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eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.02.2021 um 18.50

Deutschlands Multikulti-Hauptstadt Berlin
Dr. Gottfried Curio
24.02.2021

https://youtu.be/f5dKsodLYdg

An Berliner Grundschulen sind die Mehrheitsverhältnisse gekippt: Kinder ohne Migrationshintergrund sind bereits in der Minderheit, in etlichen Klassen hat kein einziges Kind Deutsch als Muttersprache. Wie in diesen Klassen lernen aussieht, beantworten Lehrer mit: „gar nicht“. Deutschen Familien bleibt oft nichts anderes übrig, als ihre Kinder an teure Privatschulen zu schicken oder gleich an den Stadtrand zu ziehen. Die Grünen gehen ganz mit der Zeit, wenn sie einen illegalen syrischen Migranten in den Bundestag befördern wollen und die Einrichtung eines Ministeriums für Gesellschaftlichen Zusammenhalt fordern, welches Gleichstellungsquoten vergleichbar mit der Afirmative Action in den USA durchsetzen soll.

Anm. S.S.: 1982 machten sich beide damalige Kanzler noch Sorgen um die erkennbare Entwicklung, aber schon 1988 mußte mich eine Australierin darüber aufklären, daß Berlin inzwischen die größte türkische Großstadt Westeuropas geworden sei.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.01.2020 um 18.38

Ab 1996 hatten die deutschen Kultusminister begonnen, die Einheit der deutschen Rechtschreibung zu zerstören.

2004 wurde der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ nach einer Idee der falschen Doktorin Schavan gegründet, um die entlaufenen Zeitungen wieder einzufangen, und der Rat beschrieb großkotzig seine Aufgabe als: „Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum“, – die gerade mutwillig oder aus Doofheit zerstört worden war.

Jahrelange Nötigung und Erpressung mit Schülergeiselnahme und willfährigen Zeitungen waren und sind die Folge.

Als 1990 die deutsche Einheit Wirklichkeit wurde, verlor man die Einheit des Volkes aus dem Auge. Nachdem Edmund Stoiber mit seiner Ablehnung von Masseneinwanderung und „Durchrassung“ kaltgestellt war, trat die Dauerkanzlerin Merkel zum linksgeduldeten Machterhalt die Flucht nach vorne an, um die Bevölkerungs„reform“ zu sichern.

Für die kaum noch mögliche Einheit der Bevölkerung wurde jetzt ersatzweise der „Zusammenhalt“ beschworen. Die „Spaltung“ mußte dabei als mit den Mitteln des „Sozialismus“ behebbarer „Sozialfall“ dargestellt werden. Man sieht es an den Schulen:

Soziale Spaltung
Berliner Eltern meiden Grundschulen im eigenen Kiez


Kaum ist der Kitaplatz gefunden, da werden Berlins Eltern von der nächsten Unruhe erfasst: Die Suche nach der richtigen Grundschule treibt sie um. Wohin das führt, lässt sich an den Anmeldezahlen der Erstklässler ablesen.

Demnach wurde 2019 für rund 45 Prozent aller Lernanfänger beantragt, eine andere Schule zu besuchen als vom jeweiligen Bezirksamt vorgesehen.

Immerhin 60 Prozent der Anträge waren erfolgreich, sodass unter dem Strich knapp 30 Prozent der Kinder nicht an ihrer Kiezschule landeten. Dies ergibt sich aus einer Anfrage der grünen Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz [...]

• Im Schuljahr 2019/20 wurden rund 29.000 Erstklässler eingeschult.
• Im Schnitt haben 45 Prozent der Berliner Eltern den Besuch einer Schule außerhalb des Einzugsbereichs beantragt.
• Am größten war der Anteil der Wechselanträge in Charlottenburg-Wilmersdorf mit 66 Prozent. [...]

Eltern befürchten Nachteile in Brennpunktschulen

Vor einigen Jahren hatte der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration eine Studie in Auftrag gegeben, um die Gründe und die Auswirkungen der Flucht aus der Kiezschule zu erfassen.

Dabei wurde die Vermutung bestätigt, dass bildungsinteressierte Eltern die Schulwahl stark vom Migrantenanteil abhängig machen, weil sie befürchten, dass ihre Kinder an Schulen mit vielen sozial benachteiligten Zuwanderern weniger lernen.
Was für eine Falschmünzerei! Würde man jeder Migrantenfamilie monatlich 1000 Euro dazugeben, dann wären die Lernerfolge wegen abweichender Kultur und Vorbildung um keinen Deut besser.
Das Wahlverhalten der Eltern verschärft die soziale Entmischung allerdings noch weiter. Die genannte Studie des Sachverständigenrates ergab etwa, dass die Migrantenquote an einer Kreuzberger Schule um 500 Prozent von der Quote im Einzugsgebiet abwich. Zudem hatten mehr als 20 Prozent der Grundschulen einen Zuwandereranteil, der mehr als doppelt so hoch war wie der Zuwandereranteil der Altersgruppe im dazugehörigen Schulbezirk.
Es fehlen natürlich nicht die politisch korrekten Eltern, die ihre Kinder für die „Integration“ opfern wollen:
Allerdings gibt es in den vergangenen Jahren immer mehr bildungsinteressierte Eltern, die versuchen, der Tendenz zur Entmischung zu begegnen: Sie suchen Gleichgesinnte, die gemeinsam mit ihnen ihre Kinder an Brennpunktschulen anmelden...

m.tagesspiegel.de 9.1.2020
Wir sehen hier das bekannte Versagen unserer Regierungen seit der Wiedervereinigung – und seit 2015 noch in unverantwortlichster Weise verschärft. Eine gemischte Klasse sollte nie mehr als 15 Prozent Migrantenkinder aufnehmen.

Jetzt verhandelt Erdogan auch noch über die Errichtung türkischer Schulen in Deutschland, als Gegenstück zu den deutschen Schulen in der Türkei. Dort dienen sie der Entwicklungshilfe, hier der Ausbildung vorhandener oder noch zu erzeugender Jungtürken zu türkischen Staatsbürgern für die spätere Machtübernahme.

P.S.: Siehe auch Klonovsky zum Thema Berliner Grundschulen, 8. Beitrag.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.07.2019 um 17.36

... aus Kölnische Rundschau

Zurück zur Vernunft

Sandro Schmidt zu neuen Regeln für Rechtschreibung an NRW-Grundschulen

Kinder brauchen Orientierung. Das gilt für die Erziehung, aber gleichermaßen auch für das Lernen in der Schule. Ohne Regeln einzuüben, ohne verbindliche Leitplanken, an denen sie sich entlang hangeln können, bleibt der Lernerfolg fraglich. Nun soll also in den Grundschulen des Landes die seit vielen Jahren umstrittene Methode "Lesen durch Schreiben", auch als "Schreiben nach Gehör" ("Ich fare in Färien") bekannt, abgeschafft werden. Das ist gut so...

Um hier wieder Vernunft und gesunden Menschenverstand statt ideologisch geprägter Vorgaben (Kinder sollten in ihrer freien Lernerfahrung nicht beeinträchtigt werden) in die Lehrpläne der Schulen zu bringen, bedurfte es am Ende einer wissenschaftlichen Studie von Bonner Psychologen, die die Leistungen von 3000 Grundschulkindern in NRW verglichen hatten. Schulministerin Yvonne Gebauer hat daraus zu Recht die Konsequenzen gezogen.

Ab dem neuen Schuljahr wird die Rechtschreibung wieder mit einer modernen Fibel und mit Hilfe des Lehrers als Wissensvermittler, der das Geschriebene auch korrigiert und einübt, gelehrt und kontrolliert. Das hat nichts mit der Rückkehr zu konservativen Lehrmethoden zu tun, sondern mit Alltagserfahrung aus allen Bereichen menschlichen Lebens: Nur systematisches und strukturiertes Training führt zum Ziel.

finanznachrichten.de 14.7.2019

3000 Grundschulkinder hat man verglichen – welch eine Mühe! Für die Einführung der Rechtschreib„reform“ hatte seinerzeit der schlagende Qualitätsbeweis genügt, daß eine Schulklasse ein sorgsam zurechtgeschustertes Probediktat *) von acht Sätzen geschrieben hatte und den Schüler nach den Reformregeln dafür bis zu 50 Prozent weniger Fehler angerechnet worden wären.

*) »Ein Alptraum. Gestern nacht hatte ich einen schrecklichen Traum. Nach den Schularbeiten wollte ich radfahren, als plötzlich ein Riese vor mir im Zimmer stand. Er stellte zehn Becher Joghurt vor mir auf den Tisch und forderte mich auf, sie zu essen. Anschließend sollte ich die Becher numerieren und aufeinanderstapeln. Kaum hatte ich den ersten Becher ausgelöffelt, da standen zwanzig neue auf dem Tisch. Und so ging es weiter, bis das ganze Zimmer mit Joghurtbechern angefüllt war. Ich schrie vor Angst und wachte auf. Vor mir stand meine Mutter, beruhigte mich und meinte, daß es das beste wäre, diesen Traum schnell zu vergessen.«
(Theodor Ickler: Regelungsgewalt, S. 30f, http://www.vernuenftig-schreiben.de/dokumente/ickler_regelungsgewalt.pdf)Siehe auch dies.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.05.2019 um 12.45

... gegen die Rechtschreib„reform“ in S-H und 22 Jahre nach der Behauptung des SPD-Kultusministers Wernstedt (NS), die „Reform“ würde 90 Prozent aller Rechtschreibfehler ersparen: Jetzt müssen auch die Lehrer auf die Nachhilfe-Klippschule, weil die Fehler chaotisch zugenommen haben.

Fortbildungsoffensive
Wie Lehrer ihren Schülern besser Rechtschreibung vermitteln


Ein Interview von Swantje Unterberg

Viele Grundschüler haben Probleme, richtig lesen und schreiben zu lernen. Deshalb bekommen nun in drei Bundesländern ihre Lehrer Nachhilfe. Gut so, sagt eine Betroffene. Sie und ihre Kollegen müssten umdenken.

SPIEGEL ONLINE: Frau Stute-Meißner, jedes fünfte Grundschulkind kann nicht richtig lesen und schreiben. Jetzt schicken Hamburg, Baden-Württemberg und Ihr Bundesland Schleswig-Holstein die Lehrer zur Fortbildung "Orthographie lehren und lernen". Sind Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen tatsächlich das Problem?

Stute-Meißner: Ich denke schon, dass es neue Erkenntnisse gibt, wie Rechtschreibung besser vermittelt werden kann.

Mein persönlicher Eindruck, und auch der meiner Kolleginnen und Kollegen ist, dass die Schreibleistung niedriger geworden ist. Es muss viel mehr überarbeitet werden und es fällt den Kindern schwerer, die Regeln zur Rechtschreibung zu verinnerlichen. ...

Das Kind hört satt Roller Rolla und schreibt hinten ein A. So spricht man ja auch. Wenn das häufiger vorkommt, diagnostizieren wir, dass das Kind die Endungen auf -er noch nicht richtig umsetzen kann. Dann können wir das mit dem Kind gezielt üben.

... Man kann den Kindern in einer Stunde verschiedene Materialien zur Verfügung stellen. Das Problem ist, diese Materialien zu finden und zusammenzustellen. Ich kann in der Regel kein Arbeitsheft verwenden, denn damit müssten alle Kinder im Gleichschritt lernen. Stattdessen lasse ich nun ein Kind auf einem Arbeitsblatt arbeiten, ein anderes im Heft und ein drittes in einer Kartei.

... Wir stehen aber noch ganz am Anfang. Für die Vermittlung in der Praxis wünsche ich mir in der Fortbildung noch mehr Beispiele, wie das wirklich umgesetzt werden kann.

SPIEGEL ONLINE: Sie und Ihre Kollegen in Hamburg, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein werden online geschult. Dadurch kann man viele Lehrkräfte erreichen. Was halten Sie von dem Format?

Stute-Meißner: Ich finde das Format total klasse. Man muss sich die acht Unterrichtseinheiten nicht an einem festen Termin ansehen, sondern ist zeitlich flexibel. So ein Onlineformat ist außerdem in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein super. Für regelmäßige Fortbildungen wäre es für uns zu weit bis nach Kiel...

spiegel.de 24.5.2019


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.05.2019 um 05.03

Österreich beschließt Kopftuchverbot für Grundschulkinder

Grundschulkinder in Österreich dürfen per Gesetz kein Kopftuch mehr tragen. Mit dem Gesetz wolle man Mädchen aus der Unterwerfung befreien, heißt es aus der Regierung.


Das österreichische Parlament hat ein Kopftuchverbot für Grundschulkinder beschlossen. Mit dem neuen Gesetz, für das am Mittwochabend die Abgeordneten der Regierungskoalition aus der konservativen ÖVP und der rechtspopulistischen FPÖ stimmten, wird „das Tragen weltanschaulich oder religiös geprägter Bekleidung, mit der eine Verhüllung des Hauptes verbunden ist“, künftig untersagt.

Die Regierung hat aber klargestellt, dass sich das Gesetz nur gegen das islamische Kopftuch richtet – und nicht gegen die jüdische Kippa und die Patka der Sikhs. [Besser wäre: überhaupt keine Kopfbedeckung]

Der bildungspolitische Sprecher der FPÖ, Wendelin Mölzer, sagte, mit dem Kopftuchverbot solle ein Signal gegen den politischen Islam gesetzt werden. Der ÖVP-Abgeordnete Rudolf Taschner sagte, es gehe darum, muslimische Mädchen von einer „Unterwerfung“ zu befreien. Die Opposition stimmte fast geschlossen gegen das Kopftuchverbot und warf der Regierung vor, es gehe ihr nur um Schlagzeilen und nicht um das Kindeswohl.

Die Regierung hatte schon vor dem Parlamentsbeschluss eingeräumt, dass sie mit Beschwerden vor dem Verfassungsgerichtshof rechnet. Der Gesetz hat keinen Verfassungsrang, da es nicht mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet wurde. Österreichs Islamverband IGGÖ hat das Kopftuchverbot scharf kritisiert.

faz.net 16.5.2019

Eine vollkommen richtige Maßnahme, die der Großsekte Islam ihren abgrenzenden Herrschaftsanspruch bis in die Schulen hinein sichtbar einschränkt. Sie sollte auch auf die höheren Schulen ausgedehnt werden. Deutschland hinkt wieder hinterher. Von islamischen Gelehrten wird immer wieder betont, daß das Kopftuch keine Forderung aus dem Koran sei. Deswegen sind die Klagen der Islamisten pure Heuchelei.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.12.2018 um 07.19

... der Rechtschreibung durch die Kultusminister, die nach Ex-Kultusminister Wernstedt bis zu 90 Prozent aller Schreibprobleme beheben sollte:

Experten beraten Plan für bessere Rechtschreibung
Die Werte seien alarmieren[d], es müsse dringend gehandelt werden: Am Freitag hat Dorit Stenke, Bildungsstaatsrätin in Schleswig-Holstein, zusammen mit Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Kollegen aus Baden-Württemberg auf einer Fachtagung in Norderstedt die schlechte Rechtschreibung von Viertklässlern thematisiert. Rund 27 Prozent der Hamburger Viertklässler, so aktuelle Studien, erreichen bei der Rechtschreibung nicht den Mindeststandard, ähnlich schlecht sind die Werte in Schleswig-Holstein. Um Expertenwissen auszutauschen, kooperieren die Nachbarländer aus Norddeutschland mit Baden-Württemberg.

Ties Rabe betonte, wie wichtig die Orthografie für den Werdegang der Schüler sei. „Das gilt für das Fach Deutsch genauso wie für Mathematik oder Fremdsprachen. Wenn wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler in allen Fächern besser werden, müssen wir gerade bei den Schlüsselkompetenzen Lesen und richtiges Schreiben ansetzen“, sagte der Schulsenator. In Hamburg habe er deshalb bereits 2014 Maßnahmen wie einen verbindlichen Basiswortschatz und regelmäßige Überprüfungen der Rechtschreibleistungen durch die Hamburger Schreibprobe auf den Weg gebracht. Im Juni 2018 kamen weitere Maßnahmen hinzu, darunter ein regelmäßiger Rechtschreibtest am Computer und die Empfehlung, dass an Grundschulen ein Sechstel aller Deutschstunden für reinen Rechtschreibunterricht genutzt werden.

welt.de 8.12.2018
Natürlich werden die wirklichen Ursachen der Mißstände von den Politikern und „Experten” nicht benannt: die Rechtschreib„reform“ und die Überschwemmung der Schulklassen mit bis zu 100 Prozent Kindern von Fremdvölkern.


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 30.06.2004 um 12.15

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
Der wohlhabende Deutsche schreibt und liest dann nicht mehr selbst, er läßt schreiben und lesen. Die Frage ist nur, wer dann noch so wohlhabend sein wird, um sich das zu leisten.

Sooo viel teurer als gedruckte Bücher sind Hörbücher (die haben Sie zwar nicht gemeint) ja nun auch wieder nicht.
Aber sie sind schon ein Symptom für eine bedeutende gesellschaftliche Veränderung. Vor vierzig Jahren stand an vielen Telefonzellen noch: "Fasse Dich kurz!" - aber das tat ohnehin jeder, weil das Telefonieren sonst zu teuer wurde. Man kaufte wenig Kommunikation, man besuchte sich viel, viel häufiger als heute. Und für den Medienkonsum verkaufte die Musikindustrie für 5 DM Schallplatten mit zwei Titeln à drei Minuten (von denen einer dann vielleicht in den Schlagerparaden erfolgreich war und häufiger gehört wurde).
Vor dreißig Jahren beherrschte die Langspielplatte den Medienmarkt. Für 20 Mark kostete ein einmaliges Anhören 45 Minuten.
Vor 20 Jahren wurde das "Reinziehen" von Videokassetten Mode. Gegen 40 Mark durfte man sich für zwei Stunden aus dem Leben verabschieden.
Vor 10 Jahren wurden für 80 Mark Konsolenspiele (u. dergl.) unters Volk gebracht, die den "Nutzer" tagelang auskoppelten.

Und heute? Kinder telefonieren mit sich 20 m entfernt aufhaltenden Freunden stundenlang, die Internet-Flatrate gestattet endlose globale Brutalspiele (z.B. America's Army), gelesen werden Anweisungen am Bildschirm, und die FAZ wirbt mit "Hören Sie mal wieder ein gutes Buch!" für das Hörbuch eines ihrer Herausgeber.

Fazit: Das Leben besteht aus immer größeren Anteilen eingekaufter Zeit; man arbeitet, um sich diese "Einkäufe" leisten zu können. Lesen ist nicht gut. Es ist dem Denken zu nahe; wer liest, könnte gar in die Gefahr geraten, eigenständig zu denken. Und das ist überhaupt nicht gut, weil man dieses Verkaufen der eigenen Lebenszeit (wobei man als Verkäufer noch selbst bezahlt) dann vielleicht einschränkt. ("Chatten" ist unschädlich.)
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 30.06.2004 um 09.02

Ich habe meinen deutsch-
kolumbianischen Enkel durch die
hiesige Realschule begleitet.
In der 5. und 6. Klasse war
der Weg zu einem Klassenarbeits-
diktat folgender:
1.Diktieren in der Schule.
2."Verifikation" des Diktates
auf der Tafel.
4.Abschreiben des Diktates als
Hausaufgabe.
5. Endgültiges "Diktat" in der Schule.

Ab der 7. Klasse gab es keine Diktate mehr.
Fazit: Die Schüler haben NIE ein fremdes Diktat
geschrieben.

In allen anderen Fächern, Bio, Erdkunde, etc.
konnten Fehler reingehauen werden, daß einem Hören
und Sehen vergeht. Kein Anstreichen, keine Bemerkungen!

Das ist und war die PROBLEMLOSE Enführung der
Rechtschreibreform.


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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 30.06.2004 um 06.42

Der Trend, im Deutschunterricht die muttersprachliche Pflege zu vernachlässigen, treibt seit Jahren sein Unwesen in den Schulen. Manche „Gutpädagogen“ meinen, Diktate seien Folterwerkzeuge aus der Mottenkiste der Unterdrückungsschule. Das kann man in Variationen dort lesen, wo „fortschrittliche“ Lehrer und „Experten“ sich zum Lernen äußern.
Seit dieser Trend eingesetzt hat, sind die Verkaufszahlen für Diktatbücher zusammengeschmolzen.
Der Tag ist nicht mehr fern, da werden wir auf Greencards Personen importieren müssen, die uns das Schreiben und Lesen abnehmen. Der wohlhabende Deutsche schreibt und liest dann nicht mehr selbst, er läßt schreiben und lesen. Die Frage ist nur, wer dann noch so wohlhabend sein wird, um sich das zu leisten.
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Klaus Eicheler am 29.06.2004 um 21.10

Das Buch „Die Schriftsprache entdecken“ von Christa Röber-Siekmeyer, Beltz Verlag, erklärt die Methode des Wahnsinns:

Zitat:
[...] Grammatik und Orthografie [...]
Beide sind der Entfaltung »natürlicher« muttersprachlicher Ausdrucksfähigkeit eher hinderlich und allenfalls zu rechtfertigen als Vorbereitung auf den gymnasialen Fremdsprachenunterricht. Dieses Buch begründet und konkretisiert eine didaktische Wende: Grammatik und Rechtschreibung werden als Erkundungsterrain für ein aktives, individuell dem jeweiligen Lernstand angepasstes Aneignen der deutschen Schriftsprache aufgefasst. Damit verlieren nicht nur die alten »Schulkreuze« ihre Schrecken, sondern ermöglichen auch so erst einen differenzierenden und motivierenden Deutschunterricht für alle Kinder.


Das habe ich immer befürchtet. Erlebnispädagogik im Deutschunterricht.
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Klaus Eicheler


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 20.06.2004 um 08.38

Könnte der Stolz-Verlag - auch
mit Hinweis auf die Stellungnahme des Klettverlages -
nicht mal die Schulbuchverlage in Frankreich
informieren?
Meine Enkel in Frankreich haben das Deutschbuch "Kontakt"
vom Bordas-Verlag (www.editions-bordas.com).
Das Ausland hat doch keine von den Vorgängen in
Deutschland.

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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Klaus Eicheler am 18.06.2004 um 19.48

Der Vorschlag zur "Variantenrechnung" hat mich an diese Kurzgeschichte erinnert:

Zitat:
Janusz Oseka
Wieviel ist zwei mal zwei?

In einer Schule sagte einmal der Lehrer zu den Schülern: „Merkt es euch, liebe Kinder, zwei mal zwei ist neun.“ Es war eine seiner letzten Unterrichtsstunden. Kurz danach hat man ihn wegen vorgeschrittenen Alters pensioniert.
Nach Ausscheiden des Lehrers sah sich das Lehrerkollegium vor eine schwierige Frage gestellt: wie soll man den Mathematikunterricht fortsetzen, wenn die Kinder in der irrigen Überzeugung beharren, daß zwei mal zwei neun ist? Wie soll man ihre entstellte Auffassung über das Einmaleins korrigieren?
Nach dem Meinungsaustausch, der im Schoße des Lehrkörpers stattgefunden hat, kam jemand zu dem Schluß, daß es ein Unsinn wäre, den Kindern das absolut umgekehrte Ergebnis der Aufgabe, zwei mal zwei sei vier, zu offenbaren. Ein so krasser Unterschied in der Berechnung könnte, wie behauptet wurde, das Kinderhirn zu stark erschüttern. Man empfahl demnach dem neuen Lehrer, seinen Schülern ein der Wahrheit näher liegendes Ergebnis bekanntzugeben, nämlich: zwei mal zwei gleich sieben.
„Mögen die Kinder etappenweise die richtige Lösung kennenlernen“, sagte der Schulleiter in der Lehrkörperversammlung.
In Übereinstimmung mit diesem Beschluß hielt man es für angebracht, in der folgenden Stunde ein der Wahrheit schon näher liegendes Ergebnis zu wagen: zwei mal zwei gleich sechs.
Es zeigte sich aber, daß diese Lehrmethode kaum voraussehbare Folgen hatte. Denn nicht alle Schüler reagierten auf gleiche Weise auf das derart entstandene Zahlendurcheinander.
Es gab welche, die das jeweils angegebene Ergebnis gleichgültig ins Heft schrieben, ohne sich intellektuell zu engagieren.
Manche lehnten sich innerlich auf, ohne öffentlich zu protestieren.
Es gab auch eine Gruppe von Kindern, die nach dem Unterricht zum Lehrer ging und um Aufklärung bat, doch dieser schickte sie fort unter irgendeinem Vorwand.
Ein großer Teil der Schüler bestand hartnäckig auf der ersten Variante „2 × 2 = 9“, denn er hatte keine Lust, immer wieder die gleiche Aufgabe umzuschreiben.
Artige Kinder schrieben die immer wieder neuen Ergebnisse mit Freude und Begeisterung ab.
Die unartigen verschmierten die Wände in den Toiletten mit scheußlichen Aufschriften: „2 × 2 = 4“.
Die weitsichtigen Karrieristen riefen öffentlich in den Pausen (so, daß es der Schulleiter hörte) aus, zwei mal zwei sei drei oder sogar eins.
Aber niemand in der Klasse zweifelte im geringsten daran, daß zwei mal zwei vier war, denn jedes Kind konnte es sich auf seinen zehn Fingerchen abzählen.

(Aus: „Polnische Pointen, Satiren und kleine Prosa des 20. Jahrhunderts“, Carl Hanser Verlag, München)


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Klaus Eicheler


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 18.06.2004 um 10.32

Variantenschreibung

Wie wäre es, wenn wir dieses in Deutschland kreierte, überaus erfolgreiche „Variantensystem“, zur Hebung der Zensuren und damit der allgemeinen Lern- und Leistungsmoral auf das Fach Mathematik übertragen würden?

Zum Beispiel:

Hauptvariante
1 x 3 = 3
2 x 3 = 6
3 x 3 = 9
4 x 3 = 12
5 x 3 = 15

Variante 1
1 x 3 = 1
2 x 3 = 2
3 x 3 = 3
4 x 3 = 4
5 x 3 = 5

Variante 2
1 x 3 = 4
2 x 3 = 5
3 x 3 = 6
4 x 3 = 7
5 x 3 = 8

Alle Varianten sind laut einstimmigem Beschluß der KMK ab 1. August 2010 an den Schulen und Ämtern gültig. Angehörigen der übrigen Bevölkerung steht es weiterhin frei zu rechnen, wie sie es für richtig halten.

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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Theo Grunden am 18.06.2004 um 00.01

Das nächste Arbeitsblatt am nächsten Tag:

Die Pernonalpronomen werden geordnet in Einzahl: ich, du, er, sie, es und Mehrzal: wir, ihr, sie. Dazu werden sie dann noch numeriert: 1. Person, 2. Person, 3. Person
(...)
Aufgabe: Setze das rechts bestimmte Personalpronomen in den Satz ein! Bei der 3. Person Einzahl suche Dir eines aus!
(...)
Ihr müßt noch die Aufgaben machen.
(...)
Gestern abend war ich zu müde.
(...)
Erinnerst Du Dich an die Fragefürwörter für die Fälle?
(...)
Wir haben ihn sehr vermißt.


eingetragen von Theo Grunden am 17.06.2004 um 06.21

... gehe die Anwendung der neuen Rechtschreibregeln in den deutschen Schulen vonstatten, behaupten Reformer und Kultusminister weiterhin. Mein Sohn brachte gestern einen Text mit nach Hause, den die ganze Klasse (4. Klasse Grundschule) von einer Vorlage abgeschrieben hatte. Darin enthalten sind diese drei Sätze:

Für seine Lehrzeit muß Vater dem Bäckermeister Lehrgeld bezahlen.

Wenn der alte Bäcker dann seinen Beruf aufgeben muß, will er sein Geschäft übernehmen.

Als ich auf dem Markt meine Freundin treffe, muß ich die Neuigkeiten gleich weitergeben.


Nach dieser dreifachen Demonstration müßten nun eigentlich alle Kinder wissen, wie man muß schreiben muß. Oder handelt es sich hier vielleicht nur um eine Kann-Bestimmung – und nicht um eine Muß-Bestimmung?


eingetragen von Jörg Metes am 03.02.2004 um 13.40

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Ganz ähnlich verhält es sich mit den A-Levels. Immer mehr Kandidaten bestehen die Prüfungen, wobei man keineswegs den Eindruck gewinnt, die jungen Leute würden immer klüger oder fleißiger.
Wie der "Telegraph" heute meldet, sehen einzelne Universitäten in England sich dazu gezwungen, Studienplatzbewerber einer Englischprüfung zu unterziehen. Eigentlich besitzen zwar alle ein A-Level, das ihnen die Tauglichkeit zum Studium bescheinigt - doch nach Ansicht der Universitäten besagt das eben nichts mehr.

»One tutor said the tests had become necessary because A-levels had been dumbed down.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 16.11.2003 um 20.47

In England wird das Lesen und Schreiben an den Grundschulen seit 1997 nach einem neuen System unterrichtet, dessen Einführung sich die Regierung 530 Millionen Pfund hat kosten lassen.

Der Daily Telegraph berichtet heute über eine Untersuchung, der zufolge trotzdem ein Viertel bis ein Drittel der Elfjährigen nach sechs Jahren Grundschule nicht richtig lesen und schreiben können, nämlich insbesondere: »are not using capital letters and full stops correctly and struggle with story sequence and the past tense.«

Das Erziehungsministerium sieht gleichwohl keinen Grund, an der neuen Methode zu zweifeln. Die Leistungen der Grundschüler hätten sich ganz deutlich verbessert.

Wissenschaftler bestreiten das: Die Leistungen würden lediglich anders bewertet; tatsächlich geändert aber hätte sich am Lese- und Schreibvermögen der Kinder kaum etwas.

»It may be that the literacy strategy was implemented without sufficient evaluation of what it could achieve.«
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Jörg Metes


eingetragen von Michael Krutzke am 12.02.2003 um 12.19

SPIEGEL online, 13.2.2003

Pisa-Plakat
Bildunterschrift:

Schräges Pisa-Plakat von Luitgard Schüller: "Mich beschäftigte seit längerem schon die Pisastudie und somit auch das Abschneiden Deutschlands. So kam schnell die Idee zum Plakat. Die Schüler befinden sich in einer Schieflage, die Schule biegt sie krumm. Das Plakat zeigt einen Zustand an deutschen Schulen."


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Michael Krutzke


eingetragen von Elke Philburn am 04.02.2003 um 11.30

Ganz ähnlich verhält es sich mit den A-Levels. Immer mehr Kandidaten bestehen die Prüfungen, wobei man keineswegs den Eindruck gewinnt, die jungen Leute würden immer klüger oder fleißiger.


eingetragen von Jörg Metes am 03.02.2003 um 21.09

(Über das, was Schule ist und sein soll, sind die Meinungen offenbar auch anderswo ganz ähnlich geteilt wie bei uns. In England fordert, wie heute der Telegraph berichtet, Oppositionsführer Ian Duncan Smith eine "große Erziehungsdebatte":)

»Schools ruined by dumbing down, says Duncan Smith
By George Jones, Political Editor

Schools are "dumbing down" so much that standards in education may soon be meaningless, Iain Duncan Smith said last night.
The Conservative leader called for a return to a system where children were rewarded for excellence and effort.
Mr Duncan Smith criticised the "pernicious and corrosive" idea that every pupil should be treated the same and blamed the Government for promoting "egalitarianism" in state education despite the damage it had done.
The Tory leader visited an East London primary school yesterday before delivering a speech to the Bow Group calling for a "great education debate".
He said: "Egalitarianism means making our children more equal by dumbing down our education system to the point where standards become meaningless because everyone can achieve them.
"This means making exams less taxing or reducing the role of merit in determining admissions. It means rigging the system so that educational results depend less and less on the aptitude roster, and more and more on the socio-economic roster."
He said: "We have schools where teachers refuse to use red ink to correct pupils' homework for fear of undermining their self-esteem."
A Conservative government would give heads the power to enforce discipline in their own schools and to employ those "who understand that their first job is to teach".«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 19.10.2002 um 22.25

Zitat:
Ursprünglich geschrieben von Heike Schmoll (in einem FAZ-Artikel vom 29.6.02):
Die SPD-Regierung in Hessen und der damalige Kultusminister Holzapfel hatte seinerzeit in inzwischen nicht mehr gültigen Rahmenrichtlinien für Deutsch festgehalten: "Mangelnde Rechtschreibleistungen in der Schule sind bei genügenden sprachlichen Kommunikationsfähigkeiten kein Grund für die Benachteiligung eines Schülers." Übungen zur Rechtschreibung ließen sich nicht gesondert durchführen, sondern seien in die übrige Arbeit zu integrieren. Durch die Einsicht in die historische Bedingtheit der Orthographie solle der Rechtschreibunterricht den Schüler zu einer kritischen Einstellung gegenüber der Rechtschreibung befähigen.
- Aus Schülern werden Studenten. Was für welche, sagt der Marburger Soziologe Dirk Kaesler:

»Wer sich als Professor über Schreibweisen wie 'Fatzit', 'Interpetation' und 'Mutivation' aufregt, wer nicht erkennt, welche Denker sich hinter 'Hops' und 'Marks' verstecken, riskiert sofort, als grausam und gemein eingestuft zu werden.«

(Ich zitiere Kaesler aus dem "manager magazin 6/02". Woher wiederum das 'manager-magazin' ihn zitiert, bemühe ich mich noch herauszufinden. Das Zitat aber will ich schon einmal festgehalten haben, weil es mir so gut gefällt.)
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Jörg Metes


eingetragen von Claudia Ludwig am 19.07.2002 um 13.29

Äähh, kann es sein, daß "am alten" so geschrieben wird??? In klassischer Rechtschreibung, meine ich!

Aber ich habe noch eine Anmerkung: die Diskussion zeigt sehr deutlich, wie kompliziert die "neue" deutsche Rechtschreibung geworden ist. Wie sollen das die Kinder und Jugendlichen lernen?

Daher meine These: die "neue" deutsche Rechtschreibung ist nicht lehr- und nicht lernbar. Mit ihr gibt es keine deutsche Rechtschreibung mehr, nur noch die "deutsche Individualschreibung" - und die gab es schon im Mittelalter! Da haben uns die Reformer doch echt weiterentwickelt, sprachlich, meine ich!
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Claudia Ludwig


eingetragen von Christoph Kukulies am 17.07.2002 um 21.49

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Wrase
Woher nur dieser Zwang, Bewährtes um jeden Preis erneuern zu wollen? Zum Verhältnis von Bewahren und Erneuern gibt es einen schönen Sinnspruch:

Lasset uns am Alten,
so es gut ist, halten –
aber auf dem alten Grunde
Neues bauen jede Stunde.

Ich gebe bei Google die erste Zeile ein und erhalte 35 Belege, mit kleinen Variationen in der zweiten Hälfte des Verses.


In einer .sig im Usenet las ich einmal:

"Don't stand on my feet, stand on my shoulders"

(Frau Philburn gewidmet )
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Christoph Kukulies


eingetragen von Christoph Kukulies am 17.07.2002 um 21.42

Ich erinnere mich an das 2. Schuljahr der Volksschule, Düsseldorf, Schwerinstraße, 1954 muß es gewesen sein. Ich werde es nie vergessen. Ich schrieb "Sawierte", als "Serviette", dieses Mundabputztuch, gemeint war. Aber es klingt fast genauso, wenn man's schnell spricht
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Christoph Kukulies


eingetragen von Wolfgang Wrase am 17.07.2002 um 15.23

Woher nur dieser Zwang, Bewährtes um jeden Preis erneuern zu wollen? Zum Verhältnis von Bewahren und Erneuern gibt es einen schönen Sinnspruch:

Lasset uns am Alten,
so es gut ist, halten –
aber auf dem alten Grunde
Neues bauen jede Stunde.

Ich gebe bei Google die erste Zeile ein und erhalte 35 Belege, mit kleinen Variationen in der zweiten Hälfte des Verses.


eingetragen von Elke Philburn am 17.07.2002 um 13.05

Die Behauptung Kochans, Lehrer verstünden nicht, wie ein Kind darauf kommt, Sofer zu schreiben, ist Unsinn. Jeder kann sofort erkennen, daß es sich um eine Analogiebildung zu anderen Wörtern auf -er handelt.

Außerdem:

Worin liegt das Problem, wenn Kinder das Schreiben auf ganz ähnliche Weise erlernen wie ihre Eltern und Großeltern? Die haben es doch gelernt, nicht wahr? Woher nur dieser Zwang, Bewährtes um jeden Preis erneuern zu wollen?


eingetragen von Jörg Metes am 17.07.2002 um 11.52

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Melsa (zum Artikel «Kinder müssen lernen, wozu Buchstaben taugen» / Eintrag 'Schriftsprachenerwerbsforschung' vom 30.6.02)
... jedenfalls verstehe ich nicht, wie man darauf kommen kann, Rechtschreiblernen sei keine Gedächtnisleistung.
- Auch mir erschließt sich der Sinn des Artikels nicht wirklich. Das Beispiel eines Kindes, das weiß, wie man Wörter wie Butter, Futter, Blätter, Vater schreibt, und daraus ableitet, daß man auch Sofer (statt Sofa) schreiben müsse, soll zeigen, daß Schreibweisen nicht aus dem Gedächtnis abgerufen, sondern durch Denkarbeit erschlossen werden. Andererseits basiert diese Denkarbeit ja offensichtlich darauf, daß das Kind aus dem Gedächtnis sehr wohl abrufen kann, wie man Butter, Futter usw. schreibt.
Die herkömmliche Didaktik wird dargestellt als Methode, die das Kind durch das sture Anstreichen von Fehlern über kurz oder lang entmutigt. Die Vision von einer Rechtschreibung, die ganz der kindlichen Logik folgt, klingt zumindest an (die Hamburger Wissenschaftlerin Mechthild Dehn, auf die der Artikel sich beruft, ist schließlich auch Co-Autorin von Gerhard Augst und Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission).
Was aber wäre damit gewonnen, wenn diese Vision eines Tages Wirklichkeit würde? Man hätte ja doch nur eine kindgerechte Rechtschreibung der deutschen Sprache; in der globalisierten Welt von heute könnte man den Kindern nicht ersparen, daß sie eines Tages auch noch die englische Sprache und Rechtschreibung erlernen und dann eben dabei erwachsen werden müßten.
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Jörg Metes


eingetragen von Claudia Ludwig am 17.07.2002 um 09.17

Es ist ja klar, daß an den Schulen die "neue" Rechtschreibung nicht konsequent umgesetzt werden kann. Dazu hätte man alle Bücher und Texte austauschen müssen - wer kann das bezahlen?

Von vielen Lehrern weiß ich, daß sie sich in den höheren Klassen gar nicht mehr um die Rechtschreibung kümmern. Das läuft nach dem Motto ab: Laß' sie doch schreiben, wie sie wollen!

Das Ergebnis: eine Rechtschreibung gibt es nicht mehr. Deutschland leistet sich als einziges Land auf der ganzen Welt eine "deutsche Individualschreibung". Das hat natürlich den Vorteil, daß es kaum noch Rechtschreibfehler gibt! Dafür kann man einiges nicht mehr verstehen, muß mehrmals lesen und versteht's dann immer noch nicht, aber in jedem Fall haben wir eine moderne freie Rechtschreibung. Ein echter Fortschritt!

Aber ernsthaft: wer weiß schon, daß die "neue" deutsche Rechtschreibung - auch bei größter Anstrengung - nicht lernbar ist? Der Jetzt-Zustand ist von Dauer - es lebe das Chaos!
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Claudia Ludwig


eingetragen von Elke Philburn am 16.07.2002 um 23.24

Wie verhält es sich denn mit den Unterrichtsmaterialen, die an den Schulen benutzt werden? Sollten die nicht schon in 'neuer Rechtschreibung' abgefaßt sein?

Bin ja nun wieder in deutschen Landen und hatte kürzlich Gelegenheit, mir mal die Unterrichtsblätter einer 16jährigen (10. Klasse Realschule) anzusehen. Das war rechtschreibmäßig alles hübsch durchmischt: In Musik und Religion lief das meiste noch in herkömmlicher Rechtschreibung, in den übrigen Fächern bis auf Deutsch etwa zu gleichen Teilen. Allerdings gab es auch in Deutsch eine längere Abhandlung über die Fabel ganz in traditioneller Orthographie.

Von einer konsequenten Umsetzung der 'neuen Rechtschreibung' an der Schule kann in diesem Fall im Grunde nicht die Rede sein, vielmehr von einer allmählichen Einführung. Lediglich in Mitteilungen an die Eltern hat man sich offensichtlich Mühe gegeben, konsequent zu sein und den Neuschreib anzuwenden. Ich spekuliere mal, daß die Übergangsfrist von den Lehrern so aufgefaßt wird, daß beide Rechtschreibungen im Unterricht als akzeptabel gelten. Und ich vermute, daß es sich hier nicht um einen Ausnahmefall handelt.


eingetragen von Christian Melsa am 30.06.2002 um 17.49

Da das Rechtschreibenlernen keine Gedächtnisleistung sei, prägten sich «normabweichende Fehler auch nicht sofort ein», weiß Kochan.

Vielleicht ist Kochans Standpunkt nicht ganz korrekt in dem Artikel wiedergegeben, jedenfalls verstehe ich nicht, wie man darauf kommen kann, Rechtschreiblernen sei keine Gedächtnisleistung. Daß das eigenständige Entdecken von Regularitäten im Schreibungsstandard einer Denkleistung entspricht, dem ist natürlich nicht zu widersprechen. (Obwohl ich mich frage, was an der Erkenntnis so aufsehenerregend sein soll. Statt "Denkleistung" wäre es übrigens meines Erachtens besser, von einer kognitiven Leistung in bezug auf Mustererkennung zu sprechen, da es sich wahrscheinlich meistens um einen unbewußten Vorgang handelt.) Doch um "Sofa" statt "Sofer" zu schreiben, muß man dann ja eben doch das Gedächtnis bemühen.

Wozu ist Schule eigentlich da? Jeder Erfolg bei der Vermittlung von Bildungsinhalten erfordert sowohl Denk- als auch Gedächtnisleistungen beim Schüler. Man muß sich wirklich wundern, wie oft völlig offensichtliche Binsenwahrheiten im Umgang mit dem zum Hochpolitikum hochstilisierten Thema Rechtschreibung bzw. inheränte Widersprüche in Grundthesen dazu unbeachtet bleiben. Da sehen einige wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.


eingetragen von Jörg Metes am 30.06.2002 um 07.08

Ein Artikel aus der FAZ vom 29.6.02:

Fordern und fördern
Die frühen Wurzeln der Sprachverwahrlosung durch mangelnde Ansprüche


Von Heike Schmoll

BERLIN, 28. Juni
Inzwischen kommt jedes vierte Kind mit einer verzögerten Sprachentwicklung in die Grundschule. Eltern sprechen zu wenig mit ihren Kindern, sie lesen ihnen wenig vor, sie sind sprachlos in einer Gesellschaft, die in Informationen untergeht und sich vor der Inflation der Worte kaum retten kann. Erzieher und Grundschullehrer berichten von einer Kluft zwischen Kindern mit einem großen Ausgangswortschatz und anderen, die nicht einmal über ein altersgemäßes Sprachvermögen verfügen.

Anstatt die Spracherziehung in der Grundschule zu verstärken, haben die Länder den sogenannten Mindestwortschatz, der am Ende der vierten Klasse erwartet wird, gesenkt. Auch wenn sich kein vernünftiger Lehrer in seinen Qualitätsansprüchen durch solche Verwaltungsvorschriften bremsen läßt, ist die Wirkung, die von einer Absenkung des Mindestwortschatzes ausgeht, ruinös. Wichtiger als die tatsächliche Zahl der Wörter ist das Signal: Sprache ist nicht wichtig. Das setzt sich in den Köpfen der Lehrer, der Schüler und der Eltern fest. Solche Entwicklungen zurückzudrehen dauert Jahre und erfordert große Anstrengungen - nicht nur von der Schule.

Während finnische Grundschulkinder - notfalls mit individueller Förderung - nach spätestens vier Monaten flüssig lesen können, wird es hier in einigen Ländern als normal betrachtet, wenn Schüler erst am Ende der zweiten Klasse flüssig lesen können. Vorher wird in offenen Unterrichtsformen der Lernstillstand so lange praktiziert, daß die begabten Schüler die Motivation verlieren und die Schwachen keine gezielte Förderung erfahren.

Zur Konstruktionsleistung eines verständigen Lesens gehört es, das Prinzip der Abbildung bestimmter Laute in Buchstaben zu kennen. Anstatt von Anfang an auf eine korrekte Schreibung zu achten, geben sich Grundschullehrer etwa in Hamburg damit zufrieden, wenn ihre Schüler bis zum Ende der zweiten Klasse phonetisch schreiben. "Jega" soll dann "Jäger" heißen - das findet die Grundschullehrerin in Ordnung und hängt das falsch geschriebene Wort neben anderen Sprachungetümen auch noch an die Wände des Klassenraumes eines ersten Schuljahrs, auf daß sich die falsche Schreibung auch richtig gut einpräge.

Hamburg scheint aber kein Einzelfall zu sein. Die SPD-Regierung in Hessen und der damalige Kultusminister Holzapfel hatte seinerzeit in inzwischen nicht mehr gültigen Rahmenrichtlinien für Deutsch festgehalten: "Mangelnde Rechtschreibleistungen in der Schule sind bei genügenden sprachlichen Kommunikationsfähigkeiten kein Grund für die Benachteiligung eines Schülers." Übungen zur Rechtschreibung ließen sich nicht gesondert durchführen, sondern seien in die übrige Arbeit zu integrieren. Durch die Einsicht in die historische Bedingtheit der Orthographie solle der Rechtschreibunterricht den Schüler zu einer kritischen Einstellung gegenüber der Rechtschreibung befähigen. Wieso sollte ein Schüler sich dann noch um eine korrekte Schreibung bemühen? Über Jahre hin wurde Schülern und Lehrern auf diese Weise suggeriert, die kritische Einstellung zur Rechtschreibung sei wichtiger als deren Beherrschung. Die Folgen zeigen sich jetzt.

Wenn die Grundschule die sprachlichen Anforderungen senkt, wird den weiterführenden Schulen das Fundament entzogen. Selbst an Gymnasien empfinden Schüler es als Zumutung, zumindest noch Faust I im Deutschunterricht lesen zu müssen - mehr als ein Reclamheft schaffen sie nicht, und das nur unter Stöhnen. Welchen Professor wundert es dann noch, wenn seine Studenten von Seminarsitzung zu Seminarsitzung nicht mehr als 30 Seiten deutschen Text lesen können, von fremdsprachlichen ganz zu schweigen? In früheren Richtlinien des Landes Nordrhein- Westfalen zum Deutschunterricht heißt es, daß solche Bestimmungen "die Vergleichbarkeit schulisch vermittelter Qualifikationen ermöglichen . . . und daß sie mit alledem der Förderung der Chancengleichheit dienen". Offenbar haben sie nicht einmal das erreicht, sonst wären die sozialen Unterschiede laut Pisa-E dort nicht am ausgeprägtesten in ganz Deutschland.

In den Deutschmaterialien der früheren Kollegschule in Nordrhein- Westfalen, die nach einem dreijährigen Bildungsgang als allgemeine Qualifikation die allgemeine Hochschulreife und den schulischen Abschluß "Erzieher" vergab, hieß es: "Kinderbuchtexte sind relativ kurz und bieten wegen ihrer einfachen Struktur kaum Verständnisschwierigkeiten. Das hat den Vorteil, daß der Schüler bei der Arbeit nicht die Übersicht verliert und nicht alle seine Kräfte dafür einsetzen muß, den Wortlaut überhaupt einigermaßen zu begreifen." Der Literaturkurs der Kollegstufe erhob den Anspruch, einem Leistungskurs in der gymnasialen Oberstufe ebenbürtig zu sein, empfahl aber als eigene Unterrichtsreihe die Lektüre des "Struwwelpeter". Kontinuität zeigt sich allenfalls im systemkritischen Ansatz ("Literatur als Instrument affirmativer oder kritischer Darstellung gesellschaftlicher Zustände").
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 29.06.2002 um 19.03

Ein Artikel aus der 'Berliner Morgenpost' vom 18.6.02:

«Kinder müssen lernen, wozu Buchstaben taugen»
TU-Professorin Barbara Kochan: Erkenntnisse der Wissenschaft finden kaum Eingang in den Unterricht


Von Sybille Nitsche

Manchmal kommen Tatsachen ans Licht, die ans Licht zu holen gar nicht beabsichtigt waren. So erging es der Hamburger Wissenschaftlerin Mechthild Dehn, als sie Anfang der 80er-Jahre untersuchen wollte, wie sich die Qualität unterschiedlicher Fibeln auf den Lernerfolg auswirkt, dann aber herausfand, dass Lehren und Lernen nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun haben. (Möglicherweise hatten das ganze Generationen deutscher Schüler schon vorher vage geahnt.) Dehn jedenfalls konnte nun belegen, dass ein im Unterricht behandelter Buchstabe keine Garantie dafür war, dass die Erstklässler den Buchstaben auch kannten, und andererseits wiederum waren ihnen Buchstaben geläufig, die noch gar nicht gelehrt worden waren.

«Lernen wird im Unterricht immer noch ausschließlich als Folge des Lehrens gestaltet», sagt Professorin Barbara Kochan vom Institut für Sprache und Kommunikation an der Technischen Universität Berlin. Da steht der Lehrer an der Tafel, erklärt die Welt, und der Schüler hat es zu begreifen. Dieser Zusammenhang von Lehren und Lernen sei jedoch längst wissenschaftlich widerlegt, sagt Kochan. Das gilt besonders auch für den schriftsprachlichen Unterricht. Aber gerade dort wird diese Erkenntnis noch am hartnäckigsten ignoriert. Schreiben und Lesen wird den Kindern wie vor hundert Jahren «beigebracht», statt ihnen Möglichkeiten zu schaffen, die Sprache «in Gebrauch» zu nehmen wie einen Gegenstand, um sich «selbsttätig Erkenntnisse von der Struktur der Sprache zu erarbeiten», heißt es in einem Artikel der Berliner Wissenschaftlerin. «Kinder müssen die Erfahrung machen, wozu Buchstaben taugen, und sie taugen dazu, mir meine Gedanken aus dem Kopf zu holen und anderen zu zeigen», sagt sie. Für den Unterricht bedeute das, er müsse so organisiert werden, dass Kinder etwas aufschreiben, was in ihrem Kopf ist und was andere lesen - Mitschüler, Eltern, Geschwister - , und nicht einen fremden Text aus der Fibel einfach nur abschreiben.

Doch die «herkömmliche Didaktik» gehe noch immer davon aus, «dass Kinder rechtschreiben lernen, indem sie sich die korrekte Schreibweise durch Nachschreiben einprägten». Das Rechtschreibenlernen wird als Gedächtnisleistung verstanden, der durch intensives Üben auf die Sprünge zu helfen ist, um sich die Schreibweise einzuprägen. Wer zehnmal hintereinander «fahren» schreibt, wird es beim elften Mal nicht wieder ohne h schreiben - so die landläufige Meinung. «Ein Trugschluss» sei das, sagt Barbara Kochan. Durch die Schriftspracherwerbsforschung weiß man, dass das Schreibenlernen «Denkarbeit» ist.

Kochan erläutert an einem Beispiel, wie sich diese «Denkarbeit» vollzieht: Das Kind hat Wörter wie Butter, Futter, Blätter, Vater gelernt und schreibt dann Sofer statt Sofa, weil es den Laut am Ende der Wörter mit der Endung «-er» verbindet. «Das Kind hat zwar einen Fehler gemacht», sagt die Wissenschaftlerin, «aber es hat für sich eine Regel entdeckt und damit eine Denkleistung vollbracht», denn Kinder begingen Fehler nicht etwa, weil sie ihr Gedächtnis im Stich gelassen hätte, «sondern zuallererst deshalb, weil sie sich etwas dabei denken, das durch ihre noch unvollkommenen Spracherfahrungen gestützt wird».

Normalerweise wird ein solcher Fehler vom Lehrer lediglich korrigiert, weil er nicht erkennt, warum das Kind Sofer geschrieben hat. Lehrer wüssten selten, warum Kinder so schreiben, wie sie schreiben, denn sie lernten das Interpretieren der «Fehler» in ihrer Ausbildung nicht, sagt Kochan. «Wenn man diese (Fehler - Anmerkung der Red.) nicht als solche (Denkleistung - Anmerkung der Red.) anerkennt, sondern ihr Ergebnis lapidar als ¸falsch´ bezeichnet, wird das Kind über kurz oder lang entmutigt, weiter selbstständig denkend in die Prinzipien unserer Schriftsprache einzudringen, wird vielleicht sogar an seinen Erkenntnisfähigkeiten generell zu zweifeln beginnen . . .»

Da das Rechtschreibenlernen keine Gedächtnisleistung sei, prägten sich «normabweichende Fehler auch nicht sofort ein», weiß Kochan. Das heißt eben auch, dass ein Kind ein Wort, wenn es es einmal geschrieben hat, nicht folgerichtig ein zweites Mal wieder genauso schreibt. Wissenschaftler fanden heraus, dass Kinder wie zu Luthers Zeiten schrieben.

Sie machten die Schriftentwicklung durch, so deren Erkenntnis. Sie schrieben, was sie hörten. Auch in der lutherischen Bibel finde man unterschiedliche Schreibweisen für ein und dasselbe Wort, so Barbara Kochan. «Dass wir heute so schreiben, wie wir schreiben, sei ja nur Folge der Normierung», so die Professorin. Wie unterschiedlich die Schreibweise eines Wortes sein kann, zeige gerade auch die Diskussion zur Rechtschreibreform.

Eingang in den Unterricht aber finden all diese Erkenntnisse kaum, hätten sie doch ein anderes Selbstbild des Lehrers zur Folge - er wäre dann nicht länger mehr einer, der die Sprache erklärt, sondern einer, dessen Aufgabe das «Führen zum Finden» ist.
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Jörg Metes


eingetragen von Christian Melsa am 02.05.2002 um 12.34

Wahrscheinlich von den Elmex-Leuten, der Text, oder? In einer Broschüre von denen, die ich mal beim Zahnarzt mitgenommen habe, sah es so ähnlich aus.


eingetragen von Theo Grunden am 02.05.2002 um 10.10

Den folgenden Text brachte mein Sohn gestern aus der Grundschule mit nach Hause (ein bisschen reformiert, ein bißchen altbewährt).

Die Kinder, die an der Fluoridlackbehandlung zum Schutz gegen Karies teilnehmen, werden ebenfalls gebeten, an diesem Tag ihren Zahnschutz-Pass mitzubringen. Um seine Schutzwirkung voll zu entfalten, muß der Fluoridlack mehrere Stunden einwirken. Damit er nicht vorzeitig abgekaut wird, sollte Ihr Kind nach der Behandlung mindestens zwei Stunden nichts essen. Umso wichtiger ist es, daß zu Hause ein gehaltvolles Frühstück eingenommen wird.


eingetragen von Elke Philburn am 19.04.2002 um 16.38

Frau Ludwig hat es treffend beschrieben.

Man muß sich wirklich fragen, warum bewährte Lehrmethoden aufgegeben werden, um mit neuen Versuchen am Erwerb der Orthographie herumzudoktern. Viel Sinn scheint es nicht zu machen, daß man erst einmal das Falsche lernt, um über diesen Umweg zum Richtigen zu gelangen.


eingetragen von Claudia Ludwig am 19.04.2002 um 13.39

Hier noch schnell ein Nachtrag. Die Methode des Herrn Sommer-Stumpenhorst findet man erklärt unter:
http://www.rechtschreib-werkstatt.de
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Claudia Ludwig


eingetragen von Claudia Ludwig am 19.04.2002 um 13.19

Daß Kinder nach dem Lautprinzip schreiben lernen bzw. eher nicht lernen, kennen wir schon, seit Herr Professor Reichen an deutschen Grundschulen sein Unwesen treiben darf. Er hat die Methode "Lesen durch Schreiben lernen" entwickelt.

Dabei gibt er für einen Laut verschiedene Schreibweisen vor, die die Kinder dann für ihre Wörter wählen können, also z.B: "oi, eu und äu". Wenn nun jemand "deutsch" schreiben will, so schreibt der eine "doitsch", der zweite "deutsch" und der dritte "däutsch". Alles drei ist lautlich "richtig", also gehen die Kinder damit längere Zeit um - die Schreibweise prägt sich ein.

Später, etwa ab 2., 3. Klasse, werden die richtigen Schreibweisen gelernt, die Kinder müssen nun umlernen. Merkwürdigerweise gibt es nun etliche, die bei ihren ersten Schreibweisen bleiben. So liest man noch in Klasse 8 "doitsch" oder "Doitschlant".

Für Ausländerkinder, gleich, welche Muttersprache sie erlernt hatten, eignet sich diese Methode leider gar nicht. In Hamburg hat sich Herr Reichen deshalb sehr unrühmlich aus einigen Schulen mit hohem Ausländeranteil entfernt. An anderen Schulen darf er weiterhin wirken.

Sollten wir uns nicht vielleicht einer Zeit entsinnen, als vom Dorfschulkind (Klasse 1 bis 8 in einem Raum) bis zum Gymnasiasten alle schreiben konnten? Natürlich war das auch die Zeit des "stupiden" Auswendiglernens und des "dumpfen" Abschreibens. Beides ist heute verpönt - die Rechtschreibung übrigens auch!

In Niedersachsen gibt es übrigens noch eine andere Methode, die des Psychologen Sommer-Stumpenhorst. Hoffentlich ist hier nomen nicht gleich omen!
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Claudia Ludwig


eingetragen von Jörg Metes am 18.04.2002 um 07.20

(Der folgende Artikel stand gestern in der 'Frankfurter Rundschau'. Frage an die Experten: Was ist von diesem Ansatz und diesem Projekt zu halten? Was könnte gemeint sein mit dem Unterschied von "Fehlervermeidungspädagogik" und einem Unterricht, in dem Kindern "die Orthographie beigebracht" wird? Ich kann mir unter diesem Projekt nicht wirklich etwas vorstellen.)

»Schüler sollen zuerst so schreiben, wie sie sprechen

Modellprojekt will Rechtschreib-Kompetenz verbessern / Lehrer werden zu "Schriftsprachen-Moderatoren" ausgebildet

FRITZLAR. Das erste von drei hessischen Modellprojekten zur Bekämpfung der Rechtschreibschwäche wurde gestartet. In den nächsten drei Jahren sollen im Bereich des Schulamtes Fritzlar, zu dem der Schwalm-Eder-Kreis und der Kreis Waldeck-Frankenberg gehören, so genannte Schriftsprachen-Moderatoren ausgebildet werden.

Diese speziell geschulten Deutsch-Lehrer gehen in den Klassen eins bis sechs neue Wege beim Erlernen der Schriftsprache und geben dann ihre Erfahrungen an Kollegen weiter. Bereits ein Jahr vor der Pisa-Studie, die dem deutschen Schulwesen zahlreiche Defizite bei der Wissensvermittlung bescheinigte, war das Fritzlarer Schulamt mit dem Wiesbadener Kultusministerium in das Projekt eingestiegen. Ähnliche Projekte werden demnächst in Mittel- und Südhessen anlaufen.

Projektleiter und Schulpsychologe Heinrich Falb vom Staatlichen Schulamt in Fritzlar stellt fest, "dass die Kompetenz in Sachen Rechtschreibung immer weniger wird". Das Problem wird bisher entweder durch Nachhilfe oder die von den Jugendämtern der Landkreise finanzierte "Eingliederungshilfe" zu lösen versucht - jeweils außerhalb des Unterrichts. Aber "die Verantwortung muss wieder voll in die Schule", sagt Falb. Doch dazu muss sich am Unterricht einiges ändern.

Bisher sollen sich Kinder "Wortbilder" merken, die dann beim Diktat abgefragt werden. Doch laut Falb ist inzwischen bekannt, dass Kinder bereits mit einem gewissen Sprachgefühl in die Schule kommen, das ihnen dann aber im Unterricht regelrecht abgewöhnt wird. Die bisherige "Fehlervermeidungspädagogik" hält Falb für den falschen Weg, er sieht darin einen "trügerischen Schutz", weil sie dem Kind den Weg zur Erkenntnis verbaue.

Bei dem Modellprojekt sollen sich die Kinder - analog zum individuellen Lernen des Sprechens - etappenweise dem richtigen Schreiben annähern. Sie dürfen dabei zunächst so schreiben, wie sie sprechen. In einem zweiten Schritt wird ihnen die Orthographie beigebracht. Daneben wird angestrebt, Rechtschreibung nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch in anderen Fächern (vor allem Sachkunde) zu üben.

Im Moment lernen 44 Lehrer aus 32 Schulen des Schwalm-Eder-Kreises und des Kreises Waldeck-Frankenberg in Kompaktseminaren die neuen Methoden kennen. Vom neuen Schuljahr an probieren sie das Ganze dann zwei Jahre lang mit ihren eigenen Schülern aus - unter wissenschaftlicher Begleitung der Marburger Universität. Dabei wird zum Beispiel in regelmäßigen Abständen der Unterricht beobachtet, außerdem schreiben die Schüler Kontrolltexte.

Bereits nach einem Jahr können sich 16 Lehrer in einer zweiten Stufe des Projekts zu "Schriftsprachen-Moderatoren" ausbilden lassen, die dann Lehrer aus dem eigenen Kollegium und anderen Schulen fortbilden.«
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2002 um 05.09

Die volksetymologischen Schreibweisen sind gegen den Willen aller anderen Reformer allein von Augst durchgesetzt worden, und zwar als obligatorische Neuschreibungen, neben denen die bisherigen nicht mehr zulässig sind. Nur so hatte Augst eine Chance, seine jahrzehntelang gehegte Lieblingsidee zu verwirklichen - manche Kenner sagen, es sei die einzige Idee, die er je hatte. Damit fügte er allerdings der gesamten Reform Schaden zu.

Ärgerlicherweise verharmlosen manche Germanisten das Übel, indem sie - wie Eroms in seiner Dudenrede - blauäugig fragen, warum man einbläuen nicht zulassen sollte, wo doch so viele Menschen dabei immer schon an blau gedacht haben. Aber ums Zulassen geht es ja nicht, sondern ums Durchsetzen.

Ein großer Teil der Lehrer ist dadurch mehr oder weniger gewonnen worden, daß man ihne eine kleines GEW-Faltblättchen statt der enorm umfangreichen und komplizierten Neuregelung vorsetzte oder gar ein Kärtchen mit den zehn wichtigsten Änderungen im Format eines Taschenkalenders.

Erklärt man Lehrern die Sache mit der Buchstabenverdoppelung, so begreifen sie das natürlich und finden es logisch und ansprechend. Aber es gibt zwölf Gruppen von Ausnahmen, und davon erfahren sie so gut wie nichts. In diesem Licht ist auch der entsprechende Teil des dritten Berichts zu sehen.
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Th. Ickler


eingetragen von Theo Grunden am 13.03.2002 um 10.11

So stand es im Wochenarbeitsplan der 2. Klasse, den mein Sohn gestern aus der Schule mitbrachte: „Lies die Geschichte: Der tolpatschige Osterhase“.
Die damit gemeinte Geschichte im Lesebuch (Bausteine, Lesebuch 2, Neubearbeitung, Verlag Diesterweg) ist aber überschrieben „Der tollpatschige Osterhase“. Eine offizielle Wiederzulassung dieser von der Lehrerin praktizierten bewährten Schreibung (als einer „gleichberechtigten“) habe ich noch nirgendwo dokumentiert gesehen, wohl schon von entsprechenden Überlegungen gelesen. Klärung bis Ostern erwünscht!

Wenn mein Sohn mir von einer besonders guten Schulleistung berichtet oder mir eine solche zeigt (die das Prädikat „toll“ verdient hat, „richtige“ Noten gibt’s ja noch nicht), bekommt er von mir immer einen anerkennenden „Patsch“, und den nennen wir dann den „Tollpatsch“. Und den soll uns bloß keiner mit nur einem ‚l’ schreiben, denn der kommt ja tatsächlich von "toll"!


eingetragen von J.-M. Wagner am 06.03.2002 um 16.24

Wie ist eigentlich die Situation an den Privatschulen; muß dort auch die neue Rechtschreibung unterrichtet werden? D. h., bezieht sich das BVerfG-Urteil nur auf die staatlichen Schulen oder auf ausnahmslos alle Schulen?
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 19.02.2002 um 09.26

"Geld für Schulbücher drastisch gekürzt"

"An immer mehr Schulen arbeiten die Schüler mit
veralteten Bildungsmedien, die weder die Grenzen des
wiedervereinigten Deutschlands noch die RECHTSCHREIB-
REFORM oder gar den Euro kennen, (...)

Ist bislang noch keine Untersuchung über die
Kostenhöhe der umgestellten Schulbücher auf die
neue Rechtschreibung erfolgt?

Auf Geld reagiert das Volk doch empfindlich!



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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Elke Philburn am 12.02.2002 um 19.01

Zitat:
In den deutschen Grundschulen, so konnte man lesen, gestalte sich die Umsetzung der neuen amtlichen Schreibregeln bislang problemlos.

Was für eine Formulierung - problemlos. Im Grunde müßte sich die Umsetzung doch spielend gestalten, leichter als die frühere Rechtschreibung. Oder ist man schon froh, daß sich eventuell antizipierte Probleme nun doch nicht einstellen?

(Ich habe unter Eltern von Schulkindern auch schon solche erlebt, die die neue Rechtschreibung verteidigten, ohne sie selber zu können. Macht sich vermutlich nicht so gut, wenn es darum geht, die Hausaufgaben nach Fehlern durchzusehen.)


eingetragen von Theo Grunden am 12.02.2002 um 09.30

In den deutschen Grundschulen, so konnte man lesen, gestalte sich die Umsetzung der neuen amtlichen Schreibregeln bislang problemlos. Für die Schüler mag das zutreffen. Sie „eSSen“ nun zwar deutlich mehr als früher, aber speziell daraus, so steht zu befürchten, könnten ihnen eher orthopädische als –graphische Probleme erwachsen. Und so kleinlich sind die Kleinen nicht, daß sie gegen das Fehlen des zweiten „P“ auf den STOP-Schildern groß protestieren würden. Mag sein, daß das beliebte Wortspielchen „Müde bin ich, Känguru“ jetzt auch zum Schreiben von „Müde bin ich, geh’ zur Ru“ verführt, aber da werden die Lehrer und Lehrerinnen schon aufpassen (pädagogischer Vorschlag: „Müde bin ich, wie ’ne Kuh!“) - etwa so, wie sie in meinem folgenden Beispiel aufgepaßt haben:

Schulgottesdienst der Grundschule meines Sohnes (2. Klasse) in der vorigen Woche. Die Textvorlage enthielt neben mehreren anderen „veralteten“ Schreibweisen auch dreimal „kennenlernen“. Ist (war?) ja auch – besonders für wißbegierige und lernbereite Schüler – ein wichtiger Begriff. Aber lohnt es sich für Schulkinder noch, ihn kennenzulernen, wenn es ihn bald nicht mehr geben soll? Mein Sohn kennt ihn jetzt. Nach dem Willen der Reformer braucht er ihn aber nicht zu kennen, zu lernen erst recht nicht, kennen zu lernen erst recht erst recht nicht, und kennenzulernen erst recht erst recht erst recht nicht, denn kennenlernen sollen Schüler ja überhaupt nicht(s) mehr. Mein Sohn ist schon gespannt darauf, ob und wann er „kennen lernen“ in der Schule auch kennenlernen wird.

Ich habe ihn übrigens vorsorglich darüber aufgeklärt, daß auch für Lehrpersonen die Übergangsregelung anzuwenden sei; d.h. er wird ihnen „kennenlernen“ vorläufig nicht als Fehler anrechnen, höchstens als überholte Schreibweise kennzeichnen, besser noch: als vorläufig überholte.


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