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-- Die neue deutsche Rechtschreibung (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=331)


eingetragen von Werner Fahnenstich am 13.04.2004 um 14.35

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von M. Draeger
Interessant ist, wie die waermere Temperatur das Leben hier etwas beschaulicher werden laeBt.


Lieber Herr Dräger,

Wärmere Temperatur? Ich kenne nur wärmeres (oder kühleres) Klima oder höhere und niedrigere Temperaturen.
Zum gleichen Thema passen die heute so oft gehört und gelesenen "teuren Preise".
Ist dieser Sprachunfug eigentlich schon von allen Teilnehmern dieses Forums akzeptiert?

Gruß in die Runde
__________________
Werner Fahnenstich


eingetragen von M. Draeger am 13.04.2004 um 09.20

Nach zwei Stunden Flug Richtung Sueden bin ich seit Montag in Stavropol angelangt. Die Vegetation ist hier bereits gruen, die Baeume schlagen aus.

Es ist gleich 10 Grad waermer. Interessant ist, wie die waermere Temperatur das Leben hier etwas beschaulicher werden laeBt.
Das Erstaunlichste hier ist aber, daB man ein Problem hat, eine Zeitung zu kaufen - es gibt sie so gut wie nicht. An der Rezeption liegen einige, von jeder etwa ein Stueck. Dann gibt es auch einen Kiosk in der Karl-Marx-Str., der Zeitungen, vor allem aber jede Menge Zeitschriften hat.
Stapel von Zeitungen a la Zeitungskiosk in Deutschland? Fehlanzeige. Immerhin ist Stavropol eine Metropole im suedlichen RuBland, hier leben 700.000 Menschen.
Auch im StraBenbild: Kein Zeitungsleser.

Das macht sich natuerlich im sozialen Leben sehr vorteilhaft bemerkbar. Die Leute sind hier deutlich gelassener, ausgeglichener, waehrend in Deutschland leicht eine Gleichschaltung mit Ereignisseneintritt, die sich fern von Deutschland abspielen. Wenn in Bagdad wieder eine Bombe hochgeht und hunderte in den Tod nimmt, ist Deutschland wieder einmal - zum xten Mal in diesem Jahr! - geschockt.
Hier, in Stavropol, kuemmern sich die Menschen mehr um ihre eigene Welt. Ein Kulturkampf um den Erhalt unserer Rechtschfreibung, wie wir ihn derzeit in Deuschland haben, waere hier schlecht vorstellbar.


eingetragen von Elke Philburn am 11.04.2004 um 16.42

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Draeger

Bei dieser Gelegenheit ein kleiner Tip: Fuer Geschaeftsreisende nach Moskau ist unbedingt das Hotel RuBland zu empfehlen. Es liegt am Roten Platz und ist ideal als Treffpunkt.
Im Hotel "Baltic" gegenueber beginnen die Zimmerpreise bei etwa 550.- Dollar... Im Hotel RuBland zahlt man fuer ein Zimmer unter 100,- Dollar.
Das Hotel ist R I E S I G, angeblich 10.000 Zimmer!!
Richtig ist auf jeden fall, daB man von der einen Seite zur anderen gut 8 Minuten unterwegs ist, wenn man flott geht.
Und ein Fruehstueck im 21. Stock ist ein Erlebnis, der Blick ueber Moskau mit seinen mit purem Gold belegten Zwiebeltuermen der Kirchen unvergleichlich.


Das klingt ja gigantisch. Habe mal bei Google nachgeschaut - es ist wohl dieses hier(?):

http://www.selectrussia.com/Supplier.asp?ID=69&CountryID=1&RID=3

Auf jeden Fall noch viel Spaß auf Ihrer Reise und überhaupt frohe Ostern an alle Mitlesenden!
__________________
http://www.vrs-ev.de/


eingetragen von Matthias Draeger am 11.04.2004 um 06.44

RuBland ist groB! Hier wohnen noch die Muetter, die Neues, Lebendiges gebaeren koennen. Sie streiten nicht, sie sind. Sie weben am Stoff des neuen Lebens.
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Matthias Draeger


eingetragen von Walter Lachenmann am 10.04.2004 um 21.58

Lieber Herr Dräger.

als sozusagen unser Mann vor Ort könnten Sie vielleicht folgende Frage kompetent klären:
Könnte es sein, daß der e-Mail-Verkehr mit RuBland nur in einer Richtung funktioniert, nämlich von RuBland hinaus in die Welt, und umgekehrt nicht?
Mit einem Gesprächspartner, mit dem ich ansonsten durchaus in vernünftigem Umgang gestanden habe, gelingt es mir plötzlich nicht mehr, diesen vernünftigen Umgang fortzusetzen, seit dieser sich in RuBland aufhält oder aufhaelt. An den Umlaeuten und dem Dreierles-B kann es doch wohl nicht liegen.
Jedenfalls ging es mir so, daB ich mit diesem Menschen, so lange er nicht in RuBland irgendwie abgetaucht war und sich nur noch mit ae's, ue's, oe's und B's in der Heimat in Erinnerung brachte, gewohnt war, einen durchaus vernuenftigen und einvernehmlichen und respektvollen Umgang zu pflegen.
Ist es nun der Wodka oder sind es die nicht vorhandenen Umlaute oder das fehlende Dreierles-B, oder die sprichwoertlich große russische Seele oder irgendwas mit der Taiga oder der Balalalaika, daB dieser mir ansonsten verstaendig erschienene Mensch nicht mehr imstande zu sein scheint, wahrzunehmen, was ich ihm mitteilen moechte?

Um ehrlich zu sein, so wahnsinnig wichtig ist es mir gar nicht, ihm das mitzuteilen, weil es sich eher um Dinge handelt, die auf der Hand liegen, um Selbstverstaendlichkeiten, die man sich unter gescheiten Menschen nicht groB erklaeren muB, die man wahrnimmt oder auch nicht, und wenn nicht, dann helfen alle Erklaerungen auch in ausgeschriebenen Umlaeuten und Dreierles-B's auch nicht weiter.

Rein technisch haette mich das jetzt aber schon interessiert: Kann man in RuBland deutsche E-Mails lesen und begreifen, oder gibt es da Einschraenkungen der Wahrnehmung.

Mit oesterlichen GrueBen nach RuBland,
Ihr in christlicher Langmut jeglichen Ohrfeigen standhaltender
WL

(Die rechte steht zu Ihrer voelligen Verfuegung)
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Matthias Draeger am 10.04.2004 um 13.50

Hier gibt es einiges (!), nur keine Nordwest-Zeitung.

Bei dieser Gelegenheit ein kleiner Tip: Fuer Geschaeftsreisende nach Moskau ist unbedingt das Hotel RuBland zu empfehlen. Es liegt am Roten Platz und ist ideal als Treffpunkt.
Im Hotel "Baltic" gegenueber beginnen die Zimmerpreise bei etwa 550.- Dollar... Im Hotel RuBland zahlt man fuer ein Zimmer unter 100,- Dollar.
Das Hotel ist R I E S I G, angeblich 10.000 Zimmer!!
Richtig ist auf jeden fall, daB man von der einen Seite zur anderen gut 8 Minuten unterwegs ist, wenn man flott geht.
Und ein Fruehstueck im 21. Stock ist ein Erlebnis, der Blick ueber Moskau mit seinen mit purem Gold belegten Zwiebeltuermen der Kirchen unvergleichlich.
Das Hotel, das in jeder Hinsicht ein Denkmal des riesigen RuBlands ist, wird es wahrscheinlich nicht mehr lange geben, es soll im naechsten Jahr wohl leider abgerissen und wahrscheinlich durch einen Chrom-Glitzerpalast im internationalen Null-Format ersetzt werden, wie er so in jeder beliebigen Metropole stehen koennte.

Uebrigens: In den Deutschkursen der Universitaet Tver habe ich gelernt, daB man das Szet sehr gut durch das groBe B ersetzen kann. Das geht optisch besonders dann sehr gut, wenn die Typen mager sind (bei der eher halbfetten Schrift hier im Forum gelingt der optische Szet-Eindruck leider weniger gut).

Falls noch jemand in Deutschland ist: bitte die entsprechende Seite der Nordwestzeitung abschreiben und einstellen, oder einfach an mein Buero senden:
Reichl Verlag, Frau Hitzel, Auf dem Haehnchen 34, 56329 St. Goar. Danke.



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Matthias Draeger


eingetragen von margel am 10.04.2004 um 11.56

Hallo, heute hat die Nordwest-Zeitung wie auch ihr Ableger Ostfriesen-Zeitung eine ganze Seite über die RR, darin Interviews mit Ickler, Augst, Sauer, W. Schneider. kann man das mal auf die Nachrichtenseite bringen?


eingetragen von J.-M. Wagner am 08.04.2004 um 20.49

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Warum hat man diese Truppe nicht schon damals von ihrem Auftrag entbunden, mit dem sie so offensichtlich überfordert war?
Versuch einer Anbtwort: Unter anderem vermutlich deshalb, weil sie es frühzeitig verstanden hat, sich selbst ein hinreichend gutes Zeugnis auszustellen. Ich denke dabei an das berühmt-berüchtigte „Hearing“ von 1993, zu dem Stellungnahmen bzw. Gutachten von Horst Sitta, Güunther Drosdowski und Rudolf Hoberg vorlagen. Man kann es bei Heide Kuhlmann nachlesen: Kapitel „Das Reformprojekt“, Abschnitt „Das Vorgehen“, beginnend kurz hinter Fußnote 288 und bis etwas vor Fußnote 299.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 08.04.2004 um 15.26

Vielleicht steht diese Notiz schon irgendwo, ich bin gerade noch einmal darauf gestoßen:

In einer Broschüre zum 25jährigen Bestehen des IDS berichtete Mentrup 1989 über den Stand der Arbeiten zur Rechtschreibreform. Er beschließt seinen rund 7 Seiten langen Bericht mit der Frage: "Haben Sie bemerkt, das dieser Beitrag nach dem 'Vorschlag zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung' geschrieben ist?"

Nachdem das wichtigste Anliegen der Reformer, die "gemäßigte Kleinschreibung", zurückgestellt worden war, blieb an Änderungen, was diesen Artikel betrifft, nur noch die Einheitsschreibung "das" auch für die Konjunktion - wofür der zitierte Satz gleich ein Beispiel liefert; der Text enthält noch drei weitere, darunter diese Stelle:

"Es geht heute nicht mehr an, das nach der ersten Welle der öffentlichen Stellungnahmen mit der öffentlichen bzw. veröffentlichten, zum Teil negativen Kritik diese in der Öffentlichkeit undiskutiert bleibt ..."

Man muß hier eine ganze Weile lesen, bis man merkt, daß es sich nicht um den Artikel "das", sondern die Konjunktion handelt - nicht gerade ein Gewinn.

Das Erschütterndste ist aber, daß Mentrup zugleich auf die dreißig (!) Sitzungen der Reformkommission allein seit 1977 hinweist, die er selbst organisiert hat (weshalb er es übrigens nicht gut vertragen hat, daß ihm Augst vor die Nase gesetzt wurde). Hier kreißte also wirklich der berühmte Berg, um ein Mäuschen zu gebären. Mentrup hätte allen Grund gehabt, nicht aufs neue sein provokatives Sätzchen an den Schluß zu stellen.

Warum hat man diese Truppe nicht schon damals von ihrem Auftrag entbunden, mit dem sie so offensichtlich überfordert war?

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Th. Ickler


eingetragen von margel am 08.04.2004 um 11.05

...dann hoffen wir alle auf ein klärendes Wort von Prof. Ickler. Und fast nie hoffen wir vergeblich, höchstens, wenn ihm, dem Vielbeschäftigten, das Ganze zu dumm ist. Sie haben dies sehr schön gewürdigt, lieber Herr Scheuermann. Ich möchte sagen, sobald Th. Ickler gesprochen hat , fühlt man sich wieder gut aufgehoben wie in Abrahams Schoß. - Noch eine kleine Bemerkung zum raschen Verfall medizinischer Weisheiten: Ich mache es gerade umgekehrt und halte die Wahrheit von heute für den Irrtum von morgen.


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 08.04.2004 um 10.13

Es ist eine der vornehmsten Tugenden des Wissenschaftlers, immer wieder neu zu zweifeln. Ein paar kraftvoll vorgebrachte Argumente - und schon erscheint ihm unsicher, was er zum sicheren Bestand seines Wissens zählte.
Dazu steht eine schier unfaßbare Glaubensbereitschaft keineswegs im Widerspruch. Gerade in Wissenschaftsbereichen mit einem hohen Innovationstempo - wie derzeit in der Biologie und Medizin - hat man zuletzt immerfort den Umsturz von Dogmen erleben müssen, so daß man sich auf der sicheren Seite wähnt, wenn man dem überraschend Neuen erst einmal Glauben schenkt. Parallel hat sich eine ungeheure Facettierung der Wissenschaft ausgebildet (ein fortgesetzter Prozeß), die den einzelnen Wissenschaftler sich immer mehr "auf der sicheren Seite" wähnen läßt, je eher er sich auf seine Facette beschränkt.

Außerhalb derselben vertraut er dem Urteil von Fachgesellschaften und anderen Autoritäten - wie er ja auch nicht will, daß "Fachfremde" ihm in seine ureigene "Facettensuppe" spucken. Ein Wissenschaftler für das Fach "Deutsch als Fremdsprache" wird also einen Deibel tun, sich in so allgemeine Felder wie Rechtschreibung und Grammatik hinauszuwagen. Da gibt es ja schon das mächtige Institut für Deutsche Sprache, neuerdings tummelt sich da auch noch eine Akademie - da geht man doch besser eine Kooperation mit einer PH ein und spezialisiert sich (z.B.) für "Hochschuldidaktik und Deutsch als Fremdsprache".

Das wäre jedenfalls eine typische Reaktion - nicht anecken, niemandem weh tun! Es ist ein großer Glücksfall für die deutsche Sprache, daß es in Professor Ickler einen Wissenschaftler gibt, der anders ist als diese zeittypische Variante. Er verkörpert den Typus des Gelehrten, bei dem das Streben nach Erkenntnis zu einem Verständnis geführt hat, zu dem er sich dann auch offen und streitbar bekennt (nebenbei eine wahrscheinliche Grundbedeutung des Titels "Professor"). Ein solches Verständnis ist nicht verhandelbar. (Es kann allenfalls aufgehoben werden durch Argumente, die zu einem noch tieferen Verständnis führen.)

Ich habe in den Jahren, seit ich hier beteiligt sein darf, dazugelernt - und beileibe nicht nur in Sachen deutsche Rechtschreibung. Vieles davon verdanke ich Professor Ickler, und ich bin sicher, daß meine Dankbarkeit hierfür von den allermeisten Besuchern dieser Seiten geteilt wird. Folgen wir Icklers Aufruf, unnötigen Streit zu vermeiden und unsere Kräfte zusammenzufassen, um die Gunst der Stunde zu nutzen - dann liegt das Ziel in erreichbarer Nähe!
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Theodor Ickler am 08.04.2004 um 05.22

Auch für die vielen Mails, die ich bekommen habe! Das Ganze kommt mir arg übertrieben vor, aber wenn es der guten Sache nützt ....

Und damit komme ich zu einer Bitte: Es hat in der letzte Zeit viel unnötigen Streit gegeben, weil manche von uns vergessen haben, daß wir eigentlich nur den Kampf gegen die Rechtschreibreform gemeinsam haben, darüber hinaus aber keine Gesinnungs- oder gar Herzensgemeinschaft haben müssen. Für Seitenbemerkungen gibt es eine eigene Rubrik, und die hat nach meinem Verständnis immer gerade den Zweck gehabt, die Hauptstränge freizuhalten. Kurz, mit einer Beschränkung auf das eigentliche Thema hätte sich manches Unerquickliche vermeiden lassen.

Der Streit kommt mir besonders sinnlos vor, weil wir gerade in einer ganz entscheidenden Situation sind, die einen wohlüberlegten Einsatz aller Kräfte erfordert. Noch nie war so viel Hoffnung wie heute, Hubert Spiegel hat es angedeutet.

In Kürze erscheint mein Buch "Rechtschreibreform in der Sackgasse - Neue Dokumente und Kommentare". Es enthält für die regelmäßigen Besucher dieser Seiten nichts Neues, faßt aber die gegenwärtige Lage und alle wesentlichen Argumente noch einmal übersichtlich zusammen. Daraus ergibt sich m. E. zwingend, was wir jetzt zu tun haben, und wer es sich vor Augen führt, wird jeglichen Streit aufgrund persönlicher Unverträglichkeiten für ebenso fehl am Platz halten wie ich.

In meiner neugewonnen Altersweisheit möchte ich noch anfügen: Wenn man gegen einen anderen besonders heftig wird, liegt der Grund meist darin, daß man selber mit irgend etwas nicht fertiggeworden ist. Oft eine schmerzliche Einsicht, aber heilsam. Wie kommt man da wieder heraus? Am besten durch neue Arbeit an den Sachen, um die es geht. Das Verzeihen kann sich irgendwann anschließen. Ein wenig Humor und Selbstironie kann auch nicht schaden, auch wenn es nicht jedem gegeben sein mag.
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Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 08.04.2004 um 04.49

Da bin ich wohl schon etwas spät dran - ?

Dennoch - herzliche Glückwünsche!

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http://www.vrs-ev.de/


eingetragen von margel am 07.04.2004 um 14.34

Und gönnt Euch mal eine Stunde des heiteren Vergessens. So lange schauen wir leider nicht live Dabeiseinkönnenden den Fummlern auf die Finger, so gut wir können.


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 07.04.2004 um 13.24

Während unsere Compagnie in Spardorf feiert, ist es ein Trost, daß es nicht nur eine Académie in Deutschland gibt - und bis auf die Leopoldina sind ja wohl alle anderen an Bord.
Eine Akademie über den Tisch zu ziehen - chapeau!
Aber ich habe doch die Hoffnung, daß es mit allen anderen nicht ganz so einfach gelingt.
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Norbert Schäbler am 07.04.2004 um 13.08

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Wer hätte gedacht, daß die Akademie so anstandslos den von der KMK ausgelegten Köder schlucken würde! Diese ist der strahlende Sieger des Unternehmens:

Fraternité et solidarité
Wer hätte gedacht, daß es so endet, daß Brüderschaft und Brüderlichkeit sich einmal des faden Beigeschmacks der „Saufkumpanei“ erwehren müßten.

Mit Verlaub: ich!
Das habe ich bereits am 18.03. geahnt (im Rechtschreibforum: „ab wann – Science-fiction“).

Ein Haufen von Schärpenträgern und Scherbenverursachern bevorzugt nämlich seit jeher die flüssige Lösung von Problemen.



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nos


eingetragen von margel am 07.04.2004 um 07.53

Wer hätte gedacht, daß die Akademie so anstandslos den von der KMK ausgelegten Köder schlucken würde! Diese ist der strahlende Sieger des Unternehmens: 1. Sie hat sich aus der Abhängigkeit von der Kommission befreit. 2. Die DASD als ein immerhin nicht unbedeutender Kritiker ist "eingebunden" und dadurch neutralisiert. 3. Der Öffentlichkeit kann man sagen: "Seht her, wir sind durchaus lernfähig und für Kritik offen - aber konstruktiv muß sie sein." - Und das alles ohne nennenswerte Kosten! Nun reichen sich die einstigen Erzfeinde die Hand, allerdings über Gräbern. Sie beugen sich über den Misthaufen Rechtschreibreform und müssen so tun, als ob es um die Rettung eines großen Unternehmens ginge. Die einen aus nackter Existenzangst, die anderen vermutlich, um auch ein Zipfelchen der geborgten Macht zu erwischen. The Show must go on - es wird spannend.
– geändert durch margel am 07.04.2004, 16.53 –


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 07.04.2004 um 07.16

Unübertroffen an Engagement, Kenntnisreichtum und Genauigkeit, unbestechlicher Chronist.

So charakterisiert Hubert Spiegel Professor Ickler in der heutigen FAZ in einem kurzen Beitrag zu dessen 60. Geburtstag.
Mit den besten Wünschen zu diesem Ehrentage schließe ich mich an.
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 07.04.2004 um 07.07

"Hauptziel der Wissenschaft ist die rationale, nachvollziehbare Erkenntnis der Zusammenhänge, Abläufe, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten der natürlichen wie der historisch und kulturell geschaffenen Wirklichkeit; ..."
(nach dtv-Brockhaus, 1988)

Also ist das so genannte gräuliche Schnäuzen einfach eine tolle Patschigkeit - keine Wissenschaft - es tut mir mehr als ein Quäntchen Leid.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Reinhard Markner am 06.04.2004 um 21.40

War nur eine Anspielung auf Hegels Spruch "Um so schlimmer für die Tatsachen" und ein ebenso harmloser Spott über die sich tatkräftig dünkenden Entscheidungsträger in der Politik.


eingetragen von Norbert Schäbler am 06.04.2004 um 18.06

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
In Wirklichkeit haben ja die Wissenschaftler die Politik besiegt, denn die Politiker wußten bekanntlich nicht so genau, worauf sie sich einließen. Um so schlimmer für die Tatkräftigen.

Wen meinen Sie damit, Herr Markner?
Die Kräftigen?
Die Untätigen?
oder die
Kraftlosen?
und
Reumütigen?

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nos


eingetragen von Reinhard Markner am 06.04.2004 um 15.29

In Wirklichkeit haben ja die Wissenschaftler die Politik besiegt, denn die Politiker wußten bekanntlich nicht so genau, worauf sie sich einließen. Um so schlimmer für die Tatkräftigen.


eingetragen von Norbert Schäbler am 06.04.2004 um 14.43

... lieber Herr Ickler,

solchen Schlachtruf mit ähnlich fataler Wirkung gab es schon früher, und jener war massenwirksam: weil kürzer, paroliger und aktivistisch!
Eisenbergs Slogan dagegen ist zutiefst "Leid" tragend und mitleiderweckend.

Die Parole vom Frühjahr 1971 lautet: "Haut den Huber in den Zuber!"

Danach kam es in Bayern zur Dynastie der Maiers und X-meiers.
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nos


eingetragen von Theodor Ickler am 06.04.2004 um 12.58

... man ist ja auch nur ein Mensch, und manchmal wird man emotional, besonders wenn es so geballt vor einem liegt, das ganze Zeug. Wie kann man mit solchen Leuten überhaupt "verhandeln"? Eisenberg ist vor Jahren mit großem Getöse aus der Kommission ausgetreten und sitzt nun doch wieder mit denselben Leuten an einem Tisch. Ich sehe Augsts zufriedenes Grinsen über diesen Kniefall vor den "Machtverhältnissen". Am Ende wird der eine dem anderen diese oder jene Getrenntschreibung abgehandelt haben. Ein abgeschmacktes Spiel, das nur "hier zu Lande" möglich ist.

Abstoßend auch, wie die Kultusminister, weil sie sich seinerzeit auf Gedeih und Verderb in die Hände der Reformer begeben haben, nun jeden Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission ganz vortrefflich zu finden vorgeben müssen. Jede Kritik an den Zwölf Weisen wäre automatisch ein Schuß ins eigene Knie. Dabei wissen Krimm usw. natürlich ganz genau, was sie von den zwölfen zu halten haben.

Leider scheint den Herren von der DASD jeder Sinn für das Abstruse ihrer Situation abhanden gekommen zu sein. Eisenberg hat vor acht Jahre die Parole "Wir haben verloren! Die Politik hat die Wissenschaft besiegt!" auf seine Fahne geschrieben, und nun zieht die ganze Akademie für Sprache und Dichtung hinter ebendieser Fahne her! Ein ähnlich seltsamer Schlachtruf ist noch nie vernommen worden.
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Th. Ickler


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 06.04.2004 um 08.51

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Manchmal, wenn ich sehe, wie jemand so genannt oder schnäuzen schreibt, möchte ich ihn am liebsten fragen: "Benehmen Sie sich zu Hause auch so?"

Wäre dieser Beitrag von Ickler ein Zug in einem Schachspiel, so würde dieser typischerweise so kommentiert: "Sehr feiner Zug!"
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Theodor Ickler am 05.04.2004 um 14.56

Manchmal, wenn ich sehe, wie jemand so genannt oder schnäuzen schreibt, möchte ich ihn am liebsten fragen: "Benehmen Sie sich zu Hause auch so?"

Ich sichte gerade das Material für ein weiteres Buch, und es drängt sich mir wieder einmal auf, wie unsäglich vulgär das Ganze ist.

Und dann die Rechtfertigungsversuche (Schaeder, Augst, Zabel, Heller). Ich kann plötzlich nachfühlen, warum Munske Knall auf Fall aus der Zwischenstaatlichen Kommission ausgeschieden ist. Es muß, über die Einsicht hinaus, eine Portion Ekel mitgespielt haben.
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 30.11.2003 um 06.16

Hier ist, als Argumentationshilfe für verschiedene Gelegenheiten, ein kurzer Text, den ich heute morgen verfaßt habe:


Die Antiquiertheit der Reformorthographie

Die Urheber der Rechtschreibreform gelangten schon vor deren Inkrafttreten zu der Einsicht, daß Korrekturen an den neuen Regeln "unumgänglich notwendig" seien. Ihre Vorschläge scheiterten am Einspruch der verantwortlichen Politiker, die nach der vorfristigen Einführung an den meisten deutschen Schulen fürchteten, neue Unruhe und Ablehnung in der betroffenen Bevölkerung und wirtschaftliche Schäden bei den Schul- und Kinderbuchverlagen zu erzeugen. Bis die Übergangsfrist im Sommer 2005 abläuft, müßten jedoch die schlimmsten Irrtümer der Reform korrigiert werden; das wird auch in den Berichten der Zwischenstaatlichen Kommission angekündigt. Im Laufe der Jahre sind auch von Außenstehenden eigene Revisionsvorschläge unterbreitet worden, vor allem von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, deren Kompromißvorschlag allerdings mehr Probleme aufwirft, als er löst. Eine überzeugende Neufassung der gesamten Reform ist bisher nicht in Sicht.
Es fragt sich, ob die Neuregelung überhaupt repariert werden kann. Zweifel werden wach, wenn man sich die Entstehungsgeschichte vergegenwärtigt. Die Neuregelung fordert in zentralen Bereichen das Gegenteil von dem, was ihre Urheber eigentlich für richtig hielten und weiterhin halten. Diese Selbstverleugnung ist ihnen durch die Kultusministerien aufgenötigt worden, und zwar geschah die entscheidende Wende wohl zwischen einer Anhörung im Jahre 1993 und den abschließenden Wiener Gesprächen 1994, also in verhältnismäßig großer Eile. Es ist schwer zu begreifen, daß die Reformer nach dem Scheitern ihrer Hauptforderungen ("gemäßigte Kleinschreibung", Tilgung der Dehnungszeichen, Einheitsschreibung das auch für die Konjunktion, Fremdworteindeutschung) überhaupt weitermachten und sich mit einer gänzlich anderen "Reform" abfanden. Jedenfalls erklärt die verschlungene Entstehungsgeschichte, daß das Gesamtwerk nicht aus einem Guß sein konnte und mancherlei lustlos und hastig zusammengewürfelte Einzelheiten enthält.
Jedem, der zum erstenmal mit den neuen Regeln bekannt wird, fällt wohl eine gewisse Rückwärtsgewandtheit auf. Nachdem jahrzehntelang die Kleinschreibung der Substantive als gesellschaftspolitisch äußerst wichtige Reform gefordert worden war, soll nun überraschenderweise sogar eine vermehrte Großschreibung gelten: des Öfteren, Leid tun usw. Man erinnert sich, daß ein solcher Vorschlag schon vor langer Zeit von dem österreichischen Ingenieur und Hobby-Linguisten Eugen Wüster gemacht, von den heute noch tätigen Reformern jedoch als untauglich zurückgewiesen worden war.
Die vermehrte Großschreibung ist teilweise grammatisch falsch, wie bei Leid tun, wo die Reformer - wohl aus Unkenntnis - ein Adverb mit einem gleichlautenden Substantiv verwechselt haben. Im Falle von Recht haben übersahen sie die nachweisbare Desubstantivierung, vgl. wie recht du hattest usw. (hier wäre die Großschreibung ebenfalls grammatisch falsch). Noch eindeutiger archaisierend sind die Großschreibungen des Öfteren, im Allgemeinen usw. Sie waren im Laufe des 19. Jahrhunderts weithin üblich geworden, wahrscheinlich unter dem Einfluß der Volksschullehrer, die auch heute noch recht gern mit der mechanischen "Artikelprobe" arbeiten, um den substantivischen, zur Großschreibung führenden Charakter eines Wortes aufzudecken. Aber Wilmanns und andere Orthographen bezeichneten diese Tendenz schon damals als übertrieben und votierten für die textsemantisch sinnvollere Kleinschreibung in adverbialen Wendungen.
Für die wiedereingeführte Großschreibung der Tageszeiten (heute Abend) läßt sich nicht einmal die Artikelprobe anführen. Es waren die Reformer selbst, die nachgewiesen haben, daß syntaktisch an dieser Stelle überhaupt kein Substantiv stehen kann. (Die Wörterbuchverlage sind inzwischen sogar angewiesen worden, auch die Variante heute Früh noch in ihre Wörterverzeichnisse aufzunehmen, die von den Reformkritikern eigentlich nur als Reductio ad absurdum ins Spiel gebracht worden war.)
Ebenso überholt wirkt die vermehrte Getrenntschreibung. Hier verfügen wir sogar über den mehrmals ausdrücklich verkündeten Vorsatz der Reformer, einer Tendenz der Sprachgemeinschaft zur Zusammenschreibung "entgegenzuwirken" (Augst et al. (Hg.) 1997, S. 203. Internationaler Arbeitskreis für Orthographie 1992, S. 146). Diese Tendenz gibt es seit mehreren Jahrhunderten, und es fragt sich, ob die Reformer den Sinn einer solchen Entwicklung überhaupt erkannt hatten, als sie sich entschlossen, ihr "entgegenzuwirken". Bei Verben unterscheidet man mit der Zusammenschreibung den Verbzusatz vom Adverbial: aneinanderhängen vs. aneinander hängen usw.; bei Partizipien erfordert die Grammatik in vielen Fällen zwingend die Zusammenschreibung der adjektivisch zu deutenden Komposita: sehr aufsehenerregend usw.; die verordnete Neuschreibung sehr Aufsehen erregend ist grammatisch falsch und wurde bereits unterderhand (neu: unter der Hand, auch dies ein Archaismus) wieder zurückgenommen.
Die Aufspaltung guter alter Wörter wie Handvoll und sogenannt ist gänzlich rückwärtsgewandt. Wie man im Grimmschen Wörterbuch nachlesen kann, sind Zusammenrückungen wie Handvoll, Mundvoll, Armvoll usw. seit Jahrhunderten in Gebrauch und in den Mundarten längst zu Hampfel, Hämpfele, Mumpfel, Arfel usw. verschmolzen.
Auffallendstes Kennzeichen der Neuregelung ist bekanntlich die ss-Schreibung (Kuss); in manchen Verlagen und Redaktionen beschränkt man sich darauf, diese Regel zu übernehmen, um zu zeigen, daß man die Rechtschreibreform "nicht grundsätzlich ablehnt" (wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung diagnostizierte). Es handelt sich um die "Heysesche s-Schreibung", die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich eingeführt war, bis sie 1901 der "gesamtdeutschen" Einigung auf die Adelungsche Schreibweise zum Opfer fiel. Der Verzicht fiel leicht, weil die Heysesche Schreibung, wie schon anläßlich der Ersten Orthographischen Konferenz 1876 berichtet wurde, in Österreich keineswegs beliebt war. Neuerdings hat sie sich nochmals als besonders fehlerträchtig erwiesen, und die Reformer wollten sie ursprünglich auch gar nicht wiederbeleben, sondern sich auf die Einheitsschreibung das (für das und daß) beschränken.
Daß in Zusammensetzungen drei gleiche Buchstaben aufeinanderfolgen können (Kammmolch), ist logischerweise vorauszusehen, aber schon Jacob Grimm rechnete es zum Pedantischen in der deutschen Sprache, einen Laut, der nur einmal gesprochen wird, in der Schrift dreimal zu bezeichnen, und die bayerische Schulorthographie hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits die durchgehende Vereinfachung zu zwei Buchstaben eingeführt, also auch in Sauerstofflasche. Später kam es zu dem bekannten Kompromiß, aber es war doch ein überraschender Rückgriff, als die Reformer die durchgehende Dreifachschreibung wiedereinführten. Besonders in Verbindung mit der Heyseschen s-Schreibung ergeben sich nun sehr viele lesepsychologisch und ästhetisch unbefriedigende, in anderen Sprachen gemiedene Schreibungen wie Schlusssatz usw.
Die Abtrennbarkeit einzelner Buchstaben (A-bend, O-bacht, Lesee-cke, Ruma-roma) ist seit dem Barock nicht mehr üblich gewesen; gegen ihre Wiedereinführung sprechen ästhetische und psychologische Gründe, und sogar die Reformer selbst raten von der Anwendung dieser Möglichkeit ab. Sie ist nur deshalb wiedereingeführt worden, damit entsprechende Trennungen in Schüleraufsätzen keine "Fehler" mehr sind. Schüler wären gleichwohl auf das Ungeschickte solcher Schreibweisen aufmerksam zu machen. Ihre Neubelebung scheint unnötig.
Diese Beispiele zeigen, daß die Neuregelung bereits in ihrer grundsätzlichen Orientierung weder den Erfordernissen einer modernen Orthographie genügt noch die tatsächliche Entwicklung der geschriebenen Sprache hinreichend berücksichtigt. Eine Revision wäre deshalb schwerer durchzuführen als das schlichte Weitergeltenlassen der bisherigen, in Jahrhunderten entstandenen und, wenn man von einigen leicht behebbaren Duden-Haarspaltereien absieht, bewährten leserfreundlichen Orthographie.
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Th. Ickler


eingetragen von Norbert Schäbler am 07.11.2003 um 14.01

Aus der Sicht eines reformkritischen Lehrers stellt sich der von Margel angeschnittene Sachverhalt wie folgt dar:
Lehrer und Pädagogen müssen zeitlebens bemüht sein, das jeweils Beste und Funktionsträchtigste weiterzugeben, denn es widerspricht dem Berufsethos, sich nur mit dem Zweitbesten zufriedenzugeben.
Eine „ordre de Mufti“, die verbietet oder verhindert, daß Besseres und besser gelehrt wird, ist ein Erkennungsmerkmal für totalitäre Staaten.


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nos


eingetragen von margel am 07.11.2003 um 11.25

Daß in einem Wörterbuch das allgemein Übliche verzeichnet ist, bedeutet nicht zwangsläufig, daß damit in Zeiten des "Sprachverfalls" (falls es so etwas überhaupt gibt) auch ein schleichender Niveauverlust verbunden wäre. Bleibt man beim Wekzeugcharakter der Orthographie, so wird man sich hier, genau wie beim richtigen Gebrauch eines Handwerkzeugs, an den Meistern orientieren. Die Rechtschreibung unterlag bisher einem stetigen Optimierungsprozeß, der erst durch die Reform gewaltsam unterbrochen wurde. Leitideen waren Eindeutigkeit, Verständlichkeit u.a. - Mit "falsch" und "richtig" kommt man als Reformgegner schnell auf dünnes Eis. "Du tust mir Leid" ist ja nicht einfach falsch. Es drückt nur nicht das aus, was man eigentlich sagen will, ist also schlecht, unbauchbar und unangemessen. Der Widerwille gegen die Reformschreibungen rührt meiner Meinung nach, zumindest bei den Sprachgebildeten, gerade von diesem erzwungenen Rückschritt hinter einen bereits (mit Anstrengung) erreichten Entwicklungsstand her.


eingetragen von Christian Melsa am 06.11.2003 um 09.52

Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler:
Ein Wörterbuch, das den Sprachgebrauch beschreibend darstellt, kann ohne weiteres normativ ausgelegt werden, und zwar steht unsichtbar über jeder Seite: "Wenn du dich an das allgemein Übliche halten willst, dann schreib so, wie es hier steht."

Was aber, wenn die Meinungen darüber, was allgemein üblich ist, auseinandergehen? Genau diesen Fall haben wir ja aktuell vorliegen. Allerdings in einer ziemlich drastischen Weise, weil die Reformer ja letztlich ganz willkürliche Normveränderungen vorgenommen haben. Doch auch ohne Reform kann es sich ergeben, daß unterschiedliche Ansichten über das allgemein Übliche miteinander konkurrieren - oder einfach koexistieren. Was heute als verschiedene, ganz eigene Sprachen aufgefaßt wird, etwa Deutsch und Niederländisch, ist schließlich auch einmal aus einer gemeinsamen Wurzel hervorgegangen. Im genannten Beispiel ist das noch gut erkennbar, aber die Unterschiede sind doch schon so groß, daß beträchtliche Verständigungsschwierigkeiten auftreten (die ich allerdings auch bei manchen Schwaben habe). Einerseits kann man nun annehmen, daß heutzutage im Zeitalter der schriftlichen Kommunikation und weltweiten elektronischen Vernetzung die Entfremdungskräfte nicht mehr so groß sind, dafür ist aber im Internet ein deutlich niedrigeres orthographisches (überhaupt sprachliches) Niveau zu beobachten als aus gedruckter Literatur gewohnt. Wobei auch in letzterer das Niveau sinkt, einerseits durch ein Angebot, das von der Leichtigkeit, mit der jedermann heutzutage Druckwerke herstellen kann, geprägt ist, andererseits durch allerorten eingesparte Korrektorate und den hier hinreichend bekannten Störfaktor Rechtschreibreform.

Es steht also immerhin zu befürchten, daß die Güte der Verfügungsmasse, aus der ein Wörterbuchmacher künftig das allgemein Übliche abschöpft, deutlich absinkt. "Wenn du dich an das allgemein Übliche halten willst, dann schreib so, wie es hier steht" - wenn das allgemein Übliche aber nun immer minderwertiger wird, an welcher Stelle wäre anzusetzen, um den Abwärtstrend aufzuhalten? Wenn alles nicht mehr so furchtbar genau genommen wird, wird es immer mehr Varietät geben, und dann muß der Wörterbuchmacher immer stärker selektieren, was irgendwann mit dem Anspruch "das allgemein Übliche" auf Kollisionskurs geraten könnte. Und die meisten Menschen wollen ein Wörterbuch, das als letzte Instanz in einer Sprachfrage angerufen werden kann. Es liegt nahe, sich ein Wörterbuch zu wünschen, das als positives Vorbild dienen kann. Oder müßte es dann verschiedene Wörterbücher geben - einen Band mit dem "allgemein Üblichen" und einen anderen mit dem "eigentlich Empfehlenswerten"?


eingetragen von Wolfgang Wrase am 06.11.2003 um 06.22

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest
Wie können Sie beurteilen, Herr Wrase, was ''so gut wie immer'' auszuschließen ist?
Ich habe da nicht allgemein gesprochen, sondern mich auf CD-ROM vs. CD-Rom bezogen, was auch schon in der Überschrift zu lesen war.

Es gibt bei diesem Beispiel auch keine ''Verdunkelung des Abkürzungscharakters'', jedes Kind weiß heutzutage, wofür ROM steht. Das gehört zur technischen Allgemeinbildung.
Ich habe geschrieben, daß früher der Begriff erst noch zu lernen war, so daß man sich anfangs einmal gefragt hat, was "ROM" eigentlich bedeutet. Heute interessiert es in aller Regel nicht mehr, was hinter "ROM" steckt, wenn jemand von CD-ROMs spricht. Es geht nicht darum, ob hier ein abrufbares Wissen vorhanden ist, sondern ob es so bewußt ist, daß es die spontane Schreibung bestimmt. Es handelt sich in diesem Sinne um eine Verdunkelung des Abkürzungscharakters. Man sagt "CD-ROM", weil es eben so heißt, man denkt nur noch ausnahmsweise an "Read-Only Memory", nicht wahr? Das ist ja einer der Gründe dafür, daß sich die Schreibweise ...-Rom ausbreitet, neben der Aussprache.

Ob die meisten Kinder heutzutage noch wissen, daß Rom eine Stadt in Italien ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. Sie tun ja so, als ob die Einführung der CDROM bereits Jahrhunderte zurückliegen würde.
Beides sind sehr polemische Aussagen. Wenn Sie bezweifeln, daß die meisten Kinder die Stadt Rom kennen, behindern Sie, daß man Sie ernst nimmt. Zur Verdunkelung: Handlungen, auch Sprechvorgänge, können schon nach wenigen Malen eine Veränderung erfahren, nicht erst nach Jahrhunderten und über zig Generationen. Schon beim zweiten Mal kommt Gewohnheit hinzu, beim dritten Mal noch mehr Gewohnheit, und mit der Gewohnheit werden ursprüngliche Motive verdunkelt. Wie oft haben wir schon CD-ROM gesagt, gehört, gelesen? Hundertmal, tausendmal?

Nein, eben nicht automatisch! Es gibt die Reform. Egal, ob sie das vorschreibt oder nicht, es wird etwas anders in der klassischen Rechtschreibung geschrieben und damit wird es als neu und richtig anerkannt.

Sie wenn jemand einen Fehler macht, und andere das nachäffen, ist das dann nicht trotzdem falsch?

Wenn Diebstahl ein Fehler ist und andere auch stehlen, ist das dann nicht trotzdem falsch? --

Ich habe von der automatischen Tendenz zu der Schreibweise CD-Rom gesprochen. Ihre Verallgemeinerung auf alle möglichen Schreibweisen ist polemisch. Noch polemischer ist Ihr Versuch, eine Parallele zum Diebstahl herzustellen.

Ich sprach nicht von künftigen Veränderungen des Sprach- und Schreibgebrauchs, ich sprach von der Verschwendung von Wortressourcen!--
Zitat Guest vom 3.11., 14.58 Uhr:
Wenn wir uns mit Rechtschreibung befassen, so müssen wir auch deren zeitliche Komponente berücksichtigen. Regeln nur für hier und jetzt sind relativ sinnlos. Im Laufe der Zeit werden aus anderen Sprachen -- vielleicht wird irgendwann einmal die heutige Rolle des Englischen durch andere Sprachen ersetzt -- neue Begriffe von uns übernommen werden bzw. übernommen werden müssen. Bei dem u.a. auch durch unsere Technik immer weiter steigenden Bedarf an neuen Begriffen zur Bezeichnung neuer Sachverhalte und Produkte wird dann die Wahrscheinlichkeit solcher Überschneidungen steigen.

Hier sprechen Sie in spekulativer Weise ausführlich über künftige Veränderungen des Sprach- und Schreibgebrauchs.

Zitat Guest vom 3.11., 17.16 Uhr:
Es mag sein, daß die von Ihnen gefundene Schreibweise von CD-ROM ... heute noch nicht zu einer Verwechselung führt ... Hier kommt die "zeitliche Komponente ins Spiel". Stellen Sie sich vor, in den nächsten Jahren werden auf allen Gebieten unseres Seins Tausende solcher Initialwörter produziert, denen man diese Herkunft durch eine bequeme Normalschreibung nicht mehr ansieht.

Auch hier sprechen Sie in spekulativer Weise über künftige Veränderungen des Sprach- und Schreibgebrauchs.

Und jetzt dementieren Sie das. Ehrlich gesagt, ich möchte mit einer polemischen und schlampigen Argumentation nichts zu tun haben und werde deshalb auf Ihre Beiträge nicht mehr eingehen.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.11.2003 um 04.20

Ich habe das Verhältnis von Beschreibung und Norm immer so gesehen: Ein Wörterbuch, das den Sprachgebrauch beschreibend darstellt, kann ohne weiteres normativ ausgelegt werden, und zwar steht unsichtbar über jeder Seite: "Wenn du dich an das allgemein Übliche halten willst, dann schreib so, wie es hier steht." (Kant würde von einer Klugheitsregel sprechen.) Es bedarf also keiner normsetzenden Instanz, sondern der Wille des Nutzers macht aus der Beschreibung einen Ratschlag, eine Empfehlung. Auch ein "naturalistischer Fehlschluß", Horror aller Philosophen, kommt nicht zustande. Es wäre eine Wohltat, könnte man die Schule ebenfalls auf diese Linie bringen.

Übrigens ist das Deutsche Institut für Normung jederzeit zur Rechtschreibreform befragt worden und war auch bei der Mannheimer Anhörung anwesend, allerdings ohne etwas Erinnernswertes beizusteuern.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 06.11.2003 um 03.32

Ursprünglich eingetragen von guest:

Wenn Diebstahl ein Fehler ist und andere auch stehlen, ist das dann nicht
trotzdem falsch? -- Nun ja, wir sind ja in einer Demokratie. Wenn eine
Mehrheit entscheidet, daß Diebstahl fortan richtig ist, nicht mehr unter
Strafe gestellt ist, dann ist er eben richtig. Dann wird niemand mehr bezahlen,
sondern sich seinen Lebensunterhalt nur noch zusammenstehlen. Dann haben wir
die Gesellschaft verändert! -- Ob sie dann auch besser ist?


Kleiner Exkurs dazu: An sich ist Eigentum ja immer zu einem gewissen Grade auch Diebstahl. Der klassische Diebstahl ist, wenn man jemandem etwas ohne dessen Einwilligung und ohne Gegenleistung wegnimmt. Inwieweit Eigentum Diebstahl ist, hängt immer davon ab, wie sich im Güterverkehr Preise ergeben. Es ist ja nicht so, daß immer alle an einem Handel Beteiligten automatisch mit dem Preis einverstanden sind, zu dem das Gut gehandelt wird. Man könnte meinen, es sei selbstverständlich, daß das Ideal nicht in Richtung Diebstahl zu suchen ist. Das Ideal liegt im gerechten Ausgleich, aber so selbstverständlich scheint das nicht zu sein; die Erkenntnis bedarf schon einer angewandten Vernunft. Die Vernunft liegt leider allzu oft brach bei den Menschen. Dummerweise ergibt sich automatisch, daß auf der Grundlage des Egoismus am leichtesten Machtstrukturen zu errichten sind, weil der Egoist sich um Belange der Gerechtigkeit nur insoweit Sorgen zu machen braucht, wie er von der Justiz verfolgt oder von denjenigen geächtet werden könnte, deren Sympathie er zur Erreichung seiner Ziele braucht, und in einer Gemeinschaft bestehen immer eine Menge Möglichkeiten zur Verschleierung der Wahrheit. Die Menge des Guten, das eine Gesellschaft hervorbringt, ist sozusagen proportional zur Menge des guten Willens.

Wie bei der Sprache sind gewisse Konventionen nötig, damit die Gemeinschaft funktionieren kann. Und weil man nicht voraussetzen kann, daß jeder immer die Konventionen in der vollen Tiefe ihres Zwecks durchschaut, bedarf es Einrichtungen der Ordnung, der Lehre bzw. Verkündigung und der Überwachung. Diese müssen nur so angelegt sein, daß sie offen zur Fehlerkorrektur an den Konventionen sind bzw. deren Anpassung an neue Gegebenheiten. Deshalb, und um Machtmißbrauch zu verhindern, müssen Überwacher ihrerseits überwacht werden.

Es reicht bei dem Normungsprozeß nicht aus, immer nur das "gegenwärtig Übliche" zu ermitteln, wenn die Entwicklung weitergehen soll. Die Entwicklung geht allerdings auch so oder so weiter. Eine Norm muß diesem Umstand gerecht werden, wenn sie nützlich sein soll. Aber es muß andererseits in der Normgenese einen Punkt geben, wo man sich auf die nüchterne Ermittlung des gegenwärtig Üblichen beschränkt. Weiterhin ist dann jedoch wichtig: Was gegenwärtig üblich ist, hat auch immer Vergangenheit, in der es zum Üblichen werden konnte. Diese Vergangenheit ist zu untersuchen und der Befund in die Entscheidung, was irgendwo zu einer offiziellen Norm erhoben werden soll, einzubeziehen. Das kann zum Beispiel bedeuten, daß man feststellt, die Vergangenheit solcher Wörter, die in Reformrechtschreibung geschrieben sind, beinhaltet eine illegitime und inkompetente Einführung, gefolgt von einer Phase, die die Minderwertigkeit der Schreibweisen deutlich gemacht hat. Ein ähnlicher Befund kann auch bei Schreibweisen auftreten, die ohne einen solchen Reformakt entstanden sind. Es gibt also Kriterien, auf deren Grundlage eine Beurteilung stattfinden muß. Schon um diese Kriterien festzulegen, aber auch um daraufhin nach ihnen zu verfahren, muß man mit dem Komplex des zu normierenden Gegenstands sehr gut vertraut sein. Dieses Expertentum ist aber nicht bei allen Beteiligten der betroffenen Gemeinschaft vorauszusetzen, daher kann zivilisierte Demokratie ohne ein gewisses Maß Vertrauen nicht auskommen.

Auch Vertrauen paßt sich an das Geschehen an. Es kann bestätigt oder enttäuscht werden. Der notwendige Informationsfluß ist stark durch die Medienkultur bedingt. Und daran sieht man schon, welch bedauernswertes Symptom das Verwerfen der alten Rechtschreibung in den meisten Informationsmedien für deren Zustand ist: Jeder weiß eigentlich, daß die neue Rechtschreibung ein Mißgriff war, aber die Informationsträger sind träger als die Information - außer der FAZ.

Wenn Sie in einer Programmiersprache eine neue Prozedur oder Funktion
definieren, dann haben Sie damit diese Sprache nicht verändert, sondern Sie
haben einfach einen gegebenen Mechanismus der Sprache benutzt.


Das entspricht in etwa der Herausbildung von Fachsprachen. Dort entstehen neue Begriffe oder neue Bedeutungen für in der Allgemeinsprache bereits vorhandene Begriffe. Es sind Benennungen für bestimmte Gegenstände, damit man diese nicht jedesmal umständlich umschreiben muß, genau wie Funktionen in einer Programmiersprache, die sie um neue Befehle erweitern, deren Inhalt man dann nicht jedesmal aufs neue programmieren muß.


eingetragen von ghest am 05.11.2003 um 19.14

Natürlich werden Normen, jedenfalls DIN-Normen, immer wieder gändert. Die letzte ganz große Änderung war die Umstellung auf das internationale SI-Einheitensystem.
Wenn die Rechtschreibung vom Deutschen Institut für Normung genormt worden wäre, wäre es wie üblich sehr demokratisch abgelaufen. Alle Betroffenen wären gefragt und ihre Meinungen berücksichtigt worden. Näheres über Normung kann man unter www.din.de erfahren. DIN-Normen werden nie "erlassen".


eingetragen von guest am 05.11.2003 um 17.27


Nette Menschen sind vielleicht nur deshalb nett, weil sie etwas von einem
wollen. Diese netten Menschen haben die einfachen und kurzen Regeln des Duden
einfach verkompliziert, so daß das Reformregelwerk nach Meinung vieler
Reformgegner weder lern- noch lehrbar ist. Dafür haben sie allgemein bekannte,
kindgerechte und leicht zu lernende Regeln wie ''Trenne nie st, denn es tut
ihm weh!'' abgeschafft. Hilfe bei ihren Deutschhausaufgaben können sich die
heutigen Schüler von ihren Eltern also kaum mehr erwarten. Allerdings müssen
die Eltern heute immer wieder neue Wörterbücher anschaffen, damit ihre Kinder
bei der immerwährenden Reform auf dem laufenden bleiben. Will nicht wissen,
wie hoch der Anteil der Reformer am Gewinn ist. Aus der Sicht der Reformer
ist ihr Handeln natürlich gut. Welchen Irrtum sollte man da einsehen und
bereinigen wollen?

Auch für das auf der menschlichen Ebene angesidelte Böse ist das gut,
was für das auf der menschlichen Ebene angesidelte Gute böse ist!

Wie können Sie beurteilen, Herr Wrase, was ''so gut wie immer'' auszuschließen
ist? Schon die nächste Reform der italienischen Post könnte statt Postleitzahlen
Kennbuchstaben bringen, die mit dem Bindestrich von der Ortsbezeichnung
ferngehalten werden.

Das ist ja gerade das Tolle an der bisherigen Rechtschreibung, daß man sich
mit diesem Regelwerk sehr eindeutig ausdrücken kann, daß diese Eindeutigkeit
in den Regeln begründet liegt und daß damit vermieden wird, daß man den
Kontext zur Herausfindung der Bedeutung bemühen muß, denn dieser ist einem
Leser nicht unbedingt bekannt.

Natürlich beeinflussen Regeln, wie Menschen schreiben werden, wollen oder
ganz einfach schreiben. Vor der Reform war das sogar allgemein anerkannt.
Nur den Reformern hat das nicht geschmeckt. Und da es den Deutschen im Blut
zu liegen scheint, sich an von der Obrigkeit vorgegebene Regeln zu halten,
mußte man die Regeln so reformieren, daß die Befolgung der neuen Regeln eine
Deregulierung der Schreibung zur Folge hat. Wirklich genial!

Es gibt bei diesem Beispiel auch keine ''Verdunkelung des Abkürzungscharakters''
jedes Kind weiß heutzutage, wofür ROM steht. Das gehört zur technischen
Allgemeinbildung. Ob die meisten Kinder heutzutage noch wissen, daß Rom eine
Stadt in Italien ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. Sie tun ja so, als ob
die Einführung der CDROM bereits Jahrhunderte zurückliegen würde.

Aber gerade wegen der Aussprache mit kurzem o im Gegensatz zum langen o der
Stadt Rom ...

In meinem Eintrag vom 03.11.2003, 17.16 habe ich klar gesagt, daß ROM anders
ausgesprochen wird als Rom!

Ich habe auch die Disziplin als eine wünschenswerte Eigenschaft aufgezeigt und
ihre Vorteile ...

Nein, eben nicht automatisch! Es gibt die Reform. Egal, ob sie das vorschreibt
oder nicht, es wird etwas anders in der klassischen Rechtschreibung geschrieben
und damit wird es als neu und richtig anerkannt.

Sie wenn jemand einen Fehler macht, und andere das nachäffen, ist das dann
nicht trotzdem falsch?

Wenn Diebstahl ein Fehler ist und andere auch stehlen, ist das dann nicht
trotzdem falsch? -- Nun ja, wir sind ja in einer Demokratie. Wenn eine
Mehrheit entscheidet, daß Diebstahl fortan richtig ist, nicht mehr unter
Strafe gestellt ist, dann ist er eben richtig. Dann wird niemand mehr bezahlen,
sondern sich seinen Lebensunterhalt nur noch zusammenstehlen. Dann haben wir
die Gesellschaft verändert! -- Ob sie dann auch besser ist?

Es gibt Dinge, die selbst in einer funktionierenden Demokratie nicht der
demokratischen Willensbildung unterworfen sein dürfen; sind sie es, wird es
zur Katastrophe kommen! Deutschland ist keine funktionierende Demokratie!
Die Rechtschreibung gehört zu diesen Dingen. Leider erkennen das selbst viele
Reformgegner nicht!

Werden Texte in Zeitungen heute nicht mehr korrigiert? Offenbar hat man das
Lektorat heute weitgehend eingespart. Da die Zeitungsredakteure das wissen,
möchten sie gerne auch mal die Schreibung von Wörtern mitbestimmen wollen und
überschütten uns mit diversen Variantenschreibungen. Vielleicht wird ja eine
davon (von den Reformern) durchgesetzt!

Ich sprach nicht von künftigen Veränderungen des Sprach- und Schreibgebrauchs,
ich sprach von der Verschwendung von Wortressourcen!

Wer behauptet denn, daß Rechtschreibung eine ''festgestellte Norm'' sei?
Dies ist der Wunschtraum derer, die nicht begreifen, was eine Norm ist und
wozu genormt wird.

Die klassische Rechtschreibung mag vielleicht die festgestellte Norm von
vor 100 Jahren sein, aber wenn Sie demokratisch sein wollen, dann müßten
Sie jeder ''Epoche'', jeder Generation die Chance geben, ihre Vorstellungen
von Rechtschreibung feststellen und normen zu lassen. Dann haben wir die
immerwährende Reform! Ganz abgesehen davon, daß man sich so nie auf eine
einheitliche Norm wird einigen können!

Was ist eine tatsächliche Norm?

Um Mißverständnisse von vorneherein auszuschlißen: Ich verstehe das Hinzufügen
neuer oder das ''Verschwinden'' alter Wörter nicht als eine ''Veränderung des
Sprach- und Schreibgebrauchs''. Noch nicht mal als eine Veränderung der Sprache,
solange sich diese Prozesse nur am Rande der Sprache abspielen und nicht in den
Kernbereich vordringen. Solche Prozesse sind natürlich und gehören zur Sprache.

Wenn Sie in einer Programmiersprache eine neue Prozedur oder Funktion
definieren, dann haben Sie damit diese Sprache nicht verändert, sondern Sie
haben einfach einen gegebenen Mechanismus der Sprache benutzt.

Natürlich kann man das auch im weitesten Sinne als eine Veränderung ansehen,
aber das ist der Sache nicht dienlich, da man dann jeden Versuch der Normierung
unter dem Hinweis der steten Veränderung als vergeblich oder unsinnig ablehnen
müßte.

So unrealistisch ist meine Vorstellung gar nicht, siehe das Englische:
Die heutige englische Orthographie entspricht im wesentlichen der vor
500 Jahren. (Hab ich mal in einem Lexikon gelesen.)
Würde man diese Orthographie heute reformieren, so hätte es seine Rolle als
Weltsprache höchstwahrscheinlich ausgespielt. Das Deutsche hat demgegenüber
den Vorteil, daß es -- der klassischen Rechtschreibung wegen -- einen größeren
Vorrat an Ausdrucksmitteln enthält: Die Umlaute, das scharfe ß, die Getrennt-
und Zusammenschreibung, die Groß- und Kleinschreibung, ein geniales System an
Kommaregeln, usw. Dies liegt vielleicht daran, daß die klassische deutsche
Rechtschreibung mehr Zeit zur Entwicklung hatte, eventuell könnte
Herr Ickler da mal etwas dazu sagen.

Man kann dieses System erweitern -- das ist eine bestimmte Klasse von
Veränderung --, aber wenn Sie nur Veränderung sagen, dann umschließt das
auch ein Abschaffen, und das ist nicht möglich. Im Gegenteil, es ist
immer möglich, daß ältere Wörter oder Ausdrucksweisen wieder aktuell werden,
z.B. durch Filme, die ein historisches Thema aufgreifen. Will man dann der
Zeit gerecht werden, wird man auch zumindest einige sprachliche Eigenheiten
wiedergeben müssen, die dann wieder in aller Munde sind.

Das ''gegenwärtig Übliche'' ist die Reformschreibe, wenn Sie sich darauf
stützen wollen ...

Wie wollen Sie dieses ''gegenwärtig Übliche'' denn feststellen? Wenn Sie
da nicht sehr gut aufpassen, werden die Reformer leichtes Spiel haben!

Es kann natürlich auch in der Sache Unzureichendes auf diesen Seiten
hinreichend dargelegt worden sein.


eingetragen von ghest am 05.11.2003 um 17.05

Endgültig aus ist es mit den Großbuchstaben, wenn aus einem Großbuchstaben-Namen ein Tätigkeitswort wird, weil es kein gutes deutsches Verb dafür gibt oder weil die Informatiker sich durch Fachchinesisch (früher 'Gaunersprache') vom gemeinen Volk abheben wollen z.B. durch 'CD rommen' u. a.


eingetragen von Christian Melsa am 05.11.2003 um 10.52

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Wrase
Sehr bald aber führen die Verdunkelung dieses Abkürzungscharakters, die Geläufigkeit des Begriffs und die Aussprache dazu, daß die Schreiber mit großer Mehrheit CD-Rom schreiben. Automatisch!

Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, und die Rechtschreibkommission wird den Wörterbüchern mitteilen, daß es CD-Romm heißen muß, denn schließlich ist der Vokal ja kurz. Wenn man schon Tipp und Stepp schreibt ...


eingetragen von Wolfgang Wrase am 05.11.2003 um 02.51

CD-ROM ist in der Tat noch eine Spur sicherer gegen falsches Lesen als CD-Rom, obwohl das CD- vor dem Rom und der Kontext ein Verwechseln mit der Stadt Rom so gut wie immer ausschließen dürften. Solche theoretischen Überlegungen für oder gegen Schreibweisen können aber nicht beeeinflussen, wie die Menschen schreiben werden oder schreiben wollen oder ganz einfach schreiben. Anfangs, als der Abkürzungscharakter von ROM noch eher präsent und der Begriff noch zu lernen war, konnte man CD-ROM als Standard anerkennen. Sehr bald aber führen die Verdunkelung dieses Abkürzungscharakters, die Geläufigkeit des Begriffs und die Aussprache dazu, daß die Schreiber mit großer Mehrheit CD-Rom schreiben. Automatisch! Was wollen wir ihnen das austreiben, was würde dieser Versuch bringen? Höchstens die Erfahrung, daß solche Erziehungsversuche jedenfalls auf Dauer nicht erfolgreich sind. Ich komme mir schon seit Jahren ziemlich blöd vor, wenn ich CD-Rom in CD-ROM korrigiere, nur weil das so im Duden steht. (Habe ich schon hunderte Male gemacht.)

Erst recht unrealistisch ist die weitergehende Vorstellung von Guest, man müsse schon heute mit geeigneten Schreibungen dafür sorgen, daß bei vielleicht eintretenden künftigen Veränderungen des Sprach- und Schreibgebrauchs dann mögliche Verwechslungen augeschlossen sind. Rechtschreibung als festgestellte Norm kann sich nicht gegen die tatsächliche Norm durchsetzen, und sie muß sich auf das gegenwärtig Übliche stützen. Ich dachte, das sei auf diesen Seiten hinreichend dargelegt worden.


eingetragen von guest am 04.11.2003 um 16.55


Was Nero in Rom anrichtete war ein Schwerstverbrechen! Es ist reichlich
geschmacklos, ein Produkt zu verkaufen, dessen Namen gedankliche Assoziationen
zu diesem Verbrechen erwecken soll, egal in welcher Schreibweise dies verpackt
ist oder ob man das im Englischen nicht mit der Stadt Rom gleichsetzen kann,
da diese dort ''Rome'' geschrieben wird. Es ist auf dem deutschen Markt und im
Deutschen steht Rom für eine Stadt. Viele werden vielleicht auch gar nicht
wissen, daß es im Englischen ''Rome'' heißt.

Statt des irreführenden Begriffs ''Brennen'' kann man auch die Begriffe
''Konfigurieren'' oder ''Personalisieren'' benutzen.

Ein ROM ist ein maskenprogrammiertes Siliziumplättchen, da wird nichts
gebrannt. ''Brennen'' in obigem Sinne könnte man allenfalls ein PROM, ein
programmable read only memory. Aber dabei werden nur Verbindungsleitungen
durchgeschmolzen.

Inwieweit der Bezeichnungstyp bei CDROM wechselt, ist mir nicht klar.
CD steht für compact disk, der Bindestrich ist also durch nichts motiviert.
Es gibt auch EPROMs für erasable programmable read only memory und EEPROMs
für electrically erasalbe programmable read only memory.

Im Englischen kommen durch Hintereinanderstellung von Substantiven entstandene
Begriffe vor, einen Bindestrich habe ich dabei aber noch nie gesehen. Warum also
einen bei der Abkürzung?


eingetragen von Christoph Kukulies am 04.11.2003 um 09.12

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theo Grunden
Die Bezeichnung der Brennprogramme der Serie „Nero Burning ROM“ soll wohl genau diese (gedankliche) Kollision ausnützen. Man trifft in Berichten darüber auch z.B. auch die Schreibweisen „Nero Burning Rom“, „Nero burning rom“ und „NERO BURNING ROM“. Auf der Verpackung der (Soft-)Ware steht's sogar so: „nero BURNING ROM“.




Das kann sich auch nur wieder eine deutsche Firma ausdenken. Rom verbrennen ist Quatsch. Im Englischen würde man eh Rome schreiben. Wenn man das Programm installiert hat, stellt es sich auf der Arbeitsfläche als kleines Bildchen (Icon) in Form eines Kollosseums in Flammen dar.

__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Theodor Ickler am 04.11.2003 um 07.42

Diese Schreibweise würde sich darüber hinwegsetzen, daß der Bezeichnungstyp mitten im Wort wechselt. Ich glaube daher nicht, daß es sich einbürgern würde. Problematisch sind zur Zeit Kfor und ein paar ähnliche Gebilde.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theo Grunden am 04.11.2003 um 07.31

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest

Würden wir das Akronym ROM für ''read only memory'' normal schreiben, so würde es mit der deutschen Schreibweise für die italienische Stadt Rom kollidieren.


Die Bezeichnung der Brennprogramme der Serie „Nero Burning ROM“ soll wohl genau diese (gedankliche) Kollision ausnützen. Man trifft in Berichten darüber auch z.B. auch die Schreibweisen „Nero Burning Rom“, „Nero burning rom“ und „NERO BURNING ROM“. Auf der Verpackung der (Soft-)Ware steht's sogar so: „nero BURNING ROM“.


eingetragen von guest am 03.11.2003 um 16.16


Natürlich sollte die Bezeichnung der Programmiersprache mit dem Wort für
grundlegend ''kollidieren''. Trotzdem ist eine Unterscheidung notwendig!

Es ist auch klar, daß man solche Initialwörter so wählt, daß sie leicht
les- und sprechbar sind und in Beziehung zu dem Bezeichneten stehen. Dies zu
erreichen wird aber manchmal ziemlich schwierig sein. Es mag sein, daß die
von Ihnen gefundene Schreibweise von CD-ROM -- warum nicht CDROM? -- heute
noch nicht zu einer Verwechselung führt, es weicht aber ohne Not vom Prinzip
ab. Außerdem wird ROM anders gesprochen wie Rom. Solche Abweichungen vom
Prinzip um der Bequemlichkeit willen machen es dem Lernenden dann eben
schwieriger. Hier kommt die ''zeitliche Komponente ins Spiel''. Stellen Sie
sich vor, in den nächsten Jahren werden auf allen Gebieten unseres Seins
Tausende solcher Initialwörter produziert, denen man diese Herkunft durch
eine bequeme Normalschreibung nicht mehr ansieht. Wer findet sich da noch
zurecht. Das bißchen Disziplin beim Schreiben ist später eine große
Erleichterung beim Lesen und Verstehen. Ein Regelwerk ist nur dann sinnvoll,
wenn man sich auch daran hält.


eingetragen von Theodor Ickler am 03.11.2003 um 15.49

In den letzten Jahren sind immer mehr Ausdrücke schon so gebaut worden, daß ihre Abkürzungen les- und sprechbare Buchstabenwörter ergeben, möglichst noch solche, deren Sinn in einer gewissen Beziehung zur Sache selbst steht. Zum Beispiel die europäischen Bildungsinitiativen ERASMUS, SOKRATES usw., viele Namen von Forschungseinrichtungen und Projekten. Ich habe täglich mit "Erasmus-Studenten" zu tun und habe längst vergessen, wofür die Abkürzung eigentlich steht.
CD-Rom stand gerade heute in der FAZ, so geschrieben. Verwechslungen sind wohl kaum möglich.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 03.11.2003 um 15.37

Zitat:
Die berühmt-berüchtigte Programmiersprache BASIC für Beginners Allpurpose Symbolic Instruction Code würde mit dem englischen Begriff ''basic'' für ''grundlegend'' kollidieren, zumindest am Wortanfang.

Das ist keine Kollision, sondern ein von den Programmierern von Anfang an so intendierter Gleichklang, der in der Schreibung trotzdem, wie Sie selbst zugestehen, durch die Großschreibung des Namens differenziert wird.


eingetragen von guest am 03.11.2003 um 13.58


Daß gewisse Initialwörter, wie Herr Ickler sie nennt, schon vor der Reform
''normal'' geschrieben wurden, bedeutet noch lange nicht, daß man das deswegen
akzeptieren könnte. Es waren damals einfach nur Fehler, anderenfalls könnte
man ein Regelwerk wie die klassische Rechtschreibung getrost abschaffen.

Daß gewisse Wörter, die aus Abkürzungen hervorgegangen sind, heute wie
''normale'' Wörter geschrieben und behandelt werden, steht dem nicht entgegen.
Wörter wie Laser sind zu einem Zeitpunkt entstanden, als das Englische hier
in Deutschland noch nicht so allgegenwärtig wie heute war. Mag sein, daß man
ihn einfach als normales Wort aufgenommen hat.

Es gibt in der klassischen Rechtschreibung ein Konzept, daß man auch auf
diesen Sachverhalt anwenden könnte: Die Kleinschreibung von ''bezug'' in
Wendungen wie ''in bezug auf'' mit der Begründung, daß der substantivische
Charakter von ''bezug'' hier verblaßt ist.

Trotzdem sollte man jetzt nicht alle Initialwörter normal schreiben,
auch weil es schwierig sein wird zu erkennen, ob eine Verblassung des
Abkürzungschrarakters stattgefunden hat. Aber es gibt noch ein
weiteres Problem: Die Verschwendung von Wortressourcen.

Betrachten wir folgendes Beispiel: Würden wir das Akronym ROM für
''read only memory'' normal schreiben, so würde es mit der deutschen
Schreibweise für die italienische Stadt Rom kollidieren.
Die berühmt-berüchtigte Programmiersprache BASIC für Beginners Allpurpose
Symbolic Instruction Code würde mit dem englischen Begriff ''basic'' für
''grundlegend'' kollidieren, zumindest am Wortanfang.

Wenn wir uns mit Rechtschreibung befassen, so müssen wir auch deren zeitliche
Komponente berücksichtigen. Regeln nur für hier und jetzt sind relativ sinnlos.
Im Laufe der Zeit werden aus anderen Sprachen -- vielleicht wird irgendwann
einmal die heutige Rolle des Englischen durch andere Sprachen ersetzt -- neue
Begriffe von uns übernommen werden bzw. übernommen werden müssen. Bei dem
u.a. auch durch unsere Technik immer weiter steigenden Bedarf an neuen Begriffen
zur Bezeichnung neuer Sachverhalte und Produkte wird dann die Wahrscheinlichkeit
solcher Überschneidungen steigen.

Weiterhin ist zu bedenken, daß durch die Normalschreibung der Initialwörter
unnötigerweise die problematischen Variantenschreibungen eingeführt werden,
denn es wird wohl kaum durchzusetzen sein, daß alle diese Dummheit
mitmachen. Einmal eingeführte Schreibungen sind nicht mehr aus der Welt
zu schaffen, am allerwenigsten dadurch, daß man verfährt wie gewisse
Mächtige der Vergangenheit. Diese Verfahrensweise macht den Inhalt der
Bücher nur noch interessanter. Heute haben die Mächtigen gegenüber früher
etwas hinzugelernt: Sie zerstören nicht mehr die Bücher, sondern die
Rechtschreibung. Die neue Generation, die in der neuen Schreibung aufgewachsen
ist, wird die alten Bücher nicht mehr lesen wollen, schon weil sie eine
Gefahr für ihre Noten sind. Rechtschreibreformen dienen also auch dazu,
unliebsame Gedanken im Laufe der Zeit aus der Gesellschaft herauszufiltern.
Vermutlich hält man aus diesem Grund so unnachgibig an der Reform fest!
Fällt die Rechtschreibreform, so werden für eine sehr lange Zeit keine
Rechtschreibreformen mehr durchführbar sein.


eingetragen von Reinhard Markner am 03.11.2003 um 11.20

Im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine an die amtliche Regelung angelehnte Hausorthographie merkte die NZZ kritisch an, daß die SDA (vermutlich im Verbund mit den anderen Nachrichtenagenturen) von der Schreibung Nato auf die Schreibung NATO übergegangen sei und zudem angekündigt habe, fortan alle Firmen- und Produktbezeichnungen nach Vorlage zu schreiben (also z. B. e.on, BahnCard. Die Umstellung war ohne Konsultation der Zeitungsredaktionen erfolgt.


eingetragen von Wolfgang Wrase am 03.11.2003 um 09.50

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Anläßlich eines Kommentars auf der Nachrichtenseite: Buchstabenwörter (Initialwörter) wie Nato und Uno wurden auch schon vor der Reform so geschrieben, und dagegen ist auch nicht viel einzuwenden (vgl. Radar, Quasar). Mit Abkürzungen wie NO (Nordosten) usw. verfährt man ja schon in der Aussprache anders. Grenzfälle sind Pkw und Lkw, vielleicht kommt hier die große Vertrautheit ins Spiel.

Anhand von NO und Pkw/PKW kann man zeigen, daß es auch hier, bei der Schreibung von Abkürzungen bzw. Kurzwörtern, kein Schwarzweiß-Schema geben kann, ebenso wie bei der GZS von Verben und Partizipien, bei der Bindestrichschreibung und vielem mehr. Für NO spricht vor allem, daß der Leser sonst eher ein einsilbiges "No" lesen würde. Er würde in die Falle laufen - das ist unbedingt zu vermeiden. Außerdem existieren ja die Bestandteile N und O ohnehin als große Buchstaben für "Nord" und "Ost", und ihre Gleichrangigkeit in der Mischung NO = Nord-Ost = Nordost würde in der Schreibung "No" verlorengehen. Man muß schon auf den Einzelfall sehen und kann nicht einfach ein einziges Kriterium oder eine einzige Analogie heranziehen.

Ähnlich bei Pkw: Zunächst ist von der Aussprache her PKW natürlich ebenso möglich, aber auch bei Pkw gibt es ja keine Leseschwierigkeiten. Für Pkw spricht, daß das ausgeschriebene Wort ja nicht "Personen-Kraft-Wagen" geschrieben wird, die Kleinbuchstaben k und w sind also "original". Andererseits wird oft der Plural oder auch manchmal der Genitiv mit einem angehängten s geschrieben, was zwar nicht so elegant, aber nicht falsch ist, zumal es der überwiegenden Praxis im Mündlichen entspricht. Hier wiederum scheint mir (die/des) PKWs die bessere Schreibung zu sein, weil sofort erkennbar ist, daß das s anders als das k und das w kein Bestandteil der Abkürzung ist, sondern eine Flexionsendung. Es gibt ganz spezielle Argumente für und gegen Pkw bzw. PKW, nicht nur ein Kriterium.


eingetragen von Theodor Ickler am 02.11.2003 um 13.42

Anläßlich eines Kommentars auf der Nachrichtenseite: Buchstabenwörter (Initialwörter) wie Nato und Uno wurden auch schon vor der Reform so geschrieben, und dagegen ist auch nicht viel einzuwenden (vgl. Radar, Quasar). Mit Abkürzungen wie NO (Nordosten) usw. verfährt man ja schon in der Aussprache anders. Grenzfälle sind Pkw und Lkw, vielleicht kommt hier die große Vertrautheit ins Spiel.
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Th. Ickler


eingetragen von Klaus Malorny am 19.06.2002 um 16.17

Bei LEO selbst ist Hopfen und Malz verloren. Irgendwann während der Einführung in Schulen und Medien schrieb ich die Leute an, wie sie es denn mit der RSR halten würden. Als Antwort bekam ich, daß man zweigeleisig fahren wolle - die bewährte und "reformierte" nebeneinander. Ein Jahr später hat LEO von der Computer-Ersatzschreibweise ae, oe, ue, ss auf ä, ö, ü, ß umgestellt, bei den ss-Ersetzungen aber nur nach den neuen Regeln gearbeitet. Bei meiner massiven Beschwerde bestritt man die Absicht (zu diesem Zeitpunkt war z.B. bzgl. der GZS auch noch nicht viel geändert), aber der jetztige Zustand zeigt ja, daß sie ihr Versprechen nicht gehalten haben.


eingetragen von Theodor Ickler am 17.06.2002 um 15.46

Heute habe ich bei dict.leo.org mal einen Verweis auf diese Rechtschreibseiten angebracht. Die Leute haben da was Tolles aufgebaut, aber mit der deutschen Orthographie kommen sie nicht so gut zurecht.
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Th. Ickler


eingetragen von Martin Reimers am 15.06.2002 um 22.13

Dann hält sich hier also der Duden (und wohl auch der neue "Bertelswahrig") an die famose "Einsparregel". In diesem Fall wird das "e" von "Tiere" eingespart, also darf "tierliebend" zusammengeschrieben werden.

Die mithin absurden Konsequenzen dieser Regel ("Wird ein Nerv aufgerieben, oder sind es mehrere/alle?) wurden ja auf diesen Seiten schon öfter angesprochen.

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Martin Reimers


eingetragen von Christian Melsa am 15.06.2002 um 19.09

Im Duden 2000 ist alternativlos tierliebend angegeben. Aber es stimmt schon, daß die Beispiele auf der Titelseite des Faltblatts den vorliegenden Zustand der Verunsicherung illustrieren soll. Deswegen steht ja auch unter den Beispielen die Frage: "Was ist 'richtig', was 'falsch' - wissen Sie es?" Die Dozentin Ihrer Tochter hat schon mal einen Fehler gefunden, aber die anderen hat sie interessanterweise wohl trotzdem noch übersehen.


eingetragen von Christoph Kukulies am 15.06.2002 um 17.52

Wie wird derzeit nach Duden "tierliebend" geschrieben? Immer noch "Tier liebend" oder mittlerweile wieder oder immer schon "tierliebend"?

Meine Tochter hat eine Dozentin in Heidelberg, die wohl auch Sprachberaterin beim Duden ist und die wollte ihr weismachen, daß "das Tier liebende Kind" in dem Faltblatt "Sehstörungen" nach Duden (welche neuere Ausgabe auch immer gemeint sei) falsch sei und es "tierliebend" heiße.

Ich brauchte eigentlich nie einen Duden und schon gar nicht
eine dieser neueren Ausgaben. Kann mir jemand helfen?

Ich hatte das Faltblatt eh' so verstanden, als ob es lediglich den Zustand der Verunsicherung festhalten wollte und nicht auf Richtigkeit in der Neuschreibung aus war. Was ich übrigens für einen Fehler halte, wie man jetzt sehen kann. Es wird jetzt von den Befürwortern als Feigenblatt benutzt. Man kann es also als 'Angriffswaffe' gar nicht benutzen.

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Christoph Kukulies


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 15.11.2001 um 12.40

Eckhard Fuhr schreibt heute in"Immer noch parasitär" -
Kommentar:

"Und das schönste...)",
"(...), jedenfalls nichts gefährliches mehr zu tun
bleibt".



(aber er kennt noch (oder wieder): "naheliegend")
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Theodor Ickler am 14.11.2001 um 15.13

Nein, der andere und bis auf weiteres sind Ausnahmen. Aber bemerkenswert ist es schon, daß der Kanzler sich der "überholten" Schreibweise bedient, die bei uns in Bayern mit grüner Tinte, vielerorts aber auch schon mit roter geahndet wird. Der Bundespräsident hat ja sogar ausdrücklich bekannt, daß er es weiterhin so halten wird. Nur die Schüler und die Beamten sollen es nicht mehr dürfen
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Th. Ickler


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 14.11.2001 um 12.53

FAZ vom 15.11.01 Feuilleton, S. 47

Handgeschriebener Brief unseres Kanzlers an Herrn Braun
vom 12.11.01

Warum nur schreibt unser Gerhard Schröder noch "Anlaß"?
Und wie ist es mit: "die Position des anderen"?
Schreibt man hier nicht auch "des Anderen"?
Und heißt es nicht auch jetzt "bis auf Weiteres"???

Fragen über Fragen.















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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Theodor Ickler am 12.11.2001 um 04.54

NIEMAND weiß, was ein Eigenname ist! Und beim Hohepriester haben die Reformer und die Wörterbuchmacher im Laufe der letzten Jahre ihre Meinung ständig geändert. Zur Frage der Getrennt- und Großschreibung kommt nämlich noch die Binnenflexion hinzu, wogegen die biederen Reformer genau dieselbe Abneigung haben wie gegen die unverstandene "Handvoll". "des Hohepriesters" wollen sie vielleicht gerade noch dulden, aber "des Hohenpriesters" verstößt gegen ihren Rationalismus, der von Tradition nichts wissen will. Man sehe sich an, was sie aus "alleinseligmachend" gemacht haben .
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 11.11.2001 um 20.53

Google findet 428 Erwähnungen von "Hohe Priester" und 6430 von "Hohepriester". Es finden sich "Hohepriester" u. a. "des Rausches", "der Wahrheit", "des herrschenden Politsystems", "der Projektion", "des Finanzmanagements", "der Moral", "des Geldes", "der Pop-Literatur", "des Rationalismus" oder einer "alleinseligmachenden Musik". Der "Hohepriester" hat also längst schon eine übertragene Bedeutung wie auch der "Guru", der "Papst" oder der "Messias". Der "Hohepriester" gehört damit m.E. nicht zu den Eigennamen im weiteren Sinn, zu denen die "Amtlichen Regelung" ihn aber zählt, um unter Berufung auf § 60(3.3) zu begründen, daß er sich jetzt "Hohe Priester" schreibt. Das amtliche Wörterverzeichnis scheint mir hier den amtlichen Regeln (denen zufolge der "hohe Priester" richtig wäre) zu widersprechen. Oder verstehe ich das Konzept vom "Eigennamen" nur immer noch nicht?
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 05.11.2001 um 03.28

Erratische Einträge im amtlichen Verzeichnis wie die Ratsuchenden und die Alleinstehenden sind von den Reformern dazu benutzt worden, eine allgemeine Lizenz zur Großschreibung von Substantivierungen abzuleiten. Also auch die Ewiggestrigen usw. Dadurch haben sie versucht, ihr fehlerhaftes Machwerk zu entschärfen. Wie aber die beiden aufrechten Schweizer Gallmann und Sitta von Anfang an mit größter Klarheit dargelegt haben (im Handbuch Rechtschreiben und im Duden-Taschenbuch, beide schon 1996), ist das grammatisch unmöglich. Die Substantivierung betrifft nur das Partizip bzw. Adjektiv: Rat Suchende, ewig Gestrige usw. Die falsche Regel "Zusammenschreibung bei Substantivierung" wurde besonders von Schaeder vertreten.

Eine ähnliche Privatgrammatik erlaubt den Reformern, neuerdings bei Steigerung Zusammenschreibung zu behaupten: Aufsehen erregend, aber sehr aufsehenerregend, noch aufsehenerregender. Zu diesen Komparativen gäbe es demnach keinen Positiv! Ein Unikum in den Grammatiken der Welt. Es lohnt nicht, über solche Spinnereien ernsthaft zu reden. Aber all dies wird jetzt an den Schulen unterrichtet.
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Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 04.11.2001 um 20.53

Daß die Zusammenschreibung Ratsuchende den neuen Regeln klar widerspricht, wurde hier schon oft diskutiert.
Heller selbst scheint zwischen Zusammen- und Getrenntschreibung zu schwanken.

»"Eigenschaften, die alle Rat Suchenden zu schätzen wissen: eine sorgfältige, wissenschaftlich fundierte Bearbeitung ... Der alten Funktion eines jeden Wörterbuchs, Ratgeber und Wegweiser zu sein, wird damit auch die 'Neue deutsche Rechtschreibung' in schönster Weise gerecht."
(Aus dem Geleitwort von Dr. Klaus Heller, Rechtschreibreformer und Bertelsmann-Autor)« (Eingetragen von Prof. Ickler)

Im selben Jahr schreibt Heller jedoch:

»Der besondere Vorteil dieses Bandes besteht in der Konzentration auf das Wesentliche, also auf die rechtschreiblichen Änderungen. Ohne den für ein Rechtschreibwörterbuch sonst unerlässlichen "Ballast" all dessen, was unverändert bleibt, ist dem Ratsuchenden hier ein rascher Zugriff auf die neuen Schreibungen möglich.« (Dr. Klaus Heller, in: Rechtschreibung 2000; 2., aktualisierte und erweiterte Auflage; Klett Verlag; Stuttgart 1996)
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Christian Dörner


eingetragen von Theodor Ickler am 04.11.2001 um 20.26

Bertelsmann 1996 (erste Ausgabe)

Bemerkungen zum Wörterverzeichnis (Stichwort, falscher Eintrag und in Klammern die richtige Schreibung, letztere meist nach der zweiten Auflage 1999):

ab-olieren [1999 auch a-bolieren - ähnlich in vielen Fällen]
Academy award (Award)
ach: ach und weh schreien (Ach und Weh)
Ach-romat usw. [1999 gestrichene Trennung]
Acid [falsche Betonung und Aussprache]
Addisonsche Krankheit (addisonsche)
ähnlich: Solches (solches)
Aide-mémoire (Aide-Mémoire)
Air mail (Airmail)
à jour: eingefaßt (eingefasst)
Alba-tros [1999 auch Albat-ros]
alles [zweimal und im Kasten: alles Andere; 1999 andere]
Alliteration: aufeinanderfolgender (aufeinander folgender)
Alma mater (Mater)
Alter ego (Ego)
amen: ja und amen sagen (Ja und Amen)
Amoklaufen [der Eintrag ist fehlkonstruiert, da Amok laufen abgehandelt wird]
Amor fati (Fati)
Anakoluth [Trennung An-akoluth vergessen; 1999 nachgetragen]
Anaphora: aufeinanderfolgenden (aufeinander folgenden)
anastatisch: neubildend (neu bildend)
anazyklisch: gleichlautend (gleich lautend)
Ancie régime (Régime)
Angina pectoris (Pectoris)
Angry young men (Men)
anhand: an Hand [nur noch zusammen!]
ankreiden: übelnehmen (übel nehmen)
Anno [mehrmals mit falscher Großschreibung]
an Stelle [nicht neu]
Apertivum: Appetit anregendes (appetitanregendes)
Après nous le déluge (Déluge); Eintrag [1999 gestrichen])
archimedisch: Archimedisches Prinzip (archimedisches)
Arm: zwei Armvoll (Arm voll)
Armesünder [? 1999 gestrichen; Armensünderglocke geändert zu Armen-Sünder-Glocke]
Aß (As)
Audiatur et altera pars (audiatur)
auf haben (aufhaben)
ausdrucken: fertigdrucken (fertig drucken)
ausgerechnet: muß (muss)
au-stral [diese Trennung 1999 gestrichen, dafür aust-ral eingeführt, ebenso zahlreiche weitere Wörter wie Australien, austronesisch]
Axolotl: atzek. (aztek.)
Banjo: 9saitiges (9-saitiges)
Bakteriophage: bakterienvernichtendes (Bakterien vernichtendes)
Bakterizid: bakterientötendes (Bakterien tötendes)
bankrott [Kasten: es geht nicht um "in (den) Bankrott gehen", sondern um Bankrott gehen! Ebenso noch 1999]
Barograph: selbstaufzeichnender [? 1999 gestrichen]
beelenden: leid tun (Leid tun)
befriedigen: zufriedenstellen (zufrieden stellen)
beidemal (beide Mal [auch im Kasten])
Bel-Paese (Belpaese, Bel Paese)
Berapp: rauher (rauer)
besaiten: zartbesaiteter (zart besaiteter)
Besorgnis erregend [1999 auch wieder zusammen]
Bessergestellte (1999 auch besser Gestellte)
Bezoar: Gemse (Gämse)
Biblia pauperum (Pauperum)
bibliophil: bücherliebend (Bücher liebend)
Bircher-Müesli (Birchermüesli)
blau machen (blaumachen)
bleu: grünlichblau (grünlich blau)
bleuen (bläuen) [Bleuel ist 1999 gestrichen]
blindfliegen (1999 "fachsprachl.", sonst blind fliegen)
blutstillend (Blut stillend)
Bobs-leigh [Trennung 1990 gestrichen]
böse: jenseits von Gut und Böse (gut und böse)
Boy-Scout (Boyscout)
Braunsche Röhre (braunsche Röhre, Braun'sche Röhre)
Buch: buchführend (Buch führend)
Business Card (Businesscard)
Business Class (Businessclass)
Capriole: Hohe Schule (hohe Schule)
Captatio benevolentiae (Benevolentiae)
Carnet des passages (Passages)
Carpe diem (carpe diem)
Casus: Casus belli (Belli)
Casus: Casus foederis (Foederis)
Ceterum censeo ... (ceterum ...)
Chacun à son goût (chacun ...
Chamois: Gems- (Gäms-)
Chapeau claque (Claque)
Cogito, ergo sum (cogito ...)
Commis voyageur (Voyageur)
Consecutio temporum (Temporum)
Consilium abeundi (Abeundi)
Contradictio in adjecto (Adjecto)
Corpus delicti (Delicti)
Corpus iuris (Iuris)
Cortisches Organ (cortisches, Corti'sches)
Costaricaner (Costa-Ricaner)
costaricanisch (costa-ricanisch)
Courbette: Hohe Schule (hohe)
Creek: wasserführend (Wasser führend)
Crêpe de Chine usw. [stets wird statt "Krepp" die Nebenvariante angeführt!]
Crepon: rauher (rauer)
Croß-Country [das war nicht die Dudenschreibweise]
Cui bono (cui): Wem (wem), Wer (wer)
Curriculum vitae (Vitae)
dabeisitzen [die Auskunft in allen diesen Kästen, daß in nichtflektierten Formen zusammengeschrieben werde, ist falsch!]
dafürkönnen [1999 auch getrennt]
Danzig: Gdánsk (Gdansk)
dauern: leid tun (Leid tun)
Davysche Lampe (davysche, Davy'sche)
De gustibus ... (de gustibus ...)
delikat: zartfühlend (zart fühlend)
Demon-strant usw. [diese Trennung ist nicht mehr erlaubt]
De mortuis ... (de mortuis)
Deukaloinische (Deukalionische)
Deus ex machina (Machina)
Diaphoretikum: Schweiß treibendes (schweißtreibendes)
diensthabend (Dienst habend)
dienstleistend (Dienst leistend)
diensttuend (Dienst tuend)
Dies irae (Irae)
Dingo: wildlebender (wild lebender)
Diskjockey (1999 Diskjockei [Regelwerk nur: -jockey])
Divide ... (divide ...)
Do it yourself (do ...)
Dolce vita (auch Dolcevita)
Do ut des (do ...)
draufgehen: verlorengehen (verloren gehen)
drei: unter uns Dreien, zu Dreien (unter uns dreien, zu dreien)
Dutchman: englischsprechender (Englisch sprechender)
Early-Bird (Earlybird, Early Bird)
Eau de Cologne: Kölnisch Wasser (Kölnischwasser)
ehest: mit ehestem (Ehestem)
einbringlich: gewinnbringend (Gewinn bringend [vgl. s. v. und 1999])
einschänken, Kaffee einschänken (einschenken)
einseifen: zum besten haben (zum Besten haben)
eisblau: grünlichblau (grünlich blau)
Eklat: aufsehenerregendes (Aufsehen erregendes; vgl. s. v.)
eklatant: aufsehenerregend (Aufsehen erregend)
En-ergie usw. [1999 nur noch E-nergie usw.]
eng: auf das engste (auch Engste)
eng anliegend [Kasten: das Beispiel "Das Kleid ist eng anliegend" wird 1999 durch ein weniger fragwürdiges ersetzt]
Epiphora: aufeinanderfolgender (aufeinander folgender)
epochal: aufsehenerregend (Aufsehen erregend)
epochemachend (Epoche machend)
Erdharz: Asfalt (Asphalt [Asfalt war in früherer Reform vorgesehen])
erfolgversprechend (Erfolg versprechend)
Ergograph Nv. = Ergograf Hv. [1999 umgekehrt]
Errare ... (errare ...)
Eurhythmie [falscher Eintrag, vgl. 1999]
Eustachische Röhre (eustachische)
Eustachische Tube (eustachische)
Evaporimeter: Verdun-stungsmesser (Verduns-tungsmesser)
Ex oriente lux (ex ...)
Expander: auseinandergezogen (auseinander gezogen)
expandieren: auseinanderziehen (auseinander ziehen)
Extrakt: kurzgefasste (kurz gefasste)
Facultas docendi (Docendi)
Fahrenheit: 180teiligen (180-teiligen)
Fancy: rauher (rauer)
fatieren: bekanntgeben (bekannt geben)
Federlesens (Federlesen)
(Fermate: Aus- halten)
fernhalten (fern halten)
fertig: fertigmachen (fertig machen)
fertigmachen (fertig machen)
festangestellt (fest angestellt)
festbesoldet (fest besoldet)
Fin de siècle (Fin de Siècle)
Fines herbes (Fines Herbes)
Flanell: gerauhter (gerauter)
fleischgeworden (Fleisch geworden)
fliegende Fische (Fliegende Fische)
Flugfisch: fliegender Fisch (Fliegender Fisch)
Flughund: fliegender Hund (Fliegender Hund)
fortlaufend: numeriert (nummeriert)
Fotogrammmetrie/Photo- (Fotogrammetrie usw.)
fotogrammmetrisch/photo- (fotogrammetrisch usw.)
Foulé: gerauhter (gerauter)
Fraunhofersche Linien (fraunhofersche, Fraunhofer'sche)
frei: die Sieben Freien Künste (die sieben freien Künste)
die Freien Reichsstädte (freien)
frei bekommen (freibekommen)
frei haben (freihaben)
Frikassee: kleingeschnittenes (klein geschnittenes)
früh: heute früh usw. (auch: heute Früh usw.)
fürs: fürs erste (fürs Erste)
Galbensaft: Stengel (Stängel)
Gasträs (Gasträa)
Gefahr drohend (gefahrdrohend; 1999 gestrichen)
gelb: gelbe Rübe (Gelbe Rübe)
Genie: hochbegabter (hoch begabter)
Genitivus: G. qualitatis (Qualitatis)
Genius: G. loci (Loci)
Genus: Genus verbi (Verbi)
gerichtlich: a. Gerichtliche Medizin (1999 nur noch klein!)
gering achten: mußten (mussten)
Gewinn bringend (1999 undifferenziert gleichwertig mit gewinnbringend)
glatt: glattgehen (glatt gehen)
glattlegen (glatt legen)
glattschleifen (glatt schleifen)
glattstreichen (glatt streichen)
glattziehen (glatt ziehen)
gleichbedeutend (gleich bedeutend)
gleichbleiben (gleich bleiben)
Gnade: Höhergestellte (höher Gestellte)
Graecum: Gräkum [nicht mehr zulässig!]
Gräkum [1999 gestrichen, obwohl im amtlichen Wörterverzeichnis]
Grand mal (Mal)
Grand Prix (a. Grandprix)
granieren: aufrauhen (aufrauen)
Gratulationscours: hochgestellten (hoch gestellten)
grau: Grau in Grau (grau in grau; [vgl. amtl. Wvz. s. v. blau!])
Grauen erregend (a. grauenerregend)
graulich: furchterregend (Furcht erregend)
gregorianisch: der Gregorianische Choral (gregorianische)
-: Gregorianischer Kalender (gregorianischer)
Griffon: rauhhaariger (rauhaariger)
Grimmsch (grimmsch; Grimm'sch)
-: die Grimmschen Märchen (grimmschen, Grimm'schen)
-: das Grimmsche Wörterbuch (grimmsche, Grimm'sche)
Gruftie: dazu gehört (dazugehört)
Gürtelrose: Herpes zoster (Zoster)
gut: was gut und böse ist (Gut und Böse)
gutgesinnt, gutgesinnte Menschen (gut gesinnt, gut gesinnte)
gut stehen [? 1999 gestrichen]
Habeas-corpus-Akte (Habeas-Corpus-Akte; [1999 nur Habeascorpusakte])
haben: habt acht (habt Acht)
Habtachtstellung: Habt acht (Acht)
Haché [? 1999 gestrichen]
Hagiograph usw. [Haupt- und Nebenvariante 1999 andersherum]
halb: ein halbes Maß Bier (eine halbe Maß Bier [1999 a. Mass!])
Hallenkirche: gleichhohen (gleich hohen)
halten: sich jdn. warm halten (warmhalten)
Hand: an Hand (anhand)
Handicap [nicht neu]
handicapen [nicht neu]
Handicapper [nicht neu]
harntreibend: ein Harn treibendes Mittel [wie denn nun?]
hart gesotten: hart gesottener Sünder [Duden: hartgesottener]
Haschee: feingeschnittenes (fein geschnittenes)
Haus halten [im Kasten falsche Darstellung]
hausschlachten: selbstgeschlachteten (selbst geschlachteten)
Haut mal (Haut Mal)
-: Grand mal (Grand Mal)
Hawaii-Inseln (a. Hawaiiinseln)
Hegelsch (hegelsch, Hegel'sch)
-: die Hegelsche Philosophie (hegelsche, Hegel'sche)
Herbstling; spätgeborenes (spät geborenes)
Hero-strat, Heros-trat (a. Herost-rat)
Herpes zoster (Zoster [1999 gestrichen])
Herzangst: Angina pectoris (Pectoris)
Herzbräune: Angina pectoris (Pectoris)
Hic Rhodus (hic)
hierzulande: bei uns zulande [unter zu Lande nur getrennt!]
hinterherkommen: als letzter (als Letzter)
hochachten (hoch achten
hochbegabt (hoch begabt)
hochentwickelt (hoch entwickelt)
hochgeachtet (hoch geachtet)
hochgebildet (hoch gebildet)
hochgeschätzt (hoch geschätzt)
hochgestellt (hoch gestellt)
hochgewachsen (hoch gewachsen)
höchst: aufs höchste (a. Höchste)
hochstehend (hoch stehend)
Hohelied (Hohe Lied)
Hohepriester (Hohe Priester)
höher: Höhere Schule (höhere Schule)
Hohneujahr: Rauhnächte (Raunächte)
Holmium: Seltene Erden (seltene Erden)
Homo: Homo faber (Homo Faber)
Homöoplastik: verlorengegangener (verloren gegangener)
homöotherm: gleichbleibender (gleich bleibender)
honen: feinschleifen (fein schleifen)
hops gehen (hopsgehen)
hops nehmen (hopsnehmen)
Hornuss (Hornuß)
-: Hornussen (Hornußen)
Hornussen (Hornußen)
Horror vacui (Vacui)
Hört-hört-Ruf (1999: Hörthörtruf)
Huygenssches Prinzip (huygenssches, Huygens'sches)
Hydra- [Kasten 1999 gestrichen]
Hyprvitaminaose: langandauernder (lang andauernder)
Hypokotyl: Keimstengel (Keimstängel)
I-Punkt (i-Punkt)
Ideogramm [falsche Erklärung der chines. Schrift]
Iguanodon: halbaufrechtes (halb aufrechtes)
ihr: das Ihre [auch klein]
ihrige: das Ihrige [auch klein]
in brevi: in Kurzem (in kurzem)
Index: Index librorum (Librorum)
Indu-strie usw. [keine zulässige Trennung mehr]
Inexistenz: in etwas Anderem (anderem)
inkarniert: fleischgeworden, menschgeworden (Fleisch, Mensch geworden)
inkonstant: gleichbleibend (gleich bleibend)
Inkubus: Alpdruck, Alptraumdämon (Albdruck, Abtraumdämon)
innehaben: mußten (mussten)
Insertion: Stengel (Stängel)
insonderheit (in Sonderheit)
Inspe- [Kasten 1999 gestrichen]
Isothermie: gleichbleibende (gleich bleibende)
jammern: er tut mir leid (Leid)
jede: jedesmal (jedes Mal) [2mal]
jemand: jemand Anderer, Anderem, Anderen (anderer usw.)
Jiu-Jitsu: Dschiu-Dschitsu [1999 gestrichen]
Joch: soviel (so viel)
Joint Venture: Zusammenschluß (-schluss)
josephinisch: josephinisches Zeitalter (Josephinisches)
Jugendwerkhof: schwererziehbare (schwer erziehbare)
juristisch: juri-stische (juris-tische)
Jus: Jus ad rem (Rem), Jus gentium (Gentium), Jus primae noctis (Noctis)
Kabrio: Carbiolet (Cabriolet)
Kalender: Gregorianischer, Julianischer, Hundertjähriger [alles klein!]
kanzerogen: kreberzeugend (Krebs erzeugend)
Kapitalismus: des einzelnen (Einzelnen)
Kardätsche: Aufrauhen (Aufrauen)
kanivor: fleischfressend (Fleisch fressend)
karzinogen: krebserzeugend (Krebs erzeugend)
Kausche: gespleißt (gesplissen)
kollegial: freundlichvertraut (freundlich vertraut)
kölnisch: Kölnisch Wasser (Kölnischwasser)
Konkla- [Kasten 1999 gestrichen; Trennungen wie Konk-lave zurückgenommen]
konkordant: gleichgelagert (gleich gelagert)
Konspe- [Kasten 1999 gestrichen]
Konstri- [Kasten 1999 gestrichen]
konzis: kurzgefasst (kurz gefasst)
kracken: schwersiedend, leichtsiedend (schwer, leicht siedend)
krank: krankmachen (krank machen)
krankmachen (krank machen)
Krepitation: rauher (rauer)
kund: bekanntgeben (bekannt geben)
kurzhalten (kurz halten)
kurztreten (kurz treten)
Ladanum: wohl riechendes Harz (wohlriechendes)
Lançade: Hohe Schule (hohe Schule)
Land: bei uns zu Lande; im Kasten: bei uns zulande/zu Lande
Landstörtzer (Landstörzer)
Lanthan: Seltene Erden (seltene Erden)
Laos [falsche Betonung angegeben]
Lapis philosophorum (Lapis Philosophorum)
Lapsus calami, linguae, memoriae (Lapsus Calami, Linguae, Memoriae)
larg-hetto (lar-ghetto)
L'art pour l'art (L'Art pour l'Art oder l'art pour l'art)
Latin-Lover (Latin Lover oder Latinlover)
L'état c'est moi (L'État c'est moi oder l'état c'est moi)
Linearzeichnung: Umrißzeichnung (Umriss-)
lipoid: fettliebend (Fett liebend; 1999 getilgt)
los haben [nach § 36 zusammenzuschreiben]
Lu-stration [usw., nach der zweiten Auflage falsche Trennung]
Lyra: Lira da braccio (Braccio)
Magister pharmaciae (Magister Pharmaciae; ebenso unter Mag. pharm.)
[Die Trennung Mahab-harata ist bemerkenswert!]
Mahatma: geistig hochstehend (hoch stehend)
Maître de plaisir (Plaisir)
Matthäi am letzten (am Letzten, 1999 getilgt)
Mandragora, Mandrill [neue Trennungen fehlen]
Manierismus: langgestreckt (lang gestreckt)
Manteltier: festsitzend (fest sitzend)
Manuskript: Maschine geschriebenes Schriftstück (maschinegeschriebenes)
Marengo: schwarz-, weiß- oder graumeliert (grau meliert usw.)
Maschinen geschrieben, Maschine geschrieben (maschinengeschrieben usw.)
Maß [1999 a. Mass]
mein: dieses Buch ist das Meine, Meinige (meine, meinige)
Mens sana in corpore sano (Corpore oder mens usw.)
Messa voce, Messa di voce (Voce)
Metallograph usw. [Variante auf -f fehlt]
Mikrochemie: klein-ste (kleins-te)
Milleniumsfeier, Milleni- (Millennium usw.)
Missing Link (Variante Missinglink fehlt)
Mitleidenschaft: mit schädigen (mitschädigen [passim])
mobil: behende (behände)
mobil: freischwebend (frei schwebend)
Modus procedendi, vivendi (Modus Procedendi, Vivendi)
Molekül: klein-ste (kleins-te)
Moleskin: aufgerauhtes (aufgerautes)
Molton: angerauhtes (angerautes)
Montagnard: hochgelegenes (hoch gelegenes)
morgen: Das Heute (das Heute)
Mundvoll (Mund voll)
munkeln: weiter erzählen (weitererzählen)
nahe: es ist nahe liegend [das ist grammatisch falsch]
namenlos: sie tut mir namenlos leid (Leid)
Narde: wohl riechend (wohlriechend, vgl. s. v. Myrrhe u. a.)
Neuwort: neugebildetes (neu gebildetes)
Nervus probandi (Probandi)
Nervus rerum (Rerum)
niederkni-en [falsche Trennung)]
Non scholae (non scholae)
Nummer: Nummer Sicher (auch: sicher)
Nutz bringend (nutzbringend)
Odeur: wohl riechend (wohlriechend)
olivgrün: bräunlichgrün (bräunlich grün)
Onestep (Onestepp; gegenüber amtl. Wörterliste korrigiert)
orange: rötlichgelb (rötlich gelb)
orgeln: tieftönend (tief tönend)
oval: länglichrund (länglich rund)
Pandekten: Corpus iuris (Corpus Iuris)
Papaverin: Krampf lösendes, Blutdruck senkendes (krampflösendes, blutdrucksenkendes)
parallel: gleichbleibendem (gleich bleibendem) (zweimal)
Pars pro toto (Toto)
Passade: Hohe Schule (hohe)
Passage: Hohe Schule (hohe)
Pavillon: freistehendes (frei stehendes)
Pedigree [falsche Transkription]
Pemmikan: kleingeschnittenes
Pentan: alipathisch (aliphatisch)
Perchten: Rauhnächten (Raunächten)
periculum in mora [falsches Komma]
Perigonium: gleichgestalteten (gleich gestalteten)
[Bei Phonograph usw. bestehen jeweils vier Möglichkeiten: Ph - ph, F - ph usw.)
Photogrammmetrie (mm)
photogrammmetrisch usw. (mm)
Photon Nv. / Foton Hv. (1999 umgekehrt!)
phytophag: pflanzenfressend (Pflanzen fressend)
Pillenknick: einer Empfängnis verhütenden Pille [1999 zusammengeschrieben]
Pluralis majestatis (Majestatis)
pochieren; garziehen (gar ziehen)
Präsentationsrecht: freigewordenen (frei gewordenen)
probefahren, probegefahren (Probe fahren, Probe gefahren)
[Ptolemäus - mit Lebensdaten - sonst sind aber keine Namen angeführt]
Punctum puncti (Puncti)
Punctum saliens [kein Maskulinum!]
pupipar: puppengebärend (Puppen gebärend)
pyrogen: Schmelzfuß (Schmelzfluss; 1999 heißt es "Schmelzfluß")
Quaestio: Qu. facti; Qu. iuris (Facti, Iuris)
rechte: rechtsstehend (insgesamt 6mal) (rechts stehend)
Reflek- usw. (Kasten) [Die neue Trennmöglichkeit Ref-lex, Ref-raktor usw. ist 1999 wieder gestrichen; Res-pekt allerdings bleibt erhalten]
Refrigerans: Fieber senkendes (fiebersenkendes)
Regens chori (Chori [2mal])
Regina coeli (Coeli)
Regula falsi (Falsi)
Regula fidei (Fidei)
rein halten [der Kasten enthält unzulängliche Information]
reinemachen, reinmachen (reine machen, reinmachen)
reparabel: wiedergutzumachen (wieder gutzumachen)
reproduzieren: wiederbeschaffen (wieder beschaffen)
richtig gehen [Kasten enthält falsche Begründung der Getrennschreibung]
Rosinante [hier wäre Hinweis auf das eigentlich männliche Geschlecht denkbar]
rotzen: schneuzen (schnäuzen)
rubbelig: rauh (rau)
rückenschwimmen [soll "nur im Infinitiv" üblich sein, aber gleich danach im Kasten steht das Partizip!]
Rudel: wildlebende (wild lebende)
Sanitäter: Erste Hilfe (erste Hilfe)
Saurier: schuppentragendes (Schuppen tragendes)
Schahinschah ( Schah-in-schah) [damit erübrigt sich die Trennung Scha-hin-schah]
scharf: scharfmachen (scharf machen)
scharfmachen (scharf machen)
Scharte: wiedergutmachen (wieder gutmachen)
schlimm: ich bin auf das schlimmste gefasst (Schlimmste)
schnauben: schneuzen, sich schneuzen (schnäuzen)
Schnecke: kaputt machen (kaputtmachen)
Schneise: freigehauener (frei gehauener)
schnipseln: kleinschneiden (klein schneiden)
Schnorchel w. [Duden kennt nur m.]
schönmachen: er hat schön gemacht (schöngemacht)
schreckenerregend (Schrecken erregend)
schroh: rauh (rau)
schwarzrotgolden (a. schwarz-rot-golden)
schwarzweiß (schwarz-weiß)
schwer reich (schwerreich [Neuschreibung 1999 rückgängig gemacht])
schwerwiegend (schwer wiegend)
Sciencefiction: phantasievoll [Nebenvariante! 1999 geändert]
Seemannsgarn: phantasievoll [ebenso]
seine, das Seine [falsche Erklärung im Kasten, § 58, nicht § 57 ist einschlägig]
Seite: auf seiten, von seiten, zu seiten (aufseiten usw., a. auf Seiten)
selbst entzündlich (selbstentzündlich [Neuschreibung 1999 rückgängig gemacht])
selbst schreibend (selbstschreibend [Neuschreibung 1999 rückgängig gemacht])
selten: Seltene Erden (seltene Erden)
Sequenz: aufeinanderfolgende (aufeinander folgende)
seriös: ernstgemeint (ernst gemeint)
sessil: festgewachsen, festsitzend (fest gewachsen, fest sitzend)
Shetland: graumeliert (grau meliert)
Shootingstar: schießender Medienheld [falsche Bedeutungsangabe]
sicher: Nummer Sicher (a. sicher [zweimal])
Sic transit gloria mundi (sic ...)
sieben: die sieben Freien Künste (freien)
Sierraleoner, sierraleonisch (Sierra-Leoner, sierra-leonisch)
Skaramuz: Commedia dell'arte (Arte)
Skatol: übelriechende (übel riechende)
Sketsch [keine Neuschreibung]
so oft [der Kasten enthält ein abwegiges Beispiel für "so genannt"]
sogenannt (so genannt)
soggen: vollsaugen (voll saugen)
Solei: hartgekochtes (hart gekochtes)
SolL. fertiggestellt (fertig gestellt)
Sommitäten: hochgestellte (hoch gestellte)
Sonant: selbsttönender, silbenbildender (selbst tönender, Silben bildender)
Song: nahestehendes (nahe stehendes)
sonst: [alle neuen Getrenntschreibungen wie sonst wo usw. mit falschem zweiten Akzent!])
soundso vielte (soundsovielte)
soviel: soviel wie usw. (so viel [6mal falsch!])
soweit: soweit (so weit [3mal falsch!])
sowenig: sowenig (so wenig [2mal falsch!])
sowohl: das Sowohl-Als-auch (Sowohl-als-auch)
sozial: Soziale Bienen [? 1999 gestrichen]
Spalier: hochgestellte (hoch gestellte)
Spartakusbund: linksstehender (links stehender)
Spenzer: enganliegendes (eng anliegendes)
Spinne: spinnefeind [inoffiziell zurückgenommen]
Splendid isolation (Isolation, auch Splendidisolation)
Stabat mater (Stabat Mater)
Stabat Mater: eigtl. Stabat mater dolorosa (1999: stabat mater ...)
Staffellauf: weiter gegeben (weitergegeben)
staken: vorwärtsbewegen (vorwärts bewegen)
Ständelwurz/Stendelwurz [der Eintrag - ein Prunkstück der Reform - fehlt ganz]
Statt: an Eides Statt usw. (statt [3mal falsch])
Staub saugen: staubgesaugt (Staub gesaugt [auch im Kasten falsch])
Staunen erregend [1999 auch wieder zusammengeschrieben]
Steak: kurzgebratene (kurz gebratene)
Steckbrief: bekanntgegebene (bekannt gegebene)
Stehleiter: freistehende (frei stehende)
Steigbügel: vorwärtszukommen (vorwärts zu kommen)
Steiger: aufsichtführender (Aufsicht führender)
Stichelhaar: rauhes (raues)
stichhalten (Stich halten [wie bisher])
Stinktier: übelriechendes (übel riechendes)
Straußwirtschaft: selbstgezogenen (selbst gezogenen)
Studium generale: allgemeinbildende (allgemein bildende)
stundenlang [der Kasten enthält abwegige Erklärung]
Sturm laufen [Kasten mit irrelevantem Beispiel]
Substan- [der Kasten mit den Trennungen Subs-tan usw. ist 1999 gestrichen]
Sulfonamid: bakterienhemmend (Bakterien hemmend)
Summum bonum (Summum Bonum)
Supra- [Kasten mit neuen Trennungen 1999 gestrichen]
Sursum corda: Sursum Corda
Swanboy: gerauhtes (gerautes)
Syna- [Kasten mit neuen Trennungen 1999 gestrichen]
Tackling: beim Ball führenden Gegner (ballführenden [auch 1999 noch falsch)]
täglich: alle so und soviel (so viel)
Taps: Tolpatsch (Tollpatsch)
tausend [1999 verschiedene Änderungen]
Teein [? Duden kennt nur Tein, Thein]
Termite: staatenbildend (Staaten bildend)
Tertium comparationis (Comparationis)
Thesaurus: Thesaurus linguae Latinae (Thesaurus Linguae latinae)
Thrips [kein Plural? Thripse!]
Thurn und Taxis: Thurn- und Taxis'sche Post (Thurn-und-Taxis'sche, thurn-und-taxissche Post)
tiefgreifend (tief greifend)
Tironische Noten (tironische)
todfeind (Todfeind)
totstellen (tot stellen [1999 nur dies geändert!]
Traktat [nur neutr.? besser mask.!]
Tranche: Transche [hier Hauptvariante, 1999 ganz gestrichen]
Transche [1999 gestrichen]
treugesinnt (treu gesinnt)
treusorgend (treu sorgend)
Triathlon: konbinierter (kombinierter)
Trivium: sieben Freien Kpnste (freien)
trockensitzen (trocken sitzen)
trockenstehen, trockengestanden (trocken stehen, trocken gestanden)
trotzdem: hat er recht (Recht [3mal falsch!])
Trümmer: kaputt gegangen (kaputtgegangen)
übelberaten - übel beraten (? 1999 gestrichen)
übelgesinnt (übel gesinnt)
überfressen: zuviel (zu viel)
Uhulele (Ukulele)
ultimo: am letzten (Letzten)
Universitas litterarum (Litterarum)
unser: dieses Haus ist das Unsere (unsere) usw.
unterbreiten: im (ihm)
upper ten, a. Upper-Ten (Upperten, a. Upper Ten [1999])
Vanitas vanitatum (Vanitatum)
Venia legendi (Legendi)
verbumfideln (verbumfiedeln)
Vereinzelte (stand bisher nicht im Duden, daher nicht eindeutig Neuschreibung)
Verfall: kaputt gehen (kaputtgehen)
vermeinen: irrtürmlich (irrtümlich, auch 1999 noch verdruckt)
verrennen: festhalten (? vgl. fest usw.)
verselbständigen - verselbstständigen usw. [irrtümlich als orthographische Variante angeführt; in der Neuauflage wird, wie auch in der gesamten Dudenliteratur, "selbständig" gar nicht mehr verwendet]
versterben [unrichtige Angabe über Tempusgebrauch]
Vertrauen erweckend usw. [auch Kasten - inzwischen auch Zusammenschreibung wieder zugelassen]
verwürzt: zuviel (zu viel)
verzetteln: zuviel (zu viel)
Vesikatorium: blasenziehend (Blasen ziehend [1999 vermieden])
vielsagend (viel sagend)
vielversprechend (viel versprechend)
Vivant: Vivant sequentes (Sequentes)
vollenden, vollends [Trennung!]
vollklimatisiert [kaum als "bedeutungsverstärkend" zu verstehen]
vorig: im vorigen (Vorigen)
vorsehen: heute abend (Abend)
vorstehen: im vorstehenden (Vorstehenden)
Waggon [wieso ist dies die eingedeutschte Form?]
warm, warm halten [1999 anders!]
Warmblüter: gleichbleibend (gleich bleibend)
warm laufen [1999 anders]
was: was Anderes (anderes)
weh: weh getan (wehgetan [Kasten])
Weichtier: schalentragend (Schalen tragend [1999 vermieden])
Weidmesser: feststehendes (fest stehendes [1999])
weitgehend usw. [1999 ganz anders!]
wettmachen: wiedergutmachen (wieder gutmachen)
wichsen: den Beischlaf ausüben [1999 richtig: onanieren]
wieder, wiederbekommen [auch Kasten - 1999 anders dargestellt]
wohltuend - wohl tuend [1999 ganz gestrichener Eintrag]
Wort: sinntragend (Sinn tragend)
x-te: das soundsovielte (Soundsovielte)
Yankee-doodle (Yankee Doodle)
zart besaitet [1999 auch wieder zartbesaitet]
zart fühlend [ebenso]
Zeitenfolge: Consecutio temporum (Temporum)
Zeit lang [auch für bayr. "Sehnsucht", 1999 wieder Zeitlang]
Zeit raubend, Zeit sparend [1999 auch wieder zusammen, falls gesteigert]
Zephir, Zephyr [nicht neu]
Zerberus, Cerberus [nicht neu]
Zervelat, Servelat [nicht neu]
Zooorchester [Ausführungen über Haupt- und Nebenvariante 1999 gestrichen]
zwei: Zweien, zu Zweien (zweien, zu zweien)



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"Eigenschaften, die alle Rat Suchenden zu schätzen wissen: eine sorgfältige, wissenschaftlich fundierte Bearbeitung ... Der alten Funktion eines jeden Wörterbuchs, Ratgeber und Wegweiser zu sein, wird damit auch die 'Neue deutsche Rechtschreibung' in schönster Weise gerecht."
(Aus dem Geleitwort von Dr. Klaus Heller, Rechtschreibreformer und Bertelsmann-Autor)

(Die Liste ist bestimmt nicht vollständig, ich wäre für ergänzende Hinweise dankbar.)

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Th. Ickler


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