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eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2023 um 08.05

In den meisten indosinitischen Sprachen, Tibetisch, Burmesisch u.a. läßt sich das Pronomen für „ich“ auf Abwandlungen von „nga“ zurückführen – sogar das chinesische „wǒ“ auf historisch 我 *nga. Das sumerische „ich“ wurde als „ĝae“ (ngae) erschlossen.

Ebenso gibt es das Wort „Feuer“ in Tibetisch, Burmesisch u.a. als „me“. Selbst das chinesische „huǒ“ 火 soll altchinesisch „hməjʔ“ geklungen haben. Sumerisch gibt es das Silbenzeichen ma5, das nach epsd „brennen“ bedeuten soll.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2023 um 10.14

Der Assyriologe Daniel A. Foxvog schrieb, wie oben erwähnt, in seiner „Sumerian Grammar” (2016): In the succinct language of Ur III administrative texts, verbs featuring an agent are more likely to show a ventive … (In der prägnanten Sprache der Ur-III-Verwaltungstexte zeigen Verben, die das Agens enthalten, eher einen Ventiv ...)

Dazu die folgende Überlegung, wie die Entwicklung zum tibetischen m-Präskript geführt haben könnte:

Sumerische Stämme lassen keine Wortart erkennen. Die einfachste Vermutung zum Ventiv wäre, daß das Präfix mu- oder m- bei wichtigeren Aussagen die Aktionskraft des Verbs hervorheben sollte.

Dies könnte sich schon im hypothetisch gemeinsamen Vor-Sumerisch-Tibetisch entwickelt haben. In zeitgenössischen Übersetzungen wird der Ventiv des öfteren unübersetzt gelassen, obwohl es diese Form auch im Akkadischen gab. In der einsetzenden Entwicklung zum Tibetischen könnte die Markierung des Aktionismus auch auf Substantive und Adjektive ausgedehnt worden sein, die Verwendung für Verben jedoch erstarrt und geschrumpft, zumal jetzt auch andere Präskripte konkurrierten.

In H.A. Jäschkes ab 1857 erarbeitetem Lexikon finden sich mit m-Präskript etwa 90 Substantive, 25 Verben und 15 Adjektive. Die Vermutung von S. Wolfenden, es zeige u.a. intransitive Verben an, wird von den Buddhisten vom Rangjun Yeshe Institute nicht bestätigt: ein Fünftel ist transitiv.

Unter den Substantiven finden sich vorwiegend Werkzeuge und Körperteile, aber auch mkha' (Himmel, Äther) und mkhan (Könner, Gelehrter). Tibetisch mig (Auge) läßt sich so auch von sum. igi (Auge) herleiten, wie Prof. Unger und ich unabhängig voneinander fanden. Eine genetische Verwandtschaft des tib. m-Präskripts mit dem sum. Ventiv ist also nicht ausgeschlossen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2023 um 15.52

BING übersetzt nach „Gehör“, wie schon früher bemerkt:

In the succinct language of Ur III administrative texts, verbs featuring an agent are more likely to show a ventive …

[BING:] In der prägnanten Sprache Ihrer III. Verwaltungstexte zeigen Verben, die einen Agenten enthalten, eher einen Ventiv ...

Wie wäre es mit:

In der prägnanten Sprache der Ur-III-Verwaltungstexte zeigen Verben, die das Agens enthalten, eher einen Ventiv ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.07.2023 um 12.42

Karl Bouda 1938 Beziehungen des Sumerischen zum Baskischen, Westkaukasischen und Tibetischen, S.23:

Es ist schon lange bekannt, daß bask. eho 'mahlen' auch die Bedeutung 'weben' hat, bigek ehoren dute errotan 'zwei werden auf der Mühle mahlen' Mat. 24,41. jakan zen ... ehoa 'der Rock war ... gewoben' heißt es in der Übersetzung Leizarragas 1571 und ähnlich in der Duvoisins von 1859. H. Schuchardt weist daraufhin, daß es sich im Berberischen ähnlich verhält, šilh. zed 'mahlen', zdu 'weben'. Baskisch-hamitische Wortvergleichungen RIEB 7 1913 Nr. 139. Hieran schließt sich das Tibetische als dritter im Bunde a-t'ag-pa. Pf. b-tag-s. Imp. t'og 'mahlen, weben'. t'ag 'Seil'. t'ags 'Gewebe'. Diese Übereinstimmung kann kein Zufall sein.

Anm. S.S.: Im Sumerischen finden wir tuku5 (tag) "schlagen, weben", túg "Gewebe, Kleidung". Die Bedeutung "mahlen" wurde noch nicht gefunden – es sei denn, man ließe tukur "kauen, nagen" neben ara, guru oder kín "mahlen" zu.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2023 um 09.15

Das handgeschriebene Tibetisch-Deutsche Wörterbuch, das der Missionar H.A. Jäschke ab 1857 in Nordindien erarbeitet hat, ist ein Musterbeispiel deutschen Gelehrtenfleißes. Zu dieser Zeit war die sumerische Sprache noch völlig unbekannt. Die häufigen Ventiv-Präfixe mu- oder m- in Verbformationen sind ein Charakteristikum des Sumerischen.

Der naheliegende Gedanke, daß das tibetische m-Präskript damit zu tun haben könnte, wird dadurch in Frage gestellt, daß es im Tibetischen nur zu einem Fünftel Verben vorgesetzt ist – in Jäschkes Werk etwas über zwanzig. Der Linguist Stuart N. Wolfenden (1889-1938) meinte, es bezeichne intransitive Verben, was aber schon bei mthong (མཐོང་ sehen) fragwürdig ist. Bei den Substantiven scheint es Fähigkeiten anzudeuten, mkhan (མཁན་ Experte), vor allem auch als Körperteil-Präfix, mgo (མགོ་ Kopf), mchu (མཆུ་ Lippen).

Die Funktion des Ventivs im Sumerischen ist auch nicht eindeutig klar. Er soll die Fähigkeit haben, die Aktionsrichtung des Verbs umzukehren. Es wird überdies angeführt, daß m- dialektal auch mit ng wechselte, nga (𒂷 ich) – und umfärbte, wie bei uns: „mach mir keine Schande“.

Auf jeden Fall ist es möglich, die beiden m- auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen, wenn man den letzten Vorfahren einer gemeinsamen Ursprache um mindestens achttausend Jahre zurückverlegt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2023 um 10.28

Dieses Keilschriftzeichen bezeichnet das alte sumerische Wort „hu“ für „Vogel“, wird aber meist als „mušen“ gelesen, vielleicht eine Wortbildung aus „muš“ (Reptil) und „an“ (Himmel). Am Ende eines Vogelnamens wird es als Deutezeichen in Hochstellung transkribiert.

Der Vogelname „hurin“ (von akkadisch „urinnu“ Adler) wird als „hu-ri-inmušen“ dargestellt. – Haben die alten Sumerer wirklich am Anfang „hu“ gelesen und am Ende „mušen“ gedacht? Als Einzelwort ist mir „hu“ in den üblichen Transkriptionen noch nicht begegnet.

Wäre es nicht viel witziger, in dem bekannten Streitgespräch aus der Zeit König Shulgis das häufig genannte Paar . „ku mušen“ (Fisch und Vogel) als „ku hu“ zu lesen?

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.05.2023 um 03.49

Zufällig stoße ich auf eine Fleißarbeit eifriger Wikipedianer, die eine Swadesh-Liste des Grundwortschatzes der Kunstsprache „Volapük“ zusammengestellt haben. Ich kannte sie bisher nur aus dem Gedicht von Erich Kästner. Der Name deutet schon den Anspruch an, eine Welt(hilfs)sprache sein zu wollen, eine Verballhornung von „world-speak“. Erfunden wurde sie um 1880 von dem katholischen Pfarrer Johann Martin Schleyer (1831-1912), einem entfernten Verwandten des 1977 von der RAF ermordeten Arbeitgeberpräsidenten. Ein Blick auf die Wörterliste zeigt, daß bekannte Wörter bis zur Unkenntlichkeit reduziert und vereinfacht sind, was das Lernen ungemein erschwert.

Erfolgreicher war da „Esperanto“ des polnischen Augenarztes Ludwik Zamenhof (1859-1917), das eher auf dem systematisierten Wortschatz der romanischen Sprachen aufgebaut ist. Diese Sprache hat bis heute eine gewisse Geltung in interessierten Kreisen behalten. Meine Mutter konnte noch bis ins hohe Alter ein Gedicht in Eperanto aufsagen.

Mein Stiefgroßvater, der Baltendeutsche Edgar von Wahl (1867-1948), hatte Kontakt zu Zamenhof, trat zunächst für Esperanto ein, suchte dann aber eigenständig Verbesserungen und nannte seine Sprache „Occidental“. Heute ist sie unter dem Namen „Interlingue“ nur noch Fachleuten bekannt. Auch für sie gibt es eine Swadesh-Liste.

Edgar v. Wahl sprach nach eigenen Angaben zu Hause deutsch, in der Schule russisch, auf der Straße estnisch und durch ein Kindermädchen französisch. Auf dem Gymnasium lernte er Latein und Griechisch. Er studierte Mathematik und Physik, war aber zunächst in die kaiserlich-russische Marine eingetreten, bevor er dann als Gymnasiallehrer tätig war. In der englischen Wikipedia wird ausgiebig über ihn berichtet. Als direkte Kunde über seine Lehrmethode habe ich nur in Erinnerung, daß er zum Schwimmenlernen seine Kinder auf seine Jacht lud – und sie einfach ins Wasser warf.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.05.2023 um 20.02

Ich will von Microsoft Bing wissen, was „Geier“ auf tibetisch heißt und bekomme zur Antwort: རིག་གནས། (rig gnas) „Kultur“. Mir schwant, die künstliche Intelligenz übersetzt meine Frage ins Englische als „vulture“, das Zwerglein im Apparat versteht „culture“ und macht daraus die tibetische „Kultur“. Tests bestätigen meinen Verdacht. – Da suche ich doch lieber in meiner vor vierzig Jahren verfertigten Abschrift von Jäschkes 1871er-Lexikon und finde sogleich གླག་ (glag) „Adler, Geier“.

PS 6.5.23: Ebenso intelligent:
„Storch“ > stork > [pork] > ཕག་ཤ། > phag sha > „Schweinefleisch“
»Da brat' mir einer einen Storch


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2023 um 04.06

Eine Tochter – die Tierfreundin – wollte mehr über das sumerische Streitgespräch von Vogel und Fisch erfahren. Um Tipparbeit zu sparen, fütterte ich also die künstliche Intelligenz des MS-Bing-Translators mit dem englischen Text und hatte in Sekundenbruchteilen eine gutaussehende deutsche Übersetzung, natürlich in Dass-Deutsch. Aber die Feinheiten! Die beiden Tiere duzen und siezen sich nach dem Zufallsprinzip:

Dein Mund ist schlaff, aber obwohl dein Mund ganz herum geht, kannst du nicht hinter dich sehen. Sie sind der Hüften beraubt, ebenso wie der Arme, Hände und Füße - versuchen Sie, Ihren Hals zu Ihren Füßen zu beugen! Dein Geruch ist schrecklich ...
Der Vogel wird als Eierlegende wahlweise auch „sie“ genannt, sonst aber grammatisch richtig „er“. Aber das Lustigste – der Fisch zum Vogel:
Sie zerren dich für das tägliche Opfer weg. Der Hühner bringt Sie mit gebundenen Flügeln. (1 Frau fügt hinzu: Der Fischer bringt dich in den Palast.) Sie binden deine Flügel und deinen Schnabel zusammen. Euer Gekreische bringt keinen Gewinn; Worüber flattern Sie?
Die „1 Frau“ ist die Editorenangabe „1 ms.“ (manuscript), sonst richtig erkannt. Der „Hühner“ soll eine Übersetzung von „fowler“ sein. Die Intelligenz kennt wohl nicht das alte deutsche Wort „Vogler“. Vielleicht wollte sie aber auch nur aus Korrektheit einen vermeintlich nötigen Umlaut vermeiden. „Vogelfänger“ hätte das aber auch getan.

PS: Aber zugegeben, seit 20 Jahren hat es Fortschritte gegeben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2023 um 09.26

Imad Karim
22. März 2023 um 11:46

"Danke arabische, afrikanische und afghanische Fachkräfte"
شكرا ايها الحرفيين الاختصاصيين من عرب, افارقة وافغان وغيرهم
Gestern war ich beim Zahnarzt und ich musste feststellen, dass alles wie Zahnfüllung und co, was früher selbstverständlich von der KV abgedeckt war, heute extra und aus eigener Tasche bezahlt wird...

[Bild: Mangelhaft bedeckte weibliche Fachkräfte beim Wiederaufbau Deutschlands]

Es fehlt „und die übrigen“. Das Komma im arabischen Text ist ein Germanismus.
Klassisch müßten die Aufzählungen durch drei و (wa=und) verbunden werden – was im Deutschen schlechter Stil ist.
.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2023 um 09.36

... in der vergleichenden Sprachwissenschaft. Gestern stieß ich in W. v. Soodens Akkad. Wörterbuch S. 418 auf „bárun, ba-ru-un“ sumerisch „Mist, (Tier)Kot“. Gemäß meiner Hypothese von der Nähe zum Tibetischen suchte ich sofort nach einer dort erhaltenen Kurzform und fand bei thlib.org „brun“ བྲུན་ „dirt, dung, excrements“. Hatte das auch schon 1871 der Missionar H. A. Jäschke dokumentiert? Hatte er – als „Koth“.

Ein Blick in meine Vergleichssammlung von 1991 dämpfte allerdings meine Entdeckerfreude: Ich hatte es damals schon vermerkt, nur vergessen. Zusammen mit še10 / šed6 (defecate) > ལྕི་ lci (shit; heavy) und གཅིད་gcid (urinate) bilden die Wörter kleine Bausteine im Beweis der Sprachverwandtschaft.

(das „c“ in der Umschrift wird nach Jäschke wie im it. „Cicerone“ ausgesprochen).

P.S. Den Druck meines Werkchen lehnte Harrassowitz trotz Empfehlung damals ab – ein Grund, daß immer noch der Unfug von der „isolierten Sprache“ Sumerisch verbreitet wird.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2023 um 11.44

Die Portale wissenschaft.de und scinexx.de berichten (anerkennenswert „Forschenden“-frei) über den anatomischen Nachweis an menschlichen Skeletten, daß die Jamnaja der südrussischen Steppe schon vor 5000 Jahren regelmäßig Pferde geritten haben müssen. Das deckt sich mit dem sprachlichen Befund im etwas südlicheren Mesopotamien. In sumerischen Texten werden Esel („anše“) 30mal häufiger erwähnt als Pferde („sisi“), die überdies noch als „anše kur“ (Fremdland-Esel) determiniert werden. Man kannte schon das Reiten, „u5“ oder „šid3“, und Reitesel („anše guza“ Sitz-Esel). Die aber konnten gewiß nicht mit den Steppenpferden mithalten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.02.2023 um 05.12

Bei http://dasz.de habe ich an die 130 sumerische Wortstämme mit offensichtlich verwandten tibetischen verglichen. Überzeugend für den Beweis der genetischen Verwandtschaft sind dabei gleichklingende sumerische Stämme mit unterschiedlicher Bedeutung, wenn sie in ähnlicher Abweichung auch im Tibetischen vorkommen. Das hatte ich schon an der fünffachen Aufspaltung der Wurzel „sug“ (Marschlandschaft) gezeigt. „buru“ kann „Vogel“ und „Sommer“ bedeuten und kehrt im Tibetischen als „bya“ und „dbyar“ wieder. „peš“ kann, teilw. mit unterschiedlichen Keilschriftzeichen geschrieben, „Maus“, „Enkel“ und „drei“ bedeuten und tritt tibetisch als „byi-ba“ (Maus), „byis“ (Kind) und „spyis“ (komplett) auf. Bemerkenswert sind auch unterschiedlich lautende Stämme, die in ähnlicher Abweichung in beiden Sprachen ein gleiches Bedeutungsspektrum erfassen, z. B. „bar“, „izi“, „ma5“ und „tab“ (entzünden, Hitze, brennen, Feuer) gegenüber „'bar“, „ts'a“, „me“ und „thab“ (anzünden, Hitze, Feuer, Herd).
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2023 um 11.41

Kleine Schöpfungsgeschichte aus Sumerien vor 4000 Jahren
(aus dem Anfang des Dialogs von Vogel und Fisch)

Ich habe versucht, die Wortstellung nachzuahmen, um die Wörter in der Übersetzung auffindbar zu machen. Bemerkenswert sind die urtümlichen Reduplikationen für Plural, verbale Zeitaspekte und Steigerungen, z.B. tur „klein“, tur-tur „sehr klein“, wie tibetisch chung > chung-chung. (Rekonstr. n. Sabine Herrmann)

Die Götter An (Himmel) und EnLil (Herr der Winde) hatten die Pläne für Himmel und Erde beschlossen. Jetzt war Gott EnKi (Herr der Erde) in der Pflicht:

d en-ki en nam-tar-ra 3-kam-ma-bi na-nam
EnKi, Herr der Schicksale – der dritte nämlich.

me-ni mu-un-ur4 -ur4 dúr ki ba-an-ĝar
Er selbst wählte die Wohnplätze zum Siedeln.

a zi-šá-ĝál numun zid ù-tud šu-šè im-ma-ab-lá
Wasser, lebenspendend, Samen, keimkräftig, hatte er zur Hand.

íd idigna íd buranun-na zag-ga ba-an-lá a kur-kur-ra mi-ni-in-tùm-uš
Tigris und Euphrat – nebeneinander legte er sie, Wasser aus den Bergen zu bringen.

íd tur-tur-ra šu luḫ ba-an-ak sùr-sùr mi-ni-ĝar-ĝar
Kleinste Zuflüsse reinigte er, Gräben legte er an.

a-a den-ki-ke4 tùr amaš šu bí-in-daĝal sipa unu bí-in-tuku
Vater Enki schuf weitläufig Schafställe und Viehhürden; Hirten und Hüter gab er ihnen.

iriki á-dam ki-a bí-in-ĝar-ĝar saĝ gíg mi-ni-in-lu
Städte und Dörfer, überall gründete er sie, ließ die Schwarzköpfe (Sumerer) sich vermehren.

lugal-e nam-sipad-bi-šè mu-un-tuku nam-nun-bi-šè mu-un-íl
Einen König als Hirten setzte er über sie ein und errichtete die (erbliche) Monarchie.

lugal ud-dam kur-kur-ra mu-un-è
Der König – wie Sonnenlicht erreicht er (sogar) die Bergländer.


Schon vor Jahrtausenden wurden die Untertanen als Schafe dargestellt, die einen Schafhirten brauchen. Interessant: wenn ich das Wort „sipa“ tibetisiere, „rdzi-bo“ རྫི་བོ་, bekomme ich genau das tibetische Wort für „Schäfer“. Zufall?

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.01.2023 um 05.43

Vor fast vierzig Jahren hatte ich die sumerisch-tibetisch-chinesische Wortgleichung gud/gyad/*gjät aufgestellt, letzteres nach W.S.Coblins „Sinologist’s Handlist“ mit der Bedeutung „hero“. Nun habe ich auch das chinesische Zeichen dafür gefunden. Es wird angezeigt, wenn man im Bing-Translator „Eichelhäher“ eingibt: .

Es steht auch im Pulleyblank „Early Middle Chinese ...“ unter den 52 Zeichen mit der Pinyin-Umschrift „jie“ als „hero“, alte Aussprache „giat“. Sogar im Rüdenberg ist es zu finden, wenn man unter dem Klassenzeichen 9 (rén) die zehn Zusatzstriche richtig zählt – Nr. 2005, alte Umschrift „kie“: „tapfer, Held; heldenhaft, tugendhaft, ausgezeichnet“.
Für sumerische Zeichen, wie „gud“ „gu4 + ud“ (Stier+Sonne), ist ein solches erleichterndes System wohl noch nicht gefunden worden.
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.12.2022 um 05.36

In ihrer Untersuchung des sumerischen Dialogs von „Vogel und Fisch“ schlägt Sabine Hoffmann vor, die fehlende Überlieferung in der dritten Zeile „[…] en ĝéštu daĝal-la-ke4“ durch Einfügen eines Eigennamens des sum. Gottes En-ki (Herr der Erde) zu ergänzen – „Nu-dim-mud“ (Menschenmacher). Sie hieße dann „Gott Nudimmud, Herr weitreichender Klugheit“. Die folgende Zeile solle dann beginnen „Gott Enki, Herr der Schicksalsbestimmungen ...“ (nam tar). ETCS meidet die Wiederholung „en“ und setzt dafür „lugal“ (master), was aber später dem menschlichen „König“ vorbehalten ist.
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2022 um 09.55

Bei der Überprüfung meiner 40 Jahre alten Hypothesen zur sumerischen Sprachverwandtschaft zog ich auch hier und da Beispiele des bruchstückhaft überlieferten Dialogs von „Vogel und Fisch“ heran. Da ich die zuletzt 2001 revidierte Überlieferung und Übersetzung bei ETCS unbefriedigend fand, habe ich nun die 2010 als Buchausgabe erschienene Dissertation von Sabine Herrmann berücksichtigt. Die Wortbildung „a dub“ in Zeile 112 lautet im Zusammenhang (ohne akkadische Einfügungen):

u4-bi-a mušen igi piriĝ-ĝá umbin ḫu-rí-inmušen-na /
gùd-bi-šè … á dúb ì-ak-e dal-le-bi saĝ im-gi4
ETCS übersetzt:
Then Bird came, lion-faced and with an eagle's talons,/
flapping its wings towards its nest.
Herrmann übersetzt:
Daraufhin fliegt der Vogel, mit dem Gesicht eines Löwen, mit den Klauen eines Adlers / zu seinem Nest, wendet beim Fliegen den Kopf ...
Herrmann setzt „dal“ (fliegen) mit „a dub“ (Flügel schlagen) gleich. Das bestätigt meinen Verdacht, daß tib. འདབ་མ་ [à.dab-ma] „Flügel“ und འདབ་ [à.dab] „Vogel“ auf eine ähnliche Wurzel zurückgehen. – „igi“ heißt vor allem Auge, (tib. „m.ig“ mit instr. Präfix). Man könnte die Stelle auch übersetzen „mit Löwenaugen und Adlerklauen“. ETCS bringt das Wenden des Kopfes (saĝ im-gi4) in „towards“ unter; u4 ist das bekannte „ud“ (Tag, Sonne, tib. འད་ od), dessen Auslaut wohl oft wegfiel.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.11.2022 um 18.14

»Hand von Irulegi«:
Ältestes Zeugnis von Europas ältester Sprache


Ein 2000 Jahre altes Bronzeamulett trägt Worte in protobaskischer Sprache. Es ist das älteste Zeugnis einer einzigartigen Sprache, deren Herkunft bis heute rätselhaft ist.
von Lars Fischer

Fünf Wörter auf einem Handamulett aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind das älteste bisher bekannte Schriftzeugnis der baskischen Sprache. Das berichtet ein Archäologenteam der Aranzadi Science Society um Ausgrabungsleiter Mattin Aiestaran de la Sotilla von der Universidad del País Vasco in Lejona. Das beschriftete Objekt stammt aus einem Dorf des Stammes der Vasconen, der vor mehr als 2000 Jahren in der Region um Pamplona lebte.

Sicher zugeordnet ist bisher nur das erste Wort, es lautet »sorioneku« und ähnelt stark dem modernen baskischen Wort »zonioneko«, das so viel wie »Glück« oder »gutes Omen« bedeutet. Der Fund zeigt, dass die Vasconen auch im Alltag schrieben und dass sie tatsächlich eine frühe Form der auch heute in der Region verwendeten baskischen Sprachen nutzten...
Baskisch gilt als älteste Sprache des europäischen Kontinents...

spektrum.de 22.11.2022

Zur Information: Iberische Silbenschrift:



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https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2015549


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2022 um 01.13

In „Scinexx“ erschien jetzt ein „Dossier“ von Frau Podbregar zu den 4000 Jahre alten minoischen Schriftzeugnissen. Mich faszinierte die Entdeckung des jungen Architekten Michael Ventris schon vor 70 Jahren: Die Sprache der minoischen Linear B ist ein Altgriechisch, 500 Jahre älter als das des Homer. Ich habe noch das Bild vor Augen, auf denen neben den Silbenzeichen „ti-ri-po-de“ tatsächlich ein dreifüßiges Gefäß gezeichnet war. Dagegen ist die Lesung von Linear A auch heute noch reichlich rätselhaft:

„Es gibt einige Zeichenfolgen, die in Linear A und B gleich sind, meist handelt es sich dabei um Orts- oder Personennamen“, erklärt Esther Salgella von der University of Cambridge... „Wir können die Linear-A-Inschriften aussprechen, aber das, was dabei herauskommt, klingt wie kompletter Unsinn“, erklärt der Linguist und Archäologe Brent Davis von der University of Melbourne. Zudem zeigen die Vergleiche, dass Linear A sich grammatikalisch in Vielem vom Griechischen der Linearschrift B unterscheidet – unter anderem im Satzbau, wie Davis herausgefunden hat. Denn anders als im Altgriechischen oder Sumerischen nutzten die Minoer in ihrer Sprache nicht die Reihenfolge Subjekt -Objekt – Verb, sondern wahrscheinlich eher den Satzbau Verb-Subjekt-Objekt wie im Altägyptischen...

scinexx.de 18.11.2022
Kürzlich will ein Forscher auch den minoischen Namen des Tripods erraten haben: „puko“. Wenn das richtig und eine gleiche Wortbildung ist, könnte eine der zwei Silben „drei“ auf minoisch bedeuten.

Zum Schluß noch die gewiß nervende Anmerkung: Leider meinte Frau Podbregar, nach Vorschrift oder Überzeugung im Artikel die undeutschen „Forschenden“ und ein unhistorisches „Ass“ unterbringen zu müssen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.11.2022 um 07.58

Die Funktion der deutschen Vorsilbe „her-“ wird sprachwissenschaftlich für einige andere Sprachen als „Ventiv“ bezeichnet und bei Wikipedia so beschrieben:

Der Ventiv ist eine grammatische Kategorie des Verbs einiger Sprachen. Er drückt aus, dass die Handlung lokal in Richtung des Sprechers ausgeführt wird („Ventiv“ von Latein venire ‚kommen‘). Speziell in einigen altorientalischen Sprachen, wie dem Akkadischen und dem Sumerischen ... tritt der Ventiv gehäuft auf. Dabei ist er nicht auf Bewegungsverben beschränkt.

Sumerisch
lugal mu-ĝen-Ø
König Ventiv-gehen-3s.Subjekt
´der König kam´

dagegen ohne Ventiv:
lugal ì-ĝen
König Präfix(*)-gehen-3s.Subjekt
´der König ging (fort)´

(*) Das Präfix ì- steht hier, weil die Verbform finit ist und jede finite Verbform mindestens ein Präfix haben muss. Eine grammatische oder lexikalische Bedeutung trägt das Präfix nicht.
Zum letzteren hatte ich schon erwähnt, daß der seltsame tibetische Präfixbuchstabe , umschrieben als ‘ , ḥ, *a (bei mir à), der vor vielen tibetischen Verbstämmen im Präsens erscheint, einem rudimentären sumerischen ì- entsprechen könnte:

Der König ging/geht
lugal ì-ĝen > r.gyal-po à.gro > རྒྱལ་བོ་འགྲོ་།

Ähnliches gilt auch für den ziemlich unerklärten Präfix-Laut m-, der bei Verben und Substantiven auftritt und (n. H.A Jäschke) um 1860 kaum noch gesprochen wurde. Stuart N. Wolfenden meinte 1929, daß er intransitive Verben markiert. Das gilt aber nicht durchgehend, z. B. nicht für མཐོང་ mthong ‘sehen’.

Das sumerische m- oder mu- ist wohl eigentlich eine Präfixvariante der 1. Person Singular „ĝae“ (ich) und bedeutet vor Verbformen „her-“ oder einfach nur eine Bekräftigung:

Der König kam
lugal mu-ĝen > rgyal-po yoĝ > རྒྱལ་པོ་ཡོང་

Er sah die Mutter des Königs kommen:
ཁོས་རྒྱལ་བོའི་ཨ་མ་ཡོང་བ་མཐོང་།
khos rgyal-bòi ‘a-ma yong-ba mthong

(sumerisch spekulativ)
*kuš7e lugal-ak ama mu-ĝen mun-dug

Schriftzeichen „kuš“ lt. Lexikon „Haut, Leder, Körper, Person“;
„kuš7“ ist wohl höflich „Marschall, Chevalier“ (Pferdeknecht).


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2022 um 16.27

Xi Jinping hätte Olaf Scholz mit einer SED-Losung der 50er-Jahre begrüßen können, in damaligen Langzeichen 從 我 到 我 們 (cóng wǒ dào wǒ men) „Vom Ich zum Wir!“.

Scholz, in der Juso-Ideologie aufgewachsen, hätte mit dem SPD-Wahlkampf-Slogan von 2013 „Das Wir ist entscheidend!“ in Reformzeichen antworten können:
“我 们”至 关 重 要!(“wǒ men” zhì guān zhòng yào).

Das schöne Zeichen für das Pluralsuffix „men“
們 (Tor + Klassenzeichen) ist zu einer billigen Blechkonstruktiongeworden – so wie bei uns durch die Rechtschreib„reform“, Steckenpferd der SPD, „gräuliche Esssitten im Esssaal“ erpreßt wurden.

Die Vereinfachung mancher komplizierter chinesischer Zeichen kann man noch verstehen, die Verhunzung der tausendfach leichteren deutschen Rechtschreibung dagegen nicht.

Die Beschwörer des „Zusammenhalts“ wissen, daß sie genau diesen zerstört haben. Es war ja ihre Absicht, die letzten Verweigerer als „Nazis" bloßstellen zu können.

PS: Wie man hört, vermuten Sprachwissenschaftler die Herkunft des „men“ von sibirischen Sprachen – also nicht vom „menden“ (wir) der „sang gig“ (Sumerer).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2022 um 18.31

Der Sprachwissenschaftler Jan Henrik Holst hat auf „Ansage“ einen interessanten Artikel verfaßt. Die Rahmenerzählung lasse ich weg. Sie sollte im Original nachgelesen werden:

Freihals – das gotische Wort für Freiheit
Von
Jan Henrik Holst
-
16. Oktober 2022

Freiheit = „Frei Hals”: Skulptur einer Sklavin mit Halseisen (Symbolbild:Imago)

[...]

Germanische Sprachzusammenhänge

Besonders interessant sind nun bestimmte Umstände rund um das Wort der germanischen Sprachen für „frei”. Vorab übrigens (nicht, daß sich jemand Sorgen macht!): „Germanisch“ ist schlicht die Bezeichnung für die europäische Gruppe von Sprachen wie Englisch, Deutsch, Dänisch, Schwedisch und so weiter; es sind diejenigen Sprachen, in denen etwa „Hand“ immer so oder ähnlich lautet (dänisch hånd, englisch hand…), oder „Stein“ ähnlich lautet wie englisch stone, schwedisch sten, isländisch steinn et cetera. Kenntnisse über die alten Zusammenhänge zwischen diesen Sprachen sind überaus nützlich für deren Erlernen.

Dementsprechend ist es auch bei „frei”: englisch free, niederländisch vrij, dänisch und schwedisch fri, und so weiter. Das Wort soll sogar im Namen der Friesen enthalten sein.
Es hängt übrigens nachgewiesenermaßen mit altindisch priyáh, „lieb“ zusammen, was in sich selbst schon semantisch interessant ist, da also ein Bezug zwischen Freiheit und Liebe bestehen muß – aber das nur am Rande. Als ich vor acht Jahren mein Isländisch verbesserte, wunderte ich mich jedoch über das isländische Wort für „frei”: Es ist frjáls (á ausgesprochen wie au), und während einem das frj– noch bekannt vorkommt (schwedisch fri), ist mit dem –áls anscheinend irgendetwas anderes da hinten dran.

Gestrandet mit Gotisch

Im Frühling 2020 hatten auf einmal die Universitätsbibliotheken zu, und ich saß fest, ohne Nachschub für den Wissensdurst, mit Büchern über Gotisch – die ältestüberlieferte germanische Sprache, die heute ausgestorben ist. Es blieb mir zum Nutzen der Zeit nichts anderes übrig, als mich – viel gründlicher als ursprünglich geplant – in diese Sprache einzuarbeiten. Gestrandet mit Gotisch! Dabei begegnet einem neben freis, „frei”, dann bald das Wort freihals für „Freiheit“ (so etwa in Wolfgang Krauses „Handbuch des Gotischen”; ei ist in beiden Wörtern auszusprechen als langes i). Damit ist nun schnell klar, daß das isländische frjáls für „frei“ diesem letzteren Wort freihals entspricht; das h fiel im Altnordischen weg, und das Wort zeigt eine Kontraktion. Gleichzeitig aber drängt sich eine Frage auf: Warum -hals? Hat es etwas mit dem Körperteil Hals zu tun, der auf gotisch ebenfalls hals heißt? Oder ist da nur ein Zufall im Spiel?

In diesem Sommer 2022 nun fiel mir beim Einarbeiten ins Altenglische in einer Bibliothek ein kleines Büchlein älteren Datums in die Hände: Die 6. Auflage von Martin Lehnerts 1965 erschienenem „Altenglischen Elementarbuch – Einführung, Grammatik, Texte mit Übersetzung und Wörterbuch”. Dabei stellte sich heraus, dass „Freiheit“ auf Altenglisch frēols lautet; zudem gibt es auf Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch ein Wort frīhals, „der Freie”. Das Büchlein vermerkt dazu lapidar: „Der Sklave trug einen Ring um den Hals.“ Also doch! Wir fassen also als Zwischenergebnis zusammen: Der freie Mensch hat einen freien Hals – und ist ganz allgemein vom Hals aufwärts nicht durch irgendeine Maskerade oder andere aufgezwungene Bekleidung behindert.
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ansage.org 16.10.2022


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2022 um 07.35

... von 668 bis 627 v. Chr. König des Assyrischen Reiches, soll sogar in seiner 30000 Tafeln umfassenden Palast-Bibliothek Tafeln mit eigener Signatur hinterlassen haben. Er sprach Assyrisch, einen akkadischen Dialekt, beherrschte aber auch das alte Akkadisch selbst und das tausend Jahre zuvor als lebendige Sprache ausgestorbene Sumerisch. Sein Name wird meist biblisch buchstabiert, im Original lautet er Aššur-bāni-apli. Er sagt über sich:

Ich, Assurbanipal, verstand im Palast die Weisheit von Nabu [dem Gott des Lernens], die ganze Kunst des Schreibens jeder Art. Ich machte mich zum Meister von allen. Ich las die listigen Tafeln von Sumer und die dunkle akkadische Sprache, die schwer richtig zu gebrauchen ist. Ich hatte Freude daran, Steine zu lesen, die vor der Sintflut beschrieben worden waren. Das Beste aus der Schreibkunst, wie es keiner der Könige, die vor mir waren, jemals gelernt hatte: Heilmittel von der Oberseite des Kopfes bis zu den Zehennägeln. Alternatives Wissen, kluge Lehren, was auch immer sich auf die medizinische Meisterschaft [der Götter] Ninurta und Gala bezieht, schrieb ich auf Tafeln, überprüfte, sammelte und deponierte sie in meinem Palast zum Lesen und Studieren...

Nach https://www.worldhistory.org/Ashurbanipal/

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2022 um 13.20

Die tibetische Sprache fällt auf durch ihre Nominal-Suffixe -ba, -pa und andere, die dort eine ähnliche Funktion haben, wie in vielen anderen Sprachen die Artikel. Beim Vergleich mit dem Sumerischen fällt dort die Allgegenwart der Silbe „ba“ auf – als Einzelwort „zuteilen, Zuteilung“, aber auch als Konjugationspäfix für Unbelebtes und als Genitiv-, Dativ- und Lokativ-Suffix (aus „-bi-a“ o.ä.).

... nunuz ĝar-ĝar-ra-ni bí-in-gaz-gaz ab-ba im-mi-in-šú. (Vogel und Fisch)

... die gelegten Eier [des Vogels] zerstörte er [der Fisch], in den See warf er sie.

Könnte es nicht sein, daß die Tibeter vor etwa 9000 Jahren nach der Aufspaltung der gemeinsamen, vorwiegend einsilbigen Ursprache diese suffizierende Gewohnheit vereinfacht beibehalten haben?

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2022 um 07.24

In Flintbek nahe Kiel wurden vor dreißig Jahren Radspuren entdeckt, die ältesten der Welt, vermutlich von steinzeitlichen Rinderkarren vor 5400 Jahren. Die damaligen „Schnurkeramiker“ waren wohl ein Mischvolk aus Alt-Europäern und Jamnaja-Nomaden. Letztere kannten in Südrußland schon Pferd und Wagen. Auch unsere indogermanische Sprache könnte von daher kommen.

Heute soll es um deren verbale Wurzel *kʷelh₁ (‚sich drehen‘) gehen. Die urtümliche Reduplikation, in Griechisch, Latein und Gotisch noch erkennbar, macht daraus ein neues Wort: *kʷe-kʷlh₁-ó-: tocharisch kukäl/kukale ‚Wagen‘, altenglisch hweogol; *kʷó-kʷlh₁-o-: isländisch hjól; englisch wheel; griechisch κύκλος kýklos ‚Kreis‘.(Wiki)

Zu dieser Zeit entwickelten die Sumerer ihre Schrift. Auch sie bauten damals Wagen: „(ĝiš)gigir“ (Holz)-Wagen, Streitwagen. Reduplikationen sind geradezu ein Kennzeichen des Sumerischen, aber hier könnte das indogermanische Wort nachgeahmt worden sein.

Nun ein kleiner Sprung zum Chinesischen: Zum Wort chē „Wagen, Karren“ mit dem wunderschönen Zeichen (Bild eines zweirädrigen Karrens von oben) schreibt das engl. Wiktionary:
Perhaps a loan from an Indo-European language because horse and chariot were introduced into China around 1200 BC from Inner Asia…

Aus dieser Zeit sind auch die ältesten chinesischen Schriftzeichen bekannt, 2000 Jahre nach den Sumerern. Das Tibetische fällt hier als Zwischenwirt aus. „Wagen“ heißt dort ཤིང་རྟ་འཁོར་ལོ། shing-r.ta àkhor-lo, eigentlich „Holz-Pferd auf Rädern“. Trotzdem weist manches nach Sumerien: das tibetische shing „Holz“ rückläufig auf das sumerische Determinativ ĝish „Holz“, und `khor auf die sum. Wurzel gur, die u.a. „Kreis“ bedeutet.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2022 um 19.07

Sargon von Akkad war von ~2356 bis ~2300 v. Chr. König von Akkad. Er und seine Truppe brachten ihre semitische Sprache mit und schufen ein erstes Großreich „zwischen den Meeren“, Mittelmeer und persischer Golf...

Die Sumerer, die als erste schon tausend Jahre zuvor begonnen hatten, eine Schrift zu entwickeln, übernahmen einige Lehnwörter. „Silim“ gehört dazu, das offensichtlich dem arabischen سلام „salam“ entspricht. Neulich stolperte ich über das sumerische „ganam“, das „Mutterschaf“ bedeuten soll – englisch „ewe“, wiederzuerkennen im schönen oberdeutschen Wort „Aue“.

Mir fiel sofort das arabische غنم „ghanam“ ein, „Schaf“, sonst خروف „charuf“. Die alten Akkader übersetzten „ganam“ mit „immertu“ oder „lahru“. Sie kannten offensichtlich ein ähnliches eigenes Wort nicht. Im akkadischen Lexikon finde ich dafür die Wörter: »„aslu“: ram, sheep; „atūdu“: wild sheep; ram; „emmeru“: 1) sheep, ewes; 2) male sheep; / sheep and goats«. Könnte غنم „ghanam“ sumerischen Ursprungs sein?

Nach dem Zerfall des Akkader Reichs gab es noch einmal eine Blüte der sumerischen Kultur, u.a. unter Gudea von Lagasch, bis die Babylonier mit Hammurapi wieder ein Großreich schufen und das Sumerische nur noch als Gelehrtensprache gepflegt wurde, das aber mindestens tausend Jahre lang.
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.09.2022 um 16.01

Das BDW-Dossier zu Ötzi (Aufsätze seit 2007, alle noch ungeschändert!) beschreibt, daß er ein Beil mit einer Kupferklinge toskanischer Herkunft besaß. Wir befinden uns also im vorletzten Jahrtausend der Kupferzeit. Die Sumerer entwickelten damals als erste eine Zeichensymbolik für ihre Sprache. 𒍏 „urud“ hieß bei ihnen das Kupfer. Ein besonderer Stein hieß „u-ru-tum“. Ich spekuliere mal, es sei ein Erzklumpen. Dann wäre das tibetische Wort für Stein erklärlich: རྡོ་ r.do.

Aber die sumerische Sprache erklärt auch Unterschiede im Sinotobetischen: Das Allerweltswort 𒍵 „šu“ (Hand) ist leicht im chinesischen 手„shǒu“ wiederzuerkennen. Tibetisch heißt „Hand“ aber ལག་པ། „lag-pa“, und das scheint vom seltneren sumerischen „silig“ abzustammen. Im Chinesischen ist es wohl als 翌 „*jiek“ erhalten, was aber eher Arm, Flügel bedeutet.

*) Ich suche noch nach dem besseren alten Zeichen.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.09.2022 um 14.58

Der berühmte sumerische Text beginnt (kursiv ergänzt):

ud ul re-ta nam dug3 tarraba ...
Wie erwähnt, kamen mir vor Jahren viele Silben tibetisch vor. Ein alter Tibeter hätte verstehen können: འད་ od (Tag), ཉམ nyam (Gedanken) oder སྣང་ s.naĝ (Dinge), སྡུག་པ་ s.dug-pa (angenehm) und ཐར་བ་ thar-ba (Freiheit, ewiges Glück). Natürlich ist der Sinn etwas anders:
„In jenen Tagen, als die guten Bestimmungen (von den Göttern) beschlossen wurden...“
„tar“ soll sum. neben „befreien“ und „ausbreiten“ noch die Bedeutung „beschließen“ haben. Am heikelsten ist „dug“, das sumerisch u.a. „gut“ und „Gefäß“, tibetisch jedoch vor allem „Gift“ bedeutet. Aber bei Jäschke 1871 finde ich སྡུག་པ་ s.dug „hübsch; angenehm, lieb“.

Auf die Spur der Sprachverwandtschaft kam ich durch die sumerische Wurzel „šum“, die „geben“, „Zwiebel“ und „schlachten“ bedeuten kann, was sich im Tibetischen als ཚོང tshong „Handel“, ཙོང་ tsong „Zwiebel“ und བཤའ་བ་ bsha‘-ba „schlachten“ wiederholt und auch im Chinesischen wiederzufinden ist: 商 shāng „Geschäft“, 蔥 cōng „Zwiebel“ und 殺 shā „schlachten“. Daß schließlich der sumerische König „lugal“, wenn auch nicht ganz stammecht, im Tibetischen als རྒྱལ་པོ r.gyal-po auftauchte, war befriedigend. Noch überzeugender war, daß „gud“ neben „Bulle“ vor allem „Held“ bedeutete und im Tibetischen bei Jäschke und Coblin als གྱད་ gyad „Kämpfer, starker Mann, Athlet, hfg.“ und „hero“ verzeichnet wurde, wobei ersterem sumerische Wörter sicher unbekannt waren. MS Bing will ihn aber nicht kennen, und leider konnte ich auch bei Coblin das chinesische Pendant „*gjät“ als Zeichen nicht entschlüsseln, habe es aber im Pulleyblank wiedergefunden als 傑 „jié“. Bing übersetzt „Eichelhäher“!
Geä. 5.1.2023

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2022 um 10.32

Der Orientalist Friedrich Delitzsch (1840-1922) weigerte sich jahrelang, das seltsame Silbengestammel in Keilschrift als eigene Sprache anzuerkennen, konnte dann aber 1914 das erste sumerische Glossar herausgeben. C. J. Ball und Karl Bouda stellten 1918 und 1938 Ähnlichkeiten zum Tibetischen fest. Daß dies recht folgenlos blieb, liegt vielleicht auch an der Standard-Vergleichsliste des Sprachwissenschaftlers Morris Swadesh (1909-1967), die bei sehr alten Sprachen instabile Kurzwörter überbewertet.

Auffällig ist dies bei Himmelserscheinungen, die sich seit dem Auftreten des homo sapiens nicht verändert haben. Hier irritiert die sprachliche Überlieferung. Die „Sonne“ hieß bei den Sumerern 𒌓 ud. Sie hat nichts vom tibetischen ཉི་མ་ nyi-ma und chinesischen 日 , altchin. njit, „Sonne, Tag“. Ob man njit mit ud verbinden darf weiß ich nicht, aber im Tibetischen hat schon Ball das Wort འོད òd für „Licht, Glanz“ gefunden, das zweifellos ein Nachfahre des sumerischen ud ist.

(... lästige Autokorrektur, wandelt „ud“ ständig in „du“!)

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.09.2022 um 17.33

Gegen die Dummheit der Schreib- und Gender„reformen“ kämpfen selbst Götter vergebens. Deshalb werde ich meine verbliebene Arbeitskraft vermehrt auf Themen verlegen, die mir weit interessanter erscheinen. Dazu gehören schon immer die Fragen zu den Grundlagen der Materie und der menschlichen Kultur. Vor vierzig Jahren stieß ich auf die mögliche Verwandtschaft des Sumerischen mit den sinotibetischen Sprachen. Einige Notizen dazu hatte ich schon gelegentlich angebracht. Hier noch einige Ergänzungen:

Das Sumerische gehört wie das urtümliche Tibetisch zu den Ergativ-Sprachen, das heißt, das handelnde Subjekt steht im Ergativ (sum. Endung -e), der Akkusativ bleibt unbezeichnet. Die übrigen nachgestellten Kasuspartikel zeigen in beiden Sprachen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit: Genitiv sum. -e, -k, -ak (tib. -i, -gi, -kyi), Lokativ -a, -ni- (tib. -na), Dativ -ra, -na- (tib. -la, -nas) usw.

Wie schon Karl Bouda 1938 feststellte, läßt sich an zweilautigen Wörtern kaum eine Entsprechung beweisen. Ich habe mich daher auf die Wörter des Typs CVC (Konsonant-Vokal-Konsonant) beschränkt. Sie können aus 15 möglichen Anlauten, 11 Auslauten und den Vokalen a, e, i und u gebildet werden. Von den 660 möglichen Verbindungen wurden aber nur etwa 165 ausgenutzt, viele allerdings mit mehrfachen Bedeutungen belegt. Für die fettgedruckten Silben habe ich bisher mindestens eine ähnliche, phonetisch auch ableitbare Bedeutung im Tibetischen gefunden:

bad, bal, ban, bar, bil, bir, biz, bul, bur, dab, dag, dah, dal, dam, dar, dib, dig, dim, dub, dug, duh, dul, dur, gag, gaĝ, gal, ĝal, gam, gaz, ĝen, gib, gid, gig, giĝ, gin, ĝir, gub, gud, gug, gul, gun, gur, hab, hal, har, haz, hub, hul, hum, hur, huš, kag, kal, kam, kan, kar, keš, kib, kid, kin, kir, kiš, kud, kug, kul, kum, kun, kur, kuš, lag, lah, lal, lam, lil, lug, luh, lul, mah, man, mar, maš, maz, min, mir, mud, mug, mul, mun, mur, muš, nab, naĝ, nam, nar, nen, nig, niĝ, nim, nin, nir, nud, nug, pab, pad, pag, pah, peš, pil, rag, rah, rig, rin, rum, šab, sag, saĝ, šag, sah, sal, sar, šar, sed, šed, šeĝ, šeš, šid, sig, sil, sub, šub, sud, sug, suh, sum, šum, sun, sur, šur, šuš, tab, tag, tal, tam, tar, teĝ, ten, teš, til, tug, tul, tum, tun, tuš, zag, zah, zal, zid, zig, zil, zir, ziz, zuh, zur.
Als Beispiel mag das schon erwähnte Wort „sug“ genügen. Ob es noch feinere Unterschiede in der Lautung gab, läßt sich aus den keilschriftlichen Wortbildern und Symbolen nicht ableiten. Die Tibeter unterscheiden beispielsweise im Muster „bal“ bei gleichem l-Auslaut fünf Vokale a, e, i, o, u und die Anlaut-Konsonanten p, p‘, b, deren Erweiterung py, p’y, by; pr, p’r, br sowie etliche Konsonanten-Präskripte, die wohl von irgendwelchen Vorsilben herrühren. Das einsatzlose tibetische (à-), auch zur Bezeichnung des Präsens verwendet, könnte vom sumerischen i- abstammen: ĝae i-kur-en „ich trat ein“. Insgesamt findet man im tibetischen Lexikon etwa 32 Wörter der Variation BAL, aber nur wenige kommen der sumerischen Bedeutung näher. Das ist durchaus beachtlich, wenn man den letzten Sprecher der gemeinsamen Proto-Sprache in die Zeit vor zehntausend Jahren verlegt.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.09.2022 um 18.59

Vor Jahrzehnten fiel mir die Verwandtschaft sumerischer und chinesischer Wortwurzeln auf. Die dazwischenliegende Sprachstufe mußte also das Tibetische sein. Vergleiche brachten Übereinstimmungen zutage, die bei der zeitlichen Ferne der Sprachen schon erstaunlich waren. 1991 erarbeitete ich eine 124seitige Zusammenstellung und sandte sie an einige Fachleute. Der Sumerologe Prof. Joachim Krecher teilte nur kurz mit, daß er kein Tibetisch verstünde. Der Sinologe Prof.Ulrich Unger schrieb, daß er den gleichen Gedanken verfolge. Vom Angebot, mir seine bisherigen Ergebnisse zuzusenden, machte ich keinen Gebrauch, weil mich bald die Abwehr des Demokratie- und Kulturgreuels „Rechtschreibreform“ beschäftigte. Jetzt sehe ich, daß bei Wikipedia immer noch die Sage von der isolierten Sprache verbreitet wird:

Sumerische Sprache – Wikipedia
Posted on November 29, 2021 by lordneo

Sumerisch ist ein Sprachisolat. Seit der Entzifferung ist es Gegenstand vieler Bemühungen gewesen, es mit einer Vielzahl von Sprachen in Verbindung zu bringen. Da sie als eine der ältesten Schriftsprachen ein besonderes Ansehen genießt, haben Vorschläge zur Sprachverwandtschaft manchmal einen nationalistischen Hintergrund...

Zu den vorgeschlagenen Sprachpartnern gehören:

• Kartvelische Sprachen, Mundasprachen, Dravidische Sprachen, Uralische Sprachen oder allgemeiner ural-altaische Sprachen, Baskische Sprache, Nostratische Sprachen
• chinesisch-tibetische Sprachen, insbesondere tibeto-burmanische Sprachen (Jan Braun nach CJ Ball, V. Christian, K. Bouda, und V. Emeliyanov)

wikigerman.edu.vn [gekürzt]
Da die Technik die Sprachvergleiche erleichtert hat, habe ich meine alten Spekulationen noch einmal überprüft und einerseits eine geradezu lachhafte Übereinstimmung in einfachen Wörtern bestätigt gefunden. Hier zunächst nur ein Fünfer-Gleichnis:
sug6

"to repay a loan; to replace"
སོག་པ་ "sog-pa" meet (Coblin)

sug4

"(to be) empty; … to cut clear, strip "
ཤོང་བ་ "šoĝ-ba" capacity
to empty, remove, carry, take away

sug

"reed-bed, marsh"
སོག་ "sog" grassland (Coblin)

sug2

"plural stem of gub [to stand]"
སོགས་པ་ "sogs-pa" shoulder-blade;
སོག་པ་ "sog-pa" gather, heap up,

sug4 (|SUD.PA.EL|)

"stalk of grain …"
སོག་མ་ "sog-ma",
blade, stalk, straw
Andererseits findet man oft kein Gegenstück, z.B. für „id“ (Fluß) oder „itud“(Mond).
Manchmal jedoch klären sich solche Probleme wie von selbst.
W.S.Coblin hatte im voraus schon 1986 die Anbindung des Tibetischen ans Chinesische gesichert.


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eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2022 um 12.16

Vor kurzem veröffentlichten Sprachforscher einen Vergleich der Verwandtschaft von 150 Varianten der sinotibetischen Sprachfamilie. Danach habe sich diese Sprachgemeinschaft am Ende des neolithischen Zeitalters und zu Beginn der Seßhaftwerdung durch den Hirseanbau in Nordchina gebildet. Früh habe sich der Haupteil der zahlreichen südostasiatischen Sprachen abgezweigt und Einflüsse von Austronesischem aufgenommen:

Dated phylogeny suggests early Neolithic origin of Sino-Tibetan languages
Hanzhi Zhang, Ting Ji, Mark Pagel, and Ruth Mace

An accurate reconstruction of Sino-Tibetan language evolution would greatly advance our understanding of East Asian population history… Our results confirm previous work in finding that the ancestral Sino-Tibetans first split into Sinitic and Tibeto-Burman clades, and support the existence of key internal relationships. But we find that the initial divergence of this group occurred earlier than previously suggested, at approximately 8000 years before the present, coinciding with the onset of millet-based agriculture and significant environmental changes in the Yellow River region…

ncbi.nlm.nih.gov 8.3.2021
Wie üblich wird die sumerische Sprache trotz ihrer deutlichen Nähe zu den sinotibetischen Sprachen nicht berücksichtigt. Anscheinend besteht ein Interesse daran, Nordchina als Ursprung dieser Sprachfamilie darzustellen.

Daraufhin habe ich meine Sammlung tibetisch-sumerischer Wortvergleiche noch einmal durchgesehen und festgestellt, daß mindestens die Hälfte der bei upenn.edu verzeichneten ca. 165 sumerischen Wörter vom Typ CVC in der tibetischen Sprache wiederzuerkennen ist. Mehrsilbige Wörter und Wortverbindungen sowie die agglutinierende Grammatik sind wohl eigene, spätere Entwicklungen der ab 9000 Jahren vor unserer Zeit seßhaft und zum Kulturvolk gewordenen Sumerer.

Ob Sumer ein urtümlicher Anfang oder der westlichste Ausläufer des Sinotibetischen war, läßt sich danach nicht mehr entscheiden. Auf jeden Fall nahmen seine Vertreter im Himalaya die Höhen-Gene der dort seit Urzeiten hausenden Denisovaner-Urmenschen auf. Die Grammatik hatte inzwischen eine alttibetische Komplikation erreicht, die aber von den Nordchinesen schnell wieder abgestreift wurde. Nach W. S. Coblin war das Einschmelzen der tibetischen Präfixcluster für die erneuerte Form der Einsilbigkeit im Altchinesischen verantwortlich.

PS: 2013 haben Forscher in zwei 4500 Jahre alten menschlichen Individuen an der ostsyrischen Grenze die mtDNA-Haplotypen M49,M61 gefunden, die, in Indien entstanden, heute nur dort, in Tibet und Ostasien gehäuft vorkommen. Das Sumer benachbarte Elam wird oft mit der Induskultur verknüpft.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.08.2022 um 04.55

Wikipedia weiß alles besser:

Die sumerische Sprache ist die Sprache des altorientalischen Kulturvolkes der Sumerer. Sie ist nach bisherigen Erkenntnissen mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt, weswegen man sie als linguistisch isoliert bezeichnet.(Wikipedia)
Auch der russische Linguist Vladimir Emilianov (St. Petersburg) verglich vor kurzem das Sumerische mit der Swadesh-Liste von 110 markanten Wörtern und sah nur bei drei Wörtern die Möglichkeit einer Anbindung an die sinotibetischen Sprachen.
... it was possible to find only three similar words in Sino-Tibetan languages (‘eye’, ‘heart’ and ‘I’).
Das sehe ich ganz anders. Schon der Sprachwissenschaftler Karl Bouda verdächtigte 1938 fast 90 tibetische Wörter der Verwandtschaft mit dem Sumerischen. Kürzlich fand ich eine geradezu lächerliche Ähnlichkeit, auf die ich vor dreißig Jahren mangels Material noch nicht hatte kommen können: In der sumerischen Fabel „Streit zwischen Vogel und Fisch“ schlägt der Vogel, der sein Nest vom Fisch ausgeplündert findet, heftig mit den Flügeln: „a dub“. „a“ bedeutet alles mögliche: Arm, Flügel, Horn, Kraft ... „dub2“ kann Zittern, Schlagen, Flattern bedeuten. Fürs Tibetische fand der Orientalist H. A. Jäschke, als das Sumerische noch nicht einmal als Sprache erkannt war: འདབ་མ་ [à.dab-ma]: Flügel, Blatt, Schaufel, Blumenblatt, Fächer, Fahne¹; à.dab-chags „Vogel“. Der Bing-Translator kennt auch འདབ་ „Vogel“, also ursprünglich „Flügel-Flatterer“, wobei der sumerische Flügel „a“ zum (meist nicht gesprochenen) Präsens-Präfix umfunktioniert wurde. Emilianov konnte darauf nicht kommen, weil er für „Vogel“ das sumerische Determinativ „mušen“ (Vogel) ansetzt und „buru“ (Spatz, Vogel) nicht im tibetischen བྱ་ „bya“ (Vogel, Huhn) erkennt. Ähnliches läßt sich auch für andere Wörter finden, doch davon gelegentlich später.

¹) „dub2“ könnte auch früh als „dub“ (Tafel) verstanden worden sein, um das Flächenhafte auszudrücken. 𒀭

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.08.2022 um 08.01

Mitten im ersten Weltkrieg bemerkte der österreichisch-tschechische Orientalist Bedrich Hrozný, daß er einen Satz in einer hethitischen Keilschrifttafel verstehen konnte: nu ninda-an ezzatteni wadar-ma ekutteni. „Ihr werdet Brot essen und Wasser trinken “. „NINDA“ ist das sumerische Zeichen für „rund“ und „Brot“, mit unbekannter Aussprache auf hethitisch. Andere Keilschriftwörter verstehen wir inzwischen: die älteste bekannte indogermanische Sprache.

Ein Sprung nach China: Wie nennt man „Brot“ dort heute? Witzigerweise heißt die westliche Form 面包 miàn bāo. Dabei bedeutet 面 miàn „Gesicht“. Man meint, daß es im Ursinotibetischen „s.mjal“ geheißen habe. Ob tibetisch མོག་ mog „Brötchen“ etwas damit zu tun hat? Dort heißt ངོས་ ĝos „Oberfläche” und angeblich auch „Gesicht”. Beides kann man mit sumerisch „muš“ verbinden, das auch „Gesicht“ bedeutet, wenn man weiß, daß der sumerische Emesal-Dialekt von „ng“ oder „ĝ“ oft zu „m“ wechselt. Überhaupt könnten die Sumerer einige indogermanische Wortwurzeln übernommen haben, so etwa „igi“ (Auge). Das Tibetische „mig“ kann noch mit einem instrumentalen Präfix m versehen gedeutet werden. Bei anderen ist es schwieriger. Aber selbst im fernen China hat man noch Indogermanisches gefunden – in der tocharischen Sprache, in der Auge „ek“ heißt.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.08.2022 um 06.00

Ein kleiner, aber feiner Beweis für den genetischen Zusammenhang der Sprachen Sumerisch und Tibetisch wäre auch folgendes: Das sumerische Wort „bar“ bedeutet alles mögliche, vor allem Abstand halten oder schaffen: . Aber es gibt auch das (seltene) Zeichen „bar7, das „brennen“ bedeutet. Daneben steht ein Wort „ma5 auch für „brennen“. Im Tibetischen finden wir neben བར་ bar „Zwischenraum“, བར་མ་ bar-ma „Mitte“ und allen phonetischen Varianten auch འབར་ à.bar „brennen“ und obendrein auch dort noch das Wort མེ་ „me“ für Feuer.
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2022 um 16.05

In den letzten achtziger Jahren stellten russische Sprachwissenschaftler die Hypothese auf, daß kaukasische, sibirische und sinotibetische Sprachen einer großen Sprachfamilie zuzurechnen seien und fügten ihnen noch das Baskische, die nordamerikanischen Na-Dené -Sprachen und schließlich das Sumerische hinzu. Das Gemeinsame ist, daß sie Ergativ-Sprachen sind, d.h. meist einen Kasus besitzen, um bei transitiven Verben den Handelnden zu bezeichnen – im Sumerischen beim „nga“ (ich) das „e“: „nga-e“.

Unabhängig davon legte ich zur gleichen Zeit eine 124seitige Vergleichsliste an, die zeigte, daß sumerische und tibetische einsilbige Wortwurzeln in Form, Lautung und meist auch in der Bedeutung einander entsprechen. Das führte zu dem Gedanken, daß eine gemeinsame Ursprache vor 10000 Jahren überwiegend isolierend gewesen sein müßte und daß Sumerisch und Tibetisch Entwicklungsstadien in verschiedenen Richtungen zeigen könnten:

„šu gur“ (aufrollen) von „šu“ (Hand) und „gur“ (krümmen) könnten zum tibetischen „sgur-ba“ སྒུར་ (biegen) geworden sein, wobei das Runde noch in སྒོར་ „s.gor“ (rund) oder གུར་ „gur“ (Zelt) erhalten sein könnte. So oder ähnlich könnten die berühmten Konsonanten-Kluster des Tibetischen entstanden sein, deren Information bei der Schrumpfung vom Altchinesischen bis zum Mandarin durch die Tonhöhen ausgeglichen werden mußte. འགྱུར་བ་ „à.gyur-ba“ (Veränderung) zeigt eine weitere Differenzierung, die aber in den Keilzeichen nicht zu erkennen wäre.

Eine Linguistin zeigte sich begeistert von einem tibetischen Dialekt in China, der noch kompliziertere Cluster bewahrt hätte und somit als Ursprungsort des Sinotibetischen angesehen werden müsse. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß dies ein Endstand ist, dessen Beginn im Sumerischen schon zu erahnen ist.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.07.2022 um 07.06

Während die rotgrünen Garden in den Redaktionsstuben die tausendjährig entwickelte deutsche Sprache schendernd umkrempeln und zugleich vorgeben, neue Erkenntnisse über Platon zu erwarten ...

Verkohlte Schriftrollen aus Herculaneum
»Da stehen Platons letzte Worte«

Vor fast 2000 Jahren begruben Glutlawinen des Vesuvs eine einzigartige Bibliothek der Antike. Mit neuen Scantechniken und künstlicher Intelligenz wollen Forschende das Schwarz auf Schwarz der verkohlten Schriften endlich entziffern.

spiegel.de 22.7.2022
... habe ich noch einmal im letzten Kapitel des handschriftlichen tibetischen Wörterbuchs des Orientalisten und Missionars Heinrich August Jäschke (1817-1882) zum Buchstaben ཨ་ (S. 628) gelesen:
ཨ་པོ་ Ü: Bau (= མཁར་ལན་), - - རྒྱབ་པ་ einen Bau ausführen.
„Ü“ ist gesprochen der Name der alten Kulturprovinz um Lhasa, heute noch geschrieben in der 1400 Jahre alten Orthographie དབུས (dbUs = ‚die Mitte'). ist der Stimmritzenverschluß zum folgenden ungeschriebenen „a“, ཨ་པོ་ „der Bau“ – also „’a-po“.

Die ARD-Gender-Tussie Nicole Diekmann müßte ihre Sprachstörung demnach schreiben „Politikerཨིnnen, Medizinerཨིnnen“ – viel zu schön für den Quatsch.

Die 1881 erschienene englische Ausgabe von Jäschkes Werk übersetzt schlicht „to construct a house“. Das läßt mir als Anhänger der sumerisch-tibetischen Sprachverwandtschaft blitzartig die Idee aufkommen, „A“ könnte das gesuchte Pendent zum sumerischen „E“ (Haus) sein, „e-gal“ (großes Haus = Palast des „lugal“, Großmensch=„König“), aber das Schicksal des Namens „Ü“ läßt diesen Gedanken sogleich begraben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.07.2022 um 13.51

In den „Zukunftsromanen“ meiner Schulzeit herrschte ein reger Verkehr zu den Sternen unserer Milchstraße, unter anderem zu Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch – فم الحوت fum al-ḥūt, „der Mund, das Maul des (großen) Fisches“.

Das Arabische hat hier eine Lautverschiebung durchgemacht, denn pûm (Mund) hieß es bei den alten Akkadern, ebenso wie pētu, heute fatah, öffnen, erobern. Seinen Mund aufmachen wäre heute فتح فمهfatah famaha. Die Akkader sagten dafür vor 4000 Jahren petû ša pī (reden)..

Gelernt hatten sie das Schreiben von den Erfindern der ältesten Schreibkunst, den Sumerern, und stellten nun ihre Sprache mit sumerischen Wortsilben und Bildzeichen dar. Bei denen hieß es aber „ka(g) bad“ den Mund öffnen, was die Tibeter 3000 Jahre später noch als ཁ་པ་ཕྱེ། k‘a pa p‘ye (öffne den Mund) hätten verstehen können.

Das führt auf die Hypothese einer anderen, einer sinotibetisch-kaukasischen Sprachfamilie, die sich bis nach Nordamerika hin ausgebreitet haben soll. Doch davon später.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.07.2022 um 07.44

Die Stellung der Frau bei den Kopten
Hausarbeit (Hauptseminar), 2007
18 Seiten, Note: 1,0
Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Evangelische Theologie)

Jahr 2007, 18 Seiten, Buch 17,95 €
ISBN (Buch) 9783346259813

Arbeit zitieren: Else Gallert (Autor:in), 2007, Die Stellung der Frau bei den Kopten, München, Page::Imprint:: GRINVerlagOHG, https://www.hausarbeiten.de/document/933237

Leseprobe:

1. Einleitung
Das Thema meiner Hausarbeit ist: „Die Stellung der Frau bei den Kopten in Ägypten“.

Die koptische Kirche ist die älteste christliche Kirche in Ägypten.

Die Feststellung der Anzahl der in Ägypten lebender Kopten erweist sich als schwierig, da der Staat ein Interesse daran hat, seine Stellung in der islamischen Welt nicht zu gefährden und die Bedeutung der Kopten als Minderheit gering darzustellen...

Die Kopfsteuer und andere einengende Vorschriften für Christen, wie beispielsweise das Verbot des Waffentragens, das Verbot auf Pferden zu reiten, Einschränkungen im öffentlichen Auftreten und im Erb- und Zeugenrecht, führten im Laufe der Zeit dazu, dass ein großer Teil der Kopten zum Islam übertrat, zu dem sich wahrscheinlich schon um 900 die Mehrheit der Bevölkerung bekannte, so dass ihre Zahl im fünfzehnten Jahrhundert auf weniger als ein Zehntel der Bevölkerung gesunken war...

Als der Islam die beherrschende geistige Macht in Ägypten wurde, wurde auch die Stellung, die er der Frau zuweist, für die ägyptische Gesellschaft bestimmend...

1.1. Begriffsdefinition „Kopten“:

Der Begriff ,,Kopten" ist von dem griechischen Wort "aigyptios" abgeleitet. Da auch dieser griechische Begriff schon einen ägyptischen und assyrischen Vorläufer hat, stammen das Wort und der Name ,,Kopten" schon aus weit älterer Zeit und wurden erst viel später zur Bezeichnung für die wichtigste christliche Kirche Ägyptens.

Die Kopten selbst bezeichnen sich im eigenen Sprachgebrauch untereinander nicht als Kopten, sondern einfach als Christen...

1.2. Ursprünge der koptischen Kirche in der koptischen Tradition

Das Christentum kam durch den Heiligen Markus, den Evangelisten, im Jahre achtundvierzig n.Chr. nach Ägypten und er wirkte als Missionar. Er wird als erster Patriarch der koptischen Kirche angesehen. Einige Quellen, vornehmlich Johannes Chrysostomus, sprechen auch davon, daß Markus sein Evangelium mit nach Alexandrien gebracht und dort ergänzt und übersetzt habe. Markus starb, der koptischen Legende nach, im Jahre achtundsechzig n.Chr. den Märtyrertod...

1.4. Arabische Eroberung und Frühzeit arabischer Herrschaft

Die arabische Eroberung Ägyptens war ein Wendepunkt in der ägyptischen Geschichte.

Aus dieser Zeit stammt dann auch, wie oben erwähnt, der Begriff ,,Kopten", abgeleitet von „Qibt" bzw. „Qubt", der Bezeichnung der Araber für die Ägypter. Die Kopten mußten bestimmten Regeln folgen. Ihnen wurde die Wahl überlassen, entweder zum Islam konvertieren, oder die Kopfsteuer, die sogenannte „Jizya“ zu bezahlen. Hierbei handelte es sich um Steuern, die von allen Erwachsenen („dhimmis“) als Ersatz für den Heeresdienst gezahlt werden mußte, welcher nur den Muslimen vorbehalten war.

Diejenigen, die zum Islam übertraten, mußten die sogenannte „Jizya“ nicht mehr bezahlen. Wenn auch das wirtschaftliche Leben der Kopten in dieser Zeit litt, so gelangte dennoch das kirchliche und klösterliche Leben zu einer neuen Blüte, die den Grundstein bildete für das Überleben der Kopten in den kommenden Zeiten.

Während dieser Zeit verloren die Kopten auch ihre eigene Sprache. Die koptische Sprache war zur Zeit der arabischen Eroberung diejenige der Staatsgeschäfte, bis sie im Jahre 706 n.Chr. vom Omajjaden Vizekönig Abd-Allah Ibn Abd al-Malik durch das Arabische ersetzt wurde...

In koptischen Kirchen wird das Koptische als liturgische Sprache benutzt.

[...]

hausarbeiten.de 2007

Orthographie: 14 dass, 1 Anlass – 4 daß, 4 muß, 1 Schluß

Eigentlich suchte ich nur aus dem SPIEGEL das Zitat eines aus Ägypten geflohenen Kopten: „Arabisch ist die Sprache der Eroberer“. Es wurde mir trotz aller Versuche nicht angezeigt. Daß ein ganzes Kulturvolk seine Sprache verlieren kann ist keine Seltenheit. In Ägypten hat der Islam 400 Jahre dazu gebraucht. Deutschland als „woke“ amerikanische Kolonie braucht jetzt dazu weniger.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2022 um 05.36

Das mühsame Einsammeln älterer Daten infolge der Update-Übertölpelung mußte ich bei Hammurabi (oder Hammurapi) beginnen. Er herrschte von -1792 bis -1750 über Babylon und hatte im Verlaufe seiner Regierungszeit etliche Stadtstaaten Mesopotamiens zu einem Großreich zusammengezwungen. Das Akkadische verdrängte seit -2000 die sumerische Sprache, für die die ältesten Bildzeichen erfunden worden waren. Die heute übliche Umfälschung älterer Gesetzestexte war der erste Anlaß, an Hammurapi zu erinnern: Schreibfälschungen

Aber auch andere Rechtsetzungen in seinem berühmten „Codex Hammurabi“, nach der Vatikan-Ausgabe von 1950 als Zeichenabschrift und Transliteration, waren erwähnenswert, etwa zur Sklaverei, zur Abstammung, zum Eherecht und als Abschweifung zum Wort Menetekel.

Die Vorschriften über die Honorierung von Architektenleistungen und die Bestrafung von Bauschäden hatte ich schon erwähnt. Hier sei noch einmal der Paragraph 228 (moderne Zählung) vollständig nach der Transliteration von 1950 zitiert:

Šum-ma DIM (= iṭinnum) E (= bîtam) a-na a-wi-lim i-pu-uš-ma ú-ša-ak-li-il-šum a-na 1 SAR E (= išten sar bîtim) 2 GIN KUG.UD (= šine šiqli kaspam ...) a-na qi-iš-ti-šu i-na-ad-di-iš-šum.

Wenn ein Baumeister jemandem ein Haus baut und es vollendet, erhält er pro Flächeneinheit 2 Schekel Silber.
Das Schreibsystem wird klar: Einsilbige sumerische Wörter wurden zu akkadischen Wörtern zusammengesetzt, sumerische Wortzeichen konnten aber auch als Zeichen für akkadisch gelesene Begriffe verwendet werden. Das Zeichen 𒁶 DIM bedeutet hier eindeutig „Baumeister“ und wurde wohl (n. Vatikan) „iṭinnum“ gelesen – oder „bānum“ oder „šitimmāḫum“. Nun stellte ich fest, daß in der sumerischen Zeichenliste der Pennsylvania-Uni (2006) acht Bedeutungen für „dim“ aufgeführt sind, unter anderem eine Fischart, aber kein Baumeister. Das müßte nachgetragen werden. Die insgesamt aufgeführten über hundert Fisch- und Pflanzenarten wird man aber wohl nie identifizieren können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.06.2022 um 13.47

Über unser ehemaliges Ostpreußen behauptet T-Online:

Wie eine Insel liegt die russische Exklave Kaliningrad in der EU, umschlossen von Litauen, Polen und der Ostsee...

Mit der Eroberung Ostpreußens beendete die Rote Armee ein koloniales Projekt, das im 13. Jahrhundert seinen Anfang genommen hatte. 1231 begann der Deutsche Orden, eine religiös-militärische Ritterorganisation, das von slawischen Prußen bewohnte Gebiet zu erobern... 1255 erreichten die Eroberer das Samland und errichteten am Fluss Pregel die Burg Conigsberg...
Da ist der T-Online-Schreiber der stalinistischen Propaganda aufgesessen. Die alten Prussen waren Verwandte der Litauer und Letten und sprachen eine ähnliche indogermanisch-baltische Sprache. Wikipedia erklärt:
Ein altes Sprichwort findet sich im Onomasticum von Leonhard Thurneysser aus dem Jahre 1583:
Deves does dantes. Deves does geitka.
Gott gibt Zähne, Gott gibt Brot.


Dieses Sprichwort entspricht dem bekannten litauischen Sprichwort:
Dievas davė dantis. Dievas duos ir duonos.
»Gott gab Zähne, Gott wird auch Brot geben.«
[In Latein und Sanskrit hieße das:]
Deus dedit dentes, Deus dabit panem.
Devas adat datas, Devas dasyati dhanas.
Das ist dem Russischen kaum ähnlich. Im übrigen muß festgehalten werden: Der Deutsche Ritterorden, arbeitslos nach dem Sieg des Islam im Heiligen Land, wollte christianisieren – nicht vertreiben, wie es die Sowjets mit den zur deutschen Sprache gewechselten Ureinwohnern getan haben. Der Familienname Wowereit (Eichhörnchen) zeugt davon, die Vorfahrennamen meiner Ehefrau auch.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.06.2022 um 12.38

Als ich mich vor Jahren mit Keilschrifttexten beschäftigte, behauptete jemand, Sumerisch sei strukturell eine austronesische Sprache. Außerdem sei das Zahlwort lima „fünf“ im gesamten pazifischen Raum verbreitet. Ich hielt dagegen, daß es im Sumerischen „vier“ bedeute, bewiesen durch den „Vierbeiner“ ning-úr-limmu (Hund), und ging dem Verdacht nach, dies sei eine dem Tibetischen verwandte Sprache.

Nach einem Tip der damaligen Kieler Sinologin Gudula Linck1) wandte ich mich 1991 mit meiner 124seitigen „prima vista“-Stoffsammlung an Prof. Ulrich Unger (1930-2006), der bestätigte, daß er zurückhaltend den gleichen Ansatz verfolge.

Daß das Sumerische, wie noch heute meist behauptet, eine „isolierte“ Sprache sei, glaube ich widerlegt zu haben. Selbst wenn viele der vorgefundenen Parallelen verworfen werden müßten, reicht der Rest noch aus, eine Verwandtschaft zu belegen, auch wenn die genauen Lautwerte der Keilschriftzeichen unsicher sind.

Verwendet man allerdings zum groben Vergleich die willkürliche Checkliste mit 206 Wörtern nach Morris Swadesh (1909-1967), dann wird das weitere Bedeutungsumfeld nicht erfaßt. Daher schnitt Malaiisch kürzlich scheinbar besser ab als die Hochgebirgssprache.

Die Zeichen bur und buru4,5 sind als „Krähe, Rabe“ erschlossen und könnten im Tibetischen nach älteren Wörterlisten mit བྱ bya „Vogel“, als འཕྱར་བ་ à.pyur-ba „in die Höhe steigen“ und als འཕུར་བ་ à.pur-ba „fliegen machen“ identifiziert werden.

Im Austronesischen findet man so aber nur noch burung „Vogel“. Das ist außer dem fraglichen lima und kutu/uku „Laus“ (s. Ukulele) nach sum. uh3 in dieser Methode fast die einzig verdächtige Übereinstimmung mit der 4000 Jahre alten Vergleichssprache.

1) Sie und Prof. Unger stehen sogar in Icklers Liste der über 700 Professoren gegen die Rechtschreibreform.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.03.2022 um 08.56

„Charkow“, das ich seit meiner Kindheit so kenne, wird jetzt bei Spiegels immer beflissen „Charkiw“ geschrieben, aber „Tschernobyl“ – nicht „Tschornobyl“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2022 um 15.59

Schon als kleiner Junge faszinierte mich die gotische Sprache, aber es dauerte, bis ich mehr davon verstand: „Vasuth than Iohannes gawasiths taglam ulbandaus jah gairda felleina bi hup seinana, jah matida thramsteins jah milith haithivisk “. „thramsteins“ und „ulbandus“ blieben mir rätselhaft. Erst Dürers „Helffandt“ brachte mich auf die verschrobene Volksetymologie des letzteren. Jetzt stieß ich auf dessen Fortsetzung im Russischen durch den Slawisten etc. Stefan Speck (gekürzt):

Stefan Speck, Dr. phil. I, Universität Zürich
Beim Russischlernen ist mir das eigenartige russische Substantiv "verbliud" (Kamel) aufgefallen. Was hat dieses Wort für eine Geschichte?

Die Bezeichnung für "Kamel" im Russischen, верблюд / verbljud, hat eine höchst spannende bzw. kuriose Geschichte.

Es ist ein Lehnwort aus dem gotischen ulbandus, welches wiederum aus dem griechischen ελεφας, Genitiv ελεφαντος / elephas, elephantos bzw. aus dem lateinischen elephantus, Gen. elephantī entlehnt wurde. 1).

Die guten Goten hatten schlicht das Kamel mit dem Elefanten verwechselt. Gotisch ulbandus ergab im Altrussischen вельблудъ / velьbludъ , велбудъ / velbudъ , und вельбудъ / velьbudъ 2). Die Variabilität ist für ein Lehnwort typisch.

Die erste Silbe vel- oder velь- ist sicher volksetymologisch entstellt in Anlehnung an die slawische Wurzel vel'-=gross (vgl. russisch великий / velikij=gross). Ausserdem trat im Neurussischen eine Ferndissimilation ein /l/…/l/ > /r/…/l/. Zusätzlich wurde das /l/ "erweicht": /l'/ > верблюд / verbljud. [...]

Das Wort lebt auch in westslawischen Sprachen fort: Polnisch wielbłąd und tschechisch velbloud.

Das Südslawische entlehnte griech. καμηλα 3)/ kamila (neugriech., im Altgriechischen καμηλος). Vgl. slowenisch kamela, serbisch, makedonisch, bulgarisch камила / kamila. Das Kroatische zeigt kurioserweise deva < türkisch deve.

Griechisch καμηλος / kamēlos seinerseits ist ein sehr altes Lehnwort aus dem Semitischen: Vgl. hebräisch גמל gamal und arabisch جمل ğamal(un).

[Text vollständig hier]
Letzte Nachfahren der „Krimgoten“ verschwanden wohl erst im 18. Jahrhundert. Dank an Herrn Speck für die interessante Aufklärung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.12.2021 um 05.28

Italienisches Manuskript von 1345 zitiert Seefahrer-Gerüchte vom "Markland" jenseits von Grönland
... schon um 1345 existierte in Italien sogar das schriftliche Zeugnis von einem Land jenseits des Atlantiks und westlich von Grönland, wie [Paolo] Chiesa [Uni Mailand] herausgefunden hat. Entdeckt hat er dies in einem Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, das ein unvollendetes Werk des Mailänder Domikanermönchs Galvaneus Flamma enthält. Dieser hatte in seiner „Cronica universalis“ den Versuch unternommen, die komplette Weltgeschichte darzulegen.
scinexx.de 30.12.2021

Marckalada: The First Mention of America in the Mediterranean Area (c. 1340)
Paolo Chiesa
Pages 88-106 | Published online: 16 Jul 2021
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• https://doi.org/10.1080/00822884.2021.1943792

Et dicunt marinarii qui conversantur in mari Datie et Norvegye quod ultra Norvegiam versus tramontanam est Yslandia. Et inde est insula dicta Grolandia ubi tramontana stat a tergo versus meridiem, ubi unus episcopus dominatur. Ibi non est granum nec vinum nec fructus, sed vivunt de lacte et carnibus et piscibus. Habent domus subterraneas in quibus habitant, nec audent clamare vel aliquem rumorem facere ne bestie eos audirent et devorarent. Ibi sunt ursi albi magni nimis, qui natant per mare et naufragos ad litus conducunt; ubi nascuntur falcones albi magni volatus qui mittuntur ad imperatorem Tartarorum de Kata.¹) Inde versus occidens est terra quedam que dicitur Marckalada, ubi gigantes habitant et sunt hedifitia habentia lapides saxeos tam grandes quod nullus homo posset in hedifitio collocare nisi essent gygantes maximi.²) Ibi sunt arbores virides et animalia et aves multe nimis. Nec umquam fuit aliquis marinarius qui de ista terra nec de eius condictionibus aliquid scire potuerit pro certo.

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00822884.2021.1943792 (... mit engl. Übersetzung)

¹) Einschub aus Marco Polos Erzählungen
²) Gerücht der „Skrælingar“ über Mittelamerika?

Und vor 1945 mußten die Truthahn-Fälschungen des „Restaurators“ Lothar Malskat im Schleswiger Dom noch den Beweis dafür liefern, daß die Wikinger schon vor Kolumbus in Amerika waren.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.11.2021 um 15.37

Bis 1996 beschäftigte mich auch die etruskische Sprache, bevor die elende Rechtschreib„reform“ alle Kraft abzog. Schon zu Zeiten von Ambros J. Pfiffig gab es viel Anlaß zur Verwunderung. Wie ich sehe, ist das heute kaum anders. Ich finde das so witzig, daß ich drei phantastische Deutungen von 2005, 1996/2011 und 2019 hier untereinander vorstellen möchte.

Massimo Pittau (1921-2019) war ein Experte für Etruskisch und Sardisch, der Anonymus der engl. Wikipedia (2005) kundig in Altsemitisch und Luwisch, Fred Woudhuizen (1961-2021) in anatolischen Sprachen.

Die Übersetzungen aus dem Italienischen und Englischen habe ich frei angepaßt, um sie vergleichbar zu machen (fett - einigermaßen verstandene Wörter):

ITA · TMIA · ICAC · HERAMAŚVA · VATIEXE · UNIALASTRES ·

[P] Dieser heilige Bau und diese Hera-Statue sind gewidmet Juno-Astarte,
[A] Dieser Tempel und die Hermesidole sind geweiht Uni-Astre,
[W] Dieser heilige Ort und diese Altäre hat gebaut für die Herrin Astarte

ΘEMIASA · MEX · ΘUTA ·

[P] Beschützerin des geregelten Staates
[A] gebaut vom Clansvolk,
[W] der Gesetzgeber von Senat und Volk,

ΘEFARIEI · VELIANAS · SAL [CL] CLUVENIAS · TURUCE ·

[P] von Tiberius Velianas‘ zwei [Söhnen] aus Cluvenia. [Dieser] gab Opfergaben
[A] Tiberius Velianas hat die gefällige Cella gestiftet.
[W] Tiberius Velianas, hat (sie) als heilige Gaben gegeben am 1. (des Festes) Cluvenia

MUNISTAS · ΘUVAS · TAMERESCA · ILACVE · TULERASE

[P] zu jeder Zeit der Kapelle auf dem Lande
[A] Das eigene Grab wurde vom Priester mit Idolen umgrenzt.
[W] wegen zweier Dankverpflichtungen, weil sie (ihn) siegen ließ zu Lande

NAC · CI · AVIL · XURVAR · TEŚIAMEITALE · ILACVE · ALŚASE

[P] drei Jahre lang unter seinem Befehl, Opfer in Alsium
[A] Im dritten Jahr im Opfermonat Churvar wurden die Idole begraben.
[W] im Jahr drei im Tanz-Monat des Begräbnisses, weil sie (ihn) siegen ließ zur See:

NAC · ATRANES · ZILACAL · SELEITALA · ACNAŚVERS ·

[P] durch den Tempelvorsteher an [Juno,] die Förderin der Nachkommen;
[A] während der Regierung des Prätors hatte er unter Ihrer Hand Erfolg
[W] während des Prätoriats von Artanès (und) dem Sultanat von Xerxes.

ITANIM · HERAMVE · AVIL · ENIACA · PULUMXVA ·

[P] und für diese Herastatue (seien) Jahr(e) so viel wie Sterne.
[A] und die Statue [der Göttin] möge Jahr(e) wie Sterne bestehen
[W] und mögen diesen Altären Jahr(e) wie Sterne bringen.
„Heramve“ deutet W., nach luwisch „àrma-“, als „Altar“. P. stellt die Verbindung zur gr. Göttin Hera her; ich halte „Herme“ für möglich, den gr. Stelentyp. A. liest „themiasa“ als „gebaut“, verw. mit „tmia“ (im pun. Text „bt“) Haus, Tempel. Ich vermute eine Ableitung v. gr. „Themis“, Göttin von Recht und Ordnung. P. und W. scheinen ähnlich gedacht und auf Uni oder Tiberius bezogen zu haben.

„sal/zal“ und „thu“ werden allgemein als „zwei“ und „eins“ verstanden, von W. umgekehrt indogermanisch hergeleitet – so daß die buchstäbliche Beschriftung der Tuscanischen Würfel irregulär würde. Allein „ci“ (drei) ist wegen pun. „šnt šlš III“sicher erkannt.

„Tanz“-Monat ist wohl von den Puniern als „krr“ falsch verstandener „Churvar“. Bei „ilacve“ mogelt W. und macht daraus ein Verb „ilace“ im Perfekt. „Idol“ v. pun. „ila“ wäre denkbar – oder eben rel. „Festtag“.

Die I-Endung in ΘEFARIEI gilt allgemein als Schreibfehler. Und wenn es ein als Dativ verwendeter etr. i-Lokativ wäre?

Die Deutung erscheint bei A. etwas pedantisch, während sie bei W. abenteuerlich ist.


Der punische Text lautet übertragen (Worttrennung zugefügt, ʻAin nach IPA):
l rbt l ʕštrt ʼšr qdš ʼz
ʼš pʕl w ʼš ytn tbryʼ wlnš mlk ʕl kyšryʼ
b yrḥ zbḥ šmš b mtnʼ b bt
w bn tw k ʕštrt ʼrš b dy l mlky šnt šlš III
b yrḥ krr b ym qbr ʼlm
w šnt l mʼš ʼlm b bty šnt km h kkbm ʼl
Meine bisherige Übersetzung ändere ich dahingehend, daß Astarte Tiberius mit ihrer Hand zum Herrscher über Caeseria erhoben (ʼrš) hat:

Für die Herrin, für Astarte (ist) dies der heilige Ort; den machte und den übergab Tiberius Velianas, König von Caeseria, im Monat Opfer der Sonne als Geschenk für den Tempel, und er baute (ihr darin) die Kammer, weil Astarte erhob (ihn) mit ihrer Hand über ihr Königreich im Jahr drei III, im Monat Churvar am Tage der Grablegung der Gottheit. Und (es seien) die Jahre der Statue der Gottheit in ihrem Tempel ebensoviele wie Sterne am Himmel.

Tiberius hat zu seinem bisherigen „sal“ den Titel „zilac“ (pun. „König“?) drei Jahre nach seiner Schenkung der Cella für die Göttin bestätigt bekommen. Die beiden Texte stimmen in dieser Fassung besser überein als alle bisherigen Übersetzungsversuche: Fertigstellung der Cella (TAMER=Kammer, TAMERESCA = Kammeranlage?) im Monat Opfer der Sonne (yrḥ zbḥ šmš). Der Tag müßte dann „Tulerase“ sein, Bedeutung unklar („tul“ etr. „Stein“, „tular“ Grenze; Tag/Nachtgleiche?). Nach drei (Probe-)Jahren folgt die Erhebung des Tiberius zum Herrscher im Monat Churvar am Tage der Grablegung der Gottheit, (krr b ym qbr ʼlm) etr. dann wohl „Alśase“. Ich spekuliere daher:

ITA · TMIA · ICAC · HERAMAŚVA · VATIEXE · UNIALASTRES ·
Dieser Tempel und jene Götterstatuen sind geweiht der edelsten Frau [=Uni],

ΘEMIASA · MEX · ΘUTA ·
Rechtsgöttin über Adel und Plebs.

ΘEFARIEI · VELIANAS · SAL CLUVENIAS · TURUCE ·
Tiberius Velianas, Fürst der Cluvenier, gab

MUNISTAS · ΘUVAS · TAMERESCA · ILACVE · TULERASE
aus eigenem Vermögen die Kammeranlage am Festtag Tulerase.

NAC · CI · AVIL · XURVAR · TEŚIAMEITALE · ILACVE · ALŚASE
Nach dem dritten Jahr im Begräbnismonat Churvar am Festtag Alśase

NAC · ATRANES · ZILACAL · SELEITALA · ACNAŚVERS ·
(und) nach der Regierung als Zilac (wurde er) durch (göttliche) Handzeichen erwählt/erhoben.

ITANIM · HERAMVE · AVIL · ENIACA · PULUMXVA ·
Deshalb mögen dieser Götterstatue die Jahre währen Sternen gleich.

Geä. 30.12.21

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.10.2021 um 07.40

Bei der Internetsuche sehe ich, daß der niederländische Sprachwissenschaftler Frederik C. Woudhuizen (*1961) am 28. September verstorben ist. Sein Arbeitsgebiet waren die anatolischen Sprachen, d.h. die indogermanischen Sprachen Kleinasiens, die dort heimisch waren, bevor Perser, Hellenen und schließlich die islamisierten Türken das Land eroberten. Bekannt sind Hethitisch, Luwisch, Lykisch...

Woudhuizen versuchte nun, auch die etruskische Sprache dort anzuschließen, nach der bekannten Meinung Herodots, ihre Sprecher stammten ursprünglich aus Kleinasien. Zuletzt beschäftigte Woudhuizen sich auch mit den Goldblechen von Pyrgi und zog viele erstaunliche Parallelen zum Luwischen, die ich aber nicht nachprüfen kann. Umwerfend ist allerdings seine Spekulation zum letzten Teil des Textes A, die eine Bedrohung „zu Wasser und zu Lande“ durch die Perser herausliest:

nac atranes zilacal seleitala acnašvers itanim heramve avil eniaca pulumχva.

„during the praetorship of Artanès (and) the sultanate of Xerxes. And may what (ever number of) stars yield to (whatever number of) years for these altars.”
Ich hatte laienhaft versucht, auf schlichtere Weise einen Sinn zu finden und dabei an den punischen Text „k ʕastart ‘rš b.dy (أَيْدٍ ) lmlky“ anzuschließen: „Die Regierung des Fürsten war (gnädig) beschützt erfolgreich, deshalb mögen die Jahr(e) der Statue (der Göttin) den Sternen gleichen.“

Geä. 1.11.21


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.10.2021 um 03.33

Der etruskische Tempel von Pyrgi, dem Hafen des antiken Caere nahe Rom, aus dem 6. Jahrhundert war im griechischen Stil in Holz erbaut. 16 + 2 Säulen trugen ein flachgeneigtes Satteldach, das eine Cella überdeckte. Erhalten ist nur der steinerne Sockel. 1964 wurden links neben dem Eingang drei aufgerollte Goldblättchen mit Nagellöchern gefunden, die in etruskischer und punischer Sprache an ein Weihe-Ereignis erinnern. Der punische Text ist einigermaßen verständlich:

l rbt l ʕštrt ʼšr qdš ʼz
ʼš pʕl w ʼš ytn tbryʼ wlnš mlk ʕl kyšryʼ ...
w bn tw ...


Für die Herrin, für Astarte (ist) der heilige Ort dies; den machte und den übergab Tiberius Velianas, König von Caeseria, ... und er baute (ihr) die Kammer ...
Nun wäre es aufschlußreich, den Inhalt des etruskischen Paralleltextes zu verstehen, der einige zusätzliche Informationen liefert:
Ita tmia icac heramašva vatieχe Unial-Astres, θemiasa meχ θuta. Θebariei Velianas sal cluvenias turuce...

Dieser Tempel und die Götterstatuetten [wurden] geweiht Uni-Astre, gebaut [von der] Volksgemeinde; Tiberius Velianas [hat] die heilige Cella [?] gegeben...
Der Übersetzer in der englischen Wikipedia errät „sal“ als „pleasing“; „heilig“ wäre eher angemessen, obwohl das sonst „sacni“ ist (lat. Lehnwort?). Unbefriedigend ist gegenüber dem punischen Text, daß Tiberius nicht mit seinem Titel genannt wird.

Nun hat Lorenzo Marsili etruskische Texte ausfindig gemacht, die nahelegen, daß „sal“ tatsächlich so etwas wie „König“ oder „Fürst“ bedeuten könnte. Dann wäre „cluvenias“ nicht mehr „Cella“, sondern eine bisher unbekannte Orts- oder Gruppenbezeichnung. Der Satz würde unvollständig, und „turuce“ (hat gegeben) müßte auf das vorhergehende „meχ“ oder das folgende „munistas“ (Grab?) bezogen werden. Fragen über Fragen ...

PS 1.11.: „θemiasa“ könnte auch Uni meinen, abgeleitet von Themis (gr. Göttin für Recht & Ordnung), oder gleichsinnig Tiberius als Regent über Volk und Familien. Es kann auch (s. „tmia“) oberster „Bauherr“ o.ä. bedeuten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.2021 um 07.11

Alle heutigen Hauspferde stammen offenbar von Wildpferden ab, die vor rund 4.200 Jahren in der pontisch-kaspischen Steppe des Nordkaukasus domestiziert wurden. [„Nature“] ... Von diesem Ausgangsort aus breiteten sich die Hauspferde nach ihrer Domestikation vor rund 4.000 Jahre[n] rasant weiter aus...

Die Studie zeigt, dass sich die gezähmten Pferde ungefähr zur gleichen Zeit in Asien ausbreiteten, wie Wagen mit Speichenrädern. Da die Domestizierung allerdings, wie aus den Daten hervorgeht, erst um 2.200 vor Christus stattfand, können die Pferde noch nicht daran beteiligt gewesen sein, als die Jamnaja-Reiternomaden im dritten Jahrtausend vor Christus aus den eurasischen Steppenregionen in weite Teile Europas wanderten...

scinexx.de 22.10.2021

Mit den Jamnaja-Nomaden verbindet man bekanntlich die Ausbreitung der indogermanischen Ursprache.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.10.2021 um 11.15

Eben stolpere ich über Wikipedias Eintrag über die Goldbleche von Pyrgi und dort die letzte Zeile der punischen Inschrift:

WŠNT L M'Š 'LM BBTY ŠNT KM HKKBM 'L
Und die Jahre dessen, der der Gottheit in ihrem Tempel ein Geschenk macht, mögen Jahre sein wie die Sterne.
Vor fast 40 Jahren hatte ich mich damit beschäftigt und den Schlußsatz übersetzt als:
... und (es seien) die Jahre für die Statue der Gottheit in ihrem Tempel soviel wie Sterne des Himmels.
„Geschenk“ paßt da schlecht hinein und heißt weiter oben MTN‘. Hier ist das fragliche Wort mit L(i) „für“ eingeleitet. Da hilft ein Vergleich mit dem etruskischen Text, der zwar im Mittelteil abweicht, sich am Ende aber wieder annähert. Der Schlußsatz lautet dort:
… ITANIM HERAMVE AVIL ENIACA PULUMXVA
den ich übersetzen möchte mit:
... weshalb der (Uni-)Statue die Jahr(e) währen (mögen wie) die Sterne.
Wieder ist kein Platz für ein „Geschenk“. Die Statue kommt am Anfang der Inschrift schon einmal in einem Plural vor: HERAMAŠVA, wohl „Figurenensemble“. PULUM =„Stern“ (=KKB) ist einigermaßen sicher, obwohl viele Deutungen seit Ambros Pfiffig heute kaum weniger phantastisch zu sein scheinen.
geä. 16.10.21.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.09.2021 um 09.25

... sollte die chinesische Sprache, die keine grammatischen Geschlechter kennt, eigentlich immun gegen Gender-Akrobatik sein. Das scheint aber für die Schrift nicht zu gelten. 他 們 (tā men) bedeutet „sie“ wie im Deutschen für alle Geschlechter. Sind nur Frauen gemeint, ersetzt man, wie man mir sagt, das Radikal gerne durch das Frau-Zeichen, also 她 們 (tā men). Insofern ist diese Übersetzung vielleicht schon nicht mehr gendergerecht:

„Frauen sind schwach. Aber dafür tun sie mehr als Männer.“
女 人 很 弱。但 他 們 做 的 比 男 人 多。
nǚ rén hěn ruò。dàn tā men zuò de bǐ nán rén duō。
Maos Schreibreform beträfe hier übrigens nur die Pluralsilbe 們 → 们 (men), die für sich nur „Tor“ 門 → 门 bedeutet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.05.2021 um 06.33

Zufällig stieß ich auf das Projekt „Glosbe“, mit dem ein paar Polen nach dem Wiki-Prinzip (jeder kann mitmachen) alle Sprachen der Welt erfassen wollen.

Bei einer Probe mußte ich mich aber doch wundern, daß die alten Goten, die in grauer Vorzeit wohl auch die Oder entlanggezogen sind, ihren Blick bis nach Myanmar
(𐌼𐌾𐌰𐌽𐌼𐌰𐍂) und Afghanistan (𐌰𐍆𐌲𐌰𐌽𐌹𐍃𐍄𐌰𐌽) gerichtet haben sollen.

Das erinnerte mich an den „Restaurator“ Lothar Malskat, der noch in der Nazi-Zeit Truthähne in den Schleswiger Dom gefälscht hatte, was damals als Beweis für die Amerikafahrten der Wikinger galt. Immerhin kann man nach Glosbe die schreckliche Zeit auch auf gotisch ausdrücken:
𐌱𐌻𐍉𐌸 𐌾𐌰𐌷 𐌲𐍂𐌿𐌽𐌳𐌿𐍃 (Blut und Boden).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2021 um 05.33

Aus der Spiegelleser-Diskussion zum AfD-Parteitag:

Cyman
Ich bin zwar in ... Japan wohnhaft, würde dennoch gern erfahren, wie genau dieses sogenannte „japanische Modell“ aussieht, denn darauf wurde im Artikel nicht weiter eingegangen...

Brasil-22bhwpGg
Für sie übersetzt: Gaijin sind nicht erwünscht.

Markus-vM2hQ-vZR
Ich sehe schon, sie sind Japanexperte.
Dazu müßte ich meine Tochter befragen:

gaijin (japanisch 外人, kana がいじん ‚Außenstehender, Mensch von außerhalb, Fremder',)

Kana kann ich nicht, aber ein mir bekannter Graphiker erzählte, er habe in dieser Silbenschrift ganze Liebesbriefe an seine spätere Frau, eine Japanerin, geschrieben. Ohne die traditionellen chinesischen Zeichen habe er damit natürlich einen gänzlich ungebildeten Eindruck gemacht.

Wie man sieht, ist das Wort aus einer älteren Sprachstufe des Chinesischen übernommen worden:


chin. 外人 wai ren, altchin. ŋai ɲin [IPA n. Pulleyblank]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.02.2021 um 08.18

Sexistische Äußerungen Japans Olympia-Organisationschef tritt zurück

Yoshiro Mori, 83, Japans oberster Olympiafunktionär, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er hatte sich auf skandalöse Weise über Frauen geäußert...
Mori hatte vergangene Woche bei einer Online-Vorstandssitzung des OK gesagt, dass Sitzungen mit Frauen sich in die Länge zögen, weil die miteinander konkurrierenden Frauen alle reden wollten.
spiegel.de 12.2.2021

Meine Güte, das ist doch nur harmlose, aber nicht grundlose Tradition (chin. 女 nǚ = Frau):
...
[Das Zeichen] steht in Japan bis heute für „lärmend“ und „laut“, da mehrere Frauen bekanntermaßen auf ein turbulentes Umfeld schließen lassen.
politurblog.wordpress.com

Meine Lexika zeigen das Zeichen 姦 nur im Pulleyblank (altchin.) als „jiān“ (unzüchtig, böse) und im Rüdenberg als „kien“ (Ehebruch). Zwei „nü“ übereinander hieß chin. noch „hübsch“, aber auch „listig“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.11.2020 um 08.15

faz.net:
Archäologen schauen „Barbaren“ : Eine bunte Varusschlachtplatte

... Prof. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin, Landesarchäologe:

Ich habe es geschafft, die ersten beiden Folgen der Netflix-Serie „Barbaren“ anzusehen. Hier meine Eindrücke:

Wieso arbeitet eigentlich niemand auf den Feldern? Die Häuser stehen dichtgedrängt inmitten von Wald, von der Struktur und Lebensweise einer bäuerlichen Gesellschaft entsteht kein Bild, statt der vielen Erkenntnisse zur offenen Landschaft in weiten Teilen der „Germania“ wird der alte römische Topos der dunklen, undurchdringbaren Waldlandschaft gepflegt, zweifellos ein besserer Ausgangspunkt für die späteren Schlachtszenen.

Warum nicht Altgermanisch?

Die beiden germanischen Hauptakteure könnten auch einer heutigen RTL-Produktion entsprungen sein, die Sprache passt auf jeden Fall. Aber Vorsicht, hier wird das Klischee bedient, dass ländliche Gesellschaft[en] stets einen ruppigen, sprachlich völlig unbedarften Umgang pflegen und Verhaltensweisen an den Tag legen, die in unserer heutigen Gesellschaft als eher primitiv beurteilt werden. Dem komplexen Verhaltenskanon in einer über Jahrhunderte relativ fest gefügten Gruppe wir[d] dies nicht gerecht.

Dass die Römer Latein sprechen, ist eine Wohltat in dem Film, es hätte auch gut getan, wenn das Altgermanische die simple Sprache der Barbaren wohlklingender und unverständlicher zu Gehör gebracht hätte.

(Das vom Autor und Michael Schumacher geleitete Ausstellungsprojekt „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“ läuft gerade im Neuen Museum und der James-Simon-Galerie, Berlin)

faz.net 29.10.2020

Wie aber hätte man das Altgermanische besser darstellen können? Es ist ja aus dieser Zeit nur das 300 Jahre spätere entfernte Gotische bekannt, das durchaus klangvoll war, aber für heutige Normalbürger völlig unverständlich ist.– Höre ich es richtig, daß in den letzten Sekunden des Trailers die Schlager-Weltsprache Englisch ertönt?

https://www.netflix.com/de/title/81024039

Siehe auch dies!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2020 um 06.10

Interessanter Artikel aus „Russia Beyond“:

Wie die Bolschewiki die russische Sprache revolutionierten

Alexandra Gusewa

Sie etablierten nicht nur ein neues Gesellschaftssystem, sondern führten auch eine Rechtschreibreform durch.

Die Reform der russischen Orthografie war bereits vor der Revolution geplant, aber die Russische Akademie der Wissenschaften hatte es nicht eilig, sie umzusetzen. Nach der Revolution von 1917 handelten die neuen Behörden dafür umso entschlossener: Alles „Alte“ sollte aufgeben werden – das Regime, die Religion, die Wirtschaft … und auch die Rechtschreibung.

Im Jahr 1918 wurde ein Dekret über die neue Rechtschreibung erlassen und alle gedruckten Publikationen hatten dieses zu berücksichtigen...

de.rbth.com 4.8.2020

Russia Beyond the Headlines oder kurz Russia Beyond ist ein Ableger der russischen Staatszeitung Rossijskaja gaseta und wurde bis zur Einstellung der Printausgabe 2017 in verschiedenen Sprachen als Werbebeilage von Zeitungen veröffentlicht. Wikipedia


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.04.2020 um 08.46

Der Populationsgenetiker Luigi Cavalli-Sforza (1922 -2018) versuchte als einer der ersten, die Abstammung der Menschen und ihre Sprachverwandtschaften mit Hilfe der modernen Genetik zu erklären. Theodor Icker zitierte gerade einen ähnlichen Gedanken von Richard Dawkins.

Sprachwandel wird oft als kulturelles Analogon der Evolution herangezogen, und eine gewisse Gemeinsamkeit ist unverkennbar: Language evolves, because it has both the great stability and the slight changeability that are prerequisites for any evolving system. (Dawkins)
Eine genetisch ablaufende Evolution kann jedoch nur durch materielle Weitergabe der Informationsträger erfolgen. Austausch in parallel laufenden Entwicklungslinien ist bei höheren Lebewesen ausgeschlossen. Das ist bei nebeneinander lebenden Sprachgemeinschaften als immaterielle Übertragung jedoch die Regel. Es kann sogar ihre eigene Sprache gänzlich ausgetauscht werden, wenn die Kultur- und Machtverhältnisse sich entsprechend entwickelt haben. Beispiele sind das Verschwinden der iberischen und der ägyptischen Sprache, letztere trotz ihrer 2500jährigen überlegenen Kulturgeschichte. Im Ägyptisch-Arabischen fällt mir als überlebendes Wort nur تمساح ... temsaḥ (Krokodil, v. altägypt. msḥ, kopt. ⲙⲥⲁϩ) ein. – Hervorzuheben ist auch Icklers Einschätzung der antiken indischen Sprachwissenschaft:
Paninis Grammatik. Wer zum erstenmal damit in Berührung kommt, glaubt seinen Augen nicht zu trauen: Wie war das „between muddle and mystery“ möglich? Vergleichbares im Westen wäre Euklid, aber bei der Mathematik wundert es einen weniger.
Als kleiner Junge hatte mich das schon fasziniert. Leider war dann später für die eigene Beschäftigung zuwenig Zeit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.01.2020 um 18.17

... der chinesische Ökonom und Linguist, der die offizielle Umschrift des Chinesischen in die Lateinschrift entwickelt hat. Er starb vor drei Jahren einen Tag nach seinem 111. Geburtstag (nach Wikipedia):

Zhou Youguang
Zhou Youguang (chinesisch 周有光, Pinyin Zhōu Yǒuguāng; eigentlich 周耀平, Zhōu Yàopíng; * 13. Januar 1906 in Changzhou; † 14. Januar 2017 in Peking) ...

Zhou Youguang studierte ab 1923 Ökonomie und Linguistik an der Saint John’s University in Shanghai. 1925 verließ er die Universität während der Bewegung des 30. Mai und setzte sein Studium bis 1927 an der Pädagogischen Universität Ostchina fort, die ebenfalls in Shanghai liegt.

Als Repräsentant einer chinesischen Bank lebte Zhou von 1946 bis 1949 in New York City. Von 1949 bis 1955 lehrte er als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Fudan-Universität in Shanghai, nebenbei hörte er Vorlesungen im Fach Linguistik. 1956 bis 1988 gehörte er dem chinesischen Schriftreformkomitee an. Während der Kulturrevolution von 1966 wurde er ab 1969 für zwei Jahre in ein Arbeitslager geschickt. Er ist Erfinder der Pinyin, der offiziellen Transkription des Chinesischen in Lateinschrift.

Am 13. Januar 2016 feierte Zhou seinen 110. Geburtstag. Er war von 1933 bis zu deren Tod 2002 mit Zhang Yunhe verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Er starb einen Tag nach seinem 111. Geburtstag.
Der chinesischen Führung unter Mao ging es darum, die nach der Schreibreform stark veränderten Zeichen mit Hilfe einer eigenen Lateinumschrift leichter lehr- und lernbar zu machen. Seither begannen die Schüler mit Pinyin. Das wird erst jetzt wieder abgebaut. Der Plan der völligen Abschaffung der Zeichenschrift oder ihrer Beschränkung auf 800 Zeichen wurde aufgegeben, da die zahllosen gleichklingenden Wörter bzw. Silben nur durch die Zeichen in ihrer Bedeutung unterschieden werden konnten. Außerdem hätte es einen Bruch mit der Vergangenheit bedeutet, der auch so schon schlimm genug war.

Trotzdem ist die chinesische Schrift je nach Anspruch hundert- bis tausendmal schwieriger zu lernen als die unsrige – was unsere dümmlichen Kultusminister und ihre wichtigtuerischen Hiwis nicht hinderte, ihre häßliche bis nichtsnutzige Erleichterungs„reform“ auf heimtückische Weise durchzusetzen. Die Chinesenkinder lernen von Anfang an, daß nur eifriges Bemühen zum Erfolg führt.

Die schon vorhandenen Umschriftsysteme waren für den chinesischen Gebrauch weniger geeignet. Dafür können Ausländer ohne einzelne Zusatzregeln Pinyin nicht phonetisch erkennbar ablesen.

Am auffälligsten ist die zweckentfremdete Verwendung des „q“ für einen scharfen dentalen Reibelaut (Wade ch‘) anstelle des ursprünglichen gutturalen Qaf der semitischen Sprachen, und das ähnliche „x“ (Wade hs). Es wird auch das deutsche „ü“ verwendet, jedoch nur in
„lǘ“ (驢 / 驴 Esel) oder „nǚ[rén]“ (女人Frau) z.B., nicht aber, wo es durch ein vorhergehendes j, q, x und y ohnehin gesprochen werden muß: yu (=yü).

„Yi“ und „wu“ stellen nur die Laute „i“ und „u“ dar, ohne halbkonsonantische Einleitung, wohl um sie als sinntragende Silben zu markieren – aber auch nicht konsequent durchgeführt:
„é“ (鵝 / 鹅 Gans, altchin.: „nga“; Zeichen: 我 wǒ ich, altchin.: „nga'“ + Vogel).

Die vier Töne werden bildhaft durch Akzente bezeichnet, die aber erst seit Unicode maschinell für jedermann greifbar sind.

Inzwischen wurde Pinyin auch auf Taiwan zugelassen, soll dort aber teilweise noch boykottiert werden. Bei uns gibt es schon Chinesisch-Lehrgänge nur in Pinyin ohne Schriftzeichen. Das erweckt bei den meist jungen chinesischen Lehrkräften hierzulande nur ungläubiges Staunen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2019 um 03.41

Beim Repetieren alter Bibeltexte fiel mir auf: Konnte oder wollte der Goten-Bischof Wulfila nicht „fiskjans manne“ (Menschenfischer) bilden, wo es doch der originale Markus, die Römer und die Deutschen (Luther 1545) konnten?

Mark. 1:16

καὶ παράγων παρὰ τὴν θάλασσαν τῆς γαλιλαίας εἶδεν σίμωνα καὶ ἀνδρέαν τὸν ἀδελφὸν σίμωνος ἀμφιβάλλοντας ἐν τῇ θαλάσσῃ: ἦσαν γὰρ ἁλιεῖς.

et praeteriens secus mare Galilaeae vidit Simonem et Andream fratrem eius mittentes retia in mare erant enim piscatores.

jah hvarbonds faur marein Galeilaias gasahv Seimonu jah Andraian broþar is, þis Seimonis, wairpandans nati in marein; wesun auk fiskjans.

DA er aber an dem Galileischen meer gieng / Sahe er Simon vnd Andreas seinen bruder / das sie jre netze ins Meer worffen / denn sie waren Fischer.

Mark. 1:17

καὶ εἶπεν αὐτοῖς ὁ ἰησοῦς, δεῦτε ὀπίσω μου, καὶ ποιήσω ὑμᾶς γενέσθαι ἁλιεῖς ἀνθρώπων.

et dixit eis Iesus venite post me et faciam vos fieri piscatores hominum.

jah qaþ im Iesus: hirjats afar mis, jah gatauja igqis wairþan nutans manne.

Vnd Jhesus sprach zu jnen / Folget mir nach / Jch wil euch zu Menschen fischer machen.
Ähnlich auch Lukas. Die Bedeutung von „nuta“ soll „Fänger“ sein, zu „niutan“ „erlangen“. Wulfila kannte selbstverständlich auch die lateinische Vulgata. Mochte er seinen Goten nicht zumuten, wie Fische im Netz gefangen zu werden?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.10.2019 um 13.45

Imad Karim ... 27.10.19, 18:00

Ich übersetze nur!!!!!!! Zum furchtbaren Axtmord in Limburg!
Sämtliche arabisch-sprachige Medien haben über diese barbarische Tat berichtet...

Der Täter ist ein 34-Jahre alter Tunesier. Der Sohn einer tunesischen Gastarbeiterfamilie ist in Deutschland geboren und hier zur Schule gegangen. Er besitzt von Geburt an, die deutsche Staatsangehörigkeit.
Sein Name wird hier mit „Imad Amdouni“, (könnte auch Emad Emadoni oder Emadaouni je nach Vokalisierung عماد عمدوني), angegeben...

Das 31. jährige Opfer, seine Ehefrau und die Mutter der beiden gemeinsamen Kinder ist (war) eine Tunesierin, die vor sechs Jahren mit einem Studiumsvisum nach Deutschland kam. Sie heisst (hieß) Muri (könnte Mori, Mouri oder Mawri, je nach Vokalisierung). Die beiden müssen kurz nach ihrer Ankunft geheiratet haben...

Nachtrag:
Nicole Baltes 28. Oktober um 19:09·

Imad Karim
Ist wieder mal 30 Tage gesperrt.
Wegen Wahrheit sagen !


Siehe auch Stefan Schubert bei kopp-report.de.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.2019 um 04.12

An den kürzlich erwähnten kleinen Texten aus der altindischen und altfranzösischen Literatur, aber auch anderen fiel mir auf, daß oft die Züchtigung von Frauen zumindest mitgedacht wurde. An sich schien das heute überwunden zu sein.

Der arme Brahmane zerstört in Gedanken mit dem Fuß seinen Grütztopf, mit dessen Inhalt sein Reichtum beginnen sollte, als sein erdachter Sohn an den Hufen der vorgestellten Pferde im herbeiphantasierten Anwesen vorbeiläuft und er seiner erträumten Frau wegen ihrer Unachtsamkeit einen Fußtritt versetzt:

... तं पादप्रहारेण ताडयिष्यामि ... tam pādaprahārena tāḍayiṣyāmi
Die junge Bäuerin Perrette im Gedicht von Jean de la Fontaine (1621 – 1695) fürchtet die Schläge ihres Mannes, nachdem sie auf dem Weg zum Markt den Milchtopf hat fallen lassen, weil sie die in der Phantasie erworbene Kuh mit Kalb in der Herde springen sah und ebenfalls vor Freude hüpfte:
... va s’excuser à son mari en grande danger d’être battue
Im Chanson von Pierre Passereau (1509–1547) erzählt ein Tratschweib dem anderen, daß ihr guter (etwas trotteliger?) Ehemann sie nicht erzürnt und schlägt, die Hausarbeit macht und die Hühner füttert, und daß sie ihren Vergnügungen nachgehen kann:
Il est bel et bon, commère, mon mari.
Il estoit deux femmes toutes d'ung pays,
disanst l'une à l'aultre – “Avez bon mary?”

Il ne me courrousse, ne me bat aussy.
Il faict le mesnaige,
il donne aux poulailles,
et je prens mes plaisirs.

https://youtu.be/M7W0G1c8fJ0
Man beachte, daß die Kings's Singers die in England typischen Gesichter („Rassen“?) repräsentieren.

Wenn wir weiter zurückgehen, finden wir schon im Alten Testament die Empfehlung von Schlägen, allerdings nur zur Erziehung von Kindern, wie im Spätmittelalter z.B. bei Oswald von Wolkenstein (1377-1445):
»Vor angst slach ich mein kinder offt hin hinder.«
Mohammed (ca. 571-632), der Bauchredner „Gottes“, hat jedoch den Schöpfer des Weltalls verkünden lassen, ein Mann habe das Recht und die Pflicht, unbotmäßige Ehefrauen zu schlagen und im Ehebett zu meiden (Sure 4:34):
وَاهْجُرُوهُنَّ فِي الْمَضَاجِعِ وَاضْرِبُوهُنّ ... w-ahǧurūhunna fi-l-maḍāǧiʿi w-aḍribūhunna
Ob sich auch deswegen die Kirchenleute, besonders die zölibatären, so freuen, daß „Gott“ durch den Islam wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt wird.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.09.2019 um 11.24

Der Populationsgenetiker Luigi Cavalli-Sforza (1922 -2018) war einer der ersten, die versuchten, die Entdeckung der Struktur des Erbmoleküls durch Watson und Crick 1953 in der Erforschung des Stammbaums der Menschen anzuwenden und zugleich mit dem Vergleich der Sprachverwandtschaften zu verbinden.

Cavalli-Sforza begründete 1990 das Human Genome Projects (HGP), das zuerst von James Watson geleitet wurde. Cavalli-Sforza verwarf die Existenz von Rassen, stellte aber doch einen Stammbaum auf, der den Afrikanern 120000 Jahre getrennte Entwicklung von der übrigen Menschheit zuwies und eine Gruppeneinteilung erkennen ließ:




Wikipedia

Nobelpreisträger Watson entwickelte sich zum verfemten „Rassisten“, der den Negern geringere, den aschkenasischen Juden höhere Intelligenz als dem menschlichen Durchschnitt zuwies und dafür im hohen Alter gemaßregelt wurde.

Mein Interesse bestand in der möglichen Einordnung der sumerischen Sprache. Der zugehörige Menschentyp, beispielsweise Gudea von Lagasch, war nach den Bildnissen ein gänzlich anderer als der semitische Typ des Hammurapi.

Ich fand Verwandtschaften zum Tibetischen und Chinesischen. Der Sinologe Prof. Ulrich Unger (1930-2006), der auf der gleichen Spur war, schrieb mir 1991:

Für das vergangene Sommersemester habe ich eine Reihe von Artikeln zur Rekonstruktion des Altchinesischen und zur indosinistischen Vergleichung zusammengestellt. Auch dort ist schon manches auf den Vergleich mit dem Sumerischen abgestellt, z.B. die Bestimmung von tib. m- als Körperteilpräfix, die es gestattet m- vom m(y)ig „Auge“ abzutrennen – sodaß das verbleibende *yig sich unmittelbar mit sum. igi vergleichen läßt (Sie haben, p. 87, anders anzuschließen versucht, wie ich sehe, aber p. 93 wie ich).
Seither hat die Humangenetik erhebliche Fortschritte gemacht. So wurde 2010 erkannt, daß die 2000 in der Denisova-Höhle gefundenen Knöchelchen einer ziemlich eigenständigen Urmenschenlinie neben dem Neandertaler zugehörten. Schließlich wurde bekannt, daß die Tibeter eine besondere Rasse sind, weil sie als einzige weltweit von den Denisovanern das Gen für Höhentauglichkeit geerbt haben.

Wegen der möglichen Verwandtschaft mit den Sumerern wandte ich mich im letzten Jahr an Svante Pääbo mit der Bitte um Auskunft. Er anwortete mir umgehend per Email am 19.9.2018:
Betreff: Re: Sumerische Gen-Daten
Datum: 2018-09-19T16:12:35+0200
Von: "Svante Paabo"

Wir arbeiten nur an ältere Dinke, wie Neandertaler und Denisovaner.

Ich würde Ihnen empfehlen, Professor Johannes Krause in Jena zu
kontaktieren

MfG

Svante Pääbo.
Natürlich schrieb ich daraufhin Prof. Krause an, erhielt aber keine Antwort. Vielleicht war er zu beschäftigt und ich zu unwichtig. Oder er war schon auf meine neun Jahre zurückliegende Verteidigung des Begriffs „Rasse“ im Grundgesetz gestoßen, den er gerade aus dem deutschen Wortschatz streichen will.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2019 um 07.28

Die Trump'schen Twitter-Launen sind mittlerweile allseits bekannt. Dass der US-Präsident aber sensible militärische Informationen über den Kurznachrichtendienst teilt, wäre neu. Nach der Explosion in einer iranischen Weltraumanlage hatte Trump nämlich Ende August ein Satellitenbild des Schauplatzes geteilt, um die Unschuld der USA an diesem Vorfall zu beteuern.

Schnell wurde bei BBC spekuliert, dass es sich dabei um geheimes militärisches Bildmaterial handeln könnte. Die Auflösung sei viel zu hoch für übliche Satellitenfotos gewesen. Immerhin konnte man [aus 385 km Entfernung] unter anderem die persischen Schriftzeichen rund um die Weltraumanlage klar erkennen ...

derstandard.at 13.9.2019



... ich rate mal: „Erringung nationaler Macht“ (arab. اقتدار ).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2019 um 03.01

Um 2000 machte ein Semitist unter dem Pseudonym Christoph Luxenburg mit einer Veröffentlichung auf sich aufmerksam, in der er behauptete, viele Stellen im Koran durch fehlgedeutete Wörter aus dem Syro-Aramäischen besser erklären zu können. Gern zitiert wurde, daß Mohammeds „Huri“ genannten Paradiesjungfrauen eine poetische Umschreibung für Weintrauben im angeblich in Mekka verbreiteten Aramäischen bedeuteten. Das scheint mir im Zusammenhang nicht möglich:

كَذَٰلِكَ وَزَوَّجْنَاهُم بِحُورٍ عِينٍ
„Genau so (wird's sein), dazu vermählen Wir sie mit (groß)äugigen Huris“ – Der Text bedeutet nach dem islamischen Gelehrten und Rechtsgutachter Mahmud al-Masri, „einem populären Prediger innerhalb und außerhalb Ägyptens“:
„… Unser Herr – er sei erhoben – wird Dir [gemeint sind die männlichen Zuschauer] zwei Gruppen von Ehefrauen im Paradies schenken: [die erste Gruppe] ‚Hur ‘Ain‘, diese hat unser Herr extra für uns im Paradies geschaffen. Allah – er sei erhoben – sagte: ‚Und wir werden sie mit holdseligen Mädchen [arab. Huru l-‘Ain] vermählen, die große, herrliche Augen haben.‘ (Sure 44, 54). Und – er sei erhoben – er sagte: ‚Wir haben sie als eine wunderbare Schöpfung erschaffen und sie zu Jungfrauen gemacht, liebevolle Altersgenossinnen‘ (Sure 56, 35-37).

Evang. Institut für Islamfragen, 18.4.2015
Das entscheidende Wort, das Luxenburgs Deutung unmöglich macht, ist „zawwajna“, „wir vermählen“, mit der Wortwurzel „zwj“, die „paaren, vermählen“ bedeutet. Warum sollte ein rechtschaffener Moslem nach seinem Tod mit Weintrauben vermählt werden?

Die Sure soll Mohammed in Mekka „offenbart“ worden sein. Dort lebte er noch unter der Fuchtel seiner 15 Jahre älteren Ehefrau und durfte sich sein Paradies nur im Jenseits vorstellen. Nachdem sie kurz vor der Hedschra gestorben war, konnte er sich dann über die erlaubten vier Frauen hinaus durch eine Sonderoffenbarung „Gottes“ mehr als zehn Ehefrauen genehmigen.

Siehe auch Fazıl Say


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.08.2019 um 14.32

... damals noch in traditioneller Rechtschreibung, zum Gebrauch der niederdeutschen Sprache, die damals als europäische Minderheitensprache anerkannt war, in amtlichen Gebrauchsmusteranmeldungen:

BUNDESGERICHTSHOF

BESCHLUSS


X ZB 23/01 vom 19. November 2002 in der Rechtsbeschwerdesache betreffend die Gebrauchsmusteranmeldung 200 02 064.1

Läägeünnerloage

GebrMG § 4a Abs. 1 Satz 1, § 8 Abs. 1; Gesetz zu der Europäischen Chartader Regional- oder Minderheitensprachen des Europarats vom 5. November 1992 Art.1

a) Ein Verbot, bei der Eintragung eines Gebrauchsmusters vom Eintragungsantrag abzuweichen, berührt grundsätzlich nicht die Entscheidung über Anträge des Anmelders in bezug auf die Art und Weise des Vollzugs der Eintragung. Eine sachliche Zurückweisung der Anmeldung läßt sich jedenfalls im Regelfall nicht darauf stützen, daß einem solchen Antrag nicht stattgegeben werden kann.

b) Niederdeutsche (plattdeutsche) Anmeldeunterlagen sind im Sinn des § 4a Abs. 1 Satz 1 GebrMG nicht in deutscher Sprache abgefaßt.

BGH, Beschl. v. 19. November 2002 - X ZB 23/01 – Bundespatentgericht


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.08.2019 um 05.25

Gaumenformen könnten Sprachen geprägt haben
19. August 2019

Im Rahmen ihrer Studie sind die Forscher um Dan Dediu vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen nun der Frage nachgegangen, ob subtile anatomische Unterschiede des Gaumens zwischen Bevölkerungsgruppen eine Rolle bei der Entwicklung von Sprachen gespielt haben könnten...

Für ihre Studie untersuchten die Forscher, wie die Form des menschlichen Gaumens die Aussprache von fünf Vokalen beeinflusst, die in verschiedenen Sprachfamilien zu hören sind. Dazu gehörten etwa der „EE“- oder der „OO“-Laut. Sie verwendeten dazu Computermodelle auf der Grundlage von 107 Magnetresonanztomographie-Aufnahmen von Personen, die vier großen ethnolinguistischen Gruppen angehören: Europäer, Nordinder, Südinder und Chinesen. Zunächst konnten sie zeigen, dass es statistisch unterscheidbare Variationsmuster zwischen den Merkmalen des Gaumens bei den vier ethnolinguistischen Gruppen gibt. Mit anderen Worten: Bestimmte anatomische Varianten treten etwa bei Chinesen häufiger auf als bei Europäern.

Quelle: Max Planck Institute for Psycholinguistics, Fachartikel: Nature Human Behaviour, doi: 10.1038/s41562-019-0663-x

wissenschaft.de 19.8.2019

… und sie haben Einflüsse gefunden, die über fünfzig Generationen zu Veränderungen geführt haben könnten. Das suggeriert, daß die Chinesen ihre Sprache als Fremdsprache übernommen hätten und dann ihrer Anatomie angepaßt. Viel wahrscheinlicher ist, daß Anatomie und Sprache sich aneinander parallel entwickelt haben.

Wissenschaftliche Voraussagen sind kaum möglich. Es müßten auch andere anatomische Besonderheiten berücksichtigt werden. So haben die Ostasiaten schon karikaturbekannt häufig schiefe Zähne. Junge japanische Models mit perfekter Zahnstellung sind kaum zu finden. Ein HNO-Arzt sagte mir, schon seit dem Mittelalter habe sich bei uns der Rachenraum verändert, so daß Rückschlüsse auf die damalige musikalische Artikulation nicht möglich seien.

Auch mentale Besonderheiten der Ethnien müßten berücksichtigt werden, bei uns etwa die norddeutsche Maulfaulheit, die zu „Lich un Luff gib Saff un Kraff“ führt.

Schließlich dürfen gewalttätige Eingriffe in die Schriftsprache nicht vergessen werden, wie im Deutschen die ekelhafte Streichung des „h“ im „Rauhen“ durch unsere kulturbanausischen Kulturminister oder im Tibetischen die Streichung der meist ungesprochenen Konsonantencluster durch die rotchinesischen Kulturrevolutionäre.

Die Tibeter sind bekanntlich eine besondere Rasse durch ihre von den Denisova-Menschen ererbten Höhen-Gene, die sie sich in zehntausend Jahren unter Opfern mit Kindstod und höherer Sterblichkeit erhalten haben. Dank der modernen Medizin kann ihnen nun das besondere Heimatrecht abgesprochen werden, wobei deutsche Maoisten eifrig Beifall spenden.

Das klassische einsilbige Mandarin, obwohl sicher Endprodukt eines langen Strebens nach Vereinfachung, kann gut als Modell für menschliche Ursprachen herhalten. Die ersten grammatischen Bereicherungen waren vermutlich die Variation der Vokale und die Verdoppelung der Wortwurzeln. Letzteres ist im Sumerischen noch häufig, Spuren von beidem findet man noch in den indogermanischen und semitischen Sprachen.

Die grammatischen Flexionsendungen waren sicher einmal selbständige Wörter, die mit den Stämmen verschmolzen – in der natürlichen Reihenfolge Gegenstand - nähere Bestimmung. Später erwies es sich als nützlich, den Gegenstand schon im voraus durch Demonstrativa anzukündigen, die dann zum verbindlichen Artikel wurden.

Akkadisch und Punisch hatten keine Artikel, aber Arabisch und Hebräisch sehr wohl und gelten deswegen als „moderner“. Sanskrit, Latein, Gotisch und heute noch Isländisch haben keine Artikel, aber Altgriechisch und alle romanischen Nachfolgesprachen des Lateinischen hatten ihren Nutzen erkannt, z.B. aus lat. „ille/illa“ frz, „le“ und „la“.

Für die Sprachen viel umwälzender als die Form des Gaumendaches sind die Sprachmischungen z.B. Englisch aus 30 Prozent anglisch/sächsischen Wörtern mit verbliebener rudimentärer Konjugation und Deklination und 60 Prozent französischen und lateinischen Wörtern in schlechter Aussprache. Es ist dennoch erstaunlich, was Shakespeare und Hume damit geleistet haben. Insofern ist es nicht mit der westindischen Schrumpfform „Pidgin“ zu vergleichen.

Nachdem das Deutsche über eintausend Jahre seine reiche Struktur einigermaßen beibehalten hatte, steht nun seine Pidginisierung bevor – durch die unverantwortliche Politik der vergangenen Bundesregierungen, die dazu geführt hat, daß heute in städtischen Grundschulen schon zu 60 bis 100 Prozent nicht mehr Deutsch als Muttersprache gesprochen wird. Aber das ist ein anderes Kapitel.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.07.2019 um 17.44

Boris Johnson recites extracts of "The Iliad" in Greek
Posted Wed at 9:21pm
Boris Johnson is in a conversation with ABC's Annabel Crabb at the Melbourne Writers Festival.
https://www.abc.net.au/news/2019-07-25/boris-johnson-recites-extracts-of-the-iliad-in/11338290

Michael Klonovsky hat es gefunden:

Wenn wir bei den Künsten sind: Boris Johnson rezitiert im TV Homer, im Originaltext versteht sich – Singe, Boris, zur Wut des eurokratischen Molochs –, denn der "Polit-Clown" (Bild) hat die Kaderschmieden Eton und Oxford von innen gesehen, an Letzterer studierte er Klassische Altertumswissenschaft.

Johnsons Urgroßvater Ali Kemal war 1919 kurzzeitig Bildungs- und Innenminister des Osmanischen Reiches und wurde 1922 auf Befehl Nurreddin Paschas gelyncht. Johnsons Großvater Osman Ali floh daraufhin nach London und nahm dort den neuen Namen an. Boris Johnson ist über seine adligen deutschen Urururgroßeltern weitläufig mit der Queen und Prinz Charles verwandt.

Von 1999 bis 2005 war er Herausgeber des Spectator. Wenn man seine Blicke von Deutschland löst, finden sich noch interessante Politiker mit einem hierzulande ganz unüblichen Pedigree.

michael-klonovsky.de 28.7.2019


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.07.2019 um 08.51

In der Schule hatte ich kurze Zeit eine aparte junge Französin als Lehrerin, die uns das Gedicht von Jean de La Fontaine beibrachte:

La Laitière et le Pot au lait
Perrette sur sa tête ayant un Pot au lait
Bien posé sur un coussinet,
Prétendait arriver sans encombre à la ville…
Wie bekannt, malt sie sich auf dem Weg aus, welche Reichtümer sie allmählich aus dem Erlös der Milch erwerben und vermehren könnte: Hühner, ein Schwein, Kuh und Kalb ... Schließlich hüpft sie vor Freude, der Krug fällt und die ganze schöne Zukunft ist hin. – Kürzlich fiel mir auf, was mir früher völlig entgangen war, daß die gern als Übung zitierte kleine Geschichte aus dem Panchatantra vom Brahmanen mit dem Reistopf ganz baugleich ist.
कस्मिंश्चिन्नगरे कश्चित्स्वभावकृपणो नाम ब्राह्मणः प्रतिवसति स्म।
तस्य भिक्षार्जितैः सक्तुभिर्भुक्तोर्वरितैर्घटः परिपूरितः।
kasmimścin_nagare kaścit_svabhava_krpaṇo nama brahmaṇah prativasati sma |
tasya bhikṣar_jitaih saktubhir_bhuktorvaritair_ghaŧah paripuritah
In irgendeiner Stadt erträumt sich ein Brahmane mit Namen Svabhava_Krpaṇo unter seinem mit erbetteltem Reisbrei gefüllten Krug durch den Verkauf sich mehrenden Reichtum: Vieh, ein Haus, eine Frau und einen „auf den Knien zu schaukeln geeigneten“ Sohn – und schließlich ist alles hinüber, als er seiner erträumten, mit dem Kinde unachtsamen Frau einen Fußtritt versetzt und dabei den Krug zerbricht.

Ob Lafontaine in Kenntnis ähnlicher Geschichten aus der griechischen Antike und dem Indischen, vielleicht über eine persische Version, zu seinem Gedicht angeregt worden sein könnte?

Siehe auch The milkmaid and her pail, da auch Panchatantra „The brahman who built air-castles”.

Devanagari-Konsonanten enthalten immer ein folgendes „a“. Andere Vokale werden durch Zusätze bezeichnet. Aufeinander folgende Konsonaten schreibt man als Ligaturen. Sanskrit wurde ohne Worttrennung als Scriptio continua geschrieben – im Gegensatz zur Sucht unserer närrischen Trennschreibreformer, zusammenhängende Wortbildungen zu atomisieren.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.07.2019 um 17.02

Der Hinweis auf die Biographie des Gotenkönigs Theoderich von Hans-Ullrich Wiemer ließ mich wieder zu einem Buch greifen, nach dem ich mich vor Jahren mit der gotischen Sprache vertraut gemacht habe:

ULFILAS oder die uns erhaltenen Denkmäler der gothischen Sprache.
Text, Grammatik und Wörterbuch.

Bearbeitet und herausgegeben
von Friedrich Ludwig Stamm,
Pastor zu St. Ludgeri in Helmstedt.

Dritte Auflage, besorgt von Dr. Moritz Heyne,
Docenten an der Universität zu Halle.
Paderborn, Verlag von Ferdinand Schöningh. 1865.
Ludwig Stamm war schon 1861 verstorben. Ich habe die Ausgabe von 1872. Erst jetzt fiel mir die dort verwendete Rechtschreibung auf, kurz vor dem ersten Versuch Konrad Dudens ihrer Vereinheitlichung 1888:
Die uns erhaltenen gothischen Manuscripte sind in einer eigentümlichen Schriftart abgefaszt, die nach Form und Anordnung der Buchstaben Verwantschaft mit dem gothischen Alphabete zeigt und als deren Erfinder der Bischof Ulfila gilt. Die Anordnung der Buchstaben wird für uns dadurch klar, dasz dieselben auch Zahlenwerte auszudrücken haben...

Als Interpunktionszeichen bedienen sich die Handschriften des einfachen Punktes zum Auseinanderhalten von Satzteilen und Sätzen; nicht regelmäszig aber häufig des Doppelpunktes...

Keine gothische Handschrift trennt innerhalb der Zeile die Wörter voneinander; wie auch nur eine Schriftart, die Majuskel angewendet wird...


blêsan blasen ist etymologisch noch unerklärt. Neben diesen Verben stehen wider eine Reihe Nomina, die in gleicher Weise Nasal oder auch einen andern Consonanten eingebüszt haben: so das Verb ga-fêhaba passend, wolanständig, was wurzelhaft zu lat. pangere gehört; ferner vêpna (plur.) Waffen, dessen ahd. Nebenform wamban (Hildebrandslied 68) [recte: wabnu(m)] den Nasal noch zeigt...

ô, die Länge von a, im ganzen weniger häufig als seine Kürze vorkommend und sowol in Stamm- als Endsilben angetroffen, musz eine sehr dunkle Aussprache gehabt haben ...
Nebenbei ist Gotisch eine bemerkenswerte Sprache – in der indogermanischen Verwandtschaft noch näher am Lateinischen als das Niederdeutsche, von dem mein alter Lateinlehrer Arthur Stahmer immer sagte „Wer Plattdütsch kann, kann ok Latinsch!“ Da nicht, aber im Gotischen gibt es sogar noch die urtümliche Reduplikation: „Jah suns haihait ins“ v. „haitan“ er hieß sie (zu folgen) Mk.1.20; wie lat. „fefelli“, von „fallere “ täuschen. Häufiger noch gibt es das bekanntlich im Griechischen und Sanskrit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.06.2019 um 08.20

Wenn Sprache durch Liebe verschwindet

Von Oliver Neuroth

[Bild] Im Arantal leben 10.000 Menschen. Schätzungsweise 17 Prozent von ihnen sprechen noch Aranesisch. (picture alliance / dpa / Reinhard Kaufhold)

In Montreal treffen sich derzeit Sprachwissenschaftler aus aller Welt, um darüber zu beraten, wie man aussterbende Sprachen am Leben erhalten kann. Dazu gehört auch das Aranesische: Eine Sprache, die nur in einem einzigen Pyrenäen-Tal gesprochen wird...

Das Aranesische hat viel vom Katalanischen

Eine romanische Sprache, die vor allem im südlichen Drittel Frankreichs und in Monaco gesprochen wird – ein bis zwei Millionen Menschen verwenden das Okzitanische nach Schätzungen im täglichen Leben. Katalonien ist die einzige Region, in der eine Form des Okzitanischen den Status einer Amtssprache hat – nämlich das Aranesische.

„Die Sprache hat aber auch einige Charakteristiken, die sie klar vom Katalanischen unterscheiden. Zum Beispiel das Doppel-L, das im Aranesischen immer ein L-H ist. Oder das N mit der Tilde, das ist bei uns ein n-h. Das sind charakteristische Formen, die aus dem Mittelalter kommen – aus einer Rechtschreibung, die sich ‚grafia classica‘ nennt.“

Doch diese Rechtschreibung beherrschen heutzutage nicht mehr allzu viele Menschen. Etwa ein Drittel der rund 10.000 Einwohner des Val d’Arans kann Aranesisch schreiben. 80 Prozent der Bewohner versteht die Sprache – doch tagtäglich verwendet wird sie von nur noch schätzungsweise 17 Prozent, also etwa 1.700 Menschen.

Zuwanderung und Liebe lassen die Sprache verschwinden

Vor zehn Jahren waren es noch 2.300. Die Zahlen kommen vom katalanischen Statistikinstitut. Aranesisch-Forscher Sans macht für diese Entwicklung die Einwanderung mitverantwortlich: Tausende Menschen sind in den vergangenen Jahren zugezogen, weil es viele Arbeitsplätze im Tourismus gibt. Das Val d’Aran gehört zu den wichtigsten Skigebieten Spaniens...

Doch nicht nur der Zuzug im großen Stil macht dem Aranesischen zu schaffen – auch familiäre Veränderungen im Kleinen:

„Wenn in einem Drei-Personen-Haushalt, in dem alle Aranesisch sprechen, der Sohn eine Frau heiratet, die nur Spanisch spricht, führt das mittelfristig dazu, dass in diesem Haushalt zu 70 Prozent Spanisch gesprochen wird...“

deutschlandfunkkultur.de 24.6.2019

Das gleiche gilt für Norddeutschland, wo das Niederdeutsche stark zurückgeht, obwohl es bis ins 19. Jahrhundert auch in den Rathäusern der drei großen Hansestädte die Verkehrssprache war. In meinem Wohndorf spricht man noch Platt, sogar die Frau eines Bauern, der man das als ostpreußisches Flüchtlingskind nahegelegt hat.

Übrigens hatte ich der Schule eine Zeitlang einen Lyriker als Französischlehrer – der in Provençalisch, der östlichen Variante des Okzitanischen, dichtete. Ich hatte bald Mühe, seinen Akzent zu vermeiden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.06.2019 um 05.39

Einmal las ich beim promovierten Literaturwissenschaftler und bekannten Kirchenkritiker Karlheinz Deschner, der gotische Bischof Wulfila habe um 340 das Neue Testament „ins Deutsche“ übersetzt. Bald darauf traf ich einen Letten, der mir sagte: „Ach was, Gotisch ist doch fast Lettisch“, aber ein Blick ins lettische Vokabular zeigte nur eine entfernte Verwandtschaft. Dagegen kann man als deutscher Europäer das Gotische mit kleinen Hilfen gut verstehen – bis auf einige seltsame Wörter. Im Markus-Evangelium heißt es von Johannes, der in der Wüste taufte:
(Diphthonge hellenistisch gelesen, gg=ng, 𐌸 = þ)

(5) Jah usiddjedun du imma all Iudaialand jah Ierusaulymeis jah daupidai vesun allai in Jordane ahvai fram imma, andhaitandans fravaurhtim seinaim. (6) Vasuþ-þan Iohannes gavasiþs taglam ulbandaus jah gairda filleina bi hup seinana jah matida þramsteins jah miliþ haiþivisk.
Lateiner verstehen „iddja“ als gehen, ‚ire‘ (idg. ei-), „ahva“ als Wasser (aqua, dt. –ach); „fravaurhts“‚Verwirkung, Sünde‘; „tagl“ ‚Haar‘ (mnl. tākel ‘Tau(werk)’, Herkunft unbekannt lt.DWDS), aisl. ‚tagl‘ Schweif; „ulbandus“ Kamel, eig. Elefant, großes afrik. Tier; „hup“ engl. ‚hip‘; „matjan“ essen, dän. ‚Mad‘ (alte Großschreibung) Speise; aber „þramstei“? Heuschreck, vermutl. idg. Wurzel „trem-“, also wie engl. ‚tremble‘, seine Reibetöne erzeugend? „miliþ“ lat. ‚mel‘ Honig, „haiþivisk“ heidemäßig, wild.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.06.2019 um 21.06

Zufällig gefunden bei Wikipedia:

Die sumerische Sprache ist die Sprache des altorientalischen Kulturvolkes der Sumerer. Sie ist nach bisherigen Erkenntnissen mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt, weswegen man sie als linguistisch isoliert bezeichnet.
Nun, da hatte nicht nur ich andere Ideen. Auch der Sinologe Prof.Ulrich Unger (1930-2006) antwortete mir auf eine Anfrage in einem Brief v. 2.12.1991:
»Sie haben Ihre Studie „Sumerisch ein urtibetischer Dialekt“ genannt. Just so ist mir das Sumerische immer vorgekommen.«
Seltsamerweise ist von seinen Untersuchungen nichts Näheres bekannt geworden. Und ich mußte meine bescheidenen Kräfte bald für die Abwehr des Jahrhundertunfugs Rechtschreib„reform“ einsetzen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.05.2019 um 08.55

Ist das rätselhafte Voynich-Manuskript entschlüsselt?

Das Voynich-Manuskript hat Generationen von Forschern fasziniert und zu kontroversen Interpretationen beflügelt.


... Nun scheint Licht in die Sache zu kommen... Der an der University of Bristol tätige Romanist Gerard Cheshire glaubt, das Rätsel gelöst zu haben. In einem Beitrag der Fachzeitschrift «Romance Studies» legt er eine neue Interpretation des Texts vor. Der kurz vor der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandene Text ist seiner Ansicht nach auf Protoromanisch geschrieben, eine untergegangene Sprache, die Vulgärlatein mit Elementen verschiedener anderer Sprachen mischt, die im Frühmittelalter im Mittelmeerraum gesprochen wurden.

Geschrieben sei das Buch in einer ungewöhnlichen Schrift, die zum Teil durchaus bekannte Buchstaben enthalte, daneben aber einige unbekannte Buchstabenformen. Im Ganzen sei das Alphabet aber als römisches Alphabet zu entziffern und enthalte alle Buchstaben von A bis Z. Verschiedene heute gebräuchliche Schriftzeichen fehlen allerdings, dafür gibt es laut Cheshire mehrere Zeichen für Diphthonge oder Triphthonge.

Ein Buch, wie es kein zweites gibt

Was den Inhalt betrifft, erteilt Cheshire vielen abenteuerlichen Interpretationen der vergangenen Jahrzehnte eine Absage...

Laut Gerard Cheshire ist das Voynich-Manuskript ein Lehrbuch der Heilpflanzen und der Bäderkunde und enthält daneben astrologische Erörterungen zu verschiedenen Fragen des menschlichen Körpers, der Fortpflanzung und der Kindererziehung. Zusammengestellt wurde das Buch nach Cheshires Ansicht von einer Dominikanerin, und zwar zuhanden der Frauen am Hof von Maria von Kastilien, der Königin von Aragon. Entstanden sein soll es auf Castello Aragonese, einer kleinen Felseninsel östlich von Ischia. Auch wenn Gerard Cheshire recht haben sollte und die grössten Rätsel gelöst sind – es bleiben Fragen offen. Und das Voynich-Manuskript bleibt ein Buch, wie es kein zweites gibt.

nzz.ch 15.5.2019

Es war immer schon merkwürdig, daß ein Schreiber aus dem 15. Jahrhundert das 240seitige Buch mit zahlreichen Bildern, vor allem Pflanzenteilen, illustriert haben sollte und dann dazu einen sinnlosen Text verfaßt haben könnte. Immerhin ist die Ausgangslage mit einem größtenteils bekannten Alphabet und einer abgewandelten bekannten Sprache günstiger als im Etruskischen mit dem bekannten westgriechischen Alphabet und einer fast unbekannten Sprache, an der auch ich trotz der Hilfe der bilinguen Goldbleche von Pyrgi nur mit geringem Erfolg gearbeitet habe.

PS: Eine hochbegabte Jutta Kellner will schon seit 2007 den Schlüssel für die Voynich-Handschrift gefunden haben. Alle Folios hier. – Mit der Vermutung „Latein“ liegt sie nicht allzu fern von Cheshire.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2019 um 16.33

Wenn die Päpste etwa das Thema „Börsenspekulation“ ansprechen, dann können sie auf den Begriff der „speculatio bursae“ zurückgreifen. Die organisierte Kriminalität in Neapel, die Camorra, wird latinisiert „neapolitarum latronum grex“ genannt, nach dem schon in der römischen Antike gebräuchlichen Begriff „latronum grex“ für Räuberbande.

Der Computer heißt in Neulatein „instrumentum computatorium“. Eine E-Mail ist eine „litterae electronicae“ und wenn Papst Franziskus in offiziellen Schreiben über die Erdbeben spricht, die während seiner Amtszeit Italien erschütterten, nutzt er das Wort „terrae motus“.

Ob Gewerkschaft – „opificium collegium“ – oder Glühbirne – „lampada electrica“ – Heringssalat – „acetaria aringorum“ – oder Barkeeper – „tabernae potoriae minister“: Latein ist alles andere als eine tote Sprache, frohlockt Lateinexperte Dionigi.

deutschlandfunkkultur.de 13.1.2019

Dank an Herrn Peter Petersen, Kiel, für die Zusendung dieser Beispiele.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2019 um 16.47

Ein YouTuber aus Stuttgart, der sich in sozialen Netzwerken „ThatsBekir” nennt und mehr als 260.000 Abonnenten auf diesem Kanal hat, rief für Donnerstag um 17 Uhr in Berlin zu einem Treffen auf...

„Am frühen Donnerstagabend versammelten sich auf dem Platz rund 400 Leute“, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Viele davon nach eigener Aussage Freunde und Verwandte von Al Amood, der demnach Mitglied einer Berliner Großfamilie mit arabischem Hintergrund sein soll. Ein Junge sagte zu B.Z.: „Er (Bekir) hat unsere Schwestern beleidigt.“...

„Du weißt, Du hast Familie beleidigt. Du weißt, bei Familie gibt‘s kein Spaß mehr, Habibi. Da geht‘s um Ehre“, sagte Al Amood zu Bekir. Dann prasselten Schläge auf Bekirs Gesicht ein,...
[ حبيبي ḥabibi mein Liebster; حبيبتي ḥabibti meine Liebste]

Viele junge Männer widersetzten sich zunächst den Ansagen der Beamten. Einer sagte einem Polizisten ins Gesicht: „Ich arbeite nicht, habe zwei Handys, 190-Euro-Schuhe, eine Prada-Hose und das alles nur mit Drogenverkaufen.“ Ein junger Mann aus dem Team Al Amood sagte über die Konfrontation mit Bekir und dessen Unterstützern: „Walla[h], ich hab ihm 50 Bomben gegeben.“
[والله bei Gott]

Bachar_al_mood (auf Instagram) „Mir geht es gut Hamdulillah bis auf diese Pfeffer, hahaha“
[الحمد لله al ḥamdu li-llah gelobt sei Gott]

bz-berlin.de 21.3.2019

Die BZ rechnet damit, daß die meisten Berliner es schon verstehen.
Mehr zur deutschen Sprachzukunft siehe hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.01.2019 um 06.06

Nach Hinweis bei Klonovsky:

Alle Männer wurden sofort ermordet
Erschreckender Fund: In Spanien rotteten Invasoren die männliche Bevölkerung aus.


... Vor rund 5.000 Jahren kam es zu einer Art Invasion Europas durch die sogenannte Jamnaja-Kultur. Diese war ursprünglich in der südrussischen Steppe beheimatet und war den indigenen Bevölkerungen Europas weit überlegen. So haben diese bereits Pferde domestiziert und au[ch] das Rad erfunden. „Diese Menschen haben sich über ein riesiges Gebiet von der Mongolei über Ungarn bis nach Europa ausgebreitet und sind heute die wichtigsten Hauptakteure der Europäer“, berichtet Harvard-Professor David Reich...

Bisher war unklar, ob die Zuwanderer auch Südwesteuropa eroberten. Neue DNA-Analysen können diese Frage nun beantworten – mit einem erschreckenden Detail. So stammen die Gene der nachfolgenden Generation zu 40 Prozent von den Invasoren, die Y-Chromosomen zu 100 Prozent. Das lässt nur einen Schluss zu. Die männlichen Iberer wurden von den Zuwanderern ausgerottet. Die Frauen wurden hingegen untern den Invasoren aufgeteilt...

oe24.at 13.10.2018

„Migration hat es eben immer gegeben,...“ hier in Horden von „18-28jährigen unbegleiteten Jugendlichen“ mit Rauf- und Mordlust, die es nach Westen zog auf der Suche nach Abenteuern und „leicht fickbaren“ Frauen. Heute sind es „Schutz Suchende“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2019 um 14.42

1998 anläßlich der in Schleswig-Holstein bevorstehenden Volksabstimmung über die Rechtschreibreform warnte die damalige Bildungsministerin Gisela Böhrk (SPD) die Bürger des Landes davor, die „Reform“ abzulehnen. Es würde eine „Rechtschreibinsel Schleswig-Holstein“ entstehen. Die Wähler dachten anders, und so mußte der Volksaufstand gegen den nichtsnutzigen Reformunfug „demokratisch“ parlamentarisch niedergeschlagen werden.

Im fernen Osten besteht seit 60 Jahren eine „Rechtschreibinsel“ – Taiwan, heute eine der erfolgreichsten Demokratien Ostasiens. Nachdem der Volksschullehrer Mao Zedong (Tse Tung) 1949 mit seiner Roten Armee das chinesische Festland erobert hatte, versuchte er alsbald, seine Absicht umzusetzen, die üblichen bis 8000 Schriftzeichen des gebildeten China auf 800 zu verringern, so daß man manches nicht mehr hätte ausdrücken können (siehe Orwell 1948/1984).

Schließlich vereinfachte man etwa zweitausend Zeichen, wobei sie meist nicht schöner wurden. Die Erleichterungen auch für komplizierte Zeichen durch die Elektronik hatte man wohl nicht vorausehen können. Auf Taiwan waren die neuen Zeichen bis 2003 verboten, so daß sich dort das Verständnis der traditionellen Kultur und Literatur erhalten konnte. Das soll nun wohl bald ein Ende haben:

Schon länger fühlen sich die Taiwaner bedroht: Chinas Militär führt immer wieder Manöver im West-Pazifik durch. Nun hat Chinas Präsident Xi Jinping der Insel in einer Rede gedroht. Er wolle die Wiedervereinigung notfalls auch mit Gewalt erzwingen. China müsse und werde auch wiedervereinigt werden, sagte Xi laut der Nachrichtenagentur Xinhua in einer Rede in der Großen Halle des Volkes in Peking... Laut der "New York Times" sagte Xi, China würde die religiösen und gesetzlichen Freiheiten der Taiwaner in einem wiedervereinigten China akzeptieren - in einer Art "ein Land, zwei Systeme"-Gerüst.
spiegel.de 2.1.2019
Was von den chinesischen Versprechungen zu halten ist, sieht man in Hongkong. Noch schlimmer sind die Verhältnisse in Tibet, einer völlig anderen Kultur als die Chinas. Das Bergland wird als chinesisches Siedlungsgebiet betrachtet, dessen eigenständige Sprache und indischstämmige Schrift seit der kommunistischen Kolonisierung 1959 ebenfalls zwangsreformiert wurde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.12.2018 um 10.00

Im Jahre 651 endete das Leben des letzten persischen Großkönigs Yazdegerd III., letzter der Sassaniden, etwa 30jährig, durch Mord, nachdem die islamischen Invasoren des zweiten Kalifen Omar Persien mit seiner mehrtausendjährigen Kultur erobert hatten.

Nach der Schlacht Ghadesiyeh soll Yazdegerd die dreiste Forderung des Kalifen, den Islam anzunehmen, in einem großartigen Brief beantwortet haben. Das Original befindet sich im Britischen Museum, soll aber aus Rücksicht auf die Opec-Staaten unter Verschluß sein. Die englische Wikipedia erwähnt ihn nicht; deren deutsche Abschreiber ergänzen einen Hinweis, um ihn ohne Belege als Fälschung abtun zu können.

Ich wurde durch Imad Karim auf den Brief aufmerksam, als er ihn zum Trost an die Perserin Laleh Hadjimohamadvali sandte, die einem Gerichtsverfahren (wegen „Hetze“ gegen den Islam?) entgegensieht.

Imad Karim 07.12.2018

Ich schenke Dir und den Lesern ein Zeitdokument, um dich zu beruhigen, dass diese kranken an Selbstüberhöhung leidenden Islamversteher in naher Zukunft besiegt werden und zwar durch ihre eigenen Schützlinge...

Es ist die Antwort des persischen Grosskönigs Yazdegerd III. an den islamischen zweiten Kalifen Omer vom Jahre 651. Einige Wochen später wurde der Grosskönig von den Muslimen ermordet und seine Töchter zu Sexsklavinnen gemacht.
Ich denke, jeder soll diesen Brief lesen und mit den Verhältnissen von heute vergleichen.

Zum Brief:
"Im Namen von Ahuramazda, dem Schöpfer des Lebens und der Weisheit.
Vom Shah der Shahs (König der Könige), Shah von Persien und darüber hinaus, Shah über viele Königreiche , Shah der Arier und Nichtarier, Shah der Perser und vieler anderer Rassen sowie der Araber, Shahanshah (Grosskönig) des Persischen Reiches Yazdegerd III. Sassanid an Omar Ibn al-Chattab. Kalifat von Tazi (Tazi: So nannten die Perser die arabischen Invasoren)

Ihr schreibt in eurem Brief, dass ihr uns zu eurem Gott „Allah u Akbar“ bekehren wollt. Und aufgrund eurer Barbarei und Ignoranz wisst ihr nicht, wer wir sind und wen wir anbeten. Ihr verlangt, dass wir eurem Gott folgen und Verehrer (Anhänger, Anbeter) von „Allah u Akbar“ werden sollen. Wie seltsam, dass ihr den Sitz des arabischen Kalifen innehabt, wo ihr doch so ignorant seid wie irgendein in der Wüste herumstreunender Araber! Ihr ermahnt mich zum monotheistischen Glauben. Ignoranter Mann, seit tausenden von Jahren sind wir Arier in diesem Land der Kultur und Kunst schon monotheistisch gewesen und beten fünfmal am Tag zum Thron des einen Gottes.

Während wir die Fundamente für Nächstenliebe, Rechtschaffenheit und Güte in dieser Welt legten und Werte wie „gute Gedanken“, „gute Worte“ und „gute Taten“ hoch hielten, seid ihr und eure Vorfahren Wüstenwanderer gewesen, die Schlangen und Eidechsen gegessen haben und ihre unschuldigen Töchter lebendig begraben haben. (Schon damals also hatten sie den Ruf von Leuten, die ihre Frauen schlecht behandeln!!!).

Ihr Araber habt keine Wertschätzung für Gottes Kreaturen! Ihr enthauptet Gottes Kinder, sogar Kriegsgefangene, vergewaltigt Frauen, vergrabt eure Frauen bei lebendigem Leib, überfallt Karawanen, begeht Massenmorde, entführt die Frauen anderer Leute und raubt ihnen ihr Eigentum! Eure Herzen sind hart wie Stein (aus Stein gemacht). Wir verachten all dies Böse, welches ihr tut. Wie könnt ihr uns Gottes Weg lehren, wo ihr doch solche Taten begeht?
[...]
Bleibt in eurer Wüste mit eurem „Allah u Akbar“ und nähert euch nicht unseren Städten. Zu abscheulich ist euer Glaube und zu tierisch ist euer Verhalten.

Gezeichnet
Yazdegerds III.Sassanid."

Auf einer nationalpersischen Webseite wird der Text (leider unleserlich) gezeigt und von einer jungen Iranerin zitiert. Es müßte altertümliches Persisch sein, – nicht die heutige persisch-arabisch-türkische Mischsprache.

https://youtu.be/Q5pNldySzuA


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2018 um 21.42

Erfolg für Renate Künast
Steinbach wegen Twitter-Fake belangt

Erika Steinbach darf ein falsches Zitat von Grünen-Politikerin Künast nicht länger verbreiten. Die Vorsitzende einer AfD-nahen Stiftung musste eine entsprechende Erklärung abgeben.


Von Karolin Schwarz für ARD-faktenfinder

In einer Talkshow hatte sie 2010 auf Thilo Sarrazin reagiert, der wiederholt den Namen der CDU-Politikerin Aygül Özkan falsch ausgesprochen hatte.

Künast sagte damals: "Integration fängt damit an, dass Sie als Deutscher sich ihren Namen mal merken." In den sozialen Netzwerken wiederum wird ein anderes Zitat verbreitet, nachdem Künast angeblich gesagt hätte: "Integration fängt damit an, dass Sie als Deutscher mal türkisch (sic!) lernen!" ...

Steinbach ist Wiederholungstäterin

faktenfinder.tagesschau.de 13.11.2018

Völlig falsch ist die leichte Verballhornung des Künast-Zitats ja nicht: Es ist gewiß leichter, einen Namen „Mondrose Echtblut“ zu behalten, als Türkisch zu lernen, den Namen „Aygül Özkan“ zu verstehen, zu behalten und richtig auszusprechen.

Die ehemalige CDU-Vertriebenenfunktionärin Steinbach ist Vertreterin einer unerwünschten Erinnerungskultur und damit als „Revanchistin“ das Rote Tuch für alle Linken und Überfremdungsfreunde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.08.2018 um 15.30

Unsere Rechtschreib„reformer“ haben in etlichen Fällen aus Systempedanterie die Hinweise plattgemacht, die die traditionelle Rechtschreibung für den Leser über die bloße Lautwiedergabe hinaus bereithielt. Am auffälligsten war die Gleichschaltung von „greulich“ und „gräulich“, so daß der Schreiber nicht mehr signalisieren konnte, ob er den Hut der Queen nun nach der Farbe oder nach dem Geschmack charakterisieren wollte.

Das klassisch einsilbige Chinesisch ist ärger nun sowohl von einem Sprachwandel als auch von einer Reform heimgesucht worden. Durch Lautverarmung fielen zahllose Wörter zusammen, so daß die Texte nur noch über die differenzierenden Zeichen verstanden werden konnten.

Die Volkssprache fand natürlich einen Weg, die Wörter zu erweitern, um die Eindeutigkeit wiederherzustellen, z.B. statt
蟻 yǐ „Ameise“ 螞蟻 mǎyǐ, „Pferdeameise“ (reformiert 蚂 蚁) zu sagen. Besonders beim Wort yi in seinen vier Tönen fielen zahllose Bedeutungen zusammen.

Den letztens hier erwähnten Jocus einer Geschichte aus nur 53mal dem Wort yi will ich nun kurz hier vorführen. Er handelt von der Tante Yī
漪, die von einer schlimmen Krankheit (疫 yì) befallen zu sein glaubt und zum Arzt (醫 yī) geht, der sie mit 億 yì = 100 Millionen (das Wort gibt’s!) Ameisendrüsen (蟻胰 yǐyí) kuriert (europ. Schreibrichtung*):

漪 姨 悒 悒
意 疑 異 疫
宜 詣 醫
醫 以 億 蟻 胰 醫 姨 疫
姨 疫 以 醫 姨 怡 怡
以 夷 衣 貽 醫
噫 醫 以 億 蟻 胰 醫 姨
亦 異 已 姨 以 夷 衣 貽 醫
亦 盆 異 已 矣

yī yí yì yì. yì yí yì yì. yí yì yī. yī yĭ yì yĭ yí yī yí yì. yí yì yĭ yī yí yí yí. yĭ yí yī yí yī. yī yī yĭ yì yĭ yí yī yí. yì yì yĭ yí yĭ yí yī yí yī. yì yì yì yĭ yĭ.

Durch Arbeiten der Sinologen Karlgren, Pulleyblank und inzwischen auch der muttersprachlichen Linguisten ist klar, daß die Wörter im Altchinesischen genügend differenziert waren, um auch im natürlichen Gebrauch verstanden zu werden. Hier die ersten 15 der Geschichte:

ʔiǎ ji ʔip ʔip ʔji' ngi ji' jwiajk ngiǎ ngεj' ʔi ʔi ji' ʔik ngjɛ̌ ...

Die jungen Chinesen haben nach Maos Schreibreform kaum noch eine Chance, etwas von ihrer schriftlichen Vergangenheit zu verstehen – gewiß auch ein wichtiges Ziel der Aktion.

Es bleibt anzumerken, daß Taiwan (Republik China) und die starken Minderheiten in Singapur etc. die „Reform“ nicht mitgemacht haben. Sie sind seit langem Hochtechnologie-Standorte. Solch einen Widerstandsgeist gibt es im reformdeutschen Sprachraum nicht.

*) PS: Das antike Schreiben auf Bambusstreifen erklärt die chin. Schreibrichtung von oben nach unten. Sie sind auch leichter senkrecht an der Wand aufzuhängen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.07.2018 um 15.41

Theodor Ickler erinnerte bei Sprachforschung.org an die chinesische Rechtschreibreform:

In den fünfziger Jahren fand in China eine Rechtschreibreform statt, die die Schriftzeichen vereinfachte. Die mit der neuen Schrift aufgewachsene Generation kennt die alten Symbole nicht mehr und liest die Klassiker in westlichen Übersetzungen. Sie kann mit Glücksplätzchen mehr anfangen als mit der Weisheit des Yi Jing. (Rez. zu Lutz Geldsetzer/Hong Han-ding: Grundlagen der chinesischen Philosophie. Stuttgart 1998, in FAZ 9.2.99)

Tatsächlich kann man die chinesische Schriftreform als Rechtschreibreform bezeichnen. Dagegen ist die Umstellung auf lateinische Alphabetschrift eine Schriftreform.
Dazu fiel mir ein: Als ich meiner hübschen ersten Chinesisch-Lehrerin in meiner Collier‘s Encyclopedia die Geschichte in klassischem Chinesisch, bestehend nur aus 53mal der Silbe „yi“, zeigte, meinte sie, das bedeute nichts. Als sie dann die alten Zeichen analysierte, die ja meist in Teilen die neuen enthalten, mußte sie zugeben, „ja, ja, ja doch ...“, daß der Text doch etwas bedeutet und nur durch die Rechtschreibung, also die Zeichen, zu verstehen sei. Heute aber seien etliche Wörter zu zweisilbigen erweitert und verdeutlicht.

Übrigens: Als ich mich zum ersten Kurs anmeldete, fragte mich der alte Knacker im Amt: „Sind Sie verheiratet?“ Als ich bejahte, sagte er: „Schade, das ist eine ausnehmend hübsche Person!“ – Als ich später meine Studien bei ihrem Vater an der Uni fortsetzte und ihm das erzählte, lief ein leichtes Grinsen über sein Gesicht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.06.2018 um 04.27

15.06.2018 18:16
Sief Allah H. (29) heiratete sich nach Deutschland
Nachdem am Freitag die enorme Menge an Gift [Rizin] bekannt wurde, die Sief Allah H. [ سيف الله „Schwert Gottes“?] in Köln hergestellt hat, gibt es nun auch neue Details zu seiner Person: Der 29-jährige Tunesier kam 2016 nach Deutschland, indem er eine deutsche Islam-Konvertitin heiratete und zu ihr zog, und ist Anhänger des Islamischen Staats.
krone.at 15.6.2018

Am 7. September 1978, dem Geburtstag des bulgarischen Kommunisten und Staatschefs Todor Schiwkow, wurde in London dem einst mit ihm befreundeten Schriftsteller Georgi Markow mit 0,2 Gramm Rizin aus einem als Regenschirm getarnten Schußapparat ein langsamer, unausweichlicher Tod bereitet.

Nachtrag: Der entscheidende Hinweis zur Vereitelung des geplanten Anschlags kam aus den USA... NSA und CIA können und dürfen mehr als andere. Sie können verschlüsselte Gespräche und Nachrichten dekodieren, Schlüsselbegriffe in Kommunikationsdaten auswerten. (tagesspiegel.de 21.6.18)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.06.2018 um 11.32

Wie man mit Hilfe von Trommeln spricht

Der Ton macht die Musik, aber der Rhythmus macht die Sprache. Das gilt zumindest bei den Bora, einer indigenen Gruppe aus dem Amazonas-Regenwald, die eine der ältesten Trommelsprachen Lateinamerikas verwenden.


Verena Leusch

Mit so_genannten Manguarétrommeln können sich die Bora über Kilometer hinweg mit ihren Nachbarn unterhalten – um Neuigkeiten auszutauschen, einen Besuch anzukündigen oder jemanden zum Essen einzuladen...

Möglich wird dieser Ausdrucksreichtum, weil die Bora weder festgelegte Signale noch eine Art Morsekode verwenden, sondern ihre normale gesprochene Alltagssprache durch Trommelschläge nachahmen. Wie sie dabei vorgehen, beschreibt das Team um den Linguisten von der Universität Amsterdam jetzt in der Zeitschrift »Royal Society Open Science«: Für die Verständlichkeit der getrommelten Nachricht spielt deren Rhythmus offenbar eine weitaus größere Rolle, als bisher angenommen wurde.

Die Wissenschaftler verglichen dazu Tonaufnahmen getrommelter Nachrichten mit ihren lautsprachlichen Übersetzungen und fanden heraus, dass die Pause zwischen den Trommelschlägen umso länger ist, je größer der zeitliche Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Vokalen in der mündlichen Version des Satzes ist. Am längsten ist die Pause beispielsweise dann, wenn der erste Vokal lang gesprochen wird und ihm noch mehrere Konsonanten folgen. Bei einem kurzen Vokal würde sich die Pause entsprechend reduzieren.

... Andere Elemente sind ihrer ursprünglichen Bedeutung sogar komplett beraubt und dienen nur als gut verständliche Kennzeichnungselemente. Substantive erhalten beispielsweise fast alle eine getrommelte Endung, die im gesprochenen Bora so_viel wie »gestorben« bedeuten würde – egal, ob sich das getrommelte Wort auf einen Toten, einen Gegenstand oder eine quicklebendige Person bezieht [der Fortfall entspräche der gescheiterten reformistischen Substantivkleinschreibung].

Die untersuchten Trommelnachrichten folgen außerdem einem strengen Aufbau, vergleichbar mit einem Telegramm. ...

Während man mit der Stimme maximal eine Hörweite von 200 Metern erreicht, können Manguarétrommeln noch in bis zu 20 Kilometer Distanz vernommen werden. Sie bestehen aus zwei unterschiedlich großen, ausgehöhlten Baumstämmen, zwischen denen der Trommler steht. Mit der kleineren kann er hohe Töne und mit der größeren tiefere Töne produzieren. Insgesamt lassen sich vier Tonhöhen erzeugen, von denen die Bora für die Nachrichtenübermittlung allerdings nur zwei gebrauchen.

Diese beiden Tonhöhen entsprechen den beiden so_genannten Tönen, in denen Bora-Vokale auftreten: Mit Hilfe hoch oder tief gesprochener Vokale unterscheiden die Bora in ihrer normalen mündlichen Kommunikation grammatische Strukturen. In der getrommelten Variante helfen sie dem Hörer dabei, den Satzbau der Botschaft zu analysieren. Für den Inhalt der Nachricht spiele die Tonhöhe hingegen nur eine untergeordnete Rolle, erläutern die Forscher.

Anders ist dies bei afrikanischen Sprachen, die ebenfalls getrommelt werden und schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingehend untersucht wurden...

Die Manguarésprache gehört zu den ältesten Trommelsprachen Lateinamerikas. Mittlerweile besteht die indigene Gruppe der Bora aber nur noch aus zirka 1500 Mitgliedern, die in kleinen Gemeinschaften im Amazonas-Regenwald Kolumbiens und Perus leben. Da das gesprochene Bora immer mehr vom Spanischen verdrängt wird, befürchten die Forscher, die gesprochene und getrommelte Sprache könne bald ganz in Vergessenheit geraten – von den Manguarétrommeln existieren nur noch rund 20 Stück, die immer seltener verwendet werden.

spektrum.de 29.5.2018

Handelt es sich hier im Sinne der Antirassisten auch um „Völkersterben von seiner schönsten Seite“ (Yücel)? Oder bedeutet der Schutz des Völkchens, „einen romantischen Ethnozoo für die westliche Bourgeoisie“ erhalten zu wollen, wie es der Linksextremist Jörg Kronauer für die Tibeter formulierte?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.05.2018 um 05.44

Der deutsche Sinologe Kai Marchal, Jahrgang 1974, ist Professor für Philosophie an der National Chengchi University im chinesischen Inselstaat Taiwan und schreibt in einem langen Artikel über neuere chinesische Literatur:

Die eigene Stimme verloren zu haben, keine Wörter mehr zu finden, die noch etwas bedeuten können in einer verödeten Gesellschaft, ist eine Grunderfahrung chinesischer Schriftsteller... Eine ähnliche „kulturelle Wiederaufladung“ belegt wohl auch der Selbstmord einer 26-jährigen Schriftstellerin im letzten April in Taipeh: In ihrem ersten und einzigen Roman, Fang Siqis Paradies der ersten Liebe, wird die 13-jährige Hauptfigur von ihrem 50-jährigen Chinesischlehrer vergewaltigt. Lin Yihan gab in einem Fernsehinterview kurz vor ihrem Tod zu verstehen, dass diese Handlung auf eigenem Erleben beruhe – und erklärte sodann mit manisch leuchtenden Augen dieser „großartigen, fünftausendjährigen Sprache“ ihre unbedingte Loyalität (der Lehrer habe sie mit der Beschreibung zerbre[c]hlicher Frauenkörper und antikisierenden Zeichengebilden wie huai cai bu yu 懷才不遇, wörtlich: „talentiert, aber glücklos“, verführt). Derselbe Kulturnationalismus wird seit Langem von der kommunistischen Partei bedient oder sogar verstärkt, die neuerdings ihre Sportler und Schauspieler die Propaganda in klassischem Chinesisch vortragen lässt.

zeit.de 13.5.2018
Leider sieht man im Propaganda-Video Maos „Reform“-Zeichen auch in den klassischen Texten – wie bei uns.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2018 um 09.51

Am 11.10.2017 hatte ich hier einen Beitrag von „damals.de“ eingesetzt, der sich auf einen angeblich überlieferten umfangreichen hethitisch-hieroglyphischen Text in luwischer Sprache bezog. Der verstorbene Archäologe Mellaart hatte dabei aber anscheinend seinen Wunschvorstellungen von antiken Funden kräftig nachgeholfen:

Die Ruinen von Beyköy sind schon seit mehr als 100 Jahren zerstört. Lange galten daher auch die Inschriften als verschollen. Doch Mellaart berichtete, er sei in den Besitz einer Abschrift gelangt, die im Jahr 1878 von einem Archäologen gemacht worden war – kurz vor Zerstörung des Tempelfrieses. 2017 veröffentlichte Mellaarts Sohn gemeinsam mit dem Schweizer Geoarchäologen Eberhard Zangger diese Abschriften – in gutem Glauben, sie seien echt. Doch nun steht fest: Mellaart hat in großem Umfang geschummelt und gefälscht. Das haben Zangger und Mellaarts Sohn Alan herausgefunden, nachdem sie in den letzten Monaten die Dokumente in Mellaarts Arbeitszimmer eingehend untersuchten.

wissenschaft.de/scinexx 14.3.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.02.2018 um 16.25

... und schreibt zum dortigen Kramp-Karrenbauer-Artikel:

Als Beispiel chinesischer Homophonie wird wieder ma angeführt. Und: "Das Zeichen für Mutter sieht völlig anders aus als das Zeichen für Pferd." Eben gerade nicht; das Pferd ist als Lauter im Zeichen für Mutter enthalten.
Dazu: Das alte Wort für Mutter ist 母 mǔ (Urzeichen: zwei Brüste, kniender Leib fadenartig angedeutet), später sprachlich verdeutlicht zu mǔqin 母親 („Reform“ 母亲) für blutsverwandt. 馬 mǎ heißt altchin. nur Pferd. Durch die Erweiterung 女 nǚ (Frau) wird das Zeichen zu 媽 mā Dienerin, Pflegerin, Mutter, Stute; Verdoppelung māma 媽媽 vielleicht auch unter westlichem Einfluß („Reform“ 妈妈).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.02.2018 um 07.35

Die Frankfurter Allgemeine hat Chinesen den Namen der CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer in chinesischer Silbenschrift, wie er wohl in den fernöstlichen Zeitungen dargestellt wird, und in deutscher Schreibung vorgehalten und um sprachliche Wiedergabe gebeten. Dazu muß gesagt werden, daß jede Silbe im Chinesischen auch eine ganz andere Eigenbedeutung hat. Das hatte ich hier schon einmal erwähnt. Manche versuchen, den Namen auch im richtigen chinesischen Ton wiederzugeben, andere mühen sich, das „a“ auf englisch oder das deutsche „r“ mit „l“ darzustellen (wie ich beim Bäcker gehört habe: „Dlei tleine Blödchen“):

24.02.2018
Ein Klangexperiment
Kramp-Karrenbauer auf Chinesisch

Wir haben in der Frankfurter Innenstadt mit der freundlichen Unterstützung chinesisch sprechender Passanten ein Klangexperimernt gestartet.

https://youtu.be/dbOB4sgzVNY
Im übrigen bleibt die als Merkel-Nachfolgerin angedachte derzeitige saarländische Ministerpräsidentin zweifellos eine skrupellose Denunziantin:

„AfD an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit“ (Welt 1.5.14)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2017 um 05.18

Lateinisches statt kyrillisches Alphabet: Kasachstan stellt Schriftsystem um

Kasachstan verordnet sich selbst einen Kulturbruch: das Land steigt jetzt offiziell von der kyrillischen auf die lateinische Schrift um. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete Präsident Nasarbajew. Medienberichten zufolge soll nun ein neues kasachisches Alphabet auf der Grundlage der lateinischen Buchstaben entwickelt werden, das 32 Buchstaben umfassen soll. Das neue Alphabet soll bis 2025 eingeführt werden.

In der Geschichte Kasachstans wurde die Schreibweise schon drei Mal gewechselt. Bis zu den 1920er-Jahren wurde die arabische Schrift verwendet. Sie wurde dann vom lateinischen Alphabet abgelöst. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde im Jahr 1940 dann die kyrillische Schrift mit 42 Buchstaben eingeführt.

Der kasachische Staatschef hatte schon im vergangenen April den Übergang zum lateinischen Alphabet angeordnet. Die Entscheidung begründete er damit, daß das Land wegen der neuen Technologien und Kommunikationen wieder die lateinische Schrift brauche. Das beeinträchtige keinesfalls die Rechte der russischsprachigen Bürger im Lande. Laut dem kasachischen Minister für Information und Kommunikation, Dauren Abajew, stecken auch keine politischen Motive hinter der Entscheidung. (mü)

zuerst.de 28.10.2017

[ Kasachisch ist eine Turksprache.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.10.2017 um 12.13

Bronzezeit
Hieroglyphen-Fund: Rätsel der Seevölker gelöst?

Ein fast 30 Me­ter lan­ges Band von Hie­ro­gly­phen könn­te ent­schei­den­de Hin­wei­se auf ei­nes der Rät­sel der Bron­ze­zeit lie­fern: die Iden­ti­tät der See­völ­ker. Ih­re An­grif­fe sol­len vor 3200 Jah­ren zum Nie­der­gang der gro­ßen Hoch­kul­tu­ren bei­ge­tra­gen ha­ben. Wer die­se See­völ­ker je­doch wa­ren, blieb un­be­kannt. Jetzt deu­ten die wie­der­ent­deck­ten Hie­ro­gly­phen dar­auf­hin, dass die Lu­wier, ein Bund von Kö­nig­rei­chen in Klein­asi­en, die da­mals so ge­fürch­te­ten See­völ­ker ge­we­sen sein könn­ten...

Im Jahr 1878 soll ein Ar­chäo­lo­ge die 3200 Jah­re al­ten Lu­wier-​Hie­ro­gly­phen von Bey­köy ko­piert ha­ben - ge­ra­de noch recht­zei­tig. Denn schon we­nig spä­ter nutz­ten Ein­hei­mi­sche die Stein­blö­cke, um sie ins Fun­da­ment ei­ner neu­en Mo­schee ein­zu­bau­en. Lan­ge galt da­her die In­schrift als ver­schol­len. Doch im Som­mer 2017 tauch­te ei­ne Ko­pie der Hie­ro­gly­phen wie­der auf. Der eng­li­sche Ar­chäo­lo­ge Ja­mes Mel­laart hat­te sie be­ses­sen und als er starb, über­gab sein Sohn die Schrif­ten dem Geo­ar­chäo­lo­gen Eber­hard Zang­ger von der Stif­tung Lu­wi­an Stu­dies...

Dem Sze­na­rio von Zang­ger und sei­nen Kol­le­gen nach führ­te vor rund 3200 Jah­ren ei­ne Ab­fol­ge von gleich drei Kon­flik­ten zum Nie­der­gang der gro­ßen Hoch­kul­tu­ren. Den Be­ginn mach­ten dem­nach die See­völ­ker-​In­va­sio­nen der Lu­wier. Dem folg­te ei­ni­ge Jah­re spä­ter ein Ge­gen­an­griff, bei dem die My­ke­ner die Rei­che Klein­asi­ens an­grif­fen - dies könn­te dem von Ho­mer über­lie­fer­ten Tro­ja­ni­schen Krieg ent­spre­chen...

http://www.luwianstudies.org
damals.de 10.10.2017

Das dem Hethitischen verwandte indogermanische Luwisch wurde im Süden Anatoliens gesprochen. Siehe auch dies.

Wichtiger Nachtrag:
Die Ruinen von Beyköy sind schon seit mehr als 100 Jahren zerstört. Lange galten daher auch die Inschriften als verschollen. Doch Mellaart berichtete, er sei in den Besitz einer Abschrift gelangt, die im Jahr 1878 von einem Archäologen gemacht worden war – kurz vor Zerstörung des Tempelfrieses. 2017 veröffentlichte Mellaarts Sohn gemeinsam mit dem Schweizer Geoarchäologen Eberhard Zangger diese Abschriften – in gutem Glauben, sie seien echt. Doch nun steht fest: Mellaart hat in großem Umfang geschummelt und gefälscht. Das haben Zangger und Mellaarts Sohn Alan herausgefunden, nachdem sie in den letzten Monaten die Dokumente in Mellaarts Arbeitszimmer eingehend untersuchten.
wissenschaft.de/scinexx 14.3.2018



eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.09.2017 um 14.45

Von Johnny Erling

China will die USA herausfordern. Aber Peking sorgt sich, dass die eigene Jugend verwestlicht. Nun bekommen 140 Millionen Schüler neue Bücher, die sie auf Marx, Mao und Konfuzius einschwören sollen...

Aufklappseite aus dem neuen Schulbuch "Chinesisch" für die erste Klasse Grundschule. Die Zeichnung ist zu sehen auf der ersten Doppelseite des Schulbuchs „Chinesische Sprache“, das gerade an Millionen Erstklässler in China verteilt wird. Das Bild hat jene Botschaft, die sich nun wieder durch Chinas Schulen ziehen soll: Du bist Chinese, du bist anders, du bist besonders.

Peking sorgt sich. Junge Chinesen sind immer schwerer abzuschirmen von Internetchats, Filmen, Musik. Die Führung fürchtet, die vom ausländischen Lebensstil faszinierte junge Generation an den Westen zu verlieren. Universitäten und Akademien werden schon länger wieder schärfer kontrolliert. Nun soll die kommunistische Restauration auch die Schulen erreichen. Dort war mit der Jahrtausendwende ein neuer, weltoffener Geist eingezogen, auch in die Schulbücher. Er soll verschwinden...

Der sehr mächtige Staatschef Xi Jinping will China endgültig zur Weltmacht machen. Nicht nur ökonomisch, auch militärisch, politisch und kulturell. Er will sein Reich zum östlichen Rivalen des von den USA dominierten Westens und seiner Kultur aufbauen. Die Chinesen sollen die amerikanische Kultur verschmähen – und sich auf sich selbst besinnen...

China müsse seine Jugend „von Anfang an nach unseren Werten erziehen und ihre roten Gene stärken“.

Das soll auch „Chinesische Sprache“, das Grundschulbuch mit den Trachtenkindern, wo nun 129 altchinesische Texte versammelt sind. Und auch beim Schreibenlernen gibt es eine subtile, symbolische Änderung. Bisher lernten die Sechsjährigen zunächst durch die lateinische Lautumschrift „Pinyin“.

Jetzt müssen sie ohne Umweg über die westlichen Buchstaben direkt die ersten chinesischen Schriftzeichen üben. Und zwar die Begriffe „Himmel, Boden, Mensch“, die Personalpronomen „Du, Ich, Er“, dann die fünf Elemente „Eisen, Holz, Wasser, Feuer und Erde“. Exakt so wurde die Schriftsprache auch schon in den Schulbüchern vor 1949 unterrichtet. Pinyin lernen die Grundschüler erst nach einem Monat Unterricht...

welt.de 27.9.2017

Gemeint sind wohl die schönen chinesischen Zeichen:

天 tiān Himmel, 地 dì Erde, 人 rén Mensch, 你 nĭ du, 我 wǒ ich, 他 tā er, 金 jīn Erz, 木 mù Holz, 水 shuǐ Wasser, 火 huǒ Feuer, 土 tǔ Erde

Wie schrecklich, daß die Kleinen vier Wochen lang ohne lateinische Hilfsumschrift auskommen müssen! Eigenes zu schätzen ist in Deutschland eben tabu. Wir wären schon froh, wenn bei uns wie vor 1996 unterrichtet würde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.07.2017 um 06.59

Noch zu „Neues Deutschland“ v. 29.7.2017

Bekanntlich gehört das Persische zu den indogermanischen Sprachen, wie schon ein Blick auf S. 31 meiner persischen Sprachlehre von 1967 zeigt:

پدر Vater (pedar, lat. pater)
دختر Tochter (doxtar)
دادن geben (dadan, lat. dare)
کردن machen (kardan, lat. creare, creator)
Seit der Islamisierung ab dem 7. Jahrhundert wurde es stark mit arabischen Wörtern angereichert. Die arabische Schrift wurde um Sonderzeichen für persische Laute ergänzt, z.B das arabische „b“ mit drei Unterpunkten zu „p“:پدر (pedar, Vater), das arabische „k“ mit Strich zu „g“: مرگ (marg, Tod).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.07.2017 um 08.07

"Anhand der genetischen Merkmale zeichnete sich ab, dass die Kanaaniter eine Mischung aus Menschen waren, die dort seit der Jungsteinzeit lebten und von Einwanderern aus dem Osten, die vor etwa 5000 Jahren in der Region angekommen waren", sagt Haber. Für eine spätere Vernichtung der Kanaaniter im Nahen Osten fanden er und seine Kollegen jedoch keine Hinweise – im Gegenteil: "Die heutigen Libanesen scheinen die direkten Nachkommen der Kanaaniter zu sein", so Haber. Sein Kollege Chris Tyler-Smith führt aus: "Über 90 Prozent des genetischen Hintergrunds der heutigen Libanesen scheint von den Kanaanitern zu stammen. Angesichts der enorm komplexen Geschichte dieser Region in den letzten Jahrtausenden war dies ein überraschendes Ergebnis", so der Forscher.
wissenschaft.de 27.7.2017

Die Griechen nannten diese semitisch sprechenden Völkchen Phöniker. In der Stadt Ugarit wurde im 14. Jahrhundert v. Chr. eine erste Alphabetschrift in Anlehnung an die Keilschrift entwickelt. Aber erst die ägyptisch inspirierte phönizische Konsonantschrift schuf das Ursystem fast aller Alphabete. Seit dem achten Jahrhundert grenzte die jüdische Theokratie ihren Teil von der übrigen Bevölkerung ab, der seitdem eine Sonderrolle in aller Welt spielt.

Nachtrag: Spektrum weist noch auf die Bibel, nach der „Gott“ die Vernichtung der Kanaaniter u.a. befiehlt – in der staatsgefälligen Reformversion der Luther-Bibel von 2017, 5. Mose 20:

16 ... in den Städten dieser Völker hier, die dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, 17 sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, 18 damit sie euch nicht lehren, all die Gräuel zu tun, die sie im Dienst ihrer Götter treiben, und ihr euch so versündigt an dem HERRN, eurem Gott.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2017 um 05.21

Imad Karim, der libanesischstämmige Humanist, Journalist und Verteidiger Deutschlands gegen die Islamisierung, hat mich mit einer angeblich üblichen Bedeutungsvariante des Wortes „etw. öffnen, erobern فَتَّحَ “ irritiert:

Die militärischen Erfolge von Einst wurden in den islamischen Quellen mystifiziert und als Erfüllung göttlicher Befehle gepriesen, bis heute.

Schauen Wir mal, wie die meisten Moscheen in Deutschland und in gesamten Westen heißen. Sie beginnen meistens mit Fateh الفتح oder Fateeh فاتح . Und das bedeutet auf Arabisch „Einweihung und der Einweiher“. Als Kinder lernten wir in der Schule, in der Moschee, in der Familie und überhaupt in der Gesellschaft, dass wenn andere Völker oder Mächte uns besetzen, wir diese ISTAMAR استعمار also Kolonisation nennen sollen. Aber wenn wir Muslime andere Länder besetzen und über ihre Völker bestimmen, dann heißt es in unserer Sprache Fateh, was auf Deutsch „Einweihung“ bedeutet. Das heißt, in dem Augenblick, wo es uns gelingt ein fremdes Land zu erobern, weihen wir dieses Land ein und führen es in Allahs Reich zurück.

Haben wir die Kontrolle über ein Land, stellen wir Ihre Bewohner, wenn sie Christen oder Juden sind vor der Alternative,
- den Islam anzunehmen
- sich als Menschen zweiter Klasse mit Verpflichtung zur Kopfsteuer-Zahlung abzufinden
- oder getötet zu werden.

Gehören die Bewohner einer anderen Religion wie dem Hinduismus, dem Buddhismus oder irgendeiner Naturreligion an, so müssen diese den Islam annehmen oder getötet werden...

Imad Karim 16. Juni 2017
Ich habe nun die Frage an ihn gerichtet:
Sie schreiben: „wenn wir Muslime andere Länder besetzen und über ihre Völker bestimmen, dann heißt es in unserer Sprache Fateh, was auf Deutsch „Einweihung“ bedeutet.“
Ich habe mal gelernt, daß etw. öffnen, erobern فَتَّحَ heißt und Eroberer فاتِح .

Sollte Mehmed II. eigentlich der „Einweiher Konstantinopels“ übersetzt werden, anders als Wikipedia es schreibt?: „genannt ابو الفتح / Ebū ʾl-Fetḥ / ‚Vater der Eroberung' und später فاتح / Fātiḥ / ‚der Eroberer', war der siebte Sultan des Osmanischen Reiches.“
Vielleicht findet er ja Zeit, diese Bedeutungsvarianz zu erklären.

Nachtrag: Karim besteht darauf, daß für Moslems die „öffnende Eroberung“ keinen negativen Beiklang hat (11:19):
Öffnung im Sinne Einweihung!
Beste Grüße
Ich habe den Verdacht, daß er sich vorsichtig ausdrückt, weil er mich nicht kennt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.06.2017 um 07.45

Schreibfehler haben Terroralarm bei "Rock am Ring" ausgelöst

Aktualisiert am 14. Juni 2017, 16:31 Uhr

Mainz (dpa) - Der Terroralarm beim Musikfestival "Rock am Ring" ist durch Schreibfehler bei den Namen zweier Aufbauhelfer und mutmaßliche Bezüge zur islamistischen Szene ausgelöst worden.

Der Präsident des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts, Johannes Kunz, sagte der Mainzer "Allgemeinen Zeitung": "Die Namen der Verdächtigen waren falsch geschrieben, wiesen aber eine phonetische (klangliche) Ähnlichkeit mit den realen Schreibweisen auf."

Die beiden aus Syrien stammenden Aufbauhelfer waren vor Beginn von "Rock am Ring" in eine Polizeikontrolle geraten. Die Namen ihrer Pässe stimmten nicht mit ihren Namen auf der Liste des Veranstalters überein. Das Landeskriminalamt teilte mit: "Erst bei der Überprüfung der realen Personalien wurde ein islamistischer Bezug festgestellt, welcher zur Evakuierung des Festival-Geländes führte." Erst das sei der eigentliche Auslöser für die Unterbrechung des Musikspektakels Anfang Juni in der Eifel bis zum Folgetag gewesen. Währenddessen fand die Polizei nichts Verdächtiges an der Rennstrecke Nürburgring. Die Ermittlungsverfahren gegen beide Aufbauhelfer dauern an...

web.de 14.6.2017

Unsere Schreib„reform“ hat bekanntlich völlig nutzlos das klassische „daß“ in ein „dass“ umgewandelt, jedoch nicht die konfuse Transkription der orientalischen Wörter beendet. Munter durcheinander werden philologische, orientgesellschaftliche, französische und englische Umschreibungen verwendet – ob Ghaddafi قذافي oder Maghreb مغرب von غرب/ ġaraba / untergehen (Sonne), خرطوم Khartoum, Chartum. Die Schmachthagensche Falschschreibung „Magreb“ würde von Berlinern richtiger wiedergegeben werden als mit undefinierter gh-Schreibung.

Siehe auch dies und vor allem das.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.03.2017 um 11.10

Vor einigen Tagen zeigte Focus ein Bild (Screenshot) aus dem chinesischen Fernsehen, und ich las überrascht:
„Pferd kommt (aus) Westasien“
马来西亚
Es war jedoch die Einleitung zur Meldung aus Ma-lai-si-ya über den Mord am Kim-Bruder. Trotz der „Reform“ der chinesischen Zeichen ist ihre Verwendung für fremdsprachige Wörter um nichts leichter geworden:
馬來西亞
Strukturähnlich war der Witz „Pferd kann denken“ über die Marxismus-Indoktrination der Mao-Zeit, die in ihren westlichen Ausläufern auch manche Sozial-, Sprach- und Schreibreformer inspirierte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.02.2017 um 04.17

Kürzlich haben Dresdner Forscher entdeckt, daß die neuronale Wucherung des menschlichen Gehirns vor 5 Millionen Jahren nur durch die Änderung eines einzigen Gen-Basenpaares und durch eine Verschiebung des „Leserrasters“ in den Codierungen bewirkt wurde. Aber erst nach Millionen Jahren begleitender Anpassungen wird der Zuwachs an Neuronen für die Verbesserung denkerischer und sprachlicher Leistungen voll nutzbar geworden sein – im ständigen Wechselspiel von Erfahrung, Kulturtradition und anpassender Programmierung.

Lange vor Aufklärung dieses Ablaufs hat der amerikanische Linguist Noam Chomsky im 20. Jahrhundert die Entstehung eines cerebralen Universalgrammatik-Chips postuliert, der alle Sprachen steuern soll. Seine Entstehung müßte ebenso auf einmalige Mutationen zurückzuführen sein. Nicht alle Sprachwissenschaftler ließen sich davon überzeugen. Satirischer Widerstand kam von Wissenschaftlern, die mit Schimpansen Sprach- und Denkexperimente durchführten. Sie nannten einen ihrer Gewährsaffen „Nim Chimpsky“. Inzwischen mehren sich jedoch auch anderweitig Anzeichen, daß Chomskys Hypothesen nicht zu halten sind. In „Spektrum der Wissenschaft“ (in „Urreform“-Orthographie) schreiben die an solchen Untersuchungen beteiligten Wissenschaftler Paul Ibbotson und Michael Tomasello:


Obwohl Verfechter der Universalgrammatik weiter glauben, es gebe viele universelle Prinzipien und Parameter, beschrieb Chomsky zusammen mit einigen Koautoren in einem berühmten, 2002 im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichten Artikel schließlich eine Form der Universalgrammatik, die nur noch ein einziges Merkmal aufweist: die so genannte rechnerische Rekursion (computational recursion). Diese soll erklären, wie das Kombinieren einer begrenzten Anzahl von Wörtern und Regeln eine unbegrenzte Menge von Sätzen erzeugen kann. Die schier endlose Anzahl möglicher Sätze beruht demnach auf dem Einbetten einer Phrase in eine andere Phrase desselben Typs – der Rekursion. Man kann dabei Phrasen aneinanderhängen ("John hofft, dass Mary weiß, dass Peter lügt") oder verschachteln ("Der Hund, der die Katze, die der Junge sah, jagte, bellte"). Theoretisch lässt sich das unendlich oft fortsetzen, doch in der Praxis scheitert das Satzverständnis, wenn allzu_viele Phrasen aufeinandergestapelt werden. Nach Chomskys Meinung liegt das aber nicht an der Sprache an sich, sondern am begrenzten menschlichen Gedächtnis. Insbesondere behauptete er, die Gabe der Rekursion unterscheide die Sprache von allen anderen Typen des Denkens wie dem Bilden von Kategorien oder dem Wahrnehmen von Beziehungen zwischen Dingen. Er spekulierte sogar, die Rekursionsfähigkeit sei durch eine einzige genetische Mutation vor etwa 50 000 bis 100 000 Jahren entstanden.

Wiederum fanden Feldforscher Gegenbeispiele. Einige Sprachen, beispielsweise das Pirahã in Amazonien, kommen anscheinend ohne die Rekursion aus....*

Ein entscheidender Schwachpunkt von Chomskys Theorien betrifft den Spracherwerb: Angeblich kommen Kinder bereits mit der Fähigkeit auf die Welt, Sätze nach abstrakten grammatischen Regeln zu formen, wobei deren präzise Form übrigens je nach Theorieversion schwankt. Viele neue Untersuchungen zeigen aber, dass der Spracherwerb nicht so funktioniert. Kinder erlernen vielmehr zunächst einfachste grammatische Muster; später erraten sie Stück für Stück die dahinterliegenden Regeln. ...

Ebenso wie das Baukastenargument der Universalgrammatik ist auch ihre Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz kaum empirisch falsifizierbar. Diesen grundlegenden Mangel teilt Chomskys Theorie mit anderen wissenschaftlichen Paradigmen, deren empirische Basis Ansichtssache ist; man denke an die Psychologie Freuds oder die marxsche Geschichtsdeutung...

All das führt unweigerlich zu der Schlussfolgerung, dass die Idee einer Universalgrammatik schlicht falsch ist...

Vor allem betont die neue Theorie, dass die Sprache Gehirnsysteme nutzt, die im Lauf der Evolution nicht unbedingt speziell für diesen Zweck entstanden sind.

spektrum.de 23.2.2017

Reform-orthographische Analyse des Artikels: 3300 Wörter: 22 nichtsnutzige „dass“, 16 weitere wenig hilfreiche „ss“, 4 alberne „so genannt“, „marxsche“ Geschichtsdeutung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2017 um 18.11

Seit Trumps Wahlsieg bemüht sich die deutsche Schreibreform-Lügen-Presse, eine gemeingefährliche Tolpatschigkeit des zum Präsidenten aufgestiegenen Milliardärs zu kolportieren. Jetzt muß sogar seine Großzügigkeit in der ohnehin schon simplifizierten amerikanischen Rechtschreibung herhalten, um seine Unfähigkeit zu beweisen. Ein Vergleich mit Angela Merkel fällt allerdings zu deren Ungunsten aus. Während Trump als erfolgsgewohnter Geschäftsmann seine Regeln selbst bestimmt, erkennt man bei Merkel den hühnerhaften Eifer, Beifall und Zustimmung der prinzipienlosen, aber maßgebenden Politikerkaste zu erringen.

Rechtschreibung

Der Fehlerteufel im Weißen Haus


Es ist Zeit, Rechtschreibung wieder großartig zu machen – angepasst an US-Präsident Donald Trumps Motto „Make America Great Again“. Trump hatte schon im Wahlkampf ständig falsch geschriebene Wörter verbreitet – und diese mehren sich nun auch im Weißen Haus. An seinem ersten vollen Tag im Amt schrieb er bei Twitter, er fühle sich geehrt, dem Land als 45. Präsident dienen zu dürfen – doch er schrieb „honered“ statt des korrekten englischen Worts „honored“...

Aber auch auf weitaus ernsthafterem Gebiet sind schon Fehler passiert: Als ersten offiziellen ausländischen Staatsgast empfing Trump im Januar Theresa May. Im Terminkalender des Weißen Hauses wurde zweimal auf die britische Premierministerin mit dem Namen „Teresa May“ verwiesen. Ihr Vorname aber schreibt sich mit h. Peinlich: Eine Teresa May ist britisches Oben-ohne-Model und Pornostar. Noch peinlicher: Dem Büro von US-Vizepräsident Mike Pence unterlief der gleiche Fehler.*)

Um fair zu bleiben: Es gelang selbst der britischen Botschaft [!] in Washington einen Monat zuvor nicht, den Namen ihrer Premierministerin korrekt aufzuschreiben. Und auch Nachrichtenagenturen haben sich bei May schon solchen Pfusch geleistet...

Obamas denkwürdiger „R-S-P-E-C-T“

Auch wenn das Weiße Haus unter US-Präsident Barack Obama weniger Fehler gemacht hat – auch dessen Mitarbeiter hatten ihre Schwierigkeiten: Auf Pressezeitplänen im Jahr 2015 erschien beispielsweise das Wort Februar wiederholt mit einem Buchstabendreher: „Feburary“ statt „February“.

Den wohl denkwürdigsten Fehler beging Obama gleich selbst bei einer Lobrede auf die „Queen of Soul“, Aretha Franklin. Im Jahr 2014 sprach er über ihr größtes Markenzeichen, einen Song, und erklärte, Franklin „zeigte uns, was R-S-P-E-C-T für sie meinte“. Ein E ging ihm beim Buchstabieren verloren.

Dennoch hängen Trump die Rechtschreibfehler besonders nach...
Noch im Wahlkampf änderte er den Vornamen des damals noch amtierenden US-Präsidenten in „Barrack“. ...

welt.de 16.2.2017

*) Teresa May bei Trump: May will Sanktionen ... welt.de 27.1.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2017 um 11.07

03.02.2017 - 11:39 Uhr
Ein Soldat hat offenbar einen Angriff auf das Pariser Museum Louvre verhindert.
Der Angreifer am Pariser Louvre hatte laut gedroht und „Allahu Akbar“ („Allah ist groß“) gerufen. Das sagte Polizeipräfekt Michel Cadot am Freitag.
bild.de 3.2.2017

Neben „Gott ist groß“ bedeutet „Allahu akbar“ „Allah ist größer“, die arabische Steigerungsform (Elativ) von „kabir“ „groß“ – mit Artikel „der Größere, Größte“. Der jüdisch-christliche Gott zieht also immer „den Kürzeren“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.01.2017 um 16.37

Langzeichen

繁體字 fántǐzì (kompliziert + Form + Schriftzeichen)
正體字 zhèngtǐzì (korrekt + Form + Schriftzeichen)

Was von einem Langzeichen übrig bleibt, wenn es verkürzt ist
[Langzeichen ergänzt, S.S.]
沪 (滬 Hù = Shanghai), 广 (廣 guǎng = weit),
厂[Klassenzeichen 27] (厂 hǎn = Abhang)
und 产 (產 chǎn = produzieren)

„Auch wenn die Kurzzeichen in der Volksrepublik China als Standard gelten, schleichen sich die Langzeichen durch verschiedene Schlupflöcher wieder ein. Kontrollierte ab den 1960ern bis zur Mitte der 1980er-Jahre die Partei noch alle Schrift- und Druckerzeugnisse und hielt somit die geschriebene Sprache frei von Langzeichen, zeigt sich seit der Lockerung dieser Kontrollen wieder eine Zunahme von Langzeichen.

Besonders die Werbung und jene gesellschaftlichen Bereiche, die mit Kultur und Kunst assoziiert sind, dienen als Tummelplatz der Langzeichen. Ein Teegeschäft zum Beispiel, das sich als besonders traditionell versteht, wählt bevorzugt diese Formen im Firmennamen. An einer Galerie zeigt das Ladenschild die enge Verbindung zur traditionellen Kunst und Kultur mit dem vielleicht zusätzlich noch gewandt kalligraphierten Namen Bóyǎ shūhuàláng [Kultivierte Kalligrafie- und Malereigalerie] 博雅書畫廊 (traditionell) und nicht 博雅书画廊 (vereinfacht). Museen, Kunstverlage oder Auktionshäuser setzen ihre Texte in Langzeichen. Oftmals kann nur auf diese Weise die Eindeutigkeit von Texten gewährleistet werden. Und die Zeichen, so sagt man, sähen schöner aus. Schriftzeichen sind Kunst.

Schließlich sollte man nicht verhehlen, dass die Beherrschung der traditionellen Schrifttypen auch ein Merkmal der Distanzierung werden könnte. In dem Maße, in dem man sich in China aus patriotischen Beweggründen wieder auf die Vergangenheit besinnt, mögen sich bestimmte Kreise vielleicht auf die Schönheit der nennen wir es einmal ‚alten Schrift’ besinnen.

(Sabine Hesemann: Chinesisch für Besserwisser... Stuttgart: Schmetterling, 2009. ISBN 3-89657-365-9. S 41f.)
[...]
„Auf dem chinesischen Festland werden seit einer Weile vereinfachte Schriftzeichen benutzt. Doch mittlerweile kann man immer lautere Rufe vernehmen, die eine Wiedereinführung der traditionellen chinesischen Langzeichen fordern. Dies löst in verschiedenen Kreisen Kontroversen aus.“
(http://german.cri.cn/1833/2011/01/28/1s151464.htm)

Mehr bei Ostasieninstitut

Die klassischen Schriftzeichen füllen ein leicht überhöhtes Quadrat meist harmonisch aus. Die vereinfachten Zeichen haben oft „Schlagseite“. Dennoch meinte unser Chinesischlehrer, das neue Zeichen für fēi (fliegen)sei ein sehr schönes Zeichen, während das altedoch recht kompliziert sei.
[升shēng ansteigen + 2 Flügel]

NB. Die Zeichenschrift ist für das Riesenreich lebensnotwendig, denn sie ermöglicht die Verständigung in unterschiedlichsten Dialekten. Die Zahl der Sprecher ist (in Millionen) neben Mandarin (900): Wú (88), Mǐn (60), Xiāng (36), Gàn (20), Hakka (33), Kantonesisch (70) u.v.a.m. Selbst Japanisch kann damit teilweise verstanden werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.12.2016 um 13.15

Ich hatte hier schon früher aus dem Buch von Richard Feynman zitiert:
»Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman!«
Abenteuer eines neugierigen Physikers

Piper München Zürich 1987, 10. Aufl. 2000
ISBN 3-492-21347-2
(noch in bewährter, heysefreier Rechtschreibung)

Erheiternd ist auch seine Beschreibung der Versuche, Japanisch zu lernen (S. 313):

5. Teil: Die Welt des Physikers
Würden Sie die Diracsche Gleichung lösen?


Gegen Ende des Jahres, das ich in Brasilien verbrachte, erhielt ich einen Brief von Professor Wheeler, in dem er darauf hinwies, daß in Japan ein internationaler Kongreß für Theoretische Physik stattfinden werde, und anfragte, ob ich teilnehmen wolle. Vor dem Krieg hatte es in Japan einige berühmte Physiker gegeben – Professor Yukawa, ein Nobelpreisträger, Tomonaga und Nishina –, doch dies war das erste Zeichen für eine Wiederbelebung Japans nach dem Krieg, und wir waren alle der Meinung, daß wir hingehen und ihnen behilflich sein sollten.

Wheeler hatte einen Armee-Sprachführer mitgeschickt und schrieb, es wäre schön, wenn wir alle ein bißchen Japanisch lernen würden. Ich fand in Brasilien eine Japanerin, die mir bei der Aussprache half, übte mit Stäbchen, Papierschnitzel aufzuheben, und las eine Menge über Japan. Japan war damals sehr geheimnisvoll für mich, und ich dachte, es müsse interessant sein, in ein so fremdartiges und wunderbares Land zu reisen, und gab mir deshalb große Mühe...

Es stellte sich heraus, daß ich der einzige war, der ein bißchen Japanisch gelernt hatte – nicht einmal Wheeler, der alle aufgefordert hatte, Japanisch zu lernen, hatte etwas gelernt ...

[Feynman mißfiel das Hotel im amerikanischen Stil, in dem er einquartiert war, und er zog in ein echt japanisches Hotel um.]

Ich hatte beschlossen, so Japanisch wie möglich zu leben. Einmal wurde mir, als ich in dem japanischen Hotel aß, in einer Tasse mit einer gelben Flüssigkeit etwas Rundes, Hartes serviert, das ungefähr die Größe eines Eidotters hatte. Bis dahin hatte ich in Japan alles gegessen, aber das erschreckte mich: es hatte überall Windungen, wie ein Gehirn. Als ich das Mädchen fragte, was das sei, antwortete sie: »Kuri«. Das nützte mir nicht viel. Ich meinte, es sei wohl ein Tintenfisch-Ei oder so etwas. Ich aß es mit einiger Beklommenheit, denn ich wollte mich den japanischen Gepflogenheiten soweit wie möglich anpassen. (Im übrigen prägte ich mir das Wort »kuri« ein, als hinge mein Leben davon ab – ich habe es in dreißig Jahren nicht vergessen.)

Am nächsten Tag fragte ich einen Japaner auf der Tagung, was dieses Ding mit den Windungen sei. Ich erzählte ihm, es sei mir sehr schwergefallen, es zu essen. Was zum Teufel war »kuri«?
»Es bedeutet >Kastanie<« antwortete er.

[Im Original „chestnut“, aber vielleicht war es eine Walnuß.]

Einiges von dem Japanisch, daß ich gelernt hatte, tat ungeahnte Wirkung. Als es einmal sehr lange dauerte, bis der Bus abfuhr, sagte jemand: »He, Feynman! Sie können doch Japanisch; sagen Sie denen doch mal, daß sie losfahren sollen!«
Ich sagte:»Hayaku! Hayaku! Ikimasho! Ikimasho!« – Das bedeutet: »Los! Los! Beeilung! Beeilung!«
Ich merkte, daß mit meinem Japanisch etwas nicht stimmte. Ich hatte diese Ausdrücke aus einem Sprachführer für das Militär gelernt, und sie müssen ziemlich unhöflich gewesen sein, denn im Hotel huschten plötzlich alle wie Mäuse herum und sagten: »Jawohl, Sir! Jawohl, Sir!«, und der Bus fuhr gleich darauf ab....

Während ich in Kyoto war, versuchte ich mit aller Macht, Japanisch zu lernen. Ich gab mir viel mehr Mühe und kam soweit, daß ich mit Taxis herumfahren und etwas unternehmen konnte. Jeden Tag nahm ich eine Stunde Unterricht bei einem Japaner.

Eines Tages brachte er mir das Wort für »sehen« bei. »Also«, sagte er, »angenommen, Sie wollen sagen: >Darf ich Ihren Garten sehen?< Wie drücken Sie das aus?«
Ich bildete einen Satz mit dem Wort, das ich gerade gelernt hatte.
»Nein, nein!« sagte er. »Wenn Sie zu jemandem sagen: >Möchten Sie meinen Garten sehen?<, verwenden Sie das erste >sehen<. Aber wenn Sie den Garten von jemand anderem sehen möchten, müssen Sie ein anderes >sehen< verwenden, das höflicher ist.«
Im ersten Fall sagt man im Grunde: »Wollen Sie mal einen Blick auf meinen lausigen Garten werfen?«, aber wenn man sich den Garten eines anderen anschauen will, muß man etwas sagen, das ungefähr so lautet: »Darf ich Ihren herrlichen Garten in Augenschein nehmen?« Es gibt also zwei verschiedene Worte, die man verwenden muß.

Dann stellte er mir eine andere Aufgabe: »Sie gehen zu einem Tempel und möchten sich die Gärten anschauen …«
Ich bildete einen Satz, diesmal mit dem höflichen »sehen«.
»Nein, nein!« sagte er. »Im Tempel sind die Gärten viel gepflegter. Sie müssen also etwas sagen, das gleichbedeutend ist mit: >Darf ich meine Augen auf Ihre köstlichen Gärten heften?<«
Drei oder vier verschiedene Worte für einen Gedanken; denn wenn ich es tue, ist es jämmerlich, aber wenn du es tust, ist es großartig.

Ich lernte Japanisch vor allem wegen technischer Dinge, und so beschloß ich zu prüfen, ob es das gleiche Problem auch bei den Wissenschaftlern gab.

Am nächsten Tag fragte ich im Institut die Leute im Sekretariat: »Wie sagt man auf japanisch: >Ich löse die Diracsche Gleichung?<«
Sie sagten es mir.
»O. k. Jetzt möchte ich sagen: >Würden Sie die Diracsche Gleichung lösen?< – Wie sage ich das?«
»Nun, da müssen Sie ein anderes Wort für >lösen< verwenden«, sagten sie.
»Wieso?« protestierte ich. »Wenn ich sie löse, dann tue ich doch genau dasselbe, wie wenn du sie löst!«
»Schon, ja, aber es ist ein anderes Wort – es ist höflicher.«

Ich gab es auf. Ich fand, das sei keine Sprache für mich, und hörte auf, Japanisch zu lernen.

[Für seine Methode der Lösung der Diracschen Gleichung samt den berühmten Feynman-Diagrammen bekam Feynman bekanntlich den Nobelpreis. – Nebenbei: die Diagramme stellen, anders als viele meinen, keine wirklichen Vorgänge dar, sondern nur die Näherungsschritte an die Lösung der Differentialgleichungen – so wie sich schon vor über 2250 Jahren Archimedes mit seinem Exhaustionsverfahren schrittweise der Kreiszahl Pi annäherte.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.10.2016 um 11.40

Der Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr hat offenbar eine Abschiedsbotschaft in seiner Gefängniszelle hinterlassen. Das berichtete die „Bild“-Zeitung, ohne weitere Quellen zu nennen. An der Zellenwand seien demnach arabische Schriftzeichen entdeckt worden, die von al-Bakr stammen sollen. Mit der nun anstehenden Übersetzung erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über die möglichen Motive des Syrers. Aktuell gibt es Hinweise auf ein Untergrund-Netzwerk hinter dem 22-Jährigen.
welt.de 20.10.2016

Steht da vielleicht:
..... „kann das nicht lesen und hat trotzdem ständig Angst davor“?


لا يستطيع قراءة هذا ولكنه لا يزال خائفا منه

spiegel.de 18.10.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2016 um 10.56

Laute sind kein Zufall

... Sprachwissenschaftler sind bisher davon ausgegangen, dass es reiner Zufall ist, mit welchen Lauten eine Sprache bestimmte Objekte oder Ereignisse beschreibt. Doch jetzt müssen die Lehrbücher der Sprachwissenschaft offenbar umgeschrieben werden. [?] Denn eine neue Analyse von Wörtern in 4000 Sprachen spricht dafür, dass die Zuordnung von Laut und Bedeutung keineswegs zufällig ist. ... So kommt beispielsweise im Wort für "Mutter" in sehr vielen Sprachen ein "m" vor. Zudem scheinen bestimmte Klänge durchaus lautmalerische Assoziationen zu wecken.

Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Bouba-Kiki Effekt: Menschen ordnen dem Bild eines Elefanten eher den Fantasiebegriff "Bouba" zu, den Begriff "Kiki" dagegen einem kleinen Vogel. Kaum jemand würde die Wörter umgekehrt zuordnen. Der Grund: Generell werden die Vokale a und o eher mit großen Dingen in Verbindung gebracht, und e und i mit kleinen. Doch über diese Beispiele hinaus schien es nur wenige Zusammenhänge von Laut und Bedeutung zu geben, die über Sprachfamilien hinweg reichen...

Ob diese Annahme stimmt, haben [Damian] Blasi [Max-Planck-Institut] und seine Kollegen nun in der bisher umfassendsten Studie zu diesem Thema überprüft. Sie werteten dafür die Laute in gut 4000 verschiedenen Sprachen aus allen Kontinenten aus ...

Entgegen der bisherigen Annahmen scheint die Zuordnung von Laut und Bedeutung doch nicht ganz zufällig zu sein – im Gegenteil. Für bestimmte Begriffe und Konzepte werden in den meisten Sprachen einige Laute häufiger benutzt als andere - und diese Laute stimmen selbst bei vollkommen verschiedenen Sprachen auffällig oft überein.

"Gerade in den Begriffen für Körperteile tauchen manche Laute in besonders vielen Sprachen auf, andere in besonders wenigen", sagt Blasi. So ist die Nase in sehr vielen Sprachen mit einem "N" oder "Neh"-Laut verknüpft oder mit einem "u". Ein "a" wie im Deutschen ist dagegen eher die Ausnahme. In Wörtern für das Knie kommen überproportional häufig die Buchstaben o, u, p, k und q vor. Der Ausdruck für die Zunge enthält dagegen in vielen Sprachen ein "l". Ebenfalls auffällig: Der Begriff für "Sand" enthält oft einen "s"-Laut und ein "a", "Stein" dagegen einen "t"-Laut. Bei insgesamt 30 der 40 untersuchten Begriffe fanden die Forscher solche sprachübergreifenden Ähnlichkeiten...

wissenschaft.de 13.9.2016

Alle diese Vermutungen können nur im Hochspekulativen enden, weil die vielfältigen Einflüsse, die seit mindestens 200000 Jahren andauern, auch nicht annähernd zu erfassen sind. Einiges aber liegt nahe. Das „m“ für „Mutter“ ist der natürliche Anfängerkonsonant der Kleinkinder. Es ist klar, daß kleine Tiere und kleine Gegenstände hohe Töne produzieren oder resonieren und große Tiere und Gegenstände tiefe. Nachzufühlen ist auch, daß der Begriff „Zunge“ dieser bewußte oder unbewußte Bewegungsimpulse zusendet, so daß das „l“ eine prägende Rolle spielen kann. Monokausale Ursachen wird man aber kaum finden können.

1962 erschien ein ähnlich spekulatives Werk: Richard Fester „Sprache der Eiszeit“, hochgelobt im Vorwort von Herbert Kühn. Doch auch daraus hat sich keine allgemein anerkannte Lehre der Urwörter herausgebildet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.06.2016 um 06.45

Lieber Ludwik L. Zamenhof,

dir ist eine Idee zu verdanken, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Eine Idee, die viele Missverständnisse aus dem Weg räumen, den interkulturellen Austausch vereinfachen, den Grad der Verständigung erhöhen und letztendlich sogar für mehr Gleichheit sorgen würde... 1887 erfandest du die Hilfssprache Esperanto. Esperanto ließt sich wie ein Mix aus all den Sprachen die du beherrschtest. Viele Wörter basieren auf romanischen Wurzeln, doch auch die germanische_ und slavische_ Einflüsse sind stark. Für europäische Sprecher ist Esperanto nicht schwer zu lernen ...

Stéphanie-F. Lacombe studiert Geographie und VWL in Berlin ... Im Sprachenmix fühlt sie sich zu Hause, daher ist sie seit April 2015 Koordinatorin der Übersetzungen bei treffpunkteuropa.de.
treffpunkteuropa.de 29.5.2016

Dazu fällt mir ein: Meine Mutter konnte noch bis ins hohe Alter Gedichte in Esperanto aufsagen. Jedoch galt in meiner Familie die von meinem Stiefgroßvater Edgar von Wahl (1867-1948) konstruierte Plansprache Occidental (heute Interlingue) als die fortschrittlichere. Sie soll immer noch Anhänger haben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2016 um 08.22

Wenn Peter Schmachthagen nicht gerade für die Rechtschreib„reform“ schwärmt, kann durchaus Interessantes dabei herauskommen, z.B. in seiner Beschreibung des Plattdeutschen – hier ein Ausschnitt aus einem längeren Text:

An dieser Stelle müssen wir innehalten und mit Nachdruck etwas richtigstellen: Das Plattdeutsche ist kein Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache, die ihrerseits wiederum zahlreiche niederdeutsche Dialekte umfasst, sich aber grundlegend vom Hochdeutschen und den hochdeutschen Dialekten wie Sächsisch, Bairisch oder Alemannisch unterscheidet. "Plattdeutsch" oder "Plattdüütsch", wie Plattdeutsch auf Plattdeutsch heißt, ist der Eigenname für das nordwestliche Niederdeutsch. Da Plattdeutsch die Muttersprache in der flachen norddeutschen Tiefebene war, in der der Hügel eines Hünengrabs schon als Hochgebirge gilt, wird häufig angenommen, der Namen "Plattdeutsch" habe etwas mit dem platten Land zu tun und vielleicht mit seinen leicht dösigen Bewohnern, die zwischen Swienschiet und Dill den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

Das ist falsch! Der Name "Plattdeutsch" kommt aus den Niederlanden. 1524 erschien in Delft ein Neues Testament, verfasst in goede platten duytsche, also in guter klarer Volkssprache – nicht in den Gelehrtensprachen Griechisch und Latein. Die gute klare Volkssprache war das Plattdeutsche. Das niederländische Adjektiv plat bedeutet "klar, deutlich, jedermann verständlich".

Plattdeutsch war nicht nur Muttersprache, sondern blieb bis in die Neuzeit offizielle Amtssprache Hamburgs (neben Latein) und die Sprache des Senats. Noch 1844 wurde der Bürgereid in niederdeutscher Sprache abgelegt...

abendblatt.de 23.4.2016

Der Niedergang und die Ausgrenzung des Plattdeutschen ging auch vom Volk aus. In der Rellinger Schulklasse meiner Mutter Anfang der 20er weigerte sich die Tochter des Zigarrenbudenbetreibers, ein plattdeutsches Gedicht zu lernen: „Meine Mutti hat mir das verboten, das ist nicht fein!“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2016 um 17.55

Jiddisch: Doch nicht in Deutschland entstanden?...

Überraschende Wurzeln: Bisher galt Deutschland gemeinhin als Ursprung des Jiddischen. Doch neue Analysen des Erbguts aschkenasischer Juden deutet nun auf ganz andere Wurzeln dieser Sprache hin: Sie könnte vor rund 1.000 Jahren im Nordosten der Türkei entstanden sein - in einem von vielen Juden bewohnten Handelszentrum an der Seidenstraße. Erst ihre Nachfahren brachten diese Sprache dann nach Mitteleuropa, wie Forscher berichten.


[...] Eran Elhaik von der University of Sheffield und seine Kollegen haben nun Indizien für einen ganz anderen Ursprung dieser Sprache entdeckt. Sie stützen die Annahme, dass das Jiddische nicht aus Deutschland, sondern aus dem Mittleren Osten stammt - wofür auch die eher dem Slawischen und Iranischen verwandte Grammatik sprechen könnte.[...]

Für ihre Studie analysierten die Forscher daher das Erbgut von 367 aschkenasischen Juden, die an einem Stammbaumprojekt teilgenommen hatten. [...]

Das überraschende Ergebnis: Die gemeinsame Abstammung der jiddisch sprechenden Aschkenasim ließ sich größtenteils auf ein Gebiet im Nordosten der heutigen Türkei zurückverfolgen. Die Gendaten weisen auf große Ähnlichkeit dieser Juden mit Iranern, Türken und Bewohnern des südlichen Kaukasus hin. "Interessanterweise verortet unser System nahezu alle Vorfahren dieser Aschkenasim in der Nähe des früher von den Skythen bewohnten Gebiets", berichten die Forscher.

Wie sie erklären, stimmt dies gut der Theorie überein, dass die aschkenasischen Juden Nachfahren der Chasaren sind, einem Volk, das ab 700 nach Christus im nördlichen Kaukasus und am kaspischen Meer lebte. In babylonischen Quellen werden sie als "Askuza" bezeichnet. Später wurde dieser Begriff zu "Skythen" verändert und bezeichnete die Nomaden, die später im einstigen Gebiet der Chasaren lebten. [...]

Diese Ursprungsregion der jiddischen Aschkenasim lag damals an einem wichtigen Kreuzungspunkt der Seidenstraße mit anderen Handelswegen, wie die Forscher berichten. In diesem kommerziellen Zentrum lebten viele byzantinische Händler, aber auch Angehörige der jüdischen Händlergilde der Radhaniten, die zeitweise den Handel auf dem europäischen Teil der Seidenstraße dominierten.

Nach Ansicht der Wissenschaftler liegt es nahe, dass diese ihr Monopol in diesem Handel vor Konkurrenz schützen wollten. "Um dies zu erreichen, erfanden sie das Jiddische – eine geheime Sprache, die außer den Juden nur wenige verstanden", erklärt Elhaik. [...]

Als dann die Nachfahren dieser jüdischen Händler nach Mitteleuropa zogen, nahmen sie auch deutsche Begriffe auf und gaben dem Jiddischen seine heute bekannte Form. (Genome Biology and Evolution, 1016; doi: 10.1093/gbe/evw046)(University of Sheffield, 21.04.2016 - NPO)

scinexx.de 21.4.2016

Die künstliche Erfindung einer „Geheimsprache“ erscheint etwas phantastisch, alles übrige ist einleuchtend.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2016 um 16.31

Diktat und Dschihad

In Frankreich wird eine Rechtschreibreform diskutiert. Der Vorschlag ist nicht neu, er geht auf das Jahr 1990 zurück. Die französische Regierung streitet mit der Académie Française...


Als Erster hatte der neunzig Jahre alte Schriftsteller Jean d’Ormesson gegen die Reform gewettert. Er gehörte 1990 noch zu ihren Befürwortern in der Akademie: „Weil damals die Leute nicht so unglücklich waren und das Land nicht in dem Zustand war, in dem es sich heute befindet.“ D’Ormesson erinnert an die faktische Abschaffung von Griechisch und Latein im Rahmen der Collège-Reform gegen die „elitären“ zweisprachigen Klassen: „Die Ministerin hat mit ihren Plänen alle gegen sich aufgebracht. Und jetzt kommt sie mit der Orthographie-Reform!“ Zuvor hatte sie bereits mit dem „ABCD der Gleichheit“ der Geschlechter in der Grundschule Schiffbruch erlitten. Ihr wird unterstellt, die Schule zu ideologischen Zwecken zu missbrauchen: der letzte Ort, an dem die Sozialisten versuchen, ihrer Utopie des „Neuen Menschen“ treu zu bleiben: gegen die Eliten, für die Gleichheit aller. Die Schwierigkeiten der Orthographie, so ihre Annahme, diskriminierten die Minderheiten. Ihre Kritiker – Pierre Nora, Alain Finkielkraut, Régis Debray, Jean d’Ormesson – beschimpfte Najat Vallaud-Belkacem als „Pseudointellektuelle“.

Jetzt hat sie ihr „Erstaunen“ auch der Akademie in einem offenen Brief zur Kenntnis gebracht. Und erneut den Rückzug angetreten: Die neue Reform sei freiwillig, schreibt sie den „Unsterblichen“...

faz.net20.2.2016

Wie bei uns! Auch die scheinheiligen Beteuerungen, daß alles freiwillig sei und niemand „gehalten sei“, die Reformschreibung zu verwenden. Ähnlich sind auch die weiteren nebenher laufenden „Reformen“. Gestern erinnerte P. Petersen bei den Antikenfreunden in Kiel an eine Rede des verstorbenen Umberto Eco, die er vor zehn Jahren in Hamburg auf deutsch gehalten habe, in der er die Senkung des Niveaus der deutschen humanistischen Gymnasien und die Abschaffung von Latein und Griechisch aufs heftigste angeprangert hatte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2016 um 05.14

Wie der Linguist Prof. David Crystal und sein Schauspielersohn Ben durch Beachtung der originalen Aussprache den Versen, Wortspielen und Späßen William Shakespeares mehr Sinn abgewinnen, hatte ich hier schon als Video verlinkt. Vor zweieinhalb Jahren traten die beiden auch beim Cheltenham Literature Festival auf. – Jetzt hat eine Musikfreundin aus meinen Cheltenhamer Zeiten per Facebook wieder einen Artikel des „Telegraph“ zu dem Thema verbreitet:

Shakespeare's lost puns and rude jokes revealed in new guide to Elizabethan pronunciation
English accents and pronunciation has changed so much since Shakespeare wrote his plays that his jokes are often missed by today's audiences


Shakespeare’s bawdy jokes are lost on modern audiences, because his puns no longer work in 21st century English pronunciation.

Accents have changed so much in the 400 years since the Bard wrote his plays that the complex wordplay of his poetry is often missed today, according to a linguistic scholar.

Professor David Crystal, who has devoted 12 year to uncovering the original pronunciation of Shakespeare’s works, has said rude jokes and clever double meanings are often incomprehensible now.

The line in As You Like It, “And so from hour to hour we ripe and ripe”, would have had a sexual double meaning to Elizabethan theatregoers, who would have pronounced “hour” the same as “whore” and “ripe” like “rape”.

Or in Hamlet, there is a play on words in the famous like “Frailty, thy name is woman”, as a pun at the time was to pronounce woman as “woe-man”.

A new study of Shakespeare’s works by academic Professor Crystal also shows that his rhymes are not heard when read aloud in modern pronunciation.

In Sonnet 154, “warmed” is rhymed with “disarmed” in a pairing that no longer works in today’s speech. It is one of 96 Shakespearean sonnets which includes lines that no longer rhyme.

Professor Crystal told The Times: “In modern English it’s a mess. In original pronunciation each couplet works perfectly.”

His new book The Oxford Dictionary of Original Shakespearean Pronunciation, published next month, should help theatre companies that want to replicate the original sound of Shakespeare’s verse…

Professor Crystal’s actor son Ben has performed in and put on productions of Shakespeare plays in the original pronunciation. Speaking alongside his father at the Cheltenham Literature Festival in 2013, he said: "The temptation is to add sex jokes and toilet jokes and bum jokes where there aren't any to make it funnier so you enjoy it more. But there are these sex jokes there, but they only work in OP."

English accents in Shakespearean times are said to have been more similar to today’s American accents than how British people speak today, according to the theatre director Sir Trevor Nunn.

Shakespeare's lost puns

A Midsummer Night's Dream
Demetrius puns on "ace", pronounced "ass" (donkey) at the time….

telegraph.co.uk 16.2.2016
Darauf, daß auch viele amerikanische Späße durch den Wandel des Vokabulars gegenüber dem Englischen nicht verständlich sind (oder zumindest vor 50 Jahren waren), hatte ich schon mal hier verwiesen. Jetzt kommt noch im Deutschen durch die Rechtschreib„reform“ ein weiteres Mißverstehen hinzu: „Ace“ ist im Deutschen „As“, das aber erstmalig nach 2500 JahrenAss“ geschrieben werden soll, von den Amerikanern aber als „ass“ (Arsch) und inzwischen auch den Engländern als „arse“ oder „bum“ verstanden wird. International ist das Mißverstehen fatal:

Australian Open Ass-Rekord durch Kristyna Pliskova

Google hat diesen Titel schon entfernen müssen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.02.2016 um 06.37

Abschied vom „Dächelchen“
Frankreich verzichtet künftig auf den Akzent auf i und u

Von Christine Longin,
12. Februar 2016, 02:00 Uhr

[Bild: porte-monnaie – portemonnaie, boursouffler – boursoufler, jazzmen – jazzmans, asseoir – assoir, maître – maitre]

Links die alte Rechtschreibung im Französischen, rechts die künftige: So wird aus einem porte-monnaie das portemonnaie. Illustration: Lorenz

In Frankreich soll nach den Sommerferien die Rechtschreibreform in den Schulbüchern umgesetzt werden. Die Änderungen, die schon 1990 beschlossen worden waren, stoßen jedoch auf heftigen Widerstand.

Es ist nur ein kleines Dach, doch es erregt die Gemüter: Mit der Rechtschreibreform in Frankreich soll der Zirkumflex wegfallen, jener Akzent also, der auf den Vokalen sitzt. Beschlossen hatte das die Wächterin über die Sprache, die Académie française, schon 1990. Doch in die Schulbücher soll die neue Rechtschreibung erst nach den Sommerferien Einzug halten, wie die Verlage vor Kurzem entschieden. Aus der „maîtresse“, der Lehrerin, soll dann die „maitresse“ ohne den „accent circonflexe“ werden. Ein Lifting, das vielen Pädagogen missfällt.

„Es gibt Änderungen, die mir in der Seele wehtun, zum Beispiel die neue Schreibung des Wortes „maitresse“, sagt eine Lehrerin im Fernsehen. Ihre Kollegin ist da anderer Meinung: „Ich bin für alles, was den Kindern die Rechtschreibung erleichtert.“ Vom „Tod des Circonflexe“, den einige Medien herbeischreiben, kann keine Rede sein. Der „chapeau“, wie die Franzosen den Zirkumflex nennen, bleibt auf dem a, e und o erhalten und wird nur auf dem i und u gestrichen. Und das auch nicht immer: „mûr“, was reif bedeutet, führt weiter einen Akzent, um den Unterschied zu „mur“, der Mauer, zu markieren. Namen wie „Jerôme“ werden sowieso nicht angetastet.

Ohnehin ist die alte Schreibweise parallel weiterhin erlaubt. Auch Marcel Proust muss nicht umgeschrieben werden: Die Änderung, die rund 2400 Wörter betrifft, gilt nur für die Schulbücher. Neben dem Zirkumflex soll auch der Bindestrich häufig wegfallen. So wird das „Portemonnaie“ künftig in einem geschrieben statt in zwei Wörtern mit Bindestrich. Außerdem werden bestimmte Wörter vereinfacht: Aus der Zwiebel, bisher „oignon“, soll nun „ognon“ werden. Und die Seerose „nénuphar“ verändert sich zu „nénufar“. Die Académie française hatte die Änderungen 1990 mit einer Entwicklung der Sprache begründet, wie sie auch in den Nachbarländern wie Deutschland üblich ist. Es sei wichtig, die Rechtschreibung mit „dosierten und kohärenten Berichtigungen anzupassen, die ihre Nutzung sicherer machen“, hieß es damals. Die renommierte Akademie, der namhafte Schriftsteller angehören, sparte auch nicht mit Kritik am Zirkumflex: der „chapeau“ sei eine „große Schwierigkeit der französischen Rechtschreibung“. Sogar Gelehrte hätten Schwierigkeiten, den Akzent zu setzen, der „willkürlich und unzusammenhängend“ gebraucht werde. Ein Trost für viele Schüler, die an dem „Dach“ verzweifeln.

Doch die gut gemeinte Geste stößt nun auf starken Widerstand vor allem in konservativen Kreisen, die den Niedergang der französischen Sprache befürchten. „Die Regierung ermutigt uns zur Mittelmäßigkeit, statt die Schönheit der französischen Sprache aufzuwerten“, kritisiert der konservative EU-Abgeordnete Eric Ciotti die regierenden Sozialisten. Dabei waren es die Konservativen gewesen, die 2008 die Umsetzung der Reform beschlossen hatten. Der Entscheidung folgte damals allerdings nur ein kleiner Teil der Schulbuchverlage. „Die Rechtschreibung anzugehen, bedeutet die eigene Kindheit anzugehen. Das erinnert an den Schmerz, die Anstrengung, die Siege beim Lernen der Regeln“, erklärt der Vorsitzende der Schulgewerkschaft SNE, Pierre Favre. Im Kurznachrichtendienst Twitter fand sich schon eine Gruppe zusammen, die den vom Aussterben bedrohten „accent circonflexe“ verteidigt. Das Stichwort lautet in Anlehnung an die Solidaritätsbewegung für die Opfer der Anschläge im Januar #JeSuisCirconflexe.

„Reform macht Französisch attraktiver“

Saar-Bildungsminister Commerçon begrüßt neue Schreibweise

Saarbrücken.
Unter Schülern hat Französisch den Ruf, eine schwere Sprache zu sein. Nicht zuletzt wegen der komplizierten Rechtschreibung und der Tatsache, dass die Schreibweise von der Aussprache oft abweicht. Da soll die Reform jetzt Abhilfe schaffen, um vielleicht einigen Schülern die Hemmung bei der Sprachauswahl zu nehmen. Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) sieht die Entwicklung positiv: „Französisch gilt insbesondere wegen der komplexen Rechtschreibung als nicht einfach zu erlernende Sprache. Insofern begrüße ich die Rechtschreibreform, weil sie womöglich auch die Vorbehalte, Französisch in der Schule zu wählen, verringert.“

Auch für Christoph Vatter, Romanisitik-Juniorprofessor an der Saar-Uni, geht die Reform in die richtige Richtung: „Regeln, die nicht gut nachvollziehbar sind, zu vereinfachen, ist sinnvoll.“ Interessanter als die Rechtsschreibreform selbst ist für ihn die Debatte darüber. „Die Sprachbeherrschung ist in Frankreich ein Symbol für Kultur. Viele sind stolz darauf, komplizierte Regeln und Ausnahmen zu beherrschen“, sagt Vatter. Allem Widerstand in der Bevölkerung zum Trotz „ist es wichtig, dass Französisch dynamisch bleibt, dass es Bewegung in der Sprache gibt“.

Auch das könnte ein Argument für das Erlernen der Sprache sein, außerdem: „Schüler freuen sich über jegliche Vereinfachung.“ Der gleichen Meinung ist auch Commerçon: „Zusammen mit der von mir verfolgten Stärkung der Mündlichkeit – Hörverstehen und Sprechen werden im Unterricht nun intensiver trainiert – wird die Reform das Französischlernen für saarländische Schülerinnen und Schüler attraktiver machen.“ hem

saarbruecker-zeitung.de 12.2.2016

Schmerzlich ist der Fortfall des circonflex zur Andeutung des ausgefallenen s. Und werden jetzt „sûr“ (sicher) und „sur“ (auf) gleich geschrieben? Die bescheuerten deutschen Politiker und „Experten“ begrüßen natürlich jede „Reform“, ganz gleich wo, als Bestätigung, daß auch sie „Recht“ hatten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.10.2015 um 04.40

Der FAZ-Rezensent des Mohamed-Buches von Hamed Abdel Samad hatte dem Autor vorgeworfen, fälschlich zu behaupten, das arabische Alphabet habe zur Zeit der Niederschrift der Korans nur 15 Buchstaben gehabt. Hamed konterte mit der Wiedergabe eines Gesprächs mit einem Wissenschaftler über die Entwicklung der koranischen Schrift aus der aramäischen über die nabatäische zu den karschunischen, den hidschazischen und kufischen Schriften, um zur Geschichte des Koran zur Zeit des dritten Kalifen ʿUthmān ibn ʿAffān zu gelangen, wie er hier beschreibt:

حلقة اليوم عن تطور الخط القرآنى من الخط الآرامى للخط النبطى للكرشونى للحجازى والكوفى، كما نتكلم عن
قصة جمع القرآن فى زمن عثمان بن عفان

Leichtsinnigerweise tippte ich auf die Facebookübersetzung und erhielt folgenden irren Text:

„Schleife über die Entwicklung der falschen Tag langden falsch, dass ich jetzt schlafen wie ein Risiko für mich achselhöhlenfurz كرشو, جازى und Coffey, wie wir sprechen über eine Sammlung von den Koran zu Ben عفان.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.05.2015 um 12.34

Rechtschreibreform in Portugal: “Correto” ist korrekt

“Schifffahrt” mit drei “f”? Ja. Seit 1996, seit der umstrittenen Rechtschreibreform in Deutschland. Vereinfachen sollte sie. Und vereinheitlichen. Doch längst haben Studien gezeigt: Die Fehlerquote in Diktaten und Aufsätzen an allen Schulformen hat sich seither verdoppelt. Die Rechtschreibfreform ein Desaster?

Den Portugiesischsprachigen auf der ganzen Welt droht nun dasselbe, mehr als 220 Millionen Menschen sind davon betroffen. In Portugal gelten seit diesem Mittwoch (13.05.2015) neue Rechtschreibregeln...

Und warum das Ganze?

Es geht um Politik, und es geht um Märkte. Sollte es gelingen, die portugiesische Sprache zu vereinheitlichen, dann würde sie in den Kreis der offiziellen UN-Sprachen aufgenommen. Mit einer einheitlichen Schreibweise könnte das Portugiesische also seine Rolle als bedeutende Weltsprache weiter ausbauen, derzeit ist es bereits die weltweit sechsthäufigst gesprochene Sprache. Und: Portugiesische Verlage verfügen jetzt zwar über den riesigen brasilianischen Markt. Allerdings müssen sie ihre Bücher in der neuen offiziellen Rechtschreibung neu drucken. Ihren brasilianischen Kollegen wiederum stehen ebenfalls neue Märkte zur Verfügung – in ihrer gewohnten Rechtschreibung.

de.euronews.com 14.5.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.03.2015 um 16.28

Der Baum, eine Kulturgeschichte“, S. 109

Die Eiche galt den meisten Griechen als der älteste und vornehmste aller Bäume. Theophrast (XXX 7, 4ff; 8, 2ff) betont, kein anderer Baum besitze so viele Varianten, bringe so viele Dinge hervor wie die Eiche, rechnete man doch auch die Bienen und den Honig zu ihren Erzeugnissen. Kränze aus goldenen Eichenblättern wurden verdienten Bürgern verliehen und Toten beigegeben. Das kostbarste Exemplar lag als Zeichen der königlichen Würde in dem größeren Goldkasten aus dem Herrschergrab in Vergina auf der Asche des Toten, der nicht Philipp II, der Vater Alexanders, sondern dessen Halbbruder Philipp III Arrhidaios war. Ein ähnlicher Eichenlaubkranz stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., er wurde bei Armento in Unteritalien, der Magna Graecia, geborgen und befindet sich in der Münchener Antikensammlungen (Lullies 1982).

Die Eiche ist der Baum schlechthin, ihr griechischer Name drys, abgeleitet aus indogermanisch deru, meinte ursprünglich jeden Baum. Die Wortwurzel bezeichnet die Eigenschaft des Festen; sie steckt auch in dem klassischen Wort für Baum dendron, das mit altindisch dru, altpersisch dauru, gotisch triu, keltisch derva, irisch dair und englisch tree verwandt ist. Im Deutschen lebt sie fort in den Endungen der Baumnamen Rüs-ter und Flie-der; Hei-ster und Gaman-der, Holun-der und Wachol-der, Ligus-ter und Olean-der. Auf dieselbe Wurzel werden lateinisch durus – „hart“ und deutsch „derb“ und „treu“ zurückgeführt, das demgemäß als „kernhart“ oder „verholzt“ verstanden werden kann. Der Wortstamm findet sich in zahlreichen Ortsnamen zwischen Dry-nemeton in Kleinasien und Kil-dare in Irland. Die Eiche von Dodona heißt bei Sophokles auch phēgos, verwandt mit lateinisch fagus und deutsch Buche, eines von mehreren Beispielen dafür, daß Baumbezeichnungen springen können.

Germanisten und Sprachwissenschaftlern ist dies alles natürlich nichts Neues, aber es ist ja auch nur eine halbe Seite aus dem 472 Seiten starken, äußerst reichhaltigen Buch, das selbstverständlich in der bewährten Kulturrechtschreibung gedruckt ist – wie auch alle anderen Werke desselben Autors.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2015 um 08.38

Versuch einer allgemeinen teutschen Idiotikensammlung 1788
Friedrich Carl Fulda
quine Sächs. junge Kuhe
Ulfil. [got.] Weibsperson

gehört von meiner Tochter an der Nordseeküste:
„Quinnen“, junge Kühe.
Johannes Saß 1956:
„Queen“ junges weibl. Rind, pl. -s

Holthusen (1927) führt an:
queen Königin (ae. cwēn, as. quān, go. qēn-s, ai. janiṣ);
quean Vettel (ae. cwene, go. qino, air. ben, gr. gynē)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2015 um 11.53

Haben Sprachen eher positiven oder negativen Grundcharakter?

... Bereits 1969 vermuteten Forscher erstmals, dass die menschliche Sprache generell eine Tendenz zum Positiven haben könnte. Bislang blieb dies allerdings weitgehend Spekulation. Nun haben die Forscher um Peter Dodds von der University of Veermont in Burlington handfeste Beweise für diese These geliefert. Für ihre Studie werteten sie systematisch Texte aus zehn Sprachen aus ...

Bei den Analysen kristallisierten sich etwa Zehntausend der am häufigsten verwendeten Begriffe in der jeweiligen Sprache heraus. Diese Wörter legten die Forscher dann rund 1.900 Muttersprachlern zur Beurteilung vor: Sie sollten auf einer Skala von eins bis neun den Begriffen einen Grad der Positivität zuordnen...

Die Auswertungen der Wissenschaftler zeigten: Bei allen 24 Quellen von Wörtern und in allen analysierten Sprachen gab es mehr Begriffe, die über dem neutralen Bereich lagen – mit anderen Worten: Die Stimmung der Sprache ist im Durchschnitt eher positiv geladen... Auch wenn sich Texte beispielsweise mit der Berichterstattung über Unglücke befassen, kann der Wortwert unterm Strich positiv sein.

... Diesen Zusammenhang haben sie für die Entwicklung eines Werkzeugs zur automatischen Analyse von Stimmungen in Texten genutzt. Sie nannten es Hedonometer ...
wissenschaft.de 9.2.2015

Das Ergebnis erinnert an den ontologischen Gottesbeweis: Die Existenz ist etwas Positives, also muß zu „Gottes“ Vollkommenheit auch die Existenz gehören. In der „hedonometrischen“ Sprachwissenschaft genügt anscheinend schon die Existenz eines Wortes, um ihm etwas Positives nachzusagen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2015 um 10.36

Formt Luftfeuchtigkeit die Sprachen der Welt?

Ein bestimmter Typus von Sprache ist in manchen Weltgegenden häufiger als anderswo. Zufall, sagten Linguisten bislang. Keineswegs, entgegnet nun ein Forscherteam.


Einer "feuchten Aussprache" der ganz besonderen Art ist jetzt ein dreiköpfiges Forscherteam um Caleb Everett von der University of Miami auf der Spur: Seinen Untersuchungen zufolge ist in bestimmten Weltgegenden ein bestimmter Sprachtypus besonders häufig, weil dort eine angenehme Luftfeuchte den Sprechern hilft, die hohen Ausspracheanforderungen dieser Sprachen besser zu meistern. Ein kurioses Ergebnis, das die Forscher allerdings mit statistischen Beobachtungen untermauern können.

In den Blick haben sie konkret so_genannte [kotz!] Tonsprachen genommen, zu denen beispielsweise das Hochchinesische zählt. Diese offenbaren ein für mitteleuropäische Ohren ungewohntes Phänomen: Wörter unterscheiden sich dort mitunter einzig und allein in der Intonationskurve, mit der sie ausgesprochen werden...

Ob sie ... die Kritiker, die sie mit ihrer Veröffentlichung unweigerlich auf den Plan rufen werden, überzeugen können, ist derzeit noch offen. ...

spektrum.de 19.1.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.12.2014 um 11.10

[Bild: An der Tafel die Zeichen für „guo“ (Land) – alt: im Quadrat eingegrenzt das Zeichen für Lanze „ge“(altchin. kwa), – reformiert: stattdessen das Zeichen für „yüe“ (Edelstein, kostbar).]
Sie führte in die chinesische Schrift sowie Land und Leute ein: Hua Pan-Witzel. Foto: Rainer Raffalski

Herne. In der Adventszeit bietet die VHS Herne den Kursus „Chinesische Zeichen schreiben“ an. Dabei wurden auch Weihnachtskarten gestaltet...

Bevor es ans Schreiben der Zeichen ging, stand kurz die Geschichte der Schrift auf dem Plan. „Chinesische Zeichen gibt es seit etwa 4000 Jahren“, berichtet Pan-Witzel sichtlich stolz auf die lange Tradition ihrer Heimat, „vereinheitlicht wurden sie vor ca. 2000 Jahren, als China das erste Mal vereinigt war“. Die Zeichen hätten sich aus Zeichnungen entwickelt, was sie am Zeichen für „Sonne“ zeigte: Aus dem Kreis mit einem Punkt in der Mitte entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Rechteck mit einem Querstrich. „Die chinesische Schrift ist nicht geschwungen, sondern eckig“, erklärt die Chinesin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, als ein Teilnehmer sich an den Zeichen versuchte und sie, typisch deutsch, etwas zu geschwungen an die Tafel brachte.

Niemand kennt alle Zeichen

Etwa 30 Grundstriche gibt es im Chinesischen, aus denen sich die etwa 50 000 Zeichen zusammensetzen. Alle beherrsche aber keiner, in der Schule lerne man um die 2000, so Pan-Witzel – und das durch üben, üben, üben. Ein Akademiker beherrsche vielleicht 5000.

Interessant ist auch, dass nicht nur die Deutschen Rechtschreibreformen über sich ergehen lassen mussten, sondern auch die chinesische Regierung der 50er Jahre ihre Zeichen veränderte. „Die Politik wollte unsere Schrift vereinfachen, indem sie bei manchen Zeichen einfach ein paar Striche wegließ“, berichtet Pan-Witzel. „Das galt aber nur für die Volksrepublik China, nicht etwa für Taiwan. Dort schreibt man immer noch traditionell.“

In der Schreibkunst sind es noch immer die traditionellen Zeichen, die genutzt werden. „In China ist ein Bild eines schön geschriebenen Schriftzeichens so teuer wie hier ein Monet oder Picasso“, sagt die Expertin.
...

derwesten.de 8.12.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.12.2014 um 07.15

Zurück ins Osmanische Reich

Schüler sollen Osmanisch lernen, die Vorgängersprache des modernen Türkisch - ohne lateinische Buchstaben.

Rückbesinnung auf alte Größe und alte Werte - das ist der Kurs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Schüler in der Türkei sollen künftig wissen, wie groß und mächtig das Osmanische Reich einmal war. Dazu sollen sie erst einmal wieder das osmanische Türkisch lernen, das einst gesprochen und mit arabischen Schriftzeichen geschrieben wurde.
spiegel.de 8.12.2014

Da die Türken durch Atatürks Sprach- und Schreibreform von ihrer Geschichte abgeschnitten wurden, ist das zunächst einmal grundsätzlich richtig. Der Wunsch nach alter Größe scheitert aber daran, daß die arabischen Staaten Nordafrikas bis zum Iraq gewiß nicht wieder türkische Vasallen werden wollen. Dann würde sich anbieten, irgendwann die wachsend türkisch besiedelten Gebiete in Deutschland und Umgebung einzugemeinden. Die Assimilierung hat Erdogan dort ja schon vor längerer Zeit verboten...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2014 um 03.00

Menschliches Sprach-Gen lässt Mäuse schneller lernen
Das Gen FOXP2 steht im Verdacht, eine wesentliche Rolle bei der menschlichen Sprachfähigkeit zu spielen. Versuche an Mäusen stärken diese These.


Mäuse, die die menschliche Version des Gens FOXP2 tragen, lernen schneller als Wildtyp-Mäuse. Das Genprodukt Foxp2 ist ein Transkriptionsfaktor, der im Gehirn von Säugetieren aktiv ist und beim Menschen eine wesentliche Rolle bei der Sprachentwicklung spielt. Ein Team um Christiane Schreiweis vom MPI für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat das Verhalten von Mäusen untersucht, die das menschliche FOXP2-Gen tragen – dabei erwiesen sich die genetisch veränderten Tiere in den Versuchen mit Labyrinthen als wesentlich lernfähiger.

Lediglich in zwei Positionen unterscheidet sich das Menschen-Gen vom Mäuse-Gen, doch das scheint einen Unterschied zu machen. Bekannt war bereits, dass in den veränderten Mäusen die Neuronen längere Dendriten haben. In der aktuellen Studie zeigte sich, dass sich auch ihre Funktionsweise verändert hat – sie bleiben nach längerer Aktivierung eine Weile inaktiv, ein wesentlicher neuronaler Lernmechanismus. All das hat, wie die Labyrinth-Experimente zeigen, Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten. Die Forscherinnen [und Forscher?¹] kommen deswegen zu dem Schluss, dass die Veränderung beim menschlichen FOXP2-Gen dazu dienen könnte, die mentale Verbindung zwischen Wort und Bedeutung schneller zu festigen – eine wesentliche Voraussetzung für Sprache.
spektrum.de 16.9.2014

¹) Nicht wenige! Die neue, irritierende Marotte der politisch korrekten Wissenschaft.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.08.2014 um 13.40

Sprachen von Tieren sind der menschlichen Sprache ähnlicher in ihrer Struktur als vermutet

Weniger Zufall, mehr Grammatik: Tierische Sprachen ähneln der menschlichen offenbar mehr als bisher angenommen...

Ob singende Wale, pfeifende Murmeltiere oder zwitschernde Vögel: Viele Tiere produzieren komplexe Laute, um zu kommunizieren. Bei vielen Arten deuten die geäußerten Laute sprach-ähnliche Strukturen an. Dennoch ist es für Wissenschaftler schwierig, diese Tiersprachen zu enträtseln oder auch nur deren Struktur zu definieren. Gängigen Annahmen nach folgt die Struktur tierischer Sprache dem statistischen Markov-Prozess: Dabei hängt ein bestimmtes sprachliches Element, ein spezifischer Laut also, lediglich von einer relativ begrenzten Anzahl vorheriger Elemente ab. Die entstehende Lautfolge, eine Markov-Kette, basiert daher noch zum großen Teil auf der zufälligen Abfolge einzelner Laute.

Ganz anders erscheinen dagegen die menschlichen Sprachen: Deren Abfolgen von Lauten sind von deutlich strikteren grammatischen Regeln geprägt. Wissenschaftler sprechen von "Kontext-freier Grammatik", deren Regeln unabhängig vom Inhalt des Gesagten greifen. Die Sprache ist dadurch viel komplexer, weniger zufällig und wesentlich ausdrucksstärker als durch den Markov-Prozess.

Dieser sprachliche Unterschied galt lange als entscheidender Unterschied zwischen Mensch und Tier...

Wie sich jetzt zeigt, folgt offenbar eine ganze Reihe tierischer Lautäußerungen wesentlich komplizierteren Modellen als dem Markov-Prozess. Die Lautfolgen von so unterschiedlichen Tieren wie Meisen, Finken, Fledermäusen, Orang-Utans, Orcas Grindwalen und Klippschliefern haben Forscher um Arik Kershenbaum vom National Institute for Mathematical and Biological Synthesis im US-Bundesstaat Tennessee überprüft.

Mit mathematischen Analysen bestätigten sie zum ersten Mal, dass der Markov-Prozess allein als statistische Grundlage von Tiersprachen nicht ausreicht. Damit rückten die tierischen Sprachen ein großes Stück näher an die menschliche Sprachstruktur heran...

scinexx.de 20.8.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2014 um 09.36

In einem Tonbandmitschnitt, den Unbekannte auf das Internetportal YouTube stellten, sagte die im US-Außenministerium für Europafragen zuständige Abteilungsleiterin Victoria Nuland abfällig über die Europäische Union: "Fuck the EU"...
Das "F-Wort" ist in den USA tabu. Menschen mit Kinderstube meiden es füglich.
n-tv.de 5.2.14

Tonbandmitschnitte sind eben gefährlich. Das mußte schon Präsident Nixon erkennen, als er nach der Watergate-Affäre gezwungen wurde, seine heimlich gemachten Gesprächsmitschnitte zu veröffentlichen. Er konnte durchsetzen, daß alle seine Kraftausdrücke gestrichen wurden. Die häufigen Hinweise darauf gaben dem Ganzen eine skurrile Note:

PRÄSIDENT: ... Machen Sie ihn auch auf das aufmerksam, was wir schon haben. (Schimpfwort gestrichen) Colson hat (Charakterisierung gestrichen), aber wirklich, wirklich, -- dieses Zeug hier -, vergessen wir's. Aber denken Sie immer daran, daß dies nicht vom Weißen Haus gemacht wurde. spiegel.de 13.5.1974

Die Original-Mitschrift lautete:

PRESIDENT: … Also point out to him that the fish they're really after -- Tell him, look, for Christ sakes, Colson's got brass balls and so forth, but … [DEAN: A11 right.] ... I'd really, really be slugged here is -- let's forget this, remember, this was not done by the White House.

Colson werden hier wohl Unverschämtheit und Dreistigkeit („Messing-Hoden“) zugeschrieben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.01.2014 um 09.22

Thomas Paulwitz schreibt in der Jungen Freiheit
(in undeformierter Rechtschreibung):


Schimpfwort „Goethe“
„Fragen Sie in der Türkei niemals nach dem Goethe-Institut!“ Türkischkenner erbauen sich gelegentlich an einem solchen Rat. Sie wissen nämlich, daß es im Türkischen ein Wort gibt, das so ähnlich klingt wie „Goethe“: Das türkische „göt“ ist, ins Deutsche übersetzt, ein derber Ausdruck für das Gesäß...
Wahrscheinlich ist es lediglich einigen eingeweihten „Kiezdeutsch“-Kennern bewußt, daß auch der Kassenschlager „Fack ju Göhte“ in seinem Titel ein Wortspiel mit „Goethe“ und „göt“ treibt. So fiel der Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes unlängst auf: „Ich habe von meiner Nichte neulich gehört, daß ‚Goethe‘ auf Schulhöfen als abwertendes Wort benutzt wird. Das hätte ich auf Anhieb nicht mit einem Schimpfwort in Verbindung gebracht.“ Ulmen-Fernandes führt diese Entwicklung auf den großen Erfolg des Films „Fack ju Göhte“ in den Lichtspielhäusern zurück...
jungefreiheit.de 24.1.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.01.2014 um 11.00

Die Pirahā am Amazonas zählen nur bis zwei und bilden keine Verben in der Vergangenheitsform, auch nicht in der Zukunftsform.

Simone Guski bespricht im Humanistischen Pressedienst das Buch ...

Daniel Everett: „Die größte Erfindung der Menschheit. Was mich meine Jahre am Amazonas über das Wesen der Sprache lehrten“. Deutsche Verlagsanstalt München 2013, 463 Seiten 24,99 Euro

Daniel Everett und die Pirahā wurden auch hier und da schon bei uns erwähnt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2013 um 16.11

Indigene Sprachen versetzt mit Codewörtern erwiesen sich während des Zweiten Weltkriegs als nicht entschlüsselbar

Washington - Regisseur John Woo setzte ihnen 2002 mit dem Film "Windtalkers" ein Denkmal: Amerikanischen Ureinwohnern, die während des Zweiten Weltkriegs militärische Botschaften mit einem unknackbaren Code versahen - ihren Muttersprachen. Offizielle Ehren folgten ebenfalls spät, und eine letzte Gruppe ist erst jetzt ausgezeichnet worden. 250 Menschen erhielten für ihre Verdienste während des Kriegs die Ehrenmedaille des Kongresses. Für fast alle von ihnen war es eine posthume Ehrung...

Im 19. Jahrhundert verfolgte die US-Regierung noch das Ziel, die Kulturen der nordamerikanischen Ureinwohner zu beseitigen. Viele von ihnen wurden erst während des Ersten Weltkrieges US-Staatsbürger, oft im Gegenzug für einen Militärdienst. Zu dieser Zeit wurden ihre zuvor missachteten Sprachen plötzlich als wertvoll erkannt ...

Dem 58-jährigen John Parker kommen die Tränen, wenn er über seinen Vater Simmons Parker spricht. "Mein Vater konnte nicht stolzer sein, seinem Land auf diese Weise gedient zu haben", sagte er...
derstandard.at 21.11.2013

Sehr selbstlos, denn die Interessen der Amerikaner in Europa waren nicht im mindestens die seines fast beseitigten Volkes.

Wikipedia: Den Comanche gehörten somit auf dem Höhepunkt ihrer Macht gegen 1830 ca. 40.000 Menschen an... 1866 schätzte man die Population der Comanche auf ca. 4.700, im Jahr 1884 gab es nur noch 1.382. 1910 lebten nur noch 1.171. Heute leben wieder über 14.000 Comanche, von welchen aber nur noch wenige die eigene Sprache sprechen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.06.2013 um 13.54

Bereits der Anblick von Objekten oder Gesichtern aus der eigenen Kultur können beim Sprechen der Zweitsprache stören
… Schon der Anblick eines aus der eigenen Kultur gewohnten Gegenstands oder eines typisch heimatlichen Gesichts kann die neue Sprache regelrecht blockieren. Unser Gehirn hat dann Probleme damit, die korrekten Wörter zu finden und wir sprechen unsere Zweitsprache plötzlich weitaus weniger flüssig als sonst. Diese Störeffekt liefert nach Ansicht der Forscher auch ein starkes Argument für Stadtviertel und Schulen mit gemischter Bevölkerung - und gegen Chinatowns und andere "Ghettos" von Migranten...

wissenschaft.de 17.6.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.04.2013 um 08.42

Ägypten schließt Tal der Könige für Touristen

Die Geschäfte laufen schlecht, Urlauber bleiben aus. Für Souvenirverkäufer im ägyptischen Tal der Könige sind schwierige Zeiten angebrochen. Jetzt haben einige von ihnen sich auch noch eine handfeste Auseinandersetzung mit der Polizei geliefert - das historische Areal wurde geschlossen… In den vergangenen Tagen waren wegen einer Protestaktion zwischenzeitlich auch das nahe_gelegene Tal der Königinnen und die Ruinen von Deir al-Madina geschlossen gewesen.
spiegel.de 16.4.2013

Vor Jahren reiste ich nach Luxor und übernachtete im viktorianischen Hotel Winterpalace. Als ich am folgenden Vormittag die Stadt erkunden wollte, schoß aus den vorgelagerten Ladenarkaden ein junger Mann heraus und sprach mich in einer fremden Sprache an. Ich verstand ihn zuerst nicht, bis ich merkte, daß es Englisch sein sollte. Er bat mich, ihm noch etwas Englisch beizubringen. Ich sagte ihm, ich sei Deutscher, er solle sich doch lieber an einen Muttersprachler wenden. Deutsch sei auch okay, meinte er und bat mich in seinen Laden. Nachdem er mich überzeugt hatte, daß er mir nichts verkaufen wollte, folgte ich ihm, bestand aber darauf, daß er mir dafür Arabisch beibringen müsse. – Deutschland wäre gut, meinte er. Ein Freund habe dort jede Nacht eine andere Frau. Er wolle auch nach Deutschland. „Heirat no problem, ich auch Christ!“. Dann holte er eine große Kladde heraus, in der er in arabischer Schrift (mit nur drei Vokalen) deutsche Vokabeln gesammelt hatte. Er fragte eine ganze Reihe von Wörtern nach Bedeutung und Aussprache ab. Zum Schluß brachte er mir einen arabischen Satz bei: Atamanna anta sadiqi (Ich möchte, daß du mein Freund bist). Aber den kannte ich schon.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2013 um 07.06

Heute vor 65 Jahren trat die dänische Rechtschreibreform in Kraft, dabei wurde ein neuer Buchstabe eingeführt, das „å“ – der kleine Kreis oben drauf heißt übrigens, kein Witz, „Bolle“. zvw.de 22.3.2013

Und, wie üblich, hatte die Presse den Erpresserdienst geleistet, die „Reform“ durchzusetzen – dort vor allem das Traumziel der deutschen Reformer, die Kleinschreibung. Ersatzweise werden wir mit der ss-Stussschreibung nach Heyse erpreßt.

Siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.03.2013 um 08.32

Das Italienische besitzt noch das indogermanisch/lateinische Futur.

Beispiel: Monteverdis Oper
„L’Incoronazione di Poppea“ (1642)
Atto prima, scena quarta
(nach einer Liebesnacht):

Poppea: Tornerai? (Wirst du wiederkommen?)
Nerone: Tornerò. (Ich werde wiederkommen.)
Poppea: Quando? (Wann?)
Nerone: Ben tosto. (Sehr bald)
Poppea: Ben tosto, me’l prometti? (… versprichst du’s mir?)
Nerone: Te’l giuro. (Ich schwöre es dir)
Poppea: E me l’osservai? (Wirst du dich für mich daran halten?)
Nerone: E se a te non verrò, tu a me verrai.
(Und wenn ich nicht zu dir kommen werde, dann wirst du zu mir kommen.)

Im Deutschen weicht man natürlich möglichst auf das Präsens aus. Dennoch kann der Gesangslinie die Eindeutschung nicht befriedigend unterlegt werden, schon in den ersten drei Noten nicht.

Die wundervoll klangreiche und doch herbe italienische Sprache wäre viel geeigneter zur europäischen Lingua franca als das Englische, allein schon wegen der bereits von Konrad Duden geschätzten einfachen Orthographie.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2013 um 09.20

Das Etruskische zeigt im Vokabular, soweit es bisher verstanden ist, kaum Ähnlichkeiten mit indogermanischen Sprachen – etwa dem damals benachbarten Latein. Insofern war die Angabe Herodots, die Etrusker stammten aus Kleinasien, durchaus einleuchtend. Nun haben genetische Untersuchungen (Plos One 6.2.2013) einer italienischen Forschergruppe an 2500 Jahre alten sterblichen Überresten aus beiden Bereichen ergeben, daß diese Verwandtschaft weitere 5000 Jahre zurückliegen muß, so daß eine mündliche Überlieferung ähnlich vertrauenswürdig wäre wie eine deutsche Erinnerung an eine Herkunft aus Anatolien. Dagegen lebten zur Zeit der Renaissance in der Toscana noch weitverbreitet Nachfahren dieses kunstreichen Volkes, während sie heute nur noch in Volterra und im Casentino-Tal zu finden sind.

Die etruskische Sprache ist im westgriechischen Alphabet gut leserlich überliefert. Die Hoffnung, mit den 1964 aufgefundenen zweisprachigen Tempelweiheinschriften von Pyrgi (5.Jhdt. v. Chr.) eines Regenten Thefarie Velianas für Astarte/Juno dem Verständnis näherzukommen, haben sich nicht erfüllt. Die in Goldbleche auf punisch und etruskisch eingedrückten Texte sind nicht deckungsgleich. Bemerkenswert sind aber die damit dokumentierten engen Beziehungen zu Karthago. Vielleicht wurde Hannibal dadurch später zu seinem Entschluß angeregt, Rom von Norden her anzugreifen.

Siehe auch Pressetext.com vom 11.2.2013.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.02.2013 um 06.58

Sāmoan Orthography to be Restored

Public hearings began Tuesday in Sāmoa discussing the new Sāmoan Language Commission Bill. The proposed bill is intended to add special emphasis on the reinstitution of language standardization procedures that had previously been approved in 1966…

The bill is monumental as the “symbols”, which are academically referred to as “diacritics,” first came into use in Sāmoa by Reverend George Pratt; in the 1850’s, and upon later approval, taught in the government schools. However, by the 1970’s the department, stopped printing the diacritics in school books. One could argue that their absence came with the increased use of computers …

Reinstating and making full use of the Sāmoan diacritics, faʻamamafa ( ¯ ) and koma liliu ( ʻ ), as Leapai says, “emphasize the exact meaning of a word and thus the meaning of the whole sentence in which that word is used, and the ministry fully supports the government’s decision to restore the symbols and signs in the use and teaching of the Samoan language.” The Fiji Times reports that, “the fast and modern changes in Samoan society overtime have younger Samoan generations communicating more in English and making it hard for them to learn their mother language without the symbols.” Words such as pau which means to end or stop, can and will generate different meanings if the diacritics are not used, as paū means to be stern, paʻu means skin, and paʻū means to fall. Furthermore, in written form the separate villages of Lotofaga and Lotofagā are difficult to distinguish without the diacritics, the same is true when spelling Sāmoa, it is clear to see the ʻsā’ in Sāmoa, as sā means sacred.

kaleo.org 8,2,2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.02.2013 um 07.47

Computer rekonstruiert Wörter aus Ursprache

Wie lautet der gemeinsame Ursprung von Wörtern aus verschiedenen Sprachen? Forscher beantworten derartige Fragen jetzt mit Software. Erste Tests mit mehr als 600 Sprachen aus dem Pazifikraum verlaufen vielversprechend …

Im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" beschreiben die Wissenschaftler ihr Verfahren, das sie mit Wörtern aus diversen austronesischen Sprachen getestet haben. Diese werden von rund 300 Millionen Menschen im Pazifikraum gesprochen…

Als Input nutzten die Forscher mehr als 142.000 Wörter aus 637 Sprachen. Das Wort Vogel heißt beispielsweise auf Fidschianisch manumanu, in der ausgestorbenen Pazeh-Sprache der Insel Taiwan aiam, in der Melanau-Sprache manuk und in der Sprache Abaknon manok. Als gemeinsamen Ursprung dieser Wörter ermittelte der Algorithmus qayam. Auf dasselbe Wort waren Linguisten auf dem herkömmlichen Weg ohne Computerhilfe auch gekommen. 85 Prozent aller per Algorithmus rekonstruierten Ursprungswörter stimmten mit den Begriffen überein, die Linguisten in jahrelanger, mühevoller Arbeit gefunden hatten, schreiben Bouchard-Côté und seine Kollegen…

spiegel.de 12.2.2013

… sehr überzeugend! Das erinnert mich an mein gefundenes Urwort „kfraogwts“ zur Bezeichnung der Ureuropäer.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2013 um 11.27

Codesprache Arabisch
Wie abhängig sind Programmierer von der englischen Sprache? Sehr, hat Ramsey Nasser herausgefunden. Deswegen hat er eine neue Programmiersprache geschaffen - auf Arabisch...

"Hallo Welt!" - dieser Satz steht meist am Beginn des Programmierens in einer neuen Sprache…
Seine Sprache nennt er "Alb", übersetzt heißt das "Herz". Sie ist ein Kunstprojekt, das aber voll funktionstüchtig ist. Allerdings ist sie inkompatibel zu anderen Programmiersprachen, da diese Englisch als Hauptsprache nutzen…

Das Programmieren hat sechs Monate gedauert. Dann stand "Merhaba ya Aalam" auf dem Bildschirm - die Übersetzung von "Hallo Welt", natürlich in arabischen Schriftzeichen. Nasser studiert am New Yorker Technologiezentrum Eyebeam, "Alb" ist seine Jahresarbeit, drei Programme hat er insgesamt geschrieben…

Die These, dass alle Englisch lernen sollen, wenn sie coden wollen, nennt Jeff Atwood "Der hässliche amerikanische Programmierer". Atwood, der selbst Programmierer ist, spielt damit auf den Roman "Der hässliche Amerikaner" an. Er spielt in den 50er-Jahren in Südostasien, wo Amerikaner den kommunistischen Einfluss zurückdrängen wollen. Sie scheitern, weil sie sich überwiegend arrogant verhalten und gegenüber der vorherrschenden Kultur respektlos sind und deswegen von der Bevölkerung abgelehnt werden…

Mit Alb will Nasser den Menschen, die mit dem lateinischen Alphabet aufgewachsen sind, zeigen, wie es sich anfühlt, keine Befehle zu lesen, sondern nur Muster zu erkennen…

spiegel.de 3.2.2013

Ramsey Nassers verwendet anscheinend nicht das interkulturelle Hocharabisch, sondern den ägyptischen Dialekt, in dem „qalb“ (Herz, nicht zu verwechseln mit „kalb“ Hund) zu „‘alb“ geworden ist. Dem Vorzug des Englischen, der Einsilbigkeit, entspricht im Arabischen der Verzicht auf die Wiedergabe der kurzen Vokale und die Beschränkung der Wortwurzeln auf meist drei Konsonanten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2013 um 08.41

Linguisten beleben ausgestorbene Aborigene-Sprache

Australische Linguisten haben eine ausgestorbene Aborigene-Sprache bei Adelaide wiederbelebt. Möglich machen dies die Aufzeichnungen deutscher Missionare aus dem 19. Jahrhundert. Lange nach dem Tod der letzten Sprecherin wächst nun die erste neue Muttersprachlerin heran…

Als die Deutschen im Jahr 1846 ihre Missionstätigkeit aufgaben, hatte sich zu ihrer Enttäuschung noch kein einziger Aborigene taufen lassen… Lange nach ihrem Tod erweist sich die Kaurna-Sprache als Glücksfall für Linguisten, da sie dank der detaillierten Aufzeichnungen der deutschen Missionare zumindest auf dem Papier erhalten geblieben ist…

Genaue Aussprache schwierig zu rekonstruieren
Die Sprache der Ureinwohner ist komplex. Kaurna gehört zu den agglutinierenden Sprachen, bei denen bedeutungstragende Bausteine hinten an das jeweilige Wort angehängt werden. Laut Amery unterscheidet die Sprache mehr als ein Dutzend Fälle - und damit mehr als Latein. Von den europäischen Sprachen ähnelt ihr am ehesten das Baskische, obwohl keinerlei Verwandtschaft besteht, sagt Amery.

Auch die Aussprache hat es in sich. Ähnlich wie Tamil und Hindi unterscheidet Kaurna allein drei verschiedene R- und vier L-Laute. "Im aktuellen Sprachkurs haben wir einige Koreaner, die ja in ihrer Sprache nicht einmal zwischen R und L unterscheiden", scherzt Amery. "Am Anfang haben sie sich schwer getan, aber so langsam nähern sie sich den neuen Lauten."

170 Jahre nach dem Wirken der Missionare erweisen sich auch heute Deutsche als wichtige Helfer bei der Erschließung der Sprache. "Deutsche Studenten haben ein besseres Gefühl dafür, welche Aussprache ihre Landsmänner damals festgehalten haben könnten", erklärt Amery. So sei beispielsweise die Aussprache des Buchstaben U im Deutschen recht eindeutig, wohingegen er im Englischen viele verschiedene Laute beschreiben kann.

Doch oft können auch Deutsche die Aussprache gewisser Wörter nicht eindeutig rekonstruieren. In solchen Fällen suchen Amery und sein Team in benachbarten Sprachen nach Hinweisen. "Wenn das auch nicht hilft, müssen wir eben raten", sagt Amery…

spiegel.de 3.2.2013 ... University of Adelaide


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.01.2013 um 12.22

Zebramangusten kommunizieren über informationsgeladene Mini-Rufe

Welches Gruppenmitglied hat da gegrunzt und was macht es gerade? Zebramangusten wissen das, denn die unscheinbaren Laute der Tiere haben es offenbar in sich, wie ein Biologenteam berichtet. Mit einsilbigen Rufen können die putzigen Savannenbewohner demnach Gruppenmitgliedern ihre Identität und momentane Beschäftigung mitteilen. Obwohl die Laute nur 50 bis 150 Millisekunden dauern, sind sie klar strukturiert und daher sogar mit der menschlichen Sprache vergleichbar, sagen Marta Manser von der Universität Zürich und ihre Kollegen. […]

Die Tiere einer Gruppe können Mitglieder anhand des charakteristischen Rufs unterscheiden, beobachteten die Verhaltensforscher. Mangusten verfügen außerdem über ein breites Spektrum an Lauten mit denen sie Tätigkeiten koordinieren können und den Gruppenzusammenhalt aufrechterhalten. „Unsere Ergebnisse weisen nun darauf hin, dass das Eingangsgeräusch eines jeweiligen Rufes Auskunft über die Identität des rufenden Tiers gibt“, berichtet Jansen. Der zweite, mehr klangliche und einem Vokal ähnliche Teil der Lautäußerung informiere dagegen über die aktuelle Tätigkeit des Rufers, so die Ergebnisse der Biologen.

Damit zeigen sie nun erstmals, dass eine Tierart über Lautäußerungsstrukturen verfügt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vokal- und Konsonantensystem der menschlichen Sprache haben. Die Forscher sind allerdings überzeugt, dass Zebramangusten nicht die einzigen sind, die Silben strukturieren können. „Das Beispiel der Zebramangusten zeigt, dass sogenannte einfache tierische Lautäußerungen weitaus komplexer sein können, als man bisher für möglich hielt“, sagt Co-Autor David Jansen von der Universität Zürich.

wissenschaft.de 10.1.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2013 um 16.37

Chinesische Kinder verlernen das Lesen

Die chinesische Schrift existiert seit mehr als 3.000 Jahren. Doch die jüngste Generation von Chinesen hat immer mehr Probleme, die komplexen Zeichen zu entziffern. Schuld daran sind neue, digitale Lernmethoden, die an vielen Schulen das traditionelle Nachmalen der Schriftzeichen mit der Hand verdrängt haben...


In den im Rahmen der Studie durchgeführten Tests hatten ein Drittel bis über die Hälfte der rund 6.000 getesteten Schulkinder der dritten bis fünften Klasse schwerwiegende Leseschwierigkeiten. Das sei weit mehr als jemals zuvor festgestellt, sagen Li Hai Tan und seine Kollegen. Mitte der 1990er Jahre habe der Anteil von Kindern mit Leseproblemen nur zwischen 1,9 und 7,9 Prozent gelegen.

Den Hauptgrund für die zunehmende Leseschwäche der Kinder sehen die Forscher in der auf Computern basierenden sogenannten Pinyin-Lernmethode an Chinas Schulen. Dabei tippen die Schüler auf einer lateinischen Tastatur den Laut des gewünschten Worts ein – beispielsweise "li" für Birne – und erhalten dann eine Auswahl chinesischer Schriftzeichen, die "li" ausgesprochen werden. Aus diesen suchen sie dann das korrekte Zeichen aus.

"Durch diese Technik lernen die Kinder nicht mehr, die grafischen Formen, aus denen die komplexen Zeichen zusammengesetzt sind, zu schreiben und so visuell-räumlich zu analysieren", sagen Li und seine Kollegen. Um den Kindern das Lesenlernen zu erleichtern, mussten sie früher jedes Zeichen wiederholt abzeichnen. Auf diese Weise sei die Verknüpfung der Formen mit der Bedeutung des Schriftzeichens im Gedächtnis der Kinder verankert worden…

Die chinesische Schrift habe zwar bisher die technologischen Herausforderungen des digitalen Zeitalters überstanden. Jetzt aber zeige sich, dass die computergestützte Kommunikation auch eine Schattenseite habe: Sie störe offenbar ein effektives Lernen der Jahrtausende alten Schrift.

wissenschaft.de 2.1.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2012 um 09.51

Wie schon einmal erwähnt, stieß ich bei der Fahndung nach den Vorfahren meiner Kinder auf den weiblichen Vornamen „Urte“.
Wikipedia schreibt dazu:


Über Herkunft und Bedeutung des Vornamens Urte gibt es mehrere Theorien:
• kommt aus dem Baltikum und bedeutet die mit dem Schwert vertraute
• baskische Form von Ruth
• dänisches Wort: Kräuter
• Abwandlung von Urd
• Baltische Kurzform von Dorothea
• auch als Kurzform vom Ortrud

Im „Wiktionary“ dagegen wird die erste Deutung nicht erwähnt, eine mögliche Herkunft aus dem Baltischen nur angedeutet, aber ausgiebig eine Ableitung von „Dorothea“ ausgebreitet. Im Zuge meiner Nachforschungen fiel mir auf, daß der Name „Urte“ in den Adreßbüchern des Memelgebietes hundertfach vertreten ist, bei unseren Vorfahren auch vor 1800. Leider fehlt mir die Kenntnis des Litauischen und Lettischen, obwohl mir ein Lette versicherte, auch Gotisch wäre fast wie Lettisch – was ich kaum glauben kann. Vielleicht findet sich ja mal ein Experte, der darüber aufklären kann.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2012 um 08.22

Chinas neue Bosse
Xi, Li und viele Zungenbrecher

… Doch wie spricht man die Namen der neuen Bosse aus? Ein kleiner Kurs in Phonetik…
Man stelle sich vor, US-Präsident Barack Obama würde von einem chinesischen Staatsgast wie ein ehemaliger deutscher Fußballstar angeredet werden: "Ballack". Oder aus Kanzlerin Angela Merkel würde eine Angela "Murkel" oder gar Angela "Ferkel" werden. :-(

spiegel.de 13.11.2012

Die Stolperfalle ist eigentlich die künstliche Pinyin-Umschrift, die in der Volksrepublik eingeführt wurde. Es gab bessere Systeme, aber man wollte Digraphen vermeiden und ließ sie nur als sh und zh zu. Am befremdlichsten ist die Umdeutung des ursprünglich semitisch gutturalen q zu einem scharfen tj-Laut. Die Darstellung der Vokale ist nicht immer eindeutig. Bei „lü“ (Esel) nimmt man sogar die deutschen Pünktchen zu Hilfe, während im übrigen das u in Verbindung mit y wie ü ausgesprochen wird.

Daß die Töne (hoch, steigend, fallend, fallendsteigend) bedeutungsentscheidend sind und zu Mißverständnissen führen können, wird in dem Artikel gar nicht erwähnt.

Bekannt ist die Geschichte aus der britischen Kolonialzeit, nach der ein Gouverneur die Ausschmückung einer Festlichkeit mit vierzig Fahnen aller Nationen befahl und tatsächlich dann vierzig ebensolche Tänzerinnen vorgeführt wurden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.11.2012 um 12.21

1946 wohnte ich mit Mutter und Schwester auf der Insel Fehmarn in einer verlassenen Militärbaracke, genau an der Stelle, wo heute die Fähren über den Belt nach dem dänischen Gjedser auslaufen. Vom Ufer aus konnte man bei guter Sicht die große Insel Laaland sehen. In Dänemark nutzten die Rechtschreibreformer in der allgemeinen Erschöpfung nach dem Kriege die Gunst der Stunde, um mit Hilfe der Presse ihre Obsessionen durchzusetzen. 1948 wurde die „ gemäßigte“ Kleinschreibung eingeführt, sowie unter anderem das Sonderzeichen å. Von daher hätte man eine Insel „Låland“ erwarten dürfen, aber der Name wurde zu „Lolland“ reformiert.

Sechzig Jahre später rudern nun manche Städte zurück. Århus will wieder Aarhus sein, um vorne im Alphabet zu stehen.

Von dort hat sich jetzt überraschend im Zuge meiner Familienforschung auf dem Umweg über die USA eine 82jährige Dame gemeldet, die einen gemeinsamen Vorfahren ausfindig gemacht hat. Er wurde 1752 im jütländischen Uth geboren.

Während der Durchforschung Tausender Kirchenbuchseiten in kalligraphischer bis unleserlicher Ausführung, deutsch wie dänisch natürlich in alten Schreibweisen, stößt man mitunter auch auf Skurriles. So gibt es im Kirchenbuch von Vojens ein „
Deprecanten-Register“, in dem die Abbüßung von Strafen bescheinigt wird, z.B. 1767 einem Peder Christensen. Dieser „Mand hende begaant Horerie med Else Pedersdaatter af Jægerup“. Oder „Daß Hans Nissen und Maren Hanses [daatter] aus Jægerup, die ihnen ob anticipatum Concubitum dictirte 3 tägige Gefängniß Strafe bey Wasser und Brodt gebüßet … Attestiret Hadersleben den 20 Februar: Anno 1786.

Bei der Suche, wo im Deutschen das Wort „Deprecation“ gebraucht wurde, zeigte mir das frakturschwache Google.books einen Satz aus einer Wiener Unterhaltungszeitschrift „Der Sammler“ von 1823 an:


»Aber wie vereinigt sich diese Sprache mit jener Deprecation ?" sragre Laura , sich fanfr zurückbiegend. »Alfo auch hierüber soll ich beichten?" rief Wefpe.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.08.2012 um 20.55

Deutsch stammt aus der Türkei

Eine Studie im Fachmagazin "Science" kommt nun zu dem Ergebnis, dass einige Wörter, die Menschen heute auch in Deutschland verwenden, ihren Ursprung in Anatolien haben…

Treibende Kraft war laut der Studie die Landwirtschaft: Archäologische Untersuchungen zeigten, dass sich Bauern in der Jungsteinzeit zunächst in Anatolien ansiedelten. "Unser Sprachstammbaum stimmt genau mit der Ausbreitung der Bauern über den Balkan bis nach Nordeuropa überein", schreiben die Forscher.

Doch das Ergebnis stößt nicht überall in der Fachwelt auf Zustimmung: David Anthony, Archäologe vom Hartwick College in Oneonta (US-Bundesstaat New York), kritisiert in einem Begleitartikel zur Studie, dass Atkinsons Team seine Untersuchung auf einzelne Wörter gestützt, Grammatik und Sprachstruktur aber außer Acht gelassen hätte.

spiegel.de 24.8.2012

Mit ähnlicher Methodik, aber besserer Sprachkenntnis hat Tsung-tun Chang nachgewiesen, daß etwa die Hälfte des Alltagswortschatzes des Altchinesischen mit indogermanischen Wortwurzeln übereinstimmt. (Festschrift für Günther Debon, Heidelberg 1986, S. 49).

Beispiele:
Himmelsgott „deiuo“ altchin. „dei[g]“, heute „tì“;
Gans „ĝhand/s“ altchin. „gand“, heute „jèn“¹;
Pferd „mark-“ altchin. „mo:g“, heute „mã“.


¹) yàn Wildgans (in Rüdenberg Nr. 8719 雁 )


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2012 um 03.53

Der Vatikan sandte an die Muslime der Welt eine Botschaft – sicher nicht uneigennützig.
Die deutsche Fassung wurde nur „reformiert“ veröffentlicht. Chinesisch sprechende Muslime dürfen den Text sowohl in traditioneller als auch in vereinfachter Schrift lesen. Das bietet eine Möglichkeit, die beiden zu vergleichen:


PÄPSTLICHER RAT FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG
BOTSCHAFT ZUM ENDE DES RAMADAN
‘ID AL-FITR 1433 H./2012 A.D.


Wir freuen uns mit euch über diese privilegierte Zeit, die euch die Möglichkeit gegeben hat, durch das Fasten und andere fromme Werke, den Gehorsam gegenüber Gott zu vertiefen...

我們與你們因這寶貴時期而共同歡欣喜悅,在此期間各位透過齋戒與其他祈禱方式加深了對主的服從 …

我们与你们因这宝贵时期而共同欢欣喜悦,在此期间各位透过斋戒与其他祈祷方式加深了对主的服从 …

vatican.va 6.8.2012

Das erste Zeichen, „wo“ (ich), ist unverändert geblieben. Es wird zu „women“ (wir) gemacht durch die folgende Pluralsilbe „men“ , die durch ein Tor („men“) dargestellt wird mit einem vorgesetzten schmalen Zeichen für „Mensch“ [řen]. Das traditionelle „Tor“ wird nach chinesischer Zählung mit sieben Strichen geschrieben. Unser Lehrer, Herr Lu, verglich es immer mit einer schönen alten zweiflügligen Tür und die auf drei Striche „vereinfachte“ Tür in der Zeile darunter mit der modernen gesichtslosen Leichtmetallkonstruktion. Das gleiche Zeichen folgt noch einmal kurz darauf für „nimen“(ihr, euch).

Zum Zeitunglesen braucht man annähernd zweitausend Zeichen, so daß die Chinesen dafür die genaue Lage von gut 14000 Strichen lernen müssen, vereinfacht etwas weniger. Unser Alphabet läßt sich auf ungefähr 70 Striche zurückführen. Ein geringer Lernaufwand entsteht durch die unterschiedliche Verwendung in der Verschriftung. Dennoch meinten unsere irren Reformfanatiker, hier noch unnütze und verwirrende „Vereinfachungen“ vornehmen zu müssen.


Nachtrag: Buchempfehlung – Cecilia Lindqvist:„Eine Welt aus Zeichen“ Droemer 1989, „men“ s.S. 287; wunderschöne Darstellung von Sinngehalt und Geschichte der chinesischen Schriftzeichen – noch in deutscher Kulturrechtschreibung!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.07.2012 um 08.57

In der Sommerausgabe der „Deutschen Sprachwelt” steht auf Seite 10 in der Spalte „Wortwelt“ neben dem „entbehrlichen Fremdwort to go“ auch das „richtig geschriebene Wort Mine/Miene“, die beide vom französischen „mine“ abstammen sollen, wobei das zusätzliche „e“ seit dem 18. Jahrhundert wohl zur Unterscheidung des Gesichtsausdrucks von der Bleistiftmine, der Landmine und der Silbermine beitragen sollte.

In meinem Etymologischen Wörterbuch wird eine Herkunft des altfranz. mine ‚Erzgang“ von einem gallischen *mina vermutet, das mit kymrisch „mwyn“ ‚Erz‘ und keltisch *meina ‚rohes Metall‘ verwandt sein soll.

Früher las ich einmal, „Mine“ sei das einzige aus dem Sumerischen stammende Fremdwort im Deutschen – wenn man denn hier eine Beziehung zur lateinischen ‚mina‘ herstellen dürfte, einer Gewichts- und Silberwährungseinheit, die über die griechische ‚μνᾶ‘ (434g) aus dem vorderen Orient stammt.

Nach neuerer Darstellung soll das Wort ‚manum‘ aus dem Akkadischen in die ältere Kultur der Sumerer eingedrungen sein. Es wurde dort mit den Zeichen MA.NA geschrieben. Es heißt im ältesten Gesetzestext: „Tukumbi luu dam indada, 1 mana kug babba iblae“. „Wenn ein Mann seine Ehefrau verlassen möchte, zahlt er eine Mine (ca. 500g) Silber“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.07.2012 um 18.27

Die Schrift.

Die Kulturvölker haben alle eine Schrift. Mag sie auch in ihrer Struktur bei den einzelnen verschieden sein, so ist doch die Anwendung die gleiche. Die Schrift unseres Landes wurde schon sehr früh konstruiert. Als Herr P’ao-hi die 8 Diagramme zeichnete, war das tatsächlich der Anfang der Schrifterfindung. Ts’ang-kieh, der Historiograph des Gelben Kaisers hat in Anlehnung an die Fußspuren der Vögel und Tiere Dokumente angefertigt. Das war die ‚Alte Schrift‘, das Ku-wen.

Der Großhistoriograph Choù des Königs Süan der Chou schuf die große Siegelschrift, Chuan. Sie wich etwas von der ‚Alten Schrift‘ ab und hieß auch Chou-Schrift. Als Ts’in das Reich zusammenfaßte, wurde das (amtliche) Schriftwesen vereinheitlicht. Li Szě schuf die Kleine Chuan und Ch’eng Miao erfand die Kurialschrift, Li-shu; Wang Tz’ě-chung erfand die achtteilige Schrift. Darauf wurde die Schrift von Tag zu Tag schneller vereinfacht.

Aber erst als Shi Yu der Han-Zeit das Buch der Notizschrift schrieb, löste er die Form der Kurialschrift auf zur freien Handschrift, Grasschrift. In der späteren Han schuf dann Liu Têh-sheng wieder die Kurrentschrift. Also ist der Kleine Chuan einfacher als der Große Chuan. Und was die Schnellschrift (Grasschrift) und Kurrentschrift anlangt, so waren sie (an Einfachheit) noch einfacher.

Als in späteren Generationen die Amtssachen täglich dichter wurden, wurde auch die Anwendung der Schrift täglich verbreiteter. Daher wurden die Schriftzeichen, je mehr sie durch Weiterzeugung in ihrer Zahl wuchsen, in ihrer Form durch Änderung immer um so einfacher. Durch die Vereinfachung meisterte (begegnete) man ihre Menge, bis sie danach für den Gebrauch geeignet waren.

Übersetzung aus: Erich Haenisch, Lehrgang der klassischen chinesischen Schriftsprache, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1975; erstes Vorwort von 1931.

Umschrift nach Wade; heute üblich in der VR: Pinyin.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2012 um 08.16

Das syrisch-orthodoxe Kloster Mor Gabriel im Südosten der Türkei hat am Dienstag einen jahrelangen Rechtsstreit gegen das türkische Schatzamt verloren. Bei dem Prozeß vor dem höchsten Berufungsgericht ging es um die Eigentumsrechte an etwa 28 Hektar großen Grundstücken, die jetzt auf den türkischen Staat übergehen…

Im Berufungsverfahren wurde dies aufgrund angeblich verlorengegangener Akten nicht mehr anerkannt. Das Kloster wird bereits seit Jahren von Kurden in der Umgebung bedrängt, die mit Unterstützung der islamischen Regierungspartei AKP Druck auf die Christen ausüben. Auch der Religionsunterricht auf Aramäisch wurde den Mönchen verboten.
jungefreiheit.de 10.7.2012

Sprachverbot also nicht nur für Kurden, sondern auch für andere aus(zu)sterbende Sprachgruppen:

Wikipedia: Seit Jahrzehnten werden aramäisch-sprachige Christen in der Türkei verfolgt und vertrieben (siehe Völkermord an den Aramäern). Heute leben nur noch einige Tausend Aramäer in der Türkei, um 1915 waren es weit über 100.000 in Ostanatolien. Seit dem 6. Oktober 1997 besteht in der Türkei ein offizielles Unterrichtsverbot für Aramäisch [der Sprache Jesu]. Selbst Klöstern, die mehr als 1500 Jahre nachweislich im christlichen Besitz sind, droht die Enteignung durch den Staat (siehe Kloster Mor Gabriel).

P.S.: Am gleichen 6. Oktober 1997 beschäftigte sich auch das bayerische Kultusministerium mit der Beschneidung unserer Sprache. Die dort vorgebrachte Betrugsstatistik wurde hier untersucht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2012 um 10.35

Jan Hus – Reformator der tschechischen Rechtschreibung
06-07-2012 | Markéta Kachlíková

Willkommen bei Tschechisch gesagt, liebe Hörerinnen und Hörer. Auch unser heutiger Sprachkurs steht im Zeichen des Staatsfeiertages. Jan Hus war nämlich nicht nur ein bedeutender Kirchenreformator, sondern auch ein Reformator der tschechischen Rechtschreibung – pravopis.

Die Tschechen verdanken Jan Hus eben das, was für Tschechisch heute so typisch ist – die Häkchen – háčky und Striche – čárky. Einen Strich schreibt man über einem Vokal – samohláska, der lang ausgesprochen wird: á, é, í, ó, ú, ý. Ein Häkchen – háček steht wiederum über so genannten weichen Konsonanten – měkká souhláska – ž, š, č, ř, č, ď, ť, ň. Und außerdem noch über dem weichen e – ě. Ein spezifisches Zeichen ist ein kleiner Kreis - kroužek, der über dem langen u mitten im Wort geschrieben wird - ů.

Diese Zeichen heißen diakritische Zeichen – diakritická znaménka. Sie haben die so_genannten spřežky ersetzt, die im Tschechischen früher üblich waren. Die weichen Konsonanten wurden durch eine Zusammenrückung mehrerer Buchstaben zum Ausdruck gebracht, so wie man es bis heute im Deutschen, wie zum Beispiel bei sch, tut. Eine spřežka wurde im Tschechischen aber behalten, und zwar „ch“, geschrieben als „c“ plus „h“.

Die diakritische Rechtschreibung – diakritický pravopis wird in der lateinisch geschriebenen Schrift „De orthographia Bohemica“ Anfang des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal vorgeschlagen. Dort stehen Striche über den langen Vokalen und Punkte über den weichen Konsonanten, aus denen sich später die Häkchen entwickelt haben. Diese Schrift wird eben Jan Hus zugeordnet, obwohl seine Autorschaft in der letzten Zeit in Zweifel gestellt wird. Sie wurde allerdings nicht widerlegt, und so gilt Jan Hus weiterhin als Reformator der tschechischen Orthographie. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!

radio.cz 6.7.2012

Jan Hus (* um 1369; † 6. Juli 1415 in Konstanz), Theologe, Prediger und Reformator. Er war zeitweise Rektor der Karls-Universität Prag und wurde während des Konzils zu Konstanz, da er seine Lehre nicht widerrufen wollte, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.07.2012 um 11.03

Im Gegensatz zum unsinnigen Putzfimmel der deutschen Schreibreformer waren die Bemühungen der chinesischen Kommunisten um eine Schriftreform Anfang der 50er Jahre durchaus begründet. Aber schließlich wurde die Zahl der Zeichen doch nicht, wie geplant, auf 800 vermindert, sondern nur einfachere aus schon vorhandenen gewählt oder geschaffen. Man braucht weiterhin 2000 Zeichen, um eine Zeitung lesen zu können und kann erst ab einer Kenntnis von 3-4000 Zeichen als gebildet gelten. Das hinderte die Chinesen nicht, die Deutschen mit ihrer dummen ss-Reform in der Raumfahrttechnik weit hinter sich zu lassen.

Spiegel 20.04.1950

CHINESISCH
Dem letzten Kuli


Nur wer mindestens 2000 Schriftzeichen kennt, konnte bisher eine chinesische Zeitung lesen. Wer aber etwa Stalin, Lenin und Marx studieren wollte - und diese drei haben jetzt ihre chinesische Konjunktur - , mußte selbst für die einfacheren Werke noch 3000 bis 6000 neue Zeichen dazu lernen. Etwa 40000 verschiedene Zeichen hat das Chinesische im ganzen. Mit solch einer Schrift ist keine Massenpropaganda - A und O kommunistischer Volksbeherrschung - möglich. Mao Tse-tung hat darum einen Sachverständigenausschuß eingesetzt, der die chinesische Schrift soweit wie möglich vereinfachen soll.

Die alte chinesische Schrift besteht nicht aus Buchstaben, sondern aus Zeichen und Zeichnungen, die Begriffe bedeuten. Ganz entscheidend für den Sinn der Zeichen ist außerdem der Betonungsstrich, der Akzent, der die Aussprache angibt. Das Schriftzeichen "Tschi" kann beispielsweise, je nach seiner Betonung, "wissen", "wollen", "gerade" oder "Finger" bedeuten.

Schon zu Anfang des chinesischen Bürgerkrieges, in den Jahren 1928 bis 1935, versuchten die Kommunisten, ein aus 24 Buchstaben bestehendes ABC fürs Chinesische einzuführen. Der Plan fiel durch. Er scheiterte aus dem gleichen Grunde, aus dem die russischen Kommunisten trotz einer Empfehlung Lenins davon absahen, für die Sowjetunion die lateinische Schrift einzuführen: die Völker waren zu konservativ und traditionsgebunden.

Die Roten paßten sich an: sie kreierten eine neue 800-Zeichen-Schrift auf der Basis der alten. In den Provinzen, die schon länger rot sind, gibt es heute kaum eine größere Ortschaft, die nicht ihre 800-Zeichen-Zeitung hat.

Jeder Schüler in diesen Gegenden wurde verpflichtet, sich auf Straßen und Feldwegen mit einer Tafel aufzustellen, auf der eine Anzahl der neuen 800 Zeichen aufgemalt war. Die Passanten mußten stehen bleiben, die neuen Zeichen lernen und, falls sie noch einmal vorbeikamen, sich abhören lassen.

Aber selbst diese 800 Zeichen sollen nun vereinfacht werden. Sie sind für Maos Propaganda noch zu kompliziert und vielfältig. Auch dem letzten Kuli und dem letzten Reisbauern wird man dann unschwer kommunistische Ideen eintrichtern können.

spiegel.de 20.04.1950


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.06.2012 um 16.47

Brasilien: Hunsrücker Platt wird zweite Amtssprache

In Brasilien sprechen fast zwei Millionen Menschen das Riograndenser Hunsrückisch, vor allem in Orten, die von deutschen Einwanderern gegründet wurden. Der Dialekt wird in Schulen gelehrt und ist teilweise als zweite Amtssprache anerkannt…


Im Hunsrückort Gehlweiler dreht Edgar Reitz seinen Film „Die andere Heimat“. Darin beschreibt der Regisseur, der mit seiner Heimat-Trilogie Filmgeschichte geschrieben hat, das Schicksal Hunsrücker Auswanderer nach Brasilien. Die Auswanderung nach Brasilien war für Tausende die einzige Möglichkeit, dem Elend zu entgehen. Heute ist Hunsrücker Platt in Brasilien teilweise zweite Amtssprache.

Hunsrück. "Hunsrickisch wód de énsiche chprooch, wo ich wust chpreche bis ich in di chuhl gang sinn", erklärt ein junger Mann aus Brasilien. Riograndenser Hunsrückisch nennt sich sein Dialekt, der sich aus Teilen des um Morbach, Idar-Oberstein, Rheinböllen, Simmern und Kastellaun gesprochenen "Hunsrücker Platts" zusammensetzt.

Dieser Dialekt hat mittlerweile eine ans Portugiesische angelehnte Schreibweise, wird in Schulen gelehrt und teilweise sogar als zweite Amtssprache anerkannt…

Um das Hunsrückisch zu unterstützen, bildete sich im Jahr 2004 die Initiative "Option für Hunsrückisch" um Solange Hamester Johann, Autorin des Lehrbuchs "Mayn Eyerste 100 Hunsrik Werter". Zusammen mit Professor Mabel Dewes lud sie 2004 deutsche Spezialisten und Wissenschaftler nach Brasilien ein, um an einer neuen Orthografie des Dialekts zu arbeiten. Diese sollte mehr an die Aussprache des Portugiesischen angepasst sein, um die Schreibweise des Riograndenser Hunsrückisch an die Art des Schreibens in den lateinamerikanischen Gebieten anzugleichen.

So sollte die Sprache gestärkt und für weitere Generationen erhalten bleiben, erklärt Dewes…

Unter dem Motto "Das ist unsere chprooch!" gibt es auf http://www.hunsrickisch.blogspot.com einen Blog über Riograndenser Hunsrückisch zu lesen, mit kleinen Texten auf Hunsrückisch und Portugiesisch und Grammatikübungen.

volksfreund.de 23.5.2012

Im deutschen Mutterland sollte das Hochdeutsch ebenfalls stamm(e)lich „gestärkt“ werden – hier aber für weitere Generationen erhalten bleiben durch Anpassung an die englische Orthographie. „Cleverness“ geht ja neuerdings wundervoll mit „Wildniss“ zusammen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2011 um 15.28

Die Khmer sprechen die Khmer-Sprache, die zur Familie der Mon-Khmer-Sprachen gehört. Die Khmer-Schrift leitet sich von den indischen Silbenschriften her.
wikipedia

Die indische Schrift, in der heute Sanskrit, Pali, Hindi u.a. geschrieben werden, ist keine Silbenschrift. Sie stammt, wie fast alle Buchstabenschriften, entfernt vom vokallosen phönizischen Alphabet ab und wurde durch Zusatzzeichen vokalisiert, wobei der häufige Vokal „a“ nicht bezeichnet wurde. Bemerkenswert ist die streng phonetische Anordnung der Buchstaben im Alphabet, die einen hohen Stand der altindischen Sprachwissenschaft erkennen läßt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2011 um 17.56

Mein Deutschland

Das innere Leben einer Sprache

Eine Kolumne von Aktham Suliman

In arabischen Ländern wird die Suppe getrunken, in Deutschland wird sie gegessen.

Es gibt auch Vorteile, wenn man eine Sprache erst im Erwachsenenalter lernt. Kinder lernen keine Sprache, sie sprechen sie, Erwachsene schon, und entwickeln dabei eine ganz andere Beziehung dazu, jenseits von Selbstverständlichkeiten. Wäre etwa der syrisch-stämmige und äußerst erfolgreiche deutsche Autor Rafik Schami in Deutschland geboren und aufgewachsen, hätte er sicherlich niemals sein besonderes Verhältnis zum "ß" entwickelt. Bei einem Interview nach der Rechtschreibreform klagte der Geburts- und Gefühls-Damaszener, dass ihm das reformbedingte Ersetzen von "ß" durch "ss" seinen Lieblingsbuchstaben raube, "einen Buchstaben mit Nase und Bauch". Eine Form- und Kurvenwahrnehmung, wie sie bei Muttersprachlern wohl kaum möglich wäre.

Die Beziehung zu einer später erlernten Sprache bleibt etwas Besonderes, und besonders schwierig, wenn es um die Aussprache geht. Wissenschaftler behaupten, dass man das, was man in den ersten sechs Monaten seines Lebens nicht gehört hat, später niemals vernünftig von sich wird geben können. Und wann sollte ein arabisches Kind Buchstaben wie "ü" und "ö" hören, wenn seine Mutter nicht gerade in der deutschen Botschaft entbunden hat? Ein arabischstämmiger Neudeutscher kann sich nur fragen, welcher Geist um alles auf der Welt auf die Idee kam, mit zwei Punkten über das "u" und das "o" die Araber über den jüngsten Tag hinaus zu ärgern? Denn wenn diese nicht über den ersten Punkt über dem "ü" oder "ö" stolpern, dann spätestens über den zweiten.

Noch interessanter als Form und Aussprache der Buchstaben ist aber das innere Leben einer Sprache, das nur mühsam ertastet werden kann und quantitativ nicht zu erfassen ist. Ein arabischer Kommilitone versuchte Anfang der 90er Jahre, jeden Tag 50 neue Wörter zu lernen, in der Hoffnung, in berechenbarer Zeit mit Deutsch "fertig" zu werden. Doch fertig war er nur mit den Nerven. Denn ein Tisch ist auf Deutsch männlich, ein Stuhl auch. Auf Arabisch sind beide weiblich. Eine Suppe ist zwar in beiden Sprachen weiblich. Doch in arabischen Ländern "trinken" wir Suppe; hier wird sie gegessen. Araber "trinken" auch eine Zigarette; in Deutschland wird nicht einmal Wasserpfeife getrunken.

Eine Sprache zu beherrschen, heißt, deren Dichtung zu genießen, sagte einmal ein arabischer Übersetzer. Redewendungen zu verstehen, wäre auch ein guter Maßstab. "Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen" - das kann nur aus dem Land der Dichter und Denker stammen. Es ist nur verständlich, dass ein Araber vor dieser "Erfindung" anfangs erstarrt und es ihm vor lauter Sinnhaftigkeit schwarz vor den Augen wird. Auch die Beschreibung "Jemand hat nicht alle Tassen im Schrank" befasst sich mit Geist und Geistlosigkeit. Schrank für Hirn, Tassen für Ordnung? Schwierig für jemanden aus einer anderen Kultur, in der Tassen, Untertassen, Schränke und Schrankordnung im Wohnzimmer nur "beschränkt" eine Rolle spielen.

Nur Tiere haben das Glück oder Unglück, keine neue Sprache später lernen zu müssen. Sicher ist das aber nicht, denn ein deutscher Hund bellt "wau wau", ein arabischer Hund bellt "hau hau". "W" gibt es im Arabischen nicht. Ob beide sich dann trotzdem verständigen können? Vielleicht - wenn beide alle Tassen im Schrank haben und beim gemeinsamen Gassigehen den Wald vor lauter Bäumen nicht übersehen.

An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Aktham Suliman leitet das Berliner Büro des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera Network.

[Bild]

Der Schriftsteller Rafik Schami, aufgenommen in Dortmund (Archivfoto vom 09.12.2007). In seinem Roman "Das Geheimnis des Kalligraphen" stellt der deutsch-syrische Autor zwei große Themen dar - die Erstarrung der arabischen Schrift und die verbotene Liebe zwischen Christen und Muslimen oder Männern, die sich zu ihresgleichen hingezogen fühlen.

Süddeutsche Zeitung 13.12.211


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.11.2011 um 12.52

Türkische Politiker greifen die deutsche Regierung auch im Zusammenhang mit dem PKK-Konflikt immer wieder an und beschuldigen Berlin indirekt, kurdische Terroristen zu schützen. "In Deutschland leben doppelt so viele PKK-Mitglieder wie in den Kandil-Bergen im Nordirak", behauptete der türkische Parlamentspräsident Cemil Çiçek, ein Parteifreund Erdogans, laut "Süddeutscher Zeitung".
spiegel.de 2.11.2011

Menschenrechtler: Bundesregierung muß Kurden unter den "türkischen" Einwanderern anerkennen

… nach offizieller Ansicht kamen … seit 1961 ausschließlich Türken aus der Türkei nach Deutschland. Aus diesem Anlaß wirft die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der Bundesregierung vor, die Existenz von Kurden in der Bundesrepublik sytematisch zu verdrängen… "Es ist absurd, dass die Existenz und Identität des kurdischen Drittels der rund drei Millionen `türkischen` Mitbürger in Deutschland einfach nicht zur Kenntnis genommen wird", sagte der GfbV- Generalsekretär Tilman Zülch in Göttingen. "So wird die Unterdrückung der Kurden in der Türkei hier zu Lande fortgesetzt, anstatt ihnen die Gelegenheit zu geben, ihre Kultur und Sprache zu pflegen…" Es könne nicht sein, dass der türkische Ministerpräsident Erdogan einerseits kürzlich die Eröffnung von türkischen Gymnasien in allen deutschen Bundesländern forderte und andererseits für die 15 Millionen Kurden in der Türkei nicht einmal eine einzige Grundschule in kurdischer Sprache eröffnet werden durfte.
Berliner Umschau 2.11.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2011 um 07.06

Präsidentschaftswahl

Pazifist Higgins triumphiert in Irland


Der Dichter, Soziologe und Friedensaktivist Michael D. Higgins hat die Präsidentenwahl in Irland gewonnen…. Er lehrte in den USA und Irland Soziologie und Politikwissenschaft, bevor er als 40-Jähriger Berufspolitiker wurde. Als einziger der sieben Kandidaten bei der Wahl spricht Higgins fließend Gälisch, seiner Auffassung nach "eine moderne Sprache", die er weiter zu fördern gedenkt. Wegen seines Engagements für von Frieden und Menschenrechte in Lateinamerika, Somalia und dem Irak wurde Higgins mehrmals mit Preisen geehrt, als Dichter veröffentlichte er mehrere Lyrikbände.

spiegel.de 29.10.2011

Eine Hoffnung für die gälische Sprache! Irland zeigt, wie es Deutschland dereinst ergehen könnte: Die wenigsten Iren können noch die eigene Sprache. Als ich z.B. um 1980 beim irischen Folk-Musiker mit „Liar's Licence“, Packie Byrne (*1917), campierte, gestand er mir, daß er kein Wort Gälisch könne.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.05.2011 um 04.29

Aus den "Wassern des Grimur"

Isländische Sprache stellt Festland-Europäer auf harte Probe.

Nach Eyjafjallajökull also Grimsvötn - und diesmal ist der Vulkan wenigstens vergleichsweise leicht auszusprechen. Vergangenes Jahr mussten sich Nicht-Isländer von YouTube-Videos belehren lassen, wie der Eyjafjallajökull richtig über die Lippen geht …
Fast schon eine Ausnahme im Isländischen, denn wegen einer sehr konservativen Orthografie unterscheiden sich Schreibweise und Aussprache im Isländischen doch sehr deutlich, sagt Magnus Hauksson, Sprachlektor an der Uni Wien.

[Dank der Rechtschreibreform und der Verminderung der „exotischen“ ß sind wir ja nun davor bewahrt worden.]

Auffälligstes Merkmal des Isländischen freilich sind in jedem Text exotisch anmutende Buchstaben, die am ehesten mit einem "d" und einem "p" verglichen werden können: Sie stehen für einen Laut, der den meisten im Englischen als "th" (sprich: ti-äitsch) bekannt ist. "Für Nicht-Isländer ist es oft schwierig, 's' und 'th' auseinanderzuhalten", weiß Hauksson. …

Generell gilt Island mit seinen rund 300.000 Native Speakern als Staat mit einer sehr konservativen und restriktiven Sprachpolitik, in dem kaum Fremdwörter zugelassen werden. Hauksson findet diese Darstellung aber übertrieben. Wohl werde eine "puristische Politik" verfolgt. Ein Sprachausschuss habe die Aufgabe, "zentral die Sprachpflege zu unterstützen", und dessen offizielle Politik sei es auch, die Übernahme von Fremd- bzw. Lehnwörtern zu vermeiden - bzw. diese wenigstens, "so anzupassen, dass alles richtig klingt". Das heißt aber noch lange nicht, dass sich die Sprecher auch daran halten, denn "es schleichen sich natürlich immer viele Wörter ein - aus dem Englischen, früher aus dem Dänischen oder dem Lateinischen".

Und manchmal helfen ja auch Sprachverwandtschaften. So heißt das Internet umgangssprachlich schlicht "net". Klingt englisch, ist es aber nicht: "Zufällig ist das auch isländisch für jedwedes Netz" und geht daher als Übersetzung durch...
Wiener Zeitung 25.5.2011

Aber wehe, bei uns wagt es jemand, „Internet“ zu verdeutschen.– Thorn „þ“ ist die einzige ins Latein-Alphabet übernommene Rune. Wer noch im reformiert-christlichen 17. Jahrhundert andere (z.B. als Zauber) verwendete, kam auf den Scheiterhaufen.

Nebenbei eine Aussprachehilfe zu „Eyjafjallajökull“ von Eliza Geirsdottir auf Al-Dschasira (Qatar) auf englisch:

http://www.youtube.com/watch?v=4HXUws4uCMU&NR=1


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.05.2011 um 05.58

Sprachenentstehung

Wir sprechen alle ein bisschen Afrika

Von Angelika Franz

Auf der Erde herrscht immer noch babylonische Vielfalt: Forscher gehen von der Existenz von bis zu 7000 Sprachen aus. Ihren Ursprung haben sie in Afrika, von wo aus die Menschen später die Welt eroberten…

… glaubt man einer neuen Studie von Quentin Atkinson von der University of Auckland in Neuseeland, gibt es wenigstens eine gewisse Tendenz zu mehr Übersichtlichkeit. Die Theorie des neuseeländischen Psychologen: Die Sprache ist, ebenso wie Homo sapiens, in Afrika entstanden - und verliert an Phonemen, je weiter sie sich von ihrem Ursprungsort entfernt…

Manche Sprachen brauchen 11, andere 141 Phoneme

Was genau sind denn nun diese Sprachteilchen, an deren Häufung man die Spur unserer Eroberung des Planeten nachvollziehen kann? Definiert sind die Phoneme als kleinste Einheit der Sprache, die Bedeutungen verändern kann. Dazu muss es sich nicht einmal um unterschiedliche Buchstaben handeln wie bei "Tasche", "Lasche" und "Masche". Nehmen wir den Satz: "Gestern rasten sie noch, heute müssen sie rasten." Das lange a gibt dem ersten "rasten" eine andere Bedeutung als das kurze a im zweiten - obwohl die Wörter sonst identisch sind. Ein Buchstabe, aber zwei Phoneme.

[Nach der leicht lernbaren Neuschreibregel müßte jetzt geschrieben werden:
“Gestern raßten sie noch, heute müssen sie rassten“]

In sogenannten Tonsprachen wie beispielsweise dem Chinesischen werden unterschiedliche Bedeutungen auch mit der Wortmelodie ausgedrückt. Die Lautfolge "ma" kann so unterschiedliche Dinge wie "Pferd", "Mutter", "Hand" oder "schimpfen" bedeuten - je nachdem, ob man das Wort mit steigender, fallender oder konstanter Betonung ausspricht.

[Da hat sich Frau Franz verlesen. Nicht „Hand“ (shou) sondern „Hanf“ (má) muß es heißen.]

Allerdings ist der phonemische Gründereffekt bei weitem nicht so ausgeprägt wie der genetische - statt 19 Prozent lassen sich satte 80 bis 85 Prozent der genetischen Diversität einer Population mit der Entfernung von Afrika erklären.

Andere Experten reagieren elektrisiert auf die These, mahnen aber auch zu Vorsicht. "Atkinsons Modell weist in seiner derzeitigen Form gravierende Probleme auf", sagt Anatol Stefanowitsch, Linguist an der Universität Hamburg.

Spiegel.de 17.5.2011

Nicht nur phonemisch, sondern auch grammatisch verarmen Sprachen, letzteres vor allem durch Pidginisierung in Mischvölkern. Bestes Beispiel: Englisch, das in der FAZ einmal als schlecht ausgesprochenes Französisch bezeichnet wurde. Deutsch ist auf dem besten Wege. Der Verfall sichert manchen Linguisten ihre Arbeitsplätze.

Jede Verarmung erzwingt weitere Sprachveränderungen, um wieder an Eindeutigkeit zu gewinnen. Schließlich werden ältere Sprach- und Schriftzeugnisse unverständlich. Kultur ist jedoch auch enge Verbindung zur Vergangenheit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2011 um 09.29

Der Aküfi im Wörterbuch

Das ♥ wurde angeblich in das altehrwürdige Oxford English Dictionary aufgenommen: Was die Adelung der Kürze uns über Sittengeschichte verrät


Gleich nach dem allgegenwärtigen Untergang des Abendlands in all seinen Facetten ist die Sprachpflege der Deutschen liebstes Hobby. Kaum ein Monat vergeht, in dem man nicht irgendwo liest, dass wieder einmal jemand als Sprachverhunzer ausgezeichnet wurde.
[...]
Ausgerechnet im altehrwürdigen Oxford English Dictionary, dem definitive record of the English language, habe es hier nun, so war unlängst der Presse zu entnehmen, eine kleine Revolution gegeben: Neben Akronymen des Internetzeitalters (FYI, LOL, OMG – for your information, lots of laughing und oh my god) habe nun erstmals ein reines Symbol Aufnahme gefunden: ♥ bekannt auf T-Shirt, Aufkleber und Facebook.

Der Umstand, dass Akronyme ins OED (!) aufgenommen wurden, ist zunächst recht unspektakulär, schließlich sind diese allgegenwärtig. FYI ist im englischen Schriftverkehr ebenso spektakulär wie z. K. im deutschen. Warum also die Aufregung? Vielleicht ist es der Umstand, dass die Alltäglichkeit und die Banalität einzelner Phrasen durch die Aufnahme ins OED geadelt wurde? LOL und OMG – sind das wirklich wir? Ist es das, was wir zur Sprache im 21. Jahrhundert beizutragen haben? OMG! Nicht gerade zum lollen, wenn das so wäre. Jedoch hat diese Angelegenheit auch eine sittengeschichtliche Seite. Warum, so fragt man sich, ausgerechnet OMG? OMG ist im Englischen kaum häufiger als das deutlich derbere OMFG (oh my fucking god). War das OED zu PC (politically correct) für das FLW (four letter word)? Ein letztes Aufbäumen englischer Prüderie? YGBSM (you gotta be shitting me)! Wie weit sollte der im Wörterbuch verzeichnete Aküfi (Abkürzungsfimmel) überhaupt gehen? YAA (yet another acronym), stöhnt so mancher ja schon jetzt!

Wie steht es nun aber um das ♥? Bedauerlicherweise eine Ente, was übrigens ebenfalls ein Akronym ist. [...]

Hintergrund
Peter Kruschwitz
lehrt klassische Altertumswissenschaft an der University of Reading

freitag.de 3.4.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.01.2011 um 18.23

Sonderzeichen machen neuem Personalausweis Probleme

Peinliche Software-Panne im Registrierungssystem für den neuen Personalausweis: Die mit der Ausstellung der Dokumente verbundene digitale Registrierung scheitert bei Bürgern, deren Namen Sonderzeichen enthalten. Das berichtete die Frankfurter Rundschau am Mittwoch. Akzente wie in den Namen René oder Chloé oder Sonderzeichen in Namen wie João bringen die Systeme der Meldeämter zum Absturz. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière hätte mit seinem Namen schlechte Karten. Ohne die digitale Registrierung können die Bürger ihren Ausweis jedoch nicht voll nutzen, etwa für den elektronischen Briefwechsel mit Behörden.

Die Frankfurter Rundschau beruft sich auf Berichte aus verschiedenen Meldeämtern, die Störungen bei der digitalen Speicherung der persönlichen Daten verzeichnet haben. Schwierigkeiten ergeben sich bei Zeichen wie dem Akut (á), der Cedille (ç) und dem Zirkumflex (ê), die mittlerweile in vielen Vor- und Nachnamen zu finden sind. Störungen gibt es bei der digitalen Anmeldung der Ausweise über die so genannten Änderungsterminals in den Ämtern.

Bundesdruckerei weist Schuld von sich

"Da stürzt das ganze System ab, und der eigentliche Vorteil des neuen Personalausweises, die digitale Registrierung, ist hinfällig", zitierte die Rundschau den Berliner Bezirksstadtrat Joachim Krüger. Zwar könnten die Bürger ihren Ausweis abholen, für die digitale Registrierung müssten sie jedoch ein zweites Mal das Meldeamt aufsuchen. Wann das jedoch möglich sein wird, ist noch unklar. Die Meldestellen sehe die Bundesdruckerei in der Verantwortung. Die weist jedoch jede Schuld von sich: "Die Probleme liegen häufig nicht an der Software für den neuen Personalausweis, sondern an der Kompatibilität der von Land zu Land unterschiedlichen Softwareprogramme bei den Meldebehörden."

computer.t-online.de 13.01.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.11.2010 um 08.57

… Die Annahme, dass jeder Mensch eine unantastbare Würde besitzt, ergebe sich nicht aus Versuchsanordnungen im Labor, sondern sei eine Wertung. Sie beruhe auf der christlichen Überzeugung, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist.

[Eine seltsame Logik: Ich verstehe „Menschenwürde“ auch ohne jegliche christliche Überzeugung. Es ist ja nur ein Wort für die uralte Goldene Regel des menschlichen Miteinanders, die auch Erniedrigung verbietet.]

… Der Islam, aber auch der Buddhismus seien tatsächlich nicht so einfach mit unserer Verfassung kompatibel. Wie er aus seiner Mitarbeit an einem internationalen Wörterbuch christlicher Kulturbegriffe wisse, gebe es etwa im Türkischen kein Wort für Menschenwürde. …

tagesspiegel.de 23.4.2009

Sollten die Türken wirklich nichts der Menschenwürde Vergleichbares ausdrücken können?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2010 um 08.56

Ein Jahrhundertwerk: Der neue Sprachschatz

Von Georg Dünnwald

Aachen. «Das ist ein Jahrhundertwerk», ist der Herr Präsident überzeugt. Das erste Exemplar des neuen Aachener Sprachschatzes überreichte der Chef des Vereins Öcher Platt, Richard Wollgarten, an Oberbürgermeister Marcel Philipp im Weißen Saal des Rathauses.

Zehn Jahre lang haben sich Wollgarten, sein Vizepräsident Karl Allgaier, Jutta und Meinolf Bauschulte und Resi Hellermann so intensiv mit der Aachener Mundart beschäftigt, dass sie eigentlich kein Huechdütsch (Hochdeutsch) mehr verstehen dürften.

Rund 850 Seiten Wissenswertes über die Öcher Sproech ist herausgekommen, ein Wörterbuch Platt/Hochdeutsch - Hochdeutsch/Platt ist der größte Bestandteil des Öcher Dudens, Beispielsätze ergänzen das Werk. Allgaiers, Bauschultes und Wollgartens Arbeit fußt dabei auf Professor Will Hermanns «Öcher Sprachschatz». Herausgegeben hat der Verein Öcher Platt das Buch im Eigenverlag. «Das hat ein großes Loch in unser Portemonnaie gerissen», sagte Richard Wollgarten und lobte bei der Gelegenheit die Schatzmeisterin Claire Müller, «die sich förmlich zerrissen hat bei der Finanzierung des Buches».

Schließlich habe der Verein keine Sponsoren gehabt, und ein leinengebundenes Werk zu verlegen, sei ja eben nicht billig. «Das Buch kostet nur 63 Euro», warb Wollgarten und rechnete vor, wie schnell er den Preis fürs Werk zusammengespart habe: «Ich gehe einmal mit meiner Frau nicht Muscheln essen und einmal gehe ich alleine nicht Muscheln essen, dann hab isch dat Jeld zusammen.»

Der Germanist Dr. Karl Allgaier wies darauf hin, dass die Autoren nicht an einer Rechtschreibreform vorbei gekommen seien - es seien auch wenige neue Begriffe aufgenommen worden. Denn die Aachener Mundart wachse nicht mehr, «sie gilt es zu bewahren». Der «Neue Aachener Sprachschatz» kann in allen Aachener Buchläden gekauft werden.

Das Buch

Neuer Aachener Sprachschatz. Von Karl Allgaier, Meinolf Bauschulte und Richard Wollgarten, herausgegeben vom Verein Öcher Platt. 850 Seiten, 63 Euro, ISBN-Nr. 978-3-9813844-0-6.


Aachener Nachrichten onl. 22.10.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2010 um 08.38

Rechtschreibreform für "Plattsnacker"

Nun haben auch die Ostfriesen ihre Rechtschreibreform. Eine Kommission mit Vertretern aus ganz Ostfriesland hat zwei Jahre die seit 1990 gültigen Schreibregeln für das ostfriesische Niederdeutsch unter die Lupe genommen, überarbeitet und erweitert. So wird aus "moi" (schön) jetzt "mooi" und aus "Filaper" (Schmetterling) wird "Fielaper". Dadurch soll das Plattdeutsch schreiben einfacher werden. "Außerdem schlagen wir eine Brücke zu den anderen Platt-Regionen in Norddeutschland", sagte Helmut Collmann, Präsident des Kulturverbandes Ostfriesische Landschaft. Er präsentierte das Reformwerk am Freitag in Aurich.

"Wir brauchen diesen großen Verbund, um wahrgenommen zu werden und die plattdeutsche Sprache zu erhalten", erklärte Collmann. Als Beleg für diese plattdeutsche Einheit in Norddeutschland verwies er auf die neue Schreibweise des Wortes "Döör" (Tür). Überall in Norddeutschland schreiben die "Plattsnacker" das Wort mit doppeltem Umlaut, nur die Ostfriesen nicht. Das ändert sich nun mit der Reform. Der Kulturverband hofft, dass ostfriesische Texte dann auch im Rest des Nordens zugänglicher werden. Cornelia Nath ist die Leiterin des "Plattdütskbüros" und muss nun ihre Visitenkarten ändern: Es heißt jetzt "Plattdüütskbüro". Das neue Regelwerk sei benutzerfreundlich, besser strukturiert und außerdem seien einige Ausnahmen abgeschafft worden, sagte Nath. Auch neue Entwicklungen seien eingeflossen, so sei nun auch die Schreibung "Minsch" (Mensch) statt "Minsk" erlaubt.

Reform ist kein Gesetz

Das neue Regelwerk passt auf 24 DIN-A5-Seiten und ist damit einigermaßen überschaubar. Widerstände an der ostfriesischen Basis sind kaum zu erwarten, weil fast alle Schichten an der Reform mitgearbeitet haben. Ein Problem bleibt aber: Die meisten "Plattsnacker" haben nicht gelernt, ihre Sprache zu schreiben und tippen sich die Buchstaben am Computer mundgerecht zusammen. Für Cornelia Nath ist das aber nicht schlimm: "Die Rechtschreibreform ist kein Gesetz, sie ist ein Angebot."

Plattdeutsche Einheit als Ziel

Beispiele der neuen Schreibweisen
alt: "moi" - neu: "mooi" (schön)
alt: "Haaren" - neu: "Haren" (Haare)
alt: "Iloov" - neu: "Ieloov" (Efeu)
alt: "Kanal" - neu: "Kanaal" (Kanal)
alt: "Minsk" - neu: "Minsch" (Mensch)
alt: "Filaper" - neu: "Fielaper" (Schmetterling)
alt: "Riekdoom" - neu: "Riekedom" (Reichtum)

ndr.de 23.10.2010

Ob das die Niederdeutsche Sprache noch retten kann? Dabei war sie um 1820 noch Amtssprache in den deutschen Hansestädten. Sie ist zu unterscheiden vom Friesischen, das als eigene Sprache anerkannt ist.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 31.03.2010 um 10.28


Sigmar Salzburg schrieb:
Zeitschrift GEO ... 300-Seelen-Stamm der Pirahã im brasilianischen Regenwald ... Viel düsterer ist die Zukunft des Stammes der Pirahã, des letzten überlebenden von vier sprachverwandten Stämmen ...
An dieser Stelle möchte ich meine schon oft gestellte, aber bisher noch nicht beantwortet erhaltene Frage nochmals stellen:

Wer hat, aus „höherer Sicht“ (oder aus welcher Sicht auch immer) das größere Recht:
– die Pirahã-Leute (die zum Überleben viele, viele Quadratkilometer heilen Regenwaldes benötigen) oder aber
– die Neubauern, die, nach Brandrodung, auf derselben Fläche mit Tausenden von Rindern und Tausenden von Leuten leben könnten.

Vermutlich eine Frage für Thilo Sarrazin und seine Medien-Bundesliga.

Und eine Frage für alle Rechtschreibfreunde; denn sie sollten in der Lage sein, über das Recht und die Schwächen einer nicht durchdachten Rechtslandschaft nachzudenken. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, brauchen sie sich nicht zu wundern und sich darüber zu beschweren, daß die Medien und Minister sie als zu vernachlässigende Krümel zur Seite schieben.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.03.2010 um 10.13

Vor kurzem erwähnte ich hier das amazonische Volk der Pirahã. Jetzt werden sie im Zürcher „Tagesanzeiger“ besprochen:.

Tagesanzeiger 23.3.2010

Zugleich gibt es einen Hinweis auf den „Süddeutsche-Shop“, in dem das Buch vertrieben wird (mit einer Rezension von Harald Eggebrecht).

suedddeutsche.de/mediathek


eingetragen von Detlef Lindenthal am 25.01.2010 um 22.18


Sigmar Salzburg schrieb:
Zeitschrift GEO ... 300-Seelen-Stamm der Pirahã im brasilianischen Regenwald ... Viel düsterer ist die Zukunft des Stammes der Pirahã, des letzten überlebenden von vier sprachverwandten Stämmen ...
An dieser Stelle möchte ich meine schon oft gestellte, aber bisher noch nicht beantwortet erhaltene Frage nochmals stellen:

Wer hat, aus „höherer Sicht“ (oder aus welcher Sicht auch immer) das größere Recht:
– die Pirahã-Leute (die zum Überleben viele, viele Quadratkilometer heilen Regenwaldes benötigen)  oder aber
– die Neubauern, die, nach Brandrodung, auf derselben Fläche mit Tausenden von Rindern und Tausenden von Leuten leben könnten.

Vermutlich eine Frage für Thilo Sarrazin und seine Medien-Bundesliga.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von PL am 25.01.2010 um 04.38

„Die Spitzfindigkeiten der Sprachwissenschaftler sah ich von jeher kritisch. […]“

Ich erkannte diese Spitzfindigkeiten sofort als Stumpfheiten und Stümpereien. Obschon ich nur einer Fremdsprache (nämlich der deutschen) halbwegs mächtig bin, wurde ich des missionarischen Eifers der sogenannten „Sprachgelehrten“ sogleich gewahr: Sie allesamt schreiben für Außenstehende unverständlich (wie Eingeborene – nur für sich selbst oder ihresgleichen) und wundern sich, sonst von niemandem verstanden zu werden. Sie missionieren sich selbst. Ob man so Deutsch als Fremdsprache vermitteln kann?

Mit einem lieben Gruß aus Basel

Peter Lüber


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.01.2010 um 08.47

In der Zeitschrift GEO war gerade ein Artikel über den 300-Seelen-Stamm der Pirahã im brasilianischen Regenwald zu lesen. Der Sprachwissenschaftler (und inaktive Missionar) Daniel L. Everett, der als einziger ihre Sprache beherrscht, versucht anhand ihrer nicht rekursiven (z.B. nebensatzlosen) Struktur die Theorien Noam Chomskys zu widerlegen. Bei Wikipedia wird dazu ebenfalls Everett angeführt:

»Da sie (zu Recht) befürchten, deswegen beim Handeln betrogen zu werden, baten sie Daniel Everett, ihnen einfache Arithmetik beizubringen. Nach acht Monaten enthusiastischen aber fruchtlosen Lernens gaben sie auf und stellten fest, dass sie nicht in der Lage sind, die Thematik zu fassen. Nicht ein einziger Pirahã hatte gelernt, bis 10 zu zählen oder 1 + 1 zu addieren.
Everett argumentiert, die Pirahã könnten aus zwei kulturellen und einem formalen sprachlichen Grund nicht zählen. Zunächst sind sie Jäger und Sammler und hätten nichts zum Zählen, demnach auch keine Gelegenheit, um das Zählen zu praktizieren. Des Weiteren gebe es einen kulturellen Druck gegen das Generalisieren über die Gegenwart hinaus, was Zahlwörter eliminiere. Außerdem sei das Zählen und Zahlwörter auf Rekursion in der Sprache basiert, was sich auf Grund der einfachen Satzstruktur der Pirahã nicht ausdrücken lasse. Everett behauptet jedoch nicht, die Pirahã seien geistig nicht in der Lage zu zählen.«

Die Spitzfindigkeiten der Sprachwissenschaftler sah ich von jeher kritisch. Schon vor Jahrzehnten habe ich über die Versuche gespottet, mit Hilfe der alttibetischen Konsonantencluster am Anfang eines Wortes und hypothetischen Parallelerscheinungen im Chinesischen beide Sprachen näher aneinanderzurücken: Man könne dann auch aus den Spitznamen für die europäischen Ethnien „krauts“ und „frogs“ auf eine gemeinsame Abkunft von den „kfraogwts“ schließen.

Viel düsterer ist die Zukunft des Stammes der Pirahã, des letzten überlebenden von vier sprachverwandten Stämmen:

Der Westen will mit Milliardenhilfen tropische Wälder schützen - weil klare Standards fehlen, könnte aber ein Fiasko drohen. Am Ende könnten die Falschen von den riesigen Beträgen profitieren, warnen Experten. Die indigene Bevölkerung müsste zu Wächtern des Regenwaldes werden.
spiegel.de

Wie das möglich sein soll, ohne deren Kultur zu zerstören, wird ein unlösbares Problem bleiben , insbesondere nach den üblen Erfahrungen mit den Institutionen zum „Schutz“ der Urbevölkerung in der Vergangenheit.
Entsetzt war ich, als ich zu meiner Schulzeit in den „Lübecker Nachrichten“ von dem Vorschlag las, die Wirkung weitreichender radioaktiver Strahlung an Volksstämmen am Amazonas ohne deren Wissen zu erproben. Proteste blieben damals anscheinend aus.


eingetragen von Paul Lenz am 07.12.2009 um 21.48

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Jörg Metes
Mich interessiert der Orthographiewandel in anderen Sprachen.
Ich kann da nur das Finnische als lobendes Beispiel erwähnen. Die haben ihre Rechtschreibung (meines Wissens bereits vor etwa 100 Jahren) so gründlich reformiert, dass es seitdem absolut nichts mehr zu reformieren gibt.

Grundsätzlich hat jeder Laut nur einen Buchstaben. Es gibt kein w, nur ein v. Es gibt kein x, stattdessen schreibt man ks. Was kurz klingt, wird einfach geschrieben, was lang klingt, wird doppelt geschrieben: tuli = Feuer, tuuli = Wind, tulli = Zoll (ja, ll wird deutlich länger ausgesprochen als l).

Das Ergebnis: ein Ausländer braucht nur wenige Minuten, um sich die paar Regeln anzueignen, die nötig sind, um jedes finnische Wort korrekt aussprechen zu können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2009 um 12.05

gerade bei FDS gesehen:

Heinz Erich Stiene am 27.11.2009
Im Rheinischen findet man regelmäßig die Schreibung "us dr Lamäng"....

... ein seltener Fall, daß der Artikel einer Nachbarsprache mit übernommen wird.

Bei arabischen Wörtern ist es häufig: der Alkoven, die Alchemie (eig. griechisch – reformiert aber nicht „Allchemie“, entgegen der „Tollpatsch“-Ideologie), der Algol (al ghul „Wüstengeist“, auch Sternname), die Alhambra (al hamra’ „die Rote“) …

Im Arabischen selbst kommt es auch vor: al timsach („Krokodil“, von altägyptisch „msh“ mit Artikel „t“).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.09.2009 um 21.30

… Bald darauf vereinte sich "Le français libre" mit der "Assoziation für die Bewahrung der französischen Sprache". Gemeinsam publizierten sie eine "Nationale Petition gegen die Sprachkorrekturen". Woraufhin sich auf Seiten der extremen Linken prompt ein "Comité Robespierre" gründete, das eine Revolution der Orthographie forderte. Was wiederum die Konservativen zu der wütenden Replik provozierte, heute werde eine Rechtschreibreform genau so viel Unheil anrichten wie seinerzeit die Guillotine ...

Jetzt muss jedermann lernen, korrekt zu schreiben. Das heißt aber auch: Jeder Franzose hat die Chance, es zu lernen. Es ist außerordentlich mühsam, ein fehlerfreies, korrektes Französisch zu beherrschen. Wer diese Fähigkeit aber einmal erworben hat, ist nicht bereit, anderen die gleiche Mühe zu ersparen. Man setzt die eigene Distinktion nicht leichtfertig aufs Spiel. So ist, wie François de Closets schrieb, die Rechtschreibreform in keinem Land dringender notwendig als in Frankreich - und nirgendwo unwahrscheinlicher.

welt.de 15.9.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.07.2009 um 18.28

Jerusalem - Israels Verkehrsministerium will alle Ortsschilder mit Städtenamen gemäß der hebräischen Aussprache vereinheitlichen. Zur Begründung hieß es, die vielen unterschiedlichen Schreibweisen erschwerten Touristen, ihren Weg zu finden, berichtet die Zeitung "Jedijot Achronot". So werde künftig nicht mehr Richtung Jerusalem oder (arabisch) nach al-Kuds ausgeschildert, sondern nur noch Richtung Yerushalayim. […] Bislang sind die meisten Straßenschilder in Israel dreisprachig: Hebräisch, Arabisch und Englisch, […]
Welt.de 14.7.09

P.S. „al-Kuds“: dumme deutsche Umschrift für al-Quds („die Heilige [Stadt]“), obwohl wir in der glücklichen Lage sind, das semitische Q[af] noch im Alphabet zu haben. Dasselbe Wort übrigens auch in den punisch-etruskischen Goldblech-Tempelweiheinschriften von Pyrgi (Italien 5.Jhdt. v. Chr.): „l rbt l astrt ’sr qds …“ (Für die Herrin Astarte: der heilige Ort …) Später verdrängt durch Göttin Tanit.


eingetragen von Reinhard Markner am 02.08.2004 um 10.48

Angesichts des stetig wachsenden englischen Einflusses auf die norwegische Sprache hält es der Osloer Psychologe Rolv Mikkel Blakar für abwegig, den Sprachbürgerkrieg um das Nynorsk fortzusetzen. Da kann man ihm kaum widersprechen.


Norsk er eit språk under aukande press

Utan skikkelege krafttak er det ikkje spørsmål om norsk vil forsvinne, men når. I staden for å stridast om bokmål, riksmål, samnorsk og nynorsk kunne vi konsentrere oss om å verne norsk i ei tid prega av angloamerikansk språkleg dominans, skriv Rolv Mikkel Blakar, professor i psykologi med kommunikasjon som spesialfelt, Universitetet i Oslo.

SER VI PÅ UTVIKLINGA GLOBALT, er det grunn til å spørje om norsk vil vere i bruk om 100 år. I dag vert norsk angripe frå minst to kantar: Utanfrå av engelsk (les angloamerikansk) og innanfrå av at stadig fleire ikkje lenger har norsk som morsmål, men lærer norsk som andrespråk. Språklege puristar vil dessutan hevde, ikkje minst med referanse til språket i aviser og media, at norsk er i forfall fordi stadig færre skriv korrekt. Dette er ikkje særnorske fenomen. Med unntak av engelsk, sterkt støtta av teknologiske språk knytt til data, e-post, tekstmeldingar osv, er alle andre språk meir eller mindre på defensiven. Derfor har da også tradisjonsrike kulturnasjonar som Sverige, Tyskland, for ikkje å snakke om Frankrike, sett i verk tiltak for å verne om sine språk. Språk som i utgangspunktet står langt sterkare enn minispråket norsk.

Korleis møter det politiske Norge denne trusselen? For å være ærleg, er det vanskeleg å sjå eit einaste tiltak med politisk kraft og økonomisk tyngde bak. Faktum er at dei to tema som vert diskutert mest intenst på den språklege arenaen for tida - spørsmålet om obligatorisk sidemål og omfang og finansieringsordning av opplæring i norsk som andrespråk - båe bidrar til å gjere vondt verre. I eit lite og sårbart språksamfunn som det norske må det setjast inn heilt andre ressursar for at alle innvandrarar skal få lære norsk.

Det at stadig fleire norske borgerar ikkje bruker eller forstår norsk, vil sjølvsagt vere med på å undergrave det vesle norske språksamfunnet. Enda verre er det at i ei tid da alle krefter burde vore sett inn i kampen mot den angloamerikanske språkimperialismen, bruker vi kreftene til å krangle om sidemål. Snakk om strutsepolitikk!

Sjølvsagt meiner ikkje eg som nynorskbrukar (ein minoritetsvariant av eit minispråk) at vi skal legge oss flate for bokmål/riksmål. Men når problemstillinga er om norsk som språk skal overleve, må spørsmål om bokmål/riksmål, nynorsk, dialekt, samnorsk, sidemål, osv verte underordna.

For snart 40 år sidan kjempa eg som leiar av studentmållaget på barrikadane for nynorsk i den lokale norske språkstriden. I dag må vi alle stå på barrikadane for norsk i den globale språkstriden. Og da meiner eg i prinsippet norsk i alle sine mange variantar!

DET ER SYND at samnorskalternativet er brukt opp. Gitt den nåverande angloamerikanske språktrusselen hadde kanskje samnorsk kunna fungert samlande i motstanden dersom samnorskidéen hadde vorte lansert først nå. Men for folk flest er samnorsk i dag eit skjellsord som neppe kan fungere samlande og motiverande i forsvarkampen mot den angloamerikanske språkimperialismen. Men kva med allnorsk? Altså eit forsvar for norsk i alle variantar! Med andre ord, i staden for å stridast om bokmål/riksmål, nynorsk - med sidemål som logisk konsekvens - kunne vi konsentrere oss om å verne norsk. Og da ut frå prinsippet om å "la de hundre blomster blomstre". Ein slik politikk ville krevje semje om kva som er norsk versus ikkjenorsk, men elles ikkje vere orientert mot raudblyanten og kva som er "korrekt" språkbruk.

Språklege puristar og filologar vil nok hoppe til over dette. Eg er ikkje filolog, men psykolog og samfunnsvitar.

Derfor er eg ikkje så opptatt av rett og vrangt når det gjeld ortografi, grammatikk og ordvalg. For meg er det vesentlege at norsk språk - som vi har utvikla gjennom generasjonar for å forstå omverda og oss sjølve på vår måte - skal få sjanse til å overleve. Dersom engelsk overtar i løpet av eit par generasjonar, vil det vere eit lite bidrag til globaliseringa, men det vil utgjere eit stort tap for det norske folkets utsikter til å forstå seg sjølv og omverda på sine eigne premiss.

FOR OM LAG 35 ÅR SIDAN kartla eg samspelet mellom språk og samfunn og studerte sosiale sider ved språket i bruk. Desse arbeida vart publiserte i ei lita bok med den programmatiske tittelen "Språk er makt". Hovedpoenget var å vise at det er gjennom språket vi grip og forstår, ja, delvis skaper røyndomen. Og det er gjennom språket vi forstår oss sjølve og vår eigen identitet. Derfor får den som har kontroll over språket makt.

Hadde eg skrive bok om samspelet mellom språk og samfunn, mellom språk og identitet i dag, tvilar eg på om eg hadde våga bruke tittelen "Språk er makt". Det var ein tittel eg brukte programmatisk for å få fram dei potensielt emansipatoriske trekk ved språket.

Gjennom språket ditt grip og forstår du omverda på din måte! I dag ville ein like sannsynleg tittel på mine analyser av samspelet mellom språk og samfunn ha vorte "Språk er avmakt" eller "Språkleg avmakt". Det skuldast ikkje berre at eg har vorte 35 år eldre.

I eit makt- og minoritets-majoritets perspektiv må vi realistisk rekne med at norsk vert behandla like stemoderleg i det globale verdssamfunnet som samisk vert behandla i det norske samfunnet. Samisk er rett nok verna i sjølvaste grunnlova, men dette paragrafvernet er vel nesten det einaste krafttaket det norske storsamfunnet har tatt for å verne samisk.

Det norske språket kan ikkje vente større omtanke frå verdssamfunnet i ei tid da små minoritetsspråk, som det norske, dagleg er truga av utrydding. Nei, utan radikale grep og skikkelege krafttak er det ikkje spørsmål om norsk vil forsvinne, men når.

KVIFOR VERNE OM DET NORSKE SPRÅKET? Ville det ikkje forenkle verda om alle snakka engelsk og forsto kvarandre? Idéen om eit felles språk (jfr. esperanto) er ein vakker draum, for den babelske språkforvirring skaper mange problem. Likevel vil det ha sine store omkostningar om norsk vert borte, i alle fall for dei to-tre generasjonane som vil utgjere overgangsfasa. Viktige grunnar er nemnt over: Språket er ein vesentleg berar av vår identitiet, og språket representerer den måten å gripe og forstå røyndomen på ("verdensanskuelse") som er utvikla gjennom generasjonar i vårt karrige land.

Ut frå eit mellommenneskeleg maktfordelingsperspektiv er det viktig at ikkje det angloamerikanske perspektivet tar kontrollen over alle ved at alle snakkar berre engelsk. Ein annan viktig grunn er at språk (felles "stammespråk") utgjer ein vesentleg føresetnad for å skape sosiale og kulturelle fellesskap der vi tar ansvar for kvarandre og viser omsorg. Tidlegare har eg vore mest opptatt av å synleggjere makt og påvirking i språk og kommunikasjon.

VIKTIGASTE GRUNNEN er derfor at det primært er gjennom språket at kultur og verdiar, t.d. fellesskapsverdiane i velferdssamfunnet vårt, vert overført frå ein generasjon til den neste. I ei globalisert verd utan små samfunn, som Norge med sitt/sine "stammespråk", ville det sannsynlegvis vere langt vanskelegare å etablere og oppretthalde slike fellesskaps- og gjensidige velferdsordningar. Fordi språk ikkje dreiar seg primært om filologi, ortografi, grammatikk, korrekt språkbruk, osv., men er uttrykk for djupt mellommenneskelege relasjonar, som makt og omsorg, må det visast kreativitet og takast radikale grep for å verne norsk språk - og kultur - i ei tid prega av angloamerikansk språkleg dominans i globalt perspektiv.


eingetragen von gestur am 25.06.2004 um 10.45

weil sie keine gewachsene eigenständige Sprache mehr haben: Die ursprüngliche norwegische Sprache ist unter der dänischen Herrschaft untergegangen. Die jetzige Mehrheitssprache, das Bokmal, ist norwegisiertes Dänisch (das Danonorwegische); die Minderheitssprache, das Nynorsk (das Neunorwegische), ist künstlich rekonstruiertes und modernisiertes Altnorwegisch.
Bewahrt wird das Altnorwegische im Isländischen, weil die norwegischen Wikinger es dorthin mitbrachten.


eingetragen von Karl Eichholz am 25.06.2004 um 10.29

nicht nur ist Norwegisch die „am Fort Schritt Lichsten“ reformierte Sprache (soweit ich weiß, existieren durch die verschiedenen Reformen mittlerweiele fünf(!) Schreibsysteme, deren Verwendung direkten Rückschluß auf politische Einstellung und sozialen Stand zulassen.

Hinzu kommt die Tatsache, daß gesamt Skandinavien als Lesevolk bezeichnet werden kann. Die langen Winternächte locken wohl den Menschen eher vor gedrucktes als vor die Glotze. Satellitenfernsehen erreicht große Teile des Nordens nicht.

In sofern ist wohl „die Vereinfachung des Lesens“ als eine „gewaltige“ Anstrengung zu verstehen, mehr Umsatz mit Büchern zu machen.


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Reinhard Markner am 25.06.2004 um 06.11

"Lesen, leicht gemacht
Norwegische Literatur für Leute mit geringer Lektürekompetenz

Der führende norwegische Literaturverlag Gyldendal, der Verlag Ibsens und Hamsuns, plant für das Jahr 2005 den Start einer Buchserie, die sich an Menschen mit Leseschwäche richtet, sowohl an Einwanderer als auch an Einheimische. Das erste Programm wird acht Titel aus den Bereichen Belletristik und Sachbuch umfassen. Gyldendal hat Aufträge an führende Federn des Landes vergeben, so an die pakistanisch-norwegische Komikerin Shabana Rehman, einen Star der Medienszene, und den Romancier und früheren Präsidenten des Schriftstellerverbandes Thorvald Steen, der sein erstes «leicht lesbares» Romanmanuskript soeben abgeliefert hat. [. . .] Hinter dem Projekt steht der im letzten Jahr gegründete Verein «Leser sucht Buch», der jetzt erstmals in den Genuss staatlicher Subventionen gelangt. Laut «Leser sucht Buch» haben 30 Prozent der Einwohner Norwegens Probleme mit der Lektüre gewöhnlicher Texte. Vertrieben werden die «leicht lesbaren Bücher» durch Supermärkte und Kaufhäuser. Bereits jetzt beackern norwegische und schwedische Spezialverlage dieses Feld. Mit Gyldendal steigt aber erstmals ein Publikumsverlag im grossen Stil in das Geschäft ein." (NZZ 25. 6. 2004)

NB : Norwegisch ist vermutlich die meistrechtschreibreformierte Sprache der Welt.


eingetragen von Reinhard Markner am 02.06.2004 um 19.06

Chicago Tribune, 1. 6. 2004

In the new lexicon, phorget `f'; `ph' now takes the kake

BY CHARLES STORCH

Not so phast.

Perfectly good English words are getting a meaning makeover when their beginning letter "f" is substituted with "ph." Think of "phat," "phishing" and "phood" and you might wonder what the "ph" is going on.

To make it more vexing, there seems no common explanation for the respellings.

"Phat," meaning very good, excellent or sexy, is said to be African-American argot dating to at least 1963, although some late to the party have made a vulgar acronym of it.

"Phishing" used to mean attending a concert by the band Phish (a name possibly derived from that of band member Jon Fishman). But more recently it is being used for an Internet scam that tries to bait people into giving out passwords, credit card numbers and other personal data. It apparently harkens to "phone phreaking," a form of hacking that targeted telephone companies in the 1970s.

"Phood" is rather new (or "phresh," in hip-hop lexicon). It describes nutritionally enhanced products and is an amalgam of "pharmaceutical" and "food" - as is "pharming" for agriculture's brave new world.

And a Web search yields several more "ph" examples. Faulty reasoning because of male chauvinism? A "phallacy."

"There are different inspirations for many of them," said Jesse Sheidlower, who runs the American office of the Oxford English Dictionary. That seems to point to one linguistic explanation: "They are deliberately misspelled in a humorous way."

Comic respellings are a longstanding tradition in American English, given what Sheidlower calls its "very flexible orthography. For any given sound there may be a lot of ways to spell and pronounce it."

Richard Bailey, an English professor and historian of the language at the University of Michigan, wrote in an e-mail exchange, "Perhaps the most enduring of these (comic respellings) is `oll korrect,' which rapidly turned into the most American of words, `OK.' It first appeared in print on March 23, 1839, and soon took off like wildfire."

In an often-quoted 1926 article, Louise Pound wrote of "The Kraze for K," the many orthographic manipulations at that period of "k" for "c." She partly attributed it to earlier efforts at spelling reform, which seemed to catch on primarily in advertising and brand names (Kleenex, Tastykake, Kool, etc.) and entertainment (Krazy Kat).

"All in all," she wrote, "there is no mistaking the kall of `k' over our kountry, our kurious kontemporary kraving for it, and its konspicuous use in the klever koinages of kommerce."

So is "ph" the new "k"?

According to the OED, "ph" and "k" have been a tag team since ancient times, substituted for one another for "f" and "c" out of confusion over their Greek and Latin forms. In the 15th through 17th centuries, many English words that had been spelled with an initial "f" were changed to "ph" (including "pharmacy") in part because scribes took the latter spelling to be more learned and thus correct.

But respellings in the modern era have other purposes. Ralph Emerson, an independent linguistics scholar, said they may be used to differentiate the meaning of words - the "ph" in "phat," for example, signifies one isn't talking about fatness - or to distinguish a word or name to make it easier to copyright. Think Fotomat - a faded example of "f" pulling the old switcheroo.

Bailey said that "comic respellings are usually subversive. At the very least, people who invent them defy the authorities and say, `I can spell this word however I like.'"

This is famously true in rap and hip-hop (e.g., the groups Pharcyde and Non Phixion). But Webster's also gets little respect from hackers, who converse in Internet-based languages that may combine letters and numbers. For example, a Web site dictionary for L33t ("elite") speak describes as an old standby the substitution of "ph" for "f," as in ph33r ("fear").

In his e-mail, Bailey noted that the Internet is full of reshufflings of "ph" and "f" that are meant to be humorous - "fizzics" for "physics" and "phinancial" for "financial," for example.

"These are not mistakes," he observed, "but weary joques."


eingetragen von Reinhard Markner am 28.01.2004 um 10.01

Die Tochter des norwegischen Thronfolgers und seiner Frau hat den Namen »Ingrid Alexandra« bekommen. Wie Robert von Lucius in der F.A.Z. berichtete (23. 1.), stieß dies auf den Protest eines namenlosen »Namensforschers«, der lieber die Form »Aleksandra« gesehen hätte. In Dänemark und Norwegen führt der Staat nämlich seit mehr als hundert Jahren Krieg gegen den Buchstaben x, der offenbar als Bedrohung der skandinavischen Identität angesehen wird.


eingetragen von Jörg Metes am 18.01.2004 um 00.15

»Azerbaijani literature To Be Republished In Latin

Azerbaijani President Ilham Aliyev signed a decree Monday on publishing new books in Latin alphabet, Turan reported. The decree also contained a full list of the books that are planned to be published in Latin alphabet this year.

The presidential decree also required the Cabinet of Ministers to provide the country’s all public and high school libraries with necessary funds so that they could buy the new books and publications. The books that are going to be reprinted in Lain alphabet should also be posted to internet, the decree said. It also considered creation of a virtual library of Azerbaijani literature.

Azerbaijan passed from Cyrillic to Latin after the country gained independence from the Soviet Union in 1991. However, most of the newspapers and other publications kept coming out in Cyrillic until late 2001.«

(Baku Today, 14. Januar 2004)
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 06.01.2004 um 09.59

Zu diesem Buch (gefunden bei amazon):

Kurzbeschreibung
An entertaining and impassioned guide to perfect punctuation, hilariously lambasting shopkeepers whose signs feature too many, or not enough, apostrophes and the proliferation of txt spk, and its increasing influence over general language usage.
Extensive feature coverage, including multi-part serialisation in "The Daily Telegraph" and a repeat broadcast of the author's four-part Radio 4 programme.

Synopsis
A panda walked into a cafe. He ordered a sandwich, ate it, then pulled out a gun and shot the waiter. 'Why?' groaned the injured man. The panda shrugged, tossed him a badly punctuated wildlife manual and walked out. And sure enough, when the waiter consulted the book, he found an explanation. 'Panda,' ran the entry for his assailant. 'Large black and white mammal native to China. Eats, shoots and leaves.' We see signs in shops every day for "Banana's" and even "Gateaux's". Competition rules remind us: "The judges decision is final." Now, many punctuation guides already exist explaining the principles of theapostrophe; the comma; the semi-colon. These books do their job but somehow punctuation abuse does not diminish. Why? Because people who can't punctuate don't read those books! Of course they don't! They laugh at books like those! Eats, Shoots and Leaves adopts a more militant approach and attempts to recruit an army of punctuation vigilantes: send letters back with the punctuation corrected. Do not accept sloppy emails. Climb ladders at dead of night with a pot of paint to remove the redundant apostrophe in "Video's sold here".
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 05.01.2004 um 19.47

»Eats, Shoots & Leaves: The Zero Tolerance Approach to Punctuation«, ein Buch der englischen Autorin Lynne Truss, war in Großbritannien das - noch vor Harry Potter - bestverkaufte des Jahres. Es ist ein Sachbuch über Zeichensetzung. Wie die New York Times heute berichtet, liegt die Auflage bei mittlerweile 510 000.
Einer Rezension im Guardian ist zu entnehmen, daß es sich um ein überaus intelligentes und amüsantes Buch handelt, verfaßt von einer Autorin, die wahrlich besessen ist von Zeichensetzungsfragen - und freilich auch ein Publikum hat, das sich von dieser Besessenheit gerne anstecken läßt.

Eine ähnliche Begeisterung für Orthographie ist im deutschsprachigen Raum nicht eben zu spüren. Warum wohl?
– geändert durch Jörg Metes am 06.01.2004, 00.59 –
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Jörg Metes


eingetragen von ani am 08.11.2003 um 20.59

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Henning Upmeyer

211 Das Hethtische kennt auch die aus der Grammatik der klassischen Sprachen bekannten Arten des Genitivs objektivus, Genitiv partitivus usw. [Der Gen. part. existiert auch im Französischen und in den slawischen Sprachen.]



... ja und in vielen anderen idg. Sprachen nicht minder! So auch im Deutschen, Isländischen usf.


eingetragen von Reinhard Markner am 01.11.2003 um 17.11

Im Norwegischen und Schwedischen schreibt man buss, im Norwegischen sogar politikk. Aber in keiner skandinavischen Sprache schreibt man *tipp.


eingetragen von Theodor Ickler am 02.10.2003 um 09.38

Der Unterschied besteht letzten Endes darin, daß in Deutschland die Sprache als Sache des Staates und allenfalls noch der Experten betrachtet wird, nicht als Sache der ganzen Sprachgemeinschaft. Das Bundesverfassungsgericht hat ja die Befugnis der Obrigkeit, gestaltend in die Sprachentwicklung einzugreifen, noch einmal skandalös bestätigt (ausgerechnet am quatorze juillet 1998!). Vorgezeichnet in den Ansichten des NS-Sprachwissenschaftlers Leo Weisgerber und des SED-Sprachwissenschaftlers Dieter Nerius, beide die wohl wichtigsten Wegbereiter der gegenwärtigen Rechtschreibreform. Der Staat druckt unser Geld, er stellt uns gnädigerweise auch eine Sprache zur Verfügung.
Wie könnte sich auf dieser Grundlage ein sportliches, gar leidenschaftliches Verhältnis zur Sprache entwickeln? Von Liebe ganz zu schweigen. Die bereitwillige Mißhandlung der Grammatik durch reformhörige Journalisten usw. zeugt eher von Überdruß an dieser Sprache, die eben als im Grunde fremd empfunden wird und es ja auch immer mehr wird.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 02.10.2003 um 09.00

So wie in englischsprachigen Ländern begreift man auch in Frankreich Rechtschreibung nicht als Schikane, sondern als sportliche Herausforderung. In der „Süddeutschen Zeitung“ von gestern berichtet Johannes Willms:

»Frankreich zum Diktat

Das Französische ist eine schöne Sprache, aber wer sie nicht nur im Wort, sondern auch in Schrift perfekt beherrschen will, läuft leicht Gefahr, sich zu blamieren. Das verschafft anderen wohlfeile Schadenfreude. Deshalb lag der Gedanke nahe, ein Diktat als Gesellschaftsspiel zu erfinden. Je illustrer der Kreis der Teilnehmer, desto größer versprach der Spaß zu sein. Folgerichtig kam eine Gesellschaft, die sich in lockerer Runde auf Schloss Compiègne um Napoleon III. und seine schöne spanische Frau, die Kaiserin Eugénie, zu versammeln pflegte, eines verregneten Nachmittags ums Jahr 1860 auf den Einfall, einen Text zu entwickeln, der mit orthographischen Fallen gespickt war. Der Dichter und Schöngeist Prosper Mérimée, ein habitué dieses exklusiven Zirkels, übernahm die Aufgabe, die seither als „la dictée de Mérimée“, als Diktat Mérimées in Frankreich Schrecken und Vergnügen verbreitet.

Was im Französischen im Unterschied zum Deutschen diese Prüfung noch zusätzlich erschwert, sind nicht nur die Akzente, sondern vor allem auch eine identische Aussprache bestimmter Wörter, die bisweilen auch noch dasselbe bezeichnen, in ihrer Rechtschreibung aber differieren. Das Paradebeispiel liefern die cuisseaux de veau, die Kalbsschlegel, und die cuissots de chevreuil, die Rehschlegel. Der Fama zufolge soll bei der ersten Dictée Mérimée der österreichische Botschafter Metternich mit nur drei Fehlern als Bester abgeschnitten haben, während Napoleon III. sich bei elf Orthographieschnitzern ertappen lassen musste, was die republikanische Opposition der Zeit anstiftete, das Gerücht von über 50 Fehlern in die Welt zu setzen.

Jetzt hat der Literaturkritiker Bernard Pivot ein neues Diktat entwickelt, dem sich unlängst unter Vorsitz von Jean Leclant, dem Sekretär der Akademie, eine Anzahl von Schriftstellern und Intellektuellen unterzogen, von denen sich die meisten 10 bis 15 Fehler ankreiden lassen mussten. Das erhellt, warum der frühere Premierminister Lionel Jospin auf seinem Schreibtisch im Matignon immer Le Petit Robert, das französische Äquivalent des Duden, in Griffweite stehen hatte. Von Kanzler Schröder ist derlei nicht zu berichten. Vermutlich hat der den Duden zusammen mit der Agenda 2010, Lenins „Was nun?“ und dem „Principe“ von Machiavelli in seiner Schreibtischschublade verborgen.«
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 31.07.2003 um 18.05

Today I went to Brighton Beach for the first time in months to pick up a copy of Dmitrii Bykov's new novel Orfografiya (publisher's page, in Russian; if it's unavailable, here's the Google cache). As soon as I read the review by Nikita Eliseev, I knew I had to have it; not only is it a historical novel about a period I'm fascinated by (the Russian Revolution and civil war), it focuses on the orthographic reform of 1918! (In the alternative history of the novel, the Bolsheviks abolish orthography rather than reforming it.) Indeed, the main character's name is Yat', the name of a prerevolutionary letter that was eliminated by the reform (and replaced by e). Other main characters are writers of the time, like Gorkii and Khodasevich. OK, it's almost 700 pages long and the author calls it an "opera in three acts," which in other circumstances would put me off, but this I can't resist.

Posted by languagehat at July 19, 2003 09:15 PM

http://www.languagehat.com/archives/000707.php


eingetragen von Jörg Metes am 23.07.2003 um 21.39

Daß Buchstabierwettbewerbe (»spelling bee competitions«) in England und in den USA unter großer Anteilnahme der Bevölkerung veranstaltet werden, war mir bekannt. Man betrachtet dort die Orthographie des Englischen (die wesentlich schwieriger ist als selbst die reformierte deutsche) offenbar nicht als Joch, sondern als sportliche Herausforderung. Daß dieser orthographische Sportsgeist aber selbst in Nigeria hochgehalten wird, war mir neu. Bis ich heute in der Online-Ausgabe der nigerianischen 'This Day' auf diese Meldung stieß:

»Boy, 16, Governs Lagos Today

By Tokunbo Adedoja

Sixteen-year-old Emmanuel Oluwambe Aiyeniteju, will today act as Governor of Lagos State, having emerged as overall winner of this year's edition of the 'Spelling Bee Competition'.
With his emergence as winner of the competition, he will become the third teenager to act as 'one day governor' of Lagos State. Aiyenitaju, born on September 23, 1987 hails from Ilara in Ondo State and he's the fourth child of his parents.
A release issued by the Chief Press Secretary to the Governor, Mr. Segun Ayobolu, said Aiyenitaju attended CMS Grammar School, Bariga where he sat for the May/June 2003 WASCE/NECO examination.
The release further stated that Aiyeniteju , who is awaiting his results plans to study medicine.
Spelling Bee Competition was first organised in 2001 by the New Era Foundation, a pet project of Wife of Lagos State Governor, Mrs. Oluremi Tinubu.
It was conceived as a way of promoting the culture of healthy rivalry among the youths and keeping focused on attaining the highest height in their academic pursuit.
The competition has so far produced three winners. In 2001, Master Ebuka Anusobi, who is presently studying computer engineering at the Obafemi Awolowo University, Ile-Ife won the competion. Last year's edition was won by a Senior Secondary School (SSS11) student, Miss Otiti Ovuwhaie.«
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Jörg Metes


eingetragen von Henning Upmeyer am 04.03.2003 um 19.32

Auf Wunsch von Frau Menges hier einige besondere Merkmale der hethitischen Sprache
Aus: Johannes Friedrich, Hethitisches Elementarbuch, Erster Teil, Kurzgefaßte Grammatik:
Die älteste schriftlich überlieferte indogermanische Sprache ist der Hauptvertreter der anatolischen Gruppe, das Keilschrift-Hethitische (1600 - 1200 v. Chr.). [Zu dieser Zeit schrieben die Griechen der mykenischen Kultur (die Achäer, hethitisch "Land Ahhijawa") in Linear-B überall ihre Buchhaltung, aber noch keine Literatur, die Heldenlieder wurden mündlich überliefert.]
[Die Worte in eckigen Klammern sind von mir, H.U.]

143 a) Wie in den anderen indogermanischen Sprachen wird auch im Hethitischen die Bedeutung des einfachen Verbalstammes durch Präverbien modifiziert. Das Hethitische nimmt insofern einen altertümlichen Standpunkt ein, als die Präverbien stets als selbständige Wörter geschrieben werden und kleine Wörtchen (z.B. die Negation, 281) zwischen Präverb und Verbum treten können. [Diese Getrenntschreibung entspricht fast der neuen deutschen.]

143 b) Die wichtigsten Präverbien sind: 'anda (andan)' "hinein", 'appa (appan)' "zurück, wieder", 'arha' "weg", 'katta (kattan)' "hinab, hinzu, mit", 'para' "vorwärts, heraus", 'piran' "vor", 'sara' "hinauf, empor", 'ser' "oben";
z.B. 'pai-' "gehen", 'anda pai-' "hineingehen", 'appa pai-' "zurückgehen", 'appan pai-' "hinterhergehen", 'arha pai-' "weggehen", 'para pai-' "weitergehen, herausgehen", 'katta(n) pai-' "hinabgehen, mitgehen", 'sara pai-' "hinaufgehen";
'da-' "nehmen", 'appa(n) da-' "zurücknehmen", 'arha da-' "wegnehmen", 'para da-' "herausnehmen", 'katta(n) da-' " herunternehmen", 'sara da-' "aufnehmen, einnehmen", erbeuten".

143 c) Ein Verbum kann mehrere Präverbien zugleich bei sich haben: 'appa(n) anda pai-' "wieder hineingehen", 'ser arha da-' "oben wegnehmen", 'appa sara da-' "wieder aufnehmen".

53 a) Abweichend von den anderen altindogermanischen Sprachen hat das Hethitische nur sehr wenig Nominalkomposita.
b) Nicht eigentliche Nominalkomposita sind die Nominalbildungen von Verben mit Präverb.

54 Es gibt nur ein "persönliches" Geschlecht (gemeinsam für maskulin und feminin) und ein sächliches Geschlecht. [Wie im Dänischen und Schwedischen]

55 Von Haus aus besitzt das Hethitische noch die acht Kasus der idg. Ursprache, nämlich Nominativ, Vokativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ, Lokalis, Ablativ, Instrumentalis.

210 Eine umständliche Art der Genitivbezeichnung ist die mittels Zufügung des Possessivpronomens ("des Mannes sein Kopf"). Sie ist besonders in den Gesetzen beliebt.

211 Das Hethtische kennt auch die aus der Grammatik der klassischen Sprachen bekannten Arten des Genitivs objektivus, Genitiv partitivus usw. [Der Gen. part. existiert auch im Französischen und in den slawischen Sprachen.]

302 Die Konjunktion 'a', 'ia' "und, auch" wird an das zweite Nomen bzw. an das erste Wort des zweiten Satzes enklitisch angehängt. [Wie lateinisch '-que']

228 Das Hethitische hat Postpositionen, nicht Präpositionen. Deren Abgrenzung gegen die Adverbia und Präverbia ist z.T. fließend.

93 Eine Steigerung der Adjektiva durch bestimmte Suffixe, wie sie die anderen altindogermanischen Sprachen kennen, fehlt dem Hethtischen. [Ähnlich wie den romanischen Sprachen]

106 Die Sprache des Neuen Reiches gebraucht anstelle unserer Possessivpronomina gewöhnlich die Genitive der Personalpronomina.

147, 258 An nicht zusammengesetzten Tempora existiert nur ein Präsens (das auch für das Futurum mit eintritt) und ein Präteritum. [Ähnlich den germanischen Sprachen]

259 Eine genauere Differenzierung ermöglichen die zusammengesetzten Verbformen:
184 b) Das Perfekt und Plusquamperfekt werden in modern anmutender Weise durch 'har(k)-' "haben" mit dem erstarrten Nom. - Akk. Sing. Neutr. des Partizips umschrieben.
184 a) Das Partizip mit 'es-' "sein" mit dem Infinitiv dient zur Umschreibung des Passivs bei transitiven Verben, eines Zustandes bei intransitiven Verben.

274 Die Verbindung des Verbums 'es-' "sein" mit dem Infinitiv im Sinne von "das und das ist zu tun".

195 Im Präsens ist es üblich, reine Nominalsätze aus Subjekt und Prädikatsnomen und ohne Verbum substantivum zu bilden: 'attas assus' "der Vater (ist) gut". [Wie im Russischen]

205 Das Verbum "sein" kann einen possessivischen Dativ (-Lokalis) bei sich haben: "meinem Bruder ist nichts" (wir sagen dafür "mein Bruder hat nichts"). [Wie in ostslawischen Sprachen]

240 Das gewöhnliche Mittel zum Ausdruck des Reflexivums ist das enklitische '-za (-z)', das wie das slawische Reflexivpronomen für alle Personen gilt.

259 Der Ausdruck "beginnen (sich daran machen), etwas zu tun" wird durch 'dai-' "setzen, legen, stellen" mit dem Supinum auf '-uuan' eines meist iterativischen Verbums ausgedrückt.

263 Der Imperativ steht auch in Segenswünschen als Ersatz des fehlenden Optativs.

281 Die gewöhnliche Stellung der Negation ist vor der Verbalform, bei Verbalkomposita zwischen Präverb und Verbalform.
282 In kurzen Sätzen kann die Negation emphatisch am Ende stehen.
In der Frage tritt die Negation an den Anfang des Satzes.
Bei starkem Nachdruck kann die Negation auch verdoppelt werden. [Wie im Bairischen]

Luwisch und Palaisch sind indogermanische und dem Hethitischen verwandte Nachbarsprachen.
383 Das Luwische hat wie das Hethitische kein Femininum, sondern nur ein Genus commune und ein Neutrum.
385 Das Luwische kennt die vier Kasus Nominativ, Akkusativ, Dativ, Ablativ-Instrumentalis.
388 Der luwische Gen. Sing. wird meist durch eine Adjektivbildung umschrieben. [Wie in den slawischen Sprachen]


eingetragen von Jörg Metes am 02.02.2003 um 20.25

(eine Meldung der AFP von heute, 20h55:)

»Maroc: le berbère sera transcrit dans un alphabet antique

L'Institut royal marocain de la culture amazighe (berbère) vient d'adopter le "tifinagh", un alphabet berbère vieux de quelque 3.000 ans, pour l'écriture de cette langue, de préférence aux alphabets latin ou arabe, a-t-on appris lundi à Rabat auprès de cet organisme. Les défenseurs de la culture berbère attendaient l'adoption d'une "transcription" unifiée pour l'écriture de cette langue, encore parlée par environ la moitié des Marocains, notamment en vue de son intégration dans le système scolaire du royaume. L'institut royal - créé en 2001 par le roi Mohammed VI du Maroc -, a fait "le meilleur choix en adoptant cet alphabet identitaire", a déclaré à l'AFP Brahim Akhiat, membre de cet institut et président de l'Association marocaine de recherches et d'échanges culturels (Amrec). L'alphabet tifinagh a été utilisé, sous forme décorative et artistique, au nord du Niger, au Mali, aux Iles Canaries et en Egypte, selon un document de l'Amrec, principale association culturelle amazighe du pays. Il est constitué de 33 consonnes, 4 voyelles et 2 semi-voyelles. "L'utilisation du tifinagh est extrêmement simple", a assuré M. Akhiat en évoquant à titre d'exemple une version tifinagh du "Petit prince" d'Antoine de Saint-Exupéry, largement diffusée au Niger et au Mali. L'Institut royal de la culture amazighe a été chargé par le souverain marocain de mettre en place des programmes d'enseignement du berbère dans les écoles primaires du royaume. Le choix de l'alphabet à utiliser a fait l'objet d'une polémique qui a opposé les partisans de transcription du berbère en caractères arabes, latins ou tifinagh. Ce débat avait conduit les autorités à reporter le démarrage des cours de berbère à la prochaine rentrée scolaire, a indiqué M. Akhiat.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 26.01.2003 um 14.01

(FAZ, 27.01.2003, Nr. 22 / Seite 11:)

»Schriftliche Hegemonie
Das kyrillische Alphabet ist für Staatssprachen in Rußland jetzt obligatorisch / Von Kerstin Holm

MOSKAU, 26. Januar. Nach einem Beschluß der Duma und des Föderationsrates hat der russische Präsident Putin Ende vergangenen Jahres den Gebrauch des lateinischen Alphabets innerhalb der Russischen Föderation verboten. Das beruhigt viele Russen, die sich schon lange daran stören, daß sich manche nationalen Minderheiten immer stärker am westlichen Ausland orientieren. Während das Gewebe des russischen Staates zusehends an ein loses und löchriges Netz erinnert, mobilisieren starke nichtrussische Völker, allen voran die Tataren, ihre eigenen Ressourcen. Doch Putins Machtwort wird verhindern, daß im Stimmengewirr der nichtrussischen Völker nun auch noch ein Durcheinander nichtkyrillischer Schriften aufkommt. So sieht es nicht nur der patriotisch gesinnte Filmregisseur Nikita Michalkow, der das Verbot jetzt im staatlichen Fernsehen voller Genugtuung und ein wenig umständlich lobte.

In Tatarstan, wo das Tatarische Staatssprache ist, hatte eine offizielle Kommission eine einheitliche moderne Schreibweise mit lateinischen Buchstaben schon vor mehr als zwei Jahren beschlossen. Sie soll jetzt eingeführt werden. Insbesondere in der Hauptstadt Kasan sieht man schon viele lateinische Straßenschilder. Manche Werbetafeln oder Verpackungen von Lebensmitteln stehen in der neuen Schreibweise. Zeitungen drucken vereinzelt Artikel in lateinischer Schrift. Doch nun sei so etwas, streng genommen, illegal, sagt der an der Kasaner Universität lehrende Historiker Iskander Iskander Gilasow. Dasselbe gilt für die schon in lateinischer Schrift gedruckten tatarischen Bücher und Kinderbücher sowie für Lehrmaterialien, die in Schulen und Universitäten verwendet werden.

Wie die meisten Tataren versichert Gilasow, daß die lateinische Schrift die phonetischen Besonderheiten des Tatarischen angemessener wiedergeben könne als das modifizierte kyrillische Alphabet. Nicht zuletzt besitze die Umstellung der Turksprache auf das Lateinische, das in den zwanziger und dreißiger Jahren schon einmal in Gebrauch gewesen war, auch große psychologische Bedeutung für die nationale Renaissance, fügt der Historiker hinzu und bestätigt damit indirekt die russischen Vorbehalte. Die tatarische Führung hofft, das lateinische Alphabet doch noch legalisieren zu können. Der entsprechende Gesetzestext lasse die Möglichkeit einer Zusatzbestimmung offen, wenn auch nur mit Zustimmung des Bundesgesetzgebers, sagt Gilasow. Zusammen mit dem Verfassungsgericht erforscht man jetzt die juristischen Möglichkeiten einer solchen Korrektur.

Die tatarischen Vorstöße sind freilich den anderen Turkvölkern in Rußland nicht unbedingt ein Vorbild. Die größten Meinungsverschiedenheiten bestehen mit den ethnisch und sprachlich verwandten Baschkiren. Nach Meinung tatarischer Patrioten sind die ebenfalls an der Wolga siedelnden Baschkiren Abkömmlinge der Goldenen Horde wie sie selbst, nur erfolgreicher russifiziert. Von der Einführung eines lateinischen Alphabets wollen die turksprachigen Baschkiren daher auch nichts wissen, auch nicht jene, die in Tatarstan leben. In der Republik Baschkortostan sprach sich das dort ansässige Oberhaupt der russischen Muslime, Talgat Tadschutdin, in einer Adresse an den Kreml vielmehr für die Beibehaltung des Kyrillischen auch für die Tataren aus. In Baschkortostan leben ebenso viele Tataren wie in Tatarstan. Die baschkirischen Behörden haben bisher verhindert, daß die nationalen Schulen der ansässigen Tataren das lateinische Alphabet einführten. Wenn Tatarstan den Übergang zur lateinischen Schrift tatsächlich vollzieht, würde das die in Rußland lebenden Tataren in "lateinische" und "kyrillische" teilen.

Die Verpflichtung, in Rußland kyrillisch zu schreiben, erstreckt sich auf Staatssprachen innerhalb seines Gebiets, nicht jedoch auf die Nationalsprachen ohne staatlichen Status. In der Republik Karelien schreibt und lehrt man die finnougrischen Sprachen Karelisch, Wepsisch und Finnisch ungehindert weiterhin mit lateinischen Buchstaben. Seit 1989 werden die drei Sprachen im russischen Nordwesten wieder durch Publikationen und Unterricht gefördert. Für das Karelische hatte ein russischer Linguist im 19. Jahrhundert eine kyrillische Schreibweise entworfen, für das Wepsische entstand eine kyrillische Version vor einem Jahrzehnt. Doch die Philologen sind sich heute einig, daß eine adäquate Wiedergabe und lebendige Entwicklung der drei Sprachen nur mit dem lateinischen Alphabet möglich ist. Die von Putin bekräftigte neue Regelung stellt die Bestrebungen der karelischen Führung jetzt in Frage, für das Karelische endlich den Status der Staatssprache zu erhalten. "Sollte dies eines Tages gelingen", sagt der Lehrstuhlinhaber für die karelische und wepsische Sprache an der Universität Petrosawodsk, Peter Saikow, "dann wäre ein Moskauer Sondergesetz erforderlich, das auch das lateinische Alphabet ausnahmsweise erlaubt."«
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Jörg Metes


eingetragen von Henning Upmeyer am 08.01.2003 um 10.06

Aus: Bohumil Jiri Frei, Tschechisch gründlich und systematisch, Band I, Rechtschreibung und nützliche Einzelheiten, A. Rechtschreibung, II. Prinzipien
"Die heutige Tschechische Rechtschreibung ist nach vier Grundprinzipien gestaltet, die sich überschneiden und von denen keines ganz konsequent durchgeführt ist. Darüber hinaus gibt es keine offizielle oder eindeutige Formulierung. Dennoch wurde nach diesen Gesichtspunkten eine der tschechischen Sprache angemessene, relativ einfache und konsequente und somit in der Praxis gut anwendbare Rechtschreibung geschaffen.
1. Das erste Prinzip wird oft weniger korrekt phonetisch genannt, richtiger phonematisch oder phonologisch. Es besagt, daß das Schriftbild vor allem dem gesprochenen Wort entsprechen und daß jedes Phonem einen eigenen Buchstaben haben soll. Dieses Prinzip schließt Ligaturen aus und bewirkt eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Wort und Schrift.
2. Das zweite Prinzip heißt meist analogisch oder morphologisch. Es besagt, daß man nicht die durch Assimilation oder andere Vorgänge veränderten Laute niederschreibt, sondern analog zu Formen, in denen keine Veränderungen stattfinden, die Buchstaben für die ursprünglichen Laute setzt. So schreibt man nicht 'dup', sondern 'dub' (Eiche), analog zu den Formen 'dubu, dubem, dubovy' usw.
3. Das dritte Prinzip ist das historische. Es besagt, daß heute in der Schrift manche Erscheinung fortlebt, die in der gesprochenen Sprache bereits verschwunden ist. Hierher gehört z.B. die Unterscheidung von 'i' und 'y' bei meist gleichem Lautwert, ... die Schreibung des nicht ausgesprochenen 'd' in 'dcera' (Tochter). Das dritte Prinzip überschneidet sich mit dem zweiten, noch stärker mit dem vierten Prinzip.
4. Das vierte Prinzip ist am ehesten als das Unterscheidungs- oder Klarheitsprinzip zu bezeichnen. Es besagt, daß das geschriebene Wort möglichst klar sein soll, und daß sich in der Schrift möglichst Dinge unterscheiden sollen, die dem Sinne nach verschieden sind, obwohl sie gleich klingen, wenn ausgesprochen. Hierzu gehört z.B. die Gliederung des geschriebenen Textes durch Interpunktion. Ähnlich die Unterscheidung von 'i' und 'y'; z.B. die im Klang identischen, dem Sinne nach verschiedenen Wörter 'bili, bily, byli und byly' können in der Schrift auch ohne Kontext sofort richtig erfaßt werden. Auch andere gleich klingende, aber dem Sinne nach verschiedene Wörter oder Ausdrücke werden in der Schrift unterschieden; z.B. 'sprava' (Verwaltung) - 'zprava' (Nachricht), 'obed' Mittagessen) - 'objet' (umfahren), 'do stanu' (ins Zelt) - 'dostanu' (ich werde erhalten), 'navecer' (abends) - 'na vecer' (für den Abend) usw."


eingetragen von Elke Philburn am 24.12.2002 um 18.06

Questions Which Reformers Need To Address

Which changes would bring the greatest benefits to learners?

Which ones would have a significant impact in reducing learning and teaching time?

Which ones would immediately make learning to spell English substantially easier?

One of the major factors in any spelling reform has to be ease of implementation. With the enormous resistance to spelling reform in many sections of the English-speaking world, proposals for reforming English spelling probably need to be particularly user friendly. The workload of teachers in the US and the UK already seems to be exceptionally heavy. Since primary teachers are bound to be at the front line of implementation it would not be helpful to burden them with cumbersome or hard-to-comprehend reform proposals.

Quelle


eingetragen von Jörg Metes am 27.11.2002 um 14.02

Die 'NZZ' berichtet heute:

»Nur noch die kyrillische Schrift in Russland erlaubt

win. Moskau, 27. November
Der russische Föderationsrat hat am Mittwoch als zweite Kammer eine Gesetzesvorlage verabschiedet, laut der für die offiziellen Sprachen Russlands und aller seiner Subjekte nur noch der Gebrauch der kyrillischen Schrift erlaubt ist. Die Vorlage, die in der Duma praktisch ohne Gegenwehr Zustimmung gefunden hatte, löste im Föderationsrat, der Regionenvertretung, eine hitzige Debatte aus. Je ein Vertreter der Republiken Tatarstan und Karelien kritisierten das Vorhaben scharf, da es der Verfassung der russischen Föderation widerspreche, welche den Republiken ausdrücklich erlaube, ihre Nationalsprachen festzulegen, und das Recht garantiere, eingeborene Sprachen zu bewahren und zu lehren.
Der karelische Abgesandte sagte, dem kyrillischen Alphabet fehlten gewisse Symbole für Laute, die Bestandteil der Sprachen von mehreren Völkern in der Föderation seien. Die Verabschiedung des Gesetzes werde autochthone Sprachen zerstören. Unangenehm ist das neue Gesetz, falls es von Präsident Putin unterzeichnet wird, vor allem für Tatarstan, wo ein Republiksgesetz zur Umstellung auf ein modifiziertes lateinisches Alphabet bereits in Kraft getreten ist. Allerdings wurde diese Umstellung seit einiger Zeit faktisch auf Eis gelegt, als absehbar wurde, dass Moskau das Vorhaben unterbinden würde.«

(Neue Zürcher Zeitung, Ressort Ausland, 28. November 2002, Nr.277, Seite 9)
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 30.09.2002 um 21.34

Folgendes ist ein Ausschnitt aus einem sehr erfolgreichen Buch, das auch in deutscher Übersetzung vorliegt (gebunden bei Kindler, als Taschenbuch bei Knaur).

Steven Pinker
The Language Instinct
The New Science of Language and Mind
New York 1994, S. 190 f.

Obviously, alphabets do not and should not correspond to sounds; at best they correspond to the phonemes specified in the mental dictionary. The actual sounds are different in different contexts, so true phonetic spelling would only obscure their underlying identity. The surface sounds are predictable by phonological rules, though, so there is no need to clutter up the page with symbols for the actual sounds; the reader needs only the abstract blueprint for a word and can flesh out the sound if needed. Indeed, for about eighty-four percent of English words, spelling is completely predictable from regular rules. Moreover, since dialects separated by time and space often differ most in the phonological rules that convert mental dictionary entries into pronunciations, a spelling corresponding to the underlying entries, not the sounds, can be widely shared. The words with truly weird spellings (like of, people, women, have, said, do, done, and give) generally are the commonest ones in the language, so there is ample opportunity for everyone to memorize them.

Even the less predictable aspects of spelling bespeak hidden linguistic regularities. Consider the following pairs of words where the same letters get different pronunciations:

electric - electricity
photograph - photography
grade - gradual
history - historical
revise - revision
adore - adoration
bomb - bombard
nation - national
critical - criticize
mode - modular
resident - residential
declare - declaration
muscle - muscular
condemn - condemnation
courage - courageous
romantic - romanticize
industry - industrial
fact - factual
inspire - inspiration
sign - signature
malign - malignant*

Once again the similar spellings, despite differences in pronunciation, are there for a reason: they are identifying two words as being based on the same root morpheme. This shows that English spelling is not completely phonemic; sometimes letters encode phonemes, but
sometimes a sequence of letters is specific to a morpheme. And a morphemic writing system is more useful than you might think. The goal of reading, after all, is to understand the text, not to pronounce it. A morphemic spelling can help a reader distinguishing homophones, like meet and mete. It can also tip off a reader that one word contains another (and not just a phonologically identical imposter). For example, spelling tells us that overcome contains come, so we know that its past tense must be overcame, whereas succumb just contains the sound "kum," not the morpheme come, so its past tense is not succame but succumbed. Similarly, when something recedes, one has a recession, but when someone re-seeds a lawn, we have a re-seeding.

In some ways, a morphemic writing system has served the Chinese well, despite the inherent disadvantage that readers are at a loss when they face a new or rare word. Mutually unintelligible dialects can share texts (even if their speakers pronounce the words very differently), and many documents that are thousands of years old are readable by modern speakers. Mark Twain alluded to such inertia in our own Roman writing system when he wrote, "They spell it Vinci and pronounce it Vinchy; foreigners always spell better than they pronounce."

Of course English spelling could be better than it is. But it is already much better than people think it is. That is because writing systems do not aim to represent the actual sounds of talking, which we do not hear, but the abstract units of language underlying them, which we do hear.

(*Nicht zufällig enthält diese Aufzeichnung kein einziges Wortpaar germanischer Abstammung. Über foot - feet könnte man z. B. in diesem Zusammenhang nachdenken, R. M.)


eingetragen von Reinhard Markner am 09.09.2002 um 05.33

Life of the conscience of a nation

Rosamund Bartlett
Times Higher Education Supplement, 10. August 2001

Reflections on the Russian Soul: A Memoir
Dmitry S. Likhachev
Central European University Press

For members of Russia's beleaguered intelligentsia, the death of Dmitry Likhachev in September 1999 at the age of 92 represented the end of an era, since he was not just an eminent scholar of medieval literature, but the "conscience of the nation". A modest and retiring man, Likhachev became a public figure in Russia in his 80s, after being appointed by Gorbachev as head of the Soviet Cultural Fund, where he led a vigorous campaign for the restoration of neglected monuments, churches and libraries. In his role as a senior people's deputy in the shortlived Soviet parliament at the end of the 1980s, his stature was further enhanced by his condemnation of anti-Semitic and nationalist political groups. It seemed entirely fitting that when Russian astronomers discovered a new asteroid, they decided to name it after him.

Likhachev's deep-seated belief that culture was "first and foremost morality" was born from his unwavering faith as an Orthodox Christian and from the circumstances of his remarkable life. It was a belief that informed all his work and defined him as the archetypal Russian intelligent. His lifelong refusal to conform to political demands, combined with his exceptional talents as a historian and then custodian of Russian culture are what turned him into such a revered figure of authority. Likhachev never identified himself openly as a dissident, or sought to draw attention to himself, but his refusal to sign an official letter attacking Sakharov, his fights to prevent old churches and monuments from being demolished, and his activities as an environmentalist resulted in various forms of intimidation from the authorities. Contributing to Solzhenitsyn's Gulag Archipelago in 1976, for example, provoked an arson attempt on his flat. Likhachev does not dwell on such incidents in the account of his life, but it is regrettable that the reader equally learns nothing about his campaigns to save trees and ancient buildings. Instead, several chapters are devoted to Likhachev's time in Solovki, the labour camp set up by Lenin in 1920 on an island in the White Sea. Likhachev was sentenced to spend several years there, narrowly missing a mass execution in 1929. It was the formative experience of his life. . . .

Likhachev's description of the St Petersburg of his childhood is richly evocative, and certainly the most enjoyable part of the book. Inevitably inviting comparisons with Nabokov's Speak, Memory, to which it provides an attractive complement, it is much more down to earth in every respect. Whereas the aristocratic Nabokov surveys the city from the vantage point of the family limousine, Likhachev (whose parents both came from merchant backgrounds) goes on foot, watching the barges on the crowded Neva, or riding a noisy red and yellow electric tram. What distinguishes this part of Likhachev's memoir is his elegy for the lost sounds of the city - the hooting of steamers, the jangling of soldiers' spurs, the whisper of carriage wheels on wooden roads and its rich colours. A sharp contrast is drawn between the kaleidoscopic palette of pre-revolutionary St Petersburg and the drabness of its spectrum after 1917. Yet it is the colourless years of Stalinist rule to which the bulk of Likhachev's memoir is devoted. Apart from his experiences in the camps, he provides a compelling account of life in Leningrad during the blockade. In between, we learn something of his scholarly career, which began in 1928 with the delivery of a spoof paper to an irreverent student society, in which he defended the old orthography. For this he was awarded the Chair of Melancholy Philology, and then promptly arrested. . . .


eingetragen von Reinhard Markner am 03.09.2002 um 05.25

http://www.nytimes.com/2002/09/01/magazine/01SPELLING.html?pagewanted=all&position=top


eingetragen von Jörg Metes am 11.08.2002 um 16.16

Spaßschreibungen! Genau! Das ist ein schöner Begriff!
Man kann ihn ohne weiteres auch auf die neue deutsche Rechtschreibung übertragen: So einige Neuerungen der Rechtschreibreform dürften vor allem deshalb populär sein, weil es einigen Leuten (vorläufig) Spaß macht, sie zu verwenden. Vielleicht schreiben Werbung und Presse deshalb so gern Tipp, weil sie es als originell empfinden.

- Ich danke für den Link zu Noah Webster (Ich bin von dort dann auch gleich weiter zu einer Link Page der englischen Rechtschreibreformer geraten! Du meine Güte! Ich hatte ja keine Ahnung!)! - Kann man also sagen, daß dieser Eindruck, den die englische bzw. amerikanische Rechtschreibung auf den ersten Blick macht - nämlich: offener, spielerischer, wandlungsfähiger zu sein -, täuscht? Waren die letzten neuen Schreibweisen, die ins Englische bzw. Amerikanische eingegangen sind, in Wahrheit die von Noah Webster? Und ist es also unwahrscheinlich, daß tonite je auch in der 'New York Times' üblich wird?
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 11.08.2002 um 15.20

Do you have a language question or dispute? Write to Word Court in care of The Atlantic Monthly, 77 North Washington Street, Boston, MA 02114, or send e-mail to msgrammar@theatlantic.com. All letters become the property of Word Court. Ms. Grammar is also on the Web, at http://www.theatlantic.com/courtrecord.


eingetragen von Reinhard Markner am 11.08.2002 um 15.10

Diejenigen unter diesen vereinfachten Schreibungen, die nicht schon Webster einführte, gelten beinahe ausnahmslos auch weiterhin als falsch und haben ungefähr den Status von Spaßschreibungen wie "4 U", können einem also in der Werbung oder im Chat begegnen, nicht aber in der NYT. Mit Ausnahme von "jail" haben diese Schreibungen auch nicht den Atlantik überquert, wenngleich es "labor" immerhin über den Pazifik geschafft hat -- die australische Arbeiterpartei schreibt sich so.


eingetragen von Elke Philburn am 11.08.2002 um 14.41

Dieser Link über Noah Webster gibt einige Auskunft:

Noah used American spellings like "color" instead of the English "colour" and "music" instead of "musick". He also added American words that weren't in English dictionaries like "skunk" and "squash". It took him over 27 years to write his book. When finished in 1828, at the age of 70, Noah's dictionary had 70,000 words in it.


eingetragen von Jörg Metes am 11.08.2002 um 14.25

Mich interessiert der Orthographiewandel in anderen Sprachen. Ich wüßte zum Beispiel gerne, wie der im Englischen verläuft.
Wann zum Beispiel hat sich in Nordamerika color gegen das englische colour durchgesetzt? Weiß da jemand was drüber? Ich habe gerade entdeckt, daß Herman Melville bereits 1853 color geschrieben hat.
Und ich frage mich, wie das mit neueren amerikanischen Schreibweisen ist. Haben sich z.B. lite, nite, tonite etc. schon so weit durchgesetzt, daß sie auch in den Wörterbüchern stehen? Mein Langenscheidt/Muret-Sanders von 1988 hat tonite noch nicht. Die 'New York Times' schreibt weiterhin ausschließlich tonight. Aber Google findet tonite immerhin schon 181000mal.
Bekommt ein amerikanischer Schüler es noch als Fehler angestrichen, wenn er tonite statt tonight schreibt?
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Jörg Metes


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