Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Ickler-Wörterbuch (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=12)
-- Bedeutungsangaben (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=24)
eingetragen von Theodor Ickler am 02.03.2001 um 12.49
Bedeutungsangaben im orthographischen Wörterbuch sind nicht "unerläßlich", sondern fehl am Platz. Sie stören allerdings nicht den Benutzer, sondern allenfalls einen puristischen Theoretiker, der das Orthographikon so rein halten möchte wie das Aussprachewörterbuch.
Die Forderung nach Bedeutungsangaben darf nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Man muß sich klarmachen, daß damit die gesamte Konzeption umgeworfen wird, wenn man es wirklich ernst meint. Denn die Mehrzahl der Wörter ist abgleitet oder zusammengesetzt, was orthographisch uninteressant ist, aber unter dem Gesichtspunkt der Bedeutungserklärung nicht zum Ausschluß führen darf. Ein ganzes Fremdwörterbuch wäre außerdem zu integrieren. Statt 60.000 hätte ich bald 600.000 Einträge.
Ich selbst habe das Problem hier gestellt, aber eine Lösung sehe ich noch nicht auftauchen, jedenfalls nicht in dem Beitrag von Herrn Riebe.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Manfred Riebe am 01.03.2001 um 22.25
Ich bin der gleichen Meinung wie Professor Ickler: "Durch Bedeutungsangaben wird sich sicher kein Benutzer gestört fühlen."
Lehrer wissen aus dem Unterricht, daß die Bedeutungsangaben sogar notwendig sind, weil sehr viele Schüler zwar die Schreibweise eines Wortes genau oder zumindest annähernd kennen, aber nicht dessen Bedeutung. Der Duden erläutert die Bedeutung nicht geläufiger Wörter in runden Klammern, bis zur 20. Auflage 1991 auch die unterschiedliche Bedeutung im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung.
Die Rechtschreibreform hat aber nach Metzgerart in den Bedeutungsbereich der Sprache eingegriffen, indem sie die Getrenntschreibung zur Regel erklärte. Dadurch wurden viele Wörter vernichtet.
Da die Bedeutung vieler Wörter bei Normalbürgern unbekannt ist und es das Ziel der Reformkritiker sein muß, gerade auch auf die Bedeutungsunterschiede bei der Getrennt- und Zusammenschreibung aufmerksam zu machen, ist die Bedeutungsangabe der Wörter unerläßlich.
eingetragen von Theodor Ickler am 16.02.2001 um 13.19
Lieber Herr Fleischhauer,
welche Aufgabe die Bedeutungsangaben im Rechtschreibduden spielen, weiß niemand so recht. In der Praxis ist es so, daß in vielen Büros usw. nur dieses Wörterbuch steht und man es mal eben auch als rudimentäres Konversationslexikon benutzt. Der Verkaufserfolg gab ihm recht, die Wissenschaft blickte scheel.
In Konrad Dudens erstem "Orthographischen Wörterbuch" von 1880 gab es keine Bedeutungsangaben, aber zu Anfang des 20. Jahrhunderts sah es schon anders aus. Fremdwörter und Dialektausdrücke usw. wurden bereits kurz erklärt. In Hermann Pauls auszgezeichnetem Deutschen Wörterbuch sind solche Angaben selten (Humbug "Unsinn"). Die "großen" Wörterbücher (Duden Universalwb., Großesw Wb. usw.) glaubt man jedes Wort erklären zu müssen, was bei gegebener Einsprachigkeit natürlich oft linkisch wirkt und im Kreis herumführt.
Wenn ich Bedeutungsangaben um ihrer selbst willen mache, muß ich auch und gerade die Zusammensetzungen anführen. Der Duden gibt massenhaft Zusammensetzungen, aber in der Regel ohne Bedeutungsangaben. Also zum Beispiel "Haustür", weil er wohl voraussetzt, daß der Benutzer sich die Bedeutung aus den Bestandteilen zusammenreimen kann - was natürlich, wie man an diesem Beispiel sehr gut sieht, nicht stimmt! Er disambiguiert auch nicht; vgl. etwa "Scham, die". Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 16.02.2001 um 11.21
Noch einmal zu den Bedeutungsangaben.
Lieber Herr Ickler, Sie hatten die eventuellen Bedeutungsangaben als "Beigabe" bezeichnet. Sind Sie im Duden auch eine Beigabe? Wohl nicht. Ich schließe daraus, daß weniger aufgeführt werden soll. Nach welchen Kriterien muß man denn auswählen? Eine Beschränkung z. B. auf Fachbegriffe wäre ja unsinnig.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 14.02.2001 um 11.18
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
Sie haben recht. Allerdings ist Verständlichkeit grundsätzlich anzustreben, auch und gerade bei der Darstellung von notwendigerweise komplizierterer Materie. Insofern ist es kein Widerspruch, sowohl im Wörterverzeichnis als auch in einem Regelteil das Abstraktionsniveau so gut es geht niedrig zu halten.
eingetragen von Theodor Ickler am 14.02.2001 um 04.48
Lieber Herr Wrase,
hier haben Sie einen grundsätzlichen Unterschied übersehen. Die "Hauptregeln" sind terminologisch und auch begrifflich auf einem ganz anderen Niveau als das Wörterverzeichnis. Eher könnte man schon die "Kurze Anleitung" und das Wörterverzeichnis vergleichen. Die einzelnen Einträge müssen sofort und ohne linguistische Kenntnisse verständlich sein, aber das Regelwerk erhebt selbstverständlich nicht diesen Anspruch.
Sehr viele Benutzer eines Rechtschreibwörterbuchs wissen nicht, was "maskulin" (im grammatischen Sinne) bedeutet. Und selbst wenn sie es ungefähr wissen, bleibt die dargestellte Schwierigkeit des Wechsels der Ebenen.
Es ist leider nicht ganz zu vermeiden, daß auch im Wörterverzeichnis einige wenige, im Glossar erläuterte Fachausdrücke wie "Adjektiv" und sogar "Possessivartikel" vorkommen. (Wenn ich das ändern könnte, würde ich es tun.) Allerdings kann man sie ohne Schaden überlesen, sie sind nicht notwendig; vgl. den Eintrag zu "dein".
Nachtrag: Man könnte das Wesentliche auch so ausdrücken: Das Wörterverzeichnis bildet den Schreibbrauch unmittelbar ab und ist daher vorrangig. Die Regeln sind die Theorie dazu. Theorien kommen und gehen und können (und müssen wohl auch) immer wieder geändert und verbessert werden. Das Wörterverzeichnis bleibt davon unberührt.[Geändert durch Theodor Ickler am 15.02.2001, 13.19]
eingetragen von Christian Dörner am 14.02.2001 um 00.07
Der Zierat wird tatsächlich auf der ersten Silbe betont, also nicht wie Demokrat am Schluß des Wortes. Da man Zierat aber wie Vorrat spricht, meinen die Reformer, man müßte es auch gleich schreiben, also Zierrat. Zierat setzt sich aber - es wurde hier schon oft diskutiert - aus Zier- und dem Suffix -ât zusammen, ähnlich wie Heimat. Daß zwar bei Pluralbildung aus dem Rat, dem Vorrat und dem Studienrat Räte, Vorräte und Studienräte, aber aus dem Zierat keine Zieräte (oder Zierräte), sondern Zierate werden, haben die Reformer ebenfalls nicht bedacht. Allein das hätte ihnen die Unsinnigkeit der Verknüpfung von Rat mit Zierat deutlich machen müssen. Es ist schon erstaunlich, welche Wörter mit dem Ziel reformiert wurden, das Schreiben für Schüler zu erleichtern. Wörter wie Zierat, va banque spielen, Friteuse, Frigidaire, Platitüde usw. haben Schüler nie verwendet, die Orthographie von leid tun, weh tun, zur Zeit, kennenlernen, Fön, schneuzen, rauh usw. war nie problematisch, jetzt ist sie es. Zeigt das nicht den Ungeist dieser "Reform"?
Um zurück zum Thema zu kommen: Der Zierat wird im deutschen Sprachgebrauch eigentlich ausschließlich vorne betont. Es gibt etliche Wörter, bei denen die betonte Silbe schwankt, aber bei Zierat ist das nicht der Fall. Den am Ende betonten Zierat habe ich bisher noch nicht gehört.[Geändert durch Christian Dörner am 15.02.2001, 01.32]
__________________
Christian Dörner
eingetragen von Christian Melsa am 13.02.2001 um 23.44
"Zierat" wird auf der ersten Silbe betont? Hm. Ich betone das eigentlich immer auf der zweiten, so wie ich auch "Demokrat", "Surrogat" usw. immer auf der letzten betonen würde.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.02.2001 um 16.38
Ich stimmer Herrn Professor Icklers Beurteilung der Frage "der oder m (kursiv)?" zu. Allerdings finde ich es interessant, daß Professor Ickler hier schon eine enorme Hürde für manchen Benutzer sieht. Denn die Schwierigkeit ist einer von mehreren Gründen, warum ich in einem anderen "Faden" dafür plädiert habe, die Theorie vom Redegegenstand als Motiv der Großschreibung etwas herunterzustufen zugunsten des auf Regelebene viel zuverlässigeren und vertrauteren Kriteriums Substantiv. Das Kriterium "Substantiv" ist bereits viel schwieriger als "Maskulinum", weil mit viel mehr Zweifelsfällen und Übergängen behaftet; das Kriterium "Redegegenstand" ist noch einmal eine Größenordnung abstrakter und auch aus anderen Gründen schwieriger. Ich werde, sobald ich wieder mehr Zeit habe (ich habe heute hier mit Lesen angefangen und noch gar nicht in die GKS/Substantiv-Diskussion hineingeschaut), an Ort und Stelle nochmals darauf zurückkommen.
eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2001 um 15.27
Gewiß ist die Angabe von Genitiv und Plural vordringlich und auf jeden Fall sprachnäher als die Bedeutungsangabe.
Übrigens ist es psycholinguistisch wirklich ein großer Unterschied, lieber Herr Dörner, ob man von einem konkreten Sprachproblem erst auf die metasprachliche Ebene der abstrakten Begriffe ("Maskulinum" usw., auch noch abgekürzt!) und wieder herunter auf die konkrete Anwendungsebene steigen muß oder ob man auf ein und derselben Ebene der konkreten Sprache bleibt. Das erstere ist ungleich schwieriger und wird bei Sprachstörungen zuerst unmöglich. Deshalb sind die beiden neuen Wörterbücher für Deutsch als Fremdsprache auch bei der zweiten Methode geblieben. Der Mensch richtet sich viel mehr nach konkreten Mustern als nach abstrakten Regeln. Beschreiben Sie mal jemandem, wie man einen Schlips bindet! Vormachen ist viel wirkungsvoller.
Was die Bedürfnisse der Ausländer betrifft, so will ich in den nächsten Jahren ein "Wörterbuch der Sprachschwierigkeiten für Ausländer" machen; ein erstes Seminar dazu veranstalte ich im Sommersemester. Es gibt ja Duden Bd. 9, aber der ist nur für Deutsche brauchbar, das Pendant für ausländische Deutschlerner schwebt mir seit 20 Jahren vor. Es soll auch eine distinktive Synonymik umfassen. Anscheinend verspricht sich der Dudenverlag keine hinreichend hohe Auflage, sonst hätte er es wohl längst gemacht. Die Engländer haben so etwas.
Noch zu "Abenteuerin": solche Vereinfachungen sind in allen Sprachen gang und gäbe (Haplologien oder haplologisch: Haplogien).
"Zauberer" ist so schwer auszusprechen, daß ich in einem Sprachtest (Nacherzählung) einer irischen Studentin einmal fand: "Der Zauber zaubte" ...usw. - durch den ganzen Text hindurch! (Ähnlich nehmen wir ja engl. murder fälschlich für murderer.)
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Christian Dörner am 13.02.2001 um 14.50
Zu Herrn Prof. Ickler:
Der Duden hat in der Tat schon vor längerer Zeit die Art seiner Genusangaben umgestellt: von m, w und s auf der, die und das. Ich denke zwar nicht, daß der Benutzer durch die Anwendung ersterer Methode überfordert wäre, aber es ist auch keine existentielle Frage, denn es geht hier ja nicht darum, ob eine Angabe gemacht werden soll, sondern nur darum, wie sie gemacht werden soll. Anscheinend hat sich jedoch die Angabe der Artikel bewährt. Der Informationsgehalt ist in beiden Fällen aber ein und derselbe. Insofern ist das nicht so entscheidend. Aber einen anderen Punkt möchte ich noch mal ansprechen: Könnte man nicht doch noch die Genitiv- und Pluralendung aufnehmen?
Beispiel: Zie|rat, der; -[e]s, -e
Wäre dies kein Fortschritt, der sich nicht allzu schwer verwirklichen ließe? Diese Angaben sind m. E. sogar noch wichtiger als Bedeutungsangaben. Eventuell könnte man sogar noch Betonungsangaben - ein paar gibt es im Rechtschreibwörterbuch ja bereits - aufnehmen. Ich habe dies bei meinem Zierat-Beispiel einmal beispielshalber getan.
Zu Herrn Fleischhauer:
Der Ausdruck des "Abmilderns des puristischen Charakters" stammt nicht von mir - sehen Sie sich die bisherigen Beiträge noch einmal an -, aber Ergänzungen oder Erweiterungen schaden einem Orthographikon nicht. Durch Bedeutungsangaben wird sich sicher kein Benutzer gestört fühlen.
Ausländern ist bestimmt mit einem zweisprachigen Wörterbuch meist mehr gedient. Trotzdem werden von Fortgeschrittenen auch einsprachige Wörterbücher gerne benutzt. Ich erinnere an die englischen Wörterbücher "Webster's" und "Oxford". Ein Orthographikon ist jedoch in der Regel - da gebe ich Ihnen völlig recht - für Inländer gedacht.
Zu Herrn Markner: (nicht ganz ernst gemeint)
Ist »Abenteurerin« bzw. »Abenteuerin« nicht ohnehin so selten, daß wir mit diesen Wörtern bisher nie das geringste Problem hatten.
__________________
Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2001 um 14.02
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es macht auch einen Unterschied, ob man bloß Verwechslungen vorbeugen will (also Unterschiede markiert) oder wirklich sachdienliche Auskünfte über den Gegenstand selbst geben will. Bezüglich der großen Wörterbücher gab es da einen klassischen Streit: Gehört die Angabe von Schmelz- und Siedepunkten zu den Angaben bei den Namen der chemischen Elemente? Schauen Sie mal in die einzelnen Wörterbücher, den großen Wahrig, Dudens Universalwörterbuch usw.! Die Lebensdaten bei Personen dagegengehören gewissermaßen noch ins Vorfeld, so wie man ja auch auf Karteikarten, ob in der Leihbibliothek oder beim Arzt, hinter dem eigenen Namen das Geburtsdatum findet. Es dient der Identifikation, sonst besagt es ja nicht viel.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 13.02.2001 um 13.55
Vielleicht sind die Deutschen auch besonders anspruchsvoll. Entweder Grimm oder gar nichts!
Na ja, war nur ein Scherz.
eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2001 um 13.37
Der Rechtschreibduden ist für viele das einzige einsprachige Wörterbuch überhaupt. Ein trauriges Kapitel deutscher Wörterbuchkultur. Mit dem Herzen bin ich nicht dabei, wenn nun das reine Orthographikon in dieser Weise erweitert werden soll. Nur als Dreingabe kann man ein wenig Grammatik und Semantik oder auch enzyklopädisches Wissen integrieren. Das Gesamterscheinungsbild darf nicht zu sehr verändert werden. Bei Duden war es meiner Ansicht nach gerade noch gelungen oder wenigstens verantwortbar. Das Traurige sehe ich auch nicht auf seiten des Dudens, sondern in der Anspruchslosigkeit der Deutschen.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 13.02.2001 um 12.03
Wenn man sich überhaupt am »Duden« orientieren will und muß, dann sicherlich am Band »Rechtschreibung«, nicht am »Praxiswörterbuch«.
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 13.02.2001 um 11.00
Ich habe noch nicht verstanden, Herr Doerner, was Sie damit meinen, dass das puristische Erscheinungsbild des Icklerschen Verzeichnis abgemildert werden sollte. Geht es Ihnen um eine Art ersten optischen Eindruck der graphischen Aufteilung? Kennen Sie das "Praxiswoerterbuch" von Duden? Das wirkt auch puristisch. In der Sache selbst habe ich meine Meinung geaendert. Die Bedeutungsangaben im Normalduden schliessen immerhin eine Luecke in der Lexikographie. Man muss aber auch an den Aufwand denken.
Eine staerkere Ausdifferenzierung nach Sprachebenen macht die Sache um so schwieriger - man naehert sich (ein wenig) dem Grimmschen Woerterbuch. Zur "Untiefe" gab es schon einen Beitrag, der das Problem verdeutlicht. Nun noch zum "Quantensprung": Ich glaube, beim allgemeinsprachlichen (oder besser: metaphorischen) Gebrauch geht es nicht darum, eine besonders grosse Entfernung, sondern Diskontinuitaet zu beschreiben. Deshalb braucht die Metapher m. E. nicht kommentiert zu werden - sie trifft.
Noch einmal zu Herrn Doerner: Ist Auslaendern nicht ohnehin besser mit einer Uebersetzung geholfen?[Geändert durch Stephan Fleischhauer am 14.02.2001, 14.26]
eingetragen von Reinhard Markner am 13.02.2001 um 05.41
Das nachgestellte »der, die, das« wirkt vielleicht nicht richtig professionell, aber gerade darum versteht es ja jeder.
Wenn Sie, lieber Herr Dörner, schon mir zuliebe »Résumé« schreiben, vertraue ich darauf, daß Sie, um mein Auge zu schonen, im Zweifel auch »Abenteurerin« schreiben würden. Der »Zauberer« hat ein e mehr, das macht schon etwas aus. Aber bitte sehr, mag die »Abenteuerin« weiterhin ihr Unwesen treiben.
»Unkosten« ist eigentlich auch ein noch seltsameres Wort als »Untiefe (2)«, nicht wahr ?
eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2001 um 04.34
Die Kennzeichnung des Genus durch metasprachliche Symbole wie m (für maskulin) hat sich nicht bewährt, gerade weil die sprachliche Ebene zugunsten der metasprachlichen verlassen wird, was zu hohe Anforderungen an die Benutzer stellt. Der Artikel ist anschaulicher, direkter, man muß nicht erst etwas umsetzen, was man gelernt hat oder sogar nachschlagen muß. Der Duden gibt übrigens auch den Artikel an. Ich denke, dabei sollte man bleiben.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Christian Dörner am 12.02.2001 um 23.55
Bedeutungsangaben können natürlich nie schaden und sind insbesondere bei seltenen Wörtern oft sehr hilfreich. Herr Markner hat recht, daß es dem Erscheinungsbild des Wörterbuchs zugute kommen würde, wenn es ein bißchen seines puristischen Charakters verlieren könnte, besonders dann, wenn dies nicht mit hohem Aufwand verbunden ist. Betrachtet man die bisherige Praxis des Duden, dessen "Rechtschreibung, Band 1" ja immer ein Mittelding aus Orthographikon, Wörterbuch, Lexikon, Ausspracheverzeichnis und Grammatikbuch war (Eigentlich kann niemand so genau sagen, was der Duden eigentlich war.) läßt sich feststellen, daß wir wieder zu der großen Ausgangsentscheidung eines jeden Wörterbuchmachers zurückkehren müssen: Ist das Wörterbuch für Deutsche oder auch für Ausländer gemacht? Selbst an dieser Stelle war der Duden inkonsequent: Er machte zu viele Bedeutungsangaben für Deutsche, aber zu wenige für Ausländer. Nun gut, zu viele Bedeutungsangaben sind selbstverständlich auch nicht schädlich, aber Aufwand und Nutzen müssen betrachtet werden. Ich breche an dieser Stelle ab, aber weder zu puristische Angaben noch überflüssige Überfrachtungen sind sinnvoll.
Zu »Weltgeistlicher« usw. möchte ich jetzt nicht Stellung nehmen, aber das andere Problem, das Herr Prof. Ickler angesprochen hat, ist interessant. Fachsprachliche oder wissenschaftliche Wörter besitzen manchmal zwei oder mehrere Bedeutungen, die sich sogar widersprechen können. Bei solchen Wörtern wäre die Angabe beider Bedeutungen mit einem entsprechenden Hinweis (fachspr., ugs. usw.) sehr nützlich. Da sich dieser Punkt aber wahrscheinlich auf nicht gerade sehr viele Wörter beziehen dürfte, wäre das Hinzufügen der Bedeutungsangaben in solchen Fällen eher unproblematisch und kein zu hoher Arbeitsaufwand, oder?
Zusätzlich zu den Bedeutungsangaben möchte ich jedoch Angaben über das Genus und der Deklination bei Substantiven vorschlagen, die m. E. fast noch wichtiger sind. Ein nachgestelltes 'der' usw., wie es zur Zeit im Wörterbuch zu finden ist, wirkt etwas schwerfällig. Man könnte - ohne größeren Aufwand - ähnlich dem Duden verfahren.
Beispiel: Term (lat.), m, -s, -e
Somit hätte man das Genus, die Genitivendung und die Pluralendung.
Wie denken die anderen darüber? Wäre dies nicht eine deutliche (auch subjektiv-optische!) Verbesserung und nicht allzu aufwendig?
Noch eine kurze Anmerkung zur »Abenteuerin«: Gleiches findet man z. B. auch beim Substantiv »Zauber« u. ä., bei dem es neben der »Zaubrerin« auch die »Zauberin«, nicht aber die »Zaubererin« gibt. Der »Abenteuer« oder der »Zauber« existieren natürlich nicht. Dies muß man einfach als gegeben zur Kenntnis nehmen und hat überhaupt gar nichts mit Orthographie zu tun.
Zu meinen Ausführungen in bezug auf das Wörterbuch möchte ich eigentlich nur folgendes Résumé (Richtig so, Herr Markner?) ziehen: Alle Änderungen, die das Wörterbuch verbessern und dessen Informationsgehalt mehren, sollten dann durchgeführt werden, wenn der Arbeitsaufwand dazu nicht unverhältnismäßig groß ist.[Geändert durch Christian Dörner am 14.02.2001, 01.38]
eingetragen von Reinhard Markner am 12.02.2001 um 21.58
Wenn man den Purismus der Erstauflage abmildern will, was ich im Hinblick auf Attraktivität und Brauchbarkeit des Werks für sinnvoll halte, bekommen die Bedeutungsangaben einen ganz anderen Status. Solange sich eine präzise Angabe mit ein bis drei Wörtern machen läßt, ist den Nutzern damit sehr gedient.
»Untiefe« im Sinne von tiefer Tiefe ist im Grunde doch ein Gebrauch der Vorsilbe »un«, die legitim ist, da diese Vorsilbe nun einmal zwei Bedeutungen hat. »Abenteuerin« ist jedenfalls schlimmer !
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 12.02.2001 um 17.50
Mir ist noch nicht ganz klar geworden, wofuer (damn American keyboard!) Bedeutungsangaben gut sein sollen. Nur bei einem sehr kleinen Bereich des Wortschatzes leuchtet es mir ein: Woerter, die zu allgemein (oder vielleicht zu "indigen") sind, als das sie im Lexikon stehen, und doch so ungebraeuchlich, dass (goddamned!) eine Unsicherheit ueber den richtigen Gebrauch besteht. Das ist noch nicht einmal bei "Untiefe" der Fall - oder soll der Leser darueber aufgeklaert werden, dass er das Wort, das er gerade verwenden will, zwar nicht falsch, aber doch nicht ganz richtig - also richtig, aber nicht ganz im Sinne der urspruenglichen Bedeutung verwendet, wenn er es denn verwendet?
[Geändert durch Stephan Fleischhauer am 13.02.2001, 21.20]
eingetragen von Theodor Ickler am 12.02.2001 um 07.43
Liebe Freunde,
heute möchte ich ein neues Thema zur Diskussion stellen,das schon länger in den Diskussionsbeiträgen herumwabert.
Wie genau sollen die Bedeutungsangaben in der Neubearbeitung sein? Bisher waren es ja nur Hilfsmittel bei der Identifikation des Stichwortes, weshalb "Geistlicher" bei "Abbé" duchaus genügte (um es von "Abee" für "Abort" abzugrenzen). Herr Markner regt an, "Weltgeistlicher" anzugeben, so daß jemand, der nicht weiß, was ein Abbé ist, dies erfährt. Damit kann man natürlich sehr weit ins Enzyklopädische gehen, und es fragt sich, wie man hier eine vernüftige Begrenzung erreicht.
Ich will gleich noch ein Spezialproblem anschließen. Bekanntlich ist eine "Untiefe" eine flache und daher für Schiffe gefährliche Stelle; aber die Landratten gebrauchen das Wort meist im Sinne einer großen (und daher für sie gefährlichen) Tiefe. Soll man dies als zweite Bedeutung angeben? (Duden gibt es als Hauptbedeutung an.)
Gerade heute liest man in den Zeitungen wieder vom "Quantensprung", worunter sich die meisten Leute einen ganz gewaltigen Sprung vorstellen, während es "in Wirklichkeit" der kleinstmögliche Sprung ist. (Der Duden hat es überhaupt noch nicht, wohl aber das "Quäntchen", das ihm offenbar viel wichtiger ist, weil es den Gehorsam demonstriert.) - Wie soll ich es damit halten?
__________________
Th. Ickler
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage