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eingetragen von Theo Grunden am 01.03.2005 um 12.38

Das Motto des Wettbewerbs der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V., mit dem diese sich anläßlich des Einstein-Jahres 2005 an Grundschüler wendet, lautet:

Ich zeig Dir was, was Du nicht siehst

(und so auch nicht mehr schreiben darfst)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.01.2005 um 12.31

"Die Partei ist bei dir in sehr guten Händen"

von Gerhard Schröder

Glückwunsch des Bundeskanzlers zum 65. Geburtstag des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering in der Februar-Ausgabe des vorwärts

Lieber Franz,
zu deinem 65. Geburtstag gratuliere ich dir von ganzem Herzen!


[...]

Ich wünsche dir weiterhin Tatkraft und Erfolg, Glück und Gesundheit.

Dein

Gerhard Schröder


14.1.05 http://www.vorwaerts.de/

Mächtigere dagegen sind mit großem Du anzureden – wie hier auch dokumentiert (Brief an Bush).


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Matthias Dräger am 14.10.2004 um 07.36

Friedrich Merz und Friedrich Denk sind sich zufällig auf der Frankfurter Buchmesse begegnet, und zwar unmittelbar nach der 1. Pressekonferenz am 6. Oktober.
Merz sehen und ihm einen Frankfurter Appell in die Hand drücken war für Denk eins. Merz überflog das Blatt und bekannte spontan, daß er den Appell zur Rücknahme der Rechtschreibreform mit unterstütze.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.2004 um 06.33

Aus den Kieler Nachrichten v. 13.10.2004:

Mit freundlichen Grüßen Dein Friedrich Merz

Wortlaut des Briefes an Angela Merkel

„Sehr geehrte Frau Vorsitzende, liebe Angela,

wie ich Dir in unserem heutigen Gespräch erläutert habe, habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschieden, auf dem Bundesparteitag der CDU im Dezember in Düsseldorf nicht wieder für das Präsidium der Partei zu kandidieren. Mein Amt als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werde ich zum Jahresende niederlegen.
Unabhängig davon werde ich Dich in den kommenden entscheidenden Wochen in Deinem Bemühen nach Kräften unterstützen, die im letzten Jahr in Leipzig beschlossenen Reformen der sozialen Sicherungssysteme, insbesondere die von der CDU fast einstimmig beschlossene grundlegende Neuordnung der Krankenversicherung, in der Union durchzusetzen.
[...] Als Mitglied der Bundestagsfraktion stehe ich Dir in einzelnen Sachfragen auch in Zukunft gern zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Dein Friedrich Merz"
dpa


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theo Grunden am 16.09.2004 um 08.25

Motto der Kampagne des Landesjugendringes NRW zur Kommunalwahl 2004.
http://www.ich-geh-hin.info/start.php


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.08.2004 um 14.46

Hier der Vollständigkeit halber:
Trotz neuer Rechtschreibung bleibt Schavan beim »Du«
Stuttgart (ddp-bwb). Die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) hält sich nach eigener Aussage »im Wesentlichen« an die neue Rechtschreibung. In Briefen an ihre Nichten mache sie jedoch »Unterschiede«, verriet Schavan am Dienstag in Stuttgart. So schreibe sie hier die Anrede »Du« weiterhin groß statt klein. Die Frage, ob sie auf die Einhaltung der neuen Rechtschreibregeln im Kabinett achte, ließ Schavan unbeantwortet.

3.8.2004 ddp-bwb nach Yahoo! Nachrichten

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.07.2004 um 22.45

Cato Bontjes van Beeks gebraucht in ihrem letzten Brief selbstverständlich die Großschreibung des „Du" (s. Faksimile hier).

Die pietätlose Konvertierung in die Reformschreibung erweckt nun den Eindruck, als habe sie die bekannten auch damals üblichen Regeln der Höflichkeit aufgegeben:

„Die Ruhe, die ich mir immer für die letzten Stunden gewünscht habe, ist nun auch wirklich bei mir und gibt mir die Kraft, mit meinen Gedanken bei dir zu weilen. Ich sagte dir schon bei der letzten Sprechstunde, dass ich es als eine Gnade empfinde, jede Nacht in meinem Träumen bei Euch in Fischerhude zu sein". (Aus Cato Bontjes van Beeks Abschiedsbrief an ihre Mutter).

Hier zitiert nach: Nachtkultur – SWR.de
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.03.2004 um 19.28

Iring Fetscher „Marx“ (Herder/Spektrum Meisterdenker 1999):

Als seine Frau im Juni 1856 zusammen mit ihren drei Töchtern ihre todkranke Mutter in Trier besuchte, schrieb er ihr einen amüsanten und zugleich leidenschaftlichen Liebesbrief, der ausführlich zitiert zu werden verdient: „Ich schreibe Dir wieder, weil ich allein bin und weil es mich geniert, immer im Kopf Dialoge mit Dir zu halten, ohne daß Du etwas davon weißt und hörst oder mir antworten kannst..." Er hat ein Foto seiner Frau vor sich und meint, „keins der schwarzen Madonnenbilder ist je mehr geküßt und angeäugelt und adoriert worden als Dein Photograph, das ... Dein liebes, küßliches, ,dolce' Gesicht nicht widerspiegelt. Aber ich verbeßre die Sonnenstrahlen, die falsch gemalt haben, und finde, daß meine Augen ... doch malen können, nicht nur im Traum, sondern auch wachend.

Ich habe Dich leibhaftig vor mir, und ich trage Dich auf den Händen, und küsse Dich von Kopf bis Fuß, und ich falle vor Dir auf die Knie, und ich stöhne: ,Madame, ich liebe Sie.' Und ich liebe in der Tat, mehr als der Mohr von Venedig je geliebt hat…


… und das gleiche bei den Kleindenkern:

Francis Wheen „Karl Marx“ ( © der deutschsprachigen Ausgabe 2001 C. Bertelsmann Verlag München):

In einem Liebesbrief an seine Frau, den Marx dreizehn Jahre nach ihrer Heirat schrieb, demonstrierte er, dass der Einfluss des Barons von Westphalen nicht verflogen war:

»Ich habe dich leibhaftig vor mir, und ich trage dich auf den Händen, und ich küsse dich von Kopf bis Fuß, und ich falle vor dir auf die Knie, und ich stöhne: ›Madame, ich liebe Sie.- Und ich liebe Sie in der Tat, mehr als der Mohr von Venedig je geliebt hat... «

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 06.03.2004 um 15.50

Das Wort gibt es in der Tat schon seit mehreren hundert Jahren, in Grimms Wörterbuch ist es reichlich belegt.
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Th. Ickler


eingetragen von gestur am 06.03.2004 um 12.59

Auch die Portugiesen reden Außenstehende mit "der Herr" und "die Dame" (ohne den Namen) an: "o Senhor (a Senhora) trabalha?" Ist der Herr , die Dame berufstätig? (Sind Sie berufstätig?).


eingetragen von gestur am 06.03.2004 um 12.43

Die Anredepronomen "Ihr, Euch, Euer, Sie, Ihr, Ihnen" werden nur großgeschrieben, um sie von den Personal- und Possessivpronomen zu unterscheiden. In Diktaten kann es Mißverständnisse geben.
In den meisten slawischen Sprachen gibt es nur die Anrede "Ihr, Euch, Euer" statt "Sie, Ihnen, Ihr". Das tschechische Verb "vykat" müßte wörtlich mit "ihrzen" übersetzt werden, weil es das Anredepronomen "Vy" = "Ihr" enthält.
Besonders höflich sind die Polen, sie benutzen in der Anrede "der Herr" und "die Dame" ohne den Namen: Czy Pan (Pani) pracuje? Ist der Herr (die Dame) berufstätig? (Sind Sie berufstätig?)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2004 um 08.26

20. Juni 2003

„A“ - 10:21am
Hallo Herr „D“, ich weiß nicht wie gut du/Sie sich im Umgang in Newsgroups und Foren ausgekennen, aber dort ist das duzen die allgemein anerkannte Umgangsform. Zur meiner Rechtschreibung: Ich weiß, dass Sie ein ziemliches Problem ist. Sie wurde mir schließlich 13 Schuljahre + Studium vorgehalten. Allerdings gilt es auch in Foren/Newgroups als äußerst unhöflich jemanden seine Rechtschreibung unter die Nase zu reiben. Normalerweise wird man dafür geplonkt. Soviel zum Thema "Sozial-Hygiene". Reichlich obskurer Begriff übrigens. …

„B“ - 12:09pm
@ „A“ Zur meiner Rechtschreibung:...
Ich habe das gleiche Problem, gut für Herrn „D“, da kann er sich besser fühlen und das hat noch niemandem geschadet!
Ein Freund sagte mir gestern:
"Kauf tich mal ne tüte teutsch, hat mich auch gehelft" ;-)) (kringel mich jetzt noch)
P.S.: Balsam für unsere Seelen: Weist Du (Habe was gelernt von wg Anrede) was Goethe dazu sagte? "Es gibt 2 Dinge wo der Staat sich raushalten soll, das eine ist die Ehe das andere die Rechtschreibug."

„C“- 03:13pm
@ „D“ … und das "Du" auch noch klein zu schreiben
Wie mir scheint, sind Sie nicht auf dem neusten Stand der Rechtschreibung.
"du", "ihr", "dein" und "euer" werden immer kleingeschrieben.

„D“ - 03:20pm
„C“, re #...
Wenn Sie meinen.

„C“ - 03:27pm
„D“ - #... Wenn Sie meinen.
Nein, nicht meine Wenigkeit meint das, sondern der Rechtschreibduden. Gebe aber zu, dass ich gelegentlich auch noch "rückfällig" werde - aus alter Gewohnheit eben.

„A“ - 03:30pm
Hallo Herr „D“,
um des lieben Friedens willen werde ich dich eben ab sofort siezen. Normalerweise hebe ich mir das Siezen im Netz für Leute auf, die mich in der Art des lieben Götz können. Damit ist hoffentlich der Sozial, Ehe- und Rassen-Hygiene genüge getan. Oder gibt es sonst noch irgendeine Form der Hygiene gegen die ich verstossen habe? …

P.S Ich werde bis auf Herrn „D“ alle anderen trotzdem noch duzen. Wer was dagegen hat, sollte sich doch bitte rechtzeitig bei mir beschweren.

sysop - 03:35pm Jun 20, 2003
Redaktion SPIEGEL ONLINE

Vielleicht können die Herren ja die Siez-Thematik im "Treffpunkt" abhandeln? Da gibt mehrere Stränge, die fast für alles passen. Es wäre zu albern, wenn das hier in diesem Stil weitergeht. Danke.

„D“ - 09:23pm
„C“, re #...
Ich habe kürzlich im Deutsch-Unterricht in einer Berliner Oberschule hospitiert. Es wurde im Unterricht behauptet, die Anrede würde groß geschrieben. Und genau mein Argument der Beleidigung durch Kleinschreibung stammt von dort.
Und ganz nebenbei:
http://www.duden.de/index2.html?schreibung/schreibung.html
"Großschreibung bei der höflichen Anrede" steht da geschrieben.
Daher halte ich es so, wie ich meine. „A“ ist vorsätzlich beleidigend und wird mit ernsthaften Konsequenzen rechnen, sollte er/sie weitermachen.

„C“ - 10:02pm
„D“ - #...
Originalzitat aus Ihrem Duden-Link:
Die Höflichkeitsgroßschreibung
Bei Pronomen, die für Personen stehen, welche man duzt (= 2.Person Einzahl und Mehrzahl), musste man bisher unterscheiden: In Briefen und briefähnlichen Texten schrieb man groß, sonst klein. Damit war zum einen eine erhebliche Unsicherheitszone geschaffen. Gehören beispielsweise Anweisungen in Schulbüchern zu den briefähnlichen Texten oder nicht? Zum andern ist die Großschreibung gar nicht angemessen: Duzt man jemanden, so besteht kein Anlass, durch Großschreibung besondere Ehrerbietung zu bezeugen. Neu schreibt man daher nur noch klein: Lieber Ernst, herzlichen Dank für dein Foto, auf dem du und deine Schwester zusammen mit euren Kollegen abgebildet seid
... Groß bleibt die höfliche Anrede: Sehr geehrte Frau Müller, wie Sie gehört haben, offerieren wir Ihnen und Ihren Angehörigen ...
Also
Groß:
Sie, Ihnen, Ihren,...
klein:
du, dein, deine, eure, ...
Und nun ist's aber gut, ja?

„E“ - 12:10am Jun 21, 2003
Ich lehne aber die Rechtschreibreform ab. Ihr einziges Ziel ist, die Menschen ihrem alten Schrifttum zu entfremden und ihnen die soziale Überlieferung zu nehmen. :-)
Aber im Ernst, nachdem z.B. die deutsche Schreibschrift abgeschafft wurde, ist es kaum noch jemandem möglich, handschriftliche Texte in deutscher Schrift zu entziffern. Genau den gleichen Erfolg hatte die Abschaffung der Fraktur für Schulbücher. Wenn ihr die Leute heute begegnen, heißt es das ist Altdeutsch und das kann ich nicht lesen. Einen ähnlichen Effekt hätte die Rechtschreibreform bewirkt, wäre sie mit voller Konsequenz durchgeführt worden. Ich schreibe da, wo ich jemanden schriftlich anrede, weiter Du. So viel Zeit muß sein.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.02.2004 um 04.31

Herr Wagner:
... Personal- und gleichlautenden Anredepronomina. Wie ist es damit aber genau: Kann man generell sagen, daß letztere zur Unterscheidung von ersteren groß geschrieben werden?

-> Nein; es gibt mehrere Motive der Großschreibung, und "Anrede" allein genügt als Motiv nicht. Bei "sie/Sie" ist die Unterscheidungsschreibung wichtig und schon ein hinreichender Grund für Großschreibung. Weil bei dem "brieflichen", das heißt vor allem: beim schriftlichen "Du" aber schon das Bedürfnis ausgeprägt ist, aus Höflichkeit (oder Respekt oder ähnliches) groß zu schreiben (obwohl beim Duzen ja auch Vertrautheit vorhanden ist), wird dasselbe Motiv erst recht bei "Sie" wirksam sein! Mit dem Höflichkeitsaspekt wird die an sich schon vollkommen ausreichende Motivierung der Großschreibung von "Sie" durch die Unterscheidungsfunktion sozusagen vollends betoniert. Als vorrangig wird bei "Sie" jedenfalls die Unterscheidungsschreibung angesehen. Professor Ickler spricht sogar von "reiner Unterscheidungsschreibung" bei "Sie"; dem stimme ich nicht zu. Ich meine: Bei "Sie" addieren sich die Motive Unterscheidungsschreibung und Höflichkeitsschreibung; ich gestehe gerne zu, daß die Unterscheidungsschreibung weniger vom Geschmacksempfinden der Gesellschaft abhängt als die Höflichkeitsschreibung und deshalb der wichtigere Grund der Großschreibung sein dürfte, abgesehen von der großen Nützlichkeit der Unterscheidung von "sie" und "Sie" für den Leser; wie gesagt: schon ein hinreichendes Motiv. Zugunsten von Professor Icklers Standpunkt ist anzumerken, daß die Großschreibung von "Sie" ausnahmslos praktiziert wurde und wird, nämlich auch in "mündlichen" Fällen; eine durch Großschreibung zum Ausdruck gebrachte Höflichkeit ist ja nur dann wahrnehmbar, wenn diese Schreibung den Adressaten als Leser erreicht, vgl. du/Du ("Du" nur in Briefen!).

Herr Wagner:
Wird speziell im Fall der 2. Person das Personalpronomen du gerade dadurch erst zum Anredepronomen Du, daß ich es groß schreibe?

-> Nein; sondern dadurch, daß ich es zur Anrede verwende. Ich halte diese Unterscheidung aber nur bei "sie" (Personalpronomen) und "Sie" (Anredepronomen) für sinnvoll, denn das Personalpronomen "du" wird sowieso immer zur Anrede verwendet, ist also immer ein Anredepronomen und steht nicht etwa im Gegensatz zu einem Anredepronomen "du". Die Schreibung richtet sich jedenfalls nach der Funktion, nicht die Funktion nach der Schreibung.

Außerdem gibt es auch ein klein geschriebenes Anrede-du: vor allem in allen Fällen, wo nicht geschrieben wird, sondern "nur" gesprochen oder nur gedacht wird: (gesprochen oder gedacht) "Meinst du das wirklich?" Man denke auch an Selbstgespräche: "Das hast du gut gemacht"[, dachte er über sich]. Aber selbst bei geschriebenem Anrede-du war nicht immer Großschreibung angebracht und üblich, nämlich wenn keine spezielle Person angeschrieben wurde, etwa in Schulbüchern: "Was ist dir in diesem Text aufgefallen?" Oder in der Werbung. Beachte auch die durchgängige Kleinschreibung von "du" in der Bibel, auch in den Briefen! Hier spielt der kulturelle Kontext eine Rolle. Schließlich konnte man vor der Reform durch den Verzicht auf die Großschreibung in persönlichen Mitteilungen besondere Vertrautheit ausdrücken oder auch Coolness, Ablehnung von Konventionen usw.

Den meisten Schreibern war allerdings diese sinnvolle Unterscheidung zwischen schriftlich und nichtschriftlich sowie zwischen verschiedenen Anredesituationen bei schriftlicher Kommunikation nicht bewußt, Faustregel: "In Briefen und ähnlichen Texten Du, sonst du." Das große "Du" war inflationär verbreitet, wobei das stets groß geschriebene Anrede-Sie als Vorbild mit eingewirkt haben kann, aber vor allem war die Differenzierung wohl zu kompliziert für die meisten.

Durchgängig kleines "du" ist vielleicht der einzige Punkt der Neuregelung, der von der Sache her eine Erleichterung bringen könnte (vorausgesetzt, die "Du"-Großschreibung wird hinreichend ausgerottet, was noch mehrere Jahrzehnte dauern wird). Dann hätten wir: "Siezen groß, duzen klein" - eine Vereinfachung. Der Haken bei der Sache ist nur, daß es im Bereich von Konvention und Höflichkeit (in der persönlichen, ja vertrauten Du-Beziehung!) dem Staat noch viel weniger zusteht als in der sonstigen Rechtschreibung, den Schülern oder den Bürgern einzutrichtern, was neuerdings zu gelten habe. Aus DIESEM Grund ist eine staatliche Regelung oder Neuregelung der Schreibung von "du" strikt abzulehnen.

Herr Willms:
Ich sehe die Großschreibung von „Du“ und „Sie“ eigentlich nicht als Form der Ehrerbietung oder Ausdruck von Wertschätzung. Die würde ja eher durch die Höflichkeitsform „Sie“ anstatt „Du“ ausgedrückt.

-> Eine persönliche Beurteilung ("Ich sehe ... als ...") kann man an sich nicht widerlegen. Aber soweit es um allgemeine Bräuche geht, wird man schon feststellen können, daß die Großschreibung von "Du" etwas mit Höflichkeit (oder ähnlichen Motiven) zu tun hat. Wieso denn sonst kam man auf die Großschreibung? Eine gewisse Analogie zu "Sie" ist nicht ausreichend. Die vielen persönlichen Kommentare von Leuten, die zur Neuschreibung gezwungen werden und gegen das kleine "du" eine besonders heftige Abneigung empfinden, sprechen dafür, daß das große "Du" sehr viel mit Höflichkeit zu tun hat und der Wechsel zum "du" jedenfalls anfänglich als Unverschämtheit empfunden wird.

Allenfalls kann man sagen, daß eine allgemein befolgte Regel in Gefahr ist, ihr Motiv zu verdecken: Wenn alle sowieso "Du" schreiben, weil man es einfach so macht, wenn also die Unterscheidungsmöglichkeit zum "du" fehlt, dann kann man auch nicht mehr herauslesen, ob mit der Großschreibung im Einzelfall überhaupt etwas gesagt werden sollte. Denn jeder, ob motiviert oder nicht, wendet einfach das Übliche an, also erkennt man nicht, wer motiviert ist und wer nicht. Anders gesagt, aussagekräftig ist bei einer umfassend angewandten Regel oder Konvention eigentlich nur die Abweichung, also (früher) das kleine "du". Jetzt, wo wir wieder beides haben, je nach Rechtschreibung, kann man auch wieder Motive erkennen und zuordnen, und sei es auch nur, ob die Neuregelung befolgt wird oder abgelehnt wird.


eingetragen von L.Willms am 23.02.2004 um 19.34

Talking

Ich sehe die Großschreibung von "Du" und "Sie" eigentlich nicht als Form der Ehrerbietung oder Ausdruck von Wertschätzung. Die würde ja eher durch die Höflichkeitsform "Sie" anstatt "Du" ausgedrückt.

Nein, aber die Verwendung der dritten Person Plural als Höflichkeitsform wird eben einfach aus praktischen Gründen durhc Großschreibung von der tatsächlichen dritten Person Plural unterschieden. Und der Einheitlichkeit der Schreibung willen wird eben das vertrauliche "du" eben auch groß geschrieben...

Jetzt gibt es eine Sonderregel für die Höflichkeitsform --und es sollte doch alles einfacher werden ...


MfG,
L. Willms


der übrigens die vertrauliche Anrede "du" meistens klein schreibt.

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Es gibt eine wahre und eine förmliche Orthographie. -- Georg Christoph Lichtenberg (1742 .. 1799)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2004 um 18.03

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Sigmar Salzburg


eingetragen von J.-M. Wagner am 21.02.2004 um 16.18

Unter einer Reihe von Beispielen zur Groß- und Kleinschreibung geht die Kommission in ihrem 3. Bericht auch auf die Anredepronomina ein. Dazu heißt es im Abschnitt A 13 (Umschulungen) auf S. 60:

»Die Mehrzahl der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer kündigte an, die Kleinschreibung der vertraulichen Anredepronomen nicht zu befolgen, da sie auch dann, wenn sie mit Personen vertraut seien, das Bedürfnis hätten, diese höflich zu behandeln und ihnen durch Großschreibung besondere Wertschätzung zuteil werden zu lassen. Allerdings waren sie sich bei ihrer Kritik an der Neuregelung mehrheitlich nicht bewusst, dass Anredepronomen dem alten Regelwerk zufolge nicht in allen Textsorten, sondern ausschließlich in Briefen und briefähnlichen Texten großgeschrieben werden mussten.«
Ich habe den Eindruck, daß sich die Kommission hier geirrt hat; zumindest fehlt mir der Hinweis auf den Unterschied zwischen Personal- und gleichlautenden Anredepronomina. Wie ist es damit aber genau: Kann man generell sagen, daß letztere zur Unterscheidung von ersteren groß geschrieben werden? Das ist vermutlich auch nicht richtig. Oder ist es genau anders herum: Wird speziell im Fall der 2. Person das Personalpronomen du gerade dadurch erst zum Anredepronomen Du, daß ich es groß schreibe? – Irgendwie komme ich gerade gedanklich nicht vom Fleck; wer hilft mir weiter?
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2004 um 13.04

Berlin (dpa) - Die SPD-Spitze hat die Basis um mehr Unterstützung gebeten. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet von einem Brief des scheidenden SPD-Chefs Gerhard Schröder und seines designierten Nachfolgers Franz Müntefering an die Parteimitglieder. Die Reform- Aufgabe sei schwierig, die Arbeit anspruchsvoll. "Wir bitten Euch um Eure Unterstützung", so das Duo...

dpa/online vom 21.02.2004

§ 66: Die Anredepronomen du und ihr, die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer sowie das Reflexivpronomen sich schreibt man klein.

(Die Verringerung der Vertreter veralteter Höflichkeit könnte durch flankierende Maßnahmen der „Gesundheitsreform“ gefördert werden.)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Claudia am 10.01.2004 um 13.33

schönen guten tag auch,
ich fand Ihre ausführungen zum "Du" äußerst interessant. ich bin ein mensch der eigentlich grundsätzlich alles klein schreibt. aber selbst ich als dauerkleinschreiberin mache dabei ausnahmen! grundsätzlich schreibe ich in äußerst wichtigen und offizellen briefen alles richtig groß und klein. auf höflichkeiten achte ich jedoch immer. soviel zeit muss sein!
liebste grüße,
claudia
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ich denke, also bin ich?!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.12.2003 um 08.31

Es ist nicht belastend, dass jemand Napola-Schüler war
Lieber Siegfried Lenz, wo warst Du damals? Eine Richtigstellung / Von Marcel Reich-Ranicki


Heute in der WELT
Marcel Reich-Ranicki redet Siegfried Lenz in „neuer“ Rechtschreibung an. Die „besondere Ehrerbietung durch Großschreibung“, die an den Schulen durch Rechtschreib-Erlaß der Kultusminister nicht mehr gelehrt werden darf, wurde jedoch belassen.

http://www.welt.de/data/2003/12/15/211042.html
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.08.2003 um 08.20

Nach der staatlich verordneten Unhöflichkeitsreform des „Du" entstand die drängende Frage, wie sich dies im Religiösen auszuwirken habe. Eine vorläufige Grundrichtung ist in dem Blatt „Betendes Gottes Volk" 2003/2 Nr. 24 erkennbar. Im einleitenden Brief heißt es:

„Dir, Morgenröte der Erlösung, vertrauen wir unseren Weg ins neue Jahrtausend an, damit alle Menschen unter deiner Führung Christus finden...." Mit diesen Worten vertraute der Papst am 8. Oktober die Menschheit erneut der Fürsprache der Gottesmutter an. ... Es ist verständlich: ein Mensch, der im harten Arbeitsprozess steht, wird während des Tages vielleicht nicht daran denken können, seine Arbeit Maria zu übergeben. Aber wir sollten den Tag etwa mit folgendem Gebet beginnen: „O meine Gebieterin, o meine Mutter. Durch deine Hände weihe ich mich erneut Jesus. Und um diese Hingabe zu bezeigen, weihe ich IHM durch dich mein Wollen, Denken und Fühlen ..."

Vielleicht sind die Gebete nur als Zitate gemeint, zudem „nur" an Maria gerichtet. Eine direkte schriftliche Anrede scheint aber auf Seite 3 vorzuliegen:

Gebet für die leidende Kirche Chinas
Gott, Du Lenker der Welt und Du Licht der Völker, nimm Du Dich des ganzen chinesischen Volkes in den Tagen seines Leidens an. Stärke Deine Kirche in China, die am Leiden Deines geliebten Sohnes teil nimmt. Lass Jesus ihr und dem ganzen chinesischen Volk Licht und Auferstehung sein! ...


Eine amtliche kirchlich und kultusministeriell abgesicherte Festlegung ist, anders als beim „Heiligen Vater", für solche Fälle noch nicht bekannt geworden.

Nachtrag:
Der Segen kommaarmer Texte wird auch hier sichtbar: Heilige Messe heißt heilige Versammlung um Jesus und Gott, dem Vater, Danke zu sagen. Danke, dass Jesus sich selber in ein Stück Brot und Wein hineingegeben hat, damit er immer bei uns sein kann .... (S.21)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 10.06.2003 um 17.15

Also, wie gesagt: In den hiesigen Regionalzeitungen werden, wie mir die Nordbayerische Anzeigenverwaltung schriftlich mitteilte, auch Traueranzeigen zwangsweise auf Reformschreibung umgestellt, und zwar offenbar auf die dpa-Schreibung, weshalb kurioserweise sämtliche "Du" groß geschrieben sind. Ausnahmen und "Fehler" unterlaufen natürlich in großer Zahl.
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Th. Ickler


eingetragen von Wolfgang Wrase am 10.06.2003 um 08.21

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Bestattungsunternehmen haben sich zunehmend mit „reformierten" Spruchvorlagen ausgestattet, die dem Reformgeist folgen, nach dem gegenüber Personen, die man duzt (geduzt hat?), eine besondere „Ehrerbietung" durch Großschreibung nicht notwendig ist. Wird aber doch einmal eine Hervorhebung gewünscht, fallen den Bewahrern der Bestattungskultur nur noch fette Buchstaben ein:

Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei,
aber in der Erinnerung
wirst du immer bei uns sein.


(Kieler Nachrichten v. 6.6.2003)
[/QUOTE

Herrn Salzburgs Beobachtung, daß in der Traueranzeige bei der Hervorhebung von "du" wegen des angeblichen Großschreibungsverbots die Anfettung der beiden Buchstaben gewählt wurde, ist wirklich bemerkenswert. Deutlicher kann man die absurden gedanklichen und handwerklichen Kapriolen, die sich die Sprachgemeinschaft aufzwingen läßt, kaum auf den Punkt bringen.

Nur der Vollständigkeit halber: Man sollte aber als Kritiker der Rechtschreibreform nicht vergessen, daß die neue "Regel" bei aller Unzuständigkeit der Obrigkeit, vor allem im vorliegenden Fall der brieflichen, also privaten Du-Anrede, immerhin einfacher ist als der bisherige Gebrauch. Vielleicht sogar die einzige Vereinfachung unter allen vorgenommenen Änderungen. Die meisten hatten Schwierigkeiten, zwischen Brief-Du und normalem "du" zu unterscheiden; viele schrieben das "du" einfach immer groß. So bezweifle ich, daß es eine Vereinbarung der Zeitungsverlage gibt, durchgängig groß zu schreiben. Ich vermute, es handelt sich um die Fortsetzung des schon bisher verbreiteten Irrtums bzw. der Unfähigkeit, die Bedingungen zu erkennen, unter denen ein großes "Du" angemessen in Frage kommt. So auch in dem Zitat: Handelt es sich bei einer lyrischen Anrede des Verstorbenen um eine briefliche bzw. um eine gleichwertige Anrede? Der Angesprochene kann ja den Text nicht mehr lesen; damit rückt der Nachruf ein Stück in den Bereich des Mündlichen oder des Gedanklichen, bei dem die Großschreibung fehl am Platz wäre. Ein echter Zweifelsfall: "Brief" oder Lyrik?

Zur Orientierung: In der Bibel wimmelt es von "du". Alle diese "du" sind natürlich klein geschrieben, wo Menschen einander mündlich anreden. Erst recht natürlich, wenn das "du" gewissermaßen reflexiv auf den Sprecher bezogen bzw. auf keinen spezifischen Adressaten gerichtet ist: "... der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen" (Psalm 103). Aber auch dann klein, wenn Gott angerufen wird: "Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende. Die Söhne deiner Knechte bleiben wohnen, und ihr Geschlecht wird vor dir gedeihen" (Psalm 102). Und sogar dann klein, wenn Paulus einen Brief an einen einzelnen Adressaten schreibt: "Derhalben ließ ich dich in Kreta, daß du solltest vollends ausrichten ... wie ich dir befohlen habe ..." (Brief an Titus). Oder gibt es Bibel-Ausgaben, die in einem der beiden letzten Fälle die Großschreibung gewählt haben? Jedenfalls ist es vielen kaum noch gegenwärtig, daß es dieses kleine "du" für verschiedene Zwecke überhaupt gab. Ähnlich geht es wohl den Redakteuren, die immer zur Großschreibung greifen, nur weil es heißt, sie sollten die reformierte Kleinschreibung von "du" nicht anwenden.

Daß letztlich die "vereinfachte" "durchgängige" Kleinschreibung der Sprachgemeinschaft keine Erleichtung bringt, weil viele sich nicht danach richten werden, nicht zuletzt auch viele Zeitungen, so daß wir wiederum keine durchgängige Kleinschreibung haben werden, sondern teils klein, teils gemischt klein und groß und teils irrtümlich immer groß - das darf man andererseits auch nicht übersehen. Somit steht die Vereinfachung nur auf dem Papier, und gegen die fundamentale Unzuständigkeit der Kultusministerkonferenz gibt es kein ebenbürtiges Argument. Die Sprachgemeinschaft kann sich für ein durchgängig kleines "du" entscheiden, aber sie muß es selbst tun, mit oder ohne oder trotz der staatlichen Bevormundung. Bevor sie sich so entschieden hat, im Lauf von Jahrzehnten, wird es keine Vereinfachung geben; und wenn sich die Sprachgemeinschaft dafür entscheiden möchte, ist das ebenso gut - und besser - ohne den Staat möglich.


eingetragen von margel am 08.06.2003 um 08.20

Der volkspädagogische(Prof. Ickler) Zug der Reform und der Reformer ist ja unübersehbar. Es wohnt ihr ein Hang zur
Zwangsbeglückung inne. Das ganze Vorgehen bei der Einführung und Durchsetzung(schon die Wortwahl verrät es!)hat ewas
Missionarisches, Sektiererisch-Dogmatisches an sich.
Es wurde ja schon oft bemerkt, daß die Reformer-Clique hinter verschlossenen Türen, gleichsam dunkelmännerhaft
ihr Machwerk ausgeheckt hat und weiter daran wirkt. Bedenklich dabei ist, daß
demokratisch legitimierte Politiker zu diesem Coup
die Hand gereicht haben.
Auch der Versuch, mit Hilfe willfähriger Verlage. Presseagenturen und Redaktionen jede Spur der bisher
gültigen Rechtschreibung zu tilgen, gehört ins Kapitel
"Orthographischer Totalitarismus".
Vielleicht ist diese Seite der Reform noch viel
folgenreicher als ihre offensichtlichen sachlich-fachlichen
Mängel.




eingetragen von Martin Reimers am 07.06.2003 um 23.35

margel schrieb im Faden "von den Reizen ...":
"Daß man mit dem "Du" vielleicht auch Wertschätzung, Zuneigung, Liebe ausdrücken
könnte, war den Reformern mit ihrem pseudo-emanzipatorischen
Fimmel fremd. Sie dachten sofort an "Ehrerbietung", also etwas sowieso höchst Anrüchiges in diesen demokratischen
Zeiten."

Ähnlich hat sich ja schon früher Professor Icker zu der fast schon hämischen Wortwahl der Reformer geäußert. Es ist schon erstaunlich, wie in der Rechtschreibreform Ideologien zementiert werden, die in anderen Lebensbereichen längst überwunden sind. Mir scheint, daß in den Siebzigerjahren die Ansicht weit verbreitet war, daß, sobald man sich duzt, jede Form von Höflichkeit überflüssig sei. Vielleicht war diese Haltung in Deutschland weit stärker ausgeprägt als in anderen Ländern, die ebenfalls erhebliche Traditionsbrüche durchmachten, aber das ist nur eine Vermutung.
__________________
Martin Reimers


eingetragen von Norbert Schäbler am 07.06.2003 um 19.54

Fast richtig, lieber Matthias!

Tät ja nun gerne philosophieren über das große Gemeinwohl, das riesige Empire und den Garten Eden, aber das landet dann wohl irgendwo Down-Under (sprich: unter der Gürtellinie).

Jedenfalls ist das so, daß in einer weitverbreiteten Weltsprache jedes „ich“ sich im Satz gewaltig von den übrigen Wörtern abhebt, zumal in selbiger Weltsprache die generelle Kleinschreibung vorherrscht (Ausnahmen von der Regel gibt es dort natürlich auch).
Vielleicht hat das etwas mit Ehrerbietung sich selbst gegenüber zu tun.

Ich finde es aber überhaupt nicht bibelgerecht, wenn irgendwelche Reformer den deutschen Weg (den, der Ehrerbietung für den Ansprechpartner) unterbinden wollen, und wenn jene den Splitter in der eigenen Sprache erkennen, aber den Balken in der fremden Sprache nicht sehen.

Mir ist es übrigens völlig wurscht, wie die vom Empire schreiben; wichtiger ist mir, daß die mich mit ihrem Kolonialisierungswahn in Ruhe lassen.

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nos


eingetragen von Matthias Dräger am 07.06.2003 um 19.04

Ha, endlich, lieber Norbert, weiß ich auch einmal etwas: Ich glaube, im Englischen schreibt man „ich“ groß - „I“. Stimmts?

Die Großschreibung wird nach meiner Kenntnis auch in neueren englischen Texten sehr konsequent durchgeführt.
Da das Wort nur aus einem Buchstaben besteht u n d gleichzeitig groß geschrieben wird, ist damit übrigens ein kleiner Nachteil verbunden, der allerdings nur höchst selten ins Gewicht fällt: Man kann, anders als im Deutschen, da Großschreibung der Normalfall ist und Sperren nicht geht, das Wort „ich“ im Englischen nicht hervorheben, nicht im Zusammenhang betonen.


eingetragen von Norbert Schäbler am 07.06.2003 um 18.21

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert
Kennt hier jemand noch eine andere Sprache, in der das dem deutschen "du" entsprechende Wort großgeschrieben wird?
Kennt hier jemand noch eine andere Sprache, in der das dem deutschen "ich" entsprechende Wort großgeschrieben wird?
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nos


eingetragen von Theodor Ickler am 07.06.2003 um 16.29

Die deutschen Nachrichtenagenturen und Presseorgane scheinen sich (aufgrund eines dpa-Irrtums) darauf geeinigt zu haben, jedes "du", also nicht nur in Briefen usw., groß zu schreiben. Das scheint auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung anzustreben. Diese Abweichung vom geschichtlich gewachsenen Brauch wäre allerdings sehr seltsam und willkürlich.
Im übrigen betraf die Großschreibung der vertraulichen Anrede bisher weder die Schule noch die Behörde, also die beiden Bereiche, für die der Staat "Regelungsgewalt" beansprucht.
Wenn ich Hern Schuberts Frage recht verstehe, ist sie rhetorisch gemeint und besagt eigentlich: Was andere Sprachen nicht kennen, soll auch im Deutschen keinen Platz haben. Das muß man einmal zu Ende denken. Die Herren Zabel und Götze haben seinerzeit die Substantivgroßschreibung als "deutschen Sonderweg" in politische Zusammenhänge zu rücken versucht.
Da die private Korrespondenz den Staat nichts angeht, kann Herr Schubert in seinen Briefen schreiben, wie er will, es wird nie falsch sein.
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Th. Ickler


eingetragen von Peter Schubert am 07.06.2003 um 15.24

Kennt hier jemand noch eine andere Sprache, in der das dem deutschen "du" entsprechende Wort großgeschrieben wird?
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Peter Schubert


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2003 um 15.03

Bestattungsunternehmen haben sich zunehmend mit „reformierten" Spruchvorlagen ausgestattet, die dem Reformgeist folgen, nach dem gegenüber Personen, die man duzt (geduzt hat?), eine besondere „Ehrerbietung" durch Großschreibung nicht notwendig ist. Wird aber doch einmal eine Hervorhebung gewünscht, fallen den Bewahrern der Bestattungskultur nur noch fette Buchstaben ein:

Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei,
aber in der Erinnerung
wirst du immer bei uns sein.


(Kieler Nachrichten v. 6.6.2003)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Jörg Metes am 16.02.2003 um 19.32

»Düsseldorf. Es ist Eure Stadt.«
Slogan von 'Pro Düsseldorf' - einer 'Initiative der Stadt, der Unternehmen und der Bürgerschaft'.
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Jörg Metes


eingetragen von Martin Reimers am 05.11.2002 um 17.02

Das großgeschriebene "Du" kommt in Werbesprüchen ausgesprochen häufig vor - obwohl die ja eigentlich nichts mit persönlichen Briefen zu tun haben.
Wahrscheinlich haben die PR-Fritzen ihre heilige Furcht vor der vermeintlich altertümlichen Schreibung in diesem Fall überwinden können, weil ihnen klar war, daß die direkte Ansprache des "potenziellen" Käufers auf diese Art einfach besser funktioniert.

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Martin Reimers


eingetragen von Jörg Metes am 05.11.2002 um 15.20

»Wir verdoppeln Dein Gehalt«

Plakatwerbung von 104.6 RTL Radio, Berlin
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 24.10.2002 um 09.51

Letzte Woche brachte die 'Bild-Zeitung' eine Serie mit dem Titel "Die schönsten Liebesbriefe der Welt". Zitiert wurde aus Briefen von Goethe, Haydn, Hölderlin, Liszt und vielen anderen mehr. Zitiert wurde einerseits zwar in Reformschreibung, andererseits aber durchweg mit groß geschriebenem Du: "... und kann Dir versichern, dass ich vor Erregung fiebere!" (Ausgabe vom 16.10., S.11). Und es wurde viel geduzt in diesen Briefen!
- Verfaßt haben die Serie Ulla Bohn und Kerstin Heuser.
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 14.10.2002 um 09.31

»Mach was Dir schmeckt«

Plakatwerbung
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 14.10.2002 um 09.30

»Frische Pflege für Dich und mich«

Plakatwerbung
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 01.09.2002 um 21.33

»Lebe Deinen Traum«
Plakatwerbung für die neue ARD-Vorabendserie "Sternenfänger" (Sendestart: 3.9.02).
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Jörg Metes


eingetragen von Christian Melsa am 27.08.2002 um 23.09

Man beachte auch die Kommasetzung in dem Text, grauenhaft, hinter vielen Punkten kein Leerschritt, Grammatikfehler ("Für die Briefwahl müsst ihr einen entsprechender Antrag stellen.") - bei der Schludrigkeit stehen einem ja die Haare zu Berge.

Oder der Satz:
"Ihr habt bei der Bundestagswahl die Möglichkeit, eure Erststimme dem Bewerber einer bestimmten Partei und seine Zweitstimme der Landesliste der gleichen Partei zu geben."

Also eure Erststimme und seine Zweitstimme? Ja, wessen denn nun?

Doch die Kampas denken anscheinend, es habe besonders authentische Wirkung, sich auf die vermeintliche Ebene der heutigen Jugend zu begeben: Ach Du, dass musst du doch alles nicht so eng sehen, kommt doch nicht so drauf an.Weiss doch Jeder was gemeint ist. Meine Güte gibts sonst keine Probleme? Immer locker bleiben! Es kommt doch wohl eher auf den Inhalt an nicht auf die Form. Hurra wir verblöden und wer das doof findet ist ein Spießer.Bätsch. Achja, und Rechts. Und dass Du da dann dagegen sein muss ist doch klar, braucht ihr gar nicht groß weiter drüber nach zu denken.


eingetragen von Elke Philburn am 27.08.2002 um 18.34

Wahlbenachrichtigung

Ab 18. Jahren habt Ihr das Recht zu wählen. Jeder Wahlberechtigte erhält bis zum 21.Tag vor der Wahl eine Wahlbenachrichtigung. Solltet ihr wahlberechtigt sein aber keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben, habt das Recht, an den Werktagen vom 20. bis zu 16. Tag vor der Wahl während der allgemeinen Öffnungszeiten die Richtigkeit oder Vollständigkeit der zu Eurer Person im Wählerverzeichnis eingetragenen Daten beim zuständigen Einwohnermeldeamt zu überprüfen. Seid ihr zu Unrecht nicht in ein Wählerverzeichnis eingetragen so erhaltet ihr auf Antrag einen Wahlschein.

Grundsätzlich könnt ihr am Wahltag, den 22. September 2002 von 8 bis 18 Uhr in eurem Wahllokal, wählen gegen. Wo sich das Wahllokal befindet steht auf eurer Wahlbenachrichtigung, die Ihr zur Wahl, neben Eurem Personalausweis mitbringen müsst. Dort bekommt ihr Euren Stimmzettel ausgehändigt und füllt diesen zur Wahrung des Wahlgeheimnisses in der Wahlkabine aus.

Ausnahmsweise könnt ihr, wenn ihr aus wichtigem Grund zur Wahlzeit nicht in euer Wahllokal kommen könnt, auch per Briefwahl wählen. [...]Für die Briefwahl müsst ihr einen entsprechender Antrag stellen.


eingetragen von Christian Stang am 14.08.2002 um 12.33

Mc Paper ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Post AG und verwendet daher - wie das Mutterhaus - die neuen Regeln unter Berücksichtigung der dpa-Schreibweise.


eingetragen von Jörg Metes am 13.08.2002 um 12.06

Die Schreibwaren-Handelskette 'McPaper' wirbt jetzt mit dem Slogan:
Hast Du das Zeug zur Schule?
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 09.07.2002 um 08.33

»Schade das [sic] Du Dich aus dem Verteiler von www.drmotte.de gelöscht hast(...)
Dies ist die letzte e.Mail die Du von diesem Verteiler erhältst.

Viele Grüsse
Dr. Motte«

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Jörg Metes


eingetragen von Theo Grunden am 02.07.2002 um 07.38

NRZ vom 03.07.2002, große Überschrift:

Wie Du mir, so ich dir

(Autor des Berichts: Dagobert Ernst)


eingetragen von Theodor Ickler am 22.06.2002 um 03.58

In weiten Teilen Deutschlands wird Spaß kurz gesprochen. Nachdem die Kommission der süddeutschen Aussprache der Mass zur Ehre der Wörterbuchaufnahme verholfen hat, wäre es recht und billig, auch den Spass, den Fussball usw. anzuerkennen. Dafür spricht auch die Spassgesellschaft, die wohl überwiegend norddeutsch ist, denn die südliche Entsprechung des hier vorbildlichen englischen fun ist ja Gaudi.
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Th. Ickler


eingetragen von Norbert Lindenthal am 21.06.2002 um 21.17

Großplakat der Rheinzeitung im nördlichen Rheinland-Pfalz, Kinder und Familien werden mit einem FamilienPass ausgestattet. Sonderbeilagen und jeden Tag große Inserate in der Rhein-Zeitung. Da kann man nur hoffen, daß die Schreibweise bis Schulbeginn nach den Ferien wieder vergessen wird.


eingetragen von Theo Grunden am 19.06.2002 um 22.52

Freu Dich auf viel Spass, jede Menge Aktionen und tolle Überraschungen!
Nähere Informationen findest Du auf ...
Die Bahn

(in der Einladung zur Pumuckl-Weltkindertour 2002, zur Zeit ganzseitig in Kinderzeitschriften)


eingetragen von Jörg Metes am 19.06.2002 um 09.19

»ASPIRIN
Medizin Deines Lebens
«

Schrifttitel in der Aspirin-Fernsehwerbung
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 17.03.2002 um 16.39

»Praktikums-Plätze
Bei Interesse, wende Dich bitte an die Marktleitung«

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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 16.03.2002 um 18.39

»Britney Spears senkt den Preis
jetzt und hier für Dich«


Pepsi-Cola-Werbung
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Jörg Metes


eingetragen von Theo Grunden am 10.03.2002 um 08.50

mit riesengroßem "Dir":

"Die wecken den Kelten in Dir"

"Meine" höfliche NRZ am 21.02.03 über eine Musikgruppe, die Musik aus Irland, Schottland und der Bretagne spielt.


eingetragen von Jörg Metes am 10.03.2002 um 00.50

»Nicht Du bestimmst das SPIEL...
SPY GAME
DER FINALE COUNTDOWN
Das Spiel bestimmt Dich«

- Plakatwerbung für einen neuen Kinofilm mit Robert Redford und Brad Pitt (Start in Deutschland: 14.3.02).


– geändert durch Jörg Metes am 11.03.2002, 16.50 –
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2002 um 10.53

In den Bild- und Textwitzen minderer deutscher Zeitungen (Nürnberger Nachrichten usw.) wird das du seit der Umstellung durchweg groß geschrieben, wahrscheinlich weil die Agenturschreibung gedankenlos verallgemeinert wird.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 03.03.2002 um 08.55

"Was nicht passt, wird passend gemacht" heißt eine neue deutsche Filmkomödie, die am 7. März in die Kinos kommt. In einigen Szenen wird auch polnisch gesprochen. Die sind dann deutsch untertitelt, zum Beispiel mit: " Verpiss Dich, Du Zuhälter".
Selbst in der herkömmlichen Rechtschreibung war "Du" ausschließlich in Briefen, nicht aber in Dialogen oder eben Untertiteln groß zu schreiben. Folgt man den Reformern, so stellt die Großschreibung von "Dich" und "Du" in "Verpiss Dich, Du Zuhälter" eine besondere Ehrerbietung innerhalb der also nur vermeintlichen Beleidigung dar. Ob die Filmkritiker etwa der 'Frankfurter Rundschau' oder der 'Süddeutschen' diese Feinheit wahrnehmen werden? Und wissen, wie man sie deutet?
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Jörg Metes


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.08.2001 um 16.49

Ankündigung eines Rätsels im SPIEGEL:

Um sieben Ecken musst Du denken
- eine kleine Bedienungsanleitung
und klein Gedrucktes

Der SPIEGEL schreibt ein höfliches Du,
aber ein dusseliges "klein Gedrucktes"

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 07.08.2001 um 14.30

Ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe: Die Reformerhaben - zum Beispiel in der millionenfach vertriebenen Dudenbroschüre von 1996 - immer behauptet, wenn man jemanden duze, bestehe kein Anlaß, "durch Großbuchstaben besondere Ehrerbietung zu bezeugen."
Ehrerbietung! Das haben sie wirklich so geschrieben. Wie kann man die Wörter so nachlässig gebrauchen! Höflichkeit ist keine Ehrerbietung. Und außerdem folgt aus dieser Behauptung, daß wir selbst und unsere Vorfahren seit vielen Generationen in Briefen ständig einen Fehler gemacht haben, ohne es zu merken, diese Deppen: Sie haben Ehrerbietung bezeugt, wo kein Anlaß dazu war!
Ist das nicht eine unverschämte Behauptung?

Aus dieser dämlichen Broschüre stammt übrigens auch der schöne Ausdruck "Regelungsgewalt" den ich als Titel über mein neuester Buch gesetzt habe. Der schlimme Sinn dieses Wortes hat sich ja in den letzten Jahren bewahrheitet.
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 07.08.2001 um 12.29

Ich verstehe. Das Argument. Aber die Reformer nicht. Ich vergess meistens sowieso "Sie" und "Ihnen" groß zu schreiben. -_- Ich finde die Höflichkeitsformen ja okay, aber ich würde es sicher immer wieder vergessen...

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 16.06

Natürlich mit der Verwechslungsgefahr. Wenn man zwischen "Sie"/"Ihnen" und "sie"/"ihnen" nicht mehr unterscheiden kann, versteht man bald gar nichts mehr. Also "Unterscheidungsschreibung", wie die Orthographen sagen.
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 06.08.2001 um 15.56

Und womit wird es dann begründet?
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 15.18

zu Jansen (Nachrichtenseite):

Natürlich ist die Höflichkeitsgroßschreibung eine reine Konvention, wie andere Sitten auch. Deshalb geht sie den Staat nichts an.

Übrigens ist der Ausdruck "Höflichkeitsgroßschreibung" auch nur eine Konvention. Man darf nicht zuviel heraus- oder hineinlesen. Also nicht zum Beispiel, daß man dann von Fall zu Fall wechseln würde, je nachdem, wie höflich man sein will. DAS gehört nicht zur Konvention. Auch ein Du in einem denkbar groben Brief wird herkömmlicherweise groß geschrieben. Natürlich kann man jedes "du" in Briefen auch klein schreiben. Das ist weniger üblich und zeugt von einer gewissen Ungebildetheit, mehr nicht.

Die Reformer haben bekanntlich stets argumentiert, wenn man jemanden duze, brauche man ihm keine besondere "Ehrerbietung" zu bezeigen; daher sei die Großschreibung fehl am Platze. Das erinnert an die Roten Garden, allerdings auf Gartenzwergformat zurückgenommen. Das kulturrevolutionäre Klima, in dem solche Gedanken reiften, kann man in der Dokumentation zur GEW-Tagung "vernünftiger schreiben" wiedererkennen.
Die Großschreibung von "Sie" ist übrigens keine Höflichkeitsgroßschreibung, sondern anders begründet.
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Th. Ickler


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