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eingetragen von Norbert Lindenthal am 15.08.2006 um 06.10
espace.ch 14.8.2006
Rechtschreibung bleibt schwierig
Seit 1998 werden in den Schulen die neuen Rechtschreibregeln unterrichtet. Bisher waren auch die alten Schreibungen akzeptiert. Diese Toleranz ist mit Beginn dieses Schuljahres aufgehoben. Wie gehen die Lehrer mit der Änderung um?
Für Kurt Hess’ Schüler bleibt alles beim Alten: «Ich habe schon bisher nach den neuen Regeln korrigiert», sagt der Lehrer, der an der Oberstufe Hinterkappelen in einer Realklasse Deutsch unterrichtet. Zudem hätten seine Achtklässler höchstens in ihren ersten beiden Schuljahren noch alte Schreibweisen vermittelt bekommen. «Die Finessen der Orthografie spielen für Realschüler aber sowieso keine Rolle», sagt Hess. «Ich lege Wert darauf, die grundlegenden Kenntnisse zu vermitteln und zu üben.» Die Rechtschreibung falle vielen Schülern enorm schwer, 30 Fehler pro A4-Seite seien keine Ausnahme. «Sie schreiben einmal ,See‘ und in der nächsten Zeile ,Seh‘ – viele haben keinen Plan, wie Orthografie funktioniert, alte oder neue Regeln hin oder her.» Die Reform habe dennoch gewisse Erleichterungen gebracht, sagt der Lehrer. «Die Kommasetzung war vorher ein Knackpunkt, auch für Sekundarschüler.»
Ein Fünftel hat Probleme
Auch für die parallele Sekundarklasse in Hinterkappelen wird sich nichts ändern: «Eine Umstellung hat es für meine Schüler nie gegeben, sie haben die alten Regeln gar nicht gekannt», sagt Lehrer Walter Gfeller. Die Rechtschreibung bereite rund einem Fünftel Probleme – das sei nach der Reform nicht anders als zuvor. Besonders mit Gross- und Kleinschreibung, Dehnungen und Schärfungen täten sich auch die Sekundarschüler seit jeher schwer. Leichter falle ihnen nach der Reform die Kommasetzung sowie die Getrennt- oder Zusammenschreibung sagt Gfeller. Die Orthografie behandelt er aber nur mit jenen Schülern explizit, die Probleme damit haben. Die übrigen lernten die Regeln sukzessive beim Lesen und Schreiben, erklärt der Lehrer. «97 Prozent der Fälle können sie Ende Schulzeit dann richtig entscheiden.» Statt die restlichen Zweifelsfälle auszumerzen, mache er die Schüler lieber im Umgang mit Korrekturhilfen wie den Rechtschreibprogrammen des Computers vertraut.
Nullbilanz für Reform
«Die Rechtschreibreform fällt für meine Schüler nicht ins Gewicht. Sie machen genauso viele Fehler wie früher, nur andere», sagt auch Stephan Gerber, Deutschlehrer am Gymnasium Hofwil. Er unterrichtet bereits seit der Einführung 1998 nach den neuen Regeln, hält die Reform aber für «Gugus». Es seien lediglich komplizierte Regeln durch andere, genauso komplizierte Regeln ersetzt worden, sagt Gerber. «Dabei hätte man mit der Einführung einer gemässigten Kleinschreibung enorme Erleichterung schaffen können», meint der Lehrer. Besonders schwer falle den Schülern nämlich nach wie vor die Gross- und Kleinschreibung – und nicht nur denen. Ob man etwa «er hat Recht» oder «er hat recht» schreibe, müsse auch er selbst immer wieder nachschlagen. Einziger Gewinn der Reform, so Gerber, sei die Lockerung der Kommaregeln.
Der Bund, Franziska Ramser [14.08.06]
eingetragen von Norbert Lindenthal am 05.04.2006 um 17.21
5.4.2006
ST. GALLEN
Rechtschreibkurs für Lehrer verboten
Der St. Galler Erziehungsdirektor und EDK-Präsident Hans Ulrich Stöckling hat einen Weiterbildungskurs für Lehrer zur Rechtschreibung verboten. Als Referenten waren Kritiker der Reform vorgesehen. Zu einseitig, fand Stöckling.
Das kantonale Erziehungsdepartement bestätigte einen entsprechenden Bericht des «St. Galler Tagblatts». Der Kurs hätte im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms für Mittelschullehrer stattfinden sollen. «Von alt zu neu - von neu zu alt: Die neue Rechtschreibung - Hinweise, Klärungen und Stellenwert», so der Titel.
Die Anregung kam laut Kursleiter Mario Andreotti von der Fachschaft. Als Referenten waren der deutsche Germanist Theodor Ickler und der in Gossau SG unterrichtende Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann vorgesehen. Beide traten als Kritiker der neuen Rechtschreibung auf.
Drei ausdrückliche Gegner der Reform als Kursveranstalter: «So geht das nicht», fand Stöckling und legte sein Veto ein. Es gehe nicht darum, eine Diskussion abzuklemmen, erklärte der Präsident der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK) gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Gegen einen ausgewogen besetzten Kurs hätte er nichts gehabt.
So aber wäre Lehrern und Eltern gegenüber ein «falsches Signal» gesetzt worden, sagte der FDP-Politiker. Die Rechtschreibreform sei unter Dach und Fach. Letzte Änderungen werde die EDK im Juni beschliessen. Jetzt erneut Unsicherheit zu schüren, wäre laut Stöckling unverantwortlich.
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