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eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.07.2020 um 16.32

Ich dachte, „Schnutenpulli“ wäre eine Erfindung des Mohrkircher Marktfotografen, der fast alle Marktbesucher, auch mich als Rekonvaleszenten, für die „WochenSchau“ abgelichtet hatte. Aber nein, für das Wort wurden schon Preise vergeben:

“Schnutenpulli“ ist das plattdeutsche Wort des Jahres 2020: Eine Jury des Fritz-Reuter-Literaturmuseums in Stavenhagen hat aus einer Vielzahl von Einsendungen die Favoriten in gleich drei Kategorien bestimmt. Für den nach Meinung der Jury besten aktuellen plattdütschen Ausdruck in diesem Jahr hat die Corona-Krise gesorgt: „Schnutenpulli“ oder „Schnutdauk“ sind neue Wortschöpfungen für die Gesichtsmaske... Seit 1995 suchen das Fritz-Reuter-Literaturmuseum und der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern das plattdeutsche Wort des Jahres. Sie wollen Niederdeutsch damit ins Gespräch bringen und aktuelle Diskussionen abbilden. Als der BSE-Skandal 2001 den Deutschen in den Knochen saß, wurde „brägenkloeterige Kauh“ zum Wort des Jahres... „Ackerschnacker“ für Handy war 2007 der beste aktuelle Utdruck...
ndr.de 5.7.2020
… wobei man sagen muß, daß sich das hochdeutsche „sch“ statt „s“ in den bodenständigeren Gegenden noch nicht durchgesetzt hat.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.01.2014 um 08.34

Google findet das Wort bislang nicht, obwohl es mir doch seit meiner Kindheit vertraut ist. Das Plattdeutsche Wörterbuch von Saß kennt nur eine Variante „Miegeem“, Ameise. Bekanntlich heißt auf plattdeutsch „miegen“ pissen, idg. stammverwandt mit dem lateinischen „mingere“ (ich höre noch meinen alten Lateinlehrer: „Wer Plattdütsch kann, kann ok Latinsch!“). Das erinnert an die ameisensäurehaltigen Kampfstoffe, die diese Tierchen absondern. „Eem“ ist wohl eine Abwandlung von „Imm(e)“, Biene. Tatsächlich sind Bienen, Wespen und Ameisen auch evolutionär verwandt.

Ganz nahe dran ist das Landesmuseum.at (pdf) mit „Miegelitzken“. Schließlich finde ich das Wort doch noch in einer Sammlung, die Heinrich Evers von der Neustädter Schützengilde in Neustadt/Holstein (meiner früheren Bahnstation) anlegt, und noch dreißig andere, die ich nicht kannte: Miegeritz, Miegerimm, Miegkatt, Miegmantje ...

(Nebenbei wurde mir auch klar, warum ich den Zeitschriftentitel „Migazin“, von Migration, nicht gelungen fand.)


eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.06.2010 um 14.25

Wer weiß dazu mehr?

Die Sprachenordner für die Nutzeroberflächen bei Anwendungen haben Namen wie DE.lproj. Daraus wird für den Nutzer sichtbar Deutsch mit Ankreuzhäkchen. Und die Programmentwickler schreiben – sehr sehr ganz brav – SS-Deutsch. Als große Entwicklerfirma will/darf/kann man das nicht anders. Oder doch?

Wenn ich solchen Nutzeroberflächensprachen-Ordner verdoppele und benenne mit zum Beispiel

nds.lproj, wird daraus les- und auswählbar Niederdeutsch
wen.lproj, wird daraus les- und auswählbar Sorbisch
gem.lproj, wird daraus les- und auswählbar Germanische Sprachen (andere)

Es geht weiter mit

goh.lproj wird zu Althochdeutsch
gmh.lproj wird zu Mittelhochdeutsch
gsw.lproj wird zu Switzerdütsch

bar.lproj wird zu Bairisch
ksh.lproj wird zu Kölsch

der.lproj wird zu Deutsch (reformiert)
den.lproj wird zu Deutsch (neu reformiert)
de3-lproj wird zu Deutsch (neu reformiert 2006)
deb.lproj wird zu Deutsch (bewährt)

Hier sind beschrieben die Normen ISO 639-2/B aus dem Jahr 2002 und die zukünftige ISO 639-9.
639-9 kommt 2011 heraus. Man wartet noch auf die Eingaben der quirligen Leute, die den Volksentscheid organisierten.

Heute haben wir noch 2010. Und die Nutzerschnittstelle vom kanadischen Spell Catcher X bekommt vorläufig den Sprachordner goh.lproj, der sich zum Ankreuzen mit Althochdeutsch meldet (und viele eingeschleuste ss auskämmt :-)
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 05.06.2010 um 10.37

Der kanadische Entwickler von Spell Catcher X hat an fast alles gedacht. SS läßt sich »unterdrücken«. Wenn Sie in Ihren Texten par tout kein dass haben wollen, kann es in eine eigene Liste »Zu unterdrückender Wörter« aufgenommen werden.

Und:
Wenn Sie soweit sind (Ihre Wörter ganz eigen zu pflegen), kann diese eigene Einflußnahme auf die Rechtschreibprüfung des Mac-Systems ausgeweitet werden. Denn Spell Catcher X ist sehr fein in das Mac-System eingefügt.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 05.06.2010 um 10.30

… für Mac heißt er Spell Catcher X
… für Win heißt er Spell Catcher Plus

Wörterbücher und eigene Wörterlisten sind beim Dateiformat identisch. Die Mac-Version gibt es nun mit deutscher Oberfläche (ohne Reformdeutsch!!). Und … damit das so bleibt, hat der Übersetzer vorgesorgt: Er fand die technische Spitzfindigkeit, daß neben Deutsch (german.lproj) auch Friesisch (FY.lproj) auf Programmebene verstanden wird. Sobald also der Streit losbricht, daß im Jahr 2010 die Kultusminister auch auf der Nutzeroberfläche eines kanadischen Rechtschreibers das Sagen haben müSSen, können die Streithammel auf Friesisch ausweichen, oder eben die kecken Volksentscheider. Das werden wir sehen.

Die Win-Ausführung ist mit bezahlbarem Aufwand nicht an die deutsche Sprache anpaßbar. Die Öffnung zu den Sprachen hin ist bei Apple einfach klassisch gelungen. Bei Win eben nicht. Deshalb war Microsoft der wertvollste Konzern, Apple ist es.

Wer also mit seinen eigenen Dokumenten und der eigenen Zukunftsarbeit wechseln möchte auf Mac, hätten hier einen guten Grund mehr.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 05.06.2010 um 10.14

allens
anheurt
ankeeken
annerwegens
Anseehn
anstrengt
as
bannig
blots
Böker
bruukt
dal
dat
de
dee
den
denn
döcht
Dokumentens
dor
dorför
dormols
dörsett
dorvun
eegen
een
falsch
feinen
feurt
för
geeven
gemeen
gemeene
gifft
goodet
Hanse-Tied
hebbt
hett
Hochdüütsch
hochdüütsche
hochdüütschen
hökern
holln
hoochdüütsche
in
is
jo
kamen
keem
Keen
Kinners
Kreeg
lang
Lüü
man
Medeloller
meen
missingsch
mit
nich
nu
oberdüütschen
obers
Obrigkeet
oder
ok
Öllern
ook
op
över
platt
plattdüütsch
Plattdüütsch
Spraak
oder
Dialekt
Een
Resoneern
vun
Plattmaster
plattdüütsche
Rechtschrief-Reform
resoneern
rum
rut
schööt
se
sich
sick
sien
Slag
slecht
snacken
snackt
so
Spraak
Spraakform
Stried
sünd
Tied
to
toenn
Tohuus
twors
um
üm
un
uns
verhanneln
verseuken
verstohn
vör
vörslä
vun
warrn
wat
weer
weern
wenn
Weur
wi
wohl
Wöör


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So sieht dann eine eigene Wörterliste »Plattdüütsch« aus.

(tuhuus müßte wohl to Huus werden
hoochdüütsch neben hochdüütsch geht wohl auch nicht)
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 05.06.2010 um 09.19

Plattdüütsch - Spraak oder Dialekt?

Een Resoneern vun Plattmaster över den Status vun uns Spraak

Plattdüütsch - de Weg dal

Dat weer lang een Stried, wat Plattdüütsch nu een eegen Spraak oder blots ’n Dialekt is. Dat keem wohl ook dorvun, dat dat twors ’n Barg plattdüütsche Böker gifft, man keen Duden. Dat hett wohl ’n Slag Vörslä geeven, obers keen een hett sich dörsett. (Hett ook sien Goodet, üm so’n Stried as över de hoochdüütsche Rechtschrief-Reform sünd wi um rum kamen.
In’t Medeloller weer jo de Hanse-Tied. Dormols weer Platt ’n lingua franca un de Lüü hebbt ok in Norwegen un annerwegens Platt snackt, wenn se an’t verhanneln un hökern weern. Un ook de Politik un de Dokumentens weern op Platt.
Man denn weer de Tied toenn. Plattdüütsch weer vör all’ns de Spraak vun’t gemeene Volk. So wöör denn Platt so bruukt as in’n Süden de oberdüütschen Dialekten. De feinen Pinkels un de Obrigkeet holln sick an’t Hochdüütsche. Un wenn denn dat gemeen Volk dat verseuken dee, denn keem dor Missingsch rut - ’n Spraakform mit hochdüütsche Wöör un plattdüütsche Grammatik. För de Hochdüütschen hett sick dat bannig falsch anheurt. Platt kreeg dat Anseehn, dat platt snacken to een slecht Hochdüütsch feurt. Platt hebbt se nu as Dialekt ankeeken, de för de Hochdüütschen nich to verstohn is. De Öllern hebbt sick nu anstrengt, tohuus blots keen Platt to snacken. Platt weur jo Gift för de hochdüütsche Spraak vun de Kinners. De schööt jo "wat Beters" warrn un dorför - so meen de Öllern - döcht plattdüütsch nich.

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Norbert Lindenthal


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