst machen" statt richtig "Ernst machen" geschrieben. Eigentlich ein lässlicher Fehler wie er vielen und wahrscheinlich auch W. Wrase ständig unterläuft. Schließlich lauten hier Substantiv und Adjektiv gleich und das Adjektiv wird wesentlich häufiger geschrieben als das Substantiv.
Peinlich ist aber, dass dieser jemand ein Germanistik-Professor ist, der ausgezogen ist, wie einst St. Georg den Höllendrachen Rechtschreibreform zu besiegen, und dieser Fehler in seinem eigens für diesen Kampf erschienen Wörterbuch der einzig wahren, schönen und rechten Schreibung steht.
Statt nun aber zu erröten und betreten zu schweigen, setzt dieser Professor noch einen oben drauf. Er behauptet einfach, dass "Ernst" in dieser Fügung gar kein Substantiv sei, sondern ein Adjektiv. Er habe die falsche Schreibweise absichtlich (!) in seinem Wörterbuch wiedergegeben, weil "Ernst machen" analog zu "schnell machen" zu sehen sei und sich der Wissenschaftler in der Germanistik nach der Mehrheitsmeinung der Laien richten müsse.
Diese Behauptungen habe ich natürlich sofort genüsslich auseinander genommen. Vor allem die Behauptung, er habe die Schreibweise absichtlich in sein Wörterbuch gesetzt, kommt mir vor wie eine Schulbuben-Ausrede. Denn überall, wo Ickler seine neuen Schreibweisen zusätzlich eingeführt hat, hat er die alte Duden-Schreibweise ebenfalls angegeben und nur bei "ernst machen" hätte er absichtlich darauf verzichtet. Wer soll das glauben?
Aber so langsam knickt Prof. Ickler ein. Die Analogie von "Ernst machen" und "Schluss machen" bestreitet er also schon nicht mehr. Dann kann aber seine Analogiebildung (schnell machen) nicht stimmen. Hat Ickler hier bewusst die Unwahrheit geschrieben oder wusste er es nicht besser? In jedem Fall ist das ein Fiasko für ihn als Germanisten.
Wenn er jetzt trotz seiner ursprünglichen "bewussten" Entscheidung die richtige Schreibweise "wahrscheinlich" in der nächsten Auflage wieder anführen will, ist das einfach nur die ganz selbstverständliche Bereinigung eines Fehlers, auf den ich ihn erst aufmerksam gemacht habe.
Aber ich kann W. Wrases Reaktion schon verstehen. Da ist jemand seinem Herrn zu nahe getreten. Als treuester Gefährte seines Herrn knurrt er jetzt deshalb böse.
Aber nach meinen Erklärungen dürfte eigentlich jeder erkennen, wem W. Wrase besser "Gehirnerweichung" vorwerfen sollte.
Der Böse persönlich (Mephisto, Beelzebub, Anonymus ...)
Überall
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.12.2000 um 23.00
Ich persönlich meine, daß diese Person eigentlich als geistig krank eingestuft werden muß. Sicher ist noch manch anderer Leser dieser Ansicht. Schauen wir uns hier mal die Qualität des Geschriebenen an.
Zunächst: Anonymus tritt zum x-ten Mal einen vermeintlichen Fehler von Professor Ickler breit - mehr hat er also bisher nicht gefunden bei 60.000 Einträgen. "Ein Fiasko" für Professor Ickler? Eine schwachsinnigere Bilanz läßt sich aus diesem Befund wohl kaum ziehen.
Mangels Substanz werde ich auch gleich mit in dieses vernichtende Urteil einbezogen; nämlich mir selbst, behauptet Anonymus, unterlaufen "wahrscheinlich" auch ständig solche Fehler. Belege? Anonymus hat keine. Wie sieht es mit seinen eigenen Kenntnissen, in diesem Fall der neuen Rechtschreibung, aus?
In der zweiten Zeile vergißt er ein Komma vor Nebensatz; danach steht "dieser jemand" statt "dieser Jemand", obwohl die neue Rechtschreibung doch die Artikelprobe zu ganz neuem Glanz gebracht hat; danach kommt folgende Kommasetzung:
... ausgezogen ist, wie einst St. Georg den ...
statt:
... ausgezogen ist wie einst St. Georg, den ...
(Anonymus schreibt, vor Professor Ickler habe St. Georg gegen den Drachen Rechtschreibreform gekämpft.)
Dann schreibt diese Orthographie-Null "oben drauf" statt gemäß seinen neuen Regeln "obendrauf" (und zuvor noch "erschienen" statt "erschienenen").
Fazit: Fünf Fehler in vielleicht dreißig Normzeilen gegenüber einem vermeintlichen Fehler auf vielen hundert Seiten von Professor Ickler, auch wenn es natürlich um Größenordnungen schwieriger ist, ein Lexikon fehlerlos zu verfassen als einen kurzen Durchschnittstext.
Außerdem hat Anonymus nicht recht, wenn er behauptet, aus der Analogie "Schluss machen - Ernst machen" folge, daß eine weitere Analogie "schnell machen - ernst machen" unmöglich sei. Wer sich hier hartnäckig irrt, ist Anonymus, nicht Professor Ickler. Ich halte wie Professor Ickler die zweite Analogie für gewichtiger, für noch plausibler und besser, was sich zwar kindlichen Geistern nicht erschließen mag, aber aus dem statistischen Befund sehr wohl hervorgeht.
Es stimmt auch nicht, daß ich Professor Ickler nie kritisiert hätte; wahrscheinlich hat niemand mehr konstruktive Kritik an der Erstfassung des Rechtschreibwörterbuchs beigesteuert als ich; das war etwas mehr als ein einziger Fall.
Anonymus - lächerlicher geht es wirklich nicht. Vielleicht erfahren wir ja eines Tages, wer sich dahinter verbirgt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Im Artikel "Die Verantwortung des Landwirtschaftsministeriums" weiter unten schreibst du auch "ernst machen"! Aber ich bin dir dankbar, dass auch du das als Fehler bezeichnest.
Außerdem möchte ich dich mal wieder dran erinnern, wie auf dem Fehler
"stehen bleiben" statt "stehenbleiben" beharrt hast.
Komm! Geh ein paar Ausgaben von der SZ korrigieren. Dann hast du was zu tun.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.12.2000 um 23.00
Ich habe "ernst machen" natürlich bewußt so geschrieben und das auch nicht als Fehler bezeichnet, sondern als "vermeintlichen" Fehler, das ist das Gegenteil eines tatsächlichen Fehlers. Um das Sprachgefühl und die Deutschkenntnisse von Anonymus ist es offensichtlich mager bestellt, wie auch seine permanente Behauptung beweist, "ernst" sei hier "eindeutig" ein Substantiv.
Ebenso habe ich früher und gelegentlich wieder bewußt "einen Fehler stehen lassen" geschrieben und auch begründet, warum das berechtigt ist - und in welchen Fällen sogar wesentlich häufiger als die Zusammenschreibung.
Anonymus sucht Fehler, aber er findet nichts. Da verhöhnt er Professor Ickler, er müsse sich wegen seines "Fehlers" schämen. Nun hat Anonymus fünf Fehler in seinem Text untergebracht - schämt er sich, schweigt er? Natürlich nicht, sondern er sucht krankhaft weiter nach Fehlern bei anderen - ein Pharisäer, wie er im Buche steht.
Such, Anonymus, such! Bis du einen Splitter findest, sonst kann Deine kranke Seele nicht ruhen!
Man sieht, daß es vollkommen sinnlos ist, mit Leuten wie Daniela Kopsch oder Anonymus zu diskutieren. Wer für die Rechtschreibreform ist, obwohl er weiß, daß sich die Fehlerzahl in der SZ in den veränderten Bereichen verfünffacht hat, den wird man wohl ohne weiteres als Idioten bezeichnen können. Solche Leute sind die letzten, bei denen man aufgefordert wäre, ihre Kritik ernst zu nehmen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Es ist peinlich, wie sich hier ein Lektor provozieren läßt. Wir sollten es den Reformbefürwortern nicht so leicht machen, unser Image zu beschädigen. Wrase, kommen Sie zur Vernunft!
diesmal auch anonym
eingetragen von Theodor Ickler am 12.12.2000 um 23.00
Es ist bedauerlich, daß ernstzunehmende und nützliche Diskussionen an dieser Stelle immer wieder abgebrochen werden zugunsten eines völlig überflüssigen Gezänks. Da es sich immer wieder um mein Wörterbuch handelt, fühle ich mich gedrängt, dazu noch einmal ein paar Worte zu sagen. Der Herr Anonymus ist so überglücklich, einen "Fehler" in meinem Wörterbuch gefunden zu haben, daß ich ihm sein Hochgefühl nicht nehmen möchte. Wer das Buch kennt und das Vorwort gelesen hat, wird den Grund dieses Triumphgeschreis nicht recht verstehen. Selbstverständlich gibt es Hunderte von Stellen, an denen Verbesserungen möglich sind, und ich habe ja gleich zu Beginn in Aussicht gestellt, neben dem überaus häufigen "ernst machen" auch die alte Dudenform "Ernst machen" wiederaufzunehmen. Was ist dabei? Ich habe einen wachsenden Ordner mit Verbesserungsvorschlägen, die ich in eine Überarbeitung eingehen lassen werde. Zur ersten Fassung vom Sommer 1999 hat in der Tat Herr Wrase das meiste Kritische beigesteuert, wohl über hundert Seiten, alles von mir dankbar registriert und verarbeitet. Herr Markner leistet zur Zeit unschätzbare Hilfe, ein anderer Leser hat mir gute Ratschläge zur Trennung fremder Namen gegeben usw. usf. - da kann ich über den ungeheuren Lärm, der über "ernst machen" angestellt wird, nur den Kopf schütteln. Sogar Frau Kopsch hat, wie gesagt, die tiefgehende Problematik von Deskription und Präskription ungleich besser erfaßt als der Anonymus, dem es ja offensichtlich gar nicht um ein brauchbares Wörterbuch geht. In seiner Rechthaberei ärgert es ihn sogar, daß ich kein Rechthaber bin, wie er ihn gern als Gegner aufbauen würde. Vor Herrn Wrases scharfsinnigen Einwänden, das sei hier verraten, bin ich wohl tausendmal in die Knie gegangen, ohne dies als mein Cannae (oder "Fiasko als Germanist") zu erleben. Eine solche Verzerrung der schlichten Verhältnisse kommt mir wirklich ziemlich exotisch vor.
Damit möchte ich dieses Thema erst einmal wieder verlassen und mich den beiden aktuellen Fragen zuwenden: der Reformtreiberei der dpa und dem Zerfall der Rechtschreibkommission nebst Rückzug des Bundesinnenministeriums. Vielleicht weiß hierzu jemand noch etwas beizusteuern?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Da hat W. Wrase wohl etwas nicht ganz kapiert. Ich will es ihm gern erklären:
Da hat also jemand "ernst machen" statt richtig "Ernst machen" geschrieben. Eigentlich ein lässlicher Fehler wie er vielen und wahrscheinlich auch W. Wrase ständig unterläuft. Schließlich lauten hier Substantiv und Adjektiv gleich und das Adjektiv wird wesentlich häufiger geschrieben als das Substantiv.
Peinlich ist aber, dass dieser jemand ein Germanistik-Professor ist, der ausgezogen ist, wie einst St. Georg den Höllendrachen Rechtschreibreform zu besiegen, und dieser Fehler in seinem eigens für diesen Kampf erschienen Wörterbuch der einzig wahren, schönen und rechten Schreibung steht.
Statt nun aber zu erröten und betreten zu schweigen, setzt dieser Professor noch einen oben drauf. Er behauptet einfach, dass "Ernst" in dieser Fügung gar kein Substantiv sei, sondern ein Adjektiv. Er habe die falsche Schreibweise absichtlich (!) in seinem Wörterbuch wiedergegeben, weil "Ernst machen" analog zu "schnell machen" zu sehen sei und sich der Wissenschaftler in der Germanistik nach der Mehrheitsmeinung der Laien richten müsse.
Diese Behauptungen habe ich natürlich sofort genüsslich auseinander genommen. Vor allem die Behauptung, er habe die Schreibweise absichtlich in sein Wörterbuch gesetzt, kommt mir vor wie eine Schulbuben-Ausrede. Denn überall, wo Ickler seine neuen Schreibweisen zusätzlich eingeführt hat, hat er die alte Duden-Schreibweise ebenfalls angegeben und nur bei "ernst machen" hätte er absichtlich darauf verzichtet. Wer soll das glauben?
Aber so langsam knickt Prof. Ickler ein. Die Analogie von "Ernst machen" und "Schluss machen" bestreitet er also schon nicht mehr. Dann kann aber seine Analogiebildung (schnell machen) nicht stimmen. Hat Ickler hier bewusst die Unwahrheit geschrieben oder wusste er es nicht besser? In jedem Fall ist das ein Fiasko für ihn als Germanisten.
Wenn er jetzt trotz seiner ursprünglichen "bewussten" Entscheidung die richtige Schreibweise "wahrscheinlich" in der nächsten Auflage wieder anführen will, ist das einfach nur die ganz selbstverständliche Bereinigung eines Fehlers, auf den ich ihn erst aufmerksam gemacht habe.
Aber ich kann W. Wrases Reaktion schon verstehen. Da ist jemand seinem Herrn zu nahe getreten. Als treuester Gefährte seines Herrn knurrt er jetzt deshalb böse.
Aber nach meinen Erklärungen dürfte eigentlich jeder erkennen, wem W. Wrase besser "Gehirnerweichung" vorwerfen sollte.
Der Böse persönlich (Mephisto, Beelzebub, Anonymus ...)
Überall
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.12.2000 um 23.00
Ich persönlich meine, daß diese Person eigentlich als geistig krank eingestuft werden muß. Sicher ist noch manch anderer Leser dieser Ansicht. Schauen wir uns hier mal die Qualität des Geschriebenen an.
Zunächst: Anonymus tritt zum x-ten Mal einen vermeintlichen Fehler von Professor Ickler breit - mehr hat er also bisher nicht gefunden bei 60.000 Einträgen. "Ein Fiasko" für Professor Ickler? Eine schwachsinnigere Bilanz läßt sich aus diesem Befund wohl kaum ziehen.
Mangels Substanz werde ich auch gleich mit in dieses vernichtende Urteil einbezogen; nämlich mir selbst, behauptet Anonymus, unterlaufen "wahrscheinlich" auch ständig solche Fehler. Belege? Anonymus hat keine. Wie sieht es mit seinen eigenen Kenntnissen, in diesem Fall der neuen Rechtschreibung, aus?
In der zweiten Zeile vergißt er ein Komma vor Nebensatz; danach steht "dieser jemand" statt "dieser Jemand", obwohl die neue Rechtschreibung doch die Artikelprobe zu ganz neuem Glanz gebracht hat; danach kommt folgende Kommasetzung:
... ausgezogen ist, wie einst St. Georg den ...
statt:
... ausgezogen ist wie einst St. Georg, den ...
(Anonymus schreibt, vor Professor Ickler habe St. Georg gegen den Drachen Rechtschreibreform gekämpft.)
Dann schreibt diese Orthographie-Null "oben drauf" statt gemäß seinen neuen Regeln "obendrauf" (und zuvor noch "erschienen" statt "erschienenen").
Fazit: Fünf Fehler in vielleicht dreißig Normzeilen gegenüber einem vermeintlichen Fehler auf vielen hundert Seiten von Professor Ickler, auch wenn es natürlich um Größenordnungen schwieriger ist, ein Lexikon fehlerlos zu verfassen als einen kurzen Durchschnittstext.
Außerdem hat Anonymus nicht recht, wenn er behauptet, aus der Analogie "Schluss machen - Ernst machen" folge, daß eine weitere Analogie "schnell machen - ernst machen" unmöglich sei. Wer sich hier hartnäckig irrt, ist Anonymus, nicht Professor Ickler. Ich halte wie Professor Ickler die zweite Analogie für gewichtiger, für noch plausibler und besser, was sich zwar kindlichen Geistern nicht erschließen mag, aber aus dem statistischen Befund sehr wohl hervorgeht.
Es stimmt auch nicht, daß ich Professor Ickler nie kritisiert hätte; wahrscheinlich hat niemand mehr konstruktive Kritik an der Erstfassung des Rechtschreibwörterbuchs beigesteuert als ich; das war etwas mehr als ein einziger Fall.
Anonymus - lächerlicher geht es wirklich nicht. Vielleicht erfahren wir ja eines Tages, wer sich dahinter verbirgt.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Im Artikel "Die Verantwortung des Landwirtschaftsministeriums" weiter unten schreibst du auch "ernst machen"! Aber ich bin dir dankbar, dass auch du das als Fehler bezeichnest.
Außerdem möchte ich dich mal wieder dran erinnern, wie auf dem Fehler
"stehen bleiben" statt "stehenbleiben" beharrt hast.
Komm! Geh ein paar Ausgaben von der SZ korrigieren. Dann hast du was zu tun.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.12.2000 um 23.00
Ich habe "ernst machen" natürlich bewußt so geschrieben und das auch nicht als Fehler bezeichnet, sondern als "vermeintlichen" Fehler, das ist das Gegenteil eines tatsächlichen Fehlers. Um das Sprachgefühl und die Deutschkenntnisse von Anonymus ist es offensichtlich mager bestellt, wie auch seine permanente Behauptung beweist, "ernst" sei hier "eindeutig" ein Substantiv.
Ebenso habe ich früher und gelegentlich wieder bewußt "einen Fehler stehen lassen" geschrieben und auch begründet, warum das berechtigt ist - und in welchen Fällen sogar wesentlich häufiger als die Zusammenschreibung.
Anonymus sucht Fehler, aber er findet nichts. Da verhöhnt er Professor Ickler, er müsse sich wegen seines "Fehlers" schämen. Nun hat Anonymus fünf Fehler in seinem Text untergebracht - schämt er sich, schweigt er? Natürlich nicht, sondern er sucht krankhaft weiter nach Fehlern bei anderen - ein Pharisäer, wie er im Buche steht.
Such, Anonymus, such! Bis du einen Splitter findest, sonst kann Deine kranke Seele nicht ruhen!
Man sieht, daß es vollkommen sinnlos ist, mit Leuten wie Daniela Kopsch oder Anonymus zu diskutieren. Wer für die Rechtschreibreform ist, obwohl er weiß, daß sich die Fehlerzahl in der SZ in den veränderten Bereichen verfünffacht hat, den wird man wohl ohne weiteres als Idioten bezeichnen können. Solche Leute sind die letzten, bei denen man aufgefordert wäre, ihre Kritik ernst zu nehmen.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 12.12.2000 um 23.00
Es ist peinlich, wie sich hier ein Lektor provozieren läßt. Wir sollten es den Reformbefürwortern nicht so leicht machen, unser Image zu beschädigen. Wrase, kommen Sie zur Vernunft!
diesmal auch anonym
eingetragen von Theodor Ickler am 12.12.2000 um 23.00
Es ist bedauerlich, daß ernstzunehmende und nützliche Diskussionen an dieser Stelle immer wieder abgebrochen werden zugunsten eines völlig überflüssigen Gezänks. Da es sich immer wieder um mein Wörterbuch handelt, fühle ich mich gedrängt, dazu noch einmal ein paar Worte zu sagen. Der Herr Anonymus ist so überglücklich, einen "Fehler" in meinem Wörterbuch gefunden zu haben, daß ich ihm sein Hochgefühl nicht nehmen möchte. Wer das Buch kennt und das Vorwort gelesen hat, wird den Grund dieses Triumphgeschreis nicht recht verstehen. Selbstverständlich gibt es Hunderte von Stellen, an denen Verbesserungen möglich sind, und ich habe ja gleich zu Beginn in Aussicht gestellt, neben dem überaus häufigen "ernst machen" auch die alte Dudenform "Ernst machen" wiederaufzunehmen. Was ist dabei? Ich habe einen wachsenden Ordner mit Verbesserungsvorschlägen, die ich in eine Überarbeitung eingehen lassen werde. Zur ersten Fassung vom Sommer 1999 hat in der Tat Herr Wrase das meiste Kritische beigesteuert, wohl über hundert Seiten, alles von mir dankbar registriert und verarbeitet. Herr Markner leistet zur Zeit unschätzbare Hilfe, ein anderer Leser hat mir gute Ratschläge zur Trennung fremder Namen gegeben usw. usf. - da kann ich über den ungeheuren Lärm, der über "ernst machen" angestellt wird, nur den Kopf schütteln. Sogar Frau Kopsch hat, wie gesagt, die tiefgehende Problematik von Deskription und Präskription ungleich besser erfaßt als der Anonymus, dem es ja offensichtlich gar nicht um ein brauchbares Wörterbuch geht. In seiner Rechthaberei ärgert es ihn sogar, daß ich kein Rechthaber bin, wie er ihn gern als Gegner aufbauen würde. Vor Herrn Wrases scharfsinnigen Einwänden, das sei hier verraten, bin ich wohl tausendmal in die Knie gegangen, ohne dies als mein Cannae (oder "Fiasko als Germanist") zu erleben. Eine solche Verzerrung der schlichten Verhältnisse kommt mir wirklich ziemlich exotisch vor.
Damit möchte ich dieses Thema erst einmal wieder verlassen und mich den beiden aktuellen Fragen zuwenden: der Reformtreiberei der dpa und dem Zerfall der Rechtschreibkommission nebst Rückzug des Bundesinnenministeriums. Vielleicht weiß hierzu jemand noch etwas beizusteuern?
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 11.12.2000 um 23.00
Ich werd mir das später durchlesen (ß / ss). Sie haben doch sicherlich "den Ickler". Steht da auch die Schreibweise f ü r ' s drin? Man sieht das sogar auch gedruckt, auf Werbedrucken usw. Mir war das auch noch nicht so lange bekannt, dass das nach altem Duden ein Fehler war.
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
In meinem Wörterbuch, verehrte Frau Kopsch, ist "fürs" nur ohne Bindestrich angegeben, weil's so am üblichsten ist. Aber die Regel, auf die verwiesen wird, läßt hier einen Spielraum, da nicht endgültig angegeben ist und angegeben werden kann, was eine "allgemein gebräuchliche Verschmelzung" ist. Ich denken, da darf man nicht so pingelig sein, es ist ja keine Gefahr im Verzug, wenn man es so oder so macht.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
Ich meine natürlich "ohne Apostroph"!
Theodor Ickler
eingetragen von anonymer Gast am 11.12.2000 um 23.00
'Keine Gefahr im Verzug' ist nett gesagt. Das wäre eher das Thema "Wie genau nehme ich Rechtschreibung?" Mit den allermeisten neuen Schreibweisen und vielen verbreiteten Fehlern sowie veralteten Schreibweisen wie 'Photo' ist auch keine Gefahr im Verzug. Die Schreibweise 'für's' war vielleicht nicht in dem Ickler'schen Korpus; doch verbreitet ist sie auf jeden Fall. Das ist eben eine ganz besondere Sache, wenn man den Anspruch erhebt, ein deskriptives Wörterbuch zu machen (Qual der Wahl; was ist Fehler, was ist allgemein üblich und wie gehe ich mit allgemein üblichen Fehlern um?). "Ich beschreibe deskriptiv, wie Leute schreiben, die einer präskriptiven Norm folgen." Das an sich ist schon ein Dilemma.
Apropos ' Gefahr im Verzug': Der Vorwurf "grammatisch falsche Schreibweisen" ist auf dieser Website altbekannt. Wie ist es aber mit der Umkehrung? Wenn 'heute Abend' eine grammatisch falsche Schreibweise sein soll, ist es nach dieser Logik nicht in 'bezug auf', 'auf dem trockenen sein' usw. ebenfalls?
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
Frau Kopsch hat das Problem genau erkannt. Deshalb sage ich auch im Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch: "Es wird nicht verkannt, daß die Texte, die es zu durchforsten gilt, bereits mehr oder weniger durch die bisherige Duden-Norm geprägt sind." usw. - dort ist dann auch meine pragmatische Lösung des Problems nachzulesen. Wer es besser machen kann, soll es versuchen, wir lassen uns ja gern belehren.
Mit "Gefahr im Verzug" meine ich zum Beispiel solche Schreibweisen, die gegen grundlegende Sprachgesetze verstoßen und daher widersinnig sind und das Sprachgefühl zerstören. Zum Beispiel "so Leid es mir tut" oder "Pleite gehen".
Wenn wir uns die bisher üblichsten Schreibweisen ansehen, müssen wir wohl zugeben, daß sie ganz überwiegend ziemlich vernünftig sind, auch dort, wo wir die Übergangserscheinungen noch nicht so recht auf Begriffe bringen können. Ich muß immer wieder an das denken, was mir Kollege Munske vor Jahren einmal sagte und was er wohl auch mal irgendwo geschrieben hat: Je mehr er sich mit dem Gegenstand beschäftigte, desto mehr wurde aus seinem reformerischen Schwung der frühen Jahre ein Staunen vor der intuitiv gefundenen Feinheit so vieler Rechtschreiblösungen, so daß er am Ende überhaupt kein Reformer mehr sein wollte, sondern "Pflege" der Orthographie befürwortete.
Es wäre schön, wenn wir hier weiterhin solche wichtigen Fragen ernsthaft erörtern könnten und nicht immer in die kindische Marotte zurückfallen würden, dem einen oder anderen diesen oder jenen Schnitzer nachzuweisen. Die Pflege der Orthographie ist doch eine sehr lohnende Aufgabe für uns alle. Frau Kopsch hat einen guten Anfang gemacht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 11.12.2000 um 23.00
"Ich beschreibe deskriptiv, wie Leute schreiben, die einer präskriptiven Norm folgen" - Daniela Kopsch hätte besser schreiben sollen "... die zum Teil einer Norm folgen, die sich ihrerseits zunächst einmal als deskriptiv versteht". Das ist schon ein ganz gewaltiger Unterschied. Frau Kopsch hat immer noch nicht verstanden, daß nicht einmal der Duden irgendwelche Regeln aufstellen wollte, denen man unbedingt gehorchen muß, und daß er seine Qualität gerade dadurch erreicht hat, daß er dem Sprachgebrauch folgte. Seine Schwächen bestanden in erster Linie dort, wo er dieses Prinzip vernachlässigt hatte. Es ist aber ganz selbstverständlich, daß systematische Gründe dafür sprechen, nicht alles, was vorkommt, und auch nicht alles, was häufig vorkommt, als Norm (oder Variante) zu verzeichnen. Zum Beispiel vergißt Frau Kopsch in der zweiten Zeile ihres letzten Beitrags einen Satzschlußpunkt nach "Fragezeichen plus Anführungszeichen" - ein häufiger Fehler, aber es wäre natürlich Unsinn, diesen Satzschlußpunkt bei der Normformulierung als verzichtbar darzustellen, nur weil er sogar von solchen pingeligen Logikern wie Frau Kopsch vergessen wird.
Anstatt sich also klagend darüber zu beschweren, daß jemand eine schwierige und mit Dilemmas durchzogene Arbeit auf sich genommen hat, würde ein vernünftiger Mensch anders als Frau Kopsch sich Gedanken machen, ob die Alternative "Rechtschreibreform" insgesamt besser ist als die weitgehend bewährte Duden-Norm oder die noch bessere und aktuellere Arbeit von Professor Ickler.
"Ich denke mir präskriptive Regeln aus, nach denen sich alle richten sollen, auch wenn das die meisten nicht wollen" - wem das besser einleuchtet als der deskriptive Zugang, wer das für eine Befreiung von der Norm hält, der versteht einfach nichts von der Sache. Ich selbst habe nachgewiesen, daß sich binnen Jahresfrist die Fehlerzahl in der Süddeutschen Zeitung in den von der Reform betroffenen Bereichen ungefähr verfünffacht hat. Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um dennoch für die Rechtschreibreform zu argumentieren? (Man sollte bedenken, daß die Redakteure der Süddeutschen Zeitung nach einem Jahr Übung bereits viel weiter sind, als es der Durchschnitt der Berufsschreiber in zehn Jahren wäre, und daß die Zielgruppen der Reform - zum Beispiel die armen "Wenigschreiber" - von deren Inhalten so gut wie überhaupt nichts bewältigen werden.)
Ich bin überzeugt, daß Leute wie Daniela Kopsch ganz einfach nicht in der Lage sind, die wesentlichen Faktoren einer funktionierenden Rechtschreibung jemals zu begreifen. Deshalb gehe ich auch nicht auf ihre dummen Bemerkungen ein und schreibe diese Antwort für die anderen Leser. Es gibt auch Leute, die meinen, die Menschheit müsse bald auf einen Planeten von Alpha Centauri auswandern oder zumindest in eine Raumfahrtstation übersiedeln, und Millionen andere Spinner. In manchen winzigen Details mögen sie "recht haben", auch mit mancher grundsätzlicher Kritik am Status quo, aber insgesamt sind sie eben nicht zurechnungsfähig. Manche von ihnen meinen, die anderen zu ihrem Unsinn bekehren zu müssen, und merken nicht, wie lächerlich sie sich machen. Ich halte es für Zeitverschwendung, mit solchen Figuren zu diskutieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 11.12.2000 um 23.00
Ich werd mir das später durchlesen (ß / ss). Sie haben doch sicherlich "den Ickler". Steht da auch die Schreibweise f ü r ' s drin? Man sieht das sogar auch gedruckt, auf Werbedrucken usw. Mir war das auch noch nicht so lange bekannt, dass das nach altem Duden ein Fehler war.
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
In meinem Wörterbuch, verehrte Frau Kopsch, ist "fürs" nur ohne Bindestrich angegeben, weil's so am üblichsten ist. Aber die Regel, auf die verwiesen wird, läßt hier einen Spielraum, da nicht endgültig angegeben ist und angegeben werden kann, was eine "allgemein gebräuchliche Verschmelzung" ist. Ich denken, da darf man nicht so pingelig sein, es ist ja keine Gefahr im Verzug, wenn man es so oder so macht.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
Ich meine natürlich "ohne Apostroph"!
Theodor Ickler
eingetragen von anonymer Gast am 11.12.2000 um 23.00
'Keine Gefahr im Verzug' ist nett gesagt. Das wäre eher das Thema "Wie genau nehme ich Rechtschreibung?" Mit den allermeisten neuen Schreibweisen und vielen verbreiteten Fehlern sowie veralteten Schreibweisen wie 'Photo' ist auch keine Gefahr im Verzug. Die Schreibweise 'für's' war vielleicht nicht in dem Ickler'schen Korpus; doch verbreitet ist sie auf jeden Fall. Das ist eben eine ganz besondere Sache, wenn man den Anspruch erhebt, ein deskriptives Wörterbuch zu machen (Qual der Wahl; was ist Fehler, was ist allgemein üblich und wie gehe ich mit allgemein üblichen Fehlern um?). "Ich beschreibe deskriptiv, wie Leute schreiben, die einer präskriptiven Norm folgen." Das an sich ist schon ein Dilemma.
Apropos ' Gefahr im Verzug': Der Vorwurf "grammatisch falsche Schreibweisen" ist auf dieser Website altbekannt. Wie ist es aber mit der Umkehrung? Wenn 'heute Abend' eine grammatisch falsche Schreibweise sein soll, ist es nach dieser Logik nicht in 'bezug auf', 'auf dem trockenen sein' usw. ebenfalls?
Daniela Kopsch
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2000 um 23.00
Frau Kopsch hat das Problem genau erkannt. Deshalb sage ich auch im Vorwort zum Rechtschreibwörterbuch: "Es wird nicht verkannt, daß die Texte, die es zu durchforsten gilt, bereits mehr oder weniger durch die bisherige Duden-Norm geprägt sind." usw. - dort ist dann auch meine pragmatische Lösung des Problems nachzulesen. Wer es besser machen kann, soll es versuchen, wir lassen uns ja gern belehren.
Mit "Gefahr im Verzug" meine ich zum Beispiel solche Schreibweisen, die gegen grundlegende Sprachgesetze verstoßen und daher widersinnig sind und das Sprachgefühl zerstören. Zum Beispiel "so Leid es mir tut" oder "Pleite gehen".
Wenn wir uns die bisher üblichsten Schreibweisen ansehen, müssen wir wohl zugeben, daß sie ganz überwiegend ziemlich vernünftig sind, auch dort, wo wir die Übergangserscheinungen noch nicht so recht auf Begriffe bringen können. Ich muß immer wieder an das denken, was mir Kollege Munske vor Jahren einmal sagte und was er wohl auch mal irgendwo geschrieben hat: Je mehr er sich mit dem Gegenstand beschäftigte, desto mehr wurde aus seinem reformerischen Schwung der frühen Jahre ein Staunen vor der intuitiv gefundenen Feinheit so vieler Rechtschreiblösungen, so daß er am Ende überhaupt kein Reformer mehr sein wollte, sondern "Pflege" der Orthographie befürwortete.
Es wäre schön, wenn wir hier weiterhin solche wichtigen Fragen ernsthaft erörtern könnten und nicht immer in die kindische Marotte zurückfallen würden, dem einen oder anderen diesen oder jenen Schnitzer nachzuweisen. Die Pflege der Orthographie ist doch eine sehr lohnende Aufgabe für uns alle. Frau Kopsch hat einen guten Anfang gemacht.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 11.12.2000 um 23.00
"Ich beschreibe deskriptiv, wie Leute schreiben, die einer präskriptiven Norm folgen" - Daniela Kopsch hätte besser schreiben sollen "... die zum Teil einer Norm folgen, die sich ihrerseits zunächst einmal als deskriptiv versteht". Das ist schon ein ganz gewaltiger Unterschied. Frau Kopsch hat immer noch nicht verstanden, daß nicht einmal der Duden irgendwelche Regeln aufstellen wollte, denen man unbedingt gehorchen muß, und daß er seine Qualität gerade dadurch erreicht hat, daß er dem Sprachgebrauch folgte. Seine Schwächen bestanden in erster Linie dort, wo er dieses Prinzip vernachlässigt hatte. Es ist aber ganz selbstverständlich, daß systematische Gründe dafür sprechen, nicht alles, was vorkommt, und auch nicht alles, was häufig vorkommt, als Norm (oder Variante) zu verzeichnen. Zum Beispiel vergißt Frau Kopsch in der zweiten Zeile ihres letzten Beitrags einen Satzschlußpunkt nach "Fragezeichen plus Anführungszeichen" - ein häufiger Fehler, aber es wäre natürlich Unsinn, diesen Satzschlußpunkt bei der Normformulierung als verzichtbar darzustellen, nur weil er sogar von solchen pingeligen Logikern wie Frau Kopsch vergessen wird.
Anstatt sich also klagend darüber zu beschweren, daß jemand eine schwierige und mit Dilemmas durchzogene Arbeit auf sich genommen hat, würde ein vernünftiger Mensch anders als Frau Kopsch sich Gedanken machen, ob die Alternative "Rechtschreibreform" insgesamt besser ist als die weitgehend bewährte Duden-Norm oder die noch bessere und aktuellere Arbeit von Professor Ickler.
"Ich denke mir präskriptive Regeln aus, nach denen sich alle richten sollen, auch wenn das die meisten nicht wollen" - wem das besser einleuchtet als der deskriptive Zugang, wer das für eine Befreiung von der Norm hält, der versteht einfach nichts von der Sache. Ich selbst habe nachgewiesen, daß sich binnen Jahresfrist die Fehlerzahl in der Süddeutschen Zeitung in den von der Reform betroffenen Bereichen ungefähr verfünffacht hat. Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um dennoch für die Rechtschreibreform zu argumentieren? (Man sollte bedenken, daß die Redakteure der Süddeutschen Zeitung nach einem Jahr Übung bereits viel weiter sind, als es der Durchschnitt der Berufsschreiber in zehn Jahren wäre, und daß die Zielgruppen der Reform - zum Beispiel die armen "Wenigschreiber" - von deren Inhalten so gut wie überhaupt nichts bewältigen werden.)
Ich bin überzeugt, daß Leute wie Daniela Kopsch ganz einfach nicht in der Lage sind, die wesentlichen Faktoren einer funktionierenden Rechtschreibung jemals zu begreifen. Deshalb gehe ich auch nicht auf ihre dummen Bemerkungen ein und schreibe diese Antwort für die anderen Leser. Es gibt auch Leute, die meinen, die Menschheit müsse bald auf einen Planeten von Alpha Centauri auswandern oder zumindest in eine Raumfahrtstation übersiedeln, und Millionen andere Spinner. In manchen winzigen Details mögen sie "recht haben", auch mit mancher grundsätzlicher Kritik am Status quo, aber insgesamt sind sie eben nicht zurechnungsfähig. Manche von ihnen meinen, die anderen zu ihrem Unsinn bekehren zu müssen, und merken nicht, wie lächerlich sie sich machen. Ich halte es für Zeitverschwendung, mit solchen Figuren zu diskutieren.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 10.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
bitte folgen Sie doch für's erste folgendem Verweis:
Zur ss/ß/st/st-Schreibung
Selber will ich das demnächst gerne um einige Illustrationen ergänzen.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 10.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
bitte folgen Sie doch für's erste folgendem Verweis:
Zur ss/ß/st/st-Schreibung
Selber will ich das demnächst gerne um einige Illustrationen ergänzen.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
Mich wundert, dass hier das bekannte Argument der Differenzierung von den Reformgegnern nicht angewandt wird. Es ist doch ein Unterschied ob ich etwas ernst mache, so wie ich etwas schlecht mache oder oberflächlich mache, oder ob ich hingegen mit etwas Ernst mache, was nun nun wirklich analog zu mit etwas Schluss machen zu sehen ist. Da ändert auch die Tatsache nichts dran, dass es ein anonymer User sagt.
Eine andere nicht rechtschreibliche Kleinschreibung, die mir öfter begegnet, ist bescheid sagen, geben. Verblasstes Substantiv ist das ja nun überhaupt nicht. Es meint nichts anderes als Bescheid. Meint verblasst vielleicht noch etwas anderes als die semantische Ebene? Wer weiß darauf eine schlaue Antwort?
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2000 um 23.00
Die Analogie "Ernst machen" / "Schluß machen" wird ja nicht bestritten, nur scheint es eben nicht die einzige heute von den Sprechern herangezogene oder empfundene Proportionsgleichung zu sein, denn viele schreiben "ernst machen", aber nicht "schluß machen". Das andere Argument ist nur beschränkt tauglich, weil keineswegs allgemein gilt, daß Adverbien getrennt und Verbzusätze zusammengeschrieben werden (falls Herr Jansen das meint). Wie schon zu Beginn der Diskussion gesagt: wahrscheinlich werde ich in der nächsten Überarbeitung auch "Ernst machen" wieder anführen, auf die Kleinschreibung aber keinesfalls verzichten. Solche kleinen Verbesserungen werden an vielen Stellen vorbereitet. Anders kann es ja gar nicht weitergehen. Vielen Dank noch einmal an die wohlwollenden Kritiker, die mich brieflich und per E-Mail mit so nützlichen Hinweisen versorgt haben!
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
GEO: Nein, nein, ja, ja
Über den drei Leserbriefen schreibt GEO:
"Sollte GEO sich an die Rechtschreibreform halten oder doch wieder zu
den alten Regeln zurückkehren? Mit weiteren Meinungen zu diesem
Thema setzt GEO die Diskussion fort."
In: GEO-Magazin Nr. 12, Dezember 2000, Seite 14
Beim Anruf des VRS stritt man bei GEO zwar eine offizielle Leserumfrage
ab, man wolle bei der neuen Rechtschreibung bleiben. Man war jedoch
der Meinung, weitere Lesermeinungen könnten in die Waagschale
geworfen werden und dazu führen, daß man zur herkömmlichen
Rechtschreibung zurückkehre. Man gab zu diesem Zweck folgende
Nummern bekannt: Fax: (040) 37 03 - 56 47, E-Mail: briefe@GEO.de.
C. Bünger
22149 HH
eingetragen von Wolfgang Wrase am 09.12.2000 um 23.00
... für die Rechtschreibreform ist bisher nicht beleuchtet worden. Professor Ickler hebt immer wieder die Beteiligung des Innenministeriums hervor, hat es aber trotz seiner seherischen Fähigkeiten (er weiß sogar, wer der Anonymus ist!) versäumt, den Zusammenhang zwischen dem Rinderwahnsinn und der Rechtschreibreform hinzuweisen.
Wie mir aus gut unterrichteten Berliner Kreisen zugetragen wurde, haben die Politiker absichtlich dafür gesorgt, daß infektiöses Gewebe von BSE-Rindern in die deutsche Wurst kam, um die Widerstandskraft der Deutschen gegen den Euro und andere unsinnige Maßnahmen zu lähmen. Die Rechtschreibreform diente bekanntlich nur als Testreform, um zu überprüfen, ob die allgemeine Verblödung durch Gehirnauflösung bereits so weit fortgeschritten ist, daß man die übrigen Reformen - Euro, Ökosteuer usw. - gegen die desorientierten deutschen Rindfleischesser durchsetzen kann.
Manche Beiträge auf dieser Seite - so diejenigen von Anonymus und Michael Jansen - sind als Symptome der beginnenden Gehirnerweichung zu bewerten. Daß es den Politikern gar nicht um die Rechtschreibung geht, sieht man ja auch daran, daß sie die neuen Regeln selber gar nicht lernen. So fügt sich eins ins andere. Um unsere Argumente gegen die Rechtschreibreform weiterhin mit klarem Kopf vertreten zu können, müssen wir ernst machen und auf den Genuß von Rindfleisch verzichten! Die Rechtschreibreform geht letztlich auf das Konto von Agrarminister Karl-Heinz Funke und ist damit eines der übelsten Täuschungsmanöver der politischen Klasse.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
Solche Erzeugnisse (Medien, Waren, Dienstleisungen) befinden sich auf der Internetseite
http://members.aol.com/JFrieling9166379/
Die Internetseite ist augenblicklich größer als 200 kByte und wird ständig aktualisiert.
Jürgen Frielinghaus
Feichtetstr. 19, D82343 Pöcking
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
Mich wundert, dass hier das bekannte Argument der Differenzierung von den Reformgegnern nicht angewandt wird. Es ist doch ein Unterschied ob ich etwas ernst mache, so wie ich etwas schlecht mache oder oberflächlich mache, oder ob ich hingegen mit etwas Ernst mache, was nun nun wirklich analog zu mit etwas Schluss machen zu sehen ist. Da ändert auch die Tatsache nichts dran, dass es ein anonymer User sagt.
Eine andere nicht rechtschreibliche Kleinschreibung, die mir öfter begegnet, ist bescheid sagen, geben. Verblasstes Substantiv ist das ja nun überhaupt nicht. Es meint nichts anderes als Bescheid. Meint verblasst vielleicht noch etwas anderes als die semantische Ebene? Wer weiß darauf eine schlaue Antwort?
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2000 um 23.00
Die Analogie "Ernst machen" / "Schluß machen" wird ja nicht bestritten, nur scheint es eben nicht die einzige heute von den Sprechern herangezogene oder empfundene Proportionsgleichung zu sein, denn viele schreiben "ernst machen", aber nicht "schluß machen". Das andere Argument ist nur beschränkt tauglich, weil keineswegs allgemein gilt, daß Adverbien getrennt und Verbzusätze zusammengeschrieben werden (falls Herr Jansen das meint). Wie schon zu Beginn der Diskussion gesagt: wahrscheinlich werde ich in der nächsten Überarbeitung auch "Ernst machen" wieder anführen, auf die Kleinschreibung aber keinesfalls verzichten. Solche kleinen Verbesserungen werden an vielen Stellen vorbereitet. Anders kann es ja gar nicht weitergehen. Vielen Dank noch einmal an die wohlwollenden Kritiker, die mich brieflich und per E-Mail mit so nützlichen Hinweisen versorgt haben!
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
GEO: Nein, nein, ja, ja
Über den drei Leserbriefen schreibt GEO:
"Sollte GEO sich an die Rechtschreibreform halten oder doch wieder zu
den alten Regeln zurückkehren? Mit weiteren Meinungen zu diesem
Thema setzt GEO die Diskussion fort."
In: GEO-Magazin Nr. 12, Dezember 2000, Seite 14
Beim Anruf des VRS stritt man bei GEO zwar eine offizielle Leserumfrage
ab, man wolle bei der neuen Rechtschreibung bleiben. Man war jedoch
der Meinung, weitere Lesermeinungen könnten in die Waagschale
geworfen werden und dazu führen, daß man zur herkömmlichen
Rechtschreibung zurückkehre. Man gab zu diesem Zweck folgende
Nummern bekannt: Fax: (040) 37 03 - 56 47, E-Mail: briefe@GEO.de.
C. Bünger
22149 HH
eingetragen von Wolfgang Wrase am 09.12.2000 um 23.00
... für die Rechtschreibreform ist bisher nicht beleuchtet worden. Professor Ickler hebt immer wieder die Beteiligung des Innenministeriums hervor, hat es aber trotz seiner seherischen Fähigkeiten (er weiß sogar, wer der Anonymus ist!) versäumt, den Zusammenhang zwischen dem Rinderwahnsinn und der Rechtschreibreform hinzuweisen.
Wie mir aus gut unterrichteten Berliner Kreisen zugetragen wurde, haben die Politiker absichtlich dafür gesorgt, daß infektiöses Gewebe von BSE-Rindern in die deutsche Wurst kam, um die Widerstandskraft der Deutschen gegen den Euro und andere unsinnige Maßnahmen zu lähmen. Die Rechtschreibreform diente bekanntlich nur als Testreform, um zu überprüfen, ob die allgemeine Verblödung durch Gehirnauflösung bereits so weit fortgeschritten ist, daß man die übrigen Reformen - Euro, Ökosteuer usw. - gegen die desorientierten deutschen Rindfleischesser durchsetzen kann.
Manche Beiträge auf dieser Seite - so diejenigen von Anonymus und Michael Jansen - sind als Symptome der beginnenden Gehirnerweichung zu bewerten. Daß es den Politikern gar nicht um die Rechtschreibung geht, sieht man ja auch daran, daß sie die neuen Regeln selber gar nicht lernen. So fügt sich eins ins andere. Um unsere Argumente gegen die Rechtschreibreform weiterhin mit klarem Kopf vertreten zu können, müssen wir ernst machen und auf den Genuß von Rindfleisch verzichten! Die Rechtschreibreform geht letztlich auf das Konto von Agrarminister Karl-Heinz Funke und ist damit eines der übelsten Täuschungsmanöver der politischen Klasse.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 09.12.2000 um 23.00
Solche Erzeugnisse (Medien, Waren, Dienstleisungen) befinden sich auf der Internetseite
http://members.aol.com/JFrieling9166379/
Die Internetseite ist augenblicklich größer als 200 kByte und wird ständig aktualisiert.
Jürgen Frielinghaus
Feichtetstr. 19, D82343 Pöcking
eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2000 um 23.00
Herrn Kopp besten Dank für die vernünftige Stellungnahme! Auch ich hatte bereits die Schriftleitung darum gebeten, den Anonymus nicht zu löschen, gerade weil die geringe argumentative Qualität, die starke Wortwahl und die ehrlose Anonymität wieder einmal den bekannten Dreiklang ergeben, der sich selbst besser erledigt, als jede Antwort es vermöchte. Ja, leider hat das überwiegend doch recht törichte Chatten im Netz zu gewissen Unsitten geführt, so daß vielen Menschen das Gefühl dafür fehlt, wie unmöglich es im Grunde ist, daß von Diskussionspartnern die einen mit Namen und Anschrift als Personen kenntlich sind, während die anderen sich hinter einer Maske verstecken. Damit werde ich mich nie anfreunden können. Wer ehrlich an Argumenten interessiert ist und nicht an Beschimpfungen, hat doch keinen Grund, sich zu verstecken.
Und damit bin ich beim Kern des Problems. Gleich am Beispiel unseres Geplänkels über "ernst machen" ließe sich eine grundsätzliche Diskussion führen, die viele Besucher interessieren würde. Ich habe mich, wie gesagt, von Anfang an mit solchen Fragen beschäftigt, weil ohne Überlegungen zur Auswahl aus dem Befund überhaupt kein Wörterbuch dieser Art verfaßt werden kann. Ich war damals zu der Ansicht gelangt, daß "ernst machen (mit etwas)" heute analog zu "schnell machen (mit etwas)" verstanden werden dürfte. Die Untersuchung an meinem Zeitungskorpus (vor allem "Süddeutsche") ergab, daß die dudenwidrige Kleinschreibung, also entsprechend meiner Auffassung, tatsächlich die häufigere ist. Daher meine Entscheidung. (Es gibt Hunderte von weiteren Fällen, die ich in derselben Weise bearbeitet habe, übrigens eine Sache von mehr als tausend Stunden - der unbeteiligte Benutzer des Wörterbuchs macht sich nicht leicht eine zutreffende Vorstellung davon).
Im Vorwort zu meinem Rechtschreibwörterbuch wird die Auswahl begründet und auf Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen, auch die Bitte um weitere Vorschläge ausgesprochen. Das ist ernst gemeint und hat ja auch schon schöne Früchte getragen. Das Wörterbuch soll ein richtiges Gemeinschaftswerk werden (weshalb ich auch darauf bestanden habe, wenigstens auf dem Einbanddeckel meinen Namen gar nicht zu erwähnen; ihn völlig zu unterdrücken war allerdings der Verleger dann doch nicht bereit).
Ich meine, dieses Gästebuch oder auch das Forum wäre ein guter Platz, um Meinungen und Erkenntnisse auszutauschen, die über Sender und Empfänger hinaus auch noch andere interessieren. Je mehr Zeitgenossen sich daran beteiligen, desto besser wird unsere Arbeit. Am Ende stünden die Gegner der Rechtschreibreform mit einer wirklichen Alternative da. Der Anfang ist gemacht. Dafür müssen wir wohl in Kauf nehmen, daß der Kanal ab und zu verstopft ist ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 08.12.2000 um 23.00
Methode 1 - Begründung mit Hilfe der Grammatik
Ickler'sche These: "Ernst machen (mit etwas)" darf heute analog zu "schnell machen (mit etwas)" verstanden werden.
Kommentar: Während man bei "schnell machen (mit etwas)" die Frage "wie mache ich?" stellen kann und "schnell" steigern kann (Proben zur Feststellung von Adjektiven), ist beides bei "Ernst machen (mit etwas)" nicht möglich, bei allen anderen Fügungen mit "ernst" (ernst nehmen, ernst meinen, ernst sein) dagegen schon!
"Ernst machen (mit etwas)" ist vielmehr analog zu "Schluss machen (mit etwas)" zu sehen. Auf die Frage "was mache ich damit?" erhalte ich beide Male die Antwort "Ernst bzw. Schluss".
Oder ist jemand der Ansicht, Schluss sei auch ein Adjektiv. Dann müssten wir in Zukunft wohl "schluss machen" schreiben.
Ich stelle fest, dass wir uns mit Methode 1 kein Adjektiv aus dem Substantiv "Ernst" basteln können.
Methode 2 - Mehrheitsentscheidung
Ickler'sche These: Die dudenwidrige Kleinschreibung ist tatsächlich die häufigere [und deshalb ist es ein Adjektiv?].
Kommentar: Prof. Ickler versäumt es, dazu genaue Zahlen vorzulegen. Der Ursprung dieser Behauptung ist wohl rein subjektiver Natur. Selbst wenn diese Behauptung den Tatsächen entspräche, wäre das kein Grund die alte Dudenschreibweise ohne jeden Hinweis zu tilgen. Noch dazu behauptet Prof. Ickler, dass die alten Dudenschreibweisen auch in seinem Wörterbuch zu finden seien. Im Falle von "Ernst machen" ist das aber objektiv nicht der Fall!
Wenn nur die Mehrheit der Schreibenden das Substantiv "Ernst" in falscher Analogiebildung zu "ernst nehmen" und "ernst meinen" usw. kleinschreiben muss, damit daraus ein Adjektiv wird, dann müssen wir also nur darauf warten, dass die Mehrheit der Schreibenden "heute Morgen", "gestern Abend" usw. schreibt, damit daraus Substantive werden. Es lassen sich viele weitere ähnliche Beispiele finden.
In der Konsequenz würde das also heißen, dass die Rechtschreibung die Grammatik bestimmt.
Man stelle sich vor, auch in anderen Wissenschaften würde diese Methode benutzt: "Seid ihr der Meinung, dass die Blindschleiche eine Schlange oder eine Echse ist? Die Mehrheit entscheidet!"
Die Mehrheit hatte schon lange vor der Rechtschreibreform entschieden, dass sie "3-teilig", "5-seitig" usw. schreiben will. Prof. Ickler erkennt das aber nicht an.
Auch diese Methode versagt also, wenn sich die Germanistik nicht aus der Reihe der Wissenschaften verabschieden will.
Meine Frage: Gibt es eigentlich auch unter den Reformgegnern auf dieser Seite noch Leute mit der Fähigkeit zum kritischen Denken oder gelten hier alle Aussagen von Prof. Ickler a priori als richtig?
Herr Prof. Ickler! Ihr Problem ist doch nicht, dass Sie mich nicht kennen, sondern dass Sie einen Fehler gemacht haben und sich nun darin verrennen, diesen Fehler mit allen Mitteln zu verteidigen.
Aber legen Sie das Problem und Ihre Thesen dazu doch einfach der Fachwelt vor und begründen Sie dort Ihre Entscheidung. Ich bin schon sehr auf die Reaktion der Kollegen gespannt.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Gast am 08.12.2000 um 23.00
Die Redaktion sollte, so meine Meinung, Beiträge solcher "Schmierfinken" ganz einfach nicht mehr veröffentlichen!
Was sind das nur für Charaktere, die noch nicht einmal so viel Mumm haben, öffentlich zu ihren Anfeindungen und Verunglimpfungen zu stehen.
Falls die Redaktion sich nicht sicher ist: neu abstimmen lassen - so, wie Herr Wrase es auch schon vorgeschlagen hat.
Klaus Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von anonymer Gast am 08.12.2000 um 23.00
A-Nonymus ist eine Flasche!
Dies sagt B-Nonymus.
Hier wird gelegentlich gelöscht, aber das falsche Feuer!
Deshalb B-Nonymus!
B-Nonymus
eingetragen von Christian Dörner am 08.12.2000 um 23.00
Da hier nun immer wieder über "Ernst/ernst machen" gestritten wird, möchte ich doch ein paar Dinge dazu anmerken. Wer eine Rechtschreibung bevorzugt, die Adjektive und Adverben groß schreibt (Leid tun, Recht haben, heute Nacht usw.) und nichtverblaßte Substantive klein schreibt (an Eides 'statt', obwohl noch der Duden von 1991 hier eindeutig von einem femininen Substantiv sprach usw.), der müßte es doch befürwoten, daß "ernst machen" analog zum Sprachgefühl und unabhängig vom Kriterium Substantiv/Adjektiv klein geschrieben wird. Des weiteren bietet die alte Rechtschreibung ohnehin die Möglichkeit, verblaßte Substantive klein zu schreiben (vgl. von seiten, in betreff usw.). Insofern ist die Kritik an der Kleinschreibung von "ernst machen" nicht zu verstehen, wenn sie von seiten eines Reformbefürworters kommt. Selbst wenn man annimmt, daß es sich bei "ernst machen" um einen Fehler handelt, so muß man auch die "Qualität" des Duden 2000 betrachten.
Viele Dinge werden vom neusten Duden falsch dargestellt. Besonders fehlerträchtig sind die Kurzzusammenfassung in der kleinen Broschüre und das dudeneigene Regelwerk. In der Broschüre präsentiert der Duden "ernst nehmen" mit Rotdruck, womit er ausdrückt, daß man bisher zusammenschrieb. Da nicht davon auszugehen ist, daß die Duden-Redaktion die Neuschreibung mit dem Rechtschreibwörterbuch von Herrn Prof. Ickler verglichen hat, ist diese Aussage falsch. "Soll-Stärke" wird als neue, "Sollstärke" als alte Rechtschreibung präsentiert. Das ist natürlich falsch. Auf Seite 45 werden "verloren gehen, Rad fahren, spazieren gehen und sogar kennen lernen" als alte Schreibungen präsentiert. Das ist ebenfalls nicht richtig. Auf dem Gebiet der Kommasetzung sind im Regelteil die Placierungen von Klammern und Rotdrucken so uneinheitlich und konfus, daß niemand mehr weiß, was sich überhaupt geändert hat. Anschließend werden im Regelteil wie auch im Wörterverzeichnis "kochend heiß, zugrunde liegend, ernst zu nehmend" als Neuerfindungen dargestellt, obwohl das allesamt schon bisher zulässige Schreibungen sind. Die Schreibungen "kochend heiß/kochendheiß" waren noch im Duden, Band 9, 1985 das Paradebeispiel für zwei parallel zulässige Schreibweisen. Bei der Trennung von "Koalition" schießt der neue Duden allerdings den Vogel ab: Auf Seite 553 wird allen Ernstes behauptet, man hätte in der alten Rechtschreibung zwar Ko-alition und Ko-alitionsfreiheit getrennt, dafür aber Koa-litionskrieg, Koa-litionspartei und Koa-litionspartner. Nun seien nach der Neuregelung immer beide Trennmöglichkeiten richtig. Daß man der alten Rechtschreibung zufolge immer Ko-alitions[...] trennen mußte und daß hier überhaupt keine Uneinheitlichkeit vorlag, sagt der neue Duden 2000 natürlich nicht. Wer es nicht weiß oder nicht in älteren Auflage nachsieht, ist hier wirklich der Meinung, die Neuregelung hätte einen Widerspruch beseitigt.
Diese Fehler habe ich bei kurzem Überfliegen gefunden; es mag, ja es wird noch viele weitere geben. Wenn man das Werk eines einzelnen, nämlich das Rechtschreibwörterbuch von Herrn Prof. Ickler, mit dem Murks einer vielköpfigen "Fachexperten-Redaktion" vergleicht, dann erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar, insbesondere zu "Ernst/ernst machen".
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2000 um 23.00
Wie gesagt, über diesen konkreten Fall und manches andere lohnt es sich zu diskutieren, aber nicht mit einem anonymen Wirrkopf. Weil sich nun aber auch die ehrlichen Mitstreiter gemeldet haben, möchte ich doch noch einmal etwas dazu sagen.
Mein erster Grundsatz ist - ich kann es nicht oft genug wiederholen -: Es gilt der bisherigen Schreibgebrauch. Also nicht die Dudennorm, sondern der empirisch zu ermittelnde Befund. Auch die Dudennorm verstand sich zwar als im wesentlichen empirische Erhebung des gewachsenen Gebrauchs, aber sie blieb oft hinter der wirklichen Entwicklung zurück. Das hat übrigens der langjährige Dudenchef, G. Drosdowski, selbst einmal gesagt und darauf hingewiesen, daß manche Reformidee gar nicht erst aufgekommen wäre, wenn der Duden hier etwas freiere Hand gehabt hätte. Aber das staatliche Dudenprivileg wirkte hemmend.
Es geht also zunächst gar nicht darum, ob ein Wort Substantiv oder Adjektiv ist, sondern nur darum, wie es geschrieben wird. Die Reformer haben sinnloserweise argumentiert, daß in "heute abend" bzw. "heute Abend" ein Substantiv (Gallmann 1999) bzw. kein Substantiv (Gallmann 1991) vorliegt. Das sind zweitrangige Fragen. Tatsache ist, daß der Schreibbrauch ohne Lenkung von außen sich allmählich zu "heute abend" entwickelt hatte. Keine Grammatik kann bisher befriedigend erklären, welcher Wortart das Element "abend" hier zuzuschlagen ist, "Adverb" ist ja eine berüchtigte Restklasse. In manchen reformierten Wörterbüchern müssen wir jetzt lesen: "Abend (Adv.), heute Abend". Das ist natürlich Irrsinn, denn Großschreibung von Adverbien ist selbst nach der Neuregelung nicht möglich. In meinem Rechtschreibwörterbuch ist überhaupt nichts zur Wortart gesagt, es gehört auch nicht in die Orthographie.
Auch der Kleinschreibung bei "ernst machen" liegt keine Theorie zur Wortart zugrunde, sondern der Befund. Selbstverständlich könnte ich meine Zählungsprotokolle hier wiedergeben, aber noch einfacher ist es, sich selbst ein Bild zu machen. Der Anyonymus kann ja mit Hilfe einer Suchmaschine (google.com zum Beispiel) in Sekunden jede Menge Belege auf den Bildschirm holen. Dabei triit allenfalls das Problem der Repräsentativität des Korpus auf. Auch dies ein diskussionswürdiges Thema.
Bemerkenswert ist eben, daß selbst in Zeitungen, die sich grundsätzlich an die Dudennorm hielten, "ernst machen" dennoch überwiegend klein geschrieben wurde. Ich habe das Problem exemplarisch an "nochmal" (zusammen) und am "Schnellen Brüter" (groß) vorgeführt, wo ebenfalls die Dudennorm schon lange nicht mehr beachtet wurde.
Was die Bindestriche nach arabischen Ziffern betrifft, so waren sie in der Tat gelegentlich anzutreffen, aber verhältnismäßig selten. Mein Wörterbuch gibt ja den Bindestrich zur Verdeutlichung generell frei. Der Fall ist also abgedeckt. Allerdings führen VORSCHRIFTEN zur Bindestrichsetzung, wie man nun sieht, in lauter unlösbare Schwierigkeiten, weil die Reformer nicht plausibel zwischen Zusammensetzungen und Suffixbildungen unterscheiden können. Hier haben sie daher nur eine ungeheure Verwirrung und Unsicherheit erzeugt. Mein Vorschlag ist, nach arabischen Ziffern weiterhin auf den Bindestrich zu verzichten, weil es hier nie zu Mißverständnissen kann. Das entspricht offenbar der Intuition der Sprachgemeinschaft.
Und zum Schluß: Der Herr Anonymus ist - entgegen einer hier geäußerten Vermutung - weder ein gescheiterter Student von mir noch ein Mitarbeiter des IDS.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2000 um 23.00
Herrn Kopp besten Dank für die vernünftige Stellungnahme! Auch ich hatte bereits die Schriftleitung darum gebeten, den Anonymus nicht zu löschen, gerade weil die geringe argumentative Qualität, die starke Wortwahl und die ehrlose Anonymität wieder einmal den bekannten Dreiklang ergeben, der sich selbst besser erledigt, als jede Antwort es vermöchte. Ja, leider hat das überwiegend doch recht törichte Chatten im Netz zu gewissen Unsitten geführt, so daß vielen Menschen das Gefühl dafür fehlt, wie unmöglich es im Grunde ist, daß von Diskussionspartnern die einen mit Namen und Anschrift als Personen kenntlich sind, während die anderen sich hinter einer Maske verstecken. Damit werde ich mich nie anfreunden können. Wer ehrlich an Argumenten interessiert ist und nicht an Beschimpfungen, hat doch keinen Grund, sich zu verstecken.
Und damit bin ich beim Kern des Problems. Gleich am Beispiel unseres Geplänkels über "ernst machen" ließe sich eine grundsätzliche Diskussion führen, die viele Besucher interessieren würde. Ich habe mich, wie gesagt, von Anfang an mit solchen Fragen beschäftigt, weil ohne Überlegungen zur Auswahl aus dem Befund überhaupt kein Wörterbuch dieser Art verfaßt werden kann. Ich war damals zu der Ansicht gelangt, daß "ernst machen (mit etwas)" heute analog zu "schnell machen (mit etwas)" verstanden werden dürfte. Die Untersuchung an meinem Zeitungskorpus (vor allem "Süddeutsche") ergab, daß die dudenwidrige Kleinschreibung, also entsprechend meiner Auffassung, tatsächlich die häufigere ist. Daher meine Entscheidung. (Es gibt Hunderte von weiteren Fällen, die ich in derselben Weise bearbeitet habe, übrigens eine Sache von mehr als tausend Stunden - der unbeteiligte Benutzer des Wörterbuchs macht sich nicht leicht eine zutreffende Vorstellung davon).
Im Vorwort zu meinem Rechtschreibwörterbuch wird die Auswahl begründet und auf Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen, auch die Bitte um weitere Vorschläge ausgesprochen. Das ist ernst gemeint und hat ja auch schon schöne Früchte getragen. Das Wörterbuch soll ein richtiges Gemeinschaftswerk werden (weshalb ich auch darauf bestanden habe, wenigstens auf dem Einbanddeckel meinen Namen gar nicht zu erwähnen; ihn völlig zu unterdrücken war allerdings der Verleger dann doch nicht bereit).
Ich meine, dieses Gästebuch oder auch das Forum wäre ein guter Platz, um Meinungen und Erkenntnisse auszutauschen, die über Sender und Empfänger hinaus auch noch andere interessieren. Je mehr Zeitgenossen sich daran beteiligen, desto besser wird unsere Arbeit. Am Ende stünden die Gegner der Rechtschreibreform mit einer wirklichen Alternative da. Der Anfang ist gemacht. Dafür müssen wir wohl in Kauf nehmen, daß der Kanal ab und zu verstopft ist ...
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 08.12.2000 um 23.00
Methode 1 - Begründung mit Hilfe der Grammatik
Ickler'sche These: "Ernst machen (mit etwas)" darf heute analog zu "schnell machen (mit etwas)" verstanden werden.
Kommentar: Während man bei "schnell machen (mit etwas)" die Frage "wie mache ich?" stellen kann und "schnell" steigern kann (Proben zur Feststellung von Adjektiven), ist beides bei "Ernst machen (mit etwas)" nicht möglich, bei allen anderen Fügungen mit "ernst" (ernst nehmen, ernst meinen, ernst sein) dagegen schon!
"Ernst machen (mit etwas)" ist vielmehr analog zu "Schluss machen (mit etwas)" zu sehen. Auf die Frage "was mache ich damit?" erhalte ich beide Male die Antwort "Ernst bzw. Schluss".
Oder ist jemand der Ansicht, Schluss sei auch ein Adjektiv. Dann müssten wir in Zukunft wohl "schluss machen" schreiben.
Ich stelle fest, dass wir uns mit Methode 1 kein Adjektiv aus dem Substantiv "Ernst" basteln können.
Methode 2 - Mehrheitsentscheidung
Ickler'sche These: Die dudenwidrige Kleinschreibung ist tatsächlich die häufigere [und deshalb ist es ein Adjektiv?].
Kommentar: Prof. Ickler versäumt es, dazu genaue Zahlen vorzulegen. Der Ursprung dieser Behauptung ist wohl rein subjektiver Natur. Selbst wenn diese Behauptung den Tatsächen entspräche, wäre das kein Grund die alte Dudenschreibweise ohne jeden Hinweis zu tilgen. Noch dazu behauptet Prof. Ickler, dass die alten Dudenschreibweisen auch in seinem Wörterbuch zu finden seien. Im Falle von "Ernst machen" ist das aber objektiv nicht der Fall!
Wenn nur die Mehrheit der Schreibenden das Substantiv "Ernst" in falscher Analogiebildung zu "ernst nehmen" und "ernst meinen" usw. kleinschreiben muss, damit daraus ein Adjektiv wird, dann müssen wir also nur darauf warten, dass die Mehrheit der Schreibenden "heute Morgen", "gestern Abend" usw. schreibt, damit daraus Substantive werden. Es lassen sich viele weitere ähnliche Beispiele finden.
In der Konsequenz würde das also heißen, dass die Rechtschreibung die Grammatik bestimmt.
Man stelle sich vor, auch in anderen Wissenschaften würde diese Methode benutzt: "Seid ihr der Meinung, dass die Blindschleiche eine Schlange oder eine Echse ist? Die Mehrheit entscheidet!"
Die Mehrheit hatte schon lange vor der Rechtschreibreform entschieden, dass sie "3-teilig", "5-seitig" usw. schreiben will. Prof. Ickler erkennt das aber nicht an.
Auch diese Methode versagt also, wenn sich die Germanistik nicht aus der Reihe der Wissenschaften verabschieden will.
Meine Frage: Gibt es eigentlich auch unter den Reformgegnern auf dieser Seite noch Leute mit der Fähigkeit zum kritischen Denken oder gelten hier alle Aussagen von Prof. Ickler a priori als richtig?
Herr Prof. Ickler! Ihr Problem ist doch nicht, dass Sie mich nicht kennen, sondern dass Sie einen Fehler gemacht haben und sich nun darin verrennen, diesen Fehler mit allen Mitteln zu verteidigen.
Aber legen Sie das Problem und Ihre Thesen dazu doch einfach der Fachwelt vor und begründen Sie dort Ihre Entscheidung. Ich bin schon sehr auf die Reaktion der Kollegen gespannt.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Gast am 08.12.2000 um 23.00
Die Redaktion sollte, so meine Meinung, Beiträge solcher "Schmierfinken" ganz einfach nicht mehr veröffentlichen!
Was sind das nur für Charaktere, die noch nicht einmal so viel Mumm haben, öffentlich zu ihren Anfeindungen und Verunglimpfungen zu stehen.
Falls die Redaktion sich nicht sicher ist: neu abstimmen lassen - so, wie Herr Wrase es auch schon vorgeschlagen hat.
Klaus Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von anonymer Gast am 08.12.2000 um 23.00
A-Nonymus ist eine Flasche!
Dies sagt B-Nonymus.
Hier wird gelegentlich gelöscht, aber das falsche Feuer!
Deshalb B-Nonymus!
B-Nonymus
eingetragen von Christian Dörner am 08.12.2000 um 23.00
Da hier nun immer wieder über "Ernst/ernst machen" gestritten wird, möchte ich doch ein paar Dinge dazu anmerken. Wer eine Rechtschreibung bevorzugt, die Adjektive und Adverben groß schreibt (Leid tun, Recht haben, heute Nacht usw.) und nichtverblaßte Substantive klein schreibt (an Eides 'statt', obwohl noch der Duden von 1991 hier eindeutig von einem femininen Substantiv sprach usw.), der müßte es doch befürwoten, daß "ernst machen" analog zum Sprachgefühl und unabhängig vom Kriterium Substantiv/Adjektiv klein geschrieben wird. Des weiteren bietet die alte Rechtschreibung ohnehin die Möglichkeit, verblaßte Substantive klein zu schreiben (vgl. von seiten, in betreff usw.). Insofern ist die Kritik an der Kleinschreibung von "ernst machen" nicht zu verstehen, wenn sie von seiten eines Reformbefürworters kommt. Selbst wenn man annimmt, daß es sich bei "ernst machen" um einen Fehler handelt, so muß man auch die "Qualität" des Duden 2000 betrachten.
Viele Dinge werden vom neusten Duden falsch dargestellt. Besonders fehlerträchtig sind die Kurzzusammenfassung in der kleinen Broschüre und das dudeneigene Regelwerk. In der Broschüre präsentiert der Duden "ernst nehmen" mit Rotdruck, womit er ausdrückt, daß man bisher zusammenschrieb. Da nicht davon auszugehen ist, daß die Duden-Redaktion die Neuschreibung mit dem Rechtschreibwörterbuch von Herrn Prof. Ickler verglichen hat, ist diese Aussage falsch. "Soll-Stärke" wird als neue, "Sollstärke" als alte Rechtschreibung präsentiert. Das ist natürlich falsch. Auf Seite 45 werden "verloren gehen, Rad fahren, spazieren gehen und sogar kennen lernen" als alte Schreibungen präsentiert. Das ist ebenfalls nicht richtig. Auf dem Gebiet der Kommasetzung sind im Regelteil die Placierungen von Klammern und Rotdrucken so uneinheitlich und konfus, daß niemand mehr weiß, was sich überhaupt geändert hat. Anschließend werden im Regelteil wie auch im Wörterverzeichnis "kochend heiß, zugrunde liegend, ernst zu nehmend" als Neuerfindungen dargestellt, obwohl das allesamt schon bisher zulässige Schreibungen sind. Die Schreibungen "kochend heiß/kochendheiß" waren noch im Duden, Band 9, 1985 das Paradebeispiel für zwei parallel zulässige Schreibweisen. Bei der Trennung von "Koalition" schießt der neue Duden allerdings den Vogel ab: Auf Seite 553 wird allen Ernstes behauptet, man hätte in der alten Rechtschreibung zwar Ko-alition und Ko-alitionsfreiheit getrennt, dafür aber Koa-litionskrieg, Koa-litionspartei und Koa-litionspartner. Nun seien nach der Neuregelung immer beide Trennmöglichkeiten richtig. Daß man der alten Rechtschreibung zufolge immer Ko-alitions[...] trennen mußte und daß hier überhaupt keine Uneinheitlichkeit vorlag, sagt der neue Duden 2000 natürlich nicht. Wer es nicht weiß oder nicht in älteren Auflage nachsieht, ist hier wirklich der Meinung, die Neuregelung hätte einen Widerspruch beseitigt.
Diese Fehler habe ich bei kurzem Überfliegen gefunden; es mag, ja es wird noch viele weitere geben. Wenn man das Werk eines einzelnen, nämlich das Rechtschreibwörterbuch von Herrn Prof. Ickler, mit dem Murks einer vielköpfigen "Fachexperten-Redaktion" vergleicht, dann erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar, insbesondere zu "Ernst/ernst machen".
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2000 um 23.00
Wie gesagt, über diesen konkreten Fall und manches andere lohnt es sich zu diskutieren, aber nicht mit einem anonymen Wirrkopf. Weil sich nun aber auch die ehrlichen Mitstreiter gemeldet haben, möchte ich doch noch einmal etwas dazu sagen.
Mein erster Grundsatz ist - ich kann es nicht oft genug wiederholen -: Es gilt der bisherigen Schreibgebrauch. Also nicht die Dudennorm, sondern der empirisch zu ermittelnde Befund. Auch die Dudennorm verstand sich zwar als im wesentlichen empirische Erhebung des gewachsenen Gebrauchs, aber sie blieb oft hinter der wirklichen Entwicklung zurück. Das hat übrigens der langjährige Dudenchef, G. Drosdowski, selbst einmal gesagt und darauf hingewiesen, daß manche Reformidee gar nicht erst aufgekommen wäre, wenn der Duden hier etwas freiere Hand gehabt hätte. Aber das staatliche Dudenprivileg wirkte hemmend.
Es geht also zunächst gar nicht darum, ob ein Wort Substantiv oder Adjektiv ist, sondern nur darum, wie es geschrieben wird. Die Reformer haben sinnloserweise argumentiert, daß in "heute abend" bzw. "heute Abend" ein Substantiv (Gallmann 1999) bzw. kein Substantiv (Gallmann 1991) vorliegt. Das sind zweitrangige Fragen. Tatsache ist, daß der Schreibbrauch ohne Lenkung von außen sich allmählich zu "heute abend" entwickelt hatte. Keine Grammatik kann bisher befriedigend erklären, welcher Wortart das Element "abend" hier zuzuschlagen ist, "Adverb" ist ja eine berüchtigte Restklasse. In manchen reformierten Wörterbüchern müssen wir jetzt lesen: "Abend (Adv.), heute Abend". Das ist natürlich Irrsinn, denn Großschreibung von Adverbien ist selbst nach der Neuregelung nicht möglich. In meinem Rechtschreibwörterbuch ist überhaupt nichts zur Wortart gesagt, es gehört auch nicht in die Orthographie.
Auch der Kleinschreibung bei "ernst machen" liegt keine Theorie zur Wortart zugrunde, sondern der Befund. Selbstverständlich könnte ich meine Zählungsprotokolle hier wiedergeben, aber noch einfacher ist es, sich selbst ein Bild zu machen. Der Anyonymus kann ja mit Hilfe einer Suchmaschine (google.com zum Beispiel) in Sekunden jede Menge Belege auf den Bildschirm holen. Dabei triit allenfalls das Problem der Repräsentativität des Korpus auf. Auch dies ein diskussionswürdiges Thema.
Bemerkenswert ist eben, daß selbst in Zeitungen, die sich grundsätzlich an die Dudennorm hielten, "ernst machen" dennoch überwiegend klein geschrieben wurde. Ich habe das Problem exemplarisch an "nochmal" (zusammen) und am "Schnellen Brüter" (groß) vorgeführt, wo ebenfalls die Dudennorm schon lange nicht mehr beachtet wurde.
Was die Bindestriche nach arabischen Ziffern betrifft, so waren sie in der Tat gelegentlich anzutreffen, aber verhältnismäßig selten. Mein Wörterbuch gibt ja den Bindestrich zur Verdeutlichung generell frei. Der Fall ist also abgedeckt. Allerdings führen VORSCHRIFTEN zur Bindestrichsetzung, wie man nun sieht, in lauter unlösbare Schwierigkeiten, weil die Reformer nicht plausibel zwischen Zusammensetzungen und Suffixbildungen unterscheiden können. Hier haben sie daher nur eine ungeheure Verwirrung und Unsicherheit erzeugt. Mein Vorschlag ist, nach arabischen Ziffern weiterhin auf den Bindestrich zu verzichten, weil es hier nie zu Mißverständnissen kann. Das entspricht offenbar der Intuition der Sprachgemeinschaft.
Und zum Schluß: Der Herr Anonymus ist - entgegen einer hier geäußerten Vermutung - weder ein gescheiterter Student von mir noch ein Mitarbeiter des IDS.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 07.12.2000 um 23.00
Da machen also nach Prof Icklers Erfahrung viele (Professoren? die FAZ?) den Fehler und schreiben analog zu "ernst nehmen" "ernst machen" statt richtig "Ernst machen". Deshalb soll nach Prof. Ickler aus dem Substantiv "Ernst" ein Adjektiv geworden sein! Ich lach mich tot!
Nein, nein, lieber Professor, so geht das nicht. Hier verhält es sich ähnlich wie mit "Halt machen/haltmachen". Wenn Sie schon argumentieren, dass das Substantiv "Ernst" in dieser Fügung verblasst ist, dann müssten Sie die Schreibweise "ernstmachen" im Wörterbuch angeben. Interessant ist aber auch, dass Sie die (grammatikalisch richtige) Schreibweise "Ernst machen" gar nicht mehr im Wörterbuch aufführen! Für Sie existiert sie offenbar nicht mehr.
So sehr Sie sich auch winden, Sie haben hier einen Fehler gemacht, und jeder, der einigermaßen über deutsche Grammatik Bescheid weiß, sieht das. Sie sind nur nicht in der Lage Ihren Fehler einzugestehen. Traurig, traurig.
Aber vielleicht glauben Sie ja wirklich, dass es sich hier bei "Ernst" um ein Adjektiv handelt. Warum ist es dann aber nicht steigerbar (sehr ernst machen, noch ernster machen)? Bei allen Fügungen mit dem Adjektiv "ernst" ist das nämlich möglich (ernst nehmen, ernst meinen, ernst werden).
Nun, Sie haben ja den Lehrstuhl für Deutsch als Fremdsprache inne. Vielleicht ist Deutsch ja tatsächlich eine Fremdsprache für Sie! Mit Ihrem Sprachgefühl scheint jedenfalls etwas nicht zu stimmen.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Theodor Ickler am 07.12.2000 um 23.00
Der Herr Anonymus wird um Verständnis gebeten, daß ich mich an diesem Geplauder nicht weiter beteiligen möchte. Auch möchte ich zu meinem bewährten Grundsatz zurückkehren, Anonymes nicht zu beachten.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 07.12.2000 um 23.00
Nach alter Rechtschreibung gibt es nur die Schreibweise "Ernst machen", das ist klar. Prof. Ickler hat aber beschlossen, dass diese Schreibweise seinem Sprachgefühl widerspricht. Außerdem hat er den Rechtschreibfehler "ernst machen" schon so oft bei seinen Freunden und in der FAZ gesehen, dass er jetzt beschlossen hat, dass nur noch diese Schreibweise erlaubt sein soll. Großzügigerweise überlegt er aber, ob er nicht in der nächsten Auflage seines Wörterbuches auch die Schreibweise "Ernst machen" wieder zulassen soll.
Prof. Ickler ist natürlich nicht in der Lage irgendwie zu belegen, dass es sich hier bei "Ernst" um ein Adjektiv handelt, und kann auch keine wissenschaftlichen Arbeiten von kompetenten Leuten dazu anzugeben. Sein Sprachgefühl genügt als wissenschaftlicher Beleg. Außerdem hat die Mehrheit der Schreibenden sich seiner Meinung nach längst für diese Schreibweise entschieden und nach dem Ickler'schen Demokratieverständnis muss sie dann als richtig anerkannt werden.
Die Wahrheit sieht doch einfach so aus: Normalerweise gibt Prof. Ickler immer die Variante des Duden mit an, wenn er eine eigene Schreibweise angibt, z. B. bei ernst nehmen/ernstnehmen, statt dessen/stattdessen, die dritte Welt/die Dritte Welt usw. Wenn er es bei "Ernst machen/ernst machen" nicht getan hat, dann wohl deshalb, weil der die grammatikalisch richtige Dudenschreibweise gar nicht kannte. Die hat er erst durch mich kennen gelernt. Das will er jetzt nur nicht zugeben.
Aber wir brauchen ja nur auf die nächste Auflage des Ickler'schen Wörterbuchs zu warten. Dann hat er diesen Fehler sicher berichtigt. Aber was ist mit den übrigen?
Eines wundert mich ja. Ich habe schon früher oft die Schreibweisen 6-teilig, 30-jährig, 3-fach (auch nach neuer RS falsch) gesehen und Prof. Ickler sicher auch. Hier endet aber schon sein Demokratieverständnis bezüglich der Rechtschreibung. Der Bindestrich zwischen arabischer Ziffer und Wort bleibt auch künftig nach Ickler falsch. Wieso eigentlich? Hier hat doch auch die Mehrheit der Schreiber längst entschieden.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.12.2000 um 23.00
Ich erinnere daran, daß wir vor einiger Zeit eine kleine Abstimmung hatten, wo sich fast alle der antwortenden Teilnehmer dafür aussprachen, anonyme und pseudonyme Beiträge zu löschen; außerdem solche Beiträge, die destruktiv sind, die mit Häme und Beleidigungen gespickt sind. Wir haben hier wieder einen solchen typischen Fall, wo beides zusammentrifft. Das Niveau und die Attraktivität des Gästebuchs läßt offensichtlich nach, wenn man solche feigen und unqualifizierten Beiträge stehen läßt - genau diese Abschreckung war ja sogar ausdrücklich das Ziel des letzten Schmierfinks vor unserem aktuellen Anonymus.
Die Redaktion kann ohnehin das Gästebuch und ihre anderen Seiten pflegen, wie sie es für richtig hält. Also Vorschlag an die Redaktion: Anonymus löschen - grundsätzlich. Oder zur Sicherheit noch mal eine kleine Umfrage starten; doppelt genäht hält noch besser.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.12.2000 um 23.00
Ich erinnere daran, daß wir kürzlich eine Art Umfrage hatten, wo sich die antwortenden Teilnehmer weitgehend einig waren, daß anonyme/pseudonyme sowie destruktive/beleidigende Beiträge gelöscht werden sollten. Deshalb Vorschlag an die Redaktion: Anonymus löschen. (Oder noch einmal eine kleine Umfrage machen nach dem Motto: Doppelt genäht hält besser.)
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 07.12.2000 um 23.00
So sehr ich die Verärgerung verstehen kann, denke ich doch, daß der
jüngste anonyme Beitrag kein wirklicher Grund für Löschaktionen ist.
Ich weiß nicht, ob es "ernst machen" oder "Ernst machen" heißt, aber
eins ist sicher: auf dieser Welt findet sich in jedem Wörterbuch von
einigem Umfang irgendwo ein Fehler. Dergleichen ist nicht der Rede
wert.
Das weiß natürlich auch jeder Feigling. Warum reitet dann aber jemand
in drei nicht mal sehr kurzen Beiträgen in völlig überzogenem Tonfall
auf einer Banalität herum?
Vermutlich ist es jemand, der sich von Prof. Ickler schon einigemal
getroffen gefühlt hat. Vielleicht ein gescheiterter Student oder ein
IDS-Mitarbeiter, auf jeden Fall jemand, der etliche Stunden damit
zugebracht hat, im Icklerschen Wörterbuch verbissen nach Fehlern zu
suchen.
Nun versucht er hier, seine erbärmliche Ausbeute breitzutreten.
Dergleichen ist eher ein Indiz für gute Qualität der Icklerschen
Arbeit und kaum ein Grund zur Aufregung. Es zeigt außerdem, wie
dünnhäutig viele Reformbefürworter sind. Tja, warum wohl?
Im Internet ist es m. E. traditionell üblich, "anonymous cowards"
zwar zu mißbilligen, aber doch zu dulden. Ich würde mir wünschen,
von diesem Usus auch auf diesen Seiten nicht abzuweichen.
Anonymer Nonsense ist oft ärgerlich, aber meistens spricht er
für sich. In der Fülle konstruktiver Beiträge stört er letztlich kaum.
Und wenn er nicht gelöscht wird, findet auch niemand Anlaß für alberne
aber unschöne Zensurvorwürfe.
Ich möchte mir noch erlauben, diese Gelegenheit gästebuchmäßig zu
nutzen, um den vielen nicht anonymen Autoren, die diese Seiten
lesenswert machen, meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.
Noch vor nicht allzu langer Zeit fürchtete ich, meine Ablehnung der
Reform wäre vielleicht doch nur Verstocktheit. Heute weiß ich, daß
ich auf der Seite mit den besseren Argumenten stehe. Daran hatte
rechtschreibreform.com keinen unerheblichen Anteil.
Axel Kopp
Augsburg
eingetragen von anonymer Gast am 07.12.2000 um 23.00
Da machen also nach Prof Icklers Erfahrung viele (Professoren? die FAZ?) den Fehler und schreiben analog zu "ernst nehmen" "ernst machen" statt richtig "Ernst machen". Deshalb soll nach Prof. Ickler aus dem Substantiv "Ernst" ein Adjektiv geworden sein! Ich lach mich tot!
Nein, nein, lieber Professor, so geht das nicht. Hier verhält es sich ähnlich wie mit "Halt machen/haltmachen". Wenn Sie schon argumentieren, dass das Substantiv "Ernst" in dieser Fügung verblasst ist, dann müssten Sie die Schreibweise "ernstmachen" im Wörterbuch angeben. Interessant ist aber auch, dass Sie die (grammatikalisch richtige) Schreibweise "Ernst machen" gar nicht mehr im Wörterbuch aufführen! Für Sie existiert sie offenbar nicht mehr.
So sehr Sie sich auch winden, Sie haben hier einen Fehler gemacht, und jeder, der einigermaßen über deutsche Grammatik Bescheid weiß, sieht das. Sie sind nur nicht in der Lage Ihren Fehler einzugestehen. Traurig, traurig.
Aber vielleicht glauben Sie ja wirklich, dass es sich hier bei "Ernst" um ein Adjektiv handelt. Warum ist es dann aber nicht steigerbar (sehr ernst machen, noch ernster machen)? Bei allen Fügungen mit dem Adjektiv "ernst" ist das nämlich möglich (ernst nehmen, ernst meinen, ernst werden).
Nun, Sie haben ja den Lehrstuhl für Deutsch als Fremdsprache inne. Vielleicht ist Deutsch ja tatsächlich eine Fremdsprache für Sie! Mit Ihrem Sprachgefühl scheint jedenfalls etwas nicht zu stimmen.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Theodor Ickler am 07.12.2000 um 23.00
Der Herr Anonymus wird um Verständnis gebeten, daß ich mich an diesem Geplauder nicht weiter beteiligen möchte. Auch möchte ich zu meinem bewährten Grundsatz zurückkehren, Anonymes nicht zu beachten.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 07.12.2000 um 23.00
Nach alter Rechtschreibung gibt es nur die Schreibweise "Ernst machen", das ist klar. Prof. Ickler hat aber beschlossen, dass diese Schreibweise seinem Sprachgefühl widerspricht. Außerdem hat er den Rechtschreibfehler "ernst machen" schon so oft bei seinen Freunden und in der FAZ gesehen, dass er jetzt beschlossen hat, dass nur noch diese Schreibweise erlaubt sein soll. Großzügigerweise überlegt er aber, ob er nicht in der nächsten Auflage seines Wörterbuches auch die Schreibweise "Ernst machen" wieder zulassen soll.
Prof. Ickler ist natürlich nicht in der Lage irgendwie zu belegen, dass es sich hier bei "Ernst" um ein Adjektiv handelt, und kann auch keine wissenschaftlichen Arbeiten von kompetenten Leuten dazu anzugeben. Sein Sprachgefühl genügt als wissenschaftlicher Beleg. Außerdem hat die Mehrheit der Schreibenden sich seiner Meinung nach längst für diese Schreibweise entschieden und nach dem Ickler'schen Demokratieverständnis muss sie dann als richtig anerkannt werden.
Die Wahrheit sieht doch einfach so aus: Normalerweise gibt Prof. Ickler immer die Variante des Duden mit an, wenn er eine eigene Schreibweise angibt, z. B. bei ernst nehmen/ernstnehmen, statt dessen/stattdessen, die dritte Welt/die Dritte Welt usw. Wenn er es bei "Ernst machen/ernst machen" nicht getan hat, dann wohl deshalb, weil der die grammatikalisch richtige Dudenschreibweise gar nicht kannte. Die hat er erst durch mich kennen gelernt. Das will er jetzt nur nicht zugeben.
Aber wir brauchen ja nur auf die nächste Auflage des Ickler'schen Wörterbuchs zu warten. Dann hat er diesen Fehler sicher berichtigt. Aber was ist mit den übrigen?
Eines wundert mich ja. Ich habe schon früher oft die Schreibweisen 6-teilig, 30-jährig, 3-fach (auch nach neuer RS falsch) gesehen und Prof. Ickler sicher auch. Hier endet aber schon sein Demokratieverständnis bezüglich der Rechtschreibung. Der Bindestrich zwischen arabischer Ziffer und Wort bleibt auch künftig nach Ickler falsch. Wieso eigentlich? Hier hat doch auch die Mehrheit der Schreiber längst entschieden.
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.12.2000 um 23.00
Ich erinnere daran, daß wir vor einiger Zeit eine kleine Abstimmung hatten, wo sich fast alle der antwortenden Teilnehmer dafür aussprachen, anonyme und pseudonyme Beiträge zu löschen; außerdem solche Beiträge, die destruktiv sind, die mit Häme und Beleidigungen gespickt sind. Wir haben hier wieder einen solchen typischen Fall, wo beides zusammentrifft. Das Niveau und die Attraktivität des Gästebuchs läßt offensichtlich nach, wenn man solche feigen und unqualifizierten Beiträge stehen läßt - genau diese Abschreckung war ja sogar ausdrücklich das Ziel des letzten Schmierfinks vor unserem aktuellen Anonymus.
Die Redaktion kann ohnehin das Gästebuch und ihre anderen Seiten pflegen, wie sie es für richtig hält. Also Vorschlag an die Redaktion: Anonymus löschen - grundsätzlich. Oder zur Sicherheit noch mal eine kleine Umfrage starten; doppelt genäht hält noch besser.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Wolfgang Wrase am 07.12.2000 um 23.00
Ich erinnere daran, daß wir kürzlich eine Art Umfrage hatten, wo sich die antwortenden Teilnehmer weitgehend einig waren, daß anonyme/pseudonyme sowie destruktive/beleidigende Beiträge gelöscht werden sollten. Deshalb Vorschlag an die Redaktion: Anonymus löschen. (Oder noch einmal eine kleine Umfrage machen nach dem Motto: Doppelt genäht hält besser.)
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 07.12.2000 um 23.00
So sehr ich die Verärgerung verstehen kann, denke ich doch, daß der
jüngste anonyme Beitrag kein wirklicher Grund für Löschaktionen ist.
Ich weiß nicht, ob es "ernst machen" oder "Ernst machen" heißt, aber
eins ist sicher: auf dieser Welt findet sich in jedem Wörterbuch von
einigem Umfang irgendwo ein Fehler. Dergleichen ist nicht der Rede
wert.
Das weiß natürlich auch jeder Feigling. Warum reitet dann aber jemand
in drei nicht mal sehr kurzen Beiträgen in völlig überzogenem Tonfall
auf einer Banalität herum?
Vermutlich ist es jemand, der sich von Prof. Ickler schon einigemal
getroffen gefühlt hat. Vielleicht ein gescheiterter Student oder ein
IDS-Mitarbeiter, auf jeden Fall jemand, der etliche Stunden damit
zugebracht hat, im Icklerschen Wörterbuch verbissen nach Fehlern zu
suchen.
Nun versucht er hier, seine erbärmliche Ausbeute breitzutreten.
Dergleichen ist eher ein Indiz für gute Qualität der Icklerschen
Arbeit und kaum ein Grund zur Aufregung. Es zeigt außerdem, wie
dünnhäutig viele Reformbefürworter sind. Tja, warum wohl?
Im Internet ist es m. E. traditionell üblich, "anonymous cowards"
zwar zu mißbilligen, aber doch zu dulden. Ich würde mir wünschen,
von diesem Usus auch auf diesen Seiten nicht abzuweichen.
Anonymer Nonsense ist oft ärgerlich, aber meistens spricht er
für sich. In der Fülle konstruktiver Beiträge stört er letztlich kaum.
Und wenn er nicht gelöscht wird, findet auch niemand Anlaß für alberne
aber unschöne Zensurvorwürfe.
Ich möchte mir noch erlauben, diese Gelegenheit gästebuchmäßig zu
nutzen, um den vielen nicht anonymen Autoren, die diese Seiten
lesenswert machen, meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.
Noch vor nicht allzu langer Zeit fürchtete ich, meine Ablehnung der
Reform wäre vielleicht doch nur Verstocktheit. Heute weiß ich, daß
ich auf der Seite mit den besseren Argumenten stehe. Daran hatte
rechtschreibreform.com keinen unerheblichen Anteil.
Axel Kopp
Augsburg
eingetragen von Gast am 06.12.2000 um 23.00
Was Professor Ickler zu "Platz sparend" schreibt, hätte ich auch meinen ratsuchenden Mitarbeitern sagen können - denn es gibt genau wieder, wie "man" in diesem Fall schreibt bzw. angeblich schreiben soll. Nur, wer würde das verstehen? Man würde mich für verrückt halten, wenn ich die exakte Antwort geben würde. Die Leute stehen unter Zeitdruck, wollen in ungefähr fünf Sekunden wissen, wie sie schreiben sollen. Man wäre unhöflich, wenn man da mit "Steigerbarkeit des Gesamtgefüges" oder "prädikativer Gebrauch" usw. ankäme oder mit verschiedenen Reformphasen - und das auch noch mündlich. Wie man sieht, überblicken ja nicht einmal die Reformer, angeblich "Experten", oder höchst interessierte Leute wie Michael Jansen das Thema. Deshalb bin ich gezwungen, in solchen Fällen eine vereinfachte Antwort zu geben.
Das Thema meiner Mitteilung war nicht: Wie schreibt man in diesem Fall?, so als wollte ich mich selbst erkundigen. Sondern: Die Leute sind heillos überfordert, wenn sie versuchen, die Neuregelung anzuwenden. Kein normaler Mensch hatte hierzulande Schwierigkeit damit, "Das ist platzsparend" oder andererseits zum Beispiel "Diese viel Aufwand und viel Platz sparende Lösung" zu schreiben, während jetzt höchstens ein paar hundert Mitbürger auf die Frage nach der Schreibung ebenso kompetent antworten können wie Professor Ickler.
Den Wissensstand des Normalbürgers könnte ich fast täglich mit einer anderen haarsträubenden Geschichte illustrieren. Gerade eben erlebte ich zum Beispiel folgendes. Ich hatte vor etwa einer Woche einen umfangreichen Text (8 Stunden Arbeit) zu korrigieren. Es hieß, man solle die alte Rechtschreibung anwenden; das tat ich. Daraufhin prüfte jemand in der aufftraggebenden Firma, wie es üblich ist, noch einmal das Ergebnis - und strich einen Haufen Fehler an. Er glaubte, der Lektor und/oder die vermittelnde Werbeagentur hätten ein miserables Ergebnis abgeliefert. Zum Beispiel wurde moniert, daß "im übrigen" oder "als erster" keine Großschreibung enthielt.
Obwohl der Kundenberater in der Werbeagentur schon eine ganze Weile mit neuer Rechtschreibung zu tun hat, wußte er nun nicht, wer recht hatte: die Firma (der Kunde) oder ich als Lektor. Also mußte ich antanzen und die Beschwerden des Kunden im einzelnen durchsehen. So stellte sich schließlich heraus, daß der Kunde zwar alte Rechtschreibung wollte, aber bei seiner eigenen Prüfung den Duden von 1996 verwendet hatte, ohne zu bemerken, daß dieser die neue Rechtschreibung wiedergibt.
Vielleicht um seine "Korrekturen" als berechtigt erscheinen zu lassen, entschied sich der Kunde nun, seine Broschüren doch in der neuen Rechtschreibung zu veröffentlichen. Also soll jetzt alles noch einmal überarbeitet werden. (Man denke anhand dieser kleinen Begebenheit an die sogenannte Kostenneutralität der Rechtschreibreform.) Dieser Folgeauftrag erging gerade an mich; ich habe ihn allerdings dankend abgelehnt.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 06.12.2000 um 23.00
Ich bin offensichtlich selbst überfordert, nämlich mit der rechtzeitigen Angabe meines Absenders. Hier ist er.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 06.12.2000 um 23.00
Professor Ickler hat Recht: platzsparend steht sehr wohl im alten Duden. Ich hab's jetzt auch gefunden. Ich denke, mir werden viele zustimmen, dass es einigermaßen versteckt ist (beim Eintrag Platzrunde). Also gut.
Herr Ickler hat das Beispiel einmal mehr genutzt, um seinen Orthografie-Ansatz vom alten Duden abzugrenzen. Dass man sowohl platzsparend als auch Platz sparend schreiben kann, das halten wohl viele Leute für neue Rechtschreibung. Das ist auch nur zu verständlich, denn die Getrenntschreibung wird in dem Regelapparat des Duden nur in Verbindung mit der Erweiterung (z.B. viel) aufgeführt. Ickler betont hingegen erfreulicherweise die Eigenständigkeit der Wortgruppe. So, wie Herr Ickler den Zusammenhang aber aufführt, gibt er nicht den alten Duden wieder (was auch nicht unbedingt seine Absicht ist, das Credo kenn ich). Dass es sich nicht nur um zwei verschiedene Schreibweisen handelt, das ist hier genauso richtig wie das, was Ickler mal zum Fall wiedersehen und wieder sehen geschrieben hatte. Gewinnbringend war keine Ausnahme, sondern ein versteckter, pragmatischer Versuch, eine Lücke des Regelwerks zu füllen. Aber der Streit ist ja bekannt; muss hier nicht wieder ausgebreitet werden.
An dem letzten Kommentar von Herrn Wrase wird ein Grundsatzproblem deutlich: Wenn die Neuregelung etwas vereinfacht, dann sind die Reformgegner Verteidiger des hohen Kulturguts der viel ausdifferenzierteren bisherigen Regelung. Die Vereinfachung wird mit allerlei vollmundigen Argumenten angegriffen. Der Kameleoneffekt tritt ein, wenn man zugleich die Absicht hat, das neue Regelwerk als - wie drückt man "ausdifferenziert" negativ aus? Ach ja, - "viel zu kompliziert" darzustellen. In fünf Sekunden will man die Antwort haben; denkt man da nicht an die Polemik, dass den heutigen Schülern nichts mehr zugemutet werden kann, dass deswegen eine vereinfachte Rechtschreibung her muss, es will ja heute keiner mehr nachdenken...?
Die Investition in die neuen Regeln wird sich lohnen. Wer sie verstanden hat, der muss nicht mehr nachschlagen. Die alte Duden-Regel spricht von "als Einheit empfunden". Damit wurde dieser Bereich scheinbar "freigegeben". In den Einträgen des Wörterverzeichnisses sucht man lange nach der richtigen und differenzierten Darstellung von platzsparend und. Die Dudenredaktion empfand den Fall eben als Einheit, oder etwas icklernäher argumentiert, die Wortgruppe musste in einem Rechtschreibwörterbuch nicht eigens aufgeführt werden ("Hat man sie getilgt?").
"Kein normaler Mensch hatte mit dem Bereich Probleme", solange er aus dem Gefühl geschrieben hat (bewusst oder unbewusst der "Empfindungs-Pseudoregel" des Duden folgte). Wer hingegen Fragen stellt, der merkt, dass die Dinge etwas komplizierter sind. Kennen wir nicht alle den Überraschungseffekt, wenn man ganz normalen Menschen mal zeigt, wo sich überall die Duden-Regelungen nicht mit ihrer als "bisherige Rechtschreibung" eingestuften Schreibpraxis decken?
Worin, wenn nicht in der Unkenntnis der neuen Regelung, die zugegebenermaßen erst im 2000er Duden deutlich wird, besteht denn der Unterschied zwischen alter und neuer Regelung? Das mit dem eingesparten Wort haben beide gemeinsam, das mit der Erweiterung (Duden: "nähere Bestimmung") auch und Wahlmöglichkeit zwischen getrennt und zusammen sowieso. Die (inter)subjektive Empfindungs-Regel ist weg bzw. geht in der Wahlfreiheit auf. Das mit "klassenbildend" ist weggefallen; ist auch nicht objektiv genug. Die Korrelation mit der Betonung und das mit "prädikativer Stellung" wird nicht mehr erwähnt; muss auch nicht, denn das kann man stilistisch begründen, das kann man lehren, aber das soll nicht im orthografischen Sinne über richtig und falsch entscheiden. Herr Wrase, halten Sie wirklich die Neuregelung für schwieriger? Keine weiteren Fragen!
M.Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 06.12.2000 um 23.00
Da lässt sich Prof. Ickler großartig darüber aus, wann man "Platz sparend" und wann man "platzsparend" schreiben kann, dabei ist er nicht einmal in der Lage, das Adjektiv "ernst" vom Substantiv "Ernst" zu unterscheiden.
Nach seinem Wörterbuch muss man nämlich nach "bewährter" Rechtschreibung "ernst machen" (wie "ernst nehmen") schreiben. Hier handelt es sich aber bei "Ernst" eindeutig um ein Substantiv! Man muss sowohl nach alter, als auch nach neuer Rechtschreibung "Ernst machen" schreiben.
Mal schauen, wie viele Fehler ich noch finde!
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Der Herr Anonymus gebraucht gar starke Worte. Woher weiß er denn, daß es sich bei "Ernst machen" noch um das Substantiv handelt? Ich habe diesen Fall schon vor längerer Zeit überprüft und dabei gefunden, daß "ernst" in dieser Verbindung überwiegend klein geschrieben wird, obwohl der Duden das ausdrücklich untersagte. Es muß also eine starke Tendenz geben, "ernst" hier als Adjektiv (in adverbialem Gebrauch) zu verstehen, was übrigens auch meinem Sprachgefühl entspricht. Die dudenkonforme Großschreibung kommt allerdings auch noch so häufig vor, daß ich sie in der nächsten Auflage als Variante anerkennen könnte. (Auf die komplizierte, offenbar noch nicht abgeschlossene Entwicklungsgeschichte von "Ernst/ernst" will ich hier nicht eingehen.) Übrigens sind solche Übergangsbereiche nicht weiter tragisch, da mein Wörterbuch ja gerade nciht sagt, was man machen "muß", sondern lediglich die üblichste Schreibweise darzubieten beansprucht, neben der es durchaus begründete andere Schreibweisen geben kann. Es ist ein Ratgeber, kein Strafgesetzbuch.
Meine Ausführungen über "platzsparend" sind, denke ich, so schlicht wie möglich gehalten und keineswegs "großartig". Bedauerlich ist, daß ich sie ständig wiederholen muß.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Noch einmal zu Herrn Jansen (aber nur zu gewissen Punkten).
Bei "gewinnbringend" im amtlichen Wörterverzeichnis handelt es sich um eine unbegründete Ausnahme. Die Dudenredaktion hat wie wohl niemand sonst um eine widerspruchsfreie Auslegung der Neuregelung gerungen. Redakteur Scholze-Stubenrecht gibt darüber in "Sprachwissenschaft" (2/2000) Auskunft. Nach längeren Ausführungen über Regel und Wörterverzeichnis kommt er zu folgendem Ergebnis: "Schaut man nun in die Wörterliste, so steht dort zwar, dass sowohl "Gewinn bringend" als auch "gewinnbringend" korrekt ist, aber zur Begründung wird auf Abschnitt (1) von § 36 verwiesen, nach dem Zusammenschreibung gilt, wenn "der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht". Genau das kann ich aber in diesem Fall nicht nachvollziehen."
Es wäre noch manches dazu zu sagen, aber da die Reformer ihren Fehler längst eingeräumt haben, erübrigen sich eigentlich alle weiteren Verteidigungsversuche. Nirgendwo hat die Kritik so eindeutig recht bekommen wie gerade hier.
Der Duden hatte die Verhältnisse vielleicht nicht mit letzter Klarheit dargestellt, aber auch wieder nicht so schlecht. Übrigens steht "platzsparend" strikt alphabetisch eingeordnet im alten Duden.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Ohne mich hier ungebührlich in den Vordergrund drängen zu wollen, möchte ich auch noch auf die interessanten Anregungen von Herr Wrase eingehen. Wenn ich hier manchmal etwas sprachwissenschaftlich erkläre, wie jüngst zu "platzsparend", dann geschieht das im Rahmen einer halbfachlichen Diskussion, wo man auch schon mal grammatische Begriffe wie "Prädikat" usw. verwenden kann. Wenden wir uns dagegen mit unseren Auskünften an die ratsuchenden Laien, dann dürfte die einfache Vorführung von Beispielen das Mittel der Wahl sein. Im Rechtschreibwörterbuch geschieht das auch meistens so. Andererseits gibt es im Zeitalter allgemeiner Schulpflicht doch auch sehr viele Menschen, die neben dem Muster auch eine Regel erwarten. Da würde ich nun gern auf den allgemeinverständlichen Regelteil meines Rechtschreibwörterbuchs hinweisen, worin zum Beispiel die Sache mit dem erweiterten Partizip auf Seite 18 in ziemlich einfachen Worten erklärt ist. Der Gegenstand selbst ist sehr komplex, das weiß jeder, der sich einmal damit beschäftigt hat, und es wäre geradezu ein Wunder, wenn mir hier auf Anhieb die bestmögliche Fassung gelungen sein sollte. Ich habe auch seither eine Fülle von ungemein wertvollen Anregungen zugeschickt bekommen, zum Teil von erfahrenen Schulmännern, die seit Jahrzehnten mit selbstverfaßten Regelwerken unterrichten; das werde ich in Zukunft dankbar auswerten und einarbeiten. Ich glaube, viele Teilnehmer der hier ablaufenden Diskussionen könnten dazu einen Beitrag leisten, daß die deutsche Sprache immer besser durchleuchtet und in ihren Schwierigkeiten faßlich gemacht wird. Es geht ja wirklich nicht darum, jemanden bei einem Schnitzer zu ertappen, und ich würde mich, wie gesagt, schwer mißverstanden fühlen, wenn ich als jemand dastünde, der neue Gesetzeswerke aufstellt, an denen der harmlose und gutwillige Zeitgenosse zuschanden würde.
Paradox ausgedrückt: Die Schwierigkeit liegt großenteils darin zu erklären, warum Fälle wie "platzsparend/Platz sparend" für einen leidlich gebildeten Deutschen bisher keine Schwierigkeit darstellten.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 06.12.2000 um 23.00
Was Professor Ickler zu "Platz sparend" schreibt, hätte ich auch meinen ratsuchenden Mitarbeitern sagen können - denn es gibt genau wieder, wie "man" in diesem Fall schreibt bzw. angeblich schreiben soll. Nur, wer würde das verstehen? Man würde mich für verrückt halten, wenn ich die exakte Antwort geben würde. Die Leute stehen unter Zeitdruck, wollen in ungefähr fünf Sekunden wissen, wie sie schreiben sollen. Man wäre unhöflich, wenn man da mit "Steigerbarkeit des Gesamtgefüges" oder "prädikativer Gebrauch" usw. ankäme oder mit verschiedenen Reformphasen - und das auch noch mündlich. Wie man sieht, überblicken ja nicht einmal die Reformer, angeblich "Experten", oder höchst interessierte Leute wie Michael Jansen das Thema. Deshalb bin ich gezwungen, in solchen Fällen eine vereinfachte Antwort zu geben.
Das Thema meiner Mitteilung war nicht: Wie schreibt man in diesem Fall?, so als wollte ich mich selbst erkundigen. Sondern: Die Leute sind heillos überfordert, wenn sie versuchen, die Neuregelung anzuwenden. Kein normaler Mensch hatte hierzulande Schwierigkeit damit, "Das ist platzsparend" oder andererseits zum Beispiel "Diese viel Aufwand und viel Platz sparende Lösung" zu schreiben, während jetzt höchstens ein paar hundert Mitbürger auf die Frage nach der Schreibung ebenso kompetent antworten können wie Professor Ickler.
Den Wissensstand des Normalbürgers könnte ich fast täglich mit einer anderen haarsträubenden Geschichte illustrieren. Gerade eben erlebte ich zum Beispiel folgendes. Ich hatte vor etwa einer Woche einen umfangreichen Text (8 Stunden Arbeit) zu korrigieren. Es hieß, man solle die alte Rechtschreibung anwenden; das tat ich. Daraufhin prüfte jemand in der aufftraggebenden Firma, wie es üblich ist, noch einmal das Ergebnis - und strich einen Haufen Fehler an. Er glaubte, der Lektor und/oder die vermittelnde Werbeagentur hätten ein miserables Ergebnis abgeliefert. Zum Beispiel wurde moniert, daß "im übrigen" oder "als erster" keine Großschreibung enthielt.
Obwohl der Kundenberater in der Werbeagentur schon eine ganze Weile mit neuer Rechtschreibung zu tun hat, wußte er nun nicht, wer recht hatte: die Firma (der Kunde) oder ich als Lektor. Also mußte ich antanzen und die Beschwerden des Kunden im einzelnen durchsehen. So stellte sich schließlich heraus, daß der Kunde zwar alte Rechtschreibung wollte, aber bei seiner eigenen Prüfung den Duden von 1996 verwendet hatte, ohne zu bemerken, daß dieser die neue Rechtschreibung wiedergibt.
Vielleicht um seine "Korrekturen" als berechtigt erscheinen zu lassen, entschied sich der Kunde nun, seine Broschüren doch in der neuen Rechtschreibung zu veröffentlichen. Also soll jetzt alles noch einmal überarbeitet werden. (Man denke anhand dieser kleinen Begebenheit an die sogenannte Kostenneutralität der Rechtschreibreform.) Dieser Folgeauftrag erging gerade an mich; ich habe ihn allerdings dankend abgelehnt.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 06.12.2000 um 23.00
Ich bin offensichtlich selbst überfordert, nämlich mit der rechtzeitigen Angabe meines Absenders. Hier ist er.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 06.12.2000 um 23.00
Professor Ickler hat Recht: platzsparend steht sehr wohl im alten Duden. Ich hab's jetzt auch gefunden. Ich denke, mir werden viele zustimmen, dass es einigermaßen versteckt ist (beim Eintrag Platzrunde). Also gut.
Herr Ickler hat das Beispiel einmal mehr genutzt, um seinen Orthografie-Ansatz vom alten Duden abzugrenzen. Dass man sowohl platzsparend als auch Platz sparend schreiben kann, das halten wohl viele Leute für neue Rechtschreibung. Das ist auch nur zu verständlich, denn die Getrenntschreibung wird in dem Regelapparat des Duden nur in Verbindung mit der Erweiterung (z.B. viel) aufgeführt. Ickler betont hingegen erfreulicherweise die Eigenständigkeit der Wortgruppe. So, wie Herr Ickler den Zusammenhang aber aufführt, gibt er nicht den alten Duden wieder (was auch nicht unbedingt seine Absicht ist, das Credo kenn ich). Dass es sich nicht nur um zwei verschiedene Schreibweisen handelt, das ist hier genauso richtig wie das, was Ickler mal zum Fall wiedersehen und wieder sehen geschrieben hatte. Gewinnbringend war keine Ausnahme, sondern ein versteckter, pragmatischer Versuch, eine Lücke des Regelwerks zu füllen. Aber der Streit ist ja bekannt; muss hier nicht wieder ausgebreitet werden.
An dem letzten Kommentar von Herrn Wrase wird ein Grundsatzproblem deutlich: Wenn die Neuregelung etwas vereinfacht, dann sind die Reformgegner Verteidiger des hohen Kulturguts der viel ausdifferenzierteren bisherigen Regelung. Die Vereinfachung wird mit allerlei vollmundigen Argumenten angegriffen. Der Kameleoneffekt tritt ein, wenn man zugleich die Absicht hat, das neue Regelwerk als - wie drückt man "ausdifferenziert" negativ aus? Ach ja, - "viel zu kompliziert" darzustellen. In fünf Sekunden will man die Antwort haben; denkt man da nicht an die Polemik, dass den heutigen Schülern nichts mehr zugemutet werden kann, dass deswegen eine vereinfachte Rechtschreibung her muss, es will ja heute keiner mehr nachdenken...?
Die Investition in die neuen Regeln wird sich lohnen. Wer sie verstanden hat, der muss nicht mehr nachschlagen. Die alte Duden-Regel spricht von "als Einheit empfunden". Damit wurde dieser Bereich scheinbar "freigegeben". In den Einträgen des Wörterverzeichnisses sucht man lange nach der richtigen und differenzierten Darstellung von platzsparend und. Die Dudenredaktion empfand den Fall eben als Einheit, oder etwas icklernäher argumentiert, die Wortgruppe musste in einem Rechtschreibwörterbuch nicht eigens aufgeführt werden ("Hat man sie getilgt?").
"Kein normaler Mensch hatte mit dem Bereich Probleme", solange er aus dem Gefühl geschrieben hat (bewusst oder unbewusst der "Empfindungs-Pseudoregel" des Duden folgte). Wer hingegen Fragen stellt, der merkt, dass die Dinge etwas komplizierter sind. Kennen wir nicht alle den Überraschungseffekt, wenn man ganz normalen Menschen mal zeigt, wo sich überall die Duden-Regelungen nicht mit ihrer als "bisherige Rechtschreibung" eingestuften Schreibpraxis decken?
Worin, wenn nicht in der Unkenntnis der neuen Regelung, die zugegebenermaßen erst im 2000er Duden deutlich wird, besteht denn der Unterschied zwischen alter und neuer Regelung? Das mit dem eingesparten Wort haben beide gemeinsam, das mit der Erweiterung (Duden: "nähere Bestimmung") auch und Wahlmöglichkeit zwischen getrennt und zusammen sowieso. Die (inter)subjektive Empfindungs-Regel ist weg bzw. geht in der Wahlfreiheit auf. Das mit "klassenbildend" ist weggefallen; ist auch nicht objektiv genug. Die Korrelation mit der Betonung und das mit "prädikativer Stellung" wird nicht mehr erwähnt; muss auch nicht, denn das kann man stilistisch begründen, das kann man lehren, aber das soll nicht im orthografischen Sinne über richtig und falsch entscheiden. Herr Wrase, halten Sie wirklich die Neuregelung für schwieriger? Keine weiteren Fragen!
M.Jansen
eingetragen von anonymer Gast am 06.12.2000 um 23.00
Da lässt sich Prof. Ickler großartig darüber aus, wann man "Platz sparend" und wann man "platzsparend" schreiben kann, dabei ist er nicht einmal in der Lage, das Adjektiv "ernst" vom Substantiv "Ernst" zu unterscheiden.
Nach seinem Wörterbuch muss man nämlich nach "bewährter" Rechtschreibung "ernst machen" (wie "ernst nehmen") schreiben. Hier handelt es sich aber bei "Ernst" eindeutig um ein Substantiv! Man muss sowohl nach alter, als auch nach neuer Rechtschreibung "Ernst machen" schreiben.
Mal schauen, wie viele Fehler ich noch finde!
Anonymus
Irgendwo
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Der Herr Anonymus gebraucht gar starke Worte. Woher weiß er denn, daß es sich bei "Ernst machen" noch um das Substantiv handelt? Ich habe diesen Fall schon vor längerer Zeit überprüft und dabei gefunden, daß "ernst" in dieser Verbindung überwiegend klein geschrieben wird, obwohl der Duden das ausdrücklich untersagte. Es muß also eine starke Tendenz geben, "ernst" hier als Adjektiv (in adverbialem Gebrauch) zu verstehen, was übrigens auch meinem Sprachgefühl entspricht. Die dudenkonforme Großschreibung kommt allerdings auch noch so häufig vor, daß ich sie in der nächsten Auflage als Variante anerkennen könnte. (Auf die komplizierte, offenbar noch nicht abgeschlossene Entwicklungsgeschichte von "Ernst/ernst" will ich hier nicht eingehen.) Übrigens sind solche Übergangsbereiche nicht weiter tragisch, da mein Wörterbuch ja gerade nciht sagt, was man machen "muß", sondern lediglich die üblichste Schreibweise darzubieten beansprucht, neben der es durchaus begründete andere Schreibweisen geben kann. Es ist ein Ratgeber, kein Strafgesetzbuch.
Meine Ausführungen über "platzsparend" sind, denke ich, so schlicht wie möglich gehalten und keineswegs "großartig". Bedauerlich ist, daß ich sie ständig wiederholen muß.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Noch einmal zu Herrn Jansen (aber nur zu gewissen Punkten).
Bei "gewinnbringend" im amtlichen Wörterverzeichnis handelt es sich um eine unbegründete Ausnahme. Die Dudenredaktion hat wie wohl niemand sonst um eine widerspruchsfreie Auslegung der Neuregelung gerungen. Redakteur Scholze-Stubenrecht gibt darüber in "Sprachwissenschaft" (2/2000) Auskunft. Nach längeren Ausführungen über Regel und Wörterverzeichnis kommt er zu folgendem Ergebnis: "Schaut man nun in die Wörterliste, so steht dort zwar, dass sowohl "Gewinn bringend" als auch "gewinnbringend" korrekt ist, aber zur Begründung wird auf Abschnitt (1) von § 36 verwiesen, nach dem Zusammenschreibung gilt, wenn "der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht". Genau das kann ich aber in diesem Fall nicht nachvollziehen."
Es wäre noch manches dazu zu sagen, aber da die Reformer ihren Fehler längst eingeräumt haben, erübrigen sich eigentlich alle weiteren Verteidigungsversuche. Nirgendwo hat die Kritik so eindeutig recht bekommen wie gerade hier.
Der Duden hatte die Verhältnisse vielleicht nicht mit letzter Klarheit dargestellt, aber auch wieder nicht so schlecht. Übrigens steht "platzsparend" strikt alphabetisch eingeordnet im alten Duden.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 06.12.2000 um 23.00
Ohne mich hier ungebührlich in den Vordergrund drängen zu wollen, möchte ich auch noch auf die interessanten Anregungen von Herr Wrase eingehen. Wenn ich hier manchmal etwas sprachwissenschaftlich erkläre, wie jüngst zu "platzsparend", dann geschieht das im Rahmen einer halbfachlichen Diskussion, wo man auch schon mal grammatische Begriffe wie "Prädikat" usw. verwenden kann. Wenden wir uns dagegen mit unseren Auskünften an die ratsuchenden Laien, dann dürfte die einfache Vorführung von Beispielen das Mittel der Wahl sein. Im Rechtschreibwörterbuch geschieht das auch meistens so. Andererseits gibt es im Zeitalter allgemeiner Schulpflicht doch auch sehr viele Menschen, die neben dem Muster auch eine Regel erwarten. Da würde ich nun gern auf den allgemeinverständlichen Regelteil meines Rechtschreibwörterbuchs hinweisen, worin zum Beispiel die Sache mit dem erweiterten Partizip auf Seite 18 in ziemlich einfachen Worten erklärt ist. Der Gegenstand selbst ist sehr komplex, das weiß jeder, der sich einmal damit beschäftigt hat, und es wäre geradezu ein Wunder, wenn mir hier auf Anhieb die bestmögliche Fassung gelungen sein sollte. Ich habe auch seither eine Fülle von ungemein wertvollen Anregungen zugeschickt bekommen, zum Teil von erfahrenen Schulmännern, die seit Jahrzehnten mit selbstverfaßten Regelwerken unterrichten; das werde ich in Zukunft dankbar auswerten und einarbeiten. Ich glaube, viele Teilnehmer der hier ablaufenden Diskussionen könnten dazu einen Beitrag leisten, daß die deutsche Sprache immer besser durchleuchtet und in ihren Schwierigkeiten faßlich gemacht wird. Es geht ja wirklich nicht darum, jemanden bei einem Schnitzer zu ertappen, und ich würde mich, wie gesagt, schwer mißverstanden fühlen, wenn ich als jemand dastünde, der neue Gesetzeswerke aufstellt, an denen der harmlose und gutwillige Zeitgenosse zuschanden würde.
Paradox ausgedrückt: Die Schwierigkeit liegt großenteils darin zu erklären, warum Fälle wie "platzsparend/Platz sparend" für einen leidlich gebildeten Deutschen bisher keine Schwierigkeit darstellten.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
falls ich die Zustimmung der Betreiber dieser Seiten erlange, werde ich demnächst einfach einige Bilder von Buchstaben hier einfügen, dann können wir sicherstellen, daß wir vom gleichen Phänomen sprechen.
Habe ich in der Eile tatsächlich Transskription geschrieben?
Einer der Gründe, warum ich diese Reform ablehne, ist ihre Überflüssigkeit: sie beseitigt Fehler nicht, sie definiert sie nur weg. Es bleiben aber genügend Schreibfehler übrig, die auch von der Reform nicht gedeckt werden.
Relevant ist also nicht, ob es uns gelingt, möglichst viele Fehler wegzudefinieren - wobei fraglich scheint, ob die Reform nicht ohnehin willkürlich Probleme durch andere Probleme ersetzt - sondern relevant ist, wie wir mit denen umgehen, die Fehler machen.
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Fleischhauer,
es gab außer der Ligatur ß in der Fraktur auch die Möglichkeit, -lang s rund s- zu setzen. Selbstverständlich gab es diese Möglichkeit auch in der deutschen Kurrent. Da es in der heutigen Antiqua und lateinischen Schreibschrift (das war ja nicht immer so) nur mehr das runde s gibt, wird aus -lang s rund s- dann ss, hingegen blieb ß erhalten.
Nun muß ich allerdings Belege suchen, digitalisieren und zur Verfügung stellen...
Teilen Sie mir doch bitte Ihre Kabelanschrift mit, so daß ich Ihnen Bescheid geben kann, sobald ich dazu gekommen bin, ich denke zwischen den Jahren kann ich so etwas angehen.
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Platz sparend oder platzsparend
Man kann platzsparend oder Platz sparend schreiben. Ersteres, weil etwas sehr platzsparend und noch platzsparender sein kann; Letzteres, weil sich die Schreibweise von Partizipien nach der Schreibweise des Infinitivs richtet (Platz sparen, also auch Platz sparend). Als Empfehlung würde ich die Zusammenschreibung geben. Im alten Duden stand platzsparend nicht drin. Die Regel spricht von als Einheit empfinden. Man konnte also Platz sparend schreiben, wenn man es nicht als Einheit empfunden hatte. Aber auch nach der alten Norm gab es sicherlich (im Prinzip platzsparend und (viel) Platz sparend.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2000 um 23.00
Es verhält sich anders, als Herr Jansen glaubt.
Im alten Duden steht "platzsparend" sehr wohl drin, aber selbst wenn es nicht dringestanden hätte, wäre der Fall klar gewesen. Man konnte bzw. mußte beide Schreibweisen benutzen, da es sich einerseits nachweislich um eine Zusammensetzung handelt: "sehr platzsparend", "noch platzsparender"; andererseits um eine syntaktische Wortgruppe: "viel Platz sparend". Freigestellt war die Wahl nur, wo die Umgebung keinen Hinweis in der einen oder anderen Richtung enthielt, also" "eine platzsparende/Platz sparende Waschmaschine". Allerdings sind auch hier die beiden Ausdrucksweisen (es sind ja gerade nicht nur Schreibweisen) keineswegs gleichwertig, denn das erweiterte Partizipialattribut ist stilistisch "markiert", nämlich als papierdeutsch, amtsdeutsch o. ä. (im gesprochenen Deutschen kaum bekannt; es gibt mehrere Bücher darüber); außerdem verbietet sich beinahe der prädikative Gebrauch: *"diese Maschine ist Platz sparend". Näheres in den großen Grammatiken; vgl. auch meinen "Kritischen Kommentar".
Nun die Neuregelung. Die Reformer (vor allem B. Schaeder) haben sich hier zunächst darauf beschränkt, von der verbalen Verbindung "Platz sparen" auszugehen. Wann immer man das fragliche Gebilde auf ein solches Verbgefüge zurückführen kann, ohne daß etwas wegfällt, sollte das Ganze so behandelt werden, als sei es nichts anderes als die partizipiale Form: "Not leidend", "Eisen verarbeitend", "Buch führend" usw., wegen "leidet Not". "verarbeitet Eisen" usw.; aber "freudestrahlend" wegen "strahlt vor Freude" (nicht "strahlt Freude") usw. Als Ausnahme ohne nähere Begründung fiel "gewinnbringend" auf (nur im Wörterverzeichnis). Scholze-Stubenrecht hat diese Unstimmigkeit, die der Dudenredaktion viel zu schaffen machte, kürzlich noch einmal hervorgehoben (Sprachwissenschaft 2/2000).
Erst im Dezember 1997, im Ersten Bericht der Kommission, waren die Reformer zu der Einsicht gekommen, daß sie bei dieser voreiligen Festlegung etwas übersehen hatten, nämlich die oben angeführten, von mir damals oft und gern ausgebreiteten grammatisch falschen Folgen. Sie erklärten nun selbst, in diesem Bereich seien Korrekturen "unumgänglich notwendig". Ich habe im Anhang zur zweiten Auflage meines Kommentars § 36 (und 34) neu so formuliert, wie er gemäß diesen Änderungen aussehen würde. Die Kultusminister und das Bundesinnenministerium haben die Korrektur jedoch nicht zugelassen; sie ist inzwischen unterderhand in die neuesten Wörterbücher eingeschleust worden. Herr Jansen glaubt aber zu Unrecht, daß es sich dabei nur um eine Verdeutlichung der ursprünglichen und eigentlichen Absichten der Reformer handele. Vielmehr geht aus den Angaben des amtlichen Wörterverzeichnisses eindeutig hervor, daß es sich anders verhält. Eine Angabe wie "Not leidend*" (mit dem Sternchen für "neu") bedeutet, daß die Reformer die ausschließliche Zulässigkeit dieser Getrenntschreibung ganz bewußt als neue Regel eingeführt wissen wollten, und der Erste Bericht ist ja in dieser Hinsicht auch ganz eindeutig.
Der Grundfehler war auch hier, daß die Reformer überhastet eine andere Reform ausarbeiten mußten, als sie eigentlich wollten, und dabei keine Zeit oder keine Lust hatten, die grammatischen Folgen ihrer Einfälle am gesamten Wortschatz zu überprüfen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
falls ich die Zustimmung der Betreiber dieser Seiten erlange, werde ich demnächst einfach einige Bilder von Buchstaben hier einfügen, dann können wir sicherstellen, daß wir vom gleichen Phänomen sprechen.
Habe ich in der Eile tatsächlich Transskription geschrieben?
Einer der Gründe, warum ich diese Reform ablehne, ist ihre Überflüssigkeit: sie beseitigt Fehler nicht, sie definiert sie nur weg. Es bleiben aber genügend Schreibfehler übrig, die auch von der Reform nicht gedeckt werden.
Relevant ist also nicht, ob es uns gelingt, möglichst viele Fehler wegzudefinieren - wobei fraglich scheint, ob die Reform nicht ohnehin willkürlich Probleme durch andere Probleme ersetzt - sondern relevant ist, wie wir mit denen umgehen, die Fehler machen.
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Fleischhauer,
es gab außer der Ligatur ß in der Fraktur auch die Möglichkeit, -lang s rund s- zu setzen. Selbstverständlich gab es diese Möglichkeit auch in der deutschen Kurrent. Da es in der heutigen Antiqua und lateinischen Schreibschrift (das war ja nicht immer so) nur mehr das runde s gibt, wird aus -lang s rund s- dann ss, hingegen blieb ß erhalten.
Nun muß ich allerdings Belege suchen, digitalisieren und zur Verfügung stellen...
Teilen Sie mir doch bitte Ihre Kabelanschrift mit, so daß ich Ihnen Bescheid geben kann, sobald ich dazu gekommen bin, ich denke zwischen den Jahren kann ich so etwas angehen.
mfg P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 05.12.2000 um 23.00
Platz sparend oder platzsparend
Man kann platzsparend oder Platz sparend schreiben. Ersteres, weil etwas sehr platzsparend und noch platzsparender sein kann; Letzteres, weil sich die Schreibweise von Partizipien nach der Schreibweise des Infinitivs richtet (Platz sparen, also auch Platz sparend). Als Empfehlung würde ich die Zusammenschreibung geben. Im alten Duden stand platzsparend nicht drin. Die Regel spricht von als Einheit empfinden. Man konnte also Platz sparend schreiben, wenn man es nicht als Einheit empfunden hatte. Aber auch nach der alten Norm gab es sicherlich (im Prinzip platzsparend und (viel) Platz sparend.
Michael Jansen
eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2000 um 23.00
Es verhält sich anders, als Herr Jansen glaubt.
Im alten Duden steht "platzsparend" sehr wohl drin, aber selbst wenn es nicht dringestanden hätte, wäre der Fall klar gewesen. Man konnte bzw. mußte beide Schreibweisen benutzen, da es sich einerseits nachweislich um eine Zusammensetzung handelt: "sehr platzsparend", "noch platzsparender"; andererseits um eine syntaktische Wortgruppe: "viel Platz sparend". Freigestellt war die Wahl nur, wo die Umgebung keinen Hinweis in der einen oder anderen Richtung enthielt, also" "eine platzsparende/Platz sparende Waschmaschine". Allerdings sind auch hier die beiden Ausdrucksweisen (es sind ja gerade nicht nur Schreibweisen) keineswegs gleichwertig, denn das erweiterte Partizipialattribut ist stilistisch "markiert", nämlich als papierdeutsch, amtsdeutsch o. ä. (im gesprochenen Deutschen kaum bekannt; es gibt mehrere Bücher darüber); außerdem verbietet sich beinahe der prädikative Gebrauch: *"diese Maschine ist Platz sparend". Näheres in den großen Grammatiken; vgl. auch meinen "Kritischen Kommentar".
Nun die Neuregelung. Die Reformer (vor allem B. Schaeder) haben sich hier zunächst darauf beschränkt, von der verbalen Verbindung "Platz sparen" auszugehen. Wann immer man das fragliche Gebilde auf ein solches Verbgefüge zurückführen kann, ohne daß etwas wegfällt, sollte das Ganze so behandelt werden, als sei es nichts anderes als die partizipiale Form: "Not leidend", "Eisen verarbeitend", "Buch führend" usw., wegen "leidet Not". "verarbeitet Eisen" usw.; aber "freudestrahlend" wegen "strahlt vor Freude" (nicht "strahlt Freude") usw. Als Ausnahme ohne nähere Begründung fiel "gewinnbringend" auf (nur im Wörterverzeichnis). Scholze-Stubenrecht hat diese Unstimmigkeit, die der Dudenredaktion viel zu schaffen machte, kürzlich noch einmal hervorgehoben (Sprachwissenschaft 2/2000).
Erst im Dezember 1997, im Ersten Bericht der Kommission, waren die Reformer zu der Einsicht gekommen, daß sie bei dieser voreiligen Festlegung etwas übersehen hatten, nämlich die oben angeführten, von mir damals oft und gern ausgebreiteten grammatisch falschen Folgen. Sie erklärten nun selbst, in diesem Bereich seien Korrekturen "unumgänglich notwendig". Ich habe im Anhang zur zweiten Auflage meines Kommentars § 36 (und 34) neu so formuliert, wie er gemäß diesen Änderungen aussehen würde. Die Kultusminister und das Bundesinnenministerium haben die Korrektur jedoch nicht zugelassen; sie ist inzwischen unterderhand in die neuesten Wörterbücher eingeschleust worden. Herr Jansen glaubt aber zu Unrecht, daß es sich dabei nur um eine Verdeutlichung der ursprünglichen und eigentlichen Absichten der Reformer handele. Vielmehr geht aus den Angaben des amtlichen Wörterverzeichnisses eindeutig hervor, daß es sich anders verhält. Eine Angabe wie "Not leidend*" (mit dem Sternchen für "neu") bedeutet, daß die Reformer die ausschließliche Zulässigkeit dieser Getrenntschreibung ganz bewußt als neue Regel eingeführt wissen wollten, und der Erste Bericht ist ja in dieser Hinsicht auch ganz eindeutig.
Der Grundfehler war auch hier, daß die Reformer überhastet eine andere Reform ausarbeiten mußten, als sie eigentlich wollten, und dabei keine Zeit oder keine Lust hatten, die grammatischen Folgen ihrer Einfälle am gesamten Wortschatz zu überprüfen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 04.12.2000 um 23.00
"Wie schreibt man denn nun platzsparend?" Das wurde ich heute gefragt, weil ich in einem längeren Text (den ich ja noch nicht überblicken kann, wenn ich ihn zu lesen anfange) einige Zusammenschreibungen von dieser Sorte nicht korrigiert hatte, aber auch einige Getrenntschreibunen nicht korrigiert hatte. Nachdem zwar die neuen Regeln eindeutig die getrennte Konstruktion vorschreiben, aber im neuen Duden die Zusammenschreibung "auch" (wieder)zugelassen wird (wobei kaum einer diesen Duden hat), ist die Antwort an die verwirrten Kollegen wirklich nicht leicht. Ich rang mich dazu durch, die Lage wie folgt zusammenzufassen: "Neuerdings kann man wieder zusammenschreiben; so steht es im Duden 2000. Auch Getrenntschreibung bleibt möglich. Ich korrigiere deshalb nur noch selten, egal ob ich getrennt oder zusammen vor mir habe. Langfristig wird sich die Zusammenschreibung wieder durchsetzen, weil sie fast immer besser ist." Es tut mir wirklich oft leid, mit was für absurden Problemen ich meine Kollegen belästigen muß, nur weil ihnen von irgendwoher neue Regeln verordnet wurden.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 04.12.2000 um 23.00
Hier noch der Absender.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 04.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prößdorf,
ich habe immer noch nicht ganz verstanden, warum Sie es als Missverständnis auffassen, dass Menschen, die sz in der Fraktur schrieben, sz auch in der Antiqua schreiben wollten. Wir machen so etwas heute am laufenden Band (Hellas und nicht Ellas und auch umgekehrt, Chatami und nicht Khatami, aber Khomeni und nicht Chomeni, Sloty und nicht Swoty, was auch immer...). Mal entscheidet Aussprache darüber, mit welchen Buchstabenentsprechungen wir etwas schreiben, manchmal wird eine Buchstabenentsprechung wichtiger genommen als die Aussprache. Für Sie war offenbar schon in der Fraktur das Eszett ein Missverständnis, da Sie ja sagen, dass es sich in der Antiqua "einschlich". Das versteh ich schon überhaupt nicht mehr. Bei all diesen Dingen würd mich auch mal interessieren, wie Sie proessdorf in einer E-Mail-Adresse bewerten.
Was Sie zur "angelsächsischen Unsitte" sagten, klang etwas chauvinistisch; ist aber sicherlich ein Missverständnis. Inwieweit sich deutsches h und langes lateinisches s in den Kurrentschriften ähnlich sehen, weiß ich nicht, muss ich mich erst mal schlau machen. Dass, wie Sie sagen, Ende des letzten Jahrhunderts viele hs-Schreibungen in Familiennamen zu ss=ß umgedeutet wurden, ist eine spannende Sache. Haben Sie mal ein Beispiel? Wie meinen Sie das "gleichzeitig war dies die Epoche, in der man begann, das ß durchgehend mit der Verlängerung der vorangehenden Vokale zu befrachten"? Hat man die Aussprache vor ß verändert? Erklären Sie das doch bitte.
Da ich die Kurrentschriften nicht kenne, kann ich auch das mit dem langen s der lateinischen Kurrent nicht nachvollziehen. Ob das von Belang ist, dass es Ende des vorletzten Jahrhunderts ungebräuchlich wurde, kann ich auch nicht erkennen. Hat man denn die lateinische Kurrentschrift Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt noch verwendet? Ich weiß nur, dass das Rechtschreibwörterbuch von Mackensen (Mitte 50er Jahre des 20. Jahrhunderts) das lange s noch verwendet.
Warum es die Schreibweise Prössdorf nie gegeben haben kann, versteh ich nicht. Proess gibt es, dann hätte es doch auch Prössdorf gegeben haben können. Da ich nie behauptet habe, in der Fraktur hätte es ss (=2x rundes s) gegeben, weiß ich nicht, warum Sie mich auffordern dafür Belege zu finden.
Dass ein Gegner der Rechtschreibreform - ich sag nur selbstständig- Transskription statt Transkription schreibt finde ich gut, denn es zeigt, dass der Analogiegedanke und das Stammprinzip schon mal stärker sein können als die Meinung.
Dass Eigennamen von der Reform nicht betroffen sind, hat nicht damit zu tun, dass man hier etwas ausgespart hat, sondern dass Eigennamen nicht zur Rechtschreibung gehören.
Daniela Kopsch
eingetragen von Gast am 04.12.2000 um 23.00
"Wie schreibt man denn nun platzsparend?" Das wurde ich heute gefragt, weil ich in einem längeren Text (den ich ja noch nicht überblicken kann, wenn ich ihn zu lesen anfange) einige Zusammenschreibungen von dieser Sorte nicht korrigiert hatte, aber auch einige Getrenntschreibunen nicht korrigiert hatte. Nachdem zwar die neuen Regeln eindeutig die getrennte Konstruktion vorschreiben, aber im neuen Duden die Zusammenschreibung "auch" (wieder)zugelassen wird (wobei kaum einer diesen Duden hat), ist die Antwort an die verwirrten Kollegen wirklich nicht leicht. Ich rang mich dazu durch, die Lage wie folgt zusammenzufassen: "Neuerdings kann man wieder zusammenschreiben; so steht es im Duden 2000. Auch Getrenntschreibung bleibt möglich. Ich korrigiere deshalb nur noch selten, egal ob ich getrennt oder zusammen vor mir habe. Langfristig wird sich die Zusammenschreibung wieder durchsetzen, weil sie fast immer besser ist." Es tut mir wirklich oft leid, mit was für absurden Problemen ich meine Kollegen belästigen muß, nur weil ihnen von irgendwoher neue Regeln verordnet wurden.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 04.12.2000 um 23.00
Hier noch der Absender.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 04.12.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Prößdorf,
ich habe immer noch nicht ganz verstanden, warum Sie es als Missverständnis auffassen, dass Menschen, die sz in der Fraktur schrieben, sz auch in der Antiqua schreiben wollten. Wir machen so etwas heute am laufenden Band (Hellas und nicht Ellas und auch umgekehrt, Chatami und nicht Khatami, aber Khomeni und nicht Chomeni, Sloty und nicht Swoty, was auch immer...). Mal entscheidet Aussprache darüber, mit welchen Buchstabenentsprechungen wir etwas schreiben, manchmal wird eine Buchstabenentsprechung wichtiger genommen als die Aussprache. Für Sie war offenbar schon in der Fraktur das Eszett ein Missverständnis, da Sie ja sagen, dass es sich in der Antiqua "einschlich". Das versteh ich schon überhaupt nicht mehr. Bei all diesen Dingen würd mich auch mal interessieren, wie Sie proessdorf in einer E-Mail-Adresse bewerten.
Was Sie zur "angelsächsischen Unsitte" sagten, klang etwas chauvinistisch; ist aber sicherlich ein Missverständnis. Inwieweit sich deutsches h und langes lateinisches s in den Kurrentschriften ähnlich sehen, weiß ich nicht, muss ich mich erst mal schlau machen. Dass, wie Sie sagen, Ende des letzten Jahrhunderts viele hs-Schreibungen in Familiennamen zu ss=ß umgedeutet wurden, ist eine spannende Sache. Haben Sie mal ein Beispiel? Wie meinen Sie das "gleichzeitig war dies die Epoche, in der man begann, das ß durchgehend mit der Verlängerung der vorangehenden Vokale zu befrachten"? Hat man die Aussprache vor ß verändert? Erklären Sie das doch bitte.
Da ich die Kurrentschriften nicht kenne, kann ich auch das mit dem langen s der lateinischen Kurrent nicht nachvollziehen. Ob das von Belang ist, dass es Ende des vorletzten Jahrhunderts ungebräuchlich wurde, kann ich auch nicht erkennen. Hat man denn die lateinische Kurrentschrift Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt noch verwendet? Ich weiß nur, dass das Rechtschreibwörterbuch von Mackensen (Mitte 50er Jahre des 20. Jahrhunderts) das lange s noch verwendet.
Warum es die Schreibweise Prössdorf nie gegeben haben kann, versteh ich nicht. Proess gibt es, dann hätte es doch auch Prössdorf gegeben haben können. Da ich nie behauptet habe, in der Fraktur hätte es ss (=2x rundes s) gegeben, weiß ich nicht, warum Sie mich auffordern dafür Belege zu finden.
Dass ein Gegner der Rechtschreibreform - ich sag nur selbstständig- Transskription statt Transkription schreibt finde ich gut, denn es zeigt, dass der Analogiegedanke und das Stammprinzip schon mal stärker sein können als die Meinung.
Dass Eigennamen von der Reform nicht betroffen sind, hat nicht damit zu tun, dass man hier etwas ausgespart hat, sondern dass Eigennamen nicht zur Rechtschreibung gehören.
Daniela Kopsch
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 02.12.2000 um 23.00
Sie kennen sich offenbar mit dem ß in Eigennamen gut aus. Mich würde einmal interessieren, wie die Schreibungen "Neuss", "Strauss" etc. entstanden sind. Dies läßt sich doch in deutscher Schrift so gar nicht schreiben. Danke im voraus.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 02.12.2000 um 23.00
Sie kennen sich offenbar mit dem ß in Eigennamen gut aus. Mich würde einmal interessieren, wie die Schreibungen "Neuss", "Strauss" etc. entstanden sind. Dies läßt sich doch in deutscher Schrift so gar nicht schreiben. Danke im voraus.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2000 um 23.00
In der WELT vom 2. Dezember liest man als fette Überschrift:
"Preise, so Schwindel erregend wie die Aussicht"
Im Text dann noch einmal: "Oft sind die Preise nicht weniger Schwindel erregend als die Aussicht."
Zwar haben die Reformer nachträglich auch "schwindelerregend" wiederhergestellt, aber die Zeitungen folgen noch der grammatisch falschen dpa-Schreibweise, die Herr Nürnberger in treuer Befolgung der amtlichen Regeln festgelegt hat. Die Deutschen sind das einzige Volk, das seine eigene Sprache nicht beherrscht, und zwar weil die Obrigkeit hierzulande mehr gilt als der gesunde Menschenverstand und das elementarste Sprachgefühl. Bei der WELT kommt erschwerend hinzu, daß alle Mitarbeiter genau wissen, welchen Unsinn sie vollstrecken.
Man braucht gar nicht über Gämsen und andere Missstände zu diskutieren. Allein die Tatsache, daß fast alle deutschen Zeitungen am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ein Allerweltswort wie "sogenannt" zerhacken, weil dies zwei oder drei Hinterwäldlern so gefällt, disqualifiziert sie ein für allemal. Man sollte es ihnen täglich vor die Nase halten und siemit Herrn Zehetmair fragen: "Was habt ihr denn da angestellt?"
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 01.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
es mag derzeit eingerissene angelsächsische Unsitte sein, die Grußformel vor dem Namen bei elektronischer Kommunikation wegzulassen, ich schlage Ihnen dennoch vor, wir kehren für den Rest dieser Korrespondenz zur normalen Zivilität zurück.
Zu hs/ß möchte ich auf die Ähnlichkeit des handschriftlichen h in der deutschen Kurrent mit dem langen s in der lateinischen Kurrent verweisen.
Zur Entstehung des Mißverständnisses ß/sz darf ich Sie auf Jan Tschicholds Meisterbuch der Schrift hinweisen.
In der Tat wurden Ende des letzten Jahrhunderts viele hs-Schreibungen in Familiennamen zu ss=ß umgedeutet. Bitte vergegenwärtigen Sie sich, daß dies vor Einführung der Schreibmaschine geschah, das Schriftbild der Kurrent war also für diese Entscheidungen sicher nicht unwichtig, gleichzeitig war dies die Epoche, in der man begann, das ß durchgehend mit der Verlängerung der vorangehenden Vokale zu befrachten.
Betrachtet man nun die lateinische und die deutsche Form der Kurrent, so gleicht das h der deutschen Form dem, Ende des letzten Jahrhunderts außer Gebrauch gekommenen langen s der lateinischen Kurrent, vor allem ähnelt es bei schneller Schrift dem langen s der Kurrent. Hier haben also keine Setzer "gebastelt", sondern hier wurde Handschriftliches neu interpretiert.
Eine Schreibweise Prössdorf kann es daher nie gegeben haben (und hat es auch vor der Einführung der Schreibmaschine nie gegeben.) Weisen Sie mir bitte auch nur einen Beleg für ss(=2x rundes s) in der Fraktur oder der Kurrent nach...
Bitte sehen Sie mir daher nach, daß ich Ihre Frage für falsch gestellt halte. Die Antwort, auf einer Schreibmaschine ohne ß werde mein Name mit ss geschrieben, ist wohl bei jedem Namen, der älter als etwa 90 Jahre ist, nicht hilfreich?
Zur Transskription osteuropäischer Familiennamen durch österreichische und preußische Beamte gibt's auch einige Literatur. Wegen gelegentlicher Proteste Betroffener sogar in juristischen Seminaren... Dem Namen Liszt ließen sich etliche Beispiele anfügen, die zeigen, daß die heutigen Reformer aus gutem Grund die Schreibweise von Eigennamen unangetastet ließen.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 01.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
mir ist da noch etwas eingefallen. Vor einiger Zeit habe ich Tschicholds Illustration zur Ligatur ß und wie daraus das Mißverständnis sz entstehen konnte - das sich, wie Sie selber beobachtet haben auch in etliche Antiquaschriften einschlich, animiert.
Diese Flash-Animation sende ich Ihnen gerne zu.
Die unten angeführte Handschriftproblematik ließe sich wohl auch mit einem Scan, den ich gerne beifüge, anschaulicher machen.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2000 um 23.00
In der WELT vom 2. Dezember liest man als fette Überschrift:
"Preise, so Schwindel erregend wie die Aussicht"
Im Text dann noch einmal: "Oft sind die Preise nicht weniger Schwindel erregend als die Aussicht."
Zwar haben die Reformer nachträglich auch "schwindelerregend" wiederhergestellt, aber die Zeitungen folgen noch der grammatisch falschen dpa-Schreibweise, die Herr Nürnberger in treuer Befolgung der amtlichen Regeln festgelegt hat. Die Deutschen sind das einzige Volk, das seine eigene Sprache nicht beherrscht, und zwar weil die Obrigkeit hierzulande mehr gilt als der gesunde Menschenverstand und das elementarste Sprachgefühl. Bei der WELT kommt erschwerend hinzu, daß alle Mitarbeiter genau wissen, welchen Unsinn sie vollstrecken.
Man braucht gar nicht über Gämsen und andere Missstände zu diskutieren. Allein die Tatsache, daß fast alle deutschen Zeitungen am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ein Allerweltswort wie "sogenannt" zerhacken, weil dies zwei oder drei Hinterwäldlern so gefällt, disqualifiziert sie ein für allemal. Man sollte es ihnen täglich vor die Nase halten und siemit Herrn Zehetmair fragen: "Was habt ihr denn da angestellt?"
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 01.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
es mag derzeit eingerissene angelsächsische Unsitte sein, die Grußformel vor dem Namen bei elektronischer Kommunikation wegzulassen, ich schlage Ihnen dennoch vor, wir kehren für den Rest dieser Korrespondenz zur normalen Zivilität zurück.
Zu hs/ß möchte ich auf die Ähnlichkeit des handschriftlichen h in der deutschen Kurrent mit dem langen s in der lateinischen Kurrent verweisen.
Zur Entstehung des Mißverständnisses ß/sz darf ich Sie auf Jan Tschicholds Meisterbuch der Schrift hinweisen.
In der Tat wurden Ende des letzten Jahrhunderts viele hs-Schreibungen in Familiennamen zu ss=ß umgedeutet. Bitte vergegenwärtigen Sie sich, daß dies vor Einführung der Schreibmaschine geschah, das Schriftbild der Kurrent war also für diese Entscheidungen sicher nicht unwichtig, gleichzeitig war dies die Epoche, in der man begann, das ß durchgehend mit der Verlängerung der vorangehenden Vokale zu befrachten.
Betrachtet man nun die lateinische und die deutsche Form der Kurrent, so gleicht das h der deutschen Form dem, Ende des letzten Jahrhunderts außer Gebrauch gekommenen langen s der lateinischen Kurrent, vor allem ähnelt es bei schneller Schrift dem langen s der Kurrent. Hier haben also keine Setzer "gebastelt", sondern hier wurde Handschriftliches neu interpretiert.
Eine Schreibweise Prössdorf kann es daher nie gegeben haben (und hat es auch vor der Einführung der Schreibmaschine nie gegeben.) Weisen Sie mir bitte auch nur einen Beleg für ss(=2x rundes s) in der Fraktur oder der Kurrent nach...
Bitte sehen Sie mir daher nach, daß ich Ihre Frage für falsch gestellt halte. Die Antwort, auf einer Schreibmaschine ohne ß werde mein Name mit ss geschrieben, ist wohl bei jedem Namen, der älter als etwa 90 Jahre ist, nicht hilfreich?
Zur Transskription osteuropäischer Familiennamen durch österreichische und preußische Beamte gibt's auch einige Literatur. Wegen gelegentlicher Proteste Betroffener sogar in juristischen Seminaren... Dem Namen Liszt ließen sich etliche Beispiele anfügen, die zeigen, daß die heutigen Reformer aus gutem Grund die Schreibweise von Eigennamen unangetastet ließen.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 01.12.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
mir ist da noch etwas eingefallen. Vor einiger Zeit habe ich Tschicholds Illustration zur Ligatur ß und wie daraus das Mißverständnis sz entstehen konnte - das sich, wie Sie selber beobachtet haben auch in etliche Antiquaschriften einschlich, animiert.
Diese Flash-Animation sende ich Ihnen gerne zu.
Die unten angeführte Handschriftproblematik ließe sich wohl auch mit einem Scan, den ich gerne beifüge, anschaulicher machen.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Dörner am 29.11.2000 um 23.00
Nun gut, bei "Cleverneß" habe ich mich in der Tat geirrt, das gebe ich gerne zu, aber gerade daran kann man alles Wesentliche erklären. Immer wird von seiten der Reformbefürworter sehr ausführlich auf unwichtige Einzelheiten eingegangen, um dann zu den wirklich wichtigen Punkten nichts aussagen zu müssen. Die vielgenannte "Antwort an die Kritiker" von Gerhard Augst ist wohl das Musterbeispiel dieser gängigen Praxis der Reformer. Aber auch Herr Müller verfährt so. Auf die wirklichen Probleme (keine Verbesserung bei der Stammschreibung durch die Heysesche ss-Schreibung, eine deutliche Erschwernis bei der Schreibung von Pseudosubstantivierungen, die grammatische Unrichtigkeit vieler Neuschreibungen
, das Problem bei jmd. feind/todfeind/spinnefeind sein) geht Herr Müller natürlich nicht ein. Gerade auf diesen Gebieten fällt es den Reformern sehr schwer, den Kritikern Sachargumente entgegenzusetzen. Des weiteren entspricht "Cleverneß" wirklich dem Stand der Eindeutschung, während ich mich zu "Wellneß" noch nicht entschließen kann. Aber da kann man selbstverständlich anderer Meinung sein.
Herr Müller beschwert sich über die Verbissenheit und den angeblichen Haß der Kritiker, bezeichnet die Kritiker aber selbst als "Gegner". Ich würde die Befürworter vielleicht "andersdenkende Diskussionspartner" nennen. Von Kampfbegriffen halte ich wenig.
Bei "heute Früh" sehe ich wirklich ein großes Problem. Allerdings weiß ich nicht, ob sich der Duden 2000 selbst dazu entschlossen hat oder ob es der erklärte Willen der Reformer war, diese Schreibung zuzulassen. Hier kann wohl nur Theodor Ickler weiterhelfen, der hier sicher besser Bescheid weiß.
Ob der Begriff "Geisel" gerechtfertig ist, ist nach wie vor strittig. Allerdings ist unbestritten, daß sich Schüler wohl kaum wehren können - von den jetzigen Kollegiaten mal abgesehen, da sie die alte Schreibung noch in Erinnerung haben.
Im übrigen hat mir Herr Müller noch immer nicht beantwortet, wie er jetzt "jmd. feind/todfeind/spinnefeind sein" schreibt.
Daß Herr Müller die Fehler in den Briefen seiner sogenannten "Gegner" nicht zählt, ist sicher nett. Trotzdem werde ich in Zukunft meine Kommentare vor dem Absenden nochmals durchlesen. Damit dürfte dieses Problem auch gelöst sein.
Aber den letzten Satz von Herrn Müller verstehe ich gar nicht. Was das Tippen (am Bildschirm) mit dem Tip (=Hinweis/Ratschlag) zu tun haben soll, ist mir völlig unverständlich.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 29.11.2000 um 23.00
"Tipp" und "Mopp" sind die kümmerlichen Reste eines viel umfangreicheren Programms ("Hitt" usw.), das von den Ministerialbeamten radikal zusammengestrichen wurde. Einen Handlungsbedarf wird man weder bei "Tip" noch gar bei "Mop" erkennen können.
Die Neuerung "heute Früh" ist keine Eigenmächtigkeit des neuesten Dudens, sondern geht auf die Kommission zurück. Bertelsmann hat sie auch schon (2. Aufl. 1999), allerdings in einem Artikel von seltener Verworrenheit.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 29.11.2000 um 23.00
Manchmal haben wir Reformgegner keinen Sinn für's Einfache. Wozu die verwirrenden Schreibweisen Tip, Paket, Prolet (und vieles mehr)? Laßt uns Tipp wie tippen schreiben und Prolletarier wie Proll!
Walter Niebergall
Schillerstr. 12, 24116 Kiel
eingetragen von Christian Dörner am 29.11.2000 um 23.00
Nun gut, bei "Cleverneß" habe ich mich in der Tat geirrt, das gebe ich gerne zu, aber gerade daran kann man alles Wesentliche erklären. Immer wird von seiten der Reformbefürworter sehr ausführlich auf unwichtige Einzelheiten eingegangen, um dann zu den wirklich wichtigen Punkten nichts aussagen zu müssen. Die vielgenannte "Antwort an die Kritiker" von Gerhard Augst ist wohl das Musterbeispiel dieser gängigen Praxis der Reformer. Aber auch Herr Müller verfährt so. Auf die wirklichen Probleme (keine Verbesserung bei der Stammschreibung durch die Heysesche ss-Schreibung, eine deutliche Erschwernis bei der Schreibung von Pseudosubstantivierungen, die grammatische Unrichtigkeit vieler Neuschreibungen
, das Problem bei jmd. feind/todfeind/spinnefeind sein) geht Herr Müller natürlich nicht ein. Gerade auf diesen Gebieten fällt es den Reformern sehr schwer, den Kritikern Sachargumente entgegenzusetzen. Des weiteren entspricht "Cleverneß" wirklich dem Stand der Eindeutschung, während ich mich zu "Wellneß" noch nicht entschließen kann. Aber da kann man selbstverständlich anderer Meinung sein.
Herr Müller beschwert sich über die Verbissenheit und den angeblichen Haß der Kritiker, bezeichnet die Kritiker aber selbst als "Gegner". Ich würde die Befürworter vielleicht "andersdenkende Diskussionspartner" nennen. Von Kampfbegriffen halte ich wenig.
Bei "heute Früh" sehe ich wirklich ein großes Problem. Allerdings weiß ich nicht, ob sich der Duden 2000 selbst dazu entschlossen hat oder ob es der erklärte Willen der Reformer war, diese Schreibung zuzulassen. Hier kann wohl nur Theodor Ickler weiterhelfen, der hier sicher besser Bescheid weiß.
Ob der Begriff "Geisel" gerechtfertig ist, ist nach wie vor strittig. Allerdings ist unbestritten, daß sich Schüler wohl kaum wehren können - von den jetzigen Kollegiaten mal abgesehen, da sie die alte Schreibung noch in Erinnerung haben.
Im übrigen hat mir Herr Müller noch immer nicht beantwortet, wie er jetzt "jmd. feind/todfeind/spinnefeind sein" schreibt.
Daß Herr Müller die Fehler in den Briefen seiner sogenannten "Gegner" nicht zählt, ist sicher nett. Trotzdem werde ich in Zukunft meine Kommentare vor dem Absenden nochmals durchlesen. Damit dürfte dieses Problem auch gelöst sein.
Aber den letzten Satz von Herrn Müller verstehe ich gar nicht. Was das Tippen (am Bildschirm) mit dem Tip (=Hinweis/Ratschlag) zu tun haben soll, ist mir völlig unverständlich.
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 29.11.2000 um 23.00
"Tipp" und "Mopp" sind die kümmerlichen Reste eines viel umfangreicheren Programms ("Hitt" usw.), das von den Ministerialbeamten radikal zusammengestrichen wurde. Einen Handlungsbedarf wird man weder bei "Tip" noch gar bei "Mop" erkennen können.
Die Neuerung "heute Früh" ist keine Eigenmächtigkeit des neuesten Dudens, sondern geht auf die Kommission zurück. Bertelsmann hat sie auch schon (2. Aufl. 1999), allerdings in einem Artikel von seltener Verworrenheit.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 29.11.2000 um 23.00
Manchmal haben wir Reformgegner keinen Sinn für's Einfache. Wozu die verwirrenden Schreibweisen Tip, Paket, Prolet (und vieles mehr)? Laßt uns Tipp wie tippen schreiben und Prolletarier wie Proll!
Walter Niebergall
Schillerstr. 12, 24116 Kiel
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 28.11.2000 um 23.00
Eigentlich müßte man wegen der Vokalkürze ja "Bechcher" und "waschschen" schreiben - und das könnte man dann trennen wie andere Wörter mit Doppelkonsonanten. Ich hoffe, dies bleibt uns im Zuge noch zu erwartender Reformen, Korrekturen usw. erspart. Aber der neue "Zu-cker" hat mit dem alten "Be-cher" wirklich nichts zu tun.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2000 um 23.00
Herr Fleischhauer hat recht, und es ist auch schon erwogen worden, die Silbengelenkschreibung umfassender anzuwenden, wobei man zunächst die Behelfsschreibungen ch und sch beseitigen müßte. Man könnte zum Beispiel den Buchstaben x durch ks ersetzen und das freigewordene x dann für den ich/ach-Laut benutzen (wie es ja zum Teil in der phonetischen Umschrift schon der Fall ist). Dann könnte man Bexxer und laxxen schreiben und entsprechend auch trennen: Bex-xer, lax-xen. Offenbar lohnt sich das aber nicht, wenn man die Kosten eines doch sehr starken Traditionsbruches gegen den minimalen Gewinn an Systematik hält.
Ein anderes Problem, das oben auf der Nachrichtenseite diskutiert worden ist: Natürlich gibt es sehr viele Belege für normwidrige Schreibungen wie "entgültig". Soll man die nun anerkennen? Ich kann mich dazu vorläufig nicht überwinden. Ich habe im Gegenteil eine Liste schwieriger Wörter angefertigt, die ich meinem Wörterbuch demnächst beifügen werde. Sie umfaßt nur sechs Seiten, zweispaltig; das dürfte lernbar sein. Da findet man dann auch - gewissermaßen als Entsprechung zu "endgültig" das "Entgelt", das besonders oft "Entgeld" geschrieben wird (bitte bei google.com nachsehen!). Vielleicht kann und muß man hier eines fernen Tages nachgeben. Mich würde es nicht erschüttern, denn so etwas kommt in der Sprachgeschichte immer mal vor. Man sollte aber auf keinen Fall eigenmächtig vorgreifen und solche Schreibtischgeburten wie "opst" und "kreps" anführen, wie Augst sie vor kurzem noch vorsah.
Wenn man sich von der staatlichen Orthographie freimacht, ist das alles ziemlich unproblematisch. Man kann ja wählen zwischen Wörterbüchern, die "Entgeld" vorschlagen, und solchen, die bei der anspruchsvolleren Schreibung bleiben. Sprachkultur im Wettbewerb sozusagen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 28.11.2000 um 23.00
einmal mehr ein Grund, an 'Tip' festzuhalten.
Christoph Kukulies
eingetragen von Reinhard Markner am 28.11.2000 um 23.00
Solange man jemandem etwas entgelten kann, wird man die Schreibung "Entgeld" wohl schwerlich legalisieren können.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 28.11.2000 um 23.00
Zu Ihren Reaktionen auf meine Stellungnahmen
Den Boom an Reaktionen habe ich freilich so nicht erwartet. Natürlich kann, wie man ja sieht, über alles gestritten werden. Wenn Herr Dörner sagt, »heute früh« und »heute Abend« sei ein Problem, zu dem ich nichts gesagt habe, hat er Recht. Aber es ist halt nun mal so, dass »früh« und »spät« auf einer anderen Ebene zu sehen sind (Wann kommt er? früh oder spät? früher oder später?), als »heute Abend«. Aber es gibt eben auch »in der Früh(e)« und ja auch noch die »Herrgottsfrühe« usw. Drum finde ich es eigentlich ganz gut, wenn dieses »morgen Früh« im Duden 2000 nicht als falsch bezeichnet wird.
Aber allein an diesem Beispiel sieht man, wie schwierig so eine Reform ist, weil ja sofort der Vorwurf kommt: »früh« hat hier was mit »spät« zu tun, also ist die Großschreibung doch absurd. Die Schüler wiederum fragen aber, warum »morgen früh« weiterhin eine Ausnahme sein soll.
Herrn Ickler wollte ich nur noch fragen, ob er den Geisel-Vergleich tatsächlich so passend findet. Hat er es wirklich nötig, mit solch absurden Vergleichen auf sein Anliegen aufmerksam zu machen? Was eine Geiselnahme wirklich bedeutet (geht es da nicht um Leben und Tod?), hat doch mit der Situation der Schüler nicht das Geringste zu tun. Mir ist jedenfalls ein solches Gefühl der massiven Bedrohung durch diese (für die meisten relativ unwichtige) Schreibreform bei keinem meiner Schülerinnen und Schüler begegnet. Wenn Sie schon die Reform auch in die semantische Ecke drängen und so pingelig, sicher manchmal auch zu Recht, Ungenauigkeiten herausstellen, dann sollten Sie den Begriff »Geiselnahme« besser auch dort verwenden, wo er hingehört.
Im Übrigen könnte Herr Dörner nochmal im »Ickler-Duden« bei »Cleverneß« nachschlagen. In der Wortliste steht nur diese Form.
Nach dieser (meiner auch etwas pingeligen) Bemerkung muss Schluss sein. Aber Sie wollten ja eine Reaktion zu den Ungereimtheiten. Die Fehler in den Texten meiner Gegner zähle ich grundsätzlich nicht. Schön finde ich aber: Fehler beim »Tippen« und das Beharren auf den »Tip«. Klar, ist ja auch wieder ganz was anderes!
Mit freundlichen Grüßen
Sigi Müller
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2000 um 23.00
Die Pingeligkeit bei Vergleichen und Metaphern führt zu nichts. Unsere Sprache ist voll von Metaphern z. B. auch aus dem militärischen Bereich. Übrigens war es Augst selbst, der seinerzeit (1982) Skrupel hatte, die Reform über das "schwächste Glied der Kette", nämlich den Schüler zu erreichen. Wie unmenschlich, Schüler mit Kettengliedern zu vergleichen! Aber solche Überempfindlichkeit gegenüber einzelnen Wörtern müßte uns verstummen lassen, wenn wir es ernst meinten. Eine Geisel ist ein Bürge, den man nimmt, um die Gegenseite zu einer bestimmten Leistung zu zwingen. Wer die Vorgänge in Erinnerung hat, weiß, daß dies ziemlich genau auf die Einführung der Rechtschreibreform zutrifft.
Was die "Früh" betrifft: Die Reformer waren, wie ich nachgewiesen habe, zunächst durchaus der Meinung, daß "abend" in "heute abend" kein Substantiv sein kann. Irgendwann haben sie ihre Meinung geändert, obwohl "abend" hier keines der drei Kriterien erfüllt, die im Regelwerk für Substantive angegeben sind. Dann kam meine Kritik, wobei ich auch die Analogie "heute früh" (ganz klar mit Adverb "früh") anführte. (Diese Wendung wird ja auch dort gebraucht, wo man "die Früh" gar nicht kennt.) Daraufhin traten die Reformer die Flucht nach vorn an und führten 1999 bzw. 2000 auch "morgen Früh" als zulässig ein, vergaßen allerdings, "Dienstagfrüh" usw. ebenfalls anzugeben. Flickwerk der einfältigsten Art, und weit von der Sprachwirklichkeit entfernt.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 28.11.2000 um 23.00
Eigentlich müßte man wegen der Vokalkürze ja "Bechcher" und "waschschen" schreiben - und das könnte man dann trennen wie andere Wörter mit Doppelkonsonanten. Ich hoffe, dies bleibt uns im Zuge noch zu erwartender Reformen, Korrekturen usw. erspart. Aber der neue "Zu-cker" hat mit dem alten "Be-cher" wirklich nichts zu tun.
Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2000 um 23.00
Herr Fleischhauer hat recht, und es ist auch schon erwogen worden, die Silbengelenkschreibung umfassender anzuwenden, wobei man zunächst die Behelfsschreibungen ch und sch beseitigen müßte. Man könnte zum Beispiel den Buchstaben x durch ks ersetzen und das freigewordene x dann für den ich/ach-Laut benutzen (wie es ja zum Teil in der phonetischen Umschrift schon der Fall ist). Dann könnte man Bexxer und laxxen schreiben und entsprechend auch trennen: Bex-xer, lax-xen. Offenbar lohnt sich das aber nicht, wenn man die Kosten eines doch sehr starken Traditionsbruches gegen den minimalen Gewinn an Systematik hält.
Ein anderes Problem, das oben auf der Nachrichtenseite diskutiert worden ist: Natürlich gibt es sehr viele Belege für normwidrige Schreibungen wie "entgültig". Soll man die nun anerkennen? Ich kann mich dazu vorläufig nicht überwinden. Ich habe im Gegenteil eine Liste schwieriger Wörter angefertigt, die ich meinem Wörterbuch demnächst beifügen werde. Sie umfaßt nur sechs Seiten, zweispaltig; das dürfte lernbar sein. Da findet man dann auch - gewissermaßen als Entsprechung zu "endgültig" das "Entgelt", das besonders oft "Entgeld" geschrieben wird (bitte bei google.com nachsehen!). Vielleicht kann und muß man hier eines fernen Tages nachgeben. Mich würde es nicht erschüttern, denn so etwas kommt in der Sprachgeschichte immer mal vor. Man sollte aber auf keinen Fall eigenmächtig vorgreifen und solche Schreibtischgeburten wie "opst" und "kreps" anführen, wie Augst sie vor kurzem noch vorsah.
Wenn man sich von der staatlichen Orthographie freimacht, ist das alles ziemlich unproblematisch. Man kann ja wählen zwischen Wörterbüchern, die "Entgeld" vorschlagen, und solchen, die bei der anspruchsvolleren Schreibung bleiben. Sprachkultur im Wettbewerb sozusagen.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christoph Kukulies am 28.11.2000 um 23.00
einmal mehr ein Grund, an 'Tip' festzuhalten.
Christoph Kukulies
eingetragen von Reinhard Markner am 28.11.2000 um 23.00
Solange man jemandem etwas entgelten kann, wird man die Schreibung "Entgeld" wohl schwerlich legalisieren können.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 28.11.2000 um 23.00
Zu Ihren Reaktionen auf meine Stellungnahmen
Den Boom an Reaktionen habe ich freilich so nicht erwartet. Natürlich kann, wie man ja sieht, über alles gestritten werden. Wenn Herr Dörner sagt, »heute früh« und »heute Abend« sei ein Problem, zu dem ich nichts gesagt habe, hat er Recht. Aber es ist halt nun mal so, dass »früh« und »spät« auf einer anderen Ebene zu sehen sind (Wann kommt er? früh oder spät? früher oder später?), als »heute Abend«. Aber es gibt eben auch »in der Früh(e)« und ja auch noch die »Herrgottsfrühe« usw. Drum finde ich es eigentlich ganz gut, wenn dieses »morgen Früh« im Duden 2000 nicht als falsch bezeichnet wird.
Aber allein an diesem Beispiel sieht man, wie schwierig so eine Reform ist, weil ja sofort der Vorwurf kommt: »früh« hat hier was mit »spät« zu tun, also ist die Großschreibung doch absurd. Die Schüler wiederum fragen aber, warum »morgen früh« weiterhin eine Ausnahme sein soll.
Herrn Ickler wollte ich nur noch fragen, ob er den Geisel-Vergleich tatsächlich so passend findet. Hat er es wirklich nötig, mit solch absurden Vergleichen auf sein Anliegen aufmerksam zu machen? Was eine Geiselnahme wirklich bedeutet (geht es da nicht um Leben und Tod?), hat doch mit der Situation der Schüler nicht das Geringste zu tun. Mir ist jedenfalls ein solches Gefühl der massiven Bedrohung durch diese (für die meisten relativ unwichtige) Schreibreform bei keinem meiner Schülerinnen und Schüler begegnet. Wenn Sie schon die Reform auch in die semantische Ecke drängen und so pingelig, sicher manchmal auch zu Recht, Ungenauigkeiten herausstellen, dann sollten Sie den Begriff »Geiselnahme« besser auch dort verwenden, wo er hingehört.
Im Übrigen könnte Herr Dörner nochmal im »Ickler-Duden« bei »Cleverneß« nachschlagen. In der Wortliste steht nur diese Form.
Nach dieser (meiner auch etwas pingeligen) Bemerkung muss Schluss sein. Aber Sie wollten ja eine Reaktion zu den Ungereimtheiten. Die Fehler in den Texten meiner Gegner zähle ich grundsätzlich nicht. Schön finde ich aber: Fehler beim »Tippen« und das Beharren auf den »Tip«. Klar, ist ja auch wieder ganz was anderes!
Mit freundlichen Grüßen
Sigi Müller
Sigi Müller
86956 Schongau
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2000 um 23.00
Die Pingeligkeit bei Vergleichen und Metaphern führt zu nichts. Unsere Sprache ist voll von Metaphern z. B. auch aus dem militärischen Bereich. Übrigens war es Augst selbst, der seinerzeit (1982) Skrupel hatte, die Reform über das "schwächste Glied der Kette", nämlich den Schüler zu erreichen. Wie unmenschlich, Schüler mit Kettengliedern zu vergleichen! Aber solche Überempfindlichkeit gegenüber einzelnen Wörtern müßte uns verstummen lassen, wenn wir es ernst meinten. Eine Geisel ist ein Bürge, den man nimmt, um die Gegenseite zu einer bestimmten Leistung zu zwingen. Wer die Vorgänge in Erinnerung hat, weiß, daß dies ziemlich genau auf die Einführung der Rechtschreibreform zutrifft.
Was die "Früh" betrifft: Die Reformer waren, wie ich nachgewiesen habe, zunächst durchaus der Meinung, daß "abend" in "heute abend" kein Substantiv sein kann. Irgendwann haben sie ihre Meinung geändert, obwohl "abend" hier keines der drei Kriterien erfüllt, die im Regelwerk für Substantive angegeben sind. Dann kam meine Kritik, wobei ich auch die Analogie "heute früh" (ganz klar mit Adverb "früh") anführte. (Diese Wendung wird ja auch dort gebraucht, wo man "die Früh" gar nicht kennt.) Daraufhin traten die Reformer die Flucht nach vorn an und führten 1999 bzw. 2000 auch "morgen Früh" als zulässig ein, vergaßen allerdings, "Dienstagfrüh" usw. ebenfalls anzugeben. Flickwerk der einfältigsten Art, und weit von der Sprachwirklichkeit entfernt.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 27.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Antwort. Trotzdem kann ich Ihren Ausführungen nicht zustimmen. Zu den von Ihnen genannten Punkten möchte ich kurz Stellung beziehen.
Die Kleinschreibung der sogenannten Pseudosubstantivierungen ist in der modernen deutschen Rechtschreibung ein fließender Prozeß. In einer lebenden Sprache kann man oft keine allgemeingültigen Regeln aufstellen; die Schreibung folgt jedoch im großen und ganzen dem natürlichen Sprachgefühl. Nun gut, dies kann man kritisieren und die durchgängige Großschreibung der Pseudosubstantivierungen fordern. Das wäre ein geschichtlicher Rückschritt, aber zweifelsohne eine Vereinfachung. Aber geht die Reform diesen Weg? Nein. Aus 'alles in allem', 'im allgemeinen', 'seit langem', 'bis ins kleinste', 'bis auf weiteres', 'des weiteren', 'bei weitem', 'im voraus' und 'von klein auf' wird 'alles in allem', 'im Allgemeinen', 'seit langem', 'bis in Kleinste', 'bis auf weiteres', 'des Weiteren', 'bei weitem', 'im Voraus' und 'von klein auf'. Sehen Sie da eine Vereinfachung? Die wenigen alten Ausnahmen waren hier viel einfacher zu lernen, zumal sie zusätzlich der gewachsenen deutschen Rechtschreibung, nicht einem Kunstprodukt entsprachen.
Und bei der ß/ss-Schreibung. Die sogenannte Heysesche ss-Schreibung ist bereits im 19. Jahrhundert gescheitert. Aus 'fließen', 'es fließt', 'es floß', 'der Fluß', 'schießen', 'er schießt', 'er schoß' und 'der Schuß' wird 'fließen', 'es fließt', 'es floss', 'der Fluss', 'schießen', 'er schießt', 'er schoss' und 'der Schuss'. Auch hier also keine Vereinfachung zu erkennen.
Zu 'Cleverneß/Cleverness' und 'Wellness': Bei 'Cleverneß' läßt Theodor Ickler aus gutem Grund beide Schreibweisen zu, da dieses Wort sich bereits in einem Eindeutschungsprozeß befindet. Das 'Wellness' ist dagegen noch ein echtes englisches Wort, dessen Eindeutschung sich, wie im übrigen auch bei 'Uniqueness', bisher verbietet.
Zur Silbentrennung: Die alte st-Regel wurde in der Tat oft angegriffen, aber auch hier sehe ich keinerlei Handlungsbedarf. Man trennt eben zuerst nach Sinnbestandteilen, also 'Diens-tag', 'Hals-tuch' und 'voll-enden'. Erst nach Abschluß der Sinntrennung werden die restlichen Trennregeln auf die Wörter angewandt, wobei die st-Regel dem Schreiber eine Sicherheit gibt und zu schönen Trennungen führt: 'am günstig-sten', 'Kon-struktion', 'ab-strus', 'kon-statieren' usw. Die neue Schreibung läßt sogar 'vol-lenden' zu. Trägt das zu einem verbesserten Sprachgefühl bei?
Bei ck ist die Sache wieder anders: Noch 1984 schlugen die Reformer 'Zuc-ker' vor. Das wäre sinnvoll gewesen: Andeutung eines kurzen Vokals wäre gegeben gewesen und keine Umwandlung in 'k-k' mehr nötig gewesen. Aber 'ck' ist nun mal die typographische Variante von 'kk', also ein Doppelbuchstabe. Wer 'Zu-cker' trennt, der muß auch 'Wa-sser', 'ne-nnen' und 'Be-tten' trennen, ebenso ist 'tz' die typographische Variante von 'zz'. Nun deutet 'Bä-cker' aber einen langen Vokal an. Das Lesen wird also durch die neue Regel behindert. Bei 'ch' ist die Sachlage anders: 'ch' ist ein einziger Laut und auch keine typographische Variante eines Doppelkonsonanten, insb. nicht von 'hh'. Eine Trennung wäre hier sinnwidrig.
Zu 'in bezug auf' kann ich nur nochmals wiederholen, daß die Großschreibung regelkonform mit der alten Rechtschreibung ist. Es handelt sich hier um eine der Einzelfestlegungen des Duden, die von Theodor Ickler zu Recht kritisiert worden sind. Um ein bißchen zynisch zu sein: Hier hätte man nur die Duden-Redaktion austauschen müssen, nicht die Rechtschreibregeln.
Zu 'numerieren': Leider berücksichtigt die Reform nicht, daß 'numerieren' des öfteren richtigerweise mit langem 'u' gesprochen wird. Auch 'Schlegel' sprechen die meisten Leute mit 'e'. Trotzdem heißt es jetzt 'Schlägel'. Auf die Aussprache wird im allgemeinen durch die Reform sowieso keine Rücksicht genommen, sonst müßte man in Süddeutschland 'Grüss Gott' zulassen, was aber nicht der Fall ist. Dafür läßt der neue Duden jetzt die 'Mass Bier' zu. Zwar regelwidrig, aber durchaus interessant.
Leider nehmen Sie zu meinen anderen Aussagen, z. B. 'heute Abend' usw., keine Stellung.
Wie reagieren Sie jetzt eigentlich, wenn ein Schüler 'heute Früh' schreibt? Sie müssen es ihm ankreiden, da diese Schreibweise sowohl nach der modernen als auch nach der sog. neuen Rechtschreibung falsch ist. Der Duden 2000 läßt diese Schreibweise jedoch zu. Sehen Sie hier kein Problem.
Noch eine allerletzte Frage: Wie schreiben Sie eigentlich 'jmd. todfeind/spinnefeind sein'? Nach dem Duden 1996 müssen Sie schreiben: 'jmd. todfeind sein, jmd. Spinnefeind sein. Der Duden 2000 schreibt vor: 'jmd. Todfeind sein, jmd. spinnefeind sein'. Hier haben Sie sogar als Lehrer ein Problem. Auch eine Erleichterung beim Lernen sehe ich hier nicht, genausowenig wie ich sie bei 'leid tun, weh tun', jetzt 'Leid tun, wehtun', erkennen kann. Von der grammatischen Unrichtigkeit von 'Leid tun', 'Recht haben' und 'heute Abend' ganz zu schweigen.
Leichter wird es sicher nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 27.11.2000 um 23.00
Die Trennung von Bäcker hat mit der von Becher nichts zu gemein. "ck" vertritt "kk" so wie "tz" "zz". Diese Doppelkonsonanten, welche die Kürze des vorangehenden Vokals anzeigen, werden im Deutschen immer in der Mitte getrennt: Ham-mer, Mut-ter usw. "ch" hingegen steht genaugenommen für zwei Laute, den "ich"-Laut und den "ach"-Laut. Ebenso wie "sch" ist diese Buchstabenkombination natürlich nicht trennbar.
Daß von seiten des IdS tatsächlich eine Analogiebildung zwischen der Untrennbarkeit von "ch" und der neu eingeführten Untrennbarkeit von "ck" hergestellt worden ist, mag als Beispiel für das linguistische Anfängerniveau der Reformbetreiber dienen.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 27.11.2000 um 23.00
oder nichts zu tun, sollte es natürlich heißen.
R. M.
eingetragen von Christian Dörner am 27.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
beim Durchlesen meiner Antwort sind mir soeben noch ein paar Tippfehler aufgefallen, für die ich mich entschuldigen möchte (insb. oft Punkt statt Fragezeichen). Ich hoffe, sie nehmen mir dies nicht übel; aber ich gebe zu, ich hätte ein bißchen langsamer schreiben sollen.
Viele Grüße
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 27.11.2000 um 23.00
Auf die Einwände von Herrn Müller hat Herr Dörner schon alles Notwendige geantwortet, und Herr Markner hat dankenswerterweise auch noch eine wichtige Beobachtung beigesteuert. Ich möchte daran erinnern, daß alle angesprochenen Fragen in der Literatur, vor allem in Munskes Buch "Orthographie als Sprachkultur" und in meinem Kritischen Kommentar, ziemlich erschöpfend abgehandelt sind. Munske ist übrigens "schuld" an der Trennung Zu-cker, wie er heute reuevoll eingesteht. Es gab außer den Konservativen, die überhaupt keinen Änderungsbedarf sahen, die "Zuc-ker-Fraktion" (gesprochen Zutzker), und dann eben die zuletzt durch Munske verstärkte Fraktion der Nichttrennung. Der Fehler liegt darin, ck als "Digraphen" wie ch anzusehen - Markner hat das noch einmal aufgedeckt. Daher der Widerspruch zu §3 der Neuregelung (ck steht für kk). Daß man bei Trennung die Ligatur zweier Varianten von k wieder aufgibt, ist normal. Hinzu kommt, daß Zu-cker gegen die Ausspracheregeln verstößt. Also ist k-k die beste Trennung, machte auch für die automatische Trennung keine Schwierigkeiten.
Was mein Wörterbuch betrifft, so enthält es sicher Fehler im Sinne unzureichender Beobachtung und falscher Auswahl, aber Ungereimtheiten enthält es nicht. Was soll daran ungereimt sein, wenn Fremdwörter nach und nach eingedeutscht werden und nicht auf einen Schlag?
Ich halte nicht sklavisch an der Nichttrennung von st fest, habe vielmehr die Trennung schon frühzeitig als vielleicht einzige sinnvolle Neuerung bezeichnet, sehe aber nach reiflicher Überlegung keinen Handlungsbedarf. Die Regel war immer leicht zu lernen und hat praktisch nie Fehler verursacht, auch nicht bei der Automatisierung. "Dienstag" ist natürlich eine Zusammensetzung mit "Tag".
Es ist nicht wahr, daß "nummerieren" meist so (und falsch) geschrieben wurde. "Numerus" kommt durchaus oft vor, auch im Gymnasium lernt man den Begriff.
Die Zunahme der Fehler ist eine Tatsache. Ich habe in den letzten vier Jahren auch aus den Schulen meiner Töchter kein Schreiben erhalten, das nicht fehlerhaft gewesen wäre. Sobald die Neuschreibung die allein richtige sein soll, werden die Lehrer noch viel mehr anzustreichen haben. Allerdings ist der Rückbau längst im Gang, man wird sich noch wundern, wie wenig bis 2005 übrigbleibt.
Man braucht auch keine neuen Regeln zu verteidigen, die die Reformer selbst schon aufgeben wollten und zum Teil unterderhand schon aufgegeben haben. (Mannheimer Anhörung und neueste Wörterbücher.)
Mit der Geiselnahme hat es schon seine Richtigkeit, das kann man genau nachvollziehen. Mehr demnächst in meinem Buch "Regelungsgewalt".
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Christian Dörner am 27.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Antwort. Trotzdem kann ich Ihren Ausführungen nicht zustimmen. Zu den von Ihnen genannten Punkten möchte ich kurz Stellung beziehen.
Die Kleinschreibung der sogenannten Pseudosubstantivierungen ist in der modernen deutschen Rechtschreibung ein fließender Prozeß. In einer lebenden Sprache kann man oft keine allgemeingültigen Regeln aufstellen; die Schreibung folgt jedoch im großen und ganzen dem natürlichen Sprachgefühl. Nun gut, dies kann man kritisieren und die durchgängige Großschreibung der Pseudosubstantivierungen fordern. Das wäre ein geschichtlicher Rückschritt, aber zweifelsohne eine Vereinfachung. Aber geht die Reform diesen Weg? Nein. Aus 'alles in allem', 'im allgemeinen', 'seit langem', 'bis ins kleinste', 'bis auf weiteres', 'des weiteren', 'bei weitem', 'im voraus' und 'von klein auf' wird 'alles in allem', 'im Allgemeinen', 'seit langem', 'bis in Kleinste', 'bis auf weiteres', 'des Weiteren', 'bei weitem', 'im Voraus' und 'von klein auf'. Sehen Sie da eine Vereinfachung? Die wenigen alten Ausnahmen waren hier viel einfacher zu lernen, zumal sie zusätzlich der gewachsenen deutschen Rechtschreibung, nicht einem Kunstprodukt entsprachen.
Und bei der ß/ss-Schreibung. Die sogenannte Heysesche ss-Schreibung ist bereits im 19. Jahrhundert gescheitert. Aus 'fließen', 'es fließt', 'es floß', 'der Fluß', 'schießen', 'er schießt', 'er schoß' und 'der Schuß' wird 'fließen', 'es fließt', 'es floss', 'der Fluss', 'schießen', 'er schießt', 'er schoss' und 'der Schuss'. Auch hier also keine Vereinfachung zu erkennen.
Zu 'Cleverneß/Cleverness' und 'Wellness': Bei 'Cleverneß' läßt Theodor Ickler aus gutem Grund beide Schreibweisen zu, da dieses Wort sich bereits in einem Eindeutschungsprozeß befindet. Das 'Wellness' ist dagegen noch ein echtes englisches Wort, dessen Eindeutschung sich, wie im übrigen auch bei 'Uniqueness', bisher verbietet.
Zur Silbentrennung: Die alte st-Regel wurde in der Tat oft angegriffen, aber auch hier sehe ich keinerlei Handlungsbedarf. Man trennt eben zuerst nach Sinnbestandteilen, also 'Diens-tag', 'Hals-tuch' und 'voll-enden'. Erst nach Abschluß der Sinntrennung werden die restlichen Trennregeln auf die Wörter angewandt, wobei die st-Regel dem Schreiber eine Sicherheit gibt und zu schönen Trennungen führt: 'am günstig-sten', 'Kon-struktion', 'ab-strus', 'kon-statieren' usw. Die neue Schreibung läßt sogar 'vol-lenden' zu. Trägt das zu einem verbesserten Sprachgefühl bei?
Bei ck ist die Sache wieder anders: Noch 1984 schlugen die Reformer 'Zuc-ker' vor. Das wäre sinnvoll gewesen: Andeutung eines kurzen Vokals wäre gegeben gewesen und keine Umwandlung in 'k-k' mehr nötig gewesen. Aber 'ck' ist nun mal die typographische Variante von 'kk', also ein Doppelbuchstabe. Wer 'Zu-cker' trennt, der muß auch 'Wa-sser', 'ne-nnen' und 'Be-tten' trennen, ebenso ist 'tz' die typographische Variante von 'zz'. Nun deutet 'Bä-cker' aber einen langen Vokal an. Das Lesen wird also durch die neue Regel behindert. Bei 'ch' ist die Sachlage anders: 'ch' ist ein einziger Laut und auch keine typographische Variante eines Doppelkonsonanten, insb. nicht von 'hh'. Eine Trennung wäre hier sinnwidrig.
Zu 'in bezug auf' kann ich nur nochmals wiederholen, daß die Großschreibung regelkonform mit der alten Rechtschreibung ist. Es handelt sich hier um eine der Einzelfestlegungen des Duden, die von Theodor Ickler zu Recht kritisiert worden sind. Um ein bißchen zynisch zu sein: Hier hätte man nur die Duden-Redaktion austauschen müssen, nicht die Rechtschreibregeln.
Zu 'numerieren': Leider berücksichtigt die Reform nicht, daß 'numerieren' des öfteren richtigerweise mit langem 'u' gesprochen wird. Auch 'Schlegel' sprechen die meisten Leute mit 'e'. Trotzdem heißt es jetzt 'Schlägel'. Auf die Aussprache wird im allgemeinen durch die Reform sowieso keine Rücksicht genommen, sonst müßte man in Süddeutschland 'Grüss Gott' zulassen, was aber nicht der Fall ist. Dafür läßt der neue Duden jetzt die 'Mass Bier' zu. Zwar regelwidrig, aber durchaus interessant.
Leider nehmen Sie zu meinen anderen Aussagen, z. B. 'heute Abend' usw., keine Stellung.
Wie reagieren Sie jetzt eigentlich, wenn ein Schüler 'heute Früh' schreibt? Sie müssen es ihm ankreiden, da diese Schreibweise sowohl nach der modernen als auch nach der sog. neuen Rechtschreibung falsch ist. Der Duden 2000 läßt diese Schreibweise jedoch zu. Sehen Sie hier kein Problem.
Noch eine allerletzte Frage: Wie schreiben Sie eigentlich 'jmd. todfeind/spinnefeind sein'? Nach dem Duden 1996 müssen Sie schreiben: 'jmd. todfeind sein, jmd. Spinnefeind sein. Der Duden 2000 schreibt vor: 'jmd. Todfeind sein, jmd. spinnefeind sein'. Hier haben Sie sogar als Lehrer ein Problem. Auch eine Erleichterung beim Lernen sehe ich hier nicht, genausowenig wie ich sie bei 'leid tun, weh tun', jetzt 'Leid tun, wehtun', erkennen kann. Von der grammatischen Unrichtigkeit von 'Leid tun', 'Recht haben' und 'heute Abend' ganz zu schweigen.
Leichter wird es sicher nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Reinhard Markner am 27.11.2000 um 23.00
Die Trennung von Bäcker hat mit der von Becher nichts zu gemein. "ck" vertritt "kk" so wie "tz" "zz". Diese Doppelkonsonanten, welche die Kürze des vorangehenden Vokals anzeigen, werden im Deutschen immer in der Mitte getrennt: Ham-mer, Mut-ter usw. "ch" hingegen steht genaugenommen für zwei Laute, den "ich"-Laut und den "ach"-Laut. Ebenso wie "sch" ist diese Buchstabenkombination natürlich nicht trennbar.
Daß von seiten des IdS tatsächlich eine Analogiebildung zwischen der Untrennbarkeit von "ch" und der neu eingeführten Untrennbarkeit von "ck" hergestellt worden ist, mag als Beispiel für das linguistische Anfängerniveau der Reformbetreiber dienen.
Reinhard Markner
eingetragen von Reinhard Markner am 27.11.2000 um 23.00
oder nichts zu tun, sollte es natürlich heißen.
R. M.
eingetragen von Christian Dörner am 27.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
beim Durchlesen meiner Antwort sind mir soeben noch ein paar Tippfehler aufgefallen, für die ich mich entschuldigen möchte (insb. oft Punkt statt Fragezeichen). Ich hoffe, sie nehmen mir dies nicht übel; aber ich gebe zu, ich hätte ein bißchen langsamer schreiben sollen.
Viele Grüße
Christian Dörner
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Theodor Ickler am 27.11.2000 um 23.00
Auf die Einwände von Herrn Müller hat Herr Dörner schon alles Notwendige geantwortet, und Herr Markner hat dankenswerterweise auch noch eine wichtige Beobachtung beigesteuert. Ich möchte daran erinnern, daß alle angesprochenen Fragen in der Literatur, vor allem in Munskes Buch "Orthographie als Sprachkultur" und in meinem Kritischen Kommentar, ziemlich erschöpfend abgehandelt sind. Munske ist übrigens "schuld" an der Trennung Zu-cker, wie er heute reuevoll eingesteht. Es gab außer den Konservativen, die überhaupt keinen Änderungsbedarf sahen, die "Zuc-ker-Fraktion" (gesprochen Zutzker), und dann eben die zuletzt durch Munske verstärkte Fraktion der Nichttrennung. Der Fehler liegt darin, ck als "Digraphen" wie ch anzusehen - Markner hat das noch einmal aufgedeckt. Daher der Widerspruch zu §3 der Neuregelung (ck steht für kk). Daß man bei Trennung die Ligatur zweier Varianten von k wieder aufgibt, ist normal. Hinzu kommt, daß Zu-cker gegen die Ausspracheregeln verstößt. Also ist k-k die beste Trennung, machte auch für die automatische Trennung keine Schwierigkeiten.
Was mein Wörterbuch betrifft, so enthält es sicher Fehler im Sinne unzureichender Beobachtung und falscher Auswahl, aber Ungereimtheiten enthält es nicht. Was soll daran ungereimt sein, wenn Fremdwörter nach und nach eingedeutscht werden und nicht auf einen Schlag?
Ich halte nicht sklavisch an der Nichttrennung von st fest, habe vielmehr die Trennung schon frühzeitig als vielleicht einzige sinnvolle Neuerung bezeichnet, sehe aber nach reiflicher Überlegung keinen Handlungsbedarf. Die Regel war immer leicht zu lernen und hat praktisch nie Fehler verursacht, auch nicht bei der Automatisierung. "Dienstag" ist natürlich eine Zusammensetzung mit "Tag".
Es ist nicht wahr, daß "nummerieren" meist so (und falsch) geschrieben wurde. "Numerus" kommt durchaus oft vor, auch im Gymnasium lernt man den Begriff.
Die Zunahme der Fehler ist eine Tatsache. Ich habe in den letzten vier Jahren auch aus den Schulen meiner Töchter kein Schreiben erhalten, das nicht fehlerhaft gewesen wäre. Sobald die Neuschreibung die allein richtige sein soll, werden die Lehrer noch viel mehr anzustreichen haben. Allerdings ist der Rückbau längst im Gang, man wird sich noch wundern, wie wenig bis 2005 übrigbleibt.
Man braucht auch keine neuen Regeln zu verteidigen, die die Reformer selbst schon aufgeben wollten und zum Teil unterderhand schon aufgegeben haben. (Mannheimer Anhörung und neueste Wörterbücher.)
Mit der Geiselnahme hat es schon seine Richtigkeit, das kann man genau nachvollziehen. Mehr demnächst in meinem Buch "Regelungsgewalt".
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 26.11.2000 um 23.00
Das möchte ich auch gerne wissen.
Denn Apfel, Nuß und ...
Theodor Storms Nuß kommt sicher aus dem Latein?!
nux, nucleus, ... nuklear.
Wer hat aus nux die Nuß gemacht?
So besehen, könnte das ß aus einem x entstammen, oder?
Die Reform wird dem Theodor Storm womöglich eine Mandel von 15 Buchstaben zerstören. "Denn Apfel, Nuss und ... sind es 16 Buchstaben.
Und wieviele solcher nach dem Mandelmaß 15 bemessene Lyrik sonst noch zerstört wird, das mag der Teufel wissen.
Genzmann
Hausdorffstr. 233, 53129 Bonn
eingetragen von Gast am 26.11.2000 um 23.00
Das möchte ich auch gerne wissen.
Denn Apfel, Nuß und ...
Theodor Storms Nuß kommt sicher aus dem Latein?!
nux, nucleus, ... nuklear.
Wer hat aus nux die Nuß gemacht?
So besehen, könnte das ß aus einem x entstammen, oder?
Die Reform wird dem Theodor Storm womöglich eine Mandel von 15 Buchstaben zerstören. "Denn Apfel, Nuss und ... sind es 16 Buchstaben.
Und wieviele solcher nach dem Mandelmaß 15 bemessene Lyrik sonst noch zerstört wird, das mag der Teufel wissen.
Genzmann
Hausdorffstr. 233, 53129 Bonn
eingetragen von Christian Dörner am 25.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man 'in bezug auf' jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor - weder falsch noch richtig. Des weiteren ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden 'in bezug auf' und 'auf/von seiten' bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat.
Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben." Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt.
Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden. Da bin ich mir ganz sicher, oder!?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Thomas Paulwitz am 25.11.2000 um 23.00
Herrn Schäblers Vorschlag unterstütze ich. Wenn ich mich frei machen kann, bin ich gerne bereit, dabei zu sein und mich mit anderen zusammen zu setzen und zusammenzusetzen.
Thomas Paulwitz
Erlangen
eingetragen von Christian Melsa am 25.11.2000 um 23.00
Das ist doch die einzig richtige Schreibweise. Denn "setzen" kommt doch von "Satz", daher auch "einsätzen" wg. "Einsatz" (habe ich eben gerade auf einer anderen Netzseite gelesen!)...
Christian Melsa
eingetragen von anonymer Gast am 25.11.2000 um 23.00
Herr Prößdorf,
haben Sie irgendeinen Text, der das erklärt, was Sie hier mit Fehlinterpretation ß=sz anreißen? Das klingt spannend, ich versteh nur noch nicht so ganz, was gemeint ist. Es geht wahrscheinlich um die Annahme, dass nur der Name ‚Eszett, aus der Fraktur übernommen wurde, der Buchstabe in der Antiqua allerdings von der Form her Ligatur aus langem s + kurzem s ist. Meinten Sie es so? Mag sein, nur sieht man eben auch heute Schriften, die haben eindeutig die Ligatur s + z aus der Fraktur übernommen (die Schrift des zitierten Buches von Eroms / Munske hat so ein ß; es wäre eine Fehlinterpretation hier von langem s + kurzem s zu sprechen).
Wie äußerte sich denn die Fehlinterpretation? In der Namensgebung (sonst noch etwas)? Wie hat man denn den Fehler Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert? Wenn es nur die Namensgebung war, dann hat man die ja bis heute nicht korrigiert. Wenn Sie glauben, ich hätte 200 Jahre Forschung über Bord geworfen, dann ist das mit Sicherheit eine Fehlinterpretation. Auch das mit Lizst war nur ein vergleiche, fehlinterpretiert als siehe als Begründung.
Die Ausspracheunterscheidung die ich meinte, war Pröhsdorf oder Prössdorf; das ß macht das eben nicht deutlich, darum ging es ja gerade (Sie schrieben Pröhsdorf oder Prößdorf).
Das zum Schluss ist das Spannendste: ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet. Dazu müssen Sie unbedingt mehr erzählen. Wie wurde das daraus gebildet? Haben die Setzer die Buchstaben h und s zusammengebastelt oder wie?
Servus!
Daniela Kopsch
eingetragen von Christian Dörner am 25.11.2000 um 23.00
Lieber Christian Dörner,
vielen herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme. Ich denke, dass wir mit der Erbsenzählerei nicht so recht weiterkommen. Sollen die Schüler also wieder mühsamst lernen: ins Lächerliche ziehen; im klaren sein; zur Not; not tun; Not leiden;
Sehen Sie wirklich einen Sinn darin: Streß, stressig, streßfrei weiterhin unterschiedlich zu schreiben? Ich nicht. Ich schreibe Stress, stressig, also stressfreier als vorher, und die Schüler auch.
Die Ickler-Version der alten Rechtschreibung enthält im Übrigen eine stolze Zahl von Ungereimtheiten: Cleverneß, Streß, aber Wellness! Ebenso halte ich sein sklavisches Festhalten an der alten Trennung für absurd: Mu-ster, Mei-ster aber Diens-tag; Bäk-ker statt neu – und besser – Bä-cker, ähnlich wie Be-cher (Warum plädieren Sie nicht für Beh-her?)
Was Sie zu »in Bezug auf« sagen, trifft auf meine Schüler kaum zu, weil in Geschäftsbriefen diese Floskel häufig vorkommt. Aber können Sie mir irgendeine Schülerarbeit zeigen, wo das Wort »Numerus« zu schreiben ist? Während das Verb »nummerieren« doch des Öfteren vorkommt – übrigens seit Jahrzehnten meist in dieser »falschen« Schreibweise. Dass jetzt mehr Fehler gemacht werden, ist nicht meine Erfahrung. Es sind eher weniger.
Trotzdem, vielen Dank für Ihren Brief. Er hat mich durchaus positiv überrascht. Ihm fehlt die auf dieser Homepage für mich so unangenehme Verbissenheit, die in vielen anderen Reaktionen zum Ausdruck kommt. Ihm fehlt auch der »blinde Hass« auf die hirnverbrannten, willfährigen Pädagogen, die diese Reform gut finden. Ebenso fehlt: »Schüler von den Kultusministern vergewaltigt oder als Geiseln genommen" oder ähnlicher Schwachsinn.
Herzliche Grüße, Sigi Müller
Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man "in bezug auf" jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor - weder falsch noch richtig. Des weiteren
ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden »in bezug auf» und »auf/von seiten« bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat. Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben." Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt. Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden.
Da bin ich mir ganz sicher, oder!?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Christian Dörner am 25.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man 'in bezug auf' jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor - weder falsch noch richtig. Des weiteren ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden 'in bezug auf' und 'auf/von seiten' bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat.
Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben." Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt.
Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden. Da bin ich mir ganz sicher, oder!?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Thomas Paulwitz am 25.11.2000 um 23.00
Herrn Schäblers Vorschlag unterstütze ich. Wenn ich mich frei machen kann, bin ich gerne bereit, dabei zu sein und mich mit anderen zusammen zu setzen und zusammenzusetzen.
Thomas Paulwitz
Erlangen
eingetragen von Christian Melsa am 25.11.2000 um 23.00
Das ist doch die einzig richtige Schreibweise. Denn "setzen" kommt doch von "Satz", daher auch "einsätzen" wg. "Einsatz" (habe ich eben gerade auf einer anderen Netzseite gelesen!)...
Christian Melsa
eingetragen von anonymer Gast am 25.11.2000 um 23.00
Herr Prößdorf,
haben Sie irgendeinen Text, der das erklärt, was Sie hier mit Fehlinterpretation ß=sz anreißen? Das klingt spannend, ich versteh nur noch nicht so ganz, was gemeint ist. Es geht wahrscheinlich um die Annahme, dass nur der Name ‚Eszett, aus der Fraktur übernommen wurde, der Buchstabe in der Antiqua allerdings von der Form her Ligatur aus langem s + kurzem s ist. Meinten Sie es so? Mag sein, nur sieht man eben auch heute Schriften, die haben eindeutig die Ligatur s + z aus der Fraktur übernommen (die Schrift des zitierten Buches von Eroms / Munske hat so ein ß; es wäre eine Fehlinterpretation hier von langem s + kurzem s zu sprechen).
Wie äußerte sich denn die Fehlinterpretation? In der Namensgebung (sonst noch etwas)? Wie hat man denn den Fehler Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert? Wenn es nur die Namensgebung war, dann hat man die ja bis heute nicht korrigiert. Wenn Sie glauben, ich hätte 200 Jahre Forschung über Bord geworfen, dann ist das mit Sicherheit eine Fehlinterpretation. Auch das mit Lizst war nur ein vergleiche, fehlinterpretiert als siehe als Begründung.
Die Ausspracheunterscheidung die ich meinte, war Pröhsdorf oder Prössdorf; das ß macht das eben nicht deutlich, darum ging es ja gerade (Sie schrieben Pröhsdorf oder Prößdorf).
Das zum Schluss ist das Spannendste: ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet. Dazu müssen Sie unbedingt mehr erzählen. Wie wurde das daraus gebildet? Haben die Setzer die Buchstaben h und s zusammengebastelt oder wie?
Servus!
Daniela Kopsch
eingetragen von Christian Dörner am 25.11.2000 um 23.00
Lieber Christian Dörner,
vielen herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme. Ich denke, dass wir mit der Erbsenzählerei nicht so recht weiterkommen. Sollen die Schüler also wieder mühsamst lernen: ins Lächerliche ziehen; im klaren sein; zur Not; not tun; Not leiden;
Sehen Sie wirklich einen Sinn darin: Streß, stressig, streßfrei weiterhin unterschiedlich zu schreiben? Ich nicht. Ich schreibe Stress, stressig, also stressfreier als vorher, und die Schüler auch.
Die Ickler-Version der alten Rechtschreibung enthält im Übrigen eine stolze Zahl von Ungereimtheiten: Cleverneß, Streß, aber Wellness! Ebenso halte ich sein sklavisches Festhalten an der alten Trennung für absurd: Mu-ster, Mei-ster aber Diens-tag; Bäk-ker statt neu – und besser – Bä-cker, ähnlich wie Be-cher (Warum plädieren Sie nicht für Beh-her?)
Was Sie zu »in Bezug auf« sagen, trifft auf meine Schüler kaum zu, weil in Geschäftsbriefen diese Floskel häufig vorkommt. Aber können Sie mir irgendeine Schülerarbeit zeigen, wo das Wort »Numerus« zu schreiben ist? Während das Verb »nummerieren« doch des Öfteren vorkommt – übrigens seit Jahrzehnten meist in dieser »falschen« Schreibweise. Dass jetzt mehr Fehler gemacht werden, ist nicht meine Erfahrung. Es sind eher weniger.
Trotzdem, vielen Dank für Ihren Brief. Er hat mich durchaus positiv überrascht. Ihm fehlt die auf dieser Homepage für mich so unangenehme Verbissenheit, die in vielen anderen Reaktionen zum Ausdruck kommt. Ihm fehlt auch der »blinde Hass« auf die hirnverbrannten, willfährigen Pädagogen, die diese Reform gut finden. Ebenso fehlt: »Schüler von den Kultusministern vergewaltigt oder als Geiseln genommen" oder ähnlicher Schwachsinn.
Herzliche Grüße, Sigi Müller
Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man "in bezug auf" jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor - weder falsch noch richtig. Des weiteren
ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden »in bezug auf» und »auf/von seiten« bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat. Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben." Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt. Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden.
Da bin ich mir ganz sicher, oder!?
Christian Dörner
91058 Erlangen
eingetragen von Gast am 24.11.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
Ruhe muß man immer dann bewahren, wenn sich irgendwo (Ende des 18. Jahrhunderts) ein Fehler eingeschlichen hat, etwa die Fehlinterpretation ß=sz, dieser Fehler dann aber Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert wird und auch erläutert wird, wie es zu dieser Fehlinterpretation kam, und dann...
ja dann kommen kluge Menschen, weisen auf die Schreibweise Liszt hin, werfen alle Forschung der letzten hundert Jahre über Bord und begründen ihre eigene Fehlinterpretation mit einem hundertfünfzig Jahre alten Irrtum, geboren aus einer über 200 Jahre alten Fehlinterpretation.
Ob ich nun Pröhsdorf oder Prößdorf heiße, hätte ihre Frage lauten müssen. Um die Frage richtig stellen zu können, hätten Sie sich aber wiederum mit der Geschichte der deutschen Schrift auseinandersetzen müssen, denn ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.
Mit freundlichen Grüßen
P.
Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen
eingetragen von Gast am 24.11.2000 um 23.00
Die Diskussion um die neue Rechtschreibung verflacht immer mehr. Das zeigen auch die letzten Beiträge auf dieser Meinungsseite. Viele haben sich bereits an die kleinen Veränderungen gewöhnt und das (christliche?) Abendland, die "deutsche Leitkultur" usw. gibts ja noch. Und die meisten Schüler freuen sich, dass "in Bezug auf, nummerieren, heute Abend, Stress" ... nicht mehr als Fehler angestrichen werden.
Die Diskussion um die auseinander oder zusammengeschriebenen oder mehrdeutigen Begriffe kann man immer führen, in der alten genauso wie in der neuen Schreibung. Da kommt es halt immer auf den Kontext an, damit etwas richtig verstanden wird. Beispiele: "Den Polizisten vorsichtig (oder rücksichtslos) umfahren" ...hängt sicher auch, wie so oft, von der Betonung ab ... "das ist doch rechtmäßig oder recht mäßig?" Lassen wir einfach mal ein bisschen Entwicklung zu und nehmen die Verbesserungen dankbar auf. Die Problemfälle bleiben, werden aber durch eine Rückkehr ins alte System - den Schritt zurück bzw. den Rückschritt - bestimmt nicht weniger, sondern mehr.
Sigi Müller
Sigi Müller
Geiselsteinstraße 5
eingetragen von Norbert Schäbler am 24.11.2000 um 23.00
Es wäre gut, wenn wir Sprachhüter und Verteidiger eines sinnvollen Umgangs mit Sprache uns einmal zusammen- und auseinandersetzen würden, denn wenn wir der destruktiven Taktik der Kultusminister nicht bald etwas Entscheidendes entgegensetzen, werden wir uns bald auseinander und zusammen setzen müssen.
Herr Dräger mag einen Termin ansetzen.
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
eingetragen von Gast am 24.11.2000 um 23.00
Liebe Frau Kopsch,
Ruhe muß man immer dann bewahren, wenn sich irgendwo (Ende des 18. Jahrhunderts) ein Fehler eingeschlichen hat, etwa die Fehlinterpretation ß=sz, dieser Fehler dann aber Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert wird und auch erläutert wird, wie es zu dieser Fehlinterpretation kam, und dann...
ja dann kommen kluge Menschen, weisen auf die Schreibweise Liszt hin, werfen alle Forschung der letzten hundert Jahre über Bord und begründen ihre eigene Fehlinterpretation mit einem hundertfünfzig Jahre alten Irrtum, geboren aus einer über 200 Jahre alten Fehlinterpretation.
Ob ich nun Pröhsdorf oder Prößdorf heiße, hätte ihre Frage lauten müssen. Um die Frage richtig stellen zu können, hätten Sie sich aber wiederum mit der Geschichte der deutschen Schrift auseinandersetzen müssen, denn ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.
Mit freundlichen Grüßen
P.
Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen
eingetragen von Gast am 24.11.2000 um 23.00
Die Diskussion um die neue Rechtschreibung verflacht immer mehr. Das zeigen auch die letzten Beiträge auf dieser Meinungsseite. Viele haben sich bereits an die kleinen Veränderungen gewöhnt und das (christliche?) Abendland, die "deutsche Leitkultur" usw. gibts ja noch. Und die meisten Schüler freuen sich, dass "in Bezug auf, nummerieren, heute Abend, Stress" ... nicht mehr als Fehler angestrichen werden.
Die Diskussion um die auseinander oder zusammengeschriebenen oder mehrdeutigen Begriffe kann man immer führen, in der alten genauso wie in der neuen Schreibung. Da kommt es halt immer auf den Kontext an, damit etwas richtig verstanden wird. Beispiele: "Den Polizisten vorsichtig (oder rücksichtslos) umfahren" ...hängt sicher auch, wie so oft, von der Betonung ab ... "das ist doch rechtmäßig oder recht mäßig?" Lassen wir einfach mal ein bisschen Entwicklung zu und nehmen die Verbesserungen dankbar auf. Die Problemfälle bleiben, werden aber durch eine Rückkehr ins alte System - den Schritt zurück bzw. den Rückschritt - bestimmt nicht weniger, sondern mehr.
Sigi Müller
Sigi Müller
Geiselsteinstraße 5
eingetragen von Norbert Schäbler am 24.11.2000 um 23.00
Es wäre gut, wenn wir Sprachhüter und Verteidiger eines sinnvollen Umgangs mit Sprache uns einmal zusammen- und auseinandersetzen würden, denn wenn wir der destruktiven Taktik der Kultusminister nicht bald etwas Entscheidendes entgegensetzen, werden wir uns bald auseinander und zusammen setzen müssen.
Herr Dräger mag einen Termin ansetzen.
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
eingetragen von anonymer Gast am 23.11.2000 um 23.00
Wer odeklonje eine Blamage findet, der weiß nicht in wie vielen europäischen Rechtschreibungen derart Lehnwörter den eigenen Schreibweisen angeglichen werden.
‚Abbonent, fänden sehr viele Menschen in Deutschland köstlich, weil ihnen in Wörtern aus dem Lateinischen Doppelbuchstaben, die nichts mit der Aussprache zu tun haben oder gar gegen sie laufen, etwas eher Unappetliches sind.
Ich freu mich, dass mein Argument angekommen ist: In der Tat kann man der Schreibweise 'Kopsch' nicht entnehmen, dass es Koppsch gesprochen wird. Für Wörter des normalen Wortschatzes ist die "Kodierung" der Aussprache natürlich besser.
Daniela Kopsch
eingetragen von Reinhard Markner am 23.11.2000 um 23.00
Sie sollten sich besser der Spekulationen darüber enthalten, was ich weiß und was nicht. Daß ich einiges weiß, was die amtlich bestallten Rechtschreibreformer nicht wissen oder nicht wissen wollen -- oder halt, so muß es heißen: von dem sie nicht wollen, daß es jemand erfährt --, habe ich wohl hinlänglich bewiesen.
Reinhard Markner
eingetragen von Klaus Malorny am 23.11.2000 um 23.00
Den Sinn der Aussagen der Gegner herumzudrehen, ist wohl eine Lieblingsbeschäftigung der Reformbefürworter -- wohl wegen des Mangels eigener Argumente, die man auch als solche bezeichnen kann.
Ihr Argument ist in keiner Weise angekommen. Eigennamen sind so ziemlich die einzigen Wörter, wo es gelegentlich zu Verwirrung um die Aussprache kommt. Nun hat aber die Reform gerade Eigennamen (bis auf Russssland) herausgenommen. Daß im "normalen Wortschatz" es mit der "Kodierung" nicht besser ist, habe ich Ihnen anhand vieler Beispiele in einem früheren Kommentar schon dargelegt. Aber für jemanden, der sich mal an einer Idee festgebissen hat, gilt natürlich der Spruch, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. Und so wird in jeder Runde halt heruntergebetet, was die Götter im Reform-Olymp hören möchten.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Theodor Ickler am 23.11.2000 um 23.00
Meine Bemerkung über die Befürwortung von ss durch Jean-M. Zemb bezog sich auf den konkreten Begründungsfall, nicht darauf, daß ich das phonographische Prinzip für unwesentlich hielte. Ich bleibe ja, in mildem Widerspruch zu Herrn Markner zum Beispiel, beim Vorrang des Mündlichen, bin also gewissermaßen ein Oralprimate.
Bei "Stilleben" war das Problem anders: Wir haben diese seltsame Lehnübersetzung meist irgendwo schriftlich kennengelernt, ohne so recht zu verstehen, was es damit auf sich hat. Es gibt aber zahllose Wörter, die mehrere Aussprachen zulassen würden und trotzdem nie in Schwierigkeiten führen, weil wir eben die Wörter kennen, bevor wir sie zum erstenmal lesen. Wir lesen "gestern" und nicht "geschtern" usw. Man muß lange suchen, bevor man für Muttersprachler schwierige Wörter findet, bei denen die herkömmliche s/ß-Schreibung die Ursache des Problems ist. Kein Handlungsbedarf, wie gesagt, aber die besondere Fehlerträchtigkeit der neu-alten Heyseschen s-Schreibung steht fest.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 23.11.2000 um 23.00
Wer odeklonje eine Blamage findet, der weiß nicht in wie vielen europäischen Rechtschreibungen derart Lehnwörter den eigenen Schreibweisen angeglichen werden.
‚Abbonent, fänden sehr viele Menschen in Deutschland köstlich, weil ihnen in Wörtern aus dem Lateinischen Doppelbuchstaben, die nichts mit der Aussprache zu tun haben oder gar gegen sie laufen, etwas eher Unappetliches sind.
Ich freu mich, dass mein Argument angekommen ist: In der Tat kann man der Schreibweise 'Kopsch' nicht entnehmen, dass es Koppsch gesprochen wird. Für Wörter des normalen Wortschatzes ist die "Kodierung" der Aussprache natürlich besser.
Daniela Kopsch
eingetragen von Reinhard Markner am 23.11.2000 um 23.00
Sie sollten sich besser der Spekulationen darüber enthalten, was ich weiß und was nicht. Daß ich einiges weiß, was die amtlich bestallten Rechtschreibreformer nicht wissen oder nicht wissen wollen -- oder halt, so muß es heißen: von dem sie nicht wollen, daß es jemand erfährt --, habe ich wohl hinlänglich bewiesen.
Reinhard Markner
eingetragen von Klaus Malorny am 23.11.2000 um 23.00
Den Sinn der Aussagen der Gegner herumzudrehen, ist wohl eine Lieblingsbeschäftigung der Reformbefürworter -- wohl wegen des Mangels eigener Argumente, die man auch als solche bezeichnen kann.
Ihr Argument ist in keiner Weise angekommen. Eigennamen sind so ziemlich die einzigen Wörter, wo es gelegentlich zu Verwirrung um die Aussprache kommt. Nun hat aber die Reform gerade Eigennamen (bis auf Russssland) herausgenommen. Daß im "normalen Wortschatz" es mit der "Kodierung" nicht besser ist, habe ich Ihnen anhand vieler Beispiele in einem früheren Kommentar schon dargelegt. Aber für jemanden, der sich mal an einer Idee festgebissen hat, gilt natürlich der Spruch, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. Und so wird in jeder Runde halt heruntergebetet, was die Götter im Reform-Olymp hören möchten.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Theodor Ickler am 23.11.2000 um 23.00
Meine Bemerkung über die Befürwortung von ss durch Jean-M. Zemb bezog sich auf den konkreten Begründungsfall, nicht darauf, daß ich das phonographische Prinzip für unwesentlich hielte. Ich bleibe ja, in mildem Widerspruch zu Herrn Markner zum Beispiel, beim Vorrang des Mündlichen, bin also gewissermaßen ein Oralprimate.
Bei "Stilleben" war das Problem anders: Wir haben diese seltsame Lehnübersetzung meist irgendwo schriftlich kennengelernt, ohne so recht zu verstehen, was es damit auf sich hat. Es gibt aber zahllose Wörter, die mehrere Aussprachen zulassen würden und trotzdem nie in Schwierigkeiten führen, weil wir eben die Wörter kennen, bevor wir sie zum erstenmal lesen. Wir lesen "gestern" und nicht "geschtern" usw. Man muß lange suchen, bevor man für Muttersprachler schwierige Wörter findet, bei denen die herkömmliche s/ß-Schreibung die Ursache des Problems ist. Kein Handlungsbedarf, wie gesagt, aber die besondere Fehlerträchtigkeit der neu-alten Heyseschen s-Schreibung steht fest.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.11.2000 um 23.00
Frau Kopsch hat recht: die Aussprache geht aus der alten Heyseschen s-Schreibung etwas eindeutiger hervor. Das ist der Grund, warum Prof. Zemb deren Wiedereinführung gutheißt. Aber das gilt natürlich nur für Ausländer. Nicht bedacht ist dabei die offenbar große Zahl von Nachteilen, die nun dazu führt, daß die von W. Marx, W. Wrase und anderen nachgewiesene Vervielfachung von Fehlern zu beobachten ist (wie übrigens schon vor 100 Jahren). Man darf offenbar nicht nur einen Punkt sehen und alle anderen vernachlässigen. Beim s/ß muß man ebenfalls sagen: kein Änderungsbedarf zu erkennen!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 22.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Prößdorf,
das mit "Ruhe zu bewahren" hab ich nicht verstanden. Herzlichen Dank für Ihr Angebot, doch die Geschichte des ß ist mir in groben Zügen bekannt (schönes Kapitel in Eroms et al.). Das ß ist nur in synchroner Sicht eine Ligatur für ss, so wie es der Duden schon immer erwähnt hatte ("... wenn man kein ß zu Verfügung hat"). Historisch ist es langes und kurzes s, je nach Schriftart auch noch direkt die Ligatur aus der Fraktur (langes s + z zu sehen auf vielen Straßenschildern in Deutschland; vgl. Franz Liszt). Ein Ersatz für ss war das ß übrigens auch früher in Frankreich (z.B. chaßé). Die Schreibweise dass anstelle von daß ist auch nicht als Alternative gemeint, sondern als konsequente Umsetzung einer Regel, die nun viele Schreibweisen differenziert, je nach Aussprache. Anders als Herr Ickler meint, ist die Zusatzinformation für die Aussprache natürlich auch für Muttersprachler wichtig. Still und Stil will ich ja auch nicht aus dem Kontext heraus mit der richtigen Aussprache versehen, sondern von der Schreibweise. Daher ist der Wegfall der alten Drei-Konsonantenregel auch eine weitere Differenzierung der deutschen Rechtschreibung, denn eine Zusammensetzung wie Stillleben macht nun endlich klar, was gemeint ist und wie man es daher ausspricht. Früher wusste ich das nie (das stimmt wirklich!). Eine Lautschrift anstelle einer multifunktionalen Rechtschreibung ist für das Deutsche nicht sinnvoll. Eine weitere Anwendung des phonografischen Prinzips allerdings schon (z.B. Abbonent statt Abonnent). Welche Wörter hat man denn in den Fünfzigerjahren (ungewollt neue Rechtschreibung verwendet?) anders ausgesprochen als heute?
PS: Spricht man Sie eigentlich Pröß- oder Prössdorf aus?
Daniela Kopsch
eingetragen von Klaus Malorny am 22.11.2000 um 23.00
Was soll das mit der Aussprache? Das ist absolut nebensächlich für jemanden, der über das Zweitbuch hinausgekommen ist, denn der kennt die Aussprache der Wörter bereits. Die Zielrichtung, zwar die Aussprache direkt aus der Schrift und ohne Kontext erkennen zu können (Stillleben vs. Stilleben), jedoch nicht den Sinn (viel versprechend vs. vielversprechend) zeigt mal wieder die Primitivität dieser Reform.
Spricht man Sie eigentlich Kohpsch oder Koppsch aus? Ich glaube, hier besteht wahnsinnig dringender Reformbedarf.
Nun kauf' ich mir einen Vierundzwanzigerbierkasten und mache mir einen Schönertag.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Klaus Malorny am 22.11.2000 um 23.00
Was soll das mit der Aussprache? Das ist absolut nebensächlich für jemanden, der über das Zweitbuch hinausgekommen ist, denn der kennt die Aussprache der Wörter bereits. Die Zielrichtung, zwar die Aussprache direkt aus der Schrift und ohne Kontext erkennen zu können (Stillleben vs. Stilleben), jedoch nicht den Sinn (viel versprechend vs. vielversprechend) zeigt mal wieder die Primitivität dieser Reform.
Spricht man Sie eigentlich Kohpsch oder Koppsch aus? Ich glaube, hier besteht wahnsinnig dringender Reformbedarf.
Nun kauf' ich mir einen Vierundzwanzigerbierkasten und mache mir einen Schönertag.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Reinhard Markner am 22.11.2000 um 23.00
Der Vorschlag, "Abbonent" zu schreiben, ist köstlich. Die Weiterungen einer solchen Maßnahme kann man sich leicht vorstellen (siehe oben).
In den Niederlanden wollten Reformer in den frühen 70er Jahren die Schreibung "odeklonje" durchsetzen. Jeder blamiert sich so gut er kann.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 22.11.2000 um 23.00
Frau Kopsch hat recht: die Aussprache geht aus der alten Heyseschen s-Schreibung etwas eindeutiger hervor. Das ist der Grund, warum Prof. Zemb deren Wiedereinführung gutheißt. Aber das gilt natürlich nur für Ausländer. Nicht bedacht ist dabei die offenbar große Zahl von Nachteilen, die nun dazu führt, daß die von W. Marx, W. Wrase und anderen nachgewiesene Vervielfachung von Fehlern zu beobachten ist (wie übrigens schon vor 100 Jahren). Man darf offenbar nicht nur einen Punkt sehen und alle anderen vernachlässigen. Beim s/ß muß man ebenfalls sagen: kein Änderungsbedarf zu erkennen!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 22.11.2000 um 23.00
Lieber Herr Prößdorf,
das mit "Ruhe zu bewahren" hab ich nicht verstanden. Herzlichen Dank für Ihr Angebot, doch die Geschichte des ß ist mir in groben Zügen bekannt (schönes Kapitel in Eroms et al.). Das ß ist nur in synchroner Sicht eine Ligatur für ss, so wie es der Duden schon immer erwähnt hatte ("... wenn man kein ß zu Verfügung hat"). Historisch ist es langes und kurzes s, je nach Schriftart auch noch direkt die Ligatur aus der Fraktur (langes s + z zu sehen auf vielen Straßenschildern in Deutschland; vgl. Franz Liszt). Ein Ersatz für ss war das ß übrigens auch früher in Frankreich (z.B. chaßé). Die Schreibweise dass anstelle von daß ist auch nicht als Alternative gemeint, sondern als konsequente Umsetzung einer Regel, die nun viele Schreibweisen differenziert, je nach Aussprache. Anders als Herr Ickler meint, ist die Zusatzinformation für die Aussprache natürlich auch für Muttersprachler wichtig. Still und Stil will ich ja auch nicht aus dem Kontext heraus mit der richtigen Aussprache versehen, sondern von der Schreibweise. Daher ist der Wegfall der alten Drei-Konsonantenregel auch eine weitere Differenzierung der deutschen Rechtschreibung, denn eine Zusammensetzung wie Stillleben macht nun endlich klar, was gemeint ist und wie man es daher ausspricht. Früher wusste ich das nie (das stimmt wirklich!). Eine Lautschrift anstelle einer multifunktionalen Rechtschreibung ist für das Deutsche nicht sinnvoll. Eine weitere Anwendung des phonografischen Prinzips allerdings schon (z.B. Abbonent statt Abonnent). Welche Wörter hat man denn in den Fünfzigerjahren (ungewollt neue Rechtschreibung verwendet?) anders ausgesprochen als heute?
PS: Spricht man Sie eigentlich Pröß- oder Prössdorf aus?
Daniela Kopsch
eingetragen von Klaus Malorny am 22.11.2000 um 23.00
Was soll das mit der Aussprache? Das ist absolut nebensächlich für jemanden, der über das Zweitbuch hinausgekommen ist, denn der kennt die Aussprache der Wörter bereits. Die Zielrichtung, zwar die Aussprache direkt aus der Schrift und ohne Kontext erkennen zu können (Stillleben vs. Stilleben), jedoch nicht den Sinn (viel versprechend vs. vielversprechend) zeigt mal wieder die Primitivität dieser Reform.
Spricht man Sie eigentlich Kohpsch oder Koppsch aus? Ich glaube, hier besteht wahnsinnig dringender Reformbedarf.
Nun kauf' ich mir einen Vierundzwanzigerbierkasten und mache mir einen Schönertag.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Klaus Malorny am 22.11.2000 um 23.00
Was soll das mit der Aussprache? Das ist absolut nebensächlich für jemanden, der über das Zweitbuch hinausgekommen ist, denn der kennt die Aussprache der Wörter bereits. Die Zielrichtung, zwar die Aussprache direkt aus der Schrift und ohne Kontext erkennen zu können (Stillleben vs. Stilleben), jedoch nicht den Sinn (viel versprechend vs. vielversprechend) zeigt mal wieder die Primitivität dieser Reform.
Spricht man Sie eigentlich Kohpsch oder Koppsch aus? Ich glaube, hier besteht wahnsinnig dringender Reformbedarf.
Nun kauf' ich mir einen Vierundzwanzigerbierkasten und mache mir einen Schönertag.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Reinhard Markner am 22.11.2000 um 23.00
Der Vorschlag, "Abbonent" zu schreiben, ist köstlich. Die Weiterungen einer solchen Maßnahme kann man sich leicht vorstellen (siehe oben).
In den Niederlanden wollten Reformer in den frühen 70er Jahren die Schreibung "odeklonje" durchsetzen. Jeder blamiert sich so gut er kann.
Reinhard Markner
eingetragen von anonymer Gast am 21.11.2000 um 23.00
isch alz andialfabed finn dih revorm dodal guud
endlisch folcht de schreibunk de laudunk
des hamm scho dnazi kwolt
musterfa mustermann
eingetragen von Gast am 21.11.2000 um 23.00
Es fällt schwer, angesichts der Überfrachtung des Graphems ß mit phonetischer Bedeutung die angemessene Ruhe zu bewahren.
Liebe Frau Kopsch, bitte nehmen Sie per Email Kontakt mit mir auf, ich weise Ihnen gerne nach, wie das ß zustande kam und was wirklich seine Bedeutung ist.
Kurz: das ß ist eine Ligatur für ss, insofern ist dass anstelle von daß keine echte Alternative.
Auf diesen Seiten wurde schon gelegentlich die Alternative Lautschreibung oder historische Schreibung diskutiert: eine lautschrift müßte je Generation wenigstens einmal reformiert werden: man höre sich doch bitte Tondokumente aus den Fünfzigerjahren an und vergleiche kritisch mit der heutigen Aussprache.
Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen, Isabellastraße 22
eingetragen von anonymer Gast am 21.11.2000 um 23.00
isch alz andialfabed finn dih revorm dodal guud
endlisch folcht de schreibunk de laudunk
des hamm scho dnazi kwolt
musterfa mustermann
eingetragen von Gast am 21.11.2000 um 23.00
Es fällt schwer, angesichts der Überfrachtung des Graphems ß mit phonetischer Bedeutung die angemessene Ruhe zu bewahren.
Liebe Frau Kopsch, bitte nehmen Sie per Email Kontakt mit mir auf, ich weise Ihnen gerne nach, wie das ß zustande kam und was wirklich seine Bedeutung ist.
Kurz: das ß ist eine Ligatur für ss, insofern ist dass anstelle von daß keine echte Alternative.
Auf diesen Seiten wurde schon gelegentlich die Alternative Lautschreibung oder historische Schreibung diskutiert: eine lautschrift müßte je Generation wenigstens einmal reformiert werden: man höre sich doch bitte Tondokumente aus den Fünfzigerjahren an und vergleiche kritisch mit der heutigen Aussprache.
Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen, Isabellastraße 22
eingetragen von anonymer Gast am 19.11.2000 um 23.00
Mir als Reformbefürworterin würde sicherlich irgendjemand sagen, dass die Stammseite nicht für persönlichen Briefwechsel da ist (Herrn Dräger wird dies wohl keiner vorwerfen). Daher schreibe ich hier ins Gästebuch.
Dass einige Stellen in Schamis Büchern eine etwas andere oder eine uneindeutige Aussage erhalten können, ist für mich eine bloße Behauptung von Herrn Dräger. Er wird sich wahrscheinlich nicht auf die Suche machen, das kann man auch nicht verlangen. Doch selbst wenn er es täte, würde er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Stelle finden.
Drägers Bitte, "e i n e n Vorteil der Rechtschreibreform zu nennen", ist lächerlich. Wer würde auf die naive Idee kommen, einen Reformgegner wie ihn zu fragen, ob er in der Lage sei, auch nur einen Nachteil der neuen Rechtschreibung zu nennen. Ich weiß doch vorher, dass er mindestens 90 % für Verschlechterungen hält. Also, Herr Dräger, ich picke mir einen Vorteil raus: Mit der neuen Regelung von ss und ß kommen Rechtschreibung und (Standard)-Aussprache deutlich näher zueinander. Man kann es jetzt der Schreibweise entnehmen, wie man Fluss ausspricht, und weiß, dass die Aussprache mit langem u wegfällt. Umgekehrt muss man jetzt nicht mehr lernen, dass man zwar Fluss spricht, aber Fluß schreibt.
Daniela Kopsch
eingetragen von Klaus Malorny am 19.11.2000 um 23.00
Wer das Wort "Fluß" hört und niederschreiben will, ist genauso aufgeschmissen wie zuvor, denn es könnte genausogut mit nur einem s geschrieben werden, da ein Vokal vor einem einfachen Konsonanten ebenfalls kurz ausgesprochen werden kann. "Last" und "laßt" bzw. "lasst" werden bekanntlich völlig identisch ausgesprochen. Spaß schreibt man, obwohl von vielen (der Mehrheit?) mit kurzem a ausgesprochen, dennoch mit ß. Folglich ist Ihre Aussage, daß man die Schreibweise eines Wortes bzgl. s nicht mehr erlernen müsse, schlichtweg falsch. Und wer die einfache Regel zur Umwandlung von ss zu ß nicht beherrschen kann, sollte lieber auch die Finger vom Auto lassen -- die Vorfahrtsregeln sind komplizierter.
Andersherum bringt die Neuregelung die sog. Standardaussprache und die Rechtschreibung entgegen Ihren Behauptungen nur marginal näher. Die Häufigkeit der Kombination aus einem kurzen Vokal und einfachen Konsonanten wurde durch die Reform nur gering geändert. Das wird einem deutlich, sobald man tatsächlich "einheitlich" schreibt: unnd, isst, ess, mitt, kurrz, mann, vonn, Ummwanndlunng, vomm, sinnd, brinngt, enntgegenn, marginnal, einemm, inn, anndere, erhalltenn usw.
Folgende Punkte noch:
- Die Reformer tun immer so, als sei das ß fest mit der langen Aussprache des vorhergehenden Vokals verbunden gewesen und daher sei "Fluß" etwas Abnormales. Das ist Unsinn. Das ß ist eine Ligatur aus zwei s und hat mit der Ausprache überhaupt nichts zu tun.
- Die Schweizer haben trotz der angeblich so unglaublichen Vorteile die neue ss-Schreibung nicht eingeführt.
- Wer eine phonetische Schreibung haben will, sollte dann lieber gleich zu einem phonetischen Alphabet greifen, z.B. zu IPA.
- In meinen Augen stellt die phonetische Schreibung einen frühen Schritt in der Evolution der Schrift dar. Mittlerweile hat sie sich weiterentwickelt und intelligente Erweiterungen erhalten. Eine Rückkehr entspricht der Rückkehr von dem Informationszeitalter in das Mittelalter. Es hat sich ja auch herausgestellt, daß die ach so modernen Konzepte der RSR eigentlich furchtbar alt und überholt sind.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.11.2000 um 23.00
Frau Kopsch irrt sich. Kein deutsches Kind braucht die Umwandlung von Fluß in Fluss, um zu wissen, wie man dieses Wort ausspricht. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand Probleme mit der Aussprache eines Wortes mit ß hatte. Es geht nämlich bei der Rechtschreibreform nicht um das Lesen (Kopsch: "Man kann es jetzt der Schreibweise entnehmen, wie man Fluss ausspricht, und weiß, dass die Aussprache mit langem u wegfällt"), sondern um das Schreiben mit möglichst wenig Fehlern. Hierzu meint Kopsch: "Umgekehrt muss man jetzt nicht mehr lernen, dass man zwar Fluss spricht, aber Fluß schreibt." Gerade hier entsteht jedoch mehr Schwierigkeit - für den SCHREIBER, Frau Kopsch -, weil es bisher am Silbenende (einschließlich abschließendem -t) nur zwei Schreibweisen gab (s und ß), nach der Reform jedoch drei (s und ss und ß). Um die richtige Schreibweise zu finden, mußte man bisher nicht auf die Länge des vorhergehenden Vokals achten, nun muß man es. Ob das insegesamt aus unerfindlichen Gründen doch einfacher ist oder (wie zu erwarten) nicht, zeigt sich in der Praxis. Ich habe nun genügend Erfahrungen mit Schreibern aller Fähigkeits- und Übungsklassen gesammelt, um feststellen zu können, daß die neue s/ss/ß-Regelung sehr viel fehlerträchtiger ist als die bisherige s/ß-Regelung. Frau Kopsch bleibt die Auskunft einstweilen schuldig auf die Frage nach einem einzigen Vorteil der Reform.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 19.11.2000 um 23.00
Mir als Reformbefürworterin würde sicherlich irgendjemand sagen, dass die Stammseite nicht für persönlichen Briefwechsel da ist (Herrn Dräger wird dies wohl keiner vorwerfen). Daher schreibe ich hier ins Gästebuch.
Dass einige Stellen in Schamis Büchern eine etwas andere oder eine uneindeutige Aussage erhalten können, ist für mich eine bloße Behauptung von Herrn Dräger. Er wird sich wahrscheinlich nicht auf die Suche machen, das kann man auch nicht verlangen. Doch selbst wenn er es täte, würde er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Stelle finden.
Drägers Bitte, "e i n e n Vorteil der Rechtschreibreform zu nennen", ist lächerlich. Wer würde auf die naive Idee kommen, einen Reformgegner wie ihn zu fragen, ob er in der Lage sei, auch nur einen Nachteil der neuen Rechtschreibung zu nennen. Ich weiß doch vorher, dass er mindestens 90 % für Verschlechterungen hält. Also, Herr Dräger, ich picke mir einen Vorteil raus: Mit der neuen Regelung von ss und ß kommen Rechtschreibung und (Standard)-Aussprache deutlich näher zueinander. Man kann es jetzt der Schreibweise entnehmen, wie man Fluss ausspricht, und weiß, dass die Aussprache mit langem u wegfällt. Umgekehrt muss man jetzt nicht mehr lernen, dass man zwar Fluss spricht, aber Fluß schreibt.
Daniela Kopsch
eingetragen von Klaus Malorny am 19.11.2000 um 23.00
Wer das Wort "Fluß" hört und niederschreiben will, ist genauso aufgeschmissen wie zuvor, denn es könnte genausogut mit nur einem s geschrieben werden, da ein Vokal vor einem einfachen Konsonanten ebenfalls kurz ausgesprochen werden kann. "Last" und "laßt" bzw. "lasst" werden bekanntlich völlig identisch ausgesprochen. Spaß schreibt man, obwohl von vielen (der Mehrheit?) mit kurzem a ausgesprochen, dennoch mit ß. Folglich ist Ihre Aussage, daß man die Schreibweise eines Wortes bzgl. s nicht mehr erlernen müsse, schlichtweg falsch. Und wer die einfache Regel zur Umwandlung von ss zu ß nicht beherrschen kann, sollte lieber auch die Finger vom Auto lassen -- die Vorfahrtsregeln sind komplizierter.
Andersherum bringt die Neuregelung die sog. Standardaussprache und die Rechtschreibung entgegen Ihren Behauptungen nur marginal näher. Die Häufigkeit der Kombination aus einem kurzen Vokal und einfachen Konsonanten wurde durch die Reform nur gering geändert. Das wird einem deutlich, sobald man tatsächlich "einheitlich" schreibt: unnd, isst, ess, mitt, kurrz, mann, vonn, Ummwanndlunng, vomm, sinnd, brinngt, enntgegenn, marginnal, einemm, inn, anndere, erhalltenn usw.
Folgende Punkte noch:
- Die Reformer tun immer so, als sei das ß fest mit der langen Aussprache des vorhergehenden Vokals verbunden gewesen und daher sei "Fluß" etwas Abnormales. Das ist Unsinn. Das ß ist eine Ligatur aus zwei s und hat mit der Ausprache überhaupt nichts zu tun.
- Die Schweizer haben trotz der angeblich so unglaublichen Vorteile die neue ss-Schreibung nicht eingeführt.
- Wer eine phonetische Schreibung haben will, sollte dann lieber gleich zu einem phonetischen Alphabet greifen, z.B. zu IPA.
- In meinen Augen stellt die phonetische Schreibung einen frühen Schritt in der Evolution der Schrift dar. Mittlerweile hat sie sich weiterentwickelt und intelligente Erweiterungen erhalten. Eine Rückkehr entspricht der Rückkehr von dem Informationszeitalter in das Mittelalter. Es hat sich ja auch herausgestellt, daß die ach so modernen Konzepte der RSR eigentlich furchtbar alt und überholt sind.
Klaus Malorny
Dortmund
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.11.2000 um 23.00
Frau Kopsch irrt sich. Kein deutsches Kind braucht die Umwandlung von Fluß in Fluss, um zu wissen, wie man dieses Wort ausspricht. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand Probleme mit der Aussprache eines Wortes mit ß hatte. Es geht nämlich bei der Rechtschreibreform nicht um das Lesen (Kopsch: "Man kann es jetzt der Schreibweise entnehmen, wie man Fluss ausspricht, und weiß, dass die Aussprache mit langem u wegfällt"), sondern um das Schreiben mit möglichst wenig Fehlern. Hierzu meint Kopsch: "Umgekehrt muss man jetzt nicht mehr lernen, dass man zwar Fluss spricht, aber Fluß schreibt." Gerade hier entsteht jedoch mehr Schwierigkeit - für den SCHREIBER, Frau Kopsch -, weil es bisher am Silbenende (einschließlich abschließendem -t) nur zwei Schreibweisen gab (s und ß), nach der Reform jedoch drei (s und ss und ß). Um die richtige Schreibweise zu finden, mußte man bisher nicht auf die Länge des vorhergehenden Vokals achten, nun muß man es. Ob das insegesamt aus unerfindlichen Gründen doch einfacher ist oder (wie zu erwarten) nicht, zeigt sich in der Praxis. Ich habe nun genügend Erfahrungen mit Schreibern aller Fähigkeits- und Übungsklassen gesammelt, um feststellen zu können, daß die neue s/ss/ß-Regelung sehr viel fehlerträchtiger ist als die bisherige s/ß-Regelung. Frau Kopsch bleibt die Auskunft einstweilen schuldig auf die Frage nach einem einzigen Vorteil der Reform.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Theodor Ickler am 15.11.2000 um 23.00
Wenn man unter www.duden.de nachschaut, findet man eine historische Übersicht über die Rechtschreibung und ihre Reform. Von 1915 springt die Darstellung gleich ins Jahr 1945, klammert also die Rustsche Raform einfach aus. Es bestätigt sich, was Birken-Bertsch und Markner die "Schweigespirale" genannt haben. Die Reformpartei fälscht die Geschichte.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Dominik Schumacher am 15.11.2000 um 23.00
Wie, wenn da einer, und er hielte
ein frühgereiftes Kind, das schielte,
empor zum Himmel, und er bäte:
DU hörst jetzt auf den Namen Käthe!
Wär dieser nicht dem Elch vergleichbar,
der, tief im Wald und unerreichbar,
nach Pilzen, Gräsern, Wurzeln sucht
und still für sich den Tag verflucht,
an dem er dieser Erde Licht ...
Nein, nicht vergleichbar? Gut, dann nicht.
Robert Gernhardt
Dieses und weitere, vom gesuchten Nietzsche über zweihundert, sind zu finden unter www.Gedichte.com
DS
Bad Ems
eingetragen von Theodor Ickler am 15.11.2000 um 23.00
Wenn man unter www.duden.de nachschaut, findet man eine historische Übersicht über die Rechtschreibung und ihre Reform. Von 1915 springt die Darstellung gleich ins Jahr 1945, klammert also die Rustsche Raform einfach aus. Es bestätigt sich, was Birken-Bertsch und Markner die "Schweigespirale" genannt haben. Die Reformpartei fälscht die Geschichte.
Theodor Ickler
91080 Spardorf
eingetragen von Dominik Schumacher am 15.11.2000 um 23.00
Wie, wenn da einer, und er hielte
ein frühgereiftes Kind, das schielte,
empor zum Himmel, und er bäte:
DU hörst jetzt auf den Namen Käthe!
Wär dieser nicht dem Elch vergleichbar,
der, tief im Wald und unerreichbar,
nach Pilzen, Gräsern, Wurzeln sucht
und still für sich den Tag verflucht,
an dem er dieser Erde Licht ...
Nein, nicht vergleichbar? Gut, dann nicht.
Robert Gernhardt
Dieses und weitere, vom gesuchten Nietzsche über zweihundert, sind zu finden unter www.Gedichte.com
DS
Bad Ems
eingetragen von Gast am 13.11.2000 um 23.00
Habe die Website www.rechtschreibreform.com/Seiten/ersteSeite/html über Suchmaschinen gefunden - begeistert über die Möglichkeit, Gedichte zu finden - nun sind sie offenbar weg. Wo sind sie?
Mit Bedauern
Brigitte
B. Hilgner
eingetragen von Gast am 13.11.2000 um 23.00
Habe die Website www.rechtschreibreform.com/Seiten/ersteSeite/html über Suchmaschinen gefunden - begeistert über die Möglichkeit, Gedichte zu finden - nun sind sie offenbar weg. Wo sind sie?
Mit Bedauern
Brigitte
B. Hilgner
eingetragen von Theodor Ickler am 10.11.2000 um 23.00
Die Anregung von Herrn Schäbler möchte ich unterstützen. Und zwar würde ich vorschlagen, eine Rubrik "Dokumente" einzurichten und in zwei Abteilungen zu führen. Erstens offizielle Dokumente, wie sie zum Beispiel in Mitteilungen und Rundschreiben der Ministerien usw. vorliegen, auch Stellungnahmen für das Bundesverfassungsgericht u. ä. Zweitens Briefe und ähnliches von Zeitungen usw., auch Privates, soweit die Veröffentlichung erlaubt ist. (Das ist überhaupt ein wichtiger Gesichtspunkt, es sollte geklärt werden, ob es unter Umständen Scherereien geben könnte.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 10.11.2000 um 23.00
Heute (12.11.2000) als Schlagzeile im Internet-Dienst der Nürnberger Nachrichten (www.nordbayern.de) entdeckt:
"Freestyle-Ass unter den Opfern" (des Bahnunglücks von Kaprun)
Hoffentlich können die Angehörigen der armen Sandra Schmitt kein Englisch. Sonst wäre wohl eine Anzeige wegen "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener" nicht nur gegen die Nürnberger Nachrichten, sondern auch gegen die Sprachwalter von IdS, KMK & Konsorten fällig ...
Gerhard Westenberg
Reichenberger Straße 57, 82256 Fürstenfeldbruck
eingetragen von Theodor Ickler am 10.11.2000 um 23.00
Die Anregung von Herrn Schäbler möchte ich unterstützen. Und zwar würde ich vorschlagen, eine Rubrik "Dokumente" einzurichten und in zwei Abteilungen zu führen. Erstens offizielle Dokumente, wie sie zum Beispiel in Mitteilungen und Rundschreiben der Ministerien usw. vorliegen, auch Stellungnahmen für das Bundesverfassungsgericht u. ä. Zweitens Briefe und ähnliches von Zeitungen usw., auch Privates, soweit die Veröffentlichung erlaubt ist. (Das ist überhaupt ein wichtiger Gesichtspunkt, es sollte geklärt werden, ob es unter Umständen Scherereien geben könnte.)
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 10.11.2000 um 23.00
Heute (12.11.2000) als Schlagzeile im Internet-Dienst der Nürnberger Nachrichten (www.nordbayern.de) entdeckt:
"Freestyle-Ass unter den Opfern" (des Bahnunglücks von Kaprun)
Hoffentlich können die Angehörigen der armen Sandra Schmitt kein Englisch. Sonst wäre wohl eine Anzeige wegen "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener" nicht nur gegen die Nürnberger Nachrichten, sondern auch gegen die Sprachwalter von IdS, KMK & Konsorten fällig ...
Gerhard Westenberg
Reichenberger Straße 57, 82256 Fürstenfeldbruck
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.11.2000 um 23.00
Nichts ist so aufschlußreich, wie der Schriftwechsel zwischen Rechtschreibreformkritikern und Behörden oder Funktionären. Das sind Zeitdokumente, die nicht verlorengehen dürfen.
Diese Dokumente können zudem dafür sorgen, die Selbstherrlichkeit, den vorauseilenden Gehorsam, die Amtsanmaßung und möglicherweise auch die Bestechlichkeit verschiedener Bürokraten offenkundig zu machen.
Ich bitte Herrn Dräger, den Bereitsteller dieser Internetseiten, eine neue Rubrik "Schriftwechsel" ("Kampf gegen Windmühlen"...) zu eröffnen.
Die Leser dieser Internetseiten bitte ich - im zweiten Schritt - den Mut aufzubringen, Ihre Dokumente hier zu veröffentlichen.
Es wird Zeit, daß der Teppich gehoben wird!
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.11.2000 um 23.00
Nichts ist so aufschlußreich, wie der Schriftwechsel zwischen Rechtschreibreformkritikern und Behörden oder Funktionären. Das sind Zeitdokumente, die nicht verlorengehen dürfen.
Diese Dokumente können zudem dafür sorgen, die Selbstherrlichkeit, den vorauseilenden Gehorsam, die Amtsanmaßung und möglicherweise auch die Bestechlichkeit verschiedener Bürokraten offenkundig zu machen.
Ich bitte Herrn Dräger, den Bereitsteller dieser Internetseiten, eine neue Rubrik "Schriftwechsel" ("Kampf gegen Windmühlen"...) zu eröffnen.
Die Leser dieser Internetseiten bitte ich - im zweiten Schritt - den Mut aufzubringen, Ihre Dokumente hier zu veröffentlichen.
Es wird Zeit, daß der Teppich gehoben wird!
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
eingetragen von Gast am 08.11.2000 um 23.00
Mit Spannung erwarte ich das nächste Semesterprogramm der Münchener Volkshochschule.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 08.11.2000 um 23.00
Mit Spannung erwarte ich das nächste Semesterprogramm der Münchener Volkshochschule.
mfg
Prößdorf
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christoph Kukulies am 05.11.2000 um 23.00
Leitkultur
Leidkultur
Lightkultur (Rechtschreibreform)
Christoph Kukulies
eingetragen von anonymer Gast am 05.11.2000 um 23.00
»Es tut mir Leid«-Kultur
Nachschlag
eingetragen von Christoph Kukulies am 05.11.2000 um 23.00
Leitkultur
Leidkultur
Lightkultur (Rechtschreibreform)
Christoph Kukulies
eingetragen von anonymer Gast am 05.11.2000 um 23.00
»Es tut mir Leid«-Kultur
Nachschlag
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2000 um 23.00
Die Rechtschreibreform" ist die Rechtschreibschwäche, für deren Therapie sie sich hält.
nach Karl Kraus: Die Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, ...
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Gast am 04.11.2000 um 23.00
Man kann keine Nachrichten mehr aufrufen. 6.11.00 13:17
Michael Jansen
Norddeutschland
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2000 um 23.00
Die Rechtschreibreform" ist die Rechtschreibschwäche, für deren Therapie sie sich hält.
nach Karl Kraus: Die Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, ...
Sigmar Salzburg
.
eingetragen von Gast am 04.11.2000 um 23.00
Man kann keine Nachrichten mehr aufrufen. 6.11.00 13:17
Michael Jansen
Norddeutschland
eingetragen von Manfred Riebe am 26.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Der VRS hatte während des Berliner Volksbegehrens gegen die Rechtschreibreform für den BVR eine Anzeigenserie in der "Berliner Zeitung" (BZ) geschaltet. Die BZ weigerte sich, einige Anzeigen abzudrucken. Begründung: Hauptanteilseigner sei über Gruner + Jahr die Bertelsmann AG. Darin zeigt sich der Medienriese Bertelsmann als Hauptverfechter dieses kapitalen Unsinns. Auch die folgende Anzeige lehnte die BZ ab, in der wir sogar den Ausdruck "freiwillige Selbstgleichschaltung der Presse" ausgetauscht hatten:
__________________________________
Zeigen Sie den Nachrichten-Agenturen die ROTE KARTE!
Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform
Folge 20: Gleichschaltung
Sogar die Reformer nehmen ihre Reform wegen der Mängel schrittweise zurück. Dennoch wollen die Nachrichtenagenturen und Zeitungen zur Probe auf eine hauseigene Rechtschreibung umstellen. Sie mißbrauchen damit ihre Vormachtstellung. Die Leser werden nicht gefragt! Das ist eine Bevormundung der Leser! Diese Gleichschaltung der Agenturen, Zeitungen und Journalisten ist das Ende der Pressefreiheit. - Schluß der Serie!
Unterschreiben Sie noch heute im Rathaus für eine streitbare Demokratie!
Nur noch heute geöffnet!
BVR - Berliner Verein
für deutsche Rechtschreibung
und Sprachpflege e.V.
Tel. (030) 27 59 16 16
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Reinhard Markner am 26.10.2000 um 22.00
Hartmut von Hentig ist mittlerweile ebenso wie zuvor Friedhelm Kemp und Harald Weinricht aus der Orthographiekommission der Darmstädter Akademie zurückgetreten.
Auf der Pressekonferenz machte er eine traurige Figur, als er anmerkte, in Norwegen habe es ja schließlich auch Rechtschreibreformen gegeben (s. dazu den vortrefflichen Aufsatz von Erik Fosnes Hansen auf diesen Seiten!) und sich hilfesuchend an den schwedischen Germanisten Gustav Korlén wandte. Darauf Korlén kühl: Die Lage in Norwegen sei ja fürchterlich kompliziert, aber aus schwedischer Sicht könne er mitteilen, daß ein mit der deutschen Rechtschreibreform vergleichbarer Eingriff undenkbar sei.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 26.10.2000 um 22.00
Es dürfte die Leser dieser Seiten interessieren, daß Christoph Stillemunkes, der als Ministerialrat im hessischen Kultusministerium für die Druchsetzung der Rechtschreibreform zuständig ist, sich wieder einmal zu Wort gemeldet hat: "Neues zur Rechtschreibreform?" (Sprachdienst 5/2000, ausführlicher in "Schulverwaltung Hessen", 9/2000, S. 174-176)
Stillemunkes polemisiert heftig gegen die Reformkritiker und besonders gegen die FAZ. Über den Ton seines Beitrags muß sich der Leser selbst ein Urteil bilden; ich möchte nur anmerken, daß es bis zur Rechtschreibreform nicht üblich war, daß die Ministerialbürokratie gegen die Bevölkerung polemisierte; es gab eine stillschweigende Übereinkunft, daß diejenigen, die ohnehin an den Hebeln der Macht sitzen, nicht auch noch zu Hohn und Spott greifen. Aber vielleicht gehört der neue Ton ja zum "Aufstand der Anständigen" ...
Was die FAZ betrifft, so verwickelt sich S. sofort in einen Widerspruch, indem er abwiegelnd betont, außerhalb der Schule sei jedermann frei, bei den "überholten Regeln" zu bleiben (wie er sich ausdrückt), andererseits aber der FAZ schwer übelnimmt, daß sie just von dieser Freiheit Gebrauch macht.
Über mein Rechtschreibwörterbuch schreibt er:
"Vollkommen unglaubwürdig wird die Angelegenheit der Reformgegner durch Theodor Ickler, der ein eigenes Wörterbuch, das angeblich den Sprachgebrauch der Deutschen erfaßt, aber wiederum vom Duden abweicht. Wer ihm folgt, hat eine andere Schreibweise als die Anhänger und Anhängerinnen der alten und der neuen Regeln. So agieren die selbst ernannten Anwälte der 'Einheitlichkeit der Orthographie'!"
Stillemunkes weiß genau, daß er nicht die Wahrheit sagt. Mein Wörterbuch muß selbstverständlich vom Duden abweichen, gerade weil es den wirklichen Schreibbrauch abbildet, was der Duden eben nicht in zuverlässiger Weise getan hat. Wer meinem Wörterbuch folgt, schreibt so, wie es bisher üblich war und unter sprachkundigen Erwachsenen weiterhin üblich ist. Sowohl die Anhänger als auch die Anhängerinnen der bewährten Schreibweisen haben das zu würdigen gewußt. Stillemunkes klammert sich (wie seine Kollegen Krimm, Toni Schmid usw. in den anderen Kultusministerien) an die unzulänglichen Formulierungen des alten Duden, um die Abkehr von den "überholten") Schreibweisen zu rechtfertigen. Aber wer hängt denn an den Dudenregeln? Wir wollen die bewährte Orthographie beibehalten, nicht deren weniger bewährte Darstellung im alten Duden.
Interessant ist folgende Stelle:
"Dass immer der Beitrag des Bundes - die Wiener Absichtserklärung hat bekanntlich auch der Bundesinnenminister durch seinen Parlamentarischen Staatssekretär für die Bundesregierung unterzeichnet - unterschlagen und die 'Schuld' an der Reform nur der Kultusministerkonferenz zugemessen wird, gehört ebenfalls in die Liste der gezielten Unsauberkeiten."
Keineswegs! Ich habe wohl hundertmal und bis zur vollständigen Automatisierung auf die Rolle des Bundesinnenministeriums hingewiesen. Kanther, Bergsdorf, Palmen-Schrübbers - diese Namen muß man sich merken. Willkommene Bestätigung erhielt ich am Abend des 28. Januar 1998, als mir ein Bundestagsabgeordneter (SPD, Mitglied im Rechtsausschuß des Bundestages) telefonisch mitteilte, treibende Kraft hinter der Durchsetzung der Reform (die er wörtlich als "Scheiße" bezeichnete, aber dennoch unterstützen zu müssen behauptete) sei das Bundesinneministerium. Das war mir schon anderweitig bekannt. Ministerialrätin Dr. Monika Palmen-Schrübbers war immer zur Stelle gewesen und hatte aufgepaßt, daß der Reform nichts zustößt. Unter der neuen Regierung konnte sich der Chefsemantiker der CDU, Prof. Bergsdorf, natürlich nicht halten, Frau Palmen-Schrübbers tut jedoch jetzt beim Kulturstaatsminister Naumann Dienst und ist dort weiterhin mit der Rechtschreibreform befaßt. Sie achtet gewiß darauf, daß Naumann nichts Kritisches gegen die Reform unternimmt oder auch nur sagt. Warum das alles so ist, warum insbesondere das Ministerium Kanther so sehr auf dieser Reform bestand, an der es kein genuines Interesse haben konnte (denn was haben die Beamten davon?), ist ungeklärt.
Immerhin: Obwohl Stillemunkes das Wort "Schuld" in ironische Anführungszeichen setzt, gibt er doch zu erkennen, daß die Kultusminister die Verantwortung nicht allein tragen wollen.
Am Schluß malt er in jenen Katastrophenfarben, die er uns Kritikern sonst vorwirft:
"Ein 'Ausstieg' aus der Reform würde sie (die Schule) ins Chaos stürzen."
Der Ausstieg würde die Vollstrecker wie Stillemunkes in die vorzeitige Pensionierung stürzen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 26.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Der VRS hatte während des Berliner Volksbegehrens gegen die Rechtschreibreform für den BVR eine Anzeigenserie in der "Berliner Zeitung" (BZ) geschaltet. Die BZ weigerte sich, einige Anzeigen abzudrucken. Begründung: Hauptanteilseigner sei über Gruner + Jahr die Bertelsmann AG. Darin zeigt sich der Medienriese Bertelsmann als Hauptverfechter dieses kapitalen Unsinns. Auch die folgende Anzeige lehnte die BZ ab, in der wir sogar den Ausdruck "freiwillige Selbstgleichschaltung der Presse" ausgetauscht hatten:
__________________________________
Zeigen Sie den Nachrichten-Agenturen die ROTE KARTE!
Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform
Folge 20: Gleichschaltung
Sogar die Reformer nehmen ihre Reform wegen der Mängel schrittweise zurück. Dennoch wollen die Nachrichtenagenturen und Zeitungen zur Probe auf eine hauseigene Rechtschreibung umstellen. Sie mißbrauchen damit ihre Vormachtstellung. Die Leser werden nicht gefragt! Das ist eine Bevormundung der Leser! Diese Gleichschaltung der Agenturen, Zeitungen und Journalisten ist das Ende der Pressefreiheit. - Schluß der Serie!
Unterschreiben Sie noch heute im Rathaus für eine streitbare Demokratie!
Nur noch heute geöffnet!
BVR - Berliner Verein
für deutsche Rechtschreibung
und Sprachpflege e.V.
Tel. (030) 27 59 16 16
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Reinhard Markner am 26.10.2000 um 22.00
Hartmut von Hentig ist mittlerweile ebenso wie zuvor Friedhelm Kemp und Harald Weinricht aus der Orthographiekommission der Darmstädter Akademie zurückgetreten.
Auf der Pressekonferenz machte er eine traurige Figur, als er anmerkte, in Norwegen habe es ja schließlich auch Rechtschreibreformen gegeben (s. dazu den vortrefflichen Aufsatz von Erik Fosnes Hansen auf diesen Seiten!) und sich hilfesuchend an den schwedischen Germanisten Gustav Korlén wandte. Darauf Korlén kühl: Die Lage in Norwegen sei ja fürchterlich kompliziert, aber aus schwedischer Sicht könne er mitteilen, daß ein mit der deutschen Rechtschreibreform vergleichbarer Eingriff undenkbar sei.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 26.10.2000 um 22.00
Es dürfte die Leser dieser Seiten interessieren, daß Christoph Stillemunkes, der als Ministerialrat im hessischen Kultusministerium für die Druchsetzung der Rechtschreibreform zuständig ist, sich wieder einmal zu Wort gemeldet hat: "Neues zur Rechtschreibreform?" (Sprachdienst 5/2000, ausführlicher in "Schulverwaltung Hessen", 9/2000, S. 174-176)
Stillemunkes polemisiert heftig gegen die Reformkritiker und besonders gegen die FAZ. Über den Ton seines Beitrags muß sich der Leser selbst ein Urteil bilden; ich möchte nur anmerken, daß es bis zur Rechtschreibreform nicht üblich war, daß die Ministerialbürokratie gegen die Bevölkerung polemisierte; es gab eine stillschweigende Übereinkunft, daß diejenigen, die ohnehin an den Hebeln der Macht sitzen, nicht auch noch zu Hohn und Spott greifen. Aber vielleicht gehört der neue Ton ja zum "Aufstand der Anständigen" ...
Was die FAZ betrifft, so verwickelt sich S. sofort in einen Widerspruch, indem er abwiegelnd betont, außerhalb der Schule sei jedermann frei, bei den "überholten Regeln" zu bleiben (wie er sich ausdrückt), andererseits aber der FAZ schwer übelnimmt, daß sie just von dieser Freiheit Gebrauch macht.
Über mein Rechtschreibwörterbuch schreibt er:
"Vollkommen unglaubwürdig wird die Angelegenheit der Reformgegner durch Theodor Ickler, der ein eigenes Wörterbuch, das angeblich den Sprachgebrauch der Deutschen erfaßt, aber wiederum vom Duden abweicht. Wer ihm folgt, hat eine andere Schreibweise als die Anhänger und Anhängerinnen der alten und der neuen Regeln. So agieren die selbst ernannten Anwälte der 'Einheitlichkeit der Orthographie'!"
Stillemunkes weiß genau, daß er nicht die Wahrheit sagt. Mein Wörterbuch muß selbstverständlich vom Duden abweichen, gerade weil es den wirklichen Schreibbrauch abbildet, was der Duden eben nicht in zuverlässiger Weise getan hat. Wer meinem Wörterbuch folgt, schreibt so, wie es bisher üblich war und unter sprachkundigen Erwachsenen weiterhin üblich ist. Sowohl die Anhänger als auch die Anhängerinnen der bewährten Schreibweisen haben das zu würdigen gewußt. Stillemunkes klammert sich (wie seine Kollegen Krimm, Toni Schmid usw. in den anderen Kultusministerien) an die unzulänglichen Formulierungen des alten Duden, um die Abkehr von den "überholten") Schreibweisen zu rechtfertigen. Aber wer hängt denn an den Dudenregeln? Wir wollen die bewährte Orthographie beibehalten, nicht deren weniger bewährte Darstellung im alten Duden.
Interessant ist folgende Stelle:
"Dass immer der Beitrag des Bundes - die Wiener Absichtserklärung hat bekanntlich auch der Bundesinnenminister durch seinen Parlamentarischen Staatssekretär für die Bundesregierung unterzeichnet - unterschlagen und die 'Schuld' an der Reform nur der Kultusministerkonferenz zugemessen wird, gehört ebenfalls in die Liste der gezielten Unsauberkeiten."
Keineswegs! Ich habe wohl hundertmal und bis zur vollständigen Automatisierung auf die Rolle des Bundesinnenministeriums hingewiesen. Kanther, Bergsdorf, Palmen-Schrübbers - diese Namen muß man sich merken. Willkommene Bestätigung erhielt ich am Abend des 28. Januar 1998, als mir ein Bundestagsabgeordneter (SPD, Mitglied im Rechtsausschuß des Bundestages) telefonisch mitteilte, treibende Kraft hinter der Durchsetzung der Reform (die er wörtlich als "Scheiße" bezeichnete, aber dennoch unterstützen zu müssen behauptete) sei das Bundesinneministerium. Das war mir schon anderweitig bekannt. Ministerialrätin Dr. Monika Palmen-Schrübbers war immer zur Stelle gewesen und hatte aufgepaßt, daß der Reform nichts zustößt. Unter der neuen Regierung konnte sich der Chefsemantiker der CDU, Prof. Bergsdorf, natürlich nicht halten, Frau Palmen-Schrübbers tut jedoch jetzt beim Kulturstaatsminister Naumann Dienst und ist dort weiterhin mit der Rechtschreibreform befaßt. Sie achtet gewiß darauf, daß Naumann nichts Kritisches gegen die Reform unternimmt oder auch nur sagt. Warum das alles so ist, warum insbesondere das Ministerium Kanther so sehr auf dieser Reform bestand, an der es kein genuines Interesse haben konnte (denn was haben die Beamten davon?), ist ungeklärt.
Immerhin: Obwohl Stillemunkes das Wort "Schuld" in ironische Anführungszeichen setzt, gibt er doch zu erkennen, daß die Kultusminister die Verantwortung nicht allein tragen wollen.
Am Schluß malt er in jenen Katastrophenfarben, die er uns Kritikern sonst vorwirft:
"Ein 'Ausstieg' aus der Reform würde sie (die Schule) ins Chaos stürzen."
Der Ausstieg würde die Vollstrecker wie Stillemunkes in die vorzeitige Pensionierung stürzen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.10.2000 um 22.00
eingetragen von Christian Melsa am 25.10.2000 um 22.00
Lieber Herr Riebe, da ich von Ihnen weder Elektro- noch Papierbrief erhielt, Ihren Kommentar zu dem meinen aber erst eben gelesen habe, antworte ich an dieser Stelle darauf. Es handelt sich ja auch eigentlich um keine Privatangelegenheit. Mir ist natürlich auch klar, daß es nun mal gewisse Fakten gibt, die einen Vergleich der Rust-Reform zu der heutigen sehr nahelegen. Es ging mir nur darum, daß man seine Vorwürfe in dieser Sache sehr wohlüberlegt formulieren sollte, damit eben keine falschen Eindrücke entstehen. Dabei ist ja zu bedenken, daß die breite Öffentlichkeit die Diskussion nur durch den Filter der Massenmedien wahrnimmt, für welche es typisch ist, Aussagen hauptsächlich marktgerecht zusammenkürzen, wobei die eigentliche Intention des Aussagenden bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden kann. Und das ist leider nicht die seltene Ausnahme, sondern der Regelfall. Wir wissen um die hektische und oberflächliche Reißerei, die in bezug auf das Dritte Reich und all seiner Teilaspekte in den Medien stattfindet. Dazu gehört auch der mediale Umgang mit dem Thema fremdenfeindliche Gewalt, die allein wegen der spezifischen deutschen Vergangenheit hierzulande ganz anders behandelt wird als im derart weniger an eine unrühmliche Nationalgeschichte gebundenen Ausland. Man könnte auch behaupten, daß die Werbeindustrie viele Methoden Hitlers und Goebbels´ aufgreift, was sicherlich sachlich nicht falsch ist, aber dennoch zu einem Sturm der Entrüstung in den von ebenjener Werbeindustrie durchwirkten und abhängigen Medienlandschaft führen würde. Den Vorwurf der Unsachlichkeit müßte man auch in einem solchen Fall zwar nicht sich selber machen, aber es hilft ja nichts, in der faktischen Welt mit Mitteln wirken zu wollen, die nur in einer Idealwelt funktionieren würden.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 25.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Bei der heutigen Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung stellte deren Präsident, Professor Christian Meier, die Akademie-Studie von Birken-Bertsch und Markner: "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus" vor. Laut Hessen-Videotext hätten sich der Dortmunder "Linguist" Zabel und der Pädagoge von Hentig gegen die Ausführungen von Professor Christian Meier verwahrt. Die Motive des Reformers Hermann Zabel sind klar. Dagegen wüßte man gern Näheres über die Reaktion von Hentigs, bei dem es sich wohl um Professor Dr. Hartmut von Hentig handeln könnte, der Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist.
Prof. Dr. Hartmut von Hentig, Kurfürstendamm 214, 10719 Berlin, Tel. (030) 885 08 05
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 25.10.2000 um 22.00
Hartmut von Hentig ist Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Diese Kommission war gegründet worden, nachdem die Akademie bei ihrer Frühjahrstagung 1997 in Passau sich für mein Konzept ausgesprochen hatte, ein eigenes Wörterbuch als Gegenentwurf und für die Zeit danach herauszubringen. Der Kommission gehörten nur Akademiemitglieder an, darunter Günter Drosdowski (ehem. Dudenchef), Harald Weinrich, Hans-Martin Gauger, Uwe Pörksen, Hartmut v. Hentig, Friedhelm Kemp. Für den Sommer 1998 war das Wörterbuch angekündigt. Durch einige Ereignisse, die ich hier nicht ausbreiten möchte, kam es anders. (Ich habe das Wörterbuch inzwischen gemacht, aber allein und ohne jede Verbindung mit der Akademie, deshalb ist es auch ein paar Monate später fertig geworden.)
Die Kommission erwies sich bald als kaum arbeitsfähig. Hartmut von Hentig betätigte sich als Bremser, er war aber nicht der einzige. Peter Eisenberg, der dann für die orthographischen Angelegenheiten herangezogen wurde und an etwas zu arbeiten begann, was er nicht "Wörterbuch", sondern "Wörterverzeichnis" genannt wissen wollte, beklagte sich mir gegenüber einmal über die Trägheit der Kommission. Soviel ich weiß, lassen zwei Mitglieder ihre Mitarbeit ruhen. Sonst ist so gut wir nichts bekannt.
Hartmut von Hentig hat sich in einem größeren Zeitungsartikel zur Reform geäußert und einen Kompromiß vorgeschlagen, der wenig Sachkenntnis verrät. Man kann solche Sachen nicht leichthin aus dem normalen Bildungshaushalt eines belesenen Zeitgenossen erledigen. Unklar sind natürlich seine Motive. Hentig ist zweifellos der nordrhein-westfälischen Regierung(spartei) verbunden, der er viel verdankt. Wie dem auch sei, Hentig und andere sind verantwortlich für die durchschlagende Wirkungslosigkeit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die das Thema Rechtschreibreform zunächst verschlafen und dann verschlampt hat. Nur Christian Meier zeichnet sich durch unermüdliche Aktivität und immer neue Vorstöße aus, die aber offenbar sabotiert und konterkariert werden (hierher gehört auch der abwiegelnde Leserbrief von Gauger in der FAZ). Die Akademie begreift nicht, was sie an diesem Präsidenten hat, und macht sich wie schon früher lächerlich als Altherrenverein mit dem Zweck der Preisverleihung. Das ist wirklich sehr schade.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 25.10.2000 um 22.00
eingetragen von Christian Melsa am 25.10.2000 um 22.00
Lieber Herr Riebe, da ich von Ihnen weder Elektro- noch Papierbrief erhielt, Ihren Kommentar zu dem meinen aber erst eben gelesen habe, antworte ich an dieser Stelle darauf. Es handelt sich ja auch eigentlich um keine Privatangelegenheit. Mir ist natürlich auch klar, daß es nun mal gewisse Fakten gibt, die einen Vergleich der Rust-Reform zu der heutigen sehr nahelegen. Es ging mir nur darum, daß man seine Vorwürfe in dieser Sache sehr wohlüberlegt formulieren sollte, damit eben keine falschen Eindrücke entstehen. Dabei ist ja zu bedenken, daß die breite Öffentlichkeit die Diskussion nur durch den Filter der Massenmedien wahrnimmt, für welche es typisch ist, Aussagen hauptsächlich marktgerecht zusammenkürzen, wobei die eigentliche Intention des Aussagenden bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden kann. Und das ist leider nicht die seltene Ausnahme, sondern der Regelfall. Wir wissen um die hektische und oberflächliche Reißerei, die in bezug auf das Dritte Reich und all seiner Teilaspekte in den Medien stattfindet. Dazu gehört auch der mediale Umgang mit dem Thema fremdenfeindliche Gewalt, die allein wegen der spezifischen deutschen Vergangenheit hierzulande ganz anders behandelt wird als im derart weniger an eine unrühmliche Nationalgeschichte gebundenen Ausland. Man könnte auch behaupten, daß die Werbeindustrie viele Methoden Hitlers und Goebbels´ aufgreift, was sicherlich sachlich nicht falsch ist, aber dennoch zu einem Sturm der Entrüstung in den von ebenjener Werbeindustrie durchwirkten und abhängigen Medienlandschaft führen würde. Den Vorwurf der Unsachlichkeit müßte man auch in einem solchen Fall zwar nicht sich selber machen, aber es hilft ja nichts, in der faktischen Welt mit Mitteln wirken zu wollen, die nur in einer Idealwelt funktionieren würden.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 25.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Bei der heutigen Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung stellte deren Präsident, Professor Christian Meier, die Akademie-Studie von Birken-Bertsch und Markner: "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus" vor. Laut Hessen-Videotext hätten sich der Dortmunder "Linguist" Zabel und der Pädagoge von Hentig gegen die Ausführungen von Professor Christian Meier verwahrt. Die Motive des Reformers Hermann Zabel sind klar. Dagegen wüßte man gern Näheres über die Reaktion von Hentigs, bei dem es sich wohl um Professor Dr. Hartmut von Hentig handeln könnte, der Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist.
Prof. Dr. Hartmut von Hentig, Kurfürstendamm 214, 10719 Berlin, Tel. (030) 885 08 05
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 25.10.2000 um 22.00
Hartmut von Hentig ist Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Diese Kommission war gegründet worden, nachdem die Akademie bei ihrer Frühjahrstagung 1997 in Passau sich für mein Konzept ausgesprochen hatte, ein eigenes Wörterbuch als Gegenentwurf und für die Zeit danach herauszubringen. Der Kommission gehörten nur Akademiemitglieder an, darunter Günter Drosdowski (ehem. Dudenchef), Harald Weinrich, Hans-Martin Gauger, Uwe Pörksen, Hartmut v. Hentig, Friedhelm Kemp. Für den Sommer 1998 war das Wörterbuch angekündigt. Durch einige Ereignisse, die ich hier nicht ausbreiten möchte, kam es anders. (Ich habe das Wörterbuch inzwischen gemacht, aber allein und ohne jede Verbindung mit der Akademie, deshalb ist es auch ein paar Monate später fertig geworden.)
Die Kommission erwies sich bald als kaum arbeitsfähig. Hartmut von Hentig betätigte sich als Bremser, er war aber nicht der einzige. Peter Eisenberg, der dann für die orthographischen Angelegenheiten herangezogen wurde und an etwas zu arbeiten begann, was er nicht "Wörterbuch", sondern "Wörterverzeichnis" genannt wissen wollte, beklagte sich mir gegenüber einmal über die Trägheit der Kommission. Soviel ich weiß, lassen zwei Mitglieder ihre Mitarbeit ruhen. Sonst ist so gut wir nichts bekannt.
Hartmut von Hentig hat sich in einem größeren Zeitungsartikel zur Reform geäußert und einen Kompromiß vorgeschlagen, der wenig Sachkenntnis verrät. Man kann solche Sachen nicht leichthin aus dem normalen Bildungshaushalt eines belesenen Zeitgenossen erledigen. Unklar sind natürlich seine Motive. Hentig ist zweifellos der nordrhein-westfälischen Regierung(spartei) verbunden, der er viel verdankt. Wie dem auch sei, Hentig und andere sind verantwortlich für die durchschlagende Wirkungslosigkeit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die das Thema Rechtschreibreform zunächst verschlafen und dann verschlampt hat. Nur Christian Meier zeichnet sich durch unermüdliche Aktivität und immer neue Vorstöße aus, die aber offenbar sabotiert und konterkariert werden (hierher gehört auch der abwiegelnde Leserbrief von Gauger in der FAZ). Die Akademie begreift nicht, was sie an diesem Präsidenten hat, und macht sich wie schon früher lächerlich als Altherrenverein mit dem Zweck der Preisverleihung. Das ist wirklich sehr schade.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 24.10.2000 um 22.00
Ich habe es immer für ziemlich unwichtig gehalten, daß auf seiten der Reformkritiker auch mal sprachwissenschaftlich Fragwürdiges oder gar Falsches unterlaufen ist. Das passiert den Reformern selbst auch, und bei ihnen wiegt es schwerer, weil sie ja "Fachexperten" sein wollen (so die Selbstbezeichnung, vgl. mein Schildbürgerbuch). Am häufigsten trifft man den Versuch, die einzelnen Festlegungen des alten Dudens bis aufs I-Tüttelchen zu rechtfertigen, wobei man oft das Gras wachsen zu hören meint. Und gerade was das Hören betrifft, so verabsolutiert man oft die eigenen Aussprachegewohnheiten und Betonungen, obwohl sie manchmal nur der eigenen Mundart zugehören. Es gibt auch wohlbekannte Selbsttäuschungen, z. B. glauben manche Leute, zwischen "kälter" und "Kelter" einen Unterschied zu hören - eine reine Suggestion aus der Schrift. Na, und so weiter. Das ist, wie gesagt, ganz unwesentlich. Mir fehlt aber auch die Zeit, es jedesmal richtigzustellen und damit die betreffenden Ausführungen hieb- und stichfest zu machen. Ich darf auf meinen "Kritischen Kommentar" verweisen, der im Grunde alles enthält, was ich zu den einzelnen Themenbereichen zu sagen habe. Das ist auch meine Antwort auf die Aufforderung, ich möge an den Ausführungen des wirklich äußerst verdienstvollen und erfahrenen Kollegen Illauer noch einmal im einzelnen darlegen, wo er sich ein bißchen vertan hat. Illauer hat, wie ich in einem früheren Beitrag gesagt habe, genau das Wesentliche getroffen, und es ist wieder ein bloßes Ablenkungsmanöver, lang und breit von fragwürdigen Details zu reden. Herr Brückner hat also zwar in vielen Punkten recht, und man kann seinen Leserbrief als wertvollen Beitrag zur Diskussion durchaus anerkennen, aber den Hauptpunkt berührt er nicht. Übrigens ist er ein Schüler und Mitarbeiter des ausgezeichneten Freiburger Linguisten und Dialektforschers Ulrich Knoop, der seinerseits durch Zugehörigkeit zur Studiengruppe Geschriebene Sprache auch als hervorragender Kenner der deutschen Orthographie ausgewiesen ist. Die Freiburger Germanisten haben sich leider aus der Rechtschreibdiskussion weitgehend herausgehalten, vielleicht aufgrund übertriebener linguistischer Bedenken gegen manche ihnen allzu heftig erscheinende Reaktion der Reformgegner. Wie allerdings zwei andere Mitglieder der genannten Gruppe, Peter Eisenberg und Utz Maas, verschiedentlich gesagt haben, darf man bei diesem Übergriff der Staatsmacht nicht einfach mit akademischer Zurückhaltung und allenfalls Neugierde zusehen, was sich da an komischen Debatten abspielt, sondern muß sich zunächst einmal engagieren, um die unerhörten Ansprüche zurückzuweisen, und erst danach kann man wieder akademisch reden. (Ich umschreibe hier mit meinen eigenen Worten, glaube aber, daß die Kollegen das ungefähr so unterschreiben würden.) Die Studiengruppe hat sich früh gegen die Neuregelung ausgesprochen, zugeich aber eine wenig förderliche Berührungsscheu gegenüber den weniger akademischen Reformgegnern an den Tag gelegt. Hinter Friedrich Denk und seinen Freunden wollten sie sich nicht scharen, obwohl dies meiner Ansicht nach auch veritablen Professoren zu einer bestimmten Zeit sehr wohl angestanden hätte, und viele andere hatten ja auch keinerlei Bedenken. Wer allzu heikel ist, verurteilt sich selbst zur Wirkungslosigkeit. Das Verhalten der deutschen Germanistik bei dieser ganzen Affäre muß noch einmal im Zusammenhang dargestellt werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.10.2000 um 22.00
Dominik Brückners Leserbrief zu Wolfgang Illauers Artikel in der FAZ ist alles andere als ein wertvoller Beitrag zur Diskussion, als den man ihn laut Professor Ickler anerkennen kann. Illauer hatte, wie Ickler selbst bestätigt, genau das Wesentliche geschrieben und die Reform in vielerlei Hinsicht schärfstens kritisiert. Speziell als Widerlegung der Schulargumente der Kultusminister – das war nur ein Teil seiner Ausführungen – hatte Illauer in drei Schritten argumentiert: 1. Die Regeln sind erheblich verkompliziert und schwieriger geworden. 2. In der Schule spielt die Neuregelung keine Rolle. Beweis u. a. durch Fehlerstatistik. 3. Synthese bzw. Erklärung des bewußt als solchen bezeichneten scheinbaren Widerspruchs: Das liegt an der relativen Seltenheit derjenigen Schreibweisen, die von der Neuregelung geändert werden – in Schülertexten. Nun schmäht, ja verhöhnt ihn Brückner zuerst als durchgedrehten Fanatiker, stuft ihn als Laien ein, der keine Ahnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen habe, zerpflückt dann ein paar wenige fragwürdige Beispiele bzw. Argumente, um zu dem autoritären Schluß zu kommen: Wenn also de facto keine Änderung der Rechtschreibdidaktik eintritt, kann der Pädagoge auch nichts kritisieren. Das ist nicht nur überheblich, sondern argumentativ absolut unfair, auf dem alleruntersten Niveau. Denn Illauer hatte durchaus eine Fülle von mächtigen Argumenten gegen die Reform aufgeführt, sorgfältig entwickelt, anschaulich mit Beispielen und Begründungen belegt und ausgewogen dargestellt. Brückner geht darauf überhaupt nicht ein, erwähnt nicht einmal, daß irgend etwas richtig an Illauers Text sein könnte. Er greift lediglich Schritt 2 der Schul-Argumentation heraus, tut dabei so, als dürfte Illauer als Pädagoge nur diesen einen Gesichtspunkt (in der Schule praktisch irrelevant) äußern, und unterstellt ihm Unfähigkeit, logisch zu denken – denn Illauer hätte zu dem Schluß kommen müssen, daß er an der Reform überhaupt nichts kritisieren kann. Dabei legt sich Brückner kurz zuvor durchaus mit der Feststellung ins Zeug: ... daß der Grammatikunterricht an deutschen Schulen bei weitem zu kurz kommt, darüber kann kein Zweifel bestehen. Woraus sich im Zusammenspiel mit Brückners rhetorischer Frage Warum nicht gleich bei der neuen Regelung bleiben? (Antwort: Das ist ohne weiteres möglich!) ergibt, daß Brückner wirklich nur Spott für den Reformkritiker übrig hat. Brückner sagt also als Fazit: Grammatikunterricht ist eine Katastrophe, aber an der Rechtschreibreform kann man nichts kritisieren. Und: Illauer ist ein ideologisch durchgeknallter Laie, der nicht denken kann. Ich habe zu Illauer gesagt, daß seine heftige Kritik voll berechtigt ist, daß aber die Darstellung Rechtschreibreform ist in der Schule irrelevant ungeschickt war. Tatsächlich wurde dieser wunde Punkt ja von Brückner auf die denkbar übelste Weise ausgenutzt. Zu Brückner habe ich kommentiert, daß aus seiner Haltung gegenüber der Reform hervorgeht, daß er selbst keine Ahnung hat. Insofern finde ich Herrn Icklers Darstellung (verdienstvoll, akademisches Niveau usw.) doch ein wenig zu milde. Abgesehen von Brückners Ignoranz ist seine Überheblichkeit, sein höhnischer Tonfall an Unangemessenheit schwer zu überbieten, und mit Diskussion, einer fairen Auseinandersetzung über Argumente, hat sein Machwerk nichts zu tun.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 24.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Die Dokumentation der FAZ "Die Reform als Diktat", siehe Nachrichtenseite, wird wegen ihrer einzigartigen Bedeutung weite Verbreitung finden. Wegen des Buchinhalts könnte der Titel auch heißen: "Der Kampf der FAZ gegen die Rechtschreibreform". Der Titel "Die Reform als Diktat" ist jedoch zweckmäßiger, weil er den Politikern schlagwortartig zeigt, daß die "Reform" als Diktat eine für Demokraten nicht hinnehmbare Willkürmaßnahme ist, die die Grundregeln unserer Demokratie verletzt.
Christian Meier, der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, weist in der Einleitung der Dokumentation darauf hin, daß es noch nie in der deutschen Sprachgeschichte hingenommen wurde, wenn der Staat willkürlich in die Schrift und damit in die Sprache einzugreifen versuchte: "Vor unseren Ministern hat allein der unselige Reichsminister Rust 1941 und 1944 diese Einsicht in den Wind geschlagen, übrigens gestützt auf einen Kreis von ‚Reformern', in deren Tradition die heutigen stehen. Wenn man tiefere Eingriffe in die Schrift gegen den Willen der Sprachgemeinschaft (wie gegen langfristige Trends der Schriftentwicklung) anordnet, so stört das also nicht nur den Sinn für Sprache, sondern auch den für Recht und Demokratie." In Deutschland hätten sich die Mächtigen auf die Methode des Totschweigens, der Wiederholung immer gleicher Propaganda und des Aussitzens verlegt.
Das ist ein Armutszeugnis für unsere Demokratie. Um dem entgegenzuwirken, empfehle ich allen Lehrern, die FAZ-Dokumentation "Die Reform als Diktat" für den Sozialkunde- und Deutschunterricht anzuschaffen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 24.10.2000 um 22.00
Zusendung von Band 1 des READER'S DIGEST UNIVERSAL_Lexikon
Sehr geehrte Damen und Herren,
für die Zusendung von Band 1 des o.g. Lexikons bedanke ich mich. Das Lexikon als solches könnte mich überzeugen, - wenn es nicht nach der sogenannten Rechtschreibereform erschienen wäre. Diese sogenannte Reform ist nach meiner Meinung ein absoluter Schwachsinn (ich persönlich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich als Befürworterin dieser "Reform" genannt würde und wundere mich, daß Professoren sich an so etwas beteiligen) und ich bin überzeugt, daß sie früher oder später aufgehoben wird. Aus diesem Grund werde ich kein Buch kaufen, das nach der neuen Rechtschrift geschrieben wurde und bitte Sie daher, von weiteren Lieferungen an mich abzusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Maria Benöhr
Am Scharfengarten 6, 96317 Kronach
eingetragen von Theodor Ickler am 24.10.2000 um 22.00
Ich habe es immer für ziemlich unwichtig gehalten, daß auf seiten der Reformkritiker auch mal sprachwissenschaftlich Fragwürdiges oder gar Falsches unterlaufen ist. Das passiert den Reformern selbst auch, und bei ihnen wiegt es schwerer, weil sie ja "Fachexperten" sein wollen (so die Selbstbezeichnung, vgl. mein Schildbürgerbuch). Am häufigsten trifft man den Versuch, die einzelnen Festlegungen des alten Dudens bis aufs I-Tüttelchen zu rechtfertigen, wobei man oft das Gras wachsen zu hören meint. Und gerade was das Hören betrifft, so verabsolutiert man oft die eigenen Aussprachegewohnheiten und Betonungen, obwohl sie manchmal nur der eigenen Mundart zugehören. Es gibt auch wohlbekannte Selbsttäuschungen, z. B. glauben manche Leute, zwischen "kälter" und "Kelter" einen Unterschied zu hören - eine reine Suggestion aus der Schrift. Na, und so weiter. Das ist, wie gesagt, ganz unwesentlich. Mir fehlt aber auch die Zeit, es jedesmal richtigzustellen und damit die betreffenden Ausführungen hieb- und stichfest zu machen. Ich darf auf meinen "Kritischen Kommentar" verweisen, der im Grunde alles enthält, was ich zu den einzelnen Themenbereichen zu sagen habe. Das ist auch meine Antwort auf die Aufforderung, ich möge an den Ausführungen des wirklich äußerst verdienstvollen und erfahrenen Kollegen Illauer noch einmal im einzelnen darlegen, wo er sich ein bißchen vertan hat. Illauer hat, wie ich in einem früheren Beitrag gesagt habe, genau das Wesentliche getroffen, und es ist wieder ein bloßes Ablenkungsmanöver, lang und breit von fragwürdigen Details zu reden. Herr Brückner hat also zwar in vielen Punkten recht, und man kann seinen Leserbrief als wertvollen Beitrag zur Diskussion durchaus anerkennen, aber den Hauptpunkt berührt er nicht. Übrigens ist er ein Schüler und Mitarbeiter des ausgezeichneten Freiburger Linguisten und Dialektforschers Ulrich Knoop, der seinerseits durch Zugehörigkeit zur Studiengruppe Geschriebene Sprache auch als hervorragender Kenner der deutschen Orthographie ausgewiesen ist. Die Freiburger Germanisten haben sich leider aus der Rechtschreibdiskussion weitgehend herausgehalten, vielleicht aufgrund übertriebener linguistischer Bedenken gegen manche ihnen allzu heftig erscheinende Reaktion der Reformgegner. Wie allerdings zwei andere Mitglieder der genannten Gruppe, Peter Eisenberg und Utz Maas, verschiedentlich gesagt haben, darf man bei diesem Übergriff der Staatsmacht nicht einfach mit akademischer Zurückhaltung und allenfalls Neugierde zusehen, was sich da an komischen Debatten abspielt, sondern muß sich zunächst einmal engagieren, um die unerhörten Ansprüche zurückzuweisen, und erst danach kann man wieder akademisch reden. (Ich umschreibe hier mit meinen eigenen Worten, glaube aber, daß die Kollegen das ungefähr so unterschreiben würden.) Die Studiengruppe hat sich früh gegen die Neuregelung ausgesprochen, zugeich aber eine wenig förderliche Berührungsscheu gegenüber den weniger akademischen Reformgegnern an den Tag gelegt. Hinter Friedrich Denk und seinen Freunden wollten sie sich nicht scharen, obwohl dies meiner Ansicht nach auch veritablen Professoren zu einer bestimmten Zeit sehr wohl angestanden hätte, und viele andere hatten ja auch keinerlei Bedenken. Wer allzu heikel ist, verurteilt sich selbst zur Wirkungslosigkeit. Das Verhalten der deutschen Germanistik bei dieser ganzen Affäre muß noch einmal im Zusammenhang dargestellt werden.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.10.2000 um 22.00
Dominik Brückners Leserbrief zu Wolfgang Illauers Artikel in der FAZ ist alles andere als ein wertvoller Beitrag zur Diskussion, als den man ihn laut Professor Ickler anerkennen kann. Illauer hatte, wie Ickler selbst bestätigt, genau das Wesentliche geschrieben und die Reform in vielerlei Hinsicht schärfstens kritisiert. Speziell als Widerlegung der Schulargumente der Kultusminister – das war nur ein Teil seiner Ausführungen – hatte Illauer in drei Schritten argumentiert: 1. Die Regeln sind erheblich verkompliziert und schwieriger geworden. 2. In der Schule spielt die Neuregelung keine Rolle. Beweis u. a. durch Fehlerstatistik. 3. Synthese bzw. Erklärung des bewußt als solchen bezeichneten scheinbaren Widerspruchs: Das liegt an der relativen Seltenheit derjenigen Schreibweisen, die von der Neuregelung geändert werden – in Schülertexten. Nun schmäht, ja verhöhnt ihn Brückner zuerst als durchgedrehten Fanatiker, stuft ihn als Laien ein, der keine Ahnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen habe, zerpflückt dann ein paar wenige fragwürdige Beispiele bzw. Argumente, um zu dem autoritären Schluß zu kommen: Wenn also de facto keine Änderung der Rechtschreibdidaktik eintritt, kann der Pädagoge auch nichts kritisieren. Das ist nicht nur überheblich, sondern argumentativ absolut unfair, auf dem alleruntersten Niveau. Denn Illauer hatte durchaus eine Fülle von mächtigen Argumenten gegen die Reform aufgeführt, sorgfältig entwickelt, anschaulich mit Beispielen und Begründungen belegt und ausgewogen dargestellt. Brückner geht darauf überhaupt nicht ein, erwähnt nicht einmal, daß irgend etwas richtig an Illauers Text sein könnte. Er greift lediglich Schritt 2 der Schul-Argumentation heraus, tut dabei so, als dürfte Illauer als Pädagoge nur diesen einen Gesichtspunkt (in der Schule praktisch irrelevant) äußern, und unterstellt ihm Unfähigkeit, logisch zu denken – denn Illauer hätte zu dem Schluß kommen müssen, daß er an der Reform überhaupt nichts kritisieren kann. Dabei legt sich Brückner kurz zuvor durchaus mit der Feststellung ins Zeug: ... daß der Grammatikunterricht an deutschen Schulen bei weitem zu kurz kommt, darüber kann kein Zweifel bestehen. Woraus sich im Zusammenspiel mit Brückners rhetorischer Frage Warum nicht gleich bei der neuen Regelung bleiben? (Antwort: Das ist ohne weiteres möglich!) ergibt, daß Brückner wirklich nur Spott für den Reformkritiker übrig hat. Brückner sagt also als Fazit: Grammatikunterricht ist eine Katastrophe, aber an der Rechtschreibreform kann man nichts kritisieren. Und: Illauer ist ein ideologisch durchgeknallter Laie, der nicht denken kann. Ich habe zu Illauer gesagt, daß seine heftige Kritik voll berechtigt ist, daß aber die Darstellung Rechtschreibreform ist in der Schule irrelevant ungeschickt war. Tatsächlich wurde dieser wunde Punkt ja von Brückner auf die denkbar übelste Weise ausgenutzt. Zu Brückner habe ich kommentiert, daß aus seiner Haltung gegenüber der Reform hervorgeht, daß er selbst keine Ahnung hat. Insofern finde ich Herrn Icklers Darstellung (verdienstvoll, akademisches Niveau usw.) doch ein wenig zu milde. Abgesehen von Brückners Ignoranz ist seine Überheblichkeit, sein höhnischer Tonfall an Unangemessenheit schwer zu überbieten, und mit Diskussion, einer fairen Auseinandersetzung über Argumente, hat sein Machwerk nichts zu tun.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 24.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Die Dokumentation der FAZ "Die Reform als Diktat", siehe Nachrichtenseite, wird wegen ihrer einzigartigen Bedeutung weite Verbreitung finden. Wegen des Buchinhalts könnte der Titel auch heißen: "Der Kampf der FAZ gegen die Rechtschreibreform". Der Titel "Die Reform als Diktat" ist jedoch zweckmäßiger, weil er den Politikern schlagwortartig zeigt, daß die "Reform" als Diktat eine für Demokraten nicht hinnehmbare Willkürmaßnahme ist, die die Grundregeln unserer Demokratie verletzt.
Christian Meier, der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, weist in der Einleitung der Dokumentation darauf hin, daß es noch nie in der deutschen Sprachgeschichte hingenommen wurde, wenn der Staat willkürlich in die Schrift und damit in die Sprache einzugreifen versuchte: "Vor unseren Ministern hat allein der unselige Reichsminister Rust 1941 und 1944 diese Einsicht in den Wind geschlagen, übrigens gestützt auf einen Kreis von ‚Reformern', in deren Tradition die heutigen stehen. Wenn man tiefere Eingriffe in die Schrift gegen den Willen der Sprachgemeinschaft (wie gegen langfristige Trends der Schriftentwicklung) anordnet, so stört das also nicht nur den Sinn für Sprache, sondern auch den für Recht und Demokratie." In Deutschland hätten sich die Mächtigen auf die Methode des Totschweigens, der Wiederholung immer gleicher Propaganda und des Aussitzens verlegt.
Das ist ein Armutszeugnis für unsere Demokratie. Um dem entgegenzuwirken, empfehle ich allen Lehrern, die FAZ-Dokumentation "Die Reform als Diktat" für den Sozialkunde- und Deutschunterricht anzuschaffen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 24.10.2000 um 22.00
Zusendung von Band 1 des READER'S DIGEST UNIVERSAL_Lexikon
Sehr geehrte Damen und Herren,
für die Zusendung von Band 1 des o.g. Lexikons bedanke ich mich. Das Lexikon als solches könnte mich überzeugen, - wenn es nicht nach der sogenannten Rechtschreibereform erschienen wäre. Diese sogenannte Reform ist nach meiner Meinung ein absoluter Schwachsinn (ich persönlich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich als Befürworterin dieser "Reform" genannt würde und wundere mich, daß Professoren sich an so etwas beteiligen) und ich bin überzeugt, daß sie früher oder später aufgehoben wird. Aus diesem Grund werde ich kein Buch kaufen, das nach der neuen Rechtschrift geschrieben wurde und bitte Sie daher, von weiteren Lieferungen an mich abzusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Maria Benöhr
Am Scharfengarten 6, 96317 Kronach
eingetragen von Manfred Riebe am 23.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Heute,nicht am 25.11.2000, steht in der FAZ ein Leserbrief gegen den Artikel von Wolfgang Illauer.
Man lernt nie aus. Für die, die sich für die neuesten Erkenntnisse der modernen Schreib- und Leseforschung interessieren, die Kontaktadresse:
MA Dominik Brückner, Furtwänglerstr. 17, Freiburg, Tel. (0761) 696 39 10, Linguist an der Universität Freiburg.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.10.2000 um 22.00
Norbert Schäbler: Erklärung in Sachen der am eigenen Leib erfahrenen "Pressezensur"
Vorspann: Wenn ich erst jetzt auf die Seiten des Gästebuches reagiere, dann liegt das daran, daß sich der Inhalt des "Gästebuches" meiner Kenntnis entzog. Wenn ich überhaupt reagiere, dann nicht wegen meiner Person, sondern wegen der Sache. Man mag es glauben, oder nicht!
Sachdarstellung: Im Schuljahr 1996/97 war ich verantwortlich für die 10. Ausgabe der Schülerzeitung "Boh-ey" an der Volksschule Laufach (bei Aschaffenburg). Diese Schülerzeitung hatte ich bis dato sieben Jahre in Folge betreut. 1996/97 war ich sogenannter "Lokl" (Lehrer ohne Klassenführung) und mein Hauptkontingent der Stunden verbrachte ich in zwei neunten Jahrgangsstufen mit den Fächern Mathematik, Geschichte, Sozialkunde und Biologie.
Schüler dieser neunten Jahrgangsstufe (zwischen 14 und 16 Jahre alt) erklärten sich bereit zur freiwilligen Mitarbeit an der Schülerzeitung.
Zur damaligen Zeit unterrichtete ich nicht den Fachbereich Deutsch. Das brachte mir unter anderem eine Rüge des Schulamtes ein, als ich die Prüfungen des Qualifizierenden Hauptschulabschlusses des Jahres 1997 in Bayern beanstandete. Mein berechtigter Hinweis auf Mängel - öffentlich gemacht im Main-Echo Aschaffenburg im Juli 1997 - wurde vom Staatlichen Schulamt im Landkreis Aschaffenburg am 04.09.97 als gegenstandslos beanstandet, da ich für den Fachbereich Deutsch in diesem Jahre nicht zuständig gewesen sei. Die Korrektur sei, mit Ausnahme meiner Einmischung, problemlos verlaufen.
In der Schülerzeitung des Jahres 1996/97 habe ich mich mit 18 Seiten zu Wort gemeldet. Der Gesamtumfang der Zeitung betrug 72 Seiten. Mein Lehrerbeitrag umfaßte 25 Prozent der Schülerzeitung. Für meine überdimensionale Einmischung bestand keine unbedingte Notwendigkeit, denn die damaligen Schüler waren unbedingt fähig, die Seiten selbst zu füllen.
Ich dagegen empfand eine kausale Notwendigkeit - gerade auf dieser Plattform - denn erstmals war im Schuljahr 1996/97 die Neuschreibung per Rechtschreiberlaß für die Schulen verordnet worden. Die Schülerzeitung erschien in alter Schreibweise, womit meine Einflußnahme mit 100 Prozent zu beziffern ist.
Kommentierender Rückblick: Seinerzeit war ich der Meinung, daß ein grober Klotz - was immer darunter zu verstehen ist - das Rad des verordneten kultusministeriellen "Blözinns" zum Stillstand bringen könnte. Ich war der Meinung, daß man Sachzwänge sowie personelle Nichtig- und Notwendigkeiten sehr wohl trennen könne. Ich hatte die Überzeugung, daß, wenn man einmal in den Kreis der noch mehr Verantwortlichen vorgedrungen sei, die ursprünglich Verantwortlichen entlastet würden. Aber das ist nicht so!
Im Klartext: Ich hatte damals ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Kollegium und ein geradezu freundschaftliches Verhältnis mit meinem Rektor. Zudem hatte ich 25 Jahre lang als freier Mitarbeiter des Main-Echo Aschaffenburg gearbeitet; summa summarum hatte ich eine gewisse Hausmacht.
All das war plötzlich weg. Und ich meine zu ahnen, warum!
Rechtfertigung?: Vier Jahre später würde ich anders handeln. Eine Steigerung zu damals wäre das Symbol "Maschinenpistole". Allerdings bin ich ein gewaltfreier Mensch. Ich bin Nachkriegsjahrgang, 51er. Ich würde - wäre ich der damaligen Gefühlsbetroffenheit ausgeliefert - meine Lockerheit bewahren, die mir das System bis zur Verbissenheit umgebogen hat.
Und deshalb kämpfe ich künftig nicht mehr gegen die Dummheit - dagegen kämpfen Götter selbst vergebens - sondern für meine ureigenen Werte.
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
eingetragen von Manfred Riebe am 23.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
_________________________________________
MELDUNG DER WOCHE:
Das sagen die LISA-Leser zur Rechtschreibreform
Vor einigen Wochen fragten wir Sie, liebe Leser/innen, was Sie von der Rechtschreibreform und von der Überlegung die Neuregelung wieder rückgängig zu machen, halten. Das Ergebnis der Umfrage war eindeutig. 88 Prozent sind gegen die Rechtschreibreform. Lediglich zwölf Prozent befürworteten sie. (Es folgen 5 Zitate aus zugesandten Briefen).
In: LISA Nr. 40 vom 27.09.2000, S. 3
_________________________________________
LISA erscheint wöchentlich in der Medien Innovation GmbH
Am Kestendamm 1, 77652 Offenburg,
Chefredakteur: Gerd Grohbrüg
Tel. (0781) 84 51 47, Fax: (0781) 84 51 22
Netzpost: knaeblec@mig.burda.com
Hubert Burda Media
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 23.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Dominik Brückners nennt Kurt Reumanns Rezension des Buches von Birken-Bertsch und Markner: "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus" einen "Artikel" und meint, dieser sei am 5. Oktober erschienen. In Wirklichkeit erschien die Rezension Reumanns in der FAZ vom 2. Oktober. Wenn gleich am Anfang solche Ungenauigkeiten auftreten, dann sollte man den Text Brückners sehr genau auf weitere Unstimmigkeiten und Zitierfehler prüfen. Dies um so mehr, als Brückner sofort vom wissenschaftlichen Niveau auf die ideologische Ebene herabsteigt und Wolfgang Illauer ironisch als "antifaschistischen Kämpfer gegen die (...) Kultusminister" tituliert, um die Kultusminister in Schutz zu nehmen. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Kultusminister jemals vorher so in Schutz genommen wurden.
Neben Brückner wird plötzlich auch Wolfgang Illauer, der vorher gelobt wurde, kritisiert, aber ohne daß man weiß, warum:
1. Professor Ickler: "Die sprachwissenschaftlichen Einwände gegen Wolfgang Illauers Darstellung sind großenteils berechtigt."
2. Wolfgang Wrase: "Herr Brückner trifft den wunden Punkt bei Herrn Illauers Darstellung: Herr Illauer kann schlecht zugleich behaupten, die Rechtschreibreform sei a) irrelevant (an den Schulen) und b) eine unüberbietbare Zumutung."
3. Reinhard Markner: "Daß Ihr Text ebensowenig wie der Illauers von Ungenauigkeiten frei ist, ..."
Manöverkritik ist sicher nötig. Aber aus den Behauptungen ergeben sich Fragen.. Der Originaltext Wolfgang Illauers, den er bei der Jahreshauptversammlung am 1. Oktober in Aschaffenburg verteilte, wurde von der FAZ gekürzt, so daß sich daraus Mißverständnisse ergeben könnten. Aber auch unabhängig davon wäre es im Rahmen der Manöverkritik wichtig zu erfahren, um welche Einwände und Ungenauigkeiten es sich handelt. Dann könnte man sie prüfen. Wenn sie stichhaltig wären, könnte man ähnliche Fehler in Zukunft vermeiden.
Der von Reinhard Markner verwendete Begriff "schlichter Pauker" ist übrigens für einen Pädagogen, ganz besonders für einen Studiendirektor, der Deutsch, Latein, Griechisch und Ethik unterrichtet, nicht der passende Ausdruck. Die Anforderungen des Lehrerberufes gehen weit über das Pauken eines Stoffes hinaus.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Reinhard Markner am 23.10.2000 um 22.00
Ich habe den Artikel nicht vor mir, kann mich aber erinnern, daß mir schon beim ersten Lesen an diversen Stellen unbehaglich war. (Immerhin erschien er mir wesentlich klarer als die Einlassungen von Herrn Schäbler, deren Sinn mir verborgen ist.) Da ich mich bisher nicht zu Illauers Artikel geäußert habe, bedeutet meine Bemerkung über die darin enthaltenen Ungenauigkeiten keine Kehrtwendung meinerseits. Die Bezeichnung "schlichter Pauker" wiederum karikiert natürlich nur die herablassende Haltung Brückners.
Reinhard Markner
eingetragen von Manfred Riebe am 23.10.2000 um 22.00
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- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Heute,nicht am 25.11.2000, steht in der FAZ ein Leserbrief gegen den Artikel von Wolfgang Illauer.
Man lernt nie aus. Für die, die sich für die neuesten Erkenntnisse der modernen Schreib- und Leseforschung interessieren, die Kontaktadresse:
MA Dominik Brückner, Furtwänglerstr. 17, Freiburg, Tel. (0761) 696 39 10, Linguist an der Universität Freiburg.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
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Norbert Schäbler: Erklärung in Sachen der am eigenen Leib erfahrenen "Pressezensur"
Vorspann: Wenn ich erst jetzt auf die Seiten des Gästebuches reagiere, dann liegt das daran, daß sich der Inhalt des "Gästebuches" meiner Kenntnis entzog. Wenn ich überhaupt reagiere, dann nicht wegen meiner Person, sondern wegen der Sache. Man mag es glauben, oder nicht!
Sachdarstellung: Im Schuljahr 1996/97 war ich verantwortlich für die 10. Ausgabe der Schülerzeitung "Boh-ey" an der Volksschule Laufach (bei Aschaffenburg). Diese Schülerzeitung hatte ich bis dato sieben Jahre in Folge betreut. 1996/97 war ich sogenannter "Lokl" (Lehrer ohne Klassenführung) und mein Hauptkontingent der Stunden verbrachte ich in zwei neunten Jahrgangsstufen mit den Fächern Mathematik, Geschichte, Sozialkunde und Biologie.
Schüler dieser neunten Jahrgangsstufe (zwischen 14 und 16 Jahre alt) erklärten sich bereit zur freiwilligen Mitarbeit an der Schülerzeitung.
Zur damaligen Zeit unterrichtete ich nicht den Fachbereich Deutsch. Das brachte mir unter anderem eine Rüge des Schulamtes ein, als ich die Prüfungen des Qualifizierenden Hauptschulabschlusses des Jahres 1997 in Bayern beanstandete. Mein berechtigter Hinweis auf Mängel - öffentlich gemacht im Main-Echo Aschaffenburg im Juli 1997 - wurde vom Staatlichen Schulamt im Landkreis Aschaffenburg am 04.09.97 als gegenstandslos beanstandet, da ich für den Fachbereich Deutsch in diesem Jahre nicht zuständig gewesen sei. Die Korrektur sei, mit Ausnahme meiner Einmischung, problemlos verlaufen.
In der Schülerzeitung des Jahres 1996/97 habe ich mich mit 18 Seiten zu Wort gemeldet. Der Gesamtumfang der Zeitung betrug 72 Seiten. Mein Lehrerbeitrag umfaßte 25 Prozent der Schülerzeitung. Für meine überdimensionale Einmischung bestand keine unbedingte Notwendigkeit, denn die damaligen Schüler waren unbedingt fähig, die Seiten selbst zu füllen.
Ich dagegen empfand eine kausale Notwendigkeit - gerade auf dieser Plattform - denn erstmals war im Schuljahr 1996/97 die Neuschreibung per Rechtschreiberlaß für die Schulen verordnet worden. Die Schülerzeitung erschien in alter Schreibweise, womit meine Einflußnahme mit 100 Prozent zu beziffern ist.
Kommentierender Rückblick: Seinerzeit war ich der Meinung, daß ein grober Klotz - was immer darunter zu verstehen ist - das Rad des verordneten kultusministeriellen "Blözinns" zum Stillstand bringen könnte. Ich war der Meinung, daß man Sachzwänge sowie personelle Nichtig- und Notwendigkeiten sehr wohl trennen könne. Ich hatte die Überzeugung, daß, wenn man einmal in den Kreis der noch mehr Verantwortlichen vorgedrungen sei, die ursprünglich Verantwortlichen entlastet würden. Aber das ist nicht so!
Im Klartext: Ich hatte damals ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Kollegium und ein geradezu freundschaftliches Verhältnis mit meinem Rektor. Zudem hatte ich 25 Jahre lang als freier Mitarbeiter des Main-Echo Aschaffenburg gearbeitet; summa summarum hatte ich eine gewisse Hausmacht.
All das war plötzlich weg. Und ich meine zu ahnen, warum!
Rechtfertigung?: Vier Jahre später würde ich anders handeln. Eine Steigerung zu damals wäre das Symbol "Maschinenpistole". Allerdings bin ich ein gewaltfreier Mensch. Ich bin Nachkriegsjahrgang, 51er. Ich würde - wäre ich der damaligen Gefühlsbetroffenheit ausgeliefert - meine Lockerheit bewahren, die mir das System bis zur Verbissenheit umgebogen hat.
Und deshalb kämpfe ich künftig nicht mehr gegen die Dummheit - dagegen kämpfen Götter selbst vergebens - sondern für meine ureigenen Werte.
Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach
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Das sagen die LISA-Leser zur Rechtschreibreform
Vor einigen Wochen fragten wir Sie, liebe Leser/innen, was Sie von der Rechtschreibreform und von der Überlegung die Neuregelung wieder rückgängig zu machen, halten. Das Ergebnis der Umfrage war eindeutig. 88 Prozent sind gegen die Rechtschreibreform. Lediglich zwölf Prozent befürworteten sie. (Es folgen 5 Zitate aus zugesandten Briefen).
In: LISA Nr. 40 vom 27.09.2000, S. 3
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Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 23.10.2000 um 22.00
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- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Dominik Brückners nennt Kurt Reumanns Rezension des Buches von Birken-Bertsch und Markner: "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus" einen "Artikel" und meint, dieser sei am 5. Oktober erschienen. In Wirklichkeit erschien die Rezension Reumanns in der FAZ vom 2. Oktober. Wenn gleich am Anfang solche Ungenauigkeiten auftreten, dann sollte man den Text Brückners sehr genau auf weitere Unstimmigkeiten und Zitierfehler prüfen. Dies um so mehr, als Brückner sofort vom wissenschaftlichen Niveau auf die ideologische Ebene herabsteigt und Wolfgang Illauer ironisch als "antifaschistischen Kämpfer gegen die (...) Kultusminister" tituliert, um die Kultusminister in Schutz zu nehmen. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Kultusminister jemals vorher so in Schutz genommen wurden.
Neben Brückner wird plötzlich auch Wolfgang Illauer, der vorher gelobt wurde, kritisiert, aber ohne daß man weiß, warum:
1. Professor Ickler: "Die sprachwissenschaftlichen Einwände gegen Wolfgang Illauers Darstellung sind großenteils berechtigt."
2. Wolfgang Wrase: "Herr Brückner trifft den wunden Punkt bei Herrn Illauers Darstellung: Herr Illauer kann schlecht zugleich behaupten, die Rechtschreibreform sei a) irrelevant (an den Schulen) und b) eine unüberbietbare Zumutung."
3. Reinhard Markner: "Daß Ihr Text ebensowenig wie der Illauers von Ungenauigkeiten frei ist, ..."
Manöverkritik ist sicher nötig. Aber aus den Behauptungen ergeben sich Fragen.. Der Originaltext Wolfgang Illauers, den er bei der Jahreshauptversammlung am 1. Oktober in Aschaffenburg verteilte, wurde von der FAZ gekürzt, so daß sich daraus Mißverständnisse ergeben könnten. Aber auch unabhängig davon wäre es im Rahmen der Manöverkritik wichtig zu erfahren, um welche Einwände und Ungenauigkeiten es sich handelt. Dann könnte man sie prüfen. Wenn sie stichhaltig wären, könnte man ähnliche Fehler in Zukunft vermeiden.
Der von Reinhard Markner verwendete Begriff "schlichter Pauker" ist übrigens für einen Pädagogen, ganz besonders für einen Studiendirektor, der Deutsch, Latein, Griechisch und Ethik unterrichtet, nicht der passende Ausdruck. Die Anforderungen des Lehrerberufes gehen weit über das Pauken eines Stoffes hinaus.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Reinhard Markner am 23.10.2000 um 22.00
Ich habe den Artikel nicht vor mir, kann mich aber erinnern, daß mir schon beim ersten Lesen an diversen Stellen unbehaglich war. (Immerhin erschien er mir wesentlich klarer als die Einlassungen von Herrn Schäbler, deren Sinn mir verborgen ist.) Da ich mich bisher nicht zu Illauers Artikel geäußert habe, bedeutet meine Bemerkung über die darin enthaltenen Ungenauigkeiten keine Kehrtwendung meinerseits. Die Bezeichnung "schlichter Pauker" wiederum karikiert natürlich nur die herablassende Haltung Brückners.
Reinhard Markner
eingetragen von Theodor Ickler am 22.10.2000 um 22.00
Herr Riebe hatte zu Hans-Martin Gaugers Leserbrief geschrieben: "Auch daß Gauger gerade auf diese diktatorische Vorgehensweise nicht eingeht, vertieft den Gesamteindruck, daß sein Leserbrief möglicherweise auf einen Wink im Auftrag des baden-württembergischen Kultusministeriums entstand." - Das ist keine Frage "im Rahmen der Methode der dialektischen Argumentation", sondern eine Verdächtigung, die besonders in bezug auf einen nicht weisungsgebundenen Hochschullehrer ehrenrührig ist und zudem hier völlig unbegründet. Ich habe nachzuweisen versucht und hätte das noch ausführlicher tun können, wenn es der Mühe wert wäre, daß Prof. Gauger sich über die Jahrzehnte hin völlig treu bleibt, wenn er zur Vorsicht im Umgang mit Vergleichen und Analogien mahnt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 22.10.2000 um 22.00
Herr Riebe hatte zu Hans-Martin Gaugers Leserbrief geschrieben: "Auch daß Gauger gerade auf diese diktatorische Vorgehensweise nicht eingeht, vertieft den Gesamteindruck, daß sein Leserbrief möglicherweise auf einen Wink im Auftrag des baden-württembergischen Kultusministeriums entstand." - Das ist keine Frage "im Rahmen der Methode der dialektischen Argumentation", sondern eine Verdächtigung, die besonders in bezug auf einen nicht weisungsgebundenen Hochschullehrer ehrenrührig ist und zudem hier völlig unbegründet. Ich habe nachzuweisen versucht und hätte das noch ausführlicher tun können, wenn es der Mühe wert wäre, daß Prof. Gauger sich über die Jahrzehnte hin völlig treu bleibt, wenn er zur Vorsicht im Umgang mit Vergleichen und Analogien mahnt.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 21.10.2000 um 22.00
Lieber Herr Dräger,
gute Nacht, Jux-Deutschland, schrieben Sie, und:
Für die deutsche Schriftsprache wäre es vielleicht
besser, wenn man sie privatisierte und die
Kontrollizenzen an die Japaner verkaufte - die
würden sie wenigstens achten und vor
unqualifiziertem Herumpfuschen in Schutz nehmen.
Sie haben ganz recht, nur, wie soll ich das dann bezahlen, etwa durch eine Nutzungsgebühr pro Zugriff auf eine im Internet rotierende Schriftsprache-CD?
Falls man unter Schriftsprache auch Goethes Werke oder Schillers Werke versteht, dann ist die Sache längst schon gelaufen. Nur haben nicht die Japaner die Lizenz, sondern wohl die Engländer.
Das Jahresabonnement für Goethe in der Weimarer Ausgabe kostet 1000, - Mark, wie man mir mitteilt. Und der Preis für die CD beträgt 4 425 britische Pfund. Schiller dürfte nicht viel billiger sein.
Das ist mir zu teuer. Deshalb behelfe ich mich beim Faust mit einem Reclam-Heftchen, das, nach Angaben auf der letzten Seite, der sogenannten Weimarer Ausgabe folgt.
Ein kleiner, übler Haken ist dabei. Ich zitiere ihn:
Orthographie und Interpunktion wurden bei Wahrung des Lautbestandes .....
Ich muß ihn noch einmal zitieren: .... wurden bei Wahrung des Lautbestandes behutsam dem heutigen Gebrauch angeglichen, ...
Was ist daran so übel?
Nun, dieses bei Wahrung des Lautbestandes passierte den Dichtern Goethe, Theodor Storm, Schiller, Theodor Fontane, Kleist, Lessing und allen Klassikern seit ca. 1880 durch die Bemühungen sogenannter orthographischer Konferenzen. - Bismarck soll zwar seinen Beamten verboten haben, unter Androhung stärkster Strafen, einen Buchstaben h beim Th wie beim Wort That zu streichen. - Das stand mal auf der Seite rechtschreibreform.com. - Leider aber starb Bismarck 1895, ein gebildeter Mann, der wohl die großen deutschen Dichter nicht kastrieren lassen wollte.
Bei der Reform 1901 soll sich der Kaiser, wohl auch ein gebildeter Mann, geweigert haben, die Machenschaften der orthographischen Konferenz unter Führung eines offenbar völlig ungebildeten Duden zu unterschreiben.
Danach muß die Wahrung des Lautbestandes ihren amtlichen Lauf genommen haben, und ich komme mit Storms Das Himmelstor ist aufgetan nicht zurecht, außer ich umgehe die Wahrung des Lautbestandes und schreibe: Das Himmelsthor ist aufgethan.
Dann betrachte ich die 26 Buchstaben, die Storm hier wohl schrieb und vergleiche damit die schäbige Lautbestandswahrung von nur 24 Buchstaben. Und ich denke an Storms Besuche in den jüdischen Salons in Berlin, und ich denke bei 26 an eine Summe des Tetragramms. Und ich denke weiter: Kann es zutreffend sein, daß die Wahrung des Lautbestandes behutsam dem Dichter ein gesetztes Tetragramm zerstörte? Und, verkehrten in den jüdischen Salons von Berlin nicht auch Fontane, Keller und viele andere Dichter? Und, bedeutet die behutsame Lautbestandswahrung nicht den krassesten Antisemitismus?
Der Rechtschreibduden kennt das Wort Tetragramm nicht, stattdessen soll er neu Maschendrahtzaun aufgenommen haben.
Goethe, das wußten die Faustforscher um 1901 noch, hat Hebräisch gelernt, die Kabbala studiert und deren Systeme nicht nur benutzt, sondern auch verbessert und verfeinert.
Will ich nun eine Zeile von Goethe lesen, eine aus der Weimarer Ausgabe, eine solche, die nicht von der behutsamen Wahrung des Lautbestandes betroffen wurde, und das per Internet, dann darf ich erst einmal 1000 Mark bezahlen. Überspitzt könnte ich formulieren:
Ein richtiges Wort von Goethe kostet 1000 Mark.
Gehe ich nun in eine Buchhandlung, suche ich irgendeinen klassischen Dichter, dann finde ich nur Lautbestandswahrungen vor, alles Fälschungen, auf deutsch. Und alles offenbar seit 1901 staatlich angeordnete Fälschungen.
Jux-Deutschland ist gut, doch bisweilen ersetze ich es durch Deutschland - Land der Fälscher. Am schlimmsten finde ich die Zerstörungen von tausenden Tetragrammen in der Dichtung durch amtlich verordnete Lautbestandswahrungen. Welcher Verleger wagt es, diesen staatlichen Dauer-Antisemitismus zu bekämpfen, etwa durch Herausgabe von Dichtern im Original?
Die Schweiz bringt gerade Gottfried Keller neu heraus in seinen Originalschreibweisen, eine Ausnahme.
England, Amerika und Australien bringen die King James Bibel heraus, wo ist eine Lutherbibel?
Will ich ein Lied von Gershwin im Original, etwa von 1924 The Man I Love, kein Problem, das gibt es zu erschwinglichen Preisen, die Amerikaner fälschen ihren Gershwin nicht, - was ist aber mit Bach, Beethoven und deren Liedern und Texten, - alle marktüblichen Fassungen sind gefälschte.
Gewiß, in den Bibliotheken der Universitäten, da soll es noch Originalfassungen geben, das ist mühsam, zeitaufwendig, kostspielig. Wer weiß, vielleicht lebt der Deutsche bequemer und billiger mit seinen Fälschungen und Fälschungen von Fälschungen unter Wahrung des Lautbestandes.
Wie oft hat der Duden schon sich selbst gefälscht?
Einen Unterschied zwischen unqualifiziertem Herumpfuschen oder qualifiziertem Herumpfuschen
mache ich zur Zeit nicht, da, was die großen Klassiker angeht, ich ganz einfach auf Originalausgaben hinauswill, falls es solche überhaupt noch gibt oder je gegeben hat.
Lieber Herr Dräger, Jux-Deutschland ist doch gut. Warum haben die Engländer eine Schiller- und eine Goethe-CD? Viele Universitäten in der ganzen Welt, sogar solche in Jux-Deutschland, greifen darauf zu, die Einnahmen der Engländer sind gewiß nicht schlecht, oder sind es Amerikaner, die die Lizenzen besitzen und vermarkten.
Ich glaube, ein Jux-Deutscher, der deutsche Dichter in Originalfassungen herausbringt, macht sich vielleicht sogar strafbar wegen des amtlich verordneten Fälschungsverfahrens seit 1901 mit seinem Dauerantisemitismus.
Zumindest die Kultusministerkonferenz würde wohl gegen einen solchen Jux-Deutschen vorgehen wollen, dann die Philologenverbände, Elternvereine, Parteien, vielleicht auch die Zwischenstaaten, die Brotschreiberagenturen, die Schulbuchverlage usw. usw., denn Jux-Deutschland soll Jux-Deutschland bleiben, nicht das Land der Dichter und Denker, sondern das Land der Dauerfälscher seiner Dichter und Denker und das Land der behutsamen Wahrer des Lautbestandes.
Vor dem Bundesverfassungsgericht hätte der Mann wohl auch keine Chance oder doch?
Wie Sie vielleicht gesehen haben, bin ich dem Knecht Rupprecht von ThStorm hinterher, doch weiß ich noch nicht einmal den Titel richtig, Rusprecht, Ruprecht oder Rupprecht, ein untragbarer Zustand, finden Sie nicht auch?
Wenn Sie Ickler fragen oder andere kundige Leute, können Sie da sicher sein, ob man die richtige Antwort kennt bei all den herumpfuschenden Wahrungen des Lautbestandes, die seit 1862 diesen Titel betroffen haben könnten?
Weihnachten werden soll es bald wieder, wer verhilft mir zum richtigen Originaltitel?
Wer hat eine gedruckte Fassung von vor 1880?
Freundliche Grüße
Rolf Genzmann
Rolf Genzmann
Hausdorffstr. 233, 53129 Bonn
eingetragen von Reinhard Markner am 21.10.2000 um 22.00
Ich kenne krassere Formen des Judenhasses als die Auslassung von zwei Buchstaben, so töricht und ungerechtfertigt diese auch sein mag.
Ging es auf diesen Seiten nicht jüngst um die Frage, welche Form der Äußerung noch als maßvoll anerkannt werden kann?
Reinhard Markner
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.10.2000 um 22.00
Kabbalistik war einmal Volkssport Eingeweihter. Aber man kann die Entschlüsselungswut auch übertreiben. Schon vor hundert Jahren argwöhnte jemand, Goethe habe mit der Tagebucheintragung dem Hauptgeschäfte gewidmet" nicht seine Amtstätigkeit als Geheimer Rat gemeint, sondern er habe in dieser Zeit seine Literatur verschlüsselt, also Buchstaben gezählt und nach den beabsichtigten Codes zurechtgestutzt. Vor einiger Zeit hat ein Musiker in den Werken Bachs die Noten gezählt und Behauptungen aufgestellt, nach denen der Komponist vor lauter Notenzählen kaum zum Komponieren gekommen sein kann. Nicht zu vergessen ist der Bible Code", der uns die Zeitungen ersparen könnte, weil alles schon darinsteht, wenn wir nur richtig zu zählen verstünden. Vielleicht ist der Volksentscheid in Schleswig-Holstein auch deswegen gekippt worden, weil die Politiker mit dem Zählen der Bücher gemäß Schulgesetz überfordert waren. Wenn es um Demokratie geht, können die bekanntlich nicht bis drei zählen. – Aber wir, die wir uns zu den Verteidigern der besseren Rechtschreibung zählen, sollten uns damit begnügen, wenn unsere Meinung zählt.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 21.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Allmählich frage ich mich, ob etwa ich für den Leserbrief Gaugers verantwortlich bin. Mir war nicht bewußt, daß meine bloße Frage, ob Gauger möglicherweise einem "Wink" aus dem Kultusministerium gefolgt sei, für einen Professor (der auf Grund des Grundrechtes der Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre völlig unabhängig ist,) besonders ehrenrührig und die Frageform besonders verwerflich sei. Ich ging im Gegenteil davon aus, daß eine Frage eben keine Behauptung sei, sondern eine Frage, bei der (im Rahmen der Methode der dialektischen Argumentation) als Antwort sehr wohl auch das Gegenteil herauskommen könne.
Es ehrt Sie, Herr Ickler, für Ihren Kollegen Gauger so nachdrücklich einzutreten. Aber was ist mit Ihrer Behauptung, ich hätte meine Vermutung in der Hoffnung ausgesprochen, daß etwas "hängenbleiben" werde? Mir fällt dabei spontan nur der bösartige Anonymus "Kleinreich" aus dem Gästebuch ein. Mit dem möchte ich nun wirklich nicht verglichen werden. Meine Vermutung äußerte ich in der Sache und verwendete sie nicht als "Waffe"(!) gegen einen Menschen, um diesen zu verletzen. Wenn dieser militante Eindruck entstanden sein sollte, bitte ich für meine Frage um Entschuldigung.
Daß Hans-Martin Gauger als Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kein Freund der Rechtschreibreform sein kann, war mir klar. Bei aller Achtung vor dem Grundrecht der Freiheit der Wissenschaft bedeutet dieses Grundrecht aber auch eine Grundpflicht, wissenschaftlich und besonders sorgfältig zu arbeiten. Deswegen wirft Gaugers unglaublich fehlerhafter Leserbrief Fragen auf. Stimmt denn überhaupt Gaugers Unterstellung, daß irgend jemand allein wegen der Identität der heutigen Rechtschreibreform mit der des Dritten Reiches den Kultusministern einen Vorwurf mache? Wer soll dies nachweisbar getan haben? Gaugers These, man mache den Kultusministern wegen der Identität der Reformen einen Vorwurf, steht jedenfalls im Gegensatz zu seiner "Argumentationsfigur", man könne alles mit allem vergleichen, ohne es gleichzusetzen.
Inwieweit wurde z.B. jene Rechtschreibkommission der Akademie bzw. Gauger öffentlich gegen die Rechtschreibreform aktiv? Ist Gauger z.B. dem IDS-Direktor Gerhard Stickel entgegengetreten? Gibt es einen Leserbrief oder Artikel Gaugers gegen die Rechtschreibreform?
Die Frage nach Gaugers Motiven zu seinem Leserbrief bleibt trotz aller Spekulation unbeantwortet.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Jürgen Streich am 21.10.2000 um 22.00
Unter der obigen Überschrift habe ich einen Beitrag auf meiner eigenen Homepage (http://members.tripod.de/jstreich) in der Rubrik Aktuelles. Ich werde dort einen Hyperlink auf diese Seiten anbringen. Vielleicht könnte das in der Gegenrichtung ja auch geschehen?!
Als politischer Journalist bin ich darin auf politische Aspekte der Rechtschreibreform eingegangen.
Jürgen Streich, Journalist und Sachbuchautor
Frechen bei Köln
eingetragen von Gast am 21.10.2000 um 22.00
Lieber Herr Dräger,
gute Nacht, Jux-Deutschland, schrieben Sie, und:
Für die deutsche Schriftsprache wäre es vielleicht
besser, wenn man sie privatisierte und die
Kontrollizenzen an die Japaner verkaufte - die
würden sie wenigstens achten und vor
unqualifiziertem Herumpfuschen in Schutz nehmen.
Sie haben ganz recht, nur, wie soll ich das dann bezahlen, etwa durch eine Nutzungsgebühr pro Zugriff auf eine im Internet rotierende Schriftsprache-CD?
Falls man unter Schriftsprache auch Goethes Werke oder Schillers Werke versteht, dann ist die Sache längst schon gelaufen. Nur haben nicht die Japaner die Lizenz, sondern wohl die Engländer.
Das Jahresabonnement für Goethe in der Weimarer Ausgabe kostet 1000, - Mark, wie man mir mitteilt. Und der Preis für die CD beträgt 4 425 britische Pfund. Schiller dürfte nicht viel billiger sein.
Das ist mir zu teuer. Deshalb behelfe ich mich beim Faust mit einem Reclam-Heftchen, das, nach Angaben auf der letzten Seite, der sogenannten Weimarer Ausgabe folgt.
Ein kleiner, übler Haken ist dabei. Ich zitiere ihn:
Orthographie und Interpunktion wurden bei Wahrung des Lautbestandes .....
Ich muß ihn noch einmal zitieren: .... wurden bei Wahrung des Lautbestandes behutsam dem heutigen Gebrauch angeglichen, ...
Was ist daran so übel?
Nun, dieses bei Wahrung des Lautbestandes passierte den Dichtern Goethe, Theodor Storm, Schiller, Theodor Fontane, Kleist, Lessing und allen Klassikern seit ca. 1880 durch die Bemühungen sogenannter orthographischer Konferenzen. - Bismarck soll zwar seinen Beamten verboten haben, unter Androhung stärkster Strafen, einen Buchstaben h beim Th wie beim Wort That zu streichen. - Das stand mal auf der Seite rechtschreibreform.com. - Leider aber starb Bismarck 1895, ein gebildeter Mann, der wohl die großen deutschen Dichter nicht kastrieren lassen wollte.
Bei der Reform 1901 soll sich der Kaiser, wohl auch ein gebildeter Mann, geweigert haben, die Machenschaften der orthographischen Konferenz unter Führung eines offenbar völlig ungebildeten Duden zu unterschreiben.
Danach muß die Wahrung des Lautbestandes ihren amtlichen Lauf genommen haben, und ich komme mit Storms Das Himmelstor ist aufgetan nicht zurecht, außer ich umgehe die Wahrung des Lautbestandes und schreibe: Das Himmelsthor ist aufgethan.
Dann betrachte ich die 26 Buchstaben, die Storm hier wohl schrieb und vergleiche damit die schäbige Lautbestandswahrung von nur 24 Buchstaben. Und ich denke an Storms Besuche in den jüdischen Salons in Berlin, und ich denke bei 26 an eine Summe des Tetragramms. Und ich denke weiter: Kann es zutreffend sein, daß die Wahrung des Lautbestandes behutsam dem Dichter ein gesetztes Tetragramm zerstörte? Und, verkehrten in den jüdischen Salons von Berlin nicht auch Fontane, Keller und viele andere Dichter? Und, bedeutet die behutsame Lautbestandswahrung nicht den krassesten Antisemitismus?
Der Rechtschreibduden kennt das Wort Tetragramm nicht, stattdessen soll er neu Maschendrahtzaun aufgenommen haben.
Goethe, das wußten die Faustforscher um 1901 noch, hat Hebräisch gelernt, die Kabbala studiert und deren Systeme nicht nur benutzt, sondern auch verbessert und verfeinert.
Will ich nun eine Zeile von Goethe lesen, eine aus der Weimarer Ausgabe, eine solche, die nicht von der behutsamen Wahrung des Lautbestandes betroffen wurde, und das per Internet, dann darf ich erst einmal 1000 Mark bezahlen. Überspitzt könnte ich formulieren:
Ein richtiges Wort von Goethe kostet 1000 Mark.
Gehe ich nun in eine Buchhandlung, suche ich irgendeinen klassischen Dichter, dann finde ich nur Lautbestandswahrungen vor, alles Fälschungen, auf deutsch. Und alles offenbar seit 1901 staatlich angeordnete Fälschungen.
Jux-Deutschland ist gut, doch bisweilen ersetze ich es durch Deutschland - Land der Fälscher. Am schlimmsten finde ich die Zerstörungen von tausenden Tetragrammen in der Dichtung durch amtlich verordnete Lautbestandswahrungen. Welcher Verleger wagt es, diesen staatlichen Dauer-Antisemitismus zu bekämpfen, etwa durch Herausgabe von Dichtern im Original?
Die Schweiz bringt gerade Gottfried Keller neu heraus in seinen Originalschreibweisen, eine Ausnahme.
England, Amerika und Australien bringen die King James Bibel heraus, wo ist eine Lutherbibel?
Will ich ein Lied von Gershwin im Original, etwa von 1924 The Man I Love, kein Problem, das gibt es zu erschwinglichen Preisen, die Amerikaner fälschen ihren Gershwin nicht, - was ist aber mit Bach, Beethoven und deren Liedern und Texten, - alle marktüblichen Fassungen sind gefälschte.
Gewiß, in den Bibliotheken der Universitäten, da soll es noch Originalfassungen geben, das ist mühsam, zeitaufwendig, kostspielig. Wer weiß, vielleicht lebt der Deutsche bequemer und billiger mit seinen Fälschungen und Fälschungen von Fälschungen unter Wahrung des Lautbestandes.
Wie oft hat der Duden schon sich selbst gefälscht?
Einen Unterschied zwischen unqualifiziertem Herumpfuschen oder qualifiziertem Herumpfuschen
mache ich zur Zeit nicht, da, was die großen Klassiker angeht, ich ganz einfach auf Originalausgaben hinauswill, falls es solche überhaupt noch gibt oder je gegeben hat.
Lieber Herr Dräger, Jux-Deutschland ist doch gut. Warum haben die Engländer eine Schiller- und eine Goethe-CD? Viele Universitäten in der ganzen Welt, sogar solche in Jux-Deutschland, greifen darauf zu, die Einnahmen der Engländer sind gewiß nicht schlecht, oder sind es Amerikaner, die die Lizenzen besitzen und vermarkten.
Ich glaube, ein Jux-Deutscher, der deutsche Dichter in Originalfassungen herausbringt, macht sich vielleicht sogar strafbar wegen des amtlich verordneten Fälschungsverfahrens seit 1901 mit seinem Dauerantisemitismus.
Zumindest die Kultusministerkonferenz würde wohl gegen einen solchen Jux-Deutschen vorgehen wollen, dann die Philologenverbände, Elternvereine, Parteien, vielleicht auch die Zwischenstaaten, die Brotschreiberagenturen, die Schulbuchverlage usw. usw., denn Jux-Deutschland soll Jux-Deutschland bleiben, nicht das Land der Dichter und Denker, sondern das Land der Dauerfälscher seiner Dichter und Denker und das Land der behutsamen Wahrer des Lautbestandes.
Vor dem Bundesverfassungsgericht hätte der Mann wohl auch keine Chance oder doch?
Wie Sie vielleicht gesehen haben, bin ich dem Knecht Rupprecht von ThStorm hinterher, doch weiß ich noch nicht einmal den Titel richtig, Rusprecht, Ruprecht oder Rupprecht, ein untragbarer Zustand, finden Sie nicht auch?
Wenn Sie Ickler fragen oder andere kundige Leute, können Sie da sicher sein, ob man die richtige Antwort kennt bei all den herumpfuschenden Wahrungen des Lautbestandes, die seit 1862 diesen Titel betroffen haben könnten?
Weihnachten werden soll es bald wieder, wer verhilft mir zum richtigen Originaltitel?
Wer hat eine gedruckte Fassung von vor 1880?
Freundliche Grüße
Rolf Genzmann
Rolf Genzmann
Hausdorffstr. 233, 53129 Bonn
eingetragen von Reinhard Markner am 21.10.2000 um 22.00
Ich kenne krassere Formen des Judenhasses als die Auslassung von zwei Buchstaben, so töricht und ungerechtfertigt diese auch sein mag.
Ging es auf diesen Seiten nicht jüngst um die Frage, welche Form der Äußerung noch als maßvoll anerkannt werden kann?
Reinhard Markner
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.10.2000 um 22.00
Kabbalistik war einmal Volkssport Eingeweihter. Aber man kann die Entschlüsselungswut auch übertreiben. Schon vor hundert Jahren argwöhnte jemand, Goethe habe mit der Tagebucheintragung dem Hauptgeschäfte gewidmet" nicht seine Amtstätigkeit als Geheimer Rat gemeint, sondern er habe in dieser Zeit seine Literatur verschlüsselt, also Buchstaben gezählt und nach den beabsichtigten Codes zurechtgestutzt. Vor einiger Zeit hat ein Musiker in den Werken Bachs die Noten gezählt und Behauptungen aufgestellt, nach denen der Komponist vor lauter Notenzählen kaum zum Komponieren gekommen sein kann. Nicht zu vergessen ist der Bible Code", der uns die Zeitungen ersparen könnte, weil alles schon darinsteht, wenn wir nur richtig zu zählen verstünden. Vielleicht ist der Volksentscheid in Schleswig-Holstein auch deswegen gekippt worden, weil die Politiker mit dem Zählen der Bücher gemäß Schulgesetz überfordert waren. Wenn es um Demokratie geht, können die bekanntlich nicht bis drei zählen. – Aber wir, die wir uns zu den Verteidigern der besseren Rechtschreibung zählen, sollten uns damit begnügen, wenn unsere Meinung zählt.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 21.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Allmählich frage ich mich, ob etwa ich für den Leserbrief Gaugers verantwortlich bin. Mir war nicht bewußt, daß meine bloße Frage, ob Gauger möglicherweise einem "Wink" aus dem Kultusministerium gefolgt sei, für einen Professor (der auf Grund des Grundrechtes der Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre völlig unabhängig ist,) besonders ehrenrührig und die Frageform besonders verwerflich sei. Ich ging im Gegenteil davon aus, daß eine Frage eben keine Behauptung sei, sondern eine Frage, bei der (im Rahmen der Methode der dialektischen Argumentation) als Antwort sehr wohl auch das Gegenteil herauskommen könne.
Es ehrt Sie, Herr Ickler, für Ihren Kollegen Gauger so nachdrücklich einzutreten. Aber was ist mit Ihrer Behauptung, ich hätte meine Vermutung in der Hoffnung ausgesprochen, daß etwas "hängenbleiben" werde? Mir fällt dabei spontan nur der bösartige Anonymus "Kleinreich" aus dem Gästebuch ein. Mit dem möchte ich nun wirklich nicht verglichen werden. Meine Vermutung äußerte ich in der Sache und verwendete sie nicht als "Waffe"(!) gegen einen Menschen, um diesen zu verletzen. Wenn dieser militante Eindruck entstanden sein sollte, bitte ich für meine Frage um Entschuldigung.
Daß Hans-Martin Gauger als Mitglied der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kein Freund der Rechtschreibreform sein kann, war mir klar. Bei aller Achtung vor dem Grundrecht der Freiheit der Wissenschaft bedeutet dieses Grundrecht aber auch eine Grundpflicht, wissenschaftlich und besonders sorgfältig zu arbeiten. Deswegen wirft Gaugers unglaublich fehlerhafter Leserbrief Fragen auf. Stimmt denn überhaupt Gaugers Unterstellung, daß irgend jemand allein wegen der Identität der heutigen Rechtschreibreform mit der des Dritten Reiches den Kultusministern einen Vorwurf mache? Wer soll dies nachweisbar getan haben? Gaugers These, man mache den Kultusministern wegen der Identität der Reformen einen Vorwurf, steht jedenfalls im Gegensatz zu seiner "Argumentationsfigur", man könne alles mit allem vergleichen, ohne es gleichzusetzen.
Inwieweit wurde z.B. jene Rechtschreibkommission der Akademie bzw. Gauger öffentlich gegen die Rechtschreibreform aktiv? Ist Gauger z.B. dem IDS-Direktor Gerhard Stickel entgegengetreten? Gibt es einen Leserbrief oder Artikel Gaugers gegen die Rechtschreibreform?
Die Frage nach Gaugers Motiven zu seinem Leserbrief bleibt trotz aller Spekulation unbeantwortet.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Jürgen Streich am 21.10.2000 um 22.00
Unter der obigen Überschrift habe ich einen Beitrag auf meiner eigenen Homepage (http://members.tripod.de/jstreich) in der Rubrik Aktuelles. Ich werde dort einen Hyperlink auf diese Seiten anbringen. Vielleicht könnte das in der Gegenrichtung ja auch geschehen?!
Als politischer Journalist bin ich darin auf politische Aspekte der Rechtschreibreform eingegangen.
Jürgen Streich, Journalist und Sachbuchautor
Frechen bei Köln
eingetragen von Gast am 20.10.2000 um 22.00
Ein wenig Ordnung in den Diskurs dieser Seiten zu bringen erscheint mir gerechtfertigt.
Lese ich davon, wie Saboteure an der Front behandelt werden (sollten) fühle ich mich nicht recht wohl, auch wenn mir der damit gemeinte Anonymus unsympathisch erscheint.
Auch mag es wohl sein, daß die Gegner der Regeländerung die Mehrheit der Bevölkerung stellen, die Mehrheit der Publizisten stellen sie gewiß nicht - und da heißt es, vorsichtig formulieren, Opportunismus beißt besonders fest.
Auch stimme ich zu, daß Polemik, selbst wenn man durch das Verhalten der Reformer dazu provoziert scheint, wenig weiterhilft. Bewußtseinsänderung bei den vielen Mitbürgern, die meinen, die Schreibung habe sich geändert, unwiderruflich, erreichen wir nicht durch Polemik.
Daß sich die Diskussion darüber lohnt, welche Leserbriefe gedruckt werden und welche nicht, darüber, nach welchen Regeln Leserbriefe zu unserem Thema redigiert werden, dieser Meinung bin ich allerdings.
Daß in den meisten Zeitungen eine Kritik an der Reform nicht stattfindet, halte ich sehr wohl für eine Form der Zensur, wenn auch für eine privatrechtliche, nicht öffentlich-rechtliche. Wird sie dadurch besser? Hat ein Gebietsmonopolist für Tageszeitungen das uneingeschränkte Recht, den Inhalt seiner Zeitung zu bestimmen?
Hier gibt es mehrere Antworten und Begründungsmöglichkeiten, einige davon könnten wiederum recht polemisch klingen.
Insofern möchte ich Herrn Professor Ickler auch widersprechen: die Zeitungsverleger machen es sich vielleicht zu einfach, wenn Sie so tun als seien sie nicht wenigstens moralisch verpflichtet, auch abweichenden Meinungen ein Forum zu bieten.
Allerdings macht auch mancher Polemiker, so recht er auch haben mag -eben durch seine Polemik- der Gegenseite eine Begründung, warum seine Meinung nicht veröffentlicht werden solle, allzu leicht. Daher möchte ich Herrn Drägers Versuch, die Diskussion mindestens auf diesen Seiten zu versachlichen, gutheißen.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Melsa am 20.10.2000 um 22.00
Einerseits halte ich vieles, das im Nachrichtenbrett unter den Kommentaren auftaucht, auch für überzogen und polemisch, vor allem aber zu unfriedlich. Persönliche Angriffe lassen sich mit einem angenehm kultivierten Diskurs nicht so recht vereinbaren. Da aber auch solche Kommentare häufig einen sachlichen Inhalt aufweisen - nur eben in etwas unfreundlicher Verpackung -, würde ich es für besser halten, wenn sie nicht einfach gelöscht, sondern ins Forum verfrachtet würden, schon weil es strukturell für Schlagabtäusche viel besser geeignet ist. Es wird nur leider inzwischen etwas unübersichtlich durch seine große Länge, hier wäre aus ganz praktischen Erwägungen einmal eine Überarbeitung angebracht. Auch, weil ab einer bestimmten "Replik-Tiefe" die Beiträge nicht mehr in der Auflistung erscheinen. Es sollte also zunächst ein Verzeichnis der Forenthemen geben, in deren Diskussionsablauf dann erst auf Mausklick präsentiert wird. Eine weiterer sehr nützlicher Vorzug wäre die Möglichkeit, sich alle neueingegangenen Beiträge ab einem bestimmten Datum ausgeben zu lassen. Das kommt der Praxis sehr entgegen, und so ähnlich läuft es ja auch im Nachrichtenbrett.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 20.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vom Bayerischen Philologenverband wurde in der FAZ vom 12.10.2000 behauptet, er sei in Sachen Rechtschreibreform "seit langer Zeit ein williges Werkzeug" des Kultusministeriums. Willige Werkzeuge gibt es, und sie werden für ihre Dienste belohnt. Im Gegensatz dazu habe ich von Professor Gauger nicht behauptet, er sei ein "williges Werkzeug" des Kultusministeriums. Ich schrieb lediglich: "Es fällt auf, daß Gauger auch die Kultusminister verteidigt. Man solle den beteiligten Sprachwissenschaftlern und den Kultusministern wegen der Identität der heutigen Rechtschreibreform mit der des Dritten Reiches keinen Vorwurf machen. (...) Auch daß Gauger gerade auf diese (ihre) diktatorische Vorgehensweise nicht eingeht, vertieft den Gesamteindruck, daß sein Leserbrief möglicherweise auf einen Wink im Auftrag des baden-württembergischen Kultusministeriums entstand." Das ist weder eine Diffamierung noch eine tückische Frage, wie Professor Ickler unterstellt, sondern eine legitime Fragestellung. Es empfiehlt sich, mit Bezug auf diesen konkreten Sachverhalt zu diskutieren und nicht losgelöst davon, damit die Fakten nicht in Totschlagargumente umgemünzt werden. Dies tut z.B. Christian Melsa, wenn er behauptet, es finde eine unseriöse "Nazi-Stigmatisierung" der Rechtschreibreform statt. Damit verdreht Christian Melsa die Fakten. Es ist doch umgekehrt: Die Rechtschreibreformkritiker wurden als rechtsradikal bezeichnet, allen voran Friedrich Denk. Mein Kommentar vom 21.10.2000 "Die Faschismuskeule der Political Correctness - Die Rechtschreibreform ist ein Modellfall linguistischer Guerillataktik" fiel leider der Willkür zum Opfer. Ich werde ihn als Leserbrief an die SZ auch in www.deutsche-Sprachwelt.de hineinstellen. Ich hätte gern mit Christian Melsa Kontakt aufgenommen. Wer kann mir seine Adresse nennen?
Auf dem Gebiet der Rechtschreibreform zeichneten sich bisher Reformer, Schulleiter und Kultusminister und ihre Lobby aus, Haare in der Suppe zu suchen, Haare zu spalten, kein gutes Haar am anderen zu lassen und mit Totschlagargumenten zu arbeiten. Davon können einige Lehrer ein Lied singen. Ein Schulleiter verbot z.B. eine Schülerzeitung, weil darin die Rechtschreibreform kritisiert wurde. Das ist nicht nur ein unlauteres Mittel, sondern eine undemokratische Zensur. Ich frage mich daher, was der Unterschied ist, wenn Verleger Leserbriefe über die Rechtschreibreform nicht authentisch abdrucken oder gar unterdrücken. Offenbar meinen manche Verleger, daß für sie Sonderrechte gelten, nur weil sie Macht besitzen. Sonderrechte, die Mächtige für sich in Anspruch nehmen, sind bereits ein Machtmißbrauch. Helmut Kohl ist ein bekanntes Beispiel für eine solche Begriffsverwirrung im Kopf eines Mächtigen.
Manche Dienstvorgesetzte von Lehrern wollen mit einer Maulkorbpolitik und Disziplinarmaßnahmen erreichen, daß Lehrer weder den Dienstvorgesetzten noch den Schülern ihre Meinung sagen dürfen. Durch solche Repression erzieht man Schüler und Lehrer nicht zur Zivilcourage und zu wehrhaften Demokraten, sondern zu Duckmäusern und Radfahrern, um es milde auszudrücken. Die Politiker aber sollten in einer streitbaren Demokratie ihr Ohr am Volk haben, dem Volk auf's Maul schauen. Das hat aber nur dann einen Sinn, wenn die Bürger ihre Meinung ohne Angst frei äußern dürfen und nicht irgendwelche Bürokraten ihnen einen Maulkorb umhängen. Die schweigende Mehrheit des Volkes zeigt leider, daß es bereits zu einer Spaltung in zwei Klassen gekommen ist, die Klassen der Mächtigen und die Klasse der von ihnen Abhängigen, denen die Mächtigen einen Maulkorb umbinden.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 20.10.2000 um 22.00
Der Meinung von Herrn Melsa bezüglich des Forums möchte ich mich anschließen.
Daß der Neuaufbau solcher Seiten mit erheblicher Arbeit verbunden ist, ist mir auch klar. Eine Ad-hoc-Lösung zur Milderung der auch von mir angesprochenen Probleme könnte aber sein, die Reihenfolge, in der die Diskussionen angezeigt werden, umzudrehen - jüngste Themen zuerst.
Was die beschriebenen - und hier diskutierten - Schlagabtäusche betrifft, möchte ich zwei Dinge anmerkten: zum einen (allgemein) verführt das Medium elektronische Post nach meiner Erfahrung zu weniger zivilien Formulierungen, hier ist die Selbstdisziplin aller Beteiligten gefragt. Zum anderen, das betrifft die konkrete Diskussion um den Beitrag Herrn Professor Gaugers in der FAZ, fällt mir schwer, zu beurteilen, was für einen deutschen Ordinarius verletzender sein mag:
daß man ihm die Frage stellt, ob er "Werkzeug der Kultusminister" sei
oder
daß man ihm die Frage stellt, ob er ein von ihm ausführlich erwähntes Buch überhaupt gelesen habe.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Theodor Ickler am 20.10.2000 um 22.00
Hans-Martin Gauger ist keineswegs ein Freund der Rechtschreibreform. Als Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hat er, wie er mir 1997 schrieb, des öfteren versucht, die Akademie für das Thema zu interessieren, das sie seiner zutreffenden Ansicht nach bis dahin verschlafen hatte. Ohne Erfolg. Ob es an der besonderen Durchsetzungsfähigkeit von Christian Meier lag, der auch schärfer zu formulieren pflegt als der sanftmütige Gauger, oder an der veränderten Situation nach der Frankfurter Erklärung, kann ich nicht sagen. Jedenfalls wurde die Akademie erst Anfang 1997 aktiv. Gauger hat aber zum Beispiel niemals die Meinung seines Lehrers Gamillscheg (eines berühmten Romanisten) geteilt, daß die Schrift das Äußerlichste der Sprache und deshalb unwichtig sei, und er war sehr unangenehm berührt, als er genau diese Ansicht aus dem Munde des IDS-Direktors Gerhard Stickel hören mußte, zu dessen stehendem Repertoire sie gehört (auch in der Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht, die ich in Kürze hier veröffentlichen werde).
Gauger hat sehr lesenswerte Bücher über deutschen Stil geschrieben. Er ist schon immer besonders empfindlich für den Umgang mit Sprache gewesen. Als vor ein paar Jahren der Vergleich zwischen Gorbatschow und Goebbels, dessen sich Bundeskanzler Kohl "schuldig gemacht" hatte, in der Presse breitgetreten wurde, war es meiner Erinnerung nach Hans-Martin Gauger, der die schlichte Wahrheit in Erinnerung rief, daß man alles mit allem vergleichen kann, ohne es gleichzusetzen. Dieselbe Argumentationsfigur hat ihn offenbar geleitet, als er nun davor warnte, Analogien und unvermeidliche Übereinstimmungen im Sinne einer Gleichsetzung auszuschlachten. Eine sehr berechtigte Warnung. Daß Gauger nach eigenem Bekunden das neue Buch von Birken-Bertsch und Markner noch nicht gelesen hatte und daß er auch sonst als vergleichsweise Unbeteiligter nicht umfassend genug unterrichtet war, ist freilich zu bedauern. Aber es ist auch nicht besonders tragisch, weil die ganze öffentliche Diskussion zur Zeit noch weitgehend über Besprechungen des Buches geht und nicht über die Tatsachen selbst. Das muß und wird sich wohl bald ändern. Übrigens würde Gauger sein Versäumnis jederzeit zugeben; ich habe selbst solche Beispiele menschlicher Größe von ihm erlebt. Hingegen muß ihn die Unterstellung, er habe auf einen Wink aus dem Kultusministerium hin zur Feder gegriffen, tief verletzen. Hochschullehrer genießen anders als Schullehrer die Freiheit von Forschung und Lehre. Der Vorwurf, sie folgten solchen "Winken", ist daher besonders ehrenrührig. Und was die Frageform betrifft, die den Verdacht ausspricht und zugleich auch wieder nicht, so ist sie besonders verwerflich. Irgend etwas, so hofft man wohl, wird hängenbleiben. Wer sich der Sprachpflege verschrieben hat, sollte es sich dreimal überlegen, bevor er diese Waffe benutzt; gegebenenfalls auch nicht stur darauf beharren, sondern einen Fehler zugeben und sich entschuldigen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 20.10.2000 um 22.00
Ein wenig Ordnung in den Diskurs dieser Seiten zu bringen erscheint mir gerechtfertigt.
Lese ich davon, wie Saboteure an der Front behandelt werden (sollten) fühle ich mich nicht recht wohl, auch wenn mir der damit gemeinte Anonymus unsympathisch erscheint.
Auch mag es wohl sein, daß die Gegner der Regeländerung die Mehrheit der Bevölkerung stellen, die Mehrheit der Publizisten stellen sie gewiß nicht - und da heißt es, vorsichtig formulieren, Opportunismus beißt besonders fest.
Auch stimme ich zu, daß Polemik, selbst wenn man durch das Verhalten der Reformer dazu provoziert scheint, wenig weiterhilft. Bewußtseinsänderung bei den vielen Mitbürgern, die meinen, die Schreibung habe sich geändert, unwiderruflich, erreichen wir nicht durch Polemik.
Daß sich die Diskussion darüber lohnt, welche Leserbriefe gedruckt werden und welche nicht, darüber, nach welchen Regeln Leserbriefe zu unserem Thema redigiert werden, dieser Meinung bin ich allerdings.
Daß in den meisten Zeitungen eine Kritik an der Reform nicht stattfindet, halte ich sehr wohl für eine Form der Zensur, wenn auch für eine privatrechtliche, nicht öffentlich-rechtliche. Wird sie dadurch besser? Hat ein Gebietsmonopolist für Tageszeitungen das uneingeschränkte Recht, den Inhalt seiner Zeitung zu bestimmen?
Hier gibt es mehrere Antworten und Begründungsmöglichkeiten, einige davon könnten wiederum recht polemisch klingen.
Insofern möchte ich Herrn Professor Ickler auch widersprechen: die Zeitungsverleger machen es sich vielleicht zu einfach, wenn Sie so tun als seien sie nicht wenigstens moralisch verpflichtet, auch abweichenden Meinungen ein Forum zu bieten.
Allerdings macht auch mancher Polemiker, so recht er auch haben mag -eben durch seine Polemik- der Gegenseite eine Begründung, warum seine Meinung nicht veröffentlicht werden solle, allzu leicht. Daher möchte ich Herrn Drägers Versuch, die Diskussion mindestens auf diesen Seiten zu versachlichen, gutheißen.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Christian Melsa am 20.10.2000 um 22.00
Einerseits halte ich vieles, das im Nachrichtenbrett unter den Kommentaren auftaucht, auch für überzogen und polemisch, vor allem aber zu unfriedlich. Persönliche Angriffe lassen sich mit einem angenehm kultivierten Diskurs nicht so recht vereinbaren. Da aber auch solche Kommentare häufig einen sachlichen Inhalt aufweisen - nur eben in etwas unfreundlicher Verpackung -, würde ich es für besser halten, wenn sie nicht einfach gelöscht, sondern ins Forum verfrachtet würden, schon weil es strukturell für Schlagabtäusche viel besser geeignet ist. Es wird nur leider inzwischen etwas unübersichtlich durch seine große Länge, hier wäre aus ganz praktischen Erwägungen einmal eine Überarbeitung angebracht. Auch, weil ab einer bestimmten "Replik-Tiefe" die Beiträge nicht mehr in der Auflistung erscheinen. Es sollte also zunächst ein Verzeichnis der Forenthemen geben, in deren Diskussionsablauf dann erst auf Mausklick präsentiert wird. Eine weiterer sehr nützlicher Vorzug wäre die Möglichkeit, sich alle neueingegangenen Beiträge ab einem bestimmten Datum ausgeben zu lassen. Das kommt der Praxis sehr entgegen, und so ähnlich läuft es ja auch im Nachrichtenbrett.
Christian Melsa
Veltheimstraße 26, 22149 Hamburg
eingetragen von Manfred Riebe am 20.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vom Bayerischen Philologenverband wurde in der FAZ vom 12.10.2000 behauptet, er sei in Sachen Rechtschreibreform "seit langer Zeit ein williges Werkzeug" des Kultusministeriums. Willige Werkzeuge gibt es, und sie werden für ihre Dienste belohnt. Im Gegensatz dazu habe ich von Professor Gauger nicht behauptet, er sei ein "williges Werkzeug" des Kultusministeriums. Ich schrieb lediglich: "Es fällt auf, daß Gauger auch die Kultusminister verteidigt. Man solle den beteiligten Sprachwissenschaftlern und den Kultusministern wegen der Identität der heutigen Rechtschreibreform mit der des Dritten Reiches keinen Vorwurf machen. (...) Auch daß Gauger gerade auf diese (ihre) diktatorische Vorgehensweise nicht eingeht, vertieft den Gesamteindruck, daß sein Leserbrief möglicherweise auf einen Wink im Auftrag des baden-württembergischen Kultusministeriums entstand." Das ist weder eine Diffamierung noch eine tückische Frage, wie Professor Ickler unterstellt, sondern eine legitime Fragestellung. Es empfiehlt sich, mit Bezug auf diesen konkreten Sachverhalt zu diskutieren und nicht losgelöst davon, damit die Fakten nicht in Totschlagargumente umgemünzt werden. Dies tut z.B. Christian Melsa, wenn er behauptet, es finde eine unseriöse "Nazi-Stigmatisierung" der Rechtschreibreform statt. Damit verdreht Christian Melsa die Fakten. Es ist doch umgekehrt: Die Rechtschreibreformkritiker wurden als rechtsradikal bezeichnet, allen voran Friedrich Denk. Mein Kommentar vom 21.10.2000 "Die Faschismuskeule der Political Correctness - Die Rechtschreibreform ist ein Modellfall linguistischer Guerillataktik" fiel leider der Willkür zum Opfer. Ich werde ihn als Leserbrief an die SZ auch in www.deutsche-Sprachwelt.de hineinstellen. Ich hätte gern mit Christian Melsa Kontakt aufgenommen. Wer kann mir seine Adresse nennen?
Auf dem Gebiet der Rechtschreibreform zeichneten sich bisher Reformer, Schulleiter und Kultusminister und ihre Lobby aus, Haare in der Suppe zu suchen, Haare zu spalten, kein gutes Haar am anderen zu lassen und mit Totschlagargumenten zu arbeiten. Davon können einige Lehrer ein Lied singen. Ein Schulleiter verbot z.B. eine Schülerzeitung, weil darin die Rechtschreibreform kritisiert wurde. Das ist nicht nur ein unlauteres Mittel, sondern eine undemokratische Zensur. Ich frage mich daher, was der Unterschied ist, wenn Verleger Leserbriefe über die Rechtschreibreform nicht authentisch abdrucken oder gar unterdrücken. Offenbar meinen manche Verleger, daß für sie Sonderrechte gelten, nur weil sie Macht besitzen. Sonderrechte, die Mächtige für sich in Anspruch nehmen, sind bereits ein Machtmißbrauch. Helmut Kohl ist ein bekanntes Beispiel für eine solche Begriffsverwirrung im Kopf eines Mächtigen.
Manche Dienstvorgesetzte von Lehrern wollen mit einer Maulkorbpolitik und Disziplinarmaßnahmen erreichen, daß Lehrer weder den Dienstvorgesetzten noch den Schülern ihre Meinung sagen dürfen. Durch solche Repression erzieht man Schüler und Lehrer nicht zur Zivilcourage und zu wehrhaften Demokraten, sondern zu Duckmäusern und Radfahrern, um es milde auszudrücken. Die Politiker aber sollten in einer streitbaren Demokratie ihr Ohr am Volk haben, dem Volk auf's Maul schauen. Das hat aber nur dann einen Sinn, wenn die Bürger ihre Meinung ohne Angst frei äußern dürfen und nicht irgendwelche Bürokraten ihnen einen Maulkorb umhängen. Die schweigende Mehrheit des Volkes zeigt leider, daß es bereits zu einer Spaltung in zwei Klassen gekommen ist, die Klassen der Mächtigen und die Klasse der von ihnen Abhängigen, denen die Mächtigen einen Maulkorb umbinden.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 20.10.2000 um 22.00
Der Meinung von Herrn Melsa bezüglich des Forums möchte ich mich anschließen.
Daß der Neuaufbau solcher Seiten mit erheblicher Arbeit verbunden ist, ist mir auch klar. Eine Ad-hoc-Lösung zur Milderung der auch von mir angesprochenen Probleme könnte aber sein, die Reihenfolge, in der die Diskussionen angezeigt werden, umzudrehen - jüngste Themen zuerst.
Was die beschriebenen - und hier diskutierten - Schlagabtäusche betrifft, möchte ich zwei Dinge anmerkten: zum einen (allgemein) verführt das Medium elektronische Post nach meiner Erfahrung zu weniger zivilien Formulierungen, hier ist die Selbstdisziplin aller Beteiligten gefragt. Zum anderen, das betrifft die konkrete Diskussion um den Beitrag Herrn Professor Gaugers in der FAZ, fällt mir schwer, zu beurteilen, was für einen deutschen Ordinarius verletzender sein mag:
daß man ihm die Frage stellt, ob er "Werkzeug der Kultusminister" sei
oder
daß man ihm die Frage stellt, ob er ein von ihm ausführlich erwähntes Buch überhaupt gelesen habe.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Theodor Ickler am 20.10.2000 um 22.00
Hans-Martin Gauger ist keineswegs ein Freund der Rechtschreibreform. Als Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hat er, wie er mir 1997 schrieb, des öfteren versucht, die Akademie für das Thema zu interessieren, das sie seiner zutreffenden Ansicht nach bis dahin verschlafen hatte. Ohne Erfolg. Ob es an der besonderen Durchsetzungsfähigkeit von Christian Meier lag, der auch schärfer zu formulieren pflegt als der sanftmütige Gauger, oder an der veränderten Situation nach der Frankfurter Erklärung, kann ich nicht sagen. Jedenfalls wurde die Akademie erst Anfang 1997 aktiv. Gauger hat aber zum Beispiel niemals die Meinung seines Lehrers Gamillscheg (eines berühmten Romanisten) geteilt, daß die Schrift das Äußerlichste der Sprache und deshalb unwichtig sei, und er war sehr unangenehm berührt, als er genau diese Ansicht aus dem Munde des IDS-Direktors Gerhard Stickel hören mußte, zu dessen stehendem Repertoire sie gehört (auch in der Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht, die ich in Kürze hier veröffentlichen werde).
Gauger hat sehr lesenswerte Bücher über deutschen Stil geschrieben. Er ist schon immer besonders empfindlich für den Umgang mit Sprache gewesen. Als vor ein paar Jahren der Vergleich zwischen Gorbatschow und Goebbels, dessen sich Bundeskanzler Kohl "schuldig gemacht" hatte, in der Presse breitgetreten wurde, war es meiner Erinnerung nach Hans-Martin Gauger, der die schlichte Wahrheit in Erinnerung rief, daß man alles mit allem vergleichen kann, ohne es gleichzusetzen. Dieselbe Argumentationsfigur hat ihn offenbar geleitet, als er nun davor warnte, Analogien und unvermeidliche Übereinstimmungen im Sinne einer Gleichsetzung auszuschlachten. Eine sehr berechtigte Warnung. Daß Gauger nach eigenem Bekunden das neue Buch von Birken-Bertsch und Markner noch nicht gelesen hatte und daß er auch sonst als vergleichsweise Unbeteiligter nicht umfassend genug unterrichtet war, ist freilich zu bedauern. Aber es ist auch nicht besonders tragisch, weil die ganze öffentliche Diskussion zur Zeit noch weitgehend über Besprechungen des Buches geht und nicht über die Tatsachen selbst. Das muß und wird sich wohl bald ändern. Übrigens würde Gauger sein Versäumnis jederzeit zugeben; ich habe selbst solche Beispiele menschlicher Größe von ihm erlebt. Hingegen muß ihn die Unterstellung, er habe auf einen Wink aus dem Kultusministerium hin zur Feder gegriffen, tief verletzen. Hochschullehrer genießen anders als Schullehrer die Freiheit von Forschung und Lehre. Der Vorwurf, sie folgten solchen "Winken", ist daher besonders ehrenrührig. Und was die Frageform betrifft, die den Verdacht ausspricht und zugleich auch wieder nicht, so ist sie besonders verwerflich. Irgend etwas, so hofft man wohl, wird hängenbleiben. Wer sich der Sprachpflege verschrieben hat, sollte es sich dreimal überlegen, bevor er diese Waffe benutzt; gegebenenfalls auch nicht stur darauf beharren, sondern einen Fehler zugeben und sich entschuldigen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 19.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Zu Wolfgang Wrases Umfrage: Sollen störende Beiträge gelöscht werden?
A) Kriterium anonym/pseudonym
B) Kriterium offensichtlich störend
Das Kriterium "offensichtlich störend" ist nicht eindeutig, sondern unbestimmt und daher vieldeutig, so daß Matthias Dräger bisher nach diesem Kriterium sachlich Beiträge löschte, die ihn störten. Deshalb sollte es heißen:
B) Kriterium sachfremd oder unqualifiziert
Zu Matthias Dräger: "Es reicht ..." zitiere ich auszugsweise den diesbezüglichen Kommentar eines Verlegers:
KOMMENTAR von Michael Kohlhaas: Wovor habt Ihr eigentlich Angst? Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. 20.10.2000
Lieber Herr Dräger,
diese Seite wäre viel sympathischer, wenn hier nicht immerzu Beiträge gelöscht würden, die Ihnen offenbar nicht gefallen. (...) werden Sie es doch wohl ertragen, wenn einiges - auch von Ihren Parteigängern - an Kritik geäußert wird. Sie können ja dazu Stellung nehmen, aber solche Äußerungen zu löschen oder darin herumzukorrigieren, das finde ich - gerade bei unserem gemeinsamen Anliegen nach offener Diskussion - etwas armselig. Da wiederholen Sie ja nur einen Mechanismus, den Sie bei unseren gemeinsamen Gegnern zu Recht kritisieren: Meinungen, die nicht ins gewünschte Bild passen, werden »vernichtet«. Das hat ein anständiges Anliegen nicht nötig. Selbst einen leidenschaftlichen Mitkämpfer wie Herrn Riebe bezeichnen Sie, wenn er etwas Ihnen Mißliebiges schreibt, als »Freund Riebe«! Sind wir nun eine auf Leben und Tod verschworene Kampfgemeinschaft mit Verpflichtung zu Linientreue, oder demokratisch und liberal gesonnene Menschen mit einem gemeinsamen Anliegen? (...)
Welcher Schaden könnte entstehen, wenn Sie die von Ihnen weniger goutierten Texte einfach stehen lassen? Oder beantworten? (...) Nachdem von mir mindestens drei Beiträge gelöscht wurden, deren Urheberschaft klar war, habe ich mir selbst ein heiliges Kohl'sches Ehrenwort geleistet, hier nie wieder auch nur einen einzigen Satz unter meinem wahren Namen beizutragen. Mein wunderschöner Name erscheint hier also nie wieder, ich lasse mich nicht erst einladen und dann vor die Tür setzen, weil ich was »Falsches« sage. (...)
Aber ich fühle mich unwohl in einer Gesellschaft, die einerseits die Selbstherrlichkeit der »Machthaber« höchst sensibel kritisiert, die aber in ihrem eigenen »Machtbereich« ähnlich absolutistisch handelt wie die von ihr zu Recht Kritisierten. (...)
Michael Kohl-Haas
Ich schließe mich diesem Brief eines Verlegers an Matthias Dräger an. Merkwürdigerweise fördert Herr Dräger anonyme Schreiber durch Duldung von Pseudonymen. Wenn man maskiert schreiben kann, eröffnet das viele Möglichkeiten der Manipulation. Das entspricht aber nicht dem Niveau einer seriösen Seite und ist vordergründig die Ursache für den ausgelösten Ärger.
Andererseits aber werden unerwünschte sachliche Beiträge gelöscht. Dadurch wird Zensur ausgeübt und das Grundrecht der Meinungsfreiheit mißachtet, wie es viele Zeitungsverleger in Fragen der Rechtschreibreform tun. Wer Zensur übt, steht nicht auf dem Boden unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates. "Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (...)mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte." (Art.18 GG). Hier wird mein Angriff auf einen anonymen Schreiber als Vorwand genommen, speziell unerwünschte aufklärende Beiträge über das Dritte Reich zu löschen und zu unterdrücken.
Der Chefreporter Kultur der "Welt am Sonntag", Ulrich Schacht, zog eine Parallele zur Rechtschreibreform des Dritten Reiches: "Die legendäre vierte Gewalt der Republik, die Presse - von Bild bis Spiegel - hat ohne Not, aber dafür restlos kapituliert. Begründung: Weil alle, deshalb auch wir. Da stehen sie nun die großen und kleinen ‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren! (...) Armes Deutschland! Nur das Fernsehen war live ehrlich ... Es jubelte ... über die endlich erfolgte Sprach-Gleichschaltung ..."
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 19.10.2000 um 22.00
Die Begriffe "Zensur" und "Meinungsfreiheit" werden leider oft in einer völlig abwegigen und mißbräuchlichen Weise verwendet und damit auch entwertet. Ich kann selbstverständlich meine Meinung sagen, aber ich kann nicht verlangen, daß ein anderer meine Meinung veröffentlicht. Ich kann meine Meinung auch nicht überall sagen, als Lehrer zum Beispiel nicht vor meiner Klasse, als Pfarrer nicht von der Kanzel usw. Wenn ich eine Zeitung herausgäbe, würde ich auch darüber entscheiden, welche Leserbriefe abgedruckt werden und welche nicht. Diese Beschränkungen haben mit Zensur nichts zu tun. Wer nicht weiß, was "Zensur" bedeutet, kann es im Lexikon nachschlagen.
Ich finde, daß diese Begriffsverwirrung in lauter unfruchtbaren Streit führt und Kräfte bindet, die einer besseren Sache würdig wären. Allerdings bin auch ich dafür, keine anonymen und pseudonymen Beiträge stehen zu lassen. Auf der anderen Seite dürfen hier aber auch keine haltlosen Verdächtigungen und denunziatorischen Behauptungen verbreitet werden, wie es immer wieder zu beobachten war. Zum Beispeil gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt, daß Professor Hans-Martin Gauger, den ich seit Jahrzehnten kenne und schätze, auf einen Wink aus dem Kultusministerium hin jenen Leserbrief geschrieben hätte. Solche grundlosen Diffamierungen, auch und gerade wenn sie in der tückischen Form der Frage (man wird ja doch mal fragen können ...) auftreten, sollte man sich verkneifen können.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 19.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Zu Wolfgang Wrases Umfrage: Sollen störende Beiträge gelöscht werden?
A) Kriterium anonym/pseudonym
B) Kriterium offensichtlich störend
Das Kriterium "offensichtlich störend" ist nicht eindeutig, sondern unbestimmt und daher vieldeutig, so daß Matthias Dräger bisher nach diesem Kriterium sachlich Beiträge löschte, die ihn störten. Deshalb sollte es heißen:
B) Kriterium sachfremd oder unqualifiziert
Zu Matthias Dräger: "Es reicht ..." zitiere ich auszugsweise den diesbezüglichen Kommentar eines Verlegers:
KOMMENTAR von Michael Kohlhaas: Wovor habt Ihr eigentlich Angst? Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. 20.10.2000
Lieber Herr Dräger,
diese Seite wäre viel sympathischer, wenn hier nicht immerzu Beiträge gelöscht würden, die Ihnen offenbar nicht gefallen. (...) werden Sie es doch wohl ertragen, wenn einiges - auch von Ihren Parteigängern - an Kritik geäußert wird. Sie können ja dazu Stellung nehmen, aber solche Äußerungen zu löschen oder darin herumzukorrigieren, das finde ich - gerade bei unserem gemeinsamen Anliegen nach offener Diskussion - etwas armselig. Da wiederholen Sie ja nur einen Mechanismus, den Sie bei unseren gemeinsamen Gegnern zu Recht kritisieren: Meinungen, die nicht ins gewünschte Bild passen, werden »vernichtet«. Das hat ein anständiges Anliegen nicht nötig. Selbst einen leidenschaftlichen Mitkämpfer wie Herrn Riebe bezeichnen Sie, wenn er etwas Ihnen Mißliebiges schreibt, als »Freund Riebe«! Sind wir nun eine auf Leben und Tod verschworene Kampfgemeinschaft mit Verpflichtung zu Linientreue, oder demokratisch und liberal gesonnene Menschen mit einem gemeinsamen Anliegen? (...)
Welcher Schaden könnte entstehen, wenn Sie die von Ihnen weniger goutierten Texte einfach stehen lassen? Oder beantworten? (...) Nachdem von mir mindestens drei Beiträge gelöscht wurden, deren Urheberschaft klar war, habe ich mir selbst ein heiliges Kohl'sches Ehrenwort geleistet, hier nie wieder auch nur einen einzigen Satz unter meinem wahren Namen beizutragen. Mein wunderschöner Name erscheint hier also nie wieder, ich lasse mich nicht erst einladen und dann vor die Tür setzen, weil ich was »Falsches« sage. (...)
Aber ich fühle mich unwohl in einer Gesellschaft, die einerseits die Selbstherrlichkeit der »Machthaber« höchst sensibel kritisiert, die aber in ihrem eigenen »Machtbereich« ähnlich absolutistisch handelt wie die von ihr zu Recht Kritisierten. (...)
Michael Kohl-Haas
Ich schließe mich diesem Brief eines Verlegers an Matthias Dräger an. Merkwürdigerweise fördert Herr Dräger anonyme Schreiber durch Duldung von Pseudonymen. Wenn man maskiert schreiben kann, eröffnet das viele Möglichkeiten der Manipulation. Das entspricht aber nicht dem Niveau einer seriösen Seite und ist vordergründig die Ursache für den ausgelösten Ärger.
Andererseits aber werden unerwünschte sachliche Beiträge gelöscht. Dadurch wird Zensur ausgeübt und das Grundrecht der Meinungsfreiheit mißachtet, wie es viele Zeitungsverleger in Fragen der Rechtschreibreform tun. Wer Zensur übt, steht nicht auf dem Boden unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates. "Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (...)mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte." (Art.18 GG). Hier wird mein Angriff auf einen anonymen Schreiber als Vorwand genommen, speziell unerwünschte aufklärende Beiträge über das Dritte Reich zu löschen und zu unterdrücken.
Der Chefreporter Kultur der "Welt am Sonntag", Ulrich Schacht, zog eine Parallele zur Rechtschreibreform des Dritten Reiches: "Die legendäre vierte Gewalt der Republik, die Presse - von Bild bis Spiegel - hat ohne Not, aber dafür restlos kapituliert. Begründung: Weil alle, deshalb auch wir. Da stehen sie nun die großen und kleinen ‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren! (...) Armes Deutschland! Nur das Fernsehen war live ehrlich ... Es jubelte ... über die endlich erfolgte Sprach-Gleichschaltung ..."
Manfred Riebe
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eingetragen von Theodor Ickler am 19.10.2000 um 22.00
Die Begriffe "Zensur" und "Meinungsfreiheit" werden leider oft in einer völlig abwegigen und mißbräuchlichen Weise verwendet und damit auch entwertet. Ich kann selbstverständlich meine Meinung sagen, aber ich kann nicht verlangen, daß ein anderer meine Meinung veröffentlicht. Ich kann meine Meinung auch nicht überall sagen, als Lehrer zum Beispiel nicht vor meiner Klasse, als Pfarrer nicht von der Kanzel usw. Wenn ich eine Zeitung herausgäbe, würde ich auch darüber entscheiden, welche Leserbriefe abgedruckt werden und welche nicht. Diese Beschränkungen haben mit Zensur nichts zu tun. Wer nicht weiß, was "Zensur" bedeutet, kann es im Lexikon nachschlagen.
Ich finde, daß diese Begriffsverwirrung in lauter unfruchtbaren Streit führt und Kräfte bindet, die einer besseren Sache würdig wären. Allerdings bin auch ich dafür, keine anonymen und pseudonymen Beiträge stehen zu lassen. Auf der anderen Seite dürfen hier aber auch keine haltlosen Verdächtigungen und denunziatorischen Behauptungen verbreitet werden, wie es immer wieder zu beobachten war. Zum Beispeil gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt, daß Professor Hans-Martin Gauger, den ich seit Jahrzehnten kenne und schätze, auf einen Wink aus dem Kultusministerium hin jenen Leserbrief geschrieben hätte. Solche grundlosen Diffamierungen, auch und gerade wenn sie in der tückischen Form der Frage (man wird ja doch mal fragen können ...) auftreten, sollte man sich verkneifen können.
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- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Neuzugang für die Liste reformfreier Zeitungen und Zeitschriften: http://members.aol.com/jfrieling9166379
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
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Hrsg.: Hugo Müller-Vogg
Die Sonntagszeitung der Rhein-Main-Zeitung wird redigiert von der Rhein-Main-Redaktion der "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
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Anschrift der Redaktion und des Verlags: 60267 Frankfurt am Main, Hellerhofstr. 2-4, 60327 Frankfurt am Main
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E-Post: sonntagszeitung@faz.de
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Na, das hätte eigentlich jeder wissen können. Aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wer hilft mit, die Liste rechtschreibreformfreier Produkte und Verlage zu ergänzen?
http://members.aol.com/jfrieling9166379/
Bitte an Stephan Fleischhauer. Bitte teilen Sie mir Ihre Netzadresse mit.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 18.10.2000 um 22.00
Nämlich darum, hier so sehr rumzusudeln, dass sich jeder vernünftige Besucher ob des geistigen Fäkaliengeruchs angewidert abwendet.
Und wenn Sie es genau nachprüfen, so werden Sie zugeben müssen, dass vor allem Herr Sigmar Salzburg und in Maßen auch Wolfgang Wrase hier gute Vorarbeit geleistet haben und mir auch später wacker zur Seite gestanden sind.
Die Hoffnung, dass das auf die Reformer zurückfällt, wird sich dabei wohl kaum erfüllen. Mit denen habe ich erstens nichts zu tun und zweitens nimmt derjenige den Geruch des Misthaufens an, der sich in seiner Nähe aufhält, und das tun Sie, Herr Professor.
Aber wenn ich das hier erst lang und breit erklären muss, wirds mir hier wirklich zu langweilig. Von mir wird hier keiner mehr belästigt!
Ich will aber noch "his master's voice" erklären. Mir scheint, dass die Anspielung zu fein für gewisse Leser war.
1. Es soll bedeuten, dass der Bezeichnete die Stimme seines Herrn ist, also bloß dessen Meinung wiedergibt.
2. Kennen Sie nicht das Markenzeichen der Plattenfirma EMI ELECTROLA. Schauen Sie es sich einmal an. Ich meine aber nicht das Grammophon. Sie selbst bezeichnen sowas als "Kläffer und Köter".
Karl Kleinreich oder wie auch immer
eingetragen von anonymer Gast am 18.10.2000 um 22.00
Streiche "wiedergibt", setze "widergibt". Alles klar?
Na wer schon
eingetragen von Wolfgang Wrase am 18.10.2000 um 22.00
Herr Ickler hat vor einiger Zeit geäußert, daß anonyme oder mit offensichtlichem Pseudonym abgesendete Beiträge in keiner Rubrik dieser Seiten geduldet werden sollten. Ich bin derselben Meinung, und darüber hinaus finde ich, daß auch Beiträge gelöscht werden sollten (auch hier im Gästebuch), die provozieren sollen, hämisch bis gehässig sind, nichts zur Sache beitragen oder ähnliches. Ich meine, solche Beiträge lenken nicht nur ab, sie halten auf, man möchte teilweise doch darauf reagieren, etwas richtigstellen, eine Beleidigung nicht einfach so stehen lassen.
Jeder hat sicher schon oft den Eindruck gehabt, daß es solche Beiträge gibt, die einfach nur stören. Außerdem werden sicherlich andere Gäste davon abgeschreckt, einen Beitrag zu schreiben, wenn sie häßliche Äußerungen lesen müssen. Dadurch schwindet auch die Vielfalt, Kontakte gehen verloren, möglicherweise auch interessante Informationen.
Auch Herr Salzburg regte gerade (in seiner unnachahmlich kreativen Ausdrucksweise) dasselbe an: "bitte löschen". Deshalb schlage ich vor, daß in den nächsten Tagen eine Art Umfrage stattfindet. Jeder, der dazu eine Meinung hat, soll mit abstimmen, ob solche Beiträge gelöscht werden sollten:
A) Kriterium anonym/pseudonym
B) Kriterium offensichtlich störend
Ich halte, wie gesagt, A und B gleichermaßen für Anlässe zum Löschen; meistens fällt beides ja zusammen. Das letzte Wort in dieser Frage hat natürlich die Redaktion, der ich an dieser Stelle einmal für die hervorragende Arbeit ganz herzlich danke.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 18.10.2000 um 22.00
Zur Zeit wird eine weitere Studie zur Rechtschreibreform
erarbeitet, die auf neue, bisher unbekannte Aspekte des Themas
hinweist. Es wurde untersucht, warum in der Vergangenheit
in verschiedenen Staaten Rechtschreibreformen durchgeführt
wurden. Dies führte zu der erstaunlichen Entdeckung, daß
Rechtschreibreformen meistens von Diktaturen durchgeführt
werden, um kulturelle Umerziehung zu erreichen. Beispiele
bieten die Mongolei, Lettland, afrikanische Staaten u. v. a.
Dies betrifft fast 90% der Fälle.
Die Studie wird unter www.guten.de veröffentlicht werden.
Jan Henrik Holst, Lehrbeauftragter für Allgemeine
Sprachwissenschaft, Universität Hamburg
Jan Henrik Holst
Bogenallee 11, 20144 Hamburg, 04102 / 31558
eingetragen von Stephanus Peil am 18.10.2000 um 22.00
Herr Wrase (und schon zuvor andere aktive Teilnehmer dieser Seite) regt an, anonyme Beiträge aus rechtschreibreform.com zu löschen. Ich kann mich diesem Vorschlag nur allzu zustimmend anschließen.
Es gibt zwar die einfache Möglichkeit, anonyme Beiträge zu ignorieren und zu überlesen, ich halte es jedoch für die bessere Lösung, derartige Beiträge zu löschen. Das hat nichts mit Willkür oder gar Diktatur zu tun, es gehört einfach zum guten Ton der zwischenmenschlichen Kommunikation, zu dem zu stehen, was man sagt und schreibt. Warum sollte man dann nicht seine Anschrift bekanntgeben? Vor welchen Repressalien fürchtet sich der anonyme Schreiber?
Es bestand bei mir außerdem schon oft der Wunsch, mit einem Artikelschreiber persönlich in Kontakt zu treten. Ich habe dem Redaktionsteam von rechtschreibreform.com deshalb den Vorschlag gemacht, die Maske für den Eintrag von Archiv-Meldungen zu erweitern mit der Eingabe der Adresse. Gottlob sind die (E-Mail-)Adressen wenigstens im Gästebuch vorhanden. Wenn sich aber Eintragende nicht mit ihrer Identität (Adresse) melden, so passen sie einfach nicht in ein ernsthaftes Diskussionsforum, zu dem ich rechtschreibreform.com zähle.
Es muß deshalb Usus werden, daß nur die Beiträge mit voller Adresse zugelassen werden. Vor Decknamen ist man selbstverständlich nicht sicher.
Natürlich verleitet das Internet dazu, anonym (bzw. mit einem Alias-Namen) seine Meinung zu sagen. Das kann jeder an anderer Stelle tun, jedoch sollten ernstzunehmende Beiträge auf seriösen Seiten identifizierbar sein, wie es üblich ist in einem Kulturvolk.
Ich habe vollstes Verständnis für die Redaktionsarbeit von rechtschreibreform.com. Wenn man sich die Begründung von Matthias Dräger anschaut, Beiträge aus dem Archiv zu löschen, die mit dem Thema nur am Rande zu tun haben und vom zentralen Anliegen nur ablenken, so leuchtet mir sein Vorgehen ein. Ja, aus meiner Sicht erschiene es darüber hinaus sinnvoll, wenn nicht nur Beiträge gelöscht werden, die vom Kern der Sache abweichen, sondern auch anonyme Beiträge von "Gästen", die zu feige sind, sich zu erkennen zu geben.
Vielleicht sollte man auf der Stammseite über die (noch zu vereinbarenden) "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" hinweisen.
Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495
eingetragen von Reinhard Markner am 18.10.2000 um 22.00
Die von Herrn "Kleinreich" gewählten Pseudonyme reizen dazu, seine Beiträge nicht zu löschen, sondern mit neuen Pseudonymen zu versehen, z. B. "Kleingeist" oder "Gernegroß".
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von Manfred Riebe am 18.10.2000 um 22.00
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Manfred Riebe
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Nämlich darum, hier so sehr rumzusudeln, dass sich jeder vernünftige Besucher ob des geistigen Fäkaliengeruchs angewidert abwendet.
Und wenn Sie es genau nachprüfen, so werden Sie zugeben müssen, dass vor allem Herr Sigmar Salzburg und in Maßen auch Wolfgang Wrase hier gute Vorarbeit geleistet haben und mir auch später wacker zur Seite gestanden sind.
Die Hoffnung, dass das auf die Reformer zurückfällt, wird sich dabei wohl kaum erfüllen. Mit denen habe ich erstens nichts zu tun und zweitens nimmt derjenige den Geruch des Misthaufens an, der sich in seiner Nähe aufhält, und das tun Sie, Herr Professor.
Aber wenn ich das hier erst lang und breit erklären muss, wirds mir hier wirklich zu langweilig. Von mir wird hier keiner mehr belästigt!
Ich will aber noch "his master's voice" erklären. Mir scheint, dass die Anspielung zu fein für gewisse Leser war.
1. Es soll bedeuten, dass der Bezeichnete die Stimme seines Herrn ist, also bloß dessen Meinung wiedergibt.
2. Kennen Sie nicht das Markenzeichen der Plattenfirma EMI ELECTROLA. Schauen Sie es sich einmal an. Ich meine aber nicht das Grammophon. Sie selbst bezeichnen sowas als "Kläffer und Köter".
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Herr Ickler hat vor einiger Zeit geäußert, daß anonyme oder mit offensichtlichem Pseudonym abgesendete Beiträge in keiner Rubrik dieser Seiten geduldet werden sollten. Ich bin derselben Meinung, und darüber hinaus finde ich, daß auch Beiträge gelöscht werden sollten (auch hier im Gästebuch), die provozieren sollen, hämisch bis gehässig sind, nichts zur Sache beitragen oder ähnliches. Ich meine, solche Beiträge lenken nicht nur ab, sie halten auf, man möchte teilweise doch darauf reagieren, etwas richtigstellen, eine Beleidigung nicht einfach so stehen lassen.
Jeder hat sicher schon oft den Eindruck gehabt, daß es solche Beiträge gibt, die einfach nur stören. Außerdem werden sicherlich andere Gäste davon abgeschreckt, einen Beitrag zu schreiben, wenn sie häßliche Äußerungen lesen müssen. Dadurch schwindet auch die Vielfalt, Kontakte gehen verloren, möglicherweise auch interessante Informationen.
Auch Herr Salzburg regte gerade (in seiner unnachahmlich kreativen Ausdrucksweise) dasselbe an: "bitte löschen". Deshalb schlage ich vor, daß in den nächsten Tagen eine Art Umfrage stattfindet. Jeder, der dazu eine Meinung hat, soll mit abstimmen, ob solche Beiträge gelöscht werden sollten:
A) Kriterium anonym/pseudonym
B) Kriterium offensichtlich störend
Ich halte, wie gesagt, A und B gleichermaßen für Anlässe zum Löschen; meistens fällt beides ja zusammen. Das letzte Wort in dieser Frage hat natürlich die Redaktion, der ich an dieser Stelle einmal für die hervorragende Arbeit ganz herzlich danke.
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Gast am 18.10.2000 um 22.00
Zur Zeit wird eine weitere Studie zur Rechtschreibreform
erarbeitet, die auf neue, bisher unbekannte Aspekte des Themas
hinweist. Es wurde untersucht, warum in der Vergangenheit
in verschiedenen Staaten Rechtschreibreformen durchgeführt
wurden. Dies führte zu der erstaunlichen Entdeckung, daß
Rechtschreibreformen meistens von Diktaturen durchgeführt
werden, um kulturelle Umerziehung zu erreichen. Beispiele
bieten die Mongolei, Lettland, afrikanische Staaten u. v. a.
Dies betrifft fast 90% der Fälle.
Die Studie wird unter www.guten.de veröffentlicht werden.
Jan Henrik Holst, Lehrbeauftragter für Allgemeine
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Jan Henrik Holst
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eingetragen von Stephanus Peil am 18.10.2000 um 22.00
Herr Wrase (und schon zuvor andere aktive Teilnehmer dieser Seite) regt an, anonyme Beiträge aus rechtschreibreform.com zu löschen. Ich kann mich diesem Vorschlag nur allzu zustimmend anschließen.
Es gibt zwar die einfache Möglichkeit, anonyme Beiträge zu ignorieren und zu überlesen, ich halte es jedoch für die bessere Lösung, derartige Beiträge zu löschen. Das hat nichts mit Willkür oder gar Diktatur zu tun, es gehört einfach zum guten Ton der zwischenmenschlichen Kommunikation, zu dem zu stehen, was man sagt und schreibt. Warum sollte man dann nicht seine Anschrift bekanntgeben? Vor welchen Repressalien fürchtet sich der anonyme Schreiber?
Es bestand bei mir außerdem schon oft der Wunsch, mit einem Artikelschreiber persönlich in Kontakt zu treten. Ich habe dem Redaktionsteam von rechtschreibreform.com deshalb den Vorschlag gemacht, die Maske für den Eintrag von Archiv-Meldungen zu erweitern mit der Eingabe der Adresse. Gottlob sind die (E-Mail-)Adressen wenigstens im Gästebuch vorhanden. Wenn sich aber Eintragende nicht mit ihrer Identität (Adresse) melden, so passen sie einfach nicht in ein ernsthaftes Diskussionsforum, zu dem ich rechtschreibreform.com zähle.
Es muß deshalb Usus werden, daß nur die Beiträge mit voller Adresse zugelassen werden. Vor Decknamen ist man selbstverständlich nicht sicher.
Natürlich verleitet das Internet dazu, anonym (bzw. mit einem Alias-Namen) seine Meinung zu sagen. Das kann jeder an anderer Stelle tun, jedoch sollten ernstzunehmende Beiträge auf seriösen Seiten identifizierbar sein, wie es üblich ist in einem Kulturvolk.
Ich habe vollstes Verständnis für die Redaktionsarbeit von rechtschreibreform.com. Wenn man sich die Begründung von Matthias Dräger anschaut, Beiträge aus dem Archiv zu löschen, die mit dem Thema nur am Rande zu tun haben und vom zentralen Anliegen nur ablenken, so leuchtet mir sein Vorgehen ein. Ja, aus meiner Sicht erschiene es darüber hinaus sinnvoll, wenn nicht nur Beiträge gelöscht werden, die vom Kern der Sache abweichen, sondern auch anonyme Beiträge von "Gästen", die zu feige sind, sich zu erkennen zu geben.
Vielleicht sollte man auf der Stammseite über die (noch zu vereinbarenden) "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" hinweisen.
Stephanus Peil
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eingetragen von Reinhard Markner am 18.10.2000 um 22.00
Die von Herrn "Kleinreich" gewählten Pseudonyme reizen dazu, seine Beiträge nicht zu löschen, sondern mit neuen Pseudonymen zu versehen, z. B. "Kleingeist" oder "Gernegroß".
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Wolfgang Wrase, meldet sich hier zu Wort.
Wolfgang Wrase hat einen seltsamen Charakter, der eindeutig vom Orwell'schen "Zwiedenk" geprägt ist.
Hier schimpft er auf die neue Rechtschreibung, sein Geld verdient er aber damit, dass er für seine Arbeitgeber Geschriebenes in ordentliche, neue Rechtschreibung überträgt. Ob er das schafft? Schließlich ist die neue Rechtschreibung doch sooo schwierig!
Na ja, das Übliche. Wenns ums Geld geht, werden auch von einem Wolfgang Wrase die Werte Zivilcourage, Festigkeit in der Überzeugung usw. gaaanz kleingeschrieben. Wahrscheinlich findet er deshalb auch keine feste Anstellung bei einem Verlag, sondern muss als "selbstständiger Lektor" von den Bröckchen leben, die für ihn von den Tischen der Verlage abfallen. Man kennt ihn halt dort.
Aber als his master's voice, genießt er auf dieser Homepage ja großes Ansehen!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Herrn Wrase steht noch ein so freudloses Berufsleben bevor, dass mein Spott ganz unangebracht war.
Nach Leuten, die am Boden liegen, tritt man bzw. über sie spottet man nicht!
Ich bedauere daher aufrichtig, was ich vorher geschrieben habe, und nehme es ausdrücklich zurück.
Karl Kleinreich
eingetragen von Manfred Riebe am 17.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
-
Karl Kleinreich urteilt: "Wolfgang Wrase hat einen seltsamen Charakter, der eindeutig vom Orwell'schen ‚Zwiedenk' geprägt ist." ("His master's voice"?)
Zahlreiche Politiker schreiben privat weiter wie bisher, lassen jedoch amtliche Schreiben in neuer Schreibweise verfassen. Das ist die reinste Schizophrenie! Karl Kleinreich sollte erst einmal vor der eigenen Türe kehren; denn im Gegensatz zu Wolfgang Wrase gibt er seine Netzadresse nicht an und versteckt sich obendrein hinter einem Pseudonym. Kleinreich: "Die Werte Zivilcourage, Festigkeit in der Überzeugung usw. gaaanz kleingeschrieben." Ursula Morin meinte richtig: "Sollen Feiglinge zur Zivilcourage aufrufen?" Vermummte Heckenschützen?
Die sogenannte Rechtschreibreform spaltet die Sprache und das Sprachvolk. Vielleicht könnte Karl Kleinreich einmal über diese Persönlichkeits- und Bewußtseinsspaltung bei anderen und sich selbst nachdenken. Diese sprachliche Gespaltenheit, in der wir leben, zeigt sich auch bei manchen Buchverlegern, die einerseits ihre Bücher weiterhin herkömmlich, aber andererseits Werbematerialien in Neuschrieb drucken.
Ein "Ruck" solle durch das deutsche Volk gehen, meinte seinerzeit Bundespräsident Roman Herzog, ohne selbst ein Vorbild zu sein. Auch Johannes Rau fehlt diese Führungseigenschaft: "Der Bundespräsident nimmt für sich die Regelung der Rechtschreibreform in Anspruch, dass außerhalb des Schulbereichs niemand an die neuen Regelungen gebunden ist. Er sieht seine Rolle aber nicht so, dass er seine Entscheidung anderen zur Nachahmung empfehlen möchte." (Bundespräsidialamt, Dr. Elisabeth Domansky, vom 12.10.2000 an Annette von Hiller).
Wo gibt es Politiker, die den einfachen Leuten ein Vorbild an Zivilcourage geben und wenigstens für unsere Demokratie eintreten, anstatt sie Stück für Stück zu demontieren? Die uns von den Kultusministern und Zeitungsverlegern aufgezwungene Rechtschreibreform ist ein klarer Beweis dafür, was diese Oberpädagogen von der Demokratie halten. Ihnen sei das Studium des Buches von Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000, empfohlen, das zeigt, welche totalitären Wurzeln die heutige Rechtschreibreform im Dritten Reich (und der DDR) hat. Wie sollte der kleine Mann im Dritten Reich Widerstand leisten, wenn heute schon führende Politiker bei dem Gedanken an einen Widerstand gegen die Rechtschreibreform die Hosen voll haben? Diese Netzseite ist ein Spiegelbild der schweigenden Mehrheit unserer Gesellschaft, ein Bild der drei Affen, die nichts sehen, hören und sagen wollen, weil sie erbärmliche Angst haben.
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 17.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Wieder ein sogenannter Sprachpflegeverein im Kampf gegen die sogenannte Rechtschreibreform weniger:
Der Rundbrief des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V." erscheint in Neuschrieb. Netz: www.bairische-sprache.de
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Nicht wahr, Herr Riebe?
So ein Gymnasiallehrer scheint ja ungeheuer viel Zeit zu haben, wenn er so eine ellenlange Antwort schreiben kann.
Sie haben sich wohl sehr über mich geärgert. Das macht nichts. Lehrer ärgern ist mein Hobby!
Karl Kleinreich
eingetragen von Gast am 17.10.2000 um 22.00
Der Herr Kleinreich scheint in meinen Augen ein Mensch zu sein, der die Reife eines Erwachsenen noch nicht ganz erreicht hat!
Das, was er Herrn Wrase hier vorwirft, zeugt davon, daß er keine Ahnung von der Arbeit eines Korrektors bzw. Lektors hat. Falls der Herr Kleinreich sich einmal die Mühe machen sollte, zwei Ausgaben der "Süddeutschen", so wie der Herr Wrase, zu korrigieren, d. h. auf Fehler durchzusehen, dazu das alles noch nach drei verschiedenen Schreibweisen, dann wüßte er, was es heißt, Korrektor oder gar Lektor zu sein. Ich schätze, nach der ersten halben Seite würde der Möchtegern-Spötter schon den Rotstift aus der Hand legen, weil er nicht mehr weiterweiß.
Aber diese "Kleinreichs" findet man immer wieder - keine Ahnung von der Materie, aber sich bemüßigt fühlen, über andere in beleidigender Weise herzuziehen. Und das alles hinter der schützenden Fassade (wahrscheinlich) eines Pseudonyms.
Da wird von den Reformbefürwortern immer gern das Argument der Polemik ins Spiel gebracht - hier sollten sich vielmehr diejenigen, die dem Reformeifer dieser "drittklassigen Reformer", Augst und C.o., blind hinterherrennen, ohne die ganze Tragweite dessen, was auf uns zukommt bzw. zugekommen ist, nachvollziehen zu können, an die eigene Nase fassen!
Da ich selbst Korrektor bin, weiß ich, wovon ich rede.
Klaus Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2000 um 22.00
Ich habe durchaus Verständnis für Leute, die unter Pseudonym schreiben, weiß man doch, welchen oft unvorhersehbaren Repressalien sie ausgesetzt sein können, wenn sie in abhängiger Stellung eine nicht genehme Meinung veröffentlichen. Anders verhält es sich jedoch mit den hier auftauchenden quasi vermummten Gestalten, die im Dunkel der Anonymität ein paar Brandsätze schleudern, Wandschmierereien veranstalten und unerkannt wieder verschwinden. Ihnen ist es nicht um ehrliche Diskussion zu tun, sondern darum, die Kämpfer hier lächerlich zu machen und zu demoralisieren. Daher sollte man auf diesen Seiten mit den Saboteuren verfahren, wie (weniger human) an der Front sonst auch: auslöschen.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 17.10.2000 um 22.00
Ich kann nicht verhindern, daß Hunde an meinen Gartenzaun pinkeln, aber ich denke, der nächste Regen spült's fort, und warum soll ich mich über etwas ärgern, was eh nicht zu ändern ist? Kümmern wir uns lieber um den Garten und nicht um den Zaun. Wenn jemand - offenbar ohne Kenntnis, aber bis zur Selbstvergiftung mit Ressentiments angefüllt - über vermeintliche Tätigkeiten von Herrn Riebe oder die vermeintlichen beruflichen Erfolge und Mißerfolge von Herrn Wrase lästern zu müssen glaubt, dann kann man ihn nicht daran hindern. Man darf sich aber auf keinen Fall dazu herablassen, die Geschmähten auch noch zu verteidigen, denn das würde den Effekt der Selbstbeschmutzung wieder aufheben.
Das ist mein Rat, gestützt auf einige Lebenserfahrung mit Kläffern und Kötern aller Art, und mein letztes Wort dazu.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Wolfgang Wrase, meldet sich hier zu Wort.
Wolfgang Wrase hat einen seltsamen Charakter, der eindeutig vom Orwell'schen "Zwiedenk" geprägt ist.
Hier schimpft er auf die neue Rechtschreibung, sein Geld verdient er aber damit, dass er für seine Arbeitgeber Geschriebenes in ordentliche, neue Rechtschreibung überträgt. Ob er das schafft? Schließlich ist die neue Rechtschreibung doch sooo schwierig!
Na ja, das Übliche. Wenns ums Geld geht, werden auch von einem Wolfgang Wrase die Werte Zivilcourage, Festigkeit in der Überzeugung usw. gaaanz kleingeschrieben. Wahrscheinlich findet er deshalb auch keine feste Anstellung bei einem Verlag, sondern muss als "selbstständiger Lektor" von den Bröckchen leben, die für ihn von den Tischen der Verlage abfallen. Man kennt ihn halt dort.
Aber als his master's voice, genießt er auf dieser Homepage ja großes Ansehen!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Herrn Wrase steht noch ein so freudloses Berufsleben bevor, dass mein Spott ganz unangebracht war.
Nach Leuten, die am Boden liegen, tritt man bzw. über sie spottet man nicht!
Ich bedauere daher aufrichtig, was ich vorher geschrieben habe, und nehme es ausdrücklich zurück.
Karl Kleinreich
eingetragen von Manfred Riebe am 17.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
-
Karl Kleinreich urteilt: "Wolfgang Wrase hat einen seltsamen Charakter, der eindeutig vom Orwell'schen ‚Zwiedenk' geprägt ist." ("His master's voice"?)
Zahlreiche Politiker schreiben privat weiter wie bisher, lassen jedoch amtliche Schreiben in neuer Schreibweise verfassen. Das ist die reinste Schizophrenie! Karl Kleinreich sollte erst einmal vor der eigenen Türe kehren; denn im Gegensatz zu Wolfgang Wrase gibt er seine Netzadresse nicht an und versteckt sich obendrein hinter einem Pseudonym. Kleinreich: "Die Werte Zivilcourage, Festigkeit in der Überzeugung usw. gaaanz kleingeschrieben." Ursula Morin meinte richtig: "Sollen Feiglinge zur Zivilcourage aufrufen?" Vermummte Heckenschützen?
Die sogenannte Rechtschreibreform spaltet die Sprache und das Sprachvolk. Vielleicht könnte Karl Kleinreich einmal über diese Persönlichkeits- und Bewußtseinsspaltung bei anderen und sich selbst nachdenken. Diese sprachliche Gespaltenheit, in der wir leben, zeigt sich auch bei manchen Buchverlegern, die einerseits ihre Bücher weiterhin herkömmlich, aber andererseits Werbematerialien in Neuschrieb drucken.
Ein "Ruck" solle durch das deutsche Volk gehen, meinte seinerzeit Bundespräsident Roman Herzog, ohne selbst ein Vorbild zu sein. Auch Johannes Rau fehlt diese Führungseigenschaft: "Der Bundespräsident nimmt für sich die Regelung der Rechtschreibreform in Anspruch, dass außerhalb des Schulbereichs niemand an die neuen Regelungen gebunden ist. Er sieht seine Rolle aber nicht so, dass er seine Entscheidung anderen zur Nachahmung empfehlen möchte." (Bundespräsidialamt, Dr. Elisabeth Domansky, vom 12.10.2000 an Annette von Hiller).
Wo gibt es Politiker, die den einfachen Leuten ein Vorbild an Zivilcourage geben und wenigstens für unsere Demokratie eintreten, anstatt sie Stück für Stück zu demontieren? Die uns von den Kultusministern und Zeitungsverlegern aufgezwungene Rechtschreibreform ist ein klarer Beweis dafür, was diese Oberpädagogen von der Demokratie halten. Ihnen sei das Studium des Buches von Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000, empfohlen, das zeigt, welche totalitären Wurzeln die heutige Rechtschreibreform im Dritten Reich (und der DDR) hat. Wie sollte der kleine Mann im Dritten Reich Widerstand leisten, wenn heute schon führende Politiker bei dem Gedanken an einen Widerstand gegen die Rechtschreibreform die Hosen voll haben? Diese Netzseite ist ein Spiegelbild der schweigenden Mehrheit unserer Gesellschaft, ein Bild der drei Affen, die nichts sehen, hören und sagen wollen, weil sie erbärmliche Angst haben.
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 17.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Wieder ein sogenannter Sprachpflegeverein im Kampf gegen die sogenannte Rechtschreibreform weniger:
Der Rundbrief des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V." erscheint in Neuschrieb. Netz: www.bairische-sprache.de
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 17.10.2000 um 22.00
Nicht wahr, Herr Riebe?
So ein Gymnasiallehrer scheint ja ungeheuer viel Zeit zu haben, wenn er so eine ellenlange Antwort schreiben kann.
Sie haben sich wohl sehr über mich geärgert. Das macht nichts. Lehrer ärgern ist mein Hobby!
Karl Kleinreich
eingetragen von Gast am 17.10.2000 um 22.00
Der Herr Kleinreich scheint in meinen Augen ein Mensch zu sein, der die Reife eines Erwachsenen noch nicht ganz erreicht hat!
Das, was er Herrn Wrase hier vorwirft, zeugt davon, daß er keine Ahnung von der Arbeit eines Korrektors bzw. Lektors hat. Falls der Herr Kleinreich sich einmal die Mühe machen sollte, zwei Ausgaben der "Süddeutschen", so wie der Herr Wrase, zu korrigieren, d. h. auf Fehler durchzusehen, dazu das alles noch nach drei verschiedenen Schreibweisen, dann wüßte er, was es heißt, Korrektor oder gar Lektor zu sein. Ich schätze, nach der ersten halben Seite würde der Möchtegern-Spötter schon den Rotstift aus der Hand legen, weil er nicht mehr weiterweiß.
Aber diese "Kleinreichs" findet man immer wieder - keine Ahnung von der Materie, aber sich bemüßigt fühlen, über andere in beleidigender Weise herzuziehen. Und das alles hinter der schützenden Fassade (wahrscheinlich) eines Pseudonyms.
Da wird von den Reformbefürwortern immer gern das Argument der Polemik ins Spiel gebracht - hier sollten sich vielmehr diejenigen, die dem Reformeifer dieser "drittklassigen Reformer", Augst und C.o., blind hinterherrennen, ohne die ganze Tragweite dessen, was auf uns zukommt bzw. zugekommen ist, nachvollziehen zu können, an die eigene Nase fassen!
Da ich selbst Korrektor bin, weiß ich, wovon ich rede.
Klaus Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2000 um 22.00
Ich habe durchaus Verständnis für Leute, die unter Pseudonym schreiben, weiß man doch, welchen oft unvorhersehbaren Repressalien sie ausgesetzt sein können, wenn sie in abhängiger Stellung eine nicht genehme Meinung veröffentlichen. Anders verhält es sich jedoch mit den hier auftauchenden quasi vermummten Gestalten, die im Dunkel der Anonymität ein paar Brandsätze schleudern, Wandschmierereien veranstalten und unerkannt wieder verschwinden. Ihnen ist es nicht um ehrliche Diskussion zu tun, sondern darum, die Kämpfer hier lächerlich zu machen und zu demoralisieren. Daher sollte man auf diesen Seiten mit den Saboteuren verfahren, wie (weniger human) an der Front sonst auch: auslöschen.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 17.10.2000 um 22.00
Ich kann nicht verhindern, daß Hunde an meinen Gartenzaun pinkeln, aber ich denke, der nächste Regen spült's fort, und warum soll ich mich über etwas ärgern, was eh nicht zu ändern ist? Kümmern wir uns lieber um den Garten und nicht um den Zaun. Wenn jemand - offenbar ohne Kenntnis, aber bis zur Selbstvergiftung mit Ressentiments angefüllt - über vermeintliche Tätigkeiten von Herrn Riebe oder die vermeintlichen beruflichen Erfolge und Mißerfolge von Herrn Wrase lästern zu müssen glaubt, dann kann man ihn nicht daran hindern. Man darf sich aber auf keinen Fall dazu herablassen, die Geschmähten auch noch zu verteidigen, denn das würde den Effekt der Selbstbeschmutzung wieder aufheben.
Das ist mein Rat, gestützt auf einige Lebenserfahrung mit Kläffern und Kötern aller Art, und mein letztes Wort dazu.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 16.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Mit ihrem Kommentar "Sollen Feiglinge zur Zivilcourage aufrufen?", in: www.rechtschreibreform.com vom 17.10.2000, hat Ursula Morin ins Schwarze getroffen. Ursula Morin definiert Zivilcourage:
"Zivilcourage ist - wie die Bezeichnung andeutet - die Sache jedes einzelnen Bürgers. Zivilcourage bedeutet auch, daß man nicht gegen besseres Wissen handelt, bloß weil "von oben" etwas Druck gemacht wird. Zivilcourage gibt man nicht an der Garderobe ab, wenn man die Redaktionsräume betritt ..."
Damit sind aber auch alle Rechtschreibreformgegner gemeint, die privat schimpfen, aber es nicht wagen, öffentlich Kritik zu üben. Hier in www.rechtschreibreform.com könnten sich z.B. Schreibberufler äußern, Journalisten, Schriftsteller, Lehrer, Berufsverbandsvorsitzende, Schulleiter, Politiker usw. Aber nur wenige Lehrer, ein einziger Lektor und eine einzige Übersetzerin melden sich zu Wort. Andere verstecken sich hinter Pseudonymen.
Auch das Schreiben von Leserbriefen kommt nicht in Frage, denn die Angst regiert. Ehrliche antworten: "Da müßte ich mich ja exponieren. Das könnte mir in meinem Beruf schaden." Andere haben Ausreden: Es gibt Wichtigeres. Jetzt ist es zu spät. Da kann man nichts machen. Ich schreibe weiter wie bisher. Ich habe keine Zeit. usw.
Ein Beispiel für Zivilcourage ist die Gesamtschulrektorin Gisa Berger. Als Leiterin der Berliner Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform erhielt Gisa Berger am 12. Februar 1998 von der "Passauer Neuen Presse" im Rahmen einer großen Gala im Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau für ihren unerschrockenen Kampf gegen die Rechtschreibreform den BÜRGER-OSCAR 1998 für Zivilcourage. Laudator war der Schriftsteller und ehemalige PEN-Präsident Gert Heidenreich.
Gisa Berger sagte damals:
"Der Beamteneid darf doch nicht bedeuten, daß ich meinen Verstand an der Gepäckaufbewahrung abgebe." - "Ich tue, was ich nicht darf."
Die Schulleitung habe ihr gesagt, sie müsse die Konsequenzen im Prinzip selbst tragen.
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.10.2000 um 22.00
Karl "Ich-versteck-mich-lieber-beim Plärren" Kleinreich vergleicht Äpfel mit Birnen. Ein sinnvoller Vergleich wäre zum Beispiel folgender:
Qualifizierte Kommentare zur Rechtschreibreform:
Ickler: viele tausend
Karl Kleinreich: null
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von Manfred Riebe am 16.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Mit ihrem Kommentar "Sollen Feiglinge zur Zivilcourage aufrufen?", in: www.rechtschreibreform.com vom 17.10.2000, hat Ursula Morin ins Schwarze getroffen. Ursula Morin definiert Zivilcourage:
"Zivilcourage ist - wie die Bezeichnung andeutet - die Sache jedes einzelnen Bürgers. Zivilcourage bedeutet auch, daß man nicht gegen besseres Wissen handelt, bloß weil "von oben" etwas Druck gemacht wird. Zivilcourage gibt man nicht an der Garderobe ab, wenn man die Redaktionsräume betritt ..."
Damit sind aber auch alle Rechtschreibreformgegner gemeint, die privat schimpfen, aber es nicht wagen, öffentlich Kritik zu üben. Hier in www.rechtschreibreform.com könnten sich z.B. Schreibberufler äußern, Journalisten, Schriftsteller, Lehrer, Berufsverbandsvorsitzende, Schulleiter, Politiker usw. Aber nur wenige Lehrer, ein einziger Lektor und eine einzige Übersetzerin melden sich zu Wort. Andere verstecken sich hinter Pseudonymen.
Auch das Schreiben von Leserbriefen kommt nicht in Frage, denn die Angst regiert. Ehrliche antworten: "Da müßte ich mich ja exponieren. Das könnte mir in meinem Beruf schaden." Andere haben Ausreden: Es gibt Wichtigeres. Jetzt ist es zu spät. Da kann man nichts machen. Ich schreibe weiter wie bisher. Ich habe keine Zeit. usw.
Ein Beispiel für Zivilcourage ist die Gesamtschulrektorin Gisa Berger. Als Leiterin der Berliner Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform erhielt Gisa Berger am 12. Februar 1998 von der "Passauer Neuen Presse" im Rahmen einer großen Gala im Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau für ihren unerschrockenen Kampf gegen die Rechtschreibreform den BÜRGER-OSCAR 1998 für Zivilcourage. Laudator war der Schriftsteller und ehemalige PEN-Präsident Gert Heidenreich.
Gisa Berger sagte damals:
"Der Beamteneid darf doch nicht bedeuten, daß ich meinen Verstand an der Gepäckaufbewahrung abgebe." - "Ich tue, was ich nicht darf."
Die Schulleitung habe ihr gesagt, sie müsse die Konsequenzen im Prinzip selbst tragen.
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 16.10.2000 um 22.00
Karl "Ich-versteck-mich-lieber-beim Plärren" Kleinreich vergleicht Äpfel mit Birnen. Ein sinnvoller Vergleich wäre zum Beispiel folgender:
Qualifizierte Kommentare zur Rechtschreibreform:
Ickler: viele tausend
Karl Kleinreich: null
Wolfgang Wrase
München
eingetragen von anonymer Gast am 15.10.2000 um 22.00
Duden: Verkaufsrang 21
Ickler: Verkaufsrang 2661
Es wir wirklich Zeit, dass irgendein Freund oder Anhänger von Prof. Ickler wieder eine überaus günstige Besprechung des Rechtschreibbuchs in die GröFAZ stellt. Sonst wird das nichts mehr.
Karl Kleinreich
eingetragen von Thomas Paulwitz am 15.10.2000 um 22.00
Die DEUTSCHE SPRACHWELT ist jetzt im Weltnetz.
http://www.deutsche-sprachwelt.de
Schauen Sie doch mal vorbei!
In unserem Forum können Sie uns Ihre Meinung sagen. Wir veröffentlichen immer wieder neue Nachrichten, Termine und Hintergrundberichte zur
Sprachpflege. Auf Ihren Besuch freue ich mich.
Auf bald!
Thomas Paulwitz (Schriftleiter)
Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Manfred Riebe am 15.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Die Nachricht von der Rückumstellung der Hessischen Allgemeinen Zeitung war wohl leider eine "Ente", d.h. eine Falschmeldung, denn auf Befragen dementierte die Redaktion. Gisa Berger kann ihre Informantin leider erst am Wochenende fragen. Diese liest auch die FAZ und die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Ich bin gespannt, wie der Irrtum entstanden ist. Vielleicht war die hessische Regionalausgabe der FAZ gemeint.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 15.10.2000 um 22.00
Duden: Verkaufsrang 21
Ickler: Verkaufsrang 2661
Es wir wirklich Zeit, dass irgendein Freund oder Anhänger von Prof. Ickler wieder eine überaus günstige Besprechung des Rechtschreibbuchs in die GröFAZ stellt. Sonst wird das nichts mehr.
Karl Kleinreich
eingetragen von Thomas Paulwitz am 15.10.2000 um 22.00
Die DEUTSCHE SPRACHWELT ist jetzt im Weltnetz.
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Auf bald!
Thomas Paulwitz (Schriftleiter)
Thomas Paulwitz
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eingetragen von Manfred Riebe am 15.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Die Nachricht von der Rückumstellung der Hessischen Allgemeinen Zeitung war wohl leider eine "Ente", d.h. eine Falschmeldung, denn auf Befragen dementierte die Redaktion. Gisa Berger kann ihre Informantin leider erst am Wochenende fragen. Diese liest auch die FAZ und die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Ich bin gespannt, wie der Irrtum entstanden ist. Vielleicht war die hessische Regionalausgabe der FAZ gemeint.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 14.10.2000 um 22.00
Zur Zeit kann man beobachten, daß auch Romane usw. in einer neuen Rechtschreibung erscheinen, vor allem vom Bertelsmann-Verlag und den Tochterunternehmen (Goldmann, Berlin Verlag, Blanvalet u.a. Der Einstieg erfolgt über die übersetzte Literatur, weil sich da offenbar niemand zur Wehr setzt. Es liegt auf der Hand, daß der Konzern vollendete Tatsachen in so großer Menge schaffen will, daß die Rückkehr praktisch unmöglich gemacht wird. Dabei hat man nicht bedacht, daß die Reform sich schon wieder selbst überholt hat.
"Harry Potter" und andere spannende Jugendbücher werden gelese, ohne daß die am Stoff interessierten Leser überhaupt wahrnehmen, in welcher Rechtschreibung das Ganze gehalten ist. Viele Kinder lesen das Werk sogar auf englisch und überwinden die hohe Sprachbarriere aus lauter Lust am Stoff, was ich übrigen sgenau richtig finde. So liest man wirklich nur in der Jugend. Immerhin dient auch dies dazu, die Neuschreibung unters Volk zu bringen und es gegen Qualitätsunterschiede abzustumpfen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.2000 um 22.00
Die reformfeindliche Literaturszene soll über die Massenware der Übersetzungsliteratur aufgerollt werden. Dabei fiel mir u.a. der Ägyptologe Christian Jacq auf, den Bertelsmann wohl übertölpelt hat, seine neuen Romane in einer reformierten" Übersetzung erscheinen zu lassen. Es ist kaum denkbar, daß sprachbewußte Franzosen, die nicht feindlich oder gleichgültig gesonnen sind, freiwillig dieses falsche Spiel mitmachen. Meist fehlt es wahrscheinlich nur an genügender Aufklärung. Hier wäre die internationale Solidarität der Schriftstellerverbände gefragt.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 14.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Nach einer unbestätigten Meldung ist die "Hessische Allgemeine Zeitung" zur bewährten herkömmlichen Rechtschreibung zurückgekehrt!
Wer weiß bereits Näheres. Wer kennt die Netzseite der HAZ?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 14.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. - Initiative gegen die Rechtschreibreform - Nach einer unbestätigten Meldung ist die "Hessische Allgemeine Zeitung" zur bewährten herkömmlichen Rechtschreibung zurückgekehrt!
eingetragen von Theodor Ickler am 14.10.2000 um 22.00
Zur Zeit kann man beobachten, daß auch Romane usw. in einer neuen Rechtschreibung erscheinen, vor allem vom Bertelsmann-Verlag und den Tochterunternehmen (Goldmann, Berlin Verlag, Blanvalet u.a. Der Einstieg erfolgt über die übersetzte Literatur, weil sich da offenbar niemand zur Wehr setzt. Es liegt auf der Hand, daß der Konzern vollendete Tatsachen in so großer Menge schaffen will, daß die Rückkehr praktisch unmöglich gemacht wird. Dabei hat man nicht bedacht, daß die Reform sich schon wieder selbst überholt hat.
"Harry Potter" und andere spannende Jugendbücher werden gelese, ohne daß die am Stoff interessierten Leser überhaupt wahrnehmen, in welcher Rechtschreibung das Ganze gehalten ist. Viele Kinder lesen das Werk sogar auf englisch und überwinden die hohe Sprachbarriere aus lauter Lust am Stoff, was ich übrigen sgenau richtig finde. So liest man wirklich nur in der Jugend. Immerhin dient auch dies dazu, die Neuschreibung unters Volk zu bringen und es gegen Qualitätsunterschiede abzustumpfen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.2000 um 22.00
Die reformfeindliche Literaturszene soll über die Massenware der Übersetzungsliteratur aufgerollt werden. Dabei fiel mir u.a. der Ägyptologe Christian Jacq auf, den Bertelsmann wohl übertölpelt hat, seine neuen Romane in einer reformierten" Übersetzung erscheinen zu lassen. Es ist kaum denkbar, daß sprachbewußte Franzosen, die nicht feindlich oder gleichgültig gesonnen sind, freiwillig dieses falsche Spiel mitmachen. Meist fehlt es wahrscheinlich nur an genügender Aufklärung. Hier wäre die internationale Solidarität der Schriftstellerverbände gefragt.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 14.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Nach einer unbestätigten Meldung ist die "Hessische Allgemeine Zeitung" zur bewährten herkömmlichen Rechtschreibung zurückgekehrt!
Wer weiß bereits Näheres. Wer kennt die Netzseite der HAZ?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Gast am 14.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. - Initiative gegen die Rechtschreibreform - Nach einer unbestätigten Meldung ist die "Hessische Allgemeine Zeitung" zur bewährten herkömmlichen Rechtschreibung zurückgekehrt!
eingetragen von Christoph Kukulies am 13.10.2000 um 22.00
Warum kann sich www.rechtschreibreform.com keine .de Domäne besorgen?
Und warum wird www.rechtschreibreform.de nicht mehr automatisch
dorthin geleitet, wie es noch vor einigen Wochen der Fall war?
Christoph Kukulies
eingetragen von anonymer Gast am 13.10.2000 um 22.00
Entsetzt und überrascht muß ich feststellen, daß ein großer Teil
der FAZ nach wie vor in neuer Rechtschreibung erscheint. Zumindest
gilt das für den Stellenmarkt der Wochenendausgaben.
In der Ausgabe vom 7./8. Oktober war der Stellenmarkt mit 119 Seiten
der umfangreichste Teil der Zeitung. 70% der dort veröffentlcihten
Anzeigen erschienen in neuer Rechtschreibung, darunter die
Großanzeigen folgender Unternehmen und Banken:
Telekom, Bayer, Allianz, Mannesmann, Panasonic, Esso, Audi,
Daimler-Chrysler, DG-Bank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Fresenius,
Boehringer-Ingelheim, Bosch, SAP, Bertelsmann, Kienbaum, Wal-Mart.
Was kann man dagegen tun?
Soll ich die FAZ kündigen und nur mehr die Deutsche Hochschulzeitung
kaufen?
Soll ich diese Seiten nach dem Kauf immer gleich heraustrennen?
Soll ich die diesbezüglichen Unternehmen und ihre Produkte
boykottieren und meinen Audi verkaufen?
Ich bitte um Ratschläge!
ein bislang treuer FAZ-Leser
eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2000 um 22.00
Soviel ich weiß, ist die Gestaltung von Anzeigen Sache der Auftraggeber. Nachdem zunächst der redaktionelle Teil in dem meisten Zeitungen auf Reformschreibung umgestellt war und die meisten Anzeigen noch in Erwachsenenorthographie gehalten waren, hat sich das Verhältnis nun bei der FAZ umgekehrt. Dafür kann die Zeitung nichts. Allerdings bin in seinerzeit etwas schwankend geworden, weil auch Todesanzeigen in vielen Zeitungen in Reformschreibung erschienen, was den Verdacht nahelegt, dies sei den Auftraggebern zumindest nahegelegt worden, denn von sich aus neigten die Hinterbliebenen wie der Rest der Bevölkerung wohl nicht dazu. Vielleicht hat man die Ausnahmesituation der Trauernden ausgenutzt, sie zur Neuschreibung zu überreden oder ihnen diese bei der Anzeigenbestellung unterzujubeln.
Was mich befremdet, ist die Torheit der großen Firmen, die einerseits viel Geld ausgeben, um die Sympathie der Zeitungsleser und möglichen Kunden zu gewinnen, dies aber andererseits mit einer Orthographie versuchen, die von 98 Prozent der Zeitungsleser abgelehnt und als mehr oder weniger unsympathisch empfunden wird. Hier wird ein Teil des Werbeeffekts regelrecht verspielt. Darüber sollte man die großen Firmen einmal aufklären (und dies wäre zugleich meine Antwort auf die Frage, was man jetzt noch tun kann).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 13.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
An den "bislang treuen FAZ-Leser", der seinen Namen nicht nennt:
Die Zahl 70 % ist zu glatt. Haben Sie wirklich alles genau geprüft und ausgezählt oder nur geschätzt? Daß 70% der in der FAZ veröffentlichten Anzeigen in neuer Rechtschreibung erscheinen, erscheint mir in der Größenordnung zu hoch. Oder sollte die Anzeigenabteilung von sich aus beim Neuschrieb geblieben sein?
Weshalb die Großanzeigen von Telekom, Bayer, Allianz, Mannesmann, Panasonic, Esso, Audi, Daimler-Chrysler, DG-Bank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Fresenius, Boehringer-Ingelheim, Bosch, SAP, Bertelsmann, Kienbaum, Wal-Mart in Neuschrieb erscheinen, wird erst dann klar, wenn man die personellen und finanziellen Verflechtungen mit den Medienkonzernen und Banken kennt. Als Medienkonzerne sind auf den ersten Blick erkennbar: Bertelsmann, Deutsche Telekom, Debis (Daimler), SAP. Die Medienkonzerne wollen mit der Reform verdienen, und die Banken helfen ihnen dabei: "Schulen ans Netz, Verkauf von Hard- und Software mit jährlich wechselnden neuen Versionen.
Ich empfehle
1. mit einem Brief bei der FAZ nach den Gründen und Fakten zu fragen,
2. Briefe an oben genannte Unternehmen zu schreiben und zu fragen, weshalb sie auf den Neuschrieb umgestellt haben, obwohl er mangelhaft und fehlerträchtig ist.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 13.10.2000 um 22.00
Jaja, die GröFAZ tut wirklich alles, um Geld zu verdienen. Dafür verrät sie sogar die edle Sache der Reformgegner und veröffentlicht 70 % aller Anzeigen in neuer Rechtschreibung. Da bleibt nur eines: Alle müssen sofort ihre GröFAZ-Abonnements kündigen!
Aber wer hätte das von den Nazis, äh Reformern gedacht, was Prof. Ickler wieder herausgebracht hat. Die machen sich sogar an die trauernden und verwirrten Hinterbliebenen von Verstorbenen heran, um sie dazu zu bewegen die Traueranzeigen in neuer Rechtschreibung erscheinen zu lassen.
Bravo, Herr Professor! Wieder einmal haben Sie die Reformer und ihre üblen Machenschaften bloßgestellt! Weiter so!
Karl Kleinreich
eingetragen von Manfred Riebe am 13.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Ein kleines Duden-Rezensionsergebnis vorab zur Überprüfung
Der mir vorliegende neue Duden, 22. Auflage, enthält folgenden Mangel in der Seitennumerierung:
Der Buchstabe "E" beginnt auf Seite 318 und endet auf Seite 320.
Dann folgen noch einmal mit dem Buchstaben "D" die Seiten 289-320,
dann wird der Buchstabe "E" unterbrochen, d.h. die Seiten 312-352 fehlen.
Dann fährt der Duden mit der Seite 353 fort.
Bitte prüfen Sie Ihren Duden, ob Sie ähnliche Mängel feststellen.
Der Duden hat die Seitenangaben jeweils auf den Seiten ganz innen angeordnet, so daß man diesbezügliche Fehler nicht auf den ersten Blick erkennt. Theodor Ickler hat dagegen in seinem "Rechtschreibwörterbuch" die Seiten leserfreundlicher unten in der Mitte angeordnet.
Manfred Riebe,
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2000 um 22.00
Bei meinem Duden ist der von Manfred Riebe genannte Mangel nicht zu finden. Wird wohl ein bald entdeckter Ausrutscher gewesen sein.
Ich muß übrigens gestehen, daß ich in meinem Rechtschreibwörterbuch die zentrierten Seitenzahlen nur aus Bequemlichkeit gewählt habe. Eigentlich finde ich es bei einem alphabetisch angeordneten Werk nicht verkehrt, die Seitenzahlen zu verstecken, weil ja niemand sich danach orientiert. Andererseits scheint mir das Griffregister überflüssig. Vielleicht bringe ich bei einer der nächsten Auflagen die lebenden Kopfzeilen an, die aber auch etwas mehr professionellen Aufwand erfordern. Man hat beobachtet, daß die meisten Benutzer sie nicht beachten, sondern direkt nach den Stichwörtern suchen. Erfahrungsgemäß kommt man damit auch schnell zum Ziel, auch in meinem Wörterbuch. Muß mir das Ganze noch einmal überlegen. Für Hinweise und Erfahrungen dieser Art bin ich aber dankbar. Wie wirkt zum Beispiel die kleinere Schrift in meinem Wörterverzeichnis. Wir haben uns gedacht, daß man die Regeln eher durchliest und daher für die angenehmere Schrift dankbar sein wird, während beim Nachschlagen im Wörterverzeichnis eine kleinere Schrift genügt, mit dem Vorteil größerer Stichwortmengen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 13.10.2000 um 22.00
> Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman.
> Rechtschreibung: die neue!
Lieber Pseudonymus Kleinreich,
Harry Potter ist etwa in der Rechtschreibung gehalten, die aus der neuen wird, wenn die von den Kultusministern bisher verbotenen Korrekturen eingearbeitet worden sind.
Ich glaube nicht, daß das auf die Verkaufszahlen irgendeinen Einfluß hat, immerhin rangiert die englische Version des Werkes auf Verkaufsrang 8.
> Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Harry Potter würde auch gelesen, wenn er komplett in Großbuchstaben gesetzt wäre.
Martin Gerdes
eingetragen von Christoph Kukulies am 13.10.2000 um 22.00
Warum kann sich www.rechtschreibreform.com keine .de Domäne besorgen?
Und warum wird www.rechtschreibreform.de nicht mehr automatisch
dorthin geleitet, wie es noch vor einigen Wochen der Fall war?
Christoph Kukulies
eingetragen von anonymer Gast am 13.10.2000 um 22.00
Entsetzt und überrascht muß ich feststellen, daß ein großer Teil
der FAZ nach wie vor in neuer Rechtschreibung erscheint. Zumindest
gilt das für den Stellenmarkt der Wochenendausgaben.
In der Ausgabe vom 7./8. Oktober war der Stellenmarkt mit 119 Seiten
der umfangreichste Teil der Zeitung. 70% der dort veröffentlcihten
Anzeigen erschienen in neuer Rechtschreibung, darunter die
Großanzeigen folgender Unternehmen und Banken:
Telekom, Bayer, Allianz, Mannesmann, Panasonic, Esso, Audi,
Daimler-Chrysler, DG-Bank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Fresenius,
Boehringer-Ingelheim, Bosch, SAP, Bertelsmann, Kienbaum, Wal-Mart.
Was kann man dagegen tun?
Soll ich die FAZ kündigen und nur mehr die Deutsche Hochschulzeitung
kaufen?
Soll ich diese Seiten nach dem Kauf immer gleich heraustrennen?
Soll ich die diesbezüglichen Unternehmen und ihre Produkte
boykottieren und meinen Audi verkaufen?
Ich bitte um Ratschläge!
ein bislang treuer FAZ-Leser
eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2000 um 22.00
Soviel ich weiß, ist die Gestaltung von Anzeigen Sache der Auftraggeber. Nachdem zunächst der redaktionelle Teil in dem meisten Zeitungen auf Reformschreibung umgestellt war und die meisten Anzeigen noch in Erwachsenenorthographie gehalten waren, hat sich das Verhältnis nun bei der FAZ umgekehrt. Dafür kann die Zeitung nichts. Allerdings bin in seinerzeit etwas schwankend geworden, weil auch Todesanzeigen in vielen Zeitungen in Reformschreibung erschienen, was den Verdacht nahelegt, dies sei den Auftraggebern zumindest nahegelegt worden, denn von sich aus neigten die Hinterbliebenen wie der Rest der Bevölkerung wohl nicht dazu. Vielleicht hat man die Ausnahmesituation der Trauernden ausgenutzt, sie zur Neuschreibung zu überreden oder ihnen diese bei der Anzeigenbestellung unterzujubeln.
Was mich befremdet, ist die Torheit der großen Firmen, die einerseits viel Geld ausgeben, um die Sympathie der Zeitungsleser und möglichen Kunden zu gewinnen, dies aber andererseits mit einer Orthographie versuchen, die von 98 Prozent der Zeitungsleser abgelehnt und als mehr oder weniger unsympathisch empfunden wird. Hier wird ein Teil des Werbeeffekts regelrecht verspielt. Darüber sollte man die großen Firmen einmal aufklären (und dies wäre zugleich meine Antwort auf die Frage, was man jetzt noch tun kann).
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Manfred Riebe am 13.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
An den "bislang treuen FAZ-Leser", der seinen Namen nicht nennt:
Die Zahl 70 % ist zu glatt. Haben Sie wirklich alles genau geprüft und ausgezählt oder nur geschätzt? Daß 70% der in der FAZ veröffentlichten Anzeigen in neuer Rechtschreibung erscheinen, erscheint mir in der Größenordnung zu hoch. Oder sollte die Anzeigenabteilung von sich aus beim Neuschrieb geblieben sein?
Weshalb die Großanzeigen von Telekom, Bayer, Allianz, Mannesmann, Panasonic, Esso, Audi, Daimler-Chrysler, DG-Bank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Fresenius, Boehringer-Ingelheim, Bosch, SAP, Bertelsmann, Kienbaum, Wal-Mart in Neuschrieb erscheinen, wird erst dann klar, wenn man die personellen und finanziellen Verflechtungen mit den Medienkonzernen und Banken kennt. Als Medienkonzerne sind auf den ersten Blick erkennbar: Bertelsmann, Deutsche Telekom, Debis (Daimler), SAP. Die Medienkonzerne wollen mit der Reform verdienen, und die Banken helfen ihnen dabei: "Schulen ans Netz, Verkauf von Hard- und Software mit jährlich wechselnden neuen Versionen.
Ich empfehle
1. mit einem Brief bei der FAZ nach den Gründen und Fakten zu fragen,
2. Briefe an oben genannte Unternehmen zu schreiben und zu fragen, weshalb sie auf den Neuschrieb umgestellt haben, obwohl er mangelhaft und fehlerträchtig ist.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 13.10.2000 um 22.00
Jaja, die GröFAZ tut wirklich alles, um Geld zu verdienen. Dafür verrät sie sogar die edle Sache der Reformgegner und veröffentlicht 70 % aller Anzeigen in neuer Rechtschreibung. Da bleibt nur eines: Alle müssen sofort ihre GröFAZ-Abonnements kündigen!
Aber wer hätte das von den Nazis, äh Reformern gedacht, was Prof. Ickler wieder herausgebracht hat. Die machen sich sogar an die trauernden und verwirrten Hinterbliebenen von Verstorbenen heran, um sie dazu zu bewegen die Traueranzeigen in neuer Rechtschreibung erscheinen zu lassen.
Bravo, Herr Professor! Wieder einmal haben Sie die Reformer und ihre üblen Machenschaften bloßgestellt! Weiter so!
Karl Kleinreich
eingetragen von Manfred Riebe am 13.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Ein kleines Duden-Rezensionsergebnis vorab zur Überprüfung
Der mir vorliegende neue Duden, 22. Auflage, enthält folgenden Mangel in der Seitennumerierung:
Der Buchstabe "E" beginnt auf Seite 318 und endet auf Seite 320.
Dann folgen noch einmal mit dem Buchstaben "D" die Seiten 289-320,
dann wird der Buchstabe "E" unterbrochen, d.h. die Seiten 312-352 fehlen.
Dann fährt der Duden mit der Seite 353 fort.
Bitte prüfen Sie Ihren Duden, ob Sie ähnliche Mängel feststellen.
Der Duden hat die Seitenangaben jeweils auf den Seiten ganz innen angeordnet, so daß man diesbezügliche Fehler nicht auf den ersten Blick erkennt. Theodor Ickler hat dagegen in seinem "Rechtschreibwörterbuch" die Seiten leserfreundlicher unten in der Mitte angeordnet.
Manfred Riebe,
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2000 um 22.00
Bei meinem Duden ist der von Manfred Riebe genannte Mangel nicht zu finden. Wird wohl ein bald entdeckter Ausrutscher gewesen sein.
Ich muß übrigens gestehen, daß ich in meinem Rechtschreibwörterbuch die zentrierten Seitenzahlen nur aus Bequemlichkeit gewählt habe. Eigentlich finde ich es bei einem alphabetisch angeordneten Werk nicht verkehrt, die Seitenzahlen zu verstecken, weil ja niemand sich danach orientiert. Andererseits scheint mir das Griffregister überflüssig. Vielleicht bringe ich bei einer der nächsten Auflagen die lebenden Kopfzeilen an, die aber auch etwas mehr professionellen Aufwand erfordern. Man hat beobachtet, daß die meisten Benutzer sie nicht beachten, sondern direkt nach den Stichwörtern suchen. Erfahrungsgemäß kommt man damit auch schnell zum Ziel, auch in meinem Wörterbuch. Muß mir das Ganze noch einmal überlegen. Für Hinweise und Erfahrungen dieser Art bin ich aber dankbar. Wie wirkt zum Beispiel die kleinere Schrift in meinem Wörterverzeichnis. Wir haben uns gedacht, daß man die Regeln eher durchliest und daher für die angenehmere Schrift dankbar sein wird, während beim Nachschlagen im Wörterverzeichnis eine kleinere Schrift genügt, mit dem Vorteil größerer Stichwortmengen.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 13.10.2000 um 22.00
> Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman.
> Rechtschreibung: die neue!
Lieber Pseudonymus Kleinreich,
Harry Potter ist etwa in der Rechtschreibung gehalten, die aus der neuen wird, wenn die von den Kultusministern bisher verbotenen Korrekturen eingearbeitet worden sind.
Ich glaube nicht, daß das auf die Verkaufszahlen irgendeinen Einfluß hat, immerhin rangiert die englische Version des Werkes auf Verkaufsrang 8.
> Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Harry Potter würde auch gelesen, wenn er komplett in Großbuchstaben gesetzt wäre.
Martin Gerdes
eingetragen von Theodor Ickler am 11.10.2000 um 22.00
Auch ich bin der Meinung, daß in keiner Rubrik dieser Rechtschreibseiten anonyme oder pseudonyme Beiträge zugelassen werden sollten. Besonders impertinent finde ich es, wenn jemand sich über "Zensur" beklagt und zugleich nicht wagt, seinen Namen zu nennen. Keine Zeitung nimmt einen Leserbrief an, wenn der Absender nicht nachprüfbar feststeht.
Übrigens ist das hier meiner Auffassung nach kein "Speaker's corner" und erst recht kein Chatraum, wo jeder seine Meinung veröffentlichen kann, sondern eine Veranstaltung zum Kampf gegen die Rechtschreibreform. Was diesem Ziel nicht dient, kann die Redaktion selbstverständlich löschen ("Tendenzschutz" sozusagen). Das gilt insbesondere für das Herummäkeln an Unternehmungen der besonders aktiven Reformgegner. Wer das nicht erträgt, der kann ja selbst eine Internetseite aufmachen und da nach Herzenslust predigen, schimpfen, Witze machen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 11.10.2000 um 22.00
Verkaufsrang des Duden: 44
Verkaufsrang des Ickler: 1531
Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman. Auflage: 1 Million; Rechtschreibung: die neue!
Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Karl Kleinreich
eingetragen von Theodor Ickler am 11.10.2000 um 22.00
Liebe Freunde und Mitstreiter,
macht Euch bloß keine Sorgen um irgendwelche Verkaufsränge meines Wörterbuchs und des Rechtschreibdudens! Das "Rechtschreibwörterbuch" ist, wie ich seit drei Jahren unermüdlich wiederhole, kein Konkurrenzunternehmen zum Duden, sondern ein zweites Standbein unserer guten Argumentation gegen die Neuregelung. Es sollte kein Verkaufsschlager werden, sondern etwas beweisen: daß man die bewährte Rechtschreibung besser darstellen kann als der alte Duden und daß damit zugleich auch eine Erleichterung für den Schreibenden verbunden ist - ohne Abstriche an der Lesbarkeit, Ausdruckskraft usw. (weil meine Orthographie genau dieselben Texte hervorbringt, die wir gewohnt sind). Und es sollte damit auch etwas nachholen, was die unabhängigen Orthographieforscher seit vielen Jahren fordern: erst einmal die Schreibpraxis wirklich zuverlässig beschreiben und dann allenfalls überlegen, ob daran etwas falsch und reformbedürftig ist. Die Beschreibung liegt vor, der Nachweis der Reformbedürftigkeit steht aus. Quod erat demonstrandum. Eine gescheite Rechtschreibpädagogik muß von dieser wirklichen Schreibung ausgehen, nicht von dem aberwitzigen Dudenkatalog bloßer Forderungen (Getrennt- und Zusammenschreibung von Wort zu Wort festgelegt durch Dekrete über "wörtliche und übertragene Bedeutung", "wenn ein neuer Begriff entsteht" usw.).
Es kommt also darauf an, daß das Rechtschreibwörterbuch in die richtigen Hände gelangt, nicht so sehr auf Verkaufszahlen.
Übrigens: Die erste Auflage ist verkauft und hat mehr Anerkennung gefunden als der Duden, der eine ganz andere Art von Wörterbuch verkörpert. Das ist eigentlich erstaunlich. Wer kauft schon ein reines Orthographikon? Nächste Woche kann man die zweite Auflage bestellen, sie wird ebenfalls ihren Weg machen und ihre Wirkung tun.
Der Duden tut mir aufrichtig leid. Auf der Nachrichtenseite habe ich vor ein paar Tagen vorgeführt, in welcher Klemme die wirklich tüchtigen Leute der Redaktion stecken, weil sie aufgrund einer lange zurückliegenden Fehlspekulation genötigt sind, sich an die Lippen der Rechtschreibkommission zu hängen, ihrer ärgsten Feinde. Es war doch laut Blüml der Zweck der Reform, den Duden zu entmachten. So hat man ja auch unter den fadenscheinigsten Vorwänden im Jahre 1995 den Verlag an den Rand des Ruins getrieben, indem man - wohl wissend, daß schon Millionen Bände gedruckt waren - in letzter Sekunde um ganzer 35 Wörter willen das Ganze zurückpfiff. Glaubt irgend jemand im Ernst, diese paar Wörter seien der wahre Grund gewesen?
Nun hat der Duden zwar die Marktführerschaft zurückerobert (sehen Sie doch bitte mal bei Amazon.de nach den Verkaufszahlen von Bertelsmann, Wahrig, Zabel usw.!), aber normalerweise müßte ein neuer Duden auf Platz 1 stehen. Platz 19 oder 45 oder zwischendurch mal 58 ist eine Katastrophe! Zumal bei diesem unerhörten Werbeaufwand, der alles Bisherige in den Schatten stellt! Und was in den ersten Wochen nicht läuft, kann nur immer schlechter werden. Man kann darin eine gerechte Strafe sehen, aber schade ist es doch, denn die Dudenleute verstehen ihr Handwerk.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 11.10.2000 um 22.00
> Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman.
> Rechtschreibung: die neue!
Lieber Pseudonymus Kleinreich,
Harry Potter ist etwa in der Rechtschreibung gehalten, die aus der neuen wird, wenn die von den Kultusministern bisher verbotenen Korrekturen eingearbeitet worden sind.
Ich glaube nicht, daß das auf die Verkaufszahlen irgendeinen Einfluß hat, immerhin rangiert die englische Version des Werkes auf Verkaufsrang 8.
> Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Harry Potter würde auch gelesen, wenn er komplett in Großbuchstaben gesetzt wäre.
Karl Kleinreich
eingetragen von Theodor Ickler am 11.10.2000 um 22.00
Auch ich bin der Meinung, daß in keiner Rubrik dieser Rechtschreibseiten anonyme oder pseudonyme Beiträge zugelassen werden sollten. Besonders impertinent finde ich es, wenn jemand sich über "Zensur" beklagt und zugleich nicht wagt, seinen Namen zu nennen. Keine Zeitung nimmt einen Leserbrief an, wenn der Absender nicht nachprüfbar feststeht.
Übrigens ist das hier meiner Auffassung nach kein "Speaker's corner" und erst recht kein Chatraum, wo jeder seine Meinung veröffentlichen kann, sondern eine Veranstaltung zum Kampf gegen die Rechtschreibreform. Was diesem Ziel nicht dient, kann die Redaktion selbstverständlich löschen ("Tendenzschutz" sozusagen). Das gilt insbesondere für das Herummäkeln an Unternehmungen der besonders aktiven Reformgegner. Wer das nicht erträgt, der kann ja selbst eine Internetseite aufmachen und da nach Herzenslust predigen, schimpfen, Witze machen usw.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 11.10.2000 um 22.00
Verkaufsrang des Duden: 44
Verkaufsrang des Ickler: 1531
Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman. Auflage: 1 Million; Rechtschreibung: die neue!
Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Karl Kleinreich
eingetragen von Theodor Ickler am 11.10.2000 um 22.00
Liebe Freunde und Mitstreiter,
macht Euch bloß keine Sorgen um irgendwelche Verkaufsränge meines Wörterbuchs und des Rechtschreibdudens! Das "Rechtschreibwörterbuch" ist, wie ich seit drei Jahren unermüdlich wiederhole, kein Konkurrenzunternehmen zum Duden, sondern ein zweites Standbein unserer guten Argumentation gegen die Neuregelung. Es sollte kein Verkaufsschlager werden, sondern etwas beweisen: daß man die bewährte Rechtschreibung besser darstellen kann als der alte Duden und daß damit zugleich auch eine Erleichterung für den Schreibenden verbunden ist - ohne Abstriche an der Lesbarkeit, Ausdruckskraft usw. (weil meine Orthographie genau dieselben Texte hervorbringt, die wir gewohnt sind). Und es sollte damit auch etwas nachholen, was die unabhängigen Orthographieforscher seit vielen Jahren fordern: erst einmal die Schreibpraxis wirklich zuverlässig beschreiben und dann allenfalls überlegen, ob daran etwas falsch und reformbedürftig ist. Die Beschreibung liegt vor, der Nachweis der Reformbedürftigkeit steht aus. Quod erat demonstrandum. Eine gescheite Rechtschreibpädagogik muß von dieser wirklichen Schreibung ausgehen, nicht von dem aberwitzigen Dudenkatalog bloßer Forderungen (Getrennt- und Zusammenschreibung von Wort zu Wort festgelegt durch Dekrete über "wörtliche und übertragene Bedeutung", "wenn ein neuer Begriff entsteht" usw.).
Es kommt also darauf an, daß das Rechtschreibwörterbuch in die richtigen Hände gelangt, nicht so sehr auf Verkaufszahlen.
Übrigens: Die erste Auflage ist verkauft und hat mehr Anerkennung gefunden als der Duden, der eine ganz andere Art von Wörterbuch verkörpert. Das ist eigentlich erstaunlich. Wer kauft schon ein reines Orthographikon? Nächste Woche kann man die zweite Auflage bestellen, sie wird ebenfalls ihren Weg machen und ihre Wirkung tun.
Der Duden tut mir aufrichtig leid. Auf der Nachrichtenseite habe ich vor ein paar Tagen vorgeführt, in welcher Klemme die wirklich tüchtigen Leute der Redaktion stecken, weil sie aufgrund einer lange zurückliegenden Fehlspekulation genötigt sind, sich an die Lippen der Rechtschreibkommission zu hängen, ihrer ärgsten Feinde. Es war doch laut Blüml der Zweck der Reform, den Duden zu entmachten. So hat man ja auch unter den fadenscheinigsten Vorwänden im Jahre 1995 den Verlag an den Rand des Ruins getrieben, indem man - wohl wissend, daß schon Millionen Bände gedruckt waren - in letzter Sekunde um ganzer 35 Wörter willen das Ganze zurückpfiff. Glaubt irgend jemand im Ernst, diese paar Wörter seien der wahre Grund gewesen?
Nun hat der Duden zwar die Marktführerschaft zurückerobert (sehen Sie doch bitte mal bei Amazon.de nach den Verkaufszahlen von Bertelsmann, Wahrig, Zabel usw.!), aber normalerweise müßte ein neuer Duden auf Platz 1 stehen. Platz 19 oder 45 oder zwischendurch mal 58 ist eine Katastrophe! Zumal bei diesem unerhörten Werbeaufwand, der alles Bisherige in den Schatten stellt! Und was in den ersten Wochen nicht läuft, kann nur immer schlechter werden. Man kann darin eine gerechte Strafe sehen, aber schade ist es doch, denn die Dudenleute verstehen ihr Handwerk.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von anonymer Gast am 11.10.2000 um 22.00
> Morgen kommt der neue Harry-Potter-Roman.
> Rechtschreibung: die neue!
Lieber Pseudonymus Kleinreich,
Harry Potter ist etwa in der Rechtschreibung gehalten, die aus der neuen wird, wenn die von den Kultusministern bisher verbotenen Korrekturen eingearbeitet worden sind.
Ich glaube nicht, daß das auf die Verkaufszahlen irgendeinen Einfluß hat, immerhin rangiert die englische Version des Werkes auf Verkaufsrang 8.
> Das Volk stimmt mit dem Geldbeutel ab!
Harry Potter würde auch gelesen, wenn er komplett in Großbuchstaben gesetzt wäre.
Karl Kleinreich
eingetragen von Manfred Riebe am 10.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Es ist schade, daß die Kommentarschreiber ihre Netzadresse nicht angeben müssen. So kann man keinen Kontakt aufnehmen. Ich hätte z.B. gern gewußt, wer "Juan Selva" ist. Handelt es vielleicht um ein Pseudonym?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Manfred Riebe am 10.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Es ist schade, daß die Kommentarschreiber ihre Netzadresse nicht angeben müssen. So kann man keinen Kontakt aufnehmen. Ich hätte z.B. gern gewußt, wer "Juan Selva" ist. Handelt es vielleicht um ein Pseudonym?
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2000 um 22.00
Bußgeld wegen Augst?
Augst" ist eine neue Maßeinheit zur Bewertung der Rechtschreibkompetenz. Ein Grundschüler erreicht im Laufe des ersten Schuljahres etwa 2 Augst, ein Abiturient bis zu 10 Augst. Seit Einführung der Rechtschreibreform ist dieser Wert unerwartet auf 1 Augst gesunken. Nun planen die Regierungen der Länder ein Bußgeld für Personen, die die reformgemäße 50prozentige Fehlerverminderung verweigern. Bei Schulkindern sollen die Eltern haften. (yuppie-eye)
Augst wandte ein, wenn man das Adjektiv steigern könne, werde es zusammengeschrieben - und dann könne man es auch in der Grundform zusammenschreiben." (FAZ 11.9.00)
S. Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 09.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Netzpost: ManfredRiebe@t-online.de
Liste rechtschreibreformfreier Zeitungen und Zeitschriften: http://members.aol.com/jfrieling9166379/ -
Neuzugang: Michel-Rundschau - die neue Rechtschreibung "ein einzige Fiasko"
Michel-Rundschau
Chefredakteur: Jochen Stenzke, Tel. (089) 323 93 - 333
Schwaneberger VerlagGmbH, Muthmannstr. 4, 80939 München
Tel. (089) 323 93 - 02, Fax: 323 24 02
E-Mail Redaktion: deutschland@michel.de
Internet: http://www.michel.de
oder http://briefmarken.de
Die Redaktion der Michel-Rundschau schreibt:
"Bankrott der neuen Rechtschreibung?
In Deutschland weiß keiner mehr, wie man richtig schreibt, und schuld daran ist die Kultusministerkonferenz. Was in der Schule gelehrt wird, entspricht nicht mehr der deutschen Schriftsprache. Die Schüler werden für Irrtümer bestraft, die es im Leben nicht gibt. In einem einzigen Brief, auf nur einer gedruckten Seite begegnet man der alten, der neuen und unzähligen privaten Rechtschreibungen. Zieht man ein Wörterbuch zu Rate, hängt alles davon ab, welche Ausgabe aus welchem Jahre gerade griffbereit ist. Seit der Reform der Orthographie gibt es keine zwei Wörterbücher mehr, die miteinander identisch wären. Eine jede Revision bringt eine Vielzahl von neuen Varianten unter das Volk. Vor drei Jahren noch hatte sich niemand über die deutsche Rechtschreibung den Kopf zerbrechen müssen. Seitdem liegt sie in den Händen einer Gruppe von anmaßenden Dilettanten, die ein jedes Scheitern zum Anlaß nehmen, uns tiefer in die Verwirrung zu stürzen. Die meisten Verlage haben die alte Rechtschreibung beibehalten, verwenden in ihren Schulbüchern aber eine neue. Große Zeitungen und Zeitschriften, schließlich auch die Nachrichtenagenturen benutzen eigene Orthographien.
Am 25. August soll die jüngste Version des Wörterbuchs zur deutschen Rechtschreibung ausgeliefert werden. Gesehen hat sie außerhalb des ‚Duden' (jetzt Ende Juli) noch keiner.
(...)
Tatsächlich ist die Reform der deutschen Rechtschreibung, an der diese Kommission über zwanzig Jahre lang gearbeitet hatte und die am Ende von den Kultusministern in einem Gewaltstreich gegen die eigenen Experten verhängt wurde, ein einzige Fiasko. Munitioniert von angeblichen Fachleuten, dekretiert von ebenso hilflosen wie machtbewußten Politikern, hat die Reform in Wirklichkeit nur eines erreicht: Es gibt keine einheitliche deutsche Orthographie mehr. Anstatt einfacher zu werden, ist die Rechtschreibung ins Zeitalter vor ihrer einheitlichen Regelung, also ins neunzehnte Jahrhundert, zurückgekehrt: Auch damals mußten sich die großen Verlage mit Hausregeln behelfen."
Michel-Rundschau Nr. 9, Oktober 2000, S. 786
Die Michel-Rundschau wird weltweit gelesen.
Wer hilft mit, die Liste rechtschreibreformfreier Produkte und Verlage zu ergänzen?
http://members.aol.com/jfrieling9166379/
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Wenn Sie sich als Multiplikator betätigen und diese Nachricht an weitere E-Mail-Adressen senden wollen, haben wir nichts dagegen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 09.10.2000 um 22.00
Gustav Rumpelstilzchen tanzt wieder wütend ums Feuer herum und schreit dabei: "Du hast mir den GröFAZ geklaut! Du hast mir den GröFAZ geklaut!"
Aber Gustav! Den GröFAZ hast doch du nicht erfunden. Als der erfunden wurde, hast du doch noch als Pimpf im Jungvolk die blauen Strahleaugen selig zum Führerbild erhoben.
Spätestens in 5 Jahren wirst du den Ausdruck übrigens wieder brauchen. 2005 wird die Kommission jene Änderungen einführen, die sie schon 1998 einführen wollte. Die GröFAZ wird dann, um das Gesicht zu wahren, überglücklich verkünden, dass nun genau das geändert worden, was die GröFAZ gestört hatte und dass man jetzt die neue Rechtschreibung übernehmen werde.
Dann wird Gustav Rumpelstilzchen die Zurücknahme des Ausdrucks GröFAZ zurücknehmen und sich vor Wut zerreißen.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 09.10.2000 um 22.00
Hm, hier riecht,s aber ziemlich streng.
Wurd,s dem Kleinreich im KuMi zu eng?
Karlchen, bitte schlüpf schleunigst zurück,
Dort wo Du herkamst liegt doch dein Glück.
Gustav Großreich
BRD
eingetragen von Gast am 09.10.2000 um 22.00
Durch zuschicken vieler Artikel über die Rechtschreibreform meiner deutschen Bekannten aus Kalifornien, bin ich durch die Anzeige dieser Internetadresse auf diese Seite gelangt.Meine Bekannte forderte mich auf, ebenfalls gegen die neue Reform zu stimmen, da die Deutschen in Amerika ebenfalls gegen die Verhuntzung der deutschen Sprache sind. Dem stimme ich nur zu. Ist es nicht entsetzlich, wenn man,als damaliger guter Rechtschreiber, plötzlich bei fast jedem zweiten Wort "d i e s e n " Duden zur Hand nehmen muß?! Und man in den Tageszeitungen statt der deutschen Wörter irgendwelche importierten Verunstaltungen lesen muß!? Statt Kinder "Kids", die Trennung der unterschiedlichsten Worte,wie Teenager,statt Teen-ager jetzt Tee-nager.Ist das jetzt ein Tee trinkender Nager oder was? Allein stehend statt alleinstehend.(So eine Sinnentfremdung!) Seit dem neu angepaßten Deutschunterricht in meiner Umschulung, bei der ich mit dem Dozenten sehr streitbar war, bin ich dermaßen durcheinander, daß ich Fehler mache wo ich sie früher nie gemacht hätte oder dermaßen verunsichert bin,daß ich manchmal denke, ob die deutsche Menschheit langsam am verblöden ist.
Mein Eintrag paßt vielleicht nicht zu den vorherigen Meinungen,aber ich mußte das, als Otto-Normalverbraucher, mal loswerden! oderwäreesvielleichtdochbesserwennwireinestagesdochnichtgleichliebrsoeinentollenidiotenkramschreibenwürden? Oh wie ist es mir schwergefallen ebend so zu schreiben!!! Falls sich doch irgendwo ein "!Fehler?" eingeschlichen hat, möge man es mir bitte nachsehen, aber wie schon geschrieben, ich bin völlig irrewirre.
Engelchen
Engelbrecht
18445 Solkendorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2000 um 22.00
Bußgeld wegen Augst?
Augst" ist eine neue Maßeinheit zur Bewertung der Rechtschreibkompetenz. Ein Grundschüler erreicht im Laufe des ersten Schuljahres etwa 2 Augst, ein Abiturient bis zu 10 Augst. Seit Einführung der Rechtschreibreform ist dieser Wert unerwartet auf 1 Augst gesunken. Nun planen die Regierungen der Länder ein Bußgeld für Personen, die die reformgemäße 50prozentige Fehlerverminderung verweigern. Bei Schulkindern sollen die Eltern haften. (yuppie-eye)
Augst wandte ein, wenn man das Adjektiv steigern könne, werde es zusammengeschrieben - und dann könne man es auch in der Grundform zusammenschreiben." (FAZ 11.9.00)
S. Salzburg
eingetragen von Manfred Riebe am 09.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Netzpost: ManfredRiebe@t-online.de
Liste rechtschreibreformfreier Zeitungen und Zeitschriften: http://members.aol.com/jfrieling9166379/ -
Neuzugang: Michel-Rundschau - die neue Rechtschreibung "ein einzige Fiasko"
Michel-Rundschau
Chefredakteur: Jochen Stenzke, Tel. (089) 323 93 - 333
Schwaneberger VerlagGmbH, Muthmannstr. 4, 80939 München
Tel. (089) 323 93 - 02, Fax: 323 24 02
E-Mail Redaktion: deutschland@michel.de
Internet: http://www.michel.de
oder http://briefmarken.de
Die Redaktion der Michel-Rundschau schreibt:
"Bankrott der neuen Rechtschreibung?
In Deutschland weiß keiner mehr, wie man richtig schreibt, und schuld daran ist die Kultusministerkonferenz. Was in der Schule gelehrt wird, entspricht nicht mehr der deutschen Schriftsprache. Die Schüler werden für Irrtümer bestraft, die es im Leben nicht gibt. In einem einzigen Brief, auf nur einer gedruckten Seite begegnet man der alten, der neuen und unzähligen privaten Rechtschreibungen. Zieht man ein Wörterbuch zu Rate, hängt alles davon ab, welche Ausgabe aus welchem Jahre gerade griffbereit ist. Seit der Reform der Orthographie gibt es keine zwei Wörterbücher mehr, die miteinander identisch wären. Eine jede Revision bringt eine Vielzahl von neuen Varianten unter das Volk. Vor drei Jahren noch hatte sich niemand über die deutsche Rechtschreibung den Kopf zerbrechen müssen. Seitdem liegt sie in den Händen einer Gruppe von anmaßenden Dilettanten, die ein jedes Scheitern zum Anlaß nehmen, uns tiefer in die Verwirrung zu stürzen. Die meisten Verlage haben die alte Rechtschreibung beibehalten, verwenden in ihren Schulbüchern aber eine neue. Große Zeitungen und Zeitschriften, schließlich auch die Nachrichtenagenturen benutzen eigene Orthographien.
Am 25. August soll die jüngste Version des Wörterbuchs zur deutschen Rechtschreibung ausgeliefert werden. Gesehen hat sie außerhalb des ‚Duden' (jetzt Ende Juli) noch keiner.
(...)
Tatsächlich ist die Reform der deutschen Rechtschreibung, an der diese Kommission über zwanzig Jahre lang gearbeitet hatte und die am Ende von den Kultusministern in einem Gewaltstreich gegen die eigenen Experten verhängt wurde, ein einzige Fiasko. Munitioniert von angeblichen Fachleuten, dekretiert von ebenso hilflosen wie machtbewußten Politikern, hat die Reform in Wirklichkeit nur eines erreicht: Es gibt keine einheitliche deutsche Orthographie mehr. Anstatt einfacher zu werden, ist die Rechtschreibung ins Zeitalter vor ihrer einheitlichen Regelung, also ins neunzehnte Jahrhundert, zurückgekehrt: Auch damals mußten sich die großen Verlage mit Hausregeln behelfen."
Michel-Rundschau Nr. 9, Oktober 2000, S. 786
Die Michel-Rundschau wird weltweit gelesen.
Wer hilft mit, die Liste rechtschreibreformfreier Produkte und Verlage zu ergänzen?
http://members.aol.com/jfrieling9166379/
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe
"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)
Wenn Sie sich als Multiplikator betätigen und diese Nachricht an weitere E-Mail-Adressen senden wollen, haben wir nichts dagegen.
Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 09.10.2000 um 22.00
Gustav Rumpelstilzchen tanzt wieder wütend ums Feuer herum und schreit dabei: "Du hast mir den GröFAZ geklaut! Du hast mir den GröFAZ geklaut!"
Aber Gustav! Den GröFAZ hast doch du nicht erfunden. Als der erfunden wurde, hast du doch noch als Pimpf im Jungvolk die blauen Strahleaugen selig zum Führerbild erhoben.
Spätestens in 5 Jahren wirst du den Ausdruck übrigens wieder brauchen. 2005 wird die Kommission jene Änderungen einführen, die sie schon 1998 einführen wollte. Die GröFAZ wird dann, um das Gesicht zu wahren, überglücklich verkünden, dass nun genau das geändert worden, was die GröFAZ gestört hatte und dass man jetzt die neue Rechtschreibung übernehmen werde.
Dann wird Gustav Rumpelstilzchen die Zurücknahme des Ausdrucks GröFAZ zurücknehmen und sich vor Wut zerreißen.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 09.10.2000 um 22.00
Hm, hier riecht,s aber ziemlich streng.
Wurd,s dem Kleinreich im KuMi zu eng?
Karlchen, bitte schlüpf schleunigst zurück,
Dort wo Du herkamst liegt doch dein Glück.
Gustav Großreich
BRD
eingetragen von Gast am 09.10.2000 um 22.00
Durch zuschicken vieler Artikel über die Rechtschreibreform meiner deutschen Bekannten aus Kalifornien, bin ich durch die Anzeige dieser Internetadresse auf diese Seite gelangt.Meine Bekannte forderte mich auf, ebenfalls gegen die neue Reform zu stimmen, da die Deutschen in Amerika ebenfalls gegen die Verhuntzung der deutschen Sprache sind. Dem stimme ich nur zu. Ist es nicht entsetzlich, wenn man,als damaliger guter Rechtschreiber, plötzlich bei fast jedem zweiten Wort "d i e s e n " Duden zur Hand nehmen muß?! Und man in den Tageszeitungen statt der deutschen Wörter irgendwelche importierten Verunstaltungen lesen muß!? Statt Kinder "Kids", die Trennung der unterschiedlichsten Worte,wie Teenager,statt Teen-ager jetzt Tee-nager.Ist das jetzt ein Tee trinkender Nager oder was? Allein stehend statt alleinstehend.(So eine Sinnentfremdung!) Seit dem neu angepaßten Deutschunterricht in meiner Umschulung, bei der ich mit dem Dozenten sehr streitbar war, bin ich dermaßen durcheinander, daß ich Fehler mache wo ich sie früher nie gemacht hätte oder dermaßen verunsichert bin,daß ich manchmal denke, ob die deutsche Menschheit langsam am verblöden ist.
Mein Eintrag paßt vielleicht nicht zu den vorherigen Meinungen,aber ich mußte das, als Otto-Normalverbraucher, mal loswerden! oderwäreesvielleichtdochbesserwennwireinestagesdochnichtgleichliebrsoeinentollenidiotenkramschreibenwürden? Oh wie ist es mir schwergefallen ebend so zu schreiben!!! Falls sich doch irgendwo ein "!Fehler?" eingeschlichen hat, möge man es mir bitte nachsehen, aber wie schon geschrieben, ich bin völlig irrewirre.
Engelchen
Engelbrecht
18445 Solkendorf
eingetragen von anonymer Gast am 08.10.2000 um 22.00
Seht doch dort den eitlen Rechtschreibverhunzer,
Wie er schleimt, wie er schlängelt und kriecht,
Wie er wollüstig den KuMi von hinten beriecht,
Wie seinem Mund entfährt ein zufriedener Grunzer.
Seht, wie er sich reckt und nach der Decke streckt,
Wie er mit Hoffen sehnsüchtig nach oben blickt,
Wie er seine schnüffelnde Nase immer näher rückt,
Wie der diensteifrig mit Wonne den KuMi abschleckt.
Seht, ja seht, wo ist der Reformer so plötzlich hin?
Gerade sah man ihn noch hinter dem KuMi knien,
Jetzt ist er verschwunden, saht ihr ihn fliehen?
Oder steckt er womöglich schon ganz tief drin?
Gustav Großreich
BRD
eingetragen von Gast am 08.10.2000 um 22.00
FDas wird ja immer uebler, jetzt meint ein jeder, er muesse szum Dichter mutieren. Wohl nicht ganz dicht, was! Das ist albern und bekloppt, hier ind kritschwitzigen Versen sicvh ueber die Reform auszulassen, mein Gott, aber das ist peinlich.
eingetragen von Manfred Riebe am 08.10.2000 um 22.00
VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Vorsitzender: Manfred Riebe, OStR, Dipl.-Kfm.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Netzpost: ManfredRiebe@t-online.de
Neuzugang für die Liste rechtschreibreformfreier Zeitungen und Zeitschriften
http://members.aol.com/jfrieling9166379/
Naturarzt
Chefredakteur: Dr. med. Rainer Holzhüter, Harburger Ring 10, 21073 Hamburg, Tel. (040) 765 57 47
Verlag: Access Marketing GmbH, Alt Falkenstein 37a, 61462 Königstein
Tel. (06174) 9263-0, Fax: (06174) 92 63 - 28 und 92 63 - 29
Chefredakteur Dr. Holzhüter bezeichnet die neue Rechtschreibung als KUMISD (= KultusMinister- und Senatoren-Deutsch). Er schreibt:
"Sprache soll eindeutig sein, und ich bin ein bißchen stolz darauf, daß in der Naturarzt-Redaktion zu keinem Zeitpunkt irgend jemand die Idee gehabt hat, dieses eigentlich selbstverständliche Prinzip über Bord zu werfen. (...) Im Gegensatz also zur FAZ, die jetzt als erste reumütig zurückkehrt, hat der Naturarzt den Quatsch erst gar nicht begonnen. Selbstverständlich hat die Redaktion der FAZ unsere volle Bewunderung, denn bekanntermaßen ist ja kaum etwas schwerer, als einen einmal gemachten Fehler einzugestehen und ihn zu revidieren. (...) Auf deutsch kann man sich klar ausdrücken, auf KUMISD nicht."
Rainer Holzhüter: Standpunkt - Kaffeet-Anten und Tee-Nager. In: Naturarzt Nr. 10, Oktober 2000, S. 54
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Manfred Riebe
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Seht doch dort den eitlen Rechtschreibverhunzer,
Wie er schleimt, wie er schlängelt und kriecht,
Wie er wollüstig den KuMi von hinten beriecht,
Wie seinem Mund entfährt ein zufriedener Grunzer.
Seht, wie er sich reckt und nach der Decke streckt,
Wie er mit Hoffen sehnsüchtig nach oben blickt,
Wie er seine schnüffelnde Nase immer näher rückt,
Wie der diensteifrig mit Wonne den KuMi abschleckt.
Seht, ja seht, wo ist der Reformer so plötzlich hin?
Gerade sah man ihn noch hinter dem KuMi knien,
Jetzt ist er verschwunden, saht ihr ihn fliehen?
Oder steckt er womöglich schon ganz tief drin?
Gustav Großreich
BRD
eingetragen von Gast am 08.10.2000 um 22.00
FDas wird ja immer uebler, jetzt meint ein jeder, er muesse szum Dichter mutieren. Wohl nicht ganz dicht, was! Das ist albern und bekloppt, hier ind kritschwitzigen Versen sicvh ueber die Reform auszulassen, mein Gott, aber das ist peinlich.
eingetragen von Manfred Riebe am 08.10.2000 um 22.00
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Chefredakteur Dr. Holzhüter bezeichnet die neue Rechtschreibung als KUMISD (= KultusMinister- und Senatoren-Deutsch). Er schreibt:
"Sprache soll eindeutig sein, und ich bin ein bißchen stolz darauf, daß in der Naturarzt-Redaktion zu keinem Zeitpunkt irgend jemand die Idee gehabt hat, dieses eigentlich selbstverständliche Prinzip über Bord zu werfen. (...) Im Gegensatz also zur FAZ, die jetzt als erste reumütig zurückkehrt, hat der Naturarzt den Quatsch erst gar nicht begonnen. Selbstverständlich hat die Redaktion der FAZ unsere volle Bewunderung, denn bekanntermaßen ist ja kaum etwas schwerer, als einen einmal gemachten Fehler einzugestehen und ihn zu revidieren. (...) Auf deutsch kann man sich klar ausdrücken, auf KUMISD nicht."
Rainer Holzhüter: Standpunkt - Kaffeet-Anten und Tee-Nager. In: Naturarzt Nr. 10, Oktober 2000, S. 54
Wer hilft mit, die Liste rechtschreibreformfreier Zeitungen und Zeitschriften zu ergänzen?
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Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
eingetragen von anonymer Gast am 07.10.2000 um 22.00
Die Abkürzung "Kumintern" des Herrn Salzburg gefällt mir sehr gut. Darum schlage ich noch mehr Abkürzungen vor:
Die FAZ hat mit ihrer Umstellung "Größe" bewiesen; das sollte auch in ihrem Namen deutlich werden - ich schlage deshalb für sie die neue Abkürzung "GröFAZ" vor.
Da alle aufrechten Reformgegner die FAZ lesen und das als gemeinsames Kennzeichen gelten kann, schlage ich für sie die Bezeichnung "FAZkes" vor.
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2000 um 22.00
lebt Herr Kleinreich anscheinend ganz gut: Die Bezeichnung GröFAZ" habe ich hier schon anläßlich der Umstellung der FAZ auf den Neuschrieb gebraucht und patentieren lassen. Nachdem die FAZ sich wieder der gehobenen Literaturschriftsprache bedient, habe ich mich ausdrücklich entschuldigt und sie zu ihrem mutigen Schritt beglückwünscht.
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2000 um 22.00
Der Kleinreich möchte ein Großreich mit ss-Aufmärschen und Pimpfen, die Erwachsenen zeigen, wie Arm und Reich" grüßen sollen.
S.Salzburg
eingetragen von anonymer Gast am 07.10.2000 um 22.00
Herrn Salzburgs Abkürzung "Kumintern" gefällt mir gut! Ich schlage noch weitere Abkürzungen vor:
Aufgrund der "Größe", die die Frankfurter Allgemeine Zeitung gezeigt hat, ist die Abkürzung FAZ nicht treffend genug. Ich schlage als neue Abkürzung GröFAZ vor.
Da alle aufrechten Reformgegner natürlich die GröFAZ lesen, ist dies ein gemeinsames Kennzeichen, das die neue Bezeichnung FAZkes rechtfertigt.
Karl Kleinreich
Deutschland
eingetragen von Gast am 07.10.2000 um 22.00
Das sind doch alles kindereien hier. Wir muessen uns damit abfinden, dass wir nun mal immer die Dummen bleiben werden. Ab jetzt heisst es eben zurzeit und dass und so. Pech fuer Deutschland, Glueck fuer alle notorischen Jammerlappen.
Hans Berg
eingetragen von anonymer Gast am 07.10.2000 um 22.00
Die Abkürzung "Kumintern" des Herrn Salzburg gefällt mir sehr gut. Darum schlage ich noch mehr Abkürzungen vor:
Die FAZ hat mit ihrer Umstellung "Größe" bewiesen; das sollte auch in ihrem Namen deutlich werden - ich schlage deshalb für sie die neue Abkürzung "GröFAZ" vor.
Da alle aufrechten Reformgegner die FAZ lesen und das als gemeinsames Kennzeichen gelten kann, schlage ich für sie die Bezeichnung "FAZkes" vor.
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2000 um 22.00
lebt Herr Kleinreich anscheinend ganz gut: Die Bezeichnung GröFAZ" habe ich hier schon anläßlich der Umstellung der FAZ auf den Neuschrieb gebraucht und patentieren lassen. Nachdem die FAZ sich wieder der gehobenen Literaturschriftsprache bedient, habe ich mich ausdrücklich entschuldigt und sie zu ihrem mutigen Schritt beglückwünscht.
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2000 um 22.00
Der Kleinreich möchte ein Großreich mit ss-Aufmärschen und Pimpfen, die Erwachsenen zeigen, wie Arm und Reich" grüßen sollen.
S.Salzburg
eingetragen von anonymer Gast am 07.10.2000 um 22.00
Herrn Salzburgs Abkürzung "Kumintern" gefällt mir gut! Ich schlage noch weitere Abkürzungen vor:
Aufgrund der "Größe", die die Frankfurter Allgemeine Zeitung gezeigt hat, ist die Abkürzung FAZ nicht treffend genug. Ich schlage als neue Abkürzung GröFAZ vor.
Da alle aufrechten Reformgegner natürlich die GröFAZ lesen, ist dies ein gemeinsames Kennzeichen, das die neue Bezeichnung FAZkes rechtfertigt.
Karl Kleinreich
Deutschland
eingetragen von Gast am 07.10.2000 um 22.00
Das sind doch alles kindereien hier. Wir muessen uns damit abfinden, dass wir nun mal immer die Dummen bleiben werden. Ab jetzt heisst es eben zurzeit und dass und so. Pech fuer Deutschland, Glueck fuer alle notorischen Jammerlappen.
Hans Berg
eingetragen von Gast am 06.10.2000 um 22.00
Gratulation zu Ihrer gelungenen Website !!
www.bernolo.de
bernolo
eingetragen von anonymer Gast am 06.10.2000 um 22.00
Wer macht die Rechtschreibung noch schlechta?
Das ist der Kürschner aus Vechta.
Ein Student aus Vechta
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2000 um 22.00
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat es sich zur Regel gemacht, brisante Themen intern in kleiner Runde abzuhandeln. Die beteiligten Kultusminister (KuMin) haben dazu eine Arbeitgruppe Kumintern" gebildet. Die Vereinigung verfolgter Stalinisten (VVS) hat bereits gegen die Namensähnlichkeit mit ihrem früheren Komintern" protestiert, da diese niemals verschwörerische Ziele verfolgt habe.
S.Salzburg
.
eingetragen von Gast am 06.10.2000 um 22.00
Gratulation zu Ihrer gelungenen Website !!
www.bernolo.de
bernolo
eingetragen von anonymer Gast am 06.10.2000 um 22.00
Wer macht die Rechtschreibung noch schlechta?
Das ist der Kürschner aus Vechta.
Ein Student aus Vechta
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2000 um 22.00
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat es sich zur Regel gemacht, brisante Themen intern in kleiner Runde abzuhandeln. Die beteiligten Kultusminister (KuMin) haben dazu eine Arbeitgruppe Kumintern" gebildet. Die Vereinigung verfolgter Stalinisten (VVS) hat bereits gegen die Namensähnlichkeit mit ihrem früheren Komintern" protestiert, da diese niemals verschwörerische Ziele verfolgt habe.
S.Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.10.2000 um 22.00
Die reaktionärste Einrichtung der Bundesrepublik ist die Kultusministerkonferenz. Im Vergleich dazu ist der Vatikan noch weltoffen" (Helmut Kohl in: Die Welt, 22.4.97). Der Ex-Bundeskanzler hat hier stark untertrieben: Die Kultusminister folgen sogar unverkündeten Dogmen: z.B. dem von ihrer eigenen Unfehlbarkeit.
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.10.2000 um 22.00
Die reaktionärste Einrichtung der Bundesrepublik ist die Kultusministerkonferenz. Im Vergleich dazu ist der Vatikan noch weltoffen" (Helmut Kohl in: Die Welt, 22.4.97). Der Ex-Bundeskanzler hat hier stark untertrieben: Die Kultusminister folgen sogar unverkündeten Dogmen: z.B. dem von ihrer eigenen Unfehlbarkeit.
S. Salzburg
.
eingetragen von Gast am 04.10.2000 um 22.00
aber ich habe shcon heute ganz früh auf mein Versehen mit der mehrfach gesendeten Forumskritik hingewiesen...
bitte löschen Sie meine Beiträge (bis auf den Letzten)
mfg
P.
Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Gast am 04.10.2000 um 22.00
Ein Mann, der sich Reformer nannt, widewidewitt bum bum.
War in der schlechten Schreibung wohlbekannt, widewidewitt bum bum.
Es drückten ihn die Sorgen schwer, er suchte Ruhm und Ehr.
Gloria, Viktoria, widewidewitt juchheirassa.
Gloria, Viktoria, widewidewitt bum bum.
Als er den Morgenkaffee trank, w...
da rief er fröhlich: Gott sei Dank!, w...
Denn schnell kam mit der ersten Tram der Minister bei ihm an.
Gloria...
Reformer, sprach er, lieber Mann, w...
du hast schon manche Tat getan! w...
Eins fehlt noch unsrem Glück: Hau die Rechtschreibung in Stück.
Gloria...
Gesagt, getan, ein Wort, ein Mann, w...
noch am selben Tage fing er an. w...
Und eines Morgens schrie er: Kaputt! Die Rechtschreibung ist nur noch Schutt.
Gloria...
Das Volk stand stumm und schaute zag, w...
da sagte Nerius: Guten Tag! w...
Gefällt es Euch vielleicht? Da schrieen sie: Es reicht!
Gloria...
Die Menschen waren sehr erschüttert w...
und schrieen all: Wir sind verbittert! w...
Einer rief noch: Lieber Mann, alsdann bist du der Nerius dann!
Gloria...
Sauer
eingetragen von Gast am 04.10.2000 um 22.00
aber ich habe shcon heute ganz früh auf mein Versehen mit der mehrfach gesendeten Forumskritik hingewiesen...
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Tjalf Boris Prößdorf
eingetragen von Gast am 04.10.2000 um 22.00
Ein Mann, der sich Reformer nannt, widewidewitt bum bum.
War in der schlechten Schreibung wohlbekannt, widewidewitt bum bum.
Es drückten ihn die Sorgen schwer, er suchte Ruhm und Ehr.
Gloria, Viktoria, widewidewitt juchheirassa.
Gloria, Viktoria, widewidewitt bum bum.
Als er den Morgenkaffee trank, w...
da rief er fröhlich: Gott sei Dank!, w...
Denn schnell kam mit der ersten Tram der Minister bei ihm an.
Gloria...
Reformer, sprach er, lieber Mann, w...
du hast schon manche Tat getan! w...
Eins fehlt noch unsrem Glück: Hau die Rechtschreibung in Stück.
Gloria...
Gesagt, getan, ein Wort, ein Mann, w...
noch am selben Tage fing er an. w...
Und eines Morgens schrie er: Kaputt! Die Rechtschreibung ist nur noch Schutt.
Gloria...
Das Volk stand stumm und schaute zag, w...
da sagte Nerius: Guten Tag! w...
Gefällt es Euch vielleicht? Da schrieen sie: Es reicht!
Gloria...
Die Menschen waren sehr erschüttert w...
und schrieen all: Wir sind verbittert! w...
Einer rief noch: Lieber Mann, alsdann bist du der Nerius dann!
Gloria...
Sauer
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Bin immer noch der meinung, man solle sich nur deshalb, weil hier im grossen und ganzen eh keiner weiss, wie man schreibt, doch nicht so einen Kopf machen. Nu endlich ist es staatlich genehmigt, bescheuert zu schreiben, das finde ich grossartig und der Herr Ickler mit seinen Buechern und seinem Geschimpfe muss sich eben damit abfinden, dass man heute kaum noch Zeitung lesen kann, ohne das grosse Kotzen zu kriegen.
karl Schulz
In Dornbusch 22
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Schade nur, dass sich dieses Unglueck nu nicht mehr rueckgaengig machen laesst, und alles was bleibt, sind schreiende und jammernde Hochschulprofs und Zeitungsleser, die sich einfach nicht an das neue Schreibsystem gewoehnen moegen. Doch leider werden wir uns alle damit abfinden muessen, da hilft es auch nix, sich hier zum gemeinsamen Klagen zu versammeln. denn dies sind doch nur vereinzelte Nachhutgefechte einer laengst entschiedenen Schlacht. Deshalb sind Herrn icklers Buecher zwar auf gutem aber eben verlorenem Boden geschrieben und dienen im Prinzip nur noch als nostalgischer Eierwaermer. Gute nacht, Deutschland, einmal mehr.
Roderich Richter
Brent House Road, London
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Wer will fleißige Reformer seh'n,
Der muß jetzt nach Deutschland geh'n.
Wort auf Wort, Wort auf Wort,
Die rechte Schreibung wirft man fort.
Wer will ...
O wie fein, o wie fein,
Der Blüml will kein Tollpatsch sein.
Wer will ...
Schneidet klein, schneidet klein,
Der Schaeder hackt die Wörter fein.
Wer will ...
Zisch, zisch, zisch, zisch, zisch, zisch,
Der Heller popelt an den Wörtern frisch.
Wer will ...
Poch, poch, poch, poch, poch, poch,
Der Sitta schustert immer noch.
Wer will ...
Stich, stich, stich, stich, stich, stich,
Der Betrachter wundert sich.
Wer will ...
Rühre ein, rühre ein,
Die Reform wird wohl bald fertig sein.
Wer will ...
Trapp, trapp, drein, trapp, trapp, drein,
Jetzt geht die Reform schon ein.
Wer will ...
Hopp, hopp, hopp, hopp, hopp, hopp,
Die Reform war nur ein Flop.
Sauer
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Das Forum halte ich für eine sehr nützliche Einrichtung.
Leider leiden die Diskussionen unter der nicht immer vollkommenen Technik.
So werden Diskussionsbeiträge nicht immer im Inhaltsverzeichnis angezeigt. - Siehe den Beitrag von Michael Jansen "weitere Kommentare in den Kommentaren".
Auch wäre es wünschenswert, wenn die Teilnehmer an einer Diskussion per K@bel über Antworten auf Ihre Beiträge informiert würden. Damit könnten Diskussionen eventuell flüssiger verlaufen.
Als vorbildlich sehe ich das Forum von www.korrekturen.de an. Dort werden auch die Daten der Einträge und die Autoren im Inhaltsverzeichnis amgezeigt, von der besseren typographischen Qualität des Inhaltsverzeichnisses will ich nicht schreiben.
Daß es typographisch und technisch auch anders geht, zeigt ja das Nachrichtenarchiv dieser Seiten.
Schließlich dient das Engagement gegen die Änderung der Orthographie doch auch der Erleichterung des Lesens.
mfg
P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Bin immer noch der meinung, man solle sich nur deshalb, weil hier im grossen und ganzen eh keiner weiss, wie man schreibt, doch nicht so einen Kopf machen. Nu endlich ist es staatlich genehmigt, bescheuert zu schreiben, das finde ich grossartig und der Herr Ickler mit seinen Buechern und seinem Geschimpfe muss sich eben damit abfinden, dass man heute kaum noch Zeitung lesen kann, ohne das grosse Kotzen zu kriegen.
karl Schulz
In Dornbusch 22
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Schade nur, dass sich dieses Unglueck nu nicht mehr rueckgaengig machen laesst, und alles was bleibt, sind schreiende und jammernde Hochschulprofs und Zeitungsleser, die sich einfach nicht an das neue Schreibsystem gewoehnen moegen. Doch leider werden wir uns alle damit abfinden muessen, da hilft es auch nix, sich hier zum gemeinsamen Klagen zu versammeln. denn dies sind doch nur vereinzelte Nachhutgefechte einer laengst entschiedenen Schlacht. Deshalb sind Herrn icklers Buecher zwar auf gutem aber eben verlorenem Boden geschrieben und dienen im Prinzip nur noch als nostalgischer Eierwaermer. Gute nacht, Deutschland, einmal mehr.
Roderich Richter
Brent House Road, London
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Wer will fleißige Reformer seh'n,
Der muß jetzt nach Deutschland geh'n.
Wort auf Wort, Wort auf Wort,
Die rechte Schreibung wirft man fort.
Wer will ...
O wie fein, o wie fein,
Der Blüml will kein Tollpatsch sein.
Wer will ...
Schneidet klein, schneidet klein,
Der Schaeder hackt die Wörter fein.
Wer will ...
Zisch, zisch, zisch, zisch, zisch, zisch,
Der Heller popelt an den Wörtern frisch.
Wer will ...
Poch, poch, poch, poch, poch, poch,
Der Sitta schustert immer noch.
Wer will ...
Stich, stich, stich, stich, stich, stich,
Der Betrachter wundert sich.
Wer will ...
Rühre ein, rühre ein,
Die Reform wird wohl bald fertig sein.
Wer will ...
Trapp, trapp, drein, trapp, trapp, drein,
Jetzt geht die Reform schon ein.
Wer will ...
Hopp, hopp, hopp, hopp, hopp, hopp,
Die Reform war nur ein Flop.
Sauer
eingetragen von Gast am 03.10.2000 um 22.00
Das Forum halte ich für eine sehr nützliche Einrichtung.
Leider leiden die Diskussionen unter der nicht immer vollkommenen Technik.
So werden Diskussionsbeiträge nicht immer im Inhaltsverzeichnis angezeigt. - Siehe den Beitrag von Michael Jansen "weitere Kommentare in den Kommentaren".
Auch wäre es wünschenswert, wenn die Teilnehmer an einer Diskussion per K@bel über Antworten auf Ihre Beiträge informiert würden. Damit könnten Diskussionen eventuell flüssiger verlaufen.
Als vorbildlich sehe ich das Forum von www.korrekturen.de an. Dort werden auch die Daten der Einträge und die Autoren im Inhaltsverzeichnis amgezeigt, von der besseren typographischen Qualität des Inhaltsverzeichnisses will ich nicht schreiben.
Daß es typographisch und technisch auch anders geht, zeigt ja das Nachrichtenarchiv dieser Seiten.
Schließlich dient das Engagement gegen die Änderung der Orthographie doch auch der Erleichterung des Lesens.
mfg
P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Peter W. Forster am 01.10.2000 um 22.00
Peter W. Forster, StD
eingetragen von Gast am 01.10.2000 um 22.00
Ich habe heute an die Duden-Leute folgende E-mail versendet:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
vielleicht sind Sie nicht die richtigen Ansprechpartner, aber vielleicht können Sie meine Frage an die zusätndigen Kollegen weiterleiten.
Ich stolpere bei meiner Arbeit immer wieder über das Wort "Messung". Und ich frage mich, warum es analog der neuen Regeln Gams/Gämse, Stange/Stängel etc. nicht "Mässung" geschrieben werden müsste, enstprechend mässen, ich mässe, wir mässen etc., weil es doch von Maß kommt.
Können Sie mir das erklären?
Vielen Dank und viele Grüße
Ulrike Streck-Plath"
U. Streck-Plath
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Gast am 01.10.2000 um 22.00
Guten Morgen,
es hat sich noch niemand - gemeint sind die Gegner der Recht-
schreibreform - gefragt, w a r u m die Reform ins Leben gerufen wurde
Zumindest habe ich diese Fragestellung nirgends vernommen.
Und ich behaupte: um den immer mehr zunehmenden Analphabeten
in diesem unserem Lande entgegenzukommen (man beachte die Schul-
abschlüsse, das Interesse der Schueler und Schuelerinnen), kam
ein "schlauer Mensch" auf die Idee, dieses Durcheinander zu schaf-
fen.
Es ist doch so: ob hier ein Komma, da ein Bindestrich (Wort-Trennung)
usw. angebracht wird, kann doch jeder nach Lust und Laune machen.
Der Dummheit ist mit dieser Möchte-gern-Reform Tuer und Tor ge-
oeffnet - nur nicht mehr nachdenken muessen. Demnach kann man alle
Lektuere, die vor dieser Reform bestand, vernichten, alles,was wir
vor dieser Reform gelernt, studiert haben ist falsch, hinfaellig.
Von meinem Arbeitgeber wurde seinerzeit eine Liste herumgereicht,
wer den "neuen" Duden beziehen moechte. Ich habe dies strikt mit
dem entsprechenden Kommentar (drastischer als hier geschehen) ab-
gelehnt. Da hat die FAZ noch nicht an Umkehr also zurueck zu den
Wurzeln gedacht.
Deshalb ein Hoch der FAZ, auch wenn sie sich etwas spaet auf das gute
alte Deutsch besonnen hat.
Nebenbei: welches andere Land auf dieser Welt ist auch auf diese
verrueckte Idee (Geldmacherei) gekommen, seine Rechtschreibung auf den
Kopf zu stellen??????? Keines? Na, also!
Schoene Gruesse Lehnus
eingetragen von Peter W. Forster am 01.10.2000 um 22.00
Peter W. Forster, StD
eingetragen von Gast am 01.10.2000 um 22.00
Ich habe heute an die Duden-Leute folgende E-mail versendet:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
vielleicht sind Sie nicht die richtigen Ansprechpartner, aber vielleicht können Sie meine Frage an die zusätndigen Kollegen weiterleiten.
Ich stolpere bei meiner Arbeit immer wieder über das Wort "Messung". Und ich frage mich, warum es analog der neuen Regeln Gams/Gämse, Stange/Stängel etc. nicht "Mässung" geschrieben werden müsste, enstprechend mässen, ich mässe, wir mässen etc., weil es doch von Maß kommt.
Können Sie mir das erklären?
Vielen Dank und viele Grüße
Ulrike Streck-Plath"
U. Streck-Plath
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Gast am 01.10.2000 um 22.00
Guten Morgen,
es hat sich noch niemand - gemeint sind die Gegner der Recht-
schreibreform - gefragt, w a r u m die Reform ins Leben gerufen wurde
Zumindest habe ich diese Fragestellung nirgends vernommen.
Und ich behaupte: um den immer mehr zunehmenden Analphabeten
in diesem unserem Lande entgegenzukommen (man beachte die Schul-
abschlüsse, das Interesse der Schueler und Schuelerinnen), kam
ein "schlauer Mensch" auf die Idee, dieses Durcheinander zu schaf-
fen.
Es ist doch so: ob hier ein Komma, da ein Bindestrich (Wort-Trennung)
usw. angebracht wird, kann doch jeder nach Lust und Laune machen.
Der Dummheit ist mit dieser Möchte-gern-Reform Tuer und Tor ge-
oeffnet - nur nicht mehr nachdenken muessen. Demnach kann man alle
Lektuere, die vor dieser Reform bestand, vernichten, alles,was wir
vor dieser Reform gelernt, studiert haben ist falsch, hinfaellig.
Von meinem Arbeitgeber wurde seinerzeit eine Liste herumgereicht,
wer den "neuen" Duden beziehen moechte. Ich habe dies strikt mit
dem entsprechenden Kommentar (drastischer als hier geschehen) ab-
gelehnt. Da hat die FAZ noch nicht an Umkehr also zurueck zu den
Wurzeln gedacht.
Deshalb ein Hoch der FAZ, auch wenn sie sich etwas spaet auf das gute
alte Deutsch besonnen hat.
Nebenbei: welches andere Land auf dieser Welt ist auch auf diese
verrueckte Idee (Geldmacherei) gekommen, seine Rechtschreibung auf den
Kopf zu stellen??????? Keines? Na, also!
Schoene Gruesse Lehnus
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 30.09.2000 um 22.00
Im Sinne des diese Schreibreform beherrschenden Geistes ist es zu begrüßen, daß das den neuen Regeln m.E. entsprechende "wohl erzogen" im neuen Duden jetzt zumindest fakultativ getrennt ausgewiesen ist, eröffnet sich doch dadurch eine neue Quelle reizender (!) Mißverständnisse.
Zu diesem Trend zur Mehrdeutigkeit korrespondiert trefflich das ubiquitäre Bemühen, sprachliche Präzision sowie ein volles Verständis von Sachverhalten vorzutäuschen. In den letzten 10 Jahren war "alles klar!" in dieser Funktion unschlagbar, aber nun gerät es anscheinend langsam ins Hintertreffen: "Genau!", obwohl nicht in identischer Weise einsetzbar, läuft ihm derzeit den Rang ab. "Das Wetter macht, was es will!" - "Genau!", dergleichen Dialoge ("Wetter" kann man nahezu beliebig ersetzen) beweisen auch dem unaufmerksamsten Fremden, daß wir immer noch das Volk der Dichter und Denker sind - und es bleiben werden. Genau!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 30.09.2000 um 22.00
Leider konnte ich an der Versammlung nicht teilnehmen. Gespannt habe ich daher heute am 2.10.00 meine Tageszeitung DIE WELT aufgeschlagen, um vielleicht einen tollen Aufmacher zu entdecken. Leider Fehlanzeige. Ein Artikel auf Seite 4 "Lehrer patzen bei Rechtschreibung", und das war es auch schon. Ich werde mir noch heute die FAZ holen, vielleicht erfahre ich dann mehr Einzelheiten. Auf jeden Fall überlege ich, ob ich mein "WELT-Abonnement" nicht kündigen sollte, um unsinnige Wortschreibungen wie z. B. "Hier zu Lande" etc. etc. nicht länger ertragen!!! zu müssen. Hoffentlich tragen die Ergebnisse der VRS-Jahresversammlung dazu bei, daß die Kultusminister bei ihrer nächsten Konferenz in einigen Tagen einlenken und Fehler einsehen. Das wünsche ich mir und viele andere mit mir von ganzem Herzen.
Bärbel Mösche
Föhrenweg 5, 76337 Waldbronn
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 30.09.2000 um 22.00
Im Sinne des diese Schreibreform beherrschenden Geistes ist es zu begrüßen, daß das den neuen Regeln m.E. entsprechende "wohl erzogen" im neuen Duden jetzt zumindest fakultativ getrennt ausgewiesen ist, eröffnet sich doch dadurch eine neue Quelle reizender (!) Mißverständnisse.
Zu diesem Trend zur Mehrdeutigkeit korrespondiert trefflich das ubiquitäre Bemühen, sprachliche Präzision sowie ein volles Verständis von Sachverhalten vorzutäuschen. In den letzten 10 Jahren war "alles klar!" in dieser Funktion unschlagbar, aber nun gerät es anscheinend langsam ins Hintertreffen: "Genau!", obwohl nicht in identischer Weise einsetzbar, läuft ihm derzeit den Rang ab. "Das Wetter macht, was es will!" - "Genau!", dergleichen Dialoge ("Wetter" kann man nahezu beliebig ersetzen) beweisen auch dem unaufmerksamsten Fremden, daß wir immer noch das Volk der Dichter und Denker sind - und es bleiben werden. Genau!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Gast am 30.09.2000 um 22.00
Leider konnte ich an der Versammlung nicht teilnehmen. Gespannt habe ich daher heute am 2.10.00 meine Tageszeitung DIE WELT aufgeschlagen, um vielleicht einen tollen Aufmacher zu entdecken. Leider Fehlanzeige. Ein Artikel auf Seite 4 "Lehrer patzen bei Rechtschreibung", und das war es auch schon. Ich werde mir noch heute die FAZ holen, vielleicht erfahre ich dann mehr Einzelheiten. Auf jeden Fall überlege ich, ob ich mein "WELT-Abonnement" nicht kündigen sollte, um unsinnige Wortschreibungen wie z. B. "Hier zu Lande" etc. etc. nicht länger ertragen!!! zu müssen. Hoffentlich tragen die Ergebnisse der VRS-Jahresversammlung dazu bei, daß die Kultusminister bei ihrer nächsten Konferenz in einigen Tagen einlenken und Fehler einsehen. Das wünsche ich mir und viele andere mit mir von ganzem Herzen.
Bärbel Mösche
Föhrenweg 5, 76337 Waldbronn
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.09.2000 um 22.00
Michael Jansen schrieb folgendes:
zu Frau Dr. Schwemmele
"Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an." Fraglich nur, wem sie sich anschließt. Der Satzbau spricht zumindest gegen sie.
Kommentar: Frau Schwemmele hat das "gibt" ein wenig spät geschrieben - eine winzige stilistische Schwäche, die nun Michael Jansen, typisch für einen Reformfanatiker, gleich höhnisch als Argument gegen die Reformgegner aufbläst: Diese seien wohl nicht sprachlich kompetent. Diese "Argumentation" allein ist schon saublöd.
Noch dümmer ist allerdings Michael Jansens Logik; er hätte schreiben müssen: "Fraglich nur, wer sich da anschließt", denn der Satzbau stammt ja nicht von den "unbeirrbaren Demokraten" usw. Michael Jansen ist also nicht kompetetent genug, um andere wegen ihres "Satzbaus" kritisieren zu können.
Und wenn Jansen das bemerkt hätte, was bliebe dann noch von der Argumentation? Daß die Reformgegner nicht recht haben können, weil ihnen auch Leute zustimmen, die stilistisch nicht auf der Höhe von Grass oder Enzensberger sind? Dümmer geht´s ja wohl nicht, zumal nicht zuletzt Grass, Enzensberger und die anderen Meister der Sprache gegen die Reform sind.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.09.2000 um 22.00
Ich muß mich noch bei Frau Dr. Schwemmle entschuldigen, denn ich habe ihren Namen, wie ich gerade feststelle, von Michael Jansens Text übernommen, der ihn dick und fett falsch abgeschrieben hat.
Bevor Michael Jansen seinen dämlichen Spott über andere Leute formuliert, sollte er erst einmal in der Lage sein, deren Namen richtig zu schreiben. Oder am besten gleich seine lächerliche Kritik unterlassen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 27.09.2000 um 22.00
Augst du hast die Schrift gestohlen,
gib sie wieder her,
gib sie wieder her,
sonst wird dir dein Ruf verkohlen,
und dann hilft nichts mehr,
sonst wird dir dein Ruf verkohlen,
und dann hilft nichts mehr.
Liebes Augstlein laß dir raten
sei doch nur kein Dieb
sei doch nur kein Dieb
nimm, du brauchst nicht Wörtern schaden,
mit dem dass vorlieb,
nimm, du brauchst nicht Wörtern schaden,
mit dem dass vorlieb.
Sauer
eingetragen von Ursula Schwemmle am 27.09.2000 um 22.00
Naja, Herr Jansen erinnert mich an die Deutschlehrer, die nicht immer ganz ohne Grund meine Neigung zu Schachtelsätzen auf's Korn nahmen.
Allerdings ist meine Satzstellung durchaus nicht falsch (wenn auch sicherlich nicht nobelpreiswürdig), was man von Behauptungen der "Rechtschreibreform" wiederum sehr wohl behaupten kann; siehe nur die dümmliche und für dumm verkaufende Pseudoetymologie oder die indiskutablen Großschreibungen (und so weiter). Ich hoffe nur, ich habe diesmal nicht zuviele Verneinungen oder Schachteln benützt, so daß die Aufmerksamkeitsspanne von Reformern (hach, welch neue Bedeutungsnuance das Wort gewinnt!) nicht gar zu sehr überfordert wird. Gruß an alle, die ihre Sprache (wenn vielleicht auch nicht gerade schwemmlesche Schachtelsätze) mögen und spielend, lesend, schreibend pflegen.
Dr. Ursula Schwemmle
97078 Würzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 27.09.2000 um 22.00
Unter wohlerzogenen Menschen gehört es sich einfach nicht, anderen wegen ihrer wirklichen oder, wie hier, nur vermeintlichen sprachlichen Fehler am Zeug zu flicken. Ich wollte den Ausrutscher von Herrn Jansen eigentlich übersehen, so, wie man auch keine Worte darüber verliert, wenn jemand sich bei Tisch danebenbenimmt, aber anscheinend muß man manchmal auch Selbstverständliches aussprechen. Übrigens hält mich dieser Gedanke auch davon ab, der üblichen Sprachkritik zuzustimmen, wie sie in Sprachpflegerkreisen so beliebt ist. (Dies wäre dann schon wieder ein ernstzunehmendes Thema: Was ist und was soll Sprachkritik?)
Also, reden wir wieder über die Sache, um die es geht!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.09.2000 um 22.00
Michael Jansen schrieb folgendes:
zu Frau Dr. Schwemmele
"Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an." Fraglich nur, wem sie sich anschließt. Der Satzbau spricht zumindest gegen sie.
Kommentar: Frau Schwemmele hat das "gibt" ein wenig spät geschrieben - eine winzige stilistische Schwäche, die nun Michael Jansen, typisch für einen Reformfanatiker, gleich höhnisch als Argument gegen die Reformgegner aufbläst: Diese seien wohl nicht sprachlich kompetent. Diese "Argumentation" allein ist schon saublöd.
Noch dümmer ist allerdings Michael Jansens Logik; er hätte schreiben müssen: "Fraglich nur, wer sich da anschließt", denn der Satzbau stammt ja nicht von den "unbeirrbaren Demokraten" usw. Michael Jansen ist also nicht kompetetent genug, um andere wegen ihres "Satzbaus" kritisieren zu können.
Und wenn Jansen das bemerkt hätte, was bliebe dann noch von der Argumentation? Daß die Reformgegner nicht recht haben können, weil ihnen auch Leute zustimmen, die stilistisch nicht auf der Höhe von Grass oder Enzensberger sind? Dümmer geht´s ja wohl nicht, zumal nicht zuletzt Grass, Enzensberger und die anderen Meister der Sprache gegen die Reform sind.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Wolfgang Wrase am 27.09.2000 um 22.00
Ich muß mich noch bei Frau Dr. Schwemmle entschuldigen, denn ich habe ihren Namen, wie ich gerade feststelle, von Michael Jansens Text übernommen, der ihn dick und fett falsch abgeschrieben hat.
Bevor Michael Jansen seinen dämlichen Spott über andere Leute formuliert, sollte er erst einmal in der Lage sein, deren Namen richtig zu schreiben. Oder am besten gleich seine lächerliche Kritik unterlassen.
Wolfgang Wrase
eingetragen von Gast am 27.09.2000 um 22.00
Augst du hast die Schrift gestohlen,
gib sie wieder her,
gib sie wieder her,
sonst wird dir dein Ruf verkohlen,
und dann hilft nichts mehr,
sonst wird dir dein Ruf verkohlen,
und dann hilft nichts mehr.
Liebes Augstlein laß dir raten
sei doch nur kein Dieb
sei doch nur kein Dieb
nimm, du brauchst nicht Wörtern schaden,
mit dem dass vorlieb,
nimm, du brauchst nicht Wörtern schaden,
mit dem dass vorlieb.
Sauer
eingetragen von Ursula Schwemmle am 27.09.2000 um 22.00
Naja, Herr Jansen erinnert mich an die Deutschlehrer, die nicht immer ganz ohne Grund meine Neigung zu Schachtelsätzen auf's Korn nahmen.
Allerdings ist meine Satzstellung durchaus nicht falsch (wenn auch sicherlich nicht nobelpreiswürdig), was man von Behauptungen der "Rechtschreibreform" wiederum sehr wohl behaupten kann; siehe nur die dümmliche und für dumm verkaufende Pseudoetymologie oder die indiskutablen Großschreibungen (und so weiter). Ich hoffe nur, ich habe diesmal nicht zuviele Verneinungen oder Schachteln benützt, so daß die Aufmerksamkeitsspanne von Reformern (hach, welch neue Bedeutungsnuance das Wort gewinnt!) nicht gar zu sehr überfordert wird. Gruß an alle, die ihre Sprache (wenn vielleicht auch nicht gerade schwemmlesche Schachtelsätze) mögen und spielend, lesend, schreibend pflegen.
Dr. Ursula Schwemmle
97078 Würzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 27.09.2000 um 22.00
Unter wohlerzogenen Menschen gehört es sich einfach nicht, anderen wegen ihrer wirklichen oder, wie hier, nur vermeintlichen sprachlichen Fehler am Zeug zu flicken. Ich wollte den Ausrutscher von Herrn Jansen eigentlich übersehen, so, wie man auch keine Worte darüber verliert, wenn jemand sich bei Tisch danebenbenimmt, aber anscheinend muß man manchmal auch Selbstverständliches aussprechen. Übrigens hält mich dieser Gedanke auch davon ab, der üblichen Sprachkritik zuzustimmen, wie sie in Sprachpflegerkreisen so beliebt ist. (Dies wäre dann schon wieder ein ernstzunehmendes Thema: Was ist und was soll Sprachkritik?)
Also, reden wir wieder über die Sache, um die es geht!
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.09.2000 um 22.00
Am 27.September 1998 stimmten 71 Prozent der Wähler im Volksentscheid in Schleswig-Holstein stellvertretend für ganz Deutschland gegen die Einführung der Rechtschreibreform", davon 56 Prozent ausdrücklich für die alte Rechtschreibung.
Die folgende Entmündigung des Volkes fand am 17.9.1999 statt. Der Blockflötenchor der Kieler Parlamentarier stimmte, wie in der einstmaligen DDR", zu 100 Prozent für die Rechtschreibreform.
Artikel 20 des Grundgesetzes lautet nämlich in neuer Rechtsschreibung: Alle Staatsgewalt geht von den Parteien aus. Das Volk darf in Ausnahmefällen beratend mitwirken. Alles weitere regelt die Kultusministerkonferenz."
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.09.2000 um 22.00
Am 27.September 1998 stimmten 71 Prozent der Wähler im Volksentscheid in Schleswig-Holstein stellvertretend für ganz Deutschland gegen die Einführung der Rechtschreibreform", davon 56 Prozent ausdrücklich für die alte Rechtschreibung.
Die folgende Entmündigung des Volkes fand am 17.9.1999 statt. Der Blockflötenchor der Kieler Parlamentarier stimmte, wie in der einstmaligen DDR", zu 100 Prozent für die Rechtschreibreform.
Artikel 20 des Grundgesetzes lautet nämlich in neuer Rechtsschreibung: Alle Staatsgewalt geht von den Parteien aus. Das Volk darf in Ausnahmefällen beratend mitwirken. Alles weitere regelt die Kultusministerkonferenz."
S. Salzburg
.
eingetragen von Gast am 24.09.2000 um 22.00
"Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an."
Fraglich nur, wem sie sich anschließt. Der Satzbau spricht zumindest gegen sie.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.09.2000 um 22.00
Es wird wieder ruhig um die Rechtschreibung.
Sie machen Auswertungen, Umfragen und freuen sich über rege Beteiligung. Aber jetzt muß es auch weitergehen.
Wann darf ich wieder mit Zeitungen und Zeitschrifen in vernünftiger Schreibweise rechnen?
Detlef Jürrens
26826 Weener
eingetragen von Gast am 24.09.2000 um 22.00
"Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an."
Fraglich nur, wem sie sich anschließt. Der Satzbau spricht zumindest gegen sie.
Michael Jansen
eingetragen von Gast am 24.09.2000 um 22.00
Es wird wieder ruhig um die Rechtschreibung.
Sie machen Auswertungen, Umfragen und freuen sich über rege Beteiligung. Aber jetzt muß es auch weitergehen.
Wann darf ich wieder mit Zeitungen und Zeitschrifen in vernünftiger Schreibweise rechnen?
Detlef Jürrens
26826 Weener
eingetragen von Gast am 23.09.2000 um 22.00
Das Studium der über Ihre Seite zugänglichen Texte zur sogenannten Rechtschreibreform reicht - leider! - aus, einem den geistigen Magen herumzudrehen: über die handwerkliche Stümperei selbsternannter Experten, über die Beliebigkeit der Sprüche und Widersprüche der "Reform"-Apologeten, über die nach meiner Überzeugung auch moralisch zumindest unrühmliche Rolle der KMK, die es schließlich ermöglichte, mit dem obskuren Vorhaben am schwächsten Glied der Sprach-, Schreib- und Lesegemeinschaft anzusetzen, also den Schülern, auf deren Rücken die Malaise nun so oder so ausgetragen wird.
Wüßte man's nicht besser (was in diesem Fall heißt, daß die Wahrheit noch viel schlimmer ist), könnte man diese "Reform" für ein, wie sie zu schreiben verlangt, spät gebrorenes Kind halten - wohl so kurz vor Mitternacht, nach erheblichem, das Maß des Zuträglichen überschreitenden Konsum alkoholischer Getränke.
Die einzige Hoffnung, die bleibt, scheint mir, nun zu erreichen zu versuchen, daß die Übergangsfrist bis zum Jahr 2005 so genutzt wird, daß spätestens zu ihrem Ende sine ira et studio festgestellt wird, was die Veränderungen gebracht haben - nicht nur hinsichtlich der Sicherheit von Regelkenntnis und -anwendung derer, die des Lesens und Schreibens zunächst noch nicht kundig sind, sondern etwa auch hinsichtlich der Erleichterung oder Erschwernis sinnerfassenden Lesens und sinnentsprechenden Schreibens derer, die als hinreichend Kundige mit Texten umgehen, denn für diese - nicht für das Diktat in der Schule - wurde Orthographie erfunden und wäre sie weiter primär zu veranstalten.
Was sich nicht bewährt, vor allem alles, was nicht nur das Schriftbild, sondern die Sprache selbst verändert - und sei es vordergründig "nur" die geschriebene Sprache, in der sich freilich bereits jetzt ein Ausweichen auf "Vermeidungssprache" abzeichnet -, wäre dann zu verwerfen.
Von eher praktischen Fragen abgesehen bis hin zu der, wie verhindert werden könnte, daß bei den entsprechenden Feststellungen nicht wieder selbsternannte anstelle wirklicher Experten das Sagen haben, wäre der Sündenfall, daß das "Unternehmen" auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird, allerdings nicht aus der Welt geschafft. Das jedoch ist eh nicht zu erreichen, durch unbeirrbares Festhalten an der "Reform" vermutlich am wenigsten.
Dr. Rainer Graf
Jahnstraße 47, 72108 Rottenburg
eingetragen von Gast am 23.09.2000 um 22.00
Das Studium der über Ihre Seite zugänglichen Texte zur sogenannten Rechtschreibreform reicht - leider! - aus, einem den geistigen Magen herumzudrehen: über die handwerkliche Stümperei selbsternannter Experten, über die Beliebigkeit der Sprüche und Widersprüche der "Reform"-Apologeten, über die nach meiner Überzeugung auch moralisch zumindest unrühmliche Rolle der KMK, die es schließlich ermöglichte, mit dem obskuren Vorhaben am schwächsten Glied der Sprach-, Schreib- und Lesegemeinschaft anzusetzen, also den Schülern, auf deren Rücken die Malaise nun so oder so ausgetragen wird.
Wüßte man's nicht besser (was in diesem Fall heißt, daß die Wahrheit noch viel schlimmer ist), könnte man diese "Reform" für ein, wie sie zu schreiben verlangt, spät gebrorenes Kind halten - wohl so kurz vor Mitternacht, nach erheblichem, das Maß des Zuträglichen überschreitenden Konsum alkoholischer Getränke.
Die einzige Hoffnung, die bleibt, scheint mir, nun zu erreichen zu versuchen, daß die Übergangsfrist bis zum Jahr 2005 so genutzt wird, daß spätestens zu ihrem Ende sine ira et studio festgestellt wird, was die Veränderungen gebracht haben - nicht nur hinsichtlich der Sicherheit von Regelkenntnis und -anwendung derer, die des Lesens und Schreibens zunächst noch nicht kundig sind, sondern etwa auch hinsichtlich der Erleichterung oder Erschwernis sinnerfassenden Lesens und sinnentsprechenden Schreibens derer, die als hinreichend Kundige mit Texten umgehen, denn für diese - nicht für das Diktat in der Schule - wurde Orthographie erfunden und wäre sie weiter primär zu veranstalten.
Was sich nicht bewährt, vor allem alles, was nicht nur das Schriftbild, sondern die Sprache selbst verändert - und sei es vordergründig "nur" die geschriebene Sprache, in der sich freilich bereits jetzt ein Ausweichen auf "Vermeidungssprache" abzeichnet -, wäre dann zu verwerfen.
Von eher praktischen Fragen abgesehen bis hin zu der, wie verhindert werden könnte, daß bei den entsprechenden Feststellungen nicht wieder selbsternannte anstelle wirklicher Experten das Sagen haben, wäre der Sündenfall, daß das "Unternehmen" auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird, allerdings nicht aus der Welt geschafft. Das jedoch ist eh nicht zu erreichen, durch unbeirrbares Festhalten an der "Reform" vermutlich am wenigsten.
Dr. Rainer Graf
Jahnstraße 47, 72108 Rottenburg
eingetragen von Ursula Schwemmle am 21.09.2000 um 22.00
Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an. In meinem Fach (Psychiatrie) ist man auf präzise Beschreibungen angewiesen. Aber die präziseste Befundbeschreibung nützt nichts, wenn sie nicht ebenso differenziert "dechiffriert" werden kann. Bitte noch viel mehr Protest gegen die Verstümmelung der deutschen Sprache!
Dr. Ursula Schwemmle
97078 Würzburg
eingetragen von Gast am 21.09.2000 um 22.00
Meinen Besuch bei "Rechtschreibreform.com" nutze ich zu mehreren Zwecken: zum Lernen und Bestätigen meiner Auffassung vom Schreiben und Lesen, zum Ratgeben (zum Beispiel an Frau Dr. Sibille Gräf: Schreiben Sie doch bitte "radfahren" und "autofahren" und "eislaufen" und "seilspringen" – dann ist der Fehler, auf den Sie hinweisen, doch auch geheilt! Und dabei gibt es nicht solche grotesken Folgeschäden wie bei den von Ihnen so gepriesenen Neuregeln!)und drittens möchte ich hinweisen auf andere Netzseiten, die sich um deutliche Sprache und verständliche Schreibung bemühen: www.mitteleuropa.de (habe dort gerade einen Verweis auf diese Seite angebracht) und www.fraktur.de.
"Rechtschreibreform.com" ist eine großartige Seite: ihr gebührt ein hohes Lob, eigentlich ein erster Staatspreis für Demokratie, denn sie gibt dem wort- und rechtlos gemachten Volk seine Sprache wieder!
Markwart Lindenthal
www.kirchberg.cc
eingetragen von Ursula Schwemmle am 21.09.2000 um 22.00
Einfach klasse, daß es da noch ein paar unbeirrbare Demokraten und Leute, die sich ihre Sprache nicht verderben lassen, gibt! Ich schließe mich an. In meinem Fach (Psychiatrie) ist man auf präzise Beschreibungen angewiesen. Aber die präziseste Befundbeschreibung nützt nichts, wenn sie nicht ebenso differenziert "dechiffriert" werden kann. Bitte noch viel mehr Protest gegen die Verstümmelung der deutschen Sprache!
Dr. Ursula Schwemmle
97078 Würzburg
eingetragen von Gast am 21.09.2000 um 22.00
Meinen Besuch bei "Rechtschreibreform.com" nutze ich zu mehreren Zwecken: zum Lernen und Bestätigen meiner Auffassung vom Schreiben und Lesen, zum Ratgeben (zum Beispiel an Frau Dr. Sibille Gräf: Schreiben Sie doch bitte "radfahren" und "autofahren" und "eislaufen" und "seilspringen" – dann ist der Fehler, auf den Sie hinweisen, doch auch geheilt! Und dabei gibt es nicht solche grotesken Folgeschäden wie bei den von Ihnen so gepriesenen Neuregeln!)und drittens möchte ich hinweisen auf andere Netzseiten, die sich um deutliche Sprache und verständliche Schreibung bemühen: www.mitteleuropa.de (habe dort gerade einen Verweis auf diese Seite angebracht) und www.fraktur.de.
"Rechtschreibreform.com" ist eine großartige Seite: ihr gebührt ein hohes Lob, eigentlich ein erster Staatspreis für Demokratie, denn sie gibt dem wort- und rechtlos gemachten Volk seine Sprache wieder!
Markwart Lindenthal
www.kirchberg.cc
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 20.09.2000 um 22.00
Größere Klarheit kann nicht mehr erreicht werden: Die Rechtschreibreform erzwingt Verstöße gegen die Grammatik, sie verschlingt Wörter und Differenzierungsmöglichkeiten, es mangelt ihr an Eleganz und Ästhetik, und sie führt zurück etwa ins Jahr 1780. Zusätzlich streicht sie mit einer willkürlichen (und unsinnigen, das Rechtschreiben keineswegs erleichternden) Neuregelung in vielen Fällen das "ß", obwohl dieses das rasche Erfassen von Wörtern erleichtert (Nassschnee). Seit Jahren finden Reformbefürworter gegen diese Aussagen keine Argumente und weichen in Verfälschungen, Polemiken und persönliche Angriffe aus. Die Mehrheit der Sprachgemeinschaft lehnt die Reform begründet ab. Aber die Zeitungsverleger halten stur zur Obrigkeit, weil sie denken, die Politiker werden doch die Langengescheidles, Kletts und Bertelsmänner nicht so in den Senkel stellen. Tatsächlich droht, je länger dieser Zustand andauert, ein Kompromiß, der vorgeblich alle Seiten "das Gesicht wahren" läßt, dessen schon jetzt aufsteigender fauliger Verweseungsgeruch aber die deutsche Sprache und uns alle auf Jahre hinaus belästigen müßte.
Wir leben in einer Welt des Geldes, diese Sprache wird allzugut verstanden. Wer irgendwo darauf Einfluß nehmen kann - jetzt sollte er es tun, damit schreibreformierte Druckwerke gekündigt, abbestellt oder gar nicht erst bestellt werden - immer mit dem Hinweis, daß diese Protestmaßnahme nach Rückkehr zur Orthographie der Gegenwart (übrigens ein Ausdruck, den ich zur Nutzung im entsprechenden Kontext empfehle) zurückgenommen werden kann. Also: Nachschlagewerke, Kinderbücher etc. jetzt nicht kaufen, Onkel und Großmütter bitten, von solchen Geschenken abzusehen, Zeitungen kündigen, den Nachbarn bitten, ebenso zu verfahren! (Man kann ihm ja sogar versprechen, ihn über das Lokalgeschehen zu informieren, wenn er z.B. keinen Internetanschluß, kein Radio und keinen Fernseher hat und die Lektüre von kostenlos verteilten Anzeigen- oder Amtsblättern, die z.T. ganz ordentlich berichten, ablehnt. Nebenbei kann man sich von dem ersparten Geld ab und an wechselweise einladen.)
Wenn wir es so schaffen, die Auflagenzahlen nur um wenige Prozentpunkte nach unten zu bewegen - werden wir dann nicht plötzlich verstanden werden? (Und Günter Grass und andere bedeutende Dichter stünden nicht mehr so da, als könne man über ihr klares Votum einfach so hinweggehen. Packmas!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 20.09.2000 um 22.00
Größere Klarheit kann nicht mehr erreicht werden: Die Rechtschreibreform erzwingt Verstöße gegen die Grammatik, sie verschlingt Wörter und Differenzierungsmöglichkeiten, es mangelt ihr an Eleganz und Ästhetik, und sie führt zurück etwa ins Jahr 1780. Zusätzlich streicht sie mit einer willkürlichen (und unsinnigen, das Rechtschreiben keineswegs erleichternden) Neuregelung in vielen Fällen das "ß", obwohl dieses das rasche Erfassen von Wörtern erleichtert (Nassschnee). Seit Jahren finden Reformbefürworter gegen diese Aussagen keine Argumente und weichen in Verfälschungen, Polemiken und persönliche Angriffe aus. Die Mehrheit der Sprachgemeinschaft lehnt die Reform begründet ab. Aber die Zeitungsverleger halten stur zur Obrigkeit, weil sie denken, die Politiker werden doch die Langengescheidles, Kletts und Bertelsmänner nicht so in den Senkel stellen. Tatsächlich droht, je länger dieser Zustand andauert, ein Kompromiß, der vorgeblich alle Seiten "das Gesicht wahren" läßt, dessen schon jetzt aufsteigender fauliger Verweseungsgeruch aber die deutsche Sprache und uns alle auf Jahre hinaus belästigen müßte.
Wir leben in einer Welt des Geldes, diese Sprache wird allzugut verstanden. Wer irgendwo darauf Einfluß nehmen kann - jetzt sollte er es tun, damit schreibreformierte Druckwerke gekündigt, abbestellt oder gar nicht erst bestellt werden - immer mit dem Hinweis, daß diese Protestmaßnahme nach Rückkehr zur Orthographie der Gegenwart (übrigens ein Ausdruck, den ich zur Nutzung im entsprechenden Kontext empfehle) zurückgenommen werden kann. Also: Nachschlagewerke, Kinderbücher etc. jetzt nicht kaufen, Onkel und Großmütter bitten, von solchen Geschenken abzusehen, Zeitungen kündigen, den Nachbarn bitten, ebenso zu verfahren! (Man kann ihm ja sogar versprechen, ihn über das Lokalgeschehen zu informieren, wenn er z.B. keinen Internetanschluß, kein Radio und keinen Fernseher hat und die Lektüre von kostenlos verteilten Anzeigen- oder Amtsblättern, die z.T. ganz ordentlich berichten, ablehnt. Nebenbei kann man sich von dem ersparten Geld ab und an wechselweise einladen.)
Wenn wir es so schaffen, die Auflagenzahlen nur um wenige Prozentpunkte nach unten zu bewegen - werden wir dann nicht plötzlich verstanden werden? (Und Günter Grass und andere bedeutende Dichter stünden nicht mehr so da, als könne man über ihr klares Votum einfach so hinweggehen. Packmas!
Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von anonymer Gast am 17.09.2000 um 22.00
Ein Glück, dass es sich bei der Rechtschreibung nicht um ein Gesetz handelt und dass Verstöße gegen die geltenden Rechtschreibung nicht verfolgt werden. Denn dann würde ich (und der Autor dieser Seiten) schon länngst im Knast sitzen. [Wer suchet der findet ;-)]
Ich möchte deshalb um etwas weniger Aufregung um dieses Thema bitten, denn wir haben andere, wichtige Probleme und eine Änderung der Schreibweise führt nicht zum Untergang des Abendlandes.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Wirtz
Markus Wirtz
eingetragen von Gast am 17.09.2000 um 22.00
Sie irren, Herr Wirtz!
Mein Sohn bekam von seiner Lehrerin zwei Fehler angestrichen. Er hatte im Diktat "naß" (statt "nass") und "Rolläden" (statt "Rollläden") geschrieben. Nur auf mein Drängen hin nahm die Lehrerin die Fehler wieder zurück. Ein kleiner Erfolg, denn anschließend begann sie, meinen Sohn bei jeder Gelegenheit zu schikanieren. So sieht die Realität in den Schulen aus, Herr Wirtz. Und es ist traurig, daß Leute wie Sie mit ihrer "ist-doch-alles-nicht-so-wichtig"-Darstellung dazu beitragen, daß es immer noch möglich ist, daß unsere Kinder eine schlechtere Zensur im Fach Deutsch bekommen - nur weil sie so schreiben, wie wir alle.
Petra Ahrens, Mutter von Daniel und Bastian (16/14)
Initiative "WIR gegen die Rechtschreibreform" in Bremen
eingetragen von Gast am 17.09.2000 um 22.00
Lustig ist das Reformerleben, das finde ich an dem Beitrag von Herrn Wirtz wieder bestätigt. Jetzt, nachdem wir mit dieser Reform belästigt werden, ist das ganze Thema Rechtschreibung plötzlich nicht mehr so wichtig: Es gibt doch wichtigeres im Leben als die Schreibweise, regen Sie sich doch nicht auf." Gut, wir regen uns ja gar nicht auf, wir diskutieren hier mit einem leichten Grinsen im Gesicht über dieses Meisterwerk der Reform. Wissen Sie übrigens warum die Reform so himmlisch gut geworden ist? Weil die Reformer aus dem Rechtschreibhimmel kommen. Wollen Sie auch wissen, wie sie zu uns auf die triste, graue Erde gekommen sind? Weil sie vom Himmel gefallen sind, Sie kennen doch das entsprechende Sprichwort, nicht wahr?
Eigentlich wollte ich etwas zu den angeblich wichtigeren Themen sagen. Ich will Ihnen, Herr Wirtz, noch nicht einmal widersprechen. Es gibt immer wichtige Themen, sogar auch wichtigere. Aber sagen Sie einmal, gab es nicht auch vor 15 oder mehr Jahren auch wichtigere Dinge? Warum hat denn seinerzeit keiner von den heutigen Appeasement-Reformanhängern dem Reformertrupp gesagt, Leute, laßt die Hände von der Rechtschreibung, es gibt wichtigeres? Vor 15 Jahren ging Tschernobyl in die Luft, was sicher der Anlaß hätte sein müssen, über die Sicherheit der russischen graphitmoderierten Reaktoren zu diskutieren. Für das Leben in Mitteleuropa ist dieses Thema sicher wichtiger als eine RSR. Bitte sagen Sie mir: Warum haben die Reformlinge trotzdem weiter reformiert, warum haben sie nicht den Griffel hingeschmissen und sich entschlossen, ihre vergleichsweise unwichtige Tätigkeit zugunsten einer Beschäftigung mit Kernreaktoren aufzugeben?
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von anonymer Gast am 17.09.2000 um 22.00
Ein Glück, dass es sich bei der Rechtschreibung nicht um ein Gesetz handelt und dass Verstöße gegen die geltenden Rechtschreibung nicht verfolgt werden. Denn dann würde ich (und der Autor dieser Seiten) schon länngst im Knast sitzen. [Wer suchet der findet ;-)]
Ich möchte deshalb um etwas weniger Aufregung um dieses Thema bitten, denn wir haben andere, wichtige Probleme und eine Änderung der Schreibweise führt nicht zum Untergang des Abendlandes.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Wirtz
Markus Wirtz
eingetragen von Gast am 17.09.2000 um 22.00
Sie irren, Herr Wirtz!
Mein Sohn bekam von seiner Lehrerin zwei Fehler angestrichen. Er hatte im Diktat "naß" (statt "nass") und "Rolläden" (statt "Rollläden") geschrieben. Nur auf mein Drängen hin nahm die Lehrerin die Fehler wieder zurück. Ein kleiner Erfolg, denn anschließend begann sie, meinen Sohn bei jeder Gelegenheit zu schikanieren. So sieht die Realität in den Schulen aus, Herr Wirtz. Und es ist traurig, daß Leute wie Sie mit ihrer "ist-doch-alles-nicht-so-wichtig"-Darstellung dazu beitragen, daß es immer noch möglich ist, daß unsere Kinder eine schlechtere Zensur im Fach Deutsch bekommen - nur weil sie so schreiben, wie wir alle.
Petra Ahrens, Mutter von Daniel und Bastian (16/14)
Initiative "WIR gegen die Rechtschreibreform" in Bremen
eingetragen von Gast am 17.09.2000 um 22.00
Lustig ist das Reformerleben, das finde ich an dem Beitrag von Herrn Wirtz wieder bestätigt. Jetzt, nachdem wir mit dieser Reform belästigt werden, ist das ganze Thema Rechtschreibung plötzlich nicht mehr so wichtig: Es gibt doch wichtigeres im Leben als die Schreibweise, regen Sie sich doch nicht auf." Gut, wir regen uns ja gar nicht auf, wir diskutieren hier mit einem leichten Grinsen im Gesicht über dieses Meisterwerk der Reform. Wissen Sie übrigens warum die Reform so himmlisch gut geworden ist? Weil die Reformer aus dem Rechtschreibhimmel kommen. Wollen Sie auch wissen, wie sie zu uns auf die triste, graue Erde gekommen sind? Weil sie vom Himmel gefallen sind, Sie kennen doch das entsprechende Sprichwort, nicht wahr?
Eigentlich wollte ich etwas zu den angeblich wichtigeren Themen sagen. Ich will Ihnen, Herr Wirtz, noch nicht einmal widersprechen. Es gibt immer wichtige Themen, sogar auch wichtigere. Aber sagen Sie einmal, gab es nicht auch vor 15 oder mehr Jahren auch wichtigere Dinge? Warum hat denn seinerzeit keiner von den heutigen Appeasement-Reformanhängern dem Reformertrupp gesagt, Leute, laßt die Hände von der Rechtschreibung, es gibt wichtigeres? Vor 15 Jahren ging Tschernobyl in die Luft, was sicher der Anlaß hätte sein müssen, über die Sicherheit der russischen graphitmoderierten Reaktoren zu diskutieren. Für das Leben in Mitteleuropa ist dieses Thema sicher wichtiger als eine RSR. Bitte sagen Sie mir: Warum haben die Reformlinge trotzdem weiter reformiert, warum haben sie nicht den Griffel hingeschmissen und sich entschlossen, ihre vergleichsweise unwichtige Tätigkeit zugunsten einer Beschäftigung mit Kernreaktoren aufzugeben?
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Theodor Ickler am 16.09.2000 um 22.00
Zu den Anregungen von Frau Dr. Gräf möchte ich in aller Bescheidenheit auf mein Rechtschreibwörterbuch verweisen und auf den Ansatz, den ich seit dem Beginn der Debatte bekannt zu machen versuche: Man kann die bisher übliche Rechtschreibung rekonstruieren, ohne die mit Recht kritisierten Duden-Haarspaltereien (radfahren/Auto fahren) zu übernehmen. Der Vorteil: Wir behalten die Orthographie bei, die doch sehr leserfreundoich war und ist, und wir umgehen die in der Tat nahezu unbeherrschbaren Lern- und Behaltensschwierigkeiten, die mit dem fatalen Grundsatz der Einzelwortfestlegungen einhergingen. Bitte, Frau Gräf, machen Sie die Probe aufs Exempel, und beurteilen Sie selbst, ob mein Wörterbuch ein unzumutbar schweres Regelwerk enthält! Und doch bringt es genau die allgemein bekannte Qualitätsorthographie hervor, in der zum Beispiel die FAZ jetzt wieder erscheint und die man doch immer gern gelesen hat.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 16.09.2000 um 22.00
Dem Volk wurde hundertmal aufs Maul geschaut. Hundertmal hat es sich gegen die RSR ausgesprochen. Haben Sie das nicht gehört, hat es nicht laut genug gesprochen, hätte es schreien sollen? Bevor Sie einen Spruch benutzen, denken Sie bitte darüber nach, was der Spruch Ihnen sagen will. Außerdem hat Ihr Beispiel, mit dem Sie die Notwendigkeit einer RSR begründen, schon ein Rad ab. Das Beispiel zieht nur noch, wenn Sie uns beweisen, daß Sie einradfahren können.
Sauer
eingetragen von Theodor Ickler am 16.09.2000 um 22.00
Zu den Anregungen von Frau Dr. Gräf möchte ich in aller Bescheidenheit auf mein Rechtschreibwörterbuch verweisen und auf den Ansatz, den ich seit dem Beginn der Debatte bekannt zu machen versuche: Man kann die bisher übliche Rechtschreibung rekonstruieren, ohne die mit Recht kritisierten Duden-Haarspaltereien (radfahren/Auto fahren) zu übernehmen. Der Vorteil: Wir behalten die Orthographie bei, die doch sehr leserfreundoich war und ist, und wir umgehen die in der Tat nahezu unbeherrschbaren Lern- und Behaltensschwierigkeiten, die mit dem fatalen Grundsatz der Einzelwortfestlegungen einhergingen. Bitte, Frau Gräf, machen Sie die Probe aufs Exempel, und beurteilen Sie selbst, ob mein Wörterbuch ein unzumutbar schweres Regelwerk enthält! Und doch bringt es genau die allgemein bekannte Qualitätsorthographie hervor, in der zum Beispiel die FAZ jetzt wieder erscheint und die man doch immer gern gelesen hat.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 16.09.2000 um 22.00
Dem Volk wurde hundertmal aufs Maul geschaut. Hundertmal hat es sich gegen die RSR ausgesprochen. Haben Sie das nicht gehört, hat es nicht laut genug gesprochen, hätte es schreien sollen? Bevor Sie einen Spruch benutzen, denken Sie bitte darüber nach, was der Spruch Ihnen sagen will. Außerdem hat Ihr Beispiel, mit dem Sie die Notwendigkeit einer RSR begründen, schon ein Rad ab. Das Beispiel zieht nur noch, wenn Sie uns beweisen, daß Sie einradfahren können.
Sauer
eingetragen von Gast am 15.09.2000 um 22.00
Liest man all die Artikel - leider auch auf dieser Web-Seite - die sich gegen die Rechtschreibreform wenden, fragt man sich, ob es nicht sinnvoller wäre, die Zeit für das Erlernen der neuen Regeln anstatt für das Herumnörgeln an ihnen zu nutzen. Ich arbeite seit vielen Jahren als Deutschlehrerin und weiß, wie schwer sich sowohl Kinder als auch Erwachsene mit dem Einhalten der deutschen Rechtschreib-
regeln tun. Die Reform ist keinesfalls perfekt, aber die seltsame Untersuchung, die da z. B. in der SZ angestellt wurde, verwischt, dass vieles für den Laien logischer geworden ist. Oder soll aus dem analog zu Auto fahren gebildeten Rad fahren wieder das kaum zu erklärende radfahren werden? Die Diskussion, die z. Z. läuft, ist typisch deutsch. Nur keine Veränderungen, nur nichts Neues. Es ist schade, dass alles Neue kaum eine Chance erhält und mit solch theoretischen "Untersuchungen" wie in der SZ verteufelt wird. Denn ein Erstklässler wird es einfacher haben, seine Muttersprache auch zu schreiben. Wir "Alten" sollten uns mit dem Umlernen nicht so schwer tun.Und schon Luther forderte, dem Volk aufs Maul zu schauen. Was ist also so schlimm an dem Versuch, ihm auch mal aufs Papier zu schauen und einen Versuch zu starten, den Wust an Regeln fürs Deutsche zu entwirren?! Diejenigen, die das System Sprache kennen und verstanden haben, sind m. E. denen gegenüber in der Pflicht, die Muttersprache zu begreifen, denen das oft zitierte Sprachgefühl fehlt und die häufig dafür als dumm abgestempelt werden, dass sie Rechtschreibfehler machen. Und wenn die SZ so viele Fehler festgestellt hat, dann ist sie eben doch nicht so sicher im Handhaben der neuen Regeln wie behauptet. Alle anderen haben aber bis 2005 Zeit, sich mit den neuen Regeln zu befassen. Schließlich ist das kein Wettbewerb. Dr. Sybille Gräf
Dr. Sybille Gräf
Berlin
eingetragen von Gast am 15.09.2000 um 22.00
doch, dafür bin ich auch: dem Volk aufs Maul schauen. Am besten gleich bei denen, die es mit dem Lernen am schwersten haben: den Ausländerkindern. DIE nehmen wir als Geisel und verstecken sie hinter dem Rammbock der RSR: das Lernen muß einfach einfacher werden.
Zukunft:
Ich jez lern gutt deitsch, deitsch jez fil ein facher. Lern is gutt, nix mer schwirrik. geete is sich grosses dichter. mein fater auch. hat jez leitunk gedichtet.
Na, wenn DAS kein Maßstab ist! Sollen doch die anderen 95 Millionen Deutschsprecher und -schreiber hingehen, wo der Pfeffer wächst.
"Kommt in MEINE Schule, bei mir braucht Ihr weniger zu lernen."
Herzlichst
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 15.09.2000 um 22.00
Liest man all die Artikel - leider auch auf dieser Web-Seite - die sich gegen die Rechtschreibreform wenden, fragt man sich, ob es nicht sinnvoller wäre, die Zeit für das Erlernen der neuen Regeln anstatt für das Herumnörgeln an ihnen zu nutzen. Ich arbeite seit vielen Jahren als Deutschlehrerin und weiß, wie schwer sich sowohl Kinder als auch Erwachsene mit dem Einhalten der deutschen Rechtschreib-
regeln tun. Die Reform ist keinesfalls perfekt, aber die seltsame Untersuchung, die da z. B. in der SZ angestellt wurde, verwischt, dass vieles für den Laien logischer geworden ist. Oder soll aus dem analog zu Auto fahren gebildeten Rad fahren wieder das kaum zu erklärende radfahren werden? Die Diskussion, die z. Z. läuft, ist typisch deutsch. Nur keine Veränderungen, nur nichts Neues. Es ist schade, dass alles Neue kaum eine Chance erhält und mit solch theoretischen "Untersuchungen" wie in der SZ verteufelt wird. Denn ein Erstklässler wird es einfacher haben, seine Muttersprache auch zu schreiben. Wir "Alten" sollten uns mit dem Umlernen nicht so schwer tun.Und schon Luther forderte, dem Volk aufs Maul zu schauen. Was ist also so schlimm an dem Versuch, ihm auch mal aufs Papier zu schauen und einen Versuch zu starten, den Wust an Regeln fürs Deutsche zu entwirren?! Diejenigen, die das System Sprache kennen und verstanden haben, sind m. E. denen gegenüber in der Pflicht, die Muttersprache zu begreifen, denen das oft zitierte Sprachgefühl fehlt und die häufig dafür als dumm abgestempelt werden, dass sie Rechtschreibfehler machen. Und wenn die SZ so viele Fehler festgestellt hat, dann ist sie eben doch nicht so sicher im Handhaben der neuen Regeln wie behauptet. Alle anderen haben aber bis 2005 Zeit, sich mit den neuen Regeln zu befassen. Schließlich ist das kein Wettbewerb. Dr. Sybille Gräf
Dr. Sybille Gräf
Berlin
eingetragen von Gast am 15.09.2000 um 22.00
doch, dafür bin ich auch: dem Volk aufs Maul schauen. Am besten gleich bei denen, die es mit dem Lernen am schwersten haben: den Ausländerkindern. DIE nehmen wir als Geisel und verstecken sie hinter dem Rammbock der RSR: das Lernen muß einfach einfacher werden.
Zukunft:
Ich jez lern gutt deitsch, deitsch jez fil ein facher. Lern is gutt, nix mer schwirrik. geete is sich grosses dichter. mein fater auch. hat jez leitunk gedichtet.
Na, wenn DAS kein Maßstab ist! Sollen doch die anderen 95 Millionen Deutschsprecher und -schreiber hingehen, wo der Pfeffer wächst.
"Kommt in MEINE Schule, bei mir braucht Ihr weniger zu lernen."
Herzlichst
Karl Eichholz
eingetragen von anonymer Gast am 12.09.2000 um 22.00
Dieser Sauer geht mir langsam auf den Zeiger. In etwa 19 von 20 Fällen äußert er sich auf dieser Website satirisch. Das Argument, dass er angeblich humorvoll ist, während alle anderen verbissen sind, geht natürlich fehl. Sauer benutzt die Satire natürlich als Maske, um eine überaus verbissene Haltung anders darzustellen. Klar, das war schon immer die eigentliche Satire, nämlich die, die gesellschaftlich relevante Themen und Positionen verzerrt, überzeichnet und damit angreift. Hinter dieser Attitüde - und Sauer hat wahrlich literarische Qualitäten, seine Ideen und Stile sind eigentlich ziemlich gut - steckt dennoch die Schwäche, die eigenen Positionen nicht in nüchterner Prosa ausdrücken zu können oder zu wollen. Die Satire bedient den Bauch und damit die Vorurteile; für eine sachliche Auseinandersetzung, die auch gegen Vorurteile aufklären will, sollte man möglichst unverschnörkelt schreiben.
Daniela Kopsch
Ichwerdemichhütenstr. 1 in 00000 Kapatencity
eingetragen von anonymer Gast am 12.09.2000 um 22.00
Dieser Sauer geht mir langsam auf den Zeiger. In etwa 19 von 20 Fällen äußert er sich auf dieser Website satirisch. Das Argument, dass er angeblich humorvoll ist, während alle anderen verbissen sind, geht natürlich fehl. Sauer benutzt die Satire natürlich als Maske, um eine überaus verbissene Haltung anders darzustellen. Klar, das war schon immer die eigentliche Satire, nämlich die, die gesellschaftlich relevante Themen und Positionen verzerrt, überzeichnet und damit angreift. Hinter dieser Attitüde - und Sauer hat wahrlich literarische Qualitäten, seine Ideen und Stile sind eigentlich ziemlich gut - steckt dennoch die Schwäche, die eigenen Positionen nicht in nüchterner Prosa ausdrücken zu können oder zu wollen. Die Satire bedient den Bauch und damit die Vorurteile; für eine sachliche Auseinandersetzung, die auch gegen Vorurteile aufklären will, sollte man möglichst unverschnörkelt schreiben.
Daniela Kopsch
Ichwerdemichhütenstr. 1 in 00000 Kapatencity
eingetragen von Gast am 11.09.2000 um 22.00
Diese nur kann ich dafür erkennen, die jedem erleichert,
gut zu schreiben, doch nie, daß er so schreibe, bedarf.
Nach Friedrich Schiller: Die beste Staatsverfassung
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 11.09.2000 um 22.00
Diese nur kann ich dafür erkennen, die jedem erleichert,
gut zu schreiben, doch nie, daß er so schreibe, bedarf.
Nach Friedrich Schiller: Die beste Staatsverfassung
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Von der F.A.Z. nicht abgedruckter Leserbrief (15. August 2000):
In seinem Artikel »Viel versprechend, aber nicht vielversprechend« (F.A.Z., 10. August 2000) liefert Kurt Reumann die inhaltlich-materiellen Begründungen für die Entscheidung der F.A.Z., zur alten (F.A.Z.-Sprachregelung: zur »bewährten«) Orthografie auf der Grundlage der 1991 erschienenen 20. Auflage des Rechtschreibdudens zurückzukehren. Nach all den bloß emotionalen, kaum von Sachkenntnis zeugenden, beispielarmen Artikeln und vor allem Leserbriefen ist dies endlich eine Veröffentlichung, mit der sich die inhaltliche Auseinandersetzung lohnt.
Neben einzelnen Wortschreibungen wie »Bändel«, »Ständelwurz/Stendelwurz«, »Quäntchen«, »Tollpatsch« usw. sowie die »ss/ß«-Regelung betrifft Reumanns Kritik an der Neuregelung im Wesentlichen fünf Felder: Trennung nach Sprechsilben, Kommasetzung, Fremdwortschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung.
Was die für ihn »anstößige« Trennung nach Sprechsilben angeht, macht Reumann nicht deutlich, dass die vorgestellten Fälle einer Kann-Regelung unterliegen, man also nicht »ei-nander«, »vol-lenden«, »A-bort« trennen muss. Die neuen Trennmöglichkeiten berücksichtigen die Lautung dieser Wörter, die die Stammstruktur überlagern. Der Vergleich von »einarmig« und »einander« lässt dies hörbar werden: Im ersten Fall liegt die Silbengrenze zwischen »n« und »a« (dem »a« geht der so genannte Knacklaut voran), bei »einander« liegt die Grenze vor dem »n« (ohne Knacklaut vor dem »a«).
Auch bei den neuen Kommaregeln vermerkt Reumann nicht, dass es sich fast durchgängig um Kann-Bestimmungen handelt, und er ist sich nicht zu schade, die Propagandaformel zu wiederholen, dass die Interpunktion nach der Reform »weitgehend dem Belieben freigestellt« worden sei. Dies trifft, wenn überhaupt und dann auch nur eingeschränkt, auf Infinitiv-, Partizipial- und vergleichbare Konstruktionen zu.
Das Beispiel »Fotografie« für die missliebige neue Eindeutschung von Fremdwörtern ist nicht gut gewählt – die »f«-Schreibung findet sich als Möglichkeit schon im Duden 1991 (und lange vorher).
Im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung, dessen »einseitige Verregelung« Reumann »am ärgerlichsten« empfindet, macht er zu Recht auf einen der auffälligsten Schwachpunkte der Reform aufmerksam, wenn er als Faustregel zitiert: Zusammensetzungen werden zusammengeschrieben, Wortgruppen getrennt. An keiner Stelle wird in der amtlichen Regelung geklärt, was eine Zusammensetzung und was eine Wortgruppe ist, vielmehr ergibt sich eine Art Zirkel. Dennoch ist Reumanns Polemik, durch die vermehrten Getrenntschreibungen würde der deutsche Wortschatz dezimiert, mit Vorsicht zu betrachten. Am Beispiel der Neuschreibung »schwer fallen« (im Sinne von »Mühe machen«) möchte er zeigen, dass durch den Zusammenfall mit »schwer fallen« ein Bedeutungsunterschied eingeebnet wird. Dabei ist aber zu bedenken, dass diese Einebnung schon immer dann geschieht, wenn das Verb im Satz vor dem Adjektiv steht (»XY fällt schwer«) – der Zusammenhang sorgt hier für Klarheit und schafft dies auch bei »schwer fällt, schwer fiel, schwer gefallen« usw. Reumann berücksichtigt zweitens nicht, dass »schwerfallen« auch vor der Reform unter bestimmten Umständen getrennt zu schreiben war. In dem für die F.A.Z. nun wieder gültigen Duden 1991 wird »Getrenntschreibung in Verbindung mit einem Gradadverb u. bei Steigerung« vorgeschrieben: »diese Aufgabe ist ihr nicht so schwer gefallen; da es ihr von Tag zu Tag schwerer fällt«. Genau diese alte Regel wurde von der Reform aufgegriffen und generalisiert – also keine dumm-revolutionäre Laune, sondern Weiterentwicklung des in der bisherigen Rechtschreibung Angelegten. Dasselbe gilt für Reumanns Beispiele (in alter Rechtschreibung) »hochgestellte, sehr hoch gestellte Persönlichkeiten« »frischgebackene, ganz frisch gebackene Ehepaare« usw. (R 209 im Duden 1991).
Auch die Ausführungen zur Groß- und Kleinschreibung sind mit Vorsicht zu lesen: »Alles, was nach Substantiv riecht«, sei jetzt großzuschreiben (nach alter, »bewährter«, aber von Reumann hier nicht befolgter Rechtschreibung: groß zu schreiben): »Darauf müssen die armen Schüler jetzt ›Acht geben‹.« So war aber schon im Duden 1991 zu schreiben, und zwar in der Fügung »auf etwas größte Acht geben«. Jetzt wird beide Mal gleich geschrieben. In Bezug auf das immer wieder herangezogene Beispiel »Auto fahren – radfahren« behauptet Reumann, nach dem Alt-Duden sei »ich fahre Auto«, aber »ich fahre rad« zu schreiben gewesen, ein Stein des Anstoßes, den die Duden-Redaktion womöglich deshalb nicht entfernt habe, um »die Reform-Diskussion mit solchen Provokationen am Köcheln zu halten«. Ein Blick in den Duden 1991 macht diese Verschwörungsthese noch wahrscheinlicher, denn die Konfusion war (seit Anfang der 50er-Jahre) noch umfassender: Ich fahre nämlich Rad wie Auto, bin aber »Auto gefahren und radgefahren«.
Insgesamt ist festzustellen, dass das Feld der Getrennt- und Zusammenschreibung in Verbindung mit der Groß- und Kleinschreibung vor der Reform steiniger war, als es nach der Reform ist. Dies dürften sich die meisten der Bewahrer nicht klar gemacht haben. Wer könnte denn auf Anhieb die »bewährten« Schreibungen der folgenden Fügungen nennen: »Not tun, Not leiden, Leid tun, Diät halten, Diät leben; Kopf stehen, Schlange stehen; wohl tun, sich wohl fühlen; leicht nehmen, leichter nehmen, leicht genommen; ernst nehmen, ernster nehmen, ernst genommen; gut gehen, besser gehen, gut gegangen; zurande/zu Rande kommen, imstande/im Stande sein, infrage/in Frage stellen; aufgrund/auf Grund, mithilfe/mit Hilfe, aufseiten/auf Seiten, zuungunsten/zu Ungunsten; währenddessen, stattdessen«?
Eine genauere Betrachtung von Reumanns Argumenten macht deutlich, dass sie zu einem großen Teil nicht stichhaltig sind, dass sie die der Reform jeweils zugrunde gelegten Überlegungen nicht aufgreifen und dass sie leider auch nicht auf umfassender Kenntnis der alten, »bewährten« Rechtschreibung und der Orthografietheorie gründen. Dass auf einer solch schwachen Grundlage derart gravierende Konsequenzen wie die Abwendung von der Schulorthografie gezogen wurden, ist wohl nur damit zu begründen, dass die Rechtschreibung derzeit noch das einzige Feld ist, auf dem man, ohne in den Verdacht politischer Inkorrektheit zu geraten, nach Herzenslust konservativ sein darf.
eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Schauen Sie mal bei www.zeit.de rein. Da scheint der Irrsinn voll abzugehen. Ein Josef Joffe schreibt einen der unsäglich verniedlichenden Artikel über den Euro in Englisch! Offensichtlich traut er sich schon nicht mehr, seinen Käse auf Deutsch unter die Herde der Zeitleser zu streuen. Oder wollte er mal so richtig zeigen was für ein Kerl in ihm steckt? Auch er kann Englisch, wie 500 Millionen andere auch. Ganz schöner Individualist, dieser Joffe.
Was macht nun das Zimmer E.(!) Dieterle? Bleibt er auf seiner Schreibreform hocken, wollen selbst die Zeitschreiber sie nicht anwenden und flüchten lieber? All die aufopferungsvolle Arbeit unseres Dieters vergeblich? Nicht den Kopf hängen lassen, Dieter E., auch die englische Orthographie will reformiert sein! Greifen Sie an, Sie Weltmann!
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Zum vorhergehenden Eintrag: Die Internet-Adresse der Zeit hat sich geändert. Sie lautet:
http://atlas.is-kunden.de
Sauer
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2000 um 22.00
Am 17. September jährt sich der Tag, an dem in Schleswig-Holstein eine kleine Klicke von parlamentarischen Putschisten unter Führung der Ministerpräsidentin Heide Simonis und des CDU-Kandidaten Volker Rühe das Gesetz des Volkes über die Beibehaltung der traditionellen Rechtschreibung an den Schulen vernichtete. Wie wollen wir ihn begehen? Ein landesweiter Schulstreik wäre die richtige Gedenkveranstaltung – mit Lichterketten für die Erhaltung der Demokratie. Leider ist Sonntag und schulfrei.
Zur Erinnerung: 71 Prozent der Wähler hatten gegen die neue Rechtschreibung gestimmt, 100 Prozent der Parlamentarier stimmten nun dafür – die bundesrepublikanische Form der repräsentativen Demokratie.
S. Salzburg
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eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Von der F.A.Z. nicht abgedruckter Leserbrief (15. August 2000):
In seinem Artikel »Viel versprechend, aber nicht vielversprechend« (F.A.Z., 10. August 2000) liefert Kurt Reumann die inhaltlich-materiellen Begründungen für die Entscheidung der F.A.Z., zur alten (F.A.Z.-Sprachregelung: zur »bewährten«) Orthografie auf der Grundlage der 1991 erschienenen 20. Auflage des Rechtschreibdudens zurückzukehren. Nach all den bloß emotionalen, kaum von Sachkenntnis zeugenden, beispielarmen Artikeln und vor allem Leserbriefen ist dies endlich eine Veröffentlichung, mit der sich die inhaltliche Auseinandersetzung lohnt.
Neben einzelnen Wortschreibungen wie »Bändel«, »Ständelwurz/Stendelwurz«, »Quäntchen«, »Tollpatsch« usw. sowie die »ss/ß«-Regelung betrifft Reumanns Kritik an der Neuregelung im Wesentlichen fünf Felder: Trennung nach Sprechsilben, Kommasetzung, Fremdwortschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung.
Was die für ihn »anstößige« Trennung nach Sprechsilben angeht, macht Reumann nicht deutlich, dass die vorgestellten Fälle einer Kann-Regelung unterliegen, man also nicht »ei-nander«, »vol-lenden«, »A-bort« trennen muss. Die neuen Trennmöglichkeiten berücksichtigen die Lautung dieser Wörter, die die Stammstruktur überlagern. Der Vergleich von »einarmig« und »einander« lässt dies hörbar werden: Im ersten Fall liegt die Silbengrenze zwischen »n« und »a« (dem »a« geht der so genannte Knacklaut voran), bei »einander« liegt die Grenze vor dem »n« (ohne Knacklaut vor dem »a«).
Auch bei den neuen Kommaregeln vermerkt Reumann nicht, dass es sich fast durchgängig um Kann-Bestimmungen handelt, und er ist sich nicht zu schade, die Propagandaformel zu wiederholen, dass die Interpunktion nach der Reform »weitgehend dem Belieben freigestellt« worden sei. Dies trifft, wenn überhaupt und dann auch nur eingeschränkt, auf Infinitiv-, Partizipial- und vergleichbare Konstruktionen zu.
Das Beispiel »Fotografie« für die missliebige neue Eindeutschung von Fremdwörtern ist nicht gut gewählt – die »f«-Schreibung findet sich als Möglichkeit schon im Duden 1991 (und lange vorher).
Im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung, dessen »einseitige Verregelung« Reumann »am ärgerlichsten« empfindet, macht er zu Recht auf einen der auffälligsten Schwachpunkte der Reform aufmerksam, wenn er als Faustregel zitiert: Zusammensetzungen werden zusammengeschrieben, Wortgruppen getrennt. An keiner Stelle wird in der amtlichen Regelung geklärt, was eine Zusammensetzung und was eine Wortgruppe ist, vielmehr ergibt sich eine Art Zirkel. Dennoch ist Reumanns Polemik, durch die vermehrten Getrenntschreibungen würde der deutsche Wortschatz dezimiert, mit Vorsicht zu betrachten. Am Beispiel der Neuschreibung »schwer fallen« (im Sinne von »Mühe machen«) möchte er zeigen, dass durch den Zusammenfall mit »schwer fallen« ein Bedeutungsunterschied eingeebnet wird. Dabei ist aber zu bedenken, dass diese Einebnung schon immer dann geschieht, wenn das Verb im Satz vor dem Adjektiv steht (»XY fällt schwer«) – der Zusammenhang sorgt hier für Klarheit und schafft dies auch bei »schwer fällt, schwer fiel, schwer gefallen« usw. Reumann berücksichtigt zweitens nicht, dass »schwerfallen« auch vor der Reform unter bestimmten Umständen getrennt zu schreiben war. In dem für die F.A.Z. nun wieder gültigen Duden 1991 wird »Getrenntschreibung in Verbindung mit einem Gradadverb u. bei Steigerung« vorgeschrieben: »diese Aufgabe ist ihr nicht so schwer gefallen; da es ihr von Tag zu Tag schwerer fällt«. Genau diese alte Regel wurde von der Reform aufgegriffen und generalisiert – also keine dumm-revolutionäre Laune, sondern Weiterentwicklung des in der bisherigen Rechtschreibung Angelegten. Dasselbe gilt für Reumanns Beispiele (in alter Rechtschreibung) »hochgestellte, sehr hoch gestellte Persönlichkeiten« »frischgebackene, ganz frisch gebackene Ehepaare« usw. (R 209 im Duden 1991).
Auch die Ausführungen zur Groß- und Kleinschreibung sind mit Vorsicht zu lesen: »Alles, was nach Substantiv riecht«, sei jetzt großzuschreiben (nach alter, »bewährter«, aber von Reumann hier nicht befolgter Rechtschreibung: groß zu schreiben): »Darauf müssen die armen Schüler jetzt ›Acht geben‹.« So war aber schon im Duden 1991 zu schreiben, und zwar in der Fügung »auf etwas größte Acht geben«. Jetzt wird beide Mal gleich geschrieben. In Bezug auf das immer wieder herangezogene Beispiel »Auto fahren – radfahren« behauptet Reumann, nach dem Alt-Duden sei »ich fahre Auto«, aber »ich fahre rad« zu schreiben gewesen, ein Stein des Anstoßes, den die Duden-Redaktion womöglich deshalb nicht entfernt habe, um »die Reform-Diskussion mit solchen Provokationen am Köcheln zu halten«. Ein Blick in den Duden 1991 macht diese Verschwörungsthese noch wahrscheinlicher, denn die Konfusion war (seit Anfang der 50er-Jahre) noch umfassender: Ich fahre nämlich Rad wie Auto, bin aber »Auto gefahren und radgefahren«.
Insgesamt ist festzustellen, dass das Feld der Getrennt- und Zusammenschreibung in Verbindung mit der Groß- und Kleinschreibung vor der Reform steiniger war, als es nach der Reform ist. Dies dürften sich die meisten der Bewahrer nicht klar gemacht haben. Wer könnte denn auf Anhieb die »bewährten« Schreibungen der folgenden Fügungen nennen: »Not tun, Not leiden, Leid tun, Diät halten, Diät leben; Kopf stehen, Schlange stehen; wohl tun, sich wohl fühlen; leicht nehmen, leichter nehmen, leicht genommen; ernst nehmen, ernster nehmen, ernst genommen; gut gehen, besser gehen, gut gegangen; zurande/zu Rande kommen, imstande/im Stande sein, infrage/in Frage stellen; aufgrund/auf Grund, mithilfe/mit Hilfe, aufseiten/auf Seiten, zuungunsten/zu Ungunsten; währenddessen, stattdessen«?
Eine genauere Betrachtung von Reumanns Argumenten macht deutlich, dass sie zu einem großen Teil nicht stichhaltig sind, dass sie die der Reform jeweils zugrunde gelegten Überlegungen nicht aufgreifen und dass sie leider auch nicht auf umfassender Kenntnis der alten, »bewährten« Rechtschreibung und der Orthografietheorie gründen. Dass auf einer solch schwachen Grundlage derart gravierende Konsequenzen wie die Abwendung von der Schulorthografie gezogen wurden, ist wohl nur damit zu begründen, dass die Rechtschreibung derzeit noch das einzige Feld ist, auf dem man, ohne in den Verdacht politischer Inkorrektheit zu geraten, nach Herzenslust konservativ sein darf.
eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Schauen Sie mal bei www.zeit.de rein. Da scheint der Irrsinn voll abzugehen. Ein Josef Joffe schreibt einen der unsäglich verniedlichenden Artikel über den Euro in Englisch! Offensichtlich traut er sich schon nicht mehr, seinen Käse auf Deutsch unter die Herde der Zeitleser zu streuen. Oder wollte er mal so richtig zeigen was für ein Kerl in ihm steckt? Auch er kann Englisch, wie 500 Millionen andere auch. Ganz schöner Individualist, dieser Joffe.
Was macht nun das Zimmer E.(!) Dieterle? Bleibt er auf seiner Schreibreform hocken, wollen selbst die Zeitschreiber sie nicht anwenden und flüchten lieber? All die aufopferungsvolle Arbeit unseres Dieters vergeblich? Nicht den Kopf hängen lassen, Dieter E., auch die englische Orthographie will reformiert sein! Greifen Sie an, Sie Weltmann!
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 10.09.2000 um 22.00
Zum vorhergehenden Eintrag: Die Internet-Adresse der Zeit hat sich geändert. Sie lautet:
http://atlas.is-kunden.de
Sauer
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2000 um 22.00
Am 17. September jährt sich der Tag, an dem in Schleswig-Holstein eine kleine Klicke von parlamentarischen Putschisten unter Führung der Ministerpräsidentin Heide Simonis und des CDU-Kandidaten Volker Rühe das Gesetz des Volkes über die Beibehaltung der traditionellen Rechtschreibung an den Schulen vernichtete. Wie wollen wir ihn begehen? Ein landesweiter Schulstreik wäre die richtige Gedenkveranstaltung – mit Lichterketten für die Erhaltung der Demokratie. Leider ist Sonntag und schulfrei.
Zur Erinnerung: 71 Prozent der Wähler hatten gegen die neue Rechtschreibung gestimmt, 100 Prozent der Parlamentarier stimmten nun dafür – die bundesrepublikanische Form der repräsentativen Demokratie.
S. Salzburg
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eingetragen von Gast am 06.09.2000 um 22.00
Selbst bei volksetymologischen Betrachtungen wird oft das Wunderwerk der Rechtschreibreform nicht zu Ende gedacht. Auch ich habe im vorhergehenden Satz noch eine Silbe im vorvolksetymologischen Zustand geschrieben: die Silbe Recht. Jeder sieht leicht ein, daß diese Schreibweise im hier verwendeten Zusammenhang heute überholt ist. Rechtschreibung, ich schreibe es noch einmal so, wie es die verstockten Anhänger der hochdeutschen Schreibung kennen, wurde erst durch die Reform zu einer scharfen Waffe geschmiedet. Jetzt können die entsprechend gesinnten Großsprecher des Volkes ihren Groll über die Freiheit, die sich in der Vergangenheit so mancher beim Schreiben genommen hat, mit amtlicher Unterstützung freien Lauf lassen. Die unverdiente Freude, die die Unbotmäßigen durch die frech angemaßte Freiheit genossen, kann ihnen endlich mit dem Gummiknüppel der amtlichen Schreibung vergolten werden. Die Zeit der Rache für die Duckmäuser und Scheeläugigen ist gekommen, auf daß sie befriedigen ihre Lust des Schurigelns der Unangepaßten. Deshalb muß die amtliche Schreibung von Rechts wegen
Rächtschreibung
heißen.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 06.09.2000 um 22.00
Selbst bei volksetymologischen Betrachtungen wird oft das Wunderwerk der Rechtschreibreform nicht zu Ende gedacht. Auch ich habe im vorhergehenden Satz noch eine Silbe im vorvolksetymologischen Zustand geschrieben: die Silbe Recht. Jeder sieht leicht ein, daß diese Schreibweise im hier verwendeten Zusammenhang heute überholt ist. Rechtschreibung, ich schreibe es noch einmal so, wie es die verstockten Anhänger der hochdeutschen Schreibung kennen, wurde erst durch die Reform zu einer scharfen Waffe geschmiedet. Jetzt können die entsprechend gesinnten Großsprecher des Volkes ihren Groll über die Freiheit, die sich in der Vergangenheit so mancher beim Schreiben genommen hat, mit amtlicher Unterstützung freien Lauf lassen. Die unverdiente Freude, die die Unbotmäßigen durch die frech angemaßte Freiheit genossen, kann ihnen endlich mit dem Gummiknüppel der amtlichen Schreibung vergolten werden. Die Zeit der Rache für die Duckmäuser und Scheeläugigen ist gekommen, auf daß sie befriedigen ihre Lust des Schurigelns der Unangepaßten. Deshalb muß die amtliche Schreibung von Rechts wegen
Rächtschreibung
heißen.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 05.09.2000 um 22.00
Heute nur eine Frage: wie sieht die Informierung der Auslandspresse über die s.g. Rechtschreibreform und ihre Auswirkungen aus? An wen könnte ich mich in diesem Zusammenhang wenden?
Deborah Wehrle
Wilh.-Hauff-Str. 1A, 12159 Berlin
eingetragen von Gast am 05.09.2000 um 22.00
Ich muß wissen, wann die neue Rechtschreibreform in Kraft tritt.Wir behandeln dieses Thema in der Schule und dazu hatten wir diese Hausaufgabe auf!Bitte helft mir!
Jennifer Meier
Galgenstieg 123
eingetragen von Gast am 05.09.2000 um 22.00
Heute nur eine Frage: wie sieht die Informierung der Auslandspresse über die s.g. Rechtschreibreform und ihre Auswirkungen aus? An wen könnte ich mich in diesem Zusammenhang wenden?
Deborah Wehrle
Wilh.-Hauff-Str. 1A, 12159 Berlin
eingetragen von Gast am 05.09.2000 um 22.00
Ich muß wissen, wann die neue Rechtschreibreform in Kraft tritt.Wir behandeln dieses Thema in der Schule und dazu hatten wir diese Hausaufgabe auf!Bitte helft mir!
Jennifer Meier
Galgenstieg 123
eingetragen von Christoph Kukulies am 04.09.2000 um 22.00
Herr Hoogestraat,
ich glaube, in Ihrem Beitrag einen Rechtschreibfehler
entdeckt zu haben:
Sie schreiben ... Sesshaften..
Muß das nicht heißen: Sess Haften
Das kommt doch von 'am Sessel haften' wie z.B. in dem Satz:
'Der Kultusminister haftet am Sessel'
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 04.09.2000 um 22.00
Ich studiere seit Anfang dieser Woche Deutsch an der Universität von Utrecht. Am ersten Tag haben wir ein Spiel gemacht mit dem Computer, ein Rechtschreibungspsiel. Eine der Fragen war: wie schreibt man Job-Sharing:
a) Jobsharing
b) Job-Sharing
c) Job-sharing
Die richtige Antwort lautete b, aber zufällig hatte ich ein Wörterbuch dabei, und da stand das Antwort c richtig war.
Am ersten Tag wurden wir schon konfrontiert mit der Rechtschreibreform. Oh Freude, wie lange bleibt das noch so?
Martine Matusz
Burg. Reigerstraat 6 bis, 3581 KR, Utrecht, Die Niederlande
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 04.09.2000 um 22.00
Einer englischen Untersuchung zufolge verdanken wir Deutschen unsere (unfreundlichen) Gesichtszüge dem Einfluß der Umlaute, die uns Grimassen abnötigten. Die Umlaute sind also für uns prägend. Deshalb entspricht uns: "äu" für "eu", "ä" für "e", "ü" für "y" und "ei" zu "öi"; "ö" wird gäschriebän, wann immär möglich. Völkär-ätümologisch ist där Vor Töil, dass sträng gärmanischä Äucharistie Föiärn unsärä Wäsänsart däutlich bässer äntsprächän und dahär in überzäugändär Wöisä unsär wachsändes Sälbst Bäwusst Söin där Wält gägenubär räpräsäntiertän. Außär däm wird Rächt Schröibung so immär mähr zum Täst auf unsärä sälbst ständig gäwonnänä Übär Zäugung, dass man häutä wiedär wänigär auf äußärä Wärte Wärt lägän solltä, abär das höißt ja gäradä zu, Äulän nach Athän zu tragän.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
eingetragen von Gast am 04.09.2000 um 22.00
Zum übernächsten Eintrag Erster Tag".
Ich bin Kannitverstan. Sie studieren Deutsch und lernen gleich am ersten Tag das urdeutsche Wort Job-sharing und sogar noch in deutscher Schreibweise? Fühlen Sie sich nicht irgendwie verschaukelt, wollten Sie wirklich diesen englischen Unterdialekt Deutsch lernen? Wissen Sie, was die Deutschen momentan tun? Sie betreiben Language-sharing. Als künftige Untermenge des Englischen teilt Deutsch mit ihm seinen Wortschatz. Der einzige Unterschied ist, daß die englischen Wörter auf Deutsch anders geschrieben werden. Das Wort Job-sharing finden Sie gar nicht in einem englischen Wörterbuch.
Ja, wir haben es weit gebracht. Die angeblich deutschen Wörterbücher quellen von englisch klingenden Vokabeln geradezu über. Wir würden am liebsten alle Sprachen sharen. Leider geht's nicht. Wir können sie nicht alle in unsere Hirnkastl downloaden, es würde uns sonst highlighten. Dafür sharen wir um so leidenschaftlicher die englische Sprache. Wissen Sie warum? Weil die Deutschen so offen sind, so edel, so verstehend. Nur ich bin Kannitverstan.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Christoph Kukulies am 04.09.2000 um 22.00
Herr Hoogestraat,
ich glaube, in Ihrem Beitrag einen Rechtschreibfehler
entdeckt zu haben:
Sie schreiben ... Sesshaften..
Muß das nicht heißen: Sess Haften
Das kommt doch von 'am Sessel haften' wie z.B. in dem Satz:
'Der Kultusminister haftet am Sessel'
Christoph Kukulies
Aachen
eingetragen von Gast am 04.09.2000 um 22.00
Ich studiere seit Anfang dieser Woche Deutsch an der Universität von Utrecht. Am ersten Tag haben wir ein Spiel gemacht mit dem Computer, ein Rechtschreibungspsiel. Eine der Fragen war: wie schreibt man Job-Sharing:
a) Jobsharing
b) Job-Sharing
c) Job-sharing
Die richtige Antwort lautete b, aber zufällig hatte ich ein Wörterbuch dabei, und da stand das Antwort c richtig war.
Am ersten Tag wurden wir schon konfrontiert mit der Rechtschreibreform. Oh Freude, wie lange bleibt das noch so?
Martine Matusz
Burg. Reigerstraat 6 bis, 3581 KR, Utrecht, Die Niederlande
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 04.09.2000 um 22.00
Einer englischen Untersuchung zufolge verdanken wir Deutschen unsere (unfreundlichen) Gesichtszüge dem Einfluß der Umlaute, die uns Grimassen abnötigten. Die Umlaute sind also für uns prägend. Deshalb entspricht uns: "äu" für "eu", "ä" für "e", "ü" für "y" und "ei" zu "öi"; "ö" wird gäschriebän, wann immär möglich. Völkär-ätümologisch ist där Vor Töil, dass sträng gärmanischä Äucharistie Föiärn unsärä Wäsänsart däutlich bässer äntsprächän und dahär in überzäugändär Wöisä unsär wachsändes Sälbst Bäwusst Söin där Wält gägenubär räpräsäntiertän. Außär däm wird Rächt Schröibung so immär mähr zum Täst auf unsärä sälbst ständig gäwonnänä Übär Zäugung, dass man häutä wiedär wänigär auf äußärä Wärte Wärt lägän solltä, abär das höißt ja gäradä zu, Äulän nach Athän zu tragän.
Dr. Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
eingetragen von Gast am 04.09.2000 um 22.00
Zum übernächsten Eintrag Erster Tag".
Ich bin Kannitverstan. Sie studieren Deutsch und lernen gleich am ersten Tag das urdeutsche Wort Job-sharing und sogar noch in deutscher Schreibweise? Fühlen Sie sich nicht irgendwie verschaukelt, wollten Sie wirklich diesen englischen Unterdialekt Deutsch lernen? Wissen Sie, was die Deutschen momentan tun? Sie betreiben Language-sharing. Als künftige Untermenge des Englischen teilt Deutsch mit ihm seinen Wortschatz. Der einzige Unterschied ist, daß die englischen Wörter auf Deutsch anders geschrieben werden. Das Wort Job-sharing finden Sie gar nicht in einem englischen Wörterbuch.
Ja, wir haben es weit gebracht. Die angeblich deutschen Wörterbücher quellen von englisch klingenden Vokabeln geradezu über. Wir würden am liebsten alle Sprachen sharen. Leider geht's nicht. Wir können sie nicht alle in unsere Hirnkastl downloaden, es würde uns sonst highlighten. Dafür sharen wir um so leidenschaftlicher die englische Sprache. Wissen Sie warum? Weil die Deutschen so offen sind, so edel, so verstehend. Nur ich bin Kannitverstan.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.09.2000 um 22.00
Folgender Beitrag wurde als Kommentar zum neuen "Rechtschreib"-Duden bei Amazon nicht akzeptiert.
Der DUDEN verstößt immer noch gegen die Grammatik!
Vor wenigen Jahren hätte man es noch für undenkbar gehalten: grammatisch falsches Deutsch im Duden! Ein solches Buch hätte der Dudenverlag zurückgezogen. Und jetzt bringt er Regalmeter um Regalmeter teuren Schrott daher - Schrott in ausgesprochen ansehnlicher Verkleidung zwar - aber diese Verkleidung ist unabdingbar, um das völlig Unhaltbare des Inhalts zu kaschieren. Jetzt ist also als weiteres fesches Schrottstück der Rechtschreibduden neu aufgelegt worden. Ihm ist nun buchstäblich gar nichts mehr heilig - er setzt sich über alle Regeln hinweg. 1. Über die eigenen: Die 21. Dudenauflage muß man, wenn man der 22. entsprechend schreiben möchte, wohl entsorgen - die Zahl einschneidender Veränderungen ist beträchtlich, z.B. "wiederherstellen", "wiedersehen". (Aber zum Trost für die 21. Auflage: Der 22. wird es nicht besser ergehen - auch sie wird in Kürze Makulatur sein!) 2. Über die amtlichen Regeln: Das "wieder entdeckte" Wort "schwerbehindert" ist zwar geradezu unverzichtbar, amtlich gibt aber nur "schwer behindert". 3. Über die Grammatik: "wie Recht der Präsident hat", "es tut Not", "mir tut es Leid" - es ist unfaßbar, daß derart eklatante (und überhaupt nicht diskutierbare) Fehler es in eine zweite Dudenauflage geschafft haben. Wenn Schüler begriffen haben, was ein Adverb ist, aber diese Fehlschreibungen anwenden sollen, werden sie fürchten müssen, demnächst von ihren Mathematiklehrern zu erfahren, eine "amtliche" Reform habe festgelegt, 1 + 1 sei 3. Warum denn nicht? Es läßt sich doch sicher irgendwie lehren! Und: "Reformen tun Not!" Oder?
Dr. Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.09.2000 um 22.00
Folgender Beitrag wurde als Kommentar zum neuen "Rechtschreib"-Duden bei Amazon nicht akzeptiert.
Der DUDEN verstößt immer noch gegen die Grammatik!
Vor wenigen Jahren hätte man es noch für undenkbar gehalten: grammatisch falsches Deutsch im Duden! Ein solches Buch hätte der Dudenverlag zurückgezogen. Und jetzt bringt er Regalmeter um Regalmeter teuren Schrott daher - Schrott in ausgesprochen ansehnlicher Verkleidung zwar - aber diese Verkleidung ist unabdingbar, um das völlig Unhaltbare des Inhalts zu kaschieren. Jetzt ist also als weiteres fesches Schrottstück der Rechtschreibduden neu aufgelegt worden. Ihm ist nun buchstäblich gar nichts mehr heilig - er setzt sich über alle Regeln hinweg. 1. Über die eigenen: Die 21. Dudenauflage muß man, wenn man der 22. entsprechend schreiben möchte, wohl entsorgen - die Zahl einschneidender Veränderungen ist beträchtlich, z.B. "wiederherstellen", "wiedersehen". (Aber zum Trost für die 21. Auflage: Der 22. wird es nicht besser ergehen - auch sie wird in Kürze Makulatur sein!) 2. Über die amtlichen Regeln: Das "wieder entdeckte" Wort "schwerbehindert" ist zwar geradezu unverzichtbar, amtlich gibt aber nur "schwer behindert". 3. Über die Grammatik: "wie Recht der Präsident hat", "es tut Not", "mir tut es Leid" - es ist unfaßbar, daß derart eklatante (und überhaupt nicht diskutierbare) Fehler es in eine zweite Dudenauflage geschafft haben. Wenn Schüler begriffen haben, was ein Adverb ist, aber diese Fehlschreibungen anwenden sollen, werden sie fürchten müssen, demnächst von ihren Mathematiklehrern zu erfahren, eine "amtliche" Reform habe festgelegt, 1 + 1 sei 3. Warum denn nicht? Es läßt sich doch sicher irgendwie lehren! Und: "Reformen tun Not!" Oder?
Dr. Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2000 um 22.00
Stoff noch für weitere Reformen":
Stielmöbel, Stielett, Jugendstiel.
Das fehlte uns noch: ausmärzen (heute zu: März")
Schlammmassel (heute zu: Schlamm u. vermasseln")?
Und warum nicht Kakophonie in bildhafte Kackofonie umwandeln?
S.S.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2000 um 22.00
Stoff noch für weitere Reformen":
Stielmöbel, Stielett, Jugendstiel.
Das fehlte uns noch: ausmärzen (heute zu: März")
Schlammmassel (heute zu: Schlamm u. vermasseln")?
Und warum nicht Kakophonie in bildhafte Kackofonie umwandeln?
S.S.
eingetragen von Krino Hoogestraat am 01.09.2000 um 22.00
Wir schreiben das Jahr 2003, und die nächste Stufe der Recht schreib Reform ist so eben inkraft getreten worden.
Bei vielen Wörtern erkennt man jetzt besser, wie sie entstanden sind. Hier einige bei Spiele.
Gurrmee (früher Gourmet) - wegen gurren. Der fein Schmecker isst besonders gern gebratene Tauben.
Kuhba (früher Kuba) - wegen Kuh. Früher war auf der Karibik Insel die Rinder Zucht ein bedeutender Wirtschafts Zweig.
Pänner (früher Penner) - wegen Panne. Im Lebens Lauf eines Jeden nicht Sesshaften ist früher oder später eine Panne auf getreten.
spatzieren (früher spazieren) - wegen Spatz. Beim ein her Wandeln unter freiem Himmel kann man besonders gut ornitologische Beobachtungen an stellen.
Hallo liebe Kinder!
Habt ihr weitere tolle Ideen, wie wir unsere Recht Schreibung noch lustiger machen können, dann schickt sie uns! Unser neues Wörter Buch erscheint bereits am 1. September! Alle ein Sendungen werden berücksichtigt (Ehren Wort!). Schreibt an:
Volker Etty
Laberweg 33
00815 Wolkenkuckucksheim
Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3 D-26723 Emden
eingetragen von Krino Hoogestraat am 01.09.2000 um 22.00
Wir schreiben das Jahr 2003, und die nächste Stufe der Recht schreib Reform ist so eben inkraft getreten worden.
Bei vielen Wörtern erkennt man jetzt besser, wie sie entstanden sind. Hier einige bei Spiele.
Gurrmee (früher Gourmet) - wegen gurren. Der fein Schmecker isst besonders gern gebratene Tauben.
Kuhba (früher Kuba) - wegen Kuh. Früher war auf der Karibik Insel die Rinder Zucht ein bedeutender Wirtschafts Zweig.
Pänner (früher Penner) - wegen Panne. Im Lebens Lauf eines Jeden nicht Sesshaften ist früher oder später eine Panne auf getreten.
spatzieren (früher spazieren) - wegen Spatz. Beim ein her Wandeln unter freiem Himmel kann man besonders gut ornitologische Beobachtungen an stellen.
Hallo liebe Kinder!
Habt ihr weitere tolle Ideen, wie wir unsere Recht Schreibung noch lustiger machen können, dann schickt sie uns! Unser neues Wörter Buch erscheint bereits am 1. September! Alle ein Sendungen werden berücksichtigt (Ehren Wort!). Schreibt an:
Volker Etty
Laberweg 33
00815 Wolkenkuckucksheim
Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3 D-26723 Emden
eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.08.2000 um 22.00
Nach neuesten Forschungen wurde Cäsar nicht ermordet, weil er das römische demokratische System beseitigt hatte, sondern weil er eine Rechtschreibreform plante. Um den Schülern, besonders im neueroberten Gallien, das Schreiben der lateinischen Sprache zu erleichtern, sollte der semitische Sonderbuchstabe q abgeschafft werden. Als der Diktator begann, den Proletariern mehr Brot und Spiele und weniger Schreibfehler zu versprechen, schlugen die Verschwörer zu. Sie waren aber zunächst erfolglos, denn sein Nachfolger Augstus verschärfte noch den Kampf und ließ sogar Legionen in den germanischen Sümpfen zugrundegehen, um die Erfindung des Esszett zu verhindern. Als dann sein Verwandter Nerius im Circus Maximus mit der Leier von der Kleinschreibung anfing und ein Großbrand drohte, kamen den Bürgern doch ernsthafte Zweifel am Sinn solcher Reformen.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.08.2000 um 22.00
Nach neuesten Forschungen wurde Cäsar nicht ermordet, weil er das römische demokratische System beseitigt hatte, sondern weil er eine Rechtschreibreform plante. Um den Schülern, besonders im neueroberten Gallien, das Schreiben der lateinischen Sprache zu erleichtern, sollte der semitische Sonderbuchstabe q abgeschafft werden. Als der Diktator begann, den Proletariern mehr Brot und Spiele und weniger Schreibfehler zu versprechen, schlugen die Verschwörer zu. Sie waren aber zunächst erfolglos, denn sein Nachfolger Augstus verschärfte noch den Kampf und ließ sogar Legionen in den germanischen Sümpfen zugrundegehen, um die Erfindung des Esszett zu verhindern. Als dann sein Verwandter Nerius im Circus Maximus mit der Leier von der Kleinschreibung anfing und ein Großbrand drohte, kamen den Bürgern doch ernsthafte Zweifel am Sinn solcher Reformen.
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 30.08.2000 um 22.00
Ich habe urlaubsbedingt leider erst heute von der Umfrage Kenntnis erhalten und wollte sofort Unterschriften sammeln. Im Internet las ich von der heutigen
Presseveröffentlichung. Schön, daß so viele Unterschriften zusammengekommen sind. Ich kann die sieben Argumente nur voll unterstützen. Selbst wenn die Schüler/innen z. Z.
weniger Fehler machen, führe ich das auf das Anwenden beider Rechtschreibmöglichkeiten hin. Wenn nur noch die "neue" gilt, steigt sicherlich auch
die Fehlerzahl wieder. Zudem ist mir schleierhaft, was die Reform tatsächlich bringen konnte. Wer früher unsicher war, ob daß oder das, der weiß es heute auch nicht, usw.!
Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum die 800.000 ? Unterschriften keine Anerkennung fanden. Es waren doch Willensbekundungen von
mündigen, rechts- und wahlfähigen Bürgern - selbst wenn vielleicht mal nicht alle aus einer Gemeinde waren o. ä.
Ich wünsche weiterhin guten Erfolg und hartnäckiges Verfolgen des Zieles und bin
im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gern bereit, mitzuhelfen.
Angela Hennig
Gustav-Hennigs-Straße 10, 31311 Uetze-Dollbergen dienstlich:
eingetragen von Gast am 30.08.2000 um 22.00
Ich habe urlaubsbedingt leider erst heute von der Umfrage Kenntnis erhalten und wollte sofort Unterschriften sammeln. Im Internet las ich von der heutigen Presseveröffentlichung. Schön, daß so viele Unterschriften zusammengekommen sind. Ich kann die sieben Argumente nur voll unterstützen. Selbst wenn die Schüler/innen z. Z.
weniger Fehler machen, führe ich das auf das Anwenden beider Rechtschreibmöglichkeiten hin. Wenn nur noch die "neue" gilt, steigt sicherlich auch die Fehlerzahl wieder. Zudem ist mir schleierhaft, was die Reform tatsächlich bringen konnte. Wer früher unsicher war, ob daß oder das, der weiß es heute auch nicht, usw.!
Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum die 800.000 ? Unterschriften keine Anerkennung fanden. Es waren doch Willensbekundungen von mündigen, rechts- und wahlfähigen Bürgern - selbst wenn vielleicht mal nicht alle aus einer Gemeinde waren o. ä.
Ich wünsche weiterhin guten Erfolg und hartnäckiges Verfolgen des Zieles und bin
im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gern bereit, mitzuhelfen.
Angela Hennig
Gustav-Hennigs-Straße 10, 31311 Uetze-Dollbergen
eingetragen von Gast am 30.08.2000 um 22.00
Ich habe urlaubsbedingt leider erst heute von der Umfrage Kenntnis erhalten und wollte sofort Unterschriften sammeln. Im Internet las ich von der heutigen
Presseveröffentlichung. Schön, daß so viele Unterschriften zusammengekommen sind. Ich kann die sieben Argumente nur voll unterstützen. Selbst wenn die Schüler/innen z. Z.
weniger Fehler machen, führe ich das auf das Anwenden beider Rechtschreibmöglichkeiten hin. Wenn nur noch die "neue" gilt, steigt sicherlich auch
die Fehlerzahl wieder. Zudem ist mir schleierhaft, was die Reform tatsächlich bringen konnte. Wer früher unsicher war, ob daß oder das, der weiß es heute auch nicht, usw.!
Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum die 800.000 ? Unterschriften keine Anerkennung fanden. Es waren doch Willensbekundungen von
mündigen, rechts- und wahlfähigen Bürgern - selbst wenn vielleicht mal nicht alle aus einer Gemeinde waren o. ä.
Ich wünsche weiterhin guten Erfolg und hartnäckiges Verfolgen des Zieles und bin
im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gern bereit, mitzuhelfen.
Angela Hennig
Gustav-Hennigs-Straße 10, 31311 Uetze-Dollbergen dienstlich:
eingetragen von Gast am 30.08.2000 um 22.00
Ich habe urlaubsbedingt leider erst heute von der Umfrage Kenntnis erhalten und wollte sofort Unterschriften sammeln. Im Internet las ich von der heutigen Presseveröffentlichung. Schön, daß so viele Unterschriften zusammengekommen sind. Ich kann die sieben Argumente nur voll unterstützen. Selbst wenn die Schüler/innen z. Z.
weniger Fehler machen, führe ich das auf das Anwenden beider Rechtschreibmöglichkeiten hin. Wenn nur noch die "neue" gilt, steigt sicherlich auch die Fehlerzahl wieder. Zudem ist mir schleierhaft, was die Reform tatsächlich bringen konnte. Wer früher unsicher war, ob daß oder das, der weiß es heute auch nicht, usw.!
Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum die 800.000 ? Unterschriften keine Anerkennung fanden. Es waren doch Willensbekundungen von mündigen, rechts- und wahlfähigen Bürgern - selbst wenn vielleicht mal nicht alle aus einer Gemeinde waren o. ä.
Ich wünsche weiterhin guten Erfolg und hartnäckiges Verfolgen des Zieles und bin
im Rahmen meiner Möglichkeiten auch gern bereit, mitzuhelfen.
Angela Hennig
Gustav-Hennigs-Straße 10, 31311 Uetze-Dollbergen
eingetragen von Gast am 29.08.2000 um 22.00
Ich, bayerische Beamtin für das gymnasiale Lehramt, unterrichte seit dem Bestehen der französischen Staatsexamensprüfung nun schon seit Herbst 1996 das Fach Deutsch an den französischen Gymnasien und Grundschulen.
Habe mich immer gewundert, wie viel sich meine Landsleute gefallen lassen. Von einer Rechtschreibreform war Anfang der neunziger Jahre auch mal in Frankreich die Rede. Der Protestschrei der französischen Lehrer, Schriftsteller und Journalisten war jedoch derart vehement, daß die Sache schnell fallen gelassen wurde, weil ein Generalstreik zu befürchten war.
Als bayerische Beamte, die nicht das Fach Deutsch unterrichtete, wurde ich dermaßen schlecht über die geplante Reform in Kenntnis gesetzt, daß ich aus Schülermund zum ersten Mal davon erfuhr. Und natürlich hat man als deutscher Beamter nicht das Mittel des Streiks um sich Gehör zu verschaffen.
Da ich außerdem meine deutsche Sprache liebe, kann ich nur für die Rücknahme der derzeitigen Mißgeburt, die sich da Rechtschreibreform nennt, plaidieren.
Wie wollen Sie beispielsweise einen Roman wie Hermann Brochs "Der Tod des Vergil" drucken, in dem dauernd mit der Sprache durch Neubildungen von Wörtern gespielt wird?
Ein Lob sei Günter Grass ausgesprochen für seinen Aufruf an die deutschsprachige Presse!
Dorothea Zehrer
46 Avenue d' Auvergne F-43100 Brioude
eingetragen von Gast am 29.08.2000 um 22.00
Ich, bayerische Beamtin für das gymnasiale Lehramt, unterrichte seit dem Bestehen der französischen Staatsexamensprüfung nun schon seit Herbst 1996 das Fach Deutsch an den französischen Gymnasien und Grundschulen.
Habe mich immer gewundert, wie viel sich meine Landsleute gefallen lassen. Von einer Rechtschreibreform war Anfang der neunziger Jahre auch mal in Frankreich die Rede. Der Protestschrei der französischen Lehrer, Schriftsteller und Journalisten war jedoch derart vehement, daß die Sache schnell fallen gelassen wurde, weil ein Generalstreik zu befürchten war.
Als bayerische Beamte, die nicht das Fach Deutsch unterrichtete, wurde ich dermaßen schlecht über die geplante Reform in Kenntnis gesetzt, daß ich aus Schülermund zum ersten Mal davon erfuhr. Und natürlich hat man als deutscher Beamter nicht das Mittel des Streiks um sich Gehör zu verschaffen.
Da ich außerdem meine deutsche Sprache liebe, kann ich nur für die Rücknahme der derzeitigen Mißgeburt, die sich da Rechtschreibreform nennt, plaidieren.
Wie wollen Sie beispielsweise einen Roman wie Hermann Brochs "Der Tod des Vergil" drucken, in dem dauernd mit der Sprache durch Neubildungen von Wörtern gespielt wird?
Ein Lob sei Günter Grass ausgesprochen für seinen Aufruf an die deutschsprachige Presse!
Dorothea Zehrer
46 Avenue d' Auvergne F-43100 Brioude
eingetragen von Gast am 28.08.2000 um 22.00
Herr Däniken, auf dieser Internetseite sind rätselhafte Zeichenkombi-nationen zu sehen. Woher stammen sie?
Ich bin sicher, daß sie von Außerirdischen dort abgelegt wurden.
Sie meinen also, die Zeichen seien nichtmenschlichen Ursprungs?
Da bin ich mir ganz sicher. Aussehen und Anordnung der Zeichen bele-gen unmißverständlich, daß intelligente Wesen aus dem All ihre Urhe-ber waren.
Wie kommen Sie auf diese Schlußfolgerung. Wäre es nicht möglich, daß hinter der Internetseite eine Zivilisation steckt, die solche Zeichen schon kennt?
Das halte ich für ganz ausgeschlossen. Ich will einräumen, daß fort- geschrittene Bildschirmmaler der Internetzeit solche Zeichen even-tuell hinhacken können. Sicher können sie diesen Zeichen aber keine Bedeutung beimessen. Ihre Kritzeleien sind mehr so Spielereien.
Sie sagen, die Zeichen enthielten eine Botschaft. Was wollen die außerirdischen Besucher den Menschen der Internetzeit mitteilen?
Die Entzifferung der Zeichen ist noch nicht abgeschlossen, es ist sehr schwierig, eine Knochenarbeit. Wir wissen aber schon, von wem die Zeichen stammen. Sie stammen von intergalaktischen Rechtschreibre-formern.
Das ist interessant. Woran erkennen Sie das?
Schauen Sie sich mal diese Zeichenfolge an: ^12347890. Was fällt Ihnen auf?
Ja, da werden die Zahlen von 1 bis 9 aufgezählt. Am Anfang steht ein Accent circonflexe und am Ende eine Null. Ich sehe nichts Besonders.
Gehen Sie noch einmal aufmerksam die Ziffern durch.
Hm, richtig, die Ziffern 5 und 6 fehlen.
Sehen Sie, an dem Fehlen dieser Zeichen erkennt man die Rechtschreib- reformer. Die können nicht bis 5 zählen.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 28.08.2000 um 22.00
Herr Däniken, auf dieser Internetseite sind rätselhafte Zeichenkombi-nationen zu sehen. Woher stammen sie?
Ich bin sicher, daß sie von Außerirdischen dort abgelegt wurden.
Sie meinen also, die Zeichen seien nichtmenschlichen Ursprungs?
Da bin ich mir ganz sicher. Aussehen und Anordnung der Zeichen bele-gen unmißverständlich, daß intelligente Wesen aus dem All ihre Urhe-ber waren.
Wie kommen Sie auf diese Schlußfolgerung. Wäre es nicht möglich, daß hinter der Internetseite eine Zivilisation steckt, die solche Zeichen schon kennt?
Das halte ich für ganz ausgeschlossen. Ich will einräumen, daß fort- geschrittene Bildschirmmaler der Internetzeit solche Zeichen even-tuell hinhacken können. Sicher können sie diesen Zeichen aber keine Bedeutung beimessen. Ihre Kritzeleien sind mehr so Spielereien.
Sie sagen, die Zeichen enthielten eine Botschaft. Was wollen die außerirdischen Besucher den Menschen der Internetzeit mitteilen?
Die Entzifferung der Zeichen ist noch nicht abgeschlossen, es ist sehr schwierig, eine Knochenarbeit. Wir wissen aber schon, von wem die Zeichen stammen. Sie stammen von intergalaktischen Rechtschreibre-formern.
Das ist interessant. Woran erkennen Sie das?
Schauen Sie sich mal diese Zeichenfolge an: ^12347890. Was fällt Ihnen auf?
Ja, da werden die Zahlen von 1 bis 9 aufgezählt. Am Anfang steht ein Accent circonflexe und am Ende eine Null. Ich sehe nichts Besonders.
Gehen Sie noch einmal aufmerksam die Ziffern durch.
Hm, richtig, die Ziffern 5 und 6 fehlen.
Sehen Sie, an dem Fehlen dieser Zeichen erkennt man die Rechtschreib- reformer. Die können nicht bis 5 zählen.
Sauer
80997 München
eingetragen von anonymer Gast am 25.08.2000 um 22.00
lieber alt als neu!!!!!
der mensch aus Hessn
1234567890ß
eingetragen von anonymer Gast am 25.08.2000 um 22.00
lieber alt als neu!!!!!
der mensch aus Hessn
1234567890ß
eingetragen von anonymer Gast am 23.08.2000 um 22.00
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nämlich derjenige, der sich ohnehin nicht sicher ist, wie eine Sache zu schreiben ist und dem die ganze Diskussion ziemlich egal ist. Egal für welche Schreibweise er sich entscheidet, es ist die richtige. Solange die Streithähne keinen Konsens finden, stimmt "alles". Warum eigentlich nicht?!
Friedebert Eigensinn
buntesräbuplick teutsschlannt
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Kurz nur zwei Gedanken:
Der Unterstöger hat in der SZ Nr. 185 vom 12./13. August 2000, Seite 2, unter
Wie reformiert man eine Reform?"geschrieben:
Es lässt sich heute nicht mehr genau eruieren, wie der Beschluss zur Umstellung zustande kam."; vielleicht kann ihm hier jemand bei der Eruierung (Eruktion?) helfen.
Nach Beginn habe ich mir die Frage gestellt, wo die Duden-Redaktion wohl gelegen sein mag. Eine Suche auf einer der CD´s ergab zunächst, daß die in der Dudenstraße adressiert, was ja naheliegend ist.
Guckt man dann auf den Stadtplan, stellt man fest, daß diese in Mannheim gegenüber dem dortigen Friedhof liegt, dieses Gebiet nennen sie in Mannheim Wohlgelegen", was ja nicht frei von Hintersinn ist.
Vielleicht sollten die dortigen Herren dort mal probeliegen (oder: Probe liegen)!
Erwin P. Koch
Ahornring 1, 82024 Taufkirchen
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Irrsinn der neuen Rechtschreibung verunsichert ist,
bleibt dem DUDEN eigentlich nichts anderes mehr übrig,
als ein Bestseller zu werden.
Dabei kann Rechtschreibung ganz einfach sein:
einfach einen alten DUDEN (von vor der "Reform")
aus dem Regal nehmen oder antiquarisch kaufen
(ist bestimmt billiger) und die Regeln befolgen.
Die FAZ macht es uns vor: lassen wir uns nicht
von einigen selbsternannten Reformern für dumm verkaufen!
Gesamturteil für den neuen DUDEN: überflüssig!
Hans-Peter
D'dorf
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Bevor Sie den neuen Duden in die Hand nehmen oder gar darin lesen wollen, beachten Sie bitte erst folgende Eintragung auf dem Beipackzettel: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Psychiater oder einen Kundigen der hochdeutschen Rechtschreibung.
Sauer
80997 München
eingetragen von anonymer Gast am 23.08.2000 um 22.00
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nämlich derjenige, der sich ohnehin nicht sicher ist, wie eine Sache zu schreiben ist und dem die ganze Diskussion ziemlich egal ist. Egal für welche Schreibweise er sich entscheidet, es ist die richtige. Solange die Streithähne keinen Konsens finden, stimmt "alles". Warum eigentlich nicht?!
Friedebert Eigensinn
buntesräbuplick teutsschlannt
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Kurz nur zwei Gedanken:
Der Unterstöger hat in der SZ Nr. 185 vom 12./13. August 2000, Seite 2, unter
Wie reformiert man eine Reform?"geschrieben:
Es lässt sich heute nicht mehr genau eruieren, wie der Beschluss zur Umstellung zustande kam."; vielleicht kann ihm hier jemand bei der Eruierung (Eruktion?) helfen.
Nach Beginn habe ich mir die Frage gestellt, wo die Duden-Redaktion wohl gelegen sein mag. Eine Suche auf einer der CD´s ergab zunächst, daß die in der Dudenstraße adressiert, was ja naheliegend ist.
Guckt man dann auf den Stadtplan, stellt man fest, daß diese in Mannheim gegenüber dem dortigen Friedhof liegt, dieses Gebiet nennen sie in Mannheim Wohlgelegen", was ja nicht frei von Hintersinn ist.
Vielleicht sollten die dortigen Herren dort mal probeliegen (oder: Probe liegen)!
Erwin P. Koch
Ahornring 1, 82024 Taufkirchen
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Irrsinn der neuen Rechtschreibung verunsichert ist,
bleibt dem DUDEN eigentlich nichts anderes mehr übrig,
als ein Bestseller zu werden.
Dabei kann Rechtschreibung ganz einfach sein:
einfach einen alten DUDEN (von vor der "Reform")
aus dem Regal nehmen oder antiquarisch kaufen
(ist bestimmt billiger) und die Regeln befolgen.
Die FAZ macht es uns vor: lassen wir uns nicht
von einigen selbsternannten Reformern für dumm verkaufen!
Gesamturteil für den neuen DUDEN: überflüssig!
Hans-Peter
D'dorf
eingetragen von Gast am 23.08.2000 um 22.00
Bevor Sie den neuen Duden in die Hand nehmen oder gar darin lesen wollen, beachten Sie bitte erst folgende Eintragung auf dem Beipackzettel: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Psychiater oder einen Kundigen der hochdeutschen Rechtschreibung.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Das ist eine echte Aufmunterung, was auf diesen Seiten alles zu lesen steht gegen diesen unsäglichen Versuch, die Deutschen von ihrer bewährten Schreibung abzubringen.
Eine leserzuschrift in der FAZ brachte es mit Ingeborg Bachmann auf den Punkt: Zitat aus "An di Sonne" "...Daß ich wieder sehe und daß ich dich wiederseh!"
Aber haben sich deutsche Politiker und die in vorauseilendem Gehorsam geübten Beamten schon einmal für Umfragen interessiert ? Nein, - es sei denn, sie fühlen sich bestätigt. In unserer Demokratie, es sei geklagt, werden wir dummen Wähler zu den wirklich wichtigen Fragen nicht gehört. (siehe Abschaffung der DM als Währung )
Das sind alles Fälle obrigkeitstaatlicher Anmaßung. Das wird für diese Herren nicht gut ausgehen. Auf Dauer wird sich das erwiesen Schlechtere nicht gegen das Bessere durchsetzen lassen.
Ich wünsche weiter viel Erfolg bei dieser Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Ist es nicht ein gutes Zeichen, daß so viele Bürger für ihre Sprache kämpfen ? Gruß Wolf Schindler
Wolf Schindler
Eisvogelstr. 26, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Nein, ich will nicht zurück zu Fitneß, Imbiß, Fairneß, streßfrei,
oder zu ... mit Bezug auf,aber in bezug auf ... und dergleichen. Das
ist mir wirklich zu stressig! Im Übrigen war die Getrennt- und Zu-
sammenschreibung früher auch nicht besser eher schlechter geregelt.
Wer heute gegen drei Konsonanten fff oder ttt kämpft, der oder die
soll doch einfach mal hinnehmen, dass es diese Kombination in der
alten Rechtschreibung auch schon gab, nur musste unnütz erlernt werden,
wann dies der Fall war. Die neue Diskussion ist wirklich "so unnötig
wie ein Kropf".
S. Müller
Geiselsteinstraße 5 86956 Schongau
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
das Ganze - doll!
Kurti
zu Hause
eingetragen von anonymer Gast am 21.08.2000 um 22.00
ME. besteht ein Grundproblem der neuen RS darin, dass zuwenig von der
Bedeutung und zusehr von syntaktischer oder oder sogar buchstäblicher
Form ausgegangen wird. Dies mag zwar bestimmte Fehler nicht mehr
erscheinen lassen, eine echte Verbesserung wird aber dadurch nicht
erreicht, da die Schreibende nur zwei Möglichkeiten hat: Sie denkt mit
und vermeidet damit derartige Fehler, oder sie konzentriert sich nicht
und riskiert nicht nur Schreibfehler sondern auch missverständliche
Formulierungen. Beispielsweise wird neu die Konjunktion "dass" in
Kombination mit dem Partikel "so" zusammengeschrieben - offensichtlich,
weil man gesehen hat, dass man zB. "solange" und "soviel" 'auch'
zusammenschreibt. Leider wurde dabei übersehen, dass die herkömmliche
Zusammenschreibung sinnvoll ist, weil sie die beiden Wörter verbindet,
die durch ihre Bedeutung aufeinander bezogen sind. "Dass" hat aber keine
besondere inhaltliche Bedeutung, sondern etwas soviel wie "und";
vielmehr ist der gesamte Nebensatz der inhaltliche Bezugspunkt,
weshalb es nicht einsichtig erscheint, nur das erste Wörtchen anzukleben.
Ulrich
Stockholm
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
ME. sollte man die RS reformieren. Aber es wird schwierig sein, einen
Konsens zu erzielen. Dies ist ein Grundproblem der meisten Reformen,
die eine Neuregelung in einem "weichen" Bereich anstreben, wo die
harten Rahmenbedingungen fehlen, die eine Optimierung nach "objektiven"
Kriterien erlauben. Deshalb meine Frage/Anregung: Wer will überhaupt
keine Veränderung? Und, falls sich eine Mehrheit für irgendeine
Veränderung findet: Wie findet man einen Konsens für eine Veränderung?
Meine Anliegen:
1.Das "ß" dort zu verbannen, wo es mit der Fonetik nicht mehr
übereinstimmt, zB. bei der Konjunktion "dass", aber auch bei
"müssen" und "Fass".
2.Das irrtümlich (bildungsmangel) eingeführte "Ph" statt "F"
auszumerzen. Im Griechischen gibt es ein "F", welches wie das
deutsche "F" ausgesprochen wird. Es ist nicht notwendig, dafür eine
weitere Transkription einzuführen. Es ist schon problematisch genug,
dass "V" manchmal wie "F" ausgesprochen wird. Eigentlich sollte man
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Wer Rechtschreibung nachmacht oder verfälscht, oder sich nachgemachte oder verfälschte verschafft und in Verkehr bringt, wird mit dem Reformduden nicht unter 10 Bänden bestraft.
Diese berechtigte Warnung wurde von Karsten Bolz am
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Das ist eine echte Aufmunterung, was auf diesen Seiten alles zu lesen steht gegen diesen unsäglichen Versuch, die Deutschen von ihrer bewährten Schreibung abzubringen.
Eine leserzuschrift in der FAZ brachte es mit Ingeborg Bachmann auf den Punkt: Zitat aus "An di Sonne" "...Daß ich wieder sehe und daß ich dich wiederseh!"
Aber haben sich deutsche Politiker und die in vorauseilendem Gehorsam geübten Beamten schon einmal für Umfragen interessiert ? Nein, - es sei denn, sie fühlen sich bestätigt. In unserer Demokratie, es sei geklagt, werden wir dummen Wähler zu den wirklich wichtigen Fragen nicht gehört. (siehe Abschaffung der DM als Währung )
Das sind alles Fälle obrigkeitstaatlicher Anmaßung. Das wird für diese Herren nicht gut ausgehen. Auf Dauer wird sich das erwiesen Schlechtere nicht gegen das Bessere durchsetzen lassen.
Ich wünsche weiter viel Erfolg bei dieser Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Ist es nicht ein gutes Zeichen, daß so viele Bürger für ihre Sprache kämpfen ? Gruß Wolf Schindler
Wolf Schindler
Eisvogelstr. 26, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Nein, ich will nicht zurück zu Fitneß, Imbiß, Fairneß, streßfrei,
oder zu ... mit Bezug auf,aber in bezug auf ... und dergleichen. Das
ist mir wirklich zu stressig! Im Übrigen war die Getrennt- und Zu-
sammenschreibung früher auch nicht besser eher schlechter geregelt.
Wer heute gegen drei Konsonanten fff oder ttt kämpft, der oder die
soll doch einfach mal hinnehmen, dass es diese Kombination in der
alten Rechtschreibung auch schon gab, nur musste unnütz erlernt werden,
wann dies der Fall war. Die neue Diskussion ist wirklich "so unnötig
wie ein Kropf".
S. Müller
Geiselsteinstraße 5 86956 Schongau
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
das Ganze - doll!
Kurti
zu Hause
eingetragen von anonymer Gast am 21.08.2000 um 22.00
ME. besteht ein Grundproblem der neuen RS darin, dass zuwenig von der
Bedeutung und zusehr von syntaktischer oder oder sogar buchstäblicher
Form ausgegangen wird. Dies mag zwar bestimmte Fehler nicht mehr
erscheinen lassen, eine echte Verbesserung wird aber dadurch nicht
erreicht, da die Schreibende nur zwei Möglichkeiten hat: Sie denkt mit
und vermeidet damit derartige Fehler, oder sie konzentriert sich nicht
und riskiert nicht nur Schreibfehler sondern auch missverständliche
Formulierungen. Beispielsweise wird neu die Konjunktion "dass" in
Kombination mit dem Partikel "so" zusammengeschrieben - offensichtlich,
weil man gesehen hat, dass man zB. "solange" und "soviel" 'auch'
zusammenschreibt. Leider wurde dabei übersehen, dass die herkömmliche
Zusammenschreibung sinnvoll ist, weil sie die beiden Wörter verbindet,
die durch ihre Bedeutung aufeinander bezogen sind. "Dass" hat aber keine
besondere inhaltliche Bedeutung, sondern etwas soviel wie "und";
vielmehr ist der gesamte Nebensatz der inhaltliche Bezugspunkt,
weshalb es nicht einsichtig erscheint, nur das erste Wörtchen anzukleben.
Ulrich
Stockholm
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
ME. sollte man die RS reformieren. Aber es wird schwierig sein, einen
Konsens zu erzielen. Dies ist ein Grundproblem der meisten Reformen,
die eine Neuregelung in einem "weichen" Bereich anstreben, wo die
harten Rahmenbedingungen fehlen, die eine Optimierung nach "objektiven"
Kriterien erlauben. Deshalb meine Frage/Anregung: Wer will überhaupt
keine Veränderung? Und, falls sich eine Mehrheit für irgendeine
Veränderung findet: Wie findet man einen Konsens für eine Veränderung?
Meine Anliegen:
1.Das "ß" dort zu verbannen, wo es mit der Fonetik nicht mehr
übereinstimmt, zB. bei der Konjunktion "dass", aber auch bei
"müssen" und "Fass".
2.Das irrtümlich (bildungsmangel) eingeführte "Ph" statt "F"
auszumerzen. Im Griechischen gibt es ein "F", welches wie das
deutsche "F" ausgesprochen wird. Es ist nicht notwendig, dafür eine
weitere Transkription einzuführen. Es ist schon problematisch genug,
dass "V" manchmal wie "F" ausgesprochen wird. Eigentlich sollte man
eingetragen von Gast am 21.08.2000 um 22.00
Wer Rechtschreibung nachmacht oder verfälscht, oder sich nachgemachte oder verfälschte verschafft und in Verkehr bringt, wird mit dem Reformduden nicht unter 10 Bänden bestraft.
Diese berechtigte Warnung wurde von Karsten Bolz am
eingetragen von Gast am 20.08.2000 um 22.00
Derzeit ist es lediglich wahrscheinlich, daß Eltern und Lehrer nicht immer dieselbe Sprache sprechen, künftig wird dies zur Gewißheit. Nach wie vor werden Eltern ihr Kind bitten, bei der Post ein - phonetisch versteht sich - "Paket" aufzugeben, obwohl die Lehrerin doch gerade morgens beim Diktat bei demselben Sachverhalt diktierte: "Der Junge brachte das Packet zur Post".
Das ist in der Tat die Umkehrung der Verhältnisse. Bisher änderte sich - freilich moderat - das geschriebene Deutsch nach dem gesprochenen. Künftig soll es hier umgekehrt sein?
Wolfgang Voosen
Schumannstraße 71, 42289 Wuppertal
eingetragen von Gast am 20.08.2000 um 22.00
Es ist wohl mal wieder Zeit,den vielzitierten "Ruck durch Deutschland"
unseres ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zu bemühen. Es muß
wohl wirklich ein Ruck durchs Land gehen, bis endlich jeder merkt, daß
diese Reform uns ausschließlich Kosten, jedoch keinen Nutzen bringt.
Überhaupt scheint die Rechtschreibreform nur ein weiteres Symptom der
(leider so typisch deutschen) Normierungskrankheit zu sein.
Anscheinend sind diejenigen Personen, die wir gerne Entscheidungsträger
nennen, mit Banalitäten wie z.B. den Folgen der Deutschen Einheit oder
der Europäischen Integration noch nicht ausgelastet. Anders kann ich
mir nicht erklären, warum versucht wird, in einen typisch evolutionären
Prozeß plötzlich mit der groben Kelle einzugreifen. Sprache ist eine
Entwicklung, die sich durch ständige Dynamik auszeichnet, durch
Flexibilität. Damit entzieht sie sich zwar bis zu einem gewissen Grade
der Normierbarkeit, aber ist das denn wirklich so tragisch?
Zweifellos befindet sich die Sprache der Dichter und Denker derzeit
in ihrer wohl revolutionärsten Phase. Äußere Einflüsse (oder Einflüsterungen)
überholen sich ständig gegenseitig, was heute noch richtig erschien,
outet uns morgen schon als altmodisch (schon wieder so ein frecher englischer
Eindringling). Der Versuch, gerade jetzt irgendwelche Regeln zu reformieren,
dürfte in etwa so erfolgreich sein, wie das Bremsen eines Güterzuges mit
dem nackten Fuß auf den Schienen.
Lassen wir unsere Sprache sich doch einfach entwickeln. Hätten wir unseren
Altvordern gesagt, daß sich "Teutschland" eines Tages zu Deutschland
wandelt, so hätte sie das damals wohl entsetzt. Aber da die Zeit bekanntlich
alle Wunden heilt, lassen wir es doch einfach mit uns geschehen. Wer
kann sagen, ob wir in 20 Jahren nicht nur ein müdes Lächeln für
"Delfin" oder "Potenzial" haben. Geben wir uns selbst die Chance, etwas
so wichtiges wie die Sprache zu gestalten und überlassen wir es nicht
einer Gruppe angeblich berufener Experten.
Daher fordere ich alle Zeitungen auf, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren
und den Kampf (oder Krampf) gegen die Reform aufzunehmen.
Yuri Kranz
Leibnizstr. 18 37083 Göttingen
eingetragen von Gast am 20.08.2000 um 22.00
Derzeit ist es lediglich wahrscheinlich, daß Eltern und Lehrer nicht immer dieselbe Sprache sprechen, künftig wird dies zur Gewißheit. Nach wie vor werden Eltern ihr Kind bitten, bei der Post ein - phonetisch versteht sich - "Paket" aufzugeben, obwohl die Lehrerin doch gerade morgens beim Diktat bei demselben Sachverhalt diktierte: "Der Junge brachte das Packet zur Post".
Das ist in der Tat die Umkehrung der Verhältnisse. Bisher änderte sich - freilich moderat - das geschriebene Deutsch nach dem gesprochenen. Künftig soll es hier umgekehrt sein?
Wolfgang Voosen
Schumannstraße 71, 42289 Wuppertal
eingetragen von Gast am 20.08.2000 um 22.00
Es ist wohl mal wieder Zeit,den vielzitierten "Ruck durch Deutschland"
unseres ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zu bemühen. Es muß
wohl wirklich ein Ruck durchs Land gehen, bis endlich jeder merkt, daß
diese Reform uns ausschließlich Kosten, jedoch keinen Nutzen bringt.
Überhaupt scheint die Rechtschreibreform nur ein weiteres Symptom der
(leider so typisch deutschen) Normierungskrankheit zu sein.
Anscheinend sind diejenigen Personen, die wir gerne Entscheidungsträger
nennen, mit Banalitäten wie z.B. den Folgen der Deutschen Einheit oder
der Europäischen Integration noch nicht ausgelastet. Anders kann ich
mir nicht erklären, warum versucht wird, in einen typisch evolutionären
Prozeß plötzlich mit der groben Kelle einzugreifen. Sprache ist eine
Entwicklung, die sich durch ständige Dynamik auszeichnet, durch
Flexibilität. Damit entzieht sie sich zwar bis zu einem gewissen Grade
der Normierbarkeit, aber ist das denn wirklich so tragisch?
Zweifellos befindet sich die Sprache der Dichter und Denker derzeit
in ihrer wohl revolutionärsten Phase. Äußere Einflüsse (oder Einflüsterungen)
überholen sich ständig gegenseitig, was heute noch richtig erschien,
outet uns morgen schon als altmodisch (schon wieder so ein frecher englischer
Eindringling). Der Versuch, gerade jetzt irgendwelche Regeln zu reformieren,
dürfte in etwa so erfolgreich sein, wie das Bremsen eines Güterzuges mit
dem nackten Fuß auf den Schienen.
Lassen wir unsere Sprache sich doch einfach entwickeln. Hätten wir unseren
Altvordern gesagt, daß sich "Teutschland" eines Tages zu Deutschland
wandelt, so hätte sie das damals wohl entsetzt. Aber da die Zeit bekanntlich
alle Wunden heilt, lassen wir es doch einfach mit uns geschehen. Wer
kann sagen, ob wir in 20 Jahren nicht nur ein müdes Lächeln für
"Delfin" oder "Potenzial" haben. Geben wir uns selbst die Chance, etwas
so wichtiges wie die Sprache zu gestalten und überlassen wir es nicht
einer Gruppe angeblich berufener Experten.
Daher fordere ich alle Zeitungen auf, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren
und den Kampf (oder Krampf) gegen die Reform aufzunehmen.
Yuri Kranz
Leibnizstr. 18 37083 Göttingen
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Nicht immer liest man alle Seiten seiner geliebten FAZ. Nur durch Zufall habe ich die Anzeige entdeckt. Lesen, Amüsiertsein und Stimme abgeben sind eins, aber wie verteile ich die Anzeige an alle, die keine FAZ oder so abonniert haben bzw. die Anzeige verpaßt haben?
Mein Fax sträubt sich, die Seite als Ganzes einzuziehen, mein Kopiergerät mag kein Zeitungspapier und quittiert entsprechende verkleinernde Versuche mit häßlichen dunklen Flecken, die das Faxgerät dann wieder endlos herumfaxen lassen. So geit dat nich!
Also, bitte stellen Sie, wie bereits von anderen angeregt, die Anzeige und den Kupon ins Netz und lassen Sie außerdem eine elektronische Abstimmung zu. Ich habe sofort 50 weitere e-mail-Empfänger, die mit ziemlicher Sicherheit abstimmen werden und der Aktion zum Sieg verhelfen.
Und durch einen sauberen Ausdruck aus der website kann ich dann saubere Faxe versenden an Nicht-Imehl-Adressaten. Die gibt's tatsächlich noch.
Ich beglückwünsche Sie zu der Aktion und hoffe auf durchschlagenden Erfolg! Die Nachricht der FAZ vom Anfang des Endes der Reform war als mutiger Schritt ein erlösendes Signal. Als Unternehmer habe ich mich immer geweigert, die unsinnigen Regeln zu übernehmen. Die dekriditierte Volksspaltung dürfte damit in die Hose gegangen sein und der Duden ist blamiert. Geschieht ihm recht! Typisch Deutsch, dieser vorauseilende Gehorsam.
Harald Goldsche, Versicherungsmakler
Jasminweg 22, 27211 Bassum
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren, wie zuvor auch schon die Urteile zu den SBZ-Enteignungen und der EURO-Einführung, so war auch die Urteilsverkündung des BVerfG in Karlsruhe zur angeblichen "Akzeptanz" der Rechtschreibreform recht mäßig. (Hier macht die Getrenntschreibung ausnahmsweise Sinn) Ich unterstütze daher Ihre Bemühungen um eine Rückkehr zur traditionellen deutschen Rechtschreibung und fordere hierfür eine Volksabstimmung auf Bundesebene!
Dietmar-Dominik Hennig, CDU-Mitglied
Dietmar-Dominik Hennig
Badbrunnenstr. 33, 70374 Stuttgart
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Die FAZ hat einen lebensnahen Impuls gegeben. Selbst wenn ihm kein vollständiger Erfolg beschieden sein sollte, muß er ausreichen, daß unverzüglich den schlimmsten Verirrungen der Reformer abgeholfen wird.
Brunhilde und Claus-Dieter Härchen
B.&C.-D.Härchen
52249 Eschweiler, Preyerstr.72
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Nicht immer liest man alle Seiten seiner geliebten FAZ. Nur durch Zufall habe ich die Anzeige entdeckt. Lesen, Amüsiertsein und Stimme abgeben sind eins, aber wie verteile ich die Anzeige an alle, die keine FAZ oder so abonniert haben bzw. die Anzeige verpaßt haben?
Mein Fax sträubt sich, die Seite als Ganzes einzuziehen, mein Kopiergerät mag kein Zeitungspapier und quittiert entsprechende verkleinernde Versuche mit häßlichen dunklen Flecken, die das Faxgerät dann wieder endlos herumfaxen lassen. So geit dat nich!
Also, bitte stellen Sie, wie bereits von anderen angeregt, die Anzeige und den Kupon ins Netz und lassen Sie außerdem eine elektronische Abstimmung zu. Ich habe sofort 50 weitere e-mail-Empfänger, die mit ziemlicher Sicherheit abstimmen werden und der Aktion zum Sieg verhelfen.
Und durch einen sauberen Ausdruck aus der website kann ich dann saubere Faxe versenden an Nicht-Imehl-Adressaten. Die gibt's tatsächlich noch.
Ich beglückwünsche Sie zu der Aktion und hoffe auf durchschlagenden Erfolg! Die Nachricht der FAZ vom Anfang des Endes der Reform war als mutiger Schritt ein erlösendes Signal. Als Unternehmer habe ich mich immer geweigert, die unsinnigen Regeln zu übernehmen. Die dekriditierte Volksspaltung dürfte damit in die Hose gegangen sein und der Duden ist blamiert. Geschieht ihm recht! Typisch Deutsch, dieser vorauseilende Gehorsam.
Harald Goldsche, Versicherungsmakler
Jasminweg 22, 27211 Bassum
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren, wie zuvor auch schon die Urteile zu den SBZ-Enteignungen und der EURO-Einführung, so war auch die Urteilsverkündung des BVerfG in Karlsruhe zur angeblichen "Akzeptanz" der Rechtschreibreform recht mäßig. (Hier macht die Getrenntschreibung ausnahmsweise Sinn) Ich unterstütze daher Ihre Bemühungen um eine Rückkehr zur traditionellen deutschen Rechtschreibung und fordere hierfür eine Volksabstimmung auf Bundesebene!
Dietmar-Dominik Hennig, CDU-Mitglied
Dietmar-Dominik Hennig
Badbrunnenstr. 33, 70374 Stuttgart
eingetragen von Gast am 19.08.2000 um 22.00
Die FAZ hat einen lebensnahen Impuls gegeben. Selbst wenn ihm kein vollständiger Erfolg beschieden sein sollte, muß er ausreichen, daß unverzüglich den schlimmsten Verirrungen der Reformer abgeholfen wird.
Brunhilde und Claus-Dieter Härchen
B.&C.-D.Härchen
52249 Eschweiler, Preyerstr.72
eingetragen von Gast am 18.08.2000 um 22.00
Da es zweifellos viele gibt, die persönlich am Erfolg Ihrer Anzeigenaktion mitwirken wollen, möchte ich folgenden Vorschlag machen:
Der Inhalt dieser Anzeigen sollte ins Netz gestellt werden, und zwar so, daß sich zwei Seiten im Format DIN A4 ergeben - die erste Seite mit den diversen Informationen (entsprechend klein, aber durchaus lesbar gedruckt), die zweite mit zwei untereinandergesetzten Abstimmzetteln.
Nach Bedarf kann dann jeder das Material herunterladen, ausdrucken, vervielfältigen und im Bekanntenkreis verteilen.
Thomas Heldman
50129 Bergheim
eingetragen von Gast am 18.08.2000 um 22.00
Da es zweifellos viele gibt, die persönlich am Erfolg Ihrer Anzeigenaktion mitwirken wollen, möchte ich folgenden Vorschlag machen:
Der Inhalt dieser Anzeigen sollte ins Netz gestellt werden, und zwar so, daß sich zwei Seiten im Format DIN A4 ergeben - die erste Seite mit den diversen Informationen (entsprechend klein, aber durchaus lesbar gedruckt), die zweite mit zwei untereinandergesetzten Abstimmzetteln.
Nach Bedarf kann dann jeder das Material herunterladen, ausdrucken, vervielfältigen und im Bekanntenkreis verteilen.
Thomas Heldman
50129 Bergheim
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Um meinen Beitrag zu Ihrem ehrenvollen Unterfangen zu leisten, möchte ich mich in das Gästebuch eintragen. Weiterhin möchte ich Sie meiner Unterstützung versichern. Wenn auch ich Ihnen dabei helfen kann, dieses unsinnige Vorhaben zu verhindern, würde ich gern einen Beitrag dazu leisten. Mit frdl. Gruß G. Schuetze
G. Schuetze
Budapester Str.23; 99427 Weimar
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Selbst jahrelang als Fachjournalist (Bereich Elektronik) gearbeitet.
Werde weiterhin so schreiben wie nach alter Väter Sitte.
Speziell Getrenntschreibung wie 'hier zu Lande' (was ist
mit 'Wasser' und 'Luft'?) ist eine Katastrophe (oder
heißt das jetzt 'Katerstofe'?).
Kopf hoch und nicht nachlassen!!
H. Cordes
Hans Cordes
Adelgundenstr. 21; 80538 München
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Die durch die Reform abgelöste Rechtschreibung hatte weiß Gott allerlei Haken und Ösen. Aber, und das war der entscheidende Vorteil, sie war von jedem Alphabeten akazeptiert. Die Reform hat dazu geführt, daß jeder so schreibt, wie es ihm paßt - ein Rückfall in die Zeiten, wo man Graff oder Graf, Zeiten oder Zeyten schrieb, je nach Gusto. Die einzige Möglichkeit, wieder zu einer einheitlichen Rechtschreibung zu kommen, scheint mir derzeit die Rückkehr zum status quo ante zu sein. Und dann sollte man, nach einer geziemenden Atempause, endlich daran gehen, die gemäß9gte Kleinschreibung einzuführen.
P.S. Werten Sie diese Zuschrift bitte als positive Antwort auf Ihre Frage, ob die Reform zurückgenommen werden solle.
Günter Neuberger
Ettighofferstraße 17, 53123 Bonn
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Mit Freude habe ich gestern festgestellt, daß das "Magazin" aus Ostdeutschland weiterhin die alte Rechtschreibung benutzt.
Ein wahrer Augenschmaus, endlich mal keine "Tipps" zu bekommen ...
Noch mehr Zeitungen oder Zeitschriften, die man durch Kauf ermutigen könnte?
Lothar Fröhling
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
niemanden interessiert sich in meiner Firma für die neue Rechtschreibung und ich sage mit Roman Herzog "ueberfluessig wie ein Kropf"
Joern Schlichtmann
In der Ebene 3, 97218 Gerbrunn
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Seit über 20 Jahren arbeite ich nun schon als
Korrektor in einer Tageszeitung (Münchner Merkur).
Bis zur Einführung der neuen Rechtschreibung hatte
ich beim Lesen und Korrigieren der Anzeigen keine
Probleme. Inzwischen gibt es ein totales Chaos,
weil sich neue und alte Rechtschreibung überlagern,
einige schreiben nach der alten, laut Rundschreiben
sollen wir aber die neuen Regeln anwenden.
Für mich privat habe ich einen Stempel erwogen, mit
der Aufschrift:
ICH BOYKOTTIERE DIE NEUE RECHTSCHREIBUNG . . .
Mit dem neuen Vorgehen der FAZ und der erneuten
Diskussion hoffe ich sehnlichst, daß alles wieder
zurückgenommen wird.
Piniek Hans-Joerg
85716 Lohhof-Unterschleißheim + Carl-von-Linde-Str. 7
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Die Rechtschreibreform hat mich von Anfang an entsetzt. Nicht, weil ich gegen Reformen bin, sondern nur gegen mißglückte Reformen. Vermehrte Getrennt- und Großschreibung führt zu Texten, die schwerer zu lesen sind und dadurch schwerer verständlich werden. Wer spricht schon "Hier zu Lande" in dieser Betonung aus. Spontan habe ich heute 35 Unterschriften in meinem Club für die Rücknahme der Rechtschreibreform gesammelt. Wie hieß es in den letzten Monaten doch so schön, das Volk - also wir - sollten mehr in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die Bevölkerung von Schleswig-Holstein hatte es versucht. Vergeblich. Der Volksentscheid wurde von der Schleswig-Holsteinischen Regierung mit Füßen getreten. Unsere Politiker und nicht einsichtsfähige und daher unfähige Kultusminister - nur notorische Lügner? Ich denke, ja. Auf der anderen Seite sind wir alle miteinander stark. Also, wehren wir uns gegen Bevormundung zum Erhalt unserer schönen Sprache.
Bärbel Mösche
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Um meinen Beitrag zu Ihrem ehrenvollen Unterfangen zu leisten, möchte ich mich in das Gästebuch eintragen. Weiterhin möchte ich Sie meiner Unterstützung versichern. Wenn auch ich Ihnen dabei helfen kann, dieses unsinnige Vorhaben zu verhindern, würde ich gern einen Beitrag dazu leisten. Mit frdl. Gruß G. Schuetze
G. Schuetze
Budapester Str.23; 99427 Weimar
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Selbst jahrelang als Fachjournalist (Bereich Elektronik) gearbeitet.
Werde weiterhin so schreiben wie nach alter Väter Sitte.
Speziell Getrenntschreibung wie 'hier zu Lande' (was ist
mit 'Wasser' und 'Luft'?) ist eine Katastrophe (oder
heißt das jetzt 'Katerstofe'?).
Kopf hoch und nicht nachlassen!!
H. Cordes
Hans Cordes
Adelgundenstr. 21; 80538 München
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Die durch die Reform abgelöste Rechtschreibung hatte weiß Gott allerlei Haken und Ösen. Aber, und das war der entscheidende Vorteil, sie war von jedem Alphabeten akazeptiert. Die Reform hat dazu geführt, daß jeder so schreibt, wie es ihm paßt - ein Rückfall in die Zeiten, wo man Graff oder Graf, Zeiten oder Zeyten schrieb, je nach Gusto. Die einzige Möglichkeit, wieder zu einer einheitlichen Rechtschreibung zu kommen, scheint mir derzeit die Rückkehr zum status quo ante zu sein. Und dann sollte man, nach einer geziemenden Atempause, endlich daran gehen, die gemäß9gte Kleinschreibung einzuführen.
P.S. Werten Sie diese Zuschrift bitte als positive Antwort auf Ihre Frage, ob die Reform zurückgenommen werden solle.
Günter Neuberger
Ettighofferstraße 17, 53123 Bonn
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Mit Freude habe ich gestern festgestellt, daß das "Magazin" aus Ostdeutschland weiterhin die alte Rechtschreibung benutzt.
Ein wahrer Augenschmaus, endlich mal keine "Tipps" zu bekommen ...
Noch mehr Zeitungen oder Zeitschriften, die man durch Kauf ermutigen könnte?
Lothar Fröhling
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
niemanden interessiert sich in meiner Firma für die neue Rechtschreibung und ich sage mit Roman Herzog "ueberfluessig wie ein Kropf"
Joern Schlichtmann
In der Ebene 3, 97218 Gerbrunn
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Seit über 20 Jahren arbeite ich nun schon als
Korrektor in einer Tageszeitung (Münchner Merkur).
Bis zur Einführung der neuen Rechtschreibung hatte
ich beim Lesen und Korrigieren der Anzeigen keine
Probleme. Inzwischen gibt es ein totales Chaos,
weil sich neue und alte Rechtschreibung überlagern,
einige schreiben nach der alten, laut Rundschreiben
sollen wir aber die neuen Regeln anwenden.
Für mich privat habe ich einen Stempel erwogen, mit
der Aufschrift:
ICH BOYKOTTIERE DIE NEUE RECHTSCHREIBUNG . . .
Mit dem neuen Vorgehen der FAZ und der erneuten
Diskussion hoffe ich sehnlichst, daß alles wieder
zurückgenommen wird.
Piniek Hans-Joerg
85716 Lohhof-Unterschleißheim + Carl-von-Linde-Str. 7
eingetragen von Gast am 17.08.2000 um 22.00
Die Rechtschreibreform hat mich von Anfang an entsetzt. Nicht, weil ich gegen Reformen bin, sondern nur gegen mißglückte Reformen. Vermehrte Getrennt- und Großschreibung führt zu Texten, die schwerer zu lesen sind und dadurch schwerer verständlich werden. Wer spricht schon "Hier zu Lande" in dieser Betonung aus. Spontan habe ich heute 35 Unterschriften in meinem Club für die Rücknahme der Rechtschreibreform gesammelt. Wie hieß es in den letzten Monaten doch so schön, das Volk - also wir - sollten mehr in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die Bevölkerung von Schleswig-Holstein hatte es versucht. Vergeblich. Der Volksentscheid wurde von der Schleswig-Holsteinischen Regierung mit Füßen getreten. Unsere Politiker und nicht einsichtsfähige und daher unfähige Kultusminister - nur notorische Lügner? Ich denke, ja. Auf der anderen Seite sind wir alle miteinander stark. Also, wehren wir uns gegen Bevormundung zum Erhalt unserer schönen Sprache.
Bärbel Mösche
eingetragen von Gast am 16.08.2000 um 22.00
Liebe Mitstreiter,
ich suche seit Tagen eine Liste von Printmedien,
die sich der alten Rechtschreibung befleißigen.
Wäre auf Ihrer Seite nicht der richtige Platz dafür?
Als Anfang möchte ich hier "Bild der Wissenschaft" und die
"Internet World(deutsch)" nennen.
Tassilo Kraus
Johannesgasse 55, 90402 Nürnberg
eingetragen von Gast am 16.08.2000 um 22.00
Liebe Mitstreiter,
ich suche seit Tagen eine Liste von Printmedien,
die sich der alten Rechtschreibung befleißigen.
Wäre auf Ihrer Seite nicht der richtige Platz dafür?
Als Anfang möchte ich hier "Bild der Wissenschaft" und die
"Internet World(deutsch)" nennen.
Tassilo Kraus
Johannesgasse 55, 90402 Nürnberg
eingetragen von Gast am 14.08.2000 um 22.00
Gerade habe ich mal in die Internetseite des Vereins Deutsche Sprache" hineingeschaut, die man seltsamerweise immer noch unter dem alten Namen VWDS findet. Mein Eindruck ist, daß sich dort sehr wenig tut, die Seite scheint ziemlich tot zu sein. Außer ein paar Zeitungsartikeln über den VDS gibt es keine neuen Informationen. Im Vergleich zu rr.com herrscht dort weitgehend tote Hose.
Eigentlich schade um diese begrüßenswerte Initiative von Walter Krämer und den Mut, mit dem er für die deutsche Sprache eintritt. Seinen Mut und sein Engagement bewundere ich nach wie vor. Um so trauriger finde ich die anpasserische Haltung des VDS gegenüber der Rechtschreibreform. Wieviel lebendiger würde es auf der Internetseite des VDS hergehen, wenn er sich auf die Seite der Rechtschreibreformgegner geschlagen hätte und mit den Freunden der deutschen Sprache ihrer amtlichen" Unterminierung entgegengetreten wäre. Und welchen Bekanntheitsgrad würde der VDS zugleich bekommen. Ich meine, er vertut eine Chance.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 14.08.2000 um 22.00
:(!
Da ich bald wieder zur Schule gehe bin ich ja doch noch betroffen von den neuen Regeln.
Das Problem ist nur, dass <- :) ich teilweise schon nach der neuen Rechtschreibung schreibe und teils nach der alten. Ich hab das Gefühl nie deutsche Grammatik (hilfe da gehts schon los :(((((( ) gelernt zu haben und bin dadurch sehr unsicher.
Da ich in SH wohne möchte ich noch was zur tollen "Volksabstimmung" sagen.
Das war doch eh klar, dass die dort oben die Abstimmung nicht interessiert. Diese Papierverschwendung hätte man sich sparen können.
Ich bin für eine ganz neue Reform. Lasst uns alle Englisch lernen :-)
dj.hunter
weiß ich nicht!
eingetragen von Gast am 14.08.2000 um 22.00
Gerade habe ich mal in die Internetseite des Vereins Deutsche Sprache" hineingeschaut, die man seltsamerweise immer noch unter dem alten Namen VWDS findet. Mein Eindruck ist, daß sich dort sehr wenig tut, die Seite scheint ziemlich tot zu sein. Außer ein paar Zeitungsartikeln über den VDS gibt es keine neuen Informationen. Im Vergleich zu rr.com herrscht dort weitgehend tote Hose.
Eigentlich schade um diese begrüßenswerte Initiative von Walter Krämer und den Mut, mit dem er für die deutsche Sprache eintritt. Seinen Mut und sein Engagement bewundere ich nach wie vor. Um so trauriger finde ich die anpasserische Haltung des VDS gegenüber der Rechtschreibreform. Wieviel lebendiger würde es auf der Internetseite des VDS hergehen, wenn er sich auf die Seite der Rechtschreibreformgegner geschlagen hätte und mit den Freunden der deutschen Sprache ihrer amtlichen" Unterminierung entgegengetreten wäre. Und welchen Bekanntheitsgrad würde der VDS zugleich bekommen. Ich meine, er vertut eine Chance.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 14.08.2000 um 22.00
:(!
Da ich bald wieder zur Schule gehe bin ich ja doch noch betroffen von den neuen Regeln.
Das Problem ist nur, dass <- :) ich teilweise schon nach der neuen Rechtschreibung schreibe und teils nach der alten. Ich hab das Gefühl nie deutsche Grammatik (hilfe da gehts schon los :(((((( ) gelernt zu haben und bin dadurch sehr unsicher.
Da ich in SH wohne möchte ich noch was zur tollen "Volksabstimmung" sagen.
Das war doch eh klar, dass die dort oben die Abstimmung nicht interessiert. Diese Papierverschwendung hätte man sich sparen können.
Ich bin für eine ganz neue Reform. Lasst uns alle Englisch lernen :-)
dj.hunter
weiß ich nicht!
eingetragen von Gast am 12.08.2000 um 22.00
Weiß jemand, warum sich der Großreformer Augst in der jetzigen Diskussion um sein Meisterwerk nicht zu Wort meldet? Nein? Es wird so einiges gemunkelt.
Bei ALDI gibt es für nur 9,98 DM eine Lernsoftware zum Prozentrechnen. Man hört, daß sich Augst diese Software besorgt hat und nun eifrig seine These von 0,05% durch die Reform geänderter Wörter überprüft, ohne ss-Schreibung wohlgemerkt. Hoffentlich ist die Software so fehlerfrei wie die Rechtschreibreform.
Eingeweihte behaupten, Augst wolle der Software nach bestandenem Test, sie muß wieder die 0,05% liefern, ein Qualitätssiegel ausstellen. Sie soll mit dem Qualitätslabel Augst-proofed vertrieben werden. Der Hersteller verspricht sich eine riesige Umsatzsteigerung.
Sauer
eingetragen von Christoph Kukulies am 12.08.2000 um 22.00
Die letzte demokratische Instanz des Tages
scheint ja jetzt der Bundes(eltern)rat zu sein.
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 12.08.2000 um 22.00
Weiß jemand, warum sich der Großreformer Augst in der jetzigen Diskussion um sein Meisterwerk nicht zu Wort meldet? Nein? Es wird so einiges gemunkelt.
Bei ALDI gibt es für nur 9,98 DM eine Lernsoftware zum Prozentrechnen. Man hört, daß sich Augst diese Software besorgt hat und nun eifrig seine These von 0,05% durch die Reform geänderter Wörter überprüft, ohne ss-Schreibung wohlgemerkt. Hoffentlich ist die Software so fehlerfrei wie die Rechtschreibreform.
Eingeweihte behaupten, Augst wolle der Software nach bestandenem Test, sie muß wieder die 0,05% liefern, ein Qualitätssiegel ausstellen. Sie soll mit dem Qualitätslabel Augst-proofed vertrieben werden. Der Hersteller verspricht sich eine riesige Umsatzsteigerung.
Sauer
eingetragen von Christoph Kukulies am 12.08.2000 um 22.00
Die letzte demokratische Instanz des Tages
scheint ja jetzt der Bundes(eltern)rat zu sein.
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 11.08.2000 um 22.00
juko liebe die
juko
juko
eingetragen von Gast am 11.08.2000 um 22.00
Das ist doch wunderbar! Da hatten Politiker und selbsternannte Fachleute gemeint, dem Volk noch einmal etwas unterjubeln zu können. Diesmal: die Rechtschreibreform, wie es so euphemistisch hieß.
Aber nein, es regte sich Widerstand.
Herrlich! Ich hoffe nur, daß das Widerstreben lang genug anhält, Nachahmer bekommt, andere mit Mut ansteckt, sich gutes Deutsch anzueignen (auch eine andere Sprache!), denn diese Sprache ist stark und sogar schön. Widersprechen wir, nennen wir dummes Zeug dumm, lassen wir nicht alles geschehen, was uns vorgesetzt wird, reden wir so, wie wir es meinen, schreiben wir, daß wir sofort und eindeutig verstanden werden.
Viel Kraft allen, die sich dafür einsetzen. Ich bin dabei.
Markus Fischer
Nassauische Str. 17, 10717 Berlin
eingetragen von Gast am 11.08.2000 um 22.00
juko liebe die
juko
juko
eingetragen von Gast am 11.08.2000 um 22.00
Das ist doch wunderbar! Da hatten Politiker und selbsternannte Fachleute gemeint, dem Volk noch einmal etwas unterjubeln zu können. Diesmal: die Rechtschreibreform, wie es so euphemistisch hieß.
Aber nein, es regte sich Widerstand.
Herrlich! Ich hoffe nur, daß das Widerstreben lang genug anhält, Nachahmer bekommt, andere mit Mut ansteckt, sich gutes Deutsch anzueignen (auch eine andere Sprache!), denn diese Sprache ist stark und sogar schön. Widersprechen wir, nennen wir dummes Zeug dumm, lassen wir nicht alles geschehen, was uns vorgesetzt wird, reden wir so, wie wir es meinen, schreiben wir, daß wir sofort und eindeutig verstanden werden.
Viel Kraft allen, die sich dafür einsetzen. Ich bin dabei.
Markus Fischer
Nassauische Str. 17, 10717 Berlin
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2000 um 22.00
ist eine politische Strategie, die um 1982 entwickelt wurde auf der Grundlage einer anatomischen Besonderheit des damaligen Bundeskanzlers: seinem breiten Gesäß. Noch heute sitzt er seine Skandale aus. Reichlich grotesk versuchen nun die Kultusminister, obwohl körperlich dazu nicht gerüstet, auch ihren Rechtschreibskandal auszusitzen. Es reicht aber nur für ein klägliches Kleben am Sessel.
S. Salzburg
.
eingetragen von Gast am 08.08.2000 um 22.00
Wer wegen der Rechtschreibreform an Bauchschmerzen leidet, dem kann jetzt wirkungsvoll geholfen werden:
Bei Bauchschmerzen und Magenkrämpfen trinke man eine Flasche des brandneuen Unterstöger.
Zwei Dinge sind am neuen Unterstöger unverwechselbar: Seine einmalig wohltuende Wirkung und die typische, mit Hellerstroh umwickelte Reformflasche: Immer genau die richtige Menge gegen das reformbedingte Aufstoßen.
Eine Empfehlung Ihrer Süßen Zeitung (SZ).
Sauer
80997 München
eingetragen von langhans am 08.08.2000 um 22.00
Weit oben an der Ostsee, nördlich von Ribnitz-Damgarten bei Stralsund, habe ich einen sehr interessanten, weltoffenen Verlag entdeckt, der seine gesamte Literatur einschließlich der KINDERBÜCHER (!) in richtigem Deutsch, also in der herkömmlichen Schreibung herausgibt. Ich bin so unheimlich froh darüber, daß sich nicht alle Verlage, insbesondere die, die auch Kinderliteratur verlegen, durch den verordneten Schreibunfug haben beirren lassen. Eine kleine Empfehlung gefällig? Sehr gern:
Ein wunderschön produziertes Buch für Kinder so um die 6 ist HUGO UND DER VERLORENE TRAUM, von Bodo Schulenburg und Elinor Weise. Hugo hat seinen Traum verloren. Da verschwinden auch seine Farben, denn eine Welt ohne Träume ist farblos. Nun machen sich alle seine Freunde auf die Suche nach dem verlorenen Traum ...
Spannend wird es in Günter Görlichs Kinderkrimi TIMM UND PEGGY UND DIE FAHRRADBANDE, mit Zeichnungen von Konrad Golz.
SCHEUNEN-VERLAG
Kückenshagen
Kolonie 4
18317 Kückenshagen
038223 - 59-308 (Fax: -309)
scheunen-verlag@t-online.de
www.scheunenverlag.de
Dr. Jürgen Langhans
Karlsruhe
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2000 um 22.00
ist eine politische Strategie, die um 1982 entwickelt wurde auf der Grundlage einer anatomischen Besonderheit des damaligen Bundeskanzlers: seinem breiten Gesäß. Noch heute sitzt er seine Skandale aus. Reichlich grotesk versuchen nun die Kultusminister, obwohl körperlich dazu nicht gerüstet, auch ihren Rechtschreibskandal auszusitzen. Es reicht aber nur für ein klägliches Kleben am Sessel.
S. Salzburg
.
eingetragen von Gast am 08.08.2000 um 22.00
Wer wegen der Rechtschreibreform an Bauchschmerzen leidet, dem kann jetzt wirkungsvoll geholfen werden:
Bei Bauchschmerzen und Magenkrämpfen trinke man eine Flasche des brandneuen Unterstöger.
Zwei Dinge sind am neuen Unterstöger unverwechselbar: Seine einmalig wohltuende Wirkung und die typische, mit Hellerstroh umwickelte Reformflasche: Immer genau die richtige Menge gegen das reformbedingte Aufstoßen.
Eine Empfehlung Ihrer Süßen Zeitung (SZ).
Sauer
80997 München
eingetragen von langhans am 08.08.2000 um 22.00
Weit oben an der Ostsee, nördlich von Ribnitz-Damgarten bei Stralsund, habe ich einen sehr interessanten, weltoffenen Verlag entdeckt, der seine gesamte Literatur einschließlich der KINDERBÜCHER (!) in richtigem Deutsch, also in der herkömmlichen Schreibung herausgibt. Ich bin so unheimlich froh darüber, daß sich nicht alle Verlage, insbesondere die, die auch Kinderliteratur verlegen, durch den verordneten Schreibunfug haben beirren lassen. Eine kleine Empfehlung gefällig? Sehr gern:
Ein wunderschön produziertes Buch für Kinder so um die 6 ist HUGO UND DER VERLORENE TRAUM, von Bodo Schulenburg und Elinor Weise. Hugo hat seinen Traum verloren. Da verschwinden auch seine Farben, denn eine Welt ohne Träume ist farblos. Nun machen sich alle seine Freunde auf die Suche nach dem verlorenen Traum ...
Spannend wird es in Günter Görlichs Kinderkrimi TIMM UND PEGGY UND DIE FAHRRADBANDE, mit Zeichnungen von Konrad Golz.
SCHEUNEN-VERLAG
Kückenshagen
Kolonie 4
18317 Kückenshagen
038223 - 59-308 (Fax: -309)
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www.scheunenverlag.de
Dr. Jürgen Langhans
Karlsruhe
eingetragen von Gast am 07.08.2000 um 22.00
Ein verfrühter, doch glaubhafter Bericht.
Die Rückkehr zur hochdeutschen Rechtschreibung macht den Schülern bis auf wenige Ausnahmen keine Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten sind um so geringer, als die Lehrer aufgefordert sind, hochdeutsche und reformierte Schreibung für mehrere Jahre nebeneinander gelten zu lassen. Probleme haben nur Kinder von Rechtschreibreformern, die nach wie vor so gut wie kein Wort richtig schreiben können. Nach langen Versuchen, diese Kinder doch noch zu integrieren, wurde an einer Hauptschule letztlich entschieden, dem Vater eines der Problemkinder den Wechsel in eine Sonderschule vorzuschlagen. Der Vater ist über diese Entscheidung nicht unglücklich und meint:
Wenn Sie der Ansicht sind, daß er das Zeug dafür hat, habe ich nichts dagegen."
Sauer
eingetragen von Gast am 07.08.2000 um 22.00
Ein verfrühter, doch glaubhafter Bericht.
Die Rückkehr zur hochdeutschen Rechtschreibung macht den Schülern bis auf wenige Ausnahmen keine Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten sind um so geringer, als die Lehrer aufgefordert sind, hochdeutsche und reformierte Schreibung für mehrere Jahre nebeneinander gelten zu lassen. Probleme haben nur Kinder von Rechtschreibreformern, die nach wie vor so gut wie kein Wort richtig schreiben können. Nach langen Versuchen, diese Kinder doch noch zu integrieren, wurde an einer Hauptschule letztlich entschieden, dem Vater eines der Problemkinder den Wechsel in eine Sonderschule vorzuschlagen. Der Vater ist über diese Entscheidung nicht unglücklich und meint:
Wenn Sie der Ansicht sind, daß er das Zeug dafür hat, habe ich nichts dagegen."
Sauer
eingetragen von Gast am 06.08.2000 um 22.00
Wie schreit die Sprache, wenn ihr im Prokrustesbett die Glieder ausgerenkt werden?
Augst, augst, augst, ...
Sauer
eingetragen von Gast am 06.08.2000 um 22.00
Wie schreit die Sprache, wenn ihr im Prokrustesbett die Glieder ausgerenkt werden?
Augst, augst, augst, ...
Sauer
eingetragen von Gast am 05.08.2000 um 22.00
Ich freue mich noch immer darüber, dass es die Rechtschreibreform gibt. Auch bekannt als:
Das haben wir schon immer so gemacht!
Das haben wir noch nie so gemacht!
Da könnte ja jeder kommen!
oder auch:
Früher, was alles besser!
Traurig!
Tobias Enke
Tobias Enke
eingetragen von Reinhard Markner am 05.08.2000 um 22.00
Auf den Netzseiten der zweitgrößten österreichischen Zeitung mit dem irreführenden Namen "Kleine Zeitung" kann abgestimmt werden: www.kleinezeitung.at.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 05.08.2000 um 22.00
an Dieser Stelle Muß Noch Einmal Auf Die Positiven Erfahrungen Mit Der Maßlosen Großschreibung Hingewiesen Werden. tests Mit Dieser Schreibweise An Vielen Grundschulen Zeigen, Daß Sie Gut Angenommen Wird. die Kinder Haben Keine Probleme Damit, Wie Die Lehrer Übereinstimmend Berichten. sie Komme Dem Allgemeinen Bedürfnis Der Kinder Entgegen, Alle Wörter Mit Großbuchstaben Beginnen Zu Lassen. die Kinder Seien Regelrecht Begeistert, Von Dem Zwang, Kleinbuchstaben Am Wortanfang Verwenden Zu Müssen, Befreit Zu Sein. aber Auch Die Notwendigkeit, Den Satzanfang Klein Zu Schreiben, Mache Keine Schwierigkeiten. die Kinder Wüßten, Daß Nach Einem Punkt Oder Ausrufezeichen Der Neue Satz Durch Einen Kleinbuchstaben Eingeleitet Werde. zum Besseren Merken Dieser Regel Hätten Die Kinder Folgenden Netten Reim Erfunden:
"nach Einem Punkt Schreiben Wir Klein,
Und Dann Lassen Wir Die Großen Herein."
die Lehrer Zeigen Wenig Verständnis Dafür, Daß Die Kultusminister Die Großschreibung Nicht Schon Längst Verordnet Haben. daran Erkenne Man Wieder Einmal Die Reformunfähigkeit Unseres Landes. statt Das Notwendige Und Sinnvolle In Angriff Zu Nehmen, Versuche Man Mit Der Wiederentdeckung Längst Veralteter Und Überholter Schreibweisen, Den Marsch Zurück Ins Mittelalter Anzutreten. das Gelte Auch Für Die Sogenannte Gemäßigte Kleinschreibung, Die Nur Von Erzkonservativen Wie Jacob Grimm Vertreten Worden Sei. wie Abgeschmackt Gerade Diese Schreibweise Sei, Werde Auch Daran Deutlich, Daß Der Reichserziehungsminister Rust Mit Ihr Liebäugelte. nein, Die Demokratische Zukunft Liege In Der Großschreibung, An Der Kein Weg Mehr Vorbeiführe. je Früher Sie Eingeführt Werde, Um So Besser, Schon Allein Im Interesse Unserer Kleinsten, Die Sich Sehr Wohl Dabei Fühlten. und Letztlich Solle Man Ihnen Auch Mal Den Spaß Erlauben, Die Erwachsenen Korrigieren Zu Können.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 05.08.2000 um 22.00
Ich freue mich noch immer darüber, dass es die Rechtschreibreform gibt. Auch bekannt als:
Das haben wir schon immer so gemacht!
Das haben wir noch nie so gemacht!
Da könnte ja jeder kommen!
oder auch:
Früher, was alles besser!
Traurig!
Tobias Enke
Tobias Enke
eingetragen von Reinhard Markner am 05.08.2000 um 22.00
Auf den Netzseiten der zweitgrößten österreichischen Zeitung mit dem irreführenden Namen "Kleine Zeitung" kann abgestimmt werden: www.kleinezeitung.at.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 05.08.2000 um 22.00
an Dieser Stelle Muß Noch Einmal Auf Die Positiven Erfahrungen Mit Der Maßlosen Großschreibung Hingewiesen Werden. tests Mit Dieser Schreibweise An Vielen Grundschulen Zeigen, Daß Sie Gut Angenommen Wird. die Kinder Haben Keine Probleme Damit, Wie Die Lehrer Übereinstimmend Berichten. sie Komme Dem Allgemeinen Bedürfnis Der Kinder Entgegen, Alle Wörter Mit Großbuchstaben Beginnen Zu Lassen. die Kinder Seien Regelrecht Begeistert, Von Dem Zwang, Kleinbuchstaben Am Wortanfang Verwenden Zu Müssen, Befreit Zu Sein. aber Auch Die Notwendigkeit, Den Satzanfang Klein Zu Schreiben, Mache Keine Schwierigkeiten. die Kinder Wüßten, Daß Nach Einem Punkt Oder Ausrufezeichen Der Neue Satz Durch Einen Kleinbuchstaben Eingeleitet Werde. zum Besseren Merken Dieser Regel Hätten Die Kinder Folgenden Netten Reim Erfunden:
"nach Einem Punkt Schreiben Wir Klein,
Und Dann Lassen Wir Die Großen Herein."
die Lehrer Zeigen Wenig Verständnis Dafür, Daß Die Kultusminister Die Großschreibung Nicht Schon Längst Verordnet Haben. daran Erkenne Man Wieder Einmal Die Reformunfähigkeit Unseres Landes. statt Das Notwendige Und Sinnvolle In Angriff Zu Nehmen, Versuche Man Mit Der Wiederentdeckung Längst Veralteter Und Überholter Schreibweisen, Den Marsch Zurück Ins Mittelalter Anzutreten. das Gelte Auch Für Die Sogenannte Gemäßigte Kleinschreibung, Die Nur Von Erzkonservativen Wie Jacob Grimm Vertreten Worden Sei. wie Abgeschmackt Gerade Diese Schreibweise Sei, Werde Auch Daran Deutlich, Daß Der Reichserziehungsminister Rust Mit Ihr Liebäugelte. nein, Die Demokratische Zukunft Liege In Der Großschreibung, An Der Kein Weg Mehr Vorbeiführe. je Früher Sie Eingeführt Werde, Um So Besser, Schon Allein Im Interesse Unserer Kleinsten, Die Sich Sehr Wohl Dabei Fühlten. und Letztlich Solle Man Ihnen Auch Mal Den Spaß Erlauben, Die Erwachsenen Korrigieren Zu Können.
Sauer
80997 München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2000 um 22.00
In den Spalten vieler Zeitungen spürt man seit der Rückumstellung der FAZ auf die altbewährte Rechtschreibung immer wieder eine säuerliche bis neidische Kritik an deren erfolgreichem Vorgehen. Da drängt sich mir eine Musikeranekdote auf: Es war bekannt, daß Max Reger beim Komponieren immer ein Glas daneben stehen hatte. Als er wieder einmal ein Werk unter großem Beifall uraufgeführt hatte, meinte ein weniger talentierter Kollege zu ihm: Meine Anerkennung; da haben die geistigen Getränke Sie ja wohl wieder göttlich inspiriert." Darauf fuhr ihn Reger an: Ja, sso ssaufen,s doch auch!"
Manchen Zeitungsredaktionen täte ein beglückendes Besäufnis mit der alten Rechtschreibung sicher auch gut.
S. Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2000 um 22.00
In den Spalten vieler Zeitungen spürt man seit der Rückumstellung der FAZ auf die altbewährte Rechtschreibung immer wieder eine säuerliche bis neidische Kritik an deren erfolgreichem Vorgehen. Da drängt sich mir eine Musikeranekdote auf: Es war bekannt, daß Max Reger beim Komponieren immer ein Glas daneben stehen hatte. Als er wieder einmal ein Werk unter großem Beifall uraufgeführt hatte, meinte ein weniger talentierter Kollege zu ihm: Meine Anerkennung; da haben die geistigen Getränke Sie ja wohl wieder göttlich inspiriert." Darauf fuhr ihn Reger an: Ja, sso ssaufen,s doch auch!"
Manchen Zeitungsredaktionen täte ein beglückendes Besäufnis mit der alten Rechtschreibung sicher auch gut.
S. Salzburg
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.08.2000 um 22.00
Jetzt nehmen die Kultusminister noch unsere Schulkinder
als Geiseln.
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 02.08.2000 um 22.00
Bemerkenwert erscheint im Zusammenhang mit einer Rücknahme der Rechtschreibreform der Hinweis auf die Tatsache, daß an Schulen bereits die neue Schreibung gelehrt würde.
Offenbar halten die Reformbefürworter ein nochmaliges umlernen weniger und überdies maximal lernfähiger Schüler für unzumutbarer als einer riesigen Bevölkerungsmehrheit die Umstellung aufzuzwingen.
Eine reichlich verquere Logik, die eigentlich nur Bürokraten einfallen kann, die mit der Trägheit eines Ötankers lieber auf Grund laufen als eine Kursänderung einzuleiten.
Wizard M
eingetragen von Gast am 02.08.2000 um 22.00
Das ist wirklich erstaunlich, wie die armen Schüler, die eventuell wieder umlernen müßten, jammernd bedauert werden. Ein ähnliches Jammergeschrei war bei der erzwungenen Umstellung in die andere, die falsche Richtung nicht zu hören. Damals mußten Schüler umlernen, die schon bis zu 12 Jahren in Hochdeutsch unterrichtet worden waren. Heute müßten nur die Grundschüler umlernen, ein wahrhaft schwieriges Unterfangen bei dem reichen Schreibwortschatz, über den die 6-10jährigen verfügen! Die anderen Schüler bräuchten nur in eine ihnen schon vertraute Rechtschreibung zurückzuwechseln.
Darauf kann man nur folgern, daß sich das intellektuelle Niveau unserer Jüngsten in den letzten 4 Jahren dramatisch verschlechtert haben muß. Woran mag das liegen? Tschernobyl kann's nicht gewesen sein, das ist schon 15 Jahre her, es muß andere Gründe haben. Welche? Ein Anruf beim statistischen Bundesamt schafft Klarheit.
Sauer, guten Morgen. Ich hätte gerne eine Auskunft darüber, ob Sie eine Statistik über die Geburten haben, aus der die Verteilung nach Bevölkerungsgruppen hervorgeht?"
Ja, eine solche Auswertung der Geburtenzahlen existiert tatsächlich. Was wollen Sie denn genau wissen?"
Ich habe nur eine Frage. Hat es in den letzten 10 Jahren eine signifikante Änderung in dieser Verteilung gegeben. Wurden z. B. in einer Gruppe mehr und in anderen weniger Kinder geboren?"
Interessant, daß Sie gerade auf die letzten 10 Jahre zu sprechen kommen. Da hat sich in der Tat etwas geändert. Wissen Sie, das hat uns selbst auch mächtig überrascht. In den Jahrzehnten davor war ein solcher auffälliger Trend nämlich nicht beobachtet worden. Aber vor 10 Jahren trat plötzlich ein radikaler Umbruch ein."
Wie sah dieser Umbruch aus?"
An einigen Universitätsstandorten wurden auf einmal deutlich mehr Kinder geboren als zuvor. Wir konnten uns das zunächst nicht erklären, bis wir feststellten, daß eine eindeutige Korrelation zwischen einem Kreis von Professoren und dem Kindersegen bestand."
Das ist höchst interessant. Kann man diese Professoren irgendeiner Richtung zuordnen?"
Mittlerweile schon, aber es vergingen Jahre, bis wir drauf kamen. Diese Professoren wirkten lange im heimlichen und waren von außen nicht zu charakterisieren. Erst als sie öffentlich auftraten, erkannten wir, aus welcher Richtung die angestiegene Geburtfreudigkeit stammte."
Und welche Richtung war es?"
Sie werden erstaunt sein, weil man von selbst nie auf den Gedanken kommt: Alle diese Professoren gehörten zur Gruppe der Rechtschreibreformer."
Sauer
80997 München
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.08.2000 um 22.00
Jetzt nehmen die Kultusminister noch unsere Schulkinder
als Geiseln.
Christoph Kukulies
eingetragen von Gast am 02.08.2000 um 22.00
Bemerkenwert erscheint im Zusammenhang mit einer Rücknahme der Rechtschreibreform der Hinweis auf die Tatsache, daß an Schulen bereits die neue Schreibung gelehrt würde.
Offenbar halten die Reformbefürworter ein nochmaliges umlernen weniger und überdies maximal lernfähiger Schüler für unzumutbarer als einer riesigen Bevölkerungsmehrheit die Umstellung aufzuzwingen.
Eine reichlich verquere Logik, die eigentlich nur Bürokraten einfallen kann, die mit der Trägheit eines Ötankers lieber auf Grund laufen als eine Kursänderung einzuleiten.
Wizard M
eingetragen von Gast am 02.08.2000 um 22.00
Das ist wirklich erstaunlich, wie die armen Schüler, die eventuell wieder umlernen müßten, jammernd bedauert werden. Ein ähnliches Jammergeschrei war bei der erzwungenen Umstellung in die andere, die falsche Richtung nicht zu hören. Damals mußten Schüler umlernen, die schon bis zu 12 Jahren in Hochdeutsch unterrichtet worden waren. Heute müßten nur die Grundschüler umlernen, ein wahrhaft schwieriges Unterfangen bei dem reichen Schreibwortschatz, über den die 6-10jährigen verfügen! Die anderen Schüler bräuchten nur in eine ihnen schon vertraute Rechtschreibung zurückzuwechseln.
Darauf kann man nur folgern, daß sich das intellektuelle Niveau unserer Jüngsten in den letzten 4 Jahren dramatisch verschlechtert haben muß. Woran mag das liegen? Tschernobyl kann's nicht gewesen sein, das ist schon 15 Jahre her, es muß andere Gründe haben. Welche? Ein Anruf beim statistischen Bundesamt schafft Klarheit.
Sauer, guten Morgen. Ich hätte gerne eine Auskunft darüber, ob Sie eine Statistik über die Geburten haben, aus der die Verteilung nach Bevölkerungsgruppen hervorgeht?"
Ja, eine solche Auswertung der Geburtenzahlen existiert tatsächlich. Was wollen Sie denn genau wissen?"
Ich habe nur eine Frage. Hat es in den letzten 10 Jahren eine signifikante Änderung in dieser Verteilung gegeben. Wurden z. B. in einer Gruppe mehr und in anderen weniger Kinder geboren?"
Interessant, daß Sie gerade auf die letzten 10 Jahre zu sprechen kommen. Da hat sich in der Tat etwas geändert. Wissen Sie, das hat uns selbst auch mächtig überrascht. In den Jahrzehnten davor war ein solcher auffälliger Trend nämlich nicht beobachtet worden. Aber vor 10 Jahren trat plötzlich ein radikaler Umbruch ein."
Wie sah dieser Umbruch aus?"
An einigen Universitätsstandorten wurden auf einmal deutlich mehr Kinder geboren als zuvor. Wir konnten uns das zunächst nicht erklären, bis wir feststellten, daß eine eindeutige Korrelation zwischen einem Kreis von Professoren und dem Kindersegen bestand."
Das ist höchst interessant. Kann man diese Professoren irgendeiner Richtung zuordnen?"
Mittlerweile schon, aber es vergingen Jahre, bis wir drauf kamen. Diese Professoren wirkten lange im heimlichen und waren von außen nicht zu charakterisieren. Erst als sie öffentlich auftraten, erkannten wir, aus welcher Richtung die angestiegene Geburtfreudigkeit stammte."
Und welche Richtung war es?"
Sie werden erstaunt sein, weil man von selbst nie auf den Gedanken kommt: Alle diese Professoren gehörten zur Gruppe der Rechtschreibreformer."
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 01.08.2000 um 22.00
Unter www.welt.de/forum/umfrage kann man noch bis Sonntag bei der Welt über die Rechtschreibreform abstimmen. Zur Zeit haben etwa 1800 Leser ihr Votum abgegeben, darunter sind 74,6% für die Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung.
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 01.08.2000 um 22.00
eingetragen von Gast am 01.08.2000 um 22.00
Unter www.welt.de/forum/umfrage kann man noch bis Sonntag bei der Welt über die Rechtschreibreform abstimmen. Zur Zeit haben etwa 1800 Leser ihr Votum abgegeben, darunter sind 74,6% für die Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung.
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 01.08.2000 um 22.00
eingetragen von Gast am 31.07.2000 um 22.00
Gibt es eigentlich ein Synonym für Flasche?"
Laß mich mal überlegen. Ich glaube, man kann auch Buddel oder Pulle sagen. Ob das auch überall verstanden wird, weiß ich allerdings nichts."
Buddel oder Pulle klingen irgendwie folkloristisch. Ich suche ein vollwertiges Synonym, das nicht nur von Gewohnheitssäufern verstanden wird. Was könnte man nur nehmen?"
Du, ich glaube, jetzt weiß ich eines für Dich. Nimm Rechtschreibreformer."
Was soll das? Der Vorschlag ist ja wohl nicht ernst gemeint. Wie soll jemand bei Rechtschreibreformer auf den Gedanken kommen, ich würde von einer Flasche reden."
Die Bezeichnung bürgert sich bald ein, darauf kannst Du warten. Zutreffend ist sie auf alle Fälle."
Wieso, das verstehe ich nicht?"
Du brauchst Dir nur eine Flasche vorzustellen. Was kennzeichnet eine Flasche?"
Sie ist innen hohl, hat einen dicken Bauch und ein dünnen Hals."
Richtig, und was noch?"
Mehr fällt mir zur Analogie Rechtschreibreformer = Flasche nicht ein."
Denke einmal nach. Was hat sie oben?"
Oben? Oben hat sie nichts."
Na siehst Du, jetzt ist die Analogie komplett ist. Eine Flasche hat keinen Kopf."
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 31.07.2000 um 22.00
.... in welcher Welt leben Sie denn eigentlich? Sie sollten Sich wirklich mal
ueberlegen, was Sie da so von sich geben, wenn Sie erläutern, dass die Reform ja
"nur in Schulen und Behörden" greift. Was ist mit allen anderen Lokalitäten? Zuhause,
bei der Hausaufgabenunterstützungen, in gemischtsprachigen Firmen (wie bei mir), wo
die Arbeitnehmer verzweifeln am deutschen Schwachfug und ihre Mitteilungen lieber in
englischer Sprache verfassen; in Publikationen, Verlagen, wunderbarer Literatur???
Wahrscheinlich leben Sie auf dem gleichen Planeten wie unsere Kultus- und Bildungsminister,
die immer noch hartnäckig darauf pochen, dass die Rechtschreibreform die grösste Errungenschaft
der deutschen Gegenwartsgeschichte ist. Schade, dass ich Ihre Zuschrift nicht schon
früher gelesen habe.
Beste Grüsse
Monika Grünwald
eingetragen von Gast am 31.07.2000 um 22.00
Gibt es eigentlich ein Synonym für Flasche?"
Laß mich mal überlegen. Ich glaube, man kann auch Buddel oder Pulle sagen. Ob das auch überall verstanden wird, weiß ich allerdings nichts."
Buddel oder Pulle klingen irgendwie folkloristisch. Ich suche ein vollwertiges Synonym, das nicht nur von Gewohnheitssäufern verstanden wird. Was könnte man nur nehmen?"
Du, ich glaube, jetzt weiß ich eines für Dich. Nimm Rechtschreibreformer."
Was soll das? Der Vorschlag ist ja wohl nicht ernst gemeint. Wie soll jemand bei Rechtschreibreformer auf den Gedanken kommen, ich würde von einer Flasche reden."
Die Bezeichnung bürgert sich bald ein, darauf kannst Du warten. Zutreffend ist sie auf alle Fälle."
Wieso, das verstehe ich nicht?"
Du brauchst Dir nur eine Flasche vorzustellen. Was kennzeichnet eine Flasche?"
Sie ist innen hohl, hat einen dicken Bauch und ein dünnen Hals."
Richtig, und was noch?"
Mehr fällt mir zur Analogie Rechtschreibreformer = Flasche nicht ein."
Denke einmal nach. Was hat sie oben?"
Oben? Oben hat sie nichts."
Na siehst Du, jetzt ist die Analogie komplett ist. Eine Flasche hat keinen Kopf."
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 31.07.2000 um 22.00
.... in welcher Welt leben Sie denn eigentlich? Sie sollten Sich wirklich mal
ueberlegen, was Sie da so von sich geben, wenn Sie erläutern, dass die Reform ja
"nur in Schulen und Behörden" greift. Was ist mit allen anderen Lokalitäten? Zuhause,
bei der Hausaufgabenunterstützungen, in gemischtsprachigen Firmen (wie bei mir), wo
die Arbeitnehmer verzweifeln am deutschen Schwachfug und ihre Mitteilungen lieber in
englischer Sprache verfassen; in Publikationen, Verlagen, wunderbarer Literatur???
Wahrscheinlich leben Sie auf dem gleichen Planeten wie unsere Kultus- und Bildungsminister,
die immer noch hartnäckig darauf pochen, dass die Rechtschreibreform die grösste Errungenschaft
der deutschen Gegenwartsgeschichte ist. Schade, dass ich Ihre Zuschrift nicht schon
früher gelesen habe.
Beste Grüsse
Monika Grünwald
eingetragen von Gast am 30.07.2000 um 22.00
Als Physiklehrer, der mit Massen und Maßen sehr viel zu tun hat, gebe ich zu bedenken, wie solch eine Sprachverwirrung im 20. jahrhundetr noch verbreitet wird.
Heißt nicht der Papstbeiname nach der Weissagung des hl. malachias "de laboris solis". - Ich habe mir diese Wendung von einem ehem. R
Rektor einer höheren Schule übersetzen lassen: "geistige FFinsternis"!
Im übrigen empfehle ich allen meine Webseiten:
http://home.t-online.de/home/dl1nad/
Gute beserunk
wünscht
Josef Hausmann
Josef Hausmann
Weinstr. 8, 91785 Pleinfeld
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2000 um 22.00
Millionen Fernsehzuschauer werden künftig am ersten Donnerstag jedes Monats fiebernd die Ergebnisse des neuen Rechtschreiblottos erwarten. Dann nämlich wird unter notarieller Aufsicht die für diesen Monat gültige Rechtschreibung gezogen. Zur Auswahl stehen alle zurzeit verwendeten Schreibvarianten. Wer mit seiner Rechtschreibung richtig getippt hat, erhält eine zehnbändige Prachtausgabe mit volkstümlicher Darstellung der wertvollsten antiken Rechtschreibungen des letzten Jahres, von Tschibo bis Bertelsmann. Die Bundesministerin für Bundesbildung, Buhlmann, will mit diesem Staatslotto die Akzeptanz der neuen Rechtschreibungen erhöhen und zugleich dem von Rechtschreib- und Volksfeind Denk iniziierten Preisausschreiben zur Findung des dümmsten Werbespruches für die Neuschreibung das Wasser abgraben. (Yuppi-Ei)
S. Salzburg
eingetragen von Gast am 30.07.2000 um 22.00
Als Physiklehrer, der mit Massen und Maßen sehr viel zu tun hat, gebe ich zu bedenken, wie solch eine Sprachverwirrung im 20. jahrhundetr noch verbreitet wird.
Heißt nicht der Papstbeiname nach der Weissagung des hl. malachias "de laboris solis". - Ich habe mir diese Wendung von einem ehem. R
Rektor einer höheren Schule übersetzen lassen: "geistige FFinsternis"!
Im übrigen empfehle ich allen meine Webseiten:
http://home.t-online.de/home/dl1nad/
Gute beserunk
wünscht
Josef Hausmann
Josef Hausmann
Weinstr. 8, 91785 Pleinfeld
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2000 um 22.00
Millionen Fernsehzuschauer werden künftig am ersten Donnerstag jedes Monats fiebernd die Ergebnisse des neuen Rechtschreiblottos erwarten. Dann nämlich wird unter notarieller Aufsicht die für diesen Monat gültige Rechtschreibung gezogen. Zur Auswahl stehen alle zurzeit verwendeten Schreibvarianten. Wer mit seiner Rechtschreibung richtig getippt hat, erhält eine zehnbändige Prachtausgabe mit volkstümlicher Darstellung der wertvollsten antiken Rechtschreibungen des letzten Jahres, von Tschibo bis Bertelsmann. Die Bundesministerin für Bundesbildung, Buhlmann, will mit diesem Staatslotto die Akzeptanz der neuen Rechtschreibungen erhöhen und zugleich dem von Rechtschreib- und Volksfeind Denk iniziierten Preisausschreiben zur Findung des dümmsten Werbespruches für die Neuschreibung das Wasser abgraben. (Yuppi-Ei)
S. Salzburg
eingetragen von Gast am 29.07.2000 um 22.00
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsbiburg
Tel/Fax: 08741 6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
eingetragen von anonymer Gast am 29.07.2000 um 22.00
Wenn das Ziel der sogenannten Reform eine einheitliche Schreibung im deutschen Sprachraum sein soll, ist das Projekt ja wohl gründlich in die Hose gegangen!
Christoph Naue
Wien XVIII
eingetragen von Gast am 29.07.2000 um 22.00
Peter W. Forster, StD
Lerchenstraße 9
84137 Vilsbiburg
Tel/Fax: 08741 6810
e-mail: pw.forster@t-online.de
eingetragen von anonymer Gast am 29.07.2000 um 22.00
Wenn das Ziel der sogenannten Reform eine einheitliche Schreibung im deutschen Sprachraum sein soll, ist das Projekt ja wohl gründlich in die Hose gegangen!
Christoph Naue
Wien XVIII
eingetragen von Theodor Ickler am 28.07.2000 um 22.00
Inzwischen scheint sich etwas geändert zu haben, und mein Verdacht gegenüber der FAZ-Umfragetechnik hat sich gelegt. Man sollte jede Zeitung zu einer solchen Umfrage auffordern und natürlich auch dazu, aus den Eregbnissen Konsequenzen zu ziehen. Das ist ein starkes Argument, weil niemand etwas gegen Umfragen haben kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Theodor Ickler am 28.07.2000 um 22.00
Inzwischen scheint sich etwas geändert zu haben, und mein Verdacht gegenüber der FAZ-Umfragetechnik hat sich gelegt. Man sollte jede Zeitung zu einer solchen Umfrage auffordern und natürlich auch dazu, aus den Eregbnissen Konsequenzen zu ziehen. Das ist ein starkes Argument, weil niemand etwas gegen Umfragen haben kann.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 27.07.2000 um 22.00
Anders als gewöhnlich sind jetzt Artikel der F.A.Z. zum Thema Rückkehr zur Rechtschreibung unter www.faz.de zu lesen und gegebenenfalls weiterzuverbreiten. Noch allerdings bedient sich die Redaktion des Neuschriebs, was reichlich anachronistisch wirkt. Immerhin aber gibt es an gleicher Stelle auch orthographisch korrekte Texte -- auf englisch, aus der F.A.Z.-Beilage zur "Herald Tribune".
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin, 030/822 28 57
eingetragen von Theodor Ickler am 27.07.2000 um 22.00
Auf der neuen Diskussionsseite der FAZ (www.faz.de) kann man auch abstimmen, ob man die Rückkehr zur "alten" Rechtschreibung befürwortet oder nicht. Seltsamerweise findet man dort im Zwischenergebnis nahezu 40 Prozent Anhänger der Reform. Ich habe den Verdacht, daß hier eine Zahl Reformbetreiber am Werk ist, um das Ergebnis zu verfälschen, denn die sonstige Erfahrung spricht ganz klar gegen solche Zahlenverhältnisse.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Reinhard Markner am 27.07.2000 um 22.00
Anders als gewöhnlich sind jetzt Artikel der F.A.Z. zum Thema Rückkehr zur Rechtschreibung unter www.faz.de zu lesen und gegebenenfalls weiterzuverbreiten. Noch allerdings bedient sich die Redaktion des Neuschriebs, was reichlich anachronistisch wirkt. Immerhin aber gibt es an gleicher Stelle auch orthographisch korrekte Texte -- auf englisch, aus der F.A.Z.-Beilage zur "Herald Tribune".
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin, 030/822 28 57
eingetragen von Theodor Ickler am 27.07.2000 um 22.00
Auf der neuen Diskussionsseite der FAZ (www.faz.de) kann man auch abstimmen, ob man die Rückkehr zur "alten" Rechtschreibung befürwortet oder nicht. Seltsamerweise findet man dort im Zwischenergebnis nahezu 40 Prozent Anhänger der Reform. Ich habe den Verdacht, daß hier eine Zahl Reformbetreiber am Werk ist, um das Ergebnis zu verfälschen, denn die sonstige Erfahrung spricht ganz klar gegen solche Zahlenverhältnisse.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Unbedingt mitmachen: Umfrage zur Rechtschreibreform bei T-online.de. Bisher haben über 11.000 Personen abgestimmt. Mehr als 78 Prozent sind dagegen!
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass diese Seiten unterstellen, alle Deutsch-sprachigen Menschen müssten nun die neuen Regeln anwenden.
Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, dass diese Rechtschreibreform nur dort bindenden Charakter hat, wo der Staat auch Regelungskompentenz besitzt - in Behörden und Schulen.
Dass die Medien sich der neuen Reform angepasst haben geschah aus Rücksicht auf die Schüler, die die neuen Regeln lernen und dann auch in der Öffentlichkeit diese Regeln wieder finden sollen.
Im übrigen kann jeder Mensch schreiben wie er möchte - es gibt sonst keine verpflichtende Rechtschreibung.
Sprache ist immer Veränderungen unterworfen und diese Reform ist schlicht und einfach nur eine Gewöhnungssache.
Natürlich könnte auch ich einen Verein gründen, der sich der Rechtschreibung zu z. B. Goethes Zeiten verpflichtet sieht und diese frühere Schreibung als die einzig wahre zu verkaufen. Nur muss ich nicht erwarten, dass mir dann alle folgen.
Im übrigen sollten man auch akzeptieren, dass sich für neue Begriffe Fremdwörter in Sprachen etablieren, in denen es keinen adäquaten Begriff gibt. Deshalb habe ich eine eMail-Adresse und keine Netz-Anschrift!
Sebastian Stoppe
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Es kann ja wohl nicht sein, daß eine Rechtschreibreform aufgrund zahlreicher wenig sinnvoller Schreibalternativen und unausgegorener Regeln dutzendweise Hausorthographien hervorbringt und jeden provoziert, zu schreiben wie er "möchte". Wozu denn dann ein Regelwerk, und wozu ein Rechtschreibunterricht?
Stefan Metzler-Dinhobl
Wien
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2000 um 22.00
Ach, Herr Stoppe, Sie glänzen durch Einfalt! Lehrer, Beamte, Journalisten, Wissenschaftler (im Staatsdienstauftrag), Freiberufler (die für öffentliche Auftraggeber arbeiten), Juristen (die neue Gesetze heranziehen), Eltern (die ihren Kindern helfen), einfache Zeitungsleser – sie alle stehen unter dem Zwangsdiktat des Neuschriebs und dürfen dann nach Feierabend ein paar persönliche Zeilen in ihrer geliebten alten Rechtschreibung zu Papier bringen, wenn sie es noch können – Sancta Simplicitas! Aber Sie stehen mit Ihrer Naivität nicht allein, das Bundesverfassungsgericht ist ganz auf Ihrer Seite.
S. Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2000 um 22.00
Nach einem Jahr der Zwangsmissionierung durch Presse und Medien wissen die Leute ziemlich genau, wie Neue Rechtschreibung" aussieht, auch wenn sie nicht alle Feinheiten (oder besser Unfeinheiten) des Neuschriebs durchschauen. Sie können sich daher ein Urteil bilden. Dieses Protestpotential stellt eine erhebliche Gefahr für unsere orthographisch-bürokratische Grundordnung dar.
Deswegen sollten durch eine Verfassungsänderung die Prinzipien der bürokratischen Demokratie ausgebaut werden.
Art. 1 Bundeskanzler wird, wer mit mindestens 75 Prozent aller gültigen Stimmen gewählt wird. Wird der erforderliche Stimmenanteil nicht erreicht, dann entscheidet das Los. Eine Niete gilt als gewählt.
Art. 2 Gültige Rechtschreibung wird diejenige, gegen die mindesten 75 Prozent aller Wahlberechtigten stimmen. Wird dieser Stimmenanteil nicht erreicht, dann entscheidet Gerhard Augst. Diese Wahl gilt als Niete.
S. Salzburg
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Unbedingt mitmachen: Umfrage zur Rechtschreibreform bei T-online.de. Bisher haben über 11.000 Personen abgestimmt. Mehr als 78 Prozent sind dagegen!
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass diese Seiten unterstellen, alle Deutsch-sprachigen Menschen müssten nun die neuen Regeln anwenden.
Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, dass diese Rechtschreibreform nur dort bindenden Charakter hat, wo der Staat auch Regelungskompentenz besitzt - in Behörden und Schulen.
Dass die Medien sich der neuen Reform angepasst haben geschah aus Rücksicht auf die Schüler, die die neuen Regeln lernen und dann auch in der Öffentlichkeit diese Regeln wieder finden sollen.
Im übrigen kann jeder Mensch schreiben wie er möchte - es gibt sonst keine verpflichtende Rechtschreibung.
Sprache ist immer Veränderungen unterworfen und diese Reform ist schlicht und einfach nur eine Gewöhnungssache.
Natürlich könnte auch ich einen Verein gründen, der sich der Rechtschreibung zu z. B. Goethes Zeiten verpflichtet sieht und diese frühere Schreibung als die einzig wahre zu verkaufen. Nur muss ich nicht erwarten, dass mir dann alle folgen.
Im übrigen sollten man auch akzeptieren, dass sich für neue Begriffe Fremdwörter in Sprachen etablieren, in denen es keinen adäquaten Begriff gibt. Deshalb habe ich eine eMail-Adresse und keine Netz-Anschrift!
Sebastian Stoppe
eingetragen von Gast am 26.07.2000 um 22.00
Es kann ja wohl nicht sein, daß eine Rechtschreibreform aufgrund zahlreicher wenig sinnvoller Schreibalternativen und unausgegorener Regeln dutzendweise Hausorthographien hervorbringt und jeden provoziert, zu schreiben wie er "möchte". Wozu denn dann ein Regelwerk, und wozu ein Rechtschreibunterricht?
Stefan Metzler-Dinhobl
Wien
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2000 um 22.00
Ach, Herr Stoppe, Sie glänzen durch Einfalt! Lehrer, Beamte, Journalisten, Wissenschaftler (im Staatsdienstauftrag), Freiberufler (die für öffentliche Auftraggeber arbeiten), Juristen (die neue Gesetze heranziehen), Eltern (die ihren Kindern helfen), einfache Zeitungsleser – sie alle stehen unter dem Zwangsdiktat des Neuschriebs und dürfen dann nach Feierabend ein paar persönliche Zeilen in ihrer geliebten alten Rechtschreibung zu Papier bringen, wenn sie es noch können – Sancta Simplicitas! Aber Sie stehen mit Ihrer Naivität nicht allein, das Bundesverfassungsgericht ist ganz auf Ihrer Seite.
S. Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2000 um 22.00
Nach einem Jahr der Zwangsmissionierung durch Presse und Medien wissen die Leute ziemlich genau, wie Neue Rechtschreibung" aussieht, auch wenn sie nicht alle Feinheiten (oder besser Unfeinheiten) des Neuschriebs durchschauen. Sie können sich daher ein Urteil bilden. Dieses Protestpotential stellt eine erhebliche Gefahr für unsere orthographisch-bürokratische Grundordnung dar.
Deswegen sollten durch eine Verfassungsänderung die Prinzipien der bürokratischen Demokratie ausgebaut werden.
Art. 1 Bundeskanzler wird, wer mit mindestens 75 Prozent aller gültigen Stimmen gewählt wird. Wird der erforderliche Stimmenanteil nicht erreicht, dann entscheidet das Los. Eine Niete gilt als gewählt.
Art. 2 Gültige Rechtschreibung wird diejenige, gegen die mindesten 75 Prozent aller Wahlberechtigten stimmen. Wird dieser Stimmenanteil nicht erreicht, dann entscheidet Gerhard Augst. Diese Wahl gilt als Niete.
S. Salzburg
eingetragen von Gast am 25.07.2000 um 22.00
So einen quatsch kann sich auch nur eine eigentlich renomierte zeitung
wie die faz leisten, bei jeder anderen zeitung hätte man gesagen:
"Arme irre!" Ich bekomme eine gänsehaut bei soviel unflexiblen
denkens. Noch eine anmerkung zu eurer umfrage, die ja wohl mehr als
peinlich ist: die fragen sind einseitig und suggestiv zu gunsten der
überkommenen rechtschreibung. Ich habe meine meinung dort nicht angeben
können!
So jetzt bin ich doch mal gespannt, wie viel meinungsfreiheit
auf euren seiten herrscht!
P.s.: Wie ihr sehen könnt, hoffe ich, dass in einigen jahren auch die groß-
und kleinschreibung abgeschafft wird! Ich freue mich schon auf diese
zeiten
claudia r.
ich will ja keine bombendrohungen
eingetragen von anonymer Gast am 25.07.2000 um 22.00
Auf der Suche im Internet nach diesem Ernst Augst sind wir endlich auf Ihrer Homepage fündig geworden. Wir, das sind eine Gruppe von in Deutschland lebenden Türken, die heftig gegen Beleidigungen der Türkei protestieren. Eine weitere Schmähung der Türkei wie auf der Expo in Hannover durch dieses Flegel Ernst Augst werden wir nicht ohne Rache dulden. Augst, wir warnen dich vor ähnlichen schmutzigen und abstoßenden Aktionen.
Ahmet
Mönchengladbach
eingetragen von Gast am 25.07.2000 um 22.00
Ein Mann, drangsaliert von seinen Vorgesetzten, die deformierte Rechtschreibung zu verwenden, will sich beim Büro der Kultusministerkonferenz erkundigen, ob das Verlangen seiner Vorgesetzten rechtmäßig ist. Er ruft an und möchte mit der Reformkommission verbunden werden. Eine freundliche Stimme antwortet ihm:
Die Reformkommission wurde kürzlich auf Beschluß der Kultusminister aufgelöst. Ihr Büro wurde geschlossen. Kann ich Sie mit jemand anderem verbinden?"
Nein, danke. Aber sagen Sie mir noch, was aus der Reform jetzt wird. Sollte sie nicht noch einmal überarbeitet werden?"
Mit der Auflösung der Kommission hat sich auch die Schreibreform erledigt. Die neuen Schreibregeln haben sich als ungeeignet und falsch erwiesen. Die Kultusminister haben beschlossen, die bisherige Rechtschreibung auch in den Schulen wieder lehren zu lassen."
Oh, vielen Dank für diese Auskunft." Er legt auf.
Wenige Minuten später klingelt das Telefon erneut.
Büro der Kultusministerkonferenz. Womit kann ich Ihnen dienen?"
Ich hätte gerne mit der Rechtschreibkommission gesprochen. Könnten Sie mich vermitteln?"
Sie haben doch eben erst angerufen. Da habe ich Ihnen doch schon gesagt, daß die Kommission abgeschafft wurde. Es gibt sie nicht mehr."
Stimmt das wirklich?"
Selbstverständlich. Glauben Sie, ich wollte Sie anlügen?"
Nein, das glaube ich nicht. Ich wollte mich bloß vergewissern. Also dann auf wiederhören."
Ein paar Minuten bleibt es still, dann schrillt das Telefon erneut.
Büro der Kultusministerkonferenz. Womit kann ich Ihnen dienen?"
Ich hätte da eine Frage an die Rechtschreibkommission. Wäre es möglich, daß ich einem Mitglied der Kommission diese Frage stellen könnte?"
Jetzt habe ich Ihnen schon zweimal gesagt, daß es keine Kommission mehr gibt. Aus und vorbei, die Mitglieder wurden nach Hause geschickt. Ihr Büro wurde geschlossen. Sie verstehen: Kommission kaputt. Warum rufen Sie dauernd an, begreifen Sie nicht, was ich Ihnen sage?"
Doch, ich begreife es vollständig. Aber ich freue mich so, daß ich es immer wieder hören könnte."
Sauer (aus dem Forum übertragen)
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 25.07.2000 um 22.00
So einen quatsch kann sich auch nur eine eigentlich renomierte zeitung
wie die faz leisten, bei jeder anderen zeitung hätte man gesagen:
"Arme irre!" Ich bekomme eine gänsehaut bei soviel unflexiblen
denkens. Noch eine anmerkung zu eurer umfrage, die ja wohl mehr als
peinlich ist: die fragen sind einseitig und suggestiv zu gunsten der
überkommenen rechtschreibung. Ich habe meine meinung dort nicht angeben
können!
So jetzt bin ich doch mal gespannt, wie viel meinungsfreiheit
auf euren seiten herrscht!
P.s.: Wie ihr sehen könnt, hoffe ich, dass in einigen jahren auch die groß-
und kleinschreibung abgeschafft wird! Ich freue mich schon auf diese
zeiten
claudia r.
ich will ja keine bombendrohungen
eingetragen von anonymer Gast am 25.07.2000 um 22.00
Auf der Suche im Internet nach diesem Ernst Augst sind wir endlich auf Ihrer Homepage fündig geworden. Wir, das sind eine Gruppe von in Deutschland lebenden Türken, die heftig gegen Beleidigungen der Türkei protestieren. Eine weitere Schmähung der Türkei wie auf der Expo in Hannover durch dieses Flegel Ernst Augst werden wir nicht ohne Rache dulden. Augst, wir warnen dich vor ähnlichen schmutzigen und abstoßenden Aktionen.
Ahmet
Mönchengladbach
eingetragen von Gast am 25.07.2000 um 22.00
Ein Mann, drangsaliert von seinen Vorgesetzten, die deformierte Rechtschreibung zu verwenden, will sich beim Büro der Kultusministerkonferenz erkundigen, ob das Verlangen seiner Vorgesetzten rechtmäßig ist. Er ruft an und möchte mit der Reformkommission verbunden werden. Eine freundliche Stimme antwortet ihm:
Die Reformkommission wurde kürzlich auf Beschluß der Kultusminister aufgelöst. Ihr Büro wurde geschlossen. Kann ich Sie mit jemand anderem verbinden?"
Nein, danke. Aber sagen Sie mir noch, was aus der Reform jetzt wird. Sollte sie nicht noch einmal überarbeitet werden?"
Mit der Auflösung der Kommission hat sich auch die Schreibreform erledigt. Die neuen Schreibregeln haben sich als ungeeignet und falsch erwiesen. Die Kultusminister haben beschlossen, die bisherige Rechtschreibung auch in den Schulen wieder lehren zu lassen."
Oh, vielen Dank für diese Auskunft." Er legt auf.
Wenige Minuten später klingelt das Telefon erneut.
Büro der Kultusministerkonferenz. Womit kann ich Ihnen dienen?"
Ich hätte gerne mit der Rechtschreibkommission gesprochen. Könnten Sie mich vermitteln?"
Sie haben doch eben erst angerufen. Da habe ich Ihnen doch schon gesagt, daß die Kommission abgeschafft wurde. Es gibt sie nicht mehr."
Stimmt das wirklich?"
Selbstverständlich. Glauben Sie, ich wollte Sie anlügen?"
Nein, das glaube ich nicht. Ich wollte mich bloß vergewissern. Also dann auf wiederhören."
Ein paar Minuten bleibt es still, dann schrillt das Telefon erneut.
Büro der Kultusministerkonferenz. Womit kann ich Ihnen dienen?"
Ich hätte da eine Frage an die Rechtschreibkommission. Wäre es möglich, daß ich einem Mitglied der Kommission diese Frage stellen könnte?"
Jetzt habe ich Ihnen schon zweimal gesagt, daß es keine Kommission mehr gibt. Aus und vorbei, die Mitglieder wurden nach Hause geschickt. Ihr Büro wurde geschlossen. Sie verstehen: Kommission kaputt. Warum rufen Sie dauernd an, begreifen Sie nicht, was ich Ihnen sage?"
Doch, ich begreife es vollständig. Aber ich freue mich so, daß ich es immer wieder hören könnte."
Sauer (aus dem Forum übertragen)
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2000 um 22.00
Gerade hat sich Bundeskanzler Schröder in die Belange eines fremden Landes (Jugoslawien), eingemischt und es mit dem Dritten Reich verglichen, weil dessen Parlament seinem Präsidenten eine weitere Amtszeit ermöglichte. Als dagegen ein deutsches Parlament gegen einen demokratischen [!] Volksentscheid die ss-Schreibreform durchsetzte, kam aus dem Kanzleramt nur ein freudiges, mühsam unterdrücktes Glucksen. Liegt das daran, daß bei Schröder Kopf und Bauch vertauscht sind, wie seine Äußerung, die Argumente für die Reform kann ich im Kopf nachvollziehen, aber nicht im Bauch" vermuten läßt? Leute mit normaler Anordnung der Denkorgane können die Reform" im Kopf nicht nachvollziehen und leiden im übrigen an Bauchschmerzen.
S.Salzburg
eingetragen von Gast am 24.07.2000 um 22.00
HURRA !!!
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) kehrt zu den alten Rechtschreibregeln zurück.
Es ist geschafft, die alten Antidemokraten der Kultusministerkonferenz konnten sich NICHT gegen den Willen des Volkes durchsetzen.
90 % aller Deutschen (und ich) schreiben immer noch und auch weiter nach den bisher gültigen Regeln.
Karl-Heinz Enzenberger
Pfaffenhofen/Ilm
Karl-Heinz Enzenberger
Am Weiherfeld 30a, 85276 Pfaffenhofen/Ilm
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2000 um 22.00
Gerade hat sich Bundeskanzler Schröder in die Belange eines fremden Landes (Jugoslawien), eingemischt und es mit dem Dritten Reich verglichen, weil dessen Parlament seinem Präsidenten eine weitere Amtszeit ermöglichte. Als dagegen ein deutsches Parlament gegen einen demokratischen [!] Volksentscheid die ss-Schreibreform durchsetzte, kam aus dem Kanzleramt nur ein freudiges, mühsam unterdrücktes Glucksen. Liegt das daran, daß bei Schröder Kopf und Bauch vertauscht sind, wie seine Äußerung, die Argumente für die Reform kann ich im Kopf nachvollziehen, aber nicht im Bauch" vermuten läßt? Leute mit normaler Anordnung der Denkorgane können die Reform" im Kopf nicht nachvollziehen und leiden im übrigen an Bauchschmerzen.
S.Salzburg
eingetragen von Gast am 24.07.2000 um 22.00
HURRA !!!
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) kehrt zu den alten Rechtschreibregeln zurück.
Es ist geschafft, die alten Antidemokraten der Kultusministerkonferenz konnten sich NICHT gegen den Willen des Volkes durchsetzen.
90 % aller Deutschen (und ich) schreiben immer noch und auch weiter nach den bisher gültigen Regeln.
Karl-Heinz Enzenberger
Pfaffenhofen/Ilm
Karl-Heinz Enzenberger
Am Weiherfeld 30a, 85276 Pfaffenhofen/Ilm
eingetragen von Gast am 23.07.2000 um 22.00
Hallo zusammen!
Das darf ja wohl nicht wahr sein:
Langsam gewöhnt man sich an diese
schei... neuen Regeln und jetzt das!
Öfter mal was neues scheint das Motto
dieser Jungs zu sein - könnte ja langweilig
werden. Nicht nur das die alte -neue- Reform
der absolute Griff ins Klo war, die alles nur
verkompliziert als vereinfacht hat. Beste
Beispiel ist das berühmte DAß. Kann man nicht
einfach sagen, dass wir das ß von der Tastatur
verbannen und nicht mehr benutzen und dass wir
das DAS nur noch mit einem s schreiben?
NEIN, anscheinend nicht, das wär ja zu einfach.
Die Leute sollen beim Schreiben ja auch Ihre Freude haben....
Also mir persönlich geht diese ganze Diskussion
am Allerwertesten vorbei und von heute an schreibe
ich wie ich will!
UND DESHALB MEINE FORDERUNG:
OFFENER BOYKOTT GEGEN SÄMTLICHE VERKORKSTEN REFORMEN!!!
Meiner Meinung nach sollte das jeder so handhaben, um
diesen Deppen endlich mal zu zeigen, dass wir nich alles
mit uns machen lassen. Es scheint wirklich so, als dass
man sämtliches logisches Denken verliert sobald man
in den Beamtenstand gehoben wird. Das zeigen jedenfalls
sämtliche Entscheidungen in letzter Zeit!
Sebastian
Niedersachsen
eingetragen von Gast am 23.07.2000 um 22.00
Ich persönlich ziehe der Netzpost die Strompost vor. Allerdings ließe sich die Netzpost für die Webmail brauchen, die man gleich auf der entsprechenden Homepage verfaßt. Was übrigens die Eindeutschungen aufgrund des Lautwertes betrifft, so finde ich Mehlschreiben seltsam verführerisch, ohne daß ich sagen könnte, warum.
Stefan Metzler-Dinhobl
Wien
eingetragen von Gast am 23.07.2000 um 22.00
Hallo zusammen!
Das darf ja wohl nicht wahr sein:
Langsam gewöhnt man sich an diese
schei... neuen Regeln und jetzt das!
Öfter mal was neues scheint das Motto
dieser Jungs zu sein - könnte ja langweilig
werden. Nicht nur das die alte -neue- Reform
der absolute Griff ins Klo war, die alles nur
verkompliziert als vereinfacht hat. Beste
Beispiel ist das berühmte DAß. Kann man nicht
einfach sagen, dass wir das ß von der Tastatur
verbannen und nicht mehr benutzen und dass wir
das DAS nur noch mit einem s schreiben?
NEIN, anscheinend nicht, das wär ja zu einfach.
Die Leute sollen beim Schreiben ja auch Ihre Freude haben....
Also mir persönlich geht diese ganze Diskussion
am Allerwertesten vorbei und von heute an schreibe
ich wie ich will!
UND DESHALB MEINE FORDERUNG:
OFFENER BOYKOTT GEGEN SÄMTLICHE VERKORKSTEN REFORMEN!!!
Meiner Meinung nach sollte das jeder so handhaben, um
diesen Deppen endlich mal zu zeigen, dass wir nich alles
mit uns machen lassen. Es scheint wirklich so, als dass
man sämtliches logisches Denken verliert sobald man
in den Beamtenstand gehoben wird. Das zeigen jedenfalls
sämtliche Entscheidungen in letzter Zeit!
Sebastian
Niedersachsen
eingetragen von Gast am 23.07.2000 um 22.00
Ich persönlich ziehe der Netzpost die Strompost vor. Allerdings ließe sich die Netzpost für die Webmail brauchen, die man gleich auf der entsprechenden Homepage verfaßt. Was übrigens die Eindeutschungen aufgrund des Lautwertes betrifft, so finde ich Mehlschreiben seltsam verführerisch, ohne daß ich sagen könnte, warum.
Stefan Metzler-Dinhobl
Wien
eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.07.2000 um 22.00
Sprache selbst ist ein Geflecht und ein (auch Sicherheits-)Netz: Sobald ein Kind gelernt hat, was Tür bedeutet und Schuh und Haus, fällt ihm das Lernen weiterer Wörter, etwa von Haustür, Hausschuh und Schuhhaus, nicht mehr schwer.
Eine große Leistung unserer Sprache ist ihre leichte Lernbarkeit; muß doch ein Abiturient, soll er mit 19 Jahren 70.000 Wörter kennen, von seinem zweiten Lebensjahr an 17 Jahre lang 70.000/((19-2)*365) = 11 Wörter täglich lernen, auch sonn- und feiertags und in den Ferien. Als 15jähriger hatte ich Spaß daran, die Wörter Hexamethylentetramin, Azetylbenzochlorid und später dann noch Desoxyribonukleinsäure und Lysergsäurediäthalamid zu können; aber von denen schaffte ich nicht 11 an einem Tag.
Nur frage man eine Abiturklasse, was die nicht-verwobenen Wörter lobby, duma, windjammer, browser, feature, essay, laptop, desktop, server bedeuten; man frage, wie Föjetong, Lübien (nein: Libüen!) und Sieluette geschrieben werden (Feuilleton, Libyen und Silhouette); das Ergebnis dürfte ernüchternd sein.
Nehmen wir mal den windjammer: Als Bub konnte ich nie verstehen, was an unserem Stolz der Meere letztlich so jammervoll sein sollte, bis ich ganz mutig in einem Englisch-Wörterbuch nachschaute: to jam heißt unter anderem schieben, und mir ging ein Kronleuchter auf. Zwar ist hier auch im Englischen noch nicht richtig klar, wer wen schiebt; im Deutschen wird noch der mehr passive Schuber angeboten. Doch auch das Wort losschieben wird zuweilen intransitiv benutzt für sich behäbig bewegen (... er [Bolle] nahm den Schirm und schiebte los...) Also: nichts vonwegen jammern. Und so müßte man windjammer wohl als Windschieberoder schöner: Großsegler übersetzen.
Doch wie heißt es im Lied? Will ein neues Schiff man bauen / auf der sogenannten Werft / werft man meist das alte weg, / deshalb auch der Name Werft. // Soll am Schiff gedoktert werden, / legt man es im Dock zur Ruh. / Liegt der Dock weit von der Kneipe, / sagt man Trockendock dazu. Die idiotische angebliche Volksetymologie (belääämmert, Quäääntchen) war ja anerkanntermaßen ein Griff in die Kloschüssel.
Der browser muß natürlich richtig übersetzt werden als Stöberer -- to browse through a bookshop sagt man ja.
Mit Dusche oder Seewind oder Porsche hat browser nicht das mindeste zu tun. Wir sollen an unserer eigenen Sprache weiterweben; deshalb nenne ich jenes Weichware-Werkzeug Stöberer.
Detlef Lindenthal
eingetragen von anonymer Gast am 22.07.2000 um 22.00
Wenn ein Rechtschreibreformer an Wörtern in fremden Texten herumfummelt.
Schorsch Christian Lichtenberg
eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.07.2000 um 22.00
Sprache selbst ist ein Geflecht und ein (auch Sicherheits-)Netz: Sobald ein Kind gelernt hat, was Tür bedeutet und Schuh und Haus, fällt ihm das Lernen weiterer Wörter, etwa von Haustür, Hausschuh und Schuhhaus, nicht mehr schwer.
Eine große Leistung unserer Sprache ist ihre leichte Lernbarkeit; muß doch ein Abiturient, soll er mit 19 Jahren 70.000 Wörter kennen, von seinem zweiten Lebensjahr an 17 Jahre lang 70.000/((19-2)*365) = 11 Wörter täglich lernen, auch sonn- und feiertags und in den Ferien. Als 15jähriger hatte ich Spaß daran, die Wörter Hexamethylentetramin, Azetylbenzochlorid und später dann noch Desoxyribonukleinsäure und Lysergsäurediäthalamid zu können; aber von denen schaffte ich nicht 11 an einem Tag.
Nur frage man eine Abiturklasse, was die nicht-verwobenen Wörter lobby, duma, windjammer, browser, feature, essay, laptop, desktop, server bedeuten; man frage, wie Föjetong, Lübien (nein: Libüen!) und Sieluette geschrieben werden (Feuilleton, Libyen und Silhouette); das Ergebnis dürfte ernüchternd sein.
Nehmen wir mal den windjammer: Als Bub konnte ich nie verstehen, was an unserem Stolz der Meere letztlich so jammervoll sein sollte, bis ich ganz mutig in einem Englisch-Wörterbuch nachschaute: to jam heißt unter anderem schieben, und mir ging ein Kronleuchter auf. Zwar ist hier auch im Englischen noch nicht richtig klar, wer wen schiebt; im Deutschen wird noch der mehr passive Schuber angeboten. Doch auch das Wort losschieben wird zuweilen intransitiv benutzt für sich behäbig bewegen (... er [Bolle] nahm den Schirm und schiebte los...) Also: nichts vonwegen jammern. Und so müßte man windjammer wohl als Windschieberoder schöner: Großsegler übersetzen.
Doch wie heißt es im Lied? Will ein neues Schiff man bauen / auf der sogenannten Werft / werft man meist das alte weg, / deshalb auch der Name Werft. // Soll am Schiff gedoktert werden, / legt man es im Dock zur Ruh. / Liegt der Dock weit von der Kneipe, / sagt man Trockendock dazu. Die idiotische angebliche Volksetymologie (belääämmert, Quäääntchen) war ja anerkanntermaßen ein Griff in die Kloschüssel.
Der browser muß natürlich richtig übersetzt werden als Stöberer -- to browse through a bookshop sagt man ja.
Mit Dusche oder Seewind oder Porsche hat browser nicht das mindeste zu tun. Wir sollen an unserer eigenen Sprache weiterweben; deshalb nenne ich jenes Weichware-Werkzeug Stöberer.
Detlef Lindenthal
eingetragen von anonymer Gast am 22.07.2000 um 22.00
Wenn ein Rechtschreibreformer an Wörtern in fremden Texten herumfummelt.
Schorsch Christian Lichtenberg
eingetragen von Gast am 21.07.2000 um 22.00
Warum auch nicht? To browse, in etwa blättern -- lieber wäre mir eine sachgerechte Eindeutschung gewesen, etwa Betrachter, aber das Deutsche kann etwas Blumigkeit gut vertragen und es wäre auch nicht die erste klanggetriebene Eindeutschung.
Schade nur, daß man gelegentlich so gar nicht braust im Netz ...
Man kommt bei der Beschäftigung mit der Änderung unserer Schriftsprache nicht an der Erkenntnis vorbei, daß Sprache eben doch Herrschaftsinstrument ist und daß das derzeit übliche Kauderwelsch insbesondere auch der sozialen Abgrenzung dient.
Warum sonst müßte man für bestehende Fachbegriffe bedeutungsgleiche englische Vokabeln importieren?
mfg
P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von Gast am 21.07.2000 um 22.00
Warum auch nicht? To browse, in etwa blättern -- lieber wäre mir eine sachgerechte Eindeutschung gewesen, etwa Betrachter, aber das Deutsche kann etwas Blumigkeit gut vertragen und es wäre auch nicht die erste klanggetriebene Eindeutschung.
Schade nur, daß man gelegentlich so gar nicht braust im Netz ...
Man kommt bei der Beschäftigung mit der Änderung unserer Schriftsprache nicht an der Erkenntnis vorbei, daß Sprache eben doch Herrschaftsinstrument ist und daß das derzeit übliche Kauderwelsch insbesondere auch der sozialen Abgrenzung dient.
Warum sonst müßte man für bestehende Fachbegriffe bedeutungsgleiche englische Vokabeln importieren?
mfg
P.
Tjalf Boris Prößdorf
München
eingetragen von anonymer Gast am 19.07.2000 um 22.00
Ganz klar! Ein Germanist, der für die Kleinschreibung eintritt, ist gar keiner, sondern einfach ein kompletter Idiot, der nichts von der deutschen Sprache versteht.
Wahrscheinlich hat Jacob Grimm auch gar nichts zu Entstehung der Germanistik beigetragen, das war alles Wilhelm. Da Wilhelm aber ein guter Bruder war, durfte Jacob so tun, als hätte er auch was beigetragen.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 19.07.2000 um 22.00
Die Maßlose Großschreibung, wie sie von Ernst Röhl vorgeschlagen wird (siehe Forum) hat gegenüber der bisherigen Regelung entschiedene Vorteile. Der sog. gemäßigten Kleinschreibung ist sie sogar turmhoch überlegen. Ein Beispiel: Leseschwache können auf engbedruckten Buchseiten oft nicht erkennen, wo ein Wort aufhört und ein anderes anfängt. Dieser Personengruppe kann durch die Einführung der Maßlosen Großschreibung wirkungsvoll geholfen werden. Die Anzeige jedes neuen Wortes durch einen Großbuchstaben ist nach Meinung des Legasthenieexperten Prof. Dr. Heinz Peter Besser ein einfaches und probates Mittel, Legasthenie zu beseitigen. Prof. Besser ist Germanistikprofessor an der Universität/Gesamthochschule Massel, wo er die Maßlose Großschreibung in vielen Testreihen untersucht hat. Er resümiert:
Die Maßlose Großschreibung erleichtert Menschen, die Probleme beim Erkennen von Wörtern haben, das Lesen ungemein. Bei den meisten Legasthenikern verschwinden sogar alle Legastheniesymptome, sie lesen unbeschwerter und lockerer. Schon nach kurzer Zeit sind sie fähig, fehlerfrei auch schwierige Texte zu lesen. Sie können sich nicht vorstellen, wie dankbar diese Menschen die Erleichterung würdigen. Sie befreit sie von dem Stigma, geistig zurückgeblieben zu sein und macht sie zu vollwertigen Gliedern unserer Gesellschaft.
Wie wirkt sich die Maßlose Großschreibung auf die Schreibleistung aus?
Auch das Schreiben fällt den ehemaligen Legasthenikern viel leichter. Angehalten, jedes gesprochene oder gedachte Wort mit einem Großbuchstaben beginnen zu lassen, machen sie fast keine Fehler mehr beim Zusammen- oder Getrenntschreiben von Wörtern. Auch die Zeichensetzung fällt ihnen leichter, da sie nun jeden neuen Satz mit einem kleingeschriebenen Wort beginnen lassen müssen. Dadurch vergessen sie nicht mehr, das nötige Satzendzeichen - Punkt, Ausrufezeichen, etc. - zu setzen. Diese an sich harmlose Korrektur der Orthographie ist ein rechter Segen. Im Interesse der sozialen Integration von Lese- und Schreibschwachen fordere ich die Kultusminister auf, die Maßlose Großschreibung baldigst gesetzlich vorzuschreiben.
Arbeitskreis Orthographischer Fortschritt
eingetragen von anonymer Gast am 19.07.2000 um 22.00
Ganz klar! Ein Germanist, der für die Kleinschreibung eintritt, ist gar keiner, sondern einfach ein kompletter Idiot, der nichts von der deutschen Sprache versteht.
Wahrscheinlich hat Jacob Grimm auch gar nichts zu Entstehung der Germanistik beigetragen, das war alles Wilhelm. Da Wilhelm aber ein guter Bruder war, durfte Jacob so tun, als hätte er auch was beigetragen.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 19.07.2000 um 22.00
Die Maßlose Großschreibung, wie sie von Ernst Röhl vorgeschlagen wird (siehe Forum) hat gegenüber der bisherigen Regelung entschiedene Vorteile. Der sog. gemäßigten Kleinschreibung ist sie sogar turmhoch überlegen. Ein Beispiel: Leseschwache können auf engbedruckten Buchseiten oft nicht erkennen, wo ein Wort aufhört und ein anderes anfängt. Dieser Personengruppe kann durch die Einführung der Maßlosen Großschreibung wirkungsvoll geholfen werden. Die Anzeige jedes neuen Wortes durch einen Großbuchstaben ist nach Meinung des Legasthenieexperten Prof. Dr. Heinz Peter Besser ein einfaches und probates Mittel, Legasthenie zu beseitigen. Prof. Besser ist Germanistikprofessor an der Universität/Gesamthochschule Massel, wo er die Maßlose Großschreibung in vielen Testreihen untersucht hat. Er resümiert:
Die Maßlose Großschreibung erleichtert Menschen, die Probleme beim Erkennen von Wörtern haben, das Lesen ungemein. Bei den meisten Legasthenikern verschwinden sogar alle Legastheniesymptome, sie lesen unbeschwerter und lockerer. Schon nach kurzer Zeit sind sie fähig, fehlerfrei auch schwierige Texte zu lesen. Sie können sich nicht vorstellen, wie dankbar diese Menschen die Erleichterung würdigen. Sie befreit sie von dem Stigma, geistig zurückgeblieben zu sein und macht sie zu vollwertigen Gliedern unserer Gesellschaft.
Wie wirkt sich die Maßlose Großschreibung auf die Schreibleistung aus?
Auch das Schreiben fällt den ehemaligen Legasthenikern viel leichter. Angehalten, jedes gesprochene oder gedachte Wort mit einem Großbuchstaben beginnen zu lassen, machen sie fast keine Fehler mehr beim Zusammen- oder Getrenntschreiben von Wörtern. Auch die Zeichensetzung fällt ihnen leichter, da sie nun jeden neuen Satz mit einem kleingeschriebenen Wort beginnen lassen müssen. Dadurch vergessen sie nicht mehr, das nötige Satzendzeichen - Punkt, Ausrufezeichen, etc. - zu setzen. Diese an sich harmlose Korrektur der Orthographie ist ein rechter Segen. Im Interesse der sozialen Integration von Lese- und Schreibschwachen fordere ich die Kultusminister auf, die Maßlose Großschreibung baldigst gesetzlich vorzuschreiben.
Arbeitskreis Orthographischer Fortschritt
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.07.2000 um 22.00
Der kleinschreibende Jacob Grimm, der von gegenwärtigen Großschreibreformern fast schon zum Schutzheiligen erhoben wurde, konnte noch nicht einmal seinen Bruder Wilhelm von der Seriosität des Kleingedruckten überzeugen. So unterblieb die gemeinsame Veröffentlichung weiterer Märchen. Sie wurde erst wieder durch die Kultusminister mit dem Fünfzig-Prozent-weniger-Fehler-Märchen fortgesetzt.
S.Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.07.2000 um 22.00
Der kleinschreibende Jacob Grimm, der von gegenwärtigen Großschreibreformern fast schon zum Schutzheiligen erhoben wurde, konnte noch nicht einmal seinen Bruder Wilhelm von der Seriosität des Kleingedruckten überzeugen. So unterblieb die gemeinsame Veröffentlichung weiterer Märchen. Sie wurde erst wieder durch die Kultusminister mit dem Fünfzig-Prozent-weniger-Fehler-Märchen fortgesetzt.
S.Salzburg
eingetragen von anonymer Gast am 16.07.2000 um 22.00
Einer, der es nicht lassen kann, an Wörtern herumzufingern.
Schorsch Christian Lichtental
eingetragen von anonymer Gast am 16.07.2000 um 22.00
Einer, der es nicht lassen kann, an Wörtern herumzufingern.
Schorsch Christian Lichtental
eingetragen von anonymer Gast am 15.07.2000 um 22.00
Der Tag, an dem das ... halb verschwand,
Da wurd die Welt viel leerer,
Da... mancher Schreiber frei gestand:
Das Schreiben ist nun schwerer.
Es fließt nicht mehr so leicht
Da... man es kaum noch stoppen kann.
Die Wörter scheinen aufgeweicht,
Man fa...t sie jetzt mit klammen Fingern an.
Sagt, wer hat dem ... feiges Leid getan?
Wer hat die Schönheit kalt verjagt?
Der Reformer war's in ha...erfülltem Wahn,
Er sei als Wortverschandler hier verklagt.
Clementine Brentano
eingetragen von Gast am 15.07.2000 um 22.00
Liebe Clementine,
Dein Gedichtlein ist ein bißchen unrund: Du hast nicht bedacht, daß man den verschwundenen Buchstaben beim Lesen mitsprechen möchte. Ich denke, so könnte es besser klingen:
Gram
Der Tag, an dem das ... fast ganz verschwand,
Da wurde die Welt um vieles leerer,
Da... mancher Schreiber frei gestand:
Das Schreiben ist nun schwerer.
Es fließt nicht mehr so leicht
Da... man es kaum noch stoppen kann.
Die Wörter scheinen aufgeweicht,
Man fa...t sie jetzt mit klammen Fingern an.
Sagt, wer hat dem ... das feige Leid getan?
Wer hat die Schönheit kalt verjagt?
Der Reformer war,s in ha...erfülltem Wahn,
Er sei als Wortverschandler hier verklagt.
Berthold von Armin
eingetragen von anonymer Gast am 15.07.2000 um 22.00
Der Tag, an dem das ... halb verschwand,
Da wurd die Welt viel leerer,
Da... mancher Schreiber frei gestand:
Das Schreiben ist nun schwerer.
Es fließt nicht mehr so leicht
Da... man es kaum noch stoppen kann.
Die Wörter scheinen aufgeweicht,
Man fa...t sie jetzt mit klammen Fingern an.
Sagt, wer hat dem ... feiges Leid getan?
Wer hat die Schönheit kalt verjagt?
Der Reformer war's in ha...erfülltem Wahn,
Er sei als Wortverschandler hier verklagt.
Clementine Brentano
eingetragen von Gast am 15.07.2000 um 22.00
Liebe Clementine,
Dein Gedichtlein ist ein bißchen unrund: Du hast nicht bedacht, daß man den verschwundenen Buchstaben beim Lesen mitsprechen möchte. Ich denke, so könnte es besser klingen:
Gram
Der Tag, an dem das ... fast ganz verschwand,
Da wurde die Welt um vieles leerer,
Da... mancher Schreiber frei gestand:
Das Schreiben ist nun schwerer.
Es fließt nicht mehr so leicht
Da... man es kaum noch stoppen kann.
Die Wörter scheinen aufgeweicht,
Man fa...t sie jetzt mit klammen Fingern an.
Sagt, wer hat dem ... das feige Leid getan?
Wer hat die Schönheit kalt verjagt?
Der Reformer war,s in ha...erfülltem Wahn,
Er sei als Wortverschandler hier verklagt.
Berthold von Armin
eingetragen von Theodor Ickler am 13.07.2000 um 22.00
Obwohl ich nichts für krampfhaftes Suchen nach Eindeutschungsmöglichkeiten übrig habe, finde ich brausen und Brauser sehr gelungen. Es entspricht einer alten Gewohnheit, ähnlich klingende Wörter, auch wenn sie eigentlich etwas ganz anderes bedeuten, für diesen Zweck heranzuziehen, wobei ja gerade die große Kluft zwischen brausen und blättern dafür sorgt, daß kein Mißverständnis möglich ist. Ganz allgemein sträubt man sich dagegen, mitten im deutschen Text auf eine fremde Artikulation umzuschalten. Wenn wir dann aber schon Browser und erst recht ich browse, du browst usw. mit deutschem r aussprechen, dann ist das ja auch nicht besonders angenehm zu hören. In anderen Fällen muß man sehen, was sich machen läßt. Internet ist nicht schwer zu sprechen und wirkt schon recht vertraut, aber wir können das schlichte Wort Netz mit dieser Sonderbedeutung verwenden, wie es ja auch schon oft geschieht - ein Glücksfall, weil hier die deutsche Entsprechung sogar noch kürzer ist. Ob Netzpost für E-Mail sich durchsetzt? Gerade im Postbereich sind ja im vorigen Jahrhundert unzählige italienische und französische Ausdrücke, die heute kaum noch jemand kennt, eingedeutscht worden, ebenso bei der Bahn (Perron usw.). Man muß nur wollen. Aber warum muß man? Nun, ich glaube, daß die Fremdwörter sehr oft eine Barriere (Schranke) aufrichten zwischen denen, die es können oder zu können glauben, und dem Rest der Bevölkerung, die sich in dieser hochgestochenen, pseudo-weltläufigen Sprache nicht mehr zu Hause fühlt. Dazu hat der oft verkannte und verleumdete Eduard Engel in seiner berühmten Deutschen Stilkunst sehr gute Gedanken geäußert, die auch heute noch gültig sind. Also: Nichts gegen Fremdwörter, nur weil sie fremd sind, aber alles gegen Imponiersprache und elitären Dünkel! Das war übrigens auch die Meinung des guten alten Konrad Duden, der stets mahnte: Bevor man sich nach der Schreibweise eines schwierigen Fremdwortes erkundige, solle man doch mal nachdenken, ob man es überhaupt verwenden müsse.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, 91080 Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2000 um 22.00
Brausen, mhd, mnd. brüsen rauschen, nnl. bruis Schaum, Gischt. Welche Übersetzung von Browser könnte das hochgeschwindigkeitsrechnergestützte Brausen durch die vielen schaumschlägerischen Webfehlerseiten des Internet besser verbildlichen als schlicht Brauser!
S. Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Theodor Ickler am 13.07.2000 um 22.00
Obwohl ich nichts für krampfhaftes Suchen nach Eindeutschungsmöglichkeiten übrig habe, finde ich brausen und Brauser sehr gelungen. Es entspricht einer alten Gewohnheit, ähnlich klingende Wörter, auch wenn sie eigentlich etwas ganz anderes bedeuten, für diesen Zweck heranzuziehen, wobei ja gerade die große Kluft zwischen brausen und blättern dafür sorgt, daß kein Mißverständnis möglich ist. Ganz allgemein sträubt man sich dagegen, mitten im deutschen Text auf eine fremde Artikulation umzuschalten. Wenn wir dann aber schon Browser und erst recht ich browse, du browst usw. mit deutschem r aussprechen, dann ist das ja auch nicht besonders angenehm zu hören. In anderen Fällen muß man sehen, was sich machen läßt. Internet ist nicht schwer zu sprechen und wirkt schon recht vertraut, aber wir können das schlichte Wort Netz mit dieser Sonderbedeutung verwenden, wie es ja auch schon oft geschieht - ein Glücksfall, weil hier die deutsche Entsprechung sogar noch kürzer ist. Ob Netzpost für E-Mail sich durchsetzt? Gerade im Postbereich sind ja im vorigen Jahrhundert unzählige italienische und französische Ausdrücke, die heute kaum noch jemand kennt, eingedeutscht worden, ebenso bei der Bahn (Perron usw.). Man muß nur wollen. Aber warum muß man? Nun, ich glaube, daß die Fremdwörter sehr oft eine Barriere (Schranke) aufrichten zwischen denen, die es können oder zu können glauben, und dem Rest der Bevölkerung, die sich in dieser hochgestochenen, pseudo-weltläufigen Sprache nicht mehr zu Hause fühlt. Dazu hat der oft verkannte und verleumdete Eduard Engel in seiner berühmten Deutschen Stilkunst sehr gute Gedanken geäußert, die auch heute noch gültig sind. Also: Nichts gegen Fremdwörter, nur weil sie fremd sind, aber alles gegen Imponiersprache und elitären Dünkel! Das war übrigens auch die Meinung des guten alten Konrad Duden, der stets mahnte: Bevor man sich nach der Schreibweise eines schwierigen Fremdwortes erkundige, solle man doch mal nachdenken, ob man es überhaupt verwenden müsse.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, 91080 Spardorf
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2000 um 22.00
Brausen, mhd, mnd. brüsen rauschen, nnl. bruis Schaum, Gischt. Welche Übersetzung von Browser könnte das hochgeschwindigkeitsrechnergestützte Brausen durch die vielen schaumschlägerischen Webfehlerseiten des Internet besser verbildlichen als schlicht Brauser!
S. Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von anonymer Gast am 10.07.2000 um 22.00
Frage: Können sich Rechtschreibreformer auch wie ganz normale Menschen fühlen?
Orakel: Ja, das kann vorkommen: Wenn sie Minderwertigkeitsgefühle haben.
Orakel
Delphi, Griechenland
eingetragen von anonymer Gast am 10.07.2000 um 22.00
Frage: Können sich Rechtschreibreformer auch wie ganz normale Menschen fühlen?
Orakel: Ja, das kann vorkommen: Wenn sie Minderwertigkeitsgefühle haben.
Orakel
Delphi, Griechenland
eingetragen von anonymer Gast am 09.07.2000 um 22.00
Wer hat noch weniger Ahnung von Grammatik, Etymologie und Orthographie als ein Rechtschreibreformer?
Eine Gruppe von Rechtschreibreformern.
Orakel
Delphi
eingetragen von anonymer Gast am 09.07.2000 um 22.00
Das sieht meinem Donald mal wieder ähnlich. Statt als braver Bürger jeden Tag in die Fabrik zu gehen und dort mit anständiger Arbeit sein Geld zu verdienen, will er mit Flausen Geschäfte machen. So wird nie etwas aus Dir Donald und aus uns zweien erst recht nichts! Wenn Du schon an der Rechtschreibreform verdienen willst, dann mußt Du Dich sorgfältiger informieren und nicht einfach Hirngespinsten hinterrennen. Lies doch mal im Forum und zwar nicht oberflächlich. Im Prinzip hast Du nicht unrecht, man kann schon aus der RSR Kapital schlagen, aber nicht auf die Weise wie Du denkst. Rechtschreibreformer sind unverkäuflich, den Gedanken eines Handels mit Reformern kannst Du Dir aus dem Kopf schlagen. Beschäftige Dich lieber mit den Problemen, die sie aufgrund ihrer anstrengenden Tätigkeit bekommen. Diese Probleme liegen mehr im gesundheitlichen Bereich. Lies nur mal die Krankengeschichte, die ich im Forum gefunden habe:
15.05.2000:
Um 11 Uhr wird mit dem Krankenwagen ein schwergewichtiger Mann in die Notausnahme eingeliefert. Wegen seines Gewichts kann er nicht mehr gehen, er wird hereingetragen und auf zwei schnell zusammengeschobenen Liegen gebettet. Er wiegt an die 250 kg. Schwer atmend ringt er nach Luft. Die Fragen nach den Personalien kann er kaum beantworten. Beruf: Rechtschreibreformer.
Eine sofort durchgeführte ärztliche Untersuchung verläuft befundlos. Es wird beschlossen, ihn auf die Intensivstation zur Beobachtung zu bringen. Das zur Lagerung übermäßig dicker Patienten bereitgehaltene Bett, das sog. Gigantenbett, wird schnell aufgebaut. Vor dem Transport zur Intensivstation wird beschlossen, dem Patienten einen Einlauf zu machen, um seine Atembeschwerden zu lindern.
Abends um 21 Uhr konnte der Patient in die Säuglingsstation verlegt werden.
Jetzt siehst Du vielleicht besser, wo der Schuh drückt. Wie wäre es, wenn Du eine Sanitätsstation aufmachen würdest? Oder gründe selbst ein Krankenhaus. Wenn sich diese Krankheit zur Epidemie ausweitet, bist Du der gemachte Mann. Überleg Dir's.
In Liebe Deine
Daisy
Daisy Duck
Entenhausen, Tümpelweg 77
eingetragen von Gast am 09.07.2000 um 22.00
Zur Ankündigung von Theodor Icklers Das Rechtschreibwörterbuch:
In wenigen Tagen ist es so weit: Das Wörterbuch wird ausgeliefert!
Ich kann ja verstehen, daß so mancher ungeduldig auf ein vernünftiges Wörterbuch zur bewährten Rechtschreibung wartet. Da können einem wenige Tage schon weit weg vorkommen. Gemeint ist hier wohl soweit.
Wilhelm Grail
eingetragen von jwklueh am 09.07.2000 um 22.00
Am Ende der Seite Berichte aus dem Zeitungsarchiv steht der
folgende Satz:
Für eine neue Suche einfach den »Zurück«-Knopf Ihres Brausers
drücken.
Was hat das englische Wort browser mit dem deutschen Das Brausen
oder die Brause zu tun? Wenn, dann sollte die Eindeutschung von
>browser in Richtung Lesen oder Blättern gehen. Oder ist doch
ein verspäteter Aprilscherz?
Juergen Klueh
eingetragen von Theodor Ickler am 09.07.2000 um 22.00
Die Schreibweise es ist so weit ist selbstverständlich richtig. Der Duden forderte bisher in diesem Fall soweit, was ebenfalls richtig ist, weil es eben mehr oder weniger üblich ist. Aber auch die Getrenntschreibung kommt sehr oft vor und entspricht den Regeln der Grammatik. Aus dem Artikel soweit im Duden und dem entsprechenden längeren Beitrag in Bd. 9 (Richtiges und gutes Deutsch) wird niemand klug (Es ist soweit, daß wir heizen müssen, aber: Es ist so spät, daß wir heizen müssen - wer kann das verstehen?). Es war ein typischer Dudenfehler, hier Einzelwortschreibungen dogmatisch festlegen zu wollen. Das geben die Dudenredakteure übrigens bereitwillig zu. Der Dudenchef sagt einmal zu mir, daß man manches gern geändert hätte, aber man habe sich in einem goldenen Käfig befunden - golden zwar, aber eben doch ein Käfig. Übrigens findet man zu soweit alles Nähere dann in meinem Wörterbuch.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 09.07.2000 um 22.00
Eindeutschen ist eine schwere Sache. Am einfachsten ist es oft, das fremde Wort entsprechend seines Lautwertes - entschuldigen Sie den laienhaften Ausdruck - wiederzugeben. Besonders einfach ist es, wenn den fremden Lauten schon deutsche Silben oder Wörter entsprechen. Darin kann aber auch eine Schwierigkeit liegen, denn die deutschen Wörter haben schon eine Bedeutung, die mit der des eingedeutschten Wortes in der Regel nicht übereinstimmt. Was tun? Im Falle des Wortes Brauser schlage ich vor, den deutsche Wörtern das Brausen (des Windes z. B.) und brausen (duschen) noch eine dritte Bedeutung hinzuzufügen: brausen als (schnelles) Blättern in einem elektronischen Dokument. In manchen Gegenden hat brausen schon jetzt die Nebenbedeutung schnell fahren: Er braust mit dem Auto. Würde es schaden, wenn es auch noch die Zusatzbedeutung elektronisches (schnelles) Blättern bekäme?
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von jwklueh am 09.07.2000 um 22.00
Wenn es im Internet nur immer brausen würde, könnte man diesem Vorschlag
zustimmen. Doch meistens weht hier doch nur ein laues Lüftchen.
Juergen Klueh
eingetragen von anonymer Gast am 09.07.2000 um 22.00
Wer hat noch weniger Ahnung von Grammatik, Etymologie und Orthographie als ein Rechtschreibreformer?
Eine Gruppe von Rechtschreibreformern.
Orakel
Delphi
eingetragen von anonymer Gast am 09.07.2000 um 22.00
Das sieht meinem Donald mal wieder ähnlich. Statt als braver Bürger jeden Tag in die Fabrik zu gehen und dort mit anständiger Arbeit sein Geld zu verdienen, will er mit Flausen Geschäfte machen. So wird nie etwas aus Dir Donald und aus uns zweien erst recht nichts! Wenn Du schon an der Rechtschreibreform verdienen willst, dann mußt Du Dich sorgfältiger informieren und nicht einfach Hirngespinsten hinterrennen. Lies doch mal im Forum und zwar nicht oberflächlich. Im Prinzip hast Du nicht unrecht, man kann schon aus der RSR Kapital schlagen, aber nicht auf die Weise wie Du denkst. Rechtschreibreformer sind unverkäuflich, den Gedanken eines Handels mit Reformern kannst Du Dir aus dem Kopf schlagen. Beschäftige Dich lieber mit den Problemen, die sie aufgrund ihrer anstrengenden Tätigkeit bekommen. Diese Probleme liegen mehr im gesundheitlichen Bereich. Lies nur mal die Krankengeschichte, die ich im Forum gefunden habe:
15.05.2000:
Um 11 Uhr wird mit dem Krankenwagen ein schwergewichtiger Mann in die Notausnahme eingeliefert. Wegen seines Gewichts kann er nicht mehr gehen, er wird hereingetragen und auf zwei schnell zusammengeschobenen Liegen gebettet. Er wiegt an die 250 kg. Schwer atmend ringt er nach Luft. Die Fragen nach den Personalien kann er kaum beantworten. Beruf: Rechtschreibreformer.
Eine sofort durchgeführte ärztliche Untersuchung verläuft befundlos. Es wird beschlossen, ihn auf die Intensivstation zur Beobachtung zu bringen. Das zur Lagerung übermäßig dicker Patienten bereitgehaltene Bett, das sog. Gigantenbett, wird schnell aufgebaut. Vor dem Transport zur Intensivstation wird beschlossen, dem Patienten einen Einlauf zu machen, um seine Atembeschwerden zu lindern.
Abends um 21 Uhr konnte der Patient in die Säuglingsstation verlegt werden.
Jetzt siehst Du vielleicht besser, wo der Schuh drückt. Wie wäre es, wenn Du eine Sanitätsstation aufmachen würdest? Oder gründe selbst ein Krankenhaus. Wenn sich diese Krankheit zur Epidemie ausweitet, bist Du der gemachte Mann. Überleg Dir's.
In Liebe Deine
Daisy
Daisy Duck
Entenhausen, Tümpelweg 77
eingetragen von Gast am 09.07.2000 um 22.00
Zur Ankündigung von Theodor Icklers Das Rechtschreibwörterbuch:
In wenigen Tagen ist es so weit: Das Wörterbuch wird ausgeliefert!
Ich kann ja verstehen, daß so mancher ungeduldig auf ein vernünftiges Wörterbuch zur bewährten Rechtschreibung wartet. Da können einem wenige Tage schon weit weg vorkommen. Gemeint ist hier wohl soweit.
Wilhelm Grail
eingetragen von jwklueh am 09.07.2000 um 22.00
Am Ende der Seite Berichte aus dem Zeitungsarchiv steht der
folgende Satz:
Für eine neue Suche einfach den »Zurück«-Knopf Ihres Brausers
drücken.
Was hat das englische Wort browser mit dem deutschen Das Brausen
oder die Brause zu tun? Wenn, dann sollte die Eindeutschung von
>browser in Richtung Lesen oder Blättern gehen. Oder ist doch
ein verspäteter Aprilscherz?
Juergen Klueh
eingetragen von Theodor Ickler am 09.07.2000 um 22.00
Die Schreibweise es ist so weit ist selbstverständlich richtig. Der Duden forderte bisher in diesem Fall soweit, was ebenfalls richtig ist, weil es eben mehr oder weniger üblich ist. Aber auch die Getrenntschreibung kommt sehr oft vor und entspricht den Regeln der Grammatik. Aus dem Artikel soweit im Duden und dem entsprechenden längeren Beitrag in Bd. 9 (Richtiges und gutes Deutsch) wird niemand klug (Es ist soweit, daß wir heizen müssen, aber: Es ist so spät, daß wir heizen müssen - wer kann das verstehen?). Es war ein typischer Dudenfehler, hier Einzelwortschreibungen dogmatisch festlegen zu wollen. Das geben die Dudenredakteure übrigens bereitwillig zu. Der Dudenchef sagt einmal zu mir, daß man manches gern geändert hätte, aber man habe sich in einem goldenen Käfig befunden - golden zwar, aber eben doch ein Käfig. Übrigens findet man zu soweit alles Nähere dann in meinem Wörterbuch.
Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
eingetragen von Gast am 09.07.2000 um 22.00
Eindeutschen ist eine schwere Sache. Am einfachsten ist es oft, das fremde Wort entsprechend seines Lautwertes - entschuldigen Sie den laienhaften Ausdruck - wiederzugeben. Besonders einfach ist es, wenn den fremden Lauten schon deutsche Silben oder Wörter entsprechen. Darin kann aber auch eine Schwierigkeit liegen, denn die deutschen Wörter haben schon eine Bedeutung, die mit der des eingedeutschten Wortes in der Regel nicht übereinstimmt. Was tun? Im Falle des Wortes Brauser schlage ich vor, den deutsche Wörtern das Brausen (des Windes z. B.) und brausen (duschen) noch eine dritte Bedeutung hinzuzufügen: brausen als (schnelles) Blättern in einem elektronischen Dokument. In manchen Gegenden hat brausen schon jetzt die Nebenbedeutung schnell fahren: Er braust mit dem Auto. Würde es schaden, wenn es auch noch die Zusatzbedeutung elektronisches (schnelles) Blättern bekäme?
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von jwklueh am 09.07.2000 um 22.00
Wenn es im Internet nur immer brausen würde, könnte man diesem Vorschlag
zustimmen. Doch meistens weht hier doch nur ein laues Lüftchen.
Juergen Klueh
eingetragen von anonymer Gast am 08.07.2000 um 22.00
Gute Geschäftsideen sind rar, man muß viel Glück oder eine reiche Phantasie haben, um eine zu finden. Aber es gibt auch Leute, denen diese Ideen nur so zulaufen. Zum Beispiel meinem Onkel Dagobert. Das heißt, eigentlich laufen ihm die Ideen gar nicht zu. Das braucht er nicht, denn alles was er anfaßt, verwandelt sich in seinen Händen zu einer Goldader. Er macht alles zu einer Geschäftsidee, ein wahrer Alchemist ist er. Ich habe es viel schwerer, bei mir verwandelt sich alles Gold zurück in seine Ursubstanz. Manche behaupten, ich sei vom Pech verfolgt.
Aber jetzt kam mir doch eine Idee, die ich ernstlich in Erwägung ziehe. Ich will sie nicht gleich verwirklichen, mein früheres Ungestüm hat mir nur geschadet. Mir kam statt dessen ein guter Gedanke: Ich lasse die Idee durch Sie prüfen. Bitte sagen Sie mir:
Wieviel verdient man, wenn man einen Rechtschreibreformer zu dem Preis kauft, den er wert ist und zu dem Wert verkauft, für den er sich anpreist?
Auf Ihre Antwort freut sich
Donald Duck
Entenhausen, Am Weiher 1
eingetragen von anonymer Gast am 08.07.2000 um 22.00
RSR-DUCKS-Notierung entwickelt sich ungünstig - Schreibreformer kein Exportartikel - als Made in Germany unverkäuflich - als Made im Speck unappetitlich - Empfehlung: Reformern unauffällig eine Abfuhr erteilen. (kleines Trinkgeld für die Müllmänner nicht vergessen!)
Dagobert Duck
Dagobert Duck Ltd.
D-21211 Duckstein
eingetragen von anonymer Gast am 08.07.2000 um 22.00
Gute Geschäftsideen sind rar, man muß viel Glück oder eine reiche Phantasie haben, um eine zu finden. Aber es gibt auch Leute, denen diese Ideen nur so zulaufen. Zum Beispiel meinem Onkel Dagobert. Das heißt, eigentlich laufen ihm die Ideen gar nicht zu. Das braucht er nicht, denn alles was er anfaßt, verwandelt sich in seinen Händen zu einer Goldader. Er macht alles zu einer Geschäftsidee, ein wahrer Alchemist ist er. Ich habe es viel schwerer, bei mir verwandelt sich alles Gold zurück in seine Ursubstanz. Manche behaupten, ich sei vom Pech verfolgt.
Aber jetzt kam mir doch eine Idee, die ich ernstlich in Erwägung ziehe. Ich will sie nicht gleich verwirklichen, mein früheres Ungestüm hat mir nur geschadet. Mir kam statt dessen ein guter Gedanke: Ich lasse die Idee durch Sie prüfen. Bitte sagen Sie mir:
Wieviel verdient man, wenn man einen Rechtschreibreformer zu dem Preis kauft, den er wert ist und zu dem Wert verkauft, für den er sich anpreist?
Auf Ihre Antwort freut sich
Donald Duck
Entenhausen, Am Weiher 1
eingetragen von anonymer Gast am 08.07.2000 um 22.00
RSR-DUCKS-Notierung entwickelt sich ungünstig - Schreibreformer kein Exportartikel - als Made in Germany unverkäuflich - als Made im Speck unappetitlich - Empfehlung: Reformern unauffällig eine Abfuhr erteilen. (kleines Trinkgeld für die Müllmänner nicht vergessen!)
Dagobert Duck
Dagobert Duck Ltd.
D-21211 Duckstein
eingetragen von Dominik Schumacher am 07.07.2000 um 22.00
danke für die fehlermeldung
DS
Bad Ems
eingetragen von Dominik Schumacher am 07.07.2000 um 22.00
danke für die fehlermeldung
DS
Bad Ems
eingetragen von anonymer Gast am 05.07.2000 um 22.00
Großartig! Warum nicht Zitate erfinden und sie dann berühmten Toten in den Mund legen, wenn man kein passendes Gegenzitat entdeckt? Da kann ich mithalten.
Von den elysischen Gefilden aus betrachtete Goethe die neue deutsche Rechtschreibung und meinte dann zum getreuen Eckermann: Nicht gerade perfekt, aber gibt es so ein Ding überhaupt auf der Welt? Ich sehe aber, dass sie für den gewöhnlichen Schreiber einfacher zu erlernen ist als die alte Duden-Rechtschreibung. Man hat meine Werke schon in die Duden-Rechtschreibung übertragen, ohne dass sie dabei Schaden genommen hätten. So möge man sie denn auch in die neue Rechtschreibung übertragen; ich sehe nicht, dass die Sprache in meinen Werke jetzt Schaden dabei nähme.
Eckermann nickte nur.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 05.07.2000 um 22.00
In dem Buch 'Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung' von T. Ickler steht auf Seite 115, daß Jakob Grimm die Dreifachschreibung eines Buchstabens - Exempel: Schlammmasse - als Beispiel für das Pedantische in der deutschen Sprache gebrandmarkt hat. Man sieht, daß man fast jede Autorität für die eine wie für die andere Seite einsetzen kann. Wer wissen will, was sie über die jetzige RSR denken, muß sich schon die Mühe machen, die Himmelsleiter hinaufzusteigen.
Sauer
eingetragen von anonymer Gast am 05.07.2000 um 22.00
Großartig! Warum nicht Zitate erfinden und sie dann berühmten Toten in den Mund legen, wenn man kein passendes Gegenzitat entdeckt? Da kann ich mithalten.
Von den elysischen Gefilden aus betrachtete Goethe die neue deutsche Rechtschreibung und meinte dann zum getreuen Eckermann: Nicht gerade perfekt, aber gibt es so ein Ding überhaupt auf der Welt? Ich sehe aber, dass sie für den gewöhnlichen Schreiber einfacher zu erlernen ist als die alte Duden-Rechtschreibung. Man hat meine Werke schon in die Duden-Rechtschreibung übertragen, ohne dass sie dabei Schaden genommen hätten. So möge man sie denn auch in die neue Rechtschreibung übertragen; ich sehe nicht, dass die Sprache in meinen Werke jetzt Schaden dabei nähme.
Eckermann nickte nur.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 05.07.2000 um 22.00
In dem Buch 'Kritischer Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung' von T. Ickler steht auf Seite 115, daß Jakob Grimm die Dreifachschreibung eines Buchstabens - Exempel: Schlammmasse - als Beispiel für das Pedantische in der deutschen Sprache gebrandmarkt hat. Man sieht, daß man fast jede Autorität für die eine wie für die andere Seite einsetzen kann. Wer wissen will, was sie über die jetzige RSR denken, muß sich schon die Mühe machen, die Himmelsleiter hinaufzusteigen.
Sauer
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Machen Sie es wie ich: bei jedem Neukauf eines Buches permanent nachfragen, ob alte oder neue Rechtschreibung angewendet wurde. Falls letzteres zutrifft: mit der Begründung der Ablehnung der neuen Rechtschreibung nicht kaufen! Vielleicht kann man ja über die Gesetze des Marktes auch ein wenig erreichen, nachdem die Demokratie (Volkes Meinung) in dieser Angelegenheit von den zuständigen Volksvertretern so mit Füßen getreten wurde, was sich bei mir persönlich (und vielen andere auch) dahingehend auswirkt, daß ich keinem von den jetzigen Politikern mein Vertrauen mehr aussprechen kann.
Schleswig-Holstein ist da wohl das Paradebeispiel von Demokratieverständnis unserer Volksvertreter, gleich welcher Couleur!
Wenn zwei federführende Verlage, Duden und Bertelsmann, die tagtäglich nichts anderes machen, als mit der deutschen Rechtschreibung zu arbeiten, nicht in der Lage sind, und das ist nachweislich sehr wohl so, das von den Reformern erstellte Regelwerk unzweideutig und ohne Unterschiede auszulegen, dann muß man diese sogen. Rechtschreibreform eigentlich nicht mehr kommentieren, sondern ganz einfach und für immer auf den Müll werfen, wo sie m. E. auch hingehört!!!
Ich werde in Zukunft auf das Regelwerk der Deutschen Einheitsorthographie von Prof. Dr. Theodor Ickler zurückgreifen - das hat Sinn und Verstand, ist also mit Logik sehr gut nachvollziehbar. Hier haben eben nicht viele Köche den Brei verdorben, wie es immer so schön heißt. Hier steht auch nicht primär der Gedanke dahinter, seine ideologischen Vorstellungen mit aller Macht der deutschen Bevölkerung aufzwingen zu wollen, von der Vermarktung, also Profitmaximierung einmal ganz zu schweigen, nein, hier geht es darum, die deutsche Rechtschreibung in ihrer Einheitlichkeit wiederherzustellen!
Dank dieser Rechtschreibreform erleben die Verfasser von Haus-Orthographien ja geradezu eine Blütezeit!
Klaus-Dieter Kolbe (Korrektor)
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Der Verein Lebendige deutsche Sprache e.V, der sich vehement für die Beibehaltung der klassischen deutschen Rechtschreibung einsetzt, hat eine neue Adresse:
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Gazellenkamp 80
22529 Hamburg
Tel: 040 46 31 14
Fax: 040 46 31 15
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Claudia Ludwig
eingetragen von anonymer Gast am 04.07.2000 um 22.00
Als Jacob Grimms eigene Bemühungen um eine Rechtschreibreform gescheitert waren, kommentierte er das folgendermaßen:
Alles oder das meiste scheiterte an dem pedantischen sinn der Deutschen, die jeder edlen neuerung einen haufen kleinlicher gründe entgegen zu setzen gewohnt sind.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Und als Jacob Grimm das Ergebnis der gegenwärtigen Rechtschreibreform von Walhall aus beobachtete, grummelte er nur: Alles unsinn und den meisten verbreiten die deutschen medien, die jede elende neuerung in einen haufen kleingeld umzusetzen gewohnt sind.
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Machen Sie es wie ich: bei jedem Neukauf eines Buches permanent nachfragen, ob alte oder neue Rechtschreibung angewendet wurde. Falls letzteres zutrifft: mit der Begründung der Ablehnung der neuen Rechtschreibung nicht kaufen! Vielleicht kann man ja über die Gesetze des Marktes auch ein wenig erreichen, nachdem die Demokratie (Volkes Meinung) in dieser Angelegenheit von den zuständigen Volksvertretern so mit Füßen getreten wurde, was sich bei mir persönlich (und vielen andere auch) dahingehend auswirkt, daß ich keinem von den jetzigen Politikern mein Vertrauen mehr aussprechen kann.
Schleswig-Holstein ist da wohl das Paradebeispiel von Demokratieverständnis unserer Volksvertreter, gleich welcher Couleur!
Wenn zwei federführende Verlage, Duden und Bertelsmann, die tagtäglich nichts anderes machen, als mit der deutschen Rechtschreibung zu arbeiten, nicht in der Lage sind, und das ist nachweislich sehr wohl so, das von den Reformern erstellte Regelwerk unzweideutig und ohne Unterschiede auszulegen, dann muß man diese sogen. Rechtschreibreform eigentlich nicht mehr kommentieren, sondern ganz einfach und für immer auf den Müll werfen, wo sie m. E. auch hingehört!!!
Ich werde in Zukunft auf das Regelwerk der Deutschen Einheitsorthographie von Prof. Dr. Theodor Ickler zurückgreifen - das hat Sinn und Verstand, ist also mit Logik sehr gut nachvollziehbar. Hier haben eben nicht viele Köche den Brei verdorben, wie es immer so schön heißt. Hier steht auch nicht primär der Gedanke dahinter, seine ideologischen Vorstellungen mit aller Macht der deutschen Bevölkerung aufzwingen zu wollen, von der Vermarktung, also Profitmaximierung einmal ganz zu schweigen, nein, hier geht es darum, die deutsche Rechtschreibung in ihrer Einheitlichkeit wiederherzustellen!
Dank dieser Rechtschreibreform erleben die Verfasser von Haus-Orthographien ja geradezu eine Blütezeit!
Klaus-Dieter Kolbe (Korrektor)
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Der Verein Lebendige deutsche Sprache e.V, der sich vehement für die Beibehaltung der klassischen deutschen Rechtschreibung einsetzt, hat eine neue Adresse:
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Gazellenkamp 80
22529 Hamburg
Tel: 040 46 31 14
Fax: 040 46 31 15
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Claudia Ludwig
eingetragen von anonymer Gast am 04.07.2000 um 22.00
Als Jacob Grimms eigene Bemühungen um eine Rechtschreibreform gescheitert waren, kommentierte er das folgendermaßen:
Alles oder das meiste scheiterte an dem pedantischen sinn der Deutschen, die jeder edlen neuerung einen haufen kleinlicher gründe entgegen zu setzen gewohnt sind.
Kleinreich
eingetragen von Gast am 04.07.2000 um 22.00
Und als Jacob Grimm das Ergebnis der gegenwärtigen Rechtschreibreform von Walhall aus beobachtete, grummelte er nur: Alles unsinn und den meisten verbreiten die deutschen medien, die jede elende neuerung in einen haufen kleingeld umzusetzen gewohnt sind.
eingetragen von Gast am 03.07.2000 um 22.00
Wer des Deutschen vor der Reform nicht mächtig war, der ist es nach der Reform auch nicht!
Wer des Deutschen aber vor der Reform mächtig war, der ist es nach der Reform nun auch nicht mehr!
Klaus-Dieter Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Gast am 03.07.2000 um 22.00
Wer des Deutschen vor der Reform nicht mächtig war, der ist es nach der Reform auch nicht!
Wer des Deutschen aber vor der Reform mächtig war, der ist es nach der Reform nun auch nicht mehr!
Klaus-Dieter Kolbe
Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen
eingetragen von Karl Eichholz am 01.07.2000 um 22.00
aber es kam mir dort sehr steril und leblos vor
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 01.07.2000 um 22.00
Die Gleichsetzung der Mitglieder der Nationalversammlung von 1848 mit den Anführern der Studentenbewegung von 1968 kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist vermutlich der Idee entsprungen, daß Revolte gleich Revolte sei. Manchmal kann diese Idee richtig sein, aber nicht immer.
In der Paulskirche saßen neben Jakob Grimm z. B. auch der Turnvater Jahn und Ernst Moritz Arndt. Jakob Grimm war zu dieser Zeit übrigens schon über 60, ein Alter, in dem der revolutionäre Elan i. a. schon stark abgeflaut ist. Die profiliertesten Studentenführer von 68 waren nach meiner Erinnerung Rudi Dutschke und Hans Jürgen Krahl. Kann man wirklich die beiden aus heutiger Sicht erzkonservativen Jahn und Arndt mit Dutschke und Krahl in einen Topf werfen? Von Jahn stammt u. a. der charakterisierende Satz: Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden sind Deutschlands Unglück. Kennt man ähnliches von Dutschke?
Zur Zugehörigkeit der Rechtschreibreformer zur 68er-Bewegung kann ich nur soviel sagen: Die Namen der westdeutschen Reformer - die aus der ehemaligen DDR, der Schweiz und Österreich kommen ja nicht in Frage - habe ich während der Studentenbewegung niemals nennen hören. Zu den Anführen haben sie nicht gehört. Wie hätten sie auch.
Sauer
eingetragen von Karl Eichholz am 01.07.2000 um 22.00
aber es kam mir dort sehr steril und leblos vor
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 01.07.2000 um 22.00
Die Gleichsetzung der Mitglieder der Nationalversammlung von 1848 mit den Anführern der Studentenbewegung von 1968 kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist vermutlich der Idee entsprungen, daß Revolte gleich Revolte sei. Manchmal kann diese Idee richtig sein, aber nicht immer.
In der Paulskirche saßen neben Jakob Grimm z. B. auch der Turnvater Jahn und Ernst Moritz Arndt. Jakob Grimm war zu dieser Zeit übrigens schon über 60, ein Alter, in dem der revolutionäre Elan i. a. schon stark abgeflaut ist. Die profiliertesten Studentenführer von 68 waren nach meiner Erinnerung Rudi Dutschke und Hans Jürgen Krahl. Kann man wirklich die beiden aus heutiger Sicht erzkonservativen Jahn und Arndt mit Dutschke und Krahl in einen Topf werfen? Von Jahn stammt u. a. der charakterisierende Satz: Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden sind Deutschlands Unglück. Kennt man ähnliches von Dutschke?
Zur Zugehörigkeit der Rechtschreibreformer zur 68er-Bewegung kann ich nur soviel sagen: Die Namen der westdeutschen Reformer - die aus der ehemaligen DDR, der Schweiz und Österreich kommen ja nicht in Frage - habe ich während der Studentenbewegung niemals nennen hören. Zu den Anführen haben sie nicht gehört. Wie hätten sie auch.
Sauer
eingetragen von anonymer Gast am 28.06.2000 um 22.00
Als Befürworter einer Rechtschreibreform waren die Brüder Grimm natürlich auch ganz miese Germanisten, denn nur die unfähigsten von ihnen treten bekanntlich für eine Reform ein. Darüber hinaus waren sie damit selbstverständlich auch Kultusministerarschkriecher. Doch es wird noch schlimmer: Während die heutigen Reformer übrig gebliebene 68er-Revoluzzer sind, gehörten die Brüder Grimm zu den 48er-Revoluzzern. So arbeitet eben dieses Pack: Zuerst zerstören sie die Sprache, damit sie dann umso leichter die Gesellschaftsordnung umschmeißen können. Das war schon immer so!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 28.06.2000 um 22.00
Als Befürworter einer Rechtschreibreform waren die Brüder Grimm natürlich auch ganz miese Germanisten, denn nur die unfähigsten von ihnen treten bekanntlich für eine Reform ein. Darüber hinaus waren sie damit selbstverständlich auch Kultusministerarschkriecher. Doch es wird noch schlimmer: Während die heutigen Reformer übrig gebliebene 68er-Revoluzzer sind, gehörten die Brüder Grimm zu den 48er-Revoluzzern. So arbeitet eben dieses Pack: Zuerst zerstören sie die Sprache, damit sie dann umso leichter die Gesellschaftsordnung umschmeißen können. Das war schon immer so!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 27.06.2000 um 22.00
Das Gestüt für Deutsche Sprache (GDS) bestätigt in seiner amtlichen Eigenschaft, dass jeder, der sich der Rechtschreibreform unbelehrbar widersetzt, ein Motzer und ein Zwerg ist. Mit besonderer Genugtuung hat das GDS die treffende Kennzeichnung der Motzer als Rumpelstilzchen zur Kenntnis genommen.
Diese Bezeichnung wird dem nur zu verständlichen Bedürfnis nach einer deutlichen Einordnung gerecht. Rumpelstilzchen ist nach den Forschungen des GDS ein kleines, lächerliches Männchen. Was ist des Männchen's Vorliebe? Gerne holt es sich gelegentlich ein Kind von einer Königin. Es ist also ein Kinderentführer. Vorausgesetzt werden darf, dass die Königin christlich war, nach den Recherchen des GDS war man im Mittelalter, aus dem das Märchen stammt, im Allgemeinen christlich. Wer aber holte damals nach verbreiteten Vorstellungen so gerne die christlichen Kinder? Waren das nicht kleine, lächerliche Männchen, die sich im Aussehen von den braven Bürgern stark unterschieden? Leider sagt das Märchen nichts darüber, was mit den entführten Kindern geschieht, weil es nicht zur Entführung kommt, aber aus alten Ammenmärchen weiß es das GDS natürlich.
Nun ist es ein leichtes, die braven Bürger, sprich: Reformanhänger, von den bösen zu trennen. Ob noch eine weitere Kennzeichnung vonnöten ist, darüber befinden demnächst amtliche Stellen.
Gestüt für Deutsche Sprache
Mannheim
eingetragen von Gast am 27.06.2000 um 22.00
Daß die Brüder Grimm überzeugte Rechtschreibreformer waren, wundert mich wenig. Sie waren ja Märchenerzähler.
Sauer
eingetragen von anonymer Gast am 27.06.2000 um 22.00
Das Gestüt für Deutsche Sprache (GDS) bestätigt in seiner amtlichen Eigenschaft, dass jeder, der sich der Rechtschreibreform unbelehrbar widersetzt, ein Motzer und ein Zwerg ist. Mit besonderer Genugtuung hat das GDS die treffende Kennzeichnung der Motzer als Rumpelstilzchen zur Kenntnis genommen.
Diese Bezeichnung wird dem nur zu verständlichen Bedürfnis nach einer deutlichen Einordnung gerecht. Rumpelstilzchen ist nach den Forschungen des GDS ein kleines, lächerliches Männchen. Was ist des Männchen's Vorliebe? Gerne holt es sich gelegentlich ein Kind von einer Königin. Es ist also ein Kinderentführer. Vorausgesetzt werden darf, dass die Königin christlich war, nach den Recherchen des GDS war man im Mittelalter, aus dem das Märchen stammt, im Allgemeinen christlich. Wer aber holte damals nach verbreiteten Vorstellungen so gerne die christlichen Kinder? Waren das nicht kleine, lächerliche Männchen, die sich im Aussehen von den braven Bürgern stark unterschieden? Leider sagt das Märchen nichts darüber, was mit den entführten Kindern geschieht, weil es nicht zur Entführung kommt, aber aus alten Ammenmärchen weiß es das GDS natürlich.
Nun ist es ein leichtes, die braven Bürger, sprich: Reformanhänger, von den bösen zu trennen. Ob noch eine weitere Kennzeichnung vonnöten ist, darüber befinden demnächst amtliche Stellen.
Gestüt für Deutsche Sprache
Mannheim
eingetragen von Gast am 27.06.2000 um 22.00
Daß die Brüder Grimm überzeugte Rechtschreibreformer waren, wundert mich wenig. Sie waren ja Märchenerzähler.
Sauer
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Da hat Herr Salzburg Recht. Die Rechtschreibreform nützt in der Tat den ABC-Schützen, also Schützen, die mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen schießen, gar nichts.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Auch wenn die Rechtschreibreform den ABC-Schützen nichts nützt, so nützt sie doch den Zwergen. Die haben dann endlich was, gegen das sie schimpfen können.
In Bayern nennt man das dann Zwergerlaufstand!
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
Militärs, die im Ernstfall ABC-Waffen mit der Zielgenauigkeit der Reformschreibung einführen, würden reihenweise standrechtlich erschossen. Kultusminister dagegen, die mit der Rechtschreibreform auf ABC-Schützen zielen und dabei reihenweise Wörter erschießen, besetzen rechtlich Sessel zum Aussitzen.
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
fand statt, als in Schleswig-Holstein die Rechtschreibreform abgewählt wurde. Alle die fortschrittlichen Geisteszwerge, die vom orthographischen ss-Aufmarsch die Genesung der rechten Schreibung ersehnten, stimmten ein schrilles Jammergeheul an, obwohl sie sich zuvor nicht genug darüber auslassen konnten, wie unwichtig die Rechtschreibung sei: Sie sei noch nicht einmal ein Kreuz auf dem Stimmzettel wert.
S. Salzburg
.
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Aber Herr Salzburg, nur nicht aufregen. Sonst gehts Ihnen noch so:
Das ist die Schuld der Rechtschreibreform, das ist die Schuld der Rechtschreibreform, schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis in den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.
So ähnlich nachzulesen bei den Brüdern Grimm. Die waren übrigens überzeugte Rechtschreibreformer, die unter anderem die Kleinschreibung einführen wollten.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Also ich glaube ja, dass Herr Salzburg das mit den ABC-Schützen immer noch nicht kapiert hat.
Kultusminister haben nun mal nichts mit ABC-Schützen zu schaffen, für die ist nur der Verteidigungsminister zuständig!
Jaja, die Rechtschreibung. Schon ein schwieriges Kapitel. Seufz!
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
Ach, Herr Kleinreich, Sie kommen mit Ihrer Rumpelstilzchen-Idee zu spät! Nur mit Bedenken spreche ich das Thema hier an, denn dies ist eigentlich kein Diskussionsforum. Deswegen werden Sie auch von mir keine weitere Antwort erhalten: Aus Datenschutzgründen sollten Sie hier vielleicht doch nicht so häufig schreiben, sonst könnten auch die persönlichen Daten der Innenausstattung Ihrer oberen Hard(?)ware bekannt werden. Vor zwei Jahren antwortete ich auf einen Anwurf in KN-Online:
Den Inhalt seines Kopfes [Stroh haben wir alle im Kopf] hätte Herr .... lieber geheimhalten sollen. Seine Schlußfolgerung, bei anderen wäre er ähnlich, ist unbegründet. Mit derlei Logik ist er natürlich Wunschkandidat der neuen Rechtschreiber. - In deren Haushalt darf es nun ja keine schreibverwirrenden alten Märchenbücher mehr geben, sonst wüßte er, daß man auch Stroh zu Gold machen kann. Noch ist ihm das möglich ... Dann können die Rechtschreib-Rumpelstilzchen mit ihrer Reform nicht mehr unsere Kinder für sich fordern und wir könnten unsere Zeit in der Tat für besseres verwenden als die Abwehr dieses nicht bestellten Unfugs.
S. Salzburg
.
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Salzstilzchen tobt schon!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Da hat Herr Salzburg Recht. Die Rechtschreibreform nützt in der Tat den ABC-Schützen, also Schützen, die mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen schießen, gar nichts.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Auch wenn die Rechtschreibreform den ABC-Schützen nichts nützt, so nützt sie doch den Zwergen. Die haben dann endlich was, gegen das sie schimpfen können.
In Bayern nennt man das dann Zwergerlaufstand!
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
Militärs, die im Ernstfall ABC-Waffen mit der Zielgenauigkeit der Reformschreibung einführen, würden reihenweise standrechtlich erschossen. Kultusminister dagegen, die mit der Rechtschreibreform auf ABC-Schützen zielen und dabei reihenweise Wörter erschießen, besetzen rechtlich Sessel zum Aussitzen.
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
fand statt, als in Schleswig-Holstein die Rechtschreibreform abgewählt wurde. Alle die fortschrittlichen Geisteszwerge, die vom orthographischen ss-Aufmarsch die Genesung der rechten Schreibung ersehnten, stimmten ein schrilles Jammergeheul an, obwohl sie sich zuvor nicht genug darüber auslassen konnten, wie unwichtig die Rechtschreibung sei: Sie sei noch nicht einmal ein Kreuz auf dem Stimmzettel wert.
S. Salzburg
.
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Aber Herr Salzburg, nur nicht aufregen. Sonst gehts Ihnen noch so:
Das ist die Schuld der Rechtschreibreform, das ist die Schuld der Rechtschreibreform, schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis in den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.
So ähnlich nachzulesen bei den Brüdern Grimm. Die waren übrigens überzeugte Rechtschreibreformer, die unter anderem die Kleinschreibung einführen wollten.
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Also ich glaube ja, dass Herr Salzburg das mit den ABC-Schützen immer noch nicht kapiert hat.
Kultusminister haben nun mal nichts mit ABC-Schützen zu schaffen, für die ist nur der Verteidigungsminister zuständig!
Jaja, die Rechtschreibung. Schon ein schwieriges Kapitel. Seufz!
Karl Kleinreich
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2000 um 22.00
Ach, Herr Kleinreich, Sie kommen mit Ihrer Rumpelstilzchen-Idee zu spät! Nur mit Bedenken spreche ich das Thema hier an, denn dies ist eigentlich kein Diskussionsforum. Deswegen werden Sie auch von mir keine weitere Antwort erhalten: Aus Datenschutzgründen sollten Sie hier vielleicht doch nicht so häufig schreiben, sonst könnten auch die persönlichen Daten der Innenausstattung Ihrer oberen Hard(?)ware bekannt werden. Vor zwei Jahren antwortete ich auf einen Anwurf in KN-Online:
Den Inhalt seines Kopfes [Stroh haben wir alle im Kopf] hätte Herr .... lieber geheimhalten sollen. Seine Schlußfolgerung, bei anderen wäre er ähnlich, ist unbegründet. Mit derlei Logik ist er natürlich Wunschkandidat der neuen Rechtschreiber. - In deren Haushalt darf es nun ja keine schreibverwirrenden alten Märchenbücher mehr geben, sonst wüßte er, daß man auch Stroh zu Gold machen kann. Noch ist ihm das möglich ... Dann können die Rechtschreib-Rumpelstilzchen mit ihrer Reform nicht mehr unsere Kinder für sich fordern und wir könnten unsere Zeit in der Tat für besseres verwenden als die Abwehr dieses nicht bestellten Unfugs.
S. Salzburg
.
eingetragen von anonymer Gast am 26.06.2000 um 22.00
Salzstilzchen tobt schon!
Karl Kleinreich
eingetragen von anonymer Gast am 25.06.2000 um 22.00
Glaube versetzt Zwerge
Reform den Verstand.
Drum glaube und merke
Geist wird durch Reform entmannt.
Henriette Heine
Paris
eingetragen von anonymer Gast am 25.06.2000 um 22.00
Glaube versetzt Zwerge
Reform den Verstand.
Drum glaube und merke
Geist wird durch Reform entmannt.
Henriette Heine
Paris
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.06.2000 um 22.00
Wenn die rechtschreibreform den ABC-Schützen auch nichts nützt: Glaube versetzt Zwerge!
(Deschner, zweckentfremdet)
S. Salzburg
.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.06.2000 um 22.00
Wenn die rechtschreibreform den ABC-Schützen auch nichts nützt: Glaube versetzt Zwerge!
(Deschner, zweckentfremdet)
S. Salzburg
.
eingetragen von Gast am 20.06.2000 um 22.00
Also, als Naturwissenschaftler hat man ja eigentlich
keine Probleme mit der Rechtschreibung ... Interessiert
bei unserer Forschung und ihrer Foederung weniger. Aber
als ich jetzt wieder einmal meinen Lebenslauf zusammen-
stellen musste (schreibe mit US-Tastatur!), blieb mir
nichts anderes uebrig, als 'mal im Internet nachzusehen.
Bei dieser web-page hatte ich mir Hilfe erhofft (die
Seite des Duden war wenig hilfreich ...), und siehe da,
diese Seiten sind von Reformgegnern verfasst. Ich hatte
bisher noch keine feste Meinung zur Reform, aber nachdem
ich ueber eine Stunde hier verbracht habe, macht mich die
Sache doch sehr nachdenklich. Die Beispiele sind
erschreckend, und waehrend ich dies schreibe wird mir
bewusst wieviele Fehler allein in diesem Text verborgen
sein duerften ...
Obwohl mich das Ganze noch mehr verwirrt hat als ich
vorher schon war, bin ich fuer die Aufklaerung dankbar.
Es scheint als waere die ganze Reform doch mehr ein
Witz, der sich auf Dauer nicht durchsetzen wird. Ich
jedenfalls werde weiterhin so schreiben wie ich es
immer getan habe, auch wenn mein Gefuehl fuer Recht-
schreibung mit der Reform offenbar nicht in Einklang
zu bringen ist.
Vielen Dank!
Gunnar Schade
Berkeley, Kalifornien
eingetragen von Gast am 20.06.2000 um 22.00
Also, als Naturwissenschaftler hat man ja eigentlich
keine Probleme mit der Rechtschreibung ... Interessiert
bei unserer Forschung und ihrer Foederung weniger. Aber
als ich jetzt wieder einmal meinen Lebenslauf zusammen-
stellen musste (schreibe mit US-Tastatur!), blieb mir
nichts anderes uebrig, als 'mal im Internet nachzusehen.
Bei dieser web-page hatte ich mir Hilfe erhofft (die
Seite des Duden war wenig hilfreich ...), und siehe da,
diese Seiten sind von Reformgegnern verfasst. Ich hatte
bisher noch keine feste Meinung zur Reform, aber nachdem
ich ueber eine Stunde hier verbracht habe, macht mich die
Sache doch sehr nachdenklich. Die Beispiele sind
erschreckend, und waehrend ich dies schreibe wird mir
bewusst wieviele Fehler allein in diesem Text verborgen
sein duerften ...
Obwohl mich das Ganze noch mehr verwirrt hat als ich
vorher schon war, bin ich fuer die Aufklaerung dankbar.
Es scheint als waere die ganze Reform doch mehr ein
Witz, der sich auf Dauer nicht durchsetzen wird. Ich
jedenfalls werde weiterhin so schreiben wie ich es
immer getan habe, auch wenn mein Gefuehl fuer Recht-
schreibung mit der Reform offenbar nicht in Einklang
zu bringen ist.
Vielen Dank!
Gunnar Schade
Berkeley, Kalifornien
eingetragen von Gast am 14.06.2000 um 22.00
Was ist ein Pleonasmus?
Lächerlicher Rechtschreibreformer.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 14.06.2000 um 22.00
Was ist ein Pleonasmus?
Lächerlicher Rechtschreibreformer.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 12.06.2000 um 22.00
Im Jugendbestseller Harry Potter und der Stein der Weisen sagt ein Zauberer, nachdem er sämtliche Lichter gelöscht hat, zu seiner Fachkollegin: Wir werden uns bald wieder sehen.
Was meint der Herr damit: ein Wiedersehen oder neues Licht? Fragen wir die Kultusminister.
Dr. Arno Pielenz
Gaglower Str. 37d, 03058 Gallinchen
eingetragen von Gast am 12.06.2000 um 22.00
Ihre Kritik an Dieter E. Zimmer halte ich für sehr berechtigt, denn die Lesbarkeit der ZEIT hat seit der Zimmerschen Reform abgenommen. Seine Argumentation war in der Vergangenheit erst ein Lob über den grünen Klee, dann vorsichtige Korrekturen, bis er sich im vergangenen Herbst mit der fadenscheinigen Ausrede aus der Affäre zu ziehen versuchte, man habe den Sturm der Entrüstung, den diese Reform verursachte, nicht absehen können. Einen größeren Beweis von Dummheit braucht er mir als Slawisten nicht zu geben. Hätte er die Diskussion um die Rechtschreibreform des Russischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts studiert (von Vatroslav Jagic in seiner Zeitschrift Archiv für die slawische Philologie in deutscher Sprache festgehalten), so hätte er erkennen können, daß Rechtschreib-Reformer behutsam vorgehen müssen.
Und wenn ihm das zu weit zurückgelegen hätte, hätte es ein Anruf im Institut für die tschechische Sprache in Prag auch getan, denn dort hat man so seine Erfahrungen mit Reformen, übrigens auch mit gefälschten Grammatiken.
Fazit: Man hätte das Übel vorhersehen können.
Stefan Hillmann
Hamburg
eingetragen von Gast am 12.06.2000 um 22.00
Im Jugendbestseller Harry Potter und der Stein der Weisen sagt ein Zauberer, nachdem er sämtliche Lichter gelöscht hat, zu seiner Fachkollegin: Wir werden uns bald wieder sehen.
Was meint der Herr damit: ein Wiedersehen oder neues Licht? Fragen wir die Kultusminister.
Dr. Arno Pielenz
Gaglower Str. 37d, 03058 Gallinchen
eingetragen von Gast am 12.06.2000 um 22.00
Ihre Kritik an Dieter E. Zimmer halte ich für sehr berechtigt, denn die Lesbarkeit der ZEIT hat seit der Zimmerschen Reform abgenommen. Seine Argumentation war in der Vergangenheit erst ein Lob über den grünen Klee, dann vorsichtige Korrekturen, bis er sich im vergangenen Herbst mit der fadenscheinigen Ausrede aus der Affäre zu ziehen versuchte, man habe den Sturm der Entrüstung, den diese Reform verursachte, nicht absehen können. Einen größeren Beweis von Dummheit braucht er mir als Slawisten nicht zu geben. Hätte er die Diskussion um die Rechtschreibreform des Russischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts studiert (von Vatroslav Jagic in seiner Zeitschrift Archiv für die slawische Philologie in deutscher Sprache festgehalten), so hätte er erkennen können, daß Rechtschreib-Reformer behutsam vorgehen müssen.
Und wenn ihm das zu weit zurückgelegen hätte, hätte es ein Anruf im Institut für die tschechische Sprache in Prag auch getan, denn dort hat man so seine Erfahrungen mit Reformen, übrigens auch mit gefälschten Grammatiken.
Fazit: Man hätte das Übel vorhersehen können.
Stefan Hillmann
Hamburg
eingetragen von Gast am 09.06.2000 um 22.00
sehr geehrte damen, sehr geehrte herren,
auf der suche nach literatur für meine examensprüfung landete ich auf dieser seite. in wenigen wochen ist es soweit, ich werde die heiligen hallen der universität verlassen und als journalistin mein brot verdienen. um für diesen beruf gewappnet zu sein, wählte ich als mündliches prüfungsthema die rechtschreibreform. für einen kritischen überblick kamen mir die seiten hier gerade recht.
wäre eine examensprüfung nicht eine so ernste angelegenheit, plädierte ich für einen vortrag ihrer humor-seite. diesbezüglich ein vorschlag zur ergänzung: herzerfrischende kommentare aus theodor icklers buch die neue rechtschreibreform. ein schildbürgerstreich.
nach gründlichem studium des regelwerks muß ich gestehen, ich werde meine berufswahl zumindest überdenken. ich sträube mich dagegen, mein künftiges handwerk, das schreiben, auf fehlern und dummheiten basieren zu lassen.
seien sie sich meiner unterstützung gegen die neue rechtschreibreform gewiß.
mit freundlichen grüßen
sylvia kreyßel
sylvia kreyßel
am stadtpark 44, 99096 erfurt
eingetragen von Gast am 09.06.2000 um 22.00
sehr geehrte damen, sehr geehrte herren,
auf der suche nach literatur für meine examensprüfung landete ich auf dieser seite. in wenigen wochen ist es soweit, ich werde die heiligen hallen der universität verlassen und als journalistin mein brot verdienen. um für diesen beruf gewappnet zu sein, wählte ich als mündliches prüfungsthema die rechtschreibreform. für einen kritischen überblick kamen mir die seiten hier gerade recht.
wäre eine examensprüfung nicht eine so ernste angelegenheit, plädierte ich für einen vortrag ihrer humor-seite. diesbezüglich ein vorschlag zur ergänzung: herzerfrischende kommentare aus theodor icklers buch die neue rechtschreibreform. ein schildbürgerstreich.
nach gründlichem studium des regelwerks muß ich gestehen, ich werde meine berufswahl zumindest überdenken. ich sträube mich dagegen, mein künftiges handwerk, das schreiben, auf fehlern und dummheiten basieren zu lassen.
seien sie sich meiner unterstützung gegen die neue rechtschreibreform gewiß.
mit freundlichen grüßen
sylvia kreyßel
sylvia kreyßel
am stadtpark 44, 99096 erfurt
eingetragen von Gast am 07.06.2000 um 22.00
Was ist ein Orthographopäde?
Ein Gehirnchirurg für Rechtschreibreformer.
Was ist ein Orthographopädiemechaniker?
Ein Hersteller von Gehirnprothesen für Rechtschreibreformer.
Sauer
eingetragen von Gast am 07.06.2000 um 22.00
Was ist ein Orthographopäde?
Ein Gehirnchirurg für Rechtschreibreformer.
Was ist ein Orthographopädiemechaniker?
Ein Hersteller von Gehirnprothesen für Rechtschreibreformer.
Sauer
eingetragen von anonymer Gast am 04.06.2000 um 22.00
Der vorhergehende Beitrag ist nicht ganz richtig, da hat sich die Natter ein bisschen vertan. Korrekt muss es heißen: zwei Drittel Prozent aller engagierten - und wir dürfen hinzufügen: aller fortschrittlich gesinnten und den Idealen von allumfassender Liebe und Großherzigkeit zugetaner - Lehrer und selbstverständlich auch Lehrerinen begrüßen die Rechtschreibreform, z. B. jeden Morgen mit Handschlag. Damit hat sich die Reform an den Schulen voll durchgesessen.
Gestüt für Deutsche Sprache (GDS)
Mannheim, Auf der Ferdekoppel 00
eingetragen von anonymer Gast am 04.06.2000 um 22.00
Der vorhergehende Beitrag ist nicht ganz richtig, da hat sich die Natter ein bisschen vertan. Korrekt muss es heißen: zwei Drittel Prozent aller engagierten - und wir dürfen hinzufügen: aller fortschrittlich gesinnten und den Idealen von allumfassender Liebe und Großherzigkeit zugetaner - Lehrer und selbstverständlich auch Lehrerinen begrüßen die Rechtschreibreform, z. B. jeden Morgen mit Handschlag. Damit hat sich die Reform an den Schulen voll durchgesessen.
Gestüt für Deutsche Sprache (GDS)
Mannheim, Auf der Ferdekoppel 00
eingetragen von anonymer Gast am 02.06.2000 um 22.00
Unterhalten Sie sich mal mit wirklich engagierten Lehrern!
Mehr als zwei Drittel befürworten die Rechschreibreform mittlerweile!
Warum wohl?
mfg
wk
Natter
Deutschland
eingetragen von anonymer Gast am 02.06.2000 um 22.00
Unterhalten Sie sich mal mit wirklich engagierten Lehrern!
Mehr als zwei Drittel befürworten die Rechschreibreform mittlerweile!
Warum wohl?
mfg
wk
Natter
Deutschland
eingetragen von Gast am 29.05.2000 um 22.00
...die sich Kultusministerkonferenz nennt. Wie hochtrabend! Schlimm, daß solche mediokren Erscheinungen hierzulande meist im Gewand der Amtsautorität umherstolzieren.
Diskutieren Sie auch bei uns:
http://www.konservativ.de
Karl-Friedrich Prinz von Löwenstein
eingetragen von Gast am 29.05.2000 um 22.00
...die sich Kultusministerkonferenz nennt. Wie hochtrabend! Schlimm, daß solche mediokren Erscheinungen hierzulande meist im Gewand der Amtsautorität umherstolzieren.
Diskutieren Sie auch bei uns:
http://www.konservativ.de
Karl-Friedrich Prinz von Löwenstein
eingetragen von Gast am 28.05.2000 um 22.00
Klar ist die neue Rechtschreibung nicht perfekt.
Aber war die alte denn besser und, vor allem,
logischer?
Wenn man die alte Rechtschreibung mit ihren vielen
Ausnahmen und Unlogiken betrachtet, war die Reform
schon nötig. Das, was jetzt als Reform vorliegt,
ist aber leider unausgegoren.
Einfach dagegen zu sein, ist doch auch konservativ.
Statt auf Abschaffung der Rechtschreibreform
sollte man auf Änderung der Reform dringen.
Vielleicht wäre das für alle das Beste.
Dennis Löhmann
eingetragen von Gast am 28.05.2000 um 22.00
Klar ist die neue Rechtschreibung nicht perfekt.
Aber war die alte denn besser und, vor allem,
logischer?
Wenn man die alte Rechtschreibung mit ihren vielen
Ausnahmen und Unlogiken betrachtet, war die Reform
schon nötig. Das, was jetzt als Reform vorliegt,
ist aber leider unausgegoren.
Einfach dagegen zu sein, ist doch auch konservativ.
Statt auf Abschaffung der Rechtschreibreform
sollte man auf Änderung der Reform dringen.
Vielleicht wäre das für alle das Beste.
Dennis Löhmann
eingetragen von anonymer Gast am 27.05.2000 um 22.00
Bitte den fett gedruckten Eintrag Beilchen gegegn Chaos wieder löschen. Uns ist beim Absenden ein Fehler unterlaufen. Durch den Fettdruck werden auch die vorhergehenden Beiträge fett gedruckt, was nicht schön ist. Danach haben wir unsere zwei Vierzeiler noch einmal weggeschicht, diesmal richtig.
Anschließend bitte diese Zuschrift auch wieder entfernen. Danke.
Christian Abendstern
eingetragen von Gast am 27.05.2000 um 22.00
Di, 30. Mai 2000, 12-13 Uhr:
Herr Dräger zum Thema
Parteieninteressen contra Volkswillen
Do, 1. Juni 2000, 12-13 Uhr:
Herr Dräger und Prof. Ickler zum Thema
Wenn Gutenberg sich im Grabe herumdreht
in Mainz auf 106,6 MHz
weltweit auf www.radio-quer.de
Sven Dyroff
eingetragen von anonymer Gast am 27.05.2000 um 22.00
Bitte den fett gedruckten Eintrag Beilchen gegegn Chaos wieder löschen. Uns ist beim Absenden ein Fehler unterlaufen. Durch den Fettdruck werden auch die vorhergehenden Beiträge fett gedruckt, was nicht schön ist. Danach haben wir unsere zwei Vierzeiler noch einmal weggeschicht, diesmal richtig.
Anschließend bitte diese Zuschrift auch wieder entfernen. Danke.
Christian Abendstern
eingetragen von Gast am 27.05.2000 um 22.00
Di, 30. Mai 2000, 12-13 Uhr:
Herr Dräger zum Thema
Parteieninteressen contra Volkswillen
Do, 1. Juni 2000, 12-13 Uhr:
Herr Dräger und Prof. Ickler zum Thema
Wenn Gutenberg sich im Grabe herumdreht
in Mainz auf 106,6 MHz
weltweit auf www.radio-quer.de
Sven Dyroff
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
BLV Bericht vom 24.5.2000 im Nachrichtenarchiv abrufbar!
eingetragen von anonymer Gast am 24.05.2000 um 22.00
Ich bin nun knapp 40 Jahre. Als ich mit 6 Jahren eingeschult wurde, begann die Diskusion über die Rechtschreibreform. Die Deutschen, also auch SIE, waren aufgerufen, sich an der Diskusion zu beteiligen.
Da es jedoch leichter ist nichts zu tun und am Stammtisch zu pöbeln, haben die Deutschen die Reform erhalten, welche Sie verdienen.
Nur einige findige Rechtsanwälte, welche ihren Namen in den Gazetten sehen möchten, haben lange genug gewartet, um im rechten Moment laut aufzuschreien.
Der dumme Deutsche zieht nun heulend durch das Land, welches sich dank neuer Medien schon so sehr verändert hat, dass es schon lange eine gar andere Sprache spricht.
Kurzum: auf diesen Seiten wird gejammert, dass man daß nun mit Doppel-S schreibt, während im wirklichen Leben die Menschen das Wort dass schon lange nicht mehr kennen.
Und jetzt werden wieder Kinder eingeschult. In 35 Jahren werden die dummen Deutschen heulen, dass kein Mensch mehr das Gepräch sucht, sondern alles nur noch chattet...
Dr. F. S. v. Deutscher
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
Ich spreche jedwedem Gremium, das wie auch immer zusammengesetzt sein mag, das Recht ab, über die deutsche Sprache das Bewußtsein des deutschen Volkes ändern zu wollen. Die Rechtschreibdeform - von einer Reform kann man nun wirklich nicht sprechen - ist so dumm wie überflüssig. Die Kreise, die heute mit leider viel zu großem Erfolg unsere Sprache und unsere Rechtschreibung verhunzen, sind genau jene, die schon 1948 im Buch 1984” von George Orwell das Neusprech” einführten. Als Herausgeber der populären utopischen Buchreihe REN DHARK trage ich mein Scherflein zum Erhalt einer erhaltenswerten Sprache bei und sorge dafür, daß achtmal im Jahr Bücher auch weiterhin in hochdeutscher Rechtschreibung erscheinen und nicht in diesem fürchterlichen Dummdeutsch!
Hajo F. Breuer
c/o HJB Verlag, Postfach 22 01 22 56544 Neuwied
eingetragen von anonymer Gast am 24.05.2000 um 22.00
Reformerbeilchen
Warte, warte nur ein Weilchen
Dann kommt Heller auch zu Dir.
Mit dem Reformerbeilchen
Macht er aus jedem Wort gleich vier.
Chaos-Schreiberei
Harre, harre noch ein Weilchen!
Aus ist die Reform - vorbei.
Eingegangen wie ein Veilchen
ist die Chaos-Schreiberei!
Geschwister Abendstern
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
Um den Besuchern dieser Internetseite einen Blick auf eine der ideologischen Wurzeln der RSR zu ermöglichen, wäre es m. E. sinnvoll, die wichtigsten Dokumente der GEW-Veranstaltung vernünftiger schreiben hier elektronisch verfügbar zu machen. Diese Veranstaltung fand Anfang der 70er Jahre statt, in der Zeit der berüchtigten hessischen Rahmrichtlinien Deutsch. Sicher haben sich damals die Ideologen gegenseitig befruchtet, hinter den Motiven der einen wie der anderen dürfte die Abwertung des Deutschunterrichts und der deutschen Sprache insgesamt gestanden haben. Von besonderem Interesse wären Veranstaltungsbeiträge von Personen, die auch bei der RSR mitgemischt haben, sofern es solche gibt.
Sauer
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
BLV Bericht vom 24.5.2000 im Nachrichtenarchiv abrufbar!
eingetragen von anonymer Gast am 24.05.2000 um 22.00
Ich bin nun knapp 40 Jahre. Als ich mit 6 Jahren eingeschult wurde, begann die Diskusion über die Rechtschreibreform. Die Deutschen, also auch SIE, waren aufgerufen, sich an der Diskusion zu beteiligen.
Da es jedoch leichter ist nichts zu tun und am Stammtisch zu pöbeln, haben die Deutschen die Reform erhalten, welche Sie verdienen.
Nur einige findige Rechtsanwälte, welche ihren Namen in den Gazetten sehen möchten, haben lange genug gewartet, um im rechten Moment laut aufzuschreien.
Der dumme Deutsche zieht nun heulend durch das Land, welches sich dank neuer Medien schon so sehr verändert hat, dass es schon lange eine gar andere Sprache spricht.
Kurzum: auf diesen Seiten wird gejammert, dass man daß nun mit Doppel-S schreibt, während im wirklichen Leben die Menschen das Wort dass schon lange nicht mehr kennen.
Und jetzt werden wieder Kinder eingeschult. In 35 Jahren werden die dummen Deutschen heulen, dass kein Mensch mehr das Gepräch sucht, sondern alles nur noch chattet...
Dr. F. S. v. Deutscher
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
Ich spreche jedwedem Gremium, das wie auch immer zusammengesetzt sein mag, das Recht ab, über die deutsche Sprache das Bewußtsein des deutschen Volkes ändern zu wollen. Die Rechtschreibdeform - von einer Reform kann man nun wirklich nicht sprechen - ist so dumm wie überflüssig. Die Kreise, die heute mit leider viel zu großem Erfolg unsere Sprache und unsere Rechtschreibung verhunzen, sind genau jene, die schon 1948 im Buch 1984” von George Orwell das Neusprech” einführten. Als Herausgeber der populären utopischen Buchreihe REN DHARK trage ich mein Scherflein zum Erhalt einer erhaltenswerten Sprache bei und sorge dafür, daß achtmal im Jahr Bücher auch weiterhin in hochdeutscher Rechtschreibung erscheinen und nicht in diesem fürchterlichen Dummdeutsch!
Hajo F. Breuer
c/o HJB Verlag, Postfach 22 01 22 56544 Neuwied
eingetragen von anonymer Gast am 24.05.2000 um 22.00
Reformerbeilchen
Warte, warte nur ein Weilchen
Dann kommt Heller auch zu Dir.
Mit dem Reformerbeilchen
Macht er aus jedem Wort gleich vier.
Chaos-Schreiberei
Harre, harre noch ein Weilchen!
Aus ist die Reform - vorbei.
Eingegangen wie ein Veilchen
ist die Chaos-Schreiberei!
Geschwister Abendstern
eingetragen von Gast am 24.05.2000 um 22.00
Um den Besuchern dieser Internetseite einen Blick auf eine der ideologischen Wurzeln der RSR zu ermöglichen, wäre es m. E. sinnvoll, die wichtigsten Dokumente der GEW-Veranstaltung vernünftiger schreiben hier elektronisch verfügbar zu machen. Diese Veranstaltung fand Anfang der 70er Jahre statt, in der Zeit der berüchtigten hessischen Rahmrichtlinien Deutsch. Sicher haben sich damals die Ideologen gegenseitig befruchtet, hinter den Motiven der einen wie der anderen dürfte die Abwertung des Deutschunterrichts und der deutschen Sprache insgesamt gestanden haben. Von besonderem Interesse wären Veranstaltungsbeiträge von Personen, die auch bei der RSR mitgemischt haben, sofern es solche gibt.
Sauer
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
Was ist eine Rechtschreibreform?
Wenn man trotzdem lacht.
Sauer
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
Liebe Redaktion von WIR gegen die Rechtschreibreform!
Ich habe Ihre Internetseiten mit Interesse gelesen.
Ich finde es klasse, wenn Bürger und Bürgerinnen kritisch sind und nicht alles schlucken. Aber sollte man sich nicht objektiv mit Sachverhalten auseinandersetzen? Sollte man sich nicht auch Neuem öffnen? Die alte Rechtschreibordnung beinhaltet ebenso viel Un-Sinn. Der einzige Unterschied zu neuem Un-Sinnn besteht darin, dass wir den alten Un-Sinn gewohnt und in ihm geübt sind. Ich finde es gut, wenn man sich auch für äußere Formen – bspw. Orthografie – einsetzt. Aber man sollte doch auch die Form in der Argumentation und im sprachlichen Umgang miteinander wahren. Das, was sich auf Ihren Seiten abspielt, ist zum großen Teil einer sachlichen Diskussion nicht würdig. Denn vergessen wir nicht: Die Form ist nicht unwichtig, aber was letztlich zählt, sind doch Inhalt und Stil.
Herzliche Grüße
Kirsten Thalacker, M. A.
P.S.: Ich habe leider privat keinen Internet-Anschluss. Daher fehlt eine Netz-Anschrift.
Kirsten Thalacker
Petrinistr. 1/ 97080 Würzburg
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
In Hamburg gibt es einen neuen Verein - Lebendige deutsche Sprache e.V. - der sich für die Erhaltung der bisher einheitlichen deutschen Rechtschreibung einsetzt.
Mitglied kann jeder werden, der weiterhin die klassische Rechtschreibung verwendet und bereit ist, dafür auch noch DM 60,-- Mitgliedsbeitrag zu zahlen.
Jedes Mitglied erhält als Aufnahmegeschenk das Buch Die sog. Rechtschreibreform - ein Schildbürgerstreich von Thoedor Ickler.
Gemeinsam wollen wir uns in allen nur denkbaren Bereichen für die klassische Rechtschreibung stark machen.
Und wenn wir jetzt auch nur ein paar sind - wir wachsen!
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Eppendorfer Landstraße 106 a
20249 Hamburg
Tel 040-46 77 82 26
Fax 040-46 77 82 27
email: folgt bald
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
Was ist eine Rechtschreibreform?
Wenn man trotzdem lacht.
Sauer
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
Liebe Redaktion von WIR gegen die Rechtschreibreform!
Ich habe Ihre Internetseiten mit Interesse gelesen.
Ich finde es klasse, wenn Bürger und Bürgerinnen kritisch sind und nicht alles schlucken. Aber sollte man sich nicht objektiv mit Sachverhalten auseinandersetzen? Sollte man sich nicht auch Neuem öffnen? Die alte Rechtschreibordnung beinhaltet ebenso viel Un-Sinn. Der einzige Unterschied zu neuem Un-Sinnn besteht darin, dass wir den alten Un-Sinn gewohnt und in ihm geübt sind. Ich finde es gut, wenn man sich auch für äußere Formen – bspw. Orthografie – einsetzt. Aber man sollte doch auch die Form in der Argumentation und im sprachlichen Umgang miteinander wahren. Das, was sich auf Ihren Seiten abspielt, ist zum großen Teil einer sachlichen Diskussion nicht würdig. Denn vergessen wir nicht: Die Form ist nicht unwichtig, aber was letztlich zählt, sind doch Inhalt und Stil.
Herzliche Grüße
Kirsten Thalacker, M. A.
P.S.: Ich habe leider privat keinen Internet-Anschluss. Daher fehlt eine Netz-Anschrift.
Kirsten Thalacker
Petrinistr. 1/ 97080 Würzburg
eingetragen von Gast am 23.05.2000 um 22.00
In Hamburg gibt es einen neuen Verein - Lebendige deutsche Sprache e.V. - der sich für die Erhaltung der bisher einheitlichen deutschen Rechtschreibung einsetzt.
Mitglied kann jeder werden, der weiterhin die klassische Rechtschreibung verwendet und bereit ist, dafür auch noch DM 60,-- Mitgliedsbeitrag zu zahlen.
Jedes Mitglied erhält als Aufnahmegeschenk das Buch Die sog. Rechtschreibreform - ein Schildbürgerstreich von Thoedor Ickler.
Gemeinsam wollen wir uns in allen nur denkbaren Bereichen für die klassische Rechtschreibung stark machen.
Und wenn wir jetzt auch nur ein paar sind - wir wachsen!
Lebendige deutsche Sprache e.V.
Eppendorfer Landstraße 106 a
20249 Hamburg
Tel 040-46 77 82 26
Fax 040-46 77 82 27
email: folgt bald
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 22.05.2000 um 22.00
Wenn jemanden den Beitrag Duden liest, wird er sich fragen, wo der Witz beim Eintrag Handy liegt. Tatsächlich ist der Witz verlorengegangen. Ich habe versucht, den Dudeneintrag wörtlich wiederzugeben, wobei sich die Pointe verflüchtigt hat. Im Duden steht hinter Handy in spitzen Klammern engl.. Setzt man auf dieser Internetseite ein Wort in spitzen Klammern, wird das Wort nicht angezeigt. Das habe ich nicht beachtet. Die Dudenstelle zu Handy lautet vollständig:
Han|dy, das; -s, -s (engl.) (handliches schnurloses Funktelefon)
Sauer
eingetragen von Gast am 22.05.2000 um 22.00
Beschwingten Schrittes strebt der Rechtschreibreformer und Professor dem Hörsaal zu. Gerade hat er einen Anruf von Bertelsmann bekommen. Das neue Wörterbuch verkauft sich hervorragend, es ist ein Bestseller. Die ersten 500000 Exemplare wurden innerhalb eines halben Jahres abgesetzt. Die zweite Auflage ist gerade im Druck. Seine Erfolgsbeteiligung wird in den nächsten Tagen von Bertelsmann überwiesen. Er reibt sich die Hände.
Flott betritt er den Hörsaal und geht zum Katheder. Heute wird er über die neue Rechtschreibung vortragen und die neuen Regeln erläutern. Er hat noch einmal alles zusammengestellt, es kommt darauf an, daß er keinen Fehler macht, ein Fehler könnte der Reform angelastet werden. Er greift in die Außentasche seines Jacketts, um sein Manuskript hervorzuholen.
Die Tasche ist leer. Ein Schreck durchfährt ihn. Er ist sicher, das Manuskript heute morgen eingesteckt zu haben. Ratlos blickt er sich um, er kann die Vorlesung unmöglich frei halten. Das neue Regelwerk ist viel zu kompliziert, um eine Darstellung aus dem Stegreif zuzulassen. Was soll er tun?
Er schaut zur Saaltür, durch die gerade ein Student hereinkommt, der sich offensichtlich verspätet hat. Pünktlichkeit ist wirklich nicht die Zier der heutigen Studentengeneration, denkt der Professor nervös. In der rechten Hand hält der Student ein Bündel Blätter. Er kommt direkt nach vorne zum Katheder.
Draußen habe ich dieses Manuskript gefunden. Gehört das Ihnen, Herr Professor?
Nein, sagt der Professor und Rechtschreibreformer, mein Manuskript habe ich verloren.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 22.05.2000 um 22.00
Wenn jemanden den Beitrag Duden liest, wird er sich fragen, wo der Witz beim Eintrag Handy liegt. Tatsächlich ist der Witz verlorengegangen. Ich habe versucht, den Dudeneintrag wörtlich wiederzugeben, wobei sich die Pointe verflüchtigt hat. Im Duden steht hinter Handy in spitzen Klammern engl.. Setzt man auf dieser Internetseite ein Wort in spitzen Klammern, wird das Wort nicht angezeigt. Das habe ich nicht beachtet. Die Dudenstelle zu Handy lautet vollständig:
Han|dy, das; -s, -s (engl.) (handliches schnurloses Funktelefon)
Sauer
eingetragen von Gast am 22.05.2000 um 22.00
Beschwingten Schrittes strebt der Rechtschreibreformer und Professor dem Hörsaal zu. Gerade hat er einen Anruf von Bertelsmann bekommen. Das neue Wörterbuch verkauft sich hervorragend, es ist ein Bestseller. Die ersten 500000 Exemplare wurden innerhalb eines halben Jahres abgesetzt. Die zweite Auflage ist gerade im Druck. Seine Erfolgsbeteiligung wird in den nächsten Tagen von Bertelsmann überwiesen. Er reibt sich die Hände.
Flott betritt er den Hörsaal und geht zum Katheder. Heute wird er über die neue Rechtschreibung vortragen und die neuen Regeln erläutern. Er hat noch einmal alles zusammengestellt, es kommt darauf an, daß er keinen Fehler macht, ein Fehler könnte der Reform angelastet werden. Er greift in die Außentasche seines Jacketts, um sein Manuskript hervorzuholen.
Die Tasche ist leer. Ein Schreck durchfährt ihn. Er ist sicher, das Manuskript heute morgen eingesteckt zu haben. Ratlos blickt er sich um, er kann die Vorlesung unmöglich frei halten. Das neue Regelwerk ist viel zu kompliziert, um eine Darstellung aus dem Stegreif zuzulassen. Was soll er tun?
Er schaut zur Saaltür, durch die gerade ein Student hereinkommt, der sich offensichtlich verspätet hat. Pünktlichkeit ist wirklich nicht die Zier der heutigen Studentengeneration, denkt der Professor nervös. In der rechten Hand hält der Student ein Bündel Blätter. Er kommt direkt nach vorne zum Katheder.
Draußen habe ich dieses Manuskript gefunden. Gehört das Ihnen, Herr Professor?
Nein, sagt der Professor und Rechtschreibreformer, mein Manuskript habe ich verloren.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 21.05.2000 um 22.00
Die Regelung der Rechtschreibung durch den Duden war eines der wenigen geglückten Experimente, die gezeigt haben, daß ein Privatunternehmen stellvertretend für die Allgemeinheit und ohne staatliche Einmischung verantwortungsvoll Kompetenzen übernehmen kann. Auf dieser Internetseite wurde schon gelegentlich anerkannt, daß die Monopolstellung des Dudens in Sachen Rechtschreibung so gut wie nie mißbraucht wurde.
Ein Monopolist nach den klassischen Marktgesetzen beherrscht das von ihm kontrollierte Marktsegment weitgehend ohne Rückkoppelung zu den Verbrauchern. Ein gutes Beispiel sind die diversen Stadtwerke, die bis vor kurzem die Energieversorgung der jeweiligen Stadt monopolistisch in der Hand hatten und den Preis nach Belieben diktieren konnten. Ein ähnliches Diktat hat der Duden m. E. niemals ausgeübt. Statt selbstherrlich die Rechtschreibung zu verordnen, hat er sich damit begnügt, die aktuelle Rechtschreibung zu dokumentieren, ihre Entwicklung aber der Schreibgemeinschaft überlassen. Gegenüber Wortschöpfungen und neuen Schreibweisen hat er sich in der Regel tolerant verhalten, sie wurden in Duden aufgenommen, sobald sie sich durchgesetzt hatten. Manchen ging diese Toleranz zu weit, besonders in den siebziger Jahren, die eine Flut neuer Wörter hervorbrachten, wurde dem Duden seine Toleranz als Schwäche und Liebdienerei am Zeitgeist vorgeworfen. Man wünschte sich ein stärkeres Aussieben von Modewörtern und eine gewisse Resistenz gegenüber zeitbedingten Trends.
Wie wohltuend die Großzügigkeit der Dudenmacher war, wird erst heute unter dem Scharfrichterbeil der RSR und ihrer willigen Vollstrecker sichtbar. Daß im Zeitalter allgemeiner staatlicher Regelungswut die Rechtschreibung so lange nicht zementiert wurde, mutet nachträglich schon erstaunlich an, wo doch selbst der Durchmesser einer Pizza schon genormt ist. Lange hat es gedauert, bis die Betonköpfe von Regulierungsfanatikern die Wände der Vernunft und des klugen Menschenverstandes in den Kultusministerien eingestoßen hatten. Die Deutschen sollen merken, daß die Rechtschreibung nicht sakrosant ist, Worte des unfehlbaren Reformers. Wer nicht hören will, muß fühlen, den Deutschen werden wir es zeigen!
Ob auch Neid auf den Duden bei der RSR im Spiel war, weiß ich nicht. Ich weiß aber, daß er spätestens nach der RSR der Grundlage entbehrt. Im reformierten Duden lese ich z. B. den Eintrag
Han|dy, das; -s, -s(handliches schnurloses Funktelefon)
Was soll man dazu sagen? Inzwischen hat es sich bei allen Mobiltelefonisten herumgesprochen, daß das Substantiv Handy eine deutsche Erfindung ist. Im Englischen gibt es dieses Wort nur als Adjektiv und in einer ganz anderen Bedeutung. Das konnte sogar ich mit meinen fragwürdigen Schulkenntnissen feststellen. Ist die Duden-Redaktion neuerdings zu sehr mit dem Reformieren der deutschen Orthographie beschäftigt, daß sie die Herkunft selbst einer Banalvokabel nicht mehr überprüfen kann?
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 21.05.2000 um 22.00
Die Regelung der Rechtschreibung durch den Duden war eines der wenigen geglückten Experimente, die gezeigt haben, daß ein Privatunternehmen stellvertretend für die Allgemeinheit und ohne staatliche Einmischung verantwortungsvoll Kompetenzen übernehmen kann. Auf dieser Internetseite wurde schon gelegentlich anerkannt, daß die Monopolstellung des Dudens in Sachen Rechtschreibung so gut wie nie mißbraucht wurde.
Ein Monopolist nach den klassischen Marktgesetzen beherrscht das von ihm kontrollierte Marktsegment weitgehend ohne Rückkoppelung zu den Verbrauchern. Ein gutes Beispiel sind die diversen Stadtwerke, die bis vor kurzem die Energieversorgung der jeweiligen Stadt monopolistisch in der Hand hatten und den Preis nach Belieben diktieren konnten. Ein ähnliches Diktat hat der Duden m. E. niemals ausgeübt. Statt selbstherrlich die Rechtschreibung zu verordnen, hat er sich damit begnügt, die aktuelle Rechtschreibung zu dokumentieren, ihre Entwicklung aber der Schreibgemeinschaft überlassen. Gegenüber Wortschöpfungen und neuen Schreibweisen hat er sich in der Regel tolerant verhalten, sie wurden in Duden aufgenommen, sobald sie sich durchgesetzt hatten. Manchen ging diese Toleranz zu weit, besonders in den siebziger Jahren, die eine Flut neuer Wörter hervorbrachten, wurde dem Duden seine Toleranz als Schwäche und Liebdienerei am Zeitgeist vorgeworfen. Man wünschte sich ein stärkeres Aussieben von Modewörtern und eine gewisse Resistenz gegenüber zeitbedingten Trends.
Wie wohltuend die Großzügigkeit der Dudenmacher war, wird erst heute unter dem Scharfrichterbeil der RSR und ihrer willigen Vollstrecker sichtbar. Daß im Zeitalter allgemeiner staatlicher Regelungswut die Rechtschreibung so lange nicht zementiert wurde, mutet nachträglich schon erstaunlich an, wo doch selbst der Durchmesser einer Pizza schon genormt ist. Lange hat es gedauert, bis die Betonköpfe von Regulierungsfanatikern die Wände der Vernunft und des klugen Menschenverstandes in den Kultusministerien eingestoßen hatten. Die Deutschen sollen merken, daß die Rechtschreibung nicht sakrosant ist, Worte des unfehlbaren Reformers. Wer nicht hören will, muß fühlen, den Deutschen werden wir es zeigen!
Ob auch Neid auf den Duden bei der RSR im Spiel war, weiß ich nicht. Ich weiß aber, daß er spätestens nach der RSR der Grundlage entbehrt. Im reformierten Duden lese ich z. B. den Eintrag
Han|dy, das; -s, -s(handliches schnurloses Funktelefon)
Was soll man dazu sagen? Inzwischen hat es sich bei allen Mobiltelefonisten herumgesprochen, daß das Substantiv Handy eine deutsche Erfindung ist. Im Englischen gibt es dieses Wort nur als Adjektiv und in einer ganz anderen Bedeutung. Das konnte sogar ich mit meinen fragwürdigen Schulkenntnissen feststellen. Ist die Duden-Redaktion neuerdings zu sehr mit dem Reformieren der deutschen Orthographie beschäftigt, daß sie die Herkunft selbst einer Banalvokabel nicht mehr überprüfen kann?
Sauer
80997 München
eingetragen von jwklueh am 18.05.2000 um 22.00
Was hatten die Reformer, wenn man sie so nennen mag, gegen den Duden?
Juergen Klueh
eingetragen von jwklueh am 18.05.2000 um 22.00
Was hatten die Reformer, wenn man sie so nennen mag, gegen den Duden?
Juergen Klueh
eingetragen von Gast am 16.05.2000 um 22.00
Ich bin Lektor in einem großen Buchverlag und darf mich seit neuestem auch mit den Absurditäten der sog. neuen Rechtschreibung herumschlagen, wenn auch in der modifizierten Fassung des Spiegel. Sie haben vollkommen recht: Über den Fehlschlag neune Rechtschreibung wird kaum noch informiert, darum ist Ihre Initiative eine gute Sache.
Dr. Peter Hammans
Kleßheimer Weg 2, 82110 Germering
eingetragen von Gast am 16.05.2000 um 22.00
Ich bin Lektor in einem großen Buchverlag und darf mich seit neuestem auch mit den Absurditäten der sog. neuen Rechtschreibung herumschlagen, wenn auch in der modifizierten Fassung des Spiegel. Sie haben vollkommen recht: Über den Fehlschlag neune Rechtschreibung wird kaum noch informiert, darum ist Ihre Initiative eine gute Sache.
Dr. Peter Hammans
Kleßheimer Weg 2, 82110 Germering
eingetragen von anonymer Gast am 15.05.2000 um 22.00
Piperstraße Ecke Obernstraße, dort können Sie die Bremer Schüler unterstützen, indem Sie für das Volksbegehren unterschreiben.
Hier geht es um Demokratie: vorher fragen, bevor man die Schrift verändert! Auch in Bremen.
Anton
Tirol
eingetragen von anonymer Gast am 15.05.2000 um 22.00
Piperstraße Ecke Obernstraße, dort können Sie die Bremer Schüler unterstützen, indem Sie für das Volksbegehren unterschreiben.
Hier geht es um Demokratie: vorher fragen, bevor man die Schrift verändert! Auch in Bremen.
Anton
Tirol
eingetragen von Gast am 14.05.2000 um 22.00
Delfine schwimmen schnell und leis.
(Man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Telefon,
und das bereits seit langem schon.)
Sie schwimmen (wie gesagt, mit f) -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför)-
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer?
Sogar durch Meere!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(Das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
Anmerkung: Und damit Mensch und Tier es leichter haben, wird die Orthographie jetzt im Gestüt für Deutsche Sprache in Mannheim entwickelt, im human-animalischen Dialog gewissermaßen. Das konnte Heinz Erhard noch nicht wissen. Er hat aber schon die Problematik erkannt und den Weg gewiesen. Wie könnte er sich heute erst amüsieren.
Heinz Erhard alias Sauer
eingetragen von Gast am 14.05.2000 um 22.00
Delfine schwimmen schnell und leis.
(Man schreibt sie mit ph - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Telefon,
und das bereits seit langem schon.)
Sie schwimmen (wie gesagt, mit f) -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch Schofför)-
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durchs Meer?
Sogar durch Meere!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit V wär es total verkehrt)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(Das zweite e ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh - das sieht man hier -
ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
Anmerkung: Und damit Mensch und Tier es leichter haben, wird die Orthographie jetzt im Gestüt für Deutsche Sprache in Mannheim entwickelt, im human-animalischen Dialog gewissermaßen. Das konnte Heinz Erhard noch nicht wissen. Er hat aber schon die Problematik erkannt und den Weg gewiesen. Wie könnte er sich heute erst amüsieren.
Heinz Erhard alias Sauer
eingetragen von Gast am 11.05.2000 um 22.00
Ich brauche eine Auskunft. Meine Kinder haben in der Schule gelernt, daß die alte Rechtschreibung unlogisch gewesen wäre, weil man zum Beispiel Auto fahren, aber radfahren schreiben mußte.
Nun habe ich aber gehört, daß die Schreibweise radfahren gerechtfertigt ist, weil man auch radeln sagt, dagegen aber nicht auteln.
Stimmt das?
Claudia Rechenberg
eingetragen von Gast am 11.05.2000 um 22.00
Ich brauche eine Auskunft. Meine Kinder haben in der Schule gelernt, daß die alte Rechtschreibung unlogisch gewesen wäre, weil man zum Beispiel Auto fahren, aber radfahren schreiben mußte.
Nun habe ich aber gehört, daß die Schreibweise radfahren gerechtfertigt ist, weil man auch radeln sagt, dagegen aber nicht auteln.
Stimmt das?
Claudia Rechenberg
eingetragen von Gast am 10.05.2000 um 22.00
(frei nach Wilhelm Busch)
Er ist ein Reformer, also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Falschschreibbeutel
So allerlei Brimborium.
Eine Orthographie der falschen Sorte
Ein hohes Roß, ein Heiligenschein
Und greulich, schwer entstellte Worte
Dies alles nennt der Reformer sein.
Indessen ist ein enges Stübchen
Seines Geistes Aufenthalt.
Jetzt ist er gar ein ganz verlassenes Bübchen
Denn sein Ansehen schwand so bald
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von anonymer Gast am 10.05.2000 um 22.00
Im Prinzip ja, denn sie sind innen hohl.
Doch sind sie oft nicht ganz dicht.
Radio Eriwan
eingetragen von anonymer Gast am 10.05.2000 um 22.00
Angenommen, das Gestüt für Deutsche Sprache hätte es bereits vor 2000 Jahren in Bethlehem gegeben? Hätte Jesus dann in einem Stall des Gestüts geboren werden können?
Im Prinzip ja, er hätte dann allerdings auf den Besuch der Weisen aus dem Morgenland verzichten müssen.
Radio Eriwan
eingetragen von Gast am 10.05.2000 um 22.00
als buchautor habe ich im vorwort meiner letzten beiden handbücher für traktor- und landmaschinenfreunde... Bände 2 und 3 (siehe auch www.bulldog-press.de) auf den wahnsinn dieser sog. reform hingewiesen. als einer der ersten pädagogen in deutschland habe ich bereits anfang der siebziger jahre legastheniker unterrichtet. daher habe ich von der materie etwas ahnung. wir können uns über dieses leidige thema endlos unterhalten. für mich steht fest: hier sind initiatoren der sog. reform in millionenhöhe geschmiert worden, weil viele verlage und software-anbieter damit milliarden verdient haben. kämpfen sie weiter gegen diesen wahnsinn!!! leider arbeitet die zeit gegen die vernunft. die kultusministerien warten einfach ab, bis die nächste generation herangewachsen ist, dann hat sich das thema von alleine erledigt. mit den besten grüßen und allergrößte hochachtung zu ihrem engagement, robert geyer (dipl.päd. und sprachheillehrer)
robert geyer
eingetragen von Gast am 10.05.2000 um 22.00
(frei nach Wilhelm Busch)
Er ist ein Reformer, also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Falschschreibbeutel
So allerlei Brimborium.
Eine Orthographie der falschen Sorte
Ein hohes Roß, ein Heiligenschein
Und greulich, schwer entstellte Worte
Dies alles nennt der Reformer sein.
Indessen ist ein enges Stübchen
Seines Geistes Aufenthalt.
Jetzt ist er gar ein ganz verlassenes Bübchen
Denn sein Ansehen schwand so bald
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von anonymer Gast am 10.05.2000 um 22.00
Im Prinzip ja, denn sie sind innen hohl.
Doch sind sie oft nicht ganz dicht.
Radio Eriwan
eingetragen von anonymer Gast am 10.05.2000 um 22.00
Angenommen, das Gestüt für Deutsche Sprache hätte es bereits vor 2000 Jahren in Bethlehem gegeben? Hätte Jesus dann in einem Stall des Gestüts geboren werden können?
Im Prinzip ja, er hätte dann allerdings auf den Besuch der Weisen aus dem Morgenland verzichten müssen.
Radio Eriwan
eingetragen von Gast am 10.05.2000 um 22.00
als buchautor habe ich im vorwort meiner letzten beiden handbücher für traktor- und landmaschinenfreunde... Bände 2 und 3 (siehe auch www.bulldog-press.de) auf den wahnsinn dieser sog. reform hingewiesen. als einer der ersten pädagogen in deutschland habe ich bereits anfang der siebziger jahre legastheniker unterrichtet. daher habe ich von der materie etwas ahnung. wir können uns über dieses leidige thema endlos unterhalten. für mich steht fest: hier sind initiatoren der sog. reform in millionenhöhe geschmiert worden, weil viele verlage und software-anbieter damit milliarden verdient haben. kämpfen sie weiter gegen diesen wahnsinn!!! leider arbeitet die zeit gegen die vernunft. die kultusministerien warten einfach ab, bis die nächste generation herangewachsen ist, dann hat sich das thema von alleine erledigt. mit den besten grüßen und allergrößte hochachtung zu ihrem engagement, robert geyer (dipl.päd. und sprachheillehrer)
robert geyer
eingetragen von langhans am 03.05.2000 um 22.00
Es gehörte schon immer eine gehörige Portion Mut dazu, als einzelner das Richtige zu tun, wenn alle anderen das Falsche längst zum Gesetz erhoben hatten: Schleswig-Holstein hatte 1998 diesen Mut. Der Ausgang des damaligen Volksentscheids gegen die Rechtschreibreform verdient Respekt. Die Reformer sprechen davon, daß damit ein Schreibchaos entstanden sei. Da gebe ich ihnen recht. Die Frage ist nur, wer es verzapft hat. Das Kuriosum, daß die Sache des Schreibens in den Hoheiten der einzelnen Bundesländern liegt, hat nun ganz legitim zur Folge, daß ein einziges Bundesland ausscheren und nun anders als alle anderen Bundesländer schreiben darf, ganz zu schweigen vom deutschsprachigen Ausland. Ohne Reform gäbe es kein solches Chaos.
Schreiben wir in Zukunft Missthaufen? Nach den neuen Regeln dürften wir das nämlich! Die sogenannte Rechtschreibreform vereinfacht das Schreiben nicht, sondern macht es primitiv und komplizierter. Die Reform greift insbesondere wegen der Liberalisierung der Zeichensetzung und der chaotischen Willkür bei den Auseinanderschreibungen (warm laufen, aber heißlaufen) unmittelbar in den grammatikalischen Lebensraum unserer Schriftsprache ein. Texte lassen sich schwerer lesen. Sogar die Sprechweise ändert sich (Wächte wird zu Wechte). Durch die Stammprinzipregeln und die aufgezwungenen Auseinanderschreibungen werden Wörter beseitigt, wodurch sich erhebliche Einschränkungen in der Ausdrucksvielfalt unserer Schriftsprache ergeben. Bestimmte Inhalte können per Schrift überhaupt nicht mehr übermittelt werden (Beispiel: Wir wollen uns davor setzen, im Sinne von vorher). Die Tatsache, daß dieses künstliche und völlig überflüssige neue Regelwerk inzwischen Einzug in die Schulen gehalten hat, ist verwerflich, da sich durch diese Hintertür die schlechtere Schreibung langfristig durchzusetzen droht und das gute Deutsch irgendwann verschwinden könnte.
Ich diesem Sinne wünsche ich mir, daß Bremen genauso ausschert, wie es vor zwei Jahren unser nördlichestes Bundesland versucht hat.
Dr. Jürgen Langhans
Nordoststraße 24A, 76228 Karlsruhe
eingetragen von langhans am 03.05.2000 um 22.00
Es gehörte schon immer eine gehörige Portion Mut dazu, als einzelner das Richtige zu tun, wenn alle anderen das Falsche längst zum Gesetz erhoben hatten: Schleswig-Holstein hatte 1998 diesen Mut. Der Ausgang des damaligen Volksentscheids gegen die Rechtschreibreform verdient Respekt. Die Reformer sprechen davon, daß damit ein Schreibchaos entstanden sei. Da gebe ich ihnen recht. Die Frage ist nur, wer es verzapft hat. Das Kuriosum, daß die Sache des Schreibens in den Hoheiten der einzelnen Bundesländern liegt, hat nun ganz legitim zur Folge, daß ein einziges Bundesland ausscheren und nun anders als alle anderen Bundesländer schreiben darf, ganz zu schweigen vom deutschsprachigen Ausland. Ohne Reform gäbe es kein solches Chaos.
Schreiben wir in Zukunft Missthaufen? Nach den neuen Regeln dürften wir das nämlich! Die sogenannte Rechtschreibreform vereinfacht das Schreiben nicht, sondern macht es primitiv und komplizierter. Die Reform greift insbesondere wegen der Liberalisierung der Zeichensetzung und der chaotischen Willkür bei den Auseinanderschreibungen (warm laufen, aber heißlaufen) unmittelbar in den grammatikalischen Lebensraum unserer Schriftsprache ein. Texte lassen sich schwerer lesen. Sogar die Sprechweise ändert sich (Wächte wird zu Wechte). Durch die Stammprinzipregeln und die aufgezwungenen Auseinanderschreibungen werden Wörter beseitigt, wodurch sich erhebliche Einschränkungen in der Ausdrucksvielfalt unserer Schriftsprache ergeben. Bestimmte Inhalte können per Schrift überhaupt nicht mehr übermittelt werden (Beispiel: Wir wollen uns davor setzen, im Sinne von vorher). Die Tatsache, daß dieses künstliche und völlig überflüssige neue Regelwerk inzwischen Einzug in die Schulen gehalten hat, ist verwerflich, da sich durch diese Hintertür die schlechtere Schreibung langfristig durchzusetzen droht und das gute Deutsch irgendwann verschwinden könnte.
Ich diesem Sinne wünsche ich mir, daß Bremen genauso ausschert, wie es vor zwei Jahren unser nördlichestes Bundesland versucht hat.
Dr. Jürgen Langhans
Nordoststraße 24A, 76228 Karlsruhe
eingetragen von Gast am 02.05.2000 um 22.00
Am Freitag, 05.05.2000 ab 14.00 Uhr und am Samstag,06.05.2000 ab 10.00 Uhr: Unterschriftenstand auf dem Hanseatenhof (Innenstadt)
Ab Montag, 08.05.2000 werden Schülerinnen und Schüler Unterschriftenlisten zum Stopp der RSR an Apotheken und Bäckereien verteilen.
In den folgenden Geschäften liegen bereits Listen aus:
Apotheken:
Delme Pappelstr. 91 28199 Bremen
Marien Langemarckstr. 118 28199 Bremen
Pappel Pappelstr. 102 28199 Bremen
Neustadt Friedr.-Ebert-Str. 110 28201 Bremen
Huckelriede Kornstr. 607 28201 Bremen
Bäckereien: (Achtung! Namen können abweichen. Geschäft nach Hausnr. suchen!)
holon Pappelstr. 44 18199 Bremen
Schmieder Friedr.-Ebert-Str. 153 28199 Bremen
Stumper Pappelstr. 43 28199 Bremen
Lanta Kornstr. 569 28201 Bremen
Wiener Feinbäckerei Gastfeldstr. 42 28201 Bremen
Tönjes Arsterdamm 94A (im Kafu-Markt) 28277 Bremen
Grollander Bäcker Neustadtscontrescarpe 92 28199 Bremen
Grollander Bäcker Pappelstr. 60 28199 Bremen
Grollander Bäcker Langemarckstr. 82 28199 Bremen
Schüler gegen Rechtschreibreform
Tel.: (0421) 84 98 934
eingetragen von Gast am 02.05.2000 um 22.00
Am Freitag, 05.05.2000 ab 14.00 Uhr und am Samstag,06.05.2000 ab 10.00 Uhr: Unterschriftenstand auf dem Hanseatenhof (Innenstadt)
Ab Montag, 08.05.2000 werden Schülerinnen und Schüler Unterschriftenlisten zum Stopp der RSR an Apotheken und Bäckereien verteilen.
In den folgenden Geschäften liegen bereits Listen aus:
Apotheken:
Delme Pappelstr. 91 28199 Bremen
Marien Langemarckstr. 118 28199 Bremen
Pappel Pappelstr. 102 28199 Bremen
Neustadt Friedr.-Ebert-Str. 110 28201 Bremen
Huckelriede Kornstr. 607 28201 Bremen
Bäckereien: (Achtung! Namen können abweichen. Geschäft nach Hausnr. suchen!)
holon Pappelstr. 44 18199 Bremen
Schmieder Friedr.-Ebert-Str. 153 28199 Bremen
Stumper Pappelstr. 43 28199 Bremen
Lanta Kornstr. 569 28201 Bremen
Wiener Feinbäckerei Gastfeldstr. 42 28201 Bremen
Tönjes Arsterdamm 94A (im Kafu-Markt) 28277 Bremen
Grollander Bäcker Neustadtscontrescarpe 92 28199 Bremen
Grollander Bäcker Pappelstr. 60 28199 Bremen
Grollander Bäcker Langemarckstr. 82 28199 Bremen
Schüler gegen Rechtschreibreform
Tel.: (0421) 84 98 934
eingetragen von Gast am 01.05.2000 um 22.00
Endlich können wir darüber abstimmen, nach welcher Schreibweise wir eigentlich schreiben wollen. Endlich herrscht in Deutschland Demokratie, - wenigstens in Bremen. Alle wahlberechtigten Bremer haben die einmalige Gelegenheit, die wehrlosen Schüler von der Rechtschreibinsel zu retten und ihnen die Schande zu ersparen, sich später bei Arbeitgebern zu bewerben, die nach wie vor die klassische Schreibweise anwenden.
Rettet uns Schüler von der Rechtschreibinsel, bewahrt die Einheitlichkeit der Schrift, stimmt für das Volksbegehren!
Bitte!!!
E. Debrin
Bremen
eingetragen von Gast am 01.05.2000 um 22.00
Endlich können wir darüber abstimmen, nach welcher Schreibweise wir eigentlich schreiben wollen. Endlich herrscht in Deutschland Demokratie, - wenigstens in Bremen. Alle wahlberechtigten Bremer haben die einmalige Gelegenheit, die wehrlosen Schüler von der Rechtschreibinsel zu retten und ihnen die Schande zu ersparen, sich später bei Arbeitgebern zu bewerben, die nach wie vor die klassische Schreibweise anwenden.
Rettet uns Schüler von der Rechtschreibinsel, bewahrt die Einheitlichkeit der Schrift, stimmt für das Volksbegehren!
Bitte!!!
E. Debrin
Bremen
eingetragen von Helmut Eberwein am 29.04.2000 um 22.00
Hallo allerseits,
mein Name ist Helmut Eberwein, und ich habe mich nun nach langem Zögern entschlossen, aktiv für meine bzw. unsere Sprache zu kämpfen. Das jahrelange Zögern war einfach durch den Schock bestimmt, den diese Unsinnsreform bei mir hervorgerufen hatte. Ich dachte mir es ist doch nicht zu fassen, daß unsere politische Verwaltung (nicht mehr Volksvertreter) so einen ausgemachten Nonsens verzapft. Nun habe ich dieses Forum gefunden und bin sehr erfreut, daß viele meiner Mitmenschen ihrer Sprache und Schrift einen ebenso hohen Stellenwert einräumen wie ich.
Ich denke, wenn wir alle konsequent zusammenhalten, dann wird diese Reform scheitern; mit jedem alt geschriebenen Wort, das wir schreiben und an andere Menschen schicken, wird die Reform immer ein bißchen weiter zurückgedreht.
Wer mir schreiben will, der kann dies gerne tun; meine Netzadresse ist unten angefügt.
Es ist eigentlich ganz simpel: Die (Schrift-) Sprache ist Teil unserer kulturellen Identität, und wir sollten uns als freidenkende Menschen eine Änderung unserer Identität nicht aufzwingen lassen - von niemandem.
Helmut Eberwein
eingetragen von Helmut Eberwein am 29.04.2000 um 22.00
Hallo allerseits,
mein Name ist Helmut Eberwein, und ich habe mich nun nach langem Zögern entschlossen, aktiv für meine bzw. unsere Sprache zu kämpfen. Das jahrelange Zögern war einfach durch den Schock bestimmt, den diese Unsinnsreform bei mir hervorgerufen hatte. Ich dachte mir es ist doch nicht zu fassen, daß unsere politische Verwaltung (nicht mehr Volksvertreter) so einen ausgemachten Nonsens verzapft. Nun habe ich dieses Forum gefunden und bin sehr erfreut, daß viele meiner Mitmenschen ihrer Sprache und Schrift einen ebenso hohen Stellenwert einräumen wie ich.
Ich denke, wenn wir alle konsequent zusammenhalten, dann wird diese Reform scheitern; mit jedem alt geschriebenen Wort, das wir schreiben und an andere Menschen schicken, wird die Reform immer ein bißchen weiter zurückgedreht.
Wer mir schreiben will, der kann dies gerne tun; meine Netzadresse ist unten angefügt.
Es ist eigentlich ganz simpel: Die (Schrift-) Sprache ist Teil unserer kulturellen Identität, und wir sollten uns als freidenkende Menschen eine Änderung unserer Identität nicht aufzwingen lassen - von niemandem.
Helmut Eberwein
eingetragen von Gast am 05.04.2000 um 22.00
So, gerade habe ich nun doch mein Abo des Rheinischen Merkur gekündigt. Es war ja nicht mehr erträglich.
Beruflich muß ich leider hier und da die neue RS verwenden, habe aber noch keinen Kunden gehört, der die RSR gut findet. Im Gegenteil.
Was man noch erreichen müßte, wäre, daß die Buchverlage auf dem Buch und in Prospekten vermerken, ob die RSR angewendet wird oder nicht. Letztens kaufte ich ein Buch und hab alles dadrin korrigiert...:-), es war nämlich einfach nicht lesbar. Und für unsere Kinder versuche ich, alle gute Jugenliteratur, die wir noch nicht haben, antiquarisch zu kaufen.
Nun noch eine schöne Nachricht: Auch die aktuelle Ausgabe von
essen&trinken ist in der bewährten Rechtschreibung gehalten. Vielleicht deswegen, weil diese Redaktion gemerkt hat, wie doof es ist, Genuss, aber genießen zu schreiben.
Schönes Wochenende wünscht
U. Streck-Plath
U. Streck-Plath
Partenheim
eingetragen von Gast am 05.04.2000 um 22.00
So, gerade habe ich nun doch mein Abo des Rheinischen Merkur gekündigt. Es war ja nicht mehr erträglich.
Beruflich muß ich leider hier und da die neue RS verwenden, habe aber noch keinen Kunden gehört, der die RSR gut findet. Im Gegenteil.
Was man noch erreichen müßte, wäre, daß die Buchverlage auf dem Buch und in Prospekten vermerken, ob die RSR angewendet wird oder nicht. Letztens kaufte ich ein Buch und hab alles dadrin korrigiert...:-), es war nämlich einfach nicht lesbar. Und für unsere Kinder versuche ich, alle gute Jugenliteratur, die wir noch nicht haben, antiquarisch zu kaufen.
Nun noch eine schöne Nachricht: Auch die aktuelle Ausgabe von
essen&trinken ist in der bewährten Rechtschreibung gehalten. Vielleicht deswegen, weil diese Redaktion gemerkt hat, wie doof es ist, Genuss, aber genießen zu schreiben.
Schönes Wochenende wünscht
U. Streck-Plath
U. Streck-Plath
Partenheim
eingetragen von Gast am 03.04.2000 um 22.00
Was soll der Mist, uns Ihr Massenfax 15 mal zu zufaxen!
Amt Schuby
eingetragen von Gast am 03.04.2000 um 22.00
Was soll der Mist, uns Ihr Massenfax 15 mal zu zufaxen!
Amt Schuby
eingetragen von Gast am 02.04.2000 um 22.00
Wir empfehlen:
- Navigationsleiste mit Scrollbalken versehen.
- Hinweis auf beste Auflösung (600*800)einfügen
- Olaf möchte die Länderwappen als animierte Gif-Dateien(drehend)
- Quelltext per Hand durchgehen (Schönheitsfehler)
- besonders lobende Hervorhebung der Initiative Schüler in Bremen
- Rücknahme der Rechtschreibreform *fg*
Wir hätten gerne:
- Die Deutschlandkarte auf der Stammseite (soyka@uni-bremen.de;
olaf-reinfrank@gmx.de)
- den Quelltext dieser Seiten (soyka@....)
- mehr Geld *fg*
Tilman, Olaf, Edgar, Petra
zu Hause
eingetragen von anonymer Gast am 02.04.2000 um 22.00
Emil(Elektronische Mitteilung)-Anschrift als Link(Verknüpfung) angeben.
siehe unten (alles beim Alten <- reformiert)
eingetragen von Gast am 02.04.2000 um 22.00
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- Olaf möchte die Länderwappen als animierte Gif-Dateien(drehend)
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- besonders lobende Hervorhebung der Initiative Schüler in Bremen
- Rücknahme der Rechtschreibreform *fg*
Wir hätten gerne:
- Die Deutschlandkarte auf der Stammseite (soyka@uni-bremen.de;
olaf-reinfrank@gmx.de)
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Tilman, Olaf, Edgar, Petra
zu Hause
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Emil(Elektronische Mitteilung)-Anschrift als Link(Verknüpfung) angeben.
siehe unten (alles beim Alten <- reformiert)
eingetragen von Gast am 01.04.2000 um 22.00
Je länger man sich mit der sog. Reform befaßt, desto
deutlicher tritt der ganze Unfug zutage. Es müssen
deshalb immer mehr Menschen aktiv werden, um etwas
zu bewirken. Die Leidtragenden sind unsere Kinder,
die den Neuschrieb nun lernen sollen und nicht ge-
fragt werden, ob sie das wollen.
Etwas deutlicher finden Sie meine Meinung dazu unter
http://members.aol.com/unipohl/neudeutsch.htm
Dr. Manfred Pohl, pohl@rz.uni-potsdam.de
Universität Potsdam
eingetragen von Gast am 01.04.2000 um 22.00
Je länger man sich mit der sog. Reform befaßt, desto
deutlicher tritt der ganze Unfug zutage. Es müssen
deshalb immer mehr Menschen aktiv werden, um etwas
zu bewirken. Die Leidtragenden sind unsere Kinder,
die den Neuschrieb nun lernen sollen und nicht ge-
fragt werden, ob sie das wollen.
Etwas deutlicher finden Sie meine Meinung dazu unter
http://members.aol.com/unipohl/neudeutsch.htm
Dr. Manfred Pohl, pohl@rz.uni-potsdam.de
Universität Potsdam
eingetragen von Gast am 31.03.2000 um 22.00
Hallo,
die Recht Schreibreform is grauenerregend, Verzeihung,
Grauen erregend!
Ein Tip(p): Setzt doch mal einen Formbrief auf diese Seiten mit der Adresse der obersten ver Antwortlichen Amtsschimmel. Ich kann mir Vor stellen, dass Viele da gerne einen Brief hin Schreiben würde.
Gruss, Lukas Schmitz
Lukas Schmitz
eingetragen von Gast am 31.03.2000 um 22.00
Hallo,
die Recht Schreibreform is grauenerregend, Verzeihung,
Grauen erregend!
Ein Tip(p): Setzt doch mal einen Formbrief auf diese Seiten mit der Adresse der obersten ver Antwortlichen Amtsschimmel. Ich kann mir Vor stellen, dass Viele da gerne einen Brief hin Schreiben würde.
Gruss, Lukas Schmitz
Lukas Schmitz
eingetragen von anonymer Gast am 27.03.2000 um 22.00
Hofffendlich sezt die neue Recht-schrei-pung dürch,den es machd riechtick fiel Spasss(!!!) sie zu penudzen!
Die Nussschnecken
Schifffurt
eingetragen von anonymer Gast am 27.03.2000 um 22.00
Sprecht und schreibt einfach alle Esperanto!
Michi Müller
München
eingetragen von anonymer Gast am 27.03.2000 um 22.00
Hofffendlich sezt die neue Recht-schrei-pung dürch,den es machd riechtick fiel Spasss(!!!) sie zu penudzen!
Die Nussschnecken
Schifffurt
eingetragen von anonymer Gast am 27.03.2000 um 22.00
Sprecht und schreibt einfach alle Esperanto!
Michi Müller
München
eingetragen von Gast am 20.03.2000 um 23.00
Ich möchte an dieser Stelle mal eine enttäuschende Bilanz ziehen: Das Volk läßt sich wunderbar verblöden!
1. Der Tipp hat sich weitestgehend durchgesetzt (wahrscheinlich weil fast jede Zeitschrift auf dem Titel irgendwelche Tipps verheißt)
2. Es wird gnadenlos jedes ß duch ss substituiert. Ob lt. RSR vorgesehen oder nicht - offenbar wird das ß als abgeschafft angesehen. (Habe gestern schon eine Produktverpackung mit Aufdruck Spass gesehen)
3. Die neue Getrenntschreibung wird entspr. Regelwerk per Zufallsgenerator gehandhabt.
Fazit: Mittlerweile schreibt jeder, der modern wirken möchte, dummdeutsch.
Michael Schebaum
Berlin
eingetragen von Gast am 20.03.2000 um 23.00
Ich möchte an dieser Stelle mal eine enttäuschende Bilanz ziehen: Das Volk läßt sich wunderbar verblöden!
1. Der Tipp hat sich weitestgehend durchgesetzt (wahrscheinlich weil fast jede Zeitschrift auf dem Titel irgendwelche Tipps verheißt)
2. Es wird gnadenlos jedes ß duch ss substituiert. Ob lt. RSR vorgesehen oder nicht - offenbar wird das ß als abgeschafft angesehen. (Habe gestern schon eine Produktverpackung mit Aufdruck Spass gesehen)
3. Die neue Getrenntschreibung wird entspr. Regelwerk per Zufallsgenerator gehandhabt.
Fazit: Mittlerweile schreibt jeder, der modern wirken möchte, dummdeutsch.
Michael Schebaum
Berlin
eingetragen von Gast am 14.03.2000 um 23.00
Sieht aus wie ein Singular, sollte es wohl ursprünglich auch sein.
Doch weit gefehlt: Bereits im Vorfeld haben sämtliche namhaften Zeitungen und Zeitschriften klargemacht, daß sie ihre jeweils eigene Version der neuen Rechtschreibung (wieder Singular) verfolgen würden und dies auch anhand entsprechender Beispiellisten (ganz flapsig und großkotzig: ja klar, machen wir NATÜRLICH so versus nö, machen wir NATÜRLICH überhaupt nicht so) illustriert. Bereits dadurch, wie auch schon durch die verschiedenen bereits in Umlauf gebrachten Varianten der einzelnen Wörterbuchverlage waren etliche an divergierenden Rechtschreibungen vorprogrammiert. Natürlich konnte niemand sein Versprechen halten, da indessen selbst innerhalb einzelner Zeitungen die einzelnen Sparten (und selbst deren Untersparten) voneinander abweichen. Ich hatte ursprünglich die Hoffnung, daß es nur zu circa 100 - 300 verschiedenen Rechtschreibungen oder Rechtschreibkulturen (wie soll ich sie sonst nennen, entwickeln sie doch ein überaus mutagenes Eigenleben wie Viren- und Bakterienkulturen?) kommen würde. Die Wirklichkeit hat mich allerdings längst überholt: Ein paar sich selbst überlassene Schwachsinnige ohne jeden Praxisbezug haben uns reich gemacht: Wir sind Rechtschreibmillionäre! Da es Schätzungen zufolge ungefähr einhundert Millionen Menschen deutscher Zunge und Feder gibt, dürften wir alsbald über eine dementsprechende Menge an Rechtschreibungen verfügen. Wahrlich ein großartiger Reichtum gegenüber anderen Sprachkulturen; ist dies nun eigentlich der wohlverdiente oder der wohl verdiente zivilisatorische Super-GAU am Ende eines Jahrtausends? Viele Grüße aus Babylon!
Andreas Meißler
Gubener Straße 25, D-10243 Berlin
eingetragen von Gast am 14.03.2000 um 23.00
Sieht aus wie ein Singular, sollte es wohl ursprünglich auch sein.
Doch weit gefehlt: Bereits im Vorfeld haben sämtliche namhaften Zeitungen und Zeitschriften klargemacht, daß sie ihre jeweils eigene Version der neuen Rechtschreibung (wieder Singular) verfolgen würden und dies auch anhand entsprechender Beispiellisten (ganz flapsig und großkotzig: ja klar, machen wir NATÜRLICH so versus nö, machen wir NATÜRLICH überhaupt nicht so) illustriert. Bereits dadurch, wie auch schon durch die verschiedenen bereits in Umlauf gebrachten Varianten der einzelnen Wörterbuchverlage waren etliche an divergierenden Rechtschreibungen vorprogrammiert. Natürlich konnte niemand sein Versprechen halten, da indessen selbst innerhalb einzelner Zeitungen die einzelnen Sparten (und selbst deren Untersparten) voneinander abweichen. Ich hatte ursprünglich die Hoffnung, daß es nur zu circa 100 - 300 verschiedenen Rechtschreibungen oder Rechtschreibkulturen (wie soll ich sie sonst nennen, entwickeln sie doch ein überaus mutagenes Eigenleben wie Viren- und Bakterienkulturen?) kommen würde. Die Wirklichkeit hat mich allerdings längst überholt: Ein paar sich selbst überlassene Schwachsinnige ohne jeden Praxisbezug haben uns reich gemacht: Wir sind Rechtschreibmillionäre! Da es Schätzungen zufolge ungefähr einhundert Millionen Menschen deutscher Zunge und Feder gibt, dürften wir alsbald über eine dementsprechende Menge an Rechtschreibungen verfügen. Wahrlich ein großartiger Reichtum gegenüber anderen Sprachkulturen; ist dies nun eigentlich der wohlverdiente oder der wohl verdiente zivilisatorische Super-GAU am Ende eines Jahrtausends? Viele Grüße aus Babylon!
Andreas Meißler
Gubener Straße 25, D-10243 Berlin
eingetragen von Gast am 12.03.2000 um 23.00
Ein kleiner Test nur mal so vorab:
Nehmen Sie sich einen Füller (ok, auch Kuli) und schreiben Sie in Schreibschrift folgenden Satz:
Fresssucht und Genusssucht schliessen einander aus!
Und nun in bewährter Schreibung:
Freßsucht und Genußsucht schließen einander aus!
Das machen unsere - lt. den Politikern - ach so lernunfähigen Kinder an bundesdeutschen Schulen mit!!
Alle Informationen, die ich über sowohl Medien als auch interessierte Sprachverwahrer erhalte, lassen nur noch eine Möglichkeit zu:
Die deutsche Allgemeinbevölkerung soll wieder verdummen!
- Darum wurde das Bildungsniveau gesenkt.
- Darum werden in den deutschen Schulen die Zensuren abgeschafft.
- Darum wurde die Rechtschreibreform eingeführt.
- Darum lernen die Kinder Deutsch in der Lautsprache - ich schreibe, wie ich spreche.
+ Damit Sie nichts mehr wissen und das auch nicht merken!
+ Damit Sie manipulierbar sind!
+ Damit Wissen nur für Auserwählte durch Geld erreichbar ist!
- Denn wer nicht weiß, ist nicht mehr selbständig und individuell.
Er ist auf andere angewiesen und verliert sein Selbstbewußtsein!
C. Bünger
Düpheid 7, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 12.03.2000 um 23.00
Zwei Reiter halten vor dem Gestüt für Deutsche Sprache (GDS). Ein mächtiger Reformmisthaufen sperrt ihren Weg. Dicke Schwaden von Faulgasen quellen aus dem Haufen und breiten sich mächtig aus. Allmählich verschwindet das blühende Land unter dickem, grauem Dunst greulich entstellter Wörter. Die Atemorgane verweigern ihren Dienst.
Herr, laßt uns fliehen, fleht Sancho Pansa mit hochrotem Kopf. Er wagt nicht mehr, Luft zu holen, der Gestank würgte ihn. Euer Schwert wird verrosten, wenn es mit den Reformgasen in Berührung kommt. Wie wollt Ihr dann noch gegen die Unholde dieser Welt antreten? Don Quijote nickt traurig. Zum ersten Mal dämmert ihm, daß sein Kampf gegen die Feinde des Guten vergeblich sein könnte. Wie erhebend war es, gegen die Windmühlenflügel zu kämpfen, würdige Gegner, die es verstanden, einen Streich auszuteilen. Hier aber wabert ihm das Böse unfaßbar entgegen, wo soll er sein Schwert ansetzen? Häßlich reformierte Gesichter meint er in der Suppe um sich herum zu erkennen, aus dem Misthaufen zischeln die höhnischen Geister der Reform: Was sich nicht schickt, wird erstickt, bist du nicht konform, tötet dich die Reform. Don Quijote blickt umher und muß erkennen, daß ihnen das Böse in seiner abscheulichsten Gestalt auflauert, in einer mit Ritterwaffen unzerstörbaren Gestalt.
Seine Gebieterin, Dona Dulcinea, kommt ihm in den Sinn. Warnend sieht er sie den Finger erheben. Da weiß er, durch einen Kampf mit diesem Feind kann er keine Ehre für sie einlegen. Niedergeschlagen steckt er sein Schwert in die Scheide und wendet Rosinante.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 12.03.2000 um 23.00
Ein kleiner Test nur mal so vorab:
Nehmen Sie sich einen Füller (ok, auch Kuli) und schreiben Sie in Schreibschrift folgenden Satz:
Fresssucht und Genusssucht schliessen einander aus!
Und nun in bewährter Schreibung:
Freßsucht und Genußsucht schließen einander aus!
Das machen unsere - lt. den Politikern - ach so lernunfähigen Kinder an bundesdeutschen Schulen mit!!
Alle Informationen, die ich über sowohl Medien als auch interessierte Sprachverwahrer erhalte, lassen nur noch eine Möglichkeit zu:
Die deutsche Allgemeinbevölkerung soll wieder verdummen!
- Darum wurde das Bildungsniveau gesenkt.
- Darum werden in den deutschen Schulen die Zensuren abgeschafft.
- Darum wurde die Rechtschreibreform eingeführt.
- Darum lernen die Kinder Deutsch in der Lautsprache - ich schreibe, wie ich spreche.
+ Damit Sie nichts mehr wissen und das auch nicht merken!
+ Damit Sie manipulierbar sind!
+ Damit Wissen nur für Auserwählte durch Geld erreichbar ist!
- Denn wer nicht weiß, ist nicht mehr selbständig und individuell.
Er ist auf andere angewiesen und verliert sein Selbstbewußtsein!
C. Bünger
Düpheid 7, 22149 Hamburg
eingetragen von Gast am 12.03.2000 um 23.00
Zwei Reiter halten vor dem Gestüt für Deutsche Sprache (GDS). Ein mächtiger Reformmisthaufen sperrt ihren Weg. Dicke Schwaden von Faulgasen quellen aus dem Haufen und breiten sich mächtig aus. Allmählich verschwindet das blühende Land unter dickem, grauem Dunst greulich entstellter Wörter. Die Atemorgane verweigern ihren Dienst.
Herr, laßt uns fliehen, fleht Sancho Pansa mit hochrotem Kopf. Er wagt nicht mehr, Luft zu holen, der Gestank würgte ihn. Euer Schwert wird verrosten, wenn es mit den Reformgasen in Berührung kommt. Wie wollt Ihr dann noch gegen die Unholde dieser Welt antreten? Don Quijote nickt traurig. Zum ersten Mal dämmert ihm, daß sein Kampf gegen die Feinde des Guten vergeblich sein könnte. Wie erhebend war es, gegen die Windmühlenflügel zu kämpfen, würdige Gegner, die es verstanden, einen Streich auszuteilen. Hier aber wabert ihm das Böse unfaßbar entgegen, wo soll er sein Schwert ansetzen? Häßlich reformierte Gesichter meint er in der Suppe um sich herum zu erkennen, aus dem Misthaufen zischeln die höhnischen Geister der Reform: Was sich nicht schickt, wird erstickt, bist du nicht konform, tötet dich die Reform. Don Quijote blickt umher und muß erkennen, daß ihnen das Böse in seiner abscheulichsten Gestalt auflauert, in einer mit Ritterwaffen unzerstörbaren Gestalt.
Seine Gebieterin, Dona Dulcinea, kommt ihm in den Sinn. Warnend sieht er sie den Finger erheben. Da weiß er, durch einen Kampf mit diesem Feind kann er keine Ehre für sie einlegen. Niedergeschlagen steckt er sein Schwert in die Scheide und wendet Rosinante.
Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 11.03.2000 um 23.00
Ich bin ja so froh, Ihren Netzplatz gefunden zu haben! Zur Frage eines Lesers nach altschreibenden Zeitungen: Dem Neuschrieb verweigern sich auch die junge Welt, die Junge Freiheit, die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und Das Parlament.
Es muß außer mit der Haltung oder Überzeugung der Redaktionen (die gibt s ja in anderen Zeitungen auch) etwas mit dem Verlag, Besitzer bzw. Herausgeber zu tun haben. Könnte es bei denen, die umgestellt haben, Querverbindungen zu den Wörter- und Schulbuchverlagen geben? Nur ne Frage.
Dr. Eberhard Schmidt
Pödeldorfer Straße 77 d, 96052 Bamberg
eingetragen von Gast am 11.03.2000 um 23.00
Ich bin ja so froh, Ihren Netzplatz gefunden zu haben! Zur Frage eines Lesers nach altschreibenden Zeitungen: Dem Neuschrieb verweigern sich auch die junge Welt, die Junge Freiheit, die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und Das Parlament.
Es muß außer mit der Haltung oder Überzeugung der Redaktionen (die gibt s ja in anderen Zeitungen auch) etwas mit dem Verlag, Besitzer bzw. Herausgeber zu tun haben. Könnte es bei denen, die umgestellt haben, Querverbindungen zu den Wörter- und Schulbuchverlagen geben? Nur ne Frage.
Dr. Eberhard Schmidt
Pödeldorfer Straße 77 d, 96052 Bamberg
eingetragen von Matthias Dräger am 09.03.2000 um 23.00
Lieber Gerhard, wir führen hier keinen Kampf gegen Windmühlenflügel - dieser Kampf scheint heutzutage (Dummdeutsch: heut zu Tage!) wohl eher in den Schulen geführt zu werden, wie Dir vielleicht schon klar geworden ist.
Die Regeln der Rechtschreibreform sind, wie Prof. Ickler so schön sagt, unlernbar. Gestern, 10. 3., wollte ein Vertreter des Senats (Herr Rogge, zuständig für Lehrerfortbildung) auf einer Podiumsdiskussion, die Schüler einer Bremer Schule initiiert hatten, uns weismachen, durch die Rechtschreibreform sei jetzt alles einfacher geworden. Als ich ihn dann bat, doch einmal die über 90 Partikeln des neuen § 34 (Getrennt- und Zusammenschreibung) zu nennen, die man ja kennen muß, wenn man diesen Bereich beherrschein will, war Schweigen im Walde. Genauer gesagt: Er empfand diese meine Auffordung als perfid - womit er natürlich recht hat. Nur: die Schüler sollen etwas lernen, was zu repetieren ein Mitglied einer Landesregierung, zuständig für Lehrerfortbildung, als perfid empfindet? Ich komm da nicht mit.
Ich würde mich freuen, wenn wir einmal in Verbindung treten könnten. Für alle Fälle gebe ich meine E-mail-Anschrift und Adresse mit an.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34
eingetragen von Matthias Dräger am 09.03.2000 um 23.00
Lieber Gerhard, wir führen hier keinen Kampf gegen Windmühlenflügel - dieser Kampf scheint heutzutage (Dummdeutsch: heut zu Tage!) wohl eher in den Schulen geführt zu werden, wie Dir vielleicht schon klar geworden ist.
Die Regeln der Rechtschreibreform sind, wie Prof. Ickler so schön sagt, unlernbar. Gestern, 10. 3., wollte ein Vertreter des Senats (Herr Rogge, zuständig für Lehrerfortbildung) auf einer Podiumsdiskussion, die Schüler einer Bremer Schule initiiert hatten, uns weismachen, durch die Rechtschreibreform sei jetzt alles einfacher geworden. Als ich ihn dann bat, doch einmal die über 90 Partikeln des neuen § 34 (Getrennt- und Zusammenschreibung) zu nennen, die man ja kennen muß, wenn man diesen Bereich beherrschein will, war Schweigen im Walde. Genauer gesagt: Er empfand diese meine Auffordung als perfid - womit er natürlich recht hat. Nur: die Schüler sollen etwas lernen, was zu repetieren ein Mitglied einer Landesregierung, zuständig für Lehrerfortbildung, als perfid empfindet? Ich komm da nicht mit.
Ich würde mich freuen, wenn wir einmal in Verbindung treten könnten. Für alle Fälle gebe ich meine E-mail-Anschrift und Adresse mit an.
Matthias Dräger
Auf dem Hähnchen 34
eingetragen von Gast am 05.03.2000 um 23.00
Die Artikel gefallen mir sehr gut!
Nur: Ist dies nicht alles ein Kampf gegen Windmühlen??
Viele Grüße!
Gerhard Schopp
Gerhard Schopp
Auf dem Hähnchen 31, 56329 St. Goar
eingetragen von Gast am 05.03.2000 um 23.00
Die Artikel gefallen mir sehr gut!
Nur: Ist dies nicht alles ein Kampf gegen Windmühlen??
Viele Grüße!
Gerhard Schopp
Gerhard Schopp
Auf dem Hähnchen 31, 56329 St. Goar
eingetragen von Gast am 01.03.2000 um 23.00
Naja, erstmal mußte ich bißchen nachdenken.
Aber dann hatte ich mich gefreut. Dann hatte ich nochmal nachgedacht. Wie könnte ich auch eine kleine Kerze beisteuern?
Mit Quelltext der Willkommen-Seite habe ich dann einen Weg gefunden.
Also: Herzlichen Glückwunsch der Redaktion. [Bild: Kerze] (Muß mal sehen, ob ich nicht auch noch Unterlagen habe, die eine Veröffentlichung an dieser Stelle wert sind.)
Bis bald.
Ralf Berger
Freiligrathstr. 21
eingetragen von Gast am 01.03.2000 um 23.00
Naja, erstmal mußte ich bißchen nachdenken.
Aber dann hatte ich mich gefreut. Dann hatte ich nochmal nachgedacht. Wie könnte ich auch eine kleine Kerze beisteuern?
Mit Quelltext der Willkommen-Seite habe ich dann einen Weg gefunden.
Also: Herzlichen Glückwunsch der Redaktion. [Bild: Kerze] (Muß mal sehen, ob ich nicht auch noch Unterlagen habe, die eine Veröffentlichung an dieser Stelle wert sind.)
Bis bald.
Ralf Berger
Freiligrathstr. 21
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2000 um 23.00
Der keiser lut den apt zum mal
der apt as opst der keiser al;
der libe mei mit macht balt nat
der welt nicht lere welt nicht wol im stat.
Si senten sich nach mer unt sen
das bot rant foll fon hüpschen fen;
wol weise war ein megdelein
so rein unt war doch eine gans allein.
Ni darbt bei ir ein hungrik tir
unt speist der keiser selbst mit ir;
so half den armen fögeln si
genossen hatte sie solch libe ni.
Fon libe sank der föglein kor
unt setst den flo dem apt ins or;
den fink si da im bet fon stro
im sank der mut und der gefangne flo.
Nach alten Quellen übertragen von Sigmar Salzburg
Die gemäßigte Kleinschreibung,1973 vorläufig zurückgestellt,
ist nach wie vor das Endziel aller Reformen.
Warnung des Ministeriums für komische Rechtschreibungen:
Diese Rechtschreibung kann Ihr Schamgefühl verletzen!
Falsche Lesungen enthalten 20 mg Unfug und
15 mg Blödsinn (Durchschnittswerte nach DIN)
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2000 um 23.00
Der keiser lut den apt zum mal
der apt as opst der keiser al;
der libe mei mit macht balt nat
der welt nicht lere welt nicht wol im stat.
Si senten sich nach mer unt sen
das bot rant foll fon hüpschen fen;
wol weise war ein megdelein
so rein unt war doch eine gans allein.
Ni darbt bei ir ein hungrik tir
unt speist der keiser selbst mit ir;
so half den armen fögeln si
genossen hatte sie solch libe ni.
Fon libe sank der föglein kor
unt setst den flo dem apt ins or;
den fink si da im bet fon stro
im sank der mut und der gefangne flo.
Nach alten Quellen übertragen von Sigmar Salzburg
Die gemäßigte Kleinschreibung,1973 vorläufig zurückgestellt,
ist nach wie vor das Endziel aller Reformen.
Warnung des Ministeriums für komische Rechtschreibungen:
Diese Rechtschreibung kann Ihr Schamgefühl verletzen!
Falsche Lesungen enthalten 20 mg Unfug und
15 mg Blödsinn (Durchschnittswerte nach DIN)
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 11.02.2000 um 23.00
Es scheint mehr Zeitungen und Zeitschriften zu geben, die sich dem Neuschrieb verweigern. Da ist die österreichische Die Presse zu nennen, der New Yorker Aufbau, wohl auch das bundesdeutsche Konkret. Leider nur finde ich hier auf diesen Seiten zwar viele Witzeleien, aber keine solche Hilfe für das Leben in reformierten Zeiten: eine Liste der orthgraphisch konservativen Blätter!
Hanno Birken-Bertsch
Berlin
eingetragen von Gast am 11.02.2000 um 23.00
Es scheint mehr Zeitungen und Zeitschriften zu geben, die sich dem Neuschrieb verweigern. Da ist die österreichische Die Presse zu nennen, der New Yorker Aufbau, wohl auch das bundesdeutsche Konkret. Leider nur finde ich hier auf diesen Seiten zwar viele Witzeleien, aber keine solche Hilfe für das Leben in reformierten Zeiten: eine Liste der orthgraphisch konservativen Blätter!
Hanno Birken-Bertsch
Berlin
eingetragen von Gast am 17.01.2000 um 23.00
... und dann das. Das die neue Rechtschreibreform irgendwie geteilte Ansichten hervorgebracht hat, das brachten schon die Medien. Nur was ich hier in den Beispielen lesen mußte, wo ist da das System?
Ich werde mich wohl lieber an das halten, was ich kenne, da fühle ich mich sicherer und denke es ist auch richtiger. Außerdem kennt meine PC-Rechtschreibprüfung nur die alte Version.
Als ehemaliger Student technischer Fachrichtung, hat man mal gelernt, daß das Auswendiglernen nichts bringt, so groß ist das Gehirn nicht, man braucht Regeln, damit man sich alles herleiten kann.
Und genau das erwarte ich auch von einer Rechtschreibung.
Mal extrem ausgedrückt: So etwas wie die neue Reform unterdrückt das nicht jeden Kinderwunsch?
Rechtschreibfehler vorbehalten!
Steffen Winkler
Hohlweg 23, 09306 Seelitz
eingetragen von Gast am 17.01.2000 um 23.00
... und dann das. Das die neue Rechtschreibreform irgendwie geteilte Ansichten hervorgebracht hat, das brachten schon die Medien. Nur was ich hier in den Beispielen lesen mußte, wo ist da das System?
Ich werde mich wohl lieber an das halten, was ich kenne, da fühle ich mich sicherer und denke es ist auch richtiger. Außerdem kennt meine PC-Rechtschreibprüfung nur die alte Version.
Als ehemaliger Student technischer Fachrichtung, hat man mal gelernt, daß das Auswendiglernen nichts bringt, so groß ist das Gehirn nicht, man braucht Regeln, damit man sich alles herleiten kann.
Und genau das erwarte ich auch von einer Rechtschreibung.
Mal extrem ausgedrückt: So etwas wie die neue Reform unterdrückt das nicht jeden Kinderwunsch?
Rechtschreibfehler vorbehalten!
Steffen Winkler
Hohlweg 23, 09306 Seelitz
eingetragen von Dominik Schumacher am 16.01.2000 um 23.00
Unter folgender Anschrift wird die Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung näher erläutert.
Folgende Anschrift
gibt etwas Einblick in
a) den Sachbezug zum Lernen, wo es heißt: Übungen dürfen z. B. nicht gegen das Gesetz der Ähnlichkeitshemmung verstoßen, das seit Anfang des Jahrhunderts als Ranschburgsche Hemmung bekannt ist.
b) das Durcheinander derzeitiger Rechtschreibung: beispielsweise heißt es:
Wir können nicht erwarten, dass alle SchülerInnen ständig kreativ ... arbeiten. Wenige Sätze entfernt:
Das richtige Abschreiben ist eine Kunst, die auch geübt werden muß.
Dominik Schumacher
Kaiserstadt Bad Ems
eingetragen von Dominik Schumacher am 16.01.2000 um 23.00
[Bild: »da&stlig;« in Verschwommenheitsstufen] brauchen Sie eine Brille?
Oder brauchen Sie eine ausgereifte Rechtschreibung?
Ihre rechtschreibreform-Redaktion
St. Goar / Hamburg / Siegen
eingetragen von Dominik Schumacher am 16.01.2000 um 23.00
Unter folgender Anschrift wird die Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung näher erläutert.
Folgende Anschrift
gibt etwas Einblick in
a) den Sachbezug zum Lernen, wo es heißt: Übungen dürfen z. B. nicht gegen das Gesetz der Ähnlichkeitshemmung verstoßen, das seit Anfang des Jahrhunderts als Ranschburgsche Hemmung bekannt ist.
b) das Durcheinander derzeitiger Rechtschreibung: beispielsweise heißt es:
Wir können nicht erwarten, dass alle SchülerInnen ständig kreativ ... arbeiten. Wenige Sätze entfernt:
Das richtige Abschreiben ist eine Kunst, die auch geübt werden muß.
Dominik Schumacher
Kaiserstadt Bad Ems
eingetragen von Dominik Schumacher am 16.01.2000 um 23.00
[Bild: »da&stlig;« in Verschwommenheitsstufen] brauchen Sie eine Brille?
Oder brauchen Sie eine ausgereifte Rechtschreibung?
Ihre rechtschreibreform-Redaktion
St. Goar / Hamburg / Siegen
eingetragen von Gast am 15.01.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Singh, der Gehirnstreik”, den Sie (im Forum) meinen, ist seit den 20iger Jahren bekannt als Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung - ein Begriff, der sich durch sich selbst bereits erklärt. Den Hinweis verdanke ich Prof. Ickler. Der eigentliche Text von Ranschburg ist mir allerdings noch nicht begegnet. (Die früheren Veröffentlichungen von Ranschberg hat natürlich nicht jede Bibliothek, ich werde der Sache aber nachgehen.)
Die Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung ist in bezug auf die Rechtschreibreform von grundsätzlicher Bedeutung: Hat man zwei Möglichkeiten im Kopf, stutzt man nicht selten, und überlegt, welche man nun nehmen soll. Das geschieht fast unmerklich - der Vorgang dauert vielleicht noch nicht einmal eine Zehntelsekunde -, das aber ist für die Abläufe im Gehirn schon eine beträchtliche Zeitspanne, in der, und das ist das Entscheidende, der Gedankenfluß kurz unterbrochen und damit gehemmt wird.
Das ist zugleich der größte Schaden, den die Rechschreibreform anrichtet: Sie hebt den Vorgang des Schreibens wieder ins Bewußtsein und stört dadurch die Überlegungen. Das soll nicht wesentlich sein?
Ich sagte, daß ich gar wohl wüßte, welche Unordnungen, in der natürlichen Grazie des Menschen, das Bewußtsein anrichtet. Ein junger Mann von meiner Bekanntschaft hätte, durch bloße Bemerkung, gleichsam vor meinen Augen, seine Unschuld verloren, und das Paradies derselben, trotz aller ersinnlichen Bemühungen, nachher niemals wieder gefunden.- Doch, welche Folgerung, setzte ich hinzu, können Sie daraus ziehen?
Er fragte mich, welch einen Vorfall ich meine?
Ich badete mich, erzählte ich, vor etwa drei Jahren, mit einem jungen Mann, über dessen Bildung damals eine wunderbare Anmut verbreitet war. Er mochte ungefähr in seinem sechzehnten Lebensjahr stehen, und nur ganz von fern ließen sich, von der Gunst der Frauen herbeigerufen, die ersten Spuren von Eitelkeit erblicken. Es traf sich, daß wir gerade kurz zuvor in Paris den Jüngling gesehen hatten, der sich einen Splitter aus dem Fuße zieht; der Abguß der Statue ist bekannt und befindet sich in den meisten deutschen Sammlungen. Ein Blick, den er in dem Augenblick, da er den Fuß auf den Schemel setzte, um ihn abzutrocknen, in einen großen Spiegel warf, erinnerte ihn daran; er lächelte und sagte mir, welche Entdeckung er gemacht habe. In der Tat hatte ich, in eben diesem Augenblick, dieselbe gemacht; doch sei es, um die Sicherheit der Grazie, die ihm beiwohnte, zu prüfen, sei es, um seiner Eitelkeit ein wenig heilsam zu begegnen: ich lachte und erwiderte - er sähe wohl Geister! Er errötete, und hob den Fuß zum zweitenmal, um es mir zu zeigen; doch der Versuch, wie sich leicht hätte voraussehen lassen, mißglückte. Er hob verwirrt den Fuß zum dritten und vierten, er hob ihn wohl noch zehnmal: umsonst! er war außerstand, dieselbe Bewegung wieder hervorzubringen - was sag ich? die Bewegungen, die er machte, hatten ein so komisches Element, daß ich Mühe hatte, das Gelächter zurückzuhalten:-
eingetragen von Gast am 15.01.2000 um 23.00
Sehr geehrter Herr Singh, der Gehirnstreik”, den Sie (im Forum) meinen, ist seit den 20iger Jahren bekannt als Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung - ein Begriff, der sich durch sich selbst bereits erklärt. Den Hinweis verdanke ich Prof. Ickler. Der eigentliche Text von Ranschburg ist mir allerdings noch nicht begegnet. (Die früheren Veröffentlichungen von Ranschberg hat natürlich nicht jede Bibliothek, ich werde der Sache aber nachgehen.)
Die Ranschburgsche Ähnlichkeitshemmung ist in bezug auf die Rechtschreibreform von grundsätzlicher Bedeutung: Hat man zwei Möglichkeiten im Kopf, stutzt man nicht selten, und überlegt, welche man nun nehmen soll. Das geschieht fast unmerklich - der Vorgang dauert vielleicht noch nicht einmal eine Zehntelsekunde -, das aber ist für die Abläufe im Gehirn schon eine beträchtliche Zeitspanne, in der, und das ist das Entscheidende, der Gedankenfluß kurz unterbrochen und damit gehemmt wird.
Das ist zugleich der größte Schaden, den die Rechschreibreform anrichtet: Sie hebt den Vorgang des Schreibens wieder ins Bewußtsein und stört dadurch die Überlegungen. Das soll nicht wesentlich sein?
Ich sagte, daß ich gar wohl wüßte, welche Unordnungen, in der natürlichen Grazie des Menschen, das Bewußtsein anrichtet. Ein junger Mann von meiner Bekanntschaft hätte, durch bloße Bemerkung, gleichsam vor meinen Augen, seine Unschuld verloren, und das Paradies derselben, trotz aller ersinnlichen Bemühungen, nachher niemals wieder gefunden.- Doch, welche Folgerung, setzte ich hinzu, können Sie daraus ziehen?
Er fragte mich, welch einen Vorfall ich meine?
Ich badete mich, erzählte ich, vor etwa drei Jahren, mit einem jungen Mann, über dessen Bildung damals eine wunderbare Anmut verbreitet war. Er mochte ungefähr in seinem sechzehnten Lebensjahr stehen, und nur ganz von fern ließen sich, von der Gunst der Frauen herbeigerufen, die ersten Spuren von Eitelkeit erblicken. Es traf sich, daß wir gerade kurz zuvor in Paris den Jüngling gesehen hatten, der sich einen Splitter aus dem Fuße zieht; der Abguß der Statue ist bekannt und befindet sich in den meisten deutschen Sammlungen. Ein Blick, den er in dem Augenblick, da er den Fuß auf den Schemel setzte, um ihn abzutrocknen, in einen großen Spiegel warf, erinnerte ihn daran; er lächelte und sagte mir, welche Entdeckung er gemacht habe. In der Tat hatte ich, in eben diesem Augenblick, dieselbe gemacht; doch sei es, um die Sicherheit der Grazie, die ihm beiwohnte, zu prüfen, sei es, um seiner Eitelkeit ein wenig heilsam zu begegnen: ich lachte und erwiderte - er sähe wohl Geister! Er errötete, und hob den Fuß zum zweitenmal, um es mir zu zeigen; doch der Versuch, wie sich leicht hätte voraussehen lassen, mißglückte. Er hob verwirrt den Fuß zum dritten und vierten, er hob ihn wohl noch zehnmal: umsonst! er war außerstand, dieselbe Bewegung wieder hervorzubringen - was sag ich? die Bewegungen, die er machte, hatten ein so komisches Element, daß ich Mühe hatte, das Gelächter zurückzuhalten:-
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Lieber Herr Singh,
nach langem Vokal wird auch nach der neuen Rechtschreibung weiterhin ein scharfes s geschrieben. Wir sind halt (leider) nicht in der Schweiz, wo es zumindest konsequent ss heißt – und sich der Lesende und Sprechende aussuchen kann, ob er den Vokal kurz oder lang spricht.
Streck-Plath
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Sie haben recht - da habe ich ein Wort irrtümlicherweise angeführt! Das mag man mir vielleicht nachsehen als eine der Verwirrungen, die durch die RSR nun mal entstehen. Eines der Gründe, warum ich mich über die RSR aufrege ist, daß sobald man sich etwas näher mit den neuen Regeln beschäftigt oder aber etwas in Neuschrieb liest, da weiß man nicht mehr, was die richtige Schreibung sein soll, gleichgültig, ob nach den alten oder nach den neuen Regeln!
Der Korrektheit halber muß ich bezüglich meines vorletzten Beitrages (Was den Deutschen abgeht) richtigstellen, daß speziell Fr. Dr. Popp durchaus eine langjährige Beschäftigung mit Englisch hinter sich hat. Nur, sie äußert sich allzuoft über diese (von mir persönlich hochgeschätzte) Sprache so, als wäre dies nicht der Fall! Für die überwiegende Mehrheit der Linguisten aber, die sich durch die direkte Beteiligung an den KMK-Beratungen für die RSR als verantwortlich zu zeichnen haben, gilt meine Aussage.
Näheres dazu ist meinem heutigen Beitrag im Spiegel-Forum: Rechtschreibreform: die unendliche Debatte unter www.spiegel.de/forum/, Rubrik kultur, nachzulesen.
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Das eben beschriebene Phänomen, daß nämlich die Sprachzentren des Gehirns streiken, wenn sie durch zwei Rechtschreibungen für dieselbe Sprache überfordert werden, ist schon seit Jahrzehnten bekannt unter dem Namen: xxx-Syndrom (Trotz Nachschlagens will mir gerade der Name des deutschen Entdeckers nicht einfallen!)
Diese Tatsache straft einem Herrn Prof. Augst von der Rechtschreibkommission lügen, wenn er davon öffentlich faselt, demnächst müßten Schulkinder eben zweisprachig (im Deutschen!) aufwachsen!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Lieber Herr Singh,
nach langem Vokal wird auch nach der neuen Rechtschreibung weiterhin ein scharfes s geschrieben. Wir sind halt (leider) nicht in der Schweiz, wo es zumindest konsequent ss heißt – und sich der Lesende und Sprechende aussuchen kann, ob er den Vokal kurz oder lang spricht.
Streck-Plath
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Sie haben recht - da habe ich ein Wort irrtümlicherweise angeführt! Das mag man mir vielleicht nachsehen als eine der Verwirrungen, die durch die RSR nun mal entstehen. Eines der Gründe, warum ich mich über die RSR aufrege ist, daß sobald man sich etwas näher mit den neuen Regeln beschäftigt oder aber etwas in Neuschrieb liest, da weiß man nicht mehr, was die richtige Schreibung sein soll, gleichgültig, ob nach den alten oder nach den neuen Regeln!
Der Korrektheit halber muß ich bezüglich meines vorletzten Beitrages (Was den Deutschen abgeht) richtigstellen, daß speziell Fr. Dr. Popp durchaus eine langjährige Beschäftigung mit Englisch hinter sich hat. Nur, sie äußert sich allzuoft über diese (von mir persönlich hochgeschätzte) Sprache so, als wäre dies nicht der Fall! Für die überwiegende Mehrheit der Linguisten aber, die sich durch die direkte Beteiligung an den KMK-Beratungen für die RSR als verantwortlich zu zeichnen haben, gilt meine Aussage.
Näheres dazu ist meinem heutigen Beitrag im Spiegel-Forum: Rechtschreibreform: die unendliche Debatte unter www.spiegel.de/forum/, Rubrik kultur, nachzulesen.
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 12.01.2000 um 23.00
Das eben beschriebene Phänomen, daß nämlich die Sprachzentren des Gehirns streiken, wenn sie durch zwei Rechtschreibungen für dieselbe Sprache überfordert werden, ist schon seit Jahrzehnten bekannt unter dem Namen: xxx-Syndrom (Trotz Nachschlagens will mir gerade der Name des deutschen Entdeckers nicht einfallen!)
Diese Tatsache straft einem Herrn Prof. Augst von der Rechtschreibkommission lügen, wenn er davon öffentlich faselt, demnächst müßten Schulkinder eben zweisprachig (im Deutschen!) aufwachsen!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Man kann sich nur freuen über jeden, der sich ein paar ernsthafte Gedanken zum Thema gemacht hat und sich auch die Zeit nimmt, sich dazu zu äußern!
Einer Überlegung möchte ich aber schon eine widersprechende Einsicht entgegenstellen:
Die Globalisierung bzw. Europäisierung hat mit Arbeitsplätzen und Firmenpolitik zu tun, kann aber kaum ernsthaft als ein Faktor in sprachreformatorischen Überlegungen betrachtet werden. Jede Sprache unterscheidet sich ja von anderen durch das Eigenartige und Eigentümliche. Es sind die Unterscheidungsmerkmale, wodurch man sonst sehr ähnliche Gegenstände auseinanderhält. In der Mathematik und der Physik, die ja auch als eigens kodifizierte Sprachen angesehen werden können, beispielsweise, lernt man die Grundformeln, indem man sich gerade die unterschiedlichen Komponenten ähnlich aussehender Formeln merkt. Es gilt auch das Umgekehrte: Macht man grundsätzlich verschiedene Gegenstände in der Form immer ähnlicher, um so schwerer wird es, sie auseinanderzuhalten bzw. unterscheidend zu erkennen.
Daher ist eine der dümmsten Bemerkungen eines der Reformer, die ich je gelesen habe, Deutsch sei die einzige europäische Sprache, die Substantive mit Anfangsgroßbuchstaben in der Satzmitte zulasse. Genauso könnte ein verbohrter Romanist behaupten, Französisch sei die einzige europäische Sprache, die eine solche Überhäufung von drei und mehr Vokalen in der Wortmitte und am Wortende zulasse, man sollte sich doch im Zuge der Europäisierung der englischen Vokaldarstellung angleichen! So könnte man ja auch zu einem einheitlichen Europäisch kommen - fragt sich nur, für wen das noch verständlich bliebe!
Man muß wissen, daß die maßgeblichen Reformer Monolinguisten sind; während der Jahre, als sie anfingen, ihre kleinschreibenden Ansichten auszubauen und daraus die sog. Reform der deutschen Schriftsprache anzustreben, kannten sie nur Deutsch. Wie können solche sprachlichen Fachidioten wagen, derartige Sprachvergleiche anzustellen?
Der Hintergrund für sprachliche Sonderwege, die, wie gesagt, überhaupt eine Sprache von allen anderen unterscheiden, ist immer die besondere Geschichte und Entwicklung eines Volkes (bzw. Sprachgemeinschaft) und seiner Sprache. Englisch, zum Beispiel, hat eine ganz andere Entwicklungsgeschichte. Kurz gesagt, die Aufnahme vieler keltischen Elemente - man bedenke die Anwesenheit der Schotten und Iren dort, anders als in Deutschland - ins Angelsächsische, sowie die Überflutung durch romanische Stammwörter nach der Eroberung durch die Normannen im Jahre 1066, hat Englisch ganz andere Impulse gegeben als im Falle des Deutschen. Die Erweiterung der Grundlaute und der Buchstabenkombinationen und -Verbunde im Englischen läßt eine erhebliche Minderung der Großschreibung sowie der germanischen Buchstabenkombinationen zu. Dagegen ist im Deutschen der Grundstammwortschatz größtenteils germanisch geblieben; da kommt die differenziertere Schreibweise germanischer Laute (z. B. Sch, ch, s) der Schriftsprache durchaus zugute.
Als ausländischer Deutschsprachiger, der Deutsch erst als Erwachsener gelernt hat, kann ich nur sagen, daß meine amerikanischen Kommilitonen in Pittsburgh und ich die deutsche Großbuchstabierung sowie das ß nicht nur faszinierend fanden, sondern dadurch die sich vom Englischen unterscheidende Schreibweise um so schneller lernten!
Noch eine Überlegung zum Wiederkauen: Um einen gewaltigen Vorteil der grundsätzlichen Großbuchstabierung von Substantiven beim Lesen einzusehen, machen Sie doch mal den folgenden Test mit einer Person, die des Deutschen und des Englisch gleichermaßen mächtig ist und zum Testzeitpunkt die Lesefähigkeit in beiden Schriftsprachen kurz aufgefrischt hat (Es geht hierbei um die angebrachten Testbedingungen). Lassen Sie diese Person denselben, ihr unbekannten, Auszug aus einer Schrift, einmal in englischer, einmal in deutscher Übersetzung (in herkömmlicher Rechtschreibung!), überfliegen, um eine kurze Inhaltsangabe zu machen; stoppen Sie dabei die Zeit. Sie können dabei den Test einigermaßen verwissenschaftlichen, indem Sie mehrere Personen dazunehmen, den Test mehrmals - mit neuen Auszügen - wiederholen und dabei die Sprachreihenfolge abwechseln. Auch sollten gleiche Schriftarten gleicher Größe verwendet werden. Es wird Ihnen wahrscheinlich keine Überraschung bereiten, welche Sprache sich schneller lesen läßt!
Der Grund dafür ist, daß man rein optisch im Englischen kleinere Worteinheiten anhand der Kleinbuchstabenkombinationen erkennen muß, dagegen sind im Deutschen durch die Großbuchstaben die erkennbaren Wortschnipsel wesentlich größer und die Erkennungsmerkmale (u. a. die Großbuchstaben sowie ß) schneller sichtbar. Die Substantive in einem Textabschnitt erfassen eben auch einen wesentlichen Teil des Inhalts!
Um das Schreiben kurz zu halten, habe ich die Ausführungen oben nicht vollständig dargestellt. Ich hoffe aber, daß sie doch einigermaßen verständlich dargestellt wurden!
A. Singh, Physiker, Germanist
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Eines der Eigenschaften, die sich die Deutschen mit Gewinn zu eigen machen könnten, ist, die Finger von Dingen zu lassen, die besser sich selbst überlassen wären. Es scheint hierzulande die Überzeugung tief verwurzelt zu sein, daß man unbedingt alles Mögliche der Regelungswut unterziehen muß. Es fehlt einfach die grundlegende Einsicht, daß es doch einiges gibt, was nicht unbedingt durch die fehlerhafte und begrenzte menschliche Vernunft einzelner geregelt werden muß bzw. besser regeln läßt, sondern für dessen Entwicklung am besten das kollektive Bewußtsein, die kollektive Weisheit der Gesellschaft durchaus zuständig bleiben kann.
Manchmal spekuliere ich, ob nicht die Ursache eine geschichtlich bedingte, tiefsitzende Angst vor dem Unberechenbaren sei. Nur wer Angst hat, versucht unsinnigerweise alles unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht werden erst die im Wohlstand aufgewachsenen Generationen diese unbewußte Angst nach und nach ablegen.
Die Deutschen scheinen, jedenfalls gegenwärtig, unfähig dazu zu sein, die etwas andere Einstellung anzunehmen (die übrigens sehr nervenschonend wäre!), daß man nämlich nur diejenigen Dinge regeln sollte, die man muß, und nicht all diejenigen, die man könnte.
Die sog. Rechtschreibreform ist hierfür ein Paradebeispiel. Es ist Hinlängliches auf diesen und anderen Seiten im WWW als Nachweis dafür angeführt worden, daß die neue(n) Rechtschreibung(en) mindestens genauso willkürlich wie die hergebrachte ist/sind, und in aller Wahrscheinlichkeit noch mehr Verwirrung und Rechtschreibunsicherheit stifte(n), als vorher der Fall war. Durch die Gewalttrennung von vielen vorher zusammengeschriebenen Wörtern, die dreifachen Konsonanten und die Verringerung/Änderung der ß-Regeln ist auch die Schreibökonomie (Schreibgeschwindigkeit) sowie die Lesefähigkeit der Schriftsprache in ganz erheblichem Maße geschädigt worden.
Was man zum eigenen Vorteil von den Engländern lernen könnte ist nicht Anglizismen noch englische Schreibweisen, sondern wie sie nie versucht haben, ihre Sprache amtlich zu regeln. Trotzdem haben sie sogar zwei altehrwürdige Institutionen, nämlich Oxford und Cambridge, die, wie vormals der Duden bei den Deutschen, periodische Erhebungen des sich verändernden Sprach- und Schreibgebrauchs machen und in Form entsprechender Wörterbücher und Lexika veröffentlichen. (Wenn eine Fr. Dr. Popp im Spiegel-Forum vom Chaos der englischen Rechtschreibung mangels Regelung von oben redet, zeigt das nur, wie wenig sie sich, genauso wie die Herren Augst, Zabel und Goetze, ernsthaft mit englischer Sprachgeschichte, -Systematik und Etymologie beschäftigt hat.)
Wäre es nicht besser gewesen, den Duden weiterhin als den Spiegel der Standardsprache zu lassen - man hätte ja den Vertrag mit dem Staat zur Sicherstellung der Unparteilichkeit der statistischen Spracherhebungen entsprechend ändern und/oder den Duden zum staatlichen Schreibschriftinstitut erheben können - anstatt die Schriftsprache den Umsatzgelüsten von Bertelsmann & Co. und dem Ehrgeiz von Augst, Zabel und Kompagnons zu opfern? Der Duden hat jedenfalls vor der RSR nie auch nur einen Bruchteil dessen verdient, was Bertelsmann & Co. jetzt aus dem Rechtschreibchaos tonnenweise scheffeln.
Wäre es nicht besser gewesen, diesen ganzen zeit- und geldraubenden, ärgerlichen Zirkus gar nicht erst angefangen zu haben? Hat Deutschland keine bessere Beschäftigung, als um die Marotten einiger selbstvernarrter Sprachfachidioten herumzutanzen und die Umsätze einiger prinzipienloser Verlage auf Kosten der Rechtschreibung zu steigern?
(Die Überschrift ist Nietzsches Unzeitgemäßen Betrachtungen entliehen. Im übrigen sind die kleinen Aufsätze dort teilweise heute noch lesenswert und aktuell!)
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Der Stern scheint sich, mindestens teilweise aber doch merklich, schleichend und versuchsweise lautlos, immer mehr der bestehenden Rechtschreibung zuzuwenden. Neuerdings (im Dezember, 1999) war sogar ein langer, weihnachtlicher Artikel über das Christentum in verschiedenen Teilen der Welt ganz in der gewöhnlichen Rechtschreibung. Außerdem haben langsam aber sicher Wörter wie Gruß und alle Zusammensetzungen wie Großvater, Großmacht ihr ß zurückgewonnen. Störend geblieben sind noch die dreifachen Konsonanten, die neuen Trennregeln und das zähe Klebenbleiben am ss in dass. Mein subjektiver Eindruck ist, daß immer mehr Reportagen immer mehr wie vor dem 1. August 1999 üblich geschrieben und gedruckt werden.
Kann jemand berichten, wie es diesbezüglich im Spiegel aussieht? Vor mehreren Wochen habe ich eine Ausgabe mit der Titelüberschrift: Grossdeutschland eben wegen des verstörenden ss nicht gekauft - sonst war es meine Praxis, Spiegel-Ausgaben mit längeren Berichten zur Zeitgeschichte bzw. mit zeitgeschichtlicher Perspektive immer zu kaufen und aufzubewahren. Grossdeutschland erscheint mir eben nicht so groß wie Großdeutschland!
Ein anderes, erfreuliches, kleines Zeichen (wenn es nun eines sein sollte), daß einige Institutionen in rechtschreibender Hinsicht u. U. zur Raison zurückfinden, ist, daß das örtliche Berufsfortbildungswerk der DGB vor kurzem die Prüfungsordnung für die Zwischenprüfung in Deutsch für alle Ausbildungsrichtungen (Multimediagestatung, DTP) auf die alte Rechtschreibung umgestellt hat, obwohl das ganze Jahr 1999 in neuer (welcher?) Rechtschreibung unterrichtet worden ist (bzw. zu unterrichten versucht wurde). Inwieweit dies NRW-weit oder aber bundesweit auch gilt, ist mir noch nicht bekannt.
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Man kann sich nur freuen über jeden, der sich ein paar ernsthafte Gedanken zum Thema gemacht hat und sich auch die Zeit nimmt, sich dazu zu äußern!
Einer Überlegung möchte ich aber schon eine widersprechende Einsicht entgegenstellen:
Die Globalisierung bzw. Europäisierung hat mit Arbeitsplätzen und Firmenpolitik zu tun, kann aber kaum ernsthaft als ein Faktor in sprachreformatorischen Überlegungen betrachtet werden. Jede Sprache unterscheidet sich ja von anderen durch das Eigenartige und Eigentümliche. Es sind die Unterscheidungsmerkmale, wodurch man sonst sehr ähnliche Gegenstände auseinanderhält. In der Mathematik und der Physik, die ja auch als eigens kodifizierte Sprachen angesehen werden können, beispielsweise, lernt man die Grundformeln, indem man sich gerade die unterschiedlichen Komponenten ähnlich aussehender Formeln merkt. Es gilt auch das Umgekehrte: Macht man grundsätzlich verschiedene Gegenstände in der Form immer ähnlicher, um so schwerer wird es, sie auseinanderzuhalten bzw. unterscheidend zu erkennen.
Daher ist eine der dümmsten Bemerkungen eines der Reformer, die ich je gelesen habe, Deutsch sei die einzige europäische Sprache, die Substantive mit Anfangsgroßbuchstaben in der Satzmitte zulasse. Genauso könnte ein verbohrter Romanist behaupten, Französisch sei die einzige europäische Sprache, die eine solche Überhäufung von drei und mehr Vokalen in der Wortmitte und am Wortende zulasse, man sollte sich doch im Zuge der Europäisierung der englischen Vokaldarstellung angleichen! So könnte man ja auch zu einem einheitlichen Europäisch kommen - fragt sich nur, für wen das noch verständlich bliebe!
Man muß wissen, daß die maßgeblichen Reformer Monolinguisten sind; während der Jahre, als sie anfingen, ihre kleinschreibenden Ansichten auszubauen und daraus die sog. Reform der deutschen Schriftsprache anzustreben, kannten sie nur Deutsch. Wie können solche sprachlichen Fachidioten wagen, derartige Sprachvergleiche anzustellen?
Der Hintergrund für sprachliche Sonderwege, die, wie gesagt, überhaupt eine Sprache von allen anderen unterscheiden, ist immer die besondere Geschichte und Entwicklung eines Volkes (bzw. Sprachgemeinschaft) und seiner Sprache. Englisch, zum Beispiel, hat eine ganz andere Entwicklungsgeschichte. Kurz gesagt, die Aufnahme vieler keltischen Elemente - man bedenke die Anwesenheit der Schotten und Iren dort, anders als in Deutschland - ins Angelsächsische, sowie die Überflutung durch romanische Stammwörter nach der Eroberung durch die Normannen im Jahre 1066, hat Englisch ganz andere Impulse gegeben als im Falle des Deutschen. Die Erweiterung der Grundlaute und der Buchstabenkombinationen und -Verbunde im Englischen läßt eine erhebliche Minderung der Großschreibung sowie der germanischen Buchstabenkombinationen zu. Dagegen ist im Deutschen der Grundstammwortschatz größtenteils germanisch geblieben; da kommt die differenziertere Schreibweise germanischer Laute (z. B. Sch, ch, s) der Schriftsprache durchaus zugute.
Als ausländischer Deutschsprachiger, der Deutsch erst als Erwachsener gelernt hat, kann ich nur sagen, daß meine amerikanischen Kommilitonen in Pittsburgh und ich die deutsche Großbuchstabierung sowie das ß nicht nur faszinierend fanden, sondern dadurch die sich vom Englischen unterscheidende Schreibweise um so schneller lernten!
Noch eine Überlegung zum Wiederkauen: Um einen gewaltigen Vorteil der grundsätzlichen Großbuchstabierung von Substantiven beim Lesen einzusehen, machen Sie doch mal den folgenden Test mit einer Person, die des Deutschen und des Englisch gleichermaßen mächtig ist und zum Testzeitpunkt die Lesefähigkeit in beiden Schriftsprachen kurz aufgefrischt hat (Es geht hierbei um die angebrachten Testbedingungen). Lassen Sie diese Person denselben, ihr unbekannten, Auszug aus einer Schrift, einmal in englischer, einmal in deutscher Übersetzung (in herkömmlicher Rechtschreibung!), überfliegen, um eine kurze Inhaltsangabe zu machen; stoppen Sie dabei die Zeit. Sie können dabei den Test einigermaßen verwissenschaftlichen, indem Sie mehrere Personen dazunehmen, den Test mehrmals - mit neuen Auszügen - wiederholen und dabei die Sprachreihenfolge abwechseln. Auch sollten gleiche Schriftarten gleicher Größe verwendet werden. Es wird Ihnen wahrscheinlich keine Überraschung bereiten, welche Sprache sich schneller lesen läßt!
Der Grund dafür ist, daß man rein optisch im Englischen kleinere Worteinheiten anhand der Kleinbuchstabenkombinationen erkennen muß, dagegen sind im Deutschen durch die Großbuchstaben die erkennbaren Wortschnipsel wesentlich größer und die Erkennungsmerkmale (u. a. die Großbuchstaben sowie ß) schneller sichtbar. Die Substantive in einem Textabschnitt erfassen eben auch einen wesentlichen Teil des Inhalts!
Um das Schreiben kurz zu halten, habe ich die Ausführungen oben nicht vollständig dargestellt. Ich hoffe aber, daß sie doch einigermaßen verständlich dargestellt wurden!
A. Singh, Physiker, Germanist
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Eines der Eigenschaften, die sich die Deutschen mit Gewinn zu eigen machen könnten, ist, die Finger von Dingen zu lassen, die besser sich selbst überlassen wären. Es scheint hierzulande die Überzeugung tief verwurzelt zu sein, daß man unbedingt alles Mögliche der Regelungswut unterziehen muß. Es fehlt einfach die grundlegende Einsicht, daß es doch einiges gibt, was nicht unbedingt durch die fehlerhafte und begrenzte menschliche Vernunft einzelner geregelt werden muß bzw. besser regeln läßt, sondern für dessen Entwicklung am besten das kollektive Bewußtsein, die kollektive Weisheit der Gesellschaft durchaus zuständig bleiben kann.
Manchmal spekuliere ich, ob nicht die Ursache eine geschichtlich bedingte, tiefsitzende Angst vor dem Unberechenbaren sei. Nur wer Angst hat, versucht unsinnigerweise alles unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht werden erst die im Wohlstand aufgewachsenen Generationen diese unbewußte Angst nach und nach ablegen.
Die Deutschen scheinen, jedenfalls gegenwärtig, unfähig dazu zu sein, die etwas andere Einstellung anzunehmen (die übrigens sehr nervenschonend wäre!), daß man nämlich nur diejenigen Dinge regeln sollte, die man muß, und nicht all diejenigen, die man könnte.
Die sog. Rechtschreibreform ist hierfür ein Paradebeispiel. Es ist Hinlängliches auf diesen und anderen Seiten im WWW als Nachweis dafür angeführt worden, daß die neue(n) Rechtschreibung(en) mindestens genauso willkürlich wie die hergebrachte ist/sind, und in aller Wahrscheinlichkeit noch mehr Verwirrung und Rechtschreibunsicherheit stifte(n), als vorher der Fall war. Durch die Gewalttrennung von vielen vorher zusammengeschriebenen Wörtern, die dreifachen Konsonanten und die Verringerung/Änderung der ß-Regeln ist auch die Schreibökonomie (Schreibgeschwindigkeit) sowie die Lesefähigkeit der Schriftsprache in ganz erheblichem Maße geschädigt worden.
Was man zum eigenen Vorteil von den Engländern lernen könnte ist nicht Anglizismen noch englische Schreibweisen, sondern wie sie nie versucht haben, ihre Sprache amtlich zu regeln. Trotzdem haben sie sogar zwei altehrwürdige Institutionen, nämlich Oxford und Cambridge, die, wie vormals der Duden bei den Deutschen, periodische Erhebungen des sich verändernden Sprach- und Schreibgebrauchs machen und in Form entsprechender Wörterbücher und Lexika veröffentlichen. (Wenn eine Fr. Dr. Popp im Spiegel-Forum vom Chaos der englischen Rechtschreibung mangels Regelung von oben redet, zeigt das nur, wie wenig sie sich, genauso wie die Herren Augst, Zabel und Goetze, ernsthaft mit englischer Sprachgeschichte, -Systematik und Etymologie beschäftigt hat.)
Wäre es nicht besser gewesen, den Duden weiterhin als den Spiegel der Standardsprache zu lassen - man hätte ja den Vertrag mit dem Staat zur Sicherstellung der Unparteilichkeit der statistischen Spracherhebungen entsprechend ändern und/oder den Duden zum staatlichen Schreibschriftinstitut erheben können - anstatt die Schriftsprache den Umsatzgelüsten von Bertelsmann & Co. und dem Ehrgeiz von Augst, Zabel und Kompagnons zu opfern? Der Duden hat jedenfalls vor der RSR nie auch nur einen Bruchteil dessen verdient, was Bertelsmann & Co. jetzt aus dem Rechtschreibchaos tonnenweise scheffeln.
Wäre es nicht besser gewesen, diesen ganzen zeit- und geldraubenden, ärgerlichen Zirkus gar nicht erst angefangen zu haben? Hat Deutschland keine bessere Beschäftigung, als um die Marotten einiger selbstvernarrter Sprachfachidioten herumzutanzen und die Umsätze einiger prinzipienloser Verlage auf Kosten der Rechtschreibung zu steigern?
(Die Überschrift ist Nietzsches Unzeitgemäßen Betrachtungen entliehen. Im übrigen sind die kleinen Aufsätze dort teilweise heute noch lesenswert und aktuell!)
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 11.01.2000 um 23.00
Der Stern scheint sich, mindestens teilweise aber doch merklich, schleichend und versuchsweise lautlos, immer mehr der bestehenden Rechtschreibung zuzuwenden. Neuerdings (im Dezember, 1999) war sogar ein langer, weihnachtlicher Artikel über das Christentum in verschiedenen Teilen der Welt ganz in der gewöhnlichen Rechtschreibung. Außerdem haben langsam aber sicher Wörter wie Gruß und alle Zusammensetzungen wie Großvater, Großmacht ihr ß zurückgewonnen. Störend geblieben sind noch die dreifachen Konsonanten, die neuen Trennregeln und das zähe Klebenbleiben am ss in dass. Mein subjektiver Eindruck ist, daß immer mehr Reportagen immer mehr wie vor dem 1. August 1999 üblich geschrieben und gedruckt werden.
Kann jemand berichten, wie es diesbezüglich im Spiegel aussieht? Vor mehreren Wochen habe ich eine Ausgabe mit der Titelüberschrift: Grossdeutschland eben wegen des verstörenden ss nicht gekauft - sonst war es meine Praxis, Spiegel-Ausgaben mit längeren Berichten zur Zeitgeschichte bzw. mit zeitgeschichtlicher Perspektive immer zu kaufen und aufzubewahren. Grossdeutschland erscheint mir eben nicht so groß wie Großdeutschland!
Ein anderes, erfreuliches, kleines Zeichen (wenn es nun eines sein sollte), daß einige Institutionen in rechtschreibender Hinsicht u. U. zur Raison zurückfinden, ist, daß das örtliche Berufsfortbildungswerk der DGB vor kurzem die Prüfungsordnung für die Zwischenprüfung in Deutsch für alle Ausbildungsrichtungen (Multimediagestatung, DTP) auf die alte Rechtschreibung umgestellt hat, obwohl das ganze Jahr 1999 in neuer (welcher?) Rechtschreibung unterrichtet worden ist (bzw. zu unterrichten versucht wurde). Inwieweit dies NRW-weit oder aber bundesweit auch gilt, ist mir noch nicht bekannt.
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 18.12.1999 um 23.00
Ich studiere Germanistik und finde diese Rechtschreibreform einfach nur unsinnig.
Zu viele Änderungen, inkonsequent und auf gar keinen Fall einfacher.
Auch bei dieser Rechtschreibung werden viele Schüler und Ausländer Probleme,
sie zu erlernen. Damit ist das Ziel dieser Reform nicht erreicht!
Außerdem sind die neuen Regeln so schlecht formuliert, daß es verschiedene
Auslegungen gibt und somit niemand mehr weiß, was richtig und was falsch ist.
Sinnvoll wäre im Rahmen der Europäisierung und Globalisierung vielleicht
eine gemäßigte Kleinschreibung wie im Englischen gewesen.
Denn es wäre sicher für alle nachvollziehbar einfach, wenn man nur noch
Eigennamen und Satzanfänge groß schreiben würde. Dies würde sicher auch die
deutsche Sprache für Ausländer erleichtern!
Ich hoffe also immer noch auf eine Reform der Reform oder auf die komplette
Abschaffung!
Verina Roßdeutscher
eingetragen von Gast am 18.12.1999 um 23.00
Ich studiere Germanistik und finde diese Rechtschreibreform einfach nur unsinnig.
Zu viele Änderungen, inkonsequent und auf gar keinen Fall einfacher.
Auch bei dieser Rechtschreibung werden viele Schüler und Ausländer Probleme,
sie zu erlernen. Damit ist das Ziel dieser Reform nicht erreicht!
Außerdem sind die neuen Regeln so schlecht formuliert, daß es verschiedene
Auslegungen gibt und somit niemand mehr weiß, was richtig und was falsch ist.
Sinnvoll wäre im Rahmen der Europäisierung und Globalisierung vielleicht
eine gemäßigte Kleinschreibung wie im Englischen gewesen.
Denn es wäre sicher für alle nachvollziehbar einfach, wenn man nur noch
Eigennamen und Satzanfänge groß schreiben würde. Dies würde sicher auch die
deutsche Sprache für Ausländer erleichtern!
Ich hoffe also immer noch auf eine Reform der Reform oder auf die komplette
Abschaffung!
Verina Roßdeutscher
eingetragen von Gast am 15.12.1999 um 23.00
Gestern gab es im Internet (mit Paperball gefunden) Angaben über einen Schreibwettbewerb, um den armen alten Duden zu Grabe zu tragen. Leider habe ich die Adresse verloren. Wer hat davon gelesen und kann mir sagen, welche Zeitung diesen Wettbewerb veranstaltet?
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 15.12.1999 um 23.00
Gestern gab es im Internet (mit Paperball gefunden) Angaben über einen Schreibwettbewerb, um den armen alten Duden zu Grabe zu tragen. Leider habe ich die Adresse verloren. Wer hat davon gelesen und kann mir sagen, welche Zeitung diesen Wettbewerb veranstaltet?
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 13.12.1999 um 23.00
Herr Riebe hat in einem Schreiben an ANTENNE eine Stellungnahme von Hartmann Rüppel zur Schreibregel <ß> -
erwähnt und angegeben, daß sie auf der Internetseite http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/C1.htm zu finden sei. Trotz längerem Suchen ist es mir nicht möglich gewesen, dieses Papier aufzustöbern. Könnte es vielleicht auf dieser Internetseite zugänglich gemacht werden?
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 13.12.1999 um 23.00
Herr Riebe hat in einem Schreiben an ANTENNE eine Stellungnahme von Hartmann Rüppel zur Schreibregel <ß> -
erwähnt und angegeben, daß sie auf der Internetseite http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/C1.htm zu finden sei. Trotz längerem Suchen ist es mir nicht möglich gewesen, dieses Papier aufzustöbern. Könnte es vielleicht auf dieser Internetseite zugänglich gemacht werden?
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 07.12.1999 um 23.00
Betr: Eure Website.
Liebe Rechtschreib-"Reform-Gegner,
ich habe mich sofort in Euren e-mail Verteiler einge-
tragen. Eure Anschrift habe ich von Mehr Demokratie e.V. -
von deren Website. Ich bin gebürtiger Hamburger, bin aber
vor 4 Wochen nach Berlin gezogen, weil dies der Ort ist, wo
am effektivsten etwas gegen die Scheindemokratie unternommen
werden kann. Nach dem ich es mehrfach mit parteipolitischem
Engagement versucht habe (u.a. als Gründungsmitglied der Hamburger
Statt-Partei) setze ich nun auf bürgerliche und unternehmerische
Kreativität. Ich arbeite an Projekten wie einem Sozialkaufhaus",
möglicher Name WÖRKSCHOPP (gemäß globalisierter Rechtschreibreform...), einer Zukunftswerkstatt und einem medienunabhängigen Talkshow-Konzept. Interessenten, potentielle Mit-
aktivisten, Förderer oder sogar unternehmerisch tätige Sponsoren
dürfen mich gerne ansprechen.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Keller, Berlin
Thomas Keller
Crellestr. 26 10827 Berlin
eingetragen von Gast am 07.12.1999 um 23.00
Betr: Eure Website.
Liebe Rechtschreib-"Reform-Gegner,
ich habe mich sofort in Euren e-mail Verteiler einge-
tragen. Eure Anschrift habe ich von Mehr Demokratie e.V. -
von deren Website. Ich bin gebürtiger Hamburger, bin aber
vor 4 Wochen nach Berlin gezogen, weil dies der Ort ist, wo
am effektivsten etwas gegen die Scheindemokratie unternommen
werden kann. Nach dem ich es mehrfach mit parteipolitischem
Engagement versucht habe (u.a. als Gründungsmitglied der Hamburger
Statt-Partei) setze ich nun auf bürgerliche und unternehmerische
Kreativität. Ich arbeite an Projekten wie einem Sozialkaufhaus",
möglicher Name WÖRKSCHOPP (gemäß globalisierter Rechtschreibreform...), einer Zukunftswerkstatt und einem medienunabhängigen Talkshow-Konzept. Interessenten, potentielle Mit-
aktivisten, Förderer oder sogar unternehmerisch tätige Sponsoren
dürfen mich gerne ansprechen.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Keller, Berlin
Thomas Keller
Crellestr. 26 10827 Berlin
eingetragen von Gast am 05.12.1999 um 23.00
Das Gleichungssystem muß noch nach dem unbekannten Term aufgelöst werden:
se=6/chs
Das war nicht so schwer. Schwerer ist die Auflösung der Reformgegner zu begreifen. Wo sind sie hin? Schwächeln sie bereits? Wo bleiben die Diskussionsbeiträge? Dabei hat das fröhliche Schreiben und Sticheln doch gerade erst angefangen. Dazu braucht,s aber mehr Schreiberlinge und auch ein wenig mehr Stichelei. An Schreiberlingen mangelt es, aber Sie sticheln sicher täglich ein paar Leute dazu auf, mal einen Blick auf diese Internetseite zu werfen, gell? Na, dann ist,s ja gut.
Daß das fröhliche Schreiben und Sticheln gerade erst angefangen hat, stimmt natürlich nicht, das gilt nur für mich. Die wacheren Gegner haben sich schon viel früher ins Zeug gelegt. Diese Anstrengung scheint sie erschöpft zu haben, ein wenig Ruhe tut not, das kann ich nachvollziehen. Aber vor zu viel Ruhe bitte nicht einschlafen, gegen Müdigkeit hilft Reformamin, ein neues pharmazeutisches Produkt aus den Laboratorien des Gestüts für Deutsche Sprache (GDS) in Mannheim. Reformamin gehört zur Wirkstoffgruppe der Weckamine und ist rezeptfrei in jeder Buchhandlung zu bekommen. Seine Wirkung entfaltet es durch Blickkontakt mit reformierten Wörtern. Es macht sekundenschnell hellwach und beschleunigt die Denkprozesse. Eine Überdosierung ist allerdings strikt zu vermeiden, sie kann Schwindelgefühle hervorrufen und die Fähigkeit zur Teilnahme am Schriftverkehr einschränken.
Als normale Tagesdosis wird der Blick auf höchstens zwei reformierte Wörter empfohlen. Eine Steigerung auf bis zu vier Reformwörter ist in schweren Fällen von Reformerschöpfung zulässig, sollte jedoch tunlichst unter Beobachtung eines mit der Behandlung mit Reformamin vertrauten Vokabulogen erfolgen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Buchhändler oder Ihre reformierte Tageszeitung. Weitere Auskünfte erteilt das GDS.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 05.12.1999 um 23.00
Leider wird mein Kommentar zu den Forumbeiträgen Trennung von st nicht angezeigt. Darum sei hier verlautbart:
Sehr vwohl tut es st weh, wenn man's trennt. Es genügt, ein beliebiges Wort zu singen. Zum Beispiel vix justus aus dem Requiem. Man singt
vix ju-stus. Nach der Rechtschreibreform gesungen, hieße es
vix jus-tus. Das ist unmusikalisch und klingt dementsprechend schlimm. Aber die Reform ist ja eh unmusikalisch und nimmt auf den Sprachfluß keine Rücksicht.
Streck-Plath
Partenheim
eingetragen von Gast am 05.12.1999 um 23.00
Das Gleichungssystem muß noch nach dem unbekannten Term aufgelöst werden:
se=6/chs
Das war nicht so schwer. Schwerer ist die Auflösung der Reformgegner zu begreifen. Wo sind sie hin? Schwächeln sie bereits? Wo bleiben die Diskussionsbeiträge? Dabei hat das fröhliche Schreiben und Sticheln doch gerade erst angefangen. Dazu braucht,s aber mehr Schreiberlinge und auch ein wenig mehr Stichelei. An Schreiberlingen mangelt es, aber Sie sticheln sicher täglich ein paar Leute dazu auf, mal einen Blick auf diese Internetseite zu werfen, gell? Na, dann ist,s ja gut.
Daß das fröhliche Schreiben und Sticheln gerade erst angefangen hat, stimmt natürlich nicht, das gilt nur für mich. Die wacheren Gegner haben sich schon viel früher ins Zeug gelegt. Diese Anstrengung scheint sie erschöpft zu haben, ein wenig Ruhe tut not, das kann ich nachvollziehen. Aber vor zu viel Ruhe bitte nicht einschlafen, gegen Müdigkeit hilft Reformamin, ein neues pharmazeutisches Produkt aus den Laboratorien des Gestüts für Deutsche Sprache (GDS) in Mannheim. Reformamin gehört zur Wirkstoffgruppe der Weckamine und ist rezeptfrei in jeder Buchhandlung zu bekommen. Seine Wirkung entfaltet es durch Blickkontakt mit reformierten Wörtern. Es macht sekundenschnell hellwach und beschleunigt die Denkprozesse. Eine Überdosierung ist allerdings strikt zu vermeiden, sie kann Schwindelgefühle hervorrufen und die Fähigkeit zur Teilnahme am Schriftverkehr einschränken.
Als normale Tagesdosis wird der Blick auf höchstens zwei reformierte Wörter empfohlen. Eine Steigerung auf bis zu vier Reformwörter ist in schweren Fällen von Reformerschöpfung zulässig, sollte jedoch tunlichst unter Beobachtung eines mit der Behandlung mit Reformamin vertrauten Vokabulogen erfolgen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Buchhändler oder Ihre reformierte Tageszeitung. Weitere Auskünfte erteilt das GDS.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 05.12.1999 um 23.00
Leider wird mein Kommentar zu den Forumbeiträgen Trennung von st nicht angezeigt. Darum sei hier verlautbart:
Sehr vwohl tut es st weh, wenn man's trennt. Es genügt, ein beliebiges Wort zu singen. Zum Beispiel vix justus aus dem Requiem. Man singt
vix ju-stus. Nach der Rechtschreibreform gesungen, hieße es
vix jus-tus. Das ist unmusikalisch und klingt dementsprechend schlimm. Aber die Reform ist ja eh unmusikalisch und nimmt auf den Sprachfluß keine Rücksicht.
Streck-Plath
Partenheim
eingetragen von anonymer Gast am 02.12.1999 um 23.00
x=chs
a artist sexa.de
tel.buch A 030
eingetragen von anonymer Gast am 02.12.1999 um 23.00
x=chs
a artist sexa.de
tel.buch A 030
eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Wir finden die Rechtschreibung richtig gut. Jetzt haben wir wenigstens Regeln an die wir uns halten können. Es ist viel einfacher geworden.
Annija Jörmes
Heidmeyer Str. 10
eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Die Geschichte mit den langen und kurzen Vokalen scheint mir eine Schimäre zu sein. Je nach Aussprache kann ein Vokal einmal lang und einmal kurz sein. Aber selbst bei hochdeutscher Aussprache gehört schon ein geübtes Ohr dazu, den Unterschied zu erkennen. Mag sein, daß Sprachwissenschaftler ihre Ohren zur Wahrnehmung des Unterschieds trainiert haben. Dem Durchschnittsbenutzer der Sprache fehlt in der Regel diese Übung. Ich bin ein solcher. Wenn ich mir die Längendifferenz zwischen dem u in Fluß und dem in Fuß klarmachen will, muß ich erst zum Plural beider Wörter überwechseln und dort feststellen, ob man ss oder ß schreibt. Daraus kann ich dann die Vokallänge abmessen. Ich nehme an, daß es den meisten so geht. Das bedeutet: die einem Vokal zugeschriebene Länge ist eine Fiktion, eine Interpretation. Nur anhand der Zuordnung ss im Plural = kurzer Vokal im Singular des Wortes erschließt man sich den Trugglauben an die Kürze des Vokals. Einem Durchschnittsschreiber wie mir wird bei dieser Konstruktion schon eine gehörige Gehirnakrobatik abverlangt. Gut, Gehirnakrobatik ist nicht schlecht, aber ist sie sinnvoll? Mein Eindruck ist jedenfalls, daß viele bei dieser Akrobatik abstürzen. Sie ist m. E. eine neue Rechtschreibfallgrube, die man schnellstens wieder zuschütten sollte.
Diesen Beitrag habe ich ursprünglich ins Forum gestellt. Da dort aber einige Beiträge nicht in der Übersichtsliste erscheinen, man also auf keine Leser und auch keine Reaktion hoffen darf, stelle ich ihn noch einmal ins Gästebuch. Ich hoffe, der Netzmeister verzeiht mir.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Liebe Anija,
erst einmal herzlichen Dank für Ihren Eintrag im Gästebuch. Sie schreiben, daß Sie jetzt Regeln haben, an die Sie sich halten können. Das verstehe ich nicht. Auch die alte Rechtschreibung hatte Regeln, an die man sich halten durfte. Es waren sogar weniger Regeln als jetzt und auch die Zahl der Ausnahmen war geringer. Der Eindruck, die Neuschreibung komme mit weniger Regeln aus, wird nur durch eine andere Numerierung der Regeln erzeugt. Unter einer Nummer sind jetzt zum Teil mehrere Regeln zusammengefaßt. Das war ein Trick der Reformer, der aber schnell durchschaut wurde.
Damit Sie nicht glauben, ich stellte nur einige unbewiesene Behauptungen auf, gebe ich Ihnen ein kleines, klitzekleines Beispiel für die jetzige Regellosigkeit anhand einer Gegenüberstellung von wenigen Wörtern, die alle mit w anfangen. In der linken Spalte sehen Sie die bisherige und in der rechten die neue Schreibung:
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eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Wir finden die Rechtschreibung richtig gut. Jetzt haben wir wenigstens Regeln an die wir uns halten können. Es ist viel einfacher geworden.
Annija Jörmes
Heidmeyer Str. 10
eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Die Geschichte mit den langen und kurzen Vokalen scheint mir eine Schimäre zu sein. Je nach Aussprache kann ein Vokal einmal lang und einmal kurz sein. Aber selbst bei hochdeutscher Aussprache gehört schon ein geübtes Ohr dazu, den Unterschied zu erkennen. Mag sein, daß Sprachwissenschaftler ihre Ohren zur Wahrnehmung des Unterschieds trainiert haben. Dem Durchschnittsbenutzer der Sprache fehlt in der Regel diese Übung. Ich bin ein solcher. Wenn ich mir die Längendifferenz zwischen dem u in Fluß und dem in Fuß klarmachen will, muß ich erst zum Plural beider Wörter überwechseln und dort feststellen, ob man ss oder ß schreibt. Daraus kann ich dann die Vokallänge abmessen. Ich nehme an, daß es den meisten so geht. Das bedeutet: die einem Vokal zugeschriebene Länge ist eine Fiktion, eine Interpretation. Nur anhand der Zuordnung ss im Plural = kurzer Vokal im Singular des Wortes erschließt man sich den Trugglauben an die Kürze des Vokals. Einem Durchschnittsschreiber wie mir wird bei dieser Konstruktion schon eine gehörige Gehirnakrobatik abverlangt. Gut, Gehirnakrobatik ist nicht schlecht, aber ist sie sinnvoll? Mein Eindruck ist jedenfalls, daß viele bei dieser Akrobatik abstürzen. Sie ist m. E. eine neue Rechtschreibfallgrube, die man schnellstens wieder zuschütten sollte.
Diesen Beitrag habe ich ursprünglich ins Forum gestellt. Da dort aber einige Beiträge nicht in der Übersichtsliste erscheinen, man also auf keine Leser und auch keine Reaktion hoffen darf, stelle ich ihn noch einmal ins Gästebuch. Ich hoffe, der Netzmeister verzeiht mir.
Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 30.11.1999 um 23.00
Liebe Anija,
erst einmal herzlichen Dank für Ihren Eintrag im Gästebuch. Sie schreiben, daß Sie jetzt Regeln haben, an die Sie sich halten können. Das verstehe ich nicht. Auch die alte Rechtschreibung hatte Regeln, an die man sich halten durfte. Es waren sogar weniger Regeln als jetzt und auch die Zahl der Ausnahmen war geringer. Der Eindruck, die Neuschreibung komme mit weniger Regeln aus, wird nur durch eine andere Numerierung der Regeln erzeugt. Unter einer Nummer sind jetzt zum Teil mehrere Regeln zusammengefaßt. Das war ein Trick der Reformer, der aber schnell durchschaut wurde.
Damit Sie nicht glauben, ich stellte nur einige unbewiesene Behauptungen auf, gebe ich Ihnen ein kleines, klitzekleines Beispiel für die jetzige Regellosigkeit anhand einer Gegenüberstellung von wenigen Wörtern, die alle mit w anfangen. In der linken Spalte sehen Sie die bisherige und in der rechten die neue Schreibung:
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eingetragen von Gast am 27.11.1999 um 23.00
Ausgezeichnet, daß sich mal ein Jurist seine Meinung zu dieser SAU (schlimmstem anzunehmendem Unfall) sagt!
Herr Arteaga, was meinen Sie zu den folgenden Punkten in meinem Aufsatz weiter unten: Die Rechtschreibreform - Kabale und Intrige":
1. Die Revidierbarkeit des Urteils des BVerfG 1998, angesichts der zwischenzeitlich veränderten Beweislage zu den Folgen der RSR durch das BVerfG selbst als das höchste Gericht. So etwas soll schon mal vorgekommen sein. Zu dem Urteil stehen längere Aufsätze von Fachleuten unter der Rubrik: über Rechtschreibung. (Besonders wertvoll sind diejenigen von Prof. Ickler als Germanisten und von Dr. Roth als Juristen. Sollten Sie sie aber lesen wollen, ist es empfehlenswert, diese auf ihre Festplatte herunterzuladen und erst dann zu lesen, wenn sie Zeit haben. Sie sind nämlich lang!)
2. Die fehlende Produkthaftung für die Missetaten der Herren Minister im Allgemeinen und in diesem Fall der KMK (Kultusministerkonferenz) im Besonderen.
Bitte um Verzeihung, wenn die Lektüre meines Aufsatzes etwas holprig ausfällt - ich bin wegen anderer, beruflich bedingten Schreibarbeiten noch nicht dazu gekommen, die Feinkorrektur des Stils und der Orthographie vorzunehmen. Ich bin darauf gespannt, was Sie als Rechtkundiger dazu sagen!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 27.11.1999 um 23.00
Ausgezeichnet, daß sich mal ein Jurist seine Meinung zu dieser SAU (schlimmstem anzunehmendem Unfall) sagt!
Herr Arteaga, was meinen Sie zu den folgenden Punkten in meinem Aufsatz weiter unten: Die Rechtschreibreform - Kabale und Intrige":
1. Die Revidierbarkeit des Urteils des BVerfG 1998, angesichts der zwischenzeitlich veränderten Beweislage zu den Folgen der RSR durch das BVerfG selbst als das höchste Gericht. So etwas soll schon mal vorgekommen sein. Zu dem Urteil stehen längere Aufsätze von Fachleuten unter der Rubrik: über Rechtschreibung. (Besonders wertvoll sind diejenigen von Prof. Ickler als Germanisten und von Dr. Roth als Juristen. Sollten Sie sie aber lesen wollen, ist es empfehlenswert, diese auf ihre Festplatte herunterzuladen und erst dann zu lesen, wenn sie Zeit haben. Sie sind nämlich lang!)
2. Die fehlende Produkthaftung für die Missetaten der Herren Minister im Allgemeinen und in diesem Fall der KMK (Kultusministerkonferenz) im Besonderen.
Bitte um Verzeihung, wenn die Lektüre meines Aufsatzes etwas holprig ausfällt - ich bin wegen anderer, beruflich bedingten Schreibarbeiten noch nicht dazu gekommen, die Feinkorrektur des Stils und der Orthographie vorzunehmen. Ich bin darauf gespannt, was Sie als Rechtkundiger dazu sagen!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 26.11.1999 um 23.00
Ich bin sehr froh über Ihren organisierten Widerstand. Ich selbst halte die Reform für den unglaublichsten Unfug, den größten Quatsch, den lächerlichen, bevormundenden Versuch der Lehrergemeinde, ihren bereits entfleuchten Schülern nocheinmal zu zeigen wer (vermeintlich) der Herr im Hause ist. Diese Sache ist nicht überzeugend. Es ist ein Verändern um des Verändern Willens. Leider nicht von großen, sondern dieses Mal sehr, sehr kleinen Geistern produziert.
Bitte lassen Sie es mich wissen, falls der Widerstand Unterstützung benötigt.
Mit herzlichen Grüßen
Dr. jur. Marco S. Arteaga
Dr. Marco S. Arteaga
Hauptstraße 33, 65346 Eltville-Erbach
eingetragen von Gast am 26.11.1999 um 23.00
Ich bin sehr froh über Ihren organisierten Widerstand. Ich selbst halte die Reform für den unglaublichsten Unfug, den größten Quatsch, den lächerlichen, bevormundenden Versuch der Lehrergemeinde, ihren bereits entfleuchten Schülern nocheinmal zu zeigen wer (vermeintlich) der Herr im Hause ist. Diese Sache ist nicht überzeugend. Es ist ein Verändern um des Verändern Willens. Leider nicht von großen, sondern dieses Mal sehr, sehr kleinen Geistern produziert.
Bitte lassen Sie es mich wissen, falls der Widerstand Unterstützung benötigt.
Mit herzlichen Grüßen
Dr. jur. Marco S. Arteaga
Dr. Marco S. Arteaga
Hauptstraße 33, 65346 Eltville-Erbach
eingetragen von Gast am 24.11.1999 um 23.00
Huch, ein Glück, daß ich wieder vor dem Bildschirm sitzen kann. Bin gerade aus dem Irrenhaus entfleucht, hat noch keiner gemerkt, wie mir die anderen Narren auf telephatische Rückfrage versichert haben. War gar nicht so leicht, aus dem Hochnarrentrakt herauszukommen. Hat mich einiges an Verstellungskunst gekostet, hehe. Habe einfach den Normalen gemimt, schwere Rolle, ziemlich anstrengend, bin jetzt noch ganz fertig.
Wie hoch ist mein Puls? Was, 28? Ist er aber ganz schön gefallen. Bei der Flucht hat mich das Herz zu Schmalz geschlagen, eine flüchtige Pulsmessung ergab einen Puls von 18. Meine Herrschaften, das war knapp, wo laß ich bloß das weiße Gewand? Ob mich jemand an den weißen Turnschuhen erkennt? Wart ich eben, bis es dunkel wird, im Dunkeln sind alle Narren blau.
Aber jetzt mal zur Sache. Wer hat mich ins Irrenhaus gebracht? Welcher Verantwortungslose hat den Narren bei mir rausgelassen? Melden Sie sich freiwillig, sonst wende ich Gewaltlosigkeit an. Da bin ich Gnaden los.
Na wird s kalt! Auch noch feige, tritt nicht vor und bekennt sich zu seinen Schulden. Das sehen wir gern: Schulden machen und sich dann beiseite drücken. Zechsteller werden hier nicht geduldet. Erst die Zeche aufmachen, mitten in die Landschaft hinstellen und dann ab nach Ibiza. Hiergeblieben! Zu fliehen, hilft Ihnen absolut nicht, Sie Mürbetäter. Dazu müßten Sie ein Narr sein, aber es ist schwerer als Sie denken.
Sie meinen, ich sei blöd und könnte mich nicht an Sie erinnern? Wollen wir doch mal sehen, Ihnen zeig ich s! Also, wie war das, mal ganz sachte das Narrenhirn in Fahrt bringen. Mit einer Melodie begann s, das ist mir noch übernatürlich bewußt. Feinste Flügelführung übrigens, kann ich Ihnen nur empfehlen. Reinster Ramschmanikov.
Aber damit hat er den Narren nicht rausgelasen, das sagt mir mein Nierenstein. Noch was war da. Ja richtig, Gesang war da, ein Lied flatterte in die Lüfte, singend entfaltet sich unsere Brust und wir werden närrisch vor Lust. Singend? Ha, jetzt hab ich Sie.
Sie, Herr Singh, waren es, der den Narren in mir freigelassen hat. Hätten Sie nicht aufpassen können? Seien Sie doch vorsichtig, wie soll ich ihn jemals wieder einfangen? Helfen Sie mir wenigstens dabei.
Was heißt hier, wen. Sie sollen nicht wen einfangen, Sie sollen die SAU schnappen und in den Stall zurückbefördern, aus der Sie dieselbige unachtsam entlaufen ließen. Hätten Sie doch die Tür zugemacht, wie krieg ich die SAU jetzt wieder zu fassen? Sie haben nicht mal gemerkt, daß sie von ihrem Trog weg ist, nehme ich mal an. Sich immer nur um das Wesentliche kümmern, das auch noch in wohlgesetzten Worten niederlegen und das Nebensächliche, für mich hier und heute aber das Hauptsächliche, nicht ignorieren, daran erkennt man Sie. Während Sie die Stalltür offenlassen, werde ich in der S-Bahn von Lachkrämpfen geschüttelt, daß mir mein sieben Zwergefell gegen die Bauchdecke schlägt und mich innerleiblich massakriert.
Die SAU hatte mich gepackt, schüttelte und rüttelte mich und warf mich auf den Boden der Tätlichkeiten. Denn während ich noch so vor mich hin pruste und dröhne, die SAU vor meinen Augen, hält die S-Bahn, die Türen gehen auf und in freundliches weiß gekleidetes Personal besteigt die Bahn. Gerade denke ich, Mist, Fahrkartenkontrolle und wieder nicht gestempelt, da fummeln die plötzlich an meinen Armen rum.
Haha, lohnt sich nicht, habe keine Armbanduhr dabei, dem Narren schlägt immer eine Stunde. Die lassen nicht los, he, ich brauche keine Jacke, schwitz eh schon so von wegen der Lacherei. Laßt s los, Ihr Saubeutel, wollt s mich vergewaltigen? aber doch nicht in aller Öffentlichkeit, bitte! Ach so, Ihr wollt eine Spazierfahrt mit mir machen, ja, da bin ich gleich dabei, ich fahr so gern in einem Auto mit Blaulicht. Hat man immer Vorfahrt, sollte man zur Regel machen. Jedem Auto sein Blaulicht, erspart die Verkehrsschilder. Doch wo ist die SAU? Die SAU ist weg, jetzt hab ich den Schlamassel.
Das war nicht gut, Herr Singh, was Sie da angestellt haben. Wie soll ich ohne SAU die Rechtschreibreform weiter vorantreiben? Können Sie mir das bitteschön mal auseinanderbuchstabieren? Aber die reformierten Buchstaben verwenden, nicht irgendwelche überholten - mit Blaulicht überholt, verstehen Sie? Und erlauben Sie mir bitte an dieser scheinheiligen Stätte eine Ergänzung: Die SAU ist nicht nur die Folge - wie Sie meinen - sie ist auch die Ursache der Reform. Ursache und Wirkung fallen in diesem speziellen Falle zusammen. Als Physiker sind Sie mit diesem Phänomen natürlich bestens vertraut: Es ist als das sich in den Schwanz beißende Kausalitätsprinzip bekannt, das am Gestüt für Deutsche Sprache (GDS) in Mannheim nach langjährigen, kostspieligen Forschungen entdeckt wurde. Die Forscher des GDS formulierten es so: Wenn einem Pferd ein Apfel auf den Kopf fällt, bekommt das Pferd Kopfschmerzen. Der Apfel ist die Ursache für die Kopfschmerzen. Wenn das Pferd andererseits Kopfschmerzen hat und dabei denkt, es sei ihm ein Apfel auf den Kopf gefallen, ohne daß dieser Pferdegedanke ein Abbild in der Realität hat, ist der Apfel eine Wirkung der Kopfschmerzen.
Doch diese tiefschürfende Erkenntnis über das schwanzbeißende Kausalitätsprinzip verhilft mir nicht zu der von mir so arg vermißten SAU. Immer muß ich an sie denken, erst im Irrenhaus und jetzt hier vorm Bildschirm. Wer bringt mir die SAU zurück, mei war das herrlich mit derer SAU. Ich muß sie wieder hoabn, sonst wer i noch narrisch.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 24.11.1999 um 23.00
Huch, ein Glück, daß ich wieder vor dem Bildschirm sitzen kann. Bin gerade aus dem Irrenhaus entfleucht, hat noch keiner gemerkt, wie mir die anderen Narren auf telephatische Rückfrage versichert haben. War gar nicht so leicht, aus dem Hochnarrentrakt herauszukommen. Hat mich einiges an Verstellungskunst gekostet, hehe. Habe einfach den Normalen gemimt, schwere Rolle, ziemlich anstrengend, bin jetzt noch ganz fertig.
Wie hoch ist mein Puls? Was, 28? Ist er aber ganz schön gefallen. Bei der Flucht hat mich das Herz zu Schmalz geschlagen, eine flüchtige Pulsmessung ergab einen Puls von 18. Meine Herrschaften, das war knapp, wo laß ich bloß das weiße Gewand? Ob mich jemand an den weißen Turnschuhen erkennt? Wart ich eben, bis es dunkel wird, im Dunkeln sind alle Narren blau.
Aber jetzt mal zur Sache. Wer hat mich ins Irrenhaus gebracht? Welcher Verantwortungslose hat den Narren bei mir rausgelassen? Melden Sie sich freiwillig, sonst wende ich Gewaltlosigkeit an. Da bin ich Gnaden los.
Na wird s kalt! Auch noch feige, tritt nicht vor und bekennt sich zu seinen Schulden. Das sehen wir gern: Schulden machen und sich dann beiseite drücken. Zechsteller werden hier nicht geduldet. Erst die Zeche aufmachen, mitten in die Landschaft hinstellen und dann ab nach Ibiza. Hiergeblieben! Zu fliehen, hilft Ihnen absolut nicht, Sie Mürbetäter. Dazu müßten Sie ein Narr sein, aber es ist schwerer als Sie denken.
Sie meinen, ich sei blöd und könnte mich nicht an Sie erinnern? Wollen wir doch mal sehen, Ihnen zeig ich s! Also, wie war das, mal ganz sachte das Narrenhirn in Fahrt bringen. Mit einer Melodie begann s, das ist mir noch übernatürlich bewußt. Feinste Flügelführung übrigens, kann ich Ihnen nur empfehlen. Reinster Ramschmanikov.
Aber damit hat er den Narren nicht rausgelasen, das sagt mir mein Nierenstein. Noch was war da. Ja richtig, Gesang war da, ein Lied flatterte in die Lüfte, singend entfaltet sich unsere Brust und wir werden närrisch vor Lust. Singend? Ha, jetzt hab ich Sie.
Sie, Herr Singh, waren es, der den Narren in mir freigelassen hat. Hätten Sie nicht aufpassen können? Seien Sie doch vorsichtig, wie soll ich ihn jemals wieder einfangen? Helfen Sie mir wenigstens dabei.
Was heißt hier, wen. Sie sollen nicht wen einfangen, Sie sollen die SAU schnappen und in den Stall zurückbefördern, aus der Sie dieselbige unachtsam entlaufen ließen. Hätten Sie doch die Tür zugemacht, wie krieg ich die SAU jetzt wieder zu fassen? Sie haben nicht mal gemerkt, daß sie von ihrem Trog weg ist, nehme ich mal an. Sich immer nur um das Wesentliche kümmern, das auch noch in wohlgesetzten Worten niederlegen und das Nebensächliche, für mich hier und heute aber das Hauptsächliche, nicht ignorieren, daran erkennt man Sie. Während Sie die Stalltür offenlassen, werde ich in der S-Bahn von Lachkrämpfen geschüttelt, daß mir mein sieben Zwergefell gegen die Bauchdecke schlägt und mich innerleiblich massakriert.
Die SAU hatte mich gepackt, schüttelte und rüttelte mich und warf mich auf den Boden der Tätlichkeiten. Denn während ich noch so vor mich hin pruste und dröhne, die SAU vor meinen Augen, hält die S-Bahn, die Türen gehen auf und in freundliches weiß gekleidetes Personal besteigt die Bahn. Gerade denke ich, Mist, Fahrkartenkontrolle und wieder nicht gestempelt, da fummeln die plötzlich an meinen Armen rum.
Haha, lohnt sich nicht, habe keine Armbanduhr dabei, dem Narren schlägt immer eine Stunde. Die lassen nicht los, he, ich brauche keine Jacke, schwitz eh schon so von wegen der Lacherei. Laßt s los, Ihr Saubeutel, wollt s mich vergewaltigen? aber doch nicht in aller Öffentlichkeit, bitte! Ach so, Ihr wollt eine Spazierfahrt mit mir machen, ja, da bin ich gleich dabei, ich fahr so gern in einem Auto mit Blaulicht. Hat man immer Vorfahrt, sollte man zur Regel machen. Jedem Auto sein Blaulicht, erspart die Verkehrsschilder. Doch wo ist die SAU? Die SAU ist weg, jetzt hab ich den Schlamassel.
Das war nicht gut, Herr Singh, was Sie da angestellt haben. Wie soll ich ohne SAU die Rechtschreibreform weiter vorantreiben? Können Sie mir das bitteschön mal auseinanderbuchstabieren? Aber die reformierten Buchstaben verwenden, nicht irgendwelche überholten - mit Blaulicht überholt, verstehen Sie? Und erlauben Sie mir bitte an dieser scheinheiligen Stätte eine Ergänzung: Die SAU ist nicht nur die Folge - wie Sie meinen - sie ist auch die Ursache der Reform. Ursache und Wirkung fallen in diesem speziellen Falle zusammen. Als Physiker sind Sie mit diesem Phänomen natürlich bestens vertraut: Es ist als das sich in den Schwanz beißende Kausalitätsprinzip bekannt, das am Gestüt für Deutsche Sprache (GDS) in Mannheim nach langjährigen, kostspieligen Forschungen entdeckt wurde. Die Forscher des GDS formulierten es so: Wenn einem Pferd ein Apfel auf den Kopf fällt, bekommt das Pferd Kopfschmerzen. Der Apfel ist die Ursache für die Kopfschmerzen. Wenn das Pferd andererseits Kopfschmerzen hat und dabei denkt, es sei ihm ein Apfel auf den Kopf gefallen, ohne daß dieser Pferdegedanke ein Abbild in der Realität hat, ist der Apfel eine Wirkung der Kopfschmerzen.
Doch diese tiefschürfende Erkenntnis über das schwanzbeißende Kausalitätsprinzip verhilft mir nicht zu der von mir so arg vermißten SAU. Immer muß ich an sie denken, erst im Irrenhaus und jetzt hier vorm Bildschirm. Wer bringt mir die SAU zurück, mei war das herrlich mit derer SAU. Ich muß sie wieder hoabn, sonst wer i noch narrisch.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 23.11.1999 um 23.00
Lieber maestro della rete,
den Artikel über die Sprachreform in Norwegen empfehle ich in die Rubrik Aufsätze auf der Startseite aufzunehmen. So wird jeder, der sich die Seite anschaut, sofort auf diesen wichtigen Beitrag aufmerksam.
Beste Grüße
Sauer
Sauer
eingetragen von Gast am 23.11.1999 um 23.00
Nach der Lektüre des jetzt verfügbaren Artikels (besten Dank an den Setzer!) aus dem Spiegel von 1997 könnte man ihm auch den Titel:
Der Tag danach in Norwegen
geben. Dem Vorschlag Herrn Sauers kann ich mich nur anschließen. Dieser Artikel, den kein erbitterter Befürworter oder Gegner der RSR geschrieben hat, sondern ein Norweger, sollte überall in Deutschland Verbreitung finden. Vielleicht - Prinzip Hoffnung! - kommen dann einige Leute zur Besinnung. Ich postiere auf jeden Fall einen Hinweis darauf ins entsprechende Forum des Spiegels (unter Kultur).
Ihren Witz habe ich sowieso sehr zu schätzen gelernt, Herr Sauer! Wegen einer momentan eingegangenen, (mittelgroßen) beruflicher Umstellung kann ich erst am Wochenende auf die weiteren Inhalte Ihrer Zuschrift reagieren. Vorerst kann man folgende Tatsache schon mal festhalten: Die fehlende Produkthaftung der Folgen ministerieller Handlungen verleitet diese Kleinfürsten immer wieder zu derartigen Fehlgriffen, die keinem echten Fürsten jemals eingefallen wären und für welche jeder Industriekapitän längst in der Versenkung verschwunden wäre!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 23.11.1999 um 23.00
Lieber maestro della rete,
den Artikel über die Sprachreform in Norwegen empfehle ich in die Rubrik Aufsätze auf der Startseite aufzunehmen. So wird jeder, der sich die Seite anschaut, sofort auf diesen wichtigen Beitrag aufmerksam.
Beste Grüße
Sauer
Sauer
eingetragen von Gast am 23.11.1999 um 23.00
Nach der Lektüre des jetzt verfügbaren Artikels (besten Dank an den Setzer!) aus dem Spiegel von 1997 könnte man ihm auch den Titel:
Der Tag danach in Norwegen
geben. Dem Vorschlag Herrn Sauers kann ich mich nur anschließen. Dieser Artikel, den kein erbitterter Befürworter oder Gegner der RSR geschrieben hat, sondern ein Norweger, sollte überall in Deutschland Verbreitung finden. Vielleicht - Prinzip Hoffnung! - kommen dann einige Leute zur Besinnung. Ich postiere auf jeden Fall einen Hinweis darauf ins entsprechende Forum des Spiegels (unter Kultur).
Ihren Witz habe ich sowieso sehr zu schätzen gelernt, Herr Sauer! Wegen einer momentan eingegangenen, (mittelgroßen) beruflicher Umstellung kann ich erst am Wochenende auf die weiteren Inhalte Ihrer Zuschrift reagieren. Vorerst kann man folgende Tatsache schon mal festhalten: Die fehlende Produkthaftung der Folgen ministerieller Handlungen verleitet diese Kleinfürsten immer wieder zu derartigen Fehlgriffen, die keinem echten Fürsten jemals eingefallen wären und für welche jeder Industriekapitän längst in der Versenkung verschwunden wäre!
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 22.11.1999 um 23.00
Lieber Herr Singh,
Ihre Aufforderung, an der Aufklärung der Motive mitzuarbeiten, die zu dieser häßlichen Rechtschreibdeform geführt haben, ehrt mich. Das wäre schon reizvoll, mal zu zeigen, hinter welchen Wassertoren (Watergate) unsere Toren so sitzen und ihre Wasserköpfe kreisen lassen. Man müßte allerdings aufpassen, sich nicht naß machen zu lassen, weniger vom Wasser als vom Schwachschreibgift, das sie munter verspritzen.
Nur was hülfe es? Schauen Sie sich einmal den Charakter dieser Deformer und ihrer Hintermänner an. Das heißt, über den Charakter der Deformer weiß ich eigentlich nur so viel, daß sie mit aller Macht uns in ihr Korsett zwängen wollen. Keiner hat sie nach einer Neuregelung gefragt, aber sie, opferbereit, haben keine Anstrengungen gescheut, uns ihre Neurosen vor die Augen zu knallen. Da haben wir dann den Salat, ziemlich wurmig und angefault, und müssen uns damit herumschlagen. Mir scheint, es sind Zwangsneurotiker, die im Glauben handeln, uns einen Segen zu bescheren. Sicher keine unbedingt schlechten Kerle, aber psychisch angeknackste Zeloten, die sich für Rechtschreibkardinäle halten. Eigentlich ein Fall für Psychiater.
Wie sieht s mit dem Charakter der Hintermänner aus? Über den wissen wir allerdings eine Menge, jeder Tag beschert uns die Gelegenheit, dazuzulernen. Was machen diese Herrschaften, wenn man sie bei einer Gaunerei ertappt? Sie jagen kraft ihrer Macht den, der sie bei ihren unsauberen Geschäften aufgescheucht hat. Erinnern Sie sich an die Parteispendenaffäre? Wissen Sie was mit dem Finanzbeamten geschah, der die Affäre aufgedeckt hatte? Der wurde in seinem Amt solange gepiesackt, bis er entnervt freiwillig aus dem Dienst schied. Den Hauptbeteiligten an der Affäre geschah so gut wir gar nichts, abgesehen von ein paar lächerliche Geldstrafen vielleicht. Das war schon ein deutsches Wassertor, aber es schnappte nicht zu, die Wasser verliefen sich und alles war wie zuvor. Den, der keine Ehre hat, kann man nicht an derselben packen, das ist deutsches Schicksal. Glauben Sie, daß wir die glitschigen Kultusminister irgendwie packen können? Ich sehe keinen Packgriff, um das mal so auszudrücken.
Klar, man will die Hoffnung nicht aufgeben. Einige der Übelmacher sind ja inzwischen nicht mehr im Amt, die Nachfolger könnten unbelastet einen Neuanfang wagen. Aber haben sie den Mut dazu, bei der Phalanx an geldtriefenden Nutznießeren der Deform (Bertelsmann!)? Daß sie den Mut aufbringen, scheint denkbar, aber denkbar ist alles, auch daß unsere Antipoden mit dem Kopf nach unten hängen.
Ich meine: Beschäftigen wir uns noch eine kurze Zeit mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie in dem Wissen, daß ihnen keine Zukunft beschert sein wird, wir aber zu den Letzten gehören, die sich noch nicht rechtfertigen müssen, diese Sprache zu gebrauchen. Dieser Rechtfertigungszwang wird nächsten Generationen nicht erspart bleiben, sollten sie die Hartköpfigkeit aufbringen, sich von der Überlegenheit und Weltläufigkeit anderer Sprachen nicht überzeugen zu lassen. Irgendwo in einem Winkel wird unsere Sprache sicher überleben, immer noch geeignet, sich ein Bier beim Dorfgastwirt zu bestellen. Zum Gespräch über größere Lebenszusammenhänge wird sie nicht mehr taugen, dazu werden ihr die Wörter abhanden gekommen sein, doch merkt man das bald nicht mehr, wenn man den alten Grundsatz beherzigt: zu jedem Bier ein Korn.
Grüße
Sauer
Sauer
München
eingetragen von Gast am 22.11.1999 um 23.00
Lieber Herr Singh,
Ihre Aufforderung, an der Aufklärung der Motive mitzuarbeiten, die zu dieser häßlichen Rechtschreibdeform geführt haben, ehrt mich. Das wäre schon reizvoll, mal zu zeigen, hinter welchen Wassertoren (Watergate) unsere Toren so sitzen und ihre Wasserköpfe kreisen lassen. Man müßte allerdings aufpassen, sich nicht naß machen zu lassen, weniger vom Wasser als vom Schwachschreibgift, das sie munter verspritzen.
Nur was hülfe es? Schauen Sie sich einmal den Charakter dieser Deformer und ihrer Hintermänner an. Das heißt, über den Charakter der Deformer weiß ich eigentlich nur so viel, daß sie mit aller Macht uns in ihr Korsett zwängen wollen. Keiner hat sie nach einer Neuregelung gefragt, aber sie, opferbereit, haben keine Anstrengungen gescheut, uns ihre Neurosen vor die Augen zu knallen. Da haben wir dann den Salat, ziemlich wurmig und angefault, und müssen uns damit herumschlagen. Mir scheint, es sind Zwangsneurotiker, die im Glauben handeln, uns einen Segen zu bescheren. Sicher keine unbedingt schlechten Kerle, aber psychisch angeknackste Zeloten, die sich für Rechtschreibkardinäle halten. Eigentlich ein Fall für Psychiater.
Wie sieht s mit dem Charakter der Hintermänner aus? Über den wissen wir allerdings eine Menge, jeder Tag beschert uns die Gelegenheit, dazuzulernen. Was machen diese Herrschaften, wenn man sie bei einer Gaunerei ertappt? Sie jagen kraft ihrer Macht den, der sie bei ihren unsauberen Geschäften aufgescheucht hat. Erinnern Sie sich an die Parteispendenaffäre? Wissen Sie was mit dem Finanzbeamten geschah, der die Affäre aufgedeckt hatte? Der wurde in seinem Amt solange gepiesackt, bis er entnervt freiwillig aus dem Dienst schied. Den Hauptbeteiligten an der Affäre geschah so gut wir gar nichts, abgesehen von ein paar lächerliche Geldstrafen vielleicht. Das war schon ein deutsches Wassertor, aber es schnappte nicht zu, die Wasser verliefen sich und alles war wie zuvor. Den, der keine Ehre hat, kann man nicht an derselben packen, das ist deutsches Schicksal. Glauben Sie, daß wir die glitschigen Kultusminister irgendwie packen können? Ich sehe keinen Packgriff, um das mal so auszudrücken.
Klar, man will die Hoffnung nicht aufgeben. Einige der Übelmacher sind ja inzwischen nicht mehr im Amt, die Nachfolger könnten unbelastet einen Neuanfang wagen. Aber haben sie den Mut dazu, bei der Phalanx an geldtriefenden Nutznießeren der Deform (Bertelsmann!)? Daß sie den Mut aufbringen, scheint denkbar, aber denkbar ist alles, auch daß unsere Antipoden mit dem Kopf nach unten hängen.
Ich meine: Beschäftigen wir uns noch eine kurze Zeit mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie in dem Wissen, daß ihnen keine Zukunft beschert sein wird, wir aber zu den Letzten gehören, die sich noch nicht rechtfertigen müssen, diese Sprache zu gebrauchen. Dieser Rechtfertigungszwang wird nächsten Generationen nicht erspart bleiben, sollten sie die Hartköpfigkeit aufbringen, sich von der Überlegenheit und Weltläufigkeit anderer Sprachen nicht überzeugen zu lassen. Irgendwo in einem Winkel wird unsere Sprache sicher überleben, immer noch geeignet, sich ein Bier beim Dorfgastwirt zu bestellen. Zum Gespräch über größere Lebenszusammenhänge wird sie nicht mehr taugen, dazu werden ihr die Wörter abhanden gekommen sein, doch merkt man das bald nicht mehr, wenn man den alten Grundsatz beherzigt: zu jedem Bier ein Korn.
Grüße
Sauer
Sauer
München
eingetragen von Gast am 19.11.1999 um 23.00
Angesichts des Nachsatzes am Ende meines 2. Aufsatzes in überarbeiteter Fassung zum Thema RSR ist die x-mal-100-Millionen-DM-Frage, warum keine Zeitung und kein Fernsehsender die Folgen der dort bereits durchgemachten Schriftsprachverhunzung hier in Deutschland sichtbar publik gemacht hat.
[Hinweis vom Setzer: Im Spiegel stand 1997 ein Aufsatz unter dem Titel Babel am Polarkreis Er ist auch hier erreichbar Hansen, Norwegen]
Warum? (Oder besser warum woll?!)
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 19.11.1999 um 23.00
Angesichts des Nachsatzes am Ende meines 2. Aufsatzes in überarbeiteter Fassung zum Thema RSR ist die x-mal-100-Millionen-DM-Frage, warum keine Zeitung und kein Fernsehsender die Folgen der dort bereits durchgemachten Schriftsprachverhunzung hier in Deutschland sichtbar publik gemacht hat.
[Hinweis vom Setzer: Im Spiegel stand 1997 ein Aufsatz unter dem Titel Babel am Polarkreis Er ist auch hier erreichbar Hansen, Norwegen]
Warum? (Oder besser warum woll?!)
A. Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
als Schweizer und Grufti habe ich es besonders schwer mit der neuen Rechtschreibung. Daher bin ich über diese Netzseite froh.
Gruss
Robi
Robi Zuercher
http://home.balcab.ch/zuercher
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Die Rechtschreibverfälschung atmet den Geist der hessischen Rahmenrichtlinien für den Deutschunterricht aus dem Anfang der siebziger Jahre. Leider sind mir einige Einzelheiten der damaligen Diskussion entfallen. Kennt jemand eine zusammenfassende Darstellung der heiß geführten Auseinandersetzungen? Für einen entsprechenden Hinweis wäre ich dankbar.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Darüber weiß ich zwar nix, aber die Amis führten in den 70er Jahren (ich war da (!) 1974-77 und 1980-82) Englisch(!)unterricht fur amerikanische Hochschulanfänger, weil allzu viele von denen mangelhafte Lese- und Schreibkenntnisse hatten! Sie sind aber nicht auf die Idee des gewissen, uns (leider!) wohlbekannten Ausschnitts der Alt-68ern gekommen, deswegen die (Recht?)schreibregeln zu ändern (angeblich vereinfachen),
Da diese Möchtegern-Welt(Deutsch-)verbesserer meines Wissens alle Monolinguisten sind (können keine Fremdsprachen), ist denen vor dem Loslassen der RSR nicht eingefallen zu hinterfragen, warum bei den Jugendlichen in den anderen Industriestaaten ganz ähnliche Rechtschreibprobleme wie in Deutschland aufgetreten sind, ohne daß diese Staaten auf RSR-mäßigen Dummheiten gekommen wären,
sondern auf die richtigen Ursachen daß nämlich (wie auch in Deutschland) die angesetzten Schulstunden für den Sprachunterricht seit den 50ern stetig zurückgegangen und die Kinder zu Hause eher Zeit vor dem Fernseher oder am Game Boy verbringen, als (wie früher) auch zur Erheiterung ein Buch zu lesen!
Aber, wie im nachfolgenden Traktat dargelegt, war ja ihre Motivation eine gaaanz andere...!
A. Singh
Apar Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Der Sprachputsch der Alt68er-Kulturrevoluzzer
(Es folgt eine Sicherheitskopie meines Beitrags v. 19.11.1999 zum Spiegel-Forum unter www.spiegel.de/kultur...Rechtschreibreform: Die unendliche Debatte; überarbeitete 2. Fassung)
Wunderlich ist es schon lange, wieso sich der Verein zur Wahrung der Deutschen Sprache bisher so auffällig gelähmt in Sachen RSR verhalten hat. Hier noch ein paar Anmerkungen und Anregungen:
Verstrickungen der RSR-Sprachrevoluzzer mit dem VWDS
Der Herr Prof. Dr. Zabel saß bis vor kurzem im wissenschaftlichen Beirat des VWDS. Er war mit dabei vom Anfang an, und auf sein Wirken hin wurde die letzte Ausgabe des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen in Neuschrieb herausgegeben (Hrsg.: VWDS); warum Zabel, einer der Initiatoren der RSR, aus dem VWDS hinausflog, ist mir (noch) nicht bekannt. (Genauer: er ist noch mit einem Fuße drin, zwar nicht mehr Vollmitglied im VWDS, aber noch mit ihm assoziiert.)
Deutsch in Antiqua oder Fraktur?
Auszug aus : Rundschreiben des Stellvertreters des Führers Stabsleiter an die Reichsleiter, Gauleiter und Verbändeführer... folgender Erlaß (Obersalzberg, 3.1.1941): Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrage des Führers mit: Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei der Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien, und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern. Am heutigen Tage hat der Führer ... entschieden, dass [man beachte: ss statt ß! Anm. des Verfassers] die Antiquaschrift künftig als Normal-Schrift [Getrenntschreibung! Könnte ja aber auch alles an der verwendete Schreibmaschine liegen Anm. d. Verf.] zu bezeichnen sei ... sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normal-Schrift umgestellt ... wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben. Ernennungsurkunden für Beamte, Strassenschilder u. dgl. werden künftig nur mehr in Normal-Schrift gefertigt werden ... gez. M. Bormann (Volltext beziehbar vom Bund für deutsche Sprache www.bfds.de.)
Weiterer Punkt: Eine deutsche RSR wurde von Hitler 1944 geplant, dann aber wegen der Kriegswende sprich Normandie unterlassen. In Rußland wurde eine politisch motivierte RSR (die jetzige in Deutschland ist ja auch letztendlich politisch und nicht rein linguistisch gewollt!) nach der Abdankung des Zaren durchgeführt; sie beeinflußte eine von DDR-Gelehrten umrissene, aber nie umgesetzte DDR-RSR.
Und: es war den Juden in Deutschland (wie anderswo in Europa auch) gesetzlich verboten (bis ins 19. Jahrhundert, als die Reformen des Freiherrn von Stein in Preußen zustande kamen), Druckereien oder Zeitungen zu besitzen; historisch nachweislich ist also, daß der unfehlbare Führer eine falsche Vorstellung von Judenlettern hatte.
Kleine Entstehungsgeschichte der RSR: politische Hintergründe
RSR und die merkwürdige Teilnahmslosigkeit des VWDS
Abgesehen von den anderen Deutungen, die aus diesem Dokument hervorgehen, hier ein paar Schlußfolgerungen zur RSR und zu Neonazis:
(1) Rechtsgerichtete, nationalistische Gruppierungen (Skinheads bzw. gewalttätige Neonazis unteren, unkultivierteren Ranges) benutzen oft sozusagen entgegen Führers Befehl (!) die jüdischen Lettern für ihren Schriftverkehr und ihre Propagandablätter! (Bitte nicht den Fehler machen, dies unzulässigerweise auch umgekehrt zu lesen der Satz soll natürlich nicht heißen und ist auch so nicht geschrieben, alle diejenigen, die die Fraktur benutzen, wären auf irgendeine Art rechtsgerichtet!)
(2) Wäre nicht der Führer gewesen, würden wir jetzt alle in Sütterlin handschreiben und unsere Beiträge an den Spiegel und andere Foren in Fraktur einsenden.
(3) Inwieweit hatte Hitler vor, die Kleinschreibung bzw. Teile der jetzigen RSR einzuführen? (Ist dem Verfasser bisher nicht bekannt.)
(4) Allein anhand der obigen Weisung und der Schreibweise darin ist schon vermutbar, warum mancher Neonazi (hier im Sinne eines Anhängers der NSDAP-Ideologie) die jetzige RSR bejahen kann und auch im VWDS mitzuwirken bereit ist (abgesehen davon, daß jene sowieso für die Entfernung bzw. Eindeutschung aller Fremdwörter sind!) Damit soll aber nicht gesagt (oder gedacht!) werden, daß die VWDS-Mitglieder, die gegen die RSR sind (80% laut Sigmar, siehe oben im Spiegel-Forum), oder sonstige RSR-Befürworter nun auch (politisch) brauner Farbe wären, und auch nicht, daß das erklärte Vereinsziel des VWDS gegen überflüssige Anglizismen als ein von Hitler angeregtes zu betrachten wäre.
(5) In Frage stellen kann man durchaus aber, inwieweit die linguistischen Urheber (Augst, Zabel & Co.) der jetzigen RSR, ohne daß sie selbst alleine deshalb als rechtsradikal einzustufen wären, auf Hitlers Pläne von 194144 als Ausgangspunkt, als Anlaß bzw. zur inhaltlichen Motivierung zurückgegriffen haben. Die bewußt irreführenderweise als Rechtfertigung vielzitierte II. Orthographische Konferenz 1901/2 kann es ja kaum gewesen sein, da deren Zielsetzung und tatsächlich umgesetztes Ergebnis ganz anders ausgerichtet waren; es gab gar keine Schreibreform im Sinne der jetzigen, von oben von einer kleinen Clique von putschmäßig handelnden Verschwörern, ohne jegliches durchs Parlament genehmigtes Ermächtigungsgesetz diktatorisch verordneten, künstlich erdachten, nicht in der Bevölkerung organisch gewachsenen Schreibform, sondern eine einvernehmliche Festlegung (weshalb es ja auch, ganz im Gegensatz zu jetzt, auch keinen nennenswerten Widerstand gab historisch belegbar) einer eindeutigen Auswahl aus den in den verschiedenen Teilen des Landes und der Bevölkerung bereits bestehenden, zwar voneinander etwas abweichenden, aber doch im Wesentlichen des Entwicklungszustandes bereits einander sehr nahe gekommenen Regelwerken und Schreibweisen (Wörterbüchern). Das Ziel war, eine einheitliche Orthographie zu erreichen, zwecks Gewährleistung der damals noch nicht gegebenen eindeutigen schriftlichen Kommunikationsfähigkeit, die dann auch tatsächlich erreicht wurde für den Rest des Jahrhunderts (bis der Vorfall: Augst, Zabel & Co. + KMK passierte!) die vorher durch Dialektschreibungen gehinderte, nunmehr freie Austauschbarkeit der Gedanken im deutschsprachigem Gebiet in schriftlicher Form und u.a. die industrielle Entwicklung Deutschlands sowie seinen Platz unter den führenden Industrienationen sicherte. Die auf diese Weise bereits zustande gekommene, schon lange bestehende, sonst von niemandem sonst nach Hitler in Frage gestellte, für die Weiterentwicklung des Landes und des Geistesguts der Bevölkerung absolut notwendige eindeutige Kommunikationsfähigkeit ist also erst jetzt durch einige wenige auf dunklem Wege in Regierungskreisen zu Einfluß gekommenen, zum Schaden der deutschen Sprache und Bevölkerung unbesonnen und antidemokratisch handelnden Sprach- und Kulturumstürzlern in Gefahr gebracht worden.
Absehbare Folgen für die Kommunikationsfähigkeit der Sprache
Es geht also in der Problematik der RSR in Wirklichkeit nicht um die völlig zweitrangige Auswirkung der neuen RSR, wie gut und leicht der einzelne, von eindeutigen Regeln und einem eindeutig geschriebenen Wortschatz befreit, für sich eine beliebige und willkürliche Auswahl aus dem ermöglichten Spektrum von Regeln, Zeichensetzungen und Wortbildungen trifft bzw. treffen kann und mag, sondern in erster Linie darum, daß gerade durch diese, vorher in dieser Weise gar nicht erst mögliche, BELIEBIGE, unterschiedliche individuelle Auswahlmöglichkeit und die darauffolgende Angewöhnung verschiedener Schreibweisen durch verschiedene Individuen, die vorher bestehende Eindeutigkeit der Schriftsprache (Orthographie), folglich auch die Kommunikationsgewährleistung unter den Mitgliedern der deutschsprachigen Gesellschaft, mit der Zeit schweren Schaden bzw. gänzlich verloren gehen muß. Dabei ist noch gar nicht erst berücksichtigt worden, daß auf Jahrzehnte hinaus eine zwar schrumpfende, aber doch immer noch vorhandene, anfängliche Mehrheit der Bevölkerung die aus dem 1902 vereinbarten Regelwerk entwickelte, ganz andere Orthographie neben der Vielzahl der aus der RSR hervorgehenden Schreib- und Sprechweisen weiterhin einsetzen wird, und wenn nur aus der Macht der erlernten Gewohnheit.
Unbesonnene Befürworter der RSR beispielsweise ein Herr Markus v. Brevern (Spiegel-Forum) und andere wie er sollten die letztendlich tödlichen Gefahren zu Gemüte führen, die, neben den schönen, neuen (1984, George Orwell; Brave New World, Aldous Huxley) individuellen, spielerischen, schriftlichen Möglichkeiten, eben durch diese für die wichtigste VORAUSSETZUNG für das WOHLERGEHEN des Deutschen Volkes (Zitat aus dem Anfang der Verfassung Deutschlands) und seiner Gemeinschaft ergeben.
Verfassungswidrige politisch-wirtschaftliche Verflechtungen
Medienkartell und Behinderung der Meinungsfreiheit?
Der Multimediariese Bertelsmann besitzt bzw. ist vertraglich verflochten mit dem Verlag Grüner + Jahr (Stern), der wiederum 25% des Spiegels besitzt. Bertelsmann ist beteiligt an bzw. hat starken Einfluß auf alle(n) namhaften Zeitungen und Verlage. Daß dies insbesondere für die Schulbuchverlage zutrifft, ist mehr als nur wahrscheinlich.
Ist wohl klar, warum sogar unser aller Held, der Spiegel, trotz aller Großmäulerei dann doch kuschen mußte, und der Stern ebenfalls, abgesehen von der Erwägung, durch die Schulen (bzw. orthographisch irregeführte Eltern) für die SchülerInnen mit dem Bann belegt zu werden. Zu dem Verhalten der Schulbuchverlage in dem neuen Zusammenhang brauche ich wohl nichts zu sagen. Deutschland hat bereits seinen Microsoft-Fall und zwar auf eine viel schlimmere Art und Weise als die USA Billy boy hat ja nur Software verkauft, aber hier gehts (vermutlicherweise) um unzulässige Einflußnahme auf politische Entscheidungen von verfassungsmäßig Unbefugten und um die Verflechtung zwischen ein paar wild gewordenen 68er Sprach-Revoluzzern (Trennung hier bewußt! Anm. d. Verf.) und Politikern auf höchster Ebene mit einem Weltwirtschaftskonzern, der mit Sprachprodukten handelt. Ist unter solchen Bedingungen noch zu erwarten, daß die von der deutschen Verfassung verlangte Bedingung der gerühmten freiheitlichen, demokratischen Grundordnung der BRD bei den RSR-betreffenden Entscheidungen der KMK noch zweifelsfrei gewährt wurde? Wo bleiben Verfassungsschutz ganz andere Leute haben sich ja seinerzeit lebenslängliches Berufsverbot wegen schweren Gesinnungsverstoßes gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung der BRD eingehandelt und das Bundeskartellamt ( wg. Bertelsmann)?
Zu den wirren Machtkämpfen über die RSR und anderen Vorgängen in den KMK- und KMK-Gutachter-Sitzungen, siehe die ausgezeichneten Ausführungen von Prof. Ickler in der unter www.rechtschreibreform.com beigefügten Literatur.
Revidierbarkeit des BVerfG-Urteils 1998?
Veränderte Beweislage 1999
· Kann nicht das BVerfG sein eigenes Urteil von 1998, daß der Eingriff in die Schriftsprache über den KMK-Verwaltungsweg, statt über die Parlamente (also Gesetzesweg) wegen Unwesentlichkeit des Eingriffs (nur 0,05% der Wörter würden geändert, so Heidi Simonis) zulässig sei, wegen gravierender Veränderungen in der Beweislage und vorgetäuschter bzw. nicht belegter Zusicherungen der KMK-Gutachter revidieren, da keine höhere juristische Instanz über ihm steht? Dies o. ä. soll schon mal gewesen sein und außerdem ist diese Möglichkeit des Wiederaufrollens eines Gerichtsfalls bei geänderter Beweislage ja auch in schweren Kriminalfällen gegeben. Schließlich liegen jetzt ganz andere Ergebnisse der RSR vor als 1998 vom BVerfG mangels genügender, praktischer Umsetzung angenommen. Stichworte: Kosten seitens der Wirtschaft (Gewinn auch?) und vor allem der Eltern und der Schulen, Schadensersatz für die Eltern/Schüler und schreibende Berufstätige, erwiesene Schädigung der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit in der deutschen Schriftsprache (Punkt: willkürliche Auslegbarkeit der RSR-Regeln und verschiedene Wörterbücher), d.h. Verlust der einheitlichen Orthographie (die die eindeutige Kommunikationsfähigkeit gewährleistet) im deutschen Sprachgebiet, die jetzt erst nachweisbar stattfindet und in aller Voraussicht, wenn nichts Entscheidendes geschieht, in ganz erheblichem Maße, auf individueller sowie Gruppenebene, rapide fortschreiten wird.
Beim Anstrengen eines solchen Prozesses wäre ganz wichtig zu beachten, daß der Kläger (also das Volk bzw. seine wahren Vertreter) diesmal, anders als 1998, das Pulver nicht zu früh verschießt. Bloß lieber ein bißchen länger warten, bis die juristischen Fachleute der RSR-Gegner das ist ja die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ganz sicher sind, daß die geänderte Beweislage juristisch narrensicher nachzuweisen ist.
Verfassungsmäßige politische Haftung
wegen Verstoßes gegen den Amtseid
Sollte der BVerfG dies tatsächlich tun, wäre zu überlegen, inwieweit die betreffenden Minister/Regierungen und sonstige (beamtete heh! heh!) Parteien wegen schweren Verstoßes gegen den Amtseid (es heißt doch, ich schwöre hiermit...und Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und nicht hinzuzufügen(!) oder so ähnlich, oder?) und gegen die Verfassung (...freiheitliche, demokratische Grundordnung) unter Klage zu stellen wären. Diesmal sollte das Volk nicht versuchen, nur sich verteidigend seine Grundrechte vor Gericht zu schützen (schon gewesen!), sondern, selbst die Initiative ergreifend, die Missetäter vor Gericht anklagen! Mal sehen, wer die Runde dann gewinnt, das Volk oder die von ihm gewählten demokratischen Vertreter!
Dürfte wohl dem Denkfaulsten klar sein, wieso eine Heidi Simonis oder ein Zehetmeier so schnippisch und richtig bissig auf Fragen zu den angestrebten Volksbegehren reagiert haben und weiterhin reagieren, und dazu wieso vorschriftswidrigerweise es keine Protokolle der in Frage kommenden KMK-Sitzungen gibt! Nachdem sie nun im Sog des Kielwassers des eigenst zusammengeschusterten und losgetretenen Tankers geraten und nun selbst, bar jeder Steuerungsmöglichkeit, weiter mitgerissen werden, haben sie genau vor dieser Möglichkeit eine Heidenangst. Deshalb können sie sich es gar nicht leisten, irgendein Volksbegehren zum Erfolg kommen zu lassen. Man siehe diese bodenlose Arroganz die denken, keiner unter der Bevölkerung könnte (wegen anderswo erwähnter Unmündigkeit und folglich Dummheit) darauf kommen! Dabei bin ich gar nicht der erste, oder der einzige, der darauf gekommen ist! Fragt sich nur, wer hier der Dumme ist wäre es nicht klüger seitens der KMK, jetzt und rechtzeitig einen Rückzieher zu machen und den ganzen Unfug vorbehaltlos zurückzunehmen, als die oben erwähnten Möglichkeiten des politischen Selbstmordes auch nur zu riskieren?!
Die wahren langfristigen Absichten: Sprachpolitischer Umsturz
Radikale Kleinschreibung als Zielsetzung und sozialpolitisches Mittel
Umkrempelung der Zeichensetzung und aller Regeln
Erschaffung einer künstlich erdachten Sprache
Zur weiteren Anregung der kleinen grauen Hirnzellen (Zitat, Hercule Poirot!) hier zwei Auszüge aus dem juristischen Gutachten (so darf man es wohl nennen) von Dr. Wolfgang Roth mit dem Titel Zur Verfassungswidrigkeit der Rechtschreibreform, erschienen im Heft 9 der Bayerischen Verwaltungsblätter am 1. Mai 1999 (also ein Jahr etwa nach dem Urteil des BVerfG, d.h. es waren einige der kläglichen Ergebnisse der Umsetzung der RSR bereits zu sehen, im Gegensatz zur Zeit der BVerfG-Verhandlung im Jahr davor), S. 257 ff. der Blätter und darin in der 2. Hälfte des Aufsatzes, unter der Überschrift, 2. Einladung zur Salami-Taktik, der Volltext ist bei www.rechtschreibreform.com unter der beigefügten Literatur nachlesbar (höchst empfohlen wegen anderer Inhalte): >>Doch der Keiser ist nicht tot: Mit dieser Reform werden die gröbsten Missstände beseitigt; ein radikaler Neuanfang wurde freilich vermieden ... Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass dieser Missstand nur teilweise überwunden sein wird ... Die entscheidenden Probleme wie die Groß- oder Kleinschreibung wurden nicht gelöst: ein Bruch mit der Rechtschreibtradition wurde nicht vollzogen. So bleibt die deutsche Sprache auch in Zukunft die einzige Sprache auf der Welt, in der Substantive in der Satzmitte mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden ... Ein langer (vom deutschen Volk überhaupt nicht erwünschter aber wer ist das Volk schon!! d. Verf.) Prozess ist damit an seinem vorläufigen Ende angelangt.<< (Alles ein Zitat aus: Götze: Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann (welch Wunder!) Lexikon Verlag, 1996 (Fußn. 43), S. 21 f.; Hervorhebungen durch d. Verf.)
Damit ist klar, daß die jetzige RSR erst der Anfang sein soll! Die kleinschreibenden Sprachputschisten fühlen sich durch die Großbuchstaben so bedrohlich gestört, daß sie, als Teil eines regelrechten sprach- und gesellschaftspolitischen Programms oder eines heimlichen Manifests, vorhaben, unter anderen Maßnahmen von denen wir ja schon jetzt eine kleine Kostprobe bekommen durften zur völligen Behebung der Missstände die Großbuchstaben vollends zu enthaupten, das ß(ist ja schon jetzt fast ausgebürgert, ans Wortende hinausgeschoben!) ganz verschwinden zu lassen, die Zeichensetzung völlig umzukrempeln und die über Jahrhunderte sich weiterentwickelnde Zusammenschreibung gänzlich abzuschaffen! Ob das alles nun mit linguistisch-orthographischen oder aber eher mit gesellschaftspolitischen (Umsturz-) Überlegungen zu tun hat, mag der/die geneigte Leser/in selbst entscheiden!
Abzusehende Folgen: die Zerstörung der gemeinsamen Sprache
Die klar absehbaren Folgen dieses Vorhabens, zusätzlich zum oben erwähnten Verlust der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit, sollte diese Clique weitermachen können /dürfen, werden sein, im Gegensatz zur Entstehung der von deren heiß herbei ersehnten neuen, schöneren, klassenlosen ortografie:
1. (Weiteres Zitat aus demselben Abschnitt in den o.g. Ausführungen Dr. Roths) >>Die Argumentation des BVerfG gibt den Reformern ein apartes Mittel an die Hand, alle paar Jahre einige weitere unbedeutende Änderungen im Erlaßwege verfügen (und wieder etliche Millionen Bücher verkaufen) zu können, bis in einigen Jahrzehnten die deutsche Sprache nicht mehr wiederzuerkennen sein wird indes nach Ansicht des BVerfG wird wohl kein einzelner Reformschritt wesentlich gewesen sein!<<
Die Sprache soll also verkommen zu einem beliebig und willkürlich verformbaren politischen Streitthema alle vier Jahre! Ist ja gaaanz interessant!
2. Während der Übergangsphase, die mehrere Jahrzehnte dauern kann, wird es eine zunehmende Anzahl Orthographien, damit auch hochdeutsche Mundarten im deutschsprachigen Raum entstehen, die in der Ausartung sich schleichend immer weiter voneinander entfernen bzw. erneut Neugruppierungen (z. B. in berufsbedingten Gemeinschaften) bilden, wobei die bestehende, noch einheitliche Orthographie (basierend auf dem Konsens 1902) noch von einer großen Nebengruppe benutzt wird, die aber mit der Zeit ausstirbt. Eine völlig widersinnige Umkehr der bisherigen geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Entwicklung der deutschen Sprache wird eintreten.
3. Am Ende werden die überlebenden individuellen und Gruppenorthographien und Mundarten untereinander so verständlich sein wie Bajuwarisch für einen Preußen oder norddeutsch Platt für einen Schweizer.
4. Damit wird das Deutsche von heute völlig unkenntlich, ausgestorben, nicht lesbar für einen Normal-Deutschen und zu einem Fall für die Palaeolinguisten und soziolinguistischen Pathologen geworden sein!
5. Damit wird die deutschsprachige Bevölkerung, seiner Geschichte, seiner vergangenen Literatur und damit seines gemeinsamen, kulturgeschichtlichen Gedächtnisses beraubt, gar keine Gemeinschaft mehr bilden. Denn ohne gemeinsame Sprache und ohne Vergangenheit ist ein Volk KEIN Volk!
Eines ist also klar: sollte es noch gelingen, dieser Sprach- und Kulturbarbarei Einhalt zu gebieten, müßte eine Verfassungsänderung zum Zwecke der Definierung der deutschen Sprache dringlichst beantragt werden. Es heißt zwar: ... die Amtssprache ist deutsch ... die Gerichtssprache ist deutsch ... , aber nirgendwo wird klar definiert, wie nun diese Sprache zu definieren ist. Es müßte in etwa so heißen: ... wobei die deutsche Sprache als die von der Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung gesprochenen und geschriebenen Sprache anzusehen ist (Ich glaub, das machen besser die Juristen!). Dieser Vorschlag, im Parlament jetzt, oder aber zu einem anderen, (politisch besser gewählten) Zeitpunkt angeregt, böte auch eine Möglichkeit, diese unglückselige RSR ohne in die Gesellschaft ( kleinschreibend-nuklear!) hineinstrahlende (RSR-Befürworter-Vokabular!) gesundheitsschädliche Rückstände! endlich wieder loszuwerden
Na also meint Ihr, S. Salzburg, G. Sauer, und alle anderen? Wer macht mit bei der deutschen Version des großen Bernstein-Woodward-Watergate-Spiels? Wollen wir Internetfuzzis nun mal die Hintergründe des KMK-Wirtschaft-Revoluzzer-Komplexes aufdecken und ordentlich unters Volk bringen? Wenn schon sich die Berufsreporter, deren Aufgabe dies eigentlich wäre, entweder zu feige oder zu eingeschüchtert, geduckt halten und unbedingt so eine große Abneigung gegen den Pulitzerpreis an den Tag legen ... !
Zur Sicherstellung der freien Zugänglichkeit dieses Aufsatzes (sollte der arme Spiegel gezwungen werden, die Datei unabsichtlich verschwinden zu lassen!), parke ich weitere Kopien beim www.rechtschreibreform.com
und www.raytec.de/rechtschreibreform
Nachsatz: Der verfehlte norwegische Feldversuch (RSR)
1. Ist das oben Geschilderte das, was die Kleinschreiber wirklich erreichen wollen? Zuzugebendermaßen ist das nicht ihre bewußte Absicht, sondern vordergründig eher die Bereinigung der Schriftsprache von allen Überbleibseln der geschichtlichen Entwicklung und die Erschaffung einer sichtbaren Gleichheit der Gesellschaftsklassen auch in der Sprache, in etwa im Sinne des Marxismus. Diesem Ausmaß an Verformung durch (allzu fehlbare!) Menschenhand ist noch keine Sprache auf Erden jemals unterzogen worden falls ja, dann hat sie die tief in alle Sprachstrukturen eingreifende Operation offensichtlich nicht überlebt!
Man denke nur an den totalen Fehlgriff der norwegischen RSR (der Verfasser verfügt hierzu über keine Originaldokumentation die Recherche im Internet und in den Internetarchiven des Stern und Spiegel blieben erfolglos) Warum wurden keine norwegischen Fachleute von der KMK zur Berücksichtigung der Folgen der bereits daselbst durchgeführte RSR hinzugezogen? Das Ergebnis des norwegischen Feldversuchs ist, daß die Norweger jetzt lieber Englisch schreiben, als sich mit dem verhunzten Regelwerk ihrer eigenen Sprache abzuplagen! Norweger sollen versucht haben, deutsche Fachleute vor solchen Eingriffen und deren Folgen zu warnen wie man sieht, umsonst!
2. Zugegebenermaßen habe ich im Hauptteil das rhetorische Stilmittel der Übersteigerung benutzt schließlich habe ich Rhetorik in zwei Jesuitischen (eine davon von deutschen Jesuiten geleitet) Schulen in Indien gelernt trotzdem sei daran erinnert: Erstens, die Lebenserfahrung lehrt jeden einzelnen, bei unkalkulierbaren Handlungen mit dem am schlechtesten anzunehmenden Fall (das Eintreten der SAU!) zu rechnen, und zweitens, warum sollte diese Vorsichtsmaßnahme nicht auch im gesellschaftlichem Bereich gelten? Schließlich ist ja auch im Falle eines ganz anderen, von sich selbst überzeugten, nur an das Wohl des deutschen Volkes (was speziell bei der jetzigen RSR kaum der Fall ist hier herrschen wohl nur die Geltungssucht und die Machtgier) denkenden Putschisten, die letzte SAU eingetreten, nämlich schlicht DIE deutsche Katastrophe 1945!
(Diesen Aufsatz, wie auch meinen ersten mit dem Titel: Ansichten eines ausländischen Germanisten, Physikers... bei www.rechtschreibreform.com gibt der Autor im Dienste der Sache frei zur Vervielfältigung und weiterer Verwendung in jeder möglichen Form, mit nur einer Einschränkung: nur als Ganzes, um durch isoliert Zitiertes Mißbrauch zu verhindern)
Apar Singh, Siegen,
Physiker, Germanist,
deutschsprachiger Ausländer.
Nachfrage: Könnte jemand mir Hinweise zu gut zugänglicher, deutsch- bzw. englischsprachiger Literatur über den norwegischen Fall, womöglich in Internetarchiven, geben? [Hinweis vom Setzer: Im Spiegel stand 1997 ein Aufsatz unter dem Titel Babel am Polarkreis]
Apar Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
als Schweizer und Grufti habe ich es besonders schwer mit der neuen Rechtschreibung. Daher bin ich über diese Netzseite froh.
Gruss
Robi
Robi Zuercher
http://home.balcab.ch/zuercher
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Die Rechtschreibverfälschung atmet den Geist der hessischen Rahmenrichtlinien für den Deutschunterricht aus dem Anfang der siebziger Jahre. Leider sind mir einige Einzelheiten der damaligen Diskussion entfallen. Kennt jemand eine zusammenfassende Darstellung der heiß geführten Auseinandersetzungen? Für einen entsprechenden Hinweis wäre ich dankbar.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Darüber weiß ich zwar nix, aber die Amis führten in den 70er Jahren (ich war da (!) 1974-77 und 1980-82) Englisch(!)unterricht fur amerikanische Hochschulanfänger, weil allzu viele von denen mangelhafte Lese- und Schreibkenntnisse hatten! Sie sind aber nicht auf die Idee des gewissen, uns (leider!) wohlbekannten Ausschnitts der Alt-68ern gekommen, deswegen die (Recht?)schreibregeln zu ändern (angeblich vereinfachen),
Da diese Möchtegern-Welt(Deutsch-)verbesserer meines Wissens alle Monolinguisten sind (können keine Fremdsprachen), ist denen vor dem Loslassen der RSR nicht eingefallen zu hinterfragen, warum bei den Jugendlichen in den anderen Industriestaaten ganz ähnliche Rechtschreibprobleme wie in Deutschland aufgetreten sind, ohne daß diese Staaten auf RSR-mäßigen Dummheiten gekommen wären,
sondern auf die richtigen Ursachen daß nämlich (wie auch in Deutschland) die angesetzten Schulstunden für den Sprachunterricht seit den 50ern stetig zurückgegangen und die Kinder zu Hause eher Zeit vor dem Fernseher oder am Game Boy verbringen, als (wie früher) auch zur Erheiterung ein Buch zu lesen!
Aber, wie im nachfolgenden Traktat dargelegt, war ja ihre Motivation eine gaaanz andere...!
A. Singh
Apar Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 17.11.1999 um 23.00
Der Sprachputsch der Alt68er-Kulturrevoluzzer
(Es folgt eine Sicherheitskopie meines Beitrags v. 19.11.1999 zum Spiegel-Forum unter www.spiegel.de/kultur...Rechtschreibreform: Die unendliche Debatte; überarbeitete 2. Fassung)
Wunderlich ist es schon lange, wieso sich der Verein zur Wahrung der Deutschen Sprache bisher so auffällig gelähmt in Sachen RSR verhalten hat. Hier noch ein paar Anmerkungen und Anregungen:
Verstrickungen der RSR-Sprachrevoluzzer mit dem VWDS
Der Herr Prof. Dr. Zabel saß bis vor kurzem im wissenschaftlichen Beirat des VWDS. Er war mit dabei vom Anfang an, und auf sein Wirken hin wurde die letzte Ausgabe des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen in Neuschrieb herausgegeben (Hrsg.: VWDS); warum Zabel, einer der Initiatoren der RSR, aus dem VWDS hinausflog, ist mir (noch) nicht bekannt. (Genauer: er ist noch mit einem Fuße drin, zwar nicht mehr Vollmitglied im VWDS, aber noch mit ihm assoziiert.)
Deutsch in Antiqua oder Fraktur?
Auszug aus : Rundschreiben des Stellvertreters des Führers Stabsleiter an die Reichsleiter, Gauleiter und Verbändeführer... folgender Erlaß (Obersalzberg, 3.1.1941): Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrage des Führers mit: Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei der Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien, und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern. Am heutigen Tage hat der Führer ... entschieden, dass [man beachte: ss statt ß! Anm. des Verfassers] die Antiquaschrift künftig als Normal-Schrift [Getrenntschreibung! Könnte ja aber auch alles an der verwendete Schreibmaschine liegen Anm. d. Verf.] zu bezeichnen sei ... sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normal-Schrift umgestellt ... wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben. Ernennungsurkunden für Beamte, Strassenschilder u. dgl. werden künftig nur mehr in Normal-Schrift gefertigt werden ... gez. M. Bormann (Volltext beziehbar vom Bund für deutsche Sprache www.bfds.de.)
Weiterer Punkt: Eine deutsche RSR wurde von Hitler 1944 geplant, dann aber wegen der Kriegswende sprich Normandie unterlassen. In Rußland wurde eine politisch motivierte RSR (die jetzige in Deutschland ist ja auch letztendlich politisch und nicht rein linguistisch gewollt!) nach der Abdankung des Zaren durchgeführt; sie beeinflußte eine von DDR-Gelehrten umrissene, aber nie umgesetzte DDR-RSR.
Und: es war den Juden in Deutschland (wie anderswo in Europa auch) gesetzlich verboten (bis ins 19. Jahrhundert, als die Reformen des Freiherrn von Stein in Preußen zustande kamen), Druckereien oder Zeitungen zu besitzen; historisch nachweislich ist also, daß der unfehlbare Führer eine falsche Vorstellung von Judenlettern hatte.
Kleine Entstehungsgeschichte der RSR: politische Hintergründe
RSR und die merkwürdige Teilnahmslosigkeit des VWDS
Abgesehen von den anderen Deutungen, die aus diesem Dokument hervorgehen, hier ein paar Schlußfolgerungen zur RSR und zu Neonazis:
(1) Rechtsgerichtete, nationalistische Gruppierungen (Skinheads bzw. gewalttätige Neonazis unteren, unkultivierteren Ranges) benutzen oft sozusagen entgegen Führers Befehl (!) die jüdischen Lettern für ihren Schriftverkehr und ihre Propagandablätter! (Bitte nicht den Fehler machen, dies unzulässigerweise auch umgekehrt zu lesen der Satz soll natürlich nicht heißen und ist auch so nicht geschrieben, alle diejenigen, die die Fraktur benutzen, wären auf irgendeine Art rechtsgerichtet!)
(2) Wäre nicht der Führer gewesen, würden wir jetzt alle in Sütterlin handschreiben und unsere Beiträge an den Spiegel und andere Foren in Fraktur einsenden.
(3) Inwieweit hatte Hitler vor, die Kleinschreibung bzw. Teile der jetzigen RSR einzuführen? (Ist dem Verfasser bisher nicht bekannt.)
(4) Allein anhand der obigen Weisung und der Schreibweise darin ist schon vermutbar, warum mancher Neonazi (hier im Sinne eines Anhängers der NSDAP-Ideologie) die jetzige RSR bejahen kann und auch im VWDS mitzuwirken bereit ist (abgesehen davon, daß jene sowieso für die Entfernung bzw. Eindeutschung aller Fremdwörter sind!) Damit soll aber nicht gesagt (oder gedacht!) werden, daß die VWDS-Mitglieder, die gegen die RSR sind (80% laut Sigmar, siehe oben im Spiegel-Forum), oder sonstige RSR-Befürworter nun auch (politisch) brauner Farbe wären, und auch nicht, daß das erklärte Vereinsziel des VWDS gegen überflüssige Anglizismen als ein von Hitler angeregtes zu betrachten wäre.
(5) In Frage stellen kann man durchaus aber, inwieweit die linguistischen Urheber (Augst, Zabel & Co.) der jetzigen RSR, ohne daß sie selbst alleine deshalb als rechtsradikal einzustufen wären, auf Hitlers Pläne von 194144 als Ausgangspunkt, als Anlaß bzw. zur inhaltlichen Motivierung zurückgegriffen haben. Die bewußt irreführenderweise als Rechtfertigung vielzitierte II. Orthographische Konferenz 1901/2 kann es ja kaum gewesen sein, da deren Zielsetzung und tatsächlich umgesetztes Ergebnis ganz anders ausgerichtet waren; es gab gar keine Schreibreform im Sinne der jetzigen, von oben von einer kleinen Clique von putschmäßig handelnden Verschwörern, ohne jegliches durchs Parlament genehmigtes Ermächtigungsgesetz diktatorisch verordneten, künstlich erdachten, nicht in der Bevölkerung organisch gewachsenen Schreibform, sondern eine einvernehmliche Festlegung (weshalb es ja auch, ganz im Gegensatz zu jetzt, auch keinen nennenswerten Widerstand gab historisch belegbar) einer eindeutigen Auswahl aus den in den verschiedenen Teilen des Landes und der Bevölkerung bereits bestehenden, zwar voneinander etwas abweichenden, aber doch im Wesentlichen des Entwicklungszustandes bereits einander sehr nahe gekommenen Regelwerken und Schreibweisen (Wörterbüchern). Das Ziel war, eine einheitliche Orthographie zu erreichen, zwecks Gewährleistung der damals noch nicht gegebenen eindeutigen schriftlichen Kommunikationsfähigkeit, die dann auch tatsächlich erreicht wurde für den Rest des Jahrhunderts (bis der Vorfall: Augst, Zabel & Co. + KMK passierte!) die vorher durch Dialektschreibungen gehinderte, nunmehr freie Austauschbarkeit der Gedanken im deutschsprachigem Gebiet in schriftlicher Form und u.a. die industrielle Entwicklung Deutschlands sowie seinen Platz unter den führenden Industrienationen sicherte. Die auf diese Weise bereits zustande gekommene, schon lange bestehende, sonst von niemandem sonst nach Hitler in Frage gestellte, für die Weiterentwicklung des Landes und des Geistesguts der Bevölkerung absolut notwendige eindeutige Kommunikationsfähigkeit ist also erst jetzt durch einige wenige auf dunklem Wege in Regierungskreisen zu Einfluß gekommenen, zum Schaden der deutschen Sprache und Bevölkerung unbesonnen und antidemokratisch handelnden Sprach- und Kulturumstürzlern in Gefahr gebracht worden.
Absehbare Folgen für die Kommunikationsfähigkeit der Sprache
Es geht also in der Problematik der RSR in Wirklichkeit nicht um die völlig zweitrangige Auswirkung der neuen RSR, wie gut und leicht der einzelne, von eindeutigen Regeln und einem eindeutig geschriebenen Wortschatz befreit, für sich eine beliebige und willkürliche Auswahl aus dem ermöglichten Spektrum von Regeln, Zeichensetzungen und Wortbildungen trifft bzw. treffen kann und mag, sondern in erster Linie darum, daß gerade durch diese, vorher in dieser Weise gar nicht erst mögliche, BELIEBIGE, unterschiedliche individuelle Auswahlmöglichkeit und die darauffolgende Angewöhnung verschiedener Schreibweisen durch verschiedene Individuen, die vorher bestehende Eindeutigkeit der Schriftsprache (Orthographie), folglich auch die Kommunikationsgewährleistung unter den Mitgliedern der deutschsprachigen Gesellschaft, mit der Zeit schweren Schaden bzw. gänzlich verloren gehen muß. Dabei ist noch gar nicht erst berücksichtigt worden, daß auf Jahrzehnte hinaus eine zwar schrumpfende, aber doch immer noch vorhandene, anfängliche Mehrheit der Bevölkerung die aus dem 1902 vereinbarten Regelwerk entwickelte, ganz andere Orthographie neben der Vielzahl der aus der RSR hervorgehenden Schreib- und Sprechweisen weiterhin einsetzen wird, und wenn nur aus der Macht der erlernten Gewohnheit.
Unbesonnene Befürworter der RSR beispielsweise ein Herr Markus v. Brevern (Spiegel-Forum) und andere wie er sollten die letztendlich tödlichen Gefahren zu Gemüte führen, die, neben den schönen, neuen (1984, George Orwell; Brave New World, Aldous Huxley) individuellen, spielerischen, schriftlichen Möglichkeiten, eben durch diese für die wichtigste VORAUSSETZUNG für das WOHLERGEHEN des Deutschen Volkes (Zitat aus dem Anfang der Verfassung Deutschlands) und seiner Gemeinschaft ergeben.
Verfassungswidrige politisch-wirtschaftliche Verflechtungen
Medienkartell und Behinderung der Meinungsfreiheit?
Der Multimediariese Bertelsmann besitzt bzw. ist vertraglich verflochten mit dem Verlag Grüner + Jahr (Stern), der wiederum 25% des Spiegels besitzt. Bertelsmann ist beteiligt an bzw. hat starken Einfluß auf alle(n) namhaften Zeitungen und Verlage. Daß dies insbesondere für die Schulbuchverlage zutrifft, ist mehr als nur wahrscheinlich.
Ist wohl klar, warum sogar unser aller Held, der Spiegel, trotz aller Großmäulerei dann doch kuschen mußte, und der Stern ebenfalls, abgesehen von der Erwägung, durch die Schulen (bzw. orthographisch irregeführte Eltern) für die SchülerInnen mit dem Bann belegt zu werden. Zu dem Verhalten der Schulbuchverlage in dem neuen Zusammenhang brauche ich wohl nichts zu sagen. Deutschland hat bereits seinen Microsoft-Fall und zwar auf eine viel schlimmere Art und Weise als die USA Billy boy hat ja nur Software verkauft, aber hier gehts (vermutlicherweise) um unzulässige Einflußnahme auf politische Entscheidungen von verfassungsmäßig Unbefugten und um die Verflechtung zwischen ein paar wild gewordenen 68er Sprach-Revoluzzern (Trennung hier bewußt! Anm. d. Verf.) und Politikern auf höchster Ebene mit einem Weltwirtschaftskonzern, der mit Sprachprodukten handelt. Ist unter solchen Bedingungen noch zu erwarten, daß die von der deutschen Verfassung verlangte Bedingung der gerühmten freiheitlichen, demokratischen Grundordnung der BRD bei den RSR-betreffenden Entscheidungen der KMK noch zweifelsfrei gewährt wurde? Wo bleiben Verfassungsschutz ganz andere Leute haben sich ja seinerzeit lebenslängliches Berufsverbot wegen schweren Gesinnungsverstoßes gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung der BRD eingehandelt und das Bundeskartellamt ( wg. Bertelsmann)?
Zu den wirren Machtkämpfen über die RSR und anderen Vorgängen in den KMK- und KMK-Gutachter-Sitzungen, siehe die ausgezeichneten Ausführungen von Prof. Ickler in der unter www.rechtschreibreform.com beigefügten Literatur.
Revidierbarkeit des BVerfG-Urteils 1998?
Veränderte Beweislage 1999
· Kann nicht das BVerfG sein eigenes Urteil von 1998, daß der Eingriff in die Schriftsprache über den KMK-Verwaltungsweg, statt über die Parlamente (also Gesetzesweg) wegen Unwesentlichkeit des Eingriffs (nur 0,05% der Wörter würden geändert, so Heidi Simonis) zulässig sei, wegen gravierender Veränderungen in der Beweislage und vorgetäuschter bzw. nicht belegter Zusicherungen der KMK-Gutachter revidieren, da keine höhere juristische Instanz über ihm steht? Dies o. ä. soll schon mal gewesen sein und außerdem ist diese Möglichkeit des Wiederaufrollens eines Gerichtsfalls bei geänderter Beweislage ja auch in schweren Kriminalfällen gegeben. Schließlich liegen jetzt ganz andere Ergebnisse der RSR vor als 1998 vom BVerfG mangels genügender, praktischer Umsetzung angenommen. Stichworte: Kosten seitens der Wirtschaft (Gewinn auch?) und vor allem der Eltern und der Schulen, Schadensersatz für die Eltern/Schüler und schreibende Berufstätige, erwiesene Schädigung der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit in der deutschen Schriftsprache (Punkt: willkürliche Auslegbarkeit der RSR-Regeln und verschiedene Wörterbücher), d.h. Verlust der einheitlichen Orthographie (die die eindeutige Kommunikationsfähigkeit gewährleistet) im deutschen Sprachgebiet, die jetzt erst nachweisbar stattfindet und in aller Voraussicht, wenn nichts Entscheidendes geschieht, in ganz erheblichem Maße, auf individueller sowie Gruppenebene, rapide fortschreiten wird.
Beim Anstrengen eines solchen Prozesses wäre ganz wichtig zu beachten, daß der Kläger (also das Volk bzw. seine wahren Vertreter) diesmal, anders als 1998, das Pulver nicht zu früh verschießt. Bloß lieber ein bißchen länger warten, bis die juristischen Fachleute der RSR-Gegner das ist ja die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ganz sicher sind, daß die geänderte Beweislage juristisch narrensicher nachzuweisen ist.
Verfassungsmäßige politische Haftung
wegen Verstoßes gegen den Amtseid
Sollte der BVerfG dies tatsächlich tun, wäre zu überlegen, inwieweit die betreffenden Minister/Regierungen und sonstige (beamtete heh! heh!) Parteien wegen schweren Verstoßes gegen den Amtseid (es heißt doch, ich schwöre hiermit...und Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und nicht hinzuzufügen(!) oder so ähnlich, oder?) und gegen die Verfassung (...freiheitliche, demokratische Grundordnung) unter Klage zu stellen wären. Diesmal sollte das Volk nicht versuchen, nur sich verteidigend seine Grundrechte vor Gericht zu schützen (schon gewesen!), sondern, selbst die Initiative ergreifend, die Missetäter vor Gericht anklagen! Mal sehen, wer die Runde dann gewinnt, das Volk oder die von ihm gewählten demokratischen Vertreter!
Dürfte wohl dem Denkfaulsten klar sein, wieso eine Heidi Simonis oder ein Zehetmeier so schnippisch und richtig bissig auf Fragen zu den angestrebten Volksbegehren reagiert haben und weiterhin reagieren, und dazu wieso vorschriftswidrigerweise es keine Protokolle der in Frage kommenden KMK-Sitzungen gibt! Nachdem sie nun im Sog des Kielwassers des eigenst zusammengeschusterten und losgetretenen Tankers geraten und nun selbst, bar jeder Steuerungsmöglichkeit, weiter mitgerissen werden, haben sie genau vor dieser Möglichkeit eine Heidenangst. Deshalb können sie sich es gar nicht leisten, irgendein Volksbegehren zum Erfolg kommen zu lassen. Man siehe diese bodenlose Arroganz die denken, keiner unter der Bevölkerung könnte (wegen anderswo erwähnter Unmündigkeit und folglich Dummheit) darauf kommen! Dabei bin ich gar nicht der erste, oder der einzige, der darauf gekommen ist! Fragt sich nur, wer hier der Dumme ist wäre es nicht klüger seitens der KMK, jetzt und rechtzeitig einen Rückzieher zu machen und den ganzen Unfug vorbehaltlos zurückzunehmen, als die oben erwähnten Möglichkeiten des politischen Selbstmordes auch nur zu riskieren?!
Die wahren langfristigen Absichten: Sprachpolitischer Umsturz
Radikale Kleinschreibung als Zielsetzung und sozialpolitisches Mittel
Umkrempelung der Zeichensetzung und aller Regeln
Erschaffung einer künstlich erdachten Sprache
Zur weiteren Anregung der kleinen grauen Hirnzellen (Zitat, Hercule Poirot!) hier zwei Auszüge aus dem juristischen Gutachten (so darf man es wohl nennen) von Dr. Wolfgang Roth mit dem Titel Zur Verfassungswidrigkeit der Rechtschreibreform, erschienen im Heft 9 der Bayerischen Verwaltungsblätter am 1. Mai 1999 (also ein Jahr etwa nach dem Urteil des BVerfG, d.h. es waren einige der kläglichen Ergebnisse der Umsetzung der RSR bereits zu sehen, im Gegensatz zur Zeit der BVerfG-Verhandlung im Jahr davor), S. 257 ff. der Blätter und darin in der 2. Hälfte des Aufsatzes, unter der Überschrift, 2. Einladung zur Salami-Taktik, der Volltext ist bei www.rechtschreibreform.com unter der beigefügten Literatur nachlesbar (höchst empfohlen wegen anderer Inhalte): >>Doch der Keiser ist nicht tot: Mit dieser Reform werden die gröbsten Missstände beseitigt; ein radikaler Neuanfang wurde freilich vermieden ... Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass dieser Missstand nur teilweise überwunden sein wird ... Die entscheidenden Probleme wie die Groß- oder Kleinschreibung wurden nicht gelöst: ein Bruch mit der Rechtschreibtradition wurde nicht vollzogen. So bleibt die deutsche Sprache auch in Zukunft die einzige Sprache auf der Welt, in der Substantive in der Satzmitte mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden ... Ein langer (vom deutschen Volk überhaupt nicht erwünschter aber wer ist das Volk schon!! d. Verf.) Prozess ist damit an seinem vorläufigen Ende angelangt.<< (Alles ein Zitat aus: Götze: Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann (welch Wunder!) Lexikon Verlag, 1996 (Fußn. 43), S. 21 f.; Hervorhebungen durch d. Verf.)
Damit ist klar, daß die jetzige RSR erst der Anfang sein soll! Die kleinschreibenden Sprachputschisten fühlen sich durch die Großbuchstaben so bedrohlich gestört, daß sie, als Teil eines regelrechten sprach- und gesellschaftspolitischen Programms oder eines heimlichen Manifests, vorhaben, unter anderen Maßnahmen von denen wir ja schon jetzt eine kleine Kostprobe bekommen durften zur völligen Behebung der Missstände die Großbuchstaben vollends zu enthaupten, das ß(ist ja schon jetzt fast ausgebürgert, ans Wortende hinausgeschoben!) ganz verschwinden zu lassen, die Zeichensetzung völlig umzukrempeln und die über Jahrhunderte sich weiterentwickelnde Zusammenschreibung gänzlich abzuschaffen! Ob das alles nun mit linguistisch-orthographischen oder aber eher mit gesellschaftspolitischen (Umsturz-) Überlegungen zu tun hat, mag der/die geneigte Leser/in selbst entscheiden!
Abzusehende Folgen: die Zerstörung der gemeinsamen Sprache
Die klar absehbaren Folgen dieses Vorhabens, zusätzlich zum oben erwähnten Verlust der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit, sollte diese Clique weitermachen können /dürfen, werden sein, im Gegensatz zur Entstehung der von deren heiß herbei ersehnten neuen, schöneren, klassenlosen ortografie:
1. (Weiteres Zitat aus demselben Abschnitt in den o.g. Ausführungen Dr. Roths) >>Die Argumentation des BVerfG gibt den Reformern ein apartes Mittel an die Hand, alle paar Jahre einige weitere unbedeutende Änderungen im Erlaßwege verfügen (und wieder etliche Millionen Bücher verkaufen) zu können, bis in einigen Jahrzehnten die deutsche Sprache nicht mehr wiederzuerkennen sein wird indes nach Ansicht des BVerfG wird wohl kein einzelner Reformschritt wesentlich gewesen sein!<<
Die Sprache soll also verkommen zu einem beliebig und willkürlich verformbaren politischen Streitthema alle vier Jahre! Ist ja gaaanz interessant!
2. Während der Übergangsphase, die mehrere Jahrzehnte dauern kann, wird es eine zunehmende Anzahl Orthographien, damit auch hochdeutsche Mundarten im deutschsprachigen Raum entstehen, die in der Ausartung sich schleichend immer weiter voneinander entfernen bzw. erneut Neugruppierungen (z. B. in berufsbedingten Gemeinschaften) bilden, wobei die bestehende, noch einheitliche Orthographie (basierend auf dem Konsens 1902) noch von einer großen Nebengruppe benutzt wird, die aber mit der Zeit ausstirbt. Eine völlig widersinnige Umkehr der bisherigen geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Entwicklung der deutschen Sprache wird eintreten.
3. Am Ende werden die überlebenden individuellen und Gruppenorthographien und Mundarten untereinander so verständlich sein wie Bajuwarisch für einen Preußen oder norddeutsch Platt für einen Schweizer.
4. Damit wird das Deutsche von heute völlig unkenntlich, ausgestorben, nicht lesbar für einen Normal-Deutschen und zu einem Fall für die Palaeolinguisten und soziolinguistischen Pathologen geworden sein!
5. Damit wird die deutschsprachige Bevölkerung, seiner Geschichte, seiner vergangenen Literatur und damit seines gemeinsamen, kulturgeschichtlichen Gedächtnisses beraubt, gar keine Gemeinschaft mehr bilden. Denn ohne gemeinsame Sprache und ohne Vergangenheit ist ein Volk KEIN Volk!
Eines ist also klar: sollte es noch gelingen, dieser Sprach- und Kulturbarbarei Einhalt zu gebieten, müßte eine Verfassungsänderung zum Zwecke der Definierung der deutschen Sprache dringlichst beantragt werden. Es heißt zwar: ... die Amtssprache ist deutsch ... die Gerichtssprache ist deutsch ... , aber nirgendwo wird klar definiert, wie nun diese Sprache zu definieren ist. Es müßte in etwa so heißen: ... wobei die deutsche Sprache als die von der Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung gesprochenen und geschriebenen Sprache anzusehen ist (Ich glaub, das machen besser die Juristen!). Dieser Vorschlag, im Parlament jetzt, oder aber zu einem anderen, (politisch besser gewählten) Zeitpunkt angeregt, böte auch eine Möglichkeit, diese unglückselige RSR ohne in die Gesellschaft ( kleinschreibend-nuklear!) hineinstrahlende (RSR-Befürworter-Vokabular!) gesundheitsschädliche Rückstände! endlich wieder loszuwerden
Na also meint Ihr, S. Salzburg, G. Sauer, und alle anderen? Wer macht mit bei der deutschen Version des großen Bernstein-Woodward-Watergate-Spiels? Wollen wir Internetfuzzis nun mal die Hintergründe des KMK-Wirtschaft-Revoluzzer-Komplexes aufdecken und ordentlich unters Volk bringen? Wenn schon sich die Berufsreporter, deren Aufgabe dies eigentlich wäre, entweder zu feige oder zu eingeschüchtert, geduckt halten und unbedingt so eine große Abneigung gegen den Pulitzerpreis an den Tag legen ... !
Zur Sicherstellung der freien Zugänglichkeit dieses Aufsatzes (sollte der arme Spiegel gezwungen werden, die Datei unabsichtlich verschwinden zu lassen!), parke ich weitere Kopien beim www.rechtschreibreform.com
und www.raytec.de/rechtschreibreform
Nachsatz: Der verfehlte norwegische Feldversuch (RSR)
1. Ist das oben Geschilderte das, was die Kleinschreiber wirklich erreichen wollen? Zuzugebendermaßen ist das nicht ihre bewußte Absicht, sondern vordergründig eher die Bereinigung der Schriftsprache von allen Überbleibseln der geschichtlichen Entwicklung und die Erschaffung einer sichtbaren Gleichheit der Gesellschaftsklassen auch in der Sprache, in etwa im Sinne des Marxismus. Diesem Ausmaß an Verformung durch (allzu fehlbare!) Menschenhand ist noch keine Sprache auf Erden jemals unterzogen worden falls ja, dann hat sie die tief in alle Sprachstrukturen eingreifende Operation offensichtlich nicht überlebt!
Man denke nur an den totalen Fehlgriff der norwegischen RSR (der Verfasser verfügt hierzu über keine Originaldokumentation die Recherche im Internet und in den Internetarchiven des Stern und Spiegel blieben erfolglos) Warum wurden keine norwegischen Fachleute von der KMK zur Berücksichtigung der Folgen der bereits daselbst durchgeführte RSR hinzugezogen? Das Ergebnis des norwegischen Feldversuchs ist, daß die Norweger jetzt lieber Englisch schreiben, als sich mit dem verhunzten Regelwerk ihrer eigenen Sprache abzuplagen! Norweger sollen versucht haben, deutsche Fachleute vor solchen Eingriffen und deren Folgen zu warnen wie man sieht, umsonst!
2. Zugegebenermaßen habe ich im Hauptteil das rhetorische Stilmittel der Übersteigerung benutzt schließlich habe ich Rhetorik in zwei Jesuitischen (eine davon von deutschen Jesuiten geleitet) Schulen in Indien gelernt trotzdem sei daran erinnert: Erstens, die Lebenserfahrung lehrt jeden einzelnen, bei unkalkulierbaren Handlungen mit dem am schlechtesten anzunehmenden Fall (das Eintreten der SAU!) zu rechnen, und zweitens, warum sollte diese Vorsichtsmaßnahme nicht auch im gesellschaftlichem Bereich gelten? Schließlich ist ja auch im Falle eines ganz anderen, von sich selbst überzeugten, nur an das Wohl des deutschen Volkes (was speziell bei der jetzigen RSR kaum der Fall ist hier herrschen wohl nur die Geltungssucht und die Machtgier) denkenden Putschisten, die letzte SAU eingetreten, nämlich schlicht DIE deutsche Katastrophe 1945!
(Diesen Aufsatz, wie auch meinen ersten mit dem Titel: Ansichten eines ausländischen Germanisten, Physikers... bei www.rechtschreibreform.com gibt der Autor im Dienste der Sache frei zur Vervielfältigung und weiterer Verwendung in jeder möglichen Form, mit nur einer Einschränkung: nur als Ganzes, um durch isoliert Zitiertes Mißbrauch zu verhindern)
Apar Singh, Siegen,
Physiker, Germanist,
deutschsprachiger Ausländer.
Nachfrage: Könnte jemand mir Hinweise zu gut zugänglicher, deutsch- bzw. englischsprachiger Literatur über den norwegischen Fall, womöglich in Internetarchiven, geben? [Hinweis vom Setzer: Im Spiegel stand 1997 ein Aufsatz unter dem Titel Babel am Polarkreis]
Apar Singh
Siegen
eingetragen von Gast am 16.11.1999 um 23.00
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.11.1999 um 23.00
Essessselig sind die da geistig arm sind,
denn das ist ihr Himmelreich.
Sie sind das Schmalz der Erde,
und wo das Schmalz dumm wird,
ist es hinfort zu nichts mehr nütze,
denn daß man es hinausschütte
und lasse Leute drauf ausrutschen.
S.S.
eingetragen von Gast am 16.11.1999 um 23.00
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.11.1999 um 23.00
Essessselig sind die da geistig arm sind,
denn das ist ihr Himmelreich.
Sie sind das Schmalz der Erde,
und wo das Schmalz dumm wird,
ist es hinfort zu nichts mehr nütze,
denn daß man es hinausschütte
und lasse Leute drauf ausrutschen.
S.S.
eingetragen von Gast am 15.11.1999 um 23.00
Kakadu und Gnu
sprachen einst zum Känguruh:
Was willst Du mit dem h am Schluß?
Das macht Dir noch Verdruß.
Wir finden dieses h zwar prächtig
doch ärgerts die Reformer mächtig.
Sie schäumen schon vor Wut
paß auf, das h tut Dir nicht gut.
Zur Seite hüpft das Känguruh und lacht:
Das steht doch nicht in deren Macht!
Das h gehört zu mir wie Käng und uru.
Es unterscheidet mich von einem Guru.
Das Känguruh ist fröhlich wie immer
und hüpft und tanzt im Sonnengeflimmer.
Niemand würde es jemals amputieren.
Nein, das h werde es niemals verlieren.
Traurig blickt der Kakadu
noch trauriger gar der Gnu.
Sie sind beide sehr betrübt,
weil ein jeder das Känguruh liebt.
Sie wissen, die Messer sind gewetzt,
die Orthographie schon vielfach verletzt.
Auch das Känguruh werden sie beschneiden
die Orthographen können das h nicht leiden.
Aber nicht nur das h ist ihnen ein Dorn
alles Schöne der Schrift weckt ihren Zorn.
Was sie auch an Schönheit erschauen,
wird gnadenlos abgehauen.
Ist die Schönheit erst einmal völlig gekappt,
wird das Buch der Sprache zugeklappt.
Und Allerorten erzählt man die Geschichte:
Es war einmal und: So ging eine Sprache zunichte.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 15.11.1999 um 23.00
Kakadu und Gnu
sprachen einst zum Känguruh:
Was willst Du mit dem h am Schluß?
Das macht Dir noch Verdruß.
Wir finden dieses h zwar prächtig
doch ärgerts die Reformer mächtig.
Sie schäumen schon vor Wut
paß auf, das h tut Dir nicht gut.
Zur Seite hüpft das Känguruh und lacht:
Das steht doch nicht in deren Macht!
Das h gehört zu mir wie Käng und uru.
Es unterscheidet mich von einem Guru.
Das Känguruh ist fröhlich wie immer
und hüpft und tanzt im Sonnengeflimmer.
Niemand würde es jemals amputieren.
Nein, das h werde es niemals verlieren.
Traurig blickt der Kakadu
noch trauriger gar der Gnu.
Sie sind beide sehr betrübt,
weil ein jeder das Känguruh liebt.
Sie wissen, die Messer sind gewetzt,
die Orthographie schon vielfach verletzt.
Auch das Känguruh werden sie beschneiden
die Orthographen können das h nicht leiden.
Aber nicht nur das h ist ihnen ein Dorn
alles Schöne der Schrift weckt ihren Zorn.
Was sie auch an Schönheit erschauen,
wird gnadenlos abgehauen.
Ist die Schönheit erst einmal völlig gekappt,
wird das Buch der Sprache zugeklappt.
Und Allerorten erzählt man die Geschichte:
Es war einmal und: So ging eine Sprache zunichte.
G. Sauer
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eingetragen von Gast am 09.11.1999 um 23.00
auch als Aufsatz erreichbar. Singh Ansichten
Als ein langjährig im deutschsprachigen Raum lebender ausländischer Akademiker, bin ich über den rapide wachsenden, verschiedenerorts im Internet sichtbar werdenden Widerstand gegen diese Verhunzung man kann es kaum anders ausdrücken der deutschen Sprache höchst erfreut! Es hat zwar gedauert, aber endlich sind die Menschen aufgewacht und versuchen, sich gegen diese Obrigkeitswillkür zu wehren! Ich finde es beschämend, daß sogenannt demokratische Vertreter dieses Landes, angesichts seiner wilhelminischer und nationalsozialistischer Vergangenheit, überhaupt wagen können, sich so zu benehmen, als wären sie die rechtmäßigen Erben der wilhelminischen Adelsoberschicht (vielleicht sollte man sie öffentlich mit von und zu vor dem Nachnamen titulieren!) oder der Führerclique. Wieso dürfen vom Volke gewählte Kultusminister und ihre Kohorten ungestraft so tun, als würden sie schon am besten wissen, was für das unmündige Volk gut sei? Das kommt einem irgendwie allzu bekannt vor! Ich bin selbst kein linguistischer Fachmann, aber jede(r) Gebildete kann und sollte ja zur Meinungsbildung die vorliegenden Expertisen zum Für und Wider in einer einem so nahegehenden Frage durchlesen. Nach der Lektüre u. A. der Ausführengen von Prof. Ickler und Prof. Jochems, und nachdem jetzt genug Fallbeispiele der widersprüchlichen Anwendung der RSR sowie der Verletzung des tieferen Sprachgefühls in gedruckter Form überall zu sehen sind, kann man sich nur wünschen, daß die Verantwortlichen bald ihr Irrtum einsehen und dem schriftlichen Chaos ein Ende setzten. Diese Sprach-Weisung von oben hat überhaupt nichts zu tun mit der Konsensregelung von 1902, wie von Prof. Ickler glaubhaft nachgewiesen worden ist. Außerdem scheint sie eine gefährliche Verletzung der Sprachmuster (Tiefencodes), die lebenswichtig für die innere Systematik und wietere Entwicklungsfähigkeit jeder Sprache sind, darzustellen.
Warum muß die Schriftsprache hierzulande überhaupt amtlich neu geregelt werden? Die Briten tuns nicht, und die Franzosen schützen sie nur vor Überfremdung, regeln sie aber nicht neu von oben. Wie von verschiedener Seite vielfach belegt worden ist, ist die Schriftform des Deutschen auch nicht erstarrt sondern von selbst veränderlich, und der Duden war nicht die Regelvorgabe sondern die statistische Präsentation, eine Momentaufnahme, des sich verschiebenden Regel- und Vokabularzustands der deutschen Sprache. Vielleicht geht diesmal der Volkszorn so weit, daß auch im deutschsprachigem Raum der Regierung die selbstangemaßte Gewalt, über die schriftliche Sprachform nach Gutdünken bestimmen zu können, endlich entrissen und endgültig verboten wird! In dieser Hinsicht ist Deutschland doch immer noch nicht so normal wie andere europäische Länder! Hier scheint selbst die demokratisch gewählte Obrigkeit sich Dinge anmaßen und ohne Unterstützung der Untertanen durchsetzen zu können, die, erstens, sie gar nichts angehen, und zweitens, auf die niemand in anderen Kultur- und Industrieländern jemals kommen würde!
Gerade deshalb ist es jetzt von größter Bedeutung, daß die Deutschen und andere Deutschsprachige diese Art von Fehlverhalten seitens der Regierenden, die es besser wissen müßten, nicht durchgehen lassen, sondern der Obrigkeit ihre Obrigkeitswahn, wie es sich demokratischerweise gehört, gründlich austreiben!
Der Wandel in der Schriftform sollte auch im Deutschen der Gesamtheit der auf Papier und im Internet schreibenden, lesenden und elektronisch kommunizierenden Teilhaber und Beteiligten des deutschsprachigen Raums überlassen bleiben, wie auch sonst in allen Kulturländern der Welt üblich ist. Müssen die Regierenden wieder mal regulierend völlig überflüssigerweise auch noch in diesen Bereich eingreifen? Wann beginnt man endlich mit der immer wieder in voller Lautstärke propagierten und nie auch nur einmal umgesetzten Zurückdrängung der staatlichen Regulierungswut in allen öffentlichen Gesellschaftsfeldern? Wieso lenken die Kultusminister und andere Beteiligten alle und sich selbst von Ernsthafterem ab? Sollten sie sich nicht lieber den zur Genüge vorhandenen echten Problemen der Schulunterrichts und der Hochschulen, der Bildung überhaupt, widmen?
Auch als Germanist sehe ich nicht ein, woher Germanisten das Recht zugesprochen werden kann, irgendwelche vorher nicht im betreffenden Gesamtsprachraum existierende bzw. organisch aus der spracheigenen Entwicklung entstandene (Neu)regelung vorzuschlagen. Die Rolle der Germanisten wie auch der Sprachwissenschaftler ist von sich aus eine passive, beobachtende und kommentierende, nicht viel anders als die des Dudens oder sonst irgendeines Bestand aufnehmenden Werkes. Germanisten bestimmen auch nicht und stellen auch keine Regeln dafür auf, wie Schriftsteller zu schreiben haben, obwohl sie von Berufs wegen die schriftstellerische Tätigkeit und auch andere Sprachentwicklungen analysieren und kommentieren! Überhaupt, glaube ich, haben all diejenigen, die in dieser Angelegenheit aktiv und ursächlich eingreifen zu müssen glaubten, das Augenmaß für das, was ihnen als TEIL eines selbstregulierend Ganzen zusteht, völlig verloren!
Von wegen, daß die gewohnte Regelung es Ausländern erschwerte, Deutsch zu lernen! Für Ausländer, die in die Sprache nicht hineingeboren sind und deshalb nicht vom Anfang an Allesmögliche darin ausdrücken lernen, sieht das Erlernen dieser Sprache anders aus als für die Einheimischen. Man lernt stufenweise, wobei sich die Stufen darauf beziehen, ob nun das Besprochene (1. Sprachstufe) auf Alltagshandlungen, z.B. gehen, fahren, essen, einkaufen usw., oder auf Gemütsbefinden und Subjektives (2. Sprachstufe) im Alltag oder aber (3. Spachstufe) auf Ansichten, Meinungen und Philosophieren ausgerichtet ist. Bei der gegenständlichen ersten Stufe waren die alten Regeln eindeutig und unmißverständlich, was das Erlernen des Deutschen ungemein erleichterte; wieso soll das jetzt besser sein, wenn man nicht mal klar vorschreiben kann, wo die Kommas hingehören? Alle Zweifelsfälle sowie Differenzierungen fangen bei der zweiten, abstrahierenden Lernstufe bei komplexerem Satzaufbau an, das scheint aber bei der Neuregelung sogar noch schlimmer zu sein als vorher! Außerdem weiß jeder sprachlich Nachdenkliche, der mehrsprachig aufgewachsen ist bzw. länger im fremdsprachigem Ausland gelebt hat, daß jede Schriftsprache, ganz ähnlich wie im Deutschen, nicht zu beseitigende Zweifels- und Ausnahmefälle vorweist, die sich nach dem allgemeinen Brauch richten.
Das Obige bringe ich als einer vor, der selbst erst im erwachsenen Alter Deutsch gelernt und mehrere Jahre in den USA Deutsch für amerikanische Studenten als auch hierzulande Fachenglisch für deutsche Studenten unterrichtet hat.
Vielleicht zeitigt die ganze Auseinandersetzung letztendlich doch etwas Gutes, nämlich dann, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, daß:
1. Die Regierung sowie einzelne Institute, Institutionen und Personen sowie Fachgruppierungen die Finger von irgendwelchen Schriftsprachregelungen für die Allgemeinheit endgültig zu lassen haben, weil:
2. Die Schriftsprache ein lebenswichtiges und identitätswesentliches Kultur- und Allgemeingut all derjenigen ausmacht, die diese Sprache benutzen, wodurch:
3. Für die Weiterentwicklung der Schrift und der Sprache selbstverständlich und ohne ursächlich verändernden Eingriff seitens der Regierung bzw. anderer Instanzen von selbst gesorgt ist. Jeder und jede Interessengruppe, der bzw. die sich besserwisserisch aufspielt und der Allgemeinheit ohne deren unmittelbares Einverständnis irgendwelche Neuerungen aufzwingen will, kann nur der Sprache nachhaltig schaden, vielleicht sogar zerstören.
Dabei sollte man sich doch daran erinnern, daß mehr als genug Raum für Sprachexperimente gegeben ist es ist gar nicht so lange her, daß in den 70ern viel mit der durchgehenden und der gemäßigten Kleinschreibung veröffentlicht wurde; sie ist auch heute noch in einigen künstlerischen und politischen Kreisen vorhanden. Ein ganz anderes Experiment ist der Versuch der Wiederbelebung der gebrochenen deutschen Schriften (Fraktur u. Ä.), der zumindest teilweise, auch unter Jungeren, Widerhall findet, wie das kommerzielle und nichtkommerzielle Angebot von entsprechenden Druckerzeugnissen sowie Rechnerschriftarten belegt (Geben Sie mal am Rechner Fraktur in eine Suchmaschine für deutsche Webseiten ein!). Was dies belegen soll ist, daß auch ein als Leitlinie dienendes Regelwerk hindert niemand daran, eigene Sprachexperimente zu veranstalten solche Freiheiten kann man nur bejahen in der gereiften demokratischen Erkenntnis, daß die Sprache als Ganzes sowieso von selbst bestimmen wird, was sie von Erneurungsexperimente einzelner Gruppen aufnimmt, und was nicht.
Apar Singh, Siegen.
Apar Singh
Oranienstr. 18, 57072 Siegen
eingetragen von Gast am 09.11.1999 um 23.00
auch als Aufsatz erreichbar. Singh Ansichten
Als ein langjährig im deutschsprachigen Raum lebender ausländischer Akademiker, bin ich über den rapide wachsenden, verschiedenerorts im Internet sichtbar werdenden Widerstand gegen diese Verhunzung man kann es kaum anders ausdrücken der deutschen Sprache höchst erfreut! Es hat zwar gedauert, aber endlich sind die Menschen aufgewacht und versuchen, sich gegen diese Obrigkeitswillkür zu wehren! Ich finde es beschämend, daß sogenannt demokratische Vertreter dieses Landes, angesichts seiner wilhelminischer und nationalsozialistischer Vergangenheit, überhaupt wagen können, sich so zu benehmen, als wären sie die rechtmäßigen Erben der wilhelminischen Adelsoberschicht (vielleicht sollte man sie öffentlich mit von und zu vor dem Nachnamen titulieren!) oder der Führerclique. Wieso dürfen vom Volke gewählte Kultusminister und ihre Kohorten ungestraft so tun, als würden sie schon am besten wissen, was für das unmündige Volk gut sei? Das kommt einem irgendwie allzu bekannt vor! Ich bin selbst kein linguistischer Fachmann, aber jede(r) Gebildete kann und sollte ja zur Meinungsbildung die vorliegenden Expertisen zum Für und Wider in einer einem so nahegehenden Frage durchlesen. Nach der Lektüre u. A. der Ausführengen von Prof. Ickler und Prof. Jochems, und nachdem jetzt genug Fallbeispiele der widersprüchlichen Anwendung der RSR sowie der Verletzung des tieferen Sprachgefühls in gedruckter Form überall zu sehen sind, kann man sich nur wünschen, daß die Verantwortlichen bald ihr Irrtum einsehen und dem schriftlichen Chaos ein Ende setzten. Diese Sprach-Weisung von oben hat überhaupt nichts zu tun mit der Konsensregelung von 1902, wie von Prof. Ickler glaubhaft nachgewiesen worden ist. Außerdem scheint sie eine gefährliche Verletzung der Sprachmuster (Tiefencodes), die lebenswichtig für die innere Systematik und wietere Entwicklungsfähigkeit jeder Sprache sind, darzustellen.
Warum muß die Schriftsprache hierzulande überhaupt amtlich neu geregelt werden? Die Briten tuns nicht, und die Franzosen schützen sie nur vor Überfremdung, regeln sie aber nicht neu von oben. Wie von verschiedener Seite vielfach belegt worden ist, ist die Schriftform des Deutschen auch nicht erstarrt sondern von selbst veränderlich, und der Duden war nicht die Regelvorgabe sondern die statistische Präsentation, eine Momentaufnahme, des sich verschiebenden Regel- und Vokabularzustands der deutschen Sprache. Vielleicht geht diesmal der Volkszorn so weit, daß auch im deutschsprachigem Raum der Regierung die selbstangemaßte Gewalt, über die schriftliche Sprachform nach Gutdünken bestimmen zu können, endlich entrissen und endgültig verboten wird! In dieser Hinsicht ist Deutschland doch immer noch nicht so normal wie andere europäische Länder! Hier scheint selbst die demokratisch gewählte Obrigkeit sich Dinge anmaßen und ohne Unterstützung der Untertanen durchsetzen zu können, die, erstens, sie gar nichts angehen, und zweitens, auf die niemand in anderen Kultur- und Industrieländern jemals kommen würde!
Gerade deshalb ist es jetzt von größter Bedeutung, daß die Deutschen und andere Deutschsprachige diese Art von Fehlverhalten seitens der Regierenden, die es besser wissen müßten, nicht durchgehen lassen, sondern der Obrigkeit ihre Obrigkeitswahn, wie es sich demokratischerweise gehört, gründlich austreiben!
Der Wandel in der Schriftform sollte auch im Deutschen der Gesamtheit der auf Papier und im Internet schreibenden, lesenden und elektronisch kommunizierenden Teilhaber und Beteiligten des deutschsprachigen Raums überlassen bleiben, wie auch sonst in allen Kulturländern der Welt üblich ist. Müssen die Regierenden wieder mal regulierend völlig überflüssigerweise auch noch in diesen Bereich eingreifen? Wann beginnt man endlich mit der immer wieder in voller Lautstärke propagierten und nie auch nur einmal umgesetzten Zurückdrängung der staatlichen Regulierungswut in allen öffentlichen Gesellschaftsfeldern? Wieso lenken die Kultusminister und andere Beteiligten alle und sich selbst von Ernsthafterem ab? Sollten sie sich nicht lieber den zur Genüge vorhandenen echten Problemen der Schulunterrichts und der Hochschulen, der Bildung überhaupt, widmen?
Auch als Germanist sehe ich nicht ein, woher Germanisten das Recht zugesprochen werden kann, irgendwelche vorher nicht im betreffenden Gesamtsprachraum existierende bzw. organisch aus der spracheigenen Entwicklung entstandene (Neu)regelung vorzuschlagen. Die Rolle der Germanisten wie auch der Sprachwissenschaftler ist von sich aus eine passive, beobachtende und kommentierende, nicht viel anders als die des Dudens oder sonst irgendeines Bestand aufnehmenden Werkes. Germanisten bestimmen auch nicht und stellen auch keine Regeln dafür auf, wie Schriftsteller zu schreiben haben, obwohl sie von Berufs wegen die schriftstellerische Tätigkeit und auch andere Sprachentwicklungen analysieren und kommentieren! Überhaupt, glaube ich, haben all diejenigen, die in dieser Angelegenheit aktiv und ursächlich eingreifen zu müssen glaubten, das Augenmaß für das, was ihnen als TEIL eines selbstregulierend Ganzen zusteht, völlig verloren!
Von wegen, daß die gewohnte Regelung es Ausländern erschwerte, Deutsch zu lernen! Für Ausländer, die in die Sprache nicht hineingeboren sind und deshalb nicht vom Anfang an Allesmögliche darin ausdrücken lernen, sieht das Erlernen dieser Sprache anders aus als für die Einheimischen. Man lernt stufenweise, wobei sich die Stufen darauf beziehen, ob nun das Besprochene (1. Sprachstufe) auf Alltagshandlungen, z.B. gehen, fahren, essen, einkaufen usw., oder auf Gemütsbefinden und Subjektives (2. Sprachstufe) im Alltag oder aber (3. Spachstufe) auf Ansichten, Meinungen und Philosophieren ausgerichtet ist. Bei der gegenständlichen ersten Stufe waren die alten Regeln eindeutig und unmißverständlich, was das Erlernen des Deutschen ungemein erleichterte; wieso soll das jetzt besser sein, wenn man nicht mal klar vorschreiben kann, wo die Kommas hingehören? Alle Zweifelsfälle sowie Differenzierungen fangen bei der zweiten, abstrahierenden Lernstufe bei komplexerem Satzaufbau an, das scheint aber bei der Neuregelung sogar noch schlimmer zu sein als vorher! Außerdem weiß jeder sprachlich Nachdenkliche, der mehrsprachig aufgewachsen ist bzw. länger im fremdsprachigem Ausland gelebt hat, daß jede Schriftsprache, ganz ähnlich wie im Deutschen, nicht zu beseitigende Zweifels- und Ausnahmefälle vorweist, die sich nach dem allgemeinen Brauch richten.
Das Obige bringe ich als einer vor, der selbst erst im erwachsenen Alter Deutsch gelernt und mehrere Jahre in den USA Deutsch für amerikanische Studenten als auch hierzulande Fachenglisch für deutsche Studenten unterrichtet hat.
Vielleicht zeitigt die ganze Auseinandersetzung letztendlich doch etwas Gutes, nämlich dann, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, daß:
1. Die Regierung sowie einzelne Institute, Institutionen und Personen sowie Fachgruppierungen die Finger von irgendwelchen Schriftsprachregelungen für die Allgemeinheit endgültig zu lassen haben, weil:
2. Die Schriftsprache ein lebenswichtiges und identitätswesentliches Kultur- und Allgemeingut all derjenigen ausmacht, die diese Sprache benutzen, wodurch:
3. Für die Weiterentwicklung der Schrift und der Sprache selbstverständlich und ohne ursächlich verändernden Eingriff seitens der Regierung bzw. anderer Instanzen von selbst gesorgt ist. Jeder und jede Interessengruppe, der bzw. die sich besserwisserisch aufspielt und der Allgemeinheit ohne deren unmittelbares Einverständnis irgendwelche Neuerungen aufzwingen will, kann nur der Sprache nachhaltig schaden, vielleicht sogar zerstören.
Dabei sollte man sich doch daran erinnern, daß mehr als genug Raum für Sprachexperimente gegeben ist es ist gar nicht so lange her, daß in den 70ern viel mit der durchgehenden und der gemäßigten Kleinschreibung veröffentlicht wurde; sie ist auch heute noch in einigen künstlerischen und politischen Kreisen vorhanden. Ein ganz anderes Experiment ist der Versuch der Wiederbelebung der gebrochenen deutschen Schriften (Fraktur u. Ä.), der zumindest teilweise, auch unter Jungeren, Widerhall findet, wie das kommerzielle und nichtkommerzielle Angebot von entsprechenden Druckerzeugnissen sowie Rechnerschriftarten belegt (Geben Sie mal am Rechner Fraktur in eine Suchmaschine für deutsche Webseiten ein!). Was dies belegen soll ist, daß auch ein als Leitlinie dienendes Regelwerk hindert niemand daran, eigene Sprachexperimente zu veranstalten solche Freiheiten kann man nur bejahen in der gereiften demokratischen Erkenntnis, daß die Sprache als Ganzes sowieso von selbst bestimmen wird, was sie von Erneurungsexperimente einzelner Gruppen aufnimmt, und was nicht.
Apar Singh, Siegen.
Apar Singh
Oranienstr. 18, 57072 Siegen
eingetragen von Gast am 29.10.1999 um 23.00
Artikel 20 des Grundgesetzes lautet:
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Ähnlich heißt es im Artikel 2 der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein:
(1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
Paragraph 2 des Artikels 20 des Grundgesetzes legt unmißverständlich fest, daß das Volk Träger der Staatsgewalt ist. Dieser Artikel wurde vom schleswig-holsteinischen Parlament bei der Aufhebung des Volksentscheids zur Rechtschreibreform mißachtet. Insofern hat dieses Parlament den Versuch unternommen, den Artikel 20 außer Kraft zu setzen. Nach Absatz 4 haben alle Deutschen das Recht, sich diesem Willkürakt, der als ein erster Schritt zu einer Parteiendiktatur verstanden werden kann, zu widersetzen.
Daran knüpft sich meine Frage: Gibt es Anstrengungen, gegen diese selbstherrliche Mißachtung des Grundgesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen?
Sauer
eingetragen von Gast am 29.10.1999 um 23.00
Artikel 20 des Grundgesetzes lautet:
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Ähnlich heißt es im Artikel 2 der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein:
(1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
Paragraph 2 des Artikels 20 des Grundgesetzes legt unmißverständlich fest, daß das Volk Träger der Staatsgewalt ist. Dieser Artikel wurde vom schleswig-holsteinischen Parlament bei der Aufhebung des Volksentscheids zur Rechtschreibreform mißachtet. Insofern hat dieses Parlament den Versuch unternommen, den Artikel 20 außer Kraft zu setzen. Nach Absatz 4 haben alle Deutschen das Recht, sich diesem Willkürakt, der als ein erster Schritt zu einer Parteiendiktatur verstanden werden kann, zu widersetzen.
Daran knüpft sich meine Frage: Gibt es Anstrengungen, gegen diese selbstherrliche Mißachtung des Grundgesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen?
Sauer
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.1999 um 22.00
Der Lufthauch von Schmetterlingsflügeln auf einer Alpenwiese kann einen Umsturz des Klimas bewirken, der von Sesselfurzern (Enzensberger) aus Mannheim eine Rechtschreibreform.
S.S.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.1999 um 22.00
Der Lufthauch von Schmetterlingsflügeln auf einer Alpenwiese kann einen Umsturz des Klimas bewirken, der von Sesselfurzern (Enzensberger) aus Mannheim eine Rechtschreibreform.
S.S.
eingetragen von Gast am 20.10.1999 um 22.00
Hoch die falsche Schreibung
mit Dummheit übergossen,
ss marschiert
mit aggressivem, scharfem Schritt.
Reformen, die Vernunft
und Intelligenz erschossen,
marschieren im Geist
in ihren Reihen mit.
Die Texte frei
den Reformerbatallionen.
Die Texte frei
dem Reformabteilungsmann.
Es schau,n auf,s Kreuze der Reformen
voll Abscheu schon Millionen,
Der Tag des Chaos
und des Elends kommt heran.
Nicht zum letzten Mal
wird nun Appell geblasen.
Rechte Schreibung zu verderben
stehen sie alle schon bereit.
Bald knattern Reformerphrasen
Über allen Texten,
Richt,ge Schreibung dauert
nur mehr kurze Zeit.
Hoch die falsche Schreibung
mit Dummheit übergossen,
ss marschiert
mit aggressivem, scharfem Schritt.
Reformen, die Vernunft
und Intelligenz erschossen,
marschieren im Geist
in ihren Reihen mit.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 20.10.1999 um 22.00
Hoch die falsche Schreibung
mit Dummheit übergossen,
ss marschiert
mit aggressivem, scharfem Schritt.
Reformen, die Vernunft
und Intelligenz erschossen,
marschieren im Geist
in ihren Reihen mit.
Die Texte frei
den Reformerbatallionen.
Die Texte frei
dem Reformabteilungsmann.
Es schau,n auf,s Kreuze der Reformen
voll Abscheu schon Millionen,
Der Tag des Chaos
und des Elends kommt heran.
Nicht zum letzten Mal
wird nun Appell geblasen.
Rechte Schreibung zu verderben
stehen sie alle schon bereit.
Bald knattern Reformerphrasen
Über allen Texten,
Richt,ge Schreibung dauert
nur mehr kurze Zeit.
Hoch die falsche Schreibung
mit Dummheit übergossen,
ss marschiert
mit aggressivem, scharfem Schritt.
Reformen, die Vernunft
und Intelligenz erschossen,
marschieren im Geist
in ihren Reihen mit.
Sauer
München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.1999 um 22.00
Über allen Gipfeln
ist Ruh,
an letzten Zipfeln,
des Känguru[h]
fehlt nun ein Hauch.
Das Rau[h]e schweiget
im Blätterwalde.
Warte nur, balde
schweigest du auch.
(J. W. Beutelschneider)
aus: Neuschreib-Gedichte, h-arm- und stiellos,
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.1999 um 22.00
Über allen Gipfeln
ist Ruh,
an letzten Zipfeln,
des Känguru[h]
fehlt nun ein Hauch.
Das Rau[h]e schweiget
im Blätterwalde.
Warte nur, balde
schweigest du auch.
(J. W. Beutelschneider)
aus: Neuschreib-Gedichte, h-arm- und stiellos,
Sigmar Salzburg
eingetragen von Gast am 09.10.1999 um 22.00
Hurra, es gibt sie noch: Zeitschriften in der klassischen Rechtschreibung, Balsam für die Augen!
essen & trinken, Gruner + Jahr Verlag, E-Mail: vb.hamburg@guj.de
Feinschmecker, Jahreszeiten Verlag, Poßmoorweg 5, 22301 Hamburg, Tel: 040 2717 2062
Joy (Frauenzeitschrift), MVG Medien Verlagsgesellschaft, E-Mail: joy.redaktion@mvg.de
AMICA (Frauenzeitschrift), Verlagsgruppe Milchstraße, E-Mail: service@amica.de
News, Österreichs größte Zeitschrift, Galaxie, Praterstraße 31, 1020 Wien, Tel: 01 212 1925.
Schreiben Sie an die Redaktionen und bitten Sie sie, bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben.
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 09.10.1999 um 22.00
Hurra, es gibt sie noch: Zeitschriften in der klassischen Rechtschreibung, Balsam für die Augen!
essen & trinken, Gruner + Jahr Verlag, E-Mail: vb.hamburg@guj.de
Feinschmecker, Jahreszeiten Verlag, Poßmoorweg 5, 22301 Hamburg, Tel: 040 2717 2062
Joy (Frauenzeitschrift), MVG Medien Verlagsgesellschaft, E-Mail: joy.redaktion@mvg.de
AMICA (Frauenzeitschrift), Verlagsgruppe Milchstraße, E-Mail: service@amica.de
News, Österreichs größte Zeitschrift, Galaxie, Praterstraße 31, 1020 Wien, Tel: 01 212 1925.
Schreiben Sie an die Redaktionen und bitten Sie sie, bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben.
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 05.10.1999 um 22.00
Ich habe eine 4jährige Tochter. Wie ich sie beim Lernen dieser Regeln unterstützen soll, wenn sie zur Schule kommt, ist mir schleierhaft. Auch meine große Sammlung an Kinderbüchern in alter Rechtschreibung möchte ich ihr keineswegs vorenthalten. Phantasie und Kreativität sind wichtiger als dumme Regeln!
Ich werde hoffentlich nie über schlechte Diktatnoten schimpfen.
Kann man noch irgendwas gegen die Reform tun?
Jutta Alms
Wedemark
eingetragen von Gast am 05.10.1999 um 22.00
Ich habe eine 4jährige Tochter. Wie ich sie beim Lernen dieser Regeln unterstützen soll, wenn sie zur Schule kommt, ist mir schleierhaft. Auch meine große Sammlung an Kinderbüchern in alter Rechtschreibung möchte ich ihr keineswegs vorenthalten. Phantasie und Kreativität sind wichtiger als dumme Regeln!
Ich werde hoffentlich nie über schlechte Diktatnoten schimpfen.
Kann man noch irgendwas gegen die Reform tun?
Jutta Alms
Wedemark
eingetragen von Gast am 03.10.1999 um 22.00
Die Umsetzung der sog. Rechtschreibreform kostet Unmengen, darüber lese ich leider gar nichts in der Presse. Gibt es jemanden, der Informationen über die Kosten hat? Bitte bei mir melden! Was kostet es z.B. einen Betrieb, vollkommen auf den Neuschrieb umzustellen? Was kostet es große Unternehmen? Vor allem aber: was kostet es den Steuerzahler, der ja alle Bücher, Computer-Software und anderes für Schulen und Behörden zahlt? Also, wer etwas weiß, bitte melden! Danke!
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 03.10.1999 um 22.00
Mittlerweile 38 Jahre alt, als Berufsberater (öffentlicher Dienst) seit dem 1.8.99 dazu verdonnert, diese für mich oft missverständliche neue Rechtschreibung zu verwenden, kann ich nur immer wieder mit dem Haupte schütteln.
Gibt es heute nicht schwerwiegendere Probleme in unserer Gesellschaft, um die man sich vorrangig kümmern sollte ?????
Hoffendliech hahbe iech ahles riechtik gäschriehbän !!!
Ralf Ostendorp
Arbeitsamt Nienburg, Verdener Str. 21, 31582 Nienburg
eingetragen von Gast am 03.10.1999 um 22.00
Die Umsetzung der sog. Rechtschreibreform kostet Unmengen, darüber lese ich leider gar nichts in der Presse. Gibt es jemanden, der Informationen über die Kosten hat? Bitte bei mir melden! Was kostet es z.B. einen Betrieb, vollkommen auf den Neuschrieb umzustellen? Was kostet es große Unternehmen? Vor allem aber: was kostet es den Steuerzahler, der ja alle Bücher, Computer-Software und anderes für Schulen und Behörden zahlt? Also, wer etwas weiß, bitte melden! Danke!
Claudia Ludwig
eingetragen von Gast am 03.10.1999 um 22.00
Mittlerweile 38 Jahre alt, als Berufsberater (öffentlicher Dienst) seit dem 1.8.99 dazu verdonnert, diese für mich oft missverständliche neue Rechtschreibung zu verwenden, kann ich nur immer wieder mit dem Haupte schütteln.
Gibt es heute nicht schwerwiegendere Probleme in unserer Gesellschaft, um die man sich vorrangig kümmern sollte ?????
Hoffendliech hahbe iech ahles riechtik gäschriehbän !!!
Ralf Ostendorp
Arbeitsamt Nienburg, Verdener Str. 21, 31582 Nienburg
eingetragen von Gast am 28.09.1999 um 22.00
An die Verwalter dieser Internet-Seiten:
Zu dem Forum-Beitrag rauh von Rauch .. von Frau Streck-Plath habe ich einen Kommentar geschrieben und auf Ihrer Seite abgelegt. Leider wird kein Verweis auf ihn angezeigt; ich habe ihn sogar zweimal gesandt, weil ich dachte, wieder einen der bei mir üblichen Fehler gemacht zu haben. Wenn Sie wollen, können Sie einen Verweis auf den Kommentar an den Beitrag von Frau Streck anhängen und den einen der beiden Texte löschen.
Sauer
Sauer
eingetragen von Gast am 28.09.1999 um 22.00
In diesem Fall ist bin ich derjenige, dem die runde Zahl zuteil wurde.
eingetragen von Gast am 28.09.1999 um 22.00
An die Verwalter dieser Internet-Seiten:
Zu dem Forum-Beitrag rauh von Rauch .. von Frau Streck-Plath habe ich einen Kommentar geschrieben und auf Ihrer Seite abgelegt. Leider wird kein Verweis auf ihn angezeigt; ich habe ihn sogar zweimal gesandt, weil ich dachte, wieder einen der bei mir üblichen Fehler gemacht zu haben. Wenn Sie wollen, können Sie einen Verweis auf den Kommentar an den Beitrag von Frau Streck anhängen und den einen der beiden Texte löschen.
Sauer
Sauer
eingetragen von Gast am 28.09.1999 um 22.00
In diesem Fall ist bin ich derjenige, dem die runde Zahl zuteil wurde.
eingetragen von anonymer Gast am 26.09.1999 um 22.00
[OBrien:] Was ich eigentlich sagen wollte, war, daß ich in Ihrem Artikel auf zwei Worte gestoßen bin, die außer Kurs gesetzt worden sind, doch erst seit ganz kurzer Zeit. Haben Sie die zehnte Ausgabe des Neusprach-Wörterbuches gesehen? ... Manche Neuerungen sind höchst genial. Zum Beispiel die Verminderung der Zeitwörter ...
George Orwell
eingetragen von anonymer Gast am 26.09.1999 um 22.00
[OBrien:] Was ich eigentlich sagen wollte, war, daß ich in Ihrem Artikel auf zwei Worte gestoßen bin, die außer Kurs gesetzt worden sind, doch erst seit ganz kurzer Zeit. Haben Sie die zehnte Ausgabe des Neusprach-Wörterbuches gesehen? ... Manche Neuerungen sind höchst genial. Zum Beispiel die Verminderung der Zeitwörter ...
George Orwell
eingetragen von Gast am 22.09.1999 um 22.00
Und kommt sie mal an Land,
nur ein kleines Stück,
kommt der Rühe gerannt
und stößt sie zurück.
Am Ufer klatscht die Heide
wenn die Demokratie dort liegt.
Für sie ist es ne Augenweide,
daß sie ne Ohrfeige gekriegt.
G. Sauer
80997 München
eingetragen von Gast am 22.09.1999 um 22.00
Und kommt sie mal an Land,
nur ein kleines Stück,
kommt der Rühe gerannt
und stößt sie zurück.
Am Ufer klatscht die Heide
wenn die Demokratie dort liegt.
Für sie ist es ne Augenweide,
daß sie ne Ohrfeige gekriegt.
G. Sauer
80997 München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.1999 um 22.00
Hoe Wellen geen
raue Winde ween
roe Gesellen mäen
in ruiger Reie mit Müe
viel Gras für Ree und Küe
und den Grass fressenden Rüe.
aus: Neuschreib-Gedichte, h-arm- und stiellos,
genehmigt für den Gebrauch an Schulen ab 2005.
S. S.
24229 Dhagen
eingetragen von Gast am 21.09.1999 um 22.00
An der Nord See Küste
am platt deutschen Strand
ist die Demok-ratie
im Wasser und selten an Land.
Mit vielem Dank für das errliche Schleswig-Olstein-Gedicht!
U. Streck-Plath, gebürtich ut Schlewig-Holstein
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.1999 um 22.00
Hoe Wellen geen
raue Winde ween
roe Gesellen mäen
in ruiger Reie mit Müe
viel Gras für Ree und Küe
und den Grass fressenden Rüe.
aus: Neuschreib-Gedichte, h-arm- und stiellos,
genehmigt für den Gebrauch an Schulen ab 2005.
S. S.
24229 Dhagen
eingetragen von Gast am 21.09.1999 um 22.00
An der Nord See Küste
am platt deutschen Strand
ist die Demok-ratie
im Wasser und selten an Land.
Mit vielem Dank für das errliche Schleswig-Olstein-Gedicht!
U. Streck-Plath, gebürtich ut Schlewig-Holstein
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Gast am 20.09.1999 um 22.00
Hi all there,
i wish all good with your thing,
best greetings espec. for all in Goar
keep smilin´ Ed.
eingetragen von Gast am 20.09.1999 um 22.00
Hi all there,
i wish all good with your thing,
best greetings espec. for all in Goar
keep smilin´ Ed.
eingetragen von Karl Eichholz am 19.09.1999 um 22.00
Wir kennen seinen Namen (noch) nicht, wünschen dem 10000ten Besucher jedoch auf jeden Fall viel Glück und der Rechtschreibreform.com weiterhin viel Erfolg. Mehr als 100 Besucher täglich ist doch eine ansehnliche Zahl. Es zeugt auch von der Dringlichkeit des Anliegens.
am 3.3.99 wurde begonnen zu zählen
am 22.5.99 war der Zähler noch auf 650
am 27.5.99 auf 713
am 2.6.99 auf 851
heute, 21.9.1999 abends 10000 !!
Ich wünsche mir, daß die Leser dieser Leitseite nicht nur Konsumenten von Neuigkeiten sind, sondern auch selber den Kerngedanken in die Umgebung tragen und mit Courage verteidigen. Rudelhaftes Auftreten läßt auch hartgesottene Redakteure und Politiker nachdenklich werden. Beide leben von der Einzelstimme erst durch das gehäufte Erscheinen.
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 19.09.1999 um 22.00
Wir kennen seinen Namen (noch) nicht, wünschen dem 10000ten Besucher jedoch auf jeden Fall viel Glück und der Rechtschreibreform.com weiterhin viel Erfolg. Mehr als 100 Besucher täglich ist doch eine ansehnliche Zahl. Es zeugt auch von der Dringlichkeit des Anliegens.
am 3.3.99 wurde begonnen zu zählen
am 22.5.99 war der Zähler noch auf 650
am 27.5.99 auf 713
am 2.6.99 auf 851
heute, 21.9.1999 abends 10000 !!
Ich wünsche mir, daß die Leser dieser Leitseite nicht nur Konsumenten von Neuigkeiten sind, sondern auch selber den Kerngedanken in die Umgebung tragen und mit Courage verteidigen. Rudelhaftes Auftreten läßt auch hartgesottene Redakteure und Politiker nachdenklich werden. Beide leben von der Einzelstimme erst durch das gehäufte Erscheinen.
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 18.09.1999 um 22.00
Ich erhielt folgende Nachricht von einem russischen Bürger, der durch das Internet auf die sog. Rechtschreibreform aufmerksam geworden ist:
Das Deutsche finde ich sehr gut und logisch aufgebaut, reich an Ausdrucksmöglichkeiten und halte es für eine vielseitig anwendbare und
schöne Sprache und es wäre schade wenn diese Sprache an ihren Stärken wegen irgendwelchen politischen Spekulationen verliert.
Ist es nicht erstaunlich, daß man selbst in einem Land, das sprachhistorisch wenig mit dem Deutschen zu tun hat, den Unsinn des Neuschriebs erkennt und die Sprachzerstörung bedauert, aber diese einfache Erkenntnis nicht bis zu deutschen Politikern dringt?
In Rußland bildet sich jetzt eine Gruppe gegen die Reform der deutschen Sprache, die z. B. Deutschlehrer aufklären möchte.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 18.09.1999 um 22.00
Dieser amerikanische Spruch paßt wie die Faust aufs Auge! Ich bin gegen die Reform, aber wie gehen Sie dagegen nun vor? Wenn Sie mir mitteilen, wie ich mich am Protest beteiligen kann, bin ich dabei!
Kristina Moeller
Tel.: (770) 569-1704
Fax: (770) 569-1804
Kristina Moeller
15704 Hopewell Road, Alpharetta, GA 30004-2871, USA
eingetragen von Gast am 18.09.1999 um 22.00
Ich erhielt folgende Nachricht von einem russischen Bürger, der durch das Internet auf die sog. Rechtschreibreform aufmerksam geworden ist:
Das Deutsche finde ich sehr gut und logisch aufgebaut, reich an Ausdrucksmöglichkeiten und halte es für eine vielseitig anwendbare und
schöne Sprache und es wäre schade wenn diese Sprache an ihren Stärken wegen irgendwelchen politischen Spekulationen verliert.
Ist es nicht erstaunlich, daß man selbst in einem Land, das sprachhistorisch wenig mit dem Deutschen zu tun hat, den Unsinn des Neuschriebs erkennt und die Sprachzerstörung bedauert, aber diese einfache Erkenntnis nicht bis zu deutschen Politikern dringt?
In Rußland bildet sich jetzt eine Gruppe gegen die Reform der deutschen Sprache, die z. B. Deutschlehrer aufklären möchte.
Gabriele Ahrens
Elsfleth
eingetragen von Gast am 18.09.1999 um 22.00
Dieser amerikanische Spruch paßt wie die Faust aufs Auge! Ich bin gegen die Reform, aber wie gehen Sie dagegen nun vor? Wenn Sie mir mitteilen, wie ich mich am Protest beteiligen kann, bin ich dabei!
Kristina Moeller
Tel.: (770) 569-1704
Fax: (770) 569-1804
Kristina Moeller
15704 Hopewell Road, Alpharetta, GA 30004-2871, USA
eingetragen von Gast am 17.09.1999 um 22.00
Auch Schleswig-Holsteins Schüler werden künftig die neuen Rechtschreibregeln lernen. Der Landtag in Kiel kippte einstimmig das Ergebnis eines Volksentscheids, dessen Entscheidung, nach der alten Schreibregeln zu unterrichten, nunmehr aus dem Schulgesetzt gestrichen wurde. Nach dem Herbstferien sollen die neuen Regeln an den Schulen eingeführt werden. Sind wir am Ende der Demokratie in Deutschland? Diskussion hierzu steht im Kinderkreisforum offen.
Das kann nicht wahr sein !
Erstens Kindermißbrauch mit der einseitiger Einführung von neuer Schreibweise in den Schulen schon Jahre zuvor auf den Rücken der Bürger und danach Diktat von den Regierenden für die offizielle Umsetzung bis in den Behörden und den Medien.
Das Volk in Schleswig-Holstein hat durch Volksentscheid rechtsmäßig dagegen gestimmt, nach aller Mühe, um zunächst Unterschriften zu sammeln, um eben dieses Volksentscheid auslösen zu dürfen. Und heute wird es doch von einer Handvoll Abgeordneten gegen die Bevölkerung rückgängig gemacht !?!?
Es wird mich zwar nicht wundern, es würde damit begründet, es müsse in allen Schulen einheitlich unterrichten werden, aber falsch war es, daß es vorher kein Volkentscheid in allen Bundesländern gegeben habe. Das Problem stand nämlich vom vornherein auf den Kopf.
Schleswig-Holstein ist das einzige Land gewesen, wo die Bevölkerung zur Urne gehen durfte, und ganz klar und ohne Zweifel gegen die Schreibreform stimmte, während nur Umfragen in übrigen Bundesländern auch diese Gegenstimmung trotz Zweifel zeigten. Schleswig-Holstein wird nun als erstes Land der Geschichte, in der die Stimme des Volks so brutal in aller Deutlichkeit von Politikern niedergetreten wird, nur mit dem Unteschied, daß noch kein Blut dafür geopfert wurde, wie früher in einer Revolution.
Das ist im krassen Beispiel fix und klar eine Diktatur vom Staat als Instrument für den Mißbrauch von Menschen, ausgehend von Kindern in den Schulen. Es ist bei Behörden typisch, daß einerseits ein Bediensteter, z.B. nach einer Mobbing, aus einer Berufsgruppe mit Unrecht ausgeschlossen wird, einfach weil die Mehrheit der Gruppe so will, so daß die sich Führungskräfte merkwürdigerweise beugen, und andererseits eine Entscheidung von einer Mehrheit doch abgewandt wird, wie dies nun der Fall mit der Schreibreform Landtag ist. Die Führungskräfte in den Behörden und die Regierenden vom Staat machen schließlich, was sie wollen, ungeachtet der Meinungsumfragen, und noch gravierend der Entscheidung der Bürger. Ein Recht wird letztendlich zurückgwiesen, unabhängig von einer Mehrheit oder einer Minderheit. Ich kann mir schwer vorstellen, daß es so weiter gehen wird, wenn alle Bürger Deutschlands davon bewußt würden, und aufhören schüchtern zu bleiben. Es kommt nun darauf an, wie sich die organisierten Reformgegner mobilisieren, damit alle Bürger wissen, was noch zu tun ist.
Mein Vorwurf ist nämlich, daß sich nach meiner Erkenntnis bundesweit noch keine zentrale Koordinierung ergibt, um mit Strategie einen effizienten Widerstand zu leisten. Angesichts der gegenwärtigen Situation ist der Kampf bereits verloren, denn die Zeit vergeht, und die Kräfte sind zerstreut. Die Grundverfassung verbietet uns zwar zu den Waffen zu greifen, aber was wird es von uns werden, wenn die Polizei schließlich nur dem Staat unterstellt ist, und nicht direkt den Bürgern ? Denn in dieser Situation fehlt eine Mechanismus, um all diese Abgeordneten zu verhaften.
Mein Vorschlag in aller Öffentlichkeit an Herr Dräger ist der Weg schnell zu schaffen, um:
Erstens, in nur weniger Tagen eine zentrale Koordinierung zu errichten, und nicht nur bloß eine zentraleanlaufstelle.
Zweitens, alle Bürger von der gravierenden Situation bewußt zu machen, und endlich dieses Recht wieder zu gewinnen, die uns von der Grundverfassung gegeben ist, denn die Gewalt komme nur vom Volk. Oder ändert sich die Grundverfassung, notfalls mit Gewalt?
drittens, die Schreibreform abzuschaffen, solange es noch kein Volksentscheid in allen Bundesländern unter Gleichberechtigung gegeben hat. Um das durchzusetzen, empfiehlt es sich, den Aufruf zu geben, daß die Eltern nicht mehr ihre Kinder zur Schule schicken.
viertens, eine Reform erarbeiten, damit künftig ein Volksentscheid automatisch eingeleitet wird, wie etwa in der Schweiz.
und schließlich, einen Weg finden, um eine Polizei zu bilden, die unabhängig von Staatspolizei, unter den Regierenden, Abgeordneten, Beamten, bzw. amtlichen Politikern von etablierten Parteien gegen Unrecht, Mißbrauch, Korruption ermittelt, und sie falls erforderlich auch mit Waffen verhaften. Denn es ist unmöglich, daß eine Staats- oder Städtische Polizei da ermittelt, wo sie unterstellt ist. Dies wäre selbsverständlich nur realistisch, wenn eine Mechanismus eingerichtet ist, die verbietet, daß beide Kräfte der Polizei zur Konfrontation kommen. Polizei ist hier nur generell gemeint, denn das betrifft auch für Staatsanwalschaft, Justiz u.a.m., die ja alle vom Staat ableiten, aber in der Tat nicht direkt vom Volk. Selbst eine Strafanzeige landet ins Papierkorb, allein deswegen weil der Verklagte z.B. zum Schlichter nicht ercheinen will.
Denn wo bleibt die Polizei oder die Justiz, wenn die rechtsmäßige Entscheidung des Volks von den Regierenden rückgängig gemacht wird. Soll es wieder zu einem Volkentscheid kommen, um die Entscheidung der Regierenden auch rückgängig zu machen? Das wäre der ewige Kreis, wenn die Polizei nicht eingreift, und dies solange nur die Abgeordneten Gesetze erlassen, denen die Polizei unterstellt ist. Vielleicht wäre es besser, daß Abgeordneten nicht mehr für vier Jahre, sondern jedes Jahr gewählt werden... wenn sie diese ganze legislasture Periode in aller Ruhe so lang mißbrauchen dürfen.
Kinderherz
eingetragen von Gast am 17.09.1999 um 22.00
Auch Schleswig-Holsteins Schüler werden künftig die neuen Rechtschreibregeln lernen. Der Landtag in Kiel kippte einstimmig das Ergebnis eines Volksentscheids, dessen Entscheidung, nach der alten Schreibregeln zu unterrichten, nunmehr aus dem Schulgesetzt gestrichen wurde. Nach dem Herbstferien sollen die neuen Regeln an den Schulen eingeführt werden. Sind wir am Ende der Demokratie in Deutschland? Diskussion hierzu steht im Kinderkreisforum offen.
Das kann nicht wahr sein !
Erstens Kindermißbrauch mit der einseitiger Einführung von neuer Schreibweise in den Schulen schon Jahre zuvor auf den Rücken der Bürger und danach Diktat von den Regierenden für die offizielle Umsetzung bis in den Behörden und den Medien.
Das Volk in Schleswig-Holstein hat durch Volksentscheid rechtsmäßig dagegen gestimmt, nach aller Mühe, um zunächst Unterschriften zu sammeln, um eben dieses Volksentscheid auslösen zu dürfen. Und heute wird es doch von einer Handvoll Abgeordneten gegen die Bevölkerung rückgängig gemacht !?!?
Es wird mich zwar nicht wundern, es würde damit begründet, es müsse in allen Schulen einheitlich unterrichten werden, aber falsch war es, daß es vorher kein Volkentscheid in allen Bundesländern gegeben habe. Das Problem stand nämlich vom vornherein auf den Kopf.
Schleswig-Holstein ist das einzige Land gewesen, wo die Bevölkerung zur Urne gehen durfte, und ganz klar und ohne Zweifel gegen die Schreibreform stimmte, während nur Umfragen in übrigen Bundesländern auch diese Gegenstimmung trotz Zweifel zeigten. Schleswig-Holstein wird nun als erstes Land der Geschichte, in der die Stimme des Volks so brutal in aller Deutlichkeit von Politikern niedergetreten wird, nur mit dem Unteschied, daß noch kein Blut dafür geopfert wurde, wie früher in einer Revolution.
Das ist im krassen Beispiel fix und klar eine Diktatur vom Staat als Instrument für den Mißbrauch von Menschen, ausgehend von Kindern in den Schulen. Es ist bei Behörden typisch, daß einerseits ein Bediensteter, z.B. nach einer Mobbing, aus einer Berufsgruppe mit Unrecht ausgeschlossen wird, einfach weil die Mehrheit der Gruppe so will, so daß die sich Führungskräfte merkwürdigerweise beugen, und andererseits eine Entscheidung von einer Mehrheit doch abgewandt wird, wie dies nun der Fall mit der Schreibreform Landtag ist. Die Führungskräfte in den Behörden und die Regierenden vom Staat machen schließlich, was sie wollen, ungeachtet der Meinungsumfragen, und noch gravierend der Entscheidung der Bürger. Ein Recht wird letztendlich zurückgwiesen, unabhängig von einer Mehrheit oder einer Minderheit. Ich kann mir schwer vorstellen, daß es so weiter gehen wird, wenn alle Bürger Deutschlands davon bewußt würden, und aufhören schüchtern zu bleiben. Es kommt nun darauf an, wie sich die organisierten Reformgegner mobilisieren, damit alle Bürger wissen, was noch zu tun ist.
Mein Vorwurf ist nämlich, daß sich nach meiner Erkenntnis bundesweit noch keine zentrale Koordinierung ergibt, um mit Strategie einen effizienten Widerstand zu leisten. Angesichts der gegenwärtigen Situation ist der Kampf bereits verloren, denn die Zeit vergeht, und die Kräfte sind zerstreut. Die Grundverfassung verbietet uns zwar zu den Waffen zu greifen, aber was wird es von uns werden, wenn die Polizei schließlich nur dem Staat unterstellt ist, und nicht direkt den Bürgern ? Denn in dieser Situation fehlt eine Mechanismus, um all diese Abgeordneten zu verhaften.
Mein Vorschlag in aller Öffentlichkeit an Herr Dräger ist der Weg schnell zu schaffen, um:
Erstens, in nur weniger Tagen eine zentrale Koordinierung zu errichten, und nicht nur bloß eine zentraleanlaufstelle.
Zweitens, alle Bürger von der gravierenden Situation bewußt zu machen, und endlich dieses Recht wieder zu gewinnen, die uns von der Grundverfassung gegeben ist, denn die Gewalt komme nur vom Volk. Oder ändert sich die Grundverfassung, notfalls mit Gewalt?
drittens, die Schreibreform abzuschaffen, solange es noch kein Volksentscheid in allen Bundesländern unter Gleichberechtigung gegeben hat. Um das durchzusetzen, empfiehlt es sich, den Aufruf zu geben, daß die Eltern nicht mehr ihre Kinder zur Schule schicken.
viertens, eine Reform erarbeiten, damit künftig ein Volksentscheid automatisch eingeleitet wird, wie etwa in der Schweiz.
und schließlich, einen Weg finden, um eine Polizei zu bilden, die unabhängig von Staatspolizei, unter den Regierenden, Abgeordneten, Beamten, bzw. amtlichen Politikern von etablierten Parteien gegen Unrecht, Mißbrauch, Korruption ermittelt, und sie falls erforderlich auch mit Waffen verhaften. Denn es ist unmöglich, daß eine Staats- oder Städtische Polizei da ermittelt, wo sie unterstellt ist. Dies wäre selbsverständlich nur realistisch, wenn eine Mechanismus eingerichtet ist, die verbietet, daß beide Kräfte der Polizei zur Konfrontation kommen. Polizei ist hier nur generell gemeint, denn das betrifft auch für Staatsanwalschaft, Justiz u.a.m., die ja alle vom Staat ableiten, aber in der Tat nicht direkt vom Volk. Selbst eine Strafanzeige landet ins Papierkorb, allein deswegen weil der Verklagte z.B. zum Schlichter nicht ercheinen will.
Denn wo bleibt die Polizei oder die Justiz, wenn die rechtsmäßige Entscheidung des Volks von den Regierenden rückgängig gemacht wird. Soll es wieder zu einem Volkentscheid kommen, um die Entscheidung der Regierenden auch rückgängig zu machen? Das wäre der ewige Kreis, wenn die Polizei nicht eingreift, und dies solange nur die Abgeordneten Gesetze erlassen, denen die Polizei unterstellt ist. Vielleicht wäre es besser, daß Abgeordneten nicht mehr für vier Jahre, sondern jedes Jahr gewählt werden... wenn sie diese ganze legislasture Periode in aller Ruhe so lang mißbrauchen dürfen.
Kinderherz
eingetragen von Gast am 15.09.1999 um 22.00
Als elsaß-lothringische Heimatrechtler kämpfen wir nun schon seit
Jahren um unsere deutsche Sprache. Daher empfinden wir es
selbstverständlich als ein irrsinniger Blödsinn, daß die Recht-
schreibung derart reformiert wird.
Seit dem 1. August kann ich nur noch den Kopf schütteln, wenn ich
eine Tageszeitung lese. Gibt es irgendwo eine Liste der Zeitungen und
Zeitschriften, die weiterhin normal schreiben?
Ich bin Chefredakteur eines kleinen Wochenblatt in Elsaß-Lothringen
und bei uns wird noch außer Tippfehler ordentlich geschrieben.
Diese Reform soll irgendwann rück-reformiert werden. Macht nur weiter!
Machen wir weiter!
Karl Goschescheck
http://www.nfel.org
eingetragen von Gast am 15.09.1999 um 22.00
Als elsaß-lothringische Heimatrechtler kämpfen wir nun schon seit
Jahren um unsere deutsche Sprache. Daher empfinden wir es
selbstverständlich als ein irrsinniger Blödsinn, daß die Recht-
schreibung derart reformiert wird.
Seit dem 1. August kann ich nur noch den Kopf schütteln, wenn ich
eine Tageszeitung lese. Gibt es irgendwo eine Liste der Zeitungen und
Zeitschriften, die weiterhin normal schreiben?
Ich bin Chefredakteur eines kleinen Wochenblatt in Elsaß-Lothringen
und bei uns wird noch außer Tippfehler ordentlich geschrieben.
Diese Reform soll irgendwann rück-reformiert werden. Macht nur weiter!
Machen wir weiter!
Karl Goschescheck
http://www.nfel.org
eingetragen von Gast am 13.09.1999 um 22.00
Beim Turmbau zu Babel
gabs weder Augst noch Zabel.
Die Verwirrung war viel kleiner
Und jede Sprache feiner.
Apropos Zabel:
Als Radfahrer respektabel.
Aber als Orthograph
ein Schaf.
Da steht ja auch der Augst.
Gell, da schaugst.
Er hat die Schrift verhunzt
und dabei gegrunzt.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 13.09.1999 um 22.00
Leserbrief zum 1. August 1999
Deutsch zum Abgewöhnen!
Ein ganzes Volk wird jetzt zwangsumerzogen! Ihm soll wieder einmal das Rückgrat gebrochen werden, nicht politisch, wie damals, sondern viel subtiler, in seiner Schriftsprache. Kadavergehorsam ist mal wieder gefragt.
Reformwütige Kulturpolitiker haben eine Schreibverordnung durchgesetzt, die ihnen ein paar augenscheinlich legasthenische Germanisten als Rechtschreibreform eingeblasen haben. Und die Medien? Sie folgen ihr, widerwillig zwar, aber in erprobter Mitläufertradition. Sie picken sich jeweils wie Spatzen aus Pferdeäpfeln das vermeintlich Genießbare aus dem Reformmist heraus und setzen es dem Leser als Vollwertkost vor.
Genug überzeugende Argumente gegen das überflüssige Germanistenmachwerk sind vorgebracht worden (Ickler, Krieger u.v.a.m.). Es ist, mit einem Wort, idiotisch und zum Kotzen.
Volkesstimme dagegen wurde hinterhältig abgewürgt, lediglich das freie Bundesland Schleswig-Holstein durfte mit beachtlicher Mehrheit gegen diesen Blödsinn abstimmen.
Bleibt wachsam, freie, glückliche und kluge Schleswig-Holsteiner!
Ein Rat, gute Leute! Lernt Fremdsprachen, damit ihr das verblödende Legasthenikerschriftdeutsch nicht zu lesen braucht!
Im Übrigen: Schreibt wie ihr es für richtig haltet und schmeißt die neuen Wörterbücher weit weg!
Merke!: Amtliche Schreibregeln sind keine Polizeivorschriften.
http://pub.hrm.at/griesbach.daf
http://www.griesbach-daf.de
Dr. Heinz Griesbach
Weberstraße 39, 83457 Bayerisch Gmain
eingetragen von Gast am 13.09.1999 um 22.00
Beim Turmbau zu Babel
gabs weder Augst noch Zabel.
Die Verwirrung war viel kleiner
Und jede Sprache feiner.
Apropos Zabel:
Als Radfahrer respektabel.
Aber als Orthograph
ein Schaf.
Da steht ja auch der Augst.
Gell, da schaugst.
Er hat die Schrift verhunzt
und dabei gegrunzt.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 13.09.1999 um 22.00
Leserbrief zum 1. August 1999
Deutsch zum Abgewöhnen!
Ein ganzes Volk wird jetzt zwangsumerzogen! Ihm soll wieder einmal das Rückgrat gebrochen werden, nicht politisch, wie damals, sondern viel subtiler, in seiner Schriftsprache. Kadavergehorsam ist mal wieder gefragt.
Reformwütige Kulturpolitiker haben eine Schreibverordnung durchgesetzt, die ihnen ein paar augenscheinlich legasthenische Germanisten als Rechtschreibreform eingeblasen haben. Und die Medien? Sie folgen ihr, widerwillig zwar, aber in erprobter Mitläufertradition. Sie picken sich jeweils wie Spatzen aus Pferdeäpfeln das vermeintlich Genießbare aus dem Reformmist heraus und setzen es dem Leser als Vollwertkost vor.
Genug überzeugende Argumente gegen das überflüssige Germanistenmachwerk sind vorgebracht worden (Ickler, Krieger u.v.a.m.). Es ist, mit einem Wort, idiotisch und zum Kotzen.
Volkesstimme dagegen wurde hinterhältig abgewürgt, lediglich das freie Bundesland Schleswig-Holstein durfte mit beachtlicher Mehrheit gegen diesen Blödsinn abstimmen.
Bleibt wachsam, freie, glückliche und kluge Schleswig-Holsteiner!
Ein Rat, gute Leute! Lernt Fremdsprachen, damit ihr das verblödende Legasthenikerschriftdeutsch nicht zu lesen braucht!
Im Übrigen: Schreibt wie ihr es für richtig haltet und schmeißt die neuen Wörterbücher weit weg!
Merke!: Amtliche Schreibregeln sind keine Polizeivorschriften.
http://pub.hrm.at/griesbach.daf
http://www.griesbach-daf.de
Dr. Heinz Griesbach
Weberstraße 39, 83457 Bayerisch Gmain
eingetragen von Gast am 12.09.1999 um 22.00
Letztens fiel mir ein Heftlein in die Hand, das ich mal bei der
Münchner Bank für 5 Mark erworben habe. Es heißt Das 1x1 der
deutschen Rechtschreibreform. Daraus sei zitiert: ...Schüler
müssen numerieren nicht mehr dem lateinischen numerus zuordnen,
sondern dürfen nummerieren vom deutschen Wort nummer ableiten. ...
Die neuen Regeln begradigen Zweifelsfälle und erleichtern auch
gestandenen Autoren das Schreiben. Hier sind vor allem die vielen
Ausnahmen bei der Groß- und Kleinschreibung zu nennen: Schreibt man
nun laubtragende Bäume oder Laub tragende Bäume? ... Die neue
Rechtschreibung findet hier eine neue Systematik ... Getrennt- und
Zusammenschreibung: Im Zweifel getrennt schreiben wir in Zukunft
die meisten Wortkombinationen – ... der Schreibende muß also nicht
mehr so oft in einem Wörterbuch nachschlagen oder sich auf sein
Sprachgefühl verlassen. Er muß auch nicht mehr lange überlegen,
ob er einen Ausdruck im buchstäblichen Sinn oder mit übertragender
Bedeutung verwendet. Die auf ihrem Stuhl sitzen gebliebene Dame
kann in Zukunft auch eine sitzen gebliebene alten Jungfer sein. ...
Grundregel der Worttrennung: Man trennt nach Sprechsilben, also dort,
wo sich beim langsamen Sprechen Einschnitte ergeben.
Ist Ihnen jetzt auch so übel wie mir?
Was sind das eigentlich für Typen, die die RSR verbrochen haben? Kann
mir die mal jemand charakterisieren?
Ulrike Streck-Plath
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Gast am 12.09.1999 um 22.00
Letztens fiel mir ein Heftlein in die Hand, das ich mal bei der
Münchner Bank für 5 Mark erworben habe. Es heißt Das 1x1 der
deutschen Rechtschreibreform. Daraus sei zitiert: ...Schüler
müssen numerieren nicht mehr dem lateinischen numerus zuordnen,
sondern dürfen nummerieren vom deutschen Wort nummer ableiten. ...
Die neuen Regeln begradigen Zweifelsfälle und erleichtern auch
gestandenen Autoren das Schreiben. Hier sind vor allem die vielen
Ausnahmen bei der Groß- und Kleinschreibung zu nennen: Schreibt man
nun laubtragende Bäume oder Laub tragende Bäume? ... Die neue
Rechtschreibung findet hier eine neue Systematik ... Getrennt- und
Zusammenschreibung: Im Zweifel getrennt schreiben wir in Zukunft
die meisten Wortkombinationen – ... der Schreibende muß also nicht
mehr so oft in einem Wörterbuch nachschlagen oder sich auf sein
Sprachgefühl verlassen. Er muß auch nicht mehr lange überlegen,
ob er einen Ausdruck im buchstäblichen Sinn oder mit übertragender
Bedeutung verwendet. Die auf ihrem Stuhl sitzen gebliebene Dame
kann in Zukunft auch eine sitzen gebliebene alten Jungfer sein. ...
Grundregel der Worttrennung: Man trennt nach Sprechsilben, also dort,
wo sich beim langsamen Sprechen Einschnitte ergeben.
Ist Ihnen jetzt auch so übel wie mir?
Was sind das eigentlich für Typen, die die RSR verbrochen haben? Kann
mir die mal jemand charakterisieren?
Ulrike Streck-Plath
Am Sonnenhang 4, 55288 Partenheim
eingetragen von Gast am 11.09.1999 um 22.00
(frei nach Wilhelm Busch)
Ein herrliches Vieh,
die Orthographie.
Still, friedlich und bescheiden
und muß dabei
doch vielerlei
erdulden und erleiden.
Seht, wie der Minister
zieht grimmig die Register.
Erhitzt vor Glut
und voller Hysterie
packt er sie
mit schlimmer Wut.
Rasend wild,
das Herz erfüllt
von mörderischer Freude,
durchwühlt er dann
soweit er kann
des Opfers Eingeweide.
Nichts gibt es zu erörtern,
Tod den schönen Wörtern,
tobt er mit wilder Miene.
Erbärmlich schreit das scharfe ß:
Zur Hilfe, SOS!
Es droht die Guillotine!
Komma, Worte,
verkriechen sich an fernem Orte.
Wer sich nicht versteckt
wird grob zerrissen
oder totgebissen.
Alle sind suspekt.
Grüne, Rote
hauen mit der Pfote
auf gewachsene Strukturen,
auf das BRD-System
totalitär und unbequem,
auf verhaßte Kreaturen.
Was tun nun die schwarzen Stoiber
Erkennen sie die windgen Räuber?
Nein, es sind halt fromme Seelen,
reichen ignorant
rot und grün die Hand,
das liebe Tier zu quälen.
Wie es da schrie,
das arme Vieh,
und unter Angstgewimmer
bald hoch, bald tief
um Hilfe rief
vergess, ich nie und nimmer.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 11.09.1999 um 22.00
(frei nach Wilhelm Busch)
Ein herrliches Vieh,
die Orthographie.
Still, friedlich und bescheiden
und muß dabei
doch vielerlei
erdulden und erleiden.
Seht, wie der Minister
zieht grimmig die Register.
Erhitzt vor Glut
und voller Hysterie
packt er sie
mit schlimmer Wut.
Rasend wild,
das Herz erfüllt
von mörderischer Freude,
durchwühlt er dann
soweit er kann
des Opfers Eingeweide.
Nichts gibt es zu erörtern,
Tod den schönen Wörtern,
tobt er mit wilder Miene.
Erbärmlich schreit das scharfe ß:
Zur Hilfe, SOS!
Es droht die Guillotine!
Komma, Worte,
verkriechen sich an fernem Orte.
Wer sich nicht versteckt
wird grob zerrissen
oder totgebissen.
Alle sind suspekt.
Grüne, Rote
hauen mit der Pfote
auf gewachsene Strukturen,
auf das BRD-System
totalitär und unbequem,
auf verhaßte Kreaturen.
Was tun nun die schwarzen Stoiber
Erkennen sie die windgen Räuber?
Nein, es sind halt fromme Seelen,
reichen ignorant
rot und grün die Hand,
das liebe Tier zu quälen.
Wie es da schrie,
das arme Vieh,
und unter Angstgewimmer
bald hoch, bald tief
um Hilfe rief
vergess, ich nie und nimmer.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 09.09.1999 um 22.00
Wer an dem Aste sägt,
Auf dem er sitzt,
Sehr bald erwägt,
Ob ihm die Säge nützt?
Auf einer anderen Internetseite habe ich die Meinung eines Lehrers gelesen, der Deutsch für Ausländer unterrichtet. Nach seiner Ansicht ist die Rechtschreibänderung zu begrüßen, weil sie viele Ausnahmen beseitigt und seinen Unterricht erleichtert. Ob diese Feststellung zutrifft, kann ich nicht prüfen. Man sollte sich jedoch im klaren darüber sein, daß keine Sprache und keine Schrift ohne Ausnahmen auskommen. Eine ausschließlich an festen Regeln orientierte Schrift setzt entweder eine stark eingeschränkte Sprache voraus, in der viele Feinheiten und Abstufungen des Ausdrucks aufgegeben werden müßten, oder verlangte ein aufgeblähtes Maß an Regeln, das nur als Ballast empfunden würde. Vielleicht kann man die Hypothese aufstellen: Eine Sprache ist um so reicher, als sie grammatikalische und orthographische Ausnahmen aufzunehmen weiß. Sie kann dann die Vielseitigkeit der Realität viel besser abbilden als eine auf einfache Normen festgelegte Sprache. Einer vollständig normierten Sprache ermangelte die frische Natürlichkeit, die gewachsene Hochsprachen auszeichnet. Um sich die Fähigkeit zu erhalten, der natürlichen Entwicklung zu folgen, muß eine Sprache flexibel bleiben. Dieser Flexibilität wird geschadet, wenn wie bei der Rechtschreibänderung Tausende von Wörtern gestrichen werden. Auch in dieser Hinsicht hat das Diktat der Kultusminister eine verheerende Wirkung auf die deutsche Sprache.
Ein Lehrer, der Ausländer in Deutsch unterrichtet, sollte aber auch bedenken, daß er gerade von der immer noch vorhandenen Reichhaltigkeit der deutschen Sprache lebt. Wer möchte schon eine Sprache lernen, die arm ist an Wörtern und der die Möglichkeit, mit Hilfe grammatikalischer und orthographischer Formen fein zu differenzieren, geraubt wurde. Niemand lernt freiwillig ein Pidgin-Deutsch. Ich wünsche allen Deutsch für Ausländer unterrichtenden Lehrern, daß sie weiter einen starken Zustrom an Schülern haben und nicht eines Tages ohne Arbeit dastehen, weil die Formenvielfalt unserer Sprache verlorenging und sie soweit an Attraktivität eingebüßt hat, daß es sich nicht mehr lohnt, sie zu lernen.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 09.09.1999 um 22.00
Wer an dem Aste sägt,
Auf dem er sitzt,
Sehr bald erwägt,
Ob ihm die Säge nützt?
Auf einer anderen Internetseite habe ich die Meinung eines Lehrers gelesen, der Deutsch für Ausländer unterrichtet. Nach seiner Ansicht ist die Rechtschreibänderung zu begrüßen, weil sie viele Ausnahmen beseitigt und seinen Unterricht erleichtert. Ob diese Feststellung zutrifft, kann ich nicht prüfen. Man sollte sich jedoch im klaren darüber sein, daß keine Sprache und keine Schrift ohne Ausnahmen auskommen. Eine ausschließlich an festen Regeln orientierte Schrift setzt entweder eine stark eingeschränkte Sprache voraus, in der viele Feinheiten und Abstufungen des Ausdrucks aufgegeben werden müßten, oder verlangte ein aufgeblähtes Maß an Regeln, das nur als Ballast empfunden würde. Vielleicht kann man die Hypothese aufstellen: Eine Sprache ist um so reicher, als sie grammatikalische und orthographische Ausnahmen aufzunehmen weiß. Sie kann dann die Vielseitigkeit der Realität viel besser abbilden als eine auf einfache Normen festgelegte Sprache. Einer vollständig normierten Sprache ermangelte die frische Natürlichkeit, die gewachsene Hochsprachen auszeichnet. Um sich die Fähigkeit zu erhalten, der natürlichen Entwicklung zu folgen, muß eine Sprache flexibel bleiben. Dieser Flexibilität wird geschadet, wenn wie bei der Rechtschreibänderung Tausende von Wörtern gestrichen werden. Auch in dieser Hinsicht hat das Diktat der Kultusminister eine verheerende Wirkung auf die deutsche Sprache.
Ein Lehrer, der Ausländer in Deutsch unterrichtet, sollte aber auch bedenken, daß er gerade von der immer noch vorhandenen Reichhaltigkeit der deutschen Sprache lebt. Wer möchte schon eine Sprache lernen, die arm ist an Wörtern und der die Möglichkeit, mit Hilfe grammatikalischer und orthographischer Formen fein zu differenzieren, geraubt wurde. Niemand lernt freiwillig ein Pidgin-Deutsch. Ich wünsche allen Deutsch für Ausländer unterrichtenden Lehrern, daß sie weiter einen starken Zustrom an Schülern haben und nicht eines Tages ohne Arbeit dastehen, weil die Formenvielfalt unserer Sprache verlorenging und sie soweit an Attraktivität eingebüßt hat, daß es sich nicht mehr lohnt, sie zu lernen.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.09.1999 um 22.00
XXX ist ein professionelles Konversions-Tool und ermoeglicht es ... Texte von alter auf neue Rechtschreibung umzustellen ... Der gewuenschte Schreibstil laesst sich uebrigens sehr detailliert einstellen ... [!] Es kommt daher besonders für Verlage, Autoren, Institutionen, Unternehmen und Behoerden in Frage, die mit grossen Textmengen arbeiten und schnell und komfortabel umstellen moechten ... Fuenfplatz-Lizenz 5.760,-- DM = 2.945,04 Euro [kostenneutrale Rechtschreibreform]
[Arbeitsprobe: professionelle Konversion des Grundgesetzes, Art. 20: Alle Staats Gewalt wird durch die Organe der Gesetz-Gebung, der voll ziehenden Gewalt und der rechts Sprechung ausgeübt. Geht sie zu direkt vom Volke aus, dann wird sie ohne Wahlen durch Abstimmungen im Parlament korrigiert. (Dieser Artikel tritt mit der Änderung des 4 Abs. 10 des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes ab 1... September 1999 in Kraft)]
S.S.
24229 Dhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.09.1999 um 22.00
XXX ist ein professionelles Konversions-Tool und ermoeglicht es ... Texte von alter auf neue Rechtschreibung umzustellen ... Der gewuenschte Schreibstil laesst sich uebrigens sehr detailliert einstellen ... [!] Es kommt daher besonders für Verlage, Autoren, Institutionen, Unternehmen und Behoerden in Frage, die mit grossen Textmengen arbeiten und schnell und komfortabel umstellen moechten ... Fuenfplatz-Lizenz 5.760,-- DM = 2.945,04 Euro [kostenneutrale Rechtschreibreform]
[Arbeitsprobe: professionelle Konversion des Grundgesetzes, Art. 20: Alle Staats Gewalt wird durch die Organe der Gesetz-Gebung, der voll ziehenden Gewalt und der rechts Sprechung ausgeübt. Geht sie zu direkt vom Volke aus, dann wird sie ohne Wahlen durch Abstimmungen im Parlament korrigiert. (Dieser Artikel tritt mit der Änderung des 4 Abs. 10 des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes ab 1... September 1999 in Kraft)]
S.S.
24229 Dhagen
eingetragen von Gast am 07.09.1999 um 22.00
Eine Sprache ruht auf drei Säulen: einem umfangreichen Wortschatz, einer nuancenreichen Grammatik und einer differenzierten und differenzierenden Orthographie. Wird eine dieser drei Säulen verkürzt, beginnt die Sprache zu wanken, und sie droht umzukippen.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 07.09.1999 um 22.00
Eine Sprache ruht auf drei Säulen: einem umfangreichen Wortschatz, einer nuancenreichen Grammatik und einer differenzierten und differenzierenden Orthographie. Wird eine dieser drei Säulen verkürzt, beginnt die Sprache zu wanken, und sie droht umzukippen.
G. Sauer
Angerlohstr. 5, 80997 München
eingetragen von Gast am 05.09.1999 um 22.00
Wie auch immer man zu der Rechtschreibrefom stehen mag, es hilft wohl niemanden mehr sich dagegen zu sträuben. Ich persönlich habe mich leider Gottes beruflich damit auseinanderzusetzen, oder sollte ich schon mal auseinander zu setzen schreiben? Privat werde ich aber weiterhin die alte Rechtschreibung vorziehen, in der Hoffnung, in 10 Jahren nicht von den jetzigen Schülern belächelt zu werden. Und genau das ist das, was mich beschäftigt. Werde ich vielleicht mit 70 oder 80 Jahren von den jüngeren Generationen belächelt, oder wird es so sein, wie bei der letzten Rechtschreibreform? Werde ich also irgendwann einmal ein Relikt des 20. Jahrhunderts sein, das nur zu blöd war die neue Rechtschreibung zu lernen, oder eher der nette Opa, der noch die gute alte Zeit miterlebt hat?
Wie auch immer. Solange es keine spießigen Vorgesetzten bzw. Leser unserer Veröffentlichungen gibt, die bei schon bei dem kleinsten Rechtschreibfehler den Zeigefinger erheben, wird dies wohl kein Problem sein. Hoffe ich zumindest.
Nun denn, einen schönen Gruß an all diejenigen, welche die Reform ebenso wenig haben wollen wie ich und einen schönen versöhnlichen Gruss an alle Reformfreudigen.
Andi
Andreas Bielitza
München
eingetragen von Gast am 05.09.1999 um 22.00
Wie auch immer man zu der Rechtschreibrefom stehen mag, es hilft wohl niemanden mehr sich dagegen zu sträuben. Ich persönlich habe mich leider Gottes beruflich damit auseinanderzusetzen, oder sollte ich schon mal auseinander zu setzen schreiben? Privat werde ich aber weiterhin die alte Rechtschreibung vorziehen, in der Hoffnung, in 10 Jahren nicht von den jetzigen Schülern belächelt zu werden. Und genau das ist das, was mich beschäftigt. Werde ich vielleicht mit 70 oder 80 Jahren von den jüngeren Generationen belächelt, oder wird es so sein, wie bei der letzten Rechtschreibreform? Werde ich also irgendwann einmal ein Relikt des 20. Jahrhunderts sein, das nur zu blöd war die neue Rechtschreibung zu lernen, oder eher der nette Opa, der noch die gute alte Zeit miterlebt hat?
Wie auch immer. Solange es keine spießigen Vorgesetzten bzw. Leser unserer Veröffentlichungen gibt, die bei schon bei dem kleinsten Rechtschreibfehler den Zeigefinger erheben, wird dies wohl kein Problem sein. Hoffe ich zumindest.
Nun denn, einen schönen Gruß an all diejenigen, welche die Reform ebenso wenig haben wollen wie ich und einen schönen versöhnlichen Gruss an alle Reformfreudigen.
Andi
Andreas Bielitza
München
eingetragen von Reinhard Markner am 29.08.1999 um 22.00
Timo Scheil an Reinhard Markner
Sehr geehrter Herr Markner !
Ich kann Ihre Enttäuschung über den Regelungsgehalt der sogenannten Rechtschreibreform voll und ganz nachvollziehen, ebenso Ihre Kritik daran, daß die CDU Schleswig-Holstein diese Regelungen für die Schülerinnen und Schüler landesgesetzlich umsetzen will. Ich selbst habe wenig Anlaß, die Rechtschreibreform inhaltlich gut zu heißen. Wir haben deshalb die Initiativen gegen die Reform auch mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen unterstützt. Wir haben aber leider auch zur Kenntnis zu nehmen, daß diese Reform, ich setze sie gern in Anführungsstriche, tatsächlich umgesetzt wird. Bei der Lektüre nahezu aller Zeitungen und Zeitschriften seit dem 1. August werden Sie feststellen, daß diese wesentliche Teile der Reform umsetzen. Dies gilt jedenfalls für die bekanntlich sehr umstrittene Ersetzung des Buchstabens ß durch ss. Selbst wenn Sie bekanntermaßen konservative Tageszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Die Welt lesen, finden Sie die neue Rechtschreibung. Die Volksinitiativen in Bremen und Berlin, die weit voran gekommen waren, sind letztlich klar gescheitert. Die Volksinitiative in Mecklenburg-Vorpommern steckt in den Kinderschuhen und hat nur geringe Chancen, eine erste Hürde zu nehmen. Bei einer Analyse der gesamten politischen Situation in der Bundesrepublik Deutschland muß man aber zu dem Ergebnis kommen, daß es außerhalb unseres Landes keine erkennbare politische Kraft gibt, die diese Reform noch zu stoppen oder zurückzudrehen bereit wäre. Wir haben erkennen müssen, daß der erhoffte Signaleffekt des Volksentscheides in Schleswig-Holstein weitgehend ausgeblieben ist. Nimmt man dies alles zur Kenntnis, dann standen und stehen wir alle vor der Frage, ob wir unsere Kinder in Schleswig-Holstein weiterhin in der alten Rechtschreibung unterrichten lassen oder ob nicht eine schmerzliche Korrektur notwendig ist. Der in Aussicht genommene Erlaß des Innenministers des Landes Schleswig-Holsteins hätte diese Situation auf die Spitze getrieben. Dort war vorgesehen, daß in sämtlichen Behörden des Landes wie im übrigen in allen Bundesbehörden und Landesbehörden anderer Länder auch die neue Rechtschreibung anzuwenden ist, während nur im Kultusbereich eine Spaltung eingetreten wäre. Nur für die Schulen des Landes hätte die alte Rechtschreibung gegolten eine untragbare Situation. Ich verstehe und teile die Enttäuschung all derer, die sich für die bislang übliche Rechtschreibung eingesetzt haben. Gleichzeitig werbe ich aus den oben genannten Gründen um Verständnis für die pragmatische Entscheidung der CDU.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. J. D. Wadephul
Generalsekretär
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Copyright © 1994-1999 Yahoo! Inc. All rights reserved.
Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 29.08.1999 um 22.00
Ich bewundere Ihr Engagement für eine der deutschen Sprache gemäße Rechtschreibung und Ihre Opposition gegen die bürokratisch verordnete Falschschreibung. Hoffentlich lassen Sie sich durch die Umstellung der meisten Zeitungen auf die diktatorisch eingeführten neuen Schreibabarten nicht entmutigen. Es ist zwar entmutigend, zu sehen, wie willen- und widerstandslos sich eine ganze Berufsgruppe die der Journalisten vergewaltigen läßt und es ist auch unheimlich, diesem entwürdigenden Schauspiel zu sehen zu müssen. Von dieser Seite wird man in Zukunft wohl kaum noch Zivilcourage erwarten dürfen. Jounalisten brauchen offensichtlich genauso wie die Reformenthusiasten die permanente Anpassung an den modischen Schick.
Achtung verdient aber, wer sich gegen obrigkeitliche Willkür wehrt, sich dadurch dem Nimbus der Rückschrittlichkeit auszusetzen und Nachteile in Kauf zu nehmen bereit ist. Eine Sprache, die schon durch die tägliche Überflutung von Anglizismen bis in die Grundfeste erschüttert ist und schon heute ums Überleben kämpfen muß, darf nicht auch noch von innen heraus unterminiert werden. Es sei, man will willentlich oder unwillentlich ihren Untergang. Dann kommt man mit Regeländerungen und der mit ihnen verbundenen Verunsicherung sicherlich sehr weit. Warum sollte man auch neue Regeln einer sowieso ungeliebten Sprache lernen. Besser man wechselt gleich den Sprachraum und verwendet eine stabile, anerkannte und Anerkennung garantierende Sprache. In einer solchen Sprache kann man dann auch von willkürlichen Eingriffen in die Ortographie siehe die französische Sprache, trotz ihrer Komplexität denkt in Frankreich niemand an eine Änderung der französischen Rechtschreibung sicher sein. Ich wünsche Ihnen und uns allen Erfolg im Kampf gegen die Falschschreibung.
Sauer
München
eingetragen von Reinhard Markner am 29.08.1999 um 22.00
Timo Scheil an Reinhard Markner
Sehr geehrter Herr Markner !
Ich kann Ihre Enttäuschung über den Regelungsgehalt der sogenannten Rechtschreibreform voll und ganz nachvollziehen, ebenso Ihre Kritik daran, daß die CDU Schleswig-Holstein diese Regelungen für die Schülerinnen und Schüler landesgesetzlich umsetzen will. Ich selbst habe wenig Anlaß, die Rechtschreibreform inhaltlich gut zu heißen. Wir haben deshalb die Initiativen gegen die Reform auch mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen unterstützt. Wir haben aber leider auch zur Kenntnis zu nehmen, daß diese Reform, ich setze sie gern in Anführungsstriche, tatsächlich umgesetzt wird. Bei der Lektüre nahezu aller Zeitungen und Zeitschriften seit dem 1. August werden Sie feststellen, daß diese wesentliche Teile der Reform umsetzen. Dies gilt jedenfalls für die bekanntlich sehr umstrittene Ersetzung des Buchstabens ß durch ss. Selbst wenn Sie bekanntermaßen konservative Tageszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Die Welt lesen, finden Sie die neue Rechtschreibung. Die Volksinitiativen in Bremen und Berlin, die weit voran gekommen waren, sind letztlich klar gescheitert. Die Volksinitiative in Mecklenburg-Vorpommern steckt in den Kinderschuhen und hat nur geringe Chancen, eine erste Hürde zu nehmen. Bei einer Analyse der gesamten politischen Situation in der Bundesrepublik Deutschland muß man aber zu dem Ergebnis kommen, daß es außerhalb unseres Landes keine erkennbare politische Kraft gibt, die diese Reform noch zu stoppen oder zurückzudrehen bereit wäre. Wir haben erkennen müssen, daß der erhoffte Signaleffekt des Volksentscheides in Schleswig-Holstein weitgehend ausgeblieben ist. Nimmt man dies alles zur Kenntnis, dann standen und stehen wir alle vor der Frage, ob wir unsere Kinder in Schleswig-Holstein weiterhin in der alten Rechtschreibung unterrichten lassen oder ob nicht eine schmerzliche Korrektur notwendig ist. Der in Aussicht genommene Erlaß des Innenministers des Landes Schleswig-Holsteins hätte diese Situation auf die Spitze getrieben. Dort war vorgesehen, daß in sämtlichen Behörden des Landes wie im übrigen in allen Bundesbehörden und Landesbehörden anderer Länder auch die neue Rechtschreibung anzuwenden ist, während nur im Kultusbereich eine Spaltung eingetreten wäre. Nur für die Schulen des Landes hätte die alte Rechtschreibung gegolten eine untragbare Situation. Ich verstehe und teile die Enttäuschung all derer, die sich für die bislang übliche Rechtschreibung eingesetzt haben. Gleichzeitig werbe ich aus den oben genannten Gründen um Verständnis für die pragmatische Entscheidung der CDU.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. J. D. Wadephul
Generalsekretär
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Reinhard Markner
eingetragen von Gast am 29.08.1999 um 22.00
Ich bewundere Ihr Engagement für eine der deutschen Sprache gemäße Rechtschreibung und Ihre Opposition gegen die bürokratisch verordnete Falschschreibung. Hoffentlich lassen Sie sich durch die Umstellung der meisten Zeitungen auf die diktatorisch eingeführten neuen Schreibabarten nicht entmutigen. Es ist zwar entmutigend, zu sehen, wie willen- und widerstandslos sich eine ganze Berufsgruppe die der Journalisten vergewaltigen läßt und es ist auch unheimlich, diesem entwürdigenden Schauspiel zu sehen zu müssen. Von dieser Seite wird man in Zukunft wohl kaum noch Zivilcourage erwarten dürfen. Jounalisten brauchen offensichtlich genauso wie die Reformenthusiasten die permanente Anpassung an den modischen Schick.
Achtung verdient aber, wer sich gegen obrigkeitliche Willkür wehrt, sich dadurch dem Nimbus der Rückschrittlichkeit auszusetzen und Nachteile in Kauf zu nehmen bereit ist. Eine Sprache, die schon durch die tägliche Überflutung von Anglizismen bis in die Grundfeste erschüttert ist und schon heute ums Überleben kämpfen muß, darf nicht auch noch von innen heraus unterminiert werden. Es sei, man will willentlich oder unwillentlich ihren Untergang. Dann kommt man mit Regeländerungen und der mit ihnen verbundenen Verunsicherung sicherlich sehr weit. Warum sollte man auch neue Regeln einer sowieso ungeliebten Sprache lernen. Besser man wechselt gleich den Sprachraum und verwendet eine stabile, anerkannte und Anerkennung garantierende Sprache. In einer solchen Sprache kann man dann auch von willkürlichen Eingriffen in die Ortographie siehe die französische Sprache, trotz ihrer Komplexität denkt in Frankreich niemand an eine Änderung der französischen Rechtschreibung sicher sein. Ich wünsche Ihnen und uns allen Erfolg im Kampf gegen die Falschschreibung.
Sauer
München
eingetragen von Gast am 28.08.1999 um 22.00
Gut! Jetzt können wir auch den Finanzämtern zeigen, wer der Stärkere ist. Ab sofort zahlen wir keine Steuern mehr, wenn das zuständige Finanzamt neu schreibt. (Zu schön, um wahr zu werden...)
Gabriele Ahrens
26931 Elsfleth
eingetragen von Gast am 28.08.1999 um 22.00
Gut! Jetzt können wir auch den Finanzämtern zeigen, wer der Stärkere ist. Ab sofort zahlen wir keine Steuern mehr, wenn das zuständige Finanzamt neu schreibt. (Zu schön, um wahr zu werden...)
Gabriele Ahrens
26931 Elsfleth
eingetragen von Karl Eichholz am 27.08.1999 um 22.00
Wenns ums Geld geht, hört der teure Spaß auf...
habe gerade verschiedene NEUE Kataloge bekommen, dabei fällt mir auf, daß die Altschreibung klar vorherrscht. Nur in einem Katalog habe ich Anflüge von ss statt ß entdecken können, dagegen noch fein zusammengeschrieben vorgefunden, was nach Neu Schrieb aus ein ander gehört.
Und hier liegt eigentlich ein riesiges Potential für uns Leute der letzten Linie: Wir können der Macht des Volkes ja!, -> über den Geldbeutel Ausdruck verleihen:
Wer neuschreibt, bei dem kaufen wir nicht!
Katalog auf Absenderkosten zurückschicken,
Anrufe tätigen,
Emils versenden (Ja, wir haben DOCH einen kurzen deutschen Ausdruck für elektronische Post, der sogar international verstanden wird. Man wird ggf. die Abwesenheit eines gewissen a bemängeln!),
Faxe schicken,
Es geht sogar auch per Schneckenbrief oder Schneckenpostkarte!
Wenn wir möchten, daß in der Redaktion die Nachricht nach oben durchdringt, dann muß sie nur AUSSERGEWÖHNLICH sein, den BriefÖFFNER in seiner Entscheidungskompetenz ÜBERFORDERN, tja, und sie sollte ZAHLREICH eintrudeln. 10 bis 100 Nachrichten lassen auch hartgesottene Werber aufhorchen.
Beispiel:
Sehr geehrter Herr IKEA,
bei dem Studium Ihres neuen Kataloges fällt mir auf, daß ich (aber erst mit der neuen Ausgabe) viele Buchstaben DOPPELT sehe. Ich war beim Augenarzt, beim Radiologen, habe ein Kernspinntomogramm machen lassen: immer mit demselben Resultat: kein Befund. Da hab ich mir gedacht, es könnte evtl. auch an Ihrem Katalog liegen. So ähnlich geht es mir nämlich auch manchmal, wenn ich am Kiosk die Schlagzeilen überfliege. Seit dem 1. August 1999 sehe ich dort auch gelegentlich Buchstaben doppelt, und dann gehen die Kopfschmerzen erst weg, wenn ich in eine Zeitung schaue, die vor dem 1. August gedruckt wurde. In meiner abonnierten Zeitung ist das nicht so, denn ich habe gerade umgesattelt auf eine Zeitung, die so schreibt, wie ca 80% der Bevölkerung gerne lesen möchten.
Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber bitte schauen Sie doch selber einmal nach, was da dran sein könnte. Ich habe den Katalog gleich beigelegt. Da es letztlich um die Verbesserung Ihres Produktes geht, werden Sie sicherlich auch das Nachporto nicht scheuen. Und ICH kann ihn solange entbehren, ich habe ja noch den Otto Katalog. Bei dem bekomme ich übrigens KEINE Kopfschmerzen.
Wenn Sie sicher sind, daß ich zukünftig bei Ihrem Katalog nicht mehr von doppelten Buchstaben Schwindelanfälle bekomme, können Sie mir gerne wieder ein Exemplar zusenden.
Viele Liebe Grüße
Karl Eichholz
weitere Informationen auch unter www.Rechtschreibreform.com
Beispiel Ende
So ähnlich gestalten sich dann auch Briefe ans Finanzamt, an den Regierungspräsidenten, der uns Liebesbriefe wegen unserer Fahrweise zukommen läßt, und so weiter.
Weitere Anregungen haben hier ihren Platz und werden von hunderten täglich verschlungen, also los: Fingernägel auf tastaturkompatible Länge stutzen und ab geht die Post.
Grüße von
Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 27.08.1999 um 22.00
Wenns ums Geld geht, hört der teure Spaß auf...
habe gerade verschiedene NEUE Kataloge bekommen, dabei fällt mir auf, daß die Altschreibung klar vorherrscht. Nur in einem Katalog habe ich Anflüge von ss statt ß entdecken können, dagegen noch fein zusammengeschrieben vorgefunden, was nach Neu Schrieb aus ein ander gehört.
Und hier liegt eigentlich ein riesiges Potential für uns Leute der letzten Linie: Wir können der Macht des Volkes ja!, -> über den Geldbeutel Ausdruck verleihen:
Wer neuschreibt, bei dem kaufen wir nicht!
Katalog auf Absenderkosten zurückschicken,
Anrufe tätigen,
Emils versenden (Ja, wir haben DOCH einen kurzen deutschen Ausdruck für elektronische Post, der sogar international verstanden wird. Man wird ggf. die Abwesenheit eines gewissen a bemängeln!),
Faxe schicken,
Es geht sogar auch per Schneckenbrief oder Schneckenpostkarte!
Wenn wir möchten, daß in der Redaktion die Nachricht nach oben durchdringt, dann muß sie nur AUSSERGEWÖHNLICH sein, den BriefÖFFNER in seiner Entscheidungskompetenz ÜBERFORDERN, tja, und sie sollte ZAHLREICH eintrudeln. 10 bis 100 Nachrichten lassen auch hartgesottene Werber aufhorchen.
Beispiel:
Sehr geehrter Herr IKEA,
bei dem Studium Ihres neuen Kataloges fällt mir auf, daß ich (aber erst mit der neuen Ausgabe) viele Buchstaben DOPPELT sehe. Ich war beim Augenarzt, beim Radiologen, habe ein Kernspinntomogramm machen lassen: immer mit demselben Resultat: kein Befund. Da hab ich mir gedacht, es könnte evtl. auch an Ihrem Katalog liegen. So ähnlich geht es mir nämlich auch manchmal, wenn ich am Kiosk die Schlagzeilen überfliege. Seit dem 1. August 1999 sehe ich dort auch gelegentlich Buchstaben doppelt, und dann gehen die Kopfschmerzen erst weg, wenn ich in eine Zeitung schaue, die vor dem 1. August gedruckt wurde. In meiner abonnierten Zeitung ist das nicht so, denn ich habe gerade umgesattelt auf eine Zeitung, die so schreibt, wie ca 80% der Bevölkerung gerne lesen möchten.
Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber bitte schauen Sie doch selber einmal nach, was da dran sein könnte. Ich habe den Katalog gleich beigelegt. Da es letztlich um die Verbesserung Ihres Produktes geht, werden Sie sicherlich auch das Nachporto nicht scheuen. Und ICH kann ihn solange entbehren, ich habe ja noch den Otto Katalog. Bei dem bekomme ich übrigens KEINE Kopfschmerzen.
Wenn Sie sicher sind, daß ich zukünftig bei Ihrem Katalog nicht mehr von doppelten Buchstaben Schwindelanfälle bekomme, können Sie mir gerne wieder ein Exemplar zusenden.
Viele Liebe Grüße
Karl Eichholz
weitere Informationen auch unter www.Rechtschreibreform.com
Beispiel Ende
So ähnlich gestalten sich dann auch Briefe ans Finanzamt, an den Regierungspräsidenten, der uns Liebesbriefe wegen unserer Fahrweise zukommen läßt, und so weiter.
Weitere Anregungen haben hier ihren Platz und werden von hunderten täglich verschlungen, also los: Fingernägel auf tastaturkompatible Länge stutzen und ab geht die Post.
Grüße von
Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 24.08.1999 um 22.00
Ich kündige konsequent jedes Abonnement einer Zeitschrift, die auf die vom Staat verordnete Rechtschreibung umstellt.
Das dürfte die beste Möglichkeit sein, etwas zu bewirken.
Ich kaufe auch kein Buch in Neuschreib.
Harald Schicke
Niedersachsen
eingetragen von Gast am 24.08.1999 um 22.00
Ich kündige konsequent jedes Abonnement einer Zeitschrift, die auf die vom Staat verordnete Rechtschreibung umstellt.
Das dürfte die beste Möglichkeit sein, etwas zu bewirken.
Ich kaufe auch kein Buch in Neuschreib.
Harald Schicke
Niedersachsen
eingetragen von Karl Eichholz am 23.08.1999 um 22.00
aufgestöbert von
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 23.08.1999 um 22.00
aufgestöbert von
Karl Eichholz
eingetragen von Gast am 20.08.1999 um 22.00
eingetragen von Gast am 20.08.1999 um 22.00
eingetragen von Reinhard Markner am 17.08.1999 um 22.00
Sehr geehrter Herr Würzbach,
die jüngsten Äußerungen Ihres werten Herrn Spitzenkandidaten lassen erkennen, daß sich bei Herrn Rühe die demokratischen Maßstäbe leicht verschoben haben. Es liegt da wohl eine Verwechslung vor, denn im GG heißt es: Alle Gewalt geht vom Volke aus und nicht: Alle Gewalt geht von Volker aus. Verraten Sie doch bitte einmal Ihrem Kollegen, was es heißt, als Demokrat die Willensbildung des Volkes zu respektieren. Daß die Bürger Schleswig-Holsteins im Herbst letzten Jahres mit großer Mehrheit die von den Kultusministern oktroyierte Rechtschreibreform abgewählt haben, war eine mutige und richtige Entscheidung. Die vorgesehene Rechtschreibregelung ist überflüssig, kostspielig, in jeder Hinsicht verfehlt und wissenschaftlich widerlegt. Die Kultusministerkonferenz, eine im GG im Unterschied zum deutschen Volk nicht vorgesehene Instanz, hat sich über den auch in zahlreichen Umfragen bekundeten Willen der Bürger hinweggesetzt, weil ihr die Gesichtswahrung wichtiger ist als die Vertretung der Interessen der großen Mehrheit der Deutschen. Es ist überaus kläglich, wenn sich nun auch die CDU Schleswig-Holsteins dem Konformismus ergibt. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern war zwar schon eine Losung Adenauers, sie ist aber heute eher Ausdruck der Geisteshaltung der gegenwärtigen Bundesregierung, die von der CDU mit guten Gründen bekämpft wird. Daher sollte sich die CDU Schleswig-Holsteins nicht auch noch dem herrschenden Trend zur Prinzipien- und Überzeugungslosigkeit hingeben.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Markner, M. A.
19. 8. 1999
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von Reinhard Markner am 17.08.1999 um 22.00
Sehr geehrter Herr Würzbach,
die jüngsten Äußerungen Ihres werten Herrn Spitzenkandidaten lassen erkennen, daß sich bei Herrn Rühe die demokratischen Maßstäbe leicht verschoben haben. Es liegt da wohl eine Verwechslung vor, denn im GG heißt es: Alle Gewalt geht vom Volke aus und nicht: Alle Gewalt geht von Volker aus. Verraten Sie doch bitte einmal Ihrem Kollegen, was es heißt, als Demokrat die Willensbildung des Volkes zu respektieren. Daß die Bürger Schleswig-Holsteins im Herbst letzten Jahres mit großer Mehrheit die von den Kultusministern oktroyierte Rechtschreibreform abgewählt haben, war eine mutige und richtige Entscheidung. Die vorgesehene Rechtschreibregelung ist überflüssig, kostspielig, in jeder Hinsicht verfehlt und wissenschaftlich widerlegt. Die Kultusministerkonferenz, eine im GG im Unterschied zum deutschen Volk nicht vorgesehene Instanz, hat sich über den auch in zahlreichen Umfragen bekundeten Willen der Bürger hinweggesetzt, weil ihr die Gesichtswahrung wichtiger ist als die Vertretung der Interessen der großen Mehrheit der Deutschen. Es ist überaus kläglich, wenn sich nun auch die CDU Schleswig-Holsteins dem Konformismus ergibt. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern war zwar schon eine Losung Adenauers, sie ist aber heute eher Ausdruck der Geisteshaltung der gegenwärtigen Bundesregierung, die von der CDU mit guten Gründen bekämpft wird. Daher sollte sich die CDU Schleswig-Holsteins nicht auch noch dem herrschenden Trend zur Prinzipien- und Überzeugungslosigkeit hingeben.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Markner, M. A.
19. 8. 1999
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von Gast am 15.08.1999 um 22.00
Welche Partei setzt sich für die Bewahrung der vorteilhaften Eigen-
schaften der alten Rechtschreibung ein (Z. B. ß an Stelle von zwei
s)? Falls bisher keine deutsche Partei, muß man eine gründen.
Könnte man nicht Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt
usw. nicht von Schleswig-Holstein aus in alter guter Schreibweise
anbieten? An Käufern würde es doch sicher nicht mangeln.
Jürgen Frielinghaus
Feichtetstr. 19, 823434 Pöcking
eingetragen von Gast am 15.08.1999 um 22.00
Welche Partei setzt sich für die Bewahrung der vorteilhaften Eigen-
schaften der alten Rechtschreibung ein (Z. B. ß an Stelle von zwei
s)? Falls bisher keine deutsche Partei, muß man eine gründen.
Könnte man nicht Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt
usw. nicht von Schleswig-Holstein aus in alter guter Schreibweise
anbieten? An Käufern würde es doch sicher nicht mangeln.
Jürgen Frielinghaus
Feichtetstr. 19, 823434 Pöcking
eingetragen von Gast am 14.08.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren,
wo ist die Courage (oder etwa: Kurasch?) des SPIEGEL, die früher einmal dazu beigetragen hat, sogar einen untragbar gewordenen Verteidigungsminister aus dem Amt zu jagen, geblieben? Heute reicht es gerade noch dazu, in vorauseilendem Gehorsam vor einer Horde übermütiger Kultusminister einen Kniefall zu machen und dann den Mißstand (pardon: Missstand) kläglich zu bejammern. Es ist nicht zu fassen: Augsteins Meisterwerk kapituliert, Augsts Machwerk obsiegt!
Nachdem ich mich nun, ständig nach dem Rotstift tastend, durch die beiden letzten Ausgaben gequält habe, steht fest, daß ich mich künftig des zweifelhaft gewordenen Vergnügens einer Lektüre Ihres Magazins enthalten werde.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. rer. nat. Alexander Martinez
79312 Emmendingen
eingetragen von Gast am 14.08.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren,
wo ist die Courage (oder etwa: Kurasch?) des SPIEGEL, die früher einmal dazu beigetragen hat, sogar einen untragbar gewordenen Verteidigungsminister aus dem Amt zu jagen, geblieben? Heute reicht es gerade noch dazu, in vorauseilendem Gehorsam vor einer Horde übermütiger Kultusminister einen Kniefall zu machen und dann den Mißstand (pardon: Missstand) kläglich zu bejammern. Es ist nicht zu fassen: Augsteins Meisterwerk kapituliert, Augsts Machwerk obsiegt!
Nachdem ich mich nun, ständig nach dem Rotstift tastend, durch die beiden letzten Ausgaben gequält habe, steht fest, daß ich mich künftig des zweifelhaft gewordenen Vergnügens einer Lektüre Ihres Magazins enthalten werde.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. rer. nat. Alexander Martinez
79312 Emmendingen
eingetragen von Gast am 06.08.1999 um 22.00
Das ZDF setzt sich im Internet vehement für den Neuschrieb ein. Wir haben deshalb folgenden Brief an das ZDF geschickt und gleichzeitig einen ZDF-Boykott angekündigt:
Herrn
Michael Kramers
Redaktionsleitung ZDF.online
Postfach 4040
55100 Mainz Fax: 06131-706864
Sog. Rechtschreibreform
Sehr geehrter Herr Kramers,
mit einigem Entsetzen stellen wir fest, daß Sie sich auf Ihren Internet-Seiten für die sog. Rechtschreib-Reform starkmachen. Mit ihrer kritiklosen Übernahme und ihrer Verharmlosung (...besser als ihr Ruf) reihen sie sich ein in die Riege der untertanengeistigen Mitläufer, der vorauseilend Gehorsamen (es ist doch Zeit bis 2005!), aber auch derjenigen, die den Willen der Mehrheit der Bevölkerung ignorieren. Wie Sie wissen, sind lt. neuesten Umfragen noch immer 74% der Bevölkerung gegen den Neuschrieb, und die Ablehnung wird eher größer, da der Zeitungleser unfreiwillig seit dem 1. August 99 mit den neuen Regeln konfrontiert wird und nun erkennt, wie mißraten dieses Jahrhundertwerk ausgefallen ist.
Vielleicht aber sind auch Sie auf Propaganda hereingefallen. Es gibt ja einen großen Medienkonzern in Gütersloh, der sein Wörterbuch anpreist wie warme Semmeln und in der Medienlandschaft viel Einfluß hat. Deshalb erlauben wir uns, Sie auf einige wichtige Umstände hinzuweisen, da Sie unter anderem argumentieren, die Medien stellten nun auf die neue Schreibung um:
Die neue Rechtschreibung der Agenturen ist eine andere als die amtliche.
Die neue Rechtschreibung der Zeitungsverleger ist häufig eine andere als die der Agenturen, da sich einige große Zeitungen eine Hausorthographie zugelegt haben.
Die amtliche neue Rechtschreibung findet sich weder im Duden noch im Bertelsmann-Wörterbuch; vielmehr weichen beide in vielen Fällen erheblich davon ab und unterscheiden sich auch untereinander in etwa 8.000 Fällen.
Der Duden hat ein Praxiswörterbuch herausgegeben, das in vielen Fällen vom Standard-Duden abweicht. Von einer Einheitlichkeit der Orthographie kann keine Rede mehr sein.
Mehr als 650 deutschsprachige Literatur- und Sprachwissenschaftler lehnen in einer gemeinsamen Resolution die Veränderung der deutschen Schriftsprache ab.
Alle bedeutenden deutschsprachigen Autoren wehren sich in einer gemeinsamen Resolution gegen die Einführung der Reform und den Druck ihrer Werke im Neuschrieb.
Der deutsche Bundestag hat im vergangenen Jahr eine Übernahme der neuen Regeln in die Amtssprache des Bundes abgelehnt.
In Schleswig-Holstein wird nach einem grandiosen Sieg der Reformgegner wieder wie bisher geschrieben.
Selbst das Bundesverfassungsgericht stellt in seinem ansonsten skandalösen Urteil fest, daß niemand außerhalb des Schulbereichs anders schreiben muß als bisher.
Wir möchten auf die mißratenen Inhalte der Reform und ihr eigenartiges Zustandekommen an dieser Stelle nicht näher eingehen, das führt hier zu weit. Darüber finden Sie ausführliche Informationen unter http://www.rechtschreibreform.com/.
Es bleibt natürlich Ihnen überlassen, den Mehrheitswillen Ihrer Zuschauer zu akzeptieren oder zu ignorieren, sich für oder gegen diesen von oben verordneten Schildbürgerstreich gigantischen Ausmaßes (~30 Milliarden DM) einzusetzen. Wir jedenfalls haben uns entschieden, das Programm ZDF nicht mehr einzuschalten, solange Sie diesen Unsinn unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Ahrens Prof. Dr. Carsten Ahrens
Gabriele Ahrens / Prof. Dr. Carsten Ahrens
26931 Elsfleth, Bardenfleth 14
eingetragen von Gast am 06.08.1999 um 22.00
Das ZDF setzt sich im Internet vehement für den Neuschrieb ein. Wir haben deshalb folgenden Brief an das ZDF geschickt und gleichzeitig einen ZDF-Boykott angekündigt:
Herrn
Michael Kramers
Redaktionsleitung ZDF.online
Postfach 4040
55100 Mainz Fax: 06131-706864
Sog. Rechtschreibreform
Sehr geehrter Herr Kramers,
mit einigem Entsetzen stellen wir fest, daß Sie sich auf Ihren Internet-Seiten für die sog. Rechtschreib-Reform starkmachen. Mit ihrer kritiklosen Übernahme und ihrer Verharmlosung (...besser als ihr Ruf) reihen sie sich ein in die Riege der untertanengeistigen Mitläufer, der vorauseilend Gehorsamen (es ist doch Zeit bis 2005!), aber auch derjenigen, die den Willen der Mehrheit der Bevölkerung ignorieren. Wie Sie wissen, sind lt. neuesten Umfragen noch immer 74% der Bevölkerung gegen den Neuschrieb, und die Ablehnung wird eher größer, da der Zeitungleser unfreiwillig seit dem 1. August 99 mit den neuen Regeln konfrontiert wird und nun erkennt, wie mißraten dieses Jahrhundertwerk ausgefallen ist.
Vielleicht aber sind auch Sie auf Propaganda hereingefallen. Es gibt ja einen großen Medienkonzern in Gütersloh, der sein Wörterbuch anpreist wie warme Semmeln und in der Medienlandschaft viel Einfluß hat. Deshalb erlauben wir uns, Sie auf einige wichtige Umstände hinzuweisen, da Sie unter anderem argumentieren, die Medien stellten nun auf die neue Schreibung um:
Die neue Rechtschreibung der Agenturen ist eine andere als die amtliche.
Die neue Rechtschreibung der Zeitungsverleger ist häufig eine andere als die der Agenturen, da sich einige große Zeitungen eine Hausorthographie zugelegt haben.
Die amtliche neue Rechtschreibung findet sich weder im Duden noch im Bertelsmann-Wörterbuch; vielmehr weichen beide in vielen Fällen erheblich davon ab und unterscheiden sich auch untereinander in etwa 8.000 Fällen.
Der Duden hat ein Praxiswörterbuch herausgegeben, das in vielen Fällen vom Standard-Duden abweicht. Von einer Einheitlichkeit der Orthographie kann keine Rede mehr sein.
Mehr als 650 deutschsprachige Literatur- und Sprachwissenschaftler lehnen in einer gemeinsamen Resolution die Veränderung der deutschen Schriftsprache ab.
Alle bedeutenden deutschsprachigen Autoren wehren sich in einer gemeinsamen Resolution gegen die Einführung der Reform und den Druck ihrer Werke im Neuschrieb.
Der deutsche Bundestag hat im vergangenen Jahr eine Übernahme der neuen Regeln in die Amtssprache des Bundes abgelehnt.
In Schleswig-Holstein wird nach einem grandiosen Sieg der Reformgegner wieder wie bisher geschrieben.
Selbst das Bundesverfassungsgericht stellt in seinem ansonsten skandalösen Urteil fest, daß niemand außerhalb des Schulbereichs anders schreiben muß als bisher.
Wir möchten auf die mißratenen Inhalte der Reform und ihr eigenartiges Zustandekommen an dieser Stelle nicht näher eingehen, das führt hier zu weit. Darüber finden Sie ausführliche Informationen unter http://www.rechtschreibreform.com/.
Es bleibt natürlich Ihnen überlassen, den Mehrheitswillen Ihrer Zuschauer zu akzeptieren oder zu ignorieren, sich für oder gegen diesen von oben verordneten Schildbürgerstreich gigantischen Ausmaßes (~30 Milliarden DM) einzusetzen. Wir jedenfalls haben uns entschieden, das Programm ZDF nicht mehr einzuschalten, solange Sie diesen Unsinn unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Ahrens Prof. Dr. Carsten Ahrens
Gabriele Ahrens / Prof. Dr. Carsten Ahrens
26931 Elsfleth, Bardenfleth 14
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
Reformleid
Kommentar von Mathias Döpfner
Das Perfideste an der sogenannten Rechtschreibreform ist ihr Name. Er legt nahe, daß jeder, der gegen sie ist, ein Reform-, also ein Fortschrittsgegner ist. Das Dümmste an ihr ist, daß sie das Gegenteil von dem hervorbringt, was sie beabsichtigt: Chaos statt Klarheit.
Am 1. August also werden neue Schreibregeln von den Nachrichtenagenturen und damit in den meisten Printmedien eingeführt. Doch es handelt sich keineswegs um das von den Kultusbürokraten verordnete Regelwerk, das mittlerweile schon in den meisten Schulen gelehrt wird. Es ist ein Schreibreformleid", in dem einige neue Regeln übernommen werden, andere nicht. Viele deutsche Verlage haben ihrerseits Sonderversionen verabschiedet, die irgendwo zwischen der Bürokraten- und der Agenturreform liegen. Schleswig-Holstein schert ganz aus, dort gelten die alten Regeln. Viele Schriftsteller und noch mehr Nichtliteraten treten in einen orthographischen Streik. Sogar der frühere Bundespräsident, Ruck-Reformer Herzog, hat seinen zivilen Ungehorsam erklärt.
Die praktische Konsequenz dieses Durcheinanders ist die faktische Abschaffung einer verbindlichen Orthographie. Anstatt dem natürlichen Wandel einer lebendigen Sprache zu vertrauen, machen wir eine Rolle rückwärts in Jahrhunderte, als Rechtschreibung eher noch lautmalerischen Charakter hatte.
Nun kann man ja sagen, es sei doch gleich, ob Orthographie als Ortographi oder Orthogravieh buchstabiert werde. Doch hinter dem Wahnsinn könnte symbolische Methode stecken: Ein Land, das dringende Bildungs- und Sozialreformen nicht zuwege bringt, tröstet sich mit einem Pseudoreförmchen der Rechtschreibung.
Puh, war das viel Modernisierung! Jetzt brauchen wir erst mal eine Pause.
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
http://www.welt.de/daten/1999/07/30/0730lw123387.htx
Frust-ration für Pä-da-go-gen?
Der (Leidens-)Weg einer Deutschlehrerin durch die Rechtschreibung
Von Gabriele Larisch
Habe nun ach Grammatik und Orthografie durchaus studiert mit heißem Bemüh'n. Und wie jeder Mensch, der sich einbildet, eine Menge gelernt zu haben und dieses Wissen bisher versiert in der Praxis zum Besten geben zu können, sträubte sich zunächst jede meiner orthografisch geprägten Gehirnzellen gegen ein Umlernen. Natürlich nicht aus Bequemlichkeit!!! Je mehr ich mich mit den neuen Regeln beschäftigte, desto weher wurde mir ums Herz! Meine geliebte, schwierige und doch erklärbare Rechtschreibung sollte nun verschandelt werden?
Erinnerungen kamen auf an spaßige Unterrichtsstunden, in denen ich Lernenden mit Eselsbrücken und Rollenspielen beibringen durfte, dass beispielsweise wer im trüben fischt nicht mit der Angel Beute machen will und im trüben somit nach der alten Rechtschreibung kleinzuschreiben war. Heute fischt man jedoch (wirklich) im Trüben".
Nichtsdestotrotz, eine Deutschlehrerin sollte ja auf dem Laufenden bleiben". Je mehr ich mich einfuchste, desto logischer erschienen mir einige Vereinfachungen. Aber auch um so unklarer sind viele weiterhin vorhandene Ausnahmefälle. Wenn schon vereinfacht werden soll, dann doch konsequent!
Die Kleinen in der Schule würden ja von Anfang an nur nach den neuen Schreibregeln lernen. Doch die Größeren, die sich schon mit der alten Orthografie herumgequält haben, müssen von nun an neue alte Ausnahmefälle lernen:
Des Weiteren wird wegen des Artikels großgeschrieben, aber ohne weiteres bleibt trotz der Präposition klein. Der Einzelne und jeder Einzelne schreibt man groß, da sie substantivisch gebraucht werden, aber die beiden bleiben weiterhin klein.
Grau ist alle Theorie! Also besorgte ich mir eine CD-ROM mit einem Rechtschreibtrainer. Hier sollten mir nicht nur alle Neuerungen der Orthografie verständlich erklärt werden, sondern auch Übungen beim Festigen und Anwenden helfen. Der Abschlusstest zeigt, inwieweit man dazugelernt hat.
Ich gebe zu: Selbst nach zwei Jahren Üben in der neuen Rechtschreibung erreiche ich bis heute noch nicht die erforderliche Punktzahl. Maximal komme ich auf 93 bis 97 Prozent. Zu fest sitzen die alten Regeln!
Neues verfestigt sich erst in der Praxis! Und ich habe mich wieder eines Besseren belehren lassen. Noch heute ist es möglich, Orthografie mit Spaß zu vermitteln.
Ob mir allerdings die neuen Trennregeln so unbedingt gefallen werden, wage ich bereits im Vo-raus zu bezweifeln. Wenn ein Pä-da-go-ge von nun an Schwierigkeiten hat, Lernenden die Herkunft und die Geschichte unseres Wortschatzes zu erklären, wird der Unterricht bis zum A-bi-tur ganz schön tro-cken.
Und der Lehrer kann kaum etwas gegen die Frust-ration tun. Er freut sich vielmehr auf den Feiera-bend! Trotzdem, auf zum Umlernen! Überstürzen Sie nichts! Wenn Sie Maß halten", werden Sie Erfolg versprechende Ergebnisse erzielen.
Viel Glück!
Die Germanistin und Slawistin Gabriele Larisch ist Dozentin der Grone-Schule Berlin
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
http://www.welt.de/daten/1999/07/30/0730lw123393.htx
Widersprüchliche Schreibweisen bei korrekter Anwendung der neuen Rechtschreibung
Getrennt- und Zusammenschreibung
bisher ... neu
achtgeben ... Acht geben
preisgeben ... preisgeben
anheim geben ... anheim geben
bekanntmachen ... bekannt machen
gutmachen ... gutmachen schlechtmachen ... schlecht machen
davorsetzen ... davor setzen
danebensetzen ... danebensetzen
erfolgversprechend ...
Erfolg versprechend
äußerst erfolgversprechend ...
äußerst erfolgversprechend
hochgebildet ... hochgebildet hochbegabt ... hoch begabt warmlaufen ... warm laufen
heißlaufen ... heißlaufen
schwerbehindert ... schwer behindert
schwerstbehindert ... schwerstbehindert
wohlwollen ... wohl wollen
wohlwollend ... wohlwollend
blutsaugend ... Blut saugend blutstillend ... blutstillend
musikliebend ... Musik liebend
tierliebend ... tierliebend
unheilbringend ... Unheil bringend
heilbringend ... heilbringend
Groß- und Kleinschreibung
heute abend ... heute Abend heute früh ... heute früh
der erste ... der Erste
Erste Hilfe ... erste Hilfe
das Hohe Haus ... das hohe Haus
die Hohe Tatra ... die Hohe Tatra
beim alten lassen ... beim Alten lassen
jmdm. todfeind sein ... jmdm. todfeind sein
jmdm. spinnefeind sein ... jmdm. Spinnefeind sein
eislaufen ... Eis laufen
Trennungen am Zeilenende
ein-ander ... ei-nander
Ek-ke ... E-cke
ex-tra... ext-ra
Pro-spekt ... Pros-pekt
Qua-drat ... Quad-rat
Teen-ager ... Tee-nager
voll-enden ... vol-lenden
Vor-aussicht ... Vo-raussicht
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
Reformleid
Kommentar von Mathias Döpfner
Das Perfideste an der sogenannten Rechtschreibreform ist ihr Name. Er legt nahe, daß jeder, der gegen sie ist, ein Reform-, also ein Fortschrittsgegner ist. Das Dümmste an ihr ist, daß sie das Gegenteil von dem hervorbringt, was sie beabsichtigt: Chaos statt Klarheit.
Am 1. August also werden neue Schreibregeln von den Nachrichtenagenturen und damit in den meisten Printmedien eingeführt. Doch es handelt sich keineswegs um das von den Kultusbürokraten verordnete Regelwerk, das mittlerweile schon in den meisten Schulen gelehrt wird. Es ist ein Schreibreformleid", in dem einige neue Regeln übernommen werden, andere nicht. Viele deutsche Verlage haben ihrerseits Sonderversionen verabschiedet, die irgendwo zwischen der Bürokraten- und der Agenturreform liegen. Schleswig-Holstein schert ganz aus, dort gelten die alten Regeln. Viele Schriftsteller und noch mehr Nichtliteraten treten in einen orthographischen Streik. Sogar der frühere Bundespräsident, Ruck-Reformer Herzog, hat seinen zivilen Ungehorsam erklärt.
Die praktische Konsequenz dieses Durcheinanders ist die faktische Abschaffung einer verbindlichen Orthographie. Anstatt dem natürlichen Wandel einer lebendigen Sprache zu vertrauen, machen wir eine Rolle rückwärts in Jahrhunderte, als Rechtschreibung eher noch lautmalerischen Charakter hatte.
Nun kann man ja sagen, es sei doch gleich, ob Orthographie als Ortographi oder Orthogravieh buchstabiert werde. Doch hinter dem Wahnsinn könnte symbolische Methode stecken: Ein Land, das dringende Bildungs- und Sozialreformen nicht zuwege bringt, tröstet sich mit einem Pseudoreförmchen der Rechtschreibung.
Puh, war das viel Modernisierung! Jetzt brauchen wir erst mal eine Pause.
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
http://www.welt.de/daten/1999/07/30/0730lw123387.htx
Frust-ration für Pä-da-go-gen?
Der (Leidens-)Weg einer Deutschlehrerin durch die Rechtschreibung
Von Gabriele Larisch
Habe nun ach Grammatik und Orthografie durchaus studiert mit heißem Bemüh'n. Und wie jeder Mensch, der sich einbildet, eine Menge gelernt zu haben und dieses Wissen bisher versiert in der Praxis zum Besten geben zu können, sträubte sich zunächst jede meiner orthografisch geprägten Gehirnzellen gegen ein Umlernen. Natürlich nicht aus Bequemlichkeit!!! Je mehr ich mich mit den neuen Regeln beschäftigte, desto weher wurde mir ums Herz! Meine geliebte, schwierige und doch erklärbare Rechtschreibung sollte nun verschandelt werden?
Erinnerungen kamen auf an spaßige Unterrichtsstunden, in denen ich Lernenden mit Eselsbrücken und Rollenspielen beibringen durfte, dass beispielsweise wer im trüben fischt nicht mit der Angel Beute machen will und im trüben somit nach der alten Rechtschreibung kleinzuschreiben war. Heute fischt man jedoch (wirklich) im Trüben".
Nichtsdestotrotz, eine Deutschlehrerin sollte ja auf dem Laufenden bleiben". Je mehr ich mich einfuchste, desto logischer erschienen mir einige Vereinfachungen. Aber auch um so unklarer sind viele weiterhin vorhandene Ausnahmefälle. Wenn schon vereinfacht werden soll, dann doch konsequent!
Die Kleinen in der Schule würden ja von Anfang an nur nach den neuen Schreibregeln lernen. Doch die Größeren, die sich schon mit der alten Orthografie herumgequält haben, müssen von nun an neue alte Ausnahmefälle lernen:
Des Weiteren wird wegen des Artikels großgeschrieben, aber ohne weiteres bleibt trotz der Präposition klein. Der Einzelne und jeder Einzelne schreibt man groß, da sie substantivisch gebraucht werden, aber die beiden bleiben weiterhin klein.
Grau ist alle Theorie! Also besorgte ich mir eine CD-ROM mit einem Rechtschreibtrainer. Hier sollten mir nicht nur alle Neuerungen der Orthografie verständlich erklärt werden, sondern auch Übungen beim Festigen und Anwenden helfen. Der Abschlusstest zeigt, inwieweit man dazugelernt hat.
Ich gebe zu: Selbst nach zwei Jahren Üben in der neuen Rechtschreibung erreiche ich bis heute noch nicht die erforderliche Punktzahl. Maximal komme ich auf 93 bis 97 Prozent. Zu fest sitzen die alten Regeln!
Neues verfestigt sich erst in der Praxis! Und ich habe mich wieder eines Besseren belehren lassen. Noch heute ist es möglich, Orthografie mit Spaß zu vermitteln.
Ob mir allerdings die neuen Trennregeln so unbedingt gefallen werden, wage ich bereits im Vo-raus zu bezweifeln. Wenn ein Pä-da-go-ge von nun an Schwierigkeiten hat, Lernenden die Herkunft und die Geschichte unseres Wortschatzes zu erklären, wird der Unterricht bis zum A-bi-tur ganz schön tro-cken.
Und der Lehrer kann kaum etwas gegen die Frust-ration tun. Er freut sich vielmehr auf den Feiera-bend! Trotzdem, auf zum Umlernen! Überstürzen Sie nichts! Wenn Sie Maß halten", werden Sie Erfolg versprechende Ergebnisse erzielen.
Viel Glück!
Die Germanistin und Slawistin Gabriele Larisch ist Dozentin der Grone-Schule Berlin
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 05.08.1999 um 22.00
http://www.welt.de/daten/1999/07/30/0730lw123393.htx
Widersprüchliche Schreibweisen bei korrekter Anwendung der neuen Rechtschreibung
Getrennt- und Zusammenschreibung
bisher ... neu
achtgeben ... Acht geben
preisgeben ... preisgeben
anheim geben ... anheim geben
bekanntmachen ... bekannt machen
gutmachen ... gutmachen schlechtmachen ... schlecht machen
davorsetzen ... davor setzen
danebensetzen ... danebensetzen
erfolgversprechend ...
Erfolg versprechend
äußerst erfolgversprechend ...
äußerst erfolgversprechend
hochgebildet ... hochgebildet hochbegabt ... hoch begabt warmlaufen ... warm laufen
heißlaufen ... heißlaufen
schwerbehindert ... schwer behindert
schwerstbehindert ... schwerstbehindert
wohlwollen ... wohl wollen
wohlwollend ... wohlwollend
blutsaugend ... Blut saugend blutstillend ... blutstillend
musikliebend ... Musik liebend
tierliebend ... tierliebend
unheilbringend ... Unheil bringend
heilbringend ... heilbringend
Groß- und Kleinschreibung
heute abend ... heute Abend heute früh ... heute früh
der erste ... der Erste
Erste Hilfe ... erste Hilfe
das Hohe Haus ... das hohe Haus
die Hohe Tatra ... die Hohe Tatra
beim alten lassen ... beim Alten lassen
jmdm. todfeind sein ... jmdm. todfeind sein
jmdm. spinnefeind sein ... jmdm. Spinnefeind sein
eislaufen ... Eis laufen
Trennungen am Zeilenende
ein-ander ... ei-nander
Ek-ke ... E-cke
ex-tra... ext-ra
Pro-spekt ... Pros-pekt
Qua-drat ... Quad-rat
Teen-ager ... Tee-nager
voll-enden ... vol-lenden
Vor-aussicht ... Vo-raussicht
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von Karl Eichholz am 04.08.1999 um 22.00
Zitat Anfang, Fundstelle http://www.ids-mannheim.de/reform/
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
Rechtschreibreform
Diskussionsbeiträge zur Neuregelung
Wir wollen die gewohnte Schreibung behalten!
Oder?
Haben Sie schon bemerkt, welch reiche Differenzierungsmöglichkeiten uns verloren gehen, wenn die neue Schreibung kommt? Sie will Erleichterungen für die Kinder bringen. Aber Sie haben doch wohl mit den folgenden alten (!) Schreibungen keine Probleme:
Elefant (früher Elephant) Delphin Kakadu, Emu, Gnu Känguruh Resümee (früher Résumé) Exposé Nummer Summe numerieren summieren roh - Roheit Ro|heit hell - hellicht hell|licht Ballettänzer, Ballettheater Balletttruppe geradebiegen krumm biegen kurz schneiden kleinschneiden fertigkochen fertiggekochtes [Fleisch] [Fleisch] gar kochen gargekochtes [Fleisch] rein halten sauberhalten bestehenbleiben erhalten bleiben ernst nehmen übelnehmen jmdn. zufriedenlassen jmdn. zufrieden machen aufrecht sitzen geradesitzen bummeln gehen spazierengehen sich bereit halten etwas bereithalten (wörtl.) im Bett liegenbleiben (übertr.) mit seinem Plan baden gehen (wörtl.) auf dem Stuhl sitzen bleiben (übertr.) in der Schule sitzenbleiben (wörtl.) das Essen heiß machen (übertr.) jmdm. die Hölle heiß machen (wörtl.) das Fenster offenlassen (übertr.) eine Frage offenlassen Angst haben recht haben etwas macht mir angst etwas macht mir Sorge beim Bisherigen bleiben beim alten bleiben etwas zum besten geben etwas zum Besten wenden das folgende beachten (= dieses) das Folgende beachten (= das, was folgt) ein Urteil rechtens fällen das Urteil ist Rechtens einer Person Herr werden einer Person feind sein im Großen wie im Kleinen treu sein im großen und im kleinen betreiben etwas als Ganzes betrachten etwas im ganzen betrachten Ski fahren lernen radfahren lernen jmd. fährt gerne Ski jmd. fährt gerne Rad jenseits von Gut und Böse sein gut und böse nicht unterscheiden können auf dem Trockenen sitzen
(wörtl. = auf trockenem Boden)auf dem trockenen sitzen
(übertr. = in Verlegenheit sein)ins Schwarze treffen
(wörtl. = in die Mitte der Zielscheibe)ins Schwarze treffen
(übertr. = das Richtige erkennen)aufs Ganze gehen in die vollen gehen in bezug auf mit Bezug auf alles übrige alles Weitere eine Reise nach unbekannt eine Anklage gegen Unbekannt [im] folgenden (= unten) [im] Folgenden (= im folgenden Text) im Nu im nachhinein die schwarze Liste das Schwarze Brett der Schwarze Kontinent der blaue Planet der deutsche Schäferhund der Sibirische Tiger die Gemeine Stubenfliege die fliegenden Fische das schwarze Schaf in der Familie jmdn. den Schwarzen Peter zuschieben das Goldene Zeitalter die jüngere Steinzeit die eiserne Lunge der Goldene Schnitt die hohe Jagd die Hohe Schule (des Reitsports) das Zweite Gesicht das andere Ich Hard cover
High-riser
HardwareHard Rock
High-FidelityDrama-turgie Chir-urgie Ab-itur Tran-sit Melo-die Par-odie An-ode Ka-thode Main-au
(au = Insel)Norder-ney
(ey = Insel)
Wenn Sie der Meinung sind, dass wir auf diesen Reichtum widersprüchlicher Schreibungen nicht verzichten können, dann schimpfen Sie ruhig
weiter auf die Rechtschreibreform!
Orthographicus
Zitat Ende
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von anonymer Gast am 04.08.1999 um 22.00
Ich versuche derzeit Kontakt zu allen Initiativen-Gruppen gegen die Reform zwecks Koordinierung mit vereinten Kräften für eine neue Strategie.
Alle Gruppierungen, die sich angesprochen fühlen, bitte um Meldung per E-Mail bei mir.
Wir können noch alles rückgängig machen, wenn wir schnell handeln. Der Chatraum steht bei mir im Kinderbund für Sitzungen zur Verfügung. Termine auf Vorschlag können bei mir gemeldet werden, zwecks Ankündigung.
Ein offener Brief zu dem Thema und für eine kommende bundesweit Aktion bei Resonanz ist zu lesen, unter
http://www.kinderbund.de/publish/Brief_0199.htmBR>
Es folgen dabei weitere Briefe diesbezüglich u.a.m. vor allem im Arbeitskreis vom Kinderbund, unter http://www.kinderbund.de/AKreis/publish
Es grüßt Kinderherz, Kinder-Klub-Leiter.
Kinderherz
kinderherz@kinderbund.de
eingetragen von Karl Eichholz am 04.08.1999 um 22.00
Zitat Anfang, Fundstelle http://www.ids-mannheim.de/reform/
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
Rechtschreibreform
Diskussionsbeiträge zur Neuregelung
Wir wollen die gewohnte Schreibung behalten!
Oder?
Haben Sie schon bemerkt, welch reiche Differenzierungsmöglichkeiten uns verloren gehen, wenn die neue Schreibung kommt? Sie will Erleichterungen für die Kinder bringen. Aber Sie haben doch wohl mit den folgenden alten (!) Schreibungen keine Probleme:
Elefant (früher Elephant) Delphin Kakadu, Emu, Gnu Känguruh Resümee (früher Résumé) Exposé Nummer Summe numerieren summieren roh - Roheit Ro|heit hell - hellicht hell|licht Ballettänzer, Ballettheater Balletttruppe geradebiegen krumm biegen kurz schneiden kleinschneiden fertigkochen fertiggekochtes [Fleisch] [Fleisch] gar kochen gargekochtes [Fleisch] rein halten sauberhalten bestehenbleiben erhalten bleiben ernst nehmen übelnehmen jmdn. zufriedenlassen jmdn. zufrieden machen aufrecht sitzen geradesitzen bummeln gehen spazierengehen sich bereit halten etwas bereithalten (wörtl.) im Bett liegenbleiben (übertr.) mit seinem Plan baden gehen (wörtl.) auf dem Stuhl sitzen bleiben (übertr.) in der Schule sitzenbleiben (wörtl.) das Essen heiß machen (übertr.) jmdm. die Hölle heiß machen (wörtl.) das Fenster offenlassen (übertr.) eine Frage offenlassen Angst haben recht haben etwas macht mir angst etwas macht mir Sorge beim Bisherigen bleiben beim alten bleiben etwas zum besten geben etwas zum Besten wenden das folgende beachten (= dieses) das Folgende beachten (= das, was folgt) ein Urteil rechtens fällen das Urteil ist Rechtens einer Person Herr werden einer Person feind sein im Großen wie im Kleinen treu sein im großen und im kleinen betreiben etwas als Ganzes betrachten etwas im ganzen betrachten Ski fahren lernen radfahren lernen jmd. fährt gerne Ski jmd. fährt gerne Rad jenseits von Gut und Böse sein gut und böse nicht unterscheiden können auf dem Trockenen sitzen
(wörtl. = auf trockenem Boden)auf dem trockenen sitzen
(übertr. = in Verlegenheit sein)ins Schwarze treffen
(wörtl. = in die Mitte der Zielscheibe)ins Schwarze treffen
(übertr. = das Richtige erkennen)aufs Ganze gehen in die vollen gehen in bezug auf mit Bezug auf alles übrige alles Weitere eine Reise nach unbekannt eine Anklage gegen Unbekannt [im] folgenden (= unten) [im] Folgenden (= im folgenden Text) im Nu im nachhinein die schwarze Liste das Schwarze Brett der Schwarze Kontinent der blaue Planet der deutsche Schäferhund der Sibirische Tiger die Gemeine Stubenfliege die fliegenden Fische das schwarze Schaf in der Familie jmdn. den Schwarzen Peter zuschieben das Goldene Zeitalter die jüngere Steinzeit die eiserne Lunge der Goldene Schnitt die hohe Jagd die Hohe Schule (des Reitsports) das Zweite Gesicht das andere Ich Hard cover
High-riser
HardwareHard Rock
High-FidelityDrama-turgie Chir-urgie Ab-itur Tran-sit Melo-die Par-odie An-ode Ka-thode Main-au
(au = Insel)Norder-ney
(ey = Insel)
Wenn Sie der Meinung sind, dass wir auf diesen Reichtum widersprüchlicher Schreibungen nicht verzichten können, dann schimpfen Sie ruhig
weiter auf die Rechtschreibreform!
Orthographicus
Zitat Ende
aufgestöbert von Karl Eichholz
Karl Eichholz
eingetragen von anonymer Gast am 04.08.1999 um 22.00
Ich versuche derzeit Kontakt zu allen Initiativen-Gruppen gegen die Reform zwecks Koordinierung mit vereinten Kräften für eine neue Strategie.
Alle Gruppierungen, die sich angesprochen fühlen, bitte um Meldung per E-Mail bei mir.
Wir können noch alles rückgängig machen, wenn wir schnell handeln. Der Chatraum steht bei mir im Kinderbund für Sitzungen zur Verfügung. Termine auf Vorschlag können bei mir gemeldet werden, zwecks Ankündigung.
Ein offener Brief zu dem Thema und für eine kommende bundesweit Aktion bei Resonanz ist zu lesen, unter
http://www.kinderbund.de/publish/Brief_0199.htmBR>
Es folgen dabei weitere Briefe diesbezüglich u.a.m. vor allem im Arbeitskreis vom Kinderbund, unter http://www.kinderbund.de/AKreis/publish
Es grüßt Kinderherz, Kinder-Klub-Leiter.
Kinderherz
kinderherz@kinderbund.de
eingetragen von Gast am 03.08.1999 um 22.00
Als lehramtsstudentin kurz vor abschluss des 1. staatsexamens mit den fächern musik und deutsch für sek. I beschäftige ich mich gerade mit der geschichte der deutschen orthographie (demnächst schon ortografi?). Dabei kommen die reformen auch nicht zu kurz. Deswegen möchte ich an dieser stelle schon einmal für die informationen auf diesen internetseiten danken.
Außerdem wünsche ich mir immer noch die gemäßigte kleinschreibung, denn so läßt sich dieser text auch verstehend lesen, oder?
Gegenüber anregungen und kritik bin ich offen!
Bleibt mir nur auf eine reaktion zu hoffen...
Inga Eisenblätter
eingetragen von Gast am 03.08.1999 um 22.00
Als lehramtsstudentin kurz vor abschluss des 1. staatsexamens mit den fächern musik und deutsch für sek. I beschäftige ich mich gerade mit der geschichte der deutschen orthographie (demnächst schon ortografi?). Dabei kommen die reformen auch nicht zu kurz. Deswegen möchte ich an dieser stelle schon einmal für die informationen auf diesen internetseiten danken.
Außerdem wünsche ich mir immer noch die gemäßigte kleinschreibung, denn so läßt sich dieser text auch verstehend lesen, oder?
Gegenüber anregungen und kritik bin ich offen!
Bleibt mir nur auf eine reaktion zu hoffen...
Inga Eisenblätter
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Wenn man in diesen Tagen die Zeitungen sichtet, fällt auf, daß sich die Redakteure immer wieder dafür entschuldigen, daß sie leider und gegen ihren Willen (= zähneknirschend) auf den Neuschrieb haben umstellen müssen, weil die Agenturen ihnen die Nachrichten in der neuen Schreibweise lieferten. Von müssen kann aber offenbar nicht die Rede sein; denn die 14 Tageszeitungen des schleswig-holsteinischen Zeitungsverlages sowie die Neue Bildpost und 6 Zeitungen in Österreich stellen nicht um. Wenn diese frei sind, so zu handeln, dann dürften es die anderen Zeitungen auch sein. Da sicherlich ohnehin eine Schlußkorrektur per Programm stattfindet, wäre es ein leichtes, den Neuschrieb durch ein Korrekturprogramm in der bisherigen Schreibweise rückgängig zu machen. Der Zeitaufwand wäre der gleiche.
Sind sich die Redakteure und Journalisten, deren beruflicher Lebensinhalt vom Schreiben bestimmt ist, eigentlich bewußt, was sie dadurch anstellen, daß sie den Neuschrieb verbreiten? Wenn man die Falschschreibungen lange genug liest, wird man zumindest verwirrt. Da sich aber auf Dauer die Falschschreibungen einprägen - man lernt Schreiben ganz wesentlich durch Lesen -, kann man leicht, mehr oder weniger unbewußt, in die Falschschreibungen verfallen. Und das ist teuflisch!
Können Sie, Redakteure und Journalisten, diese Verantwortung wirklich tragen? Sprache und Schrift sind aufs engste miteinander verknüpft. Einer der herausragenden Kritiker der Sprache des Dritten Reiches, Victor Klemperer, betont: Die Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewußter ich mich ihr überlasse. Bitte, zeigen Sie Ihre Verantwortung und lassen Sie ab von dem unseligen Neuschrieb!
Dr. Maria Theresia Rolland
Venusbergweg 43. 53115 Bonn
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Hat eine Frau auch in Zukunft Maße oder hat sie dann nur noch Masse.
Frage mich - und Sie/sie - besorgt!
Ralph Lauriolle
Ludwigstraße 8
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Hallo,
bei http://wog4doc.de gibt es eine Umfrage zur Akzeptanz der Rechtschreibreform.
Viele Grüße
Michael Pfister
Michael Pfister
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.1999 um 22.00
Leserbrief-Redaktion
Zu: Neue Rechtschreibung im SPIEGEL
Nun hat sich auch der SPIEGEL unangekündigt entblößt und kommt in der spinnwebfeinen Reformkleidung der nackten Medienkaiser daher. Wenn demnächst aus SPIEGEL 19/99 zitiert wird, Bergsteiger Mallory lief behände über den Grat, dann wissen wir, daß Schimpansen die Reform gemacht haben. Kaum glaublich ist jedoch, daß die Hintergründe dieser überhasteten Zwangsmissionierung des ganzen Lesevolkes bisher den findigen Spiegelreportern entgangen sein sollen.
S.Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Wenn man in diesen Tagen die Zeitungen sichtet, fällt auf, daß sich die Redakteure immer wieder dafür entschuldigen, daß sie leider und gegen ihren Willen (= zähneknirschend) auf den Neuschrieb haben umstellen müssen, weil die Agenturen ihnen die Nachrichten in der neuen Schreibweise lieferten. Von müssen kann aber offenbar nicht die Rede sein; denn die 14 Tageszeitungen des schleswig-holsteinischen Zeitungsverlages sowie die Neue Bildpost und 6 Zeitungen in Österreich stellen nicht um. Wenn diese frei sind, so zu handeln, dann dürften es die anderen Zeitungen auch sein. Da sicherlich ohnehin eine Schlußkorrektur per Programm stattfindet, wäre es ein leichtes, den Neuschrieb durch ein Korrekturprogramm in der bisherigen Schreibweise rückgängig zu machen. Der Zeitaufwand wäre der gleiche.
Sind sich die Redakteure und Journalisten, deren beruflicher Lebensinhalt vom Schreiben bestimmt ist, eigentlich bewußt, was sie dadurch anstellen, daß sie den Neuschrieb verbreiten? Wenn man die Falschschreibungen lange genug liest, wird man zumindest verwirrt. Da sich aber auf Dauer die Falschschreibungen einprägen - man lernt Schreiben ganz wesentlich durch Lesen -, kann man leicht, mehr oder weniger unbewußt, in die Falschschreibungen verfallen. Und das ist teuflisch!
Können Sie, Redakteure und Journalisten, diese Verantwortung wirklich tragen? Sprache und Schrift sind aufs engste miteinander verknüpft. Einer der herausragenden Kritiker der Sprache des Dritten Reiches, Victor Klemperer, betont: Die Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewußter ich mich ihr überlasse. Bitte, zeigen Sie Ihre Verantwortung und lassen Sie ab von dem unseligen Neuschrieb!
Dr. Maria Theresia Rolland
Venusbergweg 43. 53115 Bonn
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Hat eine Frau auch in Zukunft Maße oder hat sie dann nur noch Masse.
Frage mich - und Sie/sie - besorgt!
Ralph Lauriolle
Ludwigstraße 8
eingetragen von Gast am 02.08.1999 um 22.00
Hallo,
bei http://wog4doc.de gibt es eine Umfrage zur Akzeptanz der Rechtschreibreform.
Viele Grüße
Michael Pfister
Michael Pfister
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.1999 um 22.00
Leserbrief-Redaktion
Zu: Neue Rechtschreibung im SPIEGEL
Nun hat sich auch der SPIEGEL unangekündigt entblößt und kommt in der spinnwebfeinen Reformkleidung der nackten Medienkaiser daher. Wenn demnächst aus SPIEGEL 19/99 zitiert wird, Bergsteiger Mallory lief behände über den Grat, dann wissen wir, daß Schimpansen die Reform gemacht haben. Kaum glaublich ist jedoch, daß die Hintergründe dieser überhasteten Zwangsmissionierung des ganzen Lesevolkes bisher den findigen Spiegelreportern entgangen sein sollen.
S.Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Gast am 01.08.1999 um 22.00
Würde unsere geschriebene Sprache nicht im Laufe der Zeit den
Veränderungen angepasst worden sein, so würden wir heute kein Wort,
welches wir lesen, verstehen.
Anders ausgedrückt: Was ist schon deutsch, wenn man weiß, woher die
Worte abgeleitet wurden. Wir sind und bleiben ein
Viel-Völker-Staat.
Jürgen Streit
Lahnstr. 2729; 64625 Bensheim
eingetragen von Gast am 01.08.1999 um 22.00
Würde unsere geschriebene Sprache nicht im Laufe der Zeit den
Veränderungen angepasst worden sein, so würden wir heute kein Wort,
welches wir lesen, verstehen.
Anders ausgedrückt: Was ist schon deutsch, wenn man weiß, woher die
Worte abgeleitet wurden. Wir sind und bleiben ein
Viel-Völker-Staat.
Jürgen Streit
Lahnstr. 2729; 64625 Bensheim
eingetragen von Reinhard Markner am 31.07.1999 um 22.00
Der folgende Leserbrief an die Zeit ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Umstellung Ihrer Zeitung auf die von den Kultusministern oktroyierte Rechtschreibnorm ist nicht nur ein schwerer Fehler, weil die neue Regelung grundsätzlich verfehlt ist und in jedem einzelnen Detail wissenschaftlich widerlegt werden kann (falsche Etymologien, unscharfe Bestimmungen, Beseitigung von Wörtern und semantischen Differenzierungen u. s. w.). Diese Entscheidung offenbart darüber hinaus eine erschreckende Staatshörigkeit. Die Leserschaft der Zeit soll an eine Regelung gewöhnt werden, deren Mangelhaftigkeit Redaktion und Herausgebern wohlbekannt (wohl bekannt?) ist, da sich auch Dieter E. Zimmer nicht in der Lage sieht, ihre Vorschriften vollständig zu befolgen. Die namhaftesten Schriftsteller, Verleger und Germanisten haben ihre Ablehnung dieser unnützen und falschen Reform kundgetan. Die Bürger Schleswig-Holsteins haben stellvertretend für alle Deutschen und Deutschsprachigen mit sehr klarer Mehrheit für die Wiederabschaffung des Unterrichts in der neuen Orthographie votiert. Das alles und
noch viel mehr ist der Zeit egal. Sie ändert ihre Hausorthographie -- als sei sie ein Amtsblatt, das die Anordnungen der Kultusministerkonferenz zu verkünden und zu befolgen habe. Diese Geisteshaltung kann ich nur als erbärmlich bezeichnen.
Reinhard Markner, M. A.
(Wissenschaftl. Mitarbeiter, Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg)
Herderstr. 21
12163 Berlin
030/822 28 57
... wurde von meiner Freundin Annette Winkelmann an Brad S. Hill weitergeleitet, einen herausragenden Kenner der hebräischen wie jiddischen Sprachen. Dies seine Antwort:
libe anete,
ich bin in gancn custimik mit di werter fun dajn frajnt markner. es iz doch a grojse szande far dajczland un far der gebildeter literariszer welt, cu machn ot di idiotisze enderungen in der dajcziszer ortografje. s'iz a curiktrit, niszt kejn forszrit. bald wet men szojn szrajbn mit runes.
mit waremste gris,
dajner
burech
(sine dipl., Oxon.)
Ich habe heute, am 2. 8., weitere Leserbriefe ähnlichen Inhalts an andere Zeitungen geschickt, darunter die F. A. Z., deren Abonnement ich gekündigt habe. Ich habe es nicht für möglich gehalten, daß der Wille zur Unterordnung in den Redaktionen so verbreitet ist, daß sich die deutsche Presse regelrecht zu einem Kartell zusammenschließt, das ein Bundespropagandaminister nicht besser hätte organisieren können. Trotzdem kann es nur heißen: Jetzt erst recht! Die Vergewaltigung der Zeitungsleser ist nur eine weitere Episode in der Geschichte dieses Versuchs der Entmündigung der Deutschen. Dagegen hilft nur direkte Demokratie.
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von Reinhard Markner am 31.07.1999 um 22.00
Der folgende Leserbrief an die Zeit ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Umstellung Ihrer Zeitung auf die von den Kultusministern oktroyierte Rechtschreibnorm ist nicht nur ein schwerer Fehler, weil die neue Regelung grundsätzlich verfehlt ist und in jedem einzelnen Detail wissenschaftlich widerlegt werden kann (falsche Etymologien, unscharfe Bestimmungen, Beseitigung von Wörtern und semantischen Differenzierungen u. s. w.). Diese Entscheidung offenbart darüber hinaus eine erschreckende Staatshörigkeit. Die Leserschaft der Zeit soll an eine Regelung gewöhnt werden, deren Mangelhaftigkeit Redaktion und Herausgebern wohlbekannt (wohl bekannt?) ist, da sich auch Dieter E. Zimmer nicht in der Lage sieht, ihre Vorschriften vollständig zu befolgen. Die namhaftesten Schriftsteller, Verleger und Germanisten haben ihre Ablehnung dieser unnützen und falschen Reform kundgetan. Die Bürger Schleswig-Holsteins haben stellvertretend für alle Deutschen und Deutschsprachigen mit sehr klarer Mehrheit für die Wiederabschaffung des Unterrichts in der neuen Orthographie votiert. Das alles und
noch viel mehr ist der Zeit egal. Sie ändert ihre Hausorthographie -- als sei sie ein Amtsblatt, das die Anordnungen der Kultusministerkonferenz zu verkünden und zu befolgen habe. Diese Geisteshaltung kann ich nur als erbärmlich bezeichnen.
Reinhard Markner, M. A.
(Wissenschaftl. Mitarbeiter, Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg)
Herderstr. 21
12163 Berlin
030/822 28 57
... wurde von meiner Freundin Annette Winkelmann an Brad S. Hill weitergeleitet, einen herausragenden Kenner der hebräischen wie jiddischen Sprachen. Dies seine Antwort:
libe anete,
ich bin in gancn custimik mit di werter fun dajn frajnt markner. es iz doch a grojse szande far dajczland un far der gebildeter literariszer welt, cu machn ot di idiotisze enderungen in der dajcziszer ortografje. s'iz a curiktrit, niszt kejn forszrit. bald wet men szojn szrajbn mit runes.
mit waremste gris,
dajner
burech
(sine dipl., Oxon.)
Ich habe heute, am 2. 8., weitere Leserbriefe ähnlichen Inhalts an andere Zeitungen geschickt, darunter die F. A. Z., deren Abonnement ich gekündigt habe. Ich habe es nicht für möglich gehalten, daß der Wille zur Unterordnung in den Redaktionen so verbreitet ist, daß sich die deutsche Presse regelrecht zu einem Kartell zusammenschließt, das ein Bundespropagandaminister nicht besser hätte organisieren können. Trotzdem kann es nur heißen: Jetzt erst recht! Die Vergewaltigung der Zeitungsleser ist nur eine weitere Episode in der Geschichte dieses Versuchs der Entmündigung der Deutschen. Dagegen hilft nur direkte Demokratie.
Reinhard Markner
Herderstr. 21, 12163 Berlin
eingetragen von Gast am 25.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Frau Türschmann,
herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Entschluß, sich mit den neuen Orthographieregeln zu befassen! Sie gehören offensichtlich zu der kleinen Minderheit, die sich (freiwillig?) damit beschäftigt. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg in Ihrem redlichen Bemühen, die Regeln auch anzuwenden. In Ihrem Beitrag ist es Ihnen leider noch nicht ganz gelungen.
Aber wozu denn ein Seminar an der Uni? Die neuen Regeln sind doch so einfach, daß man sie sich doch innerhalb weniger Stunden selber beibringen kann, vorausgesetzt, man beherrscht die alten". Oder ist es doch nicht so einfach mit den vielen Unterregeln, Spezifikationen, Kannbestimmungen, Bedingungen, Verweisen und Wortlisten? Na, vielleicht ist ja Ihr Uniseminar auch darauf eingegangen.
Angesichts der geringen Anzahl der tatsächlichen Änderungen in Texten und der großen Menge an Kann-Regelungen frage ich Sie: Lohnt sich der ganze Aufwand tatsächlich? Lohnt sich ein Orthographieseminar?
Vor allem: was soll Ihrer Meinung nach denn jetzt geschehen? Eine Rücknahme der Reform? - Eine Änderung? - wenn ja, nach welchen Kriterien und durch wen?
Martin Kayenburg (CDU) - der allerdings inzwischen einen Rückzieher gemacht hat - trifft den Nagel auf den Kopf: Das Dilemma nach dem Volksentscheid ist an Schleswig-Holsteins Schulen nur deshalb entstanden, weil die Ministerin in vorauseilendem Gehorsam die Rechtschreibreform vorzeitig eingeführt hat".
Die Lösung des Dilemmas ist ganz einfach: Die Rechtschreibkommission müßte sich nur noch einmal zusammensetzen und ihren eigentlichen Auftrag ernst nehmen, nämlich die Sprachentwicklung beobachten und die Schreibweise an diese Entwicklung anpassen. Dann müßte sie konsequenterweise die bewährte Schreibweise wiedereinführen. Die Kultusminister ihrerseits müßten sich an ihre eigenen Abmachungen halten und keine unterschiedliche Schreibweise in Deutschland zulassen.
Im übrigen: Vergleiche mit der Machtübernahme der Nazis von 1933 wurden an dieser Stelle meines Wissens nach nicht angestellt. Es ging lediglich um Parallelen zwischen dem Versuch einer Orthographiereform 1944 und heute.
Damals hat der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Rust, ein neues Regelwerk per Erlaß in Kraft gesetzt. In nationalsozialistischem Geiste, mit Feingefühl für das Wesentliche und Mögliche, dabei entschlossen und durchgreifend sollten die Großschreibung abgeschafft, q, v, x und y aus deutschen Wörtern entfernt werden und alle Dehnungszeichen bis auf ie entfallen. Das folk hat damals nicht kwatsch gesagt, weil es andere gefaren sa. In sozialistischem Geiste, mit Feingefühl für das Wesentliche und Mögliche, dabei entschlossen und durchgreifend..., so sind unsere Politiker doch heute auch vorgegangen. Dazu paßt auch die Aussage von Maritta Böttcher, PDS (Plünderer, Diktatoren, Stalinisten) am 18.04.1997 im Bundestag: ... Rechtschreibregeln dürfen und können sich nicht ausschließlich an den Bedürfnissen von Schreibspezialisten orientieren, sondern müssen so strukturiert sein, daß sie nur die bis zum Abschluß der Pflichtschulzeit vermittelten Fähigkeiten voraussetzen.
Wenn man an die Art und Weise denkt, wie das Volk in Berlin und anderswo an seinem in der Verfassung verankerten Recht auf Gesetzgebung ("Alle Gewalt geht vom Volke aus") durch allerlei administrative und juristische Tricks behindert wird, ja, dann kommen einem schon so manche Gedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Grail
Wilhelm Grail
Herderstraße 14, 75015 Bretten
eingetragen von Klaus Malorny am 25.07.1999 um 22.00
Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast - dies ist ein altes Sprichwort, das man auch im Hinblick auf die letzte Umfrage beachten sollte. Es ist m.E. falsch, Aussagen in diese Umfrage hinein zu interpretieren, die dort nicht gemacht wurden. Es ging hier um die Anwendung und nicht um die Frage, ob die Menschen die Reform für richtig oder falsch halten. Keiner der drei Gruppen kann man eine Zustimmung oder Ablehnung zuordnen:
- Personen aus der Personengruppe, die für sich die alte Rechtschreibung beibehalten will, könnten die RR dennoch für gut befinden und nur wegen fehlender persönlicher Notwendigkeit bei der alten Schreibung bleiben.
- Personen aus der Personengruppe, die sofort umstellen will (hmm, warum haben sie es nicht am 1.8.98 getan?), könnten dennoch bei einer Wahl dagegen stimmen, wenn sie jetzt in der ersten Praxis feststellen, wie unsinnig die Reform an vielen Stellen ist.
- Personen aus der Personengruppe, die später umstellen will, zähle ich zu den Unentschlossenen. Sie haben sich entweder noch gar nicht/nur oberflächlich mit der Reform befaßt, oder es ist ihnen einfach egal, wie sie schreiben. Durch die Erfahrung, die diese Personen demnächst über die Zeitungen und Zeitschriften machen, können sie später in eine der _beiden_ anderen Gruppen abwandern.
Aus dieser Umfrage abzulesen, daß die Reformgegner die Bevölkerung nicht mehr hinter sich hätten, ist also absurd.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Malorny
Klaus Malorny
Wetter (Ruhr)
eingetragen von Gast am 25.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Frau Türschmann,
herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Entschluß, sich mit den neuen Orthographieregeln zu befassen! Sie gehören offensichtlich zu der kleinen Minderheit, die sich (freiwillig?) damit beschäftigt. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg in Ihrem redlichen Bemühen, die Regeln auch anzuwenden. In Ihrem Beitrag ist es Ihnen leider noch nicht ganz gelungen.
Aber wozu denn ein Seminar an der Uni? Die neuen Regeln sind doch so einfach, daß man sie sich doch innerhalb weniger Stunden selber beibringen kann, vorausgesetzt, man beherrscht die alten". Oder ist es doch nicht so einfach mit den vielen Unterregeln, Spezifikationen, Kannbestimmungen, Bedingungen, Verweisen und Wortlisten? Na, vielleicht ist ja Ihr Uniseminar auch darauf eingegangen.
Angesichts der geringen Anzahl der tatsächlichen Änderungen in Texten und der großen Menge an Kann-Regelungen frage ich Sie: Lohnt sich der ganze Aufwand tatsächlich? Lohnt sich ein Orthographieseminar?
Vor allem: was soll Ihrer Meinung nach denn jetzt geschehen? Eine Rücknahme der Reform? - Eine Änderung? - wenn ja, nach welchen Kriterien und durch wen?
Martin Kayenburg (CDU) - der allerdings inzwischen einen Rückzieher gemacht hat - trifft den Nagel auf den Kopf: Das Dilemma nach dem Volksentscheid ist an Schleswig-Holsteins Schulen nur deshalb entstanden, weil die Ministerin in vorauseilendem Gehorsam die Rechtschreibreform vorzeitig eingeführt hat".
Die Lösung des Dilemmas ist ganz einfach: Die Rechtschreibkommission müßte sich nur noch einmal zusammensetzen und ihren eigentlichen Auftrag ernst nehmen, nämlich die Sprachentwicklung beobachten und die Schreibweise an diese Entwicklung anpassen. Dann müßte sie konsequenterweise die bewährte Schreibweise wiedereinführen. Die Kultusminister ihrerseits müßten sich an ihre eigenen Abmachungen halten und keine unterschiedliche Schreibweise in Deutschland zulassen.
Im übrigen: Vergleiche mit der Machtübernahme der Nazis von 1933 wurden an dieser Stelle meines Wissens nach nicht angestellt. Es ging lediglich um Parallelen zwischen dem Versuch einer Orthographiereform 1944 und heute.
Damals hat der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Rust, ein neues Regelwerk per Erlaß in Kraft gesetzt. In nationalsozialistischem Geiste, mit Feingefühl für das Wesentliche und Mögliche, dabei entschlossen und durchgreifend sollten die Großschreibung abgeschafft, q, v, x und y aus deutschen Wörtern entfernt werden und alle Dehnungszeichen bis auf ie entfallen. Das folk hat damals nicht kwatsch gesagt, weil es andere gefaren sa. In sozialistischem Geiste, mit Feingefühl für das Wesentliche und Mögliche, dabei entschlossen und durchgreifend..., so sind unsere Politiker doch heute auch vorgegangen. Dazu paßt auch die Aussage von Maritta Böttcher, PDS (Plünderer, Diktatoren, Stalinisten) am 18.04.1997 im Bundestag: ... Rechtschreibregeln dürfen und können sich nicht ausschließlich an den Bedürfnissen von Schreibspezialisten orientieren, sondern müssen so strukturiert sein, daß sie nur die bis zum Abschluß der Pflichtschulzeit vermittelten Fähigkeiten voraussetzen.
Wenn man an die Art und Weise denkt, wie das Volk in Berlin und anderswo an seinem in der Verfassung verankerten Recht auf Gesetzgebung ("Alle Gewalt geht vom Volke aus") durch allerlei administrative und juristische Tricks behindert wird, ja, dann kommen einem schon so manche Gedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Grail
Wilhelm Grail
Herderstraße 14, 75015 Bretten
eingetragen von Klaus Malorny am 25.07.1999 um 22.00
Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast - dies ist ein altes Sprichwort, das man auch im Hinblick auf die letzte Umfrage beachten sollte. Es ist m.E. falsch, Aussagen in diese Umfrage hinein zu interpretieren, die dort nicht gemacht wurden. Es ging hier um die Anwendung und nicht um die Frage, ob die Menschen die Reform für richtig oder falsch halten. Keiner der drei Gruppen kann man eine Zustimmung oder Ablehnung zuordnen:
- Personen aus der Personengruppe, die für sich die alte Rechtschreibung beibehalten will, könnten die RR dennoch für gut befinden und nur wegen fehlender persönlicher Notwendigkeit bei der alten Schreibung bleiben.
- Personen aus der Personengruppe, die sofort umstellen will (hmm, warum haben sie es nicht am 1.8.98 getan?), könnten dennoch bei einer Wahl dagegen stimmen, wenn sie jetzt in der ersten Praxis feststellen, wie unsinnig die Reform an vielen Stellen ist.
- Personen aus der Personengruppe, die später umstellen will, zähle ich zu den Unentschlossenen. Sie haben sich entweder noch gar nicht/nur oberflächlich mit der Reform befaßt, oder es ist ihnen einfach egal, wie sie schreiben. Durch die Erfahrung, die diese Personen demnächst über die Zeitungen und Zeitschriften machen, können sie später in eine der _beiden_ anderen Gruppen abwandern.
Aus dieser Umfrage abzulesen, daß die Reformgegner die Bevölkerung nicht mehr hinter sich hätten, ist also absurd.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Malorny
Klaus Malorny
Wetter (Ruhr)
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Warum sich die Fische dort wohl fühlen/wohlfühlen
oder wie manche Gymnasiallehrer ihre Rechtschreibkenntnisse im Internet unter Beweis stellen.
Da schreibt also ein hessischer Schüler warum sich die Fische dort wohl fühlen und prompt streicht ihm sein Lehrer am Gymnasium die Wortgruppe sich wohl fühlen als falsch an und verbessert sie in sich wohlfühlen. Noch dazu fühlt er sich bemüßigt diesen angeblichen Fehler im Internet zu verbreiten, über den Niedergang der Orthografiekenntnisse unserer Schüler zu lamentieren und die Rechtschreibreform dafür verantwortlich zu machen. Irrtum, Herr Loew! Ein einziger Blick in den alten Duden, 20. Auflage, S. 807, sowie ins neue Regelwerk hätte Sie belehrt, dass die Schreibweise sich wohl fühlen schon immer richtig war und es nach neuer Rechtschreibung auch bleibt! Schließlich schreibt man ja auch sich gut fühlen, sich schlecht fühlen, sich mittelprächtig fühlen. Ihr Schüler hat den Satz richtig geschrieben und Sie haben ihm jetzt eine falsche Schreibweise beigebracht. Peinlich, peinlich! Doch Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Im Frühjahr 1997 verbreitete Friedrich Denk, der Initiator der Antireformbewegung, ein Flugblatt in der Weilheimer Gegend. Es enthielt folgende Rechtschreibfehler: nicht das Geringste, stattdessen, genauso lang, zustandegekommen, zusammen geschrieben. Die ersten drei Schreibweisen sind nach neuer Rechtschreibung richtig! Hinzu kam, dass Denk einen Satz nach einem Doppelpunkt kleinschrieb, obwohl es sich nicht um eine Folgerung oder Zusammenfassung handelte (R 79 im alten Duden). Nach neuer Rechtschreibung hätte der Deutschlehrer Denk also 50 Prozent weniger Fehler gehabt! Ob er seinen Schülern auch richtige Schreibweisen als falsch anstreicht? Leider musste ich das eben schon bei vielen Lehrern erleben. Ich ziehe jedenfalls daraus zwei Schlüsse. Erstens kennen die meisten Reformgegner weder die alte noch die neue Rechtschreibung wirklich. Zweitens ist die alte Rechtschreibung so unnötig kompliziert, dass nicht einmal Deutschlehrer sie beherrschen. Das haben viele Tests ergeben. Deshalb wird schon seit mehr als neunzig Jahren eine Vereinfachung gefordert, die jetzt endlich gekommen ist. Dass sie in vieler Hinsicht unausgegoren ist, liegt aber vor allem darin, dass sie nicht weit genug geht.
PS: Sollte mir wieder jemand anonym einen beleidigenden Brief oder gar Drohbrief wie nach meinem letzten Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung schicken wollen, bitte ich ihn doch diesmal besser auf die Rechtschreibung zu achten. Meine Kommilitonen an der Uni München haben so gelacht!
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Günter Loew am 24.07.1999 um 22.00
Kommentar zum Kommentar von Klaus Schübel
Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform
Hessen
OStR Günter Loew, Nordring 1d, 63517 Rodenbach
Tel./Fax: 06184/52756
25.7.1999
Daß Klaus Schübel mich in seinem Kommentar mit Friedrich Denk vergleicht, empfinde ich als hohe Ehre. Mein Aufsatz scheint ihn wohl geärgert zu haben. Sonst hätte er sich gewiß nicht die Mühe gemacht, sich wegen eines Fehlers so darüber zu ereifern.
Zur Sache selbst ist zu sagen, daß ich den Duden noch nie für allwissend und allzuständig gehalten habe. Die deutschen Kultusminister haben 1955 nur den Fehler gemacht, ihn durch einen fatalen, rechtlich sehr fragwürdigen Beschluß mit höheren Weihen auszustatten, so daß er sich seit dieser Zeit auf dem Einband bis zur 20. Auflage selbst als maßgebend in allen Zweifelsfragen anpreisen durfte.
Daß dies seine kraft staatlicher Autorität herabgewürdigtenKonkurrenten, vor allem das Haus Bertelsmann, nicht ruhen lassen würde, ist sonnenklar. Neben der ideologisch begründeten Wahnvorstellung, die Politik könne durch eine Orthographiereform das Schreibenlernen wirklich erleichtern und dadurch für mehr Chancengleichheit sorgen, darf man in dieser unzulässigen Bevorzugung die zweite Triebfeder zur Rechtschreibreform sehen.
Das schlechte Gewissen gegenüber der Lobby der Zukurzgekommenen hat vor allem wohl den früheren bayerischen Kultusminister Zehetmair dazu veranlaßt, seine ursprünglich vorhandenen Vorbehalte gegen die Reform aufzugeben und sich an die Spitze ihrer Verfechter zu setzen. Denn nach einer Aussage Karl Blümls, des österreichischen Vertreters in der Zwischenstaatlichen Kommission, war es das Ziel der Reform, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlags in die staatliche Kompetenz zurückzuholen. Wer unlängst im Münchner Merkur gelesen hat, wie Hans Zehetmair den Chef der Bertelsmann Buch AG, Frank Wössner, bei der Verleihung der Großen Goldenen Ehrennadel, einer der höchsten Auszeichnungen Österreichs, als Buchkönig von Bayern gefeiert hat, beginnt jedenfalls zu ahnen, wie es zu der ganz unerwarteten unheiligen Allianz zwischen den großen Parteien zugunsten der Reform gekommen ist.
Zurück zum Thema: In den beiden letzten Auflagen des Duden ist in der Tat, wie Klaus Schübel mir vorhält, die Schreibung sich wohl fühlen als einzig korrekte Schreibung angegeben. Professor Theodor Ickler von der Universität Nürnberg/Erlangen liefert in seinem demnächst erscheinenden Wörterverzeichnis der Deutschen Einheitsorthographie, also einem Wörterbuch, das sich eine bessere Beschreibung der bisherigen Orthographie
zum Ziel gesetzt hat, dazu die Begründung: Getrenntschreibung als Modalpartikel und in der Bedeutung wahrscheinlich. Er fügt aber hinzu, daß eine Zusammenschreibung mit den 2. Partizipien möglich ist, wenn der erste Bestandteil betont ist. Außerdem enthält das Wörterverzeichnis die Zusammenschreibung bei den Verben wohltun und wohlwollen.
Nach meinem Sprachgefühl wird heute aber sich wohlfühlen als ein eigenständiges reflexives Verb empfunden, das dem Substantiv Wohlgefühl zugeordnet ist und im mündlichen Sprachgebrauch nur einen Wortakzent auf der ersten Silbe besitzt, während sich unwohl fühlen zwei Akzente trägt und deswegen getrennt zu schreiben ist.
Solche Grenzfälle, die Signale für den Sprachwandel sind, hat es schon immer gegeben, und man muß selbstverständlich darüber streiten dürfen. Ein wirklicher Rechtschreib-Diktator ist der Duden ja auch nie gewesen, es sei denn im Bewußtsein von unmündigen Untertanen, die noch nicht gelernt haben, sich ihres Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen.
Meine Schüler mache ich in Aufsätzen deswegen auch nur auf solche Fälle aufmerksam, kreide sie ihnen aber schon allein deswegen nicht als Fehler an, weil nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts beide Schreibungen ja mindestens bis 2005 als korrekt anerkannt werden müssen.
Ob Klaus Schübel mit seinen Attacken gegen Friedrich Denk recht hat, vermag ich nicht ohne die Kenntnis des genauen Wortlauts zu sagen, denn nicht das Geringste muß nicht gar nichts bedeuten, sondern kann auch nicht die kleinste, unbedeutendste Sache heißen; bei genauso lang kann genauso auch als Modaladverb verwendet werden (er sprach genauso lang wie sein Vorredner). Die Schreibungen stattdessen und zustandekommen liegen ebenso wie die von mir benutzte Schreibung sich wohlfühlen im sprachlichen Entwicklungstrend, den der alte Duden noch nicht nachvollzogen hatte. Und was die Kleinschreibung nach einem Doppelpunkt anbetrifft, so entspricht die Regel 79 im alten Duden nicht der tatsächlichen Funktion des Doppelpunkts. Es geht nämlich gar nicht um angekündigte Aufzählungen oder Satzstücke bzw. Zusammenfassungen oder
Folgerungen, sondern der Doppelpunkt trennt das Thema vom Kommentar. Professor Ickler schreibt in diesem Zusammenhang sehr vorsichtig: Im Gegensatz zur wörtlichen Rede beginnt der Nachsatz gegebenenfalls meist mit Kleinschreibung.
Wer sich allerdings so pedantisch wie Klaus Schübel als Oberlehrer in Sachen Rechtschreibung gebärdet, muß sich fragen lassen, ob er das Verb zusammenschreiben (so steht es noch im alten Duden) tatsächlich zusammen schreiben schreiben will.
Die mir zur Verfügung stehenden Informationsquellen zur neuen Orthographie enthalten das Stichwort allesamt nicht; das ist ein Indiz dafür, daß sie in dem bisher vorhandenen selbständigen Verb nur eine Wortgruppe sehen und deswegen für die sinnwidrige Getrenntschreibung eintreten. Das kommentarlose Übergehen dieses für das Thema Orthographie so unerhört wichtigen Stichworts deutet jedoch darauf hin, daß selbst die Reformer
Bedenken gegen die Getrenntschreibung haben. Diese Neuschreibung wird nämlich jedermann zusammen schreiben und nicht zusammenschreiben lesen, das Geschriebene demnach als zwei verschiedene Wörter interpretieren, die getrennt gesprochen werden und soviel wie gemeinsam schreiben bedeuten.
Wer dem Unfug der Reform auch in solchen Fällen den Gehorsam nicht verweigert, muß sich längst von jedem selbständigen Denken verabschiedet haben.
Ich gebe allen Schülern bei der Getrennt- oder Zusammenschreibung einen ganz anderen Rat: Laßt Euch nicht von dem sogenannten amtlichen Regelwerk verwirren, sondern achtet genau auf die Betonung beim natürlichen Sprechen. Wenn Ihr nur einen Wortakzent hört, solltet Ihr zusammenschreiben; hört Ihr zwei oder mehrere, so schreibt Ihr am besten getrennt.
Das ist mindestens bis 2005 vernünftiger als alles andere, denn bis dahin gelten ja auch noch die alten Regeln. Und so lange kann man getrost abwarten, was bis dahin aus den heutigen Wegwerforthographien geworden ist.
OStR Günter Loew
Nordring 1d, 63517 Rodenbach
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Loews Sprachgefühl als Maß aller Dinge!
Eines der Hauptargumente der Reformgegner lautet: Durch die Unterschiede in den verschiedenen Wörterbüchern würden Unsicherheit und
Beliebigkeit in der Rechtschreibung hervorgerufen. Das ließe sich daran feststellen, dass es zwischen ihnen 8000 Unterschiede in den Schreibweisen
gäbe. (Wo ist eigentlich eine Auflistung dieser Unterschiede? Gibt es sie überhaupt?) Wie gut sei es doch vorher geregelt gewesen, als durch ein
einziges verbindliches Wörterbuch die Rechtschreibung eindeutig festgelegt worden sei.
Herr Loew weiß offenbar nicht, warum der Duden 1955 als verbindliches Regelwerk für die amtliche Rechtschreibung festgelegt worden ist. Damals
hatten Mackensen und Wahrig eigene Wörterbücher herausgebracht, die von der Duden-Rechtschreibung in vieler Hinsicht abwichen. Das kam
hauptsächlich dadurch zustande, dass sie sich enger an die amtliche Regelung von 1901/1903 hielten. Um Unsicherheit und Beliebigkeit zu verhindern,
wurde daraufhin der Duden durch die KMK für den amtlichen Schriftverkehr und für den Schulunterricht bis zu einer künftigen Rechtschreibreform (!)
Nun kommt aber Professor Ickler und bringt ein eigenes Wörterbuch heraus. Zu dessen Grundlage werden nicht die amtliche Regelung von 1901/1903,
die alte Duden-Regelung oder die neue amtliche Regelung von 1996 erklärt, sondern Icklers eigene (natürlich allein gültigen) wissenschaftliche
Erkenntnisse und das Sprachgefühl des Herrn Loew, das anscheinend die gesamte deutsche Sprachgemeinschaft mit ihm teilt! Dürfen eigentlich nur Sie
ihr Sprachgefühl zum Maß aller Dinge erheben oder darf das künftig jeder? Welch ideale Grundlage für den Rechtschreibunterricht in den Schulen.
Kennen Sie eigentlich den Begriff Hybris?
Ihre Argumentationsweise zur Schreibung von sich wohl fühlen erinnert mich an einen uralten Schülerspruch:
Paragraf 1: Der Lehrer hat immer Recht!
Eines gilt es jedenfalls festzuhalten. Auch für die Reformgegner gibt es kein Zurück zur alten Rechtschreibung!
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Die Reformgegner haben die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr hinter sich.
Wenn Sie das Ergebnis dieser Umfrage ernst nehmen, müssen Sie leider zu der Erkenntnis kommen, dass die Mehrheit der Deutschen offensichtlich nicht mehr gegen die neue Rechtschreibung eingestellt ist. 53 Prozent wollen die neue Rechtschreibung gleich oder später übernehmen. Noch dazu müssen Sie damit rechnen, dass die Akzeptanz der neuen Rechtschreibung steigen wird, sobald die Zeitungen sie übernommen haben. Der Bevölkerung ist es nämlich egal, ob einzelne Regelungen der Rechtschreibung sinnvoll sind oder nicht. Das können die meisten gar nicht beurteilen. Die Bevölkerung will bloß, dass sich nichts ändert. Das war schon 1880 so, als der Kultusminister Robert von Puttkamer in Preußen jene Reform gegen den entschiedenen Widerstand der Bevölkerung, der Zeitungen und sogar Bismarcks durchsetzte, die sein Vorgänger Falk 1876 noch feige zurückgezogen hatte. Die Reform Puttkamers wurde dann zur Grundlage unserer Rechtschreibung von 1901, die Sie als allgemein anerkannt bezeichnen.
Doch wie ich aus unserem hochinteressanten Telefongespräch weiß, Herr Dräger, wünschen auch Sie keine Rückkehr zur Duden-Regelung der 20. Auflage, sondern einen dritten Weg, wobei Sie durchaus einzelne Regelungen der neuen Rechtschreibung übernehmen wollen. Ich fände es fair, wenn
Sie das der Bevölkerung wirklich deutlich machen würden.
Noch ein Hinweis ohne jede Häme: Auf Ihrer Homepage befinden sich zwei Fehler. Es darf nicht heißen Ordnen Sie Ihren Komentar einem oder mehreren Schlagworten zu", sondern Ordnen Sie Ihren Kommentar einem oder mehreren Schlagwörtern zu".
Bei Komentar handelt es sich natürlich um einen Flüchtigkeitsfehler, aber im Deutschen besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Worten und Wörtern.
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Warum sich die Fische dort wohl fühlen/wohlfühlen
oder wie manche Gymnasiallehrer ihre Rechtschreibkenntnisse im Internet unter Beweis stellen.
Da schreibt also ein hessischer Schüler warum sich die Fische dort wohl fühlen und prompt streicht ihm sein Lehrer am Gymnasium die Wortgruppe sich wohl fühlen als falsch an und verbessert sie in sich wohlfühlen. Noch dazu fühlt er sich bemüßigt diesen angeblichen Fehler im Internet zu verbreiten, über den Niedergang der Orthografiekenntnisse unserer Schüler zu lamentieren und die Rechtschreibreform dafür verantwortlich zu machen. Irrtum, Herr Loew! Ein einziger Blick in den alten Duden, 20. Auflage, S. 807, sowie ins neue Regelwerk hätte Sie belehrt, dass die Schreibweise sich wohl fühlen schon immer richtig war und es nach neuer Rechtschreibung auch bleibt! Schließlich schreibt man ja auch sich gut fühlen, sich schlecht fühlen, sich mittelprächtig fühlen. Ihr Schüler hat den Satz richtig geschrieben und Sie haben ihm jetzt eine falsche Schreibweise beigebracht. Peinlich, peinlich! Doch Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Im Frühjahr 1997 verbreitete Friedrich Denk, der Initiator der Antireformbewegung, ein Flugblatt in der Weilheimer Gegend. Es enthielt folgende Rechtschreibfehler: nicht das Geringste, stattdessen, genauso lang, zustandegekommen, zusammen geschrieben. Die ersten drei Schreibweisen sind nach neuer Rechtschreibung richtig! Hinzu kam, dass Denk einen Satz nach einem Doppelpunkt kleinschrieb, obwohl es sich nicht um eine Folgerung oder Zusammenfassung handelte (R 79 im alten Duden). Nach neuer Rechtschreibung hätte der Deutschlehrer Denk also 50 Prozent weniger Fehler gehabt! Ob er seinen Schülern auch richtige Schreibweisen als falsch anstreicht? Leider musste ich das eben schon bei vielen Lehrern erleben. Ich ziehe jedenfalls daraus zwei Schlüsse. Erstens kennen die meisten Reformgegner weder die alte noch die neue Rechtschreibung wirklich. Zweitens ist die alte Rechtschreibung so unnötig kompliziert, dass nicht einmal Deutschlehrer sie beherrschen. Das haben viele Tests ergeben. Deshalb wird schon seit mehr als neunzig Jahren eine Vereinfachung gefordert, die jetzt endlich gekommen ist. Dass sie in vieler Hinsicht unausgegoren ist, liegt aber vor allem darin, dass sie nicht weit genug geht.
PS: Sollte mir wieder jemand anonym einen beleidigenden Brief oder gar Drohbrief wie nach meinem letzten Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung schicken wollen, bitte ich ihn doch diesmal besser auf die Rechtschreibung zu achten. Meine Kommilitonen an der Uni München haben so gelacht!
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Günter Loew am 24.07.1999 um 22.00
Kommentar zum Kommentar von Klaus Schübel
Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform
Hessen
OStR Günter Loew, Nordring 1d, 63517 Rodenbach
Tel./Fax: 06184/52756
25.7.1999
Daß Klaus Schübel mich in seinem Kommentar mit Friedrich Denk vergleicht, empfinde ich als hohe Ehre. Mein Aufsatz scheint ihn wohl geärgert zu haben. Sonst hätte er sich gewiß nicht die Mühe gemacht, sich wegen eines Fehlers so darüber zu ereifern.
Zur Sache selbst ist zu sagen, daß ich den Duden noch nie für allwissend und allzuständig gehalten habe. Die deutschen Kultusminister haben 1955 nur den Fehler gemacht, ihn durch einen fatalen, rechtlich sehr fragwürdigen Beschluß mit höheren Weihen auszustatten, so daß er sich seit dieser Zeit auf dem Einband bis zur 20. Auflage selbst als maßgebend in allen Zweifelsfragen anpreisen durfte.
Daß dies seine kraft staatlicher Autorität herabgewürdigtenKonkurrenten, vor allem das Haus Bertelsmann, nicht ruhen lassen würde, ist sonnenklar. Neben der ideologisch begründeten Wahnvorstellung, die Politik könne durch eine Orthographiereform das Schreibenlernen wirklich erleichtern und dadurch für mehr Chancengleichheit sorgen, darf man in dieser unzulässigen Bevorzugung die zweite Triebfeder zur Rechtschreibreform sehen.
Das schlechte Gewissen gegenüber der Lobby der Zukurzgekommenen hat vor allem wohl den früheren bayerischen Kultusminister Zehetmair dazu veranlaßt, seine ursprünglich vorhandenen Vorbehalte gegen die Reform aufzugeben und sich an die Spitze ihrer Verfechter zu setzen. Denn nach einer Aussage Karl Blümls, des österreichischen Vertreters in der Zwischenstaatlichen Kommission, war es das Ziel der Reform, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlags in die staatliche Kompetenz zurückzuholen. Wer unlängst im Münchner Merkur gelesen hat, wie Hans Zehetmair den Chef der Bertelsmann Buch AG, Frank Wössner, bei der Verleihung der Großen Goldenen Ehrennadel, einer der höchsten Auszeichnungen Österreichs, als Buchkönig von Bayern gefeiert hat, beginnt jedenfalls zu ahnen, wie es zu der ganz unerwarteten unheiligen Allianz zwischen den großen Parteien zugunsten der Reform gekommen ist.
Zurück zum Thema: In den beiden letzten Auflagen des Duden ist in der Tat, wie Klaus Schübel mir vorhält, die Schreibung sich wohl fühlen als einzig korrekte Schreibung angegeben. Professor Theodor Ickler von der Universität Nürnberg/Erlangen liefert in seinem demnächst erscheinenden Wörterverzeichnis der Deutschen Einheitsorthographie, also einem Wörterbuch, das sich eine bessere Beschreibung der bisherigen Orthographie
zum Ziel gesetzt hat, dazu die Begründung: Getrenntschreibung als Modalpartikel und in der Bedeutung wahrscheinlich. Er fügt aber hinzu, daß eine Zusammenschreibung mit den 2. Partizipien möglich ist, wenn der erste Bestandteil betont ist. Außerdem enthält das Wörterverzeichnis die Zusammenschreibung bei den Verben wohltun und wohlwollen.
Nach meinem Sprachgefühl wird heute aber sich wohlfühlen als ein eigenständiges reflexives Verb empfunden, das dem Substantiv Wohlgefühl zugeordnet ist und im mündlichen Sprachgebrauch nur einen Wortakzent auf der ersten Silbe besitzt, während sich unwohl fühlen zwei Akzente trägt und deswegen getrennt zu schreiben ist.
Solche Grenzfälle, die Signale für den Sprachwandel sind, hat es schon immer gegeben, und man muß selbstverständlich darüber streiten dürfen. Ein wirklicher Rechtschreib-Diktator ist der Duden ja auch nie gewesen, es sei denn im Bewußtsein von unmündigen Untertanen, die noch nicht gelernt haben, sich ihres Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen.
Meine Schüler mache ich in Aufsätzen deswegen auch nur auf solche Fälle aufmerksam, kreide sie ihnen aber schon allein deswegen nicht als Fehler an, weil nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts beide Schreibungen ja mindestens bis 2005 als korrekt anerkannt werden müssen.
Ob Klaus Schübel mit seinen Attacken gegen Friedrich Denk recht hat, vermag ich nicht ohne die Kenntnis des genauen Wortlauts zu sagen, denn nicht das Geringste muß nicht gar nichts bedeuten, sondern kann auch nicht die kleinste, unbedeutendste Sache heißen; bei genauso lang kann genauso auch als Modaladverb verwendet werden (er sprach genauso lang wie sein Vorredner). Die Schreibungen stattdessen und zustandekommen liegen ebenso wie die von mir benutzte Schreibung sich wohlfühlen im sprachlichen Entwicklungstrend, den der alte Duden noch nicht nachvollzogen hatte. Und was die Kleinschreibung nach einem Doppelpunkt anbetrifft, so entspricht die Regel 79 im alten Duden nicht der tatsächlichen Funktion des Doppelpunkts. Es geht nämlich gar nicht um angekündigte Aufzählungen oder Satzstücke bzw. Zusammenfassungen oder
Folgerungen, sondern der Doppelpunkt trennt das Thema vom Kommentar. Professor Ickler schreibt in diesem Zusammenhang sehr vorsichtig: Im Gegensatz zur wörtlichen Rede beginnt der Nachsatz gegebenenfalls meist mit Kleinschreibung.
Wer sich allerdings so pedantisch wie Klaus Schübel als Oberlehrer in Sachen Rechtschreibung gebärdet, muß sich fragen lassen, ob er das Verb zusammenschreiben (so steht es noch im alten Duden) tatsächlich zusammen schreiben schreiben will.
Die mir zur Verfügung stehenden Informationsquellen zur neuen Orthographie enthalten das Stichwort allesamt nicht; das ist ein Indiz dafür, daß sie in dem bisher vorhandenen selbständigen Verb nur eine Wortgruppe sehen und deswegen für die sinnwidrige Getrenntschreibung eintreten. Das kommentarlose Übergehen dieses für das Thema Orthographie so unerhört wichtigen Stichworts deutet jedoch darauf hin, daß selbst die Reformer
Bedenken gegen die Getrenntschreibung haben. Diese Neuschreibung wird nämlich jedermann zusammen schreiben und nicht zusammenschreiben lesen, das Geschriebene demnach als zwei verschiedene Wörter interpretieren, die getrennt gesprochen werden und soviel wie gemeinsam schreiben bedeuten.
Wer dem Unfug der Reform auch in solchen Fällen den Gehorsam nicht verweigert, muß sich längst von jedem selbständigen Denken verabschiedet haben.
Ich gebe allen Schülern bei der Getrennt- oder Zusammenschreibung einen ganz anderen Rat: Laßt Euch nicht von dem sogenannten amtlichen Regelwerk verwirren, sondern achtet genau auf die Betonung beim natürlichen Sprechen. Wenn Ihr nur einen Wortakzent hört, solltet Ihr zusammenschreiben; hört Ihr zwei oder mehrere, so schreibt Ihr am besten getrennt.
Das ist mindestens bis 2005 vernünftiger als alles andere, denn bis dahin gelten ja auch noch die alten Regeln. Und so lange kann man getrost abwarten, was bis dahin aus den heutigen Wegwerforthographien geworden ist.
OStR Günter Loew
Nordring 1d, 63517 Rodenbach
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Loews Sprachgefühl als Maß aller Dinge!
Eines der Hauptargumente der Reformgegner lautet: Durch die Unterschiede in den verschiedenen Wörterbüchern würden Unsicherheit und
Beliebigkeit in der Rechtschreibung hervorgerufen. Das ließe sich daran feststellen, dass es zwischen ihnen 8000 Unterschiede in den Schreibweisen
gäbe. (Wo ist eigentlich eine Auflistung dieser Unterschiede? Gibt es sie überhaupt?) Wie gut sei es doch vorher geregelt gewesen, als durch ein
einziges verbindliches Wörterbuch die Rechtschreibung eindeutig festgelegt worden sei.
Herr Loew weiß offenbar nicht, warum der Duden 1955 als verbindliches Regelwerk für die amtliche Rechtschreibung festgelegt worden ist. Damals
hatten Mackensen und Wahrig eigene Wörterbücher herausgebracht, die von der Duden-Rechtschreibung in vieler Hinsicht abwichen. Das kam
hauptsächlich dadurch zustande, dass sie sich enger an die amtliche Regelung von 1901/1903 hielten. Um Unsicherheit und Beliebigkeit zu verhindern,
wurde daraufhin der Duden durch die KMK für den amtlichen Schriftverkehr und für den Schulunterricht bis zu einer künftigen Rechtschreibreform (!)
Nun kommt aber Professor Ickler und bringt ein eigenes Wörterbuch heraus. Zu dessen Grundlage werden nicht die amtliche Regelung von 1901/1903,
die alte Duden-Regelung oder die neue amtliche Regelung von 1996 erklärt, sondern Icklers eigene (natürlich allein gültigen) wissenschaftliche
Erkenntnisse und das Sprachgefühl des Herrn Loew, das anscheinend die gesamte deutsche Sprachgemeinschaft mit ihm teilt! Dürfen eigentlich nur Sie
ihr Sprachgefühl zum Maß aller Dinge erheben oder darf das künftig jeder? Welch ideale Grundlage für den Rechtschreibunterricht in den Schulen.
Kennen Sie eigentlich den Begriff Hybris?
Ihre Argumentationsweise zur Schreibung von sich wohl fühlen erinnert mich an einen uralten Schülerspruch:
Paragraf 1: Der Lehrer hat immer Recht!
Eines gilt es jedenfalls festzuhalten. Auch für die Reformgegner gibt es kein Zurück zur alten Rechtschreibung!
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 24.07.1999 um 22.00
Die Reformgegner haben die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr hinter sich.
Wenn Sie das Ergebnis dieser Umfrage ernst nehmen, müssen Sie leider zu der Erkenntnis kommen, dass die Mehrheit der Deutschen offensichtlich nicht mehr gegen die neue Rechtschreibung eingestellt ist. 53 Prozent wollen die neue Rechtschreibung gleich oder später übernehmen. Noch dazu müssen Sie damit rechnen, dass die Akzeptanz der neuen Rechtschreibung steigen wird, sobald die Zeitungen sie übernommen haben. Der Bevölkerung ist es nämlich egal, ob einzelne Regelungen der Rechtschreibung sinnvoll sind oder nicht. Das können die meisten gar nicht beurteilen. Die Bevölkerung will bloß, dass sich nichts ändert. Das war schon 1880 so, als der Kultusminister Robert von Puttkamer in Preußen jene Reform gegen den entschiedenen Widerstand der Bevölkerung, der Zeitungen und sogar Bismarcks durchsetzte, die sein Vorgänger Falk 1876 noch feige zurückgezogen hatte. Die Reform Puttkamers wurde dann zur Grundlage unserer Rechtschreibung von 1901, die Sie als allgemein anerkannt bezeichnen.
Doch wie ich aus unserem hochinteressanten Telefongespräch weiß, Herr Dräger, wünschen auch Sie keine Rückkehr zur Duden-Regelung der 20. Auflage, sondern einen dritten Weg, wobei Sie durchaus einzelne Regelungen der neuen Rechtschreibung übernehmen wollen. Ich fände es fair, wenn
Sie das der Bevölkerung wirklich deutlich machen würden.
Noch ein Hinweis ohne jede Häme: Auf Ihrer Homepage befinden sich zwei Fehler. Es darf nicht heißen Ordnen Sie Ihren Komentar einem oder mehreren Schlagworten zu", sondern Ordnen Sie Ihren Kommentar einem oder mehreren Schlagwörtern zu".
Bei Komentar handelt es sich natürlich um einen Flüchtigkeitsfehler, aber im Deutschen besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Worten und Wörtern.
Klaus Schübel
Weidenbachring 12, 82362 Weilheim
eingetragen von Gast am 20.07.1999 um 22.00
Gerade habe ich an der Uni an einem Orthographie-Seminar teilgenommen -
Thema unter anderem: die neue Rechtschreibung.
Angesichts der geringen Anzahl der tatsächlichen Änderungen in Texten
und der großen Menge an Kann-Regelungen frage ich Sie:
Lohnt sich der Protest tatsächlich?
Vor allem: was soll ihrer Meinung nach denn jetzt geschehen?
Eine Rücknahme der Reform? - Eine Änderung? -
wenn ja, nach welchen Kriterien und durch wen?
...ein kleiner Denkanstoß!!!
Im uebrigen: Vergleiche mit der Machtuebernahme der Nazis von 1933 zeugen
meiner Meinung nach von Ignoranz, sie dienen bestimmt keiner sachlichen Diskussion,
sondern sind unangebracht, unvorsichtig und gefährlich.
Kristina Türschmann
Kristina Tuerschmann
INF 686, 69120 Heidelberg
eingetragen von Gast am 20.07.1999 um 22.00
Gerade habe ich an der Uni an einem Orthographie-Seminar teilgenommen -
Thema unter anderem: die neue Rechtschreibung.
Angesichts der geringen Anzahl der tatsächlichen Änderungen in Texten
und der großen Menge an Kann-Regelungen frage ich Sie:
Lohnt sich der Protest tatsächlich?
Vor allem: was soll ihrer Meinung nach denn jetzt geschehen?
Eine Rücknahme der Reform? - Eine Änderung? -
wenn ja, nach welchen Kriterien und durch wen?
...ein kleiner Denkanstoß!!!
Im uebrigen: Vergleiche mit der Machtuebernahme der Nazis von 1933 zeugen
meiner Meinung nach von Ignoranz, sie dienen bestimmt keiner sachlichen Diskussion,
sondern sind unangebracht, unvorsichtig und gefährlich.
Kristina Türschmann
Kristina Tuerschmann
INF 686, 69120 Heidelberg
eingetragen von Gast am 18.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse habe ich die Existenz Ihrer Interessengemeinschaft zur Kenntnis genommen. Gerne würde ich mehr zu Aufbau, Strategie und personaler Zusammensetzung Ihrer Vereinigung erfahren.
Mit den besten Wünschen für das Gelingen Ihrer Bemühungen
gez. Dr. Dr. Wolfgang Bürsgens
Dr. Dr. Wolfgang Bürsgens
Am Born 9, 59821 Arnsberg
eingetragen von Gast am 18.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse habe ich die Existenz Ihrer Interessengemeinschaft zur Kenntnis genommen. Gerne würde ich mehr zu Aufbau, Strategie und personaler Zusammensetzung Ihrer Vereinigung erfahren.
Mit den besten Wünschen für das Gelingen Ihrer Bemühungen
gez. Dr. Dr. Wolfgang Bürsgens
Dr. Dr. Wolfgang Bürsgens
Am Born 9, 59821 Arnsberg
eingetragen von Gast am 17.07.1999 um 22.00
Hervorragend, daß es diese sehr übersichtlichen und guten Seiten gibt. Ich wünsche Ihnen möglichst viele Besucher.
Gerne werde ich auf meiner Homepage, http://www.korinna.de einen Link zu Ihnen setzen. Ich hoffe, daß viele Ihrer Besucher diesem Beispiel folgen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und uns allen, daß unsere Kinder bald wieder richtig werden schreiben dürfen.Korinna Söhn
Korinna Söhn
Franz-Joseph-Str. 38, 80801 München
eingetragen von Gast am 17.07.1999 um 22.00
Hervorragend, daß es diese sehr übersichtlichen und guten Seiten gibt. Ich wünsche Ihnen möglichst viele Besucher.
Gerne werde ich auf meiner Homepage, http://www.korinna.de einen Link zu Ihnen setzen. Ich hoffe, daß viele Ihrer Besucher diesem Beispiel folgen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und uns allen, daß unsere Kinder bald wieder richtig werden schreiben dürfen.Korinna Söhn
Korinna Söhn
Franz-Joseph-Str. 38, 80801 München
eingetragen von Gast am 16.07.1999 um 22.00
Wenn man eine notwendige, grundlegende Basis nicht mehr halten kann aufgrund der Dummheit der Menschen, wird die Basis an diese Verflachung angepasst.
Andreas Hofer
Gröbenzeller Straße 17; 82178 Puchheim
eingetragen von Gast am 16.07.1999 um 22.00
Wenn man eine notwendige, grundlegende Basis nicht mehr halten kann aufgrund der Dummheit der Menschen, wird die Basis an diese Verflachung angepasst.
Andreas Hofer
Gröbenzeller Straße 17; 82178 Puchheim
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Wenn man keine Arbeit hat, macht man sich welche.
Was hat unsere Politiker nur auf diese Idee gebracht?
Helga Vogtmann
Münchner Str. 16 a, 82152 Planegg
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Auch damals, zu Hitlers Zeiten, wurde versucht, den Deutschen eine neue Form der Rechtschreibung aufzuzwingen. Auch damals wurde sie von der Bevölkerung nicht angenommen - nicht einmal in diesem totalitären System. Und genauso - hoffe ich - wird sich diese Reform totlaufen.
Ich werde mich nie daran halten.
Karl-Heinz Enzenberger
85276 Tegernbach
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Das Wachsen und damit das langsame Ändern unserer Sprache verlief seit jeher evolutionär, in kleinen Schritten. Sprache kann man nicht von oben verordnen.
Herwig Feichtinger
85238 Petershausen
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Wenn man keine Arbeit hat, macht man sich welche.
Was hat unsere Politiker nur auf diese Idee gebracht?
Helga Vogtmann
Münchner Str. 16 a, 82152 Planegg
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Auch damals, zu Hitlers Zeiten, wurde versucht, den Deutschen eine neue Form der Rechtschreibung aufzuzwingen. Auch damals wurde sie von der Bevölkerung nicht angenommen - nicht einmal in diesem totalitären System. Und genauso - hoffe ich - wird sich diese Reform totlaufen.
Ich werde mich nie daran halten.
Karl-Heinz Enzenberger
85276 Tegernbach
eingetragen von Gast am 15.07.1999 um 22.00
Das Wachsen und damit das langsame Ändern unserer Sprache verlief seit jeher evolutionär, in kleinen Schritten. Sprache kann man nicht von oben verordnen.
Herwig Feichtinger
85238 Petershausen
eingetragen von Dominik Schumacher am 11.07.1999 um 22.00
Zur Versachlichung des Themas sei auf die Leserbriefe in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Juni 1998 verwiesen. Die Professoren Ickler und Meier nennen hier Einzelheiten:
Die einzige wirkliche Rechtschreibreform in Deutschland
rr-Redaktion (Dominik Schumacher)
eingetragen von Dominik Schumacher am 11.07.1999 um 22.00
Zur Versachlichung des Themas sei auf die Leserbriefe in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Juni 1998 verwiesen. Die Professoren Ickler und Meier nennen hier Einzelheiten:
Die einzige wirkliche Rechtschreibreform in Deutschland
rr-Redaktion (Dominik Schumacher)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.1999 um 22.00
(die Amtssprache in Schleswig-Holstein)
Gerade flattert mir eine Bekanntmachung des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holsteins vom ... Juli 1999 - IV - 162 - nur 220 - ins Haus, wo nur noch das Datum eingesetzt zu werden braucht; Überschrift: Einführung der Neuregelung der Rechtschreibung in die Amts- und Normensprache der schleswig-holsteinischen Landesverwaltung
Grundlage ist das ... bekannt gemachte Regelwerk
Auch elektronische Vordrucke ... sollen ... anlässlich einer erforderlichen Änderung an die Neuregelung angepasst werden.
Obwohl mit dieser Bekanntmachung die Neuregelung doch erst eingeführt werden soll, ist sie darin bereits vollzogen, wie sicher seit Monaten schon insgeheim in den Sprach-Folterkellern der grün-gräulichen SPD-Regierung - und das, obwohl das Volk die Hinrichtung der gewohnten Rechtschreibung abgelehnt. Alles vollzieht sich, wie man es nach der Machtergreifung von 1933 kennt, nur das Wörter nicht schreien können.
S. Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Gast am 10.07.1999 um 22.00
Auch ich bin kein großer Freund der neuen deutschen Rechtschreibung. Enttäuschend und geschmacklos allerdings finde ich die Bemerkungen der Heiligen Krieger gegen die Reform, die den ideologisch verbrämten Reden der Refombefürworter in nichts nachstehen. Der Vergleich der Einführung der Reform mit der Machtübernahme der Nazis 1933 (auf diesen Seiten zu finden) ist nicht nur verharmlosend und gefährlich, sondern auch schlicht und ergreifend Blödsinn. Ich würde als Verantwortlicher für diese Seiten ein solches Beispiel für offensichtliche Verwirrung nicht dulden.
Nils Mönkemeier
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.1999 um 22.00
Die Vernichtung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein rechtfertigt schwärzeste Satire
S.S.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.1999 um 22.00
(die Amtssprache in Schleswig-Holstein)
Gerade flattert mir eine Bekanntmachung des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holsteins vom ... Juli 1999 - IV - 162 - nur 220 - ins Haus, wo nur noch das Datum eingesetzt zu werden braucht; Überschrift: Einführung der Neuregelung der Rechtschreibung in die Amts- und Normensprache der schleswig-holsteinischen Landesverwaltung
Grundlage ist das ... bekannt gemachte Regelwerk
Auch elektronische Vordrucke ... sollen ... anlässlich einer erforderlichen Änderung an die Neuregelung angepasst werden.
Obwohl mit dieser Bekanntmachung die Neuregelung doch erst eingeführt werden soll, ist sie darin bereits vollzogen, wie sicher seit Monaten schon insgeheim in den Sprach-Folterkellern der grün-gräulichen SPD-Regierung - und das, obwohl das Volk die Hinrichtung der gewohnten Rechtschreibung abgelehnt. Alles vollzieht sich, wie man es nach der Machtergreifung von 1933 kennt, nur das Wörter nicht schreien können.
S. Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Gast am 10.07.1999 um 22.00
Auch ich bin kein großer Freund der neuen deutschen Rechtschreibung. Enttäuschend und geschmacklos allerdings finde ich die Bemerkungen der Heiligen Krieger gegen die Reform, die den ideologisch verbrämten Reden der Refombefürworter in nichts nachstehen. Der Vergleich der Einführung der Reform mit der Machtübernahme der Nazis 1933 (auf diesen Seiten zu finden) ist nicht nur verharmlosend und gefährlich, sondern auch schlicht und ergreifend Blödsinn. Ich würde als Verantwortlicher für diese Seiten ein solches Beispiel für offensichtliche Verwirrung nicht dulden.
Nils Mönkemeier
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.1999 um 22.00
Die Vernichtung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein rechtfertigt schwärzeste Satire
S.S.
eingetragen von Klaus Malorny am 08.07.1999 um 22.00
Hallo!
Ich habe gerade die Berichte im Zeitungsarchiv über den Schulterschluß der CDU mit der SPD, FDP und den Grünen bzgl. der Einführung der RR an den schleswig-holsteinischen Schulen gelesen.
Die vorgebrachte Argumentation bringt mich langsam, aber sicher, auf die Palme. Es wird immer argumentiert, daß ja den armen Kinderchen nicht zugemutet werden kann, daß sie - wenn die RR sich in _ganz_ Deutschland durchgesetzt hat (und dieses 'wenn' wird nur temporal und nicht konditional gesehen) - wieder umlernen müßten. Das gleiche Argument wird gebracht für die 'Unmöglichkeit', in den anderen Bundesländern zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.
Was jedoch völlig untern Tisch fällt, ist, daß der restlichen Bevölkerung (80-90% ?) scheinbar durchaus zugemutet wird, nach ihrer Schulausbildung auf die neue Rechtschreibung umzulernen. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht großmundig erklärt, daß jeder - bis auf die Schüler - bei der alten Rechtschreibung bleiben darf und deshalb nicht benachteiligt werden darf, so wird schon heute (und erst recht in Zukunft) Druck auf diese Personengruppe ausgeübt (z. B. durch die Denunzierung/Diffamierung in den Medien* und durch die Politiker) und in Berufen, die mit Schriftsprache zu tun haben (in Schulen & Behörden, Sekretärinnen, Redakteuere, Autoren usw.).
Warum sollten also die Kinder, die heute die eine Rechtschreibung lernen, nicht morgen wieder auf die andere umlernen können?
* Hier ein Beispiel: Ich habe vor einigen Monaten eine Werbung von Klett-Verlag für Deutschkurse auf dem Tisch liegen gehabt, in der die Reformierten mit Attributen wie gegenüber Neuem aufgeschlossen, leistungsstark und fortschrittlich in die Zukunft gehend, flexibel und schnell auf Anforderungen von außen reagieren könnend belegt werden, für sie Innovation nicht nur ein Fremdwort ist und Veränderungen, Umdenken und Umlernen eine Selbstverständlichkeit ist. Was man wohl ist, wenn man sich nicht der Rechtschreibreform unterwirft? (siehe auch http://www.klett-verlag.de/klett-lerntraining/text/kuor_.html).
mfg.
Klaus Malorny
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Klaus Malorny am 08.07.1999 um 22.00
Hallo!
Ich habe gerade die Berichte im Zeitungsarchiv über den Schulterschluß der CDU mit der SPD, FDP und den Grünen bzgl. der Einführung der RR an den schleswig-holsteinischen Schulen gelesen.
Die vorgebrachte Argumentation bringt mich langsam, aber sicher, auf die Palme. Es wird immer argumentiert, daß ja den armen Kinderchen nicht zugemutet werden kann, daß sie - wenn die RR sich in _ganz_ Deutschland durchgesetzt hat (und dieses 'wenn' wird nur temporal und nicht konditional gesehen) - wieder umlernen müßten. Das gleiche Argument wird gebracht für die 'Unmöglichkeit', in den anderen Bundesländern zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.
Was jedoch völlig untern Tisch fällt, ist, daß der restlichen Bevölkerung (80-90% ?) scheinbar durchaus zugemutet wird, nach ihrer Schulausbildung auf die neue Rechtschreibung umzulernen. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht großmundig erklärt, daß jeder - bis auf die Schüler - bei der alten Rechtschreibung bleiben darf und deshalb nicht benachteiligt werden darf, so wird schon heute (und erst recht in Zukunft) Druck auf diese Personengruppe ausgeübt (z. B. durch die Denunzierung/Diffamierung in den Medien* und durch die Politiker) und in Berufen, die mit Schriftsprache zu tun haben (in Schulen & Behörden, Sekretärinnen, Redakteuere, Autoren usw.).
Warum sollten also die Kinder, die heute die eine Rechtschreibung lernen, nicht morgen wieder auf die andere umlernen können?
* Hier ein Beispiel: Ich habe vor einigen Monaten eine Werbung von Klett-Verlag für Deutschkurse auf dem Tisch liegen gehabt, in der die Reformierten mit Attributen wie gegenüber Neuem aufgeschlossen, leistungsstark und fortschrittlich in die Zukunft gehend, flexibel und schnell auf Anforderungen von außen reagieren könnend belegt werden, für sie Innovation nicht nur ein Fremdwort ist und Veränderungen, Umdenken und Umlernen eine Selbstverständlichkeit ist. Was man wohl ist, wenn man sich nicht der Rechtschreibreform unterwirft? (siehe auch http://www.klett-verlag.de/klett-lerntraining/text/kuor_.html).
mfg.
Klaus Malorny
Klaus Malorny
Wetter
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.07.1999 um 22.00
Zu Süddeutsche Zeitung v. 29.5.99:
Rudolf Hoberg, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache
Fremdwörter auf Chinesisch zu schreiben, scheitert meist kläglich, etwa bei Demokratie, di-mu-ke-la-si oder Marx, gleich ma-ke-si, was ein Bauer auf einer Parteiveranstaltung nach einem chinesischen Flüsterwitz immer nur versteht als Pferd kann denken. Leider kann man dies bei uns nicht den Pferden überlassen, denn Sprache und Geisteszustand der Deutschen sind ungemein saugfähig für Wichtigtuereien aller Art. Deshalb ist es sicher etwas herablassend, wenn Hermann Unterstöger dem Vorgänger der Gesellschaft für deutsche Sprache pathetisch-säuerlichen Purismus nachsagt. Das Vorhaben, einen Gegenentwurf zu den hereinflutenden Anglizismen zu liefern, wäre sicher erfolgversprechender, wenn nicht der größte Teil des nötigen Kraftaufwandes mit der nichtsnutzigen Rechtschreibreform vergeudet worden wäre. Daß der neue Vorsitzende hier seinen Anteil hat, ist an sich weniger bemerkenswert. Stutzig macht nur der Hinweis auf geschicktes Anheuern von Sponsoren. Könnte es nicht sein, daß die Sponsoren die Gesellschaft angeheuert haben, um der Schreibreform etwas mehr Ansehen zu verschaffen? Wenn Rudolf Hoberg nun beobachtet, wie die Reform vom Sprachvolk angenommen wird, ähnelt er dem Biologen, der vor einem wassergefüllten Bombentrichter wartet, was für ein Leben sich darin ausbreitet. Hätte man nicht lieber auf diesen Krieg verzichten sollen?
Sigmar Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.07.1999 um 22.00
Zu Süddeutsche Zeitung v. 29.5.99:
Rudolf Hoberg, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache
Fremdwörter auf Chinesisch zu schreiben, scheitert meist kläglich, etwa bei Demokratie, di-mu-ke-la-si oder Marx, gleich ma-ke-si, was ein Bauer auf einer Parteiveranstaltung nach einem chinesischen Flüsterwitz immer nur versteht als Pferd kann denken. Leider kann man dies bei uns nicht den Pferden überlassen, denn Sprache und Geisteszustand der Deutschen sind ungemein saugfähig für Wichtigtuereien aller Art. Deshalb ist es sicher etwas herablassend, wenn Hermann Unterstöger dem Vorgänger der Gesellschaft für deutsche Sprache pathetisch-säuerlichen Purismus nachsagt. Das Vorhaben, einen Gegenentwurf zu den hereinflutenden Anglizismen zu liefern, wäre sicher erfolgversprechender, wenn nicht der größte Teil des nötigen Kraftaufwandes mit der nichtsnutzigen Rechtschreibreform vergeudet worden wäre. Daß der neue Vorsitzende hier seinen Anteil hat, ist an sich weniger bemerkenswert. Stutzig macht nur der Hinweis auf geschicktes Anheuern von Sponsoren. Könnte es nicht sein, daß die Sponsoren die Gesellschaft angeheuert haben, um der Schreibreform etwas mehr Ansehen zu verschaffen? Wenn Rudolf Hoberg nun beobachtet, wie die Reform vom Sprachvolk angenommen wird, ähnelt er dem Biologen, der vor einem wassergefüllten Bombentrichter wartet, was für ein Leben sich darin ausbreitet. Hätte man nicht lieber auf diesen Krieg verzichten sollen?
Sigmar Salzburg
24229 D'hagen
eingetragen von Gast am 05.07.1999 um 22.00
Ich bins wieder! Hat einer gute Berichte über die Rechtschreibreform, da ich ein Deutsch-Referat halten muß!
Schüler
Deutschland
eingetragen von Gast am 05.07.1999 um 22.00
Ich bins wieder! Hat einer gute Berichte über die Rechtschreibreform, da ich ein Deutsch-Referat halten muß!
Schüler
Deutschland
eingetragen von Gast am 04.07.1999 um 22.00
Hi Reini, ich hab hier was über den Ickler von der Traube gefunden
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
Sie wissen genau, werden es aber nie zugeben, daß sich die Einführung der sogenannten Rechtschreibreform ausschließlich auf Volksbetrug gründet, nämlich das nie bewiesene, angeblich leichtere Lernen für die Schüler.
Sie sind gewiß nicht so weltfremd, daß Sie nicht genau wüßten, daß die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein 27. Sept. 98 nicht nur für ein Schulgesetz gestimmt haben, sondern auch gegen die Rechtschreibreform.
Seit diesem Tage hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Schleswig-Holstein nicht mehr Vorrang, sondern allein der Wille des Volkes - gemäß Grundgesetz, wonach alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. In der Frage der Reform der Rechtschreibung ist Ihnen vom Volke jede Kompetenz entzogen worden. Ihre erkennbaren Bestrebungen zur weiteren Einführung der Rechtschreibreform sind daher gegen den Geist der Verfassung, wenn nicht gar verfassungsfeindlich.
Es besteht nicht der geringste Anlaß, sich den Torheiten der anderen Länderregierungen oder der Bundesregierung anzupassen, gerade nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die von Ihrer Seite immer betonte Geringfügigkeit der Schreibänderungen könnte Ihnen aber auch unabhängig davon zu dieser Einsicht verhelfen.
Die übrigen Bundesländer verletzen außerdem Artikel 3 GG, weil sie trotz des für ganz Deutschland repräsentativen Abstimmungsergebnisses ihren Bürgern eine Volksabstimmung verweigern, obwohl niemand wegen seiner Heimat und Herkunft benachteilig werden darf. Es stünde Ihnen gut an, die anderen Länderregierungen auf ihr demokratie- und grundgesetzwidriges Verhalten hinzuweisen.
Jedoch bringen wir Ihrem guten Willen nach den akrobatischen Tricks Ihrer Regierung zur Verhinderung des Volksentscheids, die allen noch in guter Erinnerung sind, kein Vertrauen entgegen.
Auch die nun bekanntgewordenen Überlegungen aus Ihrem Hause zur Übernahme der Rechtschreibreform in die Amtssprache (Kieler Nachrichten v. 26.6.99) lassen in ihrer Hinterhältigkeit, Niederträchtigkeit und Kleinkariertheit jeden Anstand und jede Würde, wie sie von Inhabern eines vom Volk verliehenen Amtes zu erwarten sind, vermissen. Sie nehmen sich heraus, dem Volk - Ihrem Auftraggeber - seine Absicht ins Gegenteil zu verkehren, um die Bürger doch noch auf Ihren aus ideologischer Beschränktheit und ökonomischer Nachlässigkeit eingeschlagenen Weg sogenannter Reformen zu zwingen. Es ist nichts als unwürdig, jede juristische Lücke dazu zu mißbrauchen, um den Willen des Volkes zu unterminieren.
Ihnen ist natürlich klar, daß Sie mit Ihrer beabsichtigten Umstellung der Amtssprache genau die Insellage der Schulen erst schaffen, die immer das Paradepferd Ihrer Propaganda war. Es wird danach gewiß nicht lange dauern, bis Sie wieder verkünden, die Kinder in den Schulen müßten etwas lernen, was es in der ganzen Welt nicht mehr gibt: nicht einmal in den Staatsdienst könnten die Schulabgänger mit ihrer erlernten Rechtschreibung eintreten. Jeder Abgeordnete im Parlament müßte dann als Kinderschänder dastehen, der sich weigert, den gesetzgewordenen Volkswillen abzuschaffen. Damit führen Sie vor, was das Volk sonst auch glaubt, aber nie so bildlich vorgeführt bekommt: Politik, ein schmutziges Geschäft.
Sollten Sie versuchen, auf diese Weise durch Veränderung der Amtssprache den Volkswillen auszuhebeln und die Chancen unserer Kinder zu schmälern, dann können Sie sich auf massive Klagen von unserer Seite gefaßt machen und auf eine öffentliche Gegenwehr, die Ihrer Wiederwahl sicher nicht gut bekommen wird.
Die Rechtschreibreform scheint den seltsamen Nebeneffekt zu haben, daß ihre Verfechter nicht mehr imstande sind, auch nur den offensichtlichsten Unfug daran öffentlich beim Namen zu nennen und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Dennoch hoffen wir auch bei Ihnen darauf: Einsicht ist der beste Weg zur Besserung und Umkehr.
Im Namen (fast) aller Mitstreiter gegen die Rechtschreibreform
S. Salzburg
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 04.07.1999 um 22.00
Hi Reini, ich hab hier was über den Ickler von der Traube gefunden
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.1999 um 22.00
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
Sie wissen genau, werden es aber nie zugeben, daß sich die Einführung der sogenannten Rechtschreibreform ausschließlich auf Volksbetrug gründet, nämlich das nie bewiesene, angeblich leichtere Lernen für die Schüler.
Sie sind gewiß nicht so weltfremd, daß Sie nicht genau wüßten, daß die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein 27. Sept. 98 nicht nur für ein Schulgesetz gestimmt haben, sondern auch gegen die Rechtschreibreform.
Seit diesem Tage hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Schleswig-Holstein nicht mehr Vorrang, sondern allein der Wille des Volkes - gemäß Grundgesetz, wonach alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. In der Frage der Reform der Rechtschreibung ist Ihnen vom Volke jede Kompetenz entzogen worden. Ihre erkennbaren Bestrebungen zur weiteren Einführung der Rechtschreibreform sind daher gegen den Geist der Verfassung, wenn nicht gar verfassungsfeindlich.
Es besteht nicht der geringste Anlaß, sich den Torheiten der anderen Länderregierungen oder der Bundesregierung anzupassen, gerade nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die von Ihrer Seite immer betonte Geringfügigkeit der Schreibänderungen könnte Ihnen aber auch unabhängig davon zu dieser Einsicht verhelfen.
Die übrigen Bundesländer verletzen außerdem Artikel 3 GG, weil sie trotz des für ganz Deutschland repräsentativen Abstimmungsergebnisses ihren Bürgern eine Volksabstimmung verweigern, obwohl niemand wegen seiner Heimat und Herkunft benachteilig werden darf. Es stünde Ihnen gut an, die anderen Länderregierungen auf ihr demokratie- und grundgesetzwidriges Verhalten hinzuweisen.
Jedoch bringen wir Ihrem guten Willen nach den akrobatischen Tricks Ihrer Regierung zur Verhinderung des Volksentscheids, die allen noch in guter Erinnerung sind, kein Vertrauen entgegen.
Auch die nun bekanntgewordenen Überlegungen aus Ihrem Hause zur Übernahme der Rechtschreibreform in die Amtssprache (Kieler Nachrichten v. 26.6.99) lassen in ihrer Hinterhältigkeit, Niederträchtigkeit und Kleinkariertheit jeden Anstand und jede Würde, wie sie von Inhabern eines vom Volk verliehenen Amtes zu erwarten sind, vermissen. Sie nehmen sich heraus, dem Volk - Ihrem Auftraggeber - seine Absicht ins Gegenteil zu verkehren, um die Bürger doch noch auf Ihren aus ideologischer Beschränktheit und ökonomischer Nachlässigkeit eingeschlagenen Weg sogenannter Reformen zu zwingen. Es ist nichts als unwürdig, jede juristische Lücke dazu zu mißbrauchen, um den Willen des Volkes zu unterminieren.
Ihnen ist natürlich klar, daß Sie mit Ihrer beabsichtigten Umstellung der Amtssprache genau die Insellage der Schulen erst schaffen, die immer das Paradepferd Ihrer Propaganda war. Es wird danach gewiß nicht lange dauern, bis Sie wieder verkünden, die Kinder in den Schulen müßten etwas lernen, was es in der ganzen Welt nicht mehr gibt: nicht einmal in den Staatsdienst könnten die Schulabgänger mit ihrer erlernten Rechtschreibung eintreten. Jeder Abgeordnete im Parlament müßte dann als Kinderschänder dastehen, der sich weigert, den gesetzgewordenen Volkswillen abzuschaffen. Damit führen Sie vor, was das Volk sonst auch glaubt, aber nie so bildlich vorgeführt bekommt: Politik, ein schmutziges Geschäft.
Sollten Sie versuchen, auf diese Weise durch Veränderung der Amtssprache den Volkswillen auszuhebeln und die Chancen unserer Kinder zu schmälern, dann können Sie sich auf massive Klagen von unserer Seite gefaßt machen und auf eine öffentliche Gegenwehr, die Ihrer Wiederwahl sicher nicht gut bekommen wird.
Die Rechtschreibreform scheint den seltsamen Nebeneffekt zu haben, daß ihre Verfechter nicht mehr imstande sind, auch nur den offensichtlichsten Unfug daran öffentlich beim Namen zu nennen und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Dennoch hoffen wir auch bei Ihnen darauf: Einsicht ist der beste Weg zur Besserung und Umkehr.
Im Namen (fast) aller Mitstreiter gegen die Rechtschreibreform
S. Salzburg
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.1999 um 22.00
Ohne Not und in vorauseilendem Gehorsam ist die ZEIT auf eine reformierte Rechtschreibung umgestiegen, befördert durch den Sprachexperten Dieter E. Zimmer, der durch seine Psychoanalyse-Satire nicht gerade durch feinen Geschmack ausgewiesen ist.(So wie das Besondere das Allgemeine vögelt, so wollte Freud die Mutter vögeln und vögelte statt dessen den Traum.) Mit Spannung konnte man erwarten, ob die ZEIT nach dem Kotau vor der kultusministeriellen Rechtschreibdeformation es wagen würde, die Leserbriefe der großen Reformkritiker zu veröffentlichen und dabei auf Neuschreib umzustricken. Das feige Pack hat beides nicht gewagt, war aber unverschämt genug, Kritikern, die nicht Grass sind, die Buchstaben im Brief umzudrehen und den arglosen Schreibern die Narrenkappe der zeiteigenen Neuschreibung überzustülpen. Das liegt etwa zwischen dem Niveau früherer Dorfrüpel, die dem Lehrer heimlich einen Schweineschwanz von der letzten Hausschlachtung anhängten und dem von Nazichaoten, die ihrem Opfer ein Hakenkreuz auf die Stirn ritzen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.1999 um 22.00
Ohne Not und in vorauseilendem Gehorsam ist die ZEIT auf eine reformierte Rechtschreibung umgestiegen, befördert durch den Sprachexperten Dieter E. Zimmer, der durch seine Psychoanalyse-Satire nicht gerade durch feinen Geschmack ausgewiesen ist.(So wie das Besondere das Allgemeine vögelt, so wollte Freud die Mutter vögeln und vögelte statt dessen den Traum.) Mit Spannung konnte man erwarten, ob die ZEIT nach dem Kotau vor der kultusministeriellen Rechtschreibdeformation es wagen würde, die Leserbriefe der großen Reformkritiker zu veröffentlichen und dabei auf Neuschreib umzustricken. Das feige Pack hat beides nicht gewagt, war aber unverschämt genug, Kritikern, die nicht Grass sind, die Buchstaben im Brief umzudrehen und den arglosen Schreibern die Narrenkappe der zeiteigenen Neuschreibung überzustülpen. Das liegt etwa zwischen dem Niveau früherer Dorfrüpel, die dem Lehrer heimlich einen Schweineschwanz von der letzten Hausschlachtung anhängten und dem von Nazichaoten, die ihrem Opfer ein Hakenkreuz auf die Stirn ritzen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.06.1999 um 22.00
Leserbrief an die Frankfurter Rundschau zum Bericht v. 23.6.99:
Note Eins für die Ministerin
Eins wird von Carsten Plog nicht gesagt: Es geht der Kieler Regierung auch darum, das durch die Niederlage bei der Rechtschreibreform verlorene Ansehen wieder aufzupolieren, diese gegen die Volksentscheidung doch noch in den Schulen durchzusetzen, den passiven Widerstand vieler Lehrer dagegen abzubauen und dem Frust reformbeflissener Kollegen eine Hoffnungsträgerin entgegenzusetzen. Die Neubesetzung des Bildungsministeriums, wo mit Frau Erdsiek-Rave nach der gescheiterten Vorgängerin wiederum eine überzeugte Neuschreiberin den gegenteiligen, gesetzgewordenen Willen des Volkes umsetzen soll, kann durch nichts besser illustriert werden als durch den sprichwörtlichen zum Gärtner gemachten Ziegenbock, der kaum widerstehen wird, die zarte Pflanze der direkten Demokratie sogleich wieder abzufressen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.06.1999 um 22.00
Leserbrief an die Frankfurter Rundschau zum Bericht v. 23.6.99:
Note Eins für die Ministerin
Eins wird von Carsten Plog nicht gesagt: Es geht der Kieler Regierung auch darum, das durch die Niederlage bei der Rechtschreibreform verlorene Ansehen wieder aufzupolieren, diese gegen die Volksentscheidung doch noch in den Schulen durchzusetzen, den passiven Widerstand vieler Lehrer dagegen abzubauen und dem Frust reformbeflissener Kollegen eine Hoffnungsträgerin entgegenzusetzen. Die Neubesetzung des Bildungsministeriums, wo mit Frau Erdsiek-Rave nach der gescheiterten Vorgängerin wiederum eine überzeugte Neuschreiberin den gegenteiligen, gesetzgewordenen Willen des Volkes umsetzen soll, kann durch nichts besser illustriert werden als durch den sprichwörtlichen zum Gärtner gemachten Ziegenbock, der kaum widerstehen wird, die zarte Pflanze der direkten Demokratie sogleich wieder abzufressen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.06.1999 um 22.00
Zum Thema Bücher zählen: Nicht einmal die taz mochte diesen anarchischen Leserbrief abdrucken:
(zu KN v. 30.09.98) Reformstopp: Kultusministerium sucht Ausweg
Es zählt das Perlhuhn eins, zwei, drei, vier, was zählt es wohl, das gute Tier... ? (Morgenstern) Jetzt wissen wir es, Bücher zählt es ... die guten ins Töpfchen, die schlechten...? Aufschlagen, ss-Kontrolle, groß/klein, getrennt/auseinander OK? rauh ohne h? Gämse vorhanden?... Bei über 800000 von Buchhandel und Bibliotheken lieferbaren Büchern fehlt zur absoluten Mehrzahl der lieferbaren Bücher nochmals die gleiche Anzahl in Neuschreibung - etwas mehr, wenn Günter Grass, Siegfried Lenz, Martin Walser u.a. kein Schreibverbot bekommen. Dabei hat die Kultusministerin aber noch den ersten Teil ihres neuen Gesetzes übersehen: Es gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist. Also nochmal: Volkszählung, Befragung, Briefkontrolle wie oben (Vorsicht Trickser! Viele Schreiber täuschen bloß mit viel ss!).... Meint sie das wirklich alles ernst? Ist die Ministerin noch zu retten?
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.06.1999 um 22.00
Zum Thema Bücher zählen: Nicht einmal die taz mochte diesen anarchischen Leserbrief abdrucken:
(zu KN v. 30.09.98) Reformstopp: Kultusministerium sucht Ausweg
Es zählt das Perlhuhn eins, zwei, drei, vier, was zählt es wohl, das gute Tier... ? (Morgenstern) Jetzt wissen wir es, Bücher zählt es ... die guten ins Töpfchen, die schlechten...? Aufschlagen, ss-Kontrolle, groß/klein, getrennt/auseinander OK? rauh ohne h? Gämse vorhanden?... Bei über 800000 von Buchhandel und Bibliotheken lieferbaren Büchern fehlt zur absoluten Mehrzahl der lieferbaren Bücher nochmals die gleiche Anzahl in Neuschreibung - etwas mehr, wenn Günter Grass, Siegfried Lenz, Martin Walser u.a. kein Schreibverbot bekommen. Dabei hat die Kultusministerin aber noch den ersten Teil ihres neuen Gesetzes übersehen: Es gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist. Also nochmal: Volkszählung, Befragung, Briefkontrolle wie oben (Vorsicht Trickser! Viele Schreiber täuschen bloß mit viel ss!).... Meint sie das wirklich alles ernst? Ist die Ministerin noch zu retten?
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 22.06.1999 um 22.00
Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61
60599 Frankfurt
Per e-mail newsline@mainpost.de
An die Redaktion der Main-Post
Frau Margit Klinger
Herrn David Brandstätter
Herrn Martin Vogler
Herrn Gert-Peter Weirauch
Herrn Notker Altenhöfer
24.06.99
Ihr Artikel vom 23.06.99 in Sekunde mal!
Sehr geehrte Redaktion,
Ihre Frau Rott muß sich ja offenbar Blitz gescheit vorkommen, wenn sie Schluss folgert, der idiotische Agenturneuschrieb würde auf Dauer bleiben. Das wird er natürlich nicht in dieser Form, weil er unbrauchbar ist und nicht einmal seine Macher ihn verstehen.
Also wird an der Sprache weiter herumgepfuscht werden. Sollte einer von Ihnen einmal für DIE ZEIT schreiben wollen, dann darf umgelernt werden, dann muß sich Frau Rott eine neue Spickliste schreiben. Wer von Ihnen Kinder hat, sollte die Main-Post ab August nicht mehr zu Hause herumliegen lassen. So ein Kind lernt ja auch unbewußt, sagt man. Die Kleinen eignen sich dann die Zeitungsrechtschreibung an, und am nächsten Tag heißt es in der Schule: falsch.
Frau Rott findet das pfiffig und irgendwie modern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und man muß nicht einmal Stock konservativ sein, um das alles als Stroh dumm zu entlarven. Ich finde das Grauen erregend (ich bin kein Fan von Horrorfilmen, das war eben wieder Neuschrieb).
Mein Vorschlag, damit das alles - um mit Frau Rott zu sprechen: richtig
Sinn macht und nicht kleckerweise über die armen Leser kommt:
Fassen Sie den Kindern zuliebe Ihre Jugendseite doch einfach in der neuen Schulrechtschreibung ab. Und wenn Sie dem Maingebiet richtig zeigen wollen, wo es orthographisch langgeht, dann verwenden Sie gerechterweise im ständigen Wechsel jeden Tag eine andere - in den Bücherschränken Ihrer Leser vorrätige! - Rechtschreibung: einmal die nach Aldi, dann nach Bertelsmann, nach Wahrig, nach Duden usw. Es dürften inzwischen so an die 18 sein - ohne die Privatversion von der ZEIT. Keine Sorge, das wird bestimmt nicht langweilig. Denn allein zwischen Duden und Bertelsmann gibt's ca. 8000 Unterschiede. Sie könnten sogar ein Gewinnspiel einbauen: Wie schreibt die Main-Post heute? Wer hat's gemerkt?
Mit dem Murks werden Sie nicht glücklich werden. Man kann Ihnen in Ihrem eigenen Interesse nur wünschen, daß es nach der Umstellung Kündigungen Ihrer Abonnenten hagelt; dann wird das Einsehen bei Ihnen und den Presseagenturen nicht lange auf sich warten lassen.
Apropos Leser - haben Sie jemals eine Leserumfrage durchgeführt, um herauszufinden, welcher Prozentsatz den Neuschrieb wirklich liebgewonnen hat? In Frau Rotts Artikel liest sich das gar so verträumt und realitätsfern.
Als Redakteur sollte man nicht willenlos nachplappern, was ein paar reaktionäre Bürokraten und die mit ihnen verbandelten Geschäftemacher einem vorzuschreiben versuchen. Ein bißchen mehr kritische Betrachtung,
ein wenig mehr Augenmaß und der Mut, für die eigene Überzeugung und die Vernunft einzutreten, das gehört schon zum professionellen journalistischen Handwerkszeug.
Mit freundlichem Gruß
Johannes Faupel
PS: Nachfolgend der gestrige Kommentar des Präsidenten der Akademie für
Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt
eingetragen von Gast am 22.06.1999 um 22.00
Johannes Faupel
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60599 Frankfurt
Per e-mail newsline@mainpost.de
An die Redaktion der Main-Post
Frau Margit Klinger
Herrn David Brandstätter
Herrn Martin Vogler
Herrn Gert-Peter Weirauch
Herrn Notker Altenhöfer
24.06.99
Ihr Artikel vom 23.06.99 in Sekunde mal!
Sehr geehrte Redaktion,
Ihre Frau Rott muß sich ja offenbar Blitz gescheit vorkommen, wenn sie Schluss folgert, der idiotische Agenturneuschrieb würde auf Dauer bleiben. Das wird er natürlich nicht in dieser Form, weil er unbrauchbar ist und nicht einmal seine Macher ihn verstehen.
Also wird an der Sprache weiter herumgepfuscht werden. Sollte einer von Ihnen einmal für DIE ZEIT schreiben wollen, dann darf umgelernt werden, dann muß sich Frau Rott eine neue Spickliste schreiben. Wer von Ihnen Kinder hat, sollte die Main-Post ab August nicht mehr zu Hause herumliegen lassen. So ein Kind lernt ja auch unbewußt, sagt man. Die Kleinen eignen sich dann die Zeitungsrechtschreibung an, und am nächsten Tag heißt es in der Schule: falsch.
Frau Rott findet das pfiffig und irgendwie modern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und man muß nicht einmal Stock konservativ sein, um das alles als Stroh dumm zu entlarven. Ich finde das Grauen erregend (ich bin kein Fan von Horrorfilmen, das war eben wieder Neuschrieb).
Mein Vorschlag, damit das alles - um mit Frau Rott zu sprechen: richtig
Sinn macht und nicht kleckerweise über die armen Leser kommt:
Fassen Sie den Kindern zuliebe Ihre Jugendseite doch einfach in der neuen Schulrechtschreibung ab. Und wenn Sie dem Maingebiet richtig zeigen wollen, wo es orthographisch langgeht, dann verwenden Sie gerechterweise im ständigen Wechsel jeden Tag eine andere - in den Bücherschränken Ihrer Leser vorrätige! - Rechtschreibung: einmal die nach Aldi, dann nach Bertelsmann, nach Wahrig, nach Duden usw. Es dürften inzwischen so an die 18 sein - ohne die Privatversion von der ZEIT. Keine Sorge, das wird bestimmt nicht langweilig. Denn allein zwischen Duden und Bertelsmann gibt's ca. 8000 Unterschiede. Sie könnten sogar ein Gewinnspiel einbauen: Wie schreibt die Main-Post heute? Wer hat's gemerkt?
Mit dem Murks werden Sie nicht glücklich werden. Man kann Ihnen in Ihrem eigenen Interesse nur wünschen, daß es nach der Umstellung Kündigungen Ihrer Abonnenten hagelt; dann wird das Einsehen bei Ihnen und den Presseagenturen nicht lange auf sich warten lassen.
Apropos Leser - haben Sie jemals eine Leserumfrage durchgeführt, um herauszufinden, welcher Prozentsatz den Neuschrieb wirklich liebgewonnen hat? In Frau Rotts Artikel liest sich das gar so verträumt und realitätsfern.
Als Redakteur sollte man nicht willenlos nachplappern, was ein paar reaktionäre Bürokraten und die mit ihnen verbandelten Geschäftemacher einem vorzuschreiben versuchen. Ein bißchen mehr kritische Betrachtung,
ein wenig mehr Augenmaß und der Mut, für die eigene Überzeugung und die Vernunft einzutreten, das gehört schon zum professionellen journalistischen Handwerkszeug.
Mit freundlichem Gruß
Johannes Faupel
PS: Nachfolgend der gestrige Kommentar des Präsidenten der Akademie für
Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.06.1999 um 22.00
Was macht ein Lehrer, der süchtig ist? Er setzt sich irgendwo heimlich einen Schuß. Wenn er Kindern seinen Stoff vermittelt, wird er bestraft. - Und ein Lehrer in Schleswig-Holstein, der neuschreibsüchtig ist? Er leidet still am Entzug und demonstriert, wo es geht, seine Schreibgesinnung. Wenn er Schülern diesen Stoff vermittelt, ist es gegen das Gesetz, wird aber von seiner vorgesetzten Regierung augenzwinkernd geduldet. In seinem lokalen Parteiblättchen, wo alle noch als Altschreiber auftreten - Kanzler Schröder, der Bürgermeister, die Gemeindemüllbeauftragte - setzt er unbeirrt ein ss-Signal ans andere: einig ist sich die Parteibasis über diese Reform nicht, so sehr auch Schleswig-Holsteins Landesstiefmutter (reformkritisch gesehen) diese Tatsache zu vertuschen versucht. Skurril wird es, wenn der fortschrittliche Lehrer einen Bericht mit einer Co-Autorin verfaßt, die anderswo schon als Reformmuffel entlarvt ist: Der Text ist reformiert, während die Zwischentitel - offensichtlich von der lernunwilligen Kollegin verfaßt - traditionell geschrieben sind und sogar einmal demonstrativ mit daß beginnen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.06.1999 um 22.00
Was macht ein Lehrer, der süchtig ist? Er setzt sich irgendwo heimlich einen Schuß. Wenn er Kindern seinen Stoff vermittelt, wird er bestraft. - Und ein Lehrer in Schleswig-Holstein, der neuschreibsüchtig ist? Er leidet still am Entzug und demonstriert, wo es geht, seine Schreibgesinnung. Wenn er Schülern diesen Stoff vermittelt, ist es gegen das Gesetz, wird aber von seiner vorgesetzten Regierung augenzwinkernd geduldet. In seinem lokalen Parteiblättchen, wo alle noch als Altschreiber auftreten - Kanzler Schröder, der Bürgermeister, die Gemeindemüllbeauftragte - setzt er unbeirrt ein ss-Signal ans andere: einig ist sich die Parteibasis über diese Reform nicht, so sehr auch Schleswig-Holsteins Landesstiefmutter (reformkritisch gesehen) diese Tatsache zu vertuschen versucht. Skurril wird es, wenn der fortschrittliche Lehrer einen Bericht mit einer Co-Autorin verfaßt, die anderswo schon als Reformmuffel entlarvt ist: Der Text ist reformiert, während die Zwischentitel - offensichtlich von der lernunwilligen Kollegin verfaßt - traditionell geschrieben sind und sogar einmal demonstrativ mit daß beginnen.
Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 13.06.1999 um 22.00
Chirurgisch genau
Wie Dieter E. Zimmer den Murks und das Chaos der Reformtollpatsche erläutert, kritisiert und vorsichtig repariert...
...und daraus eine mißraten-akzeptable ZEITSchreibung bastelt
von Helmut Jochems, Littfeld
Seit dem 10. Juni 1999 erscheint DIE ZEIT in umgestellter Orthographie - als erste große deutsche Zeitung und ohne dem Zwang zu unterliegen, den die Nachrichtenagenturen ab 1. August 1999 auf die von ihnen abhängigen Regional- und Lokalzeitungen ausüben werden. Nun weiß man, was Dieter E. Zimmer in den langen Monaten seines Schweigens zur Rechtschreibreform getrieben hat: Gebastelt hat er, und zwar an einer Revision des auch in seinen Augen mißratenen Mannheim-Wiener Regelwerks, von dem er aber schon vor fast zwei Jahren sagte, es sei trotz allem akzeptabel. Nun ist Zimmer nicht der erste, der sich daran macht, den Augiasstall auszumisten. Um die Jahreswende 1997/98 setzte sich Gerhard Augst mit seiner Zwischenstaatlichen Kommission an die Spitze der Revisionisten und fand zunächst sogar Beifall bei den Kultusministern. Als aber die Schulbuchverlage mit Schadenersatzforderungen droh-ten, wurde der KMK schnell klar, daß nach den vielen vorangegangenen Reformkompromissen ein weiterer gefunden werden mußte: Bis 2005 ändert sich nichts, dann aber kommt, wie auch das Bundesverfassungsgericht im Sommer 1998 andeutete, die von der Rechtschreibkommission als unumgänglich notwendig bezeichnete Generalrevision.
Teilrevisionen haben inzwischen die Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die Gruner+Jahr-Rechtschreib-Kommission vorgenommen, vom neuen Regelwerk der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus dem Computer von Peter Eisenberg ganz zu schweigen. Sie alle lassen Augsts belämmerte Gämsen und Kängurus unge-schoren und schlucken natürlich auch die vielen neuen ss-Schreibungen, legen sich aber bei drei Regelgruppen quer: Es bleibt bei den traditionellen Fremdwortschreibungen, die Kommaregeln werden nicht angetastet, und die urkomischen Silbentrennungen der Reformer überläßt man den Schulen und den Behörden. In diesen Punkten zieht Dieter E. Zim-mers ZEITSchreibung selbstverständlich mit, wie er auch das Schwarze Brett aus der Reformversenkung zurückholt und dafür den Spinnefeind und es tut mir Leid auf den seit Eisenbergs Zornesausbruch sprichwörtlichen Recht-schreibmüll befördert. Mit welch spitzen Fingern der Rechtschreibexperte der ZEIT das Machwerk anfaßt, ergibt sich schon aus dem ersten Satz seines Prologs:
Die ZEIT stellt ihre Schreibweise in dieser Woche um. Im August werden es die Nachrichtenagenturen tun, und dann wird ein Großteil der Presse in neuer Orthografie erscheinen. Sehr wahrscheinlich wird die Presse dabei die Erfahrung machen, dass sich nicht alle neuen Regeln für ihre Zwecke eignen. Sie ist eben eine Schulorthografie und durfte gar nichts anderes sein, bedacht ausschließlich auf leichtere Erlernbarkeit. Eine fürs Leben bestimmte Orthografie 2000 hätte nirgends Ausdrucksverluste hinnehmen dürfen, hätte dem vermehr-ten Kontakt des Deutschen mit anderen Sprachen und dem Umstand Rechnung tragen müssen, dass das uni-versale Schreibgerät zunehmend der Computer ist.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 1)
Im Grunde wiederholt Zimmer hier nur eine Einschätzung der Rechtschreibreform, zu der er schon 1997 gelangt war. Nun setzt er aber doch einige Akzente genauer:
Eine Rechtschreibung 2000 hätte erstens eine systematische und hierarchische Durchmarkierung sämtlicher Varianten enthalten müssen (Haupt-/Nebenvariante, Alte/Neue Schreibung, Ursprungsschreibung/Einge-deutschte Schreibung usw.), um ihre Handhabung in der Textverarbeitung zu erleichtern; zweitens klare und produktive, also auch auf neue Fälle anwendbare Regeln für die Schreibung der immer zahlreicheren Fremd-wörter, insbesondere englischer Wortgruppen; und es hätten drittens keine der wenigen von der Rechtschrei-bung bisher gebotenen Ausdrucksdifferenzierungen preisgegeben werden dürfen. Die vorliegende Adaption der Neuregelung ist auch ein Versuch, frühzeitig die Problemzonen zu erkennen, bei denen die Printmedien die Neuregelung wahrscheinlich für ihre Zwecke untauglich finden und nicht mitmachen werden, und den zu erwartenden Verlegenheiten vorzubeugen. Sie will niemandem die Entscheidung abnehmen, was er in Zukunft wie schreiben soll. Aber durch die Art der Aufbereitung des Materials will sie die Leser instand setzen, diese Entscheidungen selber zu treffen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Hier verschweigt Zimmer freilich bescheiden, daß er aktiv in das Regelwerk eingegriffen hat, und zwar gezielter als der unberatene Albrecht Nürnberger von dpa und die anonymen Élèven (Eleven?) aus G+J,s Hamburger Journalisten-schule:
Der Versuchung, einzelne Schreibungen zurückzuändern, weil dem einen diese, dem andern jene neue Schreibweise missfällt, hat die ZEIT widerstanden. Wenn sie einige Male dennoch Einzelschreibungen geän-dert hat, dann, weil die Rechtschreibkommission in mehreren hervorstechenden Fällen Wörter allem Anschein nach falsch klassifiziert und infolgedessen auch die falschen Regeln auf sie angewendet hat. Hier wurden also die neuen Regeln nicht über den Haufen geworfen, sondern nur richtiger angewandt.
Überhaupt kann es bei einer vorsichtigen Korrektur der Rechtschreibreform nicht darum gehen, andere, ver-meintlich bessere Regeln an die Stelle der offiziellen zu setzen und damit eine eigene private Orthografie - eine Hausorthografie - zu gründen. Es geht nur darum, an bestimmten, eng umschriebenen Stellen eine kleine Zu-satzregel einzusetzen, die es erlaubt, dort weiter die alte Orthografie zu benutzen. Diese Zusatzregeln dürfen erstens nicht zahlreich sein; sie müssen zweitens knapp, einfach und unmissverständlich sein; sie müssen sozusa-gen chirurgisch genau die und nur die Fälle treffen, für die sie beabsichtigt sind; und sie müssen den Strapazen der täglichen Praxis standhalten. Aus diesem Grund verbot es sich auch, einfach die vernünftigen Regelände-rungen zu übernehmen, die die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission in Reaktion auf die inhaltliche Kritik nachträglich selber vorgeschlagen hatte, die von den Landeskultusministern jedoch nicht übernommen wurden.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Von diesem Vorsatz wich Dieter E. Zimmer jedoch ohne viel Federlesens ab, als er sich an die Revision eines besonders anstößigen Kapitels der Rechtschreibreform machte, nämlich der vielen neuen Getrenntschreibungen von zusammenge-setzten Partizipien (äußerst Besorgnis erregende Entwicklungen, Italiens Feuer speiende Berge). Nach Zimmers Programm ergibt sich die jeweilige vorsichtige Reparatur aus vorangegangener Erläuterung und Kritik, und die lauten hier so:
Bei Verbindungen mit dem Partizip I (auf -end) sieht die Neuregelung als Normalfall die Getrenntschreibung vor und die Zusammenschreibung nur dann, wenn ein Fugen-s vorhanden ist (bewußtseinserweiternd, er-werbsmindernd) oder wenn der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht, d.h., wenn er bei der Auflösung mehrere Wörter ergäbe (also himmelschreiend, weil himmel- hier für zum Himmel steht, aber Feuer speiend, weil Feuer hier keine Wortgruppe vertritt). Konsequent aber verfährt sie dabei nicht, denn in Fällen wie ab-scheuerregend oder markerschütternd oder schweißtreibend belässt sie es bei der Zusammenschreibung, ob-wohl keins der beiden Kriterien erfüllt ist. Bei der Neuregelung wurde anscheinend auch nicht bedacht, dass die meisten dieser Verbindungen als Ganzes gesteigert und außerdem substantiviert werden können - und dass dieser Umstand zu widersinnigen, unmöglichen Schreibungen wie das nahe Liegendste, das nichts Sagendste führen würde.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)
Damit ist die Lücke erkannt, die die chirurgisch genaue Zusatzregel der ZEITSchreibung zu füllen hat, und die lautet so:
In der ZEIT gilt: Zu einem Wort verschmolzene Verbindungen mit dem Partizip I werden in sämtlichen For-men zusammengeschrieben. Die Verschmelzung erkennt man daran, dass ein Fugen-s vorhanden ist, dass der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht oder dass sie gesteigert vorkommen kann (gleichgültig, ob viele die gesteigerte Form für schlechtes Deutsch halten); sie liegt außerdem dann vor, wenn die Verbindung eine rechtliche Kategorie bezeichnet (alleinerziehend).
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)
Diese Regel ist das Paradepferd der Zimmerschen Reformrevision. In der graphisch aufwendigeren Internet-Wörterliste sind die Sonderschreibungen der ZEIT durch Rotdruck gekennzeichnet: Es sind durch die Bank die wiederbelebten zusammengesetzten Partizipien. In einigen wenigen Fällen bleibt es dennoch bei der urigen Reformschreibung: ein Blut saugendes Insekt, eine Fleisch fressende Pflanze, ein Holz verarbeitender Betrieb, die Krieg führenden Mächte. Diese Schreibmöglichkeit muß es nach Zimmers Überzeugung weiterhin geben, weil eine Abgrenzung nötig ist zwischen ad hoc gebildeten Satzteilen (Wasser schluckend, Blumen schenkend), bei denen die Zusammenschreibung widersinnig wäre, und solchen Verbindungen, die als einheitliches Wort aufgefasst und behandelt werden. Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht. Wenn man diese Verbindungen in ihre finite Form zurücktransformiert, fehlt (scheinbar) in jedem einzelnen Falle beim Substantiv der Artikel: es saugt Blut, sie frißt Fleisch, er verarbeitet Holz, sie führen Krieg. Tatsächlich liegt das an einer Besonderheit der Morphologie des Artikels im Deutschen. Die Sprachwissenschaftler sprechen von einem Zero-Artikel als charakteristischem Begleiter von Stoffbezeichnungen und Abstrakta - übrigens auch für den Plural des unbestimmten Artikels. Bei den obigen Beispielen handelt es sich also mitnichten um ad hoc gebil-dete Satzteile (whatever that is), und die entsprechende Liste wäre leicht zu verlängern. Besonders häufig kommen solche Fügungen in fachsprachlichen Texten vor. Man stelle sich den komischen Effekt vor, wenn übliche Zusammen-schreibungen wie die nachfolgenden demnächst in der ZEIT getrennt erschienen:
ein bakterientötendes/keimtötendes Mittel
eine energiesparende Vorrichtung
eine kaufkraftvernichtende Steuerpolitik
ein notleidender Wechsel
ein zinstragendes Aktivum
Zimmers Wörterverzeichnis führt übrigens notleidend auf, das zwar nicht steigerbar, wohl aber intensivierbar ist: sehr/äußerst notleidend. Selbst die Zusatzregel ist also reparaturbedüftig. Es gibt in der jetzt gültigen Rechtschreibung jedoch zusammengeschriebene Partizipien, bei denen Zimmers drei Prinzipien auch nach dieser Ergänzung schlichtweg versagen. Was wird der Meister der ZEITSchreibung mit diesen traditionellen Zusammenschreibungen anstellen?
baumbewohnende Insekten
die gastgebende Mannschaft
eine flächendeckende Strategie
der grenzüberschreitende Warenverkehr
partei- und länderübergreifende Absprachen
Eine Orthographie, die mehr sein soll als eine phonetische Umschrift, läßt sich eben nicht nach rein formalen Kriterien regeln. Unter den Gebrauchsbedingungen, an denen sich die Schreiberinnen und Schreiber des Deutschen orientieren, spielt unter anderem die Bedeutung eine große Rolle. Gerade die haben aber die ideologisch verbohrten und zugleich sprachwissenschaftlich sehr unbedarften Reformer und Fachbeamten der KMK aus ihrem Regelwerk verbannt, und darin folgt ihnen Zimmer sklavisch. Sein Revisionsversuch ist also nicht nur deshalb ein orthographischer Holzweg, weil er in den meisten anderen Bereichen die reformverballhornten Schreibungen erhalten will. An einer Stelle - bei der Aus-drucksdifferenzierung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung - erkennt Zimmer freilich selbst, daß er mit dem formalen Prinzip ins Schleudern gerät. Er muß zugeben:
Aber semantische Defizite lassen sich nicht anhand formalgrammatischer Kriterien ausgleichen, sondern nur an-hand semantischer Kriterien, und die sind notwendig weniger scharf. In manchen Fällen wird man also unsicher sein, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung angebracht ist. In diesen Fällen gilt: wie im Rechtschreibwörter-buch.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 41)
Das ist nun wirklich der allergrößte Witz. Die Zuverlässigkeit der neuen Rechtschreibwörterbücher hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, daß sie wie Blei in den Regalen der Buchhandlungen liegen. Bertelsmann hat gerade einen zweiten Anlauf unternommen und dabei sogar den Titel geändert (wie man anhand der großen Anzeige im ZEITSpezi-al leicht feststellen kann). Der Restbestand der durch und durch fehlerhaften ersten Auflage ist übrigens via GEW als hochherziges Geschenk an die Schulen in Schleswig-Holstein gegangen. Was ist das für eine Rechtschreibreform und was ist das für eine Revision, wenn sich am Ende die Regeln als unbrauchbar erweisen und wie auch immer legitimierte Experten festlegen müssen, wie das deutsche Volk schreiben soll.
Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß ausgerechnet DIE ZEIT bei dieser Verhöhnung der deutschen Schreibkultur mitmacht? Dieter E. Zimmer tut so, als sei die neue Rechtschreibung wie ein Naturereignis über die Deutschen gekom-men, die sich ihr nicht mehr entziehen können - weder jetzt noch in Zukunft:
Ab 2005 wird sie für alle Schulen des deutschen Sprachraums die einzige verbindliche Rechtschreibung sein - ausgenommen die Schulen in Schleswig-Holstein und etwaiger weiterer Bundesländer, die auf Grund eines Volksentscheids aus der Reform ausscheren und Deutschland zurück in die orthografische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts zwingen. Am 1. August 1999 werden die Nachrichtenagenturen und mit ihnen ein Großteil der deutschen Presse ihre Schreibung umstellen. Sie wird jedem immer öfter begegnen, und dabei wird sie viel von ihrem Schrecken verlieren. Manche werden sie nicht einmal bemerken. Niemand muss sich in seinen privaten Schriften an sie - oder sonst eine Orthografie - halten; niemand aber auch hat ein Anrecht darauf, nur mit einer von ihm bevorzugten Orthografie konfrontiert zu werden, wie das Bundesverfassungsge-richt befand. Für die nachwachsende Generation wird die neue Rechtschreibung fürs Erste die einzige richtige sein und so selbstverständlich, wie für die Älteren die alte Rechtschreibung war. Und diese wird nach und nach das Air des Altmodischen annehmen; an ihr festzuhalten, wird einen bewussten und demon-strativen Akt des Protests gegen den Zeitgeist darstellen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Das sieht Zimmers Journalistenkollege Dankwart Guratzsch anders:
Das feierlich bekundete Hauptziel, die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zu wahren, ist verraten worden. Die Meinung von Hunderten Fachwissenschaftlern, der gesamten literarischen Prominenz und hoch-rangiger Politiker - unter ihnen auch der Bundespräsident - wurde in den Wind geschlagen. Wer hier noch davon spricht, dies alles geschehe im Interesse der Staatsräson, muß ein dürftiges Verständnis von dem haben, was Staatsklugheit - das nämlich ist die Wortbedeutung und doch wohl nicht absolutistische Staatszucht - für das demokratische Staatswesen bedeutet.
(Die Welt v. 10. 4. 1999)
In der kurzen Zeitspanne seit ihrer Einführung ist die neue Rechtschreibung zum Steinbruch geworden. Erst bei der vorgesehenen Revision im Jahr 2005 wird sich herausstellen, was davon überhaupt übrigbleibt.
(Berliner Morgenpost v. 21. 3. 1999)
Dem ist nur eines hinzuzufügen: Arme ZEITLeser, denen bis dahin Zimmers ZEITSchreibung zugemutet wird!
Jochems
Schützenstr. 25, 57223 Kreuztal
eingetragen von Gast am 13.06.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Leserbrief veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt, Johannes Faupel, Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt, e.mail j.faupel@ogilvyone.de
Mit Worten ließ sich's trefflich streiten - heute streitet man ums Wort allein. Man fühlt sich glatt in die Zeit der SED-Diktatur zurückversetzt: als demokratische Bewegungen mit allen Mitteln unterdrückt und die zweifelhaften Interessen weniger Menschen gegen den Willen des Volkes durchgedrückt wurden. Nur - bei der Rechtschreibreform geht es gar nicht um Besitz, Macht oder gar Waffen. Oder doch? Um viel Geld geht es allemal, um sehr viel Geld. Und betrachtet man das präzise formulierte und damit unmißverständliche Wort als Waffe wider die Unsachlichkeit, die Dummheit und die Gleichmacherei, liegt der Verdacht nahe, daß dieses wichtige Instrument bewußt entschärft wird. Wenn das Volk die richtige und allgemein anerkannte Schreibweise seiner Sprache erst als Nebensache erachtet, läßt sich in jeder beliebigen Hauptsache willkürlich mit ihm verfahren. Eine groteske Situation: Engagierte Menschen ringen um die Wahrung ihrer demokratisch garantierten Rechte, und die Polizei vertreibt sie von der Straße. Gegner der Reform wurden sogar schon vom Verfassungsschutz in die rechtsradikale Ecke gestellt. Dabei ist alles, was sie erreichen wollen, angehört zu werden und selbst zu entscheiden, wie geschrieben wird: in Schulen, Ämtern und allen anderen Bereichen. Systematisch wird das Berliner Volksbegehren boykottiert, und die angerufenen Gerichte ziehen sich in eine eilends gefundene Rechtslücke zurück. Neben dem erklärten Willen fast der gesamten Bevölkerung wird dabei das Wichtigste ignoriert: Angeblich war sie für das Volk gemacht, diese sog. Reform, aber das Volk will sie nicht. Die Rechtschreibreform ist unnötig, völlig mißlungen, systemlos und in sich längst tot, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das einzige Argument fürs Weitermachen heißt: Wir haben doch damit angefangen. Fatal, wie schnell der Verstand den Menschen verläßt, wenn er vermeiden will, Fehler einzugestehen und auf schnellen Profit zu verzichten. Ich wünsche Berlin und allen Menschen im deutschsprachigen Raum, daß dieser Humbug schnell ein Ende nimmt und die Rechtschreibreform auf die Müllhalde der Geschichte verfrachtet wird. Eines läßt dabei hoffen, und das haben die Kultusbürokraten nicht bedacht: Die Berliner sind schon mit ganz anderem fertiggeworden: Blockade, Mauer, Teilung, Isolation. Wenn sich zu diesen waschechten Privatdemokraten auch einige Politiker gesellen, ist das übrigens keine Schande. Es lebe die Demokratie!
Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt
eingetragen von Gast am 13.06.1999 um 22.00
Chirurgisch genau
Wie Dieter E. Zimmer den Murks und das Chaos der Reformtollpatsche erläutert, kritisiert und vorsichtig repariert...
...und daraus eine mißraten-akzeptable ZEITSchreibung bastelt
von Helmut Jochems, Littfeld
Seit dem 10. Juni 1999 erscheint DIE ZEIT in umgestellter Orthographie - als erste große deutsche Zeitung und ohne dem Zwang zu unterliegen, den die Nachrichtenagenturen ab 1. August 1999 auf die von ihnen abhängigen Regional- und Lokalzeitungen ausüben werden. Nun weiß man, was Dieter E. Zimmer in den langen Monaten seines Schweigens zur Rechtschreibreform getrieben hat: Gebastelt hat er, und zwar an einer Revision des auch in seinen Augen mißratenen Mannheim-Wiener Regelwerks, von dem er aber schon vor fast zwei Jahren sagte, es sei trotz allem akzeptabel. Nun ist Zimmer nicht der erste, der sich daran macht, den Augiasstall auszumisten. Um die Jahreswende 1997/98 setzte sich Gerhard Augst mit seiner Zwischenstaatlichen Kommission an die Spitze der Revisionisten und fand zunächst sogar Beifall bei den Kultusministern. Als aber die Schulbuchverlage mit Schadenersatzforderungen droh-ten, wurde der KMK schnell klar, daß nach den vielen vorangegangenen Reformkompromissen ein weiterer gefunden werden mußte: Bis 2005 ändert sich nichts, dann aber kommt, wie auch das Bundesverfassungsgericht im Sommer 1998 andeutete, die von der Rechtschreibkommission als unumgänglich notwendig bezeichnete Generalrevision.
Teilrevisionen haben inzwischen die Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die Gruner+Jahr-Rechtschreib-Kommission vorgenommen, vom neuen Regelwerk der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus dem Computer von Peter Eisenberg ganz zu schweigen. Sie alle lassen Augsts belämmerte Gämsen und Kängurus unge-schoren und schlucken natürlich auch die vielen neuen ss-Schreibungen, legen sich aber bei drei Regelgruppen quer: Es bleibt bei den traditionellen Fremdwortschreibungen, die Kommaregeln werden nicht angetastet, und die urkomischen Silbentrennungen der Reformer überläßt man den Schulen und den Behörden. In diesen Punkten zieht Dieter E. Zim-mers ZEITSchreibung selbstverständlich mit, wie er auch das Schwarze Brett aus der Reformversenkung zurückholt und dafür den Spinnefeind und es tut mir Leid auf den seit Eisenbergs Zornesausbruch sprichwörtlichen Recht-schreibmüll befördert. Mit welch spitzen Fingern der Rechtschreibexperte der ZEIT das Machwerk anfaßt, ergibt sich schon aus dem ersten Satz seines Prologs:
Die ZEIT stellt ihre Schreibweise in dieser Woche um. Im August werden es die Nachrichtenagenturen tun, und dann wird ein Großteil der Presse in neuer Orthografie erscheinen. Sehr wahrscheinlich wird die Presse dabei die Erfahrung machen, dass sich nicht alle neuen Regeln für ihre Zwecke eignen. Sie ist eben eine Schulorthografie und durfte gar nichts anderes sein, bedacht ausschließlich auf leichtere Erlernbarkeit. Eine fürs Leben bestimmte Orthografie 2000 hätte nirgends Ausdrucksverluste hinnehmen dürfen, hätte dem vermehr-ten Kontakt des Deutschen mit anderen Sprachen und dem Umstand Rechnung tragen müssen, dass das uni-versale Schreibgerät zunehmend der Computer ist.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 1)
Im Grunde wiederholt Zimmer hier nur eine Einschätzung der Rechtschreibreform, zu der er schon 1997 gelangt war. Nun setzt er aber doch einige Akzente genauer:
Eine Rechtschreibung 2000 hätte erstens eine systematische und hierarchische Durchmarkierung sämtlicher Varianten enthalten müssen (Haupt-/Nebenvariante, Alte/Neue Schreibung, Ursprungsschreibung/Einge-deutschte Schreibung usw.), um ihre Handhabung in der Textverarbeitung zu erleichtern; zweitens klare und produktive, also auch auf neue Fälle anwendbare Regeln für die Schreibung der immer zahlreicheren Fremd-wörter, insbesondere englischer Wortgruppen; und es hätten drittens keine der wenigen von der Rechtschrei-bung bisher gebotenen Ausdrucksdifferenzierungen preisgegeben werden dürfen. Die vorliegende Adaption der Neuregelung ist auch ein Versuch, frühzeitig die Problemzonen zu erkennen, bei denen die Printmedien die Neuregelung wahrscheinlich für ihre Zwecke untauglich finden und nicht mitmachen werden, und den zu erwartenden Verlegenheiten vorzubeugen. Sie will niemandem die Entscheidung abnehmen, was er in Zukunft wie schreiben soll. Aber durch die Art der Aufbereitung des Materials will sie die Leser instand setzen, diese Entscheidungen selber zu treffen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Hier verschweigt Zimmer freilich bescheiden, daß er aktiv in das Regelwerk eingegriffen hat, und zwar gezielter als der unberatene Albrecht Nürnberger von dpa und die anonymen Élèven (Eleven?) aus G+J,s Hamburger Journalisten-schule:
Der Versuchung, einzelne Schreibungen zurückzuändern, weil dem einen diese, dem andern jene neue Schreibweise missfällt, hat die ZEIT widerstanden. Wenn sie einige Male dennoch Einzelschreibungen geän-dert hat, dann, weil die Rechtschreibkommission in mehreren hervorstechenden Fällen Wörter allem Anschein nach falsch klassifiziert und infolgedessen auch die falschen Regeln auf sie angewendet hat. Hier wurden also die neuen Regeln nicht über den Haufen geworfen, sondern nur richtiger angewandt.
Überhaupt kann es bei einer vorsichtigen Korrektur der Rechtschreibreform nicht darum gehen, andere, ver-meintlich bessere Regeln an die Stelle der offiziellen zu setzen und damit eine eigene private Orthografie - eine Hausorthografie - zu gründen. Es geht nur darum, an bestimmten, eng umschriebenen Stellen eine kleine Zu-satzregel einzusetzen, die es erlaubt, dort weiter die alte Orthografie zu benutzen. Diese Zusatzregeln dürfen erstens nicht zahlreich sein; sie müssen zweitens knapp, einfach und unmissverständlich sein; sie müssen sozusa-gen chirurgisch genau die und nur die Fälle treffen, für die sie beabsichtigt sind; und sie müssen den Strapazen der täglichen Praxis standhalten. Aus diesem Grund verbot es sich auch, einfach die vernünftigen Regelände-rungen zu übernehmen, die die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission in Reaktion auf die inhaltliche Kritik nachträglich selber vorgeschlagen hatte, die von den Landeskultusministern jedoch nicht übernommen wurden.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Von diesem Vorsatz wich Dieter E. Zimmer jedoch ohne viel Federlesens ab, als er sich an die Revision eines besonders anstößigen Kapitels der Rechtschreibreform machte, nämlich der vielen neuen Getrenntschreibungen von zusammenge-setzten Partizipien (äußerst Besorgnis erregende Entwicklungen, Italiens Feuer speiende Berge). Nach Zimmers Programm ergibt sich die jeweilige vorsichtige Reparatur aus vorangegangener Erläuterung und Kritik, und die lauten hier so:
Bei Verbindungen mit dem Partizip I (auf -end) sieht die Neuregelung als Normalfall die Getrenntschreibung vor und die Zusammenschreibung nur dann, wenn ein Fugen-s vorhanden ist (bewußtseinserweiternd, er-werbsmindernd) oder wenn der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht, d.h., wenn er bei der Auflösung mehrere Wörter ergäbe (also himmelschreiend, weil himmel- hier für zum Himmel steht, aber Feuer speiend, weil Feuer hier keine Wortgruppe vertritt). Konsequent aber verfährt sie dabei nicht, denn in Fällen wie ab-scheuerregend oder markerschütternd oder schweißtreibend belässt sie es bei der Zusammenschreibung, ob-wohl keins der beiden Kriterien erfüllt ist. Bei der Neuregelung wurde anscheinend auch nicht bedacht, dass die meisten dieser Verbindungen als Ganzes gesteigert und außerdem substantiviert werden können - und dass dieser Umstand zu widersinnigen, unmöglichen Schreibungen wie das nahe Liegendste, das nichts Sagendste führen würde.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)
Damit ist die Lücke erkannt, die die chirurgisch genaue Zusatzregel der ZEITSchreibung zu füllen hat, und die lautet so:
In der ZEIT gilt: Zu einem Wort verschmolzene Verbindungen mit dem Partizip I werden in sämtlichen For-men zusammengeschrieben. Die Verschmelzung erkennt man daran, dass ein Fugen-s vorhanden ist, dass der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht oder dass sie gesteigert vorkommen kann (gleichgültig, ob viele die gesteigerte Form für schlechtes Deutsch halten); sie liegt außerdem dann vor, wenn die Verbindung eine rechtliche Kategorie bezeichnet (alleinerziehend).
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)
Diese Regel ist das Paradepferd der Zimmerschen Reformrevision. In der graphisch aufwendigeren Internet-Wörterliste sind die Sonderschreibungen der ZEIT durch Rotdruck gekennzeichnet: Es sind durch die Bank die wiederbelebten zusammengesetzten Partizipien. In einigen wenigen Fällen bleibt es dennoch bei der urigen Reformschreibung: ein Blut saugendes Insekt, eine Fleisch fressende Pflanze, ein Holz verarbeitender Betrieb, die Krieg führenden Mächte. Diese Schreibmöglichkeit muß es nach Zimmers Überzeugung weiterhin geben, weil eine Abgrenzung nötig ist zwischen ad hoc gebildeten Satzteilen (Wasser schluckend, Blumen schenkend), bei denen die Zusammenschreibung widersinnig wäre, und solchen Verbindungen, die als einheitliches Wort aufgefasst und behandelt werden. Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht. Wenn man diese Verbindungen in ihre finite Form zurücktransformiert, fehlt (scheinbar) in jedem einzelnen Falle beim Substantiv der Artikel: es saugt Blut, sie frißt Fleisch, er verarbeitet Holz, sie führen Krieg. Tatsächlich liegt das an einer Besonderheit der Morphologie des Artikels im Deutschen. Die Sprachwissenschaftler sprechen von einem Zero-Artikel als charakteristischem Begleiter von Stoffbezeichnungen und Abstrakta - übrigens auch für den Plural des unbestimmten Artikels. Bei den obigen Beispielen handelt es sich also mitnichten um ad hoc gebil-dete Satzteile (whatever that is), und die entsprechende Liste wäre leicht zu verlängern. Besonders häufig kommen solche Fügungen in fachsprachlichen Texten vor. Man stelle sich den komischen Effekt vor, wenn übliche Zusammen-schreibungen wie die nachfolgenden demnächst in der ZEIT getrennt erschienen:
ein bakterientötendes/keimtötendes Mittel
eine energiesparende Vorrichtung
eine kaufkraftvernichtende Steuerpolitik
ein notleidender Wechsel
ein zinstragendes Aktivum
Zimmers Wörterverzeichnis führt übrigens notleidend auf, das zwar nicht steigerbar, wohl aber intensivierbar ist: sehr/äußerst notleidend. Selbst die Zusatzregel ist also reparaturbedüftig. Es gibt in der jetzt gültigen Rechtschreibung jedoch zusammengeschriebene Partizipien, bei denen Zimmers drei Prinzipien auch nach dieser Ergänzung schlichtweg versagen. Was wird der Meister der ZEITSchreibung mit diesen traditionellen Zusammenschreibungen anstellen?
baumbewohnende Insekten
die gastgebende Mannschaft
eine flächendeckende Strategie
der grenzüberschreitende Warenverkehr
partei- und länderübergreifende Absprachen
Eine Orthographie, die mehr sein soll als eine phonetische Umschrift, läßt sich eben nicht nach rein formalen Kriterien regeln. Unter den Gebrauchsbedingungen, an denen sich die Schreiberinnen und Schreiber des Deutschen orientieren, spielt unter anderem die Bedeutung eine große Rolle. Gerade die haben aber die ideologisch verbohrten und zugleich sprachwissenschaftlich sehr unbedarften Reformer und Fachbeamten der KMK aus ihrem Regelwerk verbannt, und darin folgt ihnen Zimmer sklavisch. Sein Revisionsversuch ist also nicht nur deshalb ein orthographischer Holzweg, weil er in den meisten anderen Bereichen die reformverballhornten Schreibungen erhalten will. An einer Stelle - bei der Aus-drucksdifferenzierung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung - erkennt Zimmer freilich selbst, daß er mit dem formalen Prinzip ins Schleudern gerät. Er muß zugeben:
Aber semantische Defizite lassen sich nicht anhand formalgrammatischer Kriterien ausgleichen, sondern nur an-hand semantischer Kriterien, und die sind notwendig weniger scharf. In manchen Fällen wird man also unsicher sein, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung angebracht ist. In diesen Fällen gilt: wie im Rechtschreibwörter-buch.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 41)
Das ist nun wirklich der allergrößte Witz. Die Zuverlässigkeit der neuen Rechtschreibwörterbücher hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, daß sie wie Blei in den Regalen der Buchhandlungen liegen. Bertelsmann hat gerade einen zweiten Anlauf unternommen und dabei sogar den Titel geändert (wie man anhand der großen Anzeige im ZEITSpezi-al leicht feststellen kann). Der Restbestand der durch und durch fehlerhaften ersten Auflage ist übrigens via GEW als hochherziges Geschenk an die Schulen in Schleswig-Holstein gegangen. Was ist das für eine Rechtschreibreform und was ist das für eine Revision, wenn sich am Ende die Regeln als unbrauchbar erweisen und wie auch immer legitimierte Experten festlegen müssen, wie das deutsche Volk schreiben soll.
Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß ausgerechnet DIE ZEIT bei dieser Verhöhnung der deutschen Schreibkultur mitmacht? Dieter E. Zimmer tut so, als sei die neue Rechtschreibung wie ein Naturereignis über die Deutschen gekom-men, die sich ihr nicht mehr entziehen können - weder jetzt noch in Zukunft:
Ab 2005 wird sie für alle Schulen des deutschen Sprachraums die einzige verbindliche Rechtschreibung sein - ausgenommen die Schulen in Schleswig-Holstein und etwaiger weiterer Bundesländer, die auf Grund eines Volksentscheids aus der Reform ausscheren und Deutschland zurück in die orthografische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts zwingen. Am 1. August 1999 werden die Nachrichtenagenturen und mit ihnen ein Großteil der deutschen Presse ihre Schreibung umstellen. Sie wird jedem immer öfter begegnen, und dabei wird sie viel von ihrem Schrecken verlieren. Manche werden sie nicht einmal bemerken. Niemand muss sich in seinen privaten Schriften an sie - oder sonst eine Orthografie - halten; niemand aber auch hat ein Anrecht darauf, nur mit einer von ihm bevorzugten Orthografie konfrontiert zu werden, wie das Bundesverfassungsge-richt befand. Für die nachwachsende Generation wird die neue Rechtschreibung fürs Erste die einzige richtige sein und so selbstverständlich, wie für die Älteren die alte Rechtschreibung war. Und diese wird nach und nach das Air des Altmodischen annehmen; an ihr festzuhalten, wird einen bewussten und demon-strativen Akt des Protests gegen den Zeitgeist darstellen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)
Das sieht Zimmers Journalistenkollege Dankwart Guratzsch anders:
Das feierlich bekundete Hauptziel, die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zu wahren, ist verraten worden. Die Meinung von Hunderten Fachwissenschaftlern, der gesamten literarischen Prominenz und hoch-rangiger Politiker - unter ihnen auch der Bundespräsident - wurde in den Wind geschlagen. Wer hier noch davon spricht, dies alles geschehe im Interesse der Staatsräson, muß ein dürftiges Verständnis von dem haben, was Staatsklugheit - das nämlich ist die Wortbedeutung und doch wohl nicht absolutistische Staatszucht - für das demokratische Staatswesen bedeutet.
(Die Welt v. 10. 4. 1999)
In der kurzen Zeitspanne seit ihrer Einführung ist die neue Rechtschreibung zum Steinbruch geworden. Erst bei der vorgesehenen Revision im Jahr 2005 wird sich herausstellen, was davon überhaupt übrigbleibt.
(Berliner Morgenpost v. 21. 3. 1999)
Dem ist nur eines hinzuzufügen: Arme ZEITLeser, denen bis dahin Zimmers ZEITSchreibung zugemutet wird!
Jochems
Schützenstr. 25, 57223 Kreuztal
eingetragen von Gast am 13.06.1999 um 22.00
Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Leserbrief veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt, Johannes Faupel, Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt, e.mail j.faupel@ogilvyone.de
Mit Worten ließ sich's trefflich streiten - heute streitet man ums Wort allein. Man fühlt sich glatt in die Zeit der SED-Diktatur zurückversetzt: als demokratische Bewegungen mit allen Mitteln unterdrückt und die zweifelhaften Interessen weniger Menschen gegen den Willen des Volkes durchgedrückt wurden. Nur - bei der Rechtschreibreform geht es gar nicht um Besitz, Macht oder gar Waffen. Oder doch? Um viel Geld geht es allemal, um sehr viel Geld. Und betrachtet man das präzise formulierte und damit unmißverständliche Wort als Waffe wider die Unsachlichkeit, die Dummheit und die Gleichmacherei, liegt der Verdacht nahe, daß dieses wichtige Instrument bewußt entschärft wird. Wenn das Volk die richtige und allgemein anerkannte Schreibweise seiner Sprache erst als Nebensache erachtet, läßt sich in jeder beliebigen Hauptsache willkürlich mit ihm verfahren. Eine groteske Situation: Engagierte Menschen ringen um die Wahrung ihrer demokratisch garantierten Rechte, und die Polizei vertreibt sie von der Straße. Gegner der Reform wurden sogar schon vom Verfassungsschutz in die rechtsradikale Ecke gestellt. Dabei ist alles, was sie erreichen wollen, angehört zu werden und selbst zu entscheiden, wie geschrieben wird: in Schulen, Ämtern und allen anderen Bereichen. Systematisch wird das Berliner Volksbegehren boykottiert, und die angerufenen Gerichte ziehen sich in eine eilends gefundene Rechtslücke zurück. Neben dem erklärten Willen fast der gesamten Bevölkerung wird dabei das Wichtigste ignoriert: Angeblich war sie für das Volk gemacht, diese sog. Reform, aber das Volk will sie nicht. Die Rechtschreibreform ist unnötig, völlig mißlungen, systemlos und in sich längst tot, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das einzige Argument fürs Weitermachen heißt: Wir haben doch damit angefangen. Fatal, wie schnell der Verstand den Menschen verläßt, wenn er vermeiden will, Fehler einzugestehen und auf schnellen Profit zu verzichten. Ich wünsche Berlin und allen Menschen im deutschsprachigen Raum, daß dieser Humbug schnell ein Ende nimmt und die Rechtschreibreform auf die Müllhalde der Geschichte verfrachtet wird. Eines läßt dabei hoffen, und das haben die Kultusbürokraten nicht bedacht: Die Berliner sind schon mit ganz anderem fertiggeworden: Blockade, Mauer, Teilung, Isolation. Wenn sich zu diesen waschechten Privatdemokraten auch einige Politiker gesellen, ist das übrigens keine Schande. Es lebe die Demokratie!
Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.1999 um 22.00
Greenpeace-Stand vor einem Wahllokal mit dem Transparent Wal-Lokal - Eine ältere Dame: Oh nein, schon wieder diese Rechtschreibreform! (Heute, am Tag der Europawahl, gehört von meiner Dreizehnjährigen.)
Sigmar Salzburg
Hans-Olde-Weg 22, 24229 Dänischenhagen
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.1999 um 22.00
Greenpeace-Stand vor einem Wahllokal mit dem Transparent Wal-Lokal - Eine ältere Dame: Oh nein, schon wieder diese Rechtschreibreform! (Heute, am Tag der Europawahl, gehört von meiner Dreizehnjährigen.)
Sigmar Salzburg
Hans-Olde-Weg 22, 24229 Dänischenhagen
eingetragen von Gast am 29.05.1999 um 22.00
Matthias war mal wieder hier und freut sich, daß es jetzt auch einige Seiten für Eintragungen ins Gästebuch gibt. Darf ich einen kleinen Verbesserungsvorschlag machen? Was haltet Ihr von Links zu anderen Seiten zur Rechtschreibreform?
Z.B. http://home.t-online.de/home/j.langhans/reform.htm Aufsatz von Dr. Jürgen Langhans: Wir schreiben für die, die lesen
und: http://bin.mayn.de:90/gaeste/index.phtml?rsr+ALL
Matthias Dräger
eingetragen von Gast am 29.05.1999 um 22.00
Matthias war mal wieder hier und freut sich, daß es jetzt auch einige Seiten für Eintragungen ins Gästebuch gibt. Darf ich einen kleinen Verbesserungsvorschlag machen? Was haltet Ihr von Links zu anderen Seiten zur Rechtschreibreform?
Z.B. http://home.t-online.de/home/j.langhans/reform.htm Aufsatz von Dr. Jürgen Langhans: Wir schreiben für die, die lesen
und: http://bin.mayn.de:90/gaeste/index.phtml?rsr+ALL
Matthias Dräger
eingetragen von Gast am 27.05.1999 um 22.00
Ab sofort können Sie hier den anderen Lesern Nachrichten, Meinungen und Anregungen zukommen lassen.
Viel Spaß!
Die Netzwerkstatt
25856 Hattstedt
eingetragen von Dominik Schumacher am 27.05.1999 um 22.00
Voller Spannung, was noch an wichtigen Gedanken aus dem Volk hier zusammengetragen wird, werde ich öfters mal hier hereinschauen.
Dominik Schumacher
Villa Aurora, Bad Ems
eingetragen von Gast am 27.05.1999 um 22.00
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Viel Spaß!
Die Netzwerkstatt
25856 Hattstedt
eingetragen von Dominik Schumacher am 27.05.1999 um 22.00
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Dominik Schumacher
Villa Aurora, Bad Ems
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage