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eingetragen von Theodor Ickler am 01.11.2002 um 15.57
Noch einmal zu Meibauer et al.: Im Kapitel über Spracherwerb schreibt Frau Prof. Rothweiler auch noch, das bekannte Experiment des Pharaos Psammetich I. habe ergeben, daß das erste Wort der isoliert aufgezogenen Kinder BEKBEK gelautet habe, was sich als phrygisches Wort für "Brot" herausgestellt habe. Folglich habe man Phrygisch als Ursprache identifiziert.
In Wirklichkeit steht bei Herodot, daß die Kinder bekos sagten. Der deutsche Sprachwissenschaftler Johann Knobloch meinte einmal ganz ingeniös, wahrscheinlich hätten die Kinder "bekbek" geschrien, denn sie waren ja mit Ziegen großgezogen worden, und die Griechen hätten das dann an ihre Sprachgewohnheiten angepaßt. Diese Geschichte hat Frau Rothweiler anscheinend mißverstanden, jedenfalls nicht bei Herodot nachgesehen.
– geändert durch Theodor Ickler am 03.11.2002, 11.25 –
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 24.10.2002 um 13.39
Meibauer, Jörg u. a.: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart (Metzler) 2002.
Das Werk ist feministisch korrekt abgefaßt, die Verfasser sind also gute Menschen. Trotzdem gibt es etwas zu kritisieren. Die Orthographie ist auf Reform umgestellt, allerdings sehr fehlerhaft.
selbstständig (nur so)
sogenannte (immer zusammen)
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das Primat, die Larynx - das tut weh!
die Arytenoids (warum englisch?)
2: letztere (sonst groß)
16: im folgenden (sonst meist groß)
24: dass man heraus bekommt
12: gegenü-ber
28: Pers-pektive
Genus verbi, Nomen agentis usw. (stets so)
70: 2000jährige Erfahrung
286: Fön
Viele besprochene Verben wie liegenlassen, sitzenbleiben, kopfstehen, radfahren usw. (49) gibt es gar nicht mehr.
Obwohl die Graphematik als Teil der Linguistik erwähnt istwird die Orthographie nicht behandelt. Nur S. 17 findet sich die Bemerkung:
"Es gibt bei komplexen Präpositionen eine historische Tendenz zur Zusammenschreibung (also infolge, aufgrund, anstatt), die neuerdings durch die Orthographiereform blockiert wird."
Lehrer, Stricher werden als Nomina agentis bezeichnet, Benziner als Nomen instrumenti. (S. 47)
Im Kapitel über den Spracherwerb (von Prof. Monika Rothweiler, Hamburg) liest man:
"Für Skinner ist sprachliches Verhalten wie jedes Verhalten ein Ergebnis von Konditionierung. Kinder hören sprachliche Äußerungen (= stimulus), imitieren diese Äußerungen (= response) und werden verstärkt in diesem Verhalten (= reinforcement). (...) Eigentlich kann - in diesem Ansatz gedacht - ein Kind nur solche Wörter und Sätze produzieren, die es genau so schon einmal gehört hat." (usw.; folgt Chomsky, der den behavioristischen Ansatz mit diesem Argument "ausgehebelt" habe)
Verkehrter ist Skinner noch nie dargestellt worden. Im Literaturverzeichnis wird das Original "Verbal Behavior" angegeben, so daß man denken muß, die Verfasserin habe es gelesen. Das kann aber unmöglich der Fall sein. Schon aus diesem Grunde kann man das Buch keinem Studenten in die Hand geben.
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Th. Ickler
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