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-- FÜR die Reform (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=80)


eingetragen von Theodor Ickler am 09.08.2001 um 15.53

Ich mache eigentlich den ganzen Tag was ganz anderes und schaue nur ab und zu zwecks Erholung und Vergnügen mal in dieses Forum hinein, wo es mir dann immer eine ganz besondere Freude ist, mich mit Dir zu unterhalten. Genau wie mit meinen eigenen Töchtern. Etwas in gut verständlicher Weise zu erklären oder einfach nur mitzuteilen, das ist ein wahres Labsal nach all den gedrechselten Texten, die ich den ganzen Tag lesen und beurteilen muß. Zur Zeit sind es halbfertige Doktor- und Magisterarbeiten, dazu noch jede Menge Klausuren und Seminararbeiten. Alles nicht schlecht, aber ich lerne wenig dabei, das macht es so anstrengend. Das könnte Dich auch mit Deinen Lehrern nachsichtig machen, falls Du es nicht sowieso schon bist.

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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 09.08.2001 um 12.38

Dann lassen Sie das halt jemand anders machen! Oder durchsehen oder so. Oh man. Na, ich hoffe auch für Sie, dass das vorbeigeht.
Es wirkt, als würden Sie den ganzen Tag in irgendwelche Foren reinschreiben. Sind Sie Gymnasiallehrer? Oder irgendwie an einer Uni oder so?

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 08.08.2001 um 16.33

Wir haben inzwischen die Tafeln mit vereinten Kräften nochmals durchkorrigiert. (Ich hatte in den letzten Monaten Probleme mit den Augen, kann seit einem Unfall kursive Buchstaben nicht mehr so gut von aufrechten unterscheiden, Metamorphopsie heißt das, geht hoffentlich vorbei.)
Eine Liste schwieriger Wörter habe ich vor Jahren schon gemacht, sechs Seiten lang. Auch ein Schulwörterbuch von 200 Seiten mit ganz einfachen Erklärungen. Aber ich schaffe es einfach nicht, all das neben meiner normalen Berufstätigkeit auch noch druckfertig zu machen. Du ahnst nicht, wie langsam man allein schon beim Wörterbuch vorankommt! Und dann der tägliche Kleinkrieg, Zeitungsartikel, Leserbriefe, litebloo antworten ...
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 08.08.2001 um 16.19

So, ich hab es gefunden. Mein Problem ist, dass ich immer auf rechtschreibreform.de/Forum gehe und nicht Link auf rechtschreibreform.com benutze. -_- Ich hab mir die Tafeln durchgelesen. Jetzt müsste es noch Wörtertafeln geben. Welche Worte mit ß geschrieben werden, welche mit ss...
Aber so wahnsinnig wunderbar war das für mich nicht. Übrigens kann man zu Verschönerung den Blocksatz sein lassen. Und da war ein falsches Wort kursiv geschrieben. Böö...

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 08.08.2001 um 13.03

Das glaube ich nicht. Also wenn Du dies hier liest, dann ist doch ganz links auf dem Bildschirm, mit dem aufgeschlagenen Duden unterlegt, eine Auswahl von Schlagworten: "Willkommen" usw. und eben auch "Regeltafeln". Da mußt Du draufklicken.
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 08.08.2001 um 12.33

Tut mir Leid, aber ich bin wohl zu blöd, um die Regeltafeln zu finden. Wenn Sie einem minderbemittelten Mädchen bitte genauere Zeilenangaben machen könnten? -.-"
Übrigens: Es gibt eigentlich nirgendwo "zu viel" zum Lernen. Ich hätte gerne eine Stunde mehr Deutsch in der Woche. Und das nicht nur im Fach Deutsch. +_+""
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 07.08.2001 um 14.11

Mein erster Grund ist, wohlgemerkt, daß man bisher sowohl "nochmal" als auch "noch mal" geschrieben hat, und zwar trotz Duden, der nur Getrenntschreibung zuließ. Das ist schon bemerkenswert, vor allem bei dudentreuen Zeitungen wie der FAZ, die trotzdem 400mal im Jahr "nochmal" schrieb. Es ist also eine ganz starke Tendenz in der professionell schreibenden Bevölkerung da, es zusammenzuschreiben. Nichts Besonderes übrigens, denn genauso hat sich ja zum Beispiel die Zusammenschreibung bei "einmal" und "jedesmal" usw. entwickelt. Und nun schau Dir die Reformer an: Für "nochmal" schreiben sie jetzt gerade umgekehrt Zusammenschreibung vor und bei "jedesmal" Getrenntschreibung ("jedes Mal")!

Der zweite Grund ist, daß eine Festlegung in der einen oder in der anderen Richtung zu einer furchtbaren Belastung der Orthographie führt. Es bleibt ja nicht bei diesem Beisopiel, sondern es gibt Hunderte oder Tausende davon. Wer soll sich das alles merken? Du etwa? Und trotzdem machen dann wieder alle alles ständig falsch. Was soll denn der Quatsch? Das ist doch bloß Schikane und trägt kein bißchen zur Verbesserung der Texte bei.

Ich dagegen sage: Schreibt weiter wie bisher, dann macht ihr fast keine Fehler. Die Texte sehen genauso aus wie früher, jeder ist zufrieden, und die Deutschlehrer und ihre Schülerinnen können sich mit anderen Sachen beschäftigen.

Schau Dir bitte doch einmal meine Regeltafeln an, hier auf der Startseite. Das ist der gesamte Rechtschreibstoff, den ich für die Schule vorgesehen habe. Ist das zuviel? Ist es Dir etwa gar zu wenig?
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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 07.08.2001 um 13.43

es muß nicht alles festgelegt sein. Manche sehen in »noch_mal« die Abkürzung zu »noch einmal« und schreiben daher getrennt, andere orientieren sich an »nochmals« oder »nochmalig« oder an der Aussprache oder woran auch immer und schreiben das Wort zusammen. Das ist völlig in Ordnung. Die Sprache ändert sich nun_mal, und dazu bedarf es nicht der Beglaubigung durch unfähige Unterrichtsminister, die mehr oder minder unfähigen Lehrern vorschreiben, was sie mit ihren mehr oder minder unfähigen Schülern durchzunehmen haben. (Schon dieses Wort, »durchnehmen«. Klingt nach »durch die Mangel drehen«.)


eingetragen von litebloo am 07.08.2001 um 12.17

Aso, sie meinen, es ist egal, ob man "nochmal" oder "noch mal" schreibt? Oder meinen sie, dass das kein wichtiges Wort ist und es deshalb nicht in den Regeln stehen soll? Es ist doch blöd, wenn man es auf zwei Arten schreiben kann. Finde ich. Also, es sollte schon festgelegt sein.

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 18.56

die Sekretärinnen sind die Hauptkunden bei Nachschulungen, weil man in den meisten Firmen da sehr pingelig ist, viel mehr als in der Schule. Erst vor ein paar Tagen habe ich hier irgendwo auf eines dieser unzähligen Unternehmen hingewiesen, die solche Nachschulungen organisieren. Da werden pro Person so etwa 800 Mark verlangt für ein Wochenendseminar. Daran haben insgesamt Hunderttausende teilgenommen. Von den Lehrern wird erwartet, daß sie sich selbst fortbilden, aber damit sind die meisten total überfordert, bei rund 1300 Regeln kein Wunder. Besonders unverschämte Ministerialbeamte haben ganz höhnisch gefordert, daß die Lehrer am Ende der Sommerferien 1996 die neuen Regelon beherrschen sollten, dabei war das Regelwerk erst am 31. Juli erschienen! Na, das ist das traurige Kapitel "Überrumpelungsmanöver".

Wo geschrieben wird, da gibt es auch Rechtschreibung, das war schon immer so. Die Keilschriftschreiber und die alten Chinesen - alle schrieben nach Normen, auch wenn die gar nicht aufgeschrieben vorlagen. Man lernte das eben, und deshalb kann man es heute noch mühelos lesen. Eigentlich ganz logisch. Es gibt auf allen Gebieten solche Ordnungen. Wie man ißt, wie man seine Toten bestattet - das ist alles mehr oder weniger geregelt. Man kann es natürlich auch übertreiben (mit welchem Bein man zuerst aufsteht usw. - da wird's krankhaft). Aber so weit wollen wir es ja nicht kommen lassen. Deshalb versuchen wir gar nicht erst festzulegen, ob man "nochmal" oder "noch mal" schreibt, "aneinanderlegen oder "aneinander legen". Natürlich könnte man das festlegen, aber der Aufwand, es zu lernen und zu behalten, stünde in keinem Verhältnis zum Gewinn. (Das ist der Unterschied zwischen Duden und Ickler, falls es Dich interessiert.)
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 06.08.2001 um 18.24

Oha, dass Häuser und so mit äu wegen der Mehrzahl geschrieben werden, war mir sowieso klar (In der Grundschule wurde ich mal gefragt, woran man erkennt, dass Hund mit d und nicht mit t geschrieben wird. Ich hab damals schon das Prinzip der Mehrzahl verstanden ^_^).
Sie meinen also, die Schrift sei zum Lesen da. Ja, vielleicht. Aber wenn nicht zum Schreiben - dann zum Geschriebenwerden, oder? Lässt sich leichter mit Lesen verbinden, irgendwie. Obwohls der gleiche Sinn ist.
Wie ist denn die Schreibung entstanden? Früher hat man ja einfach so geschrieben, wie man gerade wollte, es gab ja keine so "richtigen" Schreibweisen. Oder doch?
Ich versteh nicht so richtig, warum Nachschulungen nötig sind. Wie lange dauert das? Es ist ja nicht so, dass man eine ganze Sprache lernen will. Klar, die neue Rechtschreibung ist an Fehlern nicht zu unterschätzen. Wenn ich meine Oma bitten würde, dass sie mal ein paar Sätze so schreibt, wie sie denkt, dass die jetzt geschrieben werden, dann wird sie nur komisch gucken und sich erinnern, dass mal vor ein paar Jahren was in den Nachrichten war. Und dann werden da schrecklich viele Fehler (oder halt auch nicht-Fehler, wie mans nimmt) zu finden sein. Aber so könnte man ja auch sagen, dass jeder, der seit längerer Zeit Abitur hat, es nochmal neu machen müsste. So wie Studium und so. Klar, für den Privatgebrauch ist es ja nicht wirklich wichtig, für Sekretärinnen schon, aber im Endeffekt ist es doch das gleiche.

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 16.59

ja, neu gedruckt, und wer bezahlt? Das hatte ich vergessen. Nun, das ist ganz einfach. Schulbücher müssen zugelassen werden, vom Staat, und die Kultusminister haben in Rundschreiben schon zwei bzw. sogar drei Jahre vor dem Inkrafttreten angeordnet, daß nur noch Schulbücher in Neuschreibung zugelassen werden. Die Schulbuchverleger haben dann 300 Millionen Mark ausgegeben, um Titel umzustellen, also ss einzufügen und "Kommas herauszukratzen" (wie mir der Klett-Verlag schrieb), das kostete 12.000 bis 15.000 Mark pro Titel. Der Staat bezahlt einen großen Teil der Schulbücher, nämlich 700 Millionen Mark im Jahr. Diese Summe ist trotz der Mehrausgaben nicht erhöht worden. Es wird ja auch kein Buch MEHR gekauft, sondern man stellt andere Anschaffungen zurück, Mathebücher, Atlanten usw.
Daran zerbrechen kleinere Schulbuchverlage, d. h. sie werden von den großen geschluckt.
Genauso geht es mit Kinderbuchverlagen und vor allem Wörterbuchverlagen, wobei die Einzelheiten immer wieder ein bißchen anders aussehen. Der große Brockhauskonzern, in dem auch die Wörterbücher von Langenscheidt und Duden erscheinen, hat dieses Jahr erstmals Verluste gemacht und mußte einen Teil an Bertelsmann verkaufen - vielleicht hast Du davon gelesen. Das nennt man Marktbereinigung. Am Ende herrschen ein paar Riesenkonzerne und ziehen uns das Geld aus der Tasche, weil es keine Konkurrenz mehr gibt.

Der Staat verliert auch Milliarden Mark Steuereinnahmen, weil die vielen Nachschulungen (Sekretärinnen), die zum Teil von den Reformern selbst (zum Beispiel dem Geschäftsführer der Kommission) abgehalten werden, die Neuanschaffungen von Büchern und Software von der Steuer abgesetzt werden.
Das Ganze ist eine ungeheure Vergeudung von volkswirtschaftlichen Mitteln, für nichts und wieder nichts - vor allem, wenn man bedenkt, daß schon wieder geändert wird, also der ganze Zirkus immer wieder von vorn beginnt. Denk doch mal daran, daß alle Wörterbücher seit 1996 (ungefähr 15 Millionen Bände) schon wieder ungültig sind!

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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 16.32

Ja, das kurze ä wird mit e wiedergegeben, das steht auch im neuen Regelwerk und ist ausnahmsweise richtig. Der Buchstabe e ist also ziemich vieldeutig, aber das stört die Leser im allgemeinen nicht. Denk mal an Liebe, geben, Herz (dies letztere ist ein Fall, wie ich ihn meine).
Das lange ä wie in Bären wird von vielen Deutschen wie das lange e in Beeren gesprochen, so daß man diese beiden Wörter gleich spricht. Bei uns geht der Riß mitten durch die Familie: meine Frau und die Kinder sagen Keese, ich sage Kääse. Das kommt darauf an, aus welcher Gegend man stammt.

Wenn eine Grundform ein a oder au enthält, schreibt man zum Beispiel die Mehrzahl mit ä oder äu, das heißt "Umlaut", also Saft - Säfte, Haus - Häuser. Die Normalschreibung wäre Sefte, Heuser. Aber am Umlaut erkennt man gleich die Zusammengehörigkeit mit der Grundform. Das ist einer von den vielen Fällen (zu Fall, daher nicht Fellen! - wird aber genau gleich gesprochen), wo die deutsche Rechtschreibung über die bloße Wiedergabe der Laute hinausgeht, zum Wohl des Lesers. Der Schreiber steckt ein bißchen mehr Arbeit rein, dafür hat es der Leser leichter. Das meint man mit dem Spruch "Die Schrift ist nicht zum Schreiben da", den Du sicher hier schon gelesen hast, denn er ist das Glaubensbekenntnis der Reformgegner. Dahinter steht der Gedanke, daß man tausendmal mehr liest als schreibt.

Diese ganzen Feinheiten hat sich nie einer zurechtgelegt, sie haben sich sozusagen von selber entwickelt. Gerade das macht die Rechtschreibung so interessant. Mich jedenfalls hat das immer ungeheuer interessiert, wie solche Kulturleistungen intuitiv entstehen, durch das Zusammenspel von Millionen Menschen und in langen Zeiträumen. Deshalb habe ich Sprachwissenschaft studiert.

Aber frag nur weiter.
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 06.08.2001 um 15.46

Ich danke.
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So sei es.


eingetragen von Manfred Riebe am 06.08.2001 um 15.27

Unter http://www.ids-mannheim.de/reform/Webseite_kommission_mitglieder.html
gibt es ein Bild und Kurzbiograpien der derzeitigen Mitglieder der "Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung".


eingetragen von litebloo am 06.08.2001 um 14.33

Vielleicht wäre es ganz nützlich gewesen, wenn ich als dritte Fremdsprache Latein genommen hätte... -_-
Es ist ja tatsächlich etwas verwirrend, wenn manche Worte jetzt mit ä geschrieben werden, andere nicht. Der Grund würde mich auch mal interessieren... Das kurze ä wird e geschrieben? Aber ich meine, das lange e und das ä sind doch wohl nicht identisch! Wie doof.
Aber wieso neu gedruckt? Die in alter Rechtschreibung werden doch auch noch verkauft! Und überhaupt: Wer bezahlt es denn, wenn die Bücher neu gedruckt werden? Doch nicht der Staat. Und die Verlage würden das geld doch eh behalten. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als immer auf den Büchern stand: "In neuer Rechtschreibung" Ich denke, dass sich einige Leute davon haben beeinflussen lassen.
Ich kenn übrigens keinen Reformer mit Namen... +_#

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 12.58

Jetzt sind wir genau bei den interessanten Fragen, also bei der Rechtschreibung, nicht bei der Reform.
"Stengel" ist die Normalschreibweise, denn das kurze ä wird auch und gerade laut Reform "e" geschrieben: Bengel, Engel usw. Nur unter ganz besonderen Umständen, wenn es Umlaut zu einem a ist, darf bzw. muß man es ä schreiben. Nun haben die gelehrten Reformer herausgefunden, daß Stengel mit Stange zusammenhängt. Ziemlich an den Haaren herbeigezogen, weshalb auch 1000 Jahre lang (!) kein Mensch darauf gekommen ist. Ein Stengel ist ja nur sehr entfernt als "kleine Stange" zu bezeichnen, und dann müßte es ja auch "das Stängel" heißen, nicht wahr? Aber ein einziger Reformer (Augst heißt er, kannst Du gleich wieder vergessen) hat sich darüber so begeistert, daß er zwanzig Jahre lang darauf hingearbeitet hat, Stengel mit ä zu schreiben, und zwar NUR so! Und die Kultusminister haben am Ende nachgegeben und ihm den Willen getan. Nun schreibt jeder falsch, der "Stengel", "Glimmstengel" usw. schreibt! Und Tausende von Büchern wirken bald ein bißchen altmodisch, obwohl sie es eigentlich gar nicht sind. Und Kinderbücher müssen neugedruckt werden, für 15.000 Mark pro Titel, bloß wegen Stängel und Nuss und so genannt. Ist das nicht Wahnsinn? Wieviel Neues könnte man mit dem Geld machen!

Aber was das Tollste ist: Es gibt Hunderte von weiteren Wörtern, die auch geändert werden müßten, aber trotzdem nicht geändert worden sind: Den Engel habe ich schon genannt (von griechisch Angelos), Spengler (kommt eigentlich von Spange), kentern (von Kante), Heu (von hauen) usw.

Wird es dadurch etwa leichter? Ach was, noch nie hat jemand "Stengel" falsch geschrieben. Das ist alles Quatsch und Wichtigtuerei von ein paar übergeschnappten Germanisten.
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 06.08.2001 um 11.34

(Tut mir Leid, konnte mir beim letzten Eintrag nicht den Nachnamen merken... -_-)
Also, als erstes finde ich mal, dass ß gar kein so blöder Buchstabe ist. Der Vereinfacht doch sehr, oder? Selbst schuld, wenn sie den in der Schweiz abgeschafft haben, aber hier find ich ihn schön. Das Wort daß ist doch ein schönes Wort... sogar noch schöner als das dass ... Was wollen Sie denn?
Ist es denn nicht viel hässlicher, wenn man c-k trennt und es dann zu k-k wird? Ich finde es irgendwie schon blöd.
Stängel wurde früher mit e geschrieben? Urgh, gut, dass es geändert wurde.
Wieso denn für entbehrlich? Soll die deutsche Sprache so werden wie die Englische oder was? Nicht irgendwelche anderen Buchstaben, aber dafür hässlich einfach und dumm.
Bin ich denn bescheuert, wenn ich auswendig lerne, welche Worte mit ß geschrieben werden und welche mit ss? Bin ich denn bescheuert, ich will Stängel so schreiben, wie ichs spreche und ich sprechs nunmal mit ä.
Wissen sie, das Problem ist einfach, dass ich Vokabeln, regeln und sowas noch nie konnte. In Grammatik in Deutsch war ich acuh noch nie gut, wenns da Fremdworte gab. Ich behalte mir alles so in etwa und dann klappt das meistens schon. Ich hab noch keine einzige Regel lernen müssen in Deutsch und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie das früher machen mussten. Was wird hier eigentlich immer über Regeln geredet? Kein Mensch lernt Regeln auswendig.
Woher sie auch immer kommen mögen und Spaß mit einem kurzen a sprechen... mri solls recht sien, ich sprech es mit einem langen aus. In jeder Sprache gibt es schließlich Dialekte und sonstwas, nicht immer wird alles gleich ausgesprochen. Es ist also ziemlich egal, ob sie nun aus dem Wort Spaß das Wort Spass machen würden oder einfach das altbekannte Spaß lassen.

Ich kenn die Regeln von unserem Prof. Ickler gar nicht.

litebloo.
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So sei es.


eingetragen von Gerd Thieme am 05.08.2001 um 18.42

Litebloo fragte vorgestern:

Zitat:
Was mich interessiert: Gibt es denn hier so viele Reformgegner, weil sie die Reform einfach schlecht finden? Weil alles umgestellt werdne muss? Weil sie faul sind, es neu zu lernen? Ich höre Meinungen, Argumente, aber so gut wie nie Gedanken solcher Art.

Liebe Sarah, ich glaube schon, daß viele die Reform einfach nur deshalb schlecht finden, weil sich am Gewohnten etwas ändern soll.

Ich denke aber, es wäre ungerecht, alle Reformgegner in diesem Forum als lernunwillig hinzustellen. Ganz im Gegenteil, wenn Du genau hinsiehst, ist keiner uneingeschränkt mit der »alten« Rechtschreibung glücklich.

Warum wird dann aber die »neue« Rechtschreibung so vehement abgelehnt? Ich erkläre das am besten an meinem eigenen Beispiel.

Es reizt mich immer, etwas Neues auszuprobieren. Also war ich Feuer und Flamme für die Rechtschreibreform, sobald mich vor rund 5 Jahren die ersten spärlichen Informationen erreichten. Gerade die vereinfachte ss-ß-Regel, fand ich, ist ein Schritt in die richtige Richtung, diesen blöden Buchstaben, der ja eigentlich gar kein richtiger Buchstabe ist, sondern nur eine Ligatur, eine Zusammenziehung zweier anderer Buchstaben, diesen blöden Buchstaben irgendwann in ferner Zukunft einmal ganz abzuschaffen.

Fortan schrieb ich also, Jahre vor der Einführung der Reform, nach der neuen ss-ß-Regel. Allerdings hatten die Reformer vergessen, dasjenige Wort zu reformieren, das mit Abstand die meisten Schreibfehler verursacht, nicht nur bei nachlässigen Schreibern, sondern auch bei Profis, die die Regeln aus dem Effeff beherrschen. Nein, das daß ist schon ein greulich genug verunstaltetes das, es auch noch mit einem doppelten s zu bestrafen ging mir entschieden zu weit.

Wirklich richtig fand ich (und finde ich heute noch), daß die überholte Setzerregel »trenne nie s-t« abgeschafft werden sollte. Ein wenig hinrissig ist es allerdings, an ihrer Stelle nun die ebenso idiotische Regel »trenne nie c-k« einzuführen, wo bleibt da die Vereinfachung?

Die albernen Kindereien Stängel, einbläuen, Gämse, belämmert habe ich nicht weiter ernst genommen, der senile Oberreformer will sich halt unsterblich machen, und sei es unsterblich lächerlich. Das für mich unangenehmste daran war die auffällige Vermehrung des Buchstaben ä, den ich für ebenso entbehrlich halte wie das ß.

Sehr viel mehr wußte ich nicht von der Reform, aber ich habe drei Jahre konsequent so geschrieben und fühlte mich so richtig schön progressiv.

Inzwischen wurde das vollständige Regelwerk bekannt, aber das war so verquast und konfus, daß ich davor zurückschreckte, es zu lesen. Die alten Duden-Regeln waren schon chaotisch genug, ich lerne doch nicht Listen mit zig wahllos zusammengestellten Wörtern ohne Sinn und Verstand auswendig, bin ich denn bescheuert?

Offenbar ja, denn der Groschen fiel nicht. Ich glaubte weiterhin, daß die neuen Regeln einfacher seien. Genau wie Du das heut auch tust. Dabei hätte ich die Regeln gar nicht lesen müssen, es hätte genügt, die Anzahl der Seiten zu vergleichen, denn eine einfache Regel ist kurz, nimmt wenig Platz ein und braucht nur ein klitzekleines Beispielchen, wenn überhaupt eins. Je komplizierter etwas ist, desto länger muß auch die Erklärung sein.

Zur Besinnung kam ich erst, nachdem die gleichgeschaltete deutsche Presse den Neuschrieb übernahm. Gleich im ersten Wochenmagazin stieß ich in sechs verschiedenen Artikeln auf das Unwort potenziell. Ein Leser, der das Wort »potentiell« versteht, kennt auch das Wort »potent«. Es stört ungemein beim Lesen, dauernd über die »Potenz« zu stolpern, wo sie nicht hingehört (ich beschreibe mal lieber nicht, was ich mir unter einem Potenziometer vorstelle).

Das war dann endlich der Anlaß, mir die sogenannten Vereinfachungen genauer anzusehen. Und sieh da, sie waren wirklich nur so genannt. Selbst die mir so einfach erscheinende neue ss-ß-Regel kam nicht ohne Ausnahme aus (Geschoß), und wer in einem anderen Landstrich als ich aufgewachsen war, fand es gar nicht spaßig, daß der »Spass« plötzlich kein kurzes a mehr haben sollte.

Zitat:
Die deutsche Sprache wird verhunzt? NIEMALS. Nicht durch solch eine Reform. Es ist nur eine kleine schriftliche Vereinfachung.

Naja, ob die Verhunzung der Schrift gleich die ganze Sprache verhunzt, das zweifle ich auch an. Von Vereinfachung kannst Du aber nun wirklich nicht reden, oder glaubst Du alles, was Dir erzählt wird?

Wenn Du wirklich auf Vereinfachung aus bist, dann mach Dir besser selbst ein Bild. Vergleiche die alten Regeln und die neuen, vielleicht kannst Du irgendwo einen Vor-Reform-Duden auftreiben. Und wenn Du die Regeln nicht lesen willst, dann zähl einfach die Seiten.

Noch drastischer wird es, wenn Du nicht die unnötig aufgeblasenen Duden-Regeln zum Vergleich benutzt, sondern die wirklich einfachen Regeln von Prof. Ickler. Die gelten aber nur für die bewährte Rechtschreibung. Für den weit komplizierteren Neuschrieb kann man gar keine einfachen Regeln aufstellen, da muß man schier endlose, völlig unsystematische Wortlisten büffeln.

Gerd


eingetragen von litebloo am 05.08.2001 um 09.17

...wenn sie meinen. Mir solls recht sein.

litebloo.
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eingetragen von Ursula Morin am 04.08.2001 um 21.34

Also wenn ich Dich diesmal richtig verstanden habe, liebe blauäuige Litebloo, dann gefällt Dir die Rechtschreibreform, weil sie Dir gefällt. Und das ist Deine Meinung. Darüber kann man nun wirklich nicht diskutieren.

Lassen wir's also lieber sein ...


eingetragen von litebloo am 04.08.2001 um 18.06

.... Sie sind selbstkritisch? Sind Sie sicher? Ich kann das nicht bemerken. Wissen Sie, irgendwie finde ich Sie lächerlich.
Sie glauben wohl, ich hab keine eigene Meinung? Ich kenn fast niemanden in meinem Umfeld, der sich für die Rechtschreibreform interessiert; nein, ich kenne niemanden, der FÜR die neue Rechtschreibung ist. Ich habe es selbst nicht mitgekriegt, was die Medien gesagt haben; ich hab selbst nichts von der Abstiommung in Schleswig-Holstein oder wo mitgekriegt. Was sind das bloß für lächerliche Argumente? Wenn sie wirklich meine Beiträge alle gelesen hätten, dann hätte ich das gar nicht mehr zu sagen brauchen. Finden Sie, man kann einfach sofort psychologisch über meinen Charakter urteilen, wenn man mich nicht kennt? Sicher nicht. Ich habe Bücher gelesen, in alter und neuer Rechtschreibung. Etwa seit ich in der dritten Klasse bin. Mir ist aufgefallen, dass sich von der Schreibung der Wörter die neue Rechtschreibung einfacher lesen lässt. Dass es einfacher zu lernen ist. Und es ist doch wichtig, dass Kinder gut schreiben können... na also. Was wollen sie denn? Die neue Schreibung ist einfacher zu lernen.

litebloo (- die tatsächlich blaue Augen hat, Madame)
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eingetragen von Ursula Morin am 04.08.2001 um 12.37

Wir wurden früher in der Schule ab 14 gesiezt - ich bin da etwas altmodisch. Ein Problem mit Ihrer Meinung kann ich wohl kaum haben, denn Sie haben offensichtlich keine eigene, selbst begründete Meinung zu diesem Thema; jedenfalls keine, die ich erkennen könnte, wie ich bereits schrieb. Das meinte ich auch damit, daß man beim Schreiben darauf achten sollte, ob man verstanden wird. Und - da ich im Gegensatz zu Ihnen etwas selbstkritisch bin - habe ich sogar eingeräumt, daß das mangelnde Verständnis an mir liegen könnte.
Probleme mit Meinungen anderer Leute habe ich sonst im allgemeinen nicht. Wenn die andere Meinung als solche erkennbar und deutlich ist, kann man sich ja immer auf eine Diskussion einlassen, und ich diskutiere recht gerne -, aber sonst .... siehe oben.


eingetragen von litebloo am 03.08.2001 um 20.15

Wieso werde ich denn gesiezt? Ich bin erst 14. Haben Sie ein Problem mit meiner Meinung? Das sollten Sie schnellstens aus dme Weg räumen.

litebloo
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So sei es.


eingetragen von Ursula Morin am 03.08.2001 um 18.56

Liebe Litebloo,
eine der Irritationen bei der sogenannten neuen Rechtschreibung ist, daß es nun noch weniger nach der Aussprache geht als früher ... oder wie schreiben Sie denn "Misthaufen" (neue Regel: Doppel-s nach kurzem Vokal, "gräulich" statt "greulich", aber immer noch mit "eu" ausgesprochen, "weit gehend" auseinandergeschrieben, aber wie eine Zusammensetzung nur auf dem ersten Wortglied betont usw.). Es ist sogar bei den Nachrichtensprechern zu hören, daß die neue Rechtschreibung nicht die Aussprache nachbildet, sondern umgekehrt die Aussprache durch die neue Rechtschreibung verfälscht wird.

Im übrigen kann ich in Ihren Äußerungen keinen rechten Sinn erkennen, aber das kann sicher auch an mir liegen. Sie werden schon wissen, was Sie sagen wollen. Nur - eine angehende Dichterin sollte schon darauf achten, auch verstanden zu werden.


eingetragen von litebloo am 03.08.2001 um 18.27

litebloo lebt noch immer.
Gut, mir wurde gesgt, ich solle doch noch mal schauen und tatsächlich werde ich ja noch mal persönlich angesprochen. Wen es vielleicht interessieren sollte: Ich war es leid, so als einzige dazustehen und dauernd irgendwie von irgendwelchen wiederholten Thesen und Meinungen erdrückt zu werden. Scheint aber doch ganz interessant zu werden.
Gut soweit.

Uwe: Ja, mir ist schon aufgefallen, dass die, die gegen die Reform sind, sich einfahc nur regen. Ich musste meinen Eltern erst noch erzählen, was sich alles geändert hat und dieser ganze blah. Fazit: Die meisten Leute wissen gar nicht, was sich geändert hat; reden den anderen einfach nur nach dem Mund, aber wnen man hinterher nachfragt, was sie denn so dumm finden würden, dann kriegt man keine richtige Antwort. Erinnert sich jemand an meinen allerersten Beitrag? Das Wort "Mainstream"? Das meine ich. Die meisten wissen nicht, was denn los ist, aber sie sagen einfach das, was die anderen sagen. Wenn nochmal eine Abstimmung wär, würden sicherlich wieder die meisten gegen die neue Rechtschreibreform stimmen. Aber eigentlich nur, weil das so viele sagen. Sagen, dass die Reform dumm ist. Und warum sagen das so viele? Zeitungen wie die FAZ können den Leuten das ja einbläuen, aber im Endeffekt schreiben sie auch nur wieder in der FALSCHEN Rechtschreibung, weil ihre ganzen Mitarbeiter das nicht können. Tja. Es mag ja einige geben, vor allem hier, die wissen, warum sie sich für die alte Rechtschreibung einsetzen, aber was mich ärgert, ist dieses Wort. MAINSTREAM. Es gibt auch nur wenige, die sich aufraffen und fragen, was los ist. Bücher, Texte vergleichen, drüber nachdenken. Und wenn man zu dem Entschluss kommt, dass die alte Rechtschreibung aus irgendeinem Grund besser ist als die Reform, dann ist okay. Wir sind hier ja zum diskutieren, was nicht heißt, dass man den anderen aus irgendeinem grund überzeugen sollte. Wahrscheinlich mehr zum Informieren.

Was mich interessiert: Gibt es denn hier so viele Reformgegner, weil sie die Reform einfach schlecht finden? Weil alles umgestellt werdne muss? Weil sie faul sind, es neu zu lernen? Ich höre Meinungen, Argumente, aber so gut wie nie Gedanken solcher Art.

Die deutsche Sprache wird verhunzt? NIEMALS. Nicht durch solch eine Reform. Es ist nur eine kleine schriftliche Vereinfachung. Damit jedes Kind die Sprache Deutsch problemlos lernen kann. Was steht auf der index-Seite von rechtschreibreform.com? "...IST JA VÖLLIG IN ORDNUNG, WENN MAN WEDER LESEN NOCH SCHREIBEN KANN" So ähnlich, oder? Ja, dieser ironische Satz trifft sehr genau die alte Rechtschreibung. Klar, die Kinder, vor allem in meinem Alter, sind verwirrt. Schreiben alles mit ss; manche denken sogar, das ß wäre ganz abgeschafft. Und nicht nur Kinder, auch viele Erwachsene. Wer ist dran schuld? Die FAZ, Bücher in alter Rechtschreibung, rücksichtslosen Menschen, die die alte Rechtschreibung benutzen!! Nicht die Befürworter der Reform und diejenigen, die sie Angeschafft haben. Wo ist das Problem? Noch Fragen?!

An Frau Morin:
Natürlich ist mir das aufgefallen. Aber sind daran die Reformer schuld?
Vielleicht wollen sie mich irgendwie runtermachen. Kann ja sein. *leicht sarkastisch grins* Wissen Sie, ich dichte nicht, weil ich Dichterin werden will, sondern aus Spaß. Ich hab natürlich keine Lust, mir irgendein Regelwerk zu ziehen, weil es keinen Spaß macht, das zu lesen; 90 Seiten Blätter bei mir im Zimmer herumfliegen zu haben; WEIL ICH EINFACH AUS SPAß DISKUTIERE UND NICHT AUS ZWANG. Jetzt können Sie natürlich sagen: Ja, was schreibst du hier dann ins Forum, wenn du sowieso keine Ahnung hast? Ich hab Ahnung. Ich wieß doch, wie die neue Rechtschreibreform ist, und wie die alte. Ja, ich hab viel gelesen, Bücher in neuer, Bücher ins alter Rechtschreibung. Es kann doch nicht angehn, dass nur wegen ein paar kleinen Schreiern, die zufällig lauter sind als die anderen, die neue Rechtschreibung in den Arsch geschoben wird; nur weil es da gerade ein paar Leute gibt, die zu egoistisch sind, mal über die nächste Generation von Kindern nachzudenken.
Keine Lust auf Hausaufgaben? Gibts bei mir nicht, ich mach einfach keine, wenn ich keine Lust dazu habe. Aber meistens bin ich interessiert. Wo ist das Problem? Eine Zeit lang hab ich Deutschhausaufgaben gemacht. Aber irgendwann wurde mir das zu blöd. Ich hab meinem Deutschlehrer hundertmal gesagt, dass er uns die Rechtschreibung beibringen soll, irgendwelche Bücher wie Willhelm Tell, oder wie der heißt, können bis nächstes Schuljahr warten, aber die Schüler sollen sich doch nicht diesen Rechtschreibe-Mischmasch angewöhnen! Was soll denn das? Es sind doch nicht die Reform-Befürworter, wegen denen die meisten keine Rechtschreibung drauf haben!
Wenn es ihnen keinen Spaß mehr macht... bitte. Wissen Sie, mir würde es keinen Spaß machen, in einer Rechtschreibung zu schreiben, in der vieles anders ausgesprochen als geschrieben wird. Wenn ich mir was durchlesen, dann lese ich mir das doch im Kopf vor. Ja, ich kann doch nichts dafür, dass Sie sich den falschen Beruf ausgesucht haben. Wie wollen Sie denn ihren Beruf ausführen, ohne die deutsche Sprache zu lieben? Zwanglos lieben? Sie müssen Kompromisse eingehen. Ich würde die deutsche Sprache auch in der alten Rechtschreibung lieben. Aber die neue ist mir eben lieber. Ich kann mich nciht so richtig in sie reinversetzen.

Und... öhm, welche Mail? -_- wenn sie mir eine geschrieben haben, als ich jetzt im Sommer im Urlaub war, dann kann das sein, dass ich bei der Masse an Mails irgendwas gelöscht hab, was ich nicht löschen wollte. ^_^ In dem Fall tut es mir Leid. (Aber nur auch in dem.)

litebloo
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So sei es.


eingetragen von Ursula Morin am 24.07.2001 um 11.33

Liebe Sarah,
eigentlich müßten Dir die Schwierigkeiten mit der ß/ss-Schreibung doch auffallen, die allerorts in Zeitungen, Werbeschriften und auf Plakaten unter Beweis gestellt werden. Im Moment weist unsere Kreisstadt Böblingen hier mit vielen Plakaten auf das "Böblinger Freßgässle" hin.

Ich möchte hier die zahlreichen Argumente gegen die neuen ß/ss-Regeln nicht wiederholen, insbesondere da Du ja nicht gewillt scheinst, Dich ernsthaft mit den Hintergründen der Reform zu befassen.

Schade, aber eine Dichterin wird aus Dir ganz bestimmt nicht werden. Dazu muß man sich schon in die Feinheiten der Sprache vertiefen ... auch wenn man sich dann eine ganz andere und individuelle Schreibweise zulegt. "Kunst" kommt nämlich von "Können" - und dazu gehört, daß man seine Werkzeuge gründlich kennt und aus dieser Kenntnis heraus benutzt.

Und noch ein kleiner Nachtrag: Ich mache auch nur, was mir Spaß macht. In der Schule haben mir die Sprachen Spaß gemacht. Leider habe ich dann einen Beruf gewählt, in dem ich viel Deutsch schreiben muß. An diesem Beruf habe ich nun leider gar keinen Spaß mehr, weil ich zu bestimmten Schreibweisen gezwungen werden soll. Der Zwang liegt darin, daß die "Ausführenden" dieser Reform, d.h. vor allem die Schreibberufler, überhaupt nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden. Ich empfinde das als reine Vergewaltigung, da ich mir meine Muttersprache nicht von "Amts wegen" verschandeln lassen will. Vielleicht hast Du ja einen "Tipp" für mich, ich habe unheimliche Schwierigkeiten damit, Dinge zu tun, die mir keinen Spaß machen. Schon in der Schule habe ich konsequent nur die Hausaufgaben gemacht, die mir Spaß gemacht haben. Und nun soll ich also tagtäglich Schreibweisen praktizieren, die mir überhaupt keinen Spaß machen. Als Mitglied der "Spaßgeneration" solltes Du doch für meine Nöte auch ein gewisses Verständnis haben, oder? (Im übrigen würde es mich freuen, wenn Du endlich meine E-Mail beantworten würdest.)


eingetragen von Theodor Ickler am 20.07.2001 um 03.12

Für den oberflächlichen Betrachter ist die Rechtschreibreform in einem beträchtlichen Umfang durchgesetzt. Den schleichenden Rückbau nehmen die meisten wohl nicht wahr, höchstens ein großes Durcheinander und viele Fehler, die aber - wenn auch mit abnehmender Glaubwürdigkeit - immer noch als Kinderkrankheiten und Umgewöhnungsschwierigkeiten abgetan werden können.

Diese Scheinblüte einer weithin abgelehnten, aber schwer bekämpfbaren Reform hat drei Hauptursachen:
erstens die staatlich verordnete Einführung an Schulen und in Behörden,
zweitens die von den Verlagen angeordnete Umstellung der Agenturen und Zeitungen,
drittens die Voreinstellung der Rechtschreibprüfung im Rahmen der verbreitetsten Textverarbeitung.

Der dritte Punkt ist zwar auf diesen Rechtschreibseiten, aber noch nie in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Mir wurde er auch erst neulich in seiner ganzen Bedeutung bewußt, als ich meiner Frau helfen mußte, einen mit WORD geschriebenen Text in Ordnung zu bringen. Man fühlt sich ekelhaft bevormundet, wenn einem während des Schreibens ein "rauh" in "rau" verändert wird.
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Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 19.07.2001 um 23.55

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von uwe

Trotzdem: Inzwischen ist der Zug doch längst abgefahren. Die Kinder bis zum 6./7. Schuljahr kennen nur noch die neue Rechtschreibung, die Zeitungen/Zeitschriften/Verlage haben fast alle umgestellt.


Als die neu reformierte Rechtschreibung im Schulunterricht eingeführt wurde, kannten ausnahmslos alle Schüler nur die "alte". Es waren also alle gefordert, umzulernen, nicht nur die Kinder bis zum 6./7. Schuljahr. Damals hielten die Verantwortlichen das wohl für keine Überforderung. Und es mußten auch alle Lehrer auf die schnelle etwas nie Gekanntes lernen, was sicher immer noch nicht überall auf wünschenswertem Niveau angekommen ist - zumal das Umlernen ja strenggenommen noch gar nicht abgeschlossen sein kann, da an der neuen Orthographie, wie erwähnt, von ihren Urhebern immer noch nachgebessert wird, während die Lehrer sie den Schülern bereits beibringen sollen. Bei einer Rückkehr müßten diese Lehrer einfach nur zu dem zurückkehren, was die ganze lange Zeit vorher üblich war. Die Rückkehr wäre in jeder Hinsicht viel reibungsloser und kostengünstiger zu machen als die ursprüngliche reformbedingte Umstellung (nach der, im Gegensatz zur Rückkehr, kaum einer geschrien hat).

Nachdem ja nicht nur eine Mehrheit des Volkes die Reform ablehnt (man beachte, abgesehen von dem erwähnten Volksentscheid, auch die zahlreichen Umfragen, teilweise von renommierten Meinungsforschungsinstituten mit repräsentativem Anspruch erhoben, von denen keine einzige eine Mehrheit von Reformbefürwortern anzeigte), sondern auch die besten Schriftsteller, die die deutsche Gegenwartskultur zu bieten hat, sollten die Machtspitzen der Schulpolitik doch einmal langsam einsehen, daß das ganze Vorhaben weder mit demokratischen, noch mit kulturpflegerischen, noch mit wissenschaftlichen Grundsätzen vereinbar ist. Es gibt genügend Nachweise, die eindeutig darlegen, daß die neu reformierte Orthographie nicht nur die Sprache schlechter abbildet, weniger lesefreundlich, einer präzisen und gut geölten Kommunikation also fast ausnahmslos abträglich ist, sondern die Regeln darüber hinaus sogar komplizierter sind, als es jemals zuvor der Fall war. Daß die Rechtschreibung durch die Reform leichter würde, wurde ja nur von den Betreibern immer mit einigen geschickt gewählten Beispielen suggeriert (Dein Standpunkt, man müsse ja nicht das ganze Regelwerk kennen, die paar vereinfachten Regeln reichten ja schon aus, ist da etwas fragwürdig; in Wirklichkeit ist alles komplizierter, als die meisten denken. Zudem geht es in den vereinfachten Regeln, die Du wahrscheinlich meinst, ja üblicherweise nur um die Abweichungen vom Bisherigen, man muß sie also zusätzlich wissen - unter der Lupe betrachtet fällt auf, daß die Neuerungen jedoch in keiner Hinsicht ein irgendwie verbesserter Ersatz für Bisheriges sind). Würde man an den Schulen wieder die bewährte Rechtschreibung zur gelehrten Norm erklären, würde das tatsächlich sogar zu einer Entlastung der Schüler führen - jedenfalls, sofern man den Anspruch voraussetzt, daß überhaupt eine ausführliche Lehre der von den Schulbehörden selbst zum Unterrichtsgegenstand erklärten Rechtschreibung stattfinden soll. Wenn ein Abbruch der Reform bald geschähe, könnte man die Korrekturpraxis des Übergangszeitraums bis 2005 ja belassen, nur mit umgekehrten Vorzeichen: das mehrheitlich gegenwärtig Anerkannte würde nicht wahrheitswidrig als "veraltet" oder "überholt" markiert werden. So wären die Schüler, die sich schon an der Reformschreibung orientierten, nicht vor den Kopf gestoßen durch die abrupte Beendigung des von ihnen nicht verschuldeten Experiments.

Was die Zeitungen/Zeitschriften/Verlage betrifft: Auch die können natürlich genauso wieder zurückumstellen. Ich finde es immer etwas unbegreiflich, wieso eine Umstellung, die sich ja evident machen ließ, die ja gerade der Punkt ist, um den es geht, als unrealistische Option dargestellt wird. Die FAZ hat bewiesen, daß es selbstverständlich geht, wenn man nur will und die Größe besitzt, zuzugeben, einen vormals bereits gegangenen Weg als falsch erkannt zu haben. Abgesehen davon schreibt kaum eine öffentliche Publikation exakt nach dem offiziellen Reformregelwerk. Die meisten orientieren sich ohnehin nur mehr oder weniger an dem abgemilderten Reformorthographie-Derivat, das sich die dpa zurechtgezimmert hat. Und woran orientiert sich der Rest? Wer weiß schon genau in jedem Einzelfall, was tatsächlich orthodoxe Reformbefolgung sein soll? Der Duden etwa? Der von 1996 oder der von 2000? Der Rechtschreibduden, das große Wörterbuch oder der Praxisduden? Alle nach 1996 erschienen, alle führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.


eingetragen von uwe am 14.07.2001 um 18.44

Wo bist du ???

Bin ich denn der einzige hier im Forum, der für die RSR ist ???


eingetragen von uwe am 11.07.2001 um 06.13


eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2001 um 14.18

Der Rechtschreibwortschatz der gesamten Grundschule enthält nach offizieller Angabe (Näheres in "Regelungsgewalt") etwa 24 geänderte Wortformen, alle wegen ss. Andere Ministerien zählen 36 Formen, einschließlich "Leid tun". Nach den Sommerferien wäre das vergessen. Schüler machen zahlloses Fehler an anderen Stellen, die von der Reform nicht berührt sind. Die "alte" (in Wirklichkeit modernere) Rechtschreibung ist allgegenwärtig und wird den heutigen Schülern noch auf Jahrzehnte begegnen (das haben die Reformer selbst hervorgehoben und gerühmt, denn dadurch würde jeder sehen, daß Orthographie nichts Heiliges ist).

Wichtig: Die amtliche Neuregelung ist heimlich bereits in wesentlichen Zügen verändert worden; was heute an den Schulen noch gelehrt wird, ist längst überholt, darunter alle Dudenbände von 1996 bis 2000.

Wenn man diese beiden Punkte berücksichtigt, wird man vielleicht weniger unbedacht in das listig ersonnene Schlagwort der Kultusminister einstimmen, es gebe kein Zurück mehr. Vgl. meine kurze Darstellung unter demselben Titel "Regelungsgewalt" auf diesen Rechtschreibseiten unter den Aufsätzen!
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Th. Ickler


eingetragen von uwe am 10.07.2001 um 13.57

... was sich da in Schleswig-Holstein abgespielt hat. Als Schleswig-Holsteiner muss man sich ja verar.... fühlen. Obwohl ich regelmäßig die Tageszeitung, gelegentlich Zeitschriften wie Stern, Spiegel, Focus lese und regelmäßig Nachrichtensendungen im Fernsehen verfolge, habe ich das nicht registriert. Wurden da bewusst Informationen zurückgehalten ?

Trotzdem: Inzwischen ist der Zug doch längst abgefahren. Die Kinder bis zum 6./7. Schuljahr kennen nur noch die neue Rechtschreibung, die Zeitungen/Zeitschriften/Verlage haben fast alle umgestellt. Man kann das Verfahren zur Einführung der neuen Rechtschreibung anprangern und auch trefflich über das Für und Wider streiten, aber ein zurück gibt es meines Erachtens nicht mehr. Das sollten wir uns und vor allem unseren Kindern nicht antun. Das meint

Uwe


eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2001 um 13.01

noch folgende Erinnerung: Wie schon im "Schildbürger"-Buch gezeigt, war es die Absicht der Reformer, den Inhalt der Reform möglichst lange geheimzuhalten. Dahinter stand die Erfahrung von 1989, als eine Reform (derselben Urheber) einfach daran scheiterte, daß sie vorzeitig bekannt wurde! Im Jahre 1996 erschien das offizielle Dokument mit Wörterverzeichnis praktisch gleichzeitig mit der Einführung in die Schulen. Dadurch sollte jedes Zurück unmöglich gemacht werden, was auch gelang. Daher auch die zutreffende Feststellung von Minister Zehetmair, die Bevölkerung sei "überhaupt nicht informiert". Allerdings wußte Zehetmair wahrscheinlich nicht, daß dies Absicht war; er kannte ja die Hintergründe nicht, sondern vertraute blind seinen Ministerialräten Krimm und Schmid ("Schmid-Bertelsmann").

Was in Schleswig-Holstein gespielt wurde, war allerdings das allerübelste Stück und sollte in die Geschichtsbücher aufgenommen werden, damit die Schüler daraus lernen.
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Th. Ickler


eingetragen von Matthias Dräger am 10.07.2001 um 12.14

Hallo Uwe,

die sog. „Volksvertreter“ haben es tatsächlich für möglich gehalten, den Volksentscheid nach noch nicht einmal einem Jahr per Landtagsbeschluß aufzuheben.
Man hielt uns, der Volksinitiative damals vor, der von uns vorhergesagte "Dominoeffekt", d. h. daß auch andere Bundesländer die Reform stoppen, sei ja nicht eingetreten.
Hierzu muß man wissen: Die Kultusministerkonfrenz hat im Febr. 1997 bei ihrer Zusammenkunft in Bonn ausdrücklich beschlossen und öffentlich erklärt, die Rechtschreibreform lasse sich nur bundeseinheitlich umsetzen. Auch die Geschäftsordnung der KMK verlangt Einstimmigkeit der Beschlüsse.
Wir, die Mitglieder der Volksinitiative, haben uns natürlich auf das Wort der Kultusminister verlassen, daß man beim Ausscheren eines Bundeslandes von dem Vorhaben Abstand nehmen werde. Die Kulutsminister haben aber nicht Wort gehalten und sich sogar über die Geschäftsordnung ihres Vereins (KMK ist ein e.V.) hinweggesetzt.

Zu dem ganzen Komplex beginnt eine Sammlungn von Dokumenten und Kommentaren (hierzu als erster Einstieg zu den Hintergründen am besten mein Bericht vom 8. 6. 2001 geeignet), zu finden unter:

http://www.rechtschreibreform.de/Forum/showthread.php?threadid=122

Wie sollte denn auch der von uns eigentlich zu recht angenommene Dominoeffekt eintreten, wenn die Regierung des Landes Schleswig-Holstein sich weigerte, sich das Votum der Bevölkerung zu eigen zu machen und in der KMK nicht auf den bundesweiten Abbruch des Experimentes drängte? Das politische und sogar satzungsgemäße Mandat dafür war gegeben.
Auf der dem Volksentscheid folgenden Kultusministerkonferenz hielt es die Landeschefin, Heide Simonis, für möglich, das Land nach dem Volksentscheid durch Gisela Böhrk vertreten zu lassen. Diese Kultusministerin hat keine Finte ausgelassen, uns und die Bevölkerung auszutricksen. Zum Zeitpunkt der Teilnahme der Noch-Ministerin Böhrk an der KMK war bereits durch die Presse gegangen, daß sie auf ihrem Posten a b g e l ö s t werden wird, ihr Rücktritt war bereits beschlossene Sache!!! So ist man auch von Regierungsseite mit dem Volksentscheid umgegangen.

Die Rechtschreibung in den Schulen ist ein Kapitel für sich...

Gruß Matthias


eingetragen von uwe am 10.07.2001 um 11.25

Hallo Matthias,

vielen Dank für die Aufklärung. Ich wohne nicht in Schleswig-Holstein, die Geschehnisse im Vorfeld des Volksentscheids waren mir nicht bekannt. In Anbetracht dieser Tatsachen bin ich erstaunt darüber, dass eine so breite Ablehnung der Rechtschreibreform zustande gekommen ist.

Wie wird denn jetzt in den Schulen Schleswig-Holsteins geschrieben ? Altschrieb oder Neuschrieb ? Hat man sich etwa über den Volksentscheid hinweggesetzt ?

Gruß Uwe


eingetragen von Matthias Dräger am 10.07.2001 um 11.07

Lieber Uwe,

zur Frage "Polemisierung durch die Reformgegner" würde ich mich freuen, einige Beispiele zu hören. Es hat sich nämlich gezeigt, daß unsere Befürchtungen durch die tatsächlichen Auswirkungen der Reform noch übertroffen wurden.

Beim Volksentscheid zur Rechtschreibreform hatten wir als "Gegner" auf der anderen Seite:

- Die geschaffenen Fakten in den Schulen + die die Angst
der Isolierung (Argument "Insellage")
- Die Regierung
- Die Regierungsparteien SPD/ Bündnis 90 Die Grünen
- Das Kultusministerium
- Den Verband der Schulbuchverlage (die eine eigene
"Aufklärungskampagne" im Land starteten, Kosten nach
eigenen Angaben: 400.000,- DM. Es wurden u. a.in diversen
Zeitungen ganze Serien von Anzeigen geschaltet, Eltern mit
ihren Kindern. Tenor: "Eines Taqes wird Lisa bundesweit
eine Lehrstelle suchen. Helfen Sie mit, dass Lisa die
Rechtschreibung beherrscht, die für die übrigen Bundes-
länder verbindlich ist. Für die Reform, für die Kinder."
Die Anzeigen habe ihre Wirkung nicht verfehlt - dem
"Inselarguement" konnten wir kaum etwas entgegensetzen,
zumal wir nicht über einen Etat wie die Schulbuchverlage
verfügten.
- Den Bundeselternrat
- Der Rundfunk hat oft ausgewogen berichtet; allerdings war sich der NDR nicht zu schade, noch am Tag der Abstimmung die Bevölkerung stündlich in den Nachrichten davor zu warnen, für den Vorschlag der Volksinitiative zu stimmen, da das Land dadurch in die Isolierung gerate. Man muß kein Staatsrechtler sein, um eine derartige Verletzung der gebotenen Neutralität, zumal am Tag des Volksentscheids (!), richtig einschätzen zu können.

Eine nennenswerte Unterstützung durch Verbände oder Institutionen haben wir nicht erfahren. Auf unserer Seite stand allein die Bevölkerung - und das hat schließlich auch gereicht.
Zur Frage der Polemik stelle ich hier bald einen Artikel aus den Kieler Nachrichten ein ("Eine Art Schicksalsfrage").

Zu b) Die Rechtschreibreform war, zumindestens nach Meinung der Öffentlichkeit, bereits seit 2 Jahren in den Schulen eingeführt. Vor dem Hintergrund dieser angeblich geschaffenen Fakten neigen vor allem Eltern sehr leicht dazu, die Reform zu befürworten, damit "ihre Kinder nicht mehr umlernen müssen" (also ob die Kinder in der Zeit eine Rechtschreibung gelernt hätten, die selbst Wörterbuchredaktionen nicht richtig auslegen können).
Gruß Matthias


eingetragen von uwe am 10.07.2001 um 10.14

Die Zahlen waren mir nicht bekannt und die hohe Beteiligung an der Abstimmung überrascht mich.

Dennoch bleiben mir einige Zweifel:
a) Das Thema wurde seiner Zeit stark polemisiert (insbesondere von den Reform-Gegenern), was sicher zu der Meinungsbildung beigetragen hat. Demgegenüber war die Aufklärungsarbeit der Reformer mangelhaft.
b) Es ist leichter "nein" zu etwas zu sagen als sich zu Reformen zu bekennen.

Ich will mit diesen Einwendungen plebiszitäre Elemente, wie Volksbefragungen und Volksbegehren, nicht in Frage stellen. Vor allem sollte man, wenn man eine Volksbefragung macht oder ein Volksbegehren zulässt, das Ergebnis akzeptieren und umsetzen. Man sollte jedoch von Seiten des Gesetzgebers gut überlegen, zu welchen Fragen eine Volksbefragung sinnvoll ist. Auch zur "Euro-Einführung" würde das Volk derzeit "Nein" sagen, weil zu wenig Hintergrundkenntnisse vorhanden sind und "Stammtischparolen" sich nun einmal leichter durchsetzen. Ich meine, die Entscheidungsbefugnis ist in beiden Fällen beim demokratisch legitimierten Gesetzgeber gut aufgehoben.

Uwe


eingetragen von Matthias Dräger am 10.07.2001 um 09.36

Hallo Uwe,

das Ergebnis des Volksentscheides ist durch die Beteiligung der Presse an der Rechtschreibreform nicht allen bekannt geworden. Noch nicht einmal der Spiegel hat die Zahlen bekanntgegeben - Du befindest Dich mit Deiner Unkenntnis also in bester Gesellschaft.

Hier die Zahlen, die Deine 1. These widerlegen:

Abgestimmt wurde über insgesamt drei Möglichkeiten, vereinfacht:

1. Stop der Rechtschreibreform durch gesetzliche Regelung der Rechtschreibung an den Schulen (56,4%)

2. Ja zur Rechtschreibreform (29,1%)

3. Ablehnung der Vorschläge 1 und 2 (und damit auch Ablehnung der Rechtschreibreform) (14,6%)


Die Rechtschreibreform murde von 56,4% + 14,6% = 71% der Abstimmenden abgelehnt (das würde übrigens auch für eine Verfassungsänderung reichen). Das macht bei einer Wahlbeteiligung von 76,4 % eine Ablehnung der Rechtschreibreform in Höhe von 54%, gerechnet auf a l l e Wahlberechtigten.
Von den 26,6%, die nicht zur Wahl gingen, dürften auch noch einige gegen Rechtschreibreform gewesen sein, so daß die tatsächliche Ablehnung der Rechtschreibreform, bezogen auf alle Wahlberechtigten, auf jeden Fall irgendwo zwischen 54 (fest) und 71% (ca.) liegen dürfte.
Noch Fragen, Uwe?

Gruß Matthias



eingetragen von uwe am 10.07.2001 um 08.35

Talking

Hallo litebloo,

habe mit Interesse die Diskussion hier verfolgt. Bislang habe ich mich nur im Gästebuch betätigt und von den "alten" Herren, die die alte Rechtschreibung verteidigen, eins auf die Nuss bekommen.

Ich stimme dir zu, dass die RSR eher positiv zu bewerten ist. Es ist nicht der große Wurf, der aus meiner Sicht erforderlich wäre, es ist vielmehr ein "Reförmchen". Im Ergebnis hat sie die Erlernbarkeit und Beherrschbarkeit der deutschen Rechtschreibung minimal leichter gemacht, da insbesondere hinsichtlich der Zeichensetzung mehr Freizügigkeit besteht. Ich gebe zu, auch ich habe nicht das 90-seitige Regelwerk gelesen. Muss man auch nicht, es reicht aus, die wenigen wichtigen Regeln zu beherrschen.

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist die Anti-Reform-Bewegung. Es gibt wirklich wichtigere Themen über die es sich zu diskutieren lohnt. Auch die Thesen der Reformgegner halte ich persönlich für falsch:

These: Die RSR wurde gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchgeboxt.

Der Mehrheit der Bevölkerung sind die Rechtschreibregeln ziemlich egal. Die, die dagegen sind, sind nur am lautesten. Ich weiß nicht wie hoch die Beteiligung am Volksentscheid in Schleswig-Holstein war, aber ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung des Landes dagegen gestimmt hat. Überdies ist es aus meiner Sicht typisch deutsch gegen "Reformen" zu sein (Ist ja auch einfacher als konstruktiv an Reformen mitzuwirken).

These: Die Fehlerhäufigkeit ist durch die RSR gestiegen

Ist doch völlig normal, dass nach einer Veränderung die Fehlerhäufigkeit zunächst steigt, da weniger die neuen Rechtschreibregeln beherrschen. Auch altgediente Lehrer dürften sich damit zunächst schwer tun. Das ganze ist aber nur eine Frage der Zeit.

These: Die deutsche Sprache wird verhunzt.

Die minimalen Veränderungen sind nicht in der Lage die deutsche Schriftsprache entscheidend zu verändern. Außerdem muss Sprache lebendig und anpassungsfähig bleiben. Ansonsten wäre es eine tote Sprache.

Anmerkung an Ickler, Markner und Co.:
Den Einwand, dieser Beitrag sei von sachlicher Unkenntnis geprägt, können Sie sich sparen. Das weiß ich.

Uwe




eingetragen von Theodor Ickler am 28.04.2001 um 03.49

Nur eine kurze Bemerkung zu Herrn Melsa: Mir liegen außer Zeitungen durchaus noch andere Texte vor, darunter das Projekt Gutenberg, das man außer auf CD auch online nutzen kann, sowie die "digitale Bibliothek der deutschen Literatur und Philosophie" (50.000 Seiten), abgesehen von Spezialkorpora wie den deutschen Gesetzen (Schönfelder) u. ä. Man kann auch in das IDS-Korpus hineinschauen. Was die Literatur betrifft, ist der Nutzen leider etwas beschränkt, nicht wegen der Willkür, die man den verrückten Poeten seitens des IDS unterstellt, sondern weil überall besondere Konventionen herrschen, oder weil die Ausgaben schon ein bißchen älter sind (ohne aber stets historisch-kritisch zu sein!). So gibt es Bücher, in denen "kennen lernen" immer getrennt geschrieben wird, andere haben es nur zusammen usw. Ich bin dann doch meistens wieder auf die Zeitungen zurückgekommen, gerade weil sie spontaner sind.
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Th. Ickler


eingetragen von Matthias Dräger am 27.04.2001 um 20.56

Sehr geehrter Herr Hoogestraat, wenn das Buch schon vorliegt, also z. B. in der Buchhandlung, genügt oft ein kurzer Blick in das Buch; am schnellsten erkennt man den Neuschrieb meist am "dass".
Ansonsten kann ich nur empfehlen: Bei evtl. Bestellungen ausdrücklich angeben: bitte n u r in "alter" Rechtschreibung liefern (ich verwende hier ausdrücklich einmal den Begriff "alt", damit es wirklich nicht zu Mißverständnissen kommen kann).
Kann der Verlag nicht liefern, bleibt noch die MÖglichkeit, das gewünschte Buch über ein Antiquariat zu beorgen (z. B. den Verbundkatalog http://www.zvab.com, der ca. 3 Millionen Titel aufführt).
– geändert durch Matthias Dräger am 29.04.2001, 07:09 –


eingetragen von Krino Hoogestraat am 27.04.2001 um 08.30

Danke, Herr Melsa, für Ihren Hinweis darauf, daß Michael Ende auch von Erwachsenen geschätzt wird. Aufgrund meiner frühen Geburt konnte ich "Momo" und "Die unendliche Geschichte" nicht im Kindesalter lesen, aber mir würde etwas fehlen, wenn ich das nicht als Erwachsener nachgeholt hätte! -

Worauf ich mit meiner Erwähnung dieses Autors - und der Empfehlung an Sarah - eigentlich hinauswollte: Wie kann ich rechtzeitig feststellen, ob ein Buch, das ich gewillt bin zu kaufen (weil ich es bereits kenne und liebe), mir dann doch in Neuschrieb auf den Tisch kommt? Hat da jemand Erfahrung? Lohnt es, ggf. direkt beim Verlag anzufragen?

Ein "reformiertes" EDV-Sachbuch könnte ich notfalls widerwillig benutzen. Aber Momo in falscher Rechtschreibung, das würde nicht gehen.

Allen Lesern dieser Seiten ein schönes Wochenende!

K. H.

__________________
Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3
26723 Emden


eingetragen von Christian Melsa am 27.04.2001 um 07.42

An den von Herrn Ickler vorgestellten, in Neuschrieb ungestalt umgestalteten Ende-Zitaten sieht man deutlich etwas, das mir auch bei der Lektüre der neueren Drei-Fragezeichen-Bücher und "Sofies Welt" aufgefallen ist: Viel entstellender als auf Zeitungsprosa wirken sich die Reformänderungen auf erzählende und sonstige gehobene Literatur aus. In Anbetracht dessen ist auch der Aufschrei der Schriftsteller angesichts des Reformergebnisses um so verständlicher. "Sofies Welt" hatte ich zunächst in alter Rechtschreibung gelesen, in einem Exemplar einer Freundin von mir, daraufhin Blut geleckt und mir das Buch selber angeschafft. Erschrocken wurde ich meines Pechs Gewahr, daß ich dummerweise eine konvertierte Auflage erwischt hatte (kurz darauf hörte ich aber auch davon, daß das Buch in alter Rechtschreibung immer noch lieferbar ist). Nicht selten sträubten sich mir die Nackenhaare ob der widersinnigen Schreibungen, die sich darin fanden. Die Sprache der Literatur ist halt doch noch beträchtlich anders als die der Zeitungen, ein Grund übrigens, warum die Textkorpora des Icklerschen Rechtschreibwörterbuchs noch um einige Kategorien erweitert werden müßten (oder sind in den SZ- und FAZ-Archiven auch dort abgedruckte Romanausschnitte enthalten?).

Übrigens, litebloo, Michael Ende ist zwar bekannt als Autor von Kinderliteratur, er hat aber auch vieles auf Erwachsene Abgezieltes geschrieben. Zudem werden (ähnlich wie aktuell Harry Potter, wenn man sich Potter-Medienhysterie etwas zurückgeschraubt vorstellt) seine Kinderbücher auch von Erwachsenen geschätzt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.04.2001 um 21.48

Liebe Sarah,

nach den vielen Zuschriften nur kurz:

Dir wird man sicher in der Schule erzählen, Deutschland sei nach finsteren Jahren eine Demokratie: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" (Grundgesetz).

1998 bin ich mit meinem Sohn (heute 13) durch unsere Gemeinde in Schleswig-Holstein gezogen, habe Aufklärungszettel gegen die Rechtschreibreform verteilt und Unterschriftenlisten eingesammelt.

Trotz vieler schmutziger Tricks der Regierung entschied am 27.9.1998 das Volk zu 71 Prozent gegen die „Rechtschreibreform" (an den Schulen).

Die Regierung führte dennoch die Reform ein – in den Ämtern und konnte nun behaupten, die Schüler könnten nicht einmal in den Staatsdienst treten mit ihrer „alten" Rechtschreibung.

Darauf stimmten die Parteibonzen im Parlament am 17.9.1999 zu 100 Prozent für die Abschaffung des Volksentscheids und für die „Rechtschreibreform".

Demokratie heißt aber „Volksherrschaft" und nicht Parteiendiktatur.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 22.04.2001 um 13.34

Zu Michael Ende (der übrigens nicht der Verfasser von "Peterchens Mondfahrt" ist) habe ich schon mehrmals etwas gesagt, u. a. in meinem neuen Buch, woraus folgender Abschnitt stammt:

In Michael Endes "Wunschpunsch" (Thienemanns Verlag) lesen wir jetzt: "Sie haben einen Hohen Rat einberufen und der hat entschieden geheime Botschafter in alle Himmelsrichtungen zu schicken." Zwei Kommas sind gestrichen, der Satz liest sich entsprechend mühsam. Mit dem Lesen steht es ohnehin nicht gut bei deutschen Kindern. Nun stolpern sie auch noch ständig über Sätze wie "Jakob bettelte dabei bleiben zu dürfen". Michael Ende hatte natürlich geschrieben: "Jakob bettelte, dabeibleiben zu dürfen." In der Neubearbeitung von "Momo" heißt es gar: "es war Zeit sparender" - eine grammatische Monstrosität, die aber den neuen Regeln entspricht.

Im neuesten Duden ist "zeitsparend" gegen die amtlichen Regeln wiedereingeführt, wodurch aber der Rotdruck bei "Zeit sparend" sinnlos wird, denn dies gab es ja auch vor der Reform. Hinzugefügt ist "aber nur 'zeitsparender'", genau wie wir es den Reformern jahrelang vorgehalten haben und wie sie es als "unumgänglich notwendige" Regeländerung einführen wollten. Das haben sie nun getan, aber heimlich, so daß noch nicht jeder gleich erkennt, daß auch der Thienemann-Verlag die Werke Michael Endes alle noch einmal neu drucken muß. Er wird es zweifellos tun, aber es wird nicht die letzte Umstellung sein.

Nachtrag: Hier sind noch ein paar Änderungen, die der Verlag bei Michael Ende vorgenommen hat (die Originalschreibung läßt sich meistens erraten, ein paarmal ist sie hinzugefügt):

Michael Ende: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch. Thienemann, Stuttgart 1997.

(1998 erschien eine Lizenzausgabe als Heyne-Taschenbuch in alter Rechtschreibung!)

17: Doctor honoris causa statt horroris
19: Der Zauberer brachte ein kleines nervöses Lächeln zu Stande.
34: Sie tun mir so Leid.
80: Aus nichts schöpfst du immerfort Geld
und mit Geld kann man alles machen
statt
Aus Nichts schöpfst du immerfort Geld,
und mit Geld kann man Alles machen
91: Aus der Sache kann nichts werden - so Leid es mir für dich tut.
106: Irrwitzer eilte davon und Tyrannja folgte ihm mit überraschender Behändigkeit.
116: Jakob bat und bettelte dabei bleiben zu dürfen (Jakob bat und bettelte, dabeibleiben zu dürfen)
123: Hast Recht.
133: auf der glatt geräumten Straße
133: nebeneinander her gelaufen (nebeneinanderher gelaufen)
141: in einer wohl begründeten Sorge
153: wenn Jakob nicht herbeigeflattert wäre und ihn im letzten Augenblick am Schwanz fest gehalten hätte
176: einen tief gefühlten Seufzer (tiefgefühlten)
178: herumgeschrien (herumgeschrieen)
185: das is´im Augenblick alles ziemlich Wurscht
188: Er sah plötzlich viel größer und sehr Ehrfurcht gebietend aus (!)
197: grün glühende Blitze (grünglühende)
212: Wer Brunnen vergiftet (brunnenvergiftet)
233: Irgendwie tun sie mir fast Leid
durchgehend: Sankt Silvester (Sylvester), als Erstes, außerdem: Kängurus, Raunächte



– geändert durch Theodor Ickler am 23.04.2001, 17:34 –
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 22.04.2001 um 12.56

Hallihallo,

eigentlich sollte ich gar nicht so guter Laune sein, weil heute wieder nach 2 Wochen Ferien die Schule angefangen hat, aber ich bin nicht mal müde.

Vergnügungssüchtig, warum nicht? Ist doch eine der wenigen schönen Sachen im Leben. Wenn man sich nciht freuen könnte, wär's auch nix.

Michael Ende. Oh je. Der hat doch diesen Verwunschendingsbumsirgendwas Wunschpunsch oder sowas geschrieben. Jedenfalls ein sehr seltsamer Titel. Außerdem hab ich noch das Buch Peterchens Mondfahrt. Das ist doch auch von dem, oder? An beide kann ich mich kaum erinnern, weil sie beide bei meiner Mudda irgendwo rumliegen und ich jetzt nicht nachgucken kann. Aber soweit ich mich erinnern kann hat er einen langweiligen Stil und schreibt doch auch mehr Kinderbücher und sowas, was mich nicht sonderlich interessiert. Aber ich frage mich, was sie sonst so lesen. Doch nicht Michael Ende?!

Der Staat hat doch gar kein Geld für neue Schulbücher, oder? Jedenfalls find ich es gut, dass die das gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt haben, weil es sonst ja die neue Rechtschreibung jetzt nicht geben würde *fröhlich guck*

Naja, 'im Dunkeln' findet man ja nicht ganz so oft in den Büchern wie 'am besten' und darum ist mir das sicher noch nciht aufgefallen. *g*

Ich hab übrigens auch keinen neuen Duden (oder ist es so wichtig?) ... mein Cousin hat sich extra nochmal einen alten gekauft. Grmbl.

Sarah
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 22.04.2001 um 06.46

Die von Herrn Melsa mit Recht noch einmal festgehaltene Tendenz zu überwuchernder Großschreibung wird durch den bekannten Aufsatz des Reformers Gallmann gefördert. Er argumentiert nämlich - sehr im Gegensatz zu früheren Arbeiten - neuerdings so: Im Zweifel genügt es schon, daß derselbe Wortkörper irgendwo als Substantiv vorkommt, um die Großschreibung zu rechtfertigen. Daß es sich um zufälligen Gleichklang (Homonymie, Homophonie) handeln könnte (wie bei leid/Leid), zählt für ihn nicht. Hinzu kommt die ebenfalls von ihm bereits als wünschenswert bezeichnete Großschreibung bei "von weitem" usw. (insgesamt nach seiner Zählung zwölf sehr häufig gebrauchte Wendungen mit Präposition, aber ohne Artikel).
Dies führt zu der eigenartigen Lage, daß gerade die heftigsten Befürworter der "gemäßigten Kleinschreibung" heute exzessiv groß schreiben, sogar noch über die bald überwundenen Gewohnheiten des 19. Jahrhunderts hinaus. Darin einen Fortschritt zu sehen erfordert schon eine besondere Rabulistik.
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Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 22.04.2001 um 04.05

An Herrn Hoogestraat: Nein, "am besten" heißt immer noch "am besten". Es heißt sogar gemäß Reform immer noch korrekt: "Mir ist das alles leid" oder "Wenn es so weitergeht, werde ich hungers sterben müssen" (ja, auch "weitergeht")! Viele Leute, darunter auch ein gewisser hiesiger Oberschulrat, mit dem ich schon dazu korrespondiert habe, sind offenbar im Glauben, man würde halt jetzt mit der simplen Artikelprobe alles lösen können, oder Wörter, die es auch als Substantive gibt, seien nunmehr immer groß zu schreiben. Der Schluß drängt sich bei sowas wie "Da hast du Recht", "Tut mir Leid" oder "Wir treffen uns heute Mittag" ja auch auf. Der Umfang der reformierten GKS-Regeln hat im Vergleich zu den früheren Dudenregeln enorm zugenommen! Es ist rein überhaupt nichts einfacher geworden, es ist nur die Grenze verschoben worden, ein paar Wörter werden auf einmal (teilweise widergrammatisch) groß geschrieben, und schon denken sogar Leute vom Schulamt, weil dies bisher Fehler gewesen wären und nun eben nicht mehr, es ließen sich so Fehler vermeiden. Was ja auch zutrifft - aber eben nur für genau diese Fehler, während alle, die es so schreiben wie bisher, nun wiederum Fehler machen, die vorher keine gewesen wären. Eine Milchmädchenrechnung, die eigentlich nicht so schwer zu entdecken ist. Aber man könnte meinen, für Kultusministerien würde sogar ein Sonderschulabschluß schon reichen...


eingetragen von Krino Hoogestraat am 21.04.2001 um 19.00

Antwort an Sarah.

Erst will ich mal wieder was Nettes sagen. Ich finde es sehr ungewöhnlich, daß eine Jugendliche von 13 Jahren sich so intensiv mit der deutschen Sprache auseinandersetzt, und es gibt mir ein bißchen Grund zu der Hoffnung, daß doch nicht alle so oberflächlich und vergnügungssüchtig sind, wie ich manchmal fürchte. Den meisten Leuten, die ich so kenne, egal welchen Alters, geht das Thema wirklich "am Arsch vorbei" (Deine Formulierung! Als gebildeter älterer Herr darf ich eigentlich so was gar nicht sagen :-).

S:
Für Mann und Storm habe ich nicht viel übrig, zumindest für den Inhalt der Bücher nicht. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass man in der Schule gezwungen wird, Bücher wie den Schimmelreiter zu lesen. *gräuel*.

K:
Da kann ich Dir nur zustimmen, auch mir waren in der Schule die sogenannten Klassiker ein Graus. Trotzdem lese ich jetzt den Schimmelreiter, Pole Poppenspäler, den Zauberberg, die Buddenbrooks und sogar Goethe mit großem Genuß. Also man ist im Leben nie vor Überraschungen sicher. Kleine private Frage zwischendurch: Was hältst Du denn von Michael Ende? Sag' jetzt nicht, von dem hättest Du nie etwas gehört.

S:
Was meinen Sie mit 'schlicht ignorieren'? Dass die Autoren einfach in alter Rechtschreibung schreiben oder mit ihren Formulierungen wieder alles ausgleichen?

K:
Ich meine beides. Man kann ja Wörter, die einem in neuer Rechtschreibung nicht gefallen, einfach durch andere ersetzen. Statt "es tut mir Leid" sage ich dann eben "ich bedaure es". Aber es gibt ja auch lebende (und sehr berühmte) Schriftsteller, die ihren Verlagen verbieten, ihre Bücher "reformiert" zu drucken.

S:
Ich würde gerne wissen, ob die Kommasetzung die einzige Sache ist, die Sie an der neuen Rechtschreibung auszusetzen haben.

K:
Nee, ist sie nicht. Eigentlich lehne ich die ganze Reform ab. Und das nicht nur, weil ich sie wirklich insgesamt schlecht finde, sondern auch wegen der merkwürdigen Art, wie sie gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchgedrückt würde. Manchmal habe ich den Verdacht, sie wurde nur gemacht, weil man mit neuen Schulbüchern eine ganze Menge Geld verdienen kann.

Mit ganz wenigen Sachen kann ich leben; dazu gehört die Erlaubnis, s-t zu trennen. Also Kas-ten statt Ka-sten - warum nicht!

S:
„Die Polizei tappt im Dunkeln“ ... mh, ja. Das sind einige unschöne Dinge, aber vielen ist das sicher gar nicht aufgefallen (mir sicher auch nicht oder nur unterbewusst). Ich hab schon immer das "im Dunkeln" in dem Fall groß geschrieben, soweit ich zurück denken kann. Schade ist es wirklich um diese kleinen Dinge, aber man lernt doch nicht umsonst, dass "im" "in dem" bedeutet und dass da ein Artikel drin steckt und dass dann "im Dunkeln" groß geschrieben wird.

K
Das ist genau das Schlimme: Daß Feinheiten "weggeschliffen" werden sollen. Feinheiten sind nicht lebensnotwendig, aber sie machen das Leben schön. Die Grundregel beschreibst Du völlig richtig - aber dann kommen eben, wie immer im Leben, die Ausnahmen. Ich bin sicher: Auch Du schreibst "am besten" klein! Obwohl "am" "an dem" bedeutet und man "eigentlich" groß weiterschreiben müßte. Frage: Oder soll "am besten" jetzt tatsächlich großgeschrieben werden? Ich besitze keinen reformierten Duden.

Herzliche Grüße

Krino
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Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3
26723 Emden


eingetragen von litebloo am 21.04.2001 um 17.04

Hallo,

für Mann udn Storm habe ich nicht viel übrig, zumindest für den Inhalt der Bücher nicht. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass man in der Schule gezwungen wird, Bücher wie den Schimmelreiter zu lesen. *gräuel*

Was meinen Sie mit 'schlicht ignorieren'? Dass die Autoren einfach ein alter Rechtschreibung schreiben oder mit ihren Formulierungen wieder alles ausgleichen?

Ich würde gerne wissen, ob die Kommasetzung die einzige Sache ist, die Sie an der neuen Rechtschreibung auszusetzen haben.

„Die Polizei tappt im Dunkeln“ ... mh, ja. Das sind einige unschöne Dinge, aber vieln ist das sicher gar nicht aufgefallen (mir sicher auch nicht oder nur unterbewusst). Ich hab schon immer das "im Dunkeln" in dem Fall groß geschrieben, soweit ich zurück denken kann. Schade ist es wirklich um diese kleinen Dinge, aber man lernt doch nicht umsonst, dass "im" "in dem" bedeutet und dass da ein Artikel drin steckt und dass dann "im Dunkeln" groß geschrieben wird.

Ja, das können sie nur, weil sie die ß-Regel können. Und die ist nicht weniger schwierig, als die ss-Regel. Nur das Wort ist anders. Ja natürlich wird man die Schwierigkeit behalten, aber die haben das Wort geändert, damit es nicht eine Ausnahme mit dem "ß" gibt. Denn bei allen anderen Worten haben sie es ja auch umgeändert.

Schönen Tag noch,

Sarah
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So sei es.


eingetragen von litebloo am 21.04.2001 um 16.44

Hallo,

ach, gibt es noch mehr, die für die Reform sind und es auch sagen? Naja, viel bekommt man davon aber nicht mit. Leute aus dem Kutusministerium brauchen meines Wissens nur einen Realschulabschluss. Trotzdem finde ich die neue Rechtschreibreform genial.

Ich muss zustimmen, für den Leser ist sie tatsächlich nicht einfacher geworden. Das merke ich ja selbst, ich lese viel. Aber soll sie so viel schwerer geworden sein? Außer dem "kein Komma vor erweitertem Infinitiv" sehe ich da keum eine Übereinstimmung.
"... selbst die Wörterbuchredaktionen, also die absoluten Experten auf diesem Gebiet, sind an einer einheitlichen Auslegung dieser Regeln gescheitert, wie die zahlreichen Abweichungen der frühen Auflagen nach der Reform zeigen." Das wusste ich ja gar nicht. Vielleicht können sie mir etwas mehr davon erzählen.
"Und natürlich unverbesserliche Ideologen, denen man mit logischen Beweisführungen einfach nicht beikommen kann." Vielleicht sollten Sie das nächste mal nicht solche Wörter wie Ideologe benutzen, Lexika sind nicht allzu verständlich. Aber wnen ich richtig verstanden habe, was sie damit meinen, muss ich sagen, dass ich nicht dazu zähle. Ich sehe ein, dass einige Sachen bei der neuen Rechtschreibung nicht logisch sind, vielleicht sogar dumm, aber sehr viel einfacher als die alte Rechtschreibung. Ich muss mir, wie schon gesagt, schlimme Rechtschreibung selbst bei älteren Leuten anschauen. Und so kann das meiner Meinung nach nicht weiter gehen. Die Deutschen sollen eine gescheite Rechtschreibung und Kommasetzung lernen und auch wenn sie dann etwas angeknackst ist, aber es kann doch nicht angehen, dass viele das Wort Kaffee oder Schneemann nicht richtig schreiben könen. Sowas muss ich mir doch nicht antun. Mir liegt viel daran, dass es mit der Rechtschreibung nicht so abwärts geht. Die meisten schreiben E-Mails und chatten und da achtet man nicht mehr so auf Rechtschreibung, wie es früher in Briefen üblich war. Oder sie strengen sich nicht an, weil es die Lehrer selbst nciht könenn oder lesen nicht mehr. Dagegen kann man nichts machen, aber wenn man im Diktat mit 4 Fehlern noch eine 1- bekommt, muss man sich schon mal überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, dass jetzt die Rechtschreibung einfacher verständlich ist.

Ich lese auch die Bücher in alter Rechtschreibung und das stört mich auch nicht. Und ich versuche auch keinem, meine Meinung aufzubinden, ich vertrete sie nur und hoffe, dass man mich versteht. Redliche und gute Schulbildung ... davon rede ich doch die ganze Zeit. Wer mit einem Abi die Schule verlässt, ohne auch nur in drei Sätzen hinter einander keinen Fehler zu machen, der hat meiner Meinung nach in Deutsch eine 5 verdient.

Zeit hat man als Schüler schon. Vielleicht komtm mir das auch nur so vor, weil ich so gut wie keine Hausaufgaben mache oder mich anderweitig mit der Schule im meiner Freizeit beschäftige, aber meine halbe Klasse schreibt schnell in dne Pausen noch die Hausaufgaben ab. Da kann man keinem weismachen, dass Schüler keine Zeit hätten. Den meisten Schülern ist das alles total egal (außer vielleicht ein paar Ausnahmen wie mir). Und leid tragend sind wir auch nicht. Für die, die kaum Probleme beim Schreiben haben, wird das wohl auch kein Problem sein, wieder was anders zu benutzen (obwohl's schon schade wär'), aber für die, die eh nichts verstehen, die werden auch nicht viel mehr Fehler machen, als vorher schon.

Ich hab mich schon gewundert, wie ein Autor so viele Bücher schreiben könnte ... Ja, das Buch meinte ich und der Verlag hatte recht, ich hab es genommen, weil es sich interessant angehört hat. Kennen sie die Autoren persönlich? Oh jeh... Also, ich dachte, dass solche Korrekturarbeiten der Verlag übernimmt? Wie auch immer... 'leeren' wurde auch mit der alten Rechtschreibugn so geschrieben... *g*

Sarah
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So sei es.


eingetragen von Krino Hoogestraat am 20.04.2001 um 22.00

Antwort an Sarah. Du hattest folgende Frage gestellt: Meinen Sie, dass durch die Vereinfachung (manche Leute würden es in Anführungszeichen schreiben) die Schönheit der deutschen Sprache kaputt gemacht wird? -

Die Antwort fällt mir nicht ganz leicht, weil ich darüber noch nicht so richtig nachgedacht habe; aber zum Denken ist es ja nie zu spät, also versuch ich’s. :-)

Schönheit der Sprache ist glaube ich etwas, das entsteht, wenn Sprecher oder Schreiber besonders meisterhaft mit der Sprache umgehen. Also für mich zum Beispiel Thomas Mann oder Theodor Storm.

Die Rechtschreibregeln haben wohl eher einen geringen Anteil an dieser Art von Schönheit. Ein Meister der Sprache, der sein Handwerkszeug liebt, wird im übrigen Regeln, die ihm „gegen den Strich gehen“, elegant umschiffen oder schlicht ignorieren.

Niemand wird gegen eine Vereinfachung sein, wenn sie denn tatsächlich eine ist und nicht an an-derer Stelle einen Schaden anrichtet. - Mein Problem ist nicht so sehr gefährdete Schönheit, son-dern gefährdete Funktionalität. Das soll heißen, mit vereinfachten Rechtschreibregeln wird es schwerer, so zu schreiben, daß der Leser möglichst gleich und möglichst eindeutig versteht, was der Schreiber will. Bezüglich der Kommas sind wir uns ja schon einig: Größere Freiheit beim Kommasetzen freut den unerfahrene Erwachsenen und Schüler, aber beim Lesern stolpert man öfter.

Natürlich verstehe ich auch, wenn da heute jemand schreibt: „Die Polizei tappt im Dunkeln“. Aber früher gefiel’s mir besser: Denn die Kleinschreibung wies mich sofort darauf hin, daß hier nicht im Dienstbüro der Strom ausgefallen ist, sondern daß die Beamten halt keine Ahnung haben, wer’s war.

Solche Art von Kleinschreibung hat doch einen guten Sinn: Man wird sofort mit der Nase darauf gestoßen, daß das verwendete Hauptwort nicht mehr das bedeutet, was es „sagt“, sondern eine Be-deutungs-„Übertragung“ stattgefunden hat. Es ist doch ein Unding, daß man uns solche raffinierten kleinen Hilfsmittelchen jetzt verbieten will, weil sie angeblich zu Schreibfehlern führen.

Auch die „neue“ ss-ß-Regel soll ja Vereinfachung bringen. Ich könnte von heute auf morgen diese Regel fehlerfrei anwenden, wenn ich wollte. Aber das kann ich doch NUR, weil ich auch die „alte“ ss-ß-Regel schon kapiert hatte!! Ich brauche nämlich nur alle „alten“ ß, die nach einem kurzen Vokal stehen, durch „ss“ zu ersetzen. - Die Schreibung der s-Laute war schwierig und bleibt schwierig. Wer früher hier Probleme hatte, wird sie behalten. Wer statt Buß jetzt Buss schreibt, wenn er Bus meint, was hat der gewonnen? (von daß - das - dass will ich gar nicht reden, denn das ist kein Rechtschreibproblem.)

Also: Die neue ss-ß-Regel ist genau so leicht oder schwer wie die alte. Aber warum hat man sie dann gemacht?? Nur um was zu ändern? So, wie man „eben mal so“ die Möbel im Wohnzimmer umstellt? Der einzige „Erfolg“ ist Schlussstrich statt Schlußstrich, muss statt muß, Kuss statt Kuß. Wo, um Himmels willen, ist der Vorteil??

So, jetzt habe ich mich wieder richtig in Rage geschrieben und werde nicht einschlafen können. Das hat man davon :-)

Liebe Grüße
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Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3
26723 Emden


eingetragen von Christian Melsa am 20.04.2001 um 16.42

Hi litebloo,

gleich zu Deinem ersten Satz: Ich habe gar nicht gedacht, daß Du über alle Zusammenhänge und Hintergründe Bescheid wüßtest, das tun schließlich auch nicht besonders viele. Deswegen habe ich ja versucht, Dir in ein paar Sätzen einiges Wesentliches zusammenzufassen. Übrigens sehr aufschlußreich, was Du so aus der Schule erzählst: Dein Lehrer weiß nicht richtig, was ein Partizip ist, Du bist die einzige in der Klasse, die das Wort Rechtschreibreform ohne Fehler schreiben kann... Vielleicht etwas überspitzt dargestellt, aber sicherlich nicht ohne Grund. Die Idee der Kultusminister scheint also nicht gerade in strahlenden Erfolg zu münden. Immerhin gibt es zwischendrin noch ein paar sensiblere Gemüter wie Dich, die "solche Verschandelung der Rechtschreibung nicht befürworten" möchte.

Deine Forderungen sind auch klar und nachvollziehbar: Eine bessere Rechtschreibung, die leichter zu verstehen ist. Nun gut, das ist die alte. Daß das neue Regelwerk bedeutend umfangreicher ist und auch mehr Komplexität aufweist, kann ja wohl kaum die Aussage zulassen, es sei einfacher als das vorige. Einzelschreibweisen einfach auswendig zu lernen ist natürlich logischerweise nach der Reform auch nicht schwerer oder einfacher als vorher. Das reformierte Regelwerk weist die höhere Komplexität auf, ohne damit im Gegenzug sprachlichen Gewinn herzustellen. Ganz im Gegenteil: die Differenzierungsfähigkeit der Schriftsprache wird stark beschnitten, wo überhaupt etwas verändert wurde.

Deine Einschätzung, der "unlogische" Teil sei bei der neuen Rechtschreibung viel kleiner, kommt mir etwas vorschnell vor. Es ist zwar richtig, daß in dem Bereich der Getrennt-/Zusammenschreibung mit der Reform eine konsequentere Regulierung vorgenommen wurde, allerdings sind diese Regeln in ihrer Kompliziertheit geradezu absurd. Sie haben auch keine sprachliche Funktion, sie regeln einfach nur, um zu regeln. Bisher hat ein gut entwickeltes Sprachgefühl ausgereicht, um mit der Angelegenheit zufriedenstellend klarzukommen, nun muß man einen Regelkomplex beherrschen, den man kaum durchschaut, selbst wenn er direkt vor einem liegt. Ihn beim Schreiben intuitiv anzuwenden ist völlig abwegig, eher merkt man sich einfach die Wörter, wie sie im Wörterbuch stehen (was man immer schon machen konnte). Man kann außerdem nicht unbedingt immer nachvollziehen, wie die resultierenden Schreibweisen sich aus diesen Regeln ergeben haben sollen, selbst die Wörterbuchredaktionen, also die absoluten Experten auf diesem Gebiet, sind an einer einheitlichen Auslegung dieser Regeln gescheitert, wie die zahlreichen Abweichungen der frühen Auflagen nach der Reform zeigen. Es gibt also eine Menge Beweise dafür, daß die Rechtschreibung durch die Reform keinesfalls einfacher oder gar insgesamt (auch für den Leser) besser geworden ist. Das wird besonders von denen aber trotzdem unermüdlich schlicht behauptet, die entweder wirtschaftlich von der Reform profitieren oder sich dazu politisch gezwungen sehen, da sie sonst befürchten, ihr Gesicht zu verlieren. Und natürlich unverbesserliche Ideologen, denen man mit logischen Beweisführungen einfach nicht beikommen kann.

Du gibst ja zu: "Ob ich die alte Reform damals in der ersten und zweiten Klasse verstanden habe weiß ich nicht mehr" (nach dem "habe" müßte übrigens ein Komma stehen, nur als Hinweis). Tja, so ist es natürlich etwas schwer, die beiden Rechtschreibungen qualitativ miteinander zu vergleichen. Aber Du stößt ja auf die alte Rechtschreibung in allerlei Büchern, spätestens, wenn Du meinen Lektüreempfehlungen nachgehst (gibt´s garantiert auch in der Bücherhalle, schont das Taschengeld). Ohne diese Möglichkeit des eigenen analytischen Vergleichs ist man natürlich im großen und ganzen darauf angewiesen, zu glauben, was andere einem erzählen. Ich halte mich selbst allerdings für einen ziemlich vertrauenswürdigen Menschen in dieser Angelegenheit, schließlich verdiene ich nichts an einer Verhinderung der Reform, mir geht es einfach nur um Schutz und Pflege der Sprache, redliche und gute Schulbildung sowie um moralischen Anstand in der Politik (ich weiß, der ist dort nicht besonders tief verwurzelt, aber erwarten, fordern und überwachen muß man das gerade deswegen besonders).

Daß eine nicht unbeachtliche Menge auch unter Schülern die Reform scheiße findet, habe ich auch schon gelegentlich feststellen können. Es ist nicht weiter verwunderlich, daß kaum einer unter ihnen allzu stichhaltige Argumente vorbringen kann, immerhin müßte man dazu über einige Hintergründe informiert sein, und als Schüler hat man für ausgiebige eigene Nachforschungen wohl kaum genug Zeit (oder auch nur Lust, neben der Schule noch extra). Vielleicht sollte man mal eine Informationskampagne für Schüler starten, die sind schließlich die eigentlichen Leidtragenden, da sie seit 5 Jahren Dinge lernen, die unter Garantie in Kürze wieder überholt sein werden, selbst wenn die Reform nicht zurückgenommen wird. Denn an den Regeln wird immer noch gebastelt. Punktuell, in Form von Schreibweisen einzelner Wörter, wurde die Reform in der letzten Zeit bereits stark zurückgebaut, wie man in den neuesten Wörterbüchern leicht nachprüfen kann. Man weiß nur noch nicht genau, wie das zu den Regeln passen soll, die eigentlich oft eindeutig ganz anderes vorschreiben. Das Regelwerk wird also zwangsläufig angepaßt werden müssen, und die Vorbereitungen dazu laufen bereits seit einer Weile.

André Minninger ist einer der 4 Autoren, die derzeit die ???-Bücher schreiben. Seine Kollegen sind Ben Nevis, Katharina Fischer und eben André Marx. Der Band, von dem Du redest, ist offensichtlich "Vampir im Internet", der aber auch nicht gerade ein Glanzstück der Reihe ist. Die Erzählweise ist zwar meist gar nicht so übel, nur die Handlung selbst ist a) mit dem ganzen Internet- und Computerspielbezug unangemessen trendanbiederisch für die drei ???, b) kaum als Krimi zu bezeichnen, der findet nur so nebenher statt. Ich habe auch mit André Minninger über dieses Buch persönlich gesprochen, er ist anscheinend selber nicht so besonders stolz darauf (eher auf seine Hörspielumsetzung, die auch wesentlich gelungener ausgefallen ist; er ist außerdem auch Hörspielskriptschreiber und Tonmeister bei Europa) und hat sich ständig damit verteidigt, der Verlag hätte halt gern mal was zum Thema Internet usw. gehabt, wäre eben gerade angesagt. Mit dem wirklich unglaublich dämlichen Fehler, einen Briefkasten zu "lehren" und der grundsätzlich ungekannt miserablen Korrekturarbeit an den seit einiger Zeit auch in Reformschreibung erscheinenden ???-Büchern habe ich ihn ebenfalls konfrontiert. Er war darüber auch nicht glücklich. Das Niveau hat eben nachgelassen. Schade eigentlich. (Wahrscheinlich steigen die Korrektoren selber noch nicht so ganz bei den neuen Regeln durch; in "der rote Rächer", dem letzten Buch von Katharina Fischer, war eine ganze Seite lang das anredende Personalpronomen "Sie" klein geschrieben, wohl eine falsche Folgerung aus der Tatsache, daß die Reform in Briefen nun auch die Kleinschreibung von "Du", "Dein" usw. fordert. Später wurde es dann wieder korrekt groß geschrieben.)

Mit den schädlichen Auswirkungen der Reform meine ich außer der Kommasetzung vor allem die Bereiche Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung. Hier (allerdings auch woanders) sind wirkliche linguistische Fehler im Regelwerk vorhanden, die resultierende Schriftsprache ist undifferenzierter, ein scharfes Werkzeug wird unnötig abgestumpft. Dies sind die Bereiche, die vor allem für den Leser ärgerlich sind. Aus Sicht des Schreibenden kommt da noch im wesentlichen das angeblich neuerdings so transparente Stammprinzip hinzu, nach dem nun z.B. "Gräuel", "Gämse" oder "aufwändig" geschrieben werden soll. Trotzdem sind z.B. "stähen", "dänken", "Träue" und vieles mehr aber immer noch Rechtschreibfehler, obwohl der Bezug zu "Stand", "Gedanke" und "Vertrauen" deutlich auf der Hand liegt. Man muß also genau wissen, bei welchen Wörtern diese Stammorientierung erlaubt ist und wo nicht. Mit demselben Aufwand könnte man aber jede beliebige andere Schreibweise dieser Wörter lernen, also auch die bisherige, die in allen vor 1996 gedruckten Büchern vorkommt und auch in den seitdem erschienenen in der großen Mehrzahl - praktisch alle bekannten Schriftsteller verweigern sich ja der Reform, sicherlich nicht aus reinem Starrsinn, sondern mit Grund. Eine Lernerleichterung existiert nicht, im Prinzip sind die neuen Schreibweisen genauso einfach oder schwierig aus der Gewöhnung lernbar wie zuvor, allerdings hat die Reform ein Durcheinander verschiedener nebeneinander existierender Rechtschreibungen verursacht, mindestens die ganz normale alte Rechtschreibung ist natürlich unvermeidbar immer noch stark präsent und wird es in jedem Fall noch jahrzehntelang bleiben. Die Reform hat genau das Gegenteil von dem bewirkt, wofür sie gedacht war. Wenn man sie immer nur so sieht, wie sie gedacht war, wird sie einem natürlich wunderbar, toll und fortschrittlich vorkommen. Man sollte aber die wirklichen, greifbaren Fakten in die Bewertung einbeziehen, nur fällt das Urteil dann eben wenig schmeichelhaft aus. So ist es nun mal.

Übrigens, wenn ich Dich schon litebloo nenne, kannst Du mich genausogut auch sire nennen, das ist schon seit Ewigkeiten ein bekanntes Pseudonym von mir.

Netten Gruß
– geändert durch Christian Melsa am 22.04.2001, 05:47 –


eingetragen von Theodor Ickler am 20.04.2001 um 15.17

Daß es unzumutbar ist, 90 Seiten unverständliche Rechtschreibregeln zu lesen, ist doch genau das, was ich die ganze Zeit sage. Aber wenn man sie nicht gelesen hat, sondern nur einen Auszug, den die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf zwei Blatt Klopapier unterbringt und der Bertelsmannkonzern auf die Größe einer Spielkarte reduziert - dann kann man eben auch nicht von der Rechtschreibreform im ganzen sagen, daß man sie gut findet. Oder man wird nicht ernst genommen.

Und noch ein Tip: Wenn Du bei "so Leid es mir tut" nichts spürst, wirst Du nie besonders gut schreiben. Überleg's Dir!
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Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 20.04.2001 um 14.56

Hallo,

oh jeh, ich weiß gar nicht, wieso alle immer denken, ich wüsste, was in der Politik los ist und was die FAZ schreibt und was der Spiegel und was die auf ARD und N-TV sagen. Ich hab keine Lüge von irgendwem durchschaut, zumindest nicht wissentlich. Und ich wusste auch nicht, wieviele Regeln der Duden jetzt hat und früher hatte. Ich weiß nur, dass es jetzt eine neue Reform gibt und dass ich die einzige in der Klasse bin, die das Wort Rechtschreibreform ohne Fehler hinschreiben kann. Man sieht erschreckende Dinge, die mit der deutschen Sprache angestellt werden (einer hat doch tatsächlich anstatt 'Müll' 'Mühl' geschrieben - also da kriegt man ja glatt einen Herzinfarkt, wenn man das sieht). Die neue Rechtschreibreform ist leichter und solange sie richtig begebracht wird, sind auch kleine Unreinheiten keine schlimme Sache. Ich möchte solche Verschandelung der Rechtschreibung nicht befürworten und so weiter machen wie bisher. Ich möchte, dass es eine bessere Rechtschreibung gibt und dass sie leichter ist zu verstehen. Ob ich die alte Reform damals in der ersten und zweiten Klasse verstanden habe weiß ich nicht mehr, aber die neue ist nicht wirklich schwer. (Z.T. unlogisch, aber der Teil ist wesentlich kleiner als bei der alten Rechtschreibung).

Ich werde die Bücher mal bei Gelegenheit lesen, wenn das Taschengeld es zulässt.

Wählen können nur Erwachsene, die die neue Rechtschreibung nicht gelernt haben und natürlich gegen sie sind. Wenn die Kinder aber wählen würden, dann würden zwar viele überhaupt nicht wählen, oder das nehmen, was als Oberstes steht, aber die wenigen, die sich dafür interessieren und auch Gründe für und gegen die neue Rechtschreibung hätten, würden sich nicht gegen die neue entscheiden.
Naja, wenn ich wirklich nachdenke, gibt es viele, die die neue Rechtschreibreform scheiße findne, aber die haben nicht wirklich gute Argumente und wissen kaum, was sich da geändert hat.

Also, soweit ich weiß heißt der Autor André Minninger (so steht es zumindest in einem der Bücher, die ich von den ??? hab). Ich habe gestern abend zufällig eins gelesen und mich sehr über die Ausdrucksweise der Jungen gewundert. Normalerweise reden sie eher gestochen. Schade eigentlich, gestochen hat mir besser gefallen. Außerdem ist mir ein sehr dummer Fehler aufgefallen: anstatt 'geleert' (von leeren, z.B. ausleeren) stand da 'gelehrt' (von lehren, belehren, usw). Also ich glaube kaum, dass der Verlag den Fehler gemacht hat (obwohl er auch sehr schlampig war, es gab außerdem 2 Fehler mit den Anführungszeichen).

Unverschämt ist es vielleicht wirklich, aber man wird doch wohl einen Grund dafür haben, oder? Denn je feiner und intensiver im Ausdruck Texte werden, desto schädlicher wirken sich die Änderungen der Reform aus. Meinen Sie damit die Kommazetzung? Denn viel mehr kann ich damit nciht anfangen...

Sarah
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eingetragen von litebloo am 20.04.2001 um 14.30

Hallo,

freundliche Antworten finde ich nett. Da macht es auch Spaß, zu antworten.

Meinen Sie, dass durch die Vereinfachung (manche Leute würden es in Anführungszeichen schreiben) die Schönheit der deutschen Sprache kaputt gemacht wird?
Das mit der Kommasetzung... das ist eine der wenigen Mängel, die ich an der neuen Rechtschreibung auszusetzen habe. Meine Rechtschreibe- und Zeichensetzungskenntnisse habe ich mir alle durchs Lesen angeeignet. Von Grammatik hab ich so gut wie gar keinen Plan. Daher weiß ich auch nicht, was ein erweiterter Infinitiv ist, aber soweit ich weiß, gibt es jetzt keine Kommata vor 'um' mehr (meistens zumindest). Das verunstaltet den Satz wirklich. Die Engländer und die Franzosen (von anderen Sprachen weiß ich das nicht) haben auch keine feste Kommasetzung, die schreiben's einfach hin, wo sie denken, dass es richtig ist. Ich schreib auch noch zu viele Kommata hin, ich weiß. Aber ich schreib sie nach der betonung und Aussprache des Satzes.

Ich kenn eine Homepage, die hat ein sooo gutes Layout (man könnt sterben), einen wirklich guten Inhalt, aber die Rechtschreibung verhunzt alles.
"Danke, für denn besuch" stand da mal. Also manchmal würde ich am Liebsten gar keine Kommasetzung haben, bevor ich sowas sehn muss...

Dass ich da noch mehr Leute ermutigen kann, bezweifel ich. Den anderen geht das ganze am Arsch vorbei, hauptsache, die haben keine 6 in den Deutscharbeiten.

Viele liebe Grüße,
Sarah
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eingetragen von litebloo am 20.04.2001 um 14.17

"Nachricht vom Osterhasen" - Also, vielleicht sollten Sie sich wirklich zwingen, mich etwas ernster zu nehmen. Das wäre schon ganz hilfreich, denn dann könnte ich besser über Ihre Antworten denken, anstatt Sie an die Wand klatschen zu wollen.
Sie haben nicht gesagt, dass ich keine eigene Meinung hätte, aber sie haben es gedacht und gemeint. Selbst mit 13 ist man nicht so dumm, wie sie glauben (bei ihren Kindern müssten sie das eigentlich wissen).

Warum machen die Leute (Zeitungen zum Beispiel) bloß so viele Fehler mit der "neuen" ss-Schreibung?? Weil sie sich nicht konzentrieren und nachdenken, wie es mir scheint. Ich habe zwar die neue Rechtschreibung seit der 3. Klasse oder so an gelernt, ich komme mühelos damit klar. Und auch die Leute, die sie nicht von Anfang an gelernt haben, sollten doch auch wirklich keine großen Probleme damit haben. Die könnten z.B. ihren Text erst in der alten Rechtschreibung verfassen und dann alles ändern (da wäre das Problem mit der 's' und 'ss'-Schreibung nicht mehr) Das wäre sicher nur eine Übergangslösung, aber nicht der schlechteste Weg, die neue Rechtschreibung zu lernen.

Also, sie glauben doch wohl nicht WIRKLICH, dass in einer Stunde 90 Seiten uninteressantes Zeug lese. Ich werf einen Blick drüber, aber so Leid es mir tut: Ich diskutiere hier nicht, weil ich muss, sondern weil es mir Spaß macht. Und mit Spaß verbinde ich nicht eine Stunde Langeweile. Jetzt haben sie wieder was, wo sie was gegen mich halten können, jetzt können sie sagen, dass es sich mit sowas wie mir nicht lohnt zu diskutieren o.ä., aber gewisse Dinge sehe ich nun doch nicht ein. Und dazu gehört der Zwang, 90 Seiten Blätter zu lesen, nur um ungestört weiter zu schreiben können.

Schönen Tag noch,

Sarah
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So sei es.


eingetragen von Christian Melsa am 20.04.2001 um 02.49

Hab ich doch tatsächlich mich verguckt und demzufolge den Namen der jungen Dame falsch geschrieben... Nicht "littlebloo", sondern "litebloo" muß es selbstverständlich heißen. Ich hoffe, sie meldet sich nochmal hier.


eingetragen von Thomas Paulwitz am 19.04.2001 um 19.43

Ich hatte heute ein Buch aus dem Jahre 1852 in der Hand. Da stand doch tatsächlich noch "Statt finden" usw. Wohl ein Frühwerk der Rechtschreibreformer.


eingetragen von Christian Melsa am 19.04.2001 um 19.04

Anzumerken ist hier noch, daß das Lernen der "neuen" Rechtschreibung natürlich keineswegs weniger Qual erzeugt als das der "alten" - bei DEN Regeln dürfte wohl eher das Gegenteil zutreffen.

Obwohl... Na ja, wenn man von Lehrern unterrichtet wird, die nicht mal aus dem Stegreif wissen, was ein Partizip ist... Die werden das neue Regelwerk den Schülern wohl kaum korrekt vermitteln können.


eingetragen von Krino Hoogestraat am 18.04.2001 um 21.04

Liebe Sarah!

Erst einmal finde ich gut, daß auch Schüler(innen) sich an dieser Diskussion beteiligen, denn sie betrifft die Reform ganz besonders, weil durch sie unsere Schreibung dauerhaft geändert werden soll.

Es ist auch sympathisch, daß Du zu Deiner Meinung stehst und Dich nicht einfach von schlauen Erwachsenen mundtot machen läßt.

Ich selber bin 51 und muß allerdings gestehen, daß ich die reformierte Schreibung unterm Strich schlechter finde als die, die ich seit Jahren benutze. Ich hoffe, daß das nicht nur an meinem Alter liegt.

Was mich vor allem aufregt, ist, daß man es damit den Schülern leichter machen will, richtig zu schreiben. (Das wird Dich vielleicht ärgern, da Du ja selber Schülerin bist.)

Mir fällt immer ein Vergleich ein: Um zum Beispiel den Tischlerlehrlingen zu helfen, könnte man die "Regeln" so vereinfachen, daß es nicht mehr so genau darauf ankommt, ob alle Beine des Tisches wirklich gleich lang sind.

Das ist toll für den Lehrling. Nur die Tische werden natürlich etwas wacklig sein.

Genauso ist es mit der Sprache. Die Vereinfachungen (die ich nur bei der Kommasetzung sehe; andere Änderungen bringen nicht einmal das) mögen die Schüler(innen) freuen.

Aber wenn der Leser Mühe beim Verstehen hat? Wenn er viele Sätze zweimal lesen muß, um den Sinn zu erraten? Wäre es da nicht besser, daß man sich in der Schule ein bißchen quält - mit den alten, aber seit hundert Jahren bewährten und gewachsenen Regeln, und dafür die vielen Leser ganz fix das Gemeinte verstehen könnten?

Ich wünsche mir, daß Du versuchst, diese Ansichten eines alten Deutschlehrers zu verstehen. Ich hoffe auch, daß Du weitere Leute Deines Alters ermutigen kannst, sich an dem Meinungsaustausch zu beteiligen.

Viele Grüße aus Emden!
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Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3
26723 Emden


eingetragen von Thomas Paulwitz am 18.04.2001 um 18.11

Die "Faulheit" ist laut Bundeskanzler ja auch schuld an der Arbeitslosigkeit. Deswegen wird es auch an meiner "Faulheit" liegen, daß ich Bücher in neuer Rechtschreibung so weit wie möglich boykottiere. ... Ich habe geflunkert. Tatsächlich liegt meine Entscheidung unter anderem darin begründet, daß sich mein Auge von der Beliebigkeitsschreibung beleidigt fühlt und ich dadurch vom Inhalt abgelenkt werde.


eingetragen von Christian Melsa am 18.04.2001 um 01.10

Hallo Sarah bzw. littlebloo.

Was für ein glücklicher Umstand, daß Du auf dieser Seite gelandet bist: Du machst einen ziemlich aufgeweckten Eindruck, daher nehme ich an, daß Du die Lügen der Kultusminister und Co. nach Sicht der hiesigen Materialien schnell durchschaut haben wirst. Deine bisherige Meinung zur neuen Rechtschreibung hast Du offensichtlich zwar nicht bewußt von anderen übernommen, unbewußt aber doch. Deine Argumentation geht nämlich - wie das bei fast allen reformbefürwortenden Argumentationen der Fall ist - grundsätzlich erst einmal davon aus, daß die Reform eine segensreiche Vereinfachung gebracht hätte. Mit dieser Werbung wurde sie der breiten Öffentlichkeit immer verkauft, mit teilweise völlig absurden Vorhersagen über gigantische Rückgänge der Fehlerzahlen, mit dreisten Manipulationsmethoden wie der unglaublicherweise immer noch immer wieder behaupteten Aussage, aus den bisherigen "212 Dudenregeln" seien jetzt nur noch 110 Regeln geworden. Daß der Regeltext aber um 50% länger als bisher ist, daß die Zahlen nur die thematische Einteilung, nicht aber die wirklichen Regeln beziffern, wird dabei natürlich gern verschwiegen.

Ich möchte Dir drei Bücher empfehlen, die mich in meinem Empfinden für Politik und Gesellschaft stark geprägt haben:

"Schöne neue Welt" von Aldous Huxley (gerade erst endlich selber gelesen),
"Fahrenheit 451" von Ray Bradbury
und, in Anbetracht der Realität der Rechtschreibreform und all ihrer Begleitumstände besonders schaurig: "1984" von George Orwell.

Gerade in letzterem wird veranschaulicht, wohin Sprachmanipulation und Wahrheitsleugnung seitens des Staates führen können. Und gerade in Deutschland müßte man auf derlei Dinge viel sensibler reagieren als das zumindest die Medien zur Zeit tun. Die bringen lieber jeden Synagogenanschlag oder Kindertod erstmal mit Neonazis in Verbindung, um kurzfristig mit solchen garantierten Reißerthemen Auflage und Quote machen zu können. Von Skinheads und NPD-Anhängern werden wir aber glücklicherweise nicht regiert. Regiert werden wir dagegen von sogenannten "demokratischen Parteien", die sich vom Volk nur in ihrer Macht bestätigen lassen wollen, anstatt es tatsächlich in seinem Willen zu vertreten.

In Schleswig-Holstein ist nämlich folgendes passiert: Per Volksentscheid wurde ein Gesetz geschaffen, das den Unterricht der neuen Rechtschreibung an den dortigen Schulen ausschließt. Dafür hatten sich über die Hälfte der abstimmenden Bürger entschieden, für die Fortführung der Rechtschreibreform aber nicht einmal ein Viertel. Der Landtag verabschiedete allerdings kaum ein Jahr später ein neues Gesetz, das den Volksentscheid praktisch annullierte. Da hieran alle Parteien ausnahmslos beteiligt waren, besteht für drei Viertel aller Wahlgänger nicht einmal mehr die Möglichkeit, in dieser Sache einer Partei das Mandat der Interessenvertretung zu geben. Eine solche Verhöhnung der Demokratie kannte man bislang nur aus der DDR. In den Medien wurde über diese Ungeheuerlichkeit kaum berichtet, daher wissen darüber nur wenige Bescheid. Die Medien sind schließlich in den allermeisten Fällen auch befangen, da sie sich selber schon auf die Reform eingelassen haben. All die vielen Fakten, die Unsinn, Unverfrorenheit und Dilettantismus der Rechtschreibreform eindeutig und aufschlußreich belegen, werden nur von vereinzelten Blättern an die Öffentlichkeit getragen, wie etwa der FAZ, für die das inzwischen keinen Widerspruch mit dem eigenen Verfahren mehr bedeutet.

Wenn die Reform gelungen wäre, warum wird sie dann durch die Bank von allen renommierten deutschen Schriftstellern und Dichtern ignoriert bis bekämpft? Sogar von André Marx, einem der gegenwärtigen Autoren der "drei Fragezeichen", deren neue Bücher in Reformschreibung erscheinen (da Jugendliteratur), weiß ich aus persönlicher Diskussion, daß er die Rechtschreibreform wie die Pest haßt. Er ist, wie ich, erst 28 Jahre alt, gehört also wohl kaum zu den "alten Knackern" die wohl aus sowas wie Verkalkung angeblich nicht mehr umlernen wollen; andere sehr erfolgreiche Jungautoren wie Florian Illies und Benjamin v. Stuckrad-Barre veröffentlichen ihre Bücher ebenfalls nach wie vor in der "alten" Rechtschreibung. Das sind doch alles keine Laien, die von Schriftsprache keine Ahnung haben. Sie bräuchten sich nicht einmal umzugewöhnen, wenn sie der neuen Rechtschreibung folgen wollten, da für diese Aufgabe auch die Lektoren in den Verlagen zur Verfügung stünden. Nein, diese Autoren haben ihre Gründe, aus denen sie die Reform ablehnen. Denn je feiner und intensiver im Ausdruck Texte werden, desto schädlicher wirken sich die Änderungen der Reform aus. Davon abgesehen haben viele der Schriftsteller auch ein gewisses Verantwortungsgefühl, aus dem heraus sie gegen das völlig undemokratische, geradezu unverschämte Durchsetzungsverfahren der Reform protestieren.


eingetragen von Theodor Ickler am 10.04.2001 um 15.14

Liebe Sarah,

ich habe doch gar nicht gesagt, daß Du keine eigene Meinung hast! Es war bloß eine Warnung davor, Dich vor einen fremden Karren spannen zu lassen.
Warum machen die Leute (Zeitungen zum Beispiel) bloß so viele Fehler mit der "neuen" ss-Schreibung? "Neu" gehört hier in Anführungszeichen, weil es eigentlich eine uralte Schreibweise aus dem 19. Jahrhundert ist und schon damals viele Fehler verursachte. Im Jahre 1902 wurde sie endgültig abgeschafft, hundert Jahre später zur allgemeinen Überraschung wiedereingeführt. Und prompt gibt es unendlich viele Fehler, obwohl die Regel doch scheinbar so leicht zu begreifen ist. Sogar die Sekretärin des Bundespräsidenten, eine Frau Dr., schreibt soeben "ein Thema, dass (!) dem Bundespräsidenten am Herzen liegt".

Aber ich habe gleich gemerkt, daß Du im Augenblick nicht viel mit unserer Reformkritik anfangen kannst. Deshalb zum Schluß nur noch mein guter Rat: Besorg Dir die neuen Regeln; Du kannst sie runterladen von http://www.ids-mannheim.de. Es genügt nämlich nicht, bloß ein paar vereinfachte Auszüge zu lesen, man muß die 90 DIN-A4-Seiten im ganzen studieren, das komplizierteste Regelwerk aller Zeiten, dann bleibt einem die Rede von den Vereinfachungen im Halse stecken. Ich selber habe, obwohl ich Profi bin, ungefähr ein Jahr gebraucht, bis ich die Auswirkungen der Reform auf den ganzen deutschen Wortschatz überblicken konnte.
Und bedenk bitte auch, daß alle bedeutenden Lyriker unserer Zeit, weil sie naturgemäß sehr sorgfältig mit der Sprache umgehen, die Reform ablehnen. Sehr wütend zum Beispiel Reiner Kunze, der sich äußerst gewissenhaft mit den neuen Regeln auseinandergesetzt hat. Aber auch Biermann, Kunert, Enzensberger, Grass und viele Jüngere.

Schöne Feiertage!

Theodor Ickler
__________________
Th. Ickler


eingetragen von litebloo am 10.04.2001 um 13.57

"Ihr Herz sprechen lassen" - So nennen sie es. Vielleicht sollten sie mal daran denken, dass der Lehrer ihrer Tochter keine Fehler anstreichen darf, die er vorher noch nciht erklärt hat. Das geht nocht einfach so nach dem Motto 'Schau in irgendein Buch und lern die Sachen!', also wirklich nicht. Mit neun Jahren muss sie das ja wohl auch irgendwo so gelesen haben.
Grammatisch falsch - aber wer kann überhaupt die deutsche Grammatik? Wir wollten letztens von unserem Deutschlehrer wissen, was denn nochmal ein Partizip sei und er meinte, das müsse er nochmal nachschauen.
Solche Kleinigkeiten wie "es tut mir Leid" kann man nun wirklich lernen. Ich würde "es tut mir Leid" auch klein schreiben. Aber mein Aufsatz ist sicher nicht verhunzt, wenn ich mal einen Fehler mache, ihn mir anschaue und beim nächsten Mal weiß, wie ich es schreiben muss. Manche Dinge, die jetzt anders geschrieben werden, sind wirklich nicht zum Logischen hin verändert, aber vielleicht sind sie einfacher zu lernen. Schauen sie sich doch mal die Schreibung mit ss und ß an. Was DAS früher war; die reinste KatastroFe.
Ich lass mich von niemandem missbrauchen und schon gar nciht als 'nützliche Idiotin'. Kein Mensch hat mir die Meinung aufgedrängt, dass die neue Rechtschreibung besser sei. Das habe ICH mir so gedacht, als ich die unterschiede in Büchern mit der neuen und der alten Rechtschreibung gelesen habe. ich bleibe bei meiner Meinung solange ich sie für richtig halte und nicht des Besseren belehrt werde und ich werde sie auch ganz bestimmt nicht ändern, wenn Leute wie Sie (die jedem Lehrer eins auf die Nase geben würden, wenn der die Tochter mal anschreit - so schätze ich Sie nämlich ein) so tun, als hätte ich keine eigene Meinung.

1. Was soll denn Gemeinschaftskunde bringen?!
2. Ich lebe nicht ins Schleswig-Holstein und ich hab auch keine Ahnung, was da war, und solange es FÜR die neue Rechtschreibung war, ist es mir auch egal, was da vor sich gegangen ist.
3. Seit wann sind Politiker demokratisch? (Und solang es die Politiker aller Parteien waren, werden diese wohl im Recht gewesen sein)

Lesen sie bitte mal 'Olaf, der Elch' von Volker Kriegel. An dieser Stelle muss ich einen weiteren Satz für mich behalten, da sie sonst einen Grund haben, mich nicht ernst zu nehmen.

Nette Ostereier

wünscht Ihnen und Ihrer Tochter

Der hellblaue Anonymus ohne eigene Meinung, Sarah.
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So sei es.


eingetragen von Theodor Ickler am 10.04.2001 um 12.47

Eigentlich wollte ich dem hellblauen Anonymus nicht antworten, aber nun macht Herr Riebe dankenswerterweise auf die persönlichen Angaben aufmerksam, und da sieht die Sache für mich gleich ganz anders aus. Eine meiner Töchter ist nämlich selbst gerade 13 geworden, und deshalb kann ich einfach nicht widerstehen, auch hier mein gutes Herz sprechen zu lassen.
Das war nämlich so: Als sie neun war und ihren ersten Aufsatz schrieb, einen "Brief an eine Freundin", da brachte sie auch zu Papier: "Es tut mir sehr leid". Und die Lehrerin strich das kleine l mit grüner Tinte durch und schrieb ein großes L darüber, wie ihr der damalige Kultusminister (Zehetmair hieß er) befohlen hatte. Meine Tochter zeigte mir das und meinte, das könne doch nicht stimmen. Und damit hatte sie recht (und nicht etwa Recht!), denn die Neuschreibung ist GRAMMATISCH FALSCH! Das ist aber das Allerschlimmste, was ein Schulminister machen kann: den Schülern und Lehrern grammatische Fehler zur Pflicht machen!
Der Fall zeigt außerdem, daß eine normale Neunjährige bereits mehr von Sprache versteht als die Rechtschreibreformer, die sich sehr bombastisch als "Fachexperten" (also "Fachfachleute"!) bezeichnen.
Und diese Kultusminister, die allesamt genau wissen und es privat auch ohne weiteres zugeben, was für einen Mist sie verbockt haben, schimpften damals drauflos: die Kritiker seien alles bloß faule Säcke, die nicht umlernen wollten usw.
Inzwischen wirst Du, liebe Sarah, auf diesen Seiten vielleicht einiges gelesen haben, was Dich davon abhält, in das Propagandagewäsch der Reformer einzustimmen und Dich als "nützliche Idiotin" mißbrauchen zu lassen. Denk auch bitte an die schäbige, total undemokratische Art, wie die Politiker aller Parteien in Schleswig-Holstein den Volksentscheid ausgehebelt haben! Da lernt man nebenbei was für die Gemeinschaftskunde.
– geändert durch Theodor Ickler am 11.04.2001, 16:59 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 10.04.2001 um 12.03

Wer ist "litebloo", der oder die für die Rechtschreibreform eintritt?
Wer sich die Mühe macht und im Nutzerverzeichnis nachschaut, findet heraus, daß es sich um eine 13jährige Schülerin aus Frankfurt handelt. Sie hat dort sogar eine Netzseite (Homepage) angegeben: http://dicht.exit.mytoday.de/. Schaut man hinein, so sieht man, daß sie den Vornamen Sarah trägt, Gedichte schreibt, eine Lyrikerin also, und die Netzpostadresse: SuggarSarah@gmx.de hat.

Nun zu Deinem Beitrag, Sarah!

Ich bin Lehrer. Du fragst, "was alle gegen diese neue Rechtschreibreform haben." Aber Du gibst selbst eine Antwort. Du hast den Eindruck, daß es nur FAULHEIT sei, die neue Rechtschreibung nicht mehr lernen zu wollen: "Was ihr seid, sind faule, egoistische und unlogisch denkende Mainstreamer."

Hier und auf der Netzseite http://www.deutsche-sprachwelt.de kannst Du viele Antworten auf Deine Frage finden. Vor allen Dingen wirst Du merken, daß es nicht nur sprachliche, sondern auch demokratische, pädagogische und wirtschaftliche Gründe gibt, die zu einer Ablehnung der Rechtschreibreform geführt haben.

Da Du Lyrikerin bist, stelle ich Dir einmal ein Gedicht der österreichischen Schriftstellerin Hilde Peyr-Hörwarth vor. Sie verfaßt ihre Gedichte aus Protest in traditioneller Rechtschreibung. In ihrem Buch "Aufgelesen unterwegs" kritisiert sie in einem Gedicht die Rechtschreibreform.
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Rechtschreibreform

So mancher glaubt, sie sei geglückt,
doch ich bin nicht von ihr entzückt.
Woran ich mühsam mich gewöhnt,
ist neuerdings vielleicht verpönt.
Will ich kein Außenseiter bleiben,
muß Schiffahrt mit drei "F" ich schreiben.
Ich hadere mit dem Gewissen,
wie schreib ich Guss -
wie schreib ich gießen?

Ich schicke Onkel Julius
jetzt zum Geburtstag einen Kuss
Mit doppelt statt mit scharfem "ß"
und jetzt beginnt für mich der Streß:
Dem Onkel, der wie stets pedant,
ist die Reform noch nicht bekannt.
Er zweifelt jetzt mit Konsequenz
an mir und meiner Intelligenz.

Doch höre ich von andren Seiten,
über Reformen läßt sich streiten.
Sie sind - so sagt ein kluger Kopf -
oft überflüssig wie ein Kropf.
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Aus: Hilde Peyr-Hörwarth: Aufgelesen unterwegs. Besinnliches und Heiteres, Lyrik. 1. Auflage 1999, Verlag Rudolf Wimmer, A-4820 Bad Ischl, Kaiser-Franz.Josef-Str. 18, Tel. 0043 - 61 32 - 2 71 43, ISBN 39009 98 442
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Hilde Peyr-Hörwarth, Ignaz-Harrer-Str. 58, A-5020 Salzburg, Tel. 0043 - 662 - 43 26 42
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Mein Kommentar

Hilde Peyr-Hörwarth schreibt in der traditionellen Rechtschreibung. Sie bringt am Anfang ihres Gedichts ihr Mißfallen über die sogenannte Rechtschreibreform zum Ausdruck ("ich bin nicht von ihr entzückt") und zitiert am Schluß den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, die Reform sei "überflüssig wie ein Kropf". Das ist schon reichlich Widerstand.

Aber darüber hinaus spricht Hilde Peyr-Hörwarth auch indirekt den Gruppenzwang an ("Will ich kein Außenseiter bleiben, ..."), den manch ein Verlag auf finanziell von ihm abhängige Schriftsteller ausübt, den Neuschrieb anzuwenden. Sie macht deutlich, daß das Festhalten an der bewährten traditionellen Rechtschreibung ein Ausdruck persönlicher Intelligenz und Integrität sei und daß ein Schriftsteller in einem Interessen- und Gewissenskonflikt steht zwischen dem existentiellen materiellen Interesse am Abschluß von Verlagsverträgen und den ideellen Ansprüchen sowohl an die eigene Intelligenz und die eigene Integrität als auch an das eigene Gewissen, die Gewissensfreiheit und das Grundrecht auf Freiheit der Kunst.

Auch "Onkel Julius" zweifelt an ihrem Verstand, wenn sie den Neuschrieb anwenden würde. Dahinter steckt folgende Frage: Soll man in Zukunft an der traditionellen Schreibweise bzw. der Erwachsenenorthographie den sprachlich Gebildeten erkennen und an der neuen "Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung" bzw. Kinderschreibweise den sprachlich Ungebildeten, der sich auf das unvollkommene Rechtschreibprogramm seines Computers verlassen muß und damit verlassen ist?

Mich würde interessieren, aus welchen Gründen Du im Gegensatz zu den meisten deutschen Schriftstellern für die neue Rechtschreibung bist bzw. welche Vorteile Du in der neuen Rechtschreibung entdeckt hast.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe


eingetragen von litebloo am 05.04.2001 um 21.38

Manchmal frage ich mich wirklich, WAS alle gegen diese neue Rechtschreibreform haben... Tjaja, ich seh es so, dass es nur FAULHEIT ist, es nicht mehr lernen zu wollen, aber die, die sowieso gut in Deutsch waren udn logisch denken können, werden merken, dass es nicht wirklich schwer ist. Eher logisch. Von den ganz alten, die es eh netmehr kapieren und noch in Altdeutsch schreiben, von denen verlangt es ja keiner, aber vielleicht sollten die Erwachsenen als Vorbilder für die Kinder stehen und ihnen es ermöglichen, die Rechtschreibung schneller zu begreifen. Was ihr seid sind faule, egoistische und unlogisch denkende Mainstreamer.
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So sei es.


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