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-- Revision (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=65)
eingetragen von Thomas Paulwitz am 19.09.2001 um 13.57
"zögerlich" ist m.E. eine Spur härter als "zögernd".
Man vergleiche "weinend" - "weinerlich".
eingetragen von Theodor Ickler am 19.09.2001 um 13.45
Wörter kommen und gehen. "zögerlich" ist laut Grimm schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts mal aufgetaucht. Dann wurde es vor vielleicht dreißig Jahren aufs neue erfunden. Manche Wörter gefallen einem, andere nicht, das ist ganz normal. Einen sachlichen Grund dafür gibt es meistens nicht, man ist aber leicht versucht, Scheinbegründungen zu ersinnen. Was ist nicht alles gegen "ausgehen von" vorgebracht worden!
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Th. Ickler
eingetragen von Thomas Paulwitz am 19.09.2001 um 12.22
Dann könnte man ja schon fast das Wort "Google" in das Wörterbuch aufnehmen. Ehrenhalber.
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Die Wörterbuchreife attestiert ja offensichtlich schon der Google.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 19.09.2001 um 09.28
Aschenbrödel und Eigenbrötler, so dachte ich, enthielten das gleiche Wort. Während Duden hier immer schon den sein eigenes Brot backenden Single vor Augen hatte (was ja durchaus seine Berechtigung haben mag), verstand ich darin immer mehr den Menschen, der in seinen eigenen Angelegenheiten "herumbrödelt" - so wie Aschenbrödel, "der in der Asche brodelt und sudelt ..." (Grimm). Dieses "Brödeln" bezeichnet seine Stellung als Sonderling - was das Wort doch wohl bedeuten soll, m.E. besser als das Backen des eigenen Brotes, das ja mehr ein Zeichen von Selbständigkeit sein mag. Ich stelle also die Schreibweise "Eigenbrötler" nicht in Frage, sondern hielte "Eigenbrödler", wie es mancherorts ja auch in Lexika steht, zusätzlich für gerechtfertigt.
Ein wenig ähnlich verhält es sich mit "nachtschlafend" und "nachtschlafen" - nachtschlafend ist selbstverständlich möglich und richtig, aber nachtschlafen eben auch (vergl.: verschlafendes Dorf, verschlafenes Dorf).
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Christoph Kukulies am 19.09.2001 um 08.02
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Thomas Paulwitz
...
Mit "windschnittig" kann man gar nichts falsch machen. Es sei denn, alle Zeitungen schreiben plötzlich "windschnitzelig"...
Das erinnert mich an das plötzliche Auftauchen des Wortes "zögerlich", das mir, Jhg. 47, bis in die Achtzigerjahre völlig unbekannt war. Ich kannte selbstverständlich "zögernd". Aber "zögerlich"? Nein, das bedarf geradezu des Pfälzers oder Hessen, um richtig ausgesprochen zu werden:"zö-kä-lisch". Ich finde das Wort bis heute einfach zu blöd.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Norbert Schäbler am 18.09.2001 um 17.39
Die Wörterbuchreife attestiert ja offensichtlich schon der Google.
Mit der Erklärung der Wortverhunzung durch Laien will ich mich aber nicht ganz zufriedengeben. In meinem Dekodierungsapparat ruft der Begriff „schlüpfrig“ ein ganz anderes Bild ab. „Schlüpfrig“ ist um einiges gewundener, temporeicher und eben noch ein ganzes Stück glitschiger als „schlüpfig“.
Dieses „R“ hat für mich sozusagen eine Funktion der Steigerung. Ob das auch anderweitig nachzuweisen ist, weiß ich nicht. Ich gebe ja nur eine laienhafte Empfindung wieder.
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nos
eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.09.2001 um 16.44
"windschlüpfrig" habe ich schon gehört, aber in dem Sinne, daß etwas "winddurchlässig" ist, nicht etwa "windschnittig".
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Eifrig kommt von Eifer, schlüpfig von Schlupf, das r ist also offensichtlich erst später von Laien, die diesen Ausdruck nicht kannten, hineinpraktiziert worden. Die Frage war bloß, ob es schon wörterbuchreif ist.
eingetragen von Theodor Ickler am 18.09.2001 um 15.59
Eifrig kommt von Eifer, schlüpfig von Schlupf, das r ist also offensichtlich erst später von Laien, die diesen Ausdruck nicht kannten, hineinpraktiziert worden. Die Frage war bloß, ob es schon wörterbuchreif ist.
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Th. Ickler
eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.09.2001 um 15.03
"Windschlüpfrig" klingt so, als ob der TGV nicht ganz dicht wäre. Schlage vor, Professor Ickler fährt nach Frankreich, um für sein Wörterbuch die Windschlüpfrigkeit der dortigen Hochgeschwindigkeitszüge zu testen. Holt er sich eine Erkältung, muß das Wort ins Buch aufgenommen werden.
Mit "windschnittig" kann man gar nichts falsch machen. Es sei denn, alle Zeitungen schreiben plötzlich "windschnitzelig"...
eingetragen von Norbert Schäbler am 18.09.2001 um 14.56
Ich kenne was, was noch schlüpfiger oder schlüpfriger ist als der Wind - es ist der Aal. Noch kein Angler und kein Unterfranke hat, wenn er dieses Wort in meiner Anwesenheit aussprach, das markante "R" vergessen.
Ich hielt das auch immer für eine ganz normale Wortbildung.
Man sagt ja auch nicht "eifig" sondern "eifrig".
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nos
eingetragen von Theodor Ickler am 18.09.2001 um 13.03
Die Belegsituation ist mir im Augenblick nicht klar, aber Aschenbrödel hat ja im Gegensatz zu Eigenbrötler nichts mit Brot zu tun und ist mir noch nie anders als mit d begegnet. In nachtschlafender Zeit steckt das Partizip I, verschlafen ist Partizip II - wo ist das Problem?
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Th. Ickler
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 18.09.2001 um 12.55
... wenn es denn schon durch die SZ geadelt ist! Stammen die meisten schlüpfrigen Google-Zitate aus "seriösen Zeitungen"? Dann bliebe ja kaum mehr eine andere Wahl!(Dabei fällt mir auf, dieses Wort aktiv noch nie genutzt zu haben. Ich bin immer bei der dynamisch-marknerschen Option geblieben.)
Darf ich, lieber Herr Ickler, aus Neugierde - und weil es bezüglich Google-Mehrheit gerade den umgekehrten Fall darstellt - noch um eine Bemerkung zu den "nachtschlafenen Eigenbrödlern" weiter unten bitten?
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Reinhard Markner am 18.09.2001 um 12.26
Man bleibt wohl besser beim guten alten deutschen Wort »aerodynamisch«.
eingetragen von Theodor Ickler am 18.09.2001 um 04.10
In der Süddeutschen Zeitung lese ich gerade vom "windschlüpfrigen" TGV. Einer bösen Ahnung folgend sehe ich bei Google nach und finde tatsächlich, daß dieses Wort sechsmal so oft belegt ist wie das eigentlich korrekte (fachliche) "windschlüpfig". Muß wohl ins Wörterbuch aufgenommen werden, oder?
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Th. Ickler
eingetragen von Thomas Paulwitz am 27.08.2001 um 15.48
Was auffällt: Bei "reiten" und "gehen" gibt es keinen Bedarf für Differenzierung; wohl aber bei "fahren".
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Thomas Paulwitz
Fußgänger - zu Fuß gehen - fußgehen ? - fußeln ?
Reiter - zu Pferde reiten - pferdreiten ? - pferdeln ?
Autofahrer - mit dem Auto fahren - autofahren ? - auteln ?
Radfahrer - mit dem Rad fahren - radfahren - radeln
Flieger - ein Flugzeug führen - flugzeugführen ? - flügeln ?
Analogien / Homologien lassen sich nicht immer herstellen.
Auf jeden Fall gibt es hier zu Lande, zu Wasser und in der Luft noch Platz für neue Wörter.
eingetragen von Thomas Paulwitz am 27.08.2001 um 15.44
Fußgänger - zu Fuß gehen - fußgehen ? - fußeln ?
Reiter - zu Pferde reiten - pferdreiten ? - pferdeln ?
Autofahrer - mit dem Auto fahren - autofahren ? - auteln ?
Radfahrer - mit dem Rad fahren - radfahren - radeln
Flieger - ein Flugzeug führen - flugzeugführen ? - flügeln ?
Analogien / Homologien lassen sich nicht immer herstellen.
Auf jeden Fall gibt es hier zu Lande, zu Wasser und in der Luft noch Platz für neue Wörter.
eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 21.08.2001 um 15.15
Beide Wörter standen zwar so im Duden und bei "Google" steht es 1580:399 für Eigenbrötler und 814:192 für "zu nachtschlafender Zeit" (statt "Eigenbrödler" und "zu nachschlafener Zeit") - dennoch halte ich die unterlegenen Varianten für richtig: Es heißt doch auch Aschenbrödel und verschlafenes Dorf - beides erscheint mir ganz analog.
Wär das nicht zumindest eine Alternativlösung für "den Ickler"?
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Dr. Wolfgang Scheuermann
eingetragen von Theodor Ickler am 29.04.2001 um 15.38
Interessant ist die Beobachtung von Herrn Fleischhauer auf jeden Fall. Man hört sicherlich viel öfter "Vorsicht Radfahrer!" als "Vorsicht Autofahrer!", denn man warnt vor dem Auto, nicht vor dem Fahrer, dagegen vor dem Radfahrer, nicht vor dem Rad. (Da ich täglich Rad fahre, höre ich das entsprechend oft aus dem Munde von Fußgängern, die ihre Kinder vor mir in Sicherheit bringen zu müssen glauben.) Früher habe ich öfters auf das schon ziemlich bald, wohl noch vor dem Aufkommen der Autos, gebildete Verb "radeln" verwiesen.
Aber letzten Endes ist das alles für das Wörterbuch nicht relevant, nur sprachhistorisch und -psychologisch. Wenn "autofahren" üblich wird, kommt es rein, gar keine Frage!
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 29.04.2001 um 12.59
Bei Google : Radfahrer 28000, Autofahrer 51000.
Ein Blick auf die Straße bestätigt diesen Eindruck allemal. Das kann es also nicht sein.
– geändert durch Reinhard Markner am 30.04.2001, 19:28 –
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 29.04.2001 um 11.06
Zu Herrn Markner:
Ich glaube, die Zusammenschreibung von "radfahren" ist deshalb gebraeuchlich, weil der "Radfahrer" viel haeufiger vorkommt als der "Autofahrer". Und der "Radfahrer" bezeichnet auch etwas konkreteres. Man wuerde ja nicht sagen: "Von rechts kommt ein Autofahrer" - denn Autofahrer sein ist eher eine "Lebensart". Manche alltaegliche verbale Form (wie staubsaugen) verdankt ihre Existenz einem urspruenglichen Substantiv.
eingetragen von Reinhard Markner am 29.04.2001 um 10.05
Die Kleinschreibung der von Herrn Dörner genannten Wendungen ist mir persönlich sympathisch, wie ich weiter unten durch die Schreibung »panne« ausdrücken wollte, grundsätzlich stellt sich aber die Frage, inwieweit Vorstellungen von grammatikalischer Richtigkeit Vorrang vor empirisch gewonnenen Befunden haben können.
eingetragen von Christian Dörner am 29.04.2001 um 00.02
Da ja schon bereits vor längerer Zeit darüber diskutiert wurde, ob man nun "es ist mir wurst" oder "es ist mir Wurst" schreiben muß und ob das vielleicht der einzige grammatische Schnitzer des Duden von 1991 war, hier nur die Großschreibung zuzulassen, möchte ich einen weiteren Punkt ergänzen und hier offen zur Diskussion stellen.
Bei dem Satz "Das finde ich klasse/Klasse/spitze/Spitze" bestand bisher eine Wahlmöglichkeit zwischen Groß- und Kleinschreibung. Die Neuregelung läßt hier nur noch Großschreibung zu, was zumindest in einem Satz wie "Du weißt ja gar nicht, wie Klasse/Spitze ich das finde" zu einer ungrammatischen Schreibung führt. Der Duden von 1991 hat m. E. hier versäumt, darauf hinzuweisen, daß bei einer solchen Konstruktion nur die Kleinschreibung systemkonform ist. Leider findet sich im Rechtschreibwörterbuch zwar unter "Wurst/wurst" ein entsprechender Hinweis, nicht aber unter "Klasse/klasse" und "Spitze/spitze". Ein solcher wäre meiner Meinung nach zu ergänzen.
Ich möchte allerdings einen weiteren Fall zur Diskussion stellen, der bisher in keinem Wörterbuch angesprochen wurde, da er sich im Bereich des Vulgären befindet, den ja auch die Reformer nicht antasten durften. Für uns sollte das aber kein Tabu sein.
Meines Erachtens muß die optionale Kleinschreibung von "das finde ich klasse/spitze" auch auf "das finde ich (wie?) scheiße" ausgedehnt werden. Ein Satz wie "Weißt du überhaupt, wie scheiße ich das finde?" zeigt, daß es sich hier um kein Substantiv mehr handeln kann. In einem solchen Fall müßte Kleinschreibung sogar vorgeschrieben werden. Umgangssprachlich existiert das Adjektiv "scheiße" schon seit längerem parallel zu dem gleichbedeutenden Adjektiv "beschissen", dessen Kleinschreibung ja niemand in Frage stellt.
Ich habe ein wenig gezögert, dies hier zu diskutieren, aber aus Systematikgründen sollte man darüber reden.
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Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 26.04.2001 um 13.14
Entschuldigung, lieber Herr Dörner, das hatte ich übersehen bzw. vergessen, obwohl es in meinem Exemplar sogar fett angestrichen ist! Na, irren ist menschlich. Wenn ich mir das nicht wöchentlich dreimal in Erinnerung riefe, müßte ich schier verzweifeln.
Übrigens hat der neueste Duden immer noch das Stichwort "klassenbildend" im Wörterverzeichnis, obwohl es doch jetzt eigentlich "Klassen bildend" heißen müßte ("bildet Klassen").
– geändert durch Theodor Ickler am 27.04.2001, 15:39 –
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 26.04.2001 um 12.59
oder nicht klassenbildend war hier eigentlich nicht die Frage. Vor Augen stand mir der Passus ziemlich am Anfang der Vorrede zum Wörterbuch, die auch eine Parallele im Schildbürgerstreich hat, wonach »Rad fahren« jederzeit neu gebildet werden könne. »Radfahren« ist die jüngere Variante, der entsprechend längst auch »autofahren« hätte konstruiert werden können, was vereinzelt auch geschehen ist (vgl. »autogefahren«). Nur aus suchstrategischen Gründen und ohne die Konsequenzen abzusehen habe ich zunächst nach »autofahrend« und »autofahren gelernt« gesucht. (Mittlerweile habe ich auch noch alle möglichen Kombinationen mit »gelernt« angesehen und schlußfolgere, daß die vom Duden zugelassene Großschreibung von »Autofahren lernen« oder »Kopfstehen üben« schlicht auf die Suggestivkraft der Substantivgroßschreibung von »Auto« und »Kopf« zurückgeht. Auf der 2001-CD waren partout keine Beispiele für Großschreibung zu finden, es heißt immer »laufen gelernt«, »schreiben gelernt« und natürlich auch »kennen gelernt«.)
Ich meine, daß der betreffende Passus (s. o.) zwar komplizierter, aber vielleicht doch einleuchtender, weil im Gedankengang vollständiger würde, hieße es etwa folgendermaßen : »Selbstverständlich kann man auch »Rad fahren« schreiben, so wie umgekehrt im Prinzip nichts gegen die Zusammenschreibung »autofahren« einzuwenden wäre.«
eingetragen von Christian Dörner am 26.04.2001 um 10.42
Lieber Herr Prof. Ickler,
daß der Duden von 1991 den Begriff und das Kriterium "klassenbildend" nicht kennt, stimmt so nicht ganz.
Ich zitiere R 209 auf Seite 63:
"Man schreibt auch dann zusammen, wenn die Zusammensetzung eine [dauernde] Eigenschaft bezeichnet, die vielen Dingen in gleicher Weise eigen ist, d. h., wenn sie klassenbildend gebraucht wird.
eine fleischfressende Pflanze, die Tücher sind reinseiden, die eisenverarbeitende Industrie, wärmeisolierende Stoffe"
(Hervorhebung von "klassenbildend" von mir.)
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Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 26.04.2001 um 03.02
Okay, lieber Herr Dörner, ich hatte es wohl deshalb für Ihre eigene Meinung gehalten, weil ja der Duden den Begriff und das Kriterium "klassenbildend" gar nicht kennt, sondern dies nur meine (und Ihre) Deutung der Erscheinungen ist. Je länger man sich damit beschäftigt, desto mehr hat man den Eindruck, daß die unzulängliche, in Einzelfestlegungen mündende Darstellung im alten Duden ein Hauptversäumnis war, und daß die Aufarbeitung dieses Punktes nun Reformer wie Reformkritiker in besondere, wenn auch sehr unterschiedliche Schwierigkeiten stürzt, nicht wahr? Um Abhilfe zu schaffen, muß man bis auf Grundfragen nach Sinn und Zweck der Orthographie zurückgehen.
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Th. Ickler
eingetragen von Christian Dörner am 25.04.2001 um 23.17
Nun ja, daß "autofahrend" u. ä. zusammengeschrieben werden muß, habe ich auch nicht behauptet. Wer meinen Eintrag genauer liest, stellt fest, daß ich mich mit dem Wort "muß" lediglich auf die Duden-Festlegung bzw. das Regelwerk des Duden bezogen habe.
Daß ich einige Punkte an dessen Vorschriften kritisiere, habe ich ja bereits des öfteren gesagt.
Man kann selbstverständlich auch bei klassenbildenden Partizipien, die nicht prädikativ gebraucht werden, nicht gesteigert werden und bei denen durch die Zusammenschreibung kein Artikel eingespart wird, getrennt schreiben, denn dies verstößt in keinem Fall gegen die deutsche Grammatik. Allerdings wirken solche Getrenntschreibungen manchmal ein bißchen schwerfällig und stilistisch markiert, wenn sie klassenbildend gemeint sind.
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Christian Dörner
eingetragen von Theodor Ickler am 25.04.2001 um 14.29
Das Adjektiv "autofahrend" läßt sich nach deutschen Wortbildungsregeln jederzeit bilden, wie umgekehrt auch "Rad fahrend" jederzeit konstruierbar ist. Was Herr Dörner zuletzt über Klassenbildung sagt, ist richtig, aber es trifft nur eine Tendenz, so daß ein "Muß" oder "Müßte" eindeutig zu schroff ist. Unter den vielen Gründen (in meinen Kommentaren habe ich immer die wichtigsten vier angeführt) kommt hier in Betracht, daß das erweiterte Partizip Präsens im Deutschen nie richtig heimisch geworden ist und im mündlichen sowie mundartlichen Gebrauch kaum vorkommt. Das ist mehrmals untersucht worden, zum Beispiel von Heinrich Weber: Das erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribut im Deutschen, München 1971.
Bei Steigerung des (ehemaligen) Partizips ist die Zusammensetzung, d. h. Adjektivierung, zwingend (zu den seltenen Ausnahmen mein Kommentar, S. 88). Prädikativ ist es ebenfalls nahezu ausgeschlossen (also nicht: "das ist Aufsehen erregend"); auf eine interessante Gruppe von Ausnahmen mache ich im Kommentar, S. 83 aufmerksam (Reihung mit gewöhnlichen Adjektiven).
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 25.04.2001 um 14.26
einige Belege für »autogefahren«, erstaunlicherweise sogar einen aus einem eidgenössischen Landtagsprotokoll.
eingetragen von Reinhard Markner am 25.04.2001 um 14.18
»ich habe mit 5 Jahren Schreiben gelernt« sieht ziemlich unkoscher aus. Offensichtlich tut sich vor mir da ein Abgrund von Beliebigkeitsschreibung auf.
eingetragen von Christian Dörner am 25.04.2001 um 13.16
Lieber Herr Markner,
obwohl "autofahrend" nicht im Duden steht, müßte m. E. "autofahrend" laut Duden trotzdem zusammengeschrieben werden, wenn es sich um eine klassenbildende Bezeichnung handelt. Analog zu "eisenverarbeitende Industrie" müßte also auch "autofahrende Bevölkerung", ja sogar "traktorfahrende Landwirte" geschrieben werden.
Beispiel:
"die Traktor fahrenden Landwirte" (= die Landwirte, die gerade mit dem Traktor fahren)
"die traktorfahrenden Landwirte" (= die Landwirte, die generell zur Klasse der Traktorenbesitzer gehören - eben im Gegensatz zu denen, die keinen besitzen)
Liege ich damit falsch?
Ergänzung: "Autofahren lernen" ist laut Duden sicher richtig, auch ohne den Gebrauch des Artikels. Im Regelwerk des Duden (1991) findet sich bei R 68 auf S. 33 folgendes Beispiel: "Er übte mit den Kindern kopfrechnen. ODER: Er übte mit den Kindern Kopfrechnen."
Nach "üben" ist daher ebenso wie nach "lernen" freigestellt, ob man das nachfolgende Verb als Substantivierung ansehen möchte oder nicht. Man kann also entweder "Auto fahren lernen" oder "Autofahren lernen" schreiben.
– geändert durch Christian Dörner am 26.04.2001, 15:31 –
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Christian Dörner
eingetragen von Reinhard Markner am 25.04.2001 um 12.19
Die auf die dogmatische Duden-Festlegung »radfahren, aber Auto fahren« verschiedentlich gegebene Antwort, »Rad fahren« könne jederzeit neu konstruiert werden, hat mich nie so ganz befriedigt, zum einen wegen der hier sehr starken »systematischen Verzerrung«, zum anderen, weil ich eigentlich eher dazu tendieren würde, auch »autofahren« zusammenzuschreiben.
Tatsächlich finde ich bei der Suche nach »autofahrend« auch einige Belege, auf den ersten Blick zwar wesentlich weniger als für »Auto fahrend«, von letzteren muß man aber diejenigen abziehen, wo es »im Auto fahrend« heißt. Ziemlich bezeichnend sind auch die Suchergebnisse für »autofahren gelernt«. Weil »ich habe bei Fahrlehrer Schmitz Auto fahren gelernt« panne aussieht, schreiben viele »Autofahren gelernt«, aber mit großem A, was eigentlich nur richtig ist, wenn der Artikel »das« davorsteht.
Müßte man also nicht eigentlich vollständigerweise argumentieren, auch »autofahren« lasse sich »jederzeit neu konstruieren« ?
eingetragen von Thomas Paulwitz am 19.04.2001 um 18.41
Nachtrag: Für Sprutz (mit "t", aber mit derselben Bedeutung) gibt es immerhin 67 Belege.
eingetragen von Theodor Ickler am 19.04.2001 um 17.51
Ich kannte das Wort bisher nicht. Früher habe ich mich oft gewundert, daß Wörter, die mir sehr vertraut waren, in Wirklichkeit Dialektausdrücke von sehr begrenzter Verbreitung sind. Das ist aber ganz natürlich, weil man das Fehlen von Wörtern in der Literatur usw. ja nicht bemerkt. So bedarf es auch umfangreicher (heute maschineller) Untersuchungen, um das Fehlen von Wörtern im Werk eines Autors festzustellen.
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Th. Ickler
eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.04.2001 um 18.23
Gerade mußte ich zu meiner Bestürzung feststellen, daß die Suchmaschine Google nur 18 Treffer für das von mir als allgemein bekannt und verbreitet eingestufte Wort "Spruz" (Spritzerchen) brachte. Die meisten Treffer auch noch in der Stadt Erlangen, in der ich wohne. So kann man sich täuschen. Kennt denn niemand außerhalb Frankens dieses Wort? Ist es ein Dialektwort?
eingetragen von Reinhard Markner am 04.04.2001 um 15.19
Die Zusammenschreibung ist völlig ein leuchtend und dürfte daher auf weit gehende Zustimmung treffen.
eingetragen von Theodor Ickler am 04.04.2001 um 15.03
Heute will ich mir mal selbst einen guten Rat geben. Zufällig stoße ich darauf, daß "dahin gehend" nach alter und neuer Rechtschreibung nur getrennt geschrieben werden darf. Intuitiv finde ich das falsch, und Sie? Suchmaschine Google hat 80.600 Belege für Zusammenschreibung und 4.230 für Getrenntschreibung. Werde in meinem Wörterbuch etwas ändern müssen. Schönes Beispiel dafür, daß die Leute nicht immer nach Duden geschrieben haben.
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Th. Ickler
eingetragen von Theodor Ickler am 01.04.2001 um 18.54
Nein, ein System ist nicht immer dahinter. Bei der Arbeit sind einige Gruppen zusammengesehen und standardisiert worden, andere mögliche Gruppenbildungen aber noch nícht. Darauf kommt man ja erst mit der Zeit, wenn nicht lange Vorbereitungen vorangegangen sind. Danke für die Hinweise!
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Th. Ickler
eingetragen von Reinhard Markner am 01.04.2001 um 13.44
Die Angaben bei den textverweisenden Ausdrücken wie z. B. »folgend, obig, vorangehend, vorausgehend, vorerwähnt, vorgenannt, vorig« scheinen mir nicht ganz klar. Ich selbst habe immer (möglicherweise Duden-konform[istisch]) zwischen »im folgenden« und »das Folgende« unterschieden. Unter »vorig« wird dieser Unterschied kassiert, unter »folgend« hingegen generell Kleinschreibung favorisiert. Bei den anderen Ausdrücken ist mal ein Beispiel mit »im«, mal eines mit »das« angegeben. Ist da »System hinter« ?
eingetragen von Reinhard Markner am 01.04.2001 um 13.35
(Vgl. zuletzt u. d. T. »Mein Kleintierzoo«)
viel_versprechend
»Getrenntschreibung bei gleichmäßiger Betonung beider Teile«
wie_viel
»gebeugte Formen meist getrennt geschrieben«
zusammen_sein
»Zusammenschreibung nur beim Infinitiv und Partizip üblich«
Mehr davon !
P. S.
Sollte man nicht einheitlich entweder »getrennt geschrieben« oder »Getrenntschreibung« schreiben ?
eingetragen von Theodor Ickler am 27.03.2001 um 15.19
Lieber Herr Lindenthal,
die einfachen Wörter stehen ausnahmslos vor den Zusammensetzungen, auch den pauschal angedeuteten, das ist nicht zu ändern.
Das Wörterbuch gibt zur Bedeutung bisher nur ganz knappe Hinweise, in diesem Fall deshalb, damit man weiß, daß der Zapfen nicht anders geschrieben wird als der Bengel.
Übrigens gehört "Spund" in dieser Bedeutung in die große Gruppe der etwas anzüglichen Bezeichnungen junger Menschen männlichen GESCHLECHTS. (Vgl. Bengel, Flegel, Knabe [urspr. Pflock], Stift, Ladenschwengel u.v.a.)
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Th. Ickler
eingetragen von Norbert Lindenthal am 27.03.2001 um 14.56
In wichtigem Text schrieb ich gerade Spundwand. Hätte ich kein Wörterbuch zur Hand gehabt, ich hätte auch so gewußt, daß es mit d richtig ist (Spunde; Ich komme aus Kiel, dort heißt es Bücherbort).
Im Ickler Seite 436:
Spund (Verschluß); junger -
(junger Kerl)
Spund...[wand usw. ]
Verschluß und Spundwand gehört nach Sinn zusammen; Kerl ist die zweite Bedeutung
besser geordnet fände ich:
Spund...[wand usw. ]
(Verschluß)
Spund, junger- (junger Kerl)
Reicht der Strichpunkt zur Sinntrennung aus?
eingetragen von Theodor Ickler am 12.03.2001 um 18.43
Wird bereinigt, ist auch schon lange vorgesehen. Vielen Dank für den Hinweis!
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Th. Ickler
eingetragen von Stephan Fleischhauer am 12.03.2001 um 18.40
In § 14, Anm. 2 wird auf § 22 verwiesen - strenggenommen ein blinder Verweis, das Thema wurde ja bereits angesprochen. Aber warum überhaupt ein Verweis? Die GKS nach Doppelpunkt GEHÖRT doch in § 14.
eingetragen von Reinhard Markner am 11.03.2001 um 03.18
D'Annunzio --> Annunzio, Gabriele d' [vgl. Alembert, d']
darüber hinaus [2 x]
Deka > österr.
dekuvrieren > a. dekouvrieren
deleatur > [dt. d als Korrekturabk.]
Delft > Stadt in den Niederlanden
Den Haag > Stadt (Regierungssitz) in den Niederlanden, offiziell s' Gravenhage; im Haag, a. in Den Haag
> Umkehr . . . [schluß usw.] [vgl. Umkehrschub]
eingetragen von Reinhard Markner am 10.03.2001 um 21.16
d nur Abk. für alte Pence, vgl. »p« (dort fehlt der Pl. »Pence«)
Dädalus/Daedalus dies die lat. Schreibung
Darlehn nur übl. in Zusammensetzungen (Die Presse : 2:312 zugunsten von »Darlehen«)
DB nur Abk. v. »Deutsche Bahn«, früher a. »Deutsche Bundesbahn«
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
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