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eingetragen von Norbert Schäbler am 01.01.2003 um 20.53
Ich wünsche mir ein Jahr der Toleranz, getragen von Versöhnungsbereitschaft und dem Bemühen um gegenseitiges Verständnis.
Aber, ich wünsche mir gleichzeitig auch ein Jahr der Intoleranz für das Nichttolerierbare; wünsche, daß die Menschen mit aller Schärfe und Unerschrockenheit eintreten dafür, daß Errungenschaften, Wahrheiten, Tugenden, Recht und Gerechtigkeit nicht der Beliebigkeit, der Willkür und dem puren Machtstreben einzelner oder Gruppen zum Opfer fallen.
Toleranz darf nämlich niemals ausarten zum einseitigen Erdulden!
Selbstverständlich wünsche ich ein gutes neues Jahr, wobei ich – der „political correctness“ entsprechend – ein schlechtes Jahr wünschen muß: ein Jahr am Bettelstab.
Sogar der Kanzler sagt ja: „daß die Zeiten des sich ewig vergrößernden Wohlstandes vorbei sind, daß es darauf ankommt, das zu erhalten, das uns alle stolz macht“,
und dabei benennt er u.a. die Krankenhäuser und Schulen als erhaltenswerte Institutionen.
Selbstverständlich hoffe ich, daß er sich auch einmal dorthin begibt – genau wie damals bei der Flutkatastrophe – salopp gedreßt, in der Hand den Freibrief, zudem in Kopf und Bauch den innigen Wunsch, daß es keinem schlechter gehen solle bzw. dürfe als vor der Flut (resp. vor Pisa).
Die Kanzleridee einfangend, meine ich:
Es wird für die Rechtschreibreformkritiker ein gutes Jahr werden, wenn sie als Bettler anfangen, wenn sie dort vorstellig werden, wo die gemeinsame Sache noch ein offenes Ohr findet – dort, wo man noch den Mut hat: für die „Erdnuß“, das „Schloß“ oder das „Faß“ mit althergebrachter Schreibweise zu werben.
Denn, dort lohnt es sich zu betteln, dort kann man Cent für Cent zusammentragen und zweckmäßig einsetzen.
Es wird ein gutes Jahr werden, wenn es den Reformkritikern gelingt, die Demutshaltung sowie die Sparsamkeit eines Bettlers zu entwickeln, daneben die Unzahl von Körben zu verkraften, die man dem mutmaßlichen Abschaum und Schreckbild der Gesellschaft angedeihen läßt.
Ehrenhaft Bettler zu sein, birgt Qualitäten, zumal alle Bettler bereits kutschen.
Nur die Könige und Thronfolger fallen tief.
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nos
eingetragen von RenateMariaMenges am 22.12.2002 um 08.09
Herr Wagner,
auch wenn es scheint, dass ich es vergessen hätte. Aber ich habe unsere Diskussion nicht vergessen - ich brauche immer Zeit und neue Gedanken, um zu schreiben.
Damals schrieben Sie etwas von einem Joker. Über diesen will ich nun über Weihnachten nachdenken, denn in Schulzeiten habe ich kaum Zeit über anderes als Schule nachzudenken, geschweige denn auch noch Briefe außergewöhnlicher Art zu formulieren.
Es wird wohl so sein, dass 2003 ein zwischenstaatlicher Bericht kommen wird, außerdem muss das Herr Ickler wissen. Bitte berichtigen Sie mich, wenn der Abschlussbericht schon jetzt kommen sollte. Die Übergangszeit endet aber erst 2005.
Wo und wie handeln Sie, Herr Wagner?
eingetragen von J.-M. Wagner am 21.12.2002 um 22.35
(RenateMariaMenges) Ich denke, dass sich die Rechtschreibdiskussion in einem Kompromiss - einem Rückbau gleichkommend, 2005 weiterentwickeln wird.Warum erst 2005? Soll die "Zwischenstaatliche Kommission ..." nicht bereits 2003 ihren Abschlußbericht vorlegen? (Das zumindest meine ich mal irgendwo aufgeschnappt zu haben.)
Die Diskussion, aus welcher der Rückbau (genauer: hoffentlich die Rücknahme) der Reform hervorgehen wird, wird spätestens dann beginnen, wenn jener Bericht vorliegt. Und eigentlich muß genau diese Diskussion bereits jetzt beginnen, denn bei der anhaltenden Hörigkeit quasi sämtlicher Politiker gegenüber der genannten Kommission wird wohl kaum etwas anderes beschlossen werden, als die Kommission es in ihrem Abschlußbericht vorschlägt -- allen laufenden Diskussionen zum Trotz.
JETZT ist es daher Zeit zu handeln und die Rechtschreibdiskussion voranzubringen -- wie es etwa die FDS tut.
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Jan-Martin Wagner
eingetragen von RenateMariaMenges am 21.12.2002 um 10.43
(Schäbler)Ehrlich gesagt fehlen mir künftighin die Lust und auch die Fähigkeit für die Überzeugungsarbeit, denen gegenüber, die schon im anderen Lager zu Hause sind – warum auch immer.
Im Gegensatz zu Norbert Schäbler meine ich Gegenströmungen zu verspüren, die eine gewisse Gegenbewegung aufzeigen, wenn auch "typische ministerialbürokratische Verlautbarungsfloskeln" ( Albert von Schirnding, Brief vom 19.12.02) anders lauten. -
Ein Institutsrektor versicherte mir, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um ein Zurück zur alten Rechtschreibung zu verhindern. Aber so ganz glaubwürdig klang die Aussage nun auch wieder nicht. Ich denke, dass sich die Rechtschreibdiskussion in einem Kompromiss- einem Rückbau gleichkommend, 2005 weiterentwickeln wird.
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2002 um 17.59
Mein Einkaufsverhalten hat irgendwie auch was mit meinem Schlafzimmer zu tun, denn dort liegt a) meine Frau und b) steht dort ein Fernsehgerät.
Es gibt Wichtigeres!
Über meine Frau will ich an dieser Stelle nicht reden, sondern mehr über die Werbung im Fernsehen. Die flimmert nämlich nach amerikanischem Muster seit etwa fünf Jahren regelmäßig – (der zeitliche Abstand liegt bei ca. 30 Minuten) – über den Bildschirm, und dadurch werden selbst die motivierendsten Kuschelmomente demotiviert.
Es gibt Wichtigeres!!
Manchmal ist die Werbung derart suggestiv, daß es mir nicht gelingt, abzuschalten. Meine Frau guckt dann mich an – statt der Mattscheibe – und dann diskutieren wir, …
Es gibt Wichtigeres!!!
Gleichermaßen aufreizend finden wir die Werbung von Tchibo und Melitta. Die eine Firma schreibt „Genuss“ die andere schreibt das anders. Melitta haben wir inzwischen zur gemeinsamen „Genußsache“ erklärt, denn wir trinken ja auch Kaffee.
Es gibt Wichtigeres!!!!
PS 1: Das sagen zumindest die Kultusminister!!!!!
... aber, was wirklich wichtig ist, sagt keiner.
PS 2: Ich meine: Sprache ist wichtig!!!!!!
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 20.12.2002 um 16.12
Ich war schon fast programmiert darauf, täglich Gefriertruhen und Verbrauchermarktregale zu durchwühlen, um die Schreibereien auf den Verpackungen zu studieren …
Verglichen habe ich z.B. das Gekritzel von Knorr („Delikateßsoße“) mit dem von Maggi („Delikatess-Soße“).
… die Verpackungen habe ich eh weggeschmissen.
… Fernsehwerbeclips habe ich in mich hineingesaugt:
Die von Melitta („Hier kommt der Genuß“) waren mir sympathischer als die von Tchibo („Genuss“);
… und selbst beim Senf haben sich meine Geschmacksknospen ausgerichtet – weg vom „Delikatess-Senf“ (Thomy) hin zum Kronen-Senf von Aldi, der sich immerhin noch als „Delikateß-Senf“ zu erkennen gibt.
Ich war schon fast dabei, all diejenigen abzustrafen, die den Kultusministern auf den Leim gegangen sind.
Doch, die können eigentlich gar nichts dafür, daß sie so schreiben, wie sie schreiben, denn sie wollten lediglich so modern sein wie ihre Vorbilder, und das hielten sie für wichtig im Konsum-Geschäft.
Ehrlich gesagt fehlen mir künftighin die Lust und auch die Fähigkeit für die Überzeugungsarbeit, denen gegenüber, die schon im anderen Lager zu Hause sind – warum auch immer.
Statt dessen werde ich mich an diejenigen wenden, die schon überzeugt sind, jedoch langsam anfangen zu schwanken.
Die ohnehin überzeugt sind, brauchen meine Zuwendung nicht –
… und was die Kultusminister angeht, wäre es sinnvoll, klar und deutlich zu sagen, daß jene keine „Vorbilder“ sondern allenfalls „Abziehbilder“ sind.
Ich wünsche allen, die hier gelegentlich hereinschauen; allen, die das Gelesene zu verstehen versuchen …
und vor allem allen, die hier mitdiskutieren:
ein friedvolles Weihnachtsfest
und ein erfolgreiches Neues Jahr,
… erfolgreich insofern, daß jeder seine Rolle definieren lerne,
wie sie seiner Art und seinen Fähigkeiten angemessen ist.
Dann wird das nächste ein gutes Neues Jahr!
Mit harmonieträchtigen Weihnachts- und Neujahrsgrüßen
Norbert Schäbler
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 17.12.2002 um 13.10
Seit Anfang November befand ich mich regelrecht im Vollstreß, durchwühlte am Tage stundenlang die Gefriertruhen in sämtlichen Verbrauchermärkten, und selbst nächtens flatterte sie mich an: meine „Masstgans“.
Das Schlimme daran: Ich finde sie nicht! Aber sie weiß ganz genau, wo ich mich aufhalte. Das macht mich verrückt.
Mein Psychiater hat das als "Masstgans-Neurose" analysiert und hat mich aufgefordert, über die Ursachen nachzudenken, mein ganzes Leben rückwärts abzuspulen, bis hinunter zu den ersten Kindheitstagen; und Zeit nehmen solle ich mir dafür, dann würde das schon wieder werden.
Neulich, etwa um den St. Martinstag herum, hatte ich dann meinen ersten Alptraum. Da hat mich das Viech sogar gepickt, während ich schlief, und richtig wehgetan hat das.
Unmittelbar nach dem Erwachen, bin ich an meinen Schreibtisch gehumpelt – der Biß hat immer noch geschmerzt –, und ich habe meine erste persönliche Traumanalyse gemacht.
Gleich am Anfang fiel mir dieser Augst ein – der von der Rechtschreibreformkommission – und bereits bei meiner ersten nächtlichen Privatsitzung, spürte ich, daß dieser Augst für mich, meine Krankheit und mein Seelenheil bedeutungsvoll werden würde.
Sofort verliebte ich mich in seine klare Sprache. Sie stellte die Lösung meines gesamten Problems dar.
„Die Gans hat mir wehgetan“, formulierte ich auf meinem Selbstanalysezettel. „Gänse müssen mir nicht Leid tun!“
Gänse taten mir fortan nicht mehr leid, sie mußten sich vielmehr vorsehen, daß ich ihnen nicht den Hals umdrehte, und ich wurde am darauffolgenden Tage richtig feurig. Bei meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Wühlen in den Gefriertruhen der Verbrauchermärkte, stammelte ich stets die Worte vor mich hin: „Recht so, Recht so!“ wobei mich die anderen Kunden recht seltsam anschauten …
Vorübergehend ist das ja so, daß sich die Krankheit kurzzeitig verschlimmert, wenn sie am Abklingen ist. „Wenn es juckt, dann heilt’ s“, sagt man im Volksmund, und deshalb habe ich weitergemacht, bin richtig lästig geworden und habe mich sogar mit den Marktleitern angelegt.
Ob sie denn keine Masstgans hätten – eine mit Doppel-S – habe ich sie gefragt; sie hätten ja schließlich auch Kloßteig mit Doppel-S, und für derartige Fragen hätte ich in einem Falle beinahe sogar Dresche gekriegt.
Zum Glück habe ich gestern wieder geträumt, weil mich die Gans angeflattert hat.
Der Traumanlaß und die Traumturbulenz waren mir sofort klar. Ich brauche doch eine Gans als Weihnachtsbraten, und Weihnachten rückt doch immer näher.
Bei der weitergehenden Analyse bin ich dann ganz tief hineingerutscht in die Kindheitspantoffel.
Da sah ich mich plötzlich beim Aufsatzschreiben in der ersten Volksschulklasse (kann auch die zweite gewesen sein).
„Wir haben eine polnische Masstganz gegessen“, formulierte ich stolz zum vorgegebenen Thema „Unser Weihnachtsabend“.
Und dann fing ich auch noch das Bild ein von der Herausgabe des Aufsatzes.
Der Lehrer sagte zu mir, daß man die Mastgans mit einfachem „s“ und ohne „z“ schreiben müsse.
Ich sah auch noch – sogar in bunt, obwohl ich normalerweise nur schwarzweiß träume – daß ich widersprochen habe; daß ich gesagt habe, daß das Ding fett und massig gewesen sei, und daß wir eine ganze Ganz gegessen hätten.
Trotzdem bekam ich eine Fünf.
Jedenfalls hat mich mein letzter Traum der Problemlösung nähergebracht, und mein Symptom, in Tiefkühltruhen wühlen zu müssen, ist heute noch nicht aufgetreten.
Ich werde dem Augst einen Brief schreiben, ein kleines Bißchen an seine Liebe zum Kind erinnern (hoffend darauf, daß das keine Pädophilie ist), ihn emotional zu beeindrucken versuchen mit der Schilderung meiner so tragischen Kindheitserlebnisse, und ich werde ihn bitten, daß er dafür Sorge trägt, daß die geflügelverarbeitende Industrie (mich einschleimend schreibe ich da natürlich „Geflügel verarbeitende Industrie“) verpflichtet wird, „Masst“ statt „Mast“ zu schreiben, weil „mässten“ was mit „Masse machen“ zu tun hat …
Und ich bin überzeugt, daß dieser größte Etymologe der deutschen Nachkriegsgeschichte ein offenes Ohr für mich hat.
Diese Weihnachten allerdings hole ich mir was bei McDonald, nicht daß ich mir am Ende gar noch eine Erkältung an der Tiefkühltruhe zuziehe.
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nos
eingetragen von Norbert Schäbler am 16.12.2002 um 15.40
Normalerweise schreibe ich ja immer sonntags den Einkaufszettel, weil uns an besagtem Tage, irgendwann um die Mittagszeit, irgend jemand, der sich was verdienen will (beim Austragen), jede Menge Werbung in den Postkasten steckt, obwohl an selbigem ein dicker Aufkleber prangt, der still darum bittet, daß man keine Werbung durch den Schlitz stecken soll.
(Manchmal habe ich das Gefühl, daß die – auf der anderen Seite des Konsums – vor gar nichts mehr haltmachen.)
Meine Frau schicke ich schon lange nicht mehr alleine fort zum Geldausgeben, weil die neulich gesagt hat, daß man den Aufkleber am Briefkasten entfernen könnte, weil die – wie viele anderen Frauen auch – meist mehr einkauft, als auf meinem Zettel steht, und weil ich ja schließlich etwas tun muß, damit es mir nicht zu langweilig wird im Vorruhestand.
Im Einkaufsladen habe ich richtig Spaß. Meine Frau auch!
Und neuerdings vergleiche ich nicht nur die Preise – das kann nämlich meine Frau inzwischen schon besser als ich – sondern ich teste inzwischen die Verpackungen und lese, was draufsteht. Das bildet unheimlich, aber es ist auch ein hartes Stück Arbeit!
Oftmals laufe ich meiner Frau und dem vollen Einkaufswagen hinterher, hole was raus, lege was anderes rein, und dann gibt es richtig fetzige und langatmige Diskussionen, so daß sich sogar die anderen Kunden nach uns umdrehen – und manchmal lachen die sogar.
Meine Frau spielt stets den Mathematiker. „Das ist doch billiger“, sagt sie, wenn ich was Gleichartiges aber Teureres in den Korb lege. „Da steht es aber richtig drauf“, sage ich und spiele den Sprachdeppen, wobei das eine Mal sie, das andere Mal ich Recht behalte.
Nur neulich hat sie mich ganz übel gelatzt. Da hat sie „Klossteig“ nach draußen geschmuggelt.
Der aber schimmelt jetzt im Kühlschrank vor sich hin, weil ich drei Tage später in einem anderen Großmarkt drei Pakete „Kloßteig“ gekauft habe, die zudem fünf Cent pro Packung günstiger waren.
Auf jeden Fall ist es aufregend im Supermarkt, bei Aldi, Penny, Norma und Co. Sachen kriegt man dort auf’ s Auge – aber nicht etwa von meiner Frau (die ist Pazifistin)...
Demnächst mehr …
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nos
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