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-- Kehrtwendung (Zabel 1982) (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=713)
eingetragen von Theodor Ickler am 24.10.2003 um 04.02
Am 18. 6. 1982 verabschiedeten die Rechtschreibkommissionen der vier deutschsprachigen Staaten in Wien einen gemeinsamen Vorschlag zur Neuregelung der Groß- und Kleinschreibung. Er sah die Einführung der "gemäßigen Kleinschreibung" vor. Hermann Zabel, einer der drei westdeutschen Vertreter (neben Augst und Mentrup), schrieb darüber u. a.:
"Das regelwerk stützt sich auf umfangreiche wissenschaftliche begleituntersuchungen und zieht die aus den wissenschaftlichen erkenntnissen ableitbaren konsequenzen. Insofern nahmen die in Wien versammelten experten mit erstaunen den bericht des als beobachter anwesenden dr. h. c. Otto Nüßler (Wiesbaden) zur kenntnis. Nach darstellung des geschäftsführers der Gesellschaft für deutsche Sprache bemüht sich diese um einen regelvorschlag auf der basis einer modifizierten großschreibung, in dessen zentrum die sogenannte artikelprobe und eine eigennamendefinition stehen sollen. Offenbar ist die GfdS nicht bereit, die einschlägigen wissenschaftlichen untersuchungen der letzten jahrzehnte zur kenntnis zu nehmen, die den von der rechtschreibkommission der GfdS eingeschlagenen weg als irrweg erweisen." (tribüne 92, H. 3/1982, S. 40)
Wenige Jahre später gingen Zabel und die anderen Rechtschreibreformer selbst genau diesen "Irrweg" und priesen ihn als bahnbrechende Großtat. Die "wissenschaftlichen Untersuchungen" spielten keine Rolle mehr.
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Th. Ickler
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