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-- Rechtschreibreform und National(sozial)ismus (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=145)


eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.09.2001 um 13.57

Auch Gebäude aus Stahl sind nicht sicher, das haben wir erlebt. Es gibt Mächte, die stärker sind als alle menschlichen Konstruktionen und Regelwerke. Allerdings liegt nicht der Ausweg für den Menschen darin, das Göttliche für sich einzuspannen (Kreuzzug, Dschihad). Was ist das Göttliche in der Sprache? Man findet es in den Trümmern des Turms von Babel: die unendliche Vielfalt und Freiheit der Sprachen.

Wir müssen nicht in die Türme, sondern in die Wälder.


eingetragen von Walter Lachenmann am 16.09.2001 um 22.06

Wir wollen uns jetzt alle von unseren Plätzen erheben, uns an den Händen halten und gemeinsam ein Lied anstimmen:
Wer schmeißt denn da mit Lehm,
der soll sich mal was schehm...
– geändert durch Walter Lachenmann am 18.09.2001, 05:10 –
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Elke Philburn am 16.09.2001 um 21.33

Bitte kein Friede-Freude-Eierkuchen-Forum.

Diskussion lebt von Meinungsverschiedenheiten, und Streit ist das Salz in der Suppe eines Forums.


eingetragen von Theodor Ickler am 16.09.2001 um 18.24

Doch nicht etwa ich? Ich lebe mit Walter und Manfred in bestem Einvernehmen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 16.09.2001 um 16.05

Endlich! Einfach brillant in die kleine
Parabel gesteckt.
Ich wurde schon immer ratloser, hielt mich jedoch
nicht für kompetent genug, um Vernunft und Ordnung
zu bitten.
Danke!
__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Jan am 16.09.2001 um 14.02

Es waren einmal drei kleine Schweinchen, die hießen Manfred, Walter und Theo.

Sie lebten glücklich und zufrieden in der Steppe. Dort hatten sie alles, was sie brauchten: Ein Bächlein mit kristallklarem Wasser, Schlammpfützen und vor allem Nahrung.

Doch eines Tages wurde ihnen bewußt, daß der Sommer mit seinen lauen Nächten bald zur Neige gehen würde. Sie beschlossen, sich Hütten zu bauen, in denen sie dem Winter trotzen konnten.

Jeder hatte seine eigene Idee. Walter baute sich eine Strohhütte. Er pries die Vorteile des Baumaterials: "Stroh ist wärmeisolierend, leicht zu verarbeiten und steht reichlich zur Verfügung!"

Manfred baute sich eine Lehmhütte. Er pries ebenfalls die Vorteile seines Baumaterials: "Lehm ist schwerer als Stroh und hält Stürmen besser stand."

Theo baute sich eine Steinhütte. Dieses Geschäft war sehr mühsam. Er mußte Steinblöcke im Steinbruch brechen, daraus Steine zurechtschneiden und sie zur Baustelle transportieren. Deshalb hatte er gar keine Zeit, sich in die Diskussion der anderen beiden einzumischen. Er beachtete sie gar nicht.

Inzwischen gerieten Walter und Manfred in Streit. Jeder wollte Recht behalten, und jeder hielt seine Methode, den Unwettern zu trotzen, für die effizientere.

Alle waren mit ihren Hütten rechtzeitig fertig, als die ersten Unwetter heranzogen. Walter, Manfred und Theo zogen sich in ihre Hütten zurück.

Walters Hütte wurde vom Sturm zerstört.
Manfreds Hütte wurde vom Regen aufgeweicht; sie fiel zusammen.
Nur Theos Hütte hielt Sturm und Regen stand.

So kam es, daß alle drei Schweinchen gemeinsam in einer kleinen, engen Hütte überwinterten: In Theos Hütte.

"Im nächsten Jahr", so beschlossen sie, "werden wir uns gemeinsam ein ganz großes Steinhaus bauen. Einer bricht die Steine, einer schneidet sie zurecht und einer mauert das Haus. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig."

"Ich werde die Decke zusätzlich mit Stroh isolieren", sagte Walter. "Mit diesem Material habe ich Erfahrung."

"Ich werde die Fugen zusätzlich mit Lehm verschließen", sagte Manfred. "Mit diesem Material habe ich Erfahrung."

*********************************************************

LIEBE EXPERTEN, bitte vertragt Euch und sorgt dafür, daß es bald wieder viele Bücher und Zeitungen in vernünftigem Deutsch zu kaufen gibt.



__________________
mfg
Jan
mehl-mir-mal@spray.net


eingetragen von Thomas Paulwitz am 16.09.2001 um 11.56

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Es tut mir auch leid, wenn der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit sachfremden Stänkereien hier in den Vordergrund des Interesses spielen. Das ist nicht so.


:-)


eingetragen von Manfred Riebe am 15.09.2001 um 12.23

Für Michael Krutzke:
Der von Walter Lachenmann eingerichtete Strang "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" soll durch die Verknüpfung von Nationalsozialismus und Rechtschreibreform eine Verbindung suggerieren und bestimmte Personen auf dieses Thema fixieren. Ähnlich unverfroren treibt es der Verfassungsschutz von NRW. Vgl. dessen Bericht von 1997.
Ich schrieb daher am 12.09.2001: "Ein Privatpranger dieser besonderen Art erinnert mich an die Couch von Michel Friedman." Der kehrt ja auch immer wieder zu seinem Standardthema zurück. Es geht darum, jemanden vorzuführen. Walter Lachenmann eröffnete schon einmal am 08.03.1999 im neuen Gästebuch einen Strang "Riebes Sofaecke", ohne mich zu fragen. In Erinnerung an die Couch Friedmans mied ich diese Sofaecke. Deshalb auch meine Überschrift: "Vorsicht! Lachenmann". Wer Interesse hat, kann ja die entsprechenden Beiträge von WL hier und im Forum von http://www.deutsche-sprachwelt.de studieren.


eingetragen von Elke Philburn am 13.09.2001 um 00.43

Hallo Herr Lachenmann!

Danke für den Zuspruch in Ihrem Beitrag.

Dass er in der "Deutschen Sprachwelt" gelöscht wurde, kann ich nicht allerdings nachvollziehen.


eingetragen von Michael Krutzke am 11.09.2001 um 11.38

Privatpranger? "Stänkerei" durch Herrn Lachenmann? Mitnichten! In seinem Leitthema weist Herr Lachenmann zu Recht auf ein Problem hin, das diskutierenswert ist. Daß es ihm darum geht, unbescholtene Personen an den Pranger zu stellen, kann ich nicht erkennen. Er kritisiert Positionen und Aussagen, und seinen eigenen inhaltlichen Positionen ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen. Ob eine (sinnvolle) Auseinandersetzung um die Sache in einer angemessenen Weise in diesem Forum geführt werden kann, weiß ich nicht. Das müssen letztlich diejenigen entscheiden, die hier diskutieren.

Michael Krutzke


eingetragen von Walter Lachenmann am 11.09.2001 um 03.04

Es wird zwar wieder keinen Zweck haben, und Herr Riebe wird wieder nicht begreifen oder nicht begreifen wollen, daß es mir in allererster Linie um das geht, was ich als mein ernstes und vorrangigstes Anliegen deutlich hervorgehoben und wiederholt betont habe, aber alle diese Dinge auch weiterhin immerzu zu wiederholen, wird mir langsam zu mühsam. Insofern dürfte zu seinen Gunsten immerhin der Effekt eintreten, daß ich mich aus Überdruß künftig ersprießlicheren Beschäftigungen zuwenden werde als diesen »dialogue de sourds« weiterzuspinnen.

Wenn ich schreibe: »Herr Riebe läßt Frau Philburn, die hier niemanden persönlich angegriffen hat, erst einmal in dem ihm eigenen Zartgefühl wissen, daß er ihre Gedanken als »Schlagworte« einstuft, nichtssagende Begriffe also, mit denen man, wen und weshalb auch immer, schlägt, in Ermangelung von konkreten Gedanken zur Sache«, dann ist dieser Satz doch meines Erachtens deutlich so zu verstehen:
1. Herr Riebe bezeichnet Frau Philburns Gedanken als Schlagworte, Schlagworte sind nichtssagende Begriffe ... in Ermangelung von konkreten Gedanken zur Sache.
2. Diesen Vorwurf macht Herr Riebe der Frau Philburn.
3. Damit habe ich nichts gesagt, über die Gedanken, die er dann später vorträgt. Des weiteren habe ich gesagt, Riebes Vorwurf vom Schlagwort sei wiederum selbst ein Schlagwort, mit dem er es sich erspart, sich mit dem zu beschäftigen, was Frau Philburn gesagt hat, was so schwierig zu verstehen nicht war und mit Riebes dann wortreich folgenden Unterstellungen (Meinen Sie etwa...) nicht das Geringste zu tun hat.
4. Über Herrn Riebes geistige Fähigkeiten ist damit von mir jedenfalls nicht gesagt worden, sie seien »gering«. Die von Riebe ständig eingeforderte Zitierstrenge hat er hier selbst durchaus in liederlichster Weise vernachlässigt, wie an vielen anderen Stellen auch, und auch das wilde Durcheinanderbringen von Inhalten verschiedener Beiträge aus verschiedenen Diskussionssträngen mit puzzlehaft eingesprengselten, ungenauen Teilzitätchen dient nicht der Versachlichung der Auseinandersetzung. Insofern ist eine solche Auseinandersetzung eben auch völlig sinnlos.

Wenn ich Kritik äußere, ist das lt. Riebe mein »Privatpranger«, wenn er die Leute auf seine Art ex cathedra abkanzelt, sind das von hoher Verantwortung getragene Ordnungssrufe.

Mehr will ich jetzt aber wirklich nicht mehr dazu sagen, einmal wegen unübersehbarer Ermüdungserscheinungen, andererseits wegen der Erkenntnis, daß ein Dialog mit Herrn Riebe sich immer im Kreis herumdreht, und schließlich weil ich eigentlich auf vernünftig vorgetragene Kritik von nicht im konkreten Disput involvierten Teilnehmern hoffe. Kommt keine Kritik, verstehe ich das so, daß niemand diesem Thema und wie es von mir gesehen und eingeschätzt wird, größere Bedeutung beimißt. Das ist für mich dann auch ein Signal. Wie gesagt: es gibt sicherlich ersprießlichere Äcker, die zu bearbeiten sich lohnt, als eine Reformkritik, die Gefahren nicht sieht, die nach meiner Überzeugung das ganze Unternehmen so gründlich diskreditieren können, daß die sauberste Wissenschaftlichkeit nichts hilft, wenn die Kontrahenten die Stunde für gekommen halten, ihr vorzuhalten, sie sei im Grunde nur ein Vorwand zur Durchsetzung eigentlich anderer politischer Ziele. In der Politik funktioniert das so. Und dann helfen auch Engelszungen von völlig unbescholtenen Idealisten und Wissenschaftlern nicht mehr, so wenig wie die Vernunft und die Wahrheit vor dem Bundesgerichtshof gesiegt haben.

Der Verteiler schreibdeform von yahoo ist mir kein Begriff. Ich habe meinen Text lediglich hier beim Verteiler der Rechtschreibreform.com verschickt. Warum? Weil ich möglichst viele Reformgegner auf das aufmerksam machen will, was mir als existentiell wichtiges Problem für die Reformgegnerschaft erscheint. Herrn Riebe oder Herrn Niedetzky oder Frau Buchmüller (? - Name schon vergessen) an den »Pranger« stellen zu wollen, ist eine so kindische Idee, wie ich sie nicht mal im Sandkastenalter hatte. Auch wären mir die betreffenden Personen einen solchen Energie- und Zeitaufwand für einen solchen albernen Zweck nicht wert.

Nein, Herr Riebe, auch wenn es schwerfällt, dies hinzunehmen: Mir geht es um nichts Persönliches, sondern um etwas, was ich für ein ernsthaftes Problem halte - aber jetzt wiederhole ich mich schon wieder, und nun soll's auch mal genug sein.

Es gibt ja Wichtigeres, nicht wahr?
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Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 10.09.2001 um 23.35

Lieber Walter Lachenmann, Sie schreiben: "Es tut mir auch leid, wenn der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit sachfremden Stänkereien hier in den Vordergrund des Interesses spielen." Tja, lieber Herr Lachenmann, warum haben Sie wohl Ihren Privatpranger "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" gegründet? Und warum verbreiten Sie Ihren Beitrag professionell großflächig zum Beispiel auch über den Verteiler schreibdeform@yahoogroups.com?

Sie bitten um Mitteilung, falls jemand der Ansicht sei, Ihr Beitrag hätte einen berechtigten Anlaß zu dieser Löschung gegeben. Und erinnern Sie sich bitte daran, bevor Sie ausflippen: Sie schrieben: "Ich werde mir jede vernünftig vorgebrachte Kritik gewissenhaft durch den Kopf gehen lassen."

Falls Ihr Beitrag nicht durch ein technisches Versehen (Rechnerprobleme gab es auch hier in RSR.com), sondern absichtlich gelöscht wurde, kann ich mir zum einen vorstellen, daß er gelöscht wurde, weil sie nicht die Sache, d.h. die Sprache, in den Mittelpunkt Ihrer Kritik stellen. Ein Beispiel:
Ihnen wurde von Professor Niedetzky vorgeworfen, Sie zitierten nicht vollständig. Hier zeigt sich, daß dieser Vorwurf berechtigt ist. Sie reißen etwas aus einem größeren Zusammenhang. Frau Philburn hatte sich zweimal an mich persönlich gewandt: "Sehr geehrter Herr Riebe, ..." Sie sagen mir mit viel "Zartgefühl", meine geringen geistigen Fähigkeiten anprangernd, daß es mir an "konkreten Gedanken zur Sache" mangele. Wer meinen Beitrag liest, kann sich vom Gegenteil überzeugen.

Es könnte auch sein, daß Ihr Beitrag gelöscht wurde, weil Sie dazu neigen, unaufhörlich Ihre speziellen von Ihnen so zitierten Freunde "Unsere rechtsradikalen »Kampfgenossen«" und deren angebliches politisches Gedankengut in den Mittelpunkt Ihrer besorgten Betrachtungen zu stellen und harmlose Mitbürger in deren Nähe zu rücken. Welche Funktion hätte denn sonst Ihr Privatpranger "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus"? Folgerichtig stellen Sie anschließend auch Frau Salber-Buchmüller an Ihren Privatpranger. Sie lassen übrigens selten eine Gelegenheit aus, auch die DSW in ein schlechtes Licht zu rücken. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

Ein Privatpranger dieser besonderen Art erinnert mich an die Couch von Michel Friedman. Sie wissen, wen ich meine? "Vorsicht! Friedman".


eingetragen von Walter Lachenmann am 10.09.2001 um 20.52

Angesichts der heutigen Ereignisse in New York mag man über unser vergleichsweise unwichtiges Thema eigentlich gar nicht mehr reden. Andererseits wird uns der Widerstand gegen die Rechtschreibreform sicherlich auch weiterhin beschäftigen. Und damit auch die Frage, ob es gleichgültig oder wichtig ist, wer sich mit wem gegen die Rechtschreibreform formiert.

Es tut mir wirklich leid, hier wieder mit einem Problem zu kommen, das sich auf der Seite der DEUTSCHEN SPRACHWELT manifestiert hat und eigentlich dort diskutiert werden müßte. Aber es sind hier wie dort teilweise dieselben Akteure, es geht um ein gemeinsames Anliegen und so nehme ich die Seite rechtschreibreform.com sozusagen als Fluchtort in Anspruch. Es ist dort nämlich wieder ein Beitrag von mir gelöscht worden, ohne Begründung. Ich gebe ihn nachstehend zur Kenntnis und bitte um Mitteilung, falls jemand der Ansicht ist, dieser Beitrag hätte einen berechtigten Anlaß zu dieser Löschung gegeben, sei es durch persönliche Verunglimpfung von Personen oder unerträgliche Unterstellungen oder was auch immer. Meine E-Mail-Adresse: oreos@t-online.de. Ich werde mir jede vernünftig vorgebrachte Kritik gewissenhaft durch den Kopf gehen lassen.

Es tut mir auch leid, wenn der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit sachfremden Stänkereien hier in den Vordergrund des Interesses spielen. Das ist nicht so. Mir ist es vielmehr ein wichtiges Anliegen, daß nach außen hin - die Vorgänge auf diesen Seiten werden sicherlich von den unterschiedlichsten Interessenträgern sorgfältig beobachtet - deutlich wird, wo die Übereinstimmungen der Inhalte und Ziele bei den verschiedenen Kritikern vorhanden ist und wo nicht. Niemandem möchte ich etwas unterstellen, was bei ehrlicher Betrachtung ungerecht oder falsch bewertet wäre. Ich habe vielmehr, wie wiederholt dargelegt, die ehrliche Sorge, das Anliegen der Reformkritik könne diskreditiert werden, wenn nicht ganz deutlich klargestellt ist, daß es uns um Reformkritik geht und um nichts anderes.

