Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Dokumente (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=1)
-- Briefe von Politikern (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=601)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.01.2008 um 18.33
DIE PRÄSIDENTIN
DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES
53113 Bonn, 26.06.98
Bundeshaus
- Referentin –
[...]
Sehr geehrter Herr Salzburg,
die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreiben vom 25. März dieses Jahres zu danken. Aufgrund der großen Anzahl der hier eingehenden Post ist es mir leider erst heute möglich, Ihnen zu antworten. Ich bitte Sie hierfür um Ihr Verständnis.
Frau Präsidentin hat Ihre kritischen Äußerungen zum Thema Rechtschreibreform aufmerksam und mit Interesse zur Kenntnis genommen. Aus ihrer täglichen politischen Arbeit und der Vielzahl der an sie gerichteten Schreiben ist sie sich der hohen Ablehnung vieler Bürgerinnen und Bürger gegenüber der in der Diskussion befindlichen Neuregelung der deutschen Rechtschreibung sehr wohl bewußt.
Gegen die am 1. Dezember 1995 von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder beschlossene Rechtschreibreform haben sich überall in der Bundesrepublik zahlreiche Initiativen gebildet. In einigen Bundesländern werden zu diesem Thema Volksbegehren durchgeführt. Außerdem liegen in Sachen Rechtschreibreform inzwischen ca. 30 verwaltungsgerichtliche Entscheidungen vor. Zwei Verfassungsbeschwerden vor dem Bundesverfassungsgericht hatten keinen Erfolg, jedoch urteilten die Karlsruher Richter noch nicht abschließend über die Verfassungskonformität der Reform. Seine Entscheidung will das Bundesverfassungsgericht noch vor Beginn des neuen Schuljahres verkünden.
Angesichts der breiten öffentlichen Ablehnung der von der Kultusminsterkonferenz beschlossenen Neuregelung hat sich der Deutsche Bundestag am 26. März dieses Jahres dafür ausgesprochen, die Rechtschreibreform noch einmal zu überprüfen. Nach ausführlicher Debatte regte das Parlament ein neues Verfahren an. Danach sollen in einem unabhängigen Gremium die Kultusminister der Bundesländer, die anderen deutschsprachigen Staaten und alle jene mitarbeiten, die durch ihre beruflichen und wissenschaftlichen Bezüge der Sprache besonders verpflichtet sind. Hierzu zählen u. a. die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Verbände der Schriftsteller und Journalisten sowie Vereinigungen der Germanisten und Sprachforscher.
Ziel des Verfahrens ist, die Fortentwicklung der deutschen Sprache behutsam nachzuzeichnen und festzustellen, was in der Sprachgemeinschaft als Konsens gelten kann. Wichtig ist nach Ansicht von Frau Präsidentin in diesem Zusammenhang, weitere Verunsicherungen der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer sowie aller Schreibenden und Sprechenden im deutschen Sprachraum möglichst bald zu beenden. Bei den Bemühungen, unsere Sprache behutsam fortzuentwickeln, indem sprachliche Tendenzen aufgefangen und systematisch stimmig gemacht werden, darf nicht vergessen werden, daß nur ein Vorschlag, der von der Mehrheit der Menschen der deutschen Sprachgemeinschaft angenommen und akzeptiert werden kann, die Aussicht begründet, daß wir die Einheit der deutschen Schriftsprache erhalten können, die wir dank Konrad Duden seit 1902 als selbstverständlich ansehen.
Frau Präsidentin läßt Sie auf diesem Wege sehr herzlich grüßen und wünscht Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Hartleif
[Aber nicht der gute Wille, nicht der Beschluß des Bundestages „Die Sprache gehört dem Volk“, nicht der erfolgreiche Volksentscheid, nicht Fachwissen, sondern BILD, Döpfner und Aust trieben die Kultusminister zu (halbherzigen) Rückzugsbewegungen.]
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2006 um 17.45
Ministerin
Frau Ute Erdsiek-Rave
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Brunswiker Straße 16 - 22
24105 Kiel
Rechtschreibung
Sehr geehrte Frau Ministerin,
in der Anlage übersende ich Ihnen einen Beschwerdebrief, den ich gerade an das Gymnasium [...] geschrieben habe. Meiner Tochter wurde in ihrer Schule das Wort „jedesmal“ als Fehler angerechnet. Eine Überprüfung anhand der letzten Duden-Ausgabe ergab, daß die graphische Existenz dieses Wortes tatsächlich vernichtet wurde. Dies ist, neben vielem anderen, eine banausische Kulturschurkerei, denn dieses Wort ist mindestens seit der deutschen Klassik fest in Sprache und Kultur verankert (s. die Beschwerde in der Anlage). Wieder drängt sich der Vergleich mit Orwells „Newspeak“ auf.
Weder Sie noch Ihr Ministerium sind fachlich kompetent oder moralisch befugt, über den Hebel der Indoktrination der Schüler verändernde Eingriffe in der Schreibkultur vorzunehmen.
Ihr Versagen ist inzwischen beweisbar daran, daß Sie gegen den demokratischen Volksentscheid solchen grammatischen Schwachsinn wie „er tut mir Leid“ in die Schulen und indirekt in die gesamte abhängige Literatur gepreßt haben und erst nach sieben Jahren hinhaltenden Widerstands in diesem Frühjahr den Rückzug angetreten haben – aber nicht aus demokratischem oder kulturellem Gewissen, sondern weil einzelne Pressekonzernherren wieder „ins Boot“ geholt werden sollten. Der zu diesem Zweck geschaffene „Rat für deutsche Rechtschreibung“ – vorwiegend aus handverlesenen Interessenvertretern der Reform – hat aber auf Ihr Betreiben weitere Reparaturarbeiten eingestellt, nachdem das Ziel der „Heimholung“ der abtrünnigen Zeitungsverlage schon auf halber Strecke erreicht war. Geblieben sind reihenweise völlig willkürliche Festlegungen ohne System oder Rückhalt im traditionellen Schreibgebrauch.
Der ganze Ablauf der „Reform“ zeigt, daß es nur noch um Machterhaltung, Rechthaberei und Gesichtswahrung geht. Einen Nachweis, daß die „Reform“ das angeblich leichtere Lernen und die angestrebte größere Einheitlichkeit erreicht hat, können und wollen Sie offensichtlich nicht führen. Es würde sich dann nämlich herausstellen, daß die „Reform“ kein „Gemeinwohlbelang“ nach dem Wortlaut des Urteils des Bundesverfassungsgerichts ist.
Ich nehme dies zum Anlaß – auch im Namen der Bürgerinitiative gegen die „Rechtschreibreform“ – Sie nochmals aufzufordern, die seit hundert Jahren üblichen klassischen Einheitsschreibweisen als anerkannte Möglichkeit an den Schulen lehren zu lassen und ihre Verfolgung einzustellen.
Mit freundlichem Gruß
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2006 um 12.16
Dr. h.c. Hans Zehetmair
STAATSMINISTER a.D.
SENATOR E.h.
VORSITZENDER DER H A N N S - S E I D E L - ST I F T U N G
LAZARETTSTRASSE 33
80636 M Ü N C H E N
13. Februar 2006
Sehr geehrter Herr Salzburg,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben vom 17. Januar 2006, das ich mit Interesse gelesen habe.
Da mich viele Ratschläge zur Rechtschreibreform erreichen, bitte ich um Verständnis, wenn ich bezüglich Ihrer Vorschläge nur darauf verweisen kann, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung nach intensiven Beratungen Änderungsvorschläge in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Interpunktion, Silbentrennung und Groß- und Kleinschreibung erarbeitet hat, um die evidenten Unebenheiten der bestehenden Reform in diesen Bereichen zu glätten. Bei all seinen Korrekturen war der Rat bemüht, wieder mehr dem Schreib- und Sprachgebrauch Rechnung zu tragen.
Darüber hinaus kommt dem Rat für deutsche Rechtschreibung, dessen Mitglieder auf sechs Jahre berufen wurden, die langfristige Aufgabe zu, den Sprach- und Schreibgebrauch im deutschsprachigen Raum zu beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthographischen Regelwerks weiterzuentwickeln.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair
Staatsminister a.D.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2005 um 09.09
Gerade erhielt ich Post aus der Kieler Staatskanzlei:
Der Ministerpräsident • Staatskanzlei
Postfach 71 22 • 24171 Kiel
Datum 28.Juli 2005
Sehr geehrter Herr Salzburg,
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreiben vom 29. Juli 2005 zu danken und Ihnen kurz zu antworten.
Es dauert nicht lange, dann werden die ersten Schülerinnen und Schüler aus den Schulen entlassen, die vom 1. Schuljahr an die neue Rechtschreibung gelernt haben. Es ist doch nicht vorstellbar, dass wir am Tage der Schulentlassung diesen jungen Menschen sagen müssen: Ihr habt euch zwar ein ganzes Schülerleben um die richtige Schreibung bemüht - die aber gilt nun nicht mehr, ihr habt Pech gehabt. Insofern braucht die Schule Verlässlichkeit, insbesondere die Schülerinnen und Schüler.
Erlauben Sie mir abschließend noch den Hinweis, dass unsere Schülerinnen und Schüler auch Texte älterer deutscher Autoren lesen. Daran erkennen sie, wie sich die deutsche Rechtschreibung entwickelt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Schuldt
_______________________________________
Ich hatte am 19.7.05 unter anderem geschrieben:
Sehr geehrter Herr Carstensen!
Vor einem Jahr, am 22. Juli 04, schrieben Sie mir:
Ihren Standpunkt, dass die traditionelle Rechtschreibung nicht mit Fehlern bewertet werden sollte, teile ich.“
Nun mußte ich mit Unverständnis und Empörung in den Kieler Nachrichten von heute lesen:
„An Schleswig-Holsteins Schulen werden ab 1. August die unstrittigen Teile der neuen Rechtschreibung verbindlich. Die Schülerinnen und Schüler brauchten „Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens", erklärten Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und seine Stellvertreterin, Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave. Deshalb würden hierzulande die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Frühjahr dieses Jahres umgesetzt.“
„Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens“… – welch eine Falschmünzerei!
Den Schülern werden seit sieben Jahren traditionelle Schreibungen markiert. Jeder kann die Reformschreibung lernen. Jetzt soll aber auf belesene Schüler, die Wörter absichtlich oder unabsichtlich wie Thomas Mann, Günter Grass oder Siegfried Lenz schreiben, die Fehlerkeule niedersausen. Welch ein kultureller Tiefstand – und das im Lande dieser großen Schriftsteller! …
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 11.01.2005 um 15.07
Nein, ich habe keine Antwort bekommen.
Von den vielen Briefen, die ich an Politiker geschrieben habe, ist nur ein sehr geringer Prozentsatz beantwortet worden. Unter 1 Prozent.
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 11.01.2005 um 12.47
Hat dieser "Tauss" nicht auch kürzlich mal von "Göte"
gesprochen?
Wie dem auch sei -
eine Kopie dieses Schreibens an Herrn Tauss sollten Sie
Horst Köhler, dem Sprachretter H. Zehetmair und anderen
einschlägigen Politikern zukommen lassen.
Zwar muß damit gerechnet werden, daß solche Briefe in den
Vorzimmern im Papierkorb landen.
Frau Karin Pfeiffer-Stolz hat in dem turbulenten Monat
des vergangenen Jahres unserem neuen Bundespräsidenten
geschrieben. Ich weiß nicht, ob sie je Antwort bekommen
hat.
__________________
Ruth Salber-Buchmueller
eingetragen von Fritz Koch am 10.01.2005 um 21.28
ist höchstens mit den Meinungsäußerungen und Verhaltensanweisungen seiner Parteiführung, vor allem von Fraktionsdiktator Müntefering, erklärbar, der die größten lebenden Dichter als "Hochwohlgeborene" beschimpft. Sach-Unkenntnis scheint ein Profilierungsmerkmal und Sachkenntnis ein Profilierungshindernis in dieser Regierung zu sein. Anscheinend gehört es sich für eine (jetzt nur noch angebliche) Arbeiterpartei, Bildung derartig herabzuwürdigen. Leute wie Fritz Erler scheinen längst vergessen zu sein.
eingetragen von Agrescha am 10.01.2005 um 20.43
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Der Bundestagsabgeordnete Tauss schreibt mir eine Mail (übrigens in alter Rechtschreibung: "Sie haben recht"), die seine ganze Unkenntnis der Rechtschreibdiskussion bezeugt. Gleichwohl fühlt er sich berechtigt, folgendermaßen zu schließen: "Da sich die RS-Reform m. E. bewährt hat und Sie den KMK-Beschluss falsch interpretieren, wird es keine Rückkehr zur alten Rechtschreibung geben. Ich bin froh, dass dieses unnuetze Sommertheater damit nun auch sein Ende gefunden hat."
Das sind unsere Volksvertreter. Hat jemand Lust, zur nächsten Wahl zu gehen? Schämen sich wenigstens die SPD-Wähler, wenn sie so etwas lesen (und den Spiegel-Bericht über Tauss' Auftreten dazu)?
Harte Worte, jedoch berechtigt - wenigstens zu meiner persönlichen Ehrenrettung kann ich sagen, daß ich Herrn MdB Tauss gleich nach der Debatte im Dezember folgende Mail geschickt habe:
"Sehr geehrter Herr Bundestagsabgeordneter Tauss!
Es ist dies das erste Mal, daß ich einem Abgeordneten schreibe. Anlaß dazu ist das Protokoll des Deutschen Bundestages über die Debatte zur Rechtschreibreform vom 2. 12. 2004, das ich soeben im Internet nachgelesen habe. Ich konnte dabei feststellen, daß Sie als Mitglied der Partei, die ich seit 25 Jahren wähle, quasi für „die SPD“ gesprochen haben.
Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß ich entsetzt und empört bin über die Art und Weise, in der Sie sich bei dieser Debatte aufgeführt haben. Daß Sie Mitglied des Bildungsausschusses sind, habe ich Ihrer Vita entnommen (die allerdings keinerlei besondere Qualifikation für diese Aufgabe erkennen läßt); angesichts Ihrer Wortbeiträge allein wäre ich nicht auf diesen Gedanken verfallen: Sie waren von ebenso erschreckender Unsachlichkeit wie Niveaulosigkeit.
Es ist nicht nur Ihre eklatante Kenntnislosigkeit der Materie, die mich erschüttert hat, sondern insbesondere der aus dem Protokoll entnehmbare destruktive Gestus, mit dem Sie sich – als Mitglied des Bildungsausschusses! – grundsätzlich gegen diese Bundestagsdebatte gestellt haben. Ich bitte Sie – welches Thema, wenn nicht das der Behandlung der deutschen Sprache und Schrift, gehört zur Grundlage der Bildung? Und darüber zu debattieren lassen Sie sich nur mit Hohn, Spott und Arroganz herab? Ist das die bildungspolitische Haltung der SPD? Verstehen Sie so Ihre verantwortliche Aufgabe als Parlamentarier?
Ich zitiere nur zwei Beispiele:
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Wir beerdigen dort die Anträge!“ (d.h., in den Ausschüssen)
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Am liebsten würde ich es ablehnen!“ ( d. h., die Vorlagen an die entsprechenden Ausschüsse zu überweisen)
Von einem verantwortungsbewußten Mitglied des Bildungsausschusses einer Partei erwarte ich seriöse Wahrnehmung der Probleme und konstruktive Beiträge zu ihrer Lösung; was ich nicht hinnehmen kann, ist ein pöbelhaftes Benehmen und pauschales Abmeiern der Thematik, wie Sie es betrieben haben.
Ich zitiere:
[MdB NOOKE: Unser Antrag fordert daher genau das, was der Titel verspricht: Klarheit für eine einheitliche Rechtschreibung; nicht mehr, aber auch nicht weniger. ]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Das haben wir doch!“
Sie behaupten, „Klarheit haben wir doch“: Offensichtlich haben Sie nicht die leiseste Ahnung vom inhaltlichen Stand der Rechtschreibreform. Falls es Ihnen entgangen sein sollte: Es hat inzwischen bereits die dritte oder vierte Revision der Reform stattgefunden, die die ursprüngliche Regelung z.B. im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung radikal umkrempelt; falls Sie es nicht bemerkt haben sollten: Ein großer Teil der Bevölkerung lehnt die Reformschreibung ihrer konfusen, widersprüchlichen und unverständlichen Regeln wegen strikt ab; falls Sie es nicht wahrgenommen haben sollten: Inzwischen hat jede Zeitung, die der Reform folgt, aus dem unbrauchbaren Wust der Neuregelung nach eigenem Gutdünken ihre je eigene Orthographie mehr schlecht als recht herausdestilliert; damit ist die Einheitlichkeit der Rechtschreibung in einer Weise zerstört, wie sie nur mit der Zeit vor Duden im 19. Jahrhundert zu vergleichen ist. Die „Neue Rechtschreibung“, die von der von Ihnen unterstützten Politik durchgedrückt wird, existiert nurmehr als zerfledderter und chaotischer Torso.
Haben Sie als Bildungspolitiker nichts von all dem mitbekommen? Nur dann wäre dieser vollkommen irreale Zwischenruf zu verstehen. Leben Sie im Irrealis? Nehmen Sie nicht mehr wahr, was um Sie herum vorgeht? Oder befolgen Sie plump Anweisungen ohne eigene Sachkenntnis? Ist das die Haltung der SPD?
Zwichenruf Jörg Tauss [SPD]: „Sommertheater!“
Ich darf nach diesem Zwischenruf davon ausgehen, daß ein Thema, das die Bevölkerung in allen Schichten, in der Schule, in den Familien, in den Medien, in den Universitäten und Akademien bewegt, für Sie als Mitglied des Bildungsausschusses und Mitglied der SPD nichts weiter ist als „Sommertheater“?
[MdB OTTO: Sie folgten bewusst oder unbewusst der Ideologie eines Initiators der Reform, des SED- und PDS-Mitglieds Dieter Nerius, der die Rechtschreibreform wörtlich bezeichnete als „eine Maßnahme der Sprachlenkung, die nur vom Staat durchgesetzt werden kann.]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Quark!“
Was, bitte, ist daran „Quark“? Professor Dieter Nerius war Reisekader der SED, also offenbar eng mit dem damaligen totalitären Regime verbunden, und war allzeit strammer Vertreter einer linguistischen Theorie, die die Lenkung von Schrift und Sprache als Aufgabe des Staates ansieht. Ich bin strikter Gegner jeder staatlichen, ideologischen und parteipolitischen Einmischung in diesen sensiblen Bereich – George Orwell hat nicht umsonst vorgeführt, was aus solch einer ideologischen Position entstehen kann. Da Sie den Debattenbeitrag des Abgeordneten Otto, der auf diese Tatsachen hinwies, als „Quark“ bezeichnen, darf ich annehmen, daß Sie eine ähnliche Haltung wie Professor Nerius von der PDS vertreten – Sprache und Schreibung muß autoritär vom Staat kontrolliert werden?
[MdB OTTO: Nun zum Hinweis auf die Schüler, die die neuen Regeln bereits gelernt haben. ]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Sehr gut sogar!“
Ist Ihnen entgangen, daß bereits mehrere Jahrgänge von Schülern mit völlig falschen Kenntnissen entlassen wurden? Falsch deswegen, weil ihnen objektive Irrtümer und Irrwege in zentralen Bereichen der Reform eingetrichtert wurden, die jetzt endlich zäh zurückgenommen werden. Diese bereits entlassenen Schüler müßten nun eigentlich umlernen – was aber sicher nicht geschehen wird; d.h., sehr viele junge Menschen werden mit konfusen, unsinnigen und fehlerhaften Rechtschreibkenntnissen ihren Weg machen müssen – das Verschulden einer Politik, die Sie offenbar massiv vertreten.
Erste und grundlegende Aufgabe der Schule hat ja wohl zu sein, nachwachsenden Generationen zumindest die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens ordentlich zu vermitteln. Die Politik, die Sie vertreten, hat zu verantworten, daß unverantwortliche Experimente mit diesen Schülern veranstaltet wurden; sie hat zu verantworten, daß Kindern Unfug beigebracht wurde – gegen alle Einsprüche und Warnungen. Und da reden Sie als Parlamentarier und Bildungspolitiker davon, daß die Schüler die neuen Regeln „Sehr gut sogar!“ gelernt haben? Was verstehen Sie eigentlich von der Materie?
[MdB OTTO: Antje Vollmer hat völlig Recht: Wir müssten uns bei den Schülern entschuldigen]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Warum?“
Dieser Zwischenruf demonstriert exakt Ihre fundamentale Ahnungslosigkeit, die ich oben dargestellt haben: Die Politik hat den Schülern etwas aufgezwungen, was nicht im Konsens mit der Mehrheit der Bevölkerung steht und nicht übereinstimmt mit einer bewährten Rechtschreibung der deutschen Sprachgemeinschaft, die problemlos funktioniert hat, auch wenn sie nicht ganz einfach ist. Was aufgezwungen wurde, wurde inzwischen in zentralen Bereichen von der Reformkommission selbst als fehlerhaft und falsch erkannt und wird zögerlich und inkonsequent zurückgenommen.
Die Schüler wurden aber von der Politik gezwungen, diesen Unfug zu erlernen; die Schreib- und damit verbunden auch die Sprachkompetenz dieser Schülerjahrgänge wurde durch die Reform eindeutig beschädigt; all das haben die Schülern der von Ihnen vertretenen Politik zu verdanken. Eine Entschuldigung wäre das mindeste – haben Sie eigentlich schon über die Kosten für die Nachschulung nachgedacht, die diese Schülerjahrgänge einfordern dürften, da ihr Gelerntes in zentralen Bereichen obsolet geworden ist?
[MdB RONSÖHR: Letztlich sehen doch auch diejenigen, die die Rechtschreibreform eingeführt haben, Reformbedarf, weil sie manches für nicht plausibel halten. ]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Das ist ein Prozess!“
Eine groteske Verdrehung Ihrerseits: Sie können nicht einerseits präskriptiv-obrigkeitsstaatlich Fehlerhaftes verordnen und zugleich dazwischenschreien, daß das alles ein langer Prozeß sei, wie er immer in der Sprache vorkäme - so etwas wie die Rechtschreibreform kommt eben nicht prozeßhaft in der natürlichen Sprachentwicklung vor, sondern ist ein willkürlicher, autoritärer Staatseingriff mit unvorhersehbaren Folgen. Sie als Unterstützer dieser Politik haben ihn mitzuverantworten.
Redebeitrag Jörg Tauss (SPD):
“Lieber Herr Präsident! Frau Landesvorsitzende! Heute beenden wir das Sommertheater, das hier begonnen worden ist. Es ist interessant, einmal aufzurollen, wie das Sommertheater begonnen hat. Ausgangspunkt waren zwei Unionsleute: ein Ministerpräsident, ein Möchtegern-Ministerpräsident. Beide sind mit ihrem Anliegen als Bettvorleger gelandet. “
Ich – und ich sage dies ausdrücklich als SPD-Wählerin - erachte es als unerträgliche Arroganz, wie Sie dieses die Bevölkerung bewegende Thema diffamieren, als ginge es dabei nur um die politische Selbstdarstellung Einzelner im öden Parteiengezänk. Es ist genau dieser Tunnelblick, es ist diese fürchterliche Verengung von Sachfragen auf kindische, parteipolitische Wadlbeißereien, welche Politik und Politiker zunehmend abstoßend macht und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit desavouiert. Sie beteiligen sich daran offenbar nach Kräften - gleich das erste Argument Ihrer Rede ist eine solche plumpe Parteien-Schienbeintreterei.
“Wir reden hier übrigens über 0,5 Prozent des Wortschatzes, um einmal die Dimension klar zu machen.“
Ihre Unkenntnis der Materie ist erschreckend: Bislang wurde offiziell (vor dem Bundesverfassungsgericht) immer von 2 % des Wortschatzes geredet, also vom Vierfachen dessen, was Sie hier angeben. (In Wahrheit ist es wesentlich mehr, aber das nur nebenbei.) Wenn es denn aber, wie Sie behaupten, nur 0,5% betrifft – wie kann bei einer so minimalen Änderung überhaupt ein positiver zu vermerkender Vereinfachungseffekt in der Rechtschreibung für die Schüler auftreten? Mit dem Argument der „Vereinfachung“ wurde die Reform ja legitimiert. Warum mußte eine so minimale Änderung dann überhaupt mit solchen Kosten durchgesetzt werden?
Wie verantworten Sie den unendlichen (offenbar Milliarden -) Aufwand für den minimalen Effekt von 0,5 % Änderungen eigentlich vor dem Haushaltsausschuß? Wie verantworten Sie die Folgekosten für neue Schulbücher, die jetzt ja schon wieder neu gedruckt werden müssen, da Irrtümer und Irrwege der von Ihnen durchgesetzten Reform revidiert werden müssen?
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, die dritte Gruppe nehme ich ernst: Die Schriftsteller äußern sich in großer Sorge um die deutsche Sprache. Aber diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind überhaupt nicht betroffen; denn sie haben die künstlerische Freiheit, zu schreiben, wie sie wollen. Wenn sie wollen, können sie Schifffahrt und den Pfiff des Schiffes oder eines Zuges mit fünf „f“ schreiben.“
Verzeihen Sie, wenn ich diesen Debattenbeitrag als gelebtes Banausentum bezeichne: Daß Schriftsteller von einer Veränderung ihres Arbeitsmittels – der Form und Verschriftungsregeln ihrer Sprache – nicht „betroffen“ sein sollen, ist eine unglaublich absurde und hanebüchene Aussage. Ihre entweder unentschuldbar spöttische oder intellektuell vollkommen unbedarfte Bemerkung über die „fünf f“ in Verbindung mit der Phrase der „künstlerischen Freiheit“ grenzt an Zynismus. Sie stellen die Schriftsteller als eine Art nicht ganz zurechnungsfähiger Hofnarren hin, die hinsichtlich Rechtschreibung sowieso nicht ganz gesellschaftsfähig seien und irrelevant für die Schreibung der deutschen Sprache. Ich stelle diese indiskutable, für mich flegelhafte Bemerkung in den großen Zusammenhang der Intellektuellen-Schelte und Intellektuellen-Mißachtung, die in Deutschland eine unrühmliche Tradition hat. Die Stimmen der Schriftsteller so primitiv zu diffamieren wäre z.B. in einer Kulturnation wie Frankreich undenkbar: Dort gibt man etwas auf diejenigen, die schreibend und kommentierend ihrem Land und ihrer Zeit den Spiegel vorhalten. Sie lächerlich zu machen und als belanglos an den Rand zu stellen, ist offenbar kleingeistige deutsche Schrebergarten- (SPD?-) Art. Ich erlaube mir, als degoutant zu bezeichnen, was Sie hier betreiben: Die Schriftsteller als irrelevant auszugrenzen aus dem Sprachzusammenhang der deutschen Bevölkerung.
„Sowohl der Minnesang, über den ich vorhin sprechen wollte, als auch die Stücke von Goethe - denken Sie beispielsweise an den Urfaust - sind selbstverständlich in der damaligen Rechtschreibung abgedruckt.“
Ihre Kenntnislosigkeit ist erschreckend. Texte von Autoren, die nicht in Reformschreibung gedruckt werden wollen, werden von den Schulbüchern nicht mehr aufgenommen – wissen Sie das nicht? Ich darf aus einem Brief von Günter Grass an seinen Verleger schon aus dem Jahr 1996 zitieren (veröffentlicht in der SZ):
„Lieber Gerhard Steidl, mir liegt ein Brief vor, den der Verlag Ferdinand Schöningh mit einem Mustervertrag der Verwertungsgesellschaft Wort geschickt hat. Es geht um ein Gedicht („Der Ball“), das in einem Schulbuch unter dem Titel Blickfeld Deutsch, Jahrgangsstufe 6, abgedruckt werden soll. Der Vertrag ist mit Schreibmaschine um einen Zusatz verlängert worden: „Der Text wird vor Druck der neuen Rechtschreibung angepaßt.“ Hierzu möchte ich Dir als meinem Verleger, der das Copyright meiner gesamten literarischen Produktion betreut, folgendes sagen: Ich lehne den widersprüchlichen und zum Teil widersinnigen Eingriff in die deutsche Sprache, der sich „Rechtschreibreform“ nennt, grundsätzlich ab. Schon jetzt wird deutlich, daß meine Romane, Erzählungen und Gedichte, sollten sie weiterhin für den Schulgebrauch benutzt werden, erheblichen Eingriffen und Entstellungen ausgesetzt wären. Gleiches trifft natürlich auf eine Vielzahl deutscher Autoren zu [...]“ .
Thomas Mann, der sich nicht mehr wehren kann, wird derzeit in den entsprechenden Deutschbüchern umgemodelt. Meinen Sie, der „Urfaust“ sei der einzig wichtige literarische Text in deutscher Sprache? Wie kommen Sie zu Ihrer absurden, von keiner Sachkenntnis getrübten Behauptung?
Sie sagten:
„Eine Hauptschullehrerin aus meinem Wahlkreis sagte mir heute - ich musste wegen einer Beerdigung heute Mittag dorthin fahren -, dass die Schülerinnen und Schüler mit der neuen Rechtschreibung bestens zurechtkommen.“
Es ist ganz selbstverständlich, daß die Schüler „bestens zurechtkommen“ - die Schüler kommen mangels Alternative zwangsläufig mit jedem ihnen anbefohlenen Unfug irgendwie zurecht, selbst wenn Sie die Von-rechts-nach-links-Schreibung einführen wollten.
Abgesehen davon, daß der analphabetische Sechsjährige kaum der Maßstab für die Schreibung einer über Jahrhunderte gewachsenen, komplexen Kultursprache sein kann, gibt es in der Tat offenbar auch (wohl parteipolitisch gebundene?) weisungsgebundene Lehrer aus gewissen Verbänden, die wider alle alltägliche Schulerfahrung der Reform den Rücken stärken. Ich darf Ihnen aber sagen: Von ca. 20 Lehrern aus meinem Bekanntenkreis ächzen alle unter der Reform, sind sich alle einig, daß die Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung unbegreiflich sind, und bestätigen unisono, daß inzwischen mehr Fehler gemacht werden als zuvor – dies auch, weil sie sich selber nicht in der Lage sehen, die undurchschaubaren neuen Regeln zu unterrichten. Sobald die Rechtschreibfehler ab August 2005 gewertet werden müssen, würde das ganze Desaster der durch die Reform produzierten Fehlervermehrung erst so richtig deutlich werden, das sich in den ersten Untersuchungen bereits abzeichnet.
Sie sagten:
„Ich bleibe dabei - mit meinem Zwischenruf habe ich es vorhin schon zum Ausdruck gebracht -, dass die Verunsicherung allein durch diejenigen verursacht wird, die seit dem Sommer diese Debatte über die Rechtschreibreform führen.“
Sie meinen offenbar: Hauptsache, keine Verunsicherung. Würden nur alle mitmachen, gäbe es kein Problem. Es machen aber nicht alle mit – es mag Sie erstaunen, aber große Teile der Bevölkerung verhalten sich hierin unbotmäßig gegenüber der „Obrigkeit“; und dies aus guten Gründen, die Sie als gewählter Volksvertreter aber nicht ernstzunehmen geruhen.
Schuld an der allgemein grassierenden Rechtschreibunsicherheit sind also Ihrer Ansicht nach die Verweigerer - eine Variante des Sprichworts, daß der Überbringer schlechter Botschaften für die Botschaft zu büßen hat. Es ist niederschmetternd, wie sachfremd und dumpf politische Argumentation sein kann.
Die schlechte Botschaft, die die Verweigerer bringen, lautet einfach, daß die Reform inhaltlich-sprachlich-linguistisch-pädagogisch-orthographisch nichts taugt. Daß der Widerspruch und der Ruf zur Rückkehr zur alter Schreibung aus Verantwortung, besserem Wissen, schlimmen Reformerfahrungen und Gewissensentscheidung entspringen könnte, ziehen Sie offenbar überhaupt nicht in Betracht – ebensowenig wie die massive Kritik, die von wissenschaftlicher und schriftstellerischer Seite in breiter Front am Reformwerk geäußert wurde. Daß Sie und Ihre Partei sich hierzu aus unerfindlichen Gründen blind und taub stellen und sich an Formalien festhalten, statt über Inhalte auch nur nachzudenken, ist ein Skandal.
Sie sagten:
„Wenn Sie, Herr Kollege Otto, sagen, dass Sie sich von Bürokraten nicht vorschreiben lassen, wie Sie zu schreiben haben, dann kann ich nur sagen: Dieses Argument hätte mir früher als Schüler einfallen müssen. Was wäre wohl passiert, wenn ich das meiner Lehrerin entgegengeschmettert hätte?“
Ihre Argumentation ist derart erschreckend unverständig, daß es sich wohl kaum lohnt, Ihnen zu widersprechen: Es sind selbstverständlich zwei paar Schuh, ob man von einer Lehrerin die üblichen Regeln des Schreibens vermittelt bekommt, wie sie sich in der Sprachgemeinschaft entwickelt haben, oder ob man künstliche Konstrukte anbefohlen bekommt, die sich eine Handvoll „Experten“ am grünen Tisch ad hoc auf staatlich-bürokratische Order hin aus den Fingern gesogen haben. Ich bin erschüttert über die Trivialität Ihres Denkens – oder die bewußte Perfidie Ihrer Argumentation.
Sie sagten:
„Das heißt, selbst die Gegner der Reform haben die Reform schon so verinnerlicht, dass sie auf die bewährten neuen Reformvorschriften zugreifen. Das tröstet mich.“
Es ist primitivste Rabulistik, von „bewährten neuen Reformvorschriften“ zu reden, wenn genau diese Vorschriften Anlaß heftigen öffentlichen Streits und eben deshalb keineswegs „bewährt“ zu nennen sind – ist das SPD-Newspeak? Die Realität wird sich schon ändern, wenn man sie dreist ins Gegenteil umbenennt? Ihr Beitrag ist insgesamt nichts anderes als eine zynische Verweigerung der sachlichen und inhaltlichen Debatte.
Ich habe jetzt genug. Ich begreife weder Sie noch Ihre Partei noch Ihre Fraktionsspitze – Ihre Fraktions-Kollegen haben sich ersichtlich gleichgeschaltet geäußert. Ich bin entsetzt über das beschämende intellektuelle „Basta“-Niveau, auf dem „Bildungspolitiker“ wie Sie zusammen mit Kultusministern und Vorständen der SPD ein Thema arrogant abhandeln, das einen empfindlichen Nerv der Öffentlichkeit getroffen hat.
Seit 25 Jahren bin ich, wie erwähnt, SPD-Wählerin. Ich muß Ihnen mitteilen, daß ich bei der nächsten Wahl derjenigen Partei meine Stimme geben werde, deren frei gewählte Abgeordnete und „Bildungspolitiker“ nicht durch Fraktionszwang gehindert werden, hierzu ihre Meinung zu sagen; ich werde diejenigen wählen, die sich seriös mit der Problematik der Rechschreibreform auseinandersetzen. Es wird wohl nicht mehr die SPD sein.
Mit besten Grüßen"
Selbstverständlich habe ich keine Antwort bekommen.
Gemailt habe ich auch der Abgeordneten der GRÜNEN, die sich bei der Debatte durch ganz besondere Unkenntnis und Phrasendrescherei ausgezeichnet hatte - ebenfalls ohne Antwort.
Quod erat expectandum.
Agrescha
eingetragen von Fritz Koch am 11.12.2004 um 16.37
Jetzt:
"(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."
Der Teilsatz "Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden" muß gestrichen werden und wahrheitsgemäß entsprechend den Tatsachen ersetzt werden durch:
"Sie sind Vertreter ihrer Partei und an Aufträge und Weisungen ihres Parteivorsitzenden gebunden"
Begründung: Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die den Regierungsparteien angehören, haben den Willen der großen Mehrheit des Volkes für nicht durchsetzbar und für unwichtig erklärt.
Weil sie den Willen der Mehrheit des Volkes derartig mißachten, dürfen sich nicht mehr "Volksvertreter" nennen, sondern nur noch "Parteivertreter".
eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.12.2004 um 09.54
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Detlef Lindenthal am 11.12.2004 um 09.26
Fundstelle: http://www.lvn.ltsh.de/infothek/wahl14/plenum/plenprot/1999/14-095%5f09-99.pdf
Schleswig-Holsteinischer Landtag Plenarprotokoll 14/95 14. Wahlperiode 99-09-17
Plenarprotokoll
95. Sitzung
Kiel, Freitag, 17. September 1999
Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta:
...
Meine Damen und Herren, ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf:
Zweite Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes
Gesetzentwurf der Fraktionen von SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und der Abgeordneten des SSW
Drucksache 14/2368
Bericht und Beschlußempfehlung des Bildungsausschusses
Drucksache 14/2398
Das Wort hat zunächst der Berichterstatter des Bildungsausschusses, Herr Abgeordneter Dr. von Hielmcrone.
Dr. Ulf von Hielmcrone [SPD]:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bildungausschuß hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Gesetzentwurf beschäftigt. Er empfiehlt dem Haus einstimmig, den Gesetzentwurf anzunehmen.
Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta:
Ich danke dem Herrn Berichterstatter. Gibt es Wortmeldungen zum Bericht? - Das ist nicht der Fall. Da eine Aussprache nicht vorgesehen ist, lasse ich jetzt über den Gesetzentwurf in der vom Ausschuß empfohlenen Fassung abstimmen. Wer zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Enthaltungen? - Das ist einstimmig so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 13 auf ...
Dies Protokoll zeigt, daß Herr Hentschel nicht nur ein Lügner ist, sondern, schlimmer noch, ein Rabulist, ein Wortverdreher. Er behauptet:
>>Die Aufhebung des Volksentscheids ist von der CDU beantragt worden, der[ ]selben Partei, die den Volksentscheid betrieben und unterstützt hat.<<
Nie hat Schleswig-Holsteins CDU einen Volksentscheid betrieben. Die Aufhebung des Volksentscheids ist von den Grünen, den Dänen, den „Freien“ „Demokraten“, den „Sozial-“„Demokraten“ und von Volker Rühes C„D“U gemeinsam betrieben worden; nur eine Partei zu nennen und derer viere zu verschweigen bezeichne ich als argen Täuschungsversuch.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2004 um 09.12
Auch mein PC wird von den Reformbetreibern ausgeforscht. Dasselbe berichtet eine meiner Mitarbeiterinnen, die sich kritisch mit der Rechtschreibreform auseinandersetzt. Wir wissen auch schon seit langem, wohin die Spur führt, begnügen uns aber mit dem Spruch "Der Lauscher an der Wand..." Irgendeinen Nutzen hat es den Spitzeln bisher nicht gebracht.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 11.12.2004 um 09.06
Der Bundestagsabgeordnete Tauss schreibt mir eine Mail (übrigens in alter Rechtschreibung: "Sie haben recht"), die seine ganze Unkenntnis der Rechtschreibdiskussion bezeugt. Gleichwohl fühlt er sich berechtigt, folgendermaßen zu schließen: "Da sich die RS-Reform m. E. bewährt hat und Sie den KMK-Beschluss falsch interpretieren, wird es keine Rückkehr zur alten Rechtschreibung geben. Ich bin froh, dass dieses unnuetze Sommertheater damit nun auch sein Ende gefunden hat."
Das sind unsere Volksvertreter. Hat jemand Lust, zur nächsten Wahl zu gehen? Schämen sich wenigstens die SPD-Wähler, wenn sie so etwas lesen (und den Spiegel-Bericht über Tauss' Auftreten dazu)?
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Klaus Kolbe am 10.12.2004 um 22.17
Daß Herr Dräger zur damaligen Zeit des Volksbegehrens vom Verfassungsschutz bespitzelt wurde, wie er im nachhinein vom damaligen, heute leider schon verstorbenen Oppositionsführer Ottfried Hennig (wenn ich nicht irre) schriftlich in Kenntnis gesetzt wurde, sollte dem Herrn Hentschel bekannt sein, auch, daß die CDU erst mit der Entsendung des früheren Verteidigungsministers Rühe als Spitzenkandidat für die CDU SH eine Kehrtwendung par excellence an den Tag legte!
Von den anderen Schlechtigkeiten, die dort passierten, kann Herr Dräger sicher mehr erzählen.
Aber - wir haben ja wirklich wichtigere Probleme. Muß schon ein wichtiger Mensch sein, dieser Herr Hentschel.
Ach ja, und dann war da noch die Sache mit den erheblich weniger Fehlern - bis zum Stichtag im August nächsten Jahres gebe ich ihm (aus den ihm wohl bekannten? Gründen) recht.
Wenn man diese beiden Antworten des Herrn Hentschel an Herrn Salzburg liest (mein "Korrektoren-Auge" muß ich dabei krampfhaft zuhalten) und gleichzeitig erfährt, daß solche Leute über eine Sache, von der sie so offensichtlich nichts verstehen, mitreden wollen, dann fällt einem wirklich nichts mehr ein. Es kann ja nicht jeder Professor sein - mit diesem Niveau meiner Deutschkenntnisse aber würde ich mich in der Öffentlichkeit sehr zurückhalten.
Um es mit Loriots Worten zu sagen: Für Leute, die weder ..., ist die Rechtschreibreform schon völlig in Ordnung.
Ich habe heute am frühen Abend in einer Fernsehsendung mit Frau Maischberger die Herren Cohn-Bendit und Tietjen (ehem. Bild-Chefredakteur) in einer Diskussion gesehen. Es ging, glaube ich (ich habe die Sendung nicht von Beginn an und leider auch nicht bis zum Ende gesehen), um die politische Meinungsmache oder Einflußnahme der BILD. Ganz kurz wurde auch das Thema Rechtschreibreform und Springer-Verlag angesprochen. Herr Cohn-Bendit ist doch tatsächlich immer noch der Auffassung, daß man mit der Rechtschreibreform allen Schülern etwas Gutes getan hat. Die wenigen wie z.B. Schirrmacher, Diekmann, Enzensberger und Aust würden sich anmaßen, über die Köpfe von unzähligen Schülern und Lehrern hinweg beurteilen zu können, ob diese Reform für die Schüler nun gut oder schlecht sei! Da kann man nur sagen: "Träum weiter, Herr Cohn-Bendit!"
eingetragen von David am 10.12.2004 um 20.28
Wer ist denn dieser Hentschel?
Entweder versucht der Typ (nein, ich nehme das nicht zurück! Anders kann man so jemanden einfach nicht anreden. Er kann sich gerne darüber bei mir beschweren.), fast schon bemitleidenswert verzweifelt, sarkastisch zu sein, oder er ist einfach nur dumm. (Auch das nehme ich nicht zurück.)
Zumindest ist er eines: rotzfrech.
Interessant wieder einmal, wie verbohrt doch die vermeintlich freiheitlich Denkenden sind, wenn es gegen den "Klassenfeind", also gegen andere Parteien geht. Da bleibt aber auch alles auf der Strecke, so habe ich den Eindruck.
Es gibt eben Leute... nun ja.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.12.2004 um 19.16
Die Aufhebung des Volksentscheids ist von der CDU beantragt worden, der selben Partei, die den Volksentscheid betrieben und unterstützt hat.
Wir konnten ja wohl schlecht diese Initiative der CDU, die Angst hatte vor der breiten Protestwelle der Eltern und Lehrern an den Schulen, ablehnen, obwohl wir immer für die neue Rechtschreibung eingetreten waren.
Wir haben aber diese CDU-Initiative erst dann unterstützt, nachdem klar war, dass alle anderen Bundesländer die neue Rechtschreibung eingeführt haben und SH im gesamten deutschsprachigen Raum alleine da stand.
Als klar war, dass es kein einziges Schulbuch mehr in der alten Rechtschreibung geben würde, hatten wir keine andere Wahl mehr.
Nun ist die Übergangszeit abgelaufen - irgendwann muss man dann auch Entscheidungen akzeptieren. Tut mir leid - wir haben wirklich wichtigere Probleme.
Im Übrigen bin ich sicher, dass ihr Sohn nach der neuen Rechtschreibung erheblich weniger Fehler macht, als nach der alten!
Gruß
___________________
Karl-Martin Hentschel
Fraktionsvorsitzender
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Düsternbrooker Weg 70
24105 Kiel
Tel.: 0431 / 988 - 1512
Fax: 0431 / 988 - 1501
karl-martin.hentschel@gruene.ltsh.de
Antwort auf das Hauptanliegen:
... Ich bitte Sie daher, sich mit mir dafür einzusetzen,
1. daß die traditionellen Schreibweisen jetzt grundsätzlich nicht als Fehler gewertet werden dürfen und
2. auch nach dem 29. Juli 2005 in den Schulen weiterhin als richtig gelten.
Es ist ein Unding, wenn Schüler, die so schreiben, wie man es täglich in vielen Zeitungen, bei anerkannten Schriftstellern und in den meisten Büchern der Bibliotheken lesen kann, dafür bestraft werden. Das dürfte doch auch mit Ihrer Vorstellung von der Unwichtigkeit der Rechtschreibung nicht vereinbar sein.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Fritz Koch am 08.12.2004 um 22.53
Die brauchen doch nur reden können, nur die Protokollführer müssen schreiben können, aber die fragt keiner. Wetten daß Abgeordnete ihre Briefe nur diktieren? Die Sekretärinnen fragt auch keiner. Abgeordnete zu ihrer Meinung zur Rechtschreibung zu fragen ist wie Blinde zu ihrer Meinung zu Farben zu fragen: Sie wissen garnicht, was das ist.
Das gleiche gilt für Kultusminister, Ministerpräsidenten, Bundeskanzler und Parteivorsitzende.
– geändert durch Fritz Koch am 09.12.2004, 11.04 –
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2004 um 20.41
Hallo Herr Sigmar,
es gibt wirklich wichtigere Themen als die Rechtschreibreform.
Im übrigen schicke ich Ihnen gerne noch mal meine Rede von 1997.
Vielleicht gibt sie ihnen zu Denken - insbesondere der Schluss mit Göte!!!
Gruß
Hentschel
G.E. Lessing sagte: „Schreibe wie du redest, so schreibst du schön.“
[Reaktion per Email auf die Zusendung des „Salzburger Programms"; die Rede existiert hier schon in der protokollierten Form]
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Fritz Koch am 06.12.2004 um 08.01
"Chrismon" als Beilage zu "Die Zeit", "Frankfurter Rundschau", "Sächsische Zeitung", "Süddeutsche Zeitung", "Der Tagesspiegel", "Potsdamer Neueste Nachrichten"
Markige Sprüche von Heide Simonis (Diplomvolkswirtin, SPD-Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein seit 1993):
"Wenn ich eine Sache gut durchgestanden habe und ich mir danach sagen kann: Denen habe ich's aber gezeigt."
"Ich habe ein ganz starkes Gefühl für Ungerechtigkeiten."
E-Mail: redaktion@chrismon.de
eingetragen von Matthias Dräger am 06.12.2004 um 03.47
Sie können von Glück sagen, daß Sie das alles nicht selbst erlebt haben - fragen Sie einmal Frau Ahrens aus Elsfleth oder Frau Ahrens aus Bremen! Was Landeswahlleiter Strehlen in Niedersachsen sich gegenüber den Reformgegnern herausgenommen hat, geht auf keine Kuhhaut.
Um das Thema vorerst abzuschließen: In Rheinland-Pfalz ist die Rechtschreibreform klar verfassungswidrig. Dort heißt es:
Art 1, (3): Die Rechte und Pflichten der öffentlichen Gewalt werden durch die naturrechtlich bestimmten Erfordernisse des Gemeinwohls begründet und begrenzt.“
„Begrenzt“ - ist das nicht klar, was das heißt? Der Staat darf keinesfalls mehr machen, als für das Gemeinwohl unbedingt notwendig ist. Die Spaltung der öffentlich sichtbaren Orthographie sehe ich nicht als naturrechtlich bestimmtes Erfordernis an.
Adolf Süsterhenn (Justiz- und Kultusminister) und Hans Schäfer (Ministerialrat im Justizministerium) schreiben 1950 in ihrem Kommentar der Verfassung für Rheinland-Pfalz:
Weiterhin hat der Staat nach Art. II „das Wohlergehen des Einzelnen und der innerstaatlichen Gemeinschaft zu fördern“. Der Staat ist also nicht Selbstzweck. Seine Aufgabe ist subsidiärer Natur. Er soll den Einzelmenschen und die innerstaatlichen Gemeinschaften (Familien, Gemeinden, Gemeindeverbände, berufsständische Leistungsgemeinschaften Wirtschaftskörperschaften, Heimatlandschaften, Kirchen, Kultuverbände und die Fülle der freien Vereinigungen) „fördern“, d. h. ihnen bei der selbsttätigen Erfüllung ihrer Aufgaben und Zwecke behilflich sein. Damit ist es dem Staat untersagt, den Einzelnen und die genannten Gemeinschaften zu unterdrücken und ihre Aufgaben nach dem sogenannten „Gesetz der zunehmenden Staatstätigkeit“ an sich zu reißen. Vielmehr hat der Staat, wie Art 1 W-BV bestimmt, die Aufgabe, dem Menschen bei der Erfüllung seines Lebenszweckes „zu dienen“.
Ich sehe es nicht als Aufgabe des Staates an, mir 20 Jahre nach Verlassen der Schule per Kultusministererlaß mitzuteilen, wie man eigentlich richtig, „vorbildlich“ schreibt und, auch über entsprechende Anweisung an seine Behörden, ohne Notwendigkeit eine allgemeine Umerziehung einzuleiten.
eingetragen von margel am 05.12.2004 um 21.29
Sicher war es empörend, unwürdig und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die die Schulbuchweisheiten über unsere ach so sauber funktionierende Demokratie geglaubt hatten. Die Trickserei vor der Volksabstimmung und danach das schmutzige Spiel einer Allparteienkoalition markieren einen Tiefpunkt der politischen Kultur nicht nur in Schleswig-Holstein. Es ist allerdings nie verkehrt, von Illusionen geheilt zu werden. Das wahre häßliche Gesicht der Macht bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Nur - verfassungswidrig war das alles nicht, leider... Und damit genug zu diesem Thema.
eingetragen von Matthias Dräger am 05.12.2004 um 18.55
geht von den Volksvertretern aus? Ist es das, was Sie meinen?
Richtig, verehrter Herr Margel, wir sind beide keine Verfassungsrechtler. Vielleicht sehe ich deshalb (für mich) die Dinge so klar, unangekränkelt durch irgendwelches Fachwissen über Verwaltungsrecht.
Mit der Abstimmung über die Rechtschreibreform hat das VOLK mehrheitlich eine Willensbekundung vorgenommen, die heißt: Keine Rechtschreibreform!
Wenn danach die Vertreter des Volkes dieses Votum in sein Gegenteil verkehren:
Liebes, widerspenstiges Volk, Du weißt gar nicht, was gut für Dich ist, Du wirst jetzt DOCH reformiert,
dann ist das eine Brechung des Volkswillens. Die Staatsgewalt geht in diesem Falle nicht mehr vom Volk aus, sondern von den von ihm vertrauensvoll gewählten Vertretern, die sich über den Willen des Volkes hinwegsetzen.
Der Satz: Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus verliert dann seine prinzipielle Gültigkeit, er gilt nicht immer, nur noch meistens. Er sollte korrekterweise dann neu formuliert werden:
Alle Staatsgewalt geht - meistens! - vom Volk aus.
Die ganzen Begleiterscheinungen bei der Vorbereitung zur Abstimmung
- Gezerre um Zusammenlegung mit der Bundestagswahl
- Gegenvorschlag der Regierung, der zu einem verwirrenden Stimmzettel führte, mit einem Punkt "Ablehnung beider Vorschläge", der aber bei der Auszählung FÜR den Regierungsvorschlag gewertet wurde (!!)
- Versuch, gesonderte Wahlkabinen durchzusetzen,
etc., etc.
sowie das, was die Landesregierung mit dem Mandat zur Beendigung der Rechtschreibreform gemacht hat, spottet jeder Beschreibung.
Zur nächsten KMK-Sitzung schickte Simonis eine Kultusministerin, die vorher keine Gelegenheit ausgelassen hatte, die Leute regelrecht auszutricksen, und die ihr Entlassungschreiben schon in der Handtasche hatte.
Wer das aus nächster Nähe miterlebt hat, fragt sich, was das alles noch mit Demokratie zu tun hat.
eingetragen von Fritz Koch am 05.12.2004 um 17.14
"Sie [die Abgeordneten des Deutschen Bundestages] sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."
Notwendige Ergänzung:
"Das Gewissen der Abgeordneten wird von den Fraktions- oder Parteivorsitzenden bestimmt."
Begründung für die Ergänzung:
Anpassung an die tatsächliche und auch vom Bundesverfassungsgericht gebilligte Praxis und um den Abgeordneten unzumutbare Gewissenskonflikte zwischen Wähler- bzw. Volkswillen und Parteiinteressen zu ersparen. Außerdem ist es für Wirtschaftsverbände ein unzumutbarer Mehraufwand, statt des Parteivorsitzenden jeden einzelnen Abgeordneten überzeugen zu müssen.
eingetragen von margel am 05.12.2004 um 14.20
Wir sind ja beide keine Verfassungsrechtler, verehrter Herr Dräger, aber aus der Landesverfassung von Schleswig-Holstein ist eine Bindungswirkung von Volksentscheiden für das Parlament nicht herauszulesen. Die Abgeordneten sind an Weisungen nicht gebunden, auch nicht an solche der Stimmbürger. Dem Souverän verantwortlich sind sie nur als sich zur(Wieder-)Wahl stellende Kandidaten. Sind sie einmal gewählt, so sind sie nur ihrem Gewissen unterworfen - wie immer man das verstehen mag. Das Thema "Fraktionszwang" steht auf einem anderen Blatt. - Das BVG dürfte die fragliche Verfassungsbeschwerde entweder wegen Nichtzuständigkeit (womöglich auch, weil der Rechtsweg nicht ausgeschöpft war) oder mangels Aussicht auf Erfolg nicht zur Entscheidung angenommen haben.
eingetragen von Matthias Dräger am 05.12.2004 um 13.15
Der § 37 (2) lautet: „Die Gesetze werden vom Landtag oder durch Volksentscheid beschlossen.“
Die RANGORDNUNG zwischen Volk und Volksvertreter ist aber in Artikel 2 ganz klar geregelt:
„Es (das Volk) handelt durch* seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.“
Bei einer sachbezogenen Willensbekundung dürfen die Vertreter des Volkes denklogisch somit nicht etwas anderes beschließen, als das Volk will. Das wäre auch eine Verletzung des Grundsatzes, daß alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht (Art 2,1).
In Schleswig-Holstein hat man sich über den Willen des Volkes hinweggesetzt, die Folgen sind bekannt (zum Teil auch noch nicht bekannt, die werden erst noch bekannt). Wir leben derzeit mit einer zersplitterten Orthographie, deren "Einheit" (ha!) ein von den Kultusministern zum Gärtner erhobener "Rat für deutsche Rechtschreibung" "bewahren" soll.
Gegen das Vorgehen der Volksvetreter ist von Dr. Ulrich Klieges, Vater zweier Kinder und Vorsitzender des Elternvereins in Kiel, Verfassungsbeschwerde beim BVerfG eingereicht worden. (Schleswig-Holstein besitzt ja kein eigenes Landesverfassungericht).
Die Beschwerde wurde, obwohl der ordentliche Rechtsweg eingehalten wurde, in Karlsruhe nicht zur Entscheidung angenommen.
* Hervorhebung durch MD
eingetragen von margel am 05.12.2004 um 12.55
Gewiß widerspricht es dem Sinn direkt-demokratischer Abstimmungen, wenn deren unliebsame Ergebnisse anschließend durch die gewählten Volksvertreter sozusagen kaltlächelnd einfach kassiert werden. Aber verfassungswidrig war das Vorgehen des Schleswig-Holsteinischen Landtages trotzdem nicht. In der Verfassung des Landes ist eben kein Vorrang des einen vor dem anderen Verfahren verankert.(Artikel 37(2)). Ob das seinerzeit absichtlich oder nur aus Nachlässigkeit geschehen ist, müßten die Protokolle aus den Verhandlungen des verfassungsgebenden Gremiums zeigen. Jedenfalls hat es meines Wissens keine Verfassungsbeschwerde gegeben, wohl wegen Aussichtslosigkeit. - In Ländern mit echter Beteiligung des Souveräns an der Gesetzgebung(Bsp. Schweiz) ist solch ein Akt natürlich undenkbar.
eingetragen von Matthias Dräger am 05.12.2004 um 09.35
Am 17. September 1999 hat der schleswig-holsteinische Landtag darüber abgestimmt, ob das Ergebnis des Volksentscheids vom 27. September 1998 aufgehoben werden soll.
Eine solche Abstimmung ist angesichts der Verfassung von Schleswig-Holstein
Art 2: "Das Volk bekundet seinen Willen in Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch die gewählten Vertreter.“ (...)
klar verfassungswidrig. Daß dies von allen anwesenden Landtagsabgeordneten anders gesehen wurde, daß die Aufhebung des Ergebnisses des Volksentscheides einstimmig geschah, ist nicht mehr undemokratisch, das ist nur noch gespenstisch.
In der Ukraine wäre ein solches Vorgehen der Volksvertreter gegen den Willen des Volkes nicht möglich gewesen - undenkbar!
eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2004 um 08.53
Frau Hoffmann möchte durch nichts mehr daran erinnert werden, daß sie einmal ihre eigene Meinung gesagt hat, ohne sich vorher zu vergewissern, ob sie auch mit der des Fraktionsvorsitzenden übereinstimmt. Bemerkenswert ist, daß der Fraktionszwang, für den man unter brenzligen Umständen ein gewisses Verständnis haben kann, in einer solchen Sache wie der Rechtschreibreform eingesetzt worden ist. Das bedeutet doch, daß es hier um die Staatsräson auf höchster Ebene geht, d. h. um wirtschaftliche Interessen bestimmter Gruppen. Allerdings hat die rot-grüne Koalition schon in ihrer Koalitionsvereinbarung den Koalitionszwang zur verfassungswidrigen Dauereinrichtung gemacht. Hier eine Information zur Sache selbst:
Fraktionszwang
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verbietet in Artikel 38 Absatz 1 jegliche Einflussnahme auf das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten des Deutschen Bundestages. "Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."
In der von Parteien bestimmten Demokratie der Bundesrepublik hat sich innerhalb aller Fraktionen, sowohl bei der Regierung als auch bei der Opposition, der so genannte Fraktionszwang entwickelt, auch als Fraktionsdisziplin bezeichnet. Er bezeichnet die geschlossene Abstimmung innerhalb einer Fraktion im Parlament bzw. innerhalb der Regierungsfraktionen, wie dies z.B. im Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen niedergelegt ist: "Im Bundestag und in allen von ihm beschickten Gremien stimmen die Koalitionsfraktionen einheitlich ab." (Kapitel XII., Absatz 2)
Politiker verteidigen dieses ungeschriebene Gesetz, das im Widerspruch mit dem Grundgesetz steht, meist mit der Notwendigkeit der Handlungsfähigkeit der Regierung. Ohne geschlossenes Abstimmungsverhalten werde die Verabschiedung von Gesetzen erschwert, da die nötige Mehrheit unsicher sei. Den Oppositionsparteien dient der Fraktionszwang dazu, ihr Profil gegenüber der Regierung zu schärfen.
In die Schlagzeilen gerät der Fraktionszwang häufig erst dann, wenn er aufgehoben wird, was meist bei wirklichen Gewissensfragen wie z.B. im August 2001 bei der Abstimmung über den Mazedonien-Einsatz der Bundeswehr der Fall ist. Streng genommen kann von einer Aufhebung des Fraktionszwangs allerdings keine Rede sein, die Fraktionsspitze verzichtet in diesem Fall lediglich auf eine Einflussnahme auf ihre Abgeordneten. Sanktionen gegen Abgeordnete, die ihre Stimme entgegen der Linie der Fraktion abgeben sind laut Grundgesetz verboten: "Ein Abgeordneter darf zu keiner Zeit wegen seiner Abstimmung ... gerichtlich oder dienstlich verfolgt oder sonst außerhalb des Bundestages zur Verantwortung gezogen werden." (Art. 46 I GG)
Wenn ein Abgeordneter allerdings häufig gegen die Fraktionsdisziplin abstimmt, droht ihm innerhalb der Partei, dass er bei der nächsten Wahl nicht mehr aufgestellt wird oder keinen aussichtsreichen Listenplatz erhält. So stimmen die meisten Abgeordneten mit der Fraktion geschlossen ab, um sich die Chancen auf eine Karriere in der Partei zu erhalten.
Kritiker bemängeln daher, dass in der Praxis der Bundesrepublik Deutschland damit kein vollständig "Freies Mandat", wie es das Grundgesetz vorsieht, existiert. Das Gegenteil, ein "Imperatives Mandat", würde dagegen eine vollkommene Gebundenheit an den Willen der Wähler oder der Partei- bzw. Fraktionsführung einschließlich juristischer Sanktionsmöglichkeiten bedeuten. Ein Imperatives Mandat erhalten z.B. die Vertreter der Länder im Bundesrat, die die Stimmen entsprechend der Weisung ihrer Landesregierung abgeben. (www.politikerscreen.de)
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Matthias Dräger am 05.12.2004 um 08.09
Die Rücknahme der Unterschrift von Frau Hoffmann ist ein typischer Fall von Parteiraison: „Die SPD“ (d.h. Genosse Müntefering) ist für ein Festhalten an der Rechtschreibreform, also hat ein SPD-Mitglied auch gefälligst keinen Gruppenantrag zur Beendigung der Rechtschreibreform zu unterstützen. Wo kämen wir denn da hin, wenn im Bundestag jeder machen würde, was er wollte?
eingetragen von Theodor Ickler am 05.12.2004 um 07.36
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie darauf hinweisen, daß auf Ihrer Internetseite eine veraltete Version des Bundestagsantrages
Die Einheit der deutschen Sprache bewahren
enthalten ist, in der Frau Hoffmann als Unterstützerin des Antrages aufgeführt ist. Letzteres ist nicht der Fall.
Der von Ihnen genannte Antrag ist in seiner veröffentlichten und endgültigen Version als Bundestagsdrucksache 15/4249 unter
http://dip.bundestag.de/btd/15/042/1504249.pdf
im Netz zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Giesecke (Referent)
Büro Jelena Hoffmann MdB
Platz der Republik
11011 Berlin
Tel (030) 227-71161
Fax (030) 227-76210
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.12.2004 um 00.11
Antwort auf die Zusendung des „Salzburger Programms" mit Begleittext an den CDU-Landtagsabgeordneten Graf Kerssenbrock:
Freitag, 3. Dezember 2004 18:49
Sehr geehrter Herr Salzburg,
vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ich bin exakt derselben Meinung. In meinem Büro wird nach wie vor nach der bewährten Rechtschreibung geschrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Graf Kerssenbrock
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Fritz Koch am 12.09.2004 um 16.51
wären die Vulkanier aus der Kultserie "Raumschiff Enterprise", deren prominentester Vertreter Mr. Spock den Menschen das Raumfahren beigebracht hat und die sicher auch jemanden schicken können, der den deutschsprachigen Menschen das Rechtschreiben beibringt.
eingetragen von David am 12.09.2004 um 15.27
Zitat:
Selbstverständlich ist, dass sich ein Umlernen der Erwachsenen über längere Zeiträume erstrecken wird und erst mit einem Generationswechsel zum Abschluss kommt.
Also da bin ich mal gespannt, wann in Baden-Württemberg der erste Generationswechsel bei Menschen auftritt...
Ich meine, wenn da schon von Erwachsenen, also Adulten gesprochen wird...
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 12.09.2004 um 15.11
Ministerium für Kultur, Jugend und Sport, Baden-Württemberg
[Hervorhebungen durch Stolz vorgenommen]
Stuttgart, den 6.9.2004
Name: Herr Brüser-Sommer
Sehr geehrter Herr Stolz,
Frau Ministerin Dr. Annette Schavan dankt Ihnen für Ihr Schreiben vom 27. Juli 2004 zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung und Zeichensetzung. Sie hat die zuständige Abteilung beauftragt, Ihnen zu antworten und die Haltung des Kultusministeriums gegenüber der Rechtschreibreform darzustellen.
Die Kultusministerkonferenz hat in der 306. Plenarsitzung in Bonn am 4. Juni 2004 einstimmig beschlossen, dass wie geplant die neue Rechtschreibung mit Ablauf der Übergangszeit zum 1. August 2005 in Kraft treten wird.
Im Vorfeld der Entscheidung hat Frau Ministerin Dr. Annette Schavan Gespräche mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Zwischenstaatlichen Kommission geführt. Diese Gespräche haben zu Umformulierungen im Kapitel „Getrennt- und Zusammenschreibung“ des Regelwerks geführt, die vor allem Einwände von Mitgliedern der Akademie für Sprache und Dichtung berücksichtigen. Diese Umformulierungen beinhalten im Wesentlichen zusätzliche Rechtschreibvarianten, mit denen einige umstrittene Regelungen um zusätzlich mögliche Schreibweisen ergänzt werden, ohne dass bisherige Schreibweisen falsch werden und Schulbücher neu gedruckt werden müssen.
Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung entspricht auch in der nun beschlossenen Form dem ursprünglichen Ziel der Reform, nämlich Schreibweisen zu normieren, die auf einer überschaubaren Zahl von Regeln fußen und die Zahl von Ausnahmen begrenzen sowie Einzelregelungen mit Hilfe von Wörterlisten weitgehend überflüssig machen.
...
Wenn in jüngster Zeit Presseverlage angekündigt haben, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, ist dies nicht hilfreich. Auf diese Weise wird die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum in Frage gestellt. Die Bundesverbände der Zeitschriften- und Zeitungsverleger waren an der Entstehung der Rechtschreibreform beteiligt und haben diese auch ausdrücklich unterstützt.
Schule und Unterricht brauchen verbindliche Regeln. Selbstverständlich ist, dass sich ein Umlernen der Erwachsenen über längere Zeiträume erstrecken wird und erst mit einem Generationswechsel zum Abschluss kommt. [Man setzt also auch in Baden-Württemberg auf die „saubere biologische“ Lösung.] Außerhalb der Schulen ist es jedem Schreibenden unbenommen, Schreibweisen zu wählen, die dem eigenen Wissensstand folgen oder dem persönlichen sprachlichen Ausdruck entsprechen.
Abschließend bittet das Kultusministerium darum [das „Kultusministerium“ bittet???], sich zu vergegenwärtigen, dass nur ungefähr zwei Prozent eines Textes von den Änderungen betroffen sind. Darunter befinden sich überwiegend s-Laute, bei denen die Neuregelung allgemein als gut gelungen anerkannt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ehlert Brüser-Sommer
Studiendirektor
[Es kostete mich einiges an psychisch-physischer Kraft, diesen Text abzutippen.]
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 06.09.2004 um 09.21
Bundeshaus
Dr. Antje Vollmer
Platz der Republik 1
11011 Berlin
tel: (030) 227 – 71224
Fax: (030) 227 -76336
Email: antje.vollmer@bundestag.de
Berlin, den 1. September 2004
Sehr geehrter Herr Stolz,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 12. Juli und die ermutigenden Worte und Hinweise zum Thema Rechtschreibreform, die ich mit Interesse gelesen habe.
Die Frage der Rücknahme der Rechtschreibreform ist zu schade für das mediale Sommerloch. Es handelt sich dabei um eine wichtige Facette unserer kulturellen Identität, die im Zuge der Globalisierung sowieso in immer neuer Weise gefährdet ist und auf die wir gut aufpassen müssen.
Es ist kein Geheimnis, daß die sogenannte Rechtschreibreform ihr wichtigstes Ziel, nämlich die Klärung von Zweifelsfällen und die Erleichterung des Spracherwerbs, verfehlt hat. Die Reformer haben Sprachgefühl, Sprachwissenschaft und die besten Kenner unserer Sprache, die Schriftsteller, schlicht übergangen und so – fast zwangsläufig – große Verwirrung und eine Spaltung hervorgerufen zwischen Schul- und Behördendeutsch auf der einen Seite und dem Deutsch, das der Rest der Gesellschaft schreibt, auf der anderen. Es wäre gut, wenn hier noch eine Korrektur möglich wäre.
Ich bin sicher, daß Sie auch weiterhin diese Debatte verfolgen werden und freue mich über Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Ante Vollmer
(eigenhändige Unterschrift)
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 05.08.2004 um 11.04
Sehr geehrter Herr Stolz,
Frau Dr. Merkel dankt Ihnen für Ihre E-Mail vom 30.07.2004 und die
angefügten Beiträge zur Frage der deutschen Rechtschreibung. Sie hat mich
gebeten, Ihnen zu antworten.
Zweifellos ist mit der Neuregelung der Rechtschreibung ein erhebliches Maß
an Verunsicherung und Beliebigkeit in der praktizierten Schreibweise
einhergegangen, was zwangsläufig die Akzeptanz der Neufassung des amtlichen
Regelwerks in der Bevölkerung schmälert. Vor diesem Hintergrund sind aus
Sicht Frau Dr. Merkels die Ministerpräsidenten und die
Kulturstaatsministerin aufgefordert, über das Für und Wider der
Rechtschreibreform nochmals gründlich zu diskutieren. Es versteht sich von
selbst, dass dies in enger Absprache mit Österreich und der Schweiz zu
erfolgen hat.
Ihnen danke ich nochmals für Ihre Stellungnahme und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Robert Maier
Referent der Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Matthias Dräger am 03.08.2004 um 12.22
Ginge es nach den Kultusministern, hätten in einen solchen „Rat“ ja auch die Kritiker „eingebunden“ werden sollen (hübsches Unwort in diesem Zusammenhang).
Warum sagt man nicht: „... sollen auch die Kritiker eingeknebelt werden“? Sie hätten doch sowieso nichts zu sagen gehabt bzw. wären nicht gehört worden.
Die Kultusminister haben sich zu Tode gesiegt. Jetzt wollen wir nicht mehr, jetzt ist Schluß!
eingetragen von Christoph Kukulies am 03.08.2004 um 11.08
Die Pressemitteilung, mit dem Ruf nach unverzüglicher Einsetzung des "Rates für Rechtschreibung" durch die KMK, ist nichts weiter als der Versuch einer Gesichtswahrung. Und was soll dabei herauskommen? Eben gerade soviel, daß "sich die Feder nicht mehr sträubt"? Wer soll diesem Rat für Rechtschreibung angehören?
Nein, keine Machtbefugnisse mehr an die sog. KMK. Die gehört aufgelöst. Jetzt ist Schluß.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 03.08.2004 um 09.32
Sehr geehrter Herr Stolz,
Herr Minister Schreier bedankt sich für Ihre freundliche E-Mail vom 29. Juli und die Übersendung der interessanten Materialien zum Thema Rechtschreibreform.
Zu Ihrer Information übersende ich Ihnen die Pressemeldung unseres Hauses vom 28.Juli.
Mit freundliche Grüßen
Im Auftrag
Ch. Heib
---------------------------------------------------------
Christian Heib
Referat M3
Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft
Hohenzollernstraße 60
66117 Saarbrücken
Tel.: (0681) 501 – 7493
Fax : (0681) 501 -7515
E-Mail: c.heib@bildung.saarland.de
---------------------------------------------------------
Anlage:
Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft
Pressemeldung vom 28.07.2004
Jürgen Schreier: Kultusministerkonferenz soll ihren Beschluss zur Rechtschreibung revidieren
Der saarländische Kultusminister Jürgen Schreier strebt eine Revision des Rechtschreibbeschlusses der Kultusministerkonferenz (KMK) an. Die Kultusminister hatten bei ihrer letzten Sitzung in Mainz beschlossen, die neue Rechtschreibung zum 1.8.2005 für die Schulen verbindlich zu machen.
„Wenn so viele Ministerpräsidenten sowie die Kulturstaatsministerin sich gegen die Umsetzung der neuen Rechtschreibung in der beschlossenen Form wenden und auch Stimmen aus anderen deutschsprachigen Ländern dagegen laut werden, können sich die Kultusminister nicht einfach taub stellen“, so der saarländische Kultusminister Jürgen Schreier.
Schreier hat in einem Schreiben die amtierende KMK-Präsidenten Doris Ahnen darum gebeten, das Thema Rechtschreibreform wieder auf die nächste Tagesordnung der KMK zu setzen. Sie findet Mitte Oktober im Saarland statt.
Schreier plädiert dafür, den verbleibenden Zeitraum bis August 2005 nicht nutzlos verstreichen zu lassen. Die Erstfassung der neuen Rechtschreibregelung von 1996 sei durch den Beschluss der KMK im Juni schon stark verändert und im Auftrag der Kultusminister von zahlreichen Ungereimtheiten befreit worden. „Warum sollten die Regeln nicht durch einen weiteren Kraftakt so verändert werden können, dass sich einem bei den neuen Schreibweisen die Feder nicht mehr sträubt?“, so der saarländische Kultusminister.
Nach Auffassung Schreiers sollte die KMK beschließen, den „Rat für Recht-schreibung“ unverzüglich einzusetzen. Er sollte von den Ministerpräsidenten und der KMK den Auftrag erhalten, die neuen Rechtschreibregeln mit offenem Ausgang auf Herz und Nieren zu prüfen. Bis dahin sollte die Übergangsregelung gelten und sowohl die alte wie auch die neue Rechtschreibung weiterhin Gültigkeit haben.
Die Umsetzung sollte – so Schreier – nicht zum geplanten Termin 1.8.05 ver-bindlich werden. Die KMK hatte 1984 beschlossen, eine Reform der deutschen Rechtschreibung mit dem Ziel anzugehen, die Regeln logischer und nachvollziehbarer zu machen. Jürgen Schreier: „Was seit 20 Jahren diskutiert wird, muss jetzt wirklich nicht mit der Brechstange durchgesetzt werden.“
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 02.08.2004 um 08.24
Sehr geehrter Herr Stolz,
den Eingang Ihrer an den Regierenden Bürgermeister gerichteten E-Mail vom
29. Juli 2004 im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um die
verbindliche Einführung der Rechtschreibreform zum Sommer nächsten Jahres
darf ich bestätigen.
In der zunehmend kontrovers geführten Debatte haben sich, wie Sie
wahrscheinlich der Presse entnommen haben, nicht nur Bürger, Verbände und
Verlage, sondern mittlerweile auch einzelne Regierungschefs der Länder zu
Wort gemeldet. Um im Kreis der Ministerpräsidenten das Thema zu besprechen,
ist beabsichtigt, es für ihr nächstes Treffen als Erörterungspunkt
vorzumerken. Das Ergebnis dieser Besprechung, zu der der Regierende
Bürgermeister als dann turnusmäßiger Vorsitzender einladen wird, bleibt
insofern abzuwarten.
Mit der Bitte um Ihr Verständnis, dass eine einseitige Vorfestlegung des
Regierenden Bürgermeisters in dieser vielschichtigen Materie nicht opportun
erscheint, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Michael E. H. Leu
Regierungsdirektor
Senatskanzlei – III C 1
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
10173 Berlin
Tel.: +49 30 9026-2222
Fax: +49 30 9026-2356
E-Mail: Michael.Leu@SKZL.Verwalt-Berlin.de
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Christoph Kukulies am 29.07.2004 um 07.16
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Da ist es wieder, das falsche Junktim mit der Wiederherstellung des Dudenprivilegs. Wie kommt Pohle darauf? Wir wissen doch seit vielen Jahren, daß es auch anders geht.
Werden wir es in der postreformen Zeit dann vielleicht so halten wie die Amerikaner, die ihren "Webster" haben, den aber herausgegeben von unterschiedlichsten Autoren? Ist der Name "Duden" eigentlich geschützt? Könnte es dann nicht auch einen "Ickler-Duden" , einen "Wahrig-Duden", einen Dudenverlags-Duden und weitere geben, die in freier Konkurrenz um den Leser werben?
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 29.07.2004 um 03.06
Da ist es wieder, das falsche Junktim mit der Wiederherstellung des Dudenprivilegs. Wie kommt Pohle darauf? Wir wissen doch seit vielen Jahren, daß es auch anders geht.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Astrid Schleicher am 28.07.2004 um 22.44
Vor der Konferenz der KMK in Mainz hatte ich eine Mail ins niedersächsische Kultusministerium gesandt. Da ich jetzt nach meinem Urlaub eine Antwort in der Post finde, möchte ich beide Texte hier veröffentlichen.
---------------------
To: bernd.busemann@mk.niedersachsen.de
Subject: Zur 306. Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 03. und 04. Juni 2004
From: Astrid Schleicher astrid.schleicher@gmx.de
Date: Wed, 26 May 2004 21:03:13 +0200
Sehr geehrter Herr Dr. Busemann,
darf man Sie noch immer beim Wort nehmen?
http://www.neue-osnabruecker-zeitung.de/_archiv/noz_print/nordwest/2000/08/schreiben.html
03.08.2000 Nordwest
"Lieber ein Ende mit Schrecken"
Hannover (hab)
Die niedersächsische CDU-Landtagsfraktion hat eine Rücknahme der
Rechtschreibreform gefordert.
"Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Die
Rechtschreibreform muss weg, ehe der Schaden noch größer wird",
erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bernd Busemann am
Mittwoch in Hannover. Der CDU-Politiker wertete die Reform als
"folgenreiche Fehlentscheidung".
Laut Busemann hat die Neuordnung zu "Chaos, Konfusion und
Beliebigkeit im Umgang mit der deutschen Schriftsprache" geführt.
"Jeder schreibt wie er will; es gibt keine einheitliche Schriftsprache
mehr", beklagte der Fraktionsvize. Mitverantwortlich machte Busemann
für das Reformwerk den heutigen Landtagspräsidenten und früheren
Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD). Dieser habe dazu beigetragen, der
Bevölkerung die Rechtschreibreform "aufzuzwingen".
Ich möchte Sie in wohl arbeitsreichen Tagen ungern belästigen, doch
die in der nächsten Woche anstehende Konferenz macht mir heftige
Bauchschmerzen. Meine Tochter ist Erstkläßlerin.
Da ich annehmen darf, daß Sie zu diesem so wichtigen Thema bestens
informiert sind, verzichte ich auf eine weitere langatmige
Argumentation über - neben dem Schaden für die Schriftsprache durch
den rückwärtsgewandten, mutwilligen Eingriff an sich - die eklatanten
inhaltlichen Fehler der Reform, die linksideologische Motivation der
Reformer, die empörenden kommerziellen Verstrickungen zwischen
Kommission und Wörterbuchverlagen, die ausgebliebene Fehlerreduktion
bei den Schülern, die Nichtakzeptanz unter den professionellen
Schreibern, den Schaden für die Demokratie durch diese Willkür und so
fort.
Nur diese Sätze von Hubert Spiegel aus der heutigen FAZ möchte ich
Ihnen mit auf den Weg nach Mainz geben:
Es gibt zahllose gute Gründe, die mißratene Rechtschreibreform
zurückzunehmen, und einige wenige Hindernisse, die den Weg zurück zu
den bewährten Regeln der deutschen Rechtschreibung versperren. Da wäre
zunächst die Kultusministerkonferenz, die aus Angst, ihr Gesicht zu
verlieren, an einer Fehlentscheidung festhält. Dabei übersehen die
Politiker geflissentlich, daß ihr Ruf in dieser Frage längst verspielt
ist. Allein die Geste, einen Fehler einzugestehen und zu korrigieren,
könnte der lädierten Institution wieder zu Ansehen verhelfen. Sie
würde die Kultusminister zu dem machen, was sie dem Anschein nach
nicht sein wollen: souveräne und verantwortungsvolle Politiker, also
Ausnahmegestalten.
Politiker mit Rückgrat als Ausnahmegestalten? Ist es hierzulande
wirklich schon so weit gekommen? Enttäuschen Sie bitte die Hoffnungen
nicht, die ich auf den Regierungswechsel in Niedersachsen gesetzt
habe.
Mit freundlichen Grüßen
Astrid Schleicher
----------------
Niedersächsisches Kultusministerium, Albrecht Pohle
Hannover, 09.07.2004
Sehr geehrte Frau Schleicher,
Ihr o.g. Schreiben an Herrn Minister Busemann vom 26. Mai ist hier eingegangen. Darin setzen Sie sich vehement für die Rücknahme der Rechtschreibreform ein. Dazu kann ich Ihnen Folgendes mitteilen.
Die Kultusminister haben sich in den vergangenen Monaten bemüht, Konsensgespräche zwischen der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zustande zu bringen. Diese Bemühungen waren nicht ganz fruchtlos, aber sie haben nicht der erhofften Erfolg gehabt. Daher haben die Kultusminister Anfang Juni den 4. Bericht der Kommission mit einigen Ergänzungen, die das Ergebnis der Gespräche waren, verabschiedet. Zugleich haben sie aber deutlich gemacht, dass sie eine neue Gremienstruktur suchen, um den Wirrwarr von Kommission und bisherigen Beiräten zu beenden. Dazu werden Gespräche mit der Schweiz und mit Österreich aufgenommen. Auch der Rat der Akademie für Sprache und Dichtung wird eingeholt.
Inzwischen hat sich Ministerpräsident Wulff mit der Anregung zu Wort gemeldet, die Reform gänzlich zurückzunehmen. Herr Minister Busemann unterstützt diesen Vorschlag, weist aber auf die Schwierigkeiten eines abgestimmten Vorgehens hin. Niemand wird einen Alleingang Niedersachsens in dieser Frage wollen. Es bleibt abzuwarten, welche Resonanz der Vorstoß des Ministerpräsidenten in der Öffentlichkeit finden wird. Ob es eine Rückkehr zum Privileg des Duden geben kann und wird, ist zurzeit noch nicht abzusehen. Der Duden ist ein Privatunternehmen, der immer starke Konkurrenten hatte und auch heute noch hat.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrage
Pohle
eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.07.2004 um 10.33
Lieber Herr Salzburg,
jedenfalls nicht die schleswig-holsteinische CDU. – Für alle, die, innerhalb oder außerhalb des Landeshauses, in Sachen Rechtschreibfrage weniger oft mit der CDU getagt haben als ich, hier meine Einschätzung:
Ein solch verworrenes Schreiben liegt ganz auf der Knitterlinie von Martin Kayenburg, Angelika Volquartz und Volker Rühe.
Und andererseits finde ich es ganz angenehm, daß in unserem Bundesland die CDU auf alle populistischen (in der Schule sagten wir zu sowas: demokratischen) Anwandlungen verzichtet; denn eine klare Spaltung CDU ./. SPD wäre für die öffentliche Meinungsbildung weniger förderlich als wenn die Meinungen und Argumente quer durch die Parteien gehen.
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2004 um 10.13
CDU Schleswig-Holstein
Peter Harry Carstensen
Landesvorsitzender und
Spitzenkandidat zur Landtagswahl 2005
Kiel, 22. Juli 2004
Sehr geehrter Herr Salzburg,
ich bedanke mich sehr herzlich für Schreiben vom 25. Juni. Mir persönlich geht es auch so: Mit sträuben sich die Haare, wenn ich in Texten auf einige der besonders unschönen und störenden Veränderungen stoße, die durch die sogenannte Rechtschreibreform eingeführt wurden.
Ich habe große Sympathie für die Vorstöße, die alte, traditionelle und bewährte Form der Rechtschreibung wieder in Kraft zu setzen. Wir prüfen derzeit intensiv mit unseren und externen Fachleuten im Bildungsbereich, wie wir am Besten mit der heute bestehenden Situation umgehen. Ich lege dabei Wert darauf, dass wir zu einer bundesweit einheitlichen Regelung kommen. Ein Alleingang einiger Länder kann nicht zu einer sinnvollen Lösung führen.
Ihren Standpunkt, dass die traditionelle Rechtschreibung nicht mit Fehlern bewertet werden sollte, teile ich. Ich bin guten Mutes, dass wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen in den anderen Ländern und mit den Lehrerverbänden gemeinsam zu einer guten Lösung kommen werden.
Mit freundlichen Grüßen
[gez.]
Peter Harry Carstensen
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von J.-M. Wagner am 20.07.2004 um 13.04
Zitat:Nota bene: Die (mögliche) Verunsicherung geht lt. Herrn Kayenburg von einer erneuten Diskussion, nicht aber von anderen Rechtschreibregeln aus.
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Im Vordergrund steht für uns jedoch der soziale Aspekt. Wir sind der Meinung, dass man jegliche Verunsicherung durch eine erneute Diskussion für unsere Schülerinnen und Schüler vermeiden sollte.
Zitat:Und wie paßt das mit dem folgenden zusammen:
CDU-Fraktion
IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
[...]
14. Juli 2004
PRESSEMITTEILUNG
[...]
„In Anbetracht der auf uns zukommenden Kosten in Millionenhöhe bei einer Rücknahme der Reform, bin ich der Auffassung, dass dieses Anliegen aus wirtschaftlicher und besonders aus sozialer Sicht nicht tragbar ist. Es ist eigentlich nicht verständlich, dass ein Beschluss, der in einer Konferenz von Experten und zuständigen Politikern gefasst wurde, von einigen Ministerpräsidenten nicht getragen wird, sondern stattdessen als Diskussionsthema wieder aufgegriffen und thematisiert werden soll. Die Verunsicherung der Bürger muss aufhören", so Martin Kayenburg.
Zitat:Die KMK hatte weit vor dem 14. Juli 2004 ihren Nachbesserungssenf bereits dazugegeben, und wenn die CDU S.-H. trotzdem weiteren Nachbesserungsbedarf sieht, sollte sie den Ministerpräsidenten dankbar sein, die das Thema wieder auf die Tagesordnung setzen.
„Wir vertreten genauso wie die Kultusministerkonferenz (KMK) die Position, dass Nachbesserungen der Reform vorgenommen werden sollen, die Reform aber als solche bestehen bleiben sollte.
Zitat:Wenn man das wirklich nicht könnte, wäre jede Diskussion darüber überflüssig.
Die eigentliche Schlacht um die Rechtschreibreform ist bereits vor fünf Jahren geschlagen worden. Damals war die CDU zwar überwiegend gegen die Durchführung der Reform, aber man kann heute nicht einfach etwas einsammeln, was vor fünf Jahren entschieden worden ist", führte Jost de Jager weiter fort.
Zitat:Mit was anderem als erneuten Diskussionen wird jener Rat sich wohl beschäftigen?
„Ich halte es für überaus wichtig, dass man jegliche Verunsicherung - vor allem der Schülerinnen und Schüler unseres Landes - durch eine erneute Diskussion vermeidet. Den Vorschlag der KMK zur Einrichtung eines „Rats für deutsche Rechtschreibung", der koordinierende Aufgaben übernimmt, halten wir für sinnvoll", so Sylvia Eisenberg abschließend.
__________________
Jan-Martin Wagner
eingetragen von Sofa Potato am 19.07.2004 um 09.20
ist nur die "Spreche", das Gesprochene, und nicht die Sprache als Ganzes. Offensichtlich benötigt die Germanistik dafür zwei verschiedene Wörter, wie es sie in der Romanistik schon gibt: Langue und Parole.
Oder gibt es schon einen Fachausdruck nur für die gesprochene Sprache? (Ich bin kein Fachmann.)
eingetragen von Sofa Potato am 18.07.2004 um 18.55
behauptet Herr Stillemunkes.
Das ist der Knackpunkt.
Anscheinend versteht er unter "Sprache" nur die mündliche Artikulation, im Gegensatz zur "Schreibe".
Wir verstehen unter "Sprache" beides, bzw. das ganze System.
So redet man immer aneinander vorbei.
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 18.07.2004 um 18.34
Die „ erschütternde Bereitschaft zur Verdrehung und zur Widersprüchlichkeit“
Antwortschreiben vom Hessischen Kultusministerium
Aktenzeichen
V A 2 – 675.010.000-32
Datum: 27. Juni 2004-07-18
Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
Ihre E-Mail vom 21. Mai 2004-07-18
Sehr geehrte Frau Pfeiffer-Stolz,
hiermit bestätige ich Ihnen den Eingang Ihrer E-Mail vom 21. Mai 2004. Wie Sie sicher zwischenzeitlich der Presse entnommen haben, hat die Kultusministerkonferenz Anfang Juni ihre bisherige Haltung zur Neuregelung der Rechtschreibung bestätigt und den vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung sowie die darin vorgeschlagenen Änderungen akzeptiert.
Diese Anpassungen bedeuten keineswegs einen starken Eingriff in das Regelwerk mit umfangreichen Auswirkungen; hierin – wie in allen anderen Bewertungen der Reform und der Situation – haben Sie die Fakten gegen sich. Tatsache ist nämlich, dass mit einer unbedeutenden Ausnahme nur einige Schreibweisen zusätzlich als Varianten erlaubt werden. Deshalb treffen auch Behauptungen bzw. Erwartungen (oder Befürchtungen) nicht zu, Buchbestände müssten ausgetauscht oder Bücher vom Markt genommen werden. Im Übrigen ist an diesem Beispiel die in sich widersprüchliche Position von Gegnern der Neuregelung ablesbar: Zunächst werden Korrekturen verlangt, wenn diese dann vorgenommen werden, wird die Durchführung der Korrekturen kritisiert. Einerseits wird kritisiert, die zusätzlichen Varianten machten den Austausch von Buchbeständen notwendig, andererseits wird die Rückkehr zur alten Rechtschreibung gefordert, was ganz zweifellos dazu führen würde, dass Bücher in reformierter Schreibweise ausgetauscht werden müssten bzw. unverkäuflich würden. Hier zeigt sich eine erschütternde Bereitschaft zur Verdrehung und zur Widersprüchlichkeit.
Nur auf einige der in Ihrem beigefügten Schreiben enthaltenen falschen Behauptungen und Bewertungen will ich kurz eingehen.
Erstens: Die Bewährung der Reform in der schulischen Praxis ist durch zahlreiche Erhebungen und Untersuchungen belegt. Deren Ergebnisse sind im dritten Bericht der Kommission ausführlich referiert; jede bzw. jeder an der Sache und an sachlicher Aufklärung Interessierte kann diese Belege finden. Außerdem ist auf die Dissertation von Stefanie Lüthgens zu verweisen. Für Ihre abweichende Auffassung gibt es dagegen keinen Beleg.
Zweitens: Selbst wenn an einzelnen Stellen Übergeneralisierungen vorkommen sollten, sind diese als Übergangsphänomene anzusehen. Während eines Übergangszeitraums, in dem in den Schulen veraltete Schreibweisen nicht als Fehler markiert werden, in dem noch manche Texte in alter Rechtschreibung erscheinen etc. ist damit zu rechnen. Welches Ergebnis hätte eine Untersuchung der Schreibpraxis nur sechs Jahre nach der Reform von 1901/1902 erbracht?
Drittens: Von einer „Sprachverwahrlosung“ kann keine Rede sein, denn erstens geht es um Schreibkonventionen, von denen die Sprache unberührt bleibt, und zweitens kann man Systematisierung und Erhöhung der Regelreichweite innerhalb eines Systems wohl kaum als „Verwahrlosung“ beschreiben.
Viertens: Die von Ihnen beigefügten Texte zeigen, dass die von Ihnen behauptete Fehlerhäufigkeit (wenn sie überhaupt exisitiert) keine Besonderheit von Texten in neuer Rechtschreibung darstellt.
Fünftens: Ihre Argumentation zur „Freiheit“ Ihres verlegerischen Handelns übersieht, dass Freiheit stets durch die Freiheiten und Rechte anderer und auch durch gesetzliche Vorschriften begrenzt ist. Wenn Sie Schulbücher anbieten, müssen Sie die Regeln akzeptieren, die der Staat in Ausübung seiner verfassungsmäßigen Funktion für die Schulen schafft (z.B. Lehrpläne, aber eben auch Schreibweisen). In Ihrer persönlichen Schreibpraxis sind Sie selbstverständlich frei; das Gleiche gilt, wenn Sie Bücher produzieren, die nicht für den Gebrauch in der Schule bestimmt sind.
Sechstens: Die Ablehnung der Rechtschreibrefom mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus gleichzusetzen ist eine geschmacklose Entgleisung.
Mit freundllichen Grüßen
Im Auftrag
Stillemunkes
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.07.2004 um 21.42
Wenn Volker Rühe und Angelika Volquartz den Hund schlagen wollen, dann findet Martin Kayenburg auch einen Knüppel.
Und solchen Versagern ist unser Land anvertraut!
Was mir immer noch rätselhaft ist: Wieso konnte dieser erst hergelaufene, später wieder weggelaufene Möchtegerngernegroß Rühe sich überhaupt mit seiner haarsträubenden „Logik“ * derart mies in Schleswig-Holsteins Politik einmischen?
(* Wenn in allen anderen Bundesländern die Kinder in einen Katzendreck treten, dann wäre es absurd und zum Schaden unserer schleswig-holsteinischen Kinder, wenn sie nicht auch in einen Katzendreck treten würden; so oder ähnlich hat Rühe befunden; und Kayenburg hat es dienstbeflissen nachgebetet, und eine Allparteien-Koalition einschließlich F..D..P.., Grüne und Dänen hat es abgenickt. Aber immerhin ging es damals auch um einen gemeinsamen Feind: gegen das unbotmäßige Volk, welches dreist für die populistische Volksgesetzgebung 56 % Stimmen erübrigen konnte, für die Berufs-Musterpolitiker aber immer nur mit 5 bis 37 % knausert. Ja, Politiker müssen zusammenhalten – sie wissen noch, was Solidarität ist!)
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.07.2004 um 19.23
Zitat Kayenburg: Die CDU-Landtagsfraktion hat sich 1999 mit überwiegender Mehrheit gegen eine Rechtschreibreform ausgesprochen.
Die 100prozentige Zustimmung der CDU-Landtagsfraktion zur Annullierung des Volksentscheids am 17.9.1999 war also Ausdruck der Ablehnung der Rechtschreibreform durch die überwiegende Mehrheit der Fraktionsmitglieder.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.07.2004 um 13.43
Martin Kayenburg
Vorsitzender der CDU-Fraktion
Oppositionsführer im Schleswig-Holsteinischen Landtag
[…]
15. Juli 2004
Sehr geehrter Herr Salzburg,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 2. Juli 2004, in dem Sie uns erneut Ihre Auffassung zur Rechtschreibreform mitgeteilt haben.
Ihrer Auffassung, dass die CDU-Landtagsfraktion in die Falle der rot-grünen Kulturpolitik gegangen ist, muss ich allerdings widersprechen.
Die CDU-Landtagsfraktion hat sich 1999 mit überwiegender Mehrheit gegen eine Rechtschreibreform ausgesprochen. Die Schlacht um die Rechtschreibreform wurde jedoch bereits vor 5 Jahren geschlagen. Eine Rücknahme der Rechtschreibreform halten wir deswegen aus heutiger Sicht gerade in Anbetracht der auf uns zukommenden Kosten in Millionenhöhe für wirtschaftlich nicht tragbar.
Im Vordergrund steht für uns jedoch der soziale Aspekt. Wir sind der Meinung, dass man jegliche Verunsicherung durch eine erneute Diskussion für unsere Schülerinnen und Schüler vermeiden sollte. In diese Richtung haben wir uns gestern auch in der Presse geäußert.
Mit freundlichen Grüßen
[gez. Martin Kayenburg]
Anlage: Presse vom 14. Juli 2004
[Anlage:]
CDU-Fraktion
IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
Nr. 381/04
14. Juli 2004
PRESSEMITTEILUNG
PRESSESPRECHER Torsten Haase
Landeshaus, 24105 Kiel
Bildungspolitik
Martin Kayenburg, Jost de Jager und Sylvia Eisenberg:
CDU-Landtagsfraktion spricht sich gegen die Rücknahme der Rechtschreibreform aus
Im neu entfachten Streit um die Rechtschreibreform haben der Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion und Oppositionsführer im Schleswig-Holsteinischen Landtag Martin Kayenburg, MdL, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und hochschulpolitische Sprecher Jost de Jager, MdL, und die bildungspolitische Sprecherin Sylvia Eisenberg, MdL, heute in Kiel gegen die Rücknahme der Rechtschreibreform Position bezogen.
„In Anbetracht der auf uns zukommenden Kosten in Millionenhöhe bei einer Rücknahme der Reform, bin ich der Auffassung, dass dieses Anliegen aus wirtschaftlicher und besonders aus sozialer Sicht nicht tragbar ist. Es ist eigentlich nicht verständlich, dass ein Beschluss, der in einer Konferenz von Experten und zuständigen Politikern gefasst wurde, von einigen Ministerpräsidenten nicht getragen wird, sondern stattdessen als Diskussionsthema wieder aufgegriffen und thematisiert werden soll. Die Verunsicherung der Bürger muss aufhören", so Martin Kayenburg.
„Wir vertreten genauso wie die Kultusministerkonferenz (KMK) die Position, dass Nachbesserungen der Reform vorgenommen werden sollen, die Reform aber als solche bestehen bleiben sollte. Die eigentliche Schlacht um die Rechtschreibreform ist bereits vor fünf Jahren geschlagen worden. Damals war die CDU zwar überwiegend gegen die Durchführung der Reform, aber man kann heute nicht einfach etwas einsammeln, was vor fünf Jahren entschieden worden ist", führte Jost de Jager weiter fort.
„Ich halte es für überaus wichtig, dass man jegliche Verunsicherung - vor allem der Schülerinnen und Schüler unseres Landes - durch eine erneute Diskussion vermeidet. Den Vorschlag der KMK zur Einrichtung eines „Rats für deutsche Rechtschreibung", der koordinierende Aufgaben übernimmt, halten wir für sinnvoll", so Sylvia Eisenberg abschließend.
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sofa Potato am 08.07.2004 um 12.12
würde sich als charismatische Persönlichkeit Otto Rehagel (genannt Rehakles) wünschen (Presseberichte, 8.7.04). Man sollte ihn schon mal um seine Meinung zur Rechtschreibreform fragen. Von dieser versteht er ebensoviel wie die Kultusminister.
eingetragen von Gutenberg am 17.06.2004 um 07.19
An die frische Luft und die Sitzflächen auslüften!
– Rat für deutsche Rechtschreibung beleben,
Redaktion für Sprachrat-Netzseite; wer kann mitarbeiten:
a.) Rechtschreibfragen klären z.B. für Schüler,
b.) Rechtschreibfragen klären für Minister und Verlagsleiter;
– gleiche Augenhöhe mit KMK, d.h. anleitend für Schulen und Lehrer,
– Deutschlehrer.de aufpusten und aufplustern,
– Deutschlehrern Fragen stellen,
– Herren Wulff und Müller fragen (– Wer führt die Interviews?)
– Gute Wörterbücher machen.
– Es gibt viel zu tun.
__________________
DER GUTE.
eingetragen von Dominik Schumacher am 17.06.2004 um 06.25
eingetragen von Martin Reimers am 16.06.2004 um 22.16
Man stelle sich vor - es unterstützen alle im Bundestag vertretenen Parteien einmütig eine Entscheidung von erheblicher nationaler und internationaler Tragweite. Fast acht Jahre lang wird eine stärkere Geschlossenheit an den Tag gelegt als etwa in Fragen der europäischen Einigung. Die Minister aller Länder bekräftigen nochmals einstimmig die Entscheidung. Und keine zwei Wochen später steht plötzlich ein Politiker auf und fordert mit scharfen Worten einen nahezu vollständigen Kurswechsel.
Was ist in solch einem Fall zwangsläufig zu erwarten? Vertreter der jeweils konkurrierenden Parteien stürzen sich wie die Hyänenhunde auf den Abweichler, gierig beäugt von den Aasgeiern der Journaille, denen ein tagelanges Festmahl gewiß ist. Wohlwollendere Parteifreunde werden sich in wortreichen Erklärungen ergehen, es handele sich lediglich um eine "private Meinungsäußerung". Wer Chancen auf eine Amtsnachfolge wittert, kann das Maul auch ein wenig weiter aufreißen. Spätestens wenn die jeweils höhere Instanz als letzte Warnung vermeldet, der Betroffene leiste "hervorragende Arbeit", bleibt dem Dissidenten nur der vollständige Widerruf oder das Ende der politischen Karriere.
Was geschah im Fall Wulff, drei ganze Tage nach dessen Forderung nach einer Rücknahme der Rechtschreibreform? Nichts. Absolut nichts. Kein einziger Politiker wagt es, der unerhörten Äußerung zu widersprechen. Nicht ein Journalist rafft sich auf, um "das ungeliebte Monster" (SPIEGEL) zu verteidigen.
Mir bleibt nur ein Schluß: Das Kartenhaus ist sturmreif!
__________________
Martin Reimers
eingetragen von Rolf Genzmann am 14.06.2004 um 13.51
Lieber Christian!
Wo mag denn nur mein Christian sein .........in Hamburg oder Bremen .....
Indes sollte der oberste Diener eines Landes nicht mit merkwürdigen Sprüchen sonntags in der Bildzeitung „plädieren“, es sei denn, er hätte am letzten Werktag die so durchweg erbärmliche Idiotenschreibung in seinem Lande wegverordnet. Zumindest hätte er vorher seine Homepage korrigieren können, um ein klein bißchen Glaubwürdigkeit als Mann zu erreichen, sturmfest und erdverwachsen. Da aber hatte er kein Schmackes für, hätte Nepomuk Tegtmeier gesacht.
Deutschland muss wieder lernen, dass nicht Macht, sondern Geist die Ehre Deutschlands ausmacht. (CDU-Gründungsaufruf 1945) - von Christians Heimseite.
Ein gefälschter Spruch, schade. Bei Fälschungen denkt Nepomuk an Konrad Kujau, an Tagebücher von FH, an Görings Yacht. Dann wieder denkt er an Apfel, Nuß und Mandelkern bei Storm, an „ein Schauer faßt mich“ bei Goethe, an „ein rauhes Echo von geweihtern Tönen“ bei Keller. Aber mal ehrlich, lieber Christian, wo soll denn der Geist herkommen, wenn die lebenden deutschen Dichter und Schriftsteller gar nicht in die Schulbücher dürfen und wenn die großen verstorbenen verhunzt und versaut werden.
Folglich kann man dem Braten nicht trauen. Vielleicht erhofft er sich mehr Zuwendung von
wem auch immer. Manchmal bekommen ja Ministerkreaturen ein paar neue Anzüge oder Schuhe wie weiland Scharping, oder einen Badeaufenthalt in Mallorca für lau samt Gräfin zum Plantschen - für diese Sachen da. Andere kriegen Bimbes, ein paar Flaschen Kölsch oder fliegen um die Pyramiden herum für lau. Wer denen was glaubt, sacht Nepomuk, müssen Se gar nich erst, könn Se sparen.
Na ja, ich geb gleichwohl dem Christian eine Woche, sich bei Nepomuk einen Pluspunkt zu verdienen, schätze aber, den wird er nicht schaffen, zumal er „bis auf wenige Ausnahmen“
zum besten gibt, wie ein berufsmäßiger Politikaster. Nepomuk meint, der gäb vielleicht an wie ein Sack Sülze.
Ich meine, man weiß et ja nich, also wünsch ich ihm viel Erfolg, sollte er's ernstgemeint haben, ehrlich, mach den Kram alle! Eine Unterschrift, das wär's doch.
Und freundliche Grüße, auch von August Nepomuk, dem alten Lampengeist
__________________
Rolf Genzmann
eingetragen von Christoph Kukulies am 14.06.2004 um 13.23
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
http://www.stk.niedersachsen.de/master/C573855_L20_D0.html
Hier findet man auch Kontaktinformationen und Gästebuch.
Date: Mon, 14 Jun 2004 13:21:17 +0200
From: "Steding, Axel (StK-207)"
Subject: AW: Formular: stk_service_kontaktformular ,Artikel : Kontakt-Staatskanzlei ,ID :571960
To: "'kukulies@rwth-aachen.de'"
X-Mailer: Internet Mail Service (5.5.2657.72)
Sehr geehrter Herr Kukulies,
Mails an den Ministerpräsidenten, die Sie an die Internet-Redaktion von
http://www.niedersachsen.de schicken, werden umgehend an das persönliche Büro des
Ministerpräsidenten weitergeleitet. Sie können auch die Mailadresse
ministerpraesident@stk.niedersachsen.de verwenden, die direkt vom
persönlichen Büro betreut wird.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Steding
**************************************
Niedersächsische Staatskanzlei
Referat 207 - Internet
Planckstraße 2
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von margel am 14.06.2004 um 12.58
Auf der Seite der Niedersächsischen Staatskanzlei ist zur Zeit zu lesen: "Tut uns leid..." Dann mal beherzt weiter so!
eingetragen von Christoph Kukulies am 14.06.2004 um 10.31
http://www.stk.niedersachsen.de/master/C573855_L20_D0.html
Hier findet man auch Kontaktinformationen und Gästebuch.
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Bernhard Hesselt am 14.06.2004 um 10.15
An: poststelle@stk.niedersachsen.de
Betreff: An Herrn Christian Wulff - Dank für den Vorstoß zur Rechtschreibreform
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
Vielen Dank für Ihren Einsatz für die Abschaffung der sogenannten Rechtschreibreform. Er kommt zwar spät, aber lieber spät als nie.
Sie haben die Möglichkeit und als vom Landtag gewählter Ministerpräsident das Recht und die Pflicht, die Sache selber in die Hand zu nehmen, ganz im Gegensatz zur Kultusministerkonferenz und der "Reformkommission", die niemand gewählt hat und die keine demokratische Legitimation haben.
Bitte machen Sie weiter so und sorgen Sie dafür, daß dieser schikanöse und häufig auch schlicht falsche Unfug nicht weiter per Verordnung an den Schulen durchgesetzt wird. Meine drei Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, möchte ich nicht mit sowas beglückt sehen. Ich verspreche Ihnen, im Erfolgsfall mindestens 20 Jahre CDU zu wählen, wenn immer möglich ;-) (wohne derzeit in Bayern, und in der Regierung hier hat leider niemand Ihren Mut aufgebracht).
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Hesselt
eingetragen von Matthias Dräger am 30.05.2004 um 04.42
Was die vorgebrachten Argumente anbetrifft, weiter an einem unsinnigen Experiment festhalten zu wollen, statt einfach zur bestens bewährten Schreibweise zurückzukehren, wundert mich mittlerweile gar nichts mehr. Auch die krausesten Gedankengänge sind immer noch gut genug, die meist amtlich bestellten Statthalter in ihrem Glauben zu belassen, wenn nur dem Auftraggeber des Unsinns weiterhin Gefolgschaft geleistet werden darf.
So waren sich vier Wochen vor dem Volksentscheid die Kieler Nachrichten nicht zu schade, die Phantasien von Renate Hendricks als balkendicke Schlagzeile zu bringen:
Reform-Befürworter:
Eine Art Schicksalsfrage
In dem Artikel behauptet u. a. Fritz von Bernuth, Vorsitzender des Verbandes der Schulbuchverleger, ein Druck eigener Schulbücher für Schleswig-Holstein wäre nicht möglich, da es „keine alten Druckvorlagen mehr gebe“. (Haha ha!)
Und weiter unten heißt es:
„Für die Vorsitzende des Bundeselternbeirates, Renate Hendricks, ist die Rechtschreibung sogar eine Art Schicksalsfrage für Schleswig-Holstein. Ein Sieg der Reformgegner könne sich negativ auf den Wirtschaftsstandort auswirken, meinte sie. Ansiedlungswillige Industriebetriebe könnten abwinken, Abiturienten aus Schleswig-Holstein nur noch in England oder Frankreich studieren.“
Was als Argument jetzt noch fehlt, bisher noch nicht gebracht wurde, wenn die Schüler weiterhin die Rechtschreibung ihrer Eltern lernen: Daß sich dann die Sonne verdunkelt und der Schwarze Mann die Schüler aus der Schule holt.
So leid es mir tut, aber ich kann die Verteidiger dieser Rechtschreibreform nicht mehr ganz für voll nehmen...
Ha ha ha ha, ha ha, ...
Und die Kultusminister, was haben die vor? Die wollen die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung umbenennen. In Zukunft soll ein Kettenhund, der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ den Schwachsinn bewachen.
Nur einfach „Rat“? Warum nicht gleich „Volksrat für deutsche Rechtschreibung“? Ha ha ha, ha ha ha, ha ha ha ha ha ...
eingetragen von Detlef Lindenthal am 29.05.2004 um 16.04
... nur für die Rechtschreib„reform“, aber keineswegs für die Schüler, die dann weiterhin genau die lesefreundliche Kommasetzung lernen würden, die in allen Druckmedien (außer Schulbüchern, grrrr!) sinnvollerweise nach wie vor verlangt wird.
Da fällt mir ein: Wenn ein Abiturient als Jungredakteur bei Spiegel, Welt oder Zeit anfängt – in welchen Fortbildungskursen kann er zuvor die verlangte lesefreundliche Kommasetzung lernen?
Non scholae, sed vitae discimus??? Merken die Lehrer eigentlich gar nicht, welch unhaltbare Verlade sie abziehen? Was wird sein, wenn die Schüler es merken?
__________________
Detlef Lindenthal
eingetragen von Theodor Ickler am 29.05.2004 um 15.16
Auch darüber wüßte man gern Näheres. Welche fatalen Folgen haben sich denn eingestellt, als die Schüler in SH noch ein Jahr länger so schreiben durften, wie sie es gelernt hatten und bis heute überall lesen können?
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 29.05.2004 um 14.23
Damit ist sicherlich gemeint, daß man gewillt ist, der Propaganda der Reformer, die ja aus Steuermitteln bezahlt wird, Glauben zu schenken. Übrigens ist es bemerkenswert, daß Sie so schnell eine Antwort bekommen. Das zeigt, daß Ihr Schritt große Beachtung findet, nicht zuletzt auch hinter den Kulissen.
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 29.05.2004 um 14.00
Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein, Frau Ute Erdsiek-Rave, ließ mir als Antwort an mein Anschreiben mit der Bitte um Rücknahme der Rechtschreibreform, durch durch ihr Büro folgendes mitteilen:
Sehr geehrte Frau Stolze,
mit Mail vom 24.05.2004 bitten Sie Ministerin Erdsiek-Rave um Rücknahme der nach Ihrer Einschätzung verunglückten Rechtschreibreform. Nicht zuletzt aufgrund der fatalen Folgen, die der in Schleswig-Holstein eingeschlagene Sonderweg vor allem für die Schülerinnen und Schüler hatte, aber auch aufgrund einer anderen Beurteilung der Rechtschreibreform wird sich die Ministerin nicht für die Rücknahme der Neuregelung aussprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerburg Böhrs
___________
Anmerkung: Was ist gemeint mit: "... aber auch aufgrund einer anderen Beurteilung der Rechtschreibreform ..."?
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 29.05.2004 um 13.41
Eine Antwort auf den Offenen Brief an die Verleger:
Liebe Karin,
lieber Peter,
die Rechtschreibreform hat uns bei ihrer Einführung Wochen und Monate schlafloser Nächte gebracht. Wir halten sie - wie alle - für eine mäßige Reform. Dass sie so schlecht geworden ist, liegt am mangelnden Mut der Politiker, die die Einführung der Kleinschreibung nicht durchsetzen wollten.
Ein weiterer Grund ist der Verzicht der Schweiz auf das ß.
Klar ist, dass die Rechtschreibung aber immer weniger wichtig wird, weil die Rechtschreibprogramme der Datenverarbeitungen immer besser werden. Schon heute ist die Qualität der Programme ausreichend, mit deren Hilfe wir dem Computer mündlich diktieren und der setzt das in Schrift um.
Dazu kommt, dass wir zukünftig zwei Weltsprachen haben werden: Englisch und Chinesisch.
Mein Weg sieht für mich daher so aus:
Ich werde, immer mal wieder und in Abständen, die Änderungen in der deutschen Sprache auch in meinen Veröffentlichungen umsetzen. Das haben wir auch vor der Rechtschreibreform so gemacht, weil der DUDEN ja auch immer geändert hatte (und Änderungen auch wieder zurückgenommen hatte).
Also:
Ich denke, dass euer Weg nicht richtig ist.
Aber ich kann gut verstehen, dass ihr euch hier engagiert.
Liebe Grüße,
Frohmut Menze
PISA-Redaktion
Fon 07227-99 27 31
Fax 07227-99 27 32
E-Mail: frohmut@menze.de
Post: Waldstr. 17, 77839 Lichtenau
Lieber Frohmut,
daß Du uns verstehst, freut uns aufrichtig. Und was die Wege (des Herrn) betrifft: die sind unergründlich. Niemand weiß, ob sein Weg richtig ist oder falsch, und trotzdem schreiten wir munter dahin. Wer weiß, wo wir ankommen.
Verstehe ich Dich richtig: In Zukunft müssen unsere Kinder nur noch sprechen lernen und saubere Artikulation pflegen? Das ja wohl, denn sonst verstehen die Roboter nicht, was sie stellvertretend schreiben oder tun sollen. Ich nehme an, du arbeitest schon mit Bill an dem Projekt. Aber was machen wir bei Stromausfall? Bekommen wir dann einen Oberroboter, der an einen Generator angeschlossen ist, für Notfälle sozusagen?
Unter diesen Umständen ist ja eigentlich auch gar nicht schade um die Bibliotheken mit den veralteten Schriften unserer Kulturgrößen. Ist sowieso alles viel zu sperrig für das Info-Zeitalter. Weg damit und ab in den Kehricht der Vergangenheit! Vor allem wegen der völlig veralteten und blödsinnigen Rechtschreibung.
Schon komisch, irgend jemand faselte neulich was von "humanistischer Bildung". Was das wohl ist? Weißt Du es?
Ach ja, die künftigen Weltsprachen! Wann kommt Deine erste Lernhilfe in Chinesisch auf den Markt? Bin schon neugierig!
Alles Gute weiterhin,
Deine Karin
– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 30.05.2004, 08.30 –
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 27.05.2004 um 21.48
An die Verlagsleitung
Sehr geehrte Kolleginnen,
sehr geehrte Kollegen,
aus aktuellem Anlaß appellieren wir an Ihr Verantwortungsbewußtsein als Schulbuchverleger, sich für eine funktionierende, einheitliche Orthographie einsetzen zu wollen.
Wir fühlen uns durch den Verband VdS Bildungsmedien e.V. nur ungenügend und auch nicht mit der gebotenen Sachlichkeit informiert.
Die tägliche Routine läßt wenig Zeit, um sich in Eigeninitiative die nötigen Informationen zu besorgen.
Wir benötigen in der Tat mehr "Planungssicherheit", wie es der Verband so schön formuliert. Doch gerade diese ist bei der derzeitigen Politik nicht gegeben.
Falls Sie sie nicht ohnehin kennen, empfehle ich Ihnen die folgende Internetseite, die ständig aktualisiert wird: http://www.rechtschreibreform.com.
Lesen Sie bitte auch die Pressemitteilung: "Neue Wörterbücher schon Altpapier": , PE WIR „Neue Wörterbücher schon Altpapier“
Anlagen zu diesem Schreiben
Aktuell:
1. Offener Brief an die Schul- und Kinderbuchverlage (Stolz Verlag, 26. Mai 2004)
2. Offener Brief der Hessischen Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels (15. April 2004)
3. Anschreiben an Dr. Edmund Stoiber (Günter Loew, 15.0404)
Zur Erinnerung:
4. Offener Brief an Herrn Fritz von Bernuth
(Prof. Dr. Helmut Jochems, 2. September 1998)
5. Offener Brief an Andreas Baer, Verband der Schulbuchverlage e.V. (Prof. Dr. Helmut Jochems,
2. September 1998)
Mit freundlichen Grüßen
Karin Pfeiffer-Stolz
Offener Brief an die Schul- und Kinderbuchverlage
Sehr geehrte Kolleginnen,
sehr geehrte Kollegen,
wir setzen voraus, daß Sie alle inzwischen durch die Presse informiert sind und den Inhalt des Offenen Briefes kennen, den wir an den Verband VdS Bildungsmedien e.V. gerichtet haben. Es ist uns ein Anliegen, Ihnen, den Mitgliedern dieses Verbandes, zu versichern, daß wir keine Konfrontation, sondern eine sachliche Diskussion über mögliche Lösungswege in Gang setzen wollen. Eine Lösung, die sowohl uns, den Verlegern von Schulbüchern, Lernhilfen und Kinderbüchern, als auch den Schülern einen Weg aus der Sprach- und Schreibverwirrung bahnen kann.
Es stellt sich eine Frage, die offensichtlich in den vergangenen Jahren der allgemeinen Verwirrung in Vergessenheit geraten ist. Diese Frage lautet:
Weshalb machen wir das überhaupt mit?
Wir, die gewohnt sind, mit Sprache sorgfältig umzugehen, weil wir Schulbücher und Lernmaterialien verlegen, lassen uns von einer durch ideologisch gefärbte Gesellschaftsverbesserer irregeleiteten Kultusbürokratie vorschreiben, Falsches in unseren Büchern zu drucken und zu verbreiten?
Warum unterstützen wir aktiv die Demontage einer Kultursprache?
Eine amtlich verordnete, jedoch ungesetzliche Zweiklassenorthographie ist Wirklichkeit geworden! Wir haben eine tadellose Schriftsprache für die Gebildeten und das „reformierte“, um Tausende von Ausdrücken dezimierte, grammatikalisch verklemmte, syntaktisch hinkende und ästhetisch minderwertige „Dummdeutsch“ für Schüler und Wenigschreiber.
Ist das sozial? Wollen wir das?
Hartnäckiges Schweigen und Festhalten an der jetzigen Situation ist lediglich ein Aufschieben des Problems, das der Lösung harrt. Die aktuelle Lage läßt erkennen, daß ohne unser beherztes Handeln der Schaden nur noch größer wird.
Das Reformprojekt ist gescheitert. Großes Leid – diesmal als Substantiv zu verstehen – ist über die deutsche Sprache gekommen. Nicht nur, daß ihr Ansehen im Ausland beschädigt wurde, auch unsere Kinder werden um den Reichtum der Sprache betrogen. Eine ganze Generation wächst heran, ohne verläßliche Grundlagen der Muttersprache vermittelt zu bekommen. Daß gerade jene, deren Elternhaus keinen Bildungsausgleich zum verformten Sprachunterricht der Schule herstellen kann, am meisten benachteiligt sind, scheint die Befürworter der Reform kaum zu stören. Das Wohl der Schüler wird schon immer besonders gern von jenen als Vorwand genommen, die ureigenste, egoistische Ziele durchsetzen wollen.
Als Verleger von Schulbüchern tragen wir alle eine große Verantwortung. Bislang haben wir uns als „Werkzeug“ der Reformer mißbrauchen lassen, durch unsere „reformierten“ Druckwerke lernen Schüler im gesamten deutschsprachigen Raum tagtäglich Verworrenes und Falsches. Das alles ist wohlbekannt.
Wenn eine Zeit kommt – und diese Zeit wird kommen! –, in der darauf eine Antwort eingefordert wird: Was wollen wir zu unserer Entschuldigung vorbringen?
Was muten wir uns selbst und unseren Kindern noch alles zu?
Niemand – schon gar nicht eine Kultusministerkonferenz – kann uns diktieren, turnusgemäß im Jahreswechsel Orthographie, Ausdrucksweise und Grammatik unserer Bücher ändern zu müssen. Wir haben nur die eine Wahl: die sofortige Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung. Sie mögen einwenden, dieser Schritt sei finanziell nicht zu verkraften. Dieser Einwand läßt die Realität außer acht. Spätestens im Jahr 2005 werden unsere heute gedruckten Bücher Makulatur sein, denn dann wird nach dem Willen der Reformer ein stark verändertes Regelwerk gültig, eine Reform der Reform mit Tausenden von Änderungen! Und diese „Korrekturen“ werden nicht die letzten sein.
Uns droht eine Kostenlawine ohne Ende!
Den Politikern mangelt es offensichtlich an Mut, sich zu ihrem Irrtum zu bekennen, wie es das Verantwortungsbewußtsein gegenüber Schülern und Lehrern gebieten würde. Also müssen wir als Verleger handeln. Verschließen Sie sich bitte nicht dieser Einsicht! Andernfalls wird uns die Entwicklung dazu zwingen, größere Verluste hinnehmen zu müssen, als die, welche wir heute vermeiden wollen.
Düren, 26. Mai 2004
Peter Stolz, Karin Pfeiffer-Stolz
Stolz Verlag
Schneidhausener Weg 52
52355 Düren
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 27.05.2004 um 21.40
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen unserer Schüler und der deutschen Sprachgemeinschaft ersuchen wir um Rücknahme der sogenannten Rechtschreibreform, die seit 1998 an den Schulen erprobt wird.
Als Kultusminister haben Sie sich verpflichtet, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden.
Wir alle - sowohl Sie als Politiker, die Lehrer, wie auch wir als Schulbuchverlag - tragen Verantwortung für das Bildungsniveau kommender Generationen.
Nach sieben Jahren praktischer Anwendung der Reformschreibung ist allgemein bekannt, daß diese keine Erleichterung gebracht hat. Die Einheitlichkeit der deutschen Sprache ist zerstört, deren Niveau gesenkt worden.
Die Tatsache, daß Lehrer in staatlichem Auftrag den Kindern wissentlich Falsches vermitteln müssen, daß wir als Verlag wissentlich Falsches drucken und verbreiten müssen, ist mit dem Gewissen nicht vereinbar.
Bitte haben Sie den Mut, einzugestehen, daß wir uns alle geirrt haben. Der anfangs in gutem Glauben eingeschlagene Weg ist falsch. Wenn wir nicht freiwillig umkehren, wird uns die Entwicklung dazu zwingen.
Alles Weitere entnehmen Sie bitte den beigefügten Dokumenten.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Pfeiffer-Stolz
Anlagen
Karin Pfeiffer-Stolz
Autorin
Schneidhausener Weg 52
D-52355 Düren
Sehr geehrte Damen und Herren,
in meiner Eigenschaft als Autorin und Mitarbeiterin im Stolz Verlag – einem Lernhilfen- und Schulbuchverlag – wende ich mich an die Öffentlichkeit mit dem Wunsch, die Diskussion um die mißglückte Rechtschreibreform zu beleben.
Bislang habe ich – eher im stillen – die Hoffnung gehegt, daß sich angesichts der zunehmend grotesken Fehlerhaftigkeit in fast allen Druckwerken bald das unglückliche Reformvorhaben selbst erledigen würde. Sieben Jahre lang habe ich mich bemüht, dem Reformwerk gerecht zu werden. Mit jedem Jahr wuchsen Zweifel und Verwunderung. Ich bin heute zur Einsicht gelangt, daß eine Fortsetzung dieses Sprachexperiments nicht mehr fortgesetzt werden darf und appelliere an Ihr Gewissen und Ihr Verantwortungsgefühl, sich für eine Beendigung der Reformschreibung einzusetzen.
Nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch wir Schul- und Kinderbuchverlage werden gezielt desinformiert, letztere durch den Verband VdS Bildungsmedien e.V. http://www.vds-bildungsmedien.de. Es wird verschwiegen, daß das jetzige Regelwerk spätestens im Jahr 2005 in stark veränderter Form präsentiert werden wird, so daß Anpassungen vorgenommen und alle einschlägigen Schul- sowie Kinderbücher ein zweites Mal aus dem Verkehr gezogen und durch verbesserte Neudrucke ersetzt werden müssen. Laufende „Updates“ sind auch für die Zeit danach vorgesehen, wie man aus gut informierten Kreisen erfahren kann.
Wenn ich mich in diesen Tagen an die Öffentlichkeit wende, so aus gewachsener Einsicht heraus, daß eine Fortsetzung des Experiments in jeder Hinsicht schadet: kulturell, pädagogisch, politisch, wirtschaftlich. Es gibt keinen Bereich, der nicht unter der kultusministeriell angeordneten Sprachverwahrlosung leidet.
Bin ich „frei“ zu schreiben, wie ich möchte?
Das Urteil des Bundesverfassungsgericht zur sogenannten Rechtschreibreform stellt ausdrücklich fest, daß demjenigen, der die reformierte Rechtschreibung nicht verwenden möchte, keine gesellschaftlichen Nachteile entstehen sollen.
"Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben. Auch durch die faktische Breitenwirkung, die die Reform voraussichtlich entfaltet, werden sie daran nicht gehindert. Dies liegt für die Zeit bis zum 31. Juli 2005, dem Ende der für die Umsetzung der Rechtschreibreform an den Schulen geltenden regulären Übergangsfrist, auf der Hand. Solange bisherige Schreibweisen selbst im Schulunterricht nicht als falsch gelten, sondern nur als überholt gekennzeichnet werden, kann deren Verwendung auch in der allgemeinen Schreibgemeinschaft nicht zu negativen Beurteilungen führen. Aber auch für die Zeit nach dem
31. Juli 2005 ist nicht erkennbar, daß ein Festhalten an den überkommenen Schreibweisen für den Schreibenden mit gesellschaftlichem Ansehensverlust oder sonstigen Beeinträchtigungen der Persönlichkeitsentfaltung verbunden sein könnte. Die Schriftsprache wird sich wie bisher trotz bestehender amtlicher Regeln weiterentwickeln."
Quelle: Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97,
S. 59 f. - Wiedergabe auf der Internet-Seite: http://www.rechtschreibvolk.de.
Diese Aussage empfinde ich persönlich als Hohn. Wenn ich meinen Lebensunterhalt mit dem Verfassen von Schul- und Kinderbüchern verdiene und mir die gerichtlich zugestandene Freiheit nehme, in der bisherigen Rechtschreibung zu veröffentlichen, dann kommt dies einem Berufsverbot gleich. Solange an den Schulen die reformierte Schreibweise amtlich verordnet ist, wird niemand meine Bücher kaufen. Es ist zu fragen, ob dieser Gerichtsentscheid Gültigkeit besitzt und nicht in seinem Realitätsbezug angezweifelt werden muß.
Kraft kultusministeriellen Erlasses muß an den Schulen seit dem Jahre 1996 Falsches gelehrt werden – ein aus historischer Sicht wohl einmaliger Vorgang! Um ihre Existenz zu sichern, sind Schulbuchverlage gezwungen, in den Lehrbüchern Falsches darzustellen und zu drucken. Um nicht gekündigt zu werden, müssen Lehrer ebendieses Falsche im Unterricht vermitteln. Wer trägt dafür die Verantwortung?
Es wird eine Zeit kommen, da wird man uns fragen: Wieso konnte es dazu kommen? Weshalb habt ihr das mitgemacht?
Karin Pfeiffer-Stolz
Mai 2004
– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 28.05.2004, 09.34 –
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Matthias Draeger am 22.04.2004 um 17.14
Die Beibehaltung der bewaehrten Rechtschreibung als "Sonderweg" zu bezeichnen, der "sich nicht bewaehrt habe", ist mal wieder eine der bodenlosen Frechheiten.
Was soll sich denn an der Beibehaltung der Normalitaet nicht bewaehrt haben?
Hier meldet sich mit Herrn Jacobsen mal wieder einer der typischen Deutschen, die das glauben, was in der Zeitung steht.
Befehl ist eben Befehl, und jeder Befehl ist ein guter Befehl - das war so, ist so, und wird in Deutschland auch in Zukunft so sein.
Fuer solche Leute ist auch die Apokalypse nur ein vorueberziehendes Tiefdruckgebiet, weil es so in der Tagesschau gesagt wurde...
__________________
Matthias Draeger
eingetragen von gestur am 22.04.2004 um 13.07
Ich finde es beleidigend, wenn die Reformkritiker damit gekennzeichnet werden, daß sie "aus der Sicht der Tradition der Sprache" urteilen würden. Ich jedenfalls urteile aus der Kenntnis der natürlichen und selbsttätigen Sprachentwicklung, zu deren Finden notwendigerweise der Vergleich mit früheren Sprachzuständen gehört.
Den Reformbefürwortern werfe ich vor, daß sie die Tatsache der natürlichen und selbsttätigen Sprachentwicklung leugnen oder als Fehlentwicklung beurteilen.
Es ist eine Verunglimpfung der bewährten bisherigen Rechtschreibung, wenn sie als "Tradition" bezeichnet wird. Mit dieser Logik kann man erwidern, daß die neue Rechtschreibung nur eine neue Mode ist und demzufolge nur vorübergehend existieren wird.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2004 um 12.16
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Postfach 7124
24171 Kiel
[...]
Datum 19.04.2004
[...]
Ihr Schreiben vom 24. März 2004
Sehr geehrter Herr Salzburg,
mit Schreiben vom 24. März 2004 kritisieren Sie die Antwort, die meine Mitarbeiterin Frau Böhrs Ihnen auf Bitte von Ministerin Erdsiek-Rave hat zukommen lassen, als unzulänglich. Bei der Intensität, mit der Sie sich mit der Rechtschreibung befassen, kann ich durchaus nachvollziehen, dass Sie eine andere Antwort erwarten würden. Ob Sie dann mit dieser Antwort zufrieden wären, wage ich jedoch zu bezweifeln, zumal die langwierige, zum Teil sehr emotional geführte öffentliche Debatte deutlich gemacht hat, dass die Positionen der Gegnerinnen und Gegner der Neuregelung und die der Befürworter und Befürworterinnen nur zu einem geringen Teil kompromissfähig sind. Wer die Rechtschreibung aus der Sicht der Tradition der Sprache und aus der Rolle der Lesenden betrachtet, muss zwangsläufig zu anderen Ergebnissen kommen als diejenigen, die sie aus der Sicht der Schreibenden anschauen. Keine Seite vermag die andere zu überzeugen, weil die Grundannahmen zur Rechtschreibung die jeweilige Argumentation bestimmen.
Abschließend noch ein Satz zu Ihrer Forderung, dass die bewährte Rechtschreibung weiterhin Gültigkeit haben muss, auch an den Schulen, und zwar für unbegrenzte Dauer. Nach den Erfahrungen mit dem Schleswig-Holsteinischen Sonderweg in Sachen Rechtschreibung kommt eine Rückkehr zur bzw. die Anerkennung der alten Rechtschreibung nicht in Betracht.
Mit freundlichen Grüßen
[gez.]
Jochen Jacobsen
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2004 um 12.12
Frau Ministerin
Ute Erdsiek-Rave
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Brunswiker Straße 16 – 22
24105 Kiel
Rechtschreibung
Ihr Antwortschreiben v. 18.2.2004
Sehr geehrte Frau Minister,
Sie haben freundlicherweise Frau Gerburg Böhrs beauftragt, mein Schreiben v. 1.2.2004 zu beantworten. Dafür danke ich Ihnen.
Diese Antwort ist nun leider völlig unzulänglich. Mit Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, daß meine ablehnende Einstellung zur „Rechtschreibreform“ das Ministerium an einer sachgerechten Beantwortung meiner Einwände hindert.
Eine Unterstellung ist auch, daß mir „an einer sachlichen Auseinandersetzung nicht wirklich liegt“. Das trifft doch wohl eher auf das Ministerium zu. Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, möchte ich ein früheres Wort von Frau Böhrs abwandeln:
„Wer das Schamgefühl, aber auch die Hilflosigkeit sprachbewußter Schreiber angesichts der aufgezwungenen Reform erlebt hat, wird jede noch so kleine Verbesserung begrüßen.“
Meine Forderung ist, die traditionelle Rechtschreibung für unbegrenzte Zeit an den Schulen als korrekt anzuerkennen. Dazu haben Sie keinerlei Stellung bezogen – anders als Trutz Graf Kerssenbrock, der mir dazu am 10.2.04 übermittelte, er sei vollkommen meiner Meinung.
Es geht nicht an, daß Schüler, die am Kieler Hindenburgufer „Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord“ lesen und so schreiben, einen Fehler angerechnet bekommen.
Gerade dies dürfte doch zwischen uns unstrittig sein, nach Ihren Worten:
„Es gibt im neuen Regelwerk auch Rechtschreibung, die schwer nachvollziehbar ist – die dreifachen Konsonanten zum Beispiel.“ (LN v. 30.7.99)
Es geht auch nicht an, daß belesenen Schülern drei Fehler angestrichen werden, wenn sie etwa wie Günter Grass schreiben „…Homepages, in denen sogenannte Vorgestrige, aber auch frischgebackene Jungnazis ihren Stumpfsinn auf Haßseiten abließen“ (Im Krebsgang, S. 8).
Ihr Erlaß schreibt „Hass“ vor, „frisch gebacken“ und das holprige „so genannt“. Aber schon im Erstdruck 1774 von Goethes „Leiden des jungen Werthers“ ist auf Seite 13 „vom sogenannten Pöbel“ die Rede. Im Grimmschen Wörterbuch ist das Wort verzeichnet –
Sie haben es an Schleswig-Holsteins Schulen ohne einsichtigen Grund verboten.
Die neue „ß-Hass-Regel“ ist fehlerfördernd, leserunfreundlich, traditionszerstörend und unsystematisch. Sie suggeriert falsche Vokallängen etwa in „Haßstraße“, „Langeneß“, „Litfaßsäule“, „Mißfeldt“, stört in „Messerwartung“, „Esssucht“ und nutzlosen „dass“. Sie fördert die Verfälschung Literatur bis heute und zerstört die Kompatibilität mit älteren Frakturdrucken. Das „ß“ als einziger Buchstabe, der Vokale längt – ein Systemfehler!
Bisher hat nur Prof. Harald Marx (Leipzig) die neuen „ss“ methodisch untersucht:
„Ich stellte fest, dass die Kinder etwa bei der ß-Schreibung 2001 genauso gut oder schlecht waren wie 1996. Die Annahme, durch die Reform werde die ß-Schreibung vereinfacht, ist also infrage zu stellen. Bedenklich ist, dass bei Wörtern mit s-Laut, deren Schreibung nicht verändert wurde, jetzt häufiger als 1996 Fehler auftreten…“ Frage: Also hat die Reform ihr Ziel, das Schreiben zu erleichtern, verfehlt? „Ja…“ (Rheinischer Merkur 28.1. 04)
Ich erhebe Einspruch gegen die grammatische Verdummung meiner Kinder durch Wortartfälschung: „Wie recht er hat, es tut mir leid“ zu „Wie Recht er hat, es tut mir Leid“. Der baugleiche Ersatz der Wörter entlarvt den Unsinn: „Wie Glück er hat, es tut mir Weh“!
Mit der indoktrinierenden Kleinduzerei in Briefen lernen die Schüler etwas Lebensfremdes.
Es erinnert an Orwell, wenn sogar die Vergangenheit verfälscht wird, damit niemand erfährt, was immer noch höflich ist. (Beispiel: Bruchfeld, Levine, „Erzählt es euren Kindern“).
Schwindel erregen die neuen Trennungen wie „Nusse-cke“, „hi-naus“, „vol-lenden“, „res-taurieren“, „die Zwölf- und 13-Jährigen“. Sinnvolle Strukturen, auch in Fremdsprachen, sind nicht mehr in ihrer Funktion kenntlich und lernbar. Nebenbei: Ihr Erlaß von 1999 hat als erstes meiner Tochter einen „Tipp“-Fehler in ihrer Englischarbeit beschert.
Da die Medien die neuen Kommaregeln negieren, „um die Lesbarkeit der Texte zu gewährleisten“, bleibt den meisten Bürgern die Kommakatastrophe in der reformverstümmelten Schullektüre verborgen: Ich finde in Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe", Reihe „EINFACH DEUTSCH" (Schöningh 1999):
„Ich habe mich aber bedankt das verwilderte Wesen für einen andern herzustellen ... allein wir würden uns hüten dieselbe zu hoch hinaufzutreiben ..."
Frau Boehrs empfiehlt mir, meinen Kindern den Gebrauch von Lexika nahezubringen, um herauszufinden, wie die bisher als „bahnbrechend“ und „grauenerregend“ bekannten Wörter jetzt geschrieben werden sollen. Ich habe nun das „Schulwörterbuch Deutsche Rechtschreibung“ (2003 Trautwein) angeschafft und finde „Grauen Erregendes“ – „aber: äußerst grauenerregend“, ein Glanzstück verkomplizierender Erleichterungsakrobatik. Die Reform ‚bricht Bahn’ dem Abwegigen – naheliegend wäre eher „Bahn brechend“ als „bahnbrechend“. Verzeichnet ist beides nicht. Ich fordere die bisherigen Schreibungen.
Den berühmten Satz von Rosa Luxemburg können meine Kinder nicht mehr schreiben, weil es das entscheidende Wort laut Reform und Wörterbuch nicht mehr gibt:
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
Dagegen belästigt uns ein „gräuliches“ Reformmonster: der nie dagewesene „Spinnefeind“.
Geradezu gesundheitsgefährdend wird die Reformschreibung in einer Gebrauchsanweisung:
„Tue eine Hand voll ins Feuer“ – weil das schlichte Wort „Handvoll“ liquidiert worden ist.
Alle genannten Reform-Mängel und Absurditäten sind abzuschaffen. Tatsächlich folgen die Erinnerungen von Helmut Kohl und die Süddeutsche Zeitung/Bibliothek bei Milan Kundera, und Umberto Eco nur noch der „neuen“ ss-Regel. Aus diesem Wirrwarr folgt notwendig:
Die bewährte Rechtschreibung muß weiterhin Gültigkeit haben – auch an den Schulen, und zwar für unbegrenzte Dauer.
Darum bitte ich Sie, auch im Namen aller Freunde der traditionellen Schriftsprache.
Die Regierung muß endlich das bisherige Vorgehen aufgeben, das sich in Reformschreibung so schön doppeldeutig ausdrücken läßt:
„Wir können auch anders Denkende von der Reform überzeugen.“
Mit freundlichem Gruß
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Matthias Draeger am 15.03.2004 um 13.34
Martin Kayenburg (CDU), der Oberverraeter in Sachen Rechtschreibreform, meldet sich zu Wort - und "diktiert in neuer Rechtschreibung" (so sein zynischer Kommentar, nachdem er den Antrag auf Aenderung des Schulgesetzes und damit die Aushebelung des Volksentscheids auf den Weg gebracht hat).
Widerlich.
Wenn, verehrter Herr Kayenburg, irgendjemand in Schleswig-Holstein wissen sollte, wem wir den ganzen Schlamassel zu verdanken haben, dann sind Sie das. Das haben Sie fein gemacht.
__________________
Matthias Draeger
eingetragen von gestur am 14.03.2004 um 20.15
hilft nur eine offizielle Außerparlamentarische Opposition, genannt APO.
Während der Großen Koalition gab es das auch schon.
"Rechtschreib-Opposition" würde viel geschlossener und gefährlicher klingen als "Reformkritiker", das den Eindruck von Einzelkämpfern erweckt.
Ich betrachte mich als Teil einer (bis jetzt noch informellen)
"Außerparlamentarischen Rechtschreib-Opposition (APRO)".
– geändert durch gestur am 15.03.2004, 11.38 –
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.03.2004 um 18.48
Martin Kayenburg
Vorsitzender der CDU-Fraktion
und Oppositionsführer
im Schleswig-Holsteinischen Landtag
[...]
Kiel, 11. März 2004
Sehr geehrter Herr Salzburg,
zunächst einmal möchte ich Ihnen für Ihre Glückwünsche zu meiner Aufstellung als Direktkandidat danken.
Des Weiteren möchte ich Ihnen auch im Namen von Herrn Maurus zum Thema „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" antworten.
Seit der Veröffentlichung des 4. Berichtes der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung ist die Rechtschreibereform erneut zu einem wichtigen Thema in der öffentlichen Diskussion geworden. In breiten Teilen der Öffentlichkeit, bei Journalisten, Schriftstellern, Professoren, Eltern usw. stoßen die erneuten Verbesserungen der Rechtschreibereform auf große Kritik. Wir können die Empörung in der Bevölkerung nur zu gut verstehen, denn wenn wir ehrlich sind, auch wir wissen bei dem einen oder anderen Wort nicht mehr wie es geschrieben werden soll. Dennoch muss ich Ihnen an dieser Stelle sagen, dass wir als CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag nicht viel bewirken können, was die Reform bzw. die Reform der Reform aufhalten kann. Die wichtigen Entscheidungen werden derzeit noch in der Kulturministerkonferenz getroffen.
Stand der Beratungen hier ist, dass Vertreter der Zwischenstaatlichen Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sich in zwei Gesprächen mit fachlichen Fragen der Neuregelungen befassen werden. Dabei wird es auch darum gehen, wie und in welcher Form die Entwicklung der Rechtschreibung zukünftig begleitet werden soll. Angedacht ist, dass die Zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung von der Aufsicht der Kultusministerkonferenz befreit wird und zur zentralen Anlauf- und Schlichtungsstelle für Probleme der Orthographie werden soll.
Die Kultusministerkonferenz wird dann im Juni 2004 über die Neuregelungen der neuen Rechtschreibung beschließen. Als Oppositionspartei können wir hier leider nicht eingreifen. Auch wir werden die Entscheidung der Kultusministerkonferenz Juni 2004 abwarten müssen.
Mit freundlichen Grüßen
[gez.] Martin Kayenburg
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Christoph Kukulies am 20.02.2004 um 15.43
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Postfach 7124 24171 Kiel
[...]
Datum 18.02.2004
[...]
...
Wenn es zutrifft, dass diese nach Ihrer Einschätzung zu lange auf eine Erklärung der Lehrerin warten muss, wäre es doch sehr einfach, das Mädchen im Gebrauch des Wörterbuchs zu unterstützen, damit sie auf Dauer unabhängig von dem Urteil anderer werden kann.
.....
Mit freundlichen Grüßen
Gerburg Böhrs
Wörterbücher zu Pflastersteinen!
__________________
Christoph Kukulies
eingetragen von Theodor Ickler am 20.02.2004 um 15.40
Natürlich schreibt man Briefe an Ministerien nicht in der Erwartung, dort irgend etwas bewegen zu können. Es kommt nur auf die Antworten an, die man allemal gut verwerten kann. Frau Böhrs bestätigt, daß nur "konstruktive" Kritik als sachlich gelten kann, d. h. auf dem Boden einer grundsätzlichen Bejahung der Reform kann man klitzekleine Verbesserungsvorschläge machen, die dann im günstigen Fall von der Kommission mit der Feststellung beschieden werden, es bestehe kein Änderungsbedarf. Die Forderung nach Rücknahme der Reform, also die Meinung der Bevölkerungsmehrheit, ist eo ipso unsachlich und verdient nicht, ernst genommen zu werden.
An diesen Amtspersonen prallt alles ab. Deshalb kommen sie ins Schwarzbuch, unseren Kindern zur Belehrung.
__________________
Th. Ickler
eingetragen von Matthias Dräger am 20.02.2004 um 15.04
Sigmar Salzburg, Vater, vier Kinder -
ein Radikaler!
Herr Salzburg ist sich nicht zu schade, die Ministerin zu bitten, in der Schule die Rechtschreibung zu verwenden, die er dort einmal gelernt hat.
Der Mann hat Nerven. Offensichtlich ein - Radikaler.
Was sonst?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.02.2004 um 12.15
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Postfach 7124 24171 Kiel
[...]
Datum 18.02.2004
[...]
Sehr geehrter Herr Salzburg,
Ministerin Ute Erdsiek-Rave hat mich gebeten, Ihr Schreiben vom 01.02.2004 zu beantworten. Ihrem Schreiben ist unschwer anzumerken, dass Ihr Ärger über die Neuregelung der Rechtschreibung nicht nachgelassen hat. Nicht zuletzt deshalb ist es schwer, auf Ihre Einwände im Einzelnen einzugehen. Mit Ihrer radikalen Forderung, die „mißratene Rechtschreibreform ohne Wenn und Aber" zurückzunehmen, machen Sie zudem deutlich, dass Ihnen an einer sachlichen Auseinandersetzung nicht wirklich liegt. Ich bedaure das vor allem wegen der schwierigen Situation, in der sich Ihre Tochter befindet. Wenn es zutrifft, dass diese nach Ihrer Einschätzung zu lange auf eine Erklärung der Lehrerin warten muss, wäre es doch sehr einfach, das Mädchen im Gebrauch des Wörterbuchs zu unterstützen, damit sie auf Dauer unabhängig von dem Urteil anderer werden kann.
Hinsichtlich Ihrer Forderung, die Neuregelung zurückzunehmen, wissen Sie aus anderen Zusammenhängen, dass die Ministerin Ihre grundlegende Ablehnung nicht teilt und deshalb auch keinen Anlass sieht, hier initiativ zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Gerburg Böhrs
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2004 um 21.31
Sehr geehrter Herr Salzburg,
Vielen Dank für Ihre mail. Ich bin vollkommen Ihrer Meinung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Graf Kerssenbrock
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Sigmar Salzburg [mailto:ram.gis@kielnet.net]
Gesendet: Dienstag, 10. Februar 2004 17:32
An: Trutz Graf Kerssenbrock
Betreff: Rechtschreibung
Sehr geehrter Herr Dr. Kerssenbrock,
letzte Woche habe ich an die Bildungsministerin einen Brief geschrieben, den ich Ihnen hiermit zur Kenntnis geben möchte.
Ich bitte, das darin angesprochene Ziel zu unterstützen, die bewährte Rechtschreibung vor der „Reform“ weiterhin unbegrenzt zuzulassen, vor allem an den Schulen.
Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Salzburg
...
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Wolfgang Wrase am 09.02.2004 um 07.59
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Sozialdemokratische Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Arbeitskreis Bildung, Wissenschaft, Kultur, Sport und Weiterbildung
SPD-Landtagsfraktion ♦ Postfach 7121 ♦ 24171 Kiel
Ansprechpartner.
Jürgen Weber, MdL
Herrn
Sigmar Salzburg
... Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss ...
[gez. Jürgen Weber]
(Bildungspolitischer Sprecher)
Zwei Anmerkungen:
1. Das Ende der Übergangsfrist ist planmäßig nicht zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 vorgesehen, sondern zum Beginn des übernächsten Schuljahrs 2005/06. Wie kommt es, daß der Bildungspolitische Sprecher dies verwechselt? Vielleicht ist er kaum mit der Materie befaßt.
2. "Wir werden darüber nachdenken" ist eine vage Formel. Da Politiker ständig die Strategie verfolgen, die Bürger zu beschwichtigen, könnte sich dahinter auch das Gegenteil des Angedeuteten verbergen: eine bereits feste Absicht, die Übergangszeit nicht zu verlängern. Immerhin scheint unsere Forderung "Verlängerung der Übergangszeit" (bzw. Weitergeltung der sogenannten alten Rechtschreibung auch an den Schulen) als ernstzunehmende Option in den Zirkeln der Administration bewußt zu sein.
Gleichfalls herzlichen Glückwunsch an Herrn Salzburg für das gelungene Schreiben.
eingetragen von Matthias Dräger am 09.02.2004 um 07.47
Ich darf hier noch einmal daran erinnern, warum der Volksentscheid in Schleswig-Holstein von den Volksvertretern angegriffen wurde (die Darstellung beruht auf Informationen, die ich von Mitgliedern einer großen Partei des Landtages erhalten habe):
War es etwa Druck von den Schulen, daß man die normale Rechtschreibung nicht mehr unterrichten konnte? Mitnichten.
War es etwa Druck aus der Bevölkerung? Erst recht nicht.
Nein, eine große Partei meinte, die andere große Partei würde das Thema, daß an schleswig-holsteins Schulen anders unterrichtet wurde, als im übrigen Bundesgebiet, nämlich in normaler Rechtschreibung, zum Wahlkampfthema machen. Da die erste große Partei in der Zeit der Vorbereitung des Volksentscheids öffentlich Stellung bezogen hatte FÜR die Rückkehr zur normalen Rechtschreibung und man befürchtete, die andere Partei würde das Thema zum Wahlkampfthema machen, mußte nach der Auffassung zweier Herren dieser Partei, von denen einer nur Spitzenkandidat für die nächsten Wahlen war und noch nicht einmal einen Sitz im Landtag hatte, dieses „Problem“, das für Schleswig-Holstein keins mehr war, beseitigt werden.
DESHALB mußte der Volksentscheid weg.
DARUM haben wir heute alle Probleme mit der Rechtschreibung.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.02.2004 um 20.24
ehem. Lehrerin, bildungspolitische Sprecherin der Kieler Landtagsfraktion
erhielt ebenfalls den Brief an die Bildungsministerin zur Kenntnis
und sandte am 5.2.04 folgende Email:
Hallo, Herr Salzburg,
vielen Dank für die Informationen.Ich werde Ihre Anregungen aufnehmen und das Thema im nächsten Bildungsausschuss auf die Tagesordnung setzen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Eisenberg
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Walter Lachenmann am 07.02.2004 um 19.40
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Ich gebe Ihnen allerdings Recht darin, dass es auf keinen Fall dazu kommen darf, dass Schüler Nachteile bei der Benotung erleiden. Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss.
Lieber Herr Salzburg,
ich wollte Ihnen meine Anerkennung für Ihren schönen Brief an die Ministerin in einer persönlichen E-Mail schreiben, aber über die hier hinterlegte Adresse klappt das nicht.
Die Antwort Ihres SPD-Abgeordeten besteht zwar weitgehend in den üblichen Beschwichtigungsfloskeln, sie enthält aber doch ganz brisantes Gedankengut. Sollte tatsächlich erreicht werden, daß die Übergangsfrist 2005 nicht abläuft und die Benotung in den Schulen nach 2005 nicht ausschließich nach den neuen Regeln erfolgen darf, würde dies für die Reformer einen ganz gewaltigen Prestigeverlust bedeuten und möglicherweise den Hebel dafür hergeben, ihr gesamtes Treiben von offizieller Seite grundsätzlich in Frage zu stellen.
Die Parallele von Toll-Collect-Projekt und Toll-Patsch-Reform ist auf herzerfrischende Weise nagelaufdenkopftreffend.
__________________
Walter Lachenmann
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2004 um 12.03
Sozialdemokratische Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Arbeitskreis Bildung, Wissenschaft, Kultur, Sport und Weiterbildung
SPD-Landtagsfraktion ♦ Postfach 7121 ♦ 24171 Kiel
Ansprechpartner.
Jürgen Weber, MdL
Herrn
Sigmar Salzburg
….
Ihre Mail vom 04.02.04
Sehr geehrter Herr Salzburg,
ich danke Ihnen für Ihre Mail und den angehängten Brief an die Frau Bildungsministerin. Ich begrüße es sehr, dass die Kultusministerien, wie dies 1998 bereits angekündigt worden war, die Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren mit der Rechtschreibreform gemacht wurden, nunmehr überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen an der Reform vornehmen wollen.
Ich möchte nicht alle grundsätzlichen Argumente wiederholen, die in den Debatten von 1998 vorgetragen wurden. Ich gehe davon aus, dass sich beim Deutschen wie bei jeder anderen lebenden Sprache Veränderungen im Gebrauch des gesprochenen wie des geschriebenen Wortes ergeben.
Selbstverständlich schreiben wir heute nicht mehr, wie dies Goethe zum Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts getan hat; auch Ihre Reclam-Schulausgabe gibt die Texte von Goethe und Schiller natürlich nicht in der Form wieder, wie diese Autoren sie niedergeschrieben haben.
Es ist dabei selbstverständlich erforderlich, dass bei Fragen der Sprachnormierung Vertreter des kompakten deutschen Sprachraums grenzübergreifend zusammenarbeiten. Deshalb sollen in der zwischenstaatlichen Kommission, die künftig alle fünf Jahre über die Erfahrungen mit der Reform berichten soll, sowohl sechs Vertreter aus Deutschland wie auch je drei aus Österreich und der Schweiz mitarbeiten.
Ich gebe Ihnen allerdings Recht darin, dass es auf keinen Fall dazu kommen darf, dass Schüler Nachteile bei der Benotung erleiden. Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss.
Ich wünsche mir, dass Ihre Tochter bei der Handhabung der neuen Regeln nicht auf allzu große Probleme stößt und verbleibe
mit freundlichen
[gez. Jürgen Weber]
(Bildungspolitischer Sprecher)
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.02.2004 um 11.58
Frau Ministerin
Ute Erdsiek-Rave
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Brunswiker Straße 16 - 22
24105 Kiel
Rechtschreibung
Sehr geehrte Frau Minister,
vor kurzem hat meine belesene Tochter in einem Übungsdiktat – in dem Bestreben, sich den neuen Schreibverrenkungen anzupassen – „Bahn brechend“ und „Grauen erregend“ geschrieben. Eine angekündigte Erklärung der Lehrerin, warum das eine neu falsch sein soll, steht bis heute aus. Hier wird kostbare Lernzeit mit der Verstümmelung unserer bewährten Schriftsprache verschwendet – zur Lösung von Problemen, die es vor der „Reform“ nicht gab. Meine jüngere Tochter schreibt neudenk-richtig „Weißheit“, „hiß“ und „Ergebniss“ – und wieder ist es falsch.
Sie lassen nun seit Jahren verbreiten, an den Schulen gäbe es keine Probleme mit der „neuen“ Rechtschreibung. Tatsächlich werden sie nur verschleppt, vertuscht und verschwiegen.
Die Spaltung vertrauter Adjektive führt zu Lesefallen und Zweideutigkeiten, zum Beispiel:
Nach Meinung des amerikanischen Präsidenten sollte Krieg führenden Staaten vorbehalten bleiben, ob sie sich an das Völkerrecht halten oder nicht.
Der Sinn wird nur eindeutig, wenn es – wie in der Sprache – auch in der Rechtschreibung die Adjektivbildung „kriegführend“ gibt.
In meiner alten Reclam-Schülerausgabe schreibt Goethes Werther auf der ersten Seite seines Briefromans – vermutlich schon seit Beginn der „Universalbibliothek“ 1867:
„Gewiß, Du hast recht, mein Bester …“ (UB 67/67a, 1956)
Seit 2001 lesen die Schüler bei Reclam nun nach den „neuen amtlichen Regeln“:
„Gewiss, du hast Recht, mein Bester …“
Die neuen „ss“ sind traditionszerstörend, lesefeindlich und pädagogisch wertlos – der Geßlerhut der flächendeckenden Zwangsmissionierung. Das Schrumpf-„du“ fälscht 200 Jahre Sittengeschichte und täuscht die Schüler über die (lt. KN v. 1.8.03 auch bei Reformfreunden) weiterhin übliche höfliche Anrede. Schließlich ist die formale Substantivierung von „recht“ Gift für die Entwicklung eines grammatischen Feingefühls. Konrad Duden wußte schon 1876, im Gegensatz zu unseren „Reformern“:
„Bei Ausdrücken wie leid tun, not tun, weh tun, schuld sein, gram sein; mir ist angst, wol, wehe, not [erkennt man] die nicht substantivische Natur jenes Zusatzes am besten durch Hinzufügung einer nähern Bestimmung. Man sagt, er ... hat ganz recht, hat vollständig unrecht u. dgl. "
Wie recht Duden hat, zeigt das Hantieren mit scheinbar baugleichen Sätzen „Du hast Glück, du hast nur Mumps“: Unmöglich ist „Wie Mumps du auch hast, du hast ganz Glück“.
Die Rechtschreibkommission will davon nichts wissen. Damit hat aber die sprachliche Falschmünzerei noch längst kein Ende; ein weiteres Beispiel:
Mein alter Reclam-Werther schrieb: „Was mir noch leid tut, ... “
Heute soll in der Schule jedoch falsch gelehrt werden: „Was mir noch Leid tut. ... “
(Diese „Korrektur“ fehlt noch bei Reclam – der übliche Pfusch in neuen Schulbüchern)
Wie man hört, wollen die Reform-Quacksalber jetzt nach vieler Kritik diesen Fehler entschärfen (nicht aber den vorhergenannten) und dazu – wohl nur, um weiterhin die einzig richtige Schreibung für falsch erklären zu können – zusätzlichen Unfug in Umlauf bringen:
„Was mir noch leidtut,... “
Diese Vorgehensweise übertrifft nun aber alle vorangegangenen Dreistigkeiten, ausgenommen die Annullierung des Volksentscheids.
Das „Tollpatsch“-System versagt ebenso wie das „Toll-Collect“-System. Es kostet aber die Bürger nicht nur Milliarden: es vergiftet auch die gesamte deutschsprachige Schreibkultur.
Marcel Reich-Ranicki hat anläßlich der begeistert begrüßten Rückkehr der FAZ zur bewährten Rechtschreibung gesagt: „Ich glaube aber keineswegs, daß jene, die die Verantwortung für diese Katastrophe tragen, fähig und befugt sind, das Ganze wieder in Ordnung zu bringen. Die Trottel und Missetäter haben ihre Unfähigkeit hinreichend bewiesen. “ ( 28.07.2000 „Kölner Express“)
Ich bitte daher, auch im Namen meiner Freunde von der Bürgerinitiative gegen die Rechtschreibreform:
Veranlassen Sie mit Ihren Ministerkollegen die sofortige Entlassung der Rechtschreibkommission und des Beratergremiums aus lauter Lobbyisten!
Außerdem geht es nicht an, daß belesene Schüler, die so schreiben, wie noch heute unsere besten Schriftsteller, dafür in der Schule durch rote Striche ihre Zukunft zerstört sehen. Daraus folgt:
Die alte Rechtschreibung muß auf Dauer weiterhin ihre Gültigkeit behalten und auch in den Schulen bekanntgemacht und anerkannt werden!
Die Beobachtung der reformbedingt verfallenden Schreibfähigkeit und Schreibkultur in den Medien, im Privaten und in den Schulen zeigt, daß das „leichtere Schreiben“ eine leichtfertige Illusion, wenn nicht bewußter Volksbetrug war:
Die „Rechtschreibreform“ ist das dümmste Ereignis der neueren deutschen Kulturgeschichte!
Die enteignete Schreibgemeinschaft und die Mehrheit des deutschen Volkes haben einen Anspruch auf Wiederherstellung ihrer mißachteten Rechte. Deshalb fordern wir:
Rücknahme der mißratenen Rechtschreibreform ohne Wenn und Aber!
In der Hoffnung auf Einsicht der Verantwortlichen,
mit freundlichen Grüßen
gez. Sigmar Salzburg
Dieser Brief wird auch anderen Bürgerinnen und Bürgern zu Kenntnis gebracht
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.01.2003 um 22.12
Gerade hat der Brandenburgische Innnenminister Schönbohm einen kurzen Brief an Dr. Martin String schreiben lassen:
Land Brandenburg Ministerium des Innern
[...]
Potsdam, 8. Januar 2003
Sehr geehrter Herr Dr. String
Herr Minister Schönbohm hat mich beauftragt, Ihnen für Ihr überaus interessantes Schreiben vom 18. Dezember 2002 zu danken.
Den in diesem Zusammenhang erteilten Hinweis hat Herr Minister zur Kenntnis genommen.
Sie beschreiben sehr treffend die mit der Rechtschreibereform verbundenen Schwierigkeiten und es ist tatsächlich nur schwer nachvollziehbar, warum es einer solchen überhaupt bedurfte.
Für das noch junge Jahr 2003 erlaube ich mir, Ihnen alles Gute zu wünschen und verbleibe mit den besten Wünschen
Im Auftrag
Andreas Schummert
Persönlicher Referent des Ministers
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.01.2003 um 12.35
Dr. Martin String, Gymnasiallehrer i.R., Lüneburg, hatte Michael Glos auf den Gastkommentar des CSU-Politkers in der FAZ v. 21.11.2002 einen Brief geschrieben. Er erhielt zur Antwort:
Berlin, 5.12.2002
CSU-Landesgruppe
im deutschen Bundestag
Der Vorsitzende
[....]
Sehr geehrter Herr Dr. String,
vielen Dank für Ihren Brief vom 24. November. Ich habe Ihr mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis formuliertes Schreiben mit Interesse gelesen.
Ihre Einschätzung, die Rechtschreibreform habe die Verständlichkeit der deutschen Sprache keineswegs immer gefördert, teile ich. In Erinnerung rufen will ich allerdings ergänzend zu Ihrem Brief das Ziel der Reform, in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Einheitlichkeit der Schreibweisen und der Sprachentwicklung wieder zu stärken. Das halte ich für ein berechtigtes Anliegen, das mit manchem misslungenen Ergebnis langwieriger Verhandlungen wenigstens teilweise versöhnt.
Im Bundestag haben sich viele Kolleginnen und Kollegen vor dem Inkrafttreten der Rechtschreibreform für eine Initiative eingesetzt, um das Projekt zu stoppen. Die verfassungsrechtliche Prüfung hat damals ergeben, dass der Bundestag dafür keine Zuständigkeit hat. Das ist heute nicht anders zu beurteilen als vor wenigen Jahren.
So bleibt uns nur, wie die von Ihnen zitierte Reclam-Ausgabe weiter persönlich „wider den Stachel zu löcken", wie Sie schreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Glos MdB
__________________
Sigmar Salzburg
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage