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eingetragen von Jörg Metes am 22.01.2004 um 00.23

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler

Da alles Konkrete umstritten ist, einigt man sich auf die weitschweifigste Umschreibung von Selbstverständlichkeiten. Der Text wird durch wissenschaftlich klingende Streckformen aufgebläht. „Schreiben“? Viel zu einfach! Man sagt jetzt: „einen Schreibprozess eigenverantwortlich gestalten“. „In der mündlichen Äußerung beachten sie wichtige Regeln der Aussprache, in den (sic) schriftlichen die der Orthographie und Zeichensetzung.“ Normal ausgedrückt: Sie sprechen und schreiben richtig.
Wie sich die Bilder gleichen. Im amerikanischen Erziehungswesen sind, wenn man einem Bericht der Washington Post vom Sonntag glauben darf, die Formulierungen nicht weniger feierlich:

»At many schools, 6-year-olds don't compare books anymore -- they make "text-to-text connections." Misbehaving students face not detention but the "alternative instruction room," or "reinforcement room," or "reflection room." Children who once read now practice "SSR," or "sustained silent reading."«

Wer den ganzen Artikel lesen möchte, klicke bitte hier: Talking the Edutalk / Jargon Becoming Prevalent in the Classroom
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Jörg Metes


eingetragen von margel am 09.12.2003 um 17.57

Was nur Wunsch und Postulat, bestenfalls Hoffnung ist, wird in den Standards deskriptiv ausgedrückt, man kann auch sagen: ohne Beweis behauptet. Ein beliebter Trick. In den Lernzielen hieß es noch: Die Schüler sollen... Am schönsten, ja rührendsten finde ich folgendes:"...leisten die Standards ...einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Lesekompetenz und Förderung von Leseinteresse und Lesefreude..." Ob die Verfasser all das selber glauben, was sie da zusammengekohlt haben?


eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2003 um 15.31


Bemerkungen zu den Bildungsstandards Deutsch (KMK-Beschlüsse vom 4. 12. 2003)

Aus der „Curriculum“-Diskussion der siebziger Jahre sind die „Lernziele“ (Richt-, Grob- und Feinziele) in Erinnerung geblieben. Es wurde damals so eifrig gezielt, daß Lehrpläne und Unterrichtsentwürfe sich wie Anleitungen für die Artillerie lasen. Dasselbe martialische Vokabular kennzeichnet die neuen Bildungsstandards für das Fach Deutsch. Sechzehnmal ist von „zielgerichtetem“ und „gezieltem“ Verhalten die Rede, siebzehnmal von „Strategien“, welche die Schüler anwenden sollen. Texte sollen sie zielgerichtet durch den gezielten Einsatz sprachlicher Mittel verfassen, Informationen holen sie nicht einfach durch Fragen ein, sondern durch gezieltes Fragen; Fehler vermeiden sie selbstverständlich durch „Strategien zur Fehlervermeidung“. Auch zum Lesen verfügen sie über „Lesestrategien“. Zu dumm nur, daß solche Lesestrategien weitgehend Phantasieprodukte sind. Die Lehrer selbst verfügen jedenfalls nicht darüber, sondern lesen langsam und gründlich, wenn sie Zeit haben, und schnell und flüchtig, wenn sie keine haben, und das ist auch schon alles.
Die Bildungsstandards sind typische Produkte von Kommissionssitzungen. Da alles Konkrete umstritten ist, einigt man sich auf die weitschweifigste Umschreibung von Selbstverständlichkeiten. der Text wird durch wissenschaftlich klingende Streckformen aufgebläht. „Schreiben“? Viel zu einfach! Man sagt jetzt: „einen Schreibprozess eigenverantwortlich gestalten“. „In der mündlichen Äußerung beachten sie wichtige Regeln der Aussprache, in den (sic) schriftlichen die der Orthographie und Zeichensetzung.“ Normal ausgedrückt: Sie sprechen und schreiben richtig.
Max Frisch wird in Originalorthographie wiedergegeben, Heinrich Heine in Reformschreibung, weil die Urheberrechte erloschen sind. Die KMK schreibt durchweg „selbstständig“ (bis auf einen vereinzelten Ausrutscher), offenbar in der irrigen Meinung, die Änderung habe etwas mit der Rechtschreibreform zu tun. „Litfasssäule“ und „Denkanstösse“ sind nicht korrekt. „weiterentwickeln“ wird auch nach der Rechtschreibreform zusammengeschrieben.
Die angestrebten Verhaltensweisen sind nicht einmal im Ansatz operationalisierbar abgefaßt. Wann ist eine Aufgabe „differenziert“und „angemessen“ gelöst, eine Meinungsäußerung „begründet“, „fundiert“, „sachkompetent“? Als Ersatz werden Musterlösungen geboten. Sie sind überaus konventionell. Zwei Liebesgedichte von Heine und Fried sollen verglichen werden: „Im Vergleich der Auffassung von Liebe in beiden Gedichten ist die Unbedingtheit und Absolutheit des Gefühls darzulegen, als Unterschied ist bei Fried darauf hinzuweisen, dass die Liebe ausschließlich im Ich erfahren und festgehalten werden kann, während alles andere vergänglich und flüchtig bleibt; bei Heine auf die Liebeserfahrung in der Verschmelzung von Ich, Natur und Liebe; für Fried gibt es keine Möglichkeit der Verschmelzung von Ich und Liebe mit der Natur mehr; möglich wäre eine knappe historische Einordnung oder Identifizierung.“ Das ist der überkommene Jargon der paraphrasierenden „Interpretation“, eine Welt für sich, deren „Beitrag zur Bildung“ und „Persönlichkeitsentwicklung“ junger Menschen doch sehr fraglich bleibt.
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Th. Ickler


eingetragen von Theo Grunden am 04.03.2003 um 08.30

und Zusammenschreibungen:

"Hier hat man sich offensichtlich nicht intensiv mit diesbezüglichen Lehrplaninhalten auseinandergesetzt."

So die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Wolff, auf Äußerungen von Bundesernährungsministerin Renate Künast zum Thema "Ernährung in der Schule" (laut KMK-Pressemitteilung vom 24.02.2003).

(Dort hat man sich offensichtlich noch nicht intensiv mit Inhalten der „Rechtschreibreform“ auseinandergesetzt.)


eingetragen von Theo Grunden am 06.12.2002 um 14.24

Aus der KMK-Pressemitteilung zur 300. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 05. Dezember 2002 in Bonn:

Mit dieser Regelung werden die Juniorprofessorinnen und -professoren entsprechend ihrer dienstrechtlichen Stellung zum Einen fest in die Lehre der Hochschulen eingebunden; zum Anderen wird Ihnen aber auch der nötige Freiraum für Forschung und für weitere wissenschaftliche Qualifikation eröffnet.


eingetragen von Theo Grunden am 31.05.2002 um 21.24

Aus der KMK-Pressemitteilung vom 13.05.2002 zur Forderung der FDP nach Abschaffung der KMK (auf den KMK-Internetseiten):

> Das selbstgesetzte Wahlziel von 18 % fest im Visier, nimmt sich die FDP in ihrem Wahlprogramm all der Themen an, die zur Zeit en vogue sind. Darunter ist selbstverständlich die Bildungspolitik, die seit Veröffentlichung der Ergebnisse der PISA-Studie in den Medien boomt wie nie zuvor ... <

Das Thema RSR wurde in der Mitteilung wohl aus bestimmten Gründen (einer der Gründe ist hier zu erahnen) lieber erst gar nicht erwähnt.


eingetragen von Theodor Ickler am 27.05.2002 um 03.28

Auf ihrer Internetseite berichtet die KMK von der jüngsten Sitzung in Eisenach. Gegen die Gewalt sollen Runde Tische eingerichtet werden (nach alter und neuer Rechtschreibung wäre hier Kleinschreibung gefordert, die Großschreibung entspricht aber durchaus der Sprachentwicklung). Ferner liest man selbstreguliertes Lernen und natürlich auseinandersetzen, das ja immer stärker im (Wieder-)Kommen ist.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 04.12.2001 um 09.06

Auf dem schönen Foto der Rheinzeitung (hier auf der Startseite abgebildet) kann man auch gleich die wunderbare neue "Vereinfachte Ausgangsschrift" besichtigen, die nach einer Vereinbarung der Kultusminister jetzt in ganz Deutschland eingeführt wird. Man beachte das originelle "Köpfchen-e", auf das die Urheber (eine winzige Clique, die auch gleich die einträglichen Materialien der nach jahrelangem Bohren durchgesetzten Neuschrift feilbietet) mächtig stolz sind, auch wenn sie zugeben, daß diese e schwerer zu schreiben ist als die gewohnte Schleife. Sie hoffen ausdrücklich, daß bei flüssigem Schreiben aus dem Köpfchen, das aus dogmatischen Gründen, nämlich der Mittellinien-Ideologie (vgl. auch die hochgezogene Linie beim u von neu!), eingeführt ist, wieder eine gewöhnliche Schleife wird. Ich bin da nicht so sicher. Welches Rankenwerk aus der neuen Schleife beim s werden mag, ist auch noch nicht abzusehen. Zunächst wird einmal umgelernt (arme Grundschullehrerinnen!) und Geld verdient.

Sehr erhellendes Material kann man sich für ein paar Mark von der Firma Pelikan schicken lassen.

Nachtrag: Wenn man sich das Tafelbild genau ansieht, merkt man auch, daß die beiden Kinder gerade erst angesetzt haben, die schon vorgegebenen Wörter aber vom Lehrer geschrieben sind. Beachten Sie das linkische Ansetzen des kleinen a! Das ist auch so ein Glanzstück der "vereinfachten Ausgangsschrift".
– geändert durch Theodor Ickler am 05.12.2001, 14.43 –
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 23.09.2001 um 02.45

"Gemeinsame Wurzeln entdecken


Für Schüler, die nach den Schulferien voller (?) Tatendrang geradezu übersprudeln und die dazu noch gerne ihre Zeit am Computer verbringen, gibt es jetzt den passenden Wettbewerb: "Europe@tSchool – Internet Award Scheme 2001/02" fordert die Schülerinnen und Schüler in 32 europäischen Ländern dazu auf, sich zu Teams zusammen zu schließen (!) und eine Internetseite zum Thema "Meeting Point History" zu entwickeln. Die Kultusministerkonferenz empfiehlt diesen Wettbewerb als beispielhaftes europäisches Projekt.

Die historischen Wurzeln für europäische Gemeinsamkeiten (Komma!) aber auch für Unterschiede zu entdecken, ist inhaltliches Ziel des diesjährigen Wettbewerbs."


Gefunden auf der Internetseite der Kultusministerkonferenz. Im übrigen wird aber die Neuregelung sklavisch befolgt. Nur den "Numerus Clausus" sollte sich die KMK noch einmal überlegen, denn "Clausus" ist ja kein Substantiv.
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Th. Ickler


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