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eingetragen von Theodor Ickler am 21.03.2001 um 15.31

Der Duden hat seit je und auch jetzt (mit der reformbedingten Änderung ss) sowohl "Geschoß" (mit kurzem o) als auch "Geschoß" (mit langem o), "Geschoßes". Dazu der Vermerk "süddeutsch" - was stimmt. Fragwürdig ist aber das ganze Verfahren, höchst selektiv den süddeutschen Gebrauch mal anzuerkennen, meist aber nicht. Spiegelbildlich dazu haben wir im neuesten Duden (nach Absprache mit der Kommission) "die Mass" neben "die Maß". Wie erwähnt, schreibt das bayerische Schulministerium hyperkorrekt "Spass".
Die "Heysesche s-Schreibung" wird uns allen noch viel Freude bereiten, wie vor Jahren vorausgesagt. Bis vielleicht Reformer herangewachsen sind, die hier etwas ändern ... (vermutlich in Richtung auf die Schweizer Schreibweise).


eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.03.2001 um 15.10

Lieber Herr Melsa,

sehr interessant, was Sie da schreiben. So erfahre ich, daß mir die Mitarbeiter hier eben nicht alles zum Lesen geben; das konnte ich allerdings auch so schon vermuten. Die denken, das kriegen wir schon selber hin mit dem ss (Irrtum) bzw. das merkt eh kein McDonald's-Kunde (fast richtig, denn Sie kommen da offenbar auch vorbei und werfen einen BSE-Burger ein), oder es ist ihnen zu blöd, wegen jeder Seite oder Zeile Text einen Stock tiefer zu mir zu kommen (sehr verständlich, habe ich überhaupt nichts dagegen). Also bitte, melden Sie die Fehler nicht an McDonald's, sonst kriegen wir hier in der Werbeagentur einen "Anschiss", und ich muß noch mehr McDonald's lesen. Das wollen Sie mir doch ersparen, hoffe ich.


eingetragen von Reinhard Markner am 21.03.2001 um 14.37

Es trifft nicht nur die Boulettenbrätereien, sondern auch Weihestätten der Hochkultur wie das brandneue Wallraf-Richartz-Museum in Köln, wo in ein und derselben Broschüre »Untergeschoss« neben »Obergeschoß« steht.
Übrigens spricht man im Ostösterreichischen »Geschoß« (im Sinne von Etage) wie »Schoß«, die »Presse« schreibt daher den Plural »Geschoße«.


eingetragen von Christian Melsa am 21.03.2001 um 01.38

Hat McDonald´s die neue Rechtschreibung? Man ist dort jedenfalls sichtlich bemüht, sie zu haben, wenn auch nicht besonders erfolgreich. Immer, wenn ich bei McDonald´s bin, amüsiere ich mich über neue Funde von reformbedingten Fehlschreibungen. Auf den Menütafeln steht "süss", in der Kino News sah ich jüngst auf derselben Doppelseite in zwei verschiedenen großen Überschriften einmal "Spaß" und zehn Zentimeter weiter "Spass". Auf einer Werbetafel für irgendeine Aktion fand sich wiederum ein "muß", auch wenn auf Tablettunterlagen schon oft "muss" und "dass" auftauchten. Eine Informationsbroschüre über die Ronald-McDonald-Stiftung war seltsamerweise wieder in alter Orthographie gehalten. Manchen Texten ist eine gewisse Vermeidungssprache anzumerken (wie z.B. der Verlautbarung, die anläßlich deutscher BSE-Nachweise verfaßt wurde).


eingetragen von Walter Lachenmann am 08.03.2001 um 18.45

Tölz ist ein interessanter Rechtschreibort
(klingt fast wie A-bort).

Die alte Gaißacher Straße hat ein neues Straßenschild bekommen und heißt jetzt »Gaissacher Strasse«. Krottenfalsch, aber Geld genug haben die Kommunen ja.

Die Tölzer SZ wirkt autonom orthographiegestalterisch:
»Ist der Nachlass überschuldet, wird Schorn eine Nachlas-
sinsolvenz beantragen.«


__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Richard Dronskowski am 08.03.2001 um 17.17

Genau so ist es; schon bei der im Schriftbild am auffälligsten Abweichung wie der "ss-Schreibung" geht es durcheinander wie Kraut und Rüben. Ich erinnere mich, daß sogar die ARD (und nicht RTL 2) in einer ihrer Sportsendungen zwischenzeitlich auf "Fussball" umgestellt hatte; leider weiß ich nicht mehr genau, wann das war. Es hat dann auch nicht lange gebraucht, bis bei den Herren Redakteuren der Groschen fiel. Jetzt wieder Fußball, prima. Das Wörtchen "außerdem" ist dann die nächste Sollbruchstelle; die Majorität der Anpassungswilligen ist felsenfest davon überzeugt, man müsse ab sofort "ausserdem" schreiben.


eingetragen von Wolfgang Wrase am 08.03.2001 um 14.46

Ich habe zwar keinen Text zum Zitieren, aber einen Erfahrungsbericht. Ich hatte gestern wieder, nicht zum ersten Mal, eine Adressenliste zu korrigieren, in der "Straße" immer mit ss geschrieben war. Ich schrieb hin: "Straße bitte immer mit ß." Nun entstand in den beteiligten Abteilungen der Werbeagentur offenbar eine ausgiebige E-Mail-Diskussion darüber, ob man dieser Bitte des Lektors nachkommen solle, "obwohl McDonald's doch die neue Rechtschreibung hat". Alle Diskutanten meinten offenbar, daß ich Straße mit ß nur deshalb wolle, weil ich die neue Rechtschreibung ablehne; man traute sich nicht, mich bei der weiteren Entscheidungsfindung nochmals zu fragen, weil man meine Gegnerschaft gegen die neuen Regeln kennt. Nur durch Zufall bekam ich diese Auseinandersetzung mit und konnte klärend eingreifen.

Da behaupten also viele Leute, so hier im Forum Frau "Dr." Menges, wir hätten die neuen Regeln jetzt schon "so lange" und könnten unmöglich "zurück". Die Wirklichkeit sieht so aus, daß die meisten Leute noch nicht einmal wissen, wie "Straße" geschrieben wird, obwohl das natürlich eines der häufigsten Wörter ist, jedenfalls im beruflichen Schriftverkehr. Ich habe wohl über hundertmal die Auskunft gegeben, daß man Straße nach wie vor mit ß schreibt, aber ich begegne diesem Fehler immer wieder.


eingetragen von Theodor Ickler am 04.03.2001 um 14.16

Wir wollen Spass! (Titel der Zeitschrift AMICA vom 5.3.2001)


eingetragen von Walter Lachenmann am 10.02.2001 um 13.17

Also die heutige Ausbeute ist nicht allzu ergiebig, was aber daran liegt, daß ich die Zeitungen der letzten Woche nicht gründlich gelesen habe. Immerhin, damit dieser Draht nicht verkümmert (der Faden ist mir zu dünn), immerhin drei nette Zitate aus dem Tölzer Lokalteil:

»Männer lassen Jacken mit gehen«.
Beim näheren Lesen des Berichts erfährt man dann, daß die Jacken doch nicht alleine gehen konnten, sondern einer der beiden Täter, bei denen es sich »vermutlich um Asiaten« gehandelt habe, sie in seinem Rucksack verstaute, während der andere die Verkäuferin ablenkte.

Darunter erfahren wir: »Unbekannter zerkratzt Auto«.
»Ein Unbekannter hat am Mittwoch den Wagen eines Haushamers verkratzt. Das Auto war an der Tiefenbachstraße geparkt. Schaden: 1500 Mark.« (Also: nicht mehr an der Tiefenbachstraße parken, Jungs!).

Vermutliche Asiaten und Unbekannte können sich allerhand leisten. Zerkratzen, verkratzen - der Haushamer war sicherlich verkrätzt.

Das hat nun mit Rechtschreibung nichts zu tun, ist aber dennoch schön.

Auch folgendes:
»Hillary präsentiert Buch«
Es geht nicht um »unsere« Hillary oder die von Bill, sondern um Sir Edmund aus Neuseeland. Der 81-Jährige (wie Jährig der inzwischen geworden ist!) kommt also an den Tegernsee und liest aus seinem Buch über seine Mount-Everest-Erstbesteigung am 29. Mai 1953, die ihm den Adelstitel von der englischen Königin Elizabeth II. eingebracht hatte. Und dann:

»Zum 50. Todestag dieses Ereignisses, 2003, will die Vorsitzende der Stiftung, Ingrid Versen, eine Trekking-Tour in den Himalaya mit Edmund Hillarys Sohn Peter organisiert...«

Doch, genau so steht das da..

Auch ohne Rechtschreibreform sind unsere Schreibprofis, die die Schreibwirklichkeit repräsentativ darstellen (Ickler dixit), immer wieder für allerhand Klamauk zu haben. Über den Alkoholpegel des Lokalredakteurs kann man nur Vermutungen anstellen.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Mädchenfüralles am 07.02.2001 um 22.30

Hallo Stephanus,

mit Freuden habe ich die neue Wörterliste auf
http://www.rechtschreibreform.com entdeckt und die PC-Offline-Version
heruntergeladen - um festzustellen, daß sich die Datei anscheinend
nicht selbst entpackt. Ich bekomme jedenfalls immer eine
Fehlermeldung, wenn ich das Programm ausführen möchte. Auch alle
weiteren Versuche mit gängigen Entpackern schlugen fehl. Getestet an
zwei verschiedenen Rechnern.

Die Wörterliste an sich finde ich eine ganz hervorragende Idee.
Anfangs war ich neutral zur Rechtschreibreform eingestellt. Als ich
durch Zufall auf die Wörterliste stieß, wurde mir erst klar, welcher
Unsinn uns mit der Reform aufgezwungen wurde. Besser als mit dieser
Wörterliste läßt sich der Unsinn gar nicht belegen. Vor allem das
Argument, die Rechtschreibung sei nun systematischer, läßt sich
kommentarlos entkräften, wenn man die Wörterliste liest.

Vielen Dank für die Mühe, die Liste zusammenzustellen! Sie ist mir
ein wertvoller Helfer, andere zu überzeugen, zur bewährten
Rechtschreibun zurückzukehren.

Herzliche Grüße vom
Michael


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