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eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2020 um 17.07

Grammatik und Rechtschreibung :
Wenn selbst Lehrer die Rechtschreibung nicht beherrschen


Von Rüdiger Soldt

In der Germanistik wird über das Problem erodierender Orthographiekenntnisse seit Mitte der neunziger Jahre diskutiert. Erste Erhebungen über den tatsächlichen Kenntnisstand von Lehramtsstudenten gibt es seit etwa zehn Jahren. Der Linguist und Sprachdidaktiker Albert Bremerich-Vos untersuchte 2016 die Sprachkompetenzen von Studenten, er analysierte 900 studentische Texte. Den Studenten hatte er die Aufgabe gestellt, aus einem feuilletonistischen Zeitungsartikel die zentrale These herauszuarbeiten. 30 Prozent der Texte enthielten mindestens sechs Orthographie- und mindestens fünf Kommafehler. Nur 20 Prozent der Texte wurden als gut eingestuft. Vielen Studenten war es übrigens auch nicht gelungen, die These herauszufiltern...

Ulrike Behrens ist Dozentin für germanistische Fachdidaktik der Universität Duisburg-Essen. Sie ist immer wieder überrascht, wie viele Fehler sie in den Hausarbeiten ihrer Germanistikstudenten findet,... Zum Beispiel überflüssige Kommata in Hauptsätzen oder nicht mit Komma abgetrennte Nebensätze. „Zehn Prozent meiner Germanistikstudenten fallen mit ihren Hausarbeiten nur deshalb durch, weil sie zu viele Rechtschreib-, Komma- und Grammatikfehler machen. Es dürfen nicht mehr als 15 Fehler auf den ersten drei Seiten sein.“ ...

Die Ursachen für den Niedergang sind nicht leicht auszumachen. Viele machen die mehrfach geänderte Rechtschreibreform verantwortlich, die zu Verunsicherung geführt habe. Auch Rechtschreibprogramme stehen unter Verdacht: Einerseits helfen sie, andererseits fördern sie das Sprachverständnis nicht und korrigieren weder Zeichensetzung noch grammatische Fehler verlässlich...

„Ein Großteil meiner Studierenden“, sagt Behrens, „hätte Schwierigkeiten, künftigen Schülern den Satzbau zu erklären, wahrscheinlich waren schon ihre Lehrer syntaktisch nicht sattelfest. So setzt sich die Rechtschreibschwäche von Generation zu Generation fort.“...

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann von der CDU nahm sich schon zu Beginn ihrer Amtszeit vor, die Rechtschreibung wieder zu einer Kernaufgabe der Bildungspolitik zu machen. Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie vom „Rat für deutsche Rechtschreibung“ und dem Mercator-Institut einen „Rechtschreibrahmen“ für die Klassen eins bis zehn an allgemeinbildenden Schulen entwickeln...

Eisenmann widerspricht damit ihrem künftigen Wahlkampfgegner Winfried Kretschmann von den Grünen, der kürzlich mit einer, wie er später selbst eingestand, unausgegorenen Aussage zur Rechtschreibung auffiel. Er sagte, es sei nicht mehr so wichtig, Rechtschreibung zu pauken, weil es ja „kluge Geräte“ gebe, die Grammatik und Fehler korrigierten. Mit Personalmanagern und Germanisten scheint Kretschmann länger nicht gesprochen zu haben, denn die hätten ihm ziemlich schnell erklärt, dass er falschliegt...

faz.net 15.2.2020

Schon das zuletzt zitierte Wort, oder besser die zwei zuletzt zitierten Wörter zeigen den unsinnigen Eingriff durch die Rechtschreib„reform“ – „falsch liegen“ wurde üblicherweise intuitiv auseinander geschrieben. 1996 kam der radikale Trennschreibfimmel der „Reformer“: auch „kennenlernen“, „sogenannt“ usw. durften nur noch getrennt geschrieben werden, „leid tun" aber nur „Leid tun“.

Um diesen Unfug gegen den hartnäckigen Widerstand der Urreformer und der Kultusminister zu korrigieren, verfiel der Revisionist Peter Eisenberg auf die nie dagewesene Zusammenschreibung „leidtun“ und setzte sie, wieder aus Systemgründen, auch sonst noch durch, selbst wenn sie der Intuition der Schreibgemeinschaft widersprach. – 50 Prozent der Kommas sollten mit der „Reform“ entfallen, eine übertriebene Großschreibung wurde eingeführt und die Heyse-ss machten die Unterwerfung aller Texte unter das Kultusministerdiktat leicht erkennbar – von den Augstschen tollen Patschigkeiten nicht zu reden.

Während sich die Rechtschreibung seit 1901 weitgehend selbst regulierte und beobachtend und prüfend vom Duden nur vorgeschlagen wurde, ist sie heute quasi ein Gesetz, an dem der zombiehafte fast 40-Köpfige, der „Rechtschreibrat“, fast nichts ändern oder gar verbessern darf. Seit 15 Jahren hat er nichts Bedeutendes mehr geleistet, nachdem er seinen Haupt-Daseinszweck, das Einfangen der abtrünnigen Zeitungverlage, erfüllt hatte.

Wenigstens wird im obigen Artikel nicht, wie sonst üblich, der schädliche Einfluß der vom Volk nie gewollten „Reform“ auf die deutsche Schreibkultur und Tradition verschwiegen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2019 um 18.31

Notenabzug bei Rechtschreibfehlern – auch in anderen Fächern

4. Juli 2019

STUTTGART. Rechtschreibfehler in Klassenarbeiten dürfen auch jenseits des Faches Deutsch mit Notenabzug geahndet werden. Das baden-württembergische Kultusministerium nimmt eine entsprechende Regelung in die Notenbildungsverordnung auf, wie eine Sprecherin von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Bis zum Jahr 2002 habe es schon eine Regelung gegeben. Diese sei dann aber ausgelaufen. Mit der neuen Vorschrift erhielten die Lehrer nun Verbindlichkeit und Orientierung.

Rechtschreibung zählt – bald auch zum Beispiel in Mathe-Arbeiten. Foto: dotmatchbox / flickr (CC BY-SA 2.0)

«Schwerwiegende und gehäufte Rechtschreibfehler können bei der Bewertung der Leistung mit einem Notenabzug bis zu einer Note bewerten werden», heißt es in dem Änderungsentwurf, über den die «Schwäbische Zeitung» zuerst berichtete. Dieser befinde sich derzeit in der Anhörungsphase. Die Änderung soll laut Ministeriumssprecherin im Laufe des kommenden Schuljahres in Kraft treten. Kinder mit einer Rechtschreibschwäche sollen davon allerdings verschont bleiben.

“Rechtschreibung ist eine elementare Kulturtechnik”

Für die Ministerin sei die Regelung die logische Konsequenz aus ihren Bemühungen um mehr Qualität an den Schulen, sagte die Sprecherin weiter. «Rechtschreibung ist eine elementare Kulturtechnik und gehört wie Lesen und Rechnen zu den Schlüsselqualifikationen», wurde Eisenmann zitiert. dpa

news4teachers.de 4.7.2019

Leider haben sich die Kultusminister nicht bereitgefunden, neben ihrer gegen den Volkswillen erpreßten Reformschreibung auch die traditionelle Rechtschreibung als richtig anzuerkennen. So geraten Schüler aus gutbürgerlichen Familien, die aus dem Bücherschrank klassische Literatur lesen, ins Hintertreffen. Aber das war wohl auch der Hauptsinn der ansonsten sinnfreien Aktion: Gleichmacherei und Abtrennung von der Vergangenheit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.07.2017 um 14.00

Bildungsstudie Hammburgs Schühler machen zu fiele Feler

Von Julia Witte genannt Vedder | Stand: 19.07.2017 |

Das Gesamtergebnis der neuen Studie zum Lernstand von Hamburgs Schülern könne sich sehen lassen, findet Schulsenator Ties Rabe (SPD). Im sogenannten Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), den die Kultusministerkonferenz für alle Länder eingeführt hat, landen die Hamburger Neuntklässler auf Rang fünf im Vergleich mit Gleichaltrigen aller 16 Bundesländer...

Nicht verbessert – zumindest nicht, was die Platzierung betrifft – haben sich die Schüler der Hansestadt dafür im Bereich Rechtschreibung. 2009 lagen sie mit 478 Punkten auf dem vorletzten Rang. In der aktuellen Studie reichten 490 Punkte auch nur für Platz 14, den sich Hamburg mit Berlin teilt und der damit auch der vorletzte ist. Nur die Bremer Schüler waren in beiden Jahren noch schwächer...

FDP-Schulexpertin Anna von Treuenfels-Frowein reicht das noch nicht. Der Schulsenator müsse „konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Kernkompetenzen“ von Schülern – und dazu zähle nun mal auch die Rechtschreibung – ergreifen. „Der 14. Platz ist eine Blamage für Hamburg und erschwert den jungen Menschen ihren weiteren Lebensweg enorm“, sagte von Treuenfels-Frowein...

Der neue Erkenntniswert tendiere jedoch gen null, kritisierte die neue schulpolitische Sprecherin der CDU, Birgit Stöver.

Die Studie dokumentiere zwar vieles sehr ausgiebig, habe aber eine große Schwäche, denn „die Ursachen bleiben im Dunkeln, obwohl diese für künftige Handlungsansätze zentral sind. Wie erklärt sich beispielsweise die Tatsache, dass die Hamburger Schüler in Englisch gut abschneiden, dafür aber im Bereich der Orthografie bundesweit nur auf dem vorletzten Platz landen?“ ...

welt.de 18.7.2017

Wenn die Schüler in Englisch trotz der zwanzigfach schwierigeren Orthographie besser sind als im Deutschen, dann zeigt das, daß die wohl zweistelligen Milliarden für die Rechtschreib„reform“ völlig nutzlos in den Sand gesetzt wurden und daß die zwanzigjährige Belemmerung von 80 Millionen Deutschen nichts anderes war als eine üble Volksbelästigung – in Gang gesetzt von Politikern und Bildungsfunktionären, um sich wichtig zu machen und Betriebsamkeit vorzutäuschen. Und von etlichen auch, um wieder einmal mit der deutschen Vergangenheit zu brechen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2015 um 07.37

Das Hamburger Abendblatt brachte am 22. Juli den präparierten Text von Uwe Timm, in dem die Hamburger Schüler übliche Fehler (von uns hervorgehoben) finden sollten:

In diesem Text sind zwölf Fehler

Im Rechtschreiben liegt ein permanenter Zwang, der nur erträglich wird, weil wir ihn so lange einüben, dass wir ihn schließlich nicht mehr oder kaum noch bemerken. Für einige hingegen ist die Alphabetisierung ein lebenslanger Prozess, weil sie immer wieder über das richtige schreiben nachdenken müssen, immer wieder stutzen, und zwar nicht nur bei neuen und unbekannten, sondern auch bei altbekannten Wörtern. Ich gehöre zu diesen unsicheren Alphabeten. Der Schüler aus meiner Grundschulzeit, der die besten, weil fehlerfreihesten Diktate schreiben konnte, leitet heute eine Mülldeponie bei Hamburg und sagt – was ich sofort nachvollziehen kann –, es sei eine wunderbare Beschäftigung, dieses Chaos zu überblicken, diese Dinge, die da weggekippt werden, verbrauchte wie halbverbrauchte, die von Planierraupen hin- und hergeschoben werden, darüber die Möwenschwärme. Vieleicht ist diese Beschäftigung seine Antwort auf den Rechtschreib Zwang, den er fraglos erduldete. Jetzt schreibt und ließt er nicht mehr. Ich sage das ohne jeden Triumph. Er muss nur noch Häkchen machen. Und dann natürlich seine Inizialen, wenn wieder ein Zehntonner den Dreck abkippt. Ich vermute, viele Menschen beantworten die frühe Alphabetisierung mit einer späteren Verweigerung zu Schreiben – und zu Lesen. Andere wiederrum reagieren mit Überanpassung, sie studieren Germanistik, schreiben […] Gedichte oder vergleichen Sprachen. Diese Disziplinierung durch Schreiben, die ich als einen Würgegriff in Erinnerung habe, hat bei mir möglicherweise dazu geführt – und zwar, um Luft zu kriegen –, das ich erzählte, also mit einer an der Mündlichkeit ausgerichteten Form die Schreibübungen beantwortete. Ich bog den Druck durch Erzählen ab, wobei ich, auf die Situation, das Bild konzentriert, die Wörter in der schriftlichen Form varierte, die Schreibweise nach Klang und Rythmus umbaute. Selbstverständlich fand das bei Herrn Blumenthal, meinem Lehrer, kein Verständnis. Seine Antwort waren Fünfer.

Quelle: Uwe Timm: Die Stimme beim Schreiben, München 2005, S. 272-273.

Hamburger Abendblatt 22. 7.2015

Man hat häufige Fehler eingearbeitet, aber solche, die nur der Rechtschreib„reform“ anzulasten wären, anscheinend bewußt vermieden. Die tückische „ß-nach-Langvokal“-Regel im „ließt“, das falsche „das“ – sie verlangen nach wie vor Grammatikkenntnisse. Die übrigen drei „ss“ der Rechtschreib„reform“ hat man nicht angetastet, obgleich auch sie, wenigsten für umerzogene Altschreiber, eine ständige Stolperfalle sind, wie in diesem Forum an Leuten wie Angela Merkel, Ralf Stegner, Nicolaus Fest u.a. vorgeführt.

Die falschen „Inizialen“ sind aber wegen der Reform der „Differentiale“ zu „Differenziale“ nicht mehr als ungewöhnlich erkennbar, ebensowenig wie die falschen Großschreibungen wegen des neuen Großschreibfimmels, der „Rechtschreib Zwang“ wegen des neuen Trennungsfimmels nicht. Der „wiederrum“-Fehler folgt der „Zierrat“-Reform.

Der Rest der erfundenen Fehler folgt dem „Schreiben nach Gehör“. Nur den „Rhythmus“ mußte man als griechisches Wort schon immer lernen. Insgesamt ist die Rechtschreibreform mehr an dem Fehlerdesaster beteiligt, als nach dem ersten Augenschein erkennbar.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.01.2014 um 08.05

Die Rechtschreibfähigkeiten haben sich stark verschlechtert: 1972 kamen auf 100 Wörter im Mittel 6,94 Rechtschreibfehler, [2002] 12,26 Fehler und zuletzt [2012] 16,89 Fehler.
spiegel.de 28.3.2013

Mit der Rechtschreibreform werden wir 90 Prozent unserer Rechtschreibprobleme los“
KMK-Präsident Rolf Wernstedt
ca. 1997
Also: Vorausgesagte Fehlerzahl (nach dem Stand von 2002) > 1,2 Fehler auf 100 Wörter
Tatsächlicher „Erfolg“ 2012: 16,89 – das ist das 14fache der vorausgesagten Fehlerzahl!

Kultusminister Hans Zehetmair: die Reform sei ein voller Erfolg, es gebe 40 Prozent weniger Fehler im Diktat.
SZ 08.02.1997, S. 13
Also: Vorausgesagte Fehlerzahl (nach dem Stand von 2002) > 7,2 Fehler auf 100 Wörter
Tatsächlicher „Erfolg“ 2012: 16,89 – das ist das 2,3fache der vorausgesagten Fehlerzahl!

Würde man genauer die Rechtschreibfähigkeiten des Jahres 1996 zugrundelegen, für das aber keine Werte vorliegen, dann wäre die fahrlässige Fehleinschätzung, um nicht zu sagen die bewußte Volksverdummung, noch erheblich größer.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.10.2013 um 10.56

Die Fehlerquote in Schuldiktaten hat sich nach Einführung der Rechtschreibreform offenbar verdoppelt. Das berichtet die "Bild" unter Berufung auf eine Studie der Forschungsgruppe Deutsche Sprache.

Die Auswertung verschiedener Untersuchungen durch die Forschungsgruppe habe demnach ergeben, dass die Fehlerquote bei Sechstklässlern zwischen den 70er und 2000er Jahren um 82 Prozent gestiegen sei, an Gymnasien sogar um 119 Prozent. Die größten Probleme hätten die Schüler mit s-Endungen ("Erlebniß" statt "Erlebnis"), mit der Getrennt- und Zusammenschreibung ("bekannt geben" statt "bekanntgeben") und bei der Groß-Kleinschreibung ("jeder beliebige" statt "jeder Beliebige").

finanznachrichten.de 14.10.2013

Siehe auch focus.de 13.10.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.06.2013 um 15.01

Zu viele Rechtschreibfehler: Philologen fordern anderen Deutschunterricht

MÜNCHEN. Die Kenntnisse deutscher Viertklässler in Sachen Rechtschreibung sind in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich schlechter geworden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Der bayerische Philologenverband ist alarmiert – und fordert einen anderen Deutschunterricht in der Grundschule.

[Es wird aus den Untersuchungen von Prof. Wolfgang Steinig zitiert und gefolgert:]

„Wenn man die Gründe für diese Veränderungen betrachtet, kann auch dies kein Grund zur Freude sein.“ Steinig erkenne nämlich vorrangig soziale Faktoren als Ursache: Die Zunahme des Wortschatzes finde sich fast ausschließlich bei Mittelschichtkindern, die schlechtere Rechtschreibung betrifft in erster Linie Kinder aus sozial schwächeren Familien. Hierzu sagt der Vorsitzende der bayerischen Philologen,  Max Schmidt: „Unterricht, der das freie Schreiben statt das Einüben sprachlicher Normen bevorzugt, benachteiligt gerade die Schwachen. Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern brauchen Förderung, sie dürfen nicht zurückgelassen werden!”

Die daraus abzuleitende Forderung ist für Schmidt klar: “Die Grundschule muss hier auffangen, was zu Hause nicht geleistet werden kann. Nur so können sämtliche Bildungspotentiale ausgeschöpft werden. Dazu ist wieder mehr Deutschunterricht – beispielsweise statt des Englischunterrichts – an der Grundschule erforderlich! Und es ist dringend notwendig, das freie Schreiben mit einem stringenten Rechtschreibunterricht zu begleiten, der den Kindern Rechtschreibstrategien und Regeln an die Hand gibt!”

news4teachers.de 17.6.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2013 um 00.30

Rechtschreibung bei Schülern

Früher war alles besser - auch die Rechtschreibung? Um das herauszufinden, verglich der Germanistik-Professor Wolfgang Steinig Schulaufsätze aus drei Jahrzehnten. Das Ergebnis: Ja, die Kinder machen mehr Fehler. Sie schreiben aber auch viel kreativer…

Die zentralen Ergebnisse:
• Die Rechtschreibfähigkeiten haben sich stark verschlechtert: 1972 kamen auf 100 Wörter im Mittel 6,94 Rechtschreibfehler, zehn Jahre [später] 12,26 Fehler und zuletzt 16,89 Fehler.

• Die Kluft zwischen den sozialen Schichten hat sich vergrößert: Schüler aus der bildungsfernen Schicht machen heute wesentlich mehr Fehler als vor vierzig Jahren. 1972 waren es im Mittel 7,23 Fehler und jetzt 20,47 Fehler auf 100 Wörter.

spiegel.de 28.3.2013

Die Kluft zwischen arm und reich wächst - auch in der Schule: Heute machen Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern viel mehr Rechtschreibfehler als vor 40 Jahren…
(aus dem Artikel)

Für diesen „Erfolg” haben die verantwortlichen Kultusminister die deutsche Einheit in der Rechtschreibung zerstört, Millionen zu Schreibstümpern gemacht und Milliarden in den Sand gesetzt!

(Und die Kreativität geht nicht auf ihr Konto, sondern ist Folge der vermehrten medialen Information.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.12.2010 um 11.12

Die Bildungspolitiker fühlen sich nach der Bekanntgabe der Pisa-Studie bestätigt… Doch Unternehmen, Verbände und Lehrlingsausbildner stimmen nicht in diese Hurra-Rufe ein. Sie präsentieren eine ernüchternde Bilanz: Die schulischen Fähigkeiten haben sich gegenüber früher keineswegs verbessert…

Die Schuld an den mangelnden Lese- und Schreibfähigkeiten liegt jedoch nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei der neuen Rechtschreibung. Sie verunsichert. Die Sprache scheint relativ. Die Motivation, mit der Sprache genau zu arbeiten, gehe verloren, beobachtet Herth vom KV-Zürich…

handelszeitung.ch 17.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.12.2010 um 07.28

Ein Minister sagt Willkommen – eine Erlebnisreise zu den Jageler Tornados

… Waren es die Flugzeuge oder war es der Besuch des Ministers, der dem Ereigniss die hohe Aufmerksamkeit verschafft? ... Pünktlich um 8.35 Uhr sind alle Gäste der Bundeswehr Transall am Regierungsflughafen in Berlin-Tegel an Bord und als letztes kommt dazu Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg samt Entourage... Dass der Verteidigungsminister auch ein Medienprofi ist, zeigt sich bald...

Mit der Ankunft im schneekalten Jagel wird das Phänomen Guttenberg deutlicher: Der Verteidigungsminister wird begrüßt, er geht freundlich auf alle zu und vermittelt den Eindruck, daß ihm gerade diese Reise ein besonderes Anliegen sei... Das Protokoll will mit Allen zurück in die Halle zu Appell, ...

Der Minister eilt nach Abschluß des Apells mit der Nationalhymne herbei, wartet noch kurz, ... Nach der Pressekonferenz verpasst der Minister rührende Szenen, weil jetzt die Angehörigen zu den Piloten dürfen, und Major Wilde kann seine glickliche Ehefrau Yvonne in den Arm nehmen, ...

Frühere Verteidigungsminister sind schnell der Verlockung der Distanz der Macht erlegen, Wenigen ist es gelungen, ein wirklich herzliches Verhältnis zur Truppe aufzubauen…Dass er die Öffentlichkeit hinter sich weiss, macht den Minister wohl entspannter als viele seiner Vorgänger, …

AeroBrief 2.12.2010‎


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.05.2010 um 07.24

"Unseren Bewerbern fehlen oft die notwendigen Qualifikationen", sagt Anita Wolff, Marketingleiterin bei der Firma Deerberg in Velten (Landkreis Lüneburg). "Im ersten Ausbildungsjahr investieren wir oft viel Zeit um die neuen Auszubildenden in Grundfertigkeiten zu schulen. Es gibt große Defizite im Bereich Rechtschreibung und auch bei den Umgangsformen. Ich vermute, dass das Zusammenspiel zwischen Schule und Elternhaus in vielen Fällen nicht mehr stimmt", sagt Wolff.
abendblatt.de 14.5.2010

Kein Wunder nach dieser „Rechtschreibreform“, bei der sich die Politiker, unter Billigung der obrigkeitsgefälligen Gerichte, erdreistet haben, auch noch schriftliche Höflichkeiten abzuschaffen – die sie nicht das geringste anzugehen haben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.04.2010 um 14.29

Schon der Dreisatz macht Probleme
Zollern-Alb-Kurier - ‎10.04.2010‎
Laut Vollmer sind es vor allem Grundfertigkeiten im Rechnen oder Rechtschreibung, in denen die Auszubildenden große Schwächen haben: …

Bewerber-Ansturm bei Polizei
Kurier - ‎11.04.2010‎
Die meisten Bewerber (41 Prozent) scheitern am Deutschtest, genauer gesagt an der Rechtschreibung. Mit Hilfe der Aufnahmeoffensive ...

Bewerber für Polizei scheitern am Deutschtest
Vienna Online - ‎12.04.2010‎
Also fast jeder zweite Bewerber weist erhebliche Mängel bei der deutschen Rechtschreibung auf, ...

nach Google News


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2010 um 06.42

24.03.2010 | 09:00 Uhr
Weiterer Rückgang bei Rechtschreibleistungen der Schüler

Saarbrücken (ots) - Deutsche Schüler quälen sich nach wie vor mit dem Regelwerk der deutschen Orthographie und haben oft Angst vor Diktaten in der Schule und Texten, bei denen es auf korrektes Schreiben ankommt. …

Aus einer Ergänzungsstudie zu IGLU 2006, in deren Rahmen die Rechtschreibleistungen von über 8 000 Kindern am Ende der 4. Klasse getestet wurden, geht hervor, dass die Mehrzahl der Kinder am Ende der Grundschulzeit große Unsicherheiten im Umgang mit der Orthographie aufweist. Der bekannte Testexperte Dr. Peter May aus Hamburg hat darüberhinaus die Schreibleistungen dieser Kinder mit Ergebnissen in früheren Jahren verglichen und kommt zu der Feststellung: "Die mittleren Leistungen in der Rechtschreibung am Ende der 4. Klasse sind in dieser Zeit weiter gesunken."

… Von 1 400 Kindern der 4. Klasse, die sich einem neuen Test im Internet unterzogen, konnten gerade einmal 200 (14 Prozent) wenigstens zwei Drittel der Wörter vollkommen fehlerfrei schreiben. Die Wortstellen, deren Schreibung vor allem durch die Wortherkunft bzw. durch orthographische Regeln bestimmt wird, werden im Durchschnitt zu einem Drittel falsch geschrieben. Vor allem mit der Groß- und Kleinschreibung sowie mit dem Setzen von Satz- und Redezeichen haben viele Schüler noch bis zum Ende der Schulzeit erhebliche Schwierigkeiten. Die jahrelang umstrittene Rechtschreibreform hat entgegen ihrer ursprünglichen Absicht, den Schülern das Lernen zu erleichtern, offensichtlich keine Erleichterung für unsichere Lerner gebracht, sondern sogar eher mehr Verwirrung als Klarheit erzeugt.

Viele Kinder bleiben mit ihren Leistungen weit unter diesen Durchschnittsleistungen und bedürften dringend weiterer Unterstützung. Dr. Peter May verweist in diesem Zusammenhang auf einen weiteren beunruhigenden Tatbestand: Die am Ende der Grundschulzeit fehlenden Kompetenzen können in den Sekundarschulen und Gymnasien kaum aufgeholt werden können, weil es dort meist keinen systematischen Rechtschreibunterricht mehr gibt. …

Pressekontakt:
DIDEON GmbH
Eberhard Aurich
Fliederstraße 2
66119 Saarbrücken
030 65498436
info@dideon.de

http://www.presseportal.de/pm/76145/1583548/dideon_gmbh


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2010 um 12.21

Studie Online-Bewerbung 2009: Bessere Qualität von Bewerbungen trotz weiterhin fehlender Medienkompetenzen – Mängel der Bewerber bleiben gleich
… Die Qualität von Online-Bewerbungen scheint sich nach Aussagen von Personalverantwortlichen in den letzten fünf Jahren sichtbar verbessert zu haben. Das ergab die kürzlich von berufsstart.de veröffentlichte Studie „Online-Bewerbung 2009“. …
Betrachtet man die Aussagen der Personalverantwortlichen zu den häufigsten Mängeln von Online-Bewerbungen, sprechen diese allerdings nur bedingt für die Lernfähigkeit der Bewerber. Grund: Die Mängel bleiben die selben und ihre Werte haben sich seit der letzten Studie verschlechtert.
Rechtschreibung und Form von Online-Bewerbungen haben sich im Vergleich zu 2005 um 25% verschlechtert ... !

presseecho.de 2.2.10

Die Stellenbewerber bis 2005 hatten auch noch ausnahmslos die anständige herkömmliche Rechtsschreibung in der Schule gelernt.


eingetragen von rrbth am 20.06.2009 um 08.51

Zitat:
Es kann los gehen.
Hier steht's, der Schulleiter muß es ja wissen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.06.2009 um 04.30

Dülmen. 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer haben 52 Schüler des Clemens-Brentano-Gymnasiums, die ungefähr zur Wende-Zeit in der DDR das Licht der Welt erblickten, ihre Abitur-Zeugnisse in der Aula des Schulzentrums in Empfang genommen.

Münsterlandische Volkszeitung

Der folgende Satz ist noch bei Google News verzeichnet, im Original aber nicht mehr auffindbar:

Abiturienten am CBG: „Der Motor läuft“
Münsterländische Volkszeitung - ‎Vor 9 Stunden‎
Negativ sei aber die Rechtschreibung. „Ich habe mich selber davon überzeugt, dass in einigen Klausuren 40 bis 50 Fehler waren. ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2009 um 06.08

Film / Fernsehen | 29.04.2009 23:10 Uhr

Anmoderation:
Guten Abend bei Zapp. …

Doch zunächst zu den lieben Kollegen: Erst Pocher, dann Christiansen und jetzt Kerner. Grosse Namen, lange Liste – Sat.1 kauft ein. Viele teure TV-Stars. … Kein Geld. Aber große Anschaffungen, wie passt das zusammen? … „ … man kann den Schuldendienst nicht mehr bedienen, dass kann in der Form nicht weiter gehen.“ … Christopher Keil, „Süddeutsche Zeitung“: „Er wird nicht die journalistische Kompetenz stärken, er wird Unterhaltung stärken. Und da Sat.1 ja ein Gefäß gerade ohne Inhalt ist, kann dieses Gefäß Kerner gut gebrauchen …“ … Boulevard, Sport, Unterhaltung – Kerner macht Alles. … In Mainz hätte man Ihn gern behalten. …. Roger Schawinski, ehemaliger Sat.1-Chef: „Ich glaube, das war wirklich eine Grenzüberschreitung, dass hätte man nicht zulassen dürfen.“ … Und das kann er dann auch bei Sat.1 vielleicht ohne große Wiederstände machen.“

Und Sat.1 erfand den täglichen Trashtalk – stundenlang Tag für Tag. Und heute? Noch immer viel Peinliches am Nachmittag. Dazu dauernd Wiederholungen von Altbekanntem. Roger Schawinski, ehemaliger Sat.1-Chef: „Diese Sendungen funktionieren und auch in den Wiederholungen, dass ist das erstaunliche.

… Der milliardenschwere Investor Haim Saban – nur einer von Mehreren, die den Medienkonzern zunächst spektakulär kauften und ihn dann, zuletzt an Permira und KKR, gewinnbringend weiter veräußerten. Auch die Axelspringer AG wollte den Sender einst übernehmen, scheiterte aber am Wiederspruch des Bundeskartellamtes. … Werbefinanzierte Sender sind auf die Zielgruppe der 14-49jährigen angewiesen …

Abmoderation:
Natürlich hätten wir sehr gerne mit allen Beteiligten gesprochen. Aber weder Johannes B. Kerner, noch die Verantwortlichen bei Pro7Sat1, noch die Investoren wollten uns ein Interview geben.

© Norddeutscher Rundfunk

ndr.de/sendungen/zapp

Der Text wurde vermutlich von der Moderatorin Inka Schneider verfaßt, die nach dem Volksentscheid gegen die „Rechtschreibreform“ aufschrie, nun müßten die Schüler in Schleswig-Holstein wieder wie in der Steinzeit schreiben.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.05.2009 um 05.50


Sigmar Slazburg zitierte:
„Die Bürger erwarten sich von einem Polizisten, dass er Protokolle und Berichte einwandfrei schreibt."
http://tt.com/tt/tirol/story.csp?cid=7421765&sid=56&fid=21
Ja, dies zeigt, wofür Sprache wichtig ist: daß alle Beteiligten wissen, was gemeint ist, so daß zwischen Denkweisen vernetzt und vermittelt werden kann.

– In meinen Akten schlummern noch mehrere Klassensätze abgelichteter Diktatergebnisse der Bereitschaftspolizei Segeberg von Aufnahmeprüfungen; ein erstes Lesen darin zeigte, daß die dort gemachten viel zu vielen Buchstabenfehler mit der RS„R“ so gut wie keine Berührung haben. Lediglich die neue Beliebigkeit in der Zeichensetzung „spart“ einige Fehler ein (auf Kosten der Lesefreundlichkeit und, schlimmer, Eindeutigkeit der Wortlaute).
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2009 um 05.30

Nach Google News:
Polizeinachwuchs scheitert am Diktat
Tirol Online - ‎30.04.2009‎
Auch an der Polizei ist die Diskussion um die Rechtschreibreform nicht spurlos vorbei gegangen.

Ausschnitt:

Polizeinachwuchs scheitert am Diktat
Die Tiroler Polizei ist derzeit wieder auf Suche nach Nachwuchs. Die Hälfte der Bewerber aber scheitert bereits an Diktat und Grammatiktest.


INNSBRUCK - …

100 neue Stellen
So sieht das Auswahlverfahren für die 100 Stellen, die heuer neu besetzt werden, u.a. ein Diktat, einen Grammatik-, Persönlichkeits- und sportmotorischen Leistungstest vor. Nach der ersten Runde zeigt sich aber nun, dass von den 400 Bewerbern nur 130 zum zweiten Aufnahmeteil geladen werden.
Einige wurden von vornherein abgewiesen, wie Bewerber ohne österreichische Staatsbürgerschaft, über 30-Jährige oder Bewerber mit Vorstrafen, wie der Tiroler Landespolizeikommandant Helmut Tomac erzählt. Von denen, die bereits zum ersten Aufnahmeteil angetreten sind, ist die Hälfte aber am schriftlichen Deutschtest gescheitert, konnte die Hürden Rechtschreibung und Grammatik (Das- und Dass-Schreibung, Satzstellung...) nicht nehmen, bestätigt der Aufnahme-Fachbereichsleiter Anton Brida. Ein Wert, der nicht nur für Tirol gilt: Wie die statistische Auswertung zeigt, gilt diese Ausfallquote auch für Restösterreich.
… Dass man bei der Sprachprüfung kein Auge zudrückt, ist für den stv. Sprecher des Innenministeriums, Alexander Marakovits, selbstverständlich: „Die Bürger erwarten sich von einem Polizisten, dass er Protokolle und Berichte einwandfrei schreibt."

http://tt.com/tt/tirol/story.csp?cid=7421765&sid=56&fid=21


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2009 um 10.36

Vor etwa zwei Monaten zeigte der Lernpsychologe Prof. Manfred Spitzer in einer Fernsehsendung, daß das Schriftbild eines Wortes unmittelbarer mit dem gesprochenen Wort verbunden ist als sein Bedeutungsinhalt. Auf einer Tafel waren mehrfach untereinander die Wörter rot, grün und blau in beliebiger Folge aufgeschrieben. Zugleich waren sie in diesen Farben eingefärbt, jedoch in anderer Anordnung. Die Moderatorin konnte schneller die Wörter richtig ablesen als den tatsächlichen Farbwert der Wörter aufzählen.

Auch solche Beobachtungen zeigen wieder einmal die Dummdreistigkeit der „Reform“eingriffe durch die Kultusminister und die fatale Verkennung des Mißbrauchs der Schüler zu ihrer Durchsetzung durch das Bundesverfassungsgericht.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2008 um 11.38

(... und jede Politiker-Verlautbarung dazu war eine Lüge.)

1995

Die Fehlervermeidung durch die vereinfachten, angeblich erleichternden Regeln der Rechtschreibreform stand immer obenan auf der Liste der Erfolgsversprechungen der Kultusminister und ihrer Helfershelfer. Triebfeder aber waren im Hintergrund handfeste ideologische und wirtschaftliche Interessen, die keineswegs dem Gemeinwohlbelang verpflichtet waren.

Auf ihrer Konferenz vom 25. bis 27. Oktober 1995 hatten die Ministerpräsidenten den Kultusministern vier Bedingungen genannt, unter denen sie einer Neuregelung (nicht etwa einer Reform) der Rechtschreibung zustimmen würden: 1. Die Neuregelung solle der „Erleichterung des Schreibens und Erlernens des richtigen Schreibens“ dienen. 2. Sie müsse sich „auf das Notwendige beschränken und eine behutsame Weiterentwicklung der Rechtschreibung gewährleisten“. 3. Vor der Neuregelung bedürfe es einer „umfassenden Beteiligung der Öffentlichkeit“. 4. Eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit sei vonnöten, „um die Akzeptanz der Änderungen sicherzustellen“. Die Kultusminister haben keine dieser vier Bedingungen erfüllt. (FAZ v. 5.9.2000)

Die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) erklärte, man habe sich 'bis in die tiefsten Details' mit der Reform beschäftigt und sei zu dem Ergebnis gekommen, 'daß wir dem so nicht zustimmen können'. (SZ 28.10.1995)

Beim nächsten Treffen gelang aber der 32köpfigen Laienspieltruppe der angebliche Durchbruch:

Immerhin hat eine veritable Ministerpräsidentin, Frau Heide Simonis aus Schleswig-Holstein, nach getaner Arbeit die Öffentlichkeit wissen lassen: „Die Neuerungen dienen jetzt wirklich der Erleichterung." (Die WELT, 16.12.1995)

(Wohlgemerkt, es geht um die minderwertigste Urfassung der „Reform“!)

Ab 1996
Gisela Böhrk, schleswig-holsteinische Kultusministerin (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):

„Die neuen Regeln erleichtern das Erlernen der Sprache. Erste Tests haben gezeigt, dass die Fehlerquote sinkt. Endlich wird in allen deutschsprachigen Ländern nach denselben Regeln geschrieben. Was soll daran schlecht sein?“
*)!

Ingrid Stahmer, Kultursenatorin von Berlin (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):
„An der Rechtschreibreform schätze ich besonders, dass sie für Schülerinnen und Schüler eine Erleichterung im Umgang mit der geschriebenen Sprache. (...) Die neuen Schreibweisen sind logisch und systematisch.“

Hartmut Holzapfel, hessischer Kultusminister (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):
„Die Rechtschreibreform bringt eine Reihe von Neuerungen, die allesamt überschaubar sind und insgesamt das Schreiben erleichtert.“

Rolf Wernstedt, niedersächsischer Kultusminister (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):
„Eine maßvolle Vereinfachung der Regeln, die vor allem den Schülern zugute kommt.“

Theodor Ickler hörte: „Durch die Rechtschreibreform sind wir 90 Prozent unserer Rechtschreibfehler los." (KMK-Präsident Wernstedt, im Rundfunk-Interview gehört, fast wörtlich zitiert, die Zahl hat er auf jeden Fall genannt!) (Mitteilung am 5.12.02).

Heide Kuhlmann notiert in „Orthographie und Politik / Zur Genese eines irrationalen Diskurses“ Wernstedts „Auffassung, daß mit der Reform das Herrschaftsinstrument Orthographie, mit dem wirklich Bedrückung betrieben werden kann, abgebaut werde …“.

Dies ist das Vokabular des ideologischen Kulturkampfes. Tatsächlich ist die „Rechtschreibreform“ selbst zu einem Mittel der obrigkeitlichen Bedrückung geworden.

Gabriele Behler, Kultusministerin von Nordrhein-Westfalen (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):
„Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ist beschlossene Sache, eine Erleichterung für die Lernenden, keinerlei Grund für Aufgeregtheiten.“

Henner Wittling, saarländischer Kultusminister (im Progagandamaterial des AOL-Verlages):
„Nach meiner Auffassung überwiegen die Vorteile der Rechtschreibreform. Viele Ausnahmen und Sonderregelungen, die das Schreiben und Schreibenlernen erschwerten, sind verschwunden. Schülerinnen und Schüler machen außerdem die spannende Erfahrung, daß ihre Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit ihnen lernen.“

Gerburg Böhrs, Referentin im Kieler Bildungsministerium, im Evangelischen Pressedienst (edp):
„Wer das Schamgefühl, aber auch die Hilflosigkeit von Analphabetinnen und Analphabeten erlebt hat, wird jede noch so kleine Erleichterung begrüßen.“

1997

Kultusminister Hans Zehetmair behauptet, die Reform sei ein voller Erfolg, es gebe 40 Prozent weniger Fehler im Diktat, und im übrigen seien 60 Prozent der Schüler für die Reform (vgl. Rita Baedeker über die Podiumsdiskussion der SZ zur Rechtschreibreform „Deutschland zum Diktat!“ am 05.02.1997 in München. In: SZ 08.02.97, S. 13).

Protokoll der Sitzung des Schleswig-Holsteinischen Landtags am 21.2.1997. Es ging um die vorzeitig betriebene Einführung der „Rechtschreibreform“ durch Erlaß der damaligen Bildungsministerin Böhrk.

Sabine Schröder , SPD [am 21.2.1997 im Kieler Landtag]:
Auch die Uni Kiel und Untersuchungen in NRW haben gezeigt, daß nach den neuen Regeln bis zu 50 % weniger Fehler gemacht werden.
(Lebhafter Beifall des Abgeordneten Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

[Karl-Martin Hentschel verbreitet noch mindestens weitere 8 Jahre das Weniger-Fehler-Märchen, siehe unter 2004. Die genannten „Untersuchungen“ aber wurden kritischen Blicken vorenthalten.]

[Der ehemalige Reformer Prof. Dr. Eisenberg konstatierte jedoch in der „Welt“ vom 26. 2. 98: „Unter unabhängigen Didaktikern und Praktikern besteht Konsens, daß die Zahl der Rechtschreibfehler nicht abnehmen wird. Von besserer Lehrbarkeit der Neuregelung kann insgesamt keine Rede sein.“]

1998

Bundesverfassungsgericht:
Nach den Eindrücken, die der Senat in der mündlichen Verhandlung gewonnen hat, besteht kein Anlaß, die von der Einschätzungsprärogative des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur getragene Prognose in Frage zu stellen, auf der Grundlage der neuen Rechtschreibregeln lasse sich das richtige Schreiben der deutschen Sprache leichter erlernen. (Urteil des Bundesverfassungsgerichts v. 14.7.1998)

Dazu ein Kommentar in den Lübecker Nachrichten, (ca. 15.7.98) von einem Herrn Dieter Swatek abgefaßt, der als „Diplom-Volkswirt, Staatssekretär im Ministerium für Bildung …“ vorgestellt wurde: „Im Sinne der Kinder – Karlsruhe hat sich mit seinem Urteil eindeutig auf die Seite der Kinder gestellt. Sie sind die Gewinner des gestrigen Tages. Nicht nur, daß den jetzigen Schülerinnen und Schülern das Umlernen erspart wird, auch künftige Schülergenerationen werden es nun leichter haben, die deutsche Rechtschreibung zu erlernen. Sie müssen statt der 212 Schreibregeln 112 und von jetzt 52 Kommaregeln nur noch 9 anwenden….“

ca. 1998

Annette Schavan, damals Kultusministerin in Baden-Württemberg, im Progagandamaterial des AOL-Verlages: „Die Rechtschreibreform wird die Beliebtheit von Rechtschreibregeln nicht erhöhen, sie wird aber die Beherrschung der Regeln erleichtern."

1999

Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Kauffold, vor dem Schweriner Landtag am 16.9.1999:

„... An den Schulen des Landes wird zur Zeit überall an der Verwirklichung der Neuregelung mit Interesse und Engagement gearbeitet. Zwischenzeitlich hat sich auch herausgestellt, daß Schülerinnen und Schüler, die bereits das vierte Jahr die neuen Schreibungen als Selbstverständlichkeit anwenden, weniger Fehler machen, als vor der Reform festgestellt werden konnten. Das wäre also ein positives Ergebnis. Ich hoffe, das stimmt auch so..."

In der Presse wurde daraufhin verbreitet, daß neue Untersuchungen bewiesen, daß Schüler weniger Fehler machen.

In Unkenntnis der Aussagen des Ministers schrieb am 29. November 1999 das Ministerium (Frau Dr. Christiane Noeske) an den Vertreter der Bürgerinitiative S-H, S. Salzburg: „Empirische Studien über erste Ergebnisse liegen jedoch in Mecklenburg-Vorpommern, entgegen der von Ihnen zitierten Pressemeldung, noch nicht vor. Hier wären zurzeit vorschnelle Untersuchungen und Verallgemeinerungen fehl am Platz."

Eine Bitte um Zusendung oder Quellenangabe der von Kauffold genannten Untersuchung blieb natürlich unbeantwortet.

1999

Professor Dieter Nerius, Mitglied der Reformkommission, führte in einer Stellungnahme vor einem Parlamentsausschuß des Schweriner Landtages am 6.10.99 aus:

„Das Ziel der Neuregelung besteht darin, durch einzelne inhaltliche Änderungen die Systemhaftigkeit unserer Rechtschreibung und den Generalisierungsgrad ihrer Regeln zu erhöhen, und zwar mittels Reduzierung von Ausnahmen und Sonderfällen, die sich im Laufe der Entwicklung ergeben haben. Damit wird die Erlernung und Beherrschung der Orthographie in gewissen Umfang erleichtert, ohne dass die Kontinuität der Schrifttradition beeinträchtigt würde…. Bei objektiver Bewertung und ohne vorgefassten Unwillen erweist es sich, dass die eingeführte Neuregelung durchaus einen deutlichen Schritt in Richtung auf Systematisierung und Vereinfachung der Orthographie darstellt, der vor allem für die Schule erhebliche Vorteile bringt.

SPIEGEL-GESPRÄCH 2004:
SPIEGEL: Der Leipziger Pädagogikprofessor Harald Marx hat 1200 Diktate in alter und neuer Rechtschreibung verglichen und festgestellt, dass heute wesentlich mehr Fehler gemacht werden.
[Kultusministerin Doris] Ahnen: Es gibt meines Wissens in Österreich eine Studie, die genau das Gegenteil belegt. (Spiegel Nr. 48, 22.11.04)

Dazu ein Kommentar von Theodor Ickler:
Diese „Studie“ hat Professor Jörg Baumberger in der Neuen Zürcher Zeitung vom 28.9.2004 in ihrer ganzen Lächerlichkeit entlarvt: „'13 Prozent weniger Fehler dank der Reform' - Wenn Bildungsforschung politische Karriere macht“. Hier ein Auszug:
"Während eine stattliche Zahl reiner Meinungsbefragungen besteht, scheint nur eine quantitative empirische Studie zu existieren: Sie wurde 1996/97 am Wiener Gymnasium Sacré Cœur mit 27 Schülerinnen im Alter von 15 bis 16 Jahren durchgeführt.
[…] Man muss nicht achtzig Millionen Deutschsprechende testen, aber ein Pool mit 12 Alt- und 15 Neuschreiberinnen, welche zudem erst ex post ihren Gruppen zugeteilt werden, wirft sehr wohl methodologische Fragen auf." (Ausführlicheres Zitat unter Ahnen-Interview)

2004

Karl-Martin Hentschel, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Kieler Landtag, in einer E-Mail an Sigmar Salzburg, wiederholte das längst wissenschaftlich widerlegte Weniger-Fehler-Märchen:

[... ohne Anrede]
… Nun ist die Übergangszeit abgelaufen - irgendwann muss man dann auch Entscheidungen akzeptieren. Tut mir leid - wir haben wirklich wichtigere Probleme.
Im Übrigen bin ich sicher, dass ihr Sohn nach der neuen Rechtschreibung erheblich weniger Fehler macht, als nach der alten!
Gruß
Karl-Martin Hentschel


Der einzige, der bis 2004 die Folgen der „Reform“ empirisch wissenschaftlich seriös untersucht hat, ist Prof. Harald Marx. Er sagte in einem Interview mit dem Rheinischen Merkur am 28.1.2004:

„Ich stellte fest, dass die Kinder etwa bei der ß-Schreibung 2001 genauso gut oder schlecht waren wie 1996. Die Annahme, durch die Reform werde die ß-Schreibung vereinfacht, ist also infrage zu stellen. Bedenklich ist, dass bei Wörtern mit s-Laut, deren Schreibung nicht verändert wurde, jetzt häufiger als 1996 Fehler auftreten. Viele schreiben ‚Floss’ und meinen ‚Floß’….“

Also hat die Reform ihr Ziel, das Schreiben zu erleichtern, verfehlt?

„Ja…“


Rückblick 2005

„Als die Kleinschreibung vom Tisch war, bei der ja die meisten Diktatfehler gemacht werden, wollten viele von uns aufgeben", erinnert sich Augst. „Aber ich dachte, es muss doch zumindest einmal versucht werden. …“
(Reformer Gerhard Augst in SPIEGEL 30/2005)


Die neue Untersuchung von Dr. Uwe Grund soll unter anderem damit abgewertet werden, daß behauptet wird, nicht die Fehlervermeidung sei das Ziel der „Reform“ gewesen, sondern die leichtere Erlernbarkeit der Regeln. Aber wozu soll die dienen – wenn nicht dem richtigeren Schreiben?

Nachtrag: Die Untersuchung von Uwe Grund wurde in weiteren acht Jahren erheblich ausgeweitet und 2016 als Studie veröffentlicht, siehe hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2007 um 13.48

Aus der Homepage eines Heilpraktikers:

WORD 2002 (alt/neu) findet im gleichen Text von 3325 Wörtern („Depressionen“)

17 daß, 16 weitere „alte“ ß; außerdem „im allgemeinen“, „im folgenden“, „sogenannt“

23 dass, 9 weitere „neue“ ss, (nur muss, lass/lässt).

http://www.hypnose-kiel.de/24709.html?gclid=CNTt4vqWkIwCFQEvlAod6ga74Q

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Sigmar Salzburg


eingetragen von rrbth am 29.01.2005 um 10.07

Servus,

dann gebe ich mich jetzt mal als Lehrer zu erkennen.

Gestern mußten einige meiner Schüler unter anderem auch eine im Oktober versäumte schriftliche Abfrage zum Thema „s/ss/ß, das/dass“ (neue Rechtschreibung) nachholen. Das war ein Lückentext mit 102 Lücken, wovon 27 die Unterscheidung „das/dass“ betreffen.

Ergebnis eines Schülers:
der fleissige Fliesenleger
es heisst, dass
ließ die Gruselgeschichte
Pflaumenmuß
es ist lässtig
ich will Spaß, ich geb Gaß
es war heiss
der Schweiss
Zu Kartoffelklösen gibt es Soße
Eisen kann Rosst ansetzen
die neuen Modelle fanden reissenden Absatz


Außerdem merke ich gerade, daß es äußerst scheußlich ist, daß im Text Beispiele mit „auß/äuß/euß“ fehlten.


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 26.01.2005 um 13.15

Tja, wenn ich "Gräfin von Hohenzollern"
heißen würde, dann würde ich gut heißen - finde ich.
Aber ich muß weiterhin so doof heißen.

Die WAZ schreibt:
"Dieser Einzelfall sei von der
Schulaufsicht nicht gut geheißen worden."

Ich werde nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen,
daß solche Wörter ja nicht mehr flüssig
gelesen werden können. Fast jeder Leser hält nach
"gut" inne. Lesefluß und schließlich die
Lesekompetenz ( PISA-Schlagwort für den Schulbereich)
kommen zum Erliegen, oder werden erst gar nicht
aufgebaut.





__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von margel am 26.01.2005 um 09.55

"An den Traktor einen Anhänger hängen" ist meiner Ansicht nach nicht die unterbrochene Variante von" Dem Traktor einen Anhänger anhängen". Im ersten Satz handelt es sich um das Verb "hängen", im zweiten um "anhängen".


eingetragen von Fritz Koch am 26.01.2005 um 08.53

Dabei wird nur der Verb-Zusatz erweitert.
Einfach ist das bei motivierten Wortbildungen, d.h. wenn die Bedeutung der Wortbildung unmittelbar aus ihren Bestandteilen erklärbar ist, die so gannte 'direkte' Bedeutung.
Bei idiomatisierten, so genannten 'übertragenen' Bedeutungen ist eine Erweiterung nicht so leicht möglich:
In 'jemandem etwas anhängen' ist 'anhängen' nicht durch Einschübe unterbrechbar, aber 'dem Traktor einen Anhänger anhängen' ist unterbrechbar: 'an den Traktor einen Anhänger hängen'.
Bei substantivischen Verbzusätzen ändert sich durch Erweiterung des Substantivs meist die Gesamtbedeutung weg von einem allgemeinen Begriff hin zu einer speziellen Bezeichnung:
'Ein neues Auto fahren, ein Sportrad fahren, S-Bahn fahren, Doppeldeckerbus fahren, eine lange Schlange stehen?, eine alte Maschine schreiben?, Hochseil tanzen?, Kunsteis laufen?' ('?' heißt: ist schriftlich eigentlich unüblich.)

(Die meisten Leute denken und sprechen umgangssprachlich und schreiben schriftsprachlich.)


eingetragen von margel am 26.01.2005 um 08.45

Es ist, glaube ich, schon einmal gefragt worden, ob z.B. zwischen "Sie haben ihn mit zum Skilaufen genommen" und "Sie haben ihn zum Skilaufen mitgenommen" nicht ein feiner Bedeutungsunterschied bestehe. Ich denke, ja, möchte aber auf die Erläuterung eines Fachmannes warten. Auch in den meisten der übrigen von Prof. Ickler zitierten Beispiele dürfte es um stilistische Nuancen gehen.


eingetragen von glasreiniger am 26.01.2005 um 08.16

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Es gibt unzählige Belege. Man kann jemanden heimholen, aber auch heim ins Reich holen (kein schönes Beispiel, aber geläufig).

Trotzdem halte ich dafür, daß der Test in den meisten dieser Beispiele greift, da die Umstellung gültige (und meist treffendere) Sätze ergibt. Vielleicht hilft es, sich den Test in seiner Negation zu betrachten: Auseinanderschreibung ist geboten, wenn ein Einschub seinen Platz nur in der Fuge erhalten kann.


eingetragen von Theodor Ickler am 26.01.2005 um 04.34

Es gibt unzählige Belege. Man kann jemanden heimholen, aber auch heim ins Reich holen (kein schönes Beispiel, aber geläufig). Der Verbzusatz kann offenbar Kern einer Phrase werden. Hier noch mehr davon:


Kannst du mich dann mit zur Gießerei nehmen? (Wolfgang Hilbig: Unterm Neomond. Frankfurt 1982:99)
Ganz am Anfang seiner Karriere fand ihn die legendäre Josephine Baker gut genug, um ihn mit auf eine ausgedehnte Tournee zu nehmen. (SZ 28.4.86)
Sie haben mich mit zum Skilaufen genommen. (Bertelsmann-Grammatik 1999:262)
Ich werde Sie gleich mit auf den Weg meiner Recherchen nehmen. (Hans-Werner Eroms: Festrede zur Verleihung des Dudenpreises 2002)
Ich wurde zurück nach Eisenach gebracht. (SZ 23.8.86)
Wir können die Menschen nicht allein damit lassen. (FAZ 27.11.86)
War es die Mehrheit der Österreicher, die jubelte? Man kann es nicht wissen, denn wer sich nicht wohl bei der Sache fühlte, schwieg und verbarg sich. (Zeit 4.3.88)
Einher damit gingen Preiserhöhungen. (Informationen zur politischen Bildung 205:6)
Von da an sei es nur noch abwärts mit seiner Persönlichkeit gegangen. (SZ 29.1.85)
Darauf näher einzugehen, würde hier aber zu weit weg vom Thema führen. (Magisterarbeit 1984)
Immer wieder gingen ihre Gedanken weg vom Thema. (DaF Sonderheft 1983:68)
Die Union scheint zurück zu sich selbst zu finden. (FAZ 18.3.2000)


Statt "an etwas teilnehmen" findet man auch oft "teil an etwas nehmen".
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Th. Ickler


eingetragen von glasreiniger am 25.01.2005 um 21.10

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Meinen alten Kollegen Hartmut Günther habe ich schon vor einigen Jahren mit der Tatsache konfrontiert, daß selbst Verbzusätze durchaus durch zwischengeschobene Elemente vom Verb getrennt werden können ("ein Buch mit an den Strand nehmen" usw.).

Da möchte ich Ihnen widersprechen. Der angegebene Satz mag umgangssprachlich durchgehen. Normalerweise wird man doch "ein Buch an den Strand mitnehmen" für besseres Deutsch ansehen. Der Test ist sicherlich nur approximativ gültig, wie fast alle solchen Regeln. Aber der entscheidende Punkt ist doch immer die grammatische Korrektheit, insbesondere die mögliche Identifikation der verschiedenen Teile des Satzbaus über Kasus etc., des resultierenden Satzes.


eingetragen von Fritz Koch am 25.01.2005 um 18.08

denn bei vielen Kompositionen aus Präposition und Verb ist die Einschubprobe nicht aussagefähig. Andere Kompositionen sind so idiomatisiert, daß eine Unterbrechung durch Einschub einen anderen Sinn ergeben kann. Besonders bei vielen 'mit-Verben' ist sowohl Zusammenschreibung als auch Unterbrechung durch Einschub möglich, weil es hier nicht viele Idiomatisierungen gibt.

Hartmut Günther hat sich aber hauptsächlich mit Kompositionen aus Substantiv und Verb befaßt. Und da gibt es einige, jedenfalls im Schriftdeutsch, nicht durch Einschübe unterbrechbare Verbindungen. Allerdings neigt die mündliche Umgangssprache eher zu Einschüben als die Schriftsprache. Mündlich sind vielleicht möglich, aber schriftlich wohl (noch) nicht:
'Auto mit einem PKW fahren, Rad auf einem Mountainbike fahren, Bus in einem Trolleybus fahren, Bahn im ICE fahren, Kopf wegen etwas stehen, Schlange um etwas stehen, Brust über 50 m schwimmen, Maschine auf einem alten Klapperkasten schreiben, Seil in 3m Höhe tanzen, Bock über mehrere Geräte springen, Berg in 2000 m Höhe steigen, Bruch mit unechten Brüchen rechnen, Lippen in starkem Lärm lesen, Kopf mit dem großen Einmaleins rechnen, Bau für ein Haus sparen.'
Hier ist bei Nichtunterbrechbarkeit Zusammenschreibung in Kontaktstellung üblich. 'Eis auf dem See laufen' sagt man auch umgangssprachlich nicht. 'Schlittschuh auf dem See laufen' ist aber Schriftdeutsch.
'Stellung zu etwas nehmen' ist durch Einschub unterbrechbar.


eingetragen von Christoph Kukulies am 24.01.2005 um 20.48

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Meine Enkelin (9) geht in Wien zur Grundschule und kam heute nach Hause mit einem einzigen Fehler im Diktat, über den jetzt eben die Telefonleitung Wien-Aachen heißlief.

Sie hatte geschrieben "Ziehe deine Mütze an, wenn du Eislaufen gehst".

Sie hätte - so die Lehrerin - "Eis laufen" (analog zu Eis kaufen) schreiben sollen.

Ist das tatsächlich richtig nach Neuschrieb? Hätte man ihr das (in Österreich) als Fehler ankreiden dürfen?


Ich muß mich korrigieren. Sie hatte geschrieben:
"Ich setze meine Mütze auf, wenn ich eislaufen gehe".

Das wäre nach Normalschreibung richtig. Auch als Fehler dürfte es nicht angekreidet werden. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es ein Diktat war, in dem diese Dinge vorher geübt waren und nun abgefragt wurden.

Dennoch ist es eigentlich unmenschlich, wie Kinder gegen ein vielleicht bereits durch Lesen erlerntes Schriftbild oder gegen den gesunden Menschenverstand mit grammatikalisch falschem indoktriniert werden.



Und nun die letzte Fassung zu der Geschichte. Meine Tochter schrieb:

Hallo Papi,

Es war übrigens kein Diktat, sondern eine Hausaufgabe. Sie sollte eben nur einen Text, wo auch dieser Satz drin vorkam (mit Eis laufen) abschreiben. Dabei hat sie halt nicht immer so genau hingesehen, sondern, was nicht von Schluddrigkeit, aber von ihrer bereits vorhandenen Schreibsicherheit und logischem Denkvermögen zeugt, instinktiv eislaufen zusammen geschrieben.
Sie war total verwirrt, als sie, erst nach der Korrektur durch die Lehrerin, gesehen hat, daß es ein Fehler war. Also, hoffentlich wird diese blödsinnige Reform bald zurückgenommen.

__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Fritz Koch am 23.01.2005 um 18.21

mangels genügender Fachkenntnisse muß ich passen. Ob und ab wann aus vielen gleichartigen Einzelwortfestlegungen eine Regel mit wiederum vielen Ausnahmen abgeleitet werden kann, maße ich mir nicht an. Rechtschreibung entsprechend dem Sprachgebrauch bedeutet eben auch viele Einzelwortfestlegungen, das ist nun mal so.


eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2005 um 17.44

Meinen alten Kollegen Hartmut Günther habe ich schon vor einigen Jahren mit der Tatsache konfrontiert, daß selbst Verbzusätze durchaus durch zwischengeschobene Elemente vom Verb getrennt werden können ("ein Buch mit an den Strand nehmen" usw.). Der beschriebene Unterschied reicht nicht aus, die Zusammenschreibung zu begründen. Ich ziehe es vor, mich am tatsächlichen Schreibgebrauch zu orientieren und keine "ausnahmslosen", aber wirklichkeitsfremden neuen Regen durchzuboxen. Sonst müßte man auch die Funktionsverbgefüge wie "Stellung nehmen" usw. zusammenschreiben.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Fritz Koch am 23.01.2005 um 12.24

Die Getrennt- und Zusammenschreibung bei Kontaktstellung ergibt sich nicht aus (wie auch immer zustande gekommenen) Lexikoneinträgen, sondern 'über die Organisation im Satz':
In 'Auto gefahren' ist 'Auto' ein Modifikator zu 'fahren';
dagegen ist 'autogefahren' ein intern nicht strukturierter Ausdruck.
In 'Hans möchte mit seinen Kindern Eis kaufen' und 'Hans möchte mit seinen Kindern Eis laufen' erscheint das Substantiv groß und getrennt als ein Substantiv, das eine syntaktische Funktion zum Verb unterhält.

Die Einschiebeprobe bei Kontaktstellung belegt aber die fehlende syntaktische Beziehung zwischen 'Eis' und 'laufen':
'Hans möchte beim Italiener Eis kaufen' und 'Hans möchte Eis beim Italiener kaufen' sind möglich, weil hier 'Eis' und 'kaufen' je ein syntaktisches Wort sind, zwischen denen eine syntaktische Beziehung besteht.
Aber 'Hans möchte Eis auf dem See laufen' ist nicht möglich, sondern nur 'Hans möchte auf dem See eislaufen' ist möglich, weil hier das nominale Glied 'Eis' kein syntaktisches Wort bildet, sondern 'eislaufen' ein syntaktisches Wort bildet, weil hier zwischen 'Eis' und 'laufen' keine syntaktische Beziehung besteht.

Auch noch aus ganz einem anderen Grund, den die Reformer selber erfunden haben, muß 'eislaufen' bei Kontaktstellung zusammengeschrieben werden:
Weil 'eislaufen' für die Wortgruppe 'auf dem Eis laufen' steht und durch die Zusammenschreibung Wörter eingespart werden. Bei 'Eis kaufen' dagegen nicht.
Wenn die Reformer trotzdem 'Eis laufen' vorschreiben, beweisen sie, daß sie ihr eigenes Regelwerk nicht kennen.
Nach derselben Reformregel der Wörtereinsparung müssen auch 'kopfstehen, schlangestehen, brustschwimmen, maschineschreiben, seiltanzen, bockspringen, bergsteigen, bahnfahren (außer für den Lokomotivführer), busfahren (außer für den Buslenker) lippenlesen, kopfrechnen, bausparen, autofahren (außer für den Autolenker), radfahren' in Kontaktstellung zusammengeschrieben werden.
Reformschreibweisen, die den Reformregeln widersprechen, müssen ausdrücklich als neue Ausnahmen gekennzeichnet oder aufgehoben werden, denn die Reform soll ja gerade die vielen Einzelschreibweisen und Ausnahmen durch Regeln ersetzen.


eingetragen von Theodor Ickler am 23.01.2005 um 05.36

Daß es keine Analogie zwischen Eis laufen und Eis kaufen gibt, hat besonders Peter Eisenberg mit Recht hervorgehoben. Im ersten Fall ist das Objekt inkoporiert und daher nicht mehr für Attribute zugänglich, im zweiten liegt tatsächlich ein freies Satzglied vor. Allerdings folgt daraus - anders, als Eisenberg meint - nicht die unterschiedliche Schreibweise; die hat andere Gründe.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christoph Kukulies am 22.01.2005 um 20.14

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Meine Enkelin (9) geht in Wien zur Grundschule und kam heute nach Hause mit einem einzigen Fehler im Diktat, über den jetzt eben die Telefonleitung Wien-Aachen heißlief.

Sie hatte geschrieben "Ziehe deine Mütze an, wenn du Eislaufen gehst".

Sie hätte - so die Lehrerin - "Eis laufen" (analog zu Eis kaufen) schreiben sollen.

Ist das tatsächlich richtig nach Neuschrieb? Hätte man ihr das (in Österreich) als Fehler ankreiden dürfen?


Ich muß mich korrigieren. Sie hatte geschrieben:
"Ich setze meine Mütze auf, wenn ich eislaufen gehe".

Das wäre nach Normalschreibung richtig. Auch als Fehler dürfte es nicht angekreidet werden. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es ein Diktat war, in dem diese Dinge vorher geübt waren und nun abgefragt wurden.

Dennoch ist es eigentlich unmenschlich, wie Kinder gegen ein vielleicht bereits durch Lesen erlerntes Schriftbild oder gegen den gesunden Menschenverstand mit grammatikalisch falschem indoktriniert werden.


__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Fritz Koch am 20.01.2005 um 16.52

Tiefschneeskiläufer nennt man auch Tourengeher. Die fahren in die Berge zum Tourengehen mit speziellen Tourenskiern, weil sie Touren gehen lieben; oder fahren sie zum Touren Gehen, weil sie tourengehen lieben, oder lieben sie Tourengehen? Es steht nicht im Wörterbuch.


eingetragen von Fritz Koch am 20.01.2005 um 16.35

er kommt vom Eis laufen. Zwangsläufige Rückfrage: zum / vom Eis oder zum / vom Laufen? Dann sogar: Ich gehe zum Eis Laufen, er kommt vom Eis Laufen. Kicher.

Analyse: Die Präposition (das Verhältniswort) soll sich sinngemäß eben nicht nur auf das Substantiv (hier Objekt zu laufen), sondern auf die Tätigkeit als Ganzes beziehen. Dieser Sinn geht jetzt bei vielen solchen Wörterzertrümmerungen ganz verloren und erschwert das flüssige Lesen.


eingetragen von Heinz Erich Stiene am 20.01.2005 um 13.22

Heute morgen übersandte eine junge Frau mir eine Nachricht: "Ergebniss".
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Heinz Erich Stiene


eingetragen von Elke Philburn am 20.01.2005 um 13.18

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies

Sie hätte - so die Lehrerin - "Eis laufen" (analog zu Eis kaufen) schreiben sollen.

Erinnert mich an die reformertypische Analogie zwischen "übrig bleiben" und "artig grüßen".
__________________
http://www.vrs-ev.de/


eingetragen von Theodor Ickler am 20.01.2005 um 04.31

Ich entsinne mich, daß es nach der Neuregelung zwar Eis laufen heißt, nach einer geheimnisvollen, von Schaeder ersonnenen Regel aber bei Substantivierung auch Zusammenschreibung eintritt: Eislaufen. Die kuriose Verbindung eines Substantivs mit gehen wäre nach dem Muster Pleite gehen gerechtfertigt.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Fritz Koch am 19.01.2005 um 22.43

gehören zur Rechtschreibübung der 4. Grundschulklasse:
Nach dem Muster: 'Ich gehe schwimmen, denn Schwimmen macht Spaß.'
Die Schüler sollen erkennen, ob vor dem Tätigkeitswort ein Begleiter steht oder ergänzt werden kann, dann ist aus dem Tätigkeitswort ein Namenwort geworden: 'denn das Schwimmen macht Spaß.' Der Begleiter kann auch in einem Verhältniswort versteckt sein: 'Ich gehe zum Schwimmen.'


eingetragen von Peter Müller am 19.01.2005 um 21.05

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Sie hatte geschrieben "Ziehe deine Mütze an, wenn du Eislaufen gehst".
Das ist nach bisheriger Rechtschreibung wie nach Neuschrieb falsch. Nach bisheriger Rechtschreibung müßte es "eislaufen" heißen, nach Neuschrieb (auch Duden 22 und 23) in der Tat "Eis laufen". Hätte Ihre Enkelin "eislaufen" geschrieben, hätte es ihr (noch) nicht als Fehler angkreidet werden dürfen.
__________________
Peter Müller


eingetragen von Fritz Koch am 19.01.2005 um 18.55

Ob es im neuesten Duden immer noch so ist, weiß ich nicht.

Aber weiterhin gilt für das Verbalsubstantiv: "Ich gehe zum / komme vom Eislaufen."


eingetragen von Christoph Kukulies am 19.01.2005 um 18.04

Meine Enkelin (9) geht in Wien zur Grundschule und kam heute nach Hause mit einem einzigen Fehler im Diktat, über den jetzt eben die Telefonleitung Wien-Aachen heißlief.

Sie hatte geschrieben "Ziehe deine Mütze an, wenn du Eislaufen gehst".

Sie hätte - so die Lehrerin - "Eis laufen" (analog zu Eis kaufen) schreiben sollen.

Ist das tatsächlich richtig nach Neuschrieb? Hätte man ihr das (in Österreich) als Fehler ankreiden dürfen?

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Christoph Kukulies


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 15.01.2005 um 15.43

Übrigens gibt es nicht überall, wo Kultur stattfindet, mehr Rechtschreibfehler. Die Programmblätter für Konzerte, die im Salzburger Festspielhaus stattfinden, sind zwar wegen der kleinen Schrift schlecht lesbar (für Brillenträger) – aber es lohnt sich dennoch, darin zu schmökern: klassische Rechtschreibung für klassische Musik.
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Monika Chinwuba am 13.01.2005 um 13.41

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Früher schrieb man ja tatsächlich Hinderniß usw. -

Welchen Unterschied gibt es in der Schreibweise -niß und -nis? oder hat sich -nis aus -niß gebildet?
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Monika Chinwuba


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 13.01.2005 um 13.24

Eine Einladung liegt vor mir. „Carpe Diem“ – Verein zur Förderung von Bildung und Kultur, lädt ein zu einem Kongreß. Thema: "Überaktive Kinder“. Termin: 24. bis 26. Juni 2005 in Salzburg.

Aus dem Einladungstext:

„Wir laden dazu ein, das Thema ADS aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten: Ist ADHS nur ein Konstrukt, dass dazu dient, unsere Kinder in Schubladen zu schieben, um die Hilflosigkeit zu überdecken?“

„Wenn Ihr wüßtet, wie ich euch liebe“

Im selben Prospekt wird auch zu einem Kabarett eingeladen. Zitat aus dem Text:

„Seminarkabarett heisst das Ding, bei dem wir, die Zuschauerinnen und Zuschauer, Wohllust mimen.“

Carpe Diem. Nutze den Tag.
Das Kulturprogramm.

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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Theodor Ickler am 23.12.2004 um 04.10

Früher schrieb man ja tatsächlich Hinderniß usw. - Die Reform schiebt dem einen Riegel vor durch das Betonungskriterium, das allerdings die Sache zusätzlich erschwert (gehört zur Gruppe der Ausnahmen, auch unter dem Aspekt der Stammschreibung).
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Th. Ickler


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 22.12.2004 um 14.17

Das Bezirksblatt Tennengau (Salzburg) wünscht den Lesern auf dem Titelblatt frohe Weihnachten. Dazu ein Bild und der Text in großen Lettern:

Von drauss'd vom Walde ...

Auch ich wünsche hiermit allen Foristen frohe Weihnachten und ein paar erholsame Tage, ganz ohne Orthographie ...
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Heinz Erich Stiene am 22.12.2004 um 09.41

Im Internet gibt es eine Preissuchmaschine, eigentlich eine feine Sache. Läßt man dort nach etwas suchen, was sie nicht kennt (man kann ja auch Unsinniges eingeben), erhält man die Auskunft: Kein Suchergebniss.
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Heinz Erich Stiene


eingetragen von Matthias Dräger am 22.12.2004 um 07.46

Warum schreibt man eigentlich "neu" Hindernis?
Warum nicht "Hinderniss"?

Gibt es irgendwo eine Liste von Ausnahmen von der
ss-Regel von A wie Ärgernis bis Z wie Zeugnis?


eingetragen von J.-M. Wagner am 14.12.2004 um 02.09

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
In meinem Artikel »Ohne Erfolgskontrolle« (Magdeburger Volksstimme 10. 9. 2004, gek. zuvor in Berliner Zeitung 9. 9. 2004) hieß es : "Am 9. November 2001 war er bei den Reformern in Mannheim zu Gast. Eine „muntere Diskussion“ sei das gewesen, erinnert sich Marx. In den dritten Bericht der Kommission – Berichtszeitraum: 1. 1. 2000 bis 31. 12. 2001 – sind ihre Ergebnisse nicht eingeflossen. Er trägt auf dem Titelblatt den Vermerk: „Redaktionsschluss: 8. November 2001“."
Im Internet-Textarchiv der Berliner Zeitung ist der Artikel mit diesem höchst bemerkenswerten Detail unter dem Titel „Neue Regeln erschweren das Lernen – Kultusminister wollen Erfolgskontrolle vermeiden“ zu finden, und zwar hier:

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0909/feuilleton/0055/index.html
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Detlef Lindenthal am 31.10.2004 um 06.09


Detlef Lindenthal schrieb:
Kann mir jemand folgende Frage beantworten:
Warum lassen sich die Zeitungen solch eine Zerstörung des Zeichensetzungsunterrichtes gefallen?

Theodor Ickler schrieb:
Zur Ehre der Zeitungen darf man sagen, daß sie ja gerade dieses Kommaweglassen nicht mitmachen. (Agentur-Beschluß)
Das ist bekannt; nicht bekannt (und deshalb von mir erfragt) ist, warum unsere Zeitungen, die doch sonst allerlei mitbekommen und auch nicht auf den Mund gefallen sind, es nicht zu merken scheinen, daß ihr Nachschub an Jungredakteuren in der Schule keine Kommasetzung mehr lernen gedurft hat. §§ 71 bis 79 der aRddR sind dafür nämlich nicht geeignet.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Theodor Ickler am 30.10.2004 um 15.24

Zur Ehre der Zeitungen darf man sagen, daß sie ja gerade dieses Kommaweglassen nicht mitmachen. (Agentur-Beschluß)
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Th. Ickler


eingetragen von Detlef Lindenthal am 30.10.2004 um 09.39

... und nicht fehlende Kommata, also gemäß „Reform“ correct:

Die Kinder sind jung und was sie sehen, ist alt.

Gaayyll! Nicht sowas Hausbacken-Unfortschrittliches wie früher:
Die Kinder sind jung, und was sie sehen, ist alt.


Kann mir jemand folgende Frage beantworten:
Warum lassen sich die Zeitungen solch eine Zerstörung des Zeichensetzungsunterrichtes gefallen?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Theodor Ickler am 30.10.2004 um 08.09

Beschlüsse der Kultusministerkonferenz vom 15.10.2004

Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4)

Zitate und Anmerkungen von Th. Ickler


Die Standards und ihre Einhaltung werden unter Berücksichtigung der Entwicklung in den Fachwissenschaften, in der Fachdidaktik und in der Schulpraxis durch eine von den Ländern gemeinsam beauftragte wissenschaftliche Einrichtung überprüft und auf der Basis validierter Tests weiter entwickelt. (Hier wäre Zusammenschreibung nach § 34 notwendig.)

selbständig – selbstständig (mehrmals innerhalb von wenigen Zeilen wechselnd); im Text über Igel heißt es selbständig, in der Frage dazu selbstständig.

fantasievoll usw. - phantastisch

Vergleiche Deine Zeichnung noch einmal mit den markierten Textstellen. (Großschreibung der Anrede falsch)

...was aus dem Text der Sage dazu gehören könnte (zusammenzuschreiben nach § 34,1)

die Markierung der groß zu schreibenden Wörter (zusammenzuschreiben)

fertiggestellt (getrennt zu schreiben wegen -ig)

Die Kinder sind jung und was sie sehen ist alt. (fehlendes Komma)

Seine Farbe geht von Erdfarben bis Grau und Braun. (Großschreibung?)

was darin liegt (nach der Revision vom Juni 2004 zusammenzuschreiben!)

Inte-resse, ü-berarbeitet, I-deen (solche Trennungen sind zwar jetzt „zulässig“, wirken jedoch stumpfsinnig)



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Th. Ickler


eingetragen von Monika Chinwuba am 26.10.2004 um 21.10

am 26. 10. 2004 im

Generalanzeiger-Bonn online:

"Ich sehe die Rutschbahn in vollem Gange"

SPON-Artikel über Bundesrichter:

"unsere Gebet erhöhrt".


SPON-Forum Kerry:

"...Rassenhass schührt. Dafür sorgt das ein Europäer sich in den meisten Ländern des Islams nicht sicher sein kann. Die Polarisierung des Islam hin zu Agressiven Verhalten schührt gehöhrt als abschreckendes Beispiel cristlicher Dummheit und Ignoranz ..."

Ist da nun Microsoft dran schuld oder kann Marx mal wieder eine Studie machen?



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Monika Chinwuba


eingetragen von Reinhard Markner am 07.10.2004 um 21.29

In meinem Artikel »Ohne Erfolgskontrolle« (Magdeburger Volksstimme 10. 9. 2004, gek. zuvor in Berliner Zeitung 9. 9. 2004) hieß es : "Am 9. November 2001 war er bei den Reformern in Mannheim zu Gast. Eine „muntere Diskussion“ sei das gewesen, erinnert sich Marx. In den dritten Bericht der Kommission – Berichtszeitraum: 1. 1. 2000 bis 31. 12. 2001 – sind ihre Ergebnisse nicht eingeflossen. Er trägt auf dem Titelblatt den Vermerk: „Redaktionsschluss: 8. November 2001“."

Professor Marx sagte mir seinerzeit, daß er seine Reihenuntersuchung fortgesetzt habe. Was er der Zwischenstaatlichen Kommission berichtete, ist aber nicht überholt. Die Tendenz zu Übergeneralisierungen sei vielmehr noch deutlicher geworden.


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 18.09.2004 um 07.54

Lieber Detlef,
das mit den Anhängseln ist eine gute Idee, obwohl sicherlich ein hinreichend guter Eindruck unserer Gutherzigkeit entstanden ist. Was würdest Du für Dich vorschlagen? Herr Markner muß auch bedacht werden, denn er hat meine Trolligkeit als erster zur Sprache gebracht. Deine Liste habe ich auch schon abgeschrieben; dafür steht mir mindestens "verdienter Troll" oder etwas ähnliches zu.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 18.09.2004 um 07.39

Lieber Stephan,

Du eierst herum wie ein Politiker; sowas gefährdet die Therapie! Du schreibst:

>>Was soll mit dem Begriff "Wort" gemeint sein? Um die komplizierten Zusammenhänge benennen zu können, braucht man ohnehin mehrere Begriffe. Streiten wir uns also nicht um das Wort "Wort"!<<

Statt zurückzurudern, versuchst Du, mit neuen Verwirrspielen abzulenken und Unwahrheiten* zu produzieren.
Niemand hat sich hier um das Wort Wort gestritten. Auch wenn es mehrere mögliche Bedeutungen-Zuweisungen gibt, überlappen diese sich allergrößtenteils.
Du hast keine Darstellung zu geben vermocht, gemäß welcher Bedeutungzuweisung für Wort es sein könnte, daß das eine Wort lahmlegen zwei Wörter wären.
Natürlich ist lahmlegen auf jeden Fall 1 Wort; daß seine Zeitformen („werde lahmgelegt haben“) auch mal 3 Wörter sein können, ist klar, aber die Aussage, lahmlegen wäre 2 Wörter, ist einfach falsch, verlogen, dumm, irreführend, grausig, rabulistisch, unzutreffend, nicht haltbar, trollmäßig. Du hättest Dich retten können, indem Du schreibst, lahmlegen ist 1, 2 oder 3 Wörter; aber wirklilch gerettet hätte auch das Dich nicht.

Wie Dir bekannt ist, bin ich auch Pädagoge, und ich finde, wir beide üben jetzt mal die Fähigkeit, die in diesem Augenblick für Dich am nützlichsten ist: das sogenannte Zurückrudern; zum Beispiel so, indem Du schreibst:
„Lieber Detlef, ich habe durch angemessenes Nachdenken herausgefunden, daß lahmlegen zunächst und zuvörderst 1 Wort ist. Aus diesem Grund und zur Wiedergutmachung schreibe ich jetzt 20mal ab:
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.
    Das Wort lahmlegen ist 1 Wort.


Für den Fall, daß Du das abtippst und unterzeichnest, verzeihe ich Dir natürlich die früheren Verwirrungen. Für anderenfalls weise ich Dich darauf hin, daß gegen Dich ein Verfahren wegen Trollerei eingeleitet werden kann (Trollerei ist sowas ähnliches wie Gewegplatten und Gullideckel auf die Schienen legen; das kracht so schön, und die dummen Technikbetreiber, Mitforisten und Redakteure bekommen etwas zu tun.) Vielleicht wird Deinem Netznamen Stephan Fleischhauer ein (Vorsicht, Troll!) angehängt? Sicherlich kommen auch andere Maßnahmen in Betracht.

Schönes Wochenende, gute Besserung!
Detlef


Ns.: Damit hier kein unzureichender Eindruck von Deiner Gutherzigkeit entsteht, müßte ich vielleicht mal unsere früheren Sprüche- und Kurzargumente-Entwürfe zur Rechtschreibfrage veröffentlichen, damit es jedem (auch Dir selbst) klar wird, daß Du im wesentlichen das Herz am rechten Fleck hast.
______
* Im Sinne der von mir verfaßten Begriffsbestimmung:
„Wahrheit ist, was jeglicher Hinterfragung standhält.“


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 19.50

Noch einmal zurück zum Thema. Die Marxsche Studie läßt keine Rückschlüsse auf die Lernbarkeit der neuen s-Schreibung zu. Marx sagt in seinem letzten Interview, daß die Übergeneralisierungen im Vergleich zu 1999 zugenommen hätten und daß von einer Abnahme der Fehler nicht die Rede sein könne. Das ist doch schon ein wichtiges Ergebnis. Warum noch mehr hineininterpretieren?
Marx selbst hütet sich davor, ein Qualitätsurteil zur Heyseschen Schreibung auszusprechen. Das wäre auch aus methodischen Gründen zweifelhaft; schließlich ist es möglich, daß die Unsicherheit der Lehrer auf die Schüler abfärbt und daß die Unterrichtsqualität sich verschlechtert hat. Marx sieht - so wie ich - das Problem in der Umstellung an sich. Konsequenterweise spricht er sich für die Beibehaltung der Reform aus. Man sollte ihm das nicht zu sehr übelnehmen. Ich halte es immerhin für möglich, daß er auf allen anderen Gebieten der Reform - außer der s-Laut-Schreibung - keine besondere Sachkenntnis besitzt. Herr Markner kann dazu sicher einiges sagen - und uns auch gleich darüber aufklären, wie man die Marxschen Auskünfte zu den Fehlerzahlen zu deuten hat.
Marx' lernpsychologische Argumente sollten wir übernehmen.


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 16.58

Lieber Detlef,
Du exerzierst uns die verschiedensten Sichtweisen vor, was ein Wort sein soll, ohne eine klare Entscheidung zu geben. Gerade in diesem Zusammenhang verstehe ich nicht, warum Du eine weitere - diejenige, für die sich vor allem Herr Ickler eingesetzt hat - nicht gelten läßt. Es gab doch schon immer bestimmte Fügungen, bei denen die Getrennt- bzw. Zusammenschreibung sehr schwankend war. Ist der erste Bestandteil eine Präposition, wird (fast) immer zusammengeschrieben. Darum fühlt sich angeben an wie ein Wort. Ich will auch gar nicht abstreiten, daß man es als ein Wort bezeichnen kann. Man kommt damit in gewisse Schwierigkeiten (gebe ... an, anzugeben), aber immerhin wird dadurch die Nähe zu den substantivischen Zusammensetzungen (z.B. Angabe) deutlich. Es handelt sich zwar nicht um Zusammensetzungen, aber es gibt einige Eigenschaften, die vergleichbar sind. In beiden Fällen "determiniert" der erste den zweiten Bestandteil des Gebildes. Meines Erachtens wird bei den "Verbzusatzkonstruktionen" diese bedeutungseingrenzende Funktion des ersten Bestandteils durch Zusammenschreibung - und durch gebundene (wie auch betonte) Aussprache - ausgedrückt. Es gibt sehr viele fließende Übergänge (rot streichen, rotstreichen), und man muß berücksichtigen, daß auch längere Gebilde eine Art "neuen Begriff" bilden (z.B. in Betracht ziehen).
Letztenendes ist alles nur eine Definitionssache. Was soll mit dem Begriff "Wort" gemeint sein? Um die komplizierten Zusammenhänge benennen zu können, braucht man ohnehin mehrere Begriffe. Streiten wir uns also nicht um das Wort "Wort"!


eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.09.2004 um 15.27

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Lieber Detlef,
ich litt nie an m.h., allerdings hatte ich andere Erscheinungen, die ich mit "Gedankenflut" umschreiben möchte. Ich bin davon zugegebenermaßen nicht geheilt worden und habe zudem die Therapie vorzeitig abgebrochen. (Dr. B. Wußtsein ist übrigens nicht in Therapie.)
Ich schlage einen deal vor: Ich sage Dir, wie man darauf kommt, daß "lahmlegen" zwei Wörter sind, und Du sagst mir, wieviele Wörter Du in dem Satz "Ich lege alles lahm" erkennst. Besser wäre es übrigens anders herum, denn dann würde meine Erklärung vielleicht anders ausfallen.
Gruß, S. F.

Lieber Stephan,

wenn lahmlegen 2 Wörter wäre, dann wäre angeben (wg. Er gibt an) auch 2 Wörter und Inbetriebnahme 3 Wörter (wg. Er nahm die Anlage in Betrieb). Wenn man von der Gestalt ausgeht, so ist Er legt alles lahm ein Satz mit vier Wörtern; wenn man hingegen davon ausgeht, daß alle Beugungsformen eines Wortes (also auch legt lahm, legte lahm, wird lahmlegen, hat lahmgelegt, wird lehmgelegt haben ...) zur selben Klasse lahmlegen gehören, dann können entsprechende Sprachtheoretiker meinetwegen sagen: wird ... lahmgelegt haben ist eine Zeitform (Beugungsform) von lahmlegen, und diese 3 Wörter nennen wir deshalb 1 Wort. Solange die das nicht in der Schule und nicht hier im Forum machen, soll mir das schnuppe sein.

Wenn man hingegen, von der Gestalt ausgehend sowie von dem Vorhandensein der Hilfstuwörter sein und haben, sagt, wird ... lahmgelegt haben sind 3 Wörter und legte ... lahm sind 2 Wörter, dann ist lahmlegen trotzdem noch ein einziges Wort, sowohl von der Gestalt wie auch von der Betonung und Bedeutung her; denn lahm legen bedeutet etwas anderes.

Also wie isset mim Rückwärtsrudern?

Gruß,
Detlef


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 14.50

LiebeR J. Teubel,

ich gebe Ihnen völlig recht. Sicher können unsere Alki-Popper auch das Wort Maß nicht richtig schreiben, da sie nach soviel Alken und Poppen zu einer richtigen Aussprache nicht mehr in der Lage sind. Kein Wunder, daß sie in Massen weitersaufen. Bestimmte Wörter wie Rat benutzen sie sowieso nicht, deshalb kommt es hier nicht so genau darauf an.


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 14.43

Lieber Detlef,
ich litt nie an m.h., allerdings hatte ich andere Erscheinungen, die ich mit "Gedankenflut" umschreiben möchte. Ich bin davon zugegebenermaßen nicht geheilt worden und habe zudem die Therapie vorzeitig abgebrochen. (Dr. B. Wußtsein ist übrigens nicht in Therapie.)
Ich schlage einen deal vor: Ich sage Dir, wie man darauf kommt, daß "lahmlegen" zwei Wörter sind, und Du sagst mir, wieviele Wörter Du in dem Satz "Ich lege alles lahm" erkennst. Besser wäre es übrigens anders herum, denn dann würde meine Erklärung vielleicht anders ausfallen.
Gruß, S. F.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.09.2004 um 13.29

Lieber Stephan,

ohne für andere Schreibleseköpfe sprechen zu wollen, erlaube ich mir die folgende Einmischung: Auf mich hat es den Eindruck, als wenn Dein morbus heyse (Dein Heiler Dr. Wußtsein hatte darüber geschrieben) noch nicht richtig austherapiert ist. Möglicherweise mögen das außer mir noch weitere Collegas nicht, wenn Du, nur weil Dein Therapeut gerade auf Therapie ist, Deine Therapieübungen hier im Forum machst. Zwar ist der m. h. bei Leuten mit gefestigtem Immunsystem nicht ansteckend, aber nerven und beeinträchtigen tut er doch. Troll und Trollerei sind Fachwörter aus der Therapeutensprache.

Da fällt mir ein: Aus früheren Sitzungen schuldest Du mir noch eine Erläuterung, wieso lahmlegen zwei Wörter sein können. Ich glaube, wenn Du Dr. Wußtsein bei seiner Rückkehr zeigen kannst, daß Du es geschafft hast, in der Wörteranzahlfrage von lahmlegen zurückzurudern, ist er sehr zufrieden mit Dir und muß nicht so schnell wieder selbst zur Therapie. (In Deiner Antwort hattest Du vergessen, auf meine Frage einzugehen.)

Also nun noch einmal die Frage: Wie viele Wörter ist das eine Wort lahmlegen?

Detlef


eingetragen von J. Teubel am 17.09.2004 um 12.51

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
mich würde einmal interessieren, weshalb die Heysesche s-Regelung es "fördern" sollte, Strasse statt Straße zu schreiben.

Weil weder die mit Alcopops vollgesüßte und mit Drogen zugedröhnte und total verblödete Jugend noch der Durchschnittsschreiber von heute in der Lage sind, Vokallängen herauszuhören. Daß Sie erkennen, daß in "Fuß" ein langes "u" ist und in "Fluß" ein kurzes, ist schön für Sie; nur stellt dieses Heraushören der Vokallängen den durchschnittlichen Schreiber/Schüler/wen-auch-immer vor anscheinend unüberwindbaren Hürden.

Früher hat sich der Schreiber einfach die Schreibung eines Wortes eingeprägt, heute wird er in den Ozean grotesker Ableitungsregeln gestoßen und ersäuft darin. Ich liebe diese westdeutsche Idiotie!


eingetragen von Reinhard Markner am 17.09.2004 um 11.06

Was meinen Sie mit "Was meinen Sie mit"?


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 10.22

Was meinen Sie mit Trollerei?


eingetragen von Reinhard Markner am 17.09.2004 um 09.39

Das hatten wir alles schon.

Zu mir übrigens war Herr Marx sehr freundlich am Telephon.


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 17.09.2004 um 09.21

Lieber Herr Wagner,

mich würde einmal interessieren, weshalb die Heysesche s-Regelung es "fördern" sollte, Strasse statt Straße zu schreiben. (Sie schrieben "..., zeigt sich der Schwachpunkt der Heyseschen Regel in der von ihr offenbar beförderten Neigung zur Übergeneralisierung".)


eingetragen von J.-M. Wagner am 16.09.2004 um 14.34

Lieber Herr Fleischhauer,

mag sich Prof. Marx an mancher Stelle unklar ausdrücken – wo es darauf ankommt, klar und deutlich zu sein, ist er es:

... doch die Neigung zur Übergeneralisierung, die sich bereits 1998 angedeutet hatte, war jetzt gestiegen. Das heißt, Wörter, die in der S-Laut-Schreibung von der Rechtschreibreform nicht betroffen waren, wurden jetzt häufiger als vor der Reform falsch geschrieben. Vergleichsstudien aus den Jahren 2003 und 2004 sind noch nicht ganz ausgewertet, doch scheint sich dieser negative Effekt noch verstärkt zu haben.
(H. Marx im Interview vom 21.0.8.2004)
Auf nichts anderes hatte ich hingewiesen; diese Aussage von Prof. Marx betrifft den rechten Teil der von mir diskutierten Graphik.

Nochmal: Da steht, daß die Kinder jetzt insgesamt schlechter schreiben als vor der Reform, und daß sich das eher zum Schlechteren als zum Guten zu wenden scheint. Was an meinem Fazit sollte also unhaltbar sein?
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 16.09.2004 um 09.15

Lieber Herr Wagner,
Ihr Fazit läßt sich doch gar nicht halten, wenn sich die Kurven beider Graphiken angleichen. Warum sollte das nicht der Fall sein? Herr Marx drückt sich einfach unklar aus. Man sollte ihn direkt befragen. Ich hatte es im letzten Jahr Jahr einmal versucht. Leider war er zu mir sehr unfreundlich. (Das tue ich mir nicht noch einmal an.)


eingetragen von J.-M. Wagner am 15.09.2004 um 19.01

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Es ging mir natürlich um diese Stelle: Dabei zeigte sich, dass die Kinder die ß-Wörter jetzt zwar wieder genauso gut oder genauso schlecht wie vor der Reform schrieben ...
Sie meinen, daß Sie nicht genau verstehen, was mit den ß-Wörtern gemeint ist? Nun, das kann ich Ihnen auch nicht genau sagen. Ich vermute, daß sich Prof. Marx da etwas kurz gefaßt und all jene Wörter gemeint hat, die vor der Reform mit ß, danach mit ss geschrieben wurden – sprich: er meint vermutlich die reformierten ß-Wörter. Ich vermute das, weil dies eine der Kategorien ist, die er untersucht hat: s-Wörter, die durch die Rechtschreibreform ihre Schreibweise verändern, und s-Wörter, deren Schreibung unverändert bleibt (vgl. http://www.psyjournals.com/psyjournals/hh/zep/1999/04/zep3104180tbl2a.jpg).


Lieber Herr Wagner, bezieht sich der von Ihnen angegebene Link nicht auf die Erstuntersuchung?
Ja. – Ich nehme an, daß sich bei einer Einbeziehung der 2001er Daten das Bild wie folgt ändern würde: Im linken Teil der Graphik würden sich die nachreformatorischen Werte den vorreformatorischen genähert haben, im rechten Teil dagegen wäre die entsprechende Diskrepanz größer geworden.

Gewißheit werden wir darüber zwar nur haben, wenn wir die 2001er Zahlen wirklich zu sehen bekommen; für das zu ziehende Fazit ist das aber m. E. belanglos: Wie nicht anders zu erwarten, zeigt sich der Schwachpunkt der Heyseschen Regel in der von ihr offenbar beförderten Neigung zur Übergeneralisierung.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Martin Reimers am 31.07.2004 um 13.25

Wenn mich nicht alles täuscht, beruht das Freiburger Testdiktat ausschließlich auf dem Rechtschreibuden von 1996. "Leider" habe ich keinen einzigen reformierten Duden bei mir daheim, so daß ich an diesem Wochenende keinen Leserbrief mehr schreiben kann. Andererseits sollte man schnellstens eine Gegendarstellung in der "Badischen" unterbringen. Könnte sich jemand von den Mitstreitern vielleicht schon am Wochenende dahinterklemmen?

Nebenbei: "fest kochende" Kartoffeln gibt es m. E. in keinem einzigen Reformduden, und daß "richtig gehende" Uhren erst durch die ZK zugelassen worden sind, ist doch wohl Quatsch.

Gruß in die Runde!
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Martin Reimers


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 31.07.2004 um 08.26

31.7.2004 Badische Zeitung Klaus Fischer

Das hier vorgestellte Testdiktat (durchgeführt mit Lehrern, Journalisten und Schülern) darf nicht auf dem Nachrichtenbrett versinken.
Am besten schnitt Hermann Glatt, ein Lehrer ab. Er machte fünf Fehler und fand alles recht „lustig“.

Fünf Fehler vom Lehrer – ein schöner Trost für die Schüler
BZ: Irgendetwas war faul an der Sache.
Hermann Glatt: Ne, ne. Es war eher lustig.


Hier ist das Testdiktat:

»Es tut mir Leid, wie viel Leid diese weit reichende Rechtschreibreform bringt. Es bleibt im Unklaren, wer dieselbe nicht übel nehmen soll. Es ist aufwändig, den Duden zurate zu ziehen, um sie zu Stande zu bringen. Lass uns das Wort kleinschreiben und dann den klein karierten Zettel klein schneiden.

Seine Pläne gingen allzu oft allzu weit ins Uferlose, sodass die Ultima Ratio ein Albtraum wurde. Soweit ich es beurteilen kann, ist es nun so weit, dass es ihm so weit gut geht. Soviel ich weiß, bedeutet sein Wort so viel wie gar nichts, aber so viel weißt du längst.

Laut immer währendem Kalender bleiben immergrüne Blätter immerhin immer grün. Daher kommt nicht infrage, dass er einfach irgendwann daherkommt. Ich erkläre kopfschüttelnd an Eides statt, dass ich Kopf stehend Eis laufen kann.

Lässt man sich voll laufen, so wird man vollleibig. Diese richtig gehende Uhr ist eine richtiggehende Blamage.

Wenn Sie Acht geben, können Sie so viel Sie wollen Ihre Haare föhnen. Mit Afrolook und 8-mal Aftershave kann es heute Abend nur noch abwärts gehen.

Für Dienstagabend ist im Klub Jogurt mit Rote Beete festgesetzt. Vor kurzem zog ich beim Kauf von fest kochenden Kartoffeln den Kürzeren. Ich beobachtete die volleibige Schneeeule bei der Kleeernte im Nassschnee. »

Anmerkung:
fett: neue Schreibung (alte Schreibung wird falsch). kursiv: neue Schreibung (alte Schreibung bleibt zulässig).
– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 31.07.2004, 17.34 –
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.07.2004 um 15.26

Erstmals hat ein Kultusminister eingeräumt, dass die neue Rechtschreibung die in Aussicht gestellten Verbesserungen nicht gebracht hat. Gegenüber der Nordwestzeitung erklärte der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann (CDU), es werde im Gegenteil fehlerhafter geschrieben als früher. Busemann machte keinen Hehl daraus, dass er die Mängel für nicht reparabel hält: "Meine politische Wunschvorstellung wäre die Rücknahme der Reform." Das könnten aber nur die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer entscheiden. Danach sollten Österreich und die Schweiz einbezogen werden.  dg.« – Die Welt, 5. Juli 2004

[Rechtschreibreform] Auf dem Richtblock
„So schlag Er zu! Was trödelt Er? Werd’ doch nicht ewig knien sollen!“
„Sie sind ja längst geköpft, mein Herr, wenn gnädigst Sie nur schütteln wollen.“

(nach Friedrich Haug; aus: Ludwig Reiners, Der ewige Brunnen)


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