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-- Süddeutsche, schaun Sie mal... (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=793)


eingetragen von Sofa Potato am 17.07.2004 um 16.42

grüßt täglich das ss-Murmeltier. Wir wollen raus aus der Zeitschleife.


eingetragen von Christoph Kukulies am 17.07.2004 um 16.23

..geistert natürlich auch selbst in Argumentationen der Befürworter einer Rücknahme (siehe linke Kolumne in der SZ von heute, Seite 2) immer wieder umher.

Und manche Kultusminister scheinen schon die Flucht nach vorn anzutreten, indem sie versuchen, sich an die Spitze der Gegenbewegung zu setzen, nach dem Motto: "Was wollt Ihr denn, Abschaffung von Unsinnigkeitgetrenntschreibung war ja ohnehin das Ziel und die ss-Regel kann man ja beibehalten". Dann ändert sich nämlich bis 2005 gar nichts und wir kommen aus dem Schlamassel nie heraus.

Es geht wirklich nur über eine komplette ausnahmlose Rücknahme und Rückkehr zur Rechtschreibung von vor 1996. Alles andere wäre ein tägliches Grüßen des "Gesslerhuts".

Das muß in Leserbriefen an die SZ und in jeder Informationspost an Ministerpräsidenten, Deutschlehrer und Lehrerverbände jetzt klar herausgearbeitet werden.
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Christoph Kukulies


eingetragen von Christoph Kukulies am 17.07.2004 um 14.19

SZ v. 17.7.2004, Seite 2:

Bildunterschrift: "Muss der Duden seine Ausgabe zur Rechtschreibung in der neuesten Variante bald wieder einstampfen?"

Man beachte bereits den Unterton "neueste Variante".

Eine ganze Seite 2 der Rückkehr gewidmet.

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Christoph Kukulies


eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.02.2004 um 17.36


Walter Lachenmann schrieb::
Was sollen die Leute denn denken!
Ja, Denken ist gut. Und die Denkergebnisse miteinander abgleichen.
So habe ich das in der Schule gelernt (mindestens habe ich das so verstanden).
:-)


eingetragen von Walter Lachenmann am 06.02.2004 um 17.25

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal

Jörg Metes schrieb:
Was ein Quatsch.
Dies ist als Stimmungsbild beeindruckend, aber als Argumentationsversuch nicht überzeugend; ich bin neugierig, welche Gründe, über diese Unmutsäußerung hinaus, es gibt.

Demokratie ohne Nachdenken halte ich für nicht machbar. Wer sich mit „dass“ zufriedengibt, wurde in den letzten sieben Jahren sicherlich am Nachdenken und/oder am freien Äußern der Meinung gehindert.

Bin ich denn ein verhetztes Kind des Kalten Krieges, daß ich das so ernst nehme mit der Demokratie? Zu viele Bücher über Geschichte und Bürgerrecht gelesen?? Seit 1968 zuviel nachgedacht?


Wenn das hier so weitergeht, dann konvertier ich sofort zum Neuschreiber. So viel Schmarrn ist ja nicht auszuhalten. Was sollen die Leute denn denken!

Herrscht wohl grad wieder ein Tief über der See da oben.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.02.2004 um 16.54


Jörg Metes schrieb:
Was ein Quatsch.
Dies ist als Stimmungsbild beeindruckend, aber als Argumentationsversuch nicht überzeugend; ich bin neugierig, welche Gründe, über diese Unmutsäußerung hinaus, es gibt.

Demokratie ohne Nachdenken halte ich für nicht machbar. Wer sich mit „dass“ zufriedengibt, wurde in den letzten sieben Jahren sicherlich am Nachdenken und/oder am freien Äußern der Meinung gehindert.

Bin ich denn ein verhetztes Kind des Kalten Krieges, daß ich das so ernst nehme mit der Demokratie? Zu viele Bücher über Geschichte und Bürgerrecht gelesen?? Seit 1968 zuviel nachgedacht?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Jörg Metes am 06.02.2004 um 16.19

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Wer „dass“ schreibt, bei dem muß ich damit rechnen, daß er oder sie

– sich auch an Wörterverboten beteiligt,
– weder Demokrat noch Demokratin ist und
– nicht das schreibt, was er oder sie meint.
Was ein Quatsch.
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Jörg Metes


eingetragen von Wolfgang Wrase am 06.02.2004 um 14.40

Also, das ist wie folgt. Im Grundgesetz steht: Alle Gewalt geht vom Volke aus.

Die staatlichen Organe üben die Gewalt deshalb nach dem Willen des Volkes, in seinem Sinne und zu seinem Nutzen aus. Damit nichts schiefgeht, ist diese Gewalt aufgeteilt in drei Gewalten.

Erste Gewalt: Legislative = Gesetzgeber (hier: Bundestag, 16 Landtage)
Zweite Gewalt: Exekutive = ausführende Gewalt (hier: 16 Kultusminister)
Dritte Gewalt: Judikative = rechtsprechende Gewalt (diverse Gerichte, das Bundesverfassungsgericht)

Und damit auch wirklich nichts schiefgeht bei der Gewaltenkontrolle, gibt es noch die vierte Gewalt: die Medien (Zeitungen, Fernsehen, Hörfunk).

Rechtschreibreform. Die zweite Gewalt ordnet sie einfach mal an, obwohl das Volk mit seiner Gesamtgewalt überwältigend dagegen ist. Die vierte Gewalt berichtet, daß die zweite Gewalt die Reform anordnet. Eigentlich hätte zumindest die erste Gewalt zuerst einmal als Vertreter der Gesamtgewalt ein Gesetz machen müssen, hält sich aber vornehm zurück. Die Gesamtgewalt klagt bei der dritten Gewalt, daß das so nicht geht. Die dritte Gewalt entscheidet im Namen der Gesamtgewalt, daß die Gesamtgewalt hier nichts zählt und daß die zweite Gewalt ruhig ohne die erste Gewalt so etwas machen kann. Die vierte Gewalt berichtet das und schreibt so, als ob die dritte Gewalt immer recht hat. Später schließt sich die vierte Gewalt der Reform an und behauptet, daß sie nicht anders könne, obwohl das gar nicht stimmt. Das schreibt sie aber immer wieder, daß das alles so sein müsse, obwohl das gar nicht stimmt. In Schleswig-Holstein gelingt es der Gesamtgewalt, ihren Willen gegen die zweite Gewalt durchzusetzen. Die erste Gewalt beschließt dort nach einem Jahr, daß die Gesamtgewalt auch in Schleswig-Holstein nichts zu melden hat, sondern nur die zweite Gewalt. Die erste Gewalt setzt sich gegen die Gesamtgewalt zugunsten der zweiten Gewalt durch, obwohl die ihren Auftrag verletzt, der Gesamtgewalt zu entsprechen. Daraufhin will die Gesamtgewalt bei der dritten Gewalt in Schleswig-Holstein klagen, daß es so nicht geht. Die dritte Gewalt erklärt aber, daß sie selber hier nichts zu melden habe, weil es diesen Fall eigentlich gar nicht gibt. Die vierte Gewalt berichtet schon gar nicht mehr darüber, weil sie ja selber so tun möchte, als ob hier niemand etwas zu melden hat. Und so weiter ...


eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.02.2004 um 14.33


Matthias Dräger schrieb:
... man kann „heut zu Tage“ auf den ersten Blick den ungebildeten, untertänigen Schreiber vom gebildeten, selbständigen Schreiber unterscheiden. ... Heute reicht ein erstes „dass“, und – aha! – der Fall ist klar, es springt einem ungesucht ins Auge.
Ja: Wer „dass“ schreibt, bei dem muß ich damit rechnen, daß er oder sie
– sich auch an Wörterverboten beteiligt,
– weder Demokrat noch Demokratin ist und
– nicht das schreibt, was er oder sie meint.


eingetragen von Walter Lachenmann am 06.02.2004 um 14.04

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
... man kann „heut zu Tage“ auf den ersten Blick den ungebildeten, untertänigen Schreiber vom gebildeten, selbständigen Schreiber unterscheiden. ... Heute reicht ein erstes „dass“, und - aha! - der Fall ist klar, es springt einem ungesucht ins Auge.

Das ist denn wohl doch zu holzschnittartig.
Solche Kahl-Schläge haben wir doch nicht nötig!
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Walter Lachenmann


eingetragen von Matthias Dräger am 06.02.2004 um 13.56

Was die Rechtschreibreform angeht, ist die SZ wohl eher ein Teil der Exekutive - geworden.

Ich habe mir sagen lassen, andere große Zeitungen, darunter auch die SZ, hätten damals nur deshalb den Schritt der FAZ zurück zur normalen Rechtschreibung nicht mitgemacht, um nicht den Eindruck zu erwecken, der FAZ hinterherzulaufen.

„Kundennähe“, „Dienst am Leser“? Da können die Herausgeber doch nur drüber lachen.

Dabei will ich gar nicht bestreiten, daß die Rechtschreibreform durchaus ihr guten Seiten hat:

Endlich können Lehrer wieder Schüler mit Fehleranstreichungen in Diktaten zwiebeln, und man kann „heut zu Tage“ auf den ersten Blick den ungebildeten, untertänigen Schreiber vom gebildeten, selbständigen Schreiber unterscheiden. Das war mit der herkömmlichen Rechtschreibung nicht möglich, das ergab sich - wenn überhaupt! - erst aus dem Inhalt. Heute reicht ein erstes „dass“, und - aha! - der Fall ist klar, es springt einem ungesucht ins Auge.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.02.2004 um 08.13

Wie zu hören ist, hat die SZ schon in den gestrigen Vormittagsstunden über 400 begeisterte Mails bekommen, oft mit der Aufforderung verbunden, sich selbst ernst zu nehmen und umzustellen.
Normalerweise fügen sich Unternehmen den Wünschen ihrer Kunden, zumal wenn sie so vernünftig und keineswegs sittenwidrig sind. In Deutschland herrschen andere Bräuche. Hier machen sich die Medien freiwillig zu Handlangern einer Staatsgewalt, die wiederum im Dienst einer Clique von Weltverbesserern das Volk mit irgendwelchen Umerziehungsplänen zwangsbeglücken möchte. Das Volk sträubt sich nun schon acht Jahre lang, aber irgendwann wird die Zermürbung schon Erfolg haben. "Vierte Gewalt"? Daß ich nicht lache!
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Th. Ickler


eingetragen von L.Willms am 06.02.2004 um 06.43

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/130/26104/

Ich erlaube mir mal, einen großen Teil des Artikels hier zu zitieren:

Zitat:
"Die grundlegenden Verbesserungen im Vergleich zur alten Regelung werden allgemein anerkannt“, heißt es im vierten Bericht der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“, der jetzt den Amtschefs der Kultusminister übergeben wird.

Dass diese Behauptung eine Lüge ist, weiß jeder Leser: In weiten Bereichen, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, bei der Interpunktion, bei etymologischen Schreibungen ist die deutsche Orthographie de facto freigegeben.

Ein solches Durcheinander hat es seit der ersten Reform zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nicht gegeben.

Warum diese Empörung? Viele erwachsene Schreiber, und erst recht die Gebildeten, haben die alte Rechtschreibung beibehalten, und das gilt auch für die meisten bedeutenden Schriftsteller und ihre Verlage.

Irgendwie scheinen sich die Schüler trotz allem an die neue Orthographie zu gewöhnen – die Zensuren sollten schon dafür sorgen. Ja, wenn es denn so wäre: Wenn aus dem alten „leid tun“ ein „Leid tun“ wird, so als würde man einen anderen nicht bedauern („er tut mir leid“), sondern fügte ihm Schmerzen zu („jemandem ein Leid antun“), wenn aus „alleinstehend“, einer Bezeichnung für eine menschliche Lebensform, ein „allein stehend“ zu werden hat, das nichts dergleichen mehr bedeutet, dann muss diese Reform als schiere Willkür, als herrische Anmaßung und grundlose Zumutung erscheinen.

Man muss sich Mühe geben, etwa in der Affäre um die Maut für Lastwagen Argumente für das Verhalten des Verkehrsministeriums zu finden – aber sie lassen sich aufspüren.

Anders bei der Rechtschreibreform: Sie erscheint als das Überflüssige schlechthin. Die neue Rechtschreibung weckt auch deshalb immer wieder so große Verärgerung, weil hinter ihr die Fratze einer sich im Nutzlosen, ja Schädlichen verschwendenden Obrigkeit, der puren Schikane erscheint.

Die einzig sinnvolle Schlußfolgerung für die Redaktion der Zeitung, in der dieser Beitrag erscheint, kann doch nur sein: die unsinnigen Vorschriften der sogenannten [sic] "Neuen Rechtschreibung" fallen zu lassen, die verbotenen Wörter auf ihren Seiten wieder zuzulassen, und unsinnige Schreibungen wie "aufwändig", wenn nicht "auf der Wand" sondern "mit Aufwand" (von aufwenden) gemeint ist, zu vermeiden.

Aber traut sich eine Zeitung, die es sich doch zur Aufgabe gestellt hat, den Feldzug der "Reformen" gegen das Volk propagandistisch abzusichern, an einer Stelle dieser "Reformfront" eine Bresche zu öffnen?

Die Redakteure dieser Zeitungen tun mir leid -- sie wissen genau, daß sie Unnsinn schreiben, aber sie zwingen es sich aus politischen Gründen selber auf.

MfG,
L. Willms


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Es gibt eine wahre und eine förmliche Orthographie. -- Georg Christoph Lichtenberg (1742 .. 1799)


eingetragen von Christoph Kukulies am 05.02.2004 um 23.19

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/130/26104/
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Christoph Kukulies


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