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eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.05.2021 um 04.33

Helmut Berschins Kritik des Buches von Henning Lobin schließt auch eine vernichtende Kritik der Rechtschreib„reform“ ein. Sie sei hier nachgetragen:

Die Rechtschreibreform sollte „die Schriftsprache logischer und leichter erlernbar machen“ (Pressemitteilung). Letzteres ist beweisbar nicht eingetreten, konnte es auch nicht, weil die neuen Regeln (die dann bis 2006 teilweise zurückgenommen wurden) die Wortschreibung nicht vereinfachten, sondern nur punktuell veränderten. Unter dem Strich also eine Nullreform, allerdings mit – betriebswirtschaftlich ausgedrückt – enormen „Transaktions-kosten“ und einem Vertrauensverlust der Verantwortlichen: Wer die Erfahrung dieser Reform gemacht hat, wird die Kompetenz des Staates und des IDS in politischen Sprachfragen skeptisch beurteilen. Lobin formuliert das so: „Bis in die Gegenwart wirken sich die erbittert geführten Auseinandersetzungen zur Rechtschreibreform von 1996 aus“ (S. 31).

tichyseinblick.de 26.4.2021


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2021 um 07.41

Der Vorsitzende (seit 2018) Henning Lobin des linken Instituts für deutsche Sprache, das seit Jahrzehnten unser Deutsch zur Rechtschreib„reform“ hin instrumentalisiert und den staatlichen Reformterror gefördert hat, führt den Kampf, oder besser gesagt „den Krampf“, in einem Buch weiter, indem er den normalen bürgerlichen Beharrungswillen für „Rechts“ erklärt:

Henning Lobin,
Sprachkampf.
Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert,

Dudenverlag, Berlin 2021, 186 Seiten, 15.- €
Der emeritierte Romanist Helmut Berschin kontert darauf in einer Kritik bei Roland Tichy:
Wer die Sprache politisiert
Institut für Deutsche Sprache – Sprachkampf gegen Rechts
Von Helmut Berschin
Hier sei nur der letzte Abschnitt der Kritik zitiert:
Verfassungsschutz – bitte übernehmen!

Die Initiative „Schluss mit dem Genderunfug“ (2019) wurde vom „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) organisiert, dem Lobin Kap. 4 „Ein Kampfverband: Der Verein Deutsche Sprache“ widmet. Der VDS und dessen Vorsitzender, „der wütende Herr Kramer“ (S. 72), machen eine resonanzstarke Öffentlichkeitsarbeit, die Lobin nicht gefällt: „2020 etwa waren es die Mitglieder der Rundfunkräte sämtlicher öffentlicher Sender in Deutschland, etwa 500 Personen, die [wegen phonetischen Genderns: Bürger + kurze Pause + innen] angeschrieben wurden“ (S. 75). ...

Was Lobin am VDS so stört, dass er sich in Polemik und persönliche Details verliert, bleibt zunächst rätselhaft. Die Auflösung geben Kap. 5 „Das Parlament als Aufmarschgebiet der AfD“ und Kap. 6 „Sprachkampf – identitäre Politik mit anderen Mitteln“.

Lobin schlägt hier einen argumentativen Bogen vom zivilgesellschaftlichen VDS zu einer politischen Partei, der AfD, die häufiger als andere Parteien Sprachfragen parlamentarisch aufgreift. Der VdS habe der AfD „den Teppich dafür ausgerollt, das Thema ‚deutsche Sprache‘ als einen moderaten Ersatznationalismus etablieren zu können“ (S. 124).

Nun ist die AfD für den Verfassungsschutz ein „Verdachtsfall“. Und der VDS? Müsste also beobachtet werden. Lobin sagt das nicht direkt. Aber sein Buch, das zahlreiche Hinweise auf „Unterstützungsnetzwerke“ und Personalia gibt (so erfahren wir in Anm. 27, dass der TE-Autor Josef Kraus „Mitglied im Rotary-Club“ ist), lässt sich auch als Denunziationsschrift lesen – zu Händen des Verfassungsschutzes.

Wer politisiert die deutsche Sprache?

Abschließend, in Kap. 7 „Frontbesichtigung“ und Kap. 8 „Eindämmungsstrategien“, nimmt Lobin die eingangs beschriebenen „Sprachschlachten“ wieder auf, macht einige eigene Friedensvorschläge und wendet sich grundsätzlich „gegen die Politisierung von Sprache und Sprachgebrauch“ (S. 162).

Diese Forderung ist durchaus vernünftig, aber leider will Lobin nicht zur Kenntnis nehmen, dass der öffentliche Sprachgebrauch heute durch politische Korrektheit (PC) und Genderdeutsch massiv politisiert ist und wird...

Die PC sei nur eine „sprachliche Rücksichtsnahme“ (S. 155) und das Gendern „ein Indikator dafür, dass der Sprecher oder die Sprecherin diesen Gegenstand [die Gleichstellung der Geschlechter] als relevant anerkennt“ (S. 142). „Viel gefährlicher“ – Achtung Verfassungsschutz! – als „linke Sprachpolitik mit ihren zuweilen wirklichkeitsfremdem Forderungen“ und „weitaus schwieriger zu erkennen“ sei „die nationalidentitäre sprachpolitische Agenda“ der AfD und ihrer Netzwerke (S. 158). Damit diese Gefahr sofort deutlich wird, lautet der Untertitel des Buches: „Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert“...

tichyseinblick.de 26.4.2021
Treffend sind in der vorliegenden Besprechung ebenso Berschins Bemerkungen zur Rechtschreib„reform“, in der auch die IDS-Leute ihre (f)linken Finger drin hatten. Chaim Noll wunderte sich kürzlich, daß Henryk M. Broder seit einiger Zeit unter „Rechts“ eingeordnet wird. Der wirtschaftsliberale Kapitalist Tichy soll mit dergleichen Veröffentlichung nun sogar noch rechter sein. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Es muß wohl mit Merkels Verschiebung des Koordinatensystems nach links zusammenhängen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2019 um 08.45

10. April 2019, 14:50 Uhr – Update: 09. Mai 2019, 03:33 Uhr

Institut für Deutsche Sprache benennt sich nach Leibniz

Mannheim (dpa) Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim hat den Philosophen Leibniz in seinen Namen aufgenommen. Es heißt jetzt «Leibniz-Institut für Deutsche Sprache». Dies sei ein Bekenntnis zur Leibniz-Gemeinschaft, dem Zusammenschluss der von Bund und Ländern getragenen Forschungseinrichtungen, teilte das IDS am Mittwoch mit.

Das IDS erforscht und dokumentiert die deutsche Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Institutsdirektor ist seit vergangenem Jahr der Sprachwissenschaftler Henning Lobin. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) gilt als letztes Universalgenie der Wissenschaftsgeschichte. Der gebürtige Leipziger war unter anderem Philosoph, Mathematiker, Linguist, Historiker und Paläontologe.

Neben der Leibniz-Gemeinschaft treiben auch die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft die außeruniversitäre Forschung in Deutschland voran.

stimme.de 9.5.2019

Siehe auch dies


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2014 um 16.14

50 Jahre Institut für Deutsche Sprache

Den Menschen auf den Mund schauen

Seit 50 Jahren gibt es das Institut für Deutsche Sprache. Über 100 Wissenschaftler arbeiten dort und beschäftigen sich mit drei Arbeitsbereichen: Grammatik, Lexik und Pragmatik. Ihre Hauptaufgabe sieht die Einrichtung in der möglichst umfassenden und detaillierten Erforschung der deutschen Sprache.

Am 19.April 1964 wurde das Institut für Deutsche Sprache (IDS) gegründet. Die außeruniversitäre Einrichtung hat ihren Sitz in Mannheim. Finanziert wird die Stiftung des bürgerlichen Rechts aus Landes- und Bundesmitteln. Das Jahresbudget liegt bei rund 11 Millionen Euro...

Der Direktor des Instituts, Ludwig Eichinger, packt die grundsätzliche Aufgabe des Instituts in eine kurze Formel: "Wir haben das Ziel, möglichst viel über das Deutsche, möglichst genau Bescheid zu wissen." ...

Anders als bei unseren französischen Nachbarn soll es laut IDS-Direktor Eichinger keine Sprachendiktatur geben, die genauestens vorschreibt, was richtig und was falsch ist...

Aber auch die objektive fachliche Beratung und die Schlichtung bei der sehr heiß geführten Diskussion um die Rechtschreibreform von 2006 sind wichtige Aufgaben, die eine Einrichtung wie das IDS notwendig machen.

"Und das ist auch die Rechtfertigung so eines Instituts, dass man für die deutsche Sprache das Wissen in dieser Größenordnung bereitstellen möchte und die Universitätsforschung sich daran auch bedienen kann und ihre Spezialforschungen daran anschließen kann", sagt Eichinger.

deutschlandfunk.de 17.4.2014

Offensichtlich hat die fachliche Beratung durch das überflüssige Institut nicht nur die überflüssige „Reform“ nicht verhindert, sondern die Implementierung von Blödsinn geradezu gefördert, wie Eichinger 2009 zugeben mußte:

REUTLINGEN. »Wir sind ja auch zuständig für die Rechtschreibreform. Ich gestehe es.« Das Geständnis kommt ihm leicht über die Lippen, und Ludwig Eichinger schmunzelt dabei. Doch der Direktor des Instituts für deutsche Sprache (Mannheim) verteidigt die neuen Regeln trotzdem vehement: Was Duden und andere dem Volk vor hundert Jahren verordnet hätten, das sei einfach nicht mehr tragbar gewesen. [... was für eine Fachidiotie!] Ist das heute gültige Regelwerk tragbar?

Na ja: Es ist erträglich, erfuhren die fünfzig Zuhörer des jüngsten »Zeitgespräches«, ...

Tut mir Leid? Tut ihm leid, »das war ein echter Fehler« bei der Rechtschreibreform. Aber Gämse oder Gemse, Stängel oder Stengel? Für Ludwig Eichinger ist, was viele - auch Reutlinger - nervt, offenbar gar nicht so wichtig ...
Reutlinger General-Anzeiger 27.6.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.12.2011 um 07.28

Theodor Ickler schreibt bei FDS anläßlich des gestrigen Welt-Artikels zu Guratzsch:

Für die neu Hinzugekommenen möchte ich noch einmal daran erinnern, daß Dankwart Guratzsch, obwohl eigentlich für Architektur und Städtebau zuständig, zusammen mit Kurt Reumann wohl am ausdauerndsten und entschiedensten gegen die Rechtschreibreform gekämpft hat. Diese beiden waren auch zusammen mit Dieter Roth zur Mannheimer Anhörung erschienen und wurden vom IDS buchstäblich hinausgeworfen, angeblich weil kein Platz im Raum sei - wo aber dann doch lauter unbekannte Menschen herumsaßen und den wirklich Eingeladenen nicht einmal vorgestellt wurden, wahrscheinlich Spitzel von diversen Ministerien. Das gehörte zur Strategie der Reformer und des IDS (wann wird dieses Institut endlich aufgelöst?), die Öffentlichkeit auszuschließen.

Guratzsch hat auch schon 1973 (!) eine Rechtschreibreform verhindert, jedenfalls war sein Gespräch mit Kultusminister Hahn von großer Bedeutung.

Th. Ickler 30.11.11.

Das Interview mit Hahn hatte ich hier nachgetragen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2011 um 08.04

Am 10.11.1997 gab das Institut für die deutsche Sprache (IDS) für das Bundesverfassungsgericht eine Stellungnahme zur Klage gegen die Rechtschreibreform ab. Dieses Dokument ist hier noch nicht gespeichert – ein Dokument der Dramatisierung alter Unregelmäßigkeiten (die durch geringe Lockerungen hätten entschärft werden können), der Verharmlosung der neuen Spaltung der deutschen Schreibkultur und der billigen Entkräftung der Einwände der Klage. Hier vorerst nur einige Sätze aus dem Werk der Propagandazentrale für die Reform (Fettdruck hinzugefügt):

„Genereller Zweck der Neuregelung ist es, das Schreiben zu erleichtern ohne das Lesen zu erschweren. Von diesen Erleichterungen profitiert zunächst der schulische Schreibunterricht. Erwachsene, besonders Vielschreiber, welche die orthographischen Änderungen übernehmen, müssen sich wie bei allen gewöhnungsbedürftigen Neuerungen umstellen, was aber nach den bisherigen Erfahrungen nur für kurze Zeit erhöhte Aufmerksamkeit beim Schreiben erfordert. Erwachsenen, die bisher nur wenig schreiben, soll durch die Neuregelung eine stärkere Beteiligung an schriftsprachlicher Kommunikation erleichtert werden…“

„Vorauszusehen ist, dass eine Entscheidung, die eine Weiterführung der Reform ermöglicht, die oft leidenschaftlich geführte öffentliche Diskussion nicht sofort beruhigen wird. Auch die ab 1902 in Schulen und öffentlicher Verwaltung eingeführte Rechtschreibung hat zu Protesten geführt und ist seinerzeit von manchen Schriftstellern nicht übernommen worden. Kaiser Wilhelm II hat sie erst elf Jahre später in Schriftstücken, die für ihn persönlich bestimmt waren, zugelassen. Ähnlich beharrlichen Widerstand wird es wohl auch jetzt geben. Spätestens mit der zwischenstaatlich vereinbarten definitiven Einführung der Neuregelung ab 1.8.1998 werden aber wohl die öffentlichen Proteste, die nur z.T. mit Sprache oder Rechtschreibung zu tun haben, nachlassen…“

„Zu einem Stop der weiteren Umsetzung der Rechtschreibreform wäre zu überlegen, wie es mit der weiteren Pflege der Rechtschreibung und ihrer Vermittlung in der Schule weitergehen kann und soll. Eine Rückkehr zum status quo ante, d.h. zu einer Regelung, nach der „im Zweifel die Schreibung im ‚Duden’“ gilt, ist kaum vorstellbar, zumal auch der ‚Duden’ sich für die Neuregelung entschieden hat und sie in seinen neuen Publikationen anwendet…“

„Eine Festschreibung der bisherigen Rechtschreibung für Schule und öffentlichen Dienst, gleichgültig ob im ‚Duden’ oder anderen Nachschlagewerken kodifiziert, würde auch alle Nachteile und Kuriositäten der alten Orthographie perpetuieren; z.B. das Trennverbot für st (Trenne nie st, denn es tut ihm weh’) und inkonsistente Schreibungen wie in bezug auf gegenüber mit Bezug auf, radfahren gegenüber Auto fahren, hassen gegenüber Haß und häßlich, von kasuistischen Regeln für das Komma vor und und oder (Regel, Ausnahmeregel und Ausnahme von der Ausnahme) ganz zu schweigen. Die auch von einzelnen Linguisten an Teilen der Neuregelung geübte Kritik, mit der die zwischenstaatliche Rechtschreibkommission am IDS konstruktiv umgeht, sollte nicht über die großen Unzulänglichkeiten der bisherigen Regelung hinwegtäuschen, die bei einem Stopp der Reform weiteren Millionen Kindern auf unabsehbare Zeit als richtig und wichtig beigebracht werden müssten. Wir hoffen deshalb, dass der weiteren praktischen Umsetzung der orthographischen Neuregelung keine verfassungsrechtlichen Gründe entgegenstehen…“

Dr. Wolfgang Mentrup Prof. Dr. Gerhard Stickel

http://uk-online.uni-koeln.de/remarks/d5134/rm2169512.pdf

„Stopp“ wird als Wort niederdeutscher Herkunft alt und neu mit zwei p geschrieben.

Eine durch die „Reform“ erzeugte stärkere Beteiligung von Wenigschreibern an der allgemeinen „schriftsprachlichen Kommunikation“ hat mit Sicherheit nicht stattgefunden. Vielmehr sind die Deutschen zu einem Volk von Schreibstümpern herabgesunken.

Die Überflüssigkeit einer Reform nach einer sinnvollen geringen Lockerung der starren Duden-Regeln wird überhaupt nicht erwogen.

Der tödlichste Angriff auf die Schreibtradition wird verharmlost: Die 600jährige Geschichte des „ß“ wird verschwiegen und seine graphische Bedeutung als angebliche Unregelmäßigkeit dargestellt, zugleich wird die neue Unregelmäßigkeit in der angeblich verbesserten Stammschreibung, etwa „Fluss“ – „fließen“, unterschlagen.

Daß „auch der ‚Duden’ sich für die Neuregelung entschieden hat“, ist üble Falschmünzerei. Schließlich blieb dem Verlag angesichts der Schülergeiseln nichts anderes übrig.

Geradezu grotesk ist der Hinweis auf die Millionen Kinder, denen angeblich Unzulängliches „als richtig und wichtig beigebracht werden“ müßte, wenn ihnen nun stattdessen Albernheiten wie „belemmert“ von „Lamm“ ebenfalls als richtig und wichtig eingehämmert werden.


Siehe auch IDS im Halbdunkel, Stickel zu den Protesten, Roth zur „Geringfügigkeit“.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 27.10.2009 um 20.15

Ein Berliner Museum macht uns auf folgende Seite des Rechtschreibrats aufmerksam:

http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/links/

Weiterführende Links

Die Relevanz des Themas bringt es mit sich, dass eine große Anzahl an Linkszur Rechtschreibung existiert. So halten z.B. die einschlägigen Verlageunentgeltich Materialien bereit.
Da eine auch nur annährend vollständige Auflistung nicht geleistet werdenkann, beschränken wir uns an dieser Stelle auf zweierlei Hinweise:

  1. Auf die Adresse www.radio-luma.net, unter der sämtliche Pressekonferenzen des Vorsitzenden des Rats archiviert sind.
  2. Auf die Seiten der staatlichen Stellen der Mitgliedsländer. Die staatlichen Stellen sind zuständig für alle Belange, die die Umsetzung der neuen deutschen Rechtschreibung betreffen wie, z.B. zu den Übergangszeiten:

    für Deutschland: www.kultusministerkonferenz.de
    für die Schweiz: www.edk.ch
    für Österreich: www.bmukk.gv.at
    für Liechtenstein: www.llv.li/amtsstellen/llv-sa-home.html
    für Bozen-Südtirol: www.schule.suedtirol.it/pi/
    für Belgien: www.unterrichtsverwaltung.be


Zitiert von: rechtschreibrat.ids-mannheim.de/links/ am 27.10.2009


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2007 um 16.04

Gefunden im "elexiko-Wörterbuch" des Mannheimer IDS:

Normgerechte Schreibung: Leid tun
Worttrennung: Dieses Wort ist nicht trennbar.
Variante in alter Rechtschreibung: leidtun


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2007 um 17.52

Neben der „Rechtschreibreform“ betreibt das Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim auch andere nutzlose Projekte. Man kann z.B die „Kookkurrenz“ gespeicherter Wörter in Texten abrufen. Wenn man allerdings den Begriff „Rechtschreibreform“ aufruft, erhält man in der Mehrzahl „Kookkurrenzen“, die auf den fragwürdigen Charakter und die geringe Akzeptanz dieses Unternehmens hinweisen:

Volksbegehren, umstritten, Gegner, Einführung, Stopp, Umsetzung, Streit, Volksentscheid, stoppen, Kultusminister, Initiative, Rücknahme, Bundesverfassungsgericht, Verwaltungsgericht, Kultusministerkonferenz, Niedersachsen, aussprechen, ausgesprochen, Bürgerinitiative, Regel, Verfassungsbeschwerde, Schreibweise, Boykott, befassen, deutschsprachig, Erlaß, kippen, Volksinitiative, Deutschlehrer, Eilantrag, Grundrecht, boykottieren, Schulbuchverlag, Aussetzung, Diktat, Kläger, rückgängig, Inkrafttreten, Rechtens, Gerichtsentscheidung, wittern, Schulbuch, Schwachsinn, Morgenluft, Rechtschreibung, Akzeptanz, Eilentscheidung, entflammen, Vereinfachung, Hauptsacheverfahren, Rechtmäßigkeit, Regelwerk, Tauziehen, Telegramm, Umkehr, Sprachwissenschaftler, zurückweisen, ungeliebt, Unsinn, Expertengruppe, Holstein, Orthographie, Dichtung, Reformgegner, Verfassungsmäßigkeit, Verwaltungsgerichtsverfahren, Majonäse, verfassungsgemäß, Aufschub, Erziehungsrecht, Fina, Sprachpflege, Starttermin, unsinnig, Eindeutschung, stattgeben, zurücknehmen, Eilverfahren, Elternpaar, Fremdwort, orthographisch, Sabotage, sprachwissenschaftlich, Schulunterricht, unsäglich, Kleinschreibung, Parlamentsausschuß, Urheberrecht, Prüfstand, Schreibung, Vorgeschichte, Entschiedenheit, Maßgabe, verkorksen, Amtssprache, einlenken, Unterschriftensammlung, antasten, inkonsequent, Lehrerverband, Mißgeburt, unselig, vollmundig, Wirrwarr, Endphase, leidig, Spitzengespräch, vorwegnehmen, Kippe, Anfechtung, einstampfen, Anglizismus, mißlungen, übereilen, Unterschriftenliste, wettern, Musterprozeß, Schulsenatorin, Hickhack

http://corpora.ids-mannheim.de/ccdb/

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2003 um 21.17

Die Reform der Orthographie —
einer Lösung nahe?


Von Wolfgang Mentrup

„Auf Einladung Österreichs fand am 4. und 5. Dezember 1986 in Wien eine Konferenz zur Reform der deutschen Rechtschreibung statt, an der hohe Beamte und Sprachwissenschaftler aus Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik (als Beobachter), Italien-Südtirol, Liechtenstein, Luxemburg (als Beobachter), Österreich und der Schweiz teilnahmen. Grundsätzliches Einvernehmen wurde darüber erzielt, die auf der Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin erreichte einheitliche Regelung der deutschen Rechtschreibung den heutigen Erfordernissen anzupassen. Insbesondere geht es darum, die in vielen Teilbereichen der Rechtschreibung im Laufe der Zeit kompliziert gewordenen Regeln zu vereinfachen.“

So beginnt die Abschlußerklärung, die von den rund 30 Teilnehmern der „Wiener Gespräche zu Fragen der Rechtschreibreform“ verabschiedet wurde. Überraschend war denn schon, daß es hohe politische Beamte waren, die zusammen mit Wissenschaftlern ihre Bereitschaft bekundeten, die deutsche Rechtschreibung zu reformieren. Denn ein früherer Versuch, in ähnlicher Zusammensetzung ins Gespräch zu kommen, scheiterte vor mehr als zehn Jahren; und dieser vorletzte Versuch war in der nun länger als 85 Jahre andauernden Reformdiskussion der erste in seiner Art.

Der Hinweis auf die Orthographische Konferenz von 1901 führt weiter zurück zur 1. Orthographischen Konferenz von 1876 in Berlin. Auf beiden ging es um die „Herstellung größerer Einigung“ (1876) beziehungsweise die „Einheitlichkeit“ (1901) „der deutschen Rechtschreibung“ (1876/1901), die mit den noch heute amtlichen „Regeln für die deutsche Rechtschreibung“ 1901/1902 erreicht wurde.

Statt die Regeln, wie schon damals gefordert, zu reformieren, sind diese in vielen Bereichen seither so kompliziert gemacht worden, daß ihre Vereinfachung dringlicher ist als je zuvor – womit die Notwendigkeit der 3. Orthographischen Konferenz, die mit den Wiener Gesprächen 1986 nunmehr ihre erste Sitzung hatte, begründet ist.

Der Weg zum Besseren ist mit vielen Vorschlägen gepflastert. Seit 1901 ist im Schnitt pro Jahr mindestens ein Vorschlag zur Reform entwickelt worden: rund 90 Marksteine auf dem langen Weg als Bilanz der Erfolglosigkeit?

Nicht ganz! Seit etwa zehn Jahren werden alle sechs Bereiche der Rechtschreibung, die in der Diskussion sind, von Arbeitsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland, in der DDR, in Österreich und in der Schweiz systematisch bearbeitet und die Ergebnisse aufeinander abgestimmt. Und – so die Abschlußerklärung: „Beim nächsten Wiener Gespräch (Dezember) 1988 sollen die Neuregelungsvorschläge, die bis dahin von den Wissenschaftlern erarbeitet und international abgestimmt worden sind, auf ihre politische Umsetzbarkeit erörtert werden.“

Erörtert werden können dann außer den Neuregelungsvorschlägen zur Groß- und Kleinschreibung (erarbeitet in Wien 1982 im Sinne der Substantiv-Kleinschreibung) und zur Worttrennung (Rostock 1984) auch der zur Zeichensetzung (Mannheim 1986/1987) und der zur Zusammen- und Getrenntschreibung (Zürich September 1987). Zur Laut-Buchstaben-Beziehung und zur Fremdwortschreibung werden zumindest Vorschläge einzelner Gruppen vorliegen. Allerdings soll die umstrittene(re) Groß- und Kleinschreibung erst nach Behandlung der anderen fünf Bereiche „in Angriff genommen werden“.

Das Ziel der 3. Orthographischen Konferenz ist eine zwischenstaatliche Vereinbarung darüber, daß neue und einfachere „Regeln der deutschen Rechtschreibung“ anstelle der von 1901/1902 in allen betroffenen Staaten verbindlich werden und daß die so erreichte Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschschreibenden Raum auch in Zukunft erhalten bleibt.

Wissenschaftlich war eine Reform der deutschen Rechtschreibung noch nie so gut vorbereitet wie heute; und zudem – wohl auch darin begründet – besteht auf politischer Ebene eine größere Bereitschaft dazu als je zuvor. Falls all dies nicht innerhalb der nächsten Jahre – sagen wir bis 1991 – eine Reform der deutschen Rechtschreibung bewirkt, wird es in absehbarer Zeit keine Reform geben.

Dr. Mentrup ist Mitglied der
Kommission für Rechtschreibfragen
und arbeitet am
Institut für deutsche Sprache,
Mannheim.


Spektrum der Wissenschaft 8/1987, Monatsspektrum S. 23

Damals habe ich ahnungslos den Artikel überflogen und mich nur gewundert, daß die Zeitschrift einen so außerwissenschaftlichen Text abgedruckt. Der seltsame Name Mentrup blieb mir allerdings im Gedächtnis haften.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 30.11.2003 um 06.04

In einer Broschüre zum 25jährigen Bestehen des IDS berichtete Wolfgang Mentrup 1989 über den Stand der Arbeiten zur Rechtschreibreform. Er beschließt seinen rund 7 Seiten langen Bericht mit der Frage: "Haben Sie bemerkt, das dieser Beitrag nach dem 'Vorschlag zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung' geschrieben ist?"


Nachdem das wichtigste Anliegen der Reformer, die "gemäßigte Kleinschreibung", zurückgestellt worden war, blieb an Änderungen, was diesen Artikel betrifft, nur noch die Einheitsschreibung "das" auch für die Konjunktion - wofür der zitierte Satz gleich ein Beispiel liefert; der Text enthält noch drei weitere, darunter diese Stelle:
"Es geht heute nicht mehr an, das nach der ersten Welle der öffentlichen Stellungnahmen mit der öffentlichen bzw. veröffentlichten, zum Teil negativen Kritik diese in der Öffentlichkeit undiskutiert bleibt ..."
Man muß hier eine ganze Weile lesen, bis man merkt, daß es sich nicht um den Artikel "das", sondern die Konjunktion handelt - nicht gerade ein Gewinn.
Das Erschütterndste ist aber, daß Mentrup zugleich auf die dreißig(!) Sitzungen der Reformkommission allein seit 1977 hinweist, die er selbst organisiert hat. Hier kreißte also wirklich der berühmte Berg, um ein Mäuschen zu gebären. Mentrup hätte allen Grund gehabt, nicht aufs neue sein provokatives Sätzchen an den Schluß zu stellen.

Mentrup hat immerhin das Verdienst, die schlichten Ziele der Reform immer wieder ebenso schlicht ausgedrückt zu haben, so daß man sich ein Bild machen kann:

"Die zentrale Änderung besteht darin, daß wir die Hauptwörter klein schreiben wollen; und zwar deswegen, weil hier die Fehlerquote in den Schulen bei ca. 20% aller Rechtschreibfeler liegt; d. h. durch eine Änderung würde hier eine geringere Fehlerquote mit Sicherheit zu erwarten sein."
(W. Mentrup in einer Diskussion im WDR am 25. 9.1982, abgedruckt in Mitteilungen des IDS 8, 1982:156)

– geändert durch Theodor Ickler am 30.11.2003, 17.44 –
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 29.10.2002 um 15.35

Unter

http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/grammis/grammis_wortbuch.ansicht?v_kat=Orthographie

kann man in einem IDS-eigenen Rechtschreibwörterbuch blättern und angeblich alles finden, was sich durch die Reform geändert hat. Allerdings stellt man bald fest, daß sich dieses Wörterbuch keineswegs auf dem Stand der Neuregelung befindet, wie er durch die Beschlüsse der Kommission zur Zeit beschaffen ist. Sehr verblüffend ist auch das vollständige Fehlen von Einträgen, die mit w- beginnen. War da nicht was mit "wohl-" und "wieder-"?

Bleibt zu hoffen, daß das IDS es unter seinem neuen Direktor schafft, den Misthaufen wegzuräumen.
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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 15.03.2002 um 19.04

Ist das Thema nicht das "IDS", meine Herren und Damen? Oder täusche ich mich?

Ich verweise auf Theodor Ickler: "IDS?" In: http://www.rechtschreibreform.com/ Forum > Rechtschreibforum, Strang "Radio und Fernsehen" vom 20.11.2001 05.22

Ein kleiner Auszug daraus:
"Das IDS zu beobachten, wird in Zukunft recht interessant sein. Ob es nach dem Ausscheiden von Direktor Stickel überhaupt noch jemanden dort gibt, der bereit ist, den Unsinn Rechtschreibreform zu verteidigen? Die Kommission betreibt ihre Internetseite zwar unter dem Dach des IDS, aber dort ist deutlich vermerkt, daß das IDS inhaltlich nicht für die Kommission bürgt. Die deutsche Sprachwissenschaft bleibt kompromittiert, solange es da irgendeine Verbindung gibt. (...)"
_________________

Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de


– geändert durch Manfred Riebe am 17.03.2002, 08.46 –


eingetragen von Reinhard Markner am 12.03.2002 um 13.29

Die Reformer scheuen (schäuen) nicht davor zurück, neue Schreibungen als allein zulässige einzuführen, vgl. "platzieren" und andere. Man muß berücksichtigen, daß Uneinigkeit in der Kommission ("Orthographie/Orthografie") und politische Rücksichtnahmen im Spiel waren. Zum Teil war bis zum letzten Moment unklar, ob die herkömmliche Schreibung weiterhin toleriert werden würde.


eingetragen von Christian Melsa am 12.03.2002 um 12.44

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Warum den Leuten etwas - womöglich neu Erdachtes - zum Fraß vorwerfen, wenn man es auf die Dauer doch nicht will? Unökonomischer geht's gar nicht.
Ökonomisch ist das ja sowieso alles von vorne bis hinten nicht. Aber der Grund, daß dieselben Leute Varianten einführen, die diese doch andererseits gar nicht wollen, liegt wohl darin, daß man auf diese Weise neue Schreibweisen in die Wörterbücher mogeln kann, die im Kontext der ganzen Angelegenheit von manchen Zeitgenossen als hochmodern, progressiv, zukunftsweisend angesehen und deswegen stolz eingesetzt werden. Protestiert jemand gegen Orthografie oder Potenzial, so können die Reformer dem immer noch entgegenhalten, alles sei doch halb so schlimm, man "dürfe" doch ruhig weiterhin Orthographie und Potential schreiben. Dankbar müsse man ihnen sozusagen für diese milde Nachsicht sein. Dann können sie sich für ihre "Behutsamkeit" auf die eigene Schulter klopfen, wie man ja oft genug beobachten konnte.


eingetragen von Elke Philburn am 12.03.2002 um 12.22

Nee, ich wollte das ja auch gar nicht gutheißen, im Gegenteil. Allein schon die Äußerung "Varianten auf Dauer will ja eigentlich niemand" zeigt die Widersprüchlichkeit der ganzen Sache: Warum den Leuten etwas - womöglich neu Erdachtes - zum Fraß vorwerfen, wenn man es auf die Dauer doch nicht will? Unökonomischer geht's gar nicht.

Ihrem Kommentar kann ich nur zustimmen.


eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2002 um 04.22

Varianten sind Übergangserscheinungen, gewiß, aber man soll sie nicht ohne Not vermehren oder vermindern. Unterdrückt man welche, so schafft man eine "Fehler"-Quelle. Führt man neue ein, schafft man "Unsicherheit". Hier hilft nur Augenmaß. Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung kennt sich nach der Reform niemand mehr aus; sogar die Reformer geben zu, daß sie hier etwas falsch gemacht haben, und versuchen seit fünf Jahren, den Fehler zu korrigieren, ohne daß es wie eine Regeländerung aussieht (Rücksicht auf Verlagslobby).

Bei W. Kürschner zum Beispiel hat sich die Meinung festgesetzt, wer einen deskriptiven Ansatz verfolgt, müsse entweder die Statistik entscheiden lassen oder alles und jedes aufnehmen, was irgendwo zu finden ist. Ich habe dem ganz pragmatisch eine Darstellung der deutschen Schriftsprache entgegenzustellen, die sowohl üblich als auch (naturgemäß) sinnvoll ist, und ich sehe Verbesserungsmöglichkeiten eigentlich nur im Rahmen dieser beiden Vorgaben. Die Aufgabe ist aber nicht besonders schwer zu lösen, wenn man sie sich nicht durch weltfremde Grundsatzüberlegungen künstlich erschwert.
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Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 11.03.2002 um 20.29

Varianten auf Dauer will ja eigentlich niemand, sie sind in unseren Augen immer nur Zwischenstationen auf dem Weg zu einer neuen Schreibung. Von daher ist es geradezu notwendig, in den Wörterbuchern neue Varianten ohne detaillierte Charakterisierung anzubieten, den Schreibbrauch aber sehr genau zu beobachten und in Zukunft, d.h. bei Gelegenheit einer neuen Auflage, aus den Beobachtungen Konsequenzen zu ziehen.


eingetragen von Manfred Riebe am 11.03.2002 um 13.55

Elke Philburn schreibt: "Wahrscheinlicher ist wohl, daß sich in vielen Fällen doch nur eine Form durchsetzen wird, und auch die Lehrer vielfach nur eine der Varianten vermitteln und auch nur diese nach 2005 als die richtige durchgehen lassen."

Als Berufsschullehrer kann ich dem nur zustimmen. Das Leben und der Beruf verlangen Eindeutigkeit. Die Aufgabe der Schule läßt sich noch immer mit den Worten "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir" (Non scholae, sed vitae discimus) beschreiben.

Die Verwendung von Nebenvarianten (z.B. Orthografie anstatt Orthographie) könnte zum Teil einem vorauseilenden Gehorsam entspringen, sozusagen einer unterwürfigen Verbeugung vor dem Geßlerhut bestimmter Medienkonzerne. Willige Vollstrecker und damit schlechtes Vorbild waren und sind die Nachrichtenagenturen. Die Chefredakteure befinden sich dagegen in Interessenkollisionen: Einerseits fochten viele Chefredakteure lange Zeit wacker für die Pressefreiheit gegen die Rechtschreibreform, andererseits ließen sie sich im Herbst 1998 durch die Desinformationen der Deutschen Presse-Agentur übertölpeln, die im Grunde genommen ein Ausfluß des sogenannten Tendenzschutzes interessierter Verleger sind (Direktionsgewalt). Viele Verleger verhalten sich heutzutage als Gesellschafter von Zeitungsimperien häufig wie kühl rechnende Aktionäre, die für Arbeitsbeschaffung für ihre Druckereien und damit für Gewinnmaximierung sorgen, damit ihre Kasse stimmt. Und was kann es unter diesem kapitalistischen Gesichtspunkt Schöneres für sie geben, als Wörter zur Ware zu machen und sie ständig hin- und herzureformieren?

Der Kommentar des Chefredakteurs des "Münchner Merkur" Ernst Hebeker: "Jeder wie er will" vom 28. Februar 2002, den ich in der Rubrik "VRS" kurz kommentierte, ist ein kleines Aufblitzen von Zivilcourage, ein Aufmucken gegen den Zwang der Medienkonzerne unter Führung des Kraken Bertelsmann.

Die Verwendung von Nebenvarianten ist daneben wohl weniger ein Ausdruck von Individualität, als mehr zum Teil auch ein gewisser spätpubertärer Protest der Alt-68er-Generation (zu der auch Gerhard Augst gehört) und der von ihr Indoktrinierten gegen tatsächliche und vermeintliche gesellschaftliche Normen, Unterdrückungen und Zwänge.

Daß permanente Rechtschreibreformen auch die Arbeitsplätze in den staatlich finanzierten Sprachvereinen "Gesellschaft für deutsche Sprache" (GfdS), Wiesbaden, und "Institut für Deutsche Sprache" (IDS), Mannheim, sichern, erkannte schon sehr früh der ehemalige PEN-Präsident, Gert Heidenreich. Heidenreich hielt am 12. Februar 1998 in Passau die Laudatio auf die Germanistin, Romanistin und Anglistin, Gesamtschulrektorin der Carl-Zeiss-Oberschule Berlin-Lichtenrade, Gisa Berger, die Leiterin der Berliner Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform, die von der "Passauer Neuen Presse" für ihren unerschrockenen Kampf gegen die Rechtschreibreform den BÜRGER-OSCAR 1998 für Zivilcourage erhielt. Gert Heidenreich sagte in seiner Lobrede:
"Sie hat sich auf eine erstaunlich zähe und erfreulich unverzagte Weise gegen jene Kommission gewehrt, deren Mitglieder mit dem großen Lauschangriff auf die Schreibgewohnheiten ihre eigenen Arbeitsplätze gesichert haben."

Man wird auf die Laudatio auf den Germanisten Professor Dr. Hans-Werner Eroms, Universität Passau, gespannt sein, der morgen, am 13. März 2002, im Rittersaal des Mannheimer Schlosses den Konrad-Duden-Preis 2001 der Stadt Mannheim entgegennehmen wird. Konnte er sich als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim) und als Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift "Deutsche Sprache" des Instituts für Deutsche Sprache gegen die Rechtschreibreform wehren?
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Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de

– geändert durch Manfred Riebe am 13.03.2002, 09.39 –


eingetragen von Elke Philburn am 11.03.2002 um 10.22

Zitat:
aus der Webseite:
und danach die alten Schreibungen nicht als falsch, sondern lediglich als veraltet angesehen werden.

Zitat:
Th. Ickler:
Bisher hieß es, daß bis 2005 die alten Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gewertet würden. Nun sollen sie über 2005 hinaus nicht falsch sein.


Ich habe "danach" im Sinne von "dementsprechend" gelesen. Aber es könnte natürlich auch "nach dieser Zeit" bedeuten. Das Beharren auf die Nebenform könnte daher rühren, daß vielen die althergebrachte Schreibung th als der Hauptform gar nicht bewußt ist und man die Neuschreibung, zumal sie mehr ins Auge fällt, bereitwillig übernimmt.

Es würde mich sehr wundern, wenn die Sprachbenutzer, insbesondere die Lehrer, auf lange Sicht das Dickicht von Haupt- und Nebenvarianten überblicken würden.

Wahrscheinlicher ist wohl, daß sich in vielen Fällen doch nur eine Form durchsetzen wird, und auch die Lehrer vielfach nur eine der Varianten vermitteln und nur diese nach 2005 als die richtige durchgehen lassen.


eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2002 um 03.47

Unter http://www.Deutsche-sprache.net findet man eine gemeinsame Seite der Uni Mannheim, des IDS und des DAAD für ausländische Deutschinteressenten. Dort steht:

"Orthografie

Seit dem 1. August 1998 gilt ein neues amtliches Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung. Durch diese Neuregelung ist die deutsche Rechtschreibung systematischer und einfacher geworden. Der Geltungsgrad von Grundregeln wurde erhöht, Ausnahmebestimmungen und Einzelregelungen reduziert. Durch eine maßvolle Veränderung entstand auch kein Bruch mit vertrauten Schriftbildern. Somit wird es auch für Deutsch-als-Fremdsprache-Lernende einfacher, das richtige Schreiben zu erlernen. Wir empfehlen Ihnen, nach Möglichkeit Lehr- und Nachschlagewerke in neuer Rechtschreibung zu benutzen. Wenn Sie aber mit Büchern in alter Rechtschreibung arbeiten, ist das nicht dramatisch, da in der Übergangszeit bis 2005 beide Schreibungen gültig sind und danach die alten Schreibungen nicht als falsch, sondern lediglich als veraltet angesehen werden. Das neue Regelwerk und eine Wörterliste finden sie hier.

Auswahlbibliographie

Duden, die deutsche Rechtschreibung: auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Herausgegeben von der Dudenredaktion [Redaktionelle Bearbeitung: Werner Scholze-Stubenrecht ...]. 22., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 2000. 1152 S. (Der Duden; Bd. 1) ISBN 3-411-04012-2

Die neue deutsche Rechtschreibung: [entspricht dem neuen amtlichen Regelwerk und dem künftigen Schulgebrauch ; mit den neuen Regeln und Schreibweisen für Deutschland, Österreich und die Schweiz]. Verfasst von Ursula Hermann. Völlig neu bearbeitet und erweitert von Lutz Götze. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1996. 1039 S. ISBN 3-577-10625-5

Alte Orthografie:

Duden Rechtschreibung der Deutschen Sprache. Herausgegeben von der Dudenredaktion auf der Grundlage der amtlichen Rechtschreibregeln [Redaktionelle Bearbeitung: Günther Drosdowski ...]. 20., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim: Dudenverlag, 1991. 832 S. (Der Duden in 10 Bänden; 1) ISBN 3-411-04010-6"


Abgesehen von der üblichen verlogenen Propaganda ist diese Auskunft bemerkenswert. Bisher hieß es, daß bis 2005 die alten Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gewertet würden. Nun sollen sie über 2005 hinaus nicht falsch sein. Das gilt zwar in jenem allgemeinen Sinne, in dem jeder Erwachsene weiterhin schreiben kann, wie er will (vgl. Urteil des BVerfG), aber für die Schulen gilt es nicht, und auch zum Beispiel das Goethe-Institut sieht es nicht so vor, sondern wird erklärtermaßen Verstöße gegen die Neuregelung als leistungsmindernd ahnden. Diese Auskunft ist also falsch und gefährlich - oder sollte sie den Rückzug vorbereiten? Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß unter den Nachschlagewerken die nicht mehr lieferbare alte Dudenauflage genannt wird.
Und warum steht neben der Neubearbeitung des Duden die völlig mißlungene und längst ersetzte Erstausgabe des Bertelsmann?
Die beflissene Schreibweise Orthografie ist übrigens Nebenvariante, und man fragt sich, welchen Sinn die "Variantenführung" überhaupt hat, wenn die Reformer selbst die Nebenvariante bevorzugen.
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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 10.03.2002 um 10.58

Der "Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V." (VRS) deckt die Propagandalügen der Rechtschreibreformer und Kultusminister und deren Lobby auf. Das ist der Grund dafür, daß die staatlich finanzierten Sprachvereine, die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Wiesbaden, und das Institut für deutsche Sprache (IDS), Mannheim, die Existenz des VRS im Handbuch "Förderung der Sprachkultur in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme", 1999, unterschlagen haben. Wenn Professor Heinz-Günther Schmitz dagegen den "Umgang des IdS mit dem Verein Deutsche Sprache" beklagt, dann ist das nur die eine Seite der Medaille (siehe unten Theodor Ickler "Das IDS hat versagt" vom 01.02.2002 mit einem Zitat aus Heinz-Günther Schmitz: Anglizismen, Anglizismenkritik und neudeutsche Sprachwissenschaft. In: Vulpis Adolatio. Fs. f. Hubertus Menke. Heidelberg 2001: 702-732; hier 725). Die Rechtschreibreformer Gerhard Augst und Hermann Zabel sind nämlich Mitglieder des "Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache" (VWDS), im April 2000 umbenannt in "Verein Deutsche Sprache" (VDS), Dortmund, der nichts gegen die sogenannte Rechtschreibreform unternimmt und daher ausführlich im Handbuch "Förderung der Sprachkultur in Deutschland" vorgestellt wird.

Das Verschweigen des VRS als eines oppositionellen unabhängigen Sprachpflegevereins ist daher recht aufschlußreich: Man hat Angst vor der Wahrheit, d.h. vor der Information und Aufklärung durch den VRS. Professor Christian Gizewski, Berlin, hat meinen aufklärenden Aufsatz "Was bedeuten 'Wahrung' und 'Förderung' der Sprache und der Sprachkultur?", der das Verhalten der GfdS und des IDS darstellt und daher eine Schlüsselfunktion hat, überarbeitet in seine Internetseite gestellt:
http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOVsRSR/ArchivSO/MRiebe1.htm
Darin zitiere ich auch Gerhard Stickel und seine Presse-Information des IDS vom August 2000: "Die aktuelle öffentliche Diskussion der deutschen Rechtschreibung ist überflüssig".
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Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
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Manfred.Riebe@raytec.de
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eingetragen von Theodor Ickler am 10.03.2002 um 10.05

Aus einer Erklärung des IDS-Direktors Gerhard Stickel vom August 2000 (noch heute auf der Internetseite der Rechtschreibkommission):

"Sachliche Kritik sollte, wenn sie aus konkreten Erfahrungen mit der neuen Rechtschreibung gewonnen wird, der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission übermittelt werden."

Nun, der Hauptteil meines "Kritischen Kommentars" ist der Rechtschreibkommission schon im Januar 1998, zur Mannheimer Anhörung, vorgelegt worden, einzelne Aufsätze (zum Beispiel aus der sehr angesehenen Zeitschrift "Sprachwissenschaft") waren ihr ebenfalls bekannt. Sie ist aber niemals auch nur mit einem Wort darauf eingegangen. Stattdessen hackt sie vorzugsweise auf journalistischen Beiträgen herum, denen sie mit besonderem Vergnügen "falsche Beispiele" entnimmt.
Aber wie es scheint, versteht sie unter "sachlicher Kritik" nur Verbesserungsvorschläge "auf dem Boden der Neuregelung", wie die Formel lautet. Ein Infragestellen der ganzen Reform kommt nicht in Betracht und wird als "Polemik" abgetan.

Man sollte auch den Kultusministern immer wieder vor Augen führen, welche Unverschämtheiten diese Kommission verbreitet, ich denke an den dreisten Beitrag Hellers aus der Berliner Morgenpost, der seit anderthalb Jahren auf der Internetseite prangt. Die Politiker sollten wissen, mit was für einem Gesindel sie sich da gemein machen. Meinen nächsten Schreiben an die Kultusminister werde ich jeweils eine Kopie dieses Hellerschen Textes beifügen. Immerhin ist die IDS-Internet-Seite so etwas wie ein Aushängeschild der deutschen Germanistik, auch für das Ausland. Was sollen denn die Leute denken, wenn sie sehen, wie ein solcher Nichtsnutz, bloß weil er die Staatsmacht hinter sich glaubt, mit dem Literaturnobelpreisträger umspringt?

(Dies ist übrigens eine "Verunglimpfung".)
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Th. Ickler


eingetragen von Thomas Paulwitz am 03.02.2002 um 08.31

Sie sind aber leicht zu erfreuen!
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de


eingetragen von Elke Philburn am 31.01.2002 um 21.07

*an die DSW denk und mir einen ablach*


eingetragen von Walter Lachenmann am 31.01.2002 um 18.00

Die Begegnung der Titanen!
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Walter Lachenmann


eingetragen von Thomas Paulwitz am 31.01.2002 um 15.38

In der 7. Ausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT (erscheint am 20. Februar) berichten wir über ein öffentliches Streitgespräch zwischen dem IDS-Direktor Dr. Stickel und dem VfS-Vorsitzenden Prof. Niedetzky.

[VfS = Verein für Sprachpflege]
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de


eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2002 um 15.13

"Dieselbe Haltung der Gleichgültigkeit, ja der Ablehnung gegenüber der Sprachloyalität der Sprachgemeinschaft [wie bei Stickel früher] zeigt sich neuerdings auch im Umgang des IdS mit dem Verein Deutsche Sprache, wie überhaupt die mit öffentlichen Geldern geförderte Mammutinstitution die eigentlichen Anliegen und Interessen der Sprachgemeinschaft kaum beachtet. So versagte sie an der dringendsten Aufgabe, ein umfassendes Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu erstellen, so daß die Sprachgemeinschaft der Brüder Grimm in diesem Punkte nun weit hinter den europäischen Nachbarn zurücksteht. Stattdessen hat das IdS eine überflüssige Rechtschreibreform betrieben und bis zuletzt verteidigt (s. Sprachreport 16 [2000], 8), die aufgrund ihrer schweren inhaltlichen Mängel mittlerweile die Einheit der deutschen Rechtschreibung - ein hohes Gut der Sprachgemeinschaft - zerstört hat."

Heinz-Günther Schmitz: Anglizismen, Anglizismenkritik und neudeutsche Sprachwissenschaft. In: Vulpis Adolatio. Fs. f. Hubertus Menke. Heidelberg 2001: 702-732; hier 725)

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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 08.08.2001 um 19.44

Nicht nur Peter Eisenberg (Potsdam) ist Mitglied der Studiengruppe "Geschriebene Sprache", die sich generell sehr kritisch über die Rechtschreibreform geäußert hat, sondern auch Konrad Ehlich (München). Die Studiengruppe "Geschriebene Sprache" ist auch bekannt als "Homburger Arbeitskreis", weil die Studiengruppe in der Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg v. d. Höhe tagt.
Vgl. u.a. Konrad Ehlich: Orthographie: Reform, Deform? München: Institut für Deutsch als Fremdsprache, Juli 1997 (erschien in leicht gekürzter Form in Heft 2 / 1997 der Münchener Universitätszeitschrift "Einsichten". Forschung an der LMU; hrsg. von V. Schubert, S. 24-28)


eingetragen von Theodor Ickler am 08.08.2001 um 19.21

Dem wissenschaftlichen Beirat des IDS gehören an:


Vorsitzender:
Prof. Dr. Heinrich Löffler (Universität Basel)
Stellvertreter:
Prof. Dr. Ludwig Eichinger (Universität Kiel)
Mitglieder:
Prof. Dr. Konrad Ehlich (Universität München)
Prof. Dr. Peter Eisenberg (Universität Potsdam)
Prof. Dr. Hans-Werner Eroms (Universität Passau)
Prof. Dr. Cathrine Fabricius-Hansen (Universität Oslo)
Prof. Dr. Hans Uszkoreit (Universität des Saarlandes)
Prof. Dr. Peter Wiesinger (Universität Wien)
Prof. Dr. Norbert Richard Wolf (Universität Würzburg)



Frage: Ist - wenn man vom Sonderfall Eisenberg absieht - eine dieser germanistischen Lehrpersonen als Kritiker der sogenannten Rechtschreibreform hervorgetreten?

(Eine von ihnen soll übrigens Prof. Stickel als Direktor ablösen.)
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Th. Ickler


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