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-- Entwurf zur Geschichte der RS (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1672)


eingetragen von Sigrid Saxen am 01.02.2011 um 02.13

Für die beiden neuen Antworten danke ich. Anhand der ausführlicheren Geschichtsdarstellung in schriftdeutsch.de habe ich meine Übersicht geändert, hoffentlich auch tatsächlich berichtigt.

Für meinen Zweck, ausgewählte Hinweise auf Schreibung und Sprache an einem Netzplatz zu verbinden, halte ich meinen Anlauf für berechtigt, auch wenn Peter natürlich recht hat, daß schon alles wortreich vorgebracht wurde.

Es gibt für die Wiederherstellung der Demokratie auch an anderen Schauplätzen noch viel zu tun. Packen wir es an!
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Sigrid Saxen


eingetragen von PL am 31.01.2011 um 10.31

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigrid Saxen
Lieber Norbert,

vielen Dank für den Hinweis! Wenn dies das einzige Änderungs- und Ergänzungswürdige ist, danke ich Dir und allen weiteren 23 LeserInnen fürs Begutachten.


Liebe Sigrid!

Zu den „23 LeserInnen“ zähle auch ich, und gleich merke ich an, daß ich Deinen Entwurf mindestens fünfmal anklickte, womit erwiesen ist, daß die Anzahl der Aufrufe Deines Entwurfs nicht mit der Anzahl der „LeserInnen“ gleichzusetzen ist.

Warum ich bisher nichts zu Deinem Entwurf schrieb? Darum, weil mir der Kampf gegen die Rechtschreibreform gründlich verleidet ist und weil ich der Meinung bin, daß alles, was wider diese Dummheit des letzten Jahrhunderts vorgebracht werden konnte, bereits wortreich vorgebracht wurde – auch in diesem Forum –, und zwar von Leuten, die sprachkundiger und sprachgewandter sind als ich.

Gruß von Peter Lüber


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.01.2011 um 09.38

Aus Zeitmangel nur kurz:

> Die Reform im Jahre 1901 deutschte Fremdwörter ein, indem oft c zu k oder z wurde, zum Beispiel complicirt zu kompliziert.

> Bis zum Jahr 1950 wurden die Schreibungen laufend modernisiert. Hierauf geht die Kleinschreibung von „im allgemeinen“ und „in geheimen denken“ zurück.

Schon im orthographischen Wörterbuch Konrad Dudens von 1880, einer harmonisierenden Darstellung der preußischen und bayerischen Regeln, steht „komplizieren“, ebenso „im allgemeinen“ und „im geheimen“

> Mitte der neunziger Jahre (wann genau?) des 20. Jahrhunderts ging der Impuls zur Reformierung der Schreibregeln erstmals in Personen der Kultusministerinnen und Kultusminister von der bundesdeutschen Regierung aus.

1973 war eine „Reform“ mit Kleinschreibung beschlossene Sache der Kultusminister. Sie scheiterte, als der baden-württembergischer Kultusminister, Wilhelm Hahn (CDU), in einem Interview v. 23.11. 1973 den Konsens mit seinen Kollegen aufkündigte und auf Beibehaltung der bisherigen Rechtschreibung bestand.

Eine aktualisierte Geschichte findet sich hier:

http://www.schriftdeutsch.de/orth-his.htm

Auch im hiesigen Forum müßten sich geschichtliche Hinweise finden.


eingetragen von Sigrid Saxen am 29.01.2011 um 23.45

Lieber Norbert,

vielen Dank für den Hinweis! Wenn dies das einzige Änderungs- und Ergänzungswürdige ist, danke ich Dir und allen weiteren 23 LeserInnen fürs Begutachten.

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Sigrid Saxen


eingetragen von Norbert Lindenthal am 29.01.2011 um 13.22

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigrid Saxen
… trat der Verleger Konrad Duden auf den Plan …
Konrad Duden lebte nur bis 1911.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigrid Saxen am 29.01.2011 um 02.00

Liebe Leserin, lieber Leser,

für den Internetplatz Rechtschreibdienst.de (hier abgekürzt rsd.de) habe ich einen Beitrag entworfen, für den ich den Rat und die Prüfung von Menschen suche, die sich hiermit besser auskennen als ich. Denen, die sich die Arbeit einer Antwort machen, danke ich sehr.
Für rsd.de plane ich auch einen Beitrag über die Sprachentwicklung. Wem darf ich den Entwurf schicken?
Es grüßt Sigrid Saxen.

Rechtschreibung: der Weg von der geschichtlich bedingten Vielfalt zur Schreibunsicherheit von heute
(1) Die Art, Gedachtes und Gesprochenes aufzuschreiben, geschah im deutschen Sprachraum aufgrund des Vielstaatentums lange Zeit unterschiedlich, gleichwohl nicht regellos. Die Reform im Jahre 1901 deutschte Fremdwörter ein, indem oft c zu k oder z wurde, zum Beispiel complicirt zu kompliziert. Das phonetisch richtige th (denn das deutsche t ist im Unterschied zum romanischen und slawischen „behaucht“) wurde zu t vereinfacht, also wurde Thür zu Tür. Dies galt einheitlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz (Wirklich? Und gingen die deutschsprachigen Länder schon früher gemeinsam vor?).

(2) Bis zum Jahr 1950 wurden die Schreibungen laufend modernisiert. Hierauf geht die Kleinschreibung von „im allgemeinen“ und „in geheimen denken“ zurück. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Schreibungen fand in dem Jahr ein Ende. Schon während des Dritten Reiches (wann genau?) trat der Verleger Konrad Duden auf den Plan, und seine Werke wurden aufgrund der gewissenhaften Bearbeitung und Fehlerarmut zum anerkannten Leitfaden im deutschen Sprachraum.

(3) Über die Frage der Schreibung berieten mit dem Ziel der Verständlichkeit immer diejenigen Fachleute, die besonders viele Schriftstücke zu gestalten haben; das sind die Lektorinnen, Lektoren, Schriftsetzerinnen und Schriftsetzer. Bis kurz vor dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts befand sich das Regelwerk auf einem Stand, der mit einfachen Mitteln eine gute Verständlichkeit und Differenzierung im Ausdruck ermöglichte, wie sie unserer hochentwickelten Sprache angemessen ist.

(4) Mitte der neunziger Jahre (wann genau?) des 20. Jahrhunderts ging der Impuls zur Reformierung der Schreibregeln erstmals in Personen der Kultusministerinnen und Kultusminister von der bundesdeutschen Regierung aus. Als Beweggrund wurde verbreitet, man wolle die Schreibung vereinfachen, weil die zunehmende Fehlerhäufigkeit in Schularbeiten dies anrate. Interne Dokumente und Äußerungen zeigen aber, daß ganz andere Gründe ausschlaggebend waren, siehe Zitate zur Reform (eine Seite im Internetplatz rsd.de).

(5) Die von 1996 an gültigen Regeln zerstörten viel von der Verständlichkeit, indem in vielen Fällen die lesefreundliche Kommasetzung verboten oder freigestellt und die Zusammenschreibung von Wörtern, die gemeinsam einen neuen Sinn ergeben, verboten wurde; Beispiele dafür sind dahinterkommen (etwas durchschauen) - neu: dahinter kommen - und draufsein (sich fühlen) – neu: drauf sein.

(6) Ein von der Fachwelt eilends (wann?) ins Leben gerufener beratender Kreis (Rat für deutsche Rechtschreibung) erreichte, daß in der Reform, die seit August 2006 gültig ist, die meisten der schädlichen Schreibvorschriften zurückgenommen wurden. Mit wenigen Ausnahmen braucht nicht immer, aber darf wieder geschrieben werden wie vor 1996.

(7) Die Übrigbleibsel der 1996er Reform sind ein Ärgernis für die Menschen, die die vorreformatorische Ausdrucksfähigkeit zu schätzen wissen und nutzen möchten. Die von ihnen bevorzugte „alte“ Schreibweise nennen sie bewährt und Qualitätsschreibung. Zu erkennen ist sie am ß nach kurzem Vokal (Beispiele: daß, muß) und der Zusammenschreibung der letzten verbotenen Wörter, die einen anderen Sinn tragen als bei Getrenntschreibung (Beispiel: soviel).

(8) Die Folge der Reformen seit 1996 aber ist die unter den nicht berufsmäßig mit Fragen der Schreibung befaßten Deutschen verbreitete Meinung, daß die Schreibweise nun ganz freigestellt sei, und eine weiter steigende Fehlerhäufigkeit in Schularbeiten und Druckwerken.
(Ende des Entwurfes)
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Sigrid Saxen


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