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eingetragen von Manfred Riebe am 25.03.2002 um 14.41

Übrigens: Professor Ickler meinte, Professor Hans-Werner Eroms gehöre zu den Kritikern der Rechtschreibreform (Ickler: "Da ich aus anderen Quellen weiß, wie Eroms wirklich über die Rechtschreibreform denkt, ..."). Anhand welcher Merkmale kann man beurteilen, ob jemand ein Reformbefürworter oder ein Reformkritiker ist?

Es gibt ein sicheres Kennzeichen, nach dem man beurteilen kann, auf welcher Seite jemand steht. Das ist seine Schreibweise. Der Mannheimer Vortrag von Hans-Werner Eroms ist aber in Neuschrieb verfaßt, in "einer Art Sklavensprache", wie Reinhard Markner es ausdrückt. ...

Wer wie Hans-Werner Eroms Mitglied des ehemaligen Kuratoriums und des Wissenschaftlichen Rates des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim, sowie Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift 'Deutsche Sprache' des IDS ist, kann sich aus diesen Fesseln der Abhängigkeit nicht so einfach befreien, sondern steckt in einer tiefgreifenden Interessenkollision. Es gibt zwar das Grundrecht auf Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Entscheidend ist dabei, ob man seine wahre Meinung in der Öffentlichkeit oder nur hinter vorgehaltener Hand im privaten Kreis äußert.

Eroms lobt zwar die Debatte im Internet, aber weder er noch die meisten anderen Sprachprofessoren haben sich bis auf wenige Ausnahmen aus dem Elfenbeinturm gewagt und im Internet mitdiskutiert.


eingetragen von Reinhard Markner am 18.03.2002 um 09.41

Ich bin da etwas anderer Meinung als mein Vorredner, da ich eine sentimentale Anhänglichkeit an die überholte Auffassung empfinde, daß Wissenschaft allein der Wahrheit und nicht anderen Mächten wie z. B. einem Preisauslober verpflichtet ist. Insbesondere sehe ich nicht, wieso Leute, die auf einer satt bezahlten Lebensstelle sitzen und keinerlei Risiko eingehen, wenn sie das Maul aufmachen, sich einer Art Sklavensprache bedienen müssen. Vielleicht wirken da bei Menschen aus Eroms' Generation noch frühkindliche Prägungen nach.

Auch sachlich liegt Eroms ähnlich daneben wie mancher schlecht instruierte Kultusminister. Allein schon das Gerede von der »Behutsamkeit« zeigt hinlänglich, daß er sich nicht ausgiebig genug auf jener legendären Seite herumgetrieben hat, auf der eine der großen geisteswissenschaftlichen Debatten unserer Tage geführt wird (*hüstel*).


eingetragen von Walter Lachenmann am 18.03.2002 um 00.02

Der Festvortrag Hans-Werner Eroms' hat nun wahrhaftig nichts Rätselhaftes an sich. Helmut Jochems hat die Kernaussagen in seinem Beitrag auf dem Nachrichtenbrett vom 14. März 2002 ganz ausgezeichnet herausgeschält. Wer den Vortragstext nachliest, findet die Feststellungen von Helmut Jochems durchgängig bestätigt. Daß ein Preisträger seinen Mannheimer Gönnern im feierlichen Festakt und in den Weihrauchdünsten des hl. Duden keine Straf- und Bußpredigt entgegenschleudert, sollte auch der ungehaltenste IDS-Hasser einsehen können. Wir lernen hier - und können die Lektion brauchen - wie Kritik sich sanft und dennoch entschieden artikulieren kann.

Kluge Menschen machen im Umgang untereinander manchmal den Fehler, daß sie sich nicht darüber freuen wollen, einen anderen klugen Menschen gefunden zu haben, mit dem sie sich herrlich und mit gegenseitigem Gewinn unterhalten können, sondern sie ärgern sich darüber, daß es da noch einen gibt, der vielleicht sogar noch ein bißchen klüger sein könnte. Spätestens in dieser Situation sind dann beide so töricht wie der Durchschnittsgescheite. So mußte Eroms unbedingt den Sprachwissenschaftler, der sich in diesen linguistischen Dürrezeiten, wo der Einäugige eben der keiser unter Blinden ist, nolens volens als der gescheiteste offenbart, ein bißchen mit seinem schlappen Florett unterm Kinn kitzeln: die Geschichte mit der Satzklammer. Ickler macht manchmal im Vertrauen auf den gesunden Menschenverstand und die Redlichkeit seiner Mitmenschen etwas schräge Äußerungen, von denen jeder Verständige - erst recht, wenn er mehr von ihm vernommen hat und sein Sprachverständnis einigermaßen einschätzen kann - weiß, daß diese in fundamentalistischer Buchstäblichkeit nicht gemeint sein können. Hier greift PISA bis in den wissenschaftlichen Diskurs, und es wird wohl Zeit, auch in diesen intellektuellen Höhen mit den in der e-Mail-Kultur notorischen Grinsemännchen zu arbeiten, der daktylographischen Umsetzung der Lachschleife ins ANSI- respektive HTLM-Format, damit auch der verbiestertste Erbsenzähler sich nicht auf angeblich präzises Zitieren berufen kann. Aber das war von Eroms ja nur ein etwas ungeschickter Seitenhieb, um zu verstehen zu geben, daß er sehr wohl weiß, wo der Feind des Hausherrn steht, und um sozusagen solidarisch die Faust zu ballen: Na, mit dem nehm' ich es noch allemal auf!

Wer ansonsten über diese Rede rätselt, sei auf den eingangs erwähnten hervorragenden Beitrag von Helmut Jochems verwiesen. Hervorheben möchte ich aber die Aussage der Rede, wo Eroms auf das Internet zu sprechen kommt. Im Zusammenhang mit der Rechtschreibdiskussion - und um die ging es in diesem Teil seiner Rede - kommt als Diskussionsort im Internet nur diese »unsere« Seite rechtschreibreform.com ernstlich in Frage. Auf keiner anderen wird das Thema so intensiv und - mal mehr, mal weniger, aber immerhin - sachlich und kompetent erörtert. Eroms sagte:

»Und so kann ich nur vor allgemeinen Aussagen, Patentlösungen, Wunderrezepten warnen. Noch sehr gut im Ohr haben wir die nun endlich sachlich verlaufende öffentliche Diskussion um die Rechtschreibreform. Ich gehe hier nicht auf die inhaltliche Seite ein ... Die Debatte wurde und wird öffentlich ausgetragen. Waren es zunächst Berichte, Kommentare und Leserbriefe vor allem in den Printmedien, so ist es jetzt das Internet, wo sich das manifestiert. Diese Seite des neuen Mediums ist es, die noch viel zu wenig untersucht ist. ... Die Internetdebatten lassen sich durchaus mit den großen geistesgeschichtlichen Debatten früherer Jahrhunderte vergleichen ... « [Also da melde ich doch Bedenken an, aber sei's drum. WL].
Undsoweiter.

Was heißt dies anderes als: Liebe Sprachlaboranten in Eurem weltfremden und selbstverliebten Alchimistenwahn - schaut Euch doch mal die Dräger-Seite an, und laßt Euch gründlich durch den Kopf gehen, was man da, wo die Leute ungeniert darüber reden können, von Eurem Jahrhundertwerk hält.

Das war kein Sieg nach Punkten, Herr Jochems, das war eine sehr freundlich vermittelte Bescheinigung grundsätzlichen Versagens, und die konzilianten Bemerkungen in Richtung der Mannheimer Gastgeber und Preisstifter waren in einer rhetorisch hinreißenden Ironie ganz allerliebst so gewählt, daß man - wie bei den vorgenannten Icklerschen Aussagen - nicht viel Mühe aufwenden muß, um zu erkennen, daß sie beileibe nicht buchstäblich zu verstehen sind.

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Walter Lachenmann


eingetragen von Manfred Riebe am 17.03.2002 um 21.30

Die Ausschnitte aus dem Festvortrag des Konrad-Duden-Preisträgers, Professor Eroms, die die Rechtschreibreform betreffen und Kommentare dazu findet man hier im Rechtschreibforum im Strang "VRS". Vgl. insbesondere Eroms: Die Rechtschreibreform als "Sprachspiel"? "Klavierqualität kontra Krähwinkel" vom 18.03.2002, 00.15 Uhr.


eingetragen von Manfred Riebe am 13.03.2002 um 13.55

Siegfried Grosse erinnert in dem unten genannten Interview daran, daß er Präsident des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim war. Das ist bemerkenswert.

Es wäre sinnvoll, hier weitere Beiträge der Träger des Konrad-Duden-Preises zur Rechtschreibreform zu sammeln.
Vgl. http://www.duden.de


eingetragen von Manfred Riebe am 13.03.2002 um 13.41

Siegfried Grosse: Germanist Prof. Grosse zur neuen Rechtschreibung. "Inkonsequente Reform". Interview von Jens Wylkop. In: RUBENS - Die Zeitschrift der RUB Ruhr-Universität Bochum, Nummer 21, 1. Dezember 1996, Seite 3
Quelle: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubens/rubens21/8.htm


eingetragen von Theodor Ickler am 13.03.2002 um 04.46

Der folgende Text ist undatiert, stammt wohl von Ende 1996/Anfang 1997:

Germanist Prof. Grosse zur neuen
Rechtschreibung

„Inkonsequente Reform“

”Philosophie“, „Philosofie“ oder gar „Filosofie“? Daß/ss die Rechtschreibreform nicht das Gelbe vom Ei ist, steht mittlerweile kaum noch zur
Debatte. Prof. em. Dr. Siegfried Grosse (Germanistisches Institut der RUB) hat eine eigene Sicht der Dinge und nennt im RUBENS-Interview
Aspekte, die in der bisherigen Diskussion um die Regeländerungen kaum bedacht wurden.
RUBENS: Herr Professor Grosse, welche Kritikpunkte haben Sie gegen die Rechtschreibreform vorzubringen?
Grosse: Zunächst einmal etwas Positives: Eine Reform mußte durchgeführt werden. Die Rechtschreibregeln sind seit 1901, der ersten und
bisher einzigen Reform, nicht geändert worden. Damals gab es 36 Regeln, die vom Duden weitergeschrieben wurden. 1967 waren es schon
314, bis 1990 hat der Duden diese Zahl auf etwa 240 reduziert. Jetzt sind es noch 112 Regeln.
RUBENS: Aber der Duden hat nach der ersten Reform die Rechtschreibregeln sozusagen in Eigenregie ausgeweitet?
Grosse: Ja. Zunächst mal ist er das einzige Rechtschreibebuch gewesen. Und nach 1950 hat der Duden eine Ermächtigung von der
Kultusministerkonferenz bekommen, bis zur Verabschiedung einer Reform die Rechtschreibung allein regeln zu dürfen.
RUBENS: Wie ist es denn nun zu der jetzigen Reform gekommen, nachdem bereits 1950 daran gedacht wurde?
Grosse: Die ganze Reform ging 1954 von den Dozenten und Professoren der Pädagogischen Hochschulen aus. Man muß jedoch bedenken,
daß es sehr schwierig ist, eine Reform für das ganze deutsche Sprachgebiet durchzuführen. Deutschland, Österreich, die Schweiz,
Liechtenstein, Luxemburg und Länder mit großen deutschsprachigen Minderheiten mußten unter einen Hut gebracht werden. Die Schweiz war
immer daran interessiert, die gemäßigte Kleinschreibung einzuführen, Österreich für eine vermehrte Großschreibung.
RUBENS: Der Kompromiß beseitigt aber bei weitem nicht alle Schwierigkeiten unserer Rechtschreibung?
Grosse: Es gibt Probleme, die der Laie gar nicht sieht. Das lateinische Alphabet ist ungeeignet für unsere Sprache: Es gibt dort Laute, die wir
nicht unterscheiden, z.B. „V“ und „F“. Ob es nun „Vater“ heißt oder „Folge“, in der gesprochenen Sprache wird der Unterschied nicht
deutlich. Ein weiters Problem sind unsere Zischlaute. Nimmt man einen Satz wie „Charlotte ißt acht wachsweiche Eier“, hat man viermal das
„ch“, das immer gleich geschrieben, aber viermal unterschiedlich ausgesprochen wird. Das zweite Grundproblem sind die Dialekte. Ihre
Transposition in die Hochsprache erschwert die Rechtschreibung zusätzlich. Abgesehen von der komplizierten Groß- und Kleinschreibung
kommt viertens hinzu, daß die Sprach- und Schreibgesellschaft unglaublich konservativ ist und sich gegen jede Änderung sperrt.
RUBENS: Welche Bereiche bedürfen denn einer Änderung?
Grosse: Die Bereiche, die wirklich geändert werden müßten, werden diesmal überhaupt nicht berührt. Denken Sie mal an das lange „i“: „Gib“,
„Dieb“, „Ihn“, „Vieh“ - das ist ein einziger Laut, der jeweils anders geschrieben wird.
RUBENS: Also ist die Reform inkonsequent?
Grosse: Die Reform wirbelt viel Staub auf, dabei werden nur 0,5 Promille unserer Rechtschreibung verändert. Die Hauptänderung betrifft das
„ß“. Ansonsten finde ich die Entscheidung, etymologisch vorzugehen, sehr inkonsequent. Man empfiehlt, Wörter, die einer Sprachfamilie
angehören, gleich oder ähnlich zu schreiben. „Stengel“ wird künftig mit „ä“ geschrieben, weil er eine kleine Stange ist. Dann müßte man auch
„Eltern“ mit „ä“ schreiben, weil es von „alt“ kommt. Dagegen schreibt man jetzt „Quentchen“ mit „ä“: Das ist Unsinn, denn das kommt nicht
von „Quantum“, sondern von „Quintus“, dem fünften Teil eines Gewichtes. Darüber hinaus sehe ich nicht ein, warum man den „Friseur“ mit „ö“
schreibt, während der „Ingenieur“ nicht verändert wird. Es ist zudem problematisch, Fremdwörter in dem Moment anders zu schreiben, wo
Europa zusammenwächst.
RUBENS: Ihre Beispiele zeigen, daß mit der Reform kaum Vereinfachungen erreicht werden.
Grosse: Mit Ausnahme der „ß“- und „ss“-Regelung. Da hat man Versuche gemacht und gesehen, daß dies zu viel weniger Fehlern führt. Ich
hätte mir eine kräftigere Reform gewünscht, vor allem die Einführung der gemäßigten Kleinschreibung.
RUBENS: Inkonsequent ist scheinbar nicht nur die Reform selbst, sondern auch ihre Umsetzung. Vor einigen Wochen hat „Der Spiegel“
erklärt, die alte Rechtschreibung beizubehalten, „Fo-cus“ und viele Tageszeitungen wollen die Entwicklung abwarten, die Reform im Endeffekt
aber notgedrungen mitmachen. Müßten die Printmedien nicht geschlossen die Reform umsetzen, um die festgelegten Änderungen der
Rechtschreibung dauerhaft zu etablieren?
Grosse: Ich denke, wenn die Printmedien nicht mitziehen, wird das so schnell niemand merken: Wir haben mal durchgezählt: Auf fünf großen
Druckseiten wären im Ganzen etwa 37 Änderungen nötig gewesen - von denen betrafen 34 die „ß“-Regelung.
RUBENS: Sie kritisieren auch die Schriftsteller, die erst jetzt, nachdem die Reform verabschiedet ist, lauthals gegen die neuen Regeln
protestieren.
Grosse: Deren Protest halte ich für völlig unverständlich. Ich weiß, da ich zu der Zeit Präsident des Instituts für Deutsche Sprache war, daß den
Schriftstellern in den letzten fünf Jahren kontinuierlich die Vorschläge zur Rechtschreibreform vorgelegt wurden, mit der Bitte um
Stellungnahme. Sie haben darauf nie geantwortet, waren sich einfach zu gut dazu. Die jetzt geschwungenen Reden, daß die deutsche Sprache
ihren Wert verliert, sind vollkommener Unsinn. Es handelt sich um technische Änderungen im Zeichensystem, die deutsche Sprache wird
dadurch überhaupt nicht berührt.
RUBENS: Ist dies jetzt auf lange Sicht die letzte Reform der Rechtschreibung?
Grosse: Das glaube ich nicht. Es wird eine Kommission beim Institut für Deutsche Sprache in Mannheim eingesetzt, in der Vertreter aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz die Erfahrungen der Probephase beurteilen und weitere Verbesserungsvorschläge machen sollen.
Also werden wir wohl nicht noch mal hundert Jahre auf eine Reform warten müssen.
Die Fragen stellte Jens Wylkop
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 13.03.2002 um 03.17

Eroms erwähnt meinen Weimarer Vortrag in der Kurzfassung der "Süddeutschen Zeitung", und das zeigt immerhin (ebenso wie das Programm der IDS-Jahrestagung), daß meine Frage "Wie gut ist die deutsche Sprache?" nicht ganz unaktuell ist. Das war übrigens auch der Titel meines Beitrages, der Wäscheleinentitel stammt nicht von mir, sondern von der Redaktion. Wenn Eroms häufiger für die Zeitung arbeiten würde, wäre ihm dieser Irrtum nicht unterlaufen. Auch war mein Beitrag kein "Rückblick zum europäischen Jahr der Sprachen", sondern die Dankrede bei der Verleihung des Deutschen Sprachpreises 2001. Und was die Satzklammer betrifft, so weiß ich natürlich auch, daß sie eine Strukturgesetzlichkeit des Deutschen ist. Eroms selbst nennt sie ein "schweres" Erbe; mehr habe ich auch nicht sagen wollen. Und die Sache mit dem Ethischen hat er ganz mißverstanden. Ich finde natürlich nicht die Satzklammer unmoralisch, sondern habe aus einigen Zitaten geschlossen, daß der Wunsch, es dem Hörer nicht zu leicht zu machen, auf ein befremdliches sprachliches Ethos hindeute. (Ich hatte allerdings, ohne den Verfasser zu nennen, einen Satz aus Eroms' Syntax zitiert: "Der Hörer wird gezwungen ...", so daß Eroms sich natürlich wehren mußte.) Eroms sagt auch nicht einfach, daß ich eine Eigenschaft des Deutschen kritisiere (genauer: seine Kritisierbarkeit erwäge), sondern daß Ickler ungnädig "mit dem jahrhundertealten Erbe seiner Muttersprache" umgehe. Motherfucker (oder Orest) Ickler - das ist die Suggestion der überraschenden Wortwahl.
Man könnte noch manches anmerken. Anstößig ist zum Beispiel nicht, daß Volksetymologien wie belämmert, einbläuen anerkannt werden, sondern daß sie als allein richtig vorgeschrieben werden. Darüber geht Eroms hinweg und nennt die RSR sogar noch "behutsam" - ein Zuckerl für die anwesenden Stickel usw., nach dem Grundsatz, niemandem weh zu tun. (Aber ein klitzekleines bißchen kriegt Stickel auch ab, denn daß die Reformkritiker Sprache und Schrift irrigerweise gleichsetzen, war ja sein stehendes Argument.) Aber nicht einmal das Lob kommt direkt, sondern eingekleidet: "ähnlich behutsam" habe man in anderen Sprachen zu reformieren versucht.
Da ich aus anderen Quellen weiß, wie Eroms wirklich über die Rechtschreibreform denkt, finde ich dieses taktische Reden nicht so begeisternd. Im Hintergrund steht wohl auch der Schmerz über die Ruinierung des Magnum opus, der "Syntax der deutschen Sprache", die wohl wegen der reformbedingt katastrophalen Orthographie schon bald ein zweites Mal erscheinen muß. Im Vortrag kommen ja auch grammatisch falsche Neuschreibungen vor (wie Recht haben). Mal sehen, was die Dudenredaktion beim Abdruck daraus macht.
Und das Passiv ist beschlossen worden ist eine wohltätige Verklausulierung; würde man die Namen der Reformer nennen, könnte im Publikum vielleicht der eine oder andere Lacher aufkommen.
– geändert durch Theodor Ickler am 14.03.2002, 19.06 –
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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2002 um 23.15

Von http://www.duden.de/presse/ (im Kästchen rechts) kann man die Rede von Hans-Werner Eroms herunterladen.
Eine Bitte an die Teilnehmer: Bitte vergleichen Sie, ob darin die Passagen über die Rechtschreibreform in vollem Umfang enthalten sind. Vielleicht hat das Flugblatt des VRS, das allen Gästen im Rittersaal des Mannheimer Schlosses vorlag, ein Abweichen von der geplanten Rede bewirkt.


eingetragen von Stephanus Peil am 12.03.2002 um 22.42

... nimmt immer groteskere Ausmaße an. Das große Werk Konrad Dudens, die Einheitsorthographie des Deutschen, wurde von den "Reformern" zerschlagen.

Heute ist es so wie zur Zeit Konrad Dudens in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, als die Rechtschreibung in den einzelnen deutschen Ländern durch Uneinheitlichkeit, Willkür und Verwirrung gekennzeichnet war. Jeder Lehrer schrieb seine eigene Rechtschreibung. Auch heute sind sich (wie damals) oft zwei Lehrer derselben Schule und zwei Journalisten der gleichen Zeitung nicht mehr in allen Einzelheiten über die Rechtschreibung einig, selbst Rechtschreibprogramme können uns nicht helfen. Nun gibt es keine Autorität mehr, die man anrufen könnte. Heute haben Verlage und Agenturen ihre eigenen Hausorthographien, weil die neuen "amtlichen" und "Toleranz-Metaregeln" des dritten Berichts der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung nur Verwirrung stiften. Heute ist die Wirrnis infolge der willkürlichen Schriftänderung so groß, daß niemand genau sagen kann, wie viele verschiedene deutsche Rechtschreibungen gegenwärtig existieren. Dieser Zustand ist ein schwerwiegendes Problem nicht nur für die Schulen, sondern für die gesamte Schreibgemeinschaft. Was wird die nächste Pisa-Studie bringen?

Die "neuen" Regeln fordern geradezu auf, Kommas wegzulassen, alle möglichen Wörter mit "ss" statt "ß" zu schreiben, und man muß auch nicht mehr darüber nachdenken, ob man "kennenlernen" zusammen oder auseinander schreibt. Das persönliche Fürwort "du" und dessen Ableitungen dürfen klein geschrieben werden, und wenn man ahnt, daß "setzen" gemäß der überarbeiteten Stammprinzipregeln von "Satz" kommt, sollte sogar "sätzen" erlaubt sein. Der Neuschrieb nimmt auf die Belange des Lesenden keine Rücksicht, und so dürfen wir nun munter drauflosschreiben; der Lesende wird schon sehen, wie er zurechtkommt.

Die sogenannte Rechtschreibreform bringt der Sprachgemeinschaft nur Nachteile und droht, unser Deutsch für immer zu verderben. Wenn wir miteinander schriftlich kommunizieren wollen, brauchen wir dafür eine möglichst genaue, eindeutige und vor allem einheitliche Rechtschreibung. Das Lernen nimmt uns keiner ab. Im Zuge der Diskussion um eine Bildungsreform sollte darüber nachgedacht werden, wie sich unsere durchaus nicht einfache Rechtschreibung einfacher vermitteln läßt.

Die Politiker sollten den Mut aufbringen, den gegenwärtigen Reformversuch abzubrechen und den deskriptiven Weg einschlagen, lediglich den allgemeinen Sprachgebrauch - wie bisher der Duden - aufzuzeichnen, was auch der freiheitlich-demokratischen Ordnung am besten entspräche. Der Staat sollte sich von Sprachlenkungsversuchen grundsätzlich fernhalten, die gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit erfolgen. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an den Beschluß des Deutschen Bundestags, der am 26. März 1998 feststellte, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: "Die Sprache gehört dem Volk."

VRS - Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V., Veltheimstraße 26, D-22149 Hamburg, http://www.vrs-ev.de

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Anläßlich der Verleihung des Konrad-Duden-Preises 2001 an Prof. Dr. Hans-Werner Eroms, Universität Passau, wurde ein Flugblatt mit dem obigen Text am 13.3.2002 an die Gäste des Festaktes (größtenteils Teilnehmer der 38. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache - IDS) am Eingang des Mannheimer Schlosses verteilt. Das Original ist aufrufbar unter http://www.vrs-ev.de (Babylon in Mannheim).

Bedanken möchte sich der VRS bei der Deutschen Sprachwelt, die Herrn Dr. Jürgen Langhans, Pressesprecher des VRS, akkreditierte, mit dem Preisträger Eroms ein Interview zu führen. Zu diesem Gespräch für die DSW kam es aus zeitlichen Gründen nach der Preisverleihung nicht, Herr Langhans konnte jedoch mit Herrn Prof. Eroms einen Telephontermin für ein nachträgliches Interview vereinbaren.

– geändert durch Stephanus Peil am 17.03.2002, 17.28 –


eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2002 um 21.55

http://www.duden.de/presse/ enthält keine neuen, sondern nur sehr geringe, bereits bekannte Informationen.
Aber die Rede des Konrad-Duden-Preisträgers Hans-Werner Eroms kann man herunterladen.

Meine Recherchen zum Laudator ergaben:
Laudator von Professor Hans-Werner Eroms war Prof. Dr. Dr. hc. mult. Siegfried Grosse, Unterfeldstr. 13, 44797 Bochum, Germanistisches Institut der RUB, Universitätsstr. 150, 44780 Bochum, Tel.: 0234/791842, Siegfried.Grosse@ruhr-uni-bochum.de
http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/siegfried.grosse/

Siegfried Grosse erhielt am 15.03.2000 den Duden-Preis der Stadt Mannheim. Thema seines Festvortrags am 15. März 2000: "Fremde deutsche Wörter". Rede anlässlich der Verleihung des Konrad-Duden-Preises der Stadt Mannheim am 15. März 2000. Mannheim 2000 (= Duden, Beiträge zu Fragen der Rechtschreibung, der Grammatik und des Stils. H. 55).
Bereits 1964 wurde Siegfried Grosse Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim.


eingetragen von Christian Stang am 12.03.2002 um 19.54

Näheres zum Konrad-Duden-Preis finden Sie im Netz unter http://www.duden.de/presse

Mit freundlichen Grüßen

Christian Stang


eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2002 um 16.53

Zum Germanisten Hugo Steger als Laudator Reiffensteins vgl. Theodor Ickler: Ein Germanist wird vorgeführt, 23.09.2001, 19.15 Uhr. In: http://www.rechtschreibreform.com/, Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn

Bereits 1959 hatte die Münchner Bayerische Akademie der Wissenschaften mit dem Salzburger Linguisten und Altgrammatiker Ingo Reiffenstein (Dorfbeuren/Österreich), den ersten hauptamtlichen Chefredaktor des Bayerischen Wörterbuchs eingestellt.
http://grimm.adw-goettingen.gwdg.de/wbuecher/index.php?4
Ingo Reiffenstein: Zur Geschichte, Anlage und Bedeutung des Bayerischen Wörterbuches, in: ZBLG 48, 1985, S. 17-39

Professor Ingo Reiffenstein erhielt vor dem denkwürdigen Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. März 1998: "Die Sprache gehört dem Volk" und der Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am 12. Mai 1998 im Rahmen der Jahrestagung des staatlich finanzierten "Instituts für deutsche Sprache" (IDS), Mannheim, im März 1998 den Konrad-Duden-Preis der Stadt Mannheim. In seiner Rede rechtfertigte er eine Regelungskompetenz des Staates für die Rechtschreibung:
"Die Diskussion über die Rechtschreibreform ist ein wenig erfreuliches, aber ein nicht untypisches Beispiel für das gestörte Verhältnis zwischen einer nichtfachlichen Öffentlichkeit und der Sprachwissenschaft. Am bedrückendsten daran ist vielleicht, daß die Themen und die Argumente der Diskussion samt ihren Mißverständnissen seit weit über 100 Jahren die gleichen geblieben sind. 1984 ist in den Schriften des IdS eine bei Hugo Moser entstandene Bonner Dissertation von Hans­Georg Küppers über "Orthographiereform und Öffentlichkeit" erschienen, in der über die Bemühungen und Auseinandersetzungen zwischen 1876 und 1982 berichtet wird. Nicht nur in diesen gut 100 Jahren, sondern auch in den seither verstrichenen 15 Jahren dreht sich die Diskussion ständig im Kreis. Neu ist lediglich, daß sich jetzt auch Gerichte mit dem Kasus befassen müssen. [...]
Zum Schluß möchte ich einem möglichen Mißverständnis vorbeugen. Mein Vortrag ist natürlich kein Plädoyer für staatliche Eingriffe in die Sprache. Lediglich die Rechtschreibung, von der ich ausgegangen war, ist ein Bereich, dessen Regelung durch den Staat vernünftig ist und erwünscht sein sollte."

Quelle: http://www.mannheim.de/fundgrube/lesenswertes/reiffenstein.html

Es war sicher ein geschickter Schachzug des IDS, der Agitationszentrale der Rechtschreibreform, Professor Ingo Reiffenstein den Konrad-Duden-Preis zu verleihen und ihn eine solche Rede halten zu lassen. Es wäre denkbar, daß seine Stellungnahme die Richter des Bundesverfassungsgerichtes darin bestärkte, den Kultusministern ein Eingriffsrecht in die Schriftsprache auf dem Erlaßwege an den Parlamenten vorbei zuzubilligen. Im Lichte dieser Rede erweckt auch der Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. März 1998: "Die Sprache gehört dem Volk" noch mehr den Eindruck der Unverbindlichkeit.


eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2002 um 15.49

Die anbiedernde, erstaunlich oberflächliche Dankrede von Ingo Reiffenstein kann nachgelesen werden: http://www.mannheim.de/fundgrube/lesenswertes/reiffenstein.html (allerdings in einer sonderbaren Orthographie). Was dem ebenso bedeutenden Germanisten Hugo Steger als Laudator im gleichen Heft der Duden-Beiträge angetan wurde, habe ich im Forum bereits gezeigt ("Ein Germanist wird vorgeführt").
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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 12.03.2002 um 14.57

Wird Hans-Werner Eroms nur allgemein über Sprachpflege und Sprachkritik sprechen oder auch über die aktuelle Rechtschreibreform?

Hier folgt ein Überblick über Sprachpreise, die mitunter als Krönung wissenschaftlichen Streites betrachtet werden. "Bei Preisen von Städten, die an Autoren vergeben werden, folgt auf die Lobrede (Laudatio) die Rede des Autors, an den dieser Preis verliehen wurde." Folglich kann man damit rechnen, daß auch Professor Hans-Werner Eroms bei der Verleihung des Konrad-Duden-Preises der Stadt Mannheim heute eine Rede halten wird. Auch auf diese darf man neugierig sein.
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Prof. Dr. Fee-Alexandra Haase: Kritik

1.2.3 Kritik als Begriff der Streitkultur an Akademien und Organisationen der Neuzeit

Antike Preisschriften loben die Gerechtigkeit des Sieges in einem Wettstreit. So beschreibt Pindar den Gewinner eines Wagenrennens, Arkesilas von Kyrene, in einer ihm gewidmeten Ode als Sieger, der den Pfad der Gerechtigkeit (δíκ&eta) als König der großen Städte beschreitet. (102) Der Streit im Gespräch und in schriftlichen Abhandlungen ist als eine Form des Wettstreits (certamen) an Universitäten in der Epoche der Aufklärung zu finden. In diesen Lehranstalten wird der Wettstreit zwischen den Fakultäten nach Reihen (ordines) in einem Literaturstreit (certamen litterarium) ausgetragen. Neu erschienene Schriften werden in Abhandlungen der Gelehrten nach ihren Themen in verschiedenen Gattungen der Kritik behandelt. In der Philologie werden verschiedene Begriffe für die Gattungen von Beschreibungen und Reden verwendet. Das deutsche Schulwesen und die philologischen Institute an den Universitäten nutzen als Bezeichnungen für die mündliche und schriftlichen Kritik die Bezeichnung Unterredung in den Ausdrücken disputatio critica und disputatio philologico-critica. Die Verteilung von Preisen (praemia), die nach dem Urteil (iudicium) ausgeteilt werden, ist bei der Verleihung von Autorenpreisen zu finden. Den nicht mehr verbal ausgefochten Streit von Kritikern über die Literatur eines Gebietes ermöglichen Journale und spezielle Zeitschriften für Publikationen auf wissenschaftlichem Gebiete.

Dokumente des Wettbewerbs im 19. Jahrhundert sind die Gekrönten Preisschriften und Urkunden für Preise der Germanistik. Die von der Fürstlich Jablonowiskischen Gesellschaft in Leipzig gekrönte Preisschrift Das erste Auftreten der deutschen Sprache in den Urkunden von Max Vancsa beinhaltet im Jahre 1895 eine Beilage mit juristischen Schriften des Prozesses der Vansdorffer gegen den Erzbischof von Salzburg, die in einer Schlußformel mit dem Ort und der Zeit das Dokument vom 17. April des Jahres 1303 als brief bezeichnet, in dem eine Urteile genannt wird. (103)

Von Vertretern der Moderne werden im 20. Jahrhundert die Druckmedien für den Streit über die Literatur genutzt. Diskussion finden zur Unterhaltung auch in anderen Medien und Kommunikationsmitteln statt. Politische Streitkultur ist Gegenstand der in diesen Medien ausgetragenen öffentlichen Kritik. In Georg Rauschs Preisschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins mit dem Titel Goethe und die deutsche Sprache sind im Jahre 1909 im Anhang zu den Begriffen
συγκρíνειν und διακρíνειν
Ausführungen Goethes zur Farbenlehre erwähnt. Goethe stellt hier zu ihrer Übersetzung fest:
"Wir finden keinen so geistig-körperlichen Ausdruck für das Pulsiren, in welchem sich Leben und Empfinden ausspricht. Überdies sind die griechischen Ausdrücke Kunstworte, welche bei mehrern Gelegenheiten vorkommen, wodurch sich ihre Bedeutsamkeit jedes Mal vermehrt."
Als Worte in deutschen und französischen Übersetzungen schlägt Goethe die Begriffe zusammenziehen, ausdehnen, sammeln, entbinden, fesseln, lösen, rétrécir und développer vor. (104)

Bei Preisen von Städten, die an Autoren vergeben werden, folgt auf die Lobrede (Laudatio) die Rede des Autors, an den dieser Preis verliehen wurde. Die Jury für den Friedrich Hölderlin-Preis läßt auf die Verleihung eine Rede zur Preisverleihung am 7. Juni des Jahres 1998 an Christoph Ransmayr folgen. Dur Grünbeins Rede Den Körper zerbrechen zur Entgegennahme des Georg-Büchner-Preises wird im Jahre 1995 zusammen mit der Laudatio und dem Portrait des Künstlers als junger Grenzhund von Heiner Müller vorgetragen.

In einer Urkunde anläßlich der Verleihung des Hegel-Preises 1979 wird Hans-Georg Gadamer am 13. Juni des Jahres 1979 eine Auszeichnung zuteil als "dem Philosophen, dessen Hermeneutik für die Verständigung über Sprache, Geschichte und Kunst neue Horizonte erschloß, dem denkenden Interpreten der philosophischen Tradition Griechenlands und der Werke der Dichter; dem Gründer der Internationalen Hegel-Vereinigung; dem wirkungskräftigen Lehrer zur Freiheit des Gedankens." (105) In der Urkunde anläßlich der Verleihung des Lessing-Preises des Jahres 1968 wird Walter Jens am 12. Dezember 1967 die Würdigung "seiner auf eine zeitgerechte politische und sittliche Aufklärung zielenden schriftstellerischen Werke, insbesondere seiner kritischen Beiträge zur Literaturwissenschaft und Rhetorik sowie seiner mutig ins öffentliche Bewußtsein wirkende Tätigkeit als vielseitiger Publizist; in Anerkennung aber auch seiner vorurtheilsfreien Bemühungen um die Neugestaltung des Lehrbetriebes an den deutschen Universitäten" zuteil. (106) Gerhard Helbig schreibt in seiner Rede Grammatik im Kreuzfeuer bei der Verleihung des Konrad-Duden-Preises am 16. März 1994: "Einer berechtigten Kritik ausgesetzt war nicht nur eine zu enge, sondern auch eine zu weite Auffassung der Grammatik, die Grammatik letztlich mit der Sprache bzw. mit der Sprachwissenschaft identifiziert." (107) Ein Beispiel für eine Rede, die direkt auf die Rechtfertigung der Rechtschreibreform abzielt, ist die Rede Sprachpflege und Sprachgeschichte von Ingo Reiffenstein, die er am 11. März des Jahres 1998 bei der Verleihung des Konrad-Duden-Preises der Stadt Mannheim hielt und in der er von der Schicht der litterati im Mittelalter spricht. (108) Diese Autoren haben die Erforschung der Sprache zum Gegenstand in der Wissenschaft gemacht. Die Preise sind Auszeichnungen zum Ausdruck der Bewertung ihrer Werke in der Öffentlichkeit.

102. Pindar: Olympian Odes. Pythian Odes. Edited and translated by William H. Race. Cambridge und London 1997. Zeile 14 und 15. S. 300.

Vgl. auch: Braswell, Bruce Karl: A commentary on the forth Pythian ode of Pindar. Berlin und New York 1988. S. 369-376.

103. Vancsa, Max: Das erste Auftreten der deutschen Sprache in den Urkunden. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe 1895. Leipzig 1963. S. 134-135. Zitat S. 134.

104. Rausch, Georg: Goethe und die deutsche Sprache. Gekrönte Preisschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Leipzig und Berlin 1909. S. 260-261.

105. Ein Faksimile der Urkunde vor dem Textteil befindet sich in: Das Erbe Hegels. Zwei Reden aus Anlaß der Verleihung des Hegel-Preises 1979 der Stadt Stuttgart an Hans-Georg Gadamer am 13. Juni 1979. Jürgen Habermas. Urbanisierung der Heideggerschen Provinz. Laudatio auf Hans-Georg Gadamer. Hans Georg Gadamer. Das Erbe Hegels. Frankfurt am Main 1979. O. S.

106. Ein Faksimile der Urkunde vor dem Textteil befindet sich in: Feldzüge eines Redners. Rede auf Gotthold Ephraim Lessing und Laudatio anläßlich der Verleihung des Lessing-Preises an Walter Jens am 8. März 1968. Hamburg 1968. O. S.

107. Helbig, Gerhard: Grammatik im Kreuzfeuer. Rede Gerhard Helbigs anläßlich der Ehrung mit dem Konrad-Duden-Preis der Stadt Mannheim am 16. März 1994. Mannheim, Leipzig, Wien und Zürich 1994. S. 11.

108. Reiffenstein, Ingo: Sprachpflege und Sprachgeschichte. Rede anlässlich der Ehrung mit dem Konrad-Duden-Preis der Stadt Mannheim am 11. März 1998 mit der Laudatio von Hugo Steger. Mannheim, Leipzig, Wien und Zürich 1998. S. 25.
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Quelle: http://www.fachpublikationen.de/dokumente/01/1a/01011.html


eingetragen von Theodor Ickler am 11.03.2002 um 16.50

Eroms' Aufsatz im Sammelband Eroms/Munske schließt folgendermaßen:

"Hier hätte vielleicht ein wenig PR-Arbeit frühzeitig vorbeugen können. Der Einführung der neuen Postleitzahlen etwa ging eine monatelange Informationskampagne voraus. Der Unterschied zur Rechtschreibreform soll nicht verkannt werden, aber die viel gravierendere Änderung sämtlicher Postleitzahlen gegenüber den minimalen Veränderungen im Rechtschreibbereich wurde dennoch nicht mit einem derart hoch bewerteten Begriff wie Reform zum Ausdruck gebracht. Das Wort 'Rechtschreibreform' aber weckt Erwartungen und Befürchtungen, die entweder inhaltlich gar nicht erfüllt werden können oder aber ins Grundsätzliche umschlagen und in einer Legitimationsdebatte münden. Wie 1901 Kompromisse gefunden werden mußten, so ist für die gegenwärtige Lage zu hoffen, daß sich beide Seiten aufeinander zubewegen und eine Einigung finden." (S. 56)

Diese Stelle zeigt sowohl das gemäßigte, versöhnliche Temperament des Verfassers als auch eine gewisse - wohl damit zusammenhängende - Naivität. Eroms sieht nicht, daß eine Informationskampagne vor der handstreichartigen Einführung der Reform mit voller Absicht vermieden wurde, weil der Anschlag nur als "Überraschungsmanöver" (so Insider Munske) gelingen konnte. Für das Intrigenspiel der Reformer hat Eroms gar keinen Sinn.

Ferner ist der Vergleich mit den Postleitzahlen (auch von Stickel aus seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht bekannt) trotz der Relativierung abwegig. Was man an einer so marginalen Stelle des täglichen Lebens verändet, ist gänzlich unvergleichbar mit einem systematischen Eingriff in die Sprache.

Schließlich ist auch der Vergleich mit 1901 unzulässig, weil es damals überhaupt nicht darum ging, neue Schreibweisen einzuführen.

In dem Aufsatz über die s-Schreibung (Festschrift Munske) stellt Eroms zutreffend fest, daß es mit dem vorhandenen Inventar überhaupt keine rundum befriedigende s-Schreibung geben kann, zumal unter Einbeziehung der regionalen Aussprache-Unterschiede. Die bisherige s-Schreibung sei jedoch "eine gute Kompromißlösung" gewesen. (S. 371)
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Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 11.03.2002 um 16.12

Hier hatte Professor Ickler wieder einmal einen interessanten Strang eröffnet. Aber offenbar mangelte es an kompetenten Diskutanten; denn niemand fing seinen Ball auf. "Thema verfehlt!" möchte man ausrufen, wenn man die Beiträge liest und mit der Überschrift "Konrad-Duden-Preis" vergleicht. Ein Journalist oder ein Student oder gar ein Professor der Sprachwissenschaft, der voller Hoffnung und Interesse diesen Strang anklickt, würde sehr enttäuscht sein über den Inhalt. Worum geht es? Zur Erinnerung: Es geht um die Verleihung des Konrad-Duden-Preises 2001 der Stadt Mannheim am 13. März 2002 im Rittersaal des Mannheimer Schlosses an den Germanisten Professor Dr. Hans-Werner Eroms, Lehrstuhlinhaber für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau.

Angaben zur Person

Professor Dr. Hans-Werner Eroms
Universität Passau
Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft
Innstraße 25
Nikolakloster Neubau Raum 482
94032 Passau
Telefon (0851) 509 - 27 80
eroms@uni-passau.de
privat: Bischof-Heinrich-Str. 13
94032 Passau
Tel. (0851) 5 86 60

- Mitglied des ehemaligen Kuratoriums und des Wissenschaftlichen Rates des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim)
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim)
- Vorsitzender des Beirats "Germanistik" des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
- Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift 'Deutsche Sprache' im Auftrag des Instituts für Deutsche Sprache herausgegeben von Hans-Werner Eroms (Geschäftsführung),
Vgl. http://www.ids-mannheim.de/pub/deusprach/
- Mitherausgeber der Zeitschrift für Sprachwissenschaft, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft
Quellen: http://www.phil.uni-passau.de/germanistik/sprachwis1/Schra.htm und http://www.duden.de/

Professor Dr. Hans-Werner Eroms erhält den Konrad-Duden-Preis 2001 der Stadt Mannheim für seine Leistungen auf den Gebieten der Stilistik, der Orthographieentwicklung und des öffentlichen Sprachgebrauchs, also für eine Thematik, die gerade in den zurückliegenden Jahren von einem breiteren Publikum öffentlich diskutiert wurde und noch immer wird. Im Zusammenhang mit dem Namen Konrad Duden interessiert hier in erster Linie, was Professor Dr. Hans-Werner Eroms zur Orthographieentwicklung zu sagen hat.

Veröffentlichungen von Hans-Werner Eroms zur Rechtschreibreform

Hans-Werner Eroms: "Die öffentliche Diskussion um die Rechtschreibreform" in: Eroms, Hans Werner / Munske, Horst Haider (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997; S. 51-56.

Hans-Werner Eroms: Die deutsche Rechtschreibreform des Jahres 1996. In: Ludwig M. Eichinger - Stefan Pongó (Hrsg.). Sprache und Literatur in Theorie und Lehre. Nitra und Passau, 1997, S.7-18.

Hans-Werner Eroms: Die Rechtschreibreform in der öffentlichen Meinung. In: Jahrbuch des Instituts für deutsche Sprache. In: Gerhard Stickel (Hrsg): Sprache - Sprachwissenschaft - Öffentlichkeit. Berlin (= Institut für deutsche Sprache. Jahrbuch 1998), 1999, S.194-224.

Hans-Werner Eroms: Die Neuregelung der s-Schreibung und die Prinzipien der deutschen Orthographie. In: Mechthild Habermann - Peter O. Müller - Bernd Naumann (Hrsg.): Wortschatz und Orthographie in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Horst Haider Munske zum 65. Geburtstag. Tübingen: Niemeyer, 2000, S.357-373.

Quelle: http://www.phil.uni-passau.de/germanistik/sprachwis1/Schra.htm

Katrin Bischl: Erste Schritte aus dem Elfenbeinturm ("Sprache - Sprachwissenschaft - Öffentlichkeit" , 34. Jahrestagung des IDS, 10.-12. März 1998)
"Die in den Medien geführte Diskussion über die Rechtschreibreform zeichnete Werner Eroms (Passau) nach. Seine Analyse von über 2000 Berichten, Interviews, Kommentaren und Leserbriefen machte deutlich, dass die Journalisten sich viel neutraler über die Reform geäußert haben als die Leserbriefschreiber: Dort standen nicht Sachthemen, sondern Glaubensbekenntnisse im Vordergrund: die eigene Sprachauffassung und die Verdammung von Andersdenkenden. Die Analyse veranlasste Eroms, Kritik an der eigenen Zunft zu äußern: Die Linguisten hätten zu sehr politisch statt sprachwissenschaftlich argumentiert, und die öffentliche Auseinandersetzung habe dem Image des Faches geschadet."
Quelle: http://www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr98-2a.pdf -

Wenn man die Titel dieser Aufsätze ansieht, dann untersucht Eroms in erster Linie die öffentliche Diskussion der Rechtschreibreform, aber daneben am Rande auch einzelne linguistische Fragen.

Daraus ergeben sich verschiedene Fragen an den Preisträger, seine sprachwissenschaftlichen Zeitgenossen und andere kritische Beobachter:

1. Hans-Werner Eroms erwähnt in seinem Beitrag "Die öffentliche Diskussion um die Rechtschreibreform" in: Eroms, Hans Werner / Munske, Horst Haider (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, die Diskussion der Rechtschreibreform in den Leserbriefspalten der Zeitungen (S. 52). Da die Zeitungen seit dem 1. August 1999 Leserbriefe über die Rechtschreibreform zunehmend unterschlagen oder in Neuschrieb abdrucken, wurde im Jahr 2000 eine neue Sprachzeitung, die DEUTSCHE SPRACHWELT, gegründet und die Diskussion verlagerte sich ins Internet.

Deshalb stellt sich dem Beobachter die Frage, ob Hans-Werner Eroms die täglichen Beiträge des prominentesten Rechtschreibreformkritikers Theodor Ickler in den Internetseiten http://www.rechtschreibreform.com und http://www.deutsche-sprachwelt.de verfolgt, so wie es Professor Wilfried Kürschner tut.

2. Hans-Werner Eroms schreibt einerseits, daß die Regeln der Rechtschreibung auf Konventionen beruhen, die nicht verordnet worden, aber auch nicht gänzlich natürlich gewachsen seien (S. 51). Andererseits nennt er das Problem der "exekutiv regulierenden Instanz" (S. 55), da an die Stelle gewählter Schreibalternativen "exekutiv verordnete Regeln" getreten seien. Er kritisiert auch die Reformer, die versuchten, eine Diskussion abzublocken, indem die Reformer argumentierten, die Reform sei beschlossene Sache und sei somit in Kraft, so daß eine Diskussion darüber lediglich ein "Nachtarocken" sei. In diesem Zusammenhang spricht er davon, daß die Orthographie in einen "Prozeß der Verrechtlichung" eingebunden sei, der "rechtliche Zwänge" zur Folge habe (S. 55 f.).
Was meint Hans-Werner Eroms mit diesem "Prozeß der Verrechtlichung"?

3. Hans-Werner Eroms behauptet, der Versuch, Volksbegehren einzusetzen, sei ein Ausweichen vor der legislativen parlamentarischen Entscheidungsebene durch gewählte Volksvertreter (S. 53). Der bayerische Kultusminister Hans Zehetmair sagte aber dazu:
"Es gibt aber auch die Diskussion darüber, ob die Landtage in die Entscheidung mit einbezogen werden müssen. Wenn das der Fall ist, wird die Reform - da bin ich mir sicher - nicht stattfinden."
Es ist also gerade umgekehrt: Die Kultusminister sind der Gesetzgebungsebene ausgewichen, weshalb die Bürger notgedrungen die Ebene der Volksgesetzgebung anstrebten und in Schleswig-Holstein trotz des negativen Urteils des Bundesverfassungsgerichtes auch Erfolg hatten.
Ist Hans-Werner Eroms gegen die Entscheidung über die Rechtschreibreform durch das Volk oder durch die Volksvertreter?

4. Hans-Werner Eroms ist Mitglied des Kuratoriums der Instituts für deutsche Sprache (IDS). Das IDS hat das Vorschlagsrecht für 5 der deutschen Vertreter der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung.
a) Hält Hans-Werner Eroms diese Konzentration des Entscheidungsrechtes auf das IDS für demokratisch?
b) Welchen Einfluß hatte Hans-Werner Eroms als Mitglied des Kuratoriums des IDS auf die Besetzung der Reformkommission und auf die Förderung der Rechtschreibreform genommen?

5. Das Institut für deutsche Sprache (IDS) wird von Professor Theodor Ickler in seinem Buch "Regelungsgewalt" als "Agitationszentrale" der Rechtschreibreform bezeichnet (S. 119, Fn 95). Tatsächlich hat das IDS über Klaus Heller, der zugleich IDS-Mitglied, Reformer und Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung ist, eine Desinformationskampagne betrieben. Ein Beweis unter vielen ist das Verschweigen aller reformkritischen Vereine im Handbuch des IDS "Förderung der Sprachkultur in Deutschland. Sprachvereine im deutschen Sprachraum" (1999). (Vgl. Manfred Riebe: Was bedeuten "Wahrung" und "Förderung" der Sprache und der Sprachkultur? Kritik einer sprachpolitischen Begriffsverdrängung. In: http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOVsRSR/ArchivSO/MRiebe1.htm).
a) Hätte sich diese Interessenkollision nicht durch eine andere Personalauswahl vermeiden lassen?
b) Könnte Hans-Werner Eroms sich vorstellen, daß ein Reformkritiker den Konrad-Duden-Preis 2003 erhalten könnte?

6. Hans-Werner Eroms schreibt, daß die neue Rechtschreibung mit einer Ausnahme nur Randbereiche betrifft (S. 51).
Warum war sie dann nötig?

7. Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung argumentiert Hans-Werner Eroms im Sinne der Reformkritiker, daß die Getrenntschreibung der Reformer der Univerbierungstendenz zuwiderlaufe. Durch die Univerbierungstendenz wirke ein Entwicklungsdruck, der sich nicht umkehren lasse. Schreibregeln sollten in Einklang mit der gewachsenen Entwicklung stehen (S. 55).
Gehört Hans-Werner Eroms folglich zu den Reformkritikern?

8. Hans-Werner Eroms behauptet, die Kommission habe nicht in den Bestand der Großschreibung eingegriffen, weil sie ursprünglich die Kleinschreibung angestrebt habe (S. 54). Tatsächlich aber hat die Kommission eine vermehrte Großschreibung eingeführt, z.B. "Es soll alles beim "Alten" bleiben."
Ist Hans-Werner Eroms etwa für eine solche ungrammatische Schreibweise?
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Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de

– geändert durch Manfred Riebe am 13.03.2002, 08.02 –


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 07.01.2002 um 16.11

Es gibt noch Zeichen und Wunder:
Der Kerle-Verlag (offenbar zu HERDER gehörend) in
Freiburg druckt das Märchenbuch "Meine wunderbare
Märchenwelt" wahrhaftig in traditioneller Schreibweise.

Dagegen erscheint ein Jugendbuch von Henning Mankell
"Ein Hund, der unterwegs zu einem Stern war" in
hundertprozentigem Neuschrieb. Eine Schande für das
Buch.
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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Norbert Schäbler am 03.01.2002 um 00.06

Wer die Welt verbessern will, kann gleich bei sich selbst anfangen (Pearl S. Buck, Nobelpreis 1938).

Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen (Seneca).

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nos


eingetragen von Elke Philburn am 02.01.2002 um 14.28

Vielleicht sollte man sich gar nicht an Begriffe halten, die bereits vorbelastet sind. Mit Weltverbesserer assoziieren wohl die meisten Leute etwas Negatives.

Ganz davon abgesehen, daß schon die Vorstellung, man könne die Welt verbessern, eine Anmaßung ist.


eingetragen von Christian Melsa am 02.01.2002 um 10.03

Betrüblicherweise sind es eben diese krampfhaften, halbdurchdachten Zwangsbeglückungsversuche, die den Begriff Weltverbesserung so sehr diskreditieren, daß man mittlerweile schon für geistig zurückgeblieben gehalten wird, wenn man nach Verbesserung der Welt strebt.


eingetragen von Reinhard Markner am 02.01.2002 um 09.36

Die Rechtschreibreform ist Weltverbesserung !


eingetragen von Elke Philburn am 02.01.2002 um 01.39

Ach, naja, es scheint doch nun nicht so, als ob sich die Lehrer geradezu darum reißen, die neuen Regeln auf Schritt und Tritt zu befolgen. Die nutzen die neugewonnene Narrenfreiheit vermutlich für ihre eigenen Zwecke genauso wie die Schüler - und erzählen aller Welt, sie würden die Regeln befolgen.


eingetragen von Christian Melsa am 01.01.2002 um 23.18

Wenn man das mal auf den Punkt bringt, müßte man auch überlegen, ob die "gewöhnlichen Leute" nicht auch schon mit demokratischen Wahlen überfordert sind. Und tatsächlich: Das klassische Wahlkampfritual stilisiert die Spitzenkandidaten nicht als gehorsame Diener des Volkes, sondern als Herdenleittiere, denen der Wähler sich doch bitte anschließen möchte. Die politischen Inhalte sind je nach Mode austauschbares, schmückendes Beiwerk.

Ist die Aufklärung auf halbem Wege steckengeblieben? Oder befinden wir uns immer noch in einer frühen Phase davon? Oder geht immer wieder alles von vorne los, verläuft die Befreiung des Individuums bzw. die Errichtung wahrhaft "politisch korrekter", also korrekter politischer Zustände nach Art von Konjunkturzyklen? Ist es denn die Möglichkeit, daß der gegenwärtige deutsche Staat es noch nicht einmal dem Volk überlassen will, wie es seine Sprache gerne schreiben und geschrieben haben möchte?

Zivilisierte Gesellschaften sind sehr vielschichtig geworden. Ich weiß nicht, ob die Mehrheit der Lehrer wirklich schon so ins Joch gerastet ist, daß sie zu eigenständigem Denken und selbsthervorgebrachten Entscheidungen gar nicht mehr in der in der Lage sind. Eine große Zahl derjenigen, von denen man diesen Eindruck hat, ist wohl einfach nur die Lust daran vergangen, da sie mit solchem Gebaren nicht gerade Erfolgserfahrungen gehabt haben mögen. Würden sich neue Perspektiven dadurch ergeben, daß sich bessere Strukturen anbahnen, könnten viele dieser Lehrer vielleicht wieder geheilt werden.

Es ist eine Schande, daß an unseren Schulen Ideale und Disziplin zueinander im Widerstreit stehen. Wie will man mit solchen Schulen die nachwachsenden Generationen zur Weltverbesserung ausbilden?


eingetragen von Norbert Schäbler am 01.01.2002 um 19.56

Lieber Herr Professor Ickler!

Angst habe ich nicht gerade beim Gedanken, daß der Duden nicht mehr ist. Ich schätze die Freiheit.

Es ist wohl auch mehr dieser 96erSchock, den ich im Lehrerkollegium erlebte, denn da gab es keinen Verteidigungswillen – in vielen Fällen nicht einmal ein Wissen um das Wahre, Gute und Schöne, das man hätte verteidigen sollen.

Den Glauben habe ich verloren, daß diese Menschen eigenverantwortlich handeln können, weil sie zu viel Willfährigkeit und Obrigkeitshörigkeit in sich tragen.

Diesen Gegensatz kann ich nicht auflösen. Meinen Sie
tatsächlich, daß Sie Hörige und Abhängige mit dem Geschenk der Freiheit beglücken könnten? Mir scheint das eher eine Strafe für diejenigen zu sein.

Was passiert denn gerade in dem von Ihnen immer wieder zitierten Dudenverlag? Dort sind zweifelsfrei die besten Korrektoren angestellt, Leute mit hervorragenden Kenntnissen. Denen muß man nichts erklären. Die wissen, was sie machen. Die funktionieren mit all ihren Konflikten, die unsereins selbst die Grabesruhe vermiesen würden.

Nehmen Sie denen den Chef nicht weg, sonst haben die kein Argument mehr für ihr Tun!


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nos


eingetragen von Theodor Ickler am 01.01.2002 um 04.03

Bei zu eigen (machen) geht die natürliche Entwicklung dudenwidrig zur Zusammenschreibung zueigen; jedoch habe ich dies bewußt noch nicht in mein Wörterbuch aufgenommen. Die RSR schreibt archaisierend zu Eigen vor, obwohl das Substantiv Eigen mit Recht als gehoben bzw. altertümlich gekennzeichnet wird. In ihrer Mitteilung zum Duden-Preis kehrt die Redaktion zur bewährten Schreibweise zurück. Das ist nicht der einzige "Fehler" auf der Duden-Homepage.

Zu Herrn Schäbler: Ich habe die Schule nicht allgemein kritisiert, sondern messe ihr bzw. dem Lehrer in Zukunft noch erheblich mehr Bedeutung bei. Denken Sie bitte daran, daß ich die Rechtschreibung ganz vom Duden befreien und in die Kompetenz des Lehrers überantworten will. Er weiß oder sollte wissen, wie man schreibt - ohne Geländer! Davor scheinen Sie Angst zu haben - oder?
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 01.01.2002 um 01.02

Für die Notengebung würde ich mal sagen: das nach festgelegten Kriterien Meßbare.

Läßt sich natürlich eher selten verwirklichen und ist auch meiner Ansicht nach gar nicht in jedem Fall notwendig oder wünschenswert.


eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2001 um 23.28

Wer oder was ist das Objektiv?
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nos


eingetragen von Elke Philburn am 31.12.2001 um 23.22

Zitat:
Wenn ich Herrn Professor Ickler richtig verstehe, dann erhebt er Einwände gegen die Wortgruppe „zu eigen machen“.

Wirklich? Aber das steht doch (*fette lesebrille aufsetzt und ickler wälz*) so in seinem Buch !?

Davon mal abgesehen: Die Bewertung schriftlicher Leistungen ist doch eh stark subjektiv geprägt. Wenn ein Lehrer der Meinung ist, daß er die eine oder andere Schreibweise gerade noch durchgehen lassen kann, auch wenn sie nicht genau so im Ickler, Duden oder sonstwo steht, ist das doch in Ordnung.


eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2001 um 22.37

Wenn ich Herrn Professor Ickler richtig verstehe, dann erhebt er Einwände gegen die Wortgruppe „zu eigen machen“.
Ich muß unterstellen, daß Herr Professor Ickler gerade der Institution „Duden“ - die jahrelang den Sprachgebrauch vorschrieb, die den Usus zu normieren versuchte, die nun mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln rudert, um das Monopol wiederzuerlangen - gnadenlos Fehler vorhält.
Das ist berechtigt, denn das Gebaren der einstigen Sprachinstanz „Duden“ erinnert stark an das Rotlichtmilieu. Die heutigen Macher des „Duden-Verlages“ verkaufen sich und die SchriftSprache wider besseres Wissen und jenseits der Moral.

Eines aber muß ich dagegenhalten, denn in einem der zurückliegenden Beiträge abwertete Professor Ickler die Lehrstätte „Schule“. „Gebt dem Lehrer, was des Lehrers ist“, formulierte er sinngemäß in Analogie zu einem Bibelwort.

„Wo, bitte“, frage ich zurück, „sollte man denn Sprachtechniken erlernen, wenn nicht in der Schule, zumal die ablehnungswürdige Sprachinstanz versagt?“
„Und wann bitteschön wird denn ein Mensch schriftspracherwachsen?“


__________________
nos


eingetragen von Elke Philburn am 31.12.2001 um 20.18

Zitat:
„Zu eigen“ machen oder „zueigen“ machen?


Die Schreibung zueigen machen analog zunutze machen und zunichte machen scheint mir durchaus plausibel.

Andererseits kann eigen im Gegensatz zu nutze und nichte allein stehen, weshalb mir auch zu eigen machen akzeptabel erscheint.

(Der Duden hat komischerweise "zu Nutze machen" aber nicht "zu Nichte machen".) "Zu Eigen machen" kommt mir komisch vor, weil die Großschreibung normalerweise ein Substantiv signalisiert, das ja hier nicht vorliegt.

Zitat:
Wäre nicht sogar ein "zueigenmachen" denkbar?

Hmm... Gute Frage - so ganz unmöglich scheint auch das nicht zu sein.


eingetragen von Norbert Schäbler am 31.12.2001 um 19.14

Gibt es nun im folgenden einen Bedeutungsunterschied oder nicht?
„Zu eigen“ machen oder „zueigen“ machen?
Wäre nicht sogar ein "zueigenmachen" denkbar?
Und wer bitte sollte diesen Unterschied verdeutlichen (resp. „deutlichmachen“)?
Sollte man die Auslegung wirklich ausschließlich dem Adressaten überlassen?



__________________
nos


eingetragen von Elke Philburn am 31.12.2001 um 18.16

Ihre Eingabe:

die sich um die deutsche Sprache und ihre Erforschung besonders verdientgemacht haben

Korrektur:

die[1] sich um die deutsche Sprache und ihre Erforschung[2] besonders verdientgemacht[3] haben[4]


Legende:[...]

[3]"verdientgemacht"
Neue Rechtschreibung verwenden. Die Schreibung entspricht den alten Regeln.
Korrekturvorschläge: verdient gemacht


(Wurde das jemals zusammengeschrieben?)


eingetragen von Theodor Ickler am 31.12.2001 um 03.23

Von der Internet-Seite des Dudenverlags:


Fragen und Antworten rund um den Konrad-Duden-Preis der Stadt
Mannheim


Was ist der Konrad-Duden-Preis?
Der Konrad-Duden-Preis der Stadt Mannheim wird von der Stadt Mannheim
zusammen mit dem Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG alle
zwei Jahre an Germanistinnen und Germanisten verliehen, die sich um die
deutsche Sprache und ihre Erforschung besonders verdient gemacht haben. Er ist
der einzige Fachpreis, der ausschließlich an germanistische Linguistinnen und
Linguisten vergeben wird. Insofern hat er einen ganz besonderen Stellenwert. Der
Preis ist mit 12 500 € (Euro) dotiert und kann nur einmal an dieselbe Person verliehen
werden.

Seit wann gibt es diese Auszeichnung?
Der Konrad-Duden-Preis wurde 1960 zum ersten Mal verliehen. Preisträger damals
war Leo Weisgerber aus Bonn. Seit dieser Zeit wurden 23
Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler ausgezeichnet, darunter
zahlreiche Auslandsgermanisten wie Louis L. Hammerich (Kopenhagen, 1966),
Gustav Korlén (Stockholm, 1968), Jean Fourquet (Paris, 1974), Ludwig Zabrocki
(Posen, 1976), Mirra Guchmann (Moskau, 1984) oder Wladimir Admoni (Leningrad,
1988). Der Preisträger 2002 ist der 24. Preisträger in einer langen Reihe namhafter
Wissenschaftler.

Hinter jeder Auszeichnung steht gewöhnlich eine Jury oder ein Gremium. Wer
entscheidet über die Preisvergabe?
Der Konrad-Duden-Preis wird auf Vorschlag eines Preisgerichts durch den
Gemeinderat der Stadt Mannheim zuerkannt. Das Preisgericht tagt unter dem
Vorsitz des Oberbürgermeisters. Weitere Mitglieder sind der Kulturbürgermeister,
zwei Vertreter des Gemeinderates, Rechtsanwalt Gustav Duden, Urenkel von
Konrad Duden, sowie die Mitglieder des Sachverständigenausschusses, der im
Vorfeld des Preisgerichts mehrere preiswürdige Sprachwissenschaftlerinnen und
Sprachwissenschaftler auswählt und dem Preisgericht zur Entscheidung
vorschlägt.
Der Sachverständigenausschuss setzt sich zusammen aus Dr. Alexander Bob,
Mitglied des Vorstands des Verlags Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus
AG, dem Leiter der Dudenredaktion, Dr. Matthias Wermke, dem
geschäftsführenden Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Prof. Dr. Gerhard
Stickel, und dem Vertreter der ansässigen Universität, Prof. Dr. Jochen Hörisch.
Den Preis verleiht der Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG
zusammen mit der Stadt Mannheim.

Bedeutet das eine (einschränkende) Konzentration auf Wissenschaftler der
Region (Universität Heidelberg, Universität Mannheim, Universitäten
Baden-Württembergs)?
Nein. Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1960 ist der Konrad-Duden-Preis an
Sprachwissen-schaftlerinnen und Sprachwissenschaftler für deren Leistungen um
die Erforschung des Deutschen vergeben worden, und zwar völlig unabhängig von
der Tatsache, ob sie ihre Forschungen im In- oder im Ausland erbracht haben. Mit
den Auszeichnungen von Mirra Guchmann und Wladimir Admoni wurde zum
Beispiel die große Bedeutung, welche die russische Germanistik über viele Jahre
lang hatte, gewürdigt.

Welche Leistungen genau werden ausgezeichnet?
Ausgezeichnet werden insbesondere Sprachwissenschaftlerinnen und
Sprachwissenschaftler, deren Forschungstätigkeit ein breites Themenspektrum
abdeckt und die vor allem aus dem Elfenbeinturm des Faches heraustreten und
öffentliche Wirkung haben. So sind zum Beispiel Hauptarbeitsgebiete des aktuellen
Preisträgers unter anderem die Stilistik, die Orthographieentwicklung und der
öffentliche Sprachgebrauch, Themen, die gerade in den zurückliegenden Jahren
von einem breiteren Publikum öffentlich diskutiert wurden und noch immer werden.
Die Untersuchungen des Preisträgers zum öffentlichen Sprachgebrauch in der
Politik oder im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung sind auch für
interessierte Laien von erheblicher Bedeutung.

Es handelt sich also in keiner Weise um einen Preis für den wissenschaftlichen
Nachwuchs?
Ja. Der Konrad-Duden-Preis will bewusst kein Förderpreis für
Nachwuchssprachwissenschaftler sein. Solche Förderpreise gibt es mehrere. Mit
dem Konrad-Duden-Preis wird traditionell ein – fast möchte man sagen –
Lebenswerk gewürdigt. Gerade darin liegt der besondere Wert dieser
Auszeichnung.

Warum engagiert sich Duden in dieser Weise?
Der Duden ist seit langem so etwas wie eine Brücke – eine Schnittstelle –
zwischen der germanistischen Sprachwissenschaft und der großen
Sprachgemeinde. Er macht sich die Erkenntnisse sprachwissenschaftlicher
Forschung zu eigen und entwickelt daraus mit seinen Wörterbüchern,
Grammatiken und Sprachratgebern Handwerkszeuge für jedermann, die
Hilfestellung zu einem angemessenen und korrekten Gebrauch des Deutschen in
Wort und Schrift geben. Mit seinem Engagement für den Konrad-Duden-Preis, der
ursprünglich allein vom Verlag verliehen worden ist, drückt der Duden seinen
besonderen Respekt vor den erbrachten sprachwissenschaftlichen Leistungen
aus.

Wann findet die Preisverleihung statt?
Die eigentliche Preisverleihung wird am 13.03.2002 vom Oberbürgermeister der
Stadt Mannheim im Rittersaal des Mannheimer Schlosses vorgenommen werden.
Sie findet traditionell im Rahmen der Jahrestagung des Instituts für Deutsche
Sprache statt, zu der alljährlich mehrere Hundert Sprachwissenschaftlerinnen und
Sprachwissenschaftler aus aller Welt in Mannheim zusammenkommen, um
gemeinsam Themen der deutschen Sprache und ihrer Entwicklung zu erörtern.
Diese Tagung ist der geeignete fachliche Hintergrund für die Vergabe des
Konrad-Duden-Preises.

Wer wird zur Preisverleihung eingeladen?
Neben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Jahrestagung des Instituts für
Deutsche Sprache werden zur Preisverleihung Personen des öffentlichen Lebens,
aus Politik, Kultur und Wirtschaft des Mannheimer Raumes eingeladen, und
selbstverständlich auch Vertreter der Medien.


Anmerkung: Dieser Text ist wahrscheinlich durch den Duden-Korrektor gelaufen, denn der erkennt den Fehler nicht:

"Er macht sich die Erkenntnisse sprachwissenschaftlicher Forschung zu eigen und entwickelt daraus mit seinen Wörterbüchern, Grammatiken und Sprachratgebern
Handwerkszeuge für jedermann, die Hilfestellung zu einem angemessenen und korrekten Gebrauch des Deutschen in Wort und Schrift geben.


Der Korrektor hat keine Fehler in Ihrem Probetext gefunden."
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 30.12.2001 um 05.08

Duden.de:

Konrad-Duden-Preis 2001
Am 13. März 2002 wird zum 22. Mal der Konrad-Duden-Preis der Stadt Mannheim
verliehen. Träger des am 18. Dezember 2001 vom Gemeinderat der Stadt
Mannheim zuerkannten Preises ist der Passauer Germanist Prof. Dr.
Hans-Werner Eroms, Lehrstuhlinhaber für Deutsche Sprachwissenschaft an der
dortigen Universität.

--

Der Dudenpreis sei dem verdienstvollen Sprachwissenschaftler gern gegönnt. Allerdings hat sich sein Bild für mich in der letzten Zeit etwas getrübt, nachdem ich seine neue Syntax gelesen hatte. Ich setze nochmals hierher, was ich unter "deGruyter" schon mitgeteilt habe:



Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. Berlin, New York: de Gruyter 2000.

sogenannt (durchgehend so, etwa 50mal!); aneinanderklammern 16, auseinandergehalten 24,
ineinandergreifen 64, 317, auseinanderliegenden 73, auseinanderziehen 84; die ersten 20,
476; das zweite 45, 46, das letztere 45, 404, 456; die ersteren 269, 318, 387, 403, 448; das
erste 46; jedesmal 21; als nächstes 456; naheliegend, weitgehend (passim); um so 32; die
Nebensatz einleitenden Konjunktionen (!) 39; im wesentlichen 52; im einzelnen 56; plaziert
60, 105, 156 (2mal), 257, 270, 328, 347, 350, 358, 364, 365 (2mal), 370, 373, 452, 459,
Plazierung 107, 157, 239, 251, 353, 356 (2mal), 364, 370, 371 (3mal), 378 (2mal), 486, (aber
platzierbar 185); zustandekommt 69, 78; rotbedachtes Haus 78; kennengelernt 81, 358;
fertigzuwerden 83; auseinanderziehen 84; zu eigen machen 86; zugrundeliegenden 90;
aufrecht erhalten 93; aneinandergebunden 95; ober-sten 99; gutgemeinte 111;
hintereinandergeschaltete 130; um so 139, 270; radfahren 143; des öfteren 144;
aneinandergeknüpft 185; heute nacht 189; muß 189, 371; eislaufen 192; Dativ commodi,
incommodi 195, 315, 417, 418 (mehrmals); zum erstenmal 203, 244 (2mal), 332, 370;
gleichgeordnet 207; offenzulassen 268; offengehalten 390; blaugekleidete 272; das gleiche
273; biertrinkende 277; gruppenkennzeichnende 279; neuerrichtete 280; wieweit 289;
zufriedenstellt 291; im übrigen 299; zustandekommen 311, 403, 467; rechtsverzweigend
usw. (passim); letztere 313; strukturbildend 326; wieviel (2mal), soviel 367; tieferliegend
417; folgendes 435; übriggeblieben 452

Ferner fehlen viele obligatorische Kommas nach hinweisendem Pronomen.

Aber auch wo die Umsetzung "korrekt" ist, bleibt das Ergebnis zu beanstanden:

Er glaubt, dass er Recht hat. (87, ähnliche Beispielsätze 213 und 214)

Leider äußert Eroms sich nicht zu den Folgen dieser und anderer Eingriffe.

S. 273 wird "selbstgebacken" ausführlich hergeleitet, aber das gibt es gar nicht mehr.

"Es finden sich aber vielfach (vor der Rechtschreibreform zusammengeschriebene)
Komposita ..." (275) - Diese Komposita werden auch nach der Rechtschreibreform
zusammengeschrieben, nur an der Schule und von einigen Übereifrigen nicht. Man sollte die
RSR nicht wie ein Schicksal oder Naturereignis darstellen, sondern nur als
Willensbekundung der Kultusminister.

Die mutigste Äußerung findet sich als Beispielsatz: "Diese und ähnliche Fälle, ..., sie sind es,
die die deutsche Rechtschreibreform so verdammenswert machen. (SZ 13.14.12.1997)"

Es ist sonderbar, daß ein so angesehener Wissenschaftsverlag eine solche orthographische
und sprachliche Verwahrlosung zuläßt oder gar veranstaltet, noch dazu im Bereich
Sprachwissenschaft, wo der Eingriff den Gegenstand der Forschung zerstört.
__________________
Th. Ickler


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