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-- Die Tricks der Reformfreunde (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=930)


eingetragen von Stephan Fleischhauer am 04.08.2004 um 14.55

Lektüreempfehlung für "Einsteiger"
Theodor Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich
St. Goar, Leibniz Verlag 1997
ISBN 3-931155-09-9
(Linke Spalte, unter "Wörterbücher")

Es lohnt sich auch, die "Aufsätze" (ebenfalls linke Spalte) anzuklicken.


eingetragen von Kristina Pohl am 04.08.2004 um 14.27

Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,

nun habe ich endlich mal einen Anfang gewagt und einen neuen Faden mit der Überschrift "Argumentensammlung" erstellt. Hoffentlich wird dieser so funktionieren, wie wir uns das vorstellen. Vielen Dank für Ihre Aufmunterung! Ich hoffe auf rege Mithilfe bei der Argumentensammlung!

(Alle anderen Leser mögen sich hiervon auch angesprochen fühlen!)

Viele Grüße

Kristina


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 04.08.2004 um 06.55

Liebe Kristina Pohl,
den „richtigen Überblick“ habe ich auch nicht, im Gegenteil. Ich habe viele einzelne Informations-Bausteinchen zusammengetragen, und je mehr es werden, deswo weniger kann ich mir vorstellen, ein Gebäude damit errichten zu können. Der Wunsch nach einem tieferen Verstehen spornt an. Wer einmal begonnen hat, wissen zu wollen, den treibt es weiter, ob er will oder nicht.
Also setzen Sie Ihre Lektüre fort! Und zögern Sie bitte nicht, Ihre eigenen Gedanken und Argumente hier (und anderswo) einzubringen! Gerade der Umstand, daß Sie noch nicht soviel über die Rechtschreibreform gelesen haben, kann kreativen, wertvollen Gedanken Ausdruck verleihen. Den „Experten“ droht durch intensive Beschäftigung mit einem Thema unter Umständen eine Art Realitätsverlust. Wer sich immer nur mit einzelnen Bäumen beschäftigt, sieht am Ende den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Ausdrücklich ermuntern möchte ich Sie dazu, Argumente zu sammeln und mit einer „gegenüberstellenden Übersicht“ zu beginnen!

Natürlich ist es auch sehr wichtig, daß man sich zu mehreren zusammentut. Aber auch Leserbriefe können zu Denkprozessen anregen, selbst wenn sie nicht veröffentlicht werden ...

Im übrigen wünsche ich Ihnen persönlich alles Gute und wünsche mir für uns alle und Ihren noch ungeborenen Sohn, daß der drohende kulturelle Bruch mit der herkömmlichen Schriftkultur verhindert werden kann.
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Kristina Pohl am 03.08.2004 um 10.35

Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,

meinen Sie denn, es reicht aus, wenn Reformgegner sich einzeln an die Presse/Öffentlichkeit wenden?
Vielleicht unterschätze ich die Anzahl der "aktiven" Reformgegner auch, aber ich bin eigentlich der Überzeugung, daß man, wenn man sich zu ein paar Leuten zusammentun und gemeinsam etwas nach außen tragen kann, z.B. indem man die Argumente übersichtlich ordnet und die Politiker um ihre Antworten bittet, mehr erreichen würde und so wirklich eine Aussicht auf das Kippen der Reform hätte.
Wohingegen einzelne Leserbriefe usw. vielleicht einen Denkanstoß liefern, aber im Endeffekt vermutlich untergehen und nicht die gewünschte Wirkung haben werden.

Wir dürfen uns doch nicht immer weiter von den Politikern veräppeln lassen.

Sie schreiben im Forum:
> in diesem Forum finden Sie Argumente über Argumente. Eine wahre Fundgrube.
> Aufgrund der Vielfalt und Menge ist es nicht so einfach, sich durchzuarbeiten.
> Aber in jedem Fall lohnend. Ich kann Ihnen also nur empfehlen: Nehmen Sie sich
> eine Stunde Zeit und lesen Sie. Je mehr Sie lesen, desto mehr Argumente
> werden Ihnen selbst einfallen.<

Inzwischen habe ich schon mehrere Stunden darin gelesen, aber habe deshalb noch lange keinen richtigen Überblick über die Argumente; und ich kenne viel weniger davon als die anderen hier im Forum. Vielleicht sollte ich trotzdem mit einer Sammlung und gegenüberstellenden Übersicht beginnen, aber wenn mehrere ihren Sachverstand dafür einsetzen, kommt auf jeden Fall mehr dabei heraus.

Ansonsten vielen Dank für Ihre Ermunterung, bei der alten Rechtschreibung zu bleiben. Herr Riebe hat mich eben angerufen und mir bestätigt, daß ich auch nächstes Jahr nicht verpflichtet sein werde, die neue Rechtschreibung anzuwenden. Dieses Thema ist also schon erledigt. :-)
Ich hoffe aber, daß man die neue Rechtschreibung insgesamt noch stoppen kann, denn im Beruf später (ich studiere Übersetzen) werde ich ständig mit der deutschen Sprache und ihrer Rechtschreibung in Kontakt sein.

Und da ich im Dezember ein Kind erwarte, mache ich mir auch schon meine Gedanken, was unser Sohn später in der Schule lernt.

Viele Grüße
Kristina Pohl


eingetragen von Kristina Pohl am 01.08.2004 um 20.15

Nachdem ich meinen Beitrag ins Forum gestellt hatte, haben mich einige Leute angeschrieben bzw. sogar angerufen. So habe ich nun erfreulicherweise erfahren, daß "verbindlich" sehr relativ ist und ich nicht fürchten muß, durch die Verwendung der alten Rechtschreibung Nachteile zu haben. Wie gesagt, mich hätte es zu einem schnelleren Abschluß meines Studiums bewegt und nicht zu der Verwendung der NR.

Einen schönen Abend noch.


eingetragen von J.-M. Wagner am 01.08.2004 um 19.32

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Kristina Pohl
Ich schreibe meine Diplomarbeit vorerst nicht in neuer Rechtschreibung. [...] Im vorauseilenden Gehorsam alles einfach anzunehmen ist nämlich auch nicht meine Sache..
Sehr gut! Aber vielleicht ist ja das "vorerst" noch verhandelbar: Warum diese Einschränkung? Etwa deshalb:
Zitat:
Ich befürchte nur, daß sie auch für Universitäten verbindlich sein wird.
Was bedeutet hier "verbindlich"? Ich gehe davon aus, daß die Reformschreibung nicht pauschal an den Universitäten eingeführt werden kann, sondern nur dann ernst genommen werden muß, wenn in der Studien- und Prüfungsordnung explizit die Abgabe der Diplomarbeit in "neuer Rechtschreibung" gefordert wird – zumindest auf den ersten Blick. Ob eine solche Verfügung (oder eine andere) aber wirklich zulässig ist, darf aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes bezweifelt werden. Letztlich wäre diese Frage durch ein Verwaltungsgericht zu klären, und vermutlich sind die Aussichten, sich dort erfolgreich gegen die Reform zu wehren, gar nicht so schlecht, wollte doch Prof. Gröschner in jenem Rechtsstreit, der dann zu dem BVerfG-Urteil geführt hat, die Sache vor das Bundesverwaltungsgericht bringen.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Norbert Schäbler am 01.08.2004 um 15.33

Ich wüßte nicht, warum irgendeinem Postulat der Neuschreibung stattgegeben werden müßte, weil die in Freiheit akzeptierte Form der altbewährten Rechtschreibung diesem staatlich verordneten Zwang in jeder Beziehung überlegen war und ist. Deshalb muß auch nicht die Forderung nach Adelung`scher Schreibung zurückgenommen werden.

Sicher kann man sich unterhalten über Verbesserungen, über das Auskämmen von tatsächlich nicht wegzuleugnenden Mängeln des althergebrachten Regelwerkes, doch kann man niemals eine obrigkeitsstaatliche Einmischung in privatrechtliche Angelegenheiten (wie die des Sprachgebrauchs) hinnehmen.
Enzensberger hat dies in seiner einzigartigen Ausdrucksweise trefflich formuliert.

Die Politik vermag nichts, wenn der Bürger nicht mitspielt. Mehr als eine schallende Ohrfeige für die Reformbetreiber ist von meiner Seite aus nicht übrig. Sich mit denen an den gleichen Tisch zu setzen, würde von mir eine charakterliche Verkrümmung erfordern. Mit dieser Form der Kriminalität will ich mich nicht bewerfen.

Nutzen und fördern wir die Kräfte, derer, die den „status quo ante“ zurückwünschen, die in Sorge um die Sprache behutsame Veränderungen einplanen, und schwächen wir nicht deren Position, indem wir mit den Verbrechern an der Sprache schon im Vorfeld Kompromisse eingehen. Diese Brut hat ausgedient!


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nos


eingetragen von Peter Dietrich am 01.08.2004 um 14.34

Aus aktuellem Anlaß empfiehlt es sich, auch die Zusammenstellung
von Zitaten aus DER NACKTE KEI(A)SER zu lesen, herausgegeben vom jetzigen Ehepaar Ahrens, Leibniz Verlag ISBN 3-931155-12-9.
Außerdem sollten wir alle tätig werden. Die tagelange Debatte um Adelung oder Heyse bringt uns nicht weiter. Lieber Briefe an Politiker und Journalisten schreiben.
Auch Unterstützung für unsere Freunde in Niedersachsen wäre angebracht. Wenn jemand meint, daß das Sammeln von Unterschriften ein Selbstläufer ist, der irrt. Das ist harte Knochenarbeit und bedingt einen hohen Zeitaufwand.
Ich weiß wovon ich rede.

Peter Dietrich

DietPt9@aol.com

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Peter Dietrich


eingetragen von Bernhard Schühly am 01.08.2004 um 12.21

Liebe Frau Pohl!

In unserem Grundgesetz, Art. 3 (Gleichstellung) steht der folgende Paragraph, den Sie bestimmt auch schon – zumindest ausschnittsweise – gehört haben:

„ Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Warum steht aber nicht auch der Punkt „ Niemand darf wegen seiner Rechtschreibung benachteiligt werden.“ dabei?

Wenn es hierzulande (hier zu Land?) so weiter geht, müßte man selbst diese Version (von 1997) der Verfassung noch ergänzen...

Übrigens: Mir ging es auch wie Frau Pfeiffer-Stolz, und so betrachtet hat Herr Augst nicht ganz unrecht:
Früher lief die Deutsche Sprache bei mir sozusagen von selbst, aber jetzt, da ich, um sie zu verteidigen, gezwungen bin, mich mit ihr wirklich intensiv zu beschäftigen, mache ich fast jeden Tag neue Entdeckungen. Ich schätzte sie schon immer, weil ich damit so gut spielen konnte, jetzt sehe ich aber auch, warum das geht und wann es nicht mehr so gehen würde.
Jetzt liebe ich meine Sprache nicht nur, jetzt weiß ich auch warum.

Übrigens: Noch viel Glück für die Diplomarbeit!

Bernhard Schühly


eingetragen von Matthias Dräger am 01.08.2004 um 10.25

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Der ehemalige bayerische Kultusminister: "Wenigstens haben sich die Leute seit der Reform gründlich mit der deutschen Sprache befaßt."

Mit der gleichen Logik könnte man ab heute auch Parksünder für 24 Stunden in Polizeigewahrsam nehmen. Das würde eine hübsche Diskussion über die Straßenverkehrsordnung und die Rechte der Zivilbevölkerung in Gang bringen.

Die Diskussion könnte sogar gestreckt werden, wenn man, wie bei der Rechtschreibreform, auf die Einwände aus der Bevölkerung und von Juristen nicht hörte und diese Praxis über Jahre hin durchhielte.

Eine weitere Belebung der Diskussion a`la Rechtschreibreform erreichte man mühlos, wenn man den Polizeigewahrsam ausdehnt auf alle Leute, die man dabei erwischt, wenn sie bei Grün über die Ampel fahren.


eingetragen von Kristina Pohl am 01.08.2004 um 10.15

Hallo David,

"Du" ist schon in Ordnung :-)
Ich schreibe meine Diplomarbeit vorerst nicht in neuer Rechtschreibung. Ich befürchte nur, daß sie auch für Universitäten verbindlich sein wird. Aber das wird vermutlich eher dazu führen, daß ich mich, falls die Reform nicht noch gekippt wird, beeilen werde, die Arbeit noch vor dem 1.8.2005 abzugeben.
Im vorauseilenden Gehorsam alles einfach anzunehmen ist nämlich auch nicht meine Sache..

Viele Grüße

Kristina


eingetragen von Norbert Schäbler am 01.08.2004 um 09.55

Im folgenden wird aus der Rede des Bayerischen Kultusministers (gehalten am 27.10.1995 vor dem Bayerischen Landtag) zitiert.

„4. Zur Frage der Kosten
Veränderungen der Rechtschreibung lassen sich nicht ganz kostenneutral durchführen. In der Presse wurde seit 1993 mehrfach eine Zahl von 5 Milliarden für den Austausch der Schulbücher genannt. Der Verband der Schulbuchverleger hat diese im Mai 1993 im Rahmen der Bonner Anhörung von seinem Repräsentanten genannte Zahl in einem Schreiben mittlerweile deutlich relativiert: Kosten dieser Größenordnung wären nach seiner Mitteilung nur zu erwarten, wenn die in allen Schulen der Bundesrepublik vorhandenen Schulbuchbestände binnen einem Jahr gegen neue Werke ausgetauscht werden müßten. Ein Austausch von Büchern außerhalb des Sprachbuchbereichs allein aufgrund der Neuregelung ist jedoch gar nicht beabsichtigt, und Neubeschaffungen müssen ohnehin regelmäßig durchgeführt werden.
Für den Fall einer angemessenen Übergangszeit rechnen die Schulbuchverleger nach einer kürzlich erschienenen Pressemitteilung mit einem Gesamtaufwand von 300 Mio. DM für die inhaltliche Überarbeitung und technische Herstellung aller Schulbücher in Deutschland.“

Streng genommen handelt es sich hier um eine Haushaltsmanipulation, denn die 204 Abgeordneten des Bayerischen Landtages wurden mit einem faulen Zahlentrick übertölpelt.
Allerdings vernachlässigten streng genommen alle 204 Abgeordnete in der Folge ihre Pflicht bei der Verabschiedung des Staatshaushalts im Jahre 1996, denn die Zahlen waren getürkt!
Die Abgeordneten hätten das merken müssen!
Ausgangspunkt des Zahlenspiels waren: 5 000 000 000 DM.
Diesen Betrag reduzierte Zehetmair um: 4 700 000 000 DM auf 300 000 000 DM
Durch Kostenumschichtung und einige weitere von höchster Ebene gedeckten unsauberen politischen Manövern gelang es Zehetmair, 94 Prozent der Ausgangssumme zusammenzustreichen, so daß er seine Rechtschreibreform für den Spottbetrag von sechs Prozent erhielt.



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nos


eingetragen von David am 01.08.2004 um 09.03

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Kristina Pohl
Ich habe die neue Rechtschreibung lange Zeit einfach ignoriert, aber da ich meine Diplomarbeit erst nächstes Jahr abgeben werde, werde ich sie wohl reformiert schreiben müssen.

Da wäre doch schon einmal ein Ansatzpunkt:
Die Reformschreibung ist nur für Schulen und Behörden verbindlich. Warum also eine Diplomarbeit in Reformschrieb abliefern? Wurde das denn so verlangt?

Ich denke, daß viele Reformverteidiger bzw. diejenigen, die der Thematik im Prinzip unentschlossen gegenüberstehen, aber Reformschrieb verwenden (in gewissem Grade), der Ansicht sind, "man" müsse so schreiben, weil es Vorschrift wäre. Es machen sich viele Leute gar nicht die Gedanken darum, ob eine Rechtschreibung überhaupt auf staatlichem Wege vorgeschrieben werden kann. Und das wird von den Reformern ja auch gerne ausgenutzt: die wissen nämlich ganz genau, daß man mit Vokabeln wie "Verbindlichkeit" und "Beschluß" viele Leute zum Reformschrieb bewegen kann. Daß die ganze Chose niemanden außer Schüler, Lehrer (und zwar nur im Schulbereich! Außerhalb der Schule muß der Reformschrieb nämlich nicht verwendet werden; Lehrer und Schüler müßten das Ganze eigentlich überhaupt nicht ernst nehmen) und in Behörden Tätige angeht, wird gekonnt verschwiegen. Das muß man immer wieder klarstellen.

Wenn Du Deine Diplomarbeit in normalem Deutsch ablieferst, wird Dir das niemand ankreiden können.
(Ich nehme jetzt einfach mal das Du. Denke, unter Studenten aus annähernd derselben Gegend ist das vertretbar, ne? )


eingetragen von Fritz Koch am 01.08.2004 um 08.44

Der ehemalige bayerische Kultusminister: "Wenigstens haben sich die Leute seit der Reform gründlich mit der deutschen Sprache befaßt."
Das haben aber nur die Reformgegner getan. Für die gilt sogar der Umkehrschluß: Jeder, der sich gründlich mit der deutschen Sprache befaßt, erkennt zwangsläufig, daß die Reform mit der deutschen Sprache unvereinbar ist.
Die Befürworter beten immer wieder nur die üblichen, altbekannten Phrasen nach, als Zeichen dafür, daß sie sich weder ernsthaft mit der Reform noch mit der deutschen Sprache befaßt haben.


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 01.08.2004 um 08.17

Liebe Frau Pohl,
in diesem Forum finden Sie Argumente über Argumente. Eine wahre Fundgrube. Aufgrund der Vielfalt und Menge ist es nicht so einfach, sich durchzuarbeiten. Aber in jedem Fall lohnend. Ich kann Ihnen also nur empfehlen: Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit und lesen Sie. Je mehr Sie lesen, desto mehr Argumente werden Ihnen selbst einfallen.
Auch ich habe das Problem jahrelang ignoriert, allerdings in andere Richtung: Aus beruflichen Gründen war ich gezwungen, NR zu schreiben. Privat habe ich nur die reformierte ss-Regel angewandt, mich aber bald an der häßlichen sss-Folge gestört. Es hat sieben Jahre gedauert, ehe ich wach wurde. Das Weckerklingeln kam in Form von polemischen Äußerungen des Verbands der Schulbuchverleger, dessen Mitglied wir sind. Ich erkannte: die sprechen aber nicht in meinem Namen. Dann begann ich in diesem Forum zu lesen. Ich verbrachte Stunden mit der Lektüre und bekam dabei heiße Ohren. Und mein stillgelegter Verstand begann zu ticken.
Beschäftigen Sie sich mit der Reformschreibung, aber nur aus „Forschungszwecken“. Der gesamte Komplex eignet sich sehr gut, um unsere Sprache kennenzulernen. Und nicht nur das. Es ist Staatbürgerunterricht erster Qualität. Sie lernen daran, welche Gesellschaftskräfte und -strömungen existieren, wie sie sich äußern, wie die Presse funktioniert ...
Benutzen Sie jedoch konsequent die bewährte Rechtschreibung weiter. Schreiben Sie Leserbriefe. Sprechen Sie mit Bekannten über das Problem (nachdem Sie sich mit vertraut gemacht haben mit der Problematik). Schicken Sie Briefe an Politiker. Kaufen Sie möglichst nur Bücher in gutem Deutsch. Machen Sie einen Bogen um den neuen Duden. Wenn er erscheint, ist er schon Makulatur.
Mit Millionen von Menschen hoffe ich, daß dieses unselige Relikt einer bevormundenden Herrschaftsideologie, die bereits im Osten unseres Landes zu Elend und zu materieller Verarmung geführt hat, bald Geschichte ist.
Niemand kann Sie zwingen, Unsinniges und Falsches zu tun. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Vorhaben!
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Kristina Pohl am 31.07.2004 um 17.30

Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,

Sie schreiben: "Das ist nicht das einzige Argument, mit dem die [Reform-]Reformwilligkeit verscheucht werden soll. Es gibt noch mehr! Bitte sammeln. Mit den entkräfteten (falschen) Argumenten sollte man dann an die Öffentlichkeit gehen. (Leserbriefe, Briefe an Politiker)"

Die Argumente zu sammeln ist ein guter Vorschlag. Gibt es denn schon einen Anfang?
Ich habe die neue Rechtschreibung lange Zeit einfach ignoriert, aber da ich meine Diplomarbeit erst nächstes Jahr abgeben werde, werde ich sie wohl reformiert schreiben müssen. Dabei widerstrebt es mir zutiefst, mich überhaupt mit den neuen Regeln auseinanderzusetzen, geschweige denn, sie zu lernen und anzuwenden. Da meine Profs auch alle "Reformgegner" sind, war meine Einstellung dazu bis jetzt unproblematisch.

Was könnte nach Ihrer Meinung getan werden, um die Reform noch zu kippen?

Ich habe in letzter Zeit häufiger gelesen, daß mehrere Ministerpräsidenten sich schon gegen die Reform ausgesprochen haben, aber ich kann mir nicht so einfach vorstellen, daß sie zurückgenommen wird. Ein Versagen würden sich die "Reformer" doch nie eingestehen. Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.

Kristina Pohl


eingetragen von Christoph Kukulies am 26.07.2004 um 11.25

In den Spalten der Tabelle sollten dann aber nicht wieder die Ziffern stehen, sondern da genügt ein "X". Alles andere wäre doppelt gemoppelt.

Die Überschriften sind mir noch nicht genug ausformuliert. Oft
werden ja auch in diesen unsäglichen Internetumfragen - ich will gar nicht vom Wahlschein des schleswig-holsteinischen Volksentscheids reden - die Fragen teilweise auch suggestiv formuliert.

Beispielsweise ist "Reform der Reform der Reform" zwar schlagkräftig, aber nicht ganz sachlich. "ss-Regel beibehalten" hat auch in sich bereits wieder einen Beigeschmack von vermeintlicher Vernunft. "Komplette Rücknahme" könnte man auch "Rückkehr zur bewährten..." umschreiben, wenngleich darin natürlich auch eine Bewertung liegt. Ich will nur andeuten, um was es mir geht.

__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Detlef Lindenthal am 26.07.2004 um 10.44


Karin Pfeiffer-Stolz schrieb::
Quellcode? Sagt mir nichts.
Quellcode / HTML-Code / source code ist bei allen mir bekannten Stöberern (browsers) im Menü unter Ansicht / view / ... zu erreichen; unter Netscape außerdem mit Apfel(/Strg/ctrl)-U, unter Internet Explorer mit Apfel(/Strg/ctrl)-E. Darauf erscheint dann ein neues Fenster; dort reinklicken, mit Apfel/Strg.-A alles auswählen, mit Apfel/Strg.-C in die Zwischenablage kopieren und z.B. in einem neuen Beitrag verwenden.

Kleine Lesehilfe für Quellcode: <b> lalala</b> stellt lalala fett dar;
<table><tr><td> ... </td></tr></table> sind die Befehle für eine Tabelle; tr darin für eine Zeile, td für eine Zelle (einen Spaltenteil).

Ich wollte die Tabelle in Word ausfeilen und dann an diverse Adressen senden.

Dafür können Sie die gesamte Forum-Seite als "MeineSeite.html" sichern (im Menüpunkt "Ablage"/"Datei" > "sichern als") und z.B. in Wörd wieder öffnen; dort dann die Tabelle durch schräges Ziehen mit der Maus auswählen, mit Apfel(/Strg)-C kopieren, mit Apfel(/Strg)-V woanders einsetzen und wiederverwenden.

Beim Öffnen in Wörd beachten: Wenn Sie Ihre .html-Datei öffnen wollen, muß im Öffnen-Dialog ganz oben "Alle Dokumente" ausgewählt sein.

__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 26.07.2004 um 09.26

Aber ich bin Analphabet als „User“: Quellcode? Sagt mir nichts. Ich wollte die Tabelle in Word ausfeilen und dann an diverse Adressen senden.
Es muß noch am Inhalt gearbeitet werden, keine Doppelnennungen, Ergänzungen etc.


__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Detlef Lindenthal am 26.07.2004 um 09.05

Meinten Sie die Tabelle so?
(Sie können sie kopieren, indem Sie im Quellcode den Teil zwischen *** und *** kopieren)
***
 

1.
Reform
der
Reform
der
Reform

2.
Reform
kippen,
ss-Regel
behalten
3.
Komplette
Rück-
nahme
der
Reform
Gute Lesbarkeit:
 
 
3
Ästhetisches Schriftbild:
 
 
3
Logik der Regeln:
 
2
3
Grammatisch korrekt:
 
2
3
Größte Akzeptanz in der Bevölkerung:
 
 
3
So schreiben mehr als drei Viertel der Bevölkerung:
 
 
3
Unterstützung durch Schriftsteller und andere geistige Eliten:
 
 
3
Kosten bleiben im Rahmen und spielen künftig überhaupt keine Rolle mehr:
 
 
3
Rechtschreibung ohne „Verfallsdatum“:
 
2
3
Demokratisch, entspricht dem Willen der Mehrheit:
 
 
3
Sicherheit beim Nachschlagen:
 
2
3
Wieder mehr Bemühen um Rechtschreibung, Ausdruck und Stil:
 
 
3
Besserer und sicherer Deutschunterricht an Schulen:
 
2
3
Buchbestand in öffentlich und privaten Bibliotheken bleibt aktuell und für unsere Kinder erhalten:
 
 
3
Sicherheit für Deutschlernende im In- und Ausland:
 
2
3
Weniger fehlerträchtig in der s-Schreibung:
 
 
3
Weniger fehlerträchtig insgesamt;
 
2
3
Keine neuen Korrekturprogramme für EDV nötig:
 
 
3
Die Verlage der schönen Literatur müssen sich nicht umstellen:
 
 
3
Das bisherige Schrifttum wird nicht entwertet:
 
 
3
Unsere Schüler lernen, wie eine Demokratie funktionieren soll und was es mit Zivilcourage auf sich hat:
 
 
3
Unsere Schüler lernen, daß Bürger mit Fehlentscheidungen leben müssen:
1
2
 
Unsere Schüler lernen, daß Rechtschreibung ein Modeartikel ist, den man beliebig verändern kann:
1
2
 
Unsere Schüler lernen, daß man dem Staat gehorchen muß, wenn auch die Entscheidung von allen, auch den Politikern selbst, als wenig gelungen bezweifelt wird:
1
2
 
***


eingetragen von Bernhard Schühly am 25.07.2004 um 22.58

Gerade bin ich dabei, eine Tabelle zu erstellen, aus der mit einem Blick die Vor- und Nachteile der verschiedenen politisch möglichen Entscheidungen hervorgehen:

1. Reform der Reform der Reform
2. Reform kippen, s-Regel behalten
3. Komplette Rücknahme der Regeln.

Ich finde die Idee mit der Liste von Frau Pfeiffer-Stolz sehr gut, man könnte vielleicht noch als Punkt 4. die allgemeine Verbindlichkeit anfügen bzw. umgekehrt die Möglichkeit der allgemeinen Verunsicherung durch sich erlaubt oder zumindest geduldet ausbreitende Hausorthographieen.
Der letzte Aspekt würde dann auch bei fast allen aufgeführten Stichworten als negativ zu verzeichnen sein.

Bernhard Schühly

__________________
Bernhard Schühly


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 25.07.2004 um 11.35

Gerade bin ich dabei, eine Tabelle zu erstellen, aus der mit einem Blick die Vor- und Nachteile der verschiedenen politisch möglichen Entscheidungen hervorgehen:

1. Reform der Reform der Reform
2. Reform kippen, s-Regel behalten
3. Komplette Rücknahme der Regeln.


Durch Kreuzchen kann man nun optisch deutlich machen, welche Vorteile die letzte Möglichkeit gegenüber den anderen hat. Diese Tabelle möchte ich zur schnellen Inforamtion an Presse und Politiker verschicken. Bislang habe ich folgende, positiv formulierte Punkte (hier ungeordnet) gesammelt:
(Statt der Kreuzchen schreibe ich die Nummern der Spalten hin, also 1, wenn es Punkt 1 betrifft usw.)

Gute Lesbarkeit: 3
Ästhetisches Schriftbild: 3
Logik der Regeln: 2, 3
Grammatisch korrekt: 2, 3
Größte Akzeptanz in der Bevölkerung: 3
So schreiben mehr als drei Viertel der Bevölkerung: 3
Unterstützung durch Schriftsteller und andere geistige Eliten: 3
Kosten bleiben im Rahmen und spielen künftig überhaupt keine Rolle mehr: 3
Rechtschreibung ohne „Verfallsdatum“: 2, 3
Demokratisch, entspricht dem Willen der Mehrheit: 3
Sicherheit beim Nachschlagen: 2, 3
Wieder mehr Bemühen um Rechtschreibung, Ausdruck und Stil: 3
Besserer und sicherer Deutschunterricht an Schulen: 2, 3
Buchbestand in öffentlich und privaten Bibliotheken bleibt aktuell und für unsere Kinder erhalten: 3
Sicherheit für Deutschlernende im In- und Ausland: 2, 3
Weniger fehlerträchtig in der s-Schreibung: 3
Weniger fehlerträchtig insgesamt; 2, 3
Keine neuen Korrekturprogramme für EDV nötig: 3
Die Verlage der schönen Literatur müssen sich nicht umstellen: 3
Das bisherige Schrifttum wird nicht entwertet: 3
Unsere Schüler lernen, wie eine Demokratie funktionieren soll und was es mit Zivilcourage auf sich hat: 3
Unsere Schüler lernen, daß Bürger mit Fehlentscheidungen leben müssen: 1, 2
Unsere Schüler lernen, daß Rechtschreibung ein Modeartikel ist, den man beliebig verändern kann: 1, 2
Unsere Schüler lernen, daß man dem Staat gehorchen muß, wenn auch die Entscheidung von allen, auch den Politikern selbst, als wenig gelungen bezweifelt wird: 1, 2

und so weiter.
Das ist ein „Steinbruch“, mir ist klar, daß sich hier einiges überlapp, was noch auszukämmen ist.
Bitte um Unterstützung mit weiteren Vorschlägen!

Ich habe die Punkte positiv abgefaßt. Man könnte das aber auch ins Negative übertragen, dann müßten in der Tabelle die Kreuzchen bei Punkt 1 bzw. 2 gemacht werden, und die bestmögliche Alternative erhält keine Kreuzchen. Ich muß ausprobieren, was besser wirkt. Auch hier bitte ich um Vorschläge!

Es ist wichtig, daß ich eine übersichtliche, und schnell erfaßbare Bewertung der Situation hinbekomme, damit die zeitgeplagten Politiker und Redakteure mit einem Blick erfassen können, was gemeint ist.

Es ist halt mal ein Versuch, dachte ich ...

__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Karl Eichholz am 24.07.2004 um 18.14

Die Einführung der Reform war offiziell stets kostenneutral.

Dann kann die Rücknahme auf keinen Fall Kosten verursachen.



Übrigens ist es ja nicht so, daß die Minister nicht dienten: Sie dienen ihrem "Portmonnee", ihrer Ruhmsucht, ihrer Eitelkeit, ihrem Ehrgeiz, ihrer Altersversorgung punkt punkt punkt. Wenn unsereiner damit schon vollkommen überfordert wäre, wieviel mehr muß man sie zur Durchführung ihres "hohen" Vorsatzes bewundern? Tag und Nacht sind sie dafür am Schuften!


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Bernhard Schühly am 24.07.2004 um 17.15

'Kurt Beck (Rheinland-Pfalz) sprach von Zusatzkosten von bis zu einer viertel Milliarde Euro, falls die Reform zurückgenommen würde.'


Kurt Beck ist ja noch nicht einmal der Schlimmste: Seine Antwort sieht mir eher aus nach einer versteckten Entschuldigung: "Ich würde ja gerne zurück, wäre da nicht das viele Geld..." .
Mehr ein Zeichen der Schwäche, nicht öffentlich zugeben zu wollen, daß man eigentlich auch nicht viel davon hält.
Man muß hier einfach aufmerksam machen (und nicht nur ihm!), was für Folgekosten regelmäßige Nachbesserungen bringen würden z.B. für neue Schulbücher und -lektüren, die nach 5 Jahren wieder auf dem Müll landen. Man sollte sein Gegenüber mal fragen, ob es bereit wäre, den Duden zu abonnieren wie eine Modezeitschrift, die immer die neuesten Tips und Trends bringt!

Auch sollte man nicht vergessen, daß ausgerechnet Roland Koch sich am Anfang sehr skeptisch gegenüber der RSR geäußert hat. Und Heide Simonis steht ausgerecht dem einzigen Bundesland vor, das über die RSR abstimmen durfte und mit großer Mehrheit dagegen war.
Wo sind eigentlich Mut, Aufrichtigkeit, Konsequenz und das Bewußtsein für den Wählerauftrag bei diesen Leuten geblieben? Ich dachte "Minister" kommt von lat. "ministrare = dienen?

Bernhard Schühly


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 24.07.2004 um 11.56

Kurt Beck (Rheinland-Pfalz) sprach von Zusatzkosten von bis zu einer viertel Milliarde Euro, falls die Reform zurückgenommen würde.

Kommentar: Das klingt einfach viel dramatischer als das Argument von den mickrigen 250 Millionen Euro.

Das ist nicht das einzige Argument, mit dem die Reformwilligkeit verscheut werden soll. Es gibt noch mehr!
Bitte sammeln. Mit den entkräfteten (falschen) Argumenten sollte man dann an die Öffentlichkeit gehen. (Leserbriefe, Briefe an Politiker)

__________________
Karin Pfeiffer-Stolz


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