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eingetragen von Jörg Metes am 15.02.2004 um 17.45
»Random House Deutschland hat seine Führungsstruktur nach der Fusion mit Heyne geordnet. Demnach ist Ulrich Genzler für die Verlage Heyne, Diana, Ansata und Integral zuständig, Silvia Kuttny für Blanvalet, Limes und Random House Entertainment und Georg Reuchlein für Goldmann, btb, Manhattan, Arkana und Mosaik. Die Gesamtverantwortung für die übrigen Hardcover-Verlage sowie für C. Bertelsmann Jugendbuch, Random House Audio und das Gütersloher Verlagshaus liegt bei Programm-Geschäftsführer Klaus Eck.«
(F.A.Z., 16.02.2004, Nr. 39 / Seite 39)
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Jörg Metes
eingetragen von meckes am 11.11.2003 um 09.09
Schmökern an der Käsetheke
Biografien im Supermarkt: Der Buchmarkt bricht ein
Es war ein Skandal jenseits der breiten Öffentlichkeit: Eine Parallelausgabe von Dieter Bohlens Biografie „Hinter den Kulissen“ im Bertelsmann-Buchclub sorgte innerhalb der Branche für eine heftige Auseinandersetzung. Der Buchclub brachte zeitgleich mit der Hardcover-Version eine deutlich billigere Sonderedition in seine Filialen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sah darin einen Versuch, die Buchpreisbindung zu umgehen und erwirkte eine einstweilige Verfügung, so dass die Ausgabe zeitweilig nicht mehr zu haben war; inzwischen sucht man nach einer außergerichtlichen Einigung. Dabei deutet sich an, dass man die Regelung, nach der für Parallelausgaben von Titeln mit hohem Aktualitätsbezug – wie etwa Bücher zu Fußballweltmeisterschaften – eine Ausnahme gilt, ausweiten könnte. Das Bohlen-Buch jedenfalls ist seit kurzem wieder zu haben, die grundsätzlichen Differenzen aber bleiben.
Der Ärger um die Parallelausgaben ist lediglich ein Symptom einer tief greifenden Veränderung im Literaturbetrieb. Während früher die Buchhandlungen praktisch das Monopol auf den Buchverkauf innehatten, drängen inzwischen ganz andere Anbieter auf den Markt. Heute kauft man die Reiseunterhaltung an der Tankstelle, den Gesundheitsratgeber in der Apotheke, den neuesten Bestseller im Supermarkt. Aldi bietet Janosch-Kalender für knapp 5 Euro an, den Roman „Schande“ des Nobelpreisträgers J. M. Coetzee findet man auch im Real-Supermarkt. Dazu kommen Discounter wie „Weltbild“, der etwa den Rechtschreib- und Fremdwörter-Duden in einer Sonderausgabe zusammen für gerade mal 20 Euro verkauft. Zu diesem Preis bekommt man im Buchhandel nur einen der beiden Bände – wenn auch in gebundener Ausführung. Auch in Buchclubs zahlt man oft weniger als im Handel, und das nicht nur bei Bohlen. Der Bertelsmann-Club etwa wirbt mit einer Sonderedition von Charlotte Links neuem Roman „Am Ende des Schweigens“, die als gebundene Ausgabe vier Euro unter Verlagspreis liegt. Außerdem legen Internetanbieter wie „Amazon“ zu; für das laufende Jahr rechnen sie mit einem Wachstum von 34 Prozent. Für den neuen „Harry Potter“ registrierte „Amazon“ an einem einzigen Tag 100 000 Vorbestellungen. Wäre bis vor kurzem ein solcher Bestseller nur im Buchladen zu haben gewesen, muss der sich nun mit Supermärkten, „Weltbild“, „Amazon“ und anderen um den Gewinn streiten.
Ubu bei Obi?
Keine Frage: Der Buchhandel steht unter Druck. Sein Marktanteil schrumpft seit Jahren. „Wir sind es Leid, vorgeführt zu werden und nur für den Preisvergleich herhalten zu müssen“, sagt etwa Hartmut Falter von der „Mayerschen Buchhandlung“, einer der größten in Deutschland. Als Reaktion auf die Preisattacken beim Club will er den Bestand an Titeln vom Random House Verlag – der zu Bertelsmann gehört – im Zentrallager reduzieren und austauschbare Titel durch Bücher anderer Verlage ersetzen.
Ähnliches hört man aus dem Haus Hugendubel. Dort erkennt man ebenfalls die „Gefahr, die teure Apotheke zu werden“. In einem Interview mit dem Branchenblatt „buchreport“ erklärte der scheidende Geschäftsführer Heinrich Hugendubel: „Nebenmärkte dürfen nicht zu Hauptmärkten werden. Wir können uns nicht auf Dauer damit begnügen, der Hauptvertriebsweg für Bücher zu sein, aber nur fünfzig Prozent Marktanteil zu besitzen. Wir dürfen nicht abwarten und zusehen, wie Aldi mehr Bücher verkauft als Hugendubel.“ Er fürchtet drastische Konsequenzen und spricht von einer „Endzeit“: „Wenn die Nebenmärkte an Bedeutung weiter zunehmen, wird der Hauptvertriebsweg irgendwann so gefährdet sein, dass er sich die Preisbindung gar nicht mehr leisten kann.“ Man werde, ergänzte Sohn Maximilian im gleichen Interview, die „Preisbindung nicht hochhalten und damit untergehen“.
Dabei stehen die Buchclubs selbst unter Druck. In den Jahren 1998 bis 2002 ging ihr Umsatz um fast acht Prozent zurück. Nun suchen sie einen Ausweg darin, billige Paralleleditionen fast zeitgleich mit den Erstauflagen erscheinen zu lassen, doch viele Beteiligte erkennen gerade darin eine Gefahr für die Preisbindung. Heinrich Hugendubel sieht es mit Sorge, dass nun der Begriff „Aktualitätsbezug“ wahrscheinlich laxer ausgelegt werden soll. Auf Nachfrage sagt er: „Wenn jeder Bohlen zum Event wird oder gar jeder Harry Potter, dann ist eine Grenze erreicht, wo wir uns die Preisbindung nicht mehr leisten können.“ Dazu kommt, dass die Konkurrenz sich auf rentable Bestseller konzentriert. Hugendubel rechnet vor, dass er mit rund drei Prozent der Titel fast vierzig Prozent seines Umsatzes macht. Wenn diese wenigen so genannten Brottitel auch im Supermarkt oder an der Tankstelle verkauft werden, dann brechen die Gewinne ein, die bislang die große Mehrheit von Büchern, die sich weniger rechnen, mitfinanzierten.
Damit jedoch trifft das Anwachsen der Nebenmärkte nicht allein die Buchhandlungen. Schon wird spekuliert, dass in absehbarer Zeit auch die größeren Häuser ihr Sortiment ausdünnen und noch mehr auf leicht verkäufliche Ware setzen müssen. Wenn der Buchhandel aber stärker auf Rendite achten muss, droht das Konsequenzen für kleinere und mittlere Verlage zu haben, die aus finanziellen Gründen keine Bestseller-Autoren an sich binden können, denn sie leben vom breiten Angebot der klassischen Buchhandlung. Mit diesen Verlagen verschwänden aber auch viele Publikationsorte für Nischenthemen und anspruchsvolle, doch schwer verkäufliche Titel. Das literarische Angebot wäre nicht mehr das gleiche.
Vielleicht ist dieses Bild zu düster gezeichnet; vielleicht sind Nebenmärkte eher Zusatzmärkte, die eine andere Käuferschicht ansprechen – der Heimwerker, der bei Obi einen Ratgeber zum Saunabau mitnimmt, ist sowieso nicht der Kunde, auf den die reich sortierte Buchhandlung in der Fußgängerzone abzielt. Auch die Kaufsituation ist eine andere: Wer ein bestimmtes Buch sucht, wird weiterhin in die Buchhandlung gehen. Der Bucherwerb im Supermarkt bleibt Gelegenheitskauf. Dennoch: Welcher Verlag wird es sich noch leisten können – aus Gründen des Prestiges oder aus Idealismus heraus – anspruchsvolle Bücher zu machen, wenn er ums Überleben fürchten muss? Und welche Buchhandlung wird es sich erlauben können, ihre Verkaufsflächen mit Titeln zu Nischenthemen zu vergeuden?
RALF HERTEL
Link zum Artikel (nur für wenige Tage verfügbar)
eingetragen von meckes am 28.10.2003 um 20.59
Die FAZ.NET hat einen interessanten Artikel zu der Rolle des Bertelsmann-Konzerns auf dem bundesdeutschen Buchmarkt veröffentlicht:
Lauter Kettenhunde
Von Hannes Hintermeier
24. Oktober 2003 Das Jahr 2003 wird in der Geschichte des deutschen Buchhandels als das Jahr der Kette eingehen. Nicht wegen der Fusion von Random House mit Heyne, nicht wegen der fortdauernden Attacken auf die Preisbindung, nicht wegen der Pleitewelle kleiner Buchhandlungen - man wird sich an dieses Jahr erinnern, weil zum ersten Mal in Deutschland ein Medienkonzern gezeigt hat, was sich mit einer geschlossenen Verwertungskette alles anstellen läßt. Die Rede ist von Bertelsmann und damit auch unvermeidlich vom Totalvermarktungskunstwerk Dieter Bohlen. Die letztjährige Suche nach dem Superstar war nur der Anfang. Mit einer zuvor ungekannten Wucht bestimmt das Kettenphänomen "Bohlen Zwo“ den medialen und gesellschaftlichen Diskurs auf allen möglichen Ebenen. Daß am Anfang dieser Kette das Buch steht, ein Memoirenwerk in Fortsetzung, ist kein Trost. (...)
Wer weiterlesen möchte, hier entlang geht's zu dem FAZ.NET-Artikel.
eingetragen von Reinhard Markner am 06.08.2003 um 17.16
Marcel Beyer
Nonfiction
DuMont 2003
Marcel Beyer wurde 1965 in Tailfingen/Württemberg geboren, ist in Kiel und in Neuss aufgewachsen, lebte bis 1996 in Köln – seitdem in Dresden.
Marcel Beyer wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der Johannes-Bobrowski-Medaille zum Berliner Literaturpreis 1996 und dem Uwe-Johnson-Preis 1997. Im Herbst 2001 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis.
eingetragen von Reinhard Markner am 06.08.2003 um 17.12
Judith Kuckart
Die Autorenwitwe. Erzählungen
DuMont 2003
Judith Kuckart,
geboren 1959 in Schwelm (Westfalen), lebt nach dem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaften und einer Tanzausbildung als Autorin und Regisseurin in Zürich und Berlin. Neben Theaterstücken erschienen von ihr die Romane Wahl der Waffen (1990), Die schöne Frau (1994), Der Bibliothekar (1998) und 2002 im DuMont Literatur und Kunst Verlag Lenas Liebe. Judith Kuckart wurde u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Stipendium der Villa Massimo ausgezeichnet.
(DuMont stellt ausländische Titel um)
– geändert durch Reinhard Markner am 06.08.2003, 22.16 –
eingetragen von Jörg Metes am 20.07.2003 um 16.53
Ein sehr ausführliches Portrait des Random House-Chefs Peter Olson ist heute in der New York Times zu lesen (der Verweis ist schätzungsweise nur eine Woche gültig). Beschrieben wird der neue Wind, der - eben in Gestalt dieses Peter Olson - auch auf dem amerikanischen Buchmarkt weht: wer sein Ertragsziel verfehlt, fliegt.
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 11.07.2003 um 16.29
»Minus acht Prozent
Starker Umsatzrückgang im Sortimentsbuchhandel
Der Sortimentsbuchhandel hat im Juni acht Prozent weniger umgesetzt als im Juni des vergangenen Jahres. Das meldet das Institut für Handelsforschung (IfH) in Köln.
Die Angaben basieren auf den Meldungen zum monatlichen Betriebsvergleich, den das IfH im Auftrag des Börsenvereins durchführt. Das Ergebnis für Juni fällt laut IfH aus zwei Gründen besonders negativ aus: Gegenüber dem Vorjahr wies der Juni zwei Verkaufstage weniger auf; zudem hatte der Sortimentsbuchhandel bereits im Juni 2002 einen negativen Umsatz (minus zwei Prozent) hinnehmen müssen. Die Basiswerte für den aktuellen Monatsvergleich lagen also verhältnismäßig tief.
Das schlechte Juni-Ergebnis wirkt sich auch auf die Jahresstaffel aus: Im ersten Halbjahr 2003 ist der Umsatz im Sortimentsbuchhandel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent gesunken.«
(meldet heute: das Börsenblatt Online)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 15.05.2003 um 12.19
»Der Goliath der Buchbranche sucht Verständnis
Offener Brief von Random House / Kartellamt entscheidet über Ullstein-Heyne-List-Kauf / Von Claudia Bröll
FRANKFURT, 14. Mai. Der Countdown für eine der wichtigsten kartellrechtlichen Entscheidungen für die deutsche Buchbranche läuft. Gespannt warten Verleger und Buchhändler, ob die Behörde in Bonn den Kauf der früheren Springer-Verlage Ullstein Heyne List durch Random House genehmigt. Im Juni soll es soweit sein, dann entscheidet sich, ob das Verlagsimperium von Bertelsmann beträchtlich wachsen und einen Umsatz von rund 421 Millionen Euro erreichen wird - knapp doppelt soviel wie die Nummer zwei im Markt, die Holtzbrinck-Gruppe.
Während in der weitgehend mittelständisch geprägten Branche schon laut über eine Insolvenzwelle unter den kleinen Verlagen und das Ende der Vielfalt auf dem Buchmarkt spekuliert wird, wiegelt Random House ab. Zum ersten Mal wendet sich der Branchenerste jetzt direkt in einem offenen Brief an die "Kolleginnen und Kollegen". In dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt und das an diesem Donnerstag im Branchenblatt Buchreport veröffentlicht werden soll, heißt es: "Random House wird sich weiterhin durch eine große Programmvielfalt in zahlreichen Einzelverlagen auszeichnen. Wir freuen uns auf einen unverändert lebendigen Wettbewerb und auf weiterhin gute Zusammenarbeit mit allen unseren Geschäftspartnern."
Der Marktanteil des fusionierten Unternehmens sei weitaus kleiner, als viele vermuteten. Er liege im Bereich der Publikumsverlage bei 11 Prozent und bei 14 Prozent, wenn weitere Bertelsmann-Verlagsgeschäfte berücksichtigt würden. Auch auf dem Markt für niedrigpreisige Bücher betrage der Anteil lediglich 21 und bei Taschenbüchern 27 Prozent. Die Konkurrenten indes vermuten, daß Random House mit den Flaggschiffen Goldmann und Heyne bis zu 40 Prozent des Taschenbuchmarktes kontrolliert. Allgemein gilt ein Unternehmen als marktbeherrschend, wenn es mehr als 30 Prozent des Marktes für sich verbucht. Mit Taschenbüchern werden in Deutschland im Jahr rund 1,1 Milliarden Euro umgesetzt, mit gebundenen Titeln rund 3,5 Milliarden Euro.
Daß dem Kartellamt die Entscheidung nicht leicht fällt, zeigt die Meldung dieser Woche, daß die Entscheidungsfrist um zwei Wochen auf Mitte Juni verlängert wird (F.A.Z. vom 13. Mai). Die entscheidende Frage lautet: Muß der Buchmarkt als Ganzes betrachtet werden, oder stellen Taschenbücher und Hardcover-Titel separate Teilmärkte dar - eine Sicht, welche die Behörde bisher vertreten hat. Im ersten Fall würde der Kauf wohl genehmigt, im zweiten Fall könnte es für Random House eng werden. "Die Behörde fragt sich für die Entscheidung, ob jemand, der ein Taschenbuch kaufen will, eventuell auch zu einer gebundenen Ausgabe greifen würde", erklärt der Kartellrechtsexperte Jürgen Basedow. Im Fall des Buchmarktes sei dies sehr schwer und auch wohl kaum völlig rational zu entscheiden.
Aus Sicht des Random-House-Deutschlandchefs Joerg Pfuhl muß der Buchmarkt wegen des immer geringeren Preisabstands für Taschenbücher und Hardcover-Titel als Ganzes betrachtet werden. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung habe ferner ergeben, daß sich 63 Prozent der Deutschen beim Buchkauf nach Thema und Inhalt richteten, für 6 Prozent spiele der Preis die wichtigste Rolle und lediglich 1,3 Prozent machten ihre Entscheidung vom Einband abhängig. Daraus schließt Random House, daß der Konsument Taschenbücher und Hardcover-Titel als austauschbare Güter empfindet.
Die Wettbewerber dagegen sehen das anders. "Lachhaft" sei das Argument eines gemeinsamen Marktes. Die meisten belletristischen Titel erschienen zunächst als Hardcover und kämen erst später als Taschenbuch auf den Markt. Der Käufer habe daher nicht die Auswahl, sagt der kaufmännische Geschäftsführer des Münchner Hanser-Verlags, Stephan Joß. "Es geht den Käufern nicht nur um die Inhalte, es ist auch relevant, wann ein Buch erscheint." Grundsätzlich gebe es zwei unterschiedliche Buchkäufertypen. Die einen griffen lieber zum Taschenbuch, die anderen zum festen Einband. Vor allem bei Kinder- und Bilderbüchern zeige sich, daß die Ausstattung durchaus entscheidend sei.
Genehmigt die Behörde den Zusammenschluß, wird die Branche unter immensen Druck geraten, warnt der verlegerische Geschäftsführer von Droemer-Knaur, Hans-Peter Übleis. "Publikumsverlage verdienen - wenn überhaupt - mit Taschenbüchern Geld. Wenn dieser Markt monopolisiert wird, ist das eine Katastrophe." Ein Blick auf die Bestsellerlisten zeige außerdem, daß die Hälfte der dort vertretenen Titel von Random House und Ullstein stamme. So finden sich im Programm Autoren wie Dieter Bohlen, John Grisham, Peter Scholl-Latour und etliche Nobelpreisträger. Diese Machtstellung könne die Gruppe unabhängig von ihrem Anteil am Gesamtmarkt ausnutzen und etwa in Rabattverhandlungen auf den Handel Druck ausüben. Nicht auszuschließen sei auch, daß dem einen oder anderen Buchhändler das Random-House-Angebot reiche, die Vielfalt in den Buchregalen nehme damit ab.
Joß vom Hanser-Verlag befürchtet ferner Schwierigkeiten im Handel mit Rechten an ausländischen Titeln - einer der Haupteinnahmequellen für die Unternehmen. Wenn der Branchenriese die gesamte Verwertungskette vom Hardcover bis zum Taschenbuch und möglicherweise sogar der elektronischen Verwertung offerieren könne, hätten die Kleineren das Nachsehen.
Random House gibt sich unterdessen optimistisch. Selbst wenn die Kartellbehörde von getrennten Märkten ausgehe, sei man noch "Lichtjahre" von einer wettbewerbsgefährdenden Stellung entfernt. Und die Konkurrenten müßten auch keine Bedenken haben. "Dieses Geschäft wird nicht von Geld oder Marktanteilen bestimmt, sondern von den Autoren, und die folgen bei der Wahl des Verlags ihrer Nase", sagt Pfuhl. Ein Gerichtsverfahren will er aber dennoch nicht ausschließen.«
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2003, Nr. 112 / Seite 18)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 12.05.2003 um 18.42
»Der neue Springer
Von Hannes Hintermeier
13. Mai 2003 Springer hat mit Springer nichts zu tun. Julius Springer, Heidelberg und Berlin, gegründet 1842, ziert als Name heute einen der international profiliertesten deutschen Wissenschaftsverlage. Axel Springer, Hamburg und Berlin, steht für Tageszeitungen. Anfang 1999 - das Interregnum des Thomas Middelhoff in Gütersloh steckte noch in den Kinderschuhen - übernahm die Bertelsmann Fachinformation den wissenschaftlichen Springer Verlag, nannte sich "BertelsmannSpringer Science + Business Media" und setzte sich sehr ehrgeizige Ziele. Dreieinhalb Jahre später stellte Middelhoff die Firma via Interview zur Disposition, seine Rendite-Erwartungen waren ihm wohl über den Kopf gewachsen. Verlagschef Jürgen Richter schmiß hin, weil er solches aus der Zeitung erfahren mußte. Seit gestern ist dieses Kapitel verlegerischen Engagements schon wieder Geschichte.
Zurück zum Kerngeschäft, so lautet das Manager-Mantra der Stunde. In seinem Bemühen, den Konzern auf den Zuschnitt vor der großen New-Economy-Blase zurechtzustutzen, ist der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Gunter Thielen nun wieder einen Schritt vorangekommen. Für 1,05 Milliarden Euro trennt sich der Medienkonzern von seiner Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. Die Geschäftsführung um Arnold Bahlmann, die mit hohen Prämien geködert war, den eigenen Verkauf zu beschleunigen, kann nun wohl ein schönes Zubrot einstreichen. Es bleibt genügend Bargeld, und das kann Thielen derzeit zum Abbau eines rund 2,7 Milliarden Euro hohen Schuldenberges gut gebrauchen.
Daß mit diesem Verkauf die nach Umsatz größte deutsche Verlagsgruppe - letztes Jahresergebnis: 731 Millionen Euro - in ausländische Hände übergeht, mag in diesen globalisierten Zeiten niemanden mehr aufregen - Bertelsmann hatte sich zuvor in den Vereinigten Staaten und in der spanischsprachigen Welt bei den Publikumsverlagen reichlich bedient. Auf der Liste stehen aber eben neben Online-Diensten und zahllosen Fachzeitschriften aus Bauwesen, Medizin und Verkehr auch Buchverlage, die in der Welt der Wissenschaft Rang und Namen haben: Gabler, Urban & Vogel, Birkhäuser, Böhlau, Vieweg (dort veröffentlichte etwa Albert Einstein 1917 seine "Relativitätstheorie"). Auf der Autorenliste des Verlagskonglomerats stehen derzeit 126 Nobelpreisträger.
Synergetische Reibungshitze
Die Übernahme durch ein britisches Konsortium bestehend aus den Private-Equity-Gesellschaften Cinven und Candover, deren Geschäft die Platzierung von privatem Beteiligungskapital ist, wirft ein grelles Licht auf die in immer schnelleren Schritten voranschreitende Konzentration des Verlagswesens. Das Ziel solcher Übernahmen durch Kapitalbeteiligungsgesellschaften ist recht eindeutig: Üblicherweise wird in einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren das Unternehmen auf Schwachstellen durchkämmt und finanziell so auf Vordermann gebracht, daß man es entweder mit möglichst hohem Gewinn veräußern oder eventuell an die Börse bringen kann. Daß damit immer auch Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, muß heute nicht mehr erwähnt werden. Im Falle BertelsmannSpringer ist die Braut erstaunlicherweise schon jetzt gefunden, bei unseren Nachbarn im niederländischen Dordrecht: Sie heißt Kluwer Academic Publishers und wurde im vergangenen Jahr just von den Investoren Cinven und Candover für sechshundert Millionen Euro übernommen - ein zu hoher Preis, hieß es damals.
Nun wird das Paar in ein Bett gelegt, dort soll synergetische Reibungshitze entstehen und einen "Top-Player" gebären. BertelsmannSpringer beschäftigt in siebzig Verlagen rund fünftausend Mitarbeiter in sechzehn Ländern, die siebenhundert Zeitschriften und jährlich mehr als viertausend wissenschaftliche Buchtitel veröffentlichen. Kluwer Academic bringt es bei zuletzt 151 Millionen Euro Umsatz auf ebenfalls siebenhundert wissenschaftliche und technische Zeitschriften und immerhin 1200 Buchtitel. Das künftige Unternehmen hat auch schon einen Namen: "Springer". Es soll hinter dem Weltmarktführer Elsevier Science (Niederlande / England) an zweiter Stelle rangieren.
Neues Ungemach
Bertelsmann hat einmal mehr bewiesen, daß der Konzern derzeit alles andere als einen langen Atem hat. Der Verkauf macht eine merkwürdig indifferente Haltung gegenüber den innersten Gesetzmäßigkeiten des Verlagswesens sichtbar. Die hastige Zu- und Verkaufsmentalität paßt ins Bild eines Medienkonzerns, der mit seiner Kernware Buch, die ihn großgemacht hat, so recht nichts mehr anzufangen weiß. Die im letzten Herbst vorgelegte Studie einer unabhängigen Historiker-Kommission zur Verlagsgeschichte im "Dritten Reich" offenbarte bereits ähnlich rigoros-merkantile Verhaltensmuster wie sie heute in Gütersloh zu beobachten sind. Es könnte sich der Eindruck eines riesigen Parasiten verfestigen, der aus dem Potential seiner vergleichsweise winzigen Wirtstiere selbst keine geistige Nahrung für eine wirkliche Unternehmenskultur zu saugen vermag.
Schon droht neues Ungemach. Das Kartellamt hat nun offiziell bestätigt, daß die Prüffrist für die nächste große Verlagsbaustelle der Gütersloher - die Übernahme der ehemaligen (Axel-)Springer-Publikumsverlage Ullstein Heyne List (F.A.Z vom 5. April) - sich verlängern werde. Ein eindeutiges Signal, daß das Kartellamt die von Bertelsmann eingereichte Untersuchung, derzufolge es keinen eigenständigen Taschenbuchmarkt mehr in Deutschland gebe, noch für nachprüfenswert hält.«
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2003, Nr. 111 / Seite 33)
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Jörg Metes
eingetragen von Christoph Kukulies am 24.04.2003 um 06.57
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Dörner
Zitat:In einem kurzen Fernsehbeitrag, der gestern über den Tag des Buches gezeigt wurde, schwenkte die Kamera über ein aufgeschlagenes Exemplar, und obwohl man es nur für weniger als eine Sekunde sah, sprang einem doch das Wörtchen »dass« sofort ins Auge. Sie liegen mit Ihrer Vermutung also richtig, Herr Kukulies.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Ob die Hauptaufgabe der Lektoren, die gestern, am Tag des Buches, das schnellste Buch der Welt redigierten, wohl darin bestand, die eingesandten Autorenbeiträge noch schnell in Neuschrieb umzuwandeln?
Hat jemand dieses Buch zum Tag des Buches bereits in den Händen gehalten und einen prüfenden Blick hineingeworfen
Mir hat das natürlich keine Ruhe gelassen und ich habe beim Verlag per E-Mail nachgefragt und bekam heute morgen folgende Antwort (Auszug):
"Wir halten es als Verleger grundsätzlich so, daß wir die von den Autoren gewählte Rechtschreibung übernehmen, d.h. in unserem Buch finden Sie beide Varianten."
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Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 24.04.2003 um 03.23
Der Text von Kunert, einem Reformgegner, ist in Reformschreibung gedruckt, die schnellste Rezension - unter http://www.literaturkritik.de - ebenfalls, aber sehr fehlerhaft. Zum Buch kann man auch eine Broschüre zur Geschichte des Druckens bestellen; sie ist in bewährter Rechtschreibung gehalten.
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Th. Ickler
eingetragen von Werner Fahnenstich am 23.04.2003 um 13.30
Das Buch selbst habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Aber die zuständige Internetseite http://www.schnellstes-buch-der-welt.de/ ist in einwandfreier, bewährter Rechtschreibung abgefaßt.
Gruß in die Runde
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Werner Fahnenstich
eingetragen von Christian Dörner am 23.04.2003 um 12.14
Zitat:In einem kurzen Fernsehbeitrag, der gestern über den Tag des Buches gezeigt wurde, schwenkte die Kamera über ein aufgeschlagenes Exemplar, und obwohl man es nur für weniger als eine Sekunde sah, sprang einem doch das Wörtchen »dass« sofort ins Auge. Sie liegen mit Ihrer Vermutung also richtig, Herr Kukulies.
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Ob die Hauptaufgabe der Lektoren, die gestern, am Tag des Buches, das schnellste Buch der Welt redigierten, wohl darin bestand, die eingesandten Autorenbeiträge noch schnell in Neuschrieb umzuwandeln?
Hat jemand dieses Buch zum Tag des Buches bereits in den Händen gehalten und einen prüfenden Blick hineingeworfen
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Christian Dörner
eingetragen von Christoph Kukulies am 23.04.2003 um 10.50
Ob die Hauptaufgabe der Lektoren, die gestern, am Tag des Buches, das schnellste Buch der Welt redigierten, wohl darin bestand, die eingesandten Autorenbeiträge noch schnell in Neuschrieb umzuwandeln?
Hat jemand dieses Buch zum Tag des Buches bereits in den Händen gehalten und einen prüfenden Blick hineingeworfen?
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Christoph Kukulies
eingetragen von Jörg Metes am 22.04.2003 um 20.47
»Artenschutz
Freundliche Übernahme: Berlin Verlag zu Bloomsbury
Manchmal müssen jene, die die Zukunft ergründen wollen, sich nur gründlich bei den Nachbarn umsehen. Die Entwicklung, die der deutsche Buchmarkt seit Jahren durchmacht (und vor deren letzter Konsequenz ihn wohl nur noch Buchpreisbindung und Kartellamt bewahren können), ließ sich zuvor bereits am Beispiel der britischen Buchbranche bestens verfolgen. Auch hier dominieren die Konglomerate, sind unabhängige Verlage Exoten, fast schon Dodos des Betriebs.
Einer der angesehensten und reichsten dieser raren Vögel ist nun als Investor beim Berlin Verlag eingestiegen: Bloomsbury Publishing PLC übernimmt den Berlin Verlag, den Arnulf Conradi erst kürzlich aus der Random-House-Gruppe herausgelöst hatte (F.A.Z. vom 29. März). Conradi wird den 1994 von ihm gegründeten Verlag zwar weiterhin leiten, besitzt jedoch keine Anteile mehr daran. Statt dessen wird er Anteilseigner bei Bloomsbury - eine Geste, die wohl vor allem symbolisches Gewicht hat. Der Schritt dürfte dem Vollblutverleger außerordentlich schwergefallen sein: Für die Dauer von einigen Wochen war er nochmal alleiniger Inhaber des Verlags, nun muß er die interimistisch wiedererlangte Unabhängigkeit gegen eine neue Abhängigkeit eintauschen - vor allem wohl ein Zeichen dafür, wie groß der Druck unter der Ägide von Random House gewesen sein muß.
Der englische Bloomsbury-Verlag, der vor allem mit J. K. Rowlings "Harry Potter" zu Vermögen und Prominenz gekommen ist und der allein für das vergangene Jahr, in dem nicht einmal ein neuer "Potter" erschien, gut 68 Millionen Pfund Umsatz meldet, hatte bereits vor einiger Zeit den Sprung nach Deutschland gewagt: Die erfahrene Lektorin Dorothee Grisebach hat seit Beginn 2002 ein deutsches Programm vorbereitet, von dem nun vereinzelte Titel in das Programm des Berlin Verlags integriert werden sollen; der Rest soll gar nicht erst erscheinen.
Nigel Newton, Gründer und Leiter von Bloomsbury, ist ein vor allem ökonomisch denkender Mann (siehe auch unser Porträt auf Seite 42). Für das ehrgeizige literarische Profil verläßt er sich ganz auf die Cheflektorin Liz Calder. Auf die Frage, wie sein Verlag heute ohne "Harry Potter" dastünde, gibt er zur Antwort: "Kleiner, aber durchtrainiert." Bereits vor "Harry Potter" habe das Haus eine Rendite von 14,9 Prozent erwirtschaftet. Ihm ist es vor allem um den "shareholder value" zu tun - die Bloomsbury-Aktie ist in den letzten Jahren denn auch kontinuierlich gestiegen und steht heute bei 7,375 Pfund. Newton hat ganz offensichtlich Vertrauen in die Entwicklung des deutschen Buchmarkts; so soll er auch das Angebot Conradis, den Taschenbuchverlag BvT zu schließen, um schneller schwarze Zahlen zu schreiben, abgelehnt haben. Conradi sagt unterdessen ein deutliches Wachstum voraus - in vier bis fünf Jahren, so schätzt er, ließe sich ein Jahresumsatz von zwanzig bis 25 Millionen Euro erzielen, deutlich mehr als heute.
Die Gemeinsamkeiten sind auffällig. Zum Autorenstamm von Bloomsbury gehören überraschend viele Namen, die in Deutschland mit dem Berlin Verlag assoziiert werden, darunter Margaret Atwood, Nadine Gordimer, Anne Michaels oder David Guterson. Stattlich ist aber auch die Liste derer, die bei anderen Verlagen beheimatet sind: John Berger, Jeffrey Eugenides, David Grossman, John Irving, Jay McInerney, Michael Ondaatje, Will Self, Donna Tartt oder auch Joanna Trollope, deren Bücher sich auf der Insel verkaufen wie warme Semmeln.
Für Unruhe dürfte ebenfalls die Ankündigung sorgen, daß der Berlin Verlag nun ein eigenes Kinderbuchprogramm ins Leben rufen will, das von Elisabeth Ruge betreut werden soll. Bei Carlsen, dem deutschen Verlag von "Harry Potter", werden zunächst einmal Durchhalteparolen ausgegeben; Klaus Humann verweist auf Amerika, wo Scholastic die Rechte an den "Harry Potter"-Büchern erworben habe und nicht etwa Bloomsbury. Die Rechte für den im Sommer erscheinenden fünften Band hat Carlsen jedenfalls bereits in der Tasche.
Bloomsbury, wo man derzeit bemüht ist, auch den gigantischen amerikanischen Buchmarkt mit eher fragwürdigen Titeln wie "All my life for sale" und "Bad Hair" zu knacken, setzt bei der Übernahme des Berlin Verlags ganz auf dessen anspruchsvolles Profil und Renommee. Nur so ist auch zu erklären, daß der Verlag seinen Namen behält und nicht in Bloomsbury umgetauft wird: Dieser deutsche Dodo überlebt also - wenngleich nicht in freier Wildbahn. FELICITAS VON LOVENBERG«
(FAZ, 24.04.2003, Nr. 95 / Seite 35)
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Jörg Metes
eingetragen von meckes am 11.04.2003 um 11.15
Daß sich so manche Buchhändler oft nur noch als Umschlagplatz für Bestseller und Mainstream-Werke (und leider auch nervigen Nippes) zu begreifen scheinen ist mir auch ein Rätsel. Häufig können die Angestellten nur noch mit dem Satz antworten: "Das kann ich Ihnen bestellen."
Mir ist natürlich auch bewußt, daß ein Buchhändler nicht jedes Buch vorrätig halten kann, aber bestellen können die Leser heutzutage auch gut selbst. Ein Buchhändler muß sich daher wohl oder übel etwas einfallen lassen, wenn er Kunden halten will, die für das Buch im Online-Handel den selben Preis bezahlen, dafür aber bedeutend weniger Aufwand haben.
Marc Eckes
eingetragen von Henning Upmeyer am 10.04.2003 um 21.57
Wenn ich in einem normalen Buchladen ein wissenschaftliches Buch bestellen will, heißt es fast immer: "Ach, das müssen wir ja beim Verlag bestellen. Das macht ja viel mehr Arbeit als beim Großhändler." Weil ich das nicht immer wieder hören will, bestelle ich alles in der Universitätsbuchhandlung, wo man an so etwas gewöhnt ist.
eingetragen von Jörg Metes am 10.04.2003 um 19.55
»Der Buchhandel stöhnt: Umsatzminus von 19%
Die Lage war ohnehin ernst, aber jetzt könnte sie dramatisch werden - wenn nicht ein Wunder geschieht: Der deutsche Sortimentsbuchhandel hat im März 2003 mit minus 19,37% einen dramatischen Umsatzeinbruch erlebt und liegt damit im kumulierten Vierteljahresergebnis um 7,67% gegenüber dem ersten Quartal 2002 zurück.
Das März-Ergebnis bedeutet ein historisches Tief. In den mehr als 20 Jahren, in denen buchreport den Umsatztrend für den Buchhandel ermittelt, hat der Vergleich mit den jeweiligen Vorjahresmonaten noch niemals einen zweistelligen Wert erreicht (bisheriges Tief: -8,4% im Juli 1994).
Der Umsatzrückgang trifft nicht nur den Handel, sondern auch die Verlage, die ihrerseits immer weniger Bücher an die Sortimenter verkaufen. Die Vertriebsleiter fast aller Verlage berichten von „teilweise entmutigenden Bestellungen", die sie über ihre Vertreter von der laufenden Frühjahrsreise bekommen haben. Die Buchhändler würden nur noch auf Bestseller setzen, ansonsten jedoch lediglich Präsenzexemplare bestellen bzw. auf viele Titel ganz verzichten.
Die Gründe für den Umsatzrückgang führen die Buchhändler in erster Linie auf die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland, auf die daraus resultierende Kaufzurückhaltung und zusätzlich auf die Auswirkungen des Irak-Kriegs zurück.
Von den schlechten Umsätzen im März sind durchgehend alle Warengruppen betroffen, am stärksten das Kinder- und Jugendbuch mit einem Minus von fast 40%. Hier machen sich das Ausbleiben des 5. Bandes der Harry-Potter-Serie und die Verschiebung des Osterfestes, das im Vorjahr im März für Umsätze sorgte, in 2003 aber erst im April stattfindet, bemerkbar.«
(meldet heute der buchreport)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 28.03.2003 um 09.38
»Literatur - nein danke: Die Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) hat den Berlin Verlag und den Berliner Taschenbuchverlag an dessen Verleger Arnulf Conradi verkauft. Random House hatte die Mehrheit der Anteile erst 1998 übernommen. Begründung für den Verkauf: die schwierige Marktlage für literarische Verlage.«
(meldete gestern täglichkress)
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Jörg Metes
eingetragen von Reinhard Markner am 26.03.2003 um 14.11
Börsenblatt für den Deutschen [sic] Buchhandel Nr. 81, 11. 10. 2002, S. 21-36
Die durch den Börsenverein veranstaltete »Konjunkturumfrage 2/2002« erfaßte 579 Buchhandlungen. Sie gibt insgesamt einen klar negativen Trend wieder. So ist der Prozentsatz der Befragten, der die Umsatzentwicklung der Kinder- und Jugendbücher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum als »verbessert« einschätzt, seit dem 2. Halbjahr 2000 stark rückläufig und aktuell bei 17,9% angelangt. Im Gegenzug wird die Entwicklung in diesem Bereicht als »verschlechtert« eingeschätzt von mittlerweile 36,4% der Befragten. Noch schlechter ist das Klima im Bereich der gebundenen Bücher (9,8% »verbessert«, 58,4% »verschlechtert«). Nur die Taschenbücher sind noch im Plus (33,0% »verbessert«, 18,2% »verschlechtert«), aber ebenfalls mit abfallender Tendenz. Als Gründe für den Umsatzrückgang werden genannt (S. 26):
Rechtschreibreform 17,8% aller Nennungen
Kaufzurückhaltung 12,8%
Konjunkturabschwung 9,2%
Allg. Entwicklung 2,9%
Kundenabwanderung 2,2%
Anstieg Arbeitslosigkeit 2,0%
eingetragen von Jörg Metes am 18.03.2003 um 20.22
Auf dem Nachrichtenbrett wurde aus dem Börsenblatt vom 11.10.02 ein Artikel über eine "Konjunkturumfrage 2002" unter deutschen Buchhändlern zitiert. Wäre es möglich, den Artikel vielleicht hier in diesem Strang noch einmal ganz einzustellen (das, was auf dem Nachrichtenbrett steht, scheint mir nur ein Auszug zu sein)? Wenn Deutschlands Buchhändler glauben, daß die Hauptursache für ihren Umsatzrückgang die neue Rechtschreibung ist, dann ist das doch ein Argument, das man gut häufiger anführen könnte. Danke.
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 11.02.2003 um 18.12
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2003, Nr. 36 / Seite 35:)
»Ein Buchgigant entsteht
Konzentration: Random House kauft die Springer-Buchverlage
Die Nachricht kam am Tag Eins der neuen Zeitrechnung. Sie kam nicht ohne Vorwarnung, aber doch in einem Augenblick, da sie nicht so recht in die Landschaft und die allgemeine Lage zu passen scheint. Die Verlagsgruppe Random House zieht nämlich gerade um. Allerdings nur ein Haus weiter, von der Münchner Neumarkter Straße 18 in die Hausnummer 28. Das runde Gebäude mit den modernen Glasfronten beherbergte vormals die Bertelsmann Music Group, eine andere Baustelle im an Baustellen derzeit reichen Imperium Bertelsmann. Und nun also, inmitten lauter unausgepackter Umzugskartons, die Fanfare: Bertelsmann übernimmt die Springer-Verlage, des entsteht die größte Verlagsgruppe, die es jemals im im deutschsprachigen Raum gegeben hat.
So schnell wechseln große Reiche heute den Besitzer: 1998 hatte der Axel Springer Verlag (ASV) das Verlagshaus Goethestraße von Christian Strasser übernommen. Und im Dezember 2000 hatte Strasser mit der Übernahme des Heyne Verlags den vorläufig letzten Baustein in das von ihm mit großem Ehrgeiz aufgemörtelte Pantheon gesetzt. Die ASV-Verlage firmierten fortan unter dem Namen Ullstein Heyne List und stiegen unter Einsatz erheblicher Geldmittel zur drittgrößten Verlagsgruppe im Lande auf. Der charismatische Strasser schien am Ziel seiner Träume, endlich mit einer großen Gruppe die Platzhirsche Bertelsmann (Random House) und Holtzbrinck (Rowohlt, S. Fischer, Droemer) angreifen zu können. Aber die Ambition hatte ihren Preis, der Schuldenberg wuchs, allein im Jahr 2001 fehlten bei 167 Millionen Euro Umsatz 46 Millionen Euro in der Kasse.
Das gefiel dem Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner nicht, konnte ihm nicht gefallen. Auch wenn noch kurz vor Weihnachten die Buchverlage - gezogen vom Umsatzbringer Dieter Bohlen - Rekorde meldeten, genutzt hat es nichts mehr. Längst hatte Döpfner öffentlich gemacht, daß die Schonfrist für die Buchverlage abgelaufen sei. Nach dieser Ankündigung fühlten sich viele Mitarbeiter um den Lohn ihrer Anstrengung betrogen: Der Frust in der Münchner Paul-Heyse-Straße war groß.
Ob er nun, nach der Ankündigung von Random House, die Verlagsgruppe in toto zu übernehmen, geringer wird, darf bezweifelt werden. Auch wenn vorderhand die Zahlen des neuen Verlagsriesen beeidrucken: Mit mehr als 420 Millionen Euro Jahresumsatz haben Springer und Random House zusammen eine Größe erreicht, deren Marktverträglichkeit das Kartellamt noch prüfen muß. Vor allem im Taschenbuch wird das Konglomerat mit den Zugpferden Goldmann und Heyne einen beängstigenden Martkanteil erreichen. Soviel Macht war nie. Rüdiger Salat, in der Stuttgarter Holtzbrinck-Zentrale für das Verlagsgeschäft zuständig, sieht in einem "Marktanteil von vierzig Prozent oder mehr im wirtschaftlich wichtigen Taschenbuchmarkt" eine "einmalige Machtkonzentration, die gravierende Auswirkungen für alle Verlage, den gesamten Buchhandel und alle Autoren" hätte. Salat sieht deswegen kartellrechtlich "keine Ansatzpunkte dafür, daß dieses Vorhaben genehmigungsfähig ist".
Hanser-Verleger Michael Krüger, der die Fusion aus Münchner Nachbarschaft erlebt, ist schlicht entsetzt: "Wo bleibt denn eigentlich das Kartellamt? Gibt es überhaupt noch eins?" Krüger fürchtet, Bertelsmann wolle sich "den Markt erschleichen und den Buchhandel majorisieren" - ein Versuch, durch schiere Größe "den Markt zu besetzen". Auch der Stuttgarter Michael Klett, der größte am Markt verbliebene Privatverleger, hält die Übernahme "für so problematisch, daß das Kartellamt vielleicht nicht zustimmen wird". Für die Zukunft prophezeit Klett, daß der "Druck der großen Unterhaltungskonglomerate auf die Buchhandelsketten enorm zunehmen" wird. "Bei den großen Sortimentern wie Hugendubel und anderen, die bei Qualitätsverlagen über siebzig Prozent des Umsatzes ausmachen, werden unabhängige Verlage einen schwereren Stand haben." Klett plädiert für stärkere Kooperationen zwischen Verlagen wie Klett, Hanser, Suhrkamp oder C. H. Beck, um nicht von Bertelsmann verdrängt zu werden.
"At random" - aufs Geratewohl, aus Lust und Laune, wie es der amerikansiche Verlagsname suggeriert, ist diese Ehe der Gigantent nicht eingefädelt worden. Schon seit längerer Zeit gab es Begehrlichkeiten des Gütersloher Medienkonzerns, den ins Stocken geratenen Vormarsch seiner deutschsprachigen Buchverlage durch Zukauf zu vergrößern. In der Krise günstig einkaufen, vielleicht ist es die alte Investment-Weisheit, die dem neuen Vorstandsvorsitzenden Gunter Thielen bei seiner strategischen Investition leitete. Ob dieser Modernisierungsfuror der Branche derzeit wirklich weiterhilft? Noch im Oktober letzten Jahres formulierte der damalige Vorstand von Random House Deutschland, Arnold Kiel, die Marschrichtung so: Angesichts der Tatsache, daß die drei großen Gruppen "substanziell Geld verloren" hätten, sei eine Konzentration auf Autoren und Titel wesentliche Voraussetzung für künftigen Erfolg.
Tempi passati. Die neue Gruppe wird weit über vierzig Verlage und Imprints ihr eigen nennen; dirigiert wird sie bis auf weiteres ohne akute Personalrochaden oder spektakuläre Zu- oder Abgänge. Joerg Pfuhl bleibt Vorstandsvorsitzender (siehe Wirtschaftsteil), Klaus Eck Verleger und Christian Strasser geschäftsführender Verleger bei Ullstein Heyne List. Makulatur sind somit die Spekulationen über eine hohe Abfindung für Christian Strasser. Wie tragfähig die Zusammenarbeit der Platzhirsche Eck und Strasser sein wird, muß die Zukunft zeigen. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden, er dürfte jedoch weit unter einem Jahresumsatz der ASV-Verlage gelegen haben. Bertelsmann hat nicht nur die Verpflichtung übernommen, im Falle einer Ablehnung durch das Kartellamt einen neuen Käufer zu suchen, Bertelsmann muß auch die Kosten für Abfindungen und Sozialpläne einkalkulieren.
Denn niemand geht ernsthaft davon aus, daß es bei der jetzigen Aufstellung bleiben könnte. Angesichts der düsteren Lage auf dem Buchmarkt sehen noch die letzten existierenden Optimisten Betriebschließungen am Horizont heraufziehen. Soviel Synergieeffekte sind nicht zu erkennen, im Gegenteil, es gibt im Springer-Bestand etwa den Ratgeberverlag Südwest - eine Sparte, in der sich Random House zuletzt nach der geplatzten Fusion von Falken und Mosaik ein teures blaues Auge geholt hat. Heute existieren nur noch Rumpfbestände dieser vormals erfolgreichen Marken; der Ratgebermarkt wurde der Konkurrenz überlassen.
Und allein im Bereich der Literaturverlage tummeln sich jetzt mit dem Berlin Verlag, Luchterhand, Knaus, Blessing, List, Claassen und Ullstein sieben Verlage mit teilweise deckungsgleichen Profilen. Jeder für sich genommen hat schon Schwierigkeiten genug, nicht zu reden von hochfliegenden Renditezielen jenseits der zehn Prozent. Ob es freilich so kommen wird, wie Rowohlt-Verleger Alexander Fest vermutet, daß Bertelsmann diese Verlage "jetzt höchstens noch als Blume mit ungewisser Zukunft im Knopfloch" behalten wird? Ein solches Gebinde verträgt der stattlichste Anzug nicht. Immerhin sieht Bertelsmann dort, wo Springer es nicht mehr tut, im deutschen Buchmarkt noch adäquate Rendite-Möglichkeiten. Damit kann nur der stetig an Bedeutung zunehmende Taschenbuchmarkt gemeint sein - in Verbindung mit einer noch stärkeren Konzentration auf Unterhaltungsliteratur. Einen "consumer publisher" nennt man Random House auf seinem Heimatmarkt ohne Hintergedanken.
Ein Tag ohne Probleme sei doch ein langweiliger Tag, hat Peter Olson, Vorstandsvorsitzender von Random House in New York, immer wieder gern gesagt. Zur Übernahme kam nun von Olson der denkwürdige Satz: "Die Verlagsgruppe Ullstein Heyne List wird von den Möglichkeiten, die wir ihr bieten können, sehr profitieren." Die kommenden Monate im neuen Imperium versprechen also alles zu werden - bloß nicht langweilig.
HANNES HINTERMEIER«
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Jörg Metes
eingetragen von Walter Lachenmann am 31.01.2003 um 11.11
Aus einer „Checkliste zur Kundenzentrierung für Entscheider“: „Existiert in Ihrem Verlag eine Kundensegmentierung, die neben monetären Kriterien auch ‚softe’ Potenzialfaktoren berücksichtigt?“ (Börsenblatt vom 27.7.2002).
Vor solchen Fragestellungen hätten die Verleger aus der romantischen Frühzeit der Branche, etwa Kurt Wolff, Anton Kippenberg, Peter Suhrkamp, Reinhard Piper, Ernst Rowohlt und Zeitgenossen wohl kapitulieren müssen.
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Walter Lachenmann
eingetragen von Jörg Metes am 26.01.2003 um 20.07
"Wer spricht vom Lesen, Akquirieren ist alles" - ein aufschlußreicher Artikel in der heutigen Neuen Zürcher Zeitung.
»Wir würden, wenn wir einen neuen Lektor einstellen, danach gehen: welche Gutachten er schreibt und welche Ideen er hat, um ein Programm zu bereichern. Neugierde, Urteilskraft und die Lust auf etwas Innovatives sind wichtiger geworden, als die Kommaregeln zu beherrschen. Also zu wissen, auf welche Veranstaltungen man gehen, welche Zeitungen man lesen sollte, um auf neue Themen und neue Autoren zu kommen.«
(sagt immerhin: Tanja Graf, die Programmleiterin des Piper-Verlags)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 19.12.2002 um 21.18
»Austrias Perlen
Klett-Gruppe übernimmt Bundesverlage
Die Stuttgarter Klett-Gruppe übernimmt den Österreichischen Bundesverlag, zu dem auch die Verlage Residenz, Deuticke und Christian Brandstätter gehören und dessen Privatisierung im Frühjahr beschlossen worden war. Die Gruppe, in Deutschland Marktführer beim Schulbuch, kauft nach eigenen Angaben das Gesamtpaket für 24 Millionen Euro, von denen vorerst nur 3,7 Millionen als Anzahlung fällig sind. Attraktiv ist der Kauf vor allem durch den Schulbuchbereich, an dem Klett künftig einen Minderheitenanteil von 49 Prozent halten wird. Die Wiener Verlegerfamilie Glöckler (HPT) stockt ihren Anteil auf 51 Prozent auf. Die Literaturverlage Residenz und Deuticke sowie der anspruchsvolle Kunstbuchverlag Brandstätter sind ökonomisch wenig reizvoll; die Verpflichtung, ihre Weiterführung mit einem Schwerpunkt auf österreichischen Titeln zu garantieren, drückte aber den Preis. Der lange Zeit befürchtete separate Verkauf zu Schleuderpreisen wurde so verhindert (F.A.Z. vom 4. Januar). Ungewiß ist, wie sich die Klett-Gruppe, zu der auch der Literaturverlag Klett-Cotta gehört, die Zukunft ihrer Adoptivtöchter vorstellt.«
(F.A.Z., 21.12.2002, Nr. 297 / Seite 33)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 05.12.2002 um 17.50
»Einen potenten Käufer hat Holtzbrinck für einen Teil seiner Fachverlage gefunden. Mit Wirkung zum Jahreswechsel übernimmt Elsevier Sience, Amsterdam, die Fachverlagstochter des britischen Großverlages Reed Elsevier, folgende Holtzbrinck-Töchter: den Münchner Medizinverlag Urban & Fischer, den Wissenschafts- und Technik-Teil des Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, den medizinischen Buchversand Rothacker, München/Wien, sowie das SFG Servicecenter Fachverlage GmbH, Tübingen. Der ebenfalls in Heidelberg ansässige Verlag Spektrum der Wissenschaften, der den deutschen "Scientific America" herausgibt, bleibt bei Holtzbrinck. Allerdings muss der Deal vom Kartellamt in Deutschland und Österreich abgesegnet werden. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Verlagschef Stefan von Holtzbrinck ließ Anfang November verlauten, dass sich die von ihm geführte Verlagslagsgruppe von den oben genannten Wissenschaftsverlagen trennen und stattdessen auf Belletristik und Fachbuchverlage konzentrieren will (täglichkress vom 4. November 2002). Dieser Prozess sei nun abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung.«
(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 10.11.2002 um 08.04
»Verlagsverkäufe wie im Supermarkt
Nie zuvor waren in Deutschland so viele Verlage zu kaufen wie im Augenblick und noch nie wurden sie auf offener Bühne zum Verkauf gestellt. Zu haben sind große wissenschaftliche wie Schulbuchverlage, Belletristik- wie Sachbuchverlage. Die dicksten Brocken im Supermarkt der Buchverlage:
- Bertelsmann will die Wissenschaftssparte BertelsmannSpringer für möglichst 1 Mrd Euro abstoßen.
- Der Süddeutsche Verlag hat mit dem Teilverkauf der Fachverlage SV Hüthig begonnen.
- Holtzbrinck trennt sich von seinen Schulbuchverlagen, die er gerade erst in der Gruppe Bildungshaus gebündelt hat, und will auch die wissenschaftlichen Verlage Urban & Fischer sowie Spektrum veräußern.
- Die FAZ-Gruppe hat nun auch offiziell bestätigt, dass sie sich von ihren Buchverlagen, die unter dem Dach der DVA versammelt sind, trennen wird (buchreport berichtete).
Auslöser für die Verkaufsbereitschaft sind erhebliche Verwerfungen in der Medienbranche, von der die großen Konzerne teilweise lebensgefährlich betroffen sind. Mit dem Verkauf der Buchtöchter soll auf der einen Seite die Rückkehr zu Kernkompetenzen verbunden sein, auf der anderen Seite brauchen alle vier Konzerne dringend Liquidität.
Ob allerdings Geld von heute auf morgen in die Kassen der Konzerne fließt, ist nicht sicher. Probleme beim Verkauf sind:
- Auf dem internationalen Markt sind mehrere Verkäufe gerade erst abgewickelt worden und haben Kapital gebunden; und Interessenten für Unternehmen mit Kaufpreisen in Millionen- oder gar Milliarden-Größe wachsen nicht auf den Bäumen.
- Die deutschen Fach- und Wissenschaftsverlage produzieren immer noch einen großen Teil auf Deutsch, der Weltmarkt ist aber englischsprachig ausgerichtet.«
(schreibt am 7.11.02 der Buchreport)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 10.11.2002 um 07.39
»Holtzbrinck verkauft seine Bildungs- und Wissenschaftsverlage
Strategische Konzentration auf Presse und Auslandsgeschäft
Die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkleinert ihr deutsches Verlags-Portfolio: Die Schulbuch-Holding Das Bildungshaus ist bereits verkauft, für die Wissenschaftsverlage Spektrum Akademischer Verlag (Heidelberg) und Urban & Fischer (München) werden Käufer gesucht. Dies bestätigte Konzernsprecher Rolf Aschermann auf Anfrage.
Die Übernahme des Bildungshauses durch die zur Medien Union (Ludwigshafen) gehörende Westermann-Schulbuchgruppe muss allerdings noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Erst vor wenigen Monaten hatte das Braunschweiger Unternehmen das Schulbuchprogramm des Schöningh Verlags (Paderborn) übernommen. Sollte der Kauf des Bildungshauses durch die Medien Union – laut "Horizont.net" das neuntgrößte Medienunternehmen Deutschlands – die Kartellaufsicht passieren, gäbe es nur noch drei große Schulbuchgruppen in Deutschland: Cornelsen, Klett und Westermann. Für die Holtzbrinck-Verlage Urban & Fischer (München) und Spektrum Akademischer Verlag (SAV, Heidelberg) wurde noch kein Käufer gefunden. Es fänden jedoch derzeit erste Gespräche statt, so der Holtzbrinck-Sprecher.
Gründe für den Verkauf seien nicht wirtschaftliche Probleme der betroffenen Verlage, so Aschermann. Im Gegenteil, die Unternehmen würden gut geführt und hätten sich erfolgreich im Markt positioniert. Der Verkauf signalisiere eine strategische Entscheidung: In der langfristigen Entwicklung ließen sich mit den Bildungs- und Wissenschaftsverlagen im Ausland (Macmillan, "Nature") größere Wachstumsraten erzielen als in Deutschland. Nur so könnte man Spielraum für größere Investitionen gewinnen.
Für das Auslandsgeschäft sprechen auch die Zahlen: Die internationalen Verlage des Konzern sorgen in diesem Jahr mit einem hohen achtstelligen operativen Gewinn für ein ausgezeichnetes Geschäftsergebnis. Die Auslandsverlage haben mit hohen Wachstumsraten in den USA, Großbritannien, Australien, Mexiko und Indien, die etwa 45 Prozent des Gesamtumsatzes von 2,2 Milliarden Euro ausmachen, die Rückgänge im deutschen Anzeigenmarkt ausgeglichen.
Auch das Geschäft mit Zeitungen ("Die Zeit", "Tagesspiegel") und Wirtschaftsinformationen (Handelsblattgruppe) steht künftig im Zentrum der Wachstumsstrategie. Erst vor kurzem hatte Holtzbrinck die Absicht geäußert, die "Berliner Zeitung" zu kaufen.«
(meldete am 5.11.02 das Börsenblatt)
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Jörg Metes
eingetragen von Reinhard Markner am 08.11.2002 um 11.22
Eine Baustelle
Random House findet keine Linie
gü. Seit die ehemalige Bertelsmann Buch AG als Random House Deutschland firmiert, kommt die grösste deutsche Verlagsgruppe nicht zur Ruhe. Mit dem Amerikaner Peter Olson erhielt sie einen Chef, der von New York aus sowohl das gesamte internationale Buchgeschäft des Bertelsmann-Konzerns wie auch das Geschehen am Standort München bestimmen sollte. Der belesene und polyglotte Manager betraute einen Verleger - keinen Kaufmann - mit der Leitung der deutschen Dépendance, was eine Stärkung des Programms gegenüber Vertrieb und Marketing bedeutete. Doch bald schon revidierte er die Entscheidung und installierte eine neue Hierarchie: Der Verleger Klaus Eck hatte nun dem Kaufmann Arnold Kiel zu «berichten», dieser dem Manager Joerg Pfuhl und Pfuhl wiederum Peter Olson. So bläht man Apparate auf.
Nur sieben Monate hat diese Konstruktion gehalten. Jetzt wird Arnold Kiel in, wie es heisst, «gegenseitigem Einvernehmen» in die Wüste geschickt, dafür kommt Joerg Pfuhl, dessen New Yorker Posten ersatzlos entfällt, nach München und erhält Kiels Job. Der Apparat schrumpft wieder ein bisschen, aber da Bertelsmann leitende Angestellte mit goldenem Handschlag hinauszuwerfen pflegt, kann Kostenersparnis das alleinige Motiv für diese Umstrukturierung nicht sein. Negativ kreidete man Kiel an, dass er die zum Verkauf stehenden Ratgeberverlage nicht zu versilbern verstand, sondern schliessen musste. Sein grösstes Unvermögen indessen war wohl, sich der deutschen Bertelsmann-Community nicht richtig einfügen zu können. Manches deutet darauf hin, dass die Entscheidung gegen Arnold Kiel in New York gefällt, aber in Gütersloh gefordert wurde. Mit Peter Olsons Eigenständigkeit wäre es demnach nicht mehr weit her. Gespräche über den Rauswurf von Arnold Kiel enden zurzeit oft mit dem Kommentar: «Auch Olsons Thron wackelt.»
NZZ, 9. 11. 2002
eingetragen von Jörg Metes am 03.11.2002 um 19.48
»Schulbücher raus heißt es bei der Verlagsgruppe Holtzbrinck. Die Stuttgarter wollen sich von ihren deutschsprachigen Bildungs- und Wissenschaftsverlagen trennen. Die Verlage Urban & Fischer, München, sowie Spektrum Akademischer Verlag (SAV), Heidelberg, stehen zum Verkauf. Das Bildungshaus aus Hannover (u.a. Schroedel, Diesterweg und Metzler) soll - vorausgesetzt das Bundeskartellamt stimmt zu - an die Westermann-Schulbuchgruppe der Medien Union Ludwigshafen gehen. Gleichzeitig teilte der Medienkonzern mit, dass für 2002 ein hoher achtstelliger operativer Gewinn erwartet werde. Besonders die Auslandsverlage, die mit 45% den Gesamtumsatz von 2,2 Mrd Euro stützen, machen Verleger Stefan von Holtzbrinck große Freude. Das Geld aus dem Verkauf der Schulbuchverlage kommt aber momentan nicht ungelegen: Holtzbrinck interessiert sich für einen Einstieg beim Süddeutschen Verlag, und dafür sollen dem Vernehmen nach 100 Mio Euro fällig werden.«
(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes
eingetragen von Jörg Metes am 09.09.2002 um 12.20
(Ein Artikel aus aus der 'Frankfurter Rundschau' vom 22.6.02, nicht über die Rechtschreibreform, aber über das Geschäft mit den Büchern. Der in diesem Artikel noch angesprochene Verkauf der Wissenschaftsverlagsgruppe Springer durch Bertelsmann ist inzwischen offenbar nicht mehr geplant. Die Wissenschaftsverlagsgruppe Springer ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Axel Springer Verlag, der sich den neuesten Gerüchten zufolge jetzt von den Axel Springer Buchverlagen (u.a. Ullstein, Econ, List und Claassen) trennen möchte. Verkauft werden sollen sie alle an Bertelsmann, bis auf - wie es heißt, weil das Bundeskartellamt das nicht gestatten würde - den Heyne Verlag, der angeblich an die schwedische Bonnier-Gruppe geht. Zu Bonnier gehören u.a. bereits die Verlage Piper und Malik.)
»Mehr Medien lassen weniger Zeit für das Buch.
Die aktuelle Krise von Buchhandel und Verlagen ist die Kehrseite der Medienexpansion.
von Rüdiger Wischenbart
Fakt ist, dass im Augenblick große Ratlosigkeit regiert. Der Markt für Bücher schrumpft, und alle optimistischen Hoffnungen auf Erweiterungen des Marktes durch e-Books oder andere technische Neuerungen haben bislang wenig eingebracht. So steht am Ende die ernüchternde Einsicht, dass das Geschäft mit Büchern einen kaum expansionsfähigen Markt abgibt.
Noch vor zwei, drei Jahren galt es als ausgemacht, dass die Zukunft in großen, allumfassenden Medienkonglomeraten liege. Als Thomas Middelhoff 1998 die Führung bei Bertelsmann übernahm, erläuterte er programmatisch seine Leitvorstellungen in einem Spiegel-Gespräch: "Ein positives Beispiel: Unsere Musikfirma BMG hat die Oper ,Turandot' in der Verbotenen Stadt in Peking aufgeführt. Daraus wurde dann eine CD gemacht, die Fernsehtochter CLT-Ufa produzierte einen Film, unsere Illustrierte ,Stern' schreibt einen Artikel dazu. Und jetzt können wir die CD noch über unsere Clubs und über das Internet vertreiben."
Als vor wenigen Monaten Arnold Kiel, dem der Ruf des Finanzers vorauseilt, zum neuen Deutschland-Chef des Buchbereichs von Bertelsmann-Random House bestellt wurde, wurde er nicht müde zu betonen, wie sehr er sich als Garant der Eigenständigkeit der einzelnen Konzernverlage verstehe. Kurz zuvor hatte Random House zum Paukenschlag angesetzt und die Abwicklung der eben erst zugekauften Ratgeber-Verlage Falken und Mosaik beschlossen - wo sich doch gerade die bunte Ratgeberei in ihrer Kombination aus Texthappen, Bildern und passenden Filmchen ideal zur stückweisen Verwertung als "Content" für alle Medienkanäle und -formate eignete. Doch Bertelsmann entschied jüngst, man wolle sich in Zukunft wieder ganz auf Bücher in "schwarz-weiß" konzentrieren.
Bertelsmann als Ganzes ist wohl nicht in der Krise. Doch etliche der Konkurrenten, insbesondere am deutschen Markt, agieren in rauen Gewässern. Der Holtzbrinck Konzern etwa - mit traditionsreichen Verlagen wie S. Fischer und Rowohlt, und am Zeitungsmarkt mit der Handelsblatt-Gruppe - reformiert seine Verlage mit erheblichem Einsatz von Beratungsfirmen seit mehreren Jahren, und immer wieder flackern Gerüchte auf, die Konzernholding spiele mit dem Gedanken, den ganzen Buchbereich einfach zu verkaufen. Ist denn das Erbe von Ledig Rowohlt und Samuel Fischer mit einem Mal nichts mehr wert?
Ganz ähnliche, jedoch viel akutere Diskussionen werden neuerdings dem 2001 deutlich in die roten Zahlen geschlitterten Axel Springer Verlag nachgesagt. Die Springer-Buchverlage kündigen kräftige Einschnitte bei der Titelproduktion an. Doch vom Konzern hört man, er spekuliere - mutig expansiv - auf Teile der in Insolvenz gegangenen Kirchgruppe, was den bisherigen Print-Konzern weit über seine bisherige Kernkompetenz hinaus in den Film- und TV-Markt katapultieren würde. Damit wäre der Glaubenssatz bei Springer, ganz im Gegensatz zu Bertelsmann, nicht Rückkehr zum Kern der Kompetenz, sondern multimediale Expansion!
Das alles aber sind nur die herausragenden Zacken der aktuellen Fieberkurve. Darunter liegen viele kleinere Bewegungen. Die großen Buchhandelsketten drohten unlängst, Verlage zu strafen, die angesichts zusehends blanker Nerven und Bilanzen die herkömmlichen Regeln im Zusammenspiel der Branche verletzen. So hatte der - selbst notleidende - Bertelsmann Club den vorhersehbaren Renner "Die Farm" von John Grisham vorab vom deutschen Lizenznehmer Springer als exklusives Schnäppchen für seine Club-Läden gekauft. Das Vor-Verkaufsrecht hat wohl mehr Verwirrung als Marktvorteil gestiftet, und gleichzeitig erstmalig einen Boykottaufruf der größten Kettenbuchläden nach sich gezogen - doch hielt sich offenbar kaum jemand an das Reinheitsgebot.
Was man jedoch sieht, ist, wie sehr die Nervosität steigt und gleichzeitig die Profitabilität sinkt.
Angesichts von steten Meldungen über Konkurse kleiner bis mittelständischer Buchhandlungen ergibt sich zunehmend eine wirtschaftliche Zwickmühle für mittelgroße Verlage, die mit teuren Bestsellern gegen die Konzerne halten müssen, während gleichzeitig die Basis wegklappt - die flächendeckende Buchhändlerschaft, aber auch aufgrund sich wandelnder kultureller Gewohnheiten, ein Teil der Leser- und der Käuferschaft.
Trotz Bertelsmann, Holtzbrinck und Springer, und ungeachtet der großen Ketten im Buchhandel wie Hugendubel und Thalia, spielt die Konzentration auf wenige Große in Deutschland derzeit noch kaum eine prägende Rolle. In Frankreich, dem anderen Extrem, beherrschen die beiden Vorreiter - Vivendi Publishing (vormals Havas) und Hachette - rund zwei Drittel des Marktes. In Deutschland liegt der Marktanteil der zehn größten Verlage gerade einmal bei einem Drittel.
Jedoch, innerhalb weniger Jahre nur - sagen neue Studien voraus - könnte der Anteil der zehn Topverlage auf bis zu 80 Prozent anwachsen. Wenn aber die Großen einmal vier Fünftel der Landschaft bestimmen, gibt es nur noch für wenige andere genügend Licht.
Die meisten Verlierer, so schien es bis vor kurzem ausgemacht, spielen im Mittelfeld. Tatsächlich meldet Aufbau Verluste. Und als der nüchterne Reinhard Neven Dumont, um sein Erbe zu sichern, vor gut einem Jahr an Holtzbrinck verkaufte, und dann auch noch Heyne an den Springer Konzern ging, schien die Zeit der konzernunabhängigen Häuser gezählt.
Nun aber gibt es recht unverhofft gute Nachrichten. Suhrkamp meldet die Übernahme der Geschäftspolitik durch eine Stiftung, in der in Hinkunft die intellektuellen Schutzheiligen des Hauses fürsorglich beitragen sollen, die Interessen des Hauses und seine Eigenständigkeit zu bewahren. Aber auch C. Hanser fährt einen ruhigen, selbstbewussten Kurs. Selbst Bertelsmann lobt, wie man mit einigem Erstaunen festgestellt hat, wieder den einzelnen Verleger und sein Genie.
Wird also doch alles am Ende wieder gut? Wohl kaum. Denn je engmaschiger das Netz zwischen wenigen den Markt beherrschenden Anbietern gewoben ist, desto schwieriger wird es für kleinere Mitbewerber oder gar für neue - auch für innovative - Impulsgeber, einen Platz dauerhaft zu sichern.
Fakt ist, dass im Augenblick große Ratlosigkeit regiert. Der Markt für Bücher schrumpft, und alle optimistischen Hoffnungen auf Erweiterungen des Marktes durch e-Books oder andere technische Neuerungen haben bislang wenig eingebracht. So steht am Ende die ernüchternde Einsicht, dass das Geschäft mit Büchern einen kaum expansionsfähigen Markt abgibt.
Gerade weil der Handel mit Medien und Informationen aller Art in jüngster Zeit so explosionsartig gewachsen ist, wuchs für die einzelnen alten Medien wie das Buch der Konkurrenzdruck erheblich an. Die Zeit, die Menschen für die Nutzung von Medieninhalten aufwenden, wächst, aber in der Konkurrenz zu den vielen Auswahlmöglichkeiten schrumpft die Zeit, die für Bücher übrig bleibt. Unter solchen Bedingungen aber können unabhängige Verlage möglicherweise oft effektiver agieren, als mancher Große. Sie können nicht nur rascher reagieren, sondern haben weder Konzernkosten zu tragen noch andere Strategien zu befolgen als ihre unmittelbaren.
Man sieht es an den abrupten und mit erheblichen verlorenen Kosten und mit Schaden an der verlegerischen Kultur verbundenen Kehrwendungen der Konzernverlage der letzten Jahre, wie schwierig es ist, die neuen Kolosse zu steuern. Schließungen wie jene der Ratgebersparte bei Bertelsmann sind nur der spektakuläre Extremfall. Ein anderes Beispiel bietet der Wissenschaftsverlag Springer, den Bertelsmann ebenfalls erst vor wenigen Jahren erworben und eingegliedert hat und nun wieder veräußert.
Der legendäre New Yorker Buchmacher Jason Epstein legte vor zwei Jahren schon einen ganz ähnlichen Befund vor, verband dies aber gar nicht mit einem ausschließlich kulturpessimistischen Grundton. Er rief in Erinnerung, dass die Verlegerei seit je her ein "Cottage"-Industrie, ein kleinteilig organisiertes Gewerbe sei, kaum tauglich für große Konzerne. Damals wurde Epsteins Zuversicht gerne belächelt. Es mag sich nun erweisen, dass er sein Gewerbe doch sehr genau verstand.«
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Jörg Metes
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