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-- Kleinschreibung als Folge von Behinderung (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1499)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.05.2007 um 18.58
Warten auf die nächste Welle
Josef Haslingers Augenzeugen-Roman über den Tsunami 2004 „Phi Phi Island“
Von MARTIN SPIESS - © Die Berliner Literaturkritik, 24.05.07
[…]
„beitrag zur deutschen rechtschreibreform“
[…]
Man wundert sich über die durch unzählige weibliche Jungautoren überstrapazierte konsequente Kleinschreibung, und fragt sich nicht nur, was sie soll, sondern wird ihrer auch schnell überdrüssig. Haslinger schreibt zwar keinen Roman, lässt sich jedoch nicht die literarische Dramaturgie nehmen. Er lässt den Leser im Unklaren und erst, als die Zeit gekommen ist, klärt er ihn auf. Die Schnittwunden an der linken Hand, die er sich beim Überlebenskampf zuzieht, sind der Grund, weshalb er, auf den kleinen Finger für die Umschalttaste verzichten müssend, einen „bescheidenen persönlichen beitrag zur deutschen rechtschreibreform“ leisten will.
Dennoch bleibt das ein fadenscheiniger Grund, der einen nicht so recht zufrieden stellen will. […]
Martin Spieß ist freier Journalist und Autor. Er studiert an der Universität Hildesheim kreatives Schreiben.
http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=14400
eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.04.2007 um 16.14
Über das Buch von Josef Haslinger: „Phi Phi Island“:
>>"ein paar monate lang war ich ziemlich sicher, dass ich dieses buch nicht schreiben würde, schon deshalb nicht, weil ich oft danach gefragt wurde: du arbeitest doch nicht etwa an einem tsunami-buch? – nein, keine angst."
...
Die durchgängige Kleinschreibung ist übrigens keine literarische Marotte des Autors, sondern sein unfreiwilliger "bescheidener persönlicher beitrag zur deutschen rechtschreibreform" , da sein linker kleiner Finger, dessen Sehnen beim Überlebenskampf unter Wasser durchtrennt worden waren, verkrümmt geblieben ist – sodass er damit die Umschalttaste nicht mehr bedienen kann. Er nennt ihn nunmehr seinen "Tsunami-Finger" . <<
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3946&Alias=wzo&cob=278424
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Ja, die Kleinschreib-Marotte kam mir schon immer ziemlich behindert vor. Ob denn auch sein Verlag, sein Schriftsetzer, sein Lektor und jeder Student, den man um Hilfe hätte bitten können, alle einen Sehnenschaden am kleinen Finger haben? Oder werden im Rest des Buches die Tatsachen-Darstellungen genauso unerträglich zurechtgebogen?
Fürs Fragezeichen und den Doppelpunkt benötigt man übrigens auch die Groß-Taste.
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Detlef Lindenthal
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