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eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.01.2022 um 11.37

Michael Klonovsky
@Klonovsky · Jan. 19.

Die stygischen Lügner

Im düstern Auge glimmt die Hyäne,
Sie sitzen am Laptop und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir lügen dein Leichentuch,
Wir lügen hinein den vierfachen Fluch –
Wir lügen, wir lügen!

Ein Fluch der Wirtschaft, den Wertschöpfungsketten,
dem Eigentum andrer, das wir gern hätten:
Mit Diskriminierung und Klimawandel
Treiben wir sie in den Ablasshandel –
Wir lügen, wir lügen!

Ein Fluch der Physik, der Biologie,
der Mathematik, KI und Chemie:
Wir haben Sozialwissenschaften studiert,
Damit man uns nicht mit Wissen traktiert –
Wir lügen, wir lügen!

Ein Fluch der Familie, der Mutterschaft,
Der patriarchalischen Geiselhaft:
Wir bringen schon Kindern Analsex bei
Und machen sie für die Geschlechtswahl frei –
Wir lügen, wir lügen!

Ein Fluch dem erfundenen Vaterlande,
Dem Volke, den Nazis, der braunen Bande:
Wir heilen den Morbus deutsche Nation
Durch Diversität und Ersatzmigration –
Wir lügen, wir lügen!

Der Finger fliegt, der Lügner wacht,
Wir lügen emsig Tag und Nacht:
Restdeutschland, wir lügen dein Märchenglück,
Wir lügen den Sozialismus zurück –
Wir lügen, wir lügen!

Verfasst am 9:07 AM · Jan. 19., 2022


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2020 um 17.09

Faz.net bringt, interpretiert von Mathias Mayer,
mit echtem „ß“ ein weniger bekanntes Gedicht:

Heinrich Heine

Das Glück ist eine leichte Dirne,
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir von der Stirne
Und küßt dich rasch und flattert fort.

Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.

Heinrich Heine: „Sämtliche Gedichte“.
Hrsg. von Bernd Kortländer.
Reclam Verlag, Stuttgart 2006. 1117 S., br., 12,80 €.
faz.net 11.9.2020
Das erinnert an ein ähnliches Gedicht, in dem die Sprache eine Dirne ist:
Karl Kraus
Die Sprache

Mit heißem Herzen und Hirne
naht' ich ihr Nacht für Nacht.
Sie war eine dreiste Dirne,
die ich zur Jungfrau gemacht.
Dazu dichtete Hans Flachs aus bekanntem Anlaß die freche Persiflage:
Und nun hat mit frecher Stirne
die Staats- und Medienmacht
mit harter Hand und weicher Birne
sie in Prokrustes' Bett gebracht.
... und wird auch noch mit Gender-Corona bestrickt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.2016 um 06.10

Reformdummheit

Dummheit im Verbund mit Macht
hat noch stets Verdruß gebracht.
Rüstet sie zur Schreibreform,
pfuscht und schadet sie enorm.
Weggesäbelt wird Bewährtes
und ersetzt durch Grundverkehrtes.
Nur weil sich was ändern muß,
endet mit SS der Kuß,
und das arme Känguru(h)
findet nirgends seine Ruh,
denn man hat – wie abgeschmackt! –
schnöd sein ‚h‘ ihm weggezwackt.

Umreformt wird permanent,
bis die Klarheit ausgetrieben.
Was wird groß, was klein geschrieben,
was zusammen, was getrennt?
Nichts ist mehr gewiß, und selten
weiß man, welche Regeln gelten.
Macht »seit Langem« (groß!) denn Sinn?
Substantiv steckt keines drin.
Gibt es für die Trennung »kleins-
te« ein Argument? Nein, keins.
Willkürnorm wird oktroyiert,
die das Sprachgefühl kastriert.
Das trifft mehr als nur die Schreibung:
Wörter starben, die wir kannten,
andre sind nur noch Varianten –
die Reform ist Sprachentleibung.

Auch wenn das nur Schaden bringt,
ist man stolz, daß es gelingt,
denn man fühlt sich ja so gern
mehr als andere modern.
Die Reformer, selbst-ernannt –
wohl bekannt? Nein, wohlbekannt –,
prahlen auf dem Trümmerhaufen:
»Ist doch wunderbar gelaufen.«
Manche Blattlaus wär halt bloß
gerne elefantengroß.

Gegen Dummheit wächst kein Kraut
außer: daß man ihr mißtraut
und, wenn sie der Staat diktiert,
nicht mit Schafsgeduld pariert.

Hans Krieger

(Wettbewerbsbeitrag)


eingetragen von Sarah Lange am 15.09.2014 um 12.57

Das Gedicht von Heinz Erhardt behandelt jetzt nicht direkt die Rechtschreibung, aber die Sprache beziehungsweise Fremdsprache im Allgemeinen. Ich musste sehr schmunzeln, als ich es zum ersten Mal las. Heinz Erhardt eben

Viel Spaß beim Lesen (die meisten werden es wohl schon kennen)

Die polyglotte Katze

Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt: "Da wart nicht lang ich,
die Maus, die fang ich!"

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
„Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!"

Da plötzlich hört sie - statt "miau" -
ein laut vernehmliches "wau-wau"
und lacht: „Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muss sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"
Doch leider - nun, man ahnt's bereits -
war das ein Irrtum ihrerseits.

Denn als die Maus vors Loch hintritt -
es war nur ein ganz kleiner Schritt -
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft! - -

Danach wäscht sich die Katze die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
„Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprache kann...!"
__________________
Wer zugibt, dass er feige ist, hat Mut.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.06.2014 um 10.31

Das Karussell

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elephant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur daß er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elephant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber -

Und dann und wann ein weißer Elephant.

Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel. . .


Ich interpretiere das „Land“ nicht als „Kindheit“, sondern als „Land der (kindlichen) Phantasie“...
Siehe aber Ickler. – Zur Rechtschreibung siehe dies.


PS: In der Schule habe ich seinerzeit ein einstündiges Referat über Rilke gehalten
und in allen drei Wertungen die Bestnote erhalten, nach Protesten der Mitschüler,
obwohl unser Direktor in einem Punkt der Interpretation Abstriche machen wollte,
weil mir da „doch etwas Lebenserfahrung fehlte ... hö, hö, hö!“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.08.2012 um 13.22

Oranienstraße 1

Mir wuchs Zinn in die Hand,
ich wußte mir nicht
zu helfen:
modeln mochte ich nicht,
lesen mocht es mich nicht –

Wenn sich jetzt
Ossietzkys letzte
Trinkschale fände,
ließ ich das Zinn
von ihr lernen,

und das Heer der Pilger-
stäbe
durchschwiege, durchstünde die Stunde.



Monika Köhler hat in Ossietzky 16/2012 eine bemerkenswerte Interpretation (in Kulturrechtschreibung) verfaßt, die ausführlicher und tiefgehender ist als die kurzen Andeutungen in der Morgenpost 17.12.09 (in Deformschreibe).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2008 um 07.19

Reiner Kunze wird 75

Reiner Kunze verkörpert die deutsch-deutsche Geschichte wie nur wenige Künstler. In der DDR wurde der regimekritische Schriftsteller bespitzelt und gegängelt, bis er 1977 in die Bundesrepublik übersiedelte.

Knapp zwei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer sieht Kunze wie viele andere eine zunehmende Bagatellisierung der DDR-Diktatur. «Man müsste ja blind sein, wenn man keine Verharmlosung beobachten würde», sagt der Autor, der am 16. August 75 Jahre alt wird.

Mit seiner Frau Elisabeth hat Kunze eine Stiftung gegründet, die zeigen soll, «wie im geteilten Deutschland die Mauer mitten durch den Menschen hindurchging». Nach dem Tod der Eheleute soll ihr Wohnhaus an der Donau im niederbayerischen Obernzell ein Dokumentations- und Ausstellungszentrum werden - eine «Stätte der historischen Wahrheit». Dafür sichten und kommentieren beide knapp 1000 zeitgeschichtliche Briefe sowie Stasi-Dokumente, Fotos, Filme und Tonaufnahmen.

Der in Oelsnitz im Erzgebirge als Sohn eines Bergarbeiters geborene Kunze musste in den 50er Jahren seine akademische Laufbahn an der Leipziger Universität aus politischen Gründen aufgeben. Vorübergehend blieb ihm nur ein Job als Hilfsschlosser, ehe er freiberuflicher Autor wurde. Im Jahr 1976 erschien dann der Prosa- Band «Die wunderbaren Jahre». Das Buch, das später ein Bestseller wurde, führte zum Ausschluss aus dem DDR-Schriftstellerverband.

Die Machthaber in Ost-Berlin waren froh, als die Kunzes das Land verlassen wollten: sie genehmigten den Ausreiseantrag im Frühjahr 1977 binnen Tagen. Kaum im Westen, erhielt Kunze die bedeutendste Literaturauszeichnung der Bundesrepublik, den Georg-Büchner-Preis. Seitdem lebt das Paar in der Nähe von Passau, wo Elisabeth Kunze damals Arbeit als Kieferorthopädin fand.

Kurz nach der Wende wurde Kunze die von der Stasi über ihn angelegten Akten übergeben - fast 3500 Seiten, die letzten Einträge stammten vom Oktober 1989. «Ich wollte die überhaupt nicht haben», berichtet er. Dennoch arbeitete Kunze die zwölf Ordner Blatt für Blatt durch, schrieb die Dokumentation «Deckname Lyrik» und enttarnte damit seinen früheren Freund und damaligen Ost-SPD-Vorsitzenden Ibrahim Böhme als Stasi-Informanten. Böhme verlor seine Posten und wurde aus der Partei ausgeschlossen.

Kunzes Bücher haben eine Millionenauflage erreicht und sind in 30 Sprachen übersetzt worden, selbst in Korea lesen die Menschen den deutschen Dichter. Im vergangenen Jahrzehnt ist er immer wieder gegen die Rechtschreibreform auf die Barrikaden gegangen. Auch nach der mittlerweile beschlossenen Reform der Reform kann Kunze der neuen amtlichen Schreibung nichts abgewinnen.

«Es ist ein Chaos», sagt er. «Die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung ist zerstört, die Sprache wird eine lange Leidenszeit haben.»

Trotz der intensiven Arbeit an seiner Stiftung ist Kunze auch weiter als Lyriker aktiv. Erst kürzlich ist der Gedichtband «lindennacht» erschienen, im Herbst wird er auf Lese-Tour gehen. Zudem unterstützt er die Übersetzer, die sein jüngstes Werk in ihre Heimatsprachen übertragen. So wird Kunze auch seinen Geburtstag mit der Arbeit an seinem literarischen Werk verbringen, denn die französische Übersetzerin hat sich für einen Besuch in Niederbayern angemeldet. «Wir werden mächtig arbeiten», sagt Kunze. «Dann wird hoffentlich ganz unbemerkt der Geburtstag vorbeigegangen sein.»

Das Allgäu online
15.08.2008


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.08.2008 um 07.00

„Überall ist Wunderland. Überall ist Leben. Bei meiner Tante im Strumpfenband – Wie irgendwo daneben.“ Der Verfasser dieser Zeilen war nicht nur emsiger Dichter – den Überlieferungen nach schon seit seinem sechsten Lebensjahr – sondern auch Matrose, Buchhalter, Maler, Privatbibliothekar und Kabarettist. Joachim Ringelnatz – mit bürgerlichem Namen Hans Bötticher – wurde am 7. August 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren.
[…]
Im Jahr seines 125. Geburtstages würdigt ihn seine Geburtsstadt Wurzen mit allerlei Feierlichkeiten. Zudem wird ein Gässchen nach ihm benannt, so wie er es sich einst in einem kleinen Gedicht gewünscht hatte:

„Mein Ideal wäre,
Daß man nach meinem Tod (grano salis)
Ein Gäßchen nach mir benennt, ein ganz schmales
Und krummes Gäßchen mit niedrigen Türchen,
Mit steilen Treppchen und feilen Hürchen,
Mit Schatten und schiefen Fensterluken.
Dort würde ich spuken.“

ana/dpa


Nach Focus online 7.8.2008
Ringelnatz 125


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.06.2008 um 14.40

Peter Rühmkorf ist tot

Er war einer der profiliertesten deutschen Lyriker und Essayisten, ein Virtuose der Sprache: Der Büchner-Preisträger Peter Rühmkorf ist tot. Wie sein Verlag mitteilte, starb der Schriftsteller bereits am Sonntag im Alter von 78 Jahren.
[…]
1999 erschien eine Ausgabe seiner Werke. Rühmkorfs neuester Gedichtband trägt den Titel "Paradiesvogelschiß".

Spiegel online 9.6.2008

Zur „Rechtschreibreform“ am 8.3.2006 siehe hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2008 um 08.00

Im Mai 2006 wurde Schillers Sarkophag in der Fürstengruft geöffnet. Forscher stellten fest, dass in den Relikten DNA enthalten ist. Als Nächstes wurde Schillers Schwester Christophine exhumiert, außerdem seine Schwester Luise Schiller, Sohn Ernst und Mutter Charlotte Schiller. Zwei Institute im österreichischen Innsbruck und im amerikanischen Maryland bestätigten den Befund. Nach der DNA-Analyse kann der Schädel demnach nicht der echte sein.

WELT online 5.5.2008

Bislang wurden laut MDR zwei Schädel in der Fürstengruft dem Dichter zugeschrieben, die nun beide untersucht wurden: Jener im Sarkophag von 1826 sowie der so genannte Froriep-Schädel, den der Anatom August von Froriep 1911 ausgegraben hatte.

AFP 4.5.2008

… Thüringens Tourismuschefin Bärbel Grönegres gibt sich ganz entspannt. Man müsse deswegen nicht kopflos werden im Thüringer Tourismus. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn Schiller und Goethe so beeinander lägen, wie es sich zumindest Goethe gewünscht hätte. "Mir tut Herr Goethe etwas leid, wenn er demnächst neben einem leeren Sarg allein liegen muss", sagte Grönegres bei MDR 1 RADIO THÜRINGEN.

MDR 5.5.2008

Im NDR Klassik (inzwischen „Klassik-Dudelfunk“) kam die Meldung nur einmal – am 4.5. morgens um 3 Uhr. Das hat Klassikfreunde nicht zu interessieren. War auch Goethes Schiller-Schädel, den er jahrelang bei sich zu Hause im Schrank stehen hatte und kaum wieder herausrücken wollte, ein Fehlgriff?

literaturknoten.de

Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten,
Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
Und in die freie Luft zu freiem Sinnen,
Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend.
Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
Als daß sich Gott-Natur ihm offenbare?
Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,
Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre.

(Goethe)

Kurz vor Abschluss des aufwändigen Forschungsprojekts kommt unter den Experten ein schlimmer Verdacht auf: Wurde Schillers Schädel von Grabräubern gestohlen und das echte Relikt durch ein Double ersetzt? Auf diese Ungeheuerlichkeit deutet auch die Analyse des Gebisses des Schwabe-Schädels hin. Offenbar wurden Zähne im Kiefer des Schädels sehr fachmännisch ausgetauscht, damit das Zahnbild dem des Dichters ähnelt.

Spiegel online 4.5.2008

Stoff für Verschwörungstheoretiker.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.04.2008 um 07.14

Reiner Kunze

Die sprache hat den mund zu halten,
wenn die hohen staatsgewalten
sich für ihren vormund halten
und barbaren sie verwalten.



aus FAZ.NET 9. April 2008
Wulf Segebrecht
Es lebe die Trikolore

Die Verse dürfen hier natürlich nicht fehlen,
wenn sie anderswo schon allgemein zugänglich sind.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2008 um 17.13

19. März 2008

Peter Rühmkorf – „Ja, Provokation machte Spaß"

Peter Rühmkorf gilt als einer die bedeutendsten deutschen Lyriker der Nachkriegszeit. Im Alter von 14 Jahren schrieb er seine ersten literarischen Arbeiten. Mit WELT ONLINE spricht der 78-Jährige über Autoritäten, apokalyptische Lyrik und sein ambivalentes Verhältnis zu den Achtundsechszigern.
[…]
Rühmkorf: … Früher stand das Tragische und Zerrissene und ernsthaft Kaputte oft im Vordergrund. Doch mit der Zeit scheinen diese Tränen getrocknet zu sein, und es gibt mehr zu lachen.

WELT ONLINE: Ihre Lyrik hat aber immer noch einen apokalyptischen Beiklang. Im neuen Gedichtband heißt es:

Wo die Erde bereits wie ein durchgedrehter Brainburger / durch die große kapitalistische Imbißbude saust, / rasend, / rotierend, / dem Selbstverzehr entgegen, / bis der letzte Biß und der letzte Schiß in einem Reim / zusammenfallen / und die Führung endgültig an die Kakerlaken übergeht...“

Rühmkorf: Das ist ein Vortrage-Gedicht, man muss es öffentlich vortragen. Dann merkt man, wie komisch es ist. …

welt.de

Am 8.3.06 sagte Rühmkorf auf meine Frage nach der „Rechtschreibreform“:

„… Ich war der Meinung, daß das Schreiben einer leichten Reform bedürfe – aber nicht einer Blödsinnsreform!“

nachrichtenbrett.de

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.03.2008 um 15.05

DIE DUMMHEIT SPRICHT

Der Mensch begießt, wer weiß warum,
den Nächsten mit Petroleum;
und steckt ihn an, und dieser ihn,
und beide brennen sie wie Kien.

[...]

(Auch in der allerletzten Reformschreibung sind „der Nächste“ und „der nächste“ nicht mehr zu unterscheiden.)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.02.2008 um 10.06

Letztens hatte mir meine Tochter zum Geburtstag ein
Frühlingsgedicht von Christian Morgenstern kalligraphisch abgeschrieben:

… so faß ich deinen Frühlingskopf, Natur,
dein überschwenglich holdes Maienhaupt …


Ich habe mich freudig bedankt und brachte es nicht fertig,
sie darüber aufzuklären, daß kleinliche Bürokratenseelen angeordnet haben, hier zwei seit Jahrhunderten übliche Schreibweisen als „Fehler“ zu verfolgen

Gewiß, im Adelung (um 1800) steht „überschwänklich“, aber das weist auch nur auf die Wortfamilie „schwenken, schwanken, schwingen, Schwengel …“ hin, die sonst nicht der ä-Schreiberei unterworfen wurde.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.01.2008 um 15.09

Joachim Ringelnatz

Abendgebet einer erkälteten Negerin

Ich suche Sternengefunkel.
Sonne brennt mich dunkel.
Sonne drohet mit Stich.
Warum brennt mich die Sonne im Zorn?
Warum brennt sie gerade mich?
Warum nicht Korn?
Ich folge weißen Mannes Spur.
Der Mann war weiß und roch so gut.
Mir ist in meiner Muschelschnur
So negligé zu Mut.
Kam in mein Wigwam
Weit über das Meer,
Seit er zurückschwamm,
Das Wigwam
Blieb leer.
Drüben am Walde
Kängt ein Guruh - -
Warte nur balde
Kängurst auch du.


Joachim Ringelnatz (1883-1934)

(Mein Großonkel kannte Ringelnatz persönlich und erzählte, daß geistiges Getränk sein Reden zunehmend gereimter werden ließ.)
Theodor Ickler wies jetzt auf die reformverstümmelte Version hin, die bei Joker u.a. vertrieben wird:

"Drüben am Walde kängt ein Guru"



Dies ist natürlich kein Kindergedicht. Goethes „Nachtlied“ (ohne „-h“ falsch betont) ist auch für Erwachsene kaum noch erkennbar und der „Guru“ zu wenig verfremdet.

(Das Ärgernis der Reformverstümmelungen ist sogar Thema einer neueren „Nachtlied“-Parodie des Dichters Hans Flachs:

Änderers Machtlied

Über allen Gipfeln
ist Ruh,
an letzten Zipfeln
des Känguru[h]
fehlt nun ein Hauch.
Das Rau[h]e schweiget
im Blätterwalde.
Warte nur, balde
schweigest du auch.

aus: Hans Flachs „Gedichte, h-arm- und stiellos“
)




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eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.09.2007 um 10.32

Reiner Kunze

Spottverse auf die Reform


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.2006 um 09.58

... der Meister der Platitüden, war kein Freund der Plattitüden-Schreibung – verständlich:

OBSZÖNE ZEICHNUNG
AM VOLKSBILDUNGSHEIM

Pimmel an der Wand —
daß ich dich hier fand!

Malte ihn doch selber mal
prahlend an die Wände,
nahm ihn in natura auch
in die Künstlerhände.

Hielt ihn tags mit Filzstift fest
und ihm nachts die Treue,
taglang stand er an der Wand,
nachts stand er aufs neue.


… „aufs neue“ bedeutet hier einfach „wieder“. Die reformierte Stussschreibe „aufs Neue“ macht daraus das tatsächliche „Neue“ – und kann damit die Phantasie der Neuschreibopfer noch einige Zeit nutzlos beschäftigen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.07.2006 um 06.20

Robert Gernhardt ist tot
(13.12.1937 - 30.6.2006)


Aus „Siebenmal mein Körper“
...
Mein Körper ist voll Unvernunft,
ist gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt,
ich mach ihn wieder heil.

Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank,
er tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg
und fahr ihn an die See.

Mein Körper ist so unsozial!
Ich rede, er bleibt stumm.
Ich lebe ein Leben lang für ihn.
Er bringt mich langsam um.


* * *

Der Schriftsteller und Zeichner Robert Gernhardt, der am Montag in Düsseldorf den angesehenen Heine-Preis erhält, hadert heftig mit der Rechtschreibreform. "Wenn meine Gedichte in den Schulbüchern in der neuen Rechtschreibung erscheinen, dann habe ich das Gefühl, das ist nicht von mir", sagte der Satiriker am Sonntag in Düsseldorf. Er finde es "auch nicht in Ordnung, wie das in Gang gesetzt worden ist", meinte Gernhardt, … (APA/dpa 12.12.04)

… noch aus von Robert Gernhardts Nonsensgedichten mit unnachahmlichen Federskizzen, hier zu jeder Zeile eine Birne, deren winziger Mundfleck die Gemütsbewegung andeutet:

Birnes Problem
...
Herr Birne, sagt, warum so gram?
Weil man mir meinen Stängel nahm!
Er ist noch dran, Ihr Stängel –
Ach ja? Sie sind ein Engel!


Natürlich hat Gernhardt reimgerecht „Stengel" geschrieben, denn „Ängel" (gr. angelos) und „Ältern" werden sich die Reformfuzzies nie trauen, weil ihnen sonst der Himmel auf den Kopf kommt – oder die Eltern!

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Ernst Haft am 02.02.2005 um 16.31

Es werden viele Jahrhunderte alte Vorstellungen vom wohl gesattelten Pferd gezeigt.
(Fragen: wie alt ist das Museum? Warum weiß niemand, ob sich die Vorstellung auf gesattelte Pferde bezieht?)

Aus der SUTTA-NIPÁTA (buddhistische Lehr-Dichtungen):
"Voll kommen wird dein Leib, ist wohl gestaltet und lieb reizend zu schauen!"
"Der voll Erwachten Anblick ja wird immer schwer erlangbar sein!"
"Solch voll Erwachter bin ich wund Arzt ohne Gleichen!
(Frage: war Buddha sexsüchtiger Trinker?)

Aus J. G. Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit:
Die Kaschmiren .. die wohl gebildetsten Menschen und ihre Weiber oft Muster der Schönheit. .. ihre Finger lang und zart tastend, ..
.. Affen artig verkürzte Beine ..
Statt jener barbarischen Zierraten, mit denen ungestalte Nationen die Ungestalt ihres Körpers bedecken wollten ..
.. der wohl lüstige Perser salbt.
Gleich gewichtige Neigungen und Seelenkräfte, ..
Die Usbekerinnen werden groß, wohl gebildet und angenehm beschrieben: sie ziehen mit ihren Männern ins Gefecht;
.. entweder inne haben oder langsam durch ziehen

zän zehwändige Zen-Fragen:

wie recht die Schreibkommission?
wo recht die Schreibkomm ission?
wer rächt die Schreibkom mission?
wie recht die Schreibkommiss ion?
war um die schreib Kommission?
wie recht die Schreibreform?
wo recht die schreib Reform?
wer rächt die schreib Reh Form?
wie recht die Schreibreform?
wie wäscht ein Schrei brä Form?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2005 um 09.30

Belsazar

Die Mitternacht zog näher schon;
in stiller Ruh’ lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloß,
da flackert’s, da lärmt des Königs Troß.

Dort oben im Schloß zu Babylon,
dort tagte die Rechtschreibkommission.

Belsazar, der hier der König war,
saß mitten in dieser entschlossenen Schar.

Und fröhlich rief er von seinem Thron:
Ihr Knechte, wir sind hier in Babylon!

Seit dem Turmbau ist hier bei uns nichts passiert –
drum frisch ans Werk und reformiert!"

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht’;
so klang es dem König von Babylon recht.

Und er ruft in die nächtliche Halle hinein:
„Macht klein aus groß und groß aus klein!

Leimt Wörter zusammen und spaltet sie auf!
Laßt eurer Findigkeit freien Lauf!

Und nehmet euch auch den Beistrich vor!"
Da brüllen die Knechte begeistert im Chor.

Nun wurde die ganze Nacht reformiert,
gefleddert, geschändet und exekutiert.

Da wurde vernebelt, verballhornt, getürkt,
geteert und gefedert, gedrosselt, gewürgt.

Grad’ spannten die Knechte das Es-zet
hohnlachend aufs Prokrustes-Bett,

da rufet der König mit frechem Sinn:
„Nun richtet mir Rilke und Hölderlin hin!"

Er packt deren Werke mit frevler Hand
und wirft sie samt Trakl an die Wand.

Dann schleudert er durch den Königssaal
den Heine und Hugo von Hofmannsthal.

Nun ruft er und wirft unterdes an die Wand
einen Goethe- und einen Schillerband:

„Verstümmelt und metzelt, verbrennet und sengt!
Und flechtet aufs Rad und köpfet und hängt!"

Und er brüllt mit schäumendem Munde vom Thron:
„Wer immer was schrieb, ich künd’ ihm Hohn!

Zur Hölle mit aller Tradition!
Ich bin der König von Babylon!"

Doch kaum verklangen die Worte graus,
da gingen im Saale die Lichter aus.

Und sieh! und sieh! an weißer Wand
da kam’s vor wie Dudens Hand;

und schrieb und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.

Da schlottert der König von Babylon
und mit ihm die Rechtschreibkommission.

Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,
und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Ach hätte doch Duden in selbiger Nacht
die ganze Bande dort umgebracht.


Aus Werner Guth:
„Schildbürgers Rechtschreibreform oder aus tiefer Not schreib ich zu dir"
1998 Uta Guth Bilstein-Verlag ISBN 3-931398-06-4

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Ernst Haft am 24.01.2005 um 10.24

Bene Nicktus oda A Bebn bis Tuin

Oaf aans? Oh jo: penko!
Za wos? Na, Soizbuag kennt Tuin
Sei Tuin und mei Möhck -


S'kummt a Bebn in Tuin
In sei Tuin und mei Möhck?
Äh, Pi, Zen-Trumm Sankt Bleedn
Oda goa no in Möhck?


Da Pata liagt beim Strich -
beim Buagamasta vo Möhck?
Na, beim Som(m)a liagt dea net -
bei de Buam is a Masta!


Dea wocklt bis Tuin
so woam is da Strich
in da Sexakasean
beim Bet(t) in mit(t)n Stift


(Demenzi:
Zam Glick vasteht des neamd
- hot was fia si, d'Rechtschreibreform (Provisorium)-
Ond natiali is heit ollas aundas!)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.01.2005 um 12.55

Spontangedichte von Andreas Okopenko

Gemeinsam ist allen Gedichten ein formales Merkmal; durchgängig tragen sie einen Titel, der die weit gefächerten Inhalte oft auf erkennbare und manchmal auch tagesaktuelle Themen bezieht, wobei diese Themen damit sogleich eine ironische Kommentierung erfahren. So findet sich beispielsweise unter dem Titel „Rechtschreibreform (Provisorium)“ der bleibende Vers:

Der Beistrich liegt im Kom(m)a,
und das bis nächsten Som(m)a


http://oe1.orf.at/highlights/30182.html

Andreas Okopenko, "Streichelchaos. Spontangedichte", Ritter Verlag, ISBN 3854153627

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Ernst Haft am 06.09.2004 um 11.38

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
der / die alle Regeln der Reform-Rechtschreibung beherrscht.
Jeder darf sich melden. Keine Zeugnisse erforderlich.


Habe zumindest eine Regel begriffen:
Vorrang für die Folgsehtümelogie!

Zierrat vom ordengeschmückten Tippgeber
Tipp von tippen
Folk von im Befehlston gesprochenem "folg!"
Quäntchen von Quantum
Puppertät von Puppe
Vielohsoff vom Weisheiten verzapfenden starken Säufer
Puplikum (große Menschenmengen neigen eben zur Schwefeldioxidabgabe)
Jogurt von Josefs Gurt statt von Jog-(Klicklaut)-urt(schon die Fuge in "beinhalten" ist schließlich kein Zeichen wert!)
Tollpatsch - weil ein Tolpas so toll patscht
Linkwüsttick von "unbezwingbarer Zwang, wüst zu täuschen"
Folgs-eh-tümel-logie - wer kann dieses Wort schon ohne diesen Verlegenheitslaut in der Mitte aussprechen! Bei der Schreibung "Volksethymologie" stolperten ja selbst Germanisten, besser einfach der Logik folgen beim Tümeln !

Und 2020: folksam (abgeleitet vom Stammwort Folk, aus dem Englischen)
Zitat: Nur folksames Folk kann glücklich werden!

� geändert durch Ernst Haft am 06.09.2004, 18.10 �
– geändert durch Ernst Haft am 06.09.2004, 18.11 –


eingetragen von Ernst Haft am 02.09.2004 um 16.03

Eine Hand voll

Eines zarten Mädchens Hand
Führt mich in ein fernes Land
Auf Seiten der Träume von Liebe
Auf Wassern und hier zu Land

Die Wache stehende Liebe geht
Ins liegen lassen und bleiben
Ernst nehmen, Frohsinn geben
Die Hand voll Zitterns zu Grunde

Meine Hand voll duftiger Nelken
Hingegen ist draufan zu welken
Auf Seiten des Albums vergilbt
Blättre ich mit faltiger Hand


– geändert durch Ernst Haft am 03.09.2004, 13.53 –


eingetragen von Fritz Koch am 01.09.2004 um 16.52

der / die alle Regeln der Reform-Rechtschreibung beherrscht.
Jeder darf sich melden. Keine Zeugnisse erforderlich.


eingetragen von Ernst Haft am 01.09.2004 um 14.10

Der KMKtur gewidmet


Sprache und Schrieb entstehen
Sprache und Schrieb verwehen
ganz von allein durch Konsens
von unten als -tie, von oben als -tur
zeigt Luther dem Stalin die Spur



Auf die Alb- Traum Collage!


Zweitweise verboten
vor dem Somemrschnitt
mit Pfefferspray überwandt
und sonst kein Fliegengerwicht


Tissies, Tesiss, Tisses


Spontan ziehen die Lokomotiven
den Zug -zig Kilometer weit
und stets im Schiededienst
Sie schieden den Zug von Tissies Björn


Tissies, Tesiss, Tisses


Sie rissen alles mit sich
die Felsen wegspülend
die Bäume entwurzelnd
weil nicht niet- und nagelfest


Tissies, Tesiss, Tisses


Und während Kühne verzweifelt
gegen Fluten sich stemmen
berichten sie schon der Zeitung
was alles geschieht


Tissies, Tesiss, Tisses


Hornissenbedroht klagt die Lerche:
"Jeder schützt nur das Nadelholz!"
nehmt doch der Flieder Faser
Und nicht mein Lerchenholz!


Tissies, Tesiss, Tisses


Doch so ist es im Leben
und die Polizei warnt deshalb
vor Reisen nach Cornwall
in der sich Menschen befinden sollen


Tissies, Tesiss, Tisses


Alkohholbekämpfpung oder
Plympia live in Saabrücken -
Unverholen skuril mit Lap-Enzym
Um sie ihr Signale zu geben


Tissies, Tesiss, Tisses


Und der Zweck ist allein
Regeln werden gemacht
damit sie auch im größten Teilort
eingehalten werden


Tissies, Tesiss, Tisses


Manch einer nimmt war
wenn etwas schon fehlt
Manch einer nimmt erst
gewesen wird sein


Tissies, Tesiss, Tisses


Und dieser Ausgabe liegt
ein Prospekt bei der
Firma Saturn und Möbel
Mutschler sowie einem Teil
Karstadt.



Quelle: ein Teil des in der abonnierten Tageszeitung zufällig gesehenen (nicht etwa gesuchten)

1 Vermerk: Wochenblatt Leonberg 26.8.04 (im Stuttgarter Zeitungsverbund)
... Unserer heutigen Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma "Saturn" und "Möbel Mutschler" sowie einem Teil "Karstadt" bei

sonst alle:
LKZ (Leonberger Kreiszeitung, im Stuttgarter Zeitungsverbund - u.a. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung)
Diese Zeitungsgruppe setzt bezeichnenderweise auf die neue Rechtschreibung.
Behauptet der Chefredakteur.
Wer weder Rechtschreibung noch Sprache unter Kontrolle hat, der verspricht sich vielleicht das Heil aus einer neuen Rechtschreibung ...

18.8.04, S.23 .. Mehr als drei Meter hoch sei die Flutwelle gewesen, berichteten Bewohner, die sich verzweifelt gegen die Brühe stemmten
... rissen alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest ist. Bäume wurden entwurzelt, Felsen weggespült, als wären sie aus Pappe.
Die Polizei warnte deshalb vor Reisen nach Nord-Cornwall, in der sich zahlreiche Urlauber befinden sollen
S.2 .. "Sie wäre einfach zu teurer"
20.8.04, S.5 .. Spontan ziehen .. Schiededienst .. Lokführer in einem einzigen Artikel benannt als Björn Tissies, Tesiss und Tisses
21.8.04, S.15 .. überwandten ihn (mit Pfefferspray)
24.8.04, S.3 .. Zweitweise, Fliegengerwicht, Somemrschnitt; S.10 ..(Hornissennest) das vor allem aus Flieder- und Lerchenholzfasern gefertigt wird ...; ..um sie ihr Signale zu geben ..
25.8.04 .. Alkohhol, Terrorismusbekämfpung
26.8.04, Plympia live (Olympia-Magazin), S.2. .. Saabrücken
27.8.04, S.3 .. Unverholen
28.8.04, S.3 .. skuril, S.11 .. Regeln werden gemacht, damit sie auch im größten Teilort der großen Kreisstadt eingehalten werden
29.8.04 .. wurde der Milch Lap-Enzym beigemischt
ca. 31.8.04 .. Manche Brücken nimmt man erst war, wenn es sie nicht mehr gibt

Über viele schlimmere, z.T. krass wertend, informationsverzerrend, neutralisierend und abstumpfend wirkende, sprachliche Inkompetenznachweise habe ich dabei hinweggesehen:
z.B.: Überschrift "zwölf Nepalesen im Irak hingerichtet" (ihr Verbrechen: u.a. kochen zu wollen. Ich hätte vermutet, in Geiselhaft ermordet, aber sie wurden als Voraussetzung für eine Hinrichtung offenbar vom Hochgericht der LKZ verurteilt)

Oder daß man im Straßenverkehr unabsichtlich z.B. unter die Räder kommen und "getötet" werden kann - oder als Hamas-Führer samt Begleitung und zufällig in der Nähe befindlichen Personen bis hin zum Baby von zufällig verkehrenden, aber wohlgesteuerten (nicht etwa "wohl gesteuerten"!) bombenbestückten Raketen getroffen werden kann.
Oder: ".. haben zwei Selbstmordattentäter am Dienstag mindestens 16 Menschen mit sich in den Tod gerissen" -
so eine Meldung wäre adäquat, wenn buddhistische, aus stummem Protest sich selbstverbrennende Mönche irrtümlich die Wirkung des dabei entstehenden Feuers fehleingeschätzt hätten.
Als wäre nicht vielfacher Mord die Intention der eigentlichen Täter gewesen, derer also, die Verzweifelten und Entmutigten nicht etwa helfen, sondern diese zu Mord und Selbstmord treiben.

Mein Eindruck: viele Befürworter der "alten" Rechtschreibung sind dies aus Tradition, Gewöhnung und Bequemlichkeit (zu faul zum Umlernen), aber noch ein höherer Anteil auch und gerade der heftigsten Befürworter der "neuen" sind dies aus Unfähigkeit, sich mit Hilfe der deutschen Sprache ausdrücken zu können.

Leider gehören zu den Letztgenannten besonders viele Journalisten.


eingetragen von Klaus Eicheler am 06.01.2004 um 21.08

Erst gewahrten wir vergnüglich
Wilden Wesens irren Lauf;
Unerwartet, unverzüglich
Trat ein neuer Kaiser auf,
Und auf vorgeschriebnen Bahnen
Zieht die Menge durch die Flur;
Den entrollten Lügenfahnen
Folgen alle. – Schafsnatur!

Goethe, Faust II, 4. Akt

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Klaus Eicheler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.08.2003 um 19.06

Heinz Erhardt

Rechtschreibung

Delfine schwimmen schnell und leis.
(Man schreibt sie mit „ph"– ich weiß;
doch schreib man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon)
Sie schwimmen (wie gesagt, mit „f") –
sie schwimmen – vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch „Schofför") –
sie schwimmen also durch das Meer.
Was heißt durch's „Meer"?
Sogar durch „Meere"!
Und manche altgedienten Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit „V" wär es total verkehrt)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphin!
(Das zweite „e" ist schlecht für ihn.)
Orthogravieh – das sieht man hier –
ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!


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Sigmar Salzburg


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