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-- feind (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=297)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.03.2004 um 14.06
Gustav Freytag „Die Ahnen“:
„Der Bischof regte sich, als der Mann, der ihm feind war und für den der Jüngling sich dem Tode preisgegeben hatte, in seiner Nähe niedersaß.“
Nach der Zulassung von Frauen zum Bischofsamt könnte der Satz beginnen:
„Die Bischöfin regte sich, als der Mann, der ihr feind war ….“
„Reformiert“ müßte er dann lauten:
„Die Bischöfin regte sich, als der Mann, der ihr Feind war ….“
Das ist etwas ganz anderes!
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.03.2002 um 09.56
Wie „Feind" die neue Rechtschreibung der Grammatik ist!
Selbst beflissene Neuschreiber trauen sich hier nicht:
Gib Frieden, Herr, gib Frieden
....
Gib Frieden, Herr, wir bitten! Du selbst bist, was uns fehlt.
Du hast für uns gelitten, hast unsern Streit erwählt,
damit wir leben könnten, in Ängsten und doch frei,
und jedem Freude gönnten, wie feind er uns auch sei.
Gib Frieden, Herr, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt
hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt!
Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt,
und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.
....
Jürgen Henkys (Ev. Kirchengesangbuch Nr. 430)
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 05.10.2001 um 05.03
Wenn man sich die Vorgänge um den "Spinnefeind" noch einmal durch den Kopf gehen läßt, kann man sich nur noch an denselben greifen.
Zuerst also folgten die Rechtschreibreform dem Einfall des sprachwissenschaftlich sehr inkompetenten Gerhard Augst und deuteten die Adjektive feind, spinnefeind und todfeind zu Substantiven um. Daß sie dabei die äußerst merkwürdige Konstruktion "Du bist mir Feind" (sonst, freilich gehoben: "Du warst mir Vater und Mutter", aber kaum, oder sehr, sehr gehoben: "Du warst mir Vater"). Immerhin hätten sie merken müssen, daß ein "Todfeind" (auf der ersten Silbe betont), nicht dasselbe ist wie "todfeind" (mit Betonung auf beiden Silben, so stand es ja auch nach wie vor im Wörterbuch). Letzteres fällt unter die "Volkssuperlative" wie "steinreich", "stocksauer", "arschkalt" usw.
Der zweite Streich: Augst sah unter dem Eindruck der Kritik ein, daß es ein Substantiv "der Spinnefeind" nicht gibt. Folglich erlaubte er, daß dieser Mißgriff, aber wirklich nur dieser, rückgängig gemacht wurde. Seither verzeichnen die Wörterbücher also wieder "spinnefeind", aber "Feind" und "Todfeind" blieben, letzteres mit zwei Akzenten, außer im ÖWB, wo es ununterscheidbar mit dem vorn betonten "Todfeind" zusammengeworfen ist.
Das Erschütternde ist, daß die deutschen Wörterbuchmacher jeden Augenblickseinfall des einzigen Herrn Augst sofort in ihre Bücher aufnehmen, von wo aus sich dann die gesamte Verlagsproduktion mit Ausnahme der paar Widerstandsnester entsprechend anpaßt.
Was für willenlose Narren müssen aber auch die übrigen Kommissionsmitglieder sein! Ob der famose Beirat Abhilfe schaffen wird? Aber kann die Kommission überhaupt noch als ganze tagen? Nach der Aufkündigung des zwischenstaatlichen Konsenses wegen des Beirats ist es kaum noch denkbar.
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Th. Ickler
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