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eingetragen von Theodor Ickler am 29.06.2004 um 08.59

Rudi Keller schreibt:

"Unsere heutige orthografische Schreibweise hat sich im Wesentlichen naturwüchsig im 18. und 19. Jahrhundert herausgebildet. Erstmals offiziell kodifiziert und normiert wurde sie in den Orthografischen Konferenzen von 1876 und 1901. Die erste Neuregelung nach 1901 erfolgte im Jahre 1998. Diese Orthografiereform erzeugte seinerzeit sehr viel Unmut und Proteste, so dass sich die Frage stellt: Musste eine Orthografiereform sein? Meine Antwort darauf ist folgende: Da jede Sprache, die in aktivem Gebrauch ist, sich kontinuierlich verändert, und zwar in all ihren Dimensionen, sind Maßnahmen, die dazu dienen, die Orthografie dem Sprachempfinden »nachzuführen« sinnvoll. Wenngleich gegen unsere letzte Reform im Detail einiges einzuwenden ist, halte ich sie im Prinzip für vernünftig. Die gesprochene Form einer Sprache würde sich von der geschriebenen mit der Zeit sehr weit entfernen, wenn man die Orthografie nicht von Zeit zu Zeit anpassen würde. Im Englischen beispielsweise ist diese Auseinanderentwicklung geschehen. Hier wurde die Orthografie »eingefroren« und die Sprache hat sich weiterentwickelt. Das Ergebnis ist, dass man bei der englischen Orthografie weder von dem Schriftbild mit Sicherheit auf die Aussprache schließen kann noch vom Lautbild auf die Schreibweise. Man muss – das gilt auch für englischsprachige Kinder – beispielsweise ad hoc lernen, dass das Wort, das sich inaff ausspricht, enough geschrieben wird. Diese historische Schreibweise gibt zwar noch zu erkennen, dass das deutsche Wort genug und enough etymologisch verwand (!) sind, aber in systematischer Hinsicht ist eine solche Orthografie äußerst unpraktisch. Ein solcher Zustand würde in jeder Sprache, die in einer Buchstabenschrift geschrieben wird, entstehen, wenn man die Orthografie über Jahrhunderte konstant ließe. (Das Chinesische hat dieses Problem nicht, da die chinesischen Schriftzeichen nicht die Lautstruktur abbilden.) Dies spricht dafür, die Orthografie des Deutschen historisch flexibel zu halten. Allerdings muss man dazu nicht alle hundert Jahre eine Großaktion wie die letzte Orthografiereform veranstalten. Besser und schonender für die Bevölkerung wäre es vermutlich, wenn man die Schreibweisen kontinuierlich dem jeweiligen Sprachstand und dem jeweiligen Sprachbewusstsein anpassen würde – wie man das ja in Einzelfällen immer schon stillschweigend getan hat."

Das dürfte nicht auf einen Sinneswandel schließen lassen, sondern Keller hält es wie viele Germanisten: Privat lehnt er die Reform ab, aber in Veröffentlichungen wendet er sie an und begrüßt sie sogar. So ist er immer auf der richtigen Seite. Überrschend ist allerdings die Ignoranz: als ob die Reform die geschriebene Sprache wieder stärker an die gesprochene annäherte. Und das Englische? Das ist durch seine verkorkste Rechtschreibung zu einem bedeutungslosen Idiom herabgesunken, dem nur noch einige elitäre Kreis in GB huldigen, nicht wahr?

Daß Keller nicht gerade zu den Scharfsinnigsten im Lande gehört, habe ich in einem anderen Zusammenhang gezeigt. Meine Kritik seiner Zeichentheorie steht unter dem Titel "Wirkliche Zeichen" in der Festschrift für Horst H. Munske: Wortschatz und Grammatik in Geschichte und Gegenwart, Tübingen 2000, S. 199-223. (In diesem Band zeigt auch Nerius, daß er die Neuschreibung nicht beherrscht.)
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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 28.06.2004 um 11.11

Zitat:
Dies überrascht, denn Rudi Keller lehnt die Rechtschreibreform eigentlich ab (briefliche Mitteilung vom 10. 3. 1997).
Davon will er jetzt nichts mehr wissen.
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/rudi.keller/index.php?spragebe.2-1.php&1
Seine diesbezüglichen Ausführungen in der Ausarbeitung "Die Sprache des Geschäftsberichts" wirken allerdings, als beträfen sie eine ganz andere Rechtschreibreform. Jedenfalls geht aus ihnen hervor, daß Keller sich mit dem Wortlaut des Regelwerks von 1996 und der kritischen Literatur dazu kaum auch nur eine halbe Stunde befaßt haben dürfte. Man sollte von einem Sprachwissenschaftler erwarten können, daß er in einem solchen Fall wenigstens nichts zum Thema veröffentlicht.
– geändert durch Reinhard Markner am 28.06.2004, 18.43 –


eingetragen von Theodor Ickler am 10.03.2004 um 13.39

Hentschel/Weydt: Handbuch der deutschen Grammatik. 3. Auflage 2003

In neuer Rechtschreibung und mit einem kurzen Kapitel über Rechtschreibung, worin die Neuregelung vorgestellt wird.
H. schreibt aber selbst falsch: klein schreiben, groß schreiben (nur so), gleichlautend, ohne Weiteres, allgemeingültig, sogenannt, Genus verbi, Dativus iudicantis (usw.), Demonstratio ad oculos, aneinandergehängt, müßten, kennenlernen, im wesentlichen
Druckfehler: aggultinare, Rechtschriebreform, Millarde. S. 17 ist die Transkription aus dem Griechischen mißglückt. Apollonius Dyskolos ist Hybridschreibung.
Zu S. 484, Fn 3: Nicht der Verlust der alten, sondern die Etablierung einer neuen etymologischen Motivation ist der Grund für die Neuschreibung belämmert, einbläuen, Quäntchen. Denn die normale Wiedergabe des kurzen, offenen e ist ja e.
Daß man dem Wort Tote die Vokallänge "nicht ansieht", kann man so nicht sagen.
Die Ausführungen zu Auto fahren sind schief, weil sie die Artikellosigkeit nicht berücksichtigen.
Was H. über Furcht erregend sagt, ist unvollständig und auch schon wieder überholt, da die Reformer auch den Positiv furchterregend inzwischen wiederhergestellt haben.
H. hält Leid tun für eine Verbindung aus Substantiv und Verb und findet es erwähnenswert, daß das Wort in ich bin es leid klein geschrieben wird.
Bemerkenswert ist folgende Darstellung:
"Das desubstantivierte Adverb (! immerhin...) morgen wird klein geschrieben, wenn es für den folgenden Tag, aber groß, wenn es zur Bezeichnung der Tageszeit 'Vormittag' dient."
Daß du hast Recht grammatisch falsch ist, fällt der Verfasserin nicht auf.
Die Abdankung der Grammatik folgt umgehend:
"Da es schwer fällt, hier ein allgemeingültige Regel zu finden, sollte im Zweifelsfall die jeweils gültige Zuordnung eines Wortes zur Wortklasse der Substantive stets in einschlägigen orthographischen Lexika überprüft werden." (S. 492)
Wozu brauchen wir noch Grammatikhandbücher, wenn die Rechtschreibwörterbücher (!) uns sagen, zu welcher Wortart ein Wort "jeweils" gerade gehört?
"Bei Kombinationen von Objekten und Partizipien führt die Getrenntschreibung hingegen durchgehend und konsequent dazu, dass groß geschrieben wird: die Rat Suchenden."
In ihrem vierten Bericht haben uns die Reformer gerade noch einmal darüber aufgeklärt, daß dies eine Fehldeutung ihres Regelwerks ist. Die Ratsuchenden stehen außerdem seit je im amtlichen Wörterverzeichnis.
"So wurde kennen lernen bis zur Rechtschreibreform 1996 als ein Wort aufgefaßt und entsprechend zusammengeschrieben; seither wird es als zwei Wörter betrachtet und getrennt geschrieben." (14) Aber es geht nicht um Zusammensetzung, und die Auffassung der grammatischen Tatsachen hat sich keineswegs geändert.
Zur neuen Getrenntschreibung spazieren gehen sagt H.: "Die Schreibkonvention spiegelt hier also nicht die realen morphologischen Verhältnisse innerhalb der Sprache wider." Auch hier ist das Wesen der Zusammenschreibung nicht richtig erfaßt. Außerdem ist es irreführend, die verordnete Neuschreibung als "Konvention" zu bezeichnen.

Das ganze Buch ist weiterhin politisch superkorrekt; allerdings existiert im Deutschen kein generisches Femininum, dessen die Verfasser sich penetrant bedienen (die Sprecherin).

Mehr als ein paar Seiten konnte ich nicht lesen, das Buch widersteht mir allzusehr.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 20.02.2004 um 11.23

Ludger Hoffmann (Hg.): Funktionale Syntax. de Gruyter 2003.

Die meisten Beiträge in reformierter Rechtschreibung, aber sehr fehlerhaft: sogenannte, hintereinandergeschaltet, interessanter Weise, irgend einer, im folgenden usw.

Außerdem fehlende Spatien, andererseits immer wieder harte Trennstriche mitten im Text und Trennungen wie Zeigo-bjekt. Typensalat beim Wechsel in Kursive und zurück.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 23.12.2003 um 07.25

Psycholinguistik. Hg. von Gert Rickheit, Theo Herrmann und Werner Deutsch. Berlin: de Gruyter 2003 (HSK 24)


Orthographisch scheint beim Verlag de Gruyter alles erlaubt zu sein - mit Ausnahme der herkömmlichen Rechtschreibung. Gleich der erste Beitrag verwandelt, obwohl er keineswegs aus der Schweiz stammt, jedes ß in ss. Sonst herrscht die Reformschreibung, aber meistens wird geschrieben sogenannt, zugrundeliegen, fertigstellen, allgemeingültig, selbsteingeleitet, um so, zu eigen machen, vielzitiert, bis auf Weiteres ...
Oft fehlen einzelne Buchstaben, manchmal stehen auch welche zuviel (gegegebene). Der Autor Pylyshin heißt in Wirklichkeit Pylyshyn, so daß auch im Register nur ein einziger Eintrag notwendig ist. Auch S. Harnad und S. H. Harnad sind dieselbe Person. (Das Nameregister führt auch sämtliche Namen an, die lediglich in den Einzelbibliographien vorkommen, z. B. als Herausgeber; das ist irreführend.) Zipf hieß mit erstem Vornamen George und nicht John. Ein auf deutsch geschriebener Beitrag stammt von der "Catholic University Eichstaett-Ingolstadt". Die meistzitierten Autoren sind die drei Herausgeber sowie ihre Schüler und Levelt. Ohne die Verdienste der Genannten schmälern zu wollen: in einem "internationalen Handbuch" (Untertitel) der sprachpsychologischen Forschung scheint das nicht ganz angemessen.
Zum Inhalt: Der Band ist radikal mentalistisch und daher sehr einseitig. Skinner kommt weder im Text noch im Namenregister vor. Clemens Knobloch schreibt: "In welchem Maße der von Chomsky niedergemähte 'Behaviorismus' ein Pappkamerad war, zeigt ICKLER 1994" (S. 20). Mein im Literaturverzeichnis nicht ganz korrekt zitierter Aufsatz hieß aber "Skinner und 'Skinner' - ein Theorienvergleich". Sogar hier also wird der Name des großen Teufels im laufenden Text nicht erwähnt. An keiner Stelle des dicken Buches kommen Lerntheorie, Verstärkung oder deren Synonyme vor, diese Art von Lernen scheint es überhaupt nicht zu geben. Auch Bereitschaftspotentiale und Namen wie Libet oder Kornhuber sucht man vergebens, obwohl es doch naheliegt, daß Sprachverhalten ebenso wie anderes Verhalten vorbereitet wird. Empirisches wird nur zur Stützung der mentalistischen Modelle herangezogen.
Wie schon in früheren Arbeiten führt Herrmann als Mustersatz mit Agens und Patiens ausgerechnet "Otto liebt Anna" an, wo nun gerade kein Agens-Patiens-Verhältnis vorliegt (falls man "lieben" nicht in krudester Weise interpretieren will).

Der Band kostet 398 Euro. Soviel ist er bei weitem nicht wert.


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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2003 um 14.26

Pompino-Marschall, Bernd (2003): Einführung in die Phonetik. 2. Auflage Berlin: de Gruyter.
Gegenüber der ersten Auflage wurde der Text „der neuen deutschen Orthographie angepasst“. (Vorwort) Auch das wiederabgedruckte Vorwort zur ersten Auflage ist umgestellt, allerdings fehlerhaft (sogenannte, zugrundegelegte, letztere).
Fehler finden sich fast auf jeder Seite:
allzuleicht, schwererwiegend, ein AlsOb, schliesslich, als erster, sogenannte (nur so), bis vor Kurzem, auseinandersetzen, zugrundegelegte, synergi-stisch, feinabgestimmt (mehrmals), letztere, auseinanderbewegen, aneinanderliegende, rauhe Stimme (mehrmals), im wesentlichen (nur so), tieferliegende, gepul-ste, im allgemeinen, aufeinanderfolgende, beieinanderliegende usw. (nur so)
Die gesamte anatomische Terminologie ist orthographisch fehlerhaft nach dem Muster Transversus thoracis, Rectus abdominis usw.
Das Komma nach hinweisendem Wort vor Infinitiven fehlt oft.

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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 27.11.2003 um 17.33

Dependenz und Valenz. HSK 25.1, hg. von Vilmos Agel u. a. Berlin 2003

Der Halbband kostet prohibitive 428 Euro und ist, soweit auf deutsch verfaßt, in der de-Gruyter-typischen extrem fehlerhaften Neuschreibung gedruckt. Aber es war offenbar möglich, sich mit der bewährten Rechtschreibung durchzusetzen. Dies hat bemerkenswerterweise Gisela Zifonun erreicht, die Chefgrammatikerin des IDS. Daraus darf man vielleicht entnehmen, was sie vom strikten Reformkurs ihres ehemaligen Direktors Gerhard Stickel gehalten hat. Ich konnte mir noch nie vorstellen, daß diese systematische Sprachverhunzungsstrategie die Billigung der Grammatikabteilung am IDS gefunden hat.

Hier noch ein paar Einzelheiten:

Vorwort: im letzteren, das zweite ist, Tesnièresche Theorie, im einzelnen (zweimal), sogenannte (zweimal)
Aus dem Haupttext: Einfluß, muß, das gleiche, As-pekt, prob-lematisch, Kons-tituente (mehrmals), Res-triktion (mehrmals), hie-rarchisch (mehrmals), im folgenden (vereinzelt groß), des weiteren (vereinzelt groß, gelegentlich desweiteren), zugrundelegen, im klaren sein, völlig recht haben
Nur so: letztere, erstere, im wesentlichen, im übrigen, im einzelnen, im allgemeinen, sogenannte, auseinandersetzen, auseinanderhalten
Marcel Vuillaume über Verbzusätze: "Dabei ist aber die Tendenz zu verzeichnen, Adjektiv und Verb, sofern das Adjektiv allein steht und nicht vom Verb getrennt ist, zusammenzuschreiben (leergepredigt, rotgeweint), was den Schluss nahelegt (!), dass viele dieser Fügungen als lexikalische Einheiten empfunden werden." (S. 489) Dies geht nur deshalb ohne offenen Widerspruch durch, weil der Verlag eben die hier vorgeschriebenen Getrenntschreibungen einfach ignoriert.



– geändert durch Theodor Ickler am 29.11.2003, 05.12 –
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 21.11.2003 um 08.10

Keller, Rudi/Kirschbaum, Ilja (2003): Bedeutungswandel. Eine Einführung. Berlin: de Gruyter

Untersucht wird der Bedeutungswandel von Adjektiven, Textgrundlage sind der "Simplicissimus" und "Dichtung und Wahrheit". Obwohl die benutzten Ausgaben angegeben sind und die vielen Zitate stets mit Kapitel, Seiten- und Zeilenzahl nachgewiesen werden, wird der Text auf Reformschreibung umgestellt, wenn auch nicht korrekt. Dies überrascht, denn Rudi Keller lehnt die Rechtschreibreform eigentlich ab (briefliche Mitteilung vom 10. 3. 1997). Er fügt sich aber offenbar dem Wunsch des Verlags de Gruyter, jede Erinnerung an die bisher übliche Rechtschreibung zu tilgen. (Allerdings werden die Wörterbücher von Grimm und Pfeifer durchweg textgetreu zitiert.)

Abweichend von der Hamburger Ausgabe heißt es: das oben Gesagte (aber eine Zeile später: irgend einer!), eine Zeit lang usw.
Nicht "korrekt" ist um so (nur so wiedergegeben), im stillen.
Manchmal wird unbeabsichtigt und daher ohne Verdienst sogar die Goethesche Schreibweise wiederhergestellt.
In seinem eigenen Text schreibt Keller nun Recht haben, so genannt, platzieren und trennt kons-truieren (was in philologischen Fachtexten besonders unangenehm wirkt). Er schreibt reformiert, aber grammatisch falsch: Damit ist eine eine metaphorische Übertragung ... nicht sehr nahe liegend. Allerdings auch bis auf Weiteres und der Effekt ist der Gleiche, der Grund dafür ist Folgender (mehrmals); dass es sehr wichtig ist zu unterscheiden.

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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 08.12.2002 um 03.29

Der Prospekt mit den De-Gruyter-Neuerscheinungen im Fach Philosophie 200/03 ist in bewährter Rechtschreibung gehalten.


eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2002 um 02.49

Dieter Cherubim u. a. (Hg.): Neue deutsche Sprachgeschichte. de Gruyter 2002. - 108 Euro.

Alles in neuer Rechtschreibung, auch der Beitrag vom Reformgegner Peter von Polenz.

Genius loci
im übrigen
selbstgesponnen
auseinandersetzen
das erstere


- also die üblichen Schlampereien. Schon auf dem Einband ist der Name des ersten Herausgebers falsch aufgeprägt: Cherubin. Inhaltlich bietet der Band nicht viel.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 31.10.2002 um 04.03

In derselben Reihe ist ein zweibändiges Werk "Deutsch als Fremdsprache" erschienen (Mitherausgeber: Lutz Götze) - in Reformschreibung. Es enthält schätungsweise 3000 orthographische Fehler, darunter solche Perlen wie ortografisch und letzendendes.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 05.07.2002 um 10.47

Die sündhaften teuren Bände der Reihe HSK (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationsforschung) sind jetzt auch auf eine Neuschreibung umgestellt. Im Falle des gerade erschienenen Bandes 21.1 ("Lexikologie", 2002, 398 Euro) beschränkt sich die Umstellung auf die Heysesche s-Schreibung. Alles andere bleibt sehr konsequent beim alten:
der letztere, erstere, im übrigen, im wesentlichen, im folgenden, im allgemeinen, zufriedenstellend, zugrundeliegend, weitverbreitet, sogenannt, abstandnehmend, gleichlautend, darauffolgend usw.
Aber auch mit dem ss klappt es sehr oft nicht, man findet oft im selben Satz: läßt ... dass ... gefasst; dass uns die Wörter bewußt sind; dass ... Mißtrauen ... gefaßt usw. - Dieses Durcheinander beginnt schon auf der ersten Seite des Vorwortes. Die erste Seite des eigentlichen Werkes bietet dann gleich ein kaum entzifferbares Getrüpp von griechischen Buchstaben, die dem Lektorat offenbar ganz unvertraut sind und hier keinen Sinn ergeben. Eine Schande für den einst angesehenen Verlag.
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Th. Ickler


eingetragen von Klaus Malorny am 13.03.2002 um 13.21

Meiner Quelle nach will der deGruyter-Verlag Anfang 2003 die Korrespondenz, Werbung usw. auf die "reformierte" Rechtschreibung umstellen. Bei den Werken soll von Fall zu Fall entschieden werden, welche Rechtschreibung verwendet wird.


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 10.01.2002 um 13.01

SPIEGEL Nr. 2
"Lesen muss man trainieren"
Interview SPIEGEL/Bernhard Schlink

Wie kann aus dem Mund
des Autors des VORLESERS so etwas kommen:

SPIEGEL: Betrifft das eher des Stil oder
die Rechtschreibung?
Schlink: DIe Orthografie wurde besser, dank
der Rechtschreibprogramme der Computer (!!!!)

(Hier ist von Schreibschwächen der Studenten die Rede)

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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von J.-M. Wagner am 07.01.2002 um 22.55

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Vielleicht kommt mancher zur Besinnung, wenn demnächst bekannt wird, daß mit dem dritten Bericht der Kommission die dritte Rechtschreibreform innerhalb von vier Jahren durchgeführt wird.
Solange sich an den offiziellen Regeln nichts ändert, wird kaum einer glauben, daß die Kommissionsberichte einer Reform (oder zumindest einer Reform der Reform) gleichkommen. Es ist doch viel zu wenig bekannt, daß es diese »Nachbesserungen« gibt; wenn ich das in meinem Bekanntenkreis (alles fleißige Zeitungsleser: FR, Zeit, Tagesspiegel) erwähne, nimmt das keiner ernst.

Mag die F.A.Z. etwas detaillierter darüber berichten - selbst wenn so ein Beitrag nicht mit »Ickler« unterzeichnet ist (der ja schon als »notorischer« Reformgegner bekannt ist ), wird die breite Masse annehmen, daß die F.A.Z. es nötig habe, für die eigene Marschrichtung Propaganda zu machen. Spätestens mit dem Hinweis auf die Kosten, die eine Rückumstellung verursachen würde, wäre dieses Strohfeuer wieder gelöscht. Im Gegenteil, die Unterstützer und Befürworter der Reform könnten sich darüber freuen, daß es diese Nachbesserungen gibt, welche die (ach so fortschrittliche) Reform nur noch besser machen (denn es ist ja klar, daß die bei so einem großen Wurf unvermeidlichen kleinen Fehler irgendwann korrigiert werden müssen), und welche vor allem den Gegnern in konkreten inhaltlichen Aspekten den Wind aus den Segeln nehmen - »was wollt ihr denn noch, jetzt sind die Macken doch beseitigt?« könnte es dann heißen, und wieder wäre die Diskussion beendet.

So gut diese Besinnung wäre - ich glaube nicht daran. Vielleicht, wenn ein ehemaliger Reformer/Reformbefürworter (z. B. Herr Munske) selbstkritisch in aller Öffentlichkeit (Fernsehen: ARD/ZDF - aber wie bekannt ist Herr Munske und seine Funktion bezgl. der Rechtschreibreform in der Öffentlichkeit?) dazu Stellung nimmt und etwas lauter kundtut, was bislang nur den interessierten Lesern mancher Zeitung (bzw. Fachzeitschrift) bekannt ist, und wenn er dies rückhaltlos tun kann, in dem Bewußtsein, daß er keinen Nachteil davon hätte, wenn er eventuell sich oder Kollegen bloßstellt - ja, dann vielleicht...
(Um nicht mißverstanden zu werden: Mir geht es nicht um die Bloßstellung von Personen, sondern darum, daß sich jemand trauen kann, Klartext zu reden.)
– geändert durch J.-M. Wagner am 09.01.2002, 14.58 –
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 07.01.2002 um 16.35

Nachdem ich den Verlag auf die monströsen orthographischen Entgleisungen in den Büchern von Eroms und Demske hingewiesen hatte, teilte der Lektor mir u. a. mit:

"Der Verlag de Gruyter verhält sich bis 2005 in orthographischen Fragen weitgehend 'neutral', d. h. wir überlassen es unseren Autoren, ob sie der alten oder der neuen Regelung folgen wollen.
Inkonsequenzen wie die von Ihnen festgestellten sollten in der Tat nicht vorkommen, sind aber wahrscheinlich ein 'Phänomen des Übergangs', d. h. sie werden im Zuge der immer größeren allgemeinen Vertrautheit mit den neuen Konventionen allmählich verschwinden.
Der Verlag Walter de Gruyter stellt an sich selbst den Anspruch, wissenschaftliche Bücher von hoher Qualität in aufwendiger Ausstattung und unter sorgfältiger Redaktion herauszubringen. Wir werden auch in Zukunft alle Manuskripte eingehend lektorieren und verstärkt darauf achten, dass die neuen Regeln konsequent umgesetzt werden, wenn sich Autoren für ihre Verwendung entscheiden."

Aus diesen Zeilen ist klar ersichtlich, daß das Lektorat die Lage nicht überblickt und auch mein Argument nicht verstanden hat, daß gerade die konsequente Anwendung der neuen Regeln den Gegenstand der Sprachwissenschaft zerstört.

Vielleicht kommt mancher zur Besinnung, wenn demnächst bekannt wird, daß mit dem dritten Bericht der Kommission die dritte Rechtschreibreform innerhalb von vier Jahren durchgeführt wird.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 10.11.2001 um 07.17

Der Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung, aus dem Eroms seinen schönen Beispielsatz genommen hat, verdient vielleicht noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden. Der Verfasser war lange Zeit Leiter des Sprachen- und Dolmetscher-Instituts in München:

Den Sprachgeist des Deutschen gröblich verletzt

Zu "Krähwinkelei mit der deutschen Sprache" von Prof. Dr. Lutz Götze in der SZ vom 29./30. November.

Professor Götze behauptet kühn, es ging bei „dem leidigen Streit nicht um Groß- und Kleinschreibung, Kommata und Worttrennungen“ etc., und „vor allem aber geht es nicht um die deutsche Sprache und deren Pflege“. Aber das ist es ja gerade: Wenn man die vielen unnötigen Neuerungen wie Gämse, Tollpatsch, Zierrat usw. beiseite läßt, weil sie den Kern deutschen Denkens und deutscher Sprache kaum berühren, so muß man doch nachdrücklich feststellen: Nicht nur unglückselig, sondern in höchstem Maße schädlich für das Deutsche sind all diejenigen Neuerungen, die den Kern der Sprache betreffen, die Wortbedeutungen. Das Deutsche kann, besonders bei Verben, Grundbedeutung und figürlicher Bedeutung wunderbar unterscheiden: beim Sprechen durch die Betonung („Das hast du fein gemacht“ / „Sie hat sich für die Oper feingemacht“) und – bisher – beim Schreiben. Jetzt soll bei Dutzenden solcher Fälle dieser Unterschied im Schriftbild nicht mehr erscheinen (nur fein gemacht soll richtig sein). Die bisherige Rechtschreibung hat auch das im Deutschen hochentwickelte Gefühl für die Wortarten berücksichtigt: „Die Firma ist pleite gegangen.“ „Sie tut mir sehr leid.“ Jetzt soll man hier Pleite und Leid schreiben, obwohl leicht zu beweisen ist, daß bei gehen kein Substantiv (ohne Präposition) gebraucht werden kann und leid mit dem Zusatz sehr nur Adjektiv sein kann. Diese und ähnliche Fälle, die den Sprachgeist des Deutschen gröblich verletzen – sie sind es, die die deutsche Rechtschreibreform so verdammenswert machen.
Dr. phil. Wolf Friederich, München

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Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 10.11.2001 um 00.02

Ist das jetzt ein gutes Zeichen oder ein schlechtes, wenn sich der Verfasser nicht dazu äußert?

Ich habe eher den Eindruck, er ist kein so glühender Anhänger der Reform, daß er sich über die gut hundert Neu-Rechtschreibfehler ereifern würde.

(Schlimmer wär's wohl gewesen, wenn irgendein Dösel im Verlag die lateinischen Fachtermini versaubeutelt hätte! *huch wie peinlich*)


eingetragen von Theodor Ickler am 09.11.2001 um 14.12

Hier nun ein vollständigerer Überblick über das schon erwähnte Werk:

Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. Berlin, New York: de Gruyter 2000.

sogenannt (durchgehend so, etwa 50mal!); aneinanderklammern 16, auseinandergehalten 24, ineinandergreifen 64, 317, auseinanderliegenden 73, auseinanderziehen 84; die ersten 20, 476; das zweite 45, 46, das letztere 45, 404, 456; die ersteren 269, 318, 387, 403, 448; das erste 46; jedesmal 21; als nächstes 456; naheliegend, weitgehend (passim); um so 32; die Nebensatz einleitenden Konjunktionen (!) 39; im wesentlichen 52; im einzelnen 56; plaziert 60, 105, 156 (2mal), 257, 270, 328, 347, 350, 358, 364, 365 (2mal), 370, 373, 452, 459, Plazierung 107, 157, 239, 251, 353, 356 (2mal), 364, 370, 371 (3mal), 378 (2mal), 486, (aber platzierbar 185); zustandekommt 69, 78; rotbedachtes Haus 78; kennengelernt 81, 358; fertigzuwerden 83; auseinanderziehen 84; zu eigen machen 86; zugrundeliegenden 90; aufrecht erhalten 93; aneinandergebunden 95; ober-sten 99; gutgemeinte 111; hintereinandergeschaltete 130; um so 139, 270; radfahren 143; des öfteren 144; aneinandergeknüpft 185; heute nacht 189; muß 189, 371; eislaufen 192; Dativ commodi, incommodi 195, 315, 417, 418 (mehrmals); zum erstenmal 203, 244 (2mal), 332, 370; gleichgeordnet 207; offenzulassen 268; offengehalten 390; blaugekleidete 272; das gleiche 273; biertrinkende 277; gruppenkennzeichnende 279; neuerrichtete 280; wieweit 289; zufriedenstellt 291; im übrigen 299; zustandekommen 311, 403, 467; rechtsverzweigend usw. (passim); letztere 313; strukturbildend 326; wieviel (2mal), soviel 367; tieferliegend 417; folgendes 435; übriggeblieben 452

Ferner fehlen viele obligatorische Kommas nach hinweisendem Pronomen.

Aber auch wo die Umsetzung "korrekt" ist, bleibt das Ergebnis zu beanstanden:

Er glaubt, dass er Recht hat. (87, ähnliche Beispielsätze 213 und 214)

Leider äußert Eroms sich nicht zu den Folgen dieser und anderer Eingriffe.

S. 273 wird "selbstgebacken" ausführlich hergeleitet, aber das gibt es gar nicht mehr.

"Es finden sich aber vielfach (vor der Rechtschreibreform zusammengeschriebene) Komposita ..." (275) - Diese Komposita werden auch nach der Rechtschreibreform zusammengeschrieben, nur an der Schule und von einigen Übereifrigen nicht. Man sollte die RSR nicht wie ein Schicksal oder Naturereignis darstellen, sondern nur als Willensbekundung der Kultusminister.

Die mutigste Äußerung findet sich als Beispielsatz: "Diese und ähnliche Fälle, ..., sie sind es, die die deutsche Rechtschreibreform so verdammenswert machen. (SZ 13.14.12.1997)"

Es ist sonderbar, daß ein so angesehener Wissenschaftsverlag eine solche orthographische und sprachliche Verwahrlosung zuläßt oder gar veranstaltet, noch dazu im Bereich Sprachwissenschaft, wo der Eingriff den Gegenstand der Forschung zerstört.
– geändert durch Theodor Ickler am 11.11.2001, 08.13 –
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Th. Ickler


eingetragen von Klaus Malorny am 01.11.2001 um 08.49

Da ich beruflich mit dem deGruyter-Verlag zu tun habe, hatte ich vor längerer Zeit (um den Berliner Volksentscheid herum) meine dortigen Gesprächspartner gefragt, wie es denn bei ihnen um die RSR stünde. Die Aussage war, daß die Reform dort nicht sehr beliebt sei. Es gab zum damaligen Zeitpunkt keine Bestrebungen hin zur Reform. Natürlich weiß ich nicht, ob sich das nicht zwischenzeitlich geändert hat.

Nichtsdestotrotz scheint sich deGruyter zumindest nach den Wünschen der Autoren zu richten, und wenn die das schwachsinnige Reformdeutsch wollen, dann macht es deGruyter offenbar. So besteht nun eine monatlich erscheinende Zeitschrift des Hauses, in der verschiedene Autoren mitwirken, nun halb aus "Neu"- und halb aus "Alt"-Deutsch. Die Neuauflage des m.W. zweitwichtigsten Nachschlagewerks des Verlags soll nach meinem Kenntnisstand ebenfalls "reformiert" erscheinen. In meinen Augen eine wahnsinnige Vergeudung von Ressourcen, so ein Werk umzukorrigieren und dabei auch noch die Qualität zu verschlechtern. Insbesonders, wenn tatsächlich in 1-2 Jahren wieder nicht unbedeutende Änderungen vorgenommen werden...


eingetragen von Theodor Ickler am 30.10.2001 um 18.47

Der angesehene Wissenschaftsverlag bringt neuerdings Bücher in einer äußerst seltsamen Mischorthographie heraus. Hier zwei Stichproben:

Ulrike Demske: Merkmale und Relationen: Diachrone Studien zur Nominalphrase im Deutschen. Berlin, New York: de Gruyter 2001.
Sonderbare Fehler, z. B. wird immer Defini-theit getrennt (82, 111,124, 125, 126 zweimal, 157); zum ersten, zum zweiten 48, als Einzige pränominale Konstituente 21; dem Gegenwartsdeutschen Stand, ebenso 83, 101; theori-eimmanentes 23, letzterer 52, aufrecht zu erhalten 145; gelei-stet 130; phraseninizial 208, nicht-inizial 287; im folgenden 207; gete-stete 326; tiefgreifend (passim), Synta-xwandel (passim), Potenzial/Potential (auf derselben Seite), recht zu geben, erfolgversprechender 342, umso (finales um + Adverb so!) 273; auseinanderzuhalten 330

Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. Berlin, New York: de Gruyter 2000.
sogenannt (durchgehend so!); aneinanderklammern 16, auseinandergehalten 24, ineinandergreifen 64, auseinanderliegenden 73, auseinanderziehen 84; die ersten 20, das zweite 45, 46, das letztere 45, das erste 46; jedesmal 21; naheliegend, weitgehend (passim); um so 32; die Nebensatz einleitenden Konjunktionen (!) 39; im wesentlichen 52; im einzelnen 56; plaziert 60; zustandekommt 69, 78; rotbedachtes Haus 78; kennengelernt 81 (usw. über 500 Seiten)
Ferner fehlen viele obligatorische Kommas nach hinweisendem Pronomen.

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Th. Ickler


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