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-- ewig schon quält mich die fehlende Antwort (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=802)


eingetragen von Theodor Ickler am 19.02.2004 um 04.17

Die Hypercharakterisierung der Vorzeitigkeit ist weithin üblich. In Duden 9 ist das Phänomen unter "gewesen" behandelt und daher schwer auffindbar. Man muß es wohl im Zusammenhang mit der allgemeinen Zerrüttung des Tempussystems sehen, daher besonders auch den süddeutschen Gebrauch beachten, wie Herr Schäbler schon angemerkt hat.
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Th. Ickler


eingetragen von Norbert Schäbler am 18.02.2004 um 20.52

Wie war das eigentlich ehemals mit der Konjunktion "nachdem"?
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nos


eingetragen von Detlef Lindenthal am 18.02.2004 um 20.43


luiggi schrieb: Ich war gestern in der Stadt gewesen....
Gestern war das gewesen....
Ja, recht wahrscheinlich ist das falsch; es gelang mir nicht, sinnvolle Sätze damit zu bauen.

Die vollendete Vergangenheit dient dazu, eine Zweistufigkeit auszudrücken:

Ich traf meinen Onkel nicht an [= 1. Stufe], denn er war in die Stadt gefahren [= eine Stufe weiter zurück].

Oder so: Schade, daß wir unseren Onkel nicht antreffen; vermutlich ist er in die Stadt gefahren.

–– ––

An die Fachleute: Müßte die Zeit von „ist gefahren“ nicht richtig heißen: „fortdauernde Vergangenheit“ statt „vollendete Gegenwart“?

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Detlef Lindenthal


eingetragen von Norbert Schäbler am 18.02.2004 um 20.28

Lieber Luiggi!

Ich habe die Bildung in einem humanistischen Gymnasium hinter mich gebracht und daselbst das Große Latinum abgelegt. Begriffe wie „Perfekt, Imperfekt und Plusquamperfekt“ wurden mir eingetrichtert.

Daneben habe ich in meinen 52 Lebensjahren schon mit vielen Leuten geredet und oftmals das aufs Ohr bekommen, von dem Du berichtest.

Du hast im übrigen recht, wenn Du tolerant bleibst und die Leute schwätzen läßt. Du hast aber auch recht, wenn Du auf Dein Sprachgefühl hörst und Dinge beanstandest.

Was die Grammatik angeht, kriegst Du nicht in jedem Falle recht, denn innerhalb dieses wissenschaftlichen Klüngels, der sich Grammatiker schimpft, gibt es sehr unterschiedliche Anschauungen.
Manche von denen bezeichnen das aus dem Lateinischen entlehnte "Perfekt“ als sogenannte „vollendete Gegenwart“, während ich selbst dazu neige, entsprechend des Latinums drei verschiedene Vergangenheitsstufen zu definieren.

„Ich war“, „ich bin gewesen“, „ich war gewesen“ ergibt für mich eine zeitliche Struktur, und ich würde in meiner Muttersprache eine kleine Nuance vermissen, wenn das „ich bin gewesen“ der Zeitstufe des „Präsens“ zugewiesen würde.

Kennst Du übrigens die „Lausbubengeschichten“ von Ludwig Thoma?
Das ist ein bayerisches Schmankerl, das offensichtlich viele Bajuwaren dazu veranlaßte, ihre Redegewohnheit umzustellen und das "Perfekt" in den Bereich der „Gegenwart“ (Präsens) umzusiedeln. (Das wirkt fast so wie die englische Verlaufsform "-ing")

So richtig helfen, kann ich Dir bei Deiner Anfrage nicht, aber ich kann Dir zumindest den Unterschied zwischen Imperfekt und Plusquamperfekt klarmachen, denn die zweite „Perfektstufe“ schwebt sozusagen im Niemandsland.

Aber bitte, fang bei normalen Unterhaltungen nicht an, im Imperfekt zu sprechen.
Die halten Dich nämlich dann für einen Spinner!


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nos


eingetragen von luiggi am 17.02.2004 um 20.40

Hallo,
ich habe da mal eine Frage an die Experten, die mir schon sehr lange im Kopf kreist.
Ich höre öfter Sätze wie zB.:
Ich war gestern in der Stadt gewesen....

oder

Gestern war das gewesen......

Ich bin der Meinung das ist falsch, da das doch "doppelte Vergangenheit" ist, oder liege ich dort falsch??
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Gruss luiggi


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