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-- Es gehört nicht hierher, aber dennoch... (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=273)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.04.2010 um 09.57
Politiker soll 13-Jährige geheiratet haben
Öffentliche Empörung in Nigeria: Ein Senator soll eine 13-jährige Ägypterin geheiratet haben. Die staatliche Menschenrechtskommission hat eine parlamentarische Untersuchung gefordert. … Außerdem haben nigerianische Frauen- und Menschenrechtsgruppen zu Protesten gegen den Senator aufgerufen, der als Gouverneur einst islamisches Recht in seinem Heimatstaat Zamfara eingeführt hatte, hieß es in dem Bericht weiter.
spiegel.de 28.4.2010
In Europa ist man mancherorts aber auch nicht viel weiter:
Vatikan erlaubt Sex mit Kindern ab zwölf Jahren
Der Vatikanstaat hat in Europa das niedrigste Schutzalter für Kinder. Es liegt bei 12 Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 und in der Schweiz bei 16….
welt.de 24.4.2010
In Österreich sieht man lieber weiter:
… Die Grazer FPÖ-Spitzenkandidatin Susanne Winter kämpft mit islamfeindlichen Parolen um Wählerstimmen … . "Er als 50-jähriger hat ein 6-jähriges Mädchen geheiratet, im heutigen System ist dieser Mohammed ein Kinderschänder", sagt Winter. [... und wurde mit 24.000 Euro bestraft.]
tagesschau 14.1.2008
Aischa war sechs, als Mohammed sie geheiratet hat, mit neun wurde die Ehe „vollzogen“. Der Prophet genehmigte gläubigen Männern vier Ehefrauen, sich selbst aber durch eine Sonderoffenbarung „Gottes“ beliebig viele, so daß er es auf neun bis dreizehn Ehefrauen brachte; Sure 33, 50: „Diese Vergünstigung (chalisatan, Akk.) ist nur für dich, nicht für die übrigen Gläubigen“.
Muslim-markt.de (der Gebrüder Özoguz) übersetzt kaum verständlich, aber in Neuschreib: „Lauterkeit für dich unter Ausschluss der Überzeugten“.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2010 um 06.38
München - Der erste Professor für islamische Religion in Deutschland, Muhammad Sven Kalisch, ist vom muslimischen Glauben abgerückt. Dies bestätigte am Mittwoch ein Sprecher der Universität Münster, wo Kalisch seinen Lehrstuhl innehat. "Es wird derzeit rechtlich geprüft, ob das Konsequenzen hat", sagte der Sprecher. Zu den Gründen habe sich Kalisch, der als Jugendlicher zum Islam konvertiert war, nicht geäußert. Der 44-Jährige hatte ursprünglich an der Ausbildung von Islamlehrern mitwirken sollen. Weil er die Existenz des Propheten Mohammed anzweifelte, rieten islamische Verbände aber vom Studium bei ihm ab. Der Bayreuther Religionswissenschaftler Christoph Bochinger sprach von einer "Katastrophe". Der Schritt nähre den Verdacht unter Muslimen, dass an deutschen Universitäten ein Staats-Islam etabliert werden solle. rpr
.Sueddeutsche.de 22.4.2010
Die grundgesetzlich vorgeschriebene Trennung von Staat und Kirche – jetzt auch für den Islam aufgeweicht – wird von jeher mißachtet. Dies führt dazu, daß Professoren, die den Glauben zu lehren haben, aber von ihm abfallen, anderweitig beschäftigt werden müssen, weil sie unkündbar sind. Die Aufgabe muß dann von Glaubensstärkeren übernommen werden. Auf diese Weise kommt es zu einer wundersamen, kostspieligen Professorenvermehrung.
Bekannt ist der Fall des Göttinger Professors Lüdemann, dem in einem protestantischen Ketzerprozeß von der Kirche die Lehrbefugnis entzogen wurde.
Dagegen wurden dem früheren Hamburger Pastor Schulz nach seiner Entfernung aus dem Dienst zugleich sämtliche bis dahin erworbenen Pensionsansprüche gegen seine Kirche gestrichen.
Es wäre interessant zu beobachten, wie das bei Bischöfen gehandhabt wird – jetzt etwa im Fall Mixa. Die werden skurrilerweise nicht von der Kirche, sondern meist vom Staat bezahlt.
Nachtrag:
Doch einfach die Bezüge von Mixa einzubehalten, wie das die religionspolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Grote, fordert, geht auch nicht. Mixas Gehalt beträgt nach Angaben des ARD-Magazins „Panorama“ 7900 Euro und wird vom Freistaat Bayern bezahlt. „Dazu sind wir verpflichtet, und solange Bischof Mixa im Amt ist, wird sich daran auch nicht ändern“, sagt Ludwig Unger, Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums. Im Konkordat von 1924 sei geregelt, dass hohe kirchliche Würdenträger, darunter Bischöfe und der Erzbischof, vom Staat bezahlt werden.
tagesspiegel.de 22.4.2010
2. Nachtrag
Kulturrevolution in der CDU: Die designierte Sozialministerin von Niedersachsen, Aygül Özkan, hat sich für ein Verbot von Kruzifixen an öffentlichen Schulen ausgesprochen. Im FOCUS-Interview sagte die muslimische CDU-Politikerin: „Christliche Symbole gehören nicht an staatliche Schulen.“ … Ein Kind müsse selbst entscheiden können, wie es sich religiös orientiere. Darum hätten auch Kopftücher „in Klassenzimmern nichts zu suchen“. …
Herbe Kritik an ihrem Kruzifix-Vorstoß gab es insbesondere aus Reihen der CSU. Der Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, bezeichnete die Äußerungen der 38-Jährigen zum Kruzifixverbot als „abwegig und erschreckend“
focus.de 24.4.2010
3.Nachtrag
Wulff distanziert sich von Neu-Ministerin Özkan
Die designierte niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) löst einen Kruzifix-Streit aus: Christliche Symbole gehörten nicht an staatliche Schulen. Die Muslimin solle sich überlegen, ob sie in der christlichen Partei richtig sei, erwidert ein CSU-Politiker. Auch ihr Mentor Christian Wulff distanziert sich.
Welt.de 25.4.2010
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2010 um 19.06
Recherche zur Musik des 20. Jahrhunderts:
Wikipedia erteilt die Auskunft:
Paul Hindemith (* 16. November 1895 in Hanau; † 28. Dezember 1963 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Bratschist und bedeutender Komponist der Moderne (Neue Musik).
Das Spiegel-Lexikon behauptet jedoch:
Paul, US-amerikanischer Geiger, Bratschist, Komponist und Dirigent deutscher Herkunft, * 16. 11. 1895 Hanau, † 28. 12. 1963 Frankfurt am Main; …
http://www.spiegel.de/lexikon/54336592.html
Ich erwartete daher von den Spiegel-Schlumpschützen: „Thomas Mann: US-amerikanischer Schriftsteller, deutschsprachig …“ Oder gar: „… tschechischer Schriftsteller …“
Aber da heißt es:
Thomas Mann, *6.6.1875 Lübeck, † 12.8.1955 Kilchberg bei Zürich, Schriftsteller. Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler des 20. Jahrhunderts.
Nur sieben Jahre lebte Hindemith als amerikanischer Staatsbürger in den USA. Als Geiger und Bratschist ist er da nicht mehr aufgetreten. Goebbels hätte seine Freude an der nachträglichen „Ausstoßung aus dem deutschen Volkskörper“.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.04.2010 um 12.42
Am 10. April 1970 beendete Paul McCartney seine Zusammenarbeit mit John, George und Ringo. Das Ende der Beatles schockierte die Fans, doch der Mythos der Band ist ungebrochen.
… Die Beatles waren nicht nur Protagonisten einer jugendlichen Selbstbestimmung, wie es sie vorher noch nie gegeben hatte, sie hatten auch die Popmusik revolutioniert, was Leonard Bernstein zu dem Ausspruch veranlasste, dass „die Beatles die größten Komponisten seit Mozart“ seien.
…. „Die Beatles waren die Ersten, die sagten: Wir wollen nicht einfach im Studio stehen und unsere Songs singen.’ Sie haben das Aufnahmestudio mit all seinen technischen Möglichkeiten benutzt, ….“
… Astrid Kircherr, die berühmte Beatles-Fotografin. „Das Phänomen ist die Begabung der Beatles insgesamt und ihre immense Ausstrahlung, ihre Persönlichkeit, ihr Humor. Sie haben uns die langen Haare gegeben. Das war Wahnsinn in meiner Jugend, absolut revolutionär. Ich finde es schön, dass man auch heute noch: ’Danke Schön, Beatles‘ sagt, für das, was sie uns gegeben haben.“
focus.de 10.04.2010
Nichts gegen die Beatles, aber Lenny Bernstein hat, wie so oft, übertrieben. Er hat auch behauptet, John Lennon sei der „größte Liederkomponist seit Schubert“. Das mag eher zutreffen, aber Mozart und Schubert konnten dazu, im Gegensatz zu den Beatles, Noten lesen, Sinfonien komponieren, Opern schreiben und eine unübersehbare Zahl von Instrumentalwerken schaffen, die noch heute das Können der Virtuosen herausfordert und die Empfindungen der Menschen anrühren könnte – wenn nicht die allgemeine Musikkultur, in den kultusministeriell gegängelten Schulen beispielsweise, darniederläge.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.04.2010 um 16.12
Zitat:Daniel Cohn-Bendit, heute lauttönender UdESR-Funktionär, war es denn auch, der in seinen eigenen Veröffentlichungen sich brüstete von seinen Übergriffen gegen Kinder.
Sigmar Salzburg schrieb
Sexuelle Übergriffe an der Odenwaldschule
Ort der Qual und der Gewalt
... Daniel Cohn-Bendit ...
Das sind sehr traurige Entgleisungen; wer sich an Kindern vergreift, sollte nicht Politiker oder Erzieher sein, und man sollte den englischen Weg gehen: Öffentliche Bekanntmachung der Menschen, die solche Schwierigkeiten haben.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2010 um 15.35
Sexuelle Übergriffe an der Odenwaldschule
Ort der Qual und der Gewalt
Essen. Daniel Cohn-Bendit und Amelie Fried, Wolfgang Porsche, Joachim Unseld, Abkömmlinge derer von Weizsäckers und sogar Beate Uhse haben auf der Odenwaldschule gelernt. Ihre Schülerliste ist ein „Who is who“ der deutschen Gesellschaft. Wer dieses Internat besucht, lebt für 2220 Euro Schulgeld im Monat in einer „freien Gemeinschaft, in der die verschiedenen Generationen unbefangen miteinander umgehen“, wie die Schulordnung vorgibt.
Doch das Renommee der großen Reformanstalt, die als integrierte Gesamtschule geführt wird, zerstört sich gerade selbst. Der Satz aus der Schulordnung wirkt zweideutig. …
WAZ online 7.4.10
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.03.2010 um 10.54
junge welt 13.3.2010:
Gespräch mit [dem Komponisten] Siegfried Matthus.
Über die Kammeroper Schloß Rheinsberg in ihrem 20. Jahr, über musikalische Bildung heute
… Könnte ein vernünftiger Musikunterricht helfen?
Die Crux der ganzen Sache liegt darin, daß wir in der Schule die jungen Leute sehr einseitig ausbilden. Sie machen eine Musik – man muß das einfach mal so sagen – die keine deutschen Wurzeln hat. Jazz und Rock und Popmusik, das kann man den jungen Leuten nicht wegnehmen. Sich dagegen stellen, das hatte man ja mal in der DDR versucht, geht natürlich auch nicht. Man muß wissen, daß das so ist. Und deshalb finde ich es auch nicht richtig, daß die wenige Zeit, die für den Musikunterricht da ist, genutzt wird, nur um Schlagzeug und Gitarre zu lernen. Keiner erzählt ihnen etwas über die Oper, über die großen deutsche Komponisten oder geht mal mit ihnen in ein Konzert oder eine Opernvorstellung. Die künstlerische Bildung ist ausgesprochen einseitig und unzureichend.
Vergangenes Jahr haben wir in der Kirche mit der Kammeroper ein Schumannkonzert gemacht. Balladen von Schumann und Duette. Schauspieler haben aus den Briefen von Clara und Robert Schumann gelesen. Und eine Schauspielerin, ungefähr 30 Jahre alt, – und jetzt kommt das Schlimme – erzählte, daß sie zum ersten Mal etwas von Clara und Robert Schumann gehört hat. Das ist doch entsetzlich. Das zeigt doch das Bildungsniveau unserer jungen Leute. Naja, wer wundert sich da, daß die nicht hingehen, wenn die Philharmoniker eine Schumann-Sinfonie spielen? …
junge welt 13.03.2010
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.02.2010 um 06.53
Nebenprodukt einer Internetsuche
Google findet 1870mal die Nennung „rechtsextreme Verlage“.
Dagegen werden „linksextreme Verlage“ nur einmal genannt, in „Vorwärts“ durch Helmut Lölhöffel, („Hofjournalist“ der SPD). Bei genauem Hinsehen bezeichnet auch diese Nennung nur ein Phantom:
Weiter behauptet Krautkrämer in seiner scheinwissenschaftlichen Ausarbeitung, „mindestens acht der 18 Autoren“ des von der „Süddeutschen Zeitung“ zur Lektüre empfohlenen Buchs „Die Wochenzeitung Junge Freiheit“ (VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007) schrieben für linksextreme Verlage …
http://www.vorwaerts.de/nachrichten/unheilvolle-allianz
NB: Lölhöffel war auch eifriger Propagandist der „Rechtschreibreform“.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.01.2010 um 06.54
14.01.2010, 06:49
Horst Wessel
Vom Pastorensohn zum SA-Schläger
Vor 70 Jahren wurde der SA-Führer Horst Wessel, Verfasser der gleichnamigen Partei-Hymne, angeschossen …
focus.de 14.01.2010
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2009 um 09.53
Wer nicht an das „Wunder des leichteren Schreibens“ glaubt, wird auch sonst eher zum Skeptiker, wenn es um das Schreiben geht:
Dem "Spiegel" gab Houben ein Interview, wonach er 23 Jahre lang alles um ihn herum genau wahrgenommen habe. Seine Worte zweifeln jetzt Neurologen in Deutschland und den USA an.
… Aber schreibt Houben wirklich selber, oder sind es die Worte seiner Assistentin, die auf dem Bildschirm erscheinen?
welt.de 28.11.09
Auch hier spricht ein Skeptiker:
For those who may need further evidence for my contention, the proof can be found at http://tinyurl.com/ye9d9lp -- where it is clearly seen that the “facilitator” is looking directly at the keyboard, while the subject is asleep! There can be no further doubt. This FC claim is simply untrue, a farce, a lie – and the “facilitator” knows it! … Put a stop to this, someone!"
randi.org 25.11.09
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.11.2009 um 12.29
Hessischer Kulturpreis
Kurz vorm Totalschaden
Frankfurter Rundschau 26.11.09
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.10.2009 um 08.01
Dalai Lama: Früher hieß es von chinesischer Seite immer, neben der Angst vor Abspaltung sei vor allem der starke buddhistische Glaube eine Gefahr. Daher auch die Kontrollen der Klöster und die Umerziehungsversuche usw. Jetzt aber versuchen sie zum Beispiel ganz bewusst die Sprache abzuschaffen. Tibetisch ist in Tibet nicht mehr notwendig, haben die ganz offen gesagt! In manchen Gebieten wollen chinesische Behörden das Tibetische auch ganz aus der Schule verbannen. Auch deshalb spreche ich - ob es absichtlich passiert oder nicht - von "kulturellem Völkermord".
http://www.merian.de/reiseziele/artikel/a-652367.html
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.09.2009 um 07.29
Unklare Vorstellungen vom Norden in der Focus-Redaktion,
Überschrift zu einem Video bei Focus online:
Schleswig-Holstein: Platzeck hat die Qual der Wahl
focus.de 28.9.09
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2009 um 10.36
18. September 2009, 11:22 Uhr
…
"Junge Freiheit" kapert Piratenpartei
Der stellvertretende Vorsitzende hat der rechtslastigen Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein Interview gegeben, der Parteichef verteidigt ihn. Für Blogger eine Steilvorlage, sie kritisieren die politische Naivität der Piratenspitze. …
Denn die Berliner Wochenzeitung ist umstritten, der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz warf dem rechtsgerichteten Blatt in einem Verfahren 2005 vor, "rassistische, antisemitische und demokratiefeindliche Texte" veröffentlicht zu haben. …
Viele von ihnen wissen nicht, dass sie sich an den rechten Rand begeben und plötzlich in einer Liste mit extremen Rechten genannt werden. So auch Piraten-Vize Andreas Popp, der sich im Nachhinein in seinem Blog bei den Piraten-Anhängern für das Interview entschuldigt hat …
spiegel.de 18.9.09
Ich kenne die JF nicht näher. Mich ärgert aber die Denunziation mit halben Wahrheiten. Die ganze Wahrheit ist nämlich, daß der NRW-Verfassungsschutz (und nur dieser tut sich in dieser Form hervor) keinen Erfolg hatte und ihm die Nennung dieser Zeitung in seinen Berichten untersagt wurde. Das gleiche Recht würde ich übrigens auch der linken „Jungen Welt“ und der Partei „Die Linke“ einräumen, die ja wohl beide immer noch „beobachtet“ werden.
Der NRW-Verfassungsschutz hat 1997 auch die Gegnerschaft einzelner Rechter zur „Rechtschreibreform“ zu unangemessener Wichtigkeit aufgeblasen, um so die ganze Bewegung zu diskreditieren.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2009 um 14.51
Tatsache ist: Energiesparlampen enthalten das Nervengift Quecksilber. … Geht doch einmal eine Lampe zu Bruch, können laut Angaben des Bundesumweltministeriums je nach Modell maximal 5 Milligramm (bei Neonröhren maximal 10 Milligramm) in die Luft gelangen. Als tödlich wird eine sehr viel höhere Dosis von 150 bis 300 Milligramm angesehen.
focus.de 1.9.09
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2009 um 06.45
Ein Berliner Gericht hat entschieden, dass Eltern ihren Sohn "Djehad" nennen dürfen. Das Kindeswohl sei dadurch nicht gefährdet. Ein Standesbeamter hatte den arabischen Vornamen zuvor abgelehnt, denn "Djehad" bedeutet Heiliger Krieg. …
Bei "Djehad" handele es sich um eine im Arabischen auch als männlicher Vorname gebräuchliche Bezeichnung für die Verpflichtung der Muslimen zum geistigen und gesellschaftlichen Einsatz für die Verbreitung des Glaubens, hieß es zur Begründung. Der Gebrauch des Wortes als Vorname sei daher keineswegs verunglimpfend oder anstößig.
Daran ändere nichts, dass radikale Islamisten in jüngster Zeit den Begriff im Sinne eines bewaffneten Kampfes gegen Ungläubige verwendeten.
spiegel.de 1.9.09
Da hat ein Gericht wieder blind entschieden: In meinem arabischen Lexikon von Hans Wehr von 1952, also nicht aus „jüngster Zeit“, steht eindeutig: „… Heiliger Krieg (gegen die Ungläubigen als religiöse Pflicht).“ Im Langenscheidt von 1976 hat das Wort nur diese Bedeutung.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2009 um 17.48
24. Juli 2009, 16:49 Uhr
RÜCKBAU DES REAKTORS JÜLICH
Heißer Meiler
Aus Jülich berichten Frank Dohmen und Barbara Schmid
In NRW steht eine der umstrittensten Atomanlagen weltweit: der Versuchsreaktor von Jülich. Erst jetzt beim Abriss der Forschungsruine kommt ans Licht: Der Reaktor wurde über Jahre hinweg mit zu hohen Temperaturen gefahren. Und ist möglicherweise nur knapp einer Katastrophe entgangen….
In spätestens zwei Jahren soll er in ein eigens gebautes Zwischenlager auf dem Gelände des dortigen Forschungszentrums eingeschlossen werden. Damit würde nicht nur einer der kompliziertesten und gefährlichsten Rückbauten einer Atomanlage nach mehr als 15 Jahren zu Ende gehen…."Auf diese spektakuläre Aktion", weiß Rittscher, "schaut die gesamte Welt - und wir haben nur einen einzigen Versuch." Ende 2011, mehr als 20 Jahre nach der Stilllegung des Versuchsreaktors, soll es endgültig so weit sein….
Mehr als eine halbe Milliarde Euro wird der Rückbau des Reaktors bis dahin voraussichtlich gekostet haben - Endlagerung und Reinigung des Bodens nicht eingeschlossen.
Sorgloser Umgang mit einem Problemreaktor
Was erst im Laufe des Rückbaus herauskam: Die Suche und Entwicklung eines eigenen deutschen Reaktors war ein fragwürdiges Experiment,…
Hinter den tonnenschweren Betonwänden auf dem Forschungsgelände soll der Reaktor deshalb 30 bis 60 Jahre lang abklingen. Dann kann er möglicherweise von Robotern zersägt und weiter transportiert werden.
Erschreckender noch ist eine wissenschaftliche Analyse, die nahelegt, dass der Reaktor jahrelang wohl nur knapp an einer gewaltigen Katastrophe vorbeigeschrammt ist…. Selbst eine unkontrollierte Kettenreaktion wie in Tschernobyl wäre möglich gewesen, schreibt Moormann in seinem Bericht. ….
. So geht das Bundesumweltministerium (BMU) seit einigen Wochen der Frage nach, ob Betreiber und Atomaufsicht in Jülich versagt haben. Als am vergangenen Wochenende die Vorabmeldung über einen Bericht des SPIEGEL bekannt wurden, in dem die Problematik des AVR geschildert wurde, reagierte das NRW-Ministerium mit der Erklärung, alles sei sicher und man halte es für "verwunderlich"[,] dass das Bundesumweltministerium Fragen zu einem Vorgang stellt, der "31 Jahre zurück liegt". …
Spiegel onlin 24.7.08
Der vollständige Abriß der Rechtschreib-Reformruine müßte nur einen minimalen Bruchteil der Abrißkosten der fehlgeplanten Kernkraftanlagen kosten.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.04.2009 um 05.25
Franz Belting 101
Von Sigmar Salzburg
zum 17. April 2009
Franz Belting
Gehägestr. 24e
30655 Hannover-Buchholz
Lieber Herr Belting,
zu Ihrem 101. Geburtstag sende ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche.
Sie werden sich sicher kaum noch an die kleine Ausstellung Ihrer Werke erinnern,
die wir, meine (damalige) Frau und ich, als Betreiber der Galerie „Werkhof Bissendorf“ vor 34 Jahren für Sie ausgerichtet haben. Ihre beiden Bilder, die Sie uns als Dank überlassen haben, nehmen noch heute einen Ehrenplatz auf meinem Klavier ein. Die Abstraktionen in gräulichen Wachsfarben erinnern mich sehr an die Darstellungen in meinem alten Physikbuch, das mir als Neunjährigem mein Großonkel geschenkt hatte. Wer hätte bei unseren Gesprächen in der kleinen Teeküche gedacht, daß wir Sie, damals schon rüstiger Rentner, noch heute unter den Lebenden finden würden. Der Laudator der voraufgegangenen Gesamtausstellung, Prof. Helmut Gressieker, schrieb damals: „… Der Arbeitsstil Beltings, die ungeachtet seiner Jahre spürbare Mobilität, belegen, daß er die Gestaltungsweise der jüngsten Periode … nicht als förmliche Ablösung einer vorausgegangenen und nun abgeschlossenen ansieht….“
Das könnte auch für ein ganzes Leben gelten.
In diesem Sinne „ad multos annos“!
Ihr
Sigmar Salzburg
Nachtrag: Franz Belting ist am 26. Juni 2010 im Alter von 102 Jahren gestorben.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.04.2009 um 18.34
Frohe Ostern
allen Besuchern dieses Forums,
begleitet von einem musikalischen Gruß
aus der Shakespeare-Zeit,
der zum Dialog auffordert:
„Response Pavan“ von Richard Allison.
(Ein „Broken Consort“ aus sechs Instrumenten.
Die verlorengegangene Lautenstimme habe
ich im Stil der Zeit interpoliert – meine Hauptarbeit z.Zt.
Den Synthetikklang bitte ich zu entschuldigen)
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Christoph Kukulies am 16.03.2009 um 10.40
Man badet quotengeil im Leid anderer.
Amoklauf in Winnenden: Die wahren "Täter" sitzen in den Redaktionen:
Sankt Gallen (12.03.2009) - Wie schon bei einem anderen Amoklauf an einer Schule in Deutschland ist die Verwunderung gross, wieso gerade so etwas in Deutschland passieren konnte. Man wird dafür erneut keine Antwort finden und am Ende wird der Täter medienwirksam und psychologisch durch Horden von Möchtegern-Experten zum eigentlichen Opfer gemacht oder man schiebt die Schuld auf Computerspiele.
Der komplette Artikel:
http://schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/7127/2009-03-12.html
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Christoph Kukulies
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2009 um 13.22
Schwuler Bürgermeister verklagt seine Stadt
Er hat einen Mann geheiratet: Mit dieser Begründung verwehrt Heidelberg einem seiner Bürgermeister den Ehegatten-Zuschlag. Nun hat Wolfgang Erichson seine Stadt wegen sexueller Diskriminierung verklagt
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,604605,00.html
Einstmals sollte der Ehegattenzuschlag der Ehefrau ermöglichen, weniger zu arbeiten und Kinder zu kriegen. Ein Mann ist dazu genauso nutzlos, wie der Heizer auf einer Elektro-Lok, wie er in manchen Ländern von den Gewerkschaften durchgesetzt wurde.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2008 um 09.16
Im Videotext war die Ankündigung noch zu lesen. Wenige Minuten vorher hatte die Nachrichtenmoderatorin noch auf die folgende Sendung im Ersten, „Titel, Thesen, Temperamente“, hingewiesen und auf die Besprechung des Buches von Michael Grandt „Schwarzbuch Waldorf“. Interessierte Zuschauer warteten vergebens. Es kam – ohne Erklärung – nichts.
Später konnte man auf der Homepage lesen
Thema: Schwarzbuch Waldorf
Aus redaktionellen Gründen kam dieses Thema in der Sendung vom 05. Oktober 2008 nicht vor.
Wie man anderweitig erfahren konnte, war die Auslieferung des Buches, das schon in Zeitungen (ungünstig) rezensiert worden war, durch einstweilige Verfügung gestoppt worden.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.03.2008 um 09.18
Tibet braucht mehr Unterstützung
von Alan Posener,
Kommentarchef der WELT am SONNTAG
Wäre China ein kleines Land wie – sagen wir – Serbien, es hätte wohl seiner unglücklichen Kolonie Tibet längst die Unabhängigkeit geben müssen. …
Tibet war das erste Opfer des maoistischen Imperialismus. Seit 1913 unabhängig, wurde das Land von Maos Armee 1950 annektiert. Proteste und Aufstände wurden in den folgenden Jahren blutig niedergeschlagen, der Dalai Lama wurde ins Exil getrieben. Peking nennt Tibet eine „autonome Region“, in Wirklichkeit aber betreibt die Kommunistische Partei seit Jahrzehnten eine brutale Politik der Ansiedlung von Chinesen und der Zerstörung der tibetischen Kultur. So etwas nennt man kulturellen Völkermord.
Weil China mächtig ist, wird diese „Einstaatenpolitik“ nicht in Frage gestellt. Dass sie von Leuten akzeptiert wird, die sich der emanzipatorischen Tradition der Sozialdemokratie verpflichtet fühlen, ist besonders perfide. …
WELT.de 15.03.2008
http://debatte.welt.de/kommentare/64453/tibet+braucht+mehr+unterstuetzung?req=RSS
Aus den gleichen Kreisen heraus werden Leute, die im eigenen Lande gegen die Verdrängung der traditionellen Sprach- und Schreibkultur eintreten, als „Hochwohlgeborene“ denunziert. Natürlich ist in Tibet alles unendlich viel schlimmer: Die tibetische Schrift (Abkömmling der indischen Devanagari) wird zunehmend von der chinesischen verdrängt, mit der man Tibetisch überhaupt nicht darstellen kann. Die Sprache, obwohl dem gleichen „sinotibetischen“ Sprachstamm zugerechnet, hat mit dem Chinesischen keine nähere Verwandtschaft. Das Ganze ist Kolonialismus, sogar wider die menschliche Natur: Neugeborene der chinesischen Immigranten müssen oft künstlich beatmet werden, weil sie genetisch nicht für die Hochlandatmosphäre gerüstet sind.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.03.2008 um 09.48
SPIEGEL special 1/2008 - 26. Februar 2008
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,537794,00.html
LIEBE, LUST & ROLLENSPIELE
Das gewollte Klischee
Von Rafaela von Bredow
Allein des Sexes wegen findet sich das Weib auf der Venus, der Mann auf dem Mars - ansonsten gleichen sich die Geschlechter frappierend. Dennoch stirbt der Mythos vom großen Unterschied nicht - er zementiert so hübsch die Rollenbilder.
Kommentar: Natur und Evolution werden beherrscht von blinden Naturgesetzen. Sie verwehrten seit der Altsteinzeit weiblichen Einsteins intellektuelle Abwege, wenn dadurch die Brutpflege dauerhaft beeinträchtigt wurde. Wir sind eher Nachkommen von Müttern, die mit einsteinscher Phantasie die Gefährdungen ihrer Kinder erkannt haben, als von solchen, die der gravitativen Krümmung des kosmologischen Raumes auf der Spur waren.
Die Natur weist wie von selbst der Erhaltung der menschlichen Art und damit der Mutterrolle den höheren Rang zu. Erst die technische Zivilisation kann dies in Frage stellen und einen neuen gleichmacherischen „Mythos“ erschwitzen, in dem die bewährte traditionelle Rolle der Frau als niederste Form menschlicher Existenz dargestellt wird. Das hört sich bei der Spiegel-Journalistin so an:
… Forscherinnen besetzen nur 15 Prozent der Professuren und gerade mal 9 Prozent der C4-Stellen - ewiger Old Boys' Club. Währenddessen verwendet daheim die Architektin, die Studienstiftlerin, die habilitierte Biologin ihre Intelligenz darauf, Gluten [Gluteen?] aus dem Babybrei herauszuhalten.
… In die gleiche Richtung gehen, wenn auch um ein Vielfaches provinzieller, Versuche wie der von Eva Herman, ihre Geschlechtsgenossinnen mit dem Biologieargument wieder zurück in den Dauerdienst an der Wiege zu schicken. So erzählt die selbsternannte Expertin, dass eine komplette Hirnregion bei Müttern vergrößert sei. Daher würden sie ihren Babys "mit wachsender Begeisterung" stundenlang Silben vorsprechen: "Sag mal Ma - ma, ma - ma, bis das Kind 'Mama' sagt".
Solche pseudowissenschaftlichen Anekdoten sind umso schwerer zu glauben, wenn man weiß, dass nicht einmal die Schwangerschaft "ausschlaggebend für die Bindung an menschliche Säuglinge ist", wie Melissa Hines erklärt, Neuropsychologin an der University of Cambridge. …
So einfach ist das nun doch nicht:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/288995.html
Jeder, der die Wucht der Wissenschaft ausnutzt, um dem Publikum immer wieder die Stereotype in die Köpfe zu hämmern, trägt dazu bei, dass diese zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Denn die Klischees verändern die Welt in ihrem Sinne. Wie Viren in Zellen nisten sie sich ein in den Köpfen und veranlassen ihre Opfer dazu, sich dem Stereotyp entsprechend zu verhalten.
… Doch die Erklärung, soziale Prägung dirigiere die Geschlechter, gilt als hoffnungslos gestrig, verstaubter feministischer Ideologie entsprungen.
Naturgegebene, mehr oder weniger unkontrollierbare Schübe von Testosteron müssten es dann auch sein, die Männer in die Rolle von Kriegsverbrechern oder Hooligans zwingen. Die sie - hormongegebenermaßen - gleichzeitig zu potentiellen Physikgenies, Diktatoren oder Meisterköchen befähigen. Und die das "Wickelvolontariat" im Rahmen des Elternjahres als Anschlag wider die Männlichkeit entlarven.
Gern begründen Soziobiologen die Rollenverteilung der Geschlechter mit uralter Steinzeitbiologie. … Der paläolithische Weiberclub dagegen sammelte Wurzeln und kleine, fragile Beeren. So erwarben die Damen das Fingerspitzengefühl, das sie heute noch zum Zwiebelhacken und zum Ostereiermalen mit den Kindern befähigt.
Schöner neuer Emanzissmuss: Der Artikel selbst verwendet umfunktionierte Alltagswörter als „Hassstereotypen“, die virenartig (selbstzerstörerische) Autoimmunreaktionen in den Hirnen junger Frauen hervorrufen sollen:
Babybrei, Dauerdienst an der Wiege, „Wickelvolontariat“, Zwiebelhacken, Ostereiermalen …
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.11.2007 um 20.08
Heise online 09.11.2007 19:22
Scharfe Reaktionen auf Absegnung der Vorratsdatenspeicherung
Bürgerrechtler, Datenschützer und Medienverbände haben die Verabschiedung der Novelle der Telekommunikationsüberwachung und die damit einhergehende Verpflichtung zur Vorratsspeicherung von Telefon- und Internetdaten durch den Bundestag entschieden verurteilt. "SPD, CDU und CSU haben das Vorhaben gegen alle Warnungen und Widerstände durchgepeitscht und nicht einmal die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs abgewartet, die in wenigen Monaten ansteht", moniert der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung. Das Gesetz erwarte nun die mit rund 7.000 Teilnehmern größte Verfassungsbeschwerde, die dem Bundesverfassungsgericht jemals vorgelegt worden sei. Diese werde eingereicht, sobald die Bestimmungen voraussichtlich Ende des Jahres im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden seien.
Entgegen der Einschätzung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigen sich die Kritiker optimistisch. "Das Fernmeldegeheimnis wird von den Gerichten wieder hergestellt werden", meint Patrick Breyer von dem Zusammenschluss von Bürgerrechtsorganisationen und Internet-Nutzern. Dagegen sei die Wählbarkeit von SPD, CDU oder CSU für die Generation Internet "endgültig verloren gegangen". Diesmal habe die Koalition noch "auf stur geschaltet", ergänzt der Politikwissenschaftler Ralf Bendrath. "Aber der Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung wird sich ausweiten zu einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Freiheit und weniger Angst."
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar bemängelte ebenfalls, dass der Bundestag "trotz der von vielen Seiten vorgebrachten erheblichen Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit die generelle und verdachtslose Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten beschlossen hat". In verschiedener Hinsicht gehe das Gesetz über die Vorgaben der entsprechenden EU-Richtlinie hinaus, insbesondere bei der Verwendung der Daten für weniger schwere Straftaten und ihre Übermittlung an die Nachrichtendienste und Ordnungsbehörden. Im Gegensatz zur Polizei werde diesen sogar "ohne richterliche Prüfung ein Zugriff" auf die Datenberge gestattet. Nicht zuletzt werde die Möglichkeit zur anonymen und unbeobachteten Internetnutzung "künftig nicht mehr gewährleistet".
Besonders bedauert der Datenschützer, dass bei der Neuregelung der Vorgaben zum Abhören der Telekommunikation in der Strafprozessordnung im Rahmen der parlamentarischen Beratungen "keine substanziellen Verbesserungen erreicht wurden". Im Gegenteil habe der Bundestag Änderungen beschlossen, die etwa bei der Anordnungsdauer von Telekommunikationsüberwachungen oder bei den über die Maßnahmen zu erstattenden Berichten die verfahrensrechtlichen Schutzvorkehrungen des Regierungsentwurfs "wieder verwässern". Unzureichend seien auch die Regelungen zum Schutz des Kernbereichs privater Lebensgestaltung. Weiter stößt sich Schaar am "nicht ausreichenden Schutz besonderer Vertrauensverhältnisse".
Das Zwei-Klassen-Recht bei Berufsgeheimnisträgern hat auch Medienverbände erneut zu scharfen Reaktionen veranlasst. Der Schutz der Pressefreiheit bleibe auf der Strecke, heißt es beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und beim Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Anders als bei Abgeordneten, Geistlichen und Strafverteidigern, die von der Überwachung ausgenommen werden, solle bei Journalisten nur im Einzelfall eine Verhältnismäßigkeitsprüfung erfolgen. Wie schwach dieser Maßstab sei, habe zuletzt die Beschlagnahmeaktion von Briefen an verschiedene Berliner Zeitungen deutlich gemacht. Kein Informant werde künftig noch reden, wenn seine Telefonnummer, E-Mail-, IP-Adresse und seine Standortdaten ebenso erfasst würden wie auch Zeitpunkt und Dauer des Kontakts. Ähnlich äußerte sich der Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV).
Sachsen-Anhalts Landesdatenschützer Harald von Bose sagte der Mitteldeutschen Zeitung: Wenn das Kommunikationsverhalten des Bürgers so eklatant berührt und er unter Generalverdacht gestellt werde, müsse man sich fragen, ob nicht auch ein Stück des demokratischen Fundaments durch diese informationelle Fremdbestimmung berührt werde. "Dass diese Entscheidung zum Einschnitt in Freiheitsrechte genau am 9. November als dem Tag des Mauerfalls getroffen wird, ist bitter." Für Claudia Roth und Malte Spitz aus der Bundesspitze der Grünen zeigt der "bewusste Verfassungsbruch", dass Bürgerrechte in der großen Koalition kein schützenswertes Gut sind. Bei der Online-Durchsuchung versuche die SPD noch, "nach außen den Schein der Anständigkeit zu wahren". Doch mit der Zustimmung zur Vorratsdatenspeicherung mache sie sich unglaubwürdig.
Für den Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Klaus Jansen, ist die Vorratsdatenspeicherung eine Ermittlungshilfe, die nur unter gewissen Voraussetzungen eingesetzt wird. Wenn man erkenne, dass ein Verdächtiger etwa häufiger mit einer bestimmten Person Kontakt habe, würden zu dieser Person Hintergrundinformationen eingeholt. "Es hilft uns also zu einer Verdachtsfindung, zu der wir sonst nicht in der Lage wären", sagte Jansen im ZDF-Mittagsmagazin. "Ich glaube, unsere Demokratie ist stark genug, um das aushalten zu können."
Telcos müssen im Rahmen der Massendatenlagerung vom 1. Januar 2008 an Rufnummern, Uhrzeit und Datum der Verbindung, bei Handys auch den Standort zu Beginn des Gesprächs sowie die Gerätenummern erfassen und sechs Monate aufbewahren. Für Internetanbieter gilt eine "Schonfrist" bis Anfang 2009. Danach sind von ihnen die zugewiesene IP-Adresse, Beginn und Ende der Internetnutzung und die Anschlusskennung zu speichern. Von Anbietern von E-Mail-Diensten verlangt der Staat vor allem die Kennungen der elektronischen Postfächer, also die E-Mail-Adressen, und die IP-Adressen von Absender sowie Empfänger nebst Zeitangaben. Wer Internet-Telefonie (VoIP) zur Verfügung stellt, muss die Rufnummern, Zeitpunkte der Kommunikation und ebenfalls die IP-Adressen vorhalten. Deutsche Anbieter von Anonymisierungsdiensten sind ausdrücklich nicht von den Auflagen ausgenommen.
Abrufbar ist inzwischen die genaue Abstimmungsliste (PDF-Datei). Demnach haben neben der Opposition fünf Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion sowie sieben Sozialdemokraten gegen den Entwurf gestimmt. Eine Übersicht bietet die Plattform Abgeordnetenwatch. Der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jörg Tauss, konnte wegen dringender Verpflichtungen in Baden-Württemberg nicht an der Sitzung teilnehmen. In einer Erklärung bedauerte er die politische Entscheidung der Mehrzahl seiner Genossen. Bei ihm seien "massive Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit einer solchen flächendeckenden Speicherung von Telekommunikationsdaten auf Vorrat" geblieben. Fest stehe, dass die Umsetzung zurückgenommen werden müsse, wenn der EuGH die in Brüssel gewählte Rechtsgrundlage für nichtig erkläre. Er prüfe, ob er rechtliche Schritte gegen den "Dammbruch" im deutschen Datenschutzrecht anstrengen und sich einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht anschließen werde.
Zum aktuellen Stand und der Entwicklung der Debatte um die erweiterte Anti-Terror-Gesetzgebung, die Anti-Terror-Datei sowie die Online-Durchsuchung siehe:
Von Datenschutz und Schäuble-Katalog: Terrorbekämpfung, TK-Überwachung, Online-Durchsuchung
(Stefan Krempl) / (pmz/c't)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2007 um 15.51
An den kommenden drei Sonntagen bittet Showmaster und Entertainer Hape Kerkeling auf dem Kölner Privatsender Super-RTL jeweils um 20.15 Uhr zum "Großen Deutsch-Test".
Verwirrungen lassen sich durch anhaltende Änderungen der Rechtschreib-Reform nicht ausschließen, da es sich bei den drei ausgestrahlten Shows um Wiederholungen aus den Jahren 2004 bis 2006 handelt. (http://www.satundkabel.de/)
Gestern abend konnte ich noch die letzten Minuten der Körung der Sieger dieser Duden-Werbeveranstaltung miterleben. Kerkelings auffälliges Embonpoint (lt. Duden veraltetet [seit 96?] für Wohlbeleibtheit) paßte zur geistigen Verfettung des netten Chaos-Kaspers in Reform-Duden-Diensten. Anwesend war auch Ministerpräsident Wulff, der nach einer [dieser?] Veranstaltung zum Tigersprung gegen die „Rechtschreibreform“ angesetzt hatte, bei dem er als Bettvorleger ankam, weil er soviel meuchelnde Mißgunst seiner Kollegen nicht vorausgesehen hatte. Unvermeidlich war auch der handzahme Hellmut Karasek (12 Fehler im Diktat) als Vertreter der „embedded critics“.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Calva Dos am 08.05.2005 um 19.02
Wie hätte H.K. folgende Sätze diktiert und wie hätte Gracia B. geschrieben ?
Selbstgekaufte Tonträger halfen in die Charts.
Selbst gekaufte Tonträger helfen nicht mehr in die Charts.
eingetragen von Calva Dos am 08.05.2005 um 18.33
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Klaus Malorny
Zitat:nach meiner Erinnerung 12.
Ursprünglich eingetragen von Calva Dos:
Heinz Rudolf Kunze hat sich beim Diktat an die "alte" Rechtschreibung gehalten. Die "Fehler"-Zahl aufgrund des alten Regelwerks ist mir entfallen, waren es 12 oder 26?
Merkwürdig, daß RTL in einer Pressemeldung (s. Link auf http://www.sprachforschung.org./index.php?show=thorheiten&id=52 ) als Ergebnis 15 nennt.
eingetragen von 1 am 08.05.2005 um 17.23
Heinz-Rudolf Kunze: Nieder mit der Rechtschreibreform!
Der Sänger und Dichter Heinz-Rudolf Kunze nutzte heute abend die RTL-Unterhaltungssendung „Der große Deutschtest“ zu einer politischen Erklärung gegen die Rechtschreibreform. Kunze nahm als Gast an der Sendung teil und schrieb deswegen auch ein Diktat mit. Am Anfang seines Diktatheftes schrieb Kunze: „Achtung: alte Rechtschreibung. Nieder mit der neuen!“ Wenn sein Diktat nach der Rechtschreibreform korrigiert werde, sei dies „schnöde Siegerjustiz“. Sein neues Buch „Artgerechte Haltung“ werde demnächst in klassischer Rechtschreibung erscheinen. Die Schriftsteller Grass, Hanke und Botho Strauß seien in der Frage der Rechtschreibung auf seiner Seite. Moderator Hape Kerkeling verlas die Erklärung Kunzes. Das Publikum im Studio dankte mit langem und heftigem Beifall. Im vergangenen Jahr bewog der RTL-Deutschtest Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff, sich nachdrücklich gegen die Reformschreibung einzusetzen.
geschrieben von pau am 07.05.2005
gefunden bei:
http://deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=252
eingetragen von Klaus Malorny am 08.05.2005 um 15.29
Zitat:nach meiner Erinnerung 12.
Ursprünglich eingetragen von Calva Dos:
Heinz Rudolf Kunze hat sich beim Diktat an die "alte" Rechtschreibung gehalten. Die "Fehler"-Zahl aufgrund des alten Regelwerks ist mir entfallen, waren es 12 oder 26?Zitat:Scholze-Stubenrecht
Wie war nochmal der Name von diesem Duden-Experten (irgendwie nach Loriot klingender Doppelname) ?
eingetragen von Klaus Malorny am 08.05.2005 um 15.19
Liebe Frau Salber-Buchmüller!
Das war Heinz Rudolf Kunze. Er hatte in sein Diktatheft einige Bemerkungen gegen die Reform hineingeschrieben (und auch die Forderung, ihn nach bewährter Rechtschreibung zu korrigieren*), die Hape Kerkeling dann vorlas. Es gab Beifall vom ganzen Publikum. Kunze erläuterte seine Position kurz und erwähnte, daß sein nächstes Buch natürlich in der alten Rechtschreibung herauskäme. Das war der einzige positive Lichtblick der Sendung, den ich gesehen habe -- etwa eine halbe Stunden mittendrin und den Anfang. An diesem Anfang wurde in einer Einspielung das Thema "Rechtschreibreform" thematisiert, allerdings auf einem ziemlich oberflächlichen Niveau. Auch von der letzten Zusammenkunft des Rates für deutsche Rechtschreibung waren Aufnahmen zu sehen, mit der offenbar einzig erwähnenswerten Essenz, daß "Leid tun" nun als "leidtun" wieder kleingeschrieben werden darf** -- von den anderen "Errungenschaften" kein Wort. Bei dem Blick in die Runde war auch Prof. Ickler zu sehen. Eine latent vorherrschende Kritik in der Einspielung wurde nie konkret, aber die Schnittechnik drückte zumindest eines aus: Chaos.
Scholze-Stubenrecht hat die Sendung als Fachidiot begleitet. Ein paar (spaßige) Fragen von Hape Kerkeling dürften ihn etwas gestört haben, so wie etwa, wann denn der nächste Duden herauskäme, mit der Nachfrage, ob das sei, wenn der Duden wieder Geld bräuchte. Als Antwort kam, daß, wenn es danach ginge, dann morgen ein neuer Duden erscheinen würde!! Ich kann mich jetzt leider nicht mehr erinnern, was Kerkeling noch dazwischen gefragt hatte, aber es ging um die Gültigkeitsdauer des Dudens. Scholze-Stubenrecht behauptete, daß der letzte Duden durchaus mehrere Jahre nützlich sei -- welch eine Lüge!
mfg.
Klaus Malorny
* ob es tatsächlich getan wurde, habe ich nicht mitbekommen
** was ja nach unserer Kenntnis nach schon letztes Jahr oder gar früher beschlossen wurde.
eingetragen von Calva Dos am 08.05.2005 um 14.51
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller
Hat jemand diese Sendung gesehen?
Ich sah und hörte nur gegen Ende, daß ein Herr (Namen?)
klar und deutlich erklärte, daß er nur nach der "alten"
Rechtschreibung schreibe, und er sich damit in bester
Gesellschaft aller Schriftsteller befinde.
Die Reaktion Kerkelings war verwischt - eben, so gut wie keine! Klar, Maulkörbe kennen wir ja.
Ich meide "Test"-Sendungen mit "Promis" und Konsorten, aber diese habe ich mir dann doch angetan, des Themas wegen. Es fehlten aus der verdienten RTL-Garde eigentlich nur noch Axel Schulz und Rudi Carell
Beim Diktat ist mir aufgefallen, daß H.K. deutlich mit Pause "b(B)esorgnis ----- erregend" diktierte und es nachher doch in einem Wort zu schreiben war.
Heinz Rudolf Kunze hat sich beim Diktat an die "alte" Rechtschreibung gehalten. Die "Fehler"-Zahl aufgrund des alten Regelwerks ist mir entfallen, waren es 12 oder 26 ?
Kaum zu glauben, daß das Ergebnis besser war als das des Vorjahres. Und wie kann man in diesen Text 113 Fehler schaffen, wie es wohl einer gebracht hat ?
Wie war nochmal der Name von diesem Duden-Experten (irgendwie nach Loriot klingender Doppelname) ?
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 08.05.2005 um 13.49
Hat jemand diese Sendung gesehen?
Ich sah und hörte nur gegen Ende, daß ein Herr (Namen?)
klar und deutlich erklärte, daß er nur nach der "alten"
Rechtschreibung schreibe, und er sich damit in bester
Gesellschaft aller Schriftsteller befinde.
Die Reaktion Kerkelings war verwischt - eben, so gut wie keine! Klar, Maulkörbe kennen wir ja.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.05.2005 um 08.12
DLF heute in den 9-Uhr-Nachrichten:
„Mit einer Vielzahl von Gedenkveranstaltungen wird heute europaweit an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor sechzig Jahren erinnert.“
Gleich mehrere Lügen in einem Satz. „Europaweit“ stimmt nicht, denn die Russen gedenken bzw. feiern heute nicht, sondern morgen, am 9. Mai. Und „Ende des Zweiten Weltkrieges“?
Die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf Hiroschima und Nagasaki waren kein Krieg, vermutlich dann wohl Terrorismusbekämpfung oder peace keeping?
Und die Hungerblockade bis 1948 gegen Deutschland? (Mein Vater wog im Sommer 1945 noch 45 kg). Rheinwiesen? Menschenjagd und Todesurteile? War die Potsdamer Konferenz kein Krieg? (17. Juli bis 2. August; regierungsoffiziell auf http://www.hdg.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/DieAlliierteBesatzung/potsdamerKonferenz.html heißt es: „Ebenfalls wird die "Überführung" der in diesen Gebieten wohnenden Deutschen "in ordnungsgemäßer und humaner Weise" beschlossen. Die schon laufende Vertreibung von über 12 Millionen Menschen wird damit legalisiert. Über die Auslegung des Potsdamer Abkommens kommt es in der Folgezeit immer wieder zu Auseinandersetzungen, da es Begriffe enthält, die in Ost und West unterschiedlich interpretiert werden.“) Vertreibung, millionenfache Vergewaltigung, Teilung, Verschleppung nach Sibirien sind kein Krieg?
Ja, die Muster sind die gleichen: Der DLF gehört zu denselben Medien, die in den vergangenen Jahren über die Rechtschreibung berichtet haben.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von David am 24.04.2005 um 20.57
Diesbezüglich lohnt es sich, mal hier zu stöbern:
http://cache.ucr.edu/~heraty/yanega.html
http://home.earthlink.net/~misaak/taxonomy.html
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.04.2005 um 20.20
London - Die Benennung einer neu entdeckten Mistkäfer-Art nach US-Präsident George W. Bush sorgt für Streit unter den Zoologen. […]
Wheeler und Miller hatten im März vorgeschlagen, von 65 neu entdeckten Käferarten eine mit dem wissenschaftlichen Namen „Agathidium bushi" zu belegen. Die betreffenden Käfer ernähren sich von Schleimpilzen. […] Wheeler räumte gegenüber dem „New Scientist" ein, die Gefahr von Missverständnissen bestehe. „Aber das war nicht meine Absicht." Er habe auch eine Käferart nach seiner Frau benannt. afp(KN 21.4.05)
In der Nazi-Zeit wurde ein brauner, blinder Höhlenkäfer von seinem Entdecker „Anophthalmus hitleri“ genannt, „dem Führer in tiefer Verehrung gewidmet“ (lt. SPIEGEL ?).
Der Großvater eines Schulkameraden, ein Insektenforscher, soll seine Tochter nach einer Spinnenart benannt haben, und mein Großonkel Fritz Mayer, Zeichner von Aquarienfischen, wurde im „Nothobranchius mayeri“ unsterblich.
Man sollte sich auch nicht scheuen, verdiente Schreibreformer zu verewigen, etwa:
„Serranus scriba bluemli“
„Oft sieht man im glasklaren Wasser kleine Lippfischarten wie den in großen Schwärmen auftretenden Meerjunker ,kleine Barsche z.B. Schriftbarsche (übrigens gebraten sehr lecker!) …“
P.S. Lesbare Schriftbarsche habe ich noch nicht gesehen, obwohl mir die arabische Schrift, der ihre Zeichnung ähneln soll, an sich geläufig ist.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.03.2005 um 10.19
Brief meiner Urgroßmutter aus
dem Jahre 1915. Sie war zu der Zeit 70 Jahre alt,
also im Jahre 1845 geboren. Der Brief ist wie gestochen
geschrieben, ohne einen einzigen Fehler, stets an richtiger
Stelle das "ß", in Sütterlin geschrieben.
Nichts ist verbessert, nichts durchgestrichen.
Man muß sich mal überlegen, welche Schulbildung diese Frau
hatte. Sie lebte in ganz einfachen Verhältnissen in
Solingen ( wahrscheinlich Scherenschleifer der Vater).
Der Brief ist ein einzigartiges Dokument.
Eine Kopie liegt bei Walter Kempowski im Archiv.
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 11.03.2005 um 08.11
Als Begründung für eine Rechtschreibreform ist nahezu gebetsmühlenartig "der Wunsch nach Vereinfachung komplizierter Regeln ... (und) das Ziel, den Zugang zur Schriftkultur zu erleichtern", genannt worden. So stellt es auch Horst Haider Munske im Vorwort seines unlängst erschienenen Buches 'Die angebliche Rechtschreibreform' dar. Ich habe diese Begründung immer für einen fadenscheinigen Vorwand gehalten: Hinter gutmenschlicher Maske sollte das banale Anliegen der Reformer und ihrer Unterstützer verschleiert werden, mit wichtigtuerischem Hokuspokus die eigene Eitelkeit zu befriedigen und ganz nebenbei Geld zu verdienen. Natürlich hat es immer wieder Texte in fehlerhafter Rechtschreibung gegeben – hätte man sie aber deshalb ausgerechnet den halbwissenschaftlichen Didaktikern zum Fraß vorwerfen sollen, jener Zunft, die ihre Moden und Methoden schneller wechselt als andere ihre Unterwäsche? Genährt wurde meine Skepsis obendrein durch Erfahrungen mit Schreibern anderer Sprachen. Ich bekam z.B. Briefe aus England oder Italien, die nicht wenige Rechtschreibfehler enthielten. Schwierigkeiten mit der Orthographie waren und sind weiß Gott also keine Besonderheit des Deutschen.
Hat die normale deutsche Rechtschreibung die Sprachgemeinschaft aber wirklich so brisant vor die behaupteten Probleme gestellt? Gab es überhaupt ein orthographisches Tohuwabohu, das auch nur den Gedanken an eine Reform gerechtfertigt hätte? Mein ohnehin schon kräftiger Unglaube hat in diesen Tagen noch tiefere Wurzeln geschlagen.
Dazu muß ich zunächst kurz ausholen. Als Kind und Jugendlicher habe ich eine Zeitlang Ansichtskarten gesammelt, die ich später zu einer Sammlung vereinigte. Mit Photoecken brachte ich die Karten damals auf weiße DIN-A4-Blätter auf. Nach langen Jahren habe ich die Sammlung jetzt wieder einmal betrachtet und dabei mehrere Karten aus ihren Photoecken herausgenommen und gelesen.
Acht davon hatte einer meiner Onkel (Jahrgang 1931) 1950 und 1951 aus Frankreich und Spanien nach Hause geschickt und sich dabei keineswegs auf die Übermittlung herzlicher Urlaubsgrüße beschränkt. Obwohl der damals ganz junge Mann – fast noch ein Jugendlicher – die Volksschule mit vierzehn Jahren verlassen hatte, weisen die Karten nicht einen einzigen Rechtschreibfehler auf. Gleiches kann ich von den Karten seines vier Jahre älteren Bruders, meines Patenonkels, behaupten, der mir einige Karten von der Weltausstellung in Brüssel 1958 schickte. Der gleiche Schulabschluß und auch hier die gleiche orthographische Souveränität: nicht ein Fehler. Ich könnte noch mehrere mir bekannte Leute anführen, für welche die gleichen Voraussetzungen gelten, will mich aber mit einem Hinweis auf den Großvater meiner Frau beschränken. Der alte Herr ist im November 1910 geboren, hat von 1917 bis 1925 die Volksschule besucht und anschließend, wie damals üblich, ein Handwerk erlernt. Vor ein paar Jahren hat er sich aus Verärgerung noch einmal hingesetzt und einen längeren Brief geschrieben, den ich später zu Gesicht bekam. Auch dieses Schreiben des damals Neunzigjährigen war orthographisch tadellos – bis auf zwei einsame Kommafehler. Und über die durfte man doch wohl hochachtungsvoll hinwegsehen.
Ich weiß, meine Beobachtungen sind nicht repräsentativ. Sie beweisen aber, daß selbst Leute, die nur acht Jahre Volksschule absolviert hatten und dann in eine Lehre gegangen waren, die herkömmliche deutsche Rechtschreibung zu beherrschen wußten. Dafür liegen mir die angeführten und weitere Beispiele vor, die nicht aus der Welt zu disputieren sind. – –
Wechseln wir Zeit und Schauplatz. Im Februar 2005 erhielt ich die E-Mail eines Studenten, eines künftigen Hochschulabsolventen also: "Hallo Herr Docktor, ich möchte sie fragen, wann ..."
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Fritz Koch am 09.03.2005 um 22.42
Die Teilchennatur entspricht den Einzelfestlegungen von Wörterschreibungen, die Wellennatur entspricht den übergeordneten Regeln. Man kann die Rechtschreibung mit jedem von beiden Modellen betrachten, aber wie in der Physik beschreibt keines der beiden Modelle das System vollständig, man braucht beide Modelle, weil sie sich ergänzen.
eingetragen von Fritz Koch am 09.03.2005 um 15.36
ist ein fassungsloser Brillenträger.
Andernfalls trägt er eine Brille mit Fassung.
Wer sich neue Brillengläser einsetzen lassen will, darf nicht davor die Fassung verlieren.
eingetragen von Fritz Koch am 06.03.2005 um 14.05
Ein "würde-voller" Redner "würde glauben, meinen, sagen" usw. Er spricht voller "würde".
Ein "würde-loser" Redner "glaubt, meint, sagt" usw. Er spricht ohne "würde".
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– geändert durch Fritz Koch am 06.03.2005, 18.42 –
eingetragen von Fritz Koch am 06.03.2005 um 13.02
Der Konkurrenz-Brauser wurde in der Süddeutschen Zeitung vom 4.3.05, Feuilleton, "Feuer frei" sehr gelobt:
"Open-Source-Produkt, offen zugänglicher Code, kann von jedem Programmierer verbessert werden, was im großen Stil geschieht"
Nach meiner Erfahrung ist er bedienungsfreundlicher als Microsofts "Internet Explorer". Wenn man es dem "Manager" erlaubt, wird bei Änderungen der Name und das Paßwort automatisch eingesetzt. (Dann darf man aber niemand anderen an diesen Computer lassen.)
eingetragen von Fritz Koch am 04.03.2005 um 17.43
Die Anhänger der konservativen Rechtschreibung wurden gelegentlich als "Spießer" bezeichnet, in der Absicht, sie herabzuwürdigen.
Laut Süddeutscher Zeitung vom 28.2.05, Feuilleton, "Ehe, Kinder, Bausparvertrag: Die jungen 'Neocons' sind die Antwort auf 50-Jährige, die nicht erwachsen werden wollen"
Auszüge:
"die Realität einer Kulturkonversion.
Gemeint sind damit Teenager und Twens, die entgegen ihrer angestammten Jugend-Klischees (der Rebellion, des Unangepasstseins et cetera) liebend gerne 'konservativ' sein wollen.
Die jungen Deutschen zwischen 18 und 30 Jahren sind eine weitaus ernsthaftere und in konkreten Werten verwurzelte Generation, als viele von uns angenommen haben.
Eine Jugend, deren Weltbild durch eine anhaltende Rezession und ungewisse Zukunftsaussichten schwer erschüttert ist.
Das Spießertum erscheint jungen Leuten auch deshalb so verführerisch, weil es sich so passgenau gegen jene in Stellung bringen lässt, die es einst vehement abschaffen wollten.
All die Erwachsenen, die sich vor allem vor dem Spießertum und dem Erwachsensein fürchten, weshalb sie sich jugendlich 'progressiv' gerieren: also betont unabhängig, unverantwortlich oder in sonstiger Weise unkonventionell.
Womöglich sind es genau diese nervtötend orientierungslosen, sich unablässig selbst beobachtenden Schein-Jugendlichen, welche die biologische Jugend dazu bringen, sich auf die andere Seite zu flüchten: also ins 'Gesetzte' und 'Arrivierte'.
Wenn die 40- und 50-Jährigen die Parties dominieren, dann gehen die 20- und 30-Jährigen nach Hause, um es sich in den verwaisten Ohrensesseln gemütlich zu machen und das Kleingedruckte in den Bausparverträgen zu studien."
Es besteht also berechtigte Hoffnung für die konservative Rechtschreibung. Man muß bei der richtigen Zielgruppe, den Neocons (neoconservatives), für sie werben.
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– geändert durch Fritz Koch am 05.03.2005, 13.07 –
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 21.57
Näheres bei http://www.w-asg.de/Aktuelles
eingetragen von Matthias Dräger am 20.02.2005 um 20.05
Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein so gering wie nie zuvor
Kiel (dpa) - Noch nie war in Schleswig-Holstein das Interesse an einer Landtagswahl so gering wie heute. Mit voraussichtlich weniger als 68 Prozent Wahlbeteiligung unterboten die Wähler den bisherigen Tiefststand aus dem Jahr 2000. Damals waren 69,5 Prozent der rund 2,1 Millionen Wahlberechtigten an die Urnen gegangen. Nur noch 1947 war die Beteiligung mit 69,8 Prozent unter die 70-Prozent-Marke gefallen. Den Höchststand erreichte Schleswig-Holstein 1983, als 84,8 Prozent der Wähler zur Landtagswahl gingen.
Hätte Heide Simonis 1998 den Volksentscheid als IHRE persönliche Chance ergriffen, die Rechtschreibreform bundesweit anzuhalten - sie wäre in Schleswig-Holstein zur Legende geworden, jedenfalls diese Wahl wäre noch ein glatter Stich für sie und die SPD gewesen.
Aber (Heide Simonis über Heide Simonis): „Ich mache immer, was ich will. Das ist das Problem.“
Die Aufhebung des Volksentscheides, ja, allein schon die Ankündigung dieser Maßnahme, war das nordische Tschernobyl der deutschen Politik, das noch über Jahre und Jahrzehnte weiter auf die politische Landschaft abstrahlen wird.
Aus der fröhlichen politischen Aufbruchsstimmung, mit themenbzogenen Sonderausgaben zum Thema Direkte Demokratie (wie in "DieZeit"), ist eine Mitnehmer- und Versorger-Gesellschaft geworden, ein Langweiler-Club, in der jeder vor allem vor seiner eigenen Tür kehrt.
eingetragen von glasreiniger am 20.02.2005 um 19.40
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Die Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein lag irgendwo bei 66 Prozent – das ist die geringste Beteiligung in der Gechichte dieses Bundeslandes.
Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 1998 hatten wir noch eine Wahlbeteiligung von 86 Prozent.
Die korrekte Vergleichszahl muß die der Landtagswahl von 2000 sein. Auch die liegt höher (69,5%), aber nicht so deutlich. Ob man dies mit Verdrossenheit wegen des Volksentscheids erklären kann oder darf, mag jeder für sich selbst überlegen.
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 18.48
PC, der: Personal Computer;
PC, die: Political Correctness.
eingetragen von Matthias Dräger am 20.02.2005 um 18.39
Die Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein lag irgendwo bei 66 Prozent – das ist die geringste Beteiligung in der Gechichte dieses Bundeslandes.
Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 1998 hatten wir noch eine Wahlbeteiligung von 86 Prozent.
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 18.01
wäre es sinnvoller und ehrlicher, die Gültigkeit der reformierten Rechtschreibung als "Einfachschreibung" auf die Grund- und Hauptschulen (und Förderschulen) zu beschränken. Bekanntlich ist an Realschulen und Gymnasien Unterforderung und gar Bremsung pädagogisch viel schlimmer. Diese Schüler merken doch, daß die Einfachschreibung unzureichend ist, um sich genau auszudrücken. Ein "Hightec"-Land braucht auch eine "Hightec"-Schriftsprache. Mittelmäßigkeit liefern andere Länder billiger.
eingetragen von Ursula Morin am 20.02.2005 um 17.37
Ich denke, gemeint war das schon so - nämlich daß die Hauptschüler nun in puncto Rechtschreibung das Sagen haben. Aber sagen darf man das nicht, das wäre nicht politisch korrekt, denke ich.
Dann könnte man natürlich mal eine Diskussion darüber führen, ob es besser ist, die Herrschaft des sogenannten Bildungsbürgertums durch die Tyrannei der Schreibschwachen zu ersetzen, und wohin das möglicherweise führt ...
Ebenso interessant wäre eine Diskussion darüber, ob es schlimmer ist, etwas nicht zu können, oder etwas zu können, aber es nicht zu dürfen.
Aber das wäre nun im Sinne der politischen Korrektheit wirklich nicht angesagt.
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 17.15
zu sagen, die reformierte Rechtschreibung sei extra und nur für die Hauptschüler gemacht worden, damit die endlich weniger Fehler machen?
eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 10.02
Eine CSU-Abgeordnete zu einer Grünen-Abgeordneten:
"Ich bin ja Ihrer Meinung, aber ich darf Ihnen natürlich nicht zustimmen."
(Barbara Rütting, bayerische Landtagsabgeordnete der Grünen, gefunden in der Südd. Zeitg. v. 19./20.2.05, Bayern)
eingetragen von Fritz Koch am 07.02.2005 um 11.20
("ich würde meinen", "ich würde sagen"), keine Konjunktivitis ist? Denn das ist eine Bindehautentzündung, Entzündung der Konjunktiva, der Bindehaut.
Aber die Angewohnheit, im Irrealis zu reden ("ich wär' jetzt da"), ist eine Irrealitis.
eingetragen von PL am 06.02.2005 um 09.48
Am 19. Januar 2005 machte ich eine Bekannte von mir (eine Deutsche) auf dieses Forum aufmerksam und erhielt von ihr die folgende Antwort:
„Alle Mann Achtung vor der hohen Rechtschreibung !
Alle Mann kehrt um, vor der hohen Rechtschreibung !
Gruss
F.“
Zeichengetreu wiedergegeben von
Peter Lüber
(Depprimierter)
eingetragen von Fritz Koch am 05.02.2005 um 09.15
Südd. Zeitg. v. 5./6.2.05, Panorama, Slowake nimmt Urlaub für Haft in Deutschland:
Weiden/Hof (dpa) - Statt 450 Euro Geldbuße für einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz zu zahlen, ist ein Slowake per Anhalter zur ersatzweisen Haft nach Bayern gereist. Polizisten kontrollierten den Mann an der Autobahn bei Weiden. Der 25-jährige sagte, er habe für die vierwöchige Haft im Hofer Gefängnis unbezahlten Urlaub genommen. Er sitze lieber ein, als zu zahlen. In deutschen Gefängnissen herrsche eine angenehme Atmosphäre und er könne sein Deutsch verbessern. Die Beamten brachten den Mann im Dienstwagen ans Ziel.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 04.02.2005 um 08.06
... sehr geehrter Herr Isleif,
deshalb nur ganz kurz: Ich dachte, ich hätte gerade Gegensätzlichkeiten herausgestellt - einerseits zwischen der geliehenen Autorität von Augst und der gewachsenen von Ickler und andererseits zwischen dem Erwerb von Autorität durch Lernen von Ingenieurwissen und durch Dienst an einer höheren Sache.
In Wirklichkeit ist alles natürlich vielschichtiger und man kann das auch viel feinsinniger ausführen - wie mir auch der zitierte Film (incl. der Rolle von H. Krüger) etwas gebrochener in Erinnerung ist als offenbar Ihnen - aber (s.o.) man soll das alles nie zu weit treiben.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 04.02.2005 um 01.07
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Scheuermann
In dem bekannten (und aus vielerlei Gründen auch bemerkenswerten) Film »Der Flug des Phoenix« f
Lieber Herr Scheuermann,
was die Autorität von Herrn Ickler betrifft, so stimmt Ihnen jeder zu.
Der Film jedoch, der Ihnen als Aufhänger für Ihre Ausführungen dient, porträtiert einen 'typischen' Deutschen: gescheit bis genial, aber charakterlich ein Schwein. Er trinkt in der Wüste den anderen das letzte Wasser weg und begründet das mit der überlegenen Rolle, die er in der Situation spiele. Ich habe den Film nur während meiner Zeit in Amerika gesehen, darum weiß ich nicht, ob diese Botschaft in der deutschen Fassung ankommt. Aber wenn ich jemanden loben wollte, würde ich mich auf die Person, die H. Krüger dort darstellt, nicht berufen.
Freundlichst
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von PL am 04.02.2005 um 00.03
Wenn Anonymus „margel“ Herrn Scheuermann „auch im Namen [!] aller anderen [?] seriösen Diskutanten“ dankt, dann klingt dies in meinen Ohren wie Hohn; zumal ich unter Seriosität Vertrauenswürdigkeit, d.h. Offenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit verstehe.
Soll „margel“ doch endlich Herrn Isleif antworten und Ort und Namen nennen!
Von Herrn Koch erwarte ich noch immer eine ausführliche Erklärung seines Satzes, der lautet: „Natürlich haben Diskussionen um Wortbedeutungen nur sehr wenig (oder gar nichts) mit Rechtschreibung zu tun. (Aber Spaß macht es schon.)“
Peter Lüber
eingetragen von PL am 03.02.2005 um 19.02
Im Bewußtsein, erneut etwas in die „Es gehört nicht hierher, aber dennoch…“ betitelte Rubrik einzutragen, schreibe ich diese Zeilen.
Wenn es hier allein um Orthographie geht, weshalb dann werden hier Wörter wie „Humankapital“, „Luftverschmutzer“ oder Ausdrücke wie „bedeutender Politiker“ überhaupt zur Sprache gebracht? – Bekämpfen wir nicht gemeinsam, einjeder mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und gemäß seiner Weltanschauung, die unsägliche, peinliche (beim Lesen Grindweh verursachende) „Rechtschreibreform“?
Peter Lüber
eingetragen von 1 am 03.02.2005 um 15.49
Im Skript http://rechtschreibreform.de/php/neueste_Eintraege_mit_Technik.php wird dieser Faden gebracht. Aus dem Skript http://rechtschreibreform.de/php neueste_Eintraege.php wurde dieser Faden verbannt, nachdem sich mehrere Foristen eine ziemlich unorthographische Debatte über den (Nicht-)Politiker A.H. geliefert hatten.
Wolfgang Scheuermann schrieb:
Ich denke nicht, daß finstere Mächte diesen Beitrag gezielt "ins Hinterzimmer" verfrachtet haben; da ist irgendeine Voreinstellung am Werk, die irgendwem irgendwann aus irgendwelchen Gründen als sinnvoll erschien.
Dies Wegschalten hatte margel sogleich ausdrücklich begrüßt:
Später dann schrieb margel:
Prima! ... was sollen auch die Leute denken, die hier vorbeischauen und sich in Rechtschreibreformfragen unterrichten wollen? Ich bin sehr dafür, ab sofort nur wieder einschlägige Beiträge in die neuesten Nachrichten einzustellen.Herrn Dr. Scheuermanns Beitrag steht in diesem Faden, weil Herr Dr. Scheuermann ihn hier hereingestellt hat.
(Ist es nicht bezeichnend für den Zustand dieses einstmals durchaus bedeutenden Forums, daß Ihr Beitrag in irgendein Hinterzimmer verbannt wird, während auf der Hauptseite irgendein Desperado ungebremst Amok laufen darf?) -
Nachdem die A.H.-Erörterung weiter nach unten gerutscht ist, stelle ich diesen Faden im Skript "neueste_Eintraege.php" wieder an.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.02.2005 um 15.29
an margel (und an Herrn Koch der, soweit ich es richtig sehe, meinen Beitrag im wesentlichen etwas verkürzt paraphrasiert hat - habe ich das richtig verstanden?).
Ich denke nicht, daß finstere Mächte diesen Beitrag gezielt "ins Hinterzimmer" verfrachtet haben; da ist irgendeine Voreinstellung am Werk, die irgendwem irgendwann aus irgendwelchen Gründen als sinnvoll erschien.
Zu Herrn Isleifs Frage (und zu margels Kritik zur Entwicklung dieses Forums) nur soviel:
Es gibt m.E. eine ganze Reihe von Entwicklungen, die in Sachen Rechtschreibreform im Gange sind (oder in Gang gesetzt werden könnten). Wenn ich das richtig wahrnehme, ist die Entwicklung hin zum "Heyse-s" gestoppt. (Ich sehe - möglicherweise selektiv - jedenfalls wieder mehr "richtige" Eszett - z.B. gab es gerade in einem 16seitigen Werbeprospekt eines überregionalen Computer-/Elektronikhändlers weit mehr Geräte mit Anschluß als mit Anschluss. Und die hiesige Brauerei hat ein neues Bier auf den Markt gebracht, das offenbar nur "vom Faß" zu bekommen ist, etc.)
Dazu könnte positiv beigetragen haben, daß nur noch eine am Sonntag erscheinende Tageszeitung von (zumindest etwas) überregionaler Bedeutung in der neuen Schlechtschreibung erscheint - der Berliner Tagesspiegel.
Daß Süddeutsche und Spiegel sich bislang als wortbrüchig erweisen, könnte (und müßte) ihnen ständig vorgehalten werden.
Wenn hier über längere Zeit mit unterschiedlich temperierten Nadeln hantiert wird (u. dergl.), so ist dies sicher kurzfristig unterhaltsam, aber es bringt diese positiven Entwicklungen nicht voran.
Dazu abschließend ein Beispiel: Es ist eine m.E. auffällige Koinzidenz, daß Amok, von hinten gelesen, sich in ein Koma verkehrt. Das kennzeichnet ein wenig den Eindruck, den das Forum derzeit auf einen Besucher machen könnte: es geht nicht voran!
(Mehr gibt dieses Amok-Koma-Beispiel aber wirklich nicht her!)
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 03.02.2005 um 14.20
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
(Ist es nicht bezeichnend für den Zustand dieses einstmals durchaus bedeutenden Forums, daß Ihr Beitrag in irgendein Hinterzimmer verbannt wird, während auf der Hauptseite irgendein Desperado ungebremst Amok laufen darf?)
Liebe Frau Margel,
bitte helfen Sie mir: Welches ist die Hauptseite, wer ist der Desperado und wer läuft Amok?
Dankeschön im voraus
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von margel am 03.02.2005 um 12.49
Sehr geehrter Herr Scheuermann, für Ihre tiefgründigen, ich möchte sagen: seelenvollen, Betrachtungen über den Dienst an der Sprache danke ich Ihnen herzlich. Ich denke, auch im Namen aller anderen seriösen Diskutanten. (Ist es nicht bezeichnend für den Zustand dieses einstmals durchaus bedeutenden Forums, daß Ihr Beitrag in irgendein Hinterzimmer verbannt wird, während auf der Hauptseite irgendein Desperado ungebremst Amok laufen darf?) - Ich erlaube mir, eine chinesische Fabel anzuführen. Ein Mann klopft an die Tür der Geliebten. "Wer ist da?" "Ich." "Hier ist nicht Platz für uns beide." - Ein Jahr später. "Wer ist da?" "Du bist es." "Komm herein." Mit freundlichen Grüßen
eingetragen von Fritz Koch am 03.02.2005 um 12.14
"Autorität" ...
in der Kenntnis der Sprache,
im Umgang mit der Sprache,
in der Beobachtung der Sprache,
in Fragen der Grammatik,
in schwierigen sprachlichen Fällen,
in Stilfragen,
...?
"Die Sprache gestalten" im ingenieurmäßigen Sinne gibt es nicht.
Auch Schriftsteller können nur kreative Vorschläge machen.
Ob sie sich durchsetzen, entscheidet die Gemeinschaft der Sprachbenutzer.
Vieles, was in älteren Sprachlehrbücher als Fehler oder Umgangssprache gekennzeichnet ist, ist heute üblicher Sprachgebrauch, weil es sich durchgesetzt hat.
Insoweit ist die Sprache ein lebender Organismus, an dem alle Nutzer mitarbeiten.
Die Sprachbenutzer entwickeln die Sprache weiter, nicht "Autoritäten" oder gar der Staat. "Autoritäten" können höchstens Werturteile abgeben, aber ob die Sprachbenutzer darauf hören, haben sie nicht im Griff.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 03.02.2005 um 10.47
In dem bekannten (und aus vielerlei Gründen auch bemerkenswerten) Film »Der Flug des Phoenix« fragt Hardy Krüger an einer entscheidenden Stelle: »Wer hat hier die Autorität?« Klar ist: Er hat die Autorität, und zwar aufgrund seiner fachlichen Kompetenz als Flugzeug-Konstrukteur (wenn auch von Modellflugzeugen).
Wie gewinnt man eine vergleichbare Autorität in Sachen Sprache?
Kann man das in ähnlicher Weise erlernen, in einer Art »Sprach-Konstruktionslehre«? Und dann hat man »die Autorität«?
Aus den Diskussionen um die Rechtschreibreform kann man einiges zu dieser Frage lernen.
Professor Augst hätte diese Autoriät gern gehabt, aber er hatte sie nie. So hat er sich mit Geschick die Regelungsgewalt des Staates zunutze gemacht: unter diesem Schild konnte er sogar prägend* auf die Sprache einwirken. (Hätte er ein mehr als nur rudimentär entwickeltes Gespür für solche Dinge, müßte ihm das in höchsten Maße peinlich und beschämend sein; es scheint ihn aber eher mit einem Triumphgefühl zu erfüllen).
Professor Ickler hat diese Autorität, aber warum? Hat er in seiner eigenen Ausbildung im Fach Sprachkonstruktionslehre einfach besser aufgepaßt als Augst? Das ist es sicher nicht. Diese Autorität erwirbt man nicht durch eifriges Studium. Man kann sie auch nicht kaufen. Sie wird einem verliehen. Und zwar von der Sprache selbst. Das mag vielen verschroben klingen, aber ich bin sicher, es ist nahe an der Wahrheit. Versucht man einmal, diesen Gedanken nicht gleich zu verwerfen, sondern ihm ein bißchen zu folgen – wie sollte »die Sprache« dies tun: Autorität verleihen? Und wieso?
Was wäre denn dafür die Voraussetzung? Die Sprache ist da sehr eigensinnig und verleiht diese Autorität nur dem, der sich ihr zuvor unterwirft**. Intelligenz, die Fähigkeit zum folgerichtigen Denken, Kenntnisreichtum, Neugierde und eine bestimmte*** Empfindsamkeit sind hilfreiche Dreingaben, aber entscheidend ist die a priori dienende Haltung. Dafür erhält man die Autorität als Kredit; wenn die anderen genannten Faktoren und eine gewisse*** Dauerhaftigkeit dazukommen, wird der Kreditrahmen erweitert. Wenn man sich weiter an die Grundregeln hält, wird diese Autorität mehr und mehr kennzeichnend für eine Person (und wird von manchen dann als »päpstlich« kritisiert****).
Während der Flugzeugkonstrukteur Hardy Krüger »die« Autorität hat, weil er die Natur ein Stück weit zu beherrschen gelernt hat, ist der Germanist Theodor Ickler Autorität in sprachlichen Dingen, weil er sich gerade nicht zum Herrn über die Sprache aufgeschwungen hat.
* Sprachprägend sind alle, die an der Entwicklung der Sprache teilhaben, in besonderer Weise aber die Dichter und Schriftsteller, die den Sprachraum durch ihre Kunst zu erweitern vermögen. Ein Germanist, der implizit sprachprägend wirken möchte, hat dagegen recht eigentlich seinen Beruf verfehlt.
** Ganz analog hat schon Sir Francis Bacon, der die experimentelle Methode in die Wissenschaft eingeführt hat – was ihm bis heute andauernde, z.T. prominente Kritik eingebracht hat – geschrieben: »Nature to be commanded must be obeyed« [Eine Beherrschung der Natur setzt voraus, daß man ihr gehorcht]. Da Sprache ein natürlicher Prozeß ist, ist diese Analogie nicht notwendig überraschend.
*** Das Deutsche widersetzt sich dem Gebrauch solcher Vokabeln nicht, bei denen unüberhörbar das Gegenteil von dem mitschwingt, was sie eigentlich bedeuten.
**** was weder dem Papst noch Ickler gerecht wird
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von PL am 31.01.2005 um 23.40
Lieber Herr Fleischhauer
Ich habe vieles von Ihnen gelesen in diesem Forum und viel von Ihnen gelernt. Ihren Rat, höflich darum zu bitten, daß man mich sperren möge (um Himmels willen, wie sähe ich dann aus!) befolge ich nicht. Ich heiße nicht M I C H E L I N. Ihnen aber rate ich, da man Sie offensichtlich nicht gesperrt hat, hier weiter zu schreiben und Ihre profunden Kenntnisse der deutschen Sprache niederzulegen, damit sie jeder Interessierte zu seinem Nutzen aufnehmen kann.
Ihr Wort, das lautet, „machen Sie es so wie ich“, gebe ich Ihnen hiermit zurück.
In Erwartung Ihrer Entgegnung grüße ich Sie herzlich
Peter Lüber
eingetragen von PL am 31.01.2005 um 22.44
Lieber Herr Isleif
Vielen Dank für Ihre Aufmunterung. Wie Sie sehen, habe ich wieder einen Beitrag in dieses Forum gestellt. Ihr ehemaliger Lehrer Professor Theodor Ickler hat gesagt, daß sein Wörterbuch nicht mit dem Duden konkurrieren soll. Das finde ich sehr schade. Denn was wir alle dringend brauchen, ist „der Ickler“ (dies finden a l l e meiner Bekannten, denen, wie mir, selbst der alte Duden inzwischen zum Ekel geworden ist). Ich hoffe – nicht untätig – auf den Tag, wo alle neuen Duden Makulatur werden und grüße Sie freundlich.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 31.01.2005 um 20.55
„Natürlich haben Diskussionen um Wortbedeutungen nur sehr wenig (oder gar nichts) mit Rechtschreibung zu tun. (Aber Spaß macht es schon.)“ Dies sagt Herr Fritz Koch (siehe heute unter „Beispielsammlung über Sinn und Unsinn“).
Nützlich machen wollte ich mich in diesem Forum, „bierernst“, aber anscheinend umsonst.
Ist es wahr, was Herr Koch schreibt? Ist es wirklich wahr? Wenn ja, dann könnte ein Befürworter der bewährten Rechtschreibung ein sogenannter oder so genannter sein. Oder habe ich hier überhaupt nichts gelernt?
Peter Lüber
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 30.01.2005 um 15.09
Lieber Herr Lüber,
machen Sie es so wie ich! Ich habe vor ein paar Monaten auch ganz höflich darum gebeten, daß man mich sperren möge. Klappt bestens und - natürlich - "nachhaltig"! Die Sperrung (auf dem Nachrichtenbrett) ist bis heute nicht aufgehoben worden.
Grüezi!
eingetragen von margel am 30.01.2005 um 08.48
Der eine oder andere in diesem Forum, der so freundlich war, meinen bescheidenen Beiträgen über die Jahre seine geschätzte Aufmerksamkeit zu schenken, wird mir vielleicht eine gewisse Sprachmächtigkeit nicht gänzlich absprechen wollen. So war mir natürlich auch bei der Anführung des bewußten Zeitungszitats die Mehrdeutigkeit von "bedeutend" (Goethe!) keinen Moment unklar. Wenn es mir gelungen ist, in provokativer Absicht einen kleinen semantischen Tsunami hervorzurufen, so ist das ja auch ein Erfolg, der die paar Schlammspritzer, die ich abwischen mußte, mehr als aufwiegt. Was da an den Strand gespült wurde, war nicht alles aufsammelnswert. Tote gab´s zum Glück nicht, aber manchem wurde sein Hüttchen baufällig. Wie andere standen im bloßen Hemde da. - Daß Hitler nicht, wie z.B. Napoleon zu den Großen der Weltgeschichte gerechnet wird (wie wir alle hoffen: Nie!), liegt vielleicht daran, daß er keine große Persönlichkeit war. Man verdammt ihn ja weniger wegen seiner Eroberungskriege, sondern weil uns in ihm, wie auch bei Stalin, die nackte Fratze der reinen Mordlust entgegenblickt. Massenmörder würde man die großen Kriegstreiber der Geschichte wohl nicht nennen.
– geändert durch margel am 30.01.2005, 22.02 –
eingetragen von 1 am 30.01.2005 um 08.41
Zitat:Lieber Herr Lüber,
Ursprünglich eingetragen von Peter Lüber
... Friedhofsfrieden dieses Forums ...
solange Sie beleidigen, befasse ich persönlich mich nicht mit möglicherweise in Ihrem Beitrag vorhandenen Sachargumenten. Dementgegen ist es mein Vorschlag, daß Sie Ihre Formulierungsschärfe auf Sachfragen niedersausen lassen und nicht auf Ihre Forumskollegen. Wenn es Ihnen darum geht, des Forums verwiesen zu werden, dann können Sie das doch freundlich sagen; wir schließen Ihren Forumzugang, und keiner braucht mehr vor dem anderen zusammenzuzucken. Also, wie gesagt, bitte wenden Sie doch etwas mehr Trennschärfe auf; denn das können Sie.
Gruß,
Walter Wittkopp
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2005 um 05.12
Wie gesagt, es geht eigentlich um die Wortbedeutungen. Ich habe - entgegen der Einlassung eines Diskutanten - hier noch niemanden entdecken können, der Hitler etwas Positives abzugewinnen versucht hätte. Der unverdächtige Sebastian Haffner (übrigens auch ein Pseudonym - manchmal gibt es eben Gründe) hat ja in seinen "Anmerkungen" versucht, das Ineinander von Verbrechertum und "Erfolg" darzustellen und sich damit auch schon Kritik eingehandelt. Es geht also darum, daß das Wort "bedeutend" tatsächlich mal im Sinne von "einflußreich, wirkungsmächtig, relevant", andererseits im Sinne von "historischer Größe" verstanden wird. Man sollte es also lieber vermeiden, wenn es in dieser trivialen Weise mißverstanden werden kann, zumal das eigentlich Gemeinte ja unschwer mit vielen anderen Ausdrücken gesagt werden kann.
Was Hitler betrifft, so ist der Fall viel uninteressanter als jene, die nicht diese beinahe einhellige Verurteilung erfahren. Alexander d. Gr., Napoleon usw. - wie steht es denn mit diesen? Beinahe ungebrochene Verehrung durch die ganze Weltgeschichte (Panthéon!), trotz ungeheurer größenwahnsinniger Menschenschinderei und Millionen Toten. Nur wenige skeptische Historiker wie Burckhardt äußern sich nachdenklicher.
In der Probefassung meines Wörterbuchs firmiert Hitler (Golo Manns "H.") übrigens als "österreichischer Politiker"; ich war gerade in der früheren Braunschweiger Amtsstube gewesen, in der er Deutscher wurde.
Was ich eigentlich wissen möchte: wie ist mit den gewünschten Prädikaten in einem Wörterbuch umzugehen? Wie anderswo schon diskutiert, haben mir Kritiker ja vorgeworfen, daß ich Goebbels usw. überhaupt aufgenommen habe. Meine Antwort war und ist: die allerorten verlangte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann doch nicht damit beginnen, daß man die Namen der Verbrecher nicht mehr richtig schreibt.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von PL am 30.01.2005 um 03.33
An „margel“:
Als Schweizer anerbiete ich Ihnen einen Kompromiß: Ihrer Meinung nach war Adolf Hitler ein bedeutender Politiker. Ich sage: Viele hielten ihn für einen solchen.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 30.01.2005 um 03.16
Lieber Herr Wittkopp
Ihre Ermahnung nehme ich ernst. Ich bitte Sie hiermit um Verzeihung dafür, daß ich den Friedhofsfrieden dieses Forums gestört und gemeinsam Betende in ihrer Andacht gestört habe.
Daß Sie meine Beiträge nicht zensuriert haben, rechne ich Ihnen hoch an – nach meinen Erfahrungen im Forum namens „Klartext“; und dafür, daß Sie mich hier erneut willkommen heißen, danke ich Ihnen herzlich.
Ich werde mich künftig darum bemühen, auch dann sachlich zu bleiben, wenn andere mich, statt das, was ich sage, ironisch kommentieren.
Peter Lüber
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 30.01.2005 um 01.00
Zitat:
Wie auch immer, nach Ihrer bereits erwähnten Rückkunft am 25.1. heiße ich Sie hiermit wieder willkommen
Lieber Herr Lüber,
das Angebot würde ich annehmen. Auseinanderliegende Meinungen tun einem Forum gut, sonst wird’s allzu inzestuös. Internetforen und auch die Rechtschreibung sind indessen keinen Herzinfarkt wert: Argumentieren wir also bissig, aber nicht verbissen!
Freundlichen Gruß
Karl—Heinz Isleif
eingetragen von 1 am 29.01.2005 um 17.59
Lieber Herr Lüber,
am 22.1.2005 um 16:39 haben Sie geschrieben:Schade, dachte ich, und: Na ja, dafür nutzt das dem Forumfrieden.
Ich kapituliere und gebe hiermit bekannt, daß dies mein letztes Wort in diesem Forum ist.
Am 25.1.2005 haben Sie sich wieder zu Wort gemeldet mit zuviel Bitterkeit und zu wenig Schärfe, wie ich meine; sicherlich werden Sie mir darin zustimmen, daß ein solcher Satz nur eine Schmähung ist (die übrigens vom Presserecht nicht gedeckt wird) und nicht zur Sacherörterung beiträgt: »Dem Anonymus „margel“ gebricht es wahrlich nicht an ökonomischem Sachverstand: Er geht sehr sparsam um mit seinen intellektuellen Ressourcen.«
Auch Ihre Angriffsversuche gegen Herrn Prof. Ickler finde ich ungenau und ungerecht.
Wie auch immer, nach Ihrer bereits erwähnten Rückkunft am 25.1. heiße ich Sie hiermit wieder willkommen, ermahne Sie zu pfleglichem Umgang mit Ihren Schreibgefährten und hoffe, daß eine gute Besserung eintritt, so daß wir diesen Faden wieder unter "neueste_Eintraege.php" einstellen können und nicht hinten in der Schmuddelecke verstecken müssen.
Decknamen sind in etlichen Foren üblich und auch bei uns nicht verboten; freuen Sie sich über jeden, der hier mit Klarnamen schreibt.
Danke für Ihr Verständnis!
Für die Redaktion: Walter Wittkopp
eingetragen von rrbth am 29.01.2005 um 09.50
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Er sagte: "Nicht mal ignorieren!"
War das nicht Karl Valentin?
eingetragen von margel am 29.01.2005 um 08.47
Nur weil Hitler ein Politiker war, und zwar ein bedeutender d.h. wirkungsmächtiger, konnte er überhaupt seine bis dahin unbekannten Menschheitsverbrechen begehen. Als Postkartenmaler wäre ihm das wohl kaum möglich gewesen. Allerdings war er kein Staatsmann, schon gar kein bedeutender. - Man sieht wieder an dieser Diskussion, daß dem Phänomen Hitler gar nicht so leicht beizukommen ist. Das ist ja gerade das Gefährliche an dieser Erscheinung.
– geändert durch margel am 29.01.2005, 12.49 –
eingetragen von Fritz Koch am 29.01.2005 um 08.32
Er sagte: "Nicht mal ignorieren!"
Ignoranz: Nichtwissen, Ignorant: Nichtwisser, ignorieren: nicht wissen wollen.
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 29.01.2005 um 06.54
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Alles sehr problematisch, wenn man Ihre Worte zum Nennwert nimmt.
Lieber Herr Ickler!
Phantastisch, von Ihnen zu hören, auch wenn ich diesmal ganz anderer Meinung bin. Den Einwand habe ich übrigens erwartet, wenngleich nicht von Ihnen.
Mit Politik bezeichnet man die Maßnahmen zur Führung und Verwaltung eines Staates. Gezielte Maßnahmen zur Zerstörung des Staates und der Menschen darin sind das Gegenteil davon; wer sie plant und ergreift, kann also kein Politiker sein.
Hitler einen Politiker zu nennen wertet ihn auf, verharmlost ihn, stellt ihn mit Menschen auf eine Stufe, auf die er nicht gestellt werden darf. Auch ein Bankräuber ‚arbeitet’ zwar in der Bank, man nennt ihn aber deshalb trotzdem keinen Bankier.
Man muß solchen Sprachgebrauch bloßlegen, denn er ist wegen des Gewöhnungseffektes gefährlich. (Wozu habe ich schließlich damals ganz bei Ihnen in der Nähe ein so seltsames Fach wie Psycholinguistik belegt ...)
In Ihrem Wörterbuch habe ich gerade nachgeschlagen. Da steht zwar Reichskanzler, nicht Politiker, aber der Eintrag ist unglücklich gewählt. Reichskanzler war dieser Kerl zu allerletzt. Zuerst war er Despot und Diktator und Demagoge und Massenmörder. Das wären treffende 'Berufsbezeichnungen'.
Mit freundlichem Gruß
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von margel am 29.01.2005 um 06.28
Jawohl, Herr Lindenthal, was sollen auch die Leute denken, die hier vorbeischauen und sich in Rechtschreibreformfragen unterrichten wollen? Ich bin sehr dafür, ab sofort nur wieder einschlägige Beiträge in die neuesten Nachrichten einzustellen.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.01.2005 um 06.23
Anmerkung: Die Grenze zwischen Politik und Verbrechen ist fließend.
Vorschlag: Dieser Faden sollte bei "neueste_Eintraege.php" nicht mehr gezeigt werden.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 29.01.2005 um 06.14
Ich geb´s ja zu: Es ist ein ziemlich billiges Vergnügen und zeugt bestimmt von keinem guten Charakter, einen eigentlich doch ziemlich harmlosen...( hier wurde das ursprüngliche "Tschumpel" in "Dubel", baseldytsch: "Duubel" geändert) ständig aufs Glatteis zu locken und dann amüsiert seinem Gehampel zuzusehen. Andererseits fasziniert mich dieses anscheinend unerschöpfliche Potential an diffusem Haß und vagabundierender Aggressivität. Dazu dieser dumpfe Bierernst. Wie einer mit bloßem Ressentiment Seite um Seite füllen kann - das ist schon bemerkenswert, aber auch erschreckend. Ich glaube auch, daß solche gequälten Seelen in hohem Maße anfällig für totalitäre Verlockungen sind.
– geändert durch margel am 30.01.2005, 11.02 –
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2005 um 05.54
Lieber Herr Isleif, so gern ich Ihnen sonst zustimme (und mich überhaupt freue, wieder mal ein Lebenszeichen von Ihnen zu finden) - aber diese Alternative ist ungefähr so sinnvoll wie "A ist kein Konditor, sondern ein Schurke". Wenn Hitler kein Politiker war, dann war er wohl auch kein deutscher Reichskanzler (und mein Wörterbucheintrag wäre falsch)? Und die anderen, die mit ihm verhandelt und rechtskräftige Verträge (Nichtangriffspakte und andere) abgeschlossen haben? Und überhaupt die Rechtsnachfolge der Bundesrepublik? Alles sehr problematisch, wenn man Ihre Worte zum Nennwert nimmt.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 28.01.2005 um 23.17
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Schon wahr, Herr Dr. Schultz. Aber wann nennen Sie einen Politiker bedeutend, woran messen Sie seine Bedeutung? Als Politiker, wohlgemerkt. (Hier steht nicht der Verbrecher Hitler auf dem Prüfstand) Und wenn Hitler kein bedeutender Politiker war, was für einer war er dann?
– geändert durch margel am 28.01.2005, 18.15 –
Gar keiner. (Verzeihen Sie die Einmischung.) Politiker war er nämlich auch nicht, nur Verbrecher.
Freundlichst
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 22.28
Herr Fritz Koch scheint das bewährte Rezept gefunden zu haben: Ignoranz. „Persönliche Angriffe schaden dem Ansehen dieses Forums“, meint er. Nun gut, so verrate er mir, wie man es anstellen muß, um einen anonymen Schreiberling p e r s ö n l i c h anzugreifen. Wüßte ich das, dann würde ich ihn (den Anonymus) zu einem Glas Wein einladen und zu einer mit Brot und Käse und belegten Platte.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 22.01
An Dr. Konrad Schultz:
Ob Sie Sätze wie „Eiertänze der Rhetorik-Schule um Walter Jens“ oder „wer drei Kinder gezeugt hat, wird zum Zeugungsrat ernannt“ oder „Sie wußte nicht, daß ‚Leipziger Lerchen‘ ein Gebäck waren“ oder „politisch korrekte Mitbürger nannten es allerdings ‚Geheiligte Blähungen‘“ als Argumente betrachten, die Ihren Intellekt und Ihr Gewissen befriedigen, sei Ihnen anheimgestellt. Überlesen Sie einfach, was ich als Laie hier schreibe. Oder veranlassen Sie, daß es gelöscht wird, zur Schonung Ihrer Nerven.
„margel“ hat sie gefragt, „aber wann nennen Sie einen Politiker bedeutend, woran messen Sie seine Bedeutung?“ – Leider habe ich darüber nichts von Ihnen erfahren, obschon, wie Sie sagen, die Argumente ausgetauscht sind.
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 28.01.2005 um 21.40
Man sollte daher gar nicht auf sie eingehen, dann bleibt der Angreifer allein und schadet sich selbst.
eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 28.01.2005 um 20.53
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Lüber
[B Herr Dr. Konrad Schultz hat „margel“ noch nicht geantwortet, und „margel“ hat Herrn Karl-Heinz Isleif noch nichts entgegnet.
Peter Lüber
Warum soll ich "margel" antworten, wenn Herr Isleif schon das Notwendige geschrieben hat. Ich muß Ihnen sagen, Herr Lüber, daß Sie als Zuchtmeister unnötig sind. Ihr ständiges Nachschlagen nervt, wenn die Argumente ausgetauscht sind.
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 20.37
Jetzt ist mir etwas passiert: Ich habe in die Adreßleiste des Internet-Explorers folgendes eingetippt: „margel.de“ (ohne Anführungs- und Schlußzeichen) und danach die Enter-Taste betätigt. Da wird mir tatsächlich die Internetseite „PUNKROCK Oi & other Noise“ angezeigt. Darunter steht geschrieben: „Das Forum für Punks, Skins und andere Stiefelträger.“
Hiermit beschließe ich diesen Tag und wünsche Ihnen eine heilsame Nachtruhe.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 20.20
Ich zitiere Sie, „margel“: „Der deutsche Reichskanzler A. Hitler hat zwar Europa und die halbe Welt durcheinandergebracht, war aber offenbar ganz unbedeutend und ist eigentlich gar keiner Erwähnung wert.“
Was soll denn dieses scheinheilige Gerede? Sie, „margel“, haben doch Adolf Hitler heute in diesem Forum erwähnt. „Daß in einem deutschen Parlament schon wieder Hitler als bedeutender deutscher Politiker bezeichnet werden darf“, erfüllt Sie wohl mit Freude.
Nochmals Ihren Satz, mit dem Sie sich jede Ächtung erworben haben, die einem anonymen Schreiberling Ihres Schlags gebührt: „Der deutsche Reichskanzler A. Hitler hat zwar Europa und die halbe Welt durcheinandergebracht, war aber offenbar ganz unbedeutend und ist eigentlich gar keiner Erwähnung wert.“ Hat er das? Er, ganz allein? – Nun denn: Soweit Ihr kurzsichtiges Alter Ego sieht, sind sich alle Diskutanten in der Einschätzung Hitlers einig.
Peter Lüber
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 18.42
Die Bremskraft gibt es natürlich auch. Das ist aber nicht die Kraft, mit der Sie aufs Bremspedal drücken. Es gibt auch die Bremsarbeit u.a.m. Beschleunigung hat die von mir angeführte Dimension, ebenso die Verzögerung. Um etwas anderes ging es hier nicht. Die richtige Erklärung lautet: Die Beschleunigung ist ein Vektor, weil die Geschwindigkeit ein Vektor ist.
eingetragen von Fritz Koch am 28.01.2005 um 18.07
Kraft ist Masse mal Beschleunigung, also ist Beschleunigung Kraft pro Masse: Je größer die Kraft, desto größer die Beschleunigung oder Verzögerung, je größer die Masse, desto kleiner. Wer drückt denn auf die Bremsbacken? Das ist Physik zum Anfassen auch für Hauptschüler.
Definiert ist sie und meßtechnisch ermittelt wird sie von einem außen stehenden Meßgerät als Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit und von einem gleichförmig mitbewegten Meßgerät als Krafteinwirkung, zusätzlich zur Relativbewegung des Außensystems. In der klassischen Physik hat alles eine Ursache.
Und gerade lese ich: Der Stimmenzuwachs der großen Parteien ist negativ.
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 17.25
Negative Beschleunigung ist landläufig Verzögerung. (Können Sie schön auf der Anzeige am Rollenbremsprüfstand beim TÜV sehen) Die Kraft, verehrter Herr Koch, ist zwar eine vektorielle Größe, kommt aber in der Beschleunigung (Weg/Zeit²) nicht vor.
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 17.17
„Soweit ich sehe, sind alle Diskutanten sich in der Einschätzung Hitlers einig.“ – Herr Professor Ickler, Sie sehen was, was ich nicht sehe.
Herr Dr. Konrad Schultz hat „margel“ noch nicht geantwortet, und „margel“ hat Herrn Karl-Heinz Isleif noch nichts entgegnet.
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 28.01.2005 um 16.51
denn Kraft ist eine gerichtete Größe.
Auch die Verstärkung kann (zumindest in der Elektrotechnik) positiv oder negativ sein.
Ob die kriminelle Energie nur negativ ist oder auch positiv sein kann, ist noch nicht ganz geklärt. Vor allem, ob sie wie alle anderen Energieformen zur Gewinnung von Wärme oder mechanischer Arbeit dienen kann.
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 16.35
Dem Anonymus „margel“ gebricht es wahrlich nicht an ökonomischem Sachverstand: Er geht sehr sparsam um mit seinen intellektuellen Ressourcen. Wenn er etwas sagt, das er „leicht ironisch“ meint, dann sagt er, daß er es „leicht ironisch“ meint – und sei es auch nur im Zusammenhang mit Adolf Hitler (ausgerechnet am heutigen Tag, wo weltweit Millionen Menschen der Millionen ermordeten Menschen jüdischen Glaubens gedenken).
Sprechen jetzt Sie ungeniert weiter von Confiserie-Produkten namens „Nonnenfürzchen“ und anderem Gebäck.
Peter Lüber
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2005 um 16.25
Soweit ich sehe, sind alle Diskutanten sich in der Einschätzung Hitlers einig. Folglich geht es um Bedeutungen und Nebenbedeutungen von Wörtern und nicht um Hitler. Es wäre wünschenswert, dies jederzeit vor Augen zu haben, dann wäre allerdings aus der Diskussion bald die Luft raus.
Es erinnert mich ein bißchen an die Eiertänze der Rhetorik-Schule um Walter Jens, die sich darin gefällt, Hitler die Redekunst völlig abzusprechen. Zwar hatte er als Redner enormen Erfolg, aber nach der Schulrhetorik war er eine Null. Leider hat der Erzvater der Rhetorik, Gorgias von Leontinoi, die Rhetorik ganz unklassisch definiert ("Meisterin der Überredung"), so daß selbst er nichts von der Sache verstanden hätte. In Wirklichkeit ist die domestizierte und völlig zahnlose Rhetorik der wohlmeinenden Tübinger Schule auf dem Holzweg.
Die Unwort-Jury besteht aus Laien. Bekanntlich ist das ein relationaler Begriff, da man stets das Fachgebiet angeben muß. Im vorliegenden Fall war von vornherein klar, daß die Sprachwissenschaftler, über deren Rang innerhalb ihres Faches ich mich hier nicht äußern muß, Laien auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften sind. Der Kritik vorzuhalten, daß die betreffenden Leute doch Sprachwissenschaftler und folglich keine Laien seien, ist ein Kalauer auf bescheidenem Niveau.
In meinem Buch "Dis Disziplinierung der Sprache" wird ausführlich dargelegt, wie die Fachleute ihre Begriffe bilden und warum es nicht sinnlos ist, von "Minuswachstum", "negativer Steigung" usw. zu reden, mag der Laie sich noch so sehr darüber ereifern.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 15.23
In meiner Heimatstadt gab es ein hervorragendes Café, geführt von einer Dame aus Frankfurt. Dort wurde ein Confiserie-Produkt namens "Nonnenfürzchen" ("Nonnefirzsche") angeboten. Politisch korrekte Mitbürger nannten es allerdings "Geheiligte Blähungen".
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 15.03
Die köstliche Friederike Kempner hat sich einmal in einem Gedicht tränenreich darüber erregt, daß die Leipziger Lerchen äßen. Sie wußte nicht, daß "Leipziger Lerchen" ein Gebäck waren.
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 14.24
Im alten Österreich gab es etwa folgende Definition: Wer drei Kinder gezeugt hat, wird zum Zeugungsrat ernannt. Hat er sie außerehelich gezeugt, so ist er ein Geheimer Zeugungsrat. Gelingt es ihm schließlich noch, um die Unterhaltszahlung herumzukommen, so wird er zum Wirklichen Geheimen Zeugungsrat befördert.
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 28.01.2005 um 14.05
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
"...dass in einem deutschen Parlament schon wieder Hitler als bedeutender deutscher Politiker bezeichnet werden darf..." (Gunars Reichenbachs in der OZ von heute.) - Der deutsche Reichskanzler A. Hitler hat zwar Europa und die halbe Welt durcheinandergebracht, war aber offenbar ganz unbedeutend und ist eigentlich gar keiner Erwähnung wert.
Bedeutend hat eine positive Konnotation, deswegen ist der Ausdruck ‚Hitler war bedeutend’ eine unglaubliche Entgleisung, die nicht nur sprachlicher Natur ist. Hitler war alles (Negative), aber bedeutend war er nie.
Karl-Heinz Isleif
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 13.53
Schon wahr, Herr Dr. Schultz. Aber wann nennen Sie einen Politiker bedeutend, woran messen Sie seine Bedeutung? Als Politiker, wohlgemerkt. (Hier steht nicht der Verbrecher Hitler auf dem Prüfstand) Und wenn Hitler kein bedeutender Politiker war, was für einer war er dann?
– geändert durch margel am 28.01.2005, 18.15 –
eingetragen von PL am 28.01.2005 um 13.50
Laien?
Zitat: „Die Entscheidung über das ‚Unwort des Jahres‘ trifft eine unabhängige Jury. Ihre ständigen Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Nina Janich (Darmstadt), Prof. Dr. Margot Heinemann (Zittau), Prof. Dr. Rudolf Hoberg (Wiesbaden), Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt a. M.). Zwei weitere Jurorensitze sind jährlich neu mit Vertretern der öffentlichen Sprachpraxis besetzt.“ http://www.unwortdesjahres.org/
Peter Lüber
eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 28.01.2005 um 13.29
Einspruch, margel, "unbedeutend" und "bedeutend" sind nicht gerade das logische Gegenteil voneinander. Aber mißverstanden kann man mit solchen Wörtern im Deutschen immer. Der Russe sagt für groß im Sinne von bedeutend velikij, sonst bol'shoj, Napoleon wollte groß nur im Sinne von bedeutend verstanden wissen, sonst sagte er "lang".
eingetragen von Fritz Koch am 28.01.2005 um 12.15
Um einen Bau-Rat fragt man einen Baurat, um einen Kommerzien-Rat einen Kommerzienrat und um einen Geheim-Rat einen Geheimrat. Deswegen heißen die so.
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 11.51
"...dass in einem deutschen Parlament schon wieder Hitler als bedeutender deutscher Politiker bezeichnet werden darf..." (Gunars Reichenbachs in der OZ von heute.) - Der deutsche Reichskanzler A. Hitler hat zwar Europa und die halbe Welt durcheinandergebracht, war aber offenbar ganz unbedeutend und ist eigentlich gar keiner Erwähnung wert.
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 09.06
Die Lektüre des Original-Aufsatzes von H.-D. Schlosser zu Ursprung und Intention der Unwort-Kür hinterläßt, soweit es um Fachsprachlichkeit geht, bei mir die unbeantwortete Frage nach der eigentlichen Stoßrichtung. Verlangt er von den Experten, bereits bei der Wahl eines terminus technicus an die möglichen Verheerungen zu denken, die dieser in den Hirnwindungen eines Laien anrichten könnte? Aber damit käme man nie an ein Ende. Denn es gibt schlechterdings nichts, was einem moralischen Durchlauferhitzer nicht als Energielieferant dienen könnte. Oder wendet sich die Kritik gegen den Laien selbst - einschließlich der Journalisten, die ja bei solcher Popularisierung die entscheidende Rolle spielen - und verurteilt den unscharfen, unsachgemäßen Gebrauch irgendwo aufgeklaubter Vokabeln? Aber Laien kann man nicht kritisieren.
eingetragen von margel am 28.01.2005 um 07.56
Hallo, Renate Maria, schön, nach so langer Pause Sie hier wieder einmal begrüßen zu dürfen! Richtig geht das Verslein so:
Ein Studienrat, ein Studienrat,
das ist ein Rat, wo Studien hat.
Fidirallala, fidirallala, fidirallarallala...
usw. (Melodie nach "Ein Vogel wollte Hochzeit machen") -
Und das Universalrelativpronomen "wo" lassen Sie bitte stehen! (Ausweis meiner Liebe zur Schweiz...)
– geändert durch margel am 28.01.2005, 13.04 –
eingetragen von RenateMariaMenges am 28.01.2005 um 06.42
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Ein Studienrat, ein Studienrat
das ist ein Rat, der Studien hat.
Und wenn er keine Studien hat,
dann ist er auch kein Studienrat.
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RenateMariaMenges
eingetragen von Kathrin Dörrbecker am 27.01.2005 um 21.47
Der Plural von Rat ist u.U. in der Verneinung gegeben: "er wollte keinen Rat annehmen."
Im Singular liegt m.E. ein Bedeutungsunterschied vor, ähnlich wie Christoph Kukulies schon beschrieben hat. Wenn man jemandem einen Rat gibt, dann möchte man auch, daß er ihn befolgt. Wenn man hingegen nur einen Ratschlag gibt, dann ist das etwas mehr als eine Meinungsäußerung, aber man dringt nicht so darauf, daß der andere diesen Ratschlag auch annimmt.
eingetragen von margel am 27.01.2005 um 21.22
Ein Studienrat, ein Studienrat
das ist ein Rat, wo Studien hat.
Und wenn er keine Studien hat,
dann ist er auch kein Studienrat.
eingetragen von Fritz Koch am 27.01.2005 um 18.40
In "Rat suchen" ist "Rat" eine Stoffbezeichnung wie "Wasser": "Rat" kann ohne Artikel einen Rat oder mehrere "Ratschläge" bedeuten.
In "einen Rat suchen" könnte ein Scherzbold die Suche nach einem "Gemeinde-, Stadt-, Regierungs-, Studien-, Bau-, Kommerzial-, Geheim-" oder sonstigen "-rat" sehen: Man sucht einen Rat, denn nur ein Rat kann einen richtigen Rat geben.
"Ratschlag" braucht im Singular immer einen Artikel: Man sucht nicht "Ratschlag", sondern "einen Ratschlag" oder "Ratschläge".
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2005 um 17.41
Tatsächlich tritt der Plural in Zeitungen ungefähr viermal so oft auf wie der Singular. Das liegt daran, daß er den nicht vorhandenen Plural von Rat (in dieser Bedeutung) vertritt. Ein Bedeutungsunterschied ist damit also zunächst nicht verbunden. Die besseren Wörterbücher vermerken richtig, daß der Ratschlag mehr die einzelne Beratungshandlung bezeichnet, was ja mit der Pluralmöglichkeit zusammenhängt. Das ältere Wort Rat ist in viele Phraseologismen eingegangen, die mit Ratschlag nicht möglich sind. Also unser beliebtes Rat suchen usw.
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Th. Ickler
eingetragen von PL am 27.01.2005 um 17.24
An Karl-Heinz Isleif:
Ich hoffe, daß Ihnen aus Ihrem Beitrag, der zur Gunsten eines Laien spricht, keine Nachteile erwachsen sind. Falls doch, sprechen Sie mich ungeniert per E-Mail an.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 27.01.2005 um 16.57
An „margel“, den Propheten der „zukünftigen Wissensgesellschaft“: Gesetzt der Fall, diese von ihnen prophezeite Gesellschaft würde demnächst Wirklichkeit: Wüßte dann jeder Ihren wahren Namen? und darüber Bescheid, weshalb Sie ihn bis heute verborgen gehalten haben?
Peter Lüber
eingetragen von PL am 27.01.2005 um 16.35
Herr Professor Theodor Ickler hat richtig erkannt: ich bin ein Laie. In seinem Fach, der deutschen Sprache, kenne ich mich nicht gut aus, obschon er fortwährend damit beschäftigt ist, es ordentlich aufzuräumen. Aber das liegt an mir, nicht an ihm. Als Schweizer gebe ich unumwunden zu, daß mir die deutsche Sprache Mühe bereitet. Kaum einen Satz bringe ich zu Papier, der nicht einen grammatikalischen Schnitzer enthält. Darüber schäme ich mich wirklich sehr. Als Laie nun, der nicht zu befürchten hat, unter der Last von Titeln und Würden zusammenzubrechen, rede ich hier als einer, dem, dank des Großmuts der Administratoren dieses Forums, eine gewisse Narrenfreiheit zusteht. Einen Lektor sollte ich engagieren, raten mir wohlgesinnte Menschen, da an meiner Seite kein Sekundant wie „margel“ bellt. Darauf verzichte ich und rede und schreibe, wie mir es mir beliebt – solange ich es hier darf.
Zum Humankapital, wovon hier jetzt wieder (zwar nur kurz) die Rede ist, folgendes: Herr Professor Ickler meint, daß „an der ganzen Geschichte“ „nur eins merkwürdig“ [ist]: „Warum geht dpa so willig mit?“
Beziehungen muß man haben! Die einen haben mehrere und bessere als die andern. Ist es dies, was Sie so aufregt? Ihnen fehlt es doch nicht an Reputation?
Peter Lüber
eingetragen von margel am 27.01.2005 um 10.52
Ich stimme mit Herrn Kukulies in seiner Wertung von "Rat" und "Ratschlag" überein. Von Ratschlag gibt es ja auch den Plural, meistens als "gute Ratschläge". Man sagt z.B.: "Auf Deine guten Ratschläge kann ich verzichten." Mit "Rat" bildet man einen solchen Satz kaum. Also: Ratschläge haben leicht etwas von "unerbeten" und "Einmischung".
eingetragen von Christoph Kukulies am 27.01.2005 um 08.09
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Kathrin Dörrbecker
Eine Freundin fragte mich neulich, ob zwischen den Begriffen „Rat“ und „Ratschlag“ ein Unterschied läge, oder ob „Rat“ nur eine Verkürzung von „Ratschlag“ sei. Was ich ihr geantwortet habe, verrate ich erstmal noch nicht. Mich würden zunächst weitere unvoreingenommene Meinungen interessieren.
Jmdm. einen Rat geben, kann unaufgefordert erfolgen im Sinne auch von jmdn. belehren. Einen Ratschlag gibt man eher, wenn man danach gefragt wird. "Wenn du mich fragst, würde ich dir den Ratschlag geben...".
Der Rat hat eine gewisse Erhabenheit, mehr moralisches Gewicht, der Ratschlag kommt leichter daher, kürzer, knapper. Ein Schlag eben.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 27.01.2005 um 04.32
Herkunftswörterbücher geben keine Auskunft über gegenwärtige Bedeutungsunterschiede. Das tun distinktive Synonymiken, und davon haben wir im Deutschen heute nur - den Schülerduden "Richtige Wortwahl". Das ist eine weitere Schande der Germanistik (nicht der Schülerduden, sondern das Fehlen einer großen Synonymik). Aber wir arbeiten dran.
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Th. Ickler
eingetragen von Fritz Koch am 26.01.2005 um 21.07
Nextes Moi schauts Ös selba im Herkunftsdudn noch!
eingetragen von Kathrin Dörrbecker am 26.01.2005 um 20.38
genau
eingetragen von margel am 26.01.2005 um 19.53
Ich denke, die Fragestellerin möchte wissen, ob etwa zwischen den Wendungen "Ich gab ihm den Rat..." und "Ich gab ihm den Ratschlag..." ein Bedeutungsunterschied besteht.
eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 26.01.2005 um 19.41
Zitat:Der Begriff "Rat" ist umfassender: Geheimrat, Rat für Rechtschreibung, Sowjet. Auch ist es nicht dasselbe, ob jemand keinen Ratschlag geben kann, oder ratlos ist.
Ursprünglich eingetragen von Kathrin Dörrbecker
..., ob zwischen den Begriffen „Rat“ und „Ratschlag“ ein Unterschied läge, oder ob „Rat“ nur eine Verkürzung von „Ratschlag“ sei.
eingetragen von Kathrin Dörrbecker am 26.01.2005 um 18.54
Eine Freundin fragte mich neulich, ob zwischen den Begriffen „Rat“ und „Ratschlag“ ein Unterschied läge, oder ob „Rat“ nur eine Verkürzung von „Ratschlag“ sei. Was ich ihr geantwortet habe, verrate ich erstmal noch nicht. Mich würden zunächst weitere unvoreingenommene Meinungen interessieren.
eingetragen von margel am 26.01.2005 um 15.17
Prof. Schlosser kriegt es ja wirklich knüppeldick. Kaum haben ihn die Leute vom Fach in Sachen "Humankapital" auf Normalmaß, nämlich das eines Laien, zurückgestutzt, so muß er sich schon einer weit ärgeren, ärgerlicheren Attacke erwehren. Der Bundesinnenminister nämlich droht ihm und der Jury eine Vertragsstrafe von 10 000 Euro an, falls sie ihm weiterhin die Urheberschaft an dem Ausdruck "Begrüßungszentren" für Auffanglager zuschreiben. Da bleibt dem tapferen Moralisten nur noch die klägliche Bitte, doch nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Zum Trost sonnt er sich in der Vorstellung, wenigstens mit dem Hauptunwort "einen Nerv" getroffen zu haben. Dies beweisen ihm die vielen ablehnenden Reaktionen der Wirschaftswissenschaftler. Wo es doch in Wirklichkeit nur um ein, wohlwollend ausgedrückt, produktives Mißverständnis, weniger wohlwollend: um ahnungslose Arroganz ging.
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 22.29
An die Gestalt, welche sich „glasreiniger“ nennt: Reinigen Sie Ihre Gläser, auf daß Sie klar sehen, wem Ihre Fürsorge gilt.
Peter Lüber
eingetragen von glasreiniger am 25.01.2005 um 21.01
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Lieber Prof. Ickler,
antworten Sie bitte dem Herrn Lüber nicht mehr. Oder nur noch privat, wenn SIe Lust darauf haben.
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 19.06
Herr Professor Ickler, ich warte auf Ihre Antwort. Ich möchte Sie zwar nicht stören beim Verspeisen Ihres Abendbrots. Haben Sie guten Appetit! Vielleicht sinnen Sie kauend darüber nach, wer denn die Gehälter der Professoren bezahlt im orthographisch geeinten Deutschland? Schlucken Sie diesen Bissen ruhig herunter (ein Rat von einem jener „wirtschaftsfernen Menschen“, deren Sie öfters verachtend Erwähnung tun, „bei denen das Geld von der Bank kommt“ und welche sich „gerne über die Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse ereifern“) – damit Sie sich nicht verschlucken.
Herr Ickler, reden Sie vom „Humankapital“; lassen Sie sich auffordern zu einer Diskussion, die nicht vom Thema abweicht, das hier in Rede steht. Nicht von „Luftverschmutzung“ ist hier die Rede, sondern vom Wort „Humankapital“ – und somit, wie Sie meinen, von der Moral. Sie selbst haben dieses angesprochen – vielleicht im Übereifer. Ich aber stehe parat. Ihnen zur Seite: Ihr anonymer Jagt- und Windhund „margel“.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 16.12
Somit wären wir, dank Ihnen, „margel“, des mutigen anonymen Wortführers dieses Forums, bei der Malerei angelangt. Ihnen gebe ich zu bedenken, daß Johann Wolfgang von Goethe sich selbst als Dilettanten bezeichnet hat – bezüglich der Malerei (vollkommen war er insofern, als es ihm an Musikgehör fehlte).
Ach, die Malerei, wie liebe ich sie! Denn sie hat soviel mit dem hier in Rede stehenden Thema zu tun, wie Mehl, das Sie ungebacken verspeisen. Richten Sie ihrem Freund Karl Kraus meine besten Grüße aus.
Peter Lüber
eingetragen von margel am 25.01.2005 um 14.40
Gerade lese ich, daß die Malerinnung von Hinterstberg sich gegen die Verwendung des Ausdrucks "Pinsel" zur Kennzeichnung eines einfältigen Menschen verwahrt und dieses Wort der Unwort-Jury zur Ächtung empfiehlt.
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 13.59
Der soeben von mir spärlich kommentierte Text richtet sich nicht nur an Herrn Theodor Ickler, sondern auch an den mutigen Anonymus „margel“, den Propheten der zukünftigen „Wissensgesellschaft“. Auf sein nächstes Zitat von Karl Kraus warte ich jetzt gespannt.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 13.39
Alles, was im folgenden Text in eckigen Klammen steht, sind Assoziationen eines Laien:
„Humankapital – effektive und effiziente Nutzung – . Einzig aus Humankapital entstehen einem Unternehmen dauerhafte und schwer nachahmbare Wettbewerbsvorteile. Doch Investitionen in Humankapital scheinen ungleich riskanter […] als in Sachkapital, da eine Wiederveräußerung […] unmöglich ist.
Die enorm gewachsene [von Natur aus?] und dennoch oft vernachlässigte [von wem? den Managern? oder Inhabern des Kapitals?] Bedeutung dieser Ressource spiegelt sich in neuen Management-Feldern wie dem Human Resource [etwas, das manchen nur unter dem Aspekt der Ausbeutung relevant erscheint] Management wider, das die effektive und effiziente Nutzung [ich sagte soeben Ausbeutung] des Humankapitals verwirklichen soll. Auch wenn das Wissenszeitalter die einzigartige Rolle des Humankapitals immer deutlicher macht: die Bewertung des Humankapitals mit monetären Größen [...] bleibt wie bei anderen immateriellen Vermögenswerten eines Unternehmens (sogenannten Intangible Assets) schwierig.“
Peter Lüber
http://www.4managers.de/01-Themen/..%5C10-Inhalte%5Casp%5CHumankapital.asp?hm=1&um=H
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 12.59
An Theodor Ickler:
Daß auch Laien sich in diesem Forum äußern, ist Ihnen, Herr Ickler, also nicht verborgen geblieben. Jemand hat hier umständlich (indirekt) geäußert, daß ich Sie womöglich für einen Schuft halte. Dem habe ich (direkt) widersprochen. Von jemand anderem habe ich hier (von Ihnen unwidersprochen) erfahren, daß er Sie für unfehlbar hält. Da ist mir sogleich August Bernhard Haslers Buch mit dem Titel „Wie der Papst unfehlbar wurde“ eingefallen, welches ich 1971 gelesen habe.
Als „aufgeklärter Beobachter“ haben Sie festgestellt, daß es (hier? wem? mir?) darum geht, „die eigene moralische Vortrefflichkeit“ zur Schau zu stellen. Ich frage Sie: Wer hat Sie darüber aufgeklärt? Etwa Sie sich selbst? Als Laie erlaube ich Ihnen, mich künftig direkt anzusprechen, wenn Sie mir denn antworten wollen.
Um die Rede vom Fachwort „Humankapital“ abzulenken – dies vermute ich – haben Sie flink und wendig ein anderes Wort angeführt: „Luftverschmutzer“. Hierauf gehe ich heute nicht ein, deshalb nicht, weil ich Ihnen vorher noch eine weitere Assoziation zum Wort „Humankapital“ zumuten will.
Jean Ziegler, Professor der Soziologie, verwendet öfters das zusammengesetzte Wort „Roulettekapitalismus“ (im assoziativen Zusammenhang mit dem englischen Ausdruck „shareholder value“). Als Facharbeiter empfehle ich Ihnen die Lektüre seiner Werke.
Ein Zitat von Ihnen: „Man sitzt am Frühstückstisch, blättert die Zeitungen durch und räsoniert über die Miesheit der anderen.“ Dies finde ich herzig und läßt mich vermuten, wie Sie Ihre Tage beginnen. Ich jedenfalls habe noch niemanden auf die Lektüre eines Zeitungsartikels verwiesen, um von den eigenen Problemen abzulenken.
Peter Lüber
eingetragen von margel am 25.01.2005 um 09.32
Nachdem die Unwort-Jury so kläglich gescheitert ist, scheitern mußte, als sie sich auf das Gebiet einer Fachsprache begab, um dort "Inkompetenzkompensationskompetenz" (frei nach Odo Marquard) zu beweisen, sollte man ihr vielleicht einige Tips geben, wo sie noch weiter grasen könnte. Da fällt mir im Moment aus der Technik "male screw/ connector" bzw. "female..." ein, die im Angelsächsischen ganz unbefangen für Schraub- und Steckverbindungen benutzt werden. Wenn das nicht schwerstsexistisch ist! - Der Schaden, den die Unwort-Fuzzies anrichten, besteht aber nicht nur in der eigenen Blamage. Sie nähren auch die Illusion, man könne überall mitschwätzen und urteilen, ohnen das geringste von der Sache zu verstehen. Nicht zuletzt diese Irrlehre hat das große Geschwätz, beginnend schon in der Schule ("Reflexion über...") ins Uferlose anschwellen lassen.
– geändert durch margel am 25.01.2005, 14.11 –
eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 25.01.2005 um 07.08
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Was ein Laie an Assoziationen zu Fachausdrücken hervorbringt, kann doch für die Fachleute nicht maßgebend sein.
J. Teubel (dessen giftige Anwürfe ich hier nicht mehr finde), hat nicht recht. Kapital gab es auch im Osten, denn die Gewehre mußten finanziert werden, mit denen 40 Jahre lang auf jeden geschossen wurde, der das Paradies verlassen wollte.
Peter Lüber hat eher recht. (Ich grüße meinen ehemaligen Lehrer, Herrn Ickler, und wage, ihm hiermit - als Laie - ganz vorsichtig zu widersprechen!).
‘Humankapital’ ist Fachjargon des Sklavenhandels, es bezeichnet dessen Geschäftsgrundlage. Das Wort ist semantisch dem ‘Menschenmaterial’ verwandt, stilistisch der ‚Lehrerschwemme’ u.ä. Unternehmensberater dürfen ihm einen karitativen Eimer überstülpen, das ändert den Geschmack des Ausdrucks nicht, das ‚Humane’ in ihm bleibt verdächtig. Unwort hin oder her, ich würde das Wort nicht gebrauchen. Nicht wegen irgendwelcher Jury-Entscheidungen, und auch nicht aus politisch motivierten Erwägungen, sondern weil es unsympathisch klingt und häßlich aussieht.
Karl-Heinz Isleif
Tokio, Japan
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2005 um 05.03
In der FAZ-Sonntagszeitung vom 23.1.05 erschien noch ein guter Artikel von Winand von Petersdorff, den ich aus Gründen des Urheberrechts nicht hierhersetzen kann:
"Warum versteht uns keiner? - Die Ökonomen sind ratlos. Ausgerechnet "Humankapital" wird zum Unwort des Jahres gewählt."
Dis SZ äußerte sich im gleichen Sinn.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2005 um 04.53
Was ein Laie an Assoziationen zu Fachausdrücken hervorbringt, kann doch für die Fachleute nicht maßgebend sein. Die Frankfurter Jury, zu der ja auch unser alter Rechtschreib-Freund Hoberg gehört, hat sich in Bereiche eingemischt, von denen sie nichts versteht und nichts verstehen will - wie es eben ihrer Tradition entspricht. Anderswo spricht man von "Krankengut" usw. - schrecklich, nicht wahr? "Minuswachstum" ist auch schon angeprangert worden. Ein müßiges Spiel, an dem man sich aus Gründen des guten Geschmacks nicht beteiligen sollte.
In allen solchen Fällen fragt der aufgeklärte Beobachter: Was springt für den Sprachkritiker dabei heraus? Da muß man nicht lange suchen. Es geht darum, die eigene moralische Vortrefflichkeit zur Schau zu stellen, und zwar, das ist ja gerade das Schöne, ohne jede eigene Anstrengung. Man sitzt am Frühstückstisch, blättert die Zeitungen durch und räsoniert über die Miesheit der anderen.
Natürlich gibt es Euphemismen. Aber sind sie es wert, entlarvt zu werden? Jeder weiß doch, daß Freistellungen Entlassungen sind.
An der ganzen Geschichte ist nur eins merkwürdig: Warum geht dpa so willig mit? Aber vielleicht erledigt sich das in Zukunft, falls die Jury einsichtig genug ist, ihre wenig ruhmreiche Aktion nach dem jüngsten Debakel einzustellen.
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Th. Ickler
eingetragen von PL am 25.01.2005 um 02.45
Da ich meinen letzten Asthmaanfall doch noch überstanden habe, bin ich jetzt wieder in der Lage, hier um Worte zu ringen.
Nach allem, was ich in diesem Forum gelesen habe, behaupte ich, daß alle Befürworter der bewährten Rechtschreibung etwas gemeinsam haben: nämlich das Bedürfnis, richtig verstanden zu werden, wenn sie sich schriftlich äußern.
Assoziationen zum Wort „Humankapital“ (in Stichworten):
Kapital: z.B. Land, Immobilien, Edelmetalle, Bargeld, Aktien oder was noch sonst; kurzum Besitztümer. Also Kapital ist etwas, das (wenige) Menschen besitzen. Der Mensch nun als Kapital betrachtet (für mich eine Vorstellung, bei der es mir schlecht wird): Wessen Besitz ist dann der Mensch? – Hierzu: Leibeigenschaft und Sklaverei.
Ein wesentlicher Aspekt des Humanismus war und ist das Bestreben, die „biblischen Zeiten“ zu überwinden. Leider leben wir immer noch in biblischen Zeiten: In Deutschland haben Kultusminister einen neuen Turm zu Babylon errichtet. An ihm steht, orthographisch korrekt in Stein gemeißelt, das Wort zu lesen: „DEM DEUTSCHEN HUMANKAPITAL“.
Peter Lüber
eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.01.2005 um 06.57
Kollektives Zusammenzucken ist deshalb angesagt, weil, seit grüne Weiblein und Männlein die Parlamente und Medien erobert haben, „Umweltschmutz“ als neue Argumenthülse vorhanden, das Hinterfragendürfen aber noch nicht nachgewachsen ist.
„Jeder, der lebt, verschmutzt die Umwelt.“Wenn ich meinen Apfelgripsch hinters Blumenbeet werfe, so ist das Umweltverschmutzung oder Stoffwechsel. Wenn alle Menschen das machen würden, lägen dort 6 Milliarden Apfelgripsche, je 10 Gramm macht das 60.000 Tonnen Apfelabfall – das gibt Ärger im Dorf! Sed dosis fecit venenum; der von mir verursachten Verschmutzung ist auch, als Stoffwechselbeitrag der Umwelt, deren Selbstreinigung gegenzurechnen: Meine Gänse freuen sich über Apfelreste, und mein Garten läßt mehr Holz nachwachsen, als ich in einem Winter verheize. Meine Stoffwechsellast hält sich also im Rahmen, und ich wage, sie als vertretbar zu bezeichnen.
... als Umweltverschmutzer bezeichnen, auch als Stoffwechsler ...
Seit unsere Lehrer die Kunst des Hinterfragens als Herrschaftshindernis entdeckt haben, wird sie in Schulen hintertrieben statt unterrichtet. Ergebnis: siehe Rechtschreibfrage; siehe unsere Welt insgesamt.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2005 um 05.31
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Lüber
An Theodor Ickler:
„Jeder, der lebt, verschmutzt die Umwelt.“ – Also wirklich, dieser Satz hat mich umgehauen. Ich versuche nun, mich wieder aufzurappeln. Vielleicht gelingt es mir.
Peter Lüber
Das verstehe ich nun wieder nicht. Wie kann man so etwas Elementares denn verkennen? Herr Lüber kann dies nicht mehr lesen und auch nicht antworten, denn er hat sich endgültig verabschiedet. Wir heizen, die meisten von uns fahren Auto usw. - ganz zu schweigen vom Kern der Sache, den Gütern,die wir hübsch sauber ge- und verbrauchen, die aber unter beträchtlicher Umweltbelastung hergestellt werden (z. B. die PCs, an denen wir gerade sitzen, aber auch die Marmeladenbrote, die wir zum Frühstück essen).
Natürlich kann mich Herr Lüber als Umweltverschmutzer bezeichnen, auch als Stoffwechsler, wenn er will. Mich haut das nicht um - so wenig wie andere Tatsachen des Lebens.
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Th. Ickler
eingetragen von Rolf Genzmann am 22.01.2005 um 15.55
Vorgestern durfte man schon wieder mal eine Sternstunde der Redekunst erleben, der Bundestag behandelte die Nachhaltigkeit. Die SPD Abgeordneterin erfreute uns nachhaltig mit Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit sowie weiteren rund fünfzig mal Nachhaltigkeit. Ebenso nachhaltig wurde von der CDU, von den Grünen und von der FDP die Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeit betont. In jedem Satz der Bundestagsredner und RednerInnen kam das Wort Nachhaltigkeit mindestens einmal vor. Offenbbar gibt es einen Nachhaltigkeitsausschuss, eine Nachhaltigkeitsverordnung, ein nachhaltiges Nachhaltigkeitsgesetz, eine soziale Nachhaltigkeit, die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, die umweltpolitische Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsbestimmungen auf jedem nur denkbaren Gebiet für jeden kleinsten Furz.
Nachhaltigkeit war das Wort der Woche, des Monats, - Vorhaltigkeit kam nicht zum Zuge, noch nicht einmal die Hinterhaltigkeit oder -hältigkeit. Kein Haushälter, keine Vorbehalte, keine Zuhaltigkeit, kein Zuhälter, keine Gehälter, auch fehlte jeder Bezug zu Inhalt und Gehalt.
Hier auf den Rechtschreibseiten war gerade mal wieder von aufwändig nachhaltig die Rede.
Bedauerlicherweise haben die Reformer im volksetymologischen Bereich noch ohne Nachhaltigkeitsverordnungen handeln dürfen. In der Not behalf man sich mit einem Stammprinzip, das aber bei aufwändig noch nicht einmal aufwänden einbrachte. Sogar das einfache wändig konnte man nicht erschließen, obwohl damals noch jeder vom Wändehals sprach. Kein Wunder, wenn Reformgegner Einwändungen erheben gegen die Verwändung einzig und allein von aufwändig. Sogar BILD hat sich abgewändet unter Markierung eines Wändepunktes, obwohl doch humankapitale Schulkinder aufwändig bereits auswändig zu lernen hatten. Inwändig weiß jeder, die Anwändung der Reform bedarf noch mehr eines nachhaltigen Hinwändens, wie auch die Sonne den Wändekreis bestrahlt und sich dann umwändet. Die Wändeltreppe, die an der Wand klebt, fehlt noch ganz, obwohl es doch evident ist. Und im Zuge der Nachhaltigkeit wird das Gewinde dem Gewände weichen müssen. Windschief wird zu wändschief.
Die Wimper, die unsicher von der sich wändenden Braue stammt, wird zu Wämper, der Windhund zum Wändhund, nach dem Stamm der Wänden.
Auch im Denglisch treten nachhaltige Wändungen ein: he wänd, - Vergangenheitsform von to go, sich wänden, gehen.
Den Erfindern des Unwortes des Jahres aber sollte man diese Tätigkeit entwänden.
Ich bin mehr für ein Wort des Jahrzehnts, was sag ich, des neuen Jahrhunderts, möchte es sogar nachhaltig selbst aus einem Wörterbuch auswählen. Ein Kölsch für den, der’s auch findet und mitstimmt.
Hier ist es: RAPUNSION.
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Rolf Genzmann
eingetragen von PL am 22.01.2005 um 15.39
Ich kapituliere und gebe hiermit bekannt, daß dies mein letztes Wort in diesem Forum ist.
Wie viele Erkenntnisse habe ich gewonnen in diesem Forum! Ich danke allen hier. Für die Beibehaltung der bewährten deutschen Rechtschreibung habe ich mich eingesetzt, mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehn. Die Lektüre der Beiträge dieses habe Forums habe ich jedem und jeder empfohlen, als Quelle seiner, bzw. ihrer Bereicherung.
Die deutsche Sprache liegt mir sehr am Herzen – sie ist mein einziges Kapital. In meinem Testament steht, wer was von mir erben wird: Alles, was ich besitze, das aus Papier und/oder Karton ist, erbt meine Freundin Cristina. Also Bücher und Handschriften, die zu 100 Prozent unter Einhaltung der Regeln der bewährten deutschen Rechtschreibung verfaßt worden sind.
Als Vater einer leiblichen Tochter (Flora) und als Pflegevater von fünf angenommenen Kindern (Mirjam, Sara, David, Benjamin und Debora) verabschiede ich mich hier – aus gesundheitlichen Gründen – nicht ohne mich nochmals dafür zu bedanken, was Menschen wie Karin Pfeiffer-Stolz zur Erhaltung der Würde des Menschen tun und getan haben.
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 22.01.2005 um 13.47
Ohne diese Investitionen und Gebühren wären wir auch in Deutschland Umweltverschmutzer. Jeder Mensch produziert Abfälle.
eingetragen von PL am 22.01.2005 um 12.17
Darf ich, da – gemäß Herrn Icklers Urteil, „jederMensch, der lebt, die Umwelt verschmutzt“, – Sie als ‚Umweltverschmutzer‘ bezeichnen?
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 22.01.2005 um 11.26
Fahren Sie zum Beispiel mal nach Bosnien, dort sehen Sie, wie eine Umwelt mit rußenden Kohleöfen und ohne Abwasserreinigung und ohne organisierte Abfallbeseitigung aussieht. Wir können uns in Deutschland ein sehr gut organisiertes System leisten. Das ist woanders nicht selbstverständlich.
eingetragen von PL am 22.01.2005 um 11.16
An Theodor Ickler:
„Jeder, der lebt, verschmutzt die Umwelt.“ – Also wirklich, dieser Satz hat mich umgehauen. Ich versuche nun, mich wieder aufzurappeln. Vielleicht gelingt es mir.
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 22.01.2005 um 11.12
durch Entlassungen, denn Kapitalvernichtung gilt als Dummheit oder Unfähigkeit einer Firmenleitung.
Aus der Südd. Zeitg. v. 21.1.05, Wirtschaft, "Sprachforscher verunglimpfen gut gemeinte Idee Die Jury kritisiert einen Begriff, der Mitarbeiter als Träger von Fähigkeiten und Erfahrungen ansieht und nicht als Kostenfaktoren", Beitrag von Professor Christian Scholz, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität Saarbrücken:
"Endlich ist sich die Nation einmal einig - die Wahl von 'Humankapital' zum Unwort des Jahres 2004 setze ein klares Zeichen, und zwar ein richtiges. Die vielen Befürworter der Entscheidung folgen einer einfachen Argumentation: Es ist und bleibt verwerflich, den Mitarbeiter als ökonomischen Faktor anzusehen. Wer das macht, erkennt den Menschen nicht als ganzheitlich-soziales Wesen an. Den Ignoranten gehe es nur um Geld und nicht - wie dem Sprachforscher Professor Horst Dieter Schlosser als Präsident der Unwort-Wahljury - um das Wahre, Gute und Schöne, sagen die Humankapital-Kritiker.
Sie fragen rhetorisch, ob es denn nicht stimme, dass auf Ökonomie fixierte Unternehmensberater von McKinsey oder der Boston Consuling Group mit Instrumenten wie 'Gemeinkostenwertanalyse' und 'Übergewinn pro Mitarbeiter' Arbeitsplätze vernichten? Werden nicht wegen dieser Orientierung jeden Tag Menschen 'freigesetzt' - egal ob bei Siemens, Hewlett-Packard oder der Bahn?
Die Argumentation der Humankapital-Kritiker ist simpel und passt gut in verbreitete Denkmuster. Nur leider ist an diesen Überlegungen so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann. Wer das Wort Humankapital nutzt, dem geht es nicht um Kostensenkung und Entlassungen. Ganz im Gegenteil: So hat die Europäische Union den Begriff Humankapital in die Debatte eingeführt, um auf die Bedeutung von Wissen und Fähigkeiten der Menschen hinzuweisen. Noch weiter gehen Organisationen wie der Human Capital Club, die den Wert von Mitarbeitern als Kapital der Firmen hervorheben.
Auch bei Diskussionen um Unternehmensbewertungen gibt es deutliche Tendenzen, neben leicht berechenbaren Aktiva wie Grundstücken immaterielle Werte wie Humankapital einzubeziehen. Davon profitieren die Beschäftigten, da sie dann nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden, sondern zugleich schützenswertes Kapital darstellen.
Ebenfalls falsch in der Argumentation von Professor Schlosser und Co. ist der Vorwurf an Beratungsunternehmen wie McKinsey. Viele Berater sind sich der positiven Bedeutung von Humankapital durchaus bewusst. Sprechen sich die Experten aber gegen Massenentlassungen aus und weisen auf die Bedeutung des Humankapitals, also des Wissens und der Erfahrung der Mitarbeiter, hin, machen sie sich häufig Feinde in der beratenen Firma: den Finanzvorstand, der Personalkosten senken will, und den Personalvorstand, der den Begriff Humankapital an sich für unangemessen hält. Die Scheu vor dem H-Wort lässt sich auch in der personalwirtschaftlichen Fachpresse ablesen: Nahezu alle Autoren wehren sich gegen die ökonomische Bestimmung des Humankapitalwertes.
Die Unwort-Jury kritisiert einen Begriff und tötet damit eine gut gemeinte Idee - auch dadurch, dass der Präsident des Gremiums auf seiner Internet-Homepage den ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zitiert mit dem Satz 'Unworte bereiten Untaten den Boden'. Wer will schon zu einer unmenschlichen Randgruppe gehören, die offensichtlich Untaten plant?
Professor Schlosser muss sich zudem fragen lassen, was an die Stelle der Idee des Humankapitals treten soll. Wir kennen die Hochglanzbroschüren der Personalabteilungen mit Slogans wie 'Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt'. Ist das die Alternative? Auf der einen Seite die unantastbare Würde des Menschen, auf der anderen Seite entlassen sie Mitarbeiter und behandeln sie menschenverachtend - eben weil manche Konzerne ihre Angestellten nicht als wertvolles Kapital sehen: Wollen wir wirklich zurück zu dieser Scheinheiligkeit?
Stigmatisierte Randgruppe
Die Jury um Schlosser hat zynisch und menschenverachtend gehandelt: Sie hat eine intellektuelle Minderheit brutal stigmatisiert und in verantwortungsloser Weise diskreditiert - eine Minderheit, die eine Alternative sucht zur Denkhaltung, dass Mitarbeiter vor allem Kostenfaktoren sind. Die betroffenen Wissenschaftler und Praktiker werden sich schlimmstenfalls von dem verunglimpften Thema zurückziehen.
Es wurde die Chance vertan, ein positives Signal zu setzen, denn für den Standort Deutschland und die Wissensgesellschaft sind Menschen das wichtigste Kapital. Humankapital hätte statt zum Unwort zum Wort des Jahres gewählt werden sollen."
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2005 um 09.59
Ich finde das Wort "Luftverschmutzungsrecht" sehr gut. Jeder, der lebt, verschmutzt die Umwelt. Um das in Grenzen zu halten, hat man verschiedene Methoden erprobt. Der Handel mit Anteilen erwies sich als besonders flexibel und erfolgreich, besser als starre technische Vorschriften. Der Eigennutz, die verläßlichste Größe, sorgt dafür, daß jeder versucht, von hohen Anteilen herunterzukommen und damit seine Kosten zu minimieren. Je weniger für die Luftverschmutzung bezahlt werden muß, desto mehr kann man z. B. in Humankapital investieren. Gute Idee!
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2005 um 09.54
Kommentar
Simples Feindbild
18. Januar 2005 orn. Die Welt ist einfach, wenn die Feindbilder simpel sind. "Humankapital" ist das Unwort des Jahres, "Luftverschmutzungsrecht" folgt auf Platz drei. Diesen Unehrentitel vergibt eine Jury von Sprachwissenschaftlern, wenn ein Wort "sachlich grob unangemessen" ist und "möglicherweise die Menschenwürde verletzt". An den Kriterien ist nichts auszusetzen. Sprache prägt das Denken, es gilt, früh auf die Bremse zu treten. Im Fall des Luftverschmutzungsrechts wird in der Tat ohne Wimpernzucken ein positives Recht an etwas Negativem festgestellt. Allein - darf man hier stehenbleiben und ausblenden, daß erst definierte Ansprüche Grenzen setzen, daß das implizite Recht auf Verschmutzung ohne ein explizites Verschmutzungsrecht unendlich wäre? Wird etwas unangemessen dadurch, daß man es klar beim Namen nennt? Wirklich bedenklich ist jedoch die Wahl des Wortes "Humankapital". Es degradiere Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen, lautet der Vorwurf. Also degradieren auch funktionale Kollektivbegriffe wie Personal, Mitarbeiter und Gewerkschaft? Wohl kaum. Der Feind ist das Wort "Kapital". Dabei ist Kapital schlicht Vermögen - und entspringt in jeder Form stets menschlichen Köpfen. Die ganze abendländische Philosophie ist darauf ausgerichtet, daß der Mensch diesen Reichtum vervollkommnet. Vor einem Reflex, der darin Böses sehen will, vermag der Humanismus nur zu kapitulieren.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.01.2005, Nr. 15 / Seite 11
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2005 um 09.45
Dazu habe ich folgende Geschichte gehört: Da Harald Weinrichs Grammatik, in erster Auflage vom Dudenverlag herausgebracht, in der bewährten Rechtschreibung gehalten ist, stellte sie offenbar für den Verlag eine peinliche Erinnerung an bessere Zeiten dar. Wie dem auch sei, eines Tages stellte sich heraus, daß fast tausend noch unverkaufte Exemplare "versehentlich eingestampft" worden waren. Herr Weinrich ging daraufhin zum Verlag Olms.
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Th. Ickler
eingetragen von PL am 22.01.2005 um 08.31
„Wir sind das Kapital“, müßten – Ihrer Meinung nach – Mitarbeiter zum eigenen Schutz sagen. Vor wem oder vor was wären sie dann geschützt? Etwa vor Arbeitslosigkeit?
Peter Lüber
eingetragen von Fritz Koch am 21.01.2005 um 11.36
Führt man den Faktor "Wertveränderung durch Zeitablauf" ein, dann ist der Vergleich des Wertes der Belegschaft mit Kapital sogar schmeichelhaft: Kapital verliert an Wert nur durch Inflation; da wir zurzeit keine haben, überwiegt die Wertsteigerung durch einen zum Kapital addierten Zinsertrag. Viele Firmen lassen es aber zu oder kalkulieren es sogar ein, daß der Wert ihrer Mitarbeiter durch vorenthaltene Weiterbildungsmaßnahmen durch Zeitablauf stetig sinkt, über 50jährige haben schon fast keinen Marktwert mehr. Es scheint ihnen auch billiger, junge Mitarbeiter zu importieren und die eigenen älteren auf Kosten der Sozialversicherung zu entsorgen. Wenn Mitarbeiter einen Kapitalwert darstellen, darf man eigentlich nicht so handeln. Die Mitarbeiter müßten zum eigenen Schutz sagen: "Wir sind das Kapital."
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 21.01.2005 um 10.52
Mein Vorschlag:
Harald Weinrich, Textgrammatik der deutschen Sprache, 2. revidierte Aufl., Hildesheim (Olms) 2003.
Das über 1100 Seiten starke Buch ist in bewährter Rechtschreibung verfaßt.
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 21.01.2005 um 10.02
Mit Destruktivität kann man nichts gewinnen.
Kann mir jemand weiterhelfen? Ich bin um Rat gefragt worden, hier der Wortlaut der Mail:
Sehr geehrte Damen und Herren,
können Sie mir bitte mitteilen, ob es ein Buch gibt, worin die deutsche Grammatik der alten Schreibform – also noch vor der Rechtschreibreform erklärt wird, genauer gesagt, wie sie aufgebaut ist? Mich würde es wirklich interessieren, denn mit diesem heutigen „Undeutsch“ weiß man bald wirklich nicht mehr, wie die gute alte deutsche Grammatik aufgebaut ist bzw. war.
Danke für Rat und Tat.
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von J. Teubel am 21.01.2005 um 09.20
Was denn, was denn, argumentativer Notstand ausgebrochen? Oder fällt Ihnen gerade keine griffige Scheißhausparole ein?
Ja, richtig, wieso eigentlich bleiben? Der Kampf gegen die westdeutsche Blödheit war sowieso von Anfang an verloren. Wie erleichternd zu wissen, aus welcher verkrüppelten Gesellschaftsform die Reform entsprang. Hoch lebe der Profit und die Ahnungslosigkeit der Bekloppten und Blöden!
eingetragen von margel am 21.01.2005 um 08.49
"Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige."(Karl Kraus bei anderer Gelegenheit) Das Forum ist ja in letzter Zeit ziemlich heruntergekommen. Da wartet man am besten ab, bis all diese Hocherhitzten samt ihren unverdaulichen Speiseresten das Feld wieder geräumt haben. Erfahrungen in dieser Richtung haben wir ja genügend.
– geändert durch margel am 21.01.2005, 13.02 –
eingetragen von J. Teubel am 20.01.2005 um 23.10
Was stand denn nun im Kommentarteil der Entscheider-Journaille? So vom Tenor her, daß es nie wieder passieren darf, daß russische Panzerkeile gen Westen fahren?
margel, zu Ihrem "gewaltigen Fortschritt": 40 Jahre Sozialismus waren ein gewaltiger Fortschritt. 40 Jahre nämlich, in denen das Kapital wenigstens im Osten Deutschlands NICHTS zu sagen hatte. Für 'nen Wessi unvorstellbar, was?
eingetragen von PL am 20.01.2005 um 21.14
Theodor Ickler verweist uns auf den Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Ablenkung nenne ich das.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 20.01.2005 um 20.55
An margel:
„Spitzfindigkeit“ hatte ich schreiben wollen, nicht „Spritzfindigkeit“. Diesen Rechtschreibfehler gebe ich freimütig zu, ohne mich davon ablenken zu lassen, um was es hier geht: um die Würde des Menschen.
Peter Lüber
eingetragen von margel am 20.01.2005 um 19.01
"Spritzfindigkeit" ist das Humankapital der Feuerwehrleute.
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2005 um 17.39
Im Wirtschaftsteil der FAZ stand sogleich der treffendste Kommentar zur Unwortwahl.
Am 20.1. schob die FAZ noch einen halbe Seite Stellungnahmen von Wirtschaftswissenschaftlern nach: allesamt vernichtend über die weltfremde Schöngeisterei der selbsternannten Moralwächter.
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Th. Ickler
eingetragen von PL am 20.01.2005 um 17.08
An margel, den Propheten der zukünftigen „Wissensgesellschaft“:
Ich bitte Sie zu bedenken, daß Menschen sehr vergeßlich sind. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht irgendwo geschrieben. Dies, zu Ihrer Erinnerung.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 20.01.2005 um 16.27
Wo leben Sie denn, frage ich (im Tonfall Loriots) Sie, Herr Scheuermann? Da, wo ich lebe (in der deutschsprachigen Schweiz), höre ich beinahe jeden Tag Sätze wie „Das finde ich gar nicht gut“ oder „Wie findest du das?“
Ich finde, Rosen sind schön. Rosen waren die Lieblingsblumen meiner Mutter. Als Fünfzehnjähriger malte ich eine Rose in Aquarell. Der Inhaber einer der renommiertesten Cliché-Anstalten fand diese so schön, daß er mich (einen von mehr als zweihundert Bewerbern) in die Lehre nahm. Darauf bin ich heute noch stolz.
Nun denken Sie vielleicht, Herr Scheuermann, ich wäre auf Ihre Spritzfindigkeit hereingefallen und dadurch vom Thema abgekommen. Wenn ja, dann irren Sie sich. Wenn nein, dann nicht.
Peter Lüber
eingetragen von J. Teubel am 20.01.2005 um 13.01
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
In der zukünftigen "Wissensgesellschaft" und angesichts der Globalisierung wird dieses Humankapital eine immer größere Bedeutung erlangen.
Welch ein typisch kapitalistisches Gesülze. Daß das "Humankapital" ja sooo wichtig ist, sehen Sie an den rapide sinkenden Erwerbslosenzahlen und steigenden Gehältern der Arbeiter und Angestellten. Wie unentbehrlich das eigene im Lande ausgebildete Humankapital ist, sehen Sie an den verfügbaren Ausbildungsplätzen und an der Schulbildung. Vielleicht sollten Sie mal öfter über Ihren Tellerrand schauen und weniger FAZ und Financial Times studieren.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 20.01.2005 um 11.41
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Lüber
An Fritz Koch:
Sie finden „Humankapital“ ein treffendes Wort und fordern dazu auf, ein treffenderes zu finden. Wozu denn?
Peter Lüber
Obwohl man diese Nutzung von "finden" häufig antrifft, hinterläßt sie bei mir immer einen zwiespältigen Eindruck.
"Die Menschen finden die Verträge zu kompliziert"; "ich finde das gut" - dieser Gebrauch von finden im Sinne von empfinden ist sicher völlig in Ordnung, aber "ich finde Rosen schöne Blumen" - das ist m.E. nicht mehr so richtig stimmig.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von margel am 19.01.2005 um 19.27
"Humankapital" vom englischen "human capital" ist eine gelungene und überaus menschenfreundliche Fügung. Besagt der Ausdruck doch, daß neben den Sach- und Finanzmitteln eines Betriebes auch die Fähigkeiten und Kenntnisse (denn um die geht es) der dort Tätigen als mindestens gleichrangig anzusehen sind. Das war in der Geschichte des "Kapitalismus" nicht immer so und bedeutet einen gewaltigen Fortschritt. In der zukünftigen "Wissensgesellschaft" und angesichts der Globalisierung wird dieses Humankapital eine immer größere Bedeutung erlangen.
eingetragen von Fritz Koch am 19.01.2005 um 18.44
Wenn ich Betriebswirtschaftler wäre, könnte ich es genauer erklären: Ich verstehe unter Betriebskapital das Geld, das eine Firma auf dem Konto flüssig hat. Daneben existiert der Wert der Betriebseinrichtungen: der Anlagen und Maschinen usw. Weiters existiert der Wert der Kenntnisse und Fähigkeiten der Belegschaft, dieser ist am schwierigsten bewertbar. Aber ohne die richtigen Fachleute kann eine Firma einen Auftrag nicht erfüllen. Manche Firmen glauben, im Bedarfsfall für einen bestimmten Auftrag einfach Fachleute einstellen oder importieren zu können, um sie danach wieder zu entlassen; sie möchten die Mitarbeiter wie flüssiges Kapital behandeln. Im Bauwesen könnte das vielleicht funktionieren. In Hochtechnologieprojekten ist es sehr riskant, denn die wirklich guten Leute spielen dieses Leben als Zeit- und Wanderarbeiter nicht mit. Solche Berufsaussichten schrecken sie auch schon vor dem Studium ab. Eigentlich kann nur ein Betriebswissenschaftler den richtigen Ausdruck für den Wert der Kenntnisse und Fähigkeiten der Belegschaft finden. Eine Analogie zum Maschinenpark gibt es: Auch der Wert des Wissens und Könnens der Mitarbeiter muß durch Weiterbildung und Übungen aufrechterhalten werden. Wenn da gespart wird, sinkt dieser Wert.
eingetragen von PL am 19.01.2005 um 16.49
An Fritz Koch:
Sie finden „Humankapital“ ein treffendes Wort und fordern dazu auf, ein treffenderes zu finden. Wozu denn?
Peter Lüber
eingetragen von PL am 19.01.2005 um 16.23
An margel:
„Dafür stellen sich dann sofort Assoziationen wie ‚Kapitalismus = Ausbeutung‘ oder ‚Mensch als bloßes Produktion[s]mittel‘ ein.“ – Also Assoziationen, die sich bei Ihnen einstellen? oder bei andern, von denen Sie es wissen? Immerhin bestreiten Sie diese Assoziationen nicht. Und dies halte ich Ihnen zugute.
Menschen – politisch betrachtet als „Stimmvieh“, militärisch als „Kanonenfutter“ oder, wenn damit nicht Soldaten, sondern totgeschossene Zivilisten gemeint sind, als „Kollateralschäden“, philosophisch als „Fabrikware der Natur“ (Schopenhauer) und nun ökonomisch als „Humankapital“ – da kann ich nur sagen: Ecce-Homo!
Das Unwort des 20ten Jahrhunderts lautet, gemäß dem weisen Urteil der Jury, „Menschenmaterial“.
Peter Lüber
eingetragen von PL am 19.01.2005 um 13.55
An Theodor Ickler
„Dabei könnte es auch sein Gutes haben, Menschen (vor allem Kinder) für ebenso wertvoll zu halten wie Aktien.“ Nehmen Sie bitte diesen Satz zurück; zumal es Aktien gibt, die keinen Dreck wert sind. Ich frage Sie: Finden Sie es nicht bemerkenswert, daß Aktien von Unternehmen, welche ihr „Humankapital“ in die Arbeitslosigkeit entlassen, im Werte steigen? Es gibt eine Firma, die nennt sich „Adecco Human Resources AG“. Ob ein „Gutmensch“ diesen Namen erfunden hat?
Von Ihnen, Herr Ikler, würde ich mir jede grammatikalische und orthographische Korrektur gefallen lassen; jedoch nicht jede Ihrer Narreteien. Ich gebe Ihnen zu bedenken, daß man Kapital auch abschreiben kann – und nicht nur in einem Sinne!
Falls Sie dereinst ein Bedeutungswörterbuch verfassen sollten: Ich werde einer Ihrer ersten Leser sein.
Peter Lüber
eingetragen von margel am 18.01.2005 um 18.13
Wahrscheinlich wissen die Erfinder dieses "Unwortes" nur so ungefähr, was man unter Kapital zu verstehen hat. Dafür stellen sich dann sofort Assoziationen wie "Kapitalismus = Ausbeutung" oder "Mensch als bloßes Produktionmittel" ein. Wäre ich Angehöriger einer Firma, so wäre ich jedenfalls stolz darauf, aufgrund meiner Kenntnisse und Fähigkeiten zum Humankapital gerechnet zu werden.
eingetragen von Fritz Koch am 18.01.2005 um 17.26
Eine treffende Bezeichnung für den Wert des Wissens und Könnens der Mitarbeiter eines Betriebes. Meist merkt die Firmenleitung ihn erst, wenn er zur Konkurrenz abgewandert ist und teuer neu eingekauft und wieder aufgebaut werden muß.
Der jüngste Fall betraf die Firma Infineon, wo der (inzwischen unehrenhaft entlassene) Chef Schuhmacher in einer Flaute massenhaft Mitarbeiter entlassen wollte und erst von klügeren Leuten vorgerechnet bekommen mußte, daß gleichwertige Mitarbeiter bei einem Aufleben des Geschäftes sofort und für lange Zeit fehlen würden.
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2005 um 15.50
"Humankapital" soll Unwort des Jahres sein? Das war es aber vor sechs Jahren auch schon mal, wenn auch nicht an erster Stelle. Aber die Plazierung ist sowieso egal, weil die Jury ja ohnehin nicht die meistgenannten Wörter auswählt, sondern nach eigenem Gutdünken entscheidet und daher ohne weiteres auch ein Wort aussuchen kann, das überhaupt niemand vorgeschlagen hat.
Die Begründung ist lächerlich,wie immer. Warum soll denn mit einem solchen Wort der Mensch auf einen Wirtschaftsfaktor reduziert werden? Jede Bezeichnung greift nur einen Aspekt heraus. Wenn der Mensch im Kranknehaus liegt, ist er eben ein "Patient" oder ein "Fall" oder ein "Blinddarm auf Zimmer 11" usw. Damit reduziert man ihn doch nicht. Über das "Humankapital" haben sich schon Generationen von Sprachkritikern aufgeregt. Dabei könnte es auch sein Gutes haben, Menschen (vor allem Kinder) für ebenso wertvoll zu halten wie Aktien.
Wirtschaftsferne Menschen, bei denen das Geld von der Bank kommt, ereifern sich gern über die Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse. Zum Glück bestimmen nicht solche Gutmenschen über die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Existenz, sonst wären wir arm dran. Unverständlich ist bloß, warum die Nachrichtenagenturen diese Wichtigtuerei jedes Jahr so zuverlässig unters Volk bringen.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 18.01.2005 um 13.57
"...mehr Platz, sowohl für Passagiere als auch fürs Gebäck." (Ein Weltblatt aus Frankfurt/Main über den Audi A3 2.0 Sportback Ambition)
eingetragen von margel am 13.01.2005 um 10.01
Aus einem Anzeigenblatt: "Nahchilfelehere für Deutsch, Kl 4 gesucht"
eingetragen von rrbth am 01.01.2005 um 18.55
H. Ickler schrieb mal, es ging um den Kauf von Tellern, hier:
> Die fränkische Verkäuferin vergewisserte sich mehrmals,
> ob „Body-Deller“ gemeint seien. Nach einiger Zeit
> erkannte meine Frau das Wort „Party-Teller“.
Sowas hab ich auch:
An der Fleischtheke.
... Parma-Schinken?
??? - - -
... Farmer-Schinken!
eingetragen von margel am 31.12.2004 um 10.27
Meine Frau hatte die Gelegenheit, unser Plan-Patenkind mit seiner Familie in Ecuador persönlich zu besuchen. Sie konnte sich davon überzeugen, daß die Mittel auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Das ist ja immer die Unbekannte bei all den vielen Hilfsorganisationen. Schließlich will man nicht vor allem Reisen von Vereinsfunktionären finanzieren.
eingetragen von Matthias Dräger am 31.12.2004 um 07.50
Angesichts der unvorstellbaren Flutkatastrophe habe ich hier eine Übersicht von Hilfsorganisationen eingestellt - entnommen aus http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,2243874,FF.html
Da viele Kinder ihre Eltern verloren haben, werde ich meine Spende an Plan International schicken, die mir von der Ausrichtung her für die Bewältigung der Spätfolgen der Flut bestens geeignet erscheinen (s.u.).
Aktion Deutschland hilft
(Johanniter, Malteser Hilfdienst, action medeor, Arbeiter-Samariter-Bund, Arbeiterwohlfahrt, HELP, CARE, Paritätischer Wohlfahrtsverband, ADRA, World Vision)
Bank für Sozialwirtschaft Köln
BLZ 370 205 00 Konto 10 20 30
Stichwort: Seebeben
Aktion Deutschland hilft im Internet
ADRA - Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Deutschland e.V.
Dresdner Bank
BLZ 508 800 50 Konto 200 070 209
Andheri-Hilfe
Sparkasse Bonn
BLZ 380 500 00 Konto 40 006
Stichwort:Seebeben
andheri-hilfe.de
Ärzte für die Dritte Welt
EKK Bank
BLZ 500 605 00 Konto 104 888 880
Stichwort: Seebebenopfer
Ärzte für die dritte Welt im Internet
Ärzte ohne Grenzen
Sparkasse Bonn
BLZ 380 500 00 Konto Nr. 970 97
Stichwort: Seebeben
Ärzte ohne Grenzen
CARE
Sparkasse Bonn
BLZ 380 500 00 Konto 440 40
Stichwort: Nothilfe Südasien
Care im Internet
Caritas International
Postbank Karlsruhe
BLZ 660 100 75 Konto 202 753
Stichwort: Erdbeben Südasien
Caritas International im Internet
CCF Kinderhilfswerk
BfS Stuttgart
BLZ 601 205 00 Konto 778 00 06
Stichwort Asienhilfe
ccf-kinderhilfswerk.de
Christoffel-Blindenmission
Sparkasse Bensheim
BLZ 509 500 68 Konto 505 050 5
Kennwort: Südasien
Christoffel Blindenmissionim Internet
Deutsches Rotes Kreuz
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00 Konto 41 41 41
DRK im Internet
Diakonie Katastrophenhilfe
Postbank Stuttgart
BLZ 600 100 70 Konto 502 707
Stichwort: Erdbeben Südasien
Diakonie Katastrophenhilfe im Internet
Deutsche Welthungerhilfe
Sparkasse Bonn
BLZ 380 500 00 Konto 111 5
Stichwort: Erdbeben Asien
Deutsche Welthungerhilfe im Internet
Handicap International
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 700 205 00 Konto 595
Stichwort: Sri Lanka
humedica
Sparkasse Kaufbeuren
BLZ 734 500 00 Konto 47 47
Stichwort "Flutkatastrophe"
humedica e.V.
Kindernothilfe
KD-Bank
BLZ 350 601 90 Konto: 45 45 40
Stichwort: Seebeben
Kindernothilfe im Internet
MISEREOR
Sparkasse Aachen
BLZ 390 500 00 Konto 52 100
Stichwort: Erdbebenopfer
Misereor im Internet
Missionszentrale der Franziskaner
Sparkasse Bonn
BLZ 380 500 00 Konto Nr. 25 00 14 47
Stichwort: Flutkatastrophe Südostasien
mzf.org
Oxfam Deutschland
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00 Konto 13 13 13
Kennwort: "Seebeben"
Oxfam Deutschland
Plan International
Deutsche Bank
BLZ 200 700 00 Konto 06 12 81 202
Stichwort "Hilfe für Südasien"
Plan International im Internet
SOS-Kinderdörfer weltweit
Deutsche Bank München
BLZ 700 700 10 Konto 111 11 11 (siebenmal die Eins)
Stichwort: SOS-Südasien
SOS-Kinderdörfer
terre des hommes
Volksbank Osnabrück
BLZ 265 900 25 Konto 700 800 700
Stichwort: Flutwelle
Terre des hommes im Internet
UNICEF
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00 Konto 300 000
Stichwort: Erdbeben Asien
Unicef im Internet
World Vision
Volksbank Frankfurt
BLZ 501 900 00 Konto 20 20
Stichwort: "Tsunami Südasien"
World Vision im Internet
Über Plan International (ex internet):
In den vier Arbeitsfeldern Gesundheit, Bildung/Ausbildung, Lebensumfeld und Einkommen führt Plan Hilfsprojekte durch, die eine dauerhafte Entwicklung der Patenkinder, ihrer Familien und Gemeinden gewährleisten. Oberstes Ziel der Arbeit von Plan ist es, die Unabhängigkeit und das Selbstvertrauen der Menschen zu fördern, um den Kindern ein gesundes Aufwachsen in einer starken Gemeinschaft zu ermöglichen. Das Konzept: Statt spektakulärer Maßnahmen überschaubare und sinnvoll aufeinander abgestimmte Selbsthilfe-Projekte, die die Lebenssituation der Kinder nachhaltig verbessern. Gleichzeitig spielt die interkulturelle Kommunikation zwischen Paten und Patenkindern für Plan eine wichtige Rolle, um das gegenseitige Verständnis zu fördern.
An der Auswahl, Planung und Durchführung der Hilfsprojekte sind die Gemeinden unmittelbar beteiligt. Als Gesundheitshelfer, Elternrat oder in Wasserkomitees nehmen sie die Entwicklung ihrer Gemeinschaft selbst in die Hand. Das Plan-Büro vor Ort betreut die Hilfsprojekte. Hier arbeiten einheimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit der Sprache und der Kultur ihres Landes vertraut sind. Sobald die Gemeinschaft in der Lage ist, die Arbeit aus eigener Kraft fortzusetzen, zieht sich Plan zurück und wendet sich anderen Regionen zu, in denen Kinder und ihr Umfeld Not leiden.
So gelingt es Plan, Hilfe sehr gezielt und ohne Umwege leisten zu können. Mit einer Patenschaft können Sie diese Arbeit tatkräftig unterstützen.
http://www.plan-deutschland.de/ueber_plan/so_arbeiten_wir.php
http://www.plan-deutschland.de/laenderlexikon/laenderinfos.php
eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.12.2004 um 21.00
Danke für die Erläuterung, und in den Einzelheiten kann ich Ihnen durchaus zustimmen.
Wenn ich allerdings die Denkweise und Planungsziele mir bekannter Wirtschaftsstudenten mitbekomme, deren Universitäts-Zeitschriften lese oder die DLF-Wirtschaftsnachrichten höre, dann ist Jonas’ Forderung durchaus kein aufderhandliegender Allgemeinplatz; denn in den Köpfen und Herzen dieser Studenten geht es um ungebremstes Wachstum, wie in der Genesis 1.28 angedeutet: „... mehret euch und füllet die Erde machet sie euch untertan ...“
In den Köpfen der Wirtschaftler geht es um sehr, sehr dicke Autos, um Besitzstandswahrung und Arbeitplätzeexport (verniedlicht als outsourcing, 7,3 Mio. Gugel) und kaum um Allgemeinverträglichkeit.
Eher so: Wir sind der Abschaum der Menschheit; aber Schaum schwimmt oben.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 25.12.2004 um 18.35
Bei Kant hat die Sache noch ein gewisses intellektuelles Niveau, auch wenn weiterhin Schopenhauers Satz gilt, "daß Moral-Predigen leicht, Moral-Begründen schwer ist". (Eher unmöglich, würde ich sagen, weshalb man ja auch Moralphilosophisches meistens gleich weglegt, es ist schier zum Gähnen. Das Moralische versteht sich eben von selbst - oder gar nicht.) Aber eine wohlklingende Phrase im Predigerton ("auf Erden"!) kommt hierzulande immer gut an und wird unvermeidlicherweise preisgekrönt. Man soll also immer an die Nachwelt denken und nicht nach dem Motto "Nach uns die Sintflut!" handeln. Das ist doch nett, nicht wahr? Aber ist es wert, ausgesprochen zu werden? Und gar als Ergebnis jahrzehntelangen Philosophierens auf Briefmarken verewigt zu werden? Und dann wird die unübertreffliche Trivialität noch durch den sehr wissenschaftlich klingenden Ausdruck "Permanenz" vernebelt, eine Geschmacklosigkeit ersten Ranges.
Manchmal frage ich mich, wie ein Mensch dazu kommt, seine Mitbürger mit solchem Gewäsch zu belästigen. Das gilt natürlich auch für Weihnachtsansprachen hoher Politiker, die ja auch nicht dafür bezahlt werden, daß sie erbauliche Reden vortragen.
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Th. Ickler
eingetragen von Dr. Konrad Schultz am 25.12.2004 um 17.30
Auf der Seite des im Mai 1998 gegründeten Hans-Jonas-Zentrums ist das Zitat jedenfalls richtig wiedergegeben. Mit "daß".
eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.12.2004 um 14.01
Zitat:Können Sie Ihren Einwand gegen Jonas’ kategorischen Imperativ für unsere jungen Leser, Handwerker usw. noch etwas verdeutlichen?
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Zum Lecken
Gestern kam ein dicker Umschlag mit hübschem Inhalt (vielen Dank, lieber M.!). Aber die Briefmarke (2.20 Euro) ließ mich vor Scham fast im Erdboden versinken:: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden. Hans Jonas 1903–1993"
Darauf paßt nur der klassische Kommentar: Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 25.12.2004 um 09.10
Gestern kam ein dicker Umschlag mit hübschem Inhalt (vielen Dank, lieber M.!). Aber die Briefmarke (2.20 Euro) ließ mich vor Scham fast im Erdboden versinken:: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden. Hans Jonas 1903-1993"
Darauf paßt nur der klassische Kommentar: Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Th. Ickler
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 23.12.2004 um 05.10
Die Abwendung von der „Kunst“ des Schreibens an Schulen ist doch schon in vollem Gang, Herr Dräger!
Viele Lehrer sehen das auch so, finden es aber nicht schlimm, denn „wir haben ja den Computer“.
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Matthias Dräger am 22.12.2004 um 23.03
gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen dem neuen Passat und der neuen Rechtschreibung? Befreien uns nicht beide von den „Fesseln der Vernunft“?
Ist das vielleicht die Magie der Rechtschreibreform, die Aufhebung der Unterscheidung von richtig und falsch, von „Gut“ und „Böse“, also die Rückkehr ins Paradies des Nicht-Erkennens?
Dann sollte man aber nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Zu einer Ächtung der Orthographie gehört unbedingt auch eine Ächtung der Schrift als einer Kulturtechnik, die seit alters her ja doch nur zur Knechtung der menschlichen Freiheit mißbraucht wurde.
Ist nicht auch die Sprache in aller Regel die Quelle aller Mißverständnisse? Auch diese gehört abgeschafft, insbesondere in der Schule, da hier die Weichen gestellt werden für die Zukunft der menschlichen Gesellschaft.
Für die Schule der Zukunft hat das große Schillerwort zu gelten: „Spricht die Seele, ach, spricht die Seele nicht mehr!“
Was Deutschland jetzt braucht, ist eine Sprachreform!
eingetragen von Fritz Koch am 22.12.2004 um 22.48
Jeanne Rubner hat einen sehr schönen Kommentar auf der "Meinungs"-Seite der Südd. Zeitg. v. 22.12.04 geschrieben:
"Musterknabe mit Schulproblemen:
... Fast überall in der Republik fehlen Pädagogen oder zumindest die Stellen für sie. Kaum ein Bundesland schafft es, ausreichend Lehrer an die Schulen zu schicken - mal hat man den Bedarf falsch eingeschätzt, meistens aber will man einfach nur Personalkosten sparen. Und spekuliert darauf, dass eine Stunde weniger Biologie oder Deutsch den Kindern schon nicht schaden wird.
Diese Einstellung der Bundesländer aber ist mangelhaft. Wenn ständig Stunden gestrichen werden, können auch die Schüler den Unterricht nicht mehr wirklich ernst nehmen. Weitaus schädlicher als der entgangene Stoff oder die fehlenden Übungsstunden ist die Botschaft, die der mutwillig verursachte Lehrermangel vermittelt: Schule ist nicht so wichtig. rub"
eingetragen von margel am 22.12.2004 um 18.44
Der neue VW Passat "trägt sehr konzentrierte Linien an der Frontpartie, dort spricht er Worte der Dynamik. Das Heck ist für die Botschaft der Solidität zuständig. Und dazwischen, zum Beispiel an den Flanken das Fahrzeugs, spielen sich kleine Ereignisse ab, je nach den Einflüssen von Licht und Schatten." - Was ist der neue Passat? "Der Beginn einer Emotionalisierung von VW." - Was sorgt dafür? "Dafür sorgt vor allem eine sehr dichte Designsprache." - Wovon befreit sie das neue Auto? "Sie befreit es von den Fesseln der Vernunft." - Was löst sie beim Kunden aus? "Begehrlichkeit." (Wolfgang Peters in der F.A.Z. vom 21.12.2004) - Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, lieber doch kein von den Fesseln der Vernunft befreites Auto zu kaufen. Wer weiß denn, welche Sprache die Bremsen verstehen, im Ernstfall...?
eingetragen von Theodor Ickler am 14.12.2004 um 15.38
Kürzlich wies mich ein Kollege darauf hin, daß Michael Endes Jim Knopf nicht mehr nach China fährt, sondern nach "Mandala". Unter den entsprechenden Stichwörtern findet man im Internet eine Menge über diesen neuen Akt politischer Korrektheit (obwohl der Grund eigentlich nicht ganz einzusehen ist). Der Verlag heißt übrigens Thienemann und ist aus mehreren Gründen zu meiden.
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Th. Ickler
eingetragen von Fritz Koch am 10.12.2004 um 13.41
wird in dem Artikel von Heinz-Elmar Tenorth "Grundausstattung, Pisa und seine Kritiker", in der Süddeutschen Zeitung v. 10.12.04, Feuilleton, beschrieben.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.12.2004 um 12.42
DLF, Kultursendung Fazit, 10.12.2004, 0:51:
>>Sabine Christiansen ist mit ihrem Antrag auf Unterlassung einer sie betreffenden Passage in der Inszenierung des Gerhard-Hauptmann-Stückes „Die Weber“ am Dresdener Staatsschauspiel gescheitert. Das Dresdner Landgericht sah in seiner heute verkündeten Entscheidung durch die Textstelle: „Wen ich sehr schnell erschießen würde, das wäre Sabine Christiansen“ das Persönlichkeitsrecht der TV-Moderatorin nicht in unerträglicher Weise angegriffen. Christiansen hatte die Passage als Mordaufruf verstanden. Der angegriffene Satz dürfe allerdings nicht isoliert betrachtet werden, sondern müsse im Gesamtzusammenhang des Theaterstückes gesehen werden, betonte Richterin Martina Handke. Sobald verschiedene Interpretationen eines Kunstwerkes möglich seien, müsse die Rechtsprechung jene zur Beurteilung zugrunde legen, die andere Rechtsgüter am wenigsten beeinträchtige. [hä?]
Dennoch darf das Stück bis auf weiteres nicht aufgeführt werden, der lizenzhabende Verlag Felix Bloch Erben hatte erfolgreich beantragt, dem Schauspielhaus die Aufforderung aller Szenen mit dem Chor der Arbeitslosen zu untersagen, die wegen scharfer Angriffe auf Prominente für Aufsehen gesorgt hatten. Das Schauspiel[haus] wehrt sich gegen das Aufführungsverbot, eine Entscheidung in diesem Verfahren soll am 11. Januar fallen.<<
Meine Meinung:
Die Richterin (am Landgericht!) sollte lieber einer nützlichen Arbeit nachgehen und sich um ihre Kinder und Enkel kümmern, als sich selbst im StGB zu verstricken.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 03.12.2004 um 19.15
Auf der Seite des Deutschen Sprachrates kann man jetzt im Zusammenhang mit dem "schönsten deutschen Wort" lesen: Was Sie gewinnen konnten... Das läßt sich ausbauen: Warum Sie nicht gewonnen haben. Wie Sie hätten gewinnen können. Warum ein anderer gewonnen hat. Wie Sie das nächste Mal vielleicht gewinnen könnten. Warum Sie wieder nicht gewinnen werden. Wieso ausgerechnet eine Reise nach Mauritius der Hauptgewinn war. Wie Sie Ihren Zweiten Preis loswerden können.
eingetragen von Giesbert Rainhagen am 03.12.2004 um 11.46
Gestern gab es in der FAZ eine Nachricht über Cannabis mit schrecklichen Rekordzahlen. Heute am Tag danach, wenden sich meine Gefühle schon wieder davon ab. Es ist wie mit dem Ozonloch. Schweigen, vergessen. Sind wir Verdrängungskünstler ? Ich will meine Eindrücke darum festhalten.
Die Grünen mit der These "ein Recht auf Rausch" haben es endlich geschafft, daß Cnanabis eine Alltagsdroge geworden ist. Die Zahl der Cannabis-Raucher hat sich seit 1990 von 5 auf 12% mehr als verdoppelt, ein Drittel davon mit tägl. Konsum -- Tendenz bei Jugendlichen steigend -- Durchschnitt 16,4 Jahre, traurig ! Das klingt nicht viel aber ich finde, das ist schon eine große Menge. Am Schluß: Ob diese Entwicklung rückgängig gemacht werden kann, stand in Berlin nicht zur Debatte! Ist das erwünscht, weil wie in der Reportage stand, Cannabis das Urteilsvermögen beeinträchtigt? --
eingetragen von Fritz Koch am 03.12.2004 um 10.03
und eine schwarze "Zorro"-Maske.
eingetragen von Giesbert Rainhagen am 02.12.2004 um 20.20
Was meinen Sie denn mit "gesitteter"? Welche Sitten fehlen hier denn? Vielleicht spielen Sie auch nur auf die letzten Statements - wie ich es einmal nennen möchte - von Herrn N. Schäbler an. Was will er denn sagen?: Entschuldigung, Gegenentschuldigung, „überversorgter Vorruheständler“, und: daß sich dieses Forum wieder erholt? Aber wenn er sich verabschiedet, soll man da nun nicht rätseln.
eingetragen von Theodor Ickler am 02.12.2004 um 17.42
Unter http://www.sprachforschung.org (wo es überhaupt gesitteter zugeht) findet man alles Nötige.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 02.12.2004 um 17.06
Lieber Herr Koch, danke für den Hinweis auf Prof. Munskes Artikel in der SZ. Kann man an diesen Aufsatz gelangen, ohne Abonnent zu sein? Danke im voraus und freundliche Grüße
eingetragen von Fritz Koch am 01.12.2004 um 17.34
"David gegen Goliath?
Die Neuausgaben von 'Ickler' und 'Duden' markieren die Positionen im Rechtschreib-Streit"
Besprechung von Horst Haider Munske
Süddeutsche Zeitung v. 1.12.04, Literatur
eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2004 um 15.58
Gerhard Helbig: Zur Bedeutung der Wörter. Darmstadt 2004
Es handelt sich um ein populäres etymologisches Wörterbuch, das nach folgendem Muster kompiliert ist:
„Atlas: 'Kartenwerk, besonders der Erd- und Himmelskunde'
Das Wort wird so zum ersten Mal verwendet im Titel eines großen kartographischen Werks (1595) des Geographen G. Kremer (gen. Mercator). Atlas ist ursprünglich der Name einer Gestalt aus der griech. Mythologie, des Titanen Atlas, der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt und später zu einem mythischen König von Mauretanien umgedeutet wird. Die Figur des Himmelsträgers ist auf dem Titelblatt von Mercators Kartensammlung abgebildet.“
Hier die Vorlage, Wolfgang Pfeifers Etymologisches Wörterbuch:
„Atlas: 'Kartenwerk', bes. der Erd- und Himmelskunde. Der Ausdruck erscheint in dieser Verwendung zum ersten Mal im Titel eines großen kartographischen Werks (1595) des Geographen G. Kremer, genannt Mercator. Er ist ursprünglich der Name einer Gestalt der griech. Mythologie, des Titanen Atlas (...) der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt und später zu einem mythischen König von Mauretanien umgedeutet wird. Die Figur des Himmelsträgers ist auf dem Titelblatt von Mercators Kartensammlung abgebildet.“
Wo es wirklich interessant werden könnte („Meerrettich“ u.ä.), weiß Helbig nichts zu sagen oder nur Läppisches, und selbst dies ist abgeschrieben.
(Helbig, verdienter Leipziger Emeritus, hatte niemals etwas mit Etymologie oder Bedeutungswörterbüchern zu schaffen.)
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Th. Ickler
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 25.11.2004 um 04.49
[ ... hiermit, ob die Angaben über Zugangsschwierigkeiten bestätigt werden können.
Ergebnis, wie hier sichtbar: Es bestehen keine Zugangsschwierigkeiten. – W.W. ]
eingetragen von J. Teubel am 24.11.2004 um 14.30
Fuer die Ukrainer scheint das Wort Demokratie noch nicht zu einer Worthuelse verkommen zu sein, wie in einem Land, das sich "BRD" nennt. Gluecklicherweise gibt es keine ukrainischen Wessis, die sich anmaszen, alles besser zu koennen und dann alles abwickeln. Aus welchem Teil und aus welcher Gesellschaftsform des Landes kam noch mal die Rechtschreibreform?! Es tut gut, sich dieser Antwort hin und wieder zu vergewissern. Wird auch endlich Zeit, dasz ich die olle FAZ abbestelle, die kapitalistischen Absonderungen und die Lobhudelei auf die Demokratie mag ich nicht mehr lesen.
eingetragen von Matthias Dräger am 24.11.2004 um 09.50
In der Ukraine ist derzeit, das ist allgemein bekannt, (Aufbruchs-) Stimmung angesagt. Man muß nicht mehrfach das Land bereist haben, um zu wissen, daß, wie z.B. für Donezk gemeldet, eine Wahlbeteiligung von 96 Prozent mit fast 100 Prozent Stimmen für den Kandidaten Janukowitsch nicht nur unglaubwürdig ist, sondern nur noch lächerlich. Solche Zahlen könnten auch von Idi Amin oder der SED ausgegeben sein, könnten den Stoff bilden für einen weiteren Woody-Allen-Film.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal einen Witz loswerden, den mir ein Dolmetscher im Herbst 2003 im Süden der Ukraine erzählt hat. Der geht so:
Die Wahlen sind vorbei. Der Generalsekretär des Präsidenten erstattet Bericht:
Sekretär: Herr Präsident, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die gute: Sie sind wiedergewählt!
Präsident: Gut - was kann es denn da noch an schlechten Nachrichten geben?
Sekretär: Herr Präsident, es ist keiner zur Wahl gegangen!
Mit dem friedlichen Eintreten für die Anerkennung der tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse wird, hoffentlich, aus der Ukraine bald eine richtige Demokratie. Für die Verhältnisse im Land, die sehr unter allgemeiner Korruption leiden, wäre das sehr zu wünschen.
Ich bitte um Nachsicht, daß ich diesen scheinbar sachfremden Beitrag hier einstelle. Aber ich bin kein Freund von Wahlfälschungen, auch nicht von Annullierungen der Ergebnisse von Abstimmungen, wie 1999 in einem Bundesland geschehen. Ein solcher Vorgang wäre übrigens in der Ukraine undenkbar, das würde sich die Bevölkerung dort nicht gefallen lassen. Hier geht's.
eingetragen von margel am 22.11.2004 um 20.56
Heute hätte ich beinahe die Duden-Sprachberatung angerufen. Aber dann fiel mir ein, daß ich für die Kosten eines Drei-Minuten-Gesprächs schon eine Flasche Bordeaux, Crû Bourgeois, bei Aldi oder Lidl erstehen könnte, und da fiel mir dann die Entscheidung doch ziemlich leicht. - Aber das Konterfei einer zierlich-sportlichen Blondine habe ich mir heruntergeladen und benutze es jetzt als Bildschirmschoner.
– geändert durch margel am 23.11.2004, 10.13 –
eingetragen von Fritz Koch am 22.11.2004 um 16.46
Wenn noch nicht, bin ich dafür, "datt dat datt as een Bindewoord mit tt schriewen weerd".
Begründung: Man kann die Hochdeutsche Lautverschiebung auch in umgekehrter Richtung auf die Wanderung hochdeutscher Wörter ins Niederdeutsche anwenden, hochdeutsche Wörter "einniederdeutschen".
eingetragen von Karsten Bolz am 22.11.2004 um 16.34
Was ein deutscher Schüler alles nicht weiß, würde ausreichen, um vier finnische Schüler durchfallen zu lassen!
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Karsten Bolz
eingetragen von Karsten Bolz am 22.11.2004 um 15.29
Dat lernt uns getz, dat dat im Kohlenpott "Aufsehen erregende" Bratskartoffeln gipt. Ein Grauen erregender Gedanke.
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Karsten Bolz
eingetragen von margel am 22.11.2004 um 14.54
Gestern stand ich vor der Frage, ob ich für 1,86/min eine hilfsbereite Dame ("total versaut") oder die Duden-Sprachberatung (total...ja, was?) anrufen sollte. Heute weiß ich dank Herrn Mackowiak, der offenbar viel herumkommt, daß man beim Duden mehr für sein Geld bekommt. (Ich habe dann beides gelassen). - Wußten Sie übrigens, daß das Fugen-s ein gebürtiger Ruhrgebietler ist?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.11.2004 um 06.17
Deutsche Dichterin
von Hannes Stein
Helga M. Novak ist eine große Lyrikerin. Wer ihre "Tragoballade vom Spitzel Winfried Schütze in platten Reimen" einmal gelesen hat, wird sie so schnell nicht wieder vergessen. Und all die Themen, von denen heute behauptet wird, die Literatur habe sie aus politischer Korrektheit nicht angefaßt - die Leiden der Deutschen im Zweiten Weltkrieg etwa -, sie finden sich längst in den Gedichten dieser Frau. Freilich ohne Wehleidigkeit oder Ressentiment (dann wäre es ja schlechte Poesie). Helga M. Novak war auch eine Dissidentin, lange bevor es dieses Wort gab. Als radikale Sozialistin lebte sie in der DDR, stellte dort die Herrschaft der Einheitspartei in Frage, unterschrieb allerdings auch eine Verpflichtungserklärung der Stasi, heiratete dann einen Isländer, wanderte aus, kehrte in die größte DDR der Welt zurück und flog 1966 endgültig raus: Bei dieser Gelegenheit verlor sie die DDR-Staatsbürgerschaft.
Während der letzten zwölf Jahre hat Helga M. Novak in Polen gelebt. Heute ist sie schwer krank, sie benötigt eine Reihe von Operationen. Die könnte sie am besten in Leipzig bekommen, einer Stadt, der die Lyrikerin besonders verbunden ist - sie hat dort einst am "Literaturinstitut Johannes R. Becher" studiert. Damit sie ärztlich behandelt werden kann, bräuchte sie aber erst einmal eine Aufenthaltsgenehmigung für den Landkreis Leipzig. Die will man ihr nicht geben - schließlich habe sie nicht die deutsche, sondern nur die isländische Staatsbürgerschaft…
mehr: http://www.welt.de/data/2004/11/22/363758.html
WELT am Mo, 22. November 2004
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Detlef Lindenthal am 21.11.2004 um 07.04
>>BUNDESWEHR-SKANDAL
General bestätigt Foltervorwürfe
... "grobe Pflichtwidrigkeiten" ... rührten "an Grundlagen unseres Dienstes", sagte der Kommandeur des Heerestruppenkommandos in Koblenz. Die gesamte Rechtsordnung sei geschädigt worden. ...
Nach Angaben des Militärsprechers sind die staatsanwaltschaftlichen und disziplinarrechtlichen Ermittlungen noch im Gange. Er fügte hinzu, der Vorfall sei durch Zufall ans Tageslicht gekommen. So habe ein Soldat nach seiner Versetzung einem Vorgesetzten "beim Kaffee trinken" von der Geschichte erzählt. ...
Die Hauptmann und die 17 Unteroffiziere seien umgehend suspendiert worden und dürften keine Uniformen mehr tragen, sagte der Sprecher. Die Vorfälle seien bereits am 11. November bekannt gemacht worden. "Wir haben sofort gehandelt, weil es so etwas in der Bundeswehr nicht geben darf."
Zwischen Juni und September dieses Jahres sollen die Ausbilder vier Mal mit Rekruten zum Abschluss der Grundausbildung ein grausames Spiel gespielt haben ... << ... indem sie Geiselnahme mit Folter nachgespielt haben.
– – Halt – da war doch was: Gibt es nicht in der Bundeswehr einen Professor, der sich öffentlich, nämlich im Fernsehen (n-tv-Sendung am 5.5.2004), für die Folter ausgesprochen hat? „Als eines der Mittel gegen Terroristen halte ich Folter oder die Androhung von Folter für legitim. Jawohl." – Ach so, das war ein Professor, keine 17 Unteroffiziere.
Ein Staat,
– der die kleinen Leute (Unteroffiziere) aus dem Dienst jagt, aber deren Folter-Vordenker im Amt beläßt,
– der 10 Millionen Schüler immer noch mit Rechtschreib-Spitzfindigkeiten nervt, aber 200.000 Deutschlehrer im Amt beläßt, die die Abschaffung des Kommasetzungsunterrichtes und die Wörterverbote geduldet haben,
– in dem laut Landgerichtsurteil (Flensburg) Volksgesetzgeber durch die Presse als Vollidioten bezeichnet werden dürfen,
ist bis ins Mark korrupt. Er macht sich selbst böswillig verächtlich und verstößt damit gegen § 90a StGB.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 17.11.2004 um 19.45
Das ZDF (Knopp) fragt: "Welcher Staatschef hat als einziger je den Literatur-Nobelpreis gewonnen?" Und die FAZ antwortet im heutigen Feuilleton: Winston Churchill.
- Aber der war doch kein Staatschef. Meiner Ansicht nach kommt nur Senghor in Betracht. Hatte mich grade in Gedanken mit ihm beschäftigt, weil mich aus anderen Gründen die Frage bewegte, was eigentlich aus der "Négritude" geworden ist. Ideen von gestern. Wenn man älter wird, wundert man sich, was alles mal aufregend gewesen ist ...
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Th. Ickler
eingetragen von Matthias Dräger am 07.11.2004 um 21.01
Heute erhielt ich eine ganze Reihe von Mails, die ein Dokument mit der Endung .zip als Anhang enthielten. Das waren alles infizierte Mails, in der Betreff-Zeile stand meistens:
please
best regards
urgent
text
Das ist alles Müll, bestenfalls, solche Dokumente sollten ungeöffnet gelöscht werden, sonst infizieren sie den eigenen Rechner.
Der Befall ist meiner Ansicht nach massiv, allein bei mir gingen zig infizierte Mails ein!
Abhilfe: Bei Verdacht Norton Virenschutzprogramm laufen lassen bzw. Update aus dem Internet herunterladen.
Eine der infizierten E-mails sah z.B. so aus:
SUBJECT: urgent
FROM: ...
TO: Reichl-Verlag@telda.net
DATE: [[ So, 07 Nov 2004 12:33:50 ]]
Hi
Sorry, I forgot to send an important
document to you in that last email. I had an important phone call.
Please checkout attached doc file when you have a moment.
Best Regards
Anlage konvertiert: cube:doss.zip* 1 (pZIP/pZIP) (0010EB51)
Hierzu fand ich folgende Yahoo!-Meldung vom 1. 11. 2004:
Neuer Virus: Bagle deaktiviert Firewall
Wieder einmal darf man sich auf einen neuen Virus namens Bagle einstellen. TREND MICRO hat seit dem 29.10.2004 einen globalen Yellow Alert ausgelöst, was soviel heißt wie hohes Infektionsrisiko. Der Mass-Mailing-Wurm verfügt über die Fähigkeit auf Windows XP Plattformen die Firewall, sowie den Security Center Service von Windows zu deaktivieren.
Mit deaktivierter Firewall ist es daher für Außenstehende leicht möglich, Verbindungsanfragen durchzuführen.
Viren können sich somit ohne Wissen des Nutzers auf dem befallenen Rechner ausbreiten und ihre Funktion ausführen.
Verbreitet wird der Wurm über SMTP und Email. Der Trick aber besteht darin, dass der Wurm nicht nur Email-Adressen verwendet, um sich weiter zu schicken, des Weiteren kann er den Absender der Email fälschen (spoofen). Zusätzlich durchsucht er bestimmte Dateitypen auf dem Computer nach weiteren Email-Adressen. Ist er fündig, kann er diese Email-Adressen übernehmen. Eine genaue Angabe, woher der Wurm stammt, ist also nicht möglich.
Zu erkennen ist Bagle an der relativ knapp gehaltenen Betreffszeile "Re:Hello", "Re:Hi", "Re:Thank you!" oder "Re:Thanks". Jedoch gibt es seit neuestem auch andere Formen von Bagle, die gewisse Endungen wie Bagle.AT und Bagle.BC besitzen. Große Unterschiede gibt es aber nicht.
Die Virenhersteller haben schnellstmöglich auf den neuen Wurm reagiert. Updates verschiedener AntiVirus- und Firewallprgramme sind über die Updatefunktion der Programme zum Download verfügbar. Wer sicher gehen will, ob der installierte Virenscanner den Wurm erkennt, der sollte am besten in der Virenliste unter dem Namen W32/Bagle.xx@mm und W32/Beagle.XX.mm suchen. Wenn dieser enthalten ist, wird meistens auch ein Schutz davor gewährleistet.
eingetragen von Matthias Dräger am 06.11.2004 um 03.26
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,grossbild-404057-325995,00.html
Es handelt sich, wie am DM-Preis ersichtlich, um ein altes Bild, und die Telefonnummern sind nicht mehr gültig.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.11.2004 um 02.54
Zitat:Es muß natürlich <img src=http://... ... ...> heißen, denn img und src sind getrennte Befehle, die vereint nicht erkannt werden; also z.B.:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
a) vor die Adresse: imgsrc= ...
der Link sieht dann, ohne die spitze Klammer vor imgsrc=, folgendermaßen aus:
imgsrc=http://eur.news1.yimg.com/eur.yimg.com/xp/dpa/20041007/16/3558124341.jpg>
<img src=http://personenlexikon.de/Bilder/Kissinger.jpg>
die spitze offene Klammer kann man mit < darstellen, ohne daß sie als Befehl wirksam wird.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.11.2004 um 02.38
Zitat:(Soll das eine Anspielung auf die mehreren RfdR sein?)
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Wir von der Demenz-WG ... Jörg Burbaum hat schon Visionen von Lehrer-WGs (»die machen dann den ganzen Tag Konferenz«)
Als Sozialpädagoge stelle ich hiermit die Frage, welche Gründe die Sich-für-nichtdement-Einschätzenden für ebendiese Einschätzung anführen könnten.
Denn ich für meinen teildementen Teil kann nicht den wirklichen Unterschied zwischen der Mensch-ärgere-dich-nicht-Runde und den RfdR erkennen.
Außer Zerebraldemenz gibt es auch Sozialdemenz, siehe RS„R“, KMK, RfdR, Rechtschreibseiten, BRD, Welt.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Matthias Dräger am 06.11.2004 um 02.19
Wurde es schon einmal erklärt? So jedenfalls kann man hier auch Bilder, die man im Netz gefunden hat, in einen Beitrag einstellen:
1) Mit der rechten Maustaste auf das gewünschte Bild klicken, es öffnet sich ein kleines graues Fenster.
2) Unten auf „Eigenschaften“ klicken
3) Es öffnet sich ein weiteres graues Fenster, als 3. Position von oben erscheint die URL-Adresse des Bildes; dieser Eintrag sollte mit "http" beginnen.
4) Die gesamt URL-Adresse kopieren, das ist z.B. die Adresse
http://eur.news1.yimg.com/eur.yimg.com/xp/dpa/20041007/16/3558124341.jpg
für das Bild
5) Fügen Sie (ohne Leerzeichen vor und hinter img src) an:
a) vor die Adresse: img src=
vor das i gehört noch eine nach rechts offene spitze Klammer,
die ich hier nicht eintragen kann, da der Text sonst nicht mehr
sichtbar wäre,
b) nach der Adresse: >
der Link sieht dann, ohne die spitze Klammer vor img src=, folgendermaßen aus:
img src=http://eur.news1.yimg.com/eur.yimg.com/xp/dpa/20041007/16/3558124341.jpg>
6) Setzen Sie den gem. 5) zusammengebauten Link in Ihren Beitrag. Das Bild erscheint dann an der Stelle, an der Sie ihren Link setzen.
Das geht sicher auch in anderen Foren.
eingetragen von Matthias Dräger am 06.11.2004 um 01.34
Wir von der Demenz-WG
Foto: Andre Zelck für DIE ZEIT
In Castrop-Rauxel leben verwirrte alte Menschen in einer Wohngemeinschaft. Jeder kann seine Marotten pflegen. Wer will, schläft unterm Bett
Von Sabine Etzold
Die Wohngemeinschaft liegt seit Wochen im Mensch-ärgere-Dich-nicht-Fieber. Nachmittags gegen vier versammeln sich alle um den großen Esszimmertisch – dann klappern die Würfel, tackern die Spielfiguren übers Brett, ertönen Protestschreie und Hurragebrüll. Ein Ende der ersten Partie ist nicht abzusehen. Auch heute will Frau A. wieder mal nicht gewinnen, sondern nur rauswerfen. Konsequent schickt sie ihr Figurengeschwader zum fünften Mal an der Abzweigung zur Zielgeraden vorbei in die nächste Vernichtungsrunde.
Die Mitglieder dieser WG in Castrop-Rauxel, Ortsteil Habinghorst, sind alle über 70. Die unorthodoxe Spielweise mag mit der Tatsache zu tun haben, dass sie nur deshalb hier eingezogen sind, weil ihnen Ärzte dieselbe medizinische Diagnose ausstellten: »Altersschwachsinn«. Die Dementen verschlug es in die WG wegen Alzheimer, Schlaganfällen, Durchblutungsstörungen im Gehirn, exzessivem Alkoholmissbrauch. Die Krankheit ist nicht zu verwechseln mit dem normalen Erlahmen des Erinnerungsvermögens. Wen die Altersdemenz erwischt, der vergisst nicht einfach, den Herd auszuschalten, sondern der weiß partout nicht mehr, wie man das überhaupt macht.
Auch Gehirnjogging hält die Demenz nicht auf
Gegen Altersdemenz ist bislang kein Kraut gewachsen. Je älter man wird, desto größer die Gefahr, dem Leiden anheim zu fallen. Von den 70- bis 74-Jährigen sind 2,8 Prozent betroffen, von den über 90-Jährigen bereits 34,6 Prozent. Weder Medikamente noch Gehirnjogging bringen die auf unterschiedliche Weise zerstörten Nervenzellen zurück. Selbst der Berliner Altersforscher Paul Baltes hat keine andere Empfehlung, als »nicht in die Jahre des vierten Alters hineinzuleben«.
Da die Menschheit in den westlichen Industrienationen sich nicht an die Empfehlung hält, sondern immer älter wird, wächst die Zahl der Dementen. Heute sind eine Million Deutsche dement, im Jahr 2040 werden es doppelt so viele sein. Noch leben sechs von zehn Demenzkranken in Privathaushalten. Die Übrigen sind in den 9300 stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland, wo jeder Zweite der insgesamt 600000 Insassen an einer Demenz leidet – und damit das Aufnahmekriterium in die Habinghorster WG erfüllen würde.
Klaus Niehoff, technischer Angestellter bei Siemens, war mit der erste, der seine Mutter hier unterbrachte und ihr so das Heim ersparte. Bei ihm und seiner Frau kann sie nicht bleiben: Zu Hause ist schon eine behinderte Tochter zu betreuen. Jetzt wird die Mutter 85, und in den letzten anderthalb Jahren sei in ihrem Kopf »gar nichts mehr« gegangen. Mit der Notfallklingel hatte sie die Krankenschwester des ambulanten Pflegedienstes in der Nachbarwohnung nachts bis zu fünfmal rausgeklingelt. Und regelmäßig vergessen, weshalb. »Dieser Besuch hat dann jedes Mal 50 Euro gekostet«, erzählt Niehoff. An Unbilden kamen hinzu: Kreislaufstörungen, Stürze, Knochenbrüche.
Seit Anfang Juli ist die demente Oma WGlerin. Das ist auch nicht billig. Aber 3500 Euro im Monat kostet ein gutes Heim auch. Und da ihr Eigenkapital längst aufgebraucht ist, zahlt das Sozialamt.
Die WG Habinghorst ist eine von vier »Wohngemeinschaften für Demenz-betroffene Menschen«, die im letzten Jahr im Ruhrgebiet gegründet wurden: zwei in Castrop-Rauxel, je eine in Essen und Dortmund. Weitere sind in Gütersloh, Hamm, Wuppertal und Herne geplant. Betreiberin ist Autonomia, eine GmbH mit einem besonderen Wohn- und Pflegekonzept für Menschen mit Altersdemenz. Dazu gehören ein eigenes Zuhause, Normalität, Vertrautheit und Sicherheit für diejenigen, die so hilflos geworden sind, dass sie weder allein noch in ihren Familien leben können. Sieben bis acht Bewohner leben in einer solchen WG – zwar rund um die Uhr von zwei Pflegern betreut, doch so selbstständig wie eben möglich.
Die Straße: aufpolierte Ruhrpott-Tristesse. Das Haus, in dem die beiden Dementen-WGs untergebracht sind, hebt sich, leuchtend gelb gestrichen, aus der langen Reihe grauer, etwas heruntergekommener Genossenschaftshäuser ab. Drinnen wirkt es, als hätte sich ein Dutzend Innenarchitekten nicht einigen können. Und aus dem Wohnzimmer ist erneut Protestgeheul zu hören. Frau A. geht in die nächste Vernichtungsrunde.
Margarete Decher führt durch die Wohnung. Vorsichtig schiebt sie die geparkte Gehhilfe zur Seite und schreitet durch den Flur. Die ehemalige Krankenschwester und ihr Mann Jörg Burbaum haben Autonomia im Mai vergangenen Jahres gegründet. Beide hatten nach vielen Berufsjahren in der Psychiatrie reichlich Heimerfahrung gesammelt und fingen dann noch ein Studium der Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke an – schon damals mit dem Hintergedanken, auf wissenschaftlicher Grundlage eine Alternative zu den Heimen zu finden.
Noch an der Uni entwickelten sie in einer »Denkwerkstatt« die Idee von einer Betreuung in kleinen Gruppen weiter. Als Vorbild diente der vor 15 Jahren in Berlin gegründete Verein Freunde alter Menschen. Decher erinnert sich noch an den Wortlaut der damals selbst gestellten Aufgabe: »Rauskommen aus der Vorstellung von optimierter Hotelversorgung in den Heimen und hinein in eine Vorstellung von menschenwürdiger Versorgung in menschenwürdigen Strukturen«.
Frau F. ist die Mutter von Niehoff. Sie hat ihre Spielfiguren zurück in die Schachtel gelegt, hat die Nase voll vom Nicht-Ärgern. Doch in einem der langen Flure mit unvermuteten Abzweigungen und toten Winkeln ist sie vom Weg abgekommen. »Kenne ich die Dame?«, fragt sie besorgt, als sie unvermittelt vor Margarete Decher steht. Als Gesunde würde sie sie seit dem 1. Juli kennen. Für die Bewohner sind zwar »Orientierungshilfen« angebracht: Fotos von den Angehörigen oder selbst gemalte Bilder an den Zimmertüren. Aber manchmal versagt auch dieses System zur Positionsbestimmung. Heute braucht Frau F. Begleitung, vorbei am Badezimmer, an dessen Türrahmen außen in Augenhöhe eine Rolle Toilettenpapier prangt.
Der skeptische Nachbar amüsierte sich bei der Einweihung bestens
»Lauter Bekloppte in einer WG?«, habe der Nachbar von gegenüber gefragt, erzählt Decher. Verwirrte alte Leute, die hier gemeinsam wirtschaften, Besuch empfangen, ihren Hobbys frönen, Ausflüge und Einkäufe machen und sich sogar, wenn sie wollen, ein Haustier halten? »Das kann ja nicht gut gehen«, war nicht selten die erste Reaktion der Angehörigen, der Anwohner oder der Vermieter. Der skeptische Nachbar wurde zur Einweihungsfete eingeladen, amüsierte sich bestens und freundete sich mit den »Altersschwachsinnigen« an. Viele Zweifler haben sich inzwischen durch Augenschein vom Sinn einer Lebensform überzeugt, in der Fachleute längst das Zukunftsmodell in der Alten- und Demenzpflege sehen: Überschaubare betreute Wohngemeinschaften werden die herkömmlichen Heime ersetzen.
Aus gutem Grund. Bis Ende 2003 überprüfte der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) 14500 Pflegeeinrichtungen und -dienste. Er kommt zu dem Ergebnis, »dass es einzelnen Heimen auch unter den heutigen Rahmenbedingungen gelingt, qualitativ gute Pflege zu leisten«. Mit anderen Worten: Den meisten gelingt es nicht.
Defizite gebe es in der Versorgung »gerontopsychiatrisch veränderter Menschen«. Zwar würden die Grundbedürfnisse erfüllt im Sinn einer »satt-und-sauber«-Pflege. Das sei aber schon alles. Auf einem vom Zukunftsforum Demenz im März veranstalteten Workshop fasste Hans-Peter Winter vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) zusammen, wovon inzwischen nicht nur viele Experten überzeugt sind: »Große Einrichtungen und die an Krankenhäuser angeglichenen Betriebsabläufe mit zentralen Strukturen machen alte, pflegebedürftige Menschen noch verwirrter, pflegebedürftiger und sozial schwächer. Die alten Menschen sterben in solchen Heimen erst einmal mehrere soziale Tode, bis sie den physischen sterben.«
An dem zum Spielfeld umfunktionierten Esszimmertisch ist der Geräuschpegel gestiegen. Frau C. hat es sich – wie jeden Tag – im angrenzenden Wohnzimmer vor dem Farbfernsehgerät gemütlich gemacht und die Lautstärke voll aufgedreht. Es brüllt Pfarrer Fliege. Das gute Geschirr in der wuchtigen Schrankwand klirrt. Der Trockenblumenstrauß rieselt. Der prächtige Kronleuchter über dem Couchtisch vibriert. Die Mensch-ärgere-Dich-nicht-Runde gerät aus dem Takt. »Ruhe!«, tönt es allenthalben. Für Frau D. ist das zu viel Trubel. Sie hat sich in ihr Zimmer und auf ihr blaues Zweisitzersofa verzogen. Eingemummelt in eine Wolldecke, erholt sie sich bei einem Nickerchen.
Jeder hat von zu Hause die Sachen mitgebracht, an denen er hängt. Das verleiht der Einrichtung einen unberechenbaren Charme, hat aber vor allem psychologische Bedeutung: Die Bewohner fühlen sich daheim und quälen sich und andere seltener mit dem Wunsch, nach Hause zu wollen. Für Frau D. ist das blaue Sofa unverzichtbar; auch nachts schläft sie darauf, schon seit vielen Jahren – friedlich mit der kleinen Rotkäppchen-Puppe am Kopfende, und über ihr hängt, wie stets, das goldgerahmte Bild einer Lindenallee.
Die WGs der Autonomia GmbH haben den Vorteil, dass es sich, juristisch betrachtet, um die normale Vermietung von Wohnraum handelt. Jenseits von Hygiene- und Heimverordnungen oder Aufsichtsbehörden ist möglich, was staatliche Reglementierung verhindert: vertraute Umgebung und alte Gewohnheiten zu erhalten.
Die größte Herausforderung für das Pflegepersonal ist nicht das Gebot von satt und sauber, sondern die Kunst, sich in eine fremde Biografie hineinzuversetzen. Autonomia – vom Zwei-Personen-Betrieb auf ein Team von sieben angewachsen – arbeitet mit privaten Pflegediensten zusammen. Das Personal qualifiziert sich für die besonderen Anforderungen in Extrakursen, wo es etwa Tipps erhält, wie man mit kriminalistischem Scharfsinn Probleme aus der Biografie heraus löst.
Decher erzählt von einer Bewohnerin, die partout nicht in, sondern unter ihrem Bett schlafen wollte. Offenbar war sie in ihrer Erinnerung ins Bombardement des Krieges geraten und fühlte sich nur dort sicher. Im Heim hätte ihr »Fixierung« gedroht; in der WG aber bekam sie eine zusätzliche Matratze unter das Bett gelegt; dort schlief sie ein paar Wochen lang, selbst versorgt mit einer Kanne Tee und einer Notration Kekse. Heute schläft sie wieder auf dem Lattenrost.
Schwierig zu lösen war auch der Fall einer Bewohnerin, die nachts einen Panikanfall bekam, sich von Mördern bedroht fühlte, gellend um Hilfe schrie und sich erst von ihrem aus dem Bett geklingelten Sohn halbwegs beruhigen ließ. Am nächsten Tag machten Pfleger und Autonomia einen Ortstermin, dunkelten das Zimmer ab und versuchten herauszubekommen, was die alte Dame erschreckt hatte. Schließlich erkannte man das Oberlicht in der Zimmertür, durch das nachts immer wieder Licht hereinblitzte, zusammen mit den ungewohnten Geräuschen, wenn ein unruhiger Mitbewohner über den Flur in die Küche oder ins Bad tappte. Das Oberlicht wurde übertapeziert – und nicht nur das. Um das Gefühl von Sicherheit zu verstärken, zog der Nachtpfleger eine Zeit lang seine Runden im dunklen Anzug und mit einer Art Dienstmütze. Der ängstlichen Bewohnerin präsentierte sich der Verkleidete als ausgebildeter Wachmann, den ihr Sohn extra für ihren persönlichen Schutz engagiert habe. Fortan schlief sie ruhig und friedlich.
Demenzkranke sind häufig weniger schwierig und unberechenbar, als die meisten meinen. Pflegewissenschaftler vermuten, dass vermeintlich typische Symptome von Demenz, etwa die Regression, der innere Rückzug oder auch Aggressivität und motorische Unruhe, womöglich nicht von der Krankheit, sondern von der Umgebung ausgelöst werden. »Wahrscheinlich ist das so etwas Ähnliches wie der Hospitalismus, den wir von emotional unterversorgten Heimkindern kennen«, sagt Christel Bienstein, Professorin und Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaften der Universität Witten/Herdecke. Ihre Mutter bewohnte als eine der Ersten die Autonomia-WG in Essen. Sie hat zuvor am eigenen Leib erfahren, wie kräftezehrend das Zusammenleben mit Dementen im eigenen Heim sein kann.
Herr F., der Quotenmann in der WG, hat sich für kurze Zeit diskret aus der Spielrunde ausgeklinkt. Früher hatte der Exmonteur bei solchen Anlässen stets laut verkündet: »Ich muss jetzt pissen.« Solche Ausdrucksweise hat ihm die Damenrunde inzwischen ausgetrieben. Sage niemand, Alzheimerkranke seien nicht lernfähig.
Die Mitarbeiter von Autonomia konstatieren solche Entwicklungen mit Genugtuung. »Erstaunlicherweise kennen sich die WG-Bewohner untereinander, obwohl sie die Namen der Angehörigen vergessen haben«, sagt Jörg Burbaum. In der kleinen Gruppe wird der einzelne Demente weniger drangsaliert. In Heimen ist das anders: »Nimm die Prothese von der Untertasse, setz den Kaffeewärmer nicht als Hut auf.« Die würden sich, sagt Burbaum, »gegenseitig verrückt« machen.
Die Diagnose und Kategorisierung von Demenzerkrankungen interessieren Burbaum nur mäßig. Wichtig sei die Empfindungsebene, auf der die Einzelnen sind. Wie bei dem Liebespärchen in der Dortmunder WG: »Mir ist doch völlig egal, ob die wechselseitig glauben, sie sind der ehemalige Ehepartner oder Geliebte oder der erste Lover, oder ob sie meinen, sie hätten sich hier erst kennen gelernt. Hauptsache, die haben es gut miteinander.«
Frau G. sitzt am Küchentisch, vor sich einen Becher Buntstifte, und malt versunken die vorgedruckten Muster von Mandalas aus. Möchte sie denn nicht mitmachen beim Spiel? »Nein, nein«, versichert sie freundlich. Zu viel Tumult, zu laut? »Ja, ja.« Früher hat sie Bilder gestickt, von denen viele die Wände zieren. Jetzt hat sie umgestellt. »Dieses hier wird sehr schön«, sagt sie nach sehr langem Schweigen. Es stört sie nicht, dass der Buntstift, mit dem sie eifrig strichelt, längst bis aufs blanke Holz abgenutzt ist.
Margarete Decher sagt: »Es gilt, die richtige Beschäftigung für die Bewohner zu finden. Das Gefühl, sich sinnvoll zu betätigen, tut ihnen gut.« Eine ihrer Patientinnen hackt jeden lieben langen Tag hoch zufrieden zusammenhanglose Wörter auf einer alten Schreibmaschine herunter. Die einzige Schwierigkeit beim Zeitvertreib der ehemaligen Sekretärin: der Versorgungsengpass bei passenden Farbbändern für das antike Modell. Eine andere, die gern Lehrerin geworden wäre, erfüllt sich endlich ihren Berufswunsch: Bei einem jungen türkischen Krankenpfleger hapert es mit der Rechtschreibung. Nun lässt sie ihn jeden Tag ein Diktat schreiben, korrigiert es gewissenhaft und gibt ihm dann doch jedes Mal eine Eins, »sonst wäre er ja so traurig«. Eine andere putzt stundenlang hingebungsvoll einen Quadratmeter Flur und erklärt dabei unsichtbaren Zuschauern, dass die jungen Dinger von heute nicht mehr wissen, wie man das richtig macht.
Dass es insgesamt friedlich zugeht, führt Decher auch auf die homogene Zusammensetzung der Gruppen zurück – meist Frauen der Kriegsgeneration, die gelernt haben, ohne große Ansprüche zufrieden zu sein. In den WGs der Zukunft wird man versuchen, die Bewohner nach ihrem beruflichen und sozialen Hintergrund zusammenzubringen. Jörg Burbaum hat schon Visionen von Lehrer-WGs (»die machen dann den ganzen Tag Konferenz«) und träumt von Zeitungsanzeigen: »Heavy-Metal-WG sucht noch Mitglieder; Nichtraucher unerwünscht.«
Die Nachfrage ist jetzt schon riesig. Margarete Decher wurde neulich von einer älteren Dame aus der Nachbarschaft gefragt, ob sie nicht auch einziehen könne. Auf den Einwand, da dürften nur Demente wohnen, habe sie nicht lockergelassen: »Und wenn ich einfach so tue, als ob?«
http://www.zeit.de/2004/46/Demenz-WG
eingetragen von margel am 02.11.2004 um 07.16
Für Seiteneinsteiger in den Schuldienst, z. B. Diplomingenieure, gilt im allgemeinen die Auflage, ein Art Vorbereitungszeit zu durchlaufen. D. h. sie unterrichten bereits voll bei voller Bezahlung, besuchen dabei aber regelmäßig das Seminar. Es finden Unterrichtsbesichtigungen durch die Dezernenten statt. Am Ende steht die schulpraktische Prüfung. - Als ich selbst in den Schuldienst ging, war es allerdings, zumindest in Niedersachsen, ganz einfach: Das Seminar entfiel. Ich weiß auch nicht, ob ich dieses Theater im Alter von 34 Jahren noch mitgemacht hätte, zumal ich auch andere Berufschancen hatte.
eingetragen von Fritz Koch am 01.11.2004 um 22.51
wegen der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8). Aber das Diplom genügt nicht, das Staatsexamen muß zusätzlich abgelegt werden. Ich weiß das von einem Mathelehrer, der erst Diplom-Informatiker war und für das Unterrichtsfach Informatik zusätzlich das Staatsexamen in Informatik machen mußte.
eingetragen von Elke Philburn am 01.11.2004 um 22.24
Auch von mir - wenn auch etwas verspätet - alles Gute zur bestandenen Verteidigung. Ich wünsche Ihnen, daß diese tolle Leistung sich für Sie auszahlen wird.
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Für eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland bin ich bereits zu alt; da müßte ich jetzt bereits habilitiert sein, um gegenüber den Mitbewerbern eine Chance zu haben. In den USA sähe dies vermutlich anders aus. Ob ich aber diesen Weg einschlagen werde, weiß ich noch nicht.
Diese Altersbegrenzung ist ja im Grunde genommen eine Diskriminierung. Und wie alle Diskriminierungen ist sie irrational. Wie man Ihrer Homepage entnehmen kann, sind Sie jetzt 37 - ein Alter, in dem man von nachlassender Geisteskraft noch weit entfernt ist. Welchen Grund gäbe es, einen Bewerber dieser Altersgruppe gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch einzuladen und stattdessen nur jüngere vorzuladen? Die Universitäten sind voll von alten Männern - je höher der Posten, desto älter der Mann, der ihn belegt. Die großen kulturellen Leistungen dieser Welt wurden meines Wissens auch nicht nur von jungen Männern erbracht.
Mir sind hier in Großbritannien noch keine Stellenanzeigen im akademischen Bereich untergekommen, in denen man eine Altersgrenze gesetzt hätte. Man sieht so etwas aber sehr wohl in deutschen Stellenanzeigen. In gewisser Weise halte ich so ein Ausgrenzen für unethisch und frage mich wirklich, was in diesen Köpfen vor sich geht. Wissen Sie es?
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Christian Dörner am 01.11.2004 um 21.16
Selbstverständlich auch in Bayern.
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Christian Dörner
eingetragen von J.-M. Wagner am 01.11.2004 um 20.42
Zitat:Wie gesagt, ist noch nicht klar, ob ich diesen Weg einschlagen werde. Ein anderer denkbarer Weg wäre, Physiklehrer zu werden. Der Quer- bzw. Seiteneinstieg ist derzeit u. a. möglich in Hessen, NRW und evtl. in Niedersachsen; weitere Möglichkeiten muß ich noch sondieren (für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar).
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Wobei ich mich und Sie frage: Wenn Sie die Auswanderung erwägen, warum machen Sie dann noch so viel Aufhebens um die deutsche Sprache und Rechtschreibung; ist Deutsch in den USA derart der Renner?
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Detlef Lindenthal am 30.10.2004 um 04.57
Wobei ich mich und Sie frage: Wenn Sie die Auswanderung erwägen, warum machen Sie dann noch so viel Aufhebens um die deutsche Sprache und Rechtschreibung; ist Deutsch in den USA derart der Renner?
J.-M. Wagner schrieb:
... eine Chance zu haben. In den USA sähe dies vermutlich anders aus. Ob ich aber diesen Weg einschlagen werde, weiß ich noch nicht.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von J.-M. Wagner am 29.10.2004 um 22.42
Auf dem Gebiet der GaN-basierten blauen Leuchtdioden (LEDs) ging es recht abenteuerlich zu: Die japanische Firma Nichia hatte die erste kommerzielle blaue LED schon vor ca. 10 Jahren auf den Markt gebracht, nach einer intensiven Versuch-und-Irrtumsphase: Einem leitenden Wissenschaftler (er war ursprünglich Elektroingenieur), Shuji Nakamura, wurde hinreichend Geld und Technologie zur Vefügung gestellt, um durch geschicktes Herumprobieren zum Ziel zu gelangen. Wie die erhaltenen LEDs funktionieren und welche Wachstumsparameter wofür verantwortlich sind, wurde erst später herausgefunden unter anderem durch Untersuchung der fertigen LEDs.
Wichtig ist wegen der zuvor beschriebenen Wachtumsproblematik die Pufferschicht zwischen dem Substrat und dem eigentlichen Bauteil. Insbesondere für Laser, aber auch für Hochleistungseletronik muß nicht nur die Verspannung, sondern vor allem die Defektdichte reduziert werden, um nahezu einkristallines Material zu erhalten. Die Zusammensetzung der Pufferschicht ist daher das Geheimnis des Erfolges. Auf einer Konferenz habe ich einmal erlebt, daß eine Antwort auf die Frage nach dieser Schicht verweigert wurde mit der Begründung, dabei handele es sich um classified material (d. h. eine geheime Information). Eine Frage im Anschluß an einen anderen Vortrag, ob, wenn schon nichts zum Aufbau, dann doch wenigstens etwas zur Dicke der Pufferschicht gesagt werden könnte, wurde mit dem Kommentar beantwortet: I can tell you, it is very thick (Ich kann Ihnen sagen, daß die Schicht sehr dick ist). Meine Ergebnisse sind letztlich für jeden nützlich, der meine paper (Fachjargon für Veröffentlichung) liest, aber wer das alles ist, davon bekomme ich kaum etwas mit. Auf jener Konferenz sprach mich nach meinem Vortrag ein Experimentalphysiker (ebenfalls Doktorand) an und sagte mir, daß ihn meine Ergebnisse sehr interessieren, weil in seinem Labor entsprechende Meßmethoden häufig angewendet werden.
Inzwischen hat auch die deutsche Halbleiterindustrie auf diesem Markt Fuß gefaßt. Ein wenig Schleichwerbung möge man mir an dieser Stelle verzeihen. Die Osram Opto Semiconductors GmbH ist der weltweit zweitgrößte Hersteller von optoelektronischen Halbleitern, heißt es auf http://www.led-info.de/zulieferer/x_osram.htm. Pressemitteilungen zu LEDs etc.: http://www.osram.de/cgi-bin/presse/archiv.pl?kategorie=4. Zur allgemeinen Information (viele Begriffe gut erklärt, aber mit der Orthographie hapert's): http://www.led-info.de/.
Für eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland bin ich bereits zu alt; da müßte ich jetzt bereits habilitiert sein, um gegenüber den Mitbewerbern eine Chance zu haben. In den USA sähe dies vermutlich anders aus. Ob ich aber diesen Weg einschlagen werde, weiß ich noch nicht.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Fritz Koch am 22.10.2004 um 07.01
es freut mich sehr, daß in der Halbleiterphysik auch deutsche Wissenschaftler wichtige Beiträge liefern, und ich hoffe, daß auch die deutsche Halbleiterindustrie einen Vorteil davon hat. Herzlichen Glückwunsch!
Werden Sie in Deutschland bleiben, oder sehen Sie in den USA größere wissenschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten?
eingetragen von J.-M. Wagner am 21.10.2004 um 20.52
...trägt den Titel Structure and Lattice Dynamics of GaN and AlN: Ab-Initio Investigations of Strained Polytypes and Superlattices (Struktur und Gitterdynamik von Galliumnitrid und Aluminiumnitrid: Ab-initio-Untersuchungen von verzerrten Polytypen und Übergittern). Es geht darin um den Zusammenhang zwischen den Gitterschwingungsfrequenzen und der atomaren Geometrie von hexagonalen und kubischen Modifikationen der genannten Gruppe-III-Nitridhalbleiter (die u. a. das Ausgangsmaterial für blaue Leuchtdioden und insbesondere blaue Halbleiterlaser darstellen) unter bestimmten äußeren Deformationen, wie sie von einem hydrostatischen Druck, einer biaxialen Verspannung oder einem uniaxialen Druck hervorgerufen werden. Dabei bedeutet Ab-initio-Untersuchung, daß alle Ergebnisse parameterfrei aus einer vollquantenmechanischen Rechnung (d. h. auf atomarer Ebene) gewonnen werden, um mit hinreichender Genauigkeit Daten zu erhalten, die experimentell nicht oder nur unvollständig oder nur ungenau bekannt sind. Das ist mir weitestgehend gelungen.
Die Absicht dahinter ist, aus gemessenen Gitterschwingungswerten auf die Verspannung bzw. Verzerrung (Deformation) in epitaktisch gewachsenen Schichten rückschließen zu können. Das ist zum einen nötig, weil die Gruppe-III-Nitride bei sehr hohen Temperaturen (typischerweise 1000 Grad Celsius oder mehr) durch Abscheiden auf einem Fremdsubstrat hergestellt werden, so daß sich beim Abkühlen auf Zimmertemperatur eine mechanische Spannung (biaxial, in der Schichtebene) zwischen dem Substrat und der darauf befindlichen Nitridschicht ausbildet, was zu einer entsprechenden Deformation führt. Zum anderen ist die Kenntnis des Verzerrungszustands der Schichten wichtig, weil die gewünschten (opto-)elektronischen Eigenschaften der darauf basierenden Bauelemente empfindlich mit der Verzerrung variieren.
Weil ich schon einige Veröffentlichungen zu dem Thema geschrieben habe, habe ich die Arbeit auf Englisch geschrieben. Hätte ich sie auf Deutsch geschrieben, wäre mir die Wahl der Rechtschreibung nicht schwergefallen (und natürlich habe ich die erforderliche deutsche Zusammenfassung in herkömmlicher Schreibweise verfaßt). Wer einen Blick in eine meiner Originalveröffentlichungen wagen will, wird hier fündig; dies stellt quasi den Hauptteil der Ergebnisse meiner Arbeit dar.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von margel am 19.10.2004 um 16.24
Sehr geehrter Herr Wagner, darf man das Thema Ihrer Dissertation erfahren, eventuell mit einer kleinen Zusammenfassung? Danke!
eingetragen von David am 18.10.2004 um 23.27
Herzlichen Glückwunsch!!
eingetragen von J.-M. Wagner am 18.10.2004 um 21.01
Letzten Donnerstag (14.10.) habe ich meine letzte Promotionsprüfung bestanden, die sogenannte Verteidigung: Vortrag zur Arbeit mit anschließenden Fragen dazu (und nur dazu). Beides lief sehr gut, und so wurde die Verteidigung (sowie die gesamte Promotion) dann auch bewertet ("magna cum laude"). Geschafft!
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 18.10.2004 um 09.35
Im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform ist in diesen Tagen die Unfähigkeit, ja Feigheit der Politiker beklagt worden, getroffene Fehlentscheidungen zu korrigieren und den Gordischen Knoten einfach zu durchschlagen. Ein Grund dafür mag sein, daß sich, wie Stanislaw Lec einmal so trefflich erkannt hat, ein Gordischer Knoten, in dem der eigene Kopf steckt, nicht auf die übliche Art lösen läßt. Diese Politiker handlangern als Marionetten einer Lobby, deren Teil sie selbst sind; der Wille des Volkes, das sie durch seine Stimme in ihre Position gebracht hat, ist ihnen gleichgültig.
Daß es aber in der Politik auch anders gehen kann, belegt das Beispiel der schon fast vergessenen Stadt Lahn, die in den an blödsinnigen Einfällen überreichen siebziger Jahren durch einen gewaltsamen Akt gezeugt, dann aber doch wieder ziemlich rasch beerdigt wurde. Sie erhielt sogar ein eigenes Autokennzeichen L. Der Brockhaus widmete dem entschlafenen Kunstgebilde 1990 nur noch diese wenigen Zeilen: "ehemalige (kreisfreie) Stadt in Hessen, am 1. 1. 1977 durch Zusammenschluß der Städte Gießen und Wetzlar sowie 14 weiterer Gemeinden gebildet; aufgrund starker politischer Opposition zum 31. 7. 1979 wieder in die Städte Gießen, Wetzlar sowie die Gemeinden Heuchelheim, Lahnau und Wettenberg aufgelöst."
Hier hat die starke politische Opposition tatsächlich Wirkung gezeigt, trotz des zweifellos gewaltigen Aufwandes, der damals Planung und Durchführung des Zusammenschlusses zweier eigener Städte und mehrerer Gemeinden begleitet haben muß. Im Hinblick auf die Rechtschreibung kann das nur bedeuten, daß die Reformgegner die Stümper in den Kultusministerien und Parlamenten nicht aus dem Schwitzkasten lassen dürfen. Denn Stümper sind es allemale; Hommes de lettres, die außer ihrem aktuellen Tagesgeschäft noch andere, tiefere Dimensionen hätten, vermag ich jedenfalls nicht zu erkennen. Und wenn der amtierende Bundeskanzler verrät, er habe seit langem nicht mehr geschrieben, dann ist das ein offenes Wort, aber eine intellektuelle Blamage. Augenblicklich agieren grinsende, salbadernde oder betroffenheitstrunkene Chargen auf der politischen Bühne. Carlo Schmid, Theodor Heuss oder Winston Churchill gehörten einer anderen Welt an. Im greisen Helmut Schmidt scheint wohl noch ein Abglanz von ihr auf.
Zu etwas anderem. Vor einiger Zeit fand ich bei einem Autor des 19. Jahrhunderts die Schreibung "einen Knix machen". Ich hielt sie für eine Eigentümlichkeit des betreffenden Schriftstellers und beachtete sie nicht weiter. Jetzt fand ich dieselbe Schreibung aber auch in den 1947 im Insel-Verlag erschienenen Lebenserinnerungen ("Im Lichte der Freiheit") des Kunst- und Literarhistorikers Hermann Uhde-Bernays (1875-1965). Wer weiß mehr über den "Knix"? Übrigens schreibt Uhde-Bernays immer nur getrennt "kennen lernen", "kennen zu lernen". So machte es auch der Altgermanist und Mittellateiner Karl Langosch (1903-1992) in seinem Buch "Politische Dichtung um Kaiser Friedrich Barbarossa" (Berlin, Verlag Lambert Schneider, 1943). Wie er oder seine Verlage, vornehmlich die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, es später gemacht haben, weiß ich im Augenblick nicht. Das jüngste mir bekannte Beispiel für die Getrenntschreibung stammt aus der lateinischen Grammatik von Hans Rubenbauer und J. B. Hofmann (2. Aufl., München 1949): "ich habe kennen gelernt". In der überarbeiteten Fassung (12. Aufl., 1995) heißt es "kennengelernt". Dies sind nur Beobachtungen, nicht etwa Wertungen.
Erfreulich: Am Samstag erhielt ich eine wohlformulierte Einladung zur Konzertsaison 2004/2005 des Kölner Kammerorchesters unter Helmut Müller-Brühl - in klassischer Rechtschreibung.
Zum Schluß ein bedenkenswertes Wort von Hans Habe: "Reform hat keine Lieder."
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Ursula Morin am 15.10.2004 um 12.12
Ein ganz kurzer Kommentar eines sprachwissenschaftlichen Laien an die "Pedanten" im Forum: Man sollte über der ganzen Grübelei, z.B. hinsichtlich der GZS, eines nicht vergessen: Die Sprache war zuerst da, denn sonst hätte man sie ja überhaupt nicht durch Regeln erklären können.
Man kann also dem "früheren" Duden z.B. die - ach so "schwierigen" - Ausnahmen gar nicht vorwerfen, es sind nur Versuche, in der natürlich gewachsenen und sich ständig weiterentwickelnden Sprache eine gewisse Regelhaftigkeit zu erkennen, die jeder Sprache zu eigen ist und ihre Besonderheit ausmacht.
Die Reform wird daran scheitern, daß man versucht hat, den umgekehrten Weg zu gehen. Der Trugschluß war von Anfang an vorhanden: Man hat die Beschreibung mit dem Objekt dieser Beschreibung, der tatsächlich vorhandenen Schreibwirklichkeit, verwechselt.
Daß aus der Vermischung zweier diametral entgegengesetzer Prinzipien ein Chaos entsteht, hätte man von vornherein wissen müssen. Dieses Chaos ist nun allenthalben schriftlich belegt und wird auch durch die Betrachtung und "behutsame" Verfolgung einer nunmehr gründlich gestörten Sprachentwicklung nicht beseitigt werden können.
Daß nun der sogenannte "Rat für Rechtschreibung" der KMK durch die Beschreibung der völlig chaotischen Sprachwirklichkeit zu einer neuen, kompromißfähigen Regelhaftigkeit gelangen könnte, ist völliger Irrwitz und kann nur von denen geglaubt werden, die sich mit der Sache überhaupt nicht beschäftigt haben. Glaubt der Spiegel wirklich daran? Er sollte es besser wissen ...
Wie gesagt, dies sollte ein kurzer Kommentar werden. Dennoch: Was mich die letzten Tage im Zusammenhang damit und mit den Diskussionen, gerade über die GZS, ebenfalls beschäftigt hat, ist die Frage: Kann es sein, daß man gar nicht mehr unbehindert schreiben kann, wenn man zu sehr darüber nachdenkt, weshalb man so schreibt, wie man schreibt? Ist das nicht wie beim Autofahren? Oder beim Tennisspielen? Und sind nicht gerade die Schriftsteller so vehement gegen die Reform, weil sie beim Schreiben ganz bestimmt nicht an Regeln denken wollen, sondern sozusagen die Sprache ständig erweitern und damit - ganz nebenbei und nach dem erstgenannten Prinzip - neue "Regeln" schaffen?
eingetragen von Theodor Ickler am 15.10.2004 um 10.15
Auf der Nachrichtenseite toben sich zur Zeit Menschen aus, die zur Sache wenig beizutragen haben. Eigentlich haben wir über Jahre hinweg den Brauch gepflegt, einander keine Rechtschreibfehler oder gar Tippfehler vorzuwerfen. Nicht nur, weil das unter unserem Niveau ist. Wer eine fehlerfreie professionelle Orthographie oder was auch immer verlangt, muß sie ja nicht selbst beherrschen. Das ist nicht anders als bei anderen Kunstübungen. Insofern gehört es zur Sache.
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Th. Ickler
eingetragen von Karsten Bolz am 11.10.2004 um 16.59
Liebe Frau Ahrens,
hier auf dem Nachrichtenbrett entpuppen Sie sich ja als eine ganz böse: Brandstiftung, igittigitt! Sie Rechtschreibfundamentalistin, Sie militante, Sie! Das ist mit meiner Ehre als Freiwilliger Feuerwehrmann (kein Witz, stimmt wirklich!) ja nun gar nicht vereinbar! Pfui Deibel!
PS: Wo wir schon dabei sind zu zündeln, haben Sie vielleicht ein kleines Streichholz für mich? Ich sage Ihnen dann auch, wie wir das Feuer gaaaanz grooooß kriegen. (Hoffentlich verpfeift mich da keiner: Ich werde garantiert nicht löschen! Ich schmeiße höchstens ein paar anständige Stängel rein. Oder 'ne Schneewächte, wenn die denn brennt, oder andere "Stammprinzipien".)
PPS: Ich muß mich bremsen, sonst werde ich zynisch!
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Karsten Bolz
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 30.09.2004 um 11.42
Das Glück der Chinesen mag nicht hierhin gehören, doch zielt der Beitrag in die Mitte der geistigen Malaise, die unserer Gesellschaft seit einigen Jahrzehnten als heilsam und fortschrittlich eingeredet wird. Die Zahl der Roten Buchläden mag allgemach abgenommen haben, die der gesellschaftspolitischen Flausenköpfe keinesfalls.
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Theodor Ickler am 30.09.2004 um 10.53
Vor dreißig Jahren, als die Rechtschreibreformer in die Zielgerade einbogen, herrschte in Deutschland eine eigentümliche Verwirrung der Köpfe. Im Keller habe ich noch ein Lesebuch von damals gefunden: Kritisches Lesen - Lesebuch für das 6. Schuljahr. Diesterweg 1975. Darin wird Mao Tse-tungs "Yü Gung versetzt Berge" abgedruckt, also die alte chinesische Fabel mit aktueller Anwendung von 1945. Die Einleitung schließt: "Maos Appell blieb nicht ohne Wirkung: im August 1945 mußten die Japaner kapitulieren; im Jahre 1949 konnte sich das chinesische Volk nach einem dreijährigen Bürgerkrieg auch von den einheimischen Unterdrückern befreien."
Glückliches chinesisches Volk! Aber im Ernst: Wäre es denkbar, daß Texte von Hitler oder anderen Massenmördern des 20. Jahrhunderts in deutschen Lesebüchern abgedruckt werden?
Als Frage zum Text fällt den Herausgebern nur ein: "Warum bedient sich der Redner eines Gleichnisses? Wozu möchte er auffordern?"
Damals gab es in jedem deutschen Städtchen einen roten Buchladen, in dem man sich billig mit chinesischer Propagandaliteratur eindecken konnte. Die Apperzeptionsverweigerung war dieselbe wie einige Jahrzehnte vorher die Stalinverherrlichung durch westliche Intellektuelle. Luise Rinser reiste später durchs halbverhungerte Nordkorea und schmachtete nach Kim Il-sung. Dafür wäre sie beinahe grüne Bundespräsidentin geworden.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 17.09.2004 um 08.50
Elfte Klasse eines Gymnasiums, erster Schultag nach den Ferien:
Lehrer: "Wer schrieb 'Die Räuber'?"
Schülerin: "Schröder."
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Th. Ickler
eingetragen von Christoph Kukulies am 07.09.2004 um 08.39
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Zitat:Siehe dazu meinen vorhergehenden Beitrag in diesem Leitthema.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Was ich nämlich wissen wollte, Herr Wagner: Warum verwenden Sie in letzter Zeit dieses Spazierstock-ſ?
Seltſam, nicht wahr? Auch mir geht es ein wenig ſo, obwohl es eigentlich Gewöhnungsſache ſein ſollte. Damit will ich experimentieren: Braucht man lange, bis man ſich daran gewöhnt hat?
Es liest sich schwerer. Man muß ständig leise lisſpeln. Was ist der Hintergrund?
...
Zumindest in der Darstellung mit dem Zeichensatz des Brausers sieht es eigenartig aus. Das ſ ist zu mager, nicht lang genug und das Spatium zum Folgebuchstaben oft zu groß. (Ich habe es in dieser Zeile einmal etwas vergrößert und fetter gemacht)
Wäre alles in Fraktur gesetzt, hätte ich vermutlich weniger Probleme, flüssig zu lesen.
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Christoph Kukulies
eingetragen von J.-M. Wagner am 06.09.2004 um 16.41
Zitat:Siehe dazu meinen vorhergehenden Beitrag in diesem Leitthema.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Was ich nämlich wissen wollte, Herr Wagner: Warum verwenden Sie in letzter Zeit dieses Spazierstock-ſ?
Seltſam, nicht wahr? Auch mir geht es ein wenig ſo, obwohl es eigentlich Gewöhnungsſache ſein ſollte. Damit will ich experimentieren: Braucht man lange, bis man ſich daran gewöhnt hat?
Es liest sich schwerer. Man muß ständig leise lisſpeln. Was ist der Hintergrund?
Das iſt ein ſehr wichtiges Argument; vielen Dank für den Hinweis! Ich werde daran denken. Andererſeits findet die Suche aber auch Wörter mit einem Lang-ſ, wenn man es ſo eingibt, wie es im Quelltext enthalten iſt (d. h. mittels ſ ſchauen Sie mal, was im Eingabefeld der Suchmaſke erſcheint, ſobald das Suchergebnis angezeigt wird!).
Und außerdem entziehen Sie Ihre Texte damit den Suchmaschinen bzw. der Suche auf diesen Seiten.
Eine ſinnvolle Verbeſſerung der Suchfunktion wäre im übrigen, daß die Wahl der UND- bzw. ODER-Verknüpfung erhalten bleibt. Startet man eine ODER-Suche und will dieſe wiederholen, weil man etwas am Sucheintrag geändert hat, ſo muß man erst das ſich automatiſch zeigende UND wieder auf ODER ſetzen.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von J.-M. Wagner am 04.09.2004 um 20.14
Bei meinem Rundgang in der Sächſiſchen Landesausſtellung Glaube und Macht Sachsen im Europa der Reformationszeit (in Torgau), deren Beſuch ich ſehr empfehlen kann, habe ich einige Originaldokumente des 16. Jahrhunderts geleſen nun, das iſt wohl etwas übertrieben; ſagen wir lieber, ich habe ſie überflogen und punktuell etwas zu entziffern verſucht. Dabei iſt mir die Lang-ſ-Schreibung ſehr angenehm aufgefallen, und deshalb (iſt das ohne Lang-ſ richtig: deshalb?) probiere ich das jetzt für eine Weile aus.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Ulrich Morgenstern am 11.08.2004 um 08.23
Lieber Herr Scheuermann,
das gehört wirklich nicht hierher. Lassen Sie doch die Hinterbliebenen in Frieden mit dieser kleinen Ungenauigkeit in ihrer Traueranzeige. Comical Augst und seine Restmannschaft bieten uns doch jeden Tag so viel zu lachen - müssen wir uns da solche Späße aus den Fingern saugen?
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Ulrich Morgenstern
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 11.08.2004 um 06.32
"Nach kurzer schwerer Krankheit nehmen wir Abschied ..."
Da erkranken die Ehefrau, die Kinder und die Enkel ... und dann (s. Überschrift)!
Aus einer Todesanzeige in der heutigen FAZ.
Tragisch.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.07.2004 um 13.32
Liebes histj (alias Sofa alias gestur),
wenn Du, so wie ich meistens, unter Klarnamen schriebest, würdest Du mit hoher Wahrscheinlichkeit zuvor doppelt so gut nachdenken und hernach halb so oft schreiben, und wir hätten als Lesestoff Deine wesentlichen Beiträge und nicht sämtliches weniger wichtige Gemurmel.
Gerade dann, wenn Du beruflich Deutschlehrer oder Leibwächter bei der Kultusministerin bist (wannen Du sogar durch Beamten-Status geschützt bist), ist es viel wirkungsvoller, wenn Du Dich bürgermutig mit Klarnamen zu Wort meldest. Also, wie wär’s?
Grüße,
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Detlef Lindenthal
eingetragen von histj am 24.07.2004 um 12.13
für manche Deutschen.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.07.2004 um 11.45
Meistens regeln die Kultusministerinnen das ganz parlamentarisch-„demokratisch“ ohne Gesetze auf dem Befehls-, genannt Verordnungswege, so wie etliches 1933 ff. Zu Gesetzen würde eine parlamentarische und damit öffentliche Erörterung gehören, und sowas scheuen die Landesregierungen.
Renate Maria Menges schrieb::
... denn es wird Gesetz im Schul- und Verwaltungsbereich werden.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Lindenthal am 24.07.2004 um 11.32
Zitat:Als ich vor Jahren eine Sekretärin der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz fragte, welches Gesetz es denn sei [damals wurde behauptet, es wäre schon Gesetz], war die Antwort einfach nur Stille. Nun „wird“ es also Gesetz „werden“. Welches denn? Doch wieder das schleswig-holsteinische Schulgesetz? Und wenn dieses auch im überparteilichen Konsens ausradiert wurde, dienstbeflissene Dienstleiter folgen ihm dennoch jetzt schon, egal was drinstehen wird. Denn Machteinbildung will genährt sein.
… denn es wird Gesetz im Schul- und Verwaltungsbereich werden …
eingetragen von Reinhard Markner am 24.07.2004 um 10.10
Überaus legal und überaus dumm.
eingetragen von RenateMariaMenges am 24.07.2004 um 10.03
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
In verschiedenen Zeitungsforen – wie auch in unserem eigenen Gästebuch – kann man die Beobachtung machen, daß Kritiker der Reform ihre Identität preisgeben. Die Befürworter der Reform, besonders die militanten, toben sich anonym aus.
Das gibt zu denken.
Da gibt es aber auch viele andere Personen, die sagen, dass es nun keinen Neuanfang und kein "Zurück" mehr geben darf. Sie müssen sich nicht anonym melden, denn es wird Gesetz im Schul- und Verwaltungsbereich werden. Also ist es überaus legal in der Neuen Rechtschreibung zu schreiben.
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RenateMariaMenges
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 23.07.2004 um 09.08
In verschiedenen Zeitungsforen – wie auch in unserem eigenen Gästebuch – kann man die Beobachtung machen, daß Kritiker der Reform ihre Identität preisgeben. Die Befürworter der Reform, besonders die militanten, toben sich anonym aus.
Das gibt zu denken.
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 22.07.2004 um 12.19
Als Patenonkel des ein Vierteljahr nach Strauß' Tod geborenen Franz Hohlmeier wird Doktor Stoiber (Dissertation: Der Hausfriedensbruch im Licht aktueller Probleme) an seiner Kultusministerin ("Die Sozialdemokraten haben ... alles schlecht gemacht" - soll heißen: herabgewürdigt) festhalten - solange es denn irgend geht.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.07.2004 um 05.56
Das millionenteure Software-Projekt Fiscus, das den 650 Finanzämtern spätestens ab 2006 einheitliche Programme bringen sollte, steht nach einem Bericht des Focus endgültig vor dem Aus. ... bislang zwischen 250 und 900 Millionen Euro gekostet ... [Bundesrechungshof:] ... wegen schlampiger Planung, fehlender Steuerung und Erfolgskontrolle, inkompetenter Mitarbeiter, unflexibler Insellösungen und unausgereifter oder überfrachteter Konzepte.
(04.07.2004 12:57)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/48843
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Richard Dronskowski am 27.06.2004 um 09.11
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Übrigens bin ich gerade auf der Suche nach dem Spruch, den ich auf diesen Seiten schon mal gelesen habe, der mir aber in seiner ürsprünglichen Formulierung wieder entfallen ist. Auch die erweiterte Suche in Beitragstexten führte bisher nicht zum gewünschten Erfolg. Er lautete etwa so:
Wer etwas kann, der macht es.
Wer etwas nicht kann, der lehrt es.
Wer das nicht kann, der verwaltet es,
aber wie ging es weiter? Wurde man dann Politiker?
Lieber Christoph,
wir hatten gestern abend schon darüber geplaudert, und ich habe gerade schnell bei George Bernard Shaw nachgeschlagen. Dort steht der Spruch, aber er geht nur über zwei Zeilen: "Man and Superman", Anhang "The Revolutionist's Handbook and Pocket Companion", Abschnitt "Maxims for Revolutionists", Unterabschnitt "Education", und dann steht dort:
He who can, does. He who cannot, teaches.
In unserer Abiturzeitung hatten wir dies mit "Wer fähig ist, schafft. Wer unfähig ist, lehrt." übersetzt.
Schöner Gruß (und vielen Dank für die Zeitung!),
eingetragen von gestur am 26.06.2004 um 06.58
"Wer nichts ist und wer nichts kann,
geht zu Post und Eisenbahn.
Und wer dazu ist zu dumm,
kommt ins Ministerium
(oder: treibt sich bei der Wehrmacht rum)."
eingetragen von Karl Eichholz am 25.06.2004 um 21.50
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Wer etwas kann, der macht es.
Wer etwas nicht kann, der lehrt es.
Wer das nicht kann, der verwaltet es,
aber wie ging es weiter? Wurde man dann Politiker?
Wie gesagt, es gehört nicht hierher - oder vielleicht doch?
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nee nee, das ist eine Verwechslung. Der Spruch geht so:
wer nichts wird wird wirt
wer gar nichts wird wird bahnhofswirt
wer das nichts schafft hat das zeug fürn kultusminister.
So, liebe Bahnhofswirte, jetzt dürft Ihr die Augen wieder aufmachen. Ich habe mich an Eurem Ansehen versündigt und bitte daher um Vergebung.
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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
eingetragen von margel am 25.06.2004 um 20.08
Als Voraussetzung einer Reform genügt es schon, etwas nicht zu können bzw. nicht zu verstehen. Der blinde Eifer der Reformer nährte sich ja aus einer höchst unzureichenden Vorstellung von dem zu reformierenden Gegenstand.
eingetragen von Christoph Kukulies am 25.06.2004 um 16.12
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Lieber Herr Kukulies, ich glaube, regulär geht dieser Spruch nicht weiter. Aber als mögliche Erweiterung schlage ich vor: Wer es nicht verwaltet, evaluiert es...
... oder vielleicht: "reformiert es"?
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Christoph Kukulies
eingetragen von margel am 25.06.2004 um 15.26
Lieber Herr Kukulies, ich glaube, regulär geht dieser Spruch nicht weiter. Aber als mögliche Erweiterung schlage ich vor: Wer es nicht verwaltet, evaluiert es...
eingetragen von Christoph Kukulies am 25.06.2004 um 14.03
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
Der Schraubenzieher heiß so, weil man damit Schrauben "anzieht", d.h. festschraubt. Irgend so ein Sesselpuper beim DIN hatte das wohl nicht mitbekommen. Seither heißt es in der Ausbildung "Schraubendreher". ;-)
So, wie man sich mit dem Schuhanzieher die Schuhe anzieht.
Oder mit dem Kontoüberzieher das Konto überzieht. Aber lassen wir das. Apropos: ich hatte mir für heute nachmittag noch etwas ausgedacht, nämlich noch eine Geldüberweisung zu tätigen.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Karsten Bolz am 25.06.2004 um 13.52
Der Schraubenzieher heißt so, weil man damit Schrauben "anzieht", d.h. festschraubt. Irgend so ein Sesselpuper beim DIN hatte das wohl nicht mitbekommen. Seither heißt es in der Ausbildung "Schraubendreher". ;-)
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Karsten Bolz
eingetragen von gestur am 25.06.2004 um 13.46
Jedenfalls beim Hineindrehen machen meine Handgelenke Drehungen und keine Züge.
Der Schraubenschlüssel umschließt (hoffentlich) den Schraubenkopf passend.
Aber bei Torx-Schrauben benutzt man eigentlich schon Schraubenschlüssel, weil es für jede Schraubenkopfgröße eine eigene Torx-Dreher-Größe gibt, die genau in den Kopf hineinpassen muß, sonst geht gar nichts.
eingetragen von Christoph Kukulies am 25.06.2004 um 13.00
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von gestur
Zitiert aus der Südd. Zeitg., weil das Wort
...
gar nicht bewußt, daß ich mit derjenigen Hand den Schraubendreher oder Schraubenschlüssel führe, mit der ich besser hinkomme, oder wechsele, wenn eine Hand ermüdet ist.
Schraubendreher? Sagen Sie mal ehrlich, gestur, sagen Sie zu Ihrem Helfer: "Gib mir mal den Schraubendreher"?
Ich weiß wohl um diesen Begriff, wie auch um Drehmaschine, aber bei mir ist das immer noch der Schraubenzieher oder die Drehbank, trotz der letzten Maschinenbaureform. Dort hatte man wohl den Schraubenschlüssel ganz vergessen. Der schließt nämlich ebensowenig Schrauben auf wie der Schraubenzieher Schrauben zieht.
Übrigens bin ich gerade auf der Suche nach dem Spruch, den ich auf diesen Seiten schon mal gelesen habe, der mir aber in seiner ürsprünglichen Formulierung wieder entfallen ist. Auch die erweiterte Suche in Beitragstexten führte bisher nicht zum gewünschten Erfolg. Er lautete etwa so:
Wer etwas kann, der macht es.
Wer etwas nicht kann, der lehrt es.
Wer das nicht kann, der verwaltet es,
aber wie ging es weiter? Wurde man dann Politiker?
Wie gesagt, es gehört nicht hierher - oder vielleicht doch?
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Christoph Kukulies
eingetragen von gestur am 25.06.2004 um 12.19
Zitiert aus der Südd. Zeitg., weil das Wort "Rechtschreibung" drin vorkommt:
SZ v. 25.6.04, WISSEN, Zur rechten Zeit nach links
Auszug aus dem Zeitungsartikel:
"Spätestens mit Schulbeginn sollte eindeutig feststehen, mit welcher Hand das Kind schreibt. Größere Sorgen als eindeutige Linkshänder machen Pädagogen deshalb Kinder, die beide Hände gleichermaßen nutzen. Bei allem, was man tut, muß natürlicherweise eine Hand die aktive sein und die andere eher stabilisierend. Wenn das nicht automatisch geschieht, kann das zu enormen Problemen führen.
Beidhändige Kinder könnten sich oft schlecht orientieren, hätten Probleme mit der Rechtschreibung und der Konzentration und seien oft unbeholfen oder ungeschickt. Weil die Automatisierung fehlt, müssen sich solche Kinder bei jedem Buchstaben, jedem Wort die Richtung neu überlegen. Klar, daß sie nach kurzer Zeit erschöpft sind und sich nicht mehr konzentrieren können.
Viele Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung wechseln von einer Hand zur anderen. Der Leidensdruck von Beidhändern sei erheblich. Auch das Selbstwertgefühl dieser Kinder sei im Keller."
Meine Meinung dazu:
Ich habe noch selten so einen Schmarrn gelesen. In der Schule haben wir Mitschüler bewundert, die gleichzeitig mit beiden Händen zeichnen konnten. Bei jeder Art von handwerklicher Arbeit ist beidhändiges Arbeiten-Können ein großer Vorteil und eine Arbeitserleichterung: Man kann abwechselnd mit der rechten oder linken Hand arbeiten und gleichzeitig die andere Hand ausruhen lassen und schafft dadurch mehr und arbeitet schneller. An manche Engstellen kommt man überhaupt nur mit der linken Hand hin. Niemand schreibt heute längere Texte noch mit der Hand. Es ist eine gewollte Behinderung, wenn in der Schule eine Hand bewußt vernachlässigt wird. Sich später beidhändiges Arbeiten anzutrainieren, kostet Überwindung und Ausdauer, aber es bringt danach große Arbeitserleichterungen. Es ist mir meist gar nicht bewußt, daß ich mit derjenigen Hand den Schraubendreher oder Schraubenschlüssel führe, mit der ich besser hinkomme, oder wechsele, wenn eine Hand ermüdet ist.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 14.06.2004 um 15.39
... sieht der 17. äußerlich sehr ähnlich; während auf ersterer auf einem grünen Streifen über der rechten unteren Ecke "Jubiläumsausgabe" steht (100 Jahre Duden), findet sich bei der 17. Auflage auf rotem Untergrund der etwas verkorkst klingende Hinweis "Mit über 10000 Wörtern neu!"
Statt 160000 Stichwörtern hat die 18. "mehr als 200000 Stichwörter".
Auffällig ist die bessere Papierqualität der 18. Auflage: Während die Seiten bei den zwei, drei Ausgaben der 17. Auflage, die ich zu Gesicht bekommen habe, deutlich vergilbt sind, sehen die (ähnlichen Bedingungen ausgesetzten) Exemplare der 18. Auflage aus wie gerade aus dem Druck gekommen.
65 Seiten "Vorbemerkungen" mit 341 Regeln bei der 17. Auflage, die systematisch aufgebaut sind, wurden bei der 18. Auflage ersetzt durch 49 Seiten alphabetisch gegliederter "Richtlinien" mit 212 Regeln (mit denen ich schneller zum Ziel komme). 11 Seiten von Regeln zum "Beistrich (Komma)" z.B. sind ersetzt durch 9 1/2 Seiten zum "Komma (Beistrich)", die optisch besser gegliedert sind. (Es ist wahrscheinlich aber eine Frage von persönlichen Vorlieben, mit welcher Ausgabe man sich besser bedient fühlt.
Angesichts eines angeblichen Zuwachses von mehr als 40000 Stichwörtern ist es höchst erstaunlich, daß beide Ausgaben fast exakt die gleiche Seitenzahl haben (die 18. hat sogar eine Seite weniger), obwohl keine Unterschiede im (sehr guten) Satz in den Wörterverzeichnissen auffallen.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Matthias Dräger am 13.06.2004 um 19.18
Die 20. Auflage des Dudens, der sog. „Vereinigungsduden“, der dem 40jährigen Nebeneinander einer Leipziger und einer Mannheimer Ausgabe ein Ende bereitete, erschien 1991.
Mit der von Herrn Genzmann empfohlenen 17. Auflage des Dudens begleite ich seit 1984 die Buchproduktion des Reichl Verlages, das Wörterbuch ist also seit 20 Jahren im Verlag im Gebrauch - man vergleiche dies mit den Halbwertszeiten der heutigen Wörterbuchproduktion!
Seit 1999 benutze ich zum Nachschlagen von Schreibweisen vor allem das Wörterbuch von Prof. Ickler, vorzugsweise auch bei allen Fragen, bei denen es um richtige (gebräuchliche) Getrennt- und Zusammenschreibung geht. Der von Ickler hier neu eingeführte Bogen zur Kennzeichnung beider Möglichkeiten (sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung ist gängig und somit richtig) ist dabei eine große Hilfe. Ich weiß dann, welchen Spielraum ich habe, und wähle im Zweifelsfall dann die Schreibweise, die dem Zusammenhang am besten gerecht wird.
Bei spezielleren Fragen, etwa zu Herkunft und Sprachgebrauch, ziehe ich neben dem Duden (17. Auflage) noch „Das große Wörterbuch der deutschen Sprache“ hinzu, das 1976 erschien (1977 durchgesehener Nachdruck).
Interessant ist, daß die 20. Auflage des Dudens (1991) nur 115.000 Stichwörter bringt, die 17. Auflage (1973) aber immerhin 160.000 Stichwörter verzeichnet. Da die 17. Auflage auch noch ein etwas gefälligeres Schriftbild hat und, im Gegensatz zur 20. Auflage, mit einer Fadenheftung ausgestattet ist, halte ich die 17. Auflage für weitaus besser als die 20. Auflage.
eingetragen von Norbert Lindenthal am 13.06.2004 um 18.33
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
… wo ich noch bewährte Wörterbücher, Duden, Grammatikduden bekomme? Während zweier Umzüge habe ich – leider – diese wertvollen Werke in die Tonne entsorgt. Das war ganz am Anfang, gleich nach Einführung der Reform. Damals habe ich noch nicht geahnt, wovon ich mich trenne ...
Sehr geehrte Frau Pfeiffer-Stolz, als Sie nichtsahnend Ihre guten alten Wörterbücher weggaben, habe ich Buchhandlungen abgeklappert und etliche Duden eingesammelt. Vereinigungsduden und andere bekam ich von Buchhändlern, denen sie wegzuwerfen zu schade waren. Es wäre mir eine große Freude, Ihnen ein Exemplar schicken zu dürfen. Wir können ja tauschen. Ich habe noch kein Geld für einen neuen, nun alten, Duden ausgegeben :-).
eingetragen von Rolf Genzmann am 13.06.2004 um 18.06
ZVAB.com (Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher) hat hunderte alter Duden aller möglichen Auflagen und Jahrgänge ab ca. 4. Auflage 1895. Solche aus dem Kaiserreich, aus dem dritten Reich, aus der DDR und aus der Bundesrepublik.
Welcher Jahrgang war der beste? Das dürfte eines längeren Studiums bedürfen, denn man will sein Geld doch nicht für schlechte Ware ausgeben.
Der westdeutsche Duden hatte nach den Angaben bei ZVAB eine 14. Auflage 1957/1958. Dann gab es eine 15. völlig neu bearbeitete Auflage 1959, die im „Handbuch des Deutschunterrichts“, Herausgeber Alexander Beinlich, 3. Auflage 1963, erwähnt wird. Eine 16. Auflage folgte 1967, eine 17. Auflage 1973, eine 18. Auflage 1980, eine 19. Auflage 1986, eine 20. Auflage ???? (fand ich nicht verzeichnet bei ZVAB) und eine 21. Auflage 1996 (sog. Reformduden).
Die 20. Auflage war meiner schwachen Erinnerung nach mit lateinischen Wörtern sehr schlecht gemacht, während die 17. Auflage 1973 in verständlicher deutscher Sprache gehalten war. Die Auflagen 18 und 19 kenne ich nicht, also weiß ich nicht, wann der Mannheimer Duden von in gutem Deutsch gefaßten Randnummern in unverständliche Lateinwörterei zurückgefallen ist.
Ich besitze die 17. Auflage, Rechtschreibung 1973 und Grammatik 1973 sowie das Herkunftswörterbuch (Band 7) 1963, bin daran gewöhnt, halte sie für recht ordentlich und kann sie empfehlen.
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Rolf Genzmann
eingetragen von margel am 13.06.2004 um 10.08
Liebe Frau Pfeiffer-Stolz, ich habe mal bei ebay nachgesehen. Da werden über 400 Duden-Bücher angeboten, auch Rechtschreibwörterbücher "alter Art". Die Leute bieten auf die neuen...man sollte sie warnen.
Freundliche Grüße
eingetragen von Reinhard Markner am 13.06.2004 um 10.04
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3411021764/qid=1087120889/sr=1-32/ref=sr_1_2_32/302-2059334-0992039
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3411209259/qid=1087121032/sr=1-52/ref=sr_1_2_52/302-2059334-0992039
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 13.06.2004 um 09.32
Gehört auch nicht hierher, aber dennoch:
Wer kann mir einen Hinweis geben, wo ich noch bewährte Wörterbücher, Duden, Grammatikduden bekomme? Während zweier Umzüge habe ich – leider – diese wertvollen Werke in die Tonne entsorgt. Das war ganz am Anfang, gleich nach Einführung der Reform. Damals habe ich noch nicht geahnt, wovon ich mich trenne ...
Danke für Antwort!
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von gestur am 12.06.2004 um 19.00
eingetragen von Theodor Ickler am 12.06.2004 um 18.08
Die Erlanger haben gerade ihre berühmte Bergkirchweih überstanden. Zehn Tage lang machte die Lokalzeitung Werbung für den Konsum von möglichst großen Mengen Bier. Auch Jugendliche hoben auf Zeitungsfotos die Literkrüge (macht jeweils 65 g reinen Alkohol). Nach vielen Schlägereien, Gehörschädigungen usw. wurde zum Abschluß "Lili Marleen" gespielt und gesungen, womit sich ja schon die Deutsche Wehrmacht auf bessere Zeiten vertröstete. Besagte Zeitung erinnerte daran, daß sich Marlene Dietrich damit unsterblichen Ruhm erwarb, und auch in einer Bildunterschrift wurde noch einmal der "Dietrich-Song" gefeiert.
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Th. Ickler
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.05.2004 um 15.41
»Ich denke noch mit Entzücken an unsern Bürgermeister, der bei einem offiziellen Empfang des (ausgerechnet!) Bischofs Krenn die anwesenden Priesterinnen und Priester begrüßte.«
Reinhard Gonaus in de.etc.sprache.deutsch
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Sigmar Salzburg
eingetragen von gestur am 06.05.2004 um 09.42
Natürlich muß es auch Vaterland und Mutterland, Vaterhaus und Mutterhaus, Vatersprache und Muttersprache, Sohnfirma und Tochterfirma, Krankenbruder und Krankenschwester usw. heißen. Es gibt da noch viel zu tun, warten wir es ab.
eingetragen von Christoph Kukulies am 06.05.2004 um 09.25
Muß man nicht sagen Verbraucher- und Verbraucherinnenschützer- und Schützerinnen? Nur so ein Gedankenspiel.
Ich atme immer auf und finde es erholend, wenn mal jemand ganz unverkrampft von Verbrauchern und Bürgern spricht. Von Lesern, Zuschauern und Studenten. Wohin soll das alles noch führen?
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Christoph Kukulies
eingetragen von Reinhard Markner am 05.05.2004 um 08.45
Die Etymologie von Santiago ist offenbar umstritten, vgl. z. B. http://etimologias.dechile.net/?santiago .
eingetragen von gestur am 05.05.2004 um 07.31
wissen wir doch längst. Und auch, daß er gefährliche Strömungen hat. Berühmte Geschlechter gab es am Main auch, z.B. die Babenberger. Und wenn die Franken sich endlich einigen und ein eigenes Bundesland gründen, ist in Franken der Main der Hauptstrom.
eingetragen von Elke Philburn am 05.05.2004 um 04.16
Das 'Gender-Mainstreaming' scheint nichts anderem als einem Selbstzweck zu dienen. Da lobe ich mir ja die Feministinnen der 60er und 70er Jahre, die wenigstens noch guten Grund hatten, auf die Gleichstellung der Frau zu drängen.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Theodor Ickler am 05.05.2004 um 03.32
Wer Spaß an staatlich geförderten Wahnsystemen hat, kann ja mal hier vorbeischauen (und beim zuständigen Bundesministerium für Familie usw.): http://www.genderkompetenz.info/gm.php?PHPSESSID=42f34df733b82743c65e7877e4a5a622
Vgl. auch http://www.gender-mainstreaming.net/gm/gender-budgeting.html
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 19.04.2004 um 03.54
"Norma" bietet chilenischen Rotwein in Papp-Kanistern an. Für deutsche Konsumenten heißt das Getränk "San Tiago". Das muß ein Heiliger indianischen Geblüts gewesen sein.
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Th. Ickler
eingetragen von gestur am 17.04.2004 um 16.05
heißt
BLEI FREI
Das steht an allen Tankstellen, auch dort, wo keine Touristen fahren. Anscheinend ist es ein schöner, einprägsamer und kurzer Name.
(Die übrigen Sorten heißen EURO SUPER und EURO DIESEL.)
eingetragen von gestur am 31.03.2004 um 18.54
ist laut Duden-Herkunftswörterbuch ein uraltes Wort: mittelhochdeutsch lecker = feinschmeckend;
Leckerbissen seit dem 16. und Leckermaul seit dem 17. Jahrh. belegt;
indogermanische Wurzel *(s)leigh- = lecken, mit s-Anlaut schlecken;
altgriech. leichein = lecken;
lat. lingere = lecken;
eingetragen von Reinhard Markner am 31.03.2004 um 13.49
Ein gewisser Jochen Schmidt, der bei C. H. Beck ein Buch veröffentlicht hat, präsentiert in der heutigen "taz" einige Beobachtungen zum Thema Sprache.
http://www.taz.de/pt/2004/03/31/a0186.nf/textdruck
Schmidt ist in der DDR geboren und kommt mit dem Wort "lecker" nicht klar, das bekanntlich in Westdeutschland (und im Niederländischen) verbreiteter ist. Er berichtet : "Dann [d. i. nach 1989] schmeckte das Essen nicht mehr "gut", sondern "lecker". "Sicher, auch in der Odyssee steht: "Und sie erhoben die Hände zum lecker bereiteten Mahle", aber ich könnte schwören, dass ich das Wort vor 89 nie benutzt habe, es klingt für mich nach wie vor irgendwie lasch."
Und ich "Sprachtrampel" (Schmidt) dachte noch, Homer (so es ihn gab) habe auf griechisch gesungen.
Der Artikel geht dann irgendwie weiter. An vielen Leuten, die neuerdings in Deutschland als "Schriftsteller" durchgehen, ist wirklich nur die Blasiertheit bemerkenswert.
eingetragen von margel am 29.03.2004 um 16.24
Vielen Dank, Herr Dörner, für diesen Hinweis. Vielleicht paßt er doch zum Thema: "... den gestirnten Himmel über mir und die Rechtschreibreform hinter mir..." - wär´s das nicht?
Vor einigen Tagen stand schon die Venus ganz dicht beim untergehenden Mond, ein rührendes und erhabenes Schauspiel. Hier im Flachland habe ich vielleicht heute abend das Glück, endlich einmal Merkur zu sehen. Jedenfalls wird es eine klare Nacht.
eingetragen von Christian Dörner am 29.03.2004 um 15.36
[Gelöscht durch Christian Dörner, damit die Diskussion im Forum nicht vom Thema abkommt.]
– geändert durch Christian Dörner am 31.03.2004, 11.10 –
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Christian Dörner
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 20.03.2004 um 09.07
Gestern abend in "Wer wird
Millionär":Es sollte
DER MANN dekliniert werden in
der (bekannten) Reihenfolge:
Nom., Gen., Dat., Akk.
Nur ein einziger konnte es aus
der Kandidatenriege!
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Theodor Ickler am 20.03.2004 um 05.28
Das strukturalistische Mangoldtörtchen
Nach vierzig Jahren täglicher Lektüre hätte ich nicht damit gerechnet, daß die FAZ ins satirische Fach wechselt und einen „Jürgen Dollase“ erfindet, der nun jeden Samstag die Kolumne „Geschmackssache“ bestreitet – anstelle von „Natur und Wissenschaft“, womit man wohl den Leser am Wochenende nicht belasten zu dürfen meint.
Welcher FAZ-Leser interessiert sich dafür, was ein 29jähriger Schnösel von Küchenchef in einem Dorf bei Padua einmal aufgetischt hat? Zum Beispiel ein Risotto mit Süßwein, Kapern und Kaffee, der sich während des Essens als braune Pfütze in der Mitte des Tellers sammelt, von Dollase aber als „Kristallisationspunkt für grundsätzliche Überlegungen zu einer rückgekoppelten oder einer Art aleatorischen Kreativität“ verstanden wird. (FAZ 22.5.04)
Dazu gibt es aber ein Glas mit gewürzten Brotwürfeln, der – kalten – Creme einer speziellen Brokkoli-Sorte und Trüffelstückchen, was wie der unreflektierte Versuch wirkt, auch noch strukturalistische Momente durch Textur- und Temperaturvarianten zu installieren. (FAZ 22.5.04)
Wenn Goossens die Langustinen mit Kaviar und Kartoffelcreme kombiniert, ist dies zunächst nur eine eher klassische Basis, die in anderen Häusern sich selbst genug ist. Er aber erweitert die Creme durch ein Broccoli-Püree (...) (FAZ 13.3.2004)
Und was exakt ist beim „Filet vom australischen Wagyu-Rind mit Chinakohl und Ingwer in Burgunderjus“ (in drei Variationen) passiert? Bühner entfernt – äußerst subtil denkend - die Bratkruste von einem Stück, um den reinen Geschmack dieses fettreichen und außergewöhnlich zarten Fleisches freizulegen, und kombiniert dünne gebratene Scheiben mit krossen Foie-gras-Croutons (was ein wunderbares Eß-Erlebnis ist) – überwürzt die Scheiben aber (mit Senf) und mariniert sehr dünn geschnittenes, rohes Fleisch mit einer alles übertünchenden Sojasauce. Kurzfristig muß da einmal die Sinn-Verankerung ausgesetzt haben. (...) Ein Rochen (...) präsentiert sich als strukturalistische Kreation (...) (FAZ 3.4.04)
Der Strukturalismus hat es Dollase angetan, wahrscheinlich erinnert er sich einschlägiger Lektüre („Das Rohe und das Gekochte“) und interpretiert die Speisekarte semiotisch:
Ähnlich wirkt auch sein Wolfsbarsch mit Blutwurst, Entenstopfleber und Lavendelvinaigrette oder – etwas strukturalistischer – ein Mangoldtörtchen mit Entenstopfleber auf einer Teigscheibe mit präzise dimensioniertem Speck zu Austern und einer Curry-Sauce. (FAZ 30.4.04)
Hier gibt sich der Autor allerdings eine Blöße, denn die postkoloniale „Curry-Sauce“ sogenannter Feinschmecker ist, auch wenn sie über Austern und Speck gegossen wird, grundsätzlich etwas Vulgäres. Seit sogenannte Weinkenner beim Genuß österreichischer Frostschutzmittel verzückt die Augen verdrehten, werden wir ja den Verdacht nicht also, daß die Feinschmeckerei viel mit Selbstbetrug zu tun hat oder – strukturalistischer ausgedrückt – ein selbstreferentielles Produkt sozialer Konstruktion von Wirklichkeiten ist.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 12.03.2004 um 07.45
Wolfgang Schuller hält beinhalten, exemplarische Beispiele, zum Tragen kommen, Stellenwert, zeitgleich für »Ausdrücke aus dem Wörterbuch des Papiermenschen« (FAZ 12. 1. 2004). Was mag ihn gegen zeitgleich aufgebracht haben ?
Einem Leser aus Leonberg ist es gelungen, einen schwäbischen Umlaut ins Blatt zu bringen : »Man frägt sich« (FAZ 17. 1. 2004).
Leserin Ingrid Metz behauptet : »Das Zusammentreffen kleinerer Fehler, die dann wider Erwarten zur Katastrophe führen, ist juristisch bekannt und heißt »Übervertrauen ins eigene Risikowissen von Expertengruppen«.« (SZ 9. 3. 2004) Sollte man sich merken.
eingetragen von J.-M. Wagner am 10.03.2004 um 16.30
E = m€2
(An einem Physikgebäude in Jena.)
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Theodor Ickler am 03.03.2004 um 16.53
Frau Schavan ist nicht dumm, und kürzlich soll sie sich mit einem andern Kultusminister über die RSR unterhalten haben. Insgesamt darf man allerdings von Politikern gar nichts erwarten. Diese Spezies handelt nur unter dem Druck der Verhältnisse (Mehrheitsverhältnisse). Diesen Druck muß die Presse ausüben.
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.03.2004 um 15.05
Wenn Frau Schavan Bundespräsidentin wird (das vermute ich), gehe ich eher davon aus, daß die Politik einen guten Vorwand haben wird, die Rechtschreibreform noch sturer und hirnloser als bisher zu verteidigen. Denn Kritik an der Rechtschreibreform wäre dann Kritik auch an der Bundespräsidentin, und man darf doch dieses edle Amt nicht beschädigen! Die Rechtschreibreform ist plötzlich unmittelbar mit der Würde des höchsten Amtes im Staat verknüpft. Für die Parteien wäre dies ein guter Vorwand, ihre dämliche Befürwortung der Rechtschreibreform mit einer ganz neuen Ausflucht zu verbrämen. Bei Roman Herzog und Johannes Rau, die sich deutlich bzw. mäßig von der Reform distanziert hatten, war das nicht möglich. Anläßlich der Auswahl des Präsidentschaftskandidaten sieht man jedenfalls wieder einmal überdeutlich, daß es in der Politik nicht um Werte geht, gar etwa um kulturelle Werte, sondern zu 99 Prozent um Machtkalkül und Postengeschacher.
eingetragen von Christoph Kukulies am 03.03.2004 um 14.40
Komisch, geht es Ihnen nicht auch so in den letzten Tagen, daß Sie sich insgeheim fragen, welcher der kursierenden Bundespräsidentschaftskandidaten wohl der geeignetste für die Sache der Wiederherstellung der einheitlichen deutschen Rechtschreibung sein könnte?
Mit Schrecken stelle ich mir Frau Schavan in diesem Amt vor. Wolfgang Gerhardt und Wolfgang Schäuble haben hinsichtlich Rechtschreibangelegenheiten auch nicht gerade eine weiße Weste. Töpfer, Köhler, Schmalz-Jacobsen, recht unbeschriebene Blätter.
Aber vielleicht würde Frau Schavan ja sogar am ehesten auf den Pfad der Vernunft zurückfinden. Ein Stück Wiedergutmachung.
Alles Spekulation.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 29.02.2004 um 07.54
Im Urlaub habe ich einen Leserbrief von Anglistikprofessor Dieter Mindt gelesen, worin er zeigt, daß es "brain up" in der gemeinten Bedeutung (falls Frau Bulmahn überhaupt etwas gemeint hat) nicht gibt.
Ein anderer Leserbriefschreiber führt in der FAZ vom 4. März vor, daß es sich doch belegen läßt (was wir ja auch schon ergoogelt hatten), und folgert daraus, daß Frau Bulmahn sich lieber der deutschen Sprache bedienen solle - wenn schon ein Anglistikpofessor solche Ausdrücke nicht kennt.
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Th. Ickler
eingetragen von L.Willms am 27.02.2004 um 11.31
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar betrat ich im Traum einen Laden.
erwiderte die Verkäuferin, [...] „Sie wollen etwas tun für die gute Rechtschreibung?“
Das Wort „gut“ hat mich im Traum angenehm überrascht, ich hatte es vorher im Zusammenhang mit der herkömmlichen Rechtschreibung noch nie gehört.
[...]
Wer also sprach hier?
Mein Verstand war es sicher nicht, der hätte sich kaum über sich selbst gewundert.
Naja, Ihr Traum verläuft ja nach Ihrem Drehbuch und unter Ihrer Regie ...
Der Georg Christoph Lichtenberg, der mich hier bei jedem meiner Beiträge begleitet, notierte folgendes dazu in seinen Sudelbüchern:
Zitat:[J156]
Wenn ich im Traum mit jemandem disputiere und der mich widerlegt und belehrt, so bin ich es der sich selbst belehrt, also nachdenkt. Dieses Nachdenken wird unter der Form von Gespräch angeschaut. Können wir [uns] also wundern, wenn die frühen Völker das was sie bei der Schlange denken (wie Eva) ausdrücken durch: die Schlange sprach zu mir. Der Herr sprach zu mir. Mein Geist sprach zu mir. Da wir eigentlich nicht genau wissen wo wir denken, so können wir den Gedanken hin versetzen, wo wir wollen. So wie man sprechen kann, daß man es glaubt es komme von einem Dritten, so kann [man] auch so denken, daß es läßt, als würde es uns gesagt: Genius Socratis pp. Wie erstaunend Vieles ließe sich nicht durch die Träume noch entwickeln
MfG,
L. Willms
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Es gibt eine wahre und eine förmliche Orthographie. -- Georg Christoph Lichtenberg (1742 .. 1799)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.02.2004 um 11.30
Gerade habe ich den Erstdruck 1774 von Goethes „Werther“ vor mir. Auch hier ist auf Seite 13 „vom sogenannten Pöbel“ die Rede, auf Seite 53 vom „sogenannten Herrn Schmidt“.
Gerne hätte ich noch ältere Beispiele.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 27.02.2004 um 11.02
Wie klug die Regelung ist, zwei durch "und" verbundene Hauptsätze durch ein Komma voneinander abzusetzen, wurde mir in diesen Tagen wieder einmal deutlich. Gerade hatte ich ein Buch von 1792 gelesen, das in einem jeden solchen Fall ein Komma enthielt. In einem umfänglichen Briefcorpus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das vor einem guten Dutzend Jahren erstmals getreu nach dem Originalmanuskript veröffentlicht wurde, sieht das ganz anders aus. Darin sind die Satzzeichen im allgemeinen weitaus sparsamer gesetzt, und so trifft man auf Sätze, bei denen Auge und Hirn beim ersten Anlauf unweigerlich ausrutschen. Zwei Kostproben: "Die Herzogin soll mit ihrer Begleitung herumgehen und die Marktleute preisen ihr in Versen ihre Waaren an." - "Pastoren sind aber zu Allem fähig. Ihr Wandel ist im Himmel und auf Erden machen sie Mißgriffe."
Daß aber auch ein gesetztes Komma mitunter zu wenig sein kann, erweist sich an diesem Beispiel: "Der Reichthum geht in die Hände der Wirthe und Fabrikanten, Staatsdiener und Handwerker hungern und die Arbeiter verhungern oder wandern aus."
Die besagten Briefe sind übrigens nach "Ehstland" gegangen. Das "h", im 19. Jahrhundert noch verbreitet, ist später konfisziert worden. Dennoch liest und hört man, korrekt sei "Estland" mit langem "E" zu sprechen. Warum hat man das "h" überhaupt getilgt, wo diese Maßnahme zwangsläufig eine Angleichung der Aussprache an "Rest", "Fest", "Nest" nach sich ziehen mußte?
Doch noch ein Wort zum Buch von 1792. Die Orthographie ist recht konsequent; keineswegs geht es dort wie Kraut und Rüben durcheinander. Schwankungen treten bezeichnenderweise (?) bei adverbialen Verbindungen wie "im voraus", "zum Voraus" auf. Bemerkenswert erscheint mir ferner der Umstand, daß es grundsätzlich "demonstriren", "celebriren" usw. heißt, aber immer "studieren", "Studierende". Wie ist das zu erklären?
Zu guter Letzt: in beiden Werken findet sich nur "sogenannt".
Eine allgemeine Erkenntnis drängt sich heute dem bewußten Leser auf: Eine Rechtschreibung, gerade wenn sie wie die deutsche über anderthalb Jahrhunderte, von Adelung bis Duden, reifen konnte, ist nicht nur eine Kulturnorm, wie Munske gesagt hat. Sie ist ein empfindlicher Biotop. Stirbt darin ein Baum oder Strauch nach einem ihm angemessenen Leben allmählich ab, so ist längst ein anderer nachgewachsen, und alles bleibt im Lot. Willkürliche Eingriffe an einer Stelle, erst recht an mehreren, bringen das ganze Gefüge nachhaltig aus dem Gleichgewicht. Bis sich ein solches wieder einstellt, wird es jetzt, so fürchte ich, einige Generationen dauern. Vermutlich sind wir wieder in Adelungs Zeiten zurückversetzt.
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Matthias Dräger am 21.02.2004 um 10.10
Ich kann mir Träume schlecht merken, es sei denn, ich schreibe sie mir direkt nach dem Aufwachen auf. Manchmal taucht im Traum auch eine markante Situation auf, die so intensiv durchlebt wird, daß sie auch später noch präsent ist, ohne Aufschreiben.
In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar betrat ich im Traum einen Laden. Ich wollte eine Kampagne für den Erhalt der herkömmlichen Rechtschreibung starten, und brauchte dazu einen - Kutter (Schiff) und Papier für Plakate. „Ach“, erwiderte die Verkäuferin, nachdem ich mein Anliegen vorgebracht hatte, und ihre Miene verriet verständnisvolle Zustimmung, als ob ich nach einem seit langem eingeführten Markenartikel gefragt hätte, „Sie wollen etwas tun für die gute Rechtschreibung?“
Das Wort „gut“ hat mich im Traum angenehm überrascht, ich hatte es vorher im Zusammenhang mit der herkömmlichen Rechtschreibung noch nie gehört. Ich habe bisher nur die Begriffe
- herkömmliche,
- bewährte, auch mal
- alte,
- normale
- klassische
Rechtschreibung verwendet. Wer also sprach hier?
Mein Verstand war es sicher nicht, der hätte sich kaum über sich selbst gewundert.
eingetragen von Karsten Bolz am 10.02.2004 um 17.17
Leo (www.leo.org) kennt nur: to brain sth. up <> etw. anspruchsvoller machen. Wobei dann der Imperativ "brain up!" schon etwas merkwürdig dasteht.
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Karsten Bolz
eingetragen von Theodor Ickler am 10.02.2004 um 16.40
"Mozart starb, bevor er sein Requiem vollenden konnte."
Daraus folgt logisch:
"Nachdem Mozart gestorben war, konnte er sein Requiem vollenden."
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 05.02.2004 um 12.53
Durchgewinkt
Zu jW vom 2. Februar 2004: »Gabi Zimmer durchgewunken«
Als ich Eure Überschrift sah, habe ich nur abgewinkt. Oder abgewunken? Abseits aller politischen Debatten ist die leider einfach nur falsch. »Winken« ist ein schwaches (regelmäßiges) Verb, nach alter und neuer Rechtschreibung. Um auf »gewunken« zu kommen, müßten wir leitformmäßig »winken-wankte-gewunken« bilden. Aber klar: »Wankte« ist die Präteritumsform von einem anderen schwachen (regelmäßigen) Verb, nämlich von wanken. Also bitte: Künftig nicht gewankt und (auch wenn auf RTL etc. täglich »abgewunken« wird) sowohl mutig als auch richtig, ja, in diesem Falle sogar nachhaltig-konservativ einfach nur »durchgewinkt« schreiben.
Sebastian Köhler, Potsdam
eingetragen von Theodor Ickler am 30.01.2004 um 04.40
Das ist interessant, danke für die Recherche!
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Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 30.01.2004 um 02.07
“Brain up” habe ich bislang noch nicht gehört, aber dieser Begriff scheint sich der Recherche nach zu ergänzen mit dem gegenteiligen und weitaus bekannteren Ausdruck “to dumb down”, was soviel heißt wie “die Ansprüche senken” oder “sich einem niedrigeren Niveau anpassen”. Diesen Begriff habe ich oft in Zusammenhang mit den sinkenden Standards an Universitäten gehört. Beim “braining up” scheint es also um das Gegenteil von “dumbing down” zu gehen.
http://www.br-online.de/jugend/izi/english/e-buck.htm
In this context, television in general is largely defined as anti-educational. If it has a role, it is not to ‘dumb down’, but to ‘brain up’.
http://education.guardian.co.uk/higher/arts/story/0,9848,773168,00.html
Mr Saumarez Smith, a former academic, believes the answer is not to dumb down, "as the Department for Culture Media and Sport would sometimes seem to like us to do", but to "brain up".
http://books.guardian.co.uk/review/story/0,12084,900135,00.html
Throughout his career, despite his hard work, success, publications, and grave and grown-up pronouncements on museum issues - museums, he says, must "brain up" rather than "dumb down".
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Wolfgang Wrase am 29.01.2004 um 16.53
Zitat:Ja, vor allem die erste Zahl. Deshalb hatte ich ja die englischen Varianten als Kontrolle eingefügt, die sind eher mager. Im deutschen Sprachraum würden den flektierten Formen vielleicht je fünf Belege entsprechen; für die Grundform vielleicht hundert Belege. Außerdem tauchen verdächtigerweise auch Anführungszeichen auf, die auf die Neuartigkeit, Künstlichkeit oder Unüblichkeit des Ausdrucks hindeuten.
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Die Zahlen täuschen ein wenig.
eingetragen von Theodor Ickler am 29.01.2004 um 15.43
Die Zahlen täuschen ein wenig. Wenn man mal genau nachschaut, was da eigentlich steht. Jedenfalls ein blöder Titel für eine deutsche Kampagne.
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Wrase am 29.01.2004 um 15.12
(Google)
brain up: 9800
brained up: 31
braining up: 41
eingetragen von Detlef Lindenthal am 28.01.2004 um 22.25
Ein Teil der Angeln zog nach Ängland, der andere Teil blieb hier in meiner Heimat. Bregen heißt bei uns das Gehirn des Schlachtviehs, mit der Forke bekommt selbiges zuvor das Futter, mit dem Spaten würde man z.B. die Futterrüben zerkleinern. An Englishman, who uses his brain, would utilize fork and spoon to eat his food. Als Hiergebliebener erlaube ich mir, derartige verbale Reimporte (Bregen ab oder auf) suspekt zu finden.
Theodor Ickler fragte:
Gibt es „brain up“ eigentlich im Englischen?
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2004 um 16.47
Schon mancher hat sich über den Titel der Hirn-Offensive von Frau Bulmahn gewundert. Gibts es "brain up" eigentlich im Englischen? Ich habe wahrscheinlich gefehlt, als das dran war, und es auch seither nicht gelesen.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 24.01.2004 um 10.24
Margel fand den Vers für Hesse doch etwas gar holprig. Um seiner dunklen Erinnerung aufzuhelfen, gab er bei google die entsprechenden Schlagworte ein - und siehe da!
eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.01.2004 um 09.03
@margel
Dazu ist mein Vorschlag: Wenn es Ihnen bei Ihrem früheren Beitrag ...
margel schrieb:
Ich erinnerte es und fand es so:
Mir ist zwar nicht die handschriftliche Fassung zugänglich, aber die Zeile: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...“
Bitte um Aufklärung. Vielen Dank – und immer schön cool bleiben!... um die wortgenaue Zitierung ging, wäre es für uns Leser leichter verständlich gewesen, wenn Sie auf diese Frage der Zitierfassung hingewiesen hätten, statt uns Leser auf die Niederdeutsch-Fährte mit ihrem für mich immer noch schwer zugänglichen Humor zu locken. – Allgemein finde ich, daß unsere Seite auch für Handwerker und Abiturienten verständlich bleiben sollte.
„Und in jedem Anfang steckt ein Zauber inne...“ (Hermann Hesse) – Offenbar eine Rückübersetzung aus dem Plattdeutschen.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 24.01.2004 um 08.30
Mir ist zwar nicht die handschriftliche Fassung zugänglich, aber die Zeile: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..." Bitte um Aufklärung. Vielen Dank - und immer schön cool bleiben!
eingetragen von Theodor Ickler am 24.01.2004 um 05.06
Der Streit ist gegenstandslos, weil Hesse, wie eine Nachprüfung an der Handschrift ergab, in Wirklichkeit geschrieben hat: "In jedem Zuber steckt ein Anfang drin" - offenbar in Anspielung auf frühneuzeitliche Badebräuche, wo das gemeinschaftliche Zubersitzen von Männlein und Weiblein naturgemäß oft der Anfang von etwas war.
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Th. Ickler
eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.01.2004 um 02.29
Wieso bekomme ich die Mecker, und margel nicht? Was hat das althochdeutsche Wort innestekken / innestecken und hochdeutsche Neuwort mit dem Niederdeutschen zu tun?
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Jörg Metes am 24.01.2004 um 01.02
Kann man denn wirklich gar nichts tun, um Ihnen diesen Ton abzugewöhnen, Herr Lindenthal?
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Jörg Metes
eingetragen von Detlef Lindenthal am 23.01.2004 um 22.23
Und wenn?
margel schrieb:
„Und in jedem Anfang steckt ein Zauber inne...“ (Hermann Hesse) – Offenbar eine Rückübersetzung aus dem Plattdeutschen.
Und was ist daran so erwähnens- oder bemerkenswert?
Und wenn innestecken genauso gebildet wird wie innewohnen (25 Gugel) und innehalten (2410 Gugel), wie innewerden, innesein?
Sollen wir jetzt den Herrn Hesse oder seinen etwas freisinnigen Zitator vor die Reichsschrifttumskammer zitieren oder beide aus dem Schriftstellerverband der Union ausschließen?
Oder sollen wir Spiegel.de vorschlagen, daß er bei seinen Wörterverbotsversuchen sich insbesondere aller Wörter annimmt, die inne drin oder dran haben?
Ich erbitte Aufklärung.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 23.01.2004 um 15.44
Unsere Volkshochschule bzw. die Dozentinnen stellen über einen Kurs "Workshop für Frauen in Trennungssituationen" folgendes Motto: "Und in jedem Anfang steckt ein Zauber inne..." (Hermann Hesse) - Offenbar eine Rückübersetzung aus dem Plattdeutschen.
eingetragen von margel am 22.01.2004 um 20.32
In unserer Kleinstadt gab der Kaufmännische Verein kurz vor Weihnachten die Parole aus:"Christmas out". Es sollte wohl eine Veranstaltung auf dem Marktplatz sein.
eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2004 um 15.26
In einem fränkischen Kaff namens Eckental gibt das Jugendbüro eine Informationsbroschüre heraus. Nun ratet mal, welchen Titel sie hat. "What's up"! Die Dialektforscher an unserem Institut (Sprachatlas) sind ratlos, können es einfach nicht einordnen ...
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 22.01.2004 um 14.41
Könnte man nicht der KMK einen Papagei verehren, der so einen F***-Satz, auf die Reform bezogen, ca. alle 10 Minuten von sich gäbe...?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2004 um 22.35
Hochpolitischer Vogel
Mit großer Befriedigung hören wir die Nachricht, dass Winston Churchills Papagei noch lebt und dass er mit 104 Jahren noch nicht zu alt ist, um "Fuck Hitler" und "Fuck the Nazis" zu krächzen. Herrlicher Vogel! Er soll zwar schon ein bisschen zerzaust aussehen, aber man noch erkennt deutlich, dass Charlie (so heißt das tapfere Tier) blau und gelb gefiedert ist…
( DIE WELT 21.01.2004)
Churchills Flüche leben noch immer
Winston Churchills Papagei „Charlie" flucht auch mit 104 Jahren immer noch auf die Nazis. Wie der „Daily Mirror" berichtet, krächzt der Vogel auch 39 Jahre nach dem Tod des Premiers „Fuck Hitler" und „Fuck the Nazis"…
( KN/dpa 20.01.2004)
Churchills Papagei
104-jähriger Nazigegner
Winston Churchills Papagei "Charlie" flucht auch mit 104 Jahren noch auf die Nazis. Seine Lieblingsausdrücke sind "Fuck Hitler" und "Fuck the Nazis."
Wie der Daily Mirror berichtete, krächzt der wahrscheinlich älteste Papagei Großbritanniens auch 39 Jahre nach dem Tod des Premierministers „Fuck Hitler“ und „Fuck the Nazis“ mit dessen Zungenschlag...
(sueddeutsche.de 19.01.2004)
Und das Original:
F*** THE NAZIS, SAYS CHURCHILL'S PARROT
By Bill Borrows
SHE WAS at Winston Churchill's side during Britain's darkest hour. And now Charlie the parrot is 104 years old...and still cursing the Nazis.
Her favourite sayings were "F*** Hitler" and "F*** the Nazis". …
(Mirror 19.01.2004)
(Inzwischen ist die Sache als Zeitungsente entlarvt.)
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Sigmar Salzburg
eingetragen von margel am 21.01.2004 um 10.36
Nach reiflicher Überlegung möchte ich doch einer sprachpsychologischen gegenüber einer schreibphysiologischen Erklärung für Fehler à la "Philiosophie" den Vorzug geben. Stichwort: "Kontamination" usw.
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2004 um 05.27
Die "selbst ernannten" Moralapostel von der Unwortjury (durchweg Neuschreiber) haben es wieder einmal geschafft, auf die erste Seite aller Zeitungen zu kommen. In der FAZ wird immerhin klargestellt, daß die Jury zwar die Voten der Mitbürger einholt, sie aber nicht berücksichtigt. Es können also auch Wörter ausgewählt werden, die kein einziger Einsender vorgeschlagen hat.
Nachdem nun der Fall Hohmann weidlich durchgekaut worden ist, kommt diese verschnarchte Gutmenschengruppe auch auf den Dreh: "Tätervolk" gibt es nicht. Das haben doch die Neonazis auch immer gesagt. Und Hohmann ja eigentlich auch, und gerade darin bestand die "Verbindung", die er hergestellt hat. Zum Teufel mit dem Goldhagen und so weiter. Nicht mal die Rechtschreibreform kann man dem ganzen Volk in die Schuhe schieben, sondern bloß einer Hand, nun ja, voll Schwachköpfe.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 21.01.2004 um 05.20
Und wohl auch richtig. Aber eben nicht einfach, wie gesagt.
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Wrase am 21.01.2004 um 00.28
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Ich habe ja nicht bezweifelt, daß es ein Tippfehler ist, aber eine Erklärung, warum gerade die eine Kombination so fehlerträchtig ist, haben Sie immer noch nicht gegeben. Vielleicht spielt die Häufigkeit von phili- eine Rolle (Philipp u. a.). Ergonomisch wäre ein Vergreifen bei nebeneinanderliegenden Tasten in jeder Umgebung zu erwarten.
In meinem kleinen Aufsatz über "konstrastiv" (vor zehn Jahren im "Sprachdienst" veröffentlicht) habe ich auch zu mehreren kombinierten Ursachen greifen müssen, um diesen "häufigsten deutschen Druckfehler" zu erklären.
Sonderbar ist hier wie dort, daß der Fehler unbemerkt bleibt. Und das keineswegs nur bei flüchtig hingeworfenen Forumsbeiträgen, sondern auf offiziellen Netzseiten von Anwaltskanzleien usw., die ihre "Philisophie" bekanntgeben. "Konstrastive Linguistik" steht sogar auf Bucheinbänden in großen Lettern! Das ist ergonomisch überhaupt nicht zu erklären.
Also, zunächst stelle ich fest, wie mühsam PHILOSOPHIE zu tippen ist. Ich bin ein vielfaches langsamer als bei durchschnittlich schwierigen Wörtern desselben Umfangs. Warum? P-I-O liegen über der Normalposition der Finger, und zwar außen, über den relativ ungeschickten drei äußeren Fingern. Direkt nebeneinander. Und man muß jeden dieser drei Buchstaben in PHILOSOPHIE gleich zweimal aktivieren. Das alles ist offensichtlich unangenehm und macht Probleme. Warum nun PHILI statt PHILO? Erstens meine ich, daß bei diesen drei Buchstaben gerade der vierte Finger für O relativ schwierig zu sortieren ist, weil der Mittelfinger immer noch relativ geschickt ist (er ist dem Zeigefinger ähnlicher), und der kleine Finger ist immerhin eindeutig außen, so daß man dort nicht viel verwechseln kann. Der Ringfinger ist dazwischen eingeklemmt. Aber wichtiger: Nachdem P und I getippt wurden - das allein wäre noch nicht schwierig -, käme der Ringfinger mit dem dazwischen liegenden O dran. Vorher muß er aber noch schnell ein L erreichen, und das liegt in der Zeile darunter. Und dann mit demselben Ringfinger gleich wieder das O darüber, also sofort wieder nach oben? Das ist einfach schwierig und fehlerträchtig. Somit wird manchmal ein ähnliches Programm aktiviert: Statt der Ringfinger-Wiederholung L-O verschafft man sich mit L-I Erholung. Das hat auch mit der Ungeduld beim Tippen zu tun: L-I kann man praktisch gleichzeitig tippen, bei I-L-O muß man mit der Hand und/oder dem Ringfinger blitzschnell zuerst nach unten und dann nach oben. Ich finde, PHILI ist aus ergonomischer Sicht ein naheliegender Ersatz für PHILO. Auch die Fortsetzung dürfte eine Rolle spielen: SOPHIE mit O-P. Man "weiß" nach PHI, daß das O drankommt, und glaubt es in SOPHIE "abzuarbeiten". Da fällt den verhedderten Fingern nicht so leicht auf, daß es dann schon etwas zu spät ist.
Gerade Fall "konstrastiv" zeigt, wie leicht gewohnte Fingerprogramme als Tippfehler für sehr ähnliche Buchstabenfolgen hineinrutschen können. KONSTR ist eben überaus vertraut und wird schon mal statt KONTR getippt. KONS dürfte überhaupt die häufigste Erweiterung von KON sein. Also braucht es nicht einmal eine Schwierigkeit, um das gewohnte S hineinzumogeln, das nicht nur nach KON angesagt ist, sondern ebenso vor TR. Es gehört statistisch geradezu dort hinein, von beiden Enden her gesehen. Zugleich ist in diesem Fall das erste (falsche) ST ein Vorgriff auf das zweite (richtige) ST - ein Fehler, wie man ihn auch von mündlichen Verhasplern kennt.
Ein ähnlicher Fall ist ..TZTEN statt TZEN. Ersteres ist so häufig (Imperfekt und Partizip: sie verletzten, die Verletzten), daß TZT als gewohnte Erweiterung von TZ (jedenfalls vor EN) in den Fingern steckt, und schon haspeln man das zweite T mit ab. [Meinen Tippfehler HASPELN statt HASPELT habe ich absichtlich stehengelassen: Offensichtlich eine rein mechanische Verwechslung, der Abruf einer ähnlichen, gewohnten Sequenz. Allenfalls könnte hinzukommen, daß die schnellen Finger schon das N in MAN erzeugen wollten, also gewissermaßen eine Abkürzung gewählt haben; vgl. oben.]
"Ergonomisch wäre ein Vergreifen bei nebeneinanderliegenden Tasten in jeder Umgebung zu erwarten": Das hört sich plausibel an, ist aber doch nur theoretisch. Die Finger sind doch völlig verschieden, und die Buchstabenfolgen sind ganz individuell anspruchsvoll, was auch mit der Verteilung auf der Tastatur zusammenhängt. Man kann ja auch nicht sagen: "Ergonomisch wäre zu erwarten, daß man beim Zweifingersystem irgendwelche zwei Finger verwendet. Alle möglichen Kombinationen müßten gleich häufig auftreten, zum Beispiel linker Daumen und rechter Mittelfinger gleich häufig wie linker Ringfinger und linker Zeigefinger oder sonst eine Kombination." Es sind aber immer - falls vorhanden - die beiden Zeigefinger.
Ein bißchen Realitätsbezug und Differenzierung muß schon sein für eine zielstrebige Klärung. Sonst behaupte ich beispielsweise zurück: "Aus physiologischer Sicht könnte eine Katze genausogut die Gestalt einer Kugel haben." Nun beweisen Sie mal, warum das nicht stimmt. Da müßte man bei den Einzellern anfangen ...
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2004 um 16.30
Ich habe ja nicht bezweifelt, daß es ein Tippfehler ist, aber eine Erklärung, warum gerade die eine Kombination so fehlerträchtig ist, haben Sie immer noch nicht gegeben. Vielleicht spielt die Häufigkeit von phili- eine Rolle (Philipp u. a.). Ergonomisch wäre ein Vergreifen bei nebeneinanderliegenden Tasten in jeder Umgebung zu erwarten.
In meinem kleinen Aufsatz über "konstrastiv" (vor zehn Jahren im "Sprachdienst" veröffentlicht) habe ich auch zu mehreren kombinierten Ursachen greifen müssen, um diesen "häufigsten deutschen Druckfehler" zu erklären.
Sonderbar ist hier wie dort, daß der Fehler unbemerkt bleibt. Und das keineswegs nur bei flüchtig hingeworfenen Forumsbeiträgen, sondern auf offiziellen Netzseiten von Anwaltskanzleien usw., die ihre "Philisophie" bekanntgeben. "Konstrastive Linguistik" steht sogar auf Bucheinbänden in großen Lettern! Das ist ergonomisch überhaupt nicht zu erklären.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2004 um 16.29
Ich habe ja nicht bezweifelt, daß es ein Tippfehler ist, aber eine Erklärung, warum gerade die eine Kombination so fehlerträchtig ist, haben Sie immer noch nicht gegeben. Vielleicht spielt die Häufigkeit von phili- eine Rolle (Philipp u. a.). Ergonomisch wäre ein Vergreifen bei nebeneinanderliegenden Tasten in jeder Umgebung zu erwarten.
In meinem kleinen Aufsatz über "konstrastiv" (vor zehn Jahren im "Sprachdienst" veröffentlicht) habe ich auch zu mehreren kombinierten Ursachen greifen müssen, um diesen "häufigsten deutschen Druckfehler" zu erklären.
Sonderbar ist hier wie dort, daß der Fehler unbemerkt bleibt. Und das keineswegs nur bei flüchtig hingeworfenen Forumsbeiträgen, sondern auf offiziellen Netzseiten von Anwaltskanzleien usw., die ihre "Philisophie" bekanntgeben. ("Konstrastive Linguistik" steht sogar auf Bucheinbänden in großen Lettern!) Das ist ergonomisch überhaupt nicht zu erklären.
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Wrase am 20.01.2004 um 16.01
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Wie Herr Markner schon andeutet, ist es mit den Tippfehlern nicht so einfach. Philosophie enthält zwei o und zwei i, und die beiden Tasten liegen nebeneinander, aber sie werden bei weitem nicht in jeder Position gleich häufig verwechselt. Eine harte Nuß, lieber Herr Wrase, für Ihre "ergonomische" Erklärung!
Nach meinen Erfahrungen sind gewisse Tippfehler sogar deutlich häufiger als 1 Prozent. Sehr oft wird zum Beispiel "besetzten" statt "besetzen" getippt, obwohl die Folge T-Z ja nicht besonders schwierig ist und die Folge T-Z-T offensichtlich keine Erleichterung bringt. Laut Google hat der Tippfehler "ersetzten" einen Anteil von rund 2 Prozent! (Probe: "ersetzten müssen" vs. "ersetzen müssen".)
Gründe für Tippfehler sind komplex und ganz vom jeweiligen Tippmuster abhängig. Ich meine, das Ansteuern von P-I-O in "Philosophie" ist deutlich schwieriger als nur das Bedienen von I-O in kurzer Folge. Das kann man doch schon daran erkennen, daß man "Philosophie" bei weitem nicht so zügig tippen kann wie andere, durchschnittlich schwierige Wörter. Ein Unterschied wie Jonglieren mit drei Bällen statt mit zwei Bällen. Mich wundert deshalb eine Tippfehlerquote von nur 0,5 Prozent bei diesem Fingerbrecher nicht, und ich fühle mich mit meiner Ergonomie-Erklärung ganz gut beraten. Was sollte denn "Philisophie" sonst sein, wenn nicht ein Tippfehler?
eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2004 um 08.46
Wie Herr Markner schon andeutet, ist es mit den Tippfehlern nicht so einfach. Philosophie enthält zwei o und zwei i, und die beiden Tasten liegen nebeneinander, aber sie werden bei weitem nicht in jeder Position gleich häufig verwechselt. Eine harte Nuß, lieber Herr Wrase, für Ihre "ergonomische" Erklärung!
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 19.01.2004 um 11.15
Wenn Otto Schily von "Sperrhaken" spricht, die es in der Beamtenlaufbahn nicht nur "nach oben" geben dürfe, so meint er vermutlich "Sperrklinken". Wenn Ulrike Guérot von einem "Quantensprung" für Europa spricht, so wiederholt sie nur ein schon öfter angesprochenes Mißverständnis. (Beides in der FAZ von heute)
eingetragen von Reinhard Markner am 19.01.2004 um 10.48
Zitat:Merkwürdig ist, wie sehr die Häufigkeit von Tippfehlern schwankt. Phisolophie, Philsophie sind ziemlich selten, Philosphie hingegen ist fast so häufig wie Philisophie. Übrigens ist die Relation von Orginal zu Original 1:100. Wie hoch mag der Anteil an reinen Tippfehlern sein ?
"Philisophie" ist nur ein Tippfehler.
eingetragen von Horst am 19.01.2004 um 09.50
Liebe Teilnehmer,
seit einiger Zeit lese ich hier gelegentlich mit und amüsiere mich meist. Angesichts der kuriosen Getrenntschreibung der RSR möchte ich Ihnen einen Lektüretip geben: A. Bronnen: O.S.
Dieser alte Roman (1930?) über die Kämpfe in Oberschlesien ist zwar nicht politisch korrekt, seine Schreibung macht ihn aber wieder sehr aktuell! Man fühlt sich ständig an die RSR erinnert.
eingetragen von margel am 19.01.2004 um 09.40
Bei ebay las ich neulich in einer Artikelbeschreibung "philligran". Und der Kannibale hat Körper in Marzipanmasse "nachmoduliert", schreibt mein Leibblatt. Aber was macht ein Model? Es "modelt" natürlich.
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 19.01.2004 um 09.31
Letzte Woche sah ich auf dem großen Lastwagen eines Bielefelder Speditionsunternehmens die Aufschrift: Transport - Logostik.
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Wolfgang Wrase am 19.01.2004 um 08.58
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Unter Google findet man rund 12.000 Belege für Philisophie.
Aber rund 2,3 Millionen für "Philosophie", also rund 200 mal mehr. "Philisophie" ist nur ein Tippfehler. Man muß da mit drei Fingern oben zwischen P, I und O herumgurken, da ist der auch sonst häufige Tippfehler I/O kein Wunder. Es sagt ja niemand "Philisophie".
eingetragen von margel am 18.01.2004 um 13.56
In der FAZ schreibt Wolfgang Sandner, Bachs Musik sei "unverbesserlich", womit er wohl meint, daß sie nicht zu verbessern sei. - Aus einem Gratisanzeiger: Neues vom schönsten Tag im Leben: Hochzeit-spaaren (klingt irgendwie unpassend)/ Mitta-gessen/ etwas Untermahlung (klingt auch nicht gut) / Atmos-phäre/ ländlich-rustikales Ambiente (da geht´s zu!) Außerdem erfahren wir, daß Hochzeitszeremonien im Garten vor allem im Sommer im Trend liegen (wär´ ich nie drauf gekommen) - Das Motto der "boot 2004" lautet angeblich "Nass macht Spass".
eingetragen von Theodor Ickler am 18.01.2004 um 08.05
Unter Google findet man rund 12.000 Belege für Philisophie.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 17.01.2004 um 11.17
Der Mathematikprofessor Lothar Gerritzen hofft auf einen Modellversuch der Kultusminister zwecks Einführung der neuen Zahlwörter ("zwanzig-eins" usw.). Man muß kein Prophet sein, um vorherzusagen, daß die MK nach ihrem Rechtschreibcrash ganz bestimmt in Zukunft die Finger von solchen Abenteuern lassen werden.
eingetragen von Rolf Genzmann am 16.01.2004 um 23.00
Neuer Zwischenstaatlicher Grammatikwettbewerb hat begonnen
Endlich wurde der Streit um die anzuwendende Skala entschieden, nach einem mehrmaligen Machtwort des Vorsitzenden. Die BSKS (Bildungs-Standards-Kompetenz-Skala) hätte fast das Rennen gewonnen, da sie weit mehr Punkte ermöglicht. Doch nun ist beschlossene Sache, die erst 1996 eingeführte Kugramatt-Skala weiterhin anzuwenden, - sie habe sich bestens bewährt, trotz des vereinzelten Widerstandes Ewiggestriger.
Die Bewertungen erfolgen also nach der üblichen kompetenten Kompetenz-Skala in Kugramatt.
Beispiele:
des Öfteren = 1 Kugramatt,
den Kürzeren ziehen = 1 Kugramatt,
des Öfteren den Kürzeren ziehen = 2 Kugramatt,
er zog den Kürzeren, und zwar des Öfteren = 3 Kugramatt,
er zog den Kürzeren, des Öfteren sowie des Langen und Breiten = 3,5 Kugramatt.
Zum ersten Mal sollen im Zuge des Wettbewerbs um Kugramattpunkte auch die neuen reformierten Zählweisen zum Einsatz gelangen. Statt 3,5 ist zu sprechen: der Vierte halb; die Schüler hätten es immer mit 35 und mit 53 verwechselt, daher sei ein erhöhter Reformstau entstanden. Ferner seien Kommas wie bei 3,5 auch im Rechnen nunmehr weitgehend abgeschafft.
Ab 10-2, neue Pflichtsprechweise für früher zwölf, wird in 1 Aua umgewandelt, die neue volksetymologische Einheit. Herkömmliche Zählweisen wie 21 Kugramatt werden kongenial reformiert zu 1 Aua plus 9.
Eine achtjährige Übergangszeit ist vorgesehen, in der Rechenfehler nicht bewertet werden. Die Lehrer sollen nur das Ergebnis noch zusätzlich hinschreiben dürfen in die Hefte der Kinder, also 1 + 9 für eine bisweilen noch bei Altrechnern anzutreffende 21. Die neuen Mathematikbücher sind bereits gedruckt und werden sofort ausgeliefert, nachdem nächstes Jahr die Teilnehmer der zwischenstaatlichen Mathematikkommission eine Absichtserklärung zur künftigen Reform unterzeichnet haben werden. Ein KM-Vertreter erklärte bereits, er kenne kein besseres Verfahren als das vorgeschlagene, um aus Pisa herauszukommen. Er werde demnächst sogar selbst Unterricht nehmen, um es kennenzulernen. Unbedingt notwendige Beraterverträge zu Werbekampagnen bei der Fortbildung von Eltern seien schon unter Dach und Fach, man habe seine Hausaufgaben gemacht, Deutschland könne gelassen in die Zukunft schauen. Experten aus der Kommission rechneten mit einem Absinken der Fehlerquote von jetzt oft 90 Prozent auf allerhöchstens zwei Prozent. Eine Gewerkschaftssprecherin fügte hinzu, mit der Sprechweise Aua Aua Aua plus 1 für herkömmlich 37 käme endlich eine lange vermißte Freude auf im trockenen Unterricht der Mathematik, das höre man besonders bei den großen Zahlen, die von nun an keinerlei Probleme mehr machten.
R. G.
eingetragen von Christoph Kukulies am 16.01.2004 um 14.56
Mir fällt in letzter Zeit immer häufiger, gerade bei Sprechern der Nachrichten oder des Wetterberichts, auf, daß von der eigentlich üblichen Weise, nämlich den Dezimalbruch nicht zu flektieren, sondern ihn zunächst einmal vollständig auszusprechen, abgewichen wird und die "1" dem nachgeschalteten Wort, meist der Einheit zugeschlagen wird.
Also sagt der Sprecher nicht minus 4 bis minus 3 Komma eins Grad, sondern "3 Komma ein" Grad. Das geht mir fürchterlich gegen den Strich. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber das ist eine Unsitte, die sich zunehmend breit macht.
Nun kommen sicherlich auch noch regionale Unterschiede hinzu. In Aachen – ich bin kein Aachener, und wenn ich es wäre, würde ich wahrscheinlich, allein schon wegen Ullalallala Chmidt, meine Herkunft leugnen – sagt man auch "halb ein", wenn man "halb eins" meint, aber das kann durch den Einfluß des benachbarten frankophonen Sprachraumes bedingt sein.
Aber beim Wetterbericht, den neuesten Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftswachstumsprognosen oder Wahlergebnissen, kriege ich jedesmal das Ohrenzucken, wenn ich dieses "Komma ein Prozent" höre.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 15.01.2004 um 16.06
Für Joachim Kaiser gibt es zum 75. Geburtstag eine Ausstellung in München. Wahrscheinlich wird nicht erwähnt, daß Kaiser auch die deutsche Sprache bereichert hat, um den sogenannten Kaiserplural nämlich. Bei Musikern, vornehmlich Pianisten, hört er fast jedesmal Redseligkeiten, Übertriebenheiten, Willkürlichkeiten, Forciertheiten, Affektiertheiten, blutige Heftigkeiten, und bei Kroetz sieht er sogar fürchterliche Blutigkeiten und sexuelle Abwegigkeiten. Das hat nachweislich Schule gemacht, vor allem in der SZ. Nicht verhindern konnte er bekanntlich, daß die von ihm mitherausgegebene Zeitung tagtäglich orthographisch verhunzt und der wohlverdiente Nobelpreis für den Freund Grass in einen schlappen wohl verdienten umgeschrieben wurde. Armer mächtiger ohnmächtiger Kaiser!
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Th. Ickler
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2004 um 23.56
Es gehört wirklich nicht hierher:
Und ich will das Thema nicht vertiefen, geht es doch hier um Erbsenzählerei, also eine zutiefst bürokratische und beamtentechnische Angelegenheit!
... aber trotzdem:
Leben, bewirken, bessermachen - setzt Ehrlichkeit voraus, und da verstehe ich keinen Spaß, weil Ehrlichkeit am längsten währt.
Ich muß noch was Böses sagen gegen die Kultusministerkonferenz!
Die müssen wir nicht abkupfern!
Das ist die verlogenste aller Institutionen unserer nicht einsüdostnordwestbaren Republik, in der wir leben.
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nos
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.01.2004 um 23.22
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Manchmal trägt es sogar zur Sprachverwirrung bei, wenn irgendwer was Unsinniges tut (z.B. seinen Beitrag umschichtet).
Ich finde das nicht gut, denn Lüge und Schwindel gehören zu den Grundübeln.
Was kann ich dafür, wenn jemand gleichzeitig mit mir ins Forum schreibt? Besser man erkennt seinen Fehler selber, als daß es andere tun. "Die Kraft des Wortes" gehört nicht zum Thema Cornelsen, sondern eben "nicht hierher, aber dennoch".
"Sprachverwirrung", "Unsinniges", gar "Lüge, Schwindel" und "Grundübel" - ich muß doch bitten, die Moralpauke bei anderer Gelegenheit und woanders zu schlagen!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Norbert Schäbler am 13.01.2004 um 23.10
Manchmal trägt es sogar zur Sprachverwirrung bei, wenn irgendwer was Unsinniges tut (z.B. seinen Beitrag umschichtet).
Ich finde das nicht gut, denn Lüge und Schwindel gehören zu den Grundübeln.
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nos
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.01.2004 um 22.38
Deutschlandfunk
Kultur Heute | Meldungen
29.12.2003
Schreibt Harald Schmidt die Bibel neu?
Das Jahr der Bibel geht zu Ende, alle sind zufrieden über die Resonanz der Aktion, die beiden großen christlichen Kirchen haben zum Abschluss des Bibeljahrs sogar der "Bild"-Zeitung ihren Sonderpreis für das "Projekt mit der größten medialen Breitenwirkung" verliehen. Das Blatt hatte jeden Tag die Rubrik "Meine Lieblingsbibelstelle" abgedruckt, in der Prominente ihren Lieblingsvers nannten. Wohl angespornt von der Bibelpopularität wird in der evangelischen Kirche eine Neuüberarbeitung der Lutherbibel diskutiert, wie heute in verschiedenen Zeitungen zu lesen ist. Die letzte Neuüberarbeitung gab es 1984. Der Vize-Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Michael Schibilsky, denke an einen zwölf Mitglieder umfassenden Kreis, der bis 2015 Buch für Buch umschreiben solle. Neben Theologen und Philologen sollten auch "Wortkünstler" wie Walter Jens und Elke Heidenreich und Harald Schmidt für das Projekt gewonnen werden. Der Kirchenpräsident der Landeskirche von Sachsen-Anhalt könne sich sogar die Erlebnisse von König David "gut in Harry-Potter-Sprache" vorstellen.
Kommentar WL:
Die Idee ist absolut hip und wird den Kirchen Besucherströme in solchen Dimensionen bescheren, daß man auf Erden WM-Stadien zu Domen wird umbauen und im Himmelreich Platz schaffen müssen für die Ströme bekehrter Sünder, die da hineinwollen. Das Jüngste Gericht wird wegen Überlastung eine Generalamnestie erlassen, jeder Drecksack kommt rein, es wird die reinste Hölle! Da Dieter Bohlen der Überzeugung ist, Johann Sebastian Bach hätte, wenn er heute leben würde, dieselbe Art von Musik gemacht wie Bohlen - und umgekehrt: Bohlen hätte zu Bachs Zeiten ein genausogutes Weihnachtsoratorium hinbekommen wie Bach - liegt doch nichts näher, als daß Bohlen für die Evangelische Kirche ein affengeiles Songbook anstelle des abgelatschten Kirchengesangbuches liefert. Die Marienfiguren werden gegen Naddels ausgetauscht, die Jesusgestalten werden durch Repliken des Schmerzensmannes Grönemeyer ersetzt. Volle Kirchen bzw. Stadien mit kerzenwedelnden Spaßgesellschaftskrüppeln wären gewährleistet.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du Schibilsky und seine Amtsbrüder verlassen!
Vater, vergib ihnen ...
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Walter Lachenmann
eingetragen von margel am 13.01.2004 um 21.36
Wahrscheinlich ist das Adjektiv "emeritus" eher vom Deponens "emereor" abzuleiten und heißt "der sich verdient gemacht Habende".
eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.01.2004 um 19.17
Wir sollten soviel Mitgefühl mit der Generation PISA im allgemeinen und den Praktikanten von Spiegel.de im besonderen haben, daß wir denen die Eselsbrücke verraten, auf der das Wort für ausgediente Hochschullehrer daherkommt:
merere heißt im Lateinischen (ver-)dienen, Meriten sind die löblichen Verdienste; ex-meritiert oder emeritiert aber heißt nur: aus dem Dienst ausgeschieden.
Übrigens, lieber Herr Wrase, Ihre scharfsinnige Herleitung wäre dann voll überzeugend, wenn die Wörter eremittiert, eremittierte, eremittierter nicht mit verräterischen null Gugel daherkommen würden. Nun, in wenigen Tagen wird deren Reichweite auf 1 bis 3 Gugel angewachsen sein! Aus Leere entsteht Sprache. „Voll hohl“, pflegte unser Maurer zu sagen.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Wolfgang Wrase am 13.01.2004 um 16.47
(Wenn ein Professor von der Hochschule emittiert wird und dann als Eremit lebt, wie heißt das nochmal?)
Dallas Hodgins, ein eremittierter Professor der Michigan University.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,281681,00.html
eingetragen von Jörg Metes am 12.01.2004 um 19.36
»Kleine Meldungen
Nicht Ingrid Thulin, sondern Gunnel Lindblom (neben Birger Malmsten) in Ingmar Bergmans Film "Das Schweigen" von 1963 war auf dem Foto zu sehen, das über unserem Thulin-Nachruf (F.A.Z. vom 10. Januar) stand. Wir bedauern die bei der Bildbeschaffung entstandene Verwechslung. F.A.Z.«
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.2004, Nr. 10 / Seite 35)
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Jörg Metes
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2004 um 09.46
Als Kinomuffel weiß ich doch immerhin, daß Ingrid Thulin eine sehr berühmte Schauspielerin war. Nun ist sie gestorben, und fast alle deutschen Zeitungen drucken ein und dasselbe, von AP übermittelte Szenenfoto aus Bergmans "Schweigen" ab. Es zeigt aber gar nicht Thulin, sondern Gunnel Lindblom, ihre "Schwester".
Die Berliner Morgenpost weiß außerdem, daß die Verstorbene bereits in Bergmans Film "Blutige Erdbeeren" gespielt hatte.
Wie unsere Zeitungen schafherdenhaft das Falsche verbreiten, sieht man nicht nur an den Propagandalügen über die vorzügliche Akzeptanz der Rechtschreibreform, sondern zum Beispiel auch an der "Praxisgebühr", die ja nichts weiter bewirkt als eine weitere Verunklarung der Gesundheitskosten. Überall wird behauptet, die Patienten hätten sie ohne Widerstand hingenommen, und man sieht sogar Pressefotos, auf denen die Leute geradezu freudig erregt ihren Schein über den Anmeldetresen reichen. Inzwischen ist die Korrekturbedürftigkeit dieser absurden Sondergebühr erkannt, und es soll nachgebessert werden ... Das immerhin ist etwas, worauf man bei der RSR bisher vergeblich hofft.
– geändert durch Theodor Ickler am 12.01.2004, 16.06 –
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 08.01.2004 um 15.47
Wie mir berichtet wird, werden im April die staatlichen japanischen Universitäten in privatrechtliche Organisationen umgewandelt. Die Beamten werden entlassen und dann gegebenenfalls als Angestellte wiedereingestellt. Besonders unter Geisteswissenschaftlern herrscht große Sorge, daß sie dem Effizienzdenken und der wirtschaftlichen Nutzbarkeit geopfert werden. Die japanische Germanistik ist schwer bedroht, was zum Teil auch damit zusammenhängt, daß sie etwas altmodisch literaturwissenschaftlich ausgerichtet ist.
Andere werden über diese Dinge besser Bescheid wissen, ich gebe nur wieder, was ich von Betroffenen gehört habe. Man muß wohl damit rechnen, daß Deutsch in Japan künftig keine Rolle mehr spielt.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 06.01.2004 um 18.19
Der Selbstzwang zum Ausdruckswechsel treibt bei dpa (die Nachrichten im DLF atmen förmlich unredigiertes dpa-Deutsch) mitunter kuriose Blüten. Da ihnen kein Synonym zu "Europäischer Gerichtshof" einfiel, heißt es im nächsten Satz einfach der "EUGH". Da könnten sie doch für Frankfurt statt "die Mainmetropole" auch "Ffm" sagen. - Im übrigen geht es vorwärts in Deutschland: Nach den Bildungsstandards kommt die Elite-Universität. Was fehlt denn da noch...?
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.01.2004 um 21.20
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Im Deutschen werden italienische Pluralformen häufig durch Anhängen eines "s" noch einmal in den Plural gesetzt: "Scampis"/ "Graffitis"... anscheinend aber nicht oder nur sehr selten "Spaghettis".
... hält besser!
„Spaghettis“ esse ich für mein Leben gerne.
Wenn ich aber so mittäglich vor meinem Teller sitze – und der ist randvoll mit diesen weichgekochten Mikadostäbchen – dann esse ich Spaghetti im italienischen Plural, aber im deutschen Singular.
Liegt vielleicht daran, daß ich ziemlich viele von dieser Art Pasta via Löffel auf die Gabel wickle.
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nos
eingetragen von margel am 03.01.2004 um 16.33
Im Deutschen werden italienische Pluralformen häufig durch Anhängen eines "s" noch einmal in den Plural gesetzt: "Scampis"/ "Graffitis"... anscheinend aber nicht oder nur sehr selten "Spaghettis".
eingetragen von margel am 02.01.2004 um 12.01
Der Sänger Reinhard Fendrich bezeichnet sich laut Bild-Zeitung als den "gehörntesten Ehemann des Jahres". Wie hat man sich das vorzustellen? Sind die Hörner besonders lang, besonders haltbar, oder sind es einfach besonders viele Hörner? - Man kann auch mit einer einzigen Nadel stricken, aber mit der "heißen Nadel" wird genäht, nicht gestrickt, wie der Kommentator der OZ meint. - Ein schönes Wort: "verhanfen".
eingetragen von Theodor Ickler am 31.12.2003 um 15.26
Im Deutschen kann man sagen "sehr damit zufrieden", aber nicht "sehr damit unzufrieden". Ebenso "nicht damit zufrieden", aber nicht "nicht damit unzufrieden". Hier muß man jeweils die Wortfolge ändern. (Schaut euch die Beleglage bei Google an, wenn ihr's nicht glaubt!)
Warum ist das so?
Mit dieser Frage verabschiede ich mich für dieses Jahr und wünsche allen ein gutes neues.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 30.12.2003 um 12.32
Ja, Herr Fahnenstich, das war offenbar zu leicht. Nun etwas anderes zum Thema: In einem bedeutenden Roman des 20.Jhdts. stehen die Ausdrücke "Kraftleiche" und "Benzintrab". Bitte!
eingetragen von Werner Fahnenstich am 30.12.2003 um 06.22
Seh' ich einen Leichenwagen
eine Leich' zum Kirchhof fahren
denke ich, das muß es geben,
alle Leute wollen leben.
Aus einem Lied von Insterburg & Co.
Wenn Sie mal schauen wollen:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=2450358553&category=18303
Gruß in die Runde
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Werner Fahnenstich
eingetragen von margel am 29.12.2003 um 20.04
Was ist ein "Heckflossenbestatter"? - Für die erste richtige Antwort gibt´s etwas Schönes!
eingetragen von Theodor Ickler am 28.12.2003 um 04.06
Nur so ist das Schopenhauersche (!) Credo "Tat twam asi" zu verstehen. Es stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "das bin ich". (Eckhart Nickel in: Süddeutsche Zeitung 27.12.2003)
Nun, man braucht keine Sanskritkenntnisse, sondern nur ein wenig indogermanisches Sprachgefühl, um diese Übersetzung gleich als unmöglich zu erkennen. Es heißt natürlich "das bist du".
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Th. Ickler
eingetragen von Matthias Draeger am 26.12.2003 um 17.50
In der Ukraine hat man vor einem Jahr auch eine Rechtschreibreform gemacht. Es wurden zwei neue Buchstaben zum Alphabet hinzugefuegt, so dass, wie eine Mutter mir gestern erklaerte, sie nicht mehr versteht, was ihre Tochter macht (schreibt). Sie wird es wohl noch lesen, aber nicht mehr korrigieren oder gar vormachen koennen.
Anders als in Deutschland koennen hier die Leute nicht einnmal im Traum daran denken, sich gegen so etwas zu wehren.
Dazu passt ein Witz, den ich heute gehoert habe:
Sekretaer zum Praesidenten: Herr Praesident, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht fuer Sie. Also, zuerst die gute: Sie sind als Praesident wiedergewaehlt!
Praesident: Also - was gibt's da noch an schlechten Nachrichten?
Sekretaer: Niemand ist zur Wahl gegangen.
Seit dem Versuch der Einfuehrung der Rechtschreibreform ist die Wahlbeteiligung in Deutschland von vormals gut 80 (Volksentscheid: 86 %) auf 50 bis 60 Prozent gefallen. Zufall?
Traeumt weiter...
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Matthias Draeger
eingetragen von Elke Philburn am 26.12.2003 um 16.12
Zu Wolfgang Wrase:
Das Beispiel mit dem Mann von Petra Gerster ist passend, weil es einen Unterschied aufzeigt: Ihr Mann fühlt sich offenbar abgewertet, wenn man ihn lediglich als den Gatten einer berühmten Frau wahrnimmt. Ihr ‘Glanz’, wenn man das so sagen kann, färbt nicht auf ihn ab, sondern er meint, in ihrem Schatten zu stehen. Komischerweise scheint auch niemand solche Männer glühend zu beneiden.
Ganz anders sieht es für Ehefrauen berühmter Männer aus. So tüchtig sie in ihren erlernten Berufen auch sein mögen, so würden sie doch nie auf den zusätzlichen Status verzichten mögen, der ihnen qua Heirat mit einem Prominenten zuwächst.
Es ist auch richtig, daß Sprache oftmals einen Zustand männlicher Priorität widerspiegelt, der auf längst vergangene Zeiten zurückgeht. Dies betrifft aber lediglich sprachliche Ebenen, die unabänderlich sind, wie z. B. die Pronomen ‘jemand’, ‘man’ oder ‘jedermann’. Wo es leicht machbar ist, kann sich der Sprachgebrauch innerhalb weniger Jahre ändern. Das Wort ‘Kauffrau’ z. B. ist noch gar nicht so alt, wird aber inzwischen mit der größten Selbstverständlichkeit benutzt.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Norbert Schäbler am 25.12.2003 um 22.32
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Wittkopp
Fröhliche Weihnachten!
W.W.
Ist das eine Arbeitshypothese?
(Schließe mich an!)
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nos
eingetragen von Walter Wittkopp am 25.12.2003 um 16.44
Fröhliche Weihnachten!
W.W.
eingetragen von Christian Dörner am 24.12.2003 um 22.19
Zitat:Daß das ausgerechnet die sonst so reformtreue »Bild« schreibt, verwundert und erfreut zugleich.
Ursprünglich eingetragen von Manuel
100 Nachrichten, die uns dieses Jahr glücklich machten
[...]
95. Das Diktat der Rechtschreibreform bröckelt.
Aber die Reform war vor 3 Jahren bereits um ein vielfaches mehr im Wanken begriffen, als dies heute der Fall ist.
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Christian Dörner
eingetragen von Manuel am 24.12.2003 um 22.11
100 Nachrichten, die uns dieses Jahr glücklich machten
[...]
95. Das Diktat der Rechtschreibreform bröckelt.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 24.12.2003 um 12.27
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
... Das ist alles richtig, nur läßt sich doch nicht von der Hand weisen, daß die Übertragung des Ehegatten-Status, wenn überhaupt, stets vom Mann auf die Frau stattfindet. Nie umgekehrt ...
Mir ging es in meinen Anmerkungen vor allem darum, eine differenziertere Beurteilung nahezulegen. Elke Philburn hatte nämlich genauso absolut wie auch in dem obigen, neueren Zitat formuliert: "... wobei die Übertragung des beruflichen Status immer nur vom Mann auf die Frau stattfindet."
Das stimmt als starke Tendenz, aber "immer nur" oder "stets" ist nicht richtig. Zum Beispiel hat Petra Gerster, die prominente Redakteurin und Nachrichtensprecherin des ZDF, gemeinsam mit ihrem Ehemann Christian Nürnberger den Bestseller "Der Erziehungsnotstand" geschrieben, und die beiden haben an zahlreichen Diskussionen über das Thema teilgenommen. Herr Nürnberger berichtet (nicht erst seitdem) über seinen anstrengenden und vergeblichen Kampf dagegen, daß er - wenn überhaupt - immer als der Mann von Frau Gerster vorgestellt wird, als Partner der prominenten Redakteurin, anstatt als Schriftsteller von eigenem Rang. Vom Plakat bis hin zur Aufmerksamkeit, die der Person gilt.
Deshalb habe ich versucht, den angeblich allein ausschlaggebenden Faktor Geschlecht (bzw. sein Einfluß in unserer Gesellschaft) zu relativieren.
Bei "seine Witwe" vs. "ihr Witwer" ist das Ungleichgewicht, wie Frau Philburn richtig darlegt, sprachlich noch größer, als es der Statistik Witwen vs. Witwer entspräche. Auch hier muß man aber weiterdenken, anstatt einfach eine Voreingenommenheit bei der Geschlechteroptik im rechnerisch noch "fehlenden" Ausmaß anzunehmen. So hatte ich darauf hingewiesen, daß Witwer viel eher wieder heiraten als Witwen. Bei ihnen ist es gar nicht so sicher, daß sie Witwer bleiben, wenn sie Witwer geworden sind - anders als bei den Witwen, rein statistisch festgestellt. Somit ist der "Status" einer Witwe gewissermaßen immer noch endgültiger, eindeutiger als der "Status" eines Witwers; entsprechend hat die Umwelt bei einer hinterlassenen Frau eher die Anschauung, daß der Mann sie durch seinen Tod zur Witwe gemacht hat: "seine Witwe". Und deshalb wird auch mehr zu dieser Formulierung gegriffen.
Weiter muß man bedenken, daß Sprache sehr viel Überlieferung und Tradition enthält. Wir haben viele tausend Ausdrücke, denen man sofort ansieht, daß sie in vergangenen Jahrhunderten entstanden sind, und sie werden einfach aus Tradition auch auch die heutigen Verhältnisse angewendet, auch wenn die sich vollkommen gewandelt haben mögen und teilweise die angesprochenen Gegenstände überhaupt nicht mehr existieren: "keinen Heller wert", "neuen Wein in alte Schläuche füllen" u. v. a. Wenn jemand die Formulierung "neuen Wein in alte Schläuche füllen" verwendet, kann man daraus ja nicht schlußfolgern, daß es heute üblich sei, Wein in Schläuche (womöglich aus Ziegenleder) abzufüllen. Dasselbe gilt auch für Formulierungen wie "seine Witwe". Somit sagt deren große relative Häufigkeit nicht unbedingt etwas darüber aus, wie Frauen HEUTE in ihrem Verhältnis zu ihren Partnern wahrgenommen werden, sondern möglicherweise vor allem etwas darüber, wie Frauen FRÜHER, in vergangenen Jahrhunderten, wahrgenommen wurden. Sprache hinkt in vielen Details der Gegenwart um Jahrzehnte und Jahrhunderte hinterher.
Mir ging es nur um diese Differenzierung.
eingetragen von Theodor Ickler am 24.12.2003 um 07.22
Im Hauptteil der FAZ (23.12.2003) steht ein ganzseitiger Aufsatz von Thomas Hettche "Sammlung und Zerstreuung". Man weiß nicht recht, wovon er handelt, außer von der umfassenden Bildung des Verfassers. Alypius und römische Gladiatoren, Elias Canetti, Pornographie und Kardinal Meisner, und am Ende sieht es so aus, als sei der "Kannibalismus" für unsere Zeit besonders bezeichnend. Typisch sind Parenthesen wie "man denke nur an Coco Chanels Selbstverständnis". Ich weiß nicht, wie Frau Chanel sich selbst verstand, und glaube, daß so gut wie kein Leser es weiß. Zum Bildungskanon gehört es gewiß nicht, also kann auch Hettche nur zufällig etwas darüber gelesen haben und tut nun so, als müßte man das selbstverständlich parat haben.
Wer diese Bildungssprache beherrscht, einen Zettelkasten und keine Skrupel hat, kann solche Texte am laufenden Kilometer hervorbringen. Warum nicht? Aber warum wird es gedruckt? Das ist die interessante Frage. Als junger Mensch war ich selbst in Gefahr, mich in diese Welt der "Gebildeten" zu verirren, erkannte aber noch rechtzeitig, daß es sich um eine Art Geisteskrankheit handelt.
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Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 23.12.2003 um 23.51
Zu Wolfgang Wrase:
Das häufigere Vorkommen von Witwen gegenüber Witwern im realen Leben hat sicher etwas mit der höheren Häufigkeit des einen Wortes gegenüber dem anderen zu tun. Dies erklärt aber nicht, warum 'seine Witwe' so viel häufiger ist als 'ihr Witwer'.
Google ergibt dabei folgende Zahlen:
"Witwe" zu "Witwer": 145000 : 40700 = 3.56 : 1
"die Witwe" zu "der/den Witwer": 25700: 3692 = 7 : 1
"eine Witwe" zu "ein/einen Witwer": 5290 : 1654 = 3,2 : 1
Aber:
"seine Witwe" zu "ihr/ihren Witwer": 4960 : 90 = 55 : 1
Es liegt also nahe, daß die Wendung "ihrWitwer" einfach nicht so üblich ist wie das weibliche Äquivalent.
Zitat:
Außerdem wird der erwachsene Mensch hierzulande in erster Linie nicht durch seinen Partner definiert (auch Frauen nicht), sondern durch das, was er tut, sprich durch seinen Beruf. Wenn nun die Frau Hausfrau ist und der Mann arbeiten geht (in einem typischeren „Beruf“, mit Ausbildung, Arbeitgeber, Einkommen usw.) – und das ist immer noch viel häufiger so als der umgekehrte Fall –, dann wird diese Kategorie eben auch für die Frau herangezogen: die Pfarrersfrau. Das gilt als Standardformulierung wiederum nur für einige besonders typische Fälle; man sagt ja kaum: „die Elektrikerfrau“. Hier zeigt sich auch ein sprachlicher Aspekt: Kanzlergattin ist ein klarer Fall, aber Kanzlergatte?
Das ist alles richtig, nur läßt sich doch nicht von der Hand weisen, daß die Übertragung des Ehegatten-Status, wenn überhaupt, stets vom Mann auf die Frau stattfindet. Nie umgekehrt. Meines Wissens ist es z. B. in Österreich noch nicht einmal ungewöhnlich, daß die Frau eines Mannes mit Doktortitel als 'Frau Doktor' angesprochen wird.
Zitat:
Das hat wenig mit Frauenverachtung oder Feminismus zu tun, eher mit der hypertrophen inneren und äußeren Identifizierung von Personen mit dem Beruf in unserer Gesellschaft.
Nein, es hat gar nichts mit Frauenverachtung zu tun, im Gegenteil. Die Frau erfährt ja damit sozusagen eine Aufwertung. Allerdings gibt es diesbezüglich unterschiedliche Meinungen, wie man diesem Aufsatz hier entnehmen kann:
Zum ...In - Sinn oder Unsinn: Oder warum Ostdeutsch und Westdeutsch manchmal verschiedene Sprachen sind.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von margel am 23.12.2003 um 10.11
Mä honns, mä konns - wie der Kasseläner spricht.
eingetragen von Norbert Schäbler am 23.12.2003 um 01.04
Unn ich habb immer gedachd, mir wissde a ebbes!
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nos
eingetragen von margel am 22.12.2003 um 19.41
Und ich dachte immer, die Erforschung von Grenzüberschreitungen sei die Aufgabe des Bundesgrenzschutzes. Aber so eine Staatskulturministerin - oder wie das heißt - ist da ja wohl besser im Bilde, kraft Amtes. Alles nur eine Frage der Besoldungsgruppe.
eingetragen von Wolfgang Wrase am 22.12.2003 um 09.11
Zitat:
[Zur Seltenheit von "ihr Witwer"]
Liegt vermutlich daran, daß eine Frau immer noch stark durch ihren Ehemann definiert wird, und nicht umgekehrt. Dies zeigt sich ja auch in Bezeichnungen wie 'Kanzlergattin' oder 'Pastorenfrau', wobei die Übertragung des beruflichen Status immer nur vom Mann auf die Frau stattfindet.
Sicher. Es gibt aber auch andere, entscheidendere Gründe. Zum Beispiel gibt es viel mehr Witwen als Witwer. Und statistisch noch wichtiger: Die wenigen Witwer überleben ihre Frauen um viel weniger Zeit als die vielen Witwen ihre Männer (weil die Frauen im Durchschnitt deutlich jünger sind als ihre Männer und weil Frauen deutlich älter werden als Männer), so daß man allein durch diese Faktoren schon einen ungeheuren Vorsprung der Realität "Witwe" bekommt - und davon ist entsprechend auch viel öfter die Rede. Verschärft wird dieser statistische Hintergrund dadurch, daß Witwer viel eher (bzw. früher) wieder heiraten als Witwen - und dann keine Witwer mehr sind. Meistens gibt es dann wieder eine Witwe.
Außerdem wird der erwachsene Mensch hierzulande in erster Linie nicht durch seinen Partner definiert (auch Frauen nicht), sondern durch das, was er tut, sprich durch seinen Beruf. Wenn nun die Frau Hausfrau ist und der Mann arbeiten geht (in einem typischeren "Beruf", mit Ausbildung, Arbeitgeber, Einkommen usw.) - und das ist immer noch viel häufiger so als der umgekehrte Fall -, dann wird diese Kategorie eben auch für die Frau herangezogen: die Pfarrersfrau. Das gilt als Standardformulierung wiederum nur für einige besonders typische Fälle; man sagt ja kaum: "die Elektrikerfrau". Hier zeigt sich auch ein sprachlicher Aspekt: Kanzlergattin ist ein klarer Fall, aber Kanzlergatte? Kanzleringatte oder Kanzlerinnengatte geht ja auch nicht. Statt dessen würde man sagen: der Gatte der Kanzlerin, ihr Gatte. Kein Zweifel, daß davon die Rede wäre, wenn wir eine Kanzlerin bekommen. Das hat wenig mit Frauenverachtung oder Feminismus zu tun, eher mit der hypertrophen inneren und äußeren Identifizierung von Personen mit dem Beruf in unserer Gesellschaft.
Übrigens bei "Emma" gefunden: "Bisher wurden weiblichen Kundinnen Kredite verweigert, etwa weil sie in Teilzeit arbeiten oder gerade ein Kind bekommen."
http://www.emma.de/04_1_eu-krimi.html
Vielleicht entspricht diese Formulierung der statistischen Tatsache, daß es so viele weibliche Kundinnen gibt ...
eingetragen von Theodor Ickler am 22.12.2003 um 03.14
"Aufgabe der Kunst ist es, Erwartungen zu durchbrechen und uns zu packen und aufzurütteln. Die zeitgenössische Kunst hat genau diesen Auftrag, hat ihn immer schon gehabt. Sie geht immer über Grenzen hinweg. Kunst ist die Erforschung von Grenzüberschreitungen." (Kulturstaatsministerin Christina Weiss)
Hat die Kunst einen Auftrag? Von mir nicht. Wie man ab und zu lesen kann, wird jede Theaterkarte hoch subventioniert, bis zu 200 Euro. Das ist der Betrag, den ich jährlich für jedes meiner Kinder zusätzlich aufbringen muß, wenn jetzt die Lernmittelfreiheit gestrichen wird. Einen Markt gibt es hier nicht. Die Schule bestimmt, welche Schulbücher gekauft werden, und ich muß sie kaufen. Schulbücher sind aus diesem Grunde ohnehin stark überteuert. Einen Teil davon mußten wir auch bisher schon selbst kaufen. Übrigens wird eine Seite dieser Geschichte bisher übersehen: Die Schulbuchverlage werden, wenn die Bücher nicht mehr von einer Klasse zur nächsten weitergegeben werden, noch mehr Bücher herstellen, in die man die Lösungen und Antworten gleich hineinschreibt. Die Bücher können also kein zweites Mal benutzt werden. Das ist nicht nur unpädagogisch, sondern auch reine Verschwendung.
Nun, trösten wir uns mit dem geplanten Kopftuchverbot. Das wird die deutschen Schulen mächtig voranbringen, so daß wir der nächsten PISA-Untersuchung zuversichtlich entgegensehen können. Wie die Rechtschreibreform.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 22.12.2003 um 02.59
Das Kapitel "The Woman" in Otto Jespersens famosem Werk "Language" (1922) ist immer noch höchst lesenswert. Gibt's auch auf deutsch, aber diese Ausgabe habe ich noch nicht in der Hand gehabt. Leider werden die Aussagen des großen dänischen Anglisten in feministischen Kreisen oft falsch wiedergegeben.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 21.12.2003 um 21.18
Frage:"Warum heißt es eigentlich Muttersprache?"
Antwort:"Was hat Vater schon zu sagen?"
eingetragen von Elke Philburn am 21.12.2003 um 19.28
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
In einem Buch fand ich den interessanten Hinweis, daß man zwar "seine Witwe", kaum aber "ihr Witwer" sagt. In der Tat verhalten sich die Vorkommen bei Google wie 100 : 1.
Liegt vermutlich daran, daß eine Frau immer noch stark durch ihren Ehemann definiert wird, und nicht umgekehrt. Dies zeigt sich ja auch in Bezeichnungen wie 'Kanzlergattin' oder 'Pastorenfrau', wobei die Übertragung des beruflichen Status immer nur vom Mann auf die Frau stattfindet.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Elke Philburn am 21.12.2003 um 19.15
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Muß ma eigentlich "Kätzin" sagen, um politically correct zu sein?
Naja, um es ganz korrekt auszudrücken, müßte man freilich KätzIn schreiben.
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http://www.vrs-ev.de/
eingetragen von Theodor Ickler am 21.12.2003 um 18.40
In einem Buch fand ich den interessanten Hinweis, daß man zwar "seine Witwe", kaum aber "ihr Witwer" sagt. In der Tat verhalten sich die Vorkommen bei Google wie 100 : 1.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 21.12.2003 um 17.10
Muß man eigentlich "Kätzin" sagen, um politically correct zu sein? (Wird als entlaufen gesucht). Noch eine wird gesucht, mit einer "weißen Blässe". Sicher eine seltene Rasse.
eingetragen von margel am 18.12.2003 um 16.52
...in der Zeitung steht, jemand "drücke aufs Tempo", so ist gemeint,daß er Tempo macht, beschleunigend, antreibend wirkt. Aber eigentlich heißt "aufs Tempo drücken" bremsend, verzögernd, behindernd wirken. Es kommt vom Schachspiel, wo es Tempogewinne und -verluste gibt. - Wahrscheinlich denkt man heute ans Gaspedal, wo das Drücken beschleunigend wirkt.
eingetragen von margel am 18.12.2003 um 14.50
XY "Maurer-und Zimmermeister"
eingetragen von margel am 17.12.2003 um 13.08
Auf der faz.net-Seite heißt es: My Site/ My Portfolio/ Mails & More/Newsletter /Forenbeiträge. Könnte denen nicht mal einer sagen, was "Beiträge" auf englisch heißt?
eingetragen von margel am 16.12.2003 um 09.00
Der Bundeskanzler redet mich in seiner "Agenda 2010" mit "Lieber Mitbürger" an, unser Landkreis, schon sympathischer, mit "Lieber Bürger". Am angenehmsten, weil wahrheitsgetreuesten wäre mir die französische Formel "Cher administré" = " Lieber Verwalteter".
eingetragen von Theodor Ickler am 15.12.2003 um 05.17
Im Mai wurde der Deutsche Sprachrat gegründet, aber wenn man auf nähere Informationen aus ist und dem entsprechenden Verweis nachgeht, bietet sich außer der Eingangsseite immer noch nichts. Sollte der Sprachrat eingeschlafen sein wie der "Beirat für deutsche Rechtschreibung"?
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 13.12.2003 um 11.50
Wo das Thema verfehlt wurde, sind alle Themen passend.Oder mit Karl Valentin: Nur in der Fremde ist der Fremde fremd.
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2003 um 11.40
Wie wäre als Strafe für schlechte Witze eine Verurteilung zu Turm und Strang? Und Essen auf Rädern statt Wasser und Brot? Wo bitte geht's zum Katzentisch, Herr Margel? Wir hatten ja mal die Mädchendusche, aber dort ist es jetzt zu kalt.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 13.12.2003 um 11.38
Das wird auch durch die Google-Zahlen bestätigt: überwältigende Mehrheit für "des Sturm und Drang" (wie bei Eigennamen üblich).
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 13.12.2003 um 11.33
Ich finde, es würde sogar besser "Dichter des Sturm und Drang" heißen. Es ist hier ja nicht von einem wirklichen Drang die Rede. Eventuell auch Dichter des "Sturm und Drang".
eingetragen von Theodor Ickler am 13.12.2003 um 11.11
"Eis und Schnee"
"Trotz des Eises und Schnees Bergtour nicht abgeblasen."
Falsche Entscheidung! Denn bei Wortpaaren, die wie "Eis und
Schnee" mit "und" verbunden sind und als formelhafte Einheiten
empfunden werden, bleibt das erste Glied ungebeugt.
Richtig also: "trotz des Eis und Schnees"; "ein Stück eigenen
Grund und Bodens"; "Dichter des Sturm und Drangs". Nichtbeugung beider Glieder des Wortpaares ist korrekt, wenn
die Glieder ohne Begleitwort stehen ("trotz Eis und Schnee")
und wird besonders im Wem- und Wenfall schwach gebeugter Glieder mit der Endung "-(e)n" bevorzugt, um eine Verwechslung mit der Mehrzahl zu vermeiden: "das Verhältnis zwischen Patient (nicht: "Patienten") und Arzt".
Aus: Duden-Kalender, Fallstricke der deutschen Sprache -
Duden Sprachtipps Tag für Tag. Mannheim 2004.
--
Soweit Duden. Dazu zwei Bemerkungen: Erstens ist das Urteil im ersten Falle viel zu streng. "des Eises und Schnees" ist selbstverständlich ebenfalls richtig. Die zweite These steht ebenfalls auf schwachen Füßen, denn bei Aufzählungen einer bestimmten Art entfallen sowohl der Artikel als auch die Flexion, vgl. "wegen Arzt (nicht Arztes) und Patient" usw. Das ist unabhängig von der genannten Verwechselbarkeit.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 13.12.2003 um 10.26
Also, lieber Herr Lachenmann, wenn Sie es gelegentlich unseriös mögen, schauen Sie einfach ab und zu mal am Katzentisch vorbei. Dort genießt man (noch!) die unermeßlichen Vorteile der Schande wie einst Hans Castorp, nachdem er sitzengeblieben war...
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.12.2003 um 10.07
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von DS
Eine Amsel singt ihr Lied nach Herzenslust am 1. April 2002 vor dem Haus der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.
Müssen wir jetzt da rein?
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Walter Lachenmann
eingetragen von DS am 13.12.2003 um 08.43
Eine Amsel singt ihr Lied nach Herzenslust am 1. April 2002 vor dem Haus der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.12.2003 um 13.18
Beide genannten Begriffe gefallen mir außerordentlich schlecht.
margel schrieb:
"Psychiatrisierung" gefällt mir jedenfalls besser als "Psychiatrierung".
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Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 04.12.2003 um 13.11
"Psychiatrisierung" gefällt mir jedenfalls besser als "Psychiatrierung". Was "lololagisch" bedeutet - null Ahnung. Muß ich aber irgendwoher haben... Erinnert mich an gaga bzw. Ecken ab, wie der Schweizer sagt. - Infantile Wortlust im Werbedeutsch ist sicher auch ein Zeichen der Zeit und spiegelt natürlich die Vorstellung wider, die sich die Kreativen in den Agenturen von ihren potentiellen Adressaten machen.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.12.2003 um 10.12
@margel:
Zwangspsychiatrierung (111 Gugel) kann z.B. anhand des § 61 in unserem StGB erläutert werden:
„Maßregeln der Besserung und Sicherung sind
1. die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus,
...
6. das Berufsverbot.“
Psychiatrierung (61 Gugel) oder Psychiatrisierung (1190 Gugel) ist dann wohl das gleiche mit etwas weniger Zwang; statt dessen vielleicht mit Überredung(skunst) oder Gruppendruck (je rd. 6000 Gugel)
Um unseren Wortschatz wieder abiturientenkompatibel zu machen, bitte ich nun umgekehrt um Erläuterung Ihres Wortes zwangslololagisch (0 Gugel).
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Matthias Dräger am 04.12.2003 um 07.36
Lieber Detlef,
ich freue mich vor allem auch über die Uhrzeit Deines Eintrages.
Bei dieser Gelegenheit:
Der Naturschlaf nach Stöckmann beginnt um kurz vor 19.00 Uhr und endet gegen 23.20 - ohne Wecker, versteht sich, man ist frisch und ausgeschlafen wie am sechsten Tag der Schöpfung.
Wer´s nicht erlebt hat oder probiert, kann sich keine Vorstellung machen. Es ist schlicht und einfach ein Naturgesetz - man befolgt es, oder läßt es bleiben.
Warum die Natur das so eingerichtet hat, ist mir ein Rätsel. Ich finde die Zeit aber passend: Wenn der Tag erst um 3.00 Uhr beginnt, fehlt etwas, das man später kaum wieder einholt.
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In der Rhein-Zeitung vom 1. Dezember 2003 stand auf Seite 14 übrigens ein interessanter Bericht über einen Einbruch in einem Kloster am 2. Dezember 1733:
„Die Kirch ist um selbige Zeit hinterwärts in des Paters Garten erbrochen, und das Ciborium (Kelch) samt den hochheiligen Hostien,Ölbüchs,welches alles auf 20 Reichstaler höchstens geschätzt weren, erbeutet worden. Weil auch die grünen Altartücher mitgenommen,so ist die Mutmaßung, dass sie von denen zum Dreschen um 3 Uhr aufgestandenen Knechten gleichfalls verjagd worden.“
eingetragen von margel am 04.12.2003 um 07.24
1. Die Approbation (auf deutsch "Bestallung") kann man gar nicht ablegen. Man kann sie eventuell zurückgeben, ihr Ruhen beantragen, entzogen bekommen usw. Wahrscheinlich war im Text das Staatsexamen gemeint.
2. Ich weiß zwar nicht, was eine "Psychiatrierung" ist, halte aber trotzdem die Verfasser vieler Werbetexte für mehr oder weniger zwangslololagisch.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.12.2003 um 03.42
Das ist wie mit Dienst- und Amtseid: abgelegt und vergessen.
margel schrieb:
„legte 19.. seine Approbation ab“ (Das wollen wir nicht hoffen!)Ohne daß ich hier, einerseits, Werbetexter pauschal in Schutz nehmen möchte, warne ich andererseits doch vor einer leichtfertigen Psychiatrierung von wortspielenden Werbetextern.
Schwachsinn als Beruf / Die grassierende Neigung zu Wortspielen ...
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Detlef Lindenthal
eingetragen von margel am 03.12.2003 um 14.52
Die grassierende Neigung zu Wortspielen in der Werbung wäre mal eine eigene Untersuchung und theoretische Erörterung wert - gibt es so etwas schon?
eingetragen von Christoph Kukulies am 03.12.2003 um 14.33
German Wings (Sie wissen schon, die mit dem "Fly high, pay low") werben jetzt mit
"White weg Christmas"
Wo landen wir eigentlich?
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Christoph Kukulies
eingetragen von margel am 03.12.2003 um 14.25
XY "legte 19.. seine Approbation ab" (Das wollen wir nicht hoffen!) "...findet immer Zeit, Sport zu treiben: Beim Ski fahren, Tennis spielen, Fahrrad fahren und Wandern gelingt es ihm..." (Der DAZ gelingt es leider nicht.)
eingetragen von Theodor Ickler am 03.12.2003 um 14.00
In der Zeitung (FAZ, Seite 1) liest man, daß die Deutschen, besonders in den neuen Bundesländern, sich heute wesentlich länger mit ihren Kindern beschäftigen als noch vor zehn Jahren. Eine besonders schonende Art, Arbeitslosigkeit in Worte zu kleiden.
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 03.12.2003 um 12.06
Heute auf der Tafel eines Bäckers: "Cultbrot, Cultbrötchen".
Und auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt hielt der "Kidz Express" aus Surwold.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.11.2003 um 04.49
Könnte es sein, daß automatische Suchmaschinen das Netz abgrasen? Bei Google finde ich mittlerweile Texte von RSR.com schneller als mit der eigenen Suchfunktion.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Matthias Dräger am 29.11.2003 um 04.38
Hello,
at present, on a Saturday morning at half past five, there are
45 visitors
in our forum - who is it? It could not be from our country. Is it a german class in Australia or Japan, maybe on behalf of it´s teacher? Any idea, whoever is out there in the universe?
eingetragen von Theodor Ickler am 28.11.2003 um 05.15
Über die lateinischen Bezeichnungen der Kasus werden gewisse Legenden immer wieder aufgewärmt, so daß eine Richtigstellung vielleicht von allgemeinerem Interesse ist:
Zuerst was Triviales: Im Handbuch der deutschen Grammatik von Hentschel/Weydt(1990) steht 151ff., Ablativ komme von afferre - was aber gerade das Gegenteil von "wegtragen" wäre. Richtig ist also auferre.
Genetiv wird zunächst richtig auf genus "Geschlecht, Herkunft" zurückgeführt, dann aber auf das griech. Vorbild genike ptosis "die Gattung bezeichnend", im Sinne von "allgemein". Richtig wäre: "Abkunft", nach der griechischen Namensgebung mit dem Vatersnamen im Genitiv. Das war nämlich die typischste Verwendungsweise, und so findet man auch den Schlüssel zum nächsten Fall: Akkusativ wird üblicherweise auf ein Mißverständnis des griech. aitiatike (ptosis) duch den Grammatiker Remmius Palaemon zurückgeführt; das soll "Verursachungsfall" heißen und als "Anklagefall" mißdeutet worden sein (aitia heißt sowohl "Ursache" wie "Anklage" - übrigens sind auch Sache, Ursache forensische Begriffe). So auch Duden Universalwörterbuch:
"Ak|ku|sa|tiv, der; -s, -e [lat. (casus) accusativus = die Anklage betreffend(er Fall), zu: accusare = anklagen; falsche lat. Übersetzung von griech. (ptosis) aitiatike = Ursache u. Wirkung betreffend(er Fall)]"
Jedoch hat Ernst Kapp gezeigt, daß auch "Anklagekasus" auf eine typische Verwendung zurückgeht: der Beschuldigte steht im Akkusativ. Übrigens bezeichnet der Akkusativ ja auch gar nicht die Ursache, sondern die Wirkung! Die alten römischen Grammatiker konnten auch ganz gut Griechisch ...
Der Dativ ist durchsichtig genug als "Gebefall" benannt (dotike), aber auch hier gibt es bei Dionysius Thrax eine speziellere Bezeichnung: epistaltike, d. h. Brief- oder Adressenkasus - wiederum nach der typischen Verwendung am Anfang eines Briefs: "dem Epikur einen schönen Gruß" usw.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 27.11.2003 um 12.02
A thousand million ist britisches Englisch, a billion amerikanisches. Unter einer billion verstehen die Briten dasselbe wie wir. Die amerikanische billion dringt aber inzwischen über den Teich vor, was nicht selten zu Mißverständnissen führt.
eingetragen von Christoph Kukulies am 27.11.2003 um 09.13
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Der Auftragsvolumen für diesen Markt veranschlagt die Branche auf rund 100 Millionen Dollar (840 Millionen Euro).“
Demnach kostet ein Lufttanker - im Bild des Artikels ist ein zweistrahliger Jet in der Größe des Airbus A330 zu sehen - die Schutzgebühr von ca. 130.000,- US-$? Das würde doch nicht einmal für den Anstrich reichen!
Und für einen Dollar müssen jetzt schon fast achteinhalb Euro hingelegt werden? Ist das wahr?
Es fehlt schlicht eine Null. Nicht hundert sondern 1000 Millionen. Da hätte man natürlich auch eine Milliarde schreiben können. Dann kommt der derzeitige Kurs ziemlich genau heraus:
1000/840~1.1905
Es steckt aber trotzdem ein Anglizismus in der Formulierung. 1000 Millionen würde man bei uns nicht sagen. Thousand million Dollars ist aber im am. durchaus üblich (dies ist ja bekannterweise "one billion dollars", auch immer eine beliebte Falle für angehende Journalisten und Nachrichtenredakteure).
Woher ich das weiß? Von Onkel Dagobert natürlich, der am liebsten in seinen Trillionen und Zentillionen badete, in dem er von seinem Sprungbrett im Geldspeicher einen Kopfsprung machte, und dann sein Geld in die Luft warf, daß es ihm "auf die Glatze prasselte".
Nachtrag: Ich hatte allerdings den Einzelpreis nicht nachgerechnet. In der Tat, auch ein Einzelpreis von 1,3 Mio. € ist noch im höchsten Grade unplausibel. Auch ein Markt von einer Milliarde über einen Zeitraum bis 2015 ist, in militärischen Dimensionen gedacht, nicht gerade attraktiv.
Das Zahlenwerk stimmt hinten und vorne nicht. Also in höchstem Grade schlampig zusammengetragen.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Matthias Dräger am 27.11.2003 um 07.08
Führt die Rechtschreibreform zur Gehirnerweichung? Solchen Stuß habe ich jedenfalls vor der Rechtschreibrefrom noch nicht in den Zeitungen gelesen - nie. Was ist aus der deutschen Presse geworden?
Unter der Überschrift „Airbus kämpft um Einstieg ins Milliardengeschäft mit Tankjets“ (F.A.Z. vom 24. 11., S. 17) heißt es in der letzten Spalte oben:
„Der größte Teil dieser Flotten ist seit mehr als 25 Jahren im Einsatz. Entsprechend hoch fällt der Ersatzbedarf aus. Bis 2015 stehen nach Schätzungen der EADS weltweit bis zu 690 Lufttanker vor der Ausmusterung -das Gros entfällt mit 550 Fliegern auf die amerikanische Luftwaffe. Der Auftragsvolumen für diesen Markt veranschlagt die Branche auf rund 100 Millionen Dollar (840 Millionen Euro).“
Demnach kostet ein Lufttanker - im Bild des Artikels ist ein zweistrahliger Jet in der Größe des Airbus A330 zu sehen - die Schutzgebühr von ca. 130.000,- US-$? Das würde doch nicht einmal für den Anstrich reichen!
Und für einen Dollar müssen jetzt schon fast achteinhalb Euro hingelegt werden? Ist das wahr?
eingetragen von Theodor Ickler am 24.11.2003 um 15.07
Wer ein schönes Beispiel gesamteuropäischen Gremienwahnsinns sucht, wird hier fündig: http://www.goethe.de/z/50/commeuro.
Es geht um das illusionäre Unternehmen, gestufte Fremdsprachenfähigkeiten international vergleichbar zu machen. Ein ungeheurer Wortschwall, der auch das Trivialste nicht unausgesprochen läßt, täuscht darüber hinweg, daß man nix Genaues weiß. Wir kennen das seit Jahrzehnten aus dem "Kontaktschwellen"-Projekt des Europarats, aber nun ist noch viel mehr erreicht: maximaler Umfang bei minimalem Gehalt. Wer solche Gremien kennt, weiß, daß aus jahrelangen steuerfinanzierten Sitzungen nichts anderes herauskommen kann.
"Jeder, siehst du ihn einzeln, ist leidlich klug und verständig,
Sind sie in corpore, gleich wird dir ein Dummkopf daraus."
– geändert durch Theodor Ickler am 27.11.2003, 15.54 –
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Th. Ickler
eingetragen von Christoph Kukulies am 18.11.2003 um 17.20
Da erinnere ich mich an eine Sendung von Peter Frankenfeld - es muß so Ende der 50er gewesen sein. Die Zuschauer hatten die Hausaufgabe mit auf den Weg bekommen, bis zur nächsten Sendung einen neuen Begriff aus den Buchstaben und genau den Buchstaben der Worte "GUTEN ABEND" zu bilden. Es entbrannte darüber noch ein Streit, ob es das Wort überhaupt gebe, also, das gefundene und von vielen Zuschauern eingesandte, aber dennoch... Raten Sie mal.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Matthias Dräger am 18.11.2003 um 12.59
Es dauert nicht mehr lange, und die Schüler, die jetzt in der Schule die Rechtschreibreform eingetrichtert bekommen (nein, nur eingetrichtert bekommen sollen, denn auch die Lehrer können´s nicht verstehen), verfassen die Texte bei T-online.
Dann, etwa 2010, werden wir wohl lesen (müssen):
Jemen hat zum Ramadan rund 150 Mut maßliche Terror Helfer genadigt.
Übrigens: Auch mit
R
a
u
c
h
s
i
g
n
a
l
e
n
soll ja „Verständigung weiterhin möglich sein", ja, man könnte damit, wenn es sein muß, sogar den Text der Ilias von A nach B übertragen.
Die Frage, die sich stellt, lautet aber: Acuh wnen Väsringetsdug wthieren mclöigh bieblt - ghet es nhcit acuh enihcaefr?
eingetragen von Theodor Ickler am 17.11.2003 um 14.53
Jemen hat zum Ramadan rund 150 mutmaßliche Terrorhelfer genadigt
(T-Online-Startseite)
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Th. Ickler
eingetragen von Christoph Kukulies am 12.11.2003 um 18.08
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Google deutsch: mehrere tausend Einträge!
Das klingt wie Nektarine, (Kreuzung zwischen Pfirsich und Pflaume), also zwischen Limone und Apfelsine.
Aber Google spiegelt ja immer wieder nur den Bestand an Texten wider, der irgendwie den Weg ins Internet gefunden hat. Vieles wird verzerrt durch Gelegenheitsschreiber oder Wenigschreiber, notorische Falschschreiber, Möchtegernschreiber, Neuschreiber, Irgendwieschreiber.
Wie nennt man die Falschsinger im Chor? Terzschleudern, Brummer.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 12.11.2003 um 16.26
Google deutsch: mehrere tausend Einträge!
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Th. Ickler
eingetragen von margel am 12.11.2003 um 09.39
Viele Verfasser von Kleinanzeigen können "Limousine" nicht richtig schreiben. Aber auch die Weltfirma Bosch kann es nicht. Auf einer Luftfilter-Packung steht "Limosine".
eingetragen von Matthias Dräger am 11.11.2003 um 04.46
Der Vorsitzende des Bundesverfassungsgerichtes, Papier, hat sich vor einigen Wochen darüber beklagt, daß die Bundesreigerung die Beschlüsse des BVerfG nicht gebührend beachten würde.
Der Herr Papier rafft aber auch gar nichts mehr: er hat noch nicht gemerkt, daß wir schon längst in einer politischen Ellbogengesellschaft angekommen sind, wo jeder das macht, was eben machbar ist. Wenn ein Urteil nicht gebührend beachtet wird, soll er doch ein zweites Urteil in der gleichen Sache sprechen – das ist auch nicht schwieriger, als einen erneuten Volksentscheid herbeizuführen.
Papier hat übrigens selbst seinen gebührenden Teil zu dieser Entwicklung beigetragen: Das ablehnende Votum des Deutschen Bundestages zur Rechtschreibreform ist vom Gericht im Urteil vom 14. 7. 1988 in Form eines Langzitates gewürdigt worden, Papier hat den Bundestagsbeschluß in sein Urteil eingeklebt, wie man ein seltenes Alpenblümchen in sein Herbarium einklebt – wie süüüß! Der Deutsche Bundestag hat zwar explizit ausgeführt: „Die Sprache gehört dem Volk“, aber wozu gibt es schließlich das Gericht, man sagt ganz einfach: „Die Sprache gehört dem Gericht und den Ministern.“ Was man hat, das hat man, die Gelegenheit ist doch günstig. Wirklich?
Die Geschichte wird zeigen, daß das ein Riesenirrtum war. Die Sprache gehört denen, die ihrer mächtig sind, also in erster Linie gehört sie der schreibenden Zunft, vor allem auch der Bevölkerung, keinesfalls aber ministeriellen Sprachgrabschern – die genausowenig wissen, was sie eigentlich machen und anrichten wie ein Opa, der einem Mädchen an den Busen faßt.
Brauchen die Kultusminister die Lufthoheit über die deutsche Rechtschreibung?
„Wer sich etwas nimmt, was er nicht braucht, stiehlt“ (Mahatma Gandhi).
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 29.10.2003 um 13.55
Lieber Herr Kukulies, seien Sie herzlich bedankt für Ihre umgehende und überzeugende Antwort. Gerne werde ich sie in mein Reclam-Heft einlegen. Ich hatte u.a. den Brockhaus konsultiert. Darin fand ich zwar auch einen Hinweis auf Südwestafrika, aber der war so umständlich siedlungstechnisch, daß ich ihn nicht mit der bei Edschmid vorgefundenen Stelle in Verbindung bringen konnte, erst recht nicht, wo dessen Novelle in Nordamerika angesiedelt war. Aber der Autor war eben in Kolonialzeiten geboren. Also nochmals: ganz herzlichen Dank!
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Christoph Kukulies am 29.10.2003 um 13.22
Zitat:Ich glaube weniger an einen Druckfehler,
Ursprünglich eingetragen von Heinz Erich Stiene
Während einer Bahnfahrt las ich Kasimir Edschmids Erzählung "Der Lazo", erschienen 1915 innerhalb der Novellensammlung "Die sechs Mündungen". Zur Hand hatte ich die Reclam-Ausgabe von 1967. In der Novelle verschlägt es den Helden Raoul als Cowboy auf eine Farm nach Amerika. Eine Stelle machte mich stutzig: "Nach einem halben Jahr fand er zwei Werft von der Farm ein Buch. Er hob es auf. Longfellow: Hiawatha ..." Die "zwei Werft" bereiteten mir Kopfzerbrechen, doch stieg rasch ein Verdacht in mir auf: Der Erstdruck 1915 war vermutlich in Fraktur gedruckt, und womöglich hatte dort "Werst" (mit langem s) gestanden, was ja ein altes, freilich russisches, Längenmaß ist. Zum Vergleich besorgte ich mir also die Originalausgabe von Edschmids "Sechs Mündungen". Aber auch darin heißt es "zwei Werft". Bislang sind alle meine lexikographischen Bemühungen, dem geheimnisvollen Wortlaut auf die Spur zu kommen, im Sande verlaufen. Weiß jemand Rat?
denn als ich vor zwei Jahren in Namibia (ehem. Südwestafrika) war, wohnte ich bei Bekannten auf einer Farm und die kleine Ansammlung von Hütten, in denen die Bediensteten wohnten, ca. 300 m von den Farmgebäuden entfernt, hieß dort "Werft".
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Christoph Kukulies
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 29.10.2003 um 12.59
Während einer Bahnfahrt las ich Kasimir Edschmids Erzählung "Der Lazo", erschienen 1915 innerhalb der Novellensammlung "Die sechs Mündungen". Zur Hand hatte ich die Reclam-Ausgabe von 1967. In der Novelle verschlägt es den Helden Raoul als Cowboy auf eine Farm nach Amerika. Eine Stelle machte mich stutzig: "Nach einem halben Jahr fand er zwei Werft von der Farm ein Buch. Er hob es auf. Longfellow: Hiawatha ..." Die "zwei Werft" bereiteten mir Kopfzerbrechen, doch stieg rasch ein Verdacht in mir auf: Der Erstdruck 1915 war vermutlich in Fraktur gedruckt, und womöglich hatte dort "Werst" (mit langem s) gestanden, was ja ein altes, freilich russisches, Längenmaß ist. Zum Vergleich besorgte ich mir also die Originalausgabe von Edschmids "Sechs Mündungen". Aber auch darin heißt es "zwei Werft". Bislang sind alle meine lexikographischen Bemühungen, dem geheimnisvollen Wortlaut auf die Spur zu kommen, im Sande verlaufen. Weiß jemand Rat?
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.10.2003 um 11.12
Das meine ich so:
Zu einer Welt gehören u.a. ein Raum und eine Abstandsfunktion;
den Abstand zwischen zwei makrokosmischen Orten, Planeten, Spiralnebeln usw. kann man betrachten oder berechnen; ebenso den Abstand zwischen zwei mikrokosmischen Atomkernen, Photonen usw.;
die Mengenmächtigkeit der Atome im Weltall ist zu groß, als daß jemand es unternehmen würde, mit ihnen eine Weltbetrachtung zu stricken. Statt dessen werden die Atome und kleineren Teilchen zu den Klassen der Elemente, Isotope, Kleinteilchen, Zustände usw. zusammengefaßt, was dann wieder eine (mikrokosmische) Welt ergibt.
Zu jedem Ding und jeder Untermenge in einer Galaxie ist der Abstand (ob nun gemäß der makro- oder mikrokosmischen Abstandsfunktion) zu einem Klassenvertreter des Mikrokosmos kleiner als jeder nennbare Abstand, und das habe ich salopp „Abstand null“ genannt. Nicht richtig?
Der Abstand eines Pullovers zum ihn erzeugenden Wollfaden ist null.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von J.-M. Wagner am 17.10.2003 um 07.43
Zitat:Wie meinen Sie das mit dem Abstand null?
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal (unter Von den Reizen der neuen Rechtschreibung)
>>Zwischen diesen Welten liegen Welten!<<
Andererseits liegen diese und etliche weitere Welten nicht weiter auseinander als Mikrokosmos und Makrokosmos (Abstand null).
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von Detlef Lindenthal am 16.10.2003 um 10.14
Danke!
margel:
"Rasterkasten" ist genauso schön und originell wie "Stöberer".
In diesem Zusammenhang: Alle Warnlampen sollten blinken, wenn jemand zu seiner Gattin „Schatzi“ sagt, denn das ist eine Abkürzung, wenn er sich nicht entscheiden kann, ober Schaf oder Ziege sagen soll.
margel:
Es ist wie mit familieninternen Kosenamen.![]()
eingetragen von margel am 16.10.2003 um 09.21
Wie man den Punkt auf dem kleinen i nennt, ist völlig beliebig. Ich könnte ihn auch O-Punkt nennen, z.B. für "Oberpunkt". "i-Punkt" ist wohl eher selbsterklärend und kommt einem daher leicht als die einzig sinnvolle Schreibweise vor.- "Rasterkasten" ist genauso schön und originell wie "Stöberer". Die Frage ist, ob Sie damit ohne Zusatzerläuterung verstanden werden. Es ist wie mit familieninternen Kosenamen.
eingetragen von Theodor Ickler am 16.10.2003 um 08.34
Warum sollte Kritik an der alten Rechtschreibung nicht zugelassen sein? Man sollte allerdings unterscheiden zwischen der tatsächlich praktizierten Rechtschreibung und ihrer normativen Darstellung im Duden. D. h., man sollte jeweils sagen, worauf sich die Kritik bezieht. Denn daraus folgt, ob man die Rechtschreibung oder den Duden für korrekturbedürftig hält. Ein riesiger Unterschied.
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Th. Ickler
eingetragen von Christoph Kukulies am 16.10.2003 um 08.12
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Zitat:Das Wort scannen bedeutet in Empirie und Druckvorstufe mehrerlei:
Ursprünglich eingetragen von guest
Gibt es dafür wirklich kein deutsches Wort?
Oder ist es ein richtiges deutsches Wort geworden?
a.) der Reihe nach pixelweise/stückweise/reihenweise abtasten/überprüfen/aufnehmen; z.B. ein Farbbild zur Darstellung im Internet oder im Flachdruck; nennt man nicht auch die Überprüfung einer Bevölkerungsgruppe scanning? Oder sagt man da screening?
b.) auch (üblicherweise im Njudeutschen): maschinenlesen, d.h. aufnehmen und mittels Lesemaschine (OCR=optical character recognition) die Pixelbilder in ASCII-, ANSI- oder Unicode-usw.-Kennungen umsetzen
Übersetzung also je nach Anwendungsfall:
aufnehmen, manchmal auch: abtasten
(auf-)rastern (englisch aber richtig: screening),
maschinenlesen.
Scanner heißt bei mir Rasterkasten oder Rasterkiste (findet jemand diese Wörter doof und albern?)
Dr. Rudolf Hell erfand den Hellschreiber, den Vorläufer unseres heutigen Faxgerätes.
http://log-in.fachdid.fu-berlin.de/Archiv/2001/3_4/C&A/geschichte.html
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Christoph Kukulies
eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.10.2003 um 21.23
Zitat:N.m.M. auf alle Fälle; denn gerade beim genauen Überprüfen stellt man fest, wie ausgereift unsere bisherige Rechtschreibung ist.
Ursprünglich eingetragen von guest
Ist auch Kritik an der alten Rechtschreibung zugelassen?
Auch sonst „lohnt“ das Überprüfen sich: Der Duden _21 hat rechtschreibmäßig einen (in Ziffern: 1) Vorteil gegenüber Duden _20:
Duden _20: I-Punkt,
Duden _21: i-Punkt;
nur letzeres ist natürlich richtig, denn das große I hat ja gar keinen Punkt. (Ironie der Geschichte: Diese Änderung hatte vor langem unser 1. Unterschriften-Sammler in S.-H., Herr Karl-Heinz Requard, vom Duden verlangt – und erhalten.)
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.10.2003 um 20.46
Zitat:Das Wort scannen bedeutet in Empirie und Druckvorstufe mehrerlei:
Ursprünglich eingetragen von guest
Gibt es dafür wirklich kein deutsches Wort?
Oder ist es ein richtiges deutsches Wort geworden?
a.) der Reihe nach pixelweise/stückweise/reihenweise abtasten/überprüfen/aufnehmen; z.B. ein Farbbild zur Darstellung im Internet oder im Flachdruck; nennt man nicht auch die Überprüfung einer Bevölkerungsgruppe scanning? Oder sagt man da screening?
b.) auch (üblicherweise im Njudeutschen): maschinenlesen, d.h. aufnehmen und mittels Lesemaschine (OCR=optical character recognition) die Pixelbilder in ASCII-, ANSI- oder Unicode-usw.-Kennungen umsetzen
Übersetzung also je nach Anwendungsfall:
aufnehmen, manchmal auch: abtasten
(auf-)rastern (englisch aber richtig: screening),
maschinenlesen.
Scanner heißt bei mir Rasterkasten oder Rasterkiste (findet jemand diese Wörter doof und albern?)
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.10.2003 um 19.52
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von RenateMariaMenges
Im Ernst: Ich stehe hier für die neue Rechtschreibung ...
Es handelt sich also auch hier wohl um eine Trotzmacht, aber ist es die des Geistes? Zum Überleben im Schulbetrieb ist die ja nicht immer hilfreich, anders als bei Frankl.
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Walter Lachenmann
eingetragen von guest am 15.10.2003 um 19.46
Ist hier nur Kritik an der neuen Rechtschreibung erlaubt?
Oder auch an der alten?
Sprache und Schreibweise sind Werkzeuge, um Informationen zweifelsfrei zu übertragen, also Datenübertragungssysteme. Im richtigen Leben müssen Werkzeuge immer wieder auf ihre Tauglichkeit überprüft werden und nötigenfalls verbessert werden.
Das neue Werkzeug Rechtschreibung ist "Murks aus Germany".
Aber ist das alte Werkzeug über jeden Zweifel erhaben oder gar eine "heilige Kuh"? Also: Ist auch Kritik an der alten Rechtschreibung zugelassen?
eingetragen von margel am 15.10.2003 um 19.29
Liebe Frau Doktor, ich glaube, Sie bekämen ganz gewaltig viele dicke Schmützli, wenn Sie in den Schoß der rechtschaffenen Rechtschreibergemeinde zurückfänden. Sympathisch sind Sie sowieso, und es sind ja die Fehler und Irrtümer eines Menschen, die ihn recht eigentlich liebenswert machen ( sagt irgendein Weiser).
eingetragen von Matthias Dräger am 15.10.2003 um 19.24
Liebe Frau Menges,
ich darf Sie beruhigen: wenn Sie hier wieder ganz normal schreiben, werden Sie dafür wohl kaum kritisiert. Warum?
Soll ich Ihnen ein kleines Geheimnis verraten? Ich glaube, wir, Ihre Kritiker, würden es gar nicht merken. Wir stolpern nur über
Besorgnis erregend
Nerven aufreibend
und andere Kuriosa. Wenn Sie es mir nicht glauben: wie wäre es mit einem Versuch?
eingetragen von guest am 15.10.2003 um 19.23
Gibt es dafür wirklich kein deutsches Wort?
Oder ist es ein richtiges deutsches Wort geworden?
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.10.2003 um 18.30
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Liebe Renate Maria, ... jawohl, und bin bis auf weiteres Ihnen die Freundschaft kündigend.
Bei uns steht dann an der großen Tafel:
Reinhard I. (b.a.w.) abwesend
Das heißt aber, dass er wieder kommt. Ob ich das wohl erwarten kann? Übrigens warte ich schon lange auf neuen Nachschub. Wo der wohl bleibt. Bei mir im Zimmer margelt es an der Wand...
Im Ernst: Ich stehe hier für die neue Rechtschreibung und würde sofort vom Forum von irgendjemanden kritisiert werden, wenn ich plötzlich diese nicht mehr schriebe. Das sagt nichts über die ERKENNTNIS aus und ob sich wer täuscht oder nicht.
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RenateMariaMenges
eingetragen von J.-M. Wagner am 15.10.2003 um 18.10
Zitat:Kein Grund zur Beunruhigung, das liegt weder am Alter Ihrer Maschine noch an der Neuigkeit der Eintragungen: Schauen Sie sich mal eine ganz beliebige Seite (kann auch ziemlich alt sein) des Forums an... Damit ist klar, daß es sich um ein Späßchen der Haustechnik handelt; ich vermute, daß da letztlich ein Zufallsgenerator am Werk ist, der entscheidet, ob die Type umgeschaltet wird oder nicht.
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Wie kommt es eigentlich, daß die neuesten Einträge in verschiedenen Schriften erscheinen? Machen die das, oder mache ich was? Oder margel? Oder stellt sich das nur auf meiner alten Maschine so dar?
Mir scheint, daß dieses Experiment immerhin ein Gutes hat: Es zeigt, wie nah sich Typographie und Rechtschreibung sind, wenn es um die Leserfreundlichkeit geht.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von margel am 15.10.2003 um 18.02
Liebe Renate Maria, ich wähnte Sie schon auf dem Wege hin (zurück) zur guten Rechtschreibung - was muß ich da lesen? "...nicht so Besorgnis erregend"! Das ist mir sehr Kummer bereitend. Ich finde das voll Nerv tötend, jawohl, und bin bis auf weiteres Ihnen die Freundschaft kündigend.
eingetragen von RenateMariaMenges am 15.10.2003 um 16.04
ich weiß, was es heißt am PC immer fit zu sein und sozusagen auch noch engagiert ehrenamtlich zu arbeiten. Gerade ich erkenne, wie wichtig Techniker sind und ich bin auch in meiner Arbeit darauf angewiesen Techniker und handwerklich begabte Leute um mich zu haben. Was täte ich ohne sie, da ich doch sonst schon so viel Arbeit habe. Ich bin also ständig von einem Team umgeben, außerdem gewohnt Achtung von allen Seiten zu erleben und damit gebe ich auch unter Beachtung aller Regeln diese Achtung weiter. Die Achtung vor dem Menschen überhaupt ist mir wichtig, aber vorsicht, hier wird es ein wenig philosophisch! Außerdem besitze ich immer ein wenig mehr Humor als andere! Natürlich ist es interessant, was Herr Wittkopp unter seiner Rubrik Zeichen hier eingibt.
Kennen Sie eigentlich das bayerische Sprichwort: Nix für unguat, meine Herren? Übersetzt ist dies bereits im Voraus eine Entschuldigung. Na - ich finde das ganze Thema nicht so Besorgnis erregend und ich freue mich schon auf den Tag, wo wir uns alle einmal treffen werden. So wie ich mein Leben kenne, wird das unter Umständen einmal so zutreffen.
Ein kleiner Disput hat noch nie geschadet, aber ich sehe auch Herrn Wagner hier nicht mehr. Das wäre allerdings schade!
Ich beurteile Ihre handwerkliche Arbeit als sehr beachtenswert. Ein Staat ohne die Zusammenschau von allen Disziplinen wäre ein Staat ohne Biss! Ein Forum ohne diese Zusammensetzung wäre langweilig. Diese Seiten sind außerdem lesenswert und das wäre ohne den Einsatz der Handwerker nicht möglich. Theorie alleine bringt niemanden weiter, es muss auch eine Umsetzung geben.
Machen Sie weiter mit der Sache Zeichensetzung! Es ist eben ein Teil des Rechtschreibens, aber geht dies nicht manchmal in Grammatik über ...
P.S.:
Stöbern ist ein gutes Wort und kann durchaus für das www benutzt werden.
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RenateMariaMenges
eingetragen von Theodor Ickler am 15.10.2003 um 15.21
Wie kommt es eigentlich, daß die neuesten Einträge in verschiedenen Schriften erscheinen? Machen die das, oder mache ich was? Oder margel? Oder stellt sich das nur auf meiner alten Maschine so dar?
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Lachenmann am 15.10.2003 um 15.00
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Dominik Schumacher
Sollen zig Netzautoren eine „nicht lemmatisierte Erfindung eines Privatgelehrten“ (Lachenmann) gebraucht haben?
Inzwischen habe ich bei Amazon den Begriff »Stöbern« auch gefunden. Da paßt er auch einigermaßen, denn in einem Laden, was Amazon auf eine Art doch ist, kann man ja im gewohnten Sinne dieses Begriffs stöbern.
Ich ziehe also meine Behauptung vom Privatgelehrten feierlich zurück, es kamen wohl schon andere auf dieselbe Idee. Das Thema der Bemühungen, für Begriffe der Computer- und Internetwelt anstelle der jedermann geläufigen und deshalb in der internationalen Kommunikation sehr nützlichen englischen Ausdrücke um jeden Preis deutsche zu finden, die nichtdeutsche »Wellenreiter« dann nicht verstehen können und die überdies oft nichts anderes sind als phantasielose, nicht immer unbedingt passende Übersetzungen des englischen Begriffs ins Deutsche, wurde an anderer Stelle schon reichlich diskutiert. Das mag jeder albern oder toll finden, wie er will und halten wie es ihm sinnvoll erscheint. Daß der deutschen Sprache damit ein wichtiger Dienst erwiesen wird, will mir nicht einleuchten, da gibt es wirkungsvollere Betätigungsfelder.
Ärgerlich ist die Englischhuberei doch wohl hauptsächlich bei Begriffen, für die es deutsche Entsprechungen durchaus gibt, und bei Aussagen, die man genausogut oder besser auf Deutsch machen könnte, zumal wenn sie international gar nicht relevant sind, wie etwa in der Werbung oder in vielen öffentlichen Bereichen.
In diesem Sinne: Be inspired!
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Walter Lachenmann
eingetragen von margel am 15.10.2003 um 14.46
Hallo, Dominik, was bedeutet die Abkürzung "PC"? - Ich habe mal im "Collin´s" nachgeschlagen: to browse (mit entsprechenden Zusätzen) = in den Büchern schmökern/sich umsehen/weiden, äsen. Aber merkwürdigerweise nirgends "stöbern". Und wie wird "browser" ins Deutsche übersetzt? Na,wie wohl: "(Comput) Browser"!
eingetragen von Dominik Schumacher am 14.10.2003 um 22.11
Warum soll das ß in Netzzielen (URL) von morgen fehlen? Bei mir ist der Emailer angekommen, der dank Unicode alle europäischen Sprachen in allen Einzelheiten korrekt schreiben läßt – und dazu Russisch, Arabisch, Bilderschriften usw. SVG schickt sogar versteckt Zeichensätze mit. Wir sind mehr als nah am lebendigen PDF. Da lohnt es sich eher, bei TCPA mißtrauisch zu sein. Eudora 6 wiederum nimmt SPAM-Post vor dem Zeitverlust zur Seite und findet bei mir ganze Anerkennung. Solange auf meine Tasten die Anführungszeichen nicht aufgedruckt sind, merke ich mir den richtigen Kombi-Tipp (auch für den Gedankenstrich) und poche auf mindestens ein weiteres (kurzes) Leerzeichen für z.[Leerzeichen]B. 100[Leerzeichen]%. Für alle, die den PC als Schreibmaschine mißverstehen, gibt es Schreibmaschinenschriften. Bei Proportionalschriften klappe ich die Decke des PC hoch und gebrauche ihn wie eine Setzmaschine. Vorwärts, Jungs, hin zur Professionalität.
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Dominik Schumacher am 14.10.2003 um 22.02
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
... Stöberer, mit dem man durchs weltweite Netz schiffen kann.
Nachdem ich vor Jahren kapierte, daß browsen stöbern heißt, verstand ich, daß der browser etwas erledigt, was ich auch verstehe, er stöbert im Netz meine gesuchten Seiten auf. Oft hatte ich den Mut, vom Stöberer zu schreiben und schrieb in Klammern kleinlaut und kleinbuchstabig den browser dazu. Unser geschätzter Suchgockel findet für »Stöberer« 930 Fundstellen (unter den obersten Ergebnissen eine von gestern hier aus unserem Fachforum!). Hunde sind Stöberer. Familien heißen Stöberer. Und ansonsten geht es um zig Netzseiten, auf denen der browser mit Stöberer erklärt wird, einmal die Erläuterung Internet-Surfer. Sollen zig Netzautoren eine „nicht lemmatisierte Erfindung eines Privatgelehrten“ (Lachenmann) gebraucht haben?
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 14.10.2003 um 17.26
Wenn es "hier" an Themen fehlt, ist das ein gutes Zeichen, denn diese Rubrik enthält ja das Geplänkel aus Zeiten, in denen orthographisch nicht viel los ist. Ich erlaube mir, einen Faden zu meinem neuen Thema "Strategie" zu legen, und bitte höflich, mir dorthin zu folgen.
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Th. Ickler
eingetragen von RenateMariaMenges am 14.10.2003 um 14.07
Könnte es sein, dass hier und dort über einen Trampelpfad getrampelt wird? Könnte es sein, dass gewisse handwerkliche Trampeltiere so manche Diskussion niedertrampeln? Trampeln ist schon ein komisches Wort und wenig im Gebrauch. Manchmal passt das Wort aber wie die Faust auf das Auge, nix für unguat, meine Herren!
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RenateMariaMenges
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.10.2003 um 11.20
Wie MARGEL habe ich leider
auch den Eindruck, daß es hier
momentan an "nahrhaften Themen
fehlt".
Anstoß: Gibt es schon Resonanzen
auf den SCHRIFTSTELLER-AUFRUF?
Auch wiederhole ich meine Bitte
um Auskunft, warum wohl die
größte Regionalzeitung
Deutschlands, die WAZ, nichts
gebracht hat?
Auf meine direkte Frage an
die Zeitung erhielt ich keine
Antwort - auch eine Antwort, oder?
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Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von guest am 14.10.2003 um 09.39
Was mich schon immer ärgert:
Für mehrfach geschachtelte Klammerungen gibt es drei Zeichenarten:
die runde ( ), die eckige [ ] und die geschweifte { } Klammer.
Für mehrfach geschachtelte Zitate gibt es nur zwei Zeichenarten:
die doppelten " " und die einfachen ' ' Redezeichen, obwohl hier der Bedarf mindestens ebenso groß ist.
Wer erfindet noch mehr Redezeichen?
eingetragen von margel am 14.10.2003 um 08.11
Hochverehrter Herr Wittkopp, ich habe großen Respekt vor ausgewiesenen Fachleuten, besonders aus dem Handwerk, (weniger vor "Experten", die sich ja nicht auszuweisen brauchen, wie wir erlebt haben). Nie würde es mir einfallen, z.B. an der Technik meines Autos gegen fachmännischen Rat zu basteln. In manchen Fällen, wo es ja auch niemandem schadet, nehme ich mir dennoch die Freiheit, leichtfertig über Fachmanns Auskunft und Rat hinwegzuhüpfen, selbstverständlich immer auf eigenes Risiko. So mögen Sie mich in unserem Beispiel für einen unbelehrbaren Tapergreis halten, an den alle Mühe verschwendet ist. Sei´s drum! Viele Grüße an Ihren werten Herrn Vater.
eingetragen von Theodor Ickler am 14.10.2003 um 06.26
Lieber Herr Wittkopp,
so ernst habe ich das alles nicht genommen. Übrigens: In meinem Rechtschreibwörterbuch wird die Form und Stellung der Anführungszeichen nicht eigens gelehrt, sondern schlicht vorausgesetzt. Ich sage in meinen Regeln nur, wozu sie dienen.
Ich habe auch nicht gesagt, daß Form und Stellung der Anführungszeichen (und anderer Satzzeichen) gleichgültig seien, sondern nur, daß sie nicht zur Orthographie im engeren Sinne gehören. Deshalb haben die Rechtschreibbücher meistens noch ein eigenes Kapitel "Regeln für den Schriftsatz" bzw. das Maschinenschreiben. (Mein Wörterbuch enthält diesen sinnvollen Teil noch nicht, wir haben aber schon überlegt, so etwas noch einzufügen.) Dabei kommt es oft zu Überschneidungen mit der Rechtschreibung. Diese Regeln sind Gegenstand von DIN-Normen, während die Rechtschreibung ja (leider) von den Kultusministern bestimmt wird.
Ich habe auch den Hinweis der Rechtschreibprogramme nicht als Beweismittel verstanden, sondern als zusätzlichen Hinweis auf das gewöhnliche Verständnis dieser Zusammenhänge.
Natürlich liegt es mir fern, irgendwelche Volksbildungsbestrebungen unterlaufen zu wollen, das ist ja aus meinen sonstigen Schriften klar. Die Unterscheidung von Typographie und Orthographie ist aber durchaus notwendig, schon wegen der Kompetenzverteilung.
Schönen Dank noch für die nützliche Tabelle! Allerdings ist es mit "Deutsch" nicht so einfach, man müßte die Schweiz noch gesondert anführen.
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Th. Ickler
eingetragen von Walter Wittkopp am 14.10.2003 um 03.56
Hier eine Übersicht über die An- und Abführungszeichen in einigen europäischen Sprachen:
Sprache „ “ » « “ ” « » ” ” „ ” “ „ » » Dänisch „ “ » « Deutsch „ “ » « Englisch “ ” « » Finnisch ” ” » » Französisch “ ” « » Italienisch « » “ „ Niederländisch „ ” Norwegisch „ “ « » Polnisch „ “ » « Portugiesisch
“ ” « » Rumänisch „ “ « » Russisch „ “ « » Schwedisch ” ” » » Serbokroatisch „ “ » « Slowenisch „ “ « » Spanisch “ ” « » Tschechisch „ “ » « Ungarisch » « „ ”