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-- Kiepenheuer & Witsch (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=395)
eingetragen von Jörg Metes am 02.01.2004 um 16.39
Hanns Dieter Hüsch, Zugabe. Unveröffentlichte Texte aus sechs Jahrzehnten. Herausgegeben von Georg Bungter, Kiepenheuer & Witsch, Oktober 2003.
»Anmerkung des Herausgebers
Die in diesem Buch versammelten Texte stammen aus fünf Jahrzehnten. Alle Texte sind weitgehend in dem Zustand belassen worden, wie Hanns Dieter Hüsch sie aufgeschrieben hat. Um die Authentizität der Texte zu erhalten, ist mit Ausnahme der ss/ß-Schreibung von einer Übertragung auf die neue Rechtschreibung abgesehen worden.«
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 13.11.2003 um 18.57
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
...
(S. 252 fehlt ein Spatium)
Hört, hört!
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Walter Lachenmann
eingetragen von Theodor Ickler am 13.11.2003 um 17.34
Also, um ehrlich zu sein, um Härtlings Buch ist es nicht schade, es ist ziemlich schlecht.
Grammatikfehler:
weil von einem angehenden Soldaten jede Mutprobe abverlangt werden kann (21)
wogegen ich mich nicht widersetzte(154)
Firnis ist kein Femininum (225)
Härtling ist unsicher im Gebrauch der Tempora und besonders des Plusquamperfekts:
Nachdem eine Bombe in der Nachbarschaft einschlug, durften wir alle ansehen, was sie angerichtet hatte. (32)
1995 lese ich vor einer Kamera des Westdeutschen Fernsehens ein Gedicht, das ich 1962 über die Jahre in Olmütz schrieb. (32)
1946 hörte ich einem anderen zu, der Torberg, anspruchsvoll wie er war, höchstens Mitleid abgerungen hätte (64) (Bezug unklar)
Joschi fotografierte, bis ihn ein Polizist den schmalen Weg hochtrieb, schreiend und fluchend. (184) (unklarer Bezug)
Gelegentlich baten Kameraden mich, zu erzählen, was den Betreuern auffiel. (43) (weiterführender Relativsatz, aber irreführend)
Härtling sagt zu oft, daß er sich nicht mehr erinnern kann, zu oft auch als Frage verkleidet:
Habe ich danach Mechthild nach Hause begleitet? (119) – das ödet den Leser an, der es ja auch nicht weiß und den es nicht interessiert, daß Härtling es nicht mehr weiß. Viele Seiten werden mit Belanglosem gefüllt: Mechthild stellte die Chrysantheme über Nacht in den Kühlschrank. So hielt sie sich länger. Es werden unzählige Namen erwähnt, deren Träger Härtling irgendwann kennenlernte, aber dabei bleibt es auch. Clara Haskil spielte, begleitet von Ferdinand Leitner und den Stuttgarter Symphonikern, Robert Schumanns Klavierkonzert. (175) Ja und? So hört man es als Absage im Radio, aber warum hat Härtling sich das Ereignis gemerkt? Kein weiteres Wort darüber.
Im zweiten Teil eine kaum durch Anekdotisches aufgelockerte Verlagsgeschichte. Stets fließt der Alkohol in Strömen, und warum er seine Frau, die schemenhaft bleibende Mutter seiner vier Kinder, mal eben mit einer jungen Buchhändlerin betrügt, wird auch nicht recht klar.
Ich habe eigentlich noch nie ein Buch von H. lesen können, weil ich nach wenigen Seiten vor Langeweile eingeschlafen bin. Aber H. hat natürlich viele Freunde, die ihm nette Besprechungen widmen, so jetzt Harpprecht in der "Zeit"-Beilage, der auch im Buch selbst immer wieder vorkommt.
Druckfehler:
Sie mit ihren besonderen Dichtern. (120 statt Ihren)
Povinzialität (250)
Gaulloises (365)
(S. 252 fehlt ein Spatium)
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 10.11.2003 um 00.10
Diese Umstellung geht mit Sicherheit nicht allein auf den Verlag zurück, sondern ist von Peter Härtling mindestens gebilligt, wenn nicht sogar ausdrücklich gefordert worden.
eingetragen von Theodor Ickler am 08.11.2003 um 09.47
Härtling, Peter (2003): Leben lernen. Erinnerungen. Köln: Kiepenheuer & Witsch
Obwohl Peter Härtling zu den Erstunterzeichnern der Frankfurter Erklärung gegen die Rechtschreibreform gehört, hat der Verlag seine Erinnerungen in die Reformorthographie umgesetzt. Das ist dem Text nicht gut bekommen, nicht nur wegen der Fehler bei der Anwendung der neuen Regeln, sondern weil gerade bei "korrekter" Anwendung entweder grammatisch falsche oder in anderer Weise störende Schreibungen unvermeidlich sind. Schon beim Klappentext fängt es an: zu Eigen gemacht, wie Recht er damit hatte - das erste ist künstlich archaisierend, das zweite grammatisch falsch.
Ich gehe den Text einmal durch, beschränke mich aber auch ausgewählte Fälle.
Es heißt durchweg altertümelnd des Öfteren, im Allgemeinen, im Voraus, im Übrigen usw., aber zwischendurch auch im übrigen (324). Über Gräuel und einbläuen will ich nichts sagen, damit bezeugt man einfach seine Ergebenheit gegenüber den Kultusministern. Dagegen streift platzieren (232) schon die Grenze zur Torheit.
Der Bursche hat ja Recht (50; 310) - grammatisch falsch.
Was die zwei Händelange schwarze Bestie (29) soll, verstehe ich nicht. Schon oft ist gesagt worden, daß das uralte Wort Handvoll nicht einfach aus dem deutschen Wortschatz gestrichen werden kann:
mit einer Hand voll Kindern (65)
schaute einer Hand voll Menschen ins Gesicht (75)
eine Hand voll Gedichte (133)
Ähnliches ließe sich zur Auseinanderreißung des von den Reformern nicht verstandenen Wortes Zeitlang sagen: eine Zeit lang an Hitler geglaubt (145)
Er wohnte eine Zeit lang im Anthropologischen Institut. (164, vgl. auch 323)
Auf falsche Gedanken könnte man kommen, wenn man liest:
wie es viel versprechend heißt (20)
lauter viel versprechende Debütanten (139)
jedesmal ist aus den neuen Wörterbüchern spurlos getilgt, und auch hier heißt es gehorsam nur noch jedes Mal. Auch sogenannt ist endlich beseitigt, und es heißt folglich in Härtlings Buch stets: der so genannten Kinderlandverschickung (43) usw.
Obwohl die Fehldeutung, wiedersehen usw. müsse jetzt getrennt geschrieben werden, schon 1997 aufgeklärt wurde, glaubt der Verlag immer noch daran:
weil ich ihn wieder gefunden habe (80; vgl. 234)
ein alter Mann, den ich wieder erkannte (290)
Außerdem freute ich mich, Hans Bender wieder zu sehen. (291)
Man hat offenbar nicht bemerkt, daß behende jetzt mit ä geschrieben werden muß, oder war dem Lektor das doch zu toll, vor allem wenn es ums Hüpfen geht?
er hüpfte behend und schnell (69 über einen Beinamputierten; ebenso 225)
kleiner und behender (322)
Die Auseinanderreißung aller Fügungen mit -einander ist besonders dort befremdlich, wo es mangels Partner überhaupt nicht um reziproke Verhältnisse gehen kann: der, mit dem ich mich fragend auseinander setze (108, ähnlich 157, 267 u.ö.). Manchmal vergißt der Lektor es auch: aneinandergeraten (297)
Das neuerdings obligatorische Komma nach Vorgreifer-es ist überhaupt nicht beherrscht:
Ich genoss es auf dieser Hochfläche einem faserigen Sommerhimmel näher zu sein (129)
weil es mir wichtiger war vorzulesen (155)
es gelang ihm Verbindungen herzustellen (140)
Bei die Hitlerschen Bluthunde (130) muß neuerdings ein Apostroph gesetzt werden.
hilfesuchend (270) und wenn's nottat (328) sind ebenfalls nicht "korrekt".
Ältere Texte sind in Neuschreibung konvertiert, z.B. das Gedicht S. 299 - ein zweifelhaftes Verfahren.
Das Buch kommentiert sich an zwei Stellen selbst: "Bücher gestalten ist und bleibt ein Kunst." (349) Und von seinen Kindern sagt Härtling, sie teilten seit den Demonstrationen gegen die Starbahn West eine "Erfahrung: die bürgerliche Ohnmacht vor der Staatsgewalt." (367) Besonders wenn ein Verlag sich aus freien Stücken zum Vollstrecker macht.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 31.01.2002 um 04.01
Anita Lenz: Wer liebt, hat Recht. KiWi 592. Köln 2000.
(Vulgäres Machwerk, Racheakt einer potzgeilen, da unbefriedigten Mittfünzigerin an ihrem untreuen Mann; die kaum verhüllten Personen sind hierorts wohlbekannt, deshalb habe ich es nach entsprechendem Kollegenhinweis mal gelesen. Hörbuch und Film sind auch schon auf dem Markt.)
Viele Druckfehler, außerdem neue Rechtschreibung, und zwar offenbar nach der überholten Fassung von 1996, als man noch glaubte, wieder zu sehen, wieder zu finden schreiben zu müssen. Der grammatische Fehler des Titels setzt sich im Buch endlos fort: Recht haben, Leid tun. Außerdem:
ein Kind, dass ich überhaupt nicht kenne
ein Gefühlsleben, dass ich nicht teilen kann
Die Trennung Tee-nager, die Augst noch für undenkbar hielt, kommt ebenfalls vor.
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Th. Ickler
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