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eingetragen von Theodor Ickler am 16.07.2004 um 06.15
Wie wir schreiben sollten - Die Rechtschreibreform ist bankrott
Die Erneuerung der deutschen Orthographie stürzt nicht über ihre Lächerlichkeit, sie geht an ihren Widersprüchen zugrunde / Von Theodor Ickler
Es gibt Brücken, über die keine Straßen führen, Kernkraftwerke, die nie in Betrieb gingen, und Jahrhundertromane, die den Schreibtisch nie verließen.Zu den gigantischen Bauruinen gesellt sich nun die Reform der deutschen Rechtschreibung. Mehrere Jahrzehnte wurde daran gebastelt, Hunderte von Experten wurden bemüht, und am Ende wurde ein zum Reförmchen gegen massiven öffentlichen Widerstand mit Hilfe der politischen Exekutive durchgesetzt. Es bedurfte offenbar des praktischen Umgangs mit der Reform, daß den wirklich Betroffenen deutlich wurde, was ihnen angetan wird. Die Folgen sind offensichtlich: so sehr, daß die beiden dominierenden Wörterbücher sich selbst und einander widersprechen. Nun erst formiert sich ein Widerstand, der weit stärker und artikulierter ist, als alle Proteste gegen das Unternehmen waren. Der Erlanger Linguist Theodor Ickler zieht das Resümee. F.A.Z. (Thomas Steinfeld)
"Orthographie ist das Haxl, bei dem die Schullehrer das Schreiben erwischt zu haben meinen, und es also da festhalten; es hinkt dann freilich bei ihnen auf den drei übrigen Beinchen. Dudens deutsche Rechtschreibung ist das dümmste deutsche Buch." Nun, es gibt, wie wir sehen werden, dümmere Bücher als den Duden, aber in Heimito von Doderers bissiger Bemerkung hat die deutsche Haßliebe zur Rechtschreibung ihren dichtesten Ausdruck gefunden. Besonders seit der Vereinigung der Schulrechtschreibung mit dem "Buchdruckerduden" (1915) beherrscht niemand mehr das immer komplizierter gewordene Regelungswerk, aber als Waffe, mit der man jederzeit dem lieben Mitmenschen eins auswischen kann, erfreut sich der Duden anhaltender Beliebtheit. Als vor einem Vierteljahrhundert der emanzipatorisch gesinnte Zeitgeist einen Weg zu weisen schien, den Schullehrern diese Geißel zu entwinden, waren viele begeistert, während andere naturgemäß den Untergang des Abendlandes heraufziehen sahen. Ein von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft beherrschter Kongreß "vernünftiger schreiben" (1973) lenkte die scheinbar radikalen, in Wirklichkeit denkbar bescheidenen Wünsche der zweihundert, wie es hieß, "reformwilligen" Teilnehmer auf die Einführung der Kleinschreibung: "Die reaktionäre großschreibung fällt nicht, wenn wir sie nicht niederschlagen!" Wer ein gutes Wort für das Bestehende einlegte, war "dem traditionellen bildungserbe der kaiserzeit verhaftet". Das war verrückt, aber es hatte immerhin Stil und Schwung.
Dann kam die Epoche der Kommissionen und Unterkommissionen. Forschungsarbeiten wurden angeregt, und sie brachten Erstaunliches zutage: Die deutsche Rechtschreibung ist nicht so dumm, wie sie auf den ersten Blick aussieht, es steckt eine geheime, von den Schreibenden intuitiv gefundene Rationalität darin - wie in der Sprache selbst.
Schreiben für Leser.
Hatte man gerade noch in blanker Naivität die eindeutige Zuordnung von Laut und Buchstabe gefordert - mit der gefällig schlichten Konsequenz "Schreib, wie du sprichst!" -, so sah man nun ein, daß die Rechtschreibung noch andere Ziele verfolgt. Man kann nämlich nicht alles schreiben, was man spricht, und zum Ausgleich schreibt man manches, was nicht gesprochen wird. Wir schreiben Kind, obwohl man weder den Großbuchstaben noch das stimmhafte t am Ende hört, und doch ist beides tief sinnvoll und ein gewaltiger Fortschritt gegenüber kint, wie unsere Vorfahren im Mittelalter zuschreiben pflegten. Das d verdankt sich dem "Stammprinzip": Der eigentliche Wortstamm, Träger der Bedeutung, endet, wie man an Kindes, Kinderei usw. sehen und hören kann, tatsächlich auf d; das t der Grundform ist bloß die automatische Folge einer die ganze deutsche Sprache durchherrschenden mechanischen Regel, der sogenannten "Auslautverhärtung". Daraus lernt man zweierlei: Eine kultivierte Rechtschreibung dient dem Leser, denn sie macht die Bedeutung für das Auge sinnfällig. Für den Schreiber jedoch stellt sie eine Erschwernis dar, denn sie setzt nichts Geringeres voraus als eine fast schon wissenschaftliche Analyse der Sprache.
Und die Großschreibung der Substantive? Die zeigt dem Auge, von welchen konkreten oder abstrakten Gegenständen in einem Text die Rede ist. Sehr sinnvoll auch dies.
Noch ein drittes Prinzip wurde allmählich anerkannt: die Unterscheidungsschreibung. Wiederum hört man keinen Unterschied zwischen das und daß, seid und seit, faßt und fast. Es ist kein Zufall, daß dem Leser gerade im Kernbestand der allerhäufigsten Wörter diese Orientierungshilfe gegeben wird. Der Schreibende muß natürlich um so mehr lernen, ja manchmal sogar nachdenken.
Das sind die wichtigsten Grundsätze der deutschen Rechtschreibung; andere,wie die Loyalität gegenüber den Herkunftssprachen, die uns solche Schrecknisse wie Diphthong aufs Papier bringen heißt, sind im Grunde unwesentlich, auch wenn die Fremdwortschreibung am ehesten geeignet ist, Laien und Kultusminister auf die Palme zu bringen.
Was brachte nun die Rechtschreibreform, deren Scheitern wir gerade erlebt haben? An der Zuordnung von Lauten und Buchstaben sollte sich nicht viel ändern. Am auffälligsten war die Ersetzung des ß durch ss nach betonten kurzen Vokalen: Hass, fasst und so weiter. Bisher galt: Doppel-s kann nicht vor Konsonanten und am Wortende stehen, sondern wird in diesen Fällen durch ß ersetzt. Wenn also ein Doppel-s wie in Wasser durch die Wortbildung plötzlich vor einem Konsonanten zu stehen kam wie in wäßrig, dann trat automatisch ß ein. Ebenso am Wortende: hassen, aber Haß. Das war eigentlich nicht so schwer zu lernen. Die Neuregelung machte die Verdoppelung von Konsonantenbuchstaben etwas systematischer. Die Freude darüber wurde allerdings stark gedämpft, wenn man erfuhr, daß es nicht weniger als acht Gruppen von Ausnahmen gab, bei denen nach kurzem betontem Vokal dennoch kein Doppelkonsonant stand, sowie vier Gruppen von Ausnahmen, bei denen trotz Unbetontheit des Vokals ein nachfolgender Konsonantenbuchstabe verdoppelt wurde. Die höchst sinnvolle Unterscheidungsschreibung das/dass sollte in dieser neuen Gestalt erhalten bleiben, obwohl mindestens einer der Reformer sie bis zuletzt bekämpft hatte, weil sie in der Tat seit je für einen ganz großen Teil der Rechtschreibfehler verantwortlich war. Ein Hauptanliegen der Reformer war die Ausdehnung der Stammschreibung auf weitere Wörter. Durch Erfahrungen mit der Durchsetzbarkeit gewitzigt, beschränkten sie ihre Neuerungen allerdings auf selten gebrauchte Wörter wie Bändel (wegen Band) und Gämse (wegen Gams), während sie an die Eltern (trotz alt) nicht Hand anzulegen wagten. Immerhin bescherten sie uns behände, schnäuzen und Stängel, obwohl kaum jemand bei diesen Wörtern an Hand, Schnauze und Stange denken dürfte. Dazu natürlich die bewußt falschen Verknüpfungen, die durch Schreibungen wie einbläuen, Quäntchen und Tollpatsch nahegelegt werden - eine Apotheose der Halbbildung, die viel Heiterkeit, aber auch Unmut hervorrief. Es ist erstaunlich, daß man von solchen Mätzchen partout nicht abzurücken bereit war, obwohl sie offensichtlich die Gefahr bargen, dem ganzen Unternehmen einen vorzeitigen Tod durch Lächerlichkeit zu bereiten. Heute sehen wir, daß die Ausweitung der Stammschreibung ein Irrweg war. Bringt man den Schreibenden erst einmal auf die Suche nach möglicherweise stammverwandten, umlautfähigen anderen Wörtern, so ist kein Halten mehr: sätzen (wegen Satz), märken (Marke) und so weiter - warum nicht? Nur Mut!
Daß in Zusammensetzungen wie Betttuch alle drei Konsonantenbuchstaben künftig geschrieben werden sollten, war vernünftig. Aber warum sollte weiterhin Knien, geschrien und so weiter geschrieben werden, ohne das zweite, das eigentlich hörbare e? (Ein ähnliches Nebeneinander von logischer Pedanterie und Großzügigkeit war in der Zeichensetzung zu finden: Der Abkürzungspunkt galt weiterhin als Schlußpunkt, aber auf das Frage- oder Ausrufezeichen der wörtlichen Rede sollte noch ein Komma folgen: "Komm!", rief er.)
Rad fahren (wie Auto fahren) war in Ordnung, das sah wohl jeder. Aber das Problem der Getrennt- und Zusammenschreibung liegt tiefer. Im Deutschen haben wir eine sehr große und ständig noch anwachsende Zahl von sogenannten "trennbaren Verben" wie aufsteigen, die nur im Infinitiv und Partizip zusammengeschrieben werden, sonst aber getrennt: Ich steige auf. Es war noch nie klar, welche Verben zu dieser Gruppe zu zählen sind: nebeneinandersitzen, klavierspielen? Genaugenommen ist der Begriff der "trennbaren Zusammensetzung" ein Unding, und die sauberste Lösung wäre zweifellos, alles, was in irgendeiner Stellung getrennt geschrieben wird, immer getrennt zu schreiben. Andererseits würde man damit wichtige Bedeutungsunterschiede nicht mehr durch die Schreibung zum Ausdruck bringen, und das wäre auch wieder schade. Von der Bedeutung als Unterscheidungskriterium hielten die Reformer allerdings nicht viel, sie bevorzugten rein formale Kriterien: Wenn der erste Teil einer Wortfügung weder gesteigert noch erweitert werden kann, sollte zusammengeschrieben werden. Also schwer fallen, weil man sagen kann: Es fällt mir sehr schwer oder es fällt mir schwerer, am schwersten. Das ist einleuchtend; andererseits geht dabei aber der Unterschied zu schwer fallen (= einen schweren Sturz erleiden) verloren, ein Unterschied, der sich normalerweise auch durch verschiedene Betonungsverhältnisse bemerkbar macht und insofern durchaus auch ein formaler Unterschied ist. Dafür hatten die Reformer aber keinen Sinn. Dies erklärt zum Beispiel, warum übrig bleiben getrennt geschrieben werden sollte wie artig grüßen, obwohl jedes gesunde Ohr hört, daß eine solche Analogie überhaupt nicht möglich ist.
Nach derselben Regel sollte man schreiben schwer behindert, aber schwerstbehindert. Neben anderen Einwänden war hier der Einspruch der Juristen zu erwarten, denn schwerbehindert im Sinne des Schwerbehindertengesetzes ist jemand, dessen Erwerbsfähigkeit um mindestens50 Prozent gemindert ist, während die rein beschreibende Wortgruppe schwer behindert nur die subjektive Einschätzung durch den Sprecher ausdrückt. In ähnlicher Weise sollten aus den allgemeinbildenden Schulen allgemein bildende werden. Die Kultusminister hatten es unterschrieben.
Nach dem Scheitern der Kleinschreibung bekehrte man sich zu vermehrter Großschreibung, um die Zahl der Problemfälle zu verringern. Substantive verlieren in bestimmten Wendungen nach und nach ihren substantivischen Charakter: Ich lese Buch kann man nicht sagen, wohl aber Ich führe Buch, und in dieser Wendung ist schon gar nicht mehr an ein richtiges Buch gedacht, das durch das "Substantiv" Buch bezeichnet würde. Die Reform wollte viele Wörter, die längst keine konkreten oder abstrakten Gegenstände mehr bezeichnen, durch Artikel oder Präpositionen aber noch als Substantive gekennzeichnet sind, groß geschrieben wissen: auf Deutsch, im Allgemeinen. Aber damit verschob man nur die Grenzen ein wenig und meist in unvorhersehbarer Weise: auf Grund, aber nicht zu Liebe, aufs Schönste, aber nicht am Schönsten und so weiter. Zudem waren in vielen Fällen, aber beileibe (bei Leibe? Nein!) nicht in allen Varianten zur Wahl gestellt, so daß man hätte lernen müssen, was jeweils erlaubt war und was nicht.
Eigennamen und singuläre Bezeichnungen sollten weiterhin groß geschrieben werden. Die Abgrenzung gelang aber nicht, und schiere Willkür war die Folge: der Heilige Vater, das hohe Haus (= Parlament), die Große Strafkammer, die erste Hilfe. Wiederum wurde auch der Unterschied zwischen beschreibenden Ausdrücken (erste Hilfe = jede zuerst geleistete Hilfe) und neuen Kategorien (Erste Hilfe = besondere, in Kursen erlernbare Technik,deren Unterlassung strafbewehrt ist) durch die einheitliche Kleinschreibungverwischt, nach dem leserunfreundlichen Vorsatz der gesamten Reform.
Die Fremdwörter sollten ursprünglich weit stärker eingedeutscht werden, doch hatten die Kultusminister dies verhindert. Zugelassen wurden eineReihe von Nebenformen: Grafologie, Delfin, Buklee, Katarr, Panter,Tunfisch, Spagetti. Daran hätte man sich wohl bald gewöhnt. Andererseits ist unsere Zeit weiteren Eindeutschungen nicht mehr so günstig, wegen der Allgegenwart des Englischen und anderer Fremdsprachen. Spaghetti ißt man beim Italiener, und so haben sich unsere italienischen Nachbarn denn auch schon über den Provinzialismus gewundert, das h weglassen zu wollen. Im Prinzip ist aber gegen Eindeutschungsversuche nichts einzuwenden, auch wenn sie bei vielen Leuten auf wenig Gegenliebe stoßen. Warum allerdings derlängst eingedeutsche Tschardasch nicht mehr zulässig sein sollte, stattdessen aber Csardas (ohne Längenzeichen), war nicht recht einzusehen.
Hier ist vor allem die weitgehende Freigabe der Kommasetzung zu erwähnen, was allerdings dazu führte, daß Texte der Reformer selbst gelegentlich so aussahen, als seien die Kommas mit der Streusandbüchse über den Text verteilt worden. Die Entgrammatisierung der Kommasetzung zugunsten subjektiver "Akzentsetzungen" führte in archaische Epochen der Schreibkunst zurück und schrie geradezu nach neuen Empfehlungen, wie sie, ohne Verbindlichkeit natürlich, der Duden zu geben versuchte.
Bertelsmann oder Duden?
Seit Sommer 1996 liegen zwei umfangreiche Rechtschreibwörterbücher vor. Bertelsmann war zuerst auf dem Markt, aber man merkt nur zu bald, daß es sich hier um einen Schnellschuß handelt. Schon aus dem Geleitwort springt dem Leser ein Rechtschreibfehler entgegen: soweit wie irgend möglich. Das Bertelsmann-Wörterbuch ist allerdings im Gegensatz zum Duden nicht imstande, den Unterschied zwischen soweit und so weit (wie) zutreffend zu erklären.
Knüppeldick kommt es dann in der kurzen, mit falschen Zitaten und Stilblüten verzierten "Geschichte der Rechtschreibung" und in der Überblicksdarstellung des Bearbeiters. Er schreibt, die deutsche Sprache sei die Einzige auf der Welt, die Substantive groß schreibe. Hier muß einzige natürlich klein geschrieben werden. Der Autor weiß auch zu erzählen, 1901 habe man aus allen deutschen Wörtern das th entfernt und durch t ersetzt, nur nicht in Thron, "wohl auf Drängen des Kaisers". Aber Thron ist griechisch, so daß es wie Theater usw. in jedem Falle sein th behalten durfte. Magnet hält der Bearbeiter für romanisch. In beiden Fällen weiß das Wörterverzeichnis es besser. Im übrigen stürzt aber diesesWörterverzeichnis den Benutzer in tiefe Ratlosigkeit. Scientiarium wollen wir gnädig für einen Druckfehler halten, auch wenn es gleich zweimal vorkommt. Aber Bertelsmann verlangt zum Beispiel die Schreibung Alma mater,obwohl im amtlichen Regelwerk just Alma Mater auch unter dem richtig geschriebenen Stichwort Ultima Ratio als weiteres Beispiel zitiert wird. Corpus delicti und Corpus iuris sind auch falsch. Bertelsmann erklärt, daß und warum man schreiben soll: an Eides statt. Aber wenige Zeilen später wird gelehrt: an Eides Statt.
Bertelsmann schreibt vor: glatthobeln, glattgehen, gleichbleiben usw., hochbegabt, hochgestellte Persönlichkeiten, hochgewachsen, hochachten/schätzen und viele andere, die getrennt geschrieben werden müssen, da der erste Bestandteil erweitert oder gesteigert werden kann. In allen diesen Fällen weicht der Duden ab und hat recht.
Besonders groß sind die Abweichungen bei der Worttrennung. Keines der beiden Wörterbücher führt alle Trennmöglichkeiten an. Duden erklärt dazu ganz offen, daß er oft nur diejenige Variante angibt, "die von der Dudenredaktion als die jeweils sinnvollere angesehen wird". Bertelsmann verfährt ohne eine derartige Erklärung grundsätzlich ebenso. Duden sieht nur die Trennung abs-trakt vor, Bertelsmann kennt abs-trakt und ab-strakt.Umgekehrt läßt sich Reneklode laut Duden auf zwei Weisen trennen: Renek-lode (ja, tatsächlich so!) und Rene-klode; Bertelsmann kennt nur letzteres.
Duden trennt bevorzugt A-nämie und verweist auf die Regel, die eine andereTrennung zuläßt, kennt aber nur An-algesie, obwohl in beiden Wörtern dasselbe Negationspräfix an- enthalten ist; Bertelsmann hat außerdem noch die Trennung A-nalgesie. Dieser Zustand war völlig unhaltbar. Was sollte der Lehrer tun, wenn ein Schüler ihm mit einer Schreibung kam, die nicht im Wörterbuch steht, nach den amtlichen Regeln aber ableitbar gewesen wäre, zum Beispiel mit derWorttrennung abst-rakt? Natürlich spiegeln beide Wörterbücher auch die Ungereimtheiten der amtlichen Vorlage getreulich wider. Grizzlybär soll als Grislibär eingedeutscht werden; nach den Regeln müßte es Grissli heißen (Verdoppelung des s nach kurzem betontem Vokal).
Von den Hauptforderungen, mit denen die neuere Reformbewegung vor einem Vierteljahrhundert angetreten war, war in der Neuregelung fast nichts mehr zu finden. Die Kleinschreibung war seit langem vom Tisch. Die Schwierigkeit der das/daß-Unterscheidung war genau dieselbe wie seit je, und das läßt sich auch nicht ändern, wenn man die Interessen des Lesers nicht ganz verraten will. Groß- und Kleinschreibung sowie Getrennt- undZusammenschreibung blieben so schwierig wie eh und je, es war zu keiner überzeugenden Lösung gekommen, und vielleicht ist sie gegenwärtig überhaupt nicht erreichbar.
Die neue Rechtschreibung war vielleicht geringfügig besser als die alte, obwohl diesem Vorteil auch neue Mängel entgegenstanden, so daß ein Aufrechnen schwerfiel. Verbesserungen in selten betretenen Randgebieten dürfen auch nicht überbewertet werden. Das auf den ersten Blick so angenehm liberale Zulassen mehrerer Varianten, besonders auf dem Gebiet der Eindeutschung, der Groß- und Kleinschreibung sowie der Getrennt- undZusammenschreibung, erwies sich bei näherem Zusehen als Erschwernis, da es den Lernstoff vervielfachte. Gerade im Kernbereich änderte sich kaum etwas- die vielgerühmte "Behutsamkeit"! Unter diesen Umständen mußte aber gelten: "In dubio pro reo", und der Angeklagte war hier die alte Rechtschreibung. Man mußte an die Masse des bereits Gedruckten denken, an die 100 Millionen Bürger deutscher Zunge, die sich an die geltende Rechtschreibung gewöhnt hatten, an die Umstellungsschwierigkeiten für Tausende von Registern und Katalogen, an die Kosten für die Neuanschaffung von Wörterbüchern, Schulbüchern und Software, an die erwähnten Schwierigkeiten mit Fachbegriffen.
Die Revolte
Und doch war alles so gut eingefädelt. Die rechtzeitige Einbeziehung der Kultusbürokratien nahm der stets zu fürchtenden Kritik von politischerSeite den Wind aus den Segeln: Wer kollaboriert, kann hinterher nicht gut protestieren. Da die Kultusminister selbst sich für den Inhalt der Reform nicht interessieren, bestand allerdings die Gefahr, daß sie sich später blamieren würden. Und sie taten es. Die jüngste Lachnummer des hessischen Kultusministers ist noch in frischer Erinnerung: Er kreidete dem Duden die Worttrennung ext-ra als eigenmächtige Pfuscherei an, obwohl sie doch zu den nachgerade allbekannten Neuerungen der Reform selbst gehörte. (Daß dieser Minister in seltsamer Verdrehung der wirklichen Verhältnisse den Duden abkanzelte und die Bertelsmann-Rechtschreibung rühmte, gehört zu den Rätseln, deren Lösung wohl eine ganz andere Art von Kenntnissen erfordert, als sie dem arglosen Linguisten zur Verfügung steht.)
Nur wenigen Zeitgenossen fiel der Widerspruch auf, der zwischen der groß herausgestellten Geringfügigkeit der Änderungen und der Behauptung bestand, die Reform sei längst überfällig und dürfe keinesfalls scheitern. Sehr geschickt wurde auch die Vorstellung von einem Zeitdruck suggeriert, unter dem man stehe. Inhaltlich, so hieß es nach der Wiener Konferenz, solle nun nicht mehr diskutiert werden, nur noch die Formalitäten und Termine der "Durchsetzung" stünden zur Debatte. In Deutschland wurde verbreitet, wenn wir jetzt noch lange diskutierten, würden die Nachbarstaaten Schweiz undÖsterreich nicht mitmachen. Das war gelogen, aber es wirkte. Nach der "Frankfurter Erklärung" vom Oktober 1996 hieß es: "Zu spät!" Es wurde daran erinnert, daß die Abc-Schützen in einigen Bundesländern bereits nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet würden - ein sehr schwaches Argument, da die Kinder drei Wochen nach ihrer Einschulung noch längst nicht so weit waren, daß die neuen Regeln sie überhaupt betroffen hätten. Die älteren Kinder hätte man ehrlicherweise warnen müssen, während der nächsten Jahre nicht zu viel zu lesen; es hätte ihre Rechtschreibleistungen verwirrt und zu Ärger Anlaß gegeben.
Zu keinem Zeitpunkt war die Öffentlichkeit über den vollen Umfang der Reform unterrichtet, bevor die jeweiligen Beschlüsse gefaßt wurden. Das fürdie Beurteilung unentbehrliche Wörterverzeichnis war noch längere Zeit in Arbeit, und auch das Regelwerk befand sich in ständiger Umarbeitung. Den Kritikern der bekanntgewordenen Neuerungen wurde die Reform übergestülpt, wie es bei Franzosen und Engländern unvorstellbar gewesen wäre.
Natürlich spielte, wie überall, auch das Geld eine wichtige Rolle. Einige Reformer vermarkteten ihr Insiderwissen sehr fix auf eigene Rechnung, was sie aber nicht hinderte, dem Duden seine kommerziellen Interessen anzukreiden. Die staatlichen Stellen wollten von Kosten nichts wissen. Und doch liefen in diesem Punkt alle Fäden zusammen. Paradox genug: Die Reformsollte "kostenneutral" sein, aber am Ende erwiesen sich die bereits verursachten Kosten als letztes Argument dafür, die Reform doch nochdurchzusetzen. "Nicht mehr zu stoppen!" hieß es mit gespielter Schicksalsergebenheit aus den verantwortlichen Kultusbürokratien. Aber das kannte man schon vom schnellen Brüter, von Wackersdorf und anderen Investitionsruinen, die nicht mehr gestoppt werden konnten, bevor sie gestoppt wurden. Als die Leute dies merkten, war es mit der Reform vorbei.
F.A.Z., Feuilleton, Samstag, 12.10.1996, S. 36, Nr. 238
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Th. Ickler
eingetragen von Nerling am 22.09.2003 um 08.04
Werter Herr Professor,
es war mir ein belehrender Genuß, diese beiden Aufsätze zu lesen, die keineswegs ihre Gültigkeit und Aktualität verloren haben. Ihre Prophezeihungen haben sich leider bewahrheitet, und auch die Vermutung
Zitat:hat ja nun eine herbe Enttäuschung über die Inhaber des Sachverstandes zur Folge.
Es bleibt ihm nur die Hoffnung, daß das ebenso folgenreiche wie sinnlose Reförmchen im letzten Augenblick noch an dem Sachverstand der Kultusbürokratie scheitert
Also werde ich auch Kätzer... :-)))
Bewundernde Grüße
Eva Nerling
eingetragen von Theodor Ickler am 10.09.2003 um 14.57
Vielleicht interessiert es auch ein wenig, was ich in der FAZ zur letzten vorreformatorischen Ausgabe des "Großen Wörterbuchs" veröffentlicht habe. Ich bin kürzlich wieder einmal darauf gestoßen und erinnerte mich mit ein bißchen Wehmut an die damalige Perspektive ...
Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 8 Bänden. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage herausgegeben und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 1993-1995. 4096 + XXIV Seiten. Zusammen 592,- DM
Für die meisten Zeitgenossen ist ein Wörterbuch ein staubtrockenes Magazin, in das man sich nur selten und widerwillig begibt, um eine jener leidigen Rechtschreibfragen zu lösen oder einen Bürostreit über das richtige Geschlecht von Joghurt zu beenden. Mit Kopfschütteln blicken sie auf den Freak (´jmd., der sich in übertrieben erscheinender Weise für etw. begeistert´), dem das Erscheinen eines neuen Wörterbuchs ein wahres Fest bedeutet - ein Fest der Kritik natürlich. Zwar freut er sich auch nicht wenig über den Wörter-Schatz auf seinem Schreibtisch, aber er weiß bereits vor der Lektüre des tollkühnen Selbstlobs auf dem Schutzumschlag: Kein Buch ist seinem Wesen nach so unvollkommen wie ein Wörterbuch.
Das fängt schon damit an, daß die Lücken stets zahlreicher sind als die Einträge. Inzwischen hat sich allerdings herumgesprochen, daß der Vollständigkeitswahn kein guter Ratgeber und schon gar kein Qualitätsmaßstab sein kann, und so trägt auch das vorliegende Duden-Wörterbuch sein unvermeidliches Schicksal mit einer Gelassenheit, der sich jeder Rezensent gern anschließen wird. Kein Wort also über Ökosteuer und alles andere, was dieses Wörterbuch (noch) nicht enthält! Geradezu gerührt nimmt man deshalb nach viertausend Seiten auch noch ganze zwei Seiten "Nachträge" entgegen. Immerhin finden sich hier so aktuelle Neuwörter wie Castorbehälter und Ecstasy, Dino und Doppelklick, aber neben solchen Neologismen, die der natürlichen Fortschreibung des unablässig wuchernden Wortbestandes dienen, auch echte "Nachträge" von früher Vergessenem: Alkoholproblem und Ermittler, und das ist es, was uns lächeln macht. Als ließe sich durch Hinzufügung dieses oder jenes Wortes zum Gesamtbestand von etwa zweihunderttausend Einträgen auch nur das geringste an der unvermeidlichen Unvollständigkeit ändern!
Es geht also stets um Auswahl, und mit der Auswahl der Stichwörter kann man hier durchaus einverstanden sein. Wenn bei Fachausdrücken aus Medizin und Biologie des Guten manchmal zu viel getan sein sollte, so schadet es doch wenigstens nicht. Fachsprachen sind, so lesen wir, berücksichtigt, soweit sie "auf die Allgemeinsprache hinüberwirken". Was heißt das? Obwohl mich die Botanik mehr interessiert als die Theologie, hätte ich das Apokarpium nicht erwartet, während ich gleich dahinter die Apokatastasis vermisse. Sollte besagter Bürostreit sich um die Frage drehen, ob es Aphasiker oder Aphatiker heißt, so ergäbe das Nachschlagen im Duden, daß nur die erste Form richtig ist; die zweite fehlt nämlich. Das wäre aber keine gute Antwort, und ich werde weiterhin Aphatiker und aphatisch sagen. Das Wörterbuch ist ein Angebot, kein Kanon, auch wenn die Deutschen es oft dafür halten.
Verkleinerungsformen sind manchmal angegeben (Bierchen), manchmal nicht (Stückchen). Das macht aber nichts, denn anders als in vielen anderen Wörterbüchern sind die Wortbildungsmittel, also auch das Verkleinerungssuffix -chen, als eigene Einträge aufgenommen und erläutert. Wieder andere Probleme wirft die Frage auf, ob man so etwas wie die "durchraßte Gesellschaft" durch Aufnahme in das Wörterbuch verewigen soll. Das Wort ist vielleicht nur einmal in "gerader Rede" verwendet, sonst aber immer nur mehr oder weniger ironisch angeführt worden. Ist es deshalb als Hapaxlegomenon (´nur einmal belegtes, in seiner Bedeutung oft nicht genau zu bestimmendes Wort einer (nicht mehr gesprochenen) Sprache´) zu betrachten und folglich beiseite zu lassen? In diesem Sinne scheinen sich die Verfasser entschieden zu haben, zum Glück für den Schöpfer der odiosen Wendung.
Das Wörterbuch verweist nicht ohne Stolz auf die Fülle von authentischen Belegen (allerdings nur aus schriftlichen Quellen, was den Anspruch, "das sprachliche Leben in seiner ganzen Vielschichtigkeit" zu repräsentieren, denn doch etwas relativiert). Welchen Sinn haben Beispiele und Belege? Beliebige Beispiele, auch selbstgemachte, führen im günstigen Fall die Verwendungsweise eines Wortes anschaulich vor und sind damit einer abstrakten Erklärung in gewisser Weise didaktisch überlegen. Statt ausdrücklich zu sagen, daß das Verb gedenken in der Bedeutung ´beabsichtigen´ den mit zu erweiterten Infinitiv regiert, gibt das Wörterbuch ein Beispiel ("Er gedenkt, zehn Tage zu bleiben"), aus dem die grammatische Information unmittelbar hervorgeht. Authentische Belege sollen darüber hinaus etwas beweisen. Im Grimmschen Wörterbuch dienen sie der wortgeschichtlichen Argumentation, folglich kommt es dort auf Erstbelege an. Das ist natürlich für das vorliegende Wörterbuch nicht angestrebt. Die Belege könnten also den Sinn haben, die bloße Existenz eines Wortes bzw. einer bestimmten Verwendungsweise (Konstruktion, Bedeutung) nachzuweisen. Wer nicht glaubt, daß es das Wort Sattel gibt, dem kann man nun nicht weniger als vier Belege, alle aus demselben Werk Edwin E. Dwingers, entgegenhalten. Immerhin zeigen diese Belege das Wort in verschiedenen Verbindungen. Nichts dergleichen läßt sich jedoch lernen, wenn das Wort Made, an dessen Existenz ja ebensowenig zu zweifeln ist, durch folgenden Satz belegt wird: "Er staunte, als Josefine ihm sagte, daß er den Schinken ja nur wegen der Maden bekommen habe". Die Verlagswerbung hebt, offenbar in rühmender Absicht, hervor, daß danken mit einem Zitat aus Hermann Hesse und begründen mit Habermas belegt sei, und tatsächlich lesen wir "Goldmund dankte überschwenglich" und "Ein Vertrag begründet eine Norm". Nichts gegen Hesse und Habermas - aber was ist die Pointe dieser Nachweise, worin liegt ihr Verdienst? Mir kommt das vor wie ein lexikographisches Name-dropping (´geschicktes Einflechten von Namen berühmter Persönlichkeiten...´). Ließe man solche nutzlosen Belege fort, ermäßigte sich der Umfang des Werkes um ein Beträchtliches. Fachausdrücke werden mit Recht nicht durch Belege nachgewiesen; niemand erfindet ja mutwillig Wörter wie Bilirubin, Rocaille oder Zyrtolith, so daß ein Existenznachweis sich hier erübrigt. Wie aber steht es mit Wörtern, die den Verdacht wecken, sie seien nur um der politischen Korrektheit willen erfunden, etwa die mit großer Regelmäßigkeit angegebenen weiblichen Formen von Personenbezeichnungen? (Political correctness findet man übrigens erst in den Nachträgen!) Sind etwa die Prozessualistin, die Schutzzollpolitikerin und die Zetetikerin wirklich belegt, oder bedeuten uns diese Einträge nur, wie die Wörter korrekt zu bilden wären, wenn sie denn je gebildet werden sollten? Das wäre allerdings eine Aufgabe der Grammatik, nicht des Wörterbuchs. Das Wörterbuch erklärt selbst, nur solche Wörter verzeichnen zu wollen, die fester Bestandteil des Wortschatzes sind, nicht aber die jederzeit möglichen Augenblicksbildungen. Ein netter Zug ist übrigens die Galanterie, mit der die Frauen gelegentlich auch vor dem Übelsten bewahrt werden. So gibt es zwar den unglücklichen Dauerausscheider, aber unter all den Datenschützerinnen, Messerwerferinnen und Strandräuberinnen keine Dauerausscheiderin.
Ein sogenannter "übertragener" Gebrauch sollte nur dann verzeichnet werden, wenn die Metapher schon mehr oder weniger üblich geworden und im gleichen Maße natürlich auch verblaßt ist. Wenn ein Schriftsteller jedoch einmal schreibt: "Alle Wirklichkeit kam ihr jetzt rissig vor und vom Sterben bedroht" - dann behält das Wort rissig seine normale Bedeutung, und die metaphorische Deutung ist allein Sache des Lesers. Es wird also kein neuer sprachlicher Tatbestand geschaffen, der in einem Wörterinventar aufzuzeichnen wäre. Diese Überlegung läßt noch einmal eine große Anzahl von Beispielen entbehrlich erscheinen. Richtig dagegen ist der Eintrag einer besonderen Bedeutung bei schalten, weil hier der Bezug auf ´begreifen, verstehen´ längst usuell geworden ist. Andererseits hapert es gerade bei diesem Wort wiederum an geeigneten Beispielen, denn der Beleg: "Der Kaufmann schaltete schnell. Er wendete an der nächsten Ausfahrt, fuhr zurück nach München", der noch dazu aus der "ADAC-Motorwelt" stammt, läßt den nichttechnischen Gebrauch des Wortes gerade nicht deutlich werden. Authentische Belege haben als Zufallsfunde oft den Nachteil einer gewissen idiosynkratischen Seltsamkeit. Aufpicken ´durch Picken öffnen´ wird u.a. durch den Satz "Fleischmann pickte persönlich einen rostigen Blechkanister auf" erläutert, was höchst sonderbar wirkt. Zu apodiktisch ´keinen Widerspruch duldend´ gibt es als einzigen Beleg einen Satz von Max Frisch: "Stiller wiederholte mit apodiktischer Melancholie: ´Es war ein Versagen.´" Eine völlig untypische Kollokation, die das Wort und seine übliche Verwendung kein bißchen klarer werden läßt. Aus dem seinerzeit sehr beliebten, auch vom Duden ausgiebig benutzten Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" stammt der Beleg: "An jeder Ecke gab es Hasch und nirgends Shit". Wenn man der "Scene" (´Örtlichkeit in einer Stadt, wo Verkäufer und Käufer von Drogen zusammentreffen u. ihre Geschäfte abwickeln´) ferner steht, gerät man hier ins Grübeln, denn sowohl Hasch als auch Shit bedeuten laut Wörterbuch ´Haschisch´. Solche Belege sind also nicht sonderlich hilfreich, manchmal verwirren sie eher.
Die Bedeutung wird im allgemeinen in Form einer Paraphrase oder eines Synonyms angegeben; nur bei Wortbildungselementen (wie be-, un-, -iv oder -ist) und einigen Funktionswörtern findet sich eine begriffliche, metasprachliche Funktionsbestimmung. Es wäre unbillig, bei den Funktionswörtern, einem notorisch schwierigen Gegenstand der Linguistik, semantische Pionierleistungen zu erwarten, doch wenn man zu denn liest: "drückt in Fragesätzen innere Anteilnahme, lebhaftes Interesse, Ungeduld, Zweifel o.ä. des Sprechers aus; überhaupt, eigentlich: was ist denn mit ihm?" - so staunt der Leser wohl darüber, wie viele verschiedene Dinge dieses Wörtchen angeblich ausdrückt und auch darüber, daß es durch überhaupt und eigentlich ersetzbar sein soll, obwohl es doch oft mit diesen zusammen vorkommt. Die Partikel aber hingegen soll "emphatisch zur Kennzeichnung der gefühlsmäßigen Anteilnahme und zum Ausdruck von Empfindungen" dienen, was womöglich noch unbestimmter und darüber hinaus teilweise dasselbe ist wie bei denn. Hier bleibt offenbar noch viel zu tun. Gerade an diesen Beispielen wird auch ein altes Problem der Wörterbuchmacher sichtbar: Sollte man nicht versuchen, all die scheinbar unterschiedlichen Bedeutungen von denn oder aber auf einen Nenner zu bringen? Liegen etwa in den folgenden Sätzen wirklich drei Bedeutungen von kommen vor: 1. Der Monteur kommt wegen der Heizung (´sich auf ein Ziel hin bewegen´), 2. Der Arzt kommt zu dem Kranken (´jmdn. aufsuchen´) 3. Das Essen kommt auf den Tisch (´gebracht werden´)? Oder ist das ein Fall von "konstruierter Mehrdeutigkeit"? Bei Kontrahent wird mit Recht zuerst die heute vorherrschende, teilweise auf volksetymologischer Umdeutung beruhende Bedeutung ´Gegner´ angegeben, aber ist es gerechtfertigt, danach zu differenzieren, ob es sich um Gegnerschaft in einer "geistigen" oder in einer "sportlichen" bzw. "kämpferischen" Auseinandersetzung handelt? Ich denke nicht.
Um noch einmal auf den "übertragenen Gebrauch" zurückzukommen: Bei Schallmauer ist neben der physikalischen Bedeutung die übertragene verzeichnet, bei Quantensprung hingegen nicht, obwohl neun von zehn Belegen in der heutigen Allgemeinsprache in dieser übertragenen, weitgehend verselbständigten Bedeutung (´großer Sprung´, mit einem charakteristischen laienhaften Mißverständnis) zu verstehen sein dürften. Das Wort Scherbengericht wird der humanistisch Gebildete eher in jenem ursprünglichen Sinn gebrauchen, den das Wörterbuch durch den Verweis auf Ostrazismus festhält, während das heute übliche vulgäre Verständnis (etwa im Sinne eines übermäßig strengen Urteils, bei dem viel in Scherben geht) als "übertragener" Gebrauch verzeichnet ist. Das ist insofern nicht ganz richtig, als den meisten Sprachbenutzern die "eigentliche" Bedeutung und folglich auch das Metaphorische der "übertragenen" Bedeutung gar nicht mehr bewußt ist.
Bedeutungsangaben sollen, daran hält die Dudenredaktion unverdrossen fest, sprachliche und - im Gegensatz zum enzyklopädischen Lexikon - nicht sachliche Angaben liefern. Aber wie trennt man sprachliche und sachliche Informationen? Die Bedeutungsangaben seien das "Ergebnis sprachwissenschaftlicher Analysen". Der Rezensent gäbe etwas darum, über solche Analysemethoden zu verfügen. Einstweilen beobachtet er nur, daß z.B. die Definition von Wasser ((´aus einer Wasserstoff-Sauerstoff-Verbindung bestehende) durchsichtige, weitgehend farb-, geruch- u. geschmacklose Flüssigkeit, die bei 0 °C gefriert u. bei 100 °C siedet´) ein durchschnittliches Schulwissen kodifiziert, wobei die Klammerung andeutet, daß man einiges davon getrost vergessen haben darf. Aber Sachwissen ist es allemal, ein Unterschied zu "Sprachwissen" ist nicht erkennbar. Wirklich sprachlicher Natur ist der Aufschlußwert der Wortbildung: Wenn eisenhart, wie das Wörterbuch korrekt angibt, ´sehr hart (wie Eisen)´ bedeutet, dann muß das Wort Eisen offenbar etwas besonders Hartes bezeichnen; viele andere Verbindungen und Redensarten deuten in die gleiche Richtung. Was lesen wir jedoch unter dem Stichwort Eisen? ´Ein silberweißes, weiches, in feuchter Luft leicht rostendes Schwermetall´! Die relative Weichheit des Eisens ist fachlich korrekt vermerkt, aber zum sprachlichen Stereotyp gehört sie gewiß nicht.
Die Erklärung eines Wortes durch einen synonymen Ausdruck sollte so gehalten sein, daß beide in dasselbe Konstruktionsmuster eintreten können. Das ist z.B. der Fall, wenn anstimmen erklärt wird als ´zu singen beginnen´, denn man kann zu beiden Ausdrücken ein Akkusativobjekt stellen. Wird hingegen anstinken mit ´jmdn. anwidern´ umschrieben, so ist eine Objektsvariable hinzugefügt, die nicht zur Bedeutung des Stichwortes gehört und dessen unmittelbare Ersetzung durch den erklärenden Ausdruck verbietet. In dieser Hinsicht herrscht weithin große Willkür. Das Kopulaverb sein wird umschrieben als ´sich in einem bestimmten Zustand befinden´; das ist aber die Umschreibung von etwas sein, nämlich z.B. gesund, ruhig, und wie die Ersetzungen der Variablen sonst noch lauten mögen. Diese Inkonsequenz verbindet sich gelegentlich mit der ungeschickten Behandlung rückbezüglicher Verben: aufpflanzen soll u.a. bedeuten ´sich provozierend vor jmdn. hinstellen´. Das wäre aber die Umschreibung von sich vor jmdm. aufpflanzen, nicht von aufpflanzen allein. - Eine ähnliche Ungenauigkeit ergibt sich gelegentlich beim platzsparenden Querverweis. Das läßt sich an der Bedeutungserklärung zu Aktaufnahme erläutern: ´fotografische Aufnahme eines Aktes (4)´. Dieser "Akt (4)" ist jedoch als ´Darstellung des nackten menschlichen Körpers´ definiert. Die Aktaufnahme wäre demnach die Aufnahme der Darstellung des nackten Körpers, und das stimmt natürlich ebensowenig wie die entsprechenden Folgerungen bei Aktbild, Aktgemälde usw. Spätestens bei der Einspeisung des Wörterbuchs in eine Maschinerie zur automatischen Übersetzung würde sich das Schiefe einer solchen Vorgehensweise bemerkbar machen.
DDR-spezifische Ausdrücke sind mit "ehem. DDR" gekennzeichnet, was trotz einer Erklärung in der Einleitung zu der irrigen Ansicht verleiten könnte, die betreffenden Ausdrücke würden in den neuen Bundesländern (in "Neufünfland", der hübsche Ausdruck fehlt übrigens) gebraucht. Als sie tatsächlich gebraucht wurden, war die DDR ja noch nicht "ehemalig". Bei "ns." (nationalsozialistisch) ist korrekterweise kein "ehem." hinzugefügt. A propos: Um nationalsozialistische Quellen macht das Wörterbuch verständlicherweise einen großen Bogen. Da jedoch nationalsozialistischer Sprachgebrauch verzeichnet und durch Belege nachgewiesen werden muß, treten als Gewährsleute nunmehr Schriftsteller wie Fallada, Hilsenrath und Hochhuth auf, was denn doch ein wenig irreführend ist, da das "ns." Wortmaterial bei diesen unverdächtigen Zeugen selbstverständlich nur ironisch gebrochen oder zitatweise vorkommt.
An früheren Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache hat man oft bemängelt, daß sie die Gegenwartsbezogenheit allzu eng nehmen; zu einer Kultursprache gehöre nicht nur das heute Gesprochene, sondern auch das heute noch Gelesene. In der Werbung (Umschlagtext) beansprucht das Wörterbuch, "wie die großen Wörterbücher anderer Kulturnationen, z.B. der ´Larousse´ in Frankreich oder das ´Oxford English Dictionary´ in der englischsprachigen Welt" auf die Quellen zurückzugehen. Aber damit wird ein Maßstab beschworen, dem das vorliegende Werk nicht genügen kann und offenbar auch gar nicht soll. Das ist nach wie vor Aufgabe des Grimmschen Wörterbuchs, in weniger ausgreifender Form auch des Deutschen Wörterbuchs von Hermann Paul. Im Vorwort heißt es angemessener, das Werk "beziehe (...) auch den Wortschatz der deutschen Sprache von der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit ein." Lessing und Fontane werden als Eckdaten genannt. Schlägt man eine beliebige Seite auf, wird man fast ausschließlich Belege aus heutigen Zeitungen und Gegenwartsautoren finden und nur selten einmal etwas aus der klassischen Literatur. Die Gegenwartssprache ist, wie zahllose Stichproben zeigen, ganz vorzüglich erfaßt. Auch gegen die starke Berücksichtigung der Trivialliteratur ist nichts einzuwenden, vorausgesetzt, daß man den wirklichen Sprach-"Durchsatz" (´in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Anlage durchlaufende Stoffmenge´) dokumentiert sehen möchte. Die historische Dimension tritt demgegenüber ganz in den Hintergrund. Ein Beispiel mag zeigen, wie das konkret aussieht: Tucholsky durchlitt bekanntlich schlaflose Nächte, weil ihm keine Bezeichnung für das Geräusch der Birkenblätter im Wind einfiel. (Bemerkenswert seine Intuition, ein solches Wort müsse existieren!) Bei meiner ersten Tucholsky-Lektüre schrieb ich mir das heimatlich-vertraute flispern an den Rand und freute mich Jahre später, es bei Jung-Stilling, und zwar gerade mit Bezug auf die Birkenblätter, wiederzufinden. Das Grimmsche Wörterbuch hat das Wort und die Stelle natürlich ebenfalls, unser Duden leider nicht.
Die Aussprache ist, wo nötig, in der internationalen Lautschrift angegeben und folgt im allgemeinen einem Hang zur Eindeutschung, etwa bei der Auslautverhärtung. Aussprachevarianten werden selten angegeben. Wird z.B. in Apodosis das erste o wirklich immer oder auch nur überwiegend lang gesprochen? Ich möchte es bezweifeln. Zur Transliteration griechischer Wörter fehlen Hinweise, die auch solche Gebilde wie ode (offenbar mit angedeutetem Jota subscriptum) verständlich machen.
Das Werk beruht, wie mitgeteilt wird, auf mehreren Millionen Belegen einer Sprachkartei. Das ist die traditionelle Grundlage guter Wörterbücher, und sie ist in jedem Falle der verbreiteten gegenseitigen Abschreiberei vorzuziehen. Andererseits scheinen die Zeiten der von vielen Händen und Augen mit Fleiß gesammelten Zufallsbelege vorbei zu sein. Künftige Wörterbucharbeit wird, wie es mancherorts schon heute der Fall ist, auf die computergestützte Durchmusterung maschinenlesbarer Corpora gegründet sein müssen. Auch dann bleibt allerdings die Aufgabe, neben den sicherlich interessanten statistischen Auskünften für einen allgemeinen Benutzerkreis auch signifikante Belege auszuwählen, die in der Tat der "Sprachkultur" dienen.
Die Bände sind solide gebunden und liegen gut in der Hand. Die Schrift ist klein, aber noch gut lesbar, die Gestaltung der Artikel recht übersichtlich. Dazu dient auch der Verzicht auf die Tilde (´Zeichen in Gestalt einer kleinen liegenden Schlangenlinie auf der Mitte der Zeile, das die Wiederholung eines Wortes od. eines Teiles davon angibt´). Ich gestehe allerdings, daß ich ungern zwischen acht Bänden hin- und herspringe; nach dem Vorbild des einbändigen "Deutschen Universalwörterbuchs" aus demselben Hause (mit ca. 1800 Seiten und 120 000 Stichwörtern ohnehin der schärfste Konkurrent) hätte sich das Werk wohl auf zwei Bände komprimieren lassen.
Der letzte Band enthält als Anhang den Text der auch gesondert erschienenen Broschüre "Die Neuregelung der Rechtschreibung". Diese Skizze der geplanten Reform nun stellt eine ironische Pointe dar, die ihresgleichen sucht: Dem Leser wird ja nichts anderes nahegelegt, als daß es gescheiter gewesen wäre, mit dem Erwerb des Wörterbuchs zu warten, bis die in Kürze zu erwartende reformierte Neuauflage erscheint. In einer Pressemitteilung versucht der Verlag zwar, die Bedeutung des Werks als Rechtschreibwörterbuch ebenso herunterzuspielen wie die erwartbaren Auswirkungen der Reform. Der Käufer und Benutzer wird das aber mit berechtigtem Mißtrauen zur Kenntnis nehmen. Es bleibt ihm nur die Hoffnung, daß das ebenso folgenreiche wie sinnlose Reförmchen im letzten Augenblick noch an dem Sachverstand der Kultusbürokratie scheitert, damit er sich recht lange an diesem reichhaltigen, sowohl im großen und ganzen als auch im Großen und Ganzen wohlgeratenen Wörterbuch erfreuen kann.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 13.06.2001 um 11.50
Vielleicht interessiert es jemanden, was ich zu Papier gebracht und in Umlauf gesetzt habe, nachdem die ersten Zeitungsberichte (von Reinhard Olt in der FAZ und Hermann Unterstöger in der Süddeutschen Zeitung) Ende November 1994 bekannt geworden waren. Ich bitte jedoch darum, mir heute nicht jeden Satz von damals vorzuhalten, denn ich war seinerzeit ein vollendeter Laie in orthographischen Fragen. Außerdem lag der Text der amtlichen Regelung noch bis Juli 1995 überhaupt nicht vor, und dann wurde er ja erst einmal wieder aus dem Verkehr gezogen.
Und ich gebe das hier nicht deshalb zum besten, weil ich mich für besonders wichtig hielte, sondern weil es im Rückblick ganz interessant sein dürfte, wie die Informationen dosiert wurden und was an Kritik von außen überhaupt möglich war.
Zur geplanten Rechtschreibreform
Theodor Ickler
(Dezember 1994/ergänzt im Januar 1995)
Vom 22. bis 24. November 1994 fand in Wien eine Konferenz statt, bei der Wissenschaftler und politische Beamte aus allen deutschsprachigen Ländern sowie Vertreter deutschsprachiger Minderheiten nach jahrzehntelangen Vorarbeiten den Entwurf einer Rechtschreibreform verabschiedeten. Es ist nun Sache der Politik, diesen Entwurf an die Stelle der bisherigen amtlichen Rechtschreibung zu setzen - oder auch nicht.
Jede Rechtschreibregelung läßt sich reformieren und verbessern, das ist gar keine Frage. Unter "Verbesserung" versteht man meistens eine Vereinfachung, wobei allerdings die Gefahr naheliegt, daß man über der Erleichterung des Schreibens das Interesse des Lesers vergißt. Immerhin liest jeder von uns viel mehr, als er schreibt.
Die deutsche Orthographie gehört auch bei weitem nicht zu den schwierigsten. Sie ist etwas schwieriger als die finnische, türkische oder koreanische, aber leichter als die englische und bei weitem nicht so schwer wie die Schreib- und Rechtschreibsysteme der großen Völker Chinas und Japans.
Eine vollkommene Rechtschreibregelung kann es nicht geben. Denn es sind unterschiedliche und einander teilweise widerstreitende Prinzipien, die bei der Verschriftung der Lautsprache befolgt werden können und sollen. So ist es wünschenswert, daß jedem Laut (aber was ist das?) ein Buchstabe entspricht; es ist aber auch wünschenswert, daß gleichlautende, jedoch Verschiedenes bedeutende Wörter unterschiedlich geschrieben werden, weil die Schrift ohnehin auf manche Differenzierungsmittel des gesprochenen Wortes, vor allem die Intonation und auch die Gestik, verzichten muß und daher ein wenig "Redundanz" an anderer Stelle gut gebrauchen kann. Ferner soll, und das ist im Deutschen seit langem ein wichtiges Kriterium, die Stammgestalt eines Wortes tunlichst erhalten bleiben. Deshalb schreiben wir den Schlußkonsonanten von Rat anders als den von Rad, obwohl wir ihn genauso sprechen; aber es heißt eben Rates gegenüber Rades usw. Man kann es anders machen und hat es im Mittelalter anders gemacht, aber so hat es auch seinen guten Sinn.
Es gibt die Großschreibung der Substantive, umstritten wie je, aber neuerdings selbst von Fortschrittlichen nicht mehr gar so einhellig angeprangert wie vor zwanzig Jahren. "Die reaktionäre großschreibung fällt nicht, wenn wir sie nicht niederschlagen!" hieß es damals aus dem Munde progressiver Hochschullehrer. Und eine "bürgerinitiative kleinschreibung e.v." sah in der geltenden Rechtschreibung überhaupt nur ein "steckenpferd" von elitären Bourgeois, die "dem traditionellen bildungserbe der kaiserzeit" (1974!) verhaftet waren und die Macht besaßen, "ihre irrationalen liebhabereien der gesamtbevölkerung aufzuzwingen". Nur die "ewig-gestrigen", zum "analen zwangscharakter" deformiert, hingen noch innig am "rohrstockersatz" der Rechtschreibung. Das Problem mit den Substantiven liegt bekanntlich in der Unmöglichkeit, die Wortart Substantiv eindeutig zu definieren. Wörter sind mehr oder weniger substantivisch. Man merkt es u. a. an der Artikelfähigkeit. Substantive werden in redensartliche Wendungen eingebaut und verlieren dann oft ihre Substantivhaftigkeit: im allgemeinen, in bezug auf, angst und bange, heute abend, zutage. Da dies alles eine Sache des Grades ist, kann es keine letzte Klarheit, wird es immer zahllose Zweifelsfälle geben, die man nur durch völliges Aufgeben der Substantiv-Großschreibung beseitigen könnte. Das stand jedoch in Wien nicht mehr zur Debatte, es gilt als nicht durchsetzbar. Und doch wäre die Kleinschreibung in gewisser Weise der am wenigsten folgenreiche Eingriff, denn er läßt die alphabetische Anordnung der Wörterbücher, Enzyklopädien und Kataloge unangetastet. Beim jetzt vorgelegten Entwurf ist das nicht der Fall.
Bleiben wir noch ein wenig bei der Groß- und Kleinschreibung. In Zukunft sollen klein geschrieben werden: schwarzes Brett, goldenes Zeitalter, erste Hilfe. Nur in Eigennamen bleibt Großschreibung: der Stille Ozean. Aber was ist ein Eigenname? Die Linguisten wissen es nicht, und der Laie soll es wissen? Die Reformer meinen, der Stille Ozean unterscheide sich als "singuläre Benennung" vom schwarzen Brett. Aber das goldene Zeitalter ist auch singulär; denn jeder hält seins für das einzige. Mit dem "goldenen Kalb" ist dieser oder jener Fetisch gemeint, selten aber das singuläre Urbild aus der Bibel. Wirklich einschneidend ist folgendes: Das schwarze Schaf wurde im Gegensatz zum Schwarzen Brett schon immer klein geschrieben, weil die Wendung als ganze metaphorisch ist, während das Schwarze Brett in der Regel sehr wohl ein Brett, aber nicht unbedingt ein schwarzes ist. Die Erste Hilfe ist nicht immer die erste Hilfe, zum Leidwesen der Verunglückten, die sie benötigen. Warum soll das alles keine Rolle spielen, wohl aber die Frage, ob eine Benennung "singulär" ist oder nicht?
Bisher schreibt man bange machen und bange sein, aber keine Bange! Nach der Neuregelung: bange sein, aber Bange machen, keine Bange. Es wird also nur die Grenze verschoben; an der unterschiedlichen Schreibung selbst ändert sich nichts, so daß auch weiterhin Fehler gemacht werden können, nur eben an einer anderen Stelle. Keine Auskunft gibt es bisher zu mir ist bange/Bange. Es ist nicht zu ändern, daß Bange eben nur eingeschränkt als Substantiv betrachtet werden kann. Dasselbe gilt für Pleite: Pleite machen, pleite gehen nach der künftigen Regelung, bisher beides klein geschrieben. Die Pleite bleibt natürlich.
Im Großen und Ganzen (so die neue Schreibung!) soll nun die Großschreibung zunehmen: auf Grund, in Bezug (wie bisher schon mit Bezug), im Allgemeinen. Natürlich gehen dadurch auch Unterscheidungsmöglichkeiten verloren. Für mich z. B. ist es durchaus etwas anderes (Anderes), ob ich von einem Allgemeinen spreche oder nur die Floskel im allgemeinen benutze.
Neben der Groß- und Kleinschreibung war die Unterscheidung von das und daß bisher eine Hauptfehlerquelle. Die beiden Wörtchen klingen gleich, ihre unterschiedliche Schreibung folgt der erwähnten Tendenz zur Homonymenscheidung und wird von den Lesern als Hilfe geschätzt. Das Bestreben der Reformer, die stets mehr dem Schreiber als dem Leser dienen wollten, ging jahrzehntelang dahin, diesen Unterschied abzuschaffen. Auch dieses Ziel mußten sie aufgeben. Die Konjunktion wird künftig dass geschrieben. Zur Unterscheidung von das (Artikel und Pronomen) und dass (Konjunktion) wird also genau dasselbe grammatische Wissen nötig sein wie bisher, d.h. diese berüchtigte Fehlerquelle wird sprudeln wie gewohnt. Der Buchstabe ß selbst bleibt aber erhalten (anders als in der Schweiz seit langem üblich), er steht jedoch nur noch nach langen Vokalen: Maße gegenüber Masse. Dass fällt nun unter die neue Regel: "Nach kurzem Vokal steht nur noch Doppel-ss". Wirklich? Aber das bleibt doch erhalten, und ebenso es, des, was, bis! Ja, sagen die Reformer, das sind eben Ausnahmen, und für diese "kleinen Wörter" galten schon immer besondere Regeln, man schreibt ja auch nicht umm, abb usw., trotz der Vokalkürze. Nun gut, wir nehmen die Ausnahmen zur Kenntnis und rechnen großzügig auch noch indes und bisher dazu, obwohl das schon nicht mehr ganz so "kleine Wörter" sind. Aber wie steht es mit Erkenntnis und anderen Wörtern auf -nis? Auch die sollen bleiben, so daß wir tatsächlich Ausnahmen von Ausnahmen registrieren müssen. Und doch war gerade eines der ausdrücklich verkündeten Reformziele: "Ausnahmen von Ausnahmen sollen beseitigt werden". - Wie hoch der Preis der Neuregelung wirklich ist, erkennt man daran, daß nun die gute alte Faustregel "Kein Doppel-s vor Konsonanten und am Wortende!" nicht mehr gilt. Hier hat die Reform am augenfälligsten versagt, denn sie vereinfacht nicht, sondern verändert nur. Nicht einmal zur Aufgabe des spezifisch deutschen Buchstabens ß konnte man sich entschließen. (Auch c, x und y bleiben natürlich erhalten, und zwar in ihrer alten Funktion; sie hätten zur Schreibung solcher Laute umgewidmet werden können, die bisher durch mehrere Buchstaben wiedergegeben werden, wie ch und sch. Ich will nicht sagen, daß ich das gut fände, sondern nur andeuten, worin eine wirkliche Reform bestehen könnte.)
Die Schreibungen mit ä werden erheblich vermehrt. Dabei folgt man dem "Stammprinzip", d. h. ein Stammlaut a soll auch im ä noch durchschimmern. Die neue Schreibung behände entspricht der Etymologie, aber wer denkt bei diesem Wort wirklich an die Hand? Stängel (Stengel) soll an Stange anknüpfen, etymologisch korrekt, aber für das gegenwärtige Sprachbewußtsein arg weit hergeholt (wie auch schon das maskuline Genus zeigt: wirklich durchsichtige Diminutivformen sind ja allesamt Neutra; leider hat sich keiner der Reformer dazu geäußert). Ähnlich schnäuzen (zu Schnauze, mit dem es weitläufig zusammenhängen mag). Belämmert hingegen hat zwar nichts mit Lamm zu tun, doch denkt der Laie angeblich daran, und die neue Rechtschreibung kommt ihm "volksetymologisch" entgegen, ebenso bei Quentchen (eigentlich nicht zu Quantum, sondern zu quintum), verbläuen, einbläuen (nicht zu blau). Dagegen soll die Schneewächte künftig mit e geschrieben werden, weil sie nichts mit wachen zu tun hat (was allerdings ohnehin niemand annehmen dürfte); aber die Herleitung von wehen liegt auch nicht gerade nahe, zumal wir dafür schon die Schneewehe haben. Das alles hat etwas Besserwisserisches und Überflüssiges, zumal es großenteils um Wörter geht, die keiner der gehätschelten "Wenigschreiber" und schwächeren Schüler je zu Papier bringen dürfte. Es mißfällt aber nicht nur aus diesem Grunde. Vielmehr führt der Vorsatz, als Stammprinzip teils die wirkliche Ableitung, teils einen nur im Laienbewußtsein vermuteten Zusammenhang gelten zu lassen, sehr bald in eine Sackgasse. So sollen nebeneinander aufwendig und aufwändig zugelassen werden, weil man sie nach Belieben von aufwenden oder von Aufwand herleiten könne; ebenso Schenke oder Schänke (nach schenken bzw. Ausschank). Das kann nicht mehr als erfreulich liberal aufgefaßt werden. Vielmehr gerät der vorauseilende Gehorsam gegenüber dem Wenigschreiber und -leser hier mit der linguistischen Gelehrsamkeit in Konflikt, und statt einer klaren Entscheidung bieten die Reformer das Eingeständnis ihrer Ratlosigkeit. Das überkommene System der Ab- und Umlaute könnte noch gar manche Doppelform hervorbringen, wir "dänken" (wegen Gedanke!) an: merken/märken (wegen Marke), messen/mässen (Maß), setzen/sätzen (Satz), fressen/frässen (Fraß), Geschlecht/Geschlächt (schlagen) usw. Wer könnte dagegen etwas "einwänden", nachdem das Tor einmal aufgestoßen ist? Nur ein Kätzer (wegen katharos oder - wer weiß? - Katze).
Überhaupt die Doppelformen! War ihre Beseitigung ursprünglich ein Hauptmotiv der deutschen Einheitsschreibung gewesen, so vermehren sie sich nunmehr kräftig, nicht zur Freude der Schreiber und der Wörterbuchbenutzer, um von den Computern ganz zu schweigen. Besonders bei der Fremdwortschreibung. Wir haben schon Photographie und Fotografie, Friseur und Frisör. Wir werden Hunderte, wenn nicht Tausende solcher Doppelschreibungen bekommen. Man will in "gezielter Variantenführung" zunächst Asfalt als Nebenform von Asphalt zulassen und hofft, daß durch den Gebrauch selbst die Nebenform allmählich zur Hauptform werde. Ebenso Delfin, Reuma, Tron, Tunfisch, Hämorriden (! Dieses Doppel-r kann man niemandem verständlich machen.), Rytmus. Vielleicht geht diese Rechnung auf, aber die Übergangszeit könnte lang und beschwerlich werden.
Auch hier fällt die Zaghaftigkeit auf. Rhythmus wird zu Rytmus, aber Rhetorik bleibt, ebenso Theater, Philosophie und manches andere, nach unerforschlichem Ratschluß der Reformer, die neuerdings ihre besondere Liebe zum "Schriftbild" entdeckt haben, das nach Möglichkeit nicht zu sehr verändert werden soll. Und Rytmus ist weder historisch (Rhythmus) noch wirklich modern (Rütmus bzw. rütmus). Man verweist gern auf das Italienische, Finnische usw. und spart wohlweislich unsere wichtigsten Nachbarsprachen aus, das Französische und die Weltsprache Englisch, unter deren Einfluß unsere Schüler wohl weiterhin die mehr oder weniger gelehrten Schreibweisen beibehalten und daher auch die entsprechenden Fehler machen werden (Rhytmus, Rythmus usw.; hinzu kommt noch, daß die Anthroposophen ja seit Jahrzehnten querschießen mit ihrer Eurythmie!); dies bleibt also eine Fehlerquelle, bis die englischsprachige Welt sich ebenfalls zu einer Reform entschließt, womit es aber gute Weile zu haben scheint. Übrigens haben Ausländer, die Deutsch lernen, vorher fast immer schon Englisch gelernt. Ihnen ist mit der reformierten Schreibweise internationaler Fremdwörter also auch nicht gedient, zumal die Fachsprachen sich ja nicht ändern werden, man denke nur an die internationale medizinische Nomenklatur: Arrhythmie usw.
Die Reformer wollen Zigarette an Zigarre anpassen: Zigarrette. Aber die Werbung schreibt fast ausschließlich Cigarette. So liest man es Tag für Tag, und es wird seine Wirkung nicht verfehlen.
Man soll bei einbläuen an blau denken, bei Albtraum aber beileibe nicht an die Alpen, mag einem auch die Rechtschreibreform wie ein Gebirge auf der Brust liegen. Gelehrsamkeit hier, Populismus dort - ist das "Systematisierung"? - Rohheit soll künftig mit zwei h geschrieben werden, was vernüftig ist. Zugleich ist es aber auch unvernünftig, denn rauh soll sein h verlieren, wegen der blassen Analogie zu blau, grau usw.; ro, fro und zä sind nicht vorgesehen, vielleicht weil es hier keine solche Analogie gibt oder wegen des geheiligten "Schriftbildes"? - Die "behutsame Systematisierung" läßt den grübelnden Schreiber mit zu vielen Zweifeln allein: Wie soll er z.B. ein bißchen künftig schreiben? Auf jeden Fall mit Doppel-s, aber vielleicht auch groß: ein Bisschen? Der Artikel steht dabei, und außerdem mag mancher, etymologisch sogar mit Recht, an einen kleinen Bissen denken. Wir wissen noch nicht, wie die Reformer solche Fragen entschieden haben oder entscheiden werden.
Die Vereinheitlichung der Worttrennung im Sinne von Sprechsilben ist sicherlich zu begrüßen. Wes-te soll genau so getrennt werden wie bisher schon Wes-pe. Nicht mehr aufgelöst wird ck: Zu-cker, und dies wird als Beibehaltung der Stammschreibung bezeichnet. Aber die Trennung selbst zerreißt den Stamm rein optisch (Zeilenende und Zeilenanfang liegen ja denkbar weit auseinander), so daß die eingeprägte Gestalt nicht länger sinnfällig wird. Der Vergleich mit la-chen, der hier angeführt wird, hinkt. Für den ach- und den sch-Laut haben wir bisher ja keine einfachen Buchstaben, sondern nur den Notbehelf ch und sch. (Es gibt noch tiefer gehende, hier nicht zu erörternde Gründe, die eine Trennung des ck als ebenso sinnvoll erweisen wie die Nichttrennung von ch.) Konsequent wäre: Zukker/Zuk-ker, wie Bulle/Bul-le usw.; aber dazu fehlt der Mut. - Bei Fremdwörtern wie Päd-ago-gik, Chir-urg soll künftig auch die realistischere Trennung nach tatsächlich gesprochenen Silben zulässig sein (Pä-da-go-gik, Chi-rurg). Das ist zu begrüßen, denn Rechtschreibung sollte nicht von "humanistischer" Bildung abhängig sein.
An manchen Stellen überschreiten die Reformer ihre Zuständigkeit: selbstständig, Hämorriden sind tatsächlich Nebenformen von Wörtern, nicht nur andere Schreibungen.
Eine unerwünschte Nebenwirkung jeder Rechtschreibreform ist es, daß sie alle bisher gedruckten Texte mehr oder weniger alt aussehen läßt. Man denke an die vielen Werkausgaben. Das wird die Beschäftigung der jungen Generation mit diesen Texten nicht gerade fördern. Jeder Hochschullehrer weiß, daß viele Studenten schon ungern Fraktur lesen und daß ihnen alt-, mittel- und frühneuhochdeutsche Texte aufgrund der Schreibweise oft fremder vorkommen, als sie in Wirklichkeit sind. Natürlich bleiben die bisher gedruckten Ausgaben "lesbar", wie uns heute, nicht anders als vor zwanzig Jahren, versichert wird. Aber ist das genug? Aus diesem Grunde darf man die Rechtschreibung nicht zu oft reformieren, jede Reform muß sich durch grundlegende Verbesserungen rechtfertigen und empfehlen. Das tut der neue Entwurf aber nun ganz gewiß nicht, auch nicht in den Augen seiner Urheber, und so kann man sicher sein, daß in etwa zehn Jahren, wenn die Reform durchgesetzt ist, eine neue Generation von Reformwilligen aufstehen wird, und sie wird dieselben guten Argumente gegen das herrschende Flickwerk haben wie die heutigen Reformer.
Man muß den Reformer bescheinigen, daß sie ihren Entwurf diesmal sehr geschickt an die Öffentlichkeit bringen. Durch frühere Erfahrungen gewitzigt, vermeiden sie alles, was das Publikum zu sehr befremden oder gar schockieren könnte. Das einschmeichelnde Schlagwort "behutsam" wurde schon erwähnt, auch "wohlabgewogen" soll der Entwurf sein, "am besten durchdacht", "am sorgfältigsten abgewogen" auf der Grundlage "sorgfältiger und umfangreicher wissenschaftlicher Arbeiten" usw. - Andererseits verleihen sie ihrem Werk den Nimbus schicksalhafter Unentrinnbarkeit. Der "Konsens" aller Beteiligten wird ebenso hervorgehoben wie die endlich gelungene Lösung "aller noch offen gebliebenen Fragen". (Einer der Wortführer behelligt die Öffentlichkeit gar mit Andeutungen, wie schön es doch in Wien gewesen sei: "österreichischer Charme", "immer wieder eine Reise wert" usw.) Die politische und juristische Absegnung wird als reine Formsache hingestellt. Nach Ansicht journalistischer Berichterstatter (vgl. F. A. Z. vom 25.11.1994) besteht an der Annahme der Reform "kein Zweifel mehr". Die Reformer geben vor, so fest damit zu rechnen, daß sie bereits den übernächsten Schritt getan haben: Sie wissen schon, wo die nach der Reform einzurichtende ständige Rechtschreibkommission ihren Sitz haben wird: in Mannheim. Stutzig werden könnte man allenfalls über den häufigen Gebrauch des Wortes "durchsetzen". Da zeigt sich der häßliche Pferdefuß unter dem Mantel der "Behutsamkeit".
Das Erstaunlichste ist für den außenstehenden Beobachter, daß die Reformer, nachdem sie unter dem Druck der öffentlichen Meinung praktisch alle weiterreichenden Pläne aufgeben mußten, das Reformprojekt dennoch nicht einfach zu den Akten legen wollten. Das wäre durchaus mit Anstand möglich gewesen, denn die jahrelange Beschäftigung mit den Problemen der Orthographie hat eine Fülle ungemein interessanter wissenschaftlicher Arbeiten hervorgebracht, so daß man aus dieser Sicht sagen darf: Es hat sich gelohnt. Im heutigen Wörterverzeichnis, das eigentlich nur ein Anhang zum Regelwerk und ein notwendiges Übel der Rechtschreibnorm ist, sich in Deutschland jedoch zum Wörterbuch schlechthin, dem "Duden", ausgewachsen hat, stecken zahlreiche orthographische Ungereimtheiten und Spitzfindigkeiten, das war schon immer bekannt. Neuerdings wissen wir aber auch, daß die geltenden Regeln nicht "geistlos" und "chaotisch" sind, sondern, zum Teil unbewußt, einer feinen Systematik folgen. Die Reformwüteriche von einst gingen, wie wir heute wissen, in wesentlichen Punkten von falschen Voraussetzungen aus. Daß während dieser Forschungen die Notwendigkeit einer Reform immer weniger dringend erschien, je mehr man nämlich die Rationalität der geltenden Regeln durchschaute, kam für viele unerwartet, ist aber als Teilergebnis hinzunehmen.
In der Bevölkerung herrscht der Eindruck, die Reform sei "beschlossen" und werde 1996 in Kraft treten. Auch kursieren an deutschen Grundschulen bereits Mitteilungsblättchen, in denen die Reform als "beschlossen" dargestellt wird. Lehrer und Eltern werden auf die Vorteile gewisser Vereinfachungen hingewiesen und wegen zu erwartender Umstellungsschwierigkeiten beruhigt. Um die Harmlosigkeit der Änderungen zu belegen, zitiert man, vielleicht aus Unwissenheit, Formen wie Frisör, die auch jetzt schon der Norm entsprechen. Die Propagandamaschine läuft nach Wunsch. Probetexte werden vorgelegt, die mit Fleiß so abgefaßt sind, daß man fast gar keine Veränderungen gegenüber der geltenden Regelung bemerkt. Aber wenn sich so gut wie gar nichts ändert - wozu dann der ungeheure Aufwand? Oder soll die Öffentlichkeit nur eingelullt werden, damit sie nicht gegen Neuerungen protestiert, die sie ablehnen würde, wenn sie besser informiert wäre?
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Th. Ickler
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