Hier also der bei der DSW-Seite gelöschte Beitrag:

Herr Riebe fragt Frau Philburn: «Verstehe ich Sie mit Ihren Schlagworten "Neuschreibpanik" und "Aversion gegen jegliche in ´Neuschreib´ verfassten Texte" richtig? Meinen Sie, der in vielen Volksinitiativen und Gerichtsverfahren sichtbar gewordene Protest gegen die Rechtschreibreform beruhe nicht auf rationalen Argumenten, sondern sei mehr irrational-emotional auf Tradition und Nationalbewußtsein gegründet? Dann hätten Sie sich ...« usw. siehe oben.

Frau Philburns Beitrag, auf den Herr Riebe so antwortet, besteht aus genau 11 relativ kurzen Zeilen. Herr Riebe läßt Frau Philburn, die hier niemanden persönlich angegriffen hat, erst einmal in dem ihm eigenen Zartgefühl wissen, daß er ihre Gedanken als »Schlagworte« einstuft, nichtssagende Begriffe also, mit denen man, wen und weshalb auch immer, schlägt, in Ermangelung von konkreten Gedanken zu Sache. Damit hat er seinerseits mit dem Schlagwort »Schlagwort« sich schon einmal die erste eigene Überlegung erspart, nämlich die, was Frau Philburn mit ihren »Schlagwörtern« denn vielleicht gemeint haben könnte. Falls er die 11 kurzen, leichtverständlichen Zeilen tatsächlich nicht verstanden haben sollte, hätte er ja fragen können, wie sie denn wohl gemeint gewesen wären. Stattdessen fragt er »Meinen Sie...« und dann kommt ein ganzer Schwall von Sachen, die Frau Philburn schon deswegen nicht gemeint haben kann, weil sie nichts von alledem gesagt hat.

Es bleibt abzuwarten, ob sich Frau Philburn der eigentümliche Charme dieser Seiten und ihrer Verantwortlichen ebenso erschließt wie mir, oder ob sie vernünftiger ist als ich, und die Runde schnell wieder verläßt.

Im übrigen halte ich es für unklug, die Gedanken, die Roland Koch in die gesellschaftliche und politische Diskussion eingebracht hat, hier im Zusammenhang mit Sprache zu diskutieren. Es steht zu befürchten, daß es wieder zu Meinungsäußerungen kommt, die als »Unterstellungen« und »Stänkereien« aufgefaßt und abgestraft werden, es sei denn, man habe gelernt, daß es vernünftiger ist, sich mit den Argumenten zu beschäftigen als deren Autoren auszuschimpfen.

Auch Frau Salber-Buchmüller bescheinigt Frau Elke Philburn mangelhaftes Nachdenken: (äußerst unreflektierte Behauptung ..., daß durch Anglizismen die deutsche Sprache nicht
"undeutsch" werde.)

Nun kann man ja lange nachdenken und reflektieren, und zu einer anderen Einschätzung kommen. Für so abwegig halte ich Frau Philburns These nicht, denn wäre es anders, so müßte man ja die Kraft der Eigenständigkeit der deutschen Sprache schon sehr gering einschätzen. Sie hat aber Jahrhunderte vieler fremder Einflüsse überlebt, Gutes in sich aufgenommen, Unbrauchbares wieder abgestoßen, und ist bis auf unsere heutigen Tage in Millionen guter Bücher in ihrer gewachsenen Schönheit zu betrachten und zu genießen. So muß man Frau Philburn eigentlich zugestehen, daß sie der deutschen Sprache mehr zutraut, vielleicht sogar mehr Nationalbewußtsein hat, als die skeptischen Anglizismenfeinde, die deshalb aber nicht weniger Grund für ihre Ablehnung der Schwemme an dümmlichstem Imponier- und Anmacherenglisch haben, mit der uns unsere deutschen Zeitgeist-Anbeter täglich konfrontieren, und die so im wahren Englisch zum großen Teil garnicht vorkommen.

»Da Elke Philburn offensichtlich alles
schlecht verdaut, wo ein Adjektiv oder
Adverb "deutsch" erscheint, möchte ich sie
auf Frankreich verweisen.«

Aber, aber! Wir wollen hier doch nicht mit üblen Unterstellungen herummachen und freundlich sein zueinander. Über Frau Philburns Verdauung zu räsonnieren, ist hier nicht der Platz, und haben wir Deutschen es denn nötig, immerzu uns vom Ausland zeigen zu lassen, wie man es richtig macht mit dem rechten Nationalbewußtsein? Nein, wir haben selbst eines. Also brauchen wir auch keine Gesetzgeber, die uns bevormunden, wie wir dieses richtig pflegen. Das kann ein guter Deutscher ganz alleine. Und ob die französische Bevölkerung mit dieser Bevormundung so glücklich ist, bleibt doch sehr zu bezweifeln, wenn man deren Neigung zur Widerspenstigkeit kennt.

Und was soll dieses?
»Die Franzosen sollten eher die Zielscheibe
Ihres Hohns sein - lieben sie doch ihre Sprache über alles, es ist ihr Fetisch.«

Frau Philburn hat doch niemanden verhöhnt, und wie kann man jemanden dazu aufrufen, ausgerechnet die Franzosen zu verhöhnen, wo die doch umgekehrt offensichtlich alles richtig machen.

»Bei uns sollte mal ein Politiker rufen: "Vive l´Allemagne, vive la Réplublique!"«

Das wäre allerdings höchst bedenklich und sozusagen ein Ausverkauf des deutschen Nationalbewußtseins, und vermutlich Folge einer Überschwemmung durch Gallizismen bis zur Unkenntlichkeit! Nein, das wollen wir auch nicht.

Andererseits: Wenn Politiker meinen anordnen zu müssen, man solle »Respekt vor der deutschen Fahne« haben, und Schulkinder müßten das Deutschlandlied auswendig können, dann wirft das ein trauriges Bild auf die Stimmungslage der Deutschen. Wer läßt sich schon gerne verordnen, vor was er Respekt hat und was er gerne auswendig lernt?
Entweder man liebt etwas oder man liebt es nicht. Entweder ein Lied gefällt einem oder es gefällt einem nicht. Entweder man hat Respekt vor etwas oder man hat ihn nicht. Es ginge also eher darum, alle diese Dinge, die vielleicht nicht ausreichend geliebt und respektiert werden, so zu gestalten, daß sie jeder aus eigenem Antrieb liebt oder respektiert. Sonst wird das nichts Rechtes - oder eben doch, und das wollen wir doch nicht, oder doch?

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Walter Lachenmann


eingetragen von Walter Lachenmann am 09.09.2001 um 13.31

»Seine Unterstellungen weise ich zurück und nehme abschließend zur Sache Stellung.«

In solchen Textbausteinen sprechen Politiker, wenn ihnen zu einem Thema gar nichts mehr einfällt, was nicht nur bei diesen häufig der Fall zu sein scheint.

Welche Unterstellungen er meint und mit welchen Richtigstellungen er sie zurückweist, bleibt im ohnehin reichlich wabernden Nebel.

Jeder hat es begriffen, Herr Riebe nicht: Ich habe niemandem etwas unterstellt und, sofern dieser Eindruck entstanden sein oder jemand nicht genau gelesen haben mag, sogar betont, daß irgendwelche Unterstellungen von mir nicht ausgesprochen wurden und auch nicht beabsichtigt waren - man wird ja wirklich müde, aber ich kann es gerne auch 50mal an die Wandtafel schreiben, wenn dies hilft - sondern ich habe auf eine Problematik hingewiesen, die gerade diejenigen, die sich als »Verantwortliche« bezeichnen, als allerletzte übersehen oder leugnen sollten, sonst verdienen sie diese Bezeichnung nicht.

Es ist genau dieser Erklärungsnotstand, von dem ich an anderer Stelle gesprochen habe, in den ich bei einem Vorwurf einer Nähe zur Rechtsradikalität oder gar -extremität nie und nimmer geraten möchte, denn es zeigt sich schon hier bei dieser hochnotpeinlichen Abstrafung durch die um Ordnung bemühten »Verantwortlichen«, daß man in solchen Fällen, wenn das Urteil bereits beschlossen ist, mit Engelszungen reden könnte, und dies nichts nützen würde. Wie heißt es im Nathan? »Gleichwohl - der Jude wird gehängt« - oder sinngemäß so ähnlich, die Lektüre liegt lange zurück. Oh Demokratie, oh Meinungsfreiheit, wie mag es in Euren Kellern aussehen, wenn es in den Schreibstuben schon so aussieht?
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Walter Lachenmann


eingetragen von Norbert Schäbler am 09.09.2001 um 12.30

"Es bleibt zu hoffen, daß nach diesem amtlichen Zeugnis viele Zeitgenossen nicht mehr so viel Angst vor dem Kampfbegriff "rechtsradikal" haben, wenn zum Schutz der deutschen Sprache aufgerufen wird. Denn der Verfassungsschutz geht ja von einer demokratischen Gesinnung aus."

Als einer, der Zweideutigkeit überaus liebt, wäre es mir lieb gewesen, wenn dieses Zitat etwas eindeutiger gewesen wäre, weil in diesem speziellen Punkte deutliche und klare Grenzen gezogen werden müssen.
Eine Verharmlosung und Bagatellisierung des Begriffes "rechtsradikal" darf es nicht geben, und ebensowenig darf das Wort als Kampfbegriff zur Etikettierung und Verunglimpfung des politischen Gegners dienen, so lange dieser demokratische und humanistische Gesinnung verrät ...

Ich wundere mich, daß noch niemand etwas unternommen hat, dieses Zitat zu präzisieren, doch erkenne ich eine auf der DSW-Seite wiederholt praktizierte Handlungsweise. Anstatt richtigzustellen oder zu dementieren, bringt man den Gegenüber in Erklärungsnotstand.
Statt zu vermitteln und zu schlichten, vergrößert man die Kluft.
Gerade aufgrund dieser Beobachtung kann ich verstehen, wenn Walter Lachenmann allmählich die Geduld verliert und eine übersensible Spürnase entwickelt.





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nos


eingetragen von Manfred Riebe am 09.09.2001 um 10.08

Walter Lachenmann weicht aus nicht nachvollziehbaren Gründen einer Definition des von ihm in seiner Überschrift "Unsere rechtsradikalen »Kampfgenossen«" als Schlagwort verwendeten Begriffes "rechtsradikal" aus. Seine Unterstellungen weise ich zurück und nehme abschließend zur Sache Stellung.

Der von Walter Lachenmann angegriffene Professor Hans-Manfred Niedetzky hat als Vorsitzender des "Vereins für Sprachpflege" (VfS), des Trägervereins der DEUTSCHEN SPRACHWELT, satzungsgemäß eine Aufsichts- und Ordnungsaufgabe. Es gehört daher zu seinen Pflichten, einzelne Diskussionsteilnehmer zur Ordnung zu rufen, die den Teilnehmern immer wieder destruktiv ohne Bezug zur Sprachpflege sachfremde Beiträge aufzwingen wollen. Deshalb rief und ruft er Walter Lachenmann in der DSW-Seite zur Ordnung. Wir leben zwar in einer streitbaren Demokratie. Aber es muß deshalb in Diskussionen ja nicht so undiszipliniert zugehen wie in manchen Fernsehsendungen.

Es geht Professor Niedetzky nicht anders als dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes (DL), des Dachverbandes mehrerer Lehrerverbände, OStD Josef Kraus, der den gleichen Anwürfen des Rechtsradikalismus begegnet. Josef Kraus schreibt Beiträge für die Zeitschrift "MUT". Zur Diffamierung der Zeitschrift "MUT" als "rechtsradikal" schrieb er:
_______________________________

"1.
Wenn Ihr (..)Kollege meint, behaupten zu müssen, bei ‚MUT' handle es sich um eine rechtsradikale Zeitschrift, dann zeugt das von einer höchst bedenklichen, vorurteilsbefrachteten Betrachtungsweise. (...) Aber offensichtlich gibt es (...) Leute, die ihren real existierenden Knick in der Optik pflegen wollen und die gerne - in Ermangelung der Fähigkeit zu differenzierter Betrachtung - zu einfachsten Erklärungsmustern greifen.

2.
Wenn ich einmal voraussetze, daß es nicht die ‚Institution' eines einzelnen Sozialkunde- und Politik-‚Experten' ist, der über ‚rechtsradikal' zu befinden hat, so legen unsere Gerichte fest, was ‚rechtsradikal' und damit verfassungsfeindlich ist.

3.
Selbstverständlich ist ‚rechtsradikal' ein negativer Begriff, weil er Demokratiefeindlichkeit, Verfassungsfeindlichkeit und Menschenverachtung impliziert. Zur üblen Diffamierung wird die Verwendung des Begriffes ‚rechtsradikal' aber, wenn er wider besseres Wissen gegen Organe, Einrichtungen und Personen verwendet wird, die tagtäglich ihr Engagement für unseren demokratischen Rechtsstaat unter Beweis stellen. (...)
Ich (...) schließe mit einer Notiz von Voltaire: Vorurteile sind die Vernunft der Narren."
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Dieser Umschreibung des Begriffes "rechtsradikal" schließe ich mich an.


eingetragen von Walter Lachenmann am 09.09.2001 um 07.36

Ach, wenn Herr Riebe die guten Ratschläge, die er reichlich verteilt, doch auch einmal selbst beherzigen wollte und anderen Diskussionsteilnehmern ein eigenes Urteilsvermögen zutrauen, auch wenn dieses zu anderen Ergebnissen führt, als seines!

Etwa: »Man sollte jedoch die Situation erst einmal sorgfältig analysieren, damit man nicht zu falschen Schlüssen gelangt. Wie schon gesagt, hat Wolfgang Wrase im alten Gästebuch ein langes Sündenregister zusammengestellt.«

Der zweite Satz ist insofern pikant, als ich in der Zeit, als dieses »Sündenregister« entstand, besonders begeisterte und reichliche Zustimmung gerade von Herrn Riebe empfangen habe. Ich hoffe, Herr Wrase hat nichts dagegen, daß ich hier hinzufüge, daß wir uns inzwischen wie vernünftige erwachsene Männer in Ruhe ausgesprochen haben und in bestem Einvernehmen stehen. So geht's auch.

Im übrigen danke ich Herrn Melsa, der hier öffentlich, und allen andern, die mir privat zu verstehen gegeben haben, daß sie meine Beiträge so verstanden haben, wie ich sie gemeint habe, auch wenn die Meinungen dazu differenziert ausfielen. Das heißt, daß die Thematik ruhig gesehen und diskutiert werden kann, auch ohne mich als Bösewicht anzuklagen, und von »großflächiger Zwietracht« kann man dann wohl wirklich nicht sprechen.

Den Begriff »rechtsradikal« habe ich nicht in die Diskussion gebracht, sehe also auch keinen Anlaß, ihn aus meiner Sicht zu definieren. Herr Niedetzky jedenfalls hatte gemeint, »Es bleibt zu hoffen, daß nach diesem amtlichen Zeugnis viele Zeitgenossen nicht mehr so viel Angst vor dem Kampfbegriff "rechtsradikal" haben, wenn zum Schutz der deutschen Sprache aufgerufen wird. Denn der Verfassungsschutz geht ja von einer demokratischen Gesinnung aus.«.

Warum Herr Riebe jetzt wiederum meint: »Begriff "rechtsradikal" ist diffamierend« kann ich nicht verstehen. Gerade hatte Herr Niedetzky sich doch darüber gefreut, daß er es »amtlicherseits« nicht ist. So freuen wir uns ja auch über die »amtliche« Rechtschreibung, nicht wahr?

Bevor auch ich in die Gefahr gerate, immerzu dasselbe zu wiederholen - was soll man auch anderes tun, wenn der Kontrahent das Gesagte partout nicht zur Kenntnis nimmt - schließe ich mich Herrn Melsa an, folge gerne seinem PAX, es wird aber niemals zu einem OHROPAX mutieren oder zu einer Augenbinde und auch nicht zu Herrn Riebes vielbemühtem Maulkorb.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 08.09.2001 um 23.48

Lieber Herr Melsa, Sie verwechseln Opfer und Täter. Sie sprechen von "Zwietracht säen". Wie geht denn das? Indem man einen Streit in der Internetseite http://www.deutsche-sprachwelt.de vom Zaun bricht und in http://www.rechtschreibreform.com überträgt und obendrein auch noch im Strang "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" mit der Überschrift "Unsere rechtsradikalen »Kampfgenossen«"ausbreitet. Man spricht in einem solchen Fall auch von einer Faschismuskeule, weil WL dazu auch noch den Namen eines unbescholtenen Beamten nennt und so tut, als ob man jenen Beamten gar nicht meine. Außerdem läßt man den Streit gleichzeitig in http://www.deutsche-sprachwelt.de eskalieren, indem man auch dort schürt und schürt und schürt, bis ein Unbekannter WL Schützenhilfe leistet und dessen Beitrag aus http://www.rechtschreibreform.com in http://www.deutsche-sprachwelt.de überträgt. Auch Ihre vorschnelle Reaktion zeigt, daß die Saat Walter Lachenmanns aufgeht. Man sollte jedoch die Situation erst einmal sorgfältig analysieren, damit man nicht zu falschen Schlüssen gelangt. Wie schon gesagt, hat Wolfgang Wrase im alten Gästebuch ein langes Sündenregister zusammengestellt.

Man kann im übrigen nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Herr Lachenmann hat eine ganz private Meinung vom Begriff "rechtsradikal". Dieser Begriff wurde von ihm bisher nur als Schlagwort angewandt. Bisher hat er noch nicht erklärt, was er damit meint. Auch Sie wenden ihn an und bringen auch noch andere Begriffe ins Spiel. Daher kann es zu Mißverständnissen kommen. Die Saat geht auf.


eingetragen von Christian Melsa am 08.09.2001 um 21.40

Ich habe das von Anfang an so verstanden, daß Herr Lachenmann niemandem ein "Etikett anhaften" wollte, sondern lediglich zu bedenken gab, daß man aufpassen sollte, nicht unbeabsichtigt einen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Das ist doch auch durch "...von dem ich nicht hoffe, daß er darin gesehen werden wollte oder gar in diesem stünde" recht deutlich gemacht worden.

Natürlich ist es zweifellos so, daß eine Menge Rechtsradikaler ebenfalls gegen die Rechtschreibreform opponieren, vor allem die intellektuellen Schichten aus dieser politischen Ecke. Das ist ja gerade das Tragische, daß bei solchen Entwicklungen die sog. etablierten Parteien den radikalen überlassen, Wahrheiten auszusprechen (womit ich natürlich ganz und gar nicht meine, letztere sagten überhaupt grundsätzlich die Wahrheit!). Um so wichtiger ist es daher auch, zu zeigen, daß der Umkehrschluß Reformgegner = rechtsextrem eben unzulässig ist. Stolze Reformmitmacher wollen selbstverständlich allzugern das platte Schubladendenken fördern, alle Menschen, die sich weigern, dem zu folgen, was jene willkürlich zur vorbildhaften Modernität ausgerufen haben, undifferenziert zu "Ewiggestrigen" (bzw. "ewig Gestrigen") zu erklären. Klar, die Neonazis sind ja ewiggestrig, denn das Dritte Reich liegt in der Vergangenheit, und die wollen einfach am Überkommenen klammern (Interpretation primitivster Sorte; ohnehin unsinnig, denn die erste deutsche demokratische Republik existierte schließlich noch vorher, insofern könnte man Demokraten genausogut für ewiggestrig halten). Ja, und die Rechtschreibreformgegner klammern doch auch am Überkommenen, sind also Gesinnungsgenossen der Neonazis, so einfach ist das.

Insofern kann ich Herrn Lachenmanns Befürchtungen schon nachvollziehen. Ich halte die Annahme doch für etwas absurd, er beabsichtige mit seinen besorgten Beiträgen Spaltungen herbeizuführen. Denselben Vorwurf könnte man Herrn Riebe machen, dessen manche Beiträge sich auch leicht als nicht gerade integrativ auffassen ließen. Ich glaube doch, daß es in der Absicht weder des einen, noch des anderen liegt, Zwietracht zu säen, wenngleich unter Umständen Mißverständnisse zu solchen Folgen führen können. Um diese zu vermeiden, sollte besonders der Eindruck von Aggressivität vermieden werden, was ich besonders Herrn Riebe raten möchte, dessen Beiträge persönlicher Kritik doch meist ziemlich angriffslustig wirken.


eingetragen von Manfred Riebe am 08.09.2001 um 20.46

Lieber Herr Lachenmann, Sie scheinen immer noch nicht zu verstehen, worum es geht. Sie hatten in dem von Ihnen eröffneten Strang "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" als Pauschaldiffamierung die Überschrift "Unsere rechtsradikalen »Kampfgenossen«" gewählt. Haben Sie nicht bemerkt, welchen Bock Sie damit schossen, als Sie anderen dieses Etikett anhefteten? Es wäre wünschenswert, wenn Sie sich solcher "sachfremder ideologischer Gesinnungskonnotationen", wie Sie sie nennen und von denen Sie sich nun distanzieren, künftig auch wirklich unterließen.

Sie schreiben: "Meinen Beitrag selbst halte ich für so klar, daß er eigentlich keinerlei Exegese bedarf, ..." Wie ich eben erfahre, verstehen Sie aber unter "rechtsradikal" und "Rechtsradikalismus" etwas ganz anderes als das Bundesamt für Verfassungsschutz (vgl. in http://www.deutsche-sprachwelt.de: Lesehilfe für Herrn Niedetzky - Walter Lachenmann am 09.09.2001 um 16:11:53 Uhr). In unserem demokratischen Rechtsstaat gelten die verfassungs- und gesetzmäßigen Definitionen eines Begriffes und bei unbestimmten Rechtsbegriffen die Definition, die die Gerichte festlegen. Wenn Sie also einen vom Bundesamt für Verfassungsschutz definierten Begriff als "minimalistisch" bezeichnen und als Maßstab nicht anerkennen, dann bedarf das schon einer Erklärung. Was verstehen Sie denn unter "rechtsradikal" und wie definieren Sie diesen Begriff?


eingetragen von Walter Lachenmann am 08.09.2001 um 12.41

Ich weiß nicht, ob Herr Riebe verstanden hat, daß ich seinen vorangegangenen Beitrag als überflüssige »Interpretationshilfe« bezeichnet habe. Meinen Beitrag selbst halte ich für so klar, daß er eigentlich keinerlei Exegese bedarf, wobei Herrn Riebes Retourkutschen auf mich etwas knabenhaft wirken und nicht gerade auf einen großen Vorrat an eigenen Gedanken schließen lassen, wie sein permanentes Herunterbeten anderer moralischer Standardparolen auch. Im übrigen hat sich Herr Riebe mir gegenüber immer sehr dankbar und glücklich gezeigt, wenn er meine »Stänkereien« gegen seine tagesaktuellen persönlichen Kontrahenten, die heute als Zeugen gegen mich herhalten müssen, gerichtet fand. Seine damaligen Beifallsbekundungen mir gegenüber und sein heutiges Klagen wirken auf mich umso peinlicher.

Zum Kern der von mir wiederholt angesprochenen Thematik, die ich für wichtig halte, kommt von ihm leider überhaupt nichts.

Es ist aber nicht an den Haaren herbeigezogen, wenn man befürchtet, daß die Diskussion um die Rechtschreibreform diskreditiert werden kann, wenn Äußerungen wie die von Herrn Niedetzky, wie immer er sie auch verstanden wissen will, unwidersprochen bleiben. Den folgenden Satz aus meinem so übel aufgenommenen Beitrag haben die Herren Riebe und Niedetzky, die ansonsten gewissenhaftes Zitieren einfordern, nicht zur Kenntnis genommen und bei ihrer Verdammung des »Stänkerers« und Diffameurs natürlich ebensowenig einfließen lassen:

»Dieser vermutlich nur unvorsichtige Beitrag von Herr Niedetzky ist geeignet, ihn persönlich in ein Licht zu stellen, von dem ich nicht hoffe, daß er darin gesehen werden wollte oder gar in diesem stünde.«

Leider kann man in dem Browser der DEUTSCHEN SPRACHWELT nachträglich keine Korrekturen ausführen, sonst hätte ich »hoffe« geändert in »hoffe oder gar unterstelle«. Dies sei damit nachgeholt, es war eigentlich nie anders gemeint und bei unvoreingenommener Lektüre meines Erachtens auch nicht anders zu »interpretieren«. Am besten, man liest das, was geschrieben steht, und redet dann nicht über das, was man meint, was gemeint sei.

Solche bedenklichen Äußerungen zum Rechtsradikalismus stehen auf der Seite der DEUTSCHEN SPRACHWELT übrigens nicht zum ersten Male und allein da. Sie gehören, wie die »Schriftleitung« selbst immer wieder betont, weiß Gott nicht zum Thema Sprache. Also sollten sie unterbleiben oder gelöscht werden, oder man sollte Widerspruch hinnehmen und diesen nicht als übelwollende Nestbeschmutzung niederprügeln. Ob sich einer zum Widerspruch gedrängt fühlt, ist jedermanns persönliche Sache, und ein Unterlassen des Widerspruchs ist noch lange nicht als ein Einverständnis mit unwidersprochenen Aussagen zu betrachten. Es gehörte wirklich böser Wille dazu, dies so zu interpretieren, und ich meinerseites tue das auch nicht. Böser Wille mag aber tatsächlich vorhanden sein bei Leuten, die diese Diskussionen verfolgen und sich über jedes Pseudoargument freuen, das ihnen die sachliche Auseinandersetzung erspart. Die pauschale Qualifizierung: Sprachwahrer/Reformgegner = rechts, ergo = Deutschtümler, Rassisten und Verfassungsfeinde usw., ist dann schnell gefunden, und ich möchte einer solchen Vorhaltung gegenüber, so dumm und ungerecht sie auch wäre, nicht in Rechtfertigungsnotstand geraten, denn die Erfahrung zeigt, daß man in solchen Situationen mit Engelszungen reden könnte und alle Wahrheit auf seiner Seite hätte, so würde es doch nichts nützen.

Eine Diskussion um die Rechtschreibreform, die sich dieser Gefahren nicht bewußt ist, blendet einen wichtigen Teilaspekt der Problematik aus. Das kann fatale Folgen haben, auf die ich immer wieder hingewiesen habe und hinweisen werde.

Und daß man Überbringer schlechter Botschaften und Warner schon in der Antike erschlagen hat, anstatt sich mit der bedrohlichen Botschaft auseinanderzusetzen, ist wohl gemeinhin bekannt. Also - auch hier das übliche Schema, es wundert nicht weiter.

Daß aber, soweit ich beobachte, Reformkritik so gut wie ohne jegliche sachfremden ideologischen Gesinnungskonnotationen, damit verbundene Meinungsäußerungen und hochnotpeinliche Dementis geht, zeigt erfreulicherweise die Seite »rechtschreibreform.com«.

__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 07.09.2001 um 12.16

Ich kann auf Walter Lachenmanns angebliche "Interpretationshilfen" verzichten. Er unterschätzt das Urteilsvermögen der Leser und meint deshalb, nachhelfen zu müssen, indem er über einen unbescholtenen Bürger zetert und ihn als "rechtsradikal" an seinen privaten Pranger "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" stellt.

Bereits Professor Ickler hatte Walter Lachenmann klargemacht, daß seine Bevormundungen hier unerwünscht sind. Heute nennt Professor Niedetzky WL einen "Forumsstänkerer". Walter Lachenmanns Stänkereien haben dazu geführt, daß Wolfgang Wrase ihm im alten Gästebuch ein langes Sündenregisters vorhielt und sich dann angewidert zurückzog. Wer wie WL gezielt einen Zusammenhang zwischen dem Kampf gegen die Rechtschreibreform und dem Nationalsozialismus herstellt und hierfür eine harmlose Meinungsäußerung nazifiziert, schadet vorsätzlich dem Sachthema "Kampf gegen die Rechtschreibreform". Eine solche anschwärzende Agitation erinnert mich leider sehr an die Stasi-Methode der Zersetzung. Diese Art der Vorgehensweise erweckt den Eindruck eines Ablenkungsmanövers oder einer Retourkutsche gegen die ernstzunehmende historische Untersuchung von Birken-Bertsch und Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000.
Diskussionsthema dieses Forums ist die deutsche Schriftsprache!


eingetragen von Walter Lachenmann am 06.09.2001 um 23.38

Ich vertraue darauf, daß sich die Forumsteilnehmer selbst ein Urteil über das bilden können, was ich hier zur Problematik »Rechtschreibreform und National(sozial)ismus« zur Diskussion gestellt habe.

Die Erläuterungen Herrn Riebes, wie das alles und insbesondere meine Person richtig zu sehen sei, lassen ein bißchen vermuten, daß Herr Riebe das Urteilsvermögen der hier Versammelten unterschätzt und deshalb meint nachhelfen zu müssen mit Deutung und Bewertung. Seine moralisch-ethischen Hilfestellungen haben uns allen schon in vielen anderen Themendiskussionen weitergeholfen, und so mag sie auch hier jeder wohlwollend auf ihre Brauchbarkeit hin prüfen.

Hierüber sollte man aber nicht verkennen, daß das von mir aufgegriffene Phänomen ein nicht zu unterschätzendes Problem ist, das auch von anderen Leuten gesehen und angesprochen wird, und das man nicht so unter den Teppich kehren sollte, wie es die von der Rechtschreibreform peinlich überrumpelte deutsche Presse mit ebendiesem Thema Rechtschreibreform tut.

Sonst wird es vielleicht zu spät tatsächlich peinlich.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 06.09.2001 um 18.33

Als Walter Lachenmann für seinen Privatstreit den Strang "Rechtschreibreform und National(sozial)ismus" eröffnete, bat ihn Professor Ickler am 14.06.2001 sofort: "Im übrigen möchte ich aber vorschlagen, Streit über andere Internetseiten dortselbst auszutragen und nicht hier." Aber Walter Lachenmann stellte sich taub.

Walter Lachenmann geht immer nach der gleichen Methode vor: Erst baut er einen Popanz auf, nämlich hier: "Unsere rechtsradikalen »Kampfgenossen«", um dann auf diese einzuschlagen. Schon Walter Lachenmanns Überschrift ist eine Frechheit, weil er damit suggeriert, die Reformkritiker hätten rechtsradikale »Kampfgenossen«. Diese anschwärzende Art der Agitation erinnert mich an die Stasi-Methode der Zersetzung.

Von solchen »Sprachwahrern«, die sich wie berufsmäßige öffentliche Ankläger aufspielen und die Reformgegner leichtfertig in die rechte politische Ecke stellen, distanziere ich mich. Wer sich wie Walter Lachenmann einen solchen politischen "Kampfbegriff" "auf der Zunge zergehen" läßt, leidet an Geschmacksverirrung. Das erinnert mich an die Alt-68er, die sich seinerzeit auch als Ankläger und Richter zugleich aufspielten und denen wir die völlig überflüssige Rechtschreibreform zu verdanken haben. Bei gutem Willen könnte Walter Lachenmann seine Fragen privat stellen und lösen, anstatt öffentlich die eigenen Leute zu diffamieren.

Ich habe genau wie Professor Ickler etwas dagegen, daß diese Internetseite zu einem politischen Diskussionsforum für Nationalisten, Kommunisten oder Salonbolschewisten umfunktioniert wird. Diskussionsthema dieses Forums ist die deutsche Schriftsprache.


eingetragen von Walter Lachenmann am 06.09.2001 um 08.26

Ich habe vor einigen Monaten auf die Problematik hingewiesen, die darin besteht, daß Reformgegner allzu leicht in die rechte politische Ecke gestellt werden könnten, wenn sie nicht darauf achten, sich ganz deutlich von »Sprachwahrern« zu distanzieren, die in der Tat diese Auseinandersetzung nutzen wollen, um in der kulturellen Diskussion gesellschaftsfähig zu werden. Ehe man es sich versieht, sitzt man dann im Boot der wirklich nationalistischen Zeitgenossen und kommt in Erklärungsnot.

Folgende Diskussionsbeiträge aus der DEUTSCHEN SPRACHWELT bestätigen diese Befürchtung.

Berndt ...:
: Zum 2. Punkt jetzt schon folgendes:
: Das Bundesamt für
: Verfassungsschutz teilte mir am
: 12.3.1991 unter dem
: Geschäftszeichen
: IA 4-244-S-300003-982-3/91 mit,
: daß es sich
: beim "Rechtsradikalismus"
: amtlicherseits um eine
: "demokratische", genau, um
: eine "bis an
: die Wurzel der Fragestellung gehende
: rechtskonservative Zielsetzung"
: handeln würde!!!

Prof. Niedetzky:
: Lieber Herr Berndt,
:
: vielen Dank für diese
: aufschlußreiche Information!
: Es bleibt zu hoffen, daß nach
: diesem amtlichen Zeugnis viele
: Zeitgenossen nicht mehr so viel Angst vor
: dem Kampfbegriff
: "rechtsradikal" haben, wenn
: zum Schutz der deutschen Sprache
: aufgerufen wird. Denn der
: Verfassungsschutz geht ja von einer
: demokratischen Gesinnung aus.


Walter Lachenmann:
: Das Löschkommando scheint zu schlafen. Dieser vermutlich nur unvorsichtige Beitrag von Herrn Niedetzky ist geeignet, ihn persönlich in ein Licht zu stellen, von dem ich nicht hoffe, daß er darin gesehen werden wollte oder gar in diesem stünde. Er schreibt, er hoffe, »daß nach diesem amtlichen Zeugnis viele Zeitgenossen nicht mehr so viel Angst vor dem Kampfbegriff „rechtsradikal" haben«...
Das ist für einen an einer deutschen Hochschule lehrenden Professor, von dem doch zu erwarten sein sollte, daß er die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts einigermaßen kennt, eine höchst brisante Aussage.

KEINE ANGST VOR DEM KAMPFBEGRIFF »RECHTSRADIKAL« - das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Die Opfer des deutschen Rechtsradikalismus des 20. Jahrhunderts - Millionen waren es - lassen Herrn Niedetzky und seine deutsche Eiche schön grüßen. Sie haben keine Angst mehr davor.:

Ich hoffe, die Fronten bleiben klar und deutlich getrennt!



__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 23.07.2001 um 19.27

Im Sumpf der NS-Pädagogik

"Vorsicht, das geht nach hinten los!"???
Diese Befürchtung von Uwe Cassens im neuen Gästebuch erinnert mich an manche Journalisten, die aus lauter Angst die Hosen voll haben: "‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren!", so formulierte es der Journalist Ulrich Schacht. Er schrieb über die Rechtschreibreform:

"(...) Die Details dieses rücksichtslosen Durchsetzungsprozesses - gegen die Mehrheit des Souveräns, gegen Teile der Länder- und Bundeslegislative und gegen die sprachkünstlerische wie sprachwissenschaftliche Sachkompetenz der Bundesrepublik - sind in der Tendenz so demokratiefern, daß man sich gezwungen sieht, von einem tendenziell verfassungsfeindlichen Vandalenakt zu sprechen. Oder wie sonst soll man im Zusammenhang praktizierte Versuche qualifizieren, Volksabstimmungen gegen den ‚unvergleichbaren Angriff auf das Sprachsystem' der Deutschen (Ex-Rechtschreibkommissions-Mitglied Peter Eisenberg) mit Hilfe von manipulativ gehandhabten Verfahrensregeln oder demagogisch getexteten Abstimmungszetteln ganz zu verhindern oder in ihren Ergebnissen zu marginalisieren?

Geschichten dieser Art ließ man sich bislang aus Afrika zutragen. Zu schweigen von den nachweislichen ideologischen Wurzeln der ganzen Übung, die nicht nur ein Spätprodukt jener Pädagogen-Generation ist, die 1968 auf der Straße Mao, Lenin und andere Spezialhumanisten hochleben ließ, um anschließend - in Amt und Würden - den von allem Wissen(-Müssen) und Können(-Sollen) befreiten, ideologisch dafür aber um so einfacher zu führenden Einheits-Dümmling in Serie produzieren zu können.

Noch tiefer müssen wir hier das Lot senken - und stoßen, so der Germanist und, neben Friedrich Denk, führende Rechtschreibreform-Gegner Theodor Ickler, erst im Sumpf der NS-Pädagogik auf Grund: Die Reform selbst sei ‚praktisch identisch mit der des Reichserziehungsministers Rust aus dem Jahre 1944'. Aber das muß nicht wundern. Totalitär Gestimmte von links oder rechts unterscheiden sich zwar begründungsideologisch, nicht aber machttechnisch. Schon gar nicht, was das alte Ziel betrifft: der Neue Mensch!

Doch darf man diesen Zusammenhang (mit der Rechtschreibreform des Dritten Reiches, M.R.) überhaupt herstellen, wenn es lediglich um die Rechtschreibreform geht? Man muß es. Keine Diktatur beginnt am Tag der Machtübernahme; alle beginnen mit dem Zerbrechen von Zivilcourage durch staatsgestützte Parteibürokratien lange zuvor. Wie weit wir sind, zeigt dieser 1. August 1999 paradigmatisch: Die legendäre vierte Gewalt der Republik, die Presse - von Bild bis Spiegel - hat ohne Not, aber dafür restlos kapituliert. Begründung: Weil alle, deshalb auch wir. Da stehen sie nun die großen und kleinen ‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren! Das klassische Mitläuferargument als Anleitung zur Unschädlichmachung des Kampfgeräts. Armes Deutschland! Nur das Fernsehen war live ehrlich (...) Es jubelte (...) über die endlich erfolgte Sprach-Gleichschaltung auf das Niveau, das hier besonders tief gepflegt wird. ‚Wetten dass?', hieß es bei einem der Sender stolz, habe es ja schon immer so gehalten. (...)"
Schacht, Ulrich: "Rechtschreibung: Die ‚Wetten dass?'-Reform. Ein Vandalenakt. In: Junge Freiheit Nr. 33, 13.08.99 (Schacht war bis 1998 Chefreporter Kultur der "Welt am Sonntag").


eingetragen von Norbert Schäbler am 22.07.2001 um 14.53

Der VRS plant während der Frankfurter Buchmesse mehrere Veranstaltungen gegen die Rechtschreibreform.
Hätten Sie ggf. Lust und Zeit, daran teilzunehmen?
Und hätten Sie ggf. auch Gestaltungsideen?
Wenn ja welche?

__________________
nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 22.07.2001 um 13.17

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Ihr "in der Tat" erachte ich als Zustimmung, möglicherweise auch als Ausdruck des Respekts für die Güteklasse der von Herrn Ickler eingebrachten Beweisstücke.

Wäre es nicht möglich, einige dieser exquisiten Dokumente in der nächsten Ausgabe der Deutschen Sprachwelt zu veröffentlichen.
Vielleicht fängt ja dann auch einmal ein Journalist an, den stinkenden Unrat unter dem Teppich vorzukehren.


Sicher.


eingetragen von Norbert Schäbler am 22.07.2001 um 13.10

Ihr "in der Tat" erachte ich als Zustimmung, möglicherweise auch als Ausdruck des Respekts für die Güteklasse der von Herrn Ickler eingebrachten Beweisstücke.

Wäre es nicht möglich, einige dieser exquisiten Dokumente in der nächsten Ausgabe der Deutschen Sprachwelt zu veröffentlichen.
Vielleicht fängt ja dann auch einmal ein Journalist an, den stinkenden Unrat unter dem Teppich vorzukehren.
__________________
nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 22.07.2001 um 12.06

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Mein erster Vorschlag wäre, das Thema zunächst einzuengen.
Denn nach meinen Erkenntnissen ist das Thema Rechtschreibreform als Paradefeldzug für die von ihnen angestrebte "Wiederherstellung der Demokratie" hervorragend geeignet. Hier zu investieren, könnte von enormer strategischer Bedeutung sein.
Daß die RSR ein Politikum ist, muß sicherlich nicht erläutert werden. Die auf diesen Internetseiten - im besonderen von Professor Ickler - eingebrachten Dokumente lassen dem demokratisch gesinnten Leser die Haare zu Berge stehen.


In der Tat.


eingetragen von Norbert Schäbler am 20.07.2001 um 19.24

Ihre Antwort befriedigt nur zum Teil, doch ist sie brauchbar, was das Herstellen der Öffentlichkeit angeht.
Bei Ihren Beiträgen haben Sie sich im übrigen als recht spitzfindig erwiesen, die Gunst der Stunde genutzt und Werbung in eigener Sache betrieben. Gleiches könnten Sie bei nächster Gelegenheit einmal für den Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS) tun. Ein Mitgliederzuwachs in diesem Verein könnte genauso wesentlich sein wie die Verbreitung der "Deutschen Sprachwelt".

Zur Sache: Sie möchten, daß ich Ihnen Vorschläge unterbreite im Kampf für die "Wiederherstellung der Demokratie" (sinngemäß sind das Ihre Worte).

Mein erster Vorschlag wäre, das Thema zunächst einzuengen.
Denn nach meinen Erkenntnissen ist das Thema Rechtschreibreform als Paradefeldzug für die von ihnen angestrebte "Wiederherstellung der Demokratie" hervorragend geeignet. Hier zu investieren, könnte von enormer strategischer Bedeutung sein.
Daß die RSR ein Politikum ist, muß sicherlich nicht erläutert werden. Die auf diesen Internetseiten - im besonderen von Professor Ickler - eingebrachten Dokumente lassen dem demokratisch gesinnten Leser die Haare zu Berge stehen.

__________________
nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.07.2001 um 14.34


http://www.deutsche-sprachwelt.de


...sieht so aus.


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.07.2001 um 11.51

Keine Ahnung, was das mit Schleichwerbung zu tun haben soll. Norbert Schäbler hat etwas Konkretes verlangt. Die Schaffung von Öffentlichkeit stellt sehr wohl etwas Konkretes dar. Vor einer Veränderung liegt die Bewußtwerdung, die Zusammenfassung der gleichgerichteten Kräfte. Schließlich kann/soll keiner allein ein System reformieren. Vor der Institutionalisierung von Reformen steht die Durchsetzung einer vorhandenen Idee. Je besser die Idee, desto wahrscheinlicher die Reform. Man kann aber nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.

Lieber Herr Schäbler, haben Sie eine bessere Idee?
Wenn ja, wie lautet sie? Vielleicht können wir sie gemeinsam umsetzen.


Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Das ist zunächst einmal eine Beschreibung des Ist-Zustandes.
Die konkrete Handlung kann sich doch nicht darin erschöpfen, die Deutsche Sprachwelt zu lesen!
(...oder zu verteilen)


eingetragen von Norbert Schäbler am 20.07.2001 um 09.49

Das ist zunächst einmal eine Beschreibung des Ist-Zustandes.
Die konkrete Handlung kann sich doch nicht darin erschöpfen, die Deutsche Sprachwelt zu lesen!
(...oder zu verteilen)
__________________
nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.07.2001 um 09.42

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Thomas Paulwitz schrieb: Das Ziel muß dann sein, die Demokratie und den Rechtsstaat zurückzuerobern, um weitere volksferne Entscheidungen zu verhindern bzw. getroffene volksferne Entscheidungen wieder zurücknehmen zu können.

Und wie sieht das konkret aus?
Sollen wir nach Genua fahren und uns der Anti-Globalisierungs-Demonstration anschließen?
Sollen wir einen zweiten Marsch durch die Institutionen beginnen?
Sollen wir eine Partei der Föderalisten gründen?
Oder wäre eine Partei der Zentralisten besser?

Nun aber mal wirklich raus mit den praktischen Vorschlägen, Herr Paulwitz!


Thomas Paulwitz in: DEUTSCHE SPRACHWELT, Ausgabe 4, Seite 1:

"Liebe Leser,
wir können es an jedem Tag und an jedem Ort beobachten: Der gesellschaftliche und staatliche Zusammenhalt, wie er sich in Europa in den vergangenen Jahrhunderten so einzigartig entwickelt hat, lockert sich. Die „Überweltigung“ (Globalisierung) wächst. Immer seltener ist mit staatlichen Einrichtungen zu rechnen, mit vom Volk beauftragten und überwachten Hütern lebensnotwendiger Grundlagen.
Zu diesen bedrohten Grundlagen gehören nicht nur eine gewisse soziale Sicherheit – man denke an die Altersrente –, nicht nur die gesunde Umwelt, nicht nur die Sicherheit vor Verbrechern, nicht nur der Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung und vor der Degradierung der Menschen zu willfährigen „Verbrauchern“. Zu diesen lebensnotwendigen Grundlagen gehört auch unsere Sprache, sie muß genauso gepflegt werden, denn sie ist die Grundlage für unseren Zusammenhalt.
In einer Lage allgemeiner Verunsicherung besinnt man sich natürlicherweise zunächst auf sich selbst. Doch dort darf man nicht stehenbleiben, denn reine Ichbezogenheit verschlimmert nur alles. Statt dessen muß der Eigeninitiative und gemeinschaftlichen Selbsthilfe eine immer größere Bedeutung zuwachsen. Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag, zu dem sich die Sprachgemeinschaft bekennt. Unser Beitrag zu diesem Vertrag ist die DEUTSCHE SPRACHWELT. (...)"

Darüber hinaus fände ich es natürlich gut, wenn Herr Schäbler nach Genua führe und dort die DSW verteilte.


eingetragen von Norbert Schäbler am 20.07.2001 um 09.34

Thomas Paulwitz schrieb: Das Ziel muß dann sein, die Demokratie und den Rechtsstaat zurückzuerobern, um weitere volksferne Entscheidungen zu verhindern bzw. getroffene volksferne Entscheidungen wieder zurücknehmen zu können.

Und wie sieht das konkret aus?
Sollen wir nach Genua fahren und uns der Anti-Globalisierungs-Demonstration anschließen?
Sollen wir einen zweiten Marsch durch die Institutionen beginnen?
Sollen wir eine Partei der Föderalisten gründen?
Oder wäre eine Partei der Zentralisten besser?

Nun aber mal wirklich raus mit den praktischen Vorschlägen, Herr Paulwitz!

__________________
nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.07.2001 um 08.26

Den Ansatz von Professor Ickler halte ich für richtig. Er hat auf Schwachstellen meiner Argumentation verwiesen, die teilweise Ansichtssache ist (z.B. preußischer Staat). Wichtig sind an der Sache orientierte Fragestellungen, wie sie von Herrn Ickler am Ende aufgezählt werden.

Die Antworten dürften aber schon in der Art der jeweiligen Herrschaftsstruktur zu finden sein. Zum Beispiel: Wieviel bedeutet die Stimme eines Parlamentariers, eines Parlamentes? Dient sie noch der Kontrolle der Herrschaft oder ist sie bloß ein beschwichtigendes, wirkungsloses Alibi? Man kann auch hier die Parteienkritik und die Kritik an der mangelnden Gewaltenteilung einbringen. Entmachten die Parteien die Abgeordneten?

Ist ein politisches System geschwächt, dann sind Entscheidungen möglich, die nicht im Sinne der Mehrheit sind, wie die Einführung des Euros oder die Durchsetzung der Rechtschreibreform. Das Ziel muß dann sein, die Demokratie und den Rechtsstaat zurückzuerobern, um weitere volksferne Entscheidungen zu verhindern bzw. getroffene volksferne Entscheidungen wieder zurücknehmen zu können.


Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Über das Dritte Reich gibt es ja viele Theorien, auch die "polykratische" ist mir bekannt, aber ich weiß zu wenig drüber und bin froh, mich hier nur um konkretere Fragen kümmern zu müsen. Den versteckten Vorwurf, ich überließe die Politik anderen, weise ich zurück. Ich bin viele Jahre politisch tätig gewesen und begreife meine jetzige beschränkte Tätigkeit, die mich ja immerhin in höchste politische Gremien und zu einer ausgedehnten Korrspondenz mit "gekrönten Häuptern" geführt hat, als eine auch politische.
Dabei schätze ich Herrn Paulwitzens Bemühungen um eine geistige Durchdringung der Dinge keineswegs gering, im Gegenteil. Nur scheint mir die Unsicherheit hier überall sehr groß zu sein, und vaticinia ex eventu möchte ich schon gar nicht riskieren ("Was wäre im preußischen Staat möglich oder nicht möglich gewesen?"). Konkret faßbar ist jenes unvergeßliche Wort des liberalen Abgeordneten Stephani im Reichstag 1880, dessen Kenntnis wir Wolfgang Kopke verdanken. Und dann das fast ebenso entschiedene, allerdings wirkungslose Wort des Bundestages vom 26.3.1998. Warum war dies wirkungslos, warum bestanden Thierse und seine Kumpane nicht auf Beachtung dieses Votums? Das würde mich interessieren, aber die Erklärung dürfte nicht in theoretischen Betrachtungen über Schrödersche bzw. schon Kohlsche Herrschaftsformen zu suchen sein, sondern in viel konkreteren Zusammenhängen. Das gilt auch für S-H. Ist Geld geflossen? Oder genügt die Aussage von Stoiber und einigen anderen, die die RSR als Testfall für die Durchsetzbarkeit des Euro bezeichneten?


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.07.2001 um 08.22

Lieber Herr Riebe!

Ich verweise auf die einschlägige Literatur, empfehle die Werke von Klaus Hildebrandt, Andreas Hillgruber und Charles Bloch. Sie entsprechen dem aktuellen Stand der Forschung.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Manfred Riebe
Lieber Herr Paulwitz,

Ihre Vorlesung ist voller Thesen ohne Argumente und Belege und mir daher zu theoretisch, ja fast ideologisch. Ich habe berechtigte Zweifel, daß es so war. Es fehlt die empirische historische Beobachtung und Beschreibung der Vorgänge.

Was heißt denn "polykratisch" und konkret historisch "polykratische Bewegung"?
Was sind konkret historisch "polykratische, staatsferne Strukturen"?
Was sind "polykratische Machtstrukturen in Schröders Räterepublik"?
Wie wird die These: "Die Abschaffung des Staates fördert totalitäre Kräfte" verifiziert?
Wie wird die These: "Der Staat wurde durch den NS ausgeschaltet" verifiziert?


eingetragen von Theodor Ickler am 17.07.2001 um 16.09

Über das Dritte Reich gibt es ja viele Theorien, auch die "polykratische" ist mir bekannt, aber ich weiß zu wenig drüber und bin froh, mich hier nur um konkretere Fragen kümmern zu müsen. Den versteckten Vorwurf, ich überließe die Politik anderen, weise ich zurück. Ich bin viele Jahre politisch tätig gewesen und begreife meine jetzige beschränkte Tätigkeit, die mich ja immerhin in höchste politische Gremien und zu einer ausgedehnten Korrspondenz mit "gekrönten Häuptern" geführt hat, als eine auch politische.
Dabei schätze ich Herrn Paulwitzens Bemühungen um eine geistige Durchdringung der Dinge keineswegs gering, im Gegenteil. Nur scheint mir die Unsicherheit hier überall sehr groß zu sein, und vaticinia ex eventu möchte ich schon gar nicht riskieren ("Was wäre im preußischen Staat möglich oder nicht möglich gewesen?"). Konkret faßbar ist jenes unvergeßliche Wort des liberalen Abgeordneten Stephani im Reichstag 1880, dessen Kenntnis wir Wolfgang Kopke verdanken. Und dann das fast ebenso entschiedene, allerdings wirkungslose Wort des Bundestages vom 26.3.1998. Warum war dies wirkungslos, warum bestanden Thierse und seine Kumpane nicht auf Beachtung dieses Votums? Das würde mich interessieren, aber die Erklärung dürfte nicht in theoretischen Betrachtungen über Schrödersche bzw. schon Kohlsche Herrschaftsformen zu suchen sein, sondern in viel konkreteren Zusammenhängen. Das gilt auch für S-H. Ist Geld geflossen? Oder genügt die Aussage von Stoiber und einigen anderen, die die RSR als Testfall für die Durchsetzbarkeit des Euro bezeichneten?
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 17.07.2001 um 15.46

Lieber Herr Paulwitz,

Ihre Vorlesung ist voller Thesen ohne Argumente und Belege und mir daher zu theoretisch, ja fast ideologisch. Ich habe berechtigte Zweifel, daß es so war. Es fehlt die empirische historische Beobachtung und Beschreibung der Vorgänge.

Was heißt denn "polykratisch" und konkret historisch "polykratische Bewegung"?
Was sind konkret historisch "polykratische, staatsferne Strukturen"?
Was sind "polykratische Machtstrukturen in Schröders Räterepublik"?
Wie wird die These: "Die Abschaffung des Staates fördert totalitäre Kräfte" verifiziert?
Wie wird die These: "Der Staat wurde durch den NS ausgeschaltet" verifiziert?


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.07.2001 um 15.21

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Mag sein. Ich sehe bloß die Übereinstimmung, und das reicht mir.

Wenn ich Mißstände abschaffen möchte, genügt es mir nicht, die Auswüchse zu beschreiben. Ich will die Hintergründe kennen, warum etwas geschieht. Wenn man den Staat anderen überläßt, braucht man sich nicht zu wundern oder zu beklagen, wenn er aus dem Ruder läuft.


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.07.2001 um 15.13

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Manfred Riebe


Zu Herrn Paulwitz:
Was heißt denn "polykratische Bewegung"? Das Führer-Gefolgschaftsverhältnis ("Führer befiehl, wir folgen dir!") kennzeichnete von 1933 bis 1945 das diktatorische Prinzip in Partei und Staat. Die NSDAP war als Führerpartei nur noch ausführendes Organ des von Hitler beherrschten Staates. Dadurch daß NS-Funktionäre in Personalunion zugleich auch staatliche Funktionsträger waren, kann man Partei und Staat nicht isoliert betrachten.



Der Staat wurde durch den NS ausgeschaltet. Deswegen wurden Anschläge auf die deutsche Sprache möglich. Eine wichtige Stütze für Hitlers weitgehende Alleinherrschaft waren polykratische, staatsferne Strukturen, durch die Hitler als derjenige, der als Führer das "letzte Wort" behielt, sich unentbehrlich machte. Der Staat wurde nur insofern gebraucht, als er der Ideologie, der Partei, der Bewegung dienen konnte. Ich betrachte also nicht Staat und Bewegung isoliert. Die Abschaffung des Staates fördert totalitäre Kräfte. Diese Erkenntnis ist gerade heute wichtig. Beispiele für die schleichende Entmachtung des heutigen Staates sind die Macht der Kultusministerkonferenz und die Aufhebung des Volksentscheides in Schleswig-Holstein. Polykratische Machtstrukturen wachsen auch in Schröders Räterepublik, durch die er sich das "letzte Wort" als Moderator vorbehalten möchte. Es gibt eine gefährliche Entwicklung.


eingetragen von Manfred Riebe am 17.07.2001 um 14.41

Zu Herrn Professor Ickler:
Die heutige Rechtschreibreform hat ein Vorbild in der Rechtschreibreform des Großdeutschen Reiches aus dem Jahre 1944; denn auch damals unternahm der Staat den Versuch, die Allgemeinsprache diktatorisch zu ändern. Die massiven Eingriffe in die Sprache begannen schon mit der Bücherverbrennung im Jahre 1933. Die Sprachregulierung des Dritten Reiches ist untrennbar mit Hitlers Rassen- und Lebensraum-Ideologie, der Planung des Deutschen als einer Herrschaftssprache und den Themen "Rasse und Sprache", "Verbot der deutschen Schrift", "Gleichschaltung der deutschen Rechtschreibung" und "Germanisierung der Schreibweise von Fremdwörtern" verbunden. Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind analysierten in "Aus dem Wörterbuch des Unmenschen", 1957 (dtv-Band 48), den entsprechenden Jargon des Hitler-Reiches. Wenn heute bestimmte Ausdrücke als politisch nicht korrekt bezeichnet werden, dann ist das die Reaktion auf die damalige staatlich gelenkte Veränderung der Allgemeinsprache.

Zu Herrn Paulwitz:
Was heißt denn "polykratische Bewegung"? Das Führer-Gefolgschaftsverhältnis ("Führer befiehl, wir folgen dir!") kennzeichnete von 1933 bis 1945 das diktatorische Prinzip in Partei und Staat. Die NSDAP war als Führerpartei nur noch ausführendes Organ des von Hitler beherrschten Staates. Dadurch daß NS-Funktionäre in Personalunion zugleich auch staatliche Funktionsträger waren, kann man Partei und Staat nicht isoliert betrachten.

In die gleiche Richtung gehen die Behauptungen des anonymen "Uwe", der sich nicht einmal ordnungsgemäß angemeldet hat. Er hat nicht genügend Ahnung von der Materie und stellt trotzdem recht provokativ Behauptungen auf, ohne sie zu begründen und läßt sich hier kostenlos Nachilfeunterricht erteilen. Herr Professor Ickler und ich gaben ihm ja deshalb den Rat, sich erst einmal zu informieren. Er sollte die Bücher von Ickler und Birken-Bertsch/Markner lesen.


eingetragen von Theodor Ickler am 17.07.2001 um 14.28

Mag sein. Ich sehe bloß die Übereinstimmung, und das reicht mir.
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Th. Ickler


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.07.2001 um 14.10

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
aber was hat das alles mit der Tatsache zu tun, daß damals die deutsche Sprache von oben verändert wurde und heute auch wieder ein solcher Versuch unternommen wird? Die (sicherlich umstrittenen) politikwissenschaftlichen Feinheiten berühren doch den entscheidenden Punkt gar nicht.

Selbstverständlich berühren diese "Feinheiten" die Frage staatlicher Sprachpolitik. "Oben" ist eben nicht immer gleich "oben". Es macht einen Unterschied, ob "oben" (rechts)staatlich kontrolliert und damit legitimiert ist oder nicht. In einem Rechtsstaat nach preußischem Vorbild könnte es niemals zu solchen Vorgängen kommen, wie dem nationalsozialistischen Verbot der deutschen Schrift oder der Kultusministerverordnung zur Rechtschreibreform.


eingetragen von Theodor Ickler am 17.07.2001 um 13.53

aber was hat das alles mit der Tatsache zu tun, daß damals die deutsche Sprache von oben verändert wurde und heute auch wieder ein solcher Versuch unternommen wird? Die (sicherlich umstrittenen) politikwissenschaftlichen Feinheiten berühren doch den entscheidenden Punkt gar nicht.
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Th. Ickler


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.07.2001 um 13.23

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Sagen wir statt "Staat" einfach "Regierung", dann stimmt es wieder, nicht wahr?

"Regierung" ist schon besser, wobei man berücksichtigen muß, daß die nationalsozialistische "Regierung" nicht nur vom Kabinett bestimmt wurde, sondern eben auch von Gauleitern, SS-Chargen usw. Hitler war in erster Linie "Führer", erst danach "Reichskanzler".


eingetragen von Theodor Ickler am 17.07.2001 um 13.11

Sagen wir statt "Staat" einfach "Regierung", dann stimmt es wieder, nicht wahr?
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Th. Ickler


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.07.2001 um 12.26

Der Nationalsozialismus hat den "Staat" abgeschafft bzw. ihn seiner polykratischen "Bewegung" untergeordnet. Deswegen sollte man vorsichtig sein, die Maßnahmen der von Hitler beherrschten Bewegung mit staatlichen Maßnahmen gleichzusetzen.


eingetragen von Theodor Ickler am 16.07.2001 um 17.34

Das Bundesverfassungsgericht hat dem Staat das Recht zugebilligt, nicht nur die Methoden des Deutschunterrichts, sondern auch den Unterrichtsgegenstand "deutsche Sprache" selbst (maßvoll) zu verändern. An der betreffenden Stelle ist ausdrücklich nicht nur von der Schreibweise die Rede, sondern von der Sprache. Der Bundestag hatte schon einige Monate vorher das Gegenteil bekundet.
Das ist ohne Vorbild. Oder? Gibt es außer der Einführung des "Deutschen Grußes" ein Beispiel dafür, daß der Staat die Allgemeinsprache zu ändern unternommen hätte?
Man wird doch mal fragen dürfen ...
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.07.2001 um 09.48

Als ich 1996 meinen Wagen ummeldete und ein neues Nummernschild bekommen sollte, sagte mir die Dame in der Meldestelle nach einem Blick auf meinen Namen ungefragt: „Die Buchstaben SS geben wir hier nicht heraus; auch SA nicht!"

Zuhause fiel mein Blick auf den uniformierten ss-Aufmarsch in den Beispieltexten einiger Zeitungen, und ich schrieb meinen dritten Leserbrief zu dem Thema Rechtschreibreform an die Kieler Nachrichten:

Zu Kieler Nachrichten v. 3.12.96: Da lachen ja die Schüler
Abgedruckt am 11.12.96
Ohnmächtig muß die ablehnende Mehrheit der Eltern zusehen, wie ihre Kinder von einer selbstherrlichen Ministerialbürokratie in den orthographischen ss-Staat geführt werden [- kaum demokratischer als bei Hitlers Abschaffung der deutschen Schrift. Daher die Eile der Verantwortlichen, die Rufe, Proteste kämen zu spät, es habe immer Öffentlichkeit gegeben (Lachnummern wie „der hei vorm bot mit dem keiser des stats"?) , irgendwann müsse Schluß sein auch in (volks-?)demokratischen Diskussionen.] Das Reformsammelsurium enthält Anschläge auf Sprache, Wortsinn, Ästhetik und gute Sitten, die zu beschließen kaum ein Parlament befugt wäre. Würdelos muß dergleichen den Franzosen erscheinen, die nie „o" statt „eau" schreiben, lächerlich den Briten, die nie die skurrile Schreibung ihrer Weltsprache ändern würden und geradezu albern den Chinesen, die ihre tausendfach schwierigere Orthographie beibehalten - an der nur Kommunisten „Abstriche" wagten. Unsere Sprache aber verstümmeln Wichtigtuer durch kommerzielle Anglizismenflut, feministisches Verdoppelungs[un]wesen, musikalische Muttersprachlosigkeit und eben die Rechtschreibreform, die - von niemandem ernsthaft benötigt - uns Milliarden kostet.


[....] redaktionell gestrichen.

Mit dem Heranrücken des Volksentscheids in Schleswig-Holstein wurde von GEW-Vertretern geraunt, das Volk solle sich in acht nehmen, wessen Geschäfte es bei einer Ablehnung der Reform besorgt. ...Ein späterer Blick in den Verfassungsschutzbericht NRW zeigte, woher die Leute ihre sorgfältig verklausulierte Weisheit hatten: Danach benutzten die Rechten die Rechtschreibreform als Mittel der Unterwanderung. Unterschlagen wurde dabei aber, daß das Frey-Corps der DVU die Machtergreifung der Schreibdiktatoren unterstützt. Alle schmutzigen Tricks, die darauf in Schleswig-Holstein von Regierung und Unterstützerszene versucht wurden, schienen nun ihre Berechtigung daraus abzuleiten, den Einmarsch der Faschisten mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln zu verhindern.

Nach der erfolgreichen Unterschriftensammlung kam das Bangen, ob das Parlament überhaupt den vorgeschriebenen Beschluß zur Volksabstimmung fassen würde; dann das Gerangel um den Termin – ein Leserbriefschreiber schlug ironisch Weihnachten oder Neujahr vor; schließlich aus Kostengründen die Zusammenlegung mit der Bundestagswahl; dann das Ansinnen der Regierung, die Wahllokale für Wahl und Abstimmung räumlich zu trennen, das aber am Einspruch der Kommunen wegen der fehlenden ehrenamtlichen Helfer scheiterte; die Stimmzettel hatten plötzlich drei Ankreuzmöglichkeiten, wobei die Formulierung der Regierung derjenigen der Bürgerinitiative zum Verwechseln ähnlich war; die Greuelpropaganda der Bildungsministerin Böhrk von der „Insellage" des Nordens; in den Zeitungen Aufrufe von Erziehungswissenschaftlern, doch die Reform anzunehmen; der Verband der Schulbuchverlage ließ sich eine Anzeigenkampagne für die Reform ein halbe Million Mark kosten; die derzeitige KMK-Vositzende Behler sprach dem Volk überhaupt jedes Recht ab, darüber zu entscheiden, ob „Thron" mit oder ohne h geschrieben werde, genauso, wie es nicht über Erkenntnisse der Wissenschaft entscheiden könne.

Allen Tricks zum Trotz entschied sich das Volk gegen die Rechtschreibreform. Das Wutgeheul der „fortschrittlichen" Kräfte stand in keinem Verhältnis zu der von ihnen immer behaupteten Unwichtigkeit der Entscheidung. Das aufgeblasene Gerede von den armen Schülern, die nun „alles" umlernen müßten, war schlicht die Unwahrheit. Meine Tochter hatte in den zwei Jahren vorauseilender Einführung der Reform noch kein einziges Wort im Neuschrieb zu Papier gebracht.

Der Kampf der regierenden Volksvertreter gegen das Volk ging jedoch weiter. Die Regierungschefin dachte gar nicht daran, sich für die Interessen des Volkes und schon gar nicht bei den übrigen Länderregierungen einzusetzen. Die Parteien vereinbarten insgeheim eine Überprüfung der Festschreibung der bisherigen Rechtschreibung nach zwei Jahren. Die gescheiterte Bildungsministerin wurde durch die unbelastete Erdsiek-Rave abgelöst, die, obwohl skeptisch gegen das dritte f in Schiffahrt, unbeirrt flexibel die Unterdrückung des Volkswillens neu organisierte. Der notwendige Erlaß zur Rechtschreibung verfügte neben der gewohnten Rechtschreibung die gleichrangig zulässige Verwendung der „neuen" – ohne Kennzeichnung „u" (für „unerwünscht"), wie davor „ü" („überholt") für die klassische Schreibung. In vielen Schulen wurde von ideologisierten GEW-Lehrern die herkömmliche Schreibung weiterhin rot angestrichen, angeblich in einigen Schulen sogar als Fehler bewertet. Zeugnisse und Beurteilungen wurden demonstrativ in der „neuen" Rechtschreibung verfaßt. Der Nervenkrieg gegen die Eltern wurde verstärkt, die Schulbücher in neuer Rechtschreibung zahlreicher. Der Buchriese Bertelsmann machte den Schulen mit geheimem Einverständnis der Regierung zehntausend (als fehlerhaft unverkäufliche) Neuschreibwörterbücher zum Geschenk.

Schließlich eröffnete die Regierung eine weitere Front zur Isolierung und Einmauerung der Schulen: Da der Volksentscheid formal nur für die Schulen galt, bereitete Innenminister Wienholtz einen Erlaß zur Einführung der neuen Schreibung bei Ämtern und Behörden vor, um die Prophezeiung der Ministerpräsidentin Simonis selbsterfüllend zu verwirklichen: Die Kinder lernten in der Schule eine Schreibung, die es in der ganzen Welt nicht mehr gibt. Bald hätten die Schüler nicht einmal mehr im eigenen Bundesland in den Staatsdienst treten können. Das bewog den frisch importierten Kandidaten Volker Rühe („Alle Macht geht vom Volker aus!“), wie ein Hauptmann von Köpenick in seiner Parteizentrale aufzutreten und den Schwenk seiner Partei zur Reform einzuleiten.

Ich schrieb ihm am 19.08.99:

Sehr geehrter Herr Rühe,
vor längerer Zeit wurden von Psychologen Tests durchgeführt zur Erkundung der Widerstandsfähigkeit von Normalbürgern gegen Verführungen, an Mißhandlungen von Menschen teilzunehmen. Die Probanden mußten für „wissenschaftlich notwendige, aber völlig harmlose" Experimente Patienten, die im Nachbarraum angeschnallt waren, per Knopfdruck vermeintlich unter Elektroschocks setzen, wobei deren (simulierte) Schreie nach draußen übertragen wurden. Den meisten Versuchspersonen kamen Bedenken wegen ihrer Tätigkeit erst sehr spät oder überhaupt nicht.
Die „Rechtschreibreform" mit ihren antidemokratischen Begleitumständen ist ein ähnlicher Test für die Widerstandskraft der Politiker und Medienmächtigen gegen die Versuchung, an Mißhandlungen der Demokratie teilzunehmen. Leider ist er mit Kosten bis zu 50 Milliarden DM recht teuer....


Damit ist natürlich eine Verbindung hergestellt von den ständigen Abstumpfungen des demokratischen Empfindens der Bürger durch die Politiker im kleinen zum möglichen Zusammenbruch der Demokratie in Extremsituationen. Eine Antwort habe ich von Herrn Rühe nicht erhalten. In einer seiner Wahlkampfveranstaltungen äußerte er aber, er habe wegen seines Schwenks in der Rechtschreibfrage „Briefe mit unflätigen Beschimpfungen" erhalten.

(Dies auch denjenigen in den anderen Gesprächsgruppen, die keine Gedankenverbindung von „Reform" und NS-Zeit zulassen wollen.)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Reinhard Markner am 25.06.2001 um 13.21

Das brauch' ich nicht zu investigieren, sowas hab' ich im Kopf !


eingetragen von Thomas Paulwitz am 25.06.2001 um 12.40

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Daß Sie vorgeben, nicht zu wissen, daß die Freimaurerei von den Juden unterwandert und gesteuert ist, entlarvt Sie endgültig, Herr Paulwitz.

Geben Sie's endlich zu, daß Sie eigentlich Paul Salomon Itzig heißen und Bruder bei der Loge zu den drei Zedern in Erlangen sind !


Donnerwetter, Sie kennen sich ja aus, das nenne ich investigativ! Es gibt tatsächlich eine Erlanger Freimaurerloge "Libanon zu den 3 Cedern" e. V.
http://www.freimaurerloge-erlangen.de
Sie ist der älteste bestehende Kulturverein Erlangens und die zweitälteste Loge Bayerns (1756). Woher ich das alles weiß? Nun ...


eingetragen von Reinhard Markner am 25.06.2001 um 12.08

Daß Sie vorgeben, nicht zu wissen, daß die Freimaurerei von den Juden unterwandert und gesteuert ist, entlarvt Sie endgültig, Herr Paulwitz.

Geben Sie's endlich zu, daß Sie eigentlich Paul Salomon Itzig heißen und Bruder bei der Loge zu den drei Zedern in Erlangen sind !


eingetragen von Thomas Paulwitz am 25.06.2001 um 11.15

Wink

Neues aus dem Kuriositätenkabinett: Ein anderer Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT (DSW) will nun herausgefunden haben, daß die DSW auch von Freimaurern unterwandert ist. Er hat ein Flugblatt entworfen, auf dem seine These mit zahlreichen Beispielen belegt werden soll.

Er schreibt: "DIESE ZEITUNG IST AUCH IN DER HAND DER FREIMAURER. Man beachte die ... drei Punkte [gemeint sind die drei Punkte am Anfang meiner einführenden Worte auf der ersten Seite der Papierausgabe], und die Fingerzeichen."

Auf dem Flugblatt hat unser Leser Bilder aus der DSW abgebildet, auf denen die abgebildeten Personen eine bestimmte Fingerstellung zeigen. So werden beispielsweise Karl-Heinz Requard oder Jochen A. Bär (GfdS) als Freimaurer entlarvt.

Unser Leser weiter: "Freimaurer als Sprachwahrer sind unnötig. Warum sollen Logenbrüder die Deutsche Sprache vor ausländischen Wörtern bewahren. Die neue Sprachregelung, von Juden." Die Logik, der der letzte Satz folgt, ist mir nicht ganz klar. Auch mit der Freimaurer-Symbolik kenne ich mich nicht aus. Lustig ist es schon, was manch aufmerksamer Leser da hervorbringt. Die Muster ähneln sich, meist werden dunkle Mächte vermutet. Vielleicht stelle ich das Kuriosum ins Netz.


eingetragen von Walter Lachenmann am 20.06.2001 um 11.14

Dann habe ich eben die Rechtschreibbrille mit dem Rinderwahnsinn verwechselt. Das ist alles Monate her, und ich habe nicht gewußt, daß dieser Text jetzt gedruckt worden ist, habe ihn auch in gedruckter Form, also diese Ausgabe der Zeitschrift, nicht gesehen.
Es gibt von mir jedenfalls nirgendwo Texte, die man als rechtsideologisch interpretieren könnte, im Gegensatz zu denen meines unermüdlichen Diskussionspartners, die es ziemlich unverblümt sind. Es sei denn, einer geht so weit und bezeichnet die in Fraktur geschriebenen Bibelsprüche an den Wänden eines Diakonissenkrankenhauses als rechtsideologisch.
Nun bin ich zweimal schon schwurbrüchig geworden, ein drittes Mal werde ich es nicht - dieser Nachsatz ist für meine Freunde.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Norbert Schäbler am 20.06.2001 um 11.10

Es war schon in der Antike so,
daß man den Überbringer
einer schlechten Nachricht
schlimmer fand,
als die Nachricht selbst:
er wurde erschlagen.

Im übrigen muß ich mich korrigieren: So ungeschickt war das gar nicht. Wenn ich bedenke, wie viele Leute und wer alles durch diese Auseinandersetzung auf die Problematik dieses Themas aufmerksam geworden sind, besteht durchaus Hoffnung,
daß Reformgegnerschaft bald auch ohne peinliche politische Assoziationen betrieben werden kann.
Es gibt ja auch ein Leben außerhalb der Rechtschreibseiten.


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nos


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.06.2001 um 10.38


"Für gewisse 'Antifaschisten' sind Sie also schon bereits selbst ein Rechtsextremist. Deswegen sollten Sie mit schnellen Vorverurteilungen vorsichtig sein."


DS, S. 3: "Abdruck mit freundlicher Genehmigung durch OREOS-Verlag GmbH"







eingetragen von Walter Lachenmann am 20.06.2001 um 10.02

Diesen Text habe ich nicht für »Die Deutsche Schrift« geschrieben, sondern per Internet und in einzelnen Laserausdrucken verbreitet, u.a. an alle Juroren der Stiftung Buchkunst, die dem neuen Duden meinten huldigen zu müssen und dieses Buch, das die Ästhetik eines Schraubenkataloges hat, als eines der »Schönsten deutschen Bücher« prämiiert haben. Davon, daß der Text in dieser Zeitschrift abgedruckt würde, wußte ich nichts, habe aber auch nichts dagegen. Was die Geschichte in dieser Diskussion beweisen soll, weiß ich auch nicht.
Fragezeichen.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 20.06.2001 um 09.43

Walter Lachenmann, "Kultureller Rinderwahnsinn! Ochsen prämieren das Schwert ihrer Schlächter!", in: Die deutsche Schrift 2/2001, S. 3 (Eröffnungsartikel). Im Inhaltsverzeichnis steht fälschlich "Walter Lachenmaier". Auf Seite 3 ist der Name jedoch richtig angegeben.
Punkt.


eingetragen von Manfred Riebe am 19.06.2001 um 09.41

Methodisches Ungeschick kann man beheben. Wenn es um Grundrechte wie Meinungs-, Presse- oder Kunstfreiheit geht, sollte man sich erst einmal gründlich informieren, bevor die Szene zum Tribunal wird. Denkanstöße zum Thema "Die Zensur der Nachgeborenen" enthält die heutige FAZ:

Friedrich Denk: Hantieren mit dem Schlagwort "Nazi-Journalist". In: FAZ Nr. 140 vom 20.06.2001, S. 14
E.B.: Falsch Zeugnis. In: FAZ Nr. 140 vom 20.06.2001, S. 49


eingetragen von Norbert Schäbler am 19.06.2001 um 08.57

Auf Gedanken kann man nicht schießen.
Also schießt man auf Menschen, weil sie die Gedanken in sich tragen.
Nur vergißt man dabei, daß die Gedanken schon lange übergesprungen sind.

Deshalb ist es eine irrige Meinung, den Meinungskrieg beenden zu können, wenn die Gedanken noch leben.
Und es ist vollkommen falsch, Antworten zu verweigern, solange die Frage noch drängt.

Herr Lachenmann und ich haben Fragen gestellt und Zweifel geäußert.
Vielleicht waren wir beide methodisch ungeschickt.
Wie aber steht es mit dem methodischen Geschick derer, die hätten antworten können?


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nos


eingetragen von Manfred Riebe am 19.06.2001 um 07.03

Lieber Herr Lachenmann!

Ich hatte einen Kurzurlaub und sehe nach meiner Rückkehr, welchen "werbewirksamen" Streit Sie hier angefangen haben. Nicht nur Herrn Professor Ickler (vgl. seinen Eintrag vom 14.06.), sondern auch mir und anderen ist dieser unnötige Streit zuwider. Herr Paulwitz machte auf der DSW-Seite mit Recht darauf aufmerksam, daß es die übliche und höfliche Vorgehensweise ist, bestimmte Fragen an die Redaktion, die keine Sachfragen sind, nicht in einem öffentlichen Forum zu stellen, sondern direkt in einem Brief.

Lieber Herr Paulwitz! Ich habe auf der DSW-Seite dazu Stellung bezogen. Bitte beenden Sie den Streit, indem Sie nicht mehr antworten.

Verschiedene Leute hatten Herrn Paulwitz aufgefordert, bestimmte Beiträge auf der DSW-Seite und die Diskussion darüber zu löschen. Herr Lachenmann hatte in diesem Zusammenhang Herrn Paulwitz wegen weltanschaulicher Fragen angegriffen. Als Herr Paulwitz den Diskussionsstrang löschte, war Herr Lachenmann beleidigt.

Herr Lachenmann, wenn Sie jemanden mit einer bestimmten Farbe kennzeichnen, wird sich der Angegriffene wehren. Herr Eichholz gab Ihnen deshalb am 15.06.2001 den Rat: "Wie vernichte ich einen Feind? Indem ich ihn zum Freund mache."


eingetragen von Walter Lachenmann am 18.06.2001 um 22.09

Ich rätsele und rätsele - niemals in meinem Leben habe ich einen Aufsatz für eine Zeitschrift geschrieben - und jetzt soll ich ausgerechnet für eine Postille des rechten Spektrums einen geschrieben haben?

Da dämmert's! Der freundliche Herr von der Frakturfreunde-Vereinszeitschrift - die nach meiner Beobachtung etwa so rechtslastig ist wie meine Konfirmandenbibel, die ebenfalls von vorn bis hinten in Fraktur gesetzt ist - fragte mich vor Monaten, ob ich mit einem Abdruck des Textes über die von mir seinerzeit erfundene »Rechtschreibb-rille«, den ich in einer kleinen Menge von Laserausdrucken verteilt und ins Internet gestellt hatte, einverstanden wäre! (In Fraktur selbstverständlich!)

Das wird es sein, was mein Diskussionspartner gesehen hat. Da er damals selbst darum bat, diesen Text in seinem Medium abdrucken zu dürfen, müßte er eigentlich bei der Wiederbegegnung mit demselben sich daran genau erinnert haben, und dann hätte er auch bei seinen Vorhaltungen nicht so andeutungsweise von einem »Aufsatz« reden müssen, was das nun wahrlich nicht ist, sondern eben von diesem nun leider mal einigermaßen lustigen Kabarettstückchen, das die Rechtschreibreform auf die Schippe nimmt. Ich wußte nichts davon, daß das dort jetzt abgedruckt wird.

Seltsame Argumentationen sind das, seltsame Gesprächspartner auch. Übrigens kann man die Rechtschreibb-rille weiterhin betrachten unter http://www.oreos.de.
– geändert durch Walter Lachenmann am 20.06.2001, 07:21 –
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.06.2001 um 13.46

1
Den Literaturhinweis reiche ich noch nach. Vielleicht wurde der - übrigens recht gelungene - Aufsatz in der neuesten Ausgabe der "Deutschen Schrift" ja ohne Zustimmung Herrn Lachenmanns abgedruckt.

2
Zudem habe ich ja nicht behauptet, daß es sich um eine politische Zeitschrift handelt. Ich habe schließlich selbst dort schon publiziert, und da hätte ich darauf geachtet.

3
Natürlich hat Herr Lachenmann auch einen persönlichen Angriff auf mich gemacht, das kann jeder hier nachlesen. Meine vorangegangenen Ausführungen waren kein Angriff, sondern Verteidigung.


eingetragen von Walter Lachenmann am 18.06.2001 um 13.30

Meines Wissens gehört zur Demagogie ein Demagoge, der eine Macht über Meinungen hat bzw. die Macht, diese zu verhindern bzw. zu vernichten, sofern sie ihm nicht passen. Wer also ist hier der Demagoge? Ich äußere lediglich meine Meinung, kann sie niemandem aufzwingen, jeder kann mir in aller Freiheit widersprechen. Das ist ein Nutzen der Freiheiten, die wir unserer Demokratie verdanken, nicht deren Mißbrauch und schon gar nicht Demagogie. Das sollten sich Meinungsvernichter gut durch den Kopf gehen lassen.

Die Mitteilung, ich hätte in der Zeitschrift »Die Deutsche Schrift« einen Beitrag veröffentlicht, ist schlicht und ergreifend falsch. Diese falsche Behauptung zu bewerten, verkneife ich mir, das wiederum ist nun unter meinem Niveau.

Ich habe in dieser Zeitschrift nicht eine einzige Silbe veröffentlicht. »Die deutsche Schrift«, nach meinem Eindruck ein eher harmloses und liebenswürdiges Vereinsblättchen, widmet sich der Pflege der Frakturschrift und hat ein Büchlein rezensiert, das in meinem Verlag erschienen und in Frakturschrift gesetzt ist. Es ist ein Faksimile-Nachdruck aus dem 19. Jahrhundert, absolut unpolitisch, es geht um die Beschreibung der Landschaft rund um den Starnberger See. Die Rezension hat die »Schriftleitung« dieser Zeitschrift verfaßt, sie enthält kein einziges politisches Wort - wie übrigens alle Hefte, die ich von dieser Zeitschrift zu Gesicht bekommen habe. Also auch hier stellt sich mein Kontrahent außerordentlich ungeschickt an, wenn er wieder einmal den Spieß umdrehen will: er stolpert auch diesmal selbst darüber.

Was mir allerdings mehr und mehr zuwider ist, das ist die Tatsache, daß dies hier zu einem persönlichen Zweikampf ausartet, wodurch die Problematik verwischt zu werden droht. Ich meine mit meiner Kritik ja keine einzelnen Personen, sondern eine »Richtung«, deren Charakter sich aus den von mir kritisierten Texten, die nun einmal auf einer bestimmten Seite immer wieder veröffentlicht werden, erschließt. Diese Richtung ist das Problem, nicht dieser oder jener Einzelne.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.06.2001 um 09.57

1
Die Freude über Denkanstöße zu einer Gesinnungserklärung zu verdrehen, ist Demagogie, und, hier muß ich es einfach schreiben, unter meinem Niveau.

2
Ich habe nicht den Vorschlag gemacht, eine Diskussion abzuschließen. Ich wollte nur der Heuchelei, wer hier der bessere Demokrat sei, ein Ende bereiten, weil niemand von sich behaupten kann / sollte, daß er aufgrund seiner Integrität das Recht besitze, das demokratisch-moralische Gewissen zu verkörpern.

3
Daß eine Schriftleitung es nicht allen Lesern rechtmachen kann, ist altbekannt, doch kein Grund für Frontalangriffe und für das Aufhetzen der Öffentlichkeit. Die DSW wird sich nicht in die politische Ecke bewegen, in die sie Herr Lachenmann gerne schieben möchte. Ihr Haßbild, Herr Lachenmann, ist ein Phantom. Verschonen Sie uns bitte mit Ihrer Paranoia und arbeiten Sie konstruktiv mit.

4
Herr Lachenmann, Sie neigen leider zu groben Vereinfachungen und Verunglimpfungen Ihrer Diskussionspartner, und leider vermischen Sie dies mit zuweilen berechtigter Kritik. Sie schaden damit sich und Ihrem Anliegen und wundern sich, wenn Ihre vermeintlich "kritischen Beiträge"für das Allgemeinwohl unerträglich werden. Daß Sie das Recht auf Komik für sich allein beanspruchen, ist auch bekannt. Doch beobachte ich Fortschritte. Den Satz "Es kommt schließlich weniger darauf an, wo man etwas sagt, sondern darauf, was man sagt" hätte ich von Ihnen nicht erwartet. Vielleicht spielt eine Rolle, daß Sie vor kurzem einen Beitrag in der Zeitschrift "Die Deutsche Schrift" veröffentlicht haben, die von der SPD-Postille "Blick nach rechts" als rechtsextremistisch und "germanophil" angesehen wird. Für gewisse "Antifaschisten" sind Sie also schon bereits selbst ein Rechtsextremist. Deswegen sollten Sie mit schnellen Vorverurteilungen vorsichtig sein.




– geändert durch Thomas Paulwitz am 19.06.2001, 13:58 –


eingetragen von Walter Lachenmann am 17.06.2001 um 21.58

Ob das Schlußwort zu diesem Thema schon gesprochen ist, sei dahingestellt. Die Diskussion hat immerhin zu dem gewünschten Bekenntnis geführt. Ein »Denkanstoß« ist also der Vorschlag, die »Farbe braun nicht aus dem Farbkreis zu tilgen«. Die Frage »Wo steht die DSW-Seite?« ist mit dieser Erwähnung einer bestimmten Stelle im Farbkreis eigentlich beantwortet. In diesem Bereich liegt ja auch die Farbe chamois, also: nicht so richtig doll braun.

Der Vorschlag, diese Diskussion abzuschließen, weil es zu dem Thema »nichts Neues« zu sagen gebe, ist nicht unproblematisch. Mit dieser Begründung wird in der Justiz oft aus einer Machtstellung heraus befunden, daß ein Prozeß nicht wieder aufgenommen werden soll, zu dem andere, Betroffene, sehr wohl meinen, noch einiges Wesentliche zu sagen zu haben.

Mit derselben Begründung wird ja auch die Diskussion um die Rechtschreibreform in der Öffentlichkeit regelmäßig abgewürgt. »Die Reformgegner haben keine neuen Argumente...«, heißt es da. Um sich diesem öffentlichen Verhindern entgegenzustemmen, wurde doch wohl diese Informations- und Diskussionsseite der rechtschreibreform.com eingerichtet. Und so wahnsinnig viel »Neues« wird ja auch hier nicht immer diskutiert, sondern es wird das Thema »Rechtschreibreform« am Laufen gehalten, und das ist auch sehr in Ordnung.

Die Überlegung, mit wem man in der Reformgegnerschaft gemeinsame Sache macht, sollte nie vernachlässigt werden, wobei es nicht in erster Linie um Personen geht. Die Leitartikel, die die Schriftleitung der DSW-Seite veröffentlicht, (gemeint sind hier also nicht die von Gästen ohne Zutun der »Schriftleitung« eingebrachten Texte) zeugen immer wieder von einer Gesinnung, die auf viele potentielle Reformgegner abstoßend wirken muß. Die Gefahr besteht also, wie Herr Streich sehr klar dargestellt hat, daß eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die die Reform im Prinzip ablehnen, sich für dieses Thema nicht engagieren wollen, um nicht in einen Topf geworfen zu werden mit »Gesinnungsgenossen«, mit denen sie nun wirklich niemals etwas am Hut haben wollen. Alle diese gehen so für dieses Anliegen verloren, dabei wären sie die sympathischeren und überzeugenderen Partner.

Zur »Spaltungsmanier«: Es ist sehr gut vertretbar, daß sich kompetente Vertreter des Anliegens RSR-Gegnerschaft auch in Publikationen zu Wort melden, die an den äußeren Rändern des politischen Meinungsspektrums angesiedelt sind. Es ist sogar wünschenswert, denn dort ist es besonders wichtig, daß das Denken in vernünftige und gemäßigte Bahnen gelenkt wird. Es kommt schließlich weniger darauf an, wo man etwas sagt, sondern darauf, was man sagt (auch was man nicht sagt, kann allerdings verhängnisvoll sein). Voraussetzung für eine kontroverse Diskussion ist aber, daß man eine solche auch aushält, wenn sie energisch wird. Wer das nicht aushält, stattdessen kritische Beiträge vernichtet oder den Kritiker ohne jegliche inhaltliche Äußerung nur andonnert, gibt damit zu erkennen, daß er die Auseinandersetzung nicht will oder sich ihr nicht gewachsen fühlt.

Ob das Thema dieser Rubrik von den Reformgegnern weiterhin behandelt wird, muß man selbstverständlich der Eigendynamik der Diskussion überlassen, auch der Gewichtung der Interessenlagen der einzelnen Diskussionsteilnehmer. Jeder hält seinen Aspekt für wesentlich. Aber vielleicht gibt es ja wirklich wichtigeres, etwa daß man intellektuellen Fremdsprachenmuffeln erklärt, welcher Zusammenhang zwischen der Farbbezeichnung »chamois« und der »Gämse« besteht.

– geändert durch Walter Lachenmann am 19.06.2001, 08:48 –
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 17.06.2001 um 08.29

Ein schönes Schlußwort.


eingetragen von Walter Lachenmann am 14.06.2001 um 14.11

Nun ja, so hat jede Seite ihre Helden.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 14.06.2001 um 13.54

Zu den von manchen "Faschisten" / "Antifaschisten" angewendeten faschistischen Methoden zähle ich noch:

- Intrigantentum
- Ausnutzen von Mitläufertum; Selbstgerechtigkeit
- Fälschung von Sachverhalten zum Zwecke der Demagogie
- Stimmungen anzuheizen statt auf Argumente zu bauen
- dem Andersdenkenden auch das geistige Lebensrecht absprechen
- Ausnutzen von Freiheiten, um sie damit abzuschaffen

Dafür, daß sich diese Methoden nicht durchsetzen, trete ich ein. Es ist mir weitgehend gleichgültig, daß ich mir damit Feinde schaffe.


eingetragen von Walter Lachenmann am 14.06.2001 um 13.40

Der »Denkansatz« besteht also darin, daß man sich mit der Farbe braun in Harmonie anfreunden soll.
Das andere ist n'sche Spaltungsmanier.
Dazu fällt mir nichts ein.

Die tz'sche Manier, den Spieß einfach umzudrehen und dem Faschismuskritiker ohne jegliche sachliche Grundlage - in unserem Fall hat er nichts anderes getan als seine Meinung gesagt - seinerseits faschistische Methoden vorzuwerfen, ist so albern, daß es weh tut, es für den einzigen, der es offenbar nicht kapiert hat, erklären zu müssen.

Zu faschistischen Methoden gehört zum Beispiel die Vernichtung von unliebsamer Kritik.

Jetzt reicht's aber wirklich.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 14.06.2001 um 12.31

Thumbs up

Endlich ein Denk-Ansatz!

Ich folge Thomas Hobbes: Der Zustand der Harmonie wird nicht im Naturzustand erreicht. Im Antagonismus sich wechselseitig bedrohender Machtpotentiale verliert immer der Schwächere. Der Naturzustand bedingt einen dauerhaften Kampf, darum muß er überwunden werden, um den geistigen Fortschritt zu ermöglichen.
Der Ausgleich zwischen der Natur des Menschen als Individuum und den natürlichen Bedingungen menschlicher Existenz (conditio humana) in der Gesellschaft muß herbeigeführt werden. Das gelingt freilich nicht in Lachenmannscher Spaltungs-Manier.


eingetragen von Karl Eichholz am 14.06.2001 um 12.18

Question

Wir werden die Harmonie nicht dadurch herstellen können, daß wir die Farbe braun aus dem Farbkreis tilgen. Das Umschlagen ins Gegenteil wird ein ebenso unerwünschtes Ungleichgewicht bedeuten.
Jeder von uns trägt charakteristische Züge von verblichen geglaubtem Gedankengut in sich.
Das fängt in den eigenen vier Wänden (oder besser gesagt: unter der Schädeldecke) an und hört am Gartenzaun nicht auf.

Auch werden wir Gewalt nicht mit Gewalt besiegen:

„Rockkonzert gegen rechts“: damit es den Leuten als Schock ins Hirn gehämmert ist?

Werden demnächst vielleicht auch noch Großdemonstrationen mit Bannern und Sprechchören und Megaphonen und erhobenen Fäusten GEGEN die rechte Gewalt zu Felde ziehen?

Dies ist nicht der Weg. Allein die Zurschaustellung der vielen Appelle und Plakate „Gegen rechte Gewalt“ mit den vielen aufdringlichen !!!!! erzeugt einen viel tiefer sitzenden Schaden als die eigentliche rechte Welle.

Wie vernichte ich einen Feind?
Indem ich ihn zum Freund mache.

Harmonie zu verbreiten wird der Schlüssel sein, um Gewalt im Entstehen bereits aufzulösen.

Es ist also ein erschreckendes Zeichen der Zeit, daß unsere Gesellschaft unvermindert an Problemen knabbert, die vor fünfzig Jahren als „hinter uns liegend“ betrachtet wurden.
Nein, solange der Einzelne: das Individuum, aus dem sich die Gesellschaft nunmal zusammensetzt, nicht in der Lage ist, genügend Ausgeglichenheit in sich selber zu erzeugen, werden wir die gesellschaftlichen Probleme von Gewalt zu meistern haben.

Unser Bildungssystem muß umgekrempelt werden. Wichtig ist nicht, daß 1 plus 1 gleich 2 oder 3 oder 4 ist: das weiß ein Computer genauer.

Wichtig ist für den Menschen, jene Qualitäten zu stärken und auszuloten, die ihn vom Tier unterscheiden. Damit er, wenn er dieser Welt wieder den Rücken kehrt, etwas dazugelernt hat, was er mit seinem Körper nicht verliert.

Wie erzeuge ich Harmonie?
Das wird als Thema für eine Bildungspolitik der Zukunft im Brennpunkt stehen.
Alle andere Bildungspolitik ist nicht eine der Zukunft, sondern eine der Vergangenheit; sie hätte einfach keine Zukunft: Sie würde nicht zur Zukunft hinführen sondern von ihr weg, würde uns die Zukunft verbauen.

So wie das Thema Rechtschreibreform ja eigentlich nur ein Zeichen ist, wie desolat es um unser Bildungssystem bestellt ist, ist genauso auch die Problematik der Gewalt, aus welcher Himmelsrichtung auch immer, ein Zeichen für Schwächen des Individuums und damit auch der Gesellschaft..

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem flächendeckend angelegten Kampf gegen alles: Kampf gegen Krebs, Kampf gegen Schlaflosigkeit, Kampf gegen Gewalt, gegen Arbeitslosigkeit, gegen HIV, gegen Rassenhaß, gegen Ausländer, gegen UNS.

Kämpfen wir denn auch mal FÜR etwas? Oh ja: für höhere Löhne, für geringere Arbeitszeit. Um dann in der Freizeit ein Rockkonzert oder die Disko zu besuchen? Ist das alles?
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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Thomas Paulwitz am 14.06.2001 um 11.18

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Wenn ich dazu noch einen Wunsch äußern darf, dann den, daß hier nichts gelöscht wird. Mit diesem »Stilmittel« kann nicht nur ich mich nicht anfreunden, man sollte es denen überlassen, die sich dadurch Peinlichkeiten entwinden wollen. Etwas anderes ist das Löschen von verabscheuungswürdigem Gedankengut von Gesinnungslumpen jeglicher Couleur.

Das ist Definitionssache. Häufig haben diejenigen, die sich für die eifrigsten Antifaschisten halten, keine Skrupel, faschistische Methoden anzuwenden. Die hätten vor 60 Jahren Karriere gemacht. Diese bedenkliche Entwicklung will ich nicht hinnehmen. Deswegen kämpfe ich gegen die antidemokratischen Auserwähltheitsgedanken, egal ob sie von "Faschisten" oder "Antifaschisten" stammen.


eingetragen von Walter Lachenmann am 14.06.2001 um 11.09

Wenn ich dazu noch einen Wunsch äußern darf, dann den, daß hier nichts gelöscht wird. Mit diesem »Stilmittel« kann nicht nur ich mich nicht anfreunden, man sollte es denen überlassen, die sich dadurch Peinlichkeiten entwinden wollen. Etwas anderes ist das Löschen von verabscheuungswürdigem Gedankengut von Gesinnungslumpen jeglicher Couleur.
Dies von Diskussionsbeiträgen zu unterscheiden dürfte für Menschen mit wohlverstandener demokratischer Streitkultur nicht allzu schwer sein.
Löschen hat etwas von Totschlagen an sich, das haben Menschen, die die Sprache pflegen, nicht notwendig, sie wissen den Wert des geschriebenen oder gesprochenen Worts, der Sprache, als Mittel der Auseinandersetzung zu respektieren und zu würdigen, auch bei unterschiedlichen Meinungen.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Theodor Ickler am 14.06.2001 um 10.16

Liebe Freunde und Mitbürger!
So geht es nicht weiter. Gewiß ist Unrecht geschehen (ich sage nicht, wem und von wem), aber es soll doch hier kein unendlicher Schlagabtausch nach Art skipetarischer Blutrache entstehen, nicht wahr? Da Herr Lachenmann, wie er sagt, zum Abbruch des Streits bereit ist, schlage ich vor, nun wirklich einen Punkt zu machen (und vielleicht ALLES Einschlägige nach einiger Zeit einfach zu löschen; ein Verschwinden in den Tiefen des Archivs wäre aber auch schon ausreichend).
Das Thema RR und NS ist interessant. Wenn aber nichts Neues ans Licht kommt, scheint es mir im Augenblick auch nicht besonders ergiebig zu sein, und keinesfalls sollte man an die Stelle der verebbenden Diskussion einen Streit darüber setzen, wer von uns Heutigen ein Nazi ist.
Und nochmals: Was auf den Seiten der "Deutschen Sprachwelt" geschieht, sollte dort abgehandelt und meinetwegen auch abgewürgt werden; das alles geht uns hier nichts an, und wir wollen es schlicht nicht wissen.
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Th. Ickler


eingetragen von Thomas Paulwitz am 14.06.2001 um 10.04

Nationalsozialismus ist schlecht.
Rechtschreibreform ist schlecht.
Nationalsozialismus und Rechtschreibreform sind doppelt schlecht.

Zufrieden, Herr Gedankenpolizist?


eingetragen von Walter Lachenmann am 14.06.2001 um 09.44

Wer meine Einlassungen wo auch immer verfolgt hat, wird verstehen, daß mir angesichts einer solchen Unverfrorenheit ausgerechnet von dem Mann, der jeder offenen und klaren Diskussion, geschweige denn einer Stellungnahme zu dem von mir angesprochenen Thema ausweicht, übel wird.

Thema gezielt verfehlt!

Da hat einer in Eriwan beim verschärften Desinformationsnachschulungskursus schlecht aufgepaßt - das ist einfach zu plump.

Ich schließe mich dem Rat an, hier nicht über Seiten und Personen zu diskutieren, sondern über die Problematik des National(sozial)ismus im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform bzw der Gegnerschaft zu dieser.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 14.06.2001 um 09.18

Thumbs down

Sollte jedenfalls Herr Lachenmann wo auch immer noch einmal unter der Bezeichnung "DSW-Schriftleitung" antisemitische Auslassungen gutheißen und verbreiten, wird er nicht nur von mir ziemlichen Ärger bekommen. Antisemitische Auslassungen Lachenmanns werde ich weiterhin zu verhindern versuchen.


eingetragen von Jürgen Streich am 13.06.2001 um 22.51

Die von Walter Lachenmann angestoßene Diskussion ist dringend erforderlich. In der Tat könnte man gelegentlich den Eindruck haben, daß einige den Einsatz für eine möglichst korrekte Sprache mit Deutschtümelei verwechseln. Ich bitte die Schriftleitung (warum nennen wir sie nicht, wie inzwischen gängiger, „Redaktion“?) daher eindringlich, kritische Beiträge hierzu zuzulassen. Es könnte andernfalls in der Tat ein fataler Verdacht auftauchen, den wir so gar nicht gebrauchen können.

Ich selbst bin investigativer Journalist und kenne hinreichend viele meiner Kolleginnen und Kollegen, die die RSR gelassen sehen, sich aber mit Wonne darauf stürzen würden, wenn es auch nur ansatzweise nationalistische Tendenzen in der Szene der Reformgegner gäbe. Sie täten dies auch zu Recht, denn solche Tendenzen gilt es, wie die Geschichte lehrt, überall zu bekämpfen. Für den „Spiegel“, den wir aufgrund seiner opportunistischen und feigen Haltung in Sachen RSR angreifen, wäre dies ein gefundenes Fressen. Dabei brauchen wir dringend Mitstreiter in wichtigen Redaktionen, nicht etwa Gegner.

Um etwaigen Mitlesern in solchen Redaktionen den Wind aus den Segeln zu nehmen, muß die von Herrn Lachenmann angemahnte Debatte offen geführt werden. Tatsache ist nämlich folgendes:

Herr Frieling schrieb mir eines Tages, daß meine Homepage (http://members.tripod.de/jstreich – Beitrag zur RSR in der Rubrik „Aktuelles“) in die Liste der Publikationen aufgenommen worden sei, die aufgrund der „Qualitätsschreibung“ empfohlen würden. Darüber habe ich mich gefreut. Herr Frieling bat mich um einen Hyperlink auf diese Internetseiten im Gegenzug.

Den Gefallen hätte ich ihm im Sinne des Widerstandes gegen die RSR gerne getan, doch wäre ich ein schlechter Rechercheur, hätte ich dies ungeprüft getan. Bei näherer Betrachtung fand ich mehrere rechtsradikale Periodika in der Liste und war schockiert. Ein Hyperlink von meinen auf diese Webseiten verbot sich selbstredend.

Ich bin einmal Journalist geworden, um das Werkzeug Sprache so gut wie möglich im Sinne von Humanismus und Demokratie einzusetzen. Glauben Sie, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, mir bitte, daß das ein harter, mitunter zermürbender Kampf ist. Und glauben Sie mir bitte auch, daß ich in der wichtigsten Redaktion, für die ich (gelegentlich) arbeite, für einen Hinweis auf meiner Homepage auf eine Liste, auf der auch nur ein Fitzelchen Rechtsradikalismus auftaucht, sofort geköpft würde – „Qualitätsschreibung“ hin oder her. Der derzeitige Chef dieser Redaktion, ein sehr prominenter Journalist, würde mir jegliche Freundschaft kündigen und ein wichtiges Projekt, das wir miteinander planen, sofort absagen. Ich würde mir also bei dem, was ich mit Sprache bewerkstelligen will, selbst Knüppel zwischen die Beine werfen.

Dabei können Sie versichert sein, daß wir viel mehr heimliche Freunde in den Redaktionen haben, als manch einer denkt. Vergraulen wir diese, begehen wir einen Kardinalfehler.

Ich bin gerade deshalb zum engagierten Gegner der RSR geworden, weil mit der deutschen Schriftsprache in ihrer bisherigen Form Begebenheiten, Sachverhalte usw. viel präziser ausgedrückt werden können, als mit der neuen (und hoffentlich bald wieder alten) Schreibung. Die Darstellung und Vermittlung von Wahrheit ist auf entsprechende Instrumente angewiesen.

Natürlich muß Sprache wertfrei sein; man könnte argumentieren, daß es auf den Inhalt nicht ankommt. Ist ein Hammer gut, weil ich damit Möbel bauen kann, oder schlecht, weil er auch taugt, jemandem den Kopf einzuschlagen? Mit gedruckter Schrift wurden Goethes Werke, aber auch Hitlers „Mein Kampf“ verbreitet.

Mir selbst stehen in Sachen Rechtschreibung einige Auseinandersetzungen bevor. Nur ein Beispiel: Derzeit arbeite ich an einem Buch über den Alternativen Nobelpreis („Projekte der Hoffnung“). Der Verlag würde die neue Schreibung gerne vertraglich festlegen. Ich aber werde auf einem Hinweis im Buch bestehen, demzufolge der Autor auf der herkömmlichen Rechtschreibung bestanden hat. Ich will damit ein Signal setzen.

Ich kann Ihnen aus eigener Anschauung versichern, daß wir in den Redaktionen viele Freunde haben, die die RSR lieber heute als morgen rückgängig machen würden. Doch mit auch nur fahrlässig hingenommenen Texten und Hinweisen wie denen, die Walter Lachenmann und auch ich kritisieren, schlagen wir Türen zu. Dabei müssen wir noch viele öffnen.


Herr Streich bat die Redaktion gestern mittag um Hilfe bei der Veröffentlichung dieses Beitrages


eingetragen von Walter Lachenmann am 13.06.2001 um 21.56

Ich verstand meinen Eintrag hier auch nicht als Aufruf, über andere Internetseiten zu diskutieren, sondern darüber, daß die Reformgegnerschaft in der Gefahr ist, generell mit Deutschtümelei - bis hin zur Rechtsradikalität - gleichgesetzt zu werden, wenn wir nicht aufpassen, wer die »Bundesgenossen« in dieser Gegnerschaft sind.

Es ginge also eher darum, darüber zu diskutieren, wie die Reformkritik sich in aller Deutlichkeit abgrenzen kann gegen jeglichen Mißbrauch durch solche - nennen wir es einmal »Stimmen« (Kräfte sind es glücklicherweise nicht), die ihre nationalistischen und fremdenfeindlichen Gewürzessenzen immer wieder in die klare Suppe einzuträufeln versuchen.

Dies halte ich für ein Anliegen von existenzieller Bedeutung für die Reformgegnerschaft. Sie kann an dieser Problematik völlig zugrundegehen.

Diese Problematik aufzuzeigen ist keine gehässige Kampagne persönlicher oder konspirativer Art gegen eine ganz bestimmte Internetseite oder deren Betreiber, und hat schon gar nichts mit Mißbrauch von Freiheit zu tun (auf diese Idee ist tatsächlich einer gekommen), sondern es ist im Gegenteil der Versuch, von dieser Freiheit energisch und verantwortungsvoll Gebrauch zu machen, die uns - im Gegensatz zu den Generationen vor uns - so reichlich zur Verfügung steht.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 15.06

Ich fühle mich Herrn Lachenmann sehr verbunden und möchte das, nachdem ich es privat schon getan habe, auch öffentlich zum Ausdruck bringen.
Im übrigen möchte ich aber vorschlagen, Streit über andere Internetseiten dortselbst auszutragen und nicht hier.

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Th. Ickler


eingetragen von Walter Lachenmann am 13.06.2001 um 00.09

*) In welchem Chor (Korps?) singen wir eigentlich mit?

Wo steht die DSW-Seite?

Ich erhielt von Herrn Frieling(haus, jetzt habe ich es gemerkt!), der Reformgegnern bekannt sein dürfte, eine Anfrage wegen meines Rundschreibens von vor einigen Tagen. Auch andere Reformgegner haben mir freundlicherweise zustimmend zurückgeschrieben.
Meine Antwort an ihn ist auch eine Antwort an alle andern, und eine Information und Aufforderung zur Aufmerksamkeit an alle, die sich mit der Reformproblematik befassen.


Lieber Herr Frieling(haus),

ich bin jetzt zwei Tage weg gewesen und habe deshalb die Ereignisse auf der DSW-Seite nicht zeitnah verfolgen können.

Ich habe auch keinen Ehrgeiz für Spurensicherung, zumal wenn Spuren unappetitlich sind, wie in dem Fall, um den es hier geht.
Jetzt rekapituliere ich, noch müde von der Reise, was der Anlaß für mein Rundschreiben war.

Auf der DSW-Seite stand - als Leitartikel, nicht als Diskussionsbeitrag, also bewußt von der Redaktion eingestellt - ein Aufsatz eines Autors, Malepart, mit dem Titel (aus dem Gedächtnis: Acht intellektuelle Gründe, keine Fremdsprache zu lernen). Das Motto war: Lerne keine Fremdsprache, sondern veranlasse deinen Partner dazu, daß er deine Sprache lernt. Dann wirst du ihm immer überlegen sein, andernfalls er dir. Weiter ging es mit Thesen wie: Wer Fremdsprachen lernt, will sich damit wichtig tun vor anderen, die einen Minderwertigkeitskomplex haben, weil sie die Sprache nicht können. Usw.

Kurzum: es lief darauf hinaus, daß das Erlernen einer Fremdsprache gleichzusetzen sei mit einer Unterwerfungsgeste gegenüber dem Anderen, dessen Muttersprache diese Fremdsprache ist. Es gab dann noch einige Relativierungen, etwa, es sei natürlich etwas anderes, wenn man in einem andern Lande aufwachse oder lebe oder leben müsse, oder wenn man Freude am Erlernen von Fremdsprachen habe (sic!!!) usw. Der Text ist dann im Verlauf der Ereignisse von der Titelseite genommen worden, sollte aber irgendwo noch zu finden sein, etwa unter Glosse oder so ähnlich.

Nun war mir schon vor einigen Monaten aufgefallen, daß man sich bei der DSW-Redaktion sehr unbeliebt machen kann, wenn man deren Kampf gegen die Anglizismen nicht so furchtbar ernstnimmt. So habe ich mich von Herrn Paulwitz belehren lassen dürfen, ich leide wohl an gehörigen Minderwertigkeitskomplexen, weil ich die englische Sprache der deutschen für überlegen hielte (nichts davon hatte ich geäußert) usw. - kurzum, mir wurden die Leviten gelesen, ich sei ein mangelhafter Deutscher. Das Ganze war so blöd von dem Paulwitz, daß es mir leichtfiel, ihn in einem bzw. einigen Diskussionwortmeldungen so zu blamieren, daß es ihm wohl selbst peinlich wurde, und er den ganzen Diskussionsstrang kurzerhand löschte.

Jetzt also kam die Geschichte mit dem Malepart und seinen »intellektuellen« Gründen gegen das Erlernen von Fremdsprachen. Man hätte das ja noch als den »advocatus diaboli« betrachten können, aber das war es eindeutig nicht, so etwas merkt man. Ein echter »advocatus diaboli« baut einige Erkennungsmerkmale ein, und sei es die leichte satirische Überhöhung. Das war hier nicht vorhanden.

Um es nicht allzu ausführlich zu machen: ich begann eine Diskussion über diesen Beitrag des Malepart, in der ich ihn kritisierte, auch die Schriftleitung um Erklärung bat, weshalb dieser seltsame Beitrag als Leitartikel auf der DSW-Seite stand. Aus dieser Diskussion ergaben sich einige lebhafte Wortwechsel.

Die DSW-Schriftleitung löscht Beiträge, in denen sie kritisiert wird!
Diese Beiträge waren nach kürzester Zeit von der Regie gelöscht worden, denn ich hatte in klarer Sprache Kritik an deren undeutlicher Position zu diesen Fragen geübt.

Auch mit einem Herrn Niedetzky, den ich bis dahin nicht kannte, gab es einen Wortwechsel - seine Erstmeldung steht noch da, meine Entgegnungen sind gelöscht!

Schließlich stellte Norbert Schäbler die Frage, die DSW-Schriftleitung möge doch einmal selbst zu diesen Themen Stellung nehmen. Die DSW-Schriftleitung nahm Stellung, wie Radio Eriwan. Nämlich wortreich gar keine.

Dann erschien ein wirklich widerwärtiger Eintrag eines Gastes, der sich Meier nannte, ohne Absender, in Englisch, der in unsäglich ordinären Worten zum weltweiten Boykott alles Jüdischen aufrief. Ich habe den nicht kopiert, kann ihn Ihnen nicht zeigen, er war auch nur zum Kotzen, man mag gar nicht glauben, daß Menschen so etwas überhaupt formulieren können. Dieser Text wurde 18.30 Uhr abends eingetragen und stand am nächsten Morgen, also nach über 12 Stunden, immer noch da (meine unliebsamen Beiträge waren innerhalb wesentlich kürzerer Zeit gelöscht worden). Ich hängte einige provozierende Antworten da dran - es gab einige Verwirrung, weil ich - ebenso wie der Verfasser der Schweinerei, - ein Pseudonym verwendete (dies tue ich immer mal wieder, gehe aber regelmäßig sehr bald aus der Deckung und gebe mich zu erkennen) - schließlich forderte ich die Schriftleitung dazu auf, zu erklären, weshalb sie diesen Schweinetext hat so lange stehen lassen, während sie meine kritischen Texte nicht nur unbeantwortet gelassen sondern - in viel kürzerer Zeit - einfach gelöscht hatte.

Dann mußte ich verreisen für zwei Tage.

Heute komme ich zurück: alle Texte, die dieses Thema behandeln, sind gelöscht. Kein Kommentar der DSW-Redaktion.

Mein Problem dabei: Nach meinem Eindruck steht hinter der DSW-Seite eine politische Instanz, und zwar braunster Einfärbung, die sich mit Hilfe der Thematik der Rechtschreibrefomdiskussion hoffähig machen will. Es gelingt ihr auch, namhafte Gegner der Reform zur Mitwirkung an diesen Diskussionen zu beteiligen. Manche wissen ganz genau, in welcher Gesellschaft sie sich da befinden und diskutiern dennoch mit, wohlgemerkt rein auf sprachliche Fragen oder solche der Rechtschreibreform beschränkt, vielleicht »um denen das Thema nicht zu überlassen...«, manche merken es nicht oder unterschätzen die faschistische Valenz, da sie sich für nichtsprachliche Themen schlichtweg nicht interessieren. Sie erinnern mich an meinen Onkel Richard, einen leidenschaftlichen Motorradfahrer, der sich 1945 vorhalten lassen mußte, er sei beim NSKK gewesen (Nationalsozialistischer Kraftfahrer Klub) - er wollte nur Motorrad fahren, tat das aber mit Leuten, die noch was anderes wollten.

Die DSW-Redaktion bringt immer wieder höchst problematische Themen, Themen des rechten politischen Spektrums, auf die Tagesordnung. Wenn man diese kritisch diskutieren will, wird man - gelöscht! Eine klare Aussage der Schriftleitung, wo sie selbst politisch steht, oder daß sie braunes Gedankengut ablehnt, wird von ihr vermieden.

Ich erwarte von der DSW-Redaktion nichts anderes, als daß sie sich zu dieser Thematik eindeutig und detailliert äußert, denn der Vorwurf ist gravierend. Sie dazu zu bewegen, habe ich schon im vergangenen Herbst versucht. Damals hat es dort intern enorme Aufregungen deshalb gegeben.

Jetzt hat sie das Thema wieder abgewürgt und alle Diskussionsbeiträge, die hier für sie offenbar unangenehm sind, kommentarlos gelöscht. Vor einigen Tagen noch hieß es »wegen technischer Pannen« (oder so), jetzt läßt man diese Ausrede auch schon weg.

Advocatus diaboli - das bin ich selbst gerne immer wieder. Nur: In jedem Himmel heißt der diabolus anders.
Bei DSW bin ich der diabolus - und werde, nach gut protestantisch-preußischer Sitte (die Katholiken sind lebenstüchtiger und können ihn in ihr Glaubensuniversum konstruktiv integrieren) schlichtweg vernichtet. Das klappt aber nicht.

Nichts ist überlebensfähiger als der Teufel.

Die Kritik der Rechtschreibreform ist eine mir sehr wichtige Angelegenheit. Ich fühle mich meiner Sprache beraubt, wenn ich erlebe, wie die gesamte deutsche Sprachwelt (nicht die DSW), dazu verdonnert wird - und sich dem Donner unterwirft, die gewachsene Sprache so zu beschädigen, wie das die Reform tut.

Aber es ist für mich absolut inakzeptabel, daß ich dabei von dem Gegner, dem Reformbefürworter, in einem Chor gesichtet werden kann, von braunen Schmuddeljungen, Feiglingen, die sich noch nicht mal bekennen zu ihrer Gesinnung, sondern der Diskussion hier ausweichen. Und was mich besonders schmerzt, das ist die Tatsache, daß viele Reformgegner gar nicht merken, in welch schlechter Gesellschaft sie sich da befinden, in welcher Gefahr auch, indem sie mit diesen Feiglingen tatsächlich diskutieren.

Ich würde die Diskussion ja nicht scheuen.

Aber unliebsame Diskussionsbeiträge einfach löschen - das ist keine Diskussion, das ist erbärmlichste Feigheit gerade von den Leuten, die »stolz« sein wollen, Deutsche zu sein. Dann sollen sie wenigstens Mut zeigen und sagen, wo sie stehen.

Ich würde mich freuen, in Ihnen einen Bundesgenossen zu haben. Ihre Meinung über das Mitläufertum teile ich völlig, mit der kleinen Relativierung, daß wir nur für unser eigenes Verhalten kompetent sind, nicht für das Anderer. Was die Menschen 1914 zur Kriegsbegeisterung bewogen hat, weshalb die Generation von 1933 sich so verhalten hat wie sie es hat - »wer unter euch ist ohne Sünde, der werfe den ersten Stein«.

Es gehört wenig Mut dazu, den heutigen Braunen die Meinung zu sagen.

Ich bin es meinen Eltern und allen Antifaschisten ihrer Generation, die es viel schwerer hatten, schuldig, diesen wenigen Mut aufzubringen.

Es ist spät geworden,
Ihr
Walter Lachenmann

WedJun1315:58:45PDT2001

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Walter Lachenmann


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