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-- Unterricht mit "neuen"Schulbüchern (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=858)
eingetragen von gestur am 03.06.2004 um 16.30
Wenn hier noch einmal Frau Lieschen Müller beleidigt wird, werde ich unter diesem Pseudonym (Falschnamen) weiterschreiben, obwohl ich schon ein "duchschnittlicher älterer Mitbürger" bin.
eingetragen von Monika Grunert am 03.06.2004 um 14.21
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Florian Agreiter
Und was die Opinio communis angeht: Worauf stützt diese sich denn? Nicht auf Sachverstand – Sie glauben doch sicherlich nicht, dass Lieschen Müller genügend Fachkompetenz besitzt, um die Reform evaluieren zu können? –, sondern in erster Linie auf Konservatismus!
Die meisten haben sich nie wirklich mit der Reform und den Änderungen auseinander gesetzt. Der durchschnittliche ältere Mitbürger (z. B. der über 60-jährige Mitbürger) schreibt noch immer in alter Rechtschreibung. Der durchschnittliche ältere Mitbürger hätte am liebsten seine alte Rechtschreibung zurück. Der durchschnittliche ältere Mitbürger weiß nicht en détail, welche Veränderungen die Rechtschreibreform mit sich gebracht hat!
Lieber Herr Agreiter, hier sind doch einige Zweifel angebracht, ob Sie "en détail wissen, welche Veränderungen die Rechtschreibreform mit sich gebracht hat"! Haben Sie sich jemals "wirklich mit der Reform und den Änderungen auseinander gesetzt"? Haben Sie das Regelwerk studiert? ( http://www.rechtschreibkommission.de/ )Wenn ja, welchen der vielen bis jetzt vollzogenen Änderungen halten Sie noch die Treue? Richten Sie sich nach Duden 1996, 2000, nach Bertelsmann oder Langenscheidt? Welcher Hausorthographie geben Sie den Vorzug, der des "Spiegel", der "Zeit" oder richten Sie sich streng nach der in den Schulen unterrichteten? Kann es sein, daß Ihnen die Unterschiede noch gar nicht aufgefallen sind? Da Sie immer von "der" neuen Rechtschreibung reden.
Was die älteren Mitbürger und Konservatismus betrifft:
Sie scheinen diese Reform für fortschrittlich zu halten, bloß weil sie "Reform" heißt, und ihre Kritiker gelten dann automatisch als "konservativ", natürlich im negativen Sinne. Aber wenn Sie sich wirklich mal mit ihrem Inhalt befaßten, würden Sie merken, daß sie viele Schreibweisen wiederherstellt, die schon mal existiert haben, nämlich im 17. - 19. Jh., Schreibweisen, die sich im Zuge der Sprachentwicklung, durch die Notwendigkeit, sich immer präziser und differenzierter auszudrücken, den Bedürfnissen der Schreiber anpaßten, also veränderten. Die Reform versucht, das Rad der Entwicklung nicht nur anzuhalten, sondern zurückzudrehen. Das soll fortschrittlich sein?
Es mag sein, daß viele Menschen ihre Vorbehalte gegen die Reform nicht so "historisch" begründen können, aber das Unbehagen ist allenthalben da (und nicht nur bei unseren älteren Mitbürgern) und weist auf eine ganz natürliche und unbefangene Einstellung zu unserer Schriftsprache.
Abgesehen davon, daß es nicht gerade von fundierter Argumentation zeugt, manchen Reformkritikern mit ihrem Alter auch ihre angebliche Unzuständigkeit zu bescheinigen, es sind auch viele Jüngere, die sich über das Schreibchaos beschweren, nicht zuletzt hier auf diesen Seiten.
Es ist außerdem bekannt, daß die besten und bekanntesten Schriftsteller deutscher Sprache in bewährter RS publizieren, und daß darunter auch die jüngeren sind, und daß gerade die minderwertigere, zum schnellen Konsum vorgesehene Literatur meistens in (immer sehr fehlerhafter) neuer RS gehalten ist, unabhängig vom Alter des Autors.
P.S.
Welches war eigentlich das Durchschnittsalter der Reformer und der Kultusminister zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reform?
__________________
m.g.
eingetragen von Norbert Schäbler am 03.06.2004 um 14.01
In Erinnerung an das Thema des hiesigen Leitfadens, sei es gestattet, zu fragen:
- Was es denn mit den neuen Büchern auf sich hat?
- Inwiefern jene Bücher Neuheitscharakter offenbaren?
- Aus welchem Grund Bücher neu aufgelegt oder verändert werden?
- Inwieweit jene Bücher Fehlentwicklungen der Vergangenheit ausmerzen?
- ...
Dabei wird die Beantwortung obiger Fragen eines deutlich machen:
Bei Neuveröffentlichungen kommt es zu einer merkwürdigen Verquickung von Umständen. Man mag es Marketing-Strategie nennen.
Von einem Beispiel will ich berichten aus dem Jahre 1997.
Es soll berichtet werden über die Lehrplanumstellung innerhalb der Hauptschulen im Freistaat Bayern, die unter anderem eine andere Stundenverteilung nach sich zog.
Konkret: In Bayern wurden seinerzeit die eigenständigen Fächer „Geschichte“ (ursprünglich veranschlagt mit zwei Unterrichtsstunden/Woche), „Sozialkunde“ (1) und „Erdkunde“ (1) zu einem Fächerkanon zusammengelegt. Man nannte dieses neu entstandene Unterrichtsfach „GSE“. Ihm wurden drei Unterrichtsstunden pro Woche zugewiesen.
Motive für diese Maßnahme – w. z. B. die Forderung nach „vernetztem Denken“ – spielen im weitergehenden Begründungszusammenhang eine untergeordnete Rolle. Auch die ironische Bemerkung, daß mit der Stundenzuweisung tatsächlich Lernökonomie entstand, ist hier nur als Randnotiz zu verstehen.
Wesentlich dagegen erscheint der Blick hinter die Kulissen:
Da ist zum einen das Ausmalen des mutmaßlichen Kampfes der jeweiligen Fachvertreter und Wissenschaftler innerhalb der Lehrplankommission, die um ihre Positionen und die Gewichtung ihres Faches feilschten, die aber letztendlich gemeinsam das Leid schulterten und irgendeinen Fachinhalt auf der Mülldeponie abkippten.
Da ist zum anderen das Leid jener Lehrer, die erstmals im Schuljahr 1997/98 jenes Fach unterrichten mußten, für das es noch keine neuen Schulbücher gab, was zu emsiger Suche nach geeigneten Unterrichtsmedien führte und das Kopieren von tausenden und abertausenden Arbeitsblättern nach sich zog; ein Leid, das erst im Frühjahr 1998 ein Ende hatte. Dann erst erschienen die zu Anfang des Schuljahres versprochenen neuen Lehrbücher mit einer zeitlichen Verzögerung von einem knappen halben Jahr. (Warum so spät? Waren die Rotationsmaschinen der Verlage kaputt, oder rotierten etwa die Verlagsoberen?)
Letztlich aber ist da noch die Freude derer zu nennen, deren klarer und unbeugsamer Wille sich durchsetzte, weil sie die Strategie der unseligen Verquickung und Instrumentalisierung gewählt hatten:
Der zuständige Minister Bayerns führte die neuen Lehrbücher in GSE als fachlich und inhaltlich bedingte Notwendigkeit ein. Wohltuender Nebeneffekt war dabei, daß die neuen Bücher sämtlich in neuer Rechtschreibung geschrieben waren.
Die Entrümpelung der Schulbibliotheken dagegen besorgen nun das Ministerium und die nachgeordneten Dienststellen wegen der,
durch die neue Rechtschreibung bedingten Notwendigkeit.
– geändert durch Norbert Schäbler am 04.06.2004, 10.36 –
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nos
eingetragen von Christian Melsa am 02.06.2004 um 22.19
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Florian Agreiter Und was die Opinio communis angeht: Worauf stützt diese sich denn? Nicht auf Sachverstand – Sie glauben doch sicherlich nicht, dass Lieschen Müller genügend Fachkompetenz besitzt, um die Reform evaluieren zu können? –, sondern in erster Linie auf Konservatismus!
Die meisten haben sich nie wirklich mit der Reform und den Änderungen auseinander gesetzt. Der durchschnittliche ältere Mitbürger (z. B. der über 60-jährige Mitbürger) schreibt noch immer in alter Rechtschreibung. Der durchschnittliche ältere Mitbürger hätte am liebsten seine alte Rechtschreibung zurück. Der durchschnittliche ältere Mitbürger weiß nicht en détail, welche Veränderungen die Rechtschreibreform mit sich gebracht hat!
Für wen wollen die staatlichen Stellen denn eine neue Orthographie zwangsliefern? Fürs Volk, das davon ja sowieso nichts versteht? Das müßte dann ja die falsche Adresse sein. Für wen kann die Gabe dann gedacht gewesen sein? Vielleicht haben die Reformer vor lauter Begeisterung an ihrem Projekt doch vergessen, sich noch ernsthaft und nüchtern mit dem möglichen Nutzen zu befassen? Wäre auch doof, wenn man dabei feststellte, daß man ihn vor blindem Eifer diametral verfehlt, also läßt man die nüchterne und ernsthafte Betrachtung doch lieber sein. Dann ist es eben das undankbare Volk, das das wertvolle Geschenk nicht zu schätzen weiß. Genau, so muß es sein, denn die Reform ist ja unfehlbar. Bei diesem krankhaften Konservatismus, von dem das Volk befallen ist, ist es ja schon geradezu fahrlässig, es überhaupt noch in Wahlen abstimmen zu lassen! Nicht auszudenken, wenn es tatsächlich souveräne Entscheidungen treffen könnte! Das wäre ja - unerhört - dem Geist und Wort des Grundgesetzes treu! Zum Glück gibt es ja die Parteien, die da den Vormund übernehmen können, bevor am Ende noch wirklich die Demokratie ausbricht.
Übrigens, glauben Sie ernsthaft, daß mit dem wirklich beträchtlichen Wirrwarr, den die Reform gebracht hat, ein jüngerer Mensch besser klarkommt als ein älterer? Also nicht nur einfach lockerer damit umgeht, sondern ihn sogar einigermaßen sicher beherrscht, die neuen Regeln also wirklich verstanden und verinnerlicht hat (soweit das überhaupt geht)? Tatsächlich ist es doch wohl so, daß vielen Jugendlichen (aber nicht nur denen) die Sache eher egal ist, weil sie anspruchsvollen schriftlichen Ausdruck nicht als so furchtbar wichtig erachten. Bis jetzt darf die alte Rechtschreibung in den Schulen ja auch noch nicht als Fehler gewertet werden. Verständlich, daß viele Schüler die Sache daher noch nicht gar so dramatisch sehen mögen.
Was meinen Sie: Soll der Staat für das Volk da sein oder das Volk für den Staat? Die Schriftsprache soll schließlich nicht nur irgendwelchen Experten überlassen sein, sondern allgemein sicher handhabbar. Interessanterweise ist das eines der Argumente, mit denen die Reformer ihr Projekt begründeten. Nur haben sie genau das Gegenteil bewirkt. Wie will man dem Volk dienen, wenn man ihm abgelehnte Sprachnormen aufnötigt? Sehen Sie da keine obrigkeitsstaatlichen Strukturen? Sicher haben wir gegenwärtig keine Zustände wie im Dritten Reich. Aber muß diese Schwelle erst überschritten sein, damit man diktatorisches, verfassungswidriges Gehabe in der Politik beklagen darf? Ist alles unterhalb dieser Schwelle automatisch harmlos und die Aufregung nicht wert? Dafür ist die Schwelle doch wohl ein bißchen zu hoch, oder?
eingetragen von David am 02.06.2004 um 17.52
Es handelt sich zwar nicht um ein Schulbuch, dafür aber um ein Standardwerk an Universitäten, was es mittlerweile in der 35. Auflage gibt, die allerdings den Begründer des Werkes wohl im Grabe rotieren läßt: Strasburger - Lehrbuch der Botanik.
Ich halte ein brandneues Exemplar in den Händen, erst kürzlich für den stolzen Preis von 79,95€ erworben.
Man mag es kaum glauben:
Das Buch umfaßt 1123 numerierte Seiten. Fachlich ist es ohne Frage ein Klassiker mit der Tendenz zum Meister seiner Liga. Und was macht der Spektrum-Verlag in dieser neuesten Auflage? Sämtliche neubearbeiteten Kapitel bzw. Ergänzungen sind in Reformschrieb gehalten! Der Rest des Buches - soweit ich das überschauen kann, handelt es sich hierbei um den "Rest", also um die nicht bzw. nur teilweise überarbeiteten Passagen - ist in normalem, für ein wissenschaftliches Standardwerk ja nur sinnvollem und auch zu erwartendem Schriftdeutsch abgedruckt.
Welch Höhepunkt der Verlagskunst!! Ein einziges Buch in zwei verschiedenen Orthographien!!
Dummerweise habe ich beim Durchsehen im Laden anscheinend nur die Passagen in anständigem Deutsch erwischt... Es wird mir eine Lehre sein...
Auf eine scharf formulierte Email an den Verlag habe ich bislang noch keine Antwort erhalten.
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2004 um 17.31
Zum Abschluß meines Handgemänges mit Agreiter und Wagener möchte ich nur kurz darauf hinweisen, daß Frau W. nicht lesen kann. Obwohl es mir gleichgültig ist, was der Duden unter "Kumpan" versteht (denn ich weiß selbst, was ich damit sagen will), muß ich doch sagen, daß sowohl der Rechtschreibduden als auch die eher für Bedeutungsfragen zuständigen größeren Wörterbücher an erster Stelle definieren, daß ein Kumpan ein Kamerad oder Gefährte ist; erst als zweite Bedeutung wird die abwertende angegeben, und die hatte ich allerdings gemeint, da liegen Sie ganz richtig, Hochsensibelste! Wer es für übertrieben hält, lese Zabels widerwärtige "Widerworte".
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Th. Ickler
eingetragen von Florian Agreiter am 02.06.2004 um 16.24
Lieber Herr Dräger, so kann natürlich nur jemand daherreden, der diese Zeit nicht miterlebt hat. Sie vergleichen unseren Staat in einer menschenverachtenden Art und Weise mit dem Dritten Reich; man könnte fast den Eindruck bekommen, dass Sie dieser Zeit nachtrauern.
Fakt ist aber, dass Sie – wenn das Dritte Reich noch bestünde – wahrscheinlich nicht die Möglichkeit hätten, in diesem Forum zu schreiben – jedenfalls wäre es für Sie sehr gefährlich, disloyale Thesen zu vertreten. Vielleicht säßen Sie sogar in einem KZ, während die Oberen des Reiches „Schampanjer“ trinken.
Es ist wahr: In der gesamten Zeit des Nationalsozialismus wurde nicht ein einziger Volksentscheid missachtet ... In der DDR im Übrigen auch nicht ... Woran mag das nur liegen?
Und was die Opinio communis angeht: Worauf stützt diese sich denn? Nicht auf Sachverstand – Sie glauben doch sicherlich nicht, dass Lieschen Müller genügend Fachkompetenz besitzt, um die Reform evaluieren zu können? –, sondern in erster Linie auf Konservatismus!
Die meisten haben sich nie wirklich mit der Reform und den Änderungen auseinander gesetzt. Der durchschnittliche ältere Mitbürger (z. B. der über 60-jährige Mitbürger) schreibt noch immer in alter Rechtschreibung. Der durchschnittliche ältere Mitbürger hätte am liebsten seine alte Rechtschreibung zurück. Der durchschnittliche ältere Mitbürger weiß nicht en détail, welche Veränderungen die Rechtschreibreform mit sich gebracht hat!
In allen Lebensbereichen ist es die Legislative, die Gesetze beschließt. Dazu werden Expertengruppen, Ausschüsse etc. gebildet. Man kann die Bürger nicht über Klonregeln, Sicherheitsverordnungen in der Chemieindustrie etc. entscheiden lassen, da sie nicht die nötige Kompetenz haben. – Aber man kann den Bürger über eine Rechtschreibreform entscheiden lassen ...?
eingetragen von Matthias Dräger am 02.06.2004 um 14.27
Lieber Herr Agreiter,
sie haben ja so recht. Mir ist nicht bekannt, daß die Nazis je einen Volksentscheid aufgehoben hätten. Ein Vergleich unseres Systems mit dem System der Nazizeit ist schon daher völlig unpassend.
Lassen Sie sich Ihren Glauben an Ihre heile Welt nicht von irgendwelchen Miesmachern verderben.
eingetragen von Florian Agreiter am 02.06.2004 um 13.39
Mir fehlt ebenfalls das Verständnis dafür, wie eine Rechtschreibreform zum Verfall der guten Sitten beitragen (können) soll. Jedenfalls kann ich einen Verfall der Sitten bei der neuen Rechtschreibung (oder einen Verfall der Sitten durch die neue R.) nicht feststellen – zum Teil stelle ich jedoch unsittliches Benehmen bei so manchen Rechtschreibreformgegnern fest.
Kann mich einmal jemand darüber aufklären, was die permanenten Vergleiche mit dem Nazireich oder mit kommunistischen Systemen sollen?
Wer solche Vergleiche in Verbindung mit dieser Rechtschreibung bringt, der zeigt doch, dass er die Geschichte nicht ganz verstanden hat.
Apropos: Wir dürfen nicht vergessen, dass die Substantive „Sozialismus“ und „Kommunismus“ seit einiger Zeit pejorativ gebraucht werden. Der ursprünglichen Semantik des Wortes zufolge, wäre ein „Sozialismus“ sehr erstrebenswert. Wenn man die ursprüngliche Bedeutung der Wörter zu Grunde legt, gab es in der Welthistorie weder einen (National-)Sozialismus noch einen Kommunismus.
eingetragen von gestur am 02.06.2004 um 13.19
Und zwar Aleksander Dubcek während des "Prager Frühlings" 1968, als er den "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" durchsetzen wollte. Ich bin immer noch der Meinung, daß der Autounfall, bei dem er nach der "Samtenen Revolution" getötet wurde, vorbereitet war.
eingetragen von Dorothea Wagener am 02.06.2004 um 12.58
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Die Fragen sind beantwortet.
Wer hier zu Hause ist, weiß, welche guten Sitten gemeint sind. Wenn Lehrbücher behaupten und Lehrer lehren, daß zwei mal zwei gleich fünf ist, dann ist das ein Verstoß gegen die guten Sitten. Für die Naturwissenschaften gibt es schon Ethik-Kommissionen gegen Fälschungen. Wer in den Geisteswissenschafen die Wahrheit verdreht, kommt bisher ungeschoren davon.
Trägt die Rechtschreibreform zum "Verfall der guten Sitten" bei?
Der Begriff „Kumpan“ wird laut DUDEN abwertend für „Helfershelfer, Mittäter“ gebraucht.
Herr Ickler hat am 25.05.04 in einem Beitrag Herrn Zabel einen „Kumpan“ von Herrn Menze genannt.
Wer sprachlich so mit Menschen umgeht, hat meiner Meinung nach das Recht verwirkt, im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform von einem „Verfall der guten Sitten“ zu sprechen.
– geändert durch Dorothea Wagener am 03.06.2004, 15.48 –
eingetragen von Reinhard Markner am 02.06.2004 um 12.45
"Miß Bildung" ? War das Frau Honecker ? Die war doch verheiratet.
eingetragen von gestur am 02.06.2004 um 12.05
weggefallen ist, haben Frühkapitalismus und undemokratische Herrschaftsmethoden wieder Oberwasser bekommen.
eingetragen von Norbert Schäbler am 02.06.2004 um 11.56
Lieber Herr Teubel!
Es sind jetzt gerade einmal eineinhalb Jahrzehnte vergangen, seit der sog. Eiserne Vorhang fiel, und es bleiben mit Sicherheit noch dreieinhalb Jahrzehnte, bis die jeweiligen Behörden gezwungen werden, ihre Geheimnisse offenzulegen (zumindest im Pentagon ist das so, daß erst 50 Jahre nach der amtlichen Vollstreckung die bis dato verschwiegene Wahrheit nebst Hintergründen und Motiven offenbart werden muß).
Das heißt: Solange sich der Schleier nicht lüftet, werden wir alle – unabhängig davon ob wir in einem alten oder einem neuen Bundesland leben – im „Dunkeln“ tappen, weil die Paarung des Alten mit dem Neuen einer Verdunklung Vorschub leistet. Selbst die Wissenden sagen nichts, weil sie sich erst in 35 Jahren zu ihrer Schande bekennen müssen.
Statt dessen deckt jeder jeden! Und das ist ein seltsames politisches Paarungsverhalten mit anarchischen Gesetzmäßigkeiten.
Von Zeitzeugen allerdings kann man individuell empfundenes Unrecht erfahren, und sich selbst kann man auf Vorurteile überprüfen.
Ich erinnere beispielsweise die sog. Parzellentheorie, die auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in westdeutsche Geschichts- bzw. Geographiebücher und damit in die Hirne der Bevölkerung eingepflanzt wurde.
Die schulische "Parzellenunterweisung" fand statt in Zusammenhang mit der Bewirtschaftung großflächiger Anbauräume durch Kolchosenbetriebe (einem nach ökonomischen Gesichtspunkten höchst bemerkenswerten Lösungs- und Arbeitsbeschaffungsversuch).
Bei der Durchführung der Lehrsequenz war zwangsläufig zu betonen, daß die in Privatwirtschaft verbliebenen Anbauflächen – sie wurden definiert als klitzekleine (vorgartenähnliche) Parzellen, die im Privateigentum verblieben waren – einen wesentlich höheren Gesamtertrag abwarfen als das gesamte der LPG zwangsweise übereignete Land.
1990 durfte ich mich selbst überzeugen von dem Ausmaß einer Parzelle. Diejenige des Onkels meiner Frau umfaßte 4,5 Hektar.
Was will ich damit sagen:
Gelogen wurde auf beiden Seiten der Mauer, und die Lügen blieben nicht in den Klamotten hängen. Sie haben Wurzeln geschlagen.
Und unsere Politiker – egal welcher Fakultät sie angehören – haben weder die gärtnerische Fertigkeit, noch verspüren sie die Notwendigkeit, die Wurzeln jenes Dornengestrüpps auszugraben.
Das Volk jedoch kann sich einigen.
Singen wir also in vollem Bewußtsein die „Nationalhymne“ (bitte die neue Fassung!) und beten in gleicher Inbrunst ein „Vaterunser“ hinterher.
__________________
nos
eingetragen von J. Teubel am 02.06.2004 um 10.40
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von gestur
sind für die Bürger der alten Bundesrepublik Deutschland (die "Bundesdeutschen" in der BRD) eine ganz neue Erfahrung, weil sie das bisher nur aus dem Dritten Reich und den kommunistischen Staaten kannten. Deshalb sind sie so wütend.
Diese widerliche Arroganz, die aus Ihrer Aussage quillt, ist ekelerregend. Wie kommen Sie eigentlich zu der irrigen Auffassung, schon immer auf der Sonnenseite des Landes und der Gesellschaftsordnung gestanden zu haben? Endlich wird es auch Ihnen und den anderen bewußt, daß die westliche Demokratie permanent versagt, und das nicht erst seit vorgestern oder beim Thema Rechtschreibreform. Und ja, ich gestehe ein, daß mich Freude erfüllt, daß auch - ENDLICH! - Menschen wie Sie sich von der Mär der guten und allen anderen Gesellschaftsformen überlegenen Demokratie verabschieden müssen. Hoffentlich zerscheppert Ihr Weltbild in tausende Teile.
Glauben Sie mir, unter "Miß Bildung" hätte es solch einen Schwachsinn namens Rechtschreibreform nicht gegeben.
Aber wie war das doch gleich? Ideologie ist wie Mundgeruch, man merkt ihn nur beim anderen.
Mit sozialistischem Gruß,
J. Teubel
PS: Gerne hätte ich mich anders zu Wort gemeldet, jedoch platzt mir bei dieser antikommunistischen Hetze der Kragen.
eingetragen von gestur am 02.06.2004 um 08.51
sind für die Bürger der alten Bundesrepublik Deutschland (die "Bundesdeutschen" in der BRD) eine ganz neue Erfahrung, weil sie das bisher nur aus dem Dritten Reich und den kommunistischen Staaten kannten. Deshalb sind sie so wütend.
Es ist tatsächlich eine Ethik-Kommission für die Geisteswissenschaften in Anlehnung an die der Naturwissenschaften nötig, um wenigstens die Wissenschaft frei von Lügen und Fälschungen zu halten.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.06.2004 um 08.46
Leichteres und „Zeit sparendes“ Lernen durch die neue Rechtschreibung:
In den Übungsblättern sind vorgegebene Wörter rein mechanisch in die neue Rechtschreibung zu übertragen, ohne daß dabei Regeln angewendet werden müssen – eine stumpfsinnige Übung zum Abgewöhnen der alten Rechtschreibung. Da das deutsche Schrifttum des 20. Jahrhunderts unübersehbar bleibt, werden wohl auch solche Übungen ein Dauerprogramm an den Schulen bleiben müssen.
Diktat 3: ss bzw. ß Schreibung (Riß/Riss)
Da hatte doch dieser wißbegierige (....) junge Leutnant seine Nase etwas zu tief in Angelegenheiten gesteckt, die ihn nichts angingen. Hätte Gabi wissen müssen, daß (....) der eigentlich eher naßforsche (....) junge Mann den Kuß (....) mißverstehen (....) würde? Schließlich war sie nicht an einem Verhältnis interessiert. Sie als Sproß (....) einer nach Deutschland zurückgekehrten jüdischen Familie ....
Diktat 4: Verbindungen von Verb und Verb (stiftengehen/stiften gehen)
Wir wollen auch vor heiklen Themen nicht stehenbleiben (....). Offensichtlich kannst du es ja nicht bleibenlassen (....), immer mal wieder einige Funde mitgehen zu lassen. Ich weiß auch genau, daß (....) du gelegentlich die besten Funde einfach liegenlässt (....), damit du sie einige Monate später selbst einsacken kannst....
(Insgesamt sollen 32 ß durch ss ersetzt und 14 Verben aufgespalten werden.)
__________________
Sigmar Salzburg
eingetragen von Theodor Ickler am 02.06.2004 um 06.50
Die Fragen sind beantwortet.
Wer hier zu Hause ist, weiß, welche guten Sitten gemeint sind. Wenn Lehrbücher behaupten und Lehrer lehren, daß zwei mal zwei gleich fünf ist, dann ist das ein Verstoß gegen die guten Sitten. Für die Naturwissenschaften gibt es schon Ethik-Kommissionen gegen Fälschungen. Wer in den Geisteswissenschafen die Wahrheit verdreht, kommt bisher ungeschoren davon.
Die Kultusminister behaupten z.B., durch die vorgesehenen Änderungen würden keine richtigen Schreibweisen falsch. Das ist eine Lüge, kein bloßer Irrtum, denn die Kultusminister sind längst darauf hingewiesen worden, daß es sich in Wirklichkeit anders verhält. Von ähnlichem Kaliber ist die Behauptung über die Erleichterung des Schreibens und die Fehlerverminderung. Jeder Lehrer weiß das, und trotzdem wird ununterbrochen weitergelogen.
Man muß weit zurückgehen, um in der deutschen Geschichte auf Verhältnisse zu stoßen, unter denen Regierungslügen so hartnäckig aufrechterhalten wurden.
Die permanente Selbstevaluation der Reformer, die Vermischung von Geschäftsinteresse und öffentlichem Auftrag bei Kommission und Beirat, die Annullierung der Volksgesetzgebung in SH - sind das etwa keine Verstöße gegen die guten Sitten, diesmal im ganz normalen Sinn des Wortes?
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Th. Ickler
eingetragen von Dorothea Wagener am 01.06.2004 um 20.59
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Dorothea Wagener
Ich hätte gerne gewußt:
1. Welches Buch des Verlegers Frohmut Menze sollten die Kultusminister verbieten?
2. Welche falschen grammatischen Ausführungen, die zum Verfall der guten Sitten beitragen, sind in dem Buch enthalten?
Sehr geehrte Frau Wagener,
lesen Sie oder Ihr Mandant doch die vorherigen Beiträge,
dann finden Sie die gewünschte Information, oder möchten Sie es in justitiabler Form aufbereitet haben? Den Gefallen wird man Ihnen hier nicht tun.
Sehr geehrter Herr Kukulies!
1. Benneton-Werbung kann gegen die "guten Sitten" verstoßen. Grammatische Ausführungen in einem Lehrbuch für den Deutschunterricht können das nicht. Das anzunehmen ist absurd.
2. Mit der Indizierung von missliebigen Büchern haben wir im Laufe der Geschichte schlechte Erfahrungen gemacht.
Ihre Äußerungen nähren in mir den Verdacht, dass es in den Foren von http://www.rechtschreibreform.com immer darauf ankommt, Behauptungen, Verdächtigungen und Unterstellungen gerade unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit zu halten.
Warum beantworten Sie meine beiden Fragen nicht ganz sachlich, wenn es schon nicht Herr Ickler tut?
eingetragen von Christoph Kukulies am 01.06.2004 um 09.19
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Dorothea Wagener
Ich hätte gerne gewußt:
1. Welches Buch des Verlegers Frohmut Menze sollten die Kultusminister verbieten?
2. Welche falschen grammatischen Ausführungen, die zum Verfall der guten Sitten beitragen, sind in dem Buch enthalten?
Sehr geehrte Frau Wagener,
lesen Sie oder Ihr Mandant doch die vorherigen Beiträge,
dann finden Sie die gewünschte Information oder möchten Sie es in justitiabler Form aufbereitet haben? Den Gefallen wird man Ihnen hier nicht tun.
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Christoph Kukulies
eingetragen von Dorothea Wagener am 31.05.2004 um 18.17
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Der "pfiffige Verleger" Menze (wie ihn sein Kumpan, der Reformer Zabel, hochachtungsvoll nannte) und seine Frau versuchten von Anfang an, aus der Rechtschreibreform Geld zu schlagen, und haben unsägliches Zeug dazu verfaßt und herausgebracht. Frau Beuschel-Menze vertrat bei der Mannheimer Anhörung die GEW, ziemlich seltsam; ihr Mann saß neben ihr, nicht eingeladen und nicht vorgestellt. Ihr Verlag beschickt die Schulen mit Medienkoffern und hat daher bedeutenden Einfluß auf die Lehrer.
Die grammatisch falschen Ausführungen in dem neuen Buch tragen zum weiteren Verfall der guten Sitten bei. Man sollte die Kultusminister darauf hinweisen und darum bitten, so etwas zu verbieten.
Ich hätte gerne gewußt:
1. Welches Buch des Verlegers Frohmut Menze sollten die Kultusminister verbieten?
2. Welche falschen grammatischen Ausführungen, die zum Verfall der guten Sitten beitragen, sind in dem Buch enthalten?
eingetragen von Florian Agreiter am 30.05.2004 um 21.19
Folgendes ist (nach neuer Rechtschreibung) korrekt:
Schüler / -innen
Schüler(innen)
Schülerinnen
Die Schreibweise „SchülerInnen“ ist dagegen auch nach der neuen Rechtschreibung inkorrekt; Großschreibungen im Wortinnern sind generell falsch.
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 29.05.2004 um 12.52
----- Original Message -----
Beitrag gelöscht
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Theodor Ickler am 25.05.2004 um 13.22
Der "pfiffige Verleger" Menze (wie ihn sein Kumpan, der Reformer Zabel, hochachtungsvoll nannte) und seine Frau versuchten von Anfang an, aus der Rechtschreibreform Geld zu schlagen, und haben unsägliches Zeug dazu verfaßt und herausgebracht. Frau Beuschel-Menze vertrat bei der Mannheimer Anhörung die GEW, ziemlich seltsam; ihr Mann saß neben ihr, nicht eingeladen und nicht vorgestellt. Ihr Verlag beschickt die Schulen mit Medienkoffern und hat daher bedeutenden Einfluß auf die Lehrer.
Die grammatisch falschen Ausführungen in dem neuen Buch tragen zum weiteren Verfall der guten Sitten bei. Man sollte die Kultusminister darauf hinweisen und darum bitten, so etwas zu verbieten.
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Th. Ickler
eingetragen von gestur am 25.05.2004 um 11.49
Fast jeder Germanistik-Professor und fast jeder Germanistik-Fachbuch-Verfasser hat den Ehrgeiz, seine eigenen Fachausdrücke zu schaffen. Das scheint davon ablenken zu sollen, daß keine eigenen neuen Ideen dahinterstecken. Ich halte das für ein Grundübel, und es erschwert das Lesen und Verstehen von solchen Fachbüchern erheblich. Dahinter scheint die Absicht zu stehen, daß man bei den Fachbüchern dieses einen Autors bleiben soll und sie nicht mit anderen vergleichen können soll und Studenten nur die Fachausdrücke ihres Professors benutzen sollen. Eine einheitliche Fachsprache ist daher dringendst nötig. Ohne einheitliche Fachausdrücke ist Germanistik vielleicht eine Kunst, aber keine exakte Wissenschaft.
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 25.05.2004 um 10.54
Gestern abend habe ich mich an der Lektüre eines neu erschienenen Lehrbuches zum Fach Deutsch ergötzt: Grundlagen Deutsch 1. Alles was man braucht. Erschienen im Verlag mehrzu.de.
Das Lehrwerk wendet sich an Schüler ab dem 4. Schuljahr.
Schon das Impressum beeindruckt, denn es verrät uns vom Autor:
„Name XY, Oberstudienrat für Deutsch, verheiratet, zwei Kinder. Ein edler Mensch.“
Da muß man ja neugierig werden.
Schlagen wir deshalb gleich die Seite 11 auf: „Verbindungen aus Substantiv und Verb“
Die Regeln:
1. Verbindungen* aus Substantiv und Verb werden grundsätzlich als Wortgruppe und nicht als Zusammensetzung behandelt. Man schreibt sie also getrennt.
Acht geben, Angst haben, Bankrott gehen, Feuer fangen, Kartoffeln schälen,
Kopf stehen, Leid tun, Not leiden, Pleite gehen (und so weiter)
Anmerkung: * Was sind Verbindungen?
2. Werden Substantiv und Verb getrennt geschrieben*, so ändert sich auch nichts daran, wenn das Verb zu einem Partizip wird.
Ackerbau treibende** Völker, ein Aufsehen erregendes Ereignis, Laub tragende Bäume (und so weiter)
Anmerkungen:
* Diese zweite Regel erweckt aufgrund ihrer Formulierung den Eindruck, als ob die Getrenntschreibung nicht Regel, sondern eher Ausnahme sei. Sie ist deshalb verwirrend und für Schüler unverständlich.
Etwa nach folgendem Muster:
Regel 1: Autos haben grundsätzlich vier Räder.
Regel 2: Hat ein Auto vier Räder, ändert sich auch nichts daran, wenn jemand am Steuer sitzt.
** Was um Himmels Willen sind „treibende“ Völker?
3. Werden Verbindungen aus Substantiv und Verb substantiviert, schreibt man sie zusammen.
Anmerkung: Wieder die Frage, was ein Schüler unter „Verbindungen“ verstehen soll.
Seite 12 erklärt den Schülern die „Verbindung aus Verb und Verb“:
1. Wortgruppen* aus einem Verb im Infinitiv und einem zweiten Verb werden getrennt geschrieben.
bestehen bleiben, bleiben lassen, gehen lassen, kennen lernen (und so weiter)
Anmerkung:
* Wortgruppen sind für mich keine Zusammensetzungen, sondern eben Gruppen, oder liege ich da falsch? Wenn ich Wortgruppen schreibe, dann versteht sich die Getrenntschreibung, dazu bedarf es keiner Regel.
2. Wird die Wortgruppe substantiviert, schreibt man die Bestandteile zusammen und groß.
das Kennenlernen, zum Sitzenbleiben, beim Spazierengehen
Anmerkung:
* Kann man Wortgruppen substantivieren? Kann man dann etwa auch ganze Sätze substantivieren, die in diesem Fall zusammenzuschreiben sind?
(die Sonne scheint schön: Dieschönscheinendesonne)
Erwähnenswert ist auch das Kapitel mit der Überschrift „ß-Schreibung“ auf Seite 8.
1. Der stimmlose s-Laut im Inlaut* nach langem Vokal oder Diphtong und folgendem Vokal wird mit ß geschrieben.
Straße, ließen, stoßen, Buße
Mäßigkeit, Größe, Grüße; reißen, außer
Anmerkung:
* Diese Formulierung stört mich irgendwie. Kann es sein, daß man das so nicht sagt: „im Inlaut“? Muß es nicht heißen „als Inlaut“?
2. Der stimmlose s-Laut im Auslaut nach langem Vokal oder Diphtong wird mit ß geschrieben, wenn eine andere Form des Wortes ein ß hat.*
Ableitungen mit ß:
das Maß – die Maße
der Gruß – die Grüße
der Fleiß – fleißig
der Strauß – die Strauße
Ableitungen mit s**:
das Glas – die Gläser
das Gras – die Gräser
lies – lesen
der Preis – die Preise
Anmerkungen:
* Über dieser Regel habe ich lange gebrütet. Ich verstehe sie noch immer nicht. Soll das wirklich eine Art Regel sein?
** Die Kapitelüberschrift lautet: „ß-Schreibung“. Was haben hier die Beispiele zum „s“ zu suchen?
3. Der stimmlose s-Laut vor t wird mit s geschrieben, wenn das t zum Wortstamm gehört.*
meistens, feist, Kleister
Anmerkung: Was hat das mit der Kapitelüberschrift „ß-Schreibung“ zu tun?
Außerdem: Wie sollen die Schüler den Wortstamm erkennen lernen, wenn sie neuerdings so trennen: meis-tens, Kleis-ter?
Woher soll ein Kind wissen, welchen Wortstamm Pflaster, Schwester, Kasten usw. haben? Und: Wie schreibt man folgende Wörter: Kasper, Wespe, Knospe ... Es gibt kein Kapitel zu stimmlosem s-Laut vor p!
4. Der stimmlose s-Laut vor einem t, das nicht zum Wortstamm gehört, wird je nach Ableitung mit s oder ß geschrieben.
Ableitung mit s: er rast (rasen), er liest (lesen)
Ableitung mit ß: er reißt (reißen), er büßt (büßen)
Das ß (Eszett) ist eine Kombination aus den Buchstaben „s“ und „z“, wie sie in der deutschen Schrift geschrieben wurden. Es gibt das ß in keiner anderen Sprache der Welt. Es ist also ein typisch deutsches Kennzeichen.*
Anmerkung:
* Da denkt man unwillkürlich an Autokennzeichen. Oder besondere Kennzeichen im Personalausweis.
Zuletzt aus dem Vorwort des Verlegers:
„Liebe Kollegin, lieber Kollege, was kann schöner sein, viel schöner als Gut und Geld ...? Diese Kopiervorlagensammlung: Ein Lernerlebnis – für Schüler/innen ...“
(einige Zeilen darunter dann so geschrieben: „Schülerinnen“, männliche Wesen bleiben überhaupt außen vor.)
Listig fügt der Verleger hinzu:
„Zukunftssicher – wenn die Rechtschreibreform zukünftig zuschlagen* sollte: Passen Sie die Arbeitsblätter auf der CD-Rom einfach an.“
* Sie wird, sie wird! (Wenn sie uns nicht vorher alle erschlagen hat.)
Dies steht also unseren Schülern ins Haus durch einen Verleger, der auf PISA herumreitet, als sei es ein lustiges Gesellschaftsspiel.
Wir sollten Schüler – und natürlich auch Schülerinnen – vor Heimsuchungen dieser Art beschützen. Dergestalt erteilter Deutschunterricht ist nicht nur falsch, sondern auch zum Sterben langweilig.
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Karin Pfeiffer-Stolz
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