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-- Genus (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=558)
eingetragen von Norbert Schäbler am 11.12.2002 um 15.49
„Weide und Waid(e), Lärche und Lerche, Wahl und Wal, wieder und wider …“, sind mir bekannt,
denn ich liebe die Unterscheidungsschreibung gleich und ähnlich klingender Wörter („Homophone“), die von den Rechtschreibreformern aufgeweicht wurde mit dem Zwecke angeblicher Erleichterung; zum Nutzen des Schreibers; zum Nachteil des Lesers.
Nur noch „fertig stellen, auseinander setzen, allgemein bildend, Feuer speiend …“, werden mir nie zur Geläufigkeit,
weil es mir innerlich zuwiderläuft, Dinge die unterschiedlich sind, die auch in unterschiedlicher Schreibung präsentierbar sind und waren, in Einheitsschreibung und als „Homograph“ wiederzugeben.
Es kann doch nicht sein, daß uns eine Kommission festnagelt auf beliebige am Reißbrett gefertigte Vorgaben, während sie selbst nicht festnagelbar ist auf eine Terminologie.
So nicht!
Wenn es denn einen Begriff gibt -
sagen wir „Onymie“ statt „Homonymie“ dazu –
und jener Begriff ordnet sich sowohl den „Homographen“ als auch den „Homophonen“ über, dann muß es doch auch einen Begriff geben, der die Schnittmenge der beiden skizziert.
Dann mag man jenen Begriff in Gottes Namen „Homographon“ nennen, aber benannt werden muß das:
Damit man weiß, worüber man spricht!
Damit man weiß, worin das Verbrechen der Rechtschreibreformer besteht.
Damit man denen eine Parole um die Ohren schlagen kann - so wie jene das seit 1996 tun, um ihre in bedenkenloser Lust gezeugten "Missgeburten" (die Flut von Homographonen) vor der Euthanasie zu schützen.
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nos
eingetragen von Theodor Ickler am 10.12.2002 um 04.49
Der Begriff der Homonymie ist nicht eindeutig, deshalb unterscheidet man manchmal noch homophon und homograph. Wenn ich überlege, ob Homonyme durch unterschiedliche Schreibung gekennzeichnet werden sollen (Lied/Lid), kann ich mich natürlich nicht auf die Schreibung berufen, das wäre ja ein Zirkelschluß. Daher die zusätzliche Unterscheidung in den Begriffen.
Homonyme in jedem Sinne müssen ins Rechtschreibwörterbuch, damit der Benutzer weiß, ob er das Gesuchte gefunden hat. Dagegen kann die Polysemie, also die Ausdifferenzierung eines einzigen Wortes, nicht in größerem Umfang aufgenommen werden. Manche Wörter, z. B. Absatz, haben viele Bedeutungen, von denen mir im gegebenen Fall aber nur zwei hinreichend verschieden zu sein schienen, so daß ich nur zwei Absätze aufgenommen habe (Stufe, Abschnitt gegenüber Verkauf). Bei Stufe gibt es sogar nur einen Eintrag, obwohl die Zahl der Wörterbuchbedeutungen hier noch größer ist. Sie hängen aber alle eng zusammen. Nebenbei möchte ich erwähnen, daß solche Überlegungen einen großen Teil der Bearbeitungszeit gekostet haben, auch wenn der Benutzer es am Ende gar nicht merkt.
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Th. Ickler
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.12.2002 um 20.51
Lieber Herr Lindenthal!
Im Prinzip bin ich nie richtig einverstanden, am allerwenigsten allerdings mit den Kultusministern, ihrer Lernorganisation und ihrer Rechtschreibreform.
Mit Ihnen kann ich mich allerdings in vielen Punkten einverstanden erklären und gedanklich austauschen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Gegen den Begriff „Teekessel“ habe ich ja wirklich nichts einzuwenden, und meine Schüler hätte ich sicherlich auch nicht zugetextet mit dem Begriff „Homonym“, denn meist rede und schreibe ich adressatenbezogen.
Deshalb verwende ich auch beim Prof. oder auch bei didaktischen Analysen eines Lerngegenstandes eine bestimmte Terminologie, während ich in der Schulstube und am Stammtisch meist Dialekt schwätze und schöne sprachliche Bilder erfinde.
Was das Ickler-Wörterbuch angeht, stehe ich nicht ganz auf Ihrer Seite.
Prof. Ickler fertigt ein orthographisches Nachschlagewerk, das – so seine Meinung – weitestgehend entbehrlich sein soll.
Er will kein Teekesselbuch, sondern ein Helferlein für Rechtschreibfragen, das möglichst nicht zu dick, schwer und aufdringlich gerät
Offensichtlich ist er aber immer noch am Besinnen und Grübeln, ob ihm das Teil nicht zu knapp und dünn gerät. Deswegen ja auch die Diskussion um das Geschlechtliche, wobei er hier den Ausdruck „Genus“ obwalten läßt.
A propos „Genus“. Jener unterscheidet sich ja sehr stark vom „Genuß“. Beides sind Wörter, die nicht unter den Begriff „homonym“ einzuordnen sind.
Nach meinem Dafürhalten sind „Homonyme“ solche Wörter, die im gleichen Laut- und Schriftgewand daherkommen, also absolut identische Klang- und Buchstabenfolge haben. Ihre zitierten Wörter „hast“ und „Hast“ sind keine Homonyme. Sie haben zwar das gleiche Laut-, aber nicht das gleiche Schriftgewand. Immerhin hat sich bei diesen Wörtern die herrliche Differenzierung der deutschen Sprache eingemischt: die Groß- und Kleinschreibung.
Eine Pointe – Entschuldigung: „ein gerafftes Witzchen“ – zum Schluß:
"Er hatte in moskau liebe genossen."
Wie schreibt man das auf gut germanisch?
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.12.2002 um 19.43
Lieber Herr Schäbler,
ein paar Anwendungen von aus fehlen noch bei Ihnen und Frau Rolland; mir fallen noch ein:
Das Theater ist aus.
Das Feuer ist aus. Gib auf, es ist aus! Es ist aus mit uns.
Er bringt ein Hoch auf den König aus.
(Dazu entsprechend dann alle zusammengesetzten Wörter mit aus abklappern.)
Der Ball ging ins Aus.
Mobilcom stand vor dem Aus.
Sind wir einer Meinung, daß solche Anwendungsbeispiele in ein gutes Wörterbuch gehören?
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Das äußerst genaue Wort Teekessel bin ich durchaus geneigt zu verteidigen. Sind Sie sicher, daß Sie den Begriff Homonym richtig verstanden haben?
aus, aus, aus, ... , Aus sind keine Homonyme, sondern verschiedene Anwendungen oder Abrufzustände desselben Wortes.
Im Buch von Edith Hallwaß, Mehr Erfolg mit gutem Deutsch, Stuttgart 1976, steht auf S. 685:
>>Hom-onyme = gleichlautende Wörter mit verschiedener Bedeutung, z.B. hast / Hast. <<
Teekessel halte ich für das bessere Wort, weil es gerade Kinder (also Menschen, die noch lernfähig sind ;-) ) sehr anspricht. Ich kann doch nicht 5jährige Kinder mit Homonym volltexten!!
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.12.2002 um 19.21
Zugegeben: „Birne“ war nicht das beste Beispiel für Homonymität. Besser geeignet wäre die/der/das Kolter (aus einem anderen Beitrag dieses Tages).
Allerdings wollte ich darauf hinweisen, daß oftmals gar keine Genus- und Kasusrelation besteht, die dafür sorgen könnte, daß sich eine Bedeutungsänderung vollzieht.
Als besseres Beispiel diene hier das Wort „Schloß“ (1. an der Tür/ 2. ein Gebäude).
Hier versagt die Technik der Wortfeldarbeit oder das Schubladisieren nach einer durchgehend gemeinsamen Form oder nach gleichartigem Material …
Wie schwierig die Homonymenschau tatsächlich ist, soll am Beispiel der Präposition „aus“ vorgeführt werden:
„aus“: räumlich: Er floh aus dem Haus. (von welchem Ort?)
Er trank aus der Tasse. (woraus?)
Er stammt aus Hessen. (woher?)
„aus“: zeitlich: Ein Buch aus dem 19. Jahrhundert. (aus welcher Zeit?)
„aus“: Material: Das Armband ist aus Gold. (aus welchem Material?)
„aus“: Grund: Er log aus Angst. (aus welchem Grund?)
„aus“: Besitzstand: Ein Bild aus dem Nachlaß. (aus welchem Besitz?)
(leicht abgewandelt aus: M.Th. Rolland: „Neue deutsche Grammatik“)
Ein Kompromiß: Ich will ja wirklich nicht, daß sämtliche Homonyme im Ickler-Wörterbuch aufgeführt werden. Insbesondere denke ich nicht daran, daß Prof. Ickler der Präposition „aus“ eine ganze Wörterbuchseite widmen solle.
In einigen Fällen aber wäre es wichtig, verschiedene Wortdefinitionen anzugeben und die sollten nicht nach Genus-und Kasusprobe sondern nach Homonymenklärung erfolgen.
Das Stichwort „Homonyme“ habe ich als wissenschaftlichen Begriff eingebracht. „Teekessel“ wäre zu nichtssagend gewesen.
Im übrigen bitte ich die Themenabweichung (hier Thema: „Genus“) zu entschuldigen. Irgendwie paßt das aber trotzdem.
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nos
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.12.2002 um 17.52
Wenn Birne wirklich ein Teekessel (Homonym) wäre, dann auch Haus:
a.) mit Flachdach,
b.) rund,
c.) spiralig als Schneckenhaus.
d.) 8stöckig;
e.) 9stöckig
und s.w.
Weil das aber immer noch desselbe Begriffsfeld ist (Gebäude, wo jemand drin sein kann), sind wir auch ermutigt, zu schauen, ob Birne für unterschiedliche Wortfelder steht. Antwort: Nein; wohl unterschiedliche Materialien (Obst, Marzipan, Schamotte, Glas und Glühdraht und Vakuum, Fleisch und Blut, ...), aber nach dem Baustoff ist bei Birne nicht gefragt, sondern nach der Form; auch Häuser können aus Stein, Stahlbeton, Blech, Lehm, Stroh, Palmwedeln, Kalkschale ... sein, bleiben aber im selben Wortfeld. Birne auch.
Das Kulturleben wäre viel einfacher, wenn jede Mutter mit ihren Kindern Teekessel, Wortbedeutungen und Rechtschreibung übte. Danke, Mutter.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.12.2002 um 17.29
Die sogenannten Homonyme sind ja doch ein sehr interessantes Kapitel, und eigentlich sind sie in irgendeiner Weise ein nicht geregelter Rest, der sich der Unterscheidungsschreibung entzieht. Man überläßt in all diesen ungeregelten Fällen dem Kontext die nähere Differenzierung.
So geschieht das z.B. beim Begriff „Birne“, der sowohl ein Obst, als auch einen el. Verbraucher und schließlich gar eine Kopfform bezeichnen kann.
Ähnlich auch bei dem Wort „das“, welches als Artikel oder als Reflexivpronomen auftauchen kann.
Homonyme gibt es in unsäglicher Zahl, und ich denke schon, daß sie ins Ickler-Wörterbuch gehören.
Anmerkung: Recht schlimm wäre es geworden, wenn man auch die Konjunktion „daß“ in den Bereich der Homonyme verbannt hätte. Die ursprüngliche Absicht bestand ja darin, „das“ statt „dass“ zu schreiben.
Doch da hat es im letzten Moment bei den „Gleichschaltern“ gerade noch mal getickt.
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nos
eingetragen von Christian Melsa am 09.12.2002 um 17.00
Zitat:Gemeint ist ein systematisch verwaltetes Lager. Es ist ja bezüglich künstlicher Befruchtung auch von Samenbanken die Rede (auch einer bestimmten Gruppe deutscher Touristen in den Niederlanden dürfte das Wort ein Begriff sein). Ich glaube kaum, daß die meisten Menschen sich dabei noch an ein Finanzinstitut erinnert fühlen.
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Wobei dann das Wortfeld Bank einen deutlichen Geländegewinn erzielt hat.
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.12.2002 um 15.47
der, die, das Band
mit den reichhaltigen Mehrzahlbildungen
Bände; Bands; Bänder und Bande
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2002 um 14.54
Es kommt darauf, an was man mit einem Wörterbuch bieten will. Mein Rechtschreibwörterbuch soll das Übliche enthalten. Genusschwankungen sind in anderer Hinsicht interessant, gehören aber in andere Wörterbücher. So habe ich auch für Dschungel in der Neubearbeitung nur das männliche Geschlecht vorgesehen; alles andere ist zu selten.
Übrigens haben sich meine Vorstellungen von "Dschungel" in Indien etwas geändert. Ich hatte mir seit Kindertagen so eine Phantasie von dichtem Urwald mit Lianen und Tigern drin gebildet. In Delhi hatte ich dann auch einen Stadtplan und staunte nicht schlecht, daß die nähere Umgebung meines Bungalows (auch so ein Wort!) als "open jungle" beschriftet war. Eigentlich eine Steinwüste mit ein paar vertrockneten Akazien drauf. Na, das gehört nicht hierher.
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Th. Ickler
eingetragen von Norbert Schäbler am 09.12.2002 um 14.54
Daß es sich beim „Doppel-Genus“ tatsächlich um mundartliche und regionale Besonderheiten handeln könnte, scheinen die Eintragungen des Dudens zu den Wörtern „Schneid“ und „Kolter" zu belegen.
Der/die Schneid (bayr. schwäb.: der).,(österr.: die) – ugs. für: Mut, Tatkraft
Der/die Kolter (franz.) (südwestd. für: (gesteppte Bett)decke).
Besagte Kolter erscheint im übrigen auch noch als Neutrum, also insgesamt als Dreifach-Genus.
In seiner dritten Erscheinungsform heißt das ebenfalls aus dem Französischen stammende Wort dann aber soviel wie „Messer vor der Pflugschar“, und das „das“ wird besonders im Nordwestdeutschen verwendet.
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nos
eingetragen von Christian Dörner am 09.12.2002 um 13.23
Wenn man sich die verschiedenen Belege für Schwankungen beim Genus ansieht, so ist es selbstverständlich immer ein Problem, herauszufinden, ob es sich bei den beobachteten Phänomenen um Dialekt, regionale Hochsprache oder deutschlandweite Schwankungen handelt.
Herrn Markner wäre auch zu entgegnen, daß es schwierig ist, aus dem Ort, wo ein Text verfaßt wurde, auf die Geburtsregion des Autors zu schließen. Wenn ein Berliner nach München zieht und dort für eine bayerische Zeitung schreibt, so bleibt seine Hochsprache auch nach dem Umzug norddeutsch geprägt, der Beleg sieht aber nun nach einer bayerischen Quelle aus. Insofern sind die Schlußfolgerungen, daß sich z. B. keine regionalen Unterschiede bei der/das Rost erkennen lassen, vielleicht ein bißchen voreilig. Das Gegenteil läßt sich allerdings genausowenig beweisen. Ein Dialekt liegt bei das Rost bestimmt nicht vor. Da stimme ich Herrn Markner völlig zu.
Da die Übergänge zwischen Dialekt (z. B. der Kartoffel), regionaler Hochsprache (z. B. das Joghurt (v. a. süddt.)) und generellen Schwankungen (z. B. der/das Virus) fließend sind, wird es nicht einfach sein, hier Entscheidungen zu treffen.
Davon zu unterscheiden sind Belege, die auf Irrtum beruhen (z. B. die Bakterie usw.).
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Christian Dörner
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.12.2002 um 12.36
Alle 5 Wortbedeutungen bei Adelung lauten auf der.
Mit 2 Wortbedeutungen heißt es bei Grimms, Mackensen, Duden, Wahrig immer der Rost.
Andererseits: Aus meiner Kindheit erinnere ich deutlich, daß das Aschegitter das Rost heißt. Google zeigt, daß diese Minderheiten-Sprechweise durchaus vorhanden ist.
Und einen Vorteil hat diese Unterscheidung: Wir können Eisenschaden und Ofenhilfe leichter auseinanderhalten.
Wie wird man das in künftigen Wörterbüchern handhaben? Dieses das zu verzeichnen scheint mir wichtiger zu sein, als das der, die, das bei Dschungel zu nennen.
Oder sollte man das das nicht erwähnen, damit das mit dem Ändern nicht einreißt?
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Reinhard Markner am 09.12.2002 um 11.55
Sechsjährige Grundschule, Religionsunterricht und Eliteförderung sind wieder einmal durch´s ideologische Rost gefallen.
http://www.welt.de/daten/2001/03/20/0320b01241780.htx
"Die kleinen Leute fallen durch das Rost", meint Wang Ren.
http://www.welt.de/daten/2002/11/09/1109au367230.htx
dass viele Unternehmen durchs Rost fallen, wenn die Banken zu ihrer eigenen Sicherheit die neuen Rating-Vorgaben anwenden ...
http://www.welt.de/daten/2002/04/06/0406hw324534.htx
"Dann fallen die Schwachen als Erste durchs Rost", schätzt der Vater dreier Töchter, ...
http://www.welt.de/daten/2001/03/19/0319hw241533.htx
eingetragen von Michael Krutzke am 09.12.2002 um 10.39
Ich bin ziemlich sicher, daß es zu meiner Schulzeit das Rost hieß, wenn es um ein Gitter ging. Im Maschinen- und Anlagenbau scheint sich jedoch der Rost (Schüttel-, Vorschub-, Rückschub-, Wander-, Klassier-, Wirbeldüsen- usw.) durchgesetzt zu haben. Zu das habe ich bislang nur eine Textstelle gefunden, aber nur indirekt: "... als endloses Band über ein Tragrost aus Aluminiumoxidstäben läuft."
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Michael Krutzke
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 09.12.2002 um 10.33
Zugegeben, Herr Markner. Aber ich hatte auch von Unwissenheit gesprochen. Selbige soll ja, den modernen Zeiten zum Trotz, hier und da noch anzutreffen sein und sich im sprachlichen Ausdruck niederschlagen. Welcher Verständige, Sinnbegabte wollte sie zum Maßstab erheben?
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2002 um 10.29
Für auf das Schild heben gibt es Dutzende von Belegen - wie denn auch nicht?
In meinen Zeitungsjahrgängen habe ich das Rost noch nicht gefunden, allerdings ist die Suche langwierig, weil der Artikel gesperrt ist.
Im Internet findet man auch das Grill.
Ich bleibe erst mal bei der Rost.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 09.12.2002 um 10.14
Es ging hier zu keinem Zeitpunkt um Mundartliches, wie sich auch an den genannten Belegen zu das Schild oder das Rost ablesen läßt. Und regionale Einflüsse sind, wie schon gezeigt, nicht deutlich zu erkennen.
eingetragen von Heinz Erich Stiene am 09.12.2002 um 10.00
Den Mahnungen der Herren Ickler und Lindenthal schließe ich mich an. Wer ein verläßliches, kompetentes Wörterbuch erstellen will, muß gründlich ermitteln. Aus dem unentwirrbaren Dickicht von Dialekt und schlichter Unwissenheit sollte er sich dabei aber tunlichst heraushalten; ansonsten gerät er in Teufels Küche. "Mach die Fenster zu!" kann man im Rheinischen hören. Gemeint ist ein einziges Fenster. Neben standardsprachlichem "der Speck" ist auch "das (dat) Speck" überaus verbreitet. Und "die Aap" (der Affe) kennen in Deutschland die nicht mehr ganz Jungen noch als Spitznamen des Boxers Peter Müller. Diese Erscheinungen sind sprachlich interessant und oftmals uralt; ihre Dokumentation jedoch sollte Spezialwörterbüchern vorbehalten bleiben. "Der Kabel", "das Prospekt" – das Problem ist uferlos. Am Ende fühlte man sich genötigt, die Kreise noch weiter zu ziehen und Partizipien wie "gewiehen" (= geweiht, m.W. besonders moselländisch) oder "gehießen" in ein Standardwörterbuch aufzunehmen. Damit kann niemandem gedient sein. Eines noch zu Schild: man kann nur jemanden auf den Schild heben. Ein Neutrum wäre hier undenkbar.
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Heinz Erich Stiene
eingetragen von Detlef Lindenthal am 09.12.2002 um 06.17
>>Fragt sich nur, von welchem Zeitpunkt an man da mitmachen soll oder muß.<<
Diese Frage scheint mir richtig und wichtig zu sein. Denn wenn jede Vorliebe von Leuten, die einen schlechten Deutschunterricht gehabt haben, zur Normerweiterung und -aufweichung führt, leidet die Sprache insgesamt als Verständigungswerkzeug.
Die Mehrzahl von Datenbank forme ich zwar selbst als Datenbanken, bin aber nicht sicher, ob das richtig ist.
Datenbank paßt so einigermaßen zum englischen Wort (?, den Wörtern?) data base (1974 im Oxford Advanced Learners Dictionary of Current English noch nicht verzeichnet). Base schöpft so richtig das weite Wortfeld von Basis aus: Grundlage, Ausgangspunkt, Magazin, Stützpunkt.
Um Leuten die Datenbank zu erklären, sage ich gewöhnlich: suchbarer Karteikasten.
In der Elektronik gibt es Steckbänke mit ähnlicher Aufgabe wie ein Mäuseklavier (= Schalterbank mit Mikroschaltern); es gibt auch Werkbänke.
Aus Sicht des ITechnikers wird an Datenbankdaten vornehmlich gewerkelt; wogegen der Daten-Eigner am beruhigsten ist, wenn die Gedankenverbindung zum Daten-Tresor anklingt. Also bleiben wir kundennervenfreundlich bei Datenbanken. Wobei dann das Wortfeld Bank einen deutlichen Geländegewinn erzielt hat.
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2002 um 04.30
Schwankendes Genus ist ein bekannte Tatsache. Nicht zu verwechseln mit wechselndem Genus (bei zufällig oder auch nicht ganz zufällig gleich klingenden Wörtern). Daß der Schild und das Schild oft verwechselt werden, ist auch bekannt. Fragt sich nur, von welchem Zeitpunkt an man da mitmachen soll oder muß. Das grammatische Geschlecht hat bei unzähligen Wörtern im Laufe der Geschichte gewechselt. Bei Schild dürfte eine Rolle spielen, daß Schilder heute überall stehen, Schilde hingegen nicht mehr benutzt werden, außer eben bei der Polizei.
Nicht ganz so klar, wie man wünschen möchte, ist auch die Unterscheidung von der/das Filter, der/das Teil u. a.
Eine andere Verwechslung, die allerdings nichts mit Genus zu tun hat: erst gestern war im Radio wieder von Datenbänken die Rede ...
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 09.12.2002 um 00.22
Theoretisch würde alles für Herrn Dörners Annahme sprechen, aber was macht man, wenn man per Suchmaschine Belege findet, die u. a. aus dem Rheinland, aus Westfalen, der Schweiz und Lübeck stammen ?
Hinsichtlich des Grundes, warum das Gitterrost nicht verschlossen war, dauern die Ermittlungen derzeit an. ...
http://www.polizei.nrw.de/koeln/presse/2001/13082001.html
Mit brachialer Gewalt hat der Einbrecher das Gitterrost von einem Kellerfensterschacht durch eine großes, bleiverglastes Fenster der Gaststätte geworfen. ...
http://www.neue-oz.de/_archiv/noz_print/rund_um_osnabrueck/ 2002/04/blutspuren.html
Das Gitterrost neu gesetzt. Ein Behindertenzugang seitlich vom Eingang erstellt. ...
http://www.refkirchedornach.ch/Jahresbericht2000.htm
und dann noch ihre Diebstahlssicherungen durch das Gitterrost vor seinem ...
http://www.luebeck-kunterbunt.de/seite/BUCH19.htm
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.12.2002 um 23.35
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Jörg Metes am 08.12.2002 um 23.29
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Jörg Metes
eingetragen von Detlef Lindenthal am 08.12.2002 um 23.19
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In der Schule habe ich gelernt, daß mit unterschiedlichem Wörtle das Wort recht unterschiedliche Bedeutungen haben kann:
der Bauer, das Bauer;Und nun „entdecken“ Sprachtheoretiker hier in unserem Forum(!!), daß das darauf gar nicht so ankomme. Schauder und Entsetzen.
der Schild, das Schild;
der Rost, das Rost;
der Fall, das Fall;
der Heide, die Heide;
der Mast, die Mast;
das Maß, die Maß;
der Tau, das Tau;
der See, die See;
der Bruch, die Bruch;
der Marsch, die Marsch;
der Band, das Band;
der Bund, das Bund,
der Taube, die Taube, das Taube;
das Plastik, die Plastik;
der Reis, das Reis;
das Weiche, die Weiche;
der Weise, die Weise;
die Feile, das Feile;
die Säule, das Säule ...
Lassen Sie mich Helge Schneider zitieren:„
Ich bin der Wurst- fach,
ich bin der Wurst- fach,
ich bin der Wurstfachverkäuferin.
Denn die Wurst ist,
denn die Wurst ist,
denn die Wurst ist mein Lebenssinn.“
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Detlef Lindenthal
eingetragen von Christian Dörner am 08.12.2002 um 22.30
Obwohl mir durchaus bewußt ist, daß ich mit dieser Anregung einen sofortigen Sturm des Protestes auf mich ziehen werde, möchte ich in diesem Zusammenhang das Beispiel hinzufügen, daß sämtliche Wörterbücher schon immer verzeichnen, daß es der Schutzschild heißen müsse.
Ich zwinge mich daher im Schriftlichen (im Mündlichen natürlich nicht), gegen mein Sprachempfinden hier eine maskuline Form zu verwenden.
Um so erleichterter war ich, in der letzten Zeit etliche Belege in Zeitungen zu finden, in denen ebenfalls die sächliche Form verwendet wird, so zum Beispiel »als erstes Schutzschild« (Nürnberger Nachrichten).
Bei Google beträgt das Verhältnis von Maskulinum zu Neutrum ca. 3 zu 1 (manche Formen kann man nicht eindeutig identifizieren).
Ein paar Belege für das Neutrum:
»Doppeltes Schutzschild für sicheres Mailen und Surfen Kommunikations-Server auf Linux-Basis speziell für den Mittelstand«
»Neues Schutzschild gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität. Business ...«
»Das Schutzschild solle bis 2003 stehen und werde voraussichtlich über 50 Milliarden Dollar (53,4 Mrd. Euro/735 Mrd. ...«
»Regierung plant nationales Internet-Schutzschild
Wie das Handelsblatt in der aktuellen Ausgabe berichtet, plant die Bundesregierung ...«
»Das Schutzschild der Erde,
Die obere Erdatmosphäre fungiert als Schutzschild gegen Sonnenwinde. ...« (Beleg aus Österreich von der ORF-Homepage)
Obwohl ich weiß, daß nur die männliche Form zugelassen ist, klingt sie für mich beinahe falsch, und als ich vor wenigen Tagen im ZDF eine astronomische Dokumentation sah, hieß es zunächst »der Schutzschild der Erde ...«, nur wenige Minuten später aber »daß das Schutzschild ...«. Anscheinend widerspricht das Maskulinum hier nicht nur meiner Empfindung.
Bei Rost im Sinne von Gitterrost erscheint mir zwar nur die männliche Form richtig, aber ich denke, daß dies vor allem eine Frage der Region ist, in der man aufgewachsen ist. Hier scheint es große Unterschiede zu geben.
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Christian Dörner
eingetragen von Reinhard Markner am 08.12.2002 um 21.35
Unter diesem Stichwort gibt's eine Reihe hübscher Resultate aus der Betten- und Matratzenbranche. Wie schon angedeutet, interessant an der Sache finde ich, daß kein Mensch sagen würde, er wolle jetzt endlich etwas gegen »das Rost« an seinem Auto unternehmen . . .
– geändert durch Reinhard Markner am 10.12.2002, 13.46 –
eingetragen von Reinhard Markner am 07.12.2002 um 16.17
Okay, ich sammle weiter . . .
eingetragen von Theodor Ickler am 07.12.2002 um 14.13
War mir auch aufgefallen, lieber Herr Markner, aber ich bin noch nicht überzeugt.
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 07.12.2002 um 11.10
»Wer durch das Rost fällt, steht für erfahrene Lehrkräfte . . . schnell fest.« F.A.Z. 4. 12. 2002, S. N 3
eingetragen von Reinhard Markner am 22.11.2002 um 16.42
Das Rost ist ziemlich verbreitet, und zwar nur in der Bedeutung Gitter.
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage