Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Rechtschreibforum (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=8)
-- Zent (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=387)
eingetragen von Theodor Ickler am 28.03.2002 um 05.44
In der ZEIT wird auf einer ganzen Doppelseite ("ZEIT-Kollektion") ein Sortiment guter Dinge angeboten, in Zusammenarbeit mit "Manufactum". Man hat auch gleich die gute Rechtschreibung übernommen, die Manufactum aus Überzeugung vertritt. Ich finde diese Verbindung von Qualitätsprodukten mit Qualitätsorthographie sehr ansprechend. Es ist eigentlich eine unbezahlte und unbezahlbare Werbung für unsere Sache.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 21.02.2002 um 13.20
Es ist ganz interessant, daß pf am Anfang fast überall volkstümlich zu f vereinfacht wird, als wüßte die Sprachgemeinschaft noch, daß der Anlaut p (vor der zweiten Lautverschiebung) fast nur in Fremdwörtern vorkam, folglich auch pf- immer noch ein Fremdkörper im deutschen System ist. Für z (= ts) gilt das ja nicht.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Theo Grunden am 21.02.2002 um 08.23
Viele sprechen das Wort ‚Cent’ ganz klar und deutlich auf eine der beiden hier im Strang zur Diskussion gestellten Weisen aus, also entweder tsennt oder ßennt - oder wie immer man dies ohne Verwendung der internationalen Lautschrift aufschreiben soll. Sollen sie doch, denn über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten – oder, je nachdem wie man diesen Spruch interpretiert, auch nicht; aber auch darüber ließe sich dann ja wiederum (nicht) streiten. Da gibt es aber auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Menschen, die sich (noch) nicht so recht zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden können oder wollen – oder sich’s mit niemandem aus dem einen oder anderen „Sprechcentrum“ verderben wollen; und die schaffen es tatsächlich, als hätten sie einen leicht fremdsprachlichen „Akcent“, so ein Zwischending von beiden auszusprechen. Da ist dann schon ein ganz leichter, „decenter“ t-Laut am Wortanfang zu hören. Der aber ist längst nicht so deutlich wie bei der in Deutschland nicht auszurottenden Falschaussprache des englischen ‚action’ (äkktschen), aber schon deutlicher als bei der ebenfalls nicht auszurottenden Falschaussprache des englischen ‚children’ (schildren), welche für viele Deutsche anscheinend überhaupt keinen t-Anlaut mehr beinhaltet. Ich jedenfalls finde diese Entwicklung (die mit dem Cent) interessant und fände es schade, wenn man so etwas „central“ regeln müßte.
Mein Sohn (8) hat bei eigenen Sprechexperimenten festgestellt, daß ‚Glückspfennig’ zwar eindeutig am leichtesten auszusprechen war (besonders wenn man so spricht wie hier regional üblich: glükksfennich), daß aber ‚Glückscent’ immer noch leichter glükks-tsent als glükks-ßent auszusprechen ist, wenn man keinen der inneren Laute verschludern will. Wir haben somit für unseren Gebrauch das Glück entscheiden lassen, und sprechen 'Cent' auf die leichteste Art aus – ungefähr so „leicht“ wie 'Zentner'.
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 16.01.2002 um 21.26
WELT 17.01.02 - FORUM
Kathrin Spoerr in ihrem Kommentar über den
"richtigen Weg" in der Bildungspolitik:
"Sofort nach bekannt werden der für Deutschland
verheerenden PISA-Studie (...)"
__________________
Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Carsten Zander am 16.01.2002 um 08.23
http://heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/11593/1.html
eingetragen von Walter Lachenmann am 11.01.2002 um 19.33
Zennig!
Als meine Tochter so ungefähr vier Jahre alt war, sprach sie immer von »Zennigen«. Vielleicht wäre das ein Ausweg?
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 11.01.2002 um 18.18
Centerum Censeo
Peter Eisenberg über Sprachprobleme mit der neuen Währung
So glatt auch alles gelaufen ist bei der Euro-Einführung: Haben wir da nicht wenigstens
ein kleines Sprachproblem? Es wird jetzt darüber gestritten, ob der Cent als "Tsent" mit
Anlaut wie im Deutschen Zelt oder als "Sent" wie in Englischen self auszusprechen sei.
Außerdem darüber, ob sein Plural Cent, Cents oder Cente heißt.
Als europäische Währungseinheit ist Cent kein Anglizismus, sondern eine (zumindest
indirekte) Entlehnung aus dem Lateinischen. Für Latinismen gibt es eine im Deutschen
gut etablierte Aussprache, die sich von der des klassischen Lateins erheblich
unterscheidet. In ihr wird das "c" vor dem folgenden Vokal als "ts" gesprochen, von
Cicero über Caesium bis zu ceterum censeo. Der Deutsche sagt "Tsent", der Franzose
"sÄa:" und der Engländer "sent". Vielleicht sagen einige Sprecher des Deutschen - und
besonders des Berlinischen - auch "sent", aber bestimmt nicht die Mehrheit. Ebenso
hören wir ja auch "Oiro", "Öro" und "Juro". Die orthographische Eindeutschung als Zent
kommt nicht infrage, weil im Geschriebenen Internationalität gefordert ist und das "z" in
keiner europäischen Orthographie so belegt ist wie in der deutschen.
Noch einfacher ist die Pluralbildung. Als Maßeinheit benötigt weder Euro noch Cent eine
spezielle Pluralform. Niemand sagt ja, er brauche zwei Kilos Kartoffeln, 500 Grämmer
Gold oder vier Märker. Sowie ein Substantiv zur Maßeinheit wird, verliert es die
Pluralform. Man sieht das an Verwendungen wie 10 Sack Mehl oder 100 Blatt Papier.
Wieso braucht der Cent etwas, was nicht einmal die Mark hatte? Der Plural in Das sind
5 Pfennige bedeutet so viel wie "5 Pfennigstücke", das heißt, man verwendet hier die
Maßeinheit gerade nicht. Dasselbe ist bei Euro und Cent möglich, beide dann natürlich
mit "s"-Plural: Hast du Euros, oder vielleicht sogar Cents? Der "s"-Plural wird schon
deshalb gewählt, weil die Pluralform international verwendbar sein soll und auch im
Deutschen zulässig ist. Hier geht es um Grammatik, nicht um Aussprache.
Nimmt man beim Euro den normalen Sprachgebrauch zum Maß, dann haben weder die
Sprache noch der normale Sprecher ein Problem - sondern allenfalls übereifrige
Sprachhüter und Sprachregler.
(Potsdamer Neueste Nachrichten 12. 1. 2002)
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 08.01.2002 um 19.35
Sprach Spiele
Von Helmut Glück
Nun ist er da, der Euro, und weg sind sie, die Mark, der Franc, der Gulden. War das alles?
Nein, nicht ganz. Uns hat außerdem der Pfennig verlassen. Den Österreichern sind die Heller,
den Griechen die Lepta und den Finnen die Penniä abhanden gekommen. Dafür haben wir
alle blanke Münzen bekommen, auf denen Cent steht. Solange man dieses Wort nur lesen
muss, ist das unproblematisch. Doch nun müssen wir es auch aussprechen. Europa, ach
was: die ganze Welt! steht vor der Frage, ob man Ssent, Zent oder Kent sagen soll.
Diese Frage hat bereits viele deutsche Fernseh-Redaktionen beschäftigt und zu
ziemlich unausgegorenen Aussprache-Anweisungen geführt: Die einen müssen
Ssent, die anderen dürfen auch Zent sagen. Kent fand bisher wenig Freunde,
vielleicht wegen der Gefahr der Verwechslung mit einer Zigarettenmarke. Die
einzelnen Varianten sind interpretierbar: Ssent ist die englische Aussprache, Zent
die deutsche, Kent die der protestantischen Lateiner, die Käsar und Kikero statt
Cäsar und Cicero sagen und auch sonst eine kleine Minderheit sind.
Mit langem E gesprochen ergibt sich ein ganz anderes Wort, nämlich Zehnt. Es
bezeichnet den zehnten Teil einer Menge, namentlich im altdeutschen
Steuerrecht den aus heutiger Sicht läppischen Steuersatz von 10 Prozent. Das
Wort zehn ist weder sprachgeschichtlich noch arithmetisch identisch mit dem Wort
hundert, auch wenn das manchem Steuerpolitiker gut in den Kram passen würde.
Worauf stützt sich die Vermutung, Zent wäre deutscher als Ssent?
Viele deutsche Wörter fangen mit zent- an, z. B. Zentner, Zentimeter und
Zentrum. Sie alle kommen aus dem Lateinischen. Zentner und Zentimeter gehen
auf lat. centum zurück, was "hundert" bedeutet, während Zentrum über lat.
centrum von griech. kéntron abstammt, was "Stachel" heißt und die Spitze eines
Zirkels meint, die im Mittelpunkt eines Kreises steckt. Cent geht auf centum
zurück und bezeichnet den hundertsten Teil einer Menge.
Briten und Amerikaner sprechen C am Wortanfang vor hellen Vokalen wie ß aus,
weil sie dort kein TS sprechen können - anders als wir. Sie sagen deshalb Ssänta
statt Zentrum und Ssökl statt Zirkel. Das muss man nicht unbedingt nachmachen.
Wir werden wahrscheinlich zwei Aussprachefraktionen bekommen: die
Schickimickis, die Ssent als phonetischen Amerikanismus cool finden, und das
einfache Volk, dem die Währungsumstellung reicht und das nicht auch noch
seine Aussprachegewohnheiten verändern will. Man muss allerdings mit
Schlimmerem rechnen: Die Ssent-Freaks werden demnächst den Euro im
Ssöklschluss Juhrou nennen. Dann sollte man damit kontern, statt Zent einfach
Pfennig zu sagen.
(Die Welt 10. 1. 2002)
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Norbert Schäbler am 07.01.2002 um 19.02
Auszug aus einem Interview des Focus mit Gerhard Stickel, Chef des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim (veröffentlicht in Focus Nr. 2, 7. Januar 2002, S. 13)
Focus: Wie sollte man Cent aussprechen?
Stickel: Vermutlich wird, wer jung und progressiv scheinen will, das englische „Sent“ bevorzugen. Wer „Zent“ (lautschriftlich „Tsent“) gibt oder verlangt, outet sich vermutlich als Traditionalist. Mein selbstbewusster Vorschlag: Zent.
__________________
nos
eingetragen von Theodor Ickler am 07.01.2002 um 16.53
http://www.mannheim.de/buerger_und_stadt/wirtschaft/texte/EG-Recht_Textsammlung-07-98.pdf
Unter dieser Adresse finet man eine Sammlung amtlicher Texte zur Einführung des neuen Geldes. Interessant ist, daß der Name der Währung zwar einheitlich sein soll, aber ausdrücklich Raum für umgangssprachliche Varianten in den einzelnen Ländern gelassen wird. Über die Aussprache ist nichts gesagt.
(In Griechenland heißt der Cent bekanntlich "Leptó".)
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 06.01.2002 um 15.07
»dpa 07.01.02 15:40
Copyright dpa, 2002
Zent oder Cent: ZDF lässt Aussprache weiter offen
Hamburg (dpa) - Trotz des eindeutigen Votums in einer TED-Umfrage zu Gunsten der deutsche Aussprache lässt das ZDF offen, ob es bei den Euro-Münzen künftig Zent oder Cent heißen wird. "Wir werden gelassen abwarten", erklärte am Montag ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender auf Anfrage. In der telefonischen Umfrage, zu der am Donnerstag "heute-journal"-Moderator Wolf von Lojewski aufgerufen hatte, hatten sich von rund 22 000 Zuschauern 66,3 Prozent für "Zent" und 33,7 Prozent für "Cent" entschieden. Allerdings hat eine gleichzeitig umlaufende Internet-Umfrage unter 26 000 Menschen ein anderes Bild ergeben: Nur 45 Prozent der meist jüngeren Onlinebenutzer waren für Zent, 48 Prozent sprachen sich für das amerikanische Cent aus, dem Rest war es egal.
"Nun gewöhnen sich die Deutschen gerade an das neue Geldgefühl zwischen ihren Fingern. Da muss man sie nicht auch noch gleichzeitig zu verbindlichen Zischlauten zwingen", meinte Brender. Das ZDF hatte ursprünglich seinen Mitarbeitern die Aussprache von Cent vorgeschrieben. Dies hatte der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Prof. Walter Krämer, kritisiert.«
__________________
Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.01.2002 um 13.58
eu ist wahrscheinlich gar kein Umlaut sondern ein Woaßtscho-Laut.
Bin ja schon ganz kleinlaut.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Elke Philburn am 06.01.2002 um 12.35
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
Den Umlaut eu kennt man in Italien nicht, und schon das wäre ein Grund gewesen, sich nicht diesen ziemlich albernen Kunstbegriff »Euro« für die neue Währung einfallen zu lassen, sondern irgend etwas Schöneres aus der langen Tradition der Geldgeschichte, seien es Taler, Dukaten, Zechinen, Franken, Schillinge oder Batzen (italienisch baci).
Wer kennt schon den Umlaut eu? Egal.
Lieber einen völlig neutralen Namen, als den Verdacht zu erzeugen, daß man sich mit der neuen Währung einem anderen Land (oder Ländern) kulturell / wirtschaftlich unterwerfe. Was ist europäischer als Euro?
eingetragen von Walter Lachenmann am 06.01.2002 um 08.50
»Nach Auffassung von Gerhard Stickel, Leiter des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache, passt sich die Pluralbildung den jeweiligen nationalen Gepflogenheiten an: So würden sich in Spanien und Frankreich wahrscheinlich die «Euros» durchsetzen, in Italien die «Euri».«
Die Anpassung an die nationalen Gepflogenheiten hat sich nach meiner Beobachtung in Italien bisher so ausgewirkt, daß die Leute auch die Mehrzahl »Euro« wie die Einzahl sprechen, also »sedici Euro« (16 Euro) usw., und das Kleingeld heißt auf gut italienisch »centesimo, centesimi«, denn diese Münzen gab es schon früher, als kleinere Einheit unter der Lira.
Den Umlaut eu kennt man in Italien nicht, und schon das wäre ein Grund gewesen, sich nicht diesen ziemlich albernen Kunstbegriff »Euro« für die neue Währung einfallen zu lassen, sondern irgend etwas Schöneres aus der langen Tradition der Geldgeschichte, seien es Taler, Dukaten, Zechinen, Franken, Schillinge oder Batzen (italienisch baci). Man kann ja den Mund gar nicht richtig aufmachen, wenn man jetzt vom Geld spricht: öro, euro, lauter geschlossene Vokale und ein Konsonant, der diesen Namen kaum verdient. Die Italiener lösen es vielleicht noch am besten: E-Urro wird das gesprochen, wie E-ugenio oder E-Urropa, und zwar mit rollendem R.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Elke Philburn am 05.01.2002 um 11.09
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/voting/vote_result_frame/0,1340,926--1664,00.html
Die Zahlen scheinen - gegenüber der Telefonabstimmung - eher in Richtung /sent/ zu tendieren. Haben die Internet-Benutzer eine höhere Neigung zur anglisierten Aussprache?
Wie soll die kleine Zahlungseinheit des Euro ausgesprochen werden?
Zent (deutsche Aussprache)
45%
Cent (englische Aussprache)
48%
Ist mir egal!
5%
Gesamtstimmzahl: 24927
Letzte Aktualisierung: 06.01.02, 12:05 Uhr
Ergebnisse neu laden
(Ich habe übrigens ist mir egal angeklickt. Soll jeder halten, wie er will. Verwechslungsgefahr gibt es eh nicht.)
eingetragen von Theodor Ickler am 04.01.2002 um 19.39
Abstimmung bei T-Online (5. 1. 2002, 20.40 Uhr)
So haben 884 Besucher abgestimmt:
Zent (Deutsch)
53.39%
Zänt (Amerikanisch)
34.84%
Ist mir egal
11.76%
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Jörg Metes am 04.01.2002 um 14.54
Cent wie Centrum, Celsius, Caesium, Cellulitis, CDU, cm, c.
Ich denke auch.
So werden es die Leute aussprechen.
Die meisten jedenfalls.
Wer's "ßent" ausspricht, spreizt gleichsam den kleinen Finger dabei ab.
__________________
Jörg Metes
eingetragen von Norbert Schäbler am 04.01.2002 um 13.28
Aufgelesener Leserbrief im Main-Echo Aschaffenburg, Samstag, 5. Januar 2002, S. 18
„Die Gretchenfrage zur richtigen Aussprache“
Dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache verdanken wir nun die Erkenntnis, dass die wahre Herausforderung nach Schaffung des Euro die richtige Aussprache des Wortes Cent ist. Die Gretchenfrage des Jahres 2002 lautet also: „Wie hältst du es mit dem C?“
Dieser Professor räumt gleichzeitig mit dem weitverbreiteten Irrglauben auf, der Begriff Cent stamme – wie centime, Zentimeter usw. – vom lateinischen centesimus ab. Nein, der Begriff Cent habe vielmehr seine Wurzeln im guten alten deutschen „Zehnten“.
Selten so gelacht. Bedenke ich aber, dass dieser offensichtlich rechtslastige Verein aus Steuergeldern gefördert wird, kommen mir doch eher die Tränen. Nicht vom Lachen wohlgemerkt!
Michael Dobslaw, Schwalbenrainweg 57, Aschaffenburg
__________________
nos
eingetragen von Karl Eichholz am 04.01.2002 um 09.09
auf vielen Verkehrsschildern, besonders ja auch im Norden, steht das wort „Centrum“ zu lesen.
Nun hab ich dies noch niemanden „ßentrum“ aussprechen hören oder gar „Tschentrum“.
Folglich wäre also auch ohne Frage der Cent als „Zent“ zu sprechen.
Abgesehen davon plädiere ich für eine Verballhornung als „Zennich“ (dies jedoch lediglich, damit die Verwechselung mit „Pfennig“ nicht erfolgt; ansonsten würd ich aus Gewohnheit lieber „Pfennich“ sagen oder ggf. „Neupfennich“
Die Verballhornung „Teuro“ gibt es ja bereits.
__________________
mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
eingetragen von Theodor Ickler am 03.01.2002 um 19.25
Aus dem Hamburger Abendblatt vom 4. 1. 2002
Zent oder Ssent?
Auch das noch: Das Euro-Problem eines
Sprachwissenschaftlers
Von Peter Schmachthagen
Hamburg - Die Einführung des Euro als gemeinsames
Zahlungsmittel war nicht nur ein Festakt auf höchster
politischer Ebene mit Beethovens Neunter und Feuerwerk
zur Jahreswende, sondern erforderte auch eine lange
Vorbereitung im Detail. Wir als Laien, die vor allem die
langen Schlangen an den Bankschaltern im Auge haben,
können uns gar nicht vorstellen, welche Überlegungen von
der Konzeption (Planung) bis zur Emission (Ausgabe) der
neuen Münzen zu bewältigen waren.
Man lernt dabei ganz neue Wörter kennen,
Denomination (Stückelung) zum Beispiel, oder erfährt,
dass die Dreischichtlegierung umfangreiche medizinische
Gutachten erforderte, um ein Allergie-Risiko wegen des
Nickelanteils auszuschließen.
Befragt wurden die Blindenverbände sowie die
Automatenhersteller, und Luc Luycx, der junge Grafiker
der Königlichen Münze von Belgien, der die Vorderseiten
entworfen hatte, bekam Ärger, weil weder die Shetland-
noch die Kapverdischen Inseln so recht darzustellen
waren, während Österreich
"Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden,
weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf
schütteln, bis eins hineinfällt."
Friedrich Hebbel (1813-1863)
uns auf der nationalen Rückseite eine eigenartige
Mischung von der Pazifistin Bertha von Suttner über
Mozart bis zum Alpenveilchen zumutete.
Der Europäische Rat legte 1995 den Namen "Euro" fest,
die Finanzminister beschlossen, den Euro in 100 Cent zu
unterteilen, so dass alles zur allgemeinen Zufriedenheit
laufen könnte . . .
. . . wenn, ja, wenn man nicht vergessen hätte,
Gerhard Müller von der Gesellschaft für deutsche Sprache
zu befragen, der jetzt verlangt, das Wort Cent nicht
englisch, sondern deutsch wie "Zent" auszusprechen. Das
musste natürlich noch gesagt werden, obwohl das Wort
sowieso nicht aus dem Englischen, sondern vom
lateinischen centum (hundert) abgeleitet ist. Aber
vielleicht will er Cent demnächst sogar mit Z schreiben?
Höchste Wachsamkeit scheint angebracht: Zentner
(100 Pfund) und das englische strike zu Streik seien
schließlich auch eingedeutscht worden, sagt Müller.
Wer sich die Freude über den Euro nicht nehmen lassen
will, halte sich fern von Etymologen und
Sprachgesellschaften.
Kommentar von Th. I.: Peter Schmachthagen ist falsch informiert, kommt sich aber sehr überlegen vor.
Natürlich ist es völlig legitim und sogar naheliegend, sich über solche alltäglichen Sprachfragen Gedanken zu machen. Es war aber gar nicht Gerhard Müller (viele Jahre lang Schriftleiter der "Muttersprache", jetzt Nachfolger von Uwe Förster als Leiter der Sprachberatung, ein ausgezeichneter Mann!), der diese Frage aufgefordert oder gar irgend etwas verlangt hat. Natürlich steht es Schmachthagen frei, sich dafür nicht zu interessieren, aber damit dürfte er ziemlich allein stehen.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 03.01.2002 um 19.17
Aus dem Remscheider GA 4. 1. 2002:
Sprachgesellschaft rät zu «Zent»
Wiesbaden/Mannheim (dpa) - Die Deutschen können die neuen
Cents in ihren Portemonnaies ruhig deutsch als «Zent»
aussprechen.
«Die Eingliederung in den nationalen Wortschatz
vereinfacht das Sprachleben. Wir sagen schon seit dem
15. Jahrhundert «Zentner» (hundert Pfund), obwohl es
vom lateinischen «centum» (hundert) kommt», sagte
Gerhard Müller von der Gesellschaft für deutsche Sprache
(Wiesbaden) der dpa.
«Noch vor 100 Jahren wurde der aus dem Englischen kommende
Begriff «Streik» in Deutschland auch englisch geschrieben, nämlich
'strike'». Der Euro als Rechengröße sollte - wie bisher die Mark -
ungebeugt verwendet werden, riet Müller. «50 Euro - genau wie 50
Dollar oder 50 Rubel.»
Wenn es aber um die konkreten Münzen und Scheine gehe, sei das
Plural-S sinnvoll. «'Ich habe heute meine Euros geholt' - gegen diesen
Satz ist nichts einzuwenden», sagte Müller. Nach Auffassung von
Gerhard Stickel, Leiter des Mannheimer Instituts für deutsche
Sprache, passt sich die Pluralbildung den jeweiligen nationalen
Gepflogenheiten an: So würden sich in Spanien und Frankreich
wahrscheinlich die «Euros» durchsetzen, in Italien die «Euri».
Der Vorsitzende des Vereins für Deutsche Sprache, Prof. Walter
Krämer, hatte am Silvestertag vor allem an die Rundfunk- und
Fernsehsender appelliert, den Cent deutsch auszusprechen. «Das
sehen wir ähnlich, aber man soll ja keine Glaubensfrage draus
machen», sagte Müller.
«Wer viel mit den USA zu tun hat, kann den Euro-Cent genauso gut
englisch aussprechen, im Handel mit Frankreich wird man die
französische Aussprache bevorzugen.» «Die Namen lassen Raum für
nationale Färbung - genauso wie die Münzen auf der Rückseite
nationale Symbole tragen.»
Sprichwörter und feste Redewendungen zum alten Geld wie
«Pfennigfuchser», «Pfennigabsätze» oder «Wer den Pfennig nicht ehrt,
ist des Talers nicht wert», würden sich trotz des Abschieds von der
D-Mark wohl halten, prognostizierte Müller. «Da wird die alte Sprache
eingefroren.»
Wo es aber um die Münze selbst gehe, wie zum Beispiel beim
«Glückspfennig», da werde sich wahrscheinlich ein Sprachwandel
vollziehen. Der Zeitungen der Verlagsgruppe Rhein Main, bestätigten
diese Aussage bereits in ihren Silvester-Ausgaben: Jedem Exemplar
lag ein Cent-Stück mit dem Hinweis bei: «Ihr persönlicher Glücks-Cent
für das Jahr 2002.»
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 03.01.2002 um 17.56
Zitat:Was für eine unerträgliche Heuchelei ! Jeder weiß doch, daß Euro auf Französisch Öro, auf Englisch Juro und auf Spanisch E-Uro ausgesprochen wird.
Ein ZDF-Sprecher hatte am Dienstag dazu erklärt, die Regelung sei im europäische Sinne getroffen worden, um eine einheitliche Aussprache im Euro-Raum zu gewährleisten.«
eingetragen von Thomas Paulwitz am 03.01.2002 um 16.44
Ich bin ja für "Zentchen". So wie man das Quint(um) zu Quentchen eingedeutscht hat, kann man auch das Cent(um) zu Zentchen eindeutschen.
__________________
Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de
eingetragen von Jörg Metes am 03.01.2002 um 15.45
dpa 04.01.02 13:56
Copyright dpa, 2002
»ZDF lässt telefonisch abstimmen: Zent oder Cent?
Hamburg (dpa) - Das ZDF lässt seine Zuschauer telefonisch darüber
entscheiden, ob es bei den Euro-Münzen künftig Zent oder Cent heißen
soll. Bis Freitagmittag (13 Uhr) seien bei der TED-Umfrage rund
15 000 Zuschauer einem Aufruf von "heute-journal"-Moderator Wolf von
Lojewski vom Vorabend gefolgt, berichtete eine Sprecherin des
Senders. Das Zwischenergebnis der Umfrage, die noch bis Sonntagabend
(22 Uhr) läuft, ist eindeutig: 70,1 Prozent sind "für die deutsche
Aussprache "Zent"". 29,9 Prozent hätten sich für "Cent" entschieden.
Der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Prof. Walter Krämer,
hatte Anfang dieser Woche an die elektronischen Medien appelliert,
die kleinen Euro-Münzen als Zent zu bezeichnen und nicht wie die
Amerikaner mit scharfem Anfangs-S auszusprechen. Der Sprachschützer
kritisierte das ZDF, das seinen Mitarbeitern die Aussprache von Cent
vorgeschrieben hatte. Ein ZDF-Sprecher hatte am Dienstag dazu
erklärt, die Regelung sei im europäische Sinne getroffen worden, um
eine einheitliche Aussprache im Euro-Raum zu gewährleisten.«
__________________
Jörg Metes
eingetragen von Elke Philburn am 02.01.2002 um 22.14
Nach dem Duden Herkunftswörterbuch ist zehn mit lat. decem verwandt und geht dementsprechend auf eine andere idg. Wurzel zurück als centum.
eingetragen von Christoph Kukulies am 02.01.2002 um 15.02
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Sprachschützer plädieren für Aussprache
Zent statt Cent
"Tatsache aber ist, dass der Begriff Cent im deutschen Zehnten wurzelt", erklärte
der Statistikprofessor. "Allein schon deshalb sollten wir Zent zu den neuen
Zehntel-Euro-Münzen sagen."
Zehntel Euro? Und das von einem Statistiker.
(Centum = lat. hundert brauche ich ja niemand zu erklären)
Allerdings gab es doch auch den sog. Zehnten, eine Abgabe
aus dem Mittelalter an den Lehnsherrn, oder? Zehnthof
kommt doch auch daher.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Elke Philburn am 02.01.2002 um 14.26
Die Schreibung mit c suggeriert natürlich, daß es sich um ein nichtdeutsches Wort handelt, mit dem man sich bloßstellen könnte, wenn man es plump /tsent/ ausspricht. Da sind solche Verunsicherungen schon vorprogrammiert.
eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2002 um 03.36
Das ZDF wird nicht allein bleiben. Es hat ja auch frühzeitig auf die Reformschreibung umgestellt. Staatsnah eben ("öffentlich-rechtlich").
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Elke Philburn am 02.01.2002 um 01.31
Ärgern Sie sich nicht, Herr Ickler.
Wer orientiert sich schon am ZDF, außer den Mainzelmännchen?
Ich könnte mir gut vorstellen, daß für einige Zeit beide Aussprachevarianten nebeneinander existieren werden, mit /sent/ für diejenigen, die sich von der 'ungebildeten Masse' hervorheben wollen. Was soll's? Wäre ja nichts Neues.
eingetragen von Theodor Ickler am 01.01.2002 um 04.17
Sprachschützer plädieren für Aussprache
Zent statt Cent
Krämer: "Wenn wir schon auf eine deutsche Währung verzichten
müssen, sollten wir die neuen Namen wenigstens Deutsch aussprechen"
Münster - Die Deutschen sollten nach Meinung eines Sprachschützers die kleinen
Euro-Münzen als Zent bezeichnen und nicht wie die Amerikaner mit scharfem
Anfangs-S aussprechen. "Wenn wir schon auf eine deutsche Währung verzichten
müssen, sollten wir die neuen Namen wenigstens Deutsch aussprechen", sagte
der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Walter Krämer, in Münster. Sein
Appell richte sich besonders an Rundfunk- und Fernsehanstalten.
Krämer zufolge hat das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) seinen Mitarbeitern
die amerikanische Aussprache von Cent vorgeschrieben. "Hierin sehen wir eine
würdelose Anbiederung an eine fremde Sprache und Kultur", kritisierte der
Hochschullehrer. "Wenn es nicht so lächerlich klänge, würden diese Leute
wahrscheinlich auch ,Juro' sagen." Ein ZDF-Sprecher bestätigte die
Sprachregelung seines Senders, fügte aber hinzu, dass dies im europäischen
Sinne geschehen sei, damit die Aussprache im Euro-Raum einheitlich bleibe.
"Tatsache aber ist, dass der Begriff Cent im deutschen Zehnten wurzelt", erklärte
der Statistikprofessor. "Allein schon deshalb sollten wir Zent zu den neuen
Zehntel-Euro-Münzen sagen." dpa
Diese Meldung steht heute in vielen Zeitungen. Prof. Krämer hat recht, auch wenn die Etymologie nicht stimmt. Das ZDF sollte sich schämen. Demnächst schreibt es seinen Mitarbeitern vor, von Sigaretten usw. zu sprechen. Die übrigen Europäer denken gar nicht daran, die englische Aussprache einer Währung zu pflegen, an der ja auch weder die Engländer noch andere Angelsachsen teilhaben (nur das englisch kolonisierte Irland).
__________________
Th. Ickler
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage