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eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.12.2022 um 05.54

Deutschlands Abruf

Am deutschen Verwesen
Mag bald die Welt genesen!

Das Land der Täter
Wählt nun Volksverräter.

Und linke Reichsverweser
Segnen Näncy Faeser:

Pfui Deibel, alter Geibel!

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.08.2021 um 18.24

Wilhelm von Zuccalmaglio dichtete 1840:

Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das unsre weit und breit,
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendzeit...
Die Grünen unter Baerbock verbalhornten dies zur Wahl 2021:
https://twitter.com/i/status/1430048659312455697

Ein schöner Land in dieser Zeit,
Es regt sich Aufbruch weit und breit.
Auf neuen Wegen
Bleiben nicht stehen
In dieser Zeit. usw. usw.

Mirjam Lübkes „Omas gegen Rechts“ sind wohl nicht identisch!
Da mußten wir den Alten in seiner Gruft wecken, und er parodierte beide:
Hans Flachs
Deutschland


Ein schönes Land in dieser Zeit,
Lockt nun zum Aufbruch weit und breit.
Auf allen Wegen
Mit grünem Segen
Kommt Volk von weit.

Da haben wir zu dunkler Stund,
Gegrübelt schwer in trüber Rund,
Wie wir uns retten
Vor Minaretten
Und Muezzinsang.*)

Wo wir uns hier in diesem Land
Trotz Schwab noch fühlen nahverwandt,
Soll’n wir umdenken,
Allah uns lenken,*)
Er naht mit Macht.

Das heißt für uns nur gute Nacht,
Frau Käßmanns Herr im Himmel lacht,
In seiner Güten
Uns einzutüten
Ist er bedacht.
Leider paßt nun die gemütvolle Melodie nicht mehr so recht zum Text.
*) „Muslimschund“ und „henken“ paßt besser, aber Flachs wollte seinen Kopf noch etwas behalten.
Geä. 27.8.21


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2020 um 06.37

Bei Markus Lanz spricht Hamed Abdel Samad über sein neues Buch. Er beschreibt, wie er Wahldeutscher wurde und die deutschen Probleme sieht. Erfreulich deutlich distanziert er sich von dem durch Wulff und Merkel eingeführten Schlagwort: „Der Islam gehört zu Deutschland“.

Zu Lanz kommentiert mein Gehirn „Fazke“. Die deutschen Wörterbücher kennen das Wort anscheinend nicht. Nur aus Österreich wird mitgeteilt, daß es „arroganter Schönling“ heiße, aber noch nicht in das Wörterbuch aufgenommen sei. Einige Reimportale melden mir ungefragt, daß es keinen Reim dazu gebe. Dazu fällt mir eine Ulkgeschichte ein, in der sich ein Dichter rühmt, ein Reimwort zu „Silber“ gefunden zu haben – „Bilber“, ein vielseitig einsetzbares Universalwort. Zu „Silber“ weiß das Deutsche Wörterbuch nur die Vermutung, daß es nicht-indoeuropäischer Herkunft sei und aus Kleinasien stammen könnte. Dagegen seien die Ableitungen vom lateinischen „argentum“ auf das altindische „arjunah“ (licht, weiß) zurückzuführen.

Warum hat der Endreim überhaupt eine so große Bedeutung in der europäischen Dichtung erlangt? Die antiken Dichter kannten keinen Endreim. Er muß durch eine Sprache inspiriert sein, die ursprünglich schlichte Reime analog zu unserem „-ung“ bevorzugte, vielleicht das Spätlateinische oder Altfranzösische. Edler ist es natürlich, wenn der Wortstamm in den Reim einbezogen ist. Das Wort „Reim“ selbst kommt aus dem Altfranzösischen, das wiederum wohl vom Altfränkischen „rimen“ (reihen) abstammt.

Gereimt wurde schon im Altchinesischen vor 2700 Jahren, aber das Verfahren erscheint hier sinnvoller, weil in der ursprünglich einsilbigen chinesischen Sprache Funktions-Endungen unbekannt sind. Chinesische Reimbücher können einiges über die Aussprache des Altchinesischen vermitteln. Das fiel mir schon an alten Gedichten auf, die nach der heutigen Aussprache der Schriftzeichen keinen Reim bilden wollten. Ein Blick auf die Rekonstruktionen der alten Aussprache bringt meistens Klarheit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.02.2017 um 06.16

... hat in vier „Tweets“ die deutsche Reimkunst bereichert.
Ob die Versfolge stimmt, ist nicht ausgemacht:


Ralf Stegner ‏@Ralf_Stegner 10. Feb. 2017

Schäuble haut auf Schulz herum
Trump-Vergleich ist mehr als dumm
Schwarze hetzen im Akkord
wünschen sich St.Martin fort (1)

(2) Merkel schweigt und Horsti grollt
doch der Schulzzug weiter rollt
Nach Berlin in voller Fahrt
#jetztistschulz - der Mann mit Bart.

Tauber greift den Lindner an,
Klöckner schmäht den Schulz sodann
Schäuble setzt noch einen drauf
Die CDU hat echt nen Lauf (1)

(2) Frankie goes to Schloss Bellevue
Schwarze Power voll perdu
Andi Scheuer rast der Puls
Sakkrament - #jetztistschulz

PS: Stammt die Poesie aus dem „Schulzzug-Game“?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.06.2012 um 09.43

Hans Flachs

An den Bundesadler im Reichstag

Das Reich ist ruiniert
und keinen „Deut“ mehr wert.
Übrig blieb nur „Schland“.

Aufs Volk wird uriniert,
Bewährtes wird verkehrt.
Herrschen tun meist „Schlöcher“.

Edler Aar der Väter,
hießen solch Vertreter
früher nicht „Aar-Schlöcher“?

Aus Hans Flachs
„Staatskunnst und Schwullst“
Bloedel Schulverlach 2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.05.2012 um 20.37

Orthogravieh

von Anne Sommer - Gestaltung Hanns Kronenberg







Quelle: gedichte-garten.de
Gedicht Das Orthogravieh



Siehe auch Orthogravieh bei „Augst und Zabel“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.03.2012 um 08.32

„Handlungsbedarf“ lt. Rechtschreibkommission 1985: Bopp (statt Bob), fitt, Flopp, Frittfliege, Hitt, Mopp, Pepp, Popp, Sett, Stepp, Stopp, Stripp, Tipp, Topp, Shopp und Chatt

Hans Flachs
RECHT SCHREI PUNK

Sie:
[Was machst Du denn?
Do you do it by Duden? ]

Er:
[Top ... ein pe, ... Tip mit zwei pe ...
tiptop mit zwei pe,
drei pe oder vier pe?
Diese Schreibkomiker!
Soll das so weitergehn? ]

Alles doppelt
und gemoppelt,
ich werd irre
und ganz wirre.
Blassen Schimmer?
Habb ich nimmer,
es wird schlimmer:

Topptenn-Hipphopp
Tipptopp-Flippflopp
Hottspott-Spottspott
Jettsett-Starlett

Ich lach mich schlapp
im Pubb des Clubb.
Der Hitt des Popp
macht Shitt zum Flopp.
Sie flippt im Plott
so fitt und flott,
isst Chipps im Clipp
und strippt in Slipp
und Strappsen Stripp.

Dies Kidd mit Tick
will Funn und Kick
mit Slitt und Slick
Doch Mobb mit Pepp
zerkloppt nun Nepp,
bringt Stopp im Stepp.

Ein Pigg von Copp
mit Mopp als Topp
der stoppt den Gagg
und Gagga-Ragg.
Er schnappt nach Shagg
und Coca-Sett
vom Shopp im Flatt.

Ich habb kein Jobb,
bin Snobb im Kopp,
und Änderung
in Rechtschreipunk,
die bringt nur Stunk
und macht mich krank,
ich will nur Punk.

Topptenn-Hipphopp
Tipptopp-Flippflopp
Hottspott-Spottspott
Jettsett-Starlett

Alles doppelt
voll gemoppelt,
ich werd irre
und ganz wirre.
Habb ich Schimmer?
Nie und nimmer!
Es wird schlimmer:

Ess-ess regiert,
Ess-ess marschiert
in festem Tritt
im Doppelbitt:
Wie schreibt man nun
am After noon,
den Schluss von Stuss
und Scheiß und Bus?

Hymnus, Wallnuss,
Schampus, Nimbus
Taxus, Sexus,
Cunnilingus,
Handkuss, Kuskus,
Campus, Klumpfuß,
Isthmus, ich muss
den Orgasmus,
es muss, er muss,
wer muss? Humus?
Sie muss Rhythmus!
Rheumatismus?
Tammuz, Hormuz,
Schlusnus, Schmusschmus?

Sie:
Nun laß den Scheiß,
du machst mich heiß!
Bald geht mein Bus:
nun schreib am Schluß
ganz cool Eszett
und mach’s dafür
doch mal mit mir
im Doppelbett!

Beide:
Topptenn-Hipphopp
Tipptopp-Flippflopp
Hottspott-Spottspott
Jettsett-Starlett

Sie:
[Nun mach mir mal
meinn Bettmenn... ]

(Lyrics: Hans Flachs,
Music: Jonny Trash)

Aus Hans Flachs
„Rapsodie & Rappsodomie“
Bloedel-Verlach 2001



eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.12.2011 um 14.25

Weihnachtsmärchen

Vom Asteroiden B612 auf die Bühne
Um die vielen Ziele des kleinen Prinzen darzustellen, dreht Markus Kiefer die große Tafel, sie wird zu einem steinigen Planeten. Auf diesem „Asteroiden“ befindet sich dann jeweils Giampiero Piria und stellt die verschiedenen Personen, die der Kleine Prinz auf seiner Reise traf, dar: den König in seinem fiktiven Reich, den Gondoliere aus Venedig, der Bewunderung möchte, der Russe, der trinkt, um seine Alkoholsucht zu vergessen, den Mann, der als erster die Idee hatte, die Sterne zu besitzen, den Chinesen, der die Laternen an- und ausknipst und den Geografen, der dazu rät, die Erde zu besuchen. Und dort trifft der kleine Prinz dann auf den Mann, der in der Sahara mit dem Flugzeug abstürzte.
derwesten.de 18.12.2011


Vor einiger Zeit zeigte mir der Dichter Hans Flachs die Skizze zu einer weiteren Episode des „Kleinen Prinzen“. Wohl aus Bescheidenheit und Selbstzweifeln wollte er davon nichts selber veröffentlichen. Nun ich habe seine stillschweigende Zustimmung, es hier (leicht bearbeitet) zu tun:


Der kleine Prinz
Hans Flachs
Besuch beim Orthographen

Der kleine Prinz machte sich nun auf den Weg zur Erde. Dabei stieß er unerwartet auf einen Asteroiden, dessen Existenz jeder vergessen hatte. Als der Prinz neugierig landete, sprang ihm ein steinaltes Männlein mit Bart entgegen:
„Auf dich habe ich schon fast hundert Jahre gewartet!“
Das habe ich ja gar nicht gewußt. Warum hast du dich nicht gemeldet?
„ Das habe ich ja, oft mehrmals im Jahr, aber meine Lehren verhallten im Leeren“, sagte das Männlein. „Ich hatte schon den Glauben an den Sieg des Öfteren verloren. Du bist jetzt mein Reformfall“.
Ja, aber wer bist du denn eigentlich?
„Ich bin Orthografanwortete das Männchen.
„Aus altem Adel, wie ich vermute“ fragte der Prinz.

„Nein, Orthograph bin ich zwar seit Langem, aber den Grafentitel werde ich mir in Deutschland zu Eigen machen. – Wie ich sehe, bist du ein Problemschreiber.“
Ach nein! Ich habe eine königliche Privatausbildung genossen. Nur einmal war ich im Deutschunterricht ein Tolpatsch und habe das Wort mit zwei „l“ geschrieben.
„Dann befehle ich dir, es immer mit zwei „l“ zu schreiben.“
Aber ich weiß doch nun, wie man es richtig schreibt.
„Papperlapapp, für alle Kommenden soll gleich richtig sein, was sie falsch machen. –
Vor allem musst du viel „ä“ schreiben: Gämsen sind behände.“
Aber die haben doch keine Hände, auch nicht die Riesenschlangen – oder die Schafe!



„Ach nein? Und wie nennt man welche, die Kinder haben? Belämmert! Ich habe eben immer Recht!
Aber ich möchte gern weiter so schreiben, wie ich es gelernt habe!
Tut mir Leid, so geht dass wirklich nicht. Ich werde von nun an deinen Schreibgebrauch beo-bachten und die Regeln jedes Mal ändern, sodass elitäres Herrschaftswissen unmöglich wird.“
Ich verstehe das nicht, vieles war doch seit langem vernünftig.
„Es geht hier nicht um Vernunft, sondern darum, dass Wildwuchs in Rechtschreibung und Rosenbeeten vom Staat – und das bin in diesem Falle ich – rechtzeitig ausgerottet wird, damit wir keine englischen und französischen Verhältnisse bekommen.“
Aber ich will nicht „Bordo“ statt „Bordeaux“ schreiben, das ist doch häßlich!
„Das wollen wir fürs Erste auch nicht ändern. Als Erste sind die Deutschen dran, denn die schämen sich seit Langem ihrer Sprache. Denen werden wir sagen, dass das Esszett ein unlogischer Missstand ist.“
Aber das habe ich beim Deutschlernen doch immer gerne geschrieben!
„Die Deutschen auch, deswegen lassen wir ihnen auch noch ein paar, obwohl es das Schreiben in Wahrheit schwieriger macht. Wir erzählen ihnen aber, dass Kinder wie du dadurch leichter schreiben lernen – ‚Essess’ nach kurzem Vokal: ‚dass’, ‚Grass’ ‚Ass’…“
Nein, das darf nicht wahr sein! Das ist doch kein ‚As’, das ist ein amerikanisches Schimpfwort! Sollen jetzt die Deutschen den berühmten Adolphe Pégoud, ‚l’as de l’aviation’, oder auch Antoine de Saint-Exupéry, als „Flieger-Ass“ schreiben müssen?
„Halb so schlimm. Die Deutschen übernehmen auch bedenkenlos Wörter wie ‚After-Show’…“

Das Orthographen-Männlein redete sich in Rage. Schreckensbleich verließ der kleine Prinz den unwirtlichen Asteroiden und wandte sich der Erde zu. Doch was mußte er hier sehen? Während sich in England und Frankreich die meisten Schreibreformer nützlicheren Tätigkeiten zugewandt hatten, wimmelte es in Deutschland von Orthographen aller Art, die eifrig am Werk waren: Heerscharen von eitlen Schreibheilsverkündern, Wichtigtuern, Volksverdummern, Profiteuren, Geldschneidern, Reformglücksrittern, nicht zu vergessen die Seilschaften der Saufkumpane und Weichensteller – und vor allem die Provinzkönige. Die ganze deutsche Literatur wurde „angepasst“ und kon-vertiert, die Schüler indoktriniert. Aber das könnt ihr ja jeden Tag selbst sehen.


eingetragen von Hans Flachs am 07.08.2011 um 03.43

Schavan

Frei von Sünde und von Zweifel,
holte früh sie schon der Teufel
vom ZK der Katholiken
in die Schar der Domestiken.

Dort gebar die Maid aus Jüchen
fromm das Miss-geborne Frühchen –
Väter waren Marx und Engel
und manch Ortografenschwängel.

Am „Reform“ genannten Wesen
soll jetzt unser Deutsch genesen.
Hätte sie nun abgetrieben,
wär das Heil wohl ausgeblieben.

(aus Hans Flachs:„Dichter der Reform“)


eingetragen von Hans Flachs am 13.11.2010 um 08.31

In der Bochumer Christuskirche wird an diesem Freitag das Werk "Pater Noster - Unser Vater" des Komponisten Stefan Heucke uraufgeführt; die neue deutsche Fassung des heiligen Textes stammt vom humanistisch gebildeten Katholiken Lammert.
Das bekannteste Gebet der Christenheit, das einzige, das dem Evangelium zufolge Jesus selbst seine Jünger gelehrt hat, wird auf Latein gesungen und in Lammerts Neuübersetzung, die zugleich eine Interpretation ist.
welt.de 12.11.10


Der Bundestagspräsident ist gewiß ein ehrenwerter Mann, jedoch ist in den erhaltenen Stasi-Unterlagen ein anderer Wechselgesang aus den Wirtschaftskreisen seiner Partei überliefert – nicht lateinisch und deutsch, sondern deutsch und geflüstert:

Das ganze Vaterunser

(Abgehört Mitte 1989 durch I.M. Mozart)

Vater unser, der du bist im Himmel
und – Dank Dir! – recht weit von hier..
Geheiligt werde Dein Name –
und auch unsere Mittel!
Zu uns komme Dein Reich
mit Hilfe unserer Partei.
Dein Wille geschehe
in unsrem Sinn,
wie im Himmel
zum Trost der Armen,
also auch auf Erden
zu unserem Gewinn.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
doch nicht zuviel an kleine Leute,
und vergib uns unsere Schuld,
und trag es mit Geduld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
zum Wucherzins Kredit.
Und führe uns nicht in Versuchung,
die harte D-Mark aufzuweichen,
sondern erlöse uns von dem Übel
des sozialistischen Marxismus,
[Nur für Protestanten:]
denn Dein ist das Reich
Karls des Großen
und die Kraft
der römischen Kirche
und die Herrlichkeit
der Christlichen Union
in Ewigkeit

Amen

[Redigiert durch Hans Flachs]


eingetragen von Hans Flachs am 14.07.2010 um 16.26

Quadflieg entführt ins Reich der Parodien

Wortakrobat tritt im Bürgerhaus Rodheim auf

Biebertal-Rodheim (tjl). Christian Quadflieg, nicht nur bekannt aus dem Fernsehen ("Der Landarzt"), hatte sich im Bürgerhaus Rodheim der Lyrik von "wahnsinnlichen" Wortakrobaten gewidmet. Alles, was Rang und Namen hatte in Bezug auf intelligente bis komisch absurde Spielereien mit Worten, Bedeutungen und Buchstaben - darunter Ringelnatz, Tucholsky, Heine, Brecht, Enzensberger, Peter Paul Althaus und auch Goethe -, rezitierte der charismatische Schauspieler.

Die rund 300 Besucher riss Quadflieg durch seinen lebendigen Vortrag, der in Tonfall und Betonung den Sinn und Unsinn der Texte ans Tageslicht förderte, oft zu Gelächter hin. Viel Beifall honorierte die mannigfaltig modulierten Rezitationen und am Ende gab es eine Zugabe. … Der Hesse Goethe dichtete im Schweizerdeutsch ("Schweizerlied"), welches zum Besten gegeben wurde. Goethes "Wanderers Nachtlied" ("Über allen Gipfeln/ Ist Ruh") kam als Parodie von Hans Flachs zu Gehör . … Dass Liebe auch Ebbe im Kopf schaffen kann, setzte Robert Gernhardt in einem Gedicht um. … Auch der Schauspieler Heinz Erhardt schrieb ironische Lyrik, welche Christian Quadflieg in sein Programm aufnahm. Gut zwei Stunden dauerte der Ausflug ins Reich des Hintersinns und der Paradoxien, die sowohl unterhielt als auch den Geist anregte. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Biebertaler Kulturtage statt.

lahndillklick.de 08.04.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.05.2008 um 07.56

Hans Flachs

REFORM
VOL-
LENDEN!

Auf Schelllack hört
ein Roer kaum Schallmei,
denn rauer rört
ein Dammhirsch mit Gewei.
Viel Balllast stört
die Wolllustballgerei,
doch Hofffahrt schwört
auf Tollpatschschreiberei.

Aus Hans Flachs „Lob des 3-Fachen“
Blödelverlach 2008



eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2008 um 08.15

Das neue Regelwerk
im Klosterleben


Rationierung

(Die Benediktinermönche sollten einst
Völlerei und Fleischeslust meiden.
Erlaubt waren nur zwei gekochte Speisen,
Obst, Brot und Wein …)


O Mönch, du lobst
nicht Gott durch Obst-
ruktion: die Prost-
ration bringt Trost.
Es sühnt die Lust-
ration – die Frust-
ration macht krank!
Gott sei Dank!


Aus Hans Flachs
„Geschichte als Gedichte“
Bloedel Schulverlach 2007


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2007 um 08.00

Hirngespinnst und Reformgeschwullst

Zitat:

«In einigen Ableitungen mit dem Suffix -st könnte die heute unterlassene Verdoppelung eingeführt werden: ‹Gespinnst›, ‹Geschwullst›
(vgl. AUGST 1985: 62). »

aus: Gallmann, Peter (1990): «Wortschreibung und Schemakonstanz».
In: Zeitschrift für Germanistik 5/90. Seiten 513–523.



Wie mag das Augst sehen?

[…]

Du liest Augsts Text. Du sinnst. Du grinst.
"Geschwullst, Gespinnst". Und du beginnst
wieder und wieder. Eisigkalt
kommt die Vision dir: "Heilanstalt".


[…]

(Ulrich Dillis)


http://www.dildata.de/Dichtkunst/AugstSehen.htm

Allen Freunden der guten alten Rechtschreibung ein Schönes Neues Jahr!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2007 um 09.24

Das neue Affenlied
(aktualisiert von Hans Flachs)

Die Affen rasen durch das Land,
der eine wäscht des andern Hand.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wir ham de Moqu’ratie,
wir ham de Moqu’ratie,
wir ham de Moqu’ratie erfüllt.

Die Affen machen in Kultur,
und viel Verstand, der schadet nur.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wir wolln euch schreiben lehrn,
wir wolln euch schreiben lehrn,
wir wolln euch schreiben lehrn mit Bild.

Die Affen machen Konferenz,
entscheiden tut der dümmste Stenz.
Die ganze Affenbande brüllt:
Jetzt wird die Duden-Norm,
jetzt wird die Duden-Norm,
jetzt wird die Duden-Norm gekillt.

Die Affen machen Schreibreform,
das Dümmste wird zur rechten Norm.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wer hat die Schreibreform,
wer hat die Schreibreform,
wer hat die Schreibreform erfüllt?

Die Affen sau’n im Bücherwald,
es bleiben kaum noch Bücher alt.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wir ham’s Elite-Deutsch,
wir ham’s Elite-Deutsch,
wir ham’s Elite-Deutsch begüllt.

Die Affen üben Staatsgewalt,
ohne Sinn und ohne Halt.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wir ham de Moqu’ratie,
wir ham de Moqu’ratie,
wir ham de Moqu’ratie erfüllt.

(nach der bekannten Melodie zu singen)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.08.2007 um 09.06

Lurchi D

Der Rechtschreibprüfprogrammanwender

Er starrt vor Angst, er starrt voll Bangen
auf all die roten Ringelschlangen,
die von den Rechtschreibprüfprogrammen
aus seiner Textsoftware herstammen.

Die Hände werden ihm schon klamm
aus Furcht vorm Rechtschreibprüfprogramm:
ein langes Wort ist unterringelt -
was soll er tun? Bis es ihm klingelt:

Man muß sich nur zu helfen wissen,
drum wird es flugs entzweigerissen.
Der Leser wird zwar furchtbar fluchen
beim lästigen Zusammensuchen:

"Es ist ja wirklich doch zu dumm,
zerfetzt ist das Kompositum!"
Doch zählt der nichts, was zählt, ist bloß:
Der Schreiber ist die Ringlein los.


Gefunden im Zwiebelfischforum von Spiegel-Online.

Das Akronym soll wohl den Verfasser vor dem Löscheifer des dortigen Sysop schützen,
der das Forum frei von Reformgegnern halten will
– nachdem das Rechtschreibforum zur Zwangsbefriedung
kürzlich wohl endgültig geschlossen wurde.




eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.04.2007 um 10.11

Lieber Peter,
vielen Dank ... bin einverstanden.
Gruß
Sigmar


eingetragen von PL am 02.04.2007 um 15.41

Lieber Herr Salzburg!

Sie sind ein Freund der deutschen Sprache; also einer wie ich. Zu meinen Freunden, die samt und sonders Freunde der deutschen Sprache sind, darf ich „Du“ sagen. Also überrumple ich Sie mit meiner speziellen Logik und spreche Sie wie folgt an:

Lieber Sigmar!

Ich danke Dir für Deine Erklärungen zu Hans Flachs mißratenem Gedicht, dessen Sinn und Zweck, trotz Deiner umständlichen Erklärung, mir nach wie vor unverständlich bleibt. Als Architekturphotograph habe ich dreizehn Jahre meines Lebens auf deutschen Baustellen zugebracht und in all den Jahren niemals den Spruch vernommen, der lautete: „Daß Gott das Schiefe liebt.“

Im Jahr 1979 veröffentlichte die Vermessungsabteilung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen ein Modul (für den Taschenrechner TI 58/59), dessen erster Käufer und Kritiker ich war. Damals kostete ein simples CAD-Programm mindestens einige Zehntausend DM, ein besseres eine runde Million (nachzulesen im „CAD-Leitfaden für Architekten“, Verlag C.F. Müller GmbH, Karlsruhe, 1985). – Nun habe ich leider vergessen, was ich Dich fragen wollte.

Ich grüße Dich und sage Dir: Keiner verwertet bedrucktes Altpapier besser als Du!

Peter Lüber


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.04.2007 um 09.32

Lieber Herr Lüber,

Herr Lindenthal hat schon einiges Kluges zu den platten Versen des Hans Flachs gesagt. Ich vermute, daß sie Fragment eines größeren Werks sind.

Befragen kann ich den Dichter frühestens in der nächsten Woche, wenn ich meinen Führerschein wiederhabe. Ich mußte ihn abgeben, weil ich, als ich im letzten Sommer im deutschen Wilden Osten umherirrte, ein Schild „Großkreuz Ausbau“ fälschlich für den Hinweis auf eine Straßenbaumaßnahme gehalten habe, es aber als Ortsschild gemeint war.

Falls es mir gelingt, Herrn Flachs im schönen Angeln (nördlich der Schlei, wo die Ur-Angelsachsen herkommen) aufzutreiben, werde ich ihm entsprechende Fragen stellen. Der Spruch „n’beeten scheev hett Gott lev“ ist mir allerdings aus meiner Zeit auf dem Bau geläufig, als die Wasserwaage mehr und mehr durch das vernickelte Augenmaß ersetzt wurde.

Beste Grüße
Sigmar Salzburg


eingetragen von PL am 02.04.2007 um 00.54

Vielen Dank, Detlef, für Deine Mühe! Verstanden habe ich trotzdem nichts. Das Gedichtchen auf Schwyzerdütsch, aber ohne Reime (unterstrichene Vokale einzeln betonen):

Es bitzli schief
hätt Gott gärn –
au am Chüni
Kölnisch?

D’Schriibreform
isch d’Norm
für en Wurm –
nöd für de Storm (oder nöd für en Schturm?)

Gruß von Peter


eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.04.2007 um 21.32

Lieber Peter,

da will ich mal eine Übersetzung versuchen (mit der Bitte an Herrn Flachs, dies noch auszubessern); Du kannst es dann auf Schwyzerdütsch nachdichten:

Beten scheevEin bißchen schief
hett Gott leev – hat Gott lieb –
ok an’n Keev auch am Kinn
Aftershave? Duftwässerchen?
Schrievreform Schreibreform
is de Norm ist die Norm
för een Worm – für einen Wurm, (quod facit bovi ...
nich förn Storm.     doch nicht für’n (Theodor) Storm.     ... non facit jovi)


Bei der Deutung bin ich nicht so ganz sicher; als Reimübung ganz gut, die Poängten klemmen ’n büschen, oder ich bin etwas begriffsstutzig.

Statt englisch kenne ich die Fassung ingelsch.

__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von PL am 01.04.2007 um 16.44

Grüezi Herr Salzburg!

Alli Ihri Sache, wo Sie schriiebet, lis i gärn. Aber das, wo Sie z’letscht gchribe händ, han i nöd ganz verschtande. Bitte übersetzet Sie mir’s uf Hochdütsch! Das würd mi schampar freue.

Ihre Peter Lüber, dä Ihne villi Grüess us Basel schickt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.04.2007 um 06.13

Hans Flachs

Storm

Beten scheev
hett Gott leev –
ok an’n Keev
Aftershave?

Schrievreform
is de Norm
för een Worm –
nich förn Storm.


Un dat hebbt de Reformers sik infallen laten för de englisch Lüüd:
Aftershavelotion, Desktoppublishing, Standingovation, Newage, Gingerale …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2007 um 06.56

Hans Flachs

Kreißlauf

He-
man
He-
bamme
He-
rein
He-
raus
Wol-
lust
Vol-
lenden
voll
blenden
He-
man


Aufgabe: Diskutiere
den Zusammenhang
von Lust und Lenden


Aus Hans Flachs:
Neues Trennen in Versen II
(für die Oberstufe)
Blödel-Schulverlach 2007
(für die reifere Jugend)

P.S.: Die Trennung He-bamme
ist nach § 113 sinnvoll.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2007 um 10.24

Hans Flachs

Taten


Spartas Heldentaten
bei den Thermopylen
war’n aus Ehrgefühlen
sicher angeraten.
Heut genügen Thermos-
taten, uns die Atmos-
fähre leicht zu kühlen.


Aus Hans Flachs:
Neues Trennen in Versen
(für die Mittelstufe)
Blödel-Schulverlach 2007


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2007 um 09.38

Hans Flachs

Räterepublik


Wohl kein Herost-
rat taugt zum Post-
rat: ein Bürok-
rat läuft nicht Amok.

Manch Aristok-
rat ist Demok-
rat – im Magist-
rat auch Anarchist.

Ein hohes Tier
ist oft nur Zier-
rat, aus dem Subst-
rat emporgepupst.

Es ist manch Schul-
rat neuschreibschwul
und selbst als Kast-
rat noch Päderast.

Am deutschen Euf-
rat herrscht Babel –
im Tagsgeläuf
auch Augst und Zabel.



Aus Hans Flachs:
Neues Trennen in Versen
(für die Mittelstufe)
Blödel-Schulverlach 2007
(P.S.: Der Duden unterschägt einige neue Trennstellen)



eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.02.2007 um 05.56

Hans Flachs

Aus Oettingers Hofhaltung

Hühnerkram

Gebraucht ein huhn
am afternoon
high und highter
den eyelighter,
dann cried der hahn
for freud und fun’,
for spiegelei
und: so do I!


(Feierabend-Rest-Deutsch
in Dr. Oettinger’s Backshop)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.01.2007 um 08.42

Hans Flachs

Perversionen

Oft kann das Grauen
erregend sein,
prahlt das Frauen
betatschende Schwein,
und Opfer an vielen Orten
klagen mit gleichen Worten –
zur Freude abnormer
Rechtschreibreformer.


* * *

Aus den heimlichen Sudelgedichten
(Das Wort „grauenerregend“ wurde seit 1996 nicht mehr gelehrt.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2007 um 13.01

Der Dichter Hans Flachs möchte auch seine „Pflicht an der Schriftsprache in diesem Rahmen“ (Karin Wolff) tun und mit Lobpreis zum Gelingen des neuen Rechtschreibfriedens beitragen.


Ein dreifach' Hoch

Von Hans Flachs


Ein dreifach' Hoch, ein dreifach' Hoch
dem Schreibreformer Neumann,
der das leichte Lernen hat erfunden.
Früher konnten Schüler sitzen_bleiben
mit dem alten Esszett-Schreiben.
Heute wendet jedermann
Neumanns ss-Schreibung an.

Ein dreifach' Hoch, ein dreifach' Hoch
dem Schreibreformer Neumann,
der das leichte Schreiben hat erfunden.
Früher hauten oft die Lehrer druff,
manch Versager endete im Puff.
Heute schreiben selbst die Luden
nur nach allerneustem Duden.

Ein dreifach' Hoch, ein dreifach' Hoch
dem Schreibreformer Neumann,
der das Stammprinzip erfunden.
Und er hört nicht auf zu mahnen:
Nach den Regeln unsrer Ahnen
können selbst die dümmsten Affen
es behänd zu Fuß noch schaffen.


(Im Volkston vom Sanitätsgefreiten,
zum beliebigen Fortspinnen.
)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.12.2006 um 07.53

Focus-Chef Markwort („Fakten, Fakten, Fakten!“) steht für perfide, dummdreiste Agitation.
Als vor zwei Jahren einige Zeitungsleute wieder traditionell [!] schreiben lassen wollten, wurden sie in seinem Magazin denunziert:

Eins aber haben die Schreibrevoluzzer erreicht: Deutschland ist wieder geteilt.
(Focus 16.8.2004).

Kürzlich ließ er über BILD Gerüchte von der Existenz „belastender“ Fkk-Fotos eines EU-Kommissars mit Freundin verbreiten.

Da platzte sogar dem reformwilligen Dichter Hans Flachs der Kragen. Eben konnte ich ihm eins seiner unveröffentlichten Sudelgedichte dazu abluchsen:



Fakten, Fakten, Fakten!

Wenn Focus-Markwort
mit Faktenquark Mord
am Ruf begeht,
tönt sein Gebet:
Fakten, Fakten, Fakten!

Wenn er Fakten kickt,
im Gekackten flickt,
dann bellt wie wild
die Welt mit BILD:
Fakten, Fakten, Fakten!

Nur Nonsens kackten
an Konsens-Nackten
die mit Akten
Abgefuckten:
Fakten, Fakten, Fakten!


(Aus Jugendschutzgründen leicht verändert)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.12.2006 um 07.42

nordClick/Kieler Nachrichten vom 02.12.2006

Ich bin der Chef und stehe für diese Koalition
Kiel – Das Klima im schwarz-roten Regierungsbündnis ist in den vergangenen Wochen rauer geworden. Kurz vor der dritten Sitzung des Koalitionsausschusses am Montag erklärt Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, warum er sich über Innenminister Ralf Stegner geärgert hat, …



Die „Kipper und Wipper"
beschnitten während des Dreißigjährigen Krieges die Münzen an ihren Rändern, verminderten so ihren Wert – für viele unbemerkt – und leiteten damit einen Währungsverfall ein. Späte Nachfahren dieser Fälscherbanden sind heute die Schreibreformer: Auch sie beschneiden an scheinbar unbedeutenden Rändern – diesmal unsere Schriftsprache, in genau kalkuliertem Maß, geringfügig, für manche nicht der Rede wert, aber aufs Ganze gesehen doch soviel, daß sich damit gute Geschäfte machen lassen oder Ideologien durchsetzen. Das Vertrauen in die deutsche Sprache sinkt – weltweit, und neudeutscher Geist fördert dies durch einen möglichst verächtlichen Umgang mit der eigenen Sprache und Schrift.

Die Beschneidung eines einzigen Wortes („rauh“) unter den mehr als sechzig anderen Wörtern mit Stammlaut „h“ enthüllt so einen Fall.

Dies ist nun nicht vergleichbar mit der früheren Vereinfachung des „th“ zu „t“, denn dieses „h“ wurde aus Gründen der Schreibökonomie schon vor 1902 oft weggelassen, wie aus dem „Orthographischen Wörterbuch“ (1880, kartoniert 1 Mark) von Konrad Duden hervorgeht.

Der Schriftsteller und Sprachkritiker Karl Kraus wehrte sich allerdings um 1900 heftig auch dagegen – hier in poetischer Form:

Elegie auf den Tod eines Lautes.

Weht Morgenathem an die Frühjahrsblüthe,
so siehst du Thau.
Daß Gott der Sprache dieses h behüte!
Der Reif ist rauh.
Wie haucht der werthe Laut den Thau zu Perlen
In Geistes Strahl.
Sie vor die Sau zu werfen, diesen Kerlen
ist es egal…


(Karl Kraus)

Der Dichter Hans Flachs führt nun in seinen heimlichen Sudelgedichten – hier eine Parodie auf das vorige – den kritischen Widerstand gegen die neue „h-Losigkeit“ der schreibeinigen Reformer fort:


Geht meuchelnd fort das Schreibreformgewüte,
stirbt auch das Rauh’.
Zum Spott der Sprache schlägt das auf’s Gemüte,
macht’s Deutsch zur Sau.
Das arme Schwein muß nun beim „Raufrost“ ringen
vor Sinnesqual.
Den Denkern, kürzer als die Sau kann springen,
ist's auch egal.


(Hans Flachs)



eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.05.2006 um 13.29

Hans Flachs

Karl der Große

Wer wird sich an den Taten Karls des Großen
des Langen und des Breiten ernstlich stoßen!

Es schien ihm von Neuem vonnöten,
recht viele der Sachsen zu töten.
Sie pflegten doch – nicht erst seit gestern –
seit Langem den Franken zu lästern.

Bei Verden schon ließ er die Meisten verkürzen,
bei Weitem zu viele die Aller reinstürzen.
Im Jenseits zu leben ist frommer Sinn,
im Voraus sind alle nun glücklich drin.

Im Kloster geschoren darf Widukind bleiben,
im Nachhinein üben die Beiden das Schreiben.
In Rom wird der Karl auch noch Kaiser,
in Sonderheit Wittekind weiser.

Aus Hans Flachs „Gedichte deutscher Geschichte“
(PISA-Durchblick-Träning in neuster Schlecht-und Rechtschreibung)
Bloedel Schulverlach 2006

Zu Widukinds vermutlicher Klosterhaft siehe dies.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2005 um 07.36

Hans Flachs

Des „Behenden“ Tod
tut uns allen Not


Grosse Dank-Psalmo-
die zur Reformwende

Diese sechs Stücke hasset der HErr,
und am siebenten hat er einen Greuel:
… Füße, die behende sind, Schaden zu tun;
(Sprüche 6,16 ff.)


Aufwändig ist die Wende,
notwendig und auch gut.
Nun schreibt man recht behände,
so Leid es manchen tut.


Aufwändig ist die Wende,
was nichts zur Sache tut.
Ein Wurm kriecht gern behände
und ohne Glieder gut.

Aufwändig ist die Wende,
nur Frommen macht sie Not:
Die Schlange kriecht behände
trotz Gottes Strafgebot!

Aufwändig ist die Wende,
doch Wunder sieht man schon,
denn Lahme gehn behände
gleich nach der Op’ration.

Aufwändig ist die Wende,
sie bringt das Deutsch ins Lot.
Gedanken fliehn behände,
das tut uns allen Not!

Aufwändig ist die Wende,
anwendbar und gut.
Manch Fisch schwimmt jetzt behände,
wie Weh das Darwin tut!

Inwendig an die Wände
des Grabs schreibt er voll Wut:
„Aufwändig ist die Wende,
so Gut sie euch auch tut.

Geht nur zu Fuß behände,
euch Affen liegt’s im Blut!“
Aufwändig ist die Wende,
sie tut zur Bildung Gut!

Reform ist eben trendy,
bald hat auch Gott gespurt
und chattet nur by Handy
auf Deutsch als Spottgeburt.

aus Hans Flachs „Reformierte Gesänge“
Bloedel-Verlach 2005


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2005 um 16.02

Hans Flachs

Das Schaf und der
viel versprechende Graf


Als früh es auf dem Kuh-Damm dämmert,
fühlt sich ein armes Schaf belämmert.
Geschwängert frech grad auf dem Damm
erwartet es nun wohl ein Lamm.
Überschwänglich tat’s ein Ortograf,
denn es war ja ein ganz dummes Schaf.

(Aus Hans Flachs „Dichter der Reform“
Bloedel-Schulbuchverlach 2005)



eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2005 um 12.38

Liebe(r) Frau/Herr Gutenberg,
vielen Dank für Ihre Zeilen – auch im Namen von Hans Flachs, dem ich sie übermitteln werde. Leider lebt er ohne Internet und lehrt seinen Briefkasten nur selten. Mit seinen Lehrgedichten hofft er, auch in Schulbüchern veröffentlicht zu werden. Kritisches zur Rechtschreibreform ist daher von ihm nur selten zu erhalten. Einige Blätter ‚Sudelgedichte’ gerieten in meinen Besitz, als ich begann, sie als unfreiwillige Komik – in der Art von Frederike Kempner – zu sammeln. In einigen autobiographischen Versen schimmert seine Einstellung durch:

Hans Flachs ist ein Schmu-
macher und Chaot dazu.
Der Norm gehorcht er recht genau,
sein Widerstand ist der Kotau:

Zwei Seelen wohnen,
ach, in seiner Brust:
die Obrigkeit zu schonen –
und der heimelige Frust.


(unveröffentlicht in Privatbesitz)


eingetragen von Gutenberg am 11.08.2005 um 08.36

Lieber Herr Flachs,

danke für Ihre Waldi-
dylle.

Leider kann ich nicht so gut dichten
wie Sie. Vielleicht können Sie meine
holperigen Reime noch verbessern
und in Ihrem Gedichtebändchen
veröffentlichen?

anderer Vorschlag:
RUMA-
ROMA
HOLT URO-
MA VON DEN ROMA.

RUMA-
ROMA
HOLT URO-
MA VON DER O-
MA.


MEIN URO-
PA SIEHT EURO-
PA GANZ WIE O-
PA.

oder:
UNSER O-
PA SIEHT EURO-
PA WIE URO-
PA.



Dresden grüßt:

HEUT ELBAU-
ENS GROSZER GLANZ:
AUF DEM ELBEU-
FERWEG TANZ.


FULDAU-
FERWEG IST EIN
TEERWEG.


VERE-
HELIGT WIRD BE-
FEHLIGT WAS IM MAI-
LICHT WAR GEHEI-
LIGT.


WALDI LIEBT DIE WALDI-
DYLLE, A-
ROMA DER WALDES-
STILLE, URO-
MA PFLÜCKT DIE KA-
MILLE.


ES KLECKST
MEIN FACHO-
BERBI-
OLEHRER;
ER HAT NEN DI-
CKEN EXT-
RAPOSTBE-
SCHWERER.


IN DER HOFE-
CKE IST EIN KLEINER
SEE MIT NER WILDEN-
TE.
__________________
DER GUTE.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2005 um 11.01

Hans Flachs

WALDI-
DYLLE


RUMA-
ROMA
WILL DIE OMA
VON DEN ROMA.

RUNDHE-
RUM
MACHT NICHT STUMM,
ABER DUMM.

WILDE-
SELCHEN
UND AUCH ELCHEN
GIBT SIE WELCHEN.

WALDA-
MEISE
SINGT NUN LEISE
IHRE WEISE.


Aus Hans Flachs
„Merk Verse" für die Grundschule,
(Kapitel: Silbentrennung)
Bloedel-Verlach 2005


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.07.2005 um 06.12

Hans Flachs

Die So-
ckenode


Die So-
cken des Sok-
rates zu waschen
verweigerte Xanthippe,
diese Hippe.

Doch Ein-
stein der So-
ckenlose schafft mit
unvollständigen Quanten
keine Klippe.

Am Bild
rot-grüner
Bertlmann’scher So-
cken nahm Bell solche Quäntchen
auf die Schippe.

Aus: Hans Flachs
„Filosofen für die Doofen“
In neuster Rechtschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2005 um 10.19

1. August 2005

Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen,
KMK² marschiert mit ruhig festem Schritt,
Kam'raden, die dereinst durch Volksentscheid erschossen³,
Marschier'n im Geist in ihren Reihen mit.

Die Schulen frei den Zukunftsvisionen,
Die Schulen frei vom alten Duden-Wahn,
Es schau'n auf die „ss“ voll Hoffnung schon Millionen,
Der Tag des leichten Schreibens bricht bald an.

Zum letzten Mal wird nun Appell geblasen
Zum Kampfe steh'n sie alle schon bereit,
Neu flattern Druckerfahnen über alle Klassen,
Der Altschrieb dauert nur mehr kurze Zeit.

Die Fahne hoch, die Presse mitgerissen,
KMK marschiert mit ruhig festem Schritt,
Kam'raden, die auch Volk und Vaterland beschissen,
Marschier'n im Geist in ihren Reihen mit.


Hans Flachs

¹Rolf Wernstedt, ²KMK Kultusministerkonferenz, ³Rücktritt Gisela Böhrk
Am 1.August 2005 wurde die „Reform“ verbindlich für die Schulen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.04.2005 um 07.21

[Zitat] … die WAZler sind lustig, die WAZler sind fro und schreiben „Rohheit“, „Zähheit“, nicht aber „Rauhheit“.
Begründung: „Da "rau" ohne h geschrieben wird, heißt es auch weiterhin "Rauheit".“


…dazu passend, wenn auch nicht jahreszeitlich:

Hans Flachs

krippenspil

das kint rut fro / in hoi unt stro /
frü bei raufrost / auf dem raufrost.
in der hoee / jolen aengel /
in der naee / hirtenbaengel.
drei weise nan / mit weirauch dan /
unt fil muerre / aus der duerre.
nun mut di ku / dem aesel zu:
im raufutter / wart wer mutter.
da beruigt di / das roe fi:
ir leit mir di raufe /
nur noch bis zur taufe.


(aus „hans flachs: unterklassen lergedichte“, bloedel-schulverlach 1973)
Ein holperiges „früwerk“ des anpassungswilligen Dichters.
Von den damaligen Reformideen blieb 1996 nichts – bis auf das h-lose „rauh“.
Der Fortfall dieses „entbehrlichen“ h ist (bei den Kultusministern) „unstrittig“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2005 um 07.24

Hans Flachs

Stammprinzip

Es tollt so toll der Tollpatsch nun,
weil’s auch Germaniens Töllpel tun,
und nach Reformers Sesselfurz
steht dabei der Ständelwurz.

Belämmert denkt manch rauer Bengel
zufrieden stellend an den Stängel.
Den Kürzern ziehn war einst ein Gräuel,
man verbläut’s oft mit dem Bleuel.

Doch heute hilft behändes Reiben
der kleinen Hand voll leicht zu schreiben:
Viel Freud’ beim Lernen ist uns lieb,
drum gilt seit Augst das „Stammprinzip“.

Das „Imprimatur“ der Kultusminister wurde leider verweigert,
so daß dieses Gedicht im Sammelband „Achilles Verse“ vorerst fehlt
(für die pubertäre Mittelstufe, Bloedel-Schulverlach).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2005 um 04.53

Verwirrt

Wenn das Eis laufende Mädchen entzückt,
wenn das Seil tanzende Mädchen vergnügt,
dann denkt manch Opa, der das erblickt:
Ach hätt’ ich doch früher mehr gerügt.

Soll die Verwirrung beim Alten bleiben?



Aus Hans Flachs „Achilles Verse“
Übungen in Reimen (Mittelstufe)
Bloedel Schul-Verlach


eingetragen von PL am 02.02.2005 um 15.17

In jenem Garten lauschte ich folgendem Gespräch:

A: Rosen sind Blumen.
B: Das sehe ich anders. Es gibt Blumen, die zwar Rosen genannt werden; aber ob diese Blumen Rosen sind, bezweifle ich.
A: Ich bleibe dabei: Rosen sind Blumen.
B: Und ich widerspreche Ihrer Behauptung. Rosen ist ein Oberbegriff, darunter man nicht Blumen verstehen kann, weil Blumen selbst ein Oberbegriff ist.
A: Ha! Mit Ihrem Fachchinesisch können Sie mich nicht verwirren. Rosen sind Blumen Punkt.
B: Als renommierter Rosenzüchter sage ich Ihnen, daß ich weiß, wovon ich spreche. Ihre Meinung ist die eines simplen Rosenliebhabers.
A: Ich nenne Sie ein dünkelhaftes Schwein!
B: Und ich Sie einen tumben Holzkopf!
C: Rosen! Wollen Mann kaufen rote Rose für Frau oder – hihi – Geliebte?
B: Danke, habe keinen Bedarf.
A: Gerne. Was kostet eine?
C: Wenn für Frau, nix kosten, wenn für Geliebte, ist gratis, wenn für Studium, umsonst.
A: Dann geben Sie mir bitte drei. – Dankeschön.
B: Frechheit, von diesen Rosenverkäufern.


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 02.02.2005 um 04.47

Es war einmal ein Garten, der allen Menschen des Landes gehörte, er hieß ‘Deutsch’. Die Pflanzen in ihm waren von einer sagenhaften Vielfalt, man finde dergleichen nur noch in ganz wenigen anderen Gärten, so hörte man sagen. Des Gartens Pfade waren verzweigt und geheimnisvoll verschlungen, fast konnte man sich in ihm verirren. Doch gerade das machte seinen Zauber aus.

Zu jener Zeit aber tummelten sich ehrgeizige und für alles Schöne unempfängliche Unterlinge am Hof des Kaisers. Ihnen waren die Blumen zu bunt, die Bäume zu hoch und die Wege zu krumm. Es fehle an rechten Winkeln, Schneisen und Abkürzungen, erklärten sie. Und, nach einer Intelligenzpause, schön brauche ein Garten nicht zu sein, es komme vielmehr darauf an, daß man ihn leicht putzen und einfach durchqueren könne. Lange fanden sie kein Gehör, denn die meisten Bewohner des Landes nahmen das Gerede nicht ernst. Sie hielten rechtwinklige Ordnung nicht für ein Kennzeichen guter Gärten. Auch die Gärtnermeister lächelten milde und kümmerten sich nicht um die Schwätzer. Sie fuhren in ihrer Arbeit fort, kappten hier und da behutsam einen Ast, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden ließ, oder lichteten das Gestrüpp, wenn die Sonne das darunterliegende Gras nicht mehr erreichte, oder pflanzten behutsam ein paar neue Bäume, wo die alten, knorrigen Stämme umgefallen waren. Mehr taten sie nicht.

Für die Unterlinge jedoch war Garten nur ein anderes Wort für Urwald. Und weil sie nicht ausgelastet waren und sich langweilten, redeten sie auf den Kaiser ein, aus Spaß. Man müsse den Garten umgestalten, er passe nicht mehr in diese Zeit. Es gebe ohnehin zu viele arbeitslose Holzfäller, die beschäftigt werden müßten, fügten sie hinzu, um ihren Standpunkt mit einem sozialen Aspekt zu verzieren; zu jener Zeit war das Mode. Den Kaiser, der müde vom vielen Regieren war, erwischten sie mit ihrem Antrag beim Gähnen. Er wolle seine Ruhe haben. Holzfäller, so erinnerte er sich, hatten im weitesten Sinn mit Pflanzen zu tun. Also hätten die Unterlinge wahrscheinlich recht. Und er gab ihnen freie Hand. Als die Holzfäller das vernahmen, stutzten sie ob der unerwarteten Ehre, aber sie ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen: Sie jubelten und legten alsbald Axt und Säge an. Sie schnitten und trennten, sie pflügten und hackten, es war eine Orgie. Als sie zu Sinnen kamen und eine Pause einlegten, war der Garten zerstört. Selbst Einheimische konnten ihn nicht wiedererkennen.

Als der Kaiser das Ergebnis sah, schlug er die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich. “Was habe ich nur angerichtet!”, schrie er in den Nachthimmel, als es keiner hörte. In seiner Not fiel ihm der Trick mit den Kleidern ein, von dem er in seiner Jugend so oft hatte erzählen hören. “Ich muß”, dachte er, seine Tränen trocknend, “das vergewaltigte Gelände als Paradies verkaufen.” Sprach’s, und rief seine Unterlinge zu sich. “Gehet hin und verkündet: Der reformierte Garten ist der größte Fortschritt seit der Erfindung des Zweispänners.” Und so verkündeten sie es.

Die Bürger mochten den neuen Garten nicht, dachten aber: “Wenn der Kaiser von Fortschritt spricht, muß was dran sein”. Also pilgerten sie zu dem ehemaligen Garten, priesen die neue Unordnung und versprachen, sich schnell daran zu gewöhnen. Zwischen herunterhängenden Zweigen und unbegehbaren Wegen bahnen sie sich seither mühsam ihren Weg durch das einstige Paradies. Es sind gute Bürger: Sie sind zwar verunsichert, stolpern, brechen ein, verletzen sich im querliegenden Fallholz - aber sie klagen nicht.

Nur ein paar Gärtnermeister, die wissen, wie richtiges Grün aussieht, fallen aus der Reihe: “Des Kaisers neues Gelände ist kein Garten, sondern ein Verhau!” Sie sagten es von Anfang an, aber man hörte sie nicht. Es gab zu wenige von ihnen und sie sagten es zu leise.

Karl-Heinz Isleif


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.02.2005 um 09.04

Manch reger Schrat
will’s Deutsch zerreiben
als schräger Rat
für’s deutsche Schreiben.


Hans Flachs



eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.01.2005 um 07.25

Würgsame Reform

Manche Marotte
reformwirrer Geister
würgt als Garotte
am Schreiben der Meister.


Hans Flachs


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2004 um 12.37

Hans Flachs

Betont korrekte „ss“

Ein Narziss muss dem Nazissmus widerstehn.
Im Verschiss muss der Faschissmus untergehn.
Reformissmus mit Ess Ess muss fortbestehn
und Taschissmus mit Politschmus weiter gehn.
Esskapissmus vor Beschiss muss bald vergehn,
doch kein Schiss muss nun im Genus noch bestehn:
Feminissmus bringt uns da
das koreckte Sprach-Schissma.


Aus Hans Flachs:
„Merk Verse“, Bloedel-Schulverlach 2005


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.12.2004 um 09.59

Ulrich Dillis

01:10pm Dec 1, 2004 CEST (#2436 of 2436)

Der Nebel schwadet übers Gras
Im Spiegelrechtschreibforum
Es ist so ruhig vom Peißenberg
Bis hin zum Karakorum.
Was hecken sie nun wieder aus? Welch
schauerlich' Konstrukt
erhebt sich wabernd aus dem Kelch,
und wird vom Volk geschluckt?
Das "ck" duckt sich noch, wird bleich
doch scharfes- "ß"- konform
wirds "kk" nun , dem "ss" gleich,
es lebe die Reform!
Es gibt nur weiter, kein zurükk,
Wo kämen wir da hin?
Und enden wird dies Trauer Stükk,
ohn' irgendeinen Sinn.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.12.2004 um 09.57

Marco Hollstein

09:48am Dec 1, 2004 CEST (#2435 of 2436)

Kinzköpf. Wo bleibt die Suche nach der Wahrheit, wo bleibt das unstete Fragen nach ß/ss? Das Forschen in den Tiefen der Etymologie, der Linguistik benebst der Informationstheorie? Die Suche nach der Methode, den unerträglichen Spannungsbogen zwischen e und ä aufzulösen? Wo bleibt die dialektische Betrachtung der getrennt Schreibung? Öd ist es geworden, öd...

Die kecken Recken
Die den dräu'nden Leu nicht scheuten,
Die garstig Larv' der NDR -
Zu Narren sind verkommen diese Tapf'ren.
Geflohen ist der feige Feind. .
Doch eines möcht' ich hier euch sagen:
Noch zuckt des Drachen Leib!
Drum unverzagt, ihr edlen Freunde,
Seid auf der Hut!
Die schleim'ge Brut der NDR -
Sie scheint zurückgezogen.
Doch täuscht euch nicht! Habt 8!
Sie saugt am Duden,
Saugt neue Lebenskraft!
Sie schleicht durch düstere Gewölbe,
Trinkt wüste Leidenschaft
Aus dem Verschriftungskelche.
Habt 8! Habt 8!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.12.2004 um 06.30

Rätsel

Ein Rentier
mag ungern Tee-
nager spalten,
und die Ausflucht
in die Ess-Sucht
macht den Alten
nicht geheuer.
Er ist Bayer.

. . . . . . . . .

Hans Flachs


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.12.2004 um 11.51

In gut vierzehn Tagen ist Weihnachten, und Reformdichter Hans Flachs hat mir schon Heimeliges in den Schu[h] geschoben:

Hans Flachs

Weinachtzeit

Wenn die Flo-
cken leise fallen
und die Glo-
cken ferne schallen,
dann ist es nicht weit
biss zur Weinachtzeit!

Wenn im Klo-
ster Mönche singen
und verlo-
ckend Köre klingen,
dass gibt Seeligkeit
in der Weinachtzeit.

Wenn wir Mo-
kka nippen dürfen,
Henkell tro-
cken heimlich schlürfen,
dann sind wir bereit:
Froe Weinachtzeit!


(Aus Hans Flachs „Poesie für die Grundschule“)
(Rechtschreib-Version 08/05)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.11.2004 um 07.06

Der deutsche Untertanengeist

Selbstständ'ges Denken bringt Verdruss!
Drum füge dich dem rauen Muss
und bläu' dir ein den gräulich Stuss,
denn Deutschlands Schulen steh'n am Schluss.

Im Duden steht ganz unaufwändig,
schön quäntchenweise und behändig
auf weißen Blättern - nummeriert –
wie rechtens man die Feder führt.

Der deutsche Untertanengeist
gebiert Reformer - dumm und dreist!!!

Eberhard Schröder



Entnommen http://www.vrs-ev.de/
(dort mehr von Dr. rer. nat. habil. Schröder)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.10.2004 um 11.36

Frei von Sünde und von Zweifel,
holte früh sie schon der Teufel¹
vom ZK der Katholiken
in die Schar der Domestiken.

Dort gebar die Maid aus Jüchen
fromm das Miss-geborne Frühchen –
Väter waren Marx und Engel
und manch Ortografenschwängel.

Am „Reform“ genannten Wesen
soll jetzt unser Deutsch genesen.
Hätte sie nun abgetrieben,
wär das Heil wohl ausgeblieben.

(aus Hans Flachs:„Dichter der Reform")

¹) Erwin


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2004 um 08.00

Denn das Wort des Herrn unsers Gottes ist ergangen; „es soll kein Wort, kein Buchstabe, noch geändert werden. Das niemand etwas hinzufügt und das niemand etwas fortnimmt von dem was geschrieben steht.“

Karl Kardinal Lehmann:
Ich glaube nicht, dass das alte Regelwerk in jeder Hinsicht so hoch „bewährt“ ist, … Es wird wohl keine simple „Rückkehr“ geben.
(AZ 14.8.04)

Dassß die Reform Adolfs nicht wankt
ist den Schavans und Wolffs gedankt.
Mit Lehmann hat auch Gott gespurt
und segnet mild die Spottgeburt.


Hans Flachs


eingetragen von Karsten Bolz am 13.10.2004 um 13.45

Wir ändern morgen, ändern heut,
wir ändern wütend und erfreut,
wir ändern ohne zu verzagen
an allen sieben Wochentagen.

Wir ändern teils aus purer Lust,
mit Vorsatz teils, teils unbewußt,
wir ändern gern und auch bedingt
weil ändern immer Arbeit bringt.

Wir ändern resigniert und still
Wie jeder es so haben will.
Die alten ändern und die jungen,
wir ändern selbst die Änderungen.

Wir ändern, was man ändern kann,
und stehen dabei unser'n Mann.
Ist ein Programm auch gut gelungen,
bestimmt verträgt es Änderungen.

Wir ändern deshalb früh und spät
Was alles so zu ändern geht,
wir ändern heut und jederzeit,
zum Denken bleibt uns wenig Zeit.

Und steh'n wir dann am Himmelstor,
der alte Petrus steht davor,
dann ist's soweit, dann bleibts dabei,
vorbei ist's mit der Änderei.

Die Änderer

Änderungen vorbehalten

(Unbekannter Autor, jetzt dem neuen "Rat" ins Stammbuch geschrieben.)
__________________
Karsten Bolz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2004 um 08.44

Eine Zentrale-
pisode vom
Berlin Open
der sechzehn Länder

von Hans Flachs


Spree-Adonis Wowereit
fand Simonis froh bereit:
Machen wir’s nun noch Anal-
fabeten leicht beim Schreiben,
muss Reform für Immer bleiben.

Ändern tun wir nichts zum Spass:
Du bleibst ganz das alte Aas
und wie immer recht banal,
doch ich als Sieger werde kess
ein Berliner Open Ass.


... Allerdings sind die Regierungschefs der SPD-regierten Länder gegen eine Rücknahme der Reform... "Diesen Sack machen wir nicht mehr auf", erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis. Ähnlich äußerten sich Klaus Wowereit (Berlin) und Henning Scherf (Bremen). rp.online 24.7.2004


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2004 um 08.07

„Diesen Sack machen wir nicht mehr auf“, erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis. (WELT 26.07.04)

Simonis’ Allparteienpack,
das steckte frech das Volk in’n Sack.
Jetzt setzt sich noch die Dreiste drauf:
„Den machen wir nicht wieder auf!“
So wird das Volk zum Rechtschreibkrüppel –
doch aus dem Sack kommt auch der Knüppel!


Hans Flachs


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2004 um 20.00

Das Gedicht steht schon unter „Meisterdichter". Dort sollten eigentlich nur die anerkannten Größen der Poesie hin, während die So-netten-Bastler in der entsprechend eingerichteten Rubrik bleiben sollten. Nun haben sich aber doch schon etliche für Meister gehalten.
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Bernhard Schühly am 29.09.2004 um 19.29

Rechtschreibung

Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit "ph" - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen (wie gesagt, mit "f") -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch "Schofför") -
sie schwimmen also durch das Meer.

Was heißt durchs "Meer"? - Sogar durch "Meere"!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit "V" wär es total verkehrt)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite "e" ist schlecht für ihn.)

Orthogravieh - das sieht man hier -
ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!


Anm.: Übrigens schrieb Erhardt auch Gedichte mit den Titeln "Die Q" und "Der Pv".
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Bernhard Schühly


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2004 um 08.36

„Schreibt Ihr nur, wie’s der Herr tut,
das allein ist wohlgetan“,
predigt täglich toll Schavan.
Dazu macht ihr alter Hut
hoch auf dem Mast – nach Heyse –
die Ausgebufften grüßen,
die nicht in Gruften büßen.
Annett’, du hast 'ne Meise.

Hans Flachs


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.2004 um 09.38

Hans Flachs

Ein Zurück darf es nicht geben

Wer fragt denn schon nach edlen Gründen,
wenn Medien Murks und Macht sich kaufen,
den Bürgern Sprache umzutaufen,
und Staat mit „Stusssystem“ verbünden.

Wenn wir nun Fortschritt froh verkünden,
dann darf doch niemand rückwärts laufen,
auch wenn wir bloß vor einem Haufen
von selbst_gemachter Scheiße stünden.

Wir wollten einst das kleine Schreiben
mit viel Verbissenheit betreiben,
jetzt macht man’s gerne groß in Massen.

Es wird gewiss ein Schandfleck bleiben,
wie wir nun unser Deutsch zerreiben,
doch wichtig sind nur unsre Kassen.


eingetragen von Sofa Potato am 30.06.2004 um 09.02

(nach dem Muster von Rudi Carells Lied vom Sommer)

Wann darf man wieder schöner schreiben,
so schreiben, wie es bisher richtig war:
"Daß" mit Eszett und "sogenannt" zusammen,
"nichtssagend" als ein Wort, "heut' abend" klein,
"neuvermählt" und "heißersehnt" zusammen,
"schneuzen" mit e und "Handvoll" als ein Wort,
"vielsagend" als ein Wort, "miesmachen" auch zusammen,
Verben mit "bleiben" oder "lassen" auch als Wort,
"aufwendig" und "behende" wieder mit e,
"leid tun" klein und getrennt, wie's bisher war,
so schön wie neunzehnhundertfünfundneunzig
und nicht so furchtbar häßlich wie danach.
Verbot'ne Wörter gibt es jetzt in Massen,
wer gibt sie uns bald allesamt zurück?
Wozu bloß brauchen wir Kultusminister?
Die machen doch nur Blödsinn, wie man sieht.
Fast alle möchten so wie bisher schreiben,
denn schuld daran ist nur der Bundestag.

Bitte erweitern, fortsetzen, verschönern!
– geändert durch Sofa Potato am 06.07.2004, 10.57 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.06.2004 um 03.11

Mit heißem Herzen und Hirne
naht' ich ihr Nacht für Nacht.
Sie war eine dreiste Dirne,
die ich zur Jungfrau gemacht.
Karl Kraus

Und nun hat mit frecher Stirne
die Staats- und Medienmacht
mit harter Hand und weicher Birne
sie in Prokrustes' Bett gebracht.
Hans Flachs


eingetragen von Bernhard Schühly am 01.06.2004 um 22.35


Also lautet der Beschluß:
Daß der Mensch gut schreiben muß.
Nicht allein das A-B-C
Bringt den Menschen in die Höh’;
Nicht allein im Hören, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein mit Kritzelsachen
Soll der Mensch sich Mühe machen;
Sondern auch der Sprache Lehren
Muß er mit Vergnügen hören.
Damit dies mit Verstand geschieht,
Ist’s gut, daß’s Meister Theo gibt.

Kommissionen für das Schreiben
Mochten ihn darum nicht leiden;
Wer Fehler vornrein „richtig“ macht,
Gibt nicht auf diesen Meister acht.

Nun ist dieser brave Lehrer
Von den Büchern ein Verehrer,
Was man ohne alle Frage
Bei dieser großen Rechtschreibplage
Einem engagierten Mann
Auch von Herzen gönnen kann.

Die Kommissionen unverdrossen,
Sinnen aber schon auf Possen,
Wie sie wohl, so ganz im Schnellen,
Die Lust am Lesen ihm vergällen.

Einst saß Meister Theo wieder
Mit Wut an seinem Schreibtisch nieder,
Um endlich mal von ganzem Herzen,
Den bösen Sprachgeist auszumerzen.

Da hört er schon die Klingel klimpern,
Zuckt kaum mit den Augenwimpern,
Ahnungsvoll tritt er heraus -
Ach was ist das für ein Graus!
Denn schon stehen vor der Türe,
Ein ganzer Haufen hoher Tiere.

Und aus der Tasche – knaster, knister
Ziehen jetzt die Herrn Minister
Das neue „Buch der Bücher“ raus; –
Und dazu noch – welch ein Graus! –
Ordner, welche voll mit Regeln,
Dem Theo jetzt ins Haus reinsegeln.

„Fließet aus dem Aug’, ihr Tränen!“
Alle Worte, diese schönen –
Was sich im Deutsch als gut bewährt,
Wird ab sofort für dumm erklärt.

Doch Lehrer Theo zagt nicht lang;
Ihm ist vor diesen Leut’ nicht bang,
Und er in dieser Rechtschreibnot,
Haut und trampelt alles tot.
Guckste wohl! Jetzt ist’s vorbei
Mit der Wörterschmiererei!

Als man dies im Land erfuhr,
War von Wehmut keine Spur.
Viele kamen schnell herbei,
Und sagten dann: „I dacht mir’s glei!“ –
Die Verlage, die da klagten,
Daß sie die Finanzen plagten,
Legen wieder froh und frisch,
Begehrte Bücher auf den Tisch.
Die Schüler schrein: „Jetzt könn’n wir lesen,
Was vorher nur Gewirr gewesen. –
Jetzt können wir auch wieder schreiben,
Ohne daß immer Zweifel bleiben!“
Dann plötzlich auch die Kommisionen
Sehen ein: „Das tat nicht lohnen!“

Kurz im ganzen Land herum
Ging ein fröhliches Gebrumm.
Denn vorbei, dank Theos Ruf und Schrei,
Ist’s mit der Rechtschreibschweinerei!


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 16.05.2004 um 09.44

Man muß das Wahre immer wiederholen,
weil auch der Irrtum um uns her
immer wieder gepredigt wird;
und zwar nicht nur von einzelnen,
sondern von der Masse.
In Zeitungen und Enzyklopädien,
auf Schulen und Universitäten --
überall ist der Irrtum obenauf!
Und es ist ihm wohl und behaglich --
im Gefühl der Majorität,
die auf seiner Seite ist.

Johann Wolfgang von Goethe
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.05.2004 um 03.49

Bildungspolitik

Manches Versagen
der Kultusminister
bildet im Magen
das Ulcus sinister.

(Hans Flachs)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2004 um 07.19

Volksliedgut,
behutsam modernisiert
von Reformdichter
Hans Flachs


Ich bin der Doktor Eisenbarth,
kurier das Deutsch auf meine Art.
Ich mach das Blinde nun schief gehn
und Lahme endlich weiter sehn.

Dem Orthografen Dudendumm
reicht ich die Hand voll Opium.
Drauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,
und ist bis jetzt noch nicht erwacht.

In Weimar hüpft der alte Goethe
behänd zur Schreibreformerflöte:
„Ihr tut mir Leid mit eurem Treiben!“
Ganz Recht, nichts darf beim Alten bleiben.

Alsbald nahm ich den Heine her,
und seine Lore leider mehr,
denn sie macht immer während Not
leidende Flussschifffahrer tot.

Zu Prag graviert’ ich auf den Leib
Franz Kafkas Worte in Neuschreib.
Papier-Verfassung trägt solch Stress
gemäß dem Urteil im Prozess.

Und auch die Rosa Luxemburg
betreute ich als Sprachchirurg.
Wer meint, in Freiheit müsst man anders
Denkende bekehr'n – ja kann der’s?

Zu Wien kuriert' ich Siegmund Freud
und tat ihm richtig gehend Leid,
weil er nur selten etwas Krebs
erregend fand – oh Gott, vergeb’s.

Besonders freut an Thomas Mann,
dass er sich nicht mehr wehren kann.
Und wenn er auch im Grab rotiert,
bald schrieb er nur noch reformiert.

Den gräulich grauen Herrn der Zeit
verschrieb ich mehr „Behändigkeit“,
denn klarer Sinn im Jugendbuch
war immer letzten Endes Fluch.

Zu Weilheim trepanierte ich,
geschickt den frechen Friederich:
Ich schlug den Stuss ihm vor den Kopf,
belämmert kuckt der arme Tropf.

Vor Hunger war ein alter Filz
geplagt mit Schmerzen an der Milz.
Er hat Reformgift nun geschluckt,
weil Bertelsmann ihn sonst nicht druckt.

In Oggersheim der gute Kohl
fühlt sich mit seinem Buch sauwohl.
Doch Reformierer wollt er sein,
Ess-Esskulturen impft ich ein.

Der alte Rauh mich zu sich rief,
weil er seit Jahren viel verschlief.
Ich hab' ihn gleich zum „Rau“ gemacht.
Er ist bis heut nicht aufgewacht.

Mein allergrößtes Meisterstück,
das macht' ich einst zu Osnabrück:
Dem pädagogisch alten Knab
schnitt ich nur kurz die Zunge ab.

Vertraut sich mir ein Patient,
so mach' er nur kein Testament.
Es geht kein Dichter aus der Welt,
dem Konversion nicht längst bestellt.

Das ist die Art, wie ich kurier',
sie ist probat, ich bürg' dafür.
Dass jedes Mittel Wirkung tut,
schwör' ich bei meinem Doktorhut.

Chorus:
Williwillizwick, dumdum!
[nach 1., 2., 4. Zeile]
Williwill i zwick you hei-ras-sa!
[nach 3. Zeile]

[Refräng, nach jeder Strofe zwei Mal:]
Lautonia, lautonia,
Williwillizwick, jucheirassa

(Hans Flachs, Vertreter der „neuen deutschen Innigkeit“; sein Stil schon bekannt als neue „Flachsinnigkeit“)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2003 um 08.47

Der infamen Norm
mit Namen Schreibreform

von

Hans Flachs


SEIT HEUTE
HALBSONETT
ZU WESTERWELLE


„Im Schreiben bist du Ferkel matt,"
hört’ Schüler Kohl, der, trist beleibt,
drum früh Reform mit List betreibt:
„Neu" stümpert nun Frau Merkel fad.

Ob bald im Land mit Stoibers Rat
manch einer etwas blöder schreibt –
ob doch noch Macher Schröder bleibt:
Das Wort behält der Räuberstaat.

Guido Westerwelle,
der du dieser Meute lachst,
bekannt mit dem gewissen Scharm:

Wie du – gestern helle –
heut wie diese Leute machst,
das hält die Norm beschissen warm.


eingetragen von margel am 27.08.2003 um 08.21

Mors linguae = Sprache im A... (alte Hamburger Volksweisheit)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.08.2003 um 21.57

Nazi-Bonzens
Rust-Fraktion,
Bazi-Nonsens-
Frust-ration,

Sozi-Konsens-
Penetration,
Cosi sans sense
Trepanation.

Pan-Nation,
Nazi-on!
Na, Zion?

Ion
Äon
e.on
.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.08.2003 um 18.44

Reformerzooode

Im Augst war’s schon mal Heller,
am Hoberg nickt ein Blüml ein,
manch Spechtler klopft viel Schrodt.
Der Sitta fällt schon wieder Gallmann auf,
doch Nix Nerius sagt zu allem Hauck.

Hans Flachs,
Verlegenheitsdichter


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2003 um 14.50

Hans Flachs

Der Wicht

Ein Wicht, vom deutschen Länderbund
bekehrt, beschloß, samt Frau und Hund,
am orthographischen Gedanken
höchst wichtig sich emporzuranken.
Er schrieb seit jenem nur noch „dass"
und „Flussschifffahrt" nach „Schreiberlass".
Und Goethe, Lenz und Grass – o Graus,
fieln bald bei allen Wichten raus.
Das ganze Reich ward angesteckt.
Fünfhundert Dichter sind verreckt.
Doch Sankt Augst, gerufen eilig,
sprach nichts als: Heilig! Heilig! Heilig!

(nach Chr. Morgenstern: Der Hecht)


eingetragen von Norbert Schäbler am 15.04.2003 um 19.22

Der neue Duden

Es gibt für manche Kommissionen
Kein Hindernis und kein Tabu.
Ein Manager braucht nichts zu schonen.
Das Schriftdeutsch zählt jetzt auch dazu.

Man soll flexibel sein und wendig.
Doch hier geschah bewußt Gewalt;
Denn eine Sprache ist lebendig.
Sie ist gewachsen und sehr alt.

Wer Lebewesen schlimm mißhandelt,
Wird hart bestraft und isoliert;
Wer unser Schriftdeutsch frech verschandelt,
Wird obendrein noch honoriert.

Mir graust allein vor dem Gedanken:
In neuem Schriftdeutsch FAUST gedruckt.
Es mag ja sein, daß manchen kranken
Und schwachen Geist das gar nicht juckt.

Da sieht man, wo wir heute stehen,
Wie Politik in Sachen mischt,
Die sie nun wirklich nichts angehen. –
Ich will den neuen DUDEN nicht.

Wolfram Holzbach (Zirndorf), Nov. 1996

__________________
nos


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2003 um 12.10

Aus Hans Flachs:
„Gedichte, h-arm- und stiellos"
:


Änderers Machtlied
Über allen Gipfeln
ist Ru[h],
an letzten Zipfeln
des Känguru[h]
fehlt nun ein Hauch.
Das Rau[h]e schweiget
im Blätterwalde.
Warte nur, balde
schweigest du auch.

Schleswig–Holstein
Hoe Wellen geen,
raue Winde ween,
roe Gesellen mäen
in ruiger Reie mit Müe
noch Gras für Ree und Küe
und den Grass fressenden Rüe.

Anm.: Volker Rühe, nordd. Rechtschreibputschist


eingetragen von DS am 15.04.2003 um 08.24


Deutscher Rechtschreib-Loreley
Schlussszene


Zehn schnellleb’ge Schwimmmeister klagen:
„O raue Flussschifffahrt ade!
Wir grässlich Verbläuten entsagen
Solch Gräueln wie Ass und Buklee.“

Die Jungfrau, die schnäuzt sich behände,
Die Nussschal’ verschlinget der Rhein.
So holet der Schlussstrich am Ende
Belämmerte Irrregler ein.

                Helmut Jochems (1997)




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Es mehre sich unsere Klassikersammlung!
Wo schlummern weitere Werke?


eingetragen von DS am 14.04.2003 um 10.03


Neuschriebsonett

Hirnlos flog die Neuschriebkunst
wissenschaftlich durch die Lüfte;
schweißge Kommissionendüfte
deckten Deutsch mit Regeldunst.

Hoffend auf die Schülergunst
Dichter, Denker man umschiffte,
klotzte Regeln, recht bekiffte:
Neuschrieb, du bist wohl verhunzt.

Wirren Neuschrieb, wie vermeiden?
Schreiber – horcht! – ihr wißt's,
Zweiertausendfünf wird kommen.

Größter Duden aller Zeiten,
Grödaz, – ja du bist's! –
– peinlich kompromißverschwommen.

                Norbert Miehle


– – –

Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei einmal was anderes, ein Sonett zum Neuschrieb.
Sie können es gerne irgendwie weiterverbreiten.
Ich hoffe, Mörike verzeiht mir.
Mit freundlichen Grüßen, Norbert Miehle


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

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