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eingetragen von Theodor Ickler am 26.11.2001 um 03.51
Sollte bei mir eine gewisse Gewöhnung an den Neuschrieb eingesetzt haben? Vielen Dank, Herr Dörner, für die Auszählung! Ich werde meinen pathologischen Optimismus etwas dämpfen müssen. Diese Leute sind doch immer noch etwas blöder, als ich es ihnen zutraue.
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Th. Ickler
eingetragen von Christian Dörner am 25.11.2001 um 22.45
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
In den Nürnberger Nachrichten, auf die man in dieser Gegend schwer verzichten kann, finde ich außer ss und 50-jährig kaum noch etwas Neuschreibliches. Entweder man vermeidet die Neuschreibung, oder man ignoriert die neuen Regeln und schreibt "alt".
Leider nicht ganz. Die Durchsicht der heutigen Ausgabe der »Nürnberger Nachrichten« ergibt folgenden Befund:
(Diskutable Fälle sind eingeklammert.)
Neuschreibungen ohne ss und Bindestriche:
gestern Abend
so genannte
fürs Erste
kamen zu Stande
zwei Mal
nicht mehr zu Stande
dabei sein
(gut gemeinten)
so genannten
potenziellen
auseinander liegen
drei Mal
potenziell
zu Stande kommen
Gehirnpotenzials
(wie viel)
allein Erziehenden
drei Mal
heute Abend
drei Mal
so genannten
potenzieller
so genannten
heilig gesprochen
Biografie
zurzeit
Tipps
stattdessen
Eisschnellläuferin
zwei Mal
Rad-Ass
Tipp
Tipps
hängen lasse
zufrieden geben
sodass (Verstoß gegen die Hausorthographie)
übrig geblieben
morgen Abend
viel versprechender
Erfolg versprechender
drei Mal
potenziellen
unplatziert
(nur so viel)
zwei Mal
drei Mal
kürzer treten
platzierte
ist allein stehend
zwei Mal
zwei Mal
näher liegenden
(so wenig)
umso
Imhoff-Biografie
aufwändiges (Verstoß gegen die Hausorthographie)
Dagegen wird nur in folgenden Fällen bewährt geschrieben:
zufriedenstellend
die einzigen
im wesentlichen
selbstgedrehte
des weiteren
sogenannte
weh getan
der ersten Liga
(vielversprechend) (inzwischen auch neu)
vielgepriesene
Folgendes fiel auf:
daran setzen (es bleibt bei Zusammenschreibung)
groß gezogen (von jmd. großziehen, es bleibt bei Zusammenschreibung)
(freigiebig)
erstliga-tauglich (eine Seite vorher schreiben die »NN«: Zweitliga-erprobten!)
so weit so gut (ohne Komma?)
unter den besten Acht *)
der letzten Acht *)
die besten Fünf *)
*) Auch nach der Neuregelung wird hier klein geschrieben. Durch die zwangsweise Großschreibung der Ordinalzahlwörter wird diese Fehlerquelle auf die Kardinalzahlwörter übertragen.
Fazit: Leider stimmt es nicht, daß überwiegend wieder »alt« geschrieben wird.
– geändert durch Christian Dörner am 27.11.2001, 17.13 –
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Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 22.11.2001 um 16.22
Der Weg ist nicht vorhersehbar, aber der Rückmarsch ist bereits im Gang. In den Nürnberger Nachrichten, auf die man in dieser Gegend schwer verzichten kann, finde ich außer ss und 50-jährig kaum noch etwas Neuschreibliches. Entweder man vermeidet die Neuschreibung, oder man ignoriert die neuen Regeln und schreibt "alt". Die Abweichung vom amtlichen Regelwerk ist so groß, daß man irgendwann durch eine programmatische Erklärung nachkommen muß. Zuviel verlangt wäre wohl das klare Bekenntnis: Wir haben uns geirrt. Obwohl auch das, also der komplette Anschluß an die FAZ, jederzeit möglich ist. (Ebenso wie das finale Umkippen der FAZ - man muß heutzutage mit allem rechnen.)
Nur eins steht fest: Die Neuregelung von 1996 ist tot.
(In manchen Kinderbüchern steht ja vorsorglich in der Titelei: "Gesetzt nach den neuen Rechtschreibregeln, Stand 1996".)
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Th. Ickler
eingetragen von Christian Dörner am 22.11.2001 um 16.11
Wie ich am 14.09. vermutete, hat die Zeitschrift »DM« (jetzt: »DMEURO«) tatsächlich grundlos auf die sogenannte neue Rechtschreibung umgestellt.
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Christian Dörner
eingetragen von Klaus Malorny am 14.09.2001 um 20.35
Sehr geehrter Herr Ickler!
Ich bin da vorsichtig geworden. Ich hatte - wie Sie - nach der FAZ-Rückumstellung mit einer erheblichen Sogwirkung gerechnet. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich hätte nie gedacht, daß die deutsche Medienlandschaft so rückgradlos und obrigkeitshörig ist. So lasse ich mich nicht mehr auf Prognosen ein. Man wird Mittel und Wege finden, die "kleinen Korrekturen", die natürlich nur einen Bruchteil der "0,05%" Änderungen betragen, in die Wörterbücher - ohne großes Aufsehen zu erregen - hineinschmuggeln. Die Zeitungen und anderen Medien werden zwar davon berichten, aber vertuschend und verblendet, und nur so viel, wie unbedingt notwendig ist, um ihrer Informationspflicht zu genügen.
eingetragen von Theodor Ickler am 13.09.2001 um 12.40
Alle diese Zeitschriften werden schon sehr bald wieder einen Schritt zurück tun müssen, wahrscheinlich noch in diesem Jahr. Die Agenturschreibung muß ja auf jeden Fall geändert werden. Das wird recht peinlich wirken - und ist Strafe genug.
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Th. Ickler
eingetragen von Klaus Malorny am 13.09.2001 um 12.20
Die Umstellung war schon abzusehen, da sie im Web bereits vollzogen ist. Sie trat kurz nach dem Geschäft mit der Presseagentur ddp (»Internet World« verdingt sich als Informationslieferant, siehe auch http://www.internetworld.de/sixcms/detail.php?id=16907). Ich habe bereits am 18.8. eine Beschwerde an den Verlag losgelassen und bekam von einer Mitarbeiterin 14 Tage später folgende Anwort:
leider ist die Neue Deutsche Rechtschreibung für uns - wegen der Contentlieferung an die ddp - unumgänglich geworden. Auch wenn wir als Redaktion gerne im Heft die "alte" bewährte Rechtschreibung bebehalten hätten, so wäre eine Schlußkorrektur durch eine Vermischung von Inhalten, die nur für das Heft produziert werden und Texten aus dem Online-Auftritt fast unmöglich geworden.
Daher haben wir die Rechtschreibung gemäß der Agenturrichtlinien zwangsläufig akzeptieren müssen.
Wir bitten um Verständnis.
Ich habe dafür kein Verständnis, habe aber darauf nicht erwidert.
eingetragen von Christian Dörner am 13.09.2001 um 12.07
Soeben habe ich erfahren, daß die Computerzeitschrift "Internet World", die sich bislang weigerte, die Reformschreibung zu übernehmen, im August 2001 leider auf die Neuschreibung umgestellt hat.
Weiß irgend jemand etwas Näheres über die Hintergründe dieses Entschlusses? Gibt es dazu irgendwelche Stellungnahmen von seiten der Redaktion?
Nachtrag: Im Oktober 2001 wird die Finanzzeitschrift "DM" eingestellt. Zeitgleich wird die Handelsblatt-Gruppe dann eine neue Zeitschrift auf den Markt bringen: "DMEURO". Da es sich dann um ein gänzlich neues Magazin handeln wird, kann man ohne weitere Begründung auf die sogenannte neue Rechtschreibung umstellen. Praktisch, oder?
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Christian Dörner
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