Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Dokumente (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=1)
-- Wie es anfing (1) (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=175)


eingetragen von Theodor Ickler am 29.06.2001 um 19.48

Berliner Zeitung 25.01.1995

Deutsch für Deutsche

Probleme mit der geplanten Rechtschreibreform

Trenne nie "st", denn es tut ihm weh. Unter anderem soll dieser Satz ab 1997 nicht mehr gelten. Dafür sind die Reformer der deutschen Sprache verantwortlich, die Ende letzten Jahres in Wien beschlossen, nach 93 Jahren der deutschen Sprache zu Leibe zu rücken. Vor allem geht es um die Eindeutschung von Fremdworten. Die "Sprachbeschäftigten" bemühten sich, Kreationen zu entwerfen, die nach dem Motto "Schreib es, wie es gesprochen wird" entstanden. Für Schulanfänger von 1997 mag die neue Orthographie beim Schreibenlernen vielleicht zügig in Fleisch und Blut übergehen. Wie sieht es aber mit denen aus, die sich mühsam mit den jetzt noch gültigen Regeln herumschlagen? Unser Mitarbeiter Sven Trus befragte dazu Passanten in Königs Wusterhausen.

[ … ]

Andrea Haack, Deutsch Wusterhausen

Bislang weiß ich nicht sehr viel über dieses Thema. Vieles soll wohl vereinfacht werden. Was genau, kann ich aber nicht sagen. Viele Sachen werden kompliziert geschrieben, und es fällt oft schwer, es richtig zu machen. Deshalb kann es grundsätzlich nicht verkehrt sein, das zu ändern. Vor allem für die Kinder, die es erst noch lernen müssen, wird es auf diese Weise erheblich leichter. Wir wissen ja selber, wie das in der Schule war, als wir unsere Probleme damit hatten. Die Umstellung wird sicher schwer für mich werden.

Axel Brüning, Ragow

Ich habe von solch einer Rechtschreibreform noch nichts gehört. An und für sich bin ich aber für die Vereinfachung von besonders schwierigen Worten. Insbesondere die Fremdwörter sollten verändert werden, die am meisten Schwierigkeiten machen. Das heißt aber erst einmal Umgewöhnung. Gerade die Älteren haben es dabei besonders schwer. Ich werde wohl auch vorerst bei der älteren Schreibweise bleiben und dann ausprobieren, wie leicht mir die andere fällt. Manche Worte sollten so bleiben, damit der Ursprung erkennbar bleibt.

Andreas Schnauß, Berlin

Einige Schreibweisen sollen wohl verändert werden. Das "s-zett" soll beispielsweise künftig durch ein Doppel-s ersetzt werden. Ich hätte es in diesem Fall aber besser gefunden, wenn nur noch ein einzelnes "s" an dessen Stelle getreten wäre. Aber dann würde die Erkennbarkeit von einem "das" hinter einem Komma wieder schwierig werden. Solch eine Reform ist also nicht unbedingt so einfach zulösen. Viele Sachen sind aber Gewohnheitssache, auch wenn sie anfangs recht blöd aussehen. Ich lasse mich mal überraschen, was passiert.

- - -
Der Name wurde auf besonderen Wunsch hin am 1. Dezember 2016 (21 Jahre dem Zeitungsartikel) unkenntlich gemacht. Der Zeitungsartikel der Berliner Zeitung ist unverändert.
Norbert Lindenthal

- - -


__________________
Th. Ickler


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